Werke: mit der kritischen Edition von Giovanni Aquilecchia 9783787318056, 9783787335145

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Werke: mit der kritischen Edition von Giovanni Aquilecchia
 9783787318056, 9783787335145

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GIOR DANO

WERKE

B RU N O

Meiner

GIOR DA NO BRU NO W E R K E



GIORDANO

Mit der kritischen Edition von Giovanni Aquilecchia herausgegeben von Thomas Leinkauf

WERKE

B RU N O

BAND 5

F E L I X M E I N E R V E R L AG · H A M B U R G

GIOR DA NO BRU NO SPACCIO DE L L A BE ST I A T R ION FA N T E AUST R E I BU NG DE S T R I U M PH I E R E N DE N T I E R E S Italienisch – Deutsch

Übersetzt, kommentiert und herausgegeben von elisabeth blum und paul richard blum

F E L I X M E I N E R V E R L AG · H A M B U R G

Diese Ausgabe folgt der unter der Schirmherrschaft des Istituto Italiano per gli Studi Filosofici und des Centro Internazionale di Studi Bruniani bei »Les Belles Lettres« erschienenen kritischen Edition Œuvres Complètes de Giordano Bruno (Paris 1993 – 1999), ediert von Giovanni Aquilecchia, herausgegeben unter der Leitung von Yves Hersant und Nuccio Ordine. Wir danken dem Verlag »Les Belles Lettres« für die freundliche Genehmigung zur Verwendung des italienischen Textes. Hervorzuheben ist auch die gute Kooperation mit dem Istituto Italiano per gli Studi Filosofici, dem Centro Internazionale di Studi Bruniani und dem Italienischen Außenministerium. Schließlich danken wir der Fritz Thyssen-Stift ung, die auch diesen Band großzügig gefördert hat.

Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbiblimographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über ‹http://dnb.d-nb.de› abrufbar. ISBN 978-3-7873-1805-6 eBook ISBN 978-3-7873-3514-5 Zitiervorschlag: BW V

www.meiner.de © Felix Meiner Verlag Hamburg 2009. Alle Rechte vorbehalten. Dies betrifft auch die Vervielfältigung und Übertragung einzelner Textabschnitte durch alle Verfahren wie Speicherung und Übertragung auf Papier, Transparente, Filme, Bänder, Platten und andere Medien, soweit es nicht §§ 53 und 54 URG ausdrücklich gestatten. Gestaltung: Jens-Sören Mann. Satz: Type & Buch Kusel, Hamburg. Druck: Strauss, Mörlenbach. Bindung: Litges & Dopf, Heppenheim. Gedruckt auf alterungsbeständigem »Alster«-Werkdruck papier (ANSI-Norm resp. DIN-ISO 9706), hergestellt aus 100 % chlorfrei gebleichtem Zellstoff. Printed in Germany.

I N HA LT

Vorbemerkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Einleitung. Von Elisabeth Blum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Zum Verständnis des Werkes: Mehrschichtiger Text oder Mehrzwecktext? ix | Ein Fürstenspiegel xi | Ein religionskritischer Lukianischer Dialog xiii | Ein mnemotechnischer Modelltext xxiii | Die Sprache – Diener und Komplize xxvii | Die Grenzen des Wissens und die Grenzen der Toleranz xxxii | Absichten und Wirkungen xl

Bibliographie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . xlvii

giordano bruno spaccio della bestia trionfante austreibung des triumphierenden tieres Erläuternder Brief . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

5

Erster Dialog . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

47

Erster Teil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

47

Zweiter Teil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

75

Dritter Teil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

103

Zweiter Dialog . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

147

Erster Teil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

147

Zweiter Teil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

177

Dritter Teil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

223

Dritter Dialog . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

263

Erster Teil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

263

Zweiter Teil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

295

Dritter Teil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

369

vi

inhalt

Anhang: Faksimile der rekonstruierten Abbildungen . . . . . . . . .

409

Kommentar der Herausgeber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

411

Namenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

517

Sachregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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VO R B E M E R K U N G

Diese neue zweisprachige Ausgabe Giordano Bruno, Werke umfaßt in chronologischer Reihenfolge zunächst alle sieben Schriften, die Bruno in italienischer Sprache verfaßt hat. Sie ist die erste philologisch zuverlässige italienisch-deutsche Edition und ersetzt die einsprachige Gesamtausgabe der italienischen Dialoge, die Ludwig Kuhlenbeck unter dem Titel Gesammelte Werke in den Jahren 1904 –1909 im Eugen Diederichs Verlag (Leipzig und Jena) herausgegeben hat. Nach Möglichkeit werden die italienischen Dialoge im Anschluß durch die lateinischen Werke ergänzt. Das Ziel aller an dieser Ausgabe Beteiligten war, nicht nur dem heutigen Stand der Forschung entsprechende neue Textausgaben für den deutschen Sprachraum vorzulegen, sondern zugleich die Werke Brunos auf gesicherter Basis durch ausführliche Kommentare zu erschließen. Grundlegend für die Neuedition ist die kritische Ausgabe von Giovanni Aquilecchia, die einen gesicherten italienischen Grundtext bereitstellt. Für die Übersetzungen konnte zum Teil auf bereits vorliegende Einzelausgaben zurückgegriffen werden, die überprüft und, wo nötig, überarbeitet wurden, während andere vollständig neu anzufertigen waren. Jeder Band enthält darüber hinaus eine ausführliche Einleitung, in der über Werk, Werkgenese und die Wirkungsgeschichte informiert wird, eine Bibliographie, Namen- und Sachregister, sowie, sofern inhaltlich geboten, ein Glossar. Die Paginierungen der Ausgaben Œuvres complètes, hg. von Yves Hersant und Nuccio Ordine, Paris 1993 ff. (Les Belles Lettres), sowie der Dialoghi italiani, hg. von Giovanni Aquilecchia, Firenze 1958 (Sansoni), werden am Rand (OC) bzw. im Kolumnentitel (DI) mitgeführt, um den Bezug auch älterer Forschungsliteratur auf die Neuausgabe zu ermöglichen. Der Herausgeber der Ausgabe, die Herausgeber der einzelnen Bände und der Verlag danken Christiane Bacmeister, Prof. Dr. Ferdinand Fellmann und Dr. Kai Neubauer dafür, daß sie ihre Übersetzungen einzelner Dialoge für die Ausgabe Giordano Bruno, Werke zur Verfügung

viii

vorbemerkung

gestellt haben. Herzlich gedankt sei auch Prof. Nuccio Ordine und der Société d’édition Les Belles Lettres für die kollegiale Kooperation und die Bereitstellung der italienischen Texte, dem Italienzentrum der Freien Universität Berlin und seinem Leiter Prof. Dr. Jörg Hempfer sowie Prof. Dr. Wilhelm Schmidt-Biggemann vom Philosophischen Seminar der Freien Universität, die dem Projekt seit der Anfangsphase ideelle und logistische Unterstützung angedeihen ließen. Besonderer Dank gilt schließlich der Fritz Thyssen-Stiftung für die großzügige Förderung dieses Editionsvorhabens. Der vorliegende Dialog Spaccio de la bestia trionfante wurde von Elisabeth Blum auf der Basis der kritischen Ausgabe von Giovanni Aquilecchia (OC V, 1/2) übersetzt, deren italienischer Text beigegeben ist. Die Anmerkungen dieser sowie anderer Ausgaben und Kommentare, wie in der Siglenliste und in der Bibliographie angeführt, wurden zur Kommentierung herangezogen. Für die lateinischen Werke wurde wegen der allgemeinen Zugänglichkeit durchgehend auf die Ausgabe von Francesco Fiorentino und anderen (OL) verwiesen, auch wenn neuere Ausgaben existieren. In den Anmerkungen zum Text wurde bei klassischen Quellen möglichst auf interne Zählung verwiesen, so daß sich, außer bei schwer auffindbaren Werken, ein bibliographischer Nachweis erübrigt. Wie in der Einleitung näher erläutert, bereichert Bruno im vorliegenden Dialog die philosophische Sprache durch Ausschöpfung und Erweiterung der Semantik philosophischer und nicht genuin philosophischer termini vor allem unter Anwendung freier Assoziationen. Im Unterschied zu den chronologisch vorangehenden Dialogen Cena de le ceneri, De la causa und De l’infinito bietet der Spaccio auch keine Parodie auf schulmäßige Traktate in Rede und Widerrede, vielmehr handelt es sich bei diesem Text um die Gattung des Göttergesprächs, dessen Gegenstände Mythologie, Astrologie und Moral sind. Aus diesen Gründen erschließt ein Verzeichnis der Namen und Sachen den Text besser, als das ein italienisch-deutsches Glossar (wie in den anderen Ausgaben) leisten könnte.

EINLEITUNG

Zum Verständnis des Werkes Mehrschichtiger Text oder Mehrzwecktext? Kein Autor, dessen Philosophie sich bei oberflächlichem Lesen leicht erschließt: eine ansehnliche Galerie einseitiger, grob vereinfachender oder schlichtweg falscher Interpretationen von Brunos Werken allgemein und speziell der Austreibung des triumphierenden Tieres beweist es.1 Von mannigfacher Geister Kinder wurde Giordano Bruno schon als Vorfahre reklamiert und hätte selbst solche Vaterschaft entschieden, verärgert oder belustigt, aber jedenfalls mit vollem Recht von sich gewiesen. Dieses Buch ist nicht an eine aufgeklärtere Nachwelt gerichtet (das »secolo da lui divinato«, wie es sich rührend unbescheiden auf dem Sockel des Denkmals auf dem Campo dei Fiori tituliert); es ist kein Dokument des Libertinismus und schon gar kein krypto-protestantisches Pamphlet; es ist kein nostalgischer Versuch einer Restauration antiken Heidentums und auch kein prämarxistisches Manifest des Diamat. Aber wie überzogen und entstellend solche Vereinnahmungen auch sein mögen, es gibt dafür doch eine (schwache) Entschuldigung, denn die Mehrschichtigkeit und komplexe Mehrdeutigkeit des Textes kann leicht zu extremen und ideologisch gefärbten Auslegungen verführen. Denn jeder Versuch, den Spaccio eindeutig zu charakterisieren, stößt zuallererst und zuletzt auf die Tatsache, daß es sich hier um einen mehrdeutigen Text handelt und daß diese Mehrdeutigkeit beabsichtigt ist. Wohlgemerkt, es geht da nicht bloß um kryptische Ausdrucksweise, um ein Verschleiern anstößiger Aussagen zwecks Irreführung der Gegner (man kann Bruno mangelnde Konfliktfreudigkeit und übermäßige Vorsicht kaum vorwerfen, ist er doch ein leidenschaftlicher Polemiker, 1

Zur Sekundärliteratur s. Severini, Bibliografia (2002).

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elisabeth blum

der eher bereit ist, seine Feinde beim Namen zu nennen als seine philosophischen Freunde); nein, es handelt sich vielmehr um einen Text, der mehr als eine richtige Interpretation zuläßt, der legitimerweise aus verschiedenen Perspektiven auf mehr als eine Richtung hin gelesen und verstanden werden darf und soll. Mag sich Bruno auch gelegentlich über eselhafte Analogien und Anagogien lustig machen,2 die Bibel teilt das Privileg einer mehrfachen Textauslegung längst mit den klassischen paganen Mythen und deren Wiederaufnahmen und Imitationen.3 Auch sind zu den traditionellen vier Weisen der Exegese4 noch weitere hinzugekommen, etwa die parodistische oder die panegyrische, um nur zwei zu nennen, die ganz offensichtlich anwendbar sind auf »[…] diese Folge von Dialogen, die sicherlich gerade so gut oder schlecht, schätzenswert oder nichtswürdig, hervorragend oder gemein, gelehrt oder unwissend, hoch oder niedrig, nützlich oder unnütz, fruchtbar oder unfruchtbar, seriös oder frivol, religiös oder profan sein werden wie die, in deren Hände sie fallen mögen, teils von der einen, teils von der anderen, entgegengesetzten Sorte sind«, wie ihr Autor im Widmungsbrief an Philip Sidney versichert.5 Man könnte einwenden, daß von diesen Gegensatzpaaren immer ein Glied positiv und das andere negativ belegt ist, so daß es hier sehr wohl um »richtige« und »falsche« Lesarten gehe. Aber angesichts der Verteidigung der Bagatellen am Ende des ersten Dialoges6 darf man eine »niedrige« oder »profane« Lesart nicht von vornherein als illegitim verwerfen, und das Gegensatzpaar »gelehrt oder unwissend« erhält durch die Anspielung auf Nikolaus Cusanus’ docta ignorantia eine Tiefendimension, die uns vor einer allzu mechanischen (oder manichäischen) schwarz-weiß Bewertung warnen sollte, zumal wenn man einige Abschnitte später liest: »Und daher bitte und beschwöre ich alle, es solle niemand so verkehrten Geistes und boshaften Sinnes sein, zu ver2

S. u. S. 43–45. Wie schon Coluccio Salutati in De laboribus Herculis (1951) exemplarisch vorexerziert hatte. 4 Litteral, moralisch, per analogiam und per anagogiam. 5 S. u. S. 7. 6 S. u. S. 139–143. 3

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sichern und sich und anderen zu verstehen zu geben, ich hätte das, was in diesem Band geschrieben steht, als positive Behauptung aufgestellt«,7 und: »Folglich sollt ihr nichts für endgültig festgelegt halten außer der Ordnung und Zahl der Gegenstände moralischer Betrachtung mitsamt den Grundlagen jener Philosophie, die ihr darin als vollständiges Ganzes figürlich dargestellt sehen werdet. Im übrigen sammle vorläufig ein jeder die Früchte, die er erlangen kann, je nach dem Fassungsvermögen seines eigenen Behälters […]«.8

Ein Fürstenspiegel Verschiedene Deutungen, unterschiedlicher Nutzen, den verschiedene Leser aus der Schrift ziehen sollen – verstößt dies nicht gegen das Gewohnheitsrecht des Lesers philosophischer Texte auf eine definitiv richtige, wenn auch vielleicht schwer zugängliche Auslegung? Und widerspricht dem nicht die Ankündigung »Heute bringt er Sidney die gezählten und geordneten Keime seiner Moralphilosophie dar«,9 der wir wohl hauptsächlich die Einteilung der italienischen Dialoge in »metaphysische« und »moralische« zu verdanken haben?10 Dazu wäre zweierlei anzumerken. Zum einen fügt sich eine direkte Aussage wie: »da habt ihr meine Ethik« nur schwer in das gesamte Erscheinungsbild des Werkes, einer Collage aus Anspielungen und (teils auch böswilligen, polemisch-hämisch gegen ihren Urheber gewendeten) Zitaten, Parodien, unerwarteten Sprüngen vom Possenhaften zum Erhabenen und zurück zum Possenhaften. Zweitens spricht Bruno hier ausdrücklich von den Keimen oder Samen seiner Moralphilosophie, die in eine bestimmte Anordnung gebracht sind, was weniger oder

7

S. u. S. 13. 8 S. u. S. 15. 9 S. u. S. 11. 10 Die seit G. Gentiles Ausgabe der italienischen Dialoge (DI; 1925 und 1927) gängige Charakterisierung von Cena, Causa und Infinito als »metaphysische« und von Spaccio, Cabala und Furori als »moralische« Dialoge, die von Gatti: L’idea di riforma (1996) kritisch unter die Lupe genommen wird.

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mehr verspricht, aber eben nicht genau dasselbe wie die verbindliche Darstellung eines ethischen Systems. Darüberhinaus ist es naheliegend, in den Worten sua moral filosofia eine Anspielung auf Anton Francesco Donis Buch La Moral Filosofia (Venedig 1552) zu vermuten, das dem Kreis um den Grafen Leicester und somit auch Philip Sidney bekannt und wichtig genug war, um 1570 ins Englische übertragen zu werden.11 Der Übersetzer, Sir Thomas North, war ebenfalls ein Angehöriger des Kreises um Graf Leicester, dem er die Übersetzung auch widmet. Diese Moral Philosophy of Doni ist aber tatsächlich die Nacherzählung einer altindischen Märchensammlung (der Fabeln von Bipadi), also ein Fürstenspiegel und politischer Ratgeber in Form von Tierfabeln. Wenn man die Tatsache hinzunimmt, daß die Illustration, die Bruno für die Cabala del cavallo pegaseo verwendet, aus eben dieser Übersetzung Donis stammt,12 erscheint die Verbindung nicht mehr allzu weit hergeholt, und man könnte sagen, Bruno empfehle hier seinen Spaccio als einen Fürstenspiegel in Fabeln. Dies bedeutet keineswegs bloße Spielerei, denn aus Norths Widmungsbrief und Anrede an den Leser sowie aus Passagen in Philip Sidneys Apology for Poetry, wo auch er auf Tierfabeln zu sprechen kommt,13 kann man erkennen, daß diese Übersetzung sich als ernstzunehmender Beitrag zu der Diskussion um die Gleichwertigkeit oder gar den Vorrang praktischer Tugenden und politischer Klugheit gegenüber rein spekulativen Fähigkeiten und der Theoria verstand sowie zu der damit zusammenhängenden, aber an anderen Fronten geführten Debatte um die Wahrheit und ethische Rechtfertigung der poetischen Erfindung und des schönen Scheins. Durch die Anspielung auf Donis Moral filosofia spricht Bruno demnach einen präzisen zeitgenössischen Leserkreis an und will den Spaccio als ein politisch relevantes Buch verstanden wissen, ein Buch politischen Inhalts und ein Buch, das Politik zu machen beabsichtigt. Liest man den Spaccio aber als einen Fürstenspiegel, verlieren 11

North: The Moral Philosophy of Doni (2003). Reproduziert in Ordine: Philosophie des Esels (1999), S. 264, und in North: The Moral Philosophy of Doni (2003), S. 259, 281 u. 343. 13 Sidney: The Defense of Poesie V, 230–235. 12

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xiii

die Schmeicheleien an die Adresse des französischen Königs Heinrich III. zwar keineswegs ihre Funktion als Panegyrik, müssen aber zugleich auch als nachahmenswertes Exempel für jeden Staatsmann gelesen werden. Der Auftrag, die Ketzer auszurotten,14 klingt dann mehr nach grimmiger Drohung als nach bloßer polemischer Rhetorik. Auch darf man unter dieser Voraussetzung annehmen, daß Aufzählungen wie die der Arbeiten des neuen Herkules15 durchweg aus Anspielungen auf konkrete tagespolitische Ereignisse und historische Persönlichkeiten bestehen, die für jeden informierten Höfling leicht zu entschlüsseln waren. Jupiter mit seiner himmlischen Säuberungsaktion wäre dann (neben all den anderen Funktionen, die diese Figur erfüllt) auch als himmlischer Monarch durchaus ernstzunehmen.16

Ein religionskritischer Lukianischer Dialog Dem widerspricht auch keineswegs die verbreitetste und naheliegendste Interpretation, die in dem Werk primär eine Religionskritik erblickt.17 Diese Perspektive ist zweifellos legitim und im Prinzip richtig. Schon die Wahl des literarischen Genres läßt daran keinen Zweifel, handelt es sich doch um einen Lukianischen Dialog, und seit Leon Battista Albertis Momus18 oder spätestens seit Erasmus’ Lob der Torheit19 ist Lukianimitation das Medium par excellence, wenn die herrschende Weltanschauung in Frage gestellt und die Sitten der Zeit, speziell die Unsitten geistlicher Amtsinhaber, satirisch gegeißelt werden sollen. Von

14

S. u. S. 115, 119, 173. 15 S. u. S. 123–127. 16 Vgl. Reichert: Friede (1999). 17 U. a. Ingegno: Cosmologia (1978), S. 170–236, und ders., La sommersa Nave (1985) und ders., Regia Pazzia (1987); Granada: Bruno e l’interpretazione (1993). 18 Entstanden um 1443; krit. Ausg.: Alberti: Momus (2003). 19 Entstanden nach 1509; Text mit dt. Übers. in: Erasmus: Ausgewählte Schriften, II (1975), S. 1–211.

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Pietro Aretinos Kurtisanengesprächen20 bis zu den beiden Dialogen des Alonso de Valdés,21 die die Plünderung Roms durch die kaiserlichen Truppen rechtfertigen sollten, ist die Bloßstellung der Mißstände in der Römischen Kirche das zentrale Thema der Dialoge im Stile Lukians. Bruno knüpft ganz bewußt an diese Tradition an, weswegen der voreilige Schluß, es müsse sich vor allem um eine Kritik am Katholizismus handeln, erklärlich wird, sowenig er auch einer genaueren Lektüre standhält.22 Denn was im Spaccio kritisiert und demontiert wird, ist sowohl das Christentum im allgemeinen als auch die katholische und die protestantischen Konfessionen je im besonderen. Und doch ist dieser Interpretationsweg reich an Fußangeln und Fallgruben und sollte mit der allergrößten Aufmerksamkeit und Umsicht beschritten werden. Um Kurzschlüsse und letztlich eine Fehleinschätzung der spezifisch brunianischen Religionskritik zu vermeiden, müßte man zuallererst versuchen, kein modernes Konfessionsverständnis an den Text heranzutragen. Das mag paradox anmuten, da Bruno ja durchaus die verschiedenen Konfessionen in ihren zentralen Dogmen identifiziert und kritisiert, Calvin zitiert,23 auf Luthers Schriften eingeht24 und innerhalb der nicht gerade schmeichelhaften Bewertung der christlichen Religion insgesamt an die verschiedenen Bekenntnisse verschiedene Zensuren verteilt (mäßig, schlechter, am schlechtesten). Aber unser post festum Verständnis von Konfession, wie es von den Hi20

Pietro Aretino: Sei Giornate (1975); entstanden 1534 (»Ragionamento della Nanna e della Antonia«) und 1536 (»Dialogo di messer Pietro Aretino nel quale la Nanna […]«). 21 Alfonso de Valdés: Due Dialoghi (1546) (vielfach fälschlich seinem Bruder Juan de Valdés zugeschrieben). 22 Ludwig Kuhlenbeck zitiert in seiner Einleitung zu Bruno: Die Vertreibung der triumphierenden Bestie (1904), S. 7, die Philosophiegeschichte von E. Dühring, der sich bereits gegen eine offenbar verbreitete Identifizierung der bestia Brunos mit dem Papst ausspricht. 23 S. u. S. 385. 24 Vorwiegend auf De servo arbitrio; Verweise auf die Auseinandersetzung zwischen Erasmus und Luther zum Thema der menschlichen Willensfreiheit und Verantwortung ziehen sich wie ein roter Faden durch den gesamten Dialog.

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storikern des 19. und 20. Jahrhunderts, bewußt oder unbewußt, in frühere Jahrhunderte zurückprojiziert wurde, deckt sich keineswegs mit dem komplexeren Bild, das sich Bruno und seinen Zeitgenossen bietet. Zunächst einmal kann natürlich vor der Aufklärung von einer sauberen Abgrenzung kirchlicher und weltlicher Machtpolitik gar keine Rede sein. Während die Päpste über der Regierung der universalen Kirche ihren partikulären Staat keineswegs vernachlässigen, lassen weltliche Fürsten wie der »allerchristlichste« König von Frankreich oder gar ein »Verteidiger des Glaubens« wie Heinrich VIII. es sich nicht nehmen, Druck auf ihre Bischöfe auszuüben, Papstwahlen zu beeinflussen und nationale kirchliche Sonderregelungen durchzusetzen. Eine Konzentration kirchlicher Autorität auf rein spirituelle Belange ist zwar das ersehnte humanistische Ideal, aber Vorschläge zu seiner praktischen Verwirklichung nehmen meist utopische oder gar millennaristische Formen an.25 Wenn Bruno also in Übereinstimmung mit Machiavelli die konkreten Religionen oder »Kulte« vorwiegend oder ausschließlich nach ihrem (national-) politischen Nutzen oder Schaden bewertet,26 ist er damit weder »seiner Zeit voraus« noch ein zynischer atheistischer Realpolitiker, sondern er vertritt nur ausdrücklich und konsequent eine innerhalb seiner Epoche mögliche Extremposition. Auf den kürzesten Nenner gebracht lautet sein Programm: religiöser Individualismus der geistigen Elite und Gewissensfreiheit für die innere Überzeugung, aber zugleich verbindliche äußere Konformität und Einheit des nationalen Kultes zwecks Wahrung des inneren Friedens.27 Mit solchen Ansichten steht Bruno keineswegs allein: Eine Rückbesinnung auf die offizielle Religion im Lande Utopia28 offenbart, daß er u. a.

25

Von Dante bis Guillaume Postel und Tommaso Campanella finden wir eine ununterbrochene »konzilsutopistische« Tradition, die die Heilung sowohl der kirchenpolitischen als auch der säkulären politischen Verhältnisse in Italien von einem Konzil, einberufen von einem »Friedenskaiser« (oder ersatzweise dem französischen König) und einem »engelsgleichen Papst« (papa angelico), erwartet. 26 S. u. S. 157–165. 27 S. u. S. 163–171. 28 Thomas Morus: Utopia, lib. II, cap. 9.

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in dem Kanzler und Märtyrer Thomas Morus einen – bei oberflächlicher Betrachtung höchst unwahrscheinlichen – Gesinnungsgenossen hat. Brunos Haltung kann man nur deshalb als extrem bezeichnen, weil er zudem durchblicken läßt, daß man überhaupt in der Religion nicht primär die Wahrheit und die Wahrheit nicht primär in der Religion zu suchen hat.29 Spricht man von Konfessionen, so meint man heute vorwiegend einen klaren Gegensatz zwischen Katholiken und Protestanten. Der historische Erfolg, das Überleben und die numerische Stärke der evangelischen und reformierten Kirchen machen es verständlich, daß in der Retrospektive ein John Wyclif oder Jan Hus zu bloßen Vorläufern mit geringer Bedeutung degradiert, Albigenser oder Waldenser als Randerscheinung betrachtet, die Savonarolianer bloß als ein Phänomen von lokaler Bedeutung gesehen und nicht mit der Reformation als gesamteuropäischem Phänomen in Verbindung gebracht wurden. Zumal die deutsche Geschichtsschreibung des neunzehnten Jahrhunderts konnte ihr titanisches Lutherbild nicht entbehren: Junker Jörg als das kernige altdeutsche Originalgenie, wie es auf den Wandbemalungen der Wartburg zu sehen ist, neben dem andere zeitgenössische Reformatoren wie Bucer oder Zwingli nur als Gefolgsleute und wackere Weggefährten in Erscheinung treten durften. Außer allenfalls den heiligen Paulus und Augustinus durfte ein so porträtierter Luther gar keine Vorläufer haben, und seine Bibelübersetzung – und somit die Erhebung des hochdeutschen Dialekts zur literarischen Sprache – mußte zwangsläufig auch eine spontane, nie dagewesene, ganz einmalige und durch keinerlei äußere Anregung inspirierte Leistung sein. Es wären freilich keine so einprägsamen Lesebuchgeschichten, wenn man etwa zuließe, daß Luther an einem gesamteuropäischen Interesse einer bestimmten Kategorie von Intellektuellen an den Vulgärsprachen teilhatte30 oder

29

S. u. S. 401–403. Dies gilt ausnahmslos für alle italienischen und französischen »evangelikalen« Humanisten oder spirituali, und auch Juan de Valdés beginnt seine schriftstellerische Tätigkeit in Italien mit seinem Diálogo de la lengua (über den Castilianischen Dialekt, erste anonyme Veröffentlichung 1737 in Madrid 30

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gar daß der Zorn auf die Verweltlichung der Römischen Kirche, den er von seiner Italienreise mitbrachte, nicht ausschließlich die Frucht einer ad oculos demonstratio der Mißstände war, sondern vielleicht auch von Diskussionen mit italienischen Intellektuellen und Klerikern genährt, denen die politischen Auswirkungen weltlicher Gelüste Roms aus geographisch naheliegenden Gründen noch ärger auf der Seele brannten und auf die Pelle rückten als dem kühlen Norden. Spiegelbildlich dazu hatte natürlich auch die katholische Kirche ein Interesse daran, nachtridentinische Verhältnisse auf die vortridentinische Zeit zurückzuprojizieren, um rückwirkend eine klare Trennung zwischen Orthodoxie und Häresie zu vollziehen auf dem Prokrustesbett jener Definitionen von rechtgläubigem Katholizismus, die just durch das Tridentinum erst erarbeitet und unter den ersten nachtridentinischen Päpsten durchgesetzt worden waren. Und doch schien oft die blinde Fortuna mit ihrem Glückstopf zu entscheiden, wer so im nachhinein zum Heiligen wurde und wer zum Häretiker.31 Mit anderen Worten, eine sine ira et studio (oder nur mit einem Mindestmaß an Parteilichkeit) geschriebene »Ketzergeschichte« steckt heute noch in ihren Anfängen.32 Unsere heutige Vorstellung von klaren Verhältnissen und von sauberen Demarkationslinien zwischen den verschiedenen christlichen Konfessionen verfehlt also nicht nur die vortridentinischen Verhältnisse, da sich die Dogmatiken erst herausbildeten und gegeneinander profilierten, sie wird auch der Jugendzeit der neuen oder erneuerten in Bd. II der Antologie Origines de la lengua española, hg. von Mayáns; Erstveröffentlichung unter dem Namen des Autors 1946.) 31 Zum Beispiel zwei englische Freunde und enge Gesinnungsgenossen: der Kanzler Thomas Morus gilt als Heiliger und Märtyrer des Glaubens, aber der Kardinal Reginald Pole wurde, obwohl und während er die Wiederaufnahme Englands in die katholische Kirche betrieb, im Zusammenhang mit dem Prozeß seines Freundes und Mitarbeiters Pietro Carnesecchi (hingerichtet 1566) von der römischen Inquisition als Ketzer betrachtet. 32 Selbst Delio Cantimori geht in seinem bahnbrechenden Werk von 1949 Eretici italiani del Cinquecento (Cantimori 1992) zunächst noch ganz selbstverständlich von der »Fortschrittlichkeit« der Ketzer im Sinne einer Whig history aus.

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Kirchen im ausgehenden 16. Jahrhundert nicht gerecht. Denn wenn wir Bruno nicht für wahnsinninnig oder für politisch unglaublich naiv halten wollen, wie anders können wir es uns erklären, daß der flüchtige Mönch nacheinander unter Genfer Calvinisten, Katholiken, Anglikanern und englischen Calvinisten, Katholiken, Lutheranern und abermals Katholiken zu reüssieren versucht? Nur wenn man konzediert, daß quer zu allen Konfessionen noch andere weltanschaulichen Grenzen verliefen und die Geister auf solche Weise schieden, daß es Sinn macht, dem Puritaner Sidney ein Werk zu widmen, das eine derartig rabiate Attacke auf Calvin enthält. Eine »Scheidung der Geister« über alle Konfessionsgrenzen hinweg gab es tatsächlich, und um zu verstehen, wie die Eindeutigkeit der jeweiligen Zugehörigkeit zu dieser oder jener Kultgemeinschaft dadurch modifiziert und verkompliziert wurde, genügt es durchaus nicht, moderne Kriterien anzulegen wie Fanatismus versus Toleranz, hie fundamentalistisch und dort gemäßigt, engagiert oder lau, Falken und Tauben. Brunos Zeitgenossen unterscheiden sich hauptsächlich in ihrem prinzipiellen Verhältnis zum theologischen Dogma, so daß wir neben dem Kulturkampf der Kirchen inner- und unterhalb desselben immer zugleich von einem Antagonismus zwischen Dogmatikern und Antidogmatikern ausgehen müssen. Genauer gesagt, zwischen einerseits Dogmatikern alter und neuer Prägung und andererseits den Erben eines humanistischen, ethisch zentrierten Religionsverständnisses, die eine »Enttheologisierung« des Glaubens befürworten – wobei, damit es nicht zu einfach wird, die Dogmatiker neuer Prägung ihrerseits natürlich auch Erben der humanistischen Kritik an der scholastischen Theologie sind und (in ihren Anfängen) den antiaristotelischen Impetus der Antidogmatiker teilen.33

33

Interessanterweise handelt es sich hier im Grunde nicht um eine theologische, sondern um eine genuin philosophische Scheidung der Geister. Die Gretchenfrage lautet nämlich: »Wie hältst du es mit dem Skeptizismus?« Die Alternativen zum rationalistischen Optimismus der Scholastischen Theologie sind entweder die Akzeptanz eines gemäßigten Skeptizismus (bei Erasmus) oder die Flucht in einen antirationalistischen Fideismus (Luther), so daß die Glaubensgewißheit einen vollständigen Ersatz für die aufgegebene Erkenntnisgewißheit bieten soll.

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Wer die Verschmelzung christlicher Glaubensinhalte mit der aristotelischen Metaphysik verwirft und den traditionellen scholastischen Überbau demolieren möchte, damit darunter das »essentielle« Christentum (wieder) zum Vorschein komme, muß sich letztlich für eine der beiden logischen Konsequenzen entscheiden: entweder sucht er wie Luther, Calvin und andere protestantische Theologen aus »reineren« Quellen (Bibel und Kirchenväter) die »wahren« Glaubenssätze zu schöpfen oder er nimmt eine grundsätzlich skeptischere Haltung gegenüber den Ansprüchen jeglicher positiven Theologie auf Gotteserkenntnis ein, bezweifelt die Heilsrelevanz – und damit die Verbindlichkeit aller geschlossenen Systeme aus Dogmen und Riten – und hält einzig die innere persönliche Überzeugung sowie den äußeren sittlichen Wandel für die entscheidenden Kriterien wahrer Religiosität.34 In beiden Fällen entsteht aber, wenn die Saat des Zweifels erst einmal aufgegangen ist und das Recht auf freie Gewissensentscheidung beansprucht wird, das Risiko einer Zersplitterung in kleine und kleinste Sekten. Bruno kritisiert diese Tendenz bei den protestantischen Theologen,35 aber ebensosehr, oder noch mehr sind auch Brunos intendierte Leser dafür anfällig, nämlich Intellektuelle, die einem allzu engen Dogmatismus reserviert gegenüberstehen, zu welcher Kirche auch immer sie sich offiziell bekennen. Dies ist deutlich abzulesen in den Entwicklungen und Schicksalen des Neapolitaner Kreises um Juan de Valdés unmittelbar nach dessen Tod und in der nachfolgenden Generation. Valdesianer der ersten Generation, persönliche Freunde und Gesinnungsgenossen dieser »Hydra

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Individualismus in Glaubensdingen würde die prekäre fideistische Gewißheit wieder aufheben: Ein wirklich frei wehender Heiliger Geist, der verschiedenen Lesern der Hl. Schrift verschiedene Wahrheiten offenbaren könnte (eine von Augustinus in Confessiones XII, xvii–xxxii vertretene Meinung, der sich u. a. Juan de Valdés anschließt), würde die von Luther beanspruchte absolute Verbindlichkeit und zuverlässige Glaubwürdigkeit des Wortes Gottes in Frage stellen. Dies geht deutlich aus den rabiaten Angriffen auf Erasmus’ Skeptizismus am Anfang und Schluß von De servo arbitrio hervor. 35 S. u. S. 171.

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der Häresien«,36 finden wir nach 1542 in den verschiedensten Konfessionen wieder. Hier genüge ein Hinweis auf einige der Bekanntesten unter ihnen: Bernardino Ochino und Pier Paolo Vergerio d. J. suchen, wie viele weniger namhafte italienische religiöse Dissidenten, ihr Heil in der Schweizer Reformierten Kirche, aber die Rechtgläubigkeit der italienischen Flüchtlinge ist auch den Eidgenossen oft – und nicht ganz zu Unrecht – suspekt.37 Pietro Martire Vermigli beteiligt sich als engster Mitarbeiter des Thomas Cranmer, Bischof von Canterbury unter Eduard VI., entscheidend an der Lutheranisierung der anglikanischen Kirche.38 Der Kardinal Reginald Pole, einer der maßgeblichen Theologen in der ersten Sitzungsperiode des Konzils von Trient, gilt, obwohl und während er die Rekatholisierung Englands unter der Königin Maria betreibt, in Rom als Ketzer.39 Und die Tragödie der historischen Verlierer des Tridentinums, der katholischen Konzilspartei, die sich für die Rettung oder Wiederherstellung der Einheit der Kirche einsetzte (Kardinal Gasparo Contarini und seine Gesinnungsgenossen) muß einem Betrachter, der auf ordentliche Abgrenzungen und klare konfessionelle Verhältnisse aus ist, gänzlich unverständlich bleiben.40 In der nächsten Generation machen sich unter den »Erben« der Neapolitaner Valdesianer dann deutlich antitrinitarische Tendenzen bemerkbar.41 Inwiefern man auch Giordano Bruno selbst, trotz all seiner Kritik 36

So wird der Freundeskreis um Valdés im Inquisitionsprozeß des Pietro Carnesecchi tituliert; vgl. hierzu Ortolani: Pietro Carnesecchi (1963). 37 Vgl. Cantimori: Eretici italiani (1992), Kap. X–XXIV; Cantimori/Firpo (Hg.): Ginevra e l’Italia (1959). 38 Vgl. McLelland (Hg.): Peter Martyr Vermigli (1980). 39 Vgl. Fenlon: Heresy and Obedience (1972); Simoncelli: Il caso Reginald Pole (1977). 40 Für Contarini und seine Gesinnungsgenossen war die Wiederherstellung der Einheit des Christentums, der zerspaltenen Glieder Christi, der einzige Zweck des erkämpften Konzils. Das absehbare Scheitern seiner Kompromißformel für das Dogma über den alleinseligmachenden Glauben bewog den todkranken Kardinal 1542, buchstäblich auf dem Sterbebette, seinem Freund Bernardino Ochino zur Flucht ins Ausland zu raten. 41 Allerdings steht schon für Valdés der Mensch Christus als der zweite Adam und der Messias im Zentrum der Soterologie. Diese Eigentümlichkeit

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an der konfessionellen Zersplitterung, für ein spät nachgewachsenes Köpfchen eben dieser »Hydra der Häresien« halten darf, hängt letztlich davon ab, welchen Stellenwert man der frühen Beeinflussung durch diesen religiösen Individualismus für die spätere Ausformulierung der Nolana filosofia zubilligt.42 Die Entkoppelung von innerer Gewissensüberzeugung und äußerem Bekenntnis43 bewirkt, daß neue, oft praxisorientierte und nicht mehr ausschließlich religiöse Kriterien für die Zugehörigkeit zu der einen oder anderen Konfession den Ausschlag geben. Äußere Konformität aus praktischen Erwägungen bedeutet nicht unbedingt Opportunismus, auch hier spielt Überzeugung, wenn auch nicht primär religiös-dogmatischer Natur, eine wichtige Rolle, so z. B. wenn der Frieden an die Spitze der Wertehierarchie gestellt wird44 oder wenn die politische Identität und die Verbindlichkeit der Gesetze durch die Kultgemeinschaft hergestellt und aufrechterhalten werden soll45, kurz gesagt Gründe, die nicht Wahrheit beanspruchen, sondern von deren Richtigkeit man überzeugt ist. Giordano Brunos Haltung ist in dieser Hinsicht extrem, aber nicht widersprüchlich: zwar hat der Philosoph sich seiner inneren Überzeugung nach vom Christentum getrennt und hält es auch – da es den Heroismus eher hemmt als befördert – in ethischer und politischer Hinsicht nicht gerade für die bestgeeignete läßt sich unschwer durch seine Abstammung von getauften spanischen Juden (conversi) erklären. Vgl. hierzu Nieto: Juan de Valdés (1970), S. 218–226 und passim. 42 Brunos Abkehr vom Christentum vollzog sich graduell. Als Novize entfernte er alle Heiligenbilder aus seiner Zelle, außer dem Kruzifix: das geradezu prototypische Verhalten eines italienischen spirituale. 43 Daß der Terminus »Nikodemismus« dafür nicht erst von Johannes Calvin in seinen Polemiken (Excuse à Messieurs les Nicodémites, s. Calvin, Traité, 1921) geprägt wurde, beweist die schon früher bezeugte Verehrung des Nikodemus und eines weiteren »Verborgenen«, Alexius, der jahrelang unerkannt unter der Treppe seines Vaterhauses wohnte, bei den Piemonteser Valdensern (die Ähnlichkeit der Namen von Valdensern und Valdesianern ist zufällig, aber eine Geistesverwandschaft ist gegeben). 44 So bei Erasmus und den »echten« Erasmianern. 45 So bei Machiavelli in den Discorsi.

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Religion, erkennt es aber als die zur Zeit einzig gängige und zur Verfügung stehende an, weshalb denn der Zentaur Chiron letztlich von Jupiter in seinem Priesteramt bestätigt wird.46 Gereinigt werden muß das Christentum allerdings von solchen sozial schädlichen Dogmen wie der Prädestinationslehre (ganz unabhängig von ihrem möglichen Wahrheitsgehalt!)47 und dem alleinseligmachenden Glauben (wegen der damit einhergehenden Abwertung der guten Werke und der weltlichen menschlichen Tugend).48 Die positiven Religionen erfüllen für Bruno in der Tat die Funktion eines Philosophieersatzes für die nicht philosophiefähige Mehrheit der Menschen. Das macht ihn aber keineswegs zu einem verfrüht geborenen Aufklärer im Sinne des 18. Jahrhunderts und berechtigt uns nicht, in seine Religionskritik die deistische oder atheistische Geisteshaltung der philosophes, etwa eines Voltaire hineinzulesen. Denn im Spaccio sagt Bruno ausdrücklich, wofür er die Religionen aller Zeiten ansieht, nämlich für Fabelsammlungen, ihrer Struktur und Funktion nach also diesem Werk selbst ganz ähnlich und daher auch ebenso wahr und falsch, klug und dumm oder nützlich und schädlich wie der Gebrauch, der davon gemacht wird oder gemacht werden kann.49 Als verhüllende Einkleidungen der Wahrheit sind sie nicht bloß gerechtfertigt, sondern schlechthin notwendig, obwohl es unter ihnen natürlich bessere und schlechtere Gewänder gibt. Auch philosophische Systeme sind ja für Bruno letztlich nur schattenhafte Verkörperungen und Darstellungen einer absoluten Wahrheit, die uns in ihrer Blöße unerkennbar bleibt.50 Daher bietet er uns auch die Religion der Ägypter51 oder die platonische Lehre von der Metempsychose52 keineswegs als die reine, unverhüllte Wahrheit an, sondern nur als Musterbeispiele für gute und nützliche Fabeln.

46 47 48 49 50 51 52

S. u. S. 401. S. u. S. 117–119. S. u. S. 115–117. S. u. S. 233. S. u. S. 155. S. u. S. 135–137. S. u. S. 21–23, 421 Anm. 64.

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Wahrheit und Fiktion, Hinführung zu der Wahrheit und Irreführung der Unberufenen sind in der Fabel innigst und unauflöslich ineinander verschränkt.53 Und wenngleich die Botschaft der Symbolsprache für Uneingeweihte und Eingeweihte jeweils eine andere ist, sollte man doch nicht erwarten, daß irgendeine mögliche Auslegung je den vollen Wahrheitsgehalt ausschöpfen, mithin die Erzählung vollständig ihres geheimen Sinnes berauben und obsolet machen könnte. Als äußere Erscheinungsbilder der Wahrheit oder relative Wahrheiten sind Religionen und Symbole ebenso wie alle anderen innerweltlichen Phänomene der vicissitudo unterworfen und haben eine begrenzte Lebensdauer, aber nicht dadurch stirbt ein Symbol, daß es endgültig ausgelegt wird, nicht dadurch eine Religion, daß sie sich als »absolut falsch« erweist. Mit den epochalen Veränderungen, den geistigen Höhepunkten und Talsohlen der Völker, wandelt sich die Angemessenheit der Bilder und Fabeln.54 Ein wenig frivol ausgedrückt: Auch die nackte Wahrheit kleidet sich nach der Mode.

Ein mnemotechnischer Modelltext Während die beiden bisher vorgeschlagenen Perspektiven eng miteinander verknüpft erscheinen und der Kennzeichnung des Spaccio als »moralischer Dialog« (wenn auch nur in allerweitesten Sinn) nicht widersprechen, möchte ich an dritter Stelle noch eine auf einer anderen Ebene angesiedelte Lesart vorstellen, deren Berechtigung ebenfalls aus dem bereits zitierten Satz der Vorrede zu belegen ist: »Folglich sollt ihr nichts für endgültig festgelegt halten außer der Ordnung und Zahl der Gegenstände moralischer Betrachtung […]« sowie aus dem folgenden: »Während man also alles andere […] für zweifelhaft, verdächtig und ungewiß halten soll, sehe man unsere letztgültige Absicht hier in der Anordnung, Notation, Verteilung, Zusammenstellung der Methode, des Stammbaums, des Theaters und Feldes der Tugenden und Laster […]«.55 53 54 55

S. u. S. 365. S. u. S. 345–347. Zum Thema veritas filia temporis s. Gentile: Il pensiero (1968), S. 331–355.

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Obwohl sich der gesamte Abschnitt liest, als wolle der Autor diesen Dialog verharmlosend als einen ersten Entwurf für eine zukünftige, eigentliche (nicht mehr vorläufige?!) Moralphilosophie darstellen, wird ein Leser, der auf die ironisch verklausulierte Redeweise Brunos eingespielt ist, daraus nicht unbedingt schließen, daß es hier lediglich um die Ankündigung eines geplanten, aber leider nicht ausgeführten Werkes, geschweige denn um einen Vorverweis auf die Eroici furori geht.56 Für einen bloßen Entwurf ist der Spaccio viel zu detailliert ausgearbeitet und eigenständig, während die Eroici furori ein ganz anderes Thema behandeln und nicht etwa »Brunos eigentliche Ethik« enthalten, im Gegensatz zu der »uneigentlichen« Ethik im Spaccio (im Sinne einer Unterscheidung zwischen Ethik für die Massen und Ethik der Elite). So eine Erklärung ist einerseits zu kompliziert, da sie den Spaccio nicht als eigenständiges Werk sieht, sondern nur in Relation zu anderen (womöglich inexistenten Schriften), andererseits macht sie es sich auch zu einfach, weil sie den Spaccio zu einer rein polemischen Schrift disqualifiziert, deren Gehalt und Zweck den formalen Aufwand kaum rechtfertigen könnte – ganz abgesehen davon, daß eine systematische Ethik im herkömmlichen Sinn mit Brunos Philosophie insgesamt schwer zu vereinbaren wäre. Vielmehr ist die »Anordnung«, das »Theater der Tugenden und Laster« selbst der Sinn und Inhalt der Veranstaltung. Wo dann, und ob überhaupt irgendwo, mehr zum Thema Ethik gesagt werden soll und kann, bleibt dabei offen. Wenn Bruno ausdrücklich sagt, man solle in diesen drei Dialogen eben nicht die endgültige Fassung einer Moralphilosophie suchen, sondern er halte es »für angebracht, wie die Musikanten etliche Vorspiele vorauszuschicken, wie die Maler etliche verborgene und undeutliche Umrisse und Schatten zu entwerfen, wie die Weberinnen etliche Fäden zu ordnen und auszuspannen und wie die großen Baumeister etliche tiefliegende, grundlegende und unsichtbare Fundamente zu legen«,57 lenkt er den Blick durch diese Vergleiche auf die Konstruktionsprinzipien des Textes und auf den Text als einem konstruierten. Wenn es an56

Was durch die Zusammenfassung von Spaccio, Cabala und Furori unter dem Titel Dialoghi morali suggeriert wird. 57 S. u. S. 13.

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schließend heißt, »Und dies läßt sich […] auf keine passendere Weise ausführen, als indem man alle ersten Formen der Sittlichkeit – nämlich die Haupttugenden und Hauptlaster – numeriert und in eine bestimmte Ordnung bringt«,58 kann man daraus entnehmen, daß der Spaccio unter anderem auch als ein Beitrag zur Gedächtniskunst gelesen sein will. Das heißt nicht bloß als ein Werk, das nach einem mnemotechnischen Verfahren strukturiert ist (dies ist unverkennbar und unbestreitbar), sondern geradezu als ein Modelltext, der nicht so sehr zeigen soll, wie die Inhalte in ihren »Feldern« – hier am ptolemäischen Sternenhimmel – anzuordnen sind, als vielmehr, wie die dort verstauten Informationen durch Abrufen und Assoziation wieder hervorgeholt und aktiviert werden.59 Ein solches Rekuperieren und Sichten der aufgehobenen Erinnerungsstücke ist keineswegs ein rein mechanisches, sondern zugleich auch ein kreatives Verfahren. Die Verortung der Tugenden in den Bildern des Fixsternhimmels könnte, für sich alleine genommen, zwar ein relativ statisches System ergeben, aber durch die Planetenbewegungen (im Text des Spaccio die jeweiligen Stellungnahmen der olympischen Gottheiten) stellen sich verschiedene Konstellationen (dynamische Assoziationsketten) her, aus denen jeweils eine Auswahl getroffen werden kann. Je nach der Konstellation erhalten die Hauptakteure (Jupiter, Momus oder Merkur) dann ihre jeweilige konkrete Bedeutung, die sehr abrupt wechseln kann, ohne dabei jedoch einen festen Katalog möglicher Eigenschaften und Rollen zu überschreiten.60 In diesem Prozeß ist die binäre Gegensatzlogik außer Kraft gesetzt, denn die charakteristischen Merkmale einer Figur schließen auch diametrale Gegensätze in ihren Komplex mit ein. Daher kann Jupiter als Herrscher gerecht oder

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S. u. S. 13. 59 Darauf bezieht sich Sofias Versprechen, Saulino bei anderer Gelegenheit durch alle Häuser und Räume des Himmels zu führen, die einstweilen übergangen wurden; s. u. S. 323. Vgl. Wildgen: Das kosmische Gedächtnis (1998), S. 152–156. 60 Unter diesem Gesichtspunkt ist Brunos Schrift De imaginum compositione, OL II / 3, S. 89–321, eine nützliche, wenn nicht gar notwendige Ergänzung zum Spaccio.

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despotisch, uneinsichtig oder weise, göttlich oder menschlich sein; was er dagegen nicht sein kann, wäre kein Herrscher. Jupiter als Karikatur eines altersschwachen, von später Reue geplagten Tyrannen, als Mustermonarch, als Inbegriff der göttlichen Vorsehung, oder aber der menschlichen Vernunft; Momus als das schlechte Gewissen der Götter, aber auch als purer Rationalist, der gelegentlich den besten Durchblick hat, dem es aber andererseits an Tiefe und Einfühlungsvermögen fehlt, weshalb man in ihm auch nicht immer Brunos Sprachrohr sehen darf; das vielschichtige, schillernde und widersprüchliche Bild der Fortuna, die ihrerseits sämtliche Tugenden in Frage stellt – dies sind nur ein paar Beispiele für die auffälligsten Rollen- und Perspektivenwechsel. Das Konstruktionsverfahren des Textes kann man sich leicht durch einen Vergleich mit dem Kartenlegen der Wahrsager veranschaulichen: Jede einzelne Karte hat dabei eine Reihe möglicher Bedeutungen, die aber nur in Relation zum Gesamtschema aktiviert werden, nämlich entsprechend dem Muster, nach dem sie ausgelegt wird, der Reihenfolge, in der sie fällt, und je nach den Interferenzen mit den umgebenden Karten. Tritt dieselbe Karte bei wiederholtem Auslegen mehrfach auf, braucht sie keineswegs dieselbe Bedeutung zu haben. Obwohl es sich also immer um verschiedene Kombinationen einer numerisch begrenzten Anzahl möglicher Elemente handelt, ergibt sich ein buntes, vielfältiges und in sich stark verflochtenes Gesamtbild, dessen Auslegung auch einiges an kreativer Invention verlangt. Mit anderen Worten, Bruno mutet dem Leser des Spaccio zu, auch seine Phantasie in Bewegung zu setzen und eine symbolische Figur, ein einzelnes erinnertes Zitat oder ein Mythologem im jeweiligen Kontext auf verschiedene Bedeutungen hin zu prüfen und zu beleuchten. Der schnelle Wechsel von einer »Einstellung« zur anderen ist nicht nur ein Antidot gegen Langeweile, sondern auch ein Indiz, daß in Zweifelsfällen einer Ausschöpfung der Bedeutungsbreite der Vorzug vor der einschränkenden Eindeutigkeit gegeben wird. Vor allem in den Auseinandersetzungen zwischen Jupiter und Momus wird, je genauer man hinsieht, eine uneingeschränkte Parteinahme immer schwieriger. Vom Standpunkt des puren Rationalismus mag Momus schon recht haben mit seiner Kritik an dem Zentauren Chiron, nämlich daß er weder Hose noch Jacke sei und daher weniger wert als

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ein ganzer Mensch oder ein ganzer Gaul.61 Aber im Gegensatz zu ihm vermag Jupiter letztlich einzusehen, daß für das Priesteramt eben doch eine Doppelnatur, ein »Gottmensch« erforderlich ist (nicht gemäß der faktischen Realität, sondern als Vorbild und Sinnbild), da diese Funktion, auch und gerade wenn sie ausschließlich praxisorientiert bleibt, sich nicht adäquat mit »Jacke wie Hose« darstellen läßt. Das rationale Denkmodell der eineindeutigen Unterscheidung von Gegensätzen und Definition von Begriffen faßt eben nur eine Seite der Realität, und seine Ergänzung durch die dialektische Koinzidenz der Gegensätze muß einem Momus unverständlich bleiben.

Die Sprache – Diener und Komplize Vieldeutigkeit contra Eineindeutigkeit – wen wird es überraschen, daß der Pedantenfeind Giordano Bruno, der für sich beansprucht, die Sprache habe ihm dienstbar zu sein, nicht er der Sprache,62 auch in der Wahl und im Gebrauch der Termini sich nicht, wie es der moderne Leser von einem braven Philosophen erwartet, an enge und engste Definitionen und Spezifikationen hält, sondern ein Wort in allen nur möglichen Nebensinnen, Obertönen und Klangassoziationen zugleich einzusetzen liebt – dem Leser zum Vergnügen, aber dem Übersetzer zur Plage. Sprache sei für den Philosophen Mittel, nicht ein Zweck an sich, und daher strebt weder Brunos Italienisch, noch später sein Latein nach einer klassischen Idealität, sondern nach der größtmöglichen Expressivität und Plastizität oder gar Elastizität für die Aufnahme und Wiedergabe der jeweiligen Bedeutung. Da die schöpferische Phantasie für den Nolaner ein Hauptinstrument der Wahrheitssuche und nicht primär als Gefahr und Quelle der Irrtümer anzusehen ist, gilt ihm ein eingeengter Begriff keineswegs für angemessener, präziser, treffender oder philosophischer als ein weiter. Jedes Wortfeld und jedes einzelne Wort kann, wenn es sich als dafür geeignet erweist, wie ein bildliches Symbol entfaltet und wie ein Fangnetz gleichzeitig in verschiedenen 61 62

S. u. S. 399–401. S. u. S. 11.

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Richtungen ausgeworfen werden. Die angestrebte Genauigkeit ist nicht die der scharfen Umrisse, einer eins zu eins Entsprechung von Wort und Ding, sondern die der richtigen, d. h. sinngebenden Verknüpfung von Gedanke und Welt, wobei die Wörter, das Instrument dieser Verknüpfung, ohne eine gewisse Offenheit und Wandelbarkeit ihrer Vermittlerrolle nicht gerecht werden könnten. Brunos Sprachgebrauch ist also nach unserem heutigen Verständnis eher poetisch als wissenschaftlich, gehorcht daher mindestens ebenso strengen, aber nicht so leicht objektivierbaren Regeln. Die grammatikalische Ordnung der Sprache steht im Dienst der Sinnerstellung, daher bevorzugt Bruno für die genuin philosophische Arbeit eine weniger reglementierte und verfestigte Sprache, die nicht bereits in ihrer Struktur mit früheren, nach seinem Dafürhalten hinfälligen Philosophemen durchsetzt ist. Nicht das Latein der Scholastiker eignet sich ihm, aber auch nicht das der Humanisten mit der Auflage einer größtmöglichen Nähe zu den Klassikern der Antike, und auch kein volgare illustre mit einer mitgelieferten vorfabrizierten Ästhetik, wie es die Petrarkisten pflegen, sondern eine maximal verfügbare Sprache, die dem Ausdruckswillen des Denkers wenig Widerstand entgegensetzt oder gar willig mitarbeitet: eine »Muttersprache«, wissenschaftlich ein unbeschriebenes Blatt, aber im praktischen Gebrauch darauf eingespielt, die verschiedensten Bereiche abzudecken und auch für Neuheiten ein passendes Wort zu finden. So jedenfalls ließe sich die programmatische Absicht beschreiben, die der Entscheidung für eine stark durch den Neapolitaner Dialekt geprägte Spielart des volgare zugrundeliegt. Selbstverständlich ist Giordano Bruno kein James Joyce, und der Individualismus seiner Sprache hält sich in Grenzen. So wie der Philosoph zahlreiche Meinungen früherer Philosophen lauthals bekämpft, aber dabei etliche auch stillschweigend übernimmt, macht er sich auch im Bereich der Sprache die Nähe zum Lateinischen und vorgefundene Sinnzusammenhänge durchaus zunutze, wann immer sie sich in sein Konzept fügen. Es sind die regelhaften Verbote der pedantischen Grammatiker, nicht aber die Assoziationshorizonte einer Sprache, denen sich Bruno verweigert. Ein Wort, das in seiner lateinischen Form bereits eine Vielzahl von Bedeutungen abdeckt, sieht sich in Brunos Italienisch oft noch um wei-

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tere bereichert. Ein Paradebeispiel dafür ist im Spaccio der Gebrauch von raggione (lat. ratio): an sich schon im klassischen Latein reichlich ausgestattet mit Übersetzungsmöglichkeiten (von Rechnung, Rechenschaft, Geschäft, Summe, Liste, Protokoll über Vernunft, Verstand, Denkvermögen, Überlegung, Meinung, Beweis, Aufklärung, Einsicht zu Grund, Ursache, Maß, Verhältnis, Prinzip, Methode, Regel und Gesetz, um nur die wichtigsten zu nennen), wird es von Bruno, der es als Süditaliener mit zwei g schreiben darf, auch noch pseudoetymologisch kreativ an raggio (lat. radius) angenähert und dadurch freigesetzt für Assoziationen mit Ausstrahlung, Emanationslehre und Lichtmetaphorik im allgemeinen.63 Verständlicherweise werden bei einem so souveränen und schöpferischen Einsatz sprachlicher Mittel einzelne Wendungen schier unübertragbar, falls man in der Übersetzung die Mehrschichtigkeit und Assoziationsbreite des Originals annähernd bewahren möchte. Dies gilt bezeichnenderweise schon für den Titel des Werkes. Das Verb spacciare, vertreiben, bildet hier ein Substantiv, das die Bedeutung sowohl des deutschen »Vertreibung« als auch »Vertrieb« umfaßt. Weitere mögliche Übersetzungen sind »Abfertigung« und »Erledigung«, sowohl im Sinne von »in Ordnung bringen« als auch von »um die Ecke bringen«, »liquidieren«. Das Tier des Titels – das nebenher ebensogut ein böses Biest wie ein dummes Vieh sein kann – wird also sowohl verdrängt als auch »in Umlauf gesetzt«. Ferner assoziiert man mit spaccio sowohl einen rechtmäßigen Vertrieb von Waren als auch den unrechtmäßigen, beispielshalber von Falschgeld. Der Genitiv läßt es völlig offen, ob hier etwas (etwa der Himmel) vom Tiere gereinigt oder das Tier selber »auf Vordermann gebracht« wird. Das Partizip »triumphierend« legt sich auch keineswegs darauf fest, ob das Tier sich den Triumph anmaßte und durch die fällige Abfertigung des Triumphes beraubt wird oder eben zuletzt doch triumphiert, nämlich am rechten 63

Ich weise in dem Kommentar zur Übersetzung in vielen Fällen auf den Gebrauch dieses Wortes hin, um einer Einengung des Bedeutungshorizontes entgegenzuwirken. Ich wählte diesen einen Terminus, stellvertretend für viele andere, weil sich an ihm m.E. Brunos Technik der Assoziationen und Insinuationen am besten verdeutlichen läßt.

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Ort und in der rechten Weise. Die Lektüre des Werkes macht es klar, daß zwischen all diesen Möglichkeiten nicht im Sinne eines »entweder – oder«, sondern im Sinne eines »sowohl – als auch« zu entscheiden ist. Eine kurze und prägnante, für einen Titel geeignete Formel, die alle diese Möglichkeiten berücksichtigt und offen läßt, war aber im Deutschen beim besten Willen nicht zu finden. Das kleinste Übel schien mir daher eine Beschränkung auf die allervordergründigste Bedeutung. Daher bevorzuge ich auch »Austreibung« – von einem ganz konkreten Ort, wie im Falle einer Teufelsaustreibung – vor dem allgemeineren »Vertreibung«, bei dem es naheliegt, eine gewisse Gleichgültigkeit gegenüber den Folgen, wie z. B. der zukünftigen »Befindlichkeit« des Objekts zu vermuten: »weg ist weg«, aus den Augen, aus dem Sinn. In der Nähe der Umgangssprache angesiedelt, eignet sich Brunos Italienisch hervorragend für den Lukianischen Dialog, der sich wie die Komödie auf mittlerer und niedriger Stilhöhe abspielt, mit gelegentlichen Ausflügen ins Pathetische oder Erhabene, und der mit großer Dynamik zwischen den Ebenen hin und her wechseln kann. Dieser Stil entspricht genau Brunos Lehre von der Relativität der Größe oder Kleinlichkeit irdischer Ereignisse vom Standpunkt der Vorsehung betrachtet.64 Barock wirkt der Text dank dieser Lebhaftigkeit des Stils und der Großzügigkeit, mit der ein Substantiv mit Adjektiven überschüttet wird, dem Schwelgen in parallelen Konstruktionen und den ausgedehnten Satzkomplexen mit immer neuen Einschüben und relativen Anknüpfungen: eine maximal einbindende, der Isolation abholde Redeweise, die kein Ding außerhalb des Kontexts gutheißt oder schlechtmacht, wie ja auch die Tiere bloß in der unangemessenen Position am Firmament fehl am Platz, an den ihnen gebührenden neu zugewiesenen Standorten aber angemessen und gerechtfertigt sind. Hat sie sich erst der angemaßten Herrschaftsansprüche begeben, darf und soll die Sprache auch glänzen und sich ihres Reichtums erfreuen. Niemals als Selbstzweck anzusehen (daher die scharfe Kritik an den Imitatoren Petrarcas), bezieht die Sprache ihre Schönheit und Würde ausschließlich aus dem Grad an Vollkommenheit, in dem sie der ausgesagten Wahr64

S. u. S. 141.

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heit Gestalt verleiht. Es ist ausschließlich die Epistemologie, die der Sprache ihre ästhetischen Gesetze vorgibt, nicht im Sinne einer hierarchischen Ordnung, sondern im Sinne einer Identität von Erkenntnis und Ausdruck. Brunos grundsätzliches Verhältnis zur Sprache erklärt auch zum Teil seinen »Antisemitismus«65 und behebt die Schwierigkeit, warum er bei aller Ähnlichkeit seiner Kombinatorik mit der spekulativen und magischen Kabbala diese letztlich ablehnen muß: Ebensowenig wie Brunos Kosmologie und Geschichtsphilosophie, in denen das Prinzip des ewigen Wechsels gilt, ein von Gott auserwähltes Volk mit absolutem, überzeitlichem Führungsanspruch zuläßt, erlaubt seine Erkenntnis- und Sprachtheorie die Annahme einer adamitischen, d.h. einer konkreten allgemeinen, ursprünglichen, natürlichen und heiligen Sprache. Den Anspruch der Kabbalisten, Hebräisch sei die Urform der menschlichen Sprache, direkt von der anima mundi empfangen, und daher als die wirkliche Verbindung der weltlichen mit der überweltlichen Realität das einzig mögliche Medium für Prophetie und Magie, muß Bruno, für den keine Sprache in sich ursprünglich heilig sein kann, aber eine jede potentiell wahrheits- und prophetiefähig sein muß, energisch zurückweisen. Wenn aber die Juden die Grundzüge ihrer Kabbala ursprünglich von den Ägyptern übernommen haben sollten, wird ein Absolutheitsanspruch des Hebräischen sofort hinfällig.66 Alle konkreten Sprachen haben – genauso wie alle Völker, konkreten Religionen und Wissenschaftsmodelle – ihren Tag, d.h. ihre historische Chance zur Vorherrschaft: Ein Grund mehr, die neue Philosophie in einer neuen, unverbrauchten Sprache zu präsentieren.

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S. u. S. 259. S. u. S. 353–355, 365; einen guten Einstieg in die zeitnahe Diskussion in Italien um das Primat des Hebräischen bietet: Simoncelli: La lingua di Adamo (1984). 66

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Die Grenzen des Wissens und die Grenzen der Toleranz Mit welchem Nachdruck Giordano Bruno die Neuheit seiner Philosophie herausstreicht und auf seine Autorschaft pocht, war spätestens seit dem Erscheinen des Aschermittwochmahls wohlbekannt. Daß auch er seine philosophischen und literarischen Vorläufer und Vorbilder hat, steht ebenfalls außer Zweifel, ja man könnte sogar behaupten, daß der Originalitätsanspruch selbst zu der »Richtung« zumindest der literarischen Vorbilder gehört. Das bestbekannte Beispiel hierfür wäre Pietro Aretinos Selbststilisierung als Originalgenie und autodidaktisches Naturtalent. Aretinos Komödien gehören zu den offenkundigsten literarischen Vorbildern der italienischen Werke Brunos. Eine allzu scharfe Trennung zwischen philosophischen und literarischen Einflüssen ist in Brunos Fall kaum angezeigt, denn wer für ihn als literarisches Beispiel in Frage kam, mußte zumindest auch bestimmte weltanschauliche Affinitäten aufweisen, auch wenn es sich um Autoren handelt, denen man heute wenig oder keine philosophische Bedeutung zuerkennt.67 Wenn sich aber bekanntlich in jeder Epoche philosophisch relevante Weltanschauung nicht ausschließlich in wissenschaftlich-philosophischen Werken äußert, so gilt dies in besonderem Maße für die Zeit des Humanismus und der Reformationen. Bruno beansprucht ja ausdrücklich für die Nolana filosofia, daß sie erstmals der aktuellen und zukunftsträchtigen Welterklärung, wie sie sich in anderen Bereichen (Wissenschaft, Theologie, Literatur) bereits ankündigt, ihre eigentlich philosophische Gestalt verleihe.68 Unabhängig davon, ob man diesen Anspruch für gerechtfertigt hält, sind daher seine »außerphilosophischen« Anreger philosophisch sehr ernstzunehmen. Religion und Politik (und folglich auch Religionspolitik) sind zentrale Themen des Spaccio. Die Ansiedlung des Dialogs im (wissenschaftlich überholten) Sphärenkosmos69 verweist unmißverständlich auf die »geozentrische«, diesseitsorientierte Perspektive: Es geht um 67

Dieses Thema wird ausführlicher in dem Aufsatz E. Blum: Qua Giordano parla per volgare:, behandelt. 68 S. Cena, OC II, S. 37–53. 69 S. u. S. 25.

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die Einrichtung (d. h. Komposition und Durchsetzung) einer für das irdische Leben tauglichen und nützlichen Glaubenswelt. In diesem Sinne darf man Brunos Behauptung, er sei »ein Freund der wahren Religion«70, durchaus für bare Münze nehmen. Nur ist die Funktion der Religion und des Kultes für ihn eben nicht, Gott zu dienen oder ihn gar zu vermenschlichen (und sei es auch bloß, ihn durch Theologie menschlich greifbar zu machen),71 sondern, im Gegenteil, den Menschen zu vergöttlichen, so daß die Menschen zwar keineswegs dem einen absoluten Gott, wohl aber den Göttern ähnlich werden. Da die Götter des Spaccio selbst dem Schicksal unterstellt72 und (auch) ideale Personifikationen menschlicher Fähigkeiten sind,73 ist dies durchaus kein unmögliches oder gar unfrommes Unterfangen. Der Aktionsbereich dieser heroischen Bemühung bleibt aber immer das hier und heute, die Zeitspanne »zwischen den Verwandlungen«. Bei einem solchen Religionsverständnis ist es klar, daß für Bruno reine Gesinnungsethik und ein absolut gesetzter Glaube, der nicht in direkter Relation zu den Werken stehen soll, ein rotes Tuch ist.74 Dies ist der Grund für seinen vehementen Antiprotestantismus, unbeschadet aller einzelnen Instanzen, in denen er beispielshalber Calvins Kritik am katholischen Meßopfer zustimmt.75 Daraus erklärt sich aber auch der scheinbare Widerspruch von Toleranz und Intoleranz, einerseits die Forderung der Überzeugungsfreiheit in Glaubensdingen76 und andererseits die Hetze gegen die Häretiker:77 Für die Religion ist die innere Überzeugung eben gerade nicht die Hauptsache und der äußere Kult keine unwichtige Zutat. Die historische Bedingtheit und prinzipielle Vergänglichkeit der Kulte kann sie, angesichts der absoluten Herrschaft der vicissitudo in allen Bereichen der Wirklichkeit, ja nicht abwerten.78 70 71 72 73 74 75 76 77 78

S. u. S. 9, 11. S. u. S. 163, 337–339. S. u. S. 55–59. S. u. S. 27, 337–339. S. u. S. 115–117, 161–163. S. u. S. 385. S. u. S. 163. S. u. S. 169, 173. S. u. S. 345–347.

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Während also eine Konformität der inneren Überzeugung eine unmögliche und daher auch moralisch ungerechtfertigte Forderung ist, darf und soll Konformität im ethischen Handeln (der Hauptzweck der Religionen) gefordert und nötigenfalls auch gewaltsam erzwungen werden. Inwiefern kann man aber unter diesen Umständen noch von einer Beeinflussung Brunos durch italienische »Nikodemiten«, speziell durch das Erbe der Valdesianer sprechen? Wenn es auch übertrieben wäre, in diesen Gruppierungen lediglich Kryptoprotestanten zu sehen,79 ist es doch unbestreitbar, daß für Valdés die innere Überzeugung das wahre Christentum ausmacht, allein der Glaube heilsrelevant und der äußere Kult nebensächlich ist. Zwar kann es auch für Valdés keinen wahren Glauben geben, der sich nicht notwendig und unmittelbar in Werken äußert, aber diese Werke sind primär Frucht der göttlichen Gnade, nicht der menschlichen Anstrengung und des menschlichen Willens. Alle diese Positionen lehnt Bruno dezidiert ab. Und dennoch befinden sich unter Brunos literarischen Vorbildern, gerade auch was seine Einstellung zur Sprache anbelangt, vorwiegend Autoren, die den »evangelikalen« Gruppierungen und Ideen, und ganz speziell den Valdesianern nahestehen. Während im Falle Ludovico Ariosto eine solche Verbindung (über die mit den Evangelikalen sympathisierende Familie Este) zwar sehr glaubwürdig erscheint, aber noch nicht eindeutig nachgewiesen ist, steht sie für Teofilo Folengo (alias Merlin Coccai) und Pietro Aretino außer Zweifel. Teofilo Folengo ist, abgesehen von einer geistesverwandten Stimmung in seinen eigenen Werken, schon in früher Jugend im Kloster San Benedetto di Polirone und später in San Giorgio Maggiore (Venedig) mit Benedetto da Mantova, dem Autor des berühmten Traktats Del beneficio di Gesú Cristo, in Berührung gekommen, der seiner79

Dies ist noch die Meinung von Cantimori, Umanesimo e religione (1975), S. 198–203; eine genauere Analyse der Theologie des Valdés, z. B. bei Nieto: Juan de Valdés (1970), fördert jedoch auch wesentliche Unterschiede zutage. Wichtiger als Unterschiede in einzelnen Dogmen scheint jedoch die unterschiedliche grundsätzliche Bewertung der Dogmen als solcher zu sein. Luther selbst würde Valdés mit Sicherheit nicht zu den Seinen zählen.

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seits direkten Kontakt zu Juan de Valdés hatte. Auch daß Teofilo seinen leiblichen und Ordensbruder Giambattista Folengo in einem Gedicht als »Bruder Nikodemus« anredet, dürfte kein Zufall sein. Beide Brüder standen unter dem Schutz Ercole Gonzagas, mit dem Valdés über viele Jahre regelmäßig korrespondierte, und machten die persönliche Bekanntschaft von Vittoria Colonna und von Kardinal Reginald Pole. Für Aretino stellt sich der Kontakt zu den Valdesianern über den Franziskanerprediger Bernardino Ochino her. Anton Francesco Doni hat keine direkten Verbindungen zu den Valdesianern, aber auch in seiner Haltung in religiösen Fragen ist der erasmianische Einfluß unverkennbar. Dieser »Poligraph«, zu Brunos Zeit auch außerhalb Italiens geschätzt, aber von den Literaturkritikern des neunzehnten und frühen zwanzigsten Jahrhunderts verachtet und begraben, insistiert komödiantisch überzogen auf den (rechtmäßigen) Titel eines mehrfachen Akademiemitglieds. Akademien und Häresieverdacht sind aber im 16. Jh. nicht voneinander zu trennen. Alle diese Autoren sind ausgesprochene Pedantenfresser, verfechten und demonstrieren eine große Freiheit der künstlerischen Sprachgestaltung, geben sich stilistisch und inhaltlich betont unorthodox, kritisieren die Sitten der Zeit in ihren hohlen Ideen und korrupten Ideologen. Literarischer Antipetrarkismus verbindet sich bei Folengo ausdrücklich mit philosophischem Antiaristotelismus.80 Daß die Erasmianer (zu denen hier übrigens auch Agrippa von Nettesheim als Autor von De vanitate omnium scienciarum zu rechnen wäre) als literarische Vorbilder philosophisch nicht neutral sind, versteht sich von selbst. Doni präsentiert sich in seinem scheinbar chaotischen und offensichtlich eklektischen, kollagenhaft konstruierten Werk philosophisch als Skeptiker und vertritt, wenn auch unter dem Deckmantel der Satire, eine Pluralität der Welten.81 Folengo parodiert im Chaos del Triperuno den Aristotelismus der Theologen, er selber ist eindeutig platonischaugustinisch inspiriert. Die Beispiele ließen sich ohne weiteres ver80

In seinem italienischen Werk Chaos del Triperuno, in: Folengo: Opere italiane (1911–1914), Bd. 1, S. 174 ff., speziell im Abschnitt »Selva seconda«, S. 224–333. 81 Doni: I mondi e gli inferni (1994).

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mehren, der gierige Leser Bruno hat ja die Maxime, es sei »kein Buch so schlecht, daß man nicht etwas daraus lernen kann«82, nicht als bloße Theorie vertreten, sondern umstrittene, aus der Reihe fallende und anrüchige Werke genau unter die Lupe genommen und mit sichtlichem Vergnügen konsumiert. Neben offenkundigen Einflüssen einzelner Autoren wie Nikolaus Cusanus oder Marsilio Ficino ist es also gerade für den Spaccio bezeichnend und wesentlich, daß Bruno eine ganze, weit verbreitete, erkennbar aus denselben Strömungen gespeiste, aber in ihren einzelnen Äußerungen durchaus nicht homogene Geisteshaltung aufgesogen hat und es sich zur Aufgabe macht, sie sichtend, teils aufnehmend und teils verwerfend, in eine umfassende, in sich stimmige, genuin philosophische Form zu bringen. Da es sich dabei um ein dem Individualismus förderliches und der Systematisierung widerstrebendes kulturelles Klima handelt, ist dies eine wahrhaft titanische Aufgabe, und Brunos unverhohlener Stolz auf seine Leistung, die auseinanderstrebenden Gedankenwelten noch einmal in eine fast lückenlos kohärente universale Theorie zu vereinigen, erscheint durchaus gerechtfertigt. Ein Kosmos, der das Chaos nicht ausschließt sondern umfaßt, läßt sich allerdings durch keine undialektische, auf Eineindeutigkeit gegründete Philosophie, durch kein vollständig »geschlossenes« System darstellen. Um die proteushafte, unter dem Gesetz ständigen Wandels stehende Wirklichkeit abzubilden, muß eben eine elastische philosophische Sprache geschaffen werden, die den Verwandlungen möglichst weit zu folgen vermag. Für jenen Aspekt dieser neuen Philosophie, der im Spaccio zentral behandelt wird, nämlich die Stellung und Funktion des Religiösen im Gesamtbild, gilt zunächst einmal grundsätzlich die Abkehr von einer aristotelisch geprägten, rationalistischen Theologie, die für sich beansprucht, das absolute Prinzip mit logischen Mitteln zu (be)greifen. Die Annahme der prinzipiellen Unerkennbarkeit des absolut Einen, des ersten Prinzips (in theologischen Termini Gottes), teilt Bruno mit allen Humanisten, Reformatoren und Vertretern einer neuen Frömmigkeit, die eine Rückkehr zu den Kirchenvätern, dem apostolischen 82

S. u. S. 189 mit Anm. 132; vgl. Folengo, Opere (1911–1914), Bd. 1, S. 174 f.

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Christentum oder der pia filosofia Platons anstreben. Wie vielgestaltig die möglichen und auch die historisch gezogenen Konsequenzen einer solchen Wende sind, ist bekannt. Extrempositionen wie die eine – überkonfessionelle wahre universale – Menschheitsreligion wie bei Sebastian Franck einerseits, und fundamentalistisches Sektierertum mit maximaler Glaubensgewißheit andererseits, Theokratie und Toleranzforderung, Staatskirchen und Trennung von Kirche und Staat, Pietismus und Atheismus können gleichermaßen beanspruchen, ihre legitimen Erben zu sein. Wenn es also letztlich einen gemeinsamen Ausgangspunkt für Erasmus, Luther, Calvin, Ignatius von Loyola und Giordano Bruno gibt, brauchen wir uns nicht allzusehr über die extrem von einander abweichenden Richtungen zu wundern, in die sich die von dem Kreis um Juan de Valdés ausgehenden Impulse schon bald nach seinem Tod und erst recht in der nachfolgenden Generation weiterentwickelten. Daß eine der Richtungen, in die sich Valdés Hervorhebung der Christusnachfolge und sein spezifisches Verständnis der Gottessohnschaft entwickelte, Antitrinitarismus war, also eine Leugnung jeglicher Unterscheidung in Gott und somit unausweichlich auch der göttlichen Natur Christi, erscheint nur bei vordergründiger Betrachtung als ein Widerspruch zu der soteriologischen Zentralstellung des Jesus von Nazaret als des wahren Messias. Denn soweit man sie theologisch »feststellen« kann, betont Valdés’ Christologie den Vorbildcharakter und somit die Menschlichkeit Jesu. Gerade durch den vollkommenen Wandel als Mensch gewinnt Christus für sich und alle, die ihm nachfolgen, die durch den Sündenfall des Menschen verlorene Unsterblichkeit zurück, das Privileg der Ebenbildlichkeit Gottes in der unverdorbenen Menschennatur, mit anderen Worten das, was am Menschen göttlich ist oder (wieder) göttlich werden kann.83 Eine logische Konsequenz dieser Interpretation des Erlösungswerkes wäre übrigens, daß die Valdesianer nicht bloß wie die Protestanten kein Purgatorium, sondern auch, wie Bruno, keine ewige Höllenpein zulassen.84 Für sie wäre der Tod der sündigen Seele ein Tod im vollen Wortsinn, ein Ende der Existenz – ein 83 84

Vgl. Nieto: Juan de Valdés (1970), S. 296–301. S. u. S. 379.

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milderer oder härterer Spruch, je nach der jeweiligen Vorstellungskraft des Betrachters. Ob Valdés selber schon implizit oder explizit die göttliche Natur des Erlösers in Frage stellt, ist aufgrund seiner schriftlichen Hinterlassenschaft schwer zu entscheiden, aber in der Tendenz seines Christusbildes ist die Nähe zu einem alttestamentarischen Messias-Verständnis unverkennbar, eine Kompromißformel, die einem frommen spanischen Converso, der die alte mosaische Tradition nicht aufgeben und die neue angenommene christliche Religion nicht bloß heucheln wollte, das spirituelle Überleben ermöglicht. Fest steht jedenfalls, das viele Valdesianer, unter ihnen auch der Ex-Kapuzinerprediger Bernardino Ochino in seiner letzten Entwicklungsphase, die gottmenschliche Doppelnatur Jesu verneinten. Bruno ist nicht schlichtweg ein Antitrinitarier. Trinität bedeutet für ihn jedoch etwas ganz anderes als ein theologisches Dogma und ein unergründliches Mysterium des Glaubens, nämlich ein notwendiges philosophisches Denk- und Darstellungsmodell für ein Relationsgefüge, das sich selber trägt. Daher sind die »Stellen« in dieser Struktur auch anders zu besetzen, und in der Religion, wie Bruno sie verstanden wissen will, hat die gesamte Spekulation nichts verloren. Die absolute Einheit Gottes muß natürlich unangetastet bleiben, so weit dürfen wir dem Denunzianten Mocenigo glauben, in Gott gibt es für Bruno keine Unterscheidung in Personen.85 Wohl aber gibt es die trinitarische Struktur der Drei Unendlichen, nämlich des unendlich einen göttlichen Prinzips (das die Stelle des Vaters einnimmt), des unendlich vielfältigen und realen Kosmos (als der Sohn) und der unendlich bewegenden und belebenden, vereinigenden und vervielfältigenden Weltseele, Deus in rebus (unschwer wiederzuerkennen als der Heilige Geist). Wegen der fundamentalen Bedeutung dieses Modells für Brunos gesamte Philosophie ist es verständlich, warum er die Vorstellung von Christus als dem göttlichen Logos so vehement und erbittert bekämpft. Christus als Heros (als der einzige religiöse Heros, den die verarmte Zeit aufzubieten hat) ist dagegen eine ganz andere Sache und aller Bestätigung wert (jedenfalls ad interim, bis vielleicht bessere Heroen 85

Vgl. Firpo: Il processo (1993), S. 143 f.

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nachgewachsen sind).86 Wer kann sagen, ob sich der rabiate Judenfresser Bruno dessen bewußt war, daß sein Bild des Heros dem mosaischen Gottesknecht und Messias mindestens genausoviel zu verdanken hat wie dem paganen Helden?87 Hiermit stellt sich erneut die Gretchenfrage nach Brunos Toleranz bzw. Intoleranz in Fragen der Religion. Sie läßt sich am leichtesten beantworten im Zusammenhang mit der Frage nach seinem philosophischen Skeptizismus. Die absolute göttliche Wahrheit ist und bleibt prinzipiell unerkennbar, wie in den Eroici furori noch klarer und ausführlicher dargestellt wird,88 aber schon in der Diskussion der beiden Wahrheiten und der irdischen und der himmlischen Sophia im Spaccio selbst zur Sprache kommt.89 Dadurch ist aber der relativen, menschlich einzig faßbaren Wahrheit ihr Wahrheitscharakter keineswegs benommen – nichts ist für Bruno eselhafter als ein absolut gesetzter Skeptizismus, der das Kind mit dem Bade ausschüttet.90 Die Wahrheit als Schatten und Spur der göttlichen Wahrheit ist für den Menschen nicht bloß erreichbar, sondern sogar auf verschiedenen Wegen faßbar.91 Dies ist aber nicht mißzuverstehen als schierer Relativismus (sozusagen »absoluter Relativismus«), denn die verschiedenen Wege zu dem einen Ziel sind zugleich auch verschieden gute Wege, kommen dem Ziel mehr oder weniger nahe. Eine Toleranz im Sinne der Indifferenz kann es für den Begründer der Nolana filosofia nicht geben. Ebensowenig ist die Behauptung haltbar, Bruno sei indifferent oder gleichgültig hinsichtlich der Religion. Seine Haltung entspricht hier vielmehr gänzlich seinem eingeschränkten Skeptizismus als Philosoph. Zwar ist 86

S. u. S. 401. Jedenfalls hat Brunos Selbstbeschreibung als Perseus/Regsamkeit ebensoviel vom Dulder wie vom Draufgänger (s. u. S. 243 ff.). 88 In der Unterscheidung zwischen Sol und Luna, s. OC VII, S. 393–395 u. S. 465. 89 S. u. S. 153. 90 Daher Brunos sarkastischer Kommentar zu der Widmung des Autors Francisco Sanchez zu seinem Buch Quod nihil scitur (1581): »Komisch, daß so ein Esel sich Doktor nennt.« Siehe Ricci: Giordano Bruno nell’Europa del Cinquecento (2000), S. 141. 91 S. u. S. 155–157 und Furori, OC VII, S. 463. 87

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das Kriterium, nach dem die Religionen zu messen sind, nicht ihre relative Wahrheit, sondern ihre relative Güte im Sinne ihrer Tauglichkeit (»Tugend«) als Prinzip für ein menschenwürdiges menschliches Leben in der Welt, und daher sind alle Religionen notwendig Fabeln, ähneln sich als solche und sind prinzipiell austauschbar,92 da sie alle vorgeben müssen, das Göttliche anzustreben, um das Menschliche zu erreichen. Aber als Fabeln sind sie eben mehr oder weniger gut, mehr oder weniger tauglich. Also beantwortet sich auch eine letzte Frage, ob denn der Spaccio als Brunos Ethik zu lesen sei. Was uns hier vorgestellt wird, ist nicht eine Ethik, sondern Metaethik: eine Anleitung und Methode zur Wertung von Wertungen. Und somit wäre der Spaccio auch inhaltlich genau das, als was er dem äußeren Gewande nach erscheint: ein göttliches Gericht über die Götter und eine Reform des Himmels.

Absichten und Wirkungen Die Wirkungsgeschichte dieses Textes ist kurios, man kann sie kaum anders nennen als eine Rezeption mit negativem Vorzeichen. Einerseits kam es um dieses Werk zu einer negativen Legendenbildung und Berührungsangst, vergleichbar nur mit der Reaktion auf Machiavellis Principe; andererseits war ihm lange Zeit nur eine indirekte, durch die Linse einer vereinfachenden Interpretation gebrochene Wirkung beschieden. Zur indirekten Nachwirkung gehört wohl auch die Adaptation des Spaccio im Sinne höfischer Unterhaltung in einem Bühnenspiel 1633 in London unter Beteiligung von Grafen und Lords.93

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S. u. S. 365, 393–395. 93 Carew: Coelum Britanicum (1634): Information des online-Katalogs der Huntington Library: »Anonymous. By Thomas Carew. The designer for the masque was Inigo Jones, whose name appears on the internal title page for ›Coelum Britannicum‹ in subsequent editions of Carew’s works. Based in part on: Bruno, Giordano. Spaccio de la bestia trionfante.« Ricci, La fortuna (1990), S. 111.

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Die Legendenbildung begann bereits zu Brunos Lebzeiten und ist zum Teil auf eine vom Autor beabsichtigte (zumindest billigend in Kauf genommene) Mystifikation zurückzuführen: Der Titel des Werkes insinuierte in seiner Wortwahl eine protestantische Propagandaschrift, genauer gesagt, eine jener zahlreichen antipapistischen Satiren.94 Daß es tatsächlich in diesem Sinne mißverstanden wurde, beweisen die Prozeßakten;95 daß es von Leuten, die das Buch nach dem Einband beurteilen, in diesem Sinne mißverstanden werden sollte, kann bei einem Autor mit einem so bewußten und konsequenten Einsatz sprachlicher Nuancen kaum ernstlich bezweifelt werden. Luigi Firpo weist überzeugend nach, daß der Spaccio nicht zu den gedruckten Werken Brunos gehörte, die dem Inquisitionsgericht vorlagen. Implizit leuchtet dies ohnehin ein, da Brunos Verteidungsstrategie ja auf der Behauptung gründete, er habe die beanstandeten Thesen niemals in Wort und Schrift, quasi als Theologe, gelehrt, sondern bloß als Philosoph thematisiert und referiert. Eine Lektüre des Spaccio hätte dieses Argument bald entkräftet und den gesamten langen Prozeß erheblich abgekürzt. Gerade die Tatsache, daß Brunos Verfasserschaft in der Formulierung der Anklage aus Vercelli in das Urteil aufgenommen wurde, belegt zwar de facto, daß keine Untersuchung des Textes auf ketzerische Thesen vorausgegangen war, aber die Nennung des Titels dieser einzigen Schrift gab ihr doch in den Augen der Zeitgenossen ein ominöses Gewicht. Hierin ist wohl der Ursprung der langlebigen Legende zu suchen, es sei der Spaccio della bestia trionfante gewesen, der Bruno auf den Scheiterhaufen gebracht hat.96 Ein sehr schwer erhältliches, blasphemisches Werk: Niemand hat es gelesen, aber man spricht darüber, spekuliert hinter vorgehaltener

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Den naheliegenden Schluß aus dem Titel auf den Inhalt der Schrift formuliert Kaspar Schoppe in seinem Brief an Rittershausen: »[…] libellum istic edit De bestia triumphante, hoc est de Papa, quem vestri honoris causa »bestiam« appellare solent.« In: Firpo, Il processo (1993), S. 350. 95 Firpo: Il processo (1993), S. 101–103 mit Anm. 48, S. 341. 96 Dies wird allen Ernstes noch von McGuinness behauptet in seinem Aufsatz Perpetual Flux (1997), S. 316. Auch Reichert: Friede (1999), S. 50, scheint davon auszugehen.

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Hand über den skandalösen Inhalt.97 Der Spaccio teilt dieses Schicksal mit den berühmt-berüchtigten erotischen Werken der Weltliteratur, mit De Sades Hundertzwanzig Tagen von Sodom etwa oder Aretinos Kurtisanengesprächen und den anderen »bösen« Büchern auf der Lektüreliste der Götter im zweiten Dialog,98 teilt mit ihnen folglich auch häufig die Enttäuschung der überspannten Erwartungen bei tatsächlichem Lesen. Ein Zeitungskommentar im Spectator über die Londonor Buchauktion von 1712, bei der ein Exemplar des Spaccio auf 50 Pfund Sterling hinaufgesteigert worden war, bildet dieses Klima von überhitzter Phantasie und Ernüchterung ab.99 Aber neben der gesteigerter Begehrlichkeit der einen erzeugt der schlechte Leumund bei anderen (und paradoxerweise oft auch bei denselben) Lesern Widerwillen und macht in jedem Fall einen vorurteilsfreien Umgang mit dem Text fast unmöglich. Während einige frühe Apologeten Brunos sich genötigt fühlten, ihm die Autorschaft dieses kompromittierenden Werkes abzusprechen oder sie zumindest zu bezweifeln,100 kann die Berührungsangst später noch skurillere Formen annehmen: Isabella Oppenheim (alias I. Frith) verteidigt Bruno mannhaft gegen den Vorwurf des Atheismus und scheut sich durchaus nicht, aus dem Spaccio zu zitieren. Aber während sie die Titel der anderen Schriften häufig im Text erwähnt, zieht sie es vor, auf den Spaccio bloß per Sigle zu verweisen, als wäre die direkte Nennung für eine Dame doch irgendwie peinlich.101 Von vornherein nur in einer kleinen Auflage gedruckt, waren viele Exemplare des Spaccio vermutlich auch vernichtet worden: Wie ihr Autor waren sie ein Stein des Anstoßes für die Zeloten sämtlicher Kon97

Ein zu Beginn des 18. Jh. vieldiskutiertes Thema war, ob es mit dem ebensowenig zugänglichen Buch De tribus impostoribus identisch sei (s. Ricci, La fortuna, 1990, S. 276–279). 98 S. u., S. 187–189. 99 Zitiert in Ricci, La fortuna (1990), S. 247f. 100 Bartholmèss, Bruno (1847), Bd. II, S. 72 erwähnt Heumann und Brukker. Zu Heumann und seine Unkenntnis des Spaccio s. Schmidt-Biggemann: Rezeptionsgeschichte (1999), S. 76; Schmidt-Biggemann bestätigt im übrigen, daß die Bruno-Rezeption im 18. Jahrhundert über die Causa und die Frankfurter Trilogie lief. 101 Frith, Life (1887), S. 122, S. 153 u. ö.

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fessionen. Das Buch war nach dem Jahr 1600 schwer zugänglich102, wenn auch nicht ganz so rar, wie jener Mann glauben machen wollte, der rund hundert Jahre nach Brunos Tod für sich ein Informationsmonopol darauf beanspruchte und behauptete, das einzige überlebende Exemplar zu besitzen. John Toland, der das Exemplar aus dem Vorbesitz von Elisabeth I. erworben hatte, ist es tatsächlich gelungen, ein Jahrhundert lang, und in vielen Fällen noch weit darüber hinaus, mit seiner – hauptsächlich auf dem Spaccio basierenden – Interpretation der Philosophie Brunos »den Markt zu beherrschen«. Er galt sogar als Übersetzung der englischen Ausgabe von 1713.103 Wie Toland das Brunobild der Aufklärung, der Freidenker und Freimaurer, der politischen Liberalen und, indirekt, auch der Marxisten prägte, kann in diesem Rahmen nicht in allen Einzelheiten dargestellt werden.104 Ich möchte mich daher darauf beschränken, zu zeigen, daß auch Tolands weitgehende Selbstidentifizierung mit Bruno105 letztlich eine negative Wirkung hatte und weit mehr zur Ideologisierung und Heroisierung des Nolaners beitrug als zu seiner Würdigung als Denker. Daß Tolands eigene Anschauungen Brunos Philosophie in vielen Aspekten tatsäch-

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Seit 1603 auf dem Index war es im 17. Jh. In Italien praktisch unauffindbar, zur Lage in England s. Ricci, La fortuna (1990), S. 142–147. Eine Liste der nachweisbaren Exemplare in Sturlese, Bibliografia (1987), S. 61–66 (29 Drucke und 12 handschriftliche Kopien). 103 Salvestrini: Bibliogafia (1958), Nr. 113; Ricci, La fortuna (1990), S. 249– 251. 104 Eine ausführliche Darstellung bringt Ricci, La fortuna (1990), auf S. 239–330. Tolands Randnotizen in seinem Exemplar des Spaccio sind zugänglich im Nachdruck hg. von Rita Sturlese 1994 und werden in den Anmerkungen in diesem Band aufgeführt. Vgl. auch Sturlese, Postille (1986). 105 Toland wählte sogar als Grabinschrift eine Anspielung auf Jupiters Klage aus dem ersten Dialog des Spaccio: »Andiamo e non torniamo medesimi« (s. u., S. 72). Kearney: John Toland (1997), S. 207 f., zitiert sie, allerdings ohne den Bezug zu Bruno herzustellen: »Toland’s final self-description, inscribed in a Latin epitaph on his grave […] declared that he would rise again, ›yet never to be the same Toland more‹ (At Idem futurus Tolandus nunquam)«.

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lich glichen und stark von ihr beeinflußt waren, verstellte die Sicht auf entscheidende Unterschiede. Die Bärendienste, die Toland seinem Helden erwies, waren: Zum einen die übertriebene Angleichung an Spinoza (anachronistisch, da Bruno sozusagen zum Spinozisten wurde), sowie die zu weit getriebene Ent-Platonisierung. Dadurch wurde Brunos komplexes Gefüge von göttlicher Transzendenz und Immanenz durch reinen Immanentismus ersetzt, die Rolle der Weltseele unterdrückt und eine vitalistische Materie zum einzigen Prinzip gemacht. Fertig war Bruno der Materialist und Atheist, wie er allen kommunistischen Philosophen bis einschließlich Ernst Bloch für ihre Ahnengallerie so lieb und teuer war. Darüberhinaus kam es zu einer Aufspaltung des Werkes in den »Bruno des Spaccio« auf der einen, und den »kosmologischen Bruno« auf der anderen Seite, die zueinander in Konkurrenz gerieten. Last but not least gebrauchte Toland den Spaccio als politisches Instrument (und unter den Werken Brunos ist es sicher das am besten für diesen Zweck geeignete, aber es waren nun mal Tolands politische Ziele, nicht die Brunos), und so entstand der freigeistige Bruno des Denkmals auf dem Campo de’ Fiori, dem posthum republikanische Sympathien zugeschrieben wurden. Die im Spaccio zweifellos präsente polemische und politische Intention und Energie wurde umgeleitet und für ganz andere historische Bedingungen vereinnahmt, der Autor somit zum – rückwirkenden – Propheten gestempelt. Auch hier ist es die tatsächliche Nähe Tolands zu Bruno, die die Verfälschung überhaupt erst möglich und so erfolgreich machte. Denn falls Mocenigo seine Anklage hinsichtlich der »Sekte der Giordanisten«106 nicht völlig frei erfunden hat, was unwahrscheinlich ist angesichts der bescheidenen intellektuellen Fähigkeiten, wie sie in seinen Aussagen zum Ausdruck kommen, dann hat Bruno zumindest zeitweise mit dem Gedanken an politische Aktivität und eine Rolle als Chefideologe gespielt. Dann aber wäre der Spaccio tatsächlich der Text, der uns den meisten inhaltlichen Aufschluß gibt, wie Bruno sich die »Giordanisten« vorgestellt haben mag. Aber Toland war nicht Bruno, wäre selbst unter den Bedingungen der Seelenwanderung non medesimo, und die politische Konstellation war kaum vergleichbar. 106

Dazu s. Firpo, Il processo (1993), S. 247–249.

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Auf der Strecke blieben dabei manche koplexere Seiten der Nolana filosofia, die für Toland unzugänglich oder unbrauchbar waren, aber durchaus auch im Spaccio präsent sind: das perspektivische Prinzip, die Sprachtheorie, die Überlegungen zur Mathematik, die Transformation des Platonismus (am deutlichsten in den Eroici furori) sowie der gesamte Bereich Mnemonik, Kabbala und Lullismus. Nicht daß man denken sollte, an Tolands Stelle hätte Bruno sich nie mit Libertins, Freimaurern und Geheimbündlern eingelassen, aber was ihm vorschwebte, wäre dann wohl eine etwas andere Geheimbündelei, eine andere Freimaurerei, ein anderer Libertinismus. »Vedi dumque, cara sorella, come ne doma il tempo traditore, come tutti siamo sogetti alla mutazione: […] Andiamo e non torniamo medesimi; […] La veritade sola con l’absoluta virtude è immutabile et immortale«.107

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S. u., S. 72.

BIBLIOGRAPHIE

Ausgaben des Spaccio Nachdrucke der Originalausgabe Spaccio de la bestia trionfante, hg. von Rita Sturlese, Napoli 1994. Spaccio de la bestia trionfante, hg. von Eugenio Canone, (Opere italiane. Ristampa anastatica delle cinquecentine, III), Firenze 1999.

Deutsche Ausgaben Die Vertreibung der triumphierenden Bestie, übers. von Ludwig Kuhlenbeck, Leipzig 1904 (Gesammelte Werke, 2). Die Vertreibung der triumphierenden Bestie, übers. von Paul Seliger, 1. Aufl. Berlin [1904], 2. Aufl. Berlin [ca. 1907].

Italienische Ausgabe Spaccio de la bestia trionfante, hg. von Michele Ciliberto, Milano 1985.

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Sonstige Ausgaben von Brunos Schriften Opere latine: Il triplice minimo, La monade, il numero e la figura, L’immenso e gli innumerabili, übers. von Carlo Monti, Torino 1980. Von der Ursache, dem Prinzip und dem Einen, hg. von Paul Richard Blum, 7. Aufl. Hamburg 1993. Poemi filosofici latini. Ristampa anastatica delle cinquecentine, hg. von Eugenio Canone, La Spezia 2000. Opere magiche, hg. von Simonetta Bassi u. a., Milano 2000. Corpus iconographicum. Le incisioni nelle opere a stampa, hg. von Mino Gabriele, Milano 2001. Opere mnemoniche, hg. von Marco Matteoli u. a., Milano 2004.

Digitalisierte Ausgaben Spaccio de la bestia trionfante, London 1584, zugänglich im Internet (vermittels wissenschaftlicher Institutionen): EEBO Early English Books Online. Opera omnia, CD-ROM hg. von Roberto Bombacigno und Sandro Mancini, Milano 1998. Opere complete, CD-ROM hg. von Nuccio Ordine, Roma/Torino 1998.

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Sigla BW Giordano Bruno, Werke, hg. von Thomas Leinkauf, unter Mitwirkung von Elisabeth Blum, Paul Richard Blum, Angelika Bönker-Vallon, Eugenio Canone, Sergius Kodera, Maria Moog-Grünewald, u. a., Hamburg 2007 ff. BSp Spaccio de la bestia trionfante, hg. von Eugenio Canone, Milano 2000. DI Dialoghi italiani, hg. von Giovanni Gentile und Giovanni Aquilecchia, Firenze 1958 (mehrfach nachgedruckt). OC Oeuvres complètes de Giordano Bruno, hg. von Yves Hersant und Nuccio Ordine, [Textbearbeitung von Giovanni Aquilecchia], Paris 1993–1999 (7 Bde. in 8 Teilen; darin Bd. V, 1–2: Spaccio). OL Opera latine conscripta, hg. von F. Fiorentino, F. Tocco u. a., Napoli-Firenze 1879–1891 (3 Bde. in 8 Teilen; nachgedruckt Stuttgart-Bad Cannstatt 1961–62.

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G I O R DA N O B RU N O Nol ano spaccio de la bestia trionfante proposto da giove, effettuato dal conseglio, revelato da mercurio, recitato da sofia, udito da saulino, registrato dal nolano; diviso in tre dialogi, subdivisi in tre parti; consecrato al molto illustre et eccellente cavalliero signor filippo sidneo.

Stampato in Parigi MDLXXXIIII

G I O R DA N O B RU N O Nol ano Austreibung des triumphierenden Tieres von Jupiter geplant, vom Rat in die Tat umgesetzt, von Merkur offenbart, von Sophia vorgetragen, von Saulino vernommen, vom Nolaner aufgezeichnet; in drei Dialoge gegliedert, in je drei Teilstücke untergliedert; Gewidmet dem höchst ruhmreichen und vortrefflichen Ritter Herrn Philipp Sidney.

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Gedruckt zu Paris. MDLXXXIIII

DI 549 ¦ 550

E P I S T O L A E SP L I C AT O R IA Epistola esplicatoria scritta al molto illustre et eccellente Cavalliero Signor Filippo Sidneo dal Nolano.

Cieco chi non vede il sole, stolto chi nol conosce, ingrato chi nol ringrazia; se tanto è il lume, tanto il bene, tanto il beneficio: per cui risplende, per cui eccelle, per cui giova; maestro de sensi, padre di sustanze, autor di vita. Or non so qual mi sarei, eccellente Signore, se io non stimasse il vostro ingegno, non onorasse gli vostri costumi, non celebrasse gli vostri meriti: con gli quali vi siete scuoperto a me nel primo principio ch’io giunsi a l’isola Britannica, per quanto v’ha conceduto il tempo; vi manifestate a molti, per quanto l’occasione vi presenta; e remirate a tutti, per quanto vi mostra la vostra natural inclinazione veramente eroica. Lasciando dumque il pensier de i tutti a i tutti, et il dover de molti a molti, non permetta il fato, che io per quel tanto che spetta al mio particolare, come tal volta mi son mostrato sensitivo verso le moleste et importune discortesie d’alcuni: cossì avanti gli occhi de l’eternità vegna a lasciar nota d’ingratitudine, voltando le spalli a la vostra | bella, fortunata e cortesissima patria, prima ch’al meno con segno di riconoscenza non vi salutasse, gionto al generosissimo e gentilissimo spirito del ¦ signor Folco Grivello: il quale, come con lacci di stretta e lunga amicizia (con cui siete allevati, nodriti e cresciuti insieme) vi sta congionto, cossì nelle molte e degne, esterne et interne perfezzioni v’assomiglia; et al mio riguardo fu egli quel secondo che, appresso gli vostri primi, gli secondi offici mi propose et offerse: quali io arrei accettati, e lui certo arrebe effettuati, se tra noi non avesse sparso il suo arsenito de vili, maligni et ignobili interessati l’invidiosa Erinni.

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E R L ÄU T E R N D E R B R I E F

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Gerichtet an den ruhmreichen und vortrefflichen Ritter Herrn Philipp Sidney vom Nolaner.

Blind ist, wer die Sonne nicht sieht, dumm, wer sie nicht kennt, undankbar, wer ihr nicht Dank erweist, da sie durch so viel an Licht, an Gutem und an Wohltat erstrahlt, sich auszeichnet und nützt als Lehrmeister der Sinne, Vater der Substanzen und Erzeuger des Lebens. Und ich, erhabner Herr, wär nun – ich weiß nicht was! – schätzte ich nicht Ihren Geist, ehrte ich nicht Ihre Sitten und feierte nicht Ihr Verdienst, so wie Sie sich mir, wann immer die Zeitumstände es Ihnen erlaubten, von Anfang an, seit ich auf die Britische Insel kam, offenbart haben; so wie Sie, wann immer sich Ihnen Gelegenheit bietet, sich vielen erweisen; und so wie Sie, wann immer Ihre wahrhaft heroische natürliche Neigung es gebietet, alle bedenken. Also will ich die Sorge aller allen überlassen und die Pflicht der vielen den vielen, aber das Verhängnis verhüte, daß ich, was mich als Einzelnen angeht – der ich mich ja bisweilen gegen die lästigen und peinlichen Unhöflichkeiten gewisser Personen empfindlich gezeigt habe – dermaßen vor dem Auge der Ewigkeit den Eindruck von Undankbarkeit hinterließe, daß ich Ihrer schönen, glückseligen und edelgesitteten Heimat den Rücken kehrte, ohne mich zuvor wenigstens mit einem Zeichen der Erkenntlichkeit von Ihnen verabschiedet zu haben und zugleich von jenem höchst großzügigen und edlen Geist, dem Herren Fulk Greville, der Ihnen ebenso durch die Bande engster und langdauernder Freundschaft verbunden ist (in der Ihr im Heranwachsen gemeinsam erzogen und ernährt wurdet), wie er Ihnen auch in vielen trefflichen äußeren und inneren Vorzügen ähnelt. Und mir gegenüber war er der zweite nach Ihnen, der nach Ihren ersten Gefälligkeiten mir die nächsten anbot und in Aussicht stellte. Ich hätte sie auch angenommen, und er sie gewiß in die Tat umgesetzt, hätte nicht die neidische Erynnie durch feige, boshafte und niederträchtige Intriganten ihr Gift zwischen uns ausgesät.

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epistola esplicatoria

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Sì che (serbando a lui qualch’altra materia) ecco a voi presento questo numero de dialogi, li quali certamente saranno cossì buoni o tristi, preggiati o indegni, eccellenti o vili, dotti o ignoranti, alti o bassi, profittevoli o disutili, fertili o sterili, gravi o dissoluti, religiosi o profani: come di quei, nelle mani de quali potran venire, altri son de l’una, altri de l’altra contraria maniera. E perché il numero de stolti e perversi è incomparabilmente più grande che de sapienti e giusti, aviene che se voglio remirare alla gloria o altri frutti che parturisce la moltitudine de voci, tanto manca ch’io debba sperar lieto successo del mio studio e lavoro, che più tosto ho da aspettar materia de discontentezza, e da stimar molto meglior il silenzio ch’il parlare. Ma se fo conto de l’occhio de l’eterna veritade, a cui le cose son tanto più preciose et illustri, quanto talvolta non solo son da più pochi conosciute, cercate e possedute, ma et oltre tenute a vile, biasimate, perseguitate: accade ch’io tanto più mi forze a fendere il | corso de l’impetuoso torrente, quanto gli veggio maggior vigore aggionto dal turbido, profondo e clivoso varco. Cossì dumque lasciaremo la moltitudine ridersi, scherzare, burlare e vagheggiarsi su la superficie de mimici, comici et istrionici Sileni, sotto gli quali sta ricoperto, ascoso e sicuro il tesoro della bontade e veritade: come per il contrario si trovano più che molti, che sotto il severo ciglio, volto sommesso, prolissa barba, e toga maestrale e grave, studiosamente a danno ¦ universale conchiudeno l’ignoranza non men vile che boriosa, e non manco perniciosa che celebrata ribaldaria. Qua molti che per sua bontà e dottrina non possono vendersi per dotti e buoni, facilmente potranno farse innanzi mostrando quanto noi siamo ignoranti e viziosi: ma sa Dio, conosce la verità infallibile che come tal sorte d’uomini son stolti, perversi e scelerati, cossì io in miei pensieri, paroli e gesti non so, non ho, non pretendo altro che sincerità, simplicità, verità. Talmente sarà giudicato dove l’opre et effetti eroici

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Ihnen also (denn für ihn halte ich einen anderen Gegenstand in Reserve) widme ich hiermit diese Folge von Dialogen, die gewiß gerade so gut oder schlecht, schätzenswert oder nichtswürdig, hervorragend oder gemein, gelehrt oder unwissend, hoch oder niedrig, nützlich oder unnütz, fruchtbar oder unfruchtbar, seriös oder frivol, religiös oder profan sein werden, wie die, in deren Hände sie geraten mögen, teils von der einen, teils von der anderen entgegengesetzten Sorte sind. Und weil die Anzahl der Dummen und Verderbten unvergleichlich größer ist als die der Weisen und Gerechten, dürfte ich mir, wenn ich auf Ruhm oder anderen Vorteil sähe, den die Zustimmung der Menge spendet, keineswegs einen erfreulichen Erfolg für meine Mühe und Arbeit, sondern Stoff zur Unzufriedenheit erwarten und es beiweitem vorziehen, zu schweigen als zu reden. Aber wenn ich mich auf das Auge der ewigen Wahrheit besinne, vor dem die Dinge um so wertvoller und glänzender dastehen, wenn sie bisweilen nur von den Wenigsten erkannt, gesucht und erlangt, ja, wenn sie gar geringgeschätzt, verleumdet und verfolgt werden, dann geschieht es, daß ich mich um so mehr gegen den Strom des Wildbaches anzukämpfen zwinge, je größere Kraft ich ihm aus der aufgewühlten, tiefen und zerklüfteten Schlucht zuwachsen sehe. Lassen wir also die Menge lachen, Witze reißen, spotten und sich lustig machen über die Außenseite der mimischen, komischen und histrionischen Silene, unter deren Bedeckung der Schatz der Güte und Wahrheit sicher verborgen bleibt. Findet man ja dagegen gar zu viele, die unter strengen Brauen, beherrschten Zügen, wallendem Bart und ehrwürdigem gelehrtem Gewand geflissentlich zu allgemeinem Schaden eine ebenso gemeine wie prahlerische Ignoranz und eine nicht weniger verderbliche als hochgelobte Schurkerei verkappen. Hier können sich nun viele leicht zu Wort melden, die sich nicht aufgrund ihrer eigenen Güte und Gelehrsamkeit für gelehrt und gut verkaufen können, um zu zeigen, wie unwissend und lasterhaft wir sind. Aber Gott weiß es und die unfehlbare Wahrheit erkennt es, daß – so wahr diese Sorte Menschen dumm, verderbt und verbrecherisch sind – ich in meinen Gedanken, Worten und Werken nichts anderes weiß, noch habe, noch anstrebe als Aufrichtigkeit, Einfachheit und Wahrheit. So wird man urteilen, wo man nicht glaubt, daß heroische Werke und

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non saran creduti frutti de nessun valore e vani; dove non è giudicata somma sapienza il credere senza discrezzione; dove si distingueno le imposture de gli uomini da gli consegli divini; dove non è giudicato atto di religione e pietà sopra umana il pervertere la legge naturale; dove la studiosa contemplazione non è pazzia; dove ne l’avara possessione non consiste l’onore; in atti di gola la splendidezza; nella moltitudine de servi qualumque sieno, la riputazione; nel meglio vestire, la dignità; nel più avere, la grandezza; nelle maraviglie, la verità; nella malizia, | la prudenza; nel tradimento, l’accortezza; ne la decepzione, la prudenza; nel fengere, il saper vivere; nel furore, la fortezza; ne la forza, la legge; ne la tirannia, la giustizia; ne la violenza, il giudicio: e cossì si va discorrendo per tutto. Qua Giordano parla per volgare, nomina liberamente, dona il proprio nome a chi la natura dona il proprio essere; non dice vergognoso quel che fa degno la natura; non cuopre quel ch’ella mostra aperto; chiama il pane, pane; il vino, vino; il capo, capo; il piede, piede; et altre parti, di proprio nome; dice il mangiare, mangiare; il dormire, dormire; il bere, bere: e cossì gli altri atti naturali significa con proprio titolo. Ha gli miracoli per miracoli; le prodezze e maraviglie, per prodezze e maraviglie; la verità per verità, la dottrina per ¦ dottrina, la bontà e virtù per bontà e virtù, le imposture per imposture, gl’inganni per inganni, il coltello e fuoco per coltello e fuoco, le paroli e sogni per paroli e sogni, la pace per pace, l’amore per amore. Stima gli filosofi per filosofi, gli pedanti per pedanti, gli monachi per monachi, li ministri per ministri, li predicanti per predicanti, le sanguisughe per sanguisughe, gli disutili, montainbanco, ciarlatani, bagattellieri, barattoni, istrioni, papagalli, per quel che si dicono, mostrano e sono; ha gli operarii, benèfici, sapienti et eroi per questo medesimo. Orsù, orsù: questo, come cittadino e domestico del mondo, figlio del padre Sole e de la Terra madre, perché ama troppo il mondo, veggiamo come debba

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Leistungen gänzlich wertlose und eitle Früchte seien; wo man nicht bloßen Glauben ohne Einsicht für die höchste Weisheit hält; wo man menschlichen Betrug von göttlichem Ratschluß zu unterscheiden weiß; wo das Verdrehen des Naturgesetzes nicht als übermenschliche religiöse und fromme Tat angesehen wird; wo die fleißige Betrachtung kein Wahn ist; wo die Ehre nicht im gierigen Erraffen besteht; der Glanz nicht in Akten der Gefräßigkeit; das Ansehen nicht in der Menge der Diener, welcher Art auch immer; die Würde nicht in besserer Kleidung; die Größe nicht in mehr Habe; die Wahrheit nicht in Wundern; die Klugheit nicht in Bosheit; die Schlagfertigkeit nicht in Verrat; die Klugheit nicht in Vorspiegelungen; die Lebensart nicht in Verstellung; die Tapferkeit nicht in der Raserei; das Gesetz nicht in der Stärke; die Gerechtigkeit nicht in der Tyrannei; das Urteil nicht in der Gewalt – und weiter in diesem Sinne bis zum Schluß. Hier spricht Giordano Klartext in Volkes Sprache, benennt freiheraus und gibt den Dingen ihren eigenen Namen, so wie ihnen die Natur ihr eigenes Dasein gibt; er nennt nicht schändlich, was die Natur würdig macht; er bedeckt nicht, was sie offen zeigt; er nennt das Brot Brot, den Wein Wein, den Kopf Kopf, den Fuß Fuß, und die anderen Teile bei ihrem je eigenen Namen; er sagt zum Essen Essen, zum Schlafen Schlafen, zum Trinken Trinken und bezeichnet so auch die anderen natürlichen Akte mit dem ihnen zukommenden Titel. Er hält die Mirakel für Mirakel, die Großtaten und Wundertaten für Großtaten und Wundertaten, die Wahrheit für Wahrheit, die Gelehrsamkeit für Gelehrsamkeit, die Güte und Tugend für Güte und Tugend, die Vorspiegelungen für Vorspiegelungen, die Betrügereien für Betrügereien, das Feuer und Schwert für Feuer und Schwert, die Worte und Träume für Worte und Träume, den Frieden für Frieden, die Liebe für Liebe. Er achtet die Philosophen für Philosophen, die Pedanten für Pedanten, die Mönche für Mönche, die Diener für Diener, die Prediger für Prediger, die Blutsauger für Blutsauger, die Taugenichtse, Gaukler, Scharlatane, Possenreißer, Taschenspieler, Schmierenkomödianten und Papageien für geradeso wie sie heißen, sich zeigen und sind; er hält die Arbeitsamen, Wohltätigen, Weisen und Helden für genau das. Nur zu, nur zu: Weil dieser als Bürger und Gefolgsmann der Welt, als Sohn des Vaters Sonne und der Mutter Erde die Welt allzusehr liebt, werden wir sehen, wie er gehaßt, verleum-

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essere odiato, biasimato, perseguitato e spinto da quello. Ma in questo mentre non stia ocioso, né mal occupato su l’aspettar de la sua morte, della sua transmigrazione, del suo cangiamento. | Oggi presente al Sidneo gli numerati et ordinati semi della sua moral filosofia; non perché come cosa nuova le mire, le conosca, le intenda: ma perché le essamine, considere e giudichi; accettando tutto quel che si deve accettare, iscusando tutto quel che si deve iscusare, e defendendo tutto quel che si deve defendere: contra le rughe e supercilio d’ipocriti, il dente e naso de scìoli, la lima e sibilo de pedanti. Avertendo gli primi, che lo stimino certo di quella religione la quale comincia, cresce e si mantiene con suscitar morti, sanar infermi e donar del suo: e non può essere affetto dove si rapisce quel d’altro, si stroppiano i sani et uccidono gli vivi. Consegliando a gli secondi che si convertano a l’intelletto agente e sole intellettuale, pregandolo che porga lume a chi non n’ha. Facendo intendere a gli terzi che a noi non conviene l’essere (quali ¦ essi sono) schiavi de certe e determinate voci e paroli: ma per grazia de dèi ne è lecito e siamo in libertà di far quelle servire a noi prendendole et accomodandole a nostro commodo e piacere. Cossì non ne siano molesti gli primi con la perversa conscienza, gli secondi con il cieco vedere, gli terzi con la mal impiegata sollecitudine: se non vogliono esser arguiti gli primi de stoltizia, invidia e malignitade; ripresi gli secondi d’ignoranza, presunzione e temeritade; notati gli terzi de viltà, leggerezza e vanitade: per non esserse gli primi astenuti dalla rigida censura de nostri giudicii, gli secondi da proterva calunnia de nostri sentimenti, gli terzi dal sciocco crivellar de nostre paroli. Or per venire a far intendere a chiumque vuole e puote la mia intenzione ne gli presenti discorsi: io | protesto e certifico, che per quanto

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det, verfolgt und aus der Welt verstoßen werden muß. Aber unterdessen soll er wenigstens nicht müßig bleiben oder schlecht beschäftigt sein in Erwartung seines Todes, seines Übergangs, seiner Verwandlung. Heute bringt er Sidney die gezählten und geordneten Keime seiner Moralphilosophie dar; nicht damit der sie als etwas Neues betrachte, erkenne und verstehe, sondern damit er sie prüfe, erwäge und beurteile: alles annehme, was angenommen werden muß, alles entschuldige, was entschuldigt werden muß und alles verteidige, was verteidigt werden muß gegen das Stirnrunzeln und Brauenhochziehen der Heuchler, gegen das Zähnefletschen und die Naseweisheit der Halbwisser und gegen das Feilen und Zischeln der Pedanten. Den ersten tut er hiermit kund, sie sollten ihn für einen überzeugten Anhänger jener Religion halten, die damit beginnt, daran wächst und sich darin erhält, die Toten aufzuerwecken, die Kranken zu heilen und vom eigenen Gut zu spenden und dort keine Sympathie erregen kann, wo man des Nächsten Gut raubt, die Gesunden verkrüppelt und die Lebenden tötet. Den zweiten rät er, sie sollten sich zum tätigen Intellekt und zur geistigen Sonne bekehren und zu ihr beten, Licht zu spenden dem, der keines hat. Den dritten gibt er zu verstehen, für uns zieme es sich nicht, so wie sie die Sklaven bestimmter und festgesetzter Ausdrücke und Wörter zu sein, vielmehr stehe uns durch der Götter Gnade zu und frei, die Wörter uns dienstbar zu machen und sie zu nehmen und setzen, wie es uns paßt und beliebt. Also sollen uns die Heuchler nicht mit ihrem pervertierten Gewissen belästigen, die Narren nicht mit ihren blinden Ansichten, die Pedanten nicht mit ihrem unangebrachten Eifer, falls die ersten nicht ihrer Blödheit, ihres Neides und ihrer Bosheit angeklagt werden wollen, die zweiten nicht für ihre Ignoranz, Anmaßung und Frechheit getadelt, die dritten nicht ihrer Niedertracht, Minderwertigkeit und Eitelkeit überführt, da sich die ersten nicht der starren Kritik an unseren Urteilen enthalten haben, die zweiten nicht der schändlichen Verleumdung unserer Meinungen, die dritten nicht des albernen Durchhechelns unserer Worte. Um nun daran zu gehen, einem jeden, der es mag und vermag, meine Absicht in diesen gegenwärtigen Gesprächen verständlich zu machen, so beanspruche und versichere ich, daß ich für meinen Teil

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appartiene a me, approvo quel che comunmente da tutti savii e buoni è stimato degno di essere approvato; e riprovo con gli medesimi il contrario. E però priego e scongiuro tutti, che non sia qualch’uno di animo tanto enorme, e spirito tanto maligno, che voglia definire, donando ad intendere a sé et ad altri, che ciò che sta scritto in questo volume, sia detto da me come assertivamente; né creda (se vuol credere il vero) che io, o per sé o per accidente, voglia in punto alcuno prender mira contra la verità, e balestrar contra l’onesto, utile, naturale, e per conseguenza divino: ma tegna per fermo che con tutto il mio sforzo attendo al contrario; e se tal volta aviene ch’egli non possa esser capace di questo, non si determine: ma reste in dubio, sin tanto che non vegna risoluto, dopo penetrato entro la midolla del senso. Considere appresso che questi son dialogi, dove sono interlocutori gli quali fanno la lor voce, e da quali son raportati gli discorsi de molti e molti altri, che parimente abondano nel proprio senso, raggionando con quel fervore e zelo che massime può ¦ essere et è appropriato a essi. Per tanto non sia chi pense altrimente, eccetto che questi tre dialogi son stati messi e distesi sol per materia e suggetto d’un artificio futuro; perché, essendo io in intenzione di trattar la moral filosofia secondo il lume interno che in me have irradiato et irradia il divino sole intellettuale, mi par espediente prima di preponere certi preludii a similitudine de musici: imbozzar certi occolti e confusi delineamenti et ombre, come gli pittori; ordire e distendere certa fila, come le tessetrici; e gittar certi bassi, profondi | e ciechi fondamenti come gli grandi edificatori: il che non mi parea più convenientemente poter effettuarsi, se non con ponere in numero e certo ordine tutte le prime forme de la moralità, che sono le virtudi e vizii capitali; nel modo che vedrete al presente introdutto un repentito Giove ch’avea colmo di tante bestie come di tanti vizii il cielo, secondo la forma di quarant’otto famose imagini; et ora consultar di bandir quelli dal cielo, da la gloria e luogo d’esaltazione: destinandogli per il

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billige, was allgemein von allen Guten und Weisen für billigenswert gehalten wird, und mit selbigen das Gegenteil tadle. Ich bitte und beschwöre aber alle, keiner solle so verkehrten Geistes und so boshaften Sinnes sein, festzustellen (und dabei sich und anderen etwas weiszumachen), ich hätte das, was in diesem Band geschrieben steht, als positive Behauptung aufgestellt; auch soll er nicht glauben (wenn er das Wahre glauben will), ich wolle, sei es per se oder per accidens, in irgendeinem Punkt die Wahrheit aufs Korn nehmen und gegen das Ehrwürdige, Nützliche, Natürliche und folglich das Göttliche anschießen, sondern er halte es für gesichert, daß ich aus allen meinen Kräften das Gegenteil anstrebe; und sollte es gelegentlich passieren, daß er dies nicht begreifen kann, soll er sich nicht festlegen, sondern im Zweifel bleiben, bis er auf die Lösung kommt, nachdem er bis ins Mark des inneren Sinnes gedrungen ist. Er bedenke zudem, daß dies Dialoge sind, in denen die Sprecher ihre eigenen Stimmen geltend machen und noch die Gespräche sehr vieler anderer wiedergeben, welche ebenso in ihre je eigene Richtung ausschweifen und dabei mit dem ihnen möglichen und vertretbaren Höchstmaß an Hitze und Eifer räsonieren. Daher soll keiner etwas anderes denken, als daß diese drei Dialoge bloß als Stoff und Entwurf eines künftigen Werkstücks aufgesetzt und aufgeschrieben wurden; denn da ich beabsichtige, die Moralphilosophie dem inneren Licht entsprechend zu behandeln, das die göttliche Sonne des Intellekts in mir erstrahlen ließ und erstrahlen läßt, halte ich es für notwendig, zuerst wie die Musikanten etliche Vorspiele vorauszuschikken, wie die Maler etliche verborgene und ineinanderfließende Umrisse und Schatten zu entwerfen, wie die Weberinnen etliche Fäden anzuzetteln und auszuspannen und wie die großen Baumeister etliche tiefliegende, profunde und unsichtbare Fundamente zu legen. Und dies schien mir auf keine geeignetere Weise machbar, als durch das Numerieren und eine bestimmte Anordnung aller ersten Formen der Sittlichkeit – nämlich der Haupttugenden und der Hauptlaster. Also bekommt ihr gegenwärtig einen reuigen Jupiter vorgestellt, der den Himmel mit so vielen Lastern als Tieren in Gestalt von achtundvierzig wohlbekannten Sternbildern erfüllt hatte; und der geht nun mit sich zu rate, sie vom Himmel, von der Glorie und dem Ort der Erhöhung zu verbannen und den meisten von ihnen bestimmte Bereiche auf der

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più certe regioni in terra; et in quelle medesime stanze facendo succedere le già tanto tempo bandite e tanto indegnamente disperse virtudi. Or mentre ciò si mette in esecuzione, se vedete vituperar cose che vi paiono indegne di vitupèro, spreggiate cose degne di stima, inalzate cose meritevoli di biasimo; e per il contrario: abbiate tutto per detto (anco da quei che possono nel suo grado dirlo) indefinitamente, come messo in difficultade, posto in campo, cacciato in teatro; che aspetta di essere essaminato, discusso e messo al paragone: quando si consertarà la musica, si figurarà ¦ la imagine, s’intesserà la tela, s’inalzarà il tetto. In questo mentre Sofia presenta Sofia, Saulino fa il Saulino, Giove il Giove: Momo, Giunone, Venere et altri Greci o Egizzii, dissoluti o gravi, quel che essi e qual essi sono, e puote appropriarsi alla condizion e natura che possono presentare. Se vedete seriosi e giocosi propositi, pensate che tutti sono equalmente degni d’essere con non ordinarii occhiali remirati. In conclusione, non abbiate altro per definito che l’ordine et il numero de soggetti della considerazion morale, insieme con gli fondamenti di tal filosofia, la qual tutta intieramente | vedrete figurata in essi. Del resto, in questo mezzo ogn’uno prenda gli frutti che può, secondo la capacità del proprio vase: perché non è cosa sì ria, che non si converta in profitto et utile de buoni; e non è cosa tanto buona e degna, che non possa esser caggione e materia di scandalo a ribaldi. Qua dumque avendo tutto l’altro (onde non si può raccòrre degno frutto di dottrina) per cosa dubia, suspetta et impendente, prendasi per final nostro intento l’ordine, l’intavolatura, la disposizione, l’indice del metodo, l’arbore, il teatro e campo de le virtudi e vizii: dove appresso s’ha da discorrere, inquirere, informarsi, addirizzarsi, distendersi, rimenarsi et accamparsi con altre considerazioni; quando determinando del tutto secondo il nostro lume e propria intenzione, ne esplicaremo in altri et altri particulari dialogi: ne li quali l’universal architettura di cotal filo-

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Erde einzuräumen, in selbige Räume aber die schon seit allzulanger Zeit verbannten und in so unwürdiger Weise versprengten Tugenden einziehen zu lassen. Wenn ihr nun, während diese Maßnahmen durchgeführt werden, seht, daß Dinge getadelt werden, die nicht tadelnswert scheinen, daß achtenswerte Dinge verachtet werden, daß Dinge hochgelobt werden, die Schelte verdient haben, und viceversa, so haltet dies alles für nur vorläufig gesagt (zumal von denen, die es nach ihrem Belieben sagen können), gleichsam als auf die Probe gestellt und auf die Bühne gebracht; und es wartet darauf, dann geprüft, diskutiert und verglichen zu werden, wenn künftig die Musik gespielt, das Bild gestaltet, das Gewebe gewebt und das Dach aufgerichtet wird. Inzwischen bis es soweit ist, stellt Sofia die Sofia dar, Saulino spielt den Saulino und Jupiter den Jupiter und Momus, Juno, Venus und die anderen, Griechen wie Ägypter, lasterhaft oder sittenstreng, jeweils das, was und wie sie sind und was zu der Natur und Beschaffenheit paßt, die sie darstellen können. Ob ihr ernsthafte oder scherzhafte Vorstellungen seht, denkt daran, daß sie es alle gleich wert sind, durch keine gewöhnliche Brille betrachtet zu werden. Folglich sollt ihr nichts für endgültig festgelegt halten außer der Ordnung und Zahl der Gegenstände moralischer Betrachtung mitsamt den Grundlagen jener Philosophie, die ihr darin als vollständiges Ganzes figürlich dargestellt sehen werdet. Ansonsten soll vorläufig ein jeder die Früchte sammeln, die er je nach dem Fassungsvermögen seines eigenen Behälters erlangen kann, denn kein Ding ist so schlecht, daß es sich den Guten nicht zu Nutzen und Gewinn wenden, und kein Ding so gut und wertvoll, das den Bösewichten nicht Ursache und Stoff zum Ärgernis werden könnte. Während man also alles andere (woraus man nicht wertvolle Früchte an Belehrung ziehen kann) für zweifelhaft, verdächtig und ungewiß halten soll, sehe man unsere letztgültige Absicht hier in der Anordnung, Aufstellung, Verteilung, dem Aufzeigen der Methode, dem Baum, dem Theater und Feld der Tugenden und Laster, wo man sodann diskutieren, untersuchen, sich informieren, sich einüben, sich anstrengen, sich rumschlagen und sich mit anderen Überlegungen auseinandersetzen soll, wenn wir dann alles nach dem Lichte unserer Vernunft und nach dem eigenen Verständnis festgelegt und es in vielen anderen Einzeldialogen erläutert haben werden, in denen die Gesamtarchitektur einer solchen

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sofia verrà pienamente compita; e dove raggionaremo più per modo definitivo. Abbiamo dumque qua un Giove non preso per troppo leggitimo e buon vicario, o luogotenente del primo principio ¦ e causa universale: ma ben tolto qual cosa variabile, suggetta al fato della mutazione. Però conoscendo egli che in tutto uno infinito ente e sustanza sono le nature particolari infinite et innumerabili (de quali egli è un individuo) che come in sustanza, essenza e natura sono uno: cossì per raggion del numero che subintrano, incorreno innumerabili vicissitudini e specie di moto e mutazione. Ciascuna dumque di esse, e particularmente Giove, si trova esser tale individuo, sotto tal composizione, con tali accidenti e circonstanze, posto in numero | per differenze che nascono da le contrarietadi, le quali tutte si riducono ad una originale e prima, che è primo principio de tutte l’altre, che sono efficienti prossimi d’ogni cangiamento e vicissitudine: per cui come da quel che prima non era Giove, appresso fu fatto Giove, cossì da quel ch’al presente è Giove, al fine sarà altro che Giove. Conosce che dell’eterna sustanza corporea (la quale non è denihilabile né adnihilabile, ma rarefabile, inspessabile, formabile, ordinabile, figurabile) la composizione si dissolve, si cangia la complessione, si muta la figura, si altera l’essere, si varia la fortuna: rimanendo sempre quel che sono in sustanza gli elementi; e quell’istesso che fu sempre perseverando l’uno principio materiale, che è vera sustanza de le cose, eterna, ingenerabile, incorrottibile. Conosce bene che dell’eterna sustanza incorporea niente si cangia, si forma o si difforma; ma sempre rimane pur quella, che non può essere suggetto de dissoluzione, come non è possibil che sia suggetto di composizione: e però né per sé né per accidente alcuno può esser detta morire; perché morte non è altro che divorzio de parti congionte nel composto, dove rimanendo tutto l’essere sustanziale (il quale non può perdersi) di ciascuna,

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Philosophie vollendet dargestellt wird; und dort werden wir auf mehr definitive Weise sprechen. Wir haben da also einen Jupiter, der nicht als ein allzu legitimer und guter Stellvertreter und Platzhalter des ersten Prinzips und der universalen Ursache verstanden wird, vielmehr als ein wandelbares Ding betrachtet, das dem Verhängnis der Veränderung unterworfen ist. Er weiß aber, daß es in dem ganzen einen unendlichen Seienden und der Substanz unendlich und unzählbar viele einzelne Naturen gibt (von denen er ein Individuum ist), denen, während sie der Substanz, Essenz und Natur nach eins sind, aufgrund ihrer Unterordnung unter die Zahl unzählige Wechselfälle und Arten von Bewegung und Veränderung widerfahren. Ein jedes von ihnen, und besonders Jupiter, erweist sich also als solch ein Individuum mit einer solchen Zusammensetzung, mit solchen Akzidenzien und Umständen, der Zahl untergeordnet durch Unterschiede, die aus den Gegensätzen entstehen; diese Gegensätze sind alle auf einen ursprünglichen ersten als dem ersten Prinzip aller anderen zurückzuführen und sind ihrerseits die nächsten Wirkursachen jeder Veränderung und jedes Wechsels. Wie er daher aus dem, was vorher nicht Jupiter war, dann zu Jupiter gemacht wurde, wird er ebenso aus dem, was gegenwärtig Jupiter ist, am Ende zu etwas anderem als Jupiter. Er weiß, daß an der ewigen körperlichen Substanz (die nicht denihiliert oder anihiliert werden kann, sondern bloß verdünnt, verdichtet, geformt, geordnet und gestaltet) die Zusammensetzung sich auflöst, die Mischung sich ändert, die Gestalt sich wandelt, das Sein wechselt, das Schicksal wendet, während die Elemente immer bleiben, was sie ihrer Substanz nach sind, wie auch das, was selbst immer fortdauernd das eine materielle Prinzip war und die wahre Substanz der Dinge ist, ewig, unerzeugbar und unverweslich ist. Er weiß sehr wohl, daß sich an der ewigen unkörperlichen Substanz nichts verändert, formt oder deformiert; sondern sie bleibt stets dieselbe, da sie nicht Gegenstand der Auflösung sein kann, wie es unmöglich ist, daß sie Gegenstand der Zusammensetzung sein könnte, und daher kann von ihr weder an sich noch irgendwie per accidens gesagt werden, daß sie stürbe; denn der Tod ist nichts anderes als die Scheidung der im Zusammengesetzten verbundenen Teile, wobei das gesamte substantielle Sein eines jeden Teiles (das nicht verlorengehen kann) erhalten bleibt,

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cessa quell’accidente d’amicizia, d’accordo, di complessione, unione et ordine. Sa che la sustanza spirituale, ben ch’abbia familiarità con gli corpi, non si deve stimar che propriamente vegna in composizione o mistione con quelli: perché questo conviene a corpo con corpo, a parte di materia ¦ complessionata d’un modo con parte di materia complessionata d’un’altra maniera; ma è una cosa, un principio efficiente et informativo da dentro; dal | quale, per il quale e circa il quale si fa la composizione: et è a punto come il nocchiero a la nave, il padre di fameglia in casa, et uno artefice non esterno, ma che da entro fabrica, contempra e conserva l’edificio; et in esso è l’efficacia di tener uniti gli contrarii elementi, contemperar insieme come in certa armonia le discordante qualitadi, a far e mantenir la composizione d’uno animale. Esso intorce il subbio, ordisce la tela, intesse le fila, modera le tempre, pone gli ordini, digerisce e distribuisce gli spiriti, infibra le carni, stende le cartilagini, salda l’ossa, ramifica gli nervi, incava le arterie, infeconda le vene, fomenta il core, inspira gli polmoni, soccorre a tutto di dentro con il vital calore et umido radicale: onde tale ipostasi consista; e tal volto, figura e faccia appaia di fuori. Cossì si forma la stanza in tutte le cose dette animate, dal centro del core, o cosa proporzionale a quello, esplicando e figurando le membra, e quelle esplicate e figurate conservando. Cossì necessitato dal principio della dissoluzione, abandonando la sua architettura caggiona la ruina de l’edificio dissolvendo li contrarii elementi, rompendo la lega, togliendo la ipostatica composizione: per non posser eternamente con medesimi temperamenti perpetuando medesime fila, e conservando quegli ordini istessi, annidarsi in uno medesimo composto; però da le parti esterne e membra facendo la ri-

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während jenes Akzidens der Freundschaft, Übereinstimmung, Mischung, Vereinigung und Ordnung aufhört. Er weiß, daß man von der geistigen Substanz, wenn sie auch mit den Körpern vertrauten Umgang hat, nicht annehmen darf, daß sie sich im eigentlichen Sinn mit ihnen verbinde oder vermische; denn dies ist zulässig für einen Körper mit einem anderen, für einen Teil der Materie, der auf die eine Art gemischt ist mit einem anderen Teil der Materie, der auf andere Art gemischt ist; die geistige Substanz aber ist eine Ursache, ist ein wirkendes und formendes Prinzip von innen: von ihm, durch es und um es herum entsteht die Zusammensetzung, und es verhält sich ganz genau so wie der Steuermann zum Schiff, der Familienvater im Hause und wie ein Handwerker, der nicht außen steht, sondern das Gebäude von innen her erbaut, einrichtet und aufrechterhält; und in ihm besteht die Wirkkraft, die entgegengesetzten Elemente geeint zu erhalten und die einander widerstrebenden Eigenschaften sozusagen in einer gewissen Harmonie miteinander in Einklang zu bringen, um die Zusammensetzung eines Lebewesens zustandezubringen und zu erhalten. Es richtet den Webebaum, zettelt Gewebe an, verwebt die Fäden, mäßigt die Härten und bestimmt das Mischungsverhältnis, setzt die Ordnungen fest, scheidet und verteilt die Lebensgeister, verfasert das Fleisch, streckt die Sehnen aus, festigt die Knochen, verzweigt die Nerven, höhlt die Arterien, befruchtet die Venen, erwärmt das Herz, bläst die Lungen auf, unterhält von innen her alles mit der Lebenswärme und der Grundfeuchtigkeit; und daher hat eine solche Hypostase Bestand und ein solches Erscheinungsbild oder Gestalt oder Gesicht ist außen sichtbar. So formt dieses Prinzip sich seinen Aufenthaltsraum in allen Dingen, die beseelt genannt werden, ausgehend vom Zentrum des Herzens (oder was diesem entspricht), und es entfaltet und gestaltet die Glieder und erhält sie entfaltet und gestaltet. Und ebenso verursacht es, wenn es vom Prinzip der Auflösung genötigt seine Baustelle verläßt, den Einsturz des Gebäudes, indem es die entgegengesetzten Elemente voneinander löst, die Bindung durchbricht und die hypostatische Zusammensetzung aufhebt; denn es kann nicht ewig mit denselben Temperamenten dieselben Fasern aufrechterhaltend und ebendieselben Ordnungen wahrend sich in ein und derselben Zusammensetzung einnisten. Indem es daher aus den äußeren Teilen und Gliedern den Rückzug zum Herzen vollzieht

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tretta al core, e quasi riaccogliendo gl’insensibili stormenti et ordegni, mostra apertamente che per la medesima porta esce, per cui gli convenne una volta entrare. Sa Giove che non è verisimile né possibile, che se la materia corporale la quale è componibile, | divisibile, maneggiabile, contrattabile, ¦ formabile, mobile e consistente sotto il domìno, imperio e virtù de l’anima, non è adnihilabile, non è in punto o atomo adnullabile, per il contrario la natura più eccellente che impera, governa, presiede, muove, vivifica, invegeta, insensua, mantiene e contiene, sia di condizion peggiore: sia dico (come vogliono certi stolti sotto nome de filosofi) un atto che resulta da l’armonia, simmetria, complessione, et in fine un accidente che per la dissoluzione del composto vada in nulla insieme con la composizione; più tosto che principio e causa intrinseca di armonia, complessione e simmetria che da esso deriva: il quale non meno può sussistere senza il corpo, che il corpo che è da lui mosso, governato, e per sua presenza unito, e per sua absenza disperso, può essere senza lui. Questo principio dumque stima Giove esser quella sustanza che è veramente l’uomo, e non accidente che deriva dalla composizione. Questo è il nume, l’eroe, il demonio, il dio particolare, l’intelligenza: in cui, da cui, e per cui, come vegnon formate e si formano diverse complessioni e corpi, cossì viene a subintrare diverso essere in specie, diversi nomi, diverse fortune. Questo per esser quello che quanto a gli atti razionali et appetiti, secondo la raggione muove e governa il corpo, è superiore a quello, e non può essere da lui necessitato e constretto: aviene per l’alta giustizia che sopra siede alle cose tutte, che per gli disordinati affetti vegna nel medesimo o in altro corpo tormentato et ignobilito, e non debba aspettar il governo et administrazione di meglior stanza, quando si sarà mal guidato nel regimento d’un’altra. Per aver dumque ivi menata | vita (per essempio) ¦ cavallina o porcina, verrà (come molti filosofi più eccellenti hanno in-

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und dabei gleichsam seine sinnlosen Werkzeuge und Geräte wieder einsammelt, macht es offenkundig, daß es durch dieselbe Tür hinausgeht, durch die es ihm einst einzutreten beliebte. Jupiter weiß, wenn die körperliche Materie, die zusammensetzbar, teilbar, lenkbar, zusammenziehbar, formbar, beweglich und unter Herrschaft, Befehl und Wirksamkeit der Seele gestellt ist, unvernichtbar und in keinem einzigen Punkt oder Atom annullierbar ist, dann ist es weder wahrscheinlich noch möglich, daß sich dagegen die höhere Natur, die befiehlt, lenkt, vorsteht, bewegt, belebt, wachsen macht, Sinne verleiht, erhält und zusammenhält, in einer schlechteren Lage befände: Will sagen, daß sie – wie einige Dummköpfe unter dem Namen Philosophen es haben wollen – ein Akt wäre, der aus der Harmonie, Symmetrie und Komplexion hervorgeht, und letztlich ein Akzidens, das wegen der Auflösung der Zusammensetzung mitsamt der Zusammensetzung zunichtegeht, statt das Prinzip und die innere Ursache von Harmonie, Mischung und Symmetrie, welche sich von ihr herleiten; und dieses Prinzip kann nicht weniger ohne den Körper bestehen, als der Körper, der von ihm bewegt und gelenkt und durch seine Anwesenheit geeint und durch seine Abwesenheit zerstreut wird, nicht ohne es sein kann. Dieses Prinzip hält Jupiter also für jene Substanz, die in Wirklichkeit der Mensch ist, und nicht etwa für ein Akzidens, das sich von der Zusammensetzung herleitet. Dieses ist die Gottheit, der Held, der Dämon, der einzelne Gott, die Intelligenz: Wie in ihm, von ihm und durch es verschiedene Mischungen und Körper geformt werden und sich formen, so nimmt es seine Stellung ein unter je verschiedene Arten des Seins, unter verschiedenen Namen und verschiedenen Schicksalen. Da es dieses Prinzip ist, das den Körper hinsichtlich der rationalen Handlungen und Triebe der Vernunft gemäß bewegt und leitet, ist es ihm überlegen und kann von ihm nicht genötigt und gezwungen werden. Daher geschieht es durch die Hohe Gerechtigkeit, die über allen Dingen steht, daß es für ausschweifende Leidenschaften in demselben oder in einem anderen Körper gepeinigt und entehrt wird und sich die Leitung und Verwaltung eines besseren Aufenthaltsortes nicht erhoffen darf, wenn es sich bei der Regierung eines anderen schlecht aufgeführt hat. Hat es dort beispielsweise ein Pferde- oder Schweineleben geführt, so wird dafür (nach Auffassung vieler hervorragender Philosophen,

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teso: et io stimo che se non è da esser creduto, è molto da esser considerato) disposto dalla fatal giustizia che gli sia intessuto in circa un carcere conveniente a tal delitto o crime, organi et instrumenti convenevoli a tale operario o artefice. E cossì oltre et oltre sempre discorrendo per il fato della mutazione, eterno verrà incorrendo altre et altre peggiori e megliori specie di vita e di fortuna: secondo che s’è maneggiato megliore o peggiormente nella prossima precedente condizione e sorte. Come veggiamo che l’uomo mutando ingegno e cangiando affetto, da buono dovien rio, da temprato stemprato; e per il contrario: da quel che sembrava una bestia, viene a sembrare un’altra peggiore o megliore, in virtù de certi delineamenti e figurazioni, che derivando da l’interno spirito, appaiono nel corpo; di sorte che non fallaran mai un prudente fisionomista. Però, come nell’umana specie veggiamo de molti in viso, volto, voci, gesti, affetti et inclinazioni: altri cavallini, altri porcini, asinini, aquilini, buovini; cossì è da credere che in essi sia un principio vitale, per cui in potenza di prossima passata o di prossima futura mutazion di corpo, sono stati o sono per esser porci, cavalli, asini, aquile, o altro che mostrano; se per abito di continenza, de studii, di contemplazione et altre virtudi o vizii non si cangiano e non si disponeno altrimente. Da questa sentenza (da noi, più che par comporte la raggion del presente loco, non senza gran causa ¦ distesa) pende l’atto de la penitenza di Giove, il qual s’introduce come volgarmente è descritto: un dio che ebbe de le virtudi | e gentilezze, et ebbe de le dissoluzioni, leggerezze e fragilitadi umane, e talvolta brutali e bestiali; come è figurato quando è fama che si cangiasse in que’ varii suggetti o forme, per significar la mutazion de gli affetti suoi diversi, che incorre il Giove, l’anima, l’uomo: trovandosi in questa fluttuante materia. Quel mede-

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was meiner Meinung nach nicht unbedingt geglaubt, aber sehr wohl bedacht werden sollte) von der schicksalhaften Gerechtigkeit verfügt, es solle um es herum ein Gefängnis gewebt werden, das einem derartigen Vergehen oder Verbrechen angemessen ist, mit Organen und Werkzeugen, die einem solchen Arbeiter oder Künstler geziemen. Und so weiter und immer weiter in Ewigkeit werden ihm durch das Verhängnis der Veränderung immer wieder andere schlimmere oder bessere Arten von Leben und Schicksal begegnen, je nach dem ob es sich in seinem letzten vorausgehenden Zustand und Los besser oder schlechter benommen hatte. So wie wir sehen, daß der Mensch, wenn er seinen Sinn wandelt und seine Leidenschaften ändert, von einem Guten zu einem Bösen wird, von einem Mäßigen zu einem Ausschweifenden und umgekehrt, so beginnt er auch, wenn er zuerst einem Tier ähnelte, kraft bestimmter Züge und Bildungen, die vom inneren Geiste ausgehend im Körper in Erscheinung treten, einem anderen, besseren oder schlechteren zu gleichen; und zwar so, daß sie einen klugen Physiognomisten niemals täuschen werden. Da wir also in der menschlichen Gattung gar viele sehen, die in Gesicht, Ausdruck, Stimme, Gesten, Leidenschaften und Neigungen, die einen pferdisch, andere schweinisch, eselisch, adlerhaft oder ochsenmäßig sind, muß man annehmen, daß ihnen ein Lebensprinzip innewohnt, durch das sie potentiell nach der letztvergangenen oder nächstbevorstehenden Mutation des Körpers Schweine, Pferde, Esel, Adler (oder was auch immer sie scheinen) waren oder sein werden, sofern sie sich nicht durch eine Gewöhnung an Enthaltsamkeit, Studium, Betrachtung und andere Tugenden oder auch Laster ändern und umorientieren. Diese Beurteilung (über die wir uns nicht ohne guten Grund länger verbreitet haben, als an dieser Stelle nötig erscheint) veranlaßt die Reuehandlung Jupiters, der sich so präsentiert, wie er volkstümlich beschrieben wird: als ein Gott, der sowohl menschliche Tugenden und Vorzüge hatte als auch menschliche Laster, Mängel und Gebrechen, ja manchmal gar viehische und tierische, wie es figurativ dargestellt ist, wenn er sich der Sage nach in diese verschiedenen Wesen oder Formen verwandelt, was die Veränderung verschiedener Leidenschaften bezeichnen soll, die Jupiter oder der Seele oder dem Menschen widerfahren, solange sie sich in dieser fluktuierenden Materie befinden. Derselbe Jupiter ist als Lenker

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simo è messo governatore e motor del cielo: per donar ad intendere come in ogn’uomo, in ciascuno individuo si contempla un mondo, un universo; dove per Giove governatore è significato il lume intellettuale che dispensa e governa in esso, e distribuisce in quel mirabile architetto gli ordini e sedie de virtudi e vizii. Questo mondo tolto secondo l’imaginazion de stolti matematici, et accettato da non più saggi fisici, tra quali gli Peripatetici son più vani, non senza frutto presente: prima diviso come in tante sfere, e poi distinto in circa quarant’otto imagini (nelle quali intendeno primamente partito un cielo ottavo, stellifero, detto da volgari ›firmamento‹), viene ad essere principio e suggetto del nostro lavoro. Perché qua Giove (che rapresenta ciascun di noi), come da conceputo nacque, da fanciullo dovenne giovane e robusto, e da tale è dovenuto e dovien sempre più e più vecchio et infermo: cossì da innocente et inabile, si fa nocivo et abile, dovien tristo, e tal’or si fa buono; da ignorante, savio; da crapulone, sobrio; da incontinente, casto; da dissoluto, grave; da iniquo, giusto: al che tal volta vien inchinato da la forza che gli vien meno, e spinto e spronato dal timor della giustizia fatale superiore a dèi, che ne minaccia. Nel giorno dumque che nel cielo si celebra la festa de la Gigantoteomachia (segno de la | guerra continua e senza triegua alcuna che fa l’anima contra gli vizii e disordinati affetti) vuole effettuar e definir questo ¦ padre quello che per qualche spacio di tempo avanti avea proposto e determinato: come un uomo, per mutar proposito di vita e costumi, prima vien invitato da certo lume che siede nella specola, gaggia o poppa de la nostra anima, che da alcuni è detto ›sinderesi‹, e qua forse è significato quasi sempre per Momo. Propone dumque a gli dèi, ciò è essercita l’atto del raziocinio del interno conseglio, e si mette in consultazione circa quel ch’è da fare; e qua convoca i voti, arma le potenze, adatta gl’intenti: non dopo cena, e ne la notte de l’inconsiderazione, e

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und Beweger des Himmels hingestellt, um zu verstehen zu geben, daß man in einem jeden Menschen, in jedem Individuum eine Welt, ein Universum vor sich sieht, in dem der Lenker Jupiter das Licht des Intellekts bedeutet, das darin verfügt und herrscht und in diesem bewundernswerten Gebäude den Tugenden und Lastern ihre Ränge und Sitze zuweist. Diese Welt wird hier, nicht ohne guten Nutzen, gemäß der Vorstellung dummer Mathematiker dargestellt, wie sie von den keineswegs weiseren Physikern (unter denen die Peripatetiker die törichsten sind) übernommen wurde: Erst in etliche Sphären unterteilt und dann in etwa achtundvierzig Bilder geschieden (in die sie sich zuvor einen achten gestirnten Himmel unterteilt denken, der umgangssprachlich »Firmament« genannt wird), wird sie zum Ausgangspunkt und Gegenstand unseres Werkes. Denn wie Jupiter (der für jeden von uns steht) hier von der Zeugung zur Geburt kam, vom Kind zum Jüngling und kräftig wurde und von da ab immer älter und schwächer wurde und noch weiterhin wird, so wird er auch vom Unschuldigen und Unfähigen zum Schädlichen und Fähigen, wird schlecht und bisweilen auch gut; statt unwissend wird er weise, statt gefräßig nüchtern, statt lüstern keusch, statt ausschweifend strenge, statt ungerecht gerecht, wozu ihn gelegentlich seine abnehmende Kraft geneigt macht und die Furcht vor der ihm drohenden Gerechtigkeit des Schicksals, die über den Göttern steht, drängt und anspornt. Dieser Vater also will an dem Tage, da man im Himmel das Fest der Gigantomachie begeht (ein Zeichen des fortwährenden und ruhelosen Krieges, den die Seele gegen die Laster und zügellosen Leidenschaften führt), verwirklichen und vollbringen, was er sich schon seit einiger Zeit vorgenommen und beschlossen hatte: genauso wie ein Mensch zur Änderung seines Lebensplanes und seiner Sitten zuerst von einem gewissen Licht angeregt wird, das in der Höhle, im Käfig oder im Heck unserer Seele sitzt und von manchen »Synderesis« genannt wird und hier so gut wie immer von Momus symbolisiert wird. Jupiter trägt also den Göttern vor – d. h. vollzieht den Akt der Überlegung im inneren Rat – und berät sich darüber, was zu tun sei; und hier ruft er die Voten zusammen, bewaffnet die Streitkräfte und paßt die Pläne an, und zwar nicht nach dem Abendessen und in der Nacht der Unbedachtheit ohne die Sonne

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senza sole d’intelligenza e lume di raggione; non a diggiuno stomaco la mattina, cioè senza fervor di spirito, et esser bene iscaldato dal superno ardore: ma dopo pranso, cioè dopo aver gustato ambrosia di virtuoso zelo, et esser imbibito del nettare del divino amore; circa il mezogiorno o nel punto di quello, ciò è quando meno ne oltraggia nemico errore, e più ne favorisce l’amica veritade, in termine di più lucido intervallo. All’ora si dà spaccio a la bestia trionfante, cioè a gli vizii che predominano, e sogliono conculcar la parte divina; si ripurga l’animo da errori, e viene a farsi ornato de virtudi: e per amor della bellezza che si vede nella bontà e giustizia naturale, e per desio de la voluttà conseguente da frutti di quella, e per odio e téma de la contraria difformitade e dispiacere. Questo s’intende accettato et accordato da tutti et in tutti gli dèi: quando le virtudi e potenze de l’anima concor ¦ reranno a faurir l’opra et atto di quel tanto che per giusto, buono e vero definisce quello | efficiente lume; ch’addirizza il senso, l’intelletto, il discorso, la memoria, l’amore, la concupiscibile, l’irascibile, la sinderesi, l’elezzione: facultadi significate per Mercurio, Pallade, Diana, Cupido, Venere, Marte, Momo, Giove et altri numi. Dove dumque era l’ORSA, per raggion del luogo, per esser parte più eminente del cielo, si prepone la Verità; la quale è più alta e degna de tutte cose: anzi la prima, ultima e mezza; perché ella empie il campo de l’Entità, Necessità, Bontà, Principio, Mezzo, Fine, Perfezzione. Si concepe ne gli campi contemplativi metafisico, fisico, morale, logicale: e con l’Orsa descendeno la Difformità, Falsità, Difetto, Impossibilità, Contingenzia, Ipocrisia, Impostura, Fellonia. La stanza de l’ORSA MAGGIORE, per causa da non dirla in questo luogo, rimane vacante.

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der Vernunft und das Licht des Verstandes; nicht auf nüchternen Magen am Morgen, d. h. ohne den Eifer des Geistes und ohne vom höchsten Feuer gut durchwärmt zu sein; vielmehr nach dem Mittagessen, d. h. nachdem man das Ambrosia des tugendhaften Eifers geschmeckt und sich vollgesogen hat mit dem Nektar der göttlichen Liebe: etwa um die Mittagsstunde oder genau am Mittag, also wenn der Feind Irrtum uns am wenigsten stört und die Freundin Wahrheit uns am meisten begünstigt, am Höhepunkt der hellsten Zeitspanne. Jetzt schreitet man zur Austreibung des triumphierenden Tieres, d. h. der überhandnehmenden Laster, die den göttlichen Teil in den Schmutz zu treten pflegen; man reinigt den Geist von Irrtümern und beginnt, sich mit Tugenden zu schmücken, sowohl aus Liebe zur Schönheit, die man in der natürlichen Güte und Gerechtigkeit sieht, und aus dem Verlangen nach der Lust, die von ihren Früchten kommt, als auch aus Widerwillen und Furcht vor der gegenteiligen Häßlichkeit und Unlust. Das wird selbstverständlich von allen und in allen Göttern übereinstimmend angenommen, wenn die Tugenden und Kräfte der Seele zusammenhelfen, das Wirken und die Tätigkeit all dessen zu begünstigen, was jenes wirkende Licht als recht, gut und wahr definiert, welches den Sinn, die Vernunft, den Diskurs, das Gedächtnis, die Liebe, das Verlangen, den Eifer, das Gewissen und die Entschlußkraft lenkt: Fähigkeiten, die hier durch Merkur, Pallas, Diana, Cupido, Venus, Mars, Momus, Jupiter und andere Götter symbolisiert werden. Also, wo die BÄRIN gewesen war, dorthinauf stellt man nach Maßgabe des Platzes, weil er der höchste am Himmel ist, die Wahrheit: ist sie doch das höchste und würdigste aller Dinge, ja sogar das Erste, das Letzte und das Mittlere; denn sie erfüllt das Feld der Entität, der Notwendigkeit, der Güte, des Prinzips, des Mittels, des Zieles und der Vollkommenheit. Man erkennt sie in den kontemplativen Feldern, nämlich dem metaphysischen, physischen, moralischen und logischen. Und mit der Bärin steigen herab: die Unförmigkeit, die Falschheit, der Makel, die Unmöglichkeit, die Kontingenz, die Heuchelei, der Betrug und die Ruchlosigkeit. Der Raum des Großen Bären bleibt leer aus einem Grund, der hier nicht genannt werden soll.

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Dove s’obliqua et incurva il DRAGO, per esser vicina alla Verità si loca la Prudenza con le sue damigelle Dialettica e Metafisica, che ha circonstanti da la destra la Callidità, Versuzia, Malizia; dalla sinistra, la Stupidità, l’Inerzia, l’Imprudenzia. Versa nel campo della Consultazione. Da quel luogo casca la Casualità, l’Improvisione, la Sorte, la Stracuragine, con le sinistre e destre circonstanti. Da là, dove solo scrimisce CEFEO cade il Sofisma, l’Ignoranza di prava disposizione, la stolta Fede con le serve, ministre e circonstanti; e la Sofia per esser compagna de la Prudenza vi si presenta: e si vedrà versar negli campi divino, naturale, morale, razionale. Là dove ARTOFILACE osserva il carro, monta la Legge, per farsi vicina alla madre Sofia: e quella vedrassi versare ne li campi divino, naturale, gen | tile, civile, politico, economico et etico particolare, per gli quali s’ascende a cose superiori, si descende a cose inferiori, si distende et allarga a cose uguali, e si versa in se stesso. Da là cade la Pre ¦ varicazione, Delitto, Eccesso, Exorbitanza con li loro figli, ministri e compagni. Ove luce la CORONA BOREALE, accompagnandola la SPADA, s’intende il Giudizio, come prossimo effetto de la legge et atto di giustizia. Questo sarà veduto versare in cinque campi di Apprensione, Discussione, Determinazione, Imposizione, Execuzione: et indi per conseguenza cade l’Iniquitade con tutta la sua fameglia. Per la corona che tiene la quieta sinistra si figura il Premio e Mercede; per la spada che vibra la negociosa destra è figurato il Castigo e Vendetta. Dove con la sua mazza par che si faccia spacio ALCIDE, dopo il dibatto de la Ricchezza, Povertade, Avarizia e Fortuna, con le lor presentate corti, va a far la sua residenza la Fortezza, la qual vedrete versar ne gli campi de l’Impugnazione, Ripugnanza, Espugnazione, Manteni-

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Dort, wo der DRACHE sich dreht und windet, plaziert man, damit sie der Wahrheit nahe sei, die Klugheit mitsamt ihren Zofen Dialektik und Metaphysik, rechterhand umgeben von der Schlauheit, Wendigkeit und Durchtriebenheit, linkerhand von dem Stumpfsinn, der Trägheit und der Unklugheit. Sie ergeht sich im Feld des Ratschlusses. Von diesem Platz stürzen die Planlosigkeit, die Unvorsichtigkeit, das Geratewohl und die Nachlässigkeit mitsamt ihrem Gefolge zur Rechten und Linken. Von dort, wo KEPHEUS alleine ficht, stürzt die Sophisterei, die Unkenntnis der schlimmen Neigungen, der dumme Glaube mit Mägden, Dienerinnen und Gefolge; und dort stellt sich, weil sie die Gefährtin der Klugheit ist, die Weisheit Sofia ein; und man wird sie in den göttlichen, natürlichen, moralischen und rationalen Feldern umgehen sehen. Dorthin, wo ARTOPHYLAX den Wagen betreut, steigt das Gesetz hinauf, um der Mutter Sofia nahe zu sein; und dieses sieht man umgehen in den Feldern Göttliches, Natürliches, Nationales, Bürgerliches, Politisches, Wirtschaftliches und partikulär Ethisches, über die es zu höheren Dingen hinauf und zu niedrigeren hinabsteigt, sich auf gleichhohe Dinge erstreckt und ausweitet und sich in sich selbst zurückwendet. Es stürzen von dort hinab die Pflichtvergessenheit, das Verbrechen, die Übertreibung und Maßlosigkeit mit ihren Kindern, Dienern und Genossen. Wo die NÖRDLICHE KRONE erstrahlt, begleitet vom SCHWERT, dort erkennt man das Urteil als die nächste Wirkung des Gesetzes und Akt der Gerechtigkeit. Man wird es in den fünf Feldern der Erfassung, Erörterung, Bestimmung, Verhängung und Vollstreckung umgehen sehen, und infolgedessen stürzt die Ungerechtigkeit mit ihrer ganzen Familie von dort herab. Durch die der KRONE, die von der ruhigen Linken gehalten wird, ist Lohn und Dank figürlich dargestellt, durch das SCHWERT, das die tätige Rechte schwingt, Strafe und Rache. Dort, wo ALKEIDES sich mit seiner Keule Raum zu schaffen scheint, wird – nach dem Streit zwischen Reichtum, Armut, Geiz und Glück mitsamt ihrem jeweils vorgestelltem Hofstaat – die Stärke ihren Wohnsitz nehmen, die ihr in den Feldern der Bekämpfung, Abwehr, Eroberung, Erhaltung, des Angriffs und der Verteidigung umgehen sehen

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mento, Offensione, Defensione. Dalla cui destra cascano la Ferinità, la Furia, la Fierezza; e dalla sinistra la Fiacchezza, Debilità, Pusillanimità. E circa la quale si veggono la Temeritade, Audacia, Presunzione, Insolenza, Confidenza, et a l’incontro la Viltà, Trepidazione, Dubio, Desperazione, con le compagne e serve. Versa quasi per tutti gli campi. – Dove si vede la LIRA di nove corde, monta la madre Musa con le nove figlie: Aritmetrica, Geometria, Musica, Logica, Poesia, Astrologia, Fisica, Metafisica, Etica; onde per conseguenza casca l’Ignoranza, Inerzia e Bestialitade. Le madri han l’universo per campo, e ciascuna | de le figlie ha il proprio suggetto. Dove distende l’ali il CIGNO ascende la Penitenza, Ripurgazione, Palinodia, Riformazione, Lavamento: et indi per conseguenza cade la Filautia, Immondizia, Sordidezza, Impudenzia, Protervia, con le loro intiere fameglie. Versano circa e per il campo de l’Errore e Fallo. Onde è dismessa l’incatedrata CASSIOPEA con la Boriosità, Alterezza, Arroganza, Iattanza et altre compagne che si vedeno nel campo de l’Ambizione e Falsitade; monta ¦ la regolata Maestà, Gloria, Decoro, Dignità, Onore et altri compagni con la lor corte: che per ordinario versano ne li campi della Simplicità, Verità et altri simili per principale elezzione; e talvolta per forza di Necessitade, in quello de la Dissimulazione et altri simili, che per accidente possono esser ricetto de virtudi. Ove il feroce PERSEO mostra il gorgonio trofeo, monta la Fatica, Sollecitudine, Studio, Fervore, Vigilanza, Negocio, Esercizio, Occupazione, con gli sproni del Zelo e del Timore. Ha Perseo gli talari de l’util Pensiero, e Dispreggio del ben popolare, con gli ministri Perseveranza, Ingegno, Industria, Arte, Inquisizione e Diligenza; e per figli conosce l’Invenzione et Acquisizione, de quali ciascuno ha tre vasi pieni di Bene di fortuna, di Ben di corpo, di Bene d’animo. Discorre ne gli campi di Robustezza, Forza, Incolumità; gli fuggono d’avanti il Torpore, l’Acci-

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werdet. Zu ihrer Rechten fallen die tierische Wildheit, die Raserei und der Hochmut; zur Linken aber die Schlappheit, Schwäche und Kleinmütigkeit. Und um sie herum sieht man die Tollkühnheit, Frechheit, Anmaßung und Unverschämtheit und auf der anderen Seite die Feigheit, Verzagtheit, Zweifel und Verzweiflung mit ihrer Begleitung und Dienerschaft. Sie verkehrt in fast allen Feldern. Wo man die neunsaitige LEIER sieht, dorthin steigt die Musenmutter mit ihren neun Töchtern auf: der Arithmetik, Geometrie, Musik, Logik, Poesie, Astrologie, Physik, Metaphysik und Ethik; und daher stürzen von dort die Unwissenheit, Untätigkeit und viehische Blödheit. Die Mütter haben das Universum zu ihrem Feld und jede der Töchter ihren eigenen Gegenstandsbereich. Wo der SCHWAN seine Flügel breitet, dorthin steigen die Reue, Reinigung, Umkehr, Reform und Abwaschung auf, folglich stürzen von dort die Selbstsucht, Unreinheit, Beflecktheit, Schamlosigkeit und Widerspenstigkeit mit ihren gesamten Familien herab. Sie verkehren in und um das Feld des Irrtums und des Fehlers. Woher die inthronisierte KASSIOPEIA entfernt wird samt Hochmut, Überheblichkeit, Arroganz, Prahlerei und anderen Gefährtinnen, die man auf dem Feld der Vermessenheit und Falschheit sieht, dorthin steigen die maßvolle Majestät, Ruhm, Anstand, Würde, Ehre und andere Gefährten mit ihrem Hofstaat auf, die gemeinhin nach ihrer bevorzugten Wahl in den Feldern der Einfachheit, Wahrheit und in anderen ähnlichen umgehen; und manchmal durch den Zwang der Notwendigkeit in dem der Verstellung und anderen ähnlichen, die akzidentell eine Zuflucht der Tugenden sein können. Wo der wilde PERSEUS die gorgonische Trophäe vorzeigt, dorthin steigt die Arbeit, Regsamkeit, Fleiß, Inbrunst, Wachsamkeit, Geschäftigkeit, Übung, Beschäftigung mit den Sporen des Eifers und der Furcht. Perseus hat den nützlichen Einfall und die Verachtung des pöbelhaften Wertes als Flügelschuhe und zu seinen Dienern Beharrlichkeit, Fleiß, Kunstfertigkeit, Forschungsdrang und Sorgfalt, und als seine Kinder erkennt er den Erfindungsgeist und die Aneignung an, die beide drei Gefäße voller Glücksgüter, körperlicher Güter und geistiger Güter tragen. Perseus durchläuft die Felder der Tüchtigkeit, Kraft und Integrität; vor ihm fliehen auf der einen Seite die Schläfrigkeit, Trägheit, Müßig-

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dia, l’Ocio, l’Inerzia, la Desidia, la Poltronaria con tutte le lor fameglie da un canto; e da l’altro l’Inquietitudine, Occupazion stolta, Vacantaria, Ardelia, Curiositade, Travaglio, Perturbazione, che esceno dal campo del Irritamento, Instigazione, Constrettura, Provocazione, et altri ministri che | edificano il palaggio del Pentimento. A la stanza de TRIPTOLEMO monta la Umanità con la sua fameglia Conseglio, Aggiuto, Clemenzia, Favore, Suffragio, Soccorso, Scampo, Refrigerio, con altri compagni e fratelli di costoro, e suoi ministri e figli: che versano nel campo de la Filantropia proprio, a cui non s’accosta la Misantropia, con la sua corte Invidia, Malignità, Disdegno, Disfavore et altri fratelli di questi, che discorreno per il campo de la Discortesia, et altri viziosi. A la casa de l’OFIULCO sale la Sagacità, Accortezza, Sottilezza et altre simili virtudi, abitanti nel campo de la Consultazione e Prudenza: onde fugge la Goffaria, Stupidezza, Sciocchezza, con le lor turbe, che tutte cespitano nel campo de l’Imprudenza et Incon ¦ sultazione. In loco de la SAETTA si vede la giudiciosa Elezzione, Osservanza et Intento, che si essercitano nel campo de l’ordinato Studio, Attenzione et Aspirazione: e da là si parteno la Calunnia, la Detrazzione, il Repicco, et altri figli d’Odio et Invidia che si compiaceno ne gli orti de l’Insidia, Ispionia e simili ignobili e vilissimi coltori. Al spacio in cui s’inarca il DELFINO si vede la Dilezzione, Affabilità, Officio, che insieme con la lor compagnia si trovano nel campo de la Filantropia, Domestichezza: onde fugge la nemica et oltraggiosa turba, ch’a gli campi della Contenzione, Duello e Vendetta si ritira. Là d’onde l’AQUILA si parte con l’Ambizione, Presunzione, Temeritade, Tirannia, Oppressione et altre compagne negociose nel campo de l’Usurpazione e Violenza, va ad soggiornare la Magnanimità, Magnificenza, Generosità, Imperio, che versano ne li campi della Dignitade, | Potestade, Autoritade.

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gang, Untätigkeit, Faulheit, Bequemlichkeit mit ihren ganzen Familien und auf der anderen Seite die Rastlosigkeit, törichte Betriebsamkeit, Schaumschlägerei, Wuselei, Neugier, Plackerei und Unruhe, die aus dem Feld der Gereiztheit, der Anstiftung, des Zwanges, der Provokation und anderer Diener hervorkommen, welche den Palast der Reue bauen. Auf den Standort des TRIPTOLEMOS steigt die Humanität mit ihrer Familie: Rat, Hilfe, Milde, Gunst, Fürsprache, Unterstützung, Rettung, Labsal und deren anderen Kameraden und Brüdern und ihren Dienern und Söhnen, die in dem Felde umgehen, das der Menschenliebe gehört, und denen die Menschenverachtung mitsamt ihrem Hofstaat von Haß, Bosheit, Mißachtung, Mißgunst und deren anderen Brüdern nicht nahekommt, die sich auf dem Felde der Ungefälligkeit und anderer Lasterhafter herumtreiben. In das Haus des Schlangenträgers OPHIUKUS steigen die Geschicklichkeit, Umsicht, Scharfsinn und andere ähnliche Tugenden auf, die im Felde der Beratung und der Klugheit wohnen, und es fliehen von dort Tölpelhaftigkeit, Dummheit und Albernheit mit ihren Scharen, die alle im Feld der Unklugheit und Unberatenheit umhertaumeln. Anstelle des PFEILS sieht man die vernünftige Wahl, die Ausdauer und Absicht, die sich auf den Feldern des geregelten Eifers, der Aufmerksamkeit und des Vorsatzes tummeln; und von dort weichen die Verleumdung, Verunglimpfung, Ärger und andere Kinder des Hasses und der Eifersucht, die sich in den Gärten der Hinterhältigkeit, Bespitzelung und anderer niederträchtiger und schurkischer Gärtner vergnügen. In den Raum, wo der DELPHIN im Bogen springt, sieht man Nächstenliebe, Gefälligkeit und Pflichtgefühl, die sich mit ihrer Gesellschaft im Feld der Menschenliebe und Dienstbeflissenheit finden; und es flieht von dort die feindliche und schädliche Schar, die sich auf die Felder des Streites, des Zweikampfes und der Rache zurückzieht. Dort, woher der ADLER abzieht mitsamt der Anmaßung, Hoffart, Vermessenheit, Tyrannei, Unterdrückung und anderen Gefährten, die sich auf dem Feld des Übergriffs und der Gewalt zu schaffen machen, siedeln sich Großmut und Großzügigkeit an, Freigiebigkeit und Herrschaft, die sich in den Feldern der Würde, Macht und Autorität ergehen.

