The series Beihefte zur Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft (BZAW) covers all areas of research into the
306 20 23MB
German Pages 376 Year 2018
Table of contents :
Vorwort
Inhalt
1. Einführung
2. Haupteil
3. Von Babel zum Zion - eine Zusammenfassung
Literaturverzeichnis
Tabellarische Übersicht zur Redaktionsgeschichte
Bibelstellenregister
Personenregister
Sachregister
Jürgen van Oorschot Von Babel zum Zion
w DE
G
Beihefte zur Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft Herausgegeben von Otto Kaiser
Band 206
Walter de Gruyter • Berlin • New York 1993
Jürgen van Oorschot
Von Babel zum Zion Eine literarkritische und redaktionsgeschichtliche Untersuchung
Walter de Gruyter • Berlin • New York 1993
© Gedruckt auf säurefreiem Papier, das die US-ANSI-Norm über Haltbarkeit erfüllt.
Die Deutsche Bibliothek —
CIP-Einheitsaufnahme
Oorschot, Jürgen van: Von Babel zum Zion : eine literarkritische und redaktionsgeschichtliche Untersuchung / Jürgen van Oorschot. — Berlin ; New York : de Gruyter, 1993 (Beihefte zur Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft; Bd. 206) Zugl.: Marburg, Univ., Habil.-Schr., 1991 ISBN 3-11-013606-6 NE: Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft / Beihefte
ISSN 0934-2575 © Copyright 1993 by Walter de Gruyter & Co., Berlin 30 Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Ubersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany Druck: Arthur Collignon GmbH, Berlin 30 Buchbinderische Verarbeitung: Lüderitz & Bauer-GmbH, Berlin 61
Meinem Lehrer O T T O KAISER in Freundschaft und Dankbarkeit
Vorwort Die vorliegende Arbeit wurde im Frühjahr 1991 beim Fachbereich Evangelische Theologie der Philipps-Universiät Marburg als Habilitationsschrift eingereicht und im Wintersemester 1991/92 angenommen. Sie geht auf Studien zurück, die im wesentlichen in den Jahren 1986 und 1987 erfolgten und mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft bis zum Herbst 1988 fortgesetzt werden konnten. Dafür sei an dieser Stelle ebenso gedankt, wie für das Entgegenkommen meiner Gemeinde, in der ich von November 1988 bis Juli 1992 als Pastor Dienst tat. Die großzügig gewährten Freiräume ermöglichten die Fertigstellung der Arbeit. Die zuletzt erschienenen Beiträge zur Deuterojesaja-Forschung von R.G.Kratz, Kyros im Deuterojesaja-Buch, 1991, und H.-J.Hermisson, Deuterojesaja, BK XI, Lfg.8, 1991, konnten leider nicht mehr berücksichtigt werden. Die vorliegende Darstellung kombiniert eine redaktionsgeschichtliche Gesamtthese mit der Einzelanalyse fast aller Texte der deuterojesajanischen Sammlung. Dem Leser wird damit das Ergebnis eines Weges analytischer Einzelarbeit und daraus gewonnener, neu modifizierter und zuletzt bewährter Hypothesen präsentiert. Sein Abschreiten selbst würde manches Ergebnis vielleicht rascher evident erscheinen lassen, jedoch die Darstellung unvertretbar aufblähen. Die methodische Reflexion des eingeschlagenen Weges und seine Vertretung im gegenwärtigen Forschungsgespräch wurde auf die Einführung beschränkt. Dies war auf Grund des gesetzten Schwerpunktes einer redaktionsgeschichtlichen Gesamtthese zu Jes 40-55 nötig und zugleich möglich, da die Rechtfertigung literarkritischer und redaktionsgeschichtlicher Forschung als einem Bestandteil historischen Verstehens an anderen Stellen ausführlich erfolgt. Zuletzt wird sich jede Methodik an den Ergebnissen zu bewähren haben, die sie zum Verständnis von Text und Leben leistet. Mein besonderer Dank gilt an dieser Stelle Herrn Professor Dr.D. Otto Kaiser, der meinen Weg in den Jahren auch über das Fachliche hinaus freundschaftlich begleitete. Ihm sei diese Arbeit gewidmet. Weiter danke ich dem Koreferenten, Herrn Professor Dr. Erhard S.Gerstenberger, für
Vili
Vorwort
seine M ü h e und Kritik, und dem Herausgeber und Verlag für die Aufnahme in die Reihe „Beiheft zur Zeitschrift für die Alttestamentliche Wissenschaft". Hohenlockstedt, 15.Mai 1992
Jürgen van Oorschot
Inhalt Vorwort 1. Einfuhrung 2. Haupteil 2.1 Die deuterojesajanische Grundschicht 2.1.1 Die Disputationsworte a.) 40,12-17* b.) 40,21-26 c.) 40,27-31* 2.1.2 Die Gerichtsreden a.) 41,1-4 b.) 41,21-29*
VII 1 23 23 24 24 26 27 29 29 31
c.) 43,8-13 d.) 45,20-25* 2.1.3 Die Heilsworte a.) 41,8-13 b.) 41,14-16 c.) 43,1-7* d.) 44,2-4 e.) 41,17-20 f.) 42,14-16 g.) 43,16-21 h.) 44,24-28* i.) 45,11-13* j.) 46,9-11 k.) 45,1-7* 2.1.4 Zusammenfassung a.) Komposition b.) Die \ferkündigung der Grundschicht 2.2 Die erste Jerusalemer Redaktion 2.2.1 Prolog und Epilog 2.2.2 51,9f., 51,17.19 und 52,lf. 2.2.3 49,14-23 2.2.4 47,1-15* 2.2.5 Zusammenfassung a.) Die Eingliederung der Grundschicht in die Jerusalemer Redaktion b.) Die konzeptionellen Unterschiede
33 38 50 53 56 59 62 64 67 69 74 80 82 87 93 93 97 105 106 128 141 152 159 159 167
2.3 Die 2.3.1 2.3.2 2.3.3
178 178 182 183
Ebed-Jahwe-Lieder Zur Aussonderung der EJL Zur Abgrenzung der EJL Unterschiede und Gemeinsamkeiten
X
Inhalt
2.4 Die Naherwartungsschicht 2.4.1 Das nahe Heil a.) 46,12f.
197 198 198
b.) 51,4f.
201
c.) 55,6-8*
205
2.4.2 Mahnworte angesichts des nahen Heils
207
a.) 42,18-23*
207
b.) 44,6-8
213
c.) 44,21 f.
216
d.) 50,1-3
218
2.4.3 Zweifel an Jahwes Verläßlichkeit
222
a.) 45,18f.
222
b.) 48,12-16*
227
2.4.4 Die Fortschreibung der EJL
228
a.) 42,5-9.10-13
228
b.) 49,(7.)8-13
235
2.4.5 Zusammenfassung 2.5 Die sekundäre Zionsschicht
239 243
2.5.1 49,24-26
244
2.5.2 51,lf.7f.
247
2.5.3 51,12-15
253
2.5.4 51,20-23
255
2.5.5 54,1-17
256
2.5.6 55,1-5
269
2.5.7 Die Wort- und Prophetentheologie
273
a.) 40,3aa.6-8*
273
b.) 55,10f.
275
c.) Kleinere Zusätze
277
d.) 50,4-9
279
2.5.8 Zusammenfassung 2.6 „Gehorsam und Segen" 2.6.1 43,22-28
283 295 295
2.6.2 4 2 , 2 4 a a l . 2 5
299
2.6.3 48,1-11*
300
2.6.4 48,17-19
306
2.6.5 Zusammenfassung
308
2.7 Die Götzenbilderschicht
312
3. Von Babel zum Zion - eine Zusammenfassung
319
Literaturverzeichnis
325
Tabellarische Ubersicht zur Redaktionsgeschichte
345
Bibelstellenregister
348
Personenregister.
356
Sachregister
359
1. Einführung
W e r sich heute mit Jesaja 4 0 - 5 5 beschäftigt, kann nicht nur auf eine lange Wirkungsgeschichte jener eindrucksvollen Worte im Judentum und in der christlichen Kirche zurückblicken, sondern zugleich auf eine gut zweihundertjährige fruchtbare Auslegungsgeschichte. 1 Trotzdem fehlt gegenwärtig eine Übereinstimmung in den Fragen der Entstehung des Buches und der Bedeutung seiner zentralen Abschnitte, nicht zuletzt des Prologs, der Zionstexte und der Ebed-Jahwe-Lieder (EJL). Somit scheint der Zeitpunkt für eine erneute literarkritische und redaktionsgeschichtliche Untersuchung des gesamten Textbestandes gekommen. 2 Ein Blick auf die Forschungsgeschichte soll dieses Urteil begründen. Nach ersten vagen Andeutungen bei Abraham B.Me'ir Ibn Ezra ( 1 0 8 9 1 1 6 7 ) 3 und Baruch Spinoza ( 1 6 3 2 - 1 6 7 7 ) vertreten erstmals Johann Christoph Döderlein (1775) 4 und Johann Gottfried Eichhorn (1783) 5 die These, daß die Kapitel 4 0 - 6 6 des jetzigen Jesajabuches nicht dem im 8.Jh. v.Chr. wirkenden Jesaja ben Amoz zuzuschreiben sind, auf den der Großteil der Kapitel 1 - 3 9 zurückgeführt wird. 6 Die Nennung des Per1
2 3 4 5 6
Vgl. D. Michel, Artikel „Deuterojesaja", TRE VIII, S.528-530 (Lit.). Dort finden sich auch weitere Verweise auf die Forschung«- und Wirkungsgeschichte der Texte. Vgl. weiter auch H.-J. Hermisson, Deuterojesaja-Probleme. Ein kritischer Literaturbericht, VuF 1, 1986, S.53-84, und C. Stuhlmueller, Deutero-Isaiah: Major Transitions in the Prophet's Theology and in Contemporary Scholarship, C B Q 4 2 , 1980, S . l - 2 9 , und R. Albertz, Das Deuterojesaja-Buch als Fortschreibung der Jesaja-Prophetie, FS R.Rendtorff, 1990, S.241-256. Zuletzt legte K. Elliger im Jahr 1933 mit Deuterojesaja in seinem Verhältnis zu Tritojesaja, BWANT IV, 11, Stuttgart 1933, eine derart breit angelegte Arbeit vor. Vgl. E.L. Dietrich, Handbuch der Orientalistik, III, 1, Leiden und Köln, 1953, S.94. Esaias, Altdorf 1775, S.XII-XV. Einleitung ins Alte Testament, III, Leipzig 1783, S.76-97. Zu den Auslegern, die an der Abfassung aller 66 Kapitel durch Jesaja ben Amoz im 8.Jh.v.Chr.festhalten, gehören etwa F. Delitzsch, Biblischer Commentar über den Propheten Jesaja, Leipzig, (1866) 1869 4 , besonders S.21-25 und 386-390; O.T. Allis, The Unity of Isaiah, Nutely (N.J.) 1951; R.K. Harrison, Introduction to the Old Testament, Grand Rapids, Michigan, 1969, S.764-800 (dort weitere Lit.);
2
Einführung
serkönigs Kyros in 44,28 und 45,1 sowie die Bedrohung Judas durch Babylon und nicht durch Assur führen deutlich ins 6.Jh. v.Chr. und lassen zusammen mit sprachlichen und inhaltlichen Unterschieden einen anderen Verfasser vermuten. Dieses Urteil setzte sich in der folgenden wissenschaftlichen Diskussion fast völlig durch, wenn es auch zu keiner Zeit an vereinzelten Gegenstimmen fehlte. Einen weiteren gravierenden Einschnitt in der Auslegungsgeschichte stellt der Jesajakommentar Bernhard D u h m s aus dem Jahr 1892 dar. 7 Sprachliche, stilistische, zeitgeschichtliche und theologische Beobachtungen führten D u h m zur Abgrenzung der Kapitel 40-55 als deuterojesajanisch gegenüber den vorangehenden 1-39 als protojesajanisch und den folgenden 56-66 als tritojesajanisch. 8 Auch in den exilisch-nachexilisch anzusetzenden Teilen sah er somit mehrere Hände am Werk: einen um 540 v.Chr., wohl in Phönizien schreibenden Deuterojesaja, der seine von Anfang an schriftlichen Prophetien als eine Art Flugblätter unters Volk brachte, den nachexilischen Verfasser der von D u h m ausgesonderten Ebed-Jahwe-Lieder in 42,1-4, 49,1-6, 50,4-9 und 52,13-53,12, und einen noch später, zur Zeit Esras wirkenden Tritojesaja, einen „Theokratiker vom reinsten Wasser" 9 , der sämtliche Texte in 56-66 als zusammenhängende Schrift abfasste. Ein späterer Redaktor habe die Teile zusammengefügt und mittels 4 8 , 2 2 und 57,21 dreifach gegliedert. Diese Schrift in den Kapiteln 40-66 sei recht spät, nach Sir 48,23-25 jedoch wohl im 2.Jh. v.Chr. den Kapitel 1-39* angefügt worden. Die Aufteilung des Jesajabuches in die Kapitel 1-39, 40-55 und 56-66 blieb bis in die Gegenwart grundlegend für das Verständnis des Buches. Dies gilt trotz gelegentlicher Bedenken, die gegen eine derartige Zweiteilung der Kapitel 40-66 erhoben wurden. So unterstrichen etwa Charles Cutler Torrey 1 0 , James D . S m a r t " und N o r m a n Henry Snaith 1 2 die
7 8 9 10 11
G.L. Archer, A Survey in Old Testament Introduction, Chicago 1975 2 , und ders., Einleitung in das Alte Testament, Bd.l und 2, Liebenzell 1986 und 1989. Das Buchjesaja, H K , Göttingen (1892) 1922 4 (=19685). Vgl. a.a.O. S.7-22. Vgl. a.a.O., S.418. Vgl. C . C . Torrey, The Second Isaiah, New York 1928. Vgl. J . D . Smart, History and Theology in Second Isaiah. A Commentary on Isaiah 3 5 , 4 0 - 6 6 , Philadelphia 1965.