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Dove era il PEGASEO CAVALLO, ecco il Furor divino, Entusiasmo, Rapto, Vaticinio e Contrazzione, che versano nel campo de l’Inspirazione: onde fugge lontano il Furor ferino, la Mania, l’Impeto irrazionale, la Dissoluzione di spirito, la Dispersion del senso interiore, che si trovano nel campo de la stemprata Melancolia, che si fa antro al Genio perverso. Ove cede ANDROMEDA con l’Ostinazione, Perversitade e stolta Persuasione, che si apprendeno nel campo de la doppia Ignoranza, succede la Facilità, la Speranza, l’Aspettazione, che si mostraranno al campo della buona Disciplina. Onde si spicca il TRIANGOLO, ivi si fa consistente la Fede, altrimente detta Fideltade, che s’attende nel campo de la Constanza, Amore, Sincerità, Simplicità, Verità et altri, da quali son molto discosti gli campi de la Frode, Inganno, Instabilità. A la già regia del MONTONE ecco messo il Vescovato, Ducato, Exemplarità, Demonstranza, Conseglio, Indicazione: che son felici nel campo de l’Ossequio, Obedienza, Consentimento, virtuosa Emulazione, Imitazione; e da là si parte il mal Essempio, Scandalo, Alienamento, che son cruciati nel campo de la Dispersione, Smarrimento, Apostasia, Scisma, Eresia. Il TAURO mostra esser stato figura de la Pazienza, Toleranza, Longanimitade, Ira regolata e giusta: ¦ che si maneggiano nel campo del Governo, Ministerio, Servitude, Fatica, Lavoro, Ossequio et altri. Seco si parte l’Ira disordinata, la Stizza, il Dispetto, il Sdegno, Ritrosia, Impazienza, Lamento, Querela, Còlera, che si trovano quasi per medesimi campi. Dove abitavano le PLEIADI, monta la Unione, Civilità, Congregazione, Popolo, | Republica, Chiesa, che consisteno nel campo del Convitto, Concordia, Communione; dove presiede il regolato Amore: e con quelle è trabalsato dal cielo il Monopolio, la Turba, la Setta, il Triumvi-

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Wo das Pferd PEGASUS war, siehe da den göttlichen Wahnsinn, Enthusiasmus, Entrückung, Weissagung und Sammlung, die auf den Feldern der Inspiration verkehren; weit flüchten von dort der tierische Wahnsinn, die Manie, der irrationale Trieb, die geistige Zerrüttung und die Verwirrung des inneren Sinnes, welche sich auf dem Felde der unmäßigen Melancholie finden, die zur Nisthöhle des entarteten Geistes wird. Woher ANDROMEDA weicht mitsamt dem Starrsinn, der Perversion und der törichten Einredung, die auf dem Feld der doppelten Unwissenheit aufgeschnappt werden, dorthin rückt die Gewandtheit, Hoffnung und Erwartung nach, die sich auf dem Feld der guten Belehrung zeigen. Wo man das DREIECK loslöst, da befestigt man den Glauben, der mit anderem Namen auch Treue genannt wird und dem man in den Feldern der Beständigkeit, Liebe, Aufrichtigkeit, Einfachheit, Wahrheit und anderen obliegt, die weit entfernt liegen von den Feldern des Betrugs, der Vorspiegelung und des Wankelmuts. In der ehemaligen Domäne des WIDDERS sieht man das Bischofsamt, das Fürstentum, die Vorbildlichkeit, die Darstellung, den Rat und die Unterweisung gestellt, die glückselig sind im Felde der Verehrung, des Gehorsams, der Zustimmung, des tugendhaften Wetteifers und der Nachahmung; und es geht von dannen das schlechte Beispiel, das Ärgernis und die Entartung, die gepeinigt werden auf dem Felde der Zerstreuung, Verirrung, Apostasie, Schisma und Häresie. Der STIER erweist sich als Sinnbild für Geduld, Toleranz, Langmut, gemäßigten und gerechten Zorn: sie tummeln sich auf dem Feld der Regierung, des Staatsdienstes, des Dienstes, der Mühe, der Arbeit, der Verehrung und anderer. Mit dem Stier gehen fort der unmäßige Zorn, Grimmigkeit, Trotz, Ärger, Widerspenstigkeit, Ungeduld, Jammer, Streitsucht und Wut, die fast durchwegs auf denselben Feldern zu finden sind. Wo die PLEIADEN wohnten, dorthin steigt die Einigkeit auf, der Bürgersinn, die Gemeinde, das Volk, der Staat und die Kirche, die sich in den Feldern des Zusammenlebens, der Übereinstimmung und Gemeinschaft versammeln, wo die geregelte Liebe den Vorsitz führt; und mit den Pleiaden werden vom Himmel gestürzt das Monopol, der Mob,

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rato, la Fazzione, la Partita, l’Addizzione, che periclitano ne’ campi de disordinata Affezzione, iniquo Dissegno, Sedizione, Congiura, dove presiede il Perverso Conseglio con tutta la sua fameglia. Onde parteno li GEMEGLI, sale il figurato Amore, Amicizia, Pace, che si compiaceno ne’ proprii campi: e quelli banditi menan seco la Parzialitade indegna, che ostinata affigge il piede nel campo del iniquo e perverso Desio. Il GRANCHIO mena seco la mala Repressione, l’indegno Regresso, il vil Difetto, il non lodabile Refrenamento, la Dismession de le braccia, la Ritrazzion de’ piedi dal ben pensare e fare, il Ritessimento di Penelope, et altri simili consorti e compagni che si rimetteno e serbano nel campo de l’Inconstanza, Pusillanimità, Povertà de spirto, Ignoranza, et altri molti: et alle stelle ascende la Conversion retta, Ripression dal male, Ritrazzion dal falso et iniquo, con gli lor ministri che si regolano nel campo del Timore onesto, Amor ordinato, retta Intenzione, lodevol Penitenza, et altri sozii contrarii al mal Progresso, al rio Avanzamento, Pertinacia profittevole. Mena seco il LEONE il tirannico Terrore, Spavento e Formidabilità, la perigliosa et odibile Autoritade e Gloria della Presunzione e Piacere di esser temuto più tosto che amato. Versano nel campo del Rigore, Crudeltà, Violenza, Suppressione, che ivi son tormentate da le ombre del Timore e Suspizione: et al celeste spacio ascende la Magnanimità, Generosità, Splendore, ¦ | Nobiltà, Prestanza, che administrano nel campo della Giustizia, Misericordia, giusta Debellazione, degna Condonazione; che pretendeno sul studio d’esser più tosto amate che temute; et ivi si consolano con la Sicurtà, Tranquillitade di spirito e lor fameglia. Va a giongersi con la VERGINE la Continenza, Pudicizia, Castità, Modestia, Verecundia, Onestade, che trionfano nel campo della Puri-

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die Sekte, das Triumvirat, die Abspaltung, die Parteiung und die Hörigkeit, die in den Feldern der ungeordneten Bevorzugung, des unrechtlichen Anschlags, der Meuterei und der Verschwörung drohen, wo der verderbte Ratschluß mit seiner ganzen Familie den Vorsitz führt. Woher die ZWILLINGE fortgehen, dorthin steigen die versinnbildlichte Liebe, Freundschaft und Friede auf, die sich in ihren eigenen Feldern erfreuen; und die Verbannten führen mit sich die unwürdige Bevorzugung fort, die trotzig ihren Fuß ins Feld der unrechtmäßigen und entarteten Begierde stemmt. Der KREBS führt mit sich die üble Unterdrückung, den würdelosen Rückzug, den feigen Abfall, den nicht lobenswerten Verzicht, das Sinkenlassen der Arme und Zurückweichen der Füße vom guten Denken und Tun, das Gewebe der Penelope und andere ähnliche Gefährten und Genossen, die sich zurückziehen und bergen im Feld der Unbeständigkeit, des Kleinmuts, der geistigen Armut, Unwissenheit und vieler anderer; und zu den Sternen empor steigt die aufrichtige Bekehrung, die Unterdrückung des Bösen, das Widersagen dem Falschen und Unrechten mit ihren Dienern, die sich ordentlich einrichten auf dem Feld der ehrwürdigen Ehrfurcht, der geregelten Liebe, der rechten Absicht, der lobenswerten Buße und anderer Gefährten, die gegen schlimmen Fortschritt, schuldhafte Bevorzugung und gewinnsüchtigen Eigensinn sind. Der LÖWE führt mit sich den tyrannischen Terror fort, den Schrekken und die Einschüchterung, die gefährliche und verhaßte Autorität, den Ruhm der Anmaßung und die Lust, lieber gefürchtet als geliebt zu werden. Sie verkehren im Feld der Härte, Grausamkeit, Gewalttätigkeit und Unterdrückung, wo sie gefoltert werden von den Schatten der Angst und des Verdachtes; und in den Himmelsraum steigt die Großherzigkeit auf, die Großzügigkeit, der Glanz, der Adel und die Würde, die Dienst tun im Feld der Gerechtigkeit, Barmherzigkeit, gerechter Abwehr und angebrachter Nachsicht und die sich bemühen, eher geliebt als gefürchtet zu werden; und dort ermuntern sie sich mit der Sicherheit, der Seelenruhe und deren Familie. Zu der JUNGFRAU gesellen sich die Enthaltsamkeit, die Schamhaftigkeit, die Keuschheit, die Bescheidenheit, die Scheu und die Ehrbarkeit, die auf dem Felde der Reinheit und Ehre triumphieren, das von

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tade et Onore, spreggiato da l’Impudenza, Incontinenza et altre madri de nemiche fameglie. Le BILANCIE son state tipo de la aspettata Equità, Giustizia, Grazia, Gratitudine, Rispetto, et altri compagni, administratori e seguaci, che versano nel trino campo della Distribuzione, Commutazione e Retribuzione: dove non mette piè l’Ingiustizia, Disgrazia, Ingratitudine, Arroganza, et altre lor compagne, figlie et amministratrici. Dove incurvava l’adunca coda e stendeva le sue branche il SCORPIONE, non appare oltre la Frode, l’iniquo Applauso, il finto Amore, l’Inganno, il Tradimento: ma le contrarie virtudi figlie della Simplicità, Sincerità, Veritade, e che versano ne gli campi de le madri. Veggiamo ch’il SAGITTARIO era segno della Contemplazione, Studio e buono Appulso con gli lor seguaci e servitori: che hanno per oggetto e suggetto il campo del Vero e del Buono, per formar l’Intelletto e Voluntade; onde è molto absentata l’affettata Ignoranza e Spenseramento vile. Là dove ancora risiede il CAPRICORNO, vedi l’Eremo, la Solitudine, la Contrazzione et altre madri, compagne et ancelle, che si ritirano nel campo de l’Absoluzione e Libertà, nel quale non sta sicura la Conversazione, il Contratto, Curia, | Convivio, et altri appartinenti a questi figli, compagni et amministratori. Nel luogo de l’umido e stemprato AQUARIO vedi la Temperanza, madre de molte et innumerabili virtudi, che particolarmente ivi si mostra con le figlie Civilità et Urbanitade: dalli cui campi fugge l’Intemperanza d’affetti, con la Silvestria, Asprezza, Barbaria. Onde con l’indegno Silenzio, Invidia di sapienza e Defraudazion di dottrina, che versano nel campo de la Misantropia e Viltà ¦ d’ingegno, son tolti gli PESCI: vi vien messo il degno Silenzio e Taciturnitade, che versano nel campo de la Prudenza, Continenza, Pazienza, Moderanza et altri, da quali fuggono a’ contrarii ricetti la Loquacità, Moltiloquio,

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der Unkeuschheit, der Zügellosigkeit und anderen Müttern feindlicher Familien verschmäht wird. Die WAAGE war Urbild für die erwartete Gleichheit, Gerechtigkeit, Gnade, Dankbarkeit, Respekt und andere Gefährten, Bedienstete und Gefolgsleute, die sich im dreifachen Feld der Distribution, Kommutation und Retribution betätigen, wohin die Ungerechtigkeit, Ungefälligkeit, Undankbarkeit und Arroganz mit ihren anderen Gefährtinnen, Töchtern und Dienerinnen keinen Fuß setzen. Wo der SKORPION den krummen Schwanz bog und seine Scheren öffnete, erscheint nicht mehr die Lüge, der ungerechte Beifall, die geheuchelte Liebe, der Betrug und der Verrat, sondern die entgegengesetzten Tugenden, die Töchter der Einfachheit, Ehrlichkeit und Wahrheit, die sich in den Feldern ihrer Mütter ergehen. Wir sehen, daß der SCHÜTZE das Zeichen der Kontemplation, des Studiums und des guten Antriebs mit ihrem Gefolge und ihrer Dienerschaft war, die als Ziel und Grund das Feld des Wahren und Guten haben, um Vernunft und Willen zu formen; weit davon entfernt sind die dünkelhafte Ignoranz und die schäbige Gedankenlosigkeit. Dort, wo der STEINBOCK immer noch seinen Sitz hat, siehst du die Einsiedelei, die Einsamkeit, die Sammlung und andere Mütter, Gefährtinnen und Mägde, die sich in das Feld der Loslösung und Freiheit zurückziehen, wo die Unterhaltung, der Vertrag, der Hof, das Gastmahl und andere zu ihnen gehörige Kinder, Gefährten und Dienstleute nicht in Sicherheit bleiben. Anstelle des nassen und überbordenden WASSERMANNS siehst du die Mäßigung, die Mutter vieler unzählbarer Tugenden, die sich dort besonders mit ihren Töchtern Höflichkeit und feine Lebensart zeigt; von ihren Feldern flieht die Maßlosigkeit der Leidenschaften mit der Verwilderung, Rohheit und Barbarei. Dort, woher – mitsamt dem unehrenwerten Verschweigen, dem Neid auf das Wissen und dem geistigen Diebstahl, die sich im Felde der Menschenfeindlichkeit und geistigen Niedertracht herumtreiben – die FISCHE fortgenommen wurden, werden das ehrenwerte Schweigen und die Schweigsamkeit untergebracht, die im Feld der Klugheit, Enthaltsamkeit, Geduld, Selbstbeherrschung und anderer umgehen, woher Redseligkeit, Salbaderei, Gezänk, Klatsch, Fopperei, Possenreiße-

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Garrulità, Scurrilità, Boffonaria, Istrionia, Levità di propositi, Vaniloquio, Susurro, Querela, Mormorazione. Ove era il CETO in secco, si trova la Tranquillità de l’animo, che sta sicuro nel campo de la Pace e Quiete: onde vien esclusa la Tempesta, Turbulenza, Travaglio, Inquietudine et altri socii e frategli. Da là dove spanta gli numi il divo e miracoloso ORIONE, con l’Impostura, Destrezza, Gentilezza disutile, vano Prodigio, Prestigio, Bagattella e Mariolia; che qual guide, condottieri e portinaii administrano alla Iattanzia, Vanagloria, Usurpazione, Rapina, Falsitade et altri molti vizii, ne’ campi de quali conversano: ivi viene esaltata la Milizia studiosa contra le inique, visibili et invisibili potestadi; e che s’affatica nel campo della Magnanimità, Fortezza, Amor publico, Verità et altre virtudi innumerabili. Dove ancor rimane la fantasia del fiume ERIDANO, s’ha da trovar qualche cosa nobile, di cui altre volte parlaremo: perché il | suo venerando proposito non cape tra questi altri. D’onde è tolta la fugace LEPRE col vano Timore, Codardiggia, Tremore, Diffidenza, Desperazione, Suspizion falsa, et altri figli e figlie del padre Dappocagine et Ignoranza madre: si contemple il Timor figlio della Prudenza e Considerazione; ministro de la Gloria e vero Onore, che riuscir possono da tutti gli virtuosi campi. Dove in atto di correre appresso la lepre, avea il dorso disteso il CAN maggiore: monta la Vigilanza, la Custodia, l’Amor de la republica, la Guardia di cose domestiche, il Tirannicidio, il Zelo, la Predicazion salutifera, che si trovano nel campo de la Prudenza e Giustizia naturale; e con quello viene a basso la Venazione et altre virtù ferine e bestiali, le quali vuol Giove che siano stimate eroiche, benché verseno nel campo de la Manigoldaria, Bestialità e Beccaria. Mena seco a basso la CA ¦ GNUOLA, l’Assentazione, Adulazione e

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rei, leichtfertiges Gerede, leeres Geschwätz, Einflüsterungen, üble Nachrede und Gemurre sich in die entgegengesetzten Schlupfwinkel flüchten. Wo der WAL auf dem Trocknen gelandet war, befindet sich nun die Seelenruhe, die auf dem Feld des Friedens und der Ruhe in Sicherheit ist, von dem Sturm, Aufruhr, Rastlosigkeit und Unruhe und deren andere Genossen und Brüder ausgeschlossen werden. Dort, wo der göttliche und wundertätige ORION die Götter verblüfft – mit Hochstapelei, Wendigkeit, unnützer Freundlichkeit, eitler Kunstfertigkeit, Taschenspielerei, Gaukelei und Schurkerei, die der Prahlerei, Einbildung, Usurpation, Raub, Falschheit und vielen anderen Lastern in den Feldern, wo sie umgehen, als Wegbereiter, Rädelsführer und Pförtner dienen – dort wird die Streitmacht erhöht, die eifrig gegen die sichtbaren und unsichtbaren bösen Mächte ankämpft und die sich abmüht auf dem Felde der Großherzigkeit, Stärke, Liebe zur Gemeinschaft, Wahrheit und anderer unzähliger Tugenden. Da, wo noch die phantastische Vorstellung des Flusses ERIDANOS verbleibt, soll sich künftig etwas Edles befinden, von dem wir ein andermal sprechen wollen, weil dies verehrenswürdige Thema nicht unter diese anderen paßt. Woher der flüchtige HASE mit der grundlosen Furcht, der Feigheit, dem Zittern, dem Mißtrauen, der Verzweiflung, dem falschen Verdacht und anderen Söhnen und Töchtern des Vaters Minderwert und der Mutter Unwissenheit entfernt wird, schaue man die Furcht, die Tochter der Klugheit und des Bedachts, Dienerin des Ruhms und der wahren Ehre, die aus allen tugendhaften Feldern hervorgehen können. Wo der GROSSE HUND im Hinterherlaufen hinter dem Hasen seinen Rücken streckte, steigt die Wachsamkeit auf, der Schutz, die Liebe zum Staat, die Wahrung der Hausgüter, der Tyrannenmord, der Eifer, die heilbringende Predigt, die sich in dem Feld der Klugheit und der natürlichen Gerechtigkeit finden; und mit dem Hund kommen herunter die Jagd und andere tierische und viehische Tugenden, von denen Jupiter will, daß man sie für heroisch erachte, wiewohl sie sich auf dem Feld des Henkertums, der Bestialität und Fleischhauerei herumtreiben. Der KLEINE HUND führt die Speichelleckerei, Schmeichelei und

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vile Ossequio con le lor compagnie: et ivi in alto monta la Placabilità, Domestichezza, Comità, Amorevolezza, che versano nel campo de la Gratitudine e Fideltade. Onde la NAVE ritorna al mare insieme con la vile Avarizia, buggiarda Mercatura, sordido Guadagno, fluttuante Piratismo et altri compagni infami, e per il più de le volte vituperosi: va a far residenza la Liberalità, Comunicazione officiosa, Provision tempestiva, utile Contratto, degno Peregrinaggio, munifico Transporto con gli lor fratelli, comiti, temonieri, remigatori, soldati, sentinieri et altri ministri, che versano nel campo de la Fortuna. Dove s’allungava e stendeva le spire il SERPE australe, detto l’Idra, si fa veder la provida Cautela, giudiciosa | Sagacità, revirescente Virilità: onde cade il senil Torpore, la stupida Rifanciullanza, con l’Insidia, Invidia, Discordia, Maldicenza et altre commensali. Onde è tolto con il suo atro Nigrore, crocitante Loquacità, turpe e zinganesca Impostura, con l’odioso Affrontamento, cieco Dispreggio, negligente Servitude, tardo Officio e Gola impaziente, il CORVO, succedeno la Magia divina co le sue figlie, la Mantia con gli suoi ministri e fameglia, tra gli quali l’Augurio è principale e capo: che sogliono per buon fine esercitarsi nel campo de l’Arte militare, Legge, Religione e Sacerdozio. D’onde con la Gola et Ebrietade è presentata la TAZZA con quella moltitudine de ministri, compagni e circonstanti: là si vede l’Abstinenza, ivi è la Sobrietade, e Temperanza circa il vitto, con gli lor ordini e condizioni. Dove persevera et è confirmato nella sua sacristia il semideo CENTAURO, si ordina insieme la divina Parabola, il Misterio sacro, Favola morale, il divino e santo Sacerdocio, con gli suoi institutori, conservatori e ministri; da là cade et è bandita la Favola anile e bestiale, con la sua stolta Metafora, vana Analogia, caduca Anagogia, sciocca Tropolo-

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niederträchtige Liebdienerei samt ihrem Gefolge mit sich herab; und es steigen dort hinauf die Sanftmut, Vertrautheit, Kameradschaft und Liebenswürdigkeit, die im Feld der Dankbarkeit und Treue umgehen. Wo das SCHIFF erneut in See sticht mitsamt dem niederträchtigen Geiz, dem betrügerischen Handel, dem schmutzigen Profit, der gelegentlichen Seeräuberei und anderen ehrlosen und meist verwerflichen Genossen, dort siedelt sich die Freigiebigkeit an, der eifrige Verkehr, die rechtzeitige Vorsorge, der nützliche Vertrag, die würdige Pilgerfahrt, die ertragreiche Beförderung mit ihren Brüdern, Gefährten, Steuermännern, Ruderern, Soldaten, Wächtern und anderen Dienern, die auf dem Feld Fortunas ihrem Glück nachziehen. Wo die SCHLANGE des Ostens, HYDRA genannt, sich dehnte und ringelte, zeigt sich die vorausschauende Vorsicht, vernünftige Wendigkeit und blühende Männlichkeit; daher stürzt die greisenhafte Schläfrigkeit und die dumme Kindischkeit des Alters mitsamt der Hinterhältigkeit, dem Neid, der Streitsucht, der üblen Nachrede und anderen Tischgenossen. Dort, woher der RABE mit seiner finsteren Schwärze, der krächzenden Geschwätzigkeit, schändlichen zigeunerischen Hochstapelei, gehässigen Angriffslust, blinden Verachtung, nachlässigem Dienst, seiner verspäteten Geschäftigkeit und seiner ungeduldigen Gefräßigkeit entfernt wird, nehmen die göttliche Magie und ihre Töchter seinen Platz ein, die Mantik mit Dienern und Familie, unter denen die Weissagung der Anführer und das Oberhaupt ist; sie üben sich gewöhnlich zu gutem Zweck auf dem Feld der Kriegskunst, des Rechts, der Religion und des Priestertums. Wo mit Gefräßigkeit und Trunkenheit der KELCH dargeboten wird mit jener Unmenge an Dienern, Kumpanen und Gefolgschaft, dort sieht man die Enthaltsamkeit, ebenda ist auch die Nüchternheit und Mäßigung in der Ernährung mit ihren Ordnungen und Vorschriften. Wo der Halbgott ZENTAUR in seinem Sakraldienst verharrt und bestätigt wird, wird mit ihm das göttliche Gleichnis ordiniert, das heilige Mysterium, die moralische Fabel, das göttliche und heilige Priestertum mit ihren Stiftern, Erhaltern und Dienern; von dort verbannt und gestürzt wird die eselhafte und viehische Fabel mit ihrer dummen Metaphorik, leeren Analogie, hinfälligen Anagogie, albernen Tropologie

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gia e cieca Figuratura, con le lor false corti, conventi porcini, sediciose sette, confusi ¦ gradi, ordini disordinati, difformi riforme, inmonde puritadi, sporche purificazioni e perniciosissime forfantarie, che versano nel campo de l’Avarizia, Arroganza et Ambizione; ne li quali presiede la torva Malizia, e si maneggia la cieca e crassa Ignoranza. Con l’ALTARE è la Religione, Pietade e Fede: e dal suo angolo orientale cade la Credulità con tante pazzie, e la Superstizione con tante cose, coselle e | coselline; e dal canto occidentale l’iniqua Impietade et insano Ateismo vanno in precipizio. Dove aspetta la CORONA australe, ivi è il Premio, l’Onore e Gloria, che son gli frutti de le virtudi faticose e virtuosi studi, che pendeno dal favore de le dette celesti impressioni. Onde si prende il PESCE meridionale, là è il Gusto de gli già detti onorati e gloriosi frutti; ivi il Gaudio, il fiume de le Delicie, torrente de la Voluptade: ivi la Cena, ivi l’anima pasce la mente de sì nobil cibo, ch’ambrosia e nettar non invidia a Giove. Là è il Termine de gli tempestosi travagli, ivi il Letto, ivi il tranquillo Riposo, ivi la sicura Quiete. Vale. ¦ |

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und blinden Figuration, mit ihrem falschen Hofstaat, ihren schweinischen Klöstern, meuterischen Sekten, konfusen Hierarchien, unordentlichen Orden, unförmigen Reformen, unsauberen Reinheiten, schmutzigen Reinigungen und verderblichsten Schelmereien, die im Feld der Gier, Überheblichkeit und Anmaßung verkehren, wo die verblendete Bosheit Vorsitzende ist und wo die blinde und krasse Unwissenheit herumgeführt wird. Mit dem ALTAR ist Religion, Frömmigkeit und Glaube, und von seiner östlichen Ecke fallen die Leichtgläubigkeit mit vielen Verrücktheiten und der Aberglaube mit mannigfachen Sachen, Sächlein und Sächelchen herab, und von der westlichen Seite stürzen die verworfene Unfrömmigkeit und die aberwitzige Gottlosigkeit in den Abgrund. Wo die SÜDLICHE KRONE harrt, dort ist der Preis, die Ehre und der Ruhm, welche die Frucht fleißiger Tugenden und tugendhaften Fleißes sind und von der Gunst der genannten himmlischen Einflüsse abhängen. Wo man den südlichen FISCH fängt, da ist der Geschmack der besagten ehrenvollen und ruhmreichen Früchte; da ist der Jubel, der Fluß der Erquickungen, der Strom der Lust: Da ist das Abendmahl, wo die Seele den Geist ernährend mit so edler Speise Zeus nicht Ambrosia noch Nektar neidet. Dort ist das Ziel der stürmischen Umtriebe, dort das Bett, dort der sanfte Ruheplatz, dort die sichere Ruhe. Vale.

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G I O R DA N O B RU N O N O L A N O Spaccio della bestia trionfante D IA L O G O P R I M O

Interlocutori Sofia, Saulino, Mercurio Sofia Talché se ne li corpi, materia et ente non fusse la mutazione, varietade e vicissitudine, nulla sarrebe conveniente, nulla di buono, niente delettevole. Saulino Molto bene l’hai dimostrato, Sofia. Sofia Ogni delettazione non veggiamo consistere in altro, che in certo transito, camino e moto. Atteso che fastidioso e triste è il stato de la fame; dispiacevole e grave è il stato della sazietà: ma quello che ne deletta è il moto da l’uno a l’altro. Il stato del venereo ardore ne tormenta, il stato dell’isfogata libidine ne contrista: ma quel che ne appaga è il transito da l’uno stato a l’altro. In nullo ¦ esser presente si trova piacere, se il passato non n’è venuto in fastidio. La fatica non piace se non in principio dopo il riposo: e se non in principio, dopo la fatica, nel riposo non è delettazione. Saulino Se cossì è, non è delettazione senza | mistura di tristezza: se | 57 nel moto è la participazione di quel che contenta, e di quel che fastidisce. Sofia Dici bene. A quel che è detto aggiongo, che Giove qualche volta, come li venesse tedio di esser Giove, prende certe vacanze ora di agricoltore, ora di cacciatore, ora di soldato; adesso è con gli dèi, adesso con gli uomini, adesso con le bestie. Color che sono ne le ville prendeno la lor festa e spasso ne le cittadi: quei che sono nelle cittadi fanno le loro relassazioni, ferie e vacanze ne le ville. A chi è stato assiso o colcato, piace e giova il caminare; e chi ha discorso con gli piedi, trova refrigerio nel sedere. Ha piacer nella campagna chi troppo ha dimorato in tetto;

G I O R DA N O B RU N O AU S N O L A Austreibung des triumphierenden Tieres E R S T E R D IA L O G

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Gesprächsteilnehmer Sofia, Saulino, Merkur Sofia … so daß, wenn es in den Körpern, der Materie und dem Seienden nicht Veränderung, Vielfalt und Wechsel gäbe, nichts passend, nichts gut und nichts erfreulich wäre. Saulino Das hast du sehr gut bewiesen, Sofia. Sofia Wir sehen, daß alles Vergnügen in nichts anderem besteht als in einer Art Übergang, Verlauf und Bewegung. Es versteht sich, daß der Zustand des Hungers widerwärtig und betrüblich ist, der Zustand der Sättigung unangenehm und lästig; aber was uns Vergnügen bereitet, ist die Bewegung vom einen zum anderen. Der Zustand entflammter Liebesleidenschaft peinigt uns, der Zustand gestillter Lust macht uns traurig: aber das, was uns befriedigt, ist der Übergang von dem einen Zustand zum anderen. An keinem gegenwärtigen Sein findet man Gefallen, wenn man nicht des Vergangenen überdrüssig geworden ist. Die Arbeit gefällt nicht, außer in principio nach der Ruhe, und außer in principio nach der Arbeit ist die Ruhe kein Vergnügen. Saulino Wenn das so ist, gibt es kein Vergnügen ohne ein Maß an Traurigkeit, wenn an der Bewegung sowohl das teilhat, was befriedigt, als auch das, was verdrießt. Sofia Recht hast du. Zu dem Gesagten füge ich hinzu, daß Jupiter, als hätte er es satt, Jupiter zu sein, bisweilen Urlaub macht, mal als Bauer, mal als Jäger, dann wieder als Soldat; mal ist er unter Göttern, mal unter Menschen, mal unter Tieren. Wer auf dem Land lebt, feiert und vergnügt sich in der Stadt; wer in der Stadt lebt, entspannt sich, macht Ferien und Urlaub auf dem Land. Wer saß oder lag, dem gefällt und nützt es, spazierenzugehen, und wer zu Fuß herumgelaufen ist, findet Erquickung im Sitzen. Es erfreut sich auf dem freien Feld, wer zu lange im Hause war, und nach der Stube sehnt sich, wer das Feld

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brama la stanza chi è satollo del campo. Il frequentar un cibo, quantumque piacevole, è caggione di nausea al fine. Tanto che la mutazione da uno estremo a l’altro per gli suoi participii, il moto da un contrario a l’altro per gli suoi mezzi viene a sodisfare: et in fine veggiamo tanta familiarità di un contrario con l’altro, che uno più conviene con l’altro, che il simile con il simile.¦ Saulino Cossì mi par vedere, per che la giustizia non ha l’atto se non dove è l’errore, la concordia non s’effettua se non dove è la contrarietade; il sferico non posa nel sferico perché si toccano in punto, ma il concavo si quieta nel convesso; e moralmente il superbo non può convenire col superbo, il povero col povero, l’avaro con l’avaro: ma si compiace l’uno nell’umile, l’altro nel ricco, questo col splendido. Però se fisica, matematica e moralmente si considera: vedesi che non ha trovato | poco quel filosofo che è dovenuto alla raggione della coincidenza de contrarii; e non è imbecille prattico quel mago che la sa cercare dove ella consiste. Tutto dumque che avete proferito è verissimo: ma vorrei sapere, o Sofia, a che proposito, a che fine voi lo dite. Sofia Quello che da ciò voglio inferire è: che il principio, il mezzo et il fine; il nascimento, l’aumento e la perfezzione di quanto veggiamo, è da contrarii, per contrarii, ne’ contrarii, a contrarii: e dove è la contrarietà, è la azzione e reazzione, è il moto, è la diversità, è la moltitudine, è l’ordine, son gli gradi, è la successione, è la vicissitudine. Perciò nessuno che ben considera, giamai per l’essere et aver presente si desmetterà o s’inalzarà d’animo, quantumque in comparazion d’altri abiti e fortune gli paia buono o rio, peggiore o megliore. Tal io con il mio divino oggetto che è la Verità tanto tempo come fuggitiva, ¦ occolta, depressa e sommersa, ho giudicato quel termine, per ordinanza del fato, come

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über hat. Der ständige Genuß einer Speise, wie schmackhaft sie auch sein mag, ruft zuletzt Übelkeit hervor. Also befriedigt die Veränderung von einem Extrem zum anderen über ihre anteiligen Mischungen und auch die Bewegung von einem Gegensatz zum anderen über ihre Vermittlungen, und am Ende sehen wir, wie ein Gegensatz dem anderen so verwandt ist, daß sie mehr miteinander gemeinsam haben als das Ähnliche mit dem Ähnlichen. Saulino So meine ich zu verstehen, warum die Gerechtigkeit nur dort verwirklicht wird, wo die Verfehlung ist, und die Übereinstimmung nur dort erzielt wird, wo Gegensätze sind; eine Kugel steht nicht auf der anderen Kugel, weil sie sich bloß in einem Punkt berühren, aber das Konkave kommt zur Ruhe im Konvexen; und im moralischem Bereich kann der Stolze nicht mit dem Stolzen übereinkommen, der Arme nicht mit dem Armen, der Geizige nicht mit dem Geizigen, sondern der eine freut sich am Bescheidenen, der andere am Reichen, der dritte am Großzügigen. Wenn man es also in physikalischer, mathematischer und moralischer Hinsicht betrachtet, scheint es, daß jener Philosoph nichts Geringfügiges gefunden hat, der zur Begründung der Koinzidenz der Gegensätze durchgedrungen ist; und jener Magier ist kein blöder Praktiker, der sie dort zu suchen weiß, wo sie besteht. Daher ist alles, was Ihr vorgetragen habt, sehr wahr. Aber ich möchte wissen, o Sofia, mit welcher Absicht und zu welchem Zweck Ihr es sagt. Sofia Das, was ich daraus ableiten will, ist: Anfang, Mitte und Ende, Entstehung, Wachstum und Vollendung von allem, was wir sehen, ist von Gegensätzen, durch Gegensätze, in Gegensätzen und zu Gegensätzen; und wo die Gegensätzlichkeit ist, da ist Aktion und Reaktion, da ist Bewegung, Verschiedenheit, Vielheit, da ist Ordnung, da sind Grade, da ist Reihenfolge und Wechsel. Daher wird keiner, der gut überlegt, seinen Mut je wegen des gegenwärtigen Seins oder Habens sinken lassen oder überheben, egal wie gut oder schlecht, um wieviel besser oder schlechter es ihm auch im Vergleich zu anderen Vermögen und Schicksalen vorkommen mag. So beurteile auch ich, die ich mich mit meinem göttlichen Gegenstand, nämlich der Wahrheit, so lange Zeit gleichsam auf der Flucht, im Verborgenen, in Unterdrückung und im Untergrund befand, diesen Wendepunkt durch die Anordnung des Verhängnisses als Beginn meiner Wiederkehr, Erscheinung, Erhöhung

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principio del mio ritorno, apparizione, essaltazione e magnificenza tanto più grande, quanto maggiori son state le contradizzioni. Saulino Cossì aviene che chi vuol più gagliardamente saltando alzarsi da terra, li fia mestiero che prima ben si recurve; e chi studia di superar più efficacemente trapassando un fosso, accatta talvolta l’émpito, sé ritirando otto o diece passi a dietro. Sofia Tanto più dumque spero nel futuro meglior successo per grazia del fato, quanto sin al presente mi son trovata al peggio. | Saulino Quanto più depresso, quanto è più l’uom di questa ruota al fondo, tanto a quel punto più si trova appresso che da salir si de’ girar il tondo: alcun sul ceppo quasi il capo ha messo, che l’altro giorno ha dato legge al mondo. Ma di grazia séguita, Sofia, a specificar più espressamente il tuo proposito. Sofia Il tonante Giove, dopo che tanti anni ha tenuto del giovane, s’è portato da scapestrato, et è stato occupato ne l’armi e ne gli amori: ora come domo dal tempo, comincia a declinare da le lascivie e vizii, e quelle condizioni che la virilitade e gioventude apportan seco. Saulino Poeti sì, filosofi non mai hanno sì fattamente descritti et introdotti gli dèi. Dumque Giove e gli altri ¦ dèi invecchiano? dumque non è impossibile ch’ancor essi abbiano ad oltrepassar le rive di Acheronte? Sofia Taci, non mi levar di proposito, Saulino ascoltami sin al fine. Saulino Dite pure, ch’io attentissimamente vi ascolto, perché son certo che dalla tua bocca non esceno se non grandi e gravi propositi: ma dubito che la mia testa non le possa capire e sustenere. Sofia Non dubitate. Giove (dico) comincia ad esser maturo, e non admette oltre nel conseglio, eccetto che persone ch’hanno in capo la neve, alla | fronte gli solchi, al naso gli occhiali, al mento la farina, alle mani il bastone, a i piedi il piombo: in testa (dico) la fantasia retta, la cogita-

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und Herrlichkeit, die um so größer sein werden, je größer ihre Gegensätze waren. Saulino So wie manch einer, der sich in elegantem Sprung recht hoch von der Erde heben will, sich erst gut niederducken muß; und wer möglichst erfolgreich über einen Graben zu springen versucht, kommt manchmal besser zum Ziel, wenn er erst acht bis zehn Schritt rückwärts macht. Sofia Daher erhoffe ich für die Zukunft um so mehr Erfolg, je schlechter es mir bis heute gegangen ist. Saulino … Je mehr bedrückt der Mensch sich sieht auf dieses Rades Grunde, je näher ist er schon dem Punkt gerückt, da sich zum Aufstieg wenden muß die Runde. Wem schon des Henkers Beil zum Hals gezückt, hat anderntags die Welt durch sein Gesetz gebunden. Aber fahr bitte fort, Sofia, und erklär deine Meinung genauer. Sofia Nachdem der Donnerer Jupiter sich nun so viele Jahre wie ein Jüngling benommen hat, die Zügel schießen ließ und sich mit Kriegen und Liebschaften beschäftigte, beginnt er jetzt, gleichsam durch die Zeit gezähmt, Abstand zu nehmen von den Unanständigkeiten und Lastern und jenen Zuständen, die Manneskraft und Jugend mit sich bringen. Saulino Dichter zwar wohl, aber nie haben Philosophen die Götter auf solche Weise beschrieben und dargestellt. Also altern Jupiter und die anderen Götter? Es wäre also auch nicht unmöglich, daß sie gar noch die Ufer des Acheron überqueren müßten? Sofia Schweig, Saulino, bringe mich nicht vom Thema ab. Höre mich bis zum Ende. Saulino Sprich nur weiter, denn ich höre dir mit der größten Aufmerksamkeit zu, weil ich sicher bin, daß aus deinem Munde nur große und ernsthafte Themen kommen. Ich zweifle nur, ob mein Kopf sie begreifen und behalten kann. Sofia Zweifelt nicht. Jupiter, sag ich, beginnt nun reif zu werden und läßt im Rate keinen mehr zu, der nicht Reif auf dem Kopf, Furchen auf der Stirn, eine Brille auf der Nase, Mehl am Kinn, einen Stock in der Hand und Blei in den Füßen hat: im Kopf (wie gesagt) eine rechtge-

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zion sollecita, la memoria ritentiva; ne la fronte la sensata apprensione, ne gli occhi la prudenza, nel naso la sagacità, nell’orecchio l’attenzione, ne la lingua la veritade, nel petto la sinceritade, nel core gli ordinati affetti, ne le spalli la pazienza, nel tergo l’oblio de le offese, nel stomaco la discrezzione, nel ventre la sobrietade, nel seno la continenza, ne le gambe la constanza, ne le piante la rettitudine, ne la sinistra il pentateuco di decreti, nella destra la raggione discussiva, la scienza indicativa, la regolativa giustizia, l’imperativa autoritade e la potestà executiva. Saulino Bene abituato: ma bisogna che prima sia ben lavato, ben ripurgato. ¦ Sofia Ora non son bestie nelle quali si trasmute. Non Europe che l’incornino in toro, non Danae che lo impallidiscano in oro, non Lede che l’impiumino in cigno, non nimfe Asterie e frigii fanciulli che lo imbecchino in aquila, non Dolide che lo inserpentiscano, non Mnemosine che lo degradino in pastore, non Antiope che lo semibestialino in Satiro, non Alcmene che lo trasmutino in Amfitrione: perché quel temone che volgeva e dirizzava questa nave de le metamorfosi, è dovenuto sì fiacco, che poco più che nulla può resistere a l’émpito de l’onde, e forse che l’acqua ancora gli va mancando a basso. La vela è di maniera tale stracciata e sbusata che in vano per ingonfiarla il vento soffia. Gli remi ch’al dispetto di contrarii venti e turbide tempeste soleano risospingere il vascello avanti, ora (faccia | quantosivoglia calma, e sia a sua posta tranquillo il campo di Nettuno), in vano il comite sibilarà »a orsa«, »a poggia«, »a la sia«, »a la voga«: perché gli remigatori son dovenuti come paralitici. Saulino Oh gran caso.¦ Sofia Indi non sia chi più dica e favoleggi Giove per carnale e voluttuario: perché il buon padre s’è addonato il spirito. Saulino Come colui che tenea già tante moglie, tante ancelle di mo-

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leitete Vorstellungskraft, eine eifrige Überlegung und ein festhaltendes Gedächtnis, auf der Stirn verständige Besorgnis, in den Augen Klugheit, in der Nase das rechte Gespür, im Ohr Aufmerksamkeit, auf der Zunge Wahrheit, im Busen Aufrichtigkeit, im Herzen geregelte Leidenschaften, auf den Schultern Geduld, auf dem Buckel Geringschätzung der Kränkungen, im Magen Scheidevermögen, im Bauch Nüchternheit, im Schoß Enthaltsamkeit, in den Beinen Beständigkeit, in den Füßen Aufrichtigkeit, in der Linken den Pentateuch der Vorschriften, in der Rechten die zergliedernde Vernunft, die hinweisende Wissenschaft, die regelnde Gerechtigkeit, die befehlende Autorität und die ausführende Macht. Saulino Gut und anständig gekleidet! Aber er sollte sich erst gut waschen und reinigen. Sofia Nun sind es keine Tiere, in die er sich verwandelt. Keine Europen, die ihn zum Stier hörnen, keine Danaen, die ihn zu Gold gilben, keine Leden, die ihn zum Schwan befiedern, keine Asteria-Nymphchen und Phrygierjüngelchen, die ihn zum Adler schnäbeln, keine Doliden, die ihn verschlängeln, keine Mnemosynen, die ihn zum Hirten degradieren, keine Antiopen, die ihn halbwegs zum Satyr vertieren, keine Alkmenen, die ihn in Amphytrion verwandeln. Denn jener Steuerknüppel, der das Schiff der Metamorphosen drehte und geraderichtete, ist so schlapp geworden, daß er dem Ansturm der Wogen kaum noch Widerstand leisten kann, und vielleicht sitzt er schon bald auf dem Trocknen. Das Segel ist derart zerfetzt und durchlöchert, daß der Wind vergeblich bläst, um es aufzublähen. Die Ruder, die früher den widrigen Winden und heftigen Stürmen zum Trotz das Schiff voranzutreiben pflegten – jetzt wird (mag es noch so windstill und Neptuns Reich auch ganz ruhig sein) der Bootsmann vergeblich seine Kommandos pfeifen: »Backbord«, »Steuerbord«, »achtern«, »Kurs voraus«, weil sozusagen die Ruderer gelähmt sind. Saulino Oh große Not! Sofia Daher soll von nun an keiner dem Jupiter nachsagen und andichten, daß er fleischlich und lüstern sei, denn der gute Vater hat sich den Übermut vergehen lassen und sich dem Geiste ergeben. Saulino Wie jener, der schon jede Menge Ehefrauen, Mägde der Ehefrauen und Kebsweiber gehabt hatte, zuletzt, da er sozusagen wohlge-

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glie, e tante concubine, al fine dovenuto qual ben satollo, stuffato e lasso, disse: »Vanità, vanità, ogni cosa è vanità«. Sofia Pensa al suo giorno del giudizio, perché il termine de gli o più, o meno, o a punto trentasei mila anni (come è publicato) è prossimo; dove la revoluzion de l’anno del mondo minaccia ch’un altro Celio vegna a repigliar il ¦ domìno, e per la virtù del cangiamento ch’apporta il moto de la trepidazione, e per la varia, e non più vista, né udita relazione et abitudine di pianeti, teme che il fato disponga, che l’ereditaria successione non sia come quella della precedente grande mondana revoluzione, ma molto varia e diversa, cracchieno quantosivoglia gli pronosticanti astrologi et altri divinatori. Saulino Dumque si teme che non vegna qualche più cauto Celio, che all’essempio del Pretegianni, per obviare ¦ a gli possibili futuri inconvenienti non bandisca gli suoi figli a gli serragli del monte Amarat, et oltre, per tema che qualche Saturno non | lo castre, non faccia mai difetto di non allacciarsi le mutande di ferro, e non si riduca a dormire senza braghe di diamante. Là onde non succedendo l’antecedente effetto, verrà chiusa la porta a tutti gli altri conseguenti; et in vano s’aspettarà il giorno natale della dea di Cipro, la depressione del zoppo Saturno, l’essaltazion di Giove, la moltiplicazion di figli, e figli de figli, nipoti e nipoti de nipoti, sino a la tantesima generazione, quantesima è a tempi nostri, e può sin al prescritto termine essere ne gli futuri: nec iterum ad Troiam magnus mittetur Achilles. [Sofia:] In tal termine dumque essendo la condizion de le cose, e vedendo Giove nel importuno memoriale de ¦ la sfiancuta forza e snervata virtute appressarsi come la sua morte, cotidianamente fa caldi voti et effonde ferventi preghiere al fato, acciò che le cose ne gli futuri secoli in suo favore vegnano disposte. Saulino Tu, o Sofia, me dici de le maraviglie. Volete voi che non conosca Giove la condizion del fato, che per proprio e pur troppo divolgato

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sättigt, überdrüssig und schlapp geworden war, sagte: »Eitelkeit, Eitelkeit, alles ist Eitelkeit.« Sofia Er denkt an seinen Tag des Gerichts, weil der Termin – mehr oder weniger oder genau – sechsunddreißigtausend Jahre (wie verkündet) nahe bevorsteht, wenn die Wende des Weltjahres ihm androht, daß ein anderer Himmelsvater kommen wird, die Herrschaft an sich zu bringen. Und wegen der Veränderung, die durch die Bewegung der Trepidationen der Sterne verursacht wird, sowie der andersartigen, nie gesehenen und unerhörten Konstellation und Stellung der Planeten, befürchtet er, das Verhängnis könnte verfügen, daß die Erbfolge nicht so wie in der vorausgehenden großen Weltumwälzung ausfalle, sondern ganz unterschiedlich und anders, mögen die prognostischen Astrologen und andere Wahrsager auch noch so viel unken. Saulino Es wird also befürchtet, daß ein vorsichtigerer Himmelsvater Uranos kommt, der – um möglichen späteren Unannehmlichkeiten vorzubeugen – nach dem Beispiel des Priesterkönigs Johannes seine Söhne in die Festungen auf dem Berge Amarat verbannt; und außerdem – aus Furcht, daß ihn irgend so ein Saturn kastrieren könnte – nie versäumt, sich die Unterbuxen aus Eisen zuzuknöpfen und sich niemals ohne diamantene Hosen schlafen legt. Und somit würde, da die vorausgehende Wirkung ausbleibt, allen daraus folgenden die Tür versperrt; und vergeblich erwartete man da den Geburtstag der zyprischen Göttin, die Unterdrückung des hinkenden Saturn, die Erhöhung Jupiters und die Vermehrung der Kinder, Kindeskinder, Enkel und Enkelsenkel bis zur soundsovielten Generation, wie sie zu unserer Zeit ist und wie sie noch bis zum vorbestimmten Ende in Zukunft sein könnte: … nec iterum ad Troiam magnus mittetur Achilles. Sofia Da die Verhältnisse also an diesem Punkt angekommen sind und da Jupiter in dem peinlichen Denkzettel der lendenlahmen Kraft und entmannten Tüchtigkeit gleichsam seinen Tod herannahen sieht, macht er täglich fieberhafte Gelübde und schickt glühende Gebete zum Verhängnis empor, auf daß die Dinge sich in den kommenden Jahrhunderten zu seinen Gunsten fügen möchten. Saulino O Sofia, du erzählst mir Wundermärchen. Soll das heißen, Jupiter wüßte nicht um die Beschaffenheit des Verhängnisses, das mit dem ihm gebührenden und gar zu abgedroschenen Epiteton »das un-

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epiteto è intitolato inesorabile? È pur verisimile, che nel tempo de le sue vacanze (se pur il fato gli ne concede) talvolta si volga a leggere qualche poeta, e non è difficile che gli sia pervenuto alle mani il tragico Seneca, che li done questa lezzione: Fato ne guida, e noi cedemo al fato; e i rati stami del contorto fuso solleciti pensier mutar non ponno. | Ciò che facciamo e comportiamo, d’alto e prefisso decreto il tutto pende; e la dura sorella il torto filo non ritorce a dietro. Discorron con cert’ordine le Parche, mentre ciascun di noi va incerto ad incontrar gli fati suoi. Sofia Ancora il fato vuol questo, che benché sappia il medesimo Giove che quello è immutabile, e che non possa essere altro che quel che deve essere e sarà, non manchi d’incorrere per cotai mezzi il suo destino. Il fato ha ordinate le preci tanto per impetrare, quanto per non impetrare; e per non aggravar troppo gli animi trasmigranti, interpone la bevanda del fiume Leteo per mezzo ¦ de le mutazioni, a fine che mediante l’oblio ognuno massime vegna affetto e studioso di conservarsi nel stato presente. Però li giovani non richiamono il stato de la infanzia, gl’infanti non appeteno il stato nel ventre de la madre, e nessuno di questi il stato suo in quella vita, che vivea prima che si trovasse in tal naturalitade. Il porco non vuol morire per non esser porco, il cavallo massime paventa di scavallare. Giove per le instante necessitadi sommamente teme di non esser Giove. Ma la mercé e grazia del fato, senza averlo imbibito de l’acqua di quel fiume non cangiarà il suo stato. Saulino Talché o Sofia (cosa inaudita) questo nume ancora hav’egli dove effondere orazioni? esso ancora versa nel timore della giustizia?

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erbittliche« benannt wird? Es ist doch wahrscheinlich, daß er in seiner Urlaubszeit (falls ihm das Verhängnis Urlaub gewährt) zuweilen auch den einen oder anderen Dichter lesen mag, und unschwer könnte ihm der Tragiker Seneca in die Hände geraten sein, der ihm folgende Lehre erteilt: Das Schicksal leitet uns, wir weichen vor dem Schicksal; die Fäden, gesponnen von gedrehter Spindel, vermag sorgendes Grübeln nicht zu ändern. Denn alles was wir tun und was wir schaffen, hängt ganz vom höchsten, vorbestimmten Ratschluß ab; die unbarmherzge Schwester zieht den gedrehten Faden nicht zurück. Die Parzen regen sich in der bestimmten Ordnung, von uns aber läuft jeder unwissentlich auf sein Verhängnis zu. Sofia Auch dies will das Verhängnis, daß Jupiter, obwohl er weiß, daß es unabänderlich ist und daß nichts anderes sein kann als das, was sein muß und sein wird, es doch nicht unterlasse, sein Schicksal mit solchen Mitteln anzugehen. Das Verhängnis hat die Gebete angeordnet, sowohl zu ihrer Erhörung wie auch zur Nichterhörung; und um die hinüberwandernden Seelen nicht allzusehr zu bedrücken, legt es zwischen die Umwandlungen den Trunk vom Lethefluß, auf daß ein jeder durch das Vergessen im höchsten Maße begierig und bestrebt sei, sich im gegenwärtigen Zustand zu erhalten. Daher sehnen sich die Jünglinge nicht nach dem Zustand der Kindheit zurück, die Kinder verlangen nicht nach dem Zustand im Mutterleib und keiner von ihnen nach seinem Zustand in jenem Leben, das er gelebt hatte, bevor er sich in der derzeitigen Naturbeschaffenheit wiederfand. Das Schwein möchte nicht sterben, um kein Schwein mehr zu sein; das Pferd hat am meisten Angst vor der Entpferdung. Jupiter fürchtet sich aufgrund der gegebenen Notwendigkeiten im höchsten Maße davor, nicht mehr Jupiter zu sein. Aber die Gunst und Gnade des Verhängnisses wird seinen Zustand nicht ändern, ohne ihn zuvor mit dem Wasser jenes Flusses getränkt zu haben. Saulino So daß, o Sofia (unerhört!), auch diese Gottheit noch etwas hat, wohin sie Gebete richten kann? Auch er wandelt noch in der

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Mi maravigliavo io perché gli dèi sommamente temevano di | spergiurare la Stigia palude: ora comprendo che questo procede dal fio che denno pagare anch’essi. Sofia Cossì è. Ha ordinato al suo fabro Vulcano, che non lavore de giorni di festa; ha comandato a Bacco che non faccia comparir la sua corte, e non permetta debac ¦ care le sue Evanti, fuor che nel tempo di carnasciale, e nelle feste principali de l’anno, solamente dopo cena appresso il tramontar del sole, e non senza sua speciale et espressa licenza. Momo il quale avea parlato contra gli dèi, e (come a essi pareva) troppo rigidamente arguiti gli loro errori, e però era stato bandito dal concistoro e conversazion di quegli; e relegato alla stella ch’è nella punta de la coda di Calisto senza facultà di passar il termine di quel parallelo a cui sottogiace il monte Caucaso: dove il povero dio è attenuato dal rigor del freddo e de la fame; ora è richiamato, giustificato, restituito al suo stato pristino, e posto precone ordinario et estraordinario con amplissimo privileggio di posser riprendere gli vizii, senza aver punto risguardo a titolo o dignitade di persona alcuna. Ha vietato a Cupido d’andar più vagando in presenza de gli uomini, eroi e dèi cossì sbracato come ha di costume, et ingiontoli che non offenda oltre la vista de celicoli mostrando le natiche per la via lattea, et Olimpico senato: ma che vada per l’avenire vestito almeno da la cintura a basso; e gli ha fatto strettissimo mandato che non ardisca oltre di trar dardi se non per il naturale, e l’amor de gli uomini faccia simile a quello de gli altri animali, facendoli a certe e determinate staggioni inamorare; e cossì come a gli gatti è ordinario il marzo, a gli | asini il maggio, a questi ¦ sieno accomodati que’ giorni ne’ quali se innamorò il Petrarca di Laura, e Dante di Beatrice; e questo statuto è in forma de interim sino al prossimo concilio futuro, entrante il sole al decimo grado di Libra, il quale

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Furcht der Gerechtigkeit? Ich wunderte mich immer, warum die Götter sich mehr als vor allem anderen davor scheuten, einen Meineid bei den Sümpfen des Styx zu schwören: Nun begreife ich, daß dies von dem Tribut kommt, den auch sie entrichten müssen. Sofia So ist es. Jupiter hat seinem Schmied Vulkan vorgeschrieben, an Feiertagen nicht zu arbeiten. Er hat dem Bacchus befohlen, seinen Hofstaat nicht in Erscheinung treten zu lassen und seinen Mänaden keine Bacchanale zu gestatten, außer zur Fastnachtszeit und zu den Hauptfestzeiten des Jahres, und auch bloß nach dem Abendessen bei Sonnenuntergang, und nicht ohne seine besondere ausdrückliche Genehmigung. Momus, der gegen die Götter gesprochen und (ihrer Meinung nach) ihre Fehler allzu schroff kritisiert hatte – weshalb er aus ihrem Konsistorium und ihrer Versammlung verbannt und auf den Stern an der Schwanzspitze der Kallisto deportiert worden war, wo dieser arme Gott ohne Möglichkeit jenen Breitengrad zu überschreiten, unter dem der Gebirgszug des Kaukasus liegt, vor Kälte und Hunger hinsiechte – Momus also ist nun zurückgerufen, rehabilitiert, wieder auf seinen früheren Posten erhoben und zum ordentlichen und außerordentlichen Ausrufer ernannt worden mit weitestgehender Vollmacht, die Laster tadeln zu dürfen ohne das geringste Ansehen jeweiliger Titel und Würden der Person. Dem Cupido hat Jupiter untersagt, weiterhin so unbehost, wie es seine Gewohnheit war, in Gegenwart von Menschen, Heroen und Göttern herumzulaufen, und ihm nahegelegt, die Augen der Himmelsbewohner nicht fürder zu beleidigen, indem er auf der Milchstraße und im olympischen Senat den nackten Hintern weist; sondern er solle künftig wenigstens von der Gürtellinie abwärts bekleidet gehen; und er hat ihm allerstrengstens auferlegt, sich nicht etwa herauszunehmen, seine Pfeile weiterhin anders als der Natur entsprechend zu verschießen; und die Liebe der Menschen solle er der anderer Tiere ähnlich machen, indem er sie zu bestimmten festgesetzten Jahreszeiten verliebt macht; und wie den Katzen der März verordnet ist und den Eseln der Mai, so sollten für die Menschen jene Tage reserviert werden, da sich Petrarca in Laura verliebte und Dante in Beatrice; und diese Anordnung ist eine Übergangsregelung bis zum bald bevorstehenden nächsten Konzil, das, wenn die Sonne in den zehnten Grad der Waage tritt, stattfinden soll

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è ordinato nel capo del fiume Eridano, là dove è la piegatura del ginocchio d’Orione. Ivi si ristorarà quella legge naturale, per la quale è lecito a ciascun maschio di aver tante moglie quante ne può nutrire et impregnare; per che è cosa superflua et ingiusta, et a fatto contraria alla regola naturale, che in una già impregnata e gravida donna, o in altri soggetti peggiori, come altre illegitime procacciate, che per téma di vituperio provocano l’aborso, vegna ad esser sparso quell’omifico seme che potrebbe suscitar eroi e colmar le vacue sedie de l’empireo. Saulino Ben provisto a mio giudizio: che più? Sofia Quel Ganimede ch’al marcio dispetto de la gelosa Giunone gli era tanto in grazia, et a cui solo liceva d’accostarsegli, e porgergli li fulmini trisolchi, mentre a lungi passi a dietro riverentemente si tenevano gli dèi: al presente credo che se non ha altra virtute che quella ¦ che è quasi persa, è da temere che da paggio di Giove non debba aver a favore di farsi come scudiero a Marte. » Saulino Onde questa mutazione? Sofia E da quel che è detto del cangiamento di Giove, e perché lo invidioso Saturno a i giorni passati, con finta di fargli de vezzi, gli andò di maniera tale rimenando la ruvida mano per il mento e per le vermiglie gote, che da quel toccamento se | gl’impela il volto, di sorte che pian piano va scemando quella grazia che fu potente a rapir Giove dal cielo, e farlo essere rapito da Giove in cielo: et onde il figlio d’un uomo venne deificato, et ucellato il padre de gli dèi. Saulino Cose troppo stupende: passate oltre. Sofia Ha imposto a tutti gli dèi di non aver paggi o cubicularii di minore etade che di vinticinque anni. Saulino Ah! ah! Or che fa, che dice Apolline del suo caro Giacinto? Sofia Oh se sapessi quanto è egli mal contento. Saulino Certo credo che la sua contristazione caggiona questa oscurità del cielo, ch’ha perdurato più di sette giorni: il suo alito produce

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am Ursprung des Flusses Eridan, dort an der Kniebeuge des Orion. Dort wird man dann jenes Naturgesetz wiederherstellen, nach dem es jedem Mann erlaubt ist, so viele Frauen zu haben, wie er ernähren und befruchten kann; denn es ist überflüssig und unrecht und ganz und gar gegen die Regel der Natur, daß jener menschenerschaffende Samen sich ergieße in eine bereits befruchtete und schwangere Frau oder in andere, schlechtere Subjekte, wie z. B. gewisse andere, illegitim verschaffte Frauen, die dann aus Furcht vor der Schmach abtreiben; und das, wo er doch Helden erwecken und die leeren Sitze des Empyreums erfüllen könnte. Saulino Nach meinem Urteil eine gute Regelung. Was noch? Sofia Jener Ganymed, der zum schmerzlichen Verdruß der eifersüchtigen Juno so sehr in Jupiters Gunst stand und der ihm als einziger nahetreten und ihm die dreischäftigen Blitze anreichen durfte, während sich die Götter ehrfürchtig viele Schritte im Abstand hielten: Ich glaube, daß er, falls er nicht andere Tugenden vorzuweisen hat als die schon fast verlorene, sich jetzt gefallen lassen muß, aus dem Pagen Jupiters zum Schildknappen des Mars zu werden. Saulino Woher kommt diese Wandlung? Sofia Das kommt davon, was über Jupiters Veränderung gesagt worden ist, und auch weil sich in vergangenen Tagen der neidische Saturn verstellte, als wolle er Ganymed liebkosen, und ihm dabei dermaßen mit der rauhen Hand über das Kinn und die roten Wangen strich, daß sich ihm von jener Berührung das Gesicht behaart; weswegen jener Reiz nun allmählich dahinschwindet, welcher die Macht hatte, Jupiter aus dem Himmel zu entrücken und Ganymed von Jupiter zum Himmel entrücken zu lassen; wodurch denn eines Menschen Sohn vergöttlicht und der Vater der Götter vervögelt wurde. Saulino Gar zu erstaunliche Dinge: Erzählt weiter! Sofia Allen Göttern hat er geboten, keine Pagen oder Kämmerlinge unter fünfundzwanzig Jahren zu halten. Saulino Oho – und was macht, was sagt Apollo nun von wegen seines lieben Hyazinth? Sofia Ach, wenn du wüßtest, wie schlecht er sich damit abfindet! Saulino Ich glaube bestimmt, daß es sein Kummer ist, der diese über sieben Tage währende Verfinsterung des Himmels verursacht. Sein

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tante nuvole, i suoi suspiri sì tempestosi venti, e le sue lacrime sì copiose piogge. Sofia Hai divinato. Saulino Or che sarà di quel povero fanciullo? Sofia Ha preso partito di mandarlo a studiar lettere umane in qualche universitade o collegio riformato, e sottoporlo a la verga di qualche pedante. ¦ Saulino O fortuna, o sorte traditora, ti par questo boccone da pedanti? non era meglio sottoporlo alla cura d’un poeta, farlo a la mano d’un oratore, o avezzarlo su il baston de la croce? Non era più espediente d’ubligarlo sotto la disciplina di…. | Sofia Non più, non più: quel che deve essere sarà, quel che esser devea è. Or per compire l’istoria di Ganimede, l’altr’ieri sperando le solite accoglienze, con quell’usato ghigno fanciullesco li porgeva la tazza di nettare; e Giove avendogli alquanto fissati gli turbidi occhi al volto: »Non ti vergogni,« li disse, »o figlio di Troo? pensi ancor essere putto? forse che con gli anni ti cresce la discrezzione, e ti s’aggionge di giudizio? non ti accorgi che è passato quel tempo quando mi venevi ad assordir l’orecchie che all’ora ch’uscivamo per l’atrio esteriore, Sileno, Fauno, quel di Lampsaco et altri si stimavano beati se posseano aver la commodità di rubbarti una pizzicatina, o almeno toccarti la veste: et in memoria di quel tócco non si lavar le mani quando andavano a mangiare, e far de l’altre cose che li dettava la fantasia? Ora dispónite, e pensa che forse ti bisognarà di far altro mestiero. Lascio che io non voglio più frasche appresso di me«. Chi avesse veduto il cangiamento di volto di quel povero garzone o adolescente, non so se la compassione, o il riso, o la pugna de l’uno e l’altro affetto l’avesse mosso di vantaggio. ¦ Saulino Questa volta credo io che risit Apollo. Sofia Attendi, perché quel ch’hai sin ora udito non è altro che fiore.

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Hauch produziert diese vielen Wolken, seine Seufzer diese stürmischen Winde, seine Tränen diesen reichlichen Regen. Sofia Erraten. Saulino Und was soll nun aus dem armen Jüngelchen werden? Sofia Es ist beschlossen, ihn zum Studium der Humaniora an irgendeine Universität oder ein reformiertes Kolleg zu schicken und ihn der Rute eines Pedanten zu unterstellen. Saulino Oh Schicksal, oh verräterisches Los, solch ein Leckerbissen für die Pedanten?! Wäre es da nicht besser gewesen, ihn der Obhut eines Poeten zu überlassen, ihn einem Redner an die Hand zu geben oder ihn an den Stock des Kreuzes zu gewöhnen? Wäre es nicht passender gewesen, ihn unter die Zucht eines … Sofia Genug, genug! Was sein muß, wird sein und was sein mußte, ist. Um nun die Geschichte Ganymeds fertigzuerzählen: vorgestern reichte er Jupiter, die gewohnte Aufnahme erhoffend, mit den üblichen kindischen Faxen den Nektarbecher; und der sagte, nachdem er ihm eine zeitlang mit strengem Blick ins Gesicht gesehen: »Schämst du dich nicht, Sohn des Troas? Glaubst du denn, du wärest noch ein kleines Bübchen? Vielleicht wächst du mit den Jahren an Verstand und nimmst zu an Urteilskraft? Merkst du denn nicht, daß die Zeit dahin ist, als du mir mit deinem Geschwätz die Ohren betäubtest, wie Silen und Faun und dieser Kerl von Lampaskos sich so glücklich schätzten, wenn sie Gelegenheit hatten, dich, da wir in das äußere Atrium herauskamen, verstohlen zu kneifen oder wenigstens dein Kleid zu berühren, und wie sie im Andenken an jene Berührung sich die Hände nicht wuschen, wenn sie zum Essen gingen, und was immer sonst ihre Phantasie ihnen noch eingab zu tun? Jetzt bequeme dich, daran zu denken, ob du dich nicht nach einer anderen Beschäftigung umsehen mußt. Ganz abgesehen davon, daß ich in meiner Nähe keine losen Grünschnäbel mehr dulden mag.« Wer da gesehen hätte, wie der Gesichtsausdruck dieses armen Knaben oder Jünglings wechselte, ich weiß nicht, ob ihn Mitleid oder Gelächter mehr erschüttert hätte, oder der Widerstreit beider Regungen. Saulino Dieses Mal, meine ich, risit Apollo. Sofia Warte ab, denn was du bis jetzt gehört hast, war erst das Vorspiel.

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Saulino Dì pure. Sofia Ieri che fu la festa in commemorazion del giorno de la vittoria de’ dèi contra gli giganti, immediatamente dopo pranso, quella che sola | governa la natura de le cose, e per la qual gode tutto quel che gode | 79 sotto il cielo, – La bella madre del gemino amore, la diva potestà d’uomini e dèi, quella per cui ogn’animante al mondo vien conceputo, e nato vede il sole; per cui fuggono i venti e le tempeste, quando spunta dal lucid’oriente: gli arride il mar tranquillo, e di bel manto la terra si rinveste, e gli presenta per belle man di Naiade gentili di copia di fronde, fiori e frutti colmo il smaltato corno d’Acheloo, – avendo ordinato il ballo se gli fece innante con quella grazia che consolarebbe et invaghirebbe il turbido Caronte; e come è il dovero de l’ordine, andò a porgere la prima mano a Giove. Il quale, – in loco di quel ch’era ¦ uso di fare, dico di abbracciarla col sinistro braccio, e strenger petto a petto, e con le due prime dita della destra premendogli il labro inferiore, accostar bocca a bocca, denti a denti, lingua a lingua (carezze più lascive che possano convenire a un padre in verso de la figlia), e con questo sorgere al ballo, – ieri, impuntandogli la destra al petto, e ritenendola a dietro (come dicesse: »Noli me tangere«), con un compassionevole aspetto et una faccia piena di devozione: »Ah Venere Venere,« li disse, »è possibile che pur una volta al fine non consideri il stato nostro, e specialmente il tuo? Pensi pur che sia vero quello che gli uomini s’imaginano di noi, che chi è vecchio è sempre | vecchio, chi è giovane | 81 è sempre giovane, chi è putto è sempre putto, cossì perseverando eterno come quando da la terra siamo stati assunti al cielo; e cossì come là la pittura et il ritratto nostro si contempla sempre medesimo, talmente qua non si vada cangiando e ricangiando la vital nostra complessione?

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Saulino Sag schon. Sofia Am gestrigen Gedenkfest des Sieges der Götter über die Giganten hatte gleich nach dem Mittagsmahl jene Göttin, die allein die Natur der Dinge lenkt und an der sich alles erfreut, was sich unter dem Himmelszelt erfreut, Die schöne Mutter der zwillingshaften Liebe, die göttliche Macht der Menschen und der Götter, jene, durch deren Werk alles Lebendige auf der Welt gezeugt wird, und geboren, und die Sonne sieht; vor der die Winde und die Stürme fliehen, wenn sie im hellen Orient erscheint: Besänftigt lächelt ihr das Meer, mit Festgewändern bekleidet sich die Erde, und sie reicht ihr durch holde Hand anmutiger Najaden Achelous blankes Füllhorn überfließend gefüllt mit Laub, mit Blumen und mit Früchten, einen Tanz angeordnet und trat mit jener Anmut, die den finsteren Charon besänftigen und verliebt machen könnte, vor Jupiter und reichte nach der vorgeschriebenen Rangordnung ihm als dem ersten die Hand. Der aber, anstatt wie er sonst zu tun pflegte – nämlich sie mit dem linken Arm zu umfassen und Brust an Brust zu schmiegen, ihr Daumen und Zeigefinger der Rechten gegen die Unterlippe zu drükken und Mund an Mund, Zahn an Zahn, Zunge an Zunge zu bringen (lüsternere Liebkosungen, als sie einem Vater gegenüber der Tochter ziemen könnten) und so zum Tanze zu schreiten – gestern stemmte er ihr die rechte Hand gegen die Brust und hielt sie zurück (als wollte er sagen: »Noli me tangere«) und sprach zu ihr mit erbarmungsvoller Miene und einem Gesichtsausdruck voll frommer Ergebenheit: »Ach Venus, Venus, wie ist es möglich, daß du nicht endlich einmal unsere Lage bedenkst, und ganz besonders die deine? Glaubst du noch, daß das, was sich die Menschen über uns ausmalen, wahr ist: daß der, wer alt ist, immer alt, wer jung ist, immer jung, und wer Kind ist, immer Kind ist, und daß wir in Ewigkeit so bleiben wie damals, als wir von der Erde in den Himmel aufgenommen wurden? Und daß, so wie dort unser Bildnis und Gemälde immer gleich anzusehen ist, sich auch hier unsere lebendige Beschaffenheit nicht wieder und wieder veränderte?

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Oggi per la festa mi si rinova la memoria di quella disposizione nella quale io mi ritrovavo quando fulminai e debellai que’ fieri giganti che ardiro di ponere sopra Pelia, Ossa, e sopra Ossa, Olimpo; quando io il feroce Briareo, a cui la madre Terra avea donate cento braccia e cento mani (acciò potesse con l’émpito di cento versati scogli contra gli dèi debellare il cielo), fui potente di abissare alle nere caverne dell’orco voraginoso; quando relegai il presuntuoso Tifeo là dove il mar Tirreno col Ionio si congionge, spingendogli sopra l’isola Trinacria, a ¦ fin che al vivo corpo la fusse perpetua sepoltura. Onde dice un poeta: Ivi a l’ardito et audace Tifeo che carco giace del Trinacrio pondo, preme la destra del monte Peloro la grieve salma; e preme la sinistra il nomato Pachin; e l’ampie spalli, ch’al peso han fatto i calli, calca il sassoso e vasto Lilibeo; el cap’orrend’aggrieva Mongibello, dove col gran martello folgori tempra il scabroso Vulcano. Io che sopra quell’altro ho fulminata l’isola di Prochita; io ch’ho reprimuta l’audacia di Licaone, | et a tempo di Deucalione liquefeci la terra al ciel rubella; e con tanti altri manifesti segnali mi son mostrato degnissimo della mia autoritade: or non ho polso di contrastar a certi mezi uomini, e mi bisogna al grande mio dispetto a voto di caso e di fortuna lasciar correre il mondo; e chi meglio la séguita, l’arrive; e chi la vence, la goda. Ora son fatto qual quel vecchio esopico lione, a cui impune l’asino dona di calci, e la simia fa de le beffe, e quasi come ad un insensibil ceppo, il porco vi si va a fricar la pancia polverosa. Là dove io avevo nobilissimi oracoli, fani et altari, ora, essendono quelli gittati per terra et indegnissimamente profanati, in loco loro han dirizzate are e

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Anläßlich des heutigen Festtags kehrt mir die Erinnerung wieder, in was für einer Kondition ich war, als ich jene stolzen Giganten mit Blitzen zerschmetterte und niederrang, die es gewagt hatten, den Ossa auf den Pelion und den Olymp auf den Ossa zu türmen; als ich es vermochte, den wilden Briairos in die schwarzen Höhlen des klaffenden Orkus hinabzustürzen, obwohl ihm Mutter Erde hundert Arme und Hände gegeben hatte, den Göttern mit der Wucht von hundert geschleuderten Felsen den Himmel streitig zu machen; und als ich den anmaßenden Typhon dort, wo das Tyrrhenische Meer an das Ionische grenzt, in Fesseln legte und die Insel Trinacria über ihn wälzte, damit er dort auf ewig bei lebendigem Leib begraben bleibe – worüber ein Dichter sagt: Dort drückt dem kühnen und vermessenen Typhon, der unter Trinacrias Last begraben liegt, Peloros schwerer Felsenleib die Rechte, die Linke jener Berg, den man Pachin nennt; die breiten Schultern, schwielig vom Gewicht stützen den felsigen und wüsten Lilybäus; es drückt aufs grause Haupt der Berg Gibel, wo mit mächtigem Hammer der rauhe Schmied Vulkan die Blitze härtet. Ich, der ich jenem anderen Kerl die Insel Procida übergedonnert habe; ich, der ich die Frechheit des Lykäon gestraft und zur Zeit des Deukalion die Erde, die gegen den Himmel meuterte, in Wasser aufgelöst habe; und der ich mich mit so vielen anderen deutlichen Zeichen meiner Autorität so würdig erwiesen hatte, habe jetzt nicht mehr genug Elan, mich gewissen Halbmenschen zu widersetzen, und ich muß zu meinem Ärger den Lauf der Welt dem Gutdünken des Zufalls und des Glücks überlassen; so daß, wer immer ihm besser nachläuft, es erwischt, und wer es bezwingt, sich seiner erfreut. Nun bin ich wie jener alte Löwe des Äsop geworden, den der Esel impune mit Hufen tritt und den der Affe nachäfft und an dem das Schwein gerade so wie an einem fühllosen Baumstumpf seinen staubigen Bauch scheuern kommt. Dort, wo ich meine edelsten Orakel, Heiligtümer und Altäre hatte, hat man, nachdem man diese zu Boden gestürzt und aufs unwürdigste entweiht hat, an ihrer statt Altäre und Statuen errichtet für gewisse Personen, die

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statue a certi ch’io mi vergogno nominare, perché son peggio che li no ¦ stri satiri e fauni et altri semebestie, anzi più vili che gli crocodilli d’Egitto: perché quelli pure magicamente guidati mostravano qualche segno de divinità; ma costoro sono a fatto lettame de la terra: il che tutto è provenuto per la ingiuria della nostra nemica fortuna, la quale non l’ha eletti et inalzati tanto per onorar quelli, quanto per nostro vilipendio, dispreggio e vituperio maggiore. Le leggi, statuti, culti, sacrificii e ceremonie, ch’io già per li miei Mercurii ho donate, ordinati, comandati et instituiti, son cassi et annullati; et in vece loro si trovano le più sporche et indegnissime poltronarie che possa giamai questa cieca altrimente fengere: a fine che come per noi gli omini doventavano eroi, adesso dovegnano peggio che bestie. Al nostro naso non ariva più fumo di rosto fatto in nostro servizio da gli altari: ma se pur tal volta ne viene appetito, ne fia mestiero d’andar a sbramarci per le cocine come dei patellari. E benché | alcuni altari fumano d’incenso (quod dat avara manus), a poco a poco quel fumo dubito che non se ne vada in fumo, a fine che nulla rimagna di vestigio ancora delle nostre sante instituzioni. Ben conoscemo per prattica che il mondo è a punto come un gagliardo cavallo, il quale molto ben conosce quando è montato da uno che non lo può strenuamente maneggiare: lo spreggia, e tenta di toglierselo da la schena; e gittato che l’ha in terra, lo viene a pagar di calci. Ecco, a me si dissecca il corpo, ¦ e mi s’umetta il cervello; mi nascono i tofi, e mi cascano gli denti; mi s’inora la carne, e mi s’inargenta il crine; mi si distendeno le palpebre, e mi si contrae la vista; mi s’indebolisce il fiato, e mi si rinforza la tosse; mi si fa fermo il sedere, e trepido il caminare; mi trema il polso, e mi si saldano le coste; mi s’assottigliano gli articoli e mi s’ingrossano le gionture: et in conclusione (quel che più mi tormenta), perché mi s’indurano gli talloni, e mi s’ammolla il contrapeso; l’otricello de la cornamusa mi s’allunga, et il bordon s’accorta: La mia Giunon di me non è gelosa, la mia Giunon di me non ha più cura. Del tuo Vulcano (lasciando gli altri dei da canto) voglio che consideri

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ich mich auch nur zu nennen schäme, weil sie schlechter sind als unsere Satyrn und Faune und andere Halbtiere, ja gemeiner als die Krokodile Ägyptens: denn auch diese offenbarten unter magischer Lenkung einige Zeichen der Göttlichkeit;; jene aber sind tatsächlich der Auswurf der Erde;. Das alles kommt von der Ungerechtigkeit unseres widrigen Schicksals, das sie erwählt und dermaßen erhöht hat – nicht so sehr, um sie zu ehren, als vielmehr zu unserer größeren Erniedrigung, Geringschätzung und Schmach. Die Gesetze, Statuten, Kulte, Opfer und Zeremonien, die ich einst durch meine Merkure gegeben, angeordnet, befohlen und eingeführt hatte, sind abgeschafft und aufgehoben; und an ihrer statt sieht man die schmutzigsten und unwürdigsten Unflätigkeiten, die Fortuna, diese Blinde, überhaupt nur ersinnen konnte: bis daß die Menschen, wie sie durch uns zu Helden wurden, jetzt schlimmer als die Tiere werden. Zu unseren Nasen steigt nicht mehr der Rauch von dem Braten auf, der in unserem Dienste an den Altären bereitet wurde, und wenn wir manchmal darauf Appetit bekommen, müssen wir wie Schüsselleckergötter uns in den Küchen sättigen gehen. Und obwohl einige Altäre von Weihrauch duften (quod dat avara manus), so fürchte ich doch, daß sich dieser Rauch allmählich in Rauch auflösen wird, bis von unseren heiligen Institutionen keine Spur mehr übrigbleibt. Wohl wissen wir aus Erfahrung, daß die Welt gerade so ist wie ein feuriges Roß, das sehr genau weiß, wenn einer im Sattel sitzt, der es nicht straff zügeln kann. Den verachtet sie und versucht, ihn abzuwerfen, und wenn sie ihn zu Boden geworfen hat, zahlt sie ihm mit Huftritten heim. Siehe, mein Körper vertrocknet und mein Gehirn wird feucht; Gichtknoten wachsen mir und die Zähne fallen mir aus; mein Fleisch vergilbt und meine Haare werden silbern; meine Lider werden lang und meine Sicht kurz; der Atem wird schwach und der Husten stark; mein Gesäß wird steif und zittrig mein Gang; mein Puls flattert und mein Gerippe erstarrt; meine Gliedmaßen werden dünn und meine Gelenke werden dick; und schließlich (was mich am meisten quält), weil meine Hinterbacken hart werden und das Gegengewicht dazu weich, leiert mir der Balg des Dudelsackes aus und schrumpft mir seine Pfeife: Meine Juno ist nicht mehr eifersüchtig, meine Juno schert sich nicht mehr um mich. Was nun deinen Vulkan angeht (lassen wir die anderen Götter bei-

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tu medesima. Quello che con tanto vigore solea percuotere la salda incudine, che a gli fragrosi schiassi quali dall’ignivomo Etna uscivano a l’orizonte, Eco dalle concavitadi del campano Vesuvio e del sassoso Taburno, rispondeva. Adesso dove è la forza del mio fabro e tuo consorte? non è ella spinta? non è ella spinta? forse | che ha più nerbo da gonfiar i folli per accendere il foco? forse ch’ha più lena d’alzar il gravoso martello per battere l’infocato metallo? Tu ancora (mia sorella) se non credi ad altri, dimandane al tuo specchio: e vedi come ¦ per le rughe che ti sono aggionte, e per gli solchi che l’aratro del tempo t’imprime ne la faccia, porgi giorno per giorno maggior difficultade al pittore, s’egli non vuol mentire dovendoti ritrare per il naturale. Ne le guancie ove ridendo formavi quelle due fossette tanto gentili, doi centri, doi punti in mezzo de le tanto vaghe pozzette, facendoti il riso, che imblandiva il mondo tutto, giongere sette volte maggior grazia al volto, onde (come da gli occhi ancora) scherzando scoccava gli tanto acuti et infocati strali Amore: adesso cominciando da gli angoli de la bocca, sino a la già commemorata parte, da l’uno et altro canto comincia a scuoprirsi la forma di quattro parentesi, che ingeminate par che ti vogliano strengendo la bocca proibir il riso con quelli archi circonferenziali ch’appaiono tra gli denti et orecchi per farti sembrar un crocodillo. Lascio che o ridi o non ridi, ne la fronte il geometra interno che ti dissecca l’umido vitale, e con far più e più sempre accostar la pelle a l’osso, assottigliando la cute, ti fa profondar la descrizzione de le parallele a quattro a quattro mostrandoti per quelle il diritto camino il qual ti mena come verso il defuntoro – Perché piangi Venere? perché ridi, Momo?« disse vedendo questo mostrar i denti, e quella versar lacrime, »Ancora Momo sa quando un di questi buffoni (de quali ciascuno suol porgere più veritadi di fatti suoi a l’orecchi del prencipe, che tutto il resto de la corte | insieme; e per quali per il più color che non ardiscono di parlar, sotto specie di gioco

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seite), möchte ich, daß du es selbst bedenkst: er, der einst den festen Amboß mit solcher Kraft zu schlagen vermochte, daß dem Krachen der Schläge, das vom feuerspeienden Ätna zum den Horizont aufstieg, Echo aus den Höhlen des kampanischen Vesuv und des felsigen Taburno antwortete – wo ist nun die Kraft meines Schmiedes und deines Ehemannes abgeblieben? Ist sie etwa nicht erloschen? Etwa nicht? Hat er denn noch Kraft und Saft genug, den Blasebalg aufzublähen, um das Feuer zu entfachen? Hat er noch den Mumm, den schweren Hammer hochzukriegen, um das erhitzte Metall zu behämmern? Und auch du, o meine Schwester, wenn du es anderen nicht glauben willst, befrage deinen Spiegel: siehst du, wie du mit all den hinzugekommenen Falten und den Furchen, die dir der Pflug der Zeit ins Gesicht gräbt, den Maler von Tag zu Tag immer mehr in Schwierigkeiten bringst, wenn er dich nach der Natur abmalen soll, ohne zu lügen? Auf den Wangen, wo du lachend die beiden gar so niedlichen Fältchen sehen ließest, zwei Zentren, zwei Punkte mitten in den liebreizenden kleinen Grübchen, so daß dein Lächeln, das die ganze Welt bezauberte, deinem Gesicht siebenfache Anmut verlieh und Amor scherzend aus diesen Grübchen (wie auch aus den Augen) die spitzen und brennenden Pfeile schoß: Jetzt beginnen von den Mundwinkeln her bis zu der eben besungenen Stelle sich auf beiden Seiten vier Klammerzeichen zu zeigen, die dir wohl mit ihrem jeweiligen Gegenstück den Mund zusammendrücken und das Lachen verbieten wollen durch diese zwischen den Zähnen und den Ohren erscheinenden Kreisbögen, die dich wie ein Krokodil aussehen lassen. Ganz abgesehen davon, daß, du magst lachen oder nicht, jener innere Geometer dir die Lebensfeuchtigkeit austrocknet und deine Haut immer mehr den Knochen annähert, da er die Unterhaut schrumpfen läßt, deiner Stirn die Beschreibung der Parallelen in vierfacher Ausfertigung einprägt und dir dadurch die gerade Linie demonstriert, die dich gleichsam dem Friedhof zuführt. – Warum weinst du, Venus? Warum lachst du, Momus?« fragte er, als er sah, daß jener die Zähne bleckte und diese Tränen vergoß, »Momus weiß es noch, wie einer jener Narren (von denen jeglicher dem Fürsten mehr ihn betreffende Wahrheiten ins Ohr blasen kann als der ganze übrige Hof und mittels derer jene, die nicht selbst zu sprechen wagen, meist unter dem Deckmantel des Scherzes sprechen und Vorschläge vorbringen lassen

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parlano, e fanno muovere e muovono de propositi) disse che Esculapio ti avea fatta ¦ provisione di polvere di corno di cervio e di conserva di coralli, dopo averti cavate due mole guaste tanto secretamente, che ora non è pietruccia in cielo che nol sappia. Vedi dumque, cara sorella, come ne doma il tempo traditore, come tutti siamo suggetti alla mutazione: e quel che più tra tanto ne afflige è che non abbiamo certezza né speranza alcuna di ripigliar quel medesimo essere a fatto in cui tal volta fummo. Andiamo e non torniamo medesimi; e come non avemo memoria di quel che eravamo prima che fussemo in questo essere, cossì non possemo aver saggio di quel che saremo dapoi. Cossì il timore, pietà e religione di noi, l’onore, il rispetto e l’amore vanno via; li quali appresso la forza, la providenza, la virtù, dignità, maestà e bellezza che volano da noi, non altrimente che l’ombra insieme col corpo si parteno. La veritade sola con l’absoluta virtude è inmutabile et immortale: e se tal volta casca e si sommerge, medesima necessariamente al suo tempo risorge, porgendogli il braccio la sua ancella Sofia. Guardiamoci dumque di offendere del fato la divinitade facendo torto a questo gemino nume a lui tanto raccomandato e da lui tanto faurito. Pensiamo al prossimo stato futuro, e non come quasi poco curando il nume universale, manchiamo d’alzare il nostro core et affetto a quello elargitore d’ogni bene e distributor de ¦ tutte l’altre sorti. Supplichiamolo che nella nostra transfusione, o transito, o metampsicosi, ne dispense felici genii: atteso che quan | tumque egli sia inesorabile, bisogna pure aspettarlo con gli voti: o di essere conservati nel stato presente, o di subintrar un altro megliore, o simile, o poco peggiore. Lascio che l’esser bene affetto verso il nume superiore è come un segno di futuri effetti favorevoli da quello; come chi è prescritto ad esser uomo, è necessario et ordinario ch’il destino lo guida passando per il ventre de la madre; il spirto predestinato ad incorporarsi in pesce bisogna che prima vegna attuffato a

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und vorbringen) – wie also so ein Narr erzählte, daß Äskulap dich mit Hirschhornsalz und eingemachten Korallen versorgt hat, nachdem er dir zwei schadhafte Backenzähne so heimlich gezogen hatte, daß nun am Himmel kein Steinchen ist, das nicht darum wüßte. Du siehst also, liebes Schwesterlein, wie zahm uns die Verräterin Zeit macht, wie wir alle Veränderungen unterworfen sind. Und was uns daran am meisten anficht ist, daß wir keine Sicherheit und Hoffnung haben, überhaupt je dasselbe Sein wiederzuerlangen, in dem wir schon einmal waren. Wir gehen dahin und kehren nicht als dieselben wieder; und wie wir keine Erinnerung daran haben, was wir waren, bevor wir in dieses Sein kamen, so können wir auch keine Kunde davon haben, was wir danach sein werden. So gehen die uns erwiesene Ehrfurcht, Frömmigkeit und Religion dahin, die Ehre, der Respekt und die Liebe; so wie ein Schatten zugleich mit dem Körper verschwindet, folgen sie der Kraft, Vorsehung, Tugend, Würde, Majestät und Schönheit, die von uns fliehen. Unveränderlich und unsterblich ist allein die Wahrheit mit der absoluten Tugend: wenn sie auch manchmal stürzt und versinkt, so ersteht sie notwendig zu ihrer Zeit als genau dieselbe wieder auf, wenn ihre Magd Sofia ihr den Arm reicht. Hüten wir uns also davor, des Verhängnisses Gottheit zu beleidigen, indem wir dieser Zwillingsgöttin Unrecht tun, die bei ihm in so hohem Ansehen und Gunst steht. Laßt uns den nahen zukünftigen Zustand bedenken und es nicht (als ob wir uns wenig um die universale Gottheit scherten) versäumen, unser Herz und Gemüt zum Spender aller Güter und zum Verteiler aller anderen Lose zu erheben. Flehen wir ihn an, uns bei unserem Hinüberfließen, unserem Übergang oder unserer Metempsychose glückliche Genien zuzuweisen. Denn auch wenn es noch so unerbittlich ist, so muß man es doch mit dem Vorsatz erwarten, entweder im gegenwärtigen Zustand zu verbleiben, oder in einen anderen, besseren überzugehen … oder in einen ähnlichen … oder in einen nur ein wenig schlechteren … Ganz abgesehen davon, daß eine rechte Hinwendung zur obersten Gottheit gleichsam ein Vorzeichen für günstige künftige Zuwendungen ihrerseits ist; so wie es notwendig verordnet ist, daß das Schicksal einen, dem es verschrieben ist, Mensch zu werden, durch den Leib der Mutter hindurchführt, und wie der Geist, dem es vorherbestimmt ist, sich als Fisch zu verkörpern, erst ins Wasser getaucht werden muß, so ziemt

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l’acqui: talmente a chi è per esser favorito da gli numi conviene che passe per mezzo de buoni voti, et operazioni«.

seconda parte del primo dialogo Con questo dire, di passo in passo suspirando, il gran padre de la patria celeste, avendo finito il suo raggionamento con Venere, il proposito di ballare converse in proponimento di fare il gran conseglio con gli dèi de la tavola ritonda: cioè tutti quei che non sono apposticci, ma naturali, et han testa di conseglio: esclusi gli capi di montone, corna di bue, barbe di capro, orecchie d’asino, denti di cane, occhi di porco, nasi di simia, fronti di becco, stomachi di gallina, pancie di cavallo, piedi di mulo, e code ¦ di scorpione. Però, data la crida per bocca di Miseno figlio di Eolo (per che Mercurio sdegna l’essere, come anticamente fue, trombettiero e pronunziator di editto), que’ tutti dèi ch’erano dispersi per il palaggio, si trovorno ben presto radunati. Qua dopo tutti, essendo fatto alquanto di silenzio, non men con triste e mesto aspetto, che con alta presenza e | preeminenza maestrale menando i passi Giove, prima che montasse in solio e comparisse in tribunale, se gli appresenta Momo; il quale con la solita libertà di parlare disse cossì con voce tanto bassa, che fu da tutti udita: »Questo concilio deve essere differito ad altro giorno et altra occasione, o padre; perché questo umore di venir in conclave adesso inmediate dopo pranso, pare che sia occasionato dalla larga mano del tuo tenero coppiero; perché il nettare che non può essere dal stomaco ben digerito non consola o refocilla, ma altera e contrista la natura, e perturba la fantasia facendo altri senza proposito gai, altri disordinatamente allegri, altri superstiziosamente devoti, altri vanamente eroici, altri colerici, altri machinatori di gran castegli: sin tanto che col svanimento di medesime fumositadi che passano per diversamente complessionati cervelli, ogni cosa casca e va in fumo. A te

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es auch einem, der von den Göttern begünstigt werden soll, erst durch gute Vorsätze und Taten zu schreiten.

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Mit diesen Worten und ein über das andere Mal seufzend beendete der große Vater des himmlischen Vaterlandes sein Gespräch mit Venus und wandelte sodann den geplanten Tanz in den Vorsatz um, mit den Göttern der Tafelrunde ein großes Konzil abzuhalten – das heißt, mit allen Göttern, die nicht hybrid, sondern natürlich sind und einen zum Ratschluß geeigneten Kopf haben: davon ausgeschlossen sind Schafsköpfe, Stierhörner, Ziegenbärte, Eselsohren, Hundezähne, Schweinsaugen, Affennasen, Bockstirnen, Hühnerbrüste, Pferdebäuche, Maultierhufe und Skorpionschwänze. Nachdem also der Aufruf durch Misenus, den Sohn des Aeolus, erfolgt war (weil Merkur es jetzt unter seiner Würde erachtet, wie früher Trompeter und Ausrufer von Bekanntmachungen zu sein), versammelten sich geschwind all jene Götter, die überall im Palast verstreut waren. Und nachdem etwas Stille eingetreten war, begab sich als letzter von allen Jupiter dorthin, zugleich mit traurig bekümmerter Miene und nichts desto weniger mit edlem Auftreten und in majestätischer Haltung; doch bevor er seinen Thronsitz einnahm und im Tribunal erschien, trat ihm Momus entgegen. Der sagte mit seiner gewohnten Redefreiheit so leise, daß ihn alle hören konnten: »Dieses Konzil muß auf einen anderen Tag und einen anderen Anlaß verschoben werden, o Vater; denn diese Laune, jetzt unmittelbar nach dem Mittagessen zum Konklave zu schreiten, wurde dir – scheint’s – durch die freigiebige Hand deines zarten Mundschenks eingegeben; denn der Nektar, der nicht vom Magen gut verdaut werden kann, besänftigt und erwärmt nicht, sondern im Gegenteil, er verstimmt und bedrückt die Natur, wühlt die Phantasie auf und macht die einen grundlos fröhlich, die anderen übermäßig lustig, wieder andere abergläubisch fromm, eitel heroisch oder cholerisch, oder er läßt sie große Luftschlösser bauen – so lange bis zugleich mit dem Verschwinden dieser Rauchwolken, die durch die verschieden temperierten Gehirne zogen, alles umfällt und sich in Rauch auflöst. Dir, Jupiter, scheint er die Gedanken der fröhli-

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Giove par che abbia commosse le specie di gagliardi e fluttuanti pensieri, e t’abbia fatto dovenir triste; per ciò che inescusabilmente ognuno ti giudica (benché io solo ¦ ardisca di dirlo) vinto et oppresso da l’atra bile: perché in questa occorrenza, che non siamo convenuti provisti a far conseglio; in questa occasione, che siamo uniti per la festa; in questo tempo dopo pranso, e con queste circonstanze d’aver ben mangiato, e meglio bevuto, volete trattar di cose tanto seriose quanto mi par intendere, et alcunamente posso annasare col discorso«. Ora perché non è consuetudine né pur molto lecito a gli altri dèi di disputar con Momo, Giove avendolo con un mezzo et alquanto dispettoso riso remirato, senza punto rispondergli monta su l’alta catedra, siede, remira in | cerchio la corona de l’assistente gran Senato. Da qual sguardo convien ch’a tutti venesse a palpitar il core, e per scossa di maraviglia, e per punta di timore, e per émpito di riverenza e di rispetto, che suscita ne’ petti mortali et immortali la maestade quando si presenta. Appresso avendo alquanto bassate le palpebre, e poco dopo allunate le pupille in alto, e sgombrato un focoso suspiro dal petto, proruppe in questa sentenza:

Orazione di Giove »Non aspettate, o Dei, che secondo la mia consuetudine v’abbia ad intonar ne l’orecchio con uno artificioso proemio, con un terso filo di narrazione, e con un delettevole agglomeramento epilogale. Non sperate ornata tessitura di paroli, ripolita infilacciata di sentenze, ricco ap ¦ parato di eleganti propositi, suntuosa pompa di elaborati discorsi, e secondo l’instituto di oratori, concetti posti tre volte a la lima prima ch’una volta a la lingua: non hoc, Non hoc ista sibi tempus spectacula poscit. Credetemi dèi, perché crederete il vero, già dodici volte ha ripiene l’inargentate corna la casta Lucina, ch’io son stato in la determinazione di far questa congregazione oggi, in questa ora, e con tai termini che

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chen und schweifenden Art vertrieben und dich traurig gemacht zu haben; daher urteilt ein jeder (obwohl ich allein es auszusprechen wage), daß du in unentschuldbarem Maße von der schwarzen Galle befallen bist, weil du zu diesem Anlaß, da wir nicht zu einem Konzil gerüstet zusammenkamen, bei dieser Gelegenheit, da wir zum Feste versammelt sind, in dieser Zeit nach dem Mittagsmahl und unter diesen Umständen, da wir gut gegessen und noch besser getrunken haben, so ernsthafte Dinge besprechen willst, wie ich meine, verstanden und ungefähr gerochen zu haben.« Da nun die anderen Götter nicht gewohnt sind, und es ihnen nicht recht zusteht, mit Momus zu streiten, sieht ihn Jupiter mit einem halben und etwas verärgerten Lächeln an, steigt sodann, ohne ihn im geringsten einer Antwort zu würdigen, auf den hohen Thron, läßt sich nieder und betrachtet ringsum die um ihn im Kreis versammelte Krone des großen Senats. Unter diesem Blick muß allen füglich das Herz erbeben, sowohl durch den Schock der Verwunderung als auch den Stachel der Angst und die Aufwallung der Achtung und Verehrung, die die Majestät, wann immer sie sich zeigt, in sterblicher und unsterblicher Brust erweckt. Sodann senkte er ein wenig die Lider, erhob kurz danach die Augen zum Himmel, erleichterte seine Brust mit einem feurigen Seufzer und brach in folgende Worte aus:

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»Erwartet nicht, o Götter, daß ich euch nach meiner sonstigen Gewohnheit die Ohren volldröhne mit einem kunstreichen Proömium, einem wohlgedrehten Faden der Narration und einem ergötzlichen Anhang als Epilog. Hofft nicht auf ein ausgeschmücktes Wortgewebe, auf raffiniert eingefädelte Sätze, auf reiche Ausstattung an eleganten Themen, auf feierlichen Pomp elaborierter Argumente und, nach den Anweisungen der Redner, auf Formulierungen, die dreimal unter die Feile mußten, bevor sie einmal über die Zunge kommen durften: Non hoc, non hoc ista sibi tempus spectacula poscit. Glaubt mir, ihr Götter, so glaubt ihr die Wahrheit, schon zwölfmal hat die keusche Lucina die silbernen Hörner gefüllt, seit ich im Entschluß verharre, diese Zusammenkunft heute abzuhalten, zu dieser Stunde

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vedete: et in questo mentre son stato più occupato sul considerar quello che devo a nostro mal grado tacere, che mi sia stato lecito di premeditar sopra quello che debbo dire. Odo che vi maravigliate perché a questo tempo rivocandovi da vostro spasso v’abbia fatto citar alla | congregazione, e dopo pranso a subitanio concilio. Vi sento mormorare che in giorno festivo vi vien tócco il core di cose seriose; e non è di voi chi a la voce de la tromba e proposito de l’editto non sia turbato. Ma io benché la raggione di queste azzioni e circostanze pende dal mio volere che l’ha possute instituire, e la mia voluntà e decreto sia l’istessa raggione de la giustizia, tutta volta non voglio mancar, prima che proceda ad altro, di liberarvi da questa confusione e maraviglia. Tardi (dico) gravi e pesati denno essere gli proponimenti; maturo, secreto e cauto deve essere il conseglio: ma l’essecuzione bisogna che sia alata, veloce e presta; però non credete che intra il desinare qualche strano umore m’abbia talmente assalito che dopo pranso mi tegna legato e vinto, onde non a posta di rag ¦ gione, ma per impeto di nettareo fumo proceda a l’azzione: ma dal medesimo giorno de l’anno passato cominciai a consultar entro di me quel tanto che dovevo esseguire in questo giorno et ora. Dopo pranso dumque: perché le nove triste non è costume d’apportarle a stomaco diggiuno. All’improviso, perché so molto bene che non cossì come alla festa solete convenir volentieri al conseglio, il quale è intensissimamente da molti di voi fuggito: mentre chi lo teme per non farsi di nemici, chi per incertezza di chi vince e di chi perde, chi per timore ch’il suo conseglio non sia tra dispreggiati, chi per dispetto per quel che il su’ parere tal volta non è stato approvato, chi per mostrarsi neutrale nelle cause pregiudiciose o de l’una o de l’altra parte, chi per non aver occasione d’aggravarsi la conscienza, chi per una, chi per un’altra causa.

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und unter den Bedingungen, wie ihr sie hier seht. Und in der Zwischenzeit war ich zu sehr damit beschäftigt, das zu bedenken, was ich zu unserem Leidwesen verschweigen muß, als daß ich es mir erlauben konnte, mir vorher zurechtzulegen, was ich sagen soll. Wie ich höre, wundert ihr euch, daß ich euch zu diesem Zeitpunkt von euerem Vergnügen abberufen und zu dieser Versammlung und zu diesem sofortigen Konzil nach dem Mittagessen zitiert habe. Ich höre euch murren, daß euch an einem Festtag schwerwiegende Probleme ans Herz gelegt werden; und es gibt keinen unter euch, der nicht verstört wäre beim Ton der Posaune und bei Verlesung der Bekanntmachung. Aber obwohl die Bestimmung dieser Maßnahmen und Umstände von meinem Willen abhängt, der ich sie so anordnen konnte, und mein Wille und Beschluß selbst die Bestimmung der Gerechtigkeit ist, will ich, bevor wir zu anderem schreiten, dennoch nicht unterlassen, euch von dieser Verwirrung und Verwunderung zu befreien. Zögernd, sage ich, ernsthaft und ausgewogen müssen die Vorschläge sein, reif, geheim und umsichtig die Beratung, aber die Ausführung muß beschwingt, schnell und prompt sein. Glaubt also nicht, es hätte mich beim Mahle irgendeine seltsame Laune befallen, so daß sie mich nach dem Mittagessen gefesselt hält und zwingt, nicht nach Beschluß der Vernunft, sondern auf Drängen der Nektardämpfe zum Handeln zu schreiten: Vielmehr habe ich seit ebendiesem Tag des letzten Jahres angefangen, mit mir zu Rate zu gehen, was ich an diesem Tag und zu dieser Stunde ausführen soll. Nach dem Mittagessen also, weil es nicht Brauch ist, schlechte Nachrichten auf leeren Magen zu bringen. Überraschend, weil ich sehr wohl weiß, daß ihr für gewöhnlich zum Konzil nicht gerade so gern zusammenkommt wie zum Feste und daß viele von euch es aufs angelegentlichste meiden: denn der eine fürchtet es, weil er sich keine Feinde machen will; ein anderer aus Unsicherheit, wer da gewinnt und wer verliert; ein dritter aus Angst, sein Rat gerate zu den verschmähten; wieder einer aus Ärger, weil seine Meinung schon einmal nicht angenommen wurde; der da will sich unparteiisch zeigen in Sachen, die der einen oder anderen Seite gegen den Strich gehen könnten; jener dort will nicht in Verlegenheit kommen, sein Gewissen zu belasten; wer aus diesem Grund und wer aus einem anderen.

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Or vi ricordo | (o fratelli e figli) che a quelli, a i quali il fato ha dato di posser gustar l’ambrosia e bevere il nettare, e goder il grado della maestade, è ingionto ancora di comportar tutte gravezze che quella apporta seco. Il diadema, la mitra, la corona, senza aggravarla, non onorano la testa; il manto regale et il scettro non adornano senza impacciar il corpo. Volete sapere per che io a ciò abbia impiegato il giorno di festa, e specialmente tale quale è la presente? Pare a voi, dumque pare a voi, che sia degno giorno di festa questo? E credete voi che questo non deve essere il più tragico giorno di tutto l’anno? Chi di voi dopo ch’arrà ben pensato non giudicarà cosa vituperosissima di celebrar la commemorazion de la vittoria contra gli giganti a tempo che da gli sorgi de la terra siamo dispreg ¦ giati e vilipesi? Oh che avesse piaciuto a l’omnipotente irrefragabil fato che all’ora fussemo stati discacciati dal cielo, quando la nostra rotta per la dignità e virtù di nemici non era vituperosa tanto: perché oggi siamo nel cielo peggio che se non vi fussemo, peggio che se ne fussemo stati discacciati: atteso che quel timor di noi che ne rendea tanto gloriosi, è spento; la gran riputazione de la maestà, providenza e giustizia nostra, è cassa; e quel che è peggio non abbiamo facultà e forza di riparar al nostro male, di vendicar le nostre onte: perché la giustizia con la quale il fato governa gli governatori del mondo, ne ha a fatto tolta quella autorità e potestà la quale abbiamo tanto male adoperata, discoperti e nudati avanti gli occhi di mortali e fattigli manifesti i nostri vituperii; e fa che il cielo medesimo con cossì chiara evidenza, come chiare et evidenti son le stelle, renda testimonianza | de misfatti nostri. Perché vi si vedeno aperto gli frutti, le reliquie, gli riporti, le voci, le scritture, le istorie di nostri adulterii, incesti, fornicazioni, ire, sdegni, rapine et altre iniquitadi e delitti; e che per premio di errori abbiamo fatto maggiori errori, inalzando al cielo i triomfi de vizii e sedie de sceleragini, lasciando bandite, sepolte e neglette ne l’inferno le virtudi e la giustizia.

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Nun gemahne ich euch, o Brüder und Söhne daran, daß es jedem, dem es das Verhängnis gewährte, Ambrosia zu kosten und Nektar zu trinken und sich des Ranges der Majestät zu erfreuen, auch auferlegt ist, alle damit verbundenen Lasten auf sich zu nehmen. Diadem, Mitra und Krone ehren das Haupt nicht, ohne es zu beschweren; Königsmantel und Szepter schmücken den Körper nicht, ohne ihn zu hemmen. Wollt ihr wissen, warum ich hierfür einen Feiertag angesetzt habe, und gerade so einen wie diesen? Ja meint ihr denn, ja meint ihr denn wirklich, daß heut der rechte Tag zum Feiern ist? Und glaubt ihr nicht, daß dies vielmehr der tragischste Tag im ganzen Jahr sein sollte? Wer von euch würde es nach reiflicher Überlegung nicht für ganz und gar schändlich halten, das Gedenkfest des Sieges gegen die Giganten in einer Zeit zu feiern, da wir von den Erdratten verachtet und geschmäht werden? Oh hätte es doch dem allmächtigen und unbeugsamen Verhängnis gefallen, daß wir dazumalen vom Himmel vertrieben worden wären, als unsere Niederlage dank der Würdigkeit und Tüchtigkeit der Feinde nicht so schändlich wäre. Denn heute sind wir im Himmel schlimmer dran, als wenn wir nicht dort wären, schlimmer, als wenn wir daraus vertrieben worden wären: jene Ehrfurcht vor uns, die uns so glorreich machte, ist nämlich erloschen und das große Ansehen unserer Majestät, Vorsehung und Gerechtigkeit vertilgt. Und was noch schlimmer ist: wir haben nicht die Möglichkeit und Kraft, unserem Übel abzuhelfen und unsere Schmach zu rächen; denn die Gerechtigkeit, mit der das Verhängnis die Lenker der Welt lenkt, hat uns jene Autorität und Macht gänzlich genommen, die wir so schlecht gebraucht haben, und hat uns vor den Augen der Sterblichen entlarvt und bloßgestellt und ihnen unsere Verfehlungen offenbart; und es macht, daß der Himmel selbst mit so klarer Offensichtlichkeit, wie die Sterne klar und offensichtlich sind, unsere Missetaten bezeugt. Denn da sieht man offen die Früchte, Reliquien, Berichte, Gerüchte, Niederschriften und Geschichten von unseren Ehebrüchen, Inzesten, Hurereien, Wutausbrüchen, Verärgerungen, Vergewaltigungen und anderen Ungerechtigkeiten und Verbrechen; und daß wir zur Belohnung von Fehlern noch größere Fehler begangen und Triumphe von Lastern und Throne von Schuftigkeit zum Himmel erhoben haben und die Tugenden und die Gerechtigkeit verbannt, begraben und mißachtet in der Hölle ließen.

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E per cominciare da cose minori, come da peccati veniali: perché solo il Deltaton, dico quel triangolo, ha ottenute quattro stelle appresso il capo di Medusa, sotto le natiche di Andromeda, e sopra le corna del Montone? ¦ per far vedere la parzialità che si trova tra gli dèi. Che fa il Delfino gionto al Capricorno da la parte settentrionale impadronito di quindeci stelle? vi è a fine che si possa contemplar la assumpzione di colui che è stato buon sanzale (per non dir ruffiano) tra Nettuno et Amfitrite. Perché le sette figlie d’Atlante soprasiedeno appresso il collo del bianco Toro? per essersi, con lesa maestà di noi altri dèi, vantato il padre di aver sustenuti noi et il cielo ruinante; o pur per aver in che mostrar la sua leggerezza i numi, che vi l’han condotte. Perché Giunone ha ornato il Granchio di nove stelle senza le quattro altre circonstanti che non fanno imagine? solo per un capriccio, perché forficò il tallone ad Alcide a tempo che combatteva con quel gigantone. Chi mi saprà dar altra caggione che il semplice et irrazional decreto de’ superi, perché il Serpentauro, detto da noi Greci Ofiulco, ottiene con la sua colobrina il campo di trentasei stelle? Qual grave et oportuna caggione fa al Sagittario usurparsi trenta et una stella? perché fu | figlio di Euschemia, la quale fu nutriccia ¦ o baila de le Muse. Perché non più tosto a la madre? perché lui oltre seppe ballare, e far i giuochi de le bagattelle. Aquario perché ha quarantacinque stelle appresso il Capricorno? forse perché salvò la figlia di Venere Facete nel stagno? Perché non altri a gli quali noi dèi siamo tanto ubligati, che sono sepolti in terra, ma più tosto costui ch’ha fatto un serviggio indegno di tanta ricompensa è stato conceduto quel spacio? perché cossì ha piaciuto a Venere. Gli Pesci, benché meritino qualche mercede per aver dal fiume Eufrate cacciato quell’ovo, che covato da la colomba ischiuse la misericordia de la dea di Pafo: tutta volta paionvi soggetti d’ottenir l’ornamento di trentaquattro stelle, senza altre quattro circostanti, et abitare fuor de

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Um nun mit geringeren Angelegenheiten, sozusagen mit läßlichen Sünden zu beginnen: warum hat bloß das Deltaton, ich meine jenes Dreieck, vier Sterne neben dem Kopf der Medusa erhalten, unter den Arschbacken der Andromeda und über den Hörnern des Widders? Um die Uneinigkeit zu demonstrieren, die unter den Göttern herrscht. Was macht den Delphin, der mit seiner nördlichen Seite an den Steinbock anschließt, zum Herren über fünfzehn Sterne? Er ist dort, damit man die Himmelfahrt eines guten Zuträgers, um nicht zu sagen Zuhälters, zwischen Neptun und Amphitrite betrachten kann. Warum sitzen die sieben Töchter des Atlas dort oben bei dem weißen Hals des Stieres? Weil ihr Vater unsere, der Götter Majestät beleidigend, prahlte, er habe uns und den einstürzenden Himmel abgestützt, – oder auch damit die Gottheiten, die sie dorthin führten, dadurch ihre Leichtfertigkeit beweisen konnten. Warum hat Juno den Krebs mit neun Sternen geziert, die vier umstehenden, die zu keinem Sternbild gehören, nicht mitgerechnet? Wegen einer bloßen Laune, weil er dem Alkeides die Ferse durchbohrte, als er mit jenem Gigantenungeheuer kämpfte. Wer kann mir einen anderen Grund außer der bloßen und unvernünftigen Anordnung der Obrigkeit nennen, warum der Schlangenträger, den wir Griechen Ophiuchus nennen, für sich und sein Natterchen ein Feld von sechsunddreißig Sternen erhalten hat? Welche gewichtige und angemessene Ursache bedingt, daß der Schütze für sich einunddreißig Sterne usurpiert? Weil er der Sohn der Euskemia war, der Nährmutter oder Amme der Musen. Warum dann nicht an seiner statt die Mutter? Weil er außerdem tanzen und Kunststücke machen kann. Warum hat der Wassermann fünfundvierzig Sterne neben dem Steinbock? Vielleicht weil er Facetia, die Tochter der Venus, aus dem Sumpf gezogen hat? Warum wurde nicht anderen, denen wir Götter so sehr verpflichtet sind und die in der Erde begraben liegen, dieser Raum gewährt, sondern ihm, der keinen derartiger Belohnung werten Dienst geleistet hat? Weil Venus es so haben wollte. Zwar verdienen die Fische ein gewisses Maß an Dank dafür, daß sie jenes Ei aus dem Fluß Euphrat an Land geworfen haben, das von der Taube ausgebrütet die Barmherzigkeit der Göttin von Paphos hervorkommen ließ, und doch – erscheinen sie euch etwa als geeignete Subjekte zum Erhalt einer Zier von vierunddreißig Sternen, weitere vier

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l’acqui nella region più nobile del cielo? Che fa Orione tutto armato a scrimir solo con le spalancate braccia, impiastrato di trent’otto stelle ne la latitudine australe verso il Tauro? vi sta per semplice capriccio di Nettuno, a cui non ha bastato di privilegiarlo su l’acqui ¦ dove ha il suo legitimo imperio: ma oltre fuor del suo patrimonio si vuol con sì poco proposito prevalere. La Lepre, il Cane e la Cagnolina, sapete ch’hanno quarantatré stelle ne la parte meredionale, non per altro che per due o tre frascarie non minori che quella che vi fa essere appresso la Idra, la Tassa et il Corvo, che ottegnono quarant’et una stelle per memoria di quel, che mandaro una volta gli dèi il Corvo a prender l’acqua da bere; il qual per il camino vedde un fico ch’avea le fiche o gli fichi (per che l’uno e l’altro geno è approvato da gramatici, dite come vi piace): per gola quell’ucello aspettò | che fussero maturi; de quali al fine essendosi pasciuto si ricordò de l’acqua, andò per empir la lancella, véddevi il dragone, abbe paura, e ritornò con la giarra vòta a gli dèi. Li quali per far chiaro quanto hanno ben impiegato l’ingegno et il pensiero, hanno descritta in cielo questa istoria di sì gentile et accomodato servitore. Vedete quanto bene abbiamo speso il tempo, l’inchiostro e la carta. La Corona austrina che sotto l’arco e piedi di Sagittario si vede ornata di tredeci topacii lucenti, chi l’ha predestinata ad essere eterna ¦ mente senza testa? Che bel vedere volete voi che sia di quel pesce Nozio sotto gli piedi d’Aquario e Capricorno, distinto in dodici lumi con sei altri che gli sono in circa? De l’Altare o turribulo, o fano, o sacrario, come vogliam dire, io non parlo; perché giamai li convenne cossì bene d’essere in cielo se non ora che quasi non ha dove essere in terra: ora vi sta bene come una reliquia, o pur come una tavola della sommersa nave de la religion e cólto di noi. Del Capricorno non dico nulla, perché mi par dignissimo d’ottenere il cielo, per averne fatto tanto beneficio insegnandoci la ricetta con cui

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umstehende nicht mitgezählt, und zum Wohnen außerhalb des Wassers in der vornehmsten Gegend des Himmels? Was macht Orion da, mit ausgebreiteten Armen ganz zum Einzelkampf gerüstet, bestückt mit achtunddreißig Sternen in der südlichen Hemisphäre nahe beim Stier? Er steht da wegen einer bloßen Laune Neptuns, dem es nicht genügte, ihn auf dem Wasser, wo er seinen rechtmäßigen Herrschaftsbereich hat, mit Privilegien auszustatten: auch über seinen angestammten Besitz hinaus will er mit so wenig Anlaß den Vorrang haben. Wie ihr wißt, haben der Hase und der große und kleine Hund in der südlichen Hälfte dreiundvierzig Sterne für nichts und wieder nichts als zwei, drei Possen, nicht geringfügiger als jene, weswegen sich neben ihnen die Hydra, der Kelch und der Rabe befinden; letztere erhielten einundvierzig Sterne bloß zum Andenken daran, wie die Götter einst den Raben nach Trinkwasser geschickt hatten; der sah auf dem Weg einen Fikus mit Feigen oder Feiglingen (sagt, wie ihr wollt, weil die Grammatiker sich das eine wie das andere Geschlecht gefallen lassen): aus Leckerhaftigkeit wartete jener Vogel, bis sie reif waren; nachdem er sie schließlich genossen hatte, erinnerte er sich an das Wasser und ging seine Schale füllen, sah dort den Drachen, bekam Angst und kehrte mit leerem Krug zu den Göttern zurück. Und die haben dann, um kundzutun, wie gut sie ihren Verstand und ihre Überlegung zu gebrauchen wußten, diese Geschichte von einem gar so artigen und beflissenen Diener im Himmel aufgeschrieben. Seht nur, wie gut wir die Zeit, die Tinte und das Papier genutzt haben! Die südliche Krone, die man unter dem Bogen und den Füßen des Schützen mit dreizehn glänzenden Topasen geschmückt sieht, wer hat ihr vorbestimmt, ewig ohne Kopf zu bleiben? Und was meint ihr, welch ein schöner Anblick jener südliche Fisch unter den Füßen des Wassermanns und des Steinbocks ist, ausgezeichnet mit zwölf Sternen und mit weiteren sechs, die um ihn herumstehen? Ich spreche nicht vom Altar – oder Rauchgefäß oder Tempel oder Tabernakel, wie immer wir es nennen wollen – denn noch nie gebührte es ihm so, im Himmel zu sein, wie jetzt, da er auf Erden so gut wie gar keinen Platz mehr hat; jetzt steht er hier gut als Reliquie oder Gedenktafel des untergegangenen Schiffes der Religion und des Kultes, die uns galten. Ich sage nichts über den Steinbock, denn er scheint mir durchaus wert, den Himmel zu erwerben, weil er uns einen so großen Gefallen

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potessimo vencere il Pitone; perché bisognava che gli dèi si trasformassero in bestie se volevano aver onor di quella guerra: e ne ha donata dottrina facendoci sapere che non si può mantener superiore, chi non si sa far bestia. Non parlo de la Vergine, perché per conservar la sua verginità, in nessun loco sta sicura se non in cielo avendo da qua un Leone e da là un Scorpione per sua guardia: la poverina è fuggita da terra, perché l’eccessiva libidine de le donne, le quali quanto più son pregne, tanto più sogliono | appetere il coito, fa che non sia sicura di non esser contaminata anco se si trovasse nel ventre de la madre; però goda gli suoi vintisei carbuncoli con quelli altri sei che li sono intorno. Circa l’intemerata maestà di que’ doi Asini che luceno nel spacio di Cancro non oso dire, perché di questi massimamente per dritto e per raggione è il regno del cielo: come con molte efficacissime raggioni altre volte mi propono di ¦ mostrarvi, perché di tanta materia non ardisco parlare per modo di passaggio; ma di questo sol mi doglio e mi lamento assai, che questi divini animali sieno stati sì avaramente trattati, non facendogli essere come in casa propria, ma nell’ospizio di quel retrogrado animale aquatico; e non munerandoli più che de la miseria di due stelle, donandone una a l’uno e l’altra a l’altro, e quelle non maggiori che de la quarta grandezza. De l’Altare dumque, Capricorno, Vergine et Asini (benché prendo a dispiacere ch’ad alcuni di questi non essendo lor trattati secondo la dignità, in loco di essere fatto onore forse gli è stato fatta ingiuria) or al presente non voglio definir cosa alcuna. Ma torno a gli altri suppositi, che vanno per la medesima bilancia con gli sopradetti. Non volete voi che murmurino gli altri fiumi, che sono in terra, per il torto che gli vien fatto? Atteso che qual raggion vuole che più tosto l’Eridano deve aver le sue trenta e quattro lucciole, che si veggono citra et oltre il tropico di Capricorno, più tosto che tanti altri non meno degni e grandi, et altri più degni e maggiori? Pensate che basta dire che le

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erwiesen hat, als er uns das Rezept verriet, wie wir den Python besiegen konnten. Denn die Götter mußten sich in Tiere verwandeln, wenn sie in diesem Krieg Ehre einlegen wollten. Und er hat uns Wissen verliehen und uns gelehrt, daß wer nicht zum Tier wird, nicht die Oberhand behalten kann. Ich spreche nicht von der Jungfrau, denn um ihre Jungfräulichkeit zu erhalten, ist sie an keinem Ort außer im Himmel sicher, zu ihren Wächtern einen Löwen auf der einen und einen Skorpion auf der anderen Seite. Das arme Ding ist von der Erde geflüchtet, weil sie wegen der unmäßigen Lüsternheit der Frauen nicht einmal im Mutterleibe vor Befleckung sicher wäre (je schwangerer sie sind, um so begieriger sind sie gewöhnlich nach dem Geschlechtsverkehr). Deshalb soll sie sich ruhig ihrer sechsundzwanzig Karfunkel erfreuen, samt den sechsen, die um sie herumstehen. Und was die unantastbare Majestät jener beiden Esel betrifft, die im Raum des Krebses glänzen, wage ich nichts zu sagen, denn ihrer vor allem ist nach Recht und Gesetz das Himmelreich, wie ich mir vorgenommen habe, es euch bei anderer Gelegenheit mit vielen überaus wirkungsvollen Gründen zu beweisen, weil ich nicht wage, ein so wichtiges Thema im Vorbeigehen zu besprechen. Nur darüber betrübe und beklage ich mich sehr, daß diese göttlichen Tiere so geizig behandelt wurden, daß man sie gleichsam nicht im eigenen Hause wohnen ließ, sondern in der Herberge jenes rückschrittlichen Wassertiers, und daß man ihnen nicht mehr als zwei elende Sterne verlieh, je einen für jeden, und auch die nicht größer als von vierter Klasse. Also will ich gegenwärtig noch nichts Endgültiges über den Altar, den Steinbock, die Jungfrau und die Esel bestimmen (obwohl ich bedaure, daß einigen von ihnen vielleicht statt Ehren Schmach angetan wurde, da sie nicht nach ihrer Würde behandelt worden sind). Aber ich kehre zu den übrigen Fällen zurück, die mit der gleichen Waage gewogen werden wie die vorher genannten. Wie wollt ihr, daß die anderen Flüsse, die auf Erden sind, über das ihnen angetane Unrecht nicht murren sollten? Denn welches vernünftige Gesetz verlangt, daß der Eridan seine vierunddreißig Leuchtkäferchen haben soll, die man diesseits und jenseits des Wendekreises des Steinbocks sieht, vor so vielen anderen nicht weniger würdigen und großen oder gar noch würdigeren und größeren Flüssen? Glaubt ihr, es

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sorelle di Fetone v’abbiano la stanza? O forse volete che vegna celebrato, perché ivi per mia mano cadde il | fulminato figlio d’Apollo, per aver il padre abu ¦ sato del suo ufficio, grado et autoritade? Per che il cavallo di Bellerofonte è montato ad investirsi de vinti stelle in cielo, essendo che sta sepolto in terra il suo cavalcatore? A che proposito quella saetta che per il splendor di cinque stelle che tiene inchiodate, luce prossima a l’Aquila e Delfino? Certo che se gli fa gran torto, che non stia vicina al Sagittario a fin che se ne possa servire, quando arrà tirato quella che tiene in punta; o pur non appaia in parte dove possa rendere qualche raggion di sé. Appresso bramo intendere, tra il spoglio del Leone e la testa di quel bianco e dolce Cigno, che fa quella Lira fatta di corna di bue in forma di testugine? Vorrei sapere se la vi dimore per onor de la testugine, o de le corna, o de la lira, o pur perché ogn’un veda la mastria di Mercurio che l’ha fatta, per testimonio de la sua dissoluta e vana iattanzia? Ecco (o Dei) l’opre nostre, ecco le egregie nostre manifatture, con le quali ne rendemo onorati al cielo: vedete che belle fabriche, non molto dissimili a quelle che sogliono far gli fanciulli quando contrattano la luta, la pasta, le miscuglie, le frasche e festuche tentando d’imitare l’opre di maggiori. Pensate che non doviamo render raggione e conto di queste? possete persuadervi che de l’opre ociose sarremo meno richiesti, interrogati, giudicati e condannati, che dell’ociose paroli? La dea Giustizia, la dea Tempe ¦ ranza, la dea Constanza, la dea Liberalitade, la dea Pazienza, la dea Veritade, la dea Mnemosine, la dea Sofia, e tante altre dèe e dèi, vanno banditi non solo dal cielo, ma et oltre da la terra: et in loco loro, e ne gli eminenti palaggi, | edificati da l’alta Providenza per residenza loro, vi si veggono delfini, capre, corvi, serpenti et altre sporcarie, levitadi, capricci e legerezze. Se vi par questa cosa inconveniente, e ne tocca il rimorso de la conscienza per il bene che non ab-

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genüge zu sagen, daß die Schwestern Phaetons dort ihre Bleibe haben? Oder soll er eurer Meinung nach etwa gefeiert werden, weil der Sohn Apollons, durch meine Hand vom Blitz getroffen, in ihn hineinfiel, da sein Vater Amt, Rang und Autorität mißbraucht hatte? Warum ist das Pferd des Bellerophon aufgestiegen, sich im Himmel mit zwanzig Sternen zu bekleiden, wenn sein Reiter in der Erde begraben liegt? Zu welchem Zweck erstrahlt dieser Pfeil durch den Glanz von fünf aufgenagelten Sternen in der Nähe von Adler und Delphin? Man tut ihm gewiß einen großen Tort an, weil er nicht nahe beim Schützen steht, damit der sich seiner bediene, wenn er den verschossen hat, mit dem er eben zielt; oder weil er auch sonst in keiner Gegend erscheint, wo er über sich irgendwie Rechenschaft geben könnte. Dann verlange ich noch nach Aufklärung, was dort zwischen dem Fell des Löwen und dem Kopf jenes süßen weißen Schwanes die aus Ochsenhörnern in einem Schildkrötenpanzer gemachte Leier soll? Ich möchte gerne wissen, ob sie da weilt zu Ehren der Schildkröte oder der Hörner oder der Leier oder etwa damit jeder die Geschicklichkeit Merkurs sehen soll, der sie verfertigte, als Zeugnis seiner ungebremsten und eitlen Prahlerei? Da habt ihr, o Götter, unsere Werke, da habt ihr die erhabenen Arbeiten unserer Hände, mit denen wir uns am Himmel Ehren erwerben: Schaut, was für schöne Gebäude das sind, sehen sie nicht genauso aus, wie die Kinder sie machen, wenn sie Schlamm, Lehm, Matschepampe, Stöckchen und Hälmchen zusammenkneten und versuchen, die Arbeit der Großen nachzuahmen? Glaubt ihr denn, daß wir darüber nicht Rechenschaft ablegen müssen? Könnt ihr euch etwa einreden, daß wir für müßige Werke weniger belangt, verhört, gerichtet und verdammt werden, als für müßige Worte? Die Göttin Gerechtigkeit, die Göttin Mäßigung, die Göttin Beständigkeit, die Göttin Freigiebigkeit, die Göttin Geduld, die Göttin Wahrheit, die Göttin Mnemosyne, die Göttin Sofia und viele andere Göttinnen und Götter wurden nicht bloß vom Himmel verbannt, sondern gar noch von der Erde – und an ihrer Statt und in den erhabenen Palästen, die die hohe Vorsehung ihnen zur Wohnung erbaut hat, sieht man Delphine, Ziegen, Raben, Schlangen und andere Unflätigkeiten, Possen, Launen und Nichtsnutzigkeiten. Wenn euch dies ungehörig scheint und euch Gewissensbisse plagen wegen des Guten, das wir ungetan ließen, dann müßt ihr noch

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biam fatto, quanto più dovete meco considerare che doviamo esser punti e trafitti per le gravissime sceleraggini e delitti, che comessi avendono, non solamente non ne siamo ripentiti et emendati, ma oltre ne abbiamo celebrati triomfi e drizzati come trofei, non in un fano labile e ruinoso, non in tempio terrestre: ma nel cielo e nelle stelle eterne. Si può patire, o Dei, e facilmente si condona a gli errori che son per fragilità, e per non molto giudiciosa levità. Ma qual misericordia, qual pietade può rivoltarsi a quelli che son commessi da color che essendono posti presidenti nella giustizia, in mercede di criminalissimi errori, contribuiscono maggiori errori: con onorare, premiar et essaltar al cielo gli delitti insieme con gli delinquenti? Per qual grande e virtuoso fatto Perseo hav’ottenute vintesei stelle? Per aver con gli talari, e scudo di cristallo che lo rendeva invisibile, in serviggio de l’infuriata Minerva ammazzate le Gorgoni che dormivano, e presentatogli il capo di Medusa. E non ha bastato che vi fusse lui: ma per lunga e celebre memoria, bisognava che vi comparisse la moglie ¦ Andromeda con le sue vintitré, il suo genero Cefeo con le sue tredeci, che espose la figlia innocente alla bocca del Ceto per capriccio di Nettuno adirato solamente per che la sua madre Cassiopea pensava essere più bella che le Nereidi. E però anco la madre vi si vede residente in catedra, ornata di tredeci altre stelle ne’ confini de l’Artico | circolo. Quel padre di agnelli con la lana d’oro, con le sue diece et otto stelle senza l’altre sette circonstanti, che fa balando sul punto equinozziale? È forse ivi per predicar la pazzia e sciocchezza del re di Colchi, l’impudicizia di Medea, la libidinosa temeritade di Giasone, e l’iniqua providenza di noi altri? Que’ doi fanciulli che nel signifero succedeno al Toro compresi da diece e otto stelle, senza altre sette circonstanti informi, che mostrano di buono o di bello in quella sacra sedia, eccetto che il reciproco amore di doi bardassi?

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mit mir bedenken, wie wir umso mehr für die schwersten Untaten und Verbrechen gestraft und geschlagen werden müssen, die wir, nachdem wir sie begangen, nicht etwa bloß zu bereuen und wiedergutzumachen versäumten – nein, wir feierten sie gar noch mit Triumphen und richteten Trophäen auf, und das in keinem vergänglichen und gebrechlichen Heiligtum, in keinem irdischen Tempel, sondern am Himmel und in den ewigen Sternen. Man kann geduldig sein, o Götter, und man vergibt solche Fehltritte leicht, die aus Schwäche und recht unvernünftigem Leichtsinn entstehen. Aber welches Mitleid, welches Erbarmen kann den Verirrungen derer gelten, die, zu Verwaltern der Gerechtigkeit bestellt, sich zum Lohn für die verwerflichsten Fehltritte noch schlimmere beisteuern und mit den Verbrechen die Verbrecher ehren, belohnen und zum Himmel erheben? Für welche Großtat an Tugend hat Perseus sechundzwanzig Sterne erhalten? Weil er im Dienste der erzürnten Minerva mit Hilfe von Flügelschuhen und einem unsichtbar machenden Kristallschild die schlafenden Gorgonen erschlug und ihr das Haupt der Medusa brachte. Und es genügte nicht etwa, daß er da hinkam: zum langwährenden und rühmlichen Angedenken mußte dort auch die Gattin Andromeda mit ihren dreiundzwanzig Sternen erscheinen und mit deren dreizehn sein Schwiegervater Kepheus, der die unschuldige Tochter dem Rachen des Wales ausgesetzt hatte, und zwar wegen einer Laune Neptuns, der bloß deshalb zürnte, weil Andromedas Mutter Kassiopeia sich einbildete, schöner zu sein als die Nereiden. Und deshalb sieht man auch noch die Mutter mit weiteren dreizehn Sternen geziert an den Grenzen des Nordkreises auf ihrem Throne sitzen. Was blökt da jener goldwollige Vater der Lämmer mit seinen achtzehn Sternen (ohne die weiteren sieben drumherum) auf dem Punkt der Tag- und Nachtgleiche? Ist er vielleicht dort, um die Verrücktheit und Dummheit des Königs von Kolchis zu predigen, die Schamlosigkeit der Medea, die lüsterne Dreistigkeit des Jason und unsere ungerechte Vorsehung? Die beiden Bübchen, die im Tierkreis auf den Stier folgen und aus achtzehn Sternen bestehen, wenn man weitere sieben umstehende ohne Bild nicht mitzählt, was haben sie in jenem heiligen Thron an Gutem und Schönem vorzuweisen, außer der gegenseitigen Liebe zweier Strichjungen?

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Per qual raggione il Scorpione ottiene il premio di venti et una stelle, senza le otto che son ne le chele, e le nove che sono circa lui, e tre altre informi? Per premio d’un omicidio ordinato dalla leggerezza et invidia di Diana che gli fece uccidere l’emulo cacciator Orione. Sapete bene che Chirone con la sua bestia ¦ ottiene nella australe latitudine del cielo sessanta e sei stelle per esser stato pedante di quel figlio che nacque dal stupro di Peleo e Teti. Sapete che la corona di Ariadna nella quale risplendeno otto stelle, et è celebrata là avanti il petto di Boote e le spire de l’angue, non v’è se non in commemorazione perpetua del disordinato amor del padre Libero, che s’imbracciò la figlia del re di Creta rigettata dal suo stuprator Teseo. Quel Leone che nel core porta il basilisco, e che ottiene il campo di trenta e cinque stelle, che fa continuo al Cancro? Èvi forse per esser gionto a quel suo conmilitone e suo conservo de l’irata Giunone che lo apparecchiò vastatore del Cleoneo paese, a fine che a mal grado di quello aspetasse l’advenimento del strenuo Alcide? Ercole invitto, laborioso mio figlio, | che col suo spoglio di leone e la sua mazza par che si difenda le vinti et otto stelle, quali con più che mai altri abbia fatto tanti gesti eroici s’ha meritate: pure, a dire il vero, non mi par conveniente che tegna quel loco, onde il suo geno pone avanti gli occhi della giustizia il torto fatto al nodo congiugale della mia Giunone per me e per la pellice Megara madre di lui. La nave di Argo nella quale sono inchiodate quarantacinque risplendenti stelle ne l’ampio spacio vicino al circolo Antartico, èvi ad altro fine che per eternizare la me ¦ moria del grande errore che commese la saggia Minerva, che mediante quella instituì gli primi pirati, a fine che non meno che la terra avesse gli suoi solleciti predatori il mare? E per tornar là dove s’intende la cintura del cielo: perché quel Bove verso il principio del zodiaco ottiene trenta e due chiare stelle, senza quella ch’è nella punta del corno settentrionale, et undeci altre che son chiamate

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Aus welchem Grund bekommt der Skorpion die Belohnung von einundzwanzig Sternen, ungerechnet die acht in seinen Scheren, die neun um ihn herum und weitere drei, die zu keinem Bild gehören? Zum Lohn für Mord, angestiftet von der Nichtsnutzigkeit und dem Neid Dianas, die ihm auftrug, den Orion, den mit ihr rivalisierenden Jäger zu töten. Ihr wißt genau, daß Chiron mitsamt seinem Tier in der südlichen Breite des Himmels sechsundsechzig Sterne erhielt, weil er jenes der Unzucht zwischen Peleas und Tetis entsprossenen Kindes Pedant war. Ihr wißt, daß die Krone der Ariadne, in der acht Sterne glänzen, und die dort vor der Brust des Ochsentreibers Bo’otes und den Ringeln der Schlange verehrt wird, bloß zum ewigen Gedächtnis der schlampigen Liebschaft des Liberpater da ist, der die von ihrem Buhlen Theseus verstoßene Tochter des Kreterkönigs auf seinen Schoß nahm. Jener Löwe, der den Basilisken im Herzen trägt und ein Feld von fünfunddreißig Sternen erhält, was macht er da neben dem Krebs? Ist er vielleicht dort, um seinem Mitstreiter und Dienstgefährten bei der erzürnten Juno Gesellschaft zu leisten, die ihn zum Verwüster des Landes von Kleone bestimmte, damit er zu dessen Schaden die Ankunft des tapferen Alkeides erwarte? Herkules, mein unbesiegter arbeitsamer Sohn, der mit seinem Löwenfell und seiner Keule die achtundzwanzig Sterne zu verteidigen scheint, die er sich mit so vielen Heldentaten verdient hat, wie sie nie ein anderer vollbrachte: Und doch scheint es mir, um die Wahrheit zu sagen, unschicklich, daß er diesen Platz einnehme, denn seine Zeugung hält der Gerechtigkeit das Unrecht vor Augen, das dem Ehebund meiner Juno geschah durch mich und die Megarische Nebenbuhlerin, seine Mutter. Das Schiff Argos, an das fünfundvierzig Sterne genagelt sind, die in dem weiten Raum nahe am antarktischen Kreis erstrahlen, ist es dort zu anderem Zweck, außer um das Gedächtnis an den Fehlgriff der weisen Minerva zu verewigen, die mit diesem Schiff die ersten Piraten auf Kurs brachte, auf daß das Meer nicht hinter der Erde zurückstehe und auch seine eigenen eifrigen Räuber habe? Und um dorthin zurückzukehren, wo man die Gürtellinie des Himmels erblickt: warum erhält der Stier dort nahe am Anfang des Tierkreises zweiunddreißig helle Sterne, nicht mitgerechnet den an der Spitze des nördlichen Hornes und elf weitere, die man keinem Sternbild zuweist? Darum, weh mir,

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informi? Per ciò che è quel Giove (oimè) che rubbò la figlia ad Agenore, la sorella a Cadmo. Che Aquila è quella che nel firmamento s’usurpa l’atrio di quindeci stelle oltre Sagittario verso il polo? Lasso, è quel Giove che ivi celebra il triomfo del rapito Ganimede, e di quelle vittoriose fiamme et amori. Quella Orsa quella Orsa, o dèi, perché nella più bella et eminente parte del mondo, come in una alta specola, come in una più aprica piazza e più celebre spettacolo che ne l’universo presentar si possa a gli occhi nostri, e stata messa? Forse a fine che non sia occhio che non veda l’incendio ch’assalse il padre de gli dèi appresso l’incendio de la terra per il carro di Fetonte, quando in quel mentre ch’andavo guar | dando le ruine di quel foco, e riparando a quelle con richiamar i fiumi che timidi e fugaci erano ristretti a le caverne, e ciò effettuando nel mio diletto Arcadio paese: ecco altro fuoco m’accese il petto, che dal splendor del volto de la vergine ¦ Nonacrina procedendo, passommi per gli occhi, scorsemi nel core, scaldommi l’ossa e penetrommi dentro le midolla: di sorte che non fu acqua né remedio che potesse dar soccorso e refrigerio all’incendio mio. In questo foco fu il strale che mi trafisse il core, il laccio che mi legò l’alma, e l’artiglio che mi tolse a me, e diemmi in preda alla beltà di lei. Commesi il sacrilego stupro, violai la compagnia di Diana e fui a la mia fidelissima consorte ingiurioso; per la quale in forma e specie d’una Orsa presentandomise la bruttura del fedo eccesso mio, tanto si manca che da quella abominevol vista io concepesse orrore, che sì bello mi parve quel medesimo mostro e sì mi soprapiacque, che volsi ch’il suo vivo ritratto fusse essaltato nel più alto e magnifico sito de l’architetto del cielo: quell’errore, quella bruttezza, quell’orribil macchia che sdegna et abomina lavar l’acqua de l’Oceano; che Teti per téma di contaminar l’onde sue non vuol che punto s’avicine verso la sua stanza. Dictinna l’ha vietato l’ingresso di suoi deserti per téma di profanar il sacro suo collegio, e per la medesima caggione gli niegano i fiumi le Nereidi e Ninfe.

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weil er jener Jupiter ist, der Agenor die Tochter und Kadmos die Schwester raubte. Was für ein Adler ist das, der sich am Firmament einen Hof von fünfzehn Sternen über dem Schützen in Richtung zum Pol hin anmaßt? O Elender, es ist derselbe Jupiter, der hier den Triumph der Entführung Ganymeds und jener siegreichen Flammen und Liebschaften feiert. Jene Bärin, ihr Götter, jene Bärin, warum wurde sie an diese schönste und erhabenste Stelle der Welt gesetzt, sozusagen auf die hohe Zinne, auf den augenfälligsten Platz und die berühmteste Bühne, die sich im Universum unseren Augen darstellt? Vielleicht auf daß kein Auge sei, das nicht den Brand sieht, der den Vater der Götter nach jenem von Phaetons Wagen entfachten Brand der Erde ergriff? Als ich nämlich damals die Verwüstungen jenes Feuers in meinem geliebten Arkadischen Lande überblickte und zur Wiederherstellung die Flüsse zurückrief, die sich ängstlich fliehend in die Höhlen zurückgezogen hatten, siehe, da entzündete ein anderes Feuer meine Brust, das vom Glanz des Antlitzes der Nonakrinischen Jungfrau ausgehend mir durch die Augen bis hinab ins Herz fuhr, mir die Knochen erhitzte und bis ins Mark drang, so daß es kein Wasser und kein Heilmittel gab, das meinem Brand Linderung und Kühlung schaffen konnte. Es war in diesem Feuer der Pfeil, der mir das Herz durchbohrte, die Fessel, die meine Seele band und die Kralle, die mich mir selber entriß und mich zur Beute ihrer Schönheit werden ließ. Ich beging die frevlerische Schändung, vergewaltigte die Gefährtin der Diana und wurde zum Meineidigen an meiner getreuesten Gattin. Und als mir diese die Häßlichkeit meines wüsten Vergehens in Form und Gestalt einer Bärin vor Augen führte, entsetzte ich mich nicht im geringsten vor jenem abstoßenden Anblick, denn selbst dieses Ungeheuer kam mir so schön vor und gefiel mir gar so gut, daß ich sein lebendiges Bild an der höchsten und herrlichsten Stelle des Himmelsgewölbes erhöht sehen wollte: diesen Fehltritt, diese Besudelung, diese furchtbare Befleckung, die die Wasser des Ozeans sich abzuwaschen weigern und zurückschrecken; denn Thetis fürchtet, ihre Wellen zu beschmutzen, und duldet nicht, daß sie je ihrer Behausung nahe. Dictinna hat ihr den Zutritt zu ihren Wüsteneien verboten, aus Angst vor einer Entweihung ihres heiligsten Kollegiums, und aus dem selben Grund verweigern ihr die Nymphen und Nereiden die Flüsse.

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Io misero peccatore dico la mia colpa, dico la mia gravissima colpa in conspetto de l’intemerata absoluta giustizia, e vostro; che sin al presente ho molto gravemente peccato, e per il male essempio ho porgiuta ancor a voi permissione e facultà di far il | simile; e con questo confesso che degnamente io insieme con voi siamo incorsi il ¦ sdegno del fato, che non ne fa più essere riconosciuti per dèi, e mentre abbiamo a le sporcarie de la terra conceduto il cielo, ha dispensato ch’a noi fussero cassi gli tempii, imagini e statue ch’avevamo in terra: a fine che degnamente da alto vegnano depressi quelli, quali indegnamente han messe in alto le cose vili e basse. Oimè dèi, che facciamo? che pensiamo? che induggiamo? Abbiamo prevaricato, siamo stati perseveranti ne gli errori, e veggiamo la pena gionta e continuata con l’errore. Provedemo dumque, provedemo a’ casi nostri: perché come il fato ne ha negato il non posser cadere, cossì ne ha conceduto il possere risorgere; però come siamo stati pronti al cascare, cossì anco siamo apparecchiati a rimetterci su gli piedi. Da quella pena nella quale mediante l’errore siamo incorsi, e peggior della quale ne potrebe sopra venire, mediante la riparazione che sta nelle nostre mani potremo senza difficultade uscire. Per la catena de gli errori siamo avinti, per la mano della giustizia ne disciogliamo. Dove la nostra levità ne ha deprimuti, indi bisogna che la gravità ne inalze. Convertiamoci alla giustizia, dalla quale essendo noi allontanati, siamo allontanati da noi stessi di sorte che non siamo più dèi, non siamo più noi. Ritorniamo dumque a quella, se vogliamo ritornare a noi. L’ordine e maniera di far questo riparamento, è che prima togliamo da le nostre spalli la grieve soma d’errori che ne trattiene; rimoviamo d’avanti gli nostri occhi il velo de la poca considerazione che ne impaccia; isgombramo dal core la propria affezzione che ne ritarda; git ¦ tiamo | da noi tutti que’ vani pensieri che ne aggravano; adattiamoci a demolire le machine di errori et edificii di perversitade che impediscono la strada et

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Ich elender Sünder bekenne meine Schuld, bekenne meine allerschwerste Schuld vor dem Angesicht der unantastbaren absoluten Gerechtigkeit und vor dem euren, daß ich bis jetzt viel und schwer gesündigt und durch mein schlechtes Beispiel auch euch Erlaubnis und Anlaß gegeben habe, desgleichen zu tun; und somit bekenne ich, daß ich verdientermaßen mit euch dem Zorn des Verhängnisses verfallen bin, das uns nicht mehr als Götter anerkannt sein läßt und, da wir den Himmel dem Schmutz der Erde überlassen haben, verfügt hat, daß uns die Tempel, Bilder und Statuen vertilgt werden, die wir auf Erden hatten, auf daß mit Recht von oben erniedrigt werde, wer zu Unrecht Niedriges und Verächtliches erhöhte. Wehe, ihr Götter, was tun wir? Was denken wir? Worauf warten wir noch? Wir haben uns vergangen, haben auf unseren Fehlern bestanden und sehen die Strafe mit dem Fehler eintreten und andauern. Daher wollen wir uns vorsehen und für unseren Fall vorsorgen, denn wenn es uns das Verhängnis schon verweigert hat, nicht fallen zu können, so hat es uns doch auch gewährt, uns wieder erheben zu können. Wie wir es also nur allzu eilig hatten, zu fallen, so wollen wir auch gleich bereit sein, wieder auf die Füße zu kommen. Jener Strafe, die wir uns durch unsere Fehler zugezogen haben, und schlimmerer, die noch über uns kommen kann, können wir unschwer entgehen durch die Wiedergutmachung, die in unserer Hand steht. Durch die Kette der Verfehlungen sind wir gefesselt, durch die Hand der Gerechtigkeit wollen wir uns davon lösen. Wo uns unser Leichtsinn heruntergebracht hat, müssen wir durch gewichtigen Ernst wieder emporkommen. Bekehren wir uns zur Gerechtigkeit, denn da wir uns von ihr entfernten, sind wir uns selbst so ferne, daß wir keine Götter mehr, nicht mehr wir selber sind. Laßt uns also wieder zu ihr zurückkehren, wenn wir wieder zu uns selbst zurückehren wollen. Die Ordnung und Art diese Wiedergutmachung zu vollziehen ist, daß wir zuerst die schwere Last der Fehler von unseren Schultern nehmen, die uns aufhält; daß wir von unseren Augen den Schleier der Unbedachtsamkeit entfernen, der uns behindert; daß wir aus unseren Herzen die Selbstliebe entfernen, die uns hemmt; daß wir alle eitlen Gedanken von uns werfen, die uns belasten; machen wir uns denn auf, die Gebäude von Irrtümern und Gemäuer von Verkehrtheiten niederzureißen, die die Straße verstellen und den Weg ver-

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occupano il camino; cassiamo et annulliamo quanto possibil fia gli trionfi e trofei di nostri facinorosi gesti, a fine che appaia nel tribunal della giustizia verace pentimento di commessi errori. Su su (o Dei) tolgansi dal cielo queste larve, statue, figure, imagini, ritratti, processi et istorie de nostre avarizie, libidini, furti, sdegni, dispetti, et onte: che passe, che passe questa notte atra e fosca di nostri errori, perché la vaga aurora del novo giorno della giustizia ne invita; e disponiamoci di maniera tale al sole ch’è per uscire, che non ne discuopra cossì come siamo immondi. Bisogna mondare e renderci belli non solamente noi: ma anco le nostre stanze e gli nostri tetti fia mestiero che sieno puliti e netti; doviamo interiore et esteriormente ripurgarci. Disponiamoci (dico) prima nel cielo che intellettualmente è dentro di noi, e poi in questo sensibile che corporalmente si presenta a gli occhi. Togliemo via dal cielo de l’animo nostro l’Orsa della difformità, la Saetta de la detrazzione, l’Equicolo de la leggerezza, il Cane de la murmurazione, la Canicola de l’adulazione. Bandiscasi da noi l’Ercole de la violenza, la Lira de la congiurazione, il Triangolo de l’impietà, il Boote de l’inconstanza, il Cefeo de la durezza. Lungi da noi il Drago de l’invidia, il Cigno de l’imprudenza, la Cassiopea de la vanità, l’Andromeda de la desidia, il Perseo della vana sollecitudine. Scacciamo ¦ l’Ofiulco de la maldizzione, l’Aquila de l’arroganza, il Delfino de la libidine, il Cavallo de l’impacienza, l’Idra de la concupiscenza. Togliemo da noi il Ceto de l’ingor | diggia, l’Orione de la fierezza, il Fiume de le superfluitadi, la Gorgone de l’ignoranza, la Lepre del vano timore. Non ne sia oltre dentro il petto l’Argonave de l’avarizia, la Tazza de l’insobrietà, la Libra de l’iniquità, il Cancro del mal regresso, il Capricorno de la decepzione. Non fia che ne s’avicine il Scorpio de la frode, il Centauro de la animale affezzione, l’Altare de la superstizione, la Corona de la superbia, il Pesce de l’indegno silenzio. Con questi caggiano gli Gemini de la mala familiaritade, il Toro de la cura di cose basse, l’Ariete de l’inconsiderazione, il Leone de la tirannia, l’Aquario de la dissoluzione, la Ver-

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sperren; tilgen und annullieren wir soweit wie möglich die Triumphe und Trophäen unserer verbrecherischen Missetaten, bis daß vor dem Gericht der Gerechtigkeit wahrhaftige Reue über die von uns begangenen Fehltritte erscheint. Auf, auf, ihr Götter, all diese Larven, Statuen, Figuren, Bilder, Portraits, Darstellungen und Geschichten unserer Gier, Lüsternheit, Diebstahl, Wut, Verärgerung und Schande sollen sich vom Himmel scheren. Vergehen, vergehen soll diese schwarze und finstere Nacht unserer Fehler, damit das holde Morgenrot des neuen Tages der Gerechtigkeit uns rufe; und stellen wir uns so hin vor der Sonne, die aufgehen will, daß sie uns nicht in dieser unserer Unreinlichkeit entdecke. Wir müssen uns reinigen und schön machen, und nicht bloß uns selbst, sondern auch unsere Wohnungen und Häuser müssen sauber und ordentlich sein; wir müssen uns innerlich und äußerlich reinigen. Wir wollen aufräumen, sag ich, erst in dem Himmel, der geistig in uns ist, und dann in diesem sinnfälligen, der sich körperlich den Augen darstellt. Fortschaffen wollen wir aus dem Himmel unseres Geistes die Bärin der Unförmigkeit, den Pfeil der Verleumdung, das Fohlen des Leichtsinns, den Großen Hund der Auflehnung und den Kleinen Hund der Anbiederung. Verbannt sei von uns der Herkules der Gewalttätigkeit, die Leier der Verschwörung, das Dreieck der Unfrömmigkeit, der Bootes der Unbeständigkeit, der Kepheus der Hartherzigkeit. Fern sei uns der Drache des Neides, der Schwan der Unklugheit, die Kassiopeia der Eitelkeit, die Andromeda der Trägheit, der Perseus des blinden Eifers. Jagen wir den Ophiuchus der üblen Nachrede fort, den Adler der Anmaßung, den Delphin der Lüsternheit, das Pferd der Ungeduld und die Hydra der Begehrlichkeit. Werfen wir ab den Wal der Gefräßigkeit, den Orion des Stolzes, den Fluß der Überflüssigkeiten, die Gorgo der Unwissenheit und den Hasen der grundlosen Ängstlichkeit. Nimmer sei hinfort in unserem Busen das Argosschiff der Habgier, der Kelch der Trunkenheit, die Waage der Ungerechtigkeit, der Krebs des üblen Rückzugs, der Steinbock der Täuschung. Nimmer nahe sich uns der Skorpion der Lüge, der Zentaur der tierischen Leidenschaftlichkeit, der Altar des Aberglaubens, die Krone der Überheblichkeit und der Fisch des unwürdigen Schweigens. Mit diesen wollen wir die Zwillinge des schlechten Umgangs verjagen, den Stier der Sorge um niedrige Dinge,

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gine de l’infruttuosa conversazione, il Sagittario de la detrazzione. Se cossì (o Dei) purgaremo la nostra abitazione, se cossì renderemo novo il nostro cielo, nove saranno le costellazioni et influssi, nuove l’impressioni, nuove fortune; perché da questo mondo superiore pende il tutto, e contrarii effetti sono dependenti da cause contrarie. O felici, o veramente fortunati noi, se farremo buona colonia del nostro animo e pensiero. A chi de voi non piace il presente stato, piaccia il presente conseglio. Se vogliamo mutar stato, cangiamo costumi. Se vogliamo che quello sia buono e megliore, questi non sieno simili o peggiori. Purghiamo l’interiore affetto: atteso che da l’informazione di questo mondo interno, non sarà difficile di far progresso alla riformazione di questo sensibile et esterno. La prima pur ¦ gazione (o Dei) veggio che la fate, veggio che l’avete fatta; la vostra determinazione io la veggio, ho vista la vostra determinazione, la è fatta, et è subito fatta, perché la non è soggetta a’ contrapesi del tempo. Or su, procediamo alla | seconda purgazione. Questa è circa l’esterno, corporeo, sensibile e locato. Però bisogna che vada con certo discorso, successione et ordine: però bisogna aspettare, conferir una cosa con l’altra, comparar questa raggione con quella, prima che determinare; atteso che circa le cose corporali come in tempo è la disposizione, cossì non può essere come in uno instante l’essecuzione. Eccovi dumque il termine di tre giorni dove non avete da decidere e determinare infra di voi, se questa riforma si debba fare o non: perché per ordinanza del fato, subito che vi l’ho proposta, insieme l’avete giudicata convenientissima, necessaria et ottima; e non in segno esteriore, figura et ombra, ma realmente et in verità veggio il vostro affetto come voi reciprocamente vedete il mio; e non men subito ch’io v’ho tocco l’orecchio col mio proponimento, voi col splendor del consentimento vostro m’avete tocchi gli occhi. Resta dumque che pensiate e conferite infra di voi, circa la

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den Widder der Rücksichtslosigkeit, den Löwen der Tyrannei, den Wassermann der sittlichen Auflösung, die Jungfrau der unfruchtbaren Gemeinschaft und den Schützen der Verunglimpfung. Wenn wir, o Götter, so unsere Wohnung säubern, wenn wir so unseren Himmel neu machen, werden die Konstellationen und Einflüsse neu sein, neu die Prägungen und neu die Schicksale: denn von dieser oberen Welt hängt das Ganze ab, und entgegengesetzte Wirkungen sind abhängig von entgegengesetzten Ursachen. Oh wir Glücklichen, wir wahrhaft Beglückten, wenn wir unseren Geist und Verstand wohl besiedeln. Wem von euch der gegenwärtige Zustand mißfällt, dem gefalle der gegenwärtige Rat. Wenn wir unseren Stand verändern wollen, laßt uns unsere Sitten ändern. Wenn wir wollen, daß dieser gut und besser sei, dann dürfen jene nicht gleich oder schlimmer sein. Laßt uns den inneren Antrieb reinigen, weil es dann nämlich nicht schwer sein wird, von der Information dieser inneren Welt überzugehen zur Reformation der äußeren und sinnfälligen Welt. Die erste Reinigung, o Götter, ich sehe, daß ihr sie vornehmt, ich sehe, daß ihr sie vorgenommen habt; euren Entschluß sehe ich, ich habe euren Entschluß gesehen, er ist getan und sofort getan, weil er nicht den Widerständen der Zeit unterworfen ist. Wohlan, schreiten wir nun zur zweiten Reinigung. Sie betrifft das Äußere, Körperliche, Sinnfällige und Ortsgebundene. Daher muß sie in einem bestimmten Diskurs, einer Reihenfolge und Ordnung vorgehen. Also muß man warten, ein Ding mit dem anderen in Beziehung bringen, diesen Grundsatz mit jenem vergleichen, bevor man etwas entscheidet, da nämlich wie hinsichtlich dieser körperlichen Dinge die Anordnung in der Zeit ist, auch die Ausführung nicht quasi augenblicklich sein kann. Daher gebe ich euch hiermit eine Frist von drei Tagen, in denen ihr untereinander nicht zu entscheiden und zu beschließen braucht, ob man diese Reform durchführen soll oder nicht; denn durch die Verfügung des Verhängnisses habt ihr sie, als ich sie vorschlug sogleich als höchst angebracht, notwendig und vortrefflich beurteilt; und ich sehe eure Einstellung nicht in äußerem Zeichen, Sinnbild und Schatten, sondern wirklich und in Wahrheit, wie auch ihr eurerseits die meine seht; und ebenso augenblicklich, wie ich mit meinem Vorschlag euer Ohr berührte, habt ihr meine Augen mit dem Glanz eurer Zustimmung berührt. Es bleibt also nur noch übrig, daß

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maniera con cui s’ha da provedere a queste cose che si toglieno dal cielo, per le quali fia mestiero procacciare et ordinar altri paesi e stanze; et oltre come s’hanno da empire queste sedie a fin che il cielo non rimagna deserto, ma megliormente colto et abitato che prima. Passati che saranno gli tre giorni, verrete premeditati in mia presenza circa loco per loco, e cosa per cosa: acciò che non senza ogni possibile discussione conveniamo il quarto giorno a determinare e pronunziar la forma di questa colonia. HO DETTO« ¦ Cossì, o Saulino, il padre Giove toccò l’orecchio, accese il spirto e commosse il core del Senato e | Popolo celeste, che lui medesimo apertamente ne’ volti e gesti s’accorse (mentre orava) che nella mente loro era conchiuso e determinato quel tanto che da lui lor venia proposto. Avendo dumque fatta la ultima clausola et imposto silenzio al suo dire il gran Patriarca de gli Dei, tutti con una voce e con un tuono dissero: »Molto volentieri, o Giove, consentemo d’effettuar quel tanto che tu hai proposto, e veramente ha predestinato il fato«. Qua succese il fremito de la moltitudine, qua apparendo segno d’una lieta risoluzione, là d’un volenteroso ossequio, qua d’un dubio, là d’un pensiero, qua un applauso, là un scrollar di testa di qualche interessato, ivi una specie di vista, e quivi un’altra: sin tanto che gionta l’ora di cena, chi da questo lato si retirò, e chi da quell’altro. Saulino Cose di non poco momento, o Sofia.

terza parte del primo dialogo Sofia Venuto il quarto giorno, et essendo a punto l’ora di mezo dì, convennero di bel novo al conseglio generale, dove non solamente fu lecito d’esser presenti gli prefati numi più principali, ma oltre tutti quelli altri a i quali è conceduto come per lege naturale il cielo. Sedente

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ihr untereinander bedenkt und besprecht, auf welche Weise man für all jene Dinge vorsehen soll, die man vom Himmel nehmen und für die man andere Länder und Stätten auftreiben und herrichten muß; und darüber hinaus, wie man diese Sitze füllen soll, damit der Himmel nicht verlassen bleibe, sondern besser besiedelt und bewohnt sei als vorher. Wenn drei Tage vergangen sind, werdet ihr mit Plänen an mich herantreten, hinsichtlich eines Platzes nach dem anderen und eines Dinges nach dem anderen; damit wir am vierten Tage nicht ohne alle möglichen Diskussionen übereinkommen können, um die Form dieser Besiedelung zu beschließen und zu verkünden. ICH HABE GESPROCHEN.« So sehr, o Saulino, rührte der Vater Jupiter an das Ohr, entzündete den Geist und erregte das Herz des himmlischen Senates und Volkes, daß ihm selbst (während er die Rede hielt) offenbar ward, wie in ihrem Geiste alles, was er ihnen vortrug beschlossen und entschieden war. Da nun der große Patriarch der Götter die letzte Schlußformel gesprochen und seiner Rede Schweigen auferlegt hatte, sagten alle wie aus einem Munde und mit einer Stimme: »Sehr gern, o Jupiter, stimmen wir zu, auszuführen was du vorgeschlagen und was das Verhängnis wahrhaftig vorausbestimmt hat.« Hierauf folgte das Raunen der Menge, wobei hier das Zeichen einer frohen Entschlossenheit zu vernehmen war, dort das eines willigen Gehorsams, hier eines Zweifels, dort einer Nachdenklichkeit, hier ein Beifallklatschen, dort ein Kopfschütteln der Betroffenheit, hier eine Art von Ansicht, dort eine andere; bis es Zeit zum Abendessen war, zog sich der eine hierhin zurück und der andere dorthin. Saulino Das sind Dinge von höchster Bedeutung, o Sofia.

dritter teil des ersten dialogs

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Sofia Als nun der vierte Tag gekommen und es genau die Mittagsstunde war, kamen die Götter erneut zum Generalkonzil, an dem nicht nur den vorher genannten Hauptgottheiten die Anwesenheit gestattet war, sondern auch all den anderen, denen der Himmel quasi nach natürlichem Recht zusteht. Da nun die Sitzung des Senates und Volkes

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dumque il Senato e Popolo de gli dèi, e con il consueto modo essendo montato sul solio di safiro inorato Giove, con quella forma di diadema e manto con cui solamente ne gli sollennissimi ¦ concilii suol comparire; rassettato il tutto, messa in punto d’attenzion la turba, et inditto alto silenzio, di maniera che gli congregati sembra | vano tante statue o tante pitture: si presenta in mezzo con gli suoi ordini, insegna e circonstanze il mio bel nume Mercurio; e gionto avanti il conspetto del gran padre, brevemente anunziò, interpretò et espose quel che non era a tutto il conseglio occolto; ma che per servar la forma e decoro de statuti, bisogna pronunziare. Cioè come gli dèi erano pronti et apparecchiati senza simulazione e dolo, ma con libera e spontanea voluntade, ad accettare e ponere in esecuzione tutto quello che per il presente sinodo verrebe conchiuso, statuto et ordinato. Il che avendo detto, si voltò a gli circonstanti Dei, e gli richiese che con alzar la mano facessero aperto e ratificato quel tanto ch’in nome loro aveva esposto in presenza de l’altitonante: e cossì fu fatto. Appresso apre la bocca il magno protoparente, e fassi in cotal tenore udire: »Se gloriosa, o dèi, fu la nostra vittoria contra gli giganti, che in breve spacio di tempo risorsero contra di noi, che erano nemici stranieri et aperti, che ne combattevano solo da l’Olimpo, e che non possevano né tentavano altro che de ne precipitar dal cielo; quanto più gloriosa e degna sarà quella di noi stessi, li quali fummo contra lor vittoriosi? quanto più degna dico e gloriosa è quella di nostri affetti che tanto tempo han trionfato di noi, che sono nemici domestici et interni, che ne tiranneggiano da ogni lato, e che ne hanno trabalsati e smossi da noi stessi? Se dumque di festa degno ne ha parso quel giorno che ¦ ne partorì vittoria tale di quale il frutto in un momento disparve, quanto più festivo dev’essere questo di cui la fruttuosa gloria sarà eviterna per gli secoli futuri? Séguite | dumque d’essere festivo il giorno de la vittoria: ma da quel che si diceva de la vittoria de’ giganti, dicasi de la vittoria de gli Dei, perché in esso abbiamo vinti noi medesimi. Instituiscasi oltre

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der Götter eröffnet war und Jupiter wie gewohnt in jener Uniform von Diadem und Mantel, mit denen er nur in den allerfeierlichsten Konzilien zu erscheinen pflegt, den Thron aus vergoldetem Saphir bestiegen hatte, da alles an seinem Platz, die Menge in Habachtstellung und tiefstes Schweigen anbefohlen war, so daß die Versammelten lauter Standbilder und Gemälde zu sein schienen, da trat mein schöner Gott Merkur auf, in voller Montur mit all seinen Orden und Abzeichen; und vor das Angesicht des großen Vaters gekommen, verkündete, erläuterte und erklärte er in Kürze das, was dem ganzen Konzil wohlbekannt war, was aber vorgetragen werden muß, um die Form und das Dekorum der Statuten zu wahren: nämlich, daß die Götter ohne Trug und Verstellung, vielmehr aus freiem und spontanem Willen bereit und gerüstet seien, alles das anzunehmen und auszuführen, was die gegenwärtige Synode beschließen, bestimmen und anordnen würde. Nachdem er das gesagt hatte, wandte er sich an die umstehenden Götter und forderte sie auf, durch Handzeichen das zu bestätigen und zu ratifizieren, was er in ihrem Namen in Gegenwart des Donnerers vorgetragen habe; und so geschah es. Daraufhin öffnete der große Altvater seinen Mund und ließ sich folgendermaßen vernehmen: »Wenn, o Götter, unser Sieg über die Giganten glorreich war, die sich in einem kurzen Zeitraum gegen uns erhoben hatten, die fremde und offenkundige Gegner waren, die uns bloß vom Olymp aus bekämpften und die nichts weiter vermochten und versuchten, als uns vom Himmel zu stürzen – um wieviel glorreicher und würdiger wird dann der Sieg über uns selbst sein, die wir über sie gesiegt haben? Um wieviel würdiger, sag ich, und glorreicher der Sieg über unsere Leidenschaften, die so lange Zeit über uns triumphiert hatten, die eigene und innere Feinde sind, die uns von allen Seiten tyrannisieren und die uns von uns selbst verstoßen und verdrängt haben? Wenn uns also jener Tag feiernswert erschien, der uns einen solchen Sieg brachte, dessen Frucht in einem Augenblick dahinschwand, um wieviel feiernswerter muß dann dieser sein, dessen fruchtbringender Ruhm ewig durch die kommenden Jahrhunderte fortwähren wird? Es soll also der Siegestag ein Festtag bleiben: Aber statt wie zuvor nach dem Sieg über die Giganten benannt, soll er künftig nach dem Sieg über die Götter heißen, weil wir an ihm uns selbst besiegten. Es soll darüber

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festivo il giorno presente nel quale si ripurga il cielo: e questo sia più sollenne a noi, che abbia mai possuto essere a gli Egizzii la trasmigrazione del popolo leproso, et a gli Ebrei il transito dalla Babilonica cattivitade. Oggi il morbo, la peste, la lepra si bandisce dal cielo a gli deserti; oggi vien rotta quella catena di delitti, e fracassato il ceppo de gli errori che ne ubligano al castigo eterno. Or dumque essendo voi tutti di buona voglia per procedere a questa riforma, et avendo (come intendo) tutti premeditato il modo con cui si debba e possa venire al fatto; acciò che queste sedie non rimagnano disabitate, et a gli trasmigranti sieno ordinati luoghi convenienti, io cominciarò a dire il mio parere circa uno per uno; e prodotto che sarà quello, se vi parrà degno d’essere approvato, ditelo; se vi sembrarà inconveniente, esplicatevi; se vi par che si possa far meglio, dechiaratelo; se da quello si deve togliere, dite il vostro parere; se vi par che vi si deve aggiongere, fatevi intendere; perché ogn’uno ha plenaria libertà di proferire il suo voto; e chiumque tace, se intende affirmare«. Qua assorsero alquanto tutti gli dèi, e con questo segno ratificaro la proposta. ¦ »Per dar dumque principio e cominciar da capo,« disse Giove, »veggiamo prima le cose che sono da la parte boreale, e provediamo circa quelle; e poi a mano a mano per ordine faremo progresso sin al fine. Dite voi: che vi pare e che giudicate di quella Orsa?«. Gli dèi alli quali toccavano le prime | voci commesero a Momo che rispondesse; il qual disse: »Gran vituperio, o Giove, e più grande che tu medesimo possi riconoscere, che nel luogo del cielo più celebre, là dove Pitagora (che intese il mondo aver le braccia, gambe, busto e testa) disse essere la parte superior di quello, alla quale è contraposto l’altro estremo che dice essere l’infima regione; iuxta quello che cantò un Poeta di quella setta: Hic vertex nobis semper sublimis, at illum sub pedibus Styx atra videt manesque profundi; là dove gli marinaii si consultano negli devii et incerti camini del mare,

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hinaus der heutige Tag, an dem man den Himmel reinigt, zum Feiertag ernannt werden, und dieser sei uns festlicher als der Auszug des aussätzigen Volkes je den Ägyptern war oder die Rückkehr aus der Babylonischen Gefangenschaft den Hebräern. Heute wird die Krankheit, die Pest, der Aussatz aus dem Himmel in die Wüste verbannt; heute wird diese Kette der Verbrechen gesprengt und der Hemmblock der Verfehlungen zerschmettert, die uns zu ewiger Strafe zwingen. Da ihr nun alle guten Willens seid, diese Reform in Gang zu bringen und, wie ich vernehme, alle vorausbedacht habt, in welcher Weise man zur Tat schreiten kann und soll, auf daß diese Sitze nicht unbewohnt bleiben und den Ausgesiedelten passende Plätze zugewiesen werden, werde ich nun damit beginnen, über eines nach dem anderen meine Meinung zu sagen. Und sobald es vorgebracht ist: falls es euch wert scheint, angenommen zu werden, so sagt es; falls es euch unangemessen erscheint, erklärt euch; wenn euch scheint, man könnte es besser machen, tut es kund; wenn man davon etwas wegnehmen sollte, sagt eure Meinung; wenn euch scheint, man sollte etwas hinzufügen, laßt euch vernehmen; denn jeder hat volle Freiheit, seine Meinung vorzubringen; und von jedem der schweigt, wird angenommen, daß er zustimmt.« Hier erhoben sich alle Götter für einen Augenblick und ratifizierten durch dieses Zeichen den Vorschlag. »Um also zu beginnen und von vorne anzufangen«, sagte Jupiter, »sehen wir uns zunächst an, wie die Dinge auf der Nordhälfte stehen, und bringen wir sie in Ordnung; und dann wollen wir allmählich der Reihe nach und bis zum Ende vorgehen. Sagt nun ihr, was meint ihr, und wie urteilt ihr über jene Bärin?« Die Götter, die als erste mit ihrem Votum dran waren, beauftragten Momus mit der Antwort; und der sagte: »Große Schande ist es, o Jupiter, und größere noch als du selber zugeben kannst, daß an dem hochberühmtesten Platz am Himmel, dort, wo Pythagoras (der annahm, die Welt habe Arme, Beine, Leib und Kopf) sagte, daß ihr oberster Teil sei, dem das andere Extrem, das er die niedrigste Region nennt, entgegengesetzt sei – iuxta dem Gesang eines Dichters aus dieser seiner Sekte: Hic vertex nobis semper sublimis, at illum sub pedibus Styx atra videt manesque profundi; dort, wo die Seefahrer Rat finden auf den unwegsamen und unsicheren

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là verso dove alzano le mani tutti gli travagliati che patiscono tempeste; là verso dove ambivano gli giganti; là dove la generazion fiera di Belo facea montare la torre di Babelle; là dove gli maghi del specchio calibeo cercano gli oracoli de Floron, uno de’ grandi principi de gli arctici spiriti; là dove gli Cabalisti dicono che Samaele volse inalzare il solio per farsi assomigliante al primo altitonante: hai posto questo brutto animalaccio il quale non con una occhiata, non con un rivoltato mustaccio, non con qualche imagine di mano, non con un ¦ piede, non con altra meno ignobil parte del corpo, ma con una coda (che contra la natura de l’orsina specie volse Giunone che gli rimanesse attaccata dietro) quasi come con un indice degno di tanto luogo, fai che vegna a mostrar a tutti terresti, maritimi e celesti contemplatori il polo magnifico e cardine del mondo. Quanto dumque facesti male de vi la inficcare, tanto farai bene di | levarnela; e vedi di farne intendere dove la vuoi mandare, e che cosa vuoi ch’in suo loco succeda«; »Vada« disse Giove, »dove a voi altri pare e piace, o a gli Orsi d’Inghilterra, o a gli Orsini o Cesarini di Roma, se volete che stia in città a bell’aggio«; »A gli claustri di Bernesi vorei che la fusse impriggionata« disse Giunone; »Non tanto sdegno, mia moglie,« replicò Giove, »vada dove si vuole, purché sia libera: e lasce quel loco nel quale (per essere la sedia più eminente) voglio che faccia la sua residenza la Veritade; perché là le unghie de la detrazzione non arivano, il livore de l’invidia non avelena, le tenebre de l’errore non vi profondano. Ivi starà stabile e ferma, là non sarà exagitata da flutti e da tempeste; ivi sarà sicura guida di quelli che vanno errando per questo tempestoso pelago d’errori, et indi si mostrarà chiaro e terso specchio di contemplazione«. Disse il padre Saturno: »Che farremo di quella ¦ Orsa maggiore? propona Momo«. E lui disse: »Vada (perché la è vecchia) per donna di compagna de quella minore giovanetta; e vedete che non gli

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Meereswegen und wohin alle Unglücklichen, die vom Sturm betroffen sind, betend ihre Arme erheben; dort, wohin der Ehrgeiz der Giganten zielte; dort, wohin die hochfahrenden Baalssöhne den Turm zu Babel aufragen ließen; dort, wo die Magier des stählernen Spiegels der Chalybäer die Orakel des Phloron, eines der großen Fürsten der arktischen Geister befragen; dort, wo Samael, wie die Kabbalisten sagen, seinen Thronsitz errichten wollte, um sich dem ersten Donnerer anzugleichen: daß du dorthin dieses häßliche Untier gestellt hast, welches du nicht mit einem Blick seiner Augen, nicht mit einer Hinwendung der Schnauze, nicht mit irgendetwas Handähnlichem, nicht mit einem Fuß, nicht mit irgendeinem anderen weniger unedlen Körperteil, sondern ausgerechnet mit dem Schwanz (der ihr nach Junos Willen gegen die Natur der Bärengattung hinten angehängt wurde) als wäre das ein Zeiger, wie er einem solch hohen Platze gebührt, allen irdischen, ozeanischen und himmlischen Betrachtern den herrlichen Pol und Gipfelpunkt der Welt zeigen läßt. So schlecht du also daran tatest, sie dorthin zu stecken, so gut wirst du daran tun, sie von dort zu entfernen. Und nun sieh zu und laß uns hören, wohin du sie schicken willst, und was nach deinem Willen ihren Platz einnehmen soll.« »Sie soll hingehen«, sagte Jupiter, »wohin es euch anderen recht ist und gefällt: entweder zu den Bären von England oder zu den Bärchen und Kaiserlein nach Rom, wenn ihr wollt, daß sie es sich in der Stadt gemütlich machen soll.« »Ich möchte, daß sie in den Klöstern von Bern eingekerkert wird«, sagte Juno. »Sei nicht so gehässig, meine Gattin«, erwiderte Jupiter, »sie soll dorthin gehen, wohin man beschließt, solange sie nur frei bleibt und diesen Ort verläßt, allwo (da er der erhabenste ist) ich will, daß die Wahrheit residiere; denn dorthin reichen die Krallen der Verleumdung nicht, dort wirkt das Gift des grünen Neides nicht, dorthin dringt die Finsternis des Irrtums nicht. Dort wird sie unverrückbar und fest stehen, dort wird sie von den Stößen des Sturmes nicht erschüttert; dort wird sie denen sicherer Leitstern sein, die durch dieses sturmgeplagte Meer der Irrtümer irren, und von dort wird sie sich als klarer und reiner Spiegel der Betrachtung zeigen.« Der Vater Saturn sagte sodann: »Was sollen wir mit jener Großen Bärin machen? Momus soll etwas vorschlagen.« Und der sagte: »Sie soll (weil sie alt ist) als Gesellschaftsdame der jungen Kleinen Bärin gehen, und seht zu, daß sie nicht zu ihrer Zuhälterin

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dovegna roffiana: il che se accaderà, sia condannata ad servir a qualche mendico, che con andarla mostrando, e con farla cavalcare da fanciulli et altri simili, per curar la febre quartana et altre picciole infirmitadi, possa guadagnar da vivere per lui e lei«. Dimanda Marte: »Che farremo di quel nostro Draggonaccio, o Giove?«; »Dica Momo« rispose il padre; e quello: »La è una disutile bestia e che è meglio morta che viva; però se vi pare mandiamola ne l’Ibernia, o in un’isola de l’Orcadi a pascere: ma guardate bene, che con la coda è dubio che non faccia qualche ruina di stelle con farle | precipitar in mare«. Rispose Apolline: »Non dubitar, o Momo, perché ordinarò a qualche Circe o Medea, che con quei versi con gli quali si seppe addormentare quando era guardiano de le poma d’oro, adesso di nuovo insoporato sia trasportato pian pianino in terra; e non mi par che debba morire, ma si vada mostrando ovumque è barbara bellezza: perché le poma d’oro saranno la beltade, il drago sarà la fierezza, Giasone sarà l’amante, ¦ l’incanto ch’addormenta il drago sarà che Non è sì duro cor che proponendo, tempo aspettando, piangendo et amando, e talvolta pagando non si smuova; né sì freddo voler che non si scalde. Che cosa vòi che succeda al suo luogo, o padre?«; »La prudenza,« rispose Giove, »la quale deve essere vicina alla Veritade; perché questa non deve maneggiarsi, moversi et adoperarsi senza quella; e perché l’una senza la compagnia de l’altra non è possibile che mai profitte o vegna onorata«; »Ben provisto« dissero i dèi. Soggionse Marte: »Quel Cefeo, quando era re, malamente seppe menar le braccia per aggrandir quel regno che la fortuna gli porse: ora non è bene che qua, in quel modo che fa, spandendo di tal sorte le braccia et allargando i passi, si faccia cossì la piazza grande in cielo«; »E bene dumque« disse Giove, »che se gli dia da bere l’acqua di Lete, a fin che si dismentiche ponendo in oblio la terrena e celeste possessione, e rinasca un animale che non abbia né gambe né braccia«; »Cossì deve essere,« soggionsero li Dei,

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werde. Denn wenn das passieren sollte, soll sie dazu verurteilt werden, bei einem streunenden Quacksalber zu dienen, der sich und ihr das täglich Brot verdienen mag, indem er sie zur Schau stellt und von Buben und dergleichen besteigen läßt, um das Viertagefieber und andere Wehwehchen zu heilen.« Dann fragte Mars: »Was machen wir mit diesem unseren Drachenungetüm, o Jupiter?« »Momus soll was sagen«, antwortete der Vater; und jener: »Das ist ein unnützes Tier, das besser tot als lebendig ist; deshalb wollen wir ihn, wenn es euch recht ist, nach Hibernien auf die Weide schicken oder auf eine Insel der Orcaden, aber seht euch vor, denn es besteht die Gefahr, daß er uns mit dem Schwanz unter den Sternen Schaden anrichtet und sie ins Meer hinabwirft.« Darauf sprach Apollo: »Sorge dich nicht, o Momus, denn ich werde irgendeiner Circe oder Medea befehlen, daß er nun erneut durch dieselben Sprüche eingelullt, mit denen man ihn, als er die goldenen Äpfel bewachte, einzuschläfern verstand, ganz behutsam zur Erde befördert werde; und ich finde nicht, daß er sterben sollte, sondern er zeige sich überall dort, wo barbarische Schönheit ist; so werden denn die goldenen Äpfel die Schönheit sein, der Drache die Wilde Hoffahrt, Jason der Liebhaber und der Zauberspruch, der den Drachen einschläfert, sei: Es ist kein Herz so hart, das durch Versprechen, durch Wartezeit, durch Tränen und durch Liebe, und manchmal auch durch Geld nicht zu bewegen; so kalt kein Wille, daß er nie erwarmte. Was willst du an seinen Platz treten lassen, o Vater?« »Die Klugheit«, antwortete Jupiter, »die der Wahrheit nahe sein muß, denn ohne sie darf man die Wahrheit nicht handhaben, bewegen und anwenden, und es ist auch unmöglich, daß die eine ohne die Begleitung der anderen je nützt oder gewürdigt wird.« »Gut vorgesorgt«, sagten die Götter. Mars warf ein:«Als jener Kepheus König war, verstand er sich darauf, gar übel mit den Armen herumzufuchteln, um das Reich zu vergrößern, das ihm das Schicksal gewährt hatte: es ist nun nicht recht, daß er sich hier im Himmel dermaßen mit ausgebreiteten Armen und weiten Schritten so weiten Raum verschafft.« »Also ist es recht«, sagte Jupiter, »daß man ihm Lethewasser zu trinken gebe, bis er sich vergißt und sich den irdischen wie den himmlischen Besitz aus dem Sinn schlägt und als ein Tier wiedergeboren wird, das weder Arme noch Beine hat.« »So