Einführung ausgeprägten theologischen Übereinstimmungen
3 zwischen dem
ver-
m e i n t l i c h e n D e u t e r o - u n d T r i t o j e s a j a u n d bezweifelten z u m a l angesichts d e r z w i s c h e n den K a p . 4 0 - 5 5 u n d 6 0 - 6 2 zu b e o b a c h t e n d e n G e m e i n s a m k e i t e n , d a ß hier m i t u n t e r s c h i e d l i c h e n V e r f a s s e r n zu r e c h n e n sei. 1 3 E i n e d e r a r t i g e E i n b e z i e h u n g w e i t e r e r K a p i t e l in d e n dtjes B e s t a n d g e h t o f t H a n d in H a n d m i t verschiedenen P h a s e n m o d e l l e n zu Zeit 1 4 u n d O r t d e r Abfassung.15 Die bleibenden Unterschiede zwischen den verschiedenen Textgruppen
d e u t e n dabei nach M e i n u n g dieser Ausleger a u f eine
b a b y l o n i s c h e u n d e i n e palästinische W i r k u n g s z e i t des e i n e n P r o p h e t e n hin.16
12
13
14
15
16
Vgl. N.H. Snaith, Isaiah 40-66. A Study of the Teaching of the Second Isaiah and its Consequences, in: Studies on the Second Part of the Book of Isaiah, SVT 14, Leiden 1977, S. 135-264. Snaith rechnet Jes.60-62 zum dtjes Bestand, vgl. besonders a.a.O., S.139ff. Andere zählen Kap.56-66 (W.F. Albright und F.James), nur 56,9-57,13a; 58,13-59,21; 60-62 (B. Stade, 1888) bzw. 60-62 und 65-66 (K. Budde, 1891) zum Grundbestand oder sie rechnen neben 56-66 noch 34-35 zu Deuterojesaja, vgl. Snaith, ebd. Zu diesen Sondermeinungen vgl. die Zusammenstellungen bei F. Maas, Tritojesja?, in: Das ferne und das nahe Wort. FS L.Rost, BZAW 105, Berlin 1967, S.153ff., Snaith, a.a.O., S.219ff., und K.Koenen, Ethik und Eschatologie im Tritojesajabuch, W M A N T 62, Neukirchen-Vluyn 1990, S.lf. Anm.2. Vgl. dazu etwa die Arbeit von S. Sekine, Die Theodizee des Leidens im Deuterojesajanischen Buch — unter redaktionsgeschichtlichem Gesichtspunkt — Annual of the Japanese Biblical Institute, Vol.VIII, Tokyo 1982, S.50-112, besonders S.5460. Er unterscheidet eine Grundschicht A in Kap.40,1-41,29; 42,10-48,22 als W e r k Dtjes' vor 539 von einer Grundschicht B in Kap.49,13-50,3; 51,1-52,12; 54,155,13 als Werk Dtjes' nach 539 und den Ebed-Jahwe-Liedern (EJL) in 42,1-4; 49,1-6 und 50,4-9 als Werk des älteren Dtjes, und weiter vom 4.EJL in 52,1353,12 als Werk eines Schülers sowie den Ergänzungen der EJL in 42,5-9; 49,7-12 und 50,10f., die ebenfalls auf einen Schüler zurückgehen. 51,4-6 stamme von einem späteren Interpolator. Die nichtdtjes. Zusätze könnten evtl. vom Redaktor des gesamten Kapitel 40-55 herrühren. Vgl. auch seine anschließende Arbeit, Die tritojesajanische Sammlung (Jes 56-66) redaktionsgeschichtlich untersucht, BZAW 175, Berlin und New York 1989Zu solchen Phasenmodellen vgl. auch P.-E. Bonnard, Le second Isäie, EtB, Paris 1972, der zwei Phasen der Wirksamkeit des Propheten unterscheidet, die vor (Kap.40-48) bzw. nach der Einnahme Babels durch Kyros liegen (Kap.49-55), vgl. a.a.O. S. 19-28 u.S.210f. Weiter vgl. C. Stuhlmueller, a.a.O. S.4f. Vgl. als besondere Fassung derartiger Modelle H.C. Spykerboer, The Structure and Composition of Deutero-Isaiah, Groningen 1976, nach dem Jes 40-55 in Babylon jedoch an Adressaten in Jerusalem geschrieben wurde. So bei M . Haran, The Literary Structure and Chronological Framework of the Prophecies in Is.XL bis XLVIII, S V T 9, Leiden 1963, S.127ff., besonders S.148155, der auf diese Weise Jes.40-48 und 49-66 aufteilt. Weiter vgl. dazu schon die
4
Einfuhrung
Einen eigenen Versuch der Verhältnisbestimmung zwischen Jes 4 0 - 5 5 und 5 6 - 6 6 unternahm Karl Elliger und vertrat dabei als letzter in einer großangelegten und nur teilweise veröffentlichten Untersuchung die Einheit Tritojesajas. 17 Zugleich sah er in Tritojesaja den Schüler Deuterojesajas, der vor allem in den letzten Kapiteln der dtjes Sammlung mit eigenen Abschnitten und Zusätzen begegne. In der Folgezeit wurde allerdings in zunehmendem Maße die Uneinheitlichkeit der in Kap. 5 6 - 6 6 versammelten Texte erkannt. 18 Sie setzen nicht nur verschiedene Adressaten in unterschiedlicher äußerer und innerer Situation voraus, sondern differieren auch in ihren eschatologischen Vorstellungen. Darüberhinaus ist in der jüngsten redaktionsgeschichtlichen Forschung auch hinter die klassische Begrenzung der dtjes Sammlung mit Kap.55 vereinzelt ein Fragezeichen gesetzt worden. 1 9 Im Gegensatz zu Duhm's Abgrenzung der proto-, deutero- und tritojesajanischen Texte fand seine Herauslösung der EJL und schon gar ihre Zuweisung an einen leprösen Rabbi des 5.Jahrhunderts keine entsprechende Aufnahme. Ihre literarische und zeitliche Stellung wird bis heute mit divergierenden Ergebnissen diskutiert. 20 Dabei konkurrieren zugleich verschiedene kollektive und individuelle Deutungen des Ebed, die in der
17
18
19
20
Ansätze in der älteren Forschung, z.B. bei Kuenen, Kosters, Kittel u.a., die in ähnliche Richtungen gehen - vgl. O.Eissfeldt, Einleitung, S.447f. Deuterojesaja in seinem Verhältnis zu Tritojesaja, BWANT IV, 11, Stuttgart 1933, besonders S.278-303, und ders, Die Einheit des Tritojesaja (Jesaja 56-66), B W A N T III, 9, Stuttgart 1928. Zu seiner Tritojesajathese vgl. ausführlich S. Sekine, Die tritojesajanische Sammlung Oes 56-66) redaktionsgeschichtlich untersucht, BZAW 175, Berlin und New York 1989, S.239-284, und K. Koenen, a.a.O., S.8-10. Vgl. zur Forschungsgeschichte neben den einschlägigen Einleitungen P.D. Hanson, The Dawn of Apocalyptic, Philadelphia 1979 2 , S.32ff., und K. Koenen, a.a.O., S.l-10. Dazu vgl. neben den unten erwähnten redaktionsgeschichtlichen Arbeiten auch J . Morgenstern, The Message of Deutero-Isaiah in its Sequential Unfolding, H U C A 29, 1958, S.lff. und 30ff. ; HUCA 30, 1959, S.lff.; den;., Isaiah49-55, H U C A 36, 1965, S.lff. Vgl. zur Forschungsgeschichte neben den Einleitungen von O. Eissfeldt, a.a.O., S.448ff., und O. Kaiser, Einleitung, S.278-280, H. Haag, Ebed-Jahwe-Forschung 1948-1958, BZ NF 3, 1959, S.174-204, C.N. North, The Suffering Servant in Deutero Isaiah, London 1956 2 , S.68-116, H.H. Rowley, The Servant of the Lord in the Light of Three Decades of Criticism, in: Ders., The Servant of the Lord and Other Essays, Oxford 1965 2 , S.3-60, und die Literaturzusammenstellung bei D. Michel, a.a.O., S.529-530. Zur sachlichen Problematik vgl. unten S.178ff.
5
Einfuhrung
seitherigen
wissenschaftlichen
Diskussion
immer
wieder
um
kultmythologische, eschatologische und messianische Interpretationen ergänzt wurden. 21 Weiter läßt sich beobachten, daß das Problem der Entstehung, Struktur und des inneren Zusammenhangs der dtjes Sammlung seit Beginn und verstärkt durch die Blüte der formgeschichtlichen Arbeit seit der M i t t e dieses Jahrhunderts in mehreren Ansätzen diskutiert worden ist. A u f diesem Feld stehen sich im wesentlichen zwei Grundpositionen gegenüber. Nach der einen finden wir hier eine Abfolge „kürzerer oder längerer D i c h t u n g e n " 2 2 , die keinen zusammenhängenden Aufbau oder Gedankenfortschritt aufweisen, sondern höchstens durch Stichwortassoziationen aneinandergefügt seien 23 . Dementsprechend konzentrieren sich diese Ausleger vor allem auf die isolierten Einzeltexte und deren genaue Abgrenzung. Erst in zweiter Linie berücksichtigen sie den heutigen, ihrer M e i n u n g nach sekundären Gesamtzusammenhang. Ganz im Gegensatz dazu findet eine andere Gruppe von Exegeten in J e s . 4 0 - 5 5 eine planvoll aufgebaute Schrift, die sich literarisch durchformt und inhaltlich fortschreitend präsentiert. 24 Diese Alternative wurde seit den Gattungsanalysen von Gressmann 2 5 , Mowinckel 2 6 , Köhler 2 7 und vor allem Begrich 2 8 vorläufig im Sinne des ersten Modells entschieden. A u f G r u n d des
21
22
23
24
25 26 27 28
Inwieweit sich aus einer differenzierteren Redaktionsgeschichte der Kap.40-55 auch Einsichten für die Auslegung dieser schwierigen Abschnitte ergeben, wird später zu bedenken sein. So Duhm, S.286f., und in abgewandelter Form auch bei H.E. von Waldow, Anlaß und Hintergrund der Verkündigung des Deuterojesaja, Diss.ev.theol. Bonn 1953, S.171. Vgl. A. Schoors, I am God Your Saviour, SVT 24, Leiden 1973, S.29 und 297 Anm.2, und schon S. Mowinckel, Die Komposition des deuterojesajanischen Buches, Z A W 4 9 , 1 9 3 1 , S.87fF. und l42ff. Vgl. u.a. K. Budde, Das Buch Jesaia Kap.40-66, HSAT, Tübingen 19224, S.653656, K. Elliger, Verhältnis, 1933; ders., Deuterojesaja, BKAT XI, 1, NeukirchenVluyn 1978; C. Westermann, Sprache und Struktur, 1981, und ders., Das Buch Jesaja. Kapitel 40-66, A T D 19, Göttingen 1976. Die literarische Analyse Deuterojesajas, ZAW 34, 1914, S.254fF. Vgl. oben Anm.23. Deuterojesaja (Jesaja 40-55) stilkritisch untersucht, BZAW 37, Gießen 1923. Studien zu Deuterojesaja, B W A N T IV, 25, Stuttgart 1938 = T h B 20, München 1969 2 .
6
Einführung
methodischen Ansatzes 29 stand dabei deutlich das Interesse an Abgrenzung und Bestimmung der selbständigen Einheiten im Vordergrund. Es kann nicht bestritten werden, daß durch die formgeschichtliche Forschung ein grundlegender Beitrag zum Verständnis der dtjes Einzeltexte geleistet wurde. 3 0 Dies gilt trotz der bis heute festzustellenden Divergenz der Meinungen zur Frage ihres Sitzes im Leben. Hier konkurrieren vor allem drei Auffassungen, nach denen in den Texten entweder literarische Nachahmungen vormals mündlicher Gattungen (Gressmann, Köhler, Begrich), Zeugnisse der ursprünglich mündlichen Verkündigung Dtjes's im Rahmen exilischer Klagefeiern (von Waldow, Westermann, Schoors, Elliger (1978)) oder kerygmatische Neubildungen unter Verwendung herkömmlicher Motive (Melugin, Michel) vorliegen. 31 Die zumal in der deutschen Forschung feststellbare Dominanz der form- und traditionsgeschichtlichen Arbeit ließ die Frage nach Komposition und Redaktion in Jes 40-55 über Jahrzehnte deutlich in den Hintergrund treten. Dies erklärt sich auch dadurch, daß die Einheit von Verfasser und Situation für den gesamten Textbestand mehr oder weniger unbefragt vorausgesetzt wurde. Man ging und geht bis zu diesem T a g weithin davon aus, daß hinter ihnen ein anonymer, aber auf Grund seiner Botschaft einmalig bedeutender Prophet der Gola steht, dessen Biographie sich nicht nur in dem als Berufungsbericht verstandenen Prolog Jes 40,1-11 sondern ebenso in den EJL spiegele. Diese biographische Rahmenhypothese wurde durch die kompositionskritischen Arbeiten der Folgezeit weiter stabilisiert, da bei dieser Fragerichtung nunmehr auch die literarische Einheit der Kap.40-55 als gegeben vorausgesetzt wird. Als deutliche Gegenbewegung zur formgeschichtlichen Arbeit an isolierten Einzeltexten entwickelte sich besonders im angelsächsischen und niederländischen Raum eine strukturalistische M e thode, die sich der Probleme der Komposition und des Aufbaus annahm. Hier muß vor allem James Muilenburg genannt werden, der es in seinem Kommentar 1956 unternahm die klassische Position mittels stilistischer
29 30 31
Vgl. dazu auch den Forschungsüberblick bei K. Kiesow, Exodustexte, 1979, S. 1 Off. Vgl. dazu die übersichtliche Darstellung bei D. Michel, a.a.O., S.512f. Ebd.
Einfuhrung
7
Untersuchungen („rhetorical criticism") 32 überprüfbar zu untermauern. 3 3 Er erhob für Jes 4 0 - 5 5 einundzwanzig mehrstrophige G e d i c h t e („developed literary compositions" 34 ), die planvoll zu einem Ganzen zusammengefügt seien. Bei ihm fallen die Einheiten nicht jeweils mit den verwandten Gattungen zusammen, da ihnen nur eine dienende Funktion zukomme. Dtjes, in dem wir vor allem einen Dichter zu sehen hätten, habe sie frei gebraucht. Die Verwendung unterschiedlicher literarischer Formen orientiere sich bei ihm vor allem an der maximalen W i r k u n g seiner Botschaft. 35 Die nachfolgenden Arbeiten von Claus Westermann 3 6 u n d R o y F . M e l u g i n 3 7 bemühen sich um eine Vermittlung zwischen beiden Methoden. Dabei geht es Westermann um eine Ergänzung der formgeschichtlichen Arbeit mittels der von der klassischen Gattungskritik unterlassenen Strukturanalysen. Dieser Ansatz führt ihn zu beachtenswerten Ergebnissen, die Jes 4 0 - 5 5 als planvoll aufgebaute Komposition verstehen lehren. Er unterscheidet vier Hauptabschnitte, deren erster in Kap.40-44 durch die „voneinander gesonderten Einheiten . . . , das Heilsorakel, die H e i l s a n k ü n d i g u n g und die Gerichtsreden" 38 gekennzeichnet sei. Die folgenden Kap.45-48 stünden sämtlich direkt oder indirekt mit Jahwes Eingreifen durch Kyros in Beziehung. Zudem begegneten nach Kap.48 keine weiteren Kyrosworte. Der dritte Teil in Kap.49-53 besitze keine derart eindeutigen formalen oder inhaltlichen Charakteristika und weise zugleich die stärksten Spuren späterer Bearbeitung auf. Westermann erkennt darin die Folgen der sekundären Einfügung der EJL. Die abschließenden Kap.54 und 55 unterschieden sich vom Vorangehenden deutlich dadurch, daß „die Heilsankündigung dieser Kapitel durchweg auf eine 32 33 34 35
36 37 38
Zur Methode vgl. ders., Form Criticism and Beyond, JBL 88, 1969, S . l - 1 8 . The Book of Isaiah, Chap.40-66, IB 5, New York 1956, S.381-773. A.a.O., S.391. Vgl. ähnlich auch Spykerboer, a.a.O. Nach ihm ist das Buch ein Trostbrief an die Bewohner Jerusalems (a.a.O., S. 190), der im Sinne einer schrittweise weiter ausgreifenden Wellenbewegung (a.a.O., S.186) aufgebaut sei. Vgl. zu diesem Aufbauprinzip auch R. Lack, La symbolique du livre d'Isaïe, AnBib 59, Rom 1973, mit seiner Forme! „développement par envéloppement" (S.81). Vgl. oben Anm.24, und ders., Prophetische Heilsworte, und ihm folgend A. Schoors, a.a.O. The Formation of Isaiah 40-55, BZAW 141, Berlin und New York 1976. Vgl. Westermann, Sprache und Struktur, S.81.