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»ma che in | loco suo succeda la Sofia, perché la poverina deve anch’ella participar de gli frutti e fortune de la Veritade sua indissociabile compagna, con la quale sempre ha comunicato nelle angustie, afflizzioni, ingiurie e fatiche; oltre che se non è costei che li coadministre, non so come ella potrà essere mai gradita et onorata«; »Molto volentieri« disse Giove, »lo accordo, e vi consento, o Dei, perché ogni ordine e rag ¦ gione il vuole; e massime perché malamente crederei aver reposta quella nel suo luogo senza questa: et ivi non si potrebe trovar contenta, lontana della sua tanto amata sorella e diletta compagna.« »De l’Arctofilace« disse Diana, »che, sì ben smaltato di stelle guida il carro, che credi Momo che si debba fare?«. Rispose che per esser lui quel Arcade, frutto di quel sacrilego ventre, e quel generoso parto che rende testimonio ancora de gli orrendi furti del gran padre nostro, deve partirsi da qua: »or provedete voi de la sua abitazione«. Disse Apolline: »Per esser figlio di Calisto, séguite la madre«; soggionse Diana: »E perché fu cacciatore d’orsi, séguite la madre, con questo che non gli ficchi qualche punta di partesana adosso«. Aggiunse Mercurio: »E perché vedete che non sa far altro camino, vada pur sempre guardando la madre: la quale se ne devria ritornare all’Erimantide selve«; »Cossì sarà meglio,« disse Giove, »e perché la meschina fu violata per forza, io voglio riparar al suo danno da quel loco rimettendola (se cossì piace a Giunone ancora) nella sua pristina bella figura«; »Mi contento,« disse Giunone, »quando prima l’arrete rimessa nel grado della sua verginità, e per consequenza in grazia de Diana«; | »Non parliamo più di questo per ora,« disse Giove, »ma veggiamo che cosa vogliamo far succedere al luogo di costui«. Dopo fatte molte e molte discussioni: »Ivi« sentenziò Giove, »succeda la Legge; perché questa ancora è necessario che sia in cielo: atteso che cossì questa è figlia della Sofia celeste e divina, come ¦

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soll es sein«, fügten die Götter hinzu, »aber an seine Stelle soll Sofia treten, denn die Ärmste soll auch Anteil haben an Erfolg und Glück der Wahrheit, ihrer unzertrennlichen Gefährtin, mit der sie immer in Nöten, Heimsuchungen, Erniedrigungen und Mühen Gemeinschaft gepflegt hat; und außerdem, wenn nicht sie es ist, die der Wahrheit zur Hand geht, dann weiß ich nicht, wie diese je gewürdigt und geehrt werden sollte.« »Sehr gern«, sagte Jupiter, »stimme ich dem zu, o Götter, und bin mit euch einer Meinung, weil alle Ordnung und Vernunft dies gebietet; und vor allem, weil ich glauben würde, jene ohne sie gar schlecht an ihren Platz gesetzt zu haben: könnte sie sich doch weit entfernt von der heißgeliebten Schwester und lieben Gefährtin dort nicht lange wohlbefinden.« »Und Arktophylax«, sagte Diana, »der so reich mit Sternen besetzt den Wagen lenkt, was glaubst du, Momus, was man mit ihm machen soll?« Der antwortete: »Da er jener Arkas ist, die Frucht jenes gotteslästerlichen Leibes, und jene gnadenreiche Geburt, die immer noch die entsetzlichen Greueltaten des großen Vaters unser bezeugt, soll er von hier fortgehen. Nun verfügt ihr über seine Wohnstatt.« Apollo sagte: »Weil er der Sohn von Kallisto ist, soll er der Mutter folgen.« Dem fügte Diana hinzu: »Und auch weil er ein Bärenjäger war, soll er der Mutter folgen – mit der Auflage, daß er ihr keine Lanze in den Leib stoße.« Und Merkur ergänzte: »Und weil ihr seht, daß er keinen anderen Weg gehen kann, soll er nur ruhig immer zugehen, die Mutter zu bewachen, die in die Wälder von Erymanthos zurückkehren sollte.« »So wird es wohl am besten sein«, sagte Jupiter, »und weil die Unglückliche gegen ihren Willen vergewaltigt wurde, will ich ihren Schaden wiedergutmachen, indem ich sie (wenn auch Juno zustimmt) fort von diesem Ort in ihre frühere schöne Gestalt zurückversetze.« »Ich will es zufrieden sein«, sagte Juno, »wenn Ihr sie zuerst in den Stand ihrer Jungfräulichkeit zurückversetzt habt und dadurch in die Gnade der Diana.« »Darüber wollen wir jetzt einstweilen nicht weiter reden«, sagte Jupiter, »aber laßt uns sehen, was wir an die Stelle des Artophylax nachkommen lassen wollen.« Nach vielen langen Diskussionen bestimmte Jupiter: »Dorthin soll das Gesetz kommen, denn es ist nötig, daß es auch im Himmel das Gesetz gebe; denn dieses ist genauso das Kind der himmlischen und göttlichen Sofia, wie jenes andere Gesetz das Kind

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quell’altra è figlia de l’inferiore, in cui questa Dea manda il suo influsso et irradia il splendor del proprio lume in quel mentre che va per gli deserti e luoghi solitarii de la terra«. »Ben disposto, o Giove,« disse Pallade, »perché non è vera né buona legge quella che non ha per madre la Sofia, e per padre l’intelletto razionale; e però là questa figlia non deve star lungi da la sua madre: et a fin che da basso contempleno gli uomini come le cose denno essere ordinate appreso loro, si proveda qua in questa maniera, se cossì piace a Giove. Appresso séguita la sedia della corona Boreale, fatta di safiro, arrichita di tanti lucidi diamanti, e che fa quella bellissima prospettiva con quattro e quattro, che son otto carbuncoli ardenti: questa per esser cosa fatta a basso, trasportata da basso, mi par molto degna d’esser presentata a qualche eroico prencipe, che non ne sia indegno; però veda il nostro padre a chi manco meno indegnamente deve essere presentata da noi«; »Rimagna in cielo« rispose Giove, »aspettando il tempo in cui devrà essere donata in premio a quel futuro invitto braccio, che con la mazza et il fuoco riportarà la tanto bramata quiete alla misera et infelice Europa: fiaccando gli tanti capi di questo peggio che Lerneo mostro, che con moltiforme eresia sparge il fatal veleno, che a troppo lunghi passi serpe per ogni parte per le vene di | quella«. Ag ¦ giunse Momo: »Bastarà che done fine a quella poltronesca setta di pedanti, che senza ben fare secondo la legge divina e naturale, si stimano e vogliono essere stimati religiosi grati a’ Dei, e dicono che il far bene è bene, il far male è male: ma non per ben che si faccia, o mal che non si faccia, si viene ad essere degno e grato a’ dèi; ma per sperare e credere secondo il catechismo loro. Vedete, Dei, se si trovò mai ribaldaria più aperta di questa, che da quei soli non è vista, li quali non veggon nulla«. »Certo,« disse Mercurio, »colui che non conosce nulla forfantaria, non conosce questa ch’è la madre di tutte. Quando Giove istesso e tutti noi insieme proponessimo tal patto a gli uomini,

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der unteren Sofia ist, in das diese Göttin ihren Einfluß sendet und den Glanz ihres Lichtes einstrahlen läßt, während sie durch die Wüsten und Einöden der Erde wandert.« »Gut angeordnet, o Jupiter«, sagte Pallas, »weil das kein gutes noch wahres Gesetz ist, welches nicht die Sofia zur Mutter und den rationalen Intellekt zum Vater hat; und deshalb soll dieses Kind dort nicht weit von seiner Mutter entfernt sein; und damit die Menschen von dort unten betrachten können, wie bei ihnen die Dinge geordnet werden müssen, soll man es hier auf diese Weise einrichten, so es Jupiter gefällt. Nun folgt als nächstes der Sitz der nördlichen Krone, die, von Saphir gemacht und mit gar vielen glänzenden Diamanten bereichert, einen so wunderschönen Anblick bietet mit ihren – vier plus vier, macht zusammen acht – leuchtenden Karfunkeln: da sie ein dort unten hergestelltes und von unten hierhergebrachtes Ding ist, scheint sie mir sehr wohl wert zu sein, irgendeinem heldenhaften Fürsten dargebracht zu werden, der ihrer nicht unwürdig wäre; daher soll unser Vater entscheiden, wer am wenigsten unwürdig ist, daß wir sie ihm verehren.« »Sie soll am Himmel bleiben«, antwortete Jupiter, »und die Zeit erwarten, wenn sie jenem zukünftigen unbesiegten Arm zum Lohne gegeben wird, der mit Keule und Schwert dem elenden und unglücklichen Europa die heißersehnten Ruhe wiederbringt, indem er die vielen Köpfe dieses schlimmeren Ungeheuers als die Lernäische Hydra einschlägt, das mit mannigfaltiger Häresie sein tödliches Gift verbreitet und gar zu geschwind überall durch Europas Venen kriecht.« Momus fügte hinzu: »Es würde schon genügen, wenn er jener stinkfaulen Sekte von Pedanten ein Ende machte, die, ohne nach dem göttlichen und natürlichem Gesetz Gutes zu tun, sich für von den Göttern geliebte Religiöse halten und von anderen dafür gehalten werden wollen; und sie sagen, Gutes zu tun sei gut, und Böses zu tun sei böse, aber nicht wegen des Guten, das man täte, oder wegen des Bösen, das man nicht täte, würde man würdig und den Göttern lieb, sondern dadurch, daß man nach ihrem Katechismus hoffe und glaube. Seht doch, ihr Götter, ob sich jemals eine offensichtlichere Schurkerei fand als diese, die nur von denen nicht gesehen wird, die gar nichts sehen.« »Gewiß«, sagte Merkur, »wer gar keine Betrügerei erkennt, erkennt auch diese nicht, die ihrer aller Mutter ist. Wenn Jupiter selbst und wir alle zusammen den Menschen einen solchen Vertrag vorge-

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deremmo essere più abominati che la morte: come quei che in grandissimo pregiudizio del convitto umano non siamo solleciti d’altro che della vana gloria nostra«; »Il peggio è« disse Momo, »che ne infamano dicendo che questa è instituzione de superi; e con questo, che biasmano gli effetti e frutti nominandoli ancor con titolo di defetti e vizii; mentre nessuno opera per essi, et essi operano per nessuno (perché non fanno altra opra che dir male de l’opre), tra tanto vivono de l’opre di quelli ch’hanno operato per altri che per essi, e che per altri hanno instituiti tempii, capelle, xeni, ospitali, collegii et universitadi: onde sono aperti ladroni et occupatori di beni ereditarii d’altri; li quali se non son perfetti né cossì ¦ buoni come denno, non saranno però (come sono essi) perversi e perniciosi al mondo; ma più tosto necessarii alla republica, periti ne le scienze speculative, studiosi de la moralitade, solleciti circa l’aumentar il zelo e la cura di giovar l’un l’altro, e | mantener il convitto (a cui sono ordinate tutte leggi) proponendo certi premii a’ benefattori, e minacciando certi castighi a’ delinquenti. Oltre mentre dicono ogni lor cura essere circa cose invisibili, le quali né essi né altri mai intesero, dicono ch’alla consecuzion di quelle basta il solo destino il quale è immutabile, mediante certi affetti interiori e fantasie de quali massimamente gli dèi si pascano«; »Però« disse Mercurio, »non gli deve dar fastidio né eccitar il zelo che alcuni credeno le opere essere necessarie: perché tanto il destino di quelli, quanto il destino loro che credeno il contrario è prefisso, e non si cangia perché il lor credere o non credere si cangie, e sia d’una et un’altra maniera. E per la medesima caggione essi non denno essere molesti a color che non gli credeno, e che le stimano sceleratissimi: perché non per questo che gli vegnono a credere e stimarli uomini da bene, cangiaranno destino; oltre che (secondo la lor dottrina) non è in libertà de l’elezzion loro di mutarsi a questa fede. Ma

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schlagen hätten, müßten wir mehr gemieden werden denn der Tod: als solche nämlich, die zum größten Schaden des menschlichen Zusammenlebens auf nichts weiter bedacht sind, außer auf unsere eigene eitle Ehre.« »Das Schlimmste ist«, sagte Momus, »daß sie uns diffamieren, indem sie sagen, dies sei die Vorschrift der hohen Götter; und während sie zugleich die Effekte und Früchte schmähen und sie sogar mit dem Titel Defekte und Laster belegen und niemand für sie Gutes wirkt und sie für niemanden Gutes wirken (weil sie kein anderes Werk tun, als die Werke zu verleumden), leben sie indessen doch von den Werken jener, die für andere als sie gewirkt haben und die für andere Tempel, Kapellen, Herbergen, Hospitäler, Kollegien und Universitäten gestiftet haben. Deshalb sind sie offenkundige Räuber und Enteigner des Erbgutes anderer, welche ihrerseits zwar weder vollkommen, noch so gut sind, wie sie sollten, aber nicht (wie sie) pervers und schädlich für die Welt sein werden; vielmehr notwendig für den Staat, bewandert in den spekulativen Wissenschaften, beflissen hinsichtlich der Moral, strebsam im Vermehren des Eifers und der Sorge, daß der eine dem anderen nütze und das Zusammenleben aufrechterhalten bleibe (worauf alle Gesetze hingeordnet sind), indem sie denen, die Gutes tun, gewisse Belohnungen versprechen und denen, die Böses tun, gewisse Strafen androhen. Außerdem sagen zwar diese Pedanten, daß ihre ganze Sorge unsichtbaren Dingen gelte, welche weder sie, noch sonst jemand je verstanden hat, und daß zu deren Erlangung allein die Vorbestimmung, welche unwandelbar ist, genüge, vermittels gewisser innerer Affekte und Phantasien, von denen sich die Götter angeblich vor allem ernährten.« »Dann aber«, sagte Merkur, »darf es sie nicht verdrießen, noch in Eifer versetzen, daß manche glauben, die Werke seien notwendig: ist doch sowohl ihre Bestimmung als auch die Bestimmung derer, die das Gegenteil glauben, von vornherein festgelegt und ändert sich nicht dadurch, daß ihr Glauben oder Nichtglauben sich ändert und von solcher oder anderer Art ist. Und aus demselben Grunde dürfen sie nicht diejenigen belästigen, die ihnen nicht glauben und sie für ganz und gar frevlerisch halten; denn für die würde sich die Vorbestimmung ja nicht ändern, wenn sie anfingen, ihnen zu glauben und sie für rechtschaffene Menschen zu halten. Ganz abgesehen davon, daß es (nach ihrer Lehre) nicht der freien Wahl anheimgegeben ist, zu diesem Glauben überzu-

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gli altri che credeno il contrario, possono giuridicamente secondo la lor conscienza non solamente essere a lor molesti; ma oltre stimar gran sacrificio a gli dèi e beneficio al mondo di perseguitarli, ammazzarle e spengerli da la terra, perché son peggiori che li bruchi e ¦ le locuste sterili, e quelle arpie le quali non opravano nulla di buono: ma solamente que’ beni che non posseano vorare, strapazzavano et insporcavano con gli piedi, e faceano impedimento a quei che s’esercitavano«. »Tutti quei ch’hanno giudicio naturale« disse Apolline, »giudicano le leggi buone perché hanno per scopo la prattica; e quelle in comparazione son megliori, che donano meglior | occasione a meglior prattica: perché de tutte leggi altre son state donate da noi, altre finte da gli uomini massime per il comodo de l’umana vita; e per ciò che alcuni non veggono il frutto de lor meriti in quella vita, però gli vien promesso e posto avanti gli occhi de l’altra vita il bene e male, premio e castigo, secondo le lor opre. De tutti quanti dumque che diversamente credeno et insegnano,« disse Apollo, »questi soli son meritevoli d’esser perseguitati dal cielo e da la terra, et esterminati come peste del mondo, e non son più degni di misericordia che gli lupi, orsi e serpenti, nel spenger de quali consiste opra meritoria e degna: anzi tanto incomparabilmente meritarà più chi le toglierà, quanto pestilenza e ruina maggiore apportano questi che quelli. Però ben specificò Momo, che la Corona australe a colui massime si deve il quale è disposto dal fato a togliere questa fetida sporcaria del mondo.« »Bene,« disse Giove, »cossì voglio, cossì determino che sia dispensata questa corona come raggionevolmente Mercurio, Momo et Apolline hanno proposto, e voi altri con ¦ sentite. Questa pestilenza per essere cosa violenta e contra ogni legge e natura, certo non potrà molto durare: come possete accorgervi, ch’hanno costoro il lor destino o fato nemicissimo, perché mai crebbe il numero di questi, se non a fine di far più numerosa ruina«. »È ben degno premio« disse Saturno, »la corona per colui che le toglierà via;

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wechseln. Die anderen aber, die das Gegenteil glauben, dürfen diese Sekte nach ihrem Gewissen von Rechts wegen nicht bloß belästigen, sondern es darüber hinaus noch für ein großes Opfer für die Götter und eine große Wohltat für die Welt halten, sie zu verfolgen, zu töten und von der Erde zu vertilgen, weil sie schlimmer als die Raupen und die unfruchtbaren Heuschrecken sind und als jene Harpyen, die nichts Gutes wirkten, sondern nur jene Güter, die sie nicht verschlingen konnten, zerfetzten und mit den Füßen beschmutzten und alle, die sich mühten, behinderten.« »Alle, die ein natürliches Urteil haben«, sagte Apollo, »beurteilen die Gesetze als gut, weil sie die Praxis zum Zwecke haben; und jene Gesetze sind im Vergleich die besten, die die beste Gelegenheit zur besten Praxis bieten: denn es sind von allen Gesetzen einige von uns erlassen und andere von den Menschen erdacht worden, in erster Linie zum Vorteil des menschlichen Lebens. Und weil manche Menschen die Frucht ihrer Verdienste in diesem Leben nicht sehen, deshalb wird ihnen das Gute und Schlechte, der Lohn und die Strafe jenes anderen Lebens versprochen und vor Augen gestellt, je nach ihren Werken. Also«, sprach Apollo, »verdienen es von allen, die auf verschiedene Weisen glauben und lehren, nur diese, vom Himmel und von der Erde verfolgt und wie die Pest der Welt ausgerottet zu werden; und sie sind des Mitleids so wenig wert wie Wölfe, Bären und Schlangen, deren Vertilgung ein verdienstliches und würdiges Werk ist. Im Gegenteil, wer sie ausmerzt, wird um so unvergleichlich viel mehr Verdienst erwerben, wie die durch diese Leute angerichtete Seuche und Verderbnis größer ist als was jene Tiere anrichten. Daher hat Momus sehr richtig beschieden, daß die Nördliche Krone am meisten dem gebühre, den das Verhängnis bestimmt hat, diesen stinkenden Unflat aus der Welt zu schaffen.« »Gut«, sagte Jupiter, »so will und bestimme ich, daß diese Krone zugeteilt werde, wie Merkur, Momus und Apollo es sehr vernünftig vorgeschlagen und ihr anderen ihnen zugestimmt habt. Da diese Seuche eine gewaltsame Angelegenheit ist und jedem Gesetz und der Natur widerspricht, kann sie gewiß nicht lange dauern: wie ihr merken werdet, haben sie sich ihre Vorherbestimmung oder ihr Verhängnis gar sehr zum Feinde gemacht, denn ihre Zahl hat sich nie vermehrt, es sei denn zum Zweck zahlreicheren Unterganges.« »Gewiß ist die Krone«, sagte Saturn, »eine würdige Belohnung für den, der sie aus-

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ma a questi perversi è picciola et improporzionata pena che sieno solamente spenti dalla conver | sazion de gli uomini: però mi par oltre giusto che lasciato ch’aranno quel corpo, appresso per molti lustri e per più centinaia d’anni, da corpo in corpo trasmigrando per diverse vice e volte, se ne vadano ad abitar in porci, che sono gli più poltroni animali del mondo, o vero sieno ostreche marine attaccate a i scogli«. »La giustizia« disse Mercurio, »vuole il contrario: mi par giusto che per pena de l’ocio sia data la fatica; però sarà meglio che vadano in asini, dove ritegnano la ignoranza e si dispogliano de l’ocio: et in quel supposito, in merce di continuo lavore, abbiano poco fieno e paglia per cibo, e molte bastonate per guidardone«. Questo parere approvaro tutti gli Dei insieme. Allora sentenziò Giove, che la corona sia eterna di colui che gli arà donata l’ultima scossa: et essi per tremilia anni da asini sempre vadano migrando in asini. Sentenziò oltre, che in loco di quella corona particolare, succedesse la ideale e comunicabile in infinito, per che da quella possano essere suscitate ¦ infinite corone, come da una lampade accesa senza sua diminuzione, e senza scemarsi punto di virtude et efficacia, se ne accendeno infinite altre: con la qual corona intese che fusse aggionta la spada ideale, la quale similmente ha più vero essere che qualsivoglia particolare sussistente infra gli limiti delle naturali operazioni. Per la qual spada e corona intende Giove il giudicio universale, per cui nel mondo ogniuno vegna premiato e castigato secondo la misura de gli meriti e delitti. Approvaro molto questa provisione tutti gli Dei, per quel che conviene che alla Legge abbia la sedia vicina il Giudicio: perché questo si deve governar per quella, e quella deve esercitarsi | per questo; questo deve esseguire, e quella dettare; in quella ha da consistere tutta la teoria, in questo tutta la prattica. Dopo fatti molti discorsi e digressioni in proposito di questa sedia, mostrò Momo a Giove Ercole, e gli disse: »Or che faremo di questo tuo

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merzt; aber für diese Verderbten wäre es eine gar zu kleine und unverhältnismäßige Strafe, lediglich aus der Gemeinschaft der Menschen ausgelöscht zu werden. Daher scheint es mir außerdem gerecht, daß sie, wenn sie jenen Körper verlassen haben, danach für viele Lustren und mehrere Jahrhunderte viele Male und Abermale von einem Körper zum anderen wandern und in Schweinen wohnen gehen sollen, die die faulsten Tiere der Welt sind; oder aber sie sollen zu Meeresaustern werden, die an den Felsen haften.« »Die Gerechtigkeit«, sagte Merkur, »verlangt das Gegenteil: es scheint mir richtig, daß zur Strafe des Müßiggangs die Mühe verhängt werde; daher wird es besser sein, wenn sie in Esel übergehen, wo sie die Unwissenheit behalten und den Müßiggang einbüßen. Und in diesem Substrat werden sie zum Lohn fortwährender Arbeit wenig Heu und Stroh zur Speise haben und viele Stockhiebe als Dreingabe.« Diese Meinung billigten alle Götter insgesamt. Also verfügte Jupiter, daß die Krone auf ewig dem gehören sollte, der jenen den letzten Stoß geben würde. Und jene sollten dreitausend Jahre lang immer von Eseln zu Eseln hinüberwandern. Er verfügte außerdem, daß an die Stelle jener einzelnen Krone die ideale und bis ins Unendliche kommunizierbare Krone trete, damit unendlich viele von ihr hervorgebracht werden könnten wie von einer entzündeten Lampe, ohne sie zu mindern und im geringsten an Tauglichkeit und Wirkkraft zu schmälern, unendlich viele andere entzündet werden können. Und er meinte, dieser Krone solle das ideale Schwert beigefügt werden, das ebenso ein viel wahreres Sein hat als ein jedes einzelne, das innerhalb der Grenzen der natürlichen Vorgänge existiert. Mit diesem Schwert und dieser Krone meint Jupiter das allgemeine Weltgericht, durch das in der Welt ein jeder dem Maß seiner Verdienste und Verbrechen belohnt und bestraft werden soll. Diese Anordnung billigten alle Götter sehr, weil es sich gehört, daß das Urteil seinen Sitz nahe bei dem Gesetz habe: denn das Urteil soll sich nach dem Gesetz richten, und das Gesetz soll sich durch das Urteil üben; das Urteil soll ausführen, das Gesetz diktieren; im Gesetz soll die ganze Theorie bestehen, im Urteil die ganze Praxis. Nachdem sie über diesen Sitz viel diskutiert hatten und oft abgeschweift waren, zeigte Momus dem Jupiter Herkules und sagte zu ihm: »Nun, und was sollen wir mit diesem deinen Bankert machen?« »Ihr

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bastardo?«; »Avete udito Dei,« rispose Giove, »la caggione per la quale il mio Ercole deve andarsene con gli altri altrove. Ma non voglio che la sua andata sia simile a quella de tutti gli altri; perché la causa, modo e raggione de la sua assumpzione è stata molto dissimile: per ciò che solo e singularmente per le virtudi e meriti de gli gesti eroici s’ha meritato il cielo; e benché spurio, degno però di essere legitimo figlio di Giove s’è dimostrato; e vedete aperto che solo la causa de l’esser adventizio e non naturalmente dio, fa che li sia negato il cielo: et è il mio, non suo errore quello che per lui io vegno (come è stato detto) notato. E credo che vi rimorda la conscienza: che se uno da quella regola e determinazion generale devesse essere eccettuato, questo solo derrebe essere Ercole. Però se lo togliemo da qua e lo mandamo in terra, ¦ facciamo che non sia senza suo onore e riputazione, la quale non sia minore che se continuasse in cielo«. Assorsero molti (dico la più gran parte) de gli dèi e dissero: »Con maggiore, se maggior si puo-te«; »Instituisco dumque« Giove soggionse, »che con questa occasione a costui come a persona operosa e forte, sia donata tal commissione e cura, per quale si faccia dio terrestre talmente grande, che vegna da tutti stimato maggior che quando era autenticato per celeste semideo«. Risposero que’ medesimi: | »Cossì sia«. E perché alcuni de quegli né erano assorti all’ora, né parlavano adesso, si converse Giove a loro, e gli disse che ancor essi si facessero intendere. Però di quelli alcuni dissero »Probamus«; altri dissero »Admittimus«; disse Giunone »Non refragamur«. Indi si mosse Giove a proferir il decreto in questa forma: »Per causa che in luoghi de la terra in questi tempi si scuoprono de mostri, se non tali quali erano a’ tempi de gli antichi cultori di quella, forse peggiori: io Giove padre e proveditor generale, instituisco che se non con simile o maggior mole di corpo, dotato però et inricchito di maggior vigilanza, di sollecitudine, vigor d’ingegno et efficacia di spirto, vada Ercole come mio luogotenente e ministro del mio potente braccio in terra:

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habt den Grund gehört, Götter«, antwortete Jupiter, »warum mein Herkules mit den anderen fort von hier und woandershin gehen muß. Aber ich will nicht, daß sein Abtreten dem all der anderen ähnlich sei, denn Ursache, Art und Grund seiner Aufnahme waren so sehr unähnlich; hat er sich doch einzig und allein durch die Tugenden und Verdienste seiner Heldentaten den Himmel verdient und, wiewohl unehelich, sich dennoch als würdig erwiesen, ein legitimer Sohn Jupiters zu sein. Und es ist euch offenkundig, daß dies der einzige Grund ist, weswegen ihm der Himmel verweigert wird, nämlich daß er ein hinzugekommener und kein natürlicher Gott ist. Und es ist mein Fehler, nicht seiner, daß ich (wie gesagt) durch ihn bloßgestellt werde. Ich glaube auch, daß euch das Gewissen kneift, denn wenn nur einer von dieser allgemeinen Regel und Bestimmung ausgenommen werden sollte, dann müßte es als einziger Herkules sein. Laßt uns daher, wenn wir ihn von hier entfernen und zur Erde schicken, dafür sorgen, daß es nicht geschehe, ohne daß für ihn Ehre und Ruhm dabei sei, und zwar nicht geringere, als wenn er im Himmel geblieben wäre.« Viele Götter (ich meine die meisten) erhoben sich und sprachen: »Und größere, so es größere geben kann.« »Ich ordne daher an«, fuhr Jupiter fort, »daß ihm zu diesem Anlaß als einer werktätigen und starken Persönlichkeit solch ein Auftrag und eine solche Aufgabe übertragen werde, wodurch er ein so großer irdischer Gott werden soll, daß er allen für noch größer gelte, als einst da er zu einem himmlischen Halbgott legitimiert wurde.« Dieselben antworteten: »So sei es.« Und weil einige von ihnen weder vorher aufgestanden waren noch jetzt sprachen, wandte sich Jupiter an sie und sagte ihnen, auch sie sollten sich vernehmen lassen. Deshalb sagten einige von diesen »Probamus« und andere »Admittimus«, und Juno sagte »Non refragamur.« Alsdann hub Jupiter an, das Dekret in solcher Form vorzutragen: »Aufgrund der Entdeckung in diesen Zeiten von Ungeheuern an etlichen Orten der Erde, welche, so sie nicht dieselben wie sie zu Zeiten ihrer alten Besiedler waren, vielleicht noch schlimmer sind, verfüge ich als Vater Jupiter und Generalbevollmächtigter hiermit, daß Herkules, wenn nicht mit gleicher oder ähnlicher Körpergröße, jedoch begabt und bereichert mit größerer Wachsamkeit, mit Eifer, Verstandeskraft und Geistesfähigkeit, als mein Statthalter und Minister meines mäch-

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e come vi si mostrò grande prima, quando fu nato e parturito in quella, con aver superati e vinti tanti fieri mostri; e secondo, quando rivenne a quella vittorioso da l’inferno apparendo insperato consolator de gli amici, et inaspettato vendicator de gli oltragiosi tiranni: cossì al presente qual nuovo e tanto necessario e bramato proveditore, vegna la terza volta visto da la madre; e di ¦ scorrendo per gli tenimenti di quella: veda se di bel nuovo per le cittadi arcadiche vada dissipando qualche Nemeo leone; se il Cleoneo di nuovo appaia in Tessaglia. Guarde se quell’idra, quella peste di Lerne, sia risuscitata a prendere le sue teste rigermoglianti. Scorga se ne la Tracia sia di nuovo risorto quel Diomede, e chi de sangue de peregrini pascea ne l’Ebro gli cavalli. Volte l’occhio a la Libia, se forse quell’Anteo che tante volte ripigliava il spirto, abbia pur una volta ripigliato il corpo. Considere se nel regno Ibero è qualche tricorporeo | Gerione. Alze il capo e veda se per l’aria a questo tempo volano le perniciosissime Stimfalidi: dico se volano quelle Arpie che talvolta soleano annuvolar l’aria, et impedir l’aspetto de gli astri luminosi. Guate se qualch’ispido cinghiale va spasseggiando per gli Erimantici deserti; se s’incontrasse a qualche toro non dissimile a quello che donava orrido spavento a tanti popoli; se bisognasse far uscir a l’aria aperto qualche triforme Cerbero che latre, a fin che vomisca l’aconito mortifero; se circa gli crudi altari versa qualche carnefice Busire; se qualche cerva, che di dorate corna adorna il capo, appare per que’ deserti, simile a quella che con gli piedi di bronzo correa veloce pari al vento; se qualche nova regina Amazonia ha congregate le copie rubelle; se qualche infido e vario Acheloo con inconstante, moltiforme e vario aspetto tiranneggia in qualche parte; se sono Esperidi ch’in guardia del drago han commese le poma d’oro; se di nuovo appare la

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tigen Armes auf Erden komme. Und wie er sich dortselbst als groß erwies, da er erstmals auf Erden entstand und geboren wurde, indem er so viele grausame Ungeheuer besiegte und überwand; und abermals, da er siegreich aus der Hölle zur Erde zurückkehrte, indem er als unverhoffter Tröster der Freunde und unerwarteter Rächer an verbrecherischen Tyrannen erschien, so soll er gegenwärtig, als neuer und höchst notwendiger und langersehnter Bevollmächtigter, zum dritten Mal von der Mutter Erde erblickt werden und indem er ihren Herrschaftsbereich durchwandert, soll er: sehen, ob erneut irgend so ein Nemeischer Löwe Verderben durch die Arkadischen Städte trage; und ob der Kleoneische sich erneut in Thessalien blicken lasse; darauf achten, ob die Hydra, diese Seuche von Lernai, auferstanden sei und sich ihre nachwachsenden Köpfe zurückholen wolle; herausfinden, ob sich in Thrakien erneut jener Diomedes erhoben habe, der im Ebros die Pferde mit dem Blut der Pilger fütterte. Er soll ein Auge auf Libyen werfen, ob nicht jener Antaios, der so oft den Odem wiederbekam, noch einmal den Körper wiederbekommen habe. Er soll betrachten, ob es im Iberischen Reich nicht irgendeinen dreikörperigen Geryon gäbe. Er soll sein Haupt erheben und sehen, ob in dieser Zeit die verderbenbringenden Stymphaliden durch die Luft fliegen: Ich sage, ob jene Harpyen herumfliegen, die manchmal die Luft zu bewölken und den Anblick der hellen Gestirne zu verstellen pflegten. Er soll schauen, ob irgendein borstiger Eber durch die Erymantheischen Wüsteneien spaziere; ob man irgendeinem Stier begegne, jenem nicht unähnlich, der so viele Völker in Angst und Schrecken versetzte; ob es nötig ist, irgendeinen dreiförmigen Zerberus, der da bellt, so lange an die frische Luft zu setzen, bis er das tödliche Fingerhutgift ausgespieen hat; ob irgendein Menschenschlächter Busiris um die blutigen Altäre streife; ob irgendeine Hirschkuh, das Haupt mit vergoldeten Hörnern geziert, in diesen Wüsteneien erscheine, der ähnlich, die auf ehernen Hufen so schnell wie der Wind lief; ob irgendeine neue Amazonen-Königin ihre aufrührerischen Truppen um sich geschart habe; ob irgendein treuloser und wandlungsfähiger Acheloos mit unbeständigem, vielförmigem und verschiedenartigem Aussehen in irgendeinem Lande Tyrannei betreibe; ob es wohl Hesperiden gebe, die dem Drachen die goldenen Äpfel zur Bewachung anvertrauten; ob die jungfräuliche und wagemu-

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celibe ed audace Regina del popolo Termodonzio; se per l’Italia va grassando ¦ qualche Lancinio ladro, o discorra qualche Cacco predatore, che con il fumo e fiamme defenda gli suoi furti; se questi o simili, o altri nuovi et inauditi mostri gli occorreranno, e se gli aventaranno mentre per il spacioso dorso de la terra varrà lustrando: svolte, riforme, discaccie, perséguite, leghe, domi, spoglie, dissipe, rompa, spezze, franga, deprima, sommerga, brugge, casse, uccida, annulle. Per gli quai gesti, in mercé di tante e sì gloriose fatiche, ordino che ne gli luoghi dove effettuarà le sue eroiche imprese gli sieno drizzati trofei, statue, colossi, et oltre fani e tempii, se non mi contradice il fato«. »Veramente, o Giove,« disse Momo, »adesso mi pari a fatto a fatto dio da | bene: perché veggio che la paternale affezzione non ti trasporta a passar gli termini circa la retribuzione secondo gli meriti del tuo Alcide; il quale se non è degno di tanto, è meritevole oltre forse di qualche cosa di vantaggio, anco a giudicio di Giunone, la qual veggio che ridendo pur accetta quel ch’io dico«. Ma ecco il mio tanto aspettato Mercurio, o Saulino, per cui conviene che questo nostro raggionamento si differisca ad un’altra volta. Però piacciati discostarti e lasciarne privatamente raggionar insieme. Saulino Bene: a rivederci domani. Sofia Ecco quello a cui ieri ho indirizzati i voti: al fine dopo ch’ha alquanto troppo induggiato, mi si fa presente. Ieri a la sera doveano essere pervenuti a lui, questa notte ascoltati, e questa mattina exequiti dal medesimo: se subito a la mia voce non è comparso, gran cosa ¦ lo deve aver intrattenuto; per ciò che credo non essere meno amata da lui, che da me medesima. Ecco il veggo uscire da quella nuvola candente, che dal spirto d’Austro risospinta corre verso il centro del nostro orizonte, e cedendo a’ lampegianti rai del sole s’apre in cerchio quasi coronando il mio nobil pianeta. O sacrato padre, alta maestade, io ti ringrazio per-

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tige Königin des Volkes vom Flusse Termodon erneut erscheine; ob in Italien ein neuer Dieb Lacinius umherstreife oder irgendein Räuber Cacus umgehe, der seinen Raub durch Rauch und Flammen verteidigt; wenn ihm diese oder ähnliche oder andere neue und unerhörte Monster begegnen werden und sich auf ihn stürzen, dieweil er über den breiten Rücken der Erde dahinzieht, so soll er: sie umkehren, reformieren, vertreiben, verfolgen, binden, zähmen, schinden, verderben, zerbrechen, zerstückeln, zerschlagen, unterdrücken, versenken, verbrennen, vertilgen, töten, vernichten. Für sotane Heldentaten zum Dank für derlei große und glorreiche Arbeiten befehle ich, daß ihm an den Stätten, wo er seine heroischen Leistungen vollbringen werde, Trophäen, Statuen, Kolosse und darüber hinaus Heiligtümer und Tempel errichtet werden sollen, wenn das Verhängnis mir hierin nicht zuwider ist.« »Wahrhaftig, o Jupiter«, sagte Momus, »jetzt erscheinst du mir wirklich ganz und gar als ein rechtschaffener Gott, denn ich sehe, daß die Vaterliebe dich nicht fortreißt, die Grenzen der Vergeltung nach dem Verdienst zugunsten deines Alkeides zu überschreiten: Wenn der nicht just so viel wert ist, so hätte er vielleicht auch noch etwas mehr verdient, sogar nach dem Urteil der Juno, denn ich sehe, daß auch sie mit einem Lächeln dem zustimmt, was ich sage.« Aber hier ist mein so sehnlich erwarteter Merkur, o Saulino, deshalb ist es jetzt angezeigt, dies unser Gespräch auf ein andermal zu vertagen. Drum sei so gut, dich zu entfernen, und laß mich mit ihm unter vier Augen reden. Saulino Gut. Auf Wiedersehen bis morgen. Sofia Da ist er, an den ich gestern meine Bitten gerichtet habe. Nachdem er ein wenig allzulange auf sich warten ließ, kommt er endlich zu mir. Gestern abend hätten ihn meine Bitten erreicht haben sollen, diese Nacht erhört und heute morgen von ihm erfüllt worden sein. Wenn er auf meinen Ruf hin nicht gleich erschienen ist, müssen ihn bedeutende Angelegenheiten aufgehalten haben; denn er liebt mich, glaub ich, nicht weniger als ich mich selbst. Da sehe ich ihn aus dieser weißen Wolke steigen, die vom Südwind getrieben zum Mittelpunkt unseres Horizonts zieht und, vor den blitzenden Sonnenstrahlen weichend, sich kreisförmig öffnet, um gleichsam meinen edlen Planeten zu krönen. O geheiligter Vater, hohe Majestät, ich danke dir, weil ich meinen

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ché veggio il mio alato nume spuntar da quel mezzo, e con l’ali distese battendo l’aria, lieto col caduceo in mano fender il cielo a la mia volta, più veloce che l’ucello di Giove, più vago che l’alite di Giunone, più singulare che l’Arabica Fenice; presto mi s’è aventato vicino, gentile mi si presenta, unicamente affezzionato mi si dimostra. | Mercurio Eccomi teco ossequioso e favorevole a gli tuoi voti, o mia Sofia, perché m’hai mandato a chiamare; e la tua orazione non è pervenuta a me qual fumo aromatico secondo il suo constume: ma qual penetrativa e ben alata saetta di raggio risplendente. Sofia Ma tu, mio nume, che vuol dire che sì tosto secondo il tuo costume non mi ti sei fatto presente? Mercurio Ti dirò la veritade, o Sofia. La tua orazione mi giunse a tempo ch’io ero già ritornato da l’inferno a commettere nelle mani di Minoe, Eaco e Radamanto ducento quarantasei milia, cinquecento e vinti due anime, che per diverse battaglie, supplicii e necessitadi hanno compito il corso de l’animazione di corpi presenti. Ivi ¦ era meco la Sofia celeste chiamata volgarmente Minerva e Pallade, la qual al vestito et a l’andare subito conobbe che quella ambasciata era la tua … Sofia Ben la possea conoscere, perché non meno che con te, frequentemente suole contrattar con lei. Mercurio … e mi disse: »Volgi gli occhi, o Mercurio, che per te viene questa ambasciaria de la nostra germana e figlia terrestre: quella che vive del mio spirito, e più di lungi vicino alle tenebre procede dal lume del mio padre, voglio che ti sia raccomandata«; »È cosa soverchia,« io li risposi, »o nata del cervello di Giove, il raccomandarmi la tanto amata nostra comune sorella e figlia«. Mi approssimai dumque alla tua messaggiera: l’abbraccio, la bacio, la metto in compendio, apro gli bottoni del gippone, e me l’in | sacco tra la camicia e la pelle sotto la quale batte e ribatte il polso del core. Giove (il quale era presente, poco discosto raggionando in secreto con Eolo et Oceano, li quali erano inbottati per

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geflügelten Gott da mitten heraus und auf mich zukommen sehe, wie er – mit ausgebreiteten Flügeln die Luft schlagend, den Schlangenstab in der Hand – fröhlich den Himmel durchquert: schneller als der Vogel Jupiters, schöner als der Pfau Junos, einzigartiger als der arabische Phönix. Schnell ist er zu mir hin geflogen, freundlich wendet er sich mir zu, einzigartig liebevoll zeigt er sich mir gegenüber. Merkur Da bin ich bei dir, gehorsam und geneigt deinen Bitten, o meine Sofia, um derentwillen du mich rufen ließest; und dein Gebet ist nicht, wie sonst, als duftender Rauch zu mir gekommen, sondern als der glänzende Pfeil eines durchdringenden und gut befiederten Strahles. Sofia Aber du, mein Gott – was mag das bedeuten, daß du dich nicht nach deiner Gewohnheit ebenso schnell bei mir eingestellt hast? Merkur Ich will dir die Wahrheit sagen, o Sofia. Dein Gebet erreichte mich zu der Zeit, da ich bereits aus der Hölle zurückgehrt war, wo ich zu Händen des Minos, Eakos und Radamantes zweihundertsechsundvierzigtausendfünfhundertzweiundzwanzig Seelen abgeliefert hatte, welche vermittels etlicher Schlachten, Hinrichtungen und Nöte den Lauf der Beseelung ihrer gegenwärtigen Körper vollendet haben. Es war gerade die himmlische Sofia bei mir, die man gemeinhin Minerva und Pallas nennt, und die erkannte an Gewand und Gang sofort, daß jene Gesandtschaft von dir kam… Sofia Gar leicht konnte sie sie erkennen, denn nicht seltener als mit dir pflege ich mich mit ihr zu besprechen. Merkur … und zu mir sagte: »Sieh dich um, o Merkur, denn zu dir kommt diese Gesandte unserer irdischen Schwester und Tochter: jene, die von meinem Geist lebt und die vom Lichte meines Vaters her weitaus näher an die Finsternis herankommt; ich will sie dir empfohlen haben.« »Das ist ganz überflüssig«, antwortete ich ihr, »o du aus dem Gehirn Jupiters Geborene, mir unsere so heißgeliebte gemeinsame Schwester und Tochter zu empfehlen.« Ich nähere mich also deiner Botschaft, ich umarme sie, küsse sie, fasse sie kurz zusammen, knöpfe mir die Weste auf und stecke sie ein – zwischen dem Hemd und der Haut, unter der der Puls des Herzens schlägt und gegenschlägt. Jupiter (er war da und besprach sich nahebei heimlich mit Äolos und Okeanos, die schon gestiefelt und gespornt waren, um so schnell wie mög-

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ritornarsene presto alli negocii suoi qua giù) vedde quel ch’io feci, e rompendo il raggionamento in cui si ritrovava, fu curioso di dimandarmi subito che memoriale quello fusse che m’avevo messo in petto; et avendogli io risposto com’era cosa tua: »Oh la mia povera Sofia,« disse, »come la passa? come la fa? ahi poverina, da quel cartoccio che non è troppo ¦ riccamente piegato, io comprendevo che non possev’essere altro che quel che dici. È pur gran tempo che non abbiamo avuto nova alcuna di lei: or che cosa la dimanda? che gli manca? che ti propone?«; »Non altro,« dissi, »eccetto ch’io gli sia assistente ad ascoltarla per un’ora«; »Sta bene« disse, e tornò a compire il raggionamento con que’ doi dèi; e cossì poi in fretta mi chiamò a sé, dicendo: »Su su presto, doniamo ordine a nostri affari, prima che tu vadi a veder che vuole quella meschina, et io a ritrovar questa mia tanto fastidiosa mogliera, che certo mi pesa più che tutta la carca de l’universo«. Subito volse (perché cossì è novamente decretato nel cielo) che di mia mano registrasse tutto quel che deve essere provisto oggi nel mondo. Sofia Fatemi, se vi piace, alquanto udire di negocii: poi che m’hai svegliata questa cura nel petto. Mercurio Ti dirò. Ha ordinato che oggi a mezzo giorno doi meloni, tra gli altri, nel melonaio di Franzino sieno perfettamente maturi; ma che non sieno colti se non tre giorni appresso, quando non saran | giudicati buoni a mangiare. Vuole ch’al medesimo tempo dalla iuiuma che sta alle radici del monte di Cicala in casa di Gioan Bruno, trenta iuiomi sieno perfetti colti, e diece sette caggiano ¦ scalmati in terra, quindeci sieno rosi da vermi. Che Vasta moglie di Albenzio, mentre si vuole increspar gli capelli de le tempie, vegna (per aver troppo scaldato il ferro) a bruggiarne cinquanta sette: ma che non si scotte la testa; e per questa volta non biastemi quando sentirà il puzzo, ma con pazienza la passe. Che dal sterco del suo bove nascano ducento cinquanta doi scarafoni, de quali quattordeci sieno calpestrati et uccisi per il piè di Albenzio,

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lich zu ihren Geschäften hienieden zurückzukehren) – Jupiter also sah, was ich tat, und das Gespräch unterbrechend, in dem er sich befand, fragte er mich sofort neugierig, was das für ein Merkzettel sei, den ich mir in den Busen gesteckt hätte; und als ich ihm antwortete, es sei etwas von dir: »Oh, meine arme Sofia!« sprach er, »Wie geht es ihr? Was macht sie? Ach, die Ärmste, nach diesem Blatt Papier, das nicht allzu reich gefaltet ist, hatte ich mir schon gedacht, daß es nichts anderes sein konnte, als was du sagst. Es ist auch schon eine gute Weile, daß wir von ihr gar keine Neuigkeiten erhalten haben. Na, wonach fragt sie nun? Was fehlt ihr? Was trägt sie dir vor?« »Nichts weiter«, sagte ich, »außer daß ich mich mit ihr treffen soll, um ihr eine Stunde lang zuzuhören.« »In Ordnung«, sagte er und wandte sich ab, um das Gespräch mit jenen beiden Göttern zu beenden. Danach rief er mich in Eile und sagte: »Auf, auf, schnell, laß uns geschwind unsere Angelegenheiten ordnen, bevor du gehst, um zu sehen, was diese arme Kleine will, und bevor ich wieder gehe, meine gar so lästige Gattin aufzusuchen, die mir gewiß beschwerlicher ist als die gesamte Last des Universums.« Und er gebot mir sogleich (denn so ist es neuerdings im Himmel verordnet), alles mit eigener Hand ins Register einzutragen, was heute in der Welt vorgesehen werden soll. Sofia Laßt mich, wenn es Euch recht ist, etwas über die Geschäfte vernehmen: denn du hast diese Besorgnis in meiner Brust geweckt. Merkur Ich werde es dir sagen. Er hat befohlen, daß heute zur Mittagsstunde unter den Melonen in Franzinos Melonenbeet zwei voll ausgereift sein sollen; sie sollen aber nicht eher gepflückt werden als in drei Tagen, wenn sie nicht mehr für genießbar befunden werden sollen. Er will, daß zur gleichen Zeit vom Judendorn, der am Fuße des Berges Cicala beim Haus von Gioan Bruno steht, dreißig Brustbeeren in vollkommenen Zustand gepflückt werden, siebzehn unreif zur Erde fallen und fünfzehn von Würmern benagt werden sollen. Daß Albenzios Frau Vasta, während sie sich die Schläfenhaare kräuseln will, sich (weil sie das Eisen zu sehr erhitzt) davon siebenundfünfzig versenge, sich aber nicht am Kopfe brenne; und diesmal soll sie nicht fluchen, wenn sie den Gestank riecht, sondern es mit Geduld tragen. Daß aus dem Mist von Albenzios Stier zweihundertzweiundfünfzig Mistkäfer entstehen sollen, von denen vierzehn von den Füßen Albenzios zertreten und

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vinti sei muoiano di rinversato, venti doi vivano in caverna, ottanta vadano in peregrinaggio per il cortile, quarantadoi si retireno a vivere sotto quel ceppo vicino a la porta, sedeci vadano isvoltando le pallotte per dove meglio li vien comodo, il resto corra a la fortuna. A Laurenza quando si pettina, caschino diece sette capelli, tredeci se gli rompano, e di quelli, diece rinascano in spacio di tre giorni, e gli sette non rivegnano più. La cagna d’Antonio Savolino concepa cinque cagnolini, de quali tre a suo tempo vivano, e doi sieno gittati via; e di que’ tre il primo sia simile a la madre, il secondo sia vario, il terzo sia parte simile al padre e parte a quello di Polidoro. In quel tempo il cuculo s’oda cantare da la Starza, e non faccia udire ¦ più né meno che dodici cuculate e poi si parta e vada a le roine del castello Cicala per undeci minuti d’ora: e da là se ne vole a Scarvaita; e di quello che deve essere appresso provederemo poi. Che la gonna che mastro Danese taglia su la pianca, vegna stroppiata. Che da le tavole del letto di Costantino si partano dodeci cimici, e se | ne vadano al capezzale: sette de gli più grandi, quattro de più piccioli, uno de mediocri; e di quello che di essi ha da essere questa sera al lume di candela, provederemo. ¦ Che a quindeci minuti de la medesima ora per il moto de la lingua la quale si varrà la quarta volta rimenando per il palato, a la vecchia di Fiurulo casche la terza mola che tiene nella mascella destra di sotto: la qual caduta sia senza sangue e senza dolore; perché la detta mola è gionta al termine della sua trepidazione, che ha perdurato a punto diece sette annue revoluzioni lunari. Che Ambruoggio nella centesima e duodecima spinta abbia spaccio et ispedito il negocio con la mogliera, e che non la ingravide per questa volta: ma ne l’altra con quel seme in cui si convertisce quel porro cotto che mangia al presente con la sapa e pane di miglio. Al figlio di Martinello comincieno a spuntar i peli de la pubertade nel pettinale, et insieme insieme comincie a gallugarli la voce. Che a Paulino mentre vorrà

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getötet werden sollen, sechsundzwanzig sollen vom Essig vergiftet sterben, zweiundzwanzig sollen in einer Höhle einsiedeln, achtzig über den Hof auf Pilgerschaft gehen, zweiundvierzig ein zurückgezogenes Leben unter jenem Holzklotz nahe bei der Tür führen, sechzehn ihre Pillen drehen gehen, wo immer es ihnen am besten paßt, und der Rest laufe auf gut Glück seinem Glücke nach. Daß der Laurenza, wenn sie sich kämmt, siebzehn Haare ausfallen und dreizehn abbrechen sollen, und von letzteren sollen zehn innerhalb dreier Tage wieder sprießen und die übrigen sieben nicht wiederkommen. Daß die Hündin von Antonio Savolino fünf Hündchen empfangen soll, von denen drei bis zur erfüllten Zeit leben und zwei verworfen werden sollen; und von den dreien soll das erste der Mutter gleichen, das zweite bunt sein und das dritte teils dem Vater ähnlich sehen, teils dem Hund von Polidor. Daß man zu dieser Zeit den Kuckuck vom Gutshof Starza rufen hören soll, der nicht mehr und nicht weniger als zwölfmal sein Kuckuck hören lassen und dann fortfliegen solle zu den Ruinen der Burg auf dem Cicala, wo er nach der Uhr elf Minuten bleiben und von dort in Richtung Nola zum Scarvaita fliegen soll; und was dann mit ihm werden soll, wollen wir später vorsehen. Daß der Rock, den Meister Danese am Hackklotz einreißt, kaputtgehen solle. Daß aus den Brettern des Bettes von Costantino zwölf Wanzen hervorgehen und zum Kopfkissen wandern sollen: sieben von den größten, vier von den kleineren und eine mittelgroße; und was mit ihnen heute abend bei Kerzenschein geschehen soll, werden wir noch vorsehen. Daß fünfzehn Minuten nach der nämlichen Stunde der Alten von Fiurulo durch die Bewegung der Zunge, die das vierte Mal über den Gaumen streicht, der dritte Backenzahn ihres rechten Unterkiefers ausfallen solle, und dieser Sturz geschehe ohne Blut und ohne Schmerzen, denn der besagte Backenzahn ist ans Ende seiner Trepidationen gelangt, die genau siebzehn jährliche Umdrehungen des Mondes gedauert haben. Daß Ambruoggio mit dem hundertzwölften Stoß den Verkehr mit seiner Frau zustande und zum Ziel bringen, sie aber diesmal nicht schwängern solle, sondern erst nächstes Mal mit dem Samen, in den sich der gekochte Lauch verwandeln wird, den er gegenwärtig mit Essig und Gerstenbrot ißt. Daß Martinellos Sohn die Pubertätshaare auf den Schamteilen zu sprießen beginnen und sich bei ihm sogleich auch der Stimmbruch einstellen solle. Daß Paulino,

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alzar un’ago rotta da terra, per la forza che egli farà se gli rompa la stringa rossa de le braghe, per la qual cosa se bestemmiarà voglio che sia punito appresso con questo: che questa sera la sua minestra sia troppo salita, e sappia di fumo; caggia e se gli rompa il fiasco pieno di vino: per la qual causa se bestimmiarà, provederemo poi. Che di sette talpe le quali da quattro giorni fa son partite dal fondo de la terra prendendo diversi camini verso l’aria, due vegnano a la superficie de la terra nell’ora medesima, l’una al punto di mezo giorno, l’altra a quindeci minuti e diece nove secondi appresso, ¦ discoste l’una da l’altra tre passi, un piede, e mezo dito, ne l’orto di Anton Faivano; del tempo e luogo de l’altre si provederà al più tardi. ¦ | Sofia Hai molto che fare, o Mercurio, se mi vuoi raccontare tutti questi atti della provisione che fa il padre Giove: e nel volermi tutti questi decreti particolari uno per uno far ascoltare, mi pari che sei simil a colui che ¦ volesse prendere il conto de granegli de la terra. Tu sei stato tanto a apportare quattro minuzzarie de infinite altre che nel medesimo tempo sono accadute in una picciola contrada dove son quattro o cinque stanze non troppo magnifiche: or che sarrebe se dovessi donar conto a pieno de cose ordinate in quella ora per questa villa, che sta alle radici del monte Cicada? certo non ti bastarebbe un anno ad esplicarle una per una come hai cominciato a fare. Che credi se oltre volessi apportar tutte le cose accadute circa la città di Nola, circa il regno di Napoli, circa l’Italia, circa l’Europa, circa tutto il globo terreste, circa ogn’altro globo in infinito, come infiniti son gli mondi sottoposti alla providenza di Giove? In vero per apportar solo ¦ quello che è accaduto et ordinato d’esser in uno instante, nell’ambito d’un solo di questi orbi o mondi, non ti fia mestiero dimandar cento lingue e cento bocche di ferro come fanno gli poeti, ma mille millia migliaia de millioni, in termine d’un anno ad non averne executata la millesima parte. E per dirla,

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während er eine zerbrochene Nadel vom Boden aufheben will, durch diese Anspannung der rote Hosenriemen reißen solle, und wenn er aus diesem Grund flucht, will ich, daß er danach folgendermaßen bestraft werde: heut abend soll seine Suppe versalzen sein und nach Rauch schmecken; die volle Weinflasche soll ihm hinfallen und zerbrechen; und falls er aus diesem Grund flucht, wollen wir dafür später schon noch vorsehen. Daß von sieben Maulwürfen, die vor vier Tagen von dem tiefsten Grund der Erde aufgebrochen sind und verschiedene Wege an die frische Luft eingeschlagen haben, zwei zur selben Stunde an die Erdoberfläche kommen sollen (der eine genau zur Mittagsstunde, der andere fünfzehn Minuten und neunzehn Sekunden später), und zwar im Abstand von drei Schritten, einem Fuß und einem halben Zoll voneinander im Gemüsegarten des Anton Faivano; hinsichtlich des Ortes und der Zeit für die anderen wird man später vorsehen. Sofia Da hast du viel zu tun, o Merkur, wenn du mir alle diese Akte der Vorsehung erzählen willst, die Vater Jupiter da macht; und wenn du mir alle diese einzelnen Verfügungen eine um die andere zu Gehör bringen willst, scheinst du mir dem ähnlich, der die Sandkörner zählen wollte. So lange hast du gebraucht, um zwei, drei Lappalien unter unendlich vielen anderen aufzuführen, die alle zur gleichen Zeit in einem kleinen Winkel mit vier oder fünf nicht allzu großartigen Häusern passiert sind: was wäre nun, wenn du volle Rechenschaft ablegen solltest über die Dinge, die zu jener Stunde für dieses Dorf angeordnet sind, das am Fuß des Berges Cicala liegt? Gewiß würde dir ein ganzes Jahr nicht genügen, sie so eins um das andere zu explizieren, wie du angefangen hast. Was glaubst du, wenn du außerdem noch alle Dinge aufzählen wolltest, die sich um die Stadt Nola ereignet haben, um das Neapolitanische Reich, in Italien, in Europa, auf der ganzen Erdkugel und in jeder anderen Weltkugel bis ins Unendliche, da die Welten, die der Vorsehung Jupiters unterstehen, unendlich viele sind? Wahrlich, um bloß das zu berichten, was in einem Augenblick im Bereich eines dieser Kreise oder Welten geschehen ist und zu sein bestimmt ist, müßtest du nicht bloß hundert Zungen und hundert eiserne Münder verlangen, wie die Dichter tun, sondern tausend mal tausend Tausende Millionen, um doch in Jahresfrist noch nicht den tausendsten Teil davon ausgeführt zu haben. Und offengestanden, o Merkur, ich weiß

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o Mercurio, non so che voglia dir questo tuo riporto per cui alcuni de’ miei coltori chiamati filosofi stimano che questo povero gran padre Giove sia molto sollecito, occupato et impacciato; e credeno che lui sia di tal fortuna, che non minimo mortale che debba aver invidia al stato suo: lascio che in quel tempo che spendeva a proponere e destinar questi effetti, necessariamente scorsero infinite volte | infinite occasioni di provedere et aver provisto ad altri: e tu (mentre me le vuoi raccontare) se volesse far l’officio tuo, devi averne fatti e farne infinite volte altri infiniti. Mercurio Sai Sofia (se sei Sofia) che Giove fa tutto senza occupazione, sollecitudine et impacciamento: perché a specie innumerabili et infiniti individui provede donando ordine et avendo donato ordine, non con certo ordine successivo, ma subito subito et insieme insieme; e non fa le cose a modo de gli particolari efficienti ad una ad una con molte azzioni, e con quelle infinite viene ad atti infiniti: ma tutto il passato, presente e futuro fa con un atto semplice e singulare. Sofia Io posso saper questo, o Mercurio, che non insieme insieme raccontate e mettete in execuzione queste cose; et esse non sono in un suggetto semplice e singolare: ¦ e però l’efficiente deve essere proporzionato, o almeno con l’operazione proporzionarsi a quelle. Mercurio È vero quel che dici, e deve essere cossì, e non può essere altrimente nello efficiente particolare, prossimo e naturale: perché ivi secondo la raggione e misura dell’effettiva virtude particulare, séguita la misura e raggione de l’atto particolare circa il particular suggetto; ma nell’efficiente universale non è cossì: perché lui è proporzionato (se si può dir cossì) a tutto l’effetto infinito che da lui depende secondo la raggione de tutti luoghi, tempi, modi e suggetti; e non definitamente ad certi luoghi, suggetti, tempi e modi. |

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nicht, was dieser dein Bericht bedeuten soll, aufgrund dessen einige meiner Verehrer, die man Philosophen nennt, meinen, der arme GroßVater Jupiter sei sehr eifrig, geschäftig und belastet und glauben, er habe solch ein Los gezogen, daß auch der geringste Sterbliche ihn nicht um seinen Stand beneiden dürfte. Ganz abgesehen davon, daß in der Zeit, die er brauchte, um diese Effekte zu planen und zu bestimmen, sich notwendigerweise unendlich mal unendlich viele Anlässe ergaben, andere vorzusehen und vorgesehen zu haben. Und während du sie mir erzählen willst, müßtest du, wenn du deine Pflicht erfüllen wolltest, unendlich viele Male unendlich viele andere getan haben und tun. Merkur Du weißt, Sofia, so du Sofia bist, daß Jupiter alles ohne Geschäftigkeit, Eifer und Belastung macht: denn er sieht vor für unzählbare Gattungen und unendlich viele Individuen, indem er anordnet und angeordnet hat, und zwar nicht in einer bestimmten sukzessiven Ordnung, sondern sogleich sofort und zusammen zugleich; und er macht die Dinge nicht auf die Weise der einzelnen Wirkursachen eines nach dem anderen und in vielen Akten, so daß es bei unendlich vielen Dingen zu unendlich vielen Akten käme; sondern er macht alles Vergangene, Gegenwärtige und Zukünftige in einem einfachen und einmaligen Akt. Sofia Wissen kann ich dies, o Merkur, daß ihr diese Dinge nicht zusammen zugleich erzählt und durchführt; und sie sind auch nicht in einem einfachen und einzigen Subjekt; daher muß die Wirkursache dazu in Proportion stehen oder sich mindestens im Handlungsvollzug dazu in Proportion bringen. Merkur Was du sagst, ist wahr und muß so sein und kann nicht anders sein für die einzelne, nächste und natürliche Wirkursache: denn dort ergibt sich entsprechend Verhältnis und Maß der einzelnen wirkenden Kraft das Maß und Verhältnis des einzelnen Aktes bezüglich des einzelnen Subjektes. Aber bei der universalen Wirkursache ist das nicht so, weil sie (wenn man das so sagen kann) in Proportion zu der ganzen unendlichen Wirkung steht, die von ihr abhängt entsprechend dem Verhältnis aller Orte, Zeiten, Weisen und Subjekte und nicht in Begrenzung auf bestimmte Orte, Subjekte, Zeiten und Weisen.

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641 ¦ 642

Sofia So, o Mercurio, che la cognizione universale è distinta dalla particolare come il finito da l’infinito. Mercurio Dì meglio: come l’unitade dal infinito numero. E devi saper ancora, o Sofia, che la unità è nel numero infinito, et il numero infinito nell’unità; oltre che l’unità è uno infinito implicito, e l’infinito è la unità explicita; appresso che dove non è unità, non è numero né finito né infinito; e dovumque è numero o finito o infinito, ivi necessariamente è l’unità. Questa dumque è la sustanza di quello: dumque chi non accidentalmente, come alcuni intelletti particolari, ma essenzialmente, come l’intelligenza universale, conosce l’unità, conosce l’uno et il numero, conosce il finito et infinito, il fine e termine da comprehensione et eccesso di tutto; e questo può far tutto non solo in universale, ma oltre in particolare: cossì come non è particolare che non sia compreso nell’universale, non è numero in cui più veramente non sia l’unità che il numero istesso. Cossì dumque senza difficultà alcuna e senza impaccio Giove provede a tutte cose in tutti luoghi e tempi: ¦ come necessariamente lo essere et unità si trova in tutti numeri, in tutti luoghi, in tutti tempi, et atomi di tempi, luoghi e numeri; e l’unico principio de l’essere è in infiniti individui, che furono, sono e saranno. Ma non è questa disputazione il fine per cui sono venuto e per cui credo d’esser stato chiamato da te. Sofia È vero che so bene che queste son cose degne d’esser decise da miei filosofi, e pienamente intese non da me che non le posso capire eccetto che | difficilmente in comparazioni e similitudini: ma dalla So- | 173 fia celeste e da te; ma da quel tuo raccontare son stata commossa a cotal questione prima che venire a discorrere circa gli mei particolari interessi e dissegni. E certo mi parevi che senza ogni proposito tu giudiciosissimo nume fussi entrato in quello discorrer di cose cossì minime e basse.

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Sofia Ich weiß, o Merkur, daß die universale Erkenntnis sich von der einzelnen so unterscheidet wie das Endliche vom Unendlichen. Merkur Sage besser: wie die Einheit von der unendlichen Zahl. Und du mußt außerdem wissen, o Sofia, daß die Einheit in der unendlichen Zahl ist und die unendliche Zahl in der Einheit. Und daß außerdem die Einheit das eine eingefaltete Unendliche ist und das Unendliche die entfaltete Einheit. Und dann, daß wo die Einheit nicht ist, keine Zahl ist, weder endlich noch unendlich; und wo auch immer es Zahl gibt, endliche oder unendliche, dort ist notwendigerweise die Einheit. Die Einheit ist demnach die Substanz der Zahl: wer also nicht auf akzidentelle Weise, wie einige einzelne Intellekte, sondern auf essentielle Weise, wie die universale Vernunft, die Einheit erkennt, der erkennt das Eine und die Zahl, erkennt das Endliche und das Unendliche, das Ziel und Ende der einigenden Zusammenfassung und des Übermaßes von allem; und der kann alles machen, nicht nur im Allgemeinen, sondern darüber hinaus auch im Einzelnen: so wie es kein Einzelnes gibt, daß nicht im Allgemeinen enthalten wäre, gibt es keine Zahl, der die Einheit nicht wahrhaftiger innewohnte als die Zahl selbst. So also sieht Jupiter ohne die geringste Schwierigkeit und ohne Belastung alle Dinge an allen Orten und Zeiten vor: so wie das Sein und die Einheit sich notwendig in allen Zahlen, an allen Orten, zu allen Zeiten und in allen Atomen der Zeiten, der Orte und der Zahlen befindet; und so wie das einzige Prinzip des Seins in unzähligen Individuen ist, die waren, sind und sein werden. Aber diese Erörterung ist nicht der Zweck, weswegen ich gekommen bin, und weswegen ich glaube, daß du mich gerufen hast. Sofia Ich weiß wohl, daß diese Dinge es wahrhaftig wert sind, von meinen Philosophen entschieden zu werden und nicht vollkommen verstanden von mir, die ich sie nicht anders als mit Schwierigkeit in Vergleichen und Gleichnissen fassen kann, sondern vielmehr von der himmlischen Sofia und von dir. Aber durch deine Erzählung wurde ich zu einer solchen Frage angeregt, bevor ich auf meine besonderen Interessen und Absichten zu sprechen kommen konnte. Und gewiß kamst du mir so vor, als hättest du gar zu vernünftiger Gott dich ganz zwecklos auf dies Gespräch über geringfügige und niedrige Dinge eingelassen.

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642 ¦ 643

Mercurio Non l’ho fatto con vanità, ma con grande providenza, Sofia perché ho giudicata necessaria questa animadversione a te, per quel che conosco che per le molte affliczioni sei di tal maniera turbata, che facilmente l’affetto ti vegna trasportato a voler non troppo piamente opinare circa il governo de gli Dei; il quale è giusto e sacrosanto al fin finale, benché le cose appaiono in quella maniera che tu vedi confusissime. Ho voluto dumque prima che trattasse altro, provocarti a cotal contemplazione, per renderti sicura dal dubio che potessi aver e forse molte volte dimostri; perché essendo tu terrena e discorsiva, non puoi apertamente intendere l’importanza de la providenza di Giove, e del studio di noi altri suoi collaterali. ¦ Sofia Ma pure, o Mercurio, che vuol dire che più tosto al presente, che altre volte, ti ha commosso questo zelo? Mercurio Ti dirò (quello ch’ho differito di dirti sin al presente): perché il tuo voto, la tua orazione, la tua ambasciaria, benché sia gionta in cielo, e pervenuta a noi veloce e presta, era però a mezza estade agghiacciata, era irresoluta, era tremante, quasi più gittata come alla fortuna, che inviata e | commessa come a la providenza: quasi che era du- | 175 bia, se la possea aver effetto di toccarne l’orechie, come di quelli che sono attenti a cose che son stimate più principali. Ma te inganni, Sofia, se pensi che non ne sieno a cura cossì le cose minime come le principali talmente, sicome le cose grandissime e principalissime non costano senza le minime et abiettissime. Tutto dumque quantumque minimo, è sotto infinitamente grande providenza; ogni quantosivoglia vilissima minuzzaria, in ordine del tutto et universo è importantissima: perché le cose grandi son composte de le picciole, e le picciole de le picciolissime, e queste de gl’individui e minimi. Cossì intendo de le grande sustanze, come de le grande efficacie e grandi effetti. Sofia È vero, perché non è sì grande, sì magnifico, e sì bello architetto che non coste di cose che picciole, vilissime et informi appaiono e son giudicate. ¦

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Merkur Ich habe es nicht aus Eitelkeit getan, vielmehr mit großer Vorausschau, Sofia; denn ich kam zu dem Urteil, daß du diese Aufklärung nötig hast, weil ich weiß, du bist ob der vielen Heimsuchungen so aufgewühlt, daß dich leicht ein Affekt hinreißen könnte, nicht allzu frommer Meinung über die Regierung der Götter zu sein, welche doch in Hinblick auf den Endzweck gerecht und unantastbar heilig ist, auch wenn die Dinge dir in deiner Sichtweise höchst verworren erscheinen mögen. Deshalb wollte ich, bevor ich von anderem spreche, dich solcher Betrachtung herausfordern, um dich gegen den Zweifel zu sichern, den du haben könntest und vielleicht oftmals äußerst; denn da du irdisch und diskursiv bist, kannst du die große Bedeutung der Vorsehung Jupiters und unserer Bestrebungen als seine Gehilfen nicht offenbar erkennen. Sofia Aber was, o Merkur, hat es dann zu bedeuten, daß dieser Eifer dich jetzt mehr als bei anderen Gelegenheiten erfaßt hat? Merkur Ich will dir’s sagen (was ich bis jetzt aufgeschoben habe): weil deine Bitte, dein Gebet, deine Gesandtschaft, wiewohl sie schnell und prompt im Himmel angekommen und zu uns gelangt war, dennoch mitten im Sommer so frostig, verzagt und zitternd war, als wäre sie eher auf gut Glück hingeworfen, als an die Vorsehung gewendet und anvertraut: so als ob sie bezweifelte, es fertigzubringen, an ihr Gehör zu rühren, wie bei Personen, die mit für wichtiger geltenden Dingen beschäftigt sind. Aber du täuschst dich, Sofia, wenn du glaubst, daß wir uns um die geringsten Dinge nicht genauso kümmern wie um die bedeutendsten, da doch die größten und bedeutendsten Dinge nicht ohne die geringsten und verächtlichsten bestehen. Daher steht alles, und mag es noch so minimal sein, unter einer unendlich großen Vorsehung; jede noch so verächtliche Lappalie ist überaus wichtig in der Ordnung des Ganzen und Universalen: denn die großen Dinge sind aus den kleinen zusammengesetzt und die kleinen aus kleinsten und diese aus den Unteilbaren und den Minima. So will ich das verstanden wissen sowohl für die großen Substanzen als auch für die großen Wirkursachen und die großen Wirkungen. Sofia Das ist wahr, denn es gibt kein noch so großes, herrschaftliches und schönes Gebäude, das nicht aus Dingen bestünde, die als klein, verächtlich und häßlich gelten und erscheinen.

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Mercurio L’atto della cognizion divina è la sustanza de l’essere di tutte cose; e però come tutte cose o finito o infinito hanno l’essere, tutte ancora sono conosciute et ordinate e proviste. La cognizion divina non è come la nostra, la quale séguite dopo le cose; ma è avanti le cose, e si trova in tutte le cose, di maniera che se non la vi si trovasse, non sarrebono cause prossime e secondarie. Sofia E per questo vuoi, o Mercurio, che io non mi sgomente per cosa minima o grande che mi accade, non solo come principale e diretta, ma ancora come indiretta et accessoria: e che Giove è in tutto, e colma il | 177 tutto, et ascolta tutto. | Mercurio Cossì è: però per l’avenire sovengati di scaldar più la tua ambasciaria, e non mandarla cossì negletta, mal vestita e fredda in presenza di Giove; e lui e la tua Pallade m’hanno imposto che prima ch’io ti parlasse d’altro, con qualche desterità ti facesse accorta di questo. Sofia Io vi ringrazio tutti. Mercurio Or esplica la causa per la quale m’hai fatto venire a te. Sofia Per la mutazione e cangiamento di costumi ch’io comprendo in Giove per quello che per altri raggionamenti ho appreso da te; io sono entrata in sicurtà di dimandargli e fargli instanza di ciò che altre volte non ho avuto ardire, quando temeva che qualche Venere o Cupido o Ganimede rigettasse e risospingesse la mia ambasciaria quando si presentava a la porta de la camera di Giove. Adesso ch’è riformato il tutto, e che sono ordinati altri portinaii, condottieri et assistenti, e che lui è ben ¦ disposto verso la giustizia, voglio che per tuo mezzo li vegna presentata la mia richiesta la qual versa circa gli gran torti che mi vegnono fatti da diverse sorte di uomini in terra, e pregarlo che mi sia favorevole e propicio, secondo che la sua conscienza li dettarà. Mercurio Questa tua richiesta, per esser lunga e di non poca importanza, et anco per esser novamente decretato nel cielo che tutte le espedizioni tanto civili quanto criminali vegnano registrate nella camera non senza tutte le occasioni, mezzi e circonstanze loro: però è necessa-

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Merkur Der Akt der göttlichen Erkenntnis ist die Substanz des Seins aller Dinge, und weil alle Dinge entweder endliches oder unendliches Sein haben, sind sie auch alle erkannt, geordnet und vorgesehen. Die göttliche Erkenntnis ist nicht wie die unsere, die nach den Dingen erfolgt, sondern sie ist vor den Dingen und findet sich in allen Dingen auf solche Weise, daß es, wenn sie sich nicht darin befände, keine nächsten und sekundären Ursachen gäbe. Sofia Und deshalb willst du, o Merkur, daß ich nicht bestürzt bin über geringe oder große Dinge, die mir zustoßen, nicht nur hauptsächlich und direkt, sondern auch quasi indirekt und beiläufig; denn Jupiter ist in allem, erfüllt alles und erhört alles. Merkur So ist es. Deshalb denke in Zukunft daran, deine Gesandtschaft wärmer zu halten und sie nicht so vernachlässigt, schlecht bekleidet und kalt vor Jupiters Angesicht zu schicken. Und er und deine liebe Pallas haben mir auferlegt, dich mit irgendeiner geschickten Wendung darauf aufmerksam zu machen, bevor ich mit dir von anderem rede. Sofia Ich danke euch allen. Merkur Nun erläutere den Grund, aus dem du mich zu dir kommen ließest. Sofia Aufgrund der Änderung und Wandlung der Sitten bei Jupiter, die ich dem entnehme, was ich in anderen Gesprächen von dir erfahren habe, habe ich Vertrauen gefaßt, ihn zu bitten und in ihn zu dringen wegen etwas, was ich sonst nicht gewagt hatte, als ich befürchtete, irgendeine Venus, ein Cupido oder Ganymed könnte meine Gesandtschaft abweisen und zurückstoßen, wenn sie sich an Jupiters Kammertür sehen ließ. Jetzt, wo alles reformiert ist, andere Türsteher, Begleitpersonen und Gehilfen eingestellt sind, und er der Gerechtigkeit gegenüber gut eingestellt ist, möchte ich, daß ihm durch deine Vermittlung mein Gesuch präsentiert werde, das das große Unrecht betrifft, das mir auf Erden von verschiedenen Arten von Menschen zugefügt wird; und will ihn bitten, mir günstig und geneigt zu sein, soweit es ihm sein Gewissen vorschreibt. Merkur Da dieses dein Gesuch lang und recht bedeutend ist und auch weil es neuerdings im Himmel so angeordnet ist, daß alle Gerichtsentscheidungen, ob zivile oder strafrechtliche, mitsamt allen ihren Veranlassungen, Mitteln und Umständen durch die Kammer regi-

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rio che tu me la porghi in scritto, e cossì la presenti a Giove et al Senato celeste. | Sofia Onde questo nuovo ordine? Mercurio Acciò che ogn’uno di gli dèi in questo modo vegna costretto a far la giustizia: perché per la registrazione che eterniza la memoria de gli atti vengano a temer l’eterna infamia, e d’incorrere biasimo perpetuo con la condannazione che si deve aspettar dall’absoluta giustizia che regna sopra li governatori, et è presidente sopra tutti dèi. Sofia Cossì dumque farò. Ma vi bisogna del tempo a pensare e scrivere; però ti priego che rivegni domani a me, o vero il prossimo seguente giorno. Mercurio Non mancarò. Tu pensa a quel che fai. ¦ | Fine del primo dialogo

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striert werden müssen, ist es nötig, daß du sie mir in schriftlicher Form gibst und so Jupiter und dem himmlischen Senat vorlegst. Sofia Woher kommt diese neue Anordnung? Merkur Damit auf diese Weise jeder der Götter gezwungen sei, Gerechtigkeit walten zu lassen: damit sie durch die Registrierung, die das Gedächtnis der Taten verewigt, sich vor ewiger Schande fürchten und davor, sich ewigen Tadel zuzuziehen mit dem Verdammungsurteil, das man von der absoluten Gerechtigkeit, die über die Lenker herrscht und über alle Götter gesetzt ist, zu erwarten hat. Sofia Das werde ich also tun. Aber zum Nachdenken und Schreiben braucht es Zeit. Deshalb bitte ich dich, du möchtest morgen wieder zu mir kommen, oder aber am nächstfolgenden Tag. Merkur An mir soll’s nicht fehlen, tu du, was du tust, mit Bedacht. Ende des ersten Dialogs

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D IA L O G O SE C O N D O

Interlocutori Sofia, Saulino, Mercurio Saulino Di grazia Sofia, prima che procediamo in altro, donatemi raggione di questo ordine e disposizione di numi, la quale ha formata Giove ne gli astri. E prima fatemi udire perché nell’eminentissima (perché cossì è stimata volgarmente) sedia abbia voluto che sia la dea Veritade. Sofia Facilmente. Sopra tutte le cose, o Saulino, è situata la verità; perché questa è la unità che sopra siede al tutto, è la bontà che è preeminente ad ogni cosa: per che uno è lo ente, buono e vero; medesimo è vero, ente e buono. La verità è quella entità che non è inferiore a cosa alcuna: perché se vuoi fengere qualche cosa avanti la verità, bisogna che stimi quella essere altro che verità; e se la fingi altro che verità, necessariamente la intenderai non aver verità in sé et essere senza verità, non essere vera: onde conseguentemente è falsa, è cosa de niente, è nulla, è non ente. Lascio che niente può essere prima che la verità, se non è vero che quello sia primo e sopra la verità; e cotal vero essere, non può essere se non per la verità. Cossì non può essere altro insieme con la verità, et essere quel medesimo senza verità; percioché se per la verità non è vero, | non è ente, è falso, è nulla. Parimente non può essere cosa ap- | 183 presso la veritade: perché se è dopo lei, è senza lei; ¦ se è senza lei, non è vero, perché non ha la verità in sé: sarà dumque falso, sarà dumque niente. Dumque la verità è avanti tutte le cose, è con tutte le cose, è dopo tutte le cose; è sopra tutto, con tutto, dopo tutto: ha raggione di

Z W E I T E R D IA L O G

Gesprächsteilnehmer Saulino, Sofia, Merkur

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Saulino Bitte, Sofia, bevor wir zu anderem übergehen, klärt mich auf über den Grund für diese Anordnung und Verteilung von Gottheiten, die Jupiter in den Sternen gemacht hat. Und laßt mich als erstes hören, warum er gewollt hat, daß die Göttin Wahrheit auf den erhabensten Sitz komme (denn dafür gilt er für gewöhnlich). Sofia Das ist leicht getan. Über allen Dingen, o Saulino, steht die Wahrheit; denn sie ist die Einheit, die allem übergeordnet ist, und die Güte, die alle Dinge überragt: denn eines ist das Seiende, das Gute und das Wahre; dasselbe ist das Wahre, das Seiende und das Gute. Die Wahrheit ist jenes Sein, das keinem Ding untergeordnet ist, denn wenn du irgendeine Sache erfinden wolltest, die vor der Wahrheit sein sollte, müßtest du sie notwendigerweise für etwas anderes als die Wahrheit halten; und wenn du sie dir als etwas anderes als die Wahrheit ausdenkst, wirst du darunter notwendig etwas verstehen, das keine Wahrheit in sich hat, ohne Wahrheit ist, nicht wahr ist. Folglich ist es also falsch, ist eine nichtige Sache, ist gar nichts, ist Nichtseiendes. Ganz abgesehen davon, daß nichts der Wahrheit vorgeordnet sein kann, wenn es nicht wahr ist, daß es vor und über der Wahrheit stehe; und solches Wahrsein könnte nicht sein, außer durch die Wahrheit. Ebenso kann etwas anderes auch nicht zugleich mit der Wahrheit sein und selbiges ohne die Wahrheit sein; wenn es nämlich nicht durch die Wahrheit wahr ist, dann ist es kein Seiendes, ist es falsch und Nichts. Gleichermaßen kann es nichts nach der Wahrheit geben: denn wenn es nach ihr ist, ist es ohne sie; wenn es ohne sie ist, ist es nicht wahr, weil es die Wahrheit nicht in sich hat: es wäre also falsch, es wäre also Nichts. Also ist die Wahrheit vor allen Dingen und mit allen Dingen und nach allen Dingen; sie ist über allem, mit allem und nach allem: sie hat die

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principio, mezzo e fine. Essa è avanti le cose per modo di causa e principio, mentre per essa le cose hanno dependenza; è nelle cose et è sustanza di quelle istessa, mentre per essa hanno la sussistenza; è dopo tutte le cose, mentre per lei senza falsità si comprendeno. È ideale, naturale e nozionale; è metafisica, fisica e logica. Sopra tutte le cose dumque è la verità: e ciò che è sopra tutte le cose, benché sia conceputo secondo altra raggione, et altrimente nominato, quello pure in sustanza bisogna che sia l’istessa verità. Per questa causa dumque raggionevolmente Giove ha voluto che nella più eminente parte del cielo sia vista la veritade. Ma certo questa che sensibilmente vedi e che puoi con l’altezza del tuo intelletto capire, non è la somma e prima: ma certa figura, certa imagine e certo splendor di quella, la quale è superiore a questo Giove di cui parliamo sovente e che è soggetto delle nostre metafore. Saulino Degnamente, o Sofia; perché la verità è la cosa più sincera, più divina di tutte: anzi la divinità e la sincerità, bontà e bellezza de le cose è la verità; la quale né per violenza si toglie, né per antiquità si corrompe, né per occultazione si sminuisce, né per communicazione si disperde: perché senso non la confonde, tempo non l’arruga, luogo | non l’asconde, notte non l’interrompe, tenebra non l’avela: anzi con essere più e più impugnata, più e più risuscita e cresce; senza difensore e protettore si defende, e però ama la compagnia di pochi e sapienti, odia la moltitudine, non si dimostra a quelli che per se stessa non la ¦ 648 cercano, e non vuol essere dechiarata a color che umilmente non se gli esponeno, né a tutti quei che con frode la inquireno: e però dimora altissima dove tutti remirano, e pochi veggono. Ma perché, o Sofia, la prudenza gli succede? forse perché coloro che vogliono contemplar la verità e che la vogliono predicare, si deveno con prudenza governare? Sofia Non è questa la causa. Quella dea che è gionta e prossima alla verità, ha doi nomi: providenza e prudenza; e si chiama ›providenza‹ in

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Bedeutung von Anfang, Mitte und Ende, Prinzip, Mittel und Zweck. Sie ist vor den Dingen auf die Weise von Ursache und Prinzip, dieweil die Dinge durch sie in Abhängigkeit sind. Sie ist in den Dingen und ist selbst deren Substanz, dieweil die Dinge durch sie ihren Bestand haben. Sie ist nach allen Dingen, dieweil alle Dinge durch sie ohne Falschheit verstanden werden. Sie ist ideal, natürlich und noetisch; sie ist Metaphysik, Physik und Logik. Über allen Dingen steht also die Wahrheit; und das, was über allen Dingen steht, auch wenn es gemäß einem anderen Verhältnis verstanden und anders genannt wird, auch das muß in seiner Substanz dieselbe Wahrheit sein. Aus diesem Grund hat Jupiter also mit Recht und Vernunft befohlen, daß in dem erhabensten Teil des Himmels die Wahrheit zu sehen sei. Aber natürlich ist die, die du sinnfällig siehst und mit der höchsten Spitze deiner Vernunft verstehen kannst, nicht die höchste und erste Wahrheit, sondern ein gewisses Symbol, ein gewisses Abbild und ein gewisser Abglanz von ihr, die sie höher ist als dieser Jupiter, von dem wir hier sprechen und der Gegenstand unserer Metaphern ist. Saulino Das ist würdig und recht, o Sofia; denn die Wahrheit ist das Reinste und Göttlichste von allen Dingen. Oder vielmehr die Göttlichkeit und Reinheit, Güte und Schönheit der Dinge ist die Wahrheit: Sie wird nicht durch Gewalt entfernt, nicht durch Alter verdorben, nicht durch Verbergen gemindert, nicht durch Mitteilung verloren: denn die Sinnlichkeit verwirrt sie nicht, die Zeit verfaltet sie nicht, der Ort verbirgt sie nicht, die Nacht unterbricht sie nicht, die Finsternis verschleiert sie nicht. Im Gegenteil, je mehr und mehr sie bekämpft wird, desto mehr ersteht sie auf und wächst; ohne Verteidiger und Beschützer wehrt sie sich, und daher liebt sie die Gesellschaft der Wenigen und Weisen, haßt die Menge, zeigt sich denen nicht, die sie nicht um ihrer selbst willen suchen, und will denen nicht erklärt werden, die sich ihr nicht bescheiden aussetzen, noch all denen, die sie mit Lügen suchen. Und daher weilt sie zuhöchst dort, wo alle hinschauen und wenige sehen. Aber warum, o Sofia, folgt auf sie die Klugheit? Vielleicht weil jene, die die Wahrheit betrachten und sie predigen wollen, sich mit Klugheit verhalten müssen? Sofia Nicht dies ist der Grund. Diese Göttin, die der Wahrheit verbunden ist und ihr am nächsten steht, hat zwei Namen: Vorsehung

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quanto influisce e si trova nelli principii superiori; e si chiama ›prudenza‹ in quanto è effettuata in noi: come ›sole‹ suole essere nomato e quello che scalda e diffonde il lume, et oltre quel lume e splendor diffuso che si trova nel specchio et oltre in altri suggetti. La providenza dumque se dice nelle cose superiori et è compagna della verità, e non è senza quella, et è la medesima libertà e la medesima necessità: di maniera che la verità, la providenza, la libertà e necessità, la unità, la essenzia, la entità, tutte sono uno absolutissimo, come altre volte ti farò meglio intendere. Ma per comodità della presente contemplazione, sappi che questa influisce in noi la prudenza, la qual è posta e consistente in certo discorso temporale; et è una razione principale, che versa circa l’universale e particolare; ha | per damigella la dialettica, e per guida la sapienza acquisita, nomata volgarmente metafisica, la quale considera gli universali de tutte le cose che cascano in cognizione umana: e queste due tutte le sue considerazioni referiscono all’uso di quella; ha due insidiatrici nemiche che sono viziose: dalla destra si trova la callidità, versuzia e malizia; dalla sinistra, la stupidità, inerzia et imprudenzia. E versa circa ¦ la virtù consultativa, come la fortezza circa l’impeto de l’iracundia, la temperanza circa il consentimento della concupiscibile, la giustizia circa tutte le operazioni, tanto esterne, quanto interiori. Saulino Dalla providenza dumque vuoi che influisca in noi la prudenza, e che nel mondo archetipo quella risponda a questa che è nel mondo fisico: questa che porge a gli mortali il scudo, per cui contra le cose adverse con la raggione si fortifica, per cui siamo insegnati di prendere più pronta e perfetta cautela dove maggiori dispendii si minacciano e temeno; per cui gli agenti inferiori s’accomodano alle cose, a i tempi et all’occasioni; e non si mutano ma s’adattano gli animi e le voluntadi. Per cui a gli bene affetti niente accade come subitanio et improviso, di nulla dubitano, ma tutto aspettano; di nulla suspicano, ma

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und Klugheit; und »Vorsehung« heißt sie, dieweil sie beeinflußt und sich in den höheren Prinzipien findet; »Klugheit« heißt sie, dieweil sie in uns wirksam wird: so wie »Sonne« sowohl das genannt zu werden pflegt, was erhitzt und das Licht ausgießt, als auch jenes ausgegossene Licht und der Glanz, der sich im Spiegel und in anderen Objekten befindet. Sie heißt also in den höheren Dingen die Vorsehung und ist die Begleiterin der Wahrheit, und ohne sie ist sie nicht, und sie ist die Freiheit selbst und die Notwendigkeit selbst. Auf diese Weise sind die Wahrheit, die Vorsehung, die Freiheit und Notwendigkeit, die Einheit, das Wesen und das Sein alle das absoluteste Eine, wie ich dir ein andermal besser verständlich machen will. Aber um der Eingängigkeit der jetzigen Betrachtung willen sollst du wissen, daß sie es ist, die in uns die Klugheit einflößt, welche in einem gewissen zeitlichen Diskurs besteht und gestellt ist; und die ist eine prinzipielle Vernunft, die sich auf das Allgemeine und auf das Einzelne erstreckt. Sie hat zur Zofe die Dialektik und zur Wegweiserin die erworbene Weisheit, die landläufig Metaphysik genannt wird, welche die Universalien aller Dinge betrachtet, die unter menschliche Erkenntnis fallen; und diese beiden tragen alle ihre Betrachtungen bei, damit die Klugheit sie nutze. Sie hat zwei Ränkeschmiede zu Feinden, die schädlich sind: rechterhand steht die Schlauheit, Verschlagenheit und Tücke; linkerhand die Dummheit, Trägheit und Unklugheit. Und sie wirkt im Hinblick auf die Fähigkeit zur Überlegung so wie die Tapferkeit in Hinblick auf den Impuls der Zornmütigkeit, wie die Mäßigung in Hinblick auf die Zustimmung der Begehrlichkeit und wie die Gerechtigkeit auf alle – sowohl äußere wie innere – Handlungen. Saulino Du meinst also, von der Vorsehung her fließt in uns die Klugheit ein, und der Vorsehung in der archetypischen Welt entspricht die Klugheit hier in der Körperwelt, die den Sterblichen den Schild reicht, wodurch man sich gegen die Widrigkeiten durch Vernunft stark macht; die uns anweist, promptere und vollständigere Vorsicht walten zu lassen, wo größere Verluste drohen und zu befürchten sind; die die niedereren Wirkkräfte nach den Dingen, den Zeiten und den Anlässen ausrichtet und Geist und Wille sich zwar nicht ändern, aber sich doch anpassen läßt. Daher denn denen, die recht eingestellt sind, nichts Plötzliches und Unvorhergesehenes zustößt und sie an nichts zweifeln,

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da tutto si guardano: ricordandosi il passato, ordinando il presente e prevedendo il futuro. Or dimmi perché Sofia succede et è prossima a la prudenza e veritade. Sofia La Sofia, come la verità e la providenza, è di due specie: l’una è quella superiore, sopra celeste et oltremondana, se cossì dir si puote; e questa è l’istessa providenza, medesima è luce et occhio: | ochio che è la luce istessa, luce che è l’occhio istesso; l’altra è la consecutiva, mondana et inferiore: e non è verità istessa, ma è verace e partecipe della verità; non è il sole, ma la luna, la terra et astro che per altro luce. Cossì non è Sofia per essenza, ¦ ma per participazione; et è un occhio che riceve la luce e viene illuminato da lume esterno e peregrino, e non è occhio da sé, ma da altro, e non ha essere per sé, ma per altro: perché non è l’uno, non è l’ente, il vero; ma de l’uno, de l’ente, del vero; a l’uno, a l’ente, al vero; per l’uno, per l’ente, per il vero; nell’uno, nell’ente, nel vero; da l’uno, da l’ente, dal vero. La prima è invisibile et infigurabile et incomprensibile sopra tutto, in tutto et infra tutto; la seconda è figurata in cielo, illustrata nell’ingegni, communicata per le paroli, digerita per l’arti, repolita per le discussioni, delineata per le scritture: per la quale chi dice sapere quel che non sa, è temerario sofista; chi nega sapere quel che sa, è ingrato a l’intelletto agente, et ingiurioso a la verità, et oltraggioso a me; e di simil sorte vegnono ad essere tutti quelli che non mi cercano per me stessa, o per la suprema virtude, et amor della divinitade ch’è sopra ogni Giove et ogni cielo: ma o per vendermi per denari, o per onori, o per altre specie di guadagno; o non tanto per sapere quanto per essere saputi, o per detraere e posser impugnare e farsi contra la felicità d’alcuni, molesti censori e rigidi osservatori: e di questi li primi son miseri, li secondi son vani, li terzi son maligni e di vil animo.

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aber alles erwarten und nichts mutmaßen, aber sich vor allem in acht nehmen, indem sie sich an das Vergangene erinnern, das Gegenwärtige anordnen und für das Zukünftige vorsehen. Nun sage mir, warum die Weisheit Sofia auf die Klugheit und Wahrheit als nächste folgt. Sofia Die Weisheit ist wie die Wahrheit und die Vorsehung von zweierlei Art: die eine ist die Höhere, Überhimmlische und Außerweltliche, wenn man es so sagen kann; und diese ist die Vorsehung selbst, dieselbe ist zugleich das Licht und das Auge: Auge, das das Licht selbst, Licht, das das Auge selbst ist; die andere ist die Nachfolgende, Weltliche und Untere: und sie ist nicht die Wahrheit selbst, aber wahrhaftig und an der Wahrheit teilhabend; sie ist nicht die Sonne, sondern der Mond, die Erde und das Gestirn, das durch ein anderes leuchtet. Also ist sie Sofia nicht ihrem Wesen nach, sondern durch Teilhabe; und sie ist ein Auge, das von äußerer und wandernder Leuchte erleuchtet wird und das Licht empfängt, und ist Auge nicht von sich aus, sondern von anderem, und sie hat das Sein nicht durch sich, sondern durch anderes, denn sie ist nicht das Eine, ist nicht das Sein und das Wahre; sondern von dem Einen, vom Sein und vom Wahren; für das Eine, für das Sein und für das Wahre; durch das Eine, durch das Sein und durch das Wahre; im Einen, im Sein und im Wahren; bei dem Einen, beim Sein und beim Wahren. Die erste ist unsichtbar und undarstellbar und unverständlich über allem, in allem und unter allem; die zweite ist im Himmel dargestellt, in den Ingenien abgelichtet, durch die Worte mitgeteilt, durch die Künste angeeignet, durch die Diskussionen geglättet, durch die Schriften aufgezeichnet. Ihretwegen ist einer, der zu wissen behauptet, was er nicht weiß, ein tollkühner Sophist; einer, der leugnet zu wissen, was er weiß, undankbar gegen den wirkenden Geist, treulos gegen die Wahrheit und frevlerisch gegen mich; und zu dergleichen Art gehören all jene, die mich nicht um meiner selbst willen suchen oder um der höchsten Tugend und der Liebe zur der Gottheit willen, die über allen Jupitern und allen Himmeln steht, sondern um mich entweder für Geld zu verkaufen oder für Ehrungen oder für andere Arten von Gewinn; oder wer mich nicht so sehr sucht, um zu kennen, als vielmehr um gekannt zu werden; oder aber um verunglimpfen und angreifen zu können und als lästige Zensoren und harte Kritiker das Glück anderer zu vereiteln. Und die ersten davon sind geizig, die zweiten eitel, die dritten boshaft

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Ma color che mi cercano per edificar se stessi sono prudenti. Gli altri che m’osservano per edificar altrui sono umani. Quei che mi cercano absoluta | mente sono curiosi; gli altri che m’inquireno per amor della suprema e prima verità, sono sapienti, e per conseguenza felici. Saulino Onde aviene, o Sofia, che non tutti che medesimamente ¦ ti possedeno non vegnono tutti medesimamente affetti; anzi tal’or chi meglio ti possede, men bene vien edificato? Sofia Onde accade, o Saulino, che il sole non scalda tutti quelli alli quali luce, e tal volta meno riscalda tali a’ quali maggiormente risplende? Saulino Io t’intendo, Sofia; e comprendo che tu sei quella che in varii modi contempli, comprendi et esplichi questa veritade, e gli effetti di quella superna influenza de l’esser tuo: alla quale per varii gradi e scale diverse tutti aspirano, tentano, studiano e si forzano salendo pervenire; e si obietta e presenta medesimo fine e scopo a diversi studii, e viene ad attuare diversi suggetti de virtudi intellettuali secondo diverse misure; mentre a quell’una e semplicissima veritade l’addrizza, la quale come non è chi alcunamente la possa toccare, cossì non si trova qua basso chi la possa perfettamente comprendere; perché non è compresa o veramente non viene appareggiata se non da quello in cui è per essenza: e questo non è altro che lei medesima. E perciò da fuori non si vede se non in ombra, similitudine, specchio, et in superficie e maniera di faccia, alla quale non è in questo mondo chi più s’avicine per atto di providenza et effetto di prudenza, eccetto che tu Sofia, mentre vi conduci sette diverse, de le quali altre admirando, altre parabolando, altre inqui | rendo, altre opinando, altre iudicando e determinando; altre per sufficienza di natural magia, altre per superstiziosa divinazione; altre per modo di negazione, altre per modo di affirmazione; altre per via di

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und von gemeiner Gesinnung. Aber die mich suchen, um sich selbst zu erbauen, sind klug. Die anderen, die mir gehorchen, um andere zu erbauen, sind human. Die mich auf absolute Weise suchen, sind neugierig; die anderen aber, die nach mir forschen aus Liebe zur höchsten und ersten Wahrheit, sind weise und folglich glücklich. Saulino Woher kommt es, o Sofia, daß nicht alle, die dich auf dieselbe Weise besitzen, nicht auch alle auf dieselbe Weise von dir beeinflußt werden, sondern bisweilen einer, der dich im besseren Maße besitzt, weniger gut erbaut wird? Sofia Woher kommt es, o Saulino, daß die Sonne nicht alle erwärmt, denen sie leuchtet, und manchmal die weniger wärmt, denen sie am meisten erstrahlt? Saulino Ich verstehe dich, Sofia; und ich verstehe, daß du es bist, die auf verschiedene Weisen diese Wahrheit und die Wirkungen dieses höchsten Einflusses deines Seins betrachtest, erfaßt und erläuterst; daß du es bist, zu der alle über verschiedene Stufen und Leitern aufzusteigend zu gelangen hoffen, versuchen, streben und sich bemühen; und daß du es bist, die sich als ein und dasselbe Ziel und derselbe Zweck den verschiedenen Bemühungen darstellt und darbietet und nach verschiedenem Maß verschiedene Träger geistiger Fähigkeiten wirklich werden läßt, indem du sie auf diese eine und einfachste Wahrheit hin lenkst, welche, da sie von niemandem auch nur im geringsten angetastet werden kann, auch hienieden ebensowenig jemanden findet, der sie vollkommen verstehen kann. Denn sie wird von niemand verstanden, oder niemand kann sie wahrhaft erreichen außer dem, in dem sie dem Wesen nach ist: und das ist niemand anderer als sie selbst. Und daher wird sie von außen nicht gesehen, es sei denn in Schatten, Gleichnis, Spiegel, und der Oberfläche und einer Art Fassade. Und es ist sonst niemand in dieser Welt, der sich ihr durch den Akt der Vorsehung und die Wirkung der Klugheit nähert, außer dir, Sofia, indem du die verschiedenen Sekten dorthin lenkst: von denen alle dorthin streben, einige bestaunend, einige in Gleichnissen redend, einige erforschend, einige vermeinend, einige urteilend und feststellend; die einen durch eine angemessene Fülle an natürlicher Magie, die anderen durch abergläubische Weissagung; die einen in der Weise der Negation, die anderen in der Weise der Affirmation; die einen auf dem Weg

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composizione, altre per via di divisione; ¦ altre per via de definizione, altre per via di demostrazione; altre per principii acquisiti, altre per principii divini, aspirano: mentre quella gli crida in nullo luogo presente, da nullo luogo absente, proponendogli avanti gli occhi del sentimento per scrittura tutte le cose et effetti naturali, e gl’intona nell’orecchio de l’interna mente per le concepute specie di cose visibili et invisibili. [Sofia] Alla Sofia succede la legge sua figlia: e per essa quella vuole oprare, e per questa lei vuole essere adoperata; per questa gli prencipi regnano, e li regni e republiche si mantegnono. Questa adattandosi alla complessione e costumi di popoli e genti, reprime l’audacia col timore, e fa che la bontade sia sicura tra gli scelerati; et è caggione che ne gli rei sempre sia il rimorso della conscienza con il timore della giustizia et aspettazione di quel supplicio che discaccia l’orgoglioso ardire, et introduce l’umile consentimento con gli suoi otto ministri, che sono taglione, carcere, percosse, esilio, ignominia, servitù, povertade e morte. Giove l’ha riposta in cielo et essaltata, con questa condizione, che faccia che gli potenti per la lor preeminenza e forza non sieno sicuri: ma referendo il tutto a maggior providenza e legge superiore (per cui come divina e naturale si regole la civile) faccia intendere che per coloro ch’esceno dalle tele d’aragne sono ordinate le reti, gli lacci, le catene e i ceppi; atteso | che per ordine della legge eterna è sancito che gli più potenti sieno più potentemente compresi e vinti, se non sotto un manto e dentro una ¦ stanza, sotto altro manto et altra stanza che sarà peggiore. Appresso gli ha ordinato et imposto che massimamente verse e vegna rigorosa circa le cose alle quali da principio e prima e principal causa è stata ordinata cioè circa quel tanto ch’appartiene alla communione de gli uomini, alla civile conversazione; a fine che gli potenti

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der Komposition, die anderen auf dem Weg der Division; die einen auf dem Weg der Definition, die anderen auf dem Weg der Demonstration; die einen durch erworbene Prinzipien, die anderen durch göttliche Prinzipien; während jene Wahrheit sie ruft, anwesend an keinem Orte und von keinem Orte abwesend, und ihnen als Schrift alle Dinge und natürlichen Wirkungen vor die Augen des Gemüts hält und ihnen durch alle ersinnlichen Arten sichtbarer und unsichtbarer Dinge in den Ohren des inneren Verstandes erschallt. Sofia Der Sofia folgt das Gesetz, ihre Tochter: Und durch das Gesetz will die Weisheit tätig werden, wie auch das Gesetz durch die Weisheit betätigt werden will; durch das Gesetz regieren die Fürsten und erhalten sich die Reiche und Staaten instand. Es paßt sich dem Charakter und den Sitten der Völker und Stämme an, unterdrückt die Frechheit durch die Furcht und macht, daß die Güte mitten unter Bösewichten in Sicherheit bleibt; und es ist die Ursache dafür, daß die Schuldigen immer Gewissensbisse haben mit Angst vor der Gerechtigkeit und in Erwartung jenes Strafgerichts, das die überhebliche Dreistigkeit vertreibt und die demütige Anpassung herbeiführt mit seinen acht Dienern, die da sind: Vergeltung, Kerker, Schläge, Verbannung, Ehrlosigkeit, Sklaverei, Armut und Tod. Jupiter hat das Gesetz an den Himmel gesetzt und erhoben, mit der Auflage, es habe dafür zu sorgen, daß die Mächtigen nicht wegen ihrer Vorrangstellung und Gewalt vor ihm sicher seien: Es soll ihnen vielmehr zu verstehen geben, indem es das Ganze an eine höhere Vorsehung und ein höheres Gesetz verweist (durch das das zivile Gesetz ebenso geregelt wird wie das göttliche und das natürliche), daß für jene, die den Spinnennetzen entgehen mögen, Garnnetze, Fesseln, Ketten und Blöcke angeordnet sind; es ist nämlich durch Anordnung des ewigen Gesetzes sanktioniert, daß die Mächtigeren mächtiger verhaftet und gebunden werden sollen, wenn nicht in dem einen Gewand und der einen Behausung, dann in einem anderen Gewand und einer anderen Behausung, was schlimmer sein wird. Dann hat Jupiter dem Gesetz noch befohlen und auferlegt, es solle sich vor allem mit jenen Dingen befassen und auf sie am strengsten achten, um derentwillen es zuallererst und vor allem angeordnet wurde, d. h. um das, was das Zusammenleben der Menschen und den Zusammenhalt der bürgerlichen Gesellschaft betrifft. Damit die Mächtigen von den Machtlosen

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sieno sustenuti da gl’impotenti, gli deboli non sieno oppressi da gli più forti, sieno deposti gli tiranni, ordinati e confirmati gli giusti governatori e regi, sieno faurite le republiche, la violenza non inculche la raggione, l’ignoranza non dispreggie la dottrina, li poveri sieno agiutati da’ ricchi, le virtudi e studii utili e necessarii al commune sieno promossi, avanzati e mantenuti: sieno esaltati e remunerati coloro che profittaranno in quelli; e gli desidiosi, avari e proprietarii sieno spreggiati e tenuti a vile. Si mantegna il timore e culto verso le potestadi invisibili: onore, riverenza e timore verso gli prossimi viventi governatori; nessuno sia preposto in potestà, che medesimo non sia superiore de meriti, per virtude et ingegno in cui prevaglia, o per sé solo, il che è raro e quasi impossibile, o con comunicazione e conseglio d’altri ancora, il che è debito, ordinario e necessario. Gli ha donata Giove la potenza di legare, la quale massime consista in questo, che lei non si faccia tale che incorra dispreggio et indignità: a cui si potrà incontrare menando gli passi per doi camini, de quali l’uno è della iniquità, comandando e proponendo cose | ingiuste, l’altro è della difficultà, proponendo e coman ¦ dando cose impossibili, le quali pure sono ingiuste: perciò che due sono le mani per le quali è potente a legare ogni legge, l’una è della giustizia, l’altra è della possibilità; e di queste l’una è moderata da l’altra: atteso che quantumque molte cose sono possibili che non son giuste, niente però è giusto che non sia possibile. Saulino Bene dici, o Sofia, che nessuna legge che non è ordinata alla prattica del convitto umano, deve essere accettata. Ben ha disposto et ordinatogli Giove; perché o che vegna dal cielo, o che esca da la terra, non deve esser approvata né accettata quella instituzione o legge che non apporta la utilità e commodità che ne amena ad ottimo fine: del quale maggiore non possiamo comprendere che quello che talmente indirizza gli animi e riforma gl’ingegni, che da quelli si producano frutti utili e necessarii alla conversazione umana; che certo bisogna che

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ertragen und die Schwachen nicht von Stärkeren unterdrückt werden, die Tyrannen abgesetzt und gerechte Herrscher und Könige eingesetzt und bestätigt werden, die Republiken begünstigt werden, die Gewalt nicht die Vernunft mit Füßen trete und die Unwissenheit nicht die Gelehrsamkeit verachte, die Armen von den Reichen unterstützt werden und die für die Gemeinschaft nützlichen und notwendigen Tugenden und Bemühungen gefördert, gemehrt und erhalten werden, sollen diejenigen erhoben und belohnt werden, die sich darin auszeichnen und sollen die Neidischen, Geizigen und Besitzgierigen verachtet und für niederträchtig gehalten werden. Kult und Ehrfurcht vor den unsichtbaren Mächten sind aufrechtzuerhalten, sowie Ehrerbietung, Achtung und Furcht vor den nächsten lebenden Herrschern; niemand soll Vorrang an Macht erhalten, der nicht selbst an Verdiensten, Tugenden und Geist überlegen ist, worin er sich entweder aus eigenem Vermögen auszeichnen soll – was selten und fast unmöglich ist – oder auch durch Vermittlung und Rat anderer – was verpflichtend, üblich und notwendig ist. Jupiter gab dem Gesetz die Gewalt zu binden, die vor allem darin besteht, daß es keine Form annehmen darf, die auf Verachtung und Abwertung trifft; dazu kann es aber kommen, wenn man zweierlei Wege beschreitet, deren einer der Weg des Unrechts ist, indem ungerechte Dinge befohlen und vorgeschrieben werden, und der andere der Weg der Schwierigkeit, indem unmögliche Dinge vorgeschrieben und befohlen werden, welche dann auch ungerecht sind; denn es sind zwei Arme, durch die jedes Gesetz zu binden vermag, einer ist der Arm der Gerechtigkeit, der andere der der Möglichkeit; und davon wird einer durch den anderen gelenkt: denn während viele Dinge möglich sind, die ungerecht sind, ist hingegen nichts gerecht, was unmöglich ist. Saulino Das hast du gut gesagt, Sofia, daß kein Gesetz angenommen werden darf, das nicht auf die Praxis des menschlichen Zusammenlebens ausgerichtet ist. Gut hat Jupiter dies beschlossen und angeordnet. Denn ob sie vom Himmel kämen oder aus der Erde aufstiegen, keine Institution oder Gesetz darf gebilligt und angenommen werden, das nicht den Nutzen und Vorteil mit sich bringt, uns zum besten Ziel hinzuführen; und kein größeres ist für uns faßbar als eines, das die Gemüter so lenkt und die Geister so reformiert, daß sie nützliche und notwendige Früchte für die menschliche Gesellschaft hervorbringen.

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sia cosa divina, arte de le arti, e disciplina de le discipline quella per cui hanno da esser retti e reprimuti gli uomini, che tra tutti gli animali son di complessioni più distinti, di costumi più varii, d’inclinazioni più divisi, e di voluntadi più diversi, di appulsi più inconstanti. Ma oimè (o Sofia) che siamo dovenuti a tale (chi mai avri’ possuto credere, che questo fusse possibile?), che quella deve essere stimata massime religione la quale per minimo e vile, e per errore abbia l’azzione et atto di buone operazioni: dicendo alcuni ¦ che di quelle non si curano gli Dei, e per quelle, quantumque sieno grandi, non sono giusti gli uomini. | Sofia Certo, o Saulino, io credo sognare: penso che sia un fantasma, una apparizione di turbata fantasia, e non cosa vera quella che dici; et è pur certo che si trovano tali che proponano e facciano creder questo a le misere genti: ma non dubitare, perché il mondo facilmente si accorgerà che questo non si può digerire, cossì come facilmente si può avedere di non posser sussistere senza legge e religione. Or abbiamo alquanto veduto come bene è stata ordinata e situata la legge: devi adesso udire con qual condizione a quella è vicino aggionto il giudizio. Giove al giudicio ha messo in mano la spada e la corona: questa con cui premie quelli che oprano bene astenendosi dal male; quella con cui castighe color che son pronti a gli delitti, e son disutili et infruttifere piante. Ha ingionto al giudicio la defensione e cura della vera legge, e la destruzzione dell’iniqua e falsa dettata da genii perversi et inimici del tranquillo e felice stato umano. Ha comandato al giudicio che gionto alla legge non estingua, ma quanto si può accenda l’appetito de la gloria ne gli petti umani, per che questo è quel solo et efficacissimo sprone che suole incitar gli uomini e riscaldarli a quelli gesti eroici che aumentano, mantegnono e fortificano le republiche. Saulino Li nostri de la finta religione tutte queste glorie le chiamano

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Und es muß gewiß ein göttlich Ding sein, die Kunst der Künste und die Disziplin der Disziplinen, wodurch die Menschen gesteuert und im Zaum gehalten werden sollen, da sie ja von allen Lebewesen die unterschiedlichsten Temperamente haben, die verschiedensten Sitten, die abweichendsten Neigungen, die unvereinbarsten Willen und die unbeständigsten Triebe. Aber ach und weh, o Sofia, daß es mit uns so weit gekommen ist (wer hätte je glauben können, daß dies möglich wär), daß jene Religion am meisten geachtet werden sollte, die das Tun und Ausführen guter Werke für geringfügigst, gemein und Verirrung hält: da manche nämlich sagen, die Götter kümmerten sich nicht darum, und durch Werke, sie möchten noch so groß sein, wären Menschen nicht gerecht. Sofia Gewißlich, o Saulino, meine ich zu träumen: Ich denke, das ist ein Phantom, eine Einbildung der gestörten Phantasie und nicht etwas Wirkliches, was du da sagst; und doch ist es sicher, es gibt welche, die den unglücklichen Leuten genau das vorsetzen und sie daran glauben machen. Aber zweifle nicht daran, die Welt wird bald bemerken, daß man dies nicht verdauen kann, genauso wie sie unschwer einsehen wird, daß sie ohne Gesetz und Religion nicht bestehen bleiben kann. Jetzt haben wir uns ein wenig angesehen, wie gut das Gesetz geordnet und untergebracht worden ist. Nun sollst du hören, unter welchen Bedingungen ihm das Urteil an die Seite gestellt worden ist. Jupiter hat dem Urteil das Schwert und die Krone in die Hand gegeben: diese, um damit die zu belohnen, die Gutes tun und sich des Bösen enthalten; jenes, um damit die zu bestrafen, die zu Verbrechen neigen und unnütze und unfruchtbare Pflanzen sind. Er hat dem Urteil die Verteidigung und Sorge für das wahre Gesetz aufgetragen sowie die Zerstörung des falschen und ungerechten Gesetzes, das von perversen, einem friedlichen und glücklichen menschlichen Stande feindlich gesonnenen Geistern diktiert wurde. Er hat dem Urteil befohlen, es solle zusammen mit dem Gesetz das Verlangen nach Ruhm in der menschlichen Brust nicht ersticken, sondern es vielmehr möglichst heiß entzünden, denn dies ist der einzige und wirksamste Antrieb, der die Menschen zu jenen Heldentaten anzuspornen und zu erwärmen pflegt, die die Staaten vergrößern, erhalten und stark machen. Saulino Unsere Anhänger der erfundenen Religion nennen alle diese

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vane, ma dicono che bisogna gloriarsi solamente in non so che tragedia caballistica. ¦ Sofia Oltre, che non attenda a quel che s’imagine o pense ciascuno, purché le paroli e gesti non corrompano il stato tranquillo; e massime verse in | corregere e mantenere tutto quel che consiste ne l’operazioni, non giudicar l’arbore da belle frondi, ma da buoni frutti: e quelli che non le producono, sieno tolti e cedano il loco ad altri che porgano. Che non creda che in modo alcuno li dèi si senteno interessati in quelle cose nelle quali nessuno uomo si sente interessato: perché di quelle cose solamente gli dèi si curano delle quali si possono curar gli uomini, e non per cosa che vegna fatta o detta o pensata per essi si commuoveno o se adirano, se non in quanto per quello venesse a perdersi quel rispetto per cui si mantegnono le republiche: atteso che gli dèi non sarebono Dei, se si prendessero piacere o dispiacere, tristizia o allegrezza per quello che fanno o pensano gli uomini; ma quelli sarebono più bisognosi che questi, o al meno cossì quelli riceverebono utilitade e profitto da questi, come questi da quelli. Essendono dumque li dèi rimossi da ogni passione, vegnono ad aver ira e piacere attivo solamente, e non passivo; e però non minacciano castigo e prometteno premio per male o bene che risulta in essi: ma per quello che viene ad essere commesso nelli popoli e civile conversazioni, alle quali hanno soccorso con le loro divine non bastandogli le umane leggi e statuti. Per tanto è cosa indegna, stolta, profana e biasimevole pensare che gli Dei ricercano la riverenza, il timore, l’amore, ¦ il culto e rispetto da gli uomini per altro buon fine et utilitade che de gli uomini medesimi: atteso che essendo essi gloriosissimi in sé, e non possendosegli aggionger gloria da fuori, han fatto le leggi non tanto per ricevere gloria, quanto per communicar la gloria a gli uomini: e però tanto le leggi e giudicii | son lontane dalla bontà e verità di legge e giudicio, quanto se discostano dall’ordinare et

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Ehren eitel und sagen dagegen, man solle sich ausschließlich irgendeiner unsäglichen kabbalistischen Tragödie rühmen. Sofia Außerdem hat Jupiter dem Urteil geboten, es solle nicht darauf achten, was ein jeder sich einbilde oder denke, solange seine Worte und Taten den friedlichen Zustand nicht beeinträchtigen; und es solle sich vorwiegend mit der Verbesserung und Aufrechterhaltung all dessen befassen, was die Werke betrifft, und den Baum nicht nach seinen schönen Blättern, sondern seinen guten Früchten beurteilen: und die keine hervorbringen, sollen entfernt werden und ihren Platz anderen, fruchtbaren abtreten. Es soll nicht glauben, die Götter seien auch nur im geringsten Maße an jenen Dingen interessiert, für die kein Mensch Interesse empfindet; denn die Götter kümmern sich nur um solche Dinge, um die die Menschen sich kümmern können, und sie bewegen oder erzürnen sich wegen nichts, was um ihretwillen getan oder gesagt oder gedacht wird, außer falls dadurch jener Respekt verlorenginge, durch den die Staatswesen sich erhalten. Die Götter wären nämlich keine Götter, wenn sie durch das, was Menschen tun oder denken, erfreut oder verstimmt, betrübt oder erheitert würden; sondern sie wären dann bedürftiger als die Menschen, oder zumindest würden die einen von den anderen so viel Nutzen und Gewinn haben, wie die anderen von den einen. Da also die Götter von jeglicher Passion enthoben sind, kommt es bei ihnen nur zu aktivem Zorn und Wohlgefallen, nicht zu passivem; und daher drohen sie keine Strafen an und versprechen keine Belohnungen für Böses oder Gutes, das gegen sie selbst gerichtet ist, sondern nur dafür, was in Völkergemeinschaften und bürgerlichen Gesellschaften begangen wird, denen sie, wenn menschliche Gesetze und Statuten nicht ausreichen, mit ihren göttlichen zu Hilfe kommen. Daher ist es unwürdig, dumm, profan und gotteslästerlich anzunehmen, die Götter suchten die Verehrung, die Furcht, die Liebe, den Kult und den Respekt der Menschen wegen eines anderen guten Zwecks und Nutzens außer dem für die Menschen selbst: da sie ja an sich die glorreichsten sind und ihnen nichts an Ruhm von außen hinzugefügt werden kann, haben sie die Gesetze gemacht nicht so sehr, um Ruhm zu empfangen, als vielmehr um den Ruhm an die Menschen mitzuteilen. Und daher weichen Gesetze und Urteile um so weit von der Güte und Wahrheit des Gesetzes und des Urteils ab, wie sie sich davon entfernen,

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approvare massimamente quello che consiste nell’azzioni morali de gli uomini a riguardo de gli altri uomini. Saulino Efficacemente, o Sofia, per questa ordinazion di Giove si dimostra che gli arbori che sono ne gli orti delle leggi, sono ordinati da gli dèi per gli frutti, e specialmente tali de quali si pascano, si nutriscano e conservino gli uomini; e che gli superi non si delettano d’odore d’altri che di questi. Sofia Ascolta. Da questo vuole che il giudizio inferisca che li dèi massime vogliano essere amati e temuti, per fine di faurire al consorzio umano et avertire massimamente que’ vizii che apportano noia a quello: e però li peccati interiori solamente denno esser giudicati peccati, per quel che metteno o metter possono in effetto esteriore; e le giustizie interiori mai sono giustizie senza la prattica esterna, come le piante in vano sono piante senza frutti o in presenza o in aspettazione. E vuole che de gli ¦ errori in comparazione massimi sieno quelli che sono in pregiudicio della republica; minori quelli che sono in pregiudicio d’un altro particolare interessato; minimo sia quello ch’accade tra doi d’accordo; nullo è quello che non procede a mal essempio o male effetto, e che da gl’impeti accidentali accadeno nella complessione dell’individuo. E questi son que’ medesimi errori per gli quali gli eminenti Dei si senteno massime, minore, minima, e nullamente offesi; e per di questi l’opre contrarie si stimano massime, minore, minima, et alcunamente serviti. | Ha comandato ancora al giudicio che sia accorto che per l’avenire approve la penitenza, ma che non la metta al pari dell’innocenza; approvi il credere e stimare, ma giamai al pari del fare et operare. Cossì intende del confessare e dire al rispetto del corregere et astinere; tanto comende li pensieri, per quanto riluceno nelli segni espressi e ne gli effetti possibili. – Non faccia che colui che doma vanamente il corpo sieda vicino a colui ch’affrena l’ingegno. Non pona in comparazione questo solitario

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in erster Linie das anzuordnen und zu bestätigen, was die moralischen Handlungen der Menschen gegenüber anderen Menschen ausmacht. Saulino Durch diese Anordnung Jupiters, o Sofia, wird wirksam bewiesen, daß die Götter die Bäume in den Gärten der Gesetze um ihrer Früchte willen angeordnet haben und vor allem solcher, von denen die Menschen essen, sich nähren und erhalten; und daß die hohen Götter sich an dem Duft keiner anderen als dieser erfreuen. Sofia Hör zu. Daraus soll das Urteil nach Jupiters Willen erschließen, die Götter wollten von den Menschen vor allem zu dem Zweck geliebt und gefürchtet werden, damit die menschliche Gemeinschaft gefördert und vor allem die Laster abgewendet werden, die ihr Schaden zufügen. Und deshalb dürfen die inneren Sünden nur dafür als Sünden beurteilt werden, was sie nach außen hin bewirken oder bewirken können; und die inneren Gerechtigkeiten sind nie Gerechtigkeiten ohne die äußere Praxis, so wie die Pflanzen ohne gegenwärtige oder zu erwartende Früchte umsonst gepflanzt sind. Und er will, daß im Vergleich solche die größten Fehler sein sollen, die zum Schaden des Staates gereichen; kleiner sollen die sein, die einem anderen einzelnen Betroffenen zu Schaden gereichen; am kleinsten sei, der sich unter zweien ereignet, die miteinander übereinkommen; und gar keiner ist, was nicht zu schlechtem Beispiel oder schlimmer Wirkung gerät und aufgrund der zufälligen Impulse in der Gemütsanlage eines Individuums geschieht. Und genau dies sind auch die Fehler, durch die die erhabenen Götter sich am meisten, weniger, am wenigsten und überhaupt nicht beleidigt fühlen; und durch die ihnen entgegengesetzten Taten fühlen sie sich am besten, weniger gut, am wenigsten oder gar nicht gut bedient. Darüber hinaus hat er dem Urteil noch befohlen, darauf zu achten, die Reue künftig gutzuheißen, sie aber nicht der Unschuld gleichzustellen; den Glauben und die Achtung gutzuheißen, aber niemals in gleichem Maß wie Tun und Handeln. Desgleichen meint er zu dem Bekennen und Sprechen im Vergleich zum Verbessern und sich Enthalten; die Gedanken billigt er nur soweit, wie sie in geäußerten Zeichen und möglichen Wirkungen aufscheinen. Es soll nicht machen, daß einer, der zwecklos seinen Körper bezwingt, an dessen Seite sitze, der seinen Geist zügelt. Es vergleiche nicht diesen nutzlosen Einzelgänger mit jenem, dessen Umgang Nutzen

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disutile con quello di profittevole conversazione. Non distingua gli costumi e religioni tanto per la distinzione di toghe e differenze de vesti, quanto per buoni e megliori abiti di virtudi e discipline. Non tanto arrida a quello che ha frenato il fervor della libidine, che forse è impotente e freddo, quanto a quell’altro ch’ha mitigato ¦ l’émpito de l’ira, che certo non è timido ma paziente. Non applauda tanto a quello che forse disutilmente s’è ubligato a non mostrarsi libidinoso, ch’a quell’altro che si determina di non essere oltre maledico e malfattore. Non dica maggior errore il superbo appetito di gloria, onde resulta sovente bene alla republica, che la sordida cupidiggia di danari. Non faccia tanto trionfo d’uno per che abbia sanato un vile e disutil zoppo, che poco o nulla vale più sano che infermo, quanto d’un altro ch’ha liberata la patria e riformato un animo perturbato. Non stime tanto o più gesto eroico l’aver in qualche modo e qualche maniera possuto estinguer il fuoco d’una fornace ardente senz’acqua, che l’aver estinte le sedizioni d’un popolo acceso senza sangue. Non permetta che si addrizzeno statue a poltroni nemici | del stato de le republiche e che in pregiudicio di costumi e vita umana ne porgono paroli e sogni, ma a color che fanno tempii a Dei, aumentano il culto et il zelo di tale legge e religione per quale vegna accesa la magnanimità et ardore di quella gloria che séguita dal servizio della sua patria et utilità del geno umano: onde appaiono instituite universitadi per le discipline di costumi, lettere et armi. E guarde di promettere amore, onore e premio di vita eterna et inmortalitade a quei che approvano gli pedanti e parabolani: ma a quelli che per adoprarsi nella perfezzione del proprio et altrui intelletto, nel servizio della communitade, nell’osservanza espressa circa gli atti della magnanimità, giustizia e misericordia, piaceno a gli Dei. Li quali per questa caggione magnifi ¦ corno il popolo Romano sopra gli altri: perché con gli suoi magnifici gesti più che l’altre nazioni si seppero confor-

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bringt. Es unterscheide Sitten und Religionen nicht so sehr nach den Abzeichen der Talare und den Unterschieden der Gewänder, sondern vielmehr nach den guten und besseren Habitus an Tugend und Disziplin. Es lächle nicht so sehr dem zu, der die Hitze der Wollust bezähmte und der vielleicht impotent und kalt ist, wie jenem anderen, der den Impuls des Zornes abgemildert hat und der gewiß nicht schüchtern ist, sondern geduldig. Es spende nicht so sehr dem Beifall, der sich – vielleicht zu niemandes Nutzen – verpflichtet hat, sich nicht lüstern zu zeigen, sondern eher einem anderen, der entschlossen ist, kein Übelredner und Übeltäter mehr zu sein. Es erkläre das hoffärtige Verlangen nach Ruhm, woraus dem Staat oft Gutes entsteht, nicht für einen größeren Fehler als die schmutzige Geldgier. Es triumphiere nicht so sehr wegen jemandem, weil er etwa einen gemeinen und unnützen Lahmen geheilt hat, welcher als Gesunder kaum oder gar nicht mehr taugt denn als Kranker, wie vielmehr wegen eines anderen, der die Heimat befreit und einen verwirrten Geist reformiert hat. Es bewerte es nicht als ebensogroße oder größere Heldentat, in einem brennenden Ofen das Feuer auf irgendwelche Art und Weise ohne Wasser gelöscht zu haben, wie den Aufruhr eines entflammten Volkes ohne Blutvergießen gelöscht zu haben. Es erlaube nicht, daß Statuen aufgestellt werden für staats- und landesfeindliche Faulpelze, die zum Schaden der Sitten und des menschlichen Lebens uns Worte und Träume darbieten, sondern vielmehr denen, die den Göttern Tempel erbauen und den Kult mehren, sowie den Eifer für so ein Gesetz und so eine Religion, durch die der Großmut und das Verlangen nach jenem Ruhm entfacht wird, der auf den Dienst am Vaterland und den Nutzen für das Menschengeschlecht folgt: woraus denn Universitätsgründungen für die Ausbildung in Sitten, Wissenschaften und Waffen hervorgehen. Und es hüte sich, denen Liebe, Ehre und Lohn des ewigen Lebens und der Unsterblichkeit zu versprechen, die Pedanten und Fabulierern beistimmen; sondern jenen, die den Göttern gefallen durch Arbeit an der Vervollkommnung des eigenen Verstandes und des Verstandes anderer, durch Dienst an der Gemeinschaft und durch eine Observanz, die sich in Akten von Großmut, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit äußert. Aus diesem Grund haben die Götter das Volk der Römer über alle anderen erhoben: denn diese verstanden es, sich mit ihren großartigen Heldentaten

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mare et assomigliare ad essi, perdonando a’ summessi, debellando gli superbi, rimettendo l’ingiurie, non obliando gli beneficii, soccorrendo a’ bisognosi, defendendo gli afflitti, relevando gli oppressi, affrenando gli violenti; promovendo gli meritevoli, abbassando gli delinquenti: mettendo questi in terrore et ultimo esterminio con gli flagelli e secure, e quelli in onore e gloria con statue e colossi. Onde consequentemente apparve quel popolo più affrenato e ritenuto da vizii d’incivilitade e barbaria, e più esquisito e pronto a generose imprese, ch’altro che si sia veduto giamai. E mentre fu tale la lor legge e religione, tali furono gli lor costumi e gesti, tale è stato lor onore e lor felicitade. | Saulino Vorrei ch’al giudicio avesse ordinato qualche cosa espressa contra la temeritade di questi gramatici che in tempi nostri grassano per l’Europa. Sofia Molto bene (o Saulino) Giove ha comandato, imposto et ordinato al giudizio: che veda se gli è vero che costoro inducano gli popoli al dispreggio et al meno a poca cura di legislatori e leggi, con donargli ad intendere che quelli proponeno cose impossibili e che comandano come per burla, cioè per far conoscere a gli uomini che gli dei sanno comandare quello che loro non possono met ¦ tere in esecuzione. Veda se mentre dicono che vogliono riformare le difformate leggi e religioni, vegnono per certo a guastar tutto quel tanto che ci è di buono, e confirmar et inalzar a gli astri tutto quello che vi può essere o fingere di perverso e vano. Veda se apportano altri frutti che di togliere le conversazioni, dissipar le concordie, dissolvere l’unioni, far ribellar gli figli da padri, gli servi da padroni, gli sudditi da superiori, mettere scisma tra popoli e popoli, gente e gente, compagni e compagni, fratelli e fratelli; e ponere in disquarto le fameglie, cittadi, republiche e regni: et in conclusione se mentre salutano con la pace, portano ovumque entrano il

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mehr als andere Nationen den Göttern anzupassen und anzugleichen, indem sie den Unterworfenen verziehen, die Stolzen bekämpften, die Kränkungen vergaben, die Wohltaten nicht vergaßen, die Bedürftigen unterstützten, die Bedrängten verteidigten, die Unterdrückten aufrichteten und die Gewalttätigen bändigten; die Würdigen förderten, die Verbrecher erniedrigten sie, indem sie letztere mit Geißeln und Beilen in Schrecken und äußerste Todesnot versetzten, und erstere durch Statuen und Kolosse zu Ehren brachten. Infolgedessen erschien denn dieses Volk besser gezügelt und von den Lastern der Unbildung und Barbarei ferngehalten sowie verfeinerter und besser gerüstet zu großartigen Unternehmen als jedes andere, das man je gesehen hat. Und solange ihr Gesetz und ihre Religion solcher Art war, waren auch ihre Sitten und Taten so und blieb auch ihre Ehre und ihr Glück so. Saulino Ich wollte, Jupiter hätte dem Urteil ausdrücklich befohlen, etwas gegen die Dreistigkeit dieser Grammatiker zu unternehmen, die in unserer Zeit in Europa grassieren. Sofia Sehr wohl, o Saulino, hat Jupiter dem Urteil geboten, auferlegt und angeordnet: es solle sehen, ob es wahr ist, daß jene das Volk zur Verachtung oder zumindest zur Geringschätzung der Gesetzgeber und der Gesetze verführen, weil sie ihm einreden, diese erlegten unmögliche Dinge auf und beföhlen wie zum Spott, um sie nämlich die Menschen wissen zu lassen, daß die Götter imstande seien, etwas zu befehlen, was die Menschen nicht ausführen können. Es soll sehen, ob sie – während sie behaupten, die entstellten Gesetze und Religionen reformieren zu wollen – es gewißlich schaffen, noch das letzte bißchen zu verderben, was daran an Gutem ist, all das hingegen, was daran an Perversem und Nichtigem nur sein oder erdacht werden kann, zu bekräftigen und an die Sterne zu erheben. Es soll sehen, ob sie irgendwelche anderen Früchte bringen, außer den gesellschaftlichen Verkehr aufzuheben, die Einmütigkeit zu zerstören, die Vereinigungen aufzulösen, die Söhne gegen die Väter aufzuwiegeln, die Knechte gegen die Herren, die Untergebenen gegen die Vorgesetzten und Spaltung zu säen zwischen Volk und Volk, Sippe und Sippe, Genossen und Genossen, Bruder und Bruder, und Familien, Städte, Staaten und Reiche zum Zerfall zu bringen; und ob sie folglich, während sie mit dem Friedensgruß grüßen, nicht überall, wohin sie eintreten, das Messer der Teilung

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coltello della divisione et il fuoco della dispersione, togliendo il figlio al padre, il prossimo al prossimo, l’inquilino a la patria, e facendo altri divorzii orrendi e contra ogni natura e legge. Veda se mentre si dicono ministri d’un che risuscita morti e sana infermi, essi son quei che peggio di tutti altri che pasce la terra stroppiano gli sani et uccideno gli vivi, non tanto con il fuoco e con | il ferro, quanto con la perniciosa lingua. Veda che specie di pace e concordia è quella che proponeno a gli popoli miserandi: se forse vogliono et ambiscono che tutto il mondo concorde e consenta alla lor maligna e presuntuosissima ignoranza, et approve la lor malvaggia conscienza; mentre essi non vogliono concordare né consentire a legge, a giustizia e dottrina alcuna: et in tutto il resto del mondo e di secoli non appare tanta discordia e dissonanza, quanta si convence tra loro; perciò che tra diece mila di simil ¦ pedanti non si trova uno che non abbia un suo catecismo formato, se non publicato: al meno per publicare quello che non approva nessuna altra instituzione che la propria, trovando in tutte l’altre che dannare, riprovare e dubitare; oltre che si trova la maggior parte di essi che son discordi in se medesimi, cassando oggi quello che scrissero l’altro giorno. Veda qual riuscita facciano essi, e quai costumi suscitano e provocano ne gli altri, per quanto appartiene a gli atti de la giustizia e misericordia, e la conservazione et aumento di beni publici; se per lor dottrina e magistero sono drizzate academie, universitadi, tempii, ospitali, collegii, scuole e luoghi de discipline et arti: o pure dove queste cose si trovano son quelle medesime e fatte de medesime facultadi che erano prima che loro venissero e comparissero tra le genti. Appresso se per loro cura queste cose sono aumentate, o pure per loro negligenza disminuite, poste in ruina, dissoluzione e dispersione. Oltre se sono occupatori di beni altrui, o pure elargitori di beni proprii. E finalmente se quelli che

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und das Feuer der Zerstreuung tragen, indem sie dem Vater den Sohn nehmen, dem Nächsten den Nächsten, dem Vaterland das Landeskind, und andere entsetzliche Scheidungen gegen alle Natur und jedes Gesetz vollziehen. Es soll sehen, ob sie, während sie sich als Diener eines Mannes ausgeben, der Tote erwecke und Kranke heile, nicht welche sind, die schlimmer als jeder andere, den die Erde ernährt, die Gesunden verkrüppeln und die Lebenden morden, nicht so sehr mit Feuer und Schwert wie mit der verderblichen Zunge. Es soll sehen, was das für ein Frieden ist und was für Eintracht, die sie den bedauernswerten Völkern bieten: ob sie etwa wollen und beanspruchen, daß die ganze Welt ihrer boshaften und anmaßenden Ignoranz zustimme und beipflichte und ihr boshaftes Gewissen gutheiße, während sie selbst keinem Gesetz, keinem Recht und keiner Lehre zustimmen und beipflichten wollen. Zudem war in der ganzen restlichen Welt und in allen anderen Jahrhunderten noch nie so viel Zwietracht und Unstimmigkeit zu sehen, wie sie unter ihnen festzustellen ist; denn unter zehntausend solcher Pedanten findet sich ja nicht einer, der nicht seinen eigenen Katechismus zusammengestellt, wenn nicht gar schon veröffentlicht hätte: um wenigstens öffentlich zu verbreiten, daß er keine andere Institution außer der eigenen billigt und in allen anderen etwas verdammens-, tadels- und zweifelswertes findet; hinzu kommt, daß der Großteil von ihnen mit sich selber uneins ist, indem sie heute alles tilgen, was sie gestern selbst geschrieben hatten. Es soll sehen, was für Erfolg sie haben und welche Sitten sie bei anderen erwecken und hervorrufen, was die Werke der Gerechtigkeit und Barmherzigkeit, den gesellschaftlichen Verkehr und die Vermehrung des allgemeinen Wohlstands anbelangt; ob durch ihre Lehre und Verwaltung Akademien, Universitäten, Tempel, Hospitäler, Kollegien, Schulen und Stätten für die Wissenschaften und Künste errichtet werden oder ob vielmehr dort, wo sich solche finden, es noch ebendieselben und von ebendenselben Mitteln erstellten sind, die schon da waren, bevor sie kamen und unter den Völkern erschienen. Und dann, ob sich diese Dinge durch ihre Fürsorge vermehrt oder ob sie sich vielmehr durch ihre Nachlässigkeit verringert haben und in Verfall, Auflösung und Zerstreuung geraten sind. Außerdem, ob sie Besetzer fremder Güter seien oder vielmehr Spender eigener Güter. Und schließlich, ob diejenigen, die sich ihrer Partei anschließen, die öf-

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prendono la lor parte aumentano e stabiliscono gli beni publici come | faceano gli lor contrarii predecessori, o pure insieme con questi le dissipano, squartano e divorano; e mentre deprimeno l’opre, estingueno ogni zelo di far le nuove e conservar le antiche. Se cossì è e se tali saran compresi e convitti, e se dopo che saranno avertiti, mostrandosi incorrigibili, fermaranno i piedi de l’ostinazione, comanda ¦ Giove al giudizio, sotto pena della disgrazia sua e di perdere quel grado e preeminenza che tiene nel cielo: che le dissipe, disperda et annulle; e spinga con qualsivoglia forza, braccio et industria, sino a la memoria del nome di tanto pestifero germe. E gionge a questo che faccia intendere a tutte le generazioni del mondo, sotto pena de la lor ruina, che s’armino in favor di esso giudizio, in sino a tanto che sarà pienamente messo in essecuzione il decreto di Giove contra questa macchia del mondo. Saulino Credo, o Sofia, che Giove non cossì rigidamente voglia al fine risolvere questa misera sorte di uomini, e non cominciarli a toccar di tal sorte che prima che gli done la final ruina tente se le possa corregere, e facendoli accorgere della sua maldizzione et errore, le provoche a pentimento. Sofia Sì bene; però Giove ha ordinato al giudicio che proceda in quella maniera che ti dico. Vuole che li sieno tolti tutti que’ beni, che hanno acquistati coloro che predicavano, lodavano et insegnavano oprare, e che son stati lasciati et ordinati da color che opravano e confidavano nell’opre, e che sono stabiliti da questi che hanno creduto con quell’opre, beneficii e testamenti farsi grati a’ Dei: e cossì vegnano ad execrare gli frutti ancora di quelli | arbori che procedeno da quel seme tanto odioso a essi. E vegnano a mantenersi, conservarsi, defendersi e nodrirsi solamente da que’ frutti, da que’ redditi e suffragii, li quali appor ¦ tano et hanno apportati loro, e quelli che gli credeno e che approvano e defendono questa opinione. E che non gli sia oltre lecito

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fentlichen Güter vermehren und befestigen, wie es ihre gegensätzlichen Vorläufer taten, oder ob sie mit diesen Vorläufern zugleich auch die Güter zerstreuen, aufteilen und verschlingen; und, indem sie die Werke unterdrücken, auch allen Eifer ersticken, neue einzurichten oder die alten instandzuerhalten. Wenn es an dem ist und sie als solche gefaßt und überführt werden und sich, nachdem sie gewarnt worden sind, als unverbesserlich erweisen und im Trotz verhärten, befiehlt Jupiter dem Urteil unter Androhung seiner Ungnade und des Verlustes jenes Ranges und der hervorragenden Stellung, die es im Himmel einnimmt: es solle sie verjagen, zerstreuen und vernichten; und es verstoße mit jeder nur möglichen Gewalt, mit starkem Arm und allem Eifer auch das bloße Gedächtnis an den Namen dieses gar so verderblichen Samens. Und er fügt hinzu, das Urteil solle allen Geschlechtern der Welt bei Strafe ihres Untergangs kundtun, sie müßten sich zum Dienste an diesem Gerichtsurteil bewaffnen, bis daß Jupiters Beschluß gegen diese Befleckung der Welt im vollen Umfang verwirklicht worden ist. Saulino Ich glaube, o Sofia, Jupiter wird diese elende Sorte von Menschen nicht so unerbittlich gänzlich auflösen wollen und nicht beginnen, sie so anzupacken, vielmehr wird er, bevor er sie der endgültigen Vernichtung zuführt, versuchen, ob er sie bessern und, indem er sie ihren Frevel und Irrtum einsehen läßt, zur reuigen Umkehr bewegen kann. Sofia Ganz recht. Daher hat Jupiter dem Urteil befohlen, es solle auf solche Weise vorgehen, wie ich dir jetzt sagen werde: er will, daß ihnen all die Güter genommen werden, welche diejenigen erworben hatten, die die Werktätigkeit predigten, lobten und lehrten, und welche diejenigen hinterlassen und angeordnet hatten, die werktätig waren und auf die Werke vertrauten, und welche diejenigen eingerichtet hatten, die daran glaubten, sich durch diese Werke, Wohltaten und Vermächtnisse bei den Göttern beliebt zu machen. So sollen sie dann auch die Früchte jener Bäume verstoßen, die aus diesem ihnen so verhaßten Samen hervorgingen. Und sie sollen anfangen, sich ausschließlich von jenen Früchten, Erträgen und Spenden zu verköstigen, zu erhalten, zu verteidigen und zu ernähren, die jene erbringen und erbracht haben, die ihnen glauben und die diese Meinung gutheißen und verteidigen. Und es solle ihnen fürderhin nicht gestattet sein, durch Raub und ge-

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d’occupare con rapina e violenta usurpazione quello che a commune utilitade gli altri con libero e grato animo, per mezi termini contrarii, a contrario fine hanno parturito e seminato. E cossì escano da quelle profanate stanze, e non mangino de quel pane iscomunicato: ma vadano ad abitare in quelle pure et incontaminate case, e si pascano di que’ cibi che mediante la loro riformata legge li sono stati destinati, e novamente prodotti da questi personaggi pii che fanno tanto poco stima de l’opere operate, e solamente per una importuna, vile e stolta fantasia si stimano regi del cielo e figli de li Dei; e più credeno et attribuiscono a una vana, bovina et asinina fiducia, ch’ad un utile, reale e magnanimo effetto. Saulino Sùbito, o Sofia, si vedrà quanto siano atti a guadagnarsi un palmo di terra, questi che sono cossì effusi e prodighi a donar regni de’ cieli: e conoscerassi de quell’altri imperatori del cielo empireo quanto liberalmente de la propria sustanza pascano gli lor Mercurii, che forse per la poca fede che hanno nell’opre di carità, ridurranno in necessità di andar a lavorar i campi o a far altr’arte questi lor celesti messaggieri; che senza altrimente beccarsi il cervello, le assicurano che non so qual giustizia d’un altro è fatta giustizia loro propria: dalla qual purità e giustizia per questo solo vegnano | esclusi, che per sassinii, rapine, violenze et ¦ omicidii ch’abbiano fatti, si sgomentino; e per elemosine, atti di liberalitade, misericordia e giustizia si confideno, si attribuiscano e sperino punto. Sofia Come è possibile, o Saulino, che le conscienze talmente affette possano giamai aver vero amor d’oprar bene, e vera penitenza e timore di commettere qualsivoglia ribaldaria, se per commessi errori vegnono tanto assicurati, e per opre di giustizia son messi in tanta diffidenza? Saulino Tu vedi gli effetti, Sofia per che è cosa vera e certa, come essi sono veri e certi, che quando da qualsivoglia altra professione e fede

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waltsame Aneignung an sich zu reißen, was andere mit großmütigem und dankbarem Sinn, mit Mitteln, die ihnen zuwider, und zu Zielen, die den ihren entgegengesetzt sind, für das Gemeinwohl erzeugt und gesät haben. Und also sollen sie jene entheiligten Hallen verlassen und nicht mehr von jenem entweihten Brot essen; vielmehr sollen sie in jene reinen und unbefleckten Häuser wohnen gehen und sich von jenen Speisen ernähren, die ihnen durch ihr reformiertes Gesetz bestimmt sind und neu von diesen frommen Personen erzeugt wurden, die die gewirkten Werke gar so gering schätzen und sich bloß aufgrund einer dreisten, niederträchtigen und dummen Phantasterei für Himmelskönige und Göttersöhne halten; und die einer eitlen, ochsenmäßigen und eselhaften Zuversicht mehr glauben und zuschreiben als einem nützlichen, wirklichen und großmütigen Wirken. Saulino Da wird man bald sehen, o Sofia, wie die imstande sind, sich eine Handbreit Boden zu verdienen, die so freigiebig und verschwenderisch sind im Vergeben himmlischer Reiche. Und man wird von jenen anderen Beherrschern des Feuerhimmels erfahren, wie freigiebig sie ihre Merkure von der eigenen Substanz ernähren, weil sie vielleicht ob ihres geringen Vertrauens in die Werke der Nächstenliebe diese ihre Himmelsboten nötigen, auf den Feldern zu arbeiten oder ein anderes Gewerbe zu treiben; jene Leute, die ihnen, ohne sich weiter den Kopf zu zerbrechen, zusichern, daß – ich weiß nicht, was für eine – Gerechtigkeit eines anderen zu ihrer eigenen Rechtfertigung geworden ist: Und von dieser Reinheit und Rechtfertigung würden sie lediglich in dem Fall ausgeschlossen, daß sie sich ob ihrer begangenen Morde, Diebstähle, Gewalttaten und Totschläge entsetzen und auf ihre Almosen, Werke der Großmut, Barmherzigkeit und Gerechtigkeit vertrauen, sich im geringsten etwas anrechnen und erhoffen sollten. Sofia Wie ist es möglich, o Saulino, daß so beeinflußte Gewissen je eine wahre Liebe zum Guttun und wahre Reue und Furcht davor haben sollten, jede beliebige Schurkerei zu begehen, wenn sie für begangene Fehltritte in solcher Sicherheit gewiegt und gegen Werke der Gerechtigkeit in solches Mißtrauen versetzt werden? Saulino Du kannst die Wirkungen sehen, Sofia denn es ist ebenso gewiß und wahrhaftig, wie sie selbst wahrhaftig und gewiß sind, daß sobald einer von welchem anderen Glauben und Bekenntnis auch immer

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alcuno si muove a questa, da quel che era già liberale doviene avaro, da quel ch’era mite è fatto insolente, da umile lo vedi superbo, da donator del suo, è rubbator et usurpator de l’altrui; da buono è ipocrita, da sincero è maligno, da semplice è malizioso; da riconoscente di se è arrogantissimo; da abile a qualche bontà e dottrina, è prono ad ogni sorte d’ignoranza e ribaldaria: et in conclusione, da quel che possea esser tristo, è dovenuto pessimo, che non può esser peggiore.

seconda parte del secondo dialogo Sofia Or seguitiamo il proposito quale per l’advenimento di Mercurio ieri ne venne interrotto. Saulino È ben tempo, dopo che è donata la raggione de la collocazione e situazione de buoni numi in loco dove erano quelle bestie, si vegga quali | altri sieno ordinati di succedere al luogo de l’altre; e se vi | 219 piace, non vi sia grave ¦ di farmi sempre intendere la raggione e causa. Eravamo ieri su aver narrato come il padre Giove ha donata ispedizione ad Ercole; però consequentemente per la prima è da vedere che cosa abbia fatto succedere in suo luogo. Sofia Io, o Saulino, ho inteso in verità accaduto in cielo altro che quel tanto che in fantasia, in sogno, in ombra, in spirito di profezia vedde Crantore circa il dibatto de la Ricchezza, Voluptà, Sanità e Fortezza. Perché quando Giove ebbe escluso Ercole da là, subito si mese avanti la Ricchezza e disse: »A me, o padre, conviene questo loco«; a cui rispose Giove: »Per qual caggione?«; e lei: »Anzi mi maraviglio« disse, »che sin tanto abbi differito di collocarmi: e prima che ti ricordassi di me, hai non solo collocate altre dee et altri numi che mi denno cedere, ma oltre hai sostenuto che bisognasse che io da per me medesima venesse ad

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zu diesem übertritt, er aus einem ehedem Freigiebigen zum Geizigen wird, sich aus einem Milden zum Frechen wandelt, statt als Bescheidenen siehst du ihn als Hochmütigen; aus einem Spender des Seinen wird ein Räuber und Aneigner des Fremden, aus einem Guten ein Heuchler, aus einem Ehrlichen ein Boshafter, aus einem Schlichten ein Listiger, aus einem sich selbst Erkennenden ein sich zuhöchst Überhebender, aus einem zu Gutem und Gelehrsamkeit fähigen wird einer, der zu jedweder Ignoranz und Schurkerei bereit ist: und letzten Endes ist er aus einem, der vielleicht schlecht sein konnte, ein so schlimmer Bösewicht geworden, daß er schlimmer nicht mehr werden kann.

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Sofia Nun laßt uns mit dem Thema fortfahren, das gestern durch die Ankunft Merkurs unterbrochen wurde. Saulino Es ist wohl an der Zeit, nachdem der Grund für die Plazierung und Anordnung der guten Gottheiten an den Orten, wo jene Tiere waren, angegeben wurde, zu sehen, welche anderen auf den Platz der anderen Tiere nachrücken; und wenn es Euch recht ist, laßt es Euch nicht verdrießen, mir immer Grund und Ursache kundzutun. Gestern waren wir dabei stehengeblieben, wie Vater Jupiter Herkules entlassen hatte; folglich muß man zuerst sehen, was er auf dessen Platz nachrükken ließ. Sofia Ich habe, o Saulino, am Himmel in Wahrheit noch ganz anderes geschehen sehen, als was Krantor in seiner Phantasie, im Traum, im Schatten, im Geist der Weissagung über den Wettstreit zwischen Reichtum, Lust, Gesundheit und Stärke sah. Denn als Jupiter Herkules von dort ausgeschlossen hatte, trat sogleich der Reichtum hervor und sagte: »Mir, o Vater, gebührt dieser Platz.« Worauf Jupiter antwortete: »Mit welcher Begründung«? Und jener: »Ja, ich wundere mich vielmehr«, so sagte er, »daß du es so lange verschoben hast, mich unterzubringen: Und bevor du dich meiner erinnert hast, hast du nicht bloß andere Göttinnen und Gottheiten hingesetzt, die vor mir weichen müssen, sondern du hast es noch so lange hinausgezögert, bis es nötig wurde, daß ich selbst kam, um Widerspruch einzulegen und vorstel-

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opponermi e presentarmi contra il pregiudizio mio e torto che mi fate«. E Giove rispose: »Dite pur la vostra causa, Ricchezza, perché io non stimo d’averti fatto torto col non darti una de le stanze già proviste, ma ancora credo di non fartene con negarti la presente che è da provedere: e forse ti potrai accorgere di peggio che non ti pensi«; »E che peggio mi può e deve accadere per vostro giudizio, di quel che m’è accaduto?« disse la Ricchezza, »Dimmi con qual raggione m’hai preposta la Veritade, la Prudenza, la Sofia, la Legge, il Giudicio, se io son quella per cui la Veritade si stima, la Prudenza si dispone, la Sofia è preg ¦ giata, la Legge | regna, il Giudicio dispone; e senza me la Verità è vile, la Prudenza è sciagurata, la Sofia è negletta, la Legge è muta, il Giudicio è zoppo: perché io a la prima dono campo, alla seconda do nervo, alla terza lume, a la quarta autoritade, al quinto forza; a tutt’insieme giocundità, bellezza et ornamento, e le libero da fastidii e miserie«. Rispose Momo: »O Ricchezza, tu non dici il vero più che il falso; perché tu oltre sei quella per cui zoppica il Giudizio, la Legge sta in silenzio, la Sofia è calpestrata, la Prudenza è incarcerata e la Verità è depressa: quando ti fai compagna di buggiardi et ignoranti, quando favorisci col braccio de la sorte la pazzia, quando accendi e cattivi gli animi a i piaceri, quando amministri alla violenza, quando resisti a la giustizia. Et appresso, a chi ti possiede non meno apporti fastidio che giocondità, difformità che bellezza, bruttezza che ornamento; e non sei quella che dai fine a fastidii e miserie, ma che le muti e cangi in altra specie. Sì che in opinione sei buona, ma in verità sei più malvaggia; in apparenza sei cara, ma in esistenza sei vile; per fantasia sei utile, ma in effetto sei perniciosissima: atteso che per tuo magistero, quando investisci di te qualche perverso (come per ordinario sempre ti veggio in casa di scelerati, raro vicina ad uomini da bene), là a basso hai fatta la Veritade esclusa fuor de le cittadi a gli deserti, hai rotte le gambe a la Prudenza, hai fatta

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lig zu werden gegen das Vorurteil und die Ungerechtigkeit, womit ihr mich behandelt.« Und Jupiter antwortete: »Tragt nur Euren Fall vor, Reichtum, denn ich denke nicht, daß ich dir Unrecht getan hätte, da ich dir keine der schon vergebenen Wohnungen anwies; und darüber hinaus glaube ich auch nicht, dir Unrecht zu tun, wenn ich dir die gegenwärtig zu vergebende verweigere: Und vielleicht wirst du Schlimmeres zu gewärtigen haben als du denkst.« »Und was kann mir nach eurem Urteil Schlimmeres passieren, als was mir schon passiert ist?« sagte der Reichtum, »sage mir, aus welchem Grund du die Wahrheit, die Klugheit, die Sofia, das Gesetz und das Urteil mir vorgezogen hast, wenn doch ich es bin, um dessen willen die Wahrheit geachtet ist, die Klugheit angewendet wird, die Sofia geschätzt wird, das Gesetz regiert und das Urteil bestimmt? Und ohne mich ist die Wahrheit verächtlich, die Klugheit elend, die Sofia vernachlässigt, das Gesetz stumm und das Urteil lahm. Denn ich gebe der ersten Raum, der zweiten Elan, der dritten Licht, dem vierten Autorität, dem fünften Kraft; und allen zusammen Annehmlichkeit, Schönheit und Zier, und ich befreie sie von Lasten und Nöten.« Darauf entgegnete Momus: »O Reichtum, du sagst nicht mehr an Wahrem als an Falschem; denn darüber hinaus bist du es, um dessen willen das Urteil hinkt, das Gesetz im Schweigen verharrt, die Sofia mit Füßen getreten wird, die Klugheit eingekerkert und die Wahrheit unterdrückt wird: wenn du dich zum Gefährten von Lügnern und Ignoranten machst, wenn du durch den Arm des Schicksals den Irrsinn begünstigst, wenn du die Gemüter zu Vergnügen aufreizt und einfängst, wenn du der Gewalt dienst, wenn du der Gerechtigkeit widerstehst. Und dann bringst du auch noch dem, der dich besitzt, nicht weniger Last als Lust, Häßlichkeit als Schönheit, Befleckung als Zierde; und du bist es nicht, der Last und Elend ein Ende macht, sondern du änderst und wandelst sie in andere Arten um. Daher bist du nach dem Dafürhalten gut, aber in Wahrheit böse; dem Schein nach bist du lieb, aber dem Sein nach gemein; in der Phantasie bist du nützlich, aber in der Wirklichkeit höchst verderblich: denn durch deine Dienste hast du, wenn du irgendeinen Schurken mit dir beglückst (und gewöhnlich sehe ich dich immer im Haus von Bösewichten und selten in der Nähe anständiger Menschen), dort unten die Wahrheit aus den Städten in die Wüsteneien verbannt, der Klugheit die Beine gebrochen, die Sofia

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vergognar la Sofia, hai chiusa la bocca a la Legge, non hai fatto aver ardire al Giudicio, tutti hai resi vilissimi«; »Et in questo, o Momo,« rispose la Ricchezza, »puoi conoscere la mia potestade et eccellenza: che io aprendo e serrando il pugno, e | per comunicarmi o qua o là, fo che questi cinque numi vagliano, possano e facciano, o ver sieno spreggiati, banditi ¦ e ributtati; e per dirla, posso cacciarle al cielo o ne l’inferno«. Qua rispose Giove: »Non vogliamo in cielo et in queste sedie altro che buoni numi: da qua si tolgano que’ che son rei, e quei che o sono più rei che buoni, e quei che indifferentemente son buoni e rei; tra gli quali io penso che sei tu, che sei buona con gli buoni, e pessima con gli scelerati. »Sai, o Giove,« disse la Ricchezza, »che io per me son buona, e non sono per me indifferente o neutra, o d’una et altra maniera, come dici, se non in quanto di me altri bene si vogliano servire o male«. Qua rispose Momo: »Tu dumque, Ricchezza, sei una Dea maneggiabile, servibile, contrattabile, e che non ti governi da te stessa, e che non sei veramente quella che reggi e disponi de altri, ma di cui altri disponeno, e che sei retta da altri: onde sei buona quando altri ti maneggia bene, sei mala quando sei mal guidata: sei dico buona in mano de la Giustizia, della Sofia, della Prudenza, della Religione, della Legge, della Liberalità et altri numi; sei ria se gli contrarii di questi ti maneggiano: come sono la violenza, l’avarizia, l’ignoranza, et altri. Come dumque da per te non sei né buona né ria, cossì credo essere bene (se Giove il consente) che per te non abbi né vergogna né onore; e per consequenza non sii degna d’aver propria stanza, né ad alto tra gli dèi e numi celesti, ne a basso tra gli inferi: ma che eternamente vadi da loco in loco, da regione in regione«. Arrisero tutti gli dèi al dir di Momo; e Giove sentenziò cossì: »Sì che, Ricchezza, quando sei di | Giustizia, abitarai nella stanza della Giustizia; quando sei di Verità, sarai dove è l’eccellenza di quella;

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geschändet, dem Gesetz den Mund verschlossen, das Urteil den Mut verlieren lassen und alle verächtlich gemacht.« »Und daran, o Momus«, antwortete der Reichtum, »kannst du meine Macht und Vortrefflichkeit erkennen: denn wenn ich meine Faust öffne oder schließe und mich hier oder dort mitteile, mache ich, daß diese fünf Gottheiten gelten, können und tun dürfen oder aber mißachtet, verbannt und verworfen werden. Und um es geradeheraus zu sagen, ich kann sie in den Himmel heben oder zur Hölle jagen.« Nun antwortete Jupiter: »Wir wollen an diesem Himmel und auf diesen Sitzen nichts als gute Götter: Von hier sollen die Bösen entfernt werden und diejenigen, die mehr böse als gut sind, und die indifferent sowohl gut wie böse sind; unter diesen bist, denke ich, du, der du gut bei den Guten und äußerst schlimm bei den Übeltätern bist.« »Du weißt, o Jupiter«, sagte der Reichtum, »daß ich für mich gut bin und für meinen Teil nicht indifferent oder neutral bin oder von der einen oder anderen Art, wie du sagst, außer sofern sich andere meiner gut oder schlecht bedienen wollen.« Hier antwortete Momus: »Also bist du, Reichtum, ein lenkbarer, dienstbarer und verfügbarer Gott und regierst dich nicht selbst und bist es nicht wirklich, der andere beherrscht und über sie verfügt, sondern einer, über den andere verfügen und herrschen: daher bist du gut, wenn dich ein anderer gut handhabt, und schlecht, wenn du schlecht gelenkt wirst. Du bist, sage ich, gut in der Hand der Gerechtigkeit, der Sofia, der Klugheit, der Religion, des Gesetzes, der Freigiebigkeit und anderer Gottheiten; du bist böse, wenn dich ihre Gegensätze handhaben, wie die Gewalt, die Habgier, die Unwissenheit und andere. Wie du also für dich genommen weder gut noch schlecht bist, glaube ich, daß es gut sein wird (wenn Jupiter dem zustimmt), daß du für dich weder Schmach noch Ehre haben sollst: und folglich sollst du nicht würdig sein, eine eigene Wohnung zu haben, nicht in der Höhe unter den himmlischen Göttern und Gottheiten, noch in der Tiefe bei den Unterirdischen, sondern daß du ewig von Ort zu Ort, von Region zu Region wandern sollst.« Alle Götter lächelten den Worten des Momus Zustimmung; und Jupiter verfügte so: »Also sollst du, Reichtum, wenn du Reichtum an Gerechtigkeit bist, in der Stätte der Gerechtigkeit wohnen; wenn an Wahrheit, sollst du dort sein, wo ihre Vortrefflichkeit ist; wenn an Weisheit und Sofia, wirst du

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quando sei di Sapienza e Sofia, sederai nel solio suo; quando di voluttuarii piaceri, ¦ tròvati là dove sono; quando d’oro et argento, allora ti caccia ne le borse e casce; quando di vino, oglio e frumento, và ficcate ne le cantine e magazini; quando di pecore, capre e buovi, và a pascolar con essi e posa ne gli greggi et armenti«. Cossì Giove l’impose quello che deve fare quando si trova con gli pazzi, e come si deve comportare quando è in casa di sapienti; in che modo per l’avenire perseverar debba a far come per il passato (forse per che non si può far altro), di farsi in certo modo facilmente trovare et in certo modo difficilmente. Ma quella raggione e modo non la fece intendere a molti; se non che Momo alzò la voce, e gli ne die’ un’altra, se non fu quella medesima via, cioè: »Nessuno ti possa trovare senza che prima si sia pentito d’aver avuto buona mente e sano cervello«. Credo che volesse dire che bisogna perdere la considerazione et il giudicio di prudenza, non pensando mai all’incertezza et infidelità de tempi, non avendo riguardo alla dubia et instabile promessa del mare, non credere a cielo, non guardar a giustizia o a ingiustizia, a onore o vergogna, a bonaccia o tempesta: ma tutto si commetta a la fortuna; »E che ti guardi di farti mai domestica di quei che con troppo giudicio ti cercano; e color meno ti veggano che con più tendicoli, lacci e reti di providenza ti perseguitano; ma per l’ordinario và dove son gli più insensati, pazzi, stracurati e stolti: et in conclusione quando sei ¦ in terra, guàrdati da’ più savii come dal fuoco; | e cossì sempre accòstati e fatti familiare a gente semibestiali, e tieni sempre la medesima regola che tiene la fortuna«. Saulino È ordinario, o Sofia, che gli più savii non son gli più ricchi: o perché si contentano di poco, e quel poco stimano assai se è sufficiente a la vita; o per altre cause, che forse mentre sono attenti a imprese più degne, non troppo vanno vagando qua e là per incontrarsi a uno di questi numi che son le ricchezze o la fortuna. Ma séguita il tuo raggionamento.

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an ihrer Schwelle sitzen; wenn an lüsternen Vergnügen, finde dich dort ein, wo sie sind; wenn an Gold und Silber, dann verkrieche dich in Beutel und Kassen; wenn an Wein, Öl und Getreide, scher dich in Keller und Scheunen; wenn an Schafen, Ziegen und Rindern, dann geh und weide mit ihnen und geselle dich zu den Herden von Groß- und Kleinvieh.« Ebenso erlegte Jupiter ihm auf, was er zu tun habe, wenn er mit Verrückten zusammen sei, und wie er sich im Hause der Weisen zu benehmen habe; und auf welche Weise er in Zukunft fortfahren solle zu tun, wie er in der Vergangenheit getan, sich (vielleicht weil es nicht anders geht) auf gewisse Weise leicht finden zu lassen und auf gewisse Weise schwer. Doch gab er diese Regel und diese Weise nicht vielen kund; aber Momus erhob die Stimme und schickte den Reichtum auf einen anderen Weg, falls es nicht derselbe sein sollte, nämlich: »Keiner soll dich finden können, wenn er nicht zuvor bereut, einen guten Verstand und ein gesundes Gehirn besessen zu haben.« Ich glaube, er wollte sagen, daß man die Überlegung und das Urteil der Klugheit einbüßen müsse und niemals an die Unsicherheit und Unzuverlässigkeit der Zeiten denken, die zweifelhafte und schwankende Verheißung des Meeres nicht betrachten, dem Himmel nicht glauben, nicht auf Recht oder Unrecht, Ehre oder Schande, Schönwetter oder Sturm achten, sondern alles dem Glück anheimstellen. »Und hüte dich davor, dich je mit denen einzulassen, die dich mit allzuviel gesundem Urteil suchen; und die sollen dich am wenigsten zu sehen bekommen, die dir mit den meisten Schlingen, Fesseln und Netzen der Vorausschau nachstellen; sondern gehe für gewöhnlich dorthin, wo die unvernünftigsten, verrücktesten, leichtsinnigsten und dümmsten Leute sind: Und schließlich, wenn du auf Erden bist, hüte dich vor den Wissenderen wie vor dem Feuer; und nähere und befreunde dich also den halbtierischen Leuten, und halte immer dieselbe Regel ein, an die sich das Glück hält.« Saulino Es ist gewöhnlich so, o Sofia, daß die Weisesten nicht die Reichsten sind: entweder weil sie sich mit Wenigem begnügen und das Wenige für genügend halten, wenn es für das Leben reicht; oder aus anderen Gründen, weil sie vielleicht, während sie mit würdigeren Unternehmen befaßt sind, nicht allzusehr hierhin und dorthin schweifen, um einer solchen Gottheit zu begegnen, wie die Reichtümer oder das Glück sind. Aber fahre in deiner Erzählung fort.

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Sofia Non sì tosto la Povertà vedde la Ricchezza sua nemica, esclusa, che con una più che povera grazia si fece innante; e disse che per quella raggione che facea la Ricchezza indegna di quel loco, lei ne dovea essere stimata degnissima, per esser contraria a colei. A cui rispose Momo: »Povertà, Povertà, tu non sareste al tutto povertà, se non fussi ancora povera d’argumenti, sillogismi e buone consequenze. Non per questo (o misera) che siete contrarie, séguita che tu debbi essere investita di quello che lei è dispogliata o priva, e tu debbi essere quel tanto che lei non è: come verbigrazia (poi che bisogna donartelo ad intendere con essempio) tu devi essere Giove e Momo, perché lei non è Giove né Momo: et in conclusione ciò che si niega di quella, debba essere affirmato di te: perché quelli che son più ricchi de dialettica che tu non sei, sanno che li contrarii non son medesimi con positivi e privativi, ¦ contradittorii, varii, differenti, altri, divisi, distinti e diversi. Sanno ancora che per raggione di contrarietà séguita che non possiate essere insieme | in un loco; ma non che dove non è quella, e non può esser quella, sii | 229 tu, o possi esser tu«. Qua risero tutti li Dei, quando veddero Momo voler insegnar logica a la Povertà; et è rimasto questo proverbio in cielo: »Momo è maestro de la Povertà«, o ver: »Momo insegna dialettica a la Povertà«. E questo lo dicono quando vogliono delleggiar qualche fatto scontrafatto. »Che dumque ti par che si debba far di me, o Momo?« disse la Povertà, »determina presto, perché io non sono sì ricca di paroli e concetti, che possa disputar con Momo; né sì copiosa d’ingegno, che possa molto imparar da lui«. All’ora Momo dimandò a Giove per quella volta licenza, se voleva che determinasse. A cui Giove: »Ancora mi burli, o Momo, che hai tanta licenza che sei più licenzioso (volsi dir licenziato) tu solo che tutti gli altri? dona pur sicuro la sentenza a costei: per che se la sarà buona, l’approvaremo«. All’ora Momo disse: »Mi par congruo e condigno ch’ancor questa se la vada spasseggiando per quelle piazze, nelle quali si vede andar circumforando la Ricchezza, e

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Sofia Kaum sah die Armut den Reichtum, ihren Feind, ausgeschlossen, da trat sie schon mit mehr als armseliger Anmut vor; und sie sagte, daß aus dem Grund, der den Reichtum dieses Platzes unwürdig sein ließ, sie als dessen am würdigsten erachtet werden müsse, da sie dessen Gegenteil sei. Darauf entgegnete Momus: »Armut, Armut, du wärest nicht gänzlich Armut, wenn du nicht auch an Argumenten, Syllogismen und guten Konsequenzen arm wärest. Weil ihr einander entgegengesetzt seid, o Elende, folgt daraus noch lange nicht, daß du mit dem ausgestattet werden mußt, dessen er entblößt oder beraubt wird, und daß du all das sein mußt, was er nicht ist: etwa daß du zum Beispiel (denn man muß es dir mit einem Beispiel verständlich machen) Jupiter oder Momus sein müßtest, weil er weder Jupiter noch Momus ist, und folglich was von ihm negiert wird, von dir ausgesagt werden müßte. Denn jene, die reicher an Dialektik sind als du, wissen, daß konträr entgegengesetzt nicht dasselbe ist wie positiv und privativ, kontradiktorisch, variierend, differierend, anders, unterteilt, distinkt und divergierend. Sie wissen auch, daß nach dem Gesetz des Gegensatzes folgt, daß ihr nicht zusammen an einem Ort sein könnt; aber nicht etwa, daß du dort sein müßtest oder könntest, wo er nicht ist und nicht sein kann.« Da lachten alle Götter, als sie sahen, daß Momus die Armut Logik lehren wollte; und es ist im Himmel als Sprichwort geblieben: »Momus ist der Schulmeister der Armut« oder: »Momus lehrt die Armut Dialektik«. Und sie sagen das, wenn sie sich über etwas lustig machen wollen, was schiefgehen muß. »Was glaubst du also, was man mit mir machen soll, o Momus?« sagte die Armut, »Entscheide schnell, denn ich bin nicht so reich an Worten und Begriffen, daß ich mit Momus streiten könnte, noch so gut mit Verstand ausgestattet, daß ich viel von ihm lernen könnte.« Da bat Momus Jupiter für diesmal um Erlaubnis und Vollmacht, wenn er hier entscheiden solle. Darauf Jupiter: »Machst du dich wieder über mich lustig, Momus, der du so vollmächtig bist, daß du dir allein mehr erlaubst – ich wollte sagen: so bevollmächtigt, daß dir allein mehr erlaubt ist als allen anderen zusammen? Gib ihr nur ruhig den Urteilspruch, denn wenn er gut ist, werden wir ihn bestätigen.« Da sagte Momus: »Es scheint mir stimmig und angemessen, daß auch diese über jene Plätze spazieren gehe, wo man den Reichtum sich herumtreiben sieht, und durch dieselben Lande laufe und umlaufe,

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corra e discorra, vada e vegna per le medesime campagne: perché (come vogliono gli canoni del raziocinio) per raggione di cotai contrarii, questa non deve entrare se non là onde quella fugge, e non succedere se¦ non là d’onde quella si parte; e quella non deve succedere et entrare se non là d’onde questa si parte e fugge; e sempre l’una sia a le spalli de l’altra, e l’una doni la spinta a l’altra, non toccandosi mai da faccia a faccia: ma dove l’una ha il petto, l’altra abbia il tergo: come se giocassero (come facciamo noi tal volta) al giuoco de la rota del scarpone«. | Saulino Che disse sopra di questo Giove con gli altri? Sofia Tutti confirmaro e ratificaro la sentenza. Saulino La Povertà che disse? Sofia Disse: »Non mi par cosa degna, o Dei (se pur il mio parer ha luogo, e non sono a fatto priva di giudicio), che la condizion mia debba essere al tutto simile a quella de la Ricchezza«. A cui rispose Momo: »Da l’antecedente, che versate nel medesimo teatro e rapresentate la medesima tragedia o comedia, non devi tirar questa consequenza, che vengate ad essere di medesima condizione: Quia contraria versantur circa idem«; »Vedo, o Momo, disse la Povertà, che tu ti burli di me; che anco tu, che fai professione de dir il vero e parlar ingenuamente, mi dispreggi: e questo non mi par che sia il tuo dovero, perché la Povertà è più degnamente difesa tal volta, anzi il più de le volte, che la Ricchezza«; »Che vuoi che ti faccia« rispose Momo, »se tu sei povera a fatto a fatto? la Povertà non è degna de difensione se è povera di giudizio, di raggione, di meriti e di sillogismi, come sei tu che m’hai ¦ ridutto a parlar ancor per le regole analittiche delli Priori e Posteriori d’Aristotele«. Saulino Che cosa me dici, Sofia? dumque li Dei prendeno qualche volta Aristotele in mano? studiano verbigrazia ne gli filosofi? Sofia Non ti dirò di vantaggio di quel ch’è su la Pippa, la Nanna, l’Antonia, il Burchiello, l’Ancroia, et un altro libro che non si sa, ma è in

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komme und gehe. Denn sie darf, wie der Kanon des richtigen Schließens es vorschreibt, nach der Regel dieser konträren Gegensätzlichkeit nirgendwo eintreten, außer dort, woher jener flüchtet und nirgendwohin nachrücken, außer dorthin, woher jener abzieht; und jener darf nicht nachrücken und eintreten, außer dort, woher diese abzieht und flieht; und immer soll eines dem anderen auf den Fersen sein und eines das andere weiterdrängen, ohne daß sie sich je von Angesicht zu Angesicht berühren, sondern wo das eine die Brust hat, soll das andere den Rücken haben, als spielten sie (wie wir das bisweilen tun) das Spiel ›die Reise nach Jerusalem‹.« Saulino Was sagten Jupiter und die anderen dazu? Sofia Alle bestätigten und ratifizierten das Urteil. Saulino Und die Armut, was sagte sie? Sofia Sie sagte: »Es scheint mir nicht angebracht, o Götter (wenn auch meine Ansicht gehört wird und ich nicht ganz ohne Urteil bin), daß meine Lage in allem der des Reichtums gleichen sollte.« Darauf antwortete Momus: »Aus dem Vordersatz, daß ihr im selben Theater auftreten und dieselbe Tragödie oder Komödie spielt, mußt du nicht den Schluß ziehen, daß ihr in die nämliche Lage gebracht werden sollt: Quia contaria versantur circa idem.« »Ich sehe, o Momus«, sagte die Armut, »daß du dich über mich lustig machst; daß auch du, der du vorgibst, die Wahrheit zu sagen und offen zu sprechen, mich verachtest: Und mir scheint, daß dies nicht deiner Pflicht gemäß ist, denn es schickt sich manchmal (oder vielmehr meistens) besser, die Armut zu verteidigen als den Reichtum.« »Was willst du, daß ich da machen soll«, antwortete Momus, »wenn du wirklich ganz und gar arm bist? Die Armut ist nicht wert, verteidigt zu werden, wenn sie arm an Urteil, an Vernunft, an Verdiensten und an Syllogismen ist, wie du es bist, die mich sogar noch dazu gebracht hat, vermittels der analytischen Regeln der Priora und Posteriora des Aristoteles zu sprechen.« Saulino Was sagst du mir da, Sofia? Also nehmen die Götter manchmal Aristoteles zur Hand? Studieren sie sozusagen die Philosophen? Sofia Und ich will dir nicht noch mehr erzählen, was etwa die Pippa, Nanna und Antonia angeht, den Burchiello, die Ancroia und noch so ein anderes Buch, von dem man es nicht genau weiß und die Frage of-

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questione, s’è | di Ovidio o Virgilio, et io non me ne ricordo il nome, et altri simili. Saulino E pur adesso trattano cose tanto gravi e seriose? Sofia E ti par che quelle non son seriose? non son gravi? Saulino, se tu fussi più filosofo, dico più accorto, credereste che non è lezzione non è libro che non sia essaminato da dèi, e che se non è a fatto senza sale non sia maneggiato da dèi; e che se non è tutto balordesco non sia approvato, e messo con le catene nella biblioteca commune: ¦ perché pigliano piacere nella moltiforme representazione di tutte cose, e frutti moltiformi de tutti ingegni; perché loro si compiaceno in tutte le cose che sono, e tutte le representazioni che si fanno, non meno che essi hanno cura che sieno, e donano ordine e permissione che si facciano. E pensa ch’il giudicio de gli dèi è altro che il nostro commune; e non tutto quello che è peccato a noi e secondo noi, è peccato a essi e secondo essi. Que’ libri certo cossì, come le teologie, non denno esser communi a gli uomini ignoranti, che medesimi sono scelerati, perché ne ricevono mala instituzione. Saulino Or non son libri fatti da uomini di mala fama, disonesti e dissoluti, e forse a mal fine? Sofia È vero, ma non sono senza la sua instituzione e frutti della cognizione de chi scrive, come scrive, perché et onde scrive, di che parla, come ne parla, come s’inganna lui, come gli altri s’ingannano di lui, come si declina e come s’inclina a uno affetto virtuoso e vizioso, come si muove il riso, il fastidio, | il piacere, la nausea; et in tutto è sapienza e providenza: et in ogni cosa è ogni cosa, e massime è l’uno dove e l’altro contrario, e questo massime si cava da quello. Saulino Or torniamo al proposito donde ne ha divertiti il nome d’Aristotele e la fama de la Pippa. Come fu ¦ licenziata la Povertà da Giove dopo che era sì schernita da Momo?

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fen bleibt, ob es von Ovid oder Vergil ist, und an dessen Titel ich mich nicht erinnere, und noch andere so ähnliche. Saulino Und doch besprechen sie jetzt so gewichtige und ernsthafte Dinge? Sofia Und du glaubst, jene seien nicht ernsthaft? Nicht gewichtig? Saulino, wärest du mehr Philosoph, will sagen, gewitzter, dann würdest du glauben, daß es keine Lektüre und kein Buch gibt, das nicht von den Göttern geprüft wird und das, wenn es nicht ganz salzlos ist, nicht von den Göttern zur Hand genommen wird und, wenn es nicht ganz blöde ist, nicht approbiert und in der allgemeinen Bibliothek an die Kette gelegt wird. Denn sie haben Vergnügen an der vielförmigen Darstellung aller Dinge und an den vielförmigen Früchten aller Geister; denn sie erfreuen sich an allen Dingen, die da sind, und an allen Darstellungen, die gemacht werden, ebenso, wie sie auch dafür sorgen, daß sie sind, und Befehl und Erlaubnis geben, daß sie gemacht werden. Und denke daran, daß das Urteil der Götter anders ist als unser gewöhnliches; und nicht alles, was für uns und unserer Meinung nach Sünde ist, ist auch Sünde ist für sie und nach ihrer Meinung. Gewiß dürfen diese Bücher ebensowenig wie Theologien unter unwissenden Menschen verbreitet werden, die zugleich auch zu Verbrechen neigen, denn diese lernen Schlechtes daraus. Saulino Sind das etwa nicht Bücher, die von Männern von üblem Ruf verfaßt worden sind, schamlos und unanständig und vielleicht gar zu schlechtem Zweck? Sofia Das ist wahr, aber es fehlt ihnen nicht an Lehren und Früchten der Erkenntnisse darüber, wer schreibt, wie er schreibt, warum und weshalb er schreibt, wovon er spricht, wie er davon spricht, wie er sich täuscht, wie sich die anderen über ihn täuschen, wie man sich einem tugendhaften oder lasterhaften Drang zuneigt oder abneigt, wie sich das Lachen, der Verdruß, das Vergnügen, der Abscheu regt. Und in allem ist Weisheit und Vorsehung: Und in jedem Ding ist jedes Ding und am allermeisten ist der eine Gegensatz dort, wo der andere ist, und wird zuallermeist aus ihm herausgeholt. Saulino Kehren wir nun zum Thema zurück, von dem uns der Name des Aristoteles und der Ruf der Pippa abschweifen ließen. Wie wurde die Armut von Jupiter verabschiedet, nachdem sie von Momus so verhöhnt worden war?

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Sofia Io non voglio referir tutti gli ridicoli propositi che passaro tra quello e colei, la quale non meno momezzava di Momo, che di essa seppe momezzar colui. Dechiarò Giove, che questa abbia di privileggii e prorogative, che non ha quella in queste cose qua a basso. Saulino Dite le cose che sono. Sofia »Voglio« disse il padre, »in prima che tu Povertà sii oculata e sappi ritornar facilmente là d’onde tal volta ti partiste; e discacciar con maggior possa la Ricchezza, che per il contrario tu vegni scacciata da quella, la qual voglio che sia perpetuamente cieca. Appresso voglio che tu Povertà sii alata, destra, et ispedita per le piume, che son fatte d’aquila o avoltore; ma ne li piedi voglio che sii come un vecchio bove che tira il grave aratro che profonda ne le vene de la terra: e la Ricchezza per il contrario abbia l’ali tarde e gravi, accomodandosi quelle d’un’occa o cigno; ma gli piedi sieno di velocissimo corsiero o cervio, a fine che quando lei fugge da qualche parte adoprando gli piedi, tu con il batter de l’ali vi ti facci presente; et onde tu con opra de le ali tue disloggi, quella possa succedere | con l’uso di suoi piedi: di maniera che con | 237 quella medesima prestezza che da lei sarai fuggita o perseguitata, tu vegni a perseguitarla e fuggirla.« Saulino Perché non le fa o ambe due bene in piuma, ¦ o ambe due bene in piedi, se niente meno si potrebbono accordare di perseguitarsi e fuggirsi, o tardi o presto? Sofia Perché andando la Ricchezza sempre carca, viene per la soma a impacciar alcunamente l’ali; e la Povertà andando sempre discalza, facilmente per ruvidi camini viene ad essere offesa negli piedi: però questa in vano arrebe le piante e quella le piume veloci. Saulino Questa risoluzione mi contenta. Or séguita. Sofia Oltre vuole che la Povertà massimamente séguite la Ricchezza, e sia fuggita da quella quando si versa nelli palaggi terreni, et in quelle stanze nelle quali ha il suo imperio la Fortuna: »ma all’or che ella s’appiglia a cose alte e rimosse dalla rabbia del tempo e di quell’altra cieca, non voglio che abbi tanto ardire o forza d’assalir per farla fuggire e tòr-

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Sofia Ich will nicht alle lächerlichen Einwürfe nacherzählen, die zwischen ihm und ihr hin und hergingen, da sie ihm nicht weniger den Momus spielte, als er ihn ihr zu spielen wußte. Jupiter erklärte, daß die Armut Privilegien und Vorteile haben solle, wie der Reichtum sie in den Angelegenheiten hienieden nicht hat. Saulino Sagt, was für welche? Sofia »Ich will«, sagte der Vater, »erstens, daß du, Armut, deine Augen offen hast und leicht dorthin zurückzukehren weißt, woher du einmal weggegangen bist; und daß du den Reichtum mit größerer Kraft vertreiben kannst, als du deinerseits von ihm vertrieben wirst, der nach meinem Willen auf ewig blind sein soll. Dann will ich, daß du, Armut, beschwingt, geschickt und schnell sein sollst durch Flügel aus Adlerund Geierfedern; aber an den Füßen sollst du nach meinem Willen einem alten Ochsen gleichen, der den schweren, tief in die Adern der Erde versinkenden Pflug zieht. Und der Reichtum soll dagegen langsame und schwere Flügel haben und sie sich von einer Gans oder einem Schwan anpassen; aber die Füße seien die des schnellsten Rennpferdes oder Hirsches, damit, wenn er seine Füße bewegend irgendwoher flieht, du dich mit dem Flügelschlag einstellst; und woher du, deine Flügel regend, abziehst, er, seine Füße brauchend, nachrücken kann. So daß du mit derselben Schnelligkeit, mit der er dich flieht oder verfolgt, auch ihn verfolgen und fliehen kannst.« Saulino Warum macht er nicht beide gut zu Flügel oder beide gut zu Fuß, da sie sich doch dann einander nicht weniger gut anpassen könnten in langsamer oder schneller gegenseitiger Verfolgung oder Flucht? Sofia Weil der Reichtum immer beladen geht, kommt es, daß er mit der Fracht die Flügel ziemlich behindert; und da die Armut immer barfuß geht, könnte sie sich auf den rauhen Pfaden leicht an den Füßen verletzen: also hätte er umsonst schnelle Flügel und sie schnelle Füße. Saulino Diese Lösung gefällt mir. Nun weiter. Sofia Außerdem will er, daß die Armut den Reichtum vor allem verfolge und von ihm geflohen werde, wenn sie in den irdischen Palästen umgehen und in jenen Räumen, wo Fortuna ihr Reich hat: »Aber wenn er sich an hohe, dem Wüten der Zeit und dieser Blinden da entrückte Dinge hängt, dann will ich, daß du nicht so viel Angriffslust und Stoßkraft haben sollst, ihn zu vertreiben und von seinem Platz zu verdrän-

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gli il loco. Perché non voglio che facilmente si parta da là dove con tanta difficultade e dignitade bisogna pervenire; e cossì per a l’incontro abbi tu quella fermezza nelle cose inferiori, che lei può avere nelle superiori«. »Anzi« soggionse Giove, »voglio che in certo modo in voi vegna ad essere una certa concordia d’una non leggiera sorte, ma di grandissima importanza; a fin che non pensi che con esser bandita dal cielo vegni più relegata ne | l’inferno, che per il contrario, con esser tolta da l’inferno, vegni collocata in cielo: di maniera che la condizion de la Ricchezza, la quale ho detta, vegna incomparabilmente meglior che la tua. Però voglio che tanto si manche che l’una discacce l’altra dal loco del suo maggior domìno, che più tosto l’una si mantegna e fomente per l’altra, di maniera che tra voi sia strettissima amicizia e familiaritade.« Saulino Fatemi presto intendere come sia questo. Sofia Disse Giove soggiongendo a quel ch’avea detto: ¦ »Tu Povertà, quando sarai di cose inferiori potrai esser gionta, alligata e stretta alla Ricchezza di cose superiori, quanto mai la tua contraria Ricchezza di cose inferiori esser possa; perché con questa nessuno che e savio e vuole sapere, stimarà giamai posser aggiongersi a cose grandi: atteso che alla filosofia donano impedimento le ricchezze, e la Povertade porge camino sicuro et ispedito; essendo che non può essere la contemplazione, ove è circonstante la turba di molti servi, dove è importuna la moltitudine di debitori e creditori, computi di mercanti, raggioni di villici, la pastura di tante pancie mal avezze, l’insidie di tanti ladroni, occhii de avidi tiranni, et exazzioni de infidi ministri: di maniera che nessuno può gustar che cosa sia tranquillità di spirito se non è povero o simile al povero. Appresso voglio che sia grande colui che ne la povertà è ricco, perché si contenta; e sia vile e servo colui che ne le ricchezze è povero, perché non è sazio. Tu sarai sicura e tranquilla; lei turbida, sollecita, suspetta et inquieta; tu sarai più grande e | magnifica dispreggiandola, che esser mai possa lei riputandosi e stimandosi. A te per isbramarti

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gen. Denn ich will nicht, daß er von dort gar so leicht weiche, wohin man mit so vielen Schwierigkeiten und Verdiensten gelangen muß; und also sollst du dagegen hinsichtlich niedrigerer Dinge jene Beharrlichkeit haben, wie er sie hinsichtlich der höheren haben darf. Ja, ich will sogar«, fügte Jupiter hinzu, »daß zwischen euch gewissermaßen eine Art Eintracht bestehe, nicht leichtfertiger Art, sondern von größter Bedeutung, damit du nicht etwa glaubst, daß du öfter aus dem Himmel verbannt und in die Hölle gesperrt werden sollst als, im Gegenteil, aus der Hölle geholt und in den Himmel versetzt, so daß die Lage des Reichtums, von der ich eben gesprochen habe, unvergleichlich besser wäre als die deine. Deshalb will ich, daß eines von euch das andere keineswegs aus dem Bereich seiner größten Herrschaft vertreiben soll, sondern daß sich vielmehr das eine durch das andere aufrechterhalte und von ihm gestärkt werde, so daß zwischen euch eine engste Freundschaft und Vertrautheit herrschen soll.« Saulino Erklärt mir rasch, wie das sein kann. Sofia Jupiter sagte, das Gesagte ergänzend: »Du, Armut, wenn du Armut an niedrigeren Dingen bist, kannst mit dem Reichtum an höheren Dingen vereint, verbunden und ihm so nahe sein, wie der dir entgegengesetzte Reichtum an niedrigeren Dingen niemals sein kann; denn keiner, der weise ist und wissen will, soll glauben, sich mit diesem noch großen Dingen widmen zu können. Reichtümer behindern nämlich die Philosophie, und die Armut bietet ihr einen sicheren und schnellen Weg; kann es doch dort keine Kontemplation geben, wo ein großer Haufen von Dienern herumsteht, wo die Menge an Schuldnern und Gläubigern lästig fällt, die Rechnungen der Kaufleute, die Verhandlungen mit Bauern, das Ernähren so vieler verwöhnter Bäuche, die Nachstellungen so vieler Räuber, die Augen gieriger Tyrannen und die Erpressungen ungetreuer Verwalter; daß also niemand schmecken kann, was Seelenruhe ist, wenn er nicht arm oder einem Armen ähnlich ist. Dann will ich noch, daß der groß sein soll, der in der Armut reich ist, weil er sich begnügt; und niedrig und sklavisch der, wer im Reichtum arm ist, weil er nicht gesättigt ist. Du wirst sicher und ruhig sein; der Reichtum aufgeregt, geschäftig, mißtrauisch und ruhelos; du wirst größer und herrlicher sein, wenn du ihn verachtest, als er je sein kann, wenn er sich rühmt und viel auf sich hält. Ich will, daß dir allein der

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voglio che baste la sola opinione; ma per far lei satolla non voglio che sia sufficiente tutta la possessione de le cose. Voglio che tu sii più grande con togliere dalle cuppiditadi, che non possa esser quella con aggiongere alle possessioni. A te voglio che siano aperti gli amici, a quella occolti gli nemici. Tu con la legge della natura voglio che sie ricca, quella con tutti studi et industrie civili poverissima: perché non colui che ha poco, ma quello che molto desidera è veramente povero. A te (se strengerai il sacco ¦ della cupidità) il necessario sarà assai, e poco sarà bastante; et a lei niente baste, benché ogni cosa con le spalancate braccia apprenda. Tu chiudendo il desiderio tuo potrai contendere de la felicità con Giove; quella amplificando le fimbrie de la concupiscenza, più e più si sommerga al baratro de le miserie«. Conchiuso ch’ebbe Giove l’espedizione di costei, contentissima chiese licenza di far il suo camino; e la Ricchezza fece segno di volersi un’altra volta accostar per sollicitar il conseglio con qualche nuova proposta; ma non gli fu lecito di giongere più paroli: »Via, via,« li disse Momo, »non odi quanti ti chiamano, ti cridano, ti priegano, ti sacrificano, ti piangono, e con sì gran voti e stridi (che ormai hanno tutti noi altri assorditi) ti appellano; e tu ti vai tanto trattenendo e strafuggendo per queste parti? và via presto a la mal’ora se non ti piace andar a la buona«; »Non t’impacciar di questo, o Momo« li disse il padre Giove, »lascia che si parta e vada quando gli pare e piace«; »E la mi par in vero« disse Momo, »cosa degna di compassione et | una specie d’ingiustizia, a riguardo de chi non vi provede e puote, che questa meno vada a chi più la chiama e richiama, et a chi più la merita, meno s’accosta«. »Voglio« disse Giove, »quel che vuole il fato …« Saulino »Fanne altrimente«, dovea dire Momo. Sofia »… Io voglio ch’al rispetto de le cose là basso questa sia sorda: e che giamai per esser chiamata, risponda o vegna; ma guidata più da la sorte e la fortuna, vada a la cieca et a tastoni ad comunicarsi a colui che

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Ruf genüge, dich zufriedenzustellen; um aber ihn sattzumachen, will ich, daß aller Besitz der Dinge nicht genügen solle. Ich will, daß du im Entfernen der Begierde größer sein sollst als er im Vermehren des Besitzes sein kann. Ich will, daß dir die Freunde offenkundig und daß ihm die Feinde verborgen seien. Ich will, daß du mit dem Gesetz der Natur reich bist und er mit allem zivilisierten Studium und Handwerksfleiß bettelarm: denn wirklich arm ist nicht, wer wenig hat, sondern wer viel begehrt. Für dich wird (wenn du den Beutel der Gier zuschnürst) das Notwendige reichlich sein und weniges genügend; ihm aber genüge nichts, wiewohl er jedes Ding mit weit offenen Armen an sich rafft. Du kannst, wenn du deine Begehrlichkeit einschließt, mit Jupiter an Glückseligkeit wetteifern; er versinkt, indem er die Säume der Begierde erweitert, immer mehr im Abgrund des Elends.« Nachdem Jupiter ihre Abfertigung beendet hatte, bat die Armut hochzufrieden um Erlaubnis, sich auf ihren Weg zu machen; und der Reichtum machte Anstalten, sich abermals vorzudrängen, um das Konzil mit irgendeinem neuen Antrag zu belästigen. Aber es wurde ihm nicht erlaubt, noch einmal zu Worte zu kommen: »Fort, fort«, sagte Momus zu ihm, »hörst du nicht, wieviele dich rufen, zu dir schreien, dich bitten, dir opfern, vor dir weinen und sich mit so lauten Zurufen und Geschrei an dich wenden, daß sie uns andere schon alle betäubt haben – und du hältst dich hier schon so lange auf und verbirgst dich? Mach geschwind, daß du wegkommst, und geh zum Teufel, wenn du nicht mit Gott gehen willst.« »Misch dich da nicht ein, o Momus«, sagte Vater Jupiter zu ihm, »laß ihn scheiden und gehen, wann immer es ihm paßt und gefällt.« »Und es scheint mir wirklich«, sagte Momus, »ein bedauernswertes Ding und eine Art Ungerechtigkeit gegenüber denen, die nichts voraussehen und vermögen, daß der Reichtum am seltensten zu denen geht, die ihn am meisten rufen und zurückrufen, und sich am seltensten zu denen gesellt, die ihn am meisten verdient hätten.« »Ich will, was das Verhängnis will«, sagte Jupiter … Saulino »Mach’s anders, wenn du kannst«, müßte Momus da sagen. Sofia … »Ich will, daß der Reichtum hinsichtlich der Angelegenheiten dort unten taub sein soll und nie antworte oder komme, wenn er gerufen wird. Er soll vielmehr, vom Schicksal und von der Fortuna geleitet, blind vorantastend gehen, sich dem mitzuteilen, der ihm zufällig

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verrà a rancontrarsegli tra la moltitudine«. »Quindi averrà« ¦ disse Saturno, »che si comunicarà più presto ad uno de gran poltroni e forfanti, il numero de quali è come l’arena, che ad alcuno che sia mediocremente uomo da bene: e più tosto ad uno di questi mediocri che sono assai, che ad uno de più principali che son pochissimi; e forse mai, anzi certamente mai a colui che è più meritevole che gli altri, et unico individuo«. Saulino Che disse Giove a questo? Sofia »Cossì bisogna che sia; è donata dal fato questa condizione a la Povertà, che la sia chiamata con desiderio da rarissimi e pochissimi: ma che ella si comuniche e si presente a gli assaissimi e moltitudine più grande. La Ricchezza per il contrario, chiamata, desiderata, invocata, adorata et aspettata da quasi tutti, vada a far copia di sé a rarissimi e quei che manco la coltivano et aspettano. Questa sia sorda a fatto, che da quantumque grande strepito e fragore non si smuova, e sia dura e salda, che a pena tirata da rampini et argani si approssime a chi | la procaccia; e quella auritissima, prestissima, prontissima, che ad ogni minimo sibilo, cenno, da quantumque lontana parte chiamata, subito sia presente: oltre che per l’ordinario la si trova a la casa et a le spalli de chi non solo non la chiama, ma et oltre con ogni diligenza da lei s’asconde«. – Mentre la Ricchezza e la Povertà cedevano al luogo, »O là,« disse Momo, »che ombra è quella familiare a que’ dua contrarii, e che è con la Ricchezza e che è con la Po ¦ vertà? Io soglio vedere d’un medesimo corpo ombre diverse: ma de diversi corpi medesima ombra, non giamai che io abbia notato, eccetto ch’adesso«. A cui rispose Apollo: »Dove non è lume, tutto è un’ombra: ancor che sieno diverse ombre, se son senza lume, si confondeno e sono una; come quando son molti lumi senza che qualche densità di corpo opaco se gli opona o interpona, tutti concorreno a far un splendore«; »Qua non mi par che debbia esser cossì,« disse Momo, »perché dove è la Ricchezza et è a fatto esclusa la

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in der Menge begegnet.« »Daher wird es kommen«, sagte Saturn, »daß er sich eher einem der großen Faultiere und Gauner mitteilt, deren Zahl wie Sand am Meer ist, als einem mittelmäßig anständigen Menschen; und eher einem dieser Mittelmäßigen, von denen es reichlich gibt, als einem der Bedeutendsten, deren nur ganz wenige sind; und vielleicht nie, ja ganz bestimmt niemals einem, der würdiger als die anderen ist und ein einziges Individuum.« Saulino Was sagte Jupiter dazu? Sofia »So muß es sein; der Armut ist vom Verhängnis diese Auflage gegeben, daß sie von den Wenigsten und Seltensten mit Sehnsucht gerufen werden, aber sich den meisten und der größten Menge mitteilen und vorstellen solle. Dagegen soll der Reichtum, der von fast allen gerufen, ersehnt, erfleht, angebetet und erwartet wird, sich den Wenigsten in Fülle hingeben und denen, die ihn am wenigsten umwerben und erwarten. Er soll gänzlich taub sein, auf daß er sich von noch so lautem Geschrei und Lärmen nicht bewegen lasse, und stur und sperrig, so daß er sich kaum mit Haken und Winden zu dem, der nach ihm trachtet, hinzerren lasse. Und die Armut soll hellhörig sein, rasend schnell und sprungbereit, so daß sie sich beim leisesten Wispern und Wink von noch so weit her gerufen prompt einstelle. Ganz abgesehen davon, daß sie gewöhnlich auch dem ins Haus und an den Hals kommen soll, der sie nicht nur nie gerufen, sondern sich sogar mit aller Sorgfalt vor ihr versteckt hat.« Während der Reichtum und die Armut den Platz räumten, »Holla«, sagte Momus, »was für ein Schatten ist das da, der beiden Gegensätzen nahestehend sowohl mit dem Reichtum wie mit der Armut geht? Ich bin gewohnt, verschiedene Schatten ein und desselben Körpers zu sehen, aber noch nie außer jetzt ist mir ein und derselbe Schatten von verschiedenen Körpern aufgefallen.« Worauf Apollo antwortete: »Wo kein Licht ist, ist alles ein Schatten: auch wenn es verschiedene Schatten sind, vermischen sie sich, wenn sie ohne Licht sind, und sind eins; so wie wenn da mehrere Lichter sind und sich gegen oder zwischen sie nicht die Undurchsichtigkeit eines dunklen Körpers schiebt, sie sich alle zusammen zu einem einzigen Glanz vereinigen.« »Hier sieht es mir nicht danach aus«, sagte Momus, »denn auch dort, wo der Reichtum weilt und die Armut gänzlich ausgeschlossen ist, und dort, wo die

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Povertà, e dove è la Povertà suppositalmente distinta da la Ricchezza, non come doi lumi concorrenti in un soggetto illuminabile, si vede quella essere come un’ombra che è con l’una e l’altra«; »Guardala bene, o Momo,« disse Mercurio, »e vedrai che non è un’ombra«; »Non dissi che è ombra,« rispose Momo, »ma che è gionta a quelli doi numi come una medesima ombra a doi corpi. Oh adesso considero: la mi par la Avarizia che è una ombra; è le tenebre che sono della Ricchezza, et è le tenebre che sono de la Povertà«; »Cossì è,« disse Mercurio, »è ella figlia e compagna della Povertà nemicissima de la sua madre, e che | quanto può la fugge; inamorata et invaghita de la Ricchezza alla quale quantumque sia giunta, sempre sente il rigor de la madre che la tormenta: e benché li sia appresso li è lungi, e benché li sia lungi li è appresso: perché se si gli discosta secondo la verità, gli è intrinseca e gionta secondo l’esistimazione. E non vedi che essendo gionta e compagna de la Ricchezza fa che la Ricchezza non sia Ricchezza; e lunghi essendo da la Povertà fa ¦ che la Povertà non sia Povertà? Queste tenebre, questa oscurità, questa ombra è quella che fa la Povertà esser mala, e la Ricchezza non esser bene: e non si trova senza malignar l’una de le due, o ambe due insieme; rarissime volte né l’una né l’altra: e questo è quando sono da ogni lato circondate dalla luce della raggione et intelletto«. Qua dimandò Momo a Mercurio che li facesse intendere come quella faceva la Ricchezza non essere ricchezze. A cui rispose che il ricco avaro è poverissimo: perché l’avarizia non è dove sono ricchezze, se non vi è anco la Povertà; la quale non men veramente se vi trova per virtù de l’affetto che ritrovar si possa per virtù d’effetto: di sorte che questa ombra, al suo marcio dispetto, mai si può discostare da la madre più che da se stessa. Mentre questo dicevano, Momo il quale non è senza buonissima vista (benché non sempre vegga a la prima), con avere messo più d’attenzione: »O Mercurio,« disse, »quello ch’io ti dicevo essere come

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Armut von dem Reichtum im Substrat geschieden ist und sie nicht wie zwei Lichter in einem zu erleuchtenden Objekt zusammenkommen, sieht man diese wie einen Schatten den einen wie die andere begleiten.« »Sieh sie dir gut an, o Momus«, sagte Merkur, »und du wirst sehen, daß das kein Schatten ist.« »Ich habe nicht gesagt, daß es ein Schatten ist«, antwortete Momus, »sondern daß es mit diesen beiden Gottheiten wie ein und derselbe Schatten mit zwei Körpern verbunden ist. Oh, nun betrachte ich sie und mir scheint, das ist die Habgier, die ein Schatten ist, die Finsternis, die vom Reichtum ausgeht, und die Finsternis, die von der Armut ausgeht.« »So ist es«, sagte Merkur, »als Tochter und Gefährtin der Armut ist sie ihrer Mutter spinnefeind und flieht sie, wann immer sie kann. Verliebt und vernarrt in den Reichtum, spürt sie, so nahe sie ihm auch sein mag, immer die Strenge der Mutter, die sie quält und die ihr nah ist, auch wenn sie ihr fern ist, und ihr fern ist, auch wenn sie ihr nah ist: denn wenn sie sich in Wahrheit von ihr entfernt, ist sie ihr der allgemeinen Einschätzung nach innigst verbunden und mit ihr vereint. Und siehst du nicht, wie die Habgier, wenn sie mit dem Reichtum vereint und seine Gefährtin ist, bewirkt, daß der Reichtum nicht mehr Reichtum ist; und wenn sie sich weit von der Armut entfernt, bewirkt, daß die Armut nicht Armut ist? Diese Finsternis, diese Dunkelheit, dieser Schatten ist es, der die Armut schlecht und den Reichtum ungut macht. Und kaum je kommt es dazu, daß sie nicht den einen oder die andere oder beide verschlimmerte, und nur in den allerseltensten Fällen keines von beiden, dann nämlich, wenn sie von allen Seiten von dem Licht der Vernunft und des Geistes umgeben sind.« Hier bat Momus Merkur ihm kundzutun, wie die Habgier bewirkte, daß der Reichtum nicht Reichtum sei. Der antwortete darauf, der habgierige Reiche sei bettelarm: denn die Habgier ist nicht dort, wo es Reichtümer gibt, wenn dort nicht auch die Armut ist, die sich dort kraft des Affekts nicht weniger wahrhaftig befindet, als man sie kraft des Effekts finden könnte. Auf diese Weise kann dieser Schatten zu seinem größten Verdruß sich nie weiter von der Mutter entfernen als von sich selbst. Während sie so sprachen, sagte Momus, dem es nicht an Scharfsichtigkeit fehlt (auch wenn er auch nicht immer alles sofort sieht), nachdem er aufmerksamerer hingeschaut: »O Merkur, was ich dir sagte,

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un’ombra, adesso scorgo che son tante bestie insieme insieme: perché la veggio canina, porcina, arietina, scimica, orsina, aquilina, corvina, falconina, leonina, asinina, e quante nine e nine bestie giamai furo. E tante bestie è pur un corpo. La mi | par certo il pantamorfo de gli animali bruti«; »Dite meglio« rispose Mercurio, »che è una bestia moltiforme; la pare una, et è una: ma non è uniforme, come è proprio ¦ de vizii de aver molte forme, percioché sono informi e non hanno propria faccia, al contrario de le virtudi; qualmente vedi essere la sua nemica liberalitade, la quale è semplice et una; la giustizia è una e semplice; come ancora vedi la sanità essere una, e gli morbi innumerabili«. Mentre Mercurio diceva questo, Momo gl’interruppe il raggionamento e gli disse: »Io veggio che la ha tre teste in sua mal’ora; pensavo, o Mercurio, che la vista mi fusse turbata quando di questa bestia sopra un busto scorgevo uno, et uno, et un altro capo; ma poi che ho voltato l’occhio per tutto, e visto che non è altro che mi paia similmente, conchiudo che non è altrimente che come io veggio«; »Tu vedi molto bene,« rispose Mercurio, »di quelle tre teste l’una è la illiberalità, l’altra è il brutto guadagno, l’altra è la tenacità«. Dimandò Momo se quelle parlavano. E Mercurio rispose che sì, e che la prima dice: »Meglio esser più ricco che esser stimato più liberale e grato«; la seconda: »Non ti morir di fame, per esser gentil uomo«; la terza dice: »Se non mi è onore, mi è utile«; »E pur non hanno più che due braccia?« disse Momo; »Bastano le due mani,« rispose Mercurio, »de le quali la destra è aperta aperta, larga larga, per prendere; l’altra è chiusa chiusa, stretta stretta, per tenere e porgere, come per distillazione e per lambicco, senza raggione di tempo e loco, come ancor senza raggione di misura«. »Accostatevi alquanto più a me, tu Ricchezza e Povertà,« disse Momo, »a fin che io possa meglior vedere la grazia | di questa vostra bella pedissequa«. Il che essendo fatto, disse Momo: ¦ »È un volto, son più volti; è una testa, son più teste; è femina,

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daß es wie ein Schatten sei, jetzt merke ich erst, daß es viele Tiere alle zusammen in einem sind: denn ich sehe sie hundeartig, schweineartig, widderartig, affenartig, bärenartig, adlerartig, rabenartig, falkenartig, löwenartig, eselsartig und wieviele artige und aberartige Tiere es nur je gegeben hat. Und so viele Tiere sind doch nur ein Körper. Sie scheint mir gewiß der Pantamorph der unvernünftigen Tiere zu sein.« »Sagt besser«, antwortete Merkur, »daß sie ein vielförmiges Tier ist. Sie scheint nur eines zu sein und ist auch nur eines, sie ist aber nicht einförmig, so wie es den Lastern eigentümlich ist, viele Formen zu haben, weil sie im Gegensatz zu den Tugenden unförmig sind und kein eigenes Gesicht haben. So siehst du ihre Feindin, die Freigiebigkeit, wie sie einfach und eine ist; die Gerechtigkeit ist eine und einfach; wie du auch siehst, daß die Gesundheit eine ist und die Krankheiten unzählig viele.« Während Merkur das sagte, unterbrach Momus seine Rede und sprach zu ihm: »Ich sehe, daß sie drei Köpfe hat, hol sie der Teufel; ich dachte schon, o Merkur, daß sich meine Sehkraft getrübt hätte, als ich über dem einen Rumpf dieses Tieres einen, noch einen und noch einen anderen Kopf erblickte; aber nachdem ich die Augen überall hin und her gewendet und gesehen habe, daß mir sonst nichts so vorkommt, schließe ich daraus, daß es nicht anders ist, als ich es sehe.« »Du siehst sehr gut«, antwortete Merkur, »von diesen drei Köpfen ist einer die Knausrigkeit, der andere der schmutzige Gewinn und der dritte der Geiz.« Momus fragte, ob diese Köpfe sprechen könnten, und Merkur bejahte das und der erste sage: ›Besser reicher sein, als für großzügiger und freundlicher gelten‹, der zweite: ›Verhungere nicht, bloß um ein Ehrenmann zu sein‹ und der dritte: ›Gereicht es mir auch nicht zur Ehre, so doch zum Nutzen‹.« »Und doch haben sie nicht mehr als zwei Arme?« sagte Momus. »Zwei Hände genügen«, antwortete Merkur, »von denen die rechte weit, weit offen ist zum Nehmen und die andere fest, fest geschlossen zum Halten und zum Reichen – tropfenweise wie ein Destillator ohne Regelung nach Ort und Zeit wie auch ohne Regelung nach dem Maße.« Kommt ein wenig näher zu mir, ihr Reichtum und Armut«, sagte Momus, »damit ich den Liebreiz dieser eurer schönen Schleppenträgerin besser besehen kann.« Da dies geschehen, sprach Momus: »Es ist ein Gesicht, es sind mehrere Gesichter; es ist ein Kopf, es sind mehrere Köpfe; es ist weiblich, es ist weiblich, es ist weib-

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è femina, è femina; ha la testa molto picciola benché la faccia sia più che mediocre; è vecchia, è vile, è sordida, ha ’l viso rimesso, è di color nero, la veggio rugosa; et ha capelli retti et adri, occhi attentivi, bocca aperta et anelante, e naso et artigli adunchi; (maraviglia) essendo un animal pusillo, ha il ventre tanto capace e voraginoso; imbecille, mercenaria e servile, ch’il volto drizzato a le stelle incurva. Zappa, s’infossa, e per trovar qualche cosa s’immerge al profondo de la terra, e dando le spalli a la luce, a gli antri tende et a le grotte: dove giamai giunse differenza del giorno e de la notte. Ingrata a la cui perversa speranza giamai fia molto, assai, o bastante quel che si dona, e che quanto più cape tanto si fa più cupa: come la fiamma che più vorace si fa quanto è più grande. Manda, manda, scaccia scaccia presto, o Giove, da questi tenimenti la Povertà e la Ricchezza insieme, e non permettere che s’accostino alle stanze de dèi, se non vegnono senza questa vile et abominevol fiera«. Rispose Giove: »Le vi verranno adosso et appresso come voi vi disporrete a riceverle. Per il presente se ne vadano con la già fatta risoluzione, e venemo noi presto al fatto nostro di determinare il nume possessor di questo campo«. Et ecco mentre il padre de gli dèi si volta in circa, da per se medesima impudentemente e con una non insolita arroganza si fece innante la Fortuna, e disse: »Non ¦ è bene, o Dei consulari, e tu o gran sentenziator Giove, che dove parlano e possono essere tanto udite la Povertà e Ricchezza, io sia veduta come | pusillanime tacere per viltade, e non mostrarmi, e con ogni raggione risentirmi. Io che son tanto degna e tanto potente che metto avanti la Ricchezza, la guido e spingo dove mi pare e piace, d’onde voglio la scaccio, e dove voglio la conduco, con oprar la successione e vicissitudine de quella con la Povertade (et ogn’un sa che la felicitade di beni esterni non si può riferir più alla Ricchezza come a suo principio, che a me, sicome la beltà della musica et eccel-

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lich; sie hat einen sehr kleinen Kopf, obwohl das Gesicht mehr als mittelgroß ist; sie ist alt, sie ist gemein, sie ist schmutzig, hat ein eingefallenes Gesicht, ist schwarz an Farbe, hat Falten, wie ich sehe; und sie hat dunkles, gesträubtes Haar, hohle Augen, einen offenen, keuchenden Mund, eine spitze Nase und spitze Krallen; o Wunder, so ein winziges Tier ist sie und hat einen so geräumigen und abgründigen Wanst; blöde, berechnend und so kriecherisch, daß sie das Antlitz, das doch zu den Sternen gerichtet ist, nach unten abwendet. Sie scharrt, gräbt sich ein und versenkt sich, um etwas zu finden, tief in die Erde, und dem Licht den Rücken zuwendend strebt sie zu den Höhlen und Grotten, wohin niemals der Unterschied zwischen Tag und Nacht gelangte. Eine Undankbare, für deren perverse Hoffnungen niemals viel, reichlich oder genügend sein wird, was man gibt, und die um so raffgieriger wird, je mehr sie erraffte: wie die Flamme, die je größer, desto gefräßiger wird. Schick sie weg, bloß weg, jag beide fort, schnell fort aus diesen Gefilden, o Jupiter, die Armut mitsamt dem Reichtum und erlaube ihnen nicht, sich den Wohnungen der Götter zu nähern, wenn sie nicht ohne dieses niederträchtige und scheußliche Tier kommen.« Jupiter antwortete: »Sie werden euch auf die Weise an den Leib und auf die Pelle rükken, auf die ihr eingestellt seid, sie zu empfangen. Einstweilen sollen sie mit dem bereits gegebenen Bescheid von dannen gehen, uns aber laßt schnell wieder zur Sache kommen und die Gottheit bestimmen, die dieses Feld besitzen soll.« Und siehe, während der Göttervater sich im Kreis umsieht, tritt ganz von sich aus, unverfroren und mit ihrem nicht ungewohntem Hochmut Fortuna vor und sagt: »Es ist nicht recht, ihr Götterkonsuln, und du, o großer Urteilsprecher Jupiter, daß ich dort, wo die Armut und der Reichtum sprechen und so lange angehört werden können, kleinmütig erscheine, als ob ich aus Feigheit schwiege und mich nicht zeigte und mit bestem Grund Einspruch erhöbe. Ich, die ich so würdig und so mächtig bin, daß ich den Reichtum vor mir herschiebe und ihn führe und stoße, wohin es mir paßt und gefällt, ihn vertreibe, von wo ich will, und ihn hinführe, wohin ich will, da ich seine Abfolge und Abwechslung mit der Armut bewirke; (und jeder weiß, daß man das Prinzip des Glücks in äußeren Gütern nicht so sehr dem Reichtum zuweisen darf, sondern vielmehr mir, so wie auch niemand die Schönheit der Musik

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lenza de l’armonia da qualcuno non si deve più principalmente referire alla lira et instrumento, che a l’arte et a l’artefice che le maneggia): io son quella dea divina et eccellente, tanto desiderata, tanto cercata, tanto tenuta cara, per cui per il più de le volte è ringraziato Giove, dalla cui mano aperta procede la ricchezza, e dalle cui palme chiuse tutto il mondo plora, e si metteno sozzopra le citadi, regni et imperii. Chi mai offre voti alla Ricchezza o alla Povertà? chi le ringrazia mai? Ogn’uno che vuole e brama quelle, chiama me, invoca me, sacrifica a me; chiumque ¦ viene contento per quelle, ringracia me, rende mercé alla Fortuna, per la Fortuna pone al foco gli aromati, per la Fortuna fumano gli altari. E che sono una causa la quale quanto son più incerta, tanto sono più veneranda e formidanda, e tanto son desiderabile et appetibile quanto mi faccio meno compagna e familiare: perché ordinariamente nelle cose meno aperte, più occolte e maggiormente secrete, si trova più dignità e maestade. Io che col mio splendore infosco la virtude, denigro la veritade, domo e dispreggio la maggior e meglior parte di queste dee e dèi che veggio apparecchiati e messi come in ordine per prendersi piazza in cielo. Et io che ancor qua in presenza di tale e tanto | senato sola metto terrore a tutti: perché (benché non ho la vista che mi serva) ho pur orecchie per le quali comprendo ad una gran parte de loro battere e percuotersi gli denti per il timore che concepeno dalla mia formidabile presenza (quantumque con tutto ciò non perdano l’ardire e presunzione di mettersi avanti a farsi nominare dove prima non è stato disposto della mia dignitade); che ho sovente, e più che sovente, imperio sopra la Raggione, Veritade, Sofia, Giustizia et altri numi: li quali, se non vogliono mentire di quello che è a tutto l’universo evidentissimo, potranno dire se possono apportar computo del numero de le volte che le ho buttate giù da le catedre, sedie e tribunali loro: et a mia posta le ho reprimute, legate, rinchiuse et incarcerate. Et anco per mia mercé poi et altre volte hanno potuto uscire, liberarsi, ristabilirse e ricon ¦ firmarse,

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und die Vortrefflichkeit der Harmonie hauptsächlich der Leier und dem Instrument zuschreibt, sondern der Kunst und dem Künstler, der sie handhabt). Ich bin jene göttliche und erhabene Göttin, die so ersehnte, so gesuchte, so geschätzte, derentwegen Jupiter am öftesten gedankt wird, aus deren offener Hand der Reichtum hervorgeht und wegen derer verschlossener Hände die ganze Welt klagt und Städte, Regierungen und Reiche über den Haufen stürzen. Wer macht je Gelübde an den Reichtum oder die Armut? Wer dankt ihnen je? Jeder, der jene will oder begehrt, ruft mich, beschwört mich, opfert mir; wer auch immer durch jene befriedigt wird, dankt mir, stattet seinen Dank der Fortuna ab, legt für Fortuna Wohlgerüche aufs Feuer, für die Fortuna rauchen die Altäre. Und ich bin eine Ursache, die je unsicherer, desto verehrenswürdiger und furchteinflößender ist, und umso begehrenswerter und erstrebenswerter, je weniger ich mich umgänglich und leutselig zeige: denn in der Regel findet sich in den weniger offenkundigen, verborgeneren geheimsten Dingen die meiste Würde und Majestät. Ich, die ich mit meinem Glanz die Tugend verdunkle, die Wahrheit anschwärze, zähme und verachte den größten und besten Teil dieser Göttinnen und Götter, die ich gerüstet und quasi in Reih und Glied aufgestellt sehe, sich einen Platz im Himmel zu holen. Und ich bin es allein, die auch hier, in Anwesenheit eines so großen und zahlreichen Senats, allen Schrecken einjage: denn wenn ich auch keine Sehkraft habe, die mir diente, so habe ich doch Ohren, mit denen ich höre, wie einem Großteil von ihnen die Zähne klappern und aufeinanderschlagen aus Angst, die sie vor meiner furchtbaren Gegenwart bekommen (wenngleich sie trotz alledem nicht die Dreistigkeit und Anmaßung verlieren, sich vorzudrängen und sich ernennen zu lassen, wo nicht zuvor über meine Würde entschieden worden ist); ich bin es, die ich oft und öfter als oft die Herrschaft über die Vernunft, Wahrheit, Sofia, Gerechtigkeit und andere Gottheiten übe, die – wenn sie nicht darüber lügen wollen, was aller Welt ganz offensichtlich ist – sagen sollten, ob sie noch nachrechnen können, wievielmal ich sie schon von ihren Thronen, Sitzen und Tribunalen gestürzt und sie nach meinem Belieben unterdrückt, gebunden, eingesperrt und eingekerkert habe; und wiederum von meinen Gnaden durften sie dann andere Male herauskommen, sich befreien, sich wiederherstellen und festigen, niemals ohne die Furcht vor

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mai senza timore delle mie disgrazie«. Momo disse: »Communemente, o cieca madonna, tutti gli altri dèi aspettano la retribuzion di queste sedie per l’opre buone ch’han fatte, facciono e posson fare: e per tali il senato s’è proposto di premiar quelli; e tu mentre fai la causa tua, ne ameni la lista e processo di que’ tuoi delitti per gli quali non solo dereste esser bandita dal cielo, ma e da la terra ancora«. Rispose la Fortuna che lei non era men buona che altri boni, e che la fusse tale non era male: perché quanto il fato dispone, tutto è bene; e se la natura sua fusse tale come de la vipera che è naturalmente velenosa, in questo non sarrebe sua colpa, ma o de la natura, o d’altro che l’ha talmente instituita. Oltre che nessuna cosa è absolutamente mala, perché la vipera non è mortale e | tossicosa a la vipera, né il drago, il leone, l’orso a l’orso, al leone, al drago: ma ogni cosa è mala a rispetto di qualch’altro, »come voi, dèi virtuosi, siete mali ad riguardo de viziosi, quei del giorno e de la luce son mali a quei de la notte et oscuritade: e voi tra voi siete buoni, e lor tra loro son buoni; come aviene anco ne le sette del mondo nemiche, dove gli contrarii tra essi se chiamano figli de dèi e giusti; e non meno questi di quelli, che quelli di questi, li più principali e più onorati chiamano peggiori e più riprovati. Io dumque Fortuna, quantumque a rispetto d’alcuni sia reproba, a rispetto d’altri son divinamente buona; et è sentenza passata della maggior parte del mondo, che la fortuna de gli omini pende dal cielo: onde non è stella minima né grande che appaia nel fir ¦ mamento, da cui non si dica ch’io dispenso«. Qua rispose Mercurio dicendo che troppo equivocamente era preso il suo nome: perché tal volta per la ›fortuna‹ non è altro che uno incerto evento de le cose: la quale incertezza a l’occhio de la providenza è nulla, benché sia massima a l’occhio de mortali. La Fortuna non udiva questo, ma seguitava: et a quel ch’avea detto aggiunse che gli più egregii et eccellenti filosofi del mondo, quali son stati Empedocle et Epicuro, attribuiscono più a lei

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meiner Ungnade.« Momus sagte: »Gewöhnlich, o meine blinde Dame, erwarten alle anderen Götter die Zuweisung dieser Sitze als Belohnung für gute Taten, die sie vollbracht haben, vollbringen und noch vollbringen können; und dafür hat der Senat sich vorgenommen, sie auszuzeichnen. Du aber trägst uns, während du deinen Fall vertrittst, das Verzeichnis und Verfahren jener deiner Verbrechen vor, für die du eigentlich nicht nur vom Himmel, sondern auch noch von der Erde verbannt werden müßtest.« Fortuna antwortete, sie sei nicht weniger gut als andere Gute, und daß es nicht schlecht sei, daß sie ist, wie sie ist: denn was immer das Verhängnis bestimmt, ist alles gut; und wenn ihre Natur auch so wäre wie die der Viper, die von Natur aus giftig ist, dann wäre nicht sie daran schuld, sondern die Natur oder jemand anderer, der sie so eingerichtet hat. Ganz abgesehen davon, daß kein Ding absolut schlecht ist, denn die Viper ist nicht tödlich und giftig für die Viper, und der Drache, der Löwe, der Bär nicht für den Bären, Löwen oder Drachen, sondern jedes Ding ist nur in bezug auf irgendein anderes schlecht. So wie ihr, ihr tugendsamen Götter, schlecht seid bezüglich der Lasterhaften und die Götter des Tages und des Lichts schlecht sind für die Götter der Nacht und der Finsternis; und ihr untereinander seid gut, und sie sind untereinander gut. So geht es auch unter den verfeindeten Sekten in der Welt, von denen die zueinander im Gegensatz stehenden sich jeweils selbst Göttersöhne und Gerechte nennen; und die einen nicht weniger als die anderen bezeichnen die Wichtigsten und Geehrtesten der Gegenseite als die Schlimmsten und Verrufensten. Ich also, Fortuna, das Glück bin, auch wenn ich einigen gegenüber ruchlos bin, gegen andere göttlich gut; und es ist die feste Meinung des größten Teils der Welt, daß das Schicksal der Menschen von dem Himmel abhänge: daher erscheint auf dem Firmament auch nicht der kleinste oder größte Stern, von dem man nicht sagt, daß ich über ihn verfüge.« Hier antwortete Merkur und sagte, ihr Name werde allzu mehrdeutig aufgefaßt: denn manchmal bedeute »auf gut Glück« nichts weiter als einen unsicheren Ausgang der Dinge, welche Unsicherheit für das Auge der Vorsehung null und nichtig ist, wiewohl sie dem Auge der Sterblichen überwältigend groß erscheint. Fortuna hörte nicht darauf, sondern fuhr fort und fügte dem bereits Gesagten hinzu, daß die hervorragendsten und ausgezeichnetsten Philosophen der Welt, nämlich Empedo-

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che a Giove istesso, anzi che a tutto il concilio de dèi insieme. »Cossì tutti gli altri« diceva, »e me intendeno Dea, e me intendeno celeste Dea, come credo che non vi sia novo a l’orecchie questo verso, il quale non è putto abecedario che non sappia recitare: Te facimus, Fortuna, deam, coeloque locamus. | E voglio ch’intendiate, o Dei, con quanta verità da alcuni son detta pazza, stolta, inconsiderata: mentre son essi sì pazzi, sì stolti, sì inconsiderati, che non sanno apportar raggione de l’esser mio; et onde trovo di que’ che son stimati più dotti che gli altri, quali in effetto dimostrano e conchiudeno il contrario, per quanto son costretti dal vero; talmente mi dicono irrazionale e senza discorso, che non per questo m’intendeno brutale e sciocca: atteso che con tal negazione non vogliono detraermi, ma attribuirmi di vantaggio; come et io tal volta soglio negar cose piccole per concedere le maggiori. Non son dumque da essi compresa come chi sia et opre sotto la raggione e ¦ con la raggione: ma sopra ogni raggione, sopra ogni discorso et ogni ingegno. Lascio che pur in effetto s’accorgeno e confessano ch’io ottegno et esercito il governo e regno, massime sopra gli razionali, intelligenti e divini: e non è savio che dica me effettuar col mio braccio sopra cose prive di raggione et intelletto, quai sono le pietre, le bestie, gli fanciulli, gli forsennati, et altri che non hanno apprensione di causa finale e non possono oprare per il fine«. »Te dirò,« disse Minerva, »o Fortuna, per qual caggione ti dicono senza discorso e raggione. A chi manca qualche senso, manca qualche scienza, e massime quella che è secondo quel senso: considera di te tu ora essendo priva del lume de gli occhi li quali son la massima causa della scienza«. Rispose la Fortuna, che Minerva o s’ingannava lei, o voleva ingannar la Fortuna; e si confidava di farlo per che la vedea cieca: »Ma quantumque io sia priva d’occhio, non son però priva d’orecchio et intelletto« gli disse. |

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kles und Epikur, ihr mehr zuschrieben als dem Jupiter selbst, ja als dem gesamten Konzil aller Götter. »Und so verstehen mich auch alle anderen«, sagte sie, »sowohl als Göttin als auch als Himmelsgöttin, und ich glaube nicht, daß euren Ohren dieser Vers unbekannt ist, den schon jeder kleine ABC-Schütze aufsagen kann: Te facimus, Fortuna, deam, caeloque locamus. Und ich will, daß ihr einseht, o Götter, mit welchem Wahrheitsanspruch mich einige verrückt, dumm und unbedacht nennen, während sie doch selbst so verrückt, dumm und unbedacht sind, daß sie das innere Gesetz meines Seins nicht auffassen können. Und daher finde ich auch solche unter denen, die für gelehrter gelten als die anderen, und die beweisen und erschließen effektiv das Gegenteil, da die Wahrheit sie dazu nötigt; diese nennen mich auf solche Weise irrational und ohne Überlegung, daß sie mich deshalb doch nicht als viehisch und dumm verstehen: Mit einer derartigen Negation wollen sie mich nämlich keineswegs heruntermachen, sondern mir noch mehr zugestehen, wie auch ich manchmal kleine Dinge zu verweigern pflege, um größere zu gewähren. Ich werde also von ihnen nicht so aufgefaßt, als stünde und wirkte ich unter dem Gesetz der Vernunft und mit Vernunft, vielmehr über aller Vernunft, über aller Überlegung und über allem Verstand. Ganz zu schweigen davon, daß sie im Endeffekt auch bemerken und bekennen, daß ich meine Herrschaft und mein Regiment vor allem über die rationalen, verstandesbegabten und göttlichen Wesen erringe und ausübe: nicht weise ist, wer sagt, ich bewirkte mit meinem Arm etwas über Dinge ohne Vernunft und Verstand wie Steine, Tiere, Kinder, Verrückte und andere mehr, die keine Auffassung von Zweckursachen haben und nicht zweckorientiert handeln können.« »Ich will dir sagen, o Fortuna«, sagte Minerva, »aus welchem Grund man von dir sagt, du seiest ohne Überlegung und Vernunft. Wem irgendein Sinn fehlt, dem fehlt auch ein Wissen, und vor allem jenes, das diesem Sinn entspricht: Bedenke nun deine Lage, da du des Augenlichts entbehrst, das die wichtigste Begründung des Wissens ist.« Fortuna antwortete, daß Minerva entweder sich selbst täusche oder aber die Fortuna täuschen wolle; und das traue sie sich, da sie sehe, daß Fortuna blind sei: »Aber obwohl ich des Augenlichtes beraubt bin, so bin ich doch nicht der Ohren und des Verstandes beraubt«, sagte sie zu ihr.

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Saulino E credi che sia vero questo, o Sofia? Sofia Ascolta, e vedrai come sa distinguere, e come non gli sono occolte le filosofie, e tra l’altre cose la Metafisica d’Aristotele. »Io« diceva, »so che si trova chi dica la vista essere massimamente desiderata per il sapere; ma giamai conobbi sì stolto che dica la vista fare massimamente conoscere. E quando alcuno disse quella essere massimamente desiderata, non voleva per tanto che quella fusse massimamente necessaria, se non per la cognizione di certe cose quai sono colori, figure, simmetrie¦ corporali, bellezze, vaghezze et altre visibili che più tosto sogliono perturbar la fantasia et alienar l’intelletto; ma non che fusse necessaria assolutamente per le tutte o megliori specie di cognizione: perché sapea molto bene che molti per dovenir sapienti s’hanno cavati gli occhi; e di quei che o per sorte o per natura son stati ciechi, molti son visti più mirabili, come ti potrei mostrar assai Democriti, molti Tiresii, molti Omeri, e molti come il cieco d’Adria. Appresso credo che sai distinguere, se sei Minerva, che quando un certo filosofo stagirita disse che la vista è massimamente desiderata per il sapere, non comparava la vista con altre specie di mezzi per conoscere, come con l’udito, con la cogitazione, con l’intelletto: ma facea comparazione tra questo fine de la vista che è il sapere, et altro fine, che la medesima si possa proponere. Però se non ti rincresce d’andar sin a i campi Elisii a raggionar con lui (se pur non ha indi fatta partenza per altra vita, e bevuto de l’onde di Lete), vedrai che lui farà questa chiosa: ›Noi desideramo la vista massime per questo fine di sapere‹; e non quell’altra: ›Noi | desideramo tra | 263 gli altri sensi massime la vista per sapere‹«. Saulino È maraviglia, o Sofia, che la Fortuna sappia discorrere meglio, e meglio intender gli testi, che Minerva la quale è soprastante a queste intelligenze. Sofia Non ti maravigliare: per che quando profondamente considerarai, e quando pratticarai e conversarai ben bene, trovarai che li graduati

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Saulino Und glaubst du, daß das wahr ist, o Sofia? Sofia Hör nur gut zu, und du wirst sehen, wie sie zu unterscheiden versteht, und daß ihr die Philosophien keineswegs verborgen sind und unter anderem die Metaphysik des Aristoteles. »Ich weiß, daß es solche gibt«, sagte sie, »die behaupten, die Sehkraft werde vor allem für das Wissen erfordert; aber noch nie kannte ich einen solchen Dummkopf, der behauptet hätte, vor allem die Sehkraft würde wissen machen. Und wenn einer sagte, sie werde am meisten erfordert, wollte er damit nicht sagen, sie sei das Allernötigste außer vielleicht für die Kenntnis bestimmter Dinge wie Farben, Figuren, körperliche Symmetrien, Schönheiten, Zierden und anderes Sichtbare, was für gewöhnlich eher die Phantasie zu trüben und den Verstand abzulenken pflegt; aber nicht etwa, daß sie absolut notwendig für alle oder für die besseren Arten der Erkenntnis sei. Denn er wußte sehr wohl, daß es sich viele die Augen aus dem Kopf kosten ließen, um weise zu werden. Und von denen, die durch das Schicksal oder von Natur aus blind gewesen sind, werden viele für höchst bewundernswert angesehen, wie ich dir an zahlreichen Demokriten, Theresiasen, Homeren und vielen solchen wie der Blinde von Adria zeigen könnte. Und dann denke ich, daß du, wenn du Minerva bist, unterscheiden kannst, daß ein gewisser stagiritischer Philosoph, wenn er sagte, die Sehkraft werde vor allem für das Wissen erfordert, nicht die Sehkraft mit anderen Arten von Mitteln zur Erkenntnis verglich, wie mit dem Gehör, der Überlegung, dem Verstand; sondern er verglich diesen Zweck der Sehkraft, der das Wissen ist, und jeden anderen Zweck, den dieselbe sich setzen könnte. Wenn es dich also nicht verdrießt, zu den Eleusischen Feldern hinzugehen und mit ihm zu reden (falls er sich nicht schon von dort zu einem anderen Leben aufgemacht und Lethewasser getrunken haben sollte), wirst du sehen, daß er diesen Schluß zieht: ›Wir erfordern die Sehkraft vor allem zu diesem Zweck des Wissens‹, und nicht jenen anderen: ›Wir erfordern zum Wissen vor allen anderen Sinnen am meisten die Sehkraft‹«. Saulino Welch ein Wunder, o Sofia, daß die Fortuna besser disputieren und die Texte besser verstehen kann als Minerva, die doch über diese Intelligenzen gestellt ist. Sofia Wundere dich nicht: Wenn du die Dinge im tiefsten Grunde betrachtest, wenn du dich gründlich übst und umtust, wirst du finden,

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dèi de le scienze e de le elo ¦ quenze e de gli giudizii, non sono più giudiziosi, più savi e più eloquenti de gli altri. Or per seguitare il proposito della causa sua, che faceva la Fortuna nel senato, disse parlando a tutti: »Niente, niente, o Dei, mi toglie la cecità, niente che vaglia, niente che faccia alla perfezzione de l’esser mio; perciò che s’io non fusse cieca, non sarei Fortuna, e tanto manca che per questa cecità possiate disminuire o attenuar la gloria di miei meriti, che da questa medesima prendo argumento della grandezza et eccellenza di quelli: atteso che da quella verrò a convencere ch’io sono meno astratta da gli atti della considerazione, e non posso esser ingiusta nelle distribuzioni«; disse Mercurio e Minerva: »Non arrai fatto poco quando arrai dimostrato questo«; e soggionse la Fortuna: »Alla mia giustizia conviene essere tale: alla vera giustizia non conviene, non quadra, anzi ripugna et oltraggia l’opra de gli occhi. Gli occhi son fatti per distinguere e conoscere le differenze (non voglio per ora mostrar quanto sovente per la vista sono ingannati quei che giudicano); io sono una giustizia che non ho da distinguere, non ho da far differenze; ma | come tutti sono principalmente, realmente e finalmente uno ente, una cosa medesima (perché lo ente, uno e vero son medesimo), cossì ho da ponere tutti in certa equalità, stimar tutti parimente, aver ogni cosa per uno, e non esser più pronta a riguardare, a chiamar uno che un altro: e non più disposta a donar ad uno che ad un altro, et essere più inclinata al prossimo che al lontano. Non veggio mitre, toghe, corone, arti, ingegni; non scorgo meriti e demeriti: perché se pur quelli si trovano, non son cosa da natura altra et altra in questo et in quello; ma certissimamente per circonstanze et occasione o accidente che s’offre, si ¦ rancontra, e scorre in questo o in quello: e però quando dono, non vedo a chi dono; quando toglio, non vedo a chi toglio: acciò che in questo modo io vegna a trattar tutti equalmente, e senza differenza alcuna. E con questo certamente io vegno ad intendere e fare tutte le cose equali e giuste: e giusta et equalmente dispenso a

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daß die in den Wissenschaften und der Redekunst und den Urteilen graduierten Götter nicht urteilskräftiger, weiser und beredter sind als die anderen. Um nun zum Thema zurückzukommen, wie Fortuna im Senat ihren Fall vertrat, so sagte sie an alle gerichtet: »Die Blindheit, ihr Götter, nimmt mir nichts, garnichts was zählt, nichts, was zur Vollkommenheit meines Seins nötig wäre. Denn wenn ich nicht blind wäre, wäre ich nicht Fortuna und weit davon entfernt, daß ihr wegen dieser Blindheit den Ruhm meiner Verdienste verringern oder schmälern könntet, entnehme ich doch gerade ihr das Argument für deren Größe und Vortrefflichkeit: denn ich werde euch überzeugen, daß ich dank dieser Blindheit weniger durch die Akte der Betrachtung abgelenkt bin und beim Verteilen nicht ungerecht sein kann.« Da sagten Merkur und Minerva: »Da hast du aber was zu tun, bevor du das bewiesen hast!« und darauf Fortuna: »Für meine Gerechtigkeit gehört es sich, so zu sein: der wahren Gerechtigkeit ziemt nicht, paßt nicht, ja, ihr widerspricht und schadet der Einsatz der Augen. Die Augen sind dazu da, die Unterschiede auszumachen und zu erkennen (ich will mich jetzt nicht damit aufhalten, wie oft sich die, die urteilen, durch das Sehen getäuscht haben); ich bin eine Gerechtigkeit, die nicht zu unterscheiden hat, die keine Unterschiede zu machen hat. Vielmehr wie alle prinzipiell wirklich und letztendlich ein Seiendes und ein und dieselbe Sache sind (weil das Sein, das Eine und das Wahre dasselbe sind), so muß ich alle in eine gewisse Gleichheit versetzen, alle für gleich erachten, alles für eines halten, und nicht eher bereit sein, einen anzusehen und zu berufen als den anderen, und nicht eher geneigt, dem einen zu geben als dem anderen, und dem Nächsten nicht gewogener sein als dem Fernsten. Ich sehe keine Mitren, Togen, Kronen, Künste, Geister; ich erblicke weder Würdigkeit noch Unwürdigkeit: denn wenn es sie auch gibt, sind sie doch nichts, was von einer je anderen Natur in diesem und in jenem käme, sondern sie sind mit Sicherheit durch Umstände und Gelegenheiten oder Zufälle bedingt, die sich diesem oder jenem bieten, begegnen oder vorkommen. Und daher sehe ich, wenn ich gebe, nicht, wem ich gebe; und wenn ich nehme, nicht, wem ich nehme: damit ich auf diese Weise alle ganz gleich und ohne Unterschied zu behandeln vermag. Und somit verstehe und behandele ich gewiß alle Dinge gleich und gerecht; und gerecht und gleich teile ich allen zu. Ich

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tutti. Tutti metto dentro d’un’urna, e nel ventre capacissimo di quella tutti confondo, inbroglio et exagito: e poi zara a chi tocca; e chi l’ha buona ben per lui, e chi l’ha mala mal per lui. In questo modo dentro l’urna de la Fortuna non è differente il più grande dal più picciolo; anzi là tutti sono equalmente grandi et equalmente piccioli, per che in essi s’intende differenza da altri che da me: cioè prima che entrino ne l’urna, e dopo che esceno da l’urna. Mentre son dentro, tutti vegnono dalla medesima mano, nel medesimo vase, con medesima scossa isvoltati. Però quando poi si prendeno le sorti, non è raggionevole che colui a chi tocca mala riuscita, si lamente o di chi tiene l’urna, o de l’urna, o de la | scossa, o di chi mette la mano a l’urna; ma deve con la meglior e maggior pazienza ch’ei puote, comportar quel ch’ha disposto e come ha disposto, o è disposto il Fato: atteso che quanto al rimanente, lui è stato equalmente scritto, la sua schedula era uguale a quella de tutti gli altri, è stato parimente annumerato, messo dentro, scrollato. Io dumque che tratto tutto il mondo equalmente, e tutto ho per una massa, di cui nessuna parte stimo più degna et indegna de l’altra per esser vase d’opprobrio; io che getto tutti nella medesima urna della mutazione e moto, sono equale a tutti, tutti equalmente remiro, o non remiro alcuno particulare più che l’altro, vegno ad esser giustissima ancor ch’a tutti voi il contrario ¦ appaia. Or che a la mano che s’intrude a l’urna, prende e cava le sorti per chi tocca il male, e per chi tocca il bene, occorra gran numero d’indegni, e raro occorrano meritevoli: questo procede dalla inequalità, iniquità et ingiustizia di voi altri, che non fate tutti equali, e che avete gli occhi delle comparazioni, distinzioni, imparitadi et ordini, con gli quali apprendete e fate differenze. Da voi, da voi dico proviene ogni inequalità, ogni iniquitade: perché la dea Bontade non equalmente si dona a tutti; la Sapienza non si communica a tutti con medesima misura; la Temperanza si trova in pochi, a rarissimi si mostra la Veritade. Cossì voi altri numi buoni siete scarsi, siete parzialissimi, facendo

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stecke alle in einen Topf und in seinem geräumigen Bauch schütte ich sie alle zusammen, mische sie durcheinander und rüttle sie durch und dann: wen es trifft, der muß dran, und wem es gut ausgeht, desto besser für ihn, und wen es schlimm erwischt, sein Schaden. Auf diese Weise ist in Fortunas Topf der Größte nicht anders als der Kleinste, sondern dort sind alle gleich groß und gleich klein, denn einen Unterschied sehen andere an ihnen, nicht ich: nämlich bevor sie in den Topf kommen und nachdem sie daraus hervorkommen. Während sie aber darin sind, werden sie alle von derselben Hand, im selben Gefäß, mit demselben Schütteln gerührt. Wenn also danach die Lose verteilt werden, ist es unvernünftig, wenn der, dem ein schlechtes Ergebnis beschieden ist, sich beschwert, sei es über den, der den Topf hält, oder über den Topf oder über das Schütteln oder über den, der die Hand in den Topf steckt. Vielmehr soll er mit der ihm bestmöglichen und größtmöglichen Geduld ertragen, was und wie das Verhängnis ihm bestimmt hat oder wie es ihm gestimmt ist: ist er doch ansonsten ebenso aufgeschrieben worden, sein Loszettel war dem aller anderen gleich, er ist genauso numeriert, hineingeworfen, gerüttelt worden. Ich also, die ich die ganze Welt gleich behandle und für eine gleichförmige Masse halte, von der ich keinen Teil für würdiger oder unwürdiger halte als den anderen, zum Gefäß des Zornes zu werden; ich, die ich alle in denselben Topf der Veränderung und Bewegung werfe, allen gegenüber gleich bin, alle für gleich erachte und keine Einzelheit mehr als die andere beachte, erweise mich dadurch als allergerechteste, mag euch allen auch das Gegenteil erscheinen. Nun dazu, daß in die Hand, die in den Topf greift und die Lose nimmt und herausholt, wem Gutes und wem Schlechtes beschieden sei, eine große Anzahl von Unwürdigen fällt und selten solche vorkommen, die es verdienen: Das kommt von der Ungleichheit, Unbilligkeit und Ungerechtigkeit von euch anderen, die ihr nicht alle gleich macht und die ihr Augen habt für Vergleiche, Auszeichnungen, die Unregelmäßigkeiten und Rangordnungen, mit denen ihr die Unterschiede seht und macht. Von euch, sage ich, von euch kommt alle Ungleichheit und alle Unbilligkeit her: weil die Göttin Güte sich nicht allen gleichermaßen gewährt; die Weisheit sich nicht allen im gleichen Maß mitteilt; die Mäßigung sich in Wenigen findet und die Wahrheit sich den Allerwenigsten zeigt. Also seid ihr anderen guten Gottheiten

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le distantissime differenze, le smisuratissime inequalitadi, e le confusissime sproporzioni nelle cose particolari. Non sono, non son io iniqua, che senza differenza guardo tutti, et a cui tutti sono come d’un colore, come d’un merito, come d’una | sorte. Per voi aviene che quando la mia mano cava le sorti, occorrano più frequentemente, non solo al male, ma ancora al bene, non solo a gl’infortunii, ma ancora a le fortune, più per l’ordinario gli scelerati che gli buoni, più gl’insipidi che gli sapienti, più gli falsi che gli veraci. Perché questo? perché? Viene la Prudenza e getta ne l’urna non più che doi o tre nomi; viene la Sofia e non ve ne mette più che quattro o cinque; viene la Verità e non ve ne lascia più che uno, e meno se meno si potesse: e poi di cento millenarii che son versati ne l’urna, volete che alla sortilega mano più presto occorra uno di questi otto o nove, che di otto o novecento mila. Or fate voi il contrario: fà dico tu Virtù che gli virtuosi sieno più che gli viziosi, fà tu Sapienza che il numero de savii sia più grande che quello de stolti, fà tu Verità che vegni ¦ aperta e manifesta a la più gran parte; e certo certo, a gli ordinarii premii e casi incontraranno più de le vostre genti che de gli loro oppositi; fate che sieno tutti giusti, veraci, savii e buoni: e certo certo non sarà mai grado o dignità ch’io dispense, che possa toccare a buggiardi, a iniqui, a pazzi. Non son dumque più ingiusta io che tratto e muovo tutti equalmente, che voi altri che non fate tutti equali. Talché quando aviene che un poltrone o forfante monta ad esser principe o ricco, non è per mia colpa: ma per iniquità di voi altri che per esser scarsi del lume e splendor vostro, non lo sforfantaste o spoltronaste prima, o non lo spoltronate e sforfantate al presente, o al meno appresso lo vegnate a purgar della forfantesca poltronaria, a fine | che un tale non presieda. Non è errore che sia fatto un prencipe: ma che sia fatto prencipe un forfante. Or essendo due cose, cioè principato e forfantaria, il vizio certamente non consiste nel principato che dono io,

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sparsam, seid höchst parteiisch, indem ihr die weitesten Unterschiede macht, die maßlosesten Ungleichheiten und die verworrensten Ungereimtheiten in den Einzeldingen. Nicht ich, nicht ich bin unbillig, die alle ohne Unterscheidung betrachtet und für die alle sozusagen von einer Farbe, von einem Wert, von einer Art sind. Euretwegen geschieht es, daß in meine Hand, wenn sie die Lose zieht, immer häufiger nicht nur für Schlechtes, sondern auch für Gutes, nicht nur für Unglücksfälle, sondern auch für Glücksfälle gemeinhin mehr Böse als Gute, mehr Blöde als Weise, mehr Falsche als Ehrliche geraten. Warum dies? Warum? Da kommt die Klugheit und wirft in den Topf nicht mehr als zwei, drei Namen; dann kommt Sofia an und tut nicht mehr als vier oder fünf hinein; kommt die Wahrheit und die läßt dort nicht mehr als einen und noch weniger, wenn das nur ginge: und dann wollt ihr, daß der auslosenden Hand von den Hunderttausenden, die in den Topf geworfen wurden, eher einer von diesen acht oder neun unterkomme als von acht- oder neunhunderttausend. Macht doch ihr jetzt das Gegenteil: Ich sage, mach doch du, Tugend, daß es mehr Tugendhafte als Lasterhafte gebe; mach du, Weisheit, daß die Zahl der Weisen größer sei als die der Dummen; mach du, Wahrheit, daß du dem größten Teil der Menschen kund und offenbar wirst; und ganz gewiß werden die üblichen Prämien und Zufälle auf mehr von euren Leuten entfallen als auf deren Gegensätze. Macht, daß alle gerecht, wahrhaftig, weise und gut sind: Und ganz gewiß wird es nie einen von mir zugeteilten Rang oder eine Würde geben, die an Lügner, Übeltäter oder Verrückte fallen könnten. Also bin ich, die alle in gleicher Weise behandelt und bewegt, nicht ungerechter als ihr anderen, die ihr nicht alle gleich macht. Und wenn es demnach vorkommt, daß ein Faulpelz oder Schurke aufsteigt und ein Fürst oder ein Reicher wird, so geschieht dies nicht durch meine Schuld, sondern wegen der Ungerechtigkeit von euch anderen, die ihr mit eurem Licht und Glanz sparsam umgeht und ihn daher nicht vorher entfaultet und entschurktet, ihn nicht jetzt entfault und entschurkt oder ihn wenigstens später von der schurkischen Faulheit reinigen wollt, damit so einer nicht den Vorrang habe. Es ist kein Fehler, daß einer zum Fürsten gemacht wird, sondern daß ein Schurke zum Fürsten gemacht wird. Da es nun zwei Dinge sind, nämlich das Fürstentum und die Schurkerei, besteht die Lasterhaftigkeit bestimmt

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dialogo secondo

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ma ne la forfantaria che lasciate esser voi. Io perché muovo l’urna e caccio le sorti, non riguardo più a lui che ad un altro; e però non l’ho determinato prima ad esser principe o ricco (benché bisogna che determinatamente alla mano uno occorra tra tutti gli altri): ma voi che fate le distinzioni con gli occhi mirando e communicandovi a chi più et a chi meno, a chi troppo et a chi niente, siete venuti a lasciar costui determinatamente forfante e poltrone. Se dumque la iniquità consiste non in fare un prencipe, e non in arricchirte, ma in determinare un suggetto di forfantaria e poltronaria, non verrò io ad essere iniqua, ma voi. Ecco dumque come il Fato m’ha fatta equissima, e non mi può aver fatta iniqua, perché mi fa essere senz’occhi, a fin che per questo vegna a posser equalmente graduar tutti«.¦ Qua soggionse Momo dicendo: »Non ti diciamo iniqua per gli occhi, ma per la mano«. A cui quella rispose: »Né meno per la mano, o Momo; perché non son più io causa del male che le prendo come vegnono, che quelli che non vegnono come le prendo: voglio dire che non vegnono cossì senza differenza come senza differenza le piglio. Non son io causa del male se le prendo come occorreno: ma essi che mi se presentano quali sono, et altri che non le fanno essere altrimente. Non son perversa io che cieca indifferentemente stendo la mano a quel che si presenta chiaro o oscuro: ma chi tali le fa, e chi tali le lascia, e me l’invia«. Momo suggionse: »Ma quando tutti venessero indifferenti, uguali e simili, | non mancareste per tanto ad essere pur iniqua: perché essendo tutti equalmente degni di prencipato, tu non verrai a farli tutti prencipe, ma un solo tra quelli«. Rispose sorridendo la Fortuna: »Parliamo, o Momo, de chi è ingiusto, e non parliamo de chi sarrebe ingiusto: e certo con questo tuo modo di proponere o rispondere, tu mi pari assai a sufficienza convitto: poi che da quel che è in fatto, sei proceduto a quel che sarrebe; e da quel che non puoi dire ch’io sono iniqua, vai a dire

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zweiter dialog

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nicht im Fürstentum, das ich zuteile, sondern an der Schurkerei, die ihr bestehen laßt. Weil ich die Urne bewege und die Lose ziehe, beachte ich ihn nicht mehr als jeden anderen; und deshalb habe ich ihn nicht im voraus zum Fürsten oder Reichen bestimmt (obwohl es sein muß, daß unter allen anderen einer bestimmt in die Hand falle), sondern ihr, die ihr mit den Augen schauend Unterschiede macht und euch dem einen mehr mittelt, dem anderen weniger, dem einen zu viel und dem anderen gar nicht, habt es bewirkt, daß dieser bestimmt ein Schurke und Faulpelz bleibe. Wenn also das Unrecht nicht darin besteht, einen Fürsten zu machen, und nicht im Bereichern, sondern im Bestimmen eines Subjekts zu Schurkerei und Faulheit, werde nicht ich ungerecht sein, sondern ihr. Seht also, wie mich das Fatum überaus gerecht gemacht hat und mich nicht ungerecht machen konnte, weil es mich ohne Augen sein läßt, auf daß ich so dazu gelange, alle gleichermaßen einstufen zu können.« Hier schaltete sich Momus ein und sagte: »Wir nennen dich nicht ungerecht wegen der Augen, sondern wegen der Hand.« Worauf sie antwortete: »Auch nicht wegen der Hand, o Momus; denn ich, die ich sie nehme, wie sie kommen, bin nicht mehr der Grund des Übels, als jene, die nicht kommen, wie ich sie nehme: ich will sagen, daß sie nicht so unterschiedslos kommen, wie ich sie unterschiedslos greife. Nicht ich bin der Grund des Übels, wenn ich sie nehme, wie sie mir unterkommen, sondern sie, die sich mir darbieten wie sie sind, und andere, die nicht dafür sorgen, daß sie anders seien. Nicht ich bin verderbt, die ich blind ohne Unterscheidung die Hand danach ausstrecke, was sich hell oder dunkel darbietet, sondern wer sie so macht, so bleiben läßt und mir so zuschickt.« Momus entgegnete: »Aber wenn sie alle unterschiedslos, gleich und einander ähnlich kämen, würdest du doch trotzdem noch immer ungerecht sein: denn wenn alle gleichermaßen des Fürstentums würdig wären, würdest du sie deshalb nicht alle zu Fürsten machen, sondern nur einen einzigen von ihnen.« Lächelnd antwortete Fortuna: »Wir sprechen darüber, o Momus, wer ungerecht ist, und nicht darüber, wer ungerecht wäre, wenn. Und tatsächlich scheinst du mir mit dieser deiner Art, gegenzuhalten und zu antworten, durchaus genügend überzeugt worden zu sein, weil du davon, was tatsächlich ist, zu dem übergegangen bist, was sein würde; und davon daß du nicht mehr sagen kannst,

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dialogo secondo

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ch’io sarrei iniqua. Rimane dumque, secondo la tua concessione, ch’io son giusta, ma sarrei ingiusta: e che voi siete ingiusti, ma sarreste giusti. Anzi a quel ch’è detto aggiongo, che non solamente non sono, ma né pure sarrei men giusta all’ora quando voi m’offressi tutti uguali: per che quanto ¦ a quello che è impossibile non s’attende giustizia né ingiustizia: or non è possibile che un principato sia donato a tutti; non è possibile che tutti abbiano una sorte: ma è possibile ch’a tutti sia ugualmente offerta. Da questo possibile séguita il necessario, cioè che de tutti bisogna che riesca uno; et in questo non consiste l’ingiustizia et il male, perché non è possibile che sia più ch’uno: ma l’errore consiste in quel che séguita, cioè che quell’uno è vile, che quell’uno è forfante, che quell’uno non è virtuoso; e di questo male non è causa la Fortuna che dona l’esser prencipe et esser facultoso: ma la dea Virtù che non gli dona, né gli donò esser virtuoso«. »Molto eccellentemente ha fatte le sue raggioni la Fortuna« disse il padre Giove, »e per ogni modo mi par degna d’aver sedia in cielo; ma ch’abbia una sedia propria, non mi par convenevole, essendo che | non n’ha meno che sono le stelle; perché la Fortuna è in tutte quelle non meno che ne la terra: atteso che quelle non manco son mondi che la terra; oltre secondo la generale esistimazion de gli uomini, da tutte si dice pendere la Fortuna: e certo se avessero più copia d’intelletto, direbono qualche cosa di vantaggio. Però (dica Momo quel che gli piace), essendo che le tue raggioni, o Dea, mi paiono pur troppo efficaci, conchiudo che se non offriranno in contrario de la tua causa altre allegazioni che vagliano più di queste sin ora apportate, io non voglio ardire di definirti stanza, come già volesse astrengerti o relegarti a quella; ma ti dono, anzi ti lascio in quella potestà che mostri avere in tutto il cielo: poi che per te stessa ¦ tu hai tanta autorità, che puoi aprirti que’ luoghi che son chiusi a Giove istesso insieme con tutti gli altri dèi. E non voglio dir più circa quello per il che ti siamo tutti

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daß ich ungerecht bin, gehst du weiter und sagst, daß ich ungerecht sein würde. Es bleibt also nach deinem Zugeständnis, daß ich gerecht bin, aber ungerecht wäre, wenn; und daß ihr ungerecht seid, aber gerecht wäret, wenn. Dagegen füge ich dem Gesagten hinzu, daß ich nicht nur nicht weniger gerecht bin, sondern es auch nicht wäre, wenn ihr mir sie alle unterschiedslos gleich anbötet: denn hinsichtlich des Unmöglichen kommt weder Gerechtigkeit noch Ungerechtigkeit zum Tragen; nun ist es unmöglich, daß ein Fürstentum allen gegeben werde; es ist unmöglich, daß alle ein und dasselbe Los bekommen, aber es ist möglich, daß es allen gleichermaßen angeboten wird. Aus diesem Möglichen folgt das Notwendige, d. h. daß es so sein muß, daß es von allen einen treffe. Und nicht darin besteht die Ungerechtigkeit und das Übel, denn es ist unmöglich, daß es mehr als einer sei. Aber der Fehler besteht darin, was folgt, d. h. daß dieser eine niederträchtig ist, daß dieser eine ein Schurke ist, daß dieser eine nicht tugendhaft ist. Und die Ursache dieses Übels ist nicht die Fortuna, die das Fürstsein und Mächtigsein verleiht, sondern die Göttin Tugend, die ihm das Tugendhaftsein nicht verleiht und nicht verlieh.« »Ganz ausgezeichnet hat Fortuna ihre Gründe vorgebracht«, sagte Vater Jupiter, »und sie erscheint mir in jeder Hinsicht würdig, einen Sitz im Himmel zu haben; aber es scheint mir nicht angemessen, daß sie einen eigenen Sitz habe, wenn es denn so ist, daß sie davon nicht weniger hat als es Sterne gibt. Denn die Fortuna ist nicht weniger auf all jenen als auf der Erde, weil jene nämlich nicht weniger als die Erde Welten sind; außerdem sagt man nach der allgemeinen Meinung der Menschen, das Glück hänge von allen Sternen ab; und sie würden sicher noch einiges mehr sagen, wenn sie mehr an Verstand hätten. Daher (da mag Momus sagen, was er will) beschließe ich, da mir deine Gründe, o Göttin, nur allzu wirksam erscheinen, daß ich – falls niemand gegen deinen Rechtstitel Einsprüche erhebt, die mehr greifen als die bislang vorgebrachten – nicht wagen will, dir eine Wohnung zuzuweisen, als wollte ich dich etwa an diese beschränken oder binden; aber ich gebe dir, vielmehr ich lasse dich im Besitz jener Macht, die du im ganzen Himmel zu haben scheinst: da du von dir selbst aus so viel Autorität hast, daß du dir jene Orte öffnen kannst, die Jupiter selbst mitsamt allen anderen Göttern verschlossen sind. Und ich will nichts weiter darüber sagen, wofür wir dir alle zu-

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insieme ubligati assai assai. Tu disserrando tutte le porte, et aprendoti tutti camini, e disponendoti tutte le stanze, fai tue tutte le cose aliene; e però non manca che le sedie che son de gli altri, non siano pur tue: percioché quanto è sotto il fato della mutazione, tutto tutto passa per l’urna, per la rivoluzione, e per la mano de l’eccellenza tua«. |

terza parte del secondo dialogo Talmente dumque Giove negò la sedia d’Ercole a la Fortuna, che a suo arbitrio lasciò e quella et altre tutte che sono ne l’universo. Dalla qual sentenza (comunque se sia) non dissentirno gli dèi tutti: e la orba dea vedendo la determinazion fatta citra ogni sua ingiuria, si licenziò dal Senato dicendo: »Io dumque me ne vo aperta aperta et occolta occolta a tutto l’universo; discorro gli alti e bassi palaggi, e non meno che la morte so inalzar le cose infime e deprimere le supreme; et al fine per forza di vicissitudine vegno a far tutto uguale; e con incerta successione, e raggion irrazionale che mi trovo (cioè sopra et estra le raggioni particolari), e con indeterminata misura volto la ruota, scuoto l’urna: a fine che la mia intenzione non vegna incusata da individuo alcuno. Su Ricchezza, vieni a la mia destra, e tu Povertà a la mia sinistra: menate vosco il vostro comitato; tu Ricchezza, li ministri ¦ tanto grati, e tu Povertà gli tuoi tanto noiosi alla moltitudine. Seguiteno dico, prima il fastidio e la gioia, la felicità et infelicità, la tristizia l’allegrezza, la letizia la maninconia, la fatica il riposo, l’ocio l’occupazione, la sordidezza l’ornamento. Appresso, l’austerità le delicie, il lusso la sobrietà, la libidine l’astinenza, l’ebrietà la sete, la crapula la fame, l’appetito la sacietade, la cupidiggia il tedio e saturità, la pienezza la vacuità. Oltre, il dare il pren-

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sammen sehr, sehr verpflichtet sind. Indem du alle Türen aufsperrst und alle Wege eröffnest und über alle Wohnungen verfügst, machst du die fremden Dinge zu den deinen. Und also kann es nicht ausbleiben, daß die Sitze, die den anderen gehören, auch die deinigen sind, weil nämlich was auch immer unter dem Verhängnis der Veränderung steht, alles, alles durch die Urne, durch die Umdrehung und durch die Hand deiner Exzellenz geht.«

dritter teil des zweiten dialogs

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Also verweigerte Jupiter Fortuna den Sitz des Herkules auf solche Art, daß er ihr nach ihrer Willkür sowohl diesen als auch alle anderen überließ, die im Universum sind. Diesem Urteil (wenn es denn eines war) widersprach keiner von den Göttern allen; und da die blinde Göttin sah, daß der Beschluß ohne jegliche Unbilligkeit ihr gegenüber gefällt worden war, verabschiedete sie sich vom Senat mit den Worten: »So gehe ich denn, dem ganzen Universum ganz sichtlich offenkundig und ganz geheim verborgen; ich durchlaufe die hohen und niederen Paläste und nicht weniger als der Tod vermag ich die niedrigsten Dinge zu erhöhen und die höchsten zu erniedrigen; und am Ende erreiche ich es durch die Kraft des Wechsels, alles gleich zu machen; und mit der ungewissen Konsequenz und irrationalen Vernunft, die mir eignet (das heißt, über und außerhalb der einzelnen Vernunftgründe), und mit unbestimmtem Maße drehe ich das Rad, schüttle ich die Urne, so daß meine Absicht von keinem einzigen Individuum beanstandet werden kann. Auf, Reichtum, komm an meine Rechte und du, Armut, an meine Linke: Führt mit euch euer Gefolge; du, Reichtum, deine der Masse gar so angenehmen Diener und du, Armut, deine ihr gar so lästigen. Ich sage, folgen sollen uns zuerst die Last und die Lust, die Glückseligkeit und die Unglückseligkeit, die Trauer folge der Lustigkeit, die Fröhlichkeit der Melancholie, die Arbeit der Ruhe, der Müßiggang der Beschäftigung, die Schäbigkeit der Schmuckheit. Danach folge die Kargheit den Vergnügen, der Luxus der Nüchternheit, die Wollust der Enthaltsamkeit, die Trunkenheit dem Durst, die Völlerei dem Hunger, der Appetit der Sattheit, die Begehrlichkeit dem Überdruß und der Übersättigung,

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dere, l’effusione la parsimonia, l’investire il dispogliare, il lucro la iattura, l’introito l’exito, il guadagno il dispendio, l’avarizia la liberalitade, con il numero e misura, eccesso e difetto, equalitade | inequalitade, debito credito. Dopoi sicurtà suspizione, zelo adulazione, onore dispreggio, riverenza scherno, ossequio dispetto, grazia onta, agiuto destituzione, disconforto consolazione, invidia congratulazione, emulazione compassione, confidenza diffidenza, dominio servitù, libertà cattività, compagnia solitudine. Tu Occasione camina avanti, precedi gli miei passi, aprime mille e mille strade, va incerta, incognita, occolta, percioché non voglio che il mio advenimento sia troppo antiveduto. Dona de sghiaffi a tutti vati, profeti, divini, mantici e prognosticatori. A tutti quei che si attraversano per impedirne il corso nostro, donagli su le coste. Togli via d’avanti gli miei piedi ogni possibile intoppo. Ispiana e spianta ogni altro cespuglio de dissegni che ad un cieco nume possa esser molesto: onde comodamente per te, mia guida, mi fia definito il ¦ montare o il poggiare, il divertir a destra o a sinistra, il movere, il fermare, il menar et il ritener de passi. Io in un momento et insieme insieme vo e vegno, stabilisco e muovo, assorgo e siedo, mentre a diverse et infinite cose con diversi mezzi de l’occasione stendo le mani. Discorremo dumque da tutto, per tutto, in tutto, a tutto: quivi con Dei, ivi con gli eroi; qua con uomini, là con bestie«. Or essendo finita questa lite, e donato spaccio alla Fortuna, voltato Giove a gli Dei: »Mi par« disse, »che in loco d’Ercole debba succedere la Fortezza: perché da dove è la verità, la legge, il giudicio, non deve esser lunghi la fortezza; perché constante e forte deve essere quella voluntà che administra il giudicio con la prudenza, per la legge, secondo la verità: atteso che come la verità e la legge formano l’in | telletto, la prudenza, il giudicio e giustizia regolano la voluntà: cossì la constanza e fortezza conducono a l’effetto. Onde è detto da un sapiente: ›Non ti far giudice, se con la virtude e forza non sei potente a rompere le machine

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die Fülle der Leere. Danach das Geben dem Nehmen, der Überfluß der Sparsamkeit, das Bekleiden dem Entblößen, der Nutzen dem Verlust, der Eingang dem Ausgang, der Verdienst der Ausgabe, der Geiz der Freigiebigkeit, mit Zahl und Maß, Übermaß und Mangel, Gleichheit und Ungleichheit, Schulden und Kredit. Dann folge Sicherheit auf Verdacht, Eifer auf Schmeichelei, Ehre auf Verachtung, Verehrung auf Spott, Gehorsam auf Ungehorsam, Ansehen auf Schmach, Beistand auf Verlassen, Niedergeschlagenheit auf Trost, Neid auf Glückwunsch, Eifersucht auf Mitleid, Zuversicht auf Mißtrauen, Herrschaft auf Sklaverei, Freiheit auf Gefangenschaft, Gesellschaft auf Einsamkeit. Du, Zufall, schreite voran, gehe meinen Schritten voraus, öffne mir tausend und abertausend Wege, geh ungewiß, unerkannt, verborgen, weil ich nicht will, daß meine Ankunft allzuweit vorhergesehen werde. Ohrfeige alle Seher, Propheten, Wahrsager, Mantiker und Prognostiker. Alle, die uns in die Quere kommen, unseren Weg zu versperren, gib’s ihnen, hau sie in die Rippen. Entferne vor meinen Füßen jedes mögliche Hindernis. Glätte und entwurzele jedes sonstige Gestrüpp von Absichten, das einer blinden Gottheit lästig werden könnte, auf daß mir durch dich, mein Geleiter, das Aufsteigen und Absteigen bestimmt werde, das Einbiegen nach rechts oder nach links, das Bewegen, das Stehenbleiben, das Lenken und Zurückhalten der Schritte. In einem einzigen Augenblick und zugleich komme und gehe ich, befestige und bewege, stehe auf und setze mich, während ich an unendliche viele verschiedene Dinge durch verschiedene Mittel des Zufalls meine Hand anlege. Wir durchlaufen also alles von allem, durch alles, in allem, zu allem: hier mit Göttern, anderswo mit Heroen; da mit Menschen, dort mit Tieren.« Nachdem nun dieser Streit beendet und die Fortuna abgefertigt war, wandte sich Jupiter an die Götter: »Mir scheint,« sagte er, »daß an die Stelle des Herkules die Stärke rücken sollte: denn dort, wo die Wahrheit ist, das Gesetz und das Urteil, darf die Stärke nicht weit sein. Denn beständig und stark muß jener Wille sein, der das Urteil mit Klugheit nach dem Gesetz entsprechend der Wahrheit erteilt: wie nämlich die Wahrheit und das Gesetz den Verstand formen und die Klugheit, das Urteil und die Gerechtigkeit den Willen regeln, so führen die Beständigkeit und Starkmütigkeit zur Verwirklichung. Daher sprach ein Weiser: ›Mache dich nicht zum Richter, wenn du nicht mit Tugend und

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de l’iniquitade‹«. Risposero tutti gli dèi: »Bene hai disposto, o Giove, che Ercole sin ora sia stato come tipo de la fortezza che dovea contemplarsi ne gli astri. Succedi tu Fortezza con la lanterna de la raggione innante, perché altrimente non sareste fortezza, ma stupidità, furia, audacia. E non sareste stimata fortezza, né men sareste; perché per pazzia, errore, et alienazion di mente verreste a non temere il male e la morte; quella luce farà che non ardisci dove si deve temere: atteso che tal cosa il stolto e forsennato non teme, ché quanto uno è più prudente e ¦ saggio deve più paventare; quella farà che dove importa l’onore, l’utilità publica, la dignità e perfezzione del proprio essere, la cura delle divine leggi e naturali, ivi non ti smuovi per terrori che minacciano morte; sie presta et ispedita dove gli altri son torpidi e tardi; facilmente comporti quel ch’altri difficilmente; abbi per poco o nulla ciò che altri stimano molto et assai. Modera le tue male compagne: e quella che ti viene a destra, con le sue ministre Temeritade, Audacia, Presunzione, Insolenzia, Furia, Confidenzia; e quella che ti vien alla sinistra con la Povertà di spirto, Deiezzione, Timore, Viltade, Pusillanimitade, Desperazione. Conduci le tue virtuose figlie, Sedulità, Zelo, Toleranza, Magnanimità, Longanimità, Animosità, Alacrità, Industria; con il libro del catalogo delle cose che si governano con Cautela, o con Perseveranza, o con Fuga, o con Sufferenza: et in cui son notate le cose ch’il | forte non deve temere, cioè quelle che non ne fanno peggiore, come la Fame, la Nudità, la Sete, il Dolore, la Povertà, la Solitudine, la Persecuzione, la Morte; e de l’altre cose che per ne rendere peggiori denno essere con ogni diligenza fuggite, come l’Ignoranza crassa, l’Ingiustizia, l’Infidelità, la Buggia, l’Avarizia e cose simili. Cossì contemperandoti, non declinando a destra et a sinistra, e non allontanandoti da tue figlie, leggendo et osservando il tuo catalogo, non facendo estinto il tuo lume, sarai sola tutela de Virtuti, unica custodia di Giustizia, e torre singulare de la Veritade: inespugnabile da’ vizii, invitta da le fatiche, constante a

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Gewalt fähig bist, die Anschläge des Unrechts zu durchbrechen‹.« Es antworteten alle Götter: »Gut hast du es beschieden, o Jupiter, denn Herkules war bis jetzt gleichsam der Prototyp der Stärke, den man in den Sternen betrachten sollte. So rücke denn auf seinen Platz, du Stärke mit der vorausleuchtenden Laterne der Vernunft, denn andernfalls wärest du nicht Stärke, sondern Dummheit, Tollheit, Dreistigkeit. Und du würdest weder für Stärke erachtet, noch wärest du es, denn du kämest durch Verrücktheit, Irrtum und Geistesgestörtheit dazu, das Böse und den Tod nicht zu fürchten. Jenes Licht wird bewirken, daß du dort nicht wagst, wo man fürchten soll: was nämlich der Dumme und Verrückte nicht fürchtet, das muß einer umso mehr fürchten, je klüger und wissender er ist. Sie wird bewirken, daß du dort, wo es um die Ehre, den allgemeinen Nutzen, die Würde und Vollkommenheit des eigenen Seins, die Sorge um die göttlichen und natürlichen Gesetze geht, nicht wegen der Schrecken wankend wirst, die mit dem Tode drohen; sei flink und behende, wo andere stutzig und langsam sind; trage leicht, was andere schwer ertragen; halte für gering oder nichts, was andere für viel und reichlich schätzen. Mäßige deine schlimmen Gefährten: sowohl jene, die dir zur Rechten geht mit ihren Dienerinnen Tollkühnheit, Frechheit, Anmaßung, Unverschämtheit, Raserei, Unbedenklichkeit, als auch jene, die dir zur Linken geht mit der Armut des Geistes, Niedergeschlagenheit, Furcht, Feigheit, Kleinmütigkeit und Verzweiflung. Führe mit dir deine tugendhaften Töchter Ausdauer, Eifer, Duldsamkeit, Großmut, Langmut, Tapferkeit, Tatkraft und Fleiß mitsamt dem Katalog der Dinge, die bemeistert werden durch Vorsicht oder Beharrlichkeit, Meiden oder Dulden, und worin die Dinge verzeichnet sind, die der Starke nicht fürchten soll, d. h. solche, die uns nicht schlechter machen, wie Hunger, Blöße, Durst, Schmerz, Armut, Einsamkeit, Verfolgung, Tod; und die anderen Dinge, die mit aller Sorgfalt gemieden werden müssen, weil sie uns schlechter machen, wie krasse Unwissenheit, Ungerechtigkeit, Untreue, Lüge, Geiz und ähnliches. Wenn du dich so einstimmst, nicht nach rechts oder links abweichst und dich nicht von deinen Töchtern entfernst, deinen Katalog liest und beachtest und dein Licht nicht erlöschen läßt, wirst du allein der Beschützer der Tugenden, der einzige Wächter der Gerechtigkeit und der einsam ragende Turm der Wahrheit sein: uneinnehmbar durch Laster,

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gli perigli, rigida contra le voluttadi, spreggiatrice de la Ricchezza, domitrice della Fortuna, triomfatrice del tutto. Temerariamente non ardirai, inconsultamente non temerai; non affettarai gli piaceri, non fuggirai ¦ gli dolori; per falsa lode non ti compiacerai, e per vituperio non ti sgomentarai; non t’inalzarai per le prosperitadi, non ti dismetterai per le adversitadi; non t’impiombarà la gravità de fastidii, non ti sulleverà il vento de la leggerezza; non ti farà gonfia la ricchezza, e non ti confondarà la povertade: spreggiarai il soverchio, arrai poco senso del necessario. Divertirai da cose basse, e sarai sempre attenta ad alte imprese«. »Or che ordine si prenderà per la mia Lira?« disse Mercurio. A cui rispose Momo: »Abbila pur teco per tuo passatempo quando ti trovi in barca, o pur quando ti trovarai nell’ostarie. E se fai elezzione di farne qualche presente, donandola a chi più meritevolmente si conviene, e non vuoi andar troppo vagando per cercarlo, vattene a Napoli, a la piazza de | l’Olmo; over in Venezia, in piazza di San Marco, circa il vespro: perché in questi doi luoghi compariscono gli corifei di color che montano in banco; et ivi ti potrà occorrere quel megliore a cui iure meriti ¦ la si debbia«. Dimandò Mercurio perché più tosto a megliori di questa che di altra specie. Rispose Momo, che a questi tempi la lira è dovenuto principalmente instrumento da ciarlatani, per conciliarsi e trattenersi l’udienza, e meglior vendere le sue pallotte et albarelli: come la rebecchina ancora è fatto instrumento da ciechi mendicanti. Mercurio disse: »È in mia potestà di farne quel che mi piace?«; »Cossì è,« disse Giove, »ma non già per ora di lasciarla star in cielo. E voglio (se cossì pare ancor a voi altri del conseglio) che in luogo di questa sua lira de le nove corde succeda la gran madre Mnemosine con le nove Muse sue figlie«. Qua ferno un chino di testa gli dèi tutti, in segno di approvazione. E la Dea promossa, con le sue figlie rese le grazie. L’Aritmetrica la quale è primogenita, disse che le ringraziava per più volte che non ¦ concepe individui e specie di numeri: et oltre per più millenarii de mil-

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unbesiegt durch Mühen, beständig in Gefahren, strikt gegen die Lüste, Verächter der Reichtümer, Bändiger der Fortuna, Triumphator über alles. Du wirst nicht tollkühn wagen und nicht unberaten fürchten; du wirst nicht nach Genüssen streben und nicht vor Schmerzen fliehen; an falschem Lob wirst du dich nicht erfreuen und wegen Vorwürfen nicht erschrecken; wegen Wohlstand wirst du dich nicht überheben und wegen Not nicht erniedrigen; die Schwere der Lasten wird dich nicht niederbeugen und der Wind der Leichtfertigkeit nicht emporheben; der Reichtum wird dich nicht aufblähen und die Armut nicht erdrücken: Du wirst das Überflüssige verachten und wenig auf das Notwendige geben. Du wirst dich von niedrigen Dingen abkehren und immer hohe Taten im Sinn haben.« »Nun, welche Anordnung wird man wegen meiner Leier geben?« fragte Merkur. Ihm antwortete Momus: »Trage sie nur bei dir zu deinem Zeitvertreib, wenn du im Boot sitzt oder dich in Kneipen einfindest. Und wenn du beschließt, sie etwa jemand zum Geschenk zu machen, und sie dem zu geben, dem sie nach Verdiensten am ehesten zusteht, und wenn du auf der Suche nach ihm nicht zu weit herumlaufen willst, pack dich nur nach Neapel auf die Piazza dell’ Olmo oder nach Venedig auf den Markusplatz so gegen Abend: denn an diesen zwei Plätzen erscheinen die Koryphäen unter den Possenreißern; und dort kann dir jener Beste begegnen, dem sie iure meriti zusteht.« Merkur fragte, warum gerade dem Besten von dieser und keiner anderen Gattung. Momus antwortete, heutigentags sei die Leier hauptsächlich zum Instrument von Quacksalbern geworden, um die Zuhörer anzulocken und bei der Stange zu halten und ihre Pillen und Salben besser verkaufen zu können, so wie die Fiedel zum Instrument der blinden Bettler geworden ist. Darauf Merkur: »Steht es in meiner Macht, damit zu machen, was ich möchte?« »So ist es«, sagte Jupiter, »außer sie jetzt noch am Himmel bleiben zu lassen. Und ich will (wenn ihr anderen vom Konzil auch einverstanden seid), daß an die Stelle dieser seiner neunsaitigen Leier die große Mutter Mnemosyne nachrücken soll mit ihren Töchtern, den neun Musen.« Hier nickten alle Götter zum Zeichen des Einverständnisses mit dem Kopf. Und die beförderte Göttin mit ihren Töchtern bedankte sich. Die Arithmetik, die Erstgeborene, sagte, sie danke ihnen mehr Male als sie einzelne Zahlen und Arten von Zahlen

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lenarii che mai possa con le sue addizioni apportar l’intelletto. La Geometria, più che mai forme e figure formar si vagliano, e che atomi possa mai incorrere per le fantastiche resoluzioni di continui. La Musica, più che mai fantasia possa combinar forme di concenti e simfonie. La Logica, più che non fanno absurdità li suoi gramatici, false persuasioni i suoi retorici, e sofismi e false demostrazioni i dialettici. La Poesia, più che, per far correre le lor tante favole, non hanno piedi quanti han fatti e son per far versi i suoi cantori. La | Astrologia, più che contegna stelle l’inmenso spacio dell’eterea regione, se più dir si puote. La Fisica tante mercé li rese, quante possono esser prossimi e primi principii, et elementi nel seno de la natura. La Metafisica, più che non sono geni d’idee, e specie de fini et efficienti, sopra gli naturali effetti, tanto secondo la realità che è ne le cose, quanto secondo il concetto representante. L’Etica quanti possono essere costumi, consuetudini, leggi, giustizie e delitti, in questo et altri mondi de l’universo. La madre Mnemosine disse: »Tante grazie e mercé vi rendo, o dèi, quanti esser possono particolari suggetti a la memoria et a l’oblio, alla cognizione et ignoranza«. Et in questo mentre Giove ordinò alla sua primogenita Minerva, che gli porgesse quella scatola che teneva sotto il capezzal del letto; et indi cacciò nove bussole le quali contegnono nove collirii che son stati ordinati per purgar l’animo umano, e quanto alla cognizione, e quanto alla affezzione. E primamente ne donò tre ¦ alle tre primiere, dicendogli: »Eccovi il meglior unguento con cui possiate purgar e chiarir la potenza sensitiva circa la moltitudine, grandezza et armonica proporzione di cose sensibili«. Ne die’ uno a la quarta e disse: »Questo servirà per far regolata la facultà inventiva e giudicativa. Prendi questo« disse a la quinta, »che con suscitar certo melancolico appulso potente ad incitar a delettevole furore e vaticinio«. Donò il suo a la sesta mostrandogli il modo con cui mediante quello aprisse gli occhi de mortali alla contemplazion di cose

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enthalte und noch mehr Tausende von Tausenden Malen als der Verstand je mit ihren Additionen zustandebringen könne. Die Geometrie dankte mehr als man Formen und Figuren konstruieren und als man je durch die in der Phantasie vorgestellte Teilung von Kontinuen Atome erhalten könne. Die Musik mehr als die Phantasie je Formen von Konzerten und Symphonien komponieren könne. Die Logik mehr als ihre Grammatiker Absurditäten, ihre Rhetoriker falsche Überredungen und die Dialektiker Sophismen und falsche Beweise liefern. Die Poesie mehr als Füße an allen Versen sind, die ihre Sänger gemacht haben und noch machen, um ihre vielen Fabeleien ans Laufen zu bringen. Die Astrologie mehr als der unermeßliche Raum der Ätherregion an Sternen enthalte, wenn man überhaupt mehr sagen kann. Die Physik sagte ihnen so viel Dank, wie viel erste und nächste Prinzipien und Elemente es im Schoße der Natur nur geben kann. Die Metaphysik mehr als es an Gattungen von Ideen und Arten von Zweck- und Wirkursachen über den natürlichen Wirkungen gibt, sowohl nach der Wirklichkeit in den Dingen als auch nach dem darstellenden Begriff. Die Ethik so viel, wie es Sitten, Gebräuche, Gesetze, Gerechtigkeiten und Verbrechen in dieser und in anderen Welten des Universums geben könne. Die Mutter Mnemosyne sagte: »Sovielmal sage ich euch Vergeltsgott und Dank, ihr Götter, wieviel an Einzelnem Gegenstand des Gedächtnisses und des Vergessens, der Erkenntnis und der Ignoranz sein kann.« Indessen befahl Jupiter seiner Erstgeborenen Minerva, sie solle ihm jene Schachtel bringen, die er im Bett unterm Kopfkissen verwahrte. Daraus nahm er neun Büchsen, die neun Salben enthalten, verordnet zur Heilung und Reinigung des menschlichen Geistes, sowohl hinsichtlich der Erkenntnis als auch der Affekte. Und zuerst gab er drei davon den drei ältesten und sagte zu ihnen: »Da habt ihr die beste Einreibung, womit die Fähigkeit der Sinneswahrnehmung in Hinblick auf die Menge, Größe und harmonischen Proportion der sinnfälligen Dinge reinigen und klären könnt.« Er gab der Vierten eine und sagte: »Das wird dazu dienen, die Fähigkeit der Invention und des Urteils zu regeln. Nimm du diese«, sagte er zur Fünften, »die durch Erregung eines gewissen melancholischen Dranges ergötzlichen Wahn und Weissagung hervorzurufen vermag. Er reichte der Sechsten ihre und zeigte ihr, auf welche Weise sie damit die Augen der Sterblichen für die Betrachtung der archetypi-

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archetipe e superne. La settima ricevé quello per cui meglio vien riformata la facultà razionale circa la contemplazion de la natura. La | ottava, l’altro non meno eccellente che promove l’intelletto all’apprension di cose sopra naturali, in quanto che influiscono ne la natura, e sono in certo modo absolute da quella. L’ultimo, più grande, più precioso e più eccellente, die’ in mano de l’ultimogenita, la quale quanto è posterior de l’altre tutte, tanto è più che tutte l’altre degna; e gli disse: »Ecco qua, Etica, con cui prudentemente, con sagacità, accortezza e generosa filantropia saprai instituir religioni, ordinar gli culti, metter leggi, et esecutar giudicii; et approvare, confirmare, conservar e defendere tutto il che è bene instituito, ordinato, messo, et esecutato: accomodando quanto si può gli affetti et effetti al culto de Dei e convitto de gli uomini«. »Che faremo del Cigno?« dimandò Giunone. Rispose Momo: »Mandiamolo in nome del suo diavolo a natar con gli altri, o nel lago di Pergusa, o nel fiume Caistro, ¦ dove arrà molti compagni«; »Non voglio cossì,« disse Giove, »ma ordino che nel becco sia marcato del mio sigillo e messo nel Tamesi, per che là sarà più sicuro ch’in altra parte: atteso che per la téma di pena capitale non mi potrà essere cossì facilmente rubbato«; »Saviamente« suggionsero gli Dei, »hai provisto, o gran padre«, et aspettavano che Giove determinasse del successore. Onde séguita il suo decreto il primo presidente, e dice: »Mi par molto convenevole che vi sia locata la Penitenza, la qual tra le virtudi è come il cigno tra gli ucelli: perché la non ardisce ne può volar alto per il gravor dell’erubescenza et umile recognizion di se stessa, si mantiene sommessa: però togliendosi a l’odiosa terra, e non ardendo de s’inalzare al cielo, ama gli fiumi, s’attuffa a l’acqui, | che son le lacrime della compunzione nelle quali cerca lavarsi, purgarsi, mondarsi: dopo ch’a sé nel limoso lido de l’errore insporcata dispiacque, mossa dal senso di tal dispiacere, è incorsa la determinazione del corregersi e quanto possibil

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schen und höchsten Dinge öffnen sollte. Die Siebente erhielt die Salbe, wodurch die Fähigkeit der Vernunft zur Naturbeobachtung besser reformiert wird. Die Achte eine andere, nicht weniger Vortreffliche, die den Geist zur Wahrnehmung übernatürlicher Dinge erhebt, soweit sie in die Natur einfließen und in gewisser Weise von ihr losgelöst sind. Die Letzte, Größte, Wertvollste und Vorzüglichste gab er der Letztgeborenen in die Hand, die um soviel wie sie jünger als die anderen ist, auch um ebensoviel würdiger ist; und er sagte zu ihr: »Da hast du das, Ethik, womit du imstande sein wirst, klug, mit Weisheit, Behutsamkeit und großzügiger Menschenliebe Religionen zu stiften, Kulte anzuordnen, Gesetze zu geben und Urteile auszuführen; und alles zu bestätigen, zu bestärken, zu erhalten und zu verteidigen, was bereits gut gegründet, angeordnet, gegeben und ausgeführt ist, indem du die Leidenschaften und Machenschaften so gut wie möglich dem Kult der Götter und dem Zusammenleben der Menschen anpaßt.« »Was sollen wir mit dem Schwan machen?« fragte Juno. Momus antwortete: »Wir wollen ihn in Teufels Namen mit den anderen schwimmen schicken im See von Pergusa oder im Fluß Caystros, wo er viele Gefährten haben wird.« »Das will ich nicht«, sagte Jupiter, »sondern ich befehle, daß er auf dem Schnabel mit meinem Siegel bezeichnet und auf die Themse gesetzt werden soll, weil er dort sicherer ist als überall sonst: er kann mir nämlich aus Furcht vor der Todesstrafe da nicht so leicht gestohlen werden.« »Weise hast du das vorgesehen, o großer Vater«, erwiderten die Götter und warteten darauf, daß Jupiter den Nachfolger bestimme. Der oberste Präsident fuhr in seiner Verlautbarung fort und sagte: »Es erscheint mir sehr angebracht, hier die Bußfertigkeit hinzustellen, die ist unter den Tugenden wie der Schwan unter den Vögeln ist: denn wegen der Schwere der Scham und der demütigen Selbsterkenntnis wagt und vermag sie nicht hoch zu fliegen und hält sich bescheidener unten; da sie sich also von der verhaßten Erde entfernt und nicht wagt, sich zum Himmel zu erheben, liebt sie die Flüsse, taucht in die Wasser, die Tränen der Reue sind, in denen sie sich zu waschen, zu reinigen und zu säubern sucht: Nachdem sie sich mißfiel, wie sie sich am schlammigen Ufer des Irrtums beschmutzt hatte, faßte sie gedrängt durch das Bewußtsein dieses Mißfallens den Entschluß, sich zu bessern und sich der leuchtendweißen Unschuld so

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fia farsi simile alla candida innocenza. Con questa virtù risaleno l’anime che son ruinate dal cielo et inmerse a l’Orco tenebroso, passate per il Cocito de le voluttadi sensitive, et accese dal Periflegetonte de l’amor cupidinesco et appetito di generazione: de quali il primo ingombra il spirto di ¦ tristizia, et il secondo rende l’alma disdegnosa, come per rimembranza de l’alta ereditade ritornando in se medesima, dispiace a se medesima per il stato presente; si duole per quel che si delettò e non vorrebe aver compiaciuto a se stessa: et in questo modo viene a poco a poco a dispogliarsi dal presente stato, attenuandosegli la materia carnale et il peso de la crassa sustanza; si mette tutta in piume, s’accende e si scalda al sole, concepe il fervido amor di cose sublimi, doviene aeria, s’appiglia al sole e di bel nuovo si converte al suo principio«; »Degnamente la Penitenza è messa tra le virtudi,« disse Saturno, »perché quantumque sia figlia del padre Errore e de l’Iniquitade madre, è nulladimeno come la vermiglia rosa che da le adre e pungenti spine si caccia: è come una lucida e liquida scintilla che dalla negra e dura selce si spicca, fassi in alto, e tende al suo cognato sole«; »Ben provisto, ben determinato,« disse tutto il concilio de gli dèi, »sieda la Penitenza tra le virtudi, sia uno de gli celesti numi«. A questa voce generale, prima ch’altro proponesse di Cassiopea, alzò la voce il furibondo Marte, e disse: »Non sia, | o dèi, chi tolga alla mia bellicosa Ispagna questa matrona che cossì boriosa, altiera e maestrale non si contentò di salir al cielo senza condurvi la sua catedra col baldacchino. Costei (se cossì piace al padre summitonante, e se voi altri non volete discontentarmi a rischio di patir a buona misura il simile quando mi passarete per le mani) ¦ vorrei che per aver costumi di quella patria, e parer ivi nata, nodrita et allevata, determiniate che la vi soggiorne«. Rispose Momo: »Non sia chi tolga l’arroganza e questa femina

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ähnlich wie nur möglich zu machen. Mit dieser Tugend steigen die Seelen wieder auf, die vom Himmel hinabgestürzt und im finsteren Orkus versunken sind, die durch den Cocyx der Sinneslüste hindurchgegangen und vom Pyriphlegeton der begehrlichen Liebe und des Verlangens nach Zeugung entzündet worden sind: Von diesen Flüssen beschwert der erste den Geist mit Trauer, und der zweite macht die Seele zornig, indem sie gleichsam in Erinnerung an ihr reiches Erbe zu sich selbst zurückkehrend, sich in ihrem gegenwärtigen Zustand selbst mißfällt, bedauert, woran sie sich erfreut hatte, und sie wollte, sie hätte sich lieber nicht so gehen lassen; und auf diese Weise gelingt es ihr, sich nach und nach ihres gegenwärtigen Zustands zu entledigen, während sich ihr nach und nach die fleischliche Materie und die Last der dichten Substanz verfeinert; sie befiedert sich ganz, sie entzündet und erwärmt sich an der Sonne, empfängt die heiße Liebe zu den höchsten Dingen, wird luftig, hält sich an der Sonne fest und bekehrt sich von neuem zu ihrem ersten Prinzip.« »Die Bußfertigkeit ist es wert, zu den Tugenden gesellt zu werden«, sagte Saturn, »denn obwohl sie die Tochter des Vaters Irrtum und der Mutter Unbilligkeit ist, ist sie dennoch wie die rote Rose, die aus den spitzen, stachligen Dornen hervorbricht. Sie ist wie ein heller und schimmernder Funke, der aus dem schwarzen, harten Feuerstein springt, aufsteigt und seiner Verwandten, der Sonne, entgegenstrebt.« »Gut vorgesehen, gut bestimmt«, sagte das ganze Konzil der Götter, »die Bußfertigkeit soll zwischen den Tugenden sitzen, sie soll eine der Himmelsgottheiten sein.« Während dieser allgemeinen Zustimmung und bevor noch ein anderer etwas zu Kassiopeia vorbrachte, erhob der wütende Mars seine Stimme und sagte: »Es soll mir keiner, o Götter, meinem kriegerischen Spanien diese Schutzherrin nehmen, die sich so ehrgeizig, hochmütig und herrschaftlich nicht damit begnügte, bloß zum Himmel emporzusteigen, ohne auch noch ihren Thron samt Baldachin mitzubringen. Ich möchte, daß ihr bestimmt (wenn es dem höchst donnernden Vater recht ist und wenn ihr anderen mich nicht ärgern und riskieren wollt, daß ich es euch reichlich mit gleichem vergelte, wenn ich euch in die Finger kriege), sie solle dort wohnen, da sie dieses Vaterlandes Sitten hat und es scheint, als wäre sie dort geboren, ernährt und erzogen worden.« Momus antwortete: »Es soll keiner dem braven Herrn Divisions-

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ch’è vivo ritratto di quella al signor bravo capitan di squadre«; a cui Marte: »Con questa spada farò conoscere non solamente a te poveraccio, che non hai altra virtude e forza che de lingua fracida senza sale; ma et oltre a qualsivogli’altro (fuor di Giove per essere superior di tutti), che sotto quella che voi dite iattanza, dica non si trovar bellezza, gloria, maestà, magnanimità, e fortezza degna della protezzion del scudo marziale: e di cui l’onte non son indegne d’esser vendicate da questa orribil punta ch’ha soluto domar uomini e dèi«. »Abbila pur« soggionse Momo, »in tua mal’ora teco: perché tra noi altri dèi non vi trovarai un altro sì bizzaro e pazzo, che per guadagnarsi una de queste colubre e tempestose bestie, voglia mettersi a rischio di farsi rompere il capo«; »Non te incolerar Marte, non ti rabbiar Momo,« disse il benigno protoparente, »facilmente a te Dio de la guerra si potrà concedere liberamente questa cosa che non è troppo d’importanza: se ne bisogna talvolta al nostro dispetto comportar che con la sola autorità della tua fiammeggiante spada commetti tanti stupri, tanti adulterii, tanti latrocinii, usurpa | zioni et assassinii. Và dumque, che io insieme con gli altri Dei la commettemo in tutto alla tua libidinosa voglia: sol che non più la facci induggiar qua in mezzo a gli astri, vicina a tante virtudiose Dee. Vada con la sua catedra a basso, e conduca la Iattanzia seco, e ceda il luogo alla Sempli ¦ cità la qual declina dalla destra di costei che ostenta e predica più di quel che possiede, e dalla sinistra della Dissimulazione la quale occolta, e finge di non aver quel ch’have, e mostra posseder meno di quel che si trova. Questa pedissequa de la Veritade non deve lungi peregrinare dalla sua regina, benché talvolta la dea Necessitade la constringa di declinare verso la Dissimulazione: a fine che non vegna inculcata la Simplicità o Veritade, o per evitar altro inconveniente. Questo facendosi da lei non senza modo et ordine, facilmente potrà esser fatto ancora senza errore e vizio«. Andando la Semplicità per prendere il suo luogo, comparve de incesso sicuro e confidente: al contrario de la Iattanzia e Dissimulazione, le quali caminano non senza

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kapitän die Arroganz und dieses Weib, das deren lebendiges Abbild ist, wegnehmen.« Und Mars darauf: »Mit diesem Schwert werde ich es nicht nur dir armseligem Wicht zeigen, der du keine andere Tugend und Stärke hast als die geifernde salzlose Zunge, sondern auch jedem anderen (außer Jupiter, weil er aller Oberst ist), der sagt, hinter dieser Prahlerei – wie ihr sie nennt – stecke nicht eine Schönheit, Glorie, Majestät, Großherzigkeit und Stärke, die des Schutzes des martialischen Schildes würdig ist und deren Schmähung nicht unwert ist, von dieser furchtbaren Klinge gerächt zu werden, die es gewohnt ist, Menschen und Götter zahm zu machen.« »Behalt sie bloß in Teufels Namen bei dir«, warf Momus ein, »denn unter uns anderen Göttern wirst du keinen finden, der so verschroben und wahnwitzig wäre, einen blutigen Kopf zu riskieren, um eine von diesen Höllendrachen und tollwütigen Bestien zu gewinnen.« »Nicht in Wut geraten, Mars, nicht in Rage kommen, Momus«, sagte der gütige Allvater, »diese Sache ist von keiner allzugroßen Bedeutung und kann dir, Kriegsgott, leicht frei zugestanden werden, wo wir doch manchmal zu unserem Verdruß ertragen müssen, daß du einzig mit der Autorität deines flammenden Schwertes so viele Vergewaltigungen, Ehebrüche, Räubereien, Usurpationen und Morde begehst. Also geh nur zu, denn zusammen mit den anderen Göttern gebe ich sie ganz deinem lüsternen Willen anheim, nur daß du sie nicht länger hier inmitten der Sterne bei so vielen tugendsamen Göttinnen verweilen läßt. Sie soll mitsamt ihrem Thronsitz hinuntergehen und die Prahlerei mit sich führen; sie soll den Platz der Einfachheit überlassen, die rechterhand von dieser Prahlerei zurückweicht, welche mehr vorgibt und predigt als sie hat, und linkerhand von der Verstellung, die verbirgt und vorgibt, das nicht zu haben, was sie hat, und weniger zu besitzen vorgibt als da ist. Diese Gefolgsfrau der Wahrheit darf nicht weit von ihrer Königin umherpilgern, auch wenn die Göttin Notwendigkeit sie manchmal zwingt, in die Richtung der Verstellung abzuweichen, damit die Einfachheit oder die Wahrheit nicht mit Füßen getreten werde oder um irgendein anderes Ungemach zu vermeiden. Da sie dies nicht ohne Maß und Ordnung tut, kann es auch leicht ohne Irrtum und Makel geschehen.« Als die Einfachheit ging, ihren Platz einzunehmen, erschien sie sicheren Schrittes und zutraulich, im Gegensatz zur Prahlerei und Verstellung, die nicht ohne Furcht gehen,

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téma, come con gli suspiciosi passi e formidoloso aspetto dimostravano. Lo aspetto della Simplicità piacque a tutti gli dèi, perché per la sua uniformità in certa maniera rapresenta et ha la similitudine del volto divino. Il volto suo è amabile, perché non si cangia mai: e però con quella raggione per cui comincia una volta a piacere, sempre piacerà; e non per suo, ma per l’altrui difetto aviene che cesse d’essere amata. Ma la Iattanzia la qual suol piacere per donare ad intendere di possedere più di quel che possiede, facilmente quando sarà conosciuta, non solo incorrerà dispiacenza, ma et oltre talvolta dispreggio. | Similmente la Dissimulazione, per esser altrimente conosciuta, che come prima si volse persuadere, non senza difficultade potrà venir in odio a colui da chi fu prima grata. Di queste dumque l’una e l’altra fu stimata indegna del cielo, e di esser unita a quello che suol trovarsegli in mezzo. Ma non ¦ tanto la Dissimulazione, di cui talvolta sogliono servirsi anco gli dèi: perché talora per fuggir invidia, biasmo et oltraggio, con gli vestimenti di costei la Prudenza suole occultar la Veritade. Saulino È vero e bene, o Sofia; e non senza spirto di veritade mostrò il Poeta ferrarese, questa essere molto più conveniente a gli omini, se talvolta non è sconvenevole a Dei: Quantumque il simular sia le più volte ripreso, e dia di mala mente indìci, si trova pur in molte cose e molte aver fatti evidenti benefìci; e danni, e biasmi, e morte aver già tolte: ché non conversiam sempre con gli amici in questa assai più oscura che serena vita mortal tutta d’invidia piena. Ma vorrei sapere, o Sofia, in che maniera intendi la Simplicità aver similitudine del volto divino. Sofia Per questo, che la non può aggiongere a l’esser suo con la iattanzia, e non può suttraere da quello con la simulazione. E questo procede

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was sie durch mißtrauische Schritte und furchtsame Mienen verrieten. Der Anblick der Einfachheit gefiel allen Göttern, weil sie in ihrer Einförmigkeit auf gewisse Weise das göttliche Antlitz darstellt und mit ihm Ähnlichkeit hat. Ihr Angesicht ist lieblich, weil es sich nie verändert; und es wird daher mit dieser Ausstrahlung, mit der es einmal anfängt zu gefallen, immer gefallen. Und wenn sie nicht mehr geliebt wird, geschieht es nicht durch ihre Unzulänglichkeit, sondern durch die Unzulänglichkeit anderer. Aber die Prahlerei, die dadurch zu gefallen pflegt, daß sie zu verstehen gibt, sie hätte mehr als sie hat, kann – wenn sie erkannt wurde – oft nicht nur Verdruß, sondern manchmal auch Verachtung hervorrufen. Ähnlich kann die Verstellung dem verhaßt werden, dem sie vorher gefiel, wenn erkannt wird, daß sie anders ist als sie vorher – nicht ohne Schwierigkeiten – glauben machen wollte. Also wurde sowohl die eine wie die andere von diesen beiden nicht für des Himmels und der Vereinigung mit dem, was sich gewöhnlich in der Mitte zwischen ihnen befindet, würdig erachtet. Aber nicht so sehr die Verstellung, deren sich bisweilen auch die Götter bedienen, denn manchmal pflegt Klugheit, um dem Neid, der Verunglimpfung und dem Frevel zu entgehen, die Wahrheit unter dem Gewand der Verstellung zu verbergen. Saulino Das ist sehr wahr, o Sofia. Und durchaus im Geist der Wahrheit weist der Dichter aus Ferrara darauf hin, daß die Verstellung sich für die Menschen umso besser schickt, da sie bisweilen für die Götter nicht unschicklich ist: Zu Recht wird zwar Verstellung meist gescholten Und gilt als boshafter Gesinnung Zeichen, Doch oft und öfter hat sie schon geholfen Sichtlich wohltätige Zwecke zu erreichen; Hat Schaden, Schande schon, und Tod vermieden, Weil wir nicht immer unter Freunden gehn hienieden, Weil öfter finster ist als licht dies Leben, Erfüllt von Haß, dem Tode preisgegeben. Aber ich möchte gerne wissen, o Sofia, wie du das meinst, die Einfachheit habe Ähnlichkeit mit dem göttlichen Antlitz. Sofia Deshalb, weil sie durch Prahlerei ihrem Sein nichts hinzufügen kann und ihm durch Verstellung nichts nehmen. Und das kommt

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dal non avere intelligenza et apprensione di se stessa: come quello che è simplicissimo, se non vuol essere altro che semplicissimo, non intende se stesso. Perché | quello che si sente e che si remira, si fa in certo modo molto, e (per dir meglio) altro et altro; perché si fa obietto e potenza, conoscente e conoscibile: essendo che ne l’atto dell’intelligenza molte cose incorreno in uno. Però quella semplicissima intelligenza non si dice intendere se stessa come se avesse un atto reflesso de intelligente et intelligibile: ma perché è absolutissimo ¦ e semplicissimo lume; solo dumque se dice intendersi negativamente, per quanto non si può essere occolta. La Semplicità dumque, in quanto che non apprende e non commenta su l’esser suo, s’intende aver similitudine divina. Dalla quale a tutta distanza dechina la boriosa Iattanzia. Ma non tanto la studiosa Dissimulazione: a cui Giove fa lecito che talvolta si presente in cielo, e non già come Dea, ma come tal volta ancella della Prudenza, e scudo della Veritade. Saulino Or vengamo ad considerar quel ch’è fatto di Perseo e della sua stanza. Sofia »Che farai, o Giove, di questo tuo bastardo che ti festi parturire a Danae?« disse Momo. Rispose Giove: »Vada (se cossì piace al senato intiero), perché mi par che qualche nuova Medusa si trova in terra, che non meno che quella di già gran tempo è potente di convertere in selce col suo aspetto chiumque la remira: vada a costei non come mandato da un nuovo Polidette, ma come inviato da Giove insieme con tutto il senato celeste; e veda se secondo la medesima arte possa superare tanto più orribile quanto più nuovo mostro«. Qua risorse Minerva dicendo: »Et io dal mio canto non mancarò d’accomodargli non men commodo scudo | di cristallo con cui vegna ad abarbagliar la vista de le nemiche Forcidi messe in custodia de le Gorgoni; et io in presenza voglio assistergli sin tanto che abbia disciolto il capo di questa Medusa dal suo busto«; »Cossì« disse Giove, »farai molto bene, mia figlia: et io te im-

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daher, daß sie keine Erkenntnis und keine Wahrnehmung ihrer selbst hat, wie das, was das Allereinfachste ist, sich selbst nicht versteht, wenn es nicht etwas anderes sein will als das Allereinfachste. Denn was sich selbst wahrnimmt und betrachtet, macht sich auf eine gewisse Weise zu vielem und, besser gesagt, zu einem und einem anderen. Denn es macht sich zu Gegenstand und zu Fähigkeit, zu Erkennendem und zu Erkennbarem: denn im Erkenntnisprozeß kommen viele Dinge in einem zusammen. Daher sagt man, daß jene einfachste Intelligenz sich selbst nicht so versteht, als enthielte sie einen Reflexionsakt von Verstehendem und Verständlichem, sondern aufgrund dessen, daß sie absolutestes und einfachstes Licht ist; man sagt also von ihr, daß sie sich nur auf negative Weise verstehe, indem sie sich nicht verborgen sein kann. Die Einfachheit wird also, da sie ihr Sein nicht erfaßt und bedenkt, für etwas erachtet, dem Abbildhaftigkeit Gottes eignet. Von ihr weicht die eingebildete Prahlerei in voller Breite ab. Aber nicht so sehr die sorgfältige Verstellung, der Jupiter sich hin und wieder im Himmel einzustellen erlaubt, zwar nicht als Göttin, doch als gelegentliche Dienstmagd der Klugheit und als Schutzschild der Wahrheit. Saulino Nun laßt uns sehen, was mit Perseus und seiner Wohnung passiert. Sofia »Was wirst du, o Jupiter, mit diesem deinem Bastard machen, den du dir von Danae gebären ließest?« fragte Momus. Jupiter antwortete: »Er soll gehen (wenn der gesamte Senat damit einverstanden ist), denn mir scheint, daß es auf Erden so eine neue Medusa gibt, nicht weniger fähig als die anno dazumal, jeden, der sie anschaut, mit ihrem Anblick in Stein zu verwandeln: Zu ihr soll er gehen, nicht etwa von einem neuen Polydektes geschickt, sondern als Gesandter Jupiters mitsamt dem ganzen himmlischen Senat, und sehen, ob er mit demselben Kunstgriff ein um soviel schrecklicheres wie neueres Ungeheuer überwinden kann.« Hier erhob sich Minerva und sprach: »Und ich werde meinerseits nicht ermangeln, ihn mit einem ebenso zweckdienlichen Kristallschild auszustatten, mit dem er die Augen der feindlichen Phorciden blenden soll, die zur Bewachung der Gorgonen aufgestellt sind; und ich will ihm mit meiner Anwesenheit beistehen, bis er den Kopf dieser Medusa von ihrem Rumpf getrennt hat.« »Daran«, sagte Jupiter, »wirst du sehr gut tun, meine Tochter. Und ich erlege dir diese Sorge auf

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pono questa cura nella qual voglio che ¦ t’adopri con ogni diligenza. Ma non vorei che di nuovo faccia che a danno de gli poveri popoli avenga che per le stille che scorreranno da le vene incise vegnano generati nuovi serpenti in terra, dove a mal grado de miseri vi se ne ritrovano pur assai e troppo. Però montato sul Pegaso che verrà fuori del fecondo corpo di colei, discorra (riparando al flusso de le goccie sanguinose) non già per l’Africa dove di qualche cattiva Andromeda vegna cattivo: dalla quale avinta in ferree catene, vegna legato di quelle di diamante; ma col suo destriero alato discorra la mia diletta Europa; et ivi cerca dove son que’ superbi e mostruosi Atlanti, nemici de la progenie di Giove, da cui temeno che gli vegnan tolte le poma d’oro che sotto la custodia e serragli de l’Avarizia et Ambizione tegnono occolte. Attenda ove son altre più generose e più belle Andromede che per violenza di falsa religione vegnono legate et esposte alle marine belve. Guarde se qualche violento Fineo constipato dalla moltitudine di perniciosi ministri viene ad usurparsi i frutti dell’altrui industrie e fatiche. Se qualche numero de ingrati, ostinati et increduli Polidetti vi presiede, facciasegli a il specchio tutto animoso innante, presentegli a gli occhi ove possono remirar il suo fedo ritratto, dal cui orrendo aspetto impetrati perdano ogni perverso senso, moto e vita«; »Bene ordinato il tutto,« | dissero gli dèi, »perché è cosa conveniente che gionto ad Ercule che col braccio della ¦ Giustizia e bastone del Giudicio è fatto domator de le corporee forze, compaia Perseo che col specchio luminoso della dottrina e con la presentazion del ritratto abominando de la scisma et eresia, alla perniciosa conscienza de gli malfattori et ostinati ingegni metta il chiodo togliendoli l’opra di lingua, di mani e senso«. Saulino Venite ora, Sofia, a chiarirmi di quello ch’è ordinato a succedere a la piazza onde fece partenza costui. Sofia Una virtude in abito e gesti niente dissimile a costui, che si

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und will, daß du dich ihr mit aller Sorgfalt widmest. Aber ich möchte nicht, daß es zum Schaden der armen Völker erneut passiere, daß aus den Tropfen, die von den zerschnittenen Venen herniederrinnen, auf Erden neue Schlangen entstehen, wo es zum Leid dieser Unglücklichen schon längst genug und allzu viele davon gibt. Deshalb soll er den Pegasus besteigen, der aus dem fruchtbaren Leib der Medusa hervorkommen wird und (dem Ausfließen der blutigen Tropfen wehrend) nicht wieder durch Afrika reiten, wo er von irgendeiner in Bosheit verstrickten Andromeda umgarnt werden könnte, und von ihr, die mit eisernen Ketten gefesselt ist, mit diamantenen gebunden werden; vielmehr soll er mit seinem Flügelroß durch mein geliebtes Europa streifen. Und dort soll er suchen, wo jene hochmütigen und ungeheuerlichen Atlasriesen sind, den Jupitersöhnen feind, da sie von ihnen der goldenen Äpfel beraubt zu werden fürchten, welche sie unter Bewachung und Verschluß des Geizes und des Ehrgeizes verborgen halten. Er gebe acht, wo andere, großmütigere und schönere Andromeden sind, die durch die Gewalt falscher Religionen gebunden und den Meeresungeheuern ausgesetzt werden. Er sehe nach, ob irgendein gewalttätiger Phineus, von einer Menge unseliger Minister gedrängt, sich anschickt, die Früchte des Fleißes und der Arbeit anderer zu usurpieren. Wenn da irgendeine Anzahl undankbarer, verstockter und ungläubiger Polydekten den Vorsitz führt, soll er ihnen mutig den Spiegel vorhalten und vor Augen führen, worin sie ihr häßliches Abbild sehen können und von dessen entsetzlichem Anblick versteinert alle ihre perversen Sinne und Regungen und das Leben einbüßen sollen.« »Alles bestens angeordnet«, sagten die Götter, »denn es ist angebracht, daß zusammen mit Herkules, der mit dem Arm der Gerechtigkeit und dem Stab des Urteils zum Bändiger der körperlichen Kräfte gemacht wurde, Perseus auftrete, der mit dem glänzenden Spiegel der Lehre und mit der Darstellung des abscheulichen Bildes des Schismas und der Häresie dem verderbenbringenden Gewissen der Übeltäter und unverbesserlichen Geister Einhalt gebiete, indem er ihnen den Gebrauch der Zunge, der Hände und der Sinne nimmt.« Saulino Kommt nun dazu, Sofia, mich aufzuklären, was beordert wurde, auf den Platz nachzurücken, von dem er weggegangen ist. Sofia Eine Tugend, die ihm an Kleidung und Gebärde ganz und gar

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chiama Diligenza, over Sollecitudine; la qual ha et è avuta per compagna da la Fatica, in virtù della quale Perseo fu Perseo, et Ercole fu Ercole, et ogni forte faticoso è faticoso e forte; e per cui il pronepote d’Abante hav’intercetto alle Forcidi il lume, il capo a Medusa, il pennato destriero al tronco busto, le sacre poma al figlio di Climene e Iapeto, la figlia di Cefeo e Cassiopea al Ceto, difesa la moglie dal rivale, revista Argo sua patria, tolto il regno a Preto, restituto quello a Crisio fratello, vendicatosi su l’ingrato e discortese re de l’isola Serifia; per cui dico si supera ogni vigilanza, si tronca ogni adversa occasione, si facilita ogni camino et accesso, s’acquista ogni tesoro, si doma ogni forza, si toglie ogni cattività, s’ottiene ogni desio, si defende ogni possessione, si gionge ad ogni porto, si deprimeno tutti adversarii, si esaltano tutti amici, e si vendicano tutte ingiurie: e finalmente si viene ad ogni dissegno. Ordinò dumque | Giove, e questo ordine approvaro tutti dèi, che la faticosa e dili ¦ gente Sollecitudine si facesse innante. Et ecco che la comparve avendosi adattati gli talari de l’impeto divino con gli quali calpestra il sommo bene populare, spreggia le blande carezze de le voluttadi che come Sirene insidiose tentano di ritardarla dal corso de l’opra che la ricerca et aspetta. Appigliatasi con la sinistra al scudo risplendente dal suo fervore, che di stupida maraviglia ingombra gli occhi desidiosi et inerti; compresa con la destra la serpentina chioma di perniciosi pensieri a’ quai sottogiace quell’orribil capo di cui l’infelice volto da mille passioni di sdegno, d’ira, di spavento, di terrore, di abominio, di maraviglia, di melancolia e di lugubre pentimento disformato, sassifica et instupidisce chiumque v’affigge gli occhi; montata su quell’aligero cavallo della studiosa perseveranza con il quale a quanto si forza, a tanto arriva e giunge, superando ogni intoppo di clivoso monte, ritardamento di profonda valle, impeto di rapido fiume, riparo di siepe densissime e di quantumque grosse et alte muraglia; venuta dumque in presenza del sacrosanto senato, udì dal sommo preside queste paroli:

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ähnlich ist und die Sorgfalt oder Regsamkeit heißt. Sie ist der Arbeit Kameradin und hat zur Kameradin die Arbeit; durch diese Tugend ist Perseus Perseus und Herkules Herkules und jeder arbeitsame Starke ein Starker und ein Arbeitsamer. Durch sie hat der Urenkel des Abas den Phorkyden das Augenlicht nehmen können, der Medusa das Haupt, das geflügelte Roß dem geköpften Rumpf, die heiligen Äpfel dem Sohn der Clymene und des Iapetus, die Tochter des Kepheus und der Kassiopeia dem Wal; durch sie verteidigte er die Gattin vor dem Nebenbuhler, sah seine Heimat Argos wieder, nahm dem Proitos das Reich und gab es dessen Bruder Akrisios zurück und rächte sich an dem undankbaren und rüpelhaften König der Insel Seriphos; durch sie, sage ich, überwindet man jede Wachsamkeit, bricht jedem feindlichen Zufall die Spitze, erleichtert jeden Weg und Zugang, gewinnt jeden Schatz, bändigt jede Kraft, hebt jede Gefangenschaft auf, erfüllt jeden Wunsch, verteidigt jeden Besitz, gelangt in jeden Hafen, unterdrückt alle Gegner, erhöht alle Freunde, rächt alle Beleidigungen, und schließlich und endlich verwirklicht man durch sie jeden Vorsatz. Jupiter befahl also, und diesen Befehl billigten alle Götter, daß die arbeitsame und sorgfältige Regsamkeit vortrete. Und sieh, da erschien sie und hatte die Flügelschuhe des göttlichen Impulses angelegt, mit denen sie des Pöbels höchstes Gut mit Füßen tritt und die schmeichlerischen Liebkosungen der Lüste verachtet, die wie tückische Sirenen versuchen, sie vom Kurs der Tätigkeit abzubringen, die sie erfordert und erwartet. In der Linken hielt sie den glänzenden Schild ihres Enthusiasmus, der die nachlässigen und trägen Augen mit blödem Erstaunen blendet. Sie faßte mit der Rechten den Schlangenschopf der verderblichen Gedanken zusammen – mit jenem entsetzlichen Haupt darunter, dessen unglückseliges Gesicht, verzerrt von tausend Leidenschaften des Zornes, der Wut, der Angst, des Schreckens, des Abscheus, des Staunens, der Melancholie und der finsteren Reue jeden versteinert und verdummt, der das Auge darauf richtet. Sie ritt jenes beflügelte Pferd der fleißigen Ausdauer, mit dem sie so weit kommt und alles erreicht, worum sie müht, indem sie jedes Hindernis steiler Gebirge überwindet, jeden Aufenthalt tiefer Täler, jeden Sog reißender Flüsse, jede Deckung dichtester Hecken und alle Mauern, wie stark und hoch sie auch seien. Da sie also vor den hochheiligen Senat kam, vernahm sie vom höchsten Präsidenten folgende

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»Voglio, o Diligenza, che ottegni questo nobil spacio nel cielo, perché tu sei quella che nutri con la fatica gli animi generosi. Monta, supera e passa con uno spirto, se possibil fia, ogni sassosa e ruvida montagna. Infervora tanto l’affetto tuo, che non solo resisti e vinci te stessa, ma et oltre non abbi senso della tua difficultade, non abbi sentimento del tuo esser fatica: perché cossì la fatica non deve esser fatica a sé, come a se medesimo nessun grave è grave. Però non sarai degna ¦ fatica, se talmente non | vinci te stessa, che non ti stimi essere quel che sei, fatica: atteso che, dovumque hai senso di te, non puoi essere superiore a te; ma se non sei depressa o supressa, vieni al meno ad esser oppressa da te medesima. La somma perfezzione è non sentir fatica e dolore, quando si comporta fatica e dolore. Devi superarti con quel senso di voluttà che non sente voluttà: quella voluttà dico, la quale se fusse naturalmente buona, non verrebe dispreggiata da molti come principio di morbi, povertade e biasimo. Ma tu Fatica, circa l’opre egregie sii voluttà e non fatica a te stessa: vegni dico ad esser una e medesima cosa con quella, la quale fuor di quelle opre et atti virtuosi, sia a se stessa non voluttà, ma fatica intolerabile. Su dumque, se sei virtù non occuparti a cose basse, a cose frivole, a cose vane. Se vuoi esser là dove il polo sublime della Verità ti vegna verticale, passa questo Apennino, monta queste Alpi, varca questo scoglioso Oceano, supera questi rigorosi Rifei, trapassa questo sterile e gelato Caucaso, penetra le inaccessibili erture, e subintra quel felice circolo, dove il lume è continuo e non si veggon mai tenebre né freddo: ma è perpetua temperie di caldo, e dove eterna ti fia l’aurora o giorno. Passa dumque tu, dea Sollecitudine o Fatica: e voglio« disse Giove, »che la Difficultade ti corra avanti e ti fugga. Scaccia la Disaventura, apprendi la Fortuna pe’ capelli; affretta quando meglio ti pare il corso della sua ruota: e quando ti sembra bene, figigli il chiodo, acciò

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Worte: »Ich will, o Sorgfalt, daß du diesen edlen Raum im Himmel bekommst, weil du es bist, die die großzügigen Geister mit der Arbeit ernährt. Besteige, bezwinge und übersteige – wenn es möglich ist in einem Atem – jedes felsige und rauhe Gebirge. Erwärme deine Leidenschaft so sehr, daß du nicht nur dir selbst widerstehst und dich überwindest, sondern darüber hinaus auch noch kein Empfinden für deine Schwierigkeiten hast, nicht das Gefühl hast, daß du Arbeit bist: denn die Arbeit darf für sich selbst so wenig Arbeit sein, wie kein Schwerer für sich selbst schwer ist. Du wirst nämlich keine würdige Arbeit sein, wenn du dich selbst nicht so weit überwindest, daß du dich nicht mehr als das ansiehst, was du bist, Arbeit: weil du, wo immer du ein Gefühl für dich selber hast, nicht dir selbst überlegen sein kannst, sondern, auch wenn du nicht bedrückt oder unterdrückt wirst, doch zumindest von dir selbst bedrückt bist. Die höchste Vollkommenheit ist, Mühe und Schmerz nicht zu spüren, wenn man Mühe und Schmerzen erträgt. Du mußt dich mit jenem Lustgefühl überwinden, das keine Lust empfindet: nicht jene Lust empfindet, sage ich, die, wenn sie von Natur aus gut wäre, nicht von vielen als das Prinzip von Krankheiten, Armut und Schmach verachtet würde. Aber du, Arbeit, sei dir selber im Hinblick auf die erhabenen Werke Lust und nicht Arbeit; gelange dazu, sage ich, mit ihr ein und dieselbe Sache zu sein, die außerhalb jener tugendhaften Werke und Taten sich selbst nicht Lust sein soll, sondern unerträgliche Mühe. Also los, wenn du Tugend bist, so befasse dich nicht mit niedrigen Dingen, leichtfertigen Dingen oder eitlen Dingen. Wenn du dort sein willst, wo der höchste Pol der Wahrheit senkrecht über dir steht, übersteige diesen Apennin, besteige diese Alpen, überquere diesen klippenreichen Ozean, überwinde diese steilen Ripheen, laß diesen unfruchtbaren und eisigen Kaukasus hinter dir, durchdringe unzugängliche Steilwände und tritt ein in diesen glücklichen Kreis, wo das Licht ununterbrochen fortdauert und wo man niemals Finsternis oder Kälte sieht, sondern immerwährendes warmes Schönwetter und wo es für dich ewig Morgenröte oder Tag sein wird. Geh also hinein, du Göttin Regsamkeit oder Arbeit. Und ich will«, sagte Jupiter, »daß die Schwierigkeit vor dir herlaufe und fliehe. Vertreibe den Unglücksfall, fasse Fortuna am Schopf, beschleunige nach deinem Gutdünken den Lauf ihres Rades und wenn es dir gut dünkt, lege ihm die Bremse ein,

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non scorra. Voglio che teco vegna la Sanità, la Robustezza, l’Incolumità. Sia tua scudiera la Diligenza, ¦ e tuo antesignano sia l’Esercizio. Sieguati l’Acquisizione | con le munizioni sue, che son Bene del corpo, Bene del animo, e (se vuoi) Bene de la fortuna; e di questi voglio che più sieno amati da te quei che tu medesima hai acquistati, che altri che ricevi d’altrui: non altrimente che una madre ama più li figli, come colei che più le conosce per suoi. Non voglio che possi dividerti: perché se ti smembrarai, parte occupandoti a l’opre de la mente e parte a l’oprazioni del corpo, verrai ad esser defettuosa a l’una e l’altra parte; e se più ti addonarai a l’uno, meno prevalerai ne l’altro verso: se tutta inclinarai a cose materiali, nulla vegni ad essere in cose intellettuali, e per l’incontro. Ordino a l’Occasione che quando fia mestiero, ad alta voce o con cenno o con silenzio quella chiamatati, o ti esorti, o ti alletti, o ti inciti, o ti sforze. Comando alla Comodità et Incomodità che ti avertiscano quando si possano accollare, e quando si denno poner giù le sarcine, come tal’or quando è necessario transnatare. Voglio che la Diligenza ti toglia ogni intoppo; la Vigilanza ti farà la sentinella guardando circa in circa, a fin che cosa non ti s’appresse all’improviso; che la Indigenza ti averta dalla Sollecitudine e Vigilanza circa cose vane: la quale se non sarà udita da te, succeda al fine la Penitenza, la qual ti faccia esperimentar che è cosa più laboriosa aver menate le braccia vacue, che con le mani piene aver tirati sassi. Tu con gli piedi della Diligenza quanto puoi fuggi, e ti affretta pria ¦ che Forza maggior intervegna e toglia la Libertade, over porga forza et armi alla Difficultade«. Cossì la Sollecitudine avendo ringraziato Giove e gli altri, prende il suo camino e parla in questa forma: »Ecco io Fatica muovo gli passi, mi accingo, mi sbraccio. | Via da me ogni torpore, ogni ocio, ogni negligenza, ogni desidiosa acedia: fuori ogni lentezza. Tu Industria mia, proponite avanti gli occhi della considerazione il tuo profitto, il tuo fine. Rendi salutifere

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damit es sich nicht drehe. Ich will, daß die Gesundheit, die Festigkeit und die Unversehrtheit mit dir kommen. Deine Schildträgerin sei die Sorgfalt, und dein Vorreiter sei die Übung. Es folge dir die Errungenschaft mit ihrer Ausrüstung: den Gütern des Körpers, des Geistes und, wenn du willst, den Glücksgütern. Und von diesen will ich, daß du diejenigen, die du selber erworben hast, mehr lieben sollst als andere, die du von anderen erhältst: genauso wie eine Mutter die Kinder am meisten liebt, weil sie am besten weiß, daß es ihre eigenen sind. Ich will nicht, daß du dich teilen kannst, denn wenn du dich zergliederst und dich zum Teil mit Werken des Geistes und zum Teil mit den Arbeiten des Körpers befaßt, wirst du in dem einen wie in dem anderen Teil mangelhaft werden; und wenn du dich mehr dem einen widmest, wirst du in dem anderen Bereich weniger leisten können: wenn du ganz zu materiellen Dingen neigen solltest, wirst du in den geistigen Dingen zu nichts gelangen und umgekehrt. Ich befehle der Gelegenheit, daß sie wann immer es nötig sein sollte, dich mit lauter Stimme oder mit Zeichen oder mit Schweigen rufe oder ermahne oder anlocke oder antreibe oder zwinge. Ich gebiete der Bequemlichkeit und der Unbequemlichkeit, daß sie dir ankündigen, wann die Bürden getragen werden können und wann sie abgelegt werden müssen, wie zum Beispiel manchmal, wenn man hinüberschwimmen muß. Ich will, daß die Sorgfalt vor dir jedes Hindernis entferne; daß die Wachsamkeit deine Wächterin sei und rings um sich schaue, damit dir nichts unvorhergesehen begegne; daß die Not dich vor der Regsamkeit und Wachsamkeit in eitlen Dingen ablenke: Und wenn du nicht auf sie hörst, soll zum Schluß die Reue nachkommen, die dich spüren lassen soll, daß es anstrengender ist, mit leeren Armen herumzufuchteln als mit vollen Händen Steine zu werfen. Fliehe du auf den Füßen der Sorgfalt so schnell du nur kannst, und beeile dich, bevor höhere Gewalt eingreift und dir die Freiheit nimmt oder der Schwierigkeit Kraft und Waffen verleiht.« Also macht sich die Sorgfalt, nachdem sie Jupiter und den anderen gedankt hat, auf ihren Weg und spricht so: »Da lenke ich die Arbeit, meine Schritte, gürte mich, kremple die Ärmel hoch. Fort von mir alle Schläfrigkeit, aller Müßiggang, alle Nachlässigkeit, alle faule Trägheit. Hinaus mit aller Langsamkeit. Du, mein Fleiß, stelle dir deinen Vorteil, dein Ziel vor die Augen der Betrachtung. Wende zu dei-

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quelle altrui tante calunnie, quelli altrui tanti frutti di malignitade et invidia, e quel tuo raggionevole timore che ti cacciaro dallo tuo natio albergo, che ti alienaro da gli amici, che ti allontanaro dalla patria, e ti bandiro a poco amichevole contrade. Fà, Industria mia, meco glorioso quello essilio e travagli: sopra la quiete, sopra quella patria tranquillitade, commoditade e pace. Su Diligenza, che fai? perché tanto ociamo e dormiamo vivi, se tanto tanto doviamo ociar e dormire in morte? Atteso che se pur aspettiamo altra vita o altro modo di esser noi, non sarà quella nostra, come de chi siamo al presente: percioché questa, senza sperar giamai ritorno, eternamente passa. Tu Speranza che fai, che non mi sproni, che non m’inciti? Su fà ch’io aspetti da cose difficili exito salutare, se non mi affretto avanti tempo, e non cesso in tempo: e non far ch’io mi prometta cosa per quanto viva, ma per quanto ben viva. Tu Zelo siimi sempre assistente, a fine ch’io non tente cose indegne di nume da bene, e che non stenda le mani a quei negocii che sieno caggione di maggior negocio. Amor di gloria, ¦ presentami avanti gli occhi quanto sia brutto a vedere e cosa turpe di esser sollecito della sicurtà nell’entrata e principio del negocio. Sagacità, fà che da le cose incerte e dubie non mi retire, né volte le spalli, ma da quelle pian piano mi discoste in salvo. Tu medesima (acciò ch’io non sia ritrovata da nemici, et il furor di quelli non mi s’avente sopra) confondi | seguendomi gli miei vestigi. Tu mi fà menar gli passi per vie distanti da le stanze de la Fortuna: perché la non ha lunghe le mani, e non può occupar se non quelli che gli son vicini, e non essagita se non color che si trovano dentro la sua urna. Tu farai ch’io non tente cosa, se non quando attamente posso: e fammi nel negocio più cauta che forte, se non puoi farmi equalmente cauta e forte. Fà ch’il mio lavoro sia occolto e sia aperto: aperto, acciò che non ogniuno il cerca et inquira; occolto, acciò che non tutti,

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nem Heile die vielen Verleumdungen anderer, die vielen Früchte der Bosheit und des Neides anderer und deine vernünftig begründete Angst, die dich aus deiner heimatlichen Herberge vertrieben, den Freunden entfremdeten, von der Heimat entfernten und in wenig freundliche Gegenden verbannten. Mach, mein Fleiß, mit mir gemeinsam dieses Exil und diese Plagen glorreich und erhaben über die Ruhe, über jenen heimatlichen Seelenfrieden, die Bequemlichkeit und den Frieden. Auf, Sorgfalt, was machst du? Warum ruhen und schlafen wir so viel, wenn wir im Tode so viel werden ruhen und schlafen müssen? Denn auch wenn wir ein anderes Leben oder eine andere Art, wir zu sein, erwarten, wird es doch nicht das unsere als desjenigen sein, der wir gegenwärtig sind, weil dieses auf ewig vergeht, ohne je auf Wiederkehr hoffen zu dürfen. Du, Hoffnung, was tust du, daß du mich nicht anspornst und nicht antreibst? Auf, und mache, daß ich von schwierigen Dingen günstigen Ausgang erwarte, wenn ich mich nicht vor der Zeit beeile und zur rechten Zeit nicht nachlasse: Und lasse nicht zu, daß ich mir etwas vornehme, bloß um zu leben, sondern um gut zu leben. Du, Eifer, sei mir immer zur Hand, damit ich keine Dinge unternehme, die einer guten Gottheit unwürdig sind, und keine Hand an solche Geschäfte lege, die Ursache zu größerer Geschäftigkeit sind. Ruhmesliebe, stelle du mir vor Augen, wie häßlich es aussieht und wie schändlich es ist, am Einsatz und Anfang einer Unternehmung von der Sicherheit angelockt zu werden. Geschicklichkeit, mache, daß ich mich von unsicheren und zweifelhaften Angelegenheiten nicht fluchtartig zurückziehe und ihnen den Rücken kehre, sondern daß ich mich von ihnen sachte, sachte entferne und in Sicherheit bringe. Verwische du auch, mir folgend, meine Spuren, damit ich nicht von den Feinden aufgespürt werde und ihre Wut sich nicht auf mich entlade. Lenke meine Schritte auf Wegen, die weit von den Räumen der Fortuna entfernt sind, denn sie hat keinen langen Arm und kann bloß die erfassen, die ihr nahe sind, und erschüttert keinen außer denen, die sich in ihrem Topf befinden. Du wirst dafür sorgen, daß ich nichts versuche, außer wenn ich es richtig kann. Und mache mich in Geschäften eher vorsichtig als stark, wenn du mich nicht gleichermaßen vorsichtig und stark machen kannst. Mach, daß meine Arbeit verborgen und offen sei: offen, damit nicht jeder sie untersuche und prüfe; verborgen, damit nicht

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ma pochissimi lo ritroveno. Perché sai bene che le cose occolte sono investigate, e le cose inserrate convitano gli ladroni. Oltre, quel che appare è stimato vile, e l’arca aperta non è diligentemente ricercata, et è creduto poco preggiato quello che non si vede con molta diligenza messo in custodia. Animosità, con la voce del tuo vivace fervore, quando la difficultà mi preme, oltraggia, e resiste; non mancar sovente d’intonarmi a l’orecchio quella sentenza: Tu ne cede malis, sed contra audentior ito. Tu Consultazion, mi farai intendere quando mi conviene sciòrre o rompere la mal impiegata occupazione: la qual degnamente prenderà la mira non ad oro e facul ¦ tadi da volgari e sordidi ingegni: ma a que’ tesori che meno ascosi e dispersi dal tempo, son celebrati e colti nel campo de l’eternitade; a fin che non si dica di noi, come di quelli: ›meditantur sua stercora scarabei‹. Tu Pazienza, confirmami, affrenami et administrami quel tuo Ocio eletto, a cui non è sorella la Desidia: ma quello | che è fratello de la Toleranza. Mi farai declinar dall’inquietudine, et inclinare alla non curiosa Sollecitudine. Allora mi negarai il correre, quando correr mi cale dove son precipitosi, infami e mortali intoppi. All’ora non mi farai alzar l’àncora e sciòrre la poppa dal lido, quando aviene che mi commetta ad insuperabile turbulenza di tempestoso mare. Et in questo mi donarai ocio di abboccarmi con la Consultazione la quale mi farà guardar, prima, me stessa; secondo, il negocio ch’ho da fare; terzo, a che fine e perché; quarto, con quai circonstanze; quinto, quando; sesto, dove; settimo, con cui. Amministremi quell’ocio con cui io possa far cose più belle, più buone, e più eccellenti che quelle che lascio: per che in casa de l’Ocio siede il Conseglio, et ivi della vita beata, meglior che in altra parte, si tratta; indi megliormente si contemplano le occasioni; da là con più efficacia e forza si può uscire al negocio: perché senza esser prima a bastanza posato, non è possibile di posser appresso ben correre. Tu Ozio, mi administra, per cui io vegna sti-

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alle, sondern nur die Wenigsten sie finden. Denn du weißt sehr wohl, daß die verborgenen Dinge untersucht werden und die verschlossenen Dinge Diebe einladen. Außerdem wird, was sichtbar ist, für gemein erachtet, und die offene Truhe wird nicht sorgfältig durchsucht und für wenig wertvoll wird gehalten, was nicht mit großer Sorgfalt bewacht wird. Wagemut, wenn die Schwierigkeit mich bedrückt, mich empört und sich mir widersetzt, unterlasse es nicht, mir oft mit der Stimme deines lebhaften Enthusiasmus’ diesen Spruch in die Ohren zu singen: Tu ne cede malis, sed contra audentior ito. Du, Ratschluß, wirst mir zu verstehen geben, wann es für mich angebracht ist, eine schlecht angelegte Beschäftigung zu lösen oder zu unterbrechen; sie soll nämlich, wie es ihr gebührt, nicht auf Gold und auf die Reichtümer gemeiner und schmutziger Geister abzielen, sondern auf jene Schätze die, von der Zeit verborgen und zerstreut, im Felde der Ewigkeit gefeiert und gepflegt werden – auf daß man von uns nicht, wie von jenen, sagen dürfte: ›meditantur sua stercora scarabei‹. Du, Geduld, bestärke mich, zügle mich und versieh mich mit jener deiner erwählten Muße, deren Schwester nicht die Faulheit ist, sondern die selbst Schwester der Duldsamkeit ist. Du wirst mich von der Unruhe fortlenken und mich hinlenken zur nicht neugierigen Regsamkeit. Du wirst mir das Laufen dann verweigern, wenn es mich dort hinführt, wo steile, schändliche und tödliche Hindernisse sind. Du wirst nicht zulassen, daß ich zu jener Stunde den Anker einziehe und das Heck vom Ufer löse, wenn ich mich unüberwindlichen Strudeln des stürmischen Meeres aussetzen würde. Und du wirst mir Muße schenken, mich darüber mit dem Ratschluß zu unterhalten, der mich erstens mich selber betrachten lassen wird; zweitens – die Aufgabe, die ich zu tun habe; drittens – zu welchem Zweck und warum; viertens – unter welchen Umständen; fünftens – wann; sechstens – wo; siebentens – womit. Versieh mich mit jener Muße, mit der ich schönere, bessere und vortrefflichere Dinge tun kann als die, die ich unterlasse: denn im Hause der Muße sitzt der Ratschluß, und dort spricht es sich besser über das glückselige Leben als an jedem anderen Ort; von dort aus betrachtet man die Gelegenheiten besser; von dort her kommend kann man mit mehr Wirkung und Kraft ans Werk gehen: denn ohne sich zuerst gut ausgeruht zu haben, kann man unmöglich sogleich gut laufen. Diene du mir, Muße, damit ich für we-

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mata manco ociosa che tutti gli altri: percioché per tuo mezzo accaderà che io serva a la republica e defension de la patria più con la mia voce et esortazione che con la spada, lancia e scudo: il soldato, il tribuno, l’imperatore. Accòstati a me tu, generoso et eroico e sollecito Timore: e con il tuo stimolo fà che io non perisca prima dal numero de gl’illustri, che dal numero de vivi. Fà che prima che il torpore ¦ e morte mi tolga le mani, io mi ritrove talmente provista che non mi possa togliere la gloria de l’opre. Sollecitudine, fà che sia finito il tetto prima che vegna la pioggia; fà che si ripare a le | fenestre pria che soffieno gli Aquiloni et Austri di lubrico et inquieto inverno. Memoria del bene adoperato corso de la vita, farai tu che la senettute e morte pria mi tolga, che mi conturbe l’animo. Tu Téma di perdere la gloria acquistata ne la vita, non mi farai acerba, ma cara e bramabile, la vecchiaia e morte«. Saulino Ecco qua, o Sofia, la più degna et onorata ricetta per rimediar alla tristizia e dolor che apporta la matura etade, et all’importuno terror de la morte che da l’ora che abbiamo uso di sensi suol tiranneggiar il spirto de gli animanti. Onde ben disse il nolano Tansillo: Godon quei che non son ingrati al cielo, e ad alte imprese non fur freddi e rudi; le staggion liete, all’or che neve e gielo cadon su i colli d’erbe e di fior nudi, non han di che dolersi, ancor che pelo cangiando e volto, cangin vita e studi. Non ha l’agricoltor di che si doglia, pur ch’al debito tempo il frutto coglia. ¦ Sofia Assai ben detto, Saulino. Ma è tempo che tu ti retiri: perché ecco il mio tanto amico nume, quella grazia tanto desiderabile, quel volto tanto spettabile da la parte orientale mi s’avicina. Saulino Bene dumque mia Sofia, domani a l’ora solita (se cossì ti piace) ne revederemo. Et io in questo mentre andarò a delinearmi quel tanto che oggi ho udito da te: a fine che megliormente la memoria de

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niger müßig erachtet werde als die anderen alle, weil es durch deine Vermittlung geschehen wird, daß ich dem Staat und der Verteidigung des Vaterlandes mit meiner Stimme und Ermahnung besser diene als der Söldner, der Tribun und der Feldherr mit Schwert, Lanze und Schild. Steh mir zur Seite, du großmütige, heroische und regsame Furcht, und bewirke mit deinem Ansporn, daß ich nicht früher aus der Zahl der Berühmten hinsterbe als aus der Zahl der Lebenden. Mach, daß ich mich, bevor die Schläfrigkeit und der Tod mir die Hände nehmen, so ausgestattet sehe, daß sie mir den Ruhm der Werke nicht nehmen können. Du, Regsamkeit, mach, daß das Dach vollendet sei, bevor der Regen kommt; mach, daß die Fenster instandgesetzt sind, bevor die Nord- und Südstürme des feuchten und unruhigen Winters blasen. Gedächtnis an den gut angewandten Lebenslauf, du wirst dafür sorgen, daß mir das Alter und der Tod eher den Geist nehmen, bevor sie ihn trüben. Du, Angst vor dem Verlust des im Leben erworbenen Ruhmes, wirst mir das Alter und den Tod nicht bitter, sondern lieb und erstrebenswert machen.« Saulino Sieh hier, o Sofia, das würdigste und rühmlichste Rezept, um die Trauer und den Schmerz zu heilen, die das reife Alter mit sich bringt, sowie die unziemliche Angst vor dem Tode, die von der Stunde an, da wir den Gebrauch der Sinne haben, den Geist der Lebenden zu tyrannisieren pflegt. Davon sagt der Nolaner Tansillo sehr schön: Es freuet sich, wer Dank dem Himmel weiß, zu edler Tat nicht roh und kalt gewesen, der heitren Jahreszeit, da Schnee und Eis auf Hügel sinkt, entblößt von Blüt’ und Gräsern, es schmerzt ihn nicht, wenn mit den Haaren, Gliedern und dem Gesicht sich wandeln Werk und Leben. Dem Bauern ist es nicht um Blüten leid, wenn er die Früchte pflückt zur rechten Zeit. Sofia Sehr gut gesagt, Saulino. Aber jetzt ist es für dich Zeit, dich zurückzuziehen: denn sieh nur, mein gar so liebenswerter Gott, diese so begehrenswerte Anmut, dieses so sehenswerte Gesicht naht sich mir von Osten her. Saulino Gut denn, meine Sofia, morgen zur gewohnten Stunde werden wir uns, wenn du damit einverstanden bist, wiedersehen. Und ich werde derweil gehen, um das aufzuzeichnen, was ich heute von dir ge-

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tuoi concetti possa (quando fia bisogno) | rinovarmi: e più comodamente per l’avenire far di quella partecipe altrui. Sofia Maraviglia, che con più del solito frettolose piume mi viene a l’incontro; non lo veggio venir secondo la sua consuetudine scherzando col caduceo, e battendo sì vagamente con l’ali l’aria liquidissimo. Parmi vederlo turbatamente negocioso. Ecco mi rimira, e talmente ha vèr me conversi gli occhi, che fa manifesto l’ansioso pensiero non pender da mia causa. Mercurio Propizio ti sia sempre il fato, impotente sia contra di te la rabbia del tempo, mia diletta e gentil figlia e sorella et amica. Sofia Che cosa, o mio bel Dio, ti fa sì turbato in vista, benché al mio riguardo non mi sei men ch’altre volte liberale di tua tanto gioconda grazia? perché ti ho veduto venir come in posta, e più accinto di andar e passar oltre, che disposto de dimorar alquanto meco? Mercurio La caggion di questo è che sono in fretta mandato da Giove a proveder e riparar a l’incendio che ha cominciato a suscitar la pazza e fiera Discordia in questo Regno Partenopeo. ¦ Sofia In che maniera (o Mercurio) questa pestifera Erinni s’è da là de le Alpi et il mare aventata a questo nobil paese? Mercurio Dalla stolta ambizione e pazza confidenza d’alcuno è stata chiamata; con assai liberali, ma non meno incerte promesse è stata invitata; da fallace speranza è stata commossa; è aspettata da | doppia gelosia, la quale nel popolo adopra il voler mantenersi nella medesima libertade in cui è stato sempre, et il temer di subintrar più arcta servitude; nel prencipe il suspetto di perder tutto per aver voluto abbracciar troppo. Sofia Che cosa è primo origine e principio di questo? Mercurio La grande Avarizia che va lavorando sotto pretesto di voler mantener la Religione. ¦ Sofia Il pretesto in vero mi par falso, e (se non m’inganno) è inexcusabile: perché non si richiede riparo o cautela dove nessuna ruina o

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hört habe, um mir, wenn nötig, deine Entwürfe im Gedächtnis besser aufzufrischen und sie künftig anderen bequemer mitteilen zu können. Sofia Erstaunlich, er kommt mir auf eiligeren Flügeln entgegen als sonst; ich sehe ihn nicht nach seiner Gewohnheit mit dem Schlangenstab spielen und so hübsch mit den Flügeln die durchsichtige Luft schlagen. Er scheint mir auf unruhige Art geschäftig. Nun sieht er mich an und richtet das Auge so auf mich, daß er damit deutlich zeigt, die ängstliche Sorge betreffe nicht mein Anliegen. Merkur Immer geneigt sei dir das Verhängnis, machtlos gegen dich sei das Wüten der Zeit, meine geliebte und edle Tochter, Schwester und Freundin. Sofia Was ist es, o mein schöner Gott, das dich so besorgt aussehen läßt, wenngleich du mir gegenüber nicht weniger freigiebig als sonst mit deiner so angenehmen Grazie bist? Denn ich sah dich kommen wie in höchster Eile und eher auf dem Sprung, weiterzufliegen als bereit, ein wenig bei mir zu verweilen. Merkur Der Grund dafür ist, daß ich von Jupiter in Eile geschickt worden bin, dem Brand zuvorzukommen und abzuhelfen, den die verrückte und wilde Zwietracht in diesem partenopeischen Reich angezettelt hat. Sofia Auf welche Weise, o Merkur, hat sich diese verpestende Erynnie von jenseits der Alpen und des Meeres auf dieses edle Land gestürzt? Merkur Von der dummen Anmaßung und der verrückten Zuversicht eines gewissen Jemand wurde sie gerufen; mit ziemlich freigiebigen, aber nicht weniger unsicheren Versprechen wurde sie eingeladen; von trügerischer Hoffnung wurde sie getrieben; und wurde erwartet von einer doppelten Scheelsucht, die im Volke den Willen ausnutzt, sich in gleicher Freiheit wie immer zu erhalten, und die Furcht, in eine härtere Knechtschaft geraten; beim Fürsten aber die Sorge, alles zu verlieren, weil er zu viel hatte umfassen wollen. Sofia Was ist der erste Ursprung und das Prinzip von alledem? Merkur Die große Habgier, die unter dem Vorwand ans Werk geht, die Religion erhalten zu wollen. Sofia Der Vorwand scheint mir wahrlich falsch zu sein und, wenn ich mich nicht täusche, unverzeihlich: denn man braucht keinen Schutz oder keine Vorsicht, wo kein Verderben oder keine Gefahr droht; wo

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dialogo secondo

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periglio minaccia; dove gli animi son tali quali erano, et il culto di quella dea non cespita in queste come in altre parti. Mercurio E quando ciò fusse, non tocca a l’Avarizia, ma alla Prudenza e Giustizia di rimediarvi; perché ecco che quello ha commosso il popolo a furore, et a la Occasione pare aver tempo d’invitar gli animi rubelli a non tanto defendere la giusta libertà, quanto ad aspirar ad ingiusta licenza, e governarsi secondo la perniciosa e contumace libidine, a cui sempre fu prona la moltitudine bestiale. Sofia Dimmi (se non ti è grave), in che maniera dite che l’Avarizia vuol rimediare? Mercurio Aggravando gli castighi de delinquenti, di sorte che della pena d’un reo vegnano equalmente parte ¦ cipi molti innocenti, e tal volta gli giusti: e con ciò vegna a farsi sempre più e più grasso il prencipe. | Sofia È cosa naturale che le pecore ch’hanno il lupo per governatore, vegnano castigate con esser vorate da lui. Mercurio Ma è da dubitare che qualche volta sia sufficiente la sola cupa fame et ingordiggia del lupo a farle colpevoli. Et è contra ogni legge che per difetto del padre, vegnano multati gli agnelli e la madre. Sofia È vero che mai ho trovato tal giudizio se non tra fieri barbari, e credo che prima fusse trovato tra Giudei, per esser quella una generazione tanto pestilente, leprosa e generalmente perniciosa: che merita prima esser spinta che nata. Sì che per venire al nostro proposito questa è la caggione che ti tien turbato, suspeso, e per cui fia mestiero che subito mi lasci? Mercurio Cossì è: ho voluto far questo camino per convenirti prima che giunga a le parti dove ho drizzato il volo, per non farti vanamente aspettare, e non mancar a la promessa che feci ieri. A Giove ho mosso qualche proposito de casi tuoi, e lo veggio più ch’al solito inchinato a compiacerti. Ma per quattro o cinque giorni, et oggi tra gli altri, io non ho ocio di trattar e conferir teco quello che ¦ doviamo negociare in pro-

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die Gesinnungen sind, wie sie waren, und der Kult jener Göttin nicht so sehr ins Wanken geraten ist wie in anderen Ländern. Merkur Und wenn es auch an dem wäre, ist es nicht die Aufgabe der Habgier, sondern der Klugheit und der Gerechtigkeit, Abhilfe zu schaffen; denn seht, dies hat das Volk zur Raserei gebracht, und der Gelegenheit schien es an der Zeit, die aufrührerischen Geister aufzuwiegeln, nicht so sehr um die gerechte Freiheit zu verteidigen, als um nach ungerechter Willkür zu streben und sich nach dem verderblichen und trotzigen Gelüste zu richten, dem die viehische Menge schon immer zuneigte. Sofia Sage mir, wenn es dir nichts ausmacht, auf welche Weise habt ihr gesagt, will die Habgier Abhilfe schaffen? Merkur Indem sie die Strafen für die Verbrecher verschärft, so daß von der Bestrafung eines Schuldigen viele Unschuldige gleichermaßen betroffen sind und manchmal auch die Gerechten; und somit der Fürst immer dicker und dicker werde. Sofia Es ist ganz natürlich, daß die Schafe, über die der Wolf das Regiment führt, dadurch bestraft werden, daß er sie frißt. Merkur Aber es ist zu befürchten, daß manchmal bloß der gierige Hunger und die Unersättlichkeit des Wolfes genügt, sie zu Schuldigen zu machen. Und es ist gegen alles Gesetz, daß für den Fehler des Vaters die Lämmer und die Mutter mit Strafe belegt werden. Sofia Es stimmt, daß ich nie ein solches Urteil gefunden habe außer bei wilden Barbaren. Und ich glaube, es fand sich erstmals bei den Juden, da diese ein so verpestetes, aussätziges und ganz allgemein verderbenbringendes Geschlecht sind, das eher vertilgt zu werden verdiente, als geboren. Um zu unserem Thema zurückzukehren – dies also ist der Grund, der dich beunruhigt und in Anspannung hält und weswegen du mich sofort verlassen mußt? Merkur So ist es: bevor ich in jene Länder gelange, wohin ich meinen Flug lenke, wollte ich erst diesen Weg machen, um mich mit dir zu treffen, dich nicht umsonst warten zu lassen und das Versprechen nicht zu brechen, das ich dir gestern gegeben hatte. Ich habe Jupiter ein paar Vorschläge bezüglich deines Falles gemacht, und ich sehe ihn geneigter als gewöhnlich, dich zufriedenzustellen. Aber für vier oder fünf Tage, und darunter heute, habe ich keine Muße, mit dir zu reden und zu

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dialogo secondo

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posito de l’instanza che devi fare; però arai pazienza in questo mentre: atteso che meglio è trovar Giove et il senato feriante da altri impacci, che in quella maniera che puoi credere che sia al presente. Sofia Mi piace l’aspettare, perché con questo che la cosa verrà proposta più tardi, potrà anco | megliormente essere ordinata. Et a dire il vero, io in gran fretta (per non mancar il mio dovero per la promessa che ti avevo fatta di commetterti oggi la richiesta) non ho possuto satisfar a me medesima, atteso che penso che le cose denno essere esposte più per particolare che non ho fatto in questa nota: la quale ecco vi porgo, perché veggiate (se vi occorrerà ocio per il camino) la somma de le mie querele. Mercurio Io vedrò questa: ma voi farrete bene di servirvi della commodità di questo tempo per far più lungo e distinto memoriale, a fine che si possa a pieno provedere al tutto. – Io adesse per la prima, per confondere la forza, voglio andar a suscitar l’Astuzia acciò che gionta a l’Inganno dettar possa una lettera di tradimento contra la pretenduta Ambiziosa Ribellione: per la qual finta lettera si diverta l’émpito maritimo del Turco, et obste al Gal ¦ lico furore ch’a lunghi passi da qua de l’Alpi per terra s’avicina. Cossì per difetto di Forza si spinga l’ardire, si tranquille il popolo, s’assicure il prencipe, et il timore spinga la sete de l’Ambizione et Avarizia: senza bere. E con ciò al fine vegna richiamata la bandita Concordia, e posta nella sua catedra la Pace, mediante la confirmazione dell’antiqua Consuetudine di vivere, con abolizione di perigliosa et ingrata Novitade. Sofia Và dumque mio Nume, e piaccia al fato che felicemente vegnano adempiti i tuoi dissegni, perché non vegna la mia nemica guerra a turbar il stato mio, non meno che quel de gli altri. ¦ | Fine del secondo dialogo

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besprechen, wie wir wegen des Gesuchs vorgehen sollen, das du stellen mußt; gedulde dich also in der Zwischenzeit: Es ist nämlich besser, Jupiter und den Senat von anderen Verpflichtungen frei zu finden, als so, wie du dir vorstellen kannst, daß es zur Zeit ist. Sofia Ich warte gerne, weil die Sache in noch bessere Ordnung gebracht werden kann, wenn sie später beantragt wird. Und um die Wahrheit zu sagen, habe ich (um meiner Pflicht zu genügen, dir wie versprochen das Gesuch heute zu übergeben) in der großen Eile mir selbst nicht genüge leisten können, weil ich nämlich glaube, die Dinge sollten mehr im Einzelnen dargelegt werden, als ich es in diesem Schreiben getan habe: Ich übergebe es Euch hiermit, damit Ihr Euch (falls Ihr unterwegs Muße findet) die Zusammenfassung meiner Anklagen anschauen könnt. Merkur Ich werde sie mir anschauen, aber Ihr werdet gut daran tun, euch dieser zur Verfügung stehenden Zeit zu bedienen, um eine längere und ausführlichere Denkschrift zu verfassen, damit man vollständig für alles sorgen kann. Ich will jetzt, um die Streitmacht zu verwirren, als erstes die List in Bewegung setzen gehen, damit sie zusammen mit dem Betrug einen verräterischen Brief gegen den beabsichtigten Aufstand der Anmaßung diktiere: durch diesen fingierten Brief wird man den Angriff des Türken zur See abwenden und den furor Gallicus aufhalten, der sich mit langen Schritten von jenseits der Alpen auf dem Landweg nähert. So soll aus Mangel an Stärke der Wagemut erlöschen, das Volk sich beruhigen, der Fürst sich sicherstellen, und die Furcht soll den Durst der Anmaßung und Habgier stillen, ohne daß sie getrunken hätten. Und so soll, durch die Bestätigung der alten Lebensgewohnheit und die Aufhebung der gefährlichen und unwillkommenen Neuerung, zuletzt die verbannte Eintracht zurückgerufen und der Frieden auf seinen Thron erhoben werden. Sofia Geh also, mein Gott, und möge es dem Verhängnis gefallen, daß deine Pläne glücklich verwirklicht werden, damit nicht mein Feind, der Krieg, komme und meinen Staat und Stand nicht weniger erschüttere als den der andern. Ende des zweiten Dialogs

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D IA L O G O T E R Z O

Interlocutori Sofia, Saulino, Mercurio Sofia Non fia mestiero, Saulino, di farti intendere per il particolare tutti que’ propositi che tenne la Fatica, o Diligenza, o Sollecitudine, o come la volete chiamare (perché ha più nomi che non potrei farti udire in una ora); ma non voglio passar con silenzio quello che successe subito che colei con le sue ministre e compagne andò a prendersi il loco là dove dicevamo essere il negocioso Perseo. Saulino Dite, che io vi ascolto. Sofia Sùbito (perché il sprone dell’Ambizione sovente sa spingere et incitar tutti eroici e divini ingegni, sin a questi dei compagni Ocio e Sogno), avenne che non ociosa e sonnacchiosamente, ma solleciti e senza dimora, non sì tosto la Fatica e Diligenza disparve, che essi vi furono visti presenti. Per il che disse Momo: »Liberaci, Giove, da fastidio, perché veggio aperto che ancora non mancaranno garbugli dopo l’espedizione di Perseo, come n’abbiamo avuti tanti dopo quella d’Ercole«. A cui rispose Giove: »L’Ocio non sarrebe Ocio, et il Sonno non sarrebe Sonno, se troppo a lungo ne dovessero molestare per troppa diligenza o fatica che debbano prendere: perché quella è discostata da | | 329 qua come vedi; e questi son qua solo in virtù privativa che consiste nell’absenza de la lor opposita e nemica«; »Tutto passarà bene,« disse Momo, »se non ne fa ¦ ranno tanto ociosi e lenti, che per questo giorno non possiamo definire di quello che si deve conchiudere circa il principale«. Cominciò dumque l’Ocio in questa maniera a farsi udire: »Cossì l’Ocio, o Dei, è talvolta malo, come la Diligenza e Fatica è più de le volte

D R I T T E R D IA L O G

Gesprächsteilnehmer Sofia, Saulino, Merkur

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Sofia Es ist nicht nötig, Saulino, dir sämtliche Bemerkungen in allen Einzelheiten vorzutragen, die die Arbeit oder Sorgfalt oder Regsamkeit machte oder wie immer ihr sie nennen wollt (denn sie hat mehr Namen als ich dich in einer Stunde hören lassen könnte); aber ich will nicht mit Schweigen übergehen, was unmittelbar danach geschah, als sie mit ihren Dienerinnen und Gefährtinnen den Platz einzunehmen ging wo, wie gesagt, der geschäftige Perseus gewesen war. Saulino Sprecht, ich höre Euch zu. Sofia Sogleich geschah es (weil oft der Stachel des Ehrgeizes alle heroischen und göttlichen Geister anzutreiben und anzuspornen vermag, bis hin zu denen der Genossen Müßiggang und Schlaf), daß, kaum war die Arbeit und Sorgfalt verschwunden, sich diese beiden durchaus nicht müßig und schläfrig, sondern munter und unverweilt dort sehen ließen. Dazu sagte Momus: »Erlöse uns, Jupiter, von Verdruß, denn ich sehe klar voraus, daß es auch nach der Abfertigung des Perseus nicht an Verwicklungen fehlen wird, wie wir sie nach der des Herkules so reichlich hatten.« Darauf antwortete Jupiter: »Der Müßiggang wäre nicht Müßiggang und der Schlaf nicht Schlaf, wenn sie uns allzulange belästigen sollten wegen der übermäßigen Sorgfalt oder Arbeit, die sie aufwenden müßten; denn jene hat sich, wie du siehst, von hier entfernt und diese sind nur kraft Privation hier, die in der Abwesenheit ihres Gegensatzes und Gegners besteht.« »Alles wird gut gehen«, sagte Momus, »wenn sie uns bloß nicht so müßig und langsam machen, daß wir am heutigen Tag nicht mehr beschließen können, was über die Hauptsache anzuordnen ist.« Der Müßiggang begann also, sich folgendermaßen vernehmen zu lassen: »Der Müßiggang, o Götter, ist nur bisweilen so schlecht, wie die Sorgfalt und Arbeit meistens schlecht ist. Ebenso

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dialogo terzo

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mala. Cossì l’Ocio il più de le volte è conveniente e buono, come le sue volte è buona la Fatica. Non credo dumque (se giustizia tra voi si trova) che vogliate negarmi equale onore, se non è debito che mi stimiate manco degno. Anzi per raggione mi confido di farvi capire (per causa di certi propositi che ho udito allegare in lode e favore della diligenza e negocio) che quando saremo posti nel bilancio della raggionevole comparazione, se l’Ozio non si trovarà equalmente buono, si convencerà di gran vantaggio megliore: di maniera che non solo non la mi stimarete equalmente virtude, ma oltre contrariamente vizio. Chi è quello, o Dei, che ha serbata la tanto lodata età de l’oro, chi l’ha instituta, chi l’ha mantenuta, altro che la legge de l’Ocio, la legge della natura? Chi l’ha tolta via? chi l’ha spinta quasi irrevocabilmente dal mondo, altro che l’ambiziosa Sollecitudine, la curiosa Fatica? Non è questa quella ch’ha perturbato gli secoli, ha messo in scisma il mondo, e l’ha condotto ad una etade ferrigna e lutosa et argillosa, avendo posti gli popoli in ruota et in certa vertigine e precipizio dopo che l’ha sullevati in superbia et amor di novità, e libidine de l’onore e gloria d’un particolare? Quello che in sustanza non dissimile a tutti, e tal | volta in dignitade e merito è infimo ¦ a que’ medesimi, con malignitade è stato forse superiore a molti, e però viene ad essere in potestà di evertere le leggi de la natura, di far legge la sua libidine, a cui servano mille querele, mille orgogli, mille ingegni, mille sollecitudini, mille di ciascuno de gli altri compagni, con gli quali cossì boriosa è passata avanti la Fatica; senza gli altri che sotto le vesti di que’ medesimi coperti et occolti non son apertamente giti, come l’Astuzia, la Vanagloria, il Dispreggio d’altri, la Violenza, la Malizia, la Fizzione, e gli seguaci loro che non son passati per la presenza vostra: quai sono Oppressione, Usurpazione, Dolore, Tormento, Timore e Morte; li quali son gli executori e vendicatori, mai del quieto Ocio, ma sempre della sollecita e curiosa Industria, Lavoro, Diligenza, Fatica e cosa di tanti altri nomi, di quanti per meno

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ist der Müßiggang in den meisten Fällen so bekömmlich und gut, wie die Arbeit ihrerseits zuweilen gut ist. Ich glaube also nicht, daß ihr (so bei euch Gerechtigkeit zu finden ist) mir gleiche Ehren verweigern wollt, da ihr mich für weniger würdig halten dürft. Im Gegenteil, ich bin zuversichtlich (aufgrund bestimmter Argumente, die ich zu Lob und Gunsten der Sorgfalt und Geschäftigkeit vorgebracht sah), euch durch Vernunftgründe verständlich zu machen, daß, wenn wir auf die Waage des vernünftigen Vergleichs gestellt werden, der Müßiggang, falls er sich nicht als ebensogut erweist, sich als weit besser herausstellen wird; so daß ihr die Arbeit dann nicht nur als keine mir gleichwertige Tugend betrachten werdet, sondern im Gegenteil sogar als Laster. Wer ist es, o Götter, der das hochgelobte Goldene Zeitalter bewahrt hat, wer hat es begründet, wer hat es aufrechterhalten, wer sonst als das Gesetz des Müßiggangs, das Gesetz der Natur? Wer hat es aufgehoben? Wer hat es fast unwiderruflich aus der Welt verstoßen, wer sonst als die ehrgeizige Geschäftigkeit, die vorwitzige Arbeit? Ist nicht sie es, die die Zeitalter aufgewiegelt hat, die Welt in Abspaltung versetzt und sie zu einem eisernen, einem bleiernen und einem tönernen Zeitalter geführt hat, indem sie die Völker in Umdrehung und in einen gewissen Taumel der Überstürzung versetzte, nachdem sie sie zu Hochmut und Neuerungssucht erzogen hatte und zur Begierde nach Ehre und Ruhm für einen Einzelnen? Wer allen anderen an Substanz nicht unähnlich und an Würde und Verdiensten ihnen bisweilen weit unterlegen ist, hat sich vielleicht vor vielen durch Tücke ausgezeichnet und gelangt dadurch zu der Macht, die Naturgesetze umzustoßen und seine Begehrlichkeit zum Gesetz zu machen, wozu ihm tausend Streitigkeiten dienen, tausend Ehrgeize, tausend Geister, tausend Regsamkeiten und Tausende von jenen anderen Gefährten, mit denen die Arbeit so prahlerisch abgezogen ist – die anderen gar nicht mitgerechnet, die unter ihren Kleidern bedeckt und verborgen nicht offen mitgegangen sind, wie die List, die Ruhmsucht, die Mißachtung anderer, die Gewalt, die Tücke, die Vorspiegelung und deren Gefolgsleute, die nicht vor euer Angesicht gekommen sind: das sind nämlich Unterdrückung, Enteignung, Schmerz, Qual, Angst und Tod; diese sind niemals die Schergen und Rächer des friedfertigen Müßiggangs, sondern immer des regsamen und vorwitzigen Fleißes, der Arbeit, Sorgfalt, Mühe, dieses Dingsda

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essere conosciuta se intitula, e per quali più tosto si viene ad occoltare che a farsi sapere. Tutti lodano la bella età de l’oro, ne la quale facevo gli animi quieti e tranquilli, absoluti da questa vostra virtuosa dea; a gli cui corpi bastava il condimento de la fame a far più suave e lodevol pasto le ghiande, li pomi, le castagne, le persiche e le radici, che la benigna natura administrava quando con tal nutrimento meglio le nutriva, più le accarezzava e per più tempo le manteneva in vita, che non possano far giamai tanti altri artificiosi condimenti ch’ha ritrovati l’Industria et il Studio ministri di costei; li quali ingannando il gusto et allettandolo, amministrano come cosa dolce il veleno: e mentre son prodotte più cose che piaceno al gusto, che quelle che giovano al stomaco, vegnono a noiar | alla sanità e vita mentre ¦ sono intenti a compiacere alla gola. Tutti magnificano l’età de l’oro; e poi stimano e predicano per virtù quella manigolda che la estinse, quella ch’ha trovato il mio et il tuo: quella ch’ha divisa, e fatta propria a costui e colui non solo la terra (la quale è data a tutti gli animanti suoi), ma et oltre il mare, e forse l’aria ancora. Quella ch’ha messa la legge a gli altrui diletti, et ha fatto che quel tanto che era bastante a tutti vegna ad essere soverchio a questi e meno a quell’altri. Onde questi a suo mal grado crapulano, quelli altri si muoiono di fame. Quella ch’ha varcati gli mari, per violare quelle leggi della natura, confondendo que’ popoli che la benigna madre distinse, e per propagare i vizii d’una generazione in un’altra; perché non son cossì propagabili le virtudi: eccetto se vogliamo chiamar virtudi e bontadi quelle che per certo inganno e consuetudine son cossì nomate e credute, benché gli effetti e frutti sieno condannati da ogni senso et ogni natural raggione: quai sono le aperte ribaldarie e stoltizie e malignitadi di leggi usurpative e proprietarie del mio e tuo; e del più giusto, che fu più forte possessore;

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mit so vielen anderen Namen, mit denen sie sich tituliert, um weniger leicht erkannt zu werden, und durch die es ihr eher gelingt, sich zu verbergen, als sich kundzutun. Alle loben das schöne goldene Zeitalter, in dem ich die Geister ruhig und friedfertig machte, losgelöst von dieser eurer tugendhaften Göttin; da den Körpern das Gewürz des Hungers genügte, um die Eicheln, die Äpfel, die Kastanien, die Pfirsiche und die Wurzeln, die die gütige Natur ihnen damals verabreichte, zum süßesten und preiswürdigsten Mahl zu machen, da sie sie mit solcher Nahrung besser ernährte, mehr erquickte und längere Zeit am Leben erhielt als jetzt noch so viele künstliche, von Fleiß und Strebsamkeit, den Dienern dieser Person, erfundene Gewürze vermögen, die, indem sie den Geschmack betrügen und verlocken, Gift als Süßigkeit verabreichen; und da eher solche Dinge erzeugt werden, die dem Geschmack gefallen, als solche, die dem Magen guttun, schaden sie, im Bestreben, der Kehle zu schmeicheln, letztlich der Gesundheit und dem Leben. Alle erheben das Goldene Zeitalter; und dann gehen sie hin und achten und predigen diese Räuberin als Tugend, die es auslöschte, die mein und dein erfunden hat: die geteilt hat und die diesem und jenem nicht nur die Erde zum Eigentum gab (die doch allen ihren Lebewesen gegeben ist), sondern das Meer noch dazu und vielleicht sogar die Luft. Sie hat das Gesetz an die Vergnügungen anderer angelegt und dafür gesorgt, daß das, was zuvor für alle ausgereicht hatte, für die einen im Überfluß vorhanden ist und den anderen fehlt. Daher stopfen sich die einen zu ihrem Schaden voll, und die anderen verhungern. Sie hat die Meere erschlossen, um den Gesetzen der Natur Gewalt anzutun, indem sie jene Völker vermischte, die die gütige Mutter Natur voneinander getrennt hatte, und um die Laster von einem Volksstamm zum anderen zu verbreiten; denn die Tugenden lassen sich nicht auf diese Weise verbreiten, außer wir wollten das als Tugenden und Güter bezeichnen, was infolge einer gewissen Täuschung und Gewohnheit so genannt und dafür gehalten wird, obwohl die Wirkungen und Früchte davon durch alle Sinne und jede natürliche Vernunft verurteilt und verdammt werden, nämlich die offenkundigen Spitzbübereien, Albernheiten und Bosheiten der Usurpations- und Eigentumsrechte von Mein und Dein: von dem rechtmäßigsten Besitzer, der der Stärkste war und von dem würdigsten Besitzer,

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e di quel più degno, che è stato più sollecito e più industrioso e primiero occupatore di que’ doni e membri de la terra, che la natura e per conseguenza Dio indifferentemente donano a tutti. Io forse sarò men faurito che costei? Io che col mio dolce che esce dalla bocca della voce de la natura ho insegnato di viver quieto, tranquillo e contento di questa vita presente e certa, e di prendere con grato affetto e mano il dolce che la natura porge, e non come ingrati et irrecono ¦ scenti neghiamo ciò che essa ne | dona e detta, perché il medesimo ne dona e comanda Dio autor di quella a cui medesimamente verremo ad essere ingrati. Sarà dico più favorita costei che sì rubella e sorda a gli consegli, e ritrosa e schiva contra gli doni naturali, adatta li suoi pensieri e mani ad artificiose imprese e machinazioni per quali è corrotto il mondo e pervertita la legge de la nostra madre? Non udite come a questi tempi, tardi accorgendosi il mondo di suoi mali piange quel secolo nel quale col mio governo mantenevo gaio e contento il geno umano, e con alte voci e lamenti abomina il secolo presente, in cui la Sollecitudine et industriosa Fatica, conturbando, si dice moderar il tutto, con il sprone dell’ambizioso Onore? O bella età de l’oro non già perché di latte sen corse il fiume, e stillò mèle il bosco; non perché i frutti loro dier da l’aratro intatte le terre, e gli angui errar senz’ira e tòsco; non perché nuvol fosco non spiegò all’or suo velo; e ’n primavera eterna, ch’ora s’accende e verna, rise di luce e di sereno il cielo; né portò peregrino o guerra o merce a l’altrui lidi il pino:

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der der regsamste, eifrigste und erste Eroberer jener Gaben und Glieder der Erde war, welche die Natur – und folglich Gott – doch unterschiedslos allen schenken. Soll ich etwa weniger begünstigt werden als sie? Ich, der ich mit meiner süßen Sanftmut, die aus dem Munde der Stimme der Natur kommt, gelehrt habe, ruhig und friedfertig zu leben, zufrieden mit diesem gegenwärtigen und sicheren Leben mit dankbarer Liebe und Hand zu empfangen, was die Natur an Süßigkeit darreicht und uns erkenntlich zu erweisen und nicht als Undankbare zu verleugnen, was die Natur uns schenkt und vorschreibt; denn dasselbe schenkt und gebietet uns Gott, ihr Erzeuger, gegen den wir dann ebenso undankbar wären. Sie also sollte, sag ich, vorgezogen werden, die, aufständisch und taub gegen die Ratschläge und widerspenstig und heikel gegen die Geschenke der Natur, ihre Gedanken und Hände zu künstlichen Unternehmungen und Machenschaften rüstet, durch die die Welt verdorben und das Gesetz unserer Mutter auf den Kopf gestellt wird? Hört ihr denn nicht, wie die Welt heutzutage, zu spät ihrer Übel innewerdend, jenes Zeitalter beweint, da ich durch mein Regiment das Menschengeschlecht heiter und zufrieden erhielt, und mit lauter Stimme klagend das gegenwärtige Zeitalter schmäht, in dem Regsamkeit und die fleißige Arbeit alles mit dem Sporn der anmaßenden Ehre angeblich lenkt, aber tatsächlich durcheinanderbringt? Du schöne Goldene Zeit! Nicht weil von Milch noch flossen Dir Flüsse, Wälder noch von Honig tropften; Nicht, weil dir Frucht allzeit Vom Pfluge unerschlossen Die Erde gab, und Schlangen giftlos krochen; Nicht weil noch ungebrochen Von dunkler Wolken finstrem Segelbreiten In Tagen ohne Nacht Der Himmel dir gelacht Im heit’ren Licht ewiger Frühlingszeiten; Nicht weil mit frechem Bug Kein Schiff noch Waren oder Krieg zu fremden Küsten trug:

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ma sol perché quel vano nome senza soggetto, quel idolo d’error, idol d’inganno, quel che dal volgo insano onor poscia fu detto, | che di nostra natura il feo tiranno, non meschiava il suo affanno fra le liete dolcezze de l’amoroso gregge; ¦ né fu sua dura legge nota a quell’alme in libertade avezze, ma legge aurea e felice che Natura scolpì: S’EI PIACE, EI LICE.