8
Einfuhrung
Heilszeit oder einen Heilszustand geht, nicht mehr auf ein Heilsereignis." 39 D i e vier Textgruppen werden jeweils durch Hymnen abgeschlossen (44,23; 4 8 , 2 1 f.; 52,9) 4 0 , und insgesamt durch Prolog (40,1-11) und Epilog (55,6-11) gerahmt. Die damit aufgeworfenen Fragen nach der Entstehung einer derartigen „bewußten Komposition" 4 1 werden freilich von ihm lediglich mit dem Rückgriff auf die klassische Rahmenhypothese beantwortet: Nach ihr gehen sowohl die meisten Texte als auch der oben skizzierte Aufbau auf Dtjes selbst zurück. Die beobachteten Unterschiede zwischen kurzen Prophetenworten in Kap.40-45, die nur einer Gattung angehören und sich mündlicher Entstehung verdanken, und den vornehmlich größeren, vermutlich schriftlich verfassten Gedichten nach K a p . 4 5 , in denen mehrere Gattungen verwandt werden, sieht Westermann in zwei Phasen der Wirksamkeit Dtjes' begründet. 42 Zu den wenigen Zusätzen zählt er die EJL, die zum Teil bei ihrer Einfügung nachträglich ergänzt worden seien. 43 Von einem vergleichbaren methodischen Ansatz aus bemüht sich Melugin um eine Verbindung von stilkritischen und formgeschichtlichen Gesichtspunkten, wodurch die Bedeutung der einzelnen Gattungen für Komposition und Struktur der Gesamteinheit erschlossen werden soll. Entgegen Muilenburg betont er den Wert sorgfältiger Gattungsbestim-
39 40 41 42 43
Ebd. Westermann bezeichnet sie als „eschatologische Loblieder", a.a.O., S.74-80. Vgl. dazu die zusammenfassenden Ausführungen in seinem Kommentar, S.26. Ebd. Vgl. ausfuhrlich a.a.O., S.27f., und ähnlich auch P.-E. Dion, L'universalisme religieux dans les différentes couches rédactionelles d'Isaïe 40-55, Bibl 51, 1970, S. 161 -182, und ders., Les chants du serviteur de Yaweh et quelques passages apparentés d'Is 40-55, Bibl 51, 1970, S. 17-38. Nach ihm gehört die Masse der Texte in 40-55 zum Grundbestand (I). 42,1-4, 49,1-6 und 50,4-9a ist Spätwerk Dtjes'(II), 52,13-53,12 das eines Schülers (III), 42,5-9, 49,7.8-11(12) und 50,10f. gehen auf den Verfasser von 61,1-3 und d.h. den von 60-62 zurück (IV). 51,4-6 ist eine sehr späte Ergänzung (V). Bei dieser Aufteilung in fünf Schichten dient ihm auch die jeweilige Völkertheologie als Kriterium. Während Dtjes in I und II einen klaren Universalismus vertrete (so auch in V, a.a.O., S.180f) gerät dieser im 4 . E J L schon „nebulöser"(a.a.O., S. 178), während er in den Zusätzen zum 1.-3.EJL (IV) deutlich mit einer partikularistischen Einschränkung versehen wird. (a.a.O., S.178-181).
Einfuhrung
9
mungen 4 4 , die zu formal und inhaltlich selbständigen Einheiten führen, da diese meist mit den verwandten Gattungen zusammenfielen. Diese „basic units" 45 bildeten die Grundbausteine von Jes 40-55. Sie seien gesammelt, nach inhaltlichen Gesichtspunkten geordnet und dabei zugleich geschickt stilistisch miteinander verzahnt worden, so daß der Eindruck eines geschlossenen und einheitlichen Werkes entstehe. 46 Das vorliegende Ergebnis verdanke sich dabei vermutlich einer mehrstufigen redaktionellen Arbeit. 47 Die Art und Weise dieser kompositionellen Tätigkeit verhindere jedoch, daß sich der redaktionelle Prozess im einzelnen erhellen lasse. Dies sei ein a priori vergebliches Unterfangen. „It is as if w e were intended to see only the final pattern of arrangement." 48 Trotz dieser W a r n u n g hat es in den letzten Jahren nicht an Versuchen gefehlt, der Lösung des Problems durch verfeinerte literarkritische und zugleich redaktionsgeschichtliche Untersuchungen auf die Spur zu kommen. Damit ist der von K.Elliger 1933 vertretene, in seinem leider Fragment gebliebenen Kommentar nicht mehr zum Zuge gekommene Ansatz einer literarischen Schichtung vornehmlich innerhalb der Kap.49-55 erneut ins Blickfeld geraten. 49 Bei ihm verband sich diese literarkritische Fragestellung jedoch weiterhin mit der biographisch orientierten These, daß es sich bei dem Bearbeiter um einen Schüler Deuterojesajas handle. Dieser Redaktor Tritojesaja habe dabei „auf eine S u m m e von Reden, Sprüchen und Liedern" Dtjes' zurückgegriffen, die nur zu einem kleineren Teil schon von diesem geordnet und zu größeren Einheiten zusammengefügt worden waren. Mit der Absicht das W e r k seines Meisters nach
44 45 46 47 48
49
Vgl. Melugin, The Formation, S.6-10 und S.175. A.a.O., S.175. A.a.O, S.82 und 175. „I have admitted the probability that chapter 40-55 underswent several stages of growth." - a.a.O., S.175. Ebd. Daß diese „Resignation ... zugleich sein eigenes Verfahren in eine Aporie" fuhrt, hat präzise H.-J. Hermisson in seinem Literaturbericht herausgearbeitet, VuF 1, 1986, S.62-64. Die gleiche Skepsis gegenüber redaktionskritischen Arbeiten zeigt sich besonders bei Vertretern eines „rhetorical approach", vgl. etwa A. Laato, The Composition of Isaiah 40-55, JBL 109/2, 1990, S.207f. Vgl. Anm.17 und 24.
10
Einfuhrung
dessen T o d möglichst wirkungsvoll fortzusetzten 50 , habe er aus dessen Abschnitten und seinen eigenen Ergänzungen 5 1 den jetzigen Text geschaffen. Die von Tritojesaja erstellten Teilsammlungen lassen sich nach Elliger wie folgt abgrenzen: 40,1-11 als Einleitung und 53, 54, 55 als Schlußkapitel; davon gerahmt 40,12-42,9; 4 2 , 1 0 - 4 4 , 2 3 ; 4 4 , 2 4 - 4 7 , 1 5 und 4 8 , 1 - 5 2 , 1 2 . " Zusätzlich kommt er zu drei literarkritisch bedeutsamen Folgerungen: 1. Er rechnete die ersten drei EJL zum dtjes Gut. Das 4 . E J L schrieb er dagegen Trtjes zu. 53 2. Er beobachtete im Fortgang des Textes eine wachsende Zahl redaktioneller Eingriffe und Zusätze. 54 3. Seiner Meinung nach begegnen hinter 52,12 keine ursprünglich dtjes Worte mehr. 55 Der damit schon von Elliger 1933 formulierte Einspruch gegen die literarische Integrität von Jes 40-55, blieb im weiteren unbeachtet. Seine eigene These eines Schülers Tritojesaja, der für redaktionelle Eingriffe innerhalb der dtjes Texte verantwortlich sei, verlor vollends an Bedeutung, nachdem die Einheitlichkeit von Jes 56-66 immer größeren Zweifeln ausgesetzt war. 56 Mithin verblieb die zum Problem gewordene literarische Integrität der Kap.40-55 als Desiderat der Forschung. Die aufgeworfenen Bedenken ließen und lassen sich weder durch den Verweis auf die Komposition der Endgestalt noch durch biographische Postulate, wie etwa dem einer babylonischen und palästinischen Periode oder einer inhaltlichen Wandlung der Theologie Deuterojesajas 57 , ausräumen. So hatte
50 51
52 53 54 55 56 57
Verhältnis, 1933, S. 169: „den Glauben des Volkes an die göttliche Leitung seines Geschickes zu stärken und damit seinen Lebensmut neu zu beseelen". In K a p . 4 0 - 5 3 ca. 140 Stichen gegenüber 4 2 0 Stichen von Dtjes., während Kap.54/55 ganz von Tritojesja stamme, a.a.O., S.269f. und die Übersicht auf S.305-307. Vgl. a.a.O., S.268. A.a.O., S.66 Vgl. die Übersicht, a.a.O., S.305-307. Ebd. Vgl. dazu neuerdings den Forschungsbericht bei K. Koenen, Ethik und Eschatologie im Tritojesajabuch, W M A N T 62, Neukirchen-Vluyn 1990, S . l - 1 0 . Vgl. Begrich, a.a.O., mit seiner Unterscheidung einer eschatologischen Periode vor 547 v.Chr. und der ihr folgenden Krisis durch das aufkommende Perserreich mit entsprechendem Wandel seiner Verkündigung.
Einfuhrung
11
die formkritische Arbeit, wie sie etwa zuletzt von Westermann und Melugin geleistet wurde, deutlich gezeigt, daß nach Kap.45 die typisch dtjes Gattungsmerkmale zurücktreten und vermehrt Mischgattungen zu finden sind. Gleichzeitig begegnen dort längere Einheiten (47*; 48,1-11*; 54*) oder übergreifende Teilkompositonen (40,lf.3-5*.9-l 1; 51,9-52,2*). Daneben führt eine genauere Analyse der Texte zu bemerkenswerten inhaltlichen Unterschieden und Spannungen, die sich in ihrer Kombination nicht allein aus einer thematischen Anordnung durch den Redaktor Dtjes erklären lassen. Schon die unterschiedliche Adressierung der Texte an Jakob/Israel vor allem in Kap.40-48 und an Zion/Jerusalem schwerpunktmäßig in Kap.49-55 läßt nach unterschiedlichen Perspektiven der Verkündigung fragen. Parallel dazu zeigen die Abschnitte einmal den Perser Kyros in der Rolle des von Gott legitimierten Königs (44,28a und 4 5 , 1 * ) und das andere Mal Zion als königliche Herrscherin (49,22f. und 52,1 f.). Überdies eignen auch dem Ebed der EJL Züge einer königlichen Gestalt. 5 8 Des weiteren verschiebt sich die Heilserwartung. Geht es in Kap.41-46 vor allem um die Rettung der Gola aus der Hand der Babylonier mitsamt der Ansage ihrer Rückkehr nach Palästina, so dominiert nach Kap.49 mehr und mehr die Verheißung neuen Segens für Zion und deren „Kinder". Zusätzlich wird etwa die anfängliche Zusage der Rückkehr der babylonischen Exilierten (41,17-20; 42,14-16 ; 43,16-21) auf die Vertriebenen in allen Ländern der Erde (43,5.6a.7*; 49,12) ausgeweitet. Wecken schon diese Beispiele Zweifel an einem einheitlichen Verkündigungskonzept für alle Kapitel, so verstärken sich die Bedenken beim Blick auf die Spuren der Wirkungsgeschichte der dtjes Heilsprophetie. In 4 0 , 6 - 8 * , 44,25.26a und 55,8-10 werden die ergangenen Worte plötzlich selbst zum T h e m a prophetischer Texte. Auch die Frage der Heilsverzögerung nötigt zu neuen Klarstellungen, wobei die Gültigkeit der Ankündigungen einmal durch die Nähe des bisher ausgebliebenen Heils (46,12f.) und das andere Mal durch den Hinweis auf die Sündhaftigkeit Israels (48,17-19) begründet wird. Gerade die zuletzt genannte Linie, die sich besonders deutlich in 48,1-11 zeigt, steht in klarem Kontrast zum
58
Vgl. dazu Kap. 2.3, S.178ff.
12
Einfuhrung
programmatischen Eingangswort in 40,1 f., das die Sünde Israels zum nunmehr abgeschlossenen Kapitel der Vergangenheit erklärt. So kann es nicht verwundern, daß Hans-Christoph Schmitt 1975 in seiner Marburger Habilitationsvorlesung sich neu den aufgeworfenen Fragen stellte. Dabei griff er auf die Grundthese Elligers von der Komposition und Bearbeitung der dtjes Tradition durch einen Schüler bzw. eine Schule zurück. 59 Er unterzog sie anhand einer Analyse der Kap.48 und 55 einer stichprobenartigen Überprüfung, die ihm die Tragfähigkeit einer „schultheologischen Bearbeitung" in Kap.48 und vermutlich auch in Kap.49-5 5 insgesamt zu erhärten schien. 60 So resümiert er gegen Ende seines Vortrags: „Ebenso wie das Jeremia- und das Ezechielbuch verdankt auch das Deuterojesajabuch seine jetzige Gestalt einer nachexilischen Schultheologie, hinter der allerdings die deuterojesajanische Grundschicht noch deutlich zu erkennen ist." 61 Damit gab er nach gut vierzig Jahren einen erneuten Anstoß zur redaktionskritischen Beschäftigung mit Jes 40-55. Neben den Arbeiten von Joachim Becker 62 und J.M.Vincent 6 3 haben vor allem Klaus Kiesow, Jacques Vermeylen und neuerdings auch HansJürgen Hermisson und Odil Hannes Steck die Deuterojesja-Forschung in
59 60 61 62
63
Vgl. die erweiterte Veröffentlichung seiner Vorlesung unter dem Titel Prophetie und Schultheologie im Deuterojesajabuch, ZAW 91, 1979, S.43ff. A.a.O., S.59. A.a.O., s.59f. Isaias - der Prophet und sein Buch, SBS 30, Stuttgart 1968. Er vertritt in starker Vereinfachung eine zweiphasige Entstehung des gesamten Jesajabuches, das neben ursprünglichen Worten des vorexilischen Propheten im wesentlichen Beiträge einer Redaktion der exilisch-nachexilischen Zeit enthalte (a.a.O. S.35fF.). Forschungsgeschichtlich bemerkenswert ist hierbei vor allem die umfassende, alle 66 Kapitel berücksichtigende Fragerichtung. Studien zur literarischen Eigenart und geistigen Heimat von Jesaja, Kap.40-55, B E T 5, Bern und Frankfurt/M. 1977 (Diss.1973). Auch er bestreitet wie J. Becker die Existenz einer greifbaren prophetischen Gestalt z.Zt. des babylonischen Exils und will stattdessen die Texte als Niederschlag einer bis zu dem Kultpropheten Jesaja zurückreichenden Jerusalemer Kultprophetie verstehen. Vgl. dazu auch die Bewertung von H.-J. Hermisson, VuF 1, 1986, S.67f. Weiter vgl. J . Eaton, Festal drama in Deutero Isaiah, London 1979, und K. Baltzer, Jes 40,13-14 - ein Schlüssel zur Einheit Deutero-Jesajas?, BN 37, 1987, S.710.