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Questa, invidiosa alla quiete e beatitudine o pur ombra di piacere che in questo nostro essere possiamo prenderci, avendo posta legge al coito, al cibo, al dormire, onde non solamente meno delettar ne possiamo, ma per il più sovente dolere e tormentarci: fa che sia furto quel che è dono di natura, e vuol che si spregge il bello, il dolce, il buono; e del male, amaro e rio facciamo stima. Questa seduce il mondo a lasciar il certo e presente bene che quello tiene, et occuparsi e mettersi in ogni strazio per l’ombra di futura gloria. Io di quel che con tanti specchi, quante son stelle in cielo, la verità dimostra, e quel che con tante voci e lingue, quanti son belli oggetti, la natura di fuore intona, vegno da tutti lati de l’interno edificio ad esortarlo: Lasciate l’ombre et abbracciate il vero. Non cangiate il presente col futuro. Voi siete il veltro che nel rio trabocca, mentre l’ombra desia di quel ch’ha in bocca. Aviso non fu mai di saggio o scaltro perder un ben per acquistarne un altro. A che cercate sì lungi diviso se in voi stessi trovate il paradiso? |

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Einzig weil noch der leere Name ohn’ Gegenstand Des Irrtums Götze, das Idol des Trugs Den später Ehre Das blöde Volk benannt, Der grausame Tyrann unsrer Natur Damals von seinen Ängsten keine Spur Noch beigemischt dem süßen, heitren Leben Liebreicher Herden, Seines Gesetzes Härten Den Seelen, die nur Freiheit kannten, nicht gegeben. Denn damals prägte die Natur der Welt Ihr golden-heiteres Gesetz: ERLAUBT IST, WAS GEFÄLLT. Sie hat, neidisch auf den Frieden und das Glück oder auch nur auf einen Schatten von Genuß, den wir in diesem unseren Sein erhaschen können, den Beischlaf, das Essen, den Schlaf mit Gesetzen belegt, weswegen wir uns daran nicht nur weniger erfreuen können, sondern meistens Schmerz und Qualen leiden; sie macht, daß zu Diebstahl wird, was Geschenk der Natur ist und möchte, daß man das Schöne, Süße und Gute verachte; und verehren sollen wir das Schlechte, Bittere und Böse. Sie verführt die Welt, das sichere und gegenwärtige Gut fahrenzulassen, das sie besitzt, und sich wegen des Schattens eines zukünftigen Ruhmes abzurackern und allen Plagen auszusetzen. Ich aber mahne sie von allen Seiten des gesamten Weltenbaus daran, was die Wahrheit mit so vielen Spiegeln zeigt, wie Sterne am Himmel sind, und die Natur draußen ihnen mit so vielen Stimmen und Zungen zuruft, wie es schöne Dinge gibt: Umarmt das Wahre, laßt die Schatten sein. Verliert das Jetzt nicht um der Zukunft Schein. Im Fluß ersoff der Hund, der nach dem Bild Des Knochens sprang, den er in Zähnen hielt. Kein Weiser riet euch je: nach Neuem fassen Und sichres Gut aus euren Händen lassen. Was sucht ihr, wenn ihr euch in Fernen plagt, Die ihr das Paradies schon in euch tragt?

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Anzi chi perde l’un mentre è nel mondo, non speri dopo morte l’altro bene: per che si sdegna il ciel dar il secondo a chi il primero don caro non tene; cossì credendo alzarvi gite al fondo, et a i piacer togliendovi, a le pene vi condannate: e con inganno eterno bramando il ciel vi state ne l’inferno«. ¦ Qua rispose Momo, dicendo che il conseglio non aveva tanto ocio che potesse rispondere a una per ciascuna de le raggioni che l’Ocio, per non aver avuta penuria d’ocio, ha possute intessere et ordinare. Ma che per il presente si servisse de l’esser suo, con andar ad aspettar per tre o quattro giorni, perché potrà essere che per trovarsi gli Dei in ocio, potessero determinar qualche cosa in suo favore; il che adesso è impossibile. Soggionse l’Ocio: »Siami lecito, o Momo, di apportar un altro paio di raggioni, in non più termini che in forma di un paio di sillogismi più in materia efficaci che in forma. De quali il primo è questo: Al primo padre de gli uomini quando era buon omo, et a la prima madre de le femine quando era buona femina, Giove gli concese me per compagno; ma quando devenne questa trista e quello tristo, ordinò Giove che se gli aventasse quella per compagna: a fin che facesse a costei sudar il ventre et a colui doler la fronte …« Saulino Dovea dire: sudar a colui la fronte, e doler a colei il ventre. Sofia »… Or considerate, dèi,« disse, »la conclusione che pende da quel che io fui dechiarato | compagno de l’Innocenza, e costei compagna del peccato. Atteso che se il simile s’accompagna col simile, il degno col condegno, io vegno ad esser virtude, e colei vizio: e per tanto io degno e lei indegna di tal sedia. Il secondo sillogismo è questo: Li Dei son Dei, perché son felicissimi; li felici son felici, ¦ perché son senza sollecitudine e fatica: fatica e sollecitudine non han color che non si

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Nie hoffe auf das Glück im nächsten Leben, Wer töricht es verschmäht in dieser Welt: Der Himmel mag dem keine zweite geben, Wem seine erste Gabe nicht gefällt, Wer wähnte, sich zum Himmel zu erheben, Wenn er sich den Genuß versagt, der fällt. Ewig betrügt sich, wer gen Himmel strebt, Zu Qualen sich verdammt und in der Hölle lebt.« Hierauf antwortete Momus und sagte, das Konzil habe nicht so viel Muße, alle Gründe einen nach dem anderen beantworten zu können, die der Müßiggang, dem es ja an Muße nicht fehle, anzuzetteln und miteinander zu verweben vermochte. Aber er solle sich einstweilen seines eigenen Wesens bedienen und drei, vier Tage abwarten gehen, denn es könnte ja sein, daß die Götter, wenn sie einmal müßig wären, etwas zu seinen Gunsten beschließen könnten, was derzeit unmöglich sei. Der Müßiggang entgegnete: »Es sei mir gestattet, o Momus, noch ein paar Gründe anzuführen, mit nicht mehr Worten als zwei Syllogismen, die mehr durch ihre Materie wirken sollen als durch die Form. Hiervon geht der erste so: Dem ersten Vater der Männer, als er noch ein guter Mann war, und der ersten Mutter der Frauen, als sie noch eine gute Frau war, gewährte Jupiter mich als Gefährten; aber als sie und er schlecht geworden waren, befahl Jupiter, daß sich ihnen die Arbeit als Gefährtin zugeselle, auf daß sie ihr den Bauch schwitzen und ihm die Stirn schmerzen mache …« Saulino Er hätte sagen müssen: ihm die Stirn schwitzen und ihr den Bauch schmerzen. Sofia »… Betrachtet nun, ihr Götter«, sagte er, »die Folgerung, die sich daraus ergibt, daß ich zum Begleiter der Unschuld erklärt wurde und sie zur Begleiterin der Sünde. Wenn sich nämlich gleich zu gleich gesellt und Gleichwertiges zu Gleichwertigem, dann werde ich zur Tugend und sie zum Laster und somit ich eines solchen Sitzes würdig und sie unwürdig. Der zweite Syllogismus geht so: Die Götter sind Götter, weil sie am glücklichsten sind; die Glücklichen sind glücklich, weil sie ohne Sorgen und Arbeit sind; Arbeit und Sorgen haben die nicht, die sich nicht bewegen und nicht verändern; das sind im höchsten Maße

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muoveno et alterano; questi son massime quei ch’han seco l’ocio: dumque gli Dei son Dei perché han seco l’Ocio«. Saulino Che disse Momo a questo? Sofia Disse che per aver studiato logica in Aristotele, non aveva imparato di rispondere a gli argumenti in quarta figura. Saulino E Giove che disse? Sofia Che di tutto ch’egli avea detto e lui udito, non si ricordava altro che l’ultima raggione circa l’essere stato compagno del buono uomo e femina: intorno alla quale gli occorreva che gli cavali non per tanto son asini, perché si trovano in compagnia di quelli, né giamai la pecora è capra tra le capre. E soggionse che gli dèi aveano donato a l’uomo l’intelletto e le mani, e l’aveano fatto simile a loro donandogli facultà sopra gli altri animali; la qual consiste non solo in poter operar secondo la natura et ordinario, ma et oltre fuor le leggi di quella: acciò (formando o possendo formar altre nature, altri corsi, altri ordini con l’ingegno, con quella libertade senza la quale non arrebe detta similitudine) venesse ad serbarsi dio de la terra. Quella | certo quando verrà ad essere ociosa, sarà frustratoria e vana, come indarno è l’occhio che non vede, e mano che non apprende. E per questo ha determinato la providenza che vegna occupato ne l’azzione per le mani, e contemplazione per l’intelletto; de maniera che non ¦ contemple senza azzione, e non opre senza contemplazione. Ne l’età dumque de l’oro per l’Ocio gli uomini non erano più virtuosi che sin al presente le bestie son virtuose, e forse erano più stupidi che molte di queste. Or essendo tra essi per l’emulazione d’atti divini, et adattazione di spirituosi affetti, nate le difficultadi, risorte le necessitadi, sono acuiti gl’ingegni, inventate le industrie, scoperte le arti; e sempre di giorno in giorno per mezzo de l’egestade, dalla profundità de l’intelletto umano si eccitano nove e maravigliose invenzioni. Onde sempre più e più per le sollecite et urgenti occupazioni allontanandosi dall’esser bestiale, più altamente s’approssimano a l’esser divino. De le ingiustizie e malizie

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die, die den Müßiggang bei sich haben: also sind die Götter Götter, weil sie den Müßiggang bei sich haben.« Saulino Was sagte Momus dazu? Sofia Er sagte, da er bei Aristoteles Logik gelernt habe, habe er nicht gelernt, die Argumente der vierten Figur zu beantworten. Saulino Und was sagte Jupiter? Sofia Daß er sich von allem, was jener gesagt und er gehört hätte, an nichts erinnere außer dem letzten Grund, nämlich daß jener der Gefährte des guten Mannes und der guten Frau gewesen sei: Diesbezüglich fiele ihm ein, daß die Pferde deshalb noch nicht Esel seien, wenn sie in deren Gesellschaft sind, noch sei das Schaf je unter Ziegen eine Ziege. Und er fügte hinzu, daß die Götter dem Menschen den Verstand und die Hände gegeben und ihn den Göttern ähnlich gemacht hätten, indem sie ihm Kompetenz über die anderen Tiere gegeben hätten. Diese bestünde nicht nur darin, naturgemäß und auf herkömmliche Art handeln zu können, sondern darüber hinaus auch jenseits der Naturgesetze, damit er sich (da er andere Naturen, andere Abläufe und andere Ordnungen mit dem Verstand bilde oder bilden könne mit jener Freiheit, ohne die er die genannte Abbildhaftigkeit nicht hätte) als Gott der Erde behaupte. Wenn diese Fähigkeit müßig ginge, wäre sie gewiß umsonst und sinnlos, so wie das Auge nutzlos ist, das nicht sieht, und die Hand, die nicht erfaßt. Und daher hat die Vorsehung bestimmt, daß der Mensch in der Aktivität mit den Händen beschäftigt sei und in der Kontemplation mit dem Verstand; und zwar so, daß er nicht ohne Handlung betrachte und nicht ohne Betrachtung handle. Also waren durch den Müßiggang im Goldenen Zeitalter die Menschen nicht tugendhafter, als es die Tiere bis heute noch sind, und vielleicht sogar noch dümmer als viele von diesen. Da nun bei ihnen durch die Nachahmung göttlicher Handlungen und die Anwendung geistiger Triebe Schwierigkeiten entstanden und Nöte eintraten, wurde der Verstand geschärft, die Handwerke erfunden und die Künste entdeckt; und Tag um Tag werden vermittels des Bedürfnisses immer neue und wunderbare Erfindungen aus der Tiefe des menschlichen Verstandes hervorgelockt. Da sie sich so durch regsame und dringende Beschäftigungen immer mehr vom tierischen Sein entfernen, nähern sie sich in immer höherem Maß dem göttlichen Sein.

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che crescono insieme con le industrie non ti devi maravigliare: perché se gli bovi e scimie avessero tanta virtù et ingegno quanto gli uomini, arrebono le medesime apprensioni, gli medesimi affetti, e gli medesimi vizii. Cossì tra gli uomini quei ch’hanno del porco, de l’asino e del bue, son certo men tristi, e non sono infetti di tanti criminosi vizii. Ma non per ciò sono più virtuosi, eccetto in quel modo con cui le bestie per non esser partecipi di altretanti vizii, vegnono ad essere più virtuose de loro. Ma noi non lodiamo la virtù de la continenza nella scrofa, la quale si lascia chiavare da un sol porco, et una volta l’anno: ma in una donna la quale non solo è sollecitata una volta dalla natura | per il bisogno de la generazione, ma et ancora dal proprio discorso più volte per l’apprensione del piacere; e per esser ella ancor fine degli suoi atti. Oltre di ciò non troppo, ma molto poco lodiamo di continenza una femina o un maschio porcino, il quale per stupidità e durezza di complessione avien che di rado e con poco senso vegna sollecitato da la libidine, come quell’altro ¦ che per esser freddo e maleficiato, e quell’altro per esser decrepito: altrimente deve esser considerata la continenza, la quale è veramente continenza e veramente virtù in una complessione più gentile, più bennodrita, più ingegnosa, più perspicace e maggiormente apprensiva. Però per la generalità de regioni a gran pena è virtù ne la Germania, assai è virtù ne la Francia, più è virtù ne l’Italia, di vantaggio è virtù nella Libia. Là onde se più profondamente consideri, tanto manca che Socrate revelasse qualche suo difetto, che più tosto venne a lodarsi tanto maggiormente di continenza quando approvò il giudicio del fisionomista circa la sua natural inclinazione al sporco amor di gargioni. »Se dumque, Ocio, consideri quello che si deve considerar da questo, trovarai che non per tanto nella tua aurea etade gli uomini erano virtuosi, perché non erano cossì viziosi come al presente: atteso che è differenza molta tra il non esser vizioso e l’esser virtuoso; e non cossì facilmente l’uno si tira da l’altro, considerando che non sono

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Über die Ungerechtigkeiten und Bosheiten, die zusammen mit den Handfertigkeiten zunehmen, darfst du dich nicht wundern, denn wenn die Ochsen und Affen so viele Tugenden und so viel Geist hätten wie die Menschen, hätten sie dasselbe Verständnis, dieselben Affekte und dieselben Laster. So sind auch bei den Menschen jene, die etwas vom Schwein, vom Esel oder vom Ochsen haben, gewiß weniger böse und nicht von so vielen verbrecherischen Lastern befallen. Aber deswegen sind sie nicht tugendhafter außer auf die gleiche Weise, wie die Tiere tugendhafter sein könnten als sie, da sie nicht an so vielen Lastern teilhaben wie die Menschen. Doch loben wir nicht die Tugend der Enthaltsamkeit bei der Sau, die sich nur von einem einzigen Eber und nur einmal im Jahr ficken läßt; wohl aber die einer Frau, die nicht bloß einmal wegen des Bedürfnisses der Zeugung von der Natur gereizt wird, sondern auch noch viele Male von der eigenen Überlegung um des Lustgewinns willen, und auch, weil sie selbst das Ziel ihrer Handlungen ist. Außerdem loben wir bei schweineähnlichen Frauen oder Männern die Enthaltsamkeit nicht gar so sehr, eher sehr wenig, weil es bei ihnen die Stumpfheit und Härte des Temperaments ist, weswegen sie selten und mit wenig Sensibilität von Wollust erregt werden, so wie bei anderen Kälte oder Verhexung der Grund dafür ist und bei wieder anderen die Altersschwäche. Anders ist die Enthaltsamkeit zu bewerten, die wirkliche Enthaltsamkeit und wirkliche Tugend ist in einem zärtlicheren, besser genährten, subtileren, aufmerksameren und sensibleren Temperament. Daher ist sie – nach den Nationalitäten aus verschiedenen Ländern betrachtet – im allgemeinen in Deutschland kaum eine Tugend, in Frankreich ziemlich sehr, mehr noch in Italien, und im höchsten Grade eine Tugend ist sie in Libyen. Also trifft es bei tieferer Betrachtung keineswegs zu, daß Sokrates irgendeinen Mangel an sich offenbart hätte, als er dem Urteil des Physiognomikers über seine natürliche Neigung zur schmutzigen Knabenliebe beipflichtete, sondern er hat sich vielmehr umso mehr seiner Enthaltsamkeit gerühmt. »Wenn du also erwägst, Müßiggang, was bei alledem zu erwägen ist, wirst du finden, daß in deinem Goldenen Zeitalter die Menschen deshalb kein bißchen tugendsam waren, weil sie nicht so lasterhaft waren wie heute, denn es gibt einen großen Unterschied zwischen nicht lasterhaft sein und tugendsam sein; und es ist nicht so einfach, das eine vom anderen

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medesime virtudi dove non son medesimi studi, medesimi ingegni, inclinazioni e complessioni. Però per comparazione da pazzi et ingegni cavallini, aviene che gli barbari e salvatici si tegnon megliori che noi altri Dei, ¦ per non esser notati di que’ vizii medesi | mi: per ciò che le bestie le quali son molto meno in tai vizii notabili che essi, saranno per questo molto più buone che loro. A voi dumque, Ocio e Sonno, con la vostra aurea etade converrà bene che non siate vizii qualche volta et in qualche maniera: ma giamai et in nessun modo che siate virtudi. Quando dumque tu Sonno non sarai sonno, e tu Ozio sarai Negocio, all’ora sarete connumerati tra virtudi, et essaltati«. Qua il Sonno si fece un passetto avanti, e si fricò alquanto gli occhi per dire ancora lui qualche cosetta, et apportar qualche picciolo proposito avanti il Senato, per non parer d’esservi venuto in vano. Quando Momo il vedde cossì suavemente rimenarsi pian pianino, rapito dalla grazia e vaghezza de la dea Oscitazione che come aurora avanti il sole precedeva avanti a lui, in punto di voler far ella il prologo; e non osando di scuoprir il suo amor in conspetto de gli Dei, per non essergli lecito di accarezzar la fante, fece carezze al signore in questa foggia (dopo aver gittato un caldetto suspiro) parlando per lettera, per fargli più riverenza et onore: »Somne, quies rerum, placidissime somne Deorum, pax animi, quem cura fugit, qui corpora duris fessa ministeriis mulces reparasque labori…«; non sì tosto ebbe cominciata questa cantilena il dio de le riprensioni (il quale per la già detta caggione s’era dismenticato de l’ufficio suo), che il Sonno invaghito per ¦ il proposito di tante lodi, e demulcto dal tono di quella voce, invita a l’udienza il Sopore che gli alloggiava ne gli precordii: il quale dopo | aver fatto cenno alle fumositadi che faceano residenza nel stomaco, gli montorno tutti insieme sul cervello, e cossì vennero ad aggravarli la testa, e con questo vennero a discioperarsi gli sensi. Or mentre il Ronfo sonavagli li scifoli e trombone innante, andò

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abzuleiten, wenn man berücksichtigt, daß die Tugenden nicht dieselben sind, wo die Anstrengungen, die Geister, die Neigungen und die Temperamente nicht dieselben sind. So würde man durch einen Vergleich nach Art der Narren und Pferdegehirne dazu kommen, daß die Wilden und Barbaren für besser gelten als wir Götter, da an ihnen nicht dieselben Laster zu bemerken sind, und die Tiere, an denen solche Laster noch viel weniger zu beobachten sind, wären demnach noch viel besser als diese. Euch, Müßiggang und Schlaf mit eurem Goldenen Zeitalter, ist es also sehr wohl zuzugestehen, daß ihr manchmal und auf mancherlei Art keine Laster seid, aber niemals und in keinerlei Hinsicht seid ihr Tugenden. Wenn also du, Schlaf, nicht mehr Schlaf sein wirst, und du, Muße, zu Mühe geworden bist, dann werdet ihr unter die Tugenden gerechnet und erhoben werden.« Hier trat der Schlaf ein Schrittchen vor und rieb sich ein wenig die Augen, um seinerseits auch ein Wörtlein zu sagen und ein Vorschlägelchen vor den Senat zu bringen, auf daß es nicht scheine, als wäre er umsonst gekommen. Als Momus sah, wie er sich so langsam ganz sachte, sachte bewegte, wurde er in Entzücken versetzt von der Anmut und Lieblichkeit der Göttin Gähnen, die dem Schlaf vorausging wie die Morgenröte vor der Sonne und sich gerade anschickte, den Prolog zu sprechen; und da Momus seine Liebe nicht vor der Götter Angesicht zu offenbaren wagte, weil ihm nicht gestattet war, mit dem Mädelchen zu kosen, schmeichelte er ihrem Gebieter, indem er nach einem heißen Seufzerlein folgendermaßen in gelehrtem Idiom sprach, um ihm möglichst viel Reverenz und Ehre zu erweisen: »Somne, quies rerum, placidissime somne Deorum, pax animi, quem cura fugit, qui corpora duris fessa ministeriis mulces reparasque labori …« Kaum hatte der Gott der Kritik (der aus dem bereits genannten Grund sein Amt vergessen hatte) diesen Singsang angestimmt, als auch schon der Schlaf, von dem Vortrag solchen Lobes berückt und vom Ton dieser Stimme geschmeichelt, das Dösen, das an seinem Busen lag, zur Audienz einlud; dieses wiederum winkte die Dämpfe herbei, die im Magen wohnen, und die stiegen ihm alle ins Gehirn und machten ihm den Kopf so schwer, daß seine Sinne zu erschlaffen begannen. Und nun taumelte und tatterte er, während ihm das Schnarchen mit Fagott und

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trepidando trepidando a curvarsi e dar di capo in seno di madonna Giunone: e da quel chino avenne (perché questo dio va sempre in camicia e senza braghe) che per essere la camicia troppo corta, mostrò le natiche, il coliseo e la punta del campanile a Momo e tutti gli altri Dei ch’erano da quella parte. Or con questa occasione ecco venuto in campo il Riso, con presentar a gli occhi del Senato la prospettiva di tanti ossetti, che tutti eran denti; e facendosi udire con la dissonante musica di tanti cachinni, interruppe il filo de l’orazione a Momo: il qual non possendosi risentir contra costui, tutto il sdegno suo converse contra il Sonno che l’avea provocato, con non premiarlo al meno di buona attenzione, e di sopragionta con andar ad offrirgli con tanta sollennitade il purgatorio, con la pera e baculo di Giacobbe, come per maggior dispreggio del suo adulatorio et amatorio dicendi genus. Là onde ben si accorgeva che gli Dei non tanto ridevano per la condizion del ¦ Sonno, quanto per il strano caso intervenuto a lui, e perché il Sonno era giocatore et egli era suggetto di questa comedia; e con ciò avendogli la Vergogna d’un velo sanguigno ricoperto il volto: »A chi tocca« disse, »di levarci dinanzi questo ghiro? chi fa che sì a lungo questo ludibrioso specchio ne si presente a gli occhi?« In tanto la dea Poltronaria commossa da la rabbiosa querela di Momo (dio de’ non più volgari ch’abbia | il cielo), se mise il suo marito in braccio; e presto avendolo indi tolto, lo menò verso la cavità d’un monte vicino a gli Cimmerii: e con questi si partiro li suoi tre figli Morfeo, Icilone e Fantaso; che tutti tosto si ritrovorno là dove da la terra perpetue nebbie exalano, caggionando eterno crepuscolo a l’aria: dove vento non soffia, e la muta Quiete tiene un suo palaggio ancora vicino a la regia del Sonno: avanti il cui atrio è un giardino di tassi, faghi, cipressi, bussi e lauri; nel cui mezzo è una fontana che deriva da un picciol rio che dal ¦ rapido varco del fiume leteo divertendo dal tenebroso inferno alla superficie de la terra, ivi viene a discuoprirsi al cielo aperto. Qua il dormiglioso dio rimesero nel

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Posaunen vorausblies, auf die Dame Juno zu, beugte sich vor und schmiegte sein Haupt an ihren Busen. Und bei diesem Bückling passierte es, daß er (weil dieser Gott immer im bloßen Hemd ohne Hosen geht und das Hemd zu kurz war) Momus und allen anderen Göttern, die an dieser Seite standen, die Arschbacken mitsamt dem Kolosseum und der Spitze des Glockenturms wies. Bei dieser Gelegenheit trat nun das Lachen auf die Bühne und stellte vor den Augen des Senats das Schauspiel vieler Knöchelchen dar, das waren lauter Zähne; und indem es sich mit der unharmonischen Musik von soviel Gekicher hören ließ, unterbrach es den Faden von Momus’ Rede. Der entlud nun, weil er dem Lachen deshalb nicht böse sein konnte, seinen ganzen Ärger auf den Schlaf, der ihn gereizt hatte, weil er ihn nicht einmal rechter Aufmerksamkeit gewürdigt und ihm zu allem Überfluß noch so feierlich das Purgatorium, die Feige und den Jakobsstab gezeigt hatte, als wollte er seinem schmeichelhaften und verliebten dicendi genus die größte Verachtung erweisen. Da Momus sehr wohl merkte, daß die Götter weniger über den Zustand des Schlafes lachten als über den komischen Zwischenfall, der ihm selbst passiert war, weil der Schlaf Mitspieler und er dagegen Gegenstand dieser Komödie war, weshalb ihm die Scham das Antlitz mit blutrotem Schleier bedeckte, sprach er: »Wer ist hier dafür zuständig, uns dieses Murmeltier aus den Augen zu schaffen, das uns so lange diesen lächerlichen Spiegel vor die Augen hält?« Da nahm, betroffen von dem wütenden Vorwurf des Momus’ (der nicht zu den gemeinsten Göttern des Himmels zählt), die Göttin Faulheit ihren Gatten auf den Arm; und schnell hatte sie ihn fort von dort zu einer Gebirgshöhle in der Nähe der Cimmerischen Berge geführt. Und mit ihnen gingen die drei Söhne des Schlafes davon, Morpheus, Icelos und Phantasus, und alsbald befanden sie sich alle dort, wo immerwährende Nebel aus der Erde steigen und ewige Dämmerung in der Luft verursachen, wo kein Wind bläst und die stumme Ruhe auch ein Schloß in der Nähe der Residenz des Schlafes bewohnt. Diese hat einen Vorhof mit einem Garten von Taxus, Buchen, Zypressen, Buchsbaum und Lorbeer; in dessen Mitte befindet sich eine von einem kleinen Seitenarm des reißenden Letheflusses abgeleitete Quelle, die aus der finsteren Unterwelt hier an die Erdoberfläche kommt und unter freien Himmel in Erscheinung tritt. Hier legten sie den verschlafenen Gott wieder in sein

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suo letto, di cui d’ebano le tavole, di piuma i strami, et il padiglion di seta di color pardiglio. In questo mentre presa avendo licenza il Riso, se partì dal conclave; et essendo rimesse al suo sesto le bocche e ganasse de gli dèi, che poco mancò che non ne venesse smascellato alcuno di essi: l’Ocio il qual solo ivi era rimaso, vedendo il giudicio de’ Dei non troppo inchinato al suo favore, e desperando di profittar oltre in qualche maniera, se le sue quasi tutte e più principali raggioni non erano accettate, ma tante quante furo di rovescio erano state ributtate a terra, dove per forza de la repulsa altre erano mal vive, altre erano crepate, altre aveano il collo rotto, altre in tutto erano andate in pezzi e fracasso, stimava ogni momento un anno, per pigliar occasione di tòrsi de là di mezzo, prima che forse gli potesse intravenire qualche vituperosa disgrazia simile a quella del suo compagno, per rispetto del quale dubitava che Momo non gli aggravasse le | censure contra. Ma quello scorgendo il spavento che costui aveva di fatti non suoi: »Non dubitar, povera persona,« gli disse, »perché io instituito dal fato advocato de poveri, non voglio mancar di far la causa tua«; e voltato a Giove, gli disse: »Per il tuo dire, o Padre, intorno alla causa de l’Ocio, comprendo che non sei a pieno informato de l’esser suo, della sua stanza, e de gli suoi ministri ¦ e corte; la qual certamente se verrai a conoscere, facilmente mi persuado che se non come Ocio lo vuoi incatedrare nelle stelle, almeno come Negocio lo farai alloggiare insieme con quell’altro, detto e stimato suo nemico: con il qual senza farsi male l’un l’altro potrà far perpetuo soggiorno«. Rispose Giove che lui desiderava occasione di poter giustamente contentar l’Ocio, de le cui carezze non è mortale né dio che non soglia sovente delettarsi; però che volentieri l’ascoltarebbe se gli facesse intendere qualche nervosa causa in suo favore. »Ti par, Giove,« disse, »che in casa de l’Ocio sia ocio quanto a la

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Bett, dessen Gestell aus Ebenholz ist, die Polster aus Daunen und der Baldachin aus graugestromter Seide. Inzwischen hatte sich das Lachen verabschiedet und verließ die Versammlung; und nachdem die Münder und Kiefer der Götter wieder in Form gekommen waren (und es hatte wenig daran gefehlt, daß der eine oder andere sie sich verrenkt hätte), da kam dem Müßiggang, der alleingeblieben war, jeder Augenblick wie ein Jahr vor, denn er sah, daß das Urteil der Götter sich nicht allzusehr zu seinen Gunsten neigte und hoffte nicht mehr, sich auf irgendwelche Art noch einen Vorteil zu verschaffen, da fast alle und die gewichtigsten seiner Gründe nicht angenommen, sondern allesamt zu Boden geschmettert worden waren, wo durch die Härte des Aufpralls die einen kaum noch am Leben und andere krepiert waren, einige den Hals gebrochen hatten und einige ganz in Stücke und kaputt gegangen waren. Und er konnte kaum eine Gelegenheit erwarten, sich davonzumachen, bevor ihm vielleicht irgendein schmähliches Unglück zustoßen mochte, ähnlich wie seinem Genossen, dem Schlaf; und er befürchtete, Momus könnte ihm um dessentwillen Vorwürfe machen. Der aber bemerkte des Müßiggangs Ängstlichkeit wegen Angelegenheiten, die nicht die seinen waren: »Nur keine Sorge, armer Kerl«, so sagte er, »denn ich bin vom Verhängnis zum Armenanwalt bestellt und will es nicht daran fehlen lassen, deinen Fall zu führen.« Und an Jupiter gewandt sagte er: »Aus dem, was du zum Fall des Müßiggangs sagst, entnehme ich, daß du nicht vollständig informiert bist über seine Existenz, seine Wohnung, seine Diener und seinen Hofstaat. Wenn du sie erst genau kennengelernt hast, bin ich fest überzeugt, daß du ihn zwar vielleicht nicht als Tatenlosigkeit in den Sternen inthronisieren wirst, aber doch wenigstens als müßige lose Tätigkeit mit jener zusammen unterbringen wirst, die seine Feindin genannt und als solche betrachtet wird: mit ihr kann er, ohne daß sie sich gegenseitig schaden, ständig zusammenwohnen.« Jupiter antwortete, daß ihm die Gelegenheit erwünscht sei, den Müßiggang gerecht zufriedenstellen zu können, an dessen Liebkosungen sich ausnahmslos alle Sterblichen und Götter oft zu erfreuen pflegen. Daher würde er Momus gerne anhören, wenn der ihm irgendeinen kräftigen Grund zugunsten des Müßiggangs vortragen wolle. »Glaubst du etwa, Jupiter«, sprach Momus, »daß beim Müßiggang zu Hause hinsichtlich des tätigen Lebens Muße herrsche, wo es

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vita attiva, là dove son tanti gentil’uomini di compagnia e servitori che si alzano ben per tempo la mattina per lavarsi tre e quatro volte, con cinque o sette sorte d’acqua, il volto e le mani; e che col ferro caldo e con l’impeciatura di felce spendeno due ore ad incresparsi e ricciarsi la chioma, imitando la alta e grande providenza, da cui non è capello di testa che non viene ad essere esaminato, acciò di quello secondo ¦ la sua raggione vegna disposto? Dove appresso con tanta diligenza si rassetta il giuppone, con tanta sagacità si ordinano le piegature del collaio, con tanta moderanza s’affibiano gli bottoni, con tanta gentilezza s’accomodano gli polsi, con | tanta delicatura si purgano e si contemprano le unghie, con tanta giustizia et equità s’accopulano le braghe col giubbone, con tanta circonspezzione si disponeno que’ nodi de le stringhe; con tanta sedulità si menano e rimenano le cave palme per far andar a sesto la calzetta; con tanta simmetria vanno a proporzionarsi gli termini e confini dove l’orificii de cannoni de le braghe s’uniscono a le calzette in circa la piegatura de le ginocchia, con tanta pazienza si comportano gli artissimi legami o garrettiere perché non diffluiscano le calzette a far le pieghe e confondere la proporzione di quelle con le gambe? Dove col polso della difficultade, dispensa e decerne il giudicio che non essendo leggiadro e convenevole che la scarpa s’accommode al piede, vegna il piede largo, distorto, nodoso e rozzo, al suo marcio dispetto ad accommodarsi con la scarpa stretta, dritta, tersa e gentile? Dove con tanta leggiadria si moveno gli passi, si discorre, per farsi contemplare, la cittade, si visitano et intertegnono le dame, si balla, si fa de capriole, di correnti, di branli, di tresche; e quando altro non è che fare per essersi stancato ne le dette operazioni, ad evitar l’inconveniente di commettere errori, si siede a giocare di giuochi da tavola ritrandosi da gli altri più forti e faticosi: et in tal maniera s’evi ¦ tano tutti li peccati, se quelli non son più che sette mortali e capitali? perché come disse un Genoese giocatore: ›Che Superbia vuoi tu ch’abbia un uomo il quale

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dort so viele Gefolgsleute und Diener gibt, die früh am Morgen aufstehen, um sich drei oder viermal mit fünf bis sieben Sorten Wasser das Gesicht und die Hände zu waschen; und mit der Brennschere und einer Paste aus Farn zwei Stunden damit verbringen, sich das Haar zu kräuseln und in Locken zu legen, wobei sie die hohe und großmächtige Vorsehung nachahmen, die kein Haar auf dem Haupte ungeprüft läßt, auf daß ein jedes seiner Bestimmung entsprechend angelegt werde? Wo sodann mit soviel Sorgfalt das Leibchen angelegt, mit soviel Geschick die Falten des Kragens geordnet, mit soviel Maßhalten die Knöpfe zugeknöpft, mit soviel Zartsinn die Manschetten angebracht werden; wo mit soviel Feingefühl die Nägel gereinigt und beschnitten werden, mit soviel Gerechtigkeit und Ausgeglichenheit die Beinkleider mit dem Hosenlatz zusammengekoppelt und jene Knoten an den Strippen mit soviel Umsicht zurechtgerückt werden; wo die hohlen Hände mit solcher Ausdauer rauf- und runterfahren, um den Strumpf glattzustreichen, die Ränder und Grenzen, wo sich die Säume der Hosenbeine auf der Höhe der Kniebeuge mit den Strümpfen vereinigen, mit solcher Symmetrie ins rechte Verhältnis gebracht werden, und wo die strammsten Strapse oder Verschnürungen mit solcher Geduld ertragen werden, auf daß nicht die Strümpfe herunterrutschen und Falten bilden und folglich ihre Proportion mit der der Beine verwechselt werde? Wo unter dem Druck der Schwierigkeit das Urteil verfügt und entscheidet, es müsse, alldieweilen es nicht hübsch und schicklich ist, daß sich der Schuh dem Fuß anpasse, der breite, krumme, knotige und schwielige Fuß zu seinem schmerzlichsten Unbehagen dem engen, geraden, glatten und feinen Schuh angepaßt werden? Wo man die Schritte mit solcher Eleganz setzt, wo man, um sich bewundern zu lassen, durch die Stadt flaniert, die Damen besucht und unterhält, tanzt, Kapriolen, Couranden, Walzer und Ländler vorführt? Und wenn nichts anderes mehr zu tun bleibt, weil man von den genannten Tätigkeiten müde geworden ist, setzt man sich, um der Peinlichkeit zu entgehen, dabei einen Fehltritt zu tun, an die Spieltische und zieht sich von den anderen, kräftigeren und anstrengenderen Spielen zurück. Und auf diese Weise vermeidet man alle Sünden, wenn es deren nicht mehr gibt als die sieben Haupt- und Todsünden. Denn wie ein Genueser Spieler sagte: »Was für Hochmut kann deiner Meinung nach ein Mensch haben, der, nachdem

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avendo perduti cento scudi con un conte, si mette a giocar per vencere quattro reali ad un famiglio? Che Avarizia può aver colui a cui mille scudi non durano otto giorni? Che Lussuria et Amor cupidinesco può | trovarsi in quello il quale ha messa tutta l’attenzion del spirto al giocare? Come potrai arguire d’Ira colui che per téma ch’il compagno non si parta dal giuoco, comporta mille ingiurie, e con gentilezza e pazienza risponde ad un orgoglioso che gli è avanti? Per qual modo può esser goloso chi mette ogni dispendio, et applica ogni sollecitudine a l’esercizio suo? Che Invidia può essere in costui per quel ch’altri possieda, se getta via e par che spreggie il suo? Che Accidia può essere in quello che cominciando da mezo giorno, e tal volta da la mattina, insino a meza notte, mai cessa di giuocare? E vi par che faccia in questo mentre star in ocio gli servitori, e quelli che gli denno assistere, e quelli che gli denno administrare? al tempio, al mercato, a la cantina, a la cocina, a la stalla, al letto, al bordello?‹ E per farvi vedere, o Giove, e voi altri Dei, che in casa de l’Ozio non mancano de persone dotte e literate occupate a studii, oltre quelle occupate a negocii, de quali abbiamo detto: pare a voi, che in casa de l’Ocio si stia in ocio quanto a la vita contemplativa, dove non mancano grammatici che disputano di chi è stato prima, il nome o il verbo? Perché ¦ l’adiettivo accade che si pona avanti et appresso al sustantivo? Onde ne la dizzione alcuna copula, quale (verbigrazia) ET, si pone innanzi, et alcun’altra, quale per essempio, QUE, si pone a dietro? Come lo E e D con la giunta del temone e scissione del D per il mezzo, viene a far comodamente il ritratto di quel nume di Lampsaco, che per invidia commise l’asinicidio? Chi è l’autore a cui legitimamente deve referirsi il libro della Priapea, il Maron mantuano, o pur il sulmonese Nasone? | Lascio tanti altri bei propositi simili e più gentili che questi. Dove non mancano dialettici che inquireno se Crisaorio che fu discepolo di Porfirio avea bocca d’oro per natura, o per riputazione, o

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er hundert Taler an einen Grafen verloren hat, sich zum Spiel setzt, um einem Kammerdiener vier Groschen abzugewinnen? Welche Habsucht der, bei dem tausend Taler keine acht Tage vorhalten? Welche Wollust und begehrliche Liebe läßt sich bei dem finden, der seine ganze geistige Aufmerksamkeit auf das Spiel richtet? Wie kannst du den des Zornes bezichtigen, der aus Furcht, der Partner könnte aus dem Spiel aussteigen, tausend Beleidigungen erträgt und einem dreisten Burschen, den er vor sich hat, mit Sanftmut und Geduld antwortet? Wie kann der gierig sein, der all seine Ausgaben und all seinen Eifer auf seine einzige Beschäftigung richtet? Was für Neid auf das, was ein anderer besitzt, kann in dem sein, der das Seine verschleudert und zu verachten scheint? Welche Trägheit kann der an sich haben, der von der Mittagsstunde an und manchmal schon vom Morgen und bis zur Mitternacht niemals zu spielen aufhört? Und glaubt ihr etwa, daß er indessen die Diener müßig gehen läßt, und die, die ihm Gesellschaft leisten müssen, und jene, die ihn bedienen müssen in der Kirche, auf dem Markt, im Keller, in der Küche, im Stall, im Bett, im Puff?« Und um euch zu zeigen, o Jupiter und ihr anderen Götter, daß es im Hause des Müßiggangs nicht an gelehrten und gebildeten Leuten fehlt, die sich mit den Studien befassen (neben solchen, die sich mit den Geschäften befassen, von denen wir schon berichtet haben): glaubt ihr etwa, im Hause des Müßiggangs gehe man müßig hinsichtlich des kontemplativen Lebens, wo es da doch nicht an Grammatikern fehlt, die darum streiten, was zuerst da war, das Nomen oder das Verbum? Warum es vorkommt, daß das Adjektiv manchmal vor und manchmal hinter dem Substantiv steht? Woher es kommt, daß im Satz einige Bindewörter, z. B. »ET«, vorangestellt werden und einige andere, so wie beispielshalber »QUE«, nachgestellt? Wie man aus dem »E« und »D« durch Hinzufügen einer Deichsel und Mittendurchstreichen des »D« bequem das Portrait jenes Gottes von Lampsakos zeichnen kann, der aus Neid den Eselsmord beging? Wer der Autor sei, dem man rechtmäßig das Buch der Priapeia zuschreiben könne, der Mantuaner Maro oder der Sulmoneser Naso? Ich will viele andere eben so schöne Themen wie diese und noch feinere beiseite lassen. Es fehlt in diesem Hause nicht an Dialektikern, die erforschen, ob Chrysaorius, der ein Schüler des Porphyrius war, den »goldenen Mund«

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solamente per nomenclatura? se la Periermenia deve passar avanti, o venir appresso, o pur ad libitum mettersi innanzi et a dietro de le Categorie? se l’individuo vago deve esser messo in numero, e posto in mezzo come un sesto predicabile, ¦ o pur essere come scudiero de la specie, e caudatario del geno? se dopo esser periti in forma sillogistica doviamo per la prima applicarne al studio della Posteriore, dove si complisce l’arte giudicativa, o ver subito dar su la Topica per cui si mette la perfezzion de l’arte inventiva? se bisogna pratticar le capziumcule ad usum vel ad fugam vel in abusum? se gli modi che formano le modali son quattro, o quaranta, o quattrocento? non voglio dire mille altre belle questioni. Dove son gli fisici che dubitano se de le cose naturali può essere scienza? se lo suggetto è ente mobile o corpo mobile, o ente naturale o corpo naturale? se la materia have altro atto che entitativo? dove consiste la linea de la coincidenza del fisico e matematico? se è la creazione e produzzione de niente, o non? se la materia può essere senza la forma? se più forme sustanziali possono essere insieme? et altri innumerabili simili quesiti circa cose manifestissime, se non con disutile investigazioni son messe in questione. Dove gli metafisici si rompeno la testa circa il principio dell’individuazione; circa il suggetto ente in quanto ente; circa il provar che gli numeri aritmetrici e magnitudini geometriche non son sustanza de le cose; circa le | idee, se è vero ch’abbiano l’essere subsistenziale da per esse; circa l’essere medesimo o diverso subiettivamente et obiettivamente; circa l’essere et essenzia; circa ¦ gli accidenti medesimi in numero in uno o più suggetti; circa l’equivocazione, univocazione et analogia de lo ente; circa la coniunzione de le intelligenze a li orbi stelliferi, se la è per modo di anima o pur per modo di movente; se la virtù infinita possa essere in grandezza finita; circa la unità o pluralità de primi motori; circa la scala del progresso finito o

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von Natur aus hatte oder nach dem Gerücht oder bloß dem Namen nach? Ob die Perihermeneias vor oder nach den Kategorien kommen oder ad libitum davor oder dahinter gestellt werden können? Ob das unbestimmte Individuum nach der Zahl zu beugen sei und in die Mitte gestellt gehöre wie ein sechstes Prädikabile oder sozusagen ein Schildknappe der Spezies und ein Schleppenträger der Gattung sein solle. Ob wir, nachdem wir in der syllogistischen Form geübt sind, uns zuerst dem Studium der Posteriora hingeben sollen, wo man die Urteilskunst vervollkommnet, oder sogleich mit der Topik loslegen, durch die die Kunst der Invention vervollkommnet wird. Ob man die sophistischen Hinterhalte ad usum vel ad fugam vel in abusum praktizieren solle? Ob die Modi, die die Modalsätze formen, vier oder vierzig oder vierhundert seien? Ganz abgesehen von tausend anderen schönen Fragestellungen. Es gibt dort Physiker, die bezweifeln, ob es eine Wissenschaft von den Naturdingen geben könne? Ob der Gegenstand der Wissenschaft das bewegte Seiende oder der bewegte Körper oder das natürliche Seiende oder der natürliche Körper sei? Ob die Materie einen anderen Akt habe außer dem entitativen? Wo die Linie sei, an der das Physische und das Mathematische zusammentreffen? Ob die Schöpfung Erschaffung aus dem Nichts sei oder nicht? Ob die Materie ohne Form sein könne? Ob mehrere substantiale Formen zusammen sein könnten? Und unzählige andere ähnliche Fragen über Dinge, die ganz offensichtlich sind, wenn sie nicht durch unnütze Untersuchungen in Frage gestellt werden. Dort zerbrechen sich die Metaphysiker die Köpfe über das Prinzip der Individuation; über das Thema des Seienden als Seiendes; über den Beweis, daß die arithmetischen Zahlen und die geometrischen Größen nicht die Substanz der Dinge seien; über die Ideen – ob es wahr sei, daß sie von sich selbst aus subsistenzielles Sein hätten; über das Sein, das ein und dasselbe ist oder subjektiv und objektiv verschieden. Über das Sein und das Wesen; über die numerische Gleichheit der Akzidentien in einem oder in mehreren Subjekten; über die Äquivokation, Univokation und Analogie des Seins; über die Verbindung der Intelligenzen mit den Sternensphären, ob sie auf die Weise der Beseelung oder des Bewegers bestehe? Ob die unendliche Kraft in einer begrenzten Größe sein könne; über die Einheit oder Vielheit der ersten

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infinito in cause subordinate? e circa tante e tante cose simili, che fanno freneticar tante cuculle, fanno lambiccar il succhio de la nuca a tanti protosofossi«. Qua disse Giove: »O Momo, mi par che l’Ocio t’abbia guadagnato o subornato, che cossì ociosamente spendi il tempo et il proposito. Conchiudi, perché è ben definito appresso di noi di quel che doviamo far di costui«; »Lascio dumque« soggionse Momo, »de referir tanti altri negociosi innumerabili, che sono occupati in casa di questo Dio: come è dir tanti vani versificatori ch’al dispetto del mondo si vogliono passar per poeti, tanti scrittori di fabole, tanti nuovi rapportatori d’istorie vecchie, mille volte da mille altri a mille doppia megliormente referite. Lascio gli algebristi, quadratori di circoli, figuristi, metodici, riformatori de dialectiche, instauratori d’ortografie, contemplatori de la vita e de la morte, veri postiglioni del paradiso, novi condottier di vita eterna novamente corretta e ristampata con molte utilissime addizioni, buoni nuncii di meglior pane, di meglior carne e vino, che non possa esser il greco di Somma, malvagìa di Candia et asprinio di Nola. | Lascio ¦ le belle speculazioni circa il fato e l’elezzione, circa l’ubiquibilità d’un corpo, circa la eccellenza di giusticia che si ritrova ne le sanguisughe«. Qua disse Minerva: »Se non chiudi la bocca a questo ciancione, o padre, spenderemo in vani discorsi il tempo, e per il giorno d’oggi non sarà possibile di espedire il nostro principal negocio«. Però disse il padre Giove a Momo: »Non ho tempo di raggionar circa le tue ironie. Ma per venire alla tua ispedicione, Ocio, ti dico che quello che è lodevole e studioso Ocio, deve sedere e siede nella medesima catedra con la Sollecitudine, per ciò che la fatica deve maneggiarsi per l’ocio, e l’ocio deve contemperarsi per la fatica. Per beneficio di quello questa fia più raggionevole, più ispedita e pronta: per che difficilmente dalla fatica si procede a la fatica. E sì come le azzioni senza premeditazione e considerazione non son buone, cossì senza l’ocio premeditante non vagliono.

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Beweger; über die Stufenleiter der endlichen oder unendlichen Progression der untergeordneten Ursachen. Und über viele und nochmal so viele ähnliche Dinge, die so viele Kapuzen wahnsinnig machen und so vielen Protosophen den Saft vom Nacken fließen lassen.« Hier sagte Jupiter: »O Momus, mir scheint, der Müßiggang hat dich auf seine Seite gebracht oder verführt, daß du so müßig Zeit und Gelegenheit verschwendest. Komm zu einem Ende, denn nach unserer Meinung ist es schon ganz sicher ausgemacht, was wir mit dem da machen sollen.« »Ich verzichte also darauf«, setzte Momus fort, »noch unzählbar viele weitere Geschäftige aufzuzählen, die in dem Hause dieses Gottes hier beschäftigt sind: als da wären die vielen eitlen Verseschmiede, die sich der Welt zum Tort für Dichter ausgeben wollen, die vielen Fabulierer, die vielen neuen Erzähler alter Geschichten, die tausendmal von tausend anderen zweitausendmal besser erzählt worden sind. Ich übergehe die Algebraiker, Kreisquadrierer, Figuristen, Methodiker, Reformatoren von Dialektiken, Begründer von Orthographien, Betrachter des Lebens und des Todes, wahre Postillione des Paradieses, neue Fremdenführer ins ewige Leben (neu revidiert und wiederaufgelegt mit vielen nützlichen Ergänzungen), gute Verkünder besseren Brotes, besseren Fleisches und Weines, welcher nicht der griechische von Samos, der Malvasier von Candia oder der Asprino von Nola sein kann. Ich übergehe die schönen Spekulationen über das Verhängnis und die Auserwählung, über die Ubiquität eines Körpers, über die Erhabenheit der Gerechtigkeit, die sich bei den Blutegeln findet.« Hier sagte Minerva: »Wenn du diesem Schwätzer nicht den Mund verschließt, o ewiger Vater, werden wir die Zeit in leerem Gerede zubringen, und es wird heute nicht mehr möglich sein, unser hauptsächliches Geschäft voranzutreiben.« Also sagte Vater Jupiter zu Momus: »Ich habe keine Zeit, über deine Ironien zu reden. Aber um auf deine Verabschiedung zu kommen, o Müßiggang, sage ich dir, daß die Muße, die lobenswert und fleißig ist, auf demselben Thron sitzen soll und sitzt wie die Regsamkeit, denn die Arbeit muß durch die Muße gezügelt, und die Muße muß durch die Arbeit gemäßigt werden. Durch die Gunst der Muße wird die Arbeit vernünftiger, zügiger und williger, denn man geht nur schwer von Arbeit zu Arbeit über. Und da Handlungen ohne Vorbedacht und Überlegung nicht gut sind, gelten sie nichts ohne die voraus-

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Parimente non può essere suave e grato il progresso da l’ocio a l’ocio, percioché questo giamai è dolce se non quando esce dal seno della fatica. Or fia dumque giamai che tu Ocio possi esser grato veramente, se non quando succedi a degne occupazioni. L’ocio vile et inerte voglio che ad un animo generoso sia la maggior fatica che aver egli possa, se non se gli rapresenta dopo lodabile esercizio e lavoro. Voglio che ti aventi come signore alla Senettute, et a colei farai spesso ritorcer gli occhi a dietro; e se la non ha lasciati degni vestigii, la renderai molesta, triste, suspetta del prossimo giudicio dell’impendente stag ¦ gione, che l’amena a l’inexorabile tribunal di Radamanto: e cossì vegna a sentir gli orrori della morte prima che la vegna«. | Saulino Bene disse a questo proposito il Tansillo: Credete a chi può farven giuramento, che stato tristo non ha il mondo ch’aggia pena che vada a par del pentimento: poi ch’il passato non è chi riaggia. E bench’ogni pentir porti tormento, quel che più ne combatte e più ne oltraggia, e piaghe stampa che curar non lece, è quand’uom poteo molto, e nulla fece. Sofia »Non meno,« disse Giove, »anzi più voglio che sia triste il successo dell’inutili negocii, de li quali alcuni ha recitati Momo, che si trovano nella stanza de l’Ocio; e voglio che s’impiomba l’ira de’ Dei contra que’ negociosi ocii, ch’hanno messo il mondo in maggior molestie e travagli che mai avesse possuto mettere negocio alcuno. Que’ dico che vogliono convertere tutta la nobiltà e perfezzione della vita umana in sole ociose credenze e fantasie, mentre talmente lodano le sollecitudini et opre di giustizia, che per quelle dicano l’uomo non rendersi (benché si mani ¦ feste) megliore; e talmente vituperano gli vizii e desidie, che per quelli dicano gli uomini non farsi meno grati a que’ dèi a’

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überlegende Muße. Gleichermaßen kann der Übergang von Muße zu Muße nicht süß und angenehm sein, denn diese ist nie süß, außer wenn sie aus dem Schoß der Arbeit kommt. Daher soll es nie geschehen, daß du, Müßiggang, wirklich angenehm sein könntest, außer wenn du auf würdige Beschäftigungen folgst. Ich will, daß der gemeine und faule Müßiggang für einen großzügigen Geist die größte Mühe sein soll, die es geben kann, wenn er sich ihm nicht nach lobenswerter Betätigung und Arbeit einstellt. Ich will, daß du dich als Herr über das Greisenalter hermachst und ihm oft die Augen nach hinten kippen läßt; und wenn es keine würdige Spur hinterlassen hat, wirst du es lästig und schlimm machen, ängstlich vor dem nahen Gericht des herannahenden Termins, der es dem unerbittlichen Tribunal des Radamantes zuführt; und so soll es die Schrecken des Todes zu spüren bekommen, noch bevor er kommt.« Saulino Tansillo hat zu diesem Thema gut gedichtet: Glaubt dem, der es beschwört bei seiner Ehre, kein schlimmrer Zustand in der Welt, kein Leid gibt es, das wie die Reue schmerzlich wäre, weil nichts zurückruft die Vergangenheit. Doch ist schon jede Reu mit Qual verbunden, Die drückt am schwersten, ficht am meisten an, Die schlägt dem Menschen unheilbare Wunden: Er hatte viel vermocht – und nichts getan. Sofia »Ich will nicht weniger«, sagte Jupiter, »sondern sogar noch mehr, daß der Erfolg der unnützen, müßigen Geschäftigkeiten traurig sei, wovon Momus uns einige aufgezählt hat, wie sie sich in der Wohnung des Müßigganges finden. Und ich will, daß der Zorn der Götter auf jene geschäftigen Müßigkeiten niederfalle, die die Welt in größere Nöte und Leiden versetzt haben, als das je irgendeine Beschäftigung fertiggebracht hätte. Jene, sage ich, die den ganzen Adel und die ganze Vollkommenheit des Menschenlebens in bloße müßige Aberglauben und Phantastereien verwandeln wollen, da sie die Bemühungen und die Werke der Gerechtigkeit auf solche Weise loben, daß sie sagen, durch sie mache sich der Mensch nicht besser (obwohl er sich als besser zeige); und die Laster und Unterlassungen auf solche Weise tadeln, daß sie sagen, durch diese mache sich der Mensch bei jenen Göttern

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quali erano grati, con tutto che ciò e peggio esser dovea. Tu Ocio inerte, disutile e pernicioso, non aspettar che della tua stanza si dispona in cielo e per gli celesti dèi: ma nell’inferno per gli ministri del rigoroso et implacabile Plutone«. Or non voglio riferire quanto ociosamente si portava l’Ocio nel caminarsene via, e con quante spuntonate incitato, a | pena si sapea muovere: se non che constretto dalla dea Necessitade che gli die’ de calci, se rimosse da là lamentandosi del conseglio, che non gli avea voluto concedere alcuni giorni di tempo e di termine, per partirsi dalla loro conversazione.

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seconda parte del terzo dialogo All’ora Saturno fece instanza a Giove che nel disponere delle altre sedie fusse più ispedito, perché la sera s’approssimava; e che solamente s’attendesse al negocio principale di levare e mettere: e quanto a quello ch’appartiene a l’ordine con cui le virtùdi, dee et altri si debano governare, si determinarà verso la più prossima festa principale, quando converrà ch’un’altra volta li Dei convegnano insieme, che sarà la vigilia del Panteone. Alla cui proposta con un chino di testa ferno segno tutti gli altri Dei di consentire, eccetto la Pressa, la Discordia, l’Intem ¦ pestività et altri. »Cossì pare ancora a me«, disse l’altitonante; »Su dumque,« soggionse Cerere, »dove vogliamo inviar il mio Triptolemo, quel carrettiero che vedete là, quello per cui diedi il pane di frumento a gli uomini? Volete ch’io lo mande alle contrade de l’una e l’altra Sicilia dove faccia la residenza: come vi ha tre tempii miei, che per sua diligenza et opra mi furo consecrati, l’uno nella Puglia, l’altro nella Calabria, l’altro nell’istessa Trinacria?«; »Fate quel che vi piace del vostro cultore e ministro, o figlia,« disse Giove, »alla cui sedia succeda, se cossì pare a voi ancora, dèi, la Umanità, che in nostro idioma è detta la dea | Filantropia: di cui questo auriga massimamente par che sia stato il tipo.

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nicht weniger beliebt, bei denen er in Gnaden stand, trotz alledem, und wenn er auch noch schlimmer wäre. Du fauler, nutzloser und verderblicher Müßiggang, erwarte nicht, daß über deine Wohnstatt im Himmel von den Himmelsgöttern entschieden werde: sondern in der Hölle von den Dienern des strengen und unerbittlichen Pluto.« Nun will ich nicht erzählen, wieviel Muße sich der Müßiggang beim Fortgehen nahm und mit wievielen Stößen angetrieben er sich doch kaum fortbewegen konnte; jedoch gezwungen von der Göttin Notwendigkeit, die ihm Tritte versetzte, entfernte er sich von dort, sich über das Konzil beklagend, welches ihm nicht einmal ein paar Tage Zeit und Frist gewähren wollte, die Versammlung zu verlassen.

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Dann trug Saturn Jupiter an, er solle bei den Verfügungen über die anderen Sitze schneller vorgehen, denn der Abend nahe; und er solle sich lediglich mit dem Hauptgeschäft befassen, dem Fortnehmen und Einsetzen; was aber die Ordnung anbelangt, die die Tugenden, Göttinnen und die anderen einzuhalten hätten, darüber werde man um die Zeit des nächsten Hauptfestes entscheiden, wenn es sich ergäbe, daß die Götter abermals zusammenkämen, was am Vorabend des Pantheons sein würde. Zu diesem Vorschlag gaben alle Götter durch Kopfnicken ein Zeichen der Zustimmung außer der Hast, der Uneinigkeit, der Unzeitigkeit und dergleichen. »Das meine auch ich«, sagte der Donnerer; »Also los«, fügte Ceres hinzu, »wohin wollen wir meinen Triptolemos schicken, diesen Wagenlenker, den ihr dort seht, jenen, durch den ich den Menschen das Brot aus Getreide gab? Wollt ihr, daß ich ihn in die Länder der beiden Sizilien schicke, damit er dort seine Wohnstatt nehme? Gibt es da doch drei meiner Tempel, die mir durch seinen Eifer und sein Werk gewidmet wurden, einen in Apulien, einen in Kalabrien und den dritten auf der Insel Trinacria selbst.« »Macht mit Eurem Diener und Verehrer was Euch gefällt, o Tochter«, sagte Jupiter, »und auf seinen Platz komme, wenn es auch euch, ihr Götter, gutdünkt, die Menschlichkeit, die in unserer Sprache die Göttin Philanthropie genannt wird und deren Urbild dieser Wagenlenker vor allem gewesen

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Lascio che lei fu che spinse te Cerere ad inviarlo, e che poi guidò lui ad eseguire i ¦ tuoi benefici verso il geno umano«. »Cossì è certo,« disse Momo, »percioché lei è quella per cui Bacco fa ne gli uomini sì bel sangue, e Cerere sì bella carne, quale essere non posseva nel tempo de castagne, fave e ghiande. A questa dumque la Misantropia fugga avanti con la Egestade: e come è consueto e raggionevole, de le due ruote del suo carro la sinistra sia il Conseglio, la destra sia l’Aggiuto; e de’ doi mitissimi draghi che tirano il temone, da la sinistra sarà la Clemenzia, da la destra il Favore«. Propose appresso Momo a Mercurio quel che volesse fare del Serpentauro: perché gli parea buono et accomodato per inviarlo a far il Marso ciarlatano, avendo quella grazia di maneggiar senza timore e periglio un tale e tanto serpente. Propose anco del serpente al radiante Apolline, se lo volea per cosa da servire a’ suoi maghi e malefici: come è dire alle sue Circe e Medee, per esecutar gli veneficii; o ver lo volea concedere a’ suoi medici: come è dire ad Esculapio per farne tiriaca. Propose oltre a Minerva se quest’uno gli avesse possuto servire per inviarlo a far vendetta di qualche risorto nemico Laocoonte. »Prendalo chi lo vuole,« disse il gran Patriarca, »e facciane quel che si ¦ voglia tanto del serpe quanto de l’Ofiulco, pur che si tolgano da là, et in suo luogo succeda la Sagacità la qual suole vedersi et admirarsi nel Serpente«; »Succeda dumque la Sagacitade,« dissero tutti, »atteso che non è men degna del cielo che la sua sorella Prudenza: perché dove quella sa comandare e mettere in | ordine quel che s’è da fare e lasciare per venire a qualche dissegno, questa sappia prima e poi giudicare, per forza di buona intelligenza che la è; e discaccia la Grossezza, Inconsiderazione et Ebetudine da le piazze, dove le cose si metteno in dubio o in consultazione. Dalli vasi della sapienza imbeva il sapere: onde concepa e parturisca atti di Prudenza«.

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zu sein scheint, davon abgesehen, daß sie es auch war, die dich, Ceres, bewegte, ihn zu senden, und dann ihn anleitete, deine Wohltaten für das Menschengeschlecht ins Werk zu setzen.« »Genau so ist es«, sagte Momus, »denn sie ist es, durch die Bacchus in den Menschen so schönes Blut macht und Ceres so schönes Fleisch, wie es nicht in den Zeiten der Kastanien, Bohnen und Eicheln sein konnte. Vor dieser fliehe also die Misanthropie mitsamt dem Mangel. Und wie es althergebracht und vernünftig ist, soll von den beiden Rädern seines Karrens das linke der Rat sein und das rechte die Hilfe; und von den beiden sanftmütigen Drachen, die die Deichsel ziehen, sei auf der linken Seite die Milde und auf der rechten die Gunst.« Danach schlug Momus dem Merkur vor, was er mit dem Schlangenträger machen wollte: es dünke ihm nämlich gut, ihn loszuschicken, den marsischen Quacksalber zu spielen, da er die Gabe hätte, ohne Angst und Gefahr eine derartige und so große Schlange zu handhaben. Hinsichtlich der Schlange schlug er dem strahlenden Apollo noch vor, ob er sie haben wolle als etwas, was seinen Magiern und Hexen nützlich sein könnte: wie zum Beispiel seinen Circen und Medeen, um ihre Giftmischereien auszuüben; oder ob er sie lieber seinen Ärzten abtreten wolle, sagen wir mal dem Äskulap, um daraus Theriak zu machen. Er schlug außerdem Minerva vor, ob ihr diese Schlange vielleicht dienlich sein könnte, um sie loszuschicken und Rache an irgendeinem wiederauferstandenen feindlichen Laokoon zu nehmen. »Es nehme sie, wer will«, sagte der große Patriarch, »und mache damit, was er will, sowohl mit der Schlange als auch mit dem Ophiuchus, nur daß sie von dort wegkommen; und an ihren Platz komme die Schlauheit, die man in der Schlange zu sehen und zu bewundern pflegt.« »Es komme also die Schlauheit dorthin«, sagten alle, »denn sie ist des Himmels nicht weniger wert als ihre Schwester Klugheit. Denn wo jene zu verfügen und anzuordnen weiß, was man tun und lassen solle, um eine Absicht zu erreichen, soll diese es verstehen, vorher und hinterher zu urteilen kraft des guten Verstandes, der sie ist; und sie verjage die Grobheit, Unbedachtheit und Dumpfheit von den Plätzen, wo die Dinge bezweifelt und erwogen werden. Aus den Gefäßen der Weisheit soll sie das Wissen aufsaugen, dann wird sie empfangen und Akte der Klugheit hervorbringen.«

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»Della Saetta,« disse Momo, »perché io mai fui curioso di saper a chi appartenesse, cioè, se fusse quella con cui Apolline uccise il gran Pitone, o pur quella per cui madonna Venere fece al suo poltroncello inpiagar il feroce Marte, che per vendetta poi a quella cruda ficcò un pugnal sotto la pancia insino a l’elsa; o pur una memorabile, con la qual Alcide dismese la Regina de le Stimfalidi; o l’altra per cui l’apro Calidonio die’ l’ultimo crollo; o ver sia reliquia o trofeo di qualche trionfo di Diana, la castissima: sia che si vuole, riprendesila il suo padrone, e se la ficche là dove gli piace«; »Bene,« rispose Giove, »tolgasi da là insieme con la Insidia, la Calumnia, la Detrazzione, atto de Invidia, e la Maldicenza; et ivi succeda la buona Attenzione, Observanza, Elezzione e Collimazion di regolato intento«. E sog ¦ gionse: »De l’Aquila ucello divino et eroico, e tipo de l’Imperio, io determino e voglio cossì: che vada a ritrovarsi in carne et in ossa nella bibace Alemagna; dove più che in altra parte si trovarà celebrata, in forma, in figura, in imagine et in similitudine: in tante pitture, in tante statue, in tante celature, quante nel cielo stelle si possono presentar a gli occhi de la Germania contemplativa. La Ambizione, la Presunzione, la Temeritade, la Oppressione, la Tirannia, et altre compagne e ministre di queste | dee, non bisogna che le mene seco là, dove li bisognarebbe a tutte star in ocio: percioché la campagna non è troppo larga per esse; ma prendano il suo volo lungi da quel diletto almo paese, dove gli scudi son le scudelle, le celate son le pignatte e lavezzi, gli brandi son l’ossa inguainate in carne salata, le trombe son gli becchieri, urciuoli e gli bocali; gli tamburi son gli barilli e bótte, il campo è la tavola da bere, volsi dir da mangiare; le forterezze, gli baloardi, gli castegli, li bastioni son le cantine, le popine, le ostarie, che son di più gran numero che le stanze medesime«. Qua Momo disse: »Perdonami, gran padre, s’io t’interrompo il parlare. A me pare che queste dee compagne e ministre, senza che vi le mandi, vi si trovano:

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»Nun zum Pfeil«, sagte Momus, »weil ich immer schon neugierig war, zu erfahren, wem er gehöre, ob es also der ist, mit dem Apollo den großen Python tötete, oder aber der, durch den Frau Venus ihren kleinen Taugenichts den wilden Mars verwunden ließ, der dieser Grausamen dann aus Rache seinen Dolch bis ans Heft unter den Bauch stieß? Oder jener denkwürdige Pfeil, mit dem der Alkeides die Königin der Stymphaliden abtat? Oder jener andere, durch den der Kalydonische Eber den letzten Fall tat? Oder ob er das Souvenir oder die Trophäe eines Triumphs der allzeit keuschen Diana ist? Was auch immer, sein Besitzer soll sich den zurückholen und ihn sich dorthin stecken, wo er will.« »Gut«, antwortete Jupiter, »er soll von dort fortgenommen werden mitsamt der Hinterhältigkeit, der Verleumdung, dem Rufmord, der Neidtat und der üblen Nachrede; und dorthin komme die wohlwollende Aufmerksamkeit, die Verehrung, die Wahl und das Anvisieren einer wohlgeleiteten Absicht.« Und er fügte hinzu: »Hinsichtlich des Adlers, des göttlichen und heroischen Vogels und des Urbildes der Herrschaft, bestimme und will ich folgendes: er gehe, sich in Fleisch und Knochen im trinkfreudigen Deutschland einzufinden; dort wird er mehr gefeiert werden als in jedem anderen Land, sei es in Form, in Figur, in Abbild oder im Gleichnis: in so vielen Bildern, Statuen, Gravierungen, wie sich Sterne den Augen des kontemplativen Deutschland darbieten können. Die Vermessenheit, die Anmaßung, die Tollkühnheit, die Unterdrückung, die Tyrannei und andere Gefährtinnen und Dienerinnen dieser Göttinnen braucht er nicht dorthin mitzunehmen, wo sie alle müßig bleiben müßten, weil dies Gebiet nicht allzu weitläufig für sie ist; sondern sie sollen weit wegfliegen von diesem geliebten hehren Land, wo die Schilde Bratpfannen sind, die Helme Kochtöpfe und Kasserollen, die Keulen gepökelte Knochenschinken, die Trompeten Becher, Krüge und Kelche; die Trommeln sind Fässer und Tonnen, das Schlachtfeld ist die Tafel, wo man trinkt – ich wollte sagen: ißt; die Festungen, Wälle, Burgen und Schanzen sind die Keller, Garküchen und Wirtshäuser, die zahlreicher sind als die Wohnungen selbst.« An dieser Stelle sagte Momus: »Verzeih, großer Vater, wenn ich dich beim Reden unterbreche. Mir scheint, daß diese begleitenden und dienstbaren Göttinnen schon dort sind, ohne daß man sie hinzuschicken braucht: Denn mehr als in allen anderen Ländern dieses Erdballs regie-

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perché l’Ambizione circa l’essere superiore a tutti in farsi porco; la Presunzione del ventre che pretende di ricevere non meno di alto, che da ¦ alto vaglia mandar a basso il gorgazuolo; la Temeritade con cui vanamente il stomaco tenta digerire quel che or ora, presto presto è necessario di vomire; la Oppressione de sensi e natural calore; la Tirannia de la vita vegetativa, sensitiva et intellettiva: regnano più in questa sola che in tutte l’altre parti di questo globo«. »È vero, o Momo,« soggionse Mercurio, »ma tali Tirannie, Temeritadi, Ambizioni et altre simili cacodee, con le loro cacodemonesse, non son punto aquiline: ma da sanguisughe, pacchioni, sturni e ciacchi. Appresso, per venire al proposito della sentenza di Giove, la mi par molto pregiudiziosa alla condizione, vita e natura di questo regio ucello. Il quale perché poco beve e molto mangia e vora, per che ha gli occhi tersi e netti, perché è | veloce nel corso, perché e con la levità de l’ali sue sopra vola al cielo, et è abitante di luoghi secchi, sassosi, alti e forti, non può aver simbolo et accordo con ¦ generazion campestre, et a cui la doppia soma de gli bragoni par che a forte contrapeso le impiomba verso il profondo e tenebroso centro; e che si fa gente sì tarda e greve, non tanto inetta a perseguitare e fuggire, quanto buona a tener fermo ne le guerre; e che per la gran parte è soggetta al mal de gli occhi: e che incomparabilmente più beve che mangia«; »Quel che ho detto, è detto« rispose Giove, »Dissi che vi si presente in carne et in ossa, per veder gli suoi ritratti: ma non già che vi stia come in prigione; o che manca di trovarsi là dovumque è in spirito e veritade con altre e più degne raggioni, con gli già detti numi: e questa sedia gloriosa lascie a tutte quelle virtudi de le quali può esser stata vicaria: come è dire, a la dea Magnanimità, Magnificenza, Generosità, et altre sorelle e ministre di costoro«. »Or che faremo« disse Nettuno, »di quel Delfino? piacevi ch’io lo metta nel mar di Marseglia, onde per il

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ren in diesem allein die Vermessenheit, allen darin voraus zu sein, sich zum Schwein zu machen; die Anmaßung des Bauches, der beansprucht, von oben nicht weniger zu erhalten, als der Schlund von oben nach unten zu schicken vermag; die Tollkühnheit, mit der der Magen vergeblich das zu verdauen versucht, was gleich auf der Stelle schnell, schnell ausgekotzt werden muß; die Unterdrückung der Sinne und der natürlichen Wärme und die Tyrannei des vegetativen, des sensitiven und des intellektiven Lebens: diese herrschen in diesem einen mehr als in allen anderen Teilen dieses Globus.« »Das ist wahr, o Momus«, fügte Merkur hinzu, »aber solche Tyranneien, Tollkühnheiten, Vermessenheiten und andere ähnliche böse Göttinnen mit ihren bösen Dämoninnen sind kein bißchen adlerhaft: Sie sind blutegelig, vielfräßig, schluckspechtig und schweinisch. Und dann, was Jupiters Urteilsspruch anbelangt, so scheint er mir sehr riskant für die Verfassung, das Leben und die Natur dieses königlichen Vogels zu sein. Denn da er wenig trinkt und viel frißt und schlingt, klare und scharfe Augen hat, schnell im Fluge ist, sich mit leichtem Flügel zum Himmel emporschwingt und ein Bewohner dürrer, felsiger, hoher und fester Gegenden ist, kann er keine symbolische Gemeinsamkeit und Übereinstimmung mit bäuerischen Völkern haben, bei denen die doppelte Last in den Hosen ein starkes Gegengewicht zu bilden und sie zum tiefen und finsteren Zentrum hinzuziehen scheint; so werden sie zu gar langsamen und schwerfälligen Leuten, die im Krieg nicht bloß unfähig zu Verfolgung und Flucht sind, sondern die sich auch zum Standhalten eignen; und die größtenteils an Augenkrankheiten leiden; und unvergleichlich viel mehr trinken als essen.« »Was ich gesagt habe, ist gesagt«, antwortete Jupiter, »Ich habe gesagt, er soll sich da in Fleisch und Blut einstellen, um seine Abbilder zu sehen; aber nicht etwa, daß er dort wie im Gefängnis bleiben solle; oder daß er sich nicht überall dort einstellen solle, wo immer er im Geist und in der Wahrheit aus anderen und würdigeren Gründen mit den bereits erwähnten Gottheiten weilt. Und diesen ruhmreichen Sitz überlasse er allen jenen Tugenden, deren Stellvertreter er gewesen sein kann: so zum Beispiel der Göttin Großherzigkeit, Erhabenheit, Großzügigkeit und deren anderen Schwestern und Dienerinnen.« »Und was sollen wir nun mit dem Delphin machen?« fragte Neptun, »seid ihr einverstanden, wenn ich ihn bei Marseille ins Meer

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Rodano fiume vada e rivegna a volte a volte visitando e rivisitando il Delfinato?«; »Cossì si faccia presto,« disse Momo, »perché a dire il vero non mi par cosa meno da ridere se alcuno Delphinum coelis appinxit, fluctibus aprum, ¦ che se Delphinum sylvis appinxit, fluctibus aprum«. »Vada dove piace a Nettuno,« disse Giove, »et in suo luogo succeda la figurata Dilezzione, Affabilità, Officio, con gli suoi compagni e ministri«. Dimandò | Minerva che il cavallo Pegaseo lasciando le vinti lucide macchie, e la Curiositade, se ne vada al fonte caballino già per molto tempo confuso, destrutto et inturbidato da bovi, porci et asini. E veda se con gli calci e denti possa far tanto, che vendiche quel loco da sì villano concorso: a fin che le Muse veggendo l’acqua del fonte posta in buono ordine e rassettata, non si sdegnino di ritornarvi e farvi gli lor collegii e promozioni. Et in questo luogo del cielo succeda il Furor divino, il Rapto, l’Entusiasmo, il Vaticinio, il Studio et Ingegno, con gli lor cognati e ministri: onde eternamente da su l’acqua divina, per lavar gli animi et abbeverar gli affetti, stille a gli mortali. »Tolgasi« disse Nettuno, »questa Andromeda (se cossì piace a voi Dei) la quale per la mano de l’Ignoranza è stata avinta al scoglio de l’Ostinazione con la catena di perverse raggioni e false opinioni: per farla traghiuttir dal ceto della perdizione e final ruina, che per l’instabile e tempestoso mare va discorrendo: e sia commessa alle provide et amiche mani del sollecito, ¦ laborioso et accorto Perseo, ch’avendola indi disciolta e tolta, dall’indegna cattività la promova al proprio degno acquisto. E di quel che deve succedere al suo loco tra le stelle dispona Giove«; »Là« rispose il padre de gli dèi, »voglio che succeda la Speranza, quella che co l’aspettar frutto degno delle sue opre e fatiche, non è cosa tanto ardua e difficile a

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setze, von wo aus er die Rhone auf und ab immer wieder einmal die Dauphiné besuchen kann?« »Das soll man recht schnell machen«, sagte Momus, »denn um die Wahrheit zu sagen, es erscheint mir nicht weniger lächerlich, wenn einer Delphinum caelis appinxit, fluctibus aprum, als wenn er Delphinum sylvis appinxit, fluctibus aprum.« »Er gehe, wohin es Neptun gefällt«, sagte Jupiter, »und an seine Stelle komme die personifizierte Huld, die Herablassung, die Pflicht mit ihren Gefährten und Dienern.« Minerva verlangte, daß das Pferd Pegasus die zwanzig leuchtenden Flecken und die Neugier zurücklassend sich zu der Pferdequelle aufmache, die schon seit langem von Ochsen, Schweinen und Eseln aufgewühlt, zerstört und getrübt werde. Und es soll sehen, ob es fertigbringt, diesen Ort mit Tritten und Zähnen von den niederträchtigen Besuchern zu befreien, damit die Musen, wenn sie das Wasser der Quelle in Ordnung gebracht und wiederhergestellt sehen, kein Ärgernis mehr nehmen, dorthin zurückzukehren, um ihre Kollegien und Promotionen zu veranstalten. Und an diesen Platz im Himmel solle der göttliche Wahnsinn treten, Entrückung, Enthusiasmus, Prophetie, das Studium und das Genie mitsamt ihrer Verwandtschaft und Dienerschaft: dort, wo das göttliche Wasser ewig von oben zu den Sterblichen herabtropft, den Geist zu waschen und die Leidenschaften zu tränken. »Man soll«, sagte Neptun, »wenn es euch Göttern gefällt, diese Andromeda fortnehmen, die durch die Hand der Unwissenheit mit der Kette verdrehter Gründe und falscher Meinungen an den Felsen des Trotzes gefesselt wurde, damit sie von dem Wal des Verderbens und endgültigen Untergangs verschlungen werde, der durch das unsichere und stürmische Meer fährt. Und man gebe sie in die vorsorglichen und freundlichen Hände des regsamen, arbeitsamen und aufmerksamen Perseus, der sie, nachdem er sie von dort losgelöst und aus der unwürdigen Gefangenschaft befreit hat, zu dem ihr geziemenden würdigen Erfolg führen soll. Und darüber, was an ihren Platz in den Sternen kommen soll, entscheide Jupiter.« »Dorthin«, antwortete der Vater der Götter, »will ich, daß die Hoffnung komme, jene, die alle Gemüter, sofern sie nur überhaupt Sinn für irgendein Ziel haben, mit der Erwartung der gebührenden Früchte für ihre Werke und Bemü-

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cui non accenda gli animi tutti i quali aver possono senso di qualche fine«; »Succeda« rispose Pallade, »quel santissimo scudo del petto umano, quel divino fundamento de tutti gli edificii di bontade, quel sicurissimo riparo della Veritade: quella che per strano accidente | qualsivoglia, mai si diffida: perché sente in se stessa gli semi della propria sufficienza, li quali da quantumque violento polso non gli possono essere defraudati; quella in virtù della quale è fama che Stilbone vencesse la vittoria de’ nemici: quel Stilbone dico il quale scampato da le fiamme che gl’incinerivano la patria, la casa, la moglie, i figli e le facultadi, a Demetrio rispose aver tutte le cose sue seco, per che seco avea quella Fortezza, quella Giustizia, quella Prudenza, per quali meglio possea sperar consolazione, scampo e sustegno di sua vita: e per le quali facilmente il dolce di questa sprezzarebbe«; »Lasciamo questi colori,« disse Momo, »e vengasi presto a veder quello che si de’ fare di quel Triangolo o Delta«. Rispose la astifera Pallade: »Mi par degno che sia messo in mano del Cardinal di Cusa, a fin che colui veda se con questo possa liberar gli impacciati geometri da quella fastidiosa inquisizione della quadratura del circolo: regolando il circolo et ¦ il triangolo con quel suo divino principio della commensurazione e coincidenza de la massima e minima figura; cioè di quella che costa di minimo, e de l’altra che costa di massimo numero degli angoli. Portisi dumque questo trigono con un circolo ch’il comprende, e con un altro che da lui sia compreso: e con la relazione di queste due linee (de quali l’una dal centro va al punto della contingenzia del circolo interno con il triangolo esterno; l’altra dal medesimo centro si tende a l’uno de gli angoli del triangolo) vegna a compirsi quella tanto tempo, e tanto vanamente cercata, quadratura«. | Qua risorse Minerva e disse: »Ma io per non parer meno cortese a le Muse, voglio inviar a gli geometri incomparabilmente maggiore e meglior dono, che questo et altro che sia sin ora donato; per cui il Nolano, al quale fia primieramente revelato, e dalla cui mano venga diffuso alla moltitudine, mi debbia non solamente una, ma cento ecatombi: perché

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hungen für jede noch so harte und schwierige Aufgabe begeistert.« »Es komme dahin«, sagte Pallas, »dieser heiligste Schild des menschlichen Herzens, das göttliche Fundament aller Bauwerke der Güte, der sicherste Schutz der Wahrheit: sie, die durch keinen noch so seltsamen Zufall jemals entmutigt wird, weil sie in sich selbst die Samen der Selbstgenügsamkeit fühlt, die ihr durch keinen noch so heftigen Stoß geraubt werden können; sie, kraft deren Stilpon der Sage nach den Sieg der Feinde besiegte: jener Stilpon, sag ich, der kaum den Flammen entkommen, die ihm Heimat, Haus, Gattin, Kinder, alles Vermögen eingeäschert hatten, dem Demetrius antwortete, er trage all das Seinige bei sich, denn bei sich hatte er jene Seelenstärke, Gerechtigkeit und Klugheit, durch die er die beste Hoffnung auf Trost, Rettung und Erhaltung seines Lebens haben konnte und durch die er die Süßigkeit des Lebens leicht verachten konnte.« »Lassen wir diese Schnörkel«, sagte Momus, »und gehen gleich dazu über zu schauen, was mit diesem Dreieck oder Delta gemacht werden soll.« Es antwortete die sternentragende Pallas: »Es scheint mir wert, in die Hand des Kardinals von Cusa gegeben zu werden, damit der zusehe, ob er mit diesem Dreieck die überforderten Geometer von jener lästigen Suche nach der Quadratur des Kreises befreien kann, indem er den Kreis und das Dreieck durch sein göttliches Prinzip der Kommensurabilität und Koinzidenz der größten und der kleinsten Figur, d. h. der Figur, die aus der kleinsten, und der, die aus der größten Anzahl von Winkeln besteht, unter eine Regel bringt. Man nehme also dieses Dreieck mitsamt einem Kreis, der es umschreibt, und einem zweiten eingeschriebenen Kreis: und mit dem Verhältnis der beiden Strecken, von denen die eine vom Mittelpunkt zum Berührungspunkt des inneren Kreises mit dem umschreibenden Dreieck geht und die andere von demselben Mittelpunkt bis zu einer Ecke des Dreiecks reicht, soll diese seit so langer Zeit ganz vergeblich gesuchte Quadratur zustandegebracht werden.« Hier stand Minerva erneut auf und sprach: »Aber ich will, um mich den Musen gegenüber nicht weniger freundlich zu erweisen, den Geometern ein unvergleichlich größeres und besseres Geschenk schicken als dieses und jedes andere, das bisher geschenkt worden ist; und dafür schuldet mir eigentlich der Nolaner, dem es als erstem offenbart und aus dessen Hand es unter die Menge gestreut werden soll, nicht nur

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in virtù della contemplazion de l’equalità che si trova tra il massimo e minimo, tra l’extimo et intimo, tra il principio e fine, gli porgo una via più feconda, ¦ più ricca, più aperta, e più sicura: la quale non solamente dimostre como il quadrato si fa uguale al circolo: ma et oltre subito ogni trigono, ogni pentagono, ogni exagono, e finalmente qualsivoglia e quantosivoglia poligònia figura; dove non meno fia uguale linea a linea che superficie a superficie, campo a campo, e corpo a corpo nelle solide figure«. Saulino Questa sarà cosa eccellentissima, et un tesoro inestimabile per gli cosmimetri. Sofia Tanto eccellente e degna, che certo parmi che contrapese a l’invenzione di tutto il rimanente della geometrica facultade. Anzi da qua pende un’altra più intiera, più grande, più ricca, più facile, più esquisita, più breve, e niente men certa: la quale qualsivoglia figura poligònia viene ad comensurare per la linea e superficie del circolo; et il circolo per la linea e superficie di qualsivoglia poligonìa. Saulino Vorrei quanto prima intendere il modo. Sofia Cossì disse Mercurio a Minerva; a cui quella rispose: »Prima (nel modo che tu fatto hai) | dentro questo ¦ triangolo descrivo un circolo che massimo discriver vi si possa; appresso fuor di questo triangolo ne delineo un altro che minimo delinear si possa sin al contatto de gli tre angoli; e quindi non voglio procedere a quella tua fastidiosa quadratura: ma al facile trigonismo, cercando un triangolo che abbia la linea uguale alla linea del circolo, et un altro che vegna ad ottenere la superficie uguale alla superficie del circolo. Questo sarà uno circa quel triangolo mezzano, equidistante da quello che contiene il circolo, e quell’altro ch’è contenuto dal circolo: il quale lascio che con il proprio ingegno altri lo prenda cossì, per che mi basta aver mostrato il luogo de’ luoghi. Cossì per quadrare il circolo non fia mestiero di prendere il triangolo: ma il quatrangolo che è tra il massimo interno e minimo

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eine, sondern hundert Hekatomben: denn kraft der Betrachtung der Gleichheit, die sich zwischen dem Maximum und Minimum, dem Äußersten und dem Innersten, dem Prinzip und dem Zweck findet, weise ich ihm einen noch fruchtbareren, reicheren, offeneren und sichereren Weg: dieser zeigt nicht nur, wie man das Quadrat dem Kreis gleich macht, sondern außerdem sofort jedes Dreieck, Fünfeck, Sechseck und schließlich jede beliebige Figur mit beliebig vielen Ecken. Dadurch wird ebenso der Umfang dem Umfang gleich gemacht wie die Fläche der Fläche, der Inhalt dem Inhalt und der Körper dem Körper bei den dreidimensionalen Figuren.« Saulino Das wird eine vortreffliche Errungenschaft und ein unschätzbarer Gewinn für die Kosmometer sein. Sofia So vortrefflich und wert, daß es mir sicher scheint, daß sie die gesamten restlichen Entdeckungen der geometrischen Fakultät aufwiegt. In der Tat, davon hängt sogar eine andere Geometrie ab, die vollständiger, großartiger, reicher, einfacher, erlesener, kürzer und keineswegs weniger sicher ist: sie wird jede beliebige polygone Figur mit dem Umfang und der Oberfläche des Kreises kommensurabel machen und den Kreis nach Durchmesser und Fläche mit jedem beliebigen Vieleck. Saulino Ich möchte so schnell wie möglich erfahren auf welche Weise. Sofia So sagte auch Merkur zu Minerva, worauf diese antwortete: »Zuerst schreibe ich (in der Weise, wie du es getan hast) in dieses Dreieck den größtmöglichen Kreis ein; dann ziehe ich außerhalb dieses Dreiecks einen zweiten, den kleinstmöglichen Kreis bis er die drei Ekken berührt; und nun will ich nicht zu deiner lästigen Quadratur fortschreiten, sondern zum einfachen Trigonismus, indem ich ein Dreieck suche, das den gleichen Umfang hat wie der Umfang des Kreises, und ein anderes, das die gleiche Fläche umfassen wird wie die Kreisfläche. Dies wird eines ungefähr in der Gegend jenes mittleren Dreiecks sein, das den gleichen Abstand von dem den Kreis enthaltenden und dem im Kreis enthaltenen hat. Ich überlasse es einem anderen, es so mit seinem eigenen Verstand zu finden, weil es mir genügt, den Ort der Orte gezeigt zu haben. Um den Kreis zu quadrieren, muß man also nicht das Dreieck, sondern das Viereck nehmen, das zwischen dem größten

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esterno al circolo. Per pentagonare il circolo, prenderassi il mezzo tra il massimo pentagono contenuto dal circolo e minimo continente del circolo. Similmente farassi sempre per far qualsivoglia altra figura uguale al circolo in campo et in linea. Cossi oltre, per essere trovato il circolo del quadrato uguale ¦ al circolo del triangolo, verrà trovato il quadrato di questo circolo pare al triangolo di quell’altro circolo, di medesima quantità con questo«. Saulino In questo modo, o Sofia, si possono far tutte l’altre figure uguali ad altre figure con l’aggiuto e relazione del circolo: che fate misura de le misure. Cioè se voglio far un triangolo equale al | quatrangolo, prendo quel mezzano tra gli doi apposti al circolo, con quel mezzano tra doi quatrangoli apposti al medesimo circolo o ver ad un altro uguale. Se voglio prendere un quadrato uguale a l’exagono, delinearò dentro e fuori del circolo e questo e quello: e prenderò quel mezzano tra gli doi de l’uno e l’altro. Sofia Bene l’hai capito. In tanto che quindi non solamente s’ha la equatura di tutte le figure al circolo, ma et oltre di ciascuna de le figure a tutte l’altre mediante il circolo, serbando sempre l’equalità secondo la linea e secondo la superficie. Cossì con picciola considerazione o attenzione, ogni equalità e proporzione di qualsivoglia corda a qualsivogli’ arco si potrà prendere: mentre o intiera, o divisa, o con certe raggioni aumentata viene a constituir poligonìa tale, che in detta maniera da cotal circolo sia compresa, o lo comprenda. »Or definiscasi presto« disse Giove, »di quel che vogliamo collocarvi«. Rispose Minerva: »Mi par che vi stia bene la Fede e Sinceritade, senza la quale ogni contratto è perplesso e dubio, si dissolve ogni conversazione, ¦ ogni convitto si destrugge. Vedete a che è ridutto il mondo, per esser messo in consuetudine e proverbio che per regnare non si osserva fede; oltre: ›a gl’infideli et eretici non si osserva fede‹; appresso:

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eingeschriebenen und dem kleinsten umschreibenden des Kreises ist. Um den Kreis mit dem Fünfeck anzugleichen, nehme man die Mitte zwischen dem größten im Kreis enthaltenen Fünfeck und dem kleinsten, das den Kreis enthält. Ebenso verfahre man immer weiter für jede andere Figur, die dem Kreis an Inhalt und Umfang gleich ist. So wird außerdem, da der Kreis des Quadrats als dem Kreis des Dreiecks gleich befunden wurde, das Quadrat dieses Kreises als dem Dreieck jenes anderen Kreises gleich und von derselben Quantität mit ihm befunden.« Saulino Auf diese Weise, o Sofia, kann man alle anderen Figuren allen anderen gleich machen mit Hilfe und durch die Relation des Kreises, den ihr zum Maß des Maßes macht. Wenn ich also ein Dreieck dem Viereck gleich machen will, nehme ich jenes mittlere zwischen den beiden an den Kreis gezeichneten Dreiecken mit jenem mittleren zwischen den beiden Vierecken zusammen, die an denselben oder an einen gleich großen Kreis gezeichnet wurden. Wenn ich ein Quadrat will, das einem Sechseck gleich ist, werde ich sowohl das eine wie das andere in und um den Kreis ziehen und von dem einen wie dem anderen das Mittlere nehmen. Sofia Das hast du gut verstanden. Hiermit hat man also nicht bloß die Angleichung aller Figuren an den Kreis, sondern darüber hinaus auch noch die einer jeden Figur an alle anderen über die Vermittlung des Kreises, indem man immer die Gleichheit nach dem Umfang und nach der Fläche erhält. So wird man mit ein wenig Überlegung oder Aufmerksamkeit jede Gleichheit und Proportion jeder beliebigen Sehne an jeden beliebigen Bogen bekommen können, indem man – ganz oder teilweise oder mit bestimmten Verhältnissen vermehrt – ein solches Vieleck konstruiert, das auf die genannte Art in einem solchen Kreis enthalten ist oder ihn enthält. »Nun soll schnell festgelegt werden«, sagte Jupiter, »was wir dort plazieren wollen.« Minerva antwortete: »Mir scheint, da würde gut Treu und Glauben und die Aufrichtigkeit hinpassen, ohne die jeder Vertrag mehrdeutig und zweifelhaft ist, jede Gesellschaft sich auflöst und alles Zusammenleben zerstört wird. Seht, in was für einen Zustand die Welt geraten ist, weil man zur Gewohnheit und zum Sprichwort gemacht hat, daß man nicht Treue hält, wo man herrschen will; und weiter: ›Den Ungläubigen und Häretikern muß man sein Wort nicht

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›si franga la fede a chi la rompe‹. Or che sarà se questo si mette in prattica da tutti? A che verrà il mondo, se tutte le republiche, regni, dominii, fameglie e particolari diranno che si deve esser santo col santo, perverso col perverso? e si farano iscusati d’esser scelerati, | perché hanno il scelerato per compagno o vicino? e pensaranno che non doviamo forzarci ad esser buoni assolutamente come fussemo dèi, ma per commoditade et occasione come gli serpenti, lupi et orsi, tossichi e veneni?«; »Voglio« soggionse il padre, »che la Fede sia tra le virtudi celebratissima; e questa, se non sarà data con condizione d’un’altra fede, mai sia lecito di rompersi per la rottura de l’altra: atteso che è legge da qualche Giudeo e Sarraceno bestiale e barbaro, non da Greco e Romano civile et eroico, che alcuna volta e con certe sorte di genti, sol per propria commoditade et occasion d’inganno, sia lecito donar la fede con farla ministra di tirannia e tradimento«. Saulino O Sofia, non è offesa più infame, scelerosa et indegna di misericordia, che quella che si fa ad uno per un altro, per causa che l’uno ha creduto a l’altro: e l’uno vegna offeso da l’altro per avergli porgiuta fede, stimandolo uomo da bene.¦ [Sofia] »Voglio dumque« disse l’altitonante, »che questa virtù compaia celebrata in cielo, acciò vegna per l’avenire più stimata in terra: questa si veda nel luogo in cui si vedea il Triangolo, da cui comodamente è stata et è significata la Fede; perché il corpo triangulare (come quello che costa di minor numero di angoli, et e più lontano da l’esser circulare) è più difficilmente mobile che qualsivoglia altrimente figurato. Cossì viene purgata la spiaggia settentrionale, dove comunmente son notate trecentosessanta stelle: tre maggiori, diece et otto grandi, ottanta et una mediocri, centosettantasette picciole, cinquanta et otto minori, tredeci minime, con una nebbiosa e nove oscure«. |

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halten‹; und dann noch: ›Man breche die Treue dem, der sie bricht‹. Was würde nun werden, wenn alle dies in die Tat umsetzten? Was würde aus der Welt, wenn alle Staaten, Reiche, Bezirke, Familien und Einzelpersonen sagten, daß man mit dem Heiligen heilig und mit dem Unmenschen unmenschlich sein müsse? Und sich für ihr verbrecherisches Verhalten damit entschuldigen, daß sie den Verbrecher zum Gefährten oder Nachbarn haben? Und glauben, daß wir uns nicht anzustrengen brauchen, absolut gut zu sein, als wären wir Götter, sondern nach Vorteil und Gelegenheit giftig und boshaft wie die Schlangen, Wölfe und Bären?« »Ich will«, setzte der Vater hinzu, »daß Treue und Glauben unter den Tugenden hochgerühmt sei; und daß, wenn das Wort nicht ausdrücklich mit dieser Bedingung gegeben wurde, es niemals gestattet sein soll, es aufgrund eines Treuebruchs der anderen Seite zu brechen: denn solch ein Gesetz ist irgendeines tierischen Juden oder Sarazenen würdig, und nicht eines zivilisierten und heroischen Griechen oder Römers, daß es manchmal und mit einer bestimmten Art von Leuten erlaubt sein sollte, bloß um des eigenen Vorteils und der Gelegenheit zum Betruge willen die Treue zu verpfänden und sie zur Dienerin der Tyrannei und des Verrates zu machen.« Saulino O Sofia, es gibt kein schändlicheres, verbrecherischeres und der Barmherzigkeit unwürdigeres Unrecht, als das, was einem Menschen von einem anderen angetan wird, weil er ihm geglaubt hatte; und daß einer von dem anderen geschädigt wird, weil er ihm glaubte und ihn für einen rechtschaffenen Menschen hielt. Sofia »Ich will also«, sagte der Donnerer, »daß diese Tugend im Himmel erscheine und gefeiert werde, damit sie in Zukunft auf der Erde mehr geschätzt werde: Man soll sie an der Stelle sehen, wo man das Dreieck sah, das den Glauben angemessen versinnbildlichte und versinnbildlicht; denn der dreieckige Körper ist als derjenige, der aus der geringsten Anzahl von Ecken besteht und am weitesten von der Kreisform entfernt ist, schwerer zu bewegen als jeder beliebige anders geformte. So wurde das nördliche Ufer gereinigt, wo man gewöhnlich dreihundertsechzig Sterne ausmacht: drei größte, achtzehn große, einundachtzig mittlere, hundertsiebenundsiebzig kleine, achtundfünfzig kleinere und dreizehn kleinste sowie ein nebliger und neun dunkle.«

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Saulino Or espediscasi d’apportare brevemente quel che fu fatto del resto. Sofia »Decerni, o Padre,« disse Momo, »di quel che doviam fare di quel protoparente de li agnelli: quello che primieramente fa da la terra uscire le smorte piante, quello ch’apre l’anno, e di novo florido e frondoso manto ricoprisce quella, et invaghisce questo«; »Perché dubito« disse Giove, »mandarlo con que’ di Calabria, o Puglia, o de la Campania felice, dove sovente dal rigor de l’inverno sono uccisi; né mi par convenevole inviarlo tra gli altri delle Africane pianure e monti, dove per il soverchio calore scoppiano: mi par convenientissimo ch’egli si trove circa il Tamisi, dove ne veggio tanti belli, buoni, grassi, bianchi e snelli; e non son smisurati, come nella regione circa il ¦ Nigero; non negri come circa il Silere et Ofito; non macilenti come circa il Sebeto e Sarno; non cattivi, qual circa il Tevere et Arno; non brutti a vedere, come circa il Tago: atteso che quel luogo quadra alla staggione a cui è predominante, per esservi più ch’in altra parte, oltre e citra l’Equinozziale, temperato il cielo; ché dalla supposta terra essendo bandito l’eccessivo rigor de le nevi e soverchio fervor del sole, come testifica il perpetuamente verde e florido terreno, la fa fortunata come di continua e perpetua primavera. Giongi a questo che ivi, compreso dalla protezzion de le braccia dell’ampio Oceano, sarà sicuro da lupi, leoni et orsi, et altri fieri animali, e potestadi nemiche di terra ferma. E perché questo animale tiene del prencipe, del duca, del conduttiero, ha del pastore, del ¦ capitano e guida: come | vedete in cielo, dove tutti li segni di questo | 391 cingolo del firmamento gli correno a dietro; e come scorgete in terra, dove quando lui si balza o si precipita, quando diverte o s’addrizza, quando declina o poggia, viene facilissimamente tutto l’ovile ad imitarlo, consentirgli e seguitarlo: voglio ch’in suo luogo succeda la virtuosa Emulazione, la Exemplarità e buono Consentimento con altre virtudi sorelle e ministre, a le quali contrarii sono il Scandalo, il Male Essempio; che hanno per ministra la Prevaricazione, la Alienazione, il

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Saulino Nun berichte kurz und schnell was mit dem Rest geschah. Sofia »Entscheide, o Vater«, sagte Momus, »was wir mit diesem Urvater der Lämmer machen sollen: dem, der zuerst die entschlafenen Pflanzen aus der Erde hervorkommen läßt, der das Jahr eröffnet und mit neuem geblümten und belaubten Mantel die Erde bedeckt und das Jahr verziert.« »Weil ich mich nicht entschließen kann«, sagte Jupiter, »ihn zu denen in Kalabrien oder Apulien oder dem glücklichen Kampanien zu schicken, wo sie oft durch die Strenge der Winter umkommen, und weil es mir auch nicht passend erscheint, ihn zu jenen anderen in den afrikanischen Ebenen und Bergen zu schicken, wo sie vor übermäßiger Hitze platzen, erscheint es mit am vorteilhaftesten, daß er sich im Bereich der Themse aufhalten soll, wo ich so viele schöne, gute, fette, weiße und wohlgestaltete Widder sehe; und sie sind nicht übermäßig groß wie die in der Gegend des Nigero; nicht schwarz wie die vom Silere und vom Ofito; nicht mager wie die vom Sebeto und vom Sarno; nicht böse wie die um den Tiber und den Arno; nicht häßlich vom Aussehen wie die vom Tajo; denn dieser Ort paßt zu der von ihm beherrschten Jahreszeit, weil da das Klima gemäßigter ist als in irgendeiner anderen Gegend diesseits und jenseits des Äquators; weil von dem Land dort unten die übermäßige Strenge der Schneefälle und die allzugroße Hitze der Sonne verbannt ist, wie das ständig grüne und blumige Gefilde beweist, beglückt sie der Himmel gleichsam mit ununterbrochenem und andauerndem Frühling. Füge dem noch hinzu, daß der Widder dort, in den Schutz der Arme des weiten Ozeans genommen, vor Wölfen, Löwen, Bären und anderen wilden Tieren und feindlichen Mächten des Kontinents sicher sein wird. Und weil dieses Tier etwas vom Fürsten, vom Herzog, vom Feldherrn hat, hat es auch Eigenschaften eines Hirten, Kapitäns und Anführers, wie ihr das im Himmel seht, wo alle Zeichen dieses Kreises des Firmaments ihm nachlaufen; und wie ihr es auf Erden wahrnehmt, wo es nur zu leicht passiert, ob er springt oder vorwärts rennt, ob er wendet oder geradeaus läuft, ob er abbiegt oder stehenbleibt, daß ihn die ganze Schafherde nachahmt, ihm beipflichtet und folgt. Daher will ich, daß an seinen Platz die tugendhafte Nachahmung tritt, die Vorbildhaftigkeit und die gute Zustimmung mit ihren anderen Schwester- und Dienertugenden, denen das Ärgernis und das schlechte Beispiel entgegengesetzt sind, welche als Diener die Pflicht-

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Smarrimento: per guida la Malizia o l’Ignoranza, o l’una e l’altra insieme; per seguace la stolta Credulitade, la qual come vedete è orba, e tenta il camino tastando col bastone della oscura inquisizione e pazza persuasione; per compagna perpetua la Viltade e Dappocagine: le quali tutte insieme lascino queste sedie, e vadano raminghe per la terra«. »Bene ordinato«, risposero li Dei tutti. E dimandò Giunone che far volesse di quel suo Tauro, di quel suo bue, di quel consorte del santo presepio. Alla quale rispose: »Se non vuole andar vicino a l’Alpi, alle rive del Po, dico alla metropoli del Piamonte dove è la deliciosa città di Taurino denominata da lui, come da Bucefalo ¦ Bucefalia, dalle capri l’isole che sono al rimpetto di Partenope verso l’occidente, Corveto in Basilicata da’ corvi, Mirmidonia da le formiche, dal Delfino il Delfinato, da gli cinghiali Apruzio, Ofanto da’ serpenti, et Oxonia da non so qual altra specie: vada per compagno al prossimo Montone dove (come testificano le lor carni, che per la commodità dell’erbe fresche e delicatura de pascoli, vegnono ad essere le più preggiate del | mondo) ha gli più bei consorti che veder si possano nel rimanente del spacio de l’universo«. E dimandò Saturno del successore; a cui rispose cossì: »Per esser questo un animal che dura alle fatiche, pazientemente laborioso, voglio che sin ora sia stato tipo della Pazienza, Toleranza, Sufferenza e Longanimitade, virtudi in vero molto necessarie al mondo: e quindi seco si partano (benché non mi curo che seco vadano o non vadano) l’Ira, l’Indignazione, il Furore, che sogliono accompagnarsi con questo talvolta stizzoso animale. Qua vedete uscir l’Ira figlia, che è parturita da l’apprension d’Ingiustizia et Ingiuria: e partesi dolorosa e vendicativa, perché gli par inconveniente ch’il Dispreggio la guate e gli percuota le guance. Come ha gli occhi infocati ¦ rivolti a Giove, a Marte, a Momo, a tutti. Come li va a l’orecchio la Speranza de la vendetta, che la consola

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vergessenheit, die Entfremdung, die Verirrung haben; als Führer die Bosheit oder die Unwissenheit oder beide zusammen; als Gefolgschaft die dumme Leichtgläubigkeit, die, wie ihr seht, blind ist und sich auf ihrem Weg vorantastet mit dem Stock der finsteren Inquisition und der närrischen Überzeugung; als ständige Begleiterin haben sie die Feigheit und Nichtsnutzigkeit; und alle zusammen sollen sie diese Sitze verlassen und auf der Erde vagabundieren gehen.« »Gut angeordnet«, antworteten alle Götter. Und Juno fragte, was er denn mit seinem Stier machen wolle, jenem seinen Ochsen, jenem Gefährten der heiligen Krippe. Er antwortete ihr: »Wenn er nicht in die Nähe der Alpen gehen will, an die Ufer des Po, ich meine in die Hauptstadt von Piemont, wo die liebliche Stadt Turin nach ihm benannt ist – wie Bucephalia nach dem Bucephalos, nach den Ziegen die CapriInseln gegenüber von Parthenope gen Westen, Corveto in der Basilicata nach den Raben, Mirmidonia nach den Ameisen, nach dem Delphin die Dauphiné, nach den Ebern die Abruzzen, Ofanto nach den Schlangen und Oxford nach ich weiß nicht welcher anderen Spezies – dann soll er seinen Nachbarn, den Widder dorthin begleiten, wo er (wie ihr Fleisch beweist, das dank der Fülle an frischem Gras und der Zartheit der Weidegründe in aller Welt am höchsten geschätzt wird) die schönsten Gemahlinnen findet, die im gesamten sonstigen Raum des Universums zu sehen sind.« Und Saturn fragte nach dem Nachfolger; ihm antwortete Jupiter folgendes: »Da dies ein Tier ist, das bei der Anstrengung ausdauernd ist und geduldig und arbeitsam, will ich, daß es bis jetzt Urbild der Geduld, Toleranz, Duldsamkeit und Langmut gewesen sei, Tugenden, die wahrlich in der Welt sehr nötig sind. Und es sollen mit ihm von hier fortgehen (obwohl es mir gleich ist, ob sie auch weiterhin mit ihm zusammengehen oder nicht): die Zornmütigkeit, die Entrüstung und die Wut, die sich diesem bisweilen reizbaren Tier anzuschließen pflegen. Hier seht ihr die Zornmütigkeit herauskommen, die Tochter erzeugt von dem Verdacht auf Unrecht und Beleidigung; und sie geht mit Schmerzen und Rachegefühlen, weil es ihr unangemessen erscheint, daß die Verachtung sie beobachtet und ihr ins Gesicht schlägt. Wie sie ihre flammenden Blicke auf Jupiter, auf Mars, auf Momus, auf alle richtet! Wie die Hoffnung auf Rache sich an ihr Ohr drängt, die sie ein wenig tröstet und im Zaum hält, indem sie

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alquanto e l’affrena, con mostrargli il favor della Possibilitade minacciosa contra il Dispetto, la Contumelia et il Strazio suoi provocatori. Là l’Impeto suo frattello che gli dona forza, nerbo e fervore; là la Furia sorella che l’accompagna con le tre sue figlie: cioè Excandescenzia, Crudeltade e Vecordia. Oh quanto è difficile e molesto di contemprarla e reprimerla; oh quanto mal aggiatamente può esser concotta e digerita da altri dèi che da te Saturno: questa, che ha le narici aperte, la fronte impetuosa, la testa dura, gli denti mordaci, le labbia velenose, la lingua tagliente, le mani graffiose, il petto tossicoso, la voce acuta, et il color sanguino«. Qua Marte fece instanza per l’Ira, dicendo che ella alcuna volta, anzi più de le volte, è virtude necessariissima: come quella che favorisce | la Legge, dà forza alla Verità, al Giudicio, et acuisce l’Ingegno; et apre il camino a molte egregie virtudi, che non capiscono gli animi tranquilli. A cui Giove: »Che all’ora, et in quel modo con cui è virtù, sussista e consista tra quelle a quali si fa propicia: però mai s’accoste al cielo senza che gli vada innante il Zelo con la lanterna de la Raggione«. »E che farremo de le sette figlie d’Atlante, o Padre?« disse Momo. A cui Giove: »Vadano con le sue sette lampe a far lume a quel notturno e merinozziale santo sponsalizio; et avertiscano d’andar prima che la porta si chiuda, e che comincie da sopra a destillar il freddo, il ghiaccio, la bianca neve: atteso che all’ora in vano alza ¦ ranno le voci e picchiaranno perché gli sia aperta la porta, rispondendogli il portinaio che tiene la chiave: ›Non vi conosco‹. Avisatele che saran pazze, se faranno venir meno l’oglio a la lucerna: la qual se fia umida sempre e non mai secca, averrà che non sieno tal volte prive di splendor di degna laude e gloria. Et in questa region che lasciano, vegna a metter la sua stanza la Conversazione, il Consorzio, il Connubio, la Confraternitade, Ecclesia, Convitto, Concordia, Convenzione, Confederazione; et ivi sieno gionte

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ihr die Gunst der Möglichkeit weist, welche ihren Herausforderern droht, der Geringschätzung, der Beleidigung und der Qual. Da ist ihr Bruder, der Impuls, der ihr Kraft, Stärke und Hitze verleiht; da ist ihre Schwester, die Wut, die sie mit ihren drei Töchtern begleitet, nämlich der Reizbarkeit, der Grausamkeit und der Raserei. O wie schwierig und lästig es ist, sie zu mäßigen und zu unterdrücken; o wie mühsam kann sie von den anderen Göttern – außer dir, Saturn – heruntergeschluckt und verdaut werden: die da, mit ihren geblähten Nüstern, der stürmischen Stirn, dem harten Schädel, den bissigen Zähnen, den giftigen Lippen, der schneidenden Zunge, den kralligen Händen, dem vergifteten Busen, der schrillen Stimme und dem blutroten Gesicht.« Hier erhob Mars Einspruch zugunsten der Zornmütigkeit und sagte, daß diese manchmal, ja sogar meistens, eine höchst notwendige Tugend sei: als diejenige, die das Gesetz begünstigt, der Wahrheit und dem Urteil Kraft verleiht und den Verstand schärft; und die vielen erhabenen Tugenden den Weg eröffnet, die von ruhigen Gemütern nicht erfaßt werden können. Darauf Jupiter: »Sie soll in den Fällen und auf die Weisen, in denen sie Tugend ist, mit und unter jenen Tugenden bleiben, für die sie sich als förderlich erweist. Aber sie soll sich niemals dem Himmel nahen, wenn ihr nicht der Eifer mit der Laterne der Vernunft vorausgeht.« »Und was sollen wir mit den sieben Töchtern des Atlas machen, o Vater?« sagte Momus. Darauf Jupiter: »Sie sollen mit ihren sieben Lampen jene nächtliche und mitternächtliche heilige Hochzeit beleuchten gehen; und sie sollen bedacht sein, dort hinzukommen, bevor sich die Tür schließt und von oben die Kälte, das Eis und der weiße Schnee zu tropfen beginnen: Dann nämlich werden sie umsonst ihre Stimmen erheben und anklopfen, damit ihnen die Tür aufgetan werde, da ihnen der Türsteher, der den Schlüssel hält, antworten wird: ›Ich kenne euch nicht.‹ Warnt sie, daß sie verrückt wären, wenn sie es an Öl in der Lampe fehlen ließen: Wenn diese immer feucht und niemals trocken sein wird, wird es ihnen nicht passieren, daß sie einst des Glanzes verdienten Lobes und Ruhmes beraubt werden. Und es komme zum Wohnen in dieser von den Atlastöchtern verlassenen Gegend: die Gesellschaft, Gemeinschaft, Ehe, Bruderschaft, Ecclesia, Zusammenleben, Eintracht, Übereinkunft, Bündnis; und sie sollen sich daselbst der

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a l’Amicizia, perché dove non è quella, in suo luogo è la Contaminazione, Confusione e Disordine. E se non son rette, non sono esse: perché mai si trovano in verità (benché il più de le volte in nome) tra scelerati; ma hanno verità di Monopolio, Conciliabulo, Setta, Conspirazione, Turba, Congiurazione, o cosa d’altro nome et essere detestabile. Non sono tra irrazionali e quei che non hanno proponimento di buon fine; non dove è l’ocioso medesimo credere | et intendere: ma dove si concorre a medesima azzione circa le cose similmente intese. Perseverano tra buoni; e son brevi et inconstanti tra perversi, come tra quei de quali dissemo in proposito della Legge e Giudicio, nelli quali non si trova veramente concordia, come color che non versano circa virtuose azzioni«. Saulino Quei non sono concordi per parimente intendere, ma nel parimente ignorare e malignare, e nel non intendere secondo diverse raggioni. Quelli non consenteno in parimente oprare a buon fine, ma in far parimente poco caso di buone opre, e stimar indegni tutti gli atti eroici. Ma torniamo a noi. Che si fe’ de’ doi giovanetti? Sofia Cupido le dimandò per il gran Turco. Febo volea che fussero paggi di qualche principe italiano. Mercurio ¦ che fussero cubicularii de la gran camera. A Saturno parea che servissero per iscaldatoio di qualche vecchio e gran prelato, o pur a lui povero decrepito. A cui Venere disse: »Ma chi, o barba bianca, le assicura che non gli dii di morso, che non li mangi, se gli tuoi denti non perdonano a’ proprii figli, per gli quali sei diffamato per parricida antropofago?«; »E peggio,« disse Mercurio, »che è dubio che per qualche ritrosa stizza che l’assale, non gli piante quella punta di falce su la vita. Lascio che se pur a questi può esser donato di rimaner in corte de gli Dei, non sarà più raggione che toccano a voi, buon padre, che ad altri molti non meno reverendi che vi

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Freundschaft anschließen, denn wo die nicht ist, sind an ihrer statt Schändung, Verwirrung und Unordnung. Und wenn sie nicht aufrichtig sind, sind sie nicht sie selbst, denn unter Verbrechern finden sie sich niemals in Wahrheit (obgleich meistens dem Namen nach); vielmehr sind dort in Wahrheit nur Monopol, Geheimniskrämerei, Sekte, Konspiration, Mob, Verschwörung oder etwas anderes, dem Namen und Wesen nach Verabscheuungswertes. Es gibt sie nicht unter unvernünftigen Menschen oder solchen, die keinen Vorsatz zu guten Zwecken haben; es gibt sie nicht, wo bloß müßiges dasselbe glauben und meinen ist, sondern dort, wo man zu derselben Tat hinsichtlich auf ähnliche Weise gemeinter Dinge zusammenkommt. Sie dauern unter den Guten und sind kurz und unbeständig bei den Perversen wie jenen, von denen wir anläßlich des Gesetzes und des Urteils gesprochen haben, unter denen sich keine wirkliche Eintracht findet, da ihresgleichen sich nicht mit tugendhaften Taten befassen.« Saulino Die sind nicht einträchtig im gleichen Verständnis, sondern in gleicher Ignoranz und Verunglimpfung und im Nichtverstehen aus verschiedenen Gründen. Sie kommen nicht überein, um in gleicher Weise zu einem guten Zweck zu wirken, sondern um in gleicher Weise gute Werke geringzuschätzen und alle Heldentaten für unwürdig zu halten. Aber kehren wir zu uns zurück. Was geschah mit den beiden Jünglingen? Sofia Cupido verlangte sie für den Großtürken. Phöbus wollte, sie sollten bei irgendeinem italienischen Fürsten als Pagen dienen. Merkur wollte sie als Leibdiener für die große Kammer. Saturn meinte, sie sollten als Wärmeflasche bei irgendeinem alten und großen Prälaten dienen oder auch bei ihm armen altersschwachen Greis. Worauf Venus ihm sagte: »Aber wer, o Weißbart, garantiert ihnen, daß du sie nicht beißt und frißt, wo doch deine Zähne die eigenen Kinder nicht verschonen, um derenthalben du als menschenfressender Verwandtenmörder verschrien bist?« »Und schlimmer noch«, sagte Merkur, »denn ich befürchte, daß er aus irgendeiner ihn anfechtenden reizbaren Laune ihnen die Spitze dieser Sense da in die Eingeweide stößt. Ganz abgesehen davon, daß es, falls es ihnen vergönnt wäre, am Hofe der Götter zu bleiben, keinen guten Grund gibt, weshalb sie eher Euch zufallen sollten, guter Vater, als vielen anderen nicht weniger ehrenwerten Göttern,

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possono aver aperti gli occhi«. Qua sentenziò Giove che non permetteva che in posterum in corte de gli Dei si admettano paggi o altri servitori che | non abbiano molto senno, discrezzione e barba. E che questi si mettessero alle sorti, mediante le quali si definisse a chi de gli dèi toccasse di farne provisione per qualche amico in terra. E mentre alcuni instavano che ne determinasse lui, disse che non volea per queste cose gelose generar suspizion di parzialità ne gli lor animi, quasi inchinando più ad una che ad un’altra parte di discordanti. Saulino Buono ordine per riparare a le dissenzioni ch’arrebono possute accadere per questi. Sofia Chiese Venere che in luogo succedesse l’Amicizia, l’Amore, la Pace, con gli lor testimoni Contubernio, Bacio, Imbracciamento, Carezze, Vezzi, e gli tutti fratelli e servitori, ministri, assistenti e circonstanti del gemino Cupido. »La dimanda è giusta«, dissero gli dèi tutti. »Che si ¦ faccia«, disse Giove. Appresso, dovendosi definire del Granchio (il quale perché appar scottato dall’incendio del foco, e fatto rosso dal calor del sole, non si trova altrimente in cielo che se fusse condannato a le pene de l’inferno), dimandò Giunone, come di cosa sua, che ne volesse far il senato: di cui la più gran parte lo rimese al suo arbitrio. E lei disse, che se Nettuno dio del mare il comportava, arrebe desiderato che s’attuffasse a l’onde del mare Adriatico: là dove ha più compagni che non ha stelle in cielo. Oltre che sarà appresso l’onoratissima Republica Veneziana la qual come fusse anch’ella un granchio, a poco a poco da l’oriente sen va verso l’occidente retrogradando. Consentì quel Dio che porta il gran tridente. E Giove disse che in loco del Cancro starà bene il tropico della Conversione, | Emendazione, Repressione, Ritrattazione, virtudi contrarie al Mal progresso, Ostinazione e Pertinacia. E subito soggionse il proposito del Leone dicendo: »Ma questo fiero animale guardisi di seguitar il Cancro, e di ¦ voler là ancora farsegli compagno: perché se va a Venezia,

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die da ein Auge darauf geworfen haben könnten.« Hier verlautbarte Jupiter, er erlaube es nicht, daß am Hofe der Götter Pagen oder andere Diener in posterum zugelassen würden, die nicht viel an Verstand, Diskretion und Bart hätten. Und daß die Zwillinge ausgelost werden sollten, um festzustellen, wer von den Göttern zugunsten irgendeines Freundes auf der Erde über sie verfügen sollte. Und weil einige insistierten, Jupiter solle doch selbst darüber entscheiden, sagte er, er wolle bei so eifersüchtig betrachteten Sachen in ihren Gemütern keinen Verdacht auf Bevorzugung aufkommen lassen, als neigte er mehr zu einer oder der anderen der streitenden Parteien. Saulino Ein gutes Verfahren, um Meinungsverschiedenheiten vorzubeugen, die wegen dieser Jungen hätten entstehen können. Sofia Venus bat, an ihre Stelle sollten Freundschaft, Liebe und Frieden treten mit ihren Zeugen: Kameradschaft, Kuß, Umarmung, Liebkosungen, Zärtlichkeit; und mit allen Brüdern und Gesinde, Dienern, Gehilfen und dem ganzen Hofstaat des zwillingshaften Cupido. »Die Bitte ist gerechtfertigt«, sagten alle Götter. »Es soll geschehen«, sagte Jupiter. Danach, da man über den Krebs zu entscheiden hatte (der, weil er von dem Brand des Feuers versengt und von der Sonnenhitze rot erscheint, sich im Himmel nicht besser befindet, als wenn er zu Höllenstrafen verdammt wäre), fragte Juno, da er ihr gehörte, was der Senat mit ihm tun wolle. Dessen Mehrheit überließ ihn ihrer Entscheidung. Und sie sagte, wenn der Meeresgott Neptun das unterstütze, wünschte sie, daß der Krebs in die Wellen des Adriatischen Meeres tauchen solle, wo er mehr an Gefährten hätte, als er am Himmel Sterne hat. Außerdem wäre er dann der hochgeehrten Venezianischen Republik nahe, die, weil auch sie ein Krebs sei, sich nach und nach im Rückwärtsgang vom Orient gen Okzident zurückziehe. Der Gott, der den großen Dreizack trägt, stimmte zu. Und Jupiter sagte, an die Stelle des Krebses würde gut der Wendekreis der Bekehrung, der Besserung, der Zurückhaltung, des Widerrufs passen, Tugenden, die dem Fortschreiten im Bösen, dem Trotz und der Verstocktheit entgegengesetzt seien. Und sogleich fügte er den Vorschlag hinsichtlich des Löwen hinzu, indem er sagte: »Aber dieses wilde Tier soll sich hüten, dem Krebs zu folgen und ihm auch dort weiterhin Gesellschaft leisten zu wollen: denn wenn er

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trovarà ivi un altro, più che lui essere possa, forte; percioché quello non solo sa combattere in terra, ma oltre guerreggia bene in acqua, e molto meglio in aria: atteso che ha l’ali, è canonizato, et è persona di lettere; però sarà più espediente per lui di calarsene a gli Libici deserti dove trovarà moglie e compagni. E mi par che a quella piazza si debba transferir quella Magnanimità, quella eroica Generositade, che sa perdonar a’ soggetti, compatir a gl’infermi, domar l’Insolenza, conculcar la Temeritade, rigettar la Presunzione, e debellar la Superbia«; »Assai bene«, disse Giunone e la maggior parte del concistoro. Lascio di riferire con quanto grave, magnifico e bello apparato e gran comitiva se ne andasse questa virtude; perché al presente, per la angustia del tempo voglio che vi baste di udire il principale circa la riforma e disposizione delle sedie: essendo che sono per informarvi di tutto il resto quando sedia per sedia vi condurrò vedendo et essaminando queste corti. Saulino Bene, o cara Sofia, molto mi appaga la tua cortesissima promessa: però son contento che con la maggior brevità che vi piace mi doniate saggio dell’ordine e spaccio dato all’altre sedie e cangiamenti. Sofia »Or che sarà della Vergine?« dimandò la casia Lucina, la cacciatrice Diana; »Fategli« ri | spose Giove, »intendere se la vuole andare ad esser priora o abbatessa delle suore o monache, le quali son ne’ conventi o monasterii de l’Europa: dico in que’ luoghi dove non son state messe in rotta e dispersione da la peste; o pur ¦ a governar le damigelle de le corti, a fin che non le assalte la gola di mangiar li frutti avanti o fuor de la staggione, o rendersi compagne de le lor signore«; »Oh,« disse Dittinna, »che non puote, e dice che non vuole in punto alcuno ritornar onde è una volta scacciata, e d’onde è tante volte fuggita«. Il protoparente suggionse: »Tegnasi dumque ferma in cielo, e guardisi

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nach Venedig geht, wird er dort einen anderen Löwen finden, der stärker ist, als dieser es sein kann; der versteht sich nämlich nicht nur darauf, zu Lande zu kämpfen, sondern er führt auch gut Krieg zu Wasser und noch viel besser in der Luft: Er hat nämlich Flügel, ist kanonisiert und außerdem eine gebildete Person. Daher wird es für den Löwen besser sein, wenn er sich in den Libyschen Wüsten niederläßt, wo er eine Frau und Kameraden finden wird. Und ich meine, daß an diesen Platz die Großherzigkeit übersiedeln sollte, jene heroische Großzügigkeit, die sich darauf versteht, den Unterworfenen zu verzeihen, die Schwachen zu bemitleiden, die Frechheit zu bändigen, die Vermessenheit niederzutreten, die Anmaßung zurückzuweisen und den Hochmut zu bekämpfen.« »Sehr gut«, sagten Juno und der größte Teil des Consistoriums. Ich verzichte darauf zu berichten, mit welchem feierlichen, herrlichen und schönen Pomp und großem Gefolge diese Tugend von dannen ging; denn ich möchte, daß es Euch für jetzt wegen der Kürze der Zeit genüge, die Hauptsache über die Reform und die Verteilung der Sitze zu hören: Ich werde Euch ja alles Übrige kundtun, wenn ich Euch hinführen werde, diese Hofhaltungen Sitz um Sitz in Augenschein zu nehmen und im Einzelnen zu untersuchen. Saulino Gut, meine liebe Sofia, dein gar zu freundliches Versprechen freut mich sehr. Daher bin ich damit zufrieden, wenn Ihr mir in der größten Kürze nach Eurem Belieben eine Zusammenfassung von der Ordnung und Abfertigung der anderen Sitze und von den Veränderungen gebt. Sofia »Was soll nun mit der Jungfrau geschehen?« fragte die keusche Lucina, die Jägerin Diana; »Gebt ihr zu verstehen«, antwortete Jupiter, »daß sie, wenn sie will, gehen und Priorin oder Äbtissin der Schwestern oder Nonnen in den Ordenshäusern oder Klöstern Europas werden: will sagen an solchen Orten, die noch nicht durch die Pest zerstört und zerstreut sind; oder sie kann die Fräulein bei Hof beaufsichtigen gehen, damit sie nicht Appetit bekommen, vor oder außerhalb der Saison von den Früchten zu naschen oder sich zu Gefährtinnen ihrer Herrinnen zu machen.« »Oh«, sagte Dictina, »sie kann nicht und sagt, sie will auf gar keinen Fall dorthin zurückkehren, woher sie einmal vertrieben wurde und woher sie so oft geflohen ist.« Der Urvater meinte: »Also soll sie sich im Himmel ruhig verhalten und sich gut hüten, daß sie

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bene di cascare, e veda di non farsi contaminare in questo loco«. Disse Momo: »Mi par che la potrà perseverar pura e netta, si perseverarà di esser lungi da animali raggionevoli, eroi e Dei; e si terrà tra le bestie, come sin al presente è stata, avendo da la parte occidentale il ferocissimo Leone, e dall’oriente il tossicoso Scorpio. Ma non so come si portarà adesso, dove gli è prossima la Magnanimitade, l’Amorevolezza, la Generositade e Virilitade, che facilmente montandogli a dosso, per raggion di domestico contatto facendoli contraere del magnanimo, amoroso, generoso e virile, da femina la faranno dovenir maschio, e da selvaggia et alpestre dea, e nume da Satiri, Silvani e Fauni, la convertiranno in nume galante, umano, affabile et ospitale«. »Sia quel che deve essere,« rispose Giove, »et intra tanto, gionte a lei nella medesima sedia sieno la Castità, la Pudicizia, la Continenza, Purità, Modestia, Verecundia et Onestade, contrarie alla prostituta Libidine, effusa Incontinenza, Impudicizia, Sfacciatagine; per le quali intendo la Ver | ginitade essere una de le virtudi: atteso che quanto a sé non è cosa di valore; perché quanto a sé non è virtù né vizio, e non contiene bontà, dignità, né merito: e quando non serve ¦ alla natura imperante, viene a farsi delitto, impotenza, pazzia e stoltizia espressa: e se ottempera a qualche urgente raggione, si chiama Continenza, et ha l’esser di virtù, per quel che participa di tal fortezza e dispreggio di voluttadi; il quale non è vano e frustratorio, ma conferisce alla conversazione umana et onesta satisfazzione altrui«. »E che farremo de le Bilancie?« disse Mercurio; »Vadano per tutto,« rispose il primo presidente, »vadano per le fameglie, acciò con esse li padri veggano dove meglio inchinano gli figli, se a lettere, se ad armi; se ad agricoltura, se a religione; se a celibato, se ad amore: atteso che non è bene che sia impiegato l’asino a volare, et ad arare i porci. Discorrano

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nicht falle; und sie achte darauf, daß sie sich an diesem Ort nicht schänden lasse.« Darauf Momus: »Mir scheint, daß sie rein und unbefleckt bleiben kann, wenn sie vernunftbegabten Lebewesen, Helden und Göttern fernbleibt und wenn sie unter Tieren bleibt wie bis jetzt, da sie von der Westseite den wilden Löwen und im Osten den giftigen Skorpion hatte. Aber ich weiß nicht, wie sie sich nun benehmen wird, wo ihr die Großherzigkeit, Liebenswürdigkeit, Großzügigkeit und Männlichkeit allzunahe sind, die ihr leicht auf den Leib rücken und sie durch vertrauten Umgang mit etwas an Großherzigem, Liebenswürdigem, Großzügigem und Männlichem anstecken könnten und aus einem Weibchen zu einem Männchen machen, aus einer wilden und rauhen Wald- und Gebirgsgöttin und einer Gottheit für Satyrn, Waldschrate und Faune in eine galante, menschliche, herablassende und gastfreundliche Gottheit umwandeln.« »Es geschehe das, was sein muß«, antwortete Jupiter, »und indessen sollen sich ihr auf demselben Sitz die Keuschheit, die Schamhaftigkeit, die Enthaltsamkeit, die Reinheit, die Bescheidenheit, die Scheu und die Ehrbarkeit anschließen, das Gegenteil der verhurten Begehrlichkeit, der zügellosen Haltlosigkeit, der Schamlosigkeit und der Unverschämtheit; im Verhältnis zu diesen sehe ich die Jungfräulichkeit als eine der Tugenden an, denn an und für sich ist sie nichts Wertvolles, weil sie an und für sich sie weder Tugend noch Laster ist und keine Güte, Würde oder Verdienst enthält; und wenn sie nicht dem Gebot der Natur dient, wird sie zum Verbrechen, zu Impotenz, Verrücktheit und ausdrücklicher Dummheit. Wenn sie aber irgendeinem dringenden inneren Gesetz gehorcht, heißt sie Enthaltsamkeit und hat das Tugend-Sein, da sie Anteil an einer solchen Seelenstärke und Verachtung der Lüste hat, die nicht eitel und vergeblich ist, sondern zur menschlichen Gesellschaft und zu der ehrenhaften Zufriedenstellung anderer ihren Beitrag leistet.« »Und was sollen wir mit der Waage machen?« fragte Merkur. »Sie soll überallhin gehen«, antwortete der erste Präsident. »Sie soll zu den Familien gehen, damit die Väter mit ihrer Hilfe erkennen, wozu die Kinder eher neigen, ob zu den Wissenschaften oder zu den Waffen; ob zu der Landwirtschaft oder zur Religion; ob zum Zölibat oder zur Liebe: denn es ist nicht gut, den Esel zum Fliegen anzuweisen und die Schweine zum Pflügen. Sie soll die Akademien und Universitäten durchlaufen,

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le Academie et Universitadi, dove s’essamine se quei che insegnano son giusti di peso, se son troppo leggieri, o trabuccanti; e se quei che presumeno d’insegnar in catedra e scrittura, hanno necessità d’udire e studiare: e bilanciandoli l’ingegno, si vegga se quello impenna over impiomba; e se ha della pecora o pur del pastore; e se è buono a pascer porci et asini, o pur creature capaci di raggione. Per gli edificii Vestali vadano a far intendere a questi et a quelle, quale e quanto sia il momento del contrapeso, per violentar la legge di natura: per un’altra sopra o estra o contra naturale; secondo o fuor d’ogni raggione e debito. Per le corti, a fin che gli ufficii, gli onori, le sedie, le grazie et exempzioni corrano secondo che ponderano gli meriti e degnitade di ciascuno: perché non meritano | d’esser presidenti a l’ordine, et a gran torto della Fortuna presiedeno ¦ a l’ordine, quei che non san reggere secondo l’ordine. Per le republiche, acciò ch’il carrico delle administrazioni contrapesi alla sufficienza e capacità de gli suggetti; e non si distribuiscano le cure con bilanciar gli gradi del sangue, de la nobiltade, de’ titoli, de ricchezza: ma de le virtudi che parturiscono gli frutti de le imprese; perché presiedano i giusti, contribuiscano i facultosi, insegnino li dotti, guideno gli prudenti, combattano gli forti, conseglino quei ch’han giudicio, comandino quei ch’hanno autoritade. Vadano per gli stati tutti, a fin che ne gli contratti di pace, confederazioni e leghe non si prevariche e decline dal giusto, onesto et utile commune: attendendo alla misura e pondo della fede propria e de quei con gli quali si contratta; e nell’imprese et affari di guerra, si consideri in quale equilibro concorrano le proprie forze con quelle del nemico: quello che è presente e necessario, con quello che è possibile nel futuro; la facilità del proponere, con la difficultà delle exequire; la comodità dell’entrare, con l’incomodo dell’uscire; l’inconstanza d’amici, con la constanza de nemici; il piacere d’offendere, con il pensiero di defendersi; il comodo

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wo man prüfen soll, ob die, die lehren, das rechte Gewicht haben, ob sie zu leicht oder übergewichtig sind; und ob die, die sich anmaßen, vom Katheder und in Schriften zu lehren, es selber nötig haben zu hören und zu studieren; und ihren Verstand abwägend soll man sehen, ob einer befiedert oder mit Blei beschwert ist und ob er vom Schafe hat oder vom Hirten; und ob er sich eignet, Schweine und Esel zu hüten oder Wesen mit Vernunftbegabung. Sie gehe durch die vestalischen Bauten, um Männlein und Weiblein erkennen zu lassen, wohin und wie weit das Gegengewicht ausschlägt, wenn man das Naturgesetz verletzt zugunsten eines anderen über-, außer- oder widernatürlichen Gesetzes, nach oder entgegen aller Vernunft und Pflicht. Sie gehe durch die Fürstenhöfe, auf daß die Ämter, Ehren, Sitze, Gnaden und Privilegien sich danach richten, wieviel die Verdienste und die Würdigkeit eines jeden wiegen: denn die verdienen nicht, Vorgesetzte der Rangordnung zu sein, und sind durch ein großes Unrecht der Fortuna vor die Ordnung gesetzt, die nicht nach der Ordnung regieren können. Sie gehe durch die Republiken, damit die Last der Verwaltung im Gleichgewicht stehe mit den Mitteln und dem Vermögen der Untertanen; und damit nicht Ämter durch das Abwägen der Grade der Blutsverwandtschaft, des Adels, der Titel und des Reichtums verteilt werden, sondern durch das Abwägen der Tugenden, die bei den Unternehmungen Früchte tragen; auf daß Gerechte den Vorsitz führen, Besitzende ihren Beitrag leisten, Gelehrte lehren, Kluge führen, Starke kämpfen, wer Urteilsvermögen hat, berate und wer Autorität hat, befehle. Sie soll durch alle Staaten gehen, damit man in den Friedensverträgen, Bündnissen und Ligen das Gerechte, Ehrenhafte und Gemeinnützige nicht überschreite und nicht von ihm abweiche, sondern Maß und Gewicht der eigenen Treue und der der Verhandlungspartner in Acht nehme; und in den Vorstößen und kriegerischen Auseinandersetzungen überlege, in welchem Gleichgewicht die eigenen Kräfte zu denen des Gegners stehen, und das, was gegenwärtig und notwendig ist, gegen das abwäge, was in der Zukunft möglich ist; die Leichtigkeit in der Planung gegen die Schwierigkeit in der Ausführung; die Bequemlichkeit des Eintritts gegen die Unbequemlichkeit des Austritts; die Unbeständigkeit der Freunde gegen die Beständigkeit der Feinde; die Lust zum Angriff gegen die Sorge um die Verteidigung; das sorglose Zerstören fremden Gutes gegen das

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turbar quel d’altri, con il mal aggiato conservare il suo; il certo dispendio e iattura del proprio, con l’incerto acquisto e guadagno de l’altrui. Per tutti gli particulari vadano, acciò ogn’uno contrapesi quel che vuole con quel che sa; quel che vuole e sa con quel che puote; quel che vuole, sa, e puote, con quel che deve: lo che vuole, ¦ sa, puote, e deve, con quel che è, fa, ha et aspetta«. »Or che metteremo dove son le | Bilancie? che sarà in loco della Libra?« domandò Pallade. Risposero molti: »La Equità, il Giusto, la Retribuzione, la raggionevole Distribuzione, la Grazia, la Gratitudine, la buona Conscienza, la Recognizion di se stesso, il Rispetto che si deve a’ maggiori, l’Equanimità che si deve ad uguali, la Benignità che si richiede verso gl’inferiori, la Giustizia senza rigore a riguardo di tutti: che spingano l’Ingratitudine, la Temeritade, l’Insolenza, l’Ardire, l’Arroganza, il poco Rispetto, l’Iniquitade, l’Ingiuria, et altre familiari di queste«; »Bene, bene« dissero tutti del concistoro. Dopo la qual voce s’alza in piedi il bel crinito Apolline, e disse: »È pur gionta l’ora, o Dei, in cui si deve donar degna ispedizione a questo verme infernale che fu la principal caggione dell’orribil caso, e crudel morte del mio diletto Fetonte; perché quando quel miserello dubbioso e timido con gli mal noti destrieri guidava del mio eterno foco il carro, questo pernicioso mostro minaccioso venne a farsegli talmente incontro con la punta della sua coda mortale, che per l’orrendo spavento facendolo di se stesso fuori, li fe’ dalle tenere mani cascar sul tergo de’ cavagli i freni: onde la tanto signalata ruina del cielo, che ancor nella via detta lattea appare arso, il sì famoso danno del mondo, che in molte e molte parti apparve incinerito, e sì fattamente ontoso scorno contra la mia deitade ne seguitasse. E pur vergogna che tanto tempo una simil sporcaria abbia nel cielo occupato il spacio di doi segni«. – ¦ »Vedi dumque, o Diana,« disse Giove, »quel che vuoi far di questo tuo animale: il qual, vivo, è tristo; e morto non serve a nulla«; »Permet-

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sorgenvolle Beschützen des eigenen; die sichere Ausgabe und den Verlust des Eigenen gegen den unsicheren Erwerb und Gewinn des Fremden. Sie soll zu allen Einzelnen gehen, damit jeder das, was er will, gegen das abwäge, was er weiß; das, was er will und weiß gegen das, was er kann; das, was er will und weiß und kann gegen das, was er soll; und schließlich das, was er will und weiß und kann und soll gegen das, was er ist und tut und hat und erwartet.« »Und was stellen wir nun dorthin, wo die Waage ist? Was kommt an den Platz der Libra?« fragte Pallas. Viele antworteten: »Die Rechtlichkeit, das Richtige, die Vergeltung, die vernunftbegründete Verteilung, die Gnade, die Dankbarkeit, das gute Gewissen, die Selbsterkenntnis, der den Vorgesetzten geschuldete Respekt, die Ausgewogenheit, die man den Gleichgestellten schuldet, das Wohlwollen, das man gegen die Untergebenen braucht, die Gerechtigkeit ohne Strenge gegenüber allen. Sie vertreiben den Undank, die Unbedenklichkeit, die Frechheit, die Vermessenheit, die Überheblichkeit, die Respektlosigkeit, die Unbilligkeit, das Unrecht und deren andere Verwandten.« »Gut so, gut«, sagten alle in der Versammlung. Nach dieser Entscheidung erhob sich der schöngelockte Apollo und sprach: »Nun ist die Stunde gekommen, o ihr Götter, wo diesem Höllengewürm eine gerechte Abfertigung erteilt werden soll, das Hauptursache des schrecklichen Sturzes und grausamen Todes meines geliebten Phaeton war. Denn als dieser bedauernswerte Kleine den Wagen meines ewigen Feuers lenkte, unsicher und eingeschüchtert von den ihm wenig vertrauten Pferden, stellte sich ihm dieses verderbenbringende Ungeheuer mit der Spitze seines mörderischen Schwanzes so drohend entgegen, daß er, außer sich gebracht vor entsetzlicher Angst, die Zügel aus seinen zarten Händen auf den Rücken der Pferde fallen ließ. Daher kommt die so offensichtliche Zerstörung der Himmel, die noch immer auf der sogenannten Milchstraße verbrannt aussehen, und die berüchtigte Beschädigung der Erde, die in vielen, vielen Gegenden eingeäschert aussieht, und der vollends gar zu schmähliche Schimpf gegen meine Gottheit. Es ist eine wahre Schande, daß ein so schmutziges Ungeziefer so lange einen Platz im Himmel besetzt hielt, der für zwei Zeichen ausreicht.« »Sieh also zu, o Diana«, sagte Jupiter, »was du mit diesem deinen Tier machen willst, das lebendig böse und tot zu nichts gut ist.« »Er-

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tetemi (se cossì piace a | voi)« disse la vergine dea, »che ritorne a Scio nel monte Chelippio, dove per mio ordine nacque a mal grado del presuntuoso Orione, et ivi in quella materia di cui fu prodotto si risolva. Seco si partano la Fraude, la Decepzione, l’Inganno, la perniciosa Finzione, il Dolo, l’Ipocrisia, la Buggia, il Pergiuro, il Tradimento; e quivi succedano le contrarie virtudi: Sincerità, Execuzion di promesse, Osservanza di fede, e le lor sorelle, seguaci e ministre«; »Fanne quel che ti piace,« disse Momo, »perché gli fatti di costui non ti saran messi in controversia, come a Saturno il vecchio quegli de’ doi fanciulli. E veggiamo presto quel che si deve far del figlio Euschemico, che son già tante migliaia d’anni che con téma di mandarla via senza averne un’altra, tiene quella vedova saetta incoccata a l’arco, facendo la mira là dove si continua la coda alla spina del dorso di Scorpione. E certo se come lo stimo pur troppo prattico in prender mira, in collimare (come dicono) al scopo, che è la metà de l’arte sagittaria, lo potesse ancor stimare non ignorante in quel rimanente circa il tirare e dar di punta al versaglio, che fa l’altra metà de l’esercizio, donarei conseglio che lo inviassemo a guadagnarsi un poco di riputazione nell’isola Britannica, dove sogliono di que’ messeri, altri in giubbarello et altri in saio faldeggiante, celebrar la festa del ¦ prencipe Artur, e duca di Sciardichi; ma dubito che mancandogli il verbo principale per quanto appartiene a donar dentro al segno, non vegna a far ingiuria al mistiero; per tanto vedete voi altri che ne volete fare: perché (a dir il vero come la intendo) non mi par comodo ad altro, che ad essere spaventacchio de gli ucelli per | guardia (verbigrazia) delle fave o de’ meloni«; »Vada« disse il Patriarca, »dove vuole; donegli pur alcun di voi il meglior ricapito che gli pare: e nel suo luogo sia la figurata Speculazione, Contemplazione, Studio, Attenzione, Aspirazione, Appulso ad ottimo fine, con le sue circonstanze e compagnie«. Qua soggionse Momo: »Che vuoi, padre, che si debba fare di quel santo, intemerato e venerando Capricorno? ¦ di quel tuo divino e divo

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laubt mir (wenn es euch so gefällt)«, sagte die jungfräuliche Göttin, »daß er nach Chios auf den Berg Chelippos zurückkehre, wo er auf meinen Befehl zum Schaden des vermessenen Orion entstand und sich dort in die Materie auflöse, aus der er hergestellt wurde. Mit ihm sollen von dannen gehen die Falschheit, die Täuschung, der Betrug, die schädliche Erfindung, die List, die Heuchelei, die Lüge, der Meineid, der Verrat; und an deren statt sollen die entgegengesetzten Tugenden kommen: Aufrichtigkeit, Erfüllung von Versprechen, Halten der Treue mitsamt ihren Schwestern, Gefolgsleuten und Dienerinnen.« »Mache damit, was du willst«, sagte Momus, »denn niemand wird darüber, was du mit ihm anstellst, so mit dir streiten wollen wie mit dem alten Saturn über jene zwei Bürschchen. Und laßt uns schnell sehen, was man mit dem Sohn der Euskemia machen soll, der schon seit so vielen Jahrtausenden diesen verwitweten Pfeil auf dem Bogen hält (den er abzusenden fürchtet, da er keinen anderen hat) und dorthin zielt, wo sich das Rückgrad des Skorpions im Schwanz fortsetzt? Könnte ich im selben Maße, in dem ich ihn im Zielen oder, wie man sagt, das Ziel aufs Korn nehmen (was die Hälfte der Schießkunst ausmacht) für nur allzu gut geübt halte, ihn auch in dem Übrigen nicht für unbedarft annehmen, was das Abschießen und ins Schwarze Treffen anbelangt (die zweite Hälfte der Übung), dann würde ich gewiß empfehlen ihn, auf daß er sich etwas Ruhm erwerbe, auf die Britischen Inseln zu schicken, wo jene Herren, die einen im Leibchen, die anderen in gefälteltem Wams, das Fest des Prinzen Arthur und Herzogs von Shoreditch zu feiern pflegen. Aber ich fürchte, er könnte, weil es ihm an dem Startwort fehlt, was das Treffen ins Ziel anbelangt, dem Handwerk Schande machen; seht daher ihr anderen zu, was ihr mit ihm machen wollt, denn ehrlich gesagt scheint er mir, soweit ich sehe, zu nichts sonst tauglich als zur Vogelscheuche, zum Beispiel um Bohnen oder Melonen zu bewachen.« »Er gehe«, sagte der Patriarch, »wohin er will, es soll ihm nur einer von euch die Zuflucht zuweisen, die ihm am besten scheint. Und an seinem Platz stehe die versinnbildlichte Spekulation, Kontemplation, Studium, Aufmerksamkeit, Bestrebung und der Drang zum besten Ziel samt ihrer Umgebung und Begleitung.« Dann sprach Momus weiter: »Was willst du, Vater, daß man mit diesem heiligen, makellosen und verehrungswürdigen Steinbock machen

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connutrizio, di quel nostro strenuo e più che eroico commilitone contra il periglioso insulto della protervia gigantesca? di quel gran consegliero a guerra che trovò il modo di exanimare quel nemico che da la spelunca del monte Tauro apparve ne l’Egitto formidando antigonista de gli Dei? di quello il quale (per che apertamente non arremmo avuto ardire d’assalirlo) ne die’ lezzione di trasformarci in bestie: a fin che l’arte et astuzia supplisse al difetto di nostra natura e forze, per parturirci onorato trionfo dell’aversarie posse? Ma, oimè, questo merito non è senza qualche demerito; perché questo bene non è senza qualche male aggiunto: forse perché è prescritto e definito dal fato, che nessun dolce sia absoluto da qualche fastidio et amaro, o per non so qual altra caggione«; »Or che male« disse Giove, »ne ha egli possuto apportar, che si possa dir esser stato congionto a quel tanto bene? che indignità che abbia possuto accompagnarsi con tanto trionfo?«. Rispose Momo: »Fece egli con questo, che gli Egizzii venessero ad onorar le imagini vive de le bestie, e ne adorassero in forma di quelle; onde venemo ad esser beffati, come ti dirò«; »E questo, o Momo,« disse Giove, »non averlo per male: | perché sai che gli animali e piante son vivi effetti di natura, la qual natura (come devi sapere) non è altro che dio nelle cose«. Saulino Dumque natura est deus in rebus. ¦ Sofia »Però« disse, »diverse cose vive rapresentano diversi numi e diverse potestadi: che oltre l’essere absoluto che hanno, ottegnono l’essere comunicato a tutte le cose secondo la sua capacità e misura. Onde Idio tutto (benché non totalmente, ma in altre più e meno eccellentemente) è in tutte le cose. Però Marte si trova più efficacemente in natural vestigio e modo di sustanza non solo in una vipera e scorpione, ma et in una cipolla et aglio, che in qualsivoglia maniera di pittura o statua inanimata. Cossì pensa del Sole nel croco, nel narciso, nell’elitropio, nel

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soll? Mit diesem deinen göttlichen und göttergleichem Ziehbruder und unserem tapferen und mehr als heldenhaften Mitstreiter gegen den gefährlichen Angriff der gigantischen Vermessenheit? Mit diesem großen Ratgeber im Krieg, der die Methode fand, wie man jenen Feind unschädlich machen konnte, der aus der Höhle des Taurusberges als bedrohlicher Widersacher der Götter in Ägypten erschienen war? Mit ihm, der uns (weil wir nicht gewagt hätten, offen anzugreifen) beibrachte, uns in Tiere zu verwandeln, damit Kunst und List ergänzten, was an unserer Natur und unseren Kräften nicht ausreichte, um einen ehrenvollen Triumph über die feindlichen Streitkräfte zu erlangen? Aber ach, dieses Verdienst ist nicht ohne einen gewissen Makel, denn dieses Gut ist nicht ohne ein gewisses mit ihm verbundenes Übel: vielleicht weil es vom Verhängnis vorgeschrieben und festgesetzt ist, daß keine Süßigkeit je absolut frei von einem gewissen Ekel und Bitterkeit sein soll, oder aus sonst einem mir unbekannten Grund.« »Was für ein Übel denn«, fragte Jupiter, »hat er uns bringen können, von dem man sagen könnte, es sei mit diesem so großen Gut verbunden? Welche Unwürdigkeit hätte sich an einen solchen Triumph koppeln können?« Momus entgegnete: »Er bewirkte dadurch, daß die Ägypter anfingen, die lebendigen Bilder der Tiere zu verehren und uns in deren Gestalt anzubeten; daher kam es, daß wir verhöhnt wurden, wie ich dir erzählen werde.« »Das sollst du, o Momus«, sagte Jupiter, »nicht für ein Übel ansehen: denn du weißt, daß die Tiere und Pflanzen lebendige Wirkungen der Natur sind, die ihrerseits (wie du ja wissen mußt) nichts anderes ist als Gott in den Dingen.« Saulino Also natura est deus in rebus. Sofia »Daher«, sagte er, »repräsentieren lebendige Dinge verschiedene Gottheiten und Mächte, die über das absolute Sein, das sie haben, hinaus ein allen Dingen nach deren Fassungsvermögen und Maß mitgeteiltes Sein erhalten. Daher ist Gott ganz in allen Dingen, wenn auch nicht in Gänze, sondern in den einen auf mehr und in anderen auf weniger vorzügliche Weise. Daher findet sich Mars – wirksamer als in jeder Art von unbelebten Bildern und Statuen – in natürlichen Spuren und auf substantielle Weise nicht bloß in einer Viper oder einem Skorpion, sondern auch in einer Zwiebel und im Knoblauch. Dasselbe denke über die Sonne im Krokus, in der Narzisse, im Heliotrop, im

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gallo, nel leone: cossì pensar devi di ciascuno de gli Dei per ciascuna de le specie sotto diversi geni de lo ente; perché sicome la divinità descende in certo modo per quanto che si comunica alla natura, cossì alla divinità s’ascende per la natura, cossì per la vita rilucente nelle cose naturali si monta alla vita che soprasiede a quelle«. »È vero quel che dici,« rispose Momo, »perché in fatto vedo come que’ sapienti con questi mezzi erano potenti a farsi familiari, affabili e domestici gli dèi che per voci che mandavano da le statue gli donavano consegli, dottrine, divinazioni et instituzioni sopraumane: onde con magici e divini riti per la medesima scala di natura salevano a l’alto della divinità, per la quale la divinità descende sino alle cose minime per la comunicazione di se stessa. Ma quel che mi par da deplorare, è che veggio alcuni | insensati e stolti idolatri li quali, non più che l’ombra ¦ s’avicina alla nobilità del corpo, imitano l’eccellenza del culto de l’Egitto; e che cercano la divinità, di cui non hanno raggione alcuna, ne gli escrementi di cose morte et inanimate: che con tutto ciò si beffano non solamente di quei divini et oculati cultori, ma anco di noi come di color che siamo riputati bestie; e quel che è peggio, con questo trionfano vedendo gli lor pazzi riti in tanta riputazione, e quelli de gli altri a fatto svaniti e cassi«; »Non ti dia fastidio questo, o Momo,« disse Iside, »perché il fato ha ordinata la vicissitudine delle tenebre e la luce«; »Ma il male è« rispose Momo, »che essi tegnono per certo di essere nella luce«. Et Iside soggionse che le tenebre non gli sarrebono tenebre se da essi fussero conosciute. Quelli dumque per impetrar certi beneficii e doni da gli dèi, con raggione di profonda magia passavano per mezzo di certe cose naturali, nelle quali in cotal modo era latente la divinitade, e per le quali essa potea e volea a tali effetti comunicarsi. Là onde que’ ceremoni non erano vane fantasie, ma vive voci che toccavano le proprie orecchie de gli Dei; li quali, come da lor vogliamo essere intesi non per voci d’idioma

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Hahn, im Löwen. So sollst du von jedem der Götter quer durch alle Arten unter den verschiedenen Gattungen des Seins denken; denn ebenso wie die Gottheit auf eine gewisse Weise hinabsteigt, insofern sie sich der Natur mitteilt, so steigt man auch durch die Natur zur Gottheit auf, so steigt man über das in den natürlichen Dingen widerscheinende Leben zu dem Leben auf, das über ihnen steht.« »Was du sagst ist wahr«, antwortete Momus, »denn ich sehe tatsächlich, wie jene Weisen mit diesen Mitteln die Macht hatten, sich die Götter vertraut, geneigt und dienstbar zu machen, die durch Stimmen, die sie aus den Statuen sandten, ihnen übermenschliche Ratschläge, Lehren, Weissagungen und Anordnungen gaben. Daher stiegen sie mit magischen und göttlichen Riten über dieselbe Leiter der Natur zur Höhe der Gottheit empor, auf der die Gottheit bis zu den kleinsten Dingen hinabsteigt, um sich selbst mitzuteilen. Aber was mir bedauernswert erscheint, ist, daß ich sehe, wie einige verrückte und dumme Götzendiener die Vortrefflichkeit des Kultes Ägyptens nachahmen, der sie sich nicht mehr annähern als der Schatten dem Adel des Körpers; und daß sie die Gottheit, von der sie keinen Schimmer haben, in dem Auswurf toter und unbelebter Dinge suchen: denn mit alledem verhöhnen sie nicht bloß jene göttlichen und scharfäugigen Verehrer, sondern auch uns, als solche, die man für Tiere ansieht; und was noch schlimmer ist, trotz allem triumphieren sie, weil sie ihre verrückten Riten in solchem Ansehen und die der anderen ganz dahingeschwunden und vertilgt sehen.« »Dies soll dich nicht anfechten, o Momus«, sagte Isis, »denn das Verhängnis hat den Wechsel von der Finsternis und dem Licht angeordnet.« »Aber das Übel ist«, antwortete Momus, »daß sie es für sicher halten, sie seien im Lichte.« Und Isis merkte an, daß die Finsternis für sie nicht Finsternis wäre, wenn sie von ihnen erkannt würde. Die Ägypter schritten also, wenn sie bestimmte Wohltaten und Geschenke von den Göttern erlangen wollten, erleuchtet mit dem Vernunftgesetz einer tiefen Magie, durch die Vermittlung bestimmter Naturdinge vor, in denen die Gottheit auf entsprechende Art latent anwesend war, und durch die sie sich zu solchen Wirkungen mitteilen konnte und wollte. Daher waren diese Zeremonien keine leeren Phantasien, sondern lebendige Stimmen, die die Ohren der Götter selbst berührten. Und so wie wir von ihnen nicht durch Worte einer Sprache vernommen werden wollen, die sie zu fälschen verstünden,

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che lor sappiano fengere, ma per voci di naturali effetti, talmente per atti di ceremoni circa quelle volsero studiare di essere intesi da noi: altrimente cossì fussemo stati sordi a gli voti, come un Tartaro al sermone greco che giamai udio. Conoscevano que’ savii Dio essere nelle cose, e la divinità, latente nella natura, oprandosi e scintillando diversamente in diversi suggetti, e per diverse forme fisiche con certi ordini venir a far partecipi di | é, dico de l’essere, della vita et intelletto: e però con gli medesimamente diversi ordini si disponevano alla recepzion de tanti e tai doni, quali e quanti bramavano. Quindi per la vittoria ¦ libavano a Giove magnanimo nell’aquila, dove secondo tale attributo è ascosa la divinità; per la prudenza nelle operazioni a Giove sagace libavano nel serpente; contra la prodizione a Giove minace nel crocodillo: cossì per altri innumerabili fini libavano in altre specie innumerabili. Il che tutto non si faceva senza magica et efficacissima raggione. Saulino Come dite cossì, o Sofia, se Giove non era nomato in tempo di egizzii culti, ma si trovò molto tempo dopo appresso gli Greci? Sofia Non aver pensiero del nome greco, o Saulino; perché io parlo secondo la consuetudine più universale, e perché gli nomi (anco appresso gli Greci) sono apposticci alla divinità: atteso che tutti sanno bene che Giove fu un re di Creta, uomo mortale, e di cui il corpo, non meno che quel di tutti gli altri uomini, è putrefatto o incinerito. Non è occolto qualmente Venere sia stata una donna mortale, la qual fu regina deliciosissima, e sopra modo bella, graziosa e liberale in Cipro. Similmente intendi de tutti gli altri Dei che son conosciuti per uomini. Saulino Come dumque le adoravano et invocavano? Sofia Ti dirò. Non adoravano Giove come lui fusse la divinità, ma adoravano la divinità come fusse in Giove: perché vedendo un uomo in cui era | eccellente la maestà, la giustizia, la magnanimità, intendevano

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vielmehr durch Worte natürlicher Wirkungen, so wollten auch sie danach trachten, sich solcherart durch zeremonielle Handlungen mit diesen natürlichen Dingen uns vernehmlich zu machen; anderenfalls wären wir für ihre Gebete so taub gewesen wie ein Tatar für die griechische Sprache, die er noch nie gehört hat. Diese Weisen wußten, daß Gott in den Dingen ist und daß die Gottheit, in der Natur verborgen, in verschiedenen Objekten verschieden wirkt und aufblitzt und daß sie durch verschiedene körperliche Formen in bestimmten Ordnungen sich, das heißt Sein, Leben und Geist, mitzuteilen vermag: daher versetzten sie sich in den nämlichen verschiedenen Ordnungen in die Lage, so viele und so große Geschenke zu empfangen, wie große und viele sie auch immer begehren mochten. Deshalb brachten sie für den Sieg ihre Opfer Jupiter dem Großherzigen in der Gestalt des Adlers dar, in der die Gottheit hinsichtlich dieses Attributes verborgen ist; für die Klugheit in den Taten opferten sie Jupiter dem Wissenden in der Gestalt der Schlange; gegen Verrat dem drohenden Jupiter in der Gestalt des Krokodils, und so opferten sie ihm für unzählige andere Zwecke in den Gestalten unzähliger anderer Arten. Und das alles geschah nicht ohne magische und äußerst wirksame gesetzmäßige Entsprechung. Saulino Wieso sagt ihr das, o Sofia, wenn Jupiter zur Zeit des ägyptischen Kultes nicht genannt wurde, sondern erst viel später bei den Griechen zu finden ist? Sofia Kümmere dich nicht um den griechischen Namen, o Saulino, weil ich nach der allgemeinsten Gewohnheit rede und weil die Namen (auch bei den Griechen) der Gottheit bloß angehängt sind; denn alle wissen sehr wohl, daß Jupiter ein König von Kreta war, ein sterblicher Mensch, dessen Körper nicht weniger als der aller anderen Menschen verweste oder verbrannt wurde. Es ist nicht verborgen, daß Venus eine sterbliche Frau war, die eine liebreizende und über alle Maßen schöne, anmutige und freigiebige Königin auf Zypern gewesen ist. Auf ähnliche Weise mußt du es dir für alle anderen Götter denken, von denen bekannt ist, daß sie Menschen waren. Saulino Wieso betete und rief man sie dann an? Sofia Das will ich dir sagen: sie beteten nicht Jupiter an, als ob er die Gottheit wäre, sondern sie beteten die Gottheit an, wie sie in Jupiter war: denn da sie einen Menschen sahen, der an Majestät, Gerech-