Einführung
13
dieser Richtung intensiviert. 64 Sie führen dabei über die bisher dargestellten literarkritischen und redaktionsgeschichtlichen Ergebnisse deutlich hinaus. So isoliert Kiesow eine dtjes Grundsammlung in den K a p . 4 0 - 4 8 * und rechnet in den folgenden Kapiteln mit keinem dtjes Bestand mehr. 6 5 Die Grundschicht ist seiner Meinung nach dadurch gekennzeichnet, daß sie aus der heilsgeschichtlichen Uberlieferung allein das Exodusmotiv aufnimmt und es im Sinne einer „Wegtheologie" auf die Exulanten appliziert und der babylonischen Gola so das Ende der Zeit des Exils ankündigt: „Jahwe allein ist es, dessen Handeln sie überall begegnen. Der W e g der Geschichte ist einzig Jahwes Weg, . . . Die Wegtheologie steht im Dienste des Rufs zum Auszug . . . " 6 6 In einer ersten Bearbeitungsschicht, die er als erneuerte Zionstheologie anspricht, wird der vorliegende Grundbestand durch 4 0 . l f . 9 f . und 4 9 , 1 5 2 , 1 2 ergänzt. Nach Kiesow zeichnet sich diese Schicht inhaltlich vor allem durch die Neuakzentuierung des Exodusmotivs aus, die er mit den Stichworten „Mythisierung" und „Rückkehrtheologie" umschreibt. 6 7 Im Blickpunkt steht nun nicht mehr die Heimkehr der babylonischen Gola, sondern Jahwes Rückkehr zum Zion an der Spitze der weltweiten Diaspora. 68 D i e damit beginnende weltumspannende Herrschaft Jahwes verwirkliche das endzeitliche Heil. „Dieser .Exodus' ist nicht mehr Aufbruch in eine, noch unbekannte Geschichte, sondern Durchbruch durch die N o t der Geschichte in eine andere Sphäre, ein endzeitliches Heil." 6 9
64
Vgl. K. Kiesow, Exodustexte, 1979, J . Vermeylen, Le motif de la création dans le Deutéro-Isaïe, in: La création dans l'Orient ancien, présenté par F.Blanquart, L e c D 127, Paris 1987, S. 1 8 3 - 2 4 0 , ders., L'unité du livre d'Isaïe, in: Le livre d'Isaïe, (ed.) par J.Vermeylen, B E T h L 8 1 , Leuven 1989, S.l 1-53, H.-J. Hermisson, Einheit und Komplexität Deuterojesajas. Probleme der Redaktionsgeschichte von Jes 4 0 - 5 5 , in: Le livre d'Isaïe, (ed.) par J.Vermeylen, B E T h L 81, Leuven 1989, S . 2 8 7 - 3 1 2 , und O . H . Steck, Zur literarischen Schichtung in Jesaja 5 1 , B N 4 4 , 1 9 8 8 , S . 7 4 - 8 6 , ders., Beobachtungen zu den Zionstexten in Jesaja 5 1 - 5 4 , B N 4 6 , 1 9 8 9 , S . 5 8 - 9 0 , ders., Beobachtungen zur Anlage von Jes 5 4 , 1 - 8 , Z A W 101, 1 9 8 9 , S . 2 8 2 - 2 8 5 .
65 66 67 68 69
Vgl. Exodustexte, 1 9 7 9 , besonders S . 1 6 5 (schematische Übersicht). A.a.O., S . 1 9 3 . A.a.O., S . l 9 7 . A.a.O., S.197ff. A.a.O., S . 1 9 8 .
14
Einfuhrung
Zu einer zweiten Bearbeitungsschicht rechnet Kiesow 4 0 , 6 - 8 und 5 2 , 1 3 - 5 5 , 1 3 , die sich besonders durch die Rahmung der bisherigen Texte in 4 0 , 6 - 8 und 55,12f. als „reflektierte Worttheologie" erweise. Gegenüber der letztlich motivgeschichtlich orientierten und trotz ihres insgesamt eklektischen Verfahrens 70 klaren Arbeit von Kiesow, die ein anregendes Modell präsentiert, macht es die Studie von Rosario Pius Merendino dem Leser schwerer, seinen vielfältig verwobenen und sich im Laufe der Darstellung z.T. mehrfach ändernden Positionen auf die Spur zu kommen. Seine umfangreiche Arbeit zu Jes 4 0 - 4 8 stützt sich vor allem auf sprachliche und wortstatistische Beobachtungen, aus denen literarkritische und theologische Folgerungen gezogen werden. 71 Die vielfach beobachtete Zäsur hinter Kap.48 markiert bei Merendino eine literarische Grenze. Die von ihm innerhalb von 4 0 , 1 2 - 4 8 , 2 2 erhobene dtjes Schrift sei später schrittweise um 4 0 , 9 - 1 1 ; 4 9 , 1 - 5 2 , 1 2 , um 54f. und dann um 4 0 , 1 - 5 ; 5 6 - 6 6 erweitert worden. 72 In den Kap.40-48* isoliert Merendino fünf ursprünglich selbständige Sammlungen dtjes Texte, die seiner Meinung nach auf den Propheten selbst zurückgehen und die Grundlage der jetzigen Schrift bilden. 73 Anschließend sei es zu einer
70
71
72
73
Vgl. die Auswahl vor allem einer Motivgruppe und die Beschränkung der Analyse auf sechs dtjes Texte (40,1-11; 43,16-21; 49,7-12; 51,9f.; 52,7-12; 55,12-13) a.a.O., S.21f. Vgl. die Rezension seiner Arbeit bei H.-J. Hermisson, VuF 1, 1986, S.57f., der trotz z.T. beachtenwerter Ergebnissen ein derart ausgerichtete Verfahren Merendinos, „aus einer begrenzten Sinnverschiebung einer bestimmten Wendung in anderem Kontext auf unterschiedliche Verfasserschaft zu schließen"(a.a.O., S.57), als „zu häufig mißglückt" ansieht. Vgl. ergänzend auch O. Kaiser, ThLZ 109, 1984, S.431-433. Vgl. R.P. Merendino, Der Erste und der Letzte, 1981, besonders S.559-562. Er unterscheidet fünf redaktionsgeschichtliche Phasen bei der Genese von Jes 40-66: 1.40,12-41,29; 42,5-48,22, 2. 40,9-11; 49,7-52,12, 3. 54-55, 4. 42,1-4; 49,1-6; 50,4-9; 52,13-15; 53,1-12, 5. 40,1-5.6-8; 56-66. Vgl. zur vierten Phase auch seine Einzelbeiträge zu Jes 49,1-6 in ZAW 92, 1980, S.236-248, und zu Jes 50,4-10 in ZAW 97, 1985, S.344ff. Vgl. a.a.O., S.540ff. Die Teilsammlungen umfassen folgende Texte: 1. 4 l , l - 4 . 2 4 - 2 6 b a . 2 7 ; 42,5aa*.6a.6b*.7-8ba;42,11.13. 2. 4 1 , 8 a a . 8 b . l 0 a . l 1-14.15*.16; 4l,21-24a.26bß.28-29a;42,9.l4-l6a*.16b. 3. 42,19a.20.22aß b.24; 43,la*.lba.2-3a.5-6a.7*; 43,8-10a.l0bß . 1 1 . 1 2 M 3 ; 4 3 , l 4 f . ; 43,l6.18-19a.20b.21b.
Einfuhrung
15
sukzessiven, am gotcesdienstlichen Gebrauch orientierten Fortschreibung und Bearbeitung gekommen, die trotz der Beteiligung verschiedener Redaktoren zu einem „genau strukturierten, geschlossenen Ganzen" führte. 74 „Es ergibt sich, daß die Schrift (Kap.40-48*-Verf.) trotz vielfältiger Ergänzungsarbeit literarisch gesehen einheitlich bleibt". 75 Merendino sieht den G r u n d dafür in der weitgehenden formalen und sprachlichen Anpassung der Bearbeiter an ihre Vorlage. Jacques Vermeylen legte 1985 eine Untersuchung über „Le motif de la création dans le Deutero-Isaïe" vor 76 , die mittels der unterschiedlichen Rede von Gottes schöpferischem T u n in Jes 4 0 - 5 5 ein redaktionsgeschichtliches Modell zu diesen Texten entwirft. Dabei reklamiert er 4 0 , 1 2 . 2 1 a . 2 2 . 2 3 . 2 6 ; 41,2-4; 42,5.6a.7b; 44,24*.26bct.28a;
45,llaa.
12.13ba und 48,13.14b. 15 als kritisches Minimum, das mit der höchsten Wahrscheinlichkeit „authentische" Abschnitte enthält. Als Kriterium für die Zugehörigkeit zu ihm dient neben dem Motiv des universalen Weltherrschers die durchgängige Erwähnung des Perserkönigs Kyros in diesen Texten. 7 7 Dessen Herrschaft versuche der Prophet in den Jahren zwischen der Einnahme Babels im Jahr 539 v.Chr. bis zum T o d des Kyros im Jahr 530 v.Chr. einer G r u p p e probabylonischer J u d e n in Palästina als Teil der universalen Weltherrschaft des Schöpfers Jahwe nahezubringen. 78 Entsprechend verbänden diese Texte Gottes souveräne
74 75 76 77 78
4. 43,22.26-28b; 44,l-2a*.2b.3-5; 44,6a*.6b.7aaß.8aß.8b; 44,21a*.21b-22; 44,23aaß ,23b. 5. 45,18aa*;18b-19; 45,20a.21; 4 6 , l - 5 . 8 a . 9 - l l ; 4 8 , l a . 3 . 6 a ß - 7 a . l l ; 48,121 5 . l 6 a a . l 6 a ß ; 48,16b*.17; 48,20-21. Merendino fuhrt sowohl die Texte selbst als auch deren Sammlung auf Dtjes zurück, der diese „schriftliche Zusammenfassung der prophetischen Verkündigung . . . für die Gemeinde der Exilierten verfaßt, damit sie im Rahmen der gottesdienstlichen Versammlung als das Wort Jahwes an sein Volk ... vorgetragen und gehört würden."(a.a.O., S.543) Sein Ziel war dabei die Umkehr Israels und deren Glaube. Zugleich behauptet Merendino in gewisser Spannung dazu eine relativ große Variabilität der Einzeltexte, die in nur losem Bezug zueinander in verschiedener Weise disponiert werden konnten (ebd.). Anzumerken bleibt, daß seine Angaben zu 40,12-16.17 unklar bleiben. Diesen Abschnitt spricht er Dtjes einmal zu (a.a.O., S.540) und das andere Mal ab (a.a.O., S.77-82; 555). A.a.O., S.559. Ebd. Vgl. Anm.64. Vgl. a.a.O., S.189 und 237f. Vgl. a.a.O., besonders S.219f.
16
Einfuhrung
und ordnungsstiftende Schöpfertätigkeit im Kosmos insgesamt mit seinem weltpolitischen Regiment, das sich gegenwärtig durch den Heiden Kyros vollziehe. Dieser Einsicht sollten sich auch jüdische Oppositionelle nicht verschließen. Davon deutlich abweichend rede eine nachexilische Redaktion Mitte des 5.Jh. und parallel zu Nehemia in 40,21 b.27-28a; 4 2 , 6 b a ; 4 3 . 1 - 7 M 5 ; 4 4 , l f . 2 1 f . 2 4 * 4 5 , 9 f . l l a ß . b . l 8 f . ; 48,6.7a; 51,13.16; 54,5-10 eingrenzend von Jahwe als dem Schöpfer Israels. 79 Der universale Aspekt seiner Weltherrschaft trete konsequent zurück. 80 Stattdessen betone der Verfasser Jahwes ungebrochenes Verhältnis zu seinem Geschöpf Israel, um so dem leidenden Gottesvolk neue H o f f n u n g zu begründen. Jahwe, der Schöpfer Israels werde die Zeit des Strafgerichts beenden und Jerusalem in neuem Glanz wiedererstehen lassen. Den gleichen Zielen weiß sich nach Vermeylen eine weitere Redaktion um das Jahr 4 0 0 v.Chr. verpflichtet. Neu begegne dabei allerdings der K a m p f Jahwes gegen die Mächte des Chaos. Die verheißene Heilswende setze nach diesen Zusätzen in 41,17-20, 44,27, 45,7f., 51,9f. und 54,16 die Wiederherstellung der kosmischen O r d n u n g durch den Schöpfer Jahwe voraus, der das Böse zurückdränge. 81 In seinem Vortrag auf dem Colloquium Biblicum Lovaniense unterstrich Vermeylen im August 1987 sowohl seinen vorgeschlagenen methodischen Ansatz als auch die wesentlichen textlichen Abgrenzungen. 8 2 Gerade gegen diese „méthode de la ,soustraction'" meldete allerdings Hans-Jürgen Hermisson am gleichen Ort Bedenken an. 83 So vermag seiner Meinung nach „das kritisch scheinbar gesicherte M i n i m u m . . . sich selbst nicht mehr zu tragen und so auch nicht den Propheten." 84 Im Detail bleibe zum einem zu fragen, ob Dtjes nicht sehr wohl auch andere Schöpfungsvorstellungen verwandt habe. Z u m anderen erscheine die 79 80 81 82
83 84
Vgl. a.a.O., S.221-230 und 238. Vgl. etwa die Neuinterpetation von (bisher: Erde) als Land Israel und Di> (bisher: Menschheit) als Volk, a.a.O., S.221 f. Vgl. a.a.O., S.230-236 und 238f. Vgl. Anm.64. Gegenüber 1985 rechnet er nun 40,9.11; 41,25; 4 5 , l - 3 a . 4 b und 4 6 , 9 b - l l mit zur dtjes Grundschicht, vgl. L'unité du livre D'Isaïe, 1989, S.36 Anm.110. Vgl. Anm.64. A.a.O., S.289.
Einfuhrung
17
zeitgeschichtliche Deutung der „authentischen" Prophetien als Dtjes' Propaganda für den Perserkönig eher zweifelhaft, da eine derartige Interpretation weitere Eingriffe in den Textbestand nötig mache. 85 Hermission selbst plädiert angesichts der redaktionsgeschichtlichen Aufgabe in Jes 40-55 für einen Weg jenseits literarkritischer Minimalisierung 86 und kompositionskritischer bzw. prophetenbiographischer Maximalisierung. Er versucht damit nach der im Detail z.T. ertragreichen, aufs Ganze gesehen jedoch eher verwirrenden Arbeit Merendinos und den radikalen Thesen Vermeylens einen nochmaligen Neueinsatz in dieser Frage. Dabei ist seiner Meinung nach „zuerst nach der sachlichen Einheit eines theologischen Konzeptes zu fragen, dessen innere Konsistenz sich durch sprachliche und formale Einheitlichkeit bestätigen muß." 87 Mittels zwölf verschiedener Kriterien bemüht er sich um die Erarbeitung eines konzeptionell einheitlichen Textbestandes, den er in einer Reihe von sechs „lockere(n) thematischen Sammlungen" findet.88 Zusammen mit den EJL seien auch 49,13, 51,3.11 und 44,21 f. (?) eingefügt worden. Als sekundäre Fortschreibungen beurteilt er außer einer Götzenbilderschicht 89 auch eine umfangreiche qarob- oder Naherwartungsschicht. 90 Im Ergebnis versucht er in modifizierter Form erneut die 85 86
87 88
89 90
Vgl. Hermisson, a.a.O., S.301-303. Es „ist jedoch Kritik der literarkritischen Urteilskraft angebracht, weil sie in der Gefahr ist, komplexe theologische Konzeptionen der theologischen Einfalt zu opfern und Poesie in ein Prosamaß zu zwängen." - a.a.O., S.292. Vgl. a.a.O., S.287-291. Zum Grundbestand, den er vor 539 v.Chr. ansetzt, zählen nach Hermisson 1. (?)40,1 -11.12-17*. 18?; 21 -26.27-31, 2. 41,1 -4.8-13(*). 14-16?. 17-20.21 -29(*); 42,5-9(*), 3. 42,10-13.14-16; 43,1 -7.8-13.14-15?. 16-21.22-28(*); 44,(l.)2-4.6-8?.2122(?).23, 4. 44,24-28a; 45,1-7.8.11; 12-13a.l4*-15.18-23; 46,l-2*?.3-4?.9-l 1; 48,20-21?, 5. 47*; (48,20-21); 49,14-21.22-23; 50,1-2?; 51,9-10; 17-23*; 52,1-2; 11-12; 52,7-10; 54,1-10?; 55,1-5.8-13, 6. 42,1-4; 49,1-6; 50,4-9; 52,13-53,12. Zur inhaltlichen Ausgestaltung der Grundschicht und ihrer Diskussion ist die spätere Auseinandersetzung mit Hermisson bei der Analyse der Einzelabschnitte einzusehen. Zu ihr gehören nach Hermisson, a.a.O., S.311: 40,(18?).19-20; 41,5-7; 42,17; 44,9-20; 46,5-7; 45,9f.IIb. 13b; Zusätze in 45,14; 45,l6f.24f. und 46,1 f. Dazu zählt er (ebd).: 42,18-25(?); 46,8.12-13; 48,12-16?; 48,17-19; 49,7.8-12.2426(?); 50,3?; 51,1-2; 4-8(*); 51,12-14.(15-16); 54,11-17; 55,6f; dazu 47,3.6f.; vielleicht 44,6-8; 43,14-15?.