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in lui esser dio magnanimo, giusto e benigno; et ordinavano e mettevano in consuetudine che tal dio, o pur la divinità, in quanto ¦ che in tal maniera si comunicava, fusse nominata Giove; come sotto il nome di Mercurio Egizzio sapientissimo, fusse nominata la divina sapienza, interpretazione e manifestazione. Di maniera che di questo e quell’uomo non viene celebrato altro che il nome e representazion della divinità, che con la natività di quelli era venuta a comunicarsi a gli uomini, e con la morte loro s’intendeva aver compito il corso de l’opra sua, o ritornata in cielo. Cossì li numi eterni (senza ponere inconveniente alcuno contra quel che è vero della sustanza divina) hanno nomi temporali altri et altri, in altri tempi et altre nazioni: come possete vedere per manifeste istorie che Paulo Tarsense fu nomato Mercurio, e Barnaba Galileo fu nomato Giove, non perché fussero creduti essere que’ medesimi dèi, ma perché stimavano che quella virtù divina che si trovò in Mercurio e Giove in altri tempi, all’ora presente si trovasse in questi, per l’eloquenza e persuasione ch’era nell’uno, e per gli utili effetti che procedevano da l’altro. Ecco dumque come mai furono adorati crocodilli, galli, cipolle e rape; ma gli Dei e la divinità in crocodilli, galli et altri: la quale in certi tempi e tempi, luoghi e luoghi, successivamente et insieme insieme, si trovò, si trova e si trovarà in diversi suggetti quantumque siano mortali; avendo riguardo alla divinità secondo che ne è prossima e familiare, non secondo è altissima, absoluta, in se stessa, e senza abitudine alle cose prodotte. Vedi dumque come ¦ una semplice | divinità che si trova in tutte le cose, una feconda natura madre conservatrice de l’universo, secondo che diversamente si comunica, riluce in diversi soggetti, e prende diversi nomi; vedi come a quell’una diversamente bisogna ascendere per la participazione de diversi doni: altrimente in vano si tenta comprendere l’acqua con le reti, e pescar i pesci con la pala. Indi ne gli doi corpi che vicino a questo globo e nume nostro ma-

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tigkeit, Großherzigkeit hervorragte, verstanden sie, daß in ihm Gott großherzig, gerecht und gütig war; und sie ordneten an und machten es zum Brauche, daß ein solcher Gott oder die Gottheit, soweit sie sich auf diese Weise mitteilte, Jupiter genannt wurde, ebenso wie mit dem Namen des hochweisen ägyptischen Merkur die göttliche Weisheit, Auslegung und Offenbarung benannt wurde. Folglich wurde von dem einen oder dem anderen Menschen nichts weiter verehrt als der Name und die Repräsentation der Gottheit, die mit dessen Geburt begonnen hatte, sich den Menschen mitzuteilen, und von der man annahm, daß sie mit seinem Tode den Lauf ihrer Werke vollendet habe oder in den Himmel zurückgekehrt sei. Also haben die ewigen Gottheiten in den verschiedenen Zeiten und bei verschiedenen Völkern immer wieder andere zeitliche Namen, ohne daß dadurch etwas mit der Wahrheit über die göttliche Substanz unvereinbares angenommen würde. So könnt ihr es auch aus den bekannten Geschichten entnehmen, wie Paulus aus Tarsis Merkur und Barnabas aus Galiläa Jupiter genannt wurde, nicht etwa weil man geglaubt hätte, sie seien diese Götter selbst, sondern weil man – wegen der Redekunst und Überzeugungskraft des einen und der nützlichen Wirkungen, die von dem anderen ausgingen – meinte, daß jene göttliche Kraft, die sich zu anderen Zeiten in Merkur und Jupiter befunden hatte, sich gegenwärtig in diesen befinde. Daher wurden also niemals Krokodile, Hähne, Zwiebeln und Rüben angebetet, sondern in Krokodilen, Hähnen und dergleichen wurden die Götter verehrt und die Gottheit angebetet, die sich von Zeit zu Zeit, von Ort zu Ort, nacheinander und zugleich zusammen in verschiedenen Subjekten, wie sterblich sie auch immer sein mögen, befand, befindet und befinden wird; und sie sahen auf zu der Gottheit, wie sie uns ganz nahe und vertraut ist und nicht, wie sie am höchsten, absolut, in sich selbst und ohne gewohnten Umgang mit den erzeugten Dingen ist. Du siehst also, wie eine einfache Gottheit, die sich in allen Dingen findet, eine fruchtbare Mutter Natur, Erhalterin des Alls, je nach dem wie sie sich verschieden mitteilt, in verschiedenen Gegenständen widerstrahlt und verschiedene Namen annimmt; du siehst, wie man zu dieser einen um der Teilhabe an verschiedenen Gaben willen verschieden aufsteigen muß: sonst versucht man vergeblich, das Wasser mit Netzen zu schöpfen und Fische mit der Schaufel zu fangen. Daher schauten sie in den

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terno son più principali, cioè nel sole e luna, intendeano la vita che informa le cose secondo due raggioni più principali. Appresso apprendeano quella secondo sette altre raggioni, distribuendola a sette lumi chiamati erranti: a gli quali come ad original principio e feconda causa, riduceano le differenze delle specie in qualsivoglia geno: dicendo de le piante, de li animali, de le pietre, de gl’influssi, e di altre et altre cose, queste di Saturno, queste di Giove, queste di Marte, queste e quelle di questo e di quell’altro. Cossì de le parti, de membri, de colori, de sigilli, de caratteri, di segni, de imagini destribuite in sette specie. Ma non manca per questo che quelli non intendessero una essere la divinità che si trova in tutte le cose, la quale, come in modi innumerabili si diffonde e communica, cossì have nomi innumerabili, e per vie innumerabili, con raggioni proprie et appropriate a ciascuno, si ricerca, mentre con riti innumerabili si onora e cole, perché innumerabili geni di grazia cercamo impetrar da quella. Però in questo bisogna quella sapienza e giudizio, quella arte, industria et uso di lume ¦ intellettuale, che dal sole intelligibile a certi tempi più et a certi tempi meno, quando massima e | quando minimamente viene revelato al mondo. Il quale abito si chiama Magia: e questa per quanto versa in principii sopra naturali, è divina; e quanto che versa circa la contemplazion della natura e perscrutazion di suoi secreti, è naturale: et è detta mezzana e matematica in quanto che consiste circa le raggioni et atti de l’anima che è nell’orizonte del corporale e spirituale, spirituale et intellettuale. Or per tornare al proposito d’onde siamo dipartiti: disse Iside a Momo che gli stupidi et insensati idolatri non aveano raggione di ridersi del magico e divino culto de gli Egizzii: li quali in tutte le cose et in tutti gli effetti secondo le proprie raggioni di ciascuno contemplavano la divinità; e sapeano per mezzo delle specie che sono nel grembo

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beiden bedeutendsten Körpern in der Nähe dieses unseren Erdballs und unserer mütterlichen Gottheit, nämlich in Sonne und Mond, das Leben, das die Dinge formt, nach den beiden ersten grundlegendsten Hinsichten an. Dann verstanden sie dieses Leben nach sieben anderen Hinsichten und verteilten es an die sieben als Wandelsterne bezeichneten Lichter: auf diese als ursprüngliches Prinzip und fruchtbare Ursache führten sie die Unterschiede der Arten in jeder beliebigen Gattung zurück, indem sie sagten, von den Pflanzen, Tieren, Steinen, Einflüssen und vielem anderem mehr gehörten diese Saturn an, diese Jupiter, diese Mars, diese dem und jene jenem andern. Ebenso sagten sie von den Ländern, den Gliedern, den Farben, den Siegeln, den Buchstaben, den Zeichen und den Bildern, die alle in sieben Spezies unterteilt wurden. Aber deshalb verstanden sie nichtsdestoweniger, daß die Gottheit, die sich in allen Dingen findet, eine ist, die (so, wie sie sich auf unzählige Weisen ausgießt und mitteilt) unzählige Namen hat und auf unzähligen Wegen (wovon jeder die ihm eigentümlichen und angemessenen Gesetzmäßigkeiten hat) gesucht wird, indem sie mit unzähligen Riten verehrt und angebetet wird, weil wir von ihr unzählige Gattungen von Gnaden zu erlangen suchen. Hierzu aber bedarf es jener Weisheit und Urteilskraft, jener Kunst, jenes Fleißes und Gebrauchs des geistigen Lichtes, das von der geistigen Sonne der Welt offenbart wird – zu manchen Zeiten mehr und zu anderen weniger, mal im höchsten und dann wieder im geringsten Maße. Diesen Gebrauch nennt man Magie; und sie ist göttliche Magie, insofern sie sich mit übernatürlichen Prinzipien befaßt; und insofern sie sich mit der Betrachtung der Natur und der Erforschung ihrer Geheimnisse befaßt, ist sie natürliche Magie; und sie heißt mittlere oder mathematisch Magie, insofern sie sich auf die Einflüsse und die Akte der Seele an den Berührungspunkten zwischen dem Körperlichen und Geistigen, dem Geistigen und dem Intellegiblen gründet. Kehren wir nun zum Thema zurück, wo wir abgeschweift waren: Isis sagte zu Momus, daß die dummen und verrückten Götzendiener kein Recht hätten, über den magischen und göttlichen Kult der Ägypter zu lachen, die die Gottheit in allen Dingen und in allen Wirkungen entsprechend dem jeweiligen inneren Gesetz eines jeden betrachteten; und die es verstanden, vermittels den verschiedenen Spezies, die im

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della natura ricevere que’ beneficii che desideravano da quella; la quale come dal mare e fiumi dona i pesci, da gli deserti gli salvatici animali, da le minere gli metalli, da gli arbori le poma: cossì da certe parti, da certi animali, da certe bestie, da certe piante porgono certe sorti, virtudi, fortune et impressioni. Però la divinitade nel mare fu chiamata Nettuno, nel sole Apolline, nella terra Cerere, ne gli deserti Diana; e diversamente in ciascuna de le altre specie, le quali come diverse idee, erano diversi numi nella natura, li quali tutti si referivano ad un nume de numi e fonte de le idee sopra la natura. Saulino Da questo parmi che deriva quella Cabala de ¦ gli Ebrei, la cui sapienza (qualumque la sia in suo geno) è proceduta da gli Egizzii, appresso de quali fu instrutto Mosè. Quella primieramente al primo principio attribuisce un nome ineffabile, da | cui secondariamente procedeno quattro, che appresso si risolveno in dodici: i quali migrano per retto in settantadoi, e per obliquo e retto in centoquarantaquattro; e cossì oltre per quaternarii e duodenarii esplicati, in innumerabili, secondo che innumerabili sono le specie. E talmente secondo ciascun nome (per quanto vien commodo al proprio idioma), nominano un dio, un angelo, una intelligenza, una potestà, la quale è presidente ad una specie: onde al fine si trova che tutta la deità si riduce ad un fonte, come tutta la luce al primo e per sé lucido, e le imagini che sono in diversi e numerosi specchi, come in tanti suggetti particulari, ad un principio formale et ideale, fonte di quelle. Sofia Cossì è. Talmente dumque quel dio, come absoluto, non ha che far con noi, ma per quanto si comunica alli effetti della natura, et è più intimo a quelli che la natura istessa: di maniera che se lui non è la natura istessa, certo è la natura de la natura; et è l’anima de l’anima del mondo, se non è l’anima istessa. Però secondo le raggioni speciali che voleano accomodarsi a ricevere l’aggiuto di quello, per la via delle ordinate specie doveano presentarsegli avanti: come chi vuole il pane va al fornaio; chi vuole il vino, al cellaraio; chi appete gli frutti va al giardi-

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Schoße der Natur sind, von ihr die Wohltaten zu empfangen, die sie begehrten; denn wie die Natur von Meer und Flüssen Fische schenkt, von den Einöden wilde Tiere, von den Bergwerken Metalle und von den Bäumen Früchte, so gehen von bestimmten Ländern, Lebewesen, Tieren und Pflanzen bestimmte Lose, Tugenden, Glücksfälle und Eindrücke aus. Deshalb wurde die Gottheit im Meer Neptun genannt, in der Sonne Apollo, in der Erde Ceres, in den Einöden Diana; und verschieden in jeder der anderen Spezies, waren sie als verschiedene Ideen verschiedene Gottheiten in der Natur, welche alle zurückgehen auf die eine Gottheit der Gottheiten und übernatürliche Quelle der Ideen. Saulino Hiervon leitet sich, scheint mir, jene Kabbala der Juden ab, deren Weisheit (welcher Gattung sie auch immer sein mag) von den Ägyptern kommt, bei denen Moses ausgebildet wurde. Die Kabbala schreibt dem ersten Prinzip zuallererst einen unaussprechlichen Namen zu, von dem in zweiter Ordnung vier Namen ausgehen, welche sich danach in zwölf aufteilen. Diese wiederum gehen direkt in zweiundsiebzig und indirekt und direkt in hundertvierundvierzig über; und indem sie sich so weiterhin ins Vierfache und Zwölffache entfalten, werden sie zu unzählbar vielen Namen, entsprechend den unzähligen Spezies, die es gibt. Und auf diese Weise benennen sie zu jedem Namen (soweit es mit ihrer Sprache vereinbar ist) einen Gott, einen Engel, eine Intelligenz und eine Macht, die einer Spezies vorsteht; woraus letztlich ersichtlich wird, daß die ganze Gottheit auf eine Quelle zurückgeht, wie das ganze Licht auf das erste aus sich Leuchtende zurückgeht und wie die Abbilder, die in zahlreichen verschiedenen Spiegeln gleichsam als einzelne Objekte sind, auf ein erstes formales und ideales Prinzip zurückgehen, das ihre Quelle ist. Sofia So ist es. Also hat jener Gott, der absolut ist, als solcher nichts mit uns zu schaffen; wohl aber, insofern er sich den Wirkungen der Natur mitteilt und ihnen innerlicher ist als die Natur selbst, so daß, wenn er nicht die Natur selbst ist, er sicherlich die Natur der Natur ist und die Seele der Weltseele, wenn er nicht die Weltseele selbst ist. Daher mußten sie je nach den speziellen Ursachen, deren sie sich bedienen wollten, um seine Hilfe zu empfangen, bei ihm auf dem Wege der geordneten Arten vorstellig werden: so wie einer, der Brot will, zum Bäcker geht, wer Wein will, zum Kellermeister, wer Lust auf Obst hat, zum Gärtner,

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niero; chi dottrina, al mastro; e cossì và discorrendo per tutte l’altre cose: in tanto che una bontà, una felicità, un ¦ principio absoluto de tutte ricchezze e beni, contratto a diverse raggioni, effonde gli doni secondo l’exigenze de particulari. Da qua puoi inferire come la sapienza de gli Egizzii, la quale e persa, adorava gli crocodilli, le lacerte, li | serpenti, le cipolle; non solamente la terra, la luna, il sole, et altri astri del cielo: il qual magico e divino rito (per cui tanto comodamente la divinità si comunicava a gli uomini) viene deplorato dal Trimegisto, dove raggionando ad Asclepio disse: »Vedi, o Asclepio, queste statue animate, piene di senso e di spirito, che fanno tali e tante degne operazioni? Queste statue, dico, prognostricatrici di cose future, che inducono le infirmitadi, le cure, le allegrezze e le tristizie secondo gli meriti ne gli affetti e corpi umani? Non sai, o Asclepio, come l’Egitto sia la imagine del cielo, e per dir meglio la colonia de tutte cose che si governano et esercitano nel cielo? A dir il vero la nostra terra è tempio del mondo. Ma (oimè) tempo verrà che apparirà l’Egitto in vano essere stato religioso cultore della ¦ divinitade: perché la divinità remigrando al cielo, lasciarà l’Egitto deserto; e questa sedia de divinità rimarrà vedova da ogni religione, per essere abandonata dalla presenza de gli dèi, perché vi succederà gente straniera e barbara senza religione, pietà, legge e culto alcuno. O Egitto Egitto, delle religioni tue solamente rimarranno le favole anco incredibili alle generazioni future: alle quali non sarà altro che narri gli pii tuoi gesti che le lettere sculpite nelle pietre, le quali narraranno non a dèi et uomini (per che questi saran morti, e la deitade sarà trasmigrata in cielo), ma a Sciti et Indiani, o altri simili di salvaggia natura. Le tenebre si preponeranno alla luce, la morte sarà giudicata più utile che la vita, nessuno alzarà gli occhi al cielo, il religioso sarà stimato insano, l’empio sarà giudicato prudente, il furioso forte, il pessimo buono. E credetemi che | ancora sarà definita pena

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wer nach Gelehrsamkeit verlangt, zum Lehrer und entsprechend für alles andere, während doch eine Güte, ein Glück, ein absolutes Prinzip aller Reichtümer und Güter, zu verschiedenen Ursachen zusammengezogen, die Gaben nach den Bedürfnissen der Einzelnen aussendet. Hieraus kannst du erschließen, wie die Weisheit der Ägypter, die jetzt verlorengegangen ist, Krokodile, Eidechsen, Schlangen und Zwiebeln anbetete, und nicht bloß Erde, Mond, Sonne und die anderen Himmelsgestirne. Dies ist der magische und göttliche Ritus (durch den sich die Gottheit den Menschen so bequem mitteilte), welchen Trismegistos beklagt, wenn er zu Asklepios spricht: »Siehst du, o Asklepios, diese belebten Statuen voller Sinn und Geist, die so viele und so würdige Handlungen vollziehen? Diese Statuen, sage ich, die die Zukunft vorhersagen und die je nach Verdienst in den menschlichen Gemütern und Körpern Krankheit und Heilung, Freude und Trauer hervorrufen? Weißt du denn nicht, o Asklepios, daß Ägypten das Abbild des Himmels ist oder, besser gesagt, die Pflanzstätte aller Dinge, die im Himmel gesteuert und ausgeführt werden? Um die Wahrheit zu sagen, unser Land ist der Tempel der Welt. Aber wehe, die Zeit wird kommen, da sich erweist, daß Ägypten vergeblich ein frommer Verehrer der Gottheit war; denn die Gottheit wird sich wieder in den Himmel zurückziehen und Ägypten wüst und leer zurücklassen; und dieser Sitz der Gottheit wird, da er von der Anwesenheit der Götter verlassen ward, von aller Religion verwaist bleiben. Denn ein fremdes und barbarisches Volk wird hier nachkommen, bar jeglicher Religion und Frömmigkeit, jeden Gesetzes und Kultes. O Ägypten, Ägypten, von deinen Religionen werden nur noch Sagen zurückbleiben und auch die unglaubwürdig den künftigen Geschlechtern, denen nichts mehr von deinen frommen Taten künden wird außer in Stein gemeißelte Lettern, die sie nicht mehr Göttern und Menschen erzählen werden (denn die Menschen werden tot sein, und die Gottheit in den Himmel übergesiedelt), sondern Skythen und Indern oder anderen Völkern von ebenso wilder Natur. Die Finsternis wird das Licht überlagern, der Tod wird für nützlicher erachtet werden als das Leben, niemand wird mehr die Augen zum Himmel erheben, der Religiöse wird für wahnsinnig gelten, der Frevler für klug, der Rasende für stark, der Böseste für gut. Und glaubt mir, daß über den, der sich der Religion des Geistes widmet, sogar die Todes-

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capitale a colui che s’applicarà alla religion della mente: perché si trovaranno nove giustizie, nuove leggi, nulla si trovarà di santo, nulla di relligioso; non si udirà cosa degna di ¦ cielo o di celesti. Soli angeli perniciosi rimarranno, li quali meschiati con gli uomini forzaranno gli miseri all’audacia di ogni male, come fusse giustizia, donando materia a guerre, rapine, frodi, e tutte altre cose contrarie alla anima e giustizia naturale: e questa sarà la vecchiaia et il disordine e la irreligione del mondo. Ma non dubitare Asclepio, perché dopo che saranno accadute queste cose, all’ora il signore e padre, Dio governator del mondo, l’omnipotente proveditore, per diluvio d’acqua, o di fuoco, di morbi, o di pestilenze, o altri ministri della sua giustizia misericordiosa, senza dubbio donarà fine a cotal macchia, richiamando il mondo all’antico volto«. Saulino Or tornate al proposito che tenne Iside con Momo. Sofia Or al proposito di calumniatori del culto egizzio li recitò quel verso del poeta: Loripedem rectus derideat, Aethiopem albus. Le insensate bestie e veri bruti si ridono de noi dèi, come adorati in bestie e piante e pietre, e de gli miei Egizzii che ¦ in questo modo ne riconoscevano; e non considerano che la divinità si mostra in tutte le cose: benché per fine universale et eccellentissimo in cose grandi e principii generali; e per fini prossimi, comodi e necessarii a diversi atti della vita | umana, si trova e vede in cose dette abiettissime, benché ogni cosa, per quel che è detto, ha la divinità latente in sé: perché la si esplica e comunica insino alli minimi e dalli minimi secondo la lor capacità. Senza la qual presenza niente arrebe l’essere, perché quella è l’essenza de l’essere del primo sin all’ultimo. A quel che è detto aggiongo, dimandando: Per qual raggione riprendeno gli Egipzii in quello nel che essi ancora son compresi? E per venire a coloro che da noi o

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strafe verhängt wird, denn es werden neue Gerechtigkeiten und neue Gesetze erfunden, es wird nichts Heiliges, nichts Religiöses mehr zu finden sein; man wird nichts mehr hören, was des Himmels oder der Himmlischen würdig wäre. Nur Verderben bringende Engel werden verbleiben, die sich unter die Menschen mischen und die Unglückseligen zwingen werden, alles Böse zu wagen, als ob es Gerechtigkeit wäre, indem sie Anlaß zu Krieg, Raub, Lüge und allem anderen geben, was der Seele und der natürlichen Gerechtigkeit zuwider ist: und dies wird das Alter und die Unordnung und die Unfrömmigkeit der Welt sein. Aber zweifle nicht, Asklepios, denn nachdem diese Dinge geschehen sind, wird der Herr und Vater Gott, der Lenker der Welt, der allmächtige Vorsehende, zweifellos einer solchen Befleckung durch Wasserflut oder Feuer, durch Krankheit oder Pest oder durch andere Diener seiner barmherzigen Gerechtigkeit ein Ende machen und der Welt wieder zu ihrem früheren Antlitz verhelfen.« Saulino Nun kommt wieder zum Thema zurück, was Isis mit Momus sprach. Sofia Nun, zum Thema der Verleumder des ägyptischen Kultes zitierte sie ihm diesen Vers des Dichters: Loripidem rectus derideat, Aethiopem albus. Die vernunftlosen Tiere und das wahrhaftige Vieh lacht über uns Götter, die wir in Tieren, Pflanzen und Steinen angebetet werden, und über meine Ägypter, die uns auf diese Weise zur Kenntnis nahmen; und sie bedenken nicht, daß die Gottheit sich in allen Dingen zeigt: zum universalen und erhabensten Zweck zwar in großen Dingen und allgemeinen Prinzipien; für die nächsten Zwecke aber, die den verschiedenen Akten des menschlichen Lebens gemäß und für sie notwendig sind, sorgt und findet sich die Gottheit in solchen Dingen, die für ganz niedrig verschrien sind, obwohl nach dem bereits Gesagten jedes Ding latent die Gottheit in sich trägt: denn sie entfaltet sich und teilt sich mit bis hin zu den Minima und von den Minima her, ihrem Fassungsvermögen entsprechend. Ohne diese ihre Anwesenheit hätte nichts das Sein, denn sie ist die Essenz des Seins von dem Ersten bis hin zu dem Letzten. Und zu dem bereits Gesagten füge ich noch diese Frage hinzu: Mit welchem Grund tadeln sie die Ägypter für etwas, woran auch sie mitbeteiligt sind? Und um zu denen zu kommen, die entweder vor uns

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fuggirono, o furno come leprosi scacciati a gli deserti: non sono essi nelle loro necessitati ricorsi al culto egizzio, quando ad un bisogno mi adorarono nell’idolo d’un vitello d’oro; e ad un’altra necessità, s’inchinorno, piegaro le ginocchia et alzaro le mani a Theuth in forma del serpente di bronzo, benché per loro innata ingratitudine, dopo impetrato favore dell’uno e l’altro nume, ruppero l’uno e l’altro idolo? Appresso, quando si hanno voluto onorare con dirsi santi, divini e benedetti, in che maniera han possuto farlo eccetto con intitularsi bestie: come si vede dove il padre de dodici tribù, per testamento donando a’ figli la sua benedizzione, le magnificò con nome di dodici bestie? Quante volte chiamano il lor vecchio dio ›risvegliato Leone‹, ›Aquila volante‹, ›fuoco ardente‹, ›Procella risonante‹, ¦ ›Tempesta valorosa‹; et il novamente conosciuto da gli altri lor successori, ›Pellicano insanguinato‹, ›Passare solitario‹, ›Agnello ucciso‹? e cossì lo chiamano, cossì lo pingono, cossì l’intendeno: dove lo veggio in statua e pittura con un libro (non so se posso dire) in mano, che non può altro che lui aprirlo e leggerlo. Oltre, tutti quei che son per credergli deificati, non | son chiamati da lui, e si chiamano essi ancor gloriandosi, ›pecore sue‹, ›sua pastura‹, ›sua mandra‹, ›suo ovile‹, ›suo gregge‹? lascio che gli medesimi veggio significati per gli asini: per la femina madre, il popolo giudaico; e l’altre generazioni che se gli doveano aggiongere prestandogli fede, per il polledro figlio. Vedete dumque come questi divi, questo geno eletto, vien significato per sì povere e basse bestie: e poi si burlano di noi che siamo presentati in più forti, degne et imperiose altre? Lascio che tutte le generazioni illustri et egregie, mentre per gli lor segni et imprese vogliono mostrarsi et essere significate, ecco le vedi aquile, falconi, nibbii, cuculi, civette, nottue, buboni, orsi, lupi, serpi, cavalli, buovi, ¦ becchi; e tal volta, perché manco si stimano degni de

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flohen oder von uns als Aussätzige in die Wüste vertrieben wurden: Haben die etwa nicht in ihren Nöten zu den ägyptischen Kulten Zuflucht genommen, wenn sie mich bei einem Bedürfnis im Idol eines goldenen Kalbes anbeteten und in einer anderen Not sich vor Teuth in der Gestalt der bronzenen Schlange verneigten, die Knie beugten und die Hände erhoben – auch wenn sie aus der ihnen angeborenen Undankbarkeit das eine wie das andere Idol zerstörten, nachdem sie von der einen wie der anderen Gottheit Gnaden erlangt hatten? Und ferner, wenn sie sich ehren wollten, indem sie sich heilig, göttlich und gesegnet nannten, auf welche Weise konnten sie das tun, außer indem sie sich als Tiere bezeichneten, wie man es an dem Vater der zwölf Stämme sehen kann, der seine Söhne, wenn er ihnen zum Vermächtnis den Segen erteilt, mit dem Namen von zwölf Tieren preist? Wieviele Male nennen sie ihren alten Gott ›erwachter Löwe‹, ›fliegender Adler‹, ›brennendes Feuer‹, ›brausendes Unwetter‹, ›mächtiger Sturm‹; und jenen kürzlich von ihren Nachfolgern neu erkannten Gott ›blutender Pelikan‹, ›einsamer Sperling‹, ›geschlachtetes Lamm‹? Und so rufen sie ihn an, so malen sie ihn, so verstehen sie ihn, wo ich ihn in Standbild und Gemälde erblicke mit einem Buch in der Hand (falls man so sagen darf), das kein anderer außer ihm öffnen und lesen kann. Und weiter, werden etwa nicht alle, die vergöttlicht werden, da sie an ihn glaubten, von ihm ›seine Schafe‹, ›seine Weide‹, ›seine Lämmerschar‹, ›sein Schafpferch‹, ›seine Herde‹ genannt und bezeichnen sich selbst so und rühmen sich dessen noch? Davon ganz abgesehen, daß ich dieselben in Eseln versinnbildlicht sehe: durch die Eselin Mutter das jüdische Volk und die anderen Völker, die sich im Glauben an ihn anschließen sollten, durch ihren Sohn, das Füllen. Ihr seht also, wie diese Göttergleichen, dieses erwählte Geschlecht, versinnbildlicht ist durch so arme und niedrige Tiere: und dann machen sie sich über uns lustig, die wir in anderen, stärkeren, würdevolleren und königlicheren Tieren dargestellt werden? Ich will gar nicht davon reden, wie sich alle berühmten und hervorragenden Geschlechter, sobald sie sich durch ihre Wappen und Embleme sehen lassen, versinnbildlicht werden wollen, schau mal, schon siehst du sie als Adler, Falken, Milane, Kuckucke, Eulen, Käuze, Uhus, Bären, Wölfe, Schlangen, Pferde, Stiere und Widder; und manchmal,

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farsi una bestia intiera, ecco vi presentano un pezzo di quella: o una gamba, o una testa, o un paio di corna, o una coda, o un nerbo. E non pensate che se si potessero trasformare in sustanza di tali animali, non lo farrebono volentiera: atteso a qual fine stimate che pingono nel suo scudo le bestie, quando le accompagnano col suo ritratto, con la sua statua? Pensate forse che vogliano dire altro eccetto: »Questo, questo di cui (o spettatore) vedi il ritratto, è quella bestia che gli sta vicina e compinta«; overo: »Se volete saper chi è questa bestia, sappiate che la è costui di cui vedete qua il ritratto, e qua scritto il nome«. Quanti sono che per meglior parere bestie, s’impellicciano di lupo, di volpe, di tasso, di caprone, di becco: onde ad essere uno di cotai animali non par che gli manca altro che la coda? Quanti sono che per mostrar | quanto hanno dell’ucello, del volatile, e far conoscere con quanta leggerezza si potrebono sullevare alle nubi, s’impiumano il cappello e la barretta? Saulino Che dirai de le dame nobili, tanto de le grandi, quanto di quelle che voglion far del grande; non fanno elle più gran caso delle bestie che de proprii figli? Eccole quasi dicessero: »O figlio mio fatto a mia imagine: se come ti mostri uomo, cossì [ti] mostrassi coniglio, cagnolina, martora, gatto, gibellino; certo sì come ti ho commesso a le braccia de la serva, de la fante, de questa igno ¦ bile nutriccia, di questa sugliarda, sporca, imbreaca, che facilmente infettandoti di lezzo, ti farà morire, perché conviene anco che dormi con ella: io io sarei quella che medesima ti portarei in braccio, ti sostenerei, lattarei, pettinarei, ti cantarei, ti farei di vezzi, ti baciarei, come fo a quest’altro gentile animale, il qual non voglio che si domestiche con altro che con me; non permetterò che sia tócco da altro che da me; e non lasciarò star in altra camera, e dormir in altro letto che nel mio. Questo se averrà che la cruda Atropo

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als ob sie sich nicht einmal für würdig erachteten, zu einem ganzen Tier zu werden, präsentieren sie euch einen Teil davon: einen Fuß oder einen Kopf oder ein Hörnerpaar oder einen Schwanz oder einen Zagel. Und glaubt ihr etwa nicht, könnten sie sich der Substanz nach in solche Tiere verwandeln, daß sie es nur zu gerne täten?! Denn zu welchem Zweck glaubt ihr, malen sie die Tiere auf ihren Wappenschild, wenn sie ihn ihrem Portrait, ihrer Statue beifügen? Was glaubt ihr, was sie damit sagen wollen, wenn nicht: ›Dieser hier, der da, o Betrachter, dessen Bild du hier siehst, ist dieses Tier, das neben ihm und mit ihm zusammen gemalt ist‹ oder: ›Wenn ihr wissen wollt, wer dieses Tier ist, so wißt, es ist der, dessen Portrait ihr hier seht und dessen Namen ihr hier geschrieben seht.‹ Wie viele sind es, die um besser als Tiere erscheinen zu können, sich in Wolf, Fuchs, Dachs, Ziegenbock, Widder bepelzen, so daß es scheint, es fehle ihnen zu einem dieser Tiere nur noch der Schwanz? Wie viele, die um zu zeigen, was sie alles vom Vogel, vom flatterhaften Geflügel haben und um kundzutun, mit welcher Leichtferigkeit sie sich über die Wolken erheben könnten, sich Hut und Mütze befiedern? Saulino Und was sagst du erst von den vornehmen Damen, sowohl von den Großen als auch von denen, die großtun wollen? Machen die nicht viel mehr Getue um Tiere als um die eigenen Kinder? Sieh sie dir an, es ist, als wollten sie sagen: »O mein Kind, nach meinem Abbild gemacht, wenn du, das du als Mensch erscheinst, doch als Kaninchen, Hündchen, Marder, Katze oder Wiesel erscheinen könntest: sicher würde ich, so wie ich dich nun den Armen der Magd, der Dienerin übergeben habe (dieser niederträchtigen Amme, dieser schmutzigen, betrunkenen Dirne, die dich leicht mit der Lustseuche anstecken und zu Tode bringen kann, weil du auch bei ihr schlafen sollst), dich dann vielmehr selbst höchstpersönlich auf meinen eigenen Armen tragen, dich aufheben, säugen, kämmen, in den Schlaf singen, liebkosen und küssen, wie ich es mit diesem anderen niedlichen Tierlein hier mache, von dem ich nicht will, daß es sich an einen anderen gewöhne als an mich und nicht erlaube, daß es ein anderer außer mir anfasse, und das ich nie in einem anderen Zimmer als dem meinen wohnen und in keinem anderen Bette als dem meinen schlafen lassen werde. Und sollte es passieren, daß die grausame Atropos es mir raubt, werde ich nicht

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mi tolga, non patirò che vegna sepolto come tu: ma gl’imbalsimarò, gli perfumarò la pelle; et a quella come a divina reliquia, dove mancano li membri de la fragil testa e piedi, io vi formarò la figura in oro smaltato et asperso di diamanti, di perle e di rubini. Cossì dove bisognarà onoratamente comparire, il portarò meco, ora avolgendomelo al collo, ora me l’accostando al volto, a la bocca, al naso; ora me l’appoggiarò al braccio, ora dismettendo il braccio perpendicolarmente in giù, lo lasciarò ir prolungato verso le falde, a fin che non | sia parte di quello che non sia messa in prospettiva«. Onde aperto si vede quanto con più sedula cura queste più generose donne sono affette circa una bestia che verso un proprio figlio, per far vedere quanta sia la nobilità di quelle sopra questi, quanto quelle sono più onorabili che questi. ¦ Sofia E per tornare a più seriose raggioni: quelli che sono, o si tegnono più gran prencipi, per far con espressi segni evidente la lor potestà e divina preeminenza sopra gli altri, s’adattano in testa la corona; la quale non è altro che figura di tante corna, che in cerchio gl’incoronano, id est gl’incornano il capo; e quelle quanto son più alte et eminenti, tanto fanno più maestrale representazione, e son segno di maggior grandezza: onde è geloso un duca, che un conte o marchese mostre una corona cossì grande come lui; maggiore conviene al re, massima a l’imperatore, triplicata tocca al papa, come a quello sommo patriarca che ne deve aver per lui e per li compagni. Li pontefici ancora sempre hanno adoperata la mitra acuminata in due corna; il duce di Venezia compare con un corno a meza testa; il gran Turco da fuor del turbante lo fa uscir alto e diritto in forma rotonda piramidale: il che tutto è fatto per donar testimonio della sua grandezza, con accomodarsi con la meglior arte questa bella parte in testa, la quale alle bestie ha conceduta la natura: voglio dir con mostrar di aver de la bestia. Questo nessuno avanti, né alcuno dapoi ha possuto più efficacemente esprimere, che il duca e legislatore del popolo giudeo. Quel Mosè dico, che in tutte le scienze de

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dulden, daß es – wie du – begraben wird, sondern ich werde sein Fell einbalsamieren und parfümieren; und wo daran Teile fehlen, wie der zerbrechliche Kopf oder die Füße, werde ich ihre Gestalt wie bei einer göttlichen Reliquie aus emailliertem, mit Diamanten, Perlen und Rubinen besetztem Gold formen. Und so werde ich es dorthin mitnehmen, wo es sich ziemt, in allem Pomp zu erscheinen, es mal um meinen Hals gewickelt tragen, mal ans Gesicht geschmiegt, an den Mund, an die Nase; mal habe ich es über den Arm gehängt, mal lasse ich den Arm senkrecht herabfallen, damit es in ganzer Länge nach unten zu den Volants gleite, damit nur ja kein Teil daran sei, der nicht richtig zur Schau gestellt wurde.« Hieraus ersieht man ganz klar, mit wieviel mehr Eifer und Sorge sich diese großherzigen Frauen um ein Tier kümmern als um ein eigenes Kind, um zu zeigen, um wieviel größer deren Adel jenen gegenüber ist und um wieviel ehrwürdiger diese sind als jene. Sofia Und um nun zu ernsthafteren Argumenten zurückzukommen: diejenigen, die die größten Fürsten sind oder sich dafür halten, setzen sich, um ihre Macht und ihren göttlichen Vorrang vor den anderen mit deutlichen Zeichen sichtbar zu machen, die Krone auf den Kopf; diese ist aber nichts anderes als die Darstellung soundso vieler Hörner, die ihnen im Kreis das Haupt bekrönen, id est behörnen; und je höher und hervorragender die Hörner sind, desto majestätischer wirkt ihr Anblick und um so größerer Erlauchtheit Zeichen sind sie. Daher ist ein Herzog eifrig bedacht, daß kein Graf oder Baron eine ebensogroße Krone vorweise wie er; eine größere gebührt dem König, die größte dem Kaiser, eine dreifache steht dem Papst zu als jenem höchsten Patriarchen, der davon reichlich für sich und für seine Genossen haben soll. Die Pontifexe haben außerdem immer auch die in zwei Hörnern spitz zulaufende Mitra verwendet; der Doge von Venedig erscheint mit einem Horn mitten auf dem Kopf; der Großtürke läßt es aus seinem Turban hoch und gerade in Form einer runden Pyramide aufsteigen: dies alles tut man, um die eigene Größe zu bezeugen, indem man sich mit feinster Kunst diesen schönen Teil am Kopfe befestigt, den die Natur den Tieren gewährt hat – will sagen, indem man zeigt, daß man etwas vom Tier hat. Dies hat niemand, weder vor noch nach ihm, wirkungsvoller zum Ausdruck bringen können als der Führer und Gesetzgeber des jüdischen Volkes: jenen Moses meine ich, der in allen Wissenschaften

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gli Egizzii uscì addottorato da | la corte di Faraone. Quello che nella moltitudine di segni ¦ vinse tutti que’ periti nella maggia: in che modo mostrò l’eccellenza sua, per esser divino legato a quel popolo, e representator de l’autorità del dio d’Ebrei? vi par che calando giù del monte Sina con le gran tavole, venesse in forma d’un uomo puro, essendo che si presentò venerando con un paio di gran corna, che su la fronte gli ramificavano? avanti la cui maestral presenza mancando il cuore di quel popolo errante ch’il mirava, bisognò che con un velo si cuoprisse il volto: il che pure fu fatto da lui per dignità e per non far troppo familiare quel divino e più che umano aspetto. Saulino Cossì odo ch’il gran Turco quando non porge familiare udienza, usa il velo avanti la sua persona. Cossì ho visto io gli Religiosi di Castello in Genova mostrar per breve tempo e far baciar la velata coda, dicendo: »Non toccate, baciate: questa è la santa reliqua di quella benedetta asina che fu fatta degna di portar il nostro Dio dal monte Oliveto a Ierosolima. Adoratela, baciatela, porgete limosina: Centuplum accipietis, et vitam aeternam possidebitis«. Sofia Lasciamo questo, e venemo al nostro proposito. Per la legge e decreto di quella nazion eletta, nessuno si fa re, se non con dargli de l’oglio con un corno in testa: ¦ e dal sacrato corno è ordine che esca quel regio liquore, perché appaia quanta sia la dignità de le corna le quali conservano, effondeno e parturiscono la regia maestade. Or se un pezzo, una reliquia d’una bestia morta è in tanta riputazione, che devi pensar d’una bestia viva e tutta | intiera, che non ha le corna improntate, ma per eterno beneficio di natura? Séguito il proposito secondo la mosaica autoritade, la quale nella legge e scrittura sempre non usa altre minacce che questa, o simili a questa: »Ecco, popolo mio, che dice il nostro Giova: ›Spuntarò il vostro corno, o transgressori di miei precetti. O prevaricatori della mia legge, fiaccarò, dileguarò le vostre corna. Ribaldi e scelerati, vi scornarò ben io‹«. Cossì per l’ordinario non usa al-

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der Ägypter promoviert von Pharaos Hofe kam. Jenen Moses, der alle Experten der Magie an Fülle der Wunderzeichen übertraf: Auf welche Weise demonstrierte er seinen Vorrang, da er der göttliche Gesandte an jenes Volk und der Repräsentant der Autorität des Hebräergottes war? Glaubt ihr etwa, daß er, als er mit den großen Tafeln vom Berg Sinai hinabstieg, in bloß menschlicher Gestalt kam, da er sich doch verehrungsgebietend mit einem Paar großer, ihm aus der Stirn sprießender Hörner darstellte? Und weil dieses irrende Volk, wenn es ihn anschaute, vor dieser majestätischen Gegenwart den Mut verlor, mußte er sich das Antlitz mit einem Schleier verhüllen, welches er auch um seiner Würde willen tat, um diesen göttlichen und übermenschlichen Anblick nicht allzu vertraut werden zu lassen. Saulino Auf diese Weise, habe ich gehört, gebraucht der Großtürke den Schleier vor seinem Antlitz, es sei denn, er gewährt vertrauliche Audienz. Auf diese Weise, habe ich gesehen, lassen die Mönche von Castello in Genua den verhüllten Schwanz kurzzeitig sehen und küssen, dazu sprechend: »Nicht berühren, küssen: Dies ist die heilige Reliquie jener gesegneten Eselin, die gewürdigt ward, unseren Gott vom Ölberg nach Jerusalem zu tragen. Betet sie an, küßt sie, gebt Almosen: Centuplum accipietis, et vitam aeternam possidebitis.« Sofia Lassen wir das, und kommen wir zu unserem Thema. Nach dem Gesetz und Beschluß dieses erwählten Volkes wird keiner zum König gemacht, wenn ihm nicht aus einem Horn Öl aufs Haupt gegossen wird; und es ist angeordnet, daß dieses königliche Naß aus dem geheiligten Horn komme, damit offenbar werde, wie groß die Würde der Hörner ist, die die königliche Majestät erhalten, ausgießen und erzeugen. Wenn nun das Stück, die Reliquie eines toten Tieres so hoch verehrt wird, was mußt du dann von einem lebendigen und vollständig ganzen Tier denken, das die Hörner nicht aufgesetzt bekommen hat, sondern durch die ewige Wohltätigkeit der Natur? Ich fahre nun fort mit dem Thema und folge der mosaischen Autorität, die in Gesetz und Schrift keine andere Drohungen gebraucht als diese: »Siehe, mein Volk, so spricht unser Jehova: ›Ich werde euer Horn stumpf machen, o ihr Übertreter meiner Gebote. O ihr Durchbrecher meines Gesetzes, ich werde eure Hörner schwach machen und zerbrechen. Aufrührer und Verbrecher, ich werde euch schon noch enthörnen‹.« Ebenso gebraucht

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tre promesse che questa, o simili a questa: »Te incornarò certo: per mia fede, per me stesso ti giuro, che ti adaptarò le corna, popolo mio eletto. Popolo mio fedele, abbi per fermo, che non arranno male le tue corna: di quelle non si scemarà nulla. Generazione santa, figli benedetti, inalzarò, magnificarò, sublimarò le corna vostre, perché denno essere exaltate le corna de’ giusti«. Da onde appare aperto, che ne le corna consiste il splendor, l’eccellenza e potestade: perché son cose da eroi, bestie, e dèi. ¦ Saulino Onde aviene che è messo in consuetudine di chiamar ›cornuto‹ uno per dirlo uomo senza riputazione, o che abbia perso qualche riputata specie di onore? Sofia Onde aviene che alcuni ignoranti porcini alle volte ti chiamano filosofo (quale, se e vero, è più onorato titolo che possa aver un uomo) e te lo dicono come per dirti ingiuria o per vituperarti? Saulino Da certa invidia. Sofia Onde aviene che alcun pazzo e stolto tal volta da te vien chiamato filosofo? | Saulino Da certa ironia. Sofia Cossì puoi intendere che o per certa invidia o per certa ironia aviene che quei che sono, o che non sono onorati e magnifici, vegnono nomati cornuti. Conchiuse dumque Iside per il Capricorno, che per aver egli le corna e per esser egli una bestia, et oltre aver fatti dovenir gli dèi cornuti e bestie (il che contiene in sé gran dottrina e giudicio di cose naturali e magiche circa le diverse raggioni con le quali la forma e sustanza divina o s’immerge, o si explica, o si condona per tutti, con tutti e da tutti suggetti), è un dio non solamente celeste, ma et oltre degno di maggiore e meglior piazza che non è questa. E per quello che gli più vili idolatri, anzi gli vilissimi de la Grecia e de l’altre parti del mondo, improperano a gli Egizzii, risponde per quel che è detto, che se pur si commette indi-

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er gewöhnlich keine anderen Versprechen, als diese oder ähnliche: »Ich werde dich gewiß behörnen: Bei meiner Treue, bei mir selber schwöre ich dir, mein Volk, daß ich dir die Hörner aufsetzen werde, mein erwähltes Volk. Mein treues Volk, halte es für gesichert, daß deine Hörner keinen Schaden nehmen sollen: es soll an ihnen nichts zuschanden werden. Heiliges Geschlecht, gesegnete Söhne, ich werde eure Hörner aufrichten, groß machen und erheben, denn die Hörner der Gerechten sollen erhöht werden.« Hieraus ist klar zu ersehen, daß der Glanz, die Erhabenheit und die Macht in den Hörnern besteht, denn die sind etwas für Heroen, Tiere und Götter. Saulino Woher kommt es dann, daß es Brauch wurde, jemanden als »gehörnt« zu bezeichnen, um ihn für einen Menschen ohne Ansehen auszugeben oder für jemand der angeblich eine Art Ehre verloren hat? Sofia Woher kommt es, daß einige schweinische Ignoranten dich manchmal als Philosophen bezeichnen (was, wenn es zutrifft, der ehrenhafteste Titel ist, den ein Mensch nur haben kann) und es dir auf eine Art sagen, als wollten sie dich beleidigen oder beschimpfen? Saulino Wegen einem gewissen Neid. Sofia Und woher kommt es, daß irgendein närrischer Dummkopf gelegentlich von dir als Philosoph bezeichnet wird? Saulino Wegen einer gewissen Ironie. Sofia Also kannst du verstehen, daß es wegen einem gewissen Neid oder einer gewissen Ironie kommt, daß jemand der geehrt und großmächtig ist (oder auch nicht) als ein »Gehörnter« bezeichnet wird. Isis schloß also hinsichtlich des Steinbocks, daß er, da er Hörner habe und ein Tier sei und darüber hinaus die Götter gehörnt und zu Tieren gemacht habe (was eine große Gelehrtheit und Urteilskraft in natürlichen und magischen Dingen in sich schließt hinsichtlich der verschiedenen Ausstrahlungen, mit denen sich die göttliche Form und Substanz durch alle, mit allen und von allen Gegenständen einsenkt oder entfaltet oder verschenkt), nicht bloß ein himmlischer Gott sei, sondern er sei darüber hinaus noch eines größeren und besseren als dieses Platzes würdig. Und auf das, was die niederträchtigen, ja die allerniederträchtigsten Götzendiener aus Griechenland und anderen Teilen der Welt den Ägyptern vorwürfen, antworte sie, aus dem Gesagten folge: auch wenn im Kult etwas Unwürdiges begangen werde, was

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gnità nel culto, il quale è necessario in qualche maniera; e se peccano quei che per molte commoditadi e necessitadi, in forme de vive bestie, vive piante, vivi astri, et inspiritate statue di pietre e di metallo (nelle quali non possiamo dir ¦ che non sia quello che è più intimo a tutte le cose che la propria forma di esse), adororno la deità una e semplice et absoluta in se stessa, multiforme et omniforme in tutte le cose: quanto incomparabilmente peggiore è quel culto, e più vilmente peccano quei che senza commodità e necessità alcuna, anzi fuor d’ogni raggione e dignità, sotto abiti e titoli et insegne divine, adorano le bestie e peggiori che bestie? Gli Egizzii (come sanno i sapienti) da queste forme naturali esteriori di bestie e piante vive ascendevano e (come mo | strano gli lor successi) penetravano alla divinità: ma loro da gli abbiti magnifici esterni de gli lor idoli (ad altri accomodandogli al capo gli dorati raggi apollineschi, ad altri la grazia di Cerere, ad altri la purità di Diana, ad altri l’aquila, ad altri il scettro e folgore di Giove in mano) descendeno poi ad adorar in sustanza per dèi quei che a pena hanno tanto spirito quanto le nostre bestie; perché finalmente la loro adorazione si termina ad uomini mortali, dappoco, infami, stolti, vituperosi, fanatici, disonorati, infortunati, inspirati da genii perversi, senza ingegno, senza facundia, e senza virtude alcuna: i quali vivi non valsero per sé, e non è possibile che morti vagliano per sé o per altro. E benché per lor mezzo è tanto instercorata et insporcata la dignità del geno umano, che in loco di scienze è imbibito de ignoranze più che bestiali, onde è ridotto ad esser governato senza vere giustizie civili: tutto è avenuto, non per prudenza loro, ma perché il fato dona il suo tempo e vicissitudine a le tenebre. E soggionse queste ¦ paroli voltata a Giove: »E mi dolgo di voi, o padre, per molte bestie, che per esser bestie mi par che facci indegne del cielo: essendo però (come ho mostrato) tanta la dignità di quelle«.

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in gewisser Weise notwendig ist, und wenn auch diejenigen sündigten, die wegen vieler Vorteile und Notwendigkeiten die Gottheit in Form von lebendigen Tieren, lebenden Pflanzen, lebenden Gestirnen und inspirierten Statuen aus Stein und Metall anbeteten (von denen wir nicht behaupten können, daß in ihnen nicht enthalten sei, was allen Dingen innerlicher ist als deren eigene Form, da doch die Gottheit in sich selbst eine, einfach und absolut ist, aber in allen Dingen vielförmig und allförmig), um wieviel unermeßlich schlimmer sei dann jener Kult und um wieviel niederträchtiger sündigten jene, die ohne jeglichen Vorteil und Notwendigkeit, ja jenseits jeder Vorschrift von Vernunft und Würde, unter göttlichen Gewändern, Titeln und Insignien Tiere anbeten und solches, was schlimmer ist als Tiere? Die Ägypter stiegen, wie die Weisen wissen, von diesen natürlichen äußeren Formen lebender Tiere und Pflanzen empor und drangen, wie ihre Erfolge beweisen, bis zur Gottheit vor. Aber sie selber steigen von den prunkvollen äußeren Kleidern ihrer Götzenbilder (von denen sie einigen die goldenen Strahlen Apollons auf den Kopf setzen und anderen die Gnadengaben der Ceres, einigen die Reinheit Dianas verleihen, einigen den Adler Jupiters und anderen sein Szepter und seinen Blitz in die Hand geben) dann noch weiter hinab, um solche in Substanz als Götter anzubeten, die kaum soviel Geist haben wie unsere Tiere. Denn ihre Anbetung endet letztlich bei Menschen, die sterblich, nichtsnutzig, unverschämt, dumm, lasterhaft, fanatisch, ehrlos, glücklos, von bösen Geistern inspiriert, ohne Verstand, ohne Geschick und ohne irgendwelche Tugend waren: die als Lebende für sich selbst nichts taugten und denen es unmöglich ist, als Tote für sich oder für andere etwas zu taugen. Und obwohl durch sie die Würde des Menschengeschlechts so verdreckt und besudelt ist, daß es anstelle von Wissenschaften von mehr als viehischen Unwissenheiten durchdrungen ist, so daß es dazu herabgesunken ist, sich ohne wahre zivile Gesetzlichkeit regieren zu lassen, ist dies alles nicht wegen der Klugheit dieser Leute zustandegekommen, sondern weil das Verhängnis der Finsternis auch ihre Zeit gibt und auch sie zur Abwechslung an die Reihe läßt. Und an Jupiter gewandt fügte sie diese Worte hinzu: »Und ich beklage mich bei Euch, o Vater, für die vielen Tiere, die Ihr, wie mir scheint, weil sie Tiere sind, nicht des Himmels für wert erachtet, wo doch, wie ich gezeigt habe, ihre Würde so

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A cui il summitonante: »Te inganni, figlia, che per esser bestie. Se gli altri dèi sdegnassero l’esser bestie, non sarrebono accadute tante e tali metamorfosi. Però non possendo, né dovendovi rimanere in ipostatica sustanza, voglio che vi rimagnano in ritratto, il qual sia significativo, indice e figura de le virtudi che in que’ luoghi si stabiliscono: e quantumque alcune hanno espressa significazione di vizio, per essere animali atti alla vendetta contra la specie umana, | non sono però senza virtù divina in altro modo favorevolissime a quella medesima et altre, perché nulla è absolutamente, ma per certo rispetto, malo, come l’Orsa, il Scorpione et altri; questo non voglio che ripugne al proposito, ma lo comporte nel modo che hai possuto aver visto e vedrai. Però non curo che la Verità sia sotto figura e nome de l’Orsa, la Magnanimità sotto que’ de l’Aquila, la Filantropia sotto que’ del Delfino, e cossì de gli altri. E per venire alla proposta del tuo Capricorno: tu sai quel ch’ho detto da principio quando feci l’ennumerazione di quei che doveano lasciar il cielo: e credo che ti ricordi lui essere uno de gli riservati. Godasi dumque la sua sedia tanto per le raggioni da te apportate, quanto per altre molte non minori che apportar si potrebono. E con lui per degni rispetti soggiorne la Libertà di spirito a cui talvolta amministra il Monachismo (non dico quello de cocchiaroni), l’Eremo, la Solitudine: ¦ che sogliono parturir quel divino sìgillo ch’è la buona Contrazzione«. Appresso dimandò Teti di quel che volea far de l’Aquario: »Vada« rispose Giove, »a trovar gli uomini, e sciòrgli quella questione del diluvio, e dechiare come quello ha possuto essere generale, perché s’apersero tutte le cataratte del cielo; e faccia che non si creda oltre quello esser stato particolare, per che è impossibile che l’acqua del mare e fiumi possa gli doi ambi emisferi ricuoprire, anzi né pur un medesimo citra et oltre i Tropici o l’Equinozziale. Appresso faccia intendere come

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groß ist.« Darauf der Donnerer: »Du täuschst dich, Tochter: nicht weil sie Tiere sind. Hielten die Götter es für unwürdig, Tiere zu sein, es hätte nicht so viele und so bedeutende Metamorphosen gegeben. Aber weil sie in hypostatischer Substanz nicht hierbleiben können und dürfen, will ich, daß sie im Bilde hierbleiben sollen, welches Symbol, Hinweis und Gleichnis der Tugenden sein soll, die sich an diesen Orten ansiedeln. Und obgleich einige von ihnen ein Laster symbolisiert hatten, da die Tiere zur Rache gegen das Menschengeschlecht fähig sind, sind sie doch auf eine andere Weise nicht ohne göttliche Tugend und höchst wohltätig für das nämliche Menschengeschlecht und für andere Geschlechter, denn nichts ist absolut schlecht, sondern bloß in gewisser Hinsicht, wie die Bärin, der Skorpion und dergleichen. Und ich will nicht, daß dies zu dem Vorherigen im Widerspruch stehe, sondern es auf die Art, wie du sehen konntest und sehen wirst, bestätige. Daher macht es mir nichts aus, daß die Wahrheit unter dem Bild und Namen der Bärin stehe, die Großherzigkeit unter dem des Adlers, die Menschenliebe unter dem des Delphins und entsprechend für alle anderen. Und um auf den Vorschlag für deinen Steinbock zu kommen: du weißt, was ich vom Anfang an gesagt habe, als ich die aufzählte, die den Himmel verlassen mußten; und ich glaube, du erinnerst dich, daß er eine der Ausnahmen war. Er erfreue sich also seines Sitzes sowohl aus den von dir aufgeführten Gründen als auch aus vielen anderen und nicht geringeren, die sich aufführen ließen. Und bei ihm wohne aus guten Überlegungen die Freiheit des Geistes, der mitunter das Mönchstum dienlich ist (ich meine nicht das der Freßsäcke) sowie die Einsiedelei und die Einsamkeit, die jenes göttliche Siegel der guten Eingezogenheit hervorzubringen pflegen.« Dann fragte Thetis, was Jupiter mit dem Wassermann machen wolle. »Er gehe«, antwortete Jupiter, »die Menschen aufzusuchen, um ihnen das Rätsel der Sintflut aufzulösen und zu erklären, wie sie eine allgemeine gewesen sein konnte, weil sich alle Schleusen des Himmels geöffnet hatten; und er sorge dafür, daß man hinfort nicht glaube, diese Flut sei bloß eine partikuläre gewesen, weil das Wasser des Meeres und der Flüsse unmöglich beide Halbkugeln bedecken könne, ja nicht einmal eine davon um und über die Wendekreise oder den Äquator hinaus. Dann lasse er sie begreifen, daß die Wiederherstellung des von den

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questa riparazion del geno traghiuttito da l’onde fu da l’Olimpo nostro de la Grecia, e non da gli monti di Armenia, o dal Mongibello di Sicilia, o da qualch’altra parte. | Oltre che le generazioni de gli uomini si trovano in diversi continenti non a modo con cui si trovano tante altre specie d’animali usciti dal materno grembo de la natura; ma per forza di transfretazione e virtù di navigazione, perché (verbigrazia) son stati condotti da quelle navi che furono avanti che si trovasse la prima: perché (lascio altre maladette raggioni da canto, quanto a gli Greci, Druidi e tavole di Mercurio, che contano più di vinti mila anni, non dico de lunari, come dicono certi magri glosatori, ma di que’ rotondi simili a l’annello, che si computano da un inverno a l’altro, da una primavera a l’altra, da uno autunno a l’altro, da una staggione a l’altra medesima) è frescamente scuoperto una nuova parte de la Terra che chiamano Nuovo Mondo, dove hanno memoriali di ¦ diece mila anni e più, gli quali sono come vi dico integri e rotondi, perché gli loro quattro mesi son le quattro staggioni, e perché quando gli anni eran divisi in più pochi, erano anco divisi in più grandi mesi. Ma lui (per evitar gl’inconvenienti che possete da per voi medesimi considerare) vada destramente a mantenir questa credenza, trovando qualche bel modo di accomodar quelli anni: e quello che non può glosare et iscusare, audacemente nieghi, dicendo che si deve porgere più fede a gli dèi (de quali portarà le lettere patente e bolle) che a gli uomini, li quali tutti son buggiardi«. Qua aggionse Momo dicendo: »El mi par meglio di scusarla in questa maniera, con dire (verbigrazia) che questi de la terra nova non son parte de la umana generazione, perché non sono uomini, benché in membra, figura e cervello siano molto simili a essi, et in molte circonstanze si | mostrano più savii, et in trattar gli lor dèi manco ignoranti«. Rispose Mercurio che questa era troppo dura a digerire: »Mi par che quanto appartiene alle memorie di tempi, si può facilmente provedere con far maggiori questi, o minori quelli anni: ma penso che sia conveniente trovar alcuna gentil raggione, per qualche soffio di vento, o per

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Wellen verschlungenen Geschlechts von unserem Olymp von Griechenland aus geschah, und nicht von den Bergen Armeniens oder vom Berg Gibel auf Sizilien aus oder von irgendwoher sonst. Und ferner, daß die Volksstämme der Menschen sich nicht in gleicher Weise auf den verschiedenen Kontinenten befinden wie viele andere Arten von Lebewesen, die aus dem mütterlichen Schoß der Natur hervorgegangen sind, sondern durch Transport und dank der Schiffahrt, weil sie sozusagen dorthin übergesetzt wurden von jenen Schiffen, die da waren, bevor das erste Schiff erfunden war. Denn – und ich lasse andere verfluchte Rechenkunststücke beiseite wie z. B., daß die Griechen, die Druiden und die Tafeln des Merkur mehr denn zwanzigtausend Jahre zählen, und ich meine nicht Mondjahre, wie gewisse kärgliche Kommentatoren sagen, sondern ringförmige runde Jahre, die von einem Winter bis zum anderen gerechnet werden, von einem Frühjahr bis zum nächsten, von einer Jahreszeit bis zu der nächsten ihr gleichen – denn neulich wurde ein neuer Erdteil entdeckt, den man die Neue Welt nennt, wo es Denkmäler gibt von zehntausend Jahren und darüber, und diese Jahre sind, wie ich euch sage, ganz und rund, da ihre vier Monate die vier Jahreszeiten sind und die Jahre zwar in wenigere, dafür aber auch in längere Monate eingeteilt waren. Aber er soll (um die Nachteile zu vermeiden, die ihr euch ausmalen könnt) diesen Glauben geschickt aufrechterhalten und irgendein geeignetes Mittel finden, diese Jahre zurechtzurücken; und was er nicht kommentieren und rechtfertigen kann, soll er wacker leugnen und sagen, man solle den Göttern (deren Beglaubigungsurkunden und Siegel er mit sich tragen soll) mehr glauben schenken als den Menschen, die alle Lügner sind.« Hier ergänzte Momus: »Mir scheint es besser, es so zu rechtfertigen, indem man beispielshalber sagt, die aus der Neuen Welt seien nicht Teil des Menschengeschlechts, weil sie keine Menschen sind, obwohl sie diesem an Gliedern, Gestalt und Gehirn sehr ähneln und sich in vielen Hinsichten gar als weiser und als weniger ignorant im Umgang mit ihren Göttern erweisen.« Merkur entgegnete, dies sei allzu schwer zu verdauen: »Ich meine, was die Erinnerung an alte Zeiten betrifft, so kann man leicht Vorsorge treffen, indem man diese Jahre länger oder jene kürzer macht. Aber ich halte es für angebracht, irgendeine schöne Ursache zu finden, vermittels irgendeines Windstoßes oder Transports

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qualche trasporto di balene ch’abbiano inghiuttite persone di un paese, e quelle vive andate a vomire in altre parti et altri continenti. Altrimente noi dèi greci saremo confusi, perché si dirà che tu Giove per mezo di Deucalione non sei riparator de gli ¦ uomini tutti, ma di certa parte solamente«; »Di questo e del modo di provedere si parlarà a più bell’agio«, disse Giove. Aggiunse alla commissione di costui, che debba egli definire circa la controversia, se lui è stato sin ora in cielo per un padre di Greci, o di Ebrei, o di Egizzii, o di altri: e se ha nome Deucalione, o Noemo, o Otrio, o Osiri. Finalmente determine se lui è quel patriarca Noè, che imbreaco per l’amor di vino mostrava il principio organico della lor generazione a’ figli, per fargli intendere insieme insieme dove consistea il principio ristorativo di quella generazione assorbita et abissata da l’onde del gran cataclismo: quando doi uomini maschii ritrogradando gittaro gli panni sopra il discuoperto seno del padre; o pur è quel tessalo Deucalione, a cui insieme con Pirra sua consorte fu mostrato ne le pietre il principio della umana riparazione: là onde doi uomini, un maschio e una femina, retrogradando le gittavano a dietrovia al discuoperto seno della terra madre? Et insegne di questi doi modi de dire (perché non possono esser l’uno e l’altro istoria) qual sia la favola e qual sia la | istoria; e se sono ambi doi favole, qual sia la madre e quale sia la figlia: e veda se potrà ridurle a metafora di qualche veritade degna d’essere occolta. Ma non inferisca che la sufficienza della magia caldaica sia uscita e derive da la cabala giudaica: perché gli Ebrei son convitti per escremento de l’Egitto, e mai è chi abbia possuto fingere con qualche ¦ verisimilitudine che gli Egizzii abbiano preso qualche degno o indegno principio da quelli. Onde noi Greci conoscemo per parenti de le nostre favole, metafore e dottrine la gran monarchia de le lettere e nobiltade Egitto, e non quella generazione la quale mai ebbe un palmo di terra che fusse naturalmente o per giustizia

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durch Wale, die die Menschen eines Landes runtergeschluckt hätten und dann hingegangen wären, sie lebend in anderen Ländern und Kontinenten auszuspeien. Sonst kommen wir griechischen Götter in Verlegenheit, denn man wird von dir, Jupiter, sagen, du seiest durch Deukalion nicht aller Menschen Wiederhersteller, sondern bloß eines bestimmten Teiles.« »Darüber und über die Weise, wie man da vorsorgen kann, wollen wir später mit mehr Muße sprechen«, sagte Jupiter. Und er fügte dem Auftrag an den Wassermann hinzu, daß er die Kontroverse beenden solle, ob er selber denn nun bisher im Himmel weilte als der Vater der Griechen oder der Juden oder der Ägypter oder anderer Völker; und ob sein Name Deukalion, Noah, Otrius oder Osiris sei. Er solle sich endlich entscheiden, ob er jener Patriarch Noah sei, der trunken aus Liebe zum Wein den Söhnen das organische Prinzip ihrer Zeugung vorwies, um ihnen sogleich auf die Schnelle kundzutun, worin das Wiederherstellungsprinzip jenes von den Wellen der großen Überschwemmung verschlungenen und versenkten Geschlechts bestehe (woraufhin zwei männliche Menschen rückwärtsgehend Tücher über den entblößten Schoß des Vaters warfen); oder ob er jener Thessalier Deukalion sei, dem gemeinsam mit seiner Gemahlin Pyrrha das Prinzip der Rettung der Menschen in den Steinen gezeigt wurde (woraufhin zwei Menschen, ein männlicher und ein weiblicher, sie rückwärtsgehend hinter sich auf den entblößten Leib der Mutter Erde warfen)? Und von diesen beiden Erzählweisen lehre er (da davon nicht die eine wie die andere Geschichte sein kann), welche Fabel ist und welche Geschichte; und wenn sie beide Fabeln sind, welches die Mutter sei und welches die Tochter; und er sehe zu, ob er sie zur Metapher machen kann für irgendeine Wahrheit, die es wert ist, verborgen zu werden. Aber er solle nicht folgern, daß die Fülle der chaldäischen Magie von der jüdischen Kabbala ausgegangen und abgezweigt sei: denn die Hebräer sind dessen überführt, der Auswuchs und Auswurf Ägyptens zu sein, und niemand hat je mit einiger Glaubwürdigkeit den Anschein erwecken können, die Ägypter hätten von denen irgendein würdiges oder unwürdiges Prinzip übernommen. Daher erkennen wir Griechen als die Eltern unserer Fabeln, Metaphern und Lehren das große Königreich der Wissenschaften und des Adels, Ägypten, an und nicht jenes Volk, das nie eine Handbreit an Boden besaß, die ihm von Natur oder

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civile il suo; onde a sufficienza si può conchiudere che non sono naturalmente, come né per lunga violenza di fortuna mai furono, parte del mondo. Saulino Questo, o Sofia, sia detto da Giove per invidia: perché quindi degnamente son detti e si dicono santi, per essere più tosto generazion celeste e divina, che terrestre et umana; e non avendo degna parte di questo mondo, vegnono approvati da gli angeli eredi di quell’altro: il quale tanto è più degno, quanto non è uomo o grande o picciolo, o savio o stolto, che per forza o di elezzione o di fato non possa acquistarlo, e certissimamente tenerlo per suo. Sofia Stiamo in proposito, o Saulino. Saulino Or dite che cosa volse Giove che succedesse a quella piazza? Sofia La Temperanza, la Civilità, la Urbanitade: mandando giù la Intemperanza, l’Eccesso, l’Asprezza, Selvaticia, Barbaria. | Saulino Come, o Sofia, la Temperanza ottiene medesima sedia con l’Urbanitade? Sofia Come la madre può coabitar con la figlia; perché per l’Intemperanza circa gli affetti sensuali et intellettuali si dissolveno, disordinano, disperdeno et indiluviano le ¦ fameglie, le republiche, le civili conversazioni, et il mondo: la Temperanza è quella che riforma il tutto, come ti farò intendere quando andaremo visitando queste stanze. Saulino Sta bene. Sofia Or per venire alli Pesci. Si alzò in piedi la bella madre di Cupido e disse: »Vi racomando con tutto il mio core (per il ben che mi volete et amor che mi portate, o dèi) li miei padrini, li quali al lido del fiume Eufrate versaro quel grand’ovo, che covato dalla colomba ischiuse la mia misericordia«; »Tornino dumque là dove erano,« disse Giove, »et assai li baste di esser stati qua tanto tempo, e che se gli confirme il pri-

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aufgrund bürgerlicher Gerechtigkeit gehörte; daraus kann man hinreichend erschließen, daß sie niemals ein natürlicher Teil der Welt waren, wie sie es auch niemals lange durch die Gewalt der Fortuna gewesen sind. Saulino Dies, o Sofia, wird Jupiter aus Neid gesagt haben: denn deswegen werden sie mit Recht heilig genannt und nennen sich selbst so, weil sie eher ein himmlisches und göttergleiches als ein irdisches und menschliches Geschlecht sind; und da sie in dieser Welt kein ihnen gebührendes Land haben, werden sie von den Engeln als die Erben jener anderen Welt anerkannt, welche umso würdiger ist, da es keinen großen oder geringen Menschen gibt, keinen Weisen oder Dummkopf, der sie nicht durch Gewalt oder durch Erwählung des Verhängnisses erwerben und mit der größten Sicherheit für sein Eigentum halten könnte. Sofia Laß uns bei der Sache bleiben, o Saulino. Saulino Dann sagt, was wollte Jupiter an diesen Platz kommen lassen? Sofia Die Mäßigung, die Höflichkeit, die feine Lebensart; während man die Unmäßigkeit, den Überfluß, die Roheit, Wildheit und die Barbarei hinunterschickt. Saulino Wieso, o Sofia, bekommt die Mäßigung denselben Sitz zugewiesen wie die Höflichkeit? Sofia So, wie die Mutter mit der Tochter zusammenwohnen kann. Denn durch Unmäßigkeit in sinnlichen und geistigen Leidenschaften werden Familien, Staaten, bürgerliche Gesellschaften und die Welt aufgelöst, in Unordnung gebracht, zerstreut und überschwemmt. Die Mäßigung ist es, die alles wieder in Form bringt, wie ich dir zeigen werde, wenn wir diese Räume besuchen gehen. Saulino Ist gut. Sofia Kommen wir nun zu den Fischen. Cupidos schöne Mutter erhob sich und sprach: »Ich empfehle Euch aus ganzem Herzen (um eurer Zuneigung willen, o Götter, und der Liebe, die ihr zu mir hegt) meine Taufpaten, die jenes große Ei an den Strand des Flusses Euphrat wälzten, das von der Taube ausgebrütet meine Barmherzigkeit erschloß.« »Also sollen sie dorthin zurückkehren, wo sie vorher waren«, sagte Jupiter. »Und es genüge ihnen vollauf, daß sie so lange Zeit hiergewesen

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vilegio che gli Siri non le possano mangiar senza essere iscomunicati; e guardinsi che di nuovo non vegna qualche condottiero Mercurio, che togliendoli le ova interiori, forme qualche metafora di nuova misericordia per sanar il mal de gli occhi di qualche cieco: perché non voglio che Cupido apra gli occhi; atteso che se cieco tira tanto diritto, et impiaga tanti quanti vuole, che pensate farrebe se avesse gli occhi tersi? Vadino dumque là, e stiano in cervello per quel ch’ho detto. Vedete come da per se medesimo il Silenzio, la Taciturnità, in forma con cui apparve ne l’Egitto e Grecia il simulacro di Pixide, con l’indice apposto alla bocca | va a prendere il suo loco. Or lasciatelo passar, non gli parlate, non gli dimandate ¦ nulla. Vedete come da quell’altro canto si spicca la Ciarla, la Garrulità, la Loquacità con altri servi, damigelle et assistenti«. Soggionse Momo: »Tolgasi ancora alla mal’ora quella chioma detta gli Crini di Beronice, e sia portata da quel Tessalo a vendere in terra a qualche calva principessa«; »Bene«, rispose Giove, »Or vedete purgato il spacio del signifero, dove son prese trecentoquarantasei stelle notabili: cinque massime, nove grandi, sessantaquattro mediocri, centotrentatre picciole, centocinque minori, vintisette minime, tre nebbiose«. terza parte del terzo dialogo »Or ecco come s’offre da essere ispedita la terza parte del cielo,« disse l’altitonante: »la parte detta Australe, detta Meridionale: dove prima, o Nettuno, ne si presenta quel tuo grande animalaccio«; »Il Ceto,« disse Momo, »se non è quello che servì per galea, per cocchio o tabernaculo al profeta di Ninive, e questo a lui per pasto, medicina e vomitorio; se non è il trofeo del trionfo di Perseo, se non è il protoparente di Ianni de l’Orco, se non è la bestiazza di Cola Catanzano, quando descese a gl’in-

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sind und daß ihr Privileg erneuert werden soll, nach dem die Syrer sie nicht essen dürfen, ohne exkommuniziert zu werden. Und sie sollen sich hüten, daß nicht wieder so ein Geleiter Merkur erscheine, der irgendeine Metapher für ein neues Mitleid findet, indem er ihnen die Eier aus dem Leibesinneren fortnimmt, um das Augenleiden irgendeines Blinden damit zu heilen; denn ich möchte nicht, daß Cupido die Augen auftue: Wenn er nämlich als Blinder so genau trifft und so viele wie er will verwundet, was glaubt ihr was er noch täte, wenn er klare Augen hätte? Sollen die Fische also hingehen und sich klug verhalten hinsichtlich dessen, was ich gesagt habe. Seht, wie das Schweigen, die Verschwiegenheit schon von sich aus ihren Platz einzunehmen geht in jener Gestalt, in der das symbolische Bild des Pixis in Ägypten und in Griechenland erschien, mit dem Zeigefinger an den Lippen? Nun laßt sie schon vorbei, sprecht sie nicht an und stellt ihr keine Fragen. Seht, wie von jener anderen Seite der Klatsch, die Geschwätzigkeit, die Redseligkeit mit ihren übrigen Dienern, Hoffräulein und Gehilfen eilig abzieht.« Momus fügte hinzu: »Es schere sich auch der Schopf da zum Teufel, den man Berenikes Haar nennt, und der Thessalier soll ihn auf die Erde mitnehmen und irgendeiner kahlen Prinzessin verkaufen.« Gut«, antwortete Jupiter, »nun seht ihr den Bereich des Zodiak gereinigt, wo zusammengenommen dreihundertsechsundvierzig Sterne wahrzunehmen sind, fünf größte, neun große, vierundsechzig mittlere, hundertdreiunddreißig kleine, hundertfünf kleinere, siebenundzwanzig kleinste und drei umnebelte.«

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»Da bietet es sich nun an, den dritten Teil des Himmels abzufertigen«, sagte der Donnerer, »den Teil, der als der Südliche, Mittägliche bezeichnet wird, und wo sich uns als erstes, o Neptun, dein großes Untier da zeigt.« »Der Wal«, sagte Momus, »wenn es nicht jener ist, der dem Propheten von Ninive als Galeere, als Kutsche oder als Tabernakel diente und dieser ihm als Mahlzeit, Medizin und Brechmittel; wenn es nicht die Trophäe des Triumphes des Perseus ist; wenn es nicht der Vorfahr von Janni del Orco oder das Tierchen von Cola aus Catania ist, als der

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feri: io, benché sia uno de’ gran secretarii della republica celestiale, non so qual mal’ora egli si sia. Vada (se cossì piace a Giove) in Salonicca, e veda se può servir per qualche bella favola ¦ a la smarrita gente e popolo della dea Perdizione. E perché quando questo animale si scuopre sopra l’alto | bogliente e tempestoso mare, annunzia la futura tranquillità di quello, se non in quel medesimo giorno, in uno di quei che vegnono appresso: però mi par che nel suo grado debba esser stato buon tipo della tranquillità del spirito«; »È bene« disse Giove, »che questa soprana virtù detta Tranquillità de l’animo appaia in cielo, se la è quella che salda gli uomini contra la mondana instabilità, le rende constanti contra l’ingiurie della fortuna, le mantiene rimossi dalla cura de le administrazioni, le conserva poco studiosi de novitadi, le fa poco molesti a nemici, poco gravi ad amici, et in punto suggetti a vana gloria; non perplessi per la varietà di casi, non irresoluti a gli rancontri de la morte«. Appresso dimandò Nettuno: »Che farrete, o dèi, del mio favorito, del mio bel mignone, di quell’Orione dico, che fa per spavento (come dicono gli etimologisti) orinare il cielo?«; »Qua« rispose Momo, »lasciate proponere a me, o dèi. Ne è cascato (come è proverbio in Napoli) il maccarone dentro il formaggio. Questo, perché sa far de maraviglie, e (come Nettuno sa) può caminar sopra l’onde del mare senza infossarsi, senza bagnarsi gli piedi; e con questo consequentemente potrà far molte altre belle gentilezze: mandiamolo tra gli uomini; e facciamo che gli done ad ¦ intendere tutto quello che ne pare e piace, facendogli credere che il bianco è nero, che l’intelletto umano, dove li par meglio vedere, è una cecità; e ciò che secondo la raggione pare eccellente, buono et ottimo: è vile, scelerato et estremamente malo; che la natura è una puttana bagassa, che la legge naturale è una ribaldaria; che la natura e divinità non possono concorrere in uno medesimo | buono fine, e che la giustizia de l’una non è subordinata alla giustizia de l’altra, ma son cose contrarie, come le tenebre e la luce; che la divinità tutta è madre di

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in die Unterwelt hinabstieg, dann weiß ich nicht (obwohl ich einer der großen geheimen Staatsräte des Himmels bin), was zum Kuckuck er für einer sein soll. Er gehe (wenn es Jupiter so gefällt) nach Saloniki und sehe zu, ob er jenem verlorenen Geschlecht und Volke der Göttin Verderben zu irgendeinem hübschen Märchen dienen kann. Und weil dieses Tier, wenn man es auf kochender und stürmisch hoher See erblickt, die kommende Meeresstille ankündigt – wenn nicht für denselben Tag, dann doch für einen der nächsten –, scheint es mir tauglich, ein gutes Symbol für die Seelenruhe zu sein.« »Es wird gut sein«, sagte Jupiter, »daß diese oberste Tugend der Seelenruhe im Himmel erscheine, denn sie ist es, die die Menschen fest macht gegen die weltliche Unbeständigkeit und sie beständig gegen die Ungerechtigkeiten der Fortuna bleiben läßt, sie Abstand nehmen läßt von den Sorgen der Ämter, sie wenig auf Neuheiten sinnen läßt, sie den Feinden wenig schädlich und den Freunden wenig lästig macht und in nichts der eitlen Ruhmsucht untertan: nicht verwirrt durch die Vielfalt der Zufälle, nicht verzagt bei Begegnungen mit dem Tode.« Dann fragte Neptun: »Was wollt ihr, o Götter, mit meinem Günstling tun, mit meinem schönen Liebling, ich spreche von jenem Orion, der, wie die Etymologen sagen, den Himmel vor Schreck urinieren macht?«»Da laßt mich einen Vorschlag machen, o ihr Götter«, antwortete Momus. »Uns ist da, wie das neapolitanische Sprichwort sagt, die Nudel in den Käse gefallen. Weil dieser da Wundertaten vollbringen kann und (wie Neptun wohl weiß) auf den Meereswellen zu gehen vermag, ohne einzusinken und ohne sich die Füße naß zu machen, und folglich darüber hinaus noch viele andere Kunststückchen wird machen können, laßt uns ihn zu den Menschen schicken. Und sorgen wir dafür, daß er ihnen alles zu schlucken gebe, was uns nur paßt und gefällt, und sie glauben mache, daß weiß schwarz ist, daß der menschliche Verstand, wo er am besten zu sehen vermeint, Blindheit ist und daß was immer nach der Vernunft ausgezeichnet, gut und bestens erscheint, gemein, verbrecherisch und äußerst schlecht ist; daß die Natur eine Lumpendirne ist, daß das natürliche Gesetz Hurerei ist; daß Natur und Gottheit nicht gemeinsam zu ein und demselben guten Zweck übereinkommen können und daß die Gerechtigkeit der einen nicht der Gerechtigkeit der anderen untergeordnet sei, sondern daß sie einander wie die Finsternis und das Licht entgegengesetzt

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Greci, et è come nemica matrigna de l’altre generazioni: onde nessuno può esser grato a’ dèi altrimente che grechizando, idest facendosi Greco; perché il più gran scelerato e poltrone ch’abbia la Grecia, per essere appartenente alla generazione de gli dèi, è incomparabilmente megliore che il più giusto e magnanimo ch’abbia possuto uscir da Roma in tempo che fu republica, e da qualsivoglia altra generazione, quantumque meglior in costumi, scienze, fortezza, giudicio, bellezza, et autorità. Perché questi son doni naturali, e spreggiati da gli dèi, e lasciati a quelli che non son capaci de più grandi privilegii: cioè di que’ sopra naturali che dona la divinità, come questo di saltar sopra l’acqui, di far ballare i granchi, di far fare capriole a’ zoppi, far veder le talpe senza occhiali, et altre belle galantarie innumerabili. Persuaderà con questo che la filosofia, ogni contemplazione, et ogni magia che possa fargli simili a noi, non sono altro che pazzie; che ogni atto eroico non è altro che vegliaccaria: e che la ignoranza è la più bella scienza del mondo, perché ¦ s’acquista senza fatica, e non rende l’animo affetto di melancolia. Con questo forse potrà richiamare e ristorar il culto et onore ch’abbiamo perduto, et oltre avanzarlo, facendo che gli nostri mascalzoni siano stimati dèi per esserno o Greci o ingrecati. Ma con timore (o dèi) io vi dono questo conseglio, perché qualche mosca mi susurra ne l’orecchio: atteso che potrebbe essere che costui al fine trovandosi la caccia in | mano, non la tegna per lui, dicendo e facendoli oltre credere che il gran Giove non è Giove, ma che Orione è Giove: e che li dèi tutti non sono altro che chimere e fantasie. Per tanto mi par pure convenevole che non permettiamo, che per fas et nefas (come dicono) vaglia far tante destrezze e demostranze, per quante possa farsi nostro superiore in riputazione«. Qua rispose la savia Minerva: »Non so, o Momo, con che senso tu dici queste paroli, doni questi consegli, metti in campo queste cautele: penso ch’il parlar tuo è ironico, perché non ti stimo tanto pazzo

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seien; daß die Gottheit ganz und gar die Mutter der Griechen sei und gegen die anderen Völker wie eine feindselige Stiefmutter und daß daher niemand den Göttern lieb sein könne außer durch Griechisieren, idest indem er sich zum Griechen macht; denn der größte Schuft oder Faulpelz, den es in Griechenland gibt, sei, da er dem Volk der Götter angehöre, unvergleichlich viel besser als der Gerechteste und Großmütigste, der aus dem Rom der republikanischen Zeit oder aus jedem beliebigen anderen Volk hervorgegangen sein mag, möchte er auch um noch so viel besser sein an Sitten, Wissenschaften, Stärke, Urteil, Schönheit und Autorität. Denn dies sind natürliche Gaben und die werden von den Göttern verachtet und denen überlassen, die zu größeren Privilegien unfähig sind, nämlich zu den Übernatürlichen, die die Gottheit verleiht, als da sind: über den Wassern zu hüpfen, die Krebse tanzen, die Lahmen Purzelbäume schlagen und die blinden Maulwürfe ohne Brillen sehen zu machen und unzählige andere hübsche Kunststückchen. Damit wird er die Menschen überzeugen, daß die Philosophie und alle Kontemplation und Magie, die sie uns ähnlich machen könnte, nichts anderes ist als Narreteien; und daß jede heldenhafte Tat nichts anderes ist als Niedertracht; und daß die Ignoranz die schönste Wissenschaft der Welt ist, weil sie sich mühelos erwerben läßt und das Gemüt nicht mit Melancholie betrübt. Damit kann Orion vielleicht den Kult und die Verehrung wiederherstellen, die wir verloren haben, und sie noch darüber hinaus fördern, indem er dafür sorgt, daß unsere Schlitzohren für Götter gehalten werden, weil sie entweder Griechen oder gräzisiert sind. Aber, o Götter, ich gebe euch diesen Rat mit Bangen, weil mir irgendeine Fliege ins Ohr summt: weil es doch sein könnte, daß er zu guter Letzt, wenn er die Beute in seiner Hand sieht, sie für sich behält, indem er ihnen auch noch sagt und sie glauben macht, der große Jupiter sei nicht Jupiter, sondern Orion sei Jupiter und alle Götter seien weiter nichts als Chimären und Phantastereien. Daher scheint es mir auch eher angebracht, daß wir ihm nicht erlauben, per fas et nefas (wie man sagt) so viele Zauberkunststückchen und Vorstellungen zu geben, durch die er sich im Ansehen über uns stellen könnte.« Hier antwortete die weise Minerva: »Ich weiß nicht Momus, in welchem Sinne du diese Worte sprichst, diese Ratschläge erteilst, diese Warnungen ins Feld führst: Ich denke, deine Rede ist ironisch, denn ich halte dich nicht für

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che possi pensar che gli dèi mendicano con queste povertadi la riputazione appresso gli uomini; e (quanto a questi impostori) che la falsa riputazion loro la quale è fondata sopra l’ignoranza e bestialità de chiumque le riputa e stima, sia lor onore più presto che confirmazione della loro indignità e sommo vituperio. Importa a l’occhio della divinità e presidente verità, che uno sia buono e degno, benché nessuno de mortali lo conosca: ma che un altro falsamente venesse ¦ sino ad essere stimato dio da tutti mortali, per ciò non si aggiongerà dignità a lui, perché solamente vien fatto dal fato instrumento et indice per cui si vegga la tanto maggiore indignità e pazzia di que’ tutti che lo stimano, quanto colui è più vile, ignobile et abietto. Se dumque si prenda non solamente Orione il quale è Greco et uomo di qualche preggio, ma uno della più indegna e fracida generazion del mondo, di più bassa e sporca natura e spirito, che sia adorato per Giove: certo mai verrà esso onorato in Giove, né Giove spreggiato in lui; atteso che egli mascherato et incognito ottiene quella piazza o solio: ma più | tosto altri verranno vilipesi e vituperati in lui. Mai dumque potrà un forfante essere capace di onore per questo, che serve per scimia e beffa di ciechi mortali con il ministero de genii nemici«. »Or sapete« disse Giove, »quel che definisco di costui, per evitar ogni possibile futuro scandalo? voglio che vada via a basso; e comando che perda tutta la virtù di far de bagattelle, imposture, destrezze, gentilezze, et altre maraviglie che non serveno di nulla: perché con quello non voglio che possa venire a destruggere quel tanto di eccellenza e dignità che si trova e consiste nelle cose necessarie alla republica del mondo; il qual veggio quanto sia facile ad essere ingannato, e per conseguenza inclinato alle pazzie e prono ad ogni corrozzione et indignità. Però non voglio che la nostra riputazione consista nella discrezzione di costui o altro simile: perché se pazzo è un re il quale a un suo capitano e generoso duca dona tanta potestà et auto ¦ rità, per quanta quello se gli possa

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so verdreht, daß du glauben könntest, die Götter würden mit solchen Armseligkeiten bei den Menschen Ansehen erbetteln; und daß du, was diese Hochstapler anbelangt, glaubtest, deren falsches Ansehen, das auf der Unwissenheit und tierischen Dummheit alljener beruht, die sie werthalten und schätzen, gereiche ihnen eher zu Ehre als zu Schmach und höchstem Tadel. Für das Auge der Gottheit und obersten Wahrheit zählt, ob einer gut und würdig ist, auch wenn keiner von den Sterblichen ihn kennen sollte. Aber wenn irgendein anderer fälschlich dazu gelangte, von allen Sterblichen für Gott gehalten zu werden, würde er deswegen doch nichts an Würde hinzugewinnen; denn er wird bloß vom Verhängnis zum Werkzeug und Zeichen gemacht, wodurch man die Unwürdigkeit und Narrheit all jener wahrnehmen soll, die ihn verehren, welche umso größer ist, je gemeiner, unedler und verworfener er selbst ist. Wenn man also nicht bloß Orion nähme, der immerhin ein Grieche und ein Mensch von einigem Wert ist, sondern einen aus dem unwürdigsten und verderbtesten Volk der Welt, von allerniedrigster und schmutzigster Natur und Geiste, auf daß er an Jupiters statt angebetet würde, so steht es doch fest, daß dieser niemals in Jupiter geehrt, noch Jupiter in ihm verachtet würde, da er doch jenen Platz oder Thron in Verkleidung und inkognito erhält. Vielmehr werden andere in ihm erniedrigt und geschmäht. Niemals wird daher ein Betrüger dafür zu Ehren kommen, daß er mit Beihilfe feindlicher Geister blinden Sterblichen als Affe oder Possenreißer dient.« »Wißt ihr«, sagte Jupiter, »was ich über ihn bestimme, um jedes mögliche zukünftige Ärgernis zu vermeiden? Ich will, daß er fort und hinabgehe; und ich befehle, daß er alle Fähigkeit einbüßen soll, Gaukeleien, Vorspiegelungen, Taschenspielereien, Kunststückchen und andere Wundertaten vorzuführen, die zu nichts gut sind. Denn ich will nicht, daß er damit etwa jenes Maß an Hoheit und Würde zerstören könnte, das in den für die Staatsverfassung der Welt notwendigen Dingen liegt und besteht; denn ich sehe, wie leicht die Welt betrogen wird und folglich zu Narreteien neigt und für alle Verderbtheit und Würdelosigkeit anfällig ist. Daher will ich nicht, daß unser Ansehen in seinem Ermessen oder in dem eines seinesgleichen stehe; denn wenn ein König närrisch ist, der seinem Feldherren und großherzigen Herzog so viel Macht und Autorität verleiht, daß der sich dadurch über ihn stellen

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far superiore (il che può essere senza pregiudicio del regno, il quale potrà cossì bene, e forse meglio, esser governato da questo che da quello), quanto più sarà insensato e degno di correttore e tutore, se ponesse o lasciasse nella medesima autorità un uomo abietto, vile et ignorante, per cui vegna ad essere invilito, strapazzato, confuso, e messo sotto sopra il tutto: essendo per costui posta la ignoranza in consuetudine di scienza, la nobilità in dispreggio e la villania in riputazione«. »Vada presto,« disse Minerva, »et in quel spacio succeda la Industria, l’Esercizio bellico et Arte militare, per cui si mantegna la patria pace et autoritade; si appugneno, vincano e riducano a vita | civile et umana conversazione gli barbari; si annulleno gli culti, religioni, sacrificii e leggi inumane, porcine, salvatiche e bestiali: per che ad effettuar questo tal volta per la moltitudine de vili ignoranti e scelerati, la quale prevale a nobili sapienti e veramente buoni che son pochi, non basta la mia sapienza senza la punta de la mia lancia, per quanto cotali ribaldarie son radicate, germogliate e moltiplicate al mondo«. A cui rispose Giove: »Basta, basta, figlia mia, la sapienza contra queste ultime cose che da per sé invecchiano, cascano, son vorate e digerite dal tempo, come cose di fragilissimo fondamento«; »Ma in questo mentre« disse Pallade, »bisogna resistere e ripugnare, a fin che con la violenza non ne destruggano prima che le riformiamo«. ¦ »Venemo«, disse Giove, »al fiume Eridano, il quale non so come trattarlo, e che è in terra, e che è in cielo, mentre le altre cose de le quali siamo in proposito, facendosi in cielo lasciaro la terra: ma questo e che è qua, e che è là; e che è dentro, e che è fuori; e che è alto, e che è basso; e che ha del celeste, e che ha del terrestre; e che è là ne l’Italia, e che è qua nella region australe: or non mi par cosa a cui bisogna donare, ma a cui convegna che sia tolto qualche luogo«; »Anzi,« disse Momo, »o

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kann (was ohne Schaden für das Reich geschehen könnte, das von jenem ebensogut und vielleicht besser regiert werden könnte als von ihm selbst), um wieviel mehr wäre er wahnsinnig und wert, gezüchtigt und unter Aufsicht gestellt zu werden, wenn er einen verworfenen, gemeinen und unwissenden Menschen in dieselbe Autoritätsstellung versetzte oder kommen ließe, durch den das Ganze beschmutzt, geschädigt, durcheinandergebracht und von unten nach oben gekehrt würde: da durch ihn die Ignoranz in den Ruf der Wissenschaft gebracht würde, die Vornehmheit in Mißachtung und die Niedertracht zu Ansehen.« »Er soll nur schnell gehen«, sagte Minerva, »und an jenen Platz komme der Handwerksfleiß und die Kriegsübung und strategische Kunst, durch die sich im Vaterland Frieden und Autorität aufrecht erhalten; durch die die Barbaren bekämpft, besiegt und zu einem zivilisierten Leben und in eine menschliche Gesellschaftsform gebracht werden; durch die die unmenschlichen, schweinischen, wilden und viehischen Kulte, Religionen, Opfer und Gesetze aufgehoben werden: denn wegen der Menge der niederträchtigen Ignoranten und Verbrecher, die die edlen Weisen und wahrhaft Guten überwiegt, deren nur wenige sind, reicht meine Weisheit dazu bisweilen nicht ohne den Stoß meiner spitzen Lanze aus, so sehr haben diese Schändlichkeiten in der Welt Wurzel geschlagen, gekeimt und sich ausgebreitet.« Worauf Jupiter antwortete: »Genug, genug, meine Tochter, ist die Weisheit gegen diese letzthin aufgekommenen Sachen, die von selbst altern, hinfallen und von der Zeit verschlungen und verdaut werden als Dinge mit zerbrechlichster Grundlage.« »Aber inzwischen«, sagte Pallas, »muß man widerstehen und zurückschlagen, damit sie uns nicht mit Gewalt zerstören, bevor wir sie reformieren.« »Kommen wir nun«, sagte Jupiter, »zum Fluß Eridan, von dem ich nicht weiß, wie ich ihn behandeln soll, und der auf der Erde ist und der im Himmel ist, während die anderen Dinge, mit denen wir uns befassen, sobald sie sich zum Himmel aufmachten, die Erde verließen: Dieser aber ist sowohl da als auch dort, ist sowohl drinnen als auch draußen, ist sowohl oben als auch unten, hat sowohl vom Himmlischen als auch vom Irdischen, ist sowohl in Italien als auch hier im südlichen Himmelsbereich: er erscheint mir also nicht als etwas, dem man einen Platz geben, sondern dem man vielmehr einen nehmen sollte.« »Im

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Padre, mi par cosa degna (poi che ha questa proprietade l’Eridano fiume di posser medesimo essere suppositale e personalmente in più parti) che lo facciamo essere ovumque sarà imaginato, nominato, chiamato e riverito: il che tutto si può far con pochissima spesa, senza interesse alcuno, e forse non senza buon guadagno. Ma sia di tal sorte, che chi mangiarà de suoi pesci imaginati, nominati, | chiamati e riveriti, sia come (verbigrazia) non mangiasse; chi similmente beverà de le sue acqui, sia pur come colui che non ha da bere; chi parimente l’arà dentro del cervello, sia pur come colui che l’ha vacante e vodo; chi di medesima maniera arà la compagnia de le sue Nereidi e Nimfe, non sia men solo che colui che è anco fuor di se stesso«; »Bene,« disse Giove, »qua non è pregiudizio alcuno, atteso che per costui non averrà che gli altri rimagnano senza cibo, senza da bere, senza che gli reste qualche cosa in cervello, e senza compagni: per essere quel lor mangiare, bere, averlo in cervello, e tenere in compagnia, in imaginazione, in nome, in vóto, in riverenza; però sia come ¦ Momo propone, e veggio che gli altri confirmano. Sia dumque l’Eridano in cielo, ma non altrimente che per credito et imaginazione: là onde non impedisca che in quel medesimo luogo veramente vi possa essere qualch’altra cosa di cui in un altro di questi prossimi giorni definiremo: perché bisogna pensare sopra di questa sedia come sopra quella de l’Orsa maggiore. Provediamo ora a la Lepre, la qual voglio che sia stata tipo del timore per la Contemplazion de la morte. Et anco per quanto si può de la Speranza, e Confidenza, la quale è contraria al Timore: perché in certo modo l’una e l’altra son virtudi, o almeno materia di quelle, se son figlie della Considerazione e serveno a la Prudenza: ma il vano Timore, Codardiggia, e Desperazione, vadano insieme con la Lepre a basso a caggionare il vero inferno et Orco de le pene a gli animi stupidi et ignoranti. Ivi non sia luogo tanto occolto in cui non entre questa falsa Suspettazione, et il cieco Spa | vento de la morte, aprendosi la porta d’ogni

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Gegenteil«, sagte Momus, » o Vater, es erscheint mir geziemend, daß wir den Fluß Eridan, da er diese Eigenschaft hat, in Unterstellung und in Person an mehreren Orten sein zu können, überall dort sein lassen, wo er vorgestellt, genannt, angerufen und verehrt wird: das alles kann man mit geringfügigsten Ausgaben, ohne den geringsten Einsatz und vielleicht nicht ohne guten Gewinn erreichen. Aber es soll auf solche Weise geschehen, daß wer von seinen vorgestellten, genannten, angerufenen und verehrten Fischen ißt, sozusagen sei, als ob er nicht äße; und gleichermaßen wer von seinen Wassern trinkt, auch sei wie einer, der nichts zu trinken hat; gleichermaßen soll, wer ihn in seinem Gehirn haben wird, auch wie einer sein, der es unbesetzt und leer hat; und wer auf dieselbe Art Verkehr mit seinen Najaden und Nymphen hätte, soll nicht weniger allein sein, als wenn er auch noch außer sich wäre.« »Gut«, sagte Jupiter, »hier ist nicht die geringste Gefahr, da es durch ihn nicht geschehen kann, daß die anderen ohne Nahrung, ohne Trank, ohne daß ihnen etwas im Gehirn verbliebe und ohne Gefährten bleiben, da ja dieses ihr Essen, Trinken, ihn im Gehirn haben und Umgang pflegen in der Vorstellung, im Namen, im Gebet und in der Verehrung geschieht; daher soll es so sein, wie Momus vorschlägt, und wie ich sehe, daß die anderen es bestätigen. Also soll der Eridan im Himmel sein, aber nicht anders als durch Glauben und Vorstellung. Deshalb hindert er es nicht, daß sich an demselben Ort in Wirklichkeit ein anderes Ding befinde, worüber wir an einem anderen dieser nächstfolgenden Tage verfügen werden, da man über diesen Sitz sowie über den des großen Bären nachdenken muß. Laßt uns nun für den Hasen vorsorgen, von dem ich will, daß er Sinnbild für die Furcht bei Betrachtung des Todes sei. Und auch, soweit das geht, für die Hoffnung und Zuversicht, die der Furcht entgegengesetzt ist: denn die eine wie die andere sind in gewissem Maße Tugenden oder wenigstens Stoff zu Tugenden, sofern sie Töchter der Überlegung sind und der Klugheit dienen. Aber die leere Furcht, Feigheit und Verzweiflung sollen zusammen mit dem Hasen hinuntergehen, um bei den dummen und unwissenden Geistern die wahre Hölle und den Orkus der Qualen hervorzurufen. Dort soll kein noch so verborgener Ort sein, in den dieser falsche Verdacht und diese blinde Furcht vor dem Tode nicht eindringen, indem sie sich mittels der falschen Sorgen, die

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rimossa stanza mediante gli falsi pensieri che la stolta Fede et orba Credulitade parturisce, nutrisce et allieva: ma non già (se non con vane forze) s’accoste dove l’inespugnabil muro della filosofica contemplazion vera circonda, dove la quiete de la vita sta fortificata e posta in alto, dove è aperta la verità, dove è chiara la necessitade de l’eternità d’ogni sustanza; dove non si dee temer d’altro che d’esser spogliato dall’umana perfezzione e giustizia che consiste nella conformità de la natura superiore e non errante«. Qua disse Momo: »Intendo, o Giove, che chi mangia la lepre si fa bello: facciamo dumque che chiumque mangiarà di questo animal celeste, o maschio o femina ch’egli sia, da brutto dovegna formoso, da disgraziato ¦ grazioso, da cosa feda e dispiacevole, piacevole e gentile; e fia beato il ventre e stomaco che ne cape, e digerisce, e si converte in essa«; »Sì, ma non voglio« disse Diana, »che de la mia lepre si perda la semenza«; »Oh io ti dirò« disse Momo, »un modo con cui tutto il mondo ne potrà e mangiare e bevere senza che la sia mangiata e bevuta, senza che sia dente che la tocche, mano che la palpe, occhio che la vegga, e forse ancora luogo che la capisca«. »Di questo« disse Giove, »ne raggionarete poi. Ora venendo a questo Cagnazzo che gli corre appresso, mentre per tante centinaia d’anni l’apprende in spirito, e per téma di perdere la materia d’andar più cacciando, mai viene quell’ora che la prenda in veritade, e tanto tempo gli va latrando a dietro fingendosi le risposte«; »Di questo mi son lamentato sempre, o padre,« disse Momo, »che hai mal dispensato, facendo che quel | can mastino che fu messo a perseguitar la tebana volpe, l’hai fatto montare al cielo come fusse un levriero alla coda d’una lepre, facendo rimaner là giù la volpe trasmutata in sasso«; »Quod scripsi, scripsi«, disse Giove; »E questo« disse Momo, »è il male, che Giove ha la sua volontà per giustizia, et il suo fatto per fatal decreto: per far conoscere ch’egli have absoluta autoritade; e per non donar a credere ch’egli confesse di posser fare,

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der dumme Glaube und die blinde Leichtgläubigkeit gebären, nähren und heranziehen, zu jeder noch so entlegenen Kammer die Tür öffnen. Aber nie (wenn nicht in vergeblicher Anstrengung) sollen sie sich an dem Orte zeigen, den die uneinnehmbare Mauer der wahren philosophischen Betrachtung umgibt, wo die Ruhe des Lebens gefestigt und erhoben steht, wo die Wahrheit offenbar ist, wo die Notwendigkeit der Ewigkeit jeder Substanz klar ist; wo man nichts anderes zu befürchten hat, als der menschlichen Vollkommenheit und Gerechtigkeit beraubt zu sein, die in der Übereinstimmung mit der höheren und unfehlbaren Natur besteht.« Hier sagte Momus: »Ich habe gehört, o Jupiter, daß wer vom Hasen ißt, schön wird: Machen wir es also so, daß wer auch immer von diesem himmlischen Tier ißt, sei es Mann oder Frau, aus einem Häßlichen zum Wohlgestalteten werde, aus einem Unglückseligen zum Begnadeten, aus etwas Abstoßendem und Unangenehmem zu etwas Angenehmem und Hübschem; und glückselig sei der Leib und Magen der davon zu sich nimmt und verdaut und sich in ihn umwandelt.« »Ja, aber ich will nicht«, sagte Diana, »daß der Same meines Hasen verlorengehe.« »Oh, ich werde dir eine Art verraten«, sagte Momus, »auf die die ganze Welt davon essen und trinken kann, ohne daß er gegessen und getrunken werde, ohne daß ihn ein Zahn berühre, eine Hand antaste, ein Auge sehe und vielleicht auch ohne daß ihn ein Ort enthalte.« »Das könnt ihr später besprechen«, sagte Jupiter. »Laßt uns nun zu diesem Hundevieh kommen, das hinter dem Hasen herläuft und ihn dabei seit so vielen Jahrhunderten im Geiste fängt, während doch wegen seiner Angst, den Gegenstand weiterer Jagd einzubüßen, niemals die Stunde kommt, da es ihn wirklich packte; und das so lange Zeit bellend hinter ihm herrennt und sich die Antworten einbildet.« »Das habe ich immer beklagt, o Vater«, sagte Momus, »daß du es schlecht eingerichtet hast, als du jenen Bluthund, der ausgeschickt ward, die thebanische Füchsin zu verfolgen, zum Himmel aufsteigen ließest und, als wäre er ein Windhund, hinter dem Schwanz eines Hasen herschicktest, während du die Füchsin in Stein verwandelt dort unten bleiben ließest.« »Quod scripsi, scripsi«, sagte Jupiter. »Und dies«, sagte Momus, »ist das Übel, daß Jupiter seinen Willen für Gerechtigkeit hält und seine Handlung für die Bestimmung des Verhängnisses, um kundzutun, daß er absolute Autorität hat, und um nicht glauben zu lassen, er gestehe es

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o aver fatto errore, come soglion fare altri dèi, che per aver qualche ramo de discrezzione, tal volta si penteno, si ritrattano e corregono«; »Et ora« disse Giove, »che pensi che sia quel che facciamo adesso, tu che da un particolare vuoi inferir la sentenza generale?«. Si escusò Momo, che lui inferiva in generale in specie, cioè in cose simili: non in genere, cioè in tutte le cose. ¦ Saulino La chiosa fu buona: per che non è il simile, dove è altrimente. Sofia Ma soggionse: »Però, padre santo, poi che hai tanta potestà che puoi fare di terra cielo, di pietre pane, e di pane qualch’altra cosa; finalmente puoi fare sin a quel che non è, né può esser fatto: fà che l’arte di cacciatori, idest la Venazione, come è una maestrale insania, una regia pazzia et uno imperial furore, vegna ad essere una virtù, una religione, una santità: e che grande sia onore a uno per esser carnefice, ammazzando, scorticando, squartando e sbudellando una bestia salvaggia. Di ciò benché convenerebbe a Diana di priegarti, tuttavia io la dimando per esser talvolta cosa onesta che in caso d’impetrar beneficio e dignitade, più | tosto s’interpona un altro, che quel medesimo a chi spetta vegna per se medesimo a presentarsi, introdursi e proporsi: atteso che con suo maggior scorno gli verrebe negato, e con minor suo decoro gli sarrebe conceduto quel che cerca«. Rispose Giove: »Benché, come l’esser beccaio debba essere stimata un’arte et esercizio più vile che non è l’esser boia (come è messo in consuetudine in certe parti d’Alemagna), perché questa si maneggia pure in contrattar membri umani, e talvolta administrando alla giustizia: e quello ne gli membri d’una povera bestia, sempre amministrando alla disordinata gola, a cui non basta il cibo ordinato dalla natura, più conveniente alla complessione e vita dell’uomo (lascio l’altre più degne raggione da canto); cossì l’esser cacciatore è ¦ uno essercizio et arte non meno ignobile e vile che l’esser beccaio: come non ha minor raggion di bestia la salvatica fiera che il domestico e campestre animale. Tutta volta mi pare e piace, per non

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zu, daß er Fehler begehen könne oder welche begangen habe, wie andere Götter zu tun pflegen, die, da sie einen Anflug von Anstand haben, gelegentlich bereuen, in sich gehen und sich bessern.« »Und jetzt«, sagte Jupiter, »was glaubst du denn, was das ist, was wir jetzt machen, der du aus einem Einzelfall ein allgemeines Urteil erschließen willst?« Momus entschuldigte sich, er schließe in generale in specie, also auf ähnliche Dinge: nicht in genere, also auf alle Dinge. Saulino Der Schluß war gültig: denn es ist dort nicht Ähnliches, wo es anders ist. Sofia Aber er fügte hinzu: »Doch Heiliger Vater, weil du soviel Macht hast, daß du aus der Erde den Himmel machen kannst, aus Steinen Brot und aus Brot irgend etwas anderes, denn schließlich kannst du sogar das machen, was nicht ist und nicht gemacht werden kann: Mache, daß die Kunst der Jäger, idest die Jagd, da sie eine majestätische Verrücktheit, eine königliche Narrheit und ein kaiserlicher Wahnsinn ist, zu einer Tugend, einer Religion, einer Heiligkeit werde: und daß es einem zu großer Ehre gereiche, wenn er sich zum Schlächter macht und ein wildes Tier tötet, abhäutet, zerlegt und ausweidet. Obwohl es Diana anstände, dich darum zu bitten, ersuche dennoch ich dich, weil es zuweilen eine ehrenhafte Sache ist, daß im Falle des Nachsuchens um Wohltaten und Würden ein anderer vermittle, statt daß jener, den es angeht, sich selbst einfinde, vorstellig werde und sich aufdränge: es würde ihm nämlich das, um was er nachsucht, zu größerer Schmach verweigert und zu geringerer Auszeichnung gewährt.« Jupiter entgegnete: »Obgleich so wie das Metzger-Sein für ein gemeineres Handwerk und Beruf gelten müßte als Henker zu sein (wie es in bestimmten Teilen Deutschlands herkömmlich ist), weil ja der Henker sich an menschlichen Gliedern betätigt und damit bisweilen der Gerechtigkeit dient, während der Metzger mit den Gliedern eines armen Tieres zu schaffen hat und damit immer der lüsternen Gefräßigkeit dient, der die von der Natur verordnete Speise nicht genügt, welche der Körperverfassung und dem Leben der Menschen angemessener ist (ich lasse die anderen, gewichtigeren Gründe beiseite), ebenso auch das Jäger-Sein ein Beruf und ein Handwerk ist, das nicht weniger unedel ist als das des Metzgers, wie das Wild des Waldes ja nicht weniger die innere Verfassung des Tieres hat als das Haus- und Weidevieh: ist dennoch mein Wille

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incusare, et a fine che non vegna incusata di vituperio la mia figlia Diana, ordino che l’essere carnefice d’uomini sia cosa infame; l’esser beccaio, idest manigoldo di animali domestici, sia cosa vile: ma l’esser boia di bestie salvatiche sia onore, riputazion buona e gloria« »Ordine« disse Momo, »conveniente non a Giove quando è stazionario, o diretto, ma quando è retrogrado. Mi maravigliavo io quando vedevo questi sacerdoti de Diana dopo aver ucciso un daino, una capriola, un cervio, un porco cinghiale, o qualch’altro di questa specie, inginocchiarsi in terra, snudarsi il capo, alzar verso gli astri le palme: e poi con la scimitarra propria troncargli la testa, appresso cavargli il | cuore, prima che toccar gli altri membri; e cossì successivamente con un culto divino adoprando il picciolo coltello, procedere di mano in mano a gli altri ceremoni: onde appaia con quanta religione e pie circonstanze sa far la bestia lui solo, che non admette compagno a questo affare; ma lascia gli altri con certa riverenza e finta maraviglia star in circa a remirare. E mentre lui è tra gli altri l’unico manigoldo, si stima essere a punto quel sommo sacerdote a cui solo era lecito di portare il Semammeforasso, e ponere il piè entro in Santasantoro. Ma il male è, ¦ che sovente accade che mentre questi Atteoni vanno perseguitando gli cervi del deserto, vegnono dalla lor Diana ad esser convertiti in cervio domestico; con quel rito magico soffiandogli al viso, e gittandogli l’acqua de la fonte a dosso, e dicendo tre volte: Si videbas feram, tu currebas cum ea: me, quae iam tecum eram, spectes in Galilea; over incantandolo per volgare in questa altra maniera: Lasciaste la tua stanza, e la bestia seguitaste:

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und Beschluß, um meine Tochter Diana nicht zu demütigen, und zu dem Zweck, daß sie nicht gedemütigt werde, also anzuordnen, daß ein Schlächter der Menschen zu sein, eine unehrliche Tätigkeit sein solle; ein Metzger, idest Scharfrichter der Haustiere zu sein, eine gemeine Tätigkeit; aber Henker von Wildtieren zu sein, sei Ehre, hohes Ansehen und Ruhm.« »Eine Anordnung«, sagte Momus, »wie sie nicht dem stehenden Jupiter oder dem voranschreitenden Jupiter geziemt, sondern dem regressiven Jupiter. Ich habe mich immer gewundert, wenn ich diese Priester Dianas sah, nachdem sie ein Reh, eine Gemse, einen Hirsch, ein Wildschwein oder irgendein anderes Tier von diesen Arten getötet hatten, wie sie sich auf die Erde knieten, das Haupt entblößten, die Hände zu den Sternen erhoben und ihm dann mit dem eigens dazu bestimmten Handbeil den Kopf abschlugen, ihm daraufhin das Herz herausschnitten, bevor sie die anderen Glieder berührten; und so nacheinander, das kleine Messer mit einer göttlichen Verehrung gebrauchend, nach und nach zu den übrigen Zeremonien schritten: daß daraus ersichtlich werde, mit wieviel Religion und frommen Umständen der allein sich zum Tier machen kann, der zu dieser Beschäftigung keinen Gefährten zuläßt, sondern die anderen mit einer gewissen Ehrfurcht und geheuchelten Verwunderung um sich herumstehen und zuschauen läßt. Und während er unter den anderen der einzige Schlächter ist, hält er sich gerade für jenen höchsten Hohenpriester, dem allein es gestattet war, den Shem-ha-Meforash zu tragen und den Fuß ins Allerheiligste zu setzen. Aber das Schlimme ist, daß es diesen Aktäons, während sie die Hirsche der Wüsteneien verfolgen, oft geschieht, daß sie von ihrer Diana mit jenem magischen Ritus in einen Haushirsch verwandelt werden, indem sie ihnen ins Gesicht haucht, ihnen das Quellwasser auf den Leib gießt und dreimal sagt: Si videbas feram, tu currebas cum ea: me, quea iam tecum eram spectes in Galilea oder aber ihn in der Volkssprache auf diese andere Weise verhexend: Deine Stätte verließest Und folgtest dem Tier,

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con tanta diligenza a dietro gli corresti, che medesimo in sustanza compagno te gli festi. Amen«. »Cossì dumque« conchiuse Giove, »io voglio che la venazione sia una virtù atteso a quel che disse Iside | in proposito de le bestie; et oltre perché con tanto diligente vigilanza, con sì religioso culto s’incerviano, incinghialano, ¦ inferiscono et imbestialano. Sia dico virtù tanto eroica, che quando un prencipe perseguita una dama, una lepre, un cervio o altra fiera, faccia conto che le nemiche legioni gli corrano avanti; quando arà preso qualche cosa, sia a punto in quel pensiero come avesse alle mani cattivo quel prencipe o tiranno di cui più teme: onde non senza raggione vegna a far que’ bei ceremoni, rendere quelle calde grazie, e porgere al cielo quelle belle e sacrosante bagattelle«. »Ben provisto per il luogo del cane cacciatore,« disse Momo, »il quale sarà bene d’inviarlo in Corsica, o in Inghilterra. Et in suo luogo succeda la Predicazione della verità, il Tirannicidio, il Zelo de la patria e di cose domestiche, la Vigilanza, la Custodia e Cura della republica. Or che farremo« disse, »de la Cagnolina?«. Allora s’alzò la blanda Venere, e la dimandò in grazia a gli dèi, perché qualche volta per passatempo suo e de le sue damigelle, con quel vezzoso rimenamento de la persona, con que’ baciotti, e con quel gentil applauso di coda, a tempo de le lor vacanze gli scherze in seno. »Bene« disse Giove, »ma vedi, figlia, che voglio che seco si parta l’Assentazione, l’Adulazione tanto amate, quanto perpetuamente odiati Zelo e Dispreggio: perché in quel loco voglio che sia la Domestichezza, Comità, Placabilità, Gratitudine, semplice Ossequio et amorevole servitude«; »Fate« rispose la bella dea, »del resto quel che vi piace: perché senza queste cagnoline non si può vivere felicemente in corte; come in quelle ¦ medesime non si può virtuosamente | perseverare senza coteste virtudi che tu racconti«.

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Mit solchem Eifer liefest, Du hinter ihm her, Als Kumpan dich ihm anschließest Und wirst selbst in Substanz zum Tier. Amen.« »So bestimme ich denn«, schloß Jupiter, »daß die Jagd eine Tugend sei: wegen dem, was Isis über die Tiere sagte; und außerdem, weil man sich mit so sorgsamer Aufmerksamkeit, mit so religiöser Verehrung zu Hirschen, Wildschweinen, Raubtieren und Bestien macht. Ich sage, es soll eine so heroische Tugend sein, daß wenn ein Fürst eine Ricke, einen Hasen, einen Hirsch oder ein anderes Wild verfolgt, er sich einbilden soll, die feindlichen Legionen flüchteten vor ihm her; wenn er irgendetwas gefangen hat, soll er gerade dieselben Gedanken haben, als hätte er jenen Fürsten oder Tyrannen als Gefangenen in seiner Hand, von dem er am meisten zu fürchten hat: daher wird er nicht ohne Grund jene hübschen Zeremonien vollführen, jene heißen Danksagungen sprechen und dem Himmel jene schönen und geheiligten Torheiten darbieten.« »Für den Platz des Jagdhundes ist gut gesorgt«, sagte Momus, »es wird gut sein, ihn selber auf Korsika oder nach England zu schicken. Und an seinen Platz komme die Predigt der Wahrheit, der Tyrannenmord, der Eifer für das Vaterland und die heimatlichen Belange und die Wachsamkeit und Sorge um den Staat. Und was machen wir nun«, sagte er, »mit dem kleinen Hündchen?« Da erhob sich die süße Venus und erbat es sich als Gefallen von den Göttern für sich, auf daß es in ihrer Freizeit zu ihrer und ihrer Fräulein Unterhaltung zuweilen mit seinen bezaubernden Windungen des Körpers, seinen Küßchen und dem niedlichen Applaus seines Schwanzwedelns an ihrem Busen spiele. »Gut«, sagte Jupiter, »aber sieh zu, Tochter, ich will, daß mit dem Hündchen die Liebdienerei und Schmeichelei verschwinden, die so sehr geliebt werden, wie Eifer und Verachtung ewig verhaßt sind: denn ich will, daß an seine Stelle die Vertrautheit, Geselligkeit, Sanftmut, Dankbarkeit, die schlichte Folgsamkeit und liebevolle Dienstbeflissenheit treten.« »Macht im übrigen, was ihr wollt«, antwortete die schöne Göttin, »denn ohne diese Hündlein kann man am Hofe nicht glücklich leben, ebensowenig wie man daselbst ohne die Tugenden, die du gerade aufgezählt hast, tugendhaft bleiben kann.«

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E non sì tosto ebbe chiusa la bocca la dea di Pafo, che Minerva l’aperse dicendo: »Or a che fine destinate la mia bella manifattura: quel palaggio vagabondo, quella stanza mobile, quella bottega e quella fiera errante, quella vera balena che gli traghiuttiti corpi vivi e sani le va a vomire ne gli estremi lidi de le opposte, contrarie e diverse margini del mare?«; »Vada« risposero molti dèi, »con l’abominevole Avarizia, con la vile e precipitosa Mercatura, col desperato Piratismo, Predazione, Inganno, Usura, et altre scelerate serve, ministre e circonstanti di costoro. Et ivi risieda la Liberalità, la Munificenza, la Nobiltà di spirito, la Comunicazione, Officio, et altri degni ministri e servi loro«; »Bisogna« disse Minerva, »che sia conceduta et appropriata a qualch’uno«; »Fà di quella ciò che a te piace«, disse Giove; »Or dumque,« disse lei, »serva a qualche sollecito Portughese, o curioso et avaro Britanno: acciò con essa vada a discuoprir altre terre et altre regioni verso l’India occidentale, dove il capo aguzzo Genovese non ha discuoperto, e non ha messo i piedi il tenace e stiptico Spagnolo; e cossì successivamente serva per l’avenire al più curioso, sollecito e diligente investigator de nuovi continenti e terre«. ¦ Finito avendo il suo proposito Minerva, cominciò a farsi udir in questo tenore il triste, restio e maninconioso Saturno: »Mi pare, o Dei, che tra gli riservati per rimaner in cielo, con gli Asinelli, Capricorno e Vergine, sia questa Idra, questo antico e gran serpente, che dignissimamente ottiene la patria celeste: come quello che ne revendicò da le | onte de l’audace e curioso Prometeo, non tanto amico di nostra gloria, quanto troppo affezzionato a gli uomini: quali volea che per privilegio e prorogativa de l’immortalitade ne fussero a fatto simili et uguali. Questo fu quel sagace et accorto animale, prudente, versuto, callido, astuto e fino più che tutti gli altri che la terra produca: che quando Prometeo ebbe subornato il mio figlio, vostro fratello e padre Giove, a do-

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Und kaum hatte die Göttin von Paphos ihren Mund geschlossen, da öffnete schon Minerva den ihren und sagte: »Und zu was für einem Zweck bestimmt ihr nun das schöne Werk meiner Hände, diesen vagabundierenden Palast, diese bewegliche Wohnung, diesen wandelnden Markt und Laden, diesen wahrhaftigen Wal, der lebendige Körper im Ganzen verschlingt und sie an den fernsten Küsten der entlegenen, entgegengesetzten und mannigfachen Ränder des Meeres wieder ausspeit?« »Es gehe«, antworteten viele Götter, »mit der verwerflichen Habsucht, mit dem gemeinen und raffgierigen Krämergeist, mit der verzweifelten Piraterie, der Räuberei, dem Betrug, dem Wucher und ihren anderen schurkischen Dienerinnen, Gehilfinnen und Gesinde. Und es weile hier die Freigiebigkeit, Großzügigkeit, Geistesadel, Mitteilung, Pflicht und deren andere würdige Gehilfen und Diener.« »Das Schiff muß aber«, sagte Minerva, »jemandem überlassen und übereignet werden.« »Mach damit, was du willst«, sagte Jupiter. »Also dann«, sagte sie, »soll es irgendeinem regsamen Portugiesen oder vorwitzigen und gierigen Briten dienen, der mit seiner Hilfe andere Länder und Gegenden gen Westindien entdecken soll, wo noch kein Genueser Spitzkopf sie gefunden und wohin noch kein zäher spanischer Haltefest seinen Fuß gesetzt hat; und so soll es in Zukunft einem nach dem anderen immer dem neugierigsten, regsamsten und beflissensten Erforscher neuer Kontinente und Länder dienen.« Nachdem Minerva mit ihrem Vorschlag fertig war, begann der traurige, verschlossene und melancholische Saturn sich in diesem Tone vernehmen zu lassen: »Mir scheint, o Götter, daß unter denen, die mit den Eselchen, dem Steinbock und der Jungfrau ausgenommen werden und im Himmel verbleiben sollen, auch diese Hydra gehört, diese alte und großmächtige Schlange, die den Himmel mit bestem Recht zur Heimat bekam als diejenige, die uns vor Demütigung durch den kekken und vorwitzigen Prometheus bewahrte, der weniger ein Freund unserer Ehre war als vielmehr den Menschen allzu innig zugetan: wollte er doch, daß sie uns hinsichtlich des Privilegs und Vorteils der Unsterblichkeit ganz und gar ähnlich und gleich sein sollten. Dies nun war das wendige und vorsichtige Tier, klug, erfahren, schlau, listig und scharfsinnig über alle anderen Tiere, die die Erde hervorgebracht: als nämlich Prometheus meinen Sohn und euren Bruder und Vater Jupiter

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nargli quelle otre o barilli pieni di vita eterna, accadde che avendone cargato un asino, mettendoli sopra quella bestia per condurli alla region de gli uomini, l’asino (perché per qualche tratto di camino andava avanti al suo agasone), cotto dal sole, bruggiato dal caldo, arefatto da la fatica, sentendosi gli pulmoni disseccati da la sete, venne invitato da costui al ¦ fonte; dove (per esser quello alquanto cavo e basso, di maniera che l’acqua per doi o tre palmi era lontana da l’equalità de la terra) bisognò che l’asino si curvasse e si piegasse tanto per toccar la liquida superficie con le labbia, che vennero a cascargli dal dorso gli barilli, si ruppero gli otricelli, si versò la vita eterna, e tutta venne a disperdersi per terra e quel pantano che facea corona con l’erbe al fonte. Costui se ne raccolse destramente qualche particella per lui: Prometeo rimase confuso, gli uomini sotto la triste condizione della mortalità, e l’asino perpetuo ludibrio e nemico di questi, condannato dall’umana generazione, consenziente Giove, ad eterne fatiche e stenti, a pessimo cibo che trovar si possa, et a soldo di spesse e grosse bastonate. Cossì, o dèi, per caggion di costui aviene che gli uomini facciano qualche caso de fatti nostri: perché vedete che ora, | quantumque siano mortali, conoscano la loro imbecillità, et aspettan pure di passare per le nostre mani; e ne dispreggiano, si beffano de fatti nostri, e ne reputano come scimie e gattimammoni: che farrebono se fussero similmente, come noi siamo, immortali?«; »Assai bene definisce Saturno«, disse Giove; »Stiasi dumque«, risposero gli dèi tutti. »Ma partasi« soggionse Giove, »la Invidia, la Maldicenza, la Insidia, Buggia, Convizio, Contenzione e Discordia; e le virtudi contrarie rimagnano con la serpentina Sagacità e Cautela. Ma quel Corvo non posso patire che sia là; però Apolline tolga quel suo divino, quel buon servitore, quel sollecito ambasciadore e diligente ¦ novelliero e posta: che tanto bene effettuò il comandamento de gli dèi quando aspettavano di tòrsi la sete per la sedulità del costui serviggio«; »Se vuol regnare,« disse Apolline, »vada in Inghilterra dove ne

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verführt hatte, ihm jene Schläuche und Fäßchen voll ewigen Lebens zu geben, und er damit einen Esel beladen hatte, um sie in den Bereich der Menschen zu bringen, da geschah es, daß der Esel, der ein stückweit des Weges vor seinem Eseltreiber einherging – von der Sonne gebraten, von der Hitze verbrannt, von der Anstrengung ausgetrocknet und mit vor Durst verdorrten Lungen –, von dieser Hydra zu einer Quelle gelockt wurde; wo er dann (da diese Quelle etwas tief eingesenkt war, so daß das Wasser zwei, drei Handbreit von der Erdoberfläche entfernt stand) sich so weit bücken und hinunterbeugen mußte, um die flüssige Oberfläche mit den Lippen zu berühren, daß ihm die Fäßchen vom Rücken fielen, die Schläuche zerrissen, das ewige Leben herausfloß und sich ganz über die Erde und den Morast ergoß, der die Quelle mit Gras umsäumte. Die Schlange erhaschte davon geschickt einige Teilchen für sich; Prometheus ward beschämt, die Menschen blieben dem traurigen Los der Sterblichkeit unterworfen, und der Esel wurde ihnen zum ewigen Gespött und Feind und vom Menschengeschlecht mit Jupiters Einverständnis zu ewiger Arbeit und Anstrengung verdammt, zu der schlechtesten Nahrung, die sich finden läßt, und zur Entlohnung mit dichten und derben Prügeln. So kam es, o ihr Götter, durch die Schlange dazu, daß die Menschen sich überhaupt auch nur im Geringsten um unsere Angelegenheiten scheren: denn ihr seht, wie sie jetzt, wiewohl sie sterblich sind, um ihre Gebrechlichkeit wissen und sogar damit rechnen müssen, in unsere Hände zu geraten, uns dennoch verachten, unserer Taten spotten und uns für Affen und Meerkatzen halten. Was täten sie erst, wenn sie wie wir unsterblich wären?« »Saturn stellt es sehr gut dar«, sagte Jupiter. »Sie soll also bleiben«, antworteten alle Götter. »Aber es weiche von dannen«, fügte Jupiter hinzu, »der Neid, die üble Nachrede, die Hinterhältigkeit, Lüge, Verdächtigung, Streitsucht und Uneinigkeit; und bleiben sollen die entgegengesetzten Tugenden mit der schlangenhaften Wendigkeit und Vorsicht. Aber von diesem Raben kann ich es nicht dulden, daß er dableibe; daher soll Apollo diesen seinen göttlichen und braven Diener forttun, diesen eifrigen Botschafter und gewissenhaften Kundschafter und Kurier, der den Befehl der Götter so gut ausgeführt, als sie sich durch seine fleißigen Dienste vom Durst zu befreien erhofften.« »Wenn er herrschen will«, sagte Apollo, »soll er nach England gehen, wo er tausend Legio-

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trovarà le mille leggioni. Se vuol dimorar solitario, stenda il suo volo al Montecorvino appresso Salerno. Se vuole andar dove son molti fichi, vada in Figonia, cioè, dove la riva bagna il Ligustico mare, da Nizza insino a Genova. Se è tirato da la gola de cadaveri, vadasi rimenando per la Campania, o pur per il camino ch’è tra Roma e Napoli, dove son messi in quarti tanti ladroni: che da passo in passo, di carne fresca gli vengono apparecchiati più spessi e suntuosi banchetti che possa ritrovar in altra parte del mondo«. Soggionse Giove: »Vadano ancora a basso la Turpitudine, la Derisione, il Dispreggio, la Loquacità, l’Impostura: et in quella sedia succeda la Magia, la Profezia et ogni Divinazione e Prognosticazione, da gli effetti giudicata buona et utile«. | Saulino Vorrei intendere il tuo parere, o Sofia, circa ¦ la metafora del corvo: la qual primamente fu trovata e figurata in Egitto, e poi in forma d’istoria è presa da gli Ebrei, con gli quali questa scienza trasmigrò da Babilonia; et in forma di favola è tolta da quei che poetorno in Grecia. Atteso che gli Ebrei dicono d’un corvo inviato da l’arca per uomo, che si chiamava Noè, per veder se le acqui erano secche, a tempo che gli uomini aveano tanto bevuto che creporno; e questo animale, rapito da la gola de cadaveri, rimase, e non tornò mai dalla sua legazione e serviggio: il che pare tutto contrario a quello che raccontano gli Egipzii e Greci, che il corvo sia stato inviato dal cielo da un dio chiamato Apolline da questi, per vedere se trovava de l’acqua, a tempo che gli dèi si morevano quasi di sete; e questo animale, rapito dalla gola de gli fichi, dimorò molti giorni, e tornò tardi al fine senza riportar l’acqua, e (credo) avendo perso il vase. Sofia Non voglio al presente stendermi a dechiararti la dotta metafora: ma questo sol ti voglio dire, che il dir di Egizzii e de Ebrei tutto va a rispondere a medesima metafora: perché dire che il corvo si parta da l’arca che è diece cubiti sullevata sopra il più alto monte de la terra, e

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nen seinesgleichen findet. Wenn er einsam leben will, soll er seinen Flug zum Montecorvino bei Salerno lenken. Wenn er dorthin möchte, wo es viele Feigen gibt, soll er nach Figonia gehen, dorthin nämlich, wo das ligurische Meer von Nizza bis Genua die Küste umspült. Wenn ihn der Appetit auf Leichen lockt, soll er durch Kampanien ziehen oder die Strecke zwischen Neapel und Rom, wo so viele Räuber gevierteilt werden, daß ihm auf Schritt und Tritt mehr und reichere Gastmähler aufgetischt werden, als er in irgendeinem anderen Lande der Welt finden kann.« Jupiter fügte hinzu: »Und hinabgehen sollen auch die Schändlichkeit, der Spott, die Verachtung, die Geschwätzigkeit und die Hochstapelei. Und auf diesen Thron folge die Magie, die Prophetie und alle Wahrsagerei und Prognostik, die nach ihrer Wirkung als gut und nützlich beurteilt wird.« Saulino Ich möchte deine Meinung zu der Metapher des Raben hören, o Sofia, die zuerst in Ägypten erfunden und geprägt wurde und dann in der Form einer Geschichte von den Hebräern übernommen, mit denen dieses Wissen nach Babylon hinüberwanderte; und in Form einer Fabel wurde sie von denen übernommen, die sich in Griechenland mit Poesie befaßten. Die Juden sagen nämlich, daß ein Rabe von einer Arche ausgeschickt wurde von einem Menschen, der Noah hieß, um zu sehen, ob die Wasser getrocknet waren, zu jener Zeit, da die Menschen so viel getrunken hatten, daß sie krepiert waren; und daß dieses Tier, von der Gier nach Leichen erfaßt, dortblieb und von seiner Sendung und seinem Dienst nie mehr zurückkehrte. Dies scheint in allem das Gegenteil dessen, was die Ägypter und Griechen erzählen, daß der Rabe vom Himmel ausgesandt worden sei von einem Gott, den sie Apollo nennen, um zu sehen, ob er Wasser finde, zu einer Zeit, da die Götter fast starben vor Durst; und dieses Tier habe, von der Gier nach Feigen erfaßt, viele Tage verweilt und sei schließlich zu spät zurückgekehrt, ohne Wasser mitzubringen und hatte auch noch (glaub ich) das Gefäß verloren. Sofia Ich möchte mir jetzt nicht die Mühe machen, die gelehrte Metapher auszulegen; doch dieses eine will ich dir sagen, daß die Erzählung der Ägypter und die der Hebräer beide mit derselben Metapher übereinstimmen: denn zu sagen, daß der Rabe aus der Arche abfliegt, die zehn Ellen über dem höchsten Berg der Erde erhoben ist, und daß

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che si parta dal cielo, mi par che sia quasi tutt’uno. E che gli uomini, che si trovano in tal luogo e regione, siano chiamati dèi, non mi par troppo alieno: perché, per esser celesti, con poca fatica possono esser dèi. E che da questi sia detto Noè quell’uomo principale, e da quegli altri Apolline, facilmente s’accorda: perché la denominazione differente concorre in un medesimo officio | di regenerare: atteso che sol et homo generant hominem. E che sia ¦ stato a tempo che gli uomini aveano troppo da bere, e che sia stato quando gli dèi si morevano di sete, certo è tutto medesimo et uno: perché quando le cataratte del cielo s’apersero, e si ruppero le cisterne del firmamento, è cosa necessaria che si dovenesse a tale, che gli terreni avessero troppo da bere, e gli celesti si morissero di sete. Che il corvo sia rimaso allettato et invaghito per gli fichi, e che quello stesso sia stato attratto della gola de corpi morti, certamente viene tutto ad uno, se considerarai la interpretazione di quello Giosefo, che sapea dechiarar gli sogni. Perché al fornaio di Putifaro (che diceva aver avuto in visione che portava in testa un canestro de fichi de cui venevano a mangiar gli ucelli) prenosticò che lui dovea essere appiccato, e de le sue carni doveano mangiar i corvi e gli avoltori. Che il corvo fusse tornato, ma tardi e senza profitto alcuno, è tutto medesimo non solamente con il dire che non tornò mai, ma anco con il dire che mai fusse andato, né mandato: perché non va, non fa, non torna chi va, fa, e torna in vano. E sogliamo dir ad un che viene tardi et in vano, ancor che riporte qualche cosa: Andaste, fratel mio, e non tornaste. A Lucca me ti parse de vedere. ¦ Ecco dumque, Saulino, come le metafore egizziane senza contradizzione alcuna possono essere ad altri istorie, ad altri favole, ad altri figurati sentimenti. Saulino Questa tua concordanza di testi, se al tutto non mi contenta, è vicina a contentarmi. Ma per ora seguitate l’istoria principale. | Sofia »Or che si farà de la Tazza?« dimandò Mercurio, »de la giarra

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er vom Himmel abfliegt, scheint mir fast ein und dasselbe. Und daß die Menschen, die sich an einem solchen Ort und in solch einer Gegend befinden, Götter genannt werden, kommt mir nicht allzu weit hergeholt vor, denn da sie himmlisch sind, können sie mit wenig Mühe Götter sein. Und daß von den einen jener wichtigste Mann Noah und von den anderen Apollo genannt wird, läßt sich leicht in Übereinstimmung bringen, denn die verschiedene Benennung stimmt in dem gleichen Amt der Wiedererzeugung überein, da sol et homo generant hominem. Und daß es zu der Zeit gewesen sei, als die Menschen zu viel zu trinken bekamen, und daß es gewesen sei, als die Götter vor Durst starben, ist ganz gewiß ein und dasselbe: denn als sich die Schleusen des Himmels öffneten und die Zisternen des Firmaments zerbrachen, mußte es notwendig dazu kommen, daß die Irdischen zu viel zu trinken hatten und die Himmlischen vor Durst starben. Daß der Rabe, von den Feigen angelockt und verzückt worden sei, und daß derselbe von der Gier nach toten Körpern angezogen worden sei, läuft gewiß auf eines und dasselbe hinaus, wenn du die Interpretation jenes Joseph betrachtest, der die Träume zu deuten verstand. Denn dem Bäcker des Potiphar (der sagte, er habe im Traum gesehen, wie er einen Korb Feigen auf dem Kopf trug, aus dem die Vögel fressen kamen) sagte Joseph voraus, daß er aufgehängt würde und daß die Raben und Geier sein Fleisch fressen würden. Daß der Rabe zurückgekehrt sei, aber zu spät und ohne jeglichen Nutzen, ist ganz dasselbe, wie nicht bloß zu sagen, er sei nie zurückgekommen, sondern sogar zu sagen, er sei niemals gegangen oder geschickt worden: denn es geht nicht, tut nicht, kehrt nicht wieder, wer vergeblich geht, tut und wiederkehrt. Und wir pflegen von einem zu sagen, der zu spät und vergeblich kommt, selbst wenn er etwas bringt: Du gingst, mein Brüderlein, und kamst nicht wieder. In Lucca, schien mir, hätt ich dich gesehen. Da siehst du also, Saulino, wie die ägyptischen Metaphern ohne den geringsten Widerspruch zu anderen Geschichten, anderen Fabeln und anderen verschlüsselten Aussprüchen passen können. Saulino Wenn mich diese deine Konkordanz von Texten nicht vollkommen zufriedenstellt, ist sie doch nahe dran, mich zufriedenzustellen. Aber fahrt jetzt mit der Haupterzählung fort. Sofia »Was soll man nun mit dem Kelch machen?« fragte Mer-

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che si farà?«; »Facciamo« disse Momo, »che sia donata iure successionis vita durante al più gran bevitore che produca l’alta e bassa Alemagna, dove la Gola è esaltata, magnificata, celebrata e glorificata tra le virtudi eroiche; e la Ebrietade è numerata tra gli attributi divini: dove col treink e retreink, bibe et rebibe, ructa reructa, cespita recespita, vomi revomi usque ad egurgitationem utriusque iuris, idest del brodo, butargo, menestra, cervello, anima e salzicchia, videbitur porcus porcorum in gloria Ciacchi. Vadasene con quello l’Ebrietade, la qual non la vedete là in abito todesco con un paio di bragoni tanto grandi, che paiono le bigoncie del mendicante abbate di santo Antonio, e con quel braghettone che da mezzo de l’uno e l’altro si discuopre di sorte che par che voglia ¦ arietare il paradiso? Guardate come la va orsa, urtando ora con questo ora con quel fianco, mo’ di proda mo’ di poppa, in qualche cosa: che non è scoglio, sasso, cespuglio, o fosso a cui non vada a pagar il fio. Scorgete con ella gli compagni fidelissimi Replezione, Indigestione, Fumositade, Dormitazione, Trepidazione, alias Cespitazione, Balbuzie, Blesura, Pallore, Delirio, Rutto, Nausea, Vomito, Sporcaria et altri seguaci, ministri e circonstanti. E perché la non può più caminare, vedete come rimonta sul suo carro trionfale, dove sono legati molti buoni, savii e santi personaggi, de quali li più celebri e famosi sono Noemo, Lotto, Chiaccone, Vitanzano, Zucavigna e Sileno. L’alfiero Zampaglion porta la banda fatta di scarlato; dove con il color di proprie penne appare di doi sturni il natural ritratto. E gionti a doi | gioghi, con bella leggiadria, tirano il temone quattro superbi e gloriosi porci: un bianco, un rosso, un vario, un negro; de quali il primo si chiama Grungarganfestrofiel, il secondo Sorbillgramfton, il terzo Glutius, il quarto Strafocazio«.¦ Ma di questo altre volte ti dirò a bastanza. Veggiamo che fu, dopo ch’ebbe ordinato Giove che vi succedesse l’Abstinenza e Temperanza con gli lor ordini e ministri che udirai: per-

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kur, »mit dem Krug, was machen wir mit dem?« »Machen wir«, sagte Momus, »daß er iure successionis vita durante dem größten Trinker gegeben werde, den Hoch- und Niederdeutschland hervorbringt, wo die Gefräßigkeit unter den heroischen Tugenden erhöht, gepriesen, gefeiert und gerühmt wird und die Trunkenheit unter die göttlichen Attribute gezählt wird: wo mit treink und retreink, bibe et rebibe, ructa reructa, cespita recespita, vomi revomi usque ad egurgitationem utriusque iuris, idest von Brühe, Tunke, Suppe, Gehirn, Seele und Wurst videbitur porcus porcorum in gloria Ciacchi. Mit ihm gehe von dannen die Trunkenheit – seht ihr sie nicht dort in deutscher Tracht mit zwei so gewaltigen Hosenbeinen, daß sie wie die Huckenkörbe des Bettelabtes vom heiligen Antonius erscheinen und mit jenem Ungetüm von Hosenlatz, der sich zwischen dem einen und dem anderen sehen läßt, daß es scheint, er wolle das Paradies rammen? Seht, wie sie watschelt wie ein Bär, mal mit dieser, mal mit der anderen Seite irgendwo aneckend, jetzt mit dem Bug, dann mit dem Heck, so daß es keine Klippe, keinen Felsen, keinen Strauch und keinen Graben gibt, dem sie nicht ihren Tribut entrichtete. Erblickt zu ihrer Seite die getreuesten Kameraden: Überfraß, Bauchweh, Benebelung, Dösigkeit, Schwanken alias Taumeln, Stammeln, Stottern, Blässe, Delirium, Rülpsen, Übelkeit, Erbrechen, Besudelung und andere Gefolgsleute, Diener und Hofstaat. Und weil sie nicht mehr gehen kann, seht ihr, wie sie auf ihren Triumphwagen steigt, an den viele gute, weise und heilige Persönlichkeiten gebunden sind, von denen die bekanntesten und berühmtesten Noah, Lot, Chiaccone, Vitanzano, Zucavigna und Silen sind. Der Vorreiter Zampaglion trägt das scharlachene Banner, worauf in der Farbe ihrer eigenen Federn das naturgetreue Konterfei zweier Stare erscheint. Und an zwei Joche gespannt ziehen die Deichsel mit hübschem Anstand vier stolze und prachtvolle Schweine: ein weißes, ein rotes, ein geflecktes und ein schwarzes; von ihnen heißt das erste Grungarganfestrofiel, das zweite Sorbillgramfton, das dritte Glutius, das vierte Strafocazio.« Aber darüber werde ich dir ein andermal genügend erzählen. Laßt uns sehen, was geschah, nachdem Jupiter befohlen hatte, daß auf diesen Platz die Enthaltsamkeit und Mäßigung mit ihren Orden und Dienern, von denen du später hören wirst, nachrücken sollten.

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ché adesso è tempo che vengamo a raggionar del centauro Chirone, il qual venendo ordinatamente a proposito, fu detto dal vecchio Saturno a Giove: »Perché, o figlio e signor mio, vedi ch’il sole è per tramontare, ispediamo presto questi altri quattro, sel ti piace«. E Momo disse: »Or che vogliamo far di quest’uomo insertato a bestia, o di questa bestia inceppata ad uomo? in cui una persona è fatta di due nature e due sustanze concorreno in una ipostatica unione? Qua due cose vegnono in unione a far una terza entità: e di questo non è dubio alcuno. Ma in questo consiste la difficultà, cioè, se cotal terza entità produce cosa megliore che l’una e l’altra, o d’una de le due parti: overamente più vile? Voglio dire se essendo a l’essere umano aggionto l’essere cavallino, vien prodotto un divo degno de la sedia celeste, o pur una bestia degna di esser messa in un armento e stalla? In fine (sia stato detto quantosivoglia da Iside, Giove et altri dell’eccellenza de l’esser bestia, e che a l’uomo per esser divino gli conviene aver de la bestia, e quando ap ¦ petisce mostrarsi altamente divo, faccia conto di farsi vedere in tal misura bestia) mai potrò credere che dove non è un uomo intiero e perfetto, né una perfetta et intiera bestia, | ma un pezzo di bestia con un pezzo d’uomo, possa esser meglio che come dove è un pezzo di braga con un pezzo di giubbone, onde mai provegna veste meglior che giubbone o braga: né meno cossì come questa o quella, buona«; »Momo Momo,« rispose Giove, »il misterio di questa cosa è occolto e grande, e tu non puoi capirlo: però come cosa alta e grande ti fia mestiero di solamente crederlo«. »So bene« disse Momo, »che questa è una cosa che non può esser capita da me né da chiumque ha qualche picciolo granello d’intelletto: ma che io, che son un dio, o altro che si trova tanto sentimento quanto esser potrebe un acino di miglio, debba crederlo, vorrei che da te prima con qualche bella maniera mi vegna donato a credere«;

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Denn jetzt ist es an der Zeit, daß wir auf den Zentaur Chiron zu sprechen kommen. Als die Reihe an ihn kam, besprochen zu werden, sagte der alte Saturn zu Jupiter: »Mein Sohn und mein Herr, weil, wie du siehst, die Sonne schon untergehen will, laßt uns schnell diese übrigen vier abfertigen, wenn es dir recht ist.« Und Momus sagte: »Was wollen wir nun mit diesem in ein Tier eingeschlossenen Menschen tun oder mit diesem Tier, das in einen Menschen verkeilt ist? In dem eine Person aus zwei Naturen besteht und zwei Substanzen in einer hypostatischen Vereinigung zusammenkommen? Hier kommen zwei Dinge in einer Einheit zusammen, um eine dritte Entität zu ergeben, und daran kann gar kein Zweifel sein. Aber darin besteht auch die Schwierigkeit, ob nämlich eine solche dritte Entität etwas Besseres ergibt als der eine und der andere Teil oder als einer der beiden Teile – oder aber etwas Schlechteres? Ich will damit sagen, wenn an das menschliche Sein das pferdische Sein angefügt ist, ob da etwas Göttliches hervorgebracht wird, das einen Sitz im Himmel wert ist, oder aber ein Tier, das es wert ist, in einer Herde und einem Stall untergebracht zu werden? Kurz und gut (und da mögen Isis, Jupiter und andere soviel sie wollen über die Erhabenheit sagen, ein Tier zu sein, und daß der Mensch etwas vom Tiere haben müsse, wenn er göttlich sein will, und wenn er sich im hohen Maß göttlich zeigen wolle, solle er damit rechnen, sich im gleichen Maße als Tier zu erweisen) ich werde nie glauben können, daß dort, wo kein ganzer und vollkommener Mensch ist noch ein vollkommenes und ganzes Tier, vielmehr ein Stück Tier mit einem Stück Mensch, es besser bestellt sein könne, als wo ein Stück Hose mit einem Stück Jacke ist, woraus niemals ein besseres Kleidungsstück wird als eine Jacke oder eine Hose, nicht mal ein ebenso gutes wie eines oder das andere.« »Momus, Momus«, antwortete Jupiter, »das Mysterium in dieser Sache ist verborgen und groß und du kannst es nicht verstehen: daher wirst du einfach daran als an etwas Erhabenes und Großes glauben müssen.« »Ich weiß wohl«, sagte Momus, »daß dies eine Sache ist, die nicht von mir verstanden werden kann noch von irgendjemand sonst, der auch nur ein kleines Körnchen Verstand hat; aber wenn ich, der ich ein Gott bin, das glauben soll, oder sonst jemand, an dem sich etwa so viel Verständnis findet wie ein Gerstenkorn, möchte ich, daß es mir von dir erst auf irgendeine schöne Art zu glauben gegeben werde.«

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»Momo,« disse Giove, »non devi voler sapere più di quel che bisogna sapere, e credemi che questo non bisogna sapere«; »Ecco, dumque,« disse Momo, »quel che è necessario intendere, e ch’io al mio dispetto voglio sapere; e per farti piacere, o Giove, voglio credere: che una manica et un calzone vagliono più ch’un par di maniche et un par di calzoni, e di gran vantaggio ancora; che un uomo non è uomo, che una bestia non è bestia: che la metà d’un uomo non sia mezo uomo, e che la metà d’una bestia non sia meza bestia; che un mezo uomo e mezo bestia non sia uomo inperfetto e bestia imperfetta: ma bene un divo, ¦ e pura mente colendo«. Qua li dèi sollecitarono Giove che s’espedisse presto, e determinasse del Centauro secondo il suo volere. Però Giove avendo comandato silenzio a Momo, determinò in questo modo: »Abbia detto io medesimo contra Chirone qualsivoglia proposito, al presente io mi ritratto e | dico che: per esser Chirone centauro uomo giustissimo, che un tempo abitò nel monte Pelia, dove insegnò ad Esculapio de medicina, ad Ercole d’astrologia e ad Achille de citara, sanando infermi, mostrando come si montava verso le stelle, e come gli nervi sonori s’attacavano al legno e si maneggiavano, non mi par indegno del cielo. Appresso ne lo giudico degnissimo, perché in questo tempio celeste, appresso questo altare a cui assiste, non è altro sacerdote che lui: il qual vedete con quella offrenda bestia in mano, e con un libatorio fiasco appeso a la cintura. E perché l’altare, il fano, l’oratorio è necessariissimo, e questo sarrebe vano senza l’administrante, però qua viva, qua rimagna, e qua persevere eterno, se non dispone altrimente il fato«; Qua suggionse Momo: »Degna e prudentemente hai deciso, o Giove, che questo sia il sacerdote nel celeste altare e tempio; perché quando bene arà spesa quella bestia che tiene in mano, è impossibile che li possa mancar mai la bestia: perché lui medesimo, et uno, può servir per sacrificio e sacrificatore, idest per sacerdote e per bestia«. »Or bene dumque,« disse Giove, »da questo luogo si parta la Bestialità, l’Ignoranza,

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»Momus«, sagte Jupiter, »du darfst nicht mehr wissen wollen, als man zu wissen braucht, und glaube mir, dies braucht man nicht zu wissen.« »Das ist es also«, sagte Momus, »was zu verstehen nötig ist und was ich zu meinem Ärger wissen möchte und dir zu Gefallen, Jupiter, glauben will: daß ein Ärmel und ein Hosenbein mehr wert sind als ein Paar Ärmel und ein Paar Hosen und sogar noch sehr viel mehr; daß ein Mensch kein Mensch ist, daß ein Tier kein Tier ist, daß die Hälfte eines Menschen nicht ein halber Mensch ist und daß die Hälfte eines Tieres nicht ein halbes Tier ist; daß ein halber Mensch und ein halbes Tier nicht ein unvollständiger Mensch und ein unvollständiges Tier ist, sondern vielmehr eine Gottheit und pura mente zu verehren.« Hier drängten die Götter Jupiter, daß er schnell fertig werde und über den Zentaur nach seinem Willen beschließe. Daher bestimmte Jupiter, nachdem er Momus Schweigen befohlen hatte, folgendermaßen: »Was auch immer für Anschläge ich selbst gegen Chiron gesprochen haben mag, widerrufe ich hiermit und sage jetzt, daß der Zentaur Chiron, weil er der gerechteste der Menschen ist, der einst eine Zeitlang auf dem Berge Pelion gewohnt hatte, wo er Äskulap die Medizin lehrte, Herkules die Astrologie und Achilles das Spiel auf der Chitara, indem er Kranke heilte, zeigte, wie man zu den Sternen emporsteigt und wie man die klingenden Sehnen am Holz befestigt und handhabt, er mir des Himmels nicht unwürdig zu sein scheint. Sodann halte ich ihn für dessen in höchstem Maße würdig, weil es in diesem himmlischen Tempel, bei diesem Altar, vor dem er dient, außer ihm keinen anderen Priester gibt, so wie ihr ihn hier mit diesem darzubringenden Tier in der Hand seht, die Flasche für das Trinkopfer an den Gürtel gehängt. Und weil der Altar, das Heiligtum, das Gebetshaus höchst notwendig ist und es ohne den Zelebranten leer wäre, so soll er hier leben, hier bleiben und in Ewigkeit hier verweilen, wenn das Verhängnis es nicht anders bestimmt.« Hier fügte Momus hinzu: »Würdig und klug hast du entschieden, o Jupiter, daß dieser der Priester am himmlischen Altar und Tempel sein soll; denn wenn er dieses Tier, das er in der Hand hält, schon aufgebraucht haben wird, wird es ihm doch unmöglich jemals an einem Tier fehlen: denn er selbst und allein kann als Opfer und Opfernder dienen, idest als Priester und als Opfertier.« »Also gut«, sagte Jupiter, »von diesem Ort weiche die Bestialität, die Ignoranz, die nutzlose

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la Favola disutile e perniziosa; e dove è il Centauro rimagna la Semplicità giusta, la Favola morale. Da ove è l’Altare, ¦ si parta la Superstizione, l’Infidelità, l’Impietà, e vi soggiorne la non vana Religione, la non stolta Fede e la vera e sincera Pietade«. Qua propose Apolline: »Che sarà di quella Tiara? a che è destinata quella Corona? che vogliamo far di essa?«; »Questa, questa,« rispose Giove, »è quella corona la quale non senza alta disposizion del fato, | non senza instinto de divino spirito, e non senza merito grandissimo, aspetta l’invittissimo Enrico terzo, Re della magnanima, potente e bellicosa Francia; che dopo questa, e quella di Polonia, si promette, come nel principio del suo regno ha testificato, ordinando quella sua tanto celebrata impresa: a cui facendo corpo le due basse corone con un’altra più eminente e bella, s’aggiongesse per anima il motto: Tertia coelo manet. Questo Re cristianissimo, santo, religioso e puro, può securamente dire: Tertia coelo manet, perché sa molto bene che è scritto »Beati li pacifici, beati li quieti, beati li mondi di cuore: perché de loro è il regno de’ cieli«. Ama la pace, conserva quanto si può in tranquillitade e devozione il suo popolo diletto; non gli piaceno gli rumori, strepiti e fragori d’instrumenti marziali, che administrano al cieco acquisto d’instabili tirannie e prencipati de la terra: ma tutte le giustizie e santitadi che mostrano il diritto camino al regno eterno. Non sperino gli arditi, tempestosi e turbulenti spiriti di quei che sono a lui suggetti, che mentre egli vivrà (a cui la tranquillità de l’anime non administra bellico furore) voglia porgerli aggiuto per cui non vanamente vadano a perturbar la pace ¦ de l’altrui paesi, con pretesto d’aggiongergli altri scettri et altre corone: perché Tertia coelo manet. In vano contra sua voglia andaranno le rubelle Franche copie a sollecitar gli fini e lidi altrui; perché non sarà proposta d’instabili consegli, non sarà speranza de volubili fortune, comodità di esterne administrazioni e suffragii, che vagliano con specie d’investirlo de manti et ornarlo di corone, toglierli (altrimente che per

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und verderbliche Fabel; und wo der Zentaur ist, bleibe die gerechte Einfalt, die moralische Fabel. Von dort, wo der Altar ist, weiche der Aberglaube, der Unglaube, die Unfrömmigkeit und es wohne dort die Religion, die nicht leer, und der Glaube, der nicht dumm ist, und die wahre und aufrichtige Frömmigkeit.« Nun meldete Apollo an: »Was geschieht mit jener Tiara? Wozu ist diese Krone bestimmt? Was wollen wir mit ihr tun?« »Diese hier«, antwortete Jupiter, »dies ist die Krone, die nicht ohne eine hohe Verordnung des Verhängnisses, nicht ohne Eingebung des göttlichen Geistes und nicht ohne größtes Verdienst den unüberwindlichen Heinrich III., den König des großherzigen, mächtigen und kriegerischen Frankreich, erwartet; er verspricht sie sich nach der französischen und nach der Krone Polens, wie er zu Beginn seiner Regierung bezeugte, als er sein hochberühmtes Wappenemblem bestellte: in welchem zum Körper des Wappens, der aus den beiden bescheidenen Kronen und einer höheren und schöneren bestand, als Seele das Motto hinzugefügt wurde: Tertia coelo manet. Dieser allerchristlichste, heilige, religiöse und reine König kann mit Sicherheit sagen: Tertia coelo manet, weil er sehr wohl weiß, daß geschrieben steht: »Selig sind die Friedfertigen, selig sind die sanften, selig, die reinen Herzens sind: denn ihrer ist das Himmelreich.« Er liebt den Frieden und bewahrt, soweit möglich, sein geliebtes Volk in Ruhe und Frömmigkeit; ihm gefällt nicht das Geräusch, Schrillen und Lärmen kriegerischer Instrumente, die zum blinden Erwerb unsicherer Gewaltherrschaften und Fürstentümer auf Erden dienen: sondern alle Gerechtigkeiten und Heiligkeiten, die den geraden Weg zum ewigen Königreich weisen. Nicht sollen sich die dreisten, stürmischen und aufrührerischen Geister unter seinen Untertanen erhoffen, daß er (dessen Seelenruhe nicht dem Kriegswahn dient), solange er lebt, ihnen helfen werde, auf daß sie nicht vergeblich hingehen, den Frieden der Länder anderer zu stören, unter dem Vorwand, ihm neue Szepter und Kronen hinzuzufügen: denn Tertia coelo manet. Vergeblich werden die rebellischen französischen Truppen gegen seinen Willen die Grenzen und Küsten anderer stören gehen; denn kein Vorschlag unsicherer Ratgeber, keine Hoffnung auf wetterwendisches Glück, keine Gelegenheit ausländischer Verwaltungen und Wahlen wird imstande sein, ihm unter dem Vorwand, ihn mit Königsmänteln zu bekleiden und mit

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forza di necessità) la | benedetta cura della tranquillità di spirito: più tosto leberal del proprio, che avido de l’altrui. Tentino dumque altri sopra il vacante regno Lusitano; sieno altri solleciti sopra il Belgico domìno. Perché vi beccarete la testa e vi lambiccarete il cervello, altri et altri prencipati? perché suspettarete e temerete voi altri prencipi e regi, che non vegna a domar le vostre forze, et involarvi le proprie corone? Tertia coelo manet. Rimagna dumque« conchiuse Giove, »la Corona, aspettando colui che sarà degno del suo magnifico possesso. E qua oltre abbia il suo solio la Vittoria, Remunerazione, Premio, Perfezzione, Onore e Gloria: le quali, se non son virtudi, son fine di quelle«. Saulino Or che dissero li dèi? Sofia Non fu grande o picciolo, maggiore o minore, maschio o femina, o d’una e d’un’altra sorte, che si trovasse ¦ nel conseglio, che con ogni voce e gesto non abbia sommamente approvato il sapientissimo e giustissimo decreto Gioviale. Là onde fatto tutto allegro e gioioso il summitonante, s’alzò in piedi e stese la destra verso il Pesce australe, ¦ di cui solo restava a definire, e disse: »Presto tolgasi da là quel pesce, e non vi rimagna altro che il suo ritratto; et esso in sustanza sia preso dal nostro cuoco: et or ora, fresco fresco sia messo per compimento di nostra cena, parte in craticchia, parte in guazzetto, parte in agresto, parte acconcio come altrimente li pare e piace, accomodato con salza romana; e facciasi tutto presto, perché per il troppo negociare io mi muoio di fame, et il simile credo de voi altri anco: oltre che mi par convene | vole che questo purgatorio non sia senza qualche nostro profitto ancora«; »Bene, bene, assai bene,« risposero tutti gli dèi, »et ivi si trove la Salute, la Securità, l’Utilità, il Gaudio, il Riposo e somma Voluttade, che son parturite dal premio de virtudi, e remunerazion de studi e fatiche«.

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Kronen zu schmücken, die gesegnete Sorge um den Seelenfrieden zu rauben (es sei denn durch Gewalt und Nötigung): eher freigiebig mit dem Eigenen sein, als gierig nach dem Fremden. Es sollen daher andere sich nach dem vakanten lusitanischen Reich strecken; andere um die belgische Herrschaft eifern. Warum sollt ihr euch den Kopf zerbrechen und das Gehirn verrenken, ihr vielen anderen Fürstentümer? Warum sollt ihr Verdacht hegen und befürchten, ihr anderen Fürsten und Könige, daß er kommen werde, eure Kräfte zu bändigen und euch eure Kronen zu rauben? Tertia Coelo manet. Es bleibe also«, schloß Jupiter, »die Krone hier und warte auf den, der ihres großartigen Besitzes würdig sein wird. Und hier sollen außerdem der Sieg, die Vergeltung, der Lohn, die Vollkommenheit, die Ehre und der Ruhm ihren Thronsitz haben, die, wenn sie selbst keine Tugenden sind, deren Ziel sind.« Saulino Was sagten da die Götter? Sofia Es gab nicht groß noch klein, nicht größer noch kleiner, nicht Mann noch Frau, nicht von der einen noch von der anderen Art, die im Rate waren, die nicht mit allen Stimmen und Gebärden den weisesten und gerechtesten Beschluß Jupiters im höchsten Maße gebilligt hätten. Daher wurde der Donnerer ganz heiter und fröhlich, stand auf und streckte die Rechte nach dem südlichen Fisch, über den man allein noch zu bestimmen hatte, und sprach: »Man nehme sogleich diesen Fisch von dort weg, und es bleibe da nichts weiter als sein Bild; und er selbst soll in Substanz von unserem Koch genommen werden und allsogleich frisch, frischer, am frischesten als Krönung unseres Abendmahls zubereitet werden: teils geröstet, teils gedünstet, teils sauer eingelegt, teils wie es ihm sonst noch einfällt und paßt und mit römischer Soße angerichtet; und das alles soll schnell geschehen, denn wegen des vielen Verhandelns sterbe ich schon vor Hunger, und dasselbe nehme ich auch von euch an. Außerdem scheint es mir angebracht, daß auch wir von diesem Großreinemachen für uns irgendeinen Vorteil haben sollen.« »Gut, gut, sehr gut«, antworteten alle Götter, »und hier soll sein: die Gesundheit, die Sicherheit, der Nutzen, die Freude, die Ruhe und höchste Lust, die von dem Lohn der Tugenden und der Vergeltung für Anstrengung und Arbeit erzeugt werden.«

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E con questo festivamente usciro dal conclave: avendo purgato il spacio oltre il signifero, che contiene trecento e sedeci stelle segnalate. Saulino Or et io me ne vo alla mia cena. Sofia Et io mi ritiro alle notturne contemplazioni. Fine

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Und damit gingen sie feierlich aus dem Konklave, da sie nun den Bereich jenseits des Tierkreises gereinigt hatten, der dreihundertsechzehn sichtbare Sterne enthält. Saulino Nun gehe auch ich fort zu meinem Abendessen. Sofia Und ich ziehe mich zu den nächtlichen Betrachtungen zurück. Ende

A N HA N G

Faksimile der in OC V/2, S. 510 f. rekonstruierten Abbildungen. (Vgl. auch oben S. 487, Anm. 111 u. 117.)

Figur 1 (S. 304)

Figur 2 (S. 306)

Figur 3 (S. 308)

Figur 4 (S. 308)

KOM M E N TA R

Erläuternder Brief (S. 4–45)  Eine absichtliche Irreführung, tatsächlich wurde der Dialog in London

gedruckt von John Charlewood, s. Aquilecchia: Lo stampatore londinese (1960), und Bassi, Editoria (1997).  Sir Philipp Sidney (1554–1586), ein Neffe des Grafen Leicester, war Kriegsmann und Diplomat, Philosoph und Dichter (Defence of Poesie, 1958) und trotz seiner Bindung an die puritanische Partei ein aktiver Förderer Brunos während seines Aufenthalts in England; ihm ist außer diesem auch der Dialog De gli eroici furori gewidmet. Zu Sidneys Verhältnis zu Bruno s. Yates: Giordano Bruno’s Conflict with Oxford, in: dies.: Lull and Bruno (1982), S. 134 ff.; Biagi, Sidney (1958), S. 44–46. Sidney hatte auch Brunos Auftritt an der Universität Oxford im Juni 1583 ermöglicht; s. Feingold: England (2004), S. 345.  Ein heute in der Biblioteca Nazionale in Neapel befindliches Exemplar des Spaccio hat ein zeitgenössischer anonymer italienischer Protestant mit Randnotizen versehen (ich entnehme Zitate und Seitenangaben den Ausgaben OC V / II u. BSp). An dieser Stelle merkt der anonyme Kommentator an: »Bisognerebbe ringratiarlo, si lui havrebbe il senso, la raggione e l’anima che tu dici per sentir l’honore che gli sarebbe fatto, ma non l’havendo, non è capace di honore né manco di ringraziamento, anzi il creatore in lui.« In der Folge werden seine Glossen mit »Neapolitaner Anonymus« gekennzeichnet; vgl. Sturlese, Bibliografia (1987), S. 62.  Diese dreifache Proklamation ist zugleich ein konventioneller rhetorischer Vergleich des Wohlwollens eines Gönners mit dem Licht der Sonne und die kondensierte Zusammenfassung eines Hauptthemas dieses Dialogs und der gesamten Philosophie des Nolaners: die Einheit der Wege der Seins- und Erkenntnisvermittlung; da der gesamte Dialog jedoch gewollt uneindeutig, sozusagen mit gespaltener Zunge geschrieben ist, ist der Aspekt höfischer Liebdienerei allerdings ebenso ernstzunehmen wie die philosophische Aussage.  Gemeint sind die Professoren von Oxford, deren Reaktion auf Brunos Annäherungsversuch Auslöser und Thema des Dialogs Das Aschermittwochsmahl waren; s. McNulty, Oxford (1960); Yates: Hermetic Tradition (1964), Kap. XII; McMullin, Oxford (1986); Sturlese: Le fonti (1994); Feingold: England (2004).

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kommentar

 Fulk Greville (1554–1628), späterer Lord Brook, engster Freund und

Biograph Philipp Sidneys, war, wie dieser, Staatsmann und Dichter und gehörte ebenfalls zum Kreise der vom Grafen Leicester geförderten gemäßigt reformierten Intellektuellen am Hofe Elisabeths I.; er war der Gastgeber der im Aschermittwochsmahl geschilderten Disputation. Vgl. Biagi, Sidney (1958), S. 40 f. u. ö.  Ovid: Metamorphosen, I, 241: »qua terra patet, fera regat Erinys«; die Differenzen mit Fulk Greville wurden nicht vorwiegend durch Intrigen ausgelöst, sondern durch Brunos rabiat antiprotestantische Haltung und durch die Veröffentlichung des Aschermittwochsmahls, durch die Greville sich kompromittiert fühlte; s. Aquilecchia: Giordano Bruno (1971), S. 42.  E. Canone vermutet, daß Bruno ursprünglich beabsichtigt hatte, die Furori Fulk Greville zu widmen; s. BSp, S. 307, Anm. 6.  Erste Anspielung auf Nicolaus Cusanus: Docta ignorantia; s. u., Anm. 274 zum Ersten Dialog.  Da die Wahrheit in Metaphern und Zeichen zugleich offenbart und verborgen ist, offenbaren die Betrachter durch ihr Urteil in erster Linie ihre eigene Wahrheitsfähigkeit und -würdigkeit; s. u., S. 15 und Dialog III, Anm. 294; zur intendierten Mehrdeutigkeit im Sinne mehrerer richtiger Deutungen s. u. Anm. 21, Anm. 25 und Einl. S. XXVII f.  Guicciardini: Ricordi (1951), Serie seconda, Nr. 201; Niccolò Machiavelli: Il Principe, Kap. XII und Discorsi, »Proemio« u. passim.  Vgl. Widmungsbrief zu Causa an Michel Castelnau: »[…] dove bisognava che fusse un animo veramente eroico per non dismetter le braccia, desperarsi, e darsi vinto a sì rapido torrente di criminali imposture […]« (BW III, S. 4); der Wildbach ist die Fortuna in ihrem widrigen Aspekt, wie in Machiavellis Gedicht Di Fortuna, V. 151–159: »Come un torrente rapido, ch’al tutto / superbo è fatto, ogni cosa fracassa / dovunque aggiunge il suo corso per tutto; / e questa parte acresce e quella abassa, / vara le ripe, varia il letto e l’ fondo, / e fa tremar la terra donde passa; / così fortuna, col suo furibondo / impeto, molte volte or qui or quivi / va tramutando le cose del mondo.« Siehe Machiavelli, Scritti minori (1979).  Anspielung auf die Beschreibung des Sokrates als Silen in Platos Gastmahl (214 a–b), wie schon von Giovanni Pico della Mirandola in seinem Brief an Ermolao Barbaro für die Einkleidung und Verkleidung erhabener Wahrheiten in unscheinbare (oder wie hier bei Bruno in satirische) Rede verwendet: »Sed vis effingam ideam sermonis nostri. Ea est ipsissima quae Silenorum nostri Alcibiadis, erant enim horum simulachra hispido ore, tetro, et aspernabili, sed intus plena gemmarum, suppellictilis rarae et preciosae. Ita extrinsecus si aspexeris, feram videas, si introspexeris, numen cognoscas.« (Pico:

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Opera, 1971, S. 354); Bruno beruft sich wiederholt auf dieses Bild in Selbstdarstellungen (OC II, S. 19; OL I / 1, S. 62, 208, 213) oder zur Charakterisierung anderer (OL II / 2, S. 244); zu diesem Bild und seiner Umkehrung in Erasmus von Rotterdams Adagia s. u., Anm. 15; vgl. Ordine in: OC V/I, S. CLXXXV– CXCIV.  Gerade göttliche Wahrheiten sind vor Profanation zu schützen; vgl. 4 Esra 12,14; Agrippa von Nettesheim zitiert »Sacra profanantur quoniam a profanis usurpantur« als »alten Spruch« in De triplici ratione cognoscendi Deum, in: Agrippa, Opera (1970), II, S. 465.  In Erasmus von Rotterdams Adagia, 2201, »Silene des Alkibiades«, findet sich bereits die Umkehrung des Bildes im Sinne der nach außen getragenen Tugenden, die innere Laster bemänteln sollen, bes. Abschn. 15, Opera II, 5, S. 170: »[…] quos si quis e barbae sylva, pallore, cucullo, inflexis cervicibus, cingulo, supercilio, vultusque truculentia velit eastimare, Serapiones ac Paulos esse dicat; sin explices, meros invenies balatrones, helluones, planos, ganeones, imo praedones ac tyrannos […]« und S. 166: »Nullos a vera sapientia longius abesse quam istos, qui magnificis titulis, qui sapientibus pileis, qui splenditis cingulis, qui gemmatis annulis absolutam profitentur sapientiam.« S. auch Erasmo da Rotterdam: I sileni di Alcibiade (2002); zur Verwendung des Bildes in Erasmus’ Lob der Torheit s. Ordine in: OC V/2, S. 523, Anm. 7. Für Bruno ist der umgekehrte Silen eine Vision seines (oder vielmehr der wahren Erkenntnis) Erzfeindes, des Pedanten, der in den italienischen Werken Brunos in diversen Metamorphosen als Grammatiker, Humanist, Aristoteliker, und im Spaccio vor allem als protestantischer Theologe auftritt.  Die liturgische Formel des Schuldbekenntnisses wird hier zur Selbstrechtfertigung umgekehrt.  Glaube ohne Einsicht und die Verachtung heroischer ethischer Werke sind im Spaccio leitmotivisch wiederkehrende Vorwürfe, ersterer an die christliche Ethik im allgemeinen, der letztere vorwiegend an die Protestanten. Brunos häufiger Gebrauch des Ausdrucks »Früchte« in diesem Zusammenhang ist biblischen Ursprungs (Mt 7,16; Lk 6,43–44), ist aber zugleich eine der zahlreichen Gemeinsamkeiten des Spaccio mit Guicciardinis Ricordi; zu weiterer Diskussion von Werken und Früchten s., S. 115–119, 161–165.  Zur Identität von Naturgesetz und göttlichem Gesetz s. u. S. 333, 371; betrügerische Wundertäter und Priester werden mit Orion vom Himmel verwiesen (s. u., S. 373–377).  Vgl. Causa, BW III, S. 128: »[…] onde senza troppo difficultà non è cieco che non possa vedere quanto lui sia pazzo per lettera, mentre de gli altri son savii per volgare.« – Die Formulierung »Qua Giordano parla per volgare« des Originaltextes läßt sich in gleicher Kürze mit allen Implikationen im

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Deutschen nicht wiedergeben: Verwendung der italienischen Volkssprache statt des Lateinischen, und zwar nicht des idealisierten literarischen Florentiner Dialekts, sondern Brunos neapolitanischer Muttersprache, sowie Einfachheit und Unverblümtheit der Rede bis hin zu gelegentlicher Vulgarität; die Redewendung »er spricht gut deutsch« – die selbst heutzutage reichlich altfränkisch klingt – kommt dem Sinn recht nahe; zum Problem der Sprache der italienischen Dialoge s. Einl., S. XXVII ff., sowie E. Blum: Qua Giordano parla per volgare (2005).  Vgl. Pietro Aretino: Sei giornate (1969), Terza giornata, S. 298: »Cento volte ho pensato per che conto noi c’aviamo a vergognare di mentovare quello che la natura non s’è vergognata di fare.«  Bei Erasmus: Adagia, 288, »Veritatis simplex oratio«: »[…] cum interim simplex illa rusticanaque veritas negligat id genus orationis fucos, ta syka syka, ten skafein skafein, id est ficus ficus, ligonem ligonem apellans […]« und 1205, »Ficus, ficus, ligonem ligonem vocat«; Erasmus nimmt seine Beispiele aus Lukian, Quomodo historia conscribenda sit, 41, und Jupiter Tragoedus, 32. Vgl. auch Adagia, 1515, »Rusticanum oratorem ne contempseis«: »[…] at penes quos rusticana veritas est, si quid vel inculte dixerunt, haud quaquam oportebit negligere, siquidem huiusmodi plus solent efficere quam loqui.« Noch deutlicher in den Versen von Pietro Aretino: Capitolo al Duca di Mantova, V. 111 (Poesie, 1930–1934), worauf sich Bruno vermutlich auch bezieht: ›E dice pane al pane, e cazzo al cazzo‹, DI, S. 551, Anm. 2 und OC V/2, S. 524, Anm. 10; wenn E. Canone in diesem Zusammenhang nicht zu Unrecht Brunos unverstellt ausgesprochene Kritik und die Offenheit (franchezza) der Rede hervorhebt (BSp, Anm.13, S. 310), so sollte man doch auch hierin eine Oberfläche sehen, die durch die stets präsente Doppelsinnigkeit der Rede und die Fülle an Anspielungen relativiert wird: Unter der Hülle herber Kritik kann sich bisweilen ein noch vernichtenderer Sinn verbergen, den Bruno nur den scharfsichtigeren Lesern zumuten will (s. u., Anm. 187 zum dritten Dialog).  Diese Invektive gegen die Verlogenheit von christlichem Dogma und christlicher Praxis, zu deren Märtyrer Bruno sich hier im voraus erklärt, ist nicht unbedingt eine (sich selbst erfüllende?) Prophezeiung: Das Aussprechen der Wahrheit als eine tödliche Tugend ist ein zeiten- und länderübergreifender Gemeinplatz (s. Erasmus von Rotterdam: Adagia, 1853, »Obsequium Amicos, Veritas odium parit«); vgl. Infinito, BW IV, S. 4, und Brunos Selbstdarstellung als Tugend der Regsamkeit (s. u., S. 31); zu Brunos Verständnis des Todes als Metamorphose s. u., S. 17, 57.  Eine Anspielung auf die 1570 erschienene englische Übersetzung von Anton Francesco Donis Fabelsammlung Filosofia morale (North, Doni, 2003; s. Einl., S. XII); die geordneten Samen sind die Grundlagen, aus denen die

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Moralphilosophie entsteht, und nicht ein einzelnes, ausgeführtes ethisches System.  Bruno spricht hier wieder von sich in der dritten Person, nicht von Sidney.  Das Original läßt mit der Wendung non può essere affetto offen, was Subjekt und was Objekt des Satzes ist und ob es sich um einen Aktiv- oder Passivsatz handelt: Bruno »kann nicht beliebt sein, wo …«, oder aber Bruno »kann sich nicht engagieren, wo …«; da Mehrdeutigkeiten von Bruno beabsichtigt sind, habe ich eine ebenso vage unpersönliche Konstruktion für die Übersetzung gewählt.  Der intellectus agens im averroistischen Sinn als die lenkende Weltvernunft ist hier gleichgesetzt mit dem neuplatonischen Bild der geistigen Sonne als Quelle aller Erleuchtung.  Minimo, OL I / 3, S. 135, cap. 1, z. 147 f.: »Grammatici verbis, at nobis verba ministrent, / Ii observent usum, quem nos indicimus ollis«; Cabala, OC VI, S. 103: »[…] et è in nostra libertà di nominar come ci piace e limitar le diffinizioni e nomi a nostra posta, come fe’ Averroe.« Zu Brunos Verhältnis zur Sprache s. Einl., S. XXVII ff.  Neapolitaner Anonymus: »Non asserit. Cur igitur tam acerbe stomachatur in contradicentes?«; assertorische Festlegung auf eine einzige Lesart ist allerdings in dieser Schrift nicht Brunos Absicht, was aber Polemik und scharfe Kritik an Andersdenkenden nicht ausschließt (s. Einl., S. XIII ff., S. 377); Bruno bezweckt hier weniger eine Rückensicherung wegen seiner rabiaten Angriffe gegen die protestantische Theologie und gegen das Dogma von der Gottheit und Gottessohnschaft Christi, als eine diametrale Umkehrung von Luthers Schlußklausel zu De servo arbitrio mit ihrem Insistieren auf dogmatischer Festlegung: »[…] nihil asserere, sed contulisse te scribis. Sic non scribit, qui rem penitus perspicit (et) recte intelligit. Ego uero hoc libro NON CONTULI, SED ASSERVI, ET ASSERO, ac penes nullum uolo esse iudicium, sed omnibus suadeo, ut praestent obsequium« (Luther, De servo arbitrio (1983), S. 356; WA 18, S. 787 [WA = Weimarer Ausgabe, nach den Angaben der Studienausgabe zitiert]) – was seinerseits Luthers Antwort ist auf Erasmus’ »[…] adeo non delector assertionibus, ut facile in Scepticorum sententiam pedibus discessurus sim, ubicunque per divinarum scripturarum auctoritatem et ecclesiae decreta liceat […]« und den Schlußsatz: »CONTULI, penes alios esto iudicium« (De libero arbitrio, in: Erasmus von Rotterdam: Ausgewählte Schriften, IV, (1969), Ia 4, S. 6, u. IV 17, S. 194).  Neapolitaner Anonymus: »Sed infeliciter nimis«.  Guicciardini: Ricordi (1951), Serie Seconda Nr. 215: »Però non correte a riprendere o commendare secondo la superficie delle cose; e quello che vi

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apparisce innanzi agli occhi, bisogna considerare più a drento, se volete che el giudicio vostro sia vero e pesato.«; Giovanni Pico della Mirandola: Brief an Ermolao Barbaro (Opera 1971), S. 353: »Cavendum nobis ne illectus cute medicata lector demoretur ad eam, a medullam et sanguinem non pervadat […]«.  Vgl. Sperone Speroni: Apologia dei Dialogi, Opere I (1989), S. 267; die prinzipielle Bedeutung der Perspektive für alle menschenmögliche Erkenntnis wird im Spaccio öfter als in anderen Dialogen Brunos durch ein offenes Ende der Diskussion dargestellt, so z.B. bei der unterschiedlichen Bewertung der Fortuna (s. u., S. 297–223) oder des Zentauren Chiron (s. u., S. 399–401) durch die einzelnen Götter.  Die Schatten, ein Zentralbegriff in Brunos Gnoseologie, werden hier als »occolti e confusi« bezeichnet, eine Assoziation mit der occulta philosophia (Magie) ist sicherlich beabsichtigt.  Zur Tradition der Dominikanischen Mnemonik und ihrer Beziehung zu Tugenden und Lastern s. Yates: The Art of Memory (1966), Kap. IV–V.  Vgl. Lukian: Götterkonzil, 14–15; Alberti: Momus III, 3; die LukianImitation ist im 16. Jh. das beliebteste Medium für religionspolitische Polemik, vgl. vor allem Alfonso de Valdés: Due Dialoghi (1546); – eine Umbesetzung der 48 Sternbilder des Ptolemäischen Sternenhimmels mit biblischen Gestalten findet sich keineswegs, wie von Ludwig Kuhlenbeck höhnisch in seiner Spaccio-Übersetzung vermerkt, erst 1627 bei Julius Schiller (Bruno: Die Vertreibung der triumphierenden Bestie, 1904, S. 10), sondern wurde bereits in den mnemotechnischen Werken der Dominikaner Johannes Romberch (Congestorium artificiosae memoriae, 1520) und Cosmas Rossellius (Thesaurus artificiosae memoriae, 1579) angeregt (s. Yates: The Art of Memory, 1966, S. 105– 122).  Nicht im Sinne einer »provisorischen Ethik« wie bei Descartes, sondern eher im Sinne von »Prolegomena zu jeder zukünftigen Ethik, sofern sie mit den Prinzipien der Nolana filosofia vereinbar sein soll« (s. u., Anm. 38).  »Saulino« (oder Savolino) ist nicht nur als der Familienname seiner Mutter ein geeigneter Name für Brunos Persona, er läßt auch an ein Deminuitiv von Saul denken – sowohl an einen unbekehrten (und umgekehrten) AntiPaulus als auch an den, der alle um Haupteslänge überragte (1 Sam 9,2 u. 10,23), zur allgemeinen Überraschung auch unter den Propheten ist (1 Sam 10,11–12 u. 19,23–24), und der auszog, seines Vaters Esel zu suchen, und das Königtum fand (1 Sam 9,20: »De asinis ne sollicitus sis«).  Die humoristische Einkleidung verbirgt den Ernst der verhandelten Gegenstände nur vor Uneingeweihten; die ungewöhnliche Brille könnte auf Nicolaus Cusanus De beryllo anspielen; zur Bedeutung der »belanglosen und kleinen« Dinge s. u., S. 141.