18
Einführung
Einheit eines von Kap.40 bis Kap.55 reichenden Verkündigungskonzeptes zu begründen, die die „Jakob/Israel"-Texte in Kap.40-48 ebenso einschließt wie die Zion/Jerusalem ansprechenden Abschnitte in 49-55, die er nicht zuletzt durch eine prophetenbiographische Deutung der EJL als deuterojesajanisch verteidigt. Ob sich eine derart umfassende und komplexe Konzeption als ursprünglich begründen läßt, ist nach unserer folgenden Analyse zu bezweifeln. Gerade wenn Hermisson den „Ahnherr Jakob" als „Israel unter der Aufbruchs- und Wegperspektive' und „die Frau Zion" als „Israel in der Ankunftsperspektive" zusammenbindet, und damit vergleichbar den besonderen Gottesknecht, und d.h. den Ebed als Propheten, und Israel als Gottesknecht vereint sieht, so bleibt zu fragen, ob mit dieser komplexen theologischen Konstruktion schon die dtjes Grundschicht beschrieben ist. Obwohl die von uns seit 1986 vorgenommene und in ihrem Ergebnis hier vorgelegte Untersuchung in ihrem redaktionsgeschichtlichen Resultat an zentralen Stellen von Hermisson abweicht und, wie angedeutet, seine Problemlösungen für nicht überzeugend hält, teilt sie doch seine grundsätzlichen Überlegungen zu Aufgabenstellung und Methodik. Dazu gehört angesichts der gegenwärtigen Forschungslage vor allem das deutliche Plädoyer für eine methodisch integrierte literarkritische und redaktionsgeschichtliche Untersuchung, und damit für eine modifizierte Fortsetzung des 1933 von K.Eiliger beschrittenen Weges auf dem Hintergrund des gegenwärtigen Forschungsstandes. Auf Grund der oben skizzierten formgeschichtlichen Unterschiede und inhaltlichen Spannungen kann die Einheit der vorliegenden Texte nicht mehr unbefragt vorausgesetzt werden. Ebensowenig dürfen etwa sich abzeichnende sachliche und literarische Spannungen ohne weiteres auf Entwicklungen einer schöpferischen Prophetenpersönlichkeit zurückgeführt werden. Schon H.-Chr.Schmitt machte 1975 auf die vermeintliche Sonderstellung des Dtjes-Buches aufmerksam, an dem die Einsichten der neueren Prophetenforschung scheinbar spurlos vorübergegangen waren." Hier glaube man das vorliegende Prophetenbuch bis auf wenige Zusätze auf einen unbekannten
91
Daneben verbleiben die schwer einzuordnenden Abschnitte 44,5.28b; 48,1-11; 50,10; 52,3-6 und sehr späte Zusätze in 48,22 und 50,11. Vgl. a.a.O., S.43f.
Einfuhrung
19
Exilspropheten zurückführen zu können. Der Verweis auf den Reichtum seiner Persönlichkeit und seine Lebens- und Verkündigungsgeschichte diente immer wieder zur Erklärung von inhaltlichen und formalen Verschiebungen. 92 Diese Vorgehensweise setzt allerdings voraus, was erst zu beweisen wäre. Die Annahme einer derartigen schöpferischen Einzelgestalt könnte mit Recht erst am Ende eines Interpretationsprozesses stehen, dem es gelingt auch und gerade die Verschiedenheiten als Teil eines theologischen Konzeptes zu erweisen. Dabei nötigen in dieser Hinsicht gerade die dtjes Texte zu besonderer Zurückhaltung, da sie kaum ein Interesse an der Person eines Propheten zeigen.93 Inwiefern sich überhaupt Züge einer Biographie nachzeichnen lassen, ohne die durch die Texte gelassenen Lücken mittels romanhafter Spekulationen auszufüllen, bleibt abzuwarten. 94 Neben der unterstellten Prophetenbiographie dient oftmals der Verweis auf die Komposition des Buches als Beleg fiir seine Einheitlichkeit. Dabei wird die vorliegende Endgestalt als durchkomponiertes Ganzes verstanden95, die entweder auf den Propheten selbst96 oder auf eine Endredaktion zurückgeführt wird. 97 Letztere muß dann als völlig frei in der Anordnung des überlieferten Materials gedacht werden, weil sie durch ihre Komposition die partielle Disparatheit der vorgefundenen Texte in der Endgestalt nicht sichtbar werden lasse.98 Schon Elliger wies 1933 darauf 92 93 94 95
96 97
98
Vgl. als besonders eklatantes Beispiel E. Nielsen, V T 20, 1970, S.201, der z.B. 49,8 als eine spätere redaktionelle Änderung Dtjes's selbst erklärt. Darauf weist besonders immer wieder D. Michel hin, vgl. Das Rätsel Deuterojesaja, ThViat 13, 1975/76, S.115-132, undders., TRE VIII, S.519-521. Vgl. unten S. 113ff. und 273ff. Vgl. besonders H.C. Spykerboer, a.a.O., W.A.M. Beuken, der die Komposition als „Fortgang dramatischer Art" sieht, 1979, S.12, J.L. Koole, Jesaja II, Deel I, Jes 4048, C O T , Kampen 1985, und P.E. Bonnard (vgl. A n m . l 4 ) . Vgl. dazu auch M.A. Sweeney, Isaiah 1-4 and the Post-Exilic Understanding of the Isaianic Tradition, BZAW 171, Berlin und New York 1988, der bei seiner Arbeit für Gesamtjesaja ebenfalls von der „redactionell unity" (a.a.O., S.3) ausgeht und deren Analyse als ersten Arbeitsschritt einer diachronen Untersuchung darstellt (a.a.O., besonders S . l - 9 ) . So Bonnard, a.a.O. Vgl. als Beispiel etwa F. Matheus, Form und Funktion der Hymnen in Jes 40-55, Diss.theol. Heidelberg (masch.) 1986, jetzt = Singt dem Herrn ein neues Lied. Die Hymnen Deuterojesajas. SBS 141, Stuttgart 1990. Dazu vgl. auch das Diktum Hermissons, Einheit und Komplexität, 1989, S.289 Anm.15. Vgl. dazu auch Hermisson, VuF 1, 1986, S.63f.
20
Einführung
h i n , d a ß e i n e derartige A n n a h m e historisch h ö c h s t u n w a h r s c h e i n l i c h ist. „ D e n n das w ä r e der G i p f e l der K u n s t , w e n n . . . t r o t z o d e r m i t H i l f e aller E i n s c h ü b e ein R e d a k t o r nach einer ü b e r g r e i f e n d e n Idee e i n e n w o h l g e o r d n e t e n A u f b a u z u s t a n d e g e b r a c h t hätte." 9 9 In d e r T a t w i d e r s e t z e n d i e T e x t e sich an vielen Stellen der B e h a u p t u n g eines h a r m o n i s c h d u r c h k o n s t r u i e r t e n G a n z e n u n d m a c h e n so die H y p o t h e s e selbst fraglich. D a d i e literarische E i n h e i t d e r K a p . 4 0 - 5 5 w e d e r a u f G r u n d d e r A n n a h m e eines h i n t e r i h n e n s t e h e n d e n P r o p h e t e n n o c h a u f G r u n d
der
K o m p o s i t i o n d e r Endgestalt fraglos vorausgesetzt w e r d e n k a n n , bleibt die S u c h e n a c h f o r m a l u n d k o n z e p t i o n e l l zu b e g r ü n d e n d e n S c h i c h t e n d e m A u s l e g e r a u f g e g e b e n . I m Z u s a m m e n s p i e l aller exegetischen
Methoden
soll d e s h a l b i m f o l g e n d e n das spezifische P r o f i l d e r z u g r u n d e l i e g e n d e n T e x t e u n d eventueller Fortschreibungen erhoben w e r d e n . Dabei sind a u c h d i e religionssoziologischen u n d sozialgenetischen F r a g e s t e l l u n g e n einzubeziehen,
die Paul D . H a n s o n
f ü r Jes 5 6 - 6 6
bereits
fruchtbar
m a c h t e . 1 0 0 O b sich d a d u r c h u n s e r e K e n n t n i s ü b e r d i e G o l a u n d
99 100
das
Vgl. Verhältnis, 1933, S.222. Vgl. P.D. Hanson, The Dawn of Apocalyptic, Philadelphia 1979 (revised edition). Der religionssoziologische Versuch Hansons, die Entstehung der Apokalyptik zu erhellen, berührt auch unseren Textbereich. Den dtjes Prophetien komme dabei mit ihrer Dialektik von „vision and reality"(a.a.O., S.23) eine entscheidende Bedeutung beim Übergang von der prophetischen zur apokalyptischen Eschatologie zu (a.a.O., S.23ff., 126-128 und 308-317). Dtjes übersetze die von ihm aus dem liturgischen Material des Jerusalemer Königshauses übernommene Mythen und seine Visionen noch in die geschichtliche Situation des 6.Jh. Ihm eigne noch eine optimistische Weltsicht, die mit der Erfüllung der universalen Verheißungen rechnet. Erst die Enttäuschung dieser Hoffnungen führe zum Zusammenbruch dieses prophetischen Realismus, der die Erfüllung der Visionen noch in dieser geschichtlichen Wirklichkeit erwartete. So steht Dtjes nach Hanson mit seiner Aufnahme mythischer Motive und der dadurch möglichen Wiedereinführung einer „cosmic vision" (a.a.O., S.23) am Übergang von der prophetischen zur apokalyptischen Eschatologie, ohne diese Grenze bereits selbst zu überschreiten. Besonders anregend bleibt der Versuch aus den verhandenen Texten die dahinterstehenden religiösen und politischen Gruppen im exilisch-nachexilischen Israel und ihre Auseinandersetzungen zu erkennen. Dabei stehen sich s.M.n. die aus der Gola als deren Führer zurückkehrende zadokidische Gruppe und die levitisch-prophetische Gruppe gegenüber. Während die erste ein priesterliches Restaurationsprogramm vertritt, beruft die zweite sich auf die dtjes Prophetien, deren Erfüllung nach ihrer Sicht noch ausstehe. Die Richtigkeit dieser Rekonstruktion hängt entscheidend von der Beurteilung der Einheit und der Datierung der jeweiligen Texte ab. In diesen Fragen bewegt sich Hanson im Rahmen der klassischen Hypothese,
Einfuhrung
21
frühnachexilische Jerusalem verbessert, hängt nicht zuletzt von einer präzisen Schichtung ab. Damit zusammenhängend wird auch ein Beitrag zur Lösung des Problems der E J L geleistet werden können, da durch die redaktionsgeschichtlichen Ergebnisse bestimmte Interpretationen der E J L ausgeschlossen werden können. Im Vordergrund steht die Bemühung um die Abgrenzung
eines
einheitlichen
Verkündigungskonzeptes
der
Grundschicht und ihrer Bearbeitungen. Dahinter tritt in dieser Arbeit das Interesse an der Person des oder der Propheten und Redaktoren zurück. Auch eine Argumentation mit biographischen Entwicklungen
oder
verschiedenen Perioden der Wirksamkeit ein und desselben Propheten erweist sich auf Grund der methodischen Erwägungen nicht nur wegen ihres spekulativen Charakters als wenig hilfreich. Ein gewandelter Prophet wäre nicht mehr derselbe.101 Den sprachlich-stilistischen und formgeschichtlichen Beobachtungen k o m m t angesichts der Eigenart der Texte eher eine heuristische Bedeutung und eine Kontrollfunktion zu. Die deutliche Verwurzelung der Prophetien in der traditionellen Sprachwelt mahnt zusammen mit der schulbildenden Wirkung Dtjes' zur Vorsicht. 1 0 2 Weder die stilistische Übereinstimmung noch einzelne Abweichungen vermögen allein Kriterien einer positiven oder negativen literarkritischen Entscheidung zu sein. Erst zusammen mit konzeptionellen Verschiebungen können sie als Hinweis a u f eine redaktionelle Tätigkeit dienen. Die folgende Studie präsentiert die auf diesem W e g gewonnenen Ergebnisse einer Untersuchung, die sich auf eine breite Analyse der Texte in Jes 4 0 - 5 5 stützt. Dabei wurde die Darstellung einzelner Textauslegungen und die der einheitlichen Schichten in der Absicht miteinander verbunden, die Durchsichtigkeit für den Leser zu erhöhen. Zudem wird so auch das notwendig enge Zusammenspiel zwischen der Auslegung der Einzelabschnitte und dem Kontext der jeweiligen Schicht samt ihrer kerygmati-
101 102
die Dtjes als Verfasser der Kap 4 0 - 5 5 (evtl. auch 3 4 - 3 5 und 6 0 - 6 2 - a.a.O., S . 1 2 8 und S.32ff.) sieht. So formuliert in Anlehnung an Hermission, Einheit und Komplexität, 1 9 8 9 , S.290. Vgl. so schon J . Begrich, Studien, 1963, S. 66, D . Michel, Das Rätsel Deuterojesaja, T h V i a t 13, 1 9 7 5 / 7 6 , S. 1 2 4 f . l 2 8 , und H.-J. Hermisson, Einheit und Komplexität, 1989, S. 291 ff.
22
Einfuhrung
sehen Intention sichtbar. Dabei wird die Frage nach der Komposition bei jeder der ermittelten Schichten neu beantwortet, so daß sich am Ende eine Geschichte des gesamten Redaktionsprozesses ergibt.
2. Hauptteil
2.1 Die deuterojesajanische Grundschicht Trotz zahlreicher Übereinstimmungen in der Untersuchung jener 16 Kapitel des Jesajabuches verbirgt sich hinter der Chiffre „Dtjes" zunehmend eine schillernde Größe, je nachdem ob man ihr Bild auf der Basis weniger Einzeltexte (Vermeylen), kleinerer oder größerer Sammlungen (Merendino und Hermisson) oder auf einer als kunstvoll und harmonisch erkannten Gesamtkomposition (Bonnard und Beuken) zeichnet. Die hier unternommene Suche nach einem gesicherten Textbestand Dtjes' führte zu einer, allein schriftlich greifbaren Grundschicht innerhalb der Kapitel 40-46. Sie enthält vier Teilsammlungen, die wohl schon auf dieser Stufe als Gesamtkomposition gedacht waren.' Die Teilsammlungen umfassen folgende Texte: I - 40,12-31*, II - 41,1-4.8-13.14-16.17-20*.21-29*, III - 42,14-16*; 43,l*-3a.8-13.l4f.l6-21*; 44,2-4, IV -44,24-28*; 45,l-5a*.8.11-13*.20-23*; 46,1-4.9-11. Um den Leser nicht zu ermüden, stellen wir im folgenden zunächst die zur Grundschicht gehörenden Texte und Teilsammlungen dar, ohne bereits auf das Problem ihrer Abgrenzung von den Bearbeitungsschichten einzugehen. Dies soll jeweils an späterer Stelle in den Kapiteln 2.2-2.7 geschehen. Die literarkritische Analyse entnimmt, wie oben schon angedeutet, hilfreiche Einsichten aus der langen Geschichte formkritischer Arbeit, die z.T. durch neuere kompositorische Beobachtungen sinnvoll ergänzt werden. Dies gilt besonders für Kapitel 40-46, in denen ein Großteil der Texte zum Grundbestand gehört. Zu diesen Erkenntnissen zählt die Feststellung Westermanns, daß nur in 40-44 „in voneinander gesonderten Einheiten die grundlegenden Redeformen Dtjes'" begegnen. 2 Dazu gehören das Disputationswort, die Gerichtsreden, das Heilsorakel und die Heilsankündigungen. 1 Vgl. dazu u.a. S.93ff. 2 Sprache und Struktur, 1981, S.81.
24
Hauptteil
2 . 1 . 1 Die Disputationsworte A m Anfang der Grundschicht findet sich eine Gruppe von drei Disputationsworten 3 , 4 0 , 1 2 - 1 7 * , 4 0 , 2 1 - 2 6 und 4 0 , 2 7 - 3 1 , die sich an den jetzigen Prolog ( 4 0 , 1 - 1 1 ) anschließen. Die gleiche Redeform begegnet auch in anderen Prophetenbüchern 4 und dient der Auseinandersetzung mit Einwänden gegen die prophetische Verkündigung. W i e schon Westermann anmerkte 5 und besonders nachdrücklich Hermisson aufgezeigt hat 6 , werden dazu ganz verschiedene Formen verwandt, so daß von einer Gattung mit einem gleichartigen Sitz im Leben kaum die Rede sein kann. 7 Deshalb ist es angemessener den Begriff „Disputationswort" als einen Sammelbegriff für die verschiedenen Redeformen der Auseinandersetzung und nicht als eine präzise Gattungsbezeichnung zu verwenden. 8 Die drei selbständigen Disputationsworte zu Beginn der dtjes Sammlung kennzeichnet dabei die Verwendung hymnischer 9 und weisheitlicher 10 Sprache und Formen.
a. 4 0 , 1 2 - 1 7 * O h n e seine Zuhörer schon direkt anzusprechen, stellt sich
14*15.17"
40,12-
einen naheliegenden und wohl allgemein verbreiteten Gefühl
3 Zur Formkritik vgl. die grundlegenden Darstellungen bei H . G u n k e l , in: H.Schmidt, Die großen Propheten, SAT II, 2, LXIXff.; J.Begrich, Studien, 1938=1969, S.48ff.; H.E.Waldow, Anlaß und Hintergrund der Verkündigung des Deuterojesaja, Diss.Bonn 1953, S.28ff.; C.Westermann, Sprache und Struktur, 1981, S.4lff.; R.F.Melugin, The Formation of Isaiah 40-55, 1976, und D.Michel, TRE VIII, S.510ff. 4 Vgl. etwa Am 3,3-8; M i 2,6-11; Jes 28,23-29; Ez 12,26-28 u.a. 5 A.a.O., S.42f. 6 Diskussionsworte bei Dtjes, EvTh 31, 1971, S.666-668. 7 Vgl. D.Michel, a.a.O., S.512. 8 Vgl. eine ähnliche Problematik bei der Redeform der Streitrede, und dazu J.van Oorschot, Gott als Grenze, BZAW 170, Berlin und New York 1987, S.80. 9 Vgl. besonders die hymnisch-partizipialen Erweiterungen in 40,22f.29 u.a. Dazu siehe ICElliger. 10 Vgl. die rhetorischen Fragen mit 'D in 40,12f.25 und die rhetorischen Satzfragen in 40,21. Dazu vgl. auch Hi 38ff„ Prv 30,4,und R.F.Melugin, a.a.O., S.31f., und K.Elliger, S.42ff. 11 V. 16 wird hier ausgeschieden - vgl. u.a. ICElliger. Der Vers hebt sich deutlich vom Kontext ab, indem er -erstens- konkret vom Libanon redet, -zweitens- zur Bild-
Die deuterojesajanische Grundschicht des exilierten
Israel e n t g e g e n .
Man
25
w ä h n t e sich
in
den
Händen
ü b e r m ä c h t i g e r V ö l k e r , der m o m e n t a n e n H e g e m o n i a l m a c h t B a b y l o n ausgeliefert, o h n e H o f f n u n g a u f eine R e t t u n g d u r c h d e n eigenen, s c h e i n b a r ohnmächtigen Nationalgott Jahwe. M i t großem rhetorischen A u f w a n d will der T e x t die verschütteten G r u n d l a g e n u n d
selbstverständlichen
D e n k v o r a u s s e t z u n g e n der H ö r e r o f f e n l e g e n . S o sollen die Exilierten selbst J a h w e als d e n s o u v e r ä n e n S c h ö p f e r u n d H e r r n der G e s c h i c h t e e r k e n n e n . D i e G r ö ß e u n d U n e r m e ß l i c h k e i t seiner S c h ö p f u n g v e r m a g k e i n M e n s c h a u s z u l o t e n , n o c h findet sich j e m a n d , d e r J a h w e in seinen P l ä n e n u n t e r w e i s e n k a n n ( V . 1 3 f . ) . 1 2 G a n z i m S i n n e w e i s h e i t l i c h e r Parallelen 1 3 b e t o n t d e r V e r f a s s e r den u n e n d l i c h e n A b s t a n d zwischen G e s c h ö p f u n d S c h ö p f e r . S e i n W o r t m ü n d e t d a n n in eine Aussage ü b e r die N i c h t i g k e i t d e r V ö l k e r , denen
im
Vergleich
mit
der
Größe
und
Macht
des
universalen
H e r r s c h e r s , J a h w e , k e i n e B e d e u t u n g z u k o m m t . O b w o h l diese A u s s a g e n ,
(V.15) und Sachhälfte (V.17) eine weitere Sachaussage ergänzt und -drittens- das Thema des Kultus hinzunimmt, das in der Verkündigungssituation der Grundschicht nach 587 v.Chr. kaum zu erwarten ist. (Vgl. das Fehlen der Thematik in Dtjes G sonst.) In V. 14 ist mit LXX n j n imn^'l als metrisch bzw. kolometrisch überschießend auszuscheiden, vgl. Elliger, S . 4 l . Zudem trennt dieser Zusatz die beiden zusammengehörenden Ausdrücke „Pfad des Rechts" und „Weg der Einsicht". Die darüberhinausgehende Ausscheidung von V. 13-15 und V.17 bei Vermeylen, Le motif de la création, 1987, S. 190-197, ist durch den Hinweis auf die besondere Nähe von V.13f. zur weisheitlichen Tradition und die parallele Verwendung von Vergleichen mit in V.22 und V.15.17 (dort nach Vermeylen als sekundäre Anleihe) u.E. nicht ausreichend begründet. Dies gilt vor allem, da die Abtrennung der „perspective hostile aux goyim"(a.a.O., S. 191) fur die dtjes Grundschicht höchst unwahrscheinlich ist, vgl. unten zur Völkertheologie, S.56ff. und 121f. 12 Subjekt der Nebensätze in V.13bß ist entgegen Elliger, doch eher irai) (Ö'R und nicht „Jahwe": „daß der (= TOP S)'») ihn (= Jahwe) unterweise?" Dafür spricht V . l 4 a : „Mit wem hat er (= Jahwe) sich beraten, ...? — d.h. es wird danach gefragt, ob Jahwe jemanden zu Rate gezogen hat. Diese Frage zielt gerade auf das Unerhörte, daß ein Mensch, und sei es Kyros, Jahwe unterweise und nicht umgekehrt von IHM unterwiesen werde; so sagen es die von Elliger angeführten Parallelstellen selbstverständlich aus, a.a.O., S.52. Mit der gleichen inhaltlichen Folgerung und unter Zuhilfenahme einer textkritischen Änderung (Einfügung von '0 mit G,S und V ) vgl. W.Werner, Studien zur alttestamentlichen Vorstellung vom Plan Gottes, BZAW 173, Berlin und New York 1988, S.103. Weiter macht Werner, a.a.O., S.108, zurecht darauf aufmerksam, daß mit irai) (Ö'K hier ein Ratgeber aus der Ratsversammlung gemeint, sondern nach 46,11 „Mann seines Plans" (= Kyros) zu verstehen ist. 13 Vgl. etwa Hi 38ff. und J. van Oorschot, a.a.O., S.194ff.
26
Hauptteil
der weisheitlichen und hymnischen Prägung entsprechend, allgemein formuliert sind, zeigen sie sich trotzdem mit der konkreten Situation der dtjes Grundschicht fest verbunden. Dies belegen nicht zuletzt die deutlichenBezüge zwischen 40,l4 1 4 ;40,15 1 5 und der Gerichtsrede in 41,14. D a s Disputationswort verteidigt dabei die grundlegende Voraussetzung für das in 41,1-4 konkret angesagte Geschehen, das Jahwe als sein Werk beansprucht.
b. 40, 21-26
40,21-26
setzt diese Linie fort. 16 Erneut steht ein Vergleich zwischen
Jahwe und den Völkern, hier in Gestalt ihrer Götter (V.25f. 1 7 ) und Herrscher (V.23f.) im Hintergrund. Mit leichter Akzentverschiebung gegenüber dem vorangegangenen Abschnitt unterstreicht der Text die Unvergleichbarkeit des Gottes Israels.18 Daß damit die Einzigkeit Jahwes als Gott, ein bestimmendes Thema der nachfolgenden Texte, einleitend angesprochen wird, braucht für den aufmerksamen Leser nur am Rande
14 Vgl. dazu 40,15 ( Die Völker allgemein werden mit Staub verglichen - prtSto; p l 3 ) , und 4 l , 2 b ß (Die Gegner des Kyros werden wie Staub. - "1BB3; ÖpD) D.h. zugleich, daß in den Kriegszügen des Kyros fiir Israel erlebbar wird, was coram Deo gilt. 15 Vgl. m R in 40,14 als „der „Pfad" ist die Art und Weise, in der sich der göttliche Wille in der von ihm regierten Welt durchsetzt", Elliger, S.54, und m « in 4 1 , 3 b als Siegesweg des Kyros. Siehe auch W.Werner, a.a.O., S.l 1 lff. 16 Damit sprechen zahlreiche Argumente gegen Merendinos Urteil, der 40,12-16 Dtjes abspricht, hingegen 40,21-26 ihm beläßt, so in: Der Erste und der Letzte, 1981, S.82. Dazu zählen die klaren inhaltlichen Parallelen (s.u.), der gemeinsame Rückgriff auf hymnische Sprache und Formen, die übereinstimmende Gattung und nicht zuletzt die parallele Bezugnahme auf 41,1-4. Dagegen reichen seine sprachlichen Beobachtungen fur die oben genannten Zuweisungen nicht aus. Zu 40,18.19f. als sekundärer Zusatz vgl. Teil 2.7, S.313f. 17 Erwähnenswert ist die in Jes 40ff. einzig hier in dieser Breite begegnende Veranschaulichung der Herrschaft Jahwes als Herr des Himmels und der Gestirne. Vgl. noch Jer 3,18 (vgl. W.Thiel, Die deuteronomistische Redaktion von Jeremia 1-25, W M A N T 41, Neukirchen-Vluyn 1973, S.120f.), 8,2; 19,13; 2.Kö 17,16; 21,3.5; 23,4f.; zu Jer 7 , 1 8 * vgl. auch M.Rose, Der Ausschließlichkeitsanspruch Jahwes, B W A N T 106, Stuttgart 1975, S.252-263. 18 Im Zentrum steht das Jahwewort in V.25, auf das die einleitenden rhetorischen Fragen und die Partizipienreihe zufuhren (V.21-24) und das durch V . 2 6 veranschaulicht wird. Auch dieser Aufbau spricht gegen die Ausscheidung von V.24f. durch Vermeylen, Le motif de la création, 1987, S.193f.
Die deuterojesajanische Grundschicht
27
vermerkt zu werden. 1 9 Der Verweis auf Jahwe, der über seiner Schöpfung thront und d.h. in allen Bereichen herrscht, korrespondiert auch hier wieder mit 4 1 , 1 - 4 . Jahwes Handeln kann nach 4 1 , 2 und 4 l , 1 5 f . in der gegenwärtigen Geschichte und d.h. in den Eroberungszügen des Perserkönigs Kyros erkannt werden. 2 0 Dementsprechend w i r d J a h w e als Beherrscher gerade auch der feindlichen Völker gepriesen (40,23f. 2 1 )-
c. 4 0 , 2 7 - 3 1 Das dritte Disputationswort, 40,27-31n,
rundet das Bild ab, das der
Verfasser uns von der Situation Israels vermitttelt. 2 3 Die Heilsbotschaft trifft sowohl auf ein Volk, das seine eigene Ohnmacht mit der seines G o t tes gleichsetzt, als auch auf tiefsetzende Zweifel an der Treue Jahwes zu seinen Beistands- und Schutzzusagen. 24 Resigniert w i r f t Israel seinem G o t t vor, daß er dem bedrängten V o l k nicht helfen wolle, sondern er übersehe einfach dessen Schicksal.