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 »figuriert«, ein Schlüsselbegriff für Brunos stark von der Mnemonik

inspiriertes Verfahren der Lokalisierung philosophischer Begriffe in komplexen Bildzusammenhängen (bes. in Imaginum, Lampas, Monade, Umbris); – Bruno behauptet hier, er stelle im Spaccio bloß eine Art topischen oder mnemotechnischen Entwurf zu einer künftigen Ethik vor, und zwar in verschlüsselter Form; darauf bezieht sich auch das im 3. Dialog mehrfach wiederholte Versprechen Sofias an Saulino, sie werde ihm etwas an Ort und Stelle erklären, wenn sie ihn durch die einzelnen Häuser führt (s. u., S. 323). Hieraus muß nicht unbedingt folgen, daß Bruno je intendierte, selbst eine solche Ethik zu schreiben, oder daß es sich hier gar um eine Vorankündigung der Furori handle, sondern man kann den Spaccio auch als eine Art »Prolegomena zu jeder zukünftigen Ethik« verstehen (s.o., Anm. 35 und Einl., S. XXIV). Die »Grundlagen der Philosophie«, auf die sich Bruno festlegt, sind die metaphysischen Grundlagen der Nolana filosofia insgesamt, soweit sie im Spaccio erläutert werden. Zu diesem Thema s. auch P. R. Blum: Esiste un’ etica (2000).  Also konkrete ethische und politische Anweisungen, Religionskritik und metaphysische Exkurse – alles, was im Kontext zunächst als Abschweifungen erscheint (s. Einl., S. IX f.); diese »Früchte« aus den »Samen der Moralphilosophie« sind zugleich von Bruno geleistete Wohltaten im Sinne der von ihm verteidigten Werkgerechtigkeit (s.o., S. 7–11 und Anm. 17; s. u., S. 241 ff.).  Vgl. Guicciardini: Ricordi (1951), Serie seconda, Nr. 213.  Baum, Theater und Feld sind mnemonische Anordnungssysteme; s. F. Yates: The Art of Memory (London).  »einer solchen Philosophie« kann in diesem Kontext auf eine Ethik hinweisen, muß es aber nicht unbedingt, sondern kann sich auch auf die Nolana filosofia insgesamt beziehen; das vorhandene Werk legt die letztere Interpretation nahe, obwohl die Annahme einer von Bruno geplanten aber nicht geschriebenen Ethik niemals widerlegt werden kann; im Spaccio einen Vorlauf zu den Furori sehen zu wollen, tut dem eigenständigen Charakter beider Werke Abbruch und dient nur einer schematischen Einteilung der italienischen Dialoge, die Bruno selbst als pedantisch verworfen hätte (s. Einl., S. XI).  Es folgt eine interpretierende Inhaltsangabe des Dialogs; literarisches Vorbild ist vor allem Lukians Götterkonzil, in dem es darum geht, aus dem Olymp auszuweisen, wer dort kein gültiges Bürgerrecht nachweisen kann – eine Satire auf spätantiken Synkretismus. Bruno übernimmt von Lukian sowohl die Figur und Rolle des Momus als auch die Darstellung göttlicher Laster in den Sternbildern. Ein bezeichnender Unterschied ist Brunos Wertschätzung des magischen ägyptischen Kults, den Lukian als barbarisch verachtet (s. Dialog III, S. 333 ff.). Daneben gibt es auch Entlehnungen aus den

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Göttergesprächen und anderen Dialogen Lukians. Abweichend von Lukians negativer, rein rationalistisch aufklärerischer Intention sollen aber bei Bruno die Götter nicht geleugnet, sondern als Metaphern in einen anderen Bereich und eine andere Weise der Existenz überführt werden, wo sie, sei es als geistige Potenzen, sei es als Stufen des Emanationsprozesses göttlicher Energie oder als gesetzgebende Instanzen, eine positive Rolle spielen. Zur Verwendung der Lukianimitation in der Renaissance zur Kritik der religiösen Praxis und Kirchenpolitik s. o., Anm. 34 und Einl., S. XIII ff.; in Anlehnung an das Götterkonzil hat vor Bruno bereits Niccolò Franco im ersten seiner Dialoghi piacevoli eine Reform und Reinigung des Himmels von den göttlichen Lastern beschrieben (Franco, Dialoghi, 1551).  Das Verhängnis der Veränderung im Bereich der Individuen, die vicissitudo der materiellen Spezies – eine Grundvoraussetzung in Brunos Metaphysik und eine Konsequenz der Annahme räumlicher und zeitlicher Unendlichkeit des Kosmos – wird in der Folge kurz beschrieben; diesen ewigen Wechsel finden wir bereits bei Pietro Pomponazzi in De fato (1957), S. 195 und – ohne weitreichende philosophische Elaboration – als historisches Modell in Francesco Guicciardinis Ricordi (Serie prima, Nr. 114; Serie seconda, Nr. 76 u. 189). Ausführlicher zum Thema s. u., Dialog I, Anm. 2.  Vgl. Causa, BW III, S. 232–234.  Diese spezielle Form der Seelenwanderung, die hier nicht als bloße Metapher aufzufassen ist, gilt grundsätzlich für alle Lebewesen (und da in Brunos Kosmos alles belebt ist, für alles partikuläre Sein), die »olympischen Götter« nicht ausgenommen; vgl. Furori, OC VII, S. 147 f.: »Però vogliono i Pitagorici e Platonici […] ritornano a gli abiti superiori« und Principiis, OL III, S. 550: »[…] talis vicissitudo est in ordine planetarum, talis est in vicissitudine regnorum fatis. Mitto circulum Pythagoricum et Platonicum de Diis et heroibus descendentibus usque ad profundum tenebrorum, et es illo rursum rota temporis et aeviternitatis discurrentes ad supra revocari. Unde illud Pythagorici poetae de inferno: mediantibus Lethaei fluminis expotatis undis rursus incipit per portam cornaeam prodire de tenebris ad lucem, quibus per portam eburneam ad inferna factus est ingressus […]«.  Hier wird nicht zufällig das Vokabular der Transsubstantiationslehre verwendet: In Brunos Philosophie ist die Verwandlung der Substanz nicht Ausnahme, sondern die universale Regel; dazu bedarf es keiner Vernichtung von Materie oder materieller Form wie im katholischen Dogma von der Wandlung der konsekrierten Substanzen in Leib und Blut Christi, sondern der Kosmos wird als lebender Organismus aufgefaßt, in dem alle Materie einem ständigen Wandel unterliegt, aber indifferent gegen ihre jeweilige Form ewige Dauer hat; vgl. Causa, BW III, S. 116: »[…] non gli corpi, né l’anima

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deve temer la morte, perché tanto la materia quanto la forma sono principi constantissimi«.  Schicksal, ital. fortuna – ein Schlüsselbegriff – beschreibt den ewigen Wechsel aus der Perspektive der Einzeldinge und tritt im zweiten Teil des zweiten Dialogs als personifizierte Göttin auf, die sich gleichwohl in ihrem Charakter stark von den anderen Gottheiten unterscheidet (s. u., S. 203 ff.); zur neuplatonischen Herkunft von Brunos Begriff der Fortuna s. Plotin: Enneaden III, 2, 15–17.  Damit ist die Unsterblichkeit des seelischen Prinzips, nicht des einzelnen Bewußtseins behauptet, aber auch implizit die Gottheit Christi geleugnet. Seit Ficino ging es in der Renaissance in der Diskussion der Unsterblichkeit der Seele vor allem um deren Verteidigung gegen den Epikureismus, auf den hier angespielt wird. Die Einheit der universalen Substanz gegenüber der Wechselhaftigkeit der Erscheinungen lehrt Bruno u.a. in Causa (vgl. hierzu v.a. BW III, S. 109–124) und Infinito, BW IV, S. 34 u. S. 118–122.  Vgl. Ovid: Metamorphosen XV, 165–173; Bruno zitiert XV, 153–157 und den ersten Halbvers von Vers 165 in ähnlichem Kontext in Causa, BW III, S. 114–116.  Ital. cosa (Sache), ich konjiziere hier causa (Ursache) entweder als Druckfehler oder als etymologische Rückübersetzung des italienischen Wortes in die lateinischen Ursprungsbedeutung.  Anlehnung an die Formulierung der Liturgie bei der Wandlung: per ipsum et cum ipso et in ipso (Röm 11,36).  Vgl. Plotin: Enneaden IV, 3, 21 und dagegen Aristoteles: De anima 413a 9–10; Bruno schreibt in Causa, BW III, S. 102: »Questo ne accorda l’istesso Aristotele: il qual quantumque neghi l’anima aver quella raggione verso il corpo, che ha il nocchiero alla nave, tutta volta, considerandola secondo quella potenza con la quale intende e sape, non ardisce di nomarla atto e forma di corpo; ma come uno efficiente separato dalla materia secondo l’essere, dice che quello è cosa che viene di fuora, secondo la sua subsistenza, divisa dal composto.« S. P. R. Blum: Giordano Bruno (1999), S. 54, sowie die Anmerkung zu 33, 15 in Bruno: Ursache (1993), S. 126; s. auch Oratio, OL I / 1, S. 14: »Tertio modo est insita spiritui nostro, sedet in puppi animae nostrae, praesidens gubernaculo navis istius in turbatissimo mari huius seaculi fluctuentis […]«; sowie Lampas, OL III, S. 253: »Animae cum Diis, a quibus non alia differre videntur ratione, quam ut nauta in navi a naute extra navem […]«.  Es folgt eine an Pimander V (s. Ficino: Opera (1983), II, S. 1843) gemahnende Aufzählung der von der göttlichen Wirkkraft von innen her belebten Teile des Organismus. Vgl. auch Causa, BW III, S. 96: »Da noi si chiama

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›artefice interno‹, perché forma la materia, e la figura da dentro, come da dentro del seme o radice manda e esplica il stipe, da dentro il stipe caccia i rami, da dentro i rami le formate brancie, […] quanto credere dobbiamo esser maggior quel’intelletto artefice, che da l’intrinseco della seminal materia risalda l’ossa, stende le cartilagini, incava le arterie, inspira i pori, intesse le fibre, ramifica gli nervi, e con mirabile magistero dispone il tutto?«  tempra als Härtung des Metalls durch heftigen Temperaturkontrast und zugleich im Sinne des Charakters, des »Temperaments« eines Menschen in der traditionellen medizinischen Säftelehre ist hier gewollt doppelsinnig genommen und bildet einen Übergang von den handwerklichen Metaphern zu der anatomischen Sequenz.  Die Seele.  Vgl. Minimo, OL I / 3, S. 143: »Est enim immortalitatis nostrae validissimum argumentum quod individua quae aedificat, agglomerat exglomeratque, ordinat, vivificat, movet, intexit, et ut mirabilis opifex tanto operi est praefecta, substantia minime deterioris debet esse conditionis (accidens utpote quoddam entelechia, energia, harmonia et contemperamentum, ut omnium stupidissime definierunt Aristoteles et Galenus) quam corpora quae agglomerantur, exglomerantur, ordinantur, moventur, et in illius usum adsumuntur haec quorum substantia vere est aeterna« sowie die Überschrift »Ex proxime dictis concluditur mortem ad corporis substantiam non pertinere, multoque minus ad animam«, OL I / 3, S. 141.  Die Aristoteliker, speziell die Alexandristen, und – hinsichtlich der »niederen« Teile der Individualseele – auch die Averroisten; allerdings wird durch Brunos pantheistische Annahme einer einigen und einigenden Universalseele die Individualseele ebenso in Frage gestellt, was später – einschließlich der sich daraus konsequent ergebenden Annahme der Seelenwanderung – ein Hauptanklagepunkt der Inquisitoren in seinem Prozeß werden sollte; s. Firpo: Il processo (1993), S. 300 § 273, S. 303 § 293, S. 304 § 294; P. R. Blum: Giordano Bruno (1999), S. 148.  Also eine Wirkung und ein Produkt der körperlichen Mischung.  Ovid: Fasti 6, 3: »Est Deus in nobis, agitante calescimus illo […]«.  Wieder eine Übernahme von Röm 11,36 in parodistischer Absicht, aber zugleich auch zur emphatischen Steigerung des Gesagten.  In der Originalausgabe fortune, was sehr guten Sinn ergibt; G. Gentile hatte dies in der 2. Auflage der Dialoghi morali (1927) durch forme ersetzt, in Übereinstimmung mit der Anregung des Neapolitaner Anonymus: »forme, credo che si debba legere«.  Ital. secondo la raggione, ein notorisch vieldeutiger Terminus, der in diesem Kontext ebensogut mit »nach dem Gesetz« oder »ihrem gegenseitigen

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Verhältnis entsprechend« wiedergegeben werden könnte; hierzu s. Einl., S. XXIII–XXIX.  Neapolitaner Anonymus: »Pitagoricum«. Der Kommentator verweist auf die dem Pythagoras zugeschriebene Theorie der Metempsychose (Seelenwanderung), nach der sich Menschenseelen auch in Tieren neu verkörpern können. Eine wichtige Quelle hierfür ist Ovid: Metamorphosen XV, 60–185, hier bes. 165–175. Die zentrale Bedeutung dieser Ovidstelle für die gesamte Philosophie Brunos, nicht bloß für seine Seelenlehre ist evident. Die Assoziation des Namens Pythagoras mit der Metempsychose war so geläufig, daß Agrippa von Nettesheim dafür sogar scherzhaft das Verb pythagorizare bildet: »Verùm ego nunc è cane in crocodilum, aut draconem, aliúm ve igniuomum serpentem migrabor […]: tum sacra me spargam lympha & flumine viuo abluam, quò tandem fatalibus his larvis exutus, rursus in hominem reuertar, ne quando nimiùm pythagorizans, & in tam varias beluas demigrans, tandem Luciani & Apuleij instar, in philosophantem asinum vertar.« Heinrich Cornelius Agrippa von Nettesheim: De vanitate scientiarum (Epistula Dedicatoria), in: Opera II (1970), S. 4. Zur Gleichartigkeit der Menschenseele mit allen anderen seelischen Prinzipien vgl. auch Cabala, OC VI, S. 91.  Vgl. auch Brunos Aussage vor dem Inquisitionsgericht am 2. Juni 1592: »[…] ma ho ben raggionato, e seguendo le raggion filosofiche, che, essendo l’anima subsistente senza il corpo ed inexistente nel corpo, possa col medemo modo che è in un corpo essere in un altro, e passar de un corpo in un altro: il che se non è vero, par almeno verisimile (secondo) l’ opinione di Pittagora« (Spampanato: Vita ,1921, S. 720).  Die Physiognomik, d.h. das Entziffern von Charaktereigenschaften und Schicksalen nach bestimmten Merkmalen der Gesichtszüge und Mimik wurde zu Brunos Zeit durchaus ernstgenommen und zählt zum Kanon der hermetischen Wissenschaften, deren prominentester Propagator, Giovanni Battista Della Porta (1535–1615), nicht nur ein etwas älterer Generationsgenosse Brunos, sondern auch Neapolitaner war; obwohl sein sechsbändiges Werk De humana physiognomia (wovon besonders Buch V bemerkenswerte Parallelen zu Bruno enthält) erst 1586 in der Urfassung veröffentlicht wurde, ist er, da frühere Versionen von Della Portas Werken unter interessierten Lesern in Manuskriptform zu zirkulieren pflegten, als Quelle nicht auszuschließen; Della Porta, Fisionomia (1999).  In Cantus, OL II / 1, S. 193–210, wirkt der Zauber ebenfalls als eine Enthüllung der jeweiligen verborgenen Tiernatur im Menschen; Giovanni Pico della Mirandola formuliert in seiner berühmten Oratio über die Würde des Menschen einen ähnlichen Gedanken von der unbegrenzten Plastizität

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der Menschennatur, wenngleich die Vergöttlichung oder Vertierung bei ihm auf die seelische Natur beschränkt bleibt.  Der gewollte Doppelsinn von sentenza als Lehrmeinung und Gerichtsurteil ist im Deutschen nicht adäquat wiederzugeben.  Ähnlich im Aschermittwochsmahl, OC II, S. 171: »è più che verisimile (essendo che ogni cosa participa de vita) molti e innumerabili individui vivono non solamente in noi, ma in tutte le cose composte«.  Vgl. Alberti: Momus (2003), Proemium 6, S. 6: »Nam veteres quidem scriptores ita philosophari solitos animadverti ut deorum nominibus eas animi vires intelligi voluerint, quibus in hanc aut in alteram institutorum partem agimur.« Allerdings ist die hier genannte Bedeutung des Jupiter keineswegs die einzige und im Dialog intendierte (s. Einl., S. XXV f.).  Das für Bruno überholte, von vielen Zeitgenossen noch als wissenschaftlich gültig akzeptierte ptolemäisch-aristotelische Bild des Kosmos; unter »Mathematikern« muß man in diesem Kontext die Astrologen (Praktiker der mathematischen Magie) verstehen.  Principiis, OL III, S. 550: »Habet Mars suas virtutes, Saturnus suas non minus quam quicunque alius, licet quibusdam respectibus seu relationibus ad quaedam huiusmodi dicantur, quandoquidem ad bona Iovis Saturnus adducit, ut ad sublimitatem humilitas, ergo bonus; ad mala Saturni Jupiter adducit, ut ambitio, gloria vana, tyrannis ad egestatem, egestas accendit studium, studium comperit artes, artes divitias, divitiae honorem et gloriam, honor et gloria superbiam et tyrannidem, haec bella, bella desolationes, paupertates, paupertas rursus studia. Itaque ex omnibus aditus est ad omnia, et eadem respective bona sunt et mala, principium bonorum et malorum et finis bonorum et malorum; talis vicissitudo est in ordine planetarum, talis est in vicissitudine regnorum et fatis«.  Gewissen. Der Terminus synderesis wird von den Kirchenvätern verwendet (erstmals bei Hieronymus) sowie bei Thomas von Aquin (S. Th. I, q. 79a. 12, respondeo »Unde et synderesis dicitur instigare ad bonum, et murmurare de malo […]«) und bei Nicolaus Cusanus (in De visione Dei); eine übereinstimmende und noch ausführlichere Beschreibung des Gewissens gibt Bruno in Lampas, OL III, S. 114: »synderesin, quam appellant, utpote conscientiae internum remorsum remurmuratorem contra perversas cogitationes, qui de puppi animae nostrae reclamat vociferantem non contemnere, et ad imaginem intelligibilis mundi et architectum sensibilis ad istius dictatum conformari«.  Momus, ein Sohn der Nacht, einer älteren Göttergeneration angehörend als Jupiter selbst, nach Hesiod: Theogonie 214, der Gott des Tadels, tritt hier in derselben Rolle und mit den gleichen Charakteristika auf wie bei Lu-

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kian im Götterkonzil und im Zeus Tragödos und bei Leon Battista Alberti im Momus: Als Rationalist mit der respektlosen Redefreiheit eines Hofnarren; als schlechtes Gewissen der Kirchenfürsten erfüllte diese literarische Figur in den Lukianimitationen dieselbe Funktion wie die römische Statue Pasquino, an deren Sockel im 16. und 17. Jh. anonym politisch-satirische Verse (Pasquinaden) angebracht wurden. Auch Agrippa identifiziert sich mit Momus in einem Vers, der mehreren frühen Druckausgaben von De vanitate scientiarum (z. B. Köln, o. J., um 1530) vorausgeschickt ist: »Inter divos nullos non carpit Momus. / Inter heroas monstra quaeque insectat Hercules. / Inter deamones rex Herebri Pluton irascitur omnibus umbris. / Inter philosophos iridet omnia Democritus. / Contra deflet cuncta Heraclitus, / Nescit quaeque Pyrrhius, / Et scire se putat omnia Aristoteles. / Contemnit cuncta Diogenes. / Nullis hic parcit Agrippa. / Contemnit, scit, nescit, flet, ridet, irascitur, insectatur, carpit omnia. / Ipse philosophus, daemon, heros, deus et omnia.« (Dieser Vers fehlt in säteren Ausgaben.) Mit einer einzigen Änderung, nämlich des Namens Agrippa in Nolanus, wäre dies auch für den Spaccio ein perfektes Motto.  più lucido intervallo bedeutet zugleich die hellste Stunde des Tages und den Augenblick höchster geistiger und moralischer Klarheit; vgl. auch Ludovico Ariosto: Orlando Furioso, XXIV, 3. Die gegenteilige Situation wird in Furori, OC VII, S. 97 f., geschildert: »Quivi aviene che nessuno s’appaga del stato suo, eccetto qualch‘ insensato e stolto, e tanto più quanto si ritrova nel maggior grado del fosco intervallo de la sua pazzia: all’ora ha poca o nulla apprension del suo male, gode l’esser presente senza temer del futuro; gioisce di quel ch’è e per quello in che si trova, e non ha rimorso o cura di quel ch’è o può essere, et in fine non ha senso della contrarietate la quale è figurata per l‘arbore della scienza del bene e del male«.  Zu dieser Interpretation des Titels des Dialogs vgl. auch Proklos: In Alcibiadem Primum, in: Excerpta Marsilii Ficini in Alcibiadem Platonis primum, Ficino, Opera II (1983), S. 1918.  Vgl. Leon Battista Alberti: Momus (2003), Proemium 6. S. 6–8.  Kleiner Bär; daß die Beschreibung der Tugenden in dieser Aufzählung und in den Dialogen nach mnemonischen Prinzipien durchkomponiert ist, wird klar durch eine Gegenüberstellung mit Imaginum, OL II / 3, S. 200–277.  Ital. per raggion.  Er wird in Cabala, OC VI, S. 53, von der »abstrakten Eselheit« eingenommen.  Die Klugheit entspricht der Definition in Aristoteles: Nik. Eth. VI 8–13; sie steht in der Mitte zwischen zwei schlechten Eigenschaften, da die bloße Durchtriebenheit ebenso negativ zu bewerten ist wie die Unklugheit (s. Ari-

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stoteles: Nik. Eth. 1144a 23–35); vgl. auch Tommaso Radini Tedeschi (Radinus: Sideralis abyssus, 1511), fol. 2r–v; s. La biblioteca ideale zur Stelle.  Zur mythologischen Interpretation der Sternbilder gab es in der Antike eine reiche wissenschaftliche Literatur. Erhalten und für Bruno zugänglich waren vor allem die sogenannten Aratea, lateinische Bearbeitungen von Aratos’ Phainomena und Prognostica durch verschiedene Autoren (Quintus Tullius Cicero, Avienus, Germanicus – mit Scholien – und Hyginus), sowie Hyginus’ Fabulae und die Catasterismi des Eratosthenes. Von diesen Werken waren seit Beginn des 16. Jahrhunderts zahlreiche, z.T. kombinierte Druckausgaben erschienen. Wir zitieren hier Hygin, Germanicus und Scholien zu Germanicus nach der Ausgabe Aratus (1559); außerdem Hygin: Fabulae, nach der Ausgabe 1997. In der Schilderung der einzelnen Mythen folgt Bruno zumeist Ovid: Metamorphosen. – Der Wagenlenker, hier nach Hygin in Aratus (1559), S. 8, mit Arkas, dem Sohn des Zeus und der Bärin Kallisto identifiziert (s. u., S. 113).  Das Urteil ist hier und durchgehend in beiden Sinnen zu verstehen, als theoretisches Vernunfturteil und als konkretes Gerichtsurteil.  Alkeides oder Alkaios soll Herakles nach der Eigenschaft der alke (Wagemut) geheißen haben, die schon im Namen seiner Mutter Alkmene enthalten ist, bevor er durch eine List Athenes oder des Hermes von Hera – ohne ihr Wissen – gesäugt und rechtlich zu ihrem Ziehsohn wurde; Hygin in Aratus (1559), S. 31; Eratosthenes: Catasterismi 44.  Es ist erwähnenswert, daß die Leier neun Saiten hat, nicht sieben, denn sie muß hier numerisch mit den neun Musen (Wissenschaften und Künste) koordiniert werden; deren Mutter Mnemosyne ist das Gedächtnis, um dessen Erweiterung und völlige Beherrschung es in der ars memoriae geht; Bruno hat ihre neun Töchter eigenmächtig einem moderneren Wissenschaftskanon entsprechend umgewidmet und ihrer Namen beraubt: von den klassischen Neun behielten nur Euterpe (Musik) und Urania (Astronomie – Astrologie) ihr Wirkungsfeld, Terpsichore (Tanz, zusammen mit dem Gesang das Lebenselement und Medium aller Musen) entfällt ganz, die Wirkungsbereiche der restlichen sechs sind in der Poesie zusammengefaßt, um Platz zu schaffen für die mathematischen und philosophischen Disziplinen; kein Platz findet sich in diesem Kanon für die Theologie.  Der Plural in Subjekt und Verb ist hier schwer erklärlich – werden außer dem Gedächtnis auch die verdrängten Laster als Mütter auf das Universum losgelassen?  Palinodia, wörtlich Gegengesang, entspricht dem ital. ricantamento für Widerruf, Abschwören, Umkehr.  Zu der etwas überraschenden Doppeldeutigkeit in der Bewertung der

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Verstellung oder Dissimulation s. u., S. 239, sowie E. Blum: Qua Giordano parla per volgare (2005).  Mit diesem Sternbild identifiziert Bruno sich später selbst als derjenige, der im Dienste Minervas den Aberglauben enthauptet (s. u., S. 241); Minervas Zorn auf die Medusa leitet sich bezeichnenderweise von einer Entweihung ihres Tempels her, wo sich Medusa mit Poseidon vereinigte, der für Bruno als der Vater des Orion-Christus mit Jehova identisch ist (s. u., S. 85, S. 371 mit Anm. 312 u. 315). Vgl. Hesiod: Theogonie, 270 ff. und Ovid: Metamorphosen IV, 792–802; Perseus wird in Imaginum, OL II / 3, S. 239, dem Merkur, dem Gott und Vater der Weisheit, als Diener zugeordnet.  Das Haupt der Gorgo Medusa.  In diesem Kontext kann ben popolare nicht heißen »was gut für das Volk ist«, sondern vielmehr »was die Masse (Plebs) für gut hält«.  Ovid: Metamorphosen V, 642–661; Bruno identifiziert ihn mit dem Sternbild Auriga (Wagenlenker). Dem Wagen des Triptolemos sind zwei erdgebundene, aber nicht dämonisierte Drachen oder Schlangen vorgespannt, da er aus dem alten matriarchalischen Demeterkult stammt (s. u., S. 297).  Auch Anguitenens, von Bruno immer als »Ofiulco« bezeichnet; dieses Sternbild wurde u.a. mit Äskulap und mit Laokoon identifiziert; Hygin bietet in Aratus (1559), S. 15–17, fünf verschiedene Interpretationen an; Bruno legt sich auf keine Sage fest.  Ital. contrazione, das Sich-Zurückziehen, In-sich-Gehen; vgl. Sigillus, OL II / 2 S. 180–193, wo die verschiedenen Arten der Kontraktion aufgezählt werden. Pegasus dürfte für die zu Beginn des dritten Dialoges des ersten Teils der Furori geschilderte beste Art der Ekstase stehen: »Altri, per essere avezzi o abili alla contemplazione, e per aver innato stimolo e fervor naturale suscitato da l’amor della divinitate, della giustizia, della veritade, della gloria, del fuoco del desio e soffio dell’intenzione acuiscono i sensi, e nel solfro della cogitativa facultade accendono il lume razionale con cui veggono più che ordinariamente: e questi non vegnono al fine a parlar et operar come vasi et instrumenti, ma come principali artefici et efficienti.« (OC VII, S. 119– 121); für die religiöse Sammlung steht der Steinbock (s. u., Anm. 274 und S. 361).  Mäßige melancholische Veranlagung ist nach der Lehre von den Temperamenten ein Zustand, der die geistige Tätigkeit begünstigt, übermäßige Melancholie führt dagegen zum Wahnsinn (Aristoteles: Prob. Phys. XXX, 1, 953a–954b); im Sigillus (s. o., Anm. 94) wird die melancholische Kontraktion negativ bewertet; vgl. Marsilio Ficino: De vita I, 5.  Die negative Beurteilung der Andromeda kommt daher, daß sie in Fesseln erscheint; s. u., S. 243 mit Anm. 253.

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 Das Dreieck galt den Griechen als die Majuskel Delta, der Anfangs-

buchstabe von Dios (Zeus), s. Hygin in Aratus (1559), S. 20–21; für Christen wirkt die Assoziation mit dem Dogma der Trinität noch verstärkend.  Mit den Wendungen »Dove si spicca«, »si fa consistente« und »che s’attende« gelingt Bruno eine virtuose Vieldeutigkeit, da der Satz mit gleichem Recht folgendermaßen übersetzt werden könnte: »Wo das Dreieck emporragt [oder: hervorsticht], da siedelt sich der Glaube an [oder: er konsolidiert sich], der seine Zelte aufschlägt auf den Feldern [oder: den man erwartet auf den Feldern …]« – ich habe mich nicht für eine Version als die richtige entschieden, da sie alle zugleich intendiert sind (dazu s. Einl., S. XXVII f.), habe aber die polemischste und »ketzerischste« für den fortlaufenden Text gewählt; daß ein Passus, der vom göttlichen Dreieck handelt, nicht zwei, sondern gleich drei mögliche Deutungen zuläßt, dürfte kein Zufall sein.  Bruno lehnt hier explizit den jenseitsorientierten Glauben im theologischen Sinne ab und ersetzt ihn durch den staatstragenden Begriff der Vertragstreue (im Italienischen synonym), ganz im Sinne von Machiavellis Auffassung von einer politisch nützlichen Religion in Discorsi , lib. I, cap. 12–14.  Ich gebe hier und anderenorts das Wort figura mit Sinnbild wieder, es ist aber dabei nicht an eine bloße »stellvertretende« Allegorie zu denken, sondern an eine detailliert ausgearbeitete »durchkomponierte« emblematische Gestalt, ähnlich den Bildern in Imaginum.  Ital. communione, neben der Bedeutung »Gemeinschaft« ist hier also auch auf die liturgische Bedeutung »Kommunion« angespielt.  Anspielung auf das Günstlingswesen, das vor allem, aber nicht ausschließlich im Kirchenstaat oft auf der Gewährung oder Vermittlung homoerotischer Dienstleistungen basierte; vgl. S. 143 mit Anm. 287.  Homer erzählt von der List der Penelope, die ihre Hochzeit hinausschiebt, indem sie tagsüber an dem Gewebe, das sie zuvor zu vollenden sich ausbedungen hat, weiterarbeitet, es in der Nacht aber wieder auflöst (Odyssee II, 85–111). Hier ist also entweder das unbegrenzte Aufschieben oder das Rückgängigmachen einer Entscheidung gemeint oder aber das ewige Hin und Her zwischen Alternativen.  Ital. si regolano mit der Assoziation der Ordensregel, im Krebs wird also quasi klösterlich gelebt.  »Oderint, dum metuant« (vgl. Erasmus: Adagia, 1862, der auf Cicero und Seneca verweist); die klassische Frage, ob es für den Herrscher besser sei, geliebt oder gefürchtet zu werden, entscheidet Bruno hier im Sinne des sonst von ihm weniger geschätzten Petrarca (vgl. dessen Brief A Francesco da Carrara. Del modo di governare ottimamente lo stato, in Petrarca: Senili, 1870, II,

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S. 333–381) und gegen den sonst sehr geschätzten Machiavelli (Principe, Kap. XVII).  Ital. tipo, also vergleichbar dem Prägestock eines Druckes.  Aristoteles: Nik. Eth. V, 5 1130b 30 ff., V, 7 1131b 26.  Ital. oggetto e suggetto, aber unser neuzeitlicher Gebrauch von Subjekt und Objekt als philosophische Termini ist hier eher irreführend.  Hier der Gott Pan in seiner Tiergestalt, der als Sinnbild des Alls selbstverständlich nicht aus dem Himmel verstoßen werden darf, s. u., S. 361.  Ital. contrazione, s.o., Anm. 94.  Ital. stemprato, was auch die Bedeutungen »in Wasser aufgelöst« und »nicht richtig gemischt, aus dem Gleichgewicht gebracht« annehmen kann.  Im Deutschen nicht ohne Überbetonung wiederzugeben sind hier die Nebentöne einer Stadt-Land-Gegenüberstellung von »Zivilisation und städtischer Lebensart« und »Hinterwäldlertum und Barbarei«.  Orion, der die Götter mit allerlei Betrug verblüfft, ist Christus; wenn Bruno seinen Platz vom Militär einnehmen läßt, heißt das, daß er die konkrete Staatsreligion der Politik unterordnen will und mit Machiavelli (Discorsi, lib. I, Kap. 12) das Christentum für eine schädliche, da nicht staatserhaltende Religion hält.  Der Fluß Po; an seine Stelle kommt die konkrete Eselheit der Cabala (OC VI, S. 53).  Ital. zelo, der Eifer der Zeloten.  Die Jagd wird im Spaccio u.a. als Metapher für das Meßopfer verwendet, s. u., S. 385. In den Furori wird das Bild dagegen in Richtung der venatio veritatis weiterentwickelt, und die Jagdhunde des Aktaion werden als Intellekt (Windhund) und Wille (Bluthund) des Menschen interpretiert (vgl. OC VII, S. 155–159).  Die Hydra steht für zwei sehr gegensätzliche Bedeutungskomplexe: zum einen versinnbildlicht sie die Häresie (s. u., S. 241–243); andererseits ist sie aber auch die listige Paradiesesschlange, die nach Brunos eigenwilliger Interpretation von Gen 3,1–7 den Bereich des Göttlichen vor menschlicher Usurpation schützt (s. u., S. 389–391), und als solche behält sie natürlich ihr Hausrecht.  Der Rabe steht für die unwürdigen Kleriker, die ihrem Auftrag, den menschlichen mit dem göttlichen Bereich zu verbinden, nicht gerecht werden; Magie, d. h. auf wahrhafter Erkenntnis des Göttlichen beruhende und mit Erfolg und Nutzen ausgeübte religiöse Praxis (nach dem Muster der alten Ägypter, s. u., S. 335, 357–359), soll an die Stelle der leeren Formeln der christlichen Konfessionen treten.  Überbegriff der verschiedenen Formen der Weissagung; für deren

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Aufzählung s. Cornelius Agrippa von Nettesheim: De occulta philosophia I, Kap. 52–60.  Auch dies geht gegen den christlichen Kult, hier vor allem gegen die Protestanten, die auf der Kommunion in beiderlei Gestalt beharren, s. u., S. 395–397.  Ital. confirmato nella sua sacristia – die Assoziationen von Konfirmation, Heiligkeit und Sakristei und vor allem von »Sacro Cristo« sind gewollt, der Halbgott (!) wird also auch in seinem »Heiliger Christus Sein« bestätigt, die Doppelnatur des Pferdemenschen steht für den Gottmenschen, s. u., S. 399.  Bruno greift diese Formen der Exegese nicht prinzipiell und generell an, sondern bloß ihre pedantische Praxis durch die Theologen.  Neapolitaner Anonymus: »In universam pontificiam oeconomiam, credo.« – Diese Passage richtet sich vielmehr gegen die christlichen Kirchen insgesamt und nimmt keine Konfession von der vernichtenden Kritik aus.  Sie wurde oft als Lorbeerkranz dargestellt und wird von Bruno dem französischen König Heinrich III gewidmet (s. u., S. 403).  Dieser Fisch wird von den Göttern gegessen (s. u., S. 405); der Fisch ist eine urchristliche Chiffre, nach dem griechischen Anagramm ichthys (Fisch), aufgelöst in Iesus Christos Theou Hyos Soter (Jesus Christus, Gottessohn, Heiland) wurde »Fisch essen« als geheime Formel für die Angehörigkeit zur christlichen Gemeinde verwendet.  Petrarca, Canzoniere, CXCIII, v. 1–2.

Erster Dialog (S. )  Sofia ist die irdische, menschliche, an der Natur orientierte und auf die

Praxis bezogene Weisheit im Unterschied zu, aber auch in direkter Verbindung mit der himmlischen Sofia oder Minerva (s. u., S. 153–157).  Vgl. Aristoteles: Nik. Eth. 7, 15, 1154b; Augustinus: Confessiones X, XXXI (43); ungleich Aristoteles siedelt Bruno aber nicht in der »goldenen Mitte« ein Gutes als absoluten Wert an, sondern hält die Relativität der Werte in der materiellen Welt aufrecht, in Übereinstimmung mit dem universalen Gesetz des ewigen Wechsels; vicissitudo ist ein Leitmotiv des Dialogs, die ständige Umwandlung, der Übergang eines jeden in alles andere, wobei die Einheit des Ganzen gewahrt, ja wodurch sie gerade garantiert ist (vgl. Widmungsbrief, S. 17 u. Anm. 44).  in principio bedeutet hier nicht »prinzipiell«, sondern »am Anfang«, entsprechend den Eingangsworten von Gen 1,1. Die Tatsache, daß hier von der

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Ruhe »am Anfang« die Rede ist, und nicht etwa »am Ende« des Schöpfungswerkes am siebenten Tag, ist symptomatisch für Brunos Kosmologie, die im diametralen Gegensatz zum biblischen Konzept einer Schöpfung aus dem Nichts und eines absoluten Anfangs und einer Vollendung der Welt steht. In einem unendlichen und zeitlich nach beiden Richtungen ewigen Kosmos bedeutet Entstehung immer einen bloß relativen Anfang, die Umwandlung in ein gegensätzliches Anderes.  Vgl. Furori, OC VII, S. 97: »Non è dumque delettazione senza contrarietà? Tansillo: Certo non, come senza contrarietà non è dolore […]«; vgl. auch Principiis, OL III, S. 549, 18 – S. 550, 11.  Der »Urlaub« des Jupiter steht ebensowenig wie seine amourösen Metamorphosen im Gegensatz zu seinem inneren Wesen als alles durchdringendes seelisches Prinzip, widerspricht nur bei einer auf die Oberfläche beschränkten Betrachtung seiner primären Bestimmung als Beherrscher seines Universums: als »Deus in rebus« bleibt er Gott und beherrscht indem er eintritt und sich mitteilt; seine Wandelbarkeit, die sich an der Oberfläche als Laster der Unstetigkeit und Untreue darstellt, ist in der Tiefendimension das notwendige Gesetz und somit gerade die Beständigkeit seines Jupiter-Seins. Daß sich Jupiter in der Interpretation als Seelenvermögen und Erkenntniskraft den verschiedenen Dingen angleichen muß, versteht sich ohnehin.  Vgl. Horaz: Sat. I, 1, 9–12.  Nach dem Prinzip der Koinzidenz der Gegensätze, wie Bruno es von Nicolaus Cusanus’ (s. u., Anm. 9) Schriften, vor allem aus De docta ignorantia und De coniecturis übernimmt.  Vgl. Causa, BW III, S. 260–263.  Nicolaus Cusanus; zu seinem Einfluß auf Bruno seit seinen frühen Schriften s. Sturlese: Niccolò Cusano (1991).  Wahrscheinlich Agrippa von Nettesheim, obwohl Bruno hier auch sich selbst, Albertus Magnus oder Paracelsus meinen könnte, jedenfalls denkt er an einen konkreten Adepten der göttlichen Magie; ein »Praktiker« ist im engeren Sinne ein Ersteller von Horoskopen.  Vgl. Causa, BW III, S. 262: »In conclusione chi vuol sapere massimi secreti di natura, riguardi e contemple circa gli minimi e massimi de gli contrarii e oppositi. Profonda magia è saper trar il contrario, dopo aver trovato il punto d’unione« sowie ebd., S. 24: »Decimo, come ne li doi estremi che si dicono nell’estremità della scala de la natura, non più è da contemplare doi principii che uno, doi enti che uno, doi contrarii e diversi, che uno concordante e medesimo. Ivi l’altezza è profondità, l’abisso è luce inaccesa, la tenebra è chiarezza, il magno è parvo, il confuso è distinto, la lite è amicizia, il dividuo è individuo, l’atomo è immenso; e per il contrario« sowie Infinito, BW IV,

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S. 292–294: »Vedete ancora che non è contro raggione la nostra filosofia, che reduce ad un principio e referisce ad un fine e fa coincidere insieme gli contrarii, di sorte che è un soggetto primo dell’uno e l’altro; dalla qual coincidenza stimiamo ch’al fine è divinamente detto e considerato che li contrarii son ne gli contrarii, onde non sia difficile di pervenire a tanto, che si sappia come ogni cosa è in ogni cosa: quel che non poté capire Aristotele et altri sofisti«. Vgl. P. R. Blum: Saper trar il contrario (2002).  Oder: Prinzip, Medium und Zweck; vgl. Lampas, OL III, S. 40, De Patre seu Mente seu Plenitudine, XI: »Est principium idem, medium et finis individualiter sicut idem fons, fluvius, oceanus«; Platon: Nomoi IV, 715a – 716a: »Deus […] principium, finem et media rerum omnium continens, recta peragit secundum naturam circuens« (Übers. Marsilio Ficino in Plato: Opera, 1539, S. 795).  Vgl. Principiis, OL III, S. 550: »[…] prorsus etiam contrariorum principium videtur esse unum, una radix […] Principium exaltationis est materiae depressio, et ultimum depressionis idem est exaltationis principium; idcirco cum nihil sit stabile et omnia incerta circulari vicissitudine constant vel modo circulo simili, ut alibi declaravimus, summum malum non datur neque summum bonum, quod in quadam notabili duratione consistat […]«.  Bruno vertritt ein zyklisches Geschichtsbild, wie es der Auffassung eines belebten Alls und der Metempsychose entspricht und sich in allen Bereichen, nicht zuletzt als Zyklen von Wissen und Unwissenheit, darstellt; vgl. dazu Aschermittwochsmahl, wo Kopernikus (OC II, S. 39–43) bzw. Bruno selbst (OC II, S. 43–49) als Herold einer neuen Glanzzeit erscheint, sowie Candelaio, OC I, S. 13 ff.: »Il tempo tutto togle e tutto dà; ogni cosa si muta, nulla s’annihila; è un solo che non può mutarsi, un solo è eterno, e può perseverare eternamente uno, simile e medesimo. – Con questa filosofia l’animo mi si aggrandisse, e me si magnifica l’inteletto. Però qualunque sii il punto di questa sera ch’aspetto, si la mutazione è vera, io che son ne la notte, aspetto il giorno, e quei che son nel giorno, aspettano la notte«.  Ariost: Orlando furioso XLV, 2, 1–6 (dt. Übers. E. Blum); eine Beschreibung der rota Fortunae, des Schicksalsrades, entsprechend den im Mittelalter verbreiteten bildlichen Darstellungen, die auf dem Rad einen Menschen im Aufstieg zur Herrschaft, auf dem Höhepunkt und im Absturz zeigen; dieses kondensierte Bild für das Gesetz ständigen Wechsels in der Welt der konkreten Individuen kehrt häufig wieder, z. B. als das Rad der Zeit im Sonett in Furori, OC VII, S. 291.  Den Höllenfluß muß überqueren, wer stirbt, so daß Saulinos Befremdung über die implizierte Sterblichkeit der »Unsterblichen« und Sofias Zurückhaltung, die Frage sofort zu beantworten, verständlich erscheinen; das

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Thema wird im zweiten Teil des dritten Dialogs wiederaufgenommen und die Frage im Sinne einer historischen Menschlichkeit und einer symbolischen und stellvertretenden Göttlichkeit der Olympier entschieden (s. u., S. 337–339).  Der Schnee auf oder in dem Kopf (in der Übersetzung um eines bescheideneren Wortspiels willen als Reif wiedergegeben), der in der ersten Sequenz das weiße Haar bezeichnet, steht in der Interpretation für die Einheit der drei Geisteskräfte phantasia, cogitatio und memoria als Zukunfts-, Gegenwarts- und Vergangenheitsaspekte des einen Intellekts und insgesamt für einen kühlen Kopf, wobei neben der italienischen Bedeutung von neve (Schnee) auch die lateinische (»oder nicht«, also ein Infragestellen und Prüfen) mit anklingt.  Hier wird das hermeneutische System des Spaccio eingangs vordemonstriert: was sich an der Oberfläche possenhaft darstellt, wird im ernsthaften Sinne gedeutet, wozu aber zuerst Geheiligtes entweiht, vom Sockel gestürzt und verfügbar gemacht werden muß; nichts ist nur profan oder nur erhaben, alles ist im Übergang begriffen und kontextualisiert und bedarf daher wiederholter Interpretationen, die ihrerseits wieder relativen oder partiellen Charakter haben (s. Einl., S. XXVII ff.).  Das bene abituato des Originals bezieht sich auf den guten Habitus, also außer der Einkleidung auch auf Sitte und Gewohnheit, das »Waschen und Reinigen« (wobei ital. purgare auch die innere Reinigung der Gedärme bedeutet) verweist auf die Vorbedingung der Reinigung von Schuld.  Bei Bruno steht »Dolida« für »Deoida«, eine andere Bezeichnung der Tochter der Ceres, Proserpina. Möglicherweise ist hier eine Assoziation mit lat. dolus (List) beabsichtigt.  Ovid: Metamorphosen VI, 103–114; vgl. Furori, OC VII, S. 147, das Sonett »Quel dio […]«.  In Furori, OC VII, S. 75–77, verwendet Bruno in ähnlicher Weise das Bild des Schiffes der Seele, in der der Wille Kapitän und die Vernunft der Steuerknüppel ist.  Ich gebe hier im Deutschen beide möglichen Bedeutungen von adonato lo spirito wieder; ital. adonare mit Akk. Obj.: »niederdrücken, unterwerfen«; lat. u. ital. a(d)-donare mit Dat.: »hingeben, widmen«.  Gemeint ist Salomo: Koh (Ecclesiastes) 1,2 und 12,8.  Zum Welt- oder Himmelsjahr und seiner Unterteilung in Jahreszeiten und Monate s. Principiis, »De Tempore«, OL III, S. 536–538 und Cena, OC II, S. 275; vgl. auch Furori, OC VII, S. 43. – Die Vorstellung eines Großen Jahres gibt es in den meisten alten Kulturen, z. B. in der jüdischen apokalyptischen Literatur um die Zeitenwende oder in Götterdämmerungsvorstellungen der

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Germanen; Aristoteles (Meteorologie I, 14, 352a, 17 ff.) spricht in diesem Zusammenhang von Deukalionischer Flut (s. u., S. 67, 361–363), der hermetische Asklepius (s. u., S. 345) beschreibt den Rückzug der Götter aus Ägypten und verheißt ihre Wiederkehr; vgl. auch Platon, Phaidros 249a, in Übereinstimmung damit bemißt Bruno im Aschermittwochsmahl das Weltenjahr mit 49.000 Jahren (OC II, S. 273); vgl. auch Furori, OC VII, S. 43–45 u. S. 277–279.  Ital. Celio, dem entspricht gr. Uranos, lat. Coelius oder caelum, ital. caelo, der Himmel; er war der erste Götterkönig vor Saturn und Zeus / Jupiter.  Die Wiederkehr verläuft nicht in exakten geometrischen Kreisen, und die Wiederholung ist nicht identisch (was zeitliche Unendlichkeit bei räumlicher Endlichkeit voraussetzen würde), s. Magia XIX, OL III, S. 469, Immenso III, 7, OL I / 1, S. 371 f.  Anspielung auf die Weltuntergangsliteratur im Zusammenhang mit dem Erscheinen einer Nova im Jahre 1572 und eines Kometen im Jahre 1577; s. Zambelli: Astrologi hallucinati (1986) und Lerner: Le Monde des Sphères (1997), II, S. 21–66. – Außerdem hatte der Astrologe Cyprian Leowitz in De coniunctionibus magnis insignioribus superiorum planetarum (1564) für 1584 das Ende des Weltenjahres berechnet (s. DI, Anm. ad loc., S. 578). Bruno verwirft die Astrologie nicht prinzipiell, aber sie muß auf der Grundlage der neuen astronomischen Erkenntnisse fundamental überdacht werden.  Presbyter Ioannes wurde im Mittelalter in Europa der sagenumwobene König von Äthiopien genannt, Brunos Quelle für die Verbannung der Königssöhne auf den Berg dürfte u. a. Giovanni Battista Ramusio: Navigazioni e viaggi, Secondo volume (1559), sein, der den Reisebericht des Portugiesen Francesco Alvarez (1540 von Luis Rodriguez in Lissabon veröffentlicht) wiedergibt (s. Giovanni Battista Ramusio: Navigazioni (1979), II, S. 195–200; zum Interesse der Europäer an diesem sagenumwobenen König s. Baum: Verwandlungen (1999); monte Amarat ist Brunos Lesart von »die Amharischen (Abessinischen) Berge«.  Die »Schaumgeborene« Venus entstand aus dem von Saturn abgetrennten und in das Meer geworfenen Glied des Uranos (Hesiod: Theogonie, 190– 198); auf diesen Mythos bezieht sich Platon im Symposion (180d, e).  Virgil: Bucolica, Ecloge IV, 36. Bruno ändert atque in nec: »[…] und der große Achill wird KEIN zweites mal gegen Troja gesandt«; auch in Immenso, OL I / 1, S. 367, zitiert Bruno diese Stelle, um die exakte Wiederholung im Umlauf des Weltenjahres zu negieren.  Um die Konnotationen abzudecken, übersetze ich snervata virtute hier doppelt: ital. nervo bedeutet auch, und hier mit Sicherheit, das männliche

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Glied, und virtù hat hier neben Tugend auch die etymologische Ursprungsbedeutung von Männlichkeit.  Seneca: Oedipus rex, 980–986, 991–994 (dt. Übers. E. Blum).  Neapolitaner Anonymus: »Media etiam subsunt Fato.« – Auch in Lukians Der überführte Zeus wird die Machtlosigkeit der Götter gegenüber dem Fatum thematisiert; trotz »besseren Wissens« sind aber die Religion und der Glaube an die Vergeltung aus innerweltlichen moralischen Gründen notwendig und nützlich.  Virgil: Aeneis VI, 713–715; Plato: Staat, 621a, b.  Vgl. Furori, OC VII, S. 191.  Vgl. Virgil: Aeneis XII, 817; Ovid: Metamorphosen III, 290–291; Laktanz: Divinae institutiones I, 11, 12. – In Principiis, OL III, S. 511, steht Styx für das materielle Prinzip der Urfeuchtigkeit und wird als »Mutter der Götter und Species« bezeichnet, daher die unverletzliche Heiligkeit dieses Schwurs.  Bruno benutzt hier die Bezeichnung »Evanten«.  Die Aufzählung der Reformmaßnahmen im Olymp parodiert auch die Veränderungen in der Stadt Rom und dem päpstlichen Haushalt, die der sittenstrenge Papst Marcellus II (Cervino) in seinem bloß dreiwöchigen Pontifikat (9. April bis 1. Mai 1555) vornahm; s. Pastor: Geschichte der Päpste, VI (1957), S. 344–348.  Vgl. Erasmus Lob der Torheit 15: »Freilich wäre eher der kritische Momus der Mann, dieser Gesellschaft das Sündenregister zu verlesen, wie er es vordem des öfteren tat; letzthin jedoch warfen sie ihn mitsamt der unheilbrütenden Ate im Zorn auf die Erde hinunter, weil der vorlaute Weisheitskrämer mit seinen Strafpredigten die göttliche Seligkeit störte […]« (Erasmus: Ausgewählte Schriften II, 1975, S. 34/35); vgl. auch Alberti: Momus (2003), I, 3, S. 12; der Polarkreis eignet sich besonders gut als Verbannungsort, da er stets über dem Horizont bleibt.  Vgl. Lukian: Götterkonzil 2–3 und Alberti: Momus (2003), II, 5 u. 65, S. 96 u. 147.  Vgl. Teofilo Folengo (Merlin Cocai): Baldus XIV, 168: Der Knabe Cupido »Nudus it et nullis tegitur vergogna mutandis«; Folengo, Opere (1977), S. 382.  Kürzer und gröber im Candelaio, OC I, S. 65: »In questo tempo s’innamorò il Petrarca, e gli asini anch’essi cominciano a rizzar la coda«.  Wörtlich: »statuto in forma de interim« – als handelte es sich um eine Interimsregelung zwischen Kirchenkonzilien.  John Toland markiert in seinem Exemplar des Spaccio, das sich heute in der Wiener Staatsbibliothek befindet, den Passus von hier bis zum Ende des Absatzes und versieht ihn mit der Randnotiz »polygamia«; vgl. Sturlese: Po-

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stille (1986) sowie den Reprint dieses Exemplars (1994); weitere Marginalien werden mit »Toland« gekennzeichnet.  Ovid: Metamorphosen X, 155–161; Lukian: Göttergespräche V (bzw. VIII), »Zeus und Hera«.  Jupiter wurde, um Ganymed zu entführen, zum Adler – hier eine Persiflage auf die Himmelfahrt Christi; s. hierzu Ingegno: La sommersa nave (1985), S. 36. Die sein Altern verursachende Berührung Ganymeds durch Saturn (d. h. Chronos, die Zeit) verweist wie die versagende Zeugungskraft Jupiters und die welkende Schönheit der Venus (s. u., S. 69–71) auf die universale Geltung des Gesetzes der vicissitudo, das auch vor dem Olymp nicht haltmacht.  Ovid: Metamorphosen X, 162–219.  Wie schon im Candelaio sind Humanisten Pedanten, und Pedanten sind Päderasten. Die Homosexualität ist nicht bloße Diffamierung, sondern Chiffre für ihre Art, Wissenschaft zu betreiben, die nach Bruno unfruchtbar und ohne neue Wahrheitserkenntnis bleibt, weil sie in Tautologien und endloser Wiederholung steckenbleibt, ohne zur Vereinigung der Gegensätze vorzudringen.  Luk 2,52.  Priapus.  Apollo lachte. Horaz: Oden I, 10, 12.  Venus: »quae quoniam rerum naturam sola gubernas«, Lukrez: De rerum natura 1, 21.  Nachdichtung auf italienisch von Lukrez: De rerum natura 1, 1–9 (dt. Übers. E. Blum).  Vgl. Virgil: Aeneis I, 254–256.  Joh 20,17: Worte des auferstandenen Jesus zu Magdalena.  Vgl. Lukian: De sacrificiis 11.  Ital. complessione, was wie das »Temperament« auf das Mischungsverhälnis verweist.  Vgl. Ovid: Metamorphosen I, 151–156.  Vgl. Ovid: Metamorphosen I, 182–184.  Sizilien.  Hier wohl auch eine Anspielung auf das Grab Christi.  Ovid: Metamorphosen V, 346–354 in freier italienischer Übersetzung (dt. Übers. E. Blum).  Ovid erwähnt diese Insel nur im Zusammenhang mit der Verwandlung ihrer Bewohner in Affen (Metamorphosen XIV, 87–100).  Vgl. Ovid: Metamorphosen I, 221–239.  Vgl. Ovid: Metamorphosen I, 260–292.

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 Toland: »Christianismus in loco ethnicismi suffectus«.  Machiavelli: Principe, Kap. XXV: »Io iudico bene questo, che sia meglio

essere impetuoso che respettivo, perché la fortuna è donna; et è necessario, volendola tenere sotto, batterla e urtarla. E si vede che si lascia piú vincere da questi, che da quelli che freddamente procedono. E però sempre, come donna, è amica de‘ giovani, perché sono meno respettivi, piú feroci, e con più audacia la comandano.«  Phaedrus: Fabulae Aesopiae I, 21 (»Leo senex, aper, taurus, asinus«).  Ungestraft.  Ovid: Metamorphosen I, 192–198: »Sunt mihi semidei, sunt, rustica numina, Nymphae / Faunique Satyrique et monticolae Silvani, / quos, quoniam caeli nondum dignamur honore, / quas dedimus certe terras habitare sina-mus. / An satis, o superi, tutos fore creditis illos, / cum mihi, qui fulmen, qui vos habeoque regoque, / struxerit insidias notus feritate Lycaon?« Die Anspielung auf den Kult des später als Halbtier (Zentaur) charakterisierten Christus ist klar, aber wenn man dieses Zitat mit seinem Kontext heranzieht (Lykaion gibt Jupiter heimlich Menschenfleisch zu essen), dann wirkt dieser Passus noch feindseliger und vernichtender: als menschenfresserischer Kult verdrängt das Christentum die schlichten Naturreligionen von der Erde, die diesen explizit nicht himmlischen Kulten von rechts wegen gehört.  S. u., S. 333–335; Eugenio Canone verweist hier auch auf die Ambivalenz des Krokodils in der ägyptischen Mythologie, je nach dem ob es mit dem bösen Set oder der guten Sonnengottheit Sebek identifiziert wurde (BSp, S. 46 f., Anm. 48).  1 Kor 4,13.  D. h. durch die hermetischen Schriften einerseits (gr. Hermes entspricht lat. Merkur) und andererseits durch die menschlichen Herolde besserer Zeiten, wie Kopernikus und Bruno (vgl. Cena, OC II, S. 39–49).  »Dei patellares«, d. h. Götter, die keinen eigenen Kult haben und bei anderen schmarotzen gehen müssen, stammen aus der Komödie des Plautus (Cistellaria II, I, 223) und werden in Magia, OL III, S. 433, erwähnt; vgl. auch die vierte Szene der Vögel des Aristophanes.  Soviel die geizige Hand gibt.  Vgl. Francesco Berni: Rime, XXIII, 1–2: »Chiome d’argento fino, irte e attorte / Senz’ arte intorno ad un bel viso d’oro«.  Ital. talloni, Hauptbedeutung »die Fersen«, aber im erweiterten Sinn bedeutet tallone generell den unteren hinteren Teil oder auch den Rest, wie z. B. den Kanten eines Brotes oder den »Stock« im Kartenspiel. Da offensichtlich ist, was hier mit dem Gegengewicht gemeint ist, setze ich für talloni Hinterbacken, möglich wäre aber auch die Bedeutung »Hoden«.

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 Die gesamte Tirade ist eine parodistische Variante des in der asketi-

schen Literatur (als Pendant zu Traktaten De dignitate hominis) verbreiteten Themas De miseria hominis, mit zuweilen recht plastischen Schilderungen körperlichen Verfalls. Vgl. Gregor d. Große: XL Homiliarum in Evangelia libri duo, Buch I, hom. 1, 5, in: PL 76, 1080: »Sicut enim in iuventute viget corpus, forte et incolumne manet pectus, torosa cervix, plena sunt bronchia; in annis autem senilibus statura curvatur, cervix exsiccate deponitur, frequentibus suspiriis pectus urgetur, virtus deficit, loquentis verba anhelitus intercidit; nam etsi languor desit, plerumque sensibus ipsa sua salus aegritudo est: ita mundus in annis prioribus velut in iuventute viguit, ad propagandam humani generic prolem robustus fuit, salute corporum viridis, opulentia rerum pinguis; at nunc ipsa sua senectute deprimitur, et quasi ad vicinam mortem molestiis crescentibus urgetur.« Deutliche Ähnlichkeit mit Jupiters Klage hat v. a. Kap. X des 1195 entstandenen und 1575 im Druck erschienen Traktats von Innozenz III. De miseria humanae conditionis, (Innocentius, De miseria, 1955), S. 16: »Si quis autem ad senectutem processerit, statim cor eius affligitur, et caput concutitur, languet spiritus et fetet anhelitus, facies rugatur et statura curvatur, caligant oculi et vacillant articuli, nares effluunt et crines defluunt, tremit tactus et deperit actus, dentes putrescunt et aures sordescunt. Senex facile provocatur et difficile revocatur, cito credit et tarde discredit, tenax et cupidus, tristis et querulus, velox ad loquendum, tardus ad audiendum, sed non tardus ad iram, laudat antiquos et spernit modernos, vituperat praesens et commendat peteritum, suspirat et anxiatur, torpet et infirmatur. Audi poetam dicentem: Multa senem circumveniunt incommoda.« (Schlußzeile aus Horaz: Ars poetica 169).  Vermutlich Adaptation eines populären Liedes.  Vgl. Alberti: Momus (2003), S. 122, wo Momus in maßloses Gelächter ausbricht über die Häßlichkeit junger Mädchen und ihre allgemeine Unzufriedenheit mit ihrem Äußeren.  Vgl. Candelaio, OC I, S. 371–373. Momus fungiert auch bei Leon Battista Alberti, Momus (2003), S. 124 u. 146, als Hofnarr der Götter; boshafter als im Spaccio ist Albertis Momus aber ein Simulant und Dissimulant, der Harmlosigkeit heuchelt (vgl. ebd., S. 102). – In Erasmus Lob der Torheit spricht die Moria: »Ganz richtig: verhaßt ist Königen Wahrheit. Doch nun kommt das Merkwürdige: aus dem Munde meiner Narren hören sie nicht bloß Wahrheit, nein auch Grobheit mit wahrer Wonne an; was einem Weisen den Kopf kostete – spricht es der Narr aus, so macht es ihnen unglaublichen Spaß.« (Erasmus von Rotterdam: Lob der Torheit, 36, in Erasmus: Ausgewählte Schriften II, 1975, S. 82/83–84/85).  Trotz der Unsterblichkeit des seelischen Prinzips generell führt die

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Seelenwanderung bei der Annahme zeitlicher und räumlicher Unendlichkeit des Universums niemals zu einer Restitution individuellen Seins, geschweige denn individuellen Bewußtseins (s. o., Anm. 49 zum erläuternden Brief).  Diese Stelle erinnert auch in der Wahl der Beispiele an Lukrez: De rerum natura 1, 59–62: daß alles aus allem nicht unmittelbar und ohne Prädisposition entstehen kann, ist ein atomistisches Argument gegen die Erschaffung der Welt aus dem Nichts durch göttlichen Eingriff; zugleich wird hier das Hauptthema der Reinigung und Vorbereitung der Seele angesprochen; vgl. Proklos: In Alcibiadem Primum, lateinisch in Ficino: Opera (1983), Bd. II, S. 1918.  Anspielung an König Arthus und die Ritter der Tafelrunde.  Vgl. Lukian: Götterkonzil 4 und 10 und Ovid: Metamorphosen I, 170 ff. – Die Attribute und Mängel der hybriden Gottheiten sind typische Eigenschaften von Brunos Pedanten.  Toland: »Dei ethnici ludibrio habiti«.  Ein sagenhafter Trompeter nach Virgil: Äneis, VI, 164 f.  Weil der Hermetismus die Würde Merkurs als Gott der Weisheit aufgewertet hat.  Vgl. Lukian: Götterkonzil 2.  Toland: »Stomachus repletus, cerebrum turbatum«.  Momus’ Einwand entspricht den olympischen Gepflogenheiten in Erasmus: Lob der Torheit 48 (Erasmus, Ausgewählte Schriften II, 1975, S. 112/ 113): »Die Götter verwenden nämlich nur ihre nüchternen Stunden, den Vormittag, auf ihre Beratungen und das Anhören der Wünsche. Sind sie einmal erst angeheitert vom Nektar und haben keine Lust zu ernsten Dingen mehr, dann setzen sie sich auf die äußerste Fluh [schroffer Fels] des Himmels, lehnen sich vor und gucken hinunter, zu sehen, was die Menschen treiben […]«  Vgl. Horaz: Episteln II, 3 (Ars poetica), 290–294.  »Diese Zeit erfordert ganz andere Schauspiele« (Virgil: Aeneis, VI, 37); natürlich enthält die Rede Jupiters alle rhetorischen Finessen, auf die er zu verzichten behauptet.  Diana in ihrer Rolle als Mondgöttin (mit der sich Königin Elisabeth I. von England besonders gerne identifizierte) hat zwölf Zyklen vollendet.  Ital. beide Male raggione, was also auch mit »Grund« oder »Gesetz« wiederzugeben wäre.  Eine in diesem Kontext völlig widersinnige Behauptung als ironischer Seitenhieb auf die protestantische Lehre von der göttlichen Vorsehung, der besonders deutlich wird, wenn man raggione als »Gesetz« liest; Juvenals »Hoc volo, sic iubeo: sit pro ratione voluntas.« (Satiren VI, 223) zitiert Luther im Zusammenhang der Rechtfertigungslehre – offenbar ohne Ironie – gegen die

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päpstliche Autorität auftrumpfend in seinem »Sendbrief vom Dolmetschen«; siehe Luther, Studienausgabe Bd. III (1983), S. 483; WA 30 II, 635.  Schwierigkeiten und politische Erwägungen, wie sie vor allem die Kirchenkonzilien und Konklaven erschwerten.  Vgl. Niccolò Franco: Dialoghi piacevoli (1541), IV, fol. 95v.  Zur mythologischen Interpretation der Sternbilder siehe Anm. 82 zum erläuternden Brief.  Wie bei Niccolò Franco in Dialoghi piacevoli gilt auch hier, daß alles, was über die heidnische römische Religion in ihrem Verhältnis zum Christentum ausgesagt wird, auch für die römische Kirche in ihrem Verhältnis zum Protestantismus gilt, wenngleich Brunos Einstellung zum Christentum im Allgemeinen und zum Protestantismus im Besonderen der des »Evangelikalen« Franco diametral entgegengesetzt ist.  Das Delta wird als Anfangsbuchstabe von Dios (Gott, s. Hygin in Aratus, 1559, S. 21), hier aber vor allem als Dreifaltigkeitssymbol gedeutet; in der Übersetzung ist die Spitze gegen das Dreifaltigkeitsdogma nicht in allen Nuancen wiederzugeben, wenn Bruno mit der Mehrdeutigkeit von parzialità spielt, was sowohl »Parteilichkeit« als auch »Teilhaftigkeit« und »bloß TeilSein« (im Gegensatz zu Ganz-Sein) bedeutet; es gibt keinen anderen erkennbaren Grund für Jupiters Kritik am Dreieck.  Hygin: in Aratus (1559), S. 19.  Die Pleiaden.  Ovid: Metamorphosen II, 296–300.  Nämlich mit der Hydra; s. Scholia in Germanicum in Aratus (1559), S. 113.  Sonst Euphemia. Bruno folgt den Scholia in Germanicum; zu den verschiedenen Lesarten s. Scholia in Germanicum in Aratus (1559), S. 127 und 151.  Ital. Facete, wie in Scholia in Germanicum in Aratus (1559), S. 134 (»Phacetis, filia Veneris«), statt des sonst für diese Tochter der Venus üblichen Namens Derceto (s. Ovid: Metamorphosen IV, 44–46); ich halte diese Entscheidung Brunos für eine gewollte Assoziation mit facetiae (laszive Scherze, Anekdoten).  In den Scholia in Germanicum ist nicht der Wassermann sondern der Südliche Fisch der Retter; Scholia in Germanicum in Aratus (1559), S. 134.  Nämlich Venus, s. Hygin: Fables (1997), CXCVII und Scholia in Germanicum in Aratus (1559), S. 121. Paphos ist die Insel Zypern.  Nach Hygin in Aratus (1559), S. 128, erhielt Orion von Poseidon die Fähigkeit, auf dem Wasser zu gehen, also steht Orion »mit den ausgebreiteten Armen« auch für Christus; sein Vater Neptun wäre dann Jehova, der sich

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nicht mit seinem legitimen Einflußbereich (dem jüdischen Volk) begnügt und sich universale Herrschaft anmaßt; s. u., S. 371–375.  Scholia in Germanicum in Aratus (1559), S. 136.  Brunos unzweideutig-zweideutiges Wortspiel ist im Deutschen nicht adäquat wiederzugeben: ital. fica bezeichnet die weiblichen Genitalien und wie sich die Assoziationsreihe mit dem ucello (Vogel, männliches Glied), der auf das Reifen der Feigen wartet usw., fortsetzt, sei der Phantasie des Lesers überlassen; die Grammatiker, die beide Geschlechter gleichermaßen »approbieren« sind natürlich wieder die homosexuellen Pedanten.  Analoge Bildung zum Sprichwort »Oleum et operam perdidi« aus Plautus’ Komödie Poenulus, das bei Cicero (Ad Familiares 7, 1 und Ad Atticum 13, 38) und Juvenal (Satiren 7, 99) für das Schreiben von nutzlosem Zeug steht.  Sie wird im dritten Dialog Heinrich III. von Frankreich zugewiesen (s. u., S. 403).  Nach Ovid: Metamorphosen V, 325–331 (wo die Gigantomachie von den Pieriden tendenziös »anti-olympisch« dargestellt wird) sollte hier Typhon stehen; zur Rolle des Steinbocks Pan s. Hygin in Aratus (1559), S. 25 f. und Scholia in Germanicum in Aratus (1559), S. 125 f.  Ägypten ist nach Ovid Schauplatz der Verwandlung der Götter in Tiere, was Bruno im zweiten Teil des dritten Dialoges zum Anlaß eines ausgedehnten Exkurses über die Prisca Theologia als (magische) Weisheit der Ägypter dient (s. u., S. 333 ff.).  Die Jungfrau wird hier, entgegen den Quellen (Hygin, Arat), nicht als Dike oder Astrea (Gerechtigkeit) gedeutet; die Tugend der Gerechtigkeit wird von Bruno im Zeichen der Waage behandelt (s. u., S. 329 ff.).  »Esel« werden zwei Sterne im Sternbild des Krebses genannt.  Mt 5,3; Lk 6,20.  Vorankündigung der Cabala.  Die Heliaden, s. Ovid: Metamorphosen II, 340–344.  Die Geschichte von Phaetons Usurpation des Sonnenwagens und Sturz in den Fluß Eridan (Po) wird von Ovid in Metamorphosen I, 750–II, 328 erzählt; weil er zugleich im Himmel und auf Erden ist, gehört auch der Eridan zu den Decknamen, unter denen Christus und das christliche Dogma ad absurdum geführt werden (s. u., S. 377).  Das geflügelte Roß Pegasus; Hygin in Aratus (1559) S. 20.  Hygin in Aratus (1559), S. 12, und Scholia in Germanicum in Aratus (1559), S. 123.  Anspielung auf den Anfang von Ps 19: »Coeli enarant gloriam Dei, et opera manus eius annunciat firmamentum«.  biscuglie (nach B); G. Aquilecchia hat hier miscuglie (Gemenge), aber

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im Kontext erscheint viscuglie (Schmieriges) wahrscheinlich; eine dialektale Vertauschung von v und b ist nicht ungewöhnlich.  Ital. contrattano, dasselbe Verb, von dem die contrazione abgeleitet ist, und das zugleich die Konnotationen von Kreativität und Gewaltsamkeit vermittelt und »konkret« assoziiert.  Doni: Mondi (1575), »Mondo risibile« (S. 157): »Hai tu veduto Giove, quando i bambini fanno de’ fantocchi di terra e che tolgano delle loro frascherie e fanno delle feste […].«  Vgl. Mt 12,36. Hier als Spitze gegen das protestantische Sola fide gewendet.  Vgl. Niccolò Franco: Dialogi piacevoli (1541) I, f. 33r.  Vgl. Hygin in Aratus (1559) S. 14; Ovid: Metamorphosen IV, 614– 616.  Vgl. Hygin in Aratus (1559) S. 14; Ovid: Metamorphosen IV, 670 f.  Der Widder, von Bruno als der Träger des goldenen Vließes gedeutet, der Phirxos und Helle nach Kolchis trug, und dessen Fell mit Medeas Zutun von Jason und den Argonauten geraubt wurde (vgl. Ovid: Metamorphosen VII, 1–158).  Die Zwillinge Castor und Pollux; s. Hygin in Aratus (1559), S. 23. Die pädophile Unterstellung ist Brunos eigene Zutat (wie schon im Candelaio, OC I, S. 90) und entbehrt m.W. jeglicher mythologischen Grundlage, da nach der antiken Überlieferung die Söhne Ledas zwei ausgewachsene Raufbolde waren und Frauenraub zur mittelbaren Ursache ihres Todes wurde. Vgl. Apollodorus: Mythographus, ep. 5, 19.  Vgl. Hygin in Aratus (1559), S. 25, und Scholia in Germanicum in Aratus (1559), S. 128 f.  Chiron, der edelste und weiseste der Kentauren, war nacheinander Lehrer des Äskulap, Herkules und des Achilles (des Sohnes der Tetis und des Peleas; s. Scholia in Germanicum in Aratus (1559), S. 135 f.; neben Orion und dem Fluß Eridan dient der Kentaur – aufgrund der Vereinigung zweier Naturen – als Chiffre für Christus (s. u., S. 399–401).  Bacchus; s. Ovid: Metamorphosen VIII, 174–182; vgl. auch Lukian: Götterkonzil, 5.  »Basilisk« ist der griechische Name des Regulus, des »Löwenherzen« der Araber, d. h. des zentralen und hellsten Sterns im Sternbild des Löwen; hier ist die negative Bedeutung der »Schlange im Herzen«, der Falschheit und Verleumdung hervorgehoben.  Vgl. Hygin in Aratus (1559), S. 24; zum Krebs als »Mitstreiter« s. o., Anm. 106.  Vgl. ebd. S. 11, sub voce en gonasin.

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 Alkmene.  Das Schiff Argos wurde nach Athenes Plan und Rat gebaut; vgl. Hygin

in Aratus (1559), S. 28, und Scholia in Germanicum in Aratus (1559), S. 132.  Europa; vgl. Ovid: Metamorphosen II, 853–875; Scholia in Germanicum in Aratus (1559), S. 116.  Vgl. Hygin in Aratus (1559), S. 18.  Die Nymphe Kallisto; die Erzählung folgt Ovid: Metamorphosen II, 405–530.  Auch in Della Portas De humana physiognomia steht der Bär für das Laster aller Laster, die »Bestialità«, der als Widerpart der Inbegriff aller Tugenden, nämlich der Heroismus entgegengestellt wird; Della Porta: Fisionomia (1999), I, 15, S. 70, und V, 42–43, S. 600–603.  Thetis ist die Meeresgöttin, Dictinna ist Diana als Mondgöttin; die Bärin »wäscht« sich nicht, da das nördlichste Sternbild niemals »ins Meer taucht«, d. h. unter den Horizont verschwindet; s. Hygin in Aratus (1559), S. 7; gerade deshalb eignet es sich aber auch als Sitz der Wahrheit, die immer als höchster Orientierungspunkt im Auge behalten werden soll.  Parodie auf das liturgische Schuldbekenntnis.  »Wer sich erhöht, soll erniedrigt, und wer sich erniedrigt, soll erhöht werden.« Lk 9,48; Lk 22,26; Mk 9,35. »Die Letzten sollen die Ersten sein, und die Ersten sollen die Letzten sein.« Mk 10,31; Mt 20,16; Lk 13,30.  Das Verb provediamo spielt hier auch ironisch auf die göttliche Vorsehung an: die Götter werden aufgefordert, in eigener Sache Vorsehung zu spielen.  Der ganze Passus ist Eph 4,17–31 nachgebildet.  »Sonne der Gerechtigkeit« s. Mal 3,20; vgl. auch Röm 13,12. Bruno bezieht dies auf die neue, der Wahrheitserkenntnis günstigere Epoche, wie sie sich im Aschermittwochsmahl (s. OC II, S. 41) durch die neue Astronomie ankündigt.  Vgl. Lev 14,33–53.  Der formlosen Häßlichkeit, Unbildung oder »Unbelecktheit«, nach der Vorstellung, daß die Bären ihre völlig unförmig geborenen Jungen erst mit der Zunge zurechtlecken und in Form bringen; s. Plinius: Naturalis Historia VIII, 36, 54; Horapollon: Hieroglyphen, Nr. 83; Ovid: Metamorphosen XV, 379–381; vgl. auch Cantus, OL II / 1, S. 202.  Das Sternbild »Equiculus«.  D. h. das Dogma der Trinität.  Diese Aufzählung der negativen Aspekte schließt nicht aus, daß denselben Tieren in der Folge gute Eigenschaften zuerkannt werden, schlecht sind sie nur am falschen Ort, nicht in einer absoluten Wesensbestimmung.

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 Offb 21,1.  Ital. stato kann hier sowohl Zustand, Rang als auch Staat bedeuten,

costumi Sitten, Gewohnheiten oder Gewand (äußere Erscheinung); vgl. hierzu auch Lampas, OL III, S. 140: »[…] unde Platonicis est vulgatum, quod qui studia mutat, genium mutat atque fortunam«.  Eine der göttlichen Eigenschaften, die diesen Olympiern blieb: sie sind nicht auf diskursives Denken angewiesen, während die Neuordnung der »äußeren Umstände« in ihrem Himmel der Zeit unterworfen ist; vgl. auch Immenso V, 1, OL I / 2, S. 117: »Deus […] naturam deorum simul omnibus ideis implevit […]. Qualis ordo probatur in mentibus, talis et in corporibus reperitur«.  Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis und zwischen Gesetz und Politik.  segno, ombra et figura – drei Schlüsselbegriffe für die Darstellungsart des eigentlich Unaussagbaren und für die Art, wie sich das nicht Erkennbare in den Dingen manifestiert, ihre zentrale Rolle für Brunos Philosophie ist schon aus dem Titelverzeichnis seiner Werke ersichtlich; vgl. auch 1 Kor 13,2: »Videmus nunc per speculum in aenigmate […]: tum autem cognoscam sicut et cognitus sum«.  Am vierten Tag erschuf der Gott des AT die Gestirne (Gen 1,14–15).  Vgl. Lukian: Götterkonzil 14–15.  In Lukians Götterkonzil 14 sind manche Götter nur dazu da, die Ränge zu füllen und die Preise von Nektar und Ambrosia in die Höhe zu treiben, daher geht es in der Beratung um das Bürgerrecht des Himmels; daß Bruno ein solches »natürliches Recht« voraussetzt, zeigt sich deutlich in der Behandlung des Herkules, der trotz seiner eminenten Verdienste ein irdischer Gott (oder Heros) bleiben muß (s. u., S. 123), was allerdings für Bruno durchaus keinen niederen Rang bedeutet.  Ein Hinweis auf den mnemotechnischen Charakter des Werkes und auf die symbolischen Lesarten dieser Götterversammlung: eine Statue vereinigt in der Gedächtniskunst verschiedene Attribute und steht für einen ganzen Komplex einzeln oder in verschiedenen Kombinationen abrufbarer Bedeutungen.  Gen 1,25 u. 1,30 gebraucht diese Wendung im Kontext der Besiedlung der Erde und der Festsetzung der Rangordnung zwischen den Lebewesen am fünften und sechsten Schöpfungstag.  Hebräer (vgl. Tacitus: Historiae V, 3; Ex 12,31–34); während der »Antisemitismus« dieser Bezeichnung durch den unmittelbar folgenden Hinweis auf die babylonische Gefangenschaft relativiert und ein wenig gemildert erscheint, ist Brunos vehemente Ablehnung des mosaischen Glaubens und der

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alttestamentarischen Vorstellung von einem einzigen auserwählten Volk offensichtlich (s. u., S. 259 und Einl., S. XXXI); als »Aussätzige« wären die Juden nach ihren eigenen rituellen Bestimmungen unrein (Lev 13,46). Wie schon bei Machiavelli in den Discorsi, I, Kap. 11–15) ist der Paganismus Brunos nicht bloß oberflächlich (traditionell-nationalistisch), sondern logisch eng mit der Grundvoraussetzung des zirkulären Geschichtsbildes verknüpft, das allen Religionen nur einen relativen, zeitlich und räumlich beschränkten Geltungsbereich läßt.  Eine beliebte Taktik Brunos ist der Gebrauch des Gedankenguts eines Gegners zu dessen Schaden: So wie hier die biblische Vorschrift der Austreibung des Sündenbocks (Lev 16,7–10 u. 21–22) mit dem Auszug des Volkes aus Ägypten assoziiert wird, werden in der Folge Zitate protestantischer Autoren gegen die Intentionen ihrer Urheber gewendet (s. u., S. 335 u. S. 385 mit Anm. 364).  »Hier ist für uns ewig der höchste Scheitelpunkt, aber jenen / unter den Füßen schaut der finstere Styx und die Manen der Tiefe.« Vergil: Georgica I, 242 f.  Gen 11,4.  Brunos Quelle ist hier der Kommentar des Cecco d’Ascoli zu De Sphaera mundi von Giovanni Sacrobosco (1518) f. 17v: »Qui constringitur in speculo calibis majori incantatione. Hic vero novit multa secreta naturae«), in dem Phloron zu den verbannten Dämonen des Nordens zählt (lt. La biblioteca ideale); hierzu s. Monade, OL I / 2, S. 467.  Luzifer (der in der Kabbala Sama’el heißt und Dämonenfürst, Verführer und Todesengel ist) errichtete in Auflehnung gegen Jehova seinen Thron im Norden: »Qui dicebas in corde tuo: In coelum conscendam, super astra Die exaltabo solium meum, sedebo in monte testamenti, in lateribus Aquilonis. / Ascendam supra altitudinem nubium, similis ero Altissimo« (Jes 14,13– 14; vgl. Monade, OL I / 2, S. 468) und: »Superbia cordis tui extulit te, habitantem in scissuris petrarum, exaltantem solium tuum: Qui dicis in corde tuo: Quis detrahit me in terram? / Si exaltatus fueris ut aquila, et si inter sidera posueris nidum tuum: inde detraham te, dicit Dominus.« (Obd 1,3–4); letzteres Zitat aus der Vision des Obadja wurde auf den Fürsten Sama’el bezogen in Josef Gikatilla: Share Orah, lat. Übers. von Paulus Ricius: Porta lucis (1516), fol. Hiv–Hijr; vgl. Maier: Die Kabbalah (1995), S. 309.  Sowohl der Große als auch der Kleine Bär wurden mit langen Schwänzen vorgestellt, daher gr. Cynosura (Hundeschwanz) für den Kleinen Bären; der Polarstern ist die äußerste Spitze des Schwanzes des Kleinen Bären bzw. der Deichsel des Kleinen Wagens.  Robert Dudley Graf Leicester führte in seinem Schilde einen Bären

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mit einem Baum; mit Leicester, dem Anführer der puritanischen Partei bei Hofe, hatte sich Bruno zur Zeit der Abfassung des Spaccio aus religiösen Gründen und aufgrund enttäuschter Hoffnungen auf seine Protektion bereits überworfen.  Gemeinsam mit den großen Adelsgeschlechtern Orsini (Bärchen) und Cesarini (Kaiserlein) soll die Bärin offenbar in Rom Kirchenpolitik betreiben; zu den Beziehungen der Familie Brunos zu diesen Nobeln s. Spampanato: Vita (1921), S. 4 u. S. 65.  Hier steht der Große Bär für den Alten Bund und der Kleine Bär für den Neuen Bund.  »Quacksalber«: ich konjiziere medico für mendico (Bettler), was nicht unbedingt ein Druckfehler wäre, sondern eher eine gewollte Assoziation; das Bärenfell wurde in der Volksmedizin tatsächlich als Heilmittel gegen die Malaria verwendet; der vagierende Wunderheiler erinnert auch an die Heimatlosigkeit des Volkes des Alten Bundes.  Nach Hygin in Aratus (1559), S. 8, der Wächter der goldenen Äpfel der Hesperiden.  Irland.  Inselgruppe im Norden Schottlands; ital. orco heißt »Ungeheuer«, »Popanz«.  Offb 12,3–4 und 7–9.  Beide sind prototypische Zauberinnen, wobei Circe von Bruno bereits im Cantus eine positive Aufwertung erfuhr, also nicht als böse, widernatürliche Hexe gesehen wird, sondern als weise Magierin, die im Einklang mit der Natur wirkt.  Vgl. Scholia in Germanicum in Aratus (1559), S. 107, und Ovid: Metamorphosen VII, 149–158, wo es sich allerdings um den Wächter des goldenen Vlieses handelt; der Wächter der goldenen Äpfel wird in Metamorphosen IV, 647 und IX, 190 genannt; E. Canone (s. BSp S. 360, Anm. 134) sieht in dem Drachen eine Anspielung auf den Grafen von Guise und in der gesamten Konstellation um den Polarkreis mit den beiden Bärinnen und dem Drachen Hinweise auf die Politik der Katholischen Liga und die Intrigen um Maria Stuart; so schwer sich solche konkreten tagespolitischen Anspielungen mit befriedigender Sicherheit nachweisen lassen, müssen wir aufgrund des poltisch-polemischen Charakters des Dialogs davon ausgehen, daß auch eine rein historische Auswertung des Spaccio in allen Details, über die bekannten »großen Züge« hinaus eine lohnende Aufgabe wäre, da Brunos magisches Weltbild keine »saubere« Trennung von »reiner« Wissenschaft, Religion und Politik zuläßt.  Tansillo: Vendemmiatore, v. 15: »Le poma d’or son le bellezze care, /

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Donne, che avete, il drago è la fierezza, / Che dentro a’ vostri cuor chiusa dimora / E ogni bel piacer caccia o divora« (s. DI 620).  Bruno parodiert Petrarca, indem er das Motiv der Prostitution hineinschmuggelt. Die Vorlage ist Canzoniere I, CCLXV, v. 12–14, die auch von Tasso im Aminta (Akt I, Sc. 1, 65–67) wiederaufgenommen wurde.  Nach Germanicus in Aratus (1559) S. 117: »ipse brevem patulis manibus stat post Cynosuram / diducto passu«; die ausgebreiteten Arme verweisen erneut auf Christus, der im Himmel zu viel Platz beansprucht, und daher Lethewasser trinken, d. h. sein vergangenes Leben vergessen und wirklich sterben soll.  Hier wird Kepheus mit »Kephas«, d. h. Petrus, dem Papst bzw. dem Kirchenstaat identifiziert, der sich den Anspruch auf kirchliche und weltliche Macht aus dem Sinn schlagen soll; das arm- und beinlose Tier ist die verfluchte Schlange aus Gen 3,14.  »Amen«.  Sophia ist hier die Göttliche Weisheit: Christus ist nicht der logos und die Philosophie erhält den ihr zustehenden, von der christlichen Religion usurpierten Platz zurück.  Arktophylax (Bewacher des Nordens) wurde identifiziert mit Arkas, dem Sohn der Kallisto und des Zeus, der als Bärenjäger Gefahr lief, die eigene Mutter zu töten (s. Hygin in Aratus (1559), S. 8., und Ovid: Metamorphosen II, 496–507); frutto di quel sacrilego ventre erinnert an das »fructus ventris generosi« aus dem Fronleichnamshymnus Tantum ergo Sacramentum des Thomas von Aquin und generell an die mirakulöse Geburt Jesu durch Maria (Jungfrau vor, während und nach der Geburt), die in der gesamten Passage karikiert und als Inzest dargestellt wird.  Ital. gran padre nostro mit einer beabsichtigten Anspielung an das Vaterunser, das von Christus selbst formulierte Gebet.  Blasphemische Anspielung auf Maria, die von Gott geschwängert eben denselben Gott empfangen und geboren haben soll.  Ovid: Metamorphosen II, 523 f.; unmittelbar davor (II, 520 f.) beklagt sich Juno, daß die Nebenbuhlerin, der sie die Menschengestalt nahm, vergöttlicht wurde, so daß in diesem Kontext ein deutlicher Hinweis auf den Marienkult enthalten ist.  Statt der naturwidrigen jungfräulichen Geburt steht hier also das göttliche und naturgemäße Gesetz, sowie die Emanation der göttlichen in die irdische Weisheit, die wie das schwangere Weib der Apokalypse durch die Wüste wandert (Offb 12, in der christlichen Theologie auf die Gottesmutter gedeutet); man beachte auch, daß als »Kind der Weisheit« das Gesetz nicht (wie im Alten Testament und im Protestantismus) als unmittelbarer Wille

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Gottes (des Vaters) an erster Stelle steht, sondern dem Logos untergeordnet ist (hierzu s. auch Nuccio Ordine in OC V/2, S. 542 f., Anm. 14).  Anspielung auf den Wahlspruch Heinrichs III. von Frankreich. Auf seinem Schild waren zwei Kronen zu sehen mit der Inschrift Tertia coelis manet, »die dritte verbleibt im Himmel«; zu Brunos Hoffnungen auf diesen König s. Spampanato: Vita (1921), S. 701 f.; Yates: The Religious Policy of Giordano Bruno, in: Lull and Bruno (1982), S. 164–168; Ordine in OC V/1, S. CXLIII– CLX.  Das Ungeheuer ist die »Hydra der Häresien«, ein Beiname, der von der Römischen Inquisition speziell dem Juan de Valdés gegeben wurde, aber bei Bruno generell auf den Protestantismus angewendet wird; Heinrich III. Valois, auch sonst gerne als Herkules dargestellt (dazu s. OC V/1, S. CXLV f. mit Anm. 319), soll sich diese Krone verdienen, indem er den Protestantismus ausrottet, welcher durch das Dogma von der Rechtfertigung sola fide alle heroischen, moralischen und zivilen Tugenden entwertet.  Protestanten im allgemeinen, insbesondere die Calvinisten. Vgl. hierzu auch Lukian: Die entflohenen Sklaven, wo Herkules (der im Spaccio mit Heinrich III. von Frankreich identifiziert wird) von Zeus beauftragt wird, als dreizehnte Arbeit die parasitären falschen Philosophen auszurotten.  Neapolitaner Anonymus: »Contra Iustitiam Fidei«. – Vgl. hierzu die kurze Zusammenfassung dieses und der folgenden Abschnitte in Sigillus, OL II / 2, S. 181–182: »Mitto quod ex iis etiam celeberrime, ocio ad hominum necem et humanae pacis abolitionem abutentes pernicosissimi foetus emanerunt eorum doctores, qui passim in humanea et civilis conversationis interitum docent homines pro malefactis non timere, et nescio quibus sordidissimis confidere phantasiis, ad quas magis et certas (iuxta tam varia et dissepta eorum dogmata) de Cerere et Baccho credulitates, quam ad benefacta, Dii retributores respiciant, ut interim in antiquam barbariem retrudant perniciosos populos, et a fine, in quem ab omnibus legibus diriguntur, avertant. Hos sane exterminandos eque medio, tamquam seculi zizanias, erucas atque locustas, immo veluti scorpiones atque viperas, tollendos funditus, sicut illos ocio, avaritia et ambitione luxuriantes castrandos esse venefico antidotarium tempus succedens, seroque suo malo sapiens mundus iudicabit.«  Der »Vertrag« ist der neue Bund mit der Erlösung durch Christus, die Bruno für schlimmer als der Tod gilt, von dem sie die Menschen befreien soll.  Das soli Dei Gloria ausgelegt als vana gloria der Götter, da es den Menschen die Möglichkeit der tätigen Vervollkommnung benimmt; Bruno wendet sich hier gegen Martin Luthers Interpretation der Tugenden der Hei-

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den als »glänzende Laster«, z. B. in De servo arbitrio: »Sed ut sit hoc honestum apud homines, apud Deum tamen nihil est inhonestius, imo impijissimum (et) summum sacrilegium, nempe, quod non pro gloria Dei egerunt, nec ut Deum glorificauerunt, sed impijissima rapina, Deo gloriam rapientes (et) sibi attribuentes, nunquam magis inhonesti (et) turpes fuerunt, quam dum in summis suis virtutibus fulserunt.« (Luther, Studienausgabe, 1983, Bd. III, S. 311; WA, S. 753).  Vgl. Martin Luther: De servo arbitrio, (Luther, Studienausgabe, 1983, Bd. III, S. 310 f., WA, S. 743 f.  Zum Thema der Notwendigkeit des Glaubens an die Unsterblichkeit der Seele für die Politik vgl. Pomponazzi: Unsterblichkeit (1990), XIV, S. 195– 199; wie bei Machiavelli soll die Religion bei Bruno nur politischen Zwecken dienen, nämlich den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken und die Gesetze sichern, während Befriedigung individueller seelischer Bedürfnisse vor allem der Stolz auf die eigenen moralischen oder sonstigen heroischen Taten bringt.  Neapolitaner Anonymus: »Contra Praed. Calv.« – Bruno bekämpft die lutherische und calvinistische Lehre von der Prädestination durch die göttliche Gnadenwahl, da er im Zusammenhang mit der Seelenwanderungstheorie eine diametral entgegengesetzte Prädestinationstheorie vorzieht: eine als Vergeltung aufgefaßte Wiederverkörperung, die die ethische Eigenverantwortung der Seelen in ihren jeweiligen Leben voraussetzt; diese »moralische« Interpretation der vicissitudo erfüllt allerdings die Funktion einer »nützlichen Fabel«, nicht einer philosophischen Erkenntnis, nach welcher das individuelle Bewußtsein mit dem körperlichen Tode erlischt (s. o., Widmungsbrief S. 11 und Dialog I, Anm. 83).  Was hier auf den ersten Blick als bloße spitzfindige Polemik erscheinen könnte, ist Brunos Antwort auf Luthers in De servo arbitrio (1983), S. 243 und 263, (WA 675 und 695) geäußerte Behauptung, es stünde überhaupt nicht in der Entscheidungsmacht des Menschen, den rechten Glauben zu bewahren oder sich durch das Evangelium bekehren zu lassen.  Vgl. Sigillus, OC II/2, S. 181 f. (zitiert o., Anm. 200).  Die Gesetze bedürfen zwar einer jenseitigen Begründung, aber die Begründung ist um der Gesetze willen da, nicht umgehrt, und die Gesetze dienen rein diesseitigen Zwecken; es gibt keine eigentliche Verpflichtung der Menschen gegen die Gottheit, sondern nur sozusagen eine Kontrolle der Gottheit über die Verpflichtung der Menschen gegeneinander; vgl. auch Anm. S. 161–165.  Neapolitaner Anonymus: »Cioè quelli qui niegano la santità et iustizia consestir en le opere« (nach OC V/II); abweichende Lesart nach BSp.: »[…] consentir en le opere«.

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 Da es in der Religion nicht um Wahrheit, sondern um gesellschaftli-

chen Nutzen geht, sind Andersgläubige nur aufgrund der gesellschaftlichen Schädlichkeit ihrer Ansichten zu verurteilen und zu verfolgen; vgl. hierzu und zur gesamten Haltung Brunos gegenüber der protestantischen Rechtfertigungslehre auch die übereinstimmenden Aussagen Brunos vor der Venezianischen Inquisition in L. Firpo: Il processo di Giordano Bruno (1993), doc. 14, S. 178 f.  Im Text steht hier irrtümlich »Südliche Krone«.  Neapolitaner Anonymus: »Notate bene«.  »Hoc volo, sic iubeo […]«, Juvenal: Satiren VI, 223 (s. o., Anm. 97).  Neapolitaner Anonymus: »Anchora contro i Riformati evangelici«.  Ders.: »Anchora«.  Ders.: »E qui seranno quei, donca qui triompheranno? Nimirum athei Epicuri, naturae ductum sequens etc.« – »In Schweine fuhren die unreinen Geister«, in Mk 5,11–13.  Eine Quelle für diesen Passus ist der Cynicus von Leon Battista Alberti, ein in Lukianischer Manier verfaßter Dialog; s. Alberti: Intercenali (1965) IV, S. 36.  Die Formulierung erinnert an den Lobpreis des Osterlichtes in der Liturgie der Osternacht, der seinerseits von der neuplatonischen Lichtmetaphysik geprägt ist.  Ital. giudizio bezeichnet sowohl das Vernunft- als auch das Gerichtsurteil; »giudizio universale«, das universale Weltgericht, ist hier kein jüngster Tag oder Weltende, sondern ein innerweltlicher Ausgleich.  In Lukians Götterkonzil 6 gelingt es Zeus mit diesem Argument, die Göttlichkeit des Herkules gegen Momus zu verteidigen: »[…] at Hercules filius meus existens non paucis laboribus immortalitatem adeptus est«; vgl. auch Cicero: De natura Deorum II, 62 und Ovid: Metamorphosen IX, 256– 261.  In Anlehnung an Giovanni Pico della Mirandolas Oratio de hominis dignitate geht Bruno in Dialog III (s. S. 337–339) ausführlicher auf den »irdischen Gott« ein; Lukrez bezieht in De rerum natura V, 23–42 die Arbeiten des Herakles zwar in einer entgegengesetzten Intention auf die Gegenwart, um zu zeigen, daß die eigentlichen Großtaten der Menschen andere sind, aber seine Entmythologisierungsleistung und Verfügbarmachung der Götter als Metaphern ist notwendige Grundlage für Brunos mehrschichtig zu lesenden Text.  »Wir heißen es gut.«  »Wir lassen es zu.«  »Wir legen keinen Widerspruch dagegen ein.«  Zum Ton der Resolution vgl. Lukian: Götterkonzil 14–18.

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 Der Gottessohn, der als Statthalter auf die Erde geschickt wird, ist

nicht Christus und nicht Gott, sondern ein Heros, der Herkules oder dessen neue Verkörperung (Heinrich III. Valois) ist.  In Anspielung auf Herkules’ Befreiung der Alcestis aus der Unterwelt wird der Heros als Gegenfigur gegen den auferstandenen Christus aufgebaut.  Es folgt eine Aufzählung der Arbeiten des Herkules nach Ovid: Metamorphosen IX, 66–76 und 182–199 und Vergil: Aeneis VIII, 287–302; wenn Herkules eine Hommage an Heinrich III. ist, dann verbergen sich unter seinen »neuen« Gegenspielern auch konkrete politische Persönlichkeiten und Ereignisse.  Auch hier steht die Hydra für den Protestantismus.  Vielleicht der »Großtürke«?  Im Original steht hier die Apposition spirto / corpo, was natürlich auch den Gegensatz ›Körper / Geist‹ evoziert.  Die Calvinisten.  Vermutlich der Papst.  Wahrscheinlich richtet sich der Hinweis auf die »blutigen Altäre« gegen die katholische Kirche (s. u., dritter Dialog, S. 385).  Dies und das folgende könnten Anspielungen auf Elisabeth I. von England und Maria Stuart sein.  Vermutlich die Spanische Liga in den Niederlanden.  Wenn E. Canone mit der Interpretation des Geschehens im Garten der Hesperiden recht hat, wäre auch hier eine Anspielung auf Maria Stuart enthalten.  Abermals eine Amazonenkönigin, diesmal wegen der Betonung ihrer Jungfräulichkeit, sicher Elisabeth I.  Ital. Lancinio.  Vgl. Vergil: Aeneis VIII, 251–255.  Ital. Dio da bene, was zwar auch emphatischer mit »Gott des Guten« wiedergegeben werden könnte, aber die geläufige Formel uomo da bene (ein anständiger oder rechtschaffener Mensch) und der Charakter des Momus suggerieren hier eher einen ironischen Ausdruck.  Die Redewendung »Phoenice rarior« bei Erasmus: Adagia, 1057; in der Anwendung auf Merkur klingt neben der Bedeutung »einzigartig« auch die Assoziation »ewig sich selbst erneuernd« an.  Die Totenrichter des Hades.  Trotz der Anlehnung an Lukian, merkt G. Gentile zu dieser Stelle an, handele es sich auch um eine Anspielung auf blutige zeitgenössische Ereignisse: die religiös motivierten Hinrichtungen sowohl in Spanien als auch in England, Bürgerkrieg in Frankreich, Aufstände in Flandern usw. (DI, S. 631 f.,

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Anm. 3). Dies ist aber für die Lukianimitation der Zeit ohnehin die Regel, daß zeitpolitische und speziell religionspolitische Themen verhandelt werden, und dieser Passus ähnelt besonders dem Dialog zwischen Merkur und Charon des Alonso de Valdés.  Die Folge »Licht des Vaters«, »Himmlische Sophia«, »Irdische Sophia« ist als Emanation nach plotinischem Muster dargestellt.  Dieses abrupte Oszillieren zwischen der allegorischen Personifikation und der materiellen Objektivierung (mit leicht erotischen Obertönen) von Sofias »Gesandtschaft« beabsichtigt – neben und in der komischen Wirkung – einen Desillusionierungseffekt, durch den der Leser an die von ihm erwartete Interpretationsleistung erinnert werden soll. Es ist eine Einstimmung auf den folgenden Katalog der »niedrigen« Aufgaben der Vorsehung.  Toland: »Providentia irrisa et explosa«. – Diese Interpretation greift etwas zu kurz, denn wie generell im Spaccio gilt auch für diese mit real existierendem Personal aus Brunos engster Heimat durchgespielte Variation zu den Aufzählungen von minutiae aus den Saturnalia Lukians (21–25; vgl. auch Leon Battista Albertis Dialog zwischen Virtus und Merkur, Intercoenalium libri, S. 134) die Selbstaufhebung der Ironie: Die Vorsehung ist, wenn man sie auch nicht als teilnehmende Sympathie eines persönlichen Gottes interpretieren darf, tatsächlich für alle kleinsten Details zuständig, wodurch nicht die Vorsehung, sondern die jeweilige Bedeutsamkeit der Einzeldinge relativiert wird; für eine ausführliche Identifikation von Personen und Orten s. Spampanato: Bruno e Nola (1899), S. 17 ff.; ders.: Vita, S. 46 ff., sowie G. Gentiles Anmerkung in DI S. 633–639.  iuiuma, iuiomo (Judendorn, Judenkirsche, Brustbeere), im heutigen Sprachgebrauch giuggiolo, giuggiola, wobei letzteres die Bedeutung »Lappalie« haben kann und giuggiolino für »Tölpel« gebraucht wird.  Das rinversato des Originals bezeichnet konzentrierten Essig, der gegen Fliegen und sonstiges Ungeziefer verwendet wurde.  Andere Übersetzungsmöglichkeit: »Der Rest bleibe dem Zufall überlassen.« – eine erneute Kapriole, da der Zufall ja gerade vollkommen ausgeschlossen wird oder vielmehr als eine bloße Angelegenheit der Perspektive entlarvt (dies ist auch ein Schlüssel zur Deutung der schwierigen Rolle der »Fortuna« im zweiten Dialog und ihres Verhältnisses zum Fatum).  Vgl. Mt 10,30; Lk 12,7.  Möglicherweise ein Onkel Brunos mütterlicherseits. Für Saulino, Brunos alter ego im Dialog, wurde sicher nicht zufällig die andere Schreibweise gewählt (vgl. DI, S. 637, Anmerkung zur Stelle; s. o., Anm. 36 zum Einleitungsbrief).  Auch hier verbirgt sich unter der parodistischen Einkleidung ein Ge-

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dankenspiel zu Notwendigkeit, Möglichkeit und Unmöglichkeit von Ableitungen und Mischungen.  Ein Hof am Fuß des Berges Cicala.  Ein Berg neben dem Cicala.  Der Kuckuck gilt als ominöser Vogel, der nach verbreitetem Aberglauben durch die Anzahl seiner Rufe die Länge des Lebens voraussagt. »Später vorsehen« ist aus dem Munde eines Gottes eine paradoxe Formulierung aufgrund der Zeitlosigkeit der Vorsehung – es handelt sich abermals um Perspektivenwechsel: Bei der Gegenüberstellung der immanenten Perspektive der irdischen Sophia und der transzendenten Perspektive des Gottes Merkur begibt sich Merkur, seinem Botenamt entsprechend, mehrfach auf die Ebene seiner Zuhörerin.  Andere mögliche Übersetzung: Der Rock, den Meister Danese auf dem Hackklotz zuschneidet, soll mißraten.  Gewollt ist die Assoziation mit der Angabe der Sternengrößen: das Geringste entspricht dem Größten; vgl. Immenso, OL I / 1, S. 367 f., wo das Schicksal von Floh und Laus dazu dient, die platonische Vorstellung von der Wiederkehr und Vorsehung zu ironisieren: die Vorsehung, die hier den Lappalien zugestanden wird, ist keineswegs ein persönliches »sich kümmern« eines »lieben Gottes«, sondern eine vernünftige immanente Natur, die als außerzeitliches Prinzip zeitliche Prozesse steuert.  trepidazione – eigentlich ein astronomischer terminus technicus für das »Zittern« der Sterne (vgl. Anm. 258).  Hier werden die Verben »spacciare« und »ispedire« verwendet, dieselben wie für die Neuordnung des Sternenhimmels.  Die Formulierung legt nahe, daß Bruno hier auf ein bekanntes Legendenmotiv anspielt wie eine der unmöglichen Aufgaben, die dem Teufel gestellt werden, oder eine Variante der Begegnung des Hl. Augustinus mit dem Kind, das das Meer mit einer Muschel leerschöpfen wollte (»ebensowenig wirst du das Mysterium der Trinität ergründen«); zugleich ein indirektes Zitat von Gen 13,16.  Genau um die explicatio in Zeitlichkeit geht es hier.  Hier wird die – für die Haupthandlung tragende – Fiktion des geschlossenen Sphärenhimmels durchbrochen.  S. Vergil: Aeneis VI, 625 f.  Ital. sia di tal fortuna.  Vgl. Lukian: Bis accusatus sive Tribunalia, 1–3.  Vgl. Plotin: Enneaden IV, 4, 9 und dazu Marsilio Ficinos »Argumentum« in Ficino: Opera (1576), S. 1741; vgl. auch Lampas, »De lumine seu spiritu universorum« III–VI, OL III, S. 54 f.

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 Ich setze hier »Verhältnis« für das in diesem Satz zweimal verwendete

raggione (lat. ratio) des Originals, aber hier wird es besonders klar, daß es für diesen häufig im Dialog verwendeten Terminus im Deutschen kein einzelnes Wort gibt, das sämtliche Bedeutungen abdeckt: mitgemeint ist hier »Gesetz«, »Bedeutung«, »Maß und Zahl«; im Kontext der neuplatonischen Emanationstheorie gibt Bruno dem Wort aber auch die zusätzliche Bedeutung »Einfluß«, »Ausstrahlung« (mittels einer pseudoetymologischen Assoziation mit ital. raggio, »Lichtstrahl«; s. hierzu Einl., S. XXIX).  Ital. virtude, »Tugend«, aber hier natürlich ohne die im Deutschen zwangsläufig assoziierte moralische Bedeutung.  Ital. raggione.  Vgl. dazu Infinito I, DI, S. 384: »[…] l’ aver potenza distinta da l’ atto conviene solamente a cose mutabili« sowie für die Unterscheidung zwischen aktiver und passiver, intensiver und extensiver Potenz ebd., S. 391 (»Dico dunque […]«).  Oder: »implizite«.  Oder: »explizite«.  Vgl. Nicolaus Cusanus, z. B. Docta ignorantia I, 5: »Maximum est unum« und II, 3: »Quomodo maximum complicat et explicat omnia intellectibiliter«.  Vgl. Minimo, OL I / 3, S. 136: »Deus est monas omnium numerorum fons, simplicitas omnis magnitudinis et compositionis substantia, et excellentia super omne momentum, innumerabile, immensum.« Vgl. auch ebd., S. 138– 140; sowie Immenso, OL I / 2, S. 273: »At vero ut numero praestet monas, ut numerusque / efficiat monadem, promoveat, impleat, actu / mutarum rerum natura ostendit aperte. / An non heic monas est, numerum quae complicat omnem, / ut numerum in monade, in numero monademque colamus?«  comprensione wird hier im direkten buchstäblichen Sinn aufgefaßt, aber auch die übliche – schwächere – Bedeutung »Verständnis«, »Fassungsvermögen« klingt mit an.  Vgl. Augustinus: Confessiones III,6,11; Nicolaus Cusanus: s. o., Anm. 9.  Anwendung des Vorausgehenden auf die Prädestinationstheorie, wie Bruno sie interpretiert.  Sofia ist als die irdische Weisheit praxisorientiert und auf die Erkenntnis der natürlichen Dinge und Prozesse spezialisiert; die metaphysischen Zusammenhänge, die »ihre« Philosophen erforschen, liegen somit eigentlich jenseits ihres Horizonts; auch ein gegen die ursprüngliche Intention gewendetes Zitat von 1 Kor 13,12, da für Bruno die »göttliche Sofia« eben nicht absolut jenseitig, sondern den Geistesheroen (und ausschließlich ihnen) in

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gewissem Maße zugänglich ist; die Weise dieses Zugangs ist Thema der Furori.  Ital. providenza, dasselbe Wort wie für die göttliche Vorsehung.  Sagt Merkur zu Sofia – und Bruno direkt zm Leser!  Der Aufstieg zur metaphysischen Wahrheit soll und kann nicht durch leidenschaftslose Erkenntnis vollzogen werden, sondern durch den Affekt der Liebe »erwärmt« sein; vgl. Furori, OC VII, S. 95: »Io che porto d’ amor l’ alto vessillo, / gelate ho speme, e gli desir cuocenti: / a un tempo triemo, agghiaccio, ardo e sfavillo […]«  Vgl. Plotin, Enn. III,2,13: »… ordo quidem talis per omnia vel minima quaeque percurrit« (Übers. von Ficino in Plotinus: Opera, 2005, S. 246); dazu Kommentar von Marsilio Ficino, ibid. S. 243 (auch Opera, 1983, S. 1694): »Quod providentia multo etiam inferiora nobis […] disponit.«  Das individui des Originals bedeutet zugleich Atome und Individuen.  Dieses unverhüllte Bekenntnis zum Atomismus ist eine der seltenen unzweideutigen Aussagen in diesem Dialog.  Ein eher panentheistisches als rein pantheistisches Prinzip.  Ähnlich bei Niccolò Francos »Epistola al Signor Iacomo Lionardi« (Dialogi piacevoli VI, f. 85r) über das Favoritentum und das Antichambrieren: »[…] chi sa se la mia supplica (giunta a le mani de gli Apolli e Ganimedi) fusse stata rimessa in Rota, onde fin che la Fortuna, che n’è padrona, non si fusse rivolta a sententiarmi […].«

Zweiter Dialog (S. )  Das donate mi raggione des Originals impliziert bei Brunos besonderem

Gebrauch des Wortes raggione sowohl »Ursache« wie »Erleuchtung«.  Toland: »De veritate«.  Die unableitbaren Eigenschaften des Seins, die »Transzendentalien« der traditionellen Metaphysik.  Vgl. Summa, OL I / 4, S. 86 und 112; Libri Physicorum, OL III, S. 305 ff.  Ital. raggione, wieder mit der Assoziation »Ausstrahlung«.  Hier sind beide Bedeutungen von principio, mezzo e fine gleichermaßen intendiert; vgl. Monade, OL I / 2, S. 336: »Circulus est principium, medium, finis.« und Monade , OL I / 2, S. 360: »Principium – Medium – Finis, Sensus – Ratio – Mens« sowie Summa, »Finis«, OL I / 4, S. 82 f.: »finis ut coincidat cum principio, ut etiam adsit omni medio«.  Vgl. Causa, BW III, S. 96–98 u. S. 232, wo Jupiter Zentrum und »uno in tutto« genannt wird.

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 Vgl. o., Widmungsbrief, S. 27.  Ital. wieder raggione, also klingt hier »Vernunft«, »Bedeutung«, »Ver-

ständnis«, »(inneres) Gesetz«, »Grundsatz« und auch »Perspektive« (als der berechenbare Blick- und Strahlungswinkel) mit an.  Z. B. »Gott« oder »Natur«; vgl. Summa, OL I / 4, S. 101: »veritas veritati non contradicit, et bonitas bonitati non contra ponitur, et verbum Dei quod effunditur per articulos naturae, quae illius manus est et instrumentum (natura enim aut est Deus ipse, aut divina virtus in rebus ipsis manifestata), non opponitur verbo Dei, quacunque ex alia parte vel principio proveniat«.  Ital. figura.  Vgl. Cabala, OC VI, S. 69–71; die Göttlichkeit der »überhimmlischen« Wahrheit ist die einzige Ausnahme von der sonst im Spaccio für alles Heilige geltenden Regel, nämlich daß an sich nichts heilig ist und alles verfügbar ist, d. h. den Metaphern, den Perspektivenverschiebungen und der Kritik unterworfen werden muß; dies gilt sogar für das höchste innerweltliche Gesetz, das Fatum, wenn man in der »Fortuna« einen seiner Aspekte erkennen will (s. u., S. 203 ff.).  Vgl. hierzu Immenso, OL I / 2, lib. VIII, cap. 1, S. 286 ff.: »Multos contendere ad philosophiam, paucos eam quaerere: omnes qui eam quaerunt, invenire etiam occurentem« und Oratio, OL I / 1, S. 6–7: »[…] sapientia se non adeo facile, neque effuse communicat ut divitiae et voluptates. Non sunt fuere tot veri philosophi quam multi extant et extitere imperatores atque principes, non tam multis Minervam vel indutam et armatam vidisse licuit, quam multis etiam nudas Venerem et Junonem«. Zu den wenigen Gewißheiten über »Brunos Ethik« gehört, daß sie heroisch und elitär ist: somit stimmt sie mit dem gnoseologisch-metaphysischen Grundsatz überein, daß wahres Wissen immer nur wenigen gegeben sein kann; man könnte vereinfachend sagen, daß sich der Spaccio mit den notwendigen Folgen dieser Tatsache auseinandersetzt, die Furori mit den Ursachen dafür.  Toland: »De prudentia«.  Hier die erste, vage Ankündigung des Themas politischer Dissimulation, das in solchem Gegensatz zu der unverblümten und deftigen Sprache zu stehen scheint; aber unter der Voraussetzung, daß wenige überhaupt wahrheitsfähig sind, und von diesen nicht alle im gleichen Maße, ist es nur konsequent, nicht allen alles zu sagen, und was man ausspricht, so zu formulieren, daß es auf verschiedenen Ebenen verschieden verstanden wird. Bruno kommt auf die Verstellung anläßlich der Inthronisation der Tugend »Einfachheit« zu sprechen (s. u., S. 239).  Vgl. Aristoteles: Nik. Eth. VI, 5–8; zum Verhältnis von universaler Vorsehung und partikulärer Klugheit s. auch Causa, BW III, S. 94: »L’ intelletto

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universale è l’ intima, più reale e propria facultà e parte de l’ anima del mondo. Questo è uno medesimo, che empie il tutto, illumina l’ universo et indrizza la natura a produrre le sue specie come si conviene; e cossì ha rispetto alla produzzione di cose naturali, come il nostro inteletto alla congrua produzione di specie razionali«; vgl. auch Cabala, OC VI, S. 101 und Furori, OC VII, S. 231–233.  In Lampas, OL III, 59 f., erscheint die Sonne in den Bruchstücken eines Spiegels; vgl. auch Summa, OL I / 4, S. 102–103, und Oratio, OL I / 1, S. 12–13.  Vgl. Immenso, I, 2, OL I / 1, S. 242–243: »Deus est simplicissima essentia, in qua nulla compositio potest esse, vel diversitas intrinsece. V. Consequenter in eodem idem est esse, posse, agere, velle, essentia, potentia, actio, voluntas, et quidquid de eo vere dici potest, quia ipse est veritas […] IX. Necessitas et libertas sunt unum.«  Vgl. Immenso, OL I / 1, S. 247; Infinito, BW IV, S. 74–76; Summa, OL I / 4, S. 95; Lampas, OL III, S. 41.  Also als regulatives Prinzip.  Ital. raggione.  Vgl. Principiis, OL III, S. 564: »Et nimirum nihil absolutum est fortuitum […] habet rationem.«  Toland: »De sapientia et philosophia«. – Vgl. Cabala, OC VI, S. 69–75; Causa, BW III, S. 86–90.  Vgl. hierzu das Verhältnis von sol et luna (Diana) in Furori, OC VII, 243–247.  Vgl. Plotin: Enneaden V, 8, 5 und V, 9, 7; Proklos: Theol. Platon. IV, 14.  Vgl. Causa, BW III, S. 240–242.  Ital. infigurabile.  Auch hier, wie bei der Klugheit, emaniert die »untere Sofia« als unterscheidbar benennbares, regulatives und vermittelndes Prinzip der irdischen Erkenntnis aus dem ununterscheidbar einigenden höchsten Prinzip, das in bezug auf sie (nicht auf es selbst) die himmlische Sophia genannt wird; vgl. Cabala, OC VI, S. 69–71; Furori, OC VII, 385 ff.; Oratio, OL I / 1, S. 13 f.; Umbris, OL II / 1, S. 71.  Oder den intellectus agens.  Hier spricht die irdische Sophia, die Philosophie, in eigener Sache in der ersten Person, da es um die Charakterisierung des wahren Philosophen geht.  D. h. der »überhimmlischen Wahrheit« (s. o., Anm. 12).  Ich wähle für umani hier das lateinische Fremdwort, weil es mehrdeutiger ist als alle deutschen Übersetzungen und die Assoziation mit den Humanisten erlaubt, deren pädagogische Impulse an dieser Stelle ausnahmsweise in keinem so negativen Licht erscheinen; trotzdem ist auch die Bedeutung »nur« menschlich mitzudenken.

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 Nach E. Canone (BSp S. 370, Anm. 201) sind dies die Theologen, die

versuchen, sich in das Wesen Gottes einzudrängen.  Obwohl oder gerade weil die Philosophie immer praxisbezogen bleibt, darf sie nicht aus praktischen Erwägungen gesucht werden (weil ihre regulierende Funktion gegenüber der Praxis keine Unterordnung zuläßt), aber auch nicht als quasi-Abstraktum um ihrer selbst willen, sondern nur um der höchsten Wahrheit willen. Im Gegensatz zu Brunos pragmatischer Wertung aller positiven Religionen ist also hier die wahre Religiosität angesiedelt; Erwägungen politischer Opportunität sind nur auf der niedrigeren Ebene des technisch-praktischen Durchsetzens der Prinzipien im Dienst der Wahrheit erlaubt und gerechtfertigt.  Das Verhältnis der Umsetzung theoretischen Wissens in richtiges und gutes Handeln ist bei verschiedenen Menschen verschieden – eine Modifikation der platonischen Erklärung ethischer Unzulänglichkeit durch Unwissenheit.  Vgl. Infinito, BW IV, S. 50–52.  Vgl. Furori, OC VII, S. 137; Causa II, BW III, S. 88–90.  Der Topos von der einen Wahrheit oder wahren Philosophie, die von den verschiedenen Sekten auf verschiedenen Wegen gesucht wird, stammt aus der Oratio IV des Kaisers Julian Apostata (hg. von Spanhemius, 1696, S. 184): So wie viele verschiedene Wege nach Athen führen (daher abgeleitet unser »Viele Wege führen nach Rom«), so führten auch viele Wege zur wahren Philosophie; es ist eine interessante Frage, ob Bruno die Reden dieses geistesverwandten Kaisers kannte und hier wissentlich darauf anspielt.  Ital. sufficienza.  Wie in dem vorausgehenden Gegensatzpaar ist auch hier das zweite Glied negativ belegt und bezieht sich auf dogmatische Theologen, wir haben also bei Bruno erwartungsgemäß eine negative Bewertung positiver Theologie und eine positive Bewertung der negativen Theologie.  Die letzten vier Wege sind nach dem Euklidkommentar des Proklos (Prolog, I, 24) die vier Methoden mathematischer Untersuchungen; für die verschiedenen Arten der Philosophie s. Causa, BW III, S. 160–164; vgl. auch Marsilio Ficino: In Enneades I, 3, 4.  Die Wahrheit erschließt sich durch das Lesen im »Buch der Natur«, nicht in den »offenbarten« Büchern der positiven Religionen.  Das immanent-transzendente Prinzip ist aus allem virtuell erhebbar und nirgendwo und niemals aktuell erreichbar. Daraus folgt eine fundamentale Relativität menschlich erreichbarer Wahrheit, d. h. assymptotische Annäherung, die immer ein Weniger und Mehr impliziert. Deshalb ist auch kein absolut falscher Weg der Annäherung möglich, nur gradueller Unterschied

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und Abweichungen in der Richtung der Bewegung; aus dieser Grundeinsicht folgt die Praxis der Toleranz, die bei Bruno allerdings eher in der Theorie der Praxis zu finden ist.  Toland: »De legibus et rebus publicis«. – Zur Triade Klugheit – Sofia – Gesetz vgl. Proklos: In Theologiam Platonis IV, 14.  Ital. complessione, also spezifische seelische und körperliche Beschaffenheit, »Temperament«.  Ital. taglione, d. h. Vergeltung durch Gleiches nach dem Prinzip »Auge um Auge, Zahn um Zahn«.  Der Vergleich der Gesetzespraxis mit Spinnennetzen, die nur kleine Tiere zu binden vermögen, findet sich bei Filippo Beroaldo in Symbola Phytagorica explicata (1503), f. 9r: »Nimirum tales principes vel potius tyranni, leges perinde habent ac telas aranearum, nam sicut illae infirmiora animalia retinentes, valentiora transmittunt, ita legibus humiles et pauperiores constringuntur, divites et praepotentes non alligantur«; zur Tradition der Herkunft des Vergleichs schreibt Erasmus in Adagia, III, 5, 73: »Sumptum est ab apophtegmate Anacharsidis, qui hoc dicto elusit studium Solonis in conscribentis legibus, quemadmodum refert Plutarchus in vita Solonis […]«; vgl. auch Pierio Valeriano: Hieroglyphica (1556 u. ö.), l 26 (lt. Beyerlinck: Theatrum (1665), Vol. IV, s.v. »lex«, 64 a/b).  In späteren Verkörperungen, noch eindeutiger formuliert im Candelaio, OC I, S. 13: »[…] si non sott’ un mantello, sotto un altro; si non in una, in un’ altra vita«.  Vgl. Erasmus: Hyperaspistes diatriba adversus servum arbitrium II, (Opera Omnia, 2001, X, col. 1351): »Iuresconsulti negant habendum pro lege, quae nec sit possibilis, nec rationi consentanea, nec aequa, nec utilis Reipublicae.« – Der Begriff la civil conversazione für den geregelten gesellschaftlichen Umgang der Bürger eines Gemeinwesens miteinander ist der Titel einer 1574 veröffent-lichten Schrift von Stefano Guazzo; Bruno gebraucht diese Wortverbindung oder das verwandte umana conversazione öfters im Verlauf des Dialogs und auch in Cena und Infinito.  Die positiven Religionen stehen gemeinsam mit den politischen Verfassungen auf der Ebene des Gesetzes (vgl. Machiavelli: Discorsi I, 11, 4) und dürfen daher als integrativer Bestandteil der Regulierung eines Gemeinwesens nicht gegen andere Staatsgewalten ausgespielt werden. Vgl. Immenso, OL I / 1, S. 194: »Ne leges, religiones, atque cultus qui ad rerumpublicarum statum, augmentum, et defensionem sunt, pro cujusque gentis captu, commodo, et defensione aut ficti, aut inventi aut relevati: mox diversi generis impostorum praetextibus evaderent materia fallaciae, fomes abusus, et ignis enormitatis universae«.

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 Bruno sieht in einem als Innerlichkeit aufgefaßten Christentum und

vor allem in dem protestantischen Dogma der Rechtfertigung sola fide eine Verletzung des Rechtsgrundsatzes Impossibilium nulla obligatio est (Celsus d.J., in: Digesten 50.17.185): wenn der Mensch nicht über seine Gesinnung verfügt, kann es diesbezüglich keine Vorschriften geben; ebenso bei Erasmus: Hyperaspistes, II: »[…] ac ne legis quidem nomen mereri, quae praescribat, quod fieri nullo modo possit«, und »Cur igitur apellatur lex, si nihil conducit ad actiones vitae, si impossibilis est, et per hoc iniqua?« Dagegen behauptet Martin Luther, Gott habe alle Gesetze und Gebote einzig zu dem Zweck erlassen, damit der Mensch seine Unfähigkeit einsehe, sie zu halten, und an sich selber verzweifle: s. De servo arbitrio, Luther, Studienausgabe (1983) S. 242 (WA 674–675), S. 244–246 (WA 676–678), S. 249 (WA 681) und passim.  Toland: »Speculatio male antefertur legibus et bonis actionibus.«  Neapolitaner Anonymus: »Ritorna ancora a i suoi dolori contra Reformationem Evangelii, sed calumniose et mendaciter, ut solet«.  Neapolitaner Anonymus unterstreicht den Text von seiner letzten Randnotiz an und schreibt: »Calumnia apertissima, imo docet, creatos aut renatos esse fideles ad bona opera in quibus ambulent, etc.«  Vgl. Röm 3,19–20, die zentrale Stelle für Luther, auf die er sich in seinen Angriffen auf die Werkgerechtigkeit am häufigsten stützt, z. B. in De servo arbitrio, (1983) S. 332 (WA 763); vgl. auch ebd., S. 326 f. (WA 758), S. 335 f. (WA 767), S. 340 (WA 772–773).  Toland: »De iudiciis et poenis«.  Wie der verfluchte Feigenbaum nach Mt 21,18–19 und Mk 11,12–14.  Hier und in den folgenden Abschnitten finden sich deutliche Übereinstimmungen mit Machiavellis Discorsi, II, 2, Abschn. 2, sowie Istorie Fiorentine II, 1; ähnlich auch bei Guicciardini, Ricordi (1951), Serie Prima, Nr. 32: »Fu detto veramente che la troppa religione guasta el mondo, perché efemmina gli animi, aviluppa gli uomini in mille errori, e divercisceli da molte imprese generose e virile […]«  Neapolitaner Anonymus: »›Scire et nosse mea‹ – Ierem., et Paulus: ›Ut qui gloriatur in Domino gloriatur.‹ Dan. II: ›Tibi gloria, nobis autem confusio faciei‹. Similes sententiae sunt isti poltrono tragediae cabalisticae. Christus ita docet et comminatur: ›Qui se exaltat, humiliabitur‹ – (Apud Ioan.), Pharisaeis: ›Et, inquit, quomodo potestis credere, qui gloriam mutuam quaeritis? Ego gloriam non quaero‹ etc. ›Discite a me qui mitis sum et humilis corde‹ etc.«. – Zur selben Stelle notiert Toland: »Mortis Christi vana merita«. – Da Bruno die Gottheit Christi ausschließt, ist für ihn die Passionsgeschichte in der Paulinischen Interpretation als Erlösungstat für die Menschheit bloß ein maßlos

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übertriebenes und überschätztes Surrogat für die heroische antike Tragödie; das Adjektiv »kabbalistisch« bedeutet hier »obskur«, »irrational« sowie etwas, was eigentlich ausschließlich das jüdische Volk angeht, kündigt aber zugleich die Cabala mit ihrer noch womöglich noch harscheren und globaleren (nicht mehr hauptsächlich gegen die Protestanten gerichteten) Kritik am Christentum an; vielleicht enthält die Formulierung zudem auch eine Anspielung auf den Titel eines anonymen zeitgenössischen, in England weit verbreiteten, antikatholisch-propagandistischen Theaterstücks, »The Tragedy of Free Will«. – Erasmus von Rotterdam wirft in Hyperaspistes I (passim) Luther mehrfach vor, er spiele Theater und erfinde aus blauem Dunst eine Tragödie. – Zum »sich rühmen in Gott« s. Martin Luther: De servo arbitrio (1983) S. 336 f. (WA 768–769).  Nach demselben Prinzip wird die Religionsfreiheit auch in Thomas Morus Utopia praktiziert.  Während die schönen Blätter aus den in Anm. 56 genannten Evangelienstellen stammen, bezieht Bruno sich hier hauptsächlich auf Mt 7,16–20, dessen im Kontext der Warnung gegen falsche Propheten zweimal wiederholtes »An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen« eine massive Schwierigkeit für Luther darstellt, die er in Von der Freiheit eines Christenmenschen 36 durch die Behauptung zu umgehen versucht, der Mensch könne überhaupt nur böse Früchte hervorbringen (WA 7, 62); ebenso in De servo arbitrio (1983) S. 341 (WA 775) und S. 264 (WA 696): »Mera igitur cavilla sunt, ubi sic dicit: Ex fructibus (inquit Dominus) eorum cognoscetis eos, fructus opera dicit, Ea nostra vocat, At ea nostra non sunt, si cuncta gerentur necessitate. Obsecro te, an non nostra dicuntur quam rectissime, quae non fecimus quidem nos, recipimus uero ab alijs? Cur igitur opera non dicerentur nostra, quae donavit nobis Deus per spiritum?«  Toland: »Nec bene pro meritis capitur, nec tangitur ira« (Lukrez: De rerum natura II, 651).  Lukian: De sacrificiis 1: »[…] utrum pios istos appellari conveniat, an contra diis inimicos atque infelices, ac Genios malos, qui quidem numen ipsum rem usque adeo humilem atque abiectam existimant esse, ut humanis egeat obsequiis utque adulatione rapiatur ac gaudeat: rursum ut stomachetur, atque iracundae ferat si negligatur«; vgl. auch Marsilio Ficino: In Enneades II, 9, 17 (Opera II, 1983, S. 1672: »Non adoratio, sed virtus impetrat a Deo divinum munus […]«.  Eine Passion des Göttlichen ist nach Bruno unmöglich, kann nur eine Fabel sein und unterliegt als solche hinsichtlich des Geltenlassens oder nicht Geltenlassens Nützlichkeitskriterien.  Neapolitaner Anonymus: »È un stolto paralogismo: sono gloriosissimi

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in sé, ergo non cercano essere glorificati da gli homini.« – Der Gedanke ist auch bei Lukrez: De rerum natura II, 646–651 in hypothetischer Form ausgesprochen: Wenn es Götter gäbe, …  Neapolitaner Anonymus: »De sorte che il divino culto in rispetto d’Idio vada come si voglia, pure che la humana concordia sia conservata. Impie dictum.«  Polemik gegen das biblische Verbot, vom Baum der Erkenntnis zu essen (Gen 2,17).  Toland: »De criminibus eorumque gradibus«.  Neapolitaner Anonymus: »Regula, quid sit aut non sit peccatum ex Giordani cerebro omnino contra Dei mentem in decalogo declaratam de peccatis internis. Matth., V [28]: ›qui viderit mulierem ad concupiscientiam eius jam moechatus est‹ etc.«  Nach dem Rechtsgrundsatz: »Volenti non fit iniuria« (Ulpian, in: Digesten 47.10.1.5).  Oder »Komplexion«.  Neapolitaner Anonymus: »Unde istam theologiam Nolanus? Certe non ex dei verbo; ex Mercurio et Gentilismo fortassis.«  Neapolitaner Anonymus: »Cossi vorrea ben il Nolano et ogni huomo simil a coloro di cui Christo diceva: ›Similes estis sepulchris dealbatis‹ etc. I quali, secondo il Nolano, non sono ingrati a i dei per loro spurcizia interiore, pure che di fuora non siano in cativo essempio.«  Toland: »De poenitentia«. – Die Reue erscheint im Sternbild des Schwans (s. u., S. 233).  Gegen Luthers Behauptung, einzig die Gesinnung habe ethischen Wert; vgl. z. B. De servo arbitrio (1983) S. 310 (WA 742): »Honestum forte dices, si exemplum praestantissimum petam quod pro patria, pro coniugis et liberis, pro parentibus occuberint, aut ne mentirentur, aut proderent, exquisitos cruciatus pertulerint, quales Q. Scevola, M. Regulus et alii fuerint. Quid vero in his omnibus, nisi speciem externam operum monstrare poteris? An cor eorum vidisti?«  Toland: »Morum reformatio, non corporis castigatio laudatur«; vgl. auch Guicciardini: Ricordi (1951), Serie seconda, Nr. 159.  Anspielung an das Sprichwort »Cucullus non facit monachum«, vgl. aber auch den Brief an den Vizekanzler von Oxford in OL II / 2, S. 76.  Toland: »De fictis quibusdam virtutis speciebus«.  Aufwertung des menschlichen Verlangens nach äußerem Ruhm als nützliche politische Treibkraft wie bei Machiavelli in Discorsi, I, 43 u. ö. und F. Giucciardni: Discorsi, Serie seconda, Nr. 32 und 118. Vgl. dagegen Martin Luther, De servo arbitrio (1983), S. 311 f. (WA 743–744).

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 Während die Heilung des Lahmen sich eindeutig auf eine Wundertat

Christi bezieht (Mt 9,2–7; Mk 2,3–12; Lk 5,18–25; Joh 5,5–9), spielt das Feuerlöschen wahrscheinlich auf die Geschichte der Jünglinge im Feuerofen an (Dan 3,20–50).  Toland: »Non Christianorum sanctis, sed heroibus, et legislatoribus erigendae statuae.«  In Consolatoria, OL I / 1, S. 32, rühmt Bruno die »generosissima et superhumana humanitas« des Herzogs Julius v. Braunschweig, des Gründers der Universität Helmstedt.  Ital. parabolani, was einfach »Schwätzer« bedeuten kann, aber auch solche bezeichnet, die (wie Christus) in Gleichnissen sprechen.  Neapolitaner Anonymus: »Il popolo Romano messo per essempio di una vera Chiesa et regno d’Idio, cioè d’un popolo et republica a Dio chara et da lui favorita. Tale è la Theologia del Nolano; perché qui (si diis placet) theologizat, ubi agit de peccato et de vera iustitia.« – Toland: »Romanorum magnanimitas, iustitia, ordo civilis eorum debentur religioni, quae homines ad virtutem et gloriam stimulabat.«  Virgil: Aeneis VI, 851–853: »Tu regere imperio populos, Romane, memento. / Hae tibi erunt artes, pacisque imponere morem, / Parcere subiectis et debellare superbos.« Augustinus interpretiert diese Verse im Prolog der Civitas Dei, wenn er über Gott sagt: »Rex enim et conditor civitatis huius […] in scriptura populi sui sententiam divinae legis aperuit, qua dictum est: Deus superbis resistit, humilibus autem dat gratiam. Hoc vero, quod Dei est, superbae quoque animae spiritus inflatus adfectat amatque sibi in laudibus dici: Parcere subiectis et debellare superbos.« Bruno hat zweifellos auch diese Stelle im Sinn, wenn er hier die ursprüngliche Bedeutung einer politischen Tugend restituiert.  Dieses deutliche Bekenntnis zur Virtus der heidnischen Antike und die damit verbundene Kritik an christlicher Ethik entspricht Machiavelli: Discorsi I, 11–15 und II, 21; allerdings treibt Bruno die Idealisierung und Harmonisierung polemisch auf die Spitze, es entfällt hier der von Machiavelli (I, 11) geschilderte mögliche Konflikt zwischen der Religion und dem Gesetz der Römer.  Neapolitaner Anonymus: »Intelligit Reformatores Evangelicos, de quibus videtur non posse tacere.« Vgl. Luther, De servo arbitrio (1983), S. 269 (WA 700): »Sic potius sentiamus, neque sequelam neque tropum in ullo loco scripturae esse admittendum […] sed ubique inhaerendum est simplici puraeque et naturali significationi verborum, quam grammatica et usus loquendi habet, quem Deus creavit in hominibus.« Vgl. auch die »pedantische« Argumentation aus dem Unterschied zwischen Indikativ und Imperativ, S. 244–248

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(WA 676–681). – Auch bei Agrippa von Nettesheim in De vanitate scientiarum (um 1530), Kap. III, werden die Theologen verspottet, die stolz darauf sind, Grammatiker zu sein, d. h. die höchste Stufe des herkömmlichen Bildungskanons mit der niedrigsten vertauscht zu haben: »Tandem etiam theologi et fratres cucullati, sese grammaticis inserentes, de verborum significationbus, cum multis heresum appendicibus digladiantur, evertentes scripturas occasione grammaticae, interpretes mali effecti eorum quae bene dicta sunt: homines vani et vere infelices, per artem suam smetipsos excaecantes, fugientes lumen veritatis: et dum virtutem dictionum curiose nimis scrutantur, sensum scripturarum nolunt intelligere: sed nuda vocabula tenentes circa illa morantur, subvertentes et amittentes verborum veritatis […]«  Toland: »Acerrime castigantur et dipinguntur otiosi Christianorum ecclesiastici, quibus multis parasangis antecellunt legislatores, magistratus, imperatores, etc.«  Gegen Luthers in De servo arbitrio (passim) ständig wiederholte These, Gott habe den Menschen die Gebote nur gegeben, damit diese aufgrund ihrer Unfähigkeit, sie zu halten, sich als Sünder erkennen und an sich selbst verzweifeln.  Vgl. Mt 10,34–36; Lk 12,49–53; vgl. hierzu auch Martin Luther: De servo arbitrio (1983), S. 198 f. (WA 625–627): »Sed, quando aliter fieri non potest, praeligimus temporali tumulto collidi, hilares in gratia Dei, ob verbum Dei, invicto et incorrumpibili animo asserendum, quam aeterno tumulto sub ira Dei […] Idque palam asserit Christus: Non veni, (inquit) pacem mittere, sed gladium […] Morbos tolerabiles minore malo dicto tumultos istos, motus, turbationes, seditiones, sectas, discordias, bella, et si qua talia sunt, quibus propter verbum Dei totus concutitur et collabitur orbis, haec inquam minore malo, cum sint temporalia, tolerantur, quam veteres et mali mores, quibus necesse est omnes animas perire […].«  Lk 10,5.  Zu den Heilungswundern Jesu s. Mt 8,1–16; 9,2–7 und 18–33; 11,5; Mk 1,23–2,12; 3,1–5; 5,1–42; 6,5–56; 7,26–35; 8,22–25; 9,17–27; 10,46–52; Lk 4,33–41; 5,12–13 und 17–25; 6,8–10; 7,2–15 und 22; 8,27–35 und 41–56; 13,10–13; 14,1–4; 18,35–43; Joh 4,46–51; 5,3–9; 9,3–7; 11,32–44; zum Auftrag an die Jünger zu heilen: Mt 10,8; Mk 6,7 und 13; Lk 9,1–2.  Auch Erasmus von Rotterdam wirft den Protestanten in Hyperaspistes, I (passim), unbegründete dogmatische Selbstgewißheit bei großer Meinungsverschiedenheit in zentralen theologischen Fragen vor.  Neapolitaner Anonymus: »E di gratia, a qual titolo? Se non de messe, capellanie, indolgentie per liberar dal Purgatorio vano gli edificatori, et il tuto mescolato con una infinità de buggie, idolatrie et cetera.«

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 Namentlich bei der Auflösung von Klöstern, wie sie unter Heinrich

VIII. in England durchgeführt wurde und durch die Verteilung der Güter an den Adel vor allem auf dem Lande zu schweren sozialen Mißständen führte.  Neapolitaner Anonymus: »Vota et decreta impiorum non stabunt neque fient.«  Bruno nennt die Protestanten Befleckung oder Pest der Welt und vergleicht sie mit verschiedenem Ungeziefer, um ihre (auch kultische!) Unreinheit hervorzuheben, in der sie seiner Bewertung nach dem »aussätzigen« Volk der Juden gleichen; tatsächlich nähern sich die Protestanten durch die Betonung des Litteralsinnes des AT und die Ablehnung einer symbolischen Interpretation wieder mehr dem mosaischen Glauben (s. o., das Lutherzitat in Anm. 87).  Nämlich die Rechtfertigung durch den Glauben allein.  Anspielung auf die Angriffe der Protestanten, vor allem Calvins, gegen die im Untergrund verbleibenden »Evangelikalen« oder »Spirituali« in Frankreich und Italien, die an der katholischen Messe teilnahmen und kommunizierten.  Ital. opere operate, ein kirchenjuristischer Fachterminus.  D. h. als die durch die göttliche Gnadenwahl Auserwählten und zum Heil Prädestinierten.  Vgl. Martin Luther: De servo arbitrio (1983), passim, z. B. S. 340 (WA 772): »Paulus componit operantem (et) non operantem, nec relinquit medium inter hos duos, operanti reputari iustitiam negat. Non operanti vero asserit reputari iustitiam, modo credat.«  Neapolitaner Anonymus: »Aperta blasfemia in Christum. Qui factus est nobis a Deo Sapientia, Iustitia etc.« Vgl. Röm 5,18–19.  Krantor von Soli (um 330–270 v. Chr.), ein Philosoph der Platonischen Akademie; s. Hans Joachim Mette: Zwei Akademiker heute. Krantor und Archesilaos in: Lustrum 26 (1984). Vgl. Sextus Empiricus: Adversus Mathematicos XI, 51–52.  Bruno bezieht sich auf Sextus Empiricus: Adversus Mathematicos, Buch XI (»Adversus ethicos«), 52–53; vgl. Krantor, Fragmente 7a, in: Hans Joachim Mette (1984): Krantor beschreibt den Wettbewerb der Güter »in einem griechischen Theater«, bei dem der Mut den Sieg davonträgt, während der Reichtum auf den letzten Platz kommt; das Thema ist wie geschaffen für eine Ausgestaltung in Lukianischer Manier, wobei aber nicht vergessen werden sollte, daß Streitgespräche oder regelrechte Gerichtsverhandlungen zwischen allegorischen Gestalten (vor allem personifizierten Tugenden und Lastern) sich auch in der didaktischen Literatur des Mittelalters großer Beliebt-

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heit erfreuten (man denke vor allem an das Motiv des Streits der zwei »göttlichen Schwestern« Gerechtigkeit und Gnade).  Toland: »De divitiis«.  Bezeichnenderweise steht im Originaltext hier nicht das an Implikationen reiche Wort raggione, sondern das bedeutungsärmere caggione.  Horaz: Oden II, 16, 17–18: »crescentem sequitur cura pecuniam / maioremque fames«.  Seneca: Briefe an Lucilius, 17, 11: »Ab Epicuro mutuum sumam: multis parasse divitias non finis miseriarum fuit, sed mutatio«.  Der Reichtum ist nach der Lehre der Stoa ethisch neutral (adiaphoron), trägt also nichts zum wahren, ausschließlich auf Tugend gründenden Glück des (weisen) Menschen bei (vgl. Seneca: De vita beata XXII, 4 und XXIV, 5). Vgl. auch Leon Battista Alberti: Momus IV, 102.  Seneca: Briefe an Lucilius 2, 6: »Quid enim refert, quantum illi in arca, quantum in horreis iaceat, quantum pascat aut feneret.«  Ital. raggione.  Horaz: Epistulae I, 12, 4: »Pauper enim non est cui rerum suppetit usus«; Seneca: Briefe an Lucilius 2, 6: »Quis sit divitiarum modus quaereris? Primus habere quod necesse est, proximus quod sat est.«  Glück, ital. fortuna: zur Charakterisierung dieser Göttin s. u., S. 203 ff.; vgl. auch Immenso, OL I / 2, S. 288.  Wie der Drang nach Größe und Ruhm für Bruno kein Laster ist, ist für ihn Armut kein Ideal, weder als »apostolische Armut« noch als »Armut im Geiste«: Verachtung des Reichtums bedeutet keine Aufwertung der Armut.  Toland: »De paupertate«.  D. h. sowohl an richtigen Folgerungen im logischen Sinn als auch an guten Folgen im ethischen Sinn.  Vgl. Aristoteles: Kategorien III, 5, 52b ; Topik II, 83, 40a–41a.  Aristoteles: Physik IV, 1, 209a 6–7.  Nach Aristoteles (Topik II, 6–8) können von zwei konträren Aussagen nicht beide wahr, wohl aber beide falsch sein; vgl. Aristoteles: De interpretatione, 7, 17a–38a.  Da das Gewissen unter den Bedingungen der Armut nicht viel zu vermelden hat.  Im Italienischen ein Wortspiel mit licenza (Erlaubnis), licenzioso (Bedeutungsumfang: ›freizügig‹ bis ›hemmungs- und sittenlos‹) und licenziato (bevollmächtigt).  Seneca: De tranquillitate animi XI, 9: »Quae sunt divitiae quas non egestas et fames et mendicitas a tergo sequatur?«

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 Ital. giuoco de la rota del scarpone, ein nicht identifiziertes Spiel, bei

dem es aber, wie bei dem Rad der Fortuna und generell bei der vicissitudo (auf die hier natürlich angespielt wird) darum geht, daß ständig die Plätze gewechselt werden; da offenbar ein Kreis gebildet wird, in dem jeder seinem Hintermann den Rücken zukehrt, handelt es sich nicht um die chaotischer durcheinanderlaufenden Positionswechsel von »Bäumchen wechsle dich« oder »Kaiser, König, faules Ei«.  Die konträren Gegensätze betreffen dasselbe Substrat (Aristoteles: Kategorien III, 5).  Die »Priori e Posteriori di Aristotele« sind natürlich die beiden Bücher des Organon, Analytica priora und Analytica posteriora, aber »Posteriori di Aristotele« bedeutet auch dessen Hinterteil; jedenfalls zeigt Momus an, daß er kein begeisterter Anhänger des von ihm zitierten Philosophen ist.  Gestalten aus Pietro Aretinos Raggionamenti, Prostituierte, die ähnlich wie in Lukians Häterengesprächen aus ihrer Sicht ein Sittenbild ihrer Gesellschaft entwerfen.  Das Pseudonym, unter dem der Florentiner Dichter Domenico di Giovanni (1404–1449) eine Sammlung erotischer Humoresken verfaßte, zu deren Druckausgabe der allgegenwärtige Doni Kommentare verfaßte.  Titelfigur eines sehr populären abenteuerlichen Ritterepos aus dem französischen Zyklus: Libro de la regina Ancroia (1534).  Sofia braucht den Titel der Priapeia nicht zu nennen, für Brunos Leser ist das Buch durch den Streit über die Autorschaft hinreichend identifiziert.  Dieser Katalog erinnert nicht zufällig an den »Lehrplan« des Titelhelden in Teofilo Folengos maccaronischem Epos Baldus (III, 104 f.; Folengo, 1977, S. 139): »Legerat Ancroiam, Tribisondam, facta Danesi, / Antonaeque Bovum, Antifora, Realia Franzae […].« Wenn bei Folengo die Lektüre von Heldensagen als ein – für seinen Baldus angemesseneres – Gegenprogramm zum pedantischen Lateinunterricht aufgeführt ist, behauptet Bruno durch die Gegenüberstellung seiner heterogenen, aber absichtsvoll zusammengestellten Auswahl unorthodoxer Bücher mit den Werken des Aristoteles: Auch dies ist Philosophie! Durch diesen Katalog offenbart sich Bruno seinen Lesern zudem unmißverständlich als Antipetrarkist, rückt also selbst in die Nähe von Autoren wie Aretino, Doni, Ariost und Folengo. Zu diesem Thema s. auch E. Blum: Qua Giordano parla per volgare (2005).  »Nullus est liber tam malus ut non aliqua parte prosit« (Plinius d. J., Buch III, ep. 5) ist eine Anwendung auf die Lektüre von Brunos allgemeinerem Grundsatz, daß alles nur so gut oder schlecht sein kann, wie der Gebrauch der davon gemacht wird, bzw. wie diejenigen, die Gebrauch davon machen (s. o., Widmungsbrief, S. 7).

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 Die Götter sehen auf das Ganze, während die menschliche Perspek-

tive immer partikulär bleiben muß.  Theologische Schriften sind für den Durchschnittsmenschen mindestens ebenso gefährlich wie pornographische, beide zersetzen die Sitten.  Das Prinzip des Anaxagoras »Alles in allem« wird von Bruno u. a. in Causa aufgenommen: »Si potrebe mantener l’ opinion d’ Anaxagora, che voleva ogni cosa esser in ogni cosa: perché essendo il spirito o anima o forma universale in tutte le cose, da tutto si puó produr tutto« (BW III, S. 110) und »[…] Giove empie tutte le cose, inabita tutte le parti de l’ universo, è centro de ciò che ha l’ essere in sé, viene far che ogni cosa sia in ogni cosa« (ebd., S. 232); Umbris, OL II / 1, S. 25 f.: »[…] natura facere possit omnia ex omnibus, et intellectus, seu ratio cognoscere omnia ex omnibus«.  Dieser Schluß auf die Koinzidenz der Gegensätze wurde durch Momus’ Auseinandersetzung mit der Armut vorbereitet.  Neapolitaner Anonymus: »Povertà non ha luoco nel cielo del Nolano. Christus contra: ›Beati pauperes spiritu quia ipsorum est regnum coelorum‹« (= Mt 5,3).  Vgl. die Beschreibung des Reichtums (Ploutos) nach Lukian, Timon, 20–25 (Bruno verleiht der Armut Attribute des abziehenden Reichtums).  Anton Francesco Doni vergleicht in Le Pitture (1564), f. 14v, das mit Gütern beladene Glück mit dem schnellfüßigen, flugunfähigen Strauß und diesen wiederum mit dem reichen Menschen: »Questo uccel terrestro per la gravezza sua, con le proprie penne non si può levar da terra: cossì i ricchi per il più amano le cose terrene […].« (lt. La biblioteca ideale)  Horaz: Oden II, 16, 42–44: »multa petentibus / desunt multa: bene est cui deus obtulit / parca quod satis est manu.«  Der gesamte letzte Abschnitt ist eine Kompilation aus Senecas Briefen an Lucilius, vgl. bes. Bf. 2, 6; 17, 3–5; 20, 10 und 25, 4.  Blindheit und Wahllosigkeit des Reichtums auch bei Lukian im Timon, 24–25; komplexer und ausführlicher sind Diskussion und Bewertung der Blindheit der Fortuna (s. u., S. 209–215).  Vgl. Umbris, OL II / 1, S. 34 f., »Intentio XXIIII«.  Dies gilt sowohl im noetischen Sinn für die Unwissenheit als auch für das erste Chaos und den dunklen Schoß (Materie, Orcus), der unterschiedslos alle Formen enthält und aus sich entläßt. Mit gutem Grund ist der Lichtgott Apollo hier der Sprecher. Vgl. Umbris, OL II / 1, S. 21 f., »Intentio tertia« und »Intentio quarta« sowie S. 27, »Intentio undecima«; Lampas, »De primo infigurabile chaos«, X, (OL III, S. 11 f.).  Alles Wissen ist, sofern es auf Einzelnes gerichtet ist, perspektivisch;

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aber es gibt die Einheit nicht nur in der Dunkelheit, sondern auch im Licht des absoluten (göttlichen) Wissens, für das hier Apollo selber steht.  Toland: »De avaritia«.  Hier »Finsternis« wieder im ethischen Sinn, ein für Bruno typisches schnelles Hin- und Herwechseln zwischen den Perspektiven; dazu stimmt auch der Wechsel des Sprechers, da in diesem Kontext Merkur die Auskunft erteilt.  Geiz ist Wurzel allen Übels auch nach Paulus, 2 Thess 6,10.  Ital. raggione, hier ganz deutlich mit der Assoziation raggio, Lichtstrahl.  Horaz: Epistulae I, 2, 56: »semper avarus eget […]«.  Auf subjektiver Ebene ist die eingebildete Armut so real wie die faktische.  Als kritische Fähigkeit ist das Gewissen nicht spontan, sondern diskursiv; daher ist das Wissen des Momus nicht eigentlich göttliches Wissen und er kann, wie hier, dazulernen.  Ähnlich bei Aretino: Talanta, Akt II, Sz.5, 2: »Una massaccia di nuvolo, onde a chi ti pon mente ti dimostri ora cane, ora lupo, or bufelo, ora porco or becco«.  »Pantamorph«, das allgestaltige, chaotische Ungeheuer, das alle Formen in sich vereinigt. Im Asklepius ist der Pantamorph ein kosmologisches Schöpfungsprinzip, das aber von Ficino abgelehnt wird: »Species et formas, id est ideas […] tot et tanta immutabiles quidem et invariabiles collocat in Pantomorpho […]«; vgl. Asclepius, 8 und Marsilio Ficino: In Asclepium XII (Ficino: Opera II, 1983, S. 1864 u. 1869). – In Causa, BW III, S. 76, werden die Pedanten in einer satirischen Tirade u. a. als »Schatzhalter des Pantamorph« gekennzeichnet. Wie E. Canone in BSp., S. 378, Anm. 260 hervorhebt, ist der Pantamorph der unvernünftigen Tiere der Orcus, wie er mit dem dreiköpfigen Zerberus als »Vorhut« in Imaginum, »Orci imago«, OL II / 3, S. 217, geschildert wird.  Aristoteles: Nik. Eth. II, 6, 1106 b, 28–33.  Aristoteles: Magna Moralia I, 24, 1192 a, 8–13.  Ital. raggione.  Die Überbetonung der Tatsache, daß der Pantamorph nicht, wie man erwarten sollte, zwitterhaft ist, sondern ausschließlich weiblich, ist keine oberflächliche Misogynie, sondern betont die Verbindung zum materiellen Prinzip, welches auch alles an sich reißt und die einzelnen Formen regellos und »tröpfelnd« von sich gibt.  Wie der Hungerdämon in Ovid: Metamorphosen VIII, 801: »hirtus erat crinis, cava lumina […]«.

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 Als dickbäuchig trotz extremer Magerkeit wird die Habsucht (Avari-

zia) auch in der Iconologia von Cesare Ripa beschrieben; s. Ripa: Iconologia (2000), S. 32.  Sie bewegt sich also in der Gegenrichtung des Aufstiegs im platonischen Höhlengleichnis, was im moralischen Sinne verwerflich, aber in ontologischem Sinne für dieses »materielle Wesen« richtig, d. h. das einzig Mögliche ist.  Toland: »De Fortuna«; E. Canone verweist an dieser Stelle auf Parallelen der Rede der Fortuna mit Boethius: De consolatione philosophiae II, 1–3 (s. BSp, S. 378, Anm. 263).  Neapolitaner Anonymus: »Petition et difesa de la Fortuna contra gli dei: la più degna cosa da leggere che sia in tutto il libro.« Wie sich dieses Lob mit dem offenkundigen Philoprotestantismus des Kommentators vereinbaren läßt, ist problematisch, da die blinde Göttin auch an den Fundamenten des Dogmas von der Gnadenwahl Gottes rüttelt.  Homer: Ilias XXIV, 527 ff.  Vgl. Plinius: Epist. II, 2, und Lukian: Götterkonzil 13, sowie Niccolò Franco: Dialogi piacevoli, Dialog VI (f. 92v): »Il nome di Fortuna è venuto quaggiù in sì fatta divotione ch’ ella sola si adora, et a lei sola si danno incensi e voti e solamente per sua cagione si toglie il dominio a tutti Dei […].«  Die Arcana, das nur auserkorenen Eingeweihten vermittelte Wissen, die Verschlossenheit des Allerheiligsten auch im zweiten Teil des zweiten Dialogs: »[…] bisognò che con un velo si cuoprisse il volto: il che pure fu fatto da lui pr dignità eper non far troppo familiare quel divino e più che umano aspetto« (S. 354) sowie vor allem in der Reflexion über Fabeln und metaphorische Rede: »[…] ridurle a metafora di qualche veritade degna d’ essere occolta« (S. 364).  Betrachtet man den Dialog vom Standpunkt der Mnemonik, dann steht die Fortuna nicht auf derselben Ebene wie die anderen Gottheiten, sondern wäre selbst das »Verteilungsprinzip«; dies wird am Ende der Episode durch Jupiters Urteil bestätigt (s. u., S. 221–223).  Fortuna gehört zu den mehrdeutigsten Gestalten des Dialogs: fallweise ist sie mit dem Fatum identisch, manchmal aber bloß mit einem seiner Aspekte (dem aus der partikulären menschlichen Froschperspektive erscheinenden Zufallscharakter), und je nach dem ist der Widerstand gegen sie auch für die Götter absolut ausgeschlossen oder sogar menschenmöglich und moralisches Gebot. In diesem Sinne ist Fortuna, wie schon bei Machiavelli, die Gegenspielerin der menschlichen Tugend (virtù); folglich ist keine saubere Trennung von Wahrheit und Prahlerei in der Rede Fortunas möglich, und Jupiters Beurteilung muß auf der ethischen und ontologischen Ebene zwangs-

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läufig zweideutig bleiben; man beachte auch die in Anm. 167 angesprochene mnemotechnische Interpretation sowie die Erklärung der Fortuna als bloß subjektive Realität, d. h. eine durch finales Denken (d. h. durch den Willen der Menschen) erzeugte Wahrnehmung (s. u., S. 209).  Niccolò Franco: Dialogi piacevoli VI, f. 92v–93r: »Comunemente da tutti i veri divoti si fa intendere a Padre Giove si ricordi di togliere del collegio degli Dei, la dea fortuna, la quale non si sa come da gli sciocchi sia stata locata in cielo, per molti miracoli che si son visti, come sarebbe a dire gli asini fatti baroni, cavali signori et i muli principi«.  Fortuna stellt sich hier über die Moral auf die Ebene des ontologisch Guten, eine zwar rational einsichtige, aber übermenschliche und mithin unmenschliche Wahrheit, die also nicht zur Handlungsmaxime gemacht und von Momus nicht leicht akzeptiert werden kann.  Von oben betrachtet (aber auch nur von oben betrachtet), sind alle partikulären Werte relativ; vgl. Furori, OC VII, S. 127, und Minimo, OL I / 3, S. 272; zu dieser Einsicht und ihrer Untauglichkeit als Handlungsprinzip vgl. auch F. Guicciardini, Discorsi, Serie seconda, Nr. 213.  Vgl. Causa, BW III, S. 262: »[…] chi porge meglior teriaca che la vipera? Ne’ massimi veneni, ottime medicine«.  Vgl. Cena, OC II, S. 69: »Non meno in noi si piantano per forza di certe naturale nutritura le radici del zelo di cose nostre, che in quelli altre molti e diverse de le sue. Quindi facilmente ha possuto porsi in consuetudine, che i nostri stimino far un sacrificio a gli dèi, quando arranno oppressi, uccisi, debellati e sassinati gli nemici de la fè nostra: non meno che quellialtri tutti quando arra fatto il simile a noi. E non con minor fervore e persuasione di certezza quelli ringraziano Idio d’ aver quel lume per il quale si promettono eterna vita, che noi rendiamo grazie di non essere in quella cecità e tenebre ch’essi sono.«  Die Fortuna bezieht sich hier auf die Astrologie, kehrt aber das Verhältnis von Ursache und Wirkung um: Das Schicksal hängt nicht von den Sternen ab, sondern verfügt über die Sterne. Mit der Kopernikanischen Wende ist die Astrologie für Bruno zwar nicht gänzlich hinfällig geworden, aber komplexer und »reformationsbedürftig«.  S. o., Anm. 168, 170 und 171.  Vgl. Diels-Kranz: Die Fragmente der Vorsokratiker, Fragm. 103. Vgl. auch Cicero: De fato 17, 39.  Vgl. Epikur: Brief an Meneceas 133 f. und Maximen XVI.  »Wir machen dich, Schicksal, zur Göttin und stellen dich an den Himmel.« Juvenal: Satiren X, 365–366 (der Vers beginnt: »Nos te, nos facimus […]«); vgl. auch Satiren XIV, 315 f.

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 Ital. raggione, also auch (Vernunfts-)Grund, Inbegriff, Gesetzmäßig-

keit, usw.  Ital. steht hier und mehrfach im Satz wiederholt raggione, was ich mit Vernunft wiedergebe, ich setze aber bei dem ersten Auftreten als beste Entsprechung im Kontext »Gesetz der Vernunft« und möchte abermals an die mannigfaltigen Konnotationen dieses Wortes erinnern.  Nach dieser Interpretation wäre Fortuna also nicht objektiv real, sondern eine Projektion des menschlichen Willens auf den Gang der Verhältnisse; eine eindeutige, definitive Charakterisierung der Göttin ist nicht beabsichtigt, ihr Bild soll schillernd und in Facetten aufgelöst bleiben (s. o., Anm. 168). Dazu stimmt auch, daß die Göttin in Imaginum, OL II / 3, S. 245, durchaus nicht als blind, sondern gar mit Augen im Hinterkopf dargestellt wird.  Vgl. Plato: Timaios, 47 a.  Aristoteles: Met. A 1, 980a 21–24.  Der Dichter Luigi Groto (1541–1585, also ein ganz naher Generationsgenosse Brunos), verfaßte Theaterstücke und Schäferdichtung.  Nach dem Trunk Lethewasser müßte auch Aristoteles seine eigenen Argumentationen vergessen haben; weiterentwickelt wird das Thema seiner Reinkarnation in der Cabala.  Die Universitätsprofessoren und anerkannten Experten wissen nicht unbedingt besser über ihr eigenes Fach Bescheid als beispielsweise Bruno.  Vgl. Minimo, OL I / 3, 194; Immenso, OL I / 1, 313 ff.  Die Transzendentalien (s. Anm. 3) sind konvertibel, bilden eine unauflösliche Einheit.  Fortunas Gerechtigkeit ist die absolute Unparteilichkeit, die Indifferenz der vicissitudo, die keine Retribution nach dem Verdienst kennt: Selbst die pythagoräische und platonische Metempsychose nach dem Verdienst im letzten Leben, die im Spaccio eine so wichtige Rolle spielt, ist in der tradierten Form eine »nützliche Fabel«, keine philosophische Erkenntnis (s. Widmungsbrief, S. 21–23).  Horaz: Oden III, 1, 14–16: »[…] aequa Necessitas / sortitur insignis et imos / omne capax movet urna nomen«.  Vgl. Platon: Staat X, 617D–618B.  Vgl. Röm 9,21–22; Sir 33,11–13; Weish 15,7; im Gegensatz zu der Vorstellung von der Willkür eines persönlichen Gottes, der nach einem menschlich nicht begreiflichen »Ratschluß« erwählt oder verwirft, wie Luther in De servo arbitrio (1983), S. 254 (WA 690) die Stelle aus dem Römerbrief interpretiert, waltet Fortuna ohne Affekt, mechanisch, unpersönlich und daher mit einer Notwendigkeit, die keiner Rechtfertigung bedarf oder fähig ist.

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Im Gegensatz zu Luthers Gott verlangt sie von den Menschen auch keinerlei emotionale Zustimmung oder Ergebenheit.  Vgl. Boethius: De consolatione philosophiae II, 2, p. 24.  Vgl. ebd., II, 2, p. 23.  Die Tugenden »sehen« die Unterschiede zwischen den Individuen, weil sie sie bewirken, ihre Gerechtigkeit der partikulären und vergleichenden Wertungen gilt nicht für die fundamentale Ebene, auf der Fortuna ihre Wirkung ausübt.  Vgl. Giovanni Pontano: De Fortuna II, Defensio fortunae ac naturae adversus earum accusatores (Opera omnia I, Florenz 1520, f. 181r): »Id in dispensandis a fortuna bonis reprehendimus, quod aut forte maius, aut certe nullo pacto minus reprehendi in distribuendis animorum dotibus a natura possit« (lt. La biblioteca ideale).  Noch einmal wird ausdrücklich betont, daß die Fortuna eben nicht die göttliche Vorsehung ist.  Als das Gewissen, das den Standpunkt des Sollens vertritt, kann Momus mit der vicissitudo keinen Frieden schließen, weil er immer moralisch werten muß. Sie reden zwangsläufig aneinander vorbei.  Zu diesen gehört vor allem Momus, der als Korrektiv wirken und die Menschen anspornen sollte, das Beste aus ihren Naturanlagen zu machen.  Da Momus vom idealen Sollzustand her argumentiert, ist der Konflikt mit Fortuna unvermeidlich, ebenso unvermeidlich muß er aber ihr gegenüber den Kürzeren ziehen und sich in rein hypothetischen Argumentationen verlieren, deshalb belächelt ihn Fortuna von der Warte des Faktisch-Notwendigen aus.  Hier werden gleichzeitig zwei sich ausschließende Vorstellungen des Kosmos zugrunde gelegt, einerseits das ptolemäische Modell der Erzählung und des mnemonischen Systems, andererseits das von Bruno wissenschaftlich-philosophisch anerkannte und erweiterte kopernikanische Konzept. In letzterem müßte allerdings auch die Astrologie »perspektivisch« neu gedeutet werden, mit einer wechselseitigen Beeinflussung aller Gestirne.  Ital. da tutte si dice pendere la Fortuna könnte auch als »Fortuna hängt« im räumlichen Sinn gelesen werden, was dann als »inhärieren« verstanden werden kann.  Jupiter erkennt die Übermacht der Fortuna als unmittelbare Wirksamkeit des Fatum und universale Gesetzmäßigkeit der vicissitudo an, indem er ihr gerade nicht (wie sie ursprünglich forderte) einen Ehrenplatz zuweist; zugleich bestätigt er somit auch ihre Rolle im mnemonischen System: als die allen Göttern und Tugenden (und sonstigem »beweglichen Inventar« des Dia-

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logs) übergeordnete verteilende Instanz. Wenn die Götter die Sitze nach moralischen Kriterien vergeben, so ist dies eine sekundäre Besetzung der Stellen. Die erste (absolute) Setzung, die »Öffnung der Orte«, die eine relative Wertung (Besetzung) überhaupt erst möglich macht, erfolgt durch Fortunas Autorität und »die Hand ihrer Exzellenz«.  Der Ausgleich der Gegensätze durch den Wechsel (vicissitudo) führt zur ihrer Koinzidenz.  Ital. raggioni. Es ist die menschliche Tugend und gerade nicht die Vernunft, die sich als einzige heroisch der Fortuna entgegenzustellen vermag: Die Vernunft erreicht nur die Einsicht in die Nutzlosigkeit des Haderns mit dem Schicksal und Gelassenheit.  Fortuna ordnet ihren triumphalen Abzug mit den ihr unterworfenen gegensätzlichen Verhältnissen unter Leitung ihres Dieners Zufall, der die menschlichen Erwartungen frustriert; vgl. den Einzug der Göttin Fortuna mit ihrem Gefolge (Hoffnung, Treue) und Vertreibung der Necessitas bei Horaz: Oden I, 35, 17–28; eine vergleichbare ausführliche Musterung der Streitkräfte findet sich im Spaccio zu Ehren der Tugenden »Stärke« (s. u., S. 227–229) und »die mit den vielen Namen« (»Regsamkeit«, »Sorgfalt«, »Arbeit«, »Fleiß« usw., s. u., S. 247–255 u. Anm. 269), welche zusammen den Gegenspieler Fortunas (die virtù Machiavellis) repräsentieren.  Gemeint ist die universale Geltung der vicissitudo, Götter und Tiere sind hier nicht etwa ein absoluter Gegensatz moralischer Wertung (s. u., S. 333 ff.).  Toland: »De fortitudine«; für fortezza (die römische Kardinaltugend fortitudo) mit allen Aspekten von Kraft, Mut, Entschlossenheit und Ausdauer gibt es im Deutschen keine genaue Entsprechung; da Herkules mit Heinrich III. identifiziert wird, erscheint fortezza hier als Inbegriff der fürstlichen Tugend, das Ideal der exekutiven Staatsgewalt.  Vgl. Aristoteles: Magna Moralia I, 19.  Ital. catalogo; obwohl das Wort im Deutschen ungewöhnlicher und auffälliger erscheint, lasse ich es wegen der Assoziation mit »Dekalog« stehen: der Fürst soll sich an die Gebote der antiken Philosophen halten, nicht an die biblischen Zehn Gebote.  Vgl. Aristoteles: Nik. Eth. III, 6.  Anders als für den Triumphzug der Fortuna, wo die Gegensätze unmittelbar abwechseln und ineinander übergehen, gilt im Umfeld menschlicher Tugenden die Vermeidung der Extreme und das Einhalten der goldenen Mitte (s. Aristoteles: Nik. Eth. VI, 13, 1144a 23 ff.).  Der König ist der Turm der Wahrheit, nicht die von Luther beschworene »Feste Burg« Gott (vgl. Ps 94,22 und Spr 18,10): unter den Menschen

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verlangt die Wahrheit nach menschlicher Sicherung und menschlichem Schutz. Da ital. fortezza auch die Bedeutung »Burg« hat, ist es klar, daß hier allen Argumenten vom Typ »meine Stärke ist in Gott« ein Plädoyer für die Staatsreligionen entgegengestellt wird.  Die menschliche Tüchtigkeit ist hier, wie bei Machiavelli, der einzige Gegenspieler der Fortuna (s. o., Anm. 206).  Die heutige Piazza Giovanni Bovio, ehemals einer der Marktplätze von Neapel.  Nach dem Verdienst.  Wandernde Ärzte führten, sofern sie es sich leisten konnten, als Werbemaßnahme einen Gehilfen in Narrenkostüm oder sogar eine kleine Gauklertruppe mit. Kleinstunternehmer waren in Personalunion ihre eigenen Possenreißer.  Ital. wird hier das Rebec genannt, ein im Mittelalter verbreitetes Streichinstrument orientalischer Herkunft; in Furori, OC VII, S. 487, läßt Bruno den neunten Blinden darauf spielen.  Toland: »De artibus liberalibus«; es handelt sich aber keineswegs um die mittelalterlichen sieben freien Künste, sondern um einen von Bruno selbst zusammengestellten Wissenschaftskanon (s. o., Widmungsbrief, Anm. 85). Scholia in Germanicum in Aratus (1559), S. 123: »Fecit autem ei [der Lyra] cordas novem iuxta numerum Musarum.«  Bruno plant eine Reform der Geometrie nach atomistischen Prinzipien, daher ist hier die Erwähnung der Atome nicht zufällig; vgl. hierzu Articuli, OL I / 3, S. 9–33, Minimo, III–V, OL I / 3, S. 235–359 und Mordentius, OL I / 4, S. 227–246. Anläßlich des Sternbilds des Dreiecks geht Bruno näher auf die geometrische Konstruktion von Figuren ein (s. u., S. 305 ff.).  »Mehr« wäre hier »mehr als unendlich«.  Minerva als »Erstgeborene« Jupiters ist erneut eine Anspielung auf Jesus, von dem hier implizit behauptet wird, daß er nicht der Göttliche Logos ist.  Diesen Heilsalben gegen die Blindheit der Vernunft begegnen wir in Furori, OC VII, S. 473–481, wieder.  Die produktive gemäßigte Melancholie (s. o., Erläuternder Brief Anm. 95).  Die Ethik ist nicht auf Religion gegründet, sondern gründet Religionen im Dienste der Humanität.  Oder: Affekte und Effekte.  Vgl. Oratio, OL I / 1, S. 15 f.  Vgl. Ovid: Metamorphosen V, 385–387; Vergil: Georgica I, 383 f.  In England gehörten alle Schwäne nach dem Gesetz der Krone.