19 Vgl. die Gerichtsreden Jahwe-Völker. 20 Vgl. die Methaphorik in 40,24; 41,2 und 4l,15f. Zur geschichtlichen Bedeutung des Perserkönigs Kyros und seiner Rolle in Jes 4046 vgl. die Ausführungen unten S.90ff. und S.97ff. 21 Sachlich entsprechend vgl. Ps 33,10.l6f. 22 Erstmals begegnet in 40,27 die Anrede Israels in der 2.Sing. Diese Beobachtung spricht zusammen mit der Akzentverschiebung (vorher: Kann Jahwe helfen? - hier: Will Jahwe helfen?) gegen eine ursprünglich zusammengehörige Komposition 40,12-31*, wie Westermann sie behauptet. Vgl. dagegen auch Elliger, S.9523 Entgegen C.Westermann und vielen anderen Auslegern verbieten sich weitgehende Rückschlüsse aus V.27. Hier liegt wohl kaum das Zitat einer Volksklage der Gola vor, das zugleich noch die Existenz exilischer Klagefeiern belegen könnte (u.a. von Waldow, Anlaß und Hintergrund, 1953). Vielmehr formuliert der Verfasser selbst. Dafür spricht, wie z.T. schon Hermisson (EvTh 31, 1971, S.672f.) und Merendino (a.a.O., S.l 17f.) nachgewiesen haben, die singularisch formulierte Klage trotz des Auftretens einer kollektiven Größe. Dies entspricht sprachlich und theologisch der Eigenart Dtjes', wie sie sich etwa in den Heilsorakeln zeigt. Außerdem begegnet die 1 .Sing, in der Volksklage sonst nur fiiir den König oder den Vorbeter. Weiter wird Gott hier nicht in der 2.Sing. sondern in der 3-Sing. angesprochen. 24 Vgl. 'DSBD, das hier dem Sprachgebrauch der Klagelieder des Einzelnen entsprechend das Recht des Bedrängten gegenüber seinen Feinden meint, vgl. Ps 9,5; 35,23. Hier ist gegen Elliger, S.97, kaum von Jahwes Verheißungen an die Erzväter oder solchen durch Dtjes die Rede. Vgl. auch 59,9- Dort liegt die Ursache für die ausbleibende Rettung bei dem sündigen Volk selbst.
28
Hauptteil
Diese Klagen konfrontiert der Text mit dem Lobpreis des Schöpfers, der als D^ID '¡l^K 25 durch alle Zeiten und somit auch gerade jetzt den „ M ü d e n " und „Ohnmächtigen" neue Kraft schenkt. M a g jedwede menschliche Stärke aufgebraucht werden, so verheißt das Wort abschließend allen, die vertrauensvoll auf Jahwes Eingreifen warten, die Erneuerung ihrer Kraft (V.31). Es dürfte kaum Zufall sein, daß sich dieser Abschluß der ersten Teilsammlung 4 0 , 1 2 - 3 1 * bestens als Einleitung für die folgenden Texte eignet. 26 Das Prophetenwort deckt auf, wie unangemessen die Exilierten über Jahwe denken (V.28a). Als ihr Schöpfer blieb er ihnen treu. Indem die Vertrauenslosigkeit der angesprochenen Israeliten in ihrer Verwurzelung in fehlender Jahweerkenntnis offengelegt wird, bereitet die Disputation den folgenden Gestalten der Heilsbotschaft den Boden. Mithin weist ihnen die redaktionelle Zusammenstellung auf der Ebene der vorliegenden dtjes Grundschicht mit Recht eine einführende Funktion zu den Teilsammlungen II und III zu. Umgekehrt bedürfen die Bestreitungen als pointiertes „Nein" der Fortsetzung durch das „Ja" der Heilsbotschaft. Mit Rückgriff auf traditionelle Sprache und Formen stellen die Disputationen das exilierte Israel vor die Gottesfrage. An ihr entscheidet sich letztlich das Geschick „Jakobs", da nur in der Überwindung der fundamentalen Zweifel an Jahwes Macht und seinem Heilswillen die Erschütterungen der Katastrophe von 587 v.Chr. wirklich bewältigt werden können. Hierin liegt der tiefere Sinn dafür, daß diese Heilsbotschaft auch in Gestalt von Disputationsworten begegnet und zugleich von Anfang an eine deutlich theozentrische Ausrichtung besitzt.
25 Vgl. E.Jenni, T H A T II, Sp.239: Der singulare Ausdruck „will die absolute Freiheit Gottes von Werden und Vergehen, sein Herrsein über alle Zeitlichkeit und das Moment der Treue dem Gläubigen gegenüber zum Ausdruck bringen." 2 6 So kann auch Mettinger, A Farewell to the Servant Songs, S t K H V L , Lund 1982/82, S.21 f., in seiner Kompositionsanalyse an dieser Stelle zugestimmt werden, wenn er auch 40,12-31 eine einleitende Funktion für die K a p . 4 l - 4 8 zuerkennt. Allerdings liegt diese „Einleitung" auf einer redaktionell anderen Stufe als 40,1-11. Vermeylen, a.a.O., S.194-196, weist 40.27-28ay.29 und 40,28aS.b.30f. zwei verschiedenen, sehr späten Redaktionen zu.
29
Die deuterojesajanische Grundschicht
2 . 1 . 2 D i e Gerichtsreden D e r „polemische" 2 7 , gegen Israels Mißtrauen gerichtete Charakter und die B e t o n u n g der Gottesfrage bestimmen auch die im Mittelteil begegnenden „Gerichtsreden Jahwe-Völker". 2 8 Die gewählten Formen aus der Torgerichtsbarkeit 2 9 , die mit Elementen der Disputation und kultischer Sprache 3 0 verbunden werden, zielen auf die Anerkennung des Anspruchs Jahwes, alleiniger G o t t zu sein. A u f der kerygmatischen Ebene richten sie sich damit an Israel. Nach früheren Versuchen ihren Sitz im Leben Israels genauer zu b e s t i m m e n 3 1 , wird man nach den U n t e r s u c h u n g e n von Schoors 3 2 und Melugin 3 3 eher darauf verzichten und von „kerygmatischen Neubildungen
Deuterojesajas
Motive" reden.
Dies trägt sowohl ihrer durch die Verkündigungsabsicht
bedingten
34
Variabilität
als
unter
auch
der
Verwendung Tatsache
herkömmlicher Rechnung,
daß
Gerichtsreden mit dem T h e m a der Feststellung des Gott-seins Jahwes vor Jes 4 0 f f .
nicht
begegnen. A u f G r u n d dieser
formgeschichtlichen
B e o b a c h t u n g e n wird man gerade den Gerichtsreden Charakteristisches zur Verkündigung Dtjes' entnehmen können.
a. 4 1 , 1 - 4 D i e Gerichtsrede 3 5 in 41,1-436 verbindet erstmals die zeitgenössischen, weltpolitischen Umwälzungen z.Zt. des Kyros mit der
Gottesfrage
2 7 So kennzeichnet A.Schoors, I am God Your Saviour, 1973, S . 1 7 6 S , die Diputationsworte und Gerichtsreden. 2 8 Als Überblick zur Forschungsgeschichte vgl. die ausfuhrlichen Darstellungen bei Schoors, a.a.O., S.176-189, und R-F.Melugin, Formation, 1976, S.53-57. 2 9 Der Verfasser greift auf verschiedene Formen zurück, so daß der Terminus „Gerichtsrede" nur als Sammelbezeichnung für die Redeformen aus dem Umkreis der Gerichtsbarkeit dienen kann, vgl. so auch Elliger, Deuterojesaja, 1978, S.108f. 30 Vgl. Melugin, a.a.O., S.60f. 31 Vgl. bei Begrich und Boecker als prophetische Nachahmung von Formen der T o r gerichtsbarkeit, bei von Waldow als prophetische Nachahmung der Gerichtsrede aus dem Bundeserneuerungsfest, vgl. dazu insgesamt Elliger, S.109. 32 A.a.O., S.241-244, besonders gegen von Waldow. 3 3 A.a.O., S.53ff. 3 4 So mit D.Michel, T R E VIII, S.513. 35 Merendino, a.a.O., S.128f., wendet sich gegen diese Gattungsbestimmung und meint 4 1 , 1 - 4 eher als Bestreitung ansprechen zu sollen. Obwohl er zutreffend be-
30
Hauptteil
Israels 37 . D i e s e r u n i v e r s a l e n P e r s p e k t i v e e n t s p r e c h e n d v e r s e t z t d i e g e w ä h l t e S i t u a t i o n d e r R a h m e n g a t t u n g in eine r e c h t l i c h e A u s e i n a n d e r s e t zung v o r einer Völkerversammlung. O h n e den Perserkönig K y r o s direkt zu n e n n e n , fragt der als Feststellungsverfahren stilisierte T e x t 3 8 n a c h d e m U r h e b e r d e r Siegeszüge j e n e r a u f s t r e b e n d e n W e l t m a c h t . 3 9 D e r b r e i t e u n d e i n d r ü c k l i c h e R e k u r s a u f die Feldzüge d e r Perser d i e n t dabei als Beispiel f ü r d i e H e r r s c h a f t des S c h ö p f e r s J a h w e zu allen Z e i t e n ( V . 4 ) . 4 0 S o stellt J a h w e sich a b s c h l i e ß e n d als d e r j e n i g e v o r , der v o n A n f a n g a n bis in alle Z u k u n f t h i n e i n w i r k s a m gegenwärtig ist:
„Ich, J a h w e , bin d e r Erste u n d bei den Letzten bin's n o c h ich." ( 4 1 , 4 b ) Bei d i e s e m T e x t fällt w i e e t w a a u c h in 4 1 , 2 1 - 2 9 a u f , d a ß sich ein e i n deutiges u n d u m f a s s e n d e s V e r s t ä n d n i s erst d a n n ergibt, w e n n m a n w e i t e r e T e x t e der G r u n d s c h i c h t h i n z u z i e h t . 4 1 S o f e h l t h i e r n i c h t n u r d i e
36
37 38 39
40 41
obachtete hat, daß Elemente des Streitgesprächs verwandt werden (V.2aa.4aa) und es zudem zu keiner wirklichen Verhandlung zwischen den Streitgegnern kommt, spricht beides noch nicht gegen die Subsumierung der Einheit unter die Gattung der Gerichtsrede. Dazu weist diese Form eine zu große Variabilität auf und vermag sehr wohl andere Elemente zu integrieren - vgl. auch die Analyse Melugins, a.a.O., S.60f. Man wird also den Text weiterhin formal als Gerichtsrede, genauer als Rede des Klägers im Feststellungsverfahren zu fassen haben. Diese Gattungsbestimmung spricht auch gegen die Abtrennung von V . l , wie Vermeylen sie vornimmt, a.a.O., S.196f. Zur Abtrennung von V.5 vgl. neben Duhm und Marti auch Elliger, S.113, und Merendino, a.a.O., S.132f. Neben den Tempusproblemen ist auch eine Mitteilung über die Reaktion der Gegner in den hiesigen Gerichtsreden singulär. Eine breitere Schilderung zu den Ereignissen um den Aufstieg des Kyros und seine Feldzüge vgl. unten S.90fF. und 97ff. Vgl. zur Diskussion über Feststellungsverfahren bzw. Appellationsrede Eiliger, S.109fF. Vgl. V.2a, wobei hier V.2aß mit einem synthetischen Parallelismus membrorum V . 2 a a interpretierend fortsetzt. Zur genaueren Diskussion der exegetischen Probleme in V.2, einschließlich der von K~lp und des von Elliger behaupteten Subjektwechsels (a.a.O., z.St.) vgl. ausfuhrlich F.V.Reiterer, Gerechtigkeit als Heil, Graz 1974, S.75-78. Vgl. den Bezug der auf die schnellen Eroberungszüge des Kyros zielenden Wortfrage in V.2a zur grundsätzlich formulierten in V.4a. Vgl. etwa das Vorgehen Elligers, S.124ff.
Die deuterojesajanische Grundschicht
31
explizite Erwähnung der Götter der Völker als Gegner Jahwes 42 sondern auch der sogenannte Weissagungsbeweis. Erst von ihm her jedoch zeigt sich die ganze Bedeutung der verhandelten Frage nach der Urheberschaft jener Siegeszüge. M i t ihr steht von Anfang an der Anspruch Jahwes zur Debatte, einziger G o t t zu sein. Daß damit zugleich von Israels k o m m e n dem Heil die Rede ist, ergibt wiederum erst der Kontext. 4 3 Des weiteren erschließt sich die für das Verständnis der Gerichtsreden bedeutsame U n terscheidung zwischen der fiktiven Ebene der Gerichtsszene und der Verkündigungsebene eindeutig erst von 4 3 , 8 - 1 3 her. 44 Diese Beispiele legen es nahe die Selbständigkeit der vorliegenden Texte nicht zu hoch zu veranschlagen. 45
b. 4 1 , 2 1 - 2 9 * Als zweite Gerichtsrede setzt 41,21-29*46
die begonnene Argumenta-
tion fort. Damit ergibt sich zugleich eine Rahmung der auf die Dispu42 Auch Elliger, S.l 19, räumt ein, daß er für eine Einbeziehung der Götter in V . l b „ohne unsichere Zwischenkonstruktion" nicht auskommt. 43 Vgl. etwa 41,8*-13. 44 Vgl. unten S.33ff. 45 Dies gilt sowohl für diskutierte mündliche Vorstufen der gegenwärtigen Texte als auch für die verschriftete Überlieferung. Man hat auf Grund dieser und anderer Beobachtungen eher eine direkt schriftliche Form der Prophetien anzunehmen. Vgl. dazu auch unten S.96f. und 104. 46 Auf Grund von Parallelen zwischen V.21-24 und V.25-29 trennt Merendino, a.a.O., S.201f., hier zwei voneinander unabhängige Einheiten, die jedoch beide von Dtjes stammen sollen: A - V.21-24a.26bß.28.29a; B-V.25.26a.ba.27. Er bestimmt dabei Text A als Gerichtsrede und Text B als Bestreitung, a.a.O., S.204208. Die angeführten Unterschiede - formal: Zurücktreten des Gebrauchs der 1.Plural (A:5x; B:2x); Fehlen der 2.Plural-Anrede; Überwiegen der '13- und ]'«-Fragen in B; inhaltlich. A-Die Angesprochenen werden direkt zur Rede gestellt. B-Der Sachverhalt wird konstatiert, (vgl. a.a.O., S.198f.) - vermögen jedoch kaum das Vorliegen zweier Abschnitte mit verschiedenen Schwerpunkten als ursprünglich selbständige Einheiten zu begründen. Schon der auch von Merendino zugegebene, fragmentarische Charakter der Texte A und B läßt eher eine Einheit mit zwei Teilen vermuten. Mit hoher Wahrscheinlichkeit ist V.27 ein späterer Zusatz, da er störend zwischen V.26b und 28 tritt. Die Anfrage an die fremden Götter nach ihrer prophetischen Ankündigung von Geschehnissen in V.26.28 wird in V.27 positiv kontrastiert mit einer durch Jahwe erfolgenden Ansage. Dabei geht dieses positive Gegenbeispiel über den sonstigen Defizitaufweis in V.21-29 im Blick auf die Götter der Völker
32
Hauptteil
tationsworte folgenden Textreihe 47 durch Abschnitte dieser Gattung. 4 8 Der Schwerpunkt der zweigeteilten Rede Jahwes an seine Prozessgegner liegt auf der Zurückweisung ihrer Ansprüche, ebenfalls als Götter die Geschichte zu beherrschen. 49 Als Kriterium wird dazu im ersten Teil ( V . 2 1 - 2 4 ) der sogenannte Weissagungsbeweis eingeführt. 50 Danach sollen sie ihr Gott-sein durch prophetische Ankündigungen (V.22b.23a) und durch ihnen entsprechende Taten (V.23b) belegen. D a ß bei den prophetischen Worten nicht allein an die Voraussage noch nicht erkennbarer geschichtlicher Fakten gedacht ist, zeigt ihr Gegenstand. Sie sollen sowohl das „Künftige" 51 ankündigen als auch das „Frühere" 52 , als historische Tatsache schon bekannte, sinngebend deuten. Auch dazu ist allein der Lenker der Geschichte fähig. Nur er vermag den einzelnen Ereignissen aus dem Gesamten seines Plans heraus 53 einen Sinn zuzuschreiben. 5 4 Treffen die Voraussagen ein und erweist die gegebene Deutung ihre Stimmigkeit 55 , so gilt nach dieser Logik der Anspruch als zu recht erhoben. Gemessen an diesen Kriterien konstatiert Jahwe die Nichtigkeit der gegnerischen „Götter" 56 (V.23b.24 und V.26b.28f.). Ihre
47 48 49 50
51 52 53 54 55 56
hinaus. Zudem weist die Rede von Jerusalem/Zion, wie noch zu zeigen sein wird, eher auf Dtjes Z, vgl. u.a. S.125f. und 173ff. Eventuell ist in V.21 auch Hin' "IDX' und 3p!)1 "¡^D 1DK' auszuscheiden, da Gerichtsreden sonst nie besonders als Jahwerede gekennzeichnet sind. M i t Vorsicht kann auch hier ein zionstheologischer Eintrag vermutet werden. Zur genaueren Abgrenzung und kompositorischen Bedeutung der II.Teilsammlung (41,1-4.8-13.17-20*.21 -29* vgl. S.93ff. Vgl. auch W.A.M.Beuken, 1979, besonders S.105, der eine Steigerung zwischen 41,1-4 und 41,21-29 feststellt. Zur altorientalischen Vorstellung der Götter als Herren der Geschichte vgl. immer noch B.Albrektson, History and the Gods, Gleerup 1967. Das hier nicht im naturwissenschaftlichen Sinne von „Beweis" gesprochen werden kann, machen die Texte deutlich. Es handelt sich vielmehr um eine innere Logik, die sich erst auf der Grundlage bestimmter Voraussetzungen erschließt. Zur weiteren Eigenart vgl. die folgende Auslegung der Gerichtsreden, und auch H.Klein, Der Beweis der Einzigkeit Gottes, V T 35, 1985, S.267fF. p n n « rumi gehört dem Parallelismus membrorum entsprechend ans Ende von V.22, vgl. BHS. Vgl. zu „Künftig" und „Früher" als relativen Kategorien Elliger, S. 184f. Vgl. 40,14 und W.Werner, a.a.O. Vgl. ähnlich K.Elliger, S.184 und 192, und C.Westermann, S.71f. D'to - „sich auf diese Deutung einlassen". Vgl. V.22b: Der Begriff wird hier wie auch sonst in der Literatur nicht nur im oben qualifizierten Sinn verwandt.
Die deuterojesajanische Grundschicht
33
Ohnmacht wird dabei im zweiten Teil (V.25f.28f.) beispielhaft an Kyros, dem M a n n „vom N o r d e n " ( V . 2 5 ) , aufgewiesen, dessen Feldzüge jene Götter weder ansagten noch bewirkten. Indirekt wird so auch Jahwes Gott-sein begründet, ohne daß diese Gerichtsrede schon die Folgerung in einer Selbstprädikation Jahwes formuliert (vgl. 43,11). Sie bleibt vielmehr konsequent bei ihrem Thema, der Zurückweisung fremder Ansprüche. Auch darin bestätigt sich die bereits oben angeführte Beobachtung, daß die Abschnitte nicht als Einzeltexte sondern in ihrem Gesamtzusammenhang zu lesen sind.
c. 43, 8-13
43,8-13
spricht erstmals die Verkündigungsabsicht der Gerichtsreden
ausdrücklich an. Dadurch gewinnt der Text für die Auslegung eine besondere Bedeutung.. Gleichzeitig gibt er entscheidende Einblicke in die Gesamtperspektive der dtjes Grundschicht, so daß der Text hier wiedergegeben werden soll: (8) „Man führe 57 das blinde Volk heraus, das doch Augen hat, und die Tauben, die doch Ohren haben. (9)Alle Völker sind gemeinsam versammelt und die Nationen kommen zusammen. Wer ist unter ihnen, der dies verkündigt? Auch Früheres sollen sie hören lassen!58 Sie mögen ihre Zeugen stellen, daß sie recht bekommen, die mögen hören und sagen: Es ist wahr! (10)Ihr seid meine Zeugen, (ist) Jahwes Spruch, und meine Knechte 59 , die ich erwählt; auf daß ihr erkennt und mir glaubt und ihr einseht, daß ich es bin. 57 Mit Elligers Textkritik, inf.abs. - vgl. die ausfuhrliche Begründung dort. 58 Gegen V und B H S und mit Q * lU'nttf' vgl. North und Elliger. 59 Parallel zu Hl) lies 'ISBl. Das Kollektivum findet sich sonst in Verbindung mit der Anrede Jakob/Israel.
34
Haupcteil
V o r mir wurde kein Gott gebildet und hinter mir wird keiner sein. (1 l ) I c h , ich bin Jahwe und außer mir gibt es keinen Retter. (12) Ich hab's verkündigt 60 und hören lassen und es gibt keinen unter euch, dem es fremd wäre 61 und ihr seid meine Zeugen, (ist) Jahwes Spruch, daß ich Gott bin. (13)Auch von heute an 62 bin ich derselbe. U n d es gibt keinen, der (es) aus meiner Hand reißt. Ich tue es und wer will es wenden?" ( 4 3 , 8 - 1 3 )
D i e formkritische Analyse der Einheit 6 3 zeigt noch stärker als in den oben genannten Reden eine kerygmatisch begründete Durchbrechung der gewählten Gerichtssituation. 6 4 So kommen weder die vorgeladenen Zeugen der Gegner Jahwes noch seine eigenen zu W o r t . Genauso verwundert die Vorladung Israels als „blinder" und „tauber" Zeuge in V . 8 . Dieses Paradox löst sich erst mit dem Blick auf das beabsichtigte Ergebnis der Gerichtsverhandlung. Der aufgerufene Zeuge Israel soll durch das inszenierte Feststellungsverfahren selbst zur Anerkennung Jahwes als des einzigen Gottes kommen (V.lOb). Damit ist deutlich, daß weder die Völker noch deren Götter Zielgruppe der Rede sind. 6 ' Weiter findet sich
6 0 Neben metrischen Gründen ist vor allem aus inhaltlichen Überlegungen 'nsttfim als unpassend zu streichen - vgl. ausführlich Elliger. 61 Wörtlich: Es ist keiner unter euch ein "lt. D i e Grundbedeutung des Wortes ist „abweichen, sich abwenden, fern sein"; personal: „Außenseiter" 0 e s 1.7 Nichtisraelit; Lev 2 2 , 1 2 Laie; Hos 5,7 Bastard), d.h. hier: ein Nicht-Hörer. Vgl. L.A.Snigders, T h e Meaning o f "1t in the O l d Testament, O T S X , Leiden 1 9 5 4 , und Merendino, a.a.O., S . 3 1 7 . 6 2 Wörtlich: „Vom Tage weg". Gemeint ist parallel zu Ez 4 8 , 3 5 wohl der heutige Tag. 6 3 Zur Abgrenzung vgl. auch Elliger, S . 3 0 9 . Schon die erweiterte Botenformel in V . 1 4 verbietet die Einbeziehung von V . l 4 f . , wie Westermann sie vornimmt. 6 4 Vgl. schon 4 1 , 2 1 - 2 9 , in der Jahwe als der Redende sowohl die Leitung des Prozesses (V.21ff.) als auch die Feststellung des Urteils übernimmt ( V . 2 4 . 2 9 ) . 6 5 Vgl. dagegen die Auslegung etwa bei P.Volz, besonders S.27f.: „Daß die Welt zur Erkenntnis Jahwes, zum monotheistischen Bekenntnis komme, ist fiir Dtjes Sinn und Zweck alles Geschehens" (a.a.O., S.28). Vgl. auch zu 4 3 . ( 8 . ) 9 - 1 3 , den.., a.a.O., z.St.
Die deuterojesajanische Grundschicht
35
neben mahnenden Teilen 66 und Disputationselementen 67 auch eine indirekte Verheißung für Israels heilvolle Zukunft (V.13). So kann mit Elliger zurecht von einem „eigentümlichen Mischstil" gesprochen werden68, der sich aus der Verkündigungsabsicht ergibt. Die skizzierten formgeschichtlichen Auffälligkeiten nötigen dazu bei der inhaltlichen Analyse zwischen der szenischen Einkleidung und der Aussage an die Hörer bzw. Leser zu unterscheiden. So beginnt die Einheit in V.8 mit der Vorladung des Zeugen Jahwes. Doch schon dessen Charakterisierung als „blindes Volk" und als „Taube" läßt klar erkennen, daß hier nicht zuerst die Zeugen eines Gerichtsverfahrens im Rund der Völker sondern die Adressaten des Textes zur Stellungnahme aufgefordert werden. Dabei bilden ihr Unverständnis und ihre Zweifel den Ausgangspunkt. Zugleich kennzeichnet die Anrede sie jedoch als grundsätzlich aufnähme- und hörfähig. Schon dadurch werden sie dazu angeregt, die doppelte Paradoxie69 durch eine vertrauensvolle Bejahung des Gesagten zu überwinden. Demnach kann man zwar noch sagen, daß sich ihre Zeugenschaft auf Tatsachen bezieht, „deren Bezeugung von der sogenannten Blindheit und Taubheit . . . unabhängig ist." 70 Denn sie belegen durch ihre Existenz und als Nutznießer des gegenwärtigen Handelns Jahwes sein Gott-sein. Doch um diesen Aspekt einer objektiven, von Israels Wissen und Vertrauen unabhängigen Zeugenschaft geht es dem Text offensichtlich nicht. Vielmehr spannt sich der Bogen von V.8 über V.10-12 bis zu V.13, der zum Vertrauen rufenden Selbstprädikation Jahwes.
6 6 Vgl. V . l 2 a ß . 6 7 Vgl. in V.9aß die rhetorische Frage mit '0 und die Selbstprädikationen in V . l 1-136 8 A.a.O., S . 3 1 2 . Bei ihm bezieht sich dies auf V . 1 0 - 1 3 . Darüberhinaus erkennt jedoch auch er in V . 8 f . Elemente „einer fremden Stilbeimischung" (ebd.), die sich mit dem oben Aufgewiesenen decken. Gerade a u f Grund dieser Gebrochenheit der Rahmengattung wirken Eiligere szenische Ausschmückungen, die er illustrierend zu den spärlichen Angaben in V . 8 f . ergänzt, doch eher als unnötige Spekulationen, zumal sie für die Absicht der Rede unerheblich sind. Dahinter steht bei ihm der Versuch, den formgeschichtlichen Befund aus dem Sitz im Leben, nämlich einer „Stegreifkomposition" im öffentlichen Vortrag (a.a.O., S . 3 1 3 ) zu erklären. 6 9 Z u m einen ist auf literarischer Ebene von „blinden" und „tauben Zeugen" die Rede. Und zum anderen liegt schon in der Kennzeichnung von V . 8 der Widerspruch zwischen „Blind- bzw.Taub-sein" und doch Augen bzw. Ohren haben. 7 0 So Elliger, S . 3 1 5 .
36
Hauptteil D a b e i g e l i n g t es in V . 9 geschickt d u r c h d e n H i n w e i s a u f d i e v e r -
s a m m e l t e n G o j i m , die universale D i m e n s i o n der anstehenden
Frage
d e u t l i c h zu m a c h e n . „Alle Völker" 7 1 f a n d e n sich zu diesem V e r f a h r e n ein, d a ß die geschichtsgestaltende Schöpfermacht Jahwes u n d damit
sein
alleiniges G o t t - s e i n feststellen soll. D a r a u f zielt a u c h die F r a g e an d i e S t r e i t g e g n e r in V . 9 b ß nach ihrer w i r k u n g s v o l l e n A n s a g e g e g e n w ä r t i g e r u n d d e r D e u t u n g v e r g a n g e n e r Ereignisse. 7 2 D a w e d e r n a c h dieser F r a g e n o c h n a c h d e r f o l g e n d e n A u f f o r d e r u n g , Z e u g e n zu stellen, eine R e a k t i o n w i e d e r g e g e b e n w i r d , m u ß d e r H ö r e r a n n e h m e n , d a ß die f r e m d e n G ö t t e r zu b e i d e m n i c h t fähig sind. 7 3 S c h o n die Rede in 4 1 , 2 1 - 2 9 f ü h r t e zu dieser Schlußfolgerung. In e i n e m nächsten S c h r i t t läßt der P r o p h e t n u n J a h w e a u f seine Z e u g e n h i n w e i s e n , i n d e m er d i e Adressaten d i r e k t als s o l c h e b e n e n n t
(V.lOa).
D i e A b s i c h t der Z e u g e n b e r u f u n g besteht — v o n d e r szenischen E b e n e d e r G e r i c h t s r e d e h e r betrachtet, überraschenderweise 7 4 — n i c h t in d e r Ü b e r z e u g u n g der V ö l k e r . V i e l m e h r sollen diejenigen, w e l c h e als O b j e k t e seines H e i l s - u n d G e r i c h t s h a n d e l n s längst J a h w e s Z e u g e n s i n d , n u n s e l b e r
71 Vgl. das betont voranstehende 72 Vgl. zu r w 45,21, und auch Elliger, S.196f. 73 Wenn Duhm, S.307, dem Propheten jede Selbstkritik abspricht, weil diesem „das bloße Aussprechen seiner Überzeugung ... schon Beweis" sei, so verkennt er damit die Zielrichtung der Gerichtsreden. Nur nebenbei erwägt er zu V.lOff., ausgelöst durch V.lOba - „damit ihr erkennt" - , ob die Absicht der Texte vielleicht darin liegt, „die Israeliten selber zum Glauben zu bringen." (a.a.O., S.324) 74 Vgl. die Versuche der Beseitigung dieser Spannung etwa bei B.Duhm, S.324, oder bei Merendino, a.a.O., S.317-322. Letzterer scheidet dazu V.lOba aus sprachlich-stilistischen Gründen und als inhaltliche Störung des Gedankengangs aus. Die sprachlichen Gründe überzeugen ebensowenig ( - die Zerdehnung der Bekenntnisformel spricht nicht gegen die Ursprünglichkeit; eine Abänderung der Selbstvorstellungsformel begegnet auch an anderen Stellen, vgl. Merendino selbst, a.a.O., S.320 Anm.94) wie die inhaltlichen ( - der paränetische Zug findet sich auch außerhalb von V.lOba in V. 10-13). Eleganter versucht Hermisson, Israel und der Gottesknecht bei Deuterojesja, ZThK 79, 1982, S.4-7, das textkritische und logische Problem des 1 O.Verses zu lösen. Er will in den Zeugen die Israeliten und in dem einen Knecht den Propheten Dtjes (=der Ebed der EJL) erkennen. Damit nimmt er jedoch eine durch nichts im Text kenntliche, spekulative Eintragung einer Prophetengestalt vor. So ist etwa in V. 10-13 nirgends mehr von einem derartigen Propheten die Rede. Das sonstige Schweigen der dtjes Grundschicht zur prophetischen Vermittlung des Redens Jahwes macht zusammen mit der Beobachtung zum Charakter der Gerichtsreden eine so gewagte Auslegung höchst unwahrscheinlich.
Die deuterojesajanische Grundschicht
37
erkennen, was ihre Existenz belegt: Jahwe ist es, der an ihnen handelte und der sich jetzt neu hören läßt. Sie sollen ihn als alleinigen Gott verstehen, der