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kommentar

 Toland: »De poenitentia«.  Bruno bezieht sich hier auf die Verwandlung des Cygnus in den

Schwan in Ovid: Metamorphosen II, 377–380.  Die Identifizierung des Schwans mit der Reue findet sich im Metamorphosenkommentar des Petrus Berchorius: Ovidius moralizatus II (1962), f. XXVr.  Zur Deutung der Höllenflüsse als Leidenschaften vgl. Platon: Phaidros 112e–114c, Macrobius: Somnium Scipionis I, 10, 10–12 und Marsilio Ficino: Theologia Platonica XVIII, 10.  Zur Befiederung der wiederaufsteigenden Seele vgl. Platon: Phaidros, 84e–85a und 251a, b.  Höllendrachen: ital. colubre, ein von colubra, (Höllen-) Schlange, abgeleitetes Adjektiv; Kassiopeia-Spanien wird hier ganz ausdrücklich als bestia bezeichnet, eines der aus dem Himmel auszuweisenden Tiere.  Toland: »De simplicitate«; leider ist im heutigen deutschen Sprachgebrauch dem Wort »Einfalt«, das mit den Konnotationen von Einheit, Schlichtheit, Nichtvielfältigkeit und Unverstelltheit sowie wegen der etymologischen Nähe zu »Dreifaltigkeit« eine ideale Übersetzung für semplicità wäre, nur noch die Bedeutung »Einfältigkeit« geblieben.  Vgl. Aristoteles: Nik. Eth. IV, 7, 60 F.  Hier und in den folgenden Versen aus Ariosts Orlando Furioso finden wir ein für Brunos Stil eigentümlich verhaltenes, aber doch unverkennbares Bekenntnis zur dissimulazione, der politischen Verstellung, zu der Machiavelli rät (u. a. in Principe XVIII; Discorsi I, 51, und III, 2) und die Francesco Guicciardini für Ausnahmefälle empfiehlt (s. Ricordi, Serie prima, Nr.45, und Serie seconda, Nr. 104, 133, 142, 199 und 200); dies steht nur in scheinbarem Widerspruch zur drastischen Unverblümtheit von Brunos Sprache, weil nach Guicciardini die Verstellung nur dem nützen kann, der im Ruf der Offenheit steht. Zur religiösen Dissimulation s. u., Anm. 239 und 242; s. o., Einl., S. XXI ff..  Vgl. Aristoteles: Nik. Eth. IV, 7, 1127 b 22–26; während Aristoteles die Sokratische Ironie meint, wenn er der Verstellung auch eine gute Seite zugesteht, ist anzunehmen, daß Bruno auch rezentere Varianten billigt, vor allem die Dissimulation in Fragen der religiösen Überzeugung, den äußeren Konformismus mit einer herrschenden Konfession, den er selbst auf mehreren Stationen seines Wanderlebens (ohne durchschlagenden Erfolg) praktizierte.  Das con quella raggione des Originals könnte auch prosaisch mit »aus diesem Grund« übersetzt werden, aber im Kontext der Ähnlichkeit mit der Gottheit scheint mir hier die stärkere Interpretation der Autorintention zu entsprechen.  Namentlich bei der Verwandlung in Tiere (s. u., S. 333).

zweiter dialog

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 Ariost: Orlando furioso, IV, 1 (dt. Übers. E. Blum). Der Kontext dieser

Meditation: Die als Ritter verkleidete Heldin gibt sich freundschaftlich gegenüber einem notorischen Lügner und Meisterdieb, um ihm einen Ring zu entwenden, der den Illusionszauber, ein Schloß zu brechen und die dort gefangenen Ritter zu befreien, vermag. Diese Handlung wird durch den guten Zweck sowie durch die Tatsache gerechtfertigt, daß ihr Opfer selbst ein betrogener Betrüger ist. Es liegt nahe, daß hier auf den in unwürdiger und folglich unrechtmäßiger Hand befindlichen Fischerring des Papstes angespielt wird. Die spezifische Form der hier verteidigten Dissimulation wäre dann der Nikodemismus, ein Begriff, der spätestens im frühen 16. Jahrhundert für klandestine religiöse Gemeinschaften in Frankreich und vor allem in Italien geprägt wurde. Zum Nikodemismus und dessen Einfluß auf Bruno s. o., Einl., S. XIX–XXII).  Vgl. Plotin: Enneaden V, 3, 11; V, 6, 2 und V, 6, 3.  Ital. similitudine divina, was außerdem bloße Ähnlichkeit, aber auch Gleichnishaftigkeit bezeichnen kann. Die Assonanz mit Gen 1,27 ist unverkennbar.  Daß Bruno die Rechtfertigung der dissimulazione wirklich ernst meint, zeigt auch ihre Stellung im Dialog unmittelbar vor dem in der Heldengestalt des Perseus und in der »Tugend mit den vielen Namen« präsentierten allegorischen Selbstportrait des Autors (s. u., Anm. ¶¶¶ und ¶¶¶).  Der Mythos von Perseus wird von Ovid in Metamorphosen IV, 604 – V, 249 sehr detailliert wiedergegeben.  Die Jupiter als Goldregen geschwängert hatte (s. Ovid: Metamorphosen IV, 621).  Es handelt sich hier um Brunos Selbstdarstellung, erster Teil: der Autor als Geistesheros, gottgesandt, um den Aberglauben (verkörpert in der Medusa) zu vertilgen.  Vgl. Ovid: Metamorphosen IV, 774–779.  Vgl. Scholia in Germanicum in Aratus (155), S. 122; es ist die göttliche Sophia selbst (nicht bloß ihre irdische Statthalterin), die Bruno in diesem Kampfe beisteht; die lähmende Wirkung des Aberglaubens wird durch die Reflexion im blanken Schild der Vernunft aufgehoben, in dem Perseus die Medusa gefahrlos betrachten kann.  Ovid: Metamorphosen IV, 617–620. Die Medusa steht insbesondere für den Protestantismus, der sich anläßlich seiner Unterdrückung nicht auch noch, etwa durch den Propagandaeffekt des Blutes von Märtyrern, ausbreiten soll.  Vgl. Ovid: Metamorphosen IV, 784–786.  Ital. cattiva, wobei beide Bedeutungen (»gefangene« und »böse«) zugleich gemeint sind.  Vgl. Ovid: Metamorphosen IV, 668–679.

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kommentar

 In der folgenden Passage spielen, wie schon bei Herkules-Heinrich

III. (s. o., Dialog I, Anm. 228), die mythischen Episoden auf konkrete, dem Zeitgenossen leicht erkennbare Personen und Situationen an.  Vgl. Ovid: Metamorphosen IV, 631–645; hier auf die katholische Liga und vor allem auf Spanien bezogen.  Dies könnte eine Anspielung auf Elisabeth I. von England oder aber auf Maria Stuart sein, je nach dem, ob das Seeungeheuer Spanien oder England heißt.  Bruder des Kepheus, der Perseus die Andromeda streitig machen wollte, s. Ovid: Metamorphosen V, 8–12; die Anspielung könnte gegen den Kaiser gerichtet sein, aber auch einem protestantischen Landesherren gelten, der sich an den Klostergütern bereichert, und sich schließlich auch auf die am Ende dieses Dialogs geschilderte Episode um den Vizekönig von Neapel (s. u., Anm. 289) beziehen.  Ovid: Metamorphosen V, 242–249.  Die staatliche Gewalt (z. B. Heinrich III.) soll also mit wissenschaftlicher Beratung (z. B. Brunos) agieren.  Die also dasselbe im Himmel ist, was Perseus auf Erden; es folgt also der zweite Teil des Selbstbildnisses, der Autor als ideale Tugend.  Korrektur von G. Aquilecchia, im Original steht hier versehentlich »Andromeda«.  Vgl. Ovid: Metamorphosen V, 236–241.  Neapolitaner Anonymus: »Excellente discorso de la Solicitudine e de le sue bone compagne, continuato per 4 fogli.«  Ital. studiosa perseveranza. Neapolitaner Anonymus: »Perseveranza«.  Seneca: Briefe an Lucilius 31, 4: »Generosos animos labor nutrit.«  ebd.: »tanto melior, surge et inspira et clivium istum uno, si potes, spiritu exsupera«. Diese Stelle wird auch in Furori, OC VII, S. 317, zitiert.  ebd.: »Labor bonum non est: quid ergo est bonum? Laboris contemptio. Itaque in vanum operosos culpaverim: rursus ad honesta nitentes, quanto magis incubuerint minusque sibi vinci ac stringare permiserint admirabor et clamabo […]«  Der Philosoph ist zwar dem allmächtigen Fatum unterworfen, steht aber aufgrund seiner überlegenen Perspektive, seiner Wahrheitsfähigkeit, der Willkür der Fortuna nicht schutzlos und passiv gegenüber: »Labor omnia vincit« (Vergil: Georgica, I, 145); zusammen mit der fortitudo repräsentiert dieses Bündel tätiger Tugenden die menschliche Tugend schlechthin, die virtù nach Machiavelli. Da sich dieses dem Schicksal widerstehende Prinzip nur in (nach Bruno wenigen) menschlichen Individuen verkörpert, ist es konsequent, daß Bruno es uns an einem Beispiel expliziert, und zwar an dem, das er am besten kennt.

zweiter dialog

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 Die Tugend hat so viele Namen an sich gezogen, daß hier »Sorgfalt«

(diligenza) zu ihrem eigenen Schildträger wird – ein Lapsus im Eifer der Begeisterung, hinter dem man keine tiefere Bedeutung zu suchen braucht.  Ital. occasione, was im Kontext der Fortuna (s. o., S. 225) als »Zufall« übersetzt wurde, während hier diese Bedeutung nicht paßt.  Hier wird durch die Motive der Vertreibung und Verfolgung der Selbstdarstellungscharakter noch deutlicher in den Vordergrund gerückt; E. Canone, der in BSp, S. 385, Anm. 309 als erster auf die autobiographischen Elemente in der Darstellung der Tugend sollecitudine hinweist (aber nicht auf die Implikationen, die dies für die Aufgaben des Perseus hat), zeigt auch Parallelen in Brunos Reden, hier Consolatoria, OL I / 1, S. 32, 35 und 42.  Vgl. Oratio, OL I / 1, S. 22.  Vgl. Widmungsbrief, S. 9–11; da nach Brunos Auffassung des ewigen Wechsels der Lauf der Natur nicht exakt kreisförmig ist, sondern kreisähnlich, aber unendlich variiert, kehren auch wir trotz Seelenwanderung »nicht als dieselben wieder« (s. o., Erläuternder Brief, Anm. 49).  Vgl. Seneca: Briefe an Lucilius 22, 6: »[…] et sperat salutarem etiam ex dificillimis exitum, si nec properemus ante tempus nec cessemus in tempore«.  Vgl. Seneca: Briefe an Lucilius 70, 4; De beneficiis III, 31, 4; Marsilio Ficino in Plotin: Opera (2005), S. 58.  Vgl. Seneca: Briefe an Lucilius 68, 4.  Bei Ovid haben die Könige einen langen Arm (Episteln 17, 166).  Vgl. Ovid: Amores III, 4, 25 ff.  Vgl. Seneca: Briefe an Lucilius 68, 4.  »Weiche nicht vor dem Bösen, sondern tritt ihm beherzter entgegen.« Virgil: Aeneis VI, 95; vgl. auch Monade, OL I / 2, 324 f.  »Die Mistkäfer denken über ihren Scheißdreck nach«.  Neapolitaner Anonymus: »Considerationi previe da quel qui è chiamato o se delibera a qualche grave impresa.«  Vgl. Seneca: Briefe an Lucilius 68, 10.  Vgl. Aristoteles, Nik. Eth. 1177b.  Vgl. Cicero: De senectute III, 9; Seneca: Briefe an Lucilius 82, 11.  Vgl. Monade, OL I / 2, S. 324 f.  Die fünfte Oktave von Tansillos Vendemmiatore, von Bruno umgewandelt (dt. Übers. E. Blum); der ursprüngliche Text lautet: »Tutte le donne che son grate al Cielo, / e non hanno qual voi rigidi i cuori, / vivon contente; e poi che neve e gelo / copron la terra in vece d’erbe e fiori, / ancor che con piacer cangino il pelo, / nuovo pensier non han che l’addolori: / non ha l’agricoltor di che si doglia, / pur ch’al debito tempo il frutto coglia«.

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kommentar

 Gemeint ist der Aufstand in Neapel im Jahr 1547 gegen die vom Vize-

könig Pedro Alvarez von Toledo geplante Einführung der Inquisition, die vor allem mit den valdesianischen Zirkeln aufräumen sollte. Dies führte zu Protesten in der Bevölkerung und im Mai 1547 zu einem Volksaufstand. Hierzu s. auch Spampanato: Asino (1904), Appendix, S. 105–110. – Zu dem verheerenden Wirken der Zwietracht vgl. Vergil: Aenaeis VI, 273–281.  Nämlich der Spanier. In der Schilderung der Habgier als »Pantamorph der unvernünftigen Tiere« (s. o., S. 201) konnte ich keine spezifisch auf Spanien hinweisenden Züge ausmachen, aber durch diese Identifizierung Spaniens mit der avaritia gibt Bruno auch unmißverständlich seinen Abscheu gegenüber der Politik der katholischen Liga kund.  Spampanato: Asino (1904), S. 108, zitiert zur Bestätigung den Chronisten Giovan Antonio Summonte († 1602), der in seiner Historia della Città e Regno di Napoli behauptet, die Stadt sei stets »riputata religiosissima« und frei von »macchia alcuna di eresia« gewesen. Ob der Chronist dies bona fide ausspricht, sei dahingestellt; Bruno aber war mit Sicherheit nicht unbekannt, daß die Valdesianer der zweiten Generation deutlich in Richtung des Antitrinitarismus tendierten. Wenn also die Bemerkung nicht einfach als politische Zwecklüge gelten soll, muß Bruno mit dem »Kult jener Göttin« eine andere Form der Rechtgläubigkeit meinen als die Treue zum katholischen Dogma.  Auch hierzu findet Spampanato (s. o., Anm. 291) einen Beleg in der Historia della Città e Regno di Napoli: man hätte die Häretiker verfolgt »non tanto per l’onor di Dio, quanto per cavarne le severe confiscazioni delle robe«. Da die Valdesianer ein elitärer Zirkel waren, dem viele gebildete und wohlhabende Adelige angehörten, läßt sich ein solcher Verdacht weder eindeutig bestätigen noch beseitigen.  Wie in der Äsopischen Fabel vom Wolf und vom Lamm (s. Phaedrus: Fabulae Aesopicae I, 1).  Vgl. Ex 20,5 und 34,7; Dtn 5,9; 2 Sam 12,13–14; Jes 9,16; Jer 13,14; im gegenteiligen Sinne: Ez 18,220.  Furor Gallicus wird verwendet von Giovanni Cotta (1480–1510): Carmina, I, Ad Magnificum Dominum Marinum Sanutum, Zeile 4 (http://www. thelatinlibrary.com/cotta.html). »Furor teutonicus« findet man bei Lucanus: Pharsalia, 1, 256.  Ital. stato, ich übersetze es doppelt, weil hier beide Wortbedeutungen sinnvoll sind.

dritter dialog

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Dritter Dialog (S. )  Vgl. Imaginum, »Imago Ocii«, OL II / 2, S. 216.  Ital. in virtù privativa, was nicht wörtlich mit »sie sind bloß Privationen

von Tugend« zu übersetzen ist, aber eine solche Assoziation weckt.  Ital. negocio, also die Negation von ocio, was in der Folge Wortspiele ermöglicht, die im Deutschen schwer nachzubilden sind.  Zu den mythischen Zeitaltern der Erde s. Hesiod: Werke und Tage, 109 ff.; Ovid: Metamorphosen I, 89–150 und XV, 96–104, sowie Amores III, 8, 35–54; Vergil: Georgica I, 125 ff. Bruno widerspricht der Darstellung des Naturzustandes als eines paradiesischen Zustands der Vollkommenheit, Unschuld und Bedürfnislosigkeit, weil Forscherdrang und kulturelle Leistung das Spezifikum der menschlichen Natur sind (s. u., S. 275). Mit dieser Abwertung des Goldenen Zeitalters folgt Bruno Lukrez (De rerum natura V, 195– 234); vgl. auch Cicero: De inventione I, 2,2; Erasmus: Lob der Torheit, Kap. XXXII.  Ital. curiosa, was sich in der deutschen Schriftsprache nicht adäquat mit einem Wort wiedergeben läßt; die Bayern fassen die Neugier, Aufdringlichkeit und Geschäftigkeit sowie Sorge um Dinge, die einen nichts angehen, in dem farbigen Adjektiv »g’schaftelhuberisch« zusammen. – Vgl. hierzu auch »Imago Curae« in Imaginum, OL II / 2, S. 208 f.  Der Ehrgeiz spielt also als bewegendes Prinzip in der Geschichte eine ähnliche Rolle wie die vicissitudo in der Natur.  Vgl. Dante: Göttliche Komödie, Inferno I, V, 54–57.  Der wetteifernde Drang, sich vor anderen hervorzutun, ist für Bruno sowohl bei Einzelpersonen als auch bei Völkern eine positive Tugend, und ein Eisernes Zeitalter ist dem Goldenen vorzuziehen, aber die Gefahr der Entartung zum bleiernen oder tönernen Zeitalter durch Laster, die sich unter dem Deckmantel des Eifers einschleichen, wird zugestanden. Diese Hypothek ist aber der Stagnation bei weitem vorzuziehen (s. u., S. 277).  »Cibi condimentum est fames«, Cicero: De finibus 2, 28, 90.  Vgl. Ovid: Metamorphosen I, 101–113 und XV, 75–82; Amores III, 8, 38–39.  Vgl. Ovid: Amores III, 8, 45 f.  In seiner langen Polemik hat der Müßiggang nicht immer ganz unrecht, aber nie ganz recht: Ebensowenig wie Bruno dekadenten Luxus befürwortet, verteidigt er die rücksichtslose Bereicherung auf Kosten anderer. Aber er verwirft auch das utopische Ideal der platonischen und urchristlichen Gütergemeinschaft (in dessen Sinne Chrisosthomos in Super Lucam 6 die Worte »mein« und »dein« eine Lüge nennt); der Lohn des Fleißes ist als Ansporn

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kommentar

nützlich, während ein bloß auf Materielles gerichteter Ehrgeiz fehlgeleitet ist. Die Ungleichheit zwischen den Menschen als objektive und naturgegebene Tatsache ist von so fundamentalem und prinzipiellem Charakter, daß sie sich zwangsläufig in allen Bereichen äußern muß. Vgl. Furori, OC VII, S. 373; Monade, OL I / 2, S. 349 f.  Vgl. Ovid: Amores III, 8, 41–52; Metamorphosen I, 135–136.  Vgl. Horaz: Oden I, 3, 21–26; zu Brunos negativer Einschätzung der Kolonisation s. u., S. 389, (Abfertigung des Schiffes der Argonauten) sowie Cena, OC II, S. 45: »Gli Tifi han ritrovato il modo di perturbar la pace altrui, violar i patrii genii de le reggioni, di confondere quel che la provida natura distinse, per il commerzio radoppiar i diffetti e gionger vizii a vizii de l’una e l’altra generazione, con violenza propagar nove follie e piantar l’inaudite pazzie ove non sono«; zu den verbreiteten Torheiten und Lastern gehört für Bruno vor allem die christliche Mission, die Verbreitung nicht autochthon gewachsener Religionen in fremden Ländern. – Vgl. G. Aquilecchia: Bruno e il Nuovo Mondo, in: Rinascimento 6 (1955), S. 168–170; F. Papi: Antropologia e civiltà nel pensiero di Giordano Bruno (1968), S. 341 ff.; N. Badaloni: Giordano Bruno. Tra cosmologia ed etica (1988), S. 107–109; Ricci: Infiniti Mondi (1990); Granada: America (1990); Granada: Universo infinito (2002), Kap. 5; Ordine in OC V/1, S. CXXII.  In dieser ungewöhnlichen Unterordnung: dalla bocca della voce della natura, also mit einer Personifizierung der »Stimme der Natur«.  Wie den vorausgehenden Äußerungen des Müßiggangs stimmt Bruno auch diesem Diktum nur bedingt zu: gerade weil das konkrete Erdenleben das einzige ist, was wir haben, bedeutet Leben nach der Natur für den Menschen nicht bloß Leben nach der allgemeinen Menschennatur (schon deren Wesen verkennt der Müßiggang), sondern vor allem auch die Verwirklichung der je eigenen individuellen Natur.  Tasso: Aminta, Akt I, Sz. II, 319–344 (dt. Übers. E. Blum). – »Si libet, licet« bezieht sich bei Spartian: Antoninus Caracalla, Kap. 10, auf den Inzest.  Tansillo: Vendemmiatore (dt. Übers. E. Blum). Bruno setzt in der ersten Strophe ein Pasticcio aus diversen Zeilen von Strophe 17–19 zusammen, darauf folgt Strophe 20 ganz; die ersten vier Zeilen von Strophe 20 werden auch in Cena, OC II, S. 51 zitiert; der gierige Hund stammt aus der Äsopischen Fabel Nr. 185 und wird in Immenso, OL I / 2, S. 118, zur Widerlegung der Platonischen Ideenlehre zitiert. Daß der Mensch Paradies und Hölle nur im zeitlichen Leben durchläuft, ist auch Brunos Überzeugung; daraus folgt aber nicht die Meinung des Müßiggangs, daß die Erhaltung des Lebens sein höchstes Gut sein soll (s. o., S. 227, 255).

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 Vgl. Gen 3,16–19; Saulino korrigiert artig, aber wenn Adam das Den-

ken weh tut und Eva »nach ihrem Mann Verlangen trägt«, hat auch der Müßiggang nicht unrecht.  Homer: Odyssee 17, 218: »[…] ein Lump führt den andern, / Weil schon immer Gott Gleiches zum Gleichen gesellt […]«; Cicero: Cato Maior 3, 7: »Pares cum paribus facillime congregantur.«  Aristoteles: Analytica Priora, I, 4–7 erkennt von vier möglichen Kombinationen nur drei Schlußfiguren an, er schließt die Figur aus, in der der Mittelterm im Obersatz Prädikat und im Mittelsatz Subjekt ist. Aus Obersatz: »Alle Götter sind glücklich«, und Mittelsatz: »Alle Glücklichen sind müßig« ist ein Schluß »Alle Götter sind müßig« unstatthaft, weil der Oberbegriff Form (Bestimmung), nicht Materie (Gegenstand) der Aussage sein muß, andernfalls wäre er für Aristoteles nicht das Allgemeinere. Daher muß der Oberbegriff im Obersatz Prädikat sein; vgl. Averroes: In Analytica priora I, 8.  Ital. facultà; ich übersetze hier mit dem Fremdwort »Kompetenz«, weil kein deutsches Wort die Doppelbedeutung von (geistiger) Befähigung und (Handlungs-) Macht zugleich perfekt wiedergibt.  Vgl. Gen 1,26–28.  Vgl. Ars memoriae, I, vii u. vii in Umbris, OL II / 1, S. 58 f.  Ital. similitudine, was mehr als bloße Ähnlichkeit bedeutet: Der Mensch als Abbild und Gleichnis erfüllt auf Erden die Funktion Gottes.  Bruno bezieht sich hier auf Giovanni Picos De hominis dignitate, in: Pico: Oratio (1942), S. 101 f. Noch deutlicher ist die Anlehnung in Immenso, OL I / 1, S. 202–206; vgl. auch Cicero: De natura deorum II, 60: »nostris denique manibus in rerum natura quasi alteram naturam efficere conamus«. Brunos Insistieren auf der Einheit von Verstand und Hand ist seine Reaktion auf Aristoteles’ Kritik des Anaxagoras in De partibus animalium (687a, 7–9): Er verteidigt die Meinung des Anaxagoras, die Menschen seien intelligenter als andere Tiere, weil sie Hände haben, gegen Aristoteles, der das Kausalverhältnis umkehrt (vgl. hierzu auch Cabala, OC VI, S. 97–99 und Monade, OL I / 2, S. 331). Das bedeutet aber nicht, daß Bruno den Streit um die Henne und das Ei endgültig zugunsten der Henne entscheidet und sich überhaupt auf eine lineare Kausalität einläßt. Um des Gleichgewichts willen wirkt er der gängigen Überbewertung des Intellekts gegenüber dem »Organ der Organe«, der Hand, entgegen; aber beide stehen in Wechselbeziehung und sind in ihrer jeweiligen Dimension essentielle Bedingung für die Erfüllung der einen Lebensaufgabe des Menschen, auf der Erde durch rationales Handeln Gott im vollen Sinne des Wortes zu repräsentieren. Eine Interpretation dieser Stelle als lineare Kausalität (und somit eine Vereinnahmung Brunos als Vorläufer En-

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kommentar

gelsscher Naturtheorie) verfehlt die Komplexität und Dialektik von Brunos zirkulärem atomistischen Kosmos.  Die Rolle des Menschen als Stellvertreter Gottes auf Erden macht ihn keineswegs zur einzigartigen Krone der Schöpfung: andere Welten, andere regionale Götter in unendlichen Variationsmöglichkeiten, das ist die logische Konsequenz aus der Unendlichkeit des Kosmos und dem unendlichen und indifferenten Prozeß der Verkörperungen der Weltseele (vgl. hierzu Cabala, OC VI, S. 91–95). Das »Leittier« einer Welt ist das fähigste, mit den spezifischen der jeweiligen Welt am besten korrespondierende, d. h. zu ihr in einer Harmonie der Spannung stehende und sie tätig gestaltende Lebewesen. Folglich hat auch die Vorstellung eines Übermenschen, der bei gegebenen Umständen auf Erden die Funktion des Menschen übernähme, für Bruno nichts Skandalöses. Das macht die Sorge Jupiters vor »seinem Tag des Gerichts« (s. o., S. 55) um so verständlicher.  Vgl. Vergil: Georgica I, 130–146; Lukrez: De rerum natura V, 924–1014; E. Canone weist an dieser Stelle (BSp, S. 392 f., Anm. 342) auf Parallelen zu Antonio Persio: Trattato dell’ingegno dell’huomo (1576 und 1999) hin.  Also gerade nicht durch Vergeistigung, »reine« Kontemplation und Weltflucht gemäß einer einseitigen christlichen Auslegung des platonischen Aufstiegs, sondern durch die kulturelle Leistung. Vgl. hierzu Granada: Bruno et la dignitas hominis (1993); Granada: El umbral (2000), S. 193–259.  Vgl. Plutarch: Gryllus (Opuscula moralia, Nr. 17) 3, 887a, b; Gianbattista Gelli: Circe VII in: Opere, (1976), S. 395–397.  Vgl. Plutarch: Gryllus 7, 990 c–d.  Zu den regionalen Charakterunterschieden vgl. Principiis, »De virtute loci«, OL III, S. 554–556.  Zur Anekdote über Sokrates und den Physiognomiker Zopiros vgl. Cicero: De fato V, 10–11 und Tusculanea disputationes IV, 37, 80–81, sowie Alexander von Aphrodisias: De fato VI. Bruno zitiert die Episode auch in Cabala, OC VI, S. 161, als einen Beweis der relativen Handlungsfreiheit des seelischen Willensprinzips auch entgegen den körperbedingten Temperamenten.  Vgl. Seneca: Briefe an Lucilius 90, 44–46.  Ital. steht hier das Wortspiel ocio – negocio, das u., S. 291 zur Betrachtung über den geschäftigen Müßiggang und die müßige Geschäftigkeit anregt und sich leider im Deutschen nicht exakt wiedergeben läßt.  Ital. per lettera, was sich sowohl mit »auf lateinisch« als auch mit »nach dem Buch« übersetzen ließe (und zudem an das Insistieren der protestantischen Theologen auf dem Litteralsinn der Bibel erinnert); das Sprechen per lettera steht in deutlichem Gegensatz zu Brunos eigenem Sprechen per volgare (s. o., S. 8; vgl. hierzu auch Causa, BW III, S. 128); wenn ausgerechnet Momus,

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das schläfrig gewordene Gewissen, hier völlig aus der Rolle fällt, spricht er nicht bloß Latein und zitiert, um mit seiner Bildung anzugeben, einen klassischen Dichter, sondern er verfällt auch in das gekünstelte und gezierte Gehabe, der Petrarkisten, die, wie ihnen von ihren Kritikern vorgeworfen wurde, ihre Flamme nur mittels einer Taschenausgabe des Canzoniere anhimmeln können.  »O Schlaf, du Ruhe der Geschöpfe, Schlaf, sanftmütigster der Götter, Seelenfrieden, den die Sorge flieht, der du die vom schweren Dienst ermüdeten Körper liebkost und von der Arbeit wiederherstellst […]« Ovid: Metamorphosen XI, 623–625. – Sir Philipp Sidney ruft in Astrophel and Stella den Schlaf folgendermaßen an: »Come, Sleep, o Sleep, the certain knot of peace, / the baiting-place of wit, the balm of woe, / the poor man’s wealth, the prisoner’s release, / the indifferent judge between the high and low […]«  Vgl. Francesco Berni: Rime (1969), XXXV, (O spirito bizarro del Pistoia) 66–71: »Allor chi mente pone, / Vede le calze sfondate al maestro, / e la camicia ch’esce dal canestro / con la fede del destro; / Scorge chi ha la vista più profonda, / Il colisceo, l’aguglia e la ritonda«; hier ist es ein blamierter Lehrer, der ohne Hosen dasteht. Momus bekommt also sogleich die Quittung für seinen Lapsus. Im Lichte des obszönen Nachspiels bekommt nämlich sein pompöses Zitat (s. o., S. 279) im Nachhinein einen lasziven Doppelsinn (Schlaf nach dem Beischlaf), zumal fessa im Italienischen eine vulgäre Bezeichnung der weiblichen Genitalien ist.  Stil, Ausdrucksweise; hier aber auch eine Assoziation mit der Grundbedeutung von genus: Geschlecht.  Nach Ovid: Metamorphosen XI, 633–642.  Vgl. Ovid: Metamorphosen XI, 592–611.  Momus ist wieder ganz wach und hat sich auf seine Aufgabe besonnen; da aber die Armut des Müßiggangs moralische Armut ist, muß seine Verteidigung ironisch geraten.  Ital. steht hier das Gegensatzpaar ocio und negocio. Letzteres wird also nur als eitle Umtriebigkeit, triviale Beschäftigung, Zeitvertreib und Ablenkung von Wichtigerem verstanden im Sinne des melancholischen Lasters acidia, das außer in Verdrossenheit und Untätigkeit sich auch in Ruhelosigkeit und »G’schaftelhuberei« äußert.  Als Götter kennen die Götter natürlich den Müßiggang so wenig, wie sie die Last der Geschäfte kennen, was Merkur ja am Ende des ersten Dialogs ausführlich demonstrierte. Wir werden also daran erinnert, daß wir uns im Augenblick nicht auf der kosmischen, sondern auf der metaphorischen Ebene bewegen, wo die Götter die Fähigkeiten des menschlichen Geistes repräsentieren.

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kommentar

 Momus’ Katalog der müßigen Beschäftigungen ist formal eine Imita-

tion und inhaltlich eine Aktualisierung von Seneca: De brevitate vitae XII, 2– XII, 9; diesen Spaziergang über die klassischen Topoi der desidiosa occupatio, des iners negotium (Formulierungen in Seneca: De brevitate vitae XI, XII) verwendet John Florio verharmlosend im ersten Dialog von Second Frutes (1591), S. 2–15: »Capitolo primo del levare la mattina, e di ciò che appartiene alla camera, et al vestire, tra Nolano, Torquato, e Ruspa, servitore«; bei Florio tritt der Philosoph »Nolano« lediglich als stoischer Sittenrichter auf, ohne die Doppelbödigkeit der Argumentation im Spaccio.  Neapolitaner Anonymus: »In aulicos Ganimedes et Anglos praecipue, ut mihi quidem videtur«.  Ital. raggione.  Vgl. Mt 10,30–31; Seneca: De brevitate vitae XII, 3. Hier ist die Umkehrung der Perspektive gegenüber dem Ende des ersten Dialogs ausgeführt: Die Kinkerlitzchen, die aus Sicht der göttlichen Vorsehung gerade nicht zufällig, verächtlich und lächerlich waren, sind es natürlich von der Warte menschlicher diskursiver Sorge gesehen in vollem Umfang wieder, ja sie sind als vertane Lebenszeit moralisch verwerflich und zugleich Zeichen für die »Breite der Spezies«, die Verschiedenheit der Anlagen. Bruno beabsichtigt hier keineswegs ernsthaft, jedermann zum »guten Leben« zu bekehren; wie jedes Haar hat auch jedes menschliche Individuum sein eigenes inneres Gesetz.  Unter »Kapriolen« und »Couranden« können wir uns auch heute noch Tänze mit Sprüngen bzw. Laufschritten vorstellen; branle (von frz. branler, »wiegen«, »schwanken«), eine frz. Bezeichnung für den ital. auch brando genannten Tanz und tresca (heute trescone, ethym. abgeleitet von »dreschen«), einen ländlicher Reigentanz, ersetze ich um der flüssigen Lesbarkeit willen mit geläufigeren Bezeichnungen.  Eine absolute und vollständige, unabhängig von den Begleitumständen gültige Kategorisierung der Sünden und Laster gibt es für Bruno natürlich nicht, zumal seine Bewertung des Stolzes der traditionell christlichen diametral entgegengesetzt ist (s. o., S. 161); die im Spaccio geleistete Ordnung erhält ihren Wert gerade durch die Relation zu den konkreten Zeitumständen.  Ich ersetze hier die spanische Währung reali sowie scudi durch dem deutschen Leser vertrautere Währungsformen.  Vgl. Pietro Aretino: Le carte parlanti in Aretino: Opere (1976), S. 468 f.  Nämlich an Pedanten, deren oberflächliche Lächerlichkeit nicht über ihre Gefährlichkeit hinwegtäuschen sollte.  Was zuerst war, nome oder verbo (Haupt- oder Zeitwort), birgt im Italienischen Assoziationen zu Dreifaltigkeitsspekulationen, wo die zweite Per-

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son, das »Wort«, vom Vater ausgeht, aber nicht zeitlich später gedacht werden darf.  Eine Zeichnung des Phallus, also ein Bild des Priapus; der Eselsmord wird bei Hygin in Aratus (1559), S. 24.  Vergil oder Ovid (s. o., S. 187–189 mit Anm. 130); die Umschreibung parodiert nicht bloß die bildungsstolze Redeweise der Pedanten, sondern enthält auch ein Wortspiel mit ital. nasone (Riesennase) und marrone (Mißgriff, Schnitzer); vielleicht spielt marone auch auf den »Kastanienfresser« an, den sprichwörtlichen Bauernlümmel. Dann hieße es »der Mantuaner Flegel oder der Sulmoneser Rüssel«.  Vgl. Heinrich Cornelius Agrippa von Nettesheim: De vanitate scientiarum III; insgesamt ist Stimmung und Sprache dieses zweiten Teils der Polemik (wider die müßige geistige Tätigkeit) der Diatribe des Agrippa verwandt.  Römischer Senator und neuplatonischer Philosoph; ihm war die Isagoge des Porphyrios gewidmet. Die Anspielung auf »Goldmund« als wörtliche Übersetzung des Namens stützt sich allerdings bloß auf die Ähnlichkeit der zweiten Komponente mit lat. os (gen. oris), »Mund«, während der Name Chrysostomus tatsächlich diese Bedeutung hat.  Nach der Isagoge des Porphyrios gibt es fünf praedicabilia: Genus, Species, Differenz, Proprium und Akzidenz. Sachlich würde die Frage lauten, ob der unbestimmte Artikel »ein« auch dazugehöre. Im Originaltext ergeben sich hier aber sehr starke erotische, speziell homoerotische Assoziationen, da das individuo vago auch »niedliche Person« bedeutet und diese caudatario del geno werden soll, was eine etymologische Verbindung zu »Schwanz« und »Geschlecht« hat.  Zum Gegenstand, als Ausflucht oder unabhängig vom Gegenstand der Debatte; capziumcule sind Sophistereien, Fangfragen, das Wort klingt im Italienischen aber so penetrant nach »an den Hintern packen«, daß im Zusammenhang mit »in abusum praktizieren« die Stelle einen obszönen Beigeschmack erhält.  Dies richtet sich direkt gegen die Transsubstantiationslehre.  Obwohl Bruno unter den Aristotelikern Thomas von Aquin ziemlich hoch einschätzt, gebraucht er hier seine Formulierungen und Unterscheidungen, um die philosophisch-theologischen Probleme der Scholastik insgesamt lächerlich zu machen.  In der scholastischen Kosmologie wurden entweder die Himmelskörper, die durch ihre Umlaufbahn die konzentrischen Sphären begrenzen, als beseelte Lebewesen gedacht, oder es wurden engelähnliche unkörperliche Intelligenzen als die Beweger der Sphären angenommen.  Der gesamte Abschnitt bietet einen Katalog scholastischer Problemata,

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die Bruno dazu dienen, die aristotelische Kosmologie ad absurdum zu führen. Zu den »Kapuzen«, die darüber den Verstand verlieren, vgl. Cabala, OC VI, S. 119.  Vgl. Seneca: Briefe an Lucilius 88, 13.  Gemeint ist vor allem Petrus Ramus, vgl. Furori, OC VII, S. 375.  Es handelt sich hier um die von Luther gegen Calvin aufgestellte These von der Ubiquität des Leibes Christi, die den sakramentalen Charakter der Kommunion sichern sollte, aber später von den Lutheranern aufgegeben wurde.  Die Blutegel sind für Bruno eine ideale Metapher für die Protestanten nicht nur als Parasiten (s. hierzu Spr 30,15), sondern auch als »Blutsauger« (wegen der Forderung nach dem Laienkelch, dem Blut Christi) und als Philologen (wegen der »Zweizüngigkeit« dieses Tieres), d. h. wegen ihrer eitel zur Schau gestellten Griechischkenntnisse, eine Haltung, die schon Erasmus im Widmungsbrief zum Lob der Torheit (Erasmus: Schriften II (1975) S. 14) als »die Weise der Blutegel« verspottet.  Jupiter unterscheidet hier zwischen strenua inertia (Horaz: Epistulae I, 11, 28), der mit geistiger Tätigkeit nutzbringend zugebrachten Muße (s. o., S. 253), und iners negotium, der müßigen Geschäftigkeit (s. o., Anm. 48).  Ein Rückverweis auf den Anfang des ersten Dialogs (s. o., S. 47).  Einer der Seelenrichter im Hades.  Es handelt sich hier um eine Paraphrase der Strophe VII von Tansillos Gedicht Vendemmiatore (dt. Übers. E. Blum). Der ursprüngliche Text lautet: »Credete a chi n’ha fatto esperimento, / che fra tutti i martir, donne mie care, / nessun ve n’è maggior che l’pentimento, / poi chr l’passato non si può disfare: / e ben che ogni pentir porti tormento, / quel che più fiera piagha ne suol fare, /ove rimedio alcun sperar non lece, / è quando un potea molto e nulla fece«.  Bruno bezieht sich wieder auf Luthers Polemik gegen die Tugend der Heiden in De servo arbitrio (s. o., 2. Dialog, Anm. 75).  Die Gnadenwahl und die Rechtfertigung sola fide sind leere Phantasterei und führen in die »Hölle« moralischen Verfalls des diesseitigen Lebens (vgl. o., S. 175–177).  Ich konjiziere statt »virtù di dee et altri«: »virtudi, dee et altri«, zumal in der Ausgabe von 1584 nach virtù ein Zeilenumbruch folgt. Die moderne ital. Pluralform virtù wäre für Bruno ungewöhnlich.  Pantheon, die Vereinigung aller Götter, muß das genaue Gegenteil des chaotischen Pantamorph der unvernünftigen Tiere (s. o., S. 201) sein: nämlich die universale ordnende Vernunft, die Weltseele, die alles in allem bewirkt.

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 Ovid: Metamorposen V, 341–343 und 642–656.  Seit dem 15. Jh. gebräuchliche Bezeichnung für das die Insel Sizilien

und das Königreich Neapel umfassende Gebiet.  Antike Bezeichnung Siziliens.  Vgl. Lukrez: De rerum natura V, 1011–1023; Ovid: Fasti IV, 507–510.  Vgl. Ovid: Metamorphosen VIII, 785–786.  Hier wird in allegorischer Form noch einmal festgeschrieben, daß die Ethik auf den beiden Kriterien der rationalen Einsichtigkeit (vernünftig, Rat) und der Bewährung in der Praxis (althergebracht, Hilfe) zu begründen ist.  Vgl. Ovid: Metamorphosen V, 642–644 und VIII, 794–795.  Marsen waren ein Volk in Mittelitalien (in den heutigen Abruzzen), die im Rufe der Zauberei standen (s. Ovid: Ars amatoria II, 102 und Fasti VI, 141 f.; Vergil: Aeneis VI, 757 f.); vgl. auch Magia, OL III, S. 444.  Theriak: ein seit der Antike bekanntes und bis in die frühe Neuzeit populäres Universalheilmittel, das aus verschiedenen tierischen Derivaten hergestellt wurde, vor allem aus Schlangen. Vgl. Galen: De theriaca. – Hygin in Aratus (1559), S. 15–17, bringt den Schlangenträger mit Äskulap in Verbindung.  Vgl. Vergil: Aeneis II, 199–224.  Wieder wird also die prudenza (Klugheit) als »Vorsicht«, als »menschliche Vorsehung« definiert (s. o., S. 151), während die sagacità (Schlauheit) hier mit der kritischen Fähigkeit, dem unterscheidenden Urteilsvermögen identifiziert wird.  Vgl. Ovid: Metamorphosen I, 438–444.  Zur Liebschaft zwischen Venus und Mars s. Homer: Odyssee VIII, 266– 367.  Nach Hygin in Aratus (1559), S. 17 f., handelt es sich um einen Pfeil des Herkules.  Ovid: Metamorphosen VIII, 270–272 und 414–419.  Vgl. Cantus, OL II /1, S. 205.  Deutschland wird hier als das Schlaraffenland geschildert, eine seit dem Mittelalter populäre Vorstellung des diesseitigen, materialistischen Paradieses der Säufer und Fresser, von der die antipetrarchistische Literatur (u. a. Folengo, Rabelais) gerne Gebrauch machte.  Vgl. Vinculis, OL III, S. 672; zum »deutschen Charakter« s. Principiis, OL III, 554 ff.  Zum Blutegel als »Wappentier« der Protestanten s. o., Anm. 68.  Ital. sturno, der Star, dessen von Plinius (Historia Naturalis XVIII, 17) bezeugte Gefräßigkeit im Italienischen sprichwörtlich ist. Da dies in Deutsch-

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land nicht der Fall ist, habe ich ihn hier durch einen anderen übelbeleumdeten Vogel ersetzt.  Vgl. Berni: Rime (1969), L, (Sonetto della mula) 1–4: »Dal più profondo e tenebroso centro, / Dove Dante ha allogiato i Bruti e i Cassi, / Fa, Florimondo mio, nascere i sassi / La vostra mula per urtarvi dentro.« Vgl. auch Candelaio, OC I, S. 49.  Vgl. Tacitus: Germania 23; wieder einmal sind es hier die Protestanten, die mehr trinken als essen (bei der Kommunion), unbeweglich (zu guten Werken) sind und daher in den Abgrund gezogen werden, und die an »Augenkrankheiten« (mangelnder Einsicht) leiden.  Das hieße, die Kaiserwürde braucht nicht in Deutschland zu bleiben, da sie ihrer Natur nach dort nicht hinpaßt. Der unmittelbare Übergang zum Delphin, der den französischen Thronfolger bezeichnet, legt nahe, wen der Verfasser dieser dem französischen König gewidmeten Schrift für dieses Amtes würdig hält.  Der französische Thronfolger wurde Dauphin (Delfin) genannt, daher auch der Name der Dauphiné.  »Den Delphin malte er zu den Himmeln (bzw. im Original »zu den Wäldern«) hinzu, / zu den Flüssen den Eber« (Horaz: Epistula ad Pisones, 30): sprichwörtlich für »Verschlimmbesserung«; der Delphin steht hier selbstverständlich auch für Christus.  Ital. figurata.  Vgl. Ioannes Pierius Valerianus: Hieroglyphica (2005), XIII, f. 194v.  Die Quelle am Parnass, die der Hufschlag des Pegasus erschloß; vgl. Ovid: Metamorphosen V, 256 f.; Hygin in Aratus (1559), S. 20.  In Furori kehrt dieses Bild in den ersten beiden Sonetten im ersten Dialog des ersten Teils wieder; vgl. auch o., S. 35.  Andromeda scheint auch hier wieder das im Protestantismus verstrickte England bzw. dessen Königin zu symbolisieren; hierzu und zu der Rolle, die Bruno sich selbst in diesem Zusammenhang zuteilt, paßt auch die Plazierung der Hoffnung an Stelle der Andromeda.  Der Philosoph Stilpon von Megara, mit dem sich Bruno hier offensichtlich identifiziert, war ein Schüler des Zynikers Diogenes und lebte im 4. Jh. v. Chr. Die Anekdote findet sich bei Diogenes Laertius: Vitae philosophorum II, 11, 4; Bruno folgt der Wiedergabe von Seneca: Briefe an Lucilius, 9, 18 f. und De constantia sapientis V, 6–7.  Zur Bedeutung des Dreiecks vgl. o., S. 35 mit Anm. 97.  Obwohl Nikolaus Cusanus einen immensen Einfluß auf Brunos Philosophie hatte, ist die Art, wie er hier mit der Verleihung des Dreiecks gewürdigt wird, etwas zweideutig. Cusanus hat mit der Koinzidenz der Gegensätze

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das wichtigste Prinzip erkannt, ist aber nach Brunos Ansicht nicht weit genug gegangen. Die Art, wie Bruno sich beeilt, den honorierten Vorläufer in der mathematischen Spekulation zu übertrumpfen, läßt darauf schließen, wie Bruno sein Verhältnis zu Cusanus hinsichtlich der Philosophie einschätzt: Mag der Kardinal ruhig weiter mit der Trinität spielen, das Dreieck sei ihm gegönnt, wenn es bloß vom Himmel verschwindet. Vgl. hierzu P. R. Blum: Trinity (2004), S. 41–47.  Vgl. Nicolaus Cusanus: De geometricis transmutationibus in Cusanus: Die Mathematischen Schriften (1952), S. 5 (f. 33v): »Da zwischen diesen Größen kein rationales Verhältnis bestehen kann, muß sich das Geheimnis hier in einer Koinzidenz der Extreme verbergen. Da diese Koinzidenz im Maximum statthat […] und das Maximum der unbekannte Kreis ist, wir hier gezeigt, daß sie im Minimum – das ist das Dreieck – aufgesucht werden muß.« Vgl. auch Minimo, »De triangulo«, OL I / 3, S. 329–331.  Hier findet sich im Text ein Hinweis auf Abb. 1 (La figura nel fine del libro); in allen bekannten Exemplaren der Originalausgabe des Spaccio fehlen aber diese und die folgenden drei Abbildungen. Eine Rekonstruktion aus OC V/2, S. 510 f. ist auf S. 515 wiedergegeben.  Pythagoras soll, als er den nach ihm benannten geometrischen Satz fand, eine Hekatombe (als Dank für einen Sieg übliches Schlachtopfer) geopfert haben; vgl. Diogenes Laertius: Vitae philosophorum VIII, 1, 11.  Das Versprechen hinsichtlich des Umfanges der planen Figur wird im weiteren Verlauf nicht eingelöst.  Der Ausdruck stammt von Cornelius Agrippa von Nettesheim (De vanitate scientiarum, XXVII: »De cosmometria«).  Diese Ankündigung betrifft Brunos Absicht, die Geometrie auf der Basis der atomistischen Theorie zu reformieren. Dadurch soll sie widerspruchsfrei arithmetisch darstellbar werden, d. h. die Irrationalität der Zahlenverhältnisse im pythagoräischen Dreieck würde entfallen.Vgl. Minimo, OL I / 3, S. 249.  Diese Ungenauigkeit erspart es Bruno, hier das Problem der Irrationalität der Wurzel aus 2 direkt anzugehen.  Hier ist im Text wieder ein Hinweis auf die Abbildung (s. o., Anm. 111). Bruno geht hier nicht auf die verschiedenen Relationen zwischen Fläche und Umfang bei verschiedenen geometrischen Figuren ein.  Fede ist sowohl der Glaube als auch die Treue, und im Folgenden werden beide Bedeutungen abwechselnd oder zusammen intendiert.  Napolitaner Anonymus: »Sic Etheocles apud Euripidem: Si violandum est ius, regni causa violandum est«. – Vgl. Machiavelli: Principe, Kap. XVIII, 1–3. Während Bruno sich hier von Machiavellis Stellungnahme – mehr eine

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Zustandsanalyse als Handlungsanweisung – distanziert, wird er sich sogleich (s. u., Anm. 122) positiv auf Machiavellis Discorsi berufen, wenn es um das Verhältnis der Römer zum Wortbruch geht.  Dieselbe Kritik findet sich, auch unter Nutzung der Doppelbedeutung von lat. fides für religiösen Glauben und Vertragstreue, in Alfonso de Valdés: Due Dialoghi (1546), S. 34: »Che mi di tu? E’l Papa ruppe la tregua, che haveva fatta con Don Ugo, e con i Collonesi? Mercurio: Così và. Caronte: In questa foggia dunque i Vicari di Christo fan poco conto di osservare la fede?« und S. 41: »Vediamo un poco esso Re d’Inghelterra non si chiama egli difensore della fede? Come adunque prestava egli aiuto a clui, che così sfacciatamente la haveva rotta?«  Machiavelli: Principe, Kap. XVIII: »Sendo dunque uno principe necessitato a sapere bene usare la bestia, debbe di quella pigliare la golpe e il lione.«  Vgl. Machiavelli: Discorsi I, 11, 1: »E chi discorrerà infine azioni, e del popolo di Roma tutto insieme e di molti de’ Romani di per sé, vedrà come quelli cittadini temevano piú assai rompere il giuramento che le leggi, come coloro che stimavano piú la potenza di Dio che quella degli uomini […]«  Beispiele aus dem AT sind u. a. das Verhalten Jakobs gegen Isaak und Esau (Gen 27,16–29), der Jakobssöhne gegen die Sichemiter (Gen 34,13–25), Davids gegen Urias (2 Sam 11,4–17) etc.  Nicht der Glaube an die Dreifaltigkeit, sondern die Unverrückbarkeit der Treue soll durch das Dreieck symbolisiert werden. Die Religion ist wieder in der politischen und sozialen Sphäre festgemacht.  Zählung der Sterne nach Ptolemäus: Almagest VII, 5, und Kopernikus: De revolutionibus II, 14.  Ein Flüßchen in Kampanien nahe Salerno, wird heute Tanagro genannt.  Silere, heute Sele, fließt nördlich von Paestum; Ofito, heute Ofanto, markiert die Grenze zwischen Apulien und Basilicata nahe bei Cannae.  Flüsse in Kampanien.  Vgl. Spr 30,29–31.  Oder: der finsteren Neugier. Inquisition schien mir in diesem Kontext die wahrscheinlichere Autorintention zu sein.  Die Krippe ist zwar auch eine Sternengruppe im Zeichen des Krebses, zwischen den Eseln (vgl. Imaginum, OL II / 3, S. 238), die Anspielung auf die Geburtszene Christi ist aber unverkennbar und wird vom Neapolitaner Anonymus durch Unterstreichung des Passus hervorgehoben.  Vgl. Aulus Gellius: Noctes Atticae V, 2.

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 Spitze gegen die »ochsenhaften« Professoren von Oxford, die bei

Bruno in verschiedenen Tiergestalten auftreten: als Esel oder in Cena in Gestalt des Stieres und des Widders im Tierkreis (OC II, S. 31 und 321– 323).  Vgl. Ioannes Pierius Valerianus: Hieroglyphica (1556) III, f. 27v.  E. Canone vermutet, daß es sich hier um eine Karikatur des Oxforder Professors handelt, der im Aschermittwochsmahl unter dem Namen Torquato auftritt (s. BSp, S. 405, Anm. 420).  Vgl. Aristoteles: Nik. Eth. IV, 5.  Vgl. Hygin in Aratus (1559), S. 22.  Neapolitaner Anonymus: »Irridet parabolam decem virginum: Matth., XXXIV« [richtig: Mat 25,1–13].  Klingt im Original anstößig, das Öl der Lampen bezieht sich aber auch auf die »Heilsrelevanz« guter Werke (in dem von Bruno konzedierten innerweltlichen Sinn).  Ital. intendere bedeutet sowohl »meinen«, »vernehmen«, »(etwas auf eine bestimmte Weise) verstehen« als auch »beabsichtigen« und »planen«. Bruno spielt hier beide Bedeutungen jeweils im Kontext des bloßen Glaubens und des Handelns voll aus, in Saulinos Kommentar tritt die Bedeutung »verstehen = intellektuell einsehen« in den Vordergrund.  Protestanten, s. o., S. 115–119.  Ital. secondo diverse raggioni, was auch entsprechend ihren je eigenen Verhältnissen oder Gesetzmäßigkeiten heißen kann.  Das Sternbild Gemini, die Zwillinge Castor und Pollux.  Ital. cubicularii de la gran camera ist zwar eine korrekte Bezeichnung für Türsteher beim Kammergericht, weckt aber auch eine unverkennbare Assoziation mit Schlafzimmerdiensten.  Wie Abischag, die letzte Frau des alten David, 1 Kön 1,1–4.  Kronos verschlingt seine Kinder, Apollodoros: Bibliotheke I, 1, 5; Hesiod: Theogonie 453–67.  Ital. vita, was nach verschiedenen etymologischen Ableitungen sowohl Leben als auch die Taille, Leibesmitte bedeutet.  che vi possono aver aperti gli occhi kann verschieden interpretiert werden. Wenn vi mit »hier« übersetzt wird, heißt es wörtlich: »die hier die Augen offen haben können«. Ich habe mich für diese Möglichkeit entschieden, die mir im Kontext passender erscheint als »die euch die Augen geöffnet haben können«, mit vi als Dativ von voi.  »Von jetzt an«; impliziert aber hier wegen der Bedeutung von posterior (= »Hintern«) Sodomie.  Vgl. Hygin in Aratus (1559), S. 23.

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 Eros und Anteros (Liebe und Gegenliebe); vgl. Platon: Phaidros, 255

b–e.  Eine geistreiche Demonstration des Prinzips »eines schickt sich nicht

für jeden« und der Relativität der Güter; vgl. den Anfang des ersten Dialogs.  Anspielung auf die Territorialverluste der Venezianischen Republik wegen der türkischen Expansion; vgl. hierzu DI, S. 768, Anm. 2.  Den Markuslöwen; zur Zusammenarbeit von Löwe und Krebs s. o., S. 83, Anm. 106.  Vgl. Vergil, Aeneis VI, 851–853.  Dies kann als Versprechen einer zukünftigen ausführlichen Ethik verstanden werden, aber auch als eine detaillierte »Abrufung« des mnemonischen Systems, eine »Führung« unter der Leitung der je eigenen diskursiven Vernunft über die Örter, die jeder nach dem Modell der bereits im Dialog besprochenen Stationen selber füllen können müßte; und selbstverständlich führt Sofia jeden Einzelnen, der sich ihr anvertraut, auch in der Praxis zur Tugend (vgl. hierzu Widmungsbrief, S. 15–17 und Einl., S. XXXIII ff.).  Diesen Namen legte sich Elisabeth I. von England in ihrer Selbststilisierung mit Vorliebe zu. Brunos Einstellung zur Jungfräulichkeit ist aber vorwiegend negativ (s. u., Anm. 160, 165).  Zwar gab es Pestepidemien 1575–77 in Italien und 1580–82 in Frankreich, gemeint ist hier aber vor allem die Auflösung der Klöster durch die protestantischen Landesherren.  Möglicherweise auf Elisabeth I. gemünzt, im Sinne einer erhofften Abkehr von den fundamentalistischen Spielarten des Protestantismus.  Gegen das monastische Ideal der »negativen Tugend« bloßer Enthaltsamkeit.  Ital. raggione, also auch aus einer vernünftigen Erwägung oder übergeordneten Verhältnissen.  Neapolitaner Anonymus: »Bilances et earum usus varii et utilissimi. Bel discorso.«  Vgl. Umbris, OL II / 1, S. 6: »Merlinus apto iudici / Est quod canis accessit arandum, / quod scandere astra vult camelus, est quod / tractante rana sorex tranat fluvium, / quod lenti properant ad venandum asini, / quod tentat cuculus lupos aucupari, / est quod concupiunt volare porci, / est aliquid natura male appositum«.  Das capaci di raggione des Originals deutet auch auf die Aufnahmefähigkeit für das Licht der Vernunft hin.  Wieder, wie im Zeichen der Jungfrau, Warnung vor der Widernatürlichkeit des Zölibats, das auch problematisch bleibt, wo es einem höheren Zweck dient.

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 Neapolitaner Anonymus: »In bello suscipiendo in primis conside-

randa.«  Skorpion. Zum Sturz Phaetons vgl. Ovid: Metamorphosen II, 1–333;

Rolle des Skorpions ebd. 195–200.  Vgl. Scholia in Germanicum in Aratus (1559) S. 109; s. o., S. 93.  Ital. osservanza di fede, was auch das Praktizieren der Religion bedeutet, hier aber eindeutig im säkularisierten Sinne zu verstehen ist.  Der Schütze Croton; s. o., S. 83, Anm. 107.  Crotons unbeweglicher Pfeil steht für Glaube ohne Werke, Pläne ohne Verwirklichung und Wissen ohne praktischen Nutzen.  Die renommierten englischen Bogenschützen waren in Gilden vereint. Eine davon war »The Auncient Order Society and Unitie laudable of Prince Arthure and his Knightly Armory of the Round Table«. Der Titel eines Herzogs von Shoreditch war von Heinrich VIII. einem Mitglied der »Finsbury Archers«, einer weiteren Gilde, für den Fall des Sieges versprochen worden. Dazu Anm. ad loc. von G. Gentile in DI (S. 775).  Ital. mancandogli il verbo principale, was sowohl das Einsatzkommando »los!« bedeutet als auch auf die Tatsache verweist, daß Croton-Christus eben nicht das Wort (logos) ist, das »am Anfang war« (Joh 1,1–3), und er daher nichts zu bewegen vermag.  Ital. mistiero steht hier sowohl für das Gewerbe als auch für das Mysterium.  Die Religion ist dazu gut, durch ihre Androhung niemals eintreffender Strafen unvernünftige Menschen, die den wahren Sinn der Verbote nicht einsehen können, von bösen Taten abzuhalten: wiewohl Täuschung, erreicht sie dadurch ein praktisches Ziel.  Ital. exanimare bedeutet sowohl »entmutigen« als auch »entseelen«.  Der Steinbock steht für Pan, der den Göttern um Kampf gegen Typhon beistand (Ovid: Metamorphosen V, 321–332); Zeus ist Milchbruder des Steinbocks, da er als ausgesetztes Kind von der Ziege Amalthea gesäugt wurde; vgl. Hygin in Aratus (1559), S. 21; Ioannes Pierius Valerianus: Hieroglyphica (1556) X, f.72r.  Vgl. Platon: Phaidon, 60b,c.  Vgl. Weish 12,23–25 und 15,18–16,1.  Die Natur ist Gott in den Dingen. – Neapolitaner Anonymus: »De Divinitate rebus communi.« – Es handelt sich hier um eine zentrale und vermutlich die meistzitierte Stelle des gesamten Dialogs, die korrekt als Brunos Betonung der göttlichen Immanenz in den Dingen verstanden und manchmal einseitig als bloßer Immanentismus und Pantheismus interpretiert wird unter

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kommentar

Vernachlässigung des transzendenten Aspekts der Gottheit als Wahrheit (s. o., S. 149 mit Anm. 12). Pan, kein Olympier, sondern ein Gott, der immer auf der Erde geblieben ist, steht für die Weltseele, das immanente göttliche Prinzip in allen Dingen und die Transparenz aller Dinge für dieses Prinzip, das ja zugleich ihr eigenes Prinzip, ihre Natur ist. Daraus folgt trotz der Unterschiedlichkeit immer auch eine gewisse Durchlässigkeit der Dinge füreinander. Es ist also dasselbe immanente Prinzip, das die Dinge voneinander abgrenzt und das sie die Umwandlung »lehrt«. Zu Pan in der Bedeutung »das Ganze«, das »All« (universa mundi machina) s. Ioannes Pierius Valerianus : Hieroglyphica (1556) X, S. 72.  Vgl. Causa, BW III, S. 234: »Peró intendete tutto essere in tutto; ma non totalmente et omnimodamente in ciascuno. Però intendete come ogni cosa è una; ma non unimodamente«. Vgl. Magia, OL III, S. 406–407.  Vgl. Cantus, OL II / 1, S. 190.  Symbole sind für Bruno nicht willkürliche Setzungen, sondern aufgrund der Durchdrungenheit des Ganzen mit dem göttlichen Prinzip tatsächlich gewisser Aspekte dessen teilhaftig, wofür sie stehen. Somit steht Brunos Verständnis der Magie in der neuplatonischen Tradition. Vgl. Proklos: De sacrificio et magia, in: Marsilio Ficino: Opera II, (1576) S. 128; Porphyrius: De sacrificiis (ebd. S. 1939); Jamblich: De mysteriis (ebd., S. 1895).  Neapolitaner Anonymus: »Videtur excusare, imo laudare vetus commercium daemoniorum cum hominibus in oraculis daemoniacis. Discorso detestabile«.  Vgl. Immenso, OL I / 1, S. 205: »[…] gravissimam perfectoque homine dignissimam contemplationis partem persequimur, ubi divinitatis naturaeque splendorem, fusionem, et communicationem non in Aegyptio, Syro, Graeco, vel Romano individuo, non in cibo, potu, et ignobilire qadam materia cum attonitorum seculo erquirimus, et inventum confingimus et somniamus: sed in augusta omnipotentis regia, in immenso aetheris spacio, in infinita naturae geminae omnia fientis et omnia facientis potentia […]«.  Ital. raggione, hier mit deutlichen lichtmetaphorischen Implikationen.  Eine Spitze gegen den christlichen Reliquienkult und insgesamt gegen die morbide Konzentration der Religion auf den Tod und seine Darstellung, aber auch gegen die Vorliebe der niederen (schwarzen) Magie für Leichenteile und Exkremente: beide werden hier gleichgestellt, vielleicht auch mit einer rein empirischen, nicht magisch inspirierten Medizin als drittem im Bunde. – Vgl. hierzu auch Celsus’ Polemik gegen das Christentum. Dt. Übs. Gegen die Christen (1991). Bruno schöpft die Argumente des Celsus aus Origenes’ Schrift Adversus Celsum und macht sie sich zueigen.  Zu diesem Passus und zur besseren Identifikation empfiehlt es sich,

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die Reflexionen über den Götzendienst in Weish 12,20–16,2 zum Vergleich heranzuziehen, gegen die Bruno hier offensichtlich polemisiert.  Hier tritt (für Lukians Götterkonzil ein Fremdkörper im Olymp) Isis, die ursprünglich ägyptische Himmelsgöttin auf, die im Synkretismus der Spätantike zur Göttin des Mysteriums und der verborgen-unverborgenen Wahrheit, zur Personifikation der höchsten Natur- und Erkenntnisordnung wurde. Die von Plutarch in De Iside et Osiride wiedergegebene Inschrift ihres Bildnisses in Sais »Ich bin alles, was war, ist und sein wird, und kein Sterblicher hat je meinen Schleier gelüftet« bringt Brunos Gottesverständnis mit dem Doppelaspekt der Immanenz und Transzendenz (Natur und Wahrheit, die Weltseele und das Eine) auf den kürzesten Nenner.  Nicht zufällig ist es Isis, die Momus (den »einseitigen« Advokaten des Guten in der Welt) an das Gesetz der vicissitudo erinnert: »Stat sua cuique dies« (Vergil: Aeneis X, 467).  Unverkennbare Anlehnung an Joh 1,1–5 und 9–10: ein Beispiel für Brunos Technik, einen Text positiv aufzugreifen und zugleich gegen seinen Urheber zu wenden (weitere Beispiele hierfür s. o., S. 107 und u., S. 385).  Ital. con raggione di profonda magia: Ich wählte die etwas umständliche und erweiternde Übersetzung, um möglichst viele für den Kontext pertinente Aspekte des proteushaften Wortes abzudecken (s. o., Einl. S. XXIX). Eine andere Variante wäre »gemäß den Gesetzen [oder Relationen] einer tiefen Magie«.  Das Corpus Hermeticum beweist nach Bruno, daß die Ägypter im Besitz einer besseren, somit auch wirksameren Religion und vor allem einer aktiven theurgischen Einstellung waren, so daß ihre theologische Erkenntnis, d. h. ein Wissen über die wirklichen Vermittlungswege des Göttlichen, zur Kontrolle der phänomenalen Welt durch eine angemessene und daher wohltätige Magie führt. Somit distanziert er sich aber auch von dem Konzept der Prisca Theologia des Renaissanceplatonismus, namentlich Ficinos, dem die christliche Religion für eine ebenbürtige historische Formulierung der Philosophia perennis gilt.  Kritik an der passiven Haltung des Christentums als Offenbarungsreligion bzw. Buchreligion, die bei einem (möglicherweise gefälschten und notwendigerweise zeit- und sprachengebundenen) Text und dessen Auslegung (durch pedantische Grammatiker) stehenbleibt, statt die Offenbarung in allen Dingen zu erkennen und die Annäherung an das göttliche Prinzip durch alle Dinge zu praktizieren. Die »Sprache Adams« der Kabbalah, das gottgegebene Idiom, das Macht über den Lauf der Ereignisse gibt, ist für Bruno niemals ein konkretes historisches Idiom und auch nicht die Mathematik, sondern symbolische Handlung, die sich der den Naturdingen innewohnenden symbolischen Bedeutungen bedient: »Intelligentiae occultae non ad omnia idiomata

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aures advertunt aut intelligentiam; voces enim, quae sunt es institutione hominum, non ita attenduntur sicut voces naturales.« (Magia, OL III, S. 411; vgl. auch Einl., S. XXII f.).  Die Trias Sein, Leben und Geist (esse, vita, intellectus) als Entfaltung des göttlichen Prinzips und deren Vermittlung an das sinnfällige Universum ist neuplatonisches Erbe (vgl. Plotin: Enneaden VI, 6, 15; Ficino: In Enneades I, 2). Auf ihr gründet auch die Applicatio entis in Summa: »Deus seu mens«, »Intellectus seu idea«, »Amor seu anima mundi« – die Parallelität zur theologischen Interpretation der Dreifaltigkeit Gottes (Potestas, Sapientia, Amor) liegt auf der Hand.  Vgl. Jamblich: De mysteriis, in: Ficino: Opera (1983) II, S. 1877.  Vgl. Cantus, OL II /1, S. 204.  Ital. raggione mit Konnotation der vollen Breite der Bedeutungen (Einfluß, Erleuchtung, inneres Gesetz, Verhältnis, Regel, Proportion, Grund, Vernunft, Berechnung usw.); da in der Satzkonstruktion nicht determiniert ist, ob diese ratio in den Dingen liegt, von den Magiern angewandt wird oder von den Göttern ausgeht, sind alle drei Möglichkeiten zugleich gemeint, schließlich geht es hier ja gerade um ihre magische Beziehung und Verschränkung. – Neapolitaner Anonymus: »Iuxta illud nimirum ad Rom., I [23]: Et mutaverunt gloriam invisibilis Dei in imaginem corruptibilis hominis, volucrum, serpentum etc.«  Vgl. Origenes: Adversus Celsum, I, 24 (f.4v.) und V, 41 (f.55v.); Cicero: De natura deorum II, 23, 68. Vgl. auch Principiis, OL III, S. 547 f.  Das gilt demnach auch für den historischen Christus. Die Theorie des Euhemeros von Messina, die Vergöttlichung großer historischer Persönlichkeiten, benutzen auch Laktanz (Divinae Institutiones I, 11, 46 und I, 15, 1–2) und Lukian (Götterkonzil 6; Jupiter tragoedus 45; Timon 6) zum Zweck der Entmystifizierung. Wenn Bruno dieses Verfahren auf der Basis seiner Interpretation des Verhältnisses zwischen Gott und Welt rehabilitiert, gilt dies auch bedingt für die Verehrung Christi als ein mögliches Vorbild, aber nicht als einzige göttliche Epiphanie auf Erden.  Vgl. Augustinus: De civitate Dei, IV,11: »Hi omnes dii deaeque sit unus Iuppiter, sive sint, ut quidam volunt, omnia ista partes eius sive virtutes eius, sicut eis videtur, quibus eum placet esse mundi animum […]«, und VII, 13: »Sed quid de hoc Iove plura, ad quem fortasse ceteri referendi sunt, ut inanis remaneat deorum opinio plurimorum, cum hic ipse sint omnes, sive quando partes eius vel potestates existimantur, sive cum vis animae, quam putant per cuncta diffusam, ex partibus molis huius, in quas visibilis mundus iste consurgit, et multiplici administratione naturae quasi plurium deorum nomina accepit?«

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 Hermes – oder dessen ägyptisches Äquivalent Toth – gilt als der Autor

der im Corpus Hermeticum zusammengefaßten Abhandlungen. In diesen Schriften tritt er nicht als ein verkündender Gott auf, sondern als ein inspirierter Mensch, der über göttliches Wissen verfügt und als ein gesetzgebender Heros.  Vgl. Laktanz: Divinae institutiones, I, 18, 1–3.  Vgl. Apg 14,12.  Neapolitaner Anonymus: »Videlicet escusa molto bella, perché di questa sorte et per questa raggione non mai dovevano essere in reverenza queste cose con le tute le altre che sono nel mondo, pietre, herbe, animali, uccelli, huomini etc. perché in ciascuna e qualunque parte de la divinità a lei comunicata per lo essere etc. como qui se sequita«. – Vgl. auch Juvenal: Satiren, XV, 1–13.  Der natürliche Kult verehrt die Gottheit in den Dingen und durch die Dinge, in denen und durch die der Mensch sie erkennt. Der Anspruch auf unvermittelte und ausschließliche Verehrung des transzendenten und unerkennbaren Prinzips ist für Bruno unerleuchtet (da der Mensch nicht wissen kann, was er verehrt), anmaßend (da er die natur- und gottgewollten Grenzen mißachtet) und wirkungslos (da er sich aus der verfügbaren Realität ausschließt).  Vgl. die Anrufung der Isis in Apuleius: Goldener Esel XI, 5: »[…] rerum naturae parens, elementorum omnium domina, saeculorum porogenies initialis, summa numinum, regina manium, prima caelitum, deorum dearumque facies uniformis […] cuius numen unicum multiformi specie, ritu vario, nomine multijugo totus veneratur orbis«. – Vgl. auch Nicolaus Cusanus: De docta ignorantia I, 25, S. 53 f.  Ital. raggioni, wobei sich wieder die Assoziation mit raggio (Lichtstrahl) einstellt.  Wir befinden uns hier offensichtlich an einer Schnittstelle von Magie und Mnemotechnik: Es werden Positionen aktiv und scheinbar willkürlich besetzt (im Sinne der Mnemonik), aber die hergestellten Zusammenhänge sind real und möglicherweise präexistent (im Sinne der Magie).  Ital. raggioni.  Vgl. Agrippa von Nettesheim: De occulta philosophia III, 10.  Ital. raggioni.  Diese Unterteilung der Magie nach der Stellung ihres Gegenstands in der Weltordnung stammt aus Agrippa von Nettesheim: De occulta philosophia I, 1; vgl. auch Magia, OL III, S. 400 f.  Ital. non avevano raggione; ich wählte hier die undramatischste aller möglichen Übersetzungen, weil das Wortspiel auch in der Differenz der Em-

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phase besteht, mit der dasselbe Wort zweimal in demselben Satz erscheint. Natürlich kann man u. a. auch übersetzen: »hätten keine Einsicht«.  Ital. secondo le proprie raggioni. Ich beziehe raggioni auf »Dinge und Wirkungen« und nicht, was grammatikalisch auch möglich wäre, auf »sie« (die Ägypter), weil mir das folgerichtiger erscheint. Anderenfalls müßte es heißen: »[die Ägypter] betrachteten, jeder nach seinen je eigenen Gründen [oder: nach der je eigenen Vernunft], die Gottheit in allen Dingen und Wirkungen«. Es gib keinen Grund anzunehmen, daß die Mehrdeutigkeit unbeabsichtigt ist.  Neapolitaner Anonymus: »Modus impetrandi dona Dei, secondo la theologia ben cativa del Nolano«.  Vgl. Agrippa von Nettesheim: De occulta philosophia III, 10.  Neapolitaner Anonymus: »Scilicet, hoc deerat Nolanis blasphemiis, ut verbum Dei per Mosen traditum acceptum ferret Aegyptiis commentis«. – Vgl. Apg 7,22.  Die Quelle dieser systematischen Beschreibung der Kabbala ist Agrippa von Nettesheim: De occulta philosophia II, 14 und III, 11–12; Brunos vehemente Ablehnung des AT als Heilsgeschichte und des hebräischen Volkes als von Gott auserwählter Nation hindert ihn nicht an einer gemäßigt positiven Würdigung der Kabbala, deren Zahlenspekulation und darauf aufbauende konstruierende Gottesspekulation deutliche Parallelen zur »wahren Magie« und der »Ars memoriae« aufweist. Was er ablehnen muß, ist ein Primat der hebräischen Sprache (s. o., Einl. S. XXXI). Zum Thema s. auch A. Housseau: Unity and the Cabbalistic Hierarchy in Giordano Bruno, in: Jacob’s Ladder and the Tree of Life (1987), S. 213–218.  Trotz der eindeutigen Anlehnung an Augustinus: Confessiones III, 6, 11 (und gleich im Anschluß an Confessiones III, 6, 10) ist die Aussage der Augustinusstelle diametral entgegengesetzt: Während das »innerlicher als das selbst«-Sein Gottes für Augustinus die Garantie der unmittelbaren Verbindung ausmacht und es sich daher verbietet, Gott in der Schöpfung suchen zu wollen, behauptet Bruno hier gerade die Unkommunizierbarkeit des absoluten Gottes und die Notwendigkeit einer Vermittlung über das Göttliche in den Dingen.  Ital. raggioni: die speziellen Ursachen sind zugleich Ausstrahlungen des einen Prinzips.  Asclepius (Corpus Hermeticum II), § 3: »A supradictis enim omnibus, quorum idem gubernator deus omnium, frequentatio fertur influens per mundum et per animam omnium generum et omnium specierum per rerum naturam.« Vgl. die Wiedergabe von Fragment 120 der Antiquitates von Varro durch Augustinus in De civitate Dei, IV, 22: »Quomodo nihil prodest, inquit, homines alicuius medici nomen formamque nosse, et quid sit medicus igno-

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rare, ita nihil prodest scire deum esse Aesculapium si nescias eum valitudini opitulari atque ita ignores cur ei debeas supplicari. Hoc etiam affirmat Varro alia similitudine, dicens non modo bene vivere, sed vivere omnino neminem posse si ignoret, quisnam sit faber, quis pistor, quis tector a quo quid utensile petere possit, quem adiutorem assumere, quem ducem, quem doctorem, eo modo nulli dubium est, ita esse utilem cognitionem deorum, si sciatur, quam quiaque deus vim et facultatem ac potestatem cuiusque rei habeat«.  Neapolitaner Anonymus: »Trismegisti laudes in Aegyptum et eius vaticinium de abolitione Aegyptiaca religionis et sapientiae.« – Der ganze Abschnitt ist eine freie Nacherzählung von § 24–26 des Asclepius. Vgl. Marsilio Ficino: Opera II (1983), S. 1865 f. Zu Brunos Veränderung von Ficinos Version s. M. Ciliberto: La ruota del tempo (1992), S. 159–166. – Vgl. auch Augustinus: De Civitate Dei VIII, 23: »Sed Hermes cum ista praedicit, velut amicus eisdem ludificationes daemonorum loquitur, nec christianum nomen evidenter exprimit; sed tamquam ea tollerentur atque delerentur, quorum obsevatione caelestis similitudo custodireurin Aegypto, ita haec futura deplorans, luctuosa quodammodo praedicatione testatur.«  Vgl. Augustinus: De civitate Dei VIII, 22: »[…] ille [Hermes] visibilia et contrectabilia simulacra velut corpora deorum esse asserit; inesse quosdam spiritus invitatos, qui valeant aliquid sive ad nocendum sive ad desideria nonnulla complenda eorum, a quibus eis divini honores et cultus obsequia deferentur«.  Obwohl auch dies noch fast wortgetreu aus Asclepius, § 26, übernommen ist, ergibt es sich im Kontext, daß Bruno Hermes gegen die Juden und/ oder Protestanten sprechen läßt.  Neapolitaner Anonymus: »Qui reprendeno l’idolatrie d’Aegypto, sono calumniatori; il Nolano savio et iusto, qui calomnia la religion Christiana.«  Den Hinker verlache der Geradegewachsene, den Äthiopier der Weiße. Juvenal: Satiren, II, 23.  Vgl. Plotin: Enneaden II, 2, 13.  Neapolitaner Anonymus: »Calumnia in populum Israeliticum.«  Vgl. Ex 32,1–9; Num 21,8–9. – Neapolitaner Anonymus: »Calumnia in usum serpentis aenei iussu Dei erecti, quasi id fecerint ex traditione Aegyptiaca«.  Vgl. Ex 32,20 und 2 Kön 18,4.  Vgl. Gen 49,1–27.  Vgl. Hos 5,14.  Vgl. Dtn 32,11.  Vgl. Ex 24,17.  Vgl. Jer 30,23.

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 Vgl. Ps 49,3.  Vgl. Ps 101,7; der »blutende« Pelikan stammt aus Augustinus: Enarra-

tiones in Psalmos, 101, 8.  Vgl. Ps 101,8.  Vgl. Offb 5,6. – Neapolitaner Anonymus: »Christum notat«.  Vgl. Offb 5,2–3 und 9.  Vgl. Mt 9,36; 10,6; Joh 10, passim und 21,15–17; 1 Petr 2,25.  Vgl. Mt 21,1–7; Mk 11,1–7; Lk 19,28–35; Joh 12,14–15. – Neapolitaner Anonymus: »Ad historiam ingressus Ierosol. In asina et pullo«. – Vgl. Cabala, OC VI, S. 33, 39, 45 u. 77; zum Esel als Sinnbild des Glaubens s. Agrippa von Nettesheim: De vanitate scientiarum CII: »Ad encomium asini digressio«; vgl. auch A. F. Doni: L’asinesca gloria (1553), S. 16; Ioannes Pierius Valerianus: Hieroglyphica, f. 88r.  Vgl. Agrippa von Nettesheim: De vanitate scientiarum LXXXI, »De arte heraldica«, passim.  Nach Tansillo: La Balia, v. 211–219: »Di Spagna, dal Perù, da l’Indie nove / recar vi fate or cagnin rosso o bianco / E d’ogni estremo lido in che si trove, / E non vi s’allontana mai dal fianco, / Non pur gli aprite il sen, gli date il lembo, / Ma in petto a fiato il chiudete anco; / E i figli vostri, che né sol né nembo / Dovria scostar da voi, par che vi grave / Tener ne’ tetti, io non vo’ dir nel grembo«.  Die Parze, die den Lebensfaden abschneidet.  Marderpelze mit kostbar ausgestalteten Goldköpfen wurden von reichen Damen der Zeit tatsächlich getragen, allerdings als ein sympathetisches Mittel gegen Komplikationen während der Schwangerschaft.  Hier schickt Bruno wieder das Satyrspiel der Tragödie voraus, wenn aus der Karikatur der Modetorheiten der »Reichen und Schönen« eine Bestätigung für die Richtigkeit der folgenden – ernstgemeinten – Abhandlung über die Heiligkeit des Hornes gezogen wird.  Ital. raggioni: wegen der etymologischen Nähe zu raggionamenti (Gespräch) kann dieses Mehrzweckwort auch für »Gesprächsthema« stehen.  Die Assonanz von corna und corona lädt im Italienischen zu Wortspielen ein (vgl. Pietro Aretino: Cortigiana V, xxv, 7; Aretino: Il teatro, , S. 216). Zum Horn als Herrschaftssymbol s. Ioannes Pierius Valerianus: Hieroglyphica (1556) VII, f. 56v.: »De cornibus. Sacrosancta dignitas«.  Vgl. Annibale Caro: Gli Straccioni II, 5: »[…] incornarti Imperadore«.  Das »Lob des Hornes« gehört zusammen mit dem des Flohs, der Glatze usw. zu den im Humanismus beliebten Themen paradoxer Panegyrik; z. B. A. F. Doni: La zucca, »Baia ultima«; A. F. Grazzini (Il Lasca): Rime burlesche, L »In lode delle corna«.

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Neapolitaner Anonymus: »Rursus ad calumniandum Mosen«. Vgl. Ex 7,8–12; 8,12–15; 9,8–11. Vgl. Ex 34,29–35. Vgl. Alfonso de Valdés: Due Dialoghi (1546), S. 87: »I Re barbari et massimamente i Persi, con nascondersi, et non mostrarsi al popolo mantenevano la lor maestà«.  Neapolitaner Anonymus: »La coda de l’asina che portò Christo in Jerus.« – In St. Maria di Castello in Genua verwahrte man tatsächlich den Schwanz des Palmsonntagsesels als Reliquie; vgl. Candelaio, OC I, S. 57.  Ihr werdet hundertfach empfangen und das ewige Leben erlangen. Mt 19,29.  Vgl. 1 Sam 10,1.  Vgl. Jer 48,25; Ps 74,11; Am 3,14; Koh 47,8. – Neapolitaner Anonymus: »Ridet propheticas comminationes«.  Vgl. 1 Sam 2,1; Koh 47,6 und 13; Ps 88,18; Ps 111,9; Ps 131,17; Ps 148,14.  Vgl. Causa, BW III, S. 52.  Vgl. Imaginum, OL II / 3, S. 110–111.  Vgl. Ovid: Metamorphosen V, 325–328.  Ital. raggioni.  Da das Gespräch im Olymp stattfindet, redet Jupiter von Griechen, aber hier und im weiteren Verlauf sind unter den anmaßenden und götzendienerischen Griechen natürlich die Christen und vorwiegend Protestanten zu verstehen.  Dem einen transzendenten Gott kann kein Kult je gerecht werden, die »Beleidigung« ist also unumgänglich; die Verehrung des sich in der Natur mitteilenden und offenbarenden Gottes in den Erscheinungen ist aber (aus der menschlichen Perspektive) zugleich adäquat und fromm.  Ital.: fuor d’ogni raggione e dignità.  Diese Attacke gegen die Heiligenverehrung ist kein bloß peripherer Angriff gegen das Christentum, da sie im vollen Umfang auch dem ChristusKult gilt.  Vgl. Vergil: Aeneis 10, 467: »Stat sua cuique dies«.  Neapolitaner Anonymus: »Puto ista omnia dici in idolatriam papisticam et cultum divorum; nam noster iste Lucianus omnes religiones, praeter Aegyptiam et forte Gentilicam omnem, inf[eriores] dig[nitate] habet«.  Ein Seitenhieb auf den Streit der Konfessionen, ob der verklärte Leib Christi nach der Himmelfahrt real oder bloß symbolisch im Sakrament anwesend sei.  Ital. cocchiaroni; vgl. Cabala, OC VI, S. 119, »il molto reverendo Don    

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Cocchiarone«. Dies könnte eine Anspielung auf Merlin Coccai (Pseudonym des Teofilo Folengo in der Maccaronischen Dichtung) sein, der sich in seiner fiktiven Autobiographie als verfressener und verluderter Kleriker stilisierte.  Ital. contrazione (»Konzentration«, nicht nur im Sinne der geistigen Sammlung); zu diesem für Bruno zentralen Begriff s. Sigillus, OL II / 2, S. 180– 193; es handelt sich hier im Text des Spaccio um die erste der fünfzehn im Sigillus sigillorum beschriebenen, durchaus nicht immer positiven Spielarten der Intensivierung oder complicatio verschiedener menschlicher Anlagen.  Thetis ist sowohl Meeresgottheit als auch Göttin des Gesetzes.  Neapolitaner Anonymus: »Hactenus de Capricorno, iam de Aquario etc. ubi ironice irridet historiam diluvii universalis tanquam impossibilis«. Toland: »De diluvio, migratione gentium, et aetate universi«.  Vgl. Gen 7,11 und Ovid: Metamorphosen I, 260–61.  Zum Mythos von Deukalion und Pyrrha s. Ovid: Metamorphosen I, 314–415; wiewohl Jupiter als »Grieche« argumentiert, enthüllt er durch das Insistieren auf der universalen Geltung eines Mythos, daß hier der jüdischchristliche Anspruch auf alleinige und universale Gültigkeit ihrer Überlieferungen karikiert wird.  Nach Lukrez: De rerum natura V, 783–825; vgl. Ovid: Metamorphosen I, 72–88 und 411–437. Vgl. auch Immenso, OL I / 2, S. 282.  Bruno nimmt hier zwei Probleme aufs Korn, die im Zusammenhang mit der Entdeckung Amerikas die Wahrheit der alttestamentarischen Überlieferung als historisches Dokument in Schwierigkeit brachten und Gegenstand reger Diskussionen waren: das Alter der Welt seit ihrer Erschaffung und die monogenetische Theorie, nach der alle Menschen von Adam und nach der Sintflut von Noah abstammten. Für Bruno, der von der Belebtheit aller Planeten ausgeht, ist die Polygenese und die spontane Entstehung ausnahmslos aller Lebewesen aus ihrem »Mutterboden« selbstverständlich. Diese Theorie war durch Avicenna tradiert worden, und zu ihren Befürwortern gehörten u. a. Pomponazzi, Cardano und Paracelsus. Der konkrete Gegner, den Bruno hier angreift, ist vermutlich Philippe du Plessis-Mornay, dessen De la Vérité de la Religion chrestienne (1581) von Philip Sidney ins Englische übersetzt wurde (gedruckt bei Charlewood ab 1587, s. Early English Books Online) und viele der von Bruno karikierten Argumente bringt. Zur Diskussion der Entstehung der Menschen in der Neuen Welt s. auch G. Gliozzi: Adamo e il nuovo mondo (1977).  Ital. raggioni.  Nach der auf der Bibel basierenden Berechnung von Eusebius und Augustinus betrug das Alter der Welt 6.000 Jahre. In De civitate Dei XVIII, 40 verteidigt Augustinus diese Zahl gegen die Behauptung eines höheren Alters

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der ägyptischen Kultur: »Nos vero in nostrae religionis historia fulti auctoritate divina, quiquid ei resistit, non dubitamus esse falsissimum«; dieser Berechnung widersprach auch Platons Behauptung, Atlantis sei vor 9.000 Jahren durch die Flut zerstört worden. Die kürzeren Mondjahre wurden zur Rekonziliation dieser Traditionen bemüht, und du Plessis-Mornay treibt diese Argumentation noch weiter, wenn er schreibt: »Mais les mémoires, dira-t-on, des Chaldéens sont plus anciens. […] Quand ils parlent de leurs disciplines, ils entendent toujours l’an lunaire […] c’est-á-dire, mois […] comme aussi quand les Ibériens disent qu’ils ont des lettres depuis si mille ans, ils parlent selon leur an, qui n’était que de quatre mois.« (Lt. La biblioteca ideale aus du Plessis-Mornay, De la Verité de la Religion chrestienne, 1581, S. 145 f.).  Während es Bruno hier vor allem um die Abweisung einer auf der Bibel basierenden Kosmologie und Geschichtswissenschaft geht, ist doch anzumerken, daß hier und im weiteren Verlauf des Dialogs, wann immer es um Mythen geht, der Rationalist Momus in guter Lukianischer Tradition eine weitgehende Entmystifizierung im Dienste der Wahrheit befürwortet, während Jupiter die gemäßigtere Position einer Unterscheidung zwischen dummen und (gesellschaftlich) nützlichen Fabeln einnimmt, da die befürchteten Nachteile nicht im peinlichen Prestigeverlust der Götter, sondern in der Zerrüttung der Gesellschaft durch die Untergrabung der tradierten Religion bestehen. Nur in einer dieser beiden Personen das Sprachrohr für Brunos »eigentliche« Meinung zu sehen, würde zu kurz greifen und sowohl Brunos perspektivische Denkweise als auch die Möglichkeiten der Dialogform verkennen.  Ps 116,11.  Diese von Plessis-Mornay vertretene These wirkt um so lächerlicher durch die hämische Form, in der Momus sie präsentiert und als Sprengsatz das wichtigste Gegenargument gleich mitliefert. Zu Brunos antimissionarischer Einstellung s. o., S. 267, sowie S. 389.  Ital. raggione.  Vgl. Jon 2. – Neapolitaner Anonymus: »Irridet historiam Ionae«.  D. h. die christlich-jüdische Tradition mit ihrem Universalanspruch.  Neapolitaner Anonymus: »Irridet historiam Noachi«.  Unter der satirischen Einkleidung steckt Brunos ernsthaftes Eintreten für Nationalreligionen und lokale Kulte.  Vgl. Gen 9,21–23.  Vgl. Ovid: Metamorphosen I, 378–414.  Der ironische Tonfall sollte nicht über Brunos Einstellung zum historischen Mythos hinwegtäuschen: der fiktive Charakter disqualifiziert ihn bloß als geschichtlichen Bericht, nicht als Mythos, der seine eigene Funktion und

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Berechtigung in der Herstellung und Aufrechterhaltung nationaler Identität hat. Auch die Mythen soll man »an ihren Früchten erkennen«.  Daß eine jede Wahrheit, die wert ist, erkannt zu werden, auch wert ist, verborgen zu werden (vor den Unberufenen, der Masse der Menschen o. ä.), entspricht nicht nur Brunos eigener elitärer Selbsteinschätzung, sondern darf für die Antike als ein nahezu universal anerkannter Grundsatz gelten, vor allem das Wissen um – im weitesten Sinne – göttliche Dinge betreffend. Hier könnte Bruno sich sowohl auf das NT (Mt 13,10–17; Mk 4,10–12; Lk 8,9–10) berufen, als auch auf die Hermetischen Schriften (Poimandres, XIII, §16 und Asclepius, §1).  Christliche Kabbalisten, die das Hebräische als die lingua Adamica akzeptierten, mußten als Konsequenz die These vertreten, die heidnischen Völker hätten die wahren Inhalte ihrer prisca sapientia von Moses übernommen.  Origenes: Adversus Celsum IV, 31 (f. 40v).  Hier spricht Jupiter wieder als »echter Grieche« für den paganen Polytheismus (vgl. o., Anm. 266 und 288).  Das brutale Urteil Brunos, das landlose Volk hätte keine Existenzberechtigung nach der Ordnung der Natur, läßt sich nur durch den Universalitätsanspruch und die Auserwähltheitsideologie der mosaischen Religion erklären: für Bruno sind die Juden kein Teil der Welt, weil sie sich nicht damit begnügen, bloß ein Teil der Welt zu sein (s. Einl., S. XXXI).  Vgl. Eph 1,4–5 und 10–11; 1 Petr 2,9–10.  Ital. tenerlo per suo mit der Doppelbedeutung von »als sein Eigentum behalten« und »(irrtümlich) für sein Eigentum halten«.  Ital. kommt in civiltà und urbanità gegen selvaticia und barberia auch ein Gegensatz zwischen Stadtzivilisation und bäuerischer Unbildung zum Ausdruck.  Oder »reformiert«.  Die Fische sind im Himmel als Geburtshelfer der Venus, die hier nicht für die geschlechtliche, sondern für die barmherzige Menschenliebe steht; vgl. Scholia in Germanicum in Aratus (1559), S. 121: »[…] quae vocatur Venus: maxime quae misericors ad homines pertinebat: quaeque multa quae ad utilitatem hominibus verterentur, ea dicitur invenisse.«  Tob 6,2–9 und 11,7–14; den Erzengel Rafael, Geleiter des Tobias, identifiziert Bruno mit Merkur.  Harpokrates. Vgl. Ioannes Pierius Valerianus: Hieroglyphica, f. 261r.: »[…] silentium significaret de diis immortalibus habendum«.  Der Wassermann Deukalion.  Jonas.

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 Vgl. Ovid: Metamorphosen IV, 714–734.  Iannis (oder Jannes) und Jambres (oder Mambres) sind die in 2 Tim

3,8 erwähnten Namen der im AT nicht namentlich genannten ägyptischen Zauberer, die mit Moses wetteifern. Als Erzzauberer leben sie weiter in der talmudischen Tradition, werden von Eusebius (Praep. Evangel. 9, 8) erwähnt, aber auch von Plinius (Hist. Nat. 30, 1) und Apuleius (Apolog. 2). Als eine Art »Protofaust« wird Ianni del Orco zum Prototyp des schwarzen Magiers, der viele volkstümliche Legendenmotive an sich zieht. Auch Agrippa von Nettesheim erwähnt ihn neben Simon Magus in De vanitate scientiarum XLVIII, »De praestigiis«.  Cola Pesce, sagenhafter, als Halbfisch geborener Schwimmer und Taucher: Calvino: Fiabe Italiane III (1993), Nr. 147. Einen Teil dieses Stoffes gestaltete Schiller im Gedicht Der Taucher.  Neapolitaner Anonymus: »Salonica, hospitium hodie Iudaeorum valde frequens. Irridet rursus ut fabellam Ionae historiam.«  Neapolitaner Anonymus: »De Orione; sed, o Christe, mutato nomine de te Fabula narratur«. – Hygin in Aratus (1559), S. 27, beschreibt die Entstehung Orions aus dem Urin Jupiters und Merkurs und verbindet das Sternbild mit dem Einsetzen der Regenperiode.  Bruno benutzt dieses Sprichwort für einen unerwarteten Glücksfall auch in Candelaio, OC I, S. 21.  Vgl. Mt 14,22–33; Mk 6,47–51; Joh 6,18–20; Toland: »Falsissima in Christum satyra, sub Orionis persona«.  Momus’ »Vorschlag« ist natürlich als Satire und indirekter Angriff auf Jupiters tolerantere Haltung gegenüber religiösen Fabeln zu lesen. Der Rationalist Momus betont die Widernatürlichkeit von Wundern und mithin die Gefahr, daß Wundererzählungen zu einer Verherrlichung der Unnatur in der Religion führen. Daraus resultieren die Weltverachtung und der Fideismus (mithin Verachtung der menschlichen Vernunft) des Christentums paulinisch-augustinischer Prägung vor allem bei den Protestanten. – Orion taucht in der Fortsetzung des Spaccio, der Cabala, als Anagramm und Metamorphose wieder auf: unter dem Namen Onorio (der »ehrenwerte« Esel), einer Inkarnation des Aristoteles, der die Philosophie pervertiert. Vgl. hierzu P. R. Blum: Bruno (1999), S. 85 u. 87.  Vgl. dagegen Ignatius von Loyola: Exercitia spiritualia Nr. 365, »Ad sentiendum cum Ecclesia«, reg. 13: »Debemus super omnia hoc servare, ut recte sapiamus, quod id quod ego album video, credam esse nigrum, si ita Ecclesia hierarchica diffiniret esse« (Versio Prima, A. 1547).  Vgl. Martin Luther: De servo arbitrio (1983), S. 226 f. (WA 775): »[…] nec esse praesumendum, tot eruditos, tanta saeculorum seri viros, errasse aut

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non cognovisse, quasi ignoremus, mundum esse regnum Satane, ubi praeter naturalem caecitatem agnatam ex carne, etiam nequissimis spiritibus regnantibus super nos in ipsa caecitate induramur, daemoniacis, nec iam humanis tenebris, tenemur.«  Ebd., S. 206 (WA 658): »Sic aeternam suam clementiam misericordiamque abscondit sub aeterna ira, justitiam sub iniquitate. Hic est fidei summus gradus, credere illum esse clementem, qui tam paucos salvat, tam multos damnat, credere iustum, qui sua voluntate nos necessario damnabiles facit […]«; sowie S. 342 f. (WA 775): »Ideo summae illae Uirtutes optimorum hominum, in carne sunt, hoc est, mortuae, inimicae Deo sunt, legi Dei non subiectae, nec potentes subijci, Deoque non placentas.« Vgl. dagegen Immenso, OL I / 2, S. 150–151: »Ingenium duplex studia in contraria tendit, / Natura atque deus stupidi per dogmata vulgi / […] Atqui Ego qui didici naturam extollere numen, / Hancque Deum in rebus credendam et nominitandam« (meine Hervorhebung im Text).  »Griechentum« steht hier wieder für Christentum (s. o., S. 266 und 288).  Vgl. Martin Luther: De servo arbitrio (1983), S. 220 (WA 651): »Cur non illud potius miraris Erasme, quod ab origine mundi semper inter gentes fuerunt excellentiora ingenia, maior eruditio, ardentius studium quam inter Christianos vel populos Dei, sicut Christus ipse confitetur, prudentiores esse filios huius seaculi filijs lucis? Quis Christianorum vel uni Ciceroni, ut Graecos taceam, ingenio, eruditione, diligentia comperandus est? Quid igitur obstitisse dicemus, ut nullus illorum ad gratiam pervenire potuerit? qui certe lib(erum) arb(itrium) summis exercuerunt viribus? Nullum vero inter eos fuisse, qui summo studio ad veritatem contenderit, quis audeat dicere? Et tamen asseri oportet, nullum pervenisse.«  Ital. granchi, »Krabben«; das Wort bedeutet aber außerdem noch »Krämpfe« und »Dummheiten« (ähnlich wie »das ist ein Krampf« im Süden Deutschlands).  Vgl. Lk 10,21; 1 Kor 1,18–31; 1 Kor 3,18–21. – Die Melancholie war in der galenischen Medizin ein trockener Zustand, der wissenschaftliche Tätigkeit begünstigte und seinerseits von ihr begünstigt wurde. Astrologisch beherrschte beide der »grüblerische Saturn« (vgl. S. 231, Anm. 224).  Neapolitaner Anonymus: »In Christum fortasse.«  Auf Biegen und Brechen, wörtlich: durch Recht und Unrecht.  Parodie auf Joh 13,31–32 und 17,1–5.  Christus als Schwarzkünstler auch im Sigillus, OL II / 2, S. 181: »Jesus Nazarenus non prius coepisse mirabilia dicere et operari fertur, quam post conflictum cum diabolo in deserto habitum.«

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 Der Affe als Nachahmer und zugleich krasse Karikatur des Menschen

war in der christlichen Kunst traditionell auch ein Bild des Teufels als des inkompetenten Rivalen und Nachäffers Gottes. Joh. Calvin benutzt diese Assoziation in seiner Kritik des katholischen Meßopfers, wenn er von den Priestern weniger als Possenreißern, sondern vielmehr als Affen in ihrer Nachahmung des Opfers Christi spricht (Institutiones Christianae religionis IV, 19, 29); Bruno benutzt dieselben Ausdrücke, um Christus als Affen der göttlichen Weisheit (Minerva) darzustellen. Vgl. auch Erasmus: Adagia, 610, »Simia in purpura« und 1795, »Tragica Simia«, beides Sprichwörter über die Anmaßung von Ehren und Kompetenzen durch unwürdige Personen.  Neapolitaner Anonymus: »Vetus querela atheorum hominum in Christianismum«.  Ders.: »Loco veri Christianismi reponit Nolanus Militiam«. – In Radini: Sideralis Abyssus (1511), 39 (fol. 61v. –62r.) nehmen die Märtyrer den Platz Orions am Himmel ein.  Deutlich ist hier wieder die Unterordnung der Religion unter die Staatsverwaltung. Insofern (aber nicht in ihrer dogmatischen Nähe zum Protestantismus) mußte Bruno die englische Staatskirche, die den Souverän zum Oberhaupt der Kirche macht, gutheißen.  Da Bruno die protestantischen Dogmen als widernatürlich, gewaltsam und vernunftwidrig charakterisiert, erinnert Jupiter hier vermutlich an »vis consilii expers mole ruit sua« (Horaz: Oden III, 4, 65).  Auch der Eridan steht für Christus, da er zugleich historischer Mensch und überzeitlicher Gott, sitzend zur Rechten des Vaters und zugleich im Sakrament anwesend sein soll. Der Angriff richtet sich nicht nur gegen das vom Tridentinischen Konzil festgeschriebene katholische Dogma von der Transsubstantiation und Realpräsenz des Leibes Christi in den konsekrierten Hostien, sondern auch gegen die lutherische Kompromißlösung der »Konsubstantiation«, einer Allgegenwart des verklärten Leibes, was im Vorschlag des Momus, den Eridan einfach überall sein zu lasen (s. u.), deutlich zum Ausdruck kommt. – Zum Thema s. auch Ingegno: Regia pazzia (1987), S. 24 ff.  Ital. suppositale e personalmente, was auch »in Stellvertretung und persönlich« bedeutet, aber in der Terminologie der scholastischen Theologie auf Christus als Person und als »Grundlage« der geweihten Hostie verweist.  Ital. in più parti, was auch »in mehrere Stücke aufgeteilt« bedeutet.  Toland: »Incarnatio, transsubstantia[tio], spiritualis manducatio, potatio, et intellectus.«  Vgl. Joh 4,10–15.  Durch diese scheinbare Konzession verweist Momus alle Spekulation

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über den Leib Christi in den Bereich der Phantasie. Das Essen der »Fische« ist nicht nur eine Konsequenz der Flußmetapher und erinnert an die zwei Fische bei der wunderbaren Brotvermehrung (Mt 14,17–21), sondern war auch während der Christenverfolgung in der Antike eine Geheimformel, mit der die Zugehörigkeit zur christlichen Gemeinde signalisiert wurde (s. u., Anm. 421). Außerdem hat ital. pesce auch obszöne Konnotationen.  Die konkrete Eselheit nimmt in der Cabala (OC VI, S. 53) den Platz des Eridan ein.  Vgl. Hygin in Aratus (1559), S. 16 f.  Der Hase ist traditionell Symbol der Furcht, so auch bei Ioannes Pierius Valerianus: Hieroglyphica XIII (f. 95v.). Vgl. auch Erasmus: Adagia, 3278, »Leporis vita«: »[…] ne somnum quidem capit nisi oculis apertis«.  Vgl. Lukrez: De rerum natura III, 1013–1022; vgl. Vinculis, OL III, S. 683: »Etsi enim nullus sit infernus, opinio et imaginatio inferi sine veritatis fundamento vere et verum facit infernum«; vgl. auch Imaginum, OL II / 2, S. 211.  Die Argumente gegen die Todesfurcht klingen wie stoische Gemeinplätze, verweisen aber bei näherer Betrachtung auf Brunos Lehre von der Einheit und Unzerstörbarkeit des Lebensprinzips (s. o., Widmungsbrief S. 11).  Wahrscheinlich liegt dem eine pseudoetymologische Verbindung von lat. lepus (Hase) und lepidus (hübsch, anmutig, abgeleitet von lepor, Anmut) zugrunde; Ioannes Pierius Valerianus: Hieroglyphica, f. 96r: Lepus venustas erinnert auch an die Zugehörigkeit dieses Tieres zur Venus; auch bei Erasmus bedeutet Leporem non edit (Adagia, 1015) Reizlosigkeit und Häßlichkeit.  Das Gegensatzpaar disgraziato und grazioso des Originals drückt hier über den bloßen Mangel bzw. die Anwesenheit körperlicher Grazie und Anmut hinaus eine tiefere Art der Begnadung oder deren Privation aus: es geht immer noch um das Meßopfer, hier um die erwartete Wirkung, die als medizinischer Aberglauben dargestellt wird.  Parodiert Seligpreisung Mariae.  Toland: »Transubstantiatio«.  Der Große Hund, oft auch als Jagdhund des Orion bezeichnet, wird hier wie bei Hygin in Aratus (1559), S. 28, als Laelaps, der Hund der Procris, identifiziert.  Hier beginnt die Variation zum Thema der Jagd als Erkenntnisprozeß (diese Metapher verwendete auch Nicolaus Cusanus als Titel seiner Schrift De venatione sapientiae): Zunächst geht es hier um eine unendliche und prinzipiell unvollendbare Annäherung an den Gegenstand; dieses Thema wird ausführlicher und aus einer anderen Perspektive in Furori behandelt, wo die Jagd nach der prinzipiell unerreichbaren absoluten Wahrheit als die notwendige

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Verfassung des Philosophen dargestellt wird. Im Spaccio steht dagegen die Kritik an den Theologen im Vordergrund, die glauben, sie könnten die Wahrheit tatsächlich ergreifen oder hätten sie gar schon in der Tasche. Die Jagdmetapher wird im weiteren Verlauf noch in verschiedene Richtungen weiterentwickelt und erfährt dabei zahlreiche Metamorphosen (s. u., Anm. 355, 362, 366, 371).  Der thebanische Fuchs, den niemand einholen konnte, und der Hund, dem keine Beute entkommen konnte, werden bei Ovid (Metamorphosen VII, 753–793) tatsächlich beide versteinert (andere Quellen der Sage sind Apollodorus: Mythographus 2, 4, 7 und Pausanias: Periegeta 19, 1, 1). Es ist nicht ausgeschlossen, daß Bruno mit dieser »Ungleichbehandlung« von Hund und Fuchs andeuten will, daß die Theologen vergeblich im Himmel zu erhaschen versuchen, was fest auf der Erde verankert und ohne weiteres erreichbar ist.  Pilatus zu den Pharisäern über die Kreuzesinschrift, vgl. Joh 19,22.  Spitze gegen die lutherische Darstellung eines persönlichen Gottes als universaler Despot (s. o., Anm. 97 zum ersten Dialog).  Hier und im folgenden Schlagabtausch mit Momus nimmt Bruno auch den Unfehlbarkeitsanspruch des Papstes in Glaubensdingen aufs Korn, demzufolge die Einberufung eines Konzils schon als eine große Konzession erscheinen könnte.  Vgl. Aristoteles: Analytica posteriora, Kap. 24.  Hier geht es speziell gegen das Dogma der Transsubstantiation.  Während in Furori Aktaions Jagd die in ekstatische Offenbarung mündende Wahrheitssuche des Philosophen bedeutet, wird im Spaccio die Metapher der Jagd hauptsächlich in ihren negativen Aspekten dargestellt. Zunächst wird sie, in Anlehnung an Erasmus (Encomium Moriae XXXIX) und Agrippa von Nettesheim (De vanitate scientiarum LXXVII), als Brutalität und frivole Willkür der Mächtigen dargestellt, um sogleich als Bild für den verfehlten Gottesdienst und die angemaßte Gotteserkenntnis der verschiedenen christlichen Konfessionen entfaltet zu werden (s. u., S. 385–387 und Anm. 262).  Ital. wird hier das Wort beneficio verwendet, das an sich harmlos und natürlich klingt, aber in der Zeit der Abfassung des Spaccio und im Kontext der Fürsprache und Mittlerschaft zwangsläufig an den berühmt-brüchtigten Traktat Del Beneficio di Gesu Cristo des Benedetto da Mantua erinnerte. Diese aus valdesianischen Kreisen hervorgegangene oder jedenfalls von den valdesianischen Zirkeln propagierte Schrift formulierte in volksnaher Sprache und Argumentation die Rechtfertigungslehre sola fide und war sowohl in Italien als auch in England weit verbreitet.  Vgl. Ovid: Metamorphosen XV, 138–142 und 172–174; auf diese Stel-

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len bezieht sich auch Erasmus (Adagia, 3001, »Dulce bellum inexpertis«): »Non veriti sunt vesci ferarum extinctarum cadaveribus, dentibus laniare carnem exanimam, haurire sanguem, exsugere saniem et viscera, ut ait Ovidius, in viscera contendere«.  Ital. raggioni, also auch in der Bedeutung »Zusammenhänge«.  Nämlich die Seelenwanderung, in deren Kontext Pythagoras bei Ovid das Fleischverbot stellt (s. Metamorphosen XV, 165–171). Bruno setzt offenbar bei seinen Lesern eine sehr gründliche Kenntnis der Metamorphosen voraus, bei der die Erwähnung einer Stelle sofort den unmittelbaren Kontext evoziert. So stellen in Buch XV die Verse 125–137, also unmittelbar vor der in Anm. 357 zitierten Stelle, den Kontext zwischen dem blutigen Opfer, der Erforschung des Willens der Götter und dem Fleischfressen her und bezeichnen den Gesamtkomplex als Gipfel der Unfrömmigkeit.  Ital. raggion di bestia, also auch »Rechtsanspruch auf den Status des Tieres« und »tierische Vernunft«.  Der Giove stazionario evoziert den römischen Tempel des »Jupiter Stator« bei der Porta Palatina, des »Fluchtenhemmers«, der die Römer nach der von Livius tradierten Sage (Historia I, 12, 1–3) den Kampf gegen die Sabiner bestehen ließ. Zugleich sind Giove stazonario, diretto und retrogrado aber auch astrologische Termini für Planetenbewegungen. Der Planet Jupiter erläßt demnach diesen Befehl, während sein Einfluß bereits im Abnehmen ist. Vgl. auch Candelaio, OC I, S. 91.  Ironisch für den katholische Priester. Der folgende Abschnitt beschreibt (in Anlehnung an Calvin: Institutiones Christianae religionis IV,18 und 19) das Meßopfer.  Neapolitaner Anonymus: »In sacerdotes V[eteris] T[estamenti]«. – Es handelt sich aber hauptsächlich um die Fortsetzung der Parodie auf die katholische Messe. Das »kleine Messer« ist die Lanzetta, mit der der Hostie die Particella entnommen wird, die im Kelch versenkt wird. Der gesamte Passus ist in starker Anlehnung an Erasmus: Encomium Moriae XXXIX formuliert, ähnlich auch bei Agrippa von Nettesheim: De vanitate scientiarum LXXVII: »[…] tunc feralis instruitur carneficina, solemnique chironomia, praescriptisque vocabulis (neque enim aliter fas est) belva laniatur«.  Vgl. Calvin: Institutiones Christianae religionis IV, 18, 2: »Christus ergo, qui morte non impeditur, unus est nec consortibus indiget.« Es ist typisch für den tückischen Duktus des Spaccio, daß hier – mitten in einer Travestie des katholischen Kultes, die Calvin in allem rechtzugeben scheint – der calvinistischen Auffassung von Christus als dem einzigen legitimen Priester ein plötzlicher Seitenhieb (durch ein Calvin-Zitat!) erteilt wird.  Vgl. zur alleinigen Priesterschaft Christi Hebr 9,7: »In secundo (sc.

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Sancto Sanctorum) autem semel in anno solus pontifex non sine sanguine quem offert pro sua et populi ignorantia […]«. – Shem-ha-Meforash ist die Bezeichnung des Tetragrammaton als der über alles erhabene, unaussprechliche oder nur im Heiligtum auszusprechende Name Gottes (vgl. Wilhelm Bacher, Artikel zum Schlagwort in Jewish Encyclopedia.com).  Der Haushirsch ist der Gehörnte, nicht im von Isis evozierten erhabenen Sinn (s. o., S. 353–357), sondern im Sinne der Posse. Wir sind hier weit entfernt von der positiven Wertung dieses Mythos in Furori, wo es heißt: »Atteone significa l’intelletto intento alla caccia della divina sapienza, all’apprension della beltà divina« (OC VII, S. 155) und »[…] atteso che non sia cosa naturale né conveniente che l’infinito sia compreso, né esso può donarsi finito: percioché non sarebbe infinito; ma è conveniente e naturale che l’infinito sia infinitamente perseguitato (in quel modo di persecuzione il quale non ha raggion di moto fisico, ma di certo moto metafisico; et il quale non è da imperfetto al perfetto: ma va circuendo per gli gradi della perfezzione, per giongere a quel centro infinito il quale non è formato né forma).« (OC VII, S. 167). Vgl. auch Agrippa von Nettesheim: De vanitate scientiarum LXXVII: »[…] ipsi abiecta humanitate ferae efficiuntur, morumque prodigosa perversitate, tanquam Acteon, mutantur in naturas belluarum«.  Vgl. Ovid: Metamorphosen III, 189–194.  »Wann immer du das Tier sahst, liefst du mit ihm. Mich, die ich früher bei dir war, wirst du in Galiläa sehen.« Dieses Pasticcio aus Ps 49,18 (bzw. 50,18) – wobei furem, »den Dieb«, durch feram, »das Wild«, ersetzt ist – und Mt 28,7 ist kein harmloser Ulk, da der Psalm von Heuchelei und geheimer Mittäterschaft an Verbrechen handelt, während die zweite Hälfte die Botschaft des Auferstandenen an seine Jünger ist.  Spott auf die Anmaßung der Theologen, die sich selbst vergöttlichen, wenn sie behaupten, den transzendenten Gott zu kennen.  S. o., S. 357–361.  Vgl. Agrippa von Nettesheim: De vanitate scientiarum LXXVII: »A venatione tyrannidi initium fuit, quia commodiorem non reperit autorem quam eum, qui in caede et carnificio ferarum et volutabro sanguinis deum naturamque contemnere didicisset. Hanc tamen Persarum reges tamquam verissimam rerum bellicarum meditationem coluerunt: quia habet in se venatica bellicum quiddam et truculentum, dum rapacibus canibus obiecta, fera effuso sanguine, laniatis visceribus voluptatem praestat, acerbissimamque mortem tanquam iocum summa cum voluptate spectat: interimque ridet crudelis venator […]«. – Jagd und Kriegskunst setzt auch Erasmus zueinander in Beziehung in Dulce bellum inexpertis (Adagia, 3001).  Ital.: non senza raggione, also auch »nicht ohne tiefere Bedeutung«,

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»nicht ohne Berechtigung«; die sacrosante bagattelle sind Dankgottesdienste und religiöse Zeremonien aus politischem Anlaß, die für Bruno ihre Berechtigung haben.  Bei Ioannes Pierius Valerianus: Hieroglyphica V (ff. 39r–42r) steht der Hund für: »custodia«, »fides«, »amicitia«, »philosophia comunicata«, »princeps«, »legislator«, »miles«, »obsequium«.  Vgl. Ioannes Pierius Valerianus: Hieroglyphica V, f. 43r.  Das Schiff Argos (s. o., S. 43, 99); Scholia in Germanicum in Aratus (1559), S. 132.  Neapolitaner Anonymus: »Adhuc in historiam Jonae«.  Der spitze Genueserkopf ist sprichwörtlich; auch bei Aretino in Sei giornate (1975), S. 36: »aguzzo comme il capo d’un genovese«; vgl. auch Teofilo Folengo: Baldus II, 122: »Genua dum generat testas commater aguzzat«; Folengo (1977), S. 113.  Toland: »Adam et Eva, Diabolus«.  Vgl. Hesiod: Theogonia 535–569.  Vgl. Gen 3,1. Die Hydra ist zugleich die Schlange im Paradies, die bei den Menschen das Schicksal der Sterblichkeit mitverursacht. Sie tritt also hier in einem positiveren Aspekt auf als in ihrer Rolle als »Hydra der Häresien« (s. o., S. 115), denn für Bruno ist die Vertreibung aus dem Paradies, d. h. der Verlust der negativen Tugend der Unschuld und die Erkenntnis von Gut und Böse für die Menschheit kein Fluch (s. o., S. 275).  Toland: »Arbores vitae et mortis, scientiae boni et mali, etc.«.  Vgl. Ioannes Pierius Valerianus: Hieroglyphica XIV, ff. 103v–104r.; Claudius Aelianus: De natura animalium VI, 51.  Vgl. Hygin in Aratus (1559), S. 29.  Toland: »Corvus in arca Noe cum Gentilium de eodem volucri fabulis comparatus«.  Die Provinz war damals berüchtigt für die zahlreichen Aufständischen und die Säuberungs- und Abschreckungsmaßnahmen dagegen mit öffentlicher Schaustellung der Hingerichteten. Vgl. Spampanato: Vita (1921), S. 654.  Vgl. Gen 8,7.  Vgl. Germanicus: Aratea, S. 180.  Neapolitaner Anonymus: »Cioè, bugia e favola.«  Vgl. Aristoteles: Physik II, 2, 194b 13 und Met. XII, I, 3.  Gen 40,16–19.  Sprichwort: »In Lucca habe ich dich gesehen, in Pisa habe ich dich wiedererkannt.« Vgl. dazu DI, S. 820–821, Anm. 2.  Ital. figurati.

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 Obwohl Bruno selbst eine Vorliebe für bizarre Assoziationen und Ge-

dankensprünge und gewagte Metaphern hat, scheint Sophia hier doch mit ihrer Konkordanz die Gewaltsamkeit der symbolischen Interpretationen des AT zu parodieren und vielleicht auch die humanistische Philologie sowie Versuche, nach Art des Giovanni Pico della Mirandola alle Philosophien unter einen Hut bringen zu wollen.  Nach Erbrecht auf Lebenszeit.  Das anima des Originals kann hier auch als »Gekröse« (animella) verstanden werden.  »mit trink und wiedertrink, sauf und wiedersauf, rülps-wiederrülps, taumel-wiedertaumel, kotz-wiederkotz bis zum Auswürgen beider Säfte [Wortspiel mit den beiden Bedeutungen von lat. ius, »Gesetz« und »Sauce«, im ersten Fall würden sowohl Staats- als auch Kirchenrecht ausgespieen] […] wird er erscheinen als Sau der Säue in der Herrlichkeit des Freßsacks.« Parodie auf eine liturgische Anrufung.  Ganz offensichtlich handelt es sich hier um ein boshaftes Portrait Luthers, der den Kelch beansprucht und den Zölibat aufhebt. Der Grobianismus der Beschreibung könnte darauf weisen, daß Bruno Kenntnis von dem Ton der »Tischreden« Luthers hatte.  Vgl. Gen 9,20–21.  Vgl. Gen 19,32–35.  Ciaccone ist im neapolitanischen Dialekt das Blatt der Rebe. Hinter diesen Namen, die alle mit dem Wein zusammenhängen, sind Anspielungen auf konkrete Personen zu vermuten.  Zampaglion: der Name bedeutet »Löwenpranke«.  Stare gelten als Inbegriff der Gefräßigkeit, vermutlich wegen des an Obstbäumen angerichteten Schadens; s. o., Anm. 96.  Die vier Schweine sind mit Sicherheit konkrete Personen, die die Reformation vorantreiben, allerdings weisen die verballhornten Namen eher nach England als Deutschland. Bei dem zweiten könnte es sich um den englischen Buchdrucker Richard Grafton († 1572 ) oder einen Nachkommen von ihm handeln (ein Sir William oder Bill würde die Sache eindeutig machen). Richard Grafton war ein Vorkämpfer der Reformation, druckte u. a. das Book of common Prayer und erhielt unter Eduard VI. ein Monopol auf den Druck religiöser Literatur. Seine Verwicklung in die Staatsaffäre um Lady Jane Gray spricht dafür, daß er der Partei angehörte, die seit den letzten Regierungsjahren Heinrich VIII. die Lutheranisierung des dogmatisch vagen Anglikanismus betrieben. In diesen Kreisen wären auch die anderen Schweine zu suchen. Zu Richard Grafton s. Enc. Britt. (1911), s.v.  Toland: »Duae quae dicuntur in Christo naturae, divina nempe et hu-

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mana, irridentur«. – Der Zentaur Chiron als Vereinigung zweier Naturen, als Wunderheiler, als der einzige gute Repräsentant einer ansonsten verworfenen Gattung und als ein Unsterblicher, der freiwillig den Tod wählte (vgl. Lukian: Totengespräche VIII), und nicht zuletzt auch wegen der Ähnlichkeit seines Namens mit dem »Chi Rho« des Christusmonogramms, ist für Bruno die ideale Chiffre für den Gottmenschen Christus. Auch trifft es sich günstig, daß Lukrez in De rerum Natura V, 878–900 in geradezu pedantischem Ton die Unmöglichkeit der Existenz von Zentauren beweist. Lukian gebraucht in den Totengesprächen (11, »Diogenes und Herakles«) den Vergleich mit dem Kentaur, um gegen die Gottmenschlichkeit des Heros und seine Anwesenheit im Olymp und im Hades zu polemisieren: »Das ist nicht leicht zu begreifen, zwei Herkulesse zur Einheit verbunden, außer wenn ihr so etwas wie ein Hippokentaur wärt, Mensch und Gott zu einem Wesen vereinigt«.  Neapolitaner Anonymus: »Rursus in Christum sub persona centauri sicut supra sub Orione«.  S. o., S. 335 ff..  In Mt 17,20 muß der Glaube nur wie ein Senfkorn sein, um Berge zu versetzen.  Bei dieser Kontroverse vertritt Momus den rationalistischen Standpunkt und Jupiter zunächst den fideistischen. Das hat zu der vereinfachenden Interpretation Anlaß gegeben, Momus vertrete den »wahren« Standpunkt Brunos. Wir werden aber sehen, daß der vordergründige Fideismus des Jupiter in Wirklichkeit aus politischem Pragmatismus entspringt, der immer in einem gewissen Spannungsverhältnis zu Gewissen und reiner Rationalität stehen muß, aber durchaus eigene praktische Gründe hat, die für ihn sprechen (s. u., Anm. 412 und Einl. S. XXI f.).  Neapolitaner Anonymus: »Voglio credere per farti piacere«.  »reinen Gemütes« – Guzzo: Bruno (1960), S. 142 f., verbindet das mit der Formel des Thomas v. Aquin nach der Kommunion: »quod ore sumpsimus, pura mente colamus«. – Der Zentaur steht für falschen Glauben auch in Immenso, OL I / 2, S. 291: »Qui vigilare putant, quando simulacra sequuntur / et vanas stupidi species figmenta furoris / convolvunt animo, miseri, divosque fatigant / Faunos, et Satyros, Centauros semiferosque / semihominesque, nihil qui possunt, qui quoque nil sunt; / queis quondam vilis fuerat quoque mortua vita / impia spirituum suffectis vasa nocentum […]«  Anspielung auf die Kreuzigung. – Zur Rolle Chirons als Lehrer und Erfinder s. Hygin in Aratus (1559), S. 29, und Scholia in Germanicum in Aratus (1559), S. 35 f.  Vgl. Hebr 8,1–3. – Diese Bemerkung Jupiters kann in doppeltem (entgegengesetztem) Sinne gelesen werden: einmal als ein neuerlicher ironischer

dritter dialog

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Verweis auf den calvinistischen Grundsatz der alleinigen Priesterschaft Christi (s. Anm. 364), zum anderen aber als positive Aussage, daß trotz aller seiner Mängel das Christentum im Moment die einzige verfügbare Religion und der völligen Irreligiosität vorzuziehen sei. Das macht Jupiter zum Pragmatiker in Religionsfragen im Sinne Machiavellis: »Debbono adunque i principi d’una republica o d’uno regno, i fondamenti della religione che loro tengono, mantenergli; e fatto questo sarà loro facil cosa mantenere la loro republica religiosa, e per consequente buona e unita. E debbono tutte le cose che nascano in favore di quella, come che le guidicassono false, favorirle e accrescerle; e tanto piú lo debbono fare quanto piú prudenti sono, e quanto piú conoscitori delle cose naturali« (Discorsi, XII, 1). Man muß also bis auf weiteres das Beste aus der vorhandenen Situation machen und die positiven Aspekte des Christentums und vorbildhafte Züge der Gestalt Jesu in den Vordergrund rücken und nur die negativen Tendenzen entschärfen.  Vgl. Hygin: Scholia (1967), S. 178 f.: »[…] est autem signum ad aspectum sacrarii, unde et in eodem sacrario sacrificare a gentilibus putebatur, a quibusdam autem arbitrabatur bestiam in dextra manu tenere, in sinistra Tyrsum, a nonnullis vero utrem vini aceti, ex quo libaret diis in sacrario«.  Vgl. Hebr 6,20 und 7,17.  Was aufgrund des Gesetzes der vicissitudo früher oder später zwangsläufig geschehen muß.  Vgl. Hebr 9,11–14; Augustinus: De civitate Dei, X, 20: »Per hoc et sacerdos est, ipse offerens, ipse et oblatio«; Luther: Von der Freiheit eines Christenmenschen, 14.  Die nutzlose Fabel im Gegensatz zu der nützlichen, staatserhaltenden Fabel, dem politisch-religiösen Mythos, wie ihn auch Machiavelli in den Discorsi (I, 11) billigt.  Neapolitaner Anonymus: »O bugiardo assentatore!«  »Die dritte bleibt im Himmel.« Tatsächlich hieß der Wahlspruch: »Manet Coelo ultima« und die Dornenkrone war gemeint. Zu Brunos Erwartungen an Heinrich III. vgl. Yates: The Religious Policy of Giordano Bruno, in: dies.: Lull and Bruno (1982), S. 164–168; M. Ciliberto: La ruota del tempo, S. 190–194; N. Ordine in OC V/1, S. CXLIX f.; vgl. auch Cena, OC II, S. 25.  Nach Mt 5,5–8 und Ps 36,11 (bzw. 37,11).  Der Fisch (gr. ICHTHYS) ist auch ein Christussymbol, nach dem Anagramm »Iesus CHristos Theou Hyos Soter«; »den Fisch essen« war in der Antike eine Formel für die Angehörigkeit zur christlichen Gemeinde (s. o., Anm. 337).  Die christliche Religion soll in den verschiedenen Ländern ad libitum variiert und zubereitet werden, dennoch scheint Bruno hier die »römische

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kommentar

Sauce« vorzuziehen. Vgl. hierzu die Aussage von Mocenigo im Venezianer Prozeß, Firpo: Il processo (1993), S. 158.  Ital. purgatorio, also auch »Fegfeuer«. Es erscheint wahrscheinlich, daß mit dem Titel Purgatorio de l’inferno, der in Cena als eine Schrift des Nolaners genannt wird (s. OC II, S. 281–283), der Spaccio oder ein Vorentwurf dazu gemeint ist.

NA M E N R E G I ST E R

Kursive Seitenzahlen beziehen sich auf den Kommentarteil. Agrippa von Nettesheim, Heinrich Cornelius xxxv, 413, 421, 423, 428 f., 462, 485, 489, 497 f., 500, 505, 509–511 Alberti, Leon Battista xiii, 416, 422 f., 433, 436, 448, 450, 464 Albertus Magnus 429 Alexander von Aphrodisias 482 Alexandristen 420 Alvarez, Francesco 432 Alvarez, Pedro 478 Anaxagoras 466, 481, 491 Apollodorus 440, 509 Apuleius 421, 497, 505 Aquilecchia, Giovanni 411 f., 439, 476, 480 Aratus 424–426, 438–441, 444 f., 473, 475, 485, 487 f., 491, 493, 504 f., 508, 512, 514 Archesilaos 463 Aretino, Pietro xiv, xxxii, xxxiv f., xlii, 414, 465, 467, 484, 500, 512 Ariosto, Lodovico xxxiv, 239, 423, 465, 474 Aristophanes 435 Aristoteles 187 f., 211, 419 f., 423, 425, 427 f., 430, 432, 454, 464 f., 467, 470, 472, 474, 477, 481, 491, 505, 509, 512 Arthur, Prinz (König Artus) s. Sachregister Äsop 67, 435, 478, 480 Augustinus xvi, xix, 428, 451, 452, 461, 496, 498–500, 502, 505, 515

Aulus Gellius 490 Averroes 415, 481 Avicenna 502 Avienus 424 Bacher, Wilhelm 511 Badaloni, Nicola 480 Barbaro, Ermolao 412 Barnabas 339 Bartholmèss, Christian xlii Bassi, Simonetta 411 Baum, Wilhelm 432 Beatrice 59 Benedetto da Mantova xxxiv, 509 Berchorius, Petrus 474 Berni, Francesco 435, 483, 488 Beroaldo, Filippo 457 Beyerlinck, Laurentius 457 Biagi, Adele 411 f. Bipadi xii Bloch, Ernst xliv Blum, Elisabeth xxxii, 414, 425, 465 Blum, Paul Richard 417, 419, 420, 489, 505 Boethius 468, 471 Brucker, Jacob xlii Bruno, Gioan 131 Bucer, Martin xvi Burchiello (Domenico di Giovanni) 187, 465 Calvin, Johannes xiv, xix, xxi, xxxiii, xxxvii, 463, 486, 507, 510

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namenregister

Calvino, Italo 505 Campanella, Tommaso xv Canone, Eugenio 412, 414, 435, 444, 449, 456, 467 f., 477, 482, 491 Cantimori, Delio xvii, xx, xxxiv Caracalla, Antoninus, Röm. Kaiser 480 Cardano, Girolamo 502 Carew, Thomas xl Carnesecchi, Pietro xvii, xx Caro, Annibale 500 Castelnau, Michel de 412 Cecco d’Ascoli 443 Celsus 494, 504 Celsus d. J. (Digesten) 458 Cesarini, Familie 444 Charlewood, John 411, 502 Chrisostomos 479 Christus xx, xxxiv, xxxvii f., 415, 418 f., 425, 427 f., 434, 435, 438–440, 445, 446, 449, 458, 460–463, 466, 473, 486, 488, 490, 493, 496, 500 f., 505–508, 510 f., 513–515 Chrysaorios 287 Cicero, Marcus Tullius 426, 439, 448, 469, 477, 479, 481 f., 496, 506 Cicero, Quintus Tullius 424 Ciliberto, Michele 499, 515 Claudius Aelianus 512 Colanna, Vittoria xxxv Contarini, Gasparo xx Cotta, Giovanni 478 Cranmer, Thomas xx Cusanus, Nikolaus x, xxxvi, 305, 412, 416, 422, 429, 452, 488 f., 497, 508 Danese, Meister 133, 451 Dante Alighieri xv, 59, 479, 488 Della Porta, Giovanni Battista 421, 441

Demetrius 305 Demokrit 211, 423 Descartes, René 416 Diogenes, der Zyniker 423, 514 Diogenes Laertius 488 f. Domenico di Giovanni (Burchiello) 187, 465 Doni, Anton Francesco xii, xxxv, 414, 440, 465 f., 500 du Plessis-Mornay, Philip 502 f. Dühring, Eugen xiv Eduard VI., König von England xx, 513 Elisabeth I., Königin von England xliii, 412, 437, 449, 476, 492 Empedokles 207 Engels, Friedrich 481 Epikur 209, 464, 469 Erasmus von Rotterdam xiii, xiv, xviii, xix, xxi, xxxvii, 413–415, 426, 433, 436 f., 449, 457–459, 462, 479, 486, 506–508–511 Eratosthenes 424 Este, Familie xxxiv Euhemeros von Messina 496 Euklid 456 Euripides 489 Eusebius 502, 505 Feingold, Mordechai 411 Fenlon, Dermot xx Ficino, Marsilio xxxvi, 419, 423, 425, 430, 437, 451, 453, 456, 459, 467, 474, 477, 494–496, 499 Firpo, Luigi xxxviii, xli, xliv, 420, 448, 516 Florio, John 484 Folengo, Giambattista xxxv Folengo, Teofilo (Merlin Cocai)

namenregister

xxxiv f., xxxvi, 433, 465, 487, 502, 512 Franck, Sebastian xxxvii Franco, Niccolò 418, 438, 440, 453, 468 f. Frith, I. (Isabella Oppenheim) xlii Galen 420, 487, 506 Gatti, Hilary xi Gelli, Gianbattista 482 Gentile, Giovanni xi, xxiii, 420, 449 f., 493 Germanicus 424, 445, 512 Gikatilla, Josef 443 Gliozzi, Giuliano 502 Gonzaga, Ercole xxxv Grafton, Richard 513 Granada, Miguel A. xiii, 480, 482 Gray, Lady Jane 513 Grazian A. F. (il Lasca) 500 Gregor der Große, Papst 436 Greville, Fulk 5, 412 Groto, Luigi (gen. der Blinde von Adria) 211, 470 Guazzo, Stefano 457 Guicciardini, Francesco 412–415, 417 f., 458, 460, 469, 474 Guise, Graf von 444 Guzzo, Augusto 514 Heinrich III., König von Frankreich xiii, 403, 428, 439, 446, 449, 472, 476, 515 Heinrich VIII., König von England xv, 463, 493, 513 Heraklit 423 Hesiod 422, 479, 491, 512 Heumann, Christoph August xlii Hieronymus 422 Homer 211, 426, 468, 481, 487

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Horapollon 41 Horaz 429, 434, 436 f., 464, 466 f., 470, 472, 480, 486, 488, 507 Housseau, A. 498 Hus, Jan xvi Hyginus 424–426, 438, 439–441, 444 f., 485, 487 f., 491, 493, 505, 508, 512, 514 f. Ignatius von Loyola xxxvii, 505 Ingegno, Alfonso xiii, 434, 507 Innozenz III., Papst 436 Jamblich 494, 496 Johannes Presbiter (König von Äthiopien) 55, 432 Jones, Inigo xl Joyce, James xxviii Julian (Apostata), Röm. Kaiser 456 Julius, Herzog von Braunschweig 461 Junker Jörg (Martin Luther) xvi Juvenal 437, 439, 448, 469, 497 Kearney, Richard xliii Kephas (Petrus, Apostel) 445 Kopernikus, Nikolaus 435, 469, 471, 490 Krantor von Soli 177, 463 Kuhlenbeck, Ludwig xiv, 416 Laktanz 496, 497 Laura 59 Leicester, Robert Dudley Graf von xii, 411, 412, 443 f. Lerner, Michel-Pierre 432 Livius 510 Loewitz, Cyprian 432 Lukanus 478 Lukian xiii f., xxx, 414, 416–418,

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namenregister

421 f., 433, 434, 437, 440, 442, 446, 448–451, 459, 463, 465 f., 468, 495 f., 501, 503, 514 Lukrez 434, 437, 448, 459 f., 479, 482, 487, 502, 508, 514 Lullus, Raimundus 411 Luther, Martin xiv, xvi, xviii f., xxxiv, xxxvii, 415, 437 f., 446, 447, 458–463, 470–472, 486, 505 f., 513, 515 Machiavelli, Niccolò xv, xxi, xl, 412, 426 f., 435, 443, 447, 457 f., 460 f., 468, 472–474, 476, 489 f., 515 Maier, Johann 443 Mantua, Herzog von 414 Marcellus II. (Papst Cervino) 433 Maria Magdalena 434 Maria Stuart, Königin von Schottland 444, 449, 476 Maria, Königin von England xx Maria, Mutter Jesu 445, 508 Mayáns, Gregor xvii McGuinness, Philip xli McLelland, Joseph C. xx McMullin, Ernan 411 McNulty, Robert 411 Merlin Cocai xxxiv, 433 s. auch Folengo, Teofilo Mette, Joachim 463 Mocenigo, Giovanni xxxviii, xliv, 516 Morus, Thomas xv, xvi, xvii, 459 Neapolitaner Anonymus 411, 415, 420 f., 428, 433, 446–448, 458–463, 466, 468, 476 f., 484, 489–494, 496– 503, 505–507, 510, 512, 514 f. Nieto, José C. xxi, xxxiv, xxxvii

Nolaner (Giordano Bruno) s. Sachregister North, Sir Thomas xii, 414 Ochino, Bernardino xx, xxxv, xxxviii Ordine, Nuccio xii, 413, 446, 480, 515 Origines 404, 494, 496 Orsini, Familie 444 Ortolani, Oddone xx Ovid (Publius Ovidius Naso) 189, 287, 412, 419–421, 424 f., 431, 433–435, 438–441, 444 f., 448 f., 467, 473–477, 479 f., 483, 485, 487, 493, 501–503, 505, 509–511 Papi, Fulvio 480 Paracelsus, Theophrastus Bombastus von Hohenheim 429, 502 Pastor, Ludwig 433 Paulus, Apostel xvi, 339, 458, 467, 505 Pausanias 509 Persio, Antonio 482 Petrarca, Francesco xxx, 59, 426, 433, 445 Phaedrus 435, 478 Pharisäer 509 Pico della Mirandola, Giovanni 412, 416, 421, 448, 481, 513 Pierius Valerianus, Ioannes 488, 491, 494, 500, 504, 508, 512 Pilatus 509 Platon xxxvii, 423, 430, 432, 442, 468, 470, 474, 492 f., 503 Plautus 435, 439 Plinius der Ältere 441, 487, 505 Plinius der Jüngere 465, 468 Plotin 419, 450 f., 453, 455, 475, 496, 499

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Plutarch 457, 482, 495 Pole, Reginald xvii, xx, xxxv Pomponazzi, Pietro 418, 447, 502 Pontano, Giovanni 471 Porphyrius 287, 485, 494 Postel, Guillaume xv Proklos 423, 437, 455–457, 494 Ptolemäus 471, 490 Pyrrhon (Phyrrus) 423 Pythagoras 107, 421, 489, 510 Rabelais, François 487 Radini Tedeschi, Tommaso 424, 507 Ramus, Petrus 486 Ramusio, Giovanni Battista 432 Regulus, Marcus 460 Reichert, Klaus xiii, xli Ricci, Saverio xxxix f., xlii f., 480 Ricius, Paulus (Paolo Ricci) 443 Ripa, Cesare 468 Rittershausen, Konrad xli Rodriguez, Luis 432 Rombach, Johannes 416 Rosselius, Cosmas 416 Sacrobosco, Giovanni 443 Sade, Marquis de xlii Salomon 431 Salutati, Coluccio x Salvestrini, Virgilio xliii Sanchez, Francisco xxxix Savolino, Antonio 133 Savonarola, Girolamo xvi Scaevola, Quintus 460 Schiller, Friedrich 505 Schiller, Julius 416 Schmidt-Biggemann, Wilhelm xlii Schoppe, Kaspar xli

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Seneca 57, 426, 433, 464, 466, 476 f., 482, 484, 486, 488 Severini, Maria Elena ix Sextus Empiricus 463 Shoreditch, Herzog von 331, 493 Sidney, Philipp x, xi, xii, xviii, 3, 5, 11, 411 f., 415, 483, 502 Simoncelli, Paolo xx, xxxi Sokrates 277, 412, 474, 482 Solon 457 Spampanato, Vincenzo 444, 446, 450, 478, 512 Spanhemius, Joannes 456 Spartian 480 Speroni, Sperone 416 Spinoza, Baruch xliv Stilpon von Megara 305, 488 Sturlese, Rita xliii, 411, 429, 433 Summonte, Giovan Antonio 478 Tacitus 442, 488 Tansillo, Luigi 293, 429, 444, 477, 480, 486, 500 Tasso, Torquato 445, 480 Thomas von Aquin 422, 445, 485, 514 Toland, John xliii–xlv, 433–435, 437, 450, 453–455, 457–462, 464, 467 f., 472–474, 502, 505, 507 f., 512 f. Valdenser xvi, xxi Valdés, Alonso de xiv, 416, 450, 490, 501 Valdés, Juan de xiv, xvi, xix, xx f., xxxiv f., xxxvii f., 446 Valdesianer xix f., xxi, xxxiv f., xxxvii f., 478, 509 Varro 498, 499 Vergerio, Pier Paolo xx

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namenregister

Vergil (Publius Vergilius Maro) 189, 287, 432–434, 437, 443, 449, 451, 461, 473, 476–479, 482, 485, 487, 492, 495, 501 Vermigli, Pietro Martire xx Voltaire xxii Vorsokratiker 469 Wildgen, Wolfgang xxv

Wyclif, John xvi Yates, Frances A. 411, 416 f., 446, 515 Zambelli, Paola 432 Zopiros 482 Zwingli, Ulrich xvi

S AC H R E G I ST E R

Das Sachregister verzeichnet auch mythologische, biblische und literarische Figuren; die Hauptsprecher Saulino, Sofia, Jupiter und Momus sind aufgeführt, wo sie Gegenstand der Betrachtung sind, Merkur, wo er nicht als Sprecher des Rahmendialogs fungiert. Kursive Seitenzahlen verweisen auf den Kommentarteil. Aberglaube 45, 99, 155, 293, 403, 425, 446, 475, 508 Achelous 65 Acheron 51 Achilles 55, 401, 432, 440 Adam xx, xxxi, 495, 502, 504 Adler 23, 33, 53, 89, 95, 99, 201, 299, 301, 337, 349, 361, 434 Aeolus 75, 129 Aeskulap 499 Affe 201, 375, 391, 434, 507 Ägypten, Ägypter xxii, xxxi, 15, 69, 107, 333–347, 355–359, 365, 369, 393 f., 417, 427, 432, 439, 443, 494 f., 498 f., 501, 503, 505 Aktaion 385, 427, 509, 511 Albigenser xvi Alkeides 29, 83, 93, 127, 299, 424 s. auch Herkules Alkmene 53, 424, 441 Amalthea 493 Amphitrite 83 Amphytrion 53 Ancroia 187 Andromeda 35, 83, 91, 99, 243, 303, 425, 476, 488 Angst 37, 77, 79, 95, 245, 251, 255, 265, 271

Anmaßung 11, 31, 37, 99, 205, 227, 257, 261, 299, 301, 323, 497, 507 Antaios 125 Anteros 492 Antiaristotelismus xviii, xxxv Antipetrarkismus xxxv , 465, 488 Antiprotestantismus xxxiii, 412 Antitrinitarismus xx, xxxvii f., 478 Antonia xiv, 187 Apollo (Phöbus) 61, 63, 89, 111, 113, 119, 197, 297, 299, 319, 329, 343, 359, 391, 393, 395, 403, 434, 453, 466 f. Arbeit xxviii, 7, 31, 121, 127, 167, 223, 245–269, 273, 291 f., 391, 405, 472, 476, 483 s. auch Regsamkeit, Sorgfalt Archeloos 125 Ariadne 93 Aristotelismus, Aristoteliker xix, xxxv f., 25, 413, 420, 485 Arithmetik 31, 229, 489 Arkas 113, 424, 445 Arktophylax 29, 113, 445 Armut 29, 37, 157, 185–205, 223, 227, 229, 247, 464, 466 f., 483 Arroganz 39, 237 Artus, König 331, 437, 493 Asklepios 73, 297, 345 f., 401, 425, 432, 440, 488, 498 f.

524

sachregister

Astrea 439 Astrologie 31, 55, 231, 401, 422, 432, 469, 471, 506 Astronomie 424, 441 Ate 433 Atheismus xxii, xxxvii, xlii, xliv, 45, 448 Athene s. Minerva Atlantis 503 Atlas 83, 243, 317 Atom, Atomismus 21, 231, 453, 462, 473, 489 Atropos 351 Aufklärung, aufgeklärt ix, xv, xxii, xxix, xliii, 418 Averroismusn 415, 420 Bacchus (Liberpater) 93, 59, 297, 440, 446 Bagatellen, Kleinigkeiten, Lappalien x, xxx, 135–143, 387, 416, 450, 484, 512 Bär 119, 201, 207, 311, 313, 349, 397, 441, 443, 444 Bärin, Kleiner Bär 27, 95, 99, 107 f., 361, 423 f., 441, 443 f. Becher 299 Bellerophon 89 Berenikes Haar 369 Betrug 9, 27, 35, 39, 115, 331, 375, 413, 427 Bibel x, xvi, xix, 429, 443, 469, 482, 502 f. Bootes 93, 99 Bosheit 45 Briairos 67 Busiris 125 Buße, Bußfertigkeit, Bekehrung 37, 233, 235, 321, 473

Cacus 127 Calvinismus, Calvinisten xx, xviii, 446, 449, 515 Ceres 295f., 343, 359, 431, 446 Chaos xxxvi, 465–467 Charon 65, 450, 490 Chiaccone 397 Christen, Christentum xiv, xvii– xxii, xxxiv, xxxvii f., 414, 426, 427, 428, 435, 438, 445, 458, 459, 461, 462, 479, 480, 482, 484, 494, 495, 499, 501, 502, 505, 506, 507, 508, 515 Circe 111, 297, 444, 482 Cocyx 235 Cola Pesce 369, 505 Croton 493 Cupido 27, 59, 71, 143, 299, 319, 321, 367, 369, 433 Danae 53, 241 David, König der israeliten 491 Delphin 33, 83, 89, 99, 301 f., 315, 361, 488 Demeter 425 Deukalion 365, 432, 502, 504 Dialektik , Dialektiker xxxvi, 29, 151, 185, 231, 287, 291, 482 Diana 27, 93, 95, 113, 299, 323, 329, 343, 381 f., 385, 437, 441 Dictinna 95, 323, 441 Dike 439 Diomedes 125 Dogma xvii–xxii, xxxiv, xxxviii, 414 f., 418, 426, 437–439, 441, 446, 458, 468, 478, 507, 509 Drache 29, 85, 99, 111, 125, 207, 237, 297, 425, 444 f., 474 Dreieck 35, 83, 99, 305–311, 426, 438, 473, 488–490

sachregister

Eakos 129 Ehre 9, 31, 37, 41, 45, 73, 89, 117, 123, 163–169, 181, 183, 201, 225, 227, 265, 269, 271, 293, 327, 357, 375, 383, 385, 389, 405, 446 f., 472 Ehrgeiz 109, 235, 243, 263, 265, 479 f. Eifer 11, 13, 27, 31, 33, 41, 99, 117, 123, 167, 173, 225, 227, 251, 287, 295, 317, 353, 387, 427, 477, 479 Eifersucht 33 Einfachheit 7, 31, 35, 39, 237 f., 241, 414, 454 Einfalt 403 Einheit xxxviii, 137, 147, 151, 289, 399, 411, 428, 431, 467, 470, 474, 481, 508, 514 Eintracht 317, 319 Enthaltsamkeit 23, 37, 39, 43, 53, 223, 277, 325, 397, 492 Epikureismus 419, 448 Erasmianer xxi, xxxv Eridan 41, 61, 87, 99, 377 f., 439, 440, 507 f. Eros 492 Erynnie 5, 357, 412 Esel xxxix, 23, 59, 67, 75, 87, 121, 201, 277, 303, 327, 349, 389, 391, 416, 423, 433, 439, 485, 490–492, 500 f., 505, 508 Etheocles 489 Ethik, Moralphilosophie xi f., xxiii f., xxxiii, xl, 11 f., 27, 29, 31, 231 f., 413, 415–417, 454, 461, 464, 473, 488, 492 Euphemia 438 Europa 53, 95, 115, 135, 169, 243, 441 Euskemia 83, 331 Fabel xii, xxii, xxiii, xl, 43, 231, 345, 365, 393 f., 403, 447, 459, 468, 470, 478, 480, 503, 505, 512, 515

525

Facetia 83 Fatum 219, 433, 450, 454, 468, 471, 476 Faulheit 33, 217 f., 253, 281 Faun 63, 69, 325, 435, 514 Fehltritt 175 Feigheit 203, 227, 315, 379 Fideismus xviii , 505, 514 Finsternis 109, 129, 149, 199, 247, 335, 345, 359, 371, 467 Fisch 45, 73, 85, 99, 405, 428, 438, 508, 515 Fische (Konstellation) 39, 83, 339, 343, 367 f., 379, 504 Fleiß 227, 249 f., 265 f., 341, 472, 479 Fortuna xvii, xxvi, 29, 43, 69, 115, 191, 195, 203–213, 219–223, 229, 247, 251, 327, 367, 371, 412, 416, 419 f., 430, 435, 442, 450, 453 f., 464–466, 468–473, 476 f. Freigiebigkeit 43, 89, 181, 201, 225 Freiheit 39, 107, 151, 249, 257, 271, 275, 361, 459 Freundschaft 5, 19, 37, 193, 319, 321, 512 Friede xv, xxi, xli, 9, 37, 41, 163, 169 f., 251, 261, 271, 321, 325, 377, 403 Frucht, Früchte xvii, xi, 9, 15, 27, 45, 81, 117, 119, 159, 163 f., 169, 173, 189, 251, 255, 267, 269, 303, 323, 343, 413, 417, 459, 477, 504 Furcht 25, 27, 31, 41, 157, 159, 163, 165, 175, 205, 227, 233, 237, 255, 257, 261, 287, 379, 508 Ganymed 61 f., 95, 143, 434, 453, 484 Gedächtnis 27, 53, 93, 145, 173, 231, 255, 257, 424, 431 Geduld 35, 39, 53, 89, 131, 167, 253, 287, 315

526

sachregister

Gegensatz x, xxv, xxvii, 17, 49, 51, 185 f., 189, 207, 263, 429, 430, 434, 456, 465 f., 470, 472, 488, 508 Geiz 29, 43, 49, 159, 177, 201, 225, 227, 243, 367 Geometrie 31, 231, 305 f., 473, 489 Gerechtigkeit 9, 21, 23, 25, 27, 29, 37, 39, 41, 49, 53, 59, 79, 81, 89, 91, 97, 99, 121, 143 f., 151, 157, 159, 165, 167, 171, 175, 179, 181, 201, 205, 213, 221, 225, 227, 259, 265, 285, 291, 293, 305, 329, 337, 347, 367, 371, 381, 383, 439, 441, 461, 463 f., 470 f., 506 Geryon 125 Geschäftigkeit, Betriebsamkeit 33, 265, 283, 482 f., 486 Geschwätzigkeit, Redseligkeit 39, 43, 369, 393 Gesetz xxi, xxix, xxxi, xxxvi, 9, 29, 51, 61, 69, 87, 113–121, 157–171, 175, 179, 181, 185, 195, 209, 225, 227, 231, 233, 259, 265, 267, 269, 271, 275, 317, 319, 325, 327, 341, 345, 347, 355, 359, 371, 377, 413, 420, 428–430, 434, 437, 442, 445, 447, 452, 454, 457 f., 461, 470, 484, 490, 495–497, 502, 513, 515 Gewalt, Gewalttätigkeit 9, 33, 37, 99, 149, 157 f., 173, 179, 181, 227, 249, 265, 267, 367, 405 Gewissen xix, xxvi, 11, 27, 79, 89, 123, 143, 157, 171, 175, 243, 329, 422 f., 464, 467, 471, 483, 514 Gier 195 Giganten 65 f., 81, 83, 105, 109, 333 Gigantomachie 25, 439 Giordanisten xliv Glaube xv, xviii, xx, xxii, xxxiii f., 9, 29, 35, 45, 117, 165, 175, 309 f., 363, 379, 381, 399, 403, 413, 426, 433,

443, 446, 458, 463, 489–491, 493, 500, 506, 509, 514 Gleichnis 461 Glück 31, 43, 67, 113, 133, 141, 153, 169, 183, 203, 207, 221, 271, 273, 343, 345, 464, 466, 505 Gnade xxxiv, 11, 39, 327, 329, 349, 464, 486, 508 Goldenes Zeitalter 265–279, 479 Gorgo, Medusa 31, 83, 91, 99, 241– 245, 425, 475 Griechen, Griechenland 15, 311, 337, 357, 363 f., 369, 373, 375, 393, 426, 494, 501, 502, 504, 506 Großer Bär 27, 109, 379, 443 Großer Hund 41, 85, 99, 381, 387, 508 Großherzigkeit, Großmut 33, 37, 41, 167, 175, 227, 237, 301, 323, 325, 337, 339, 361, 389, 461 Güte 7, 27, 115, 149, 157, 305, 325, 345, 454 Habgier 99, 181, 199, 257–261, 287, 389, 468, 478 Hades 486, 514 Häresie, Häretiker, Ketzer xiii, xvii, xx f., xxxiii, xxxv, 35, 115, 243, 309, 427, 446, 478, 512 Harpokrates 504 Harpyien 119, 125 Hase 41, 85, 99, 379 f., 508 Heiden 486 Hera 424, 434 Herkules xiii, 93, 99, 121 f., 177, 223, 225 f., 243, 245, 263, 401, 423 f., 440, 442, 446, 448 f., 472, 476, 514, Hermes s. Merkur Hermes Trismegistos (Mercurius) 345, 460, 497, 499, 504 Heroismus, Heros, Held xxi, xxxiii,

sachregister

xxxviii f., xliii, 5, 7, 9, 21, 41, 59, 61, 69, 93, 123, 127, 167, 225, 255, 263, 299, 319, 323, 325, 357, 373, 387, 412, 441, 442, 447, 449, 452, 454, 459, 461, 475, 497, 514 Hesperiden 125, 444 Hochmut, Hoffart 31, 33, 203, 265, 285, 323 Hoffnung 203, 251, 257, 303 f., 315, 379, 403, 444, 472, 488 Horn, Hörner 65, 77, 83, 89, 93, 351– 357, 500 Humanismus, humanistisch, Humanisten xv, xvi, xviii, xxviii, xxxii, xxxiv, xxxvi, 413, 434, 455, 500, 513 Humanität s. Menschenliebe Hund 201, 271, 351, 509, 511 f. Hyazinth 61 Hydra xix, xxi, 43, 85, 99, 115, 125, 389 f., 427, 438, 446, 449, 512 Idee 149, 289, 343, 480, 496 Ideologie, ideologisch ix, xliv Ignoranz, Unwissenheit 7, 11, 31, 35, 37, 39, 41, 45, 99, 121, 159, 171, 177, 181, 227, 231, 303, 315, 319, 357, 373, 375, 377, 401, 430, 456, 466, 511 Immanenz xliv Ironie, Satire xiii, xxiv, xxxv, xli, 291, 357, 412, 437, 449 f., 474, 483, 500, 502, 510, 514 Irrtum, Fehler xxvii, 27, 31, 97, 99, 109, 165, 167, 173, 221, 227, 233, 235, 237, 383, 458 Isis 335, 341, 347, 387, 399, 495, 497, 511 Jagd 41, 381–387, 427, 508 f., 511 Jakob 498

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Janni del Orco 369 Jannis und Jambres 505 Jason 91, 111, 440 Jehova 109, 355, 425, 438, 443 Jeremias 458 Jonas 369, 503, 505, 512 Joseph 395 Juden, Hebräer, erwähltes bzw. »aussätziges« Volk xxi, xxxi, xxxviii f., 107, 259, 311, 343, 349, 353–357, 365, 371, 375, 393, 431, 439, 442–444, 459, 463, 498 f., 502, 504 f. Jungfrau 37, 87, 95, 101, 125, 323 f., 389, 439, 491 f. Juno 15, 61, 69, 83, 93, 109, 113, 123, 127, 129, 131, 233, 281, 315, 321, 323, 445, 454 Jupiter, Zeus xxv–xxvii, xliii, 3, 13–27, 41–65, 75 f., 95, 103, 105–109, 123, 129 f., 135–169, 173, 177, 183, 185, 189, 195, 205, 209, 221 f., 237, 241, 257, 259, 273, 315, 321, 337–341, 365, 367, 373 f., 381, 385, 389, 391, 397– 401, 405, 422, 424, 426, 429, 432– 434, 436–438, 445 f., 448, 453, 468 f., 471, 473, 475, 482, 486, 493, 496, 501–505, 507, 510, 514 f. Kabbala xxxi, xlv, 109, 163, 343, 365, 458 f., 495, 498, 504 Kadmos 95 Kallisto 59, 113, 424, 441, 445 Kassiopeia 31, 91, 99, 235, 245, 474 Katholizismus, Katholiken xiv–xviii, 438, 449, 478, 507, 510 Kelch 43, 85, 99, 111, 395, 486, 510, 513 Kepheus 29, 91, 99, 245, 445, 476 Keuschheit 325 Kirche xiv–xix, xxxvii, 35, 287, 418, 428, 444 f., 461, 505, 507

528

sachregister

Kleiner Bär s. Bärin Kleiner Hund 41, 85, 99, 387 Klugheit 9, 29, 33, 39, 41, 53, 111, 149– 155, 179 f., 183, 217, 225, 239 f., 259, 297, 305, 337, 359, 379, 423, 454 f., 457, 488 Koinzidenz xxvii, 49, 305, 429, 466, 472, 488 f. Konfession xiv–xxi, xlii, 175, 427, 428, 474, 501, 509 Kontemplation 27, 39, 193, 275, 287, 299, 331, 373, 381, 407, 425, 482, 494 Kontraktion, Eingezogenheit, Konzentration 361, 425, 502 s. auch Sammlung Konzil xv, xx, 59, 75–79, 103 f., 195, 209, 229, 235, 273, 295, 438, 509 Kosmologie xxxi, xliv, 467, 485 f., 503 Kosmos, Universum xxxii, xxxvi, xxxviii, 25, 95, 131, 135, 223, 231, 315, 418, 422, 429, 437, 455, 471, 482, 483, 496 Krebs 37, 83, 87, 93, 99, 321, 373, 426, 439 f., 490, 492 Krone 29, 45, 77, 81, 85, 93, 99, 115, 119, 121, 161, 213, 353, 403, 405, 446, 448, 473, 482, 500, 515 Kult, Ritus xv, xix, xxi, xxxiii f., 69, 85, 159, 163, 167, 233, 259, 335–341, 345, 347, 357 f., 373, 377, 385, 417, 428, 435, 457, 460, 478, 497, 499, 501, 503, 510 f. Laokoon 297, 425 Laster xxiii–xxv, 13, 15, 23–27, 41, 51, 59, 81, 165, 169, 189, 201, 217, 227, 265, 267, 273, 277 f., 293, 307, 325, 361, 413, 416–418, 424, 429, 441, 447, 463 f., 479 f., 483 f.

Leda 53, 440 Leidenschaften 21–25, 39, 53, 99, 105, 233, 245, 303, 367, 453 Leier 31, 89, 99, 205, 229, 424, 473 Lethe 57, 111, 211, 281, 418, 445, 470 Libertinismus, freigeistig ix, xlv Licht xxix, 5, 11, 13, 15, 25, 27, 115, 151, 153, 179, 197 f., 203, 207, 217, 227, 241, 247, 335, 341, 343, 345, 371, 411, 448, 450, 452, 455, 466 f., 492, 494 Liebe 27, 35, 37, 39, 41, 47, 59, 65, 73, 91, 95, 153, 163, 167, 175, 235, 269, 279, 287, 321, 325, 367 List 265, 431 Logik xxv, 27, 31, 149, 185, 231, 275, 464 Logos xxxviii, 446, 473, 493 Lot 397 Löwe 37, 87, 89, 93, 101, 125, 201, 207, 313, 321 f., 325, 335, 349, 440, 492 Lucina 77, 323 Lutheraner xviii, xxxvii Luzifer 443 Lykaion 67, 435 Macht 159, 181, 221, 265 Magie xxxi, 43, 49, 109, 155, 297, 335, 341, 345, 355, 365, 373, 393, 417, 422, 427, 429, 439, 444, 494–498, 505 Mänaden 59 Mars 27, 61, 111, 235 f., 299, 315 f., 333, 341, 422, 488 Marxismus, Marxisten ix, xliii Mäßigung 39, 43, 89, 115, 151, 285, 367, 397 Materialismus ix, xliv, 488 Materie 17–21, 47, 235, 273, 289, 331, 418, 420, 430, 433, 466, 467 f., 481, 494 Mathematik 289, 341, 489, 495

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Medea 91, 111, 297, 440 Mehrdeutigkeit ix, xxvii, 412, 414, 422, 424, 426, 438, 439, 469 f., 483, 498 Melancholie 35, 77, 223, 245, 373, 389, 425, 473, 483, 506 Menschenliebe, Menschlichkeit, Humanität, Philanthropie 3, 33, 155, 233, 295, 361, 431, 461, 473, 504 Merkur, Hermes xxv, 27, 69, 75, 89, 105, 115 f., 121, 127, 175, 177, 199 f., 213, 229, 297, 301, 307, 319, 325, 339, 363, 369, 424, 425, 435, 437, 449 f., 453, 467, 490, 504 f. Merlin 492 Metamorphose 361, 413 f., 429, 505, 509 Metapher xxix, 43, 149, 365, 369, 393 f., 412, 418, 420, 448, 454, 468, 483, 494, 508 f., 513 Metaphysik xix, 27, 29, 31, 149 f., 211, 231, 289, 417, 418, 453, 511 Metempsychose, Seelenwanderung xxii, xliv, 73, 121, 418, 420, 421, 430, 437, 447, 470, 477, 510 Minerva 91, 93, 129, 209–213, 231, 241, 291, 297, 305–309, 373, 377, 389, 425, 428, 454, 473, 507 s. auch Pallas Minimum 307, 335, 347, 453, 489 Minos 129 Misenus 75 Mnemonik, Mnemotechnik, Gedächtniskunst xxiii–xxvii, xlv, 416 f., 424, 442, 468, 471, 492, 497 f. Mnemosyne 53, 89, 229, 231, 424 Momus xiii, xxv–xxvii, 15, 25, 27, 59, 71, 75 f., 107, 109, 119, 185, 189 f., 195, 199, 221, 237, 275, 279 f., 283, 315, 347, 379, 401, 417, 422 f., 433,

529

436 f., 448 f., 465–467, 469, 471, 482–484, 495, 503, 505, 507, 509, 514 Morpheus 281 Moses 343, 353 f., 498, 501, 504 f. Mühe 113 Musen 31, 83, 229, 303, 424, 473 Musik 15, 31, 231, 281, 424 Muße 253, 259, 261, 273, 279, 283, 291, 293, 295, 486 Müßiggang 31, 121, 223, 249, 263– 279, 283, 287, 291–295, 479, 480–483 Mut 253, 355 Mysterium xxxviii, 43, 399, 451, 493, 495 Mythos x, 424, 432, 475 f., 479, 502, 503 f., 511, 515 Nächstenliebe 33, 175 Najaden, Nymphen 65, 95, 379 Nanna xiv, 187 Natur xxi, 5, 9, 13, 15, 17, 21, 29, 57, 59, 61, 65, 75, 103, 109, 115, 119, 149, 157, 171, 195, 207, 213, 231, 233, 247, 265–271, 275, 277, 289, 325, 327, 335– 345, 353, 355, 363, 365, 371, 373, 375, 381, 399, 413, 421, 422, 430, 434, 442, 444 f., 448, 451, 454–456, 471, 477, 479 f., 482, 488, 493–496, 497, 501, 504, 506, 511, 513–515 Neid 11, 43, 93, 99, 109, 159, 239, 251, 287, 299, 357, 367, 391 Neptun, Poseidon 53, 83, 85, 91, 301 f., 321, 343, 369, 371, 425, 438 Nereiden 91, 95 Neuplatonismus 415, 419, 452, 494, 496 Nikodemismus, Nikodemiten xxi, xxxiv f., 475 Nikodemus xxi Noah 365, 393 f., 397, 502, 512

530

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Nolaner 305, 484, 498 f., 516 Notwendigkeit 27, 151, 221, 237, 295, 359, 381, 447, 451, 470 f. Nymphen s. Najaden Okeanos 129 Olymp, Olympische Götter xxv, 59, 67, 105, 363, 417, 431, 433 f., 437, 442, 494, 501, 514 Onorio 505 Ophiuchus, Schlangenträger 33, 83, 99, 297, 488 Ordnung, Anordnung xi, xxiii, xxv, xxviii, 15, 19, 97, 101, 113, 131, 137, 143, 145, 165, 237, 261, 295, 323, 327, 337, 343, 442, 461, 486, 495 Orion 41, 61, 85, 93, 99, 331, 371–375, 413, 425, 427, 438, 440, 505, 507, 508, 514 Orkus 67, 235, 379, 466, 467 Orthodoxie, Rechtgläubigkeit xvii, xx Osiris 365 Otrius 365 Paganismus, pagan, heidnisch ix, x, xxxix, 435, 443, 460, 501 Pallas (Athene) 27, 115, 129, 143, 305, 377, 424, 441 s. auch Minerva Pan 427, 439, 493 f. Pantamorph 201, 467, 478, 486 Pantheismus 420, 453, 493 Parze 57, 500 Pasquino 423 Pedanten, Grammatiker xxvii f., xxxv, 9, 11, 63, 93, 115 f., 167 f., 231, 287, 413, 415, 434, 437, 439, 461 f., 467, 484 f., 495, 514 Pegasus 35, 89, 99, 243, 245, 303, 425, 439, 488

Peleas 93, 440 Penelope 37, 426 Perseus xxxix, 31, 91, 99, 241–245, 263, 303, 369, 425, 475–477 Perspektive x, xxiii, xxx, xxxii, xlv, 416, 450 f., 454, 466–468, 471, 476, 484, 501, 508 Petrarkisten 483 Pfeil 33, 89, 95, 99, 299, 331, 493 Phaeton 89, 95, 329, 439, 493 Phineus 243 Phloron 109, 443 Phönix 129, 449 Phorkyden 241, 245 Physik 27, 31, 149, 231, 289 Pimander 419 Pippa 187 f. Pixis 369 Platonismus, Platoniker xxii, xxxv, xliv, xlv, 418, 442, 456, 479, 482, 495 Pleiaden 35, 317, 438 Pluto 295, 423 Poesie, Dichtung xii, 31, 231, 424 Politik xii, xv, xvii, xviii, xxi, xxxii, xliv, 29, 427, 442, 444, 447, 454, 461, 490, 514 f. Polydektes 241 f. Potiphar 395 Prädestination xxii, 117, 447, 452, 463 Prahlerei 31, 89, 237–241, 468 Priap,Gott von Lampaskos 63, 287, 434, 485 Priapeia 189, 287, 465 Priester, Priesteramt, Priestertum xxvii, 43, 385, 401, 413, 510, 515 Prinzip xxiv, xxix, xxxvi, xl, xlv, 17, 19, 21, 27, 139, 149, 151, 157, 203, 231, 235, 247, 257, 307, 341, 343, 345,

sachregister

347, 365, 419, 421, 423, 428–430, 433, 436, 451, 453–456, 467, 468, 469, 473, 476, 482, 489, 492, 494–498, 508 Proitos 245 Prometheus 389 f. Prophet, Prophetie xxxi, xliv, 225, 231, 303, 393, 414, 416, 427 Proserpina 431 Protestantismus, protestantisch, Protestanten ix, xiv, xvi, xix, xxxvii, xli, 413, 415, 428, 437 f., 445 f., 448 f., 458 f., 462 f., 468, 475, 482, 486, 488, 491 f., 499, 501, 505, 507 Pyriphlegeton 235 Pyrrha 365, 502 Pythagoreismus 418, 421, 457 Python 87, 299 Rabe 43, 85, 89, 201, 315, 391–395, 427 Radamantes 129, 293 Rafael, Erzengel 504 raggione xxix, 411, 419, 420, 437, 452–454, 464, 467, 470, 474, 496– 498, 501 f., 510 f. Rationalismus xxvi, 418, 423, 503, 505, 514 Recht 149, 183 Reform xl, 31, 45, 101, 107, 169, 175, 323, 418, 433, 469, 473, 504 Reformation xvi, xxxii, xxxvi, 101, 291, 458, 460, 513 Regsamkeit xxxix, 31, 245–255, 263, 269, 291, 414, 472 s. auch Arbeit, Sorgfalt Reichtum 29, 177–205, 223, 229, 253, 327, 454, 463 f., 466, 483 Reinheit 325 Religion xii–xxiii, xxxi–xxxiv, xxxvii–xl, 11, 43, 45, 73, 85, 115,

531

161, 167, 169, 181, 233, 243, 257, 325, 345, 377, 383 f., 403, 418, 426 f., 433, 438, 443–445, 447 f., 456–459, 461, 473 f., 480, 490, 493, 495, 499, 501, 503–505, 507, 512, 515 Religionskritik xiii, xiv, xxii, 417 Reue, Umkehr 23, 31, 33, 99, 165, 173, 233, 245, 249, 293, 424, 460, 474 Ritus s. Kult Rom, Römer 167, 311, 373, 461, 490, 494, 510 Ruhm 31, 37, 41, 45, 105, 123, 161–167, 213, 255, 265, 271, 317, 331, 385, 405, 460 f., 464 Samael 109, 443 Sammlung 35, 39 s. auch Kontraktion Satan 506 Satire s. Ironie Saturn (Chronos, Kronos) 55, 61, 109, 119, 197, 235, 295, 315, 317, 319, 331, 341, 389 f., 399, 422, 432, 434, 491 Satyr 69, 325, 435 Saul 416 Saulino xxv, 3, 15, 416 f., 430, 450, 481, 491 Savolino 416 Scharfsinn 33 Schatten xxxix, 13, 73, 101, 155, 177, 197–201, 271, 416 Schicksal, Fatum xxxiii, 17, 21, 23, 25, 49, 57, 69, 73, 101, 111, 179, 195, 207, 419, 421, 469, 472, 476 Schiff 363, 431 Schiff (Argos) 43, 93, 99, 389, 441, 480, 512 Schlaf 263, 271, 279–283, 483 Schlange 43, 89, 93, 119, 243, 269,

532

sachregister

297, 311, 337, 345, 349, 389 f, 425, 440, 445, 474, 488, 512 Schlangenträger s. Ophiuchus Schlauheit 151, 297, 488 Schmeichelei 41, 387 Scholastik, Scholastiker xviii, xxviii, 485, 507 Schütze 39, 83, 85, 89, 101, 493 Schwan 31, 53, 89, 99, 233, 460, 474 Schweigen, Verschwiegenheit 39, 179, 363, 369 Schwert 9, 29, 115, 121, 161, 171, 237, 255 Seelenfrieden, Seelenruhe 37, 193 , 251, 371, 403 f. Seelenwanderung s. Metempsychose Sekte, Sekten xix, xxxvii, 37, 45, 155, 207, 319, 456 Silen 7, 63, 397, 412 f. Simon Magus 505 Sirenen 245 Skeptizismus xviii, xix, xxxv, xxxix Skorpion 39, 75, 87, 93, 99, 325, 329– 331, 333, 361, 493 Sofia, Sophia xxv, xxxix, 3, 15, 29, 89, 113, 115, 129 f., 139, 153–157, 179, 181, 205, 217, 417, 428, 430, 445, 450, 451–453, 455, 457, 465, 475, 492, 513 Sonne xxxix, 5, 9, 11, 25, 65, 99, 151– 155, 235, 321, 333, 341, 343 f., 391, 395, 399, 411, 415, 441, 455 Sophismus, Sophisten, Sophisterei 29, 153, 231, 485 Sorgfalt 31, 245–253, 263, 265, 285, 472, 477 s. auch Arbeit, Regsamkeit Sphären 451, 485 Sprache xvi, xxvii, xxviii, xxx, xxxi, xxxvi, 454, 495, 504 Staat xv, xxxvii 35, 41, 117, 157, 161–

169, 255, 261, 311, 325, 367, 375, 387, 426, 442, 472 f., 476, 507, 513 Stärke 9, 41, 177, 225 f., 237, 261, 29, 373, 472 Steinbock 39, 83, 85, 87, 99, 331, 357, 361, 389, 425, 439, 493, 502 Stier 35, 53, 83, 85, 91, 93, 99, 125, 315, 349, 491 Stoizismus 464, 508 Styx 107, 433, 443 Substanz 5, 17, 19 f., 137, 143, 149, 175, 235, 265, 289, 339, 351, 357, 361, 381, 399, 405, 418–420 Syllogismus 185 f., 273 Symbol xxiii, xxvii, 149, 301, 361, 371, 438, 442, 490, 494, 495, 501, 508, 513, 515 System xii, xix, xxii, xxv, xxxvi, 415, 431, 471, 492 Tapferkeit 9, 151, 227 Tempel, Altar 45, 67, 85, 87, 91, 97, 117, 125, 127, 167, 171, 205, 295, 345, 401 f., 425, 510, 515 Tetis 93, 95, 361, 440 f., 502 Teuth 349, 497 Theologie xviii f., xxxii f., xxxv f., xli, 189, 415, 424, 426, 428, 445, 456, 460–462, 466, 482, 495 f., 507, 509, 511 Theresias 211 Theseus 93 Tier xxix, xxx, 3, 13, 23, 27, 47, 53, 59, 69, 87, 93, 99, 109, 111, 119, 121, 177, 201 f., 209, 225, 275, 279, 313, 315, 321, 325, 333, 335, 341–361, 371, 383, 385, 387, 389, 393, 399, 401, 421, 427, 439, 441, 445, 467, 472, 474, 478, 486, 491, 497, 508, 510 f., 515 Tobias 504

sachregister

Tod xxxvii, 11, 17, 55, 117, 157, 169, 171, 223, 227, 239, 251, 255, 265, 291, 329, 339, 345, 371, 379, 414, 419 f., 440, 443, 446 f., 458, 508, 510, 512, 514 Toleranz xviii, xxxii f., xxxvii, xxxix, 35, 227, 253, 315, 457, 505 Trägheit 29, 31, 99, 151, 249, 287 Transzendenz xliv Treue 35, 43, 309 f., 325, 331, 426, 472, 478, 489 f., 512 Tridentinum, Konzil von Trient xvii, xx, 507 Trinität, Dreifaltigkeit xxxviii, 426, 438, 441, 451, 474, 484, 489 f., 496 Triptolemos 33, 295, 425 Trunkenheit 43, 99, 223, 397 Tugend xii, xxii–xxvi, xl, xlv, 13 f., 23, 25, 27, 31, 33, 39, 41, 45, 61, 73, 81, 91, 121, 123, 153, 159, 167, 189, 201, 205, 207, 217, 225, 227, 233 f., 237, 243–247, 265, 267, 273, 277 f., 295, 301, 311, 317, 323, 325, 331, 343, 359, 361, 371, 379, 383, 387, 391, 397, 405, 413, 414, 416, 423, 433, 439, 441, 446, 452, 454, 459–461, 463 f., 468, 471 f., 475–477, 479, 486, 492, 506, 512 Typhon 67, 439, 493 Tyrann, Tyrannei 9, 33, 41, 101, 125, 159, 193, 201, 271, 299, 311, 387, 413, 509, 511 Übergang 428 Umwandlung 428–430, 494 s. auch Wandel Unendliches 137 Ungerechtigkeit 39, 99, 115, 179, 195, 217, 221, 227, 277, 371, 506 Unglaube, Ungläubige 243, 309, 403

533

Universum s. Kosmos Unklugheit 29, 151 Unmäßigkeit 367 Unrecht 179, 183, 227, 327, 329 Unschuld 165, 233, 273, 479, 512 Unterdrückung 49 Untreue 227, 429 Uranos, Coelius, Himmelsgott 55, 432 Urteil 9, 11, 29, 119, 121, 141, 161–165, 169, 173, 179, 181, 183, 187, 189, 213, 223, 225, 231, 233, 259, 283, 285, 317, 319, 341, 357, 373, 383, 412, 422, 424, 448, 468, 488 Venus 15, 27, 65, 71, 75, 83, 299, 319, 321, 337, 367, 387, 389, 432, 434, 434, 438, 454, 488, 504, 508 s. auch Cupido Veränderung 17, 23, 47, 49, 55, 61, 115, 143, 223 Verhängnis 5, 49, 55 f., 73, 81, 97, 101, 103, 115, 119, 127, 195, 197, 207, 223 , 257, 283, 291, 333, 335, 359, 367, 375, 381, 401, 403, 418 s. auch Schicksal und Fortuna Vernunft xxix, 15, 21, 27, 53, 113, 139, 149, 151, 187, 199, 205, 209, 223, 227, 233, 317, 327, 359, 454, 470, 472, 473, 475, 486, 492, 505 Verstellung, Dissimulation 9, 105, 131, 237–241, 425, 436, 474 f., 454 Verzweiflung 31, 41, 379 Viper 207, 333, 469 Vitanzano 397 Volkssprache, volgare xvi, xxviii, xxxii, 9, 385, 413, 414, 482 Vorsehung xxvi, xxx, 73, 81, 89, 131–137, 141, 143, 149–157, 189, 207, 275, 285, 437, 441, 450 f., 453, 453 f., 471, 484, 488

534

sachregister

Vorsicht 43, 227, 257, 391, 488 Vulkan 59, 67, 69 Waage 39, 59, 87, 99, 265, 327 f., 439 Wachsamkeit 245, 249, 387, 512 Wagenlenker 295, 424 f. Wahrheit xii, xvi, xix, xxi–xxiii, xxvii, xxx, xxxix f., xlv, 7, 9, 13, 27, 29, 31, 35, 39, 49, 53, 101, 109, 111, 113, 129, 147–157, 163, 177, 179, 181, 187, 199, 205, 209, 213, 217, 225, 227, 237–241, 247, 261, 271, 301, 303, 305, 317, 339, 345, 361, 365, 375, 381, 387, 412, 414, 436, 441, 448, 453–456, 468 f., 472 f., 494 f., 502–504, 508 f. Wal 41, 91, 99, 245, 303, 365, 369, 389 Wandel, Wechsel, vicissitudo xxiii, xxvi, xxxiii, xxxvi, 11, 17, 47 f., 203, 223, 335, 418 f., 422, 428, 430, 434, 447, 465, 467, 470–472, 477, 479, 495, 515 s. auch Umwandlung Wassermann 39, 83, 85, 101, 361–365, 438, 502, 504 Weisheit 9, 29, 115, 151 f., 157, 181, 189, 217, 233, 297, 339, 341, 343, 345, 377, 425, 428, 433, 437, 445, 454 f., 463, 507, 511 s. auch Sofia

Weltseele xxxi, xxxviii, 343, 415, 420, 455, 482, 486, 494–496 Werke, Werkgerechtigkeit xxii, xxxiii, xxxiv, xxxvi, 7, 117 f., 161 f., 171–175, 247, 249, 253, 255, 293, 295, 303, 319, 413, 417, 447, 458, 488, 491, 493 Widder 35, 83, 91, 101, 201, 313, 315, 349 f., 440, 491 Wille 79, 161, 191, 225, 237, 257, 383, 401, 445, 459, 469 f., 482, 506, 510 Willensfreiheit xiv, 105 Wut 35, 81, 99, 237, 245, 257, 315, 317 Zampaglion 397 Zeichen 341, 403, 412 Zentaur, Chiron xxii, xxvi, 43, 93, 99, 399 f., 416, 435, 440, 514 Zerberus 125, 467 Zeus s. Jupiter Zorn 35, 97, 115, 151, 163, 167, 235, 245, 287, 293, 315 f., 425, 433, 506 Zucavigna 397 Zufall 213, 225, 245, 371, 450, 472, 477 Zweifel 399 Zwillinge (Castor und Pollux) 37, 91, 99, 319 f., 331, 440, 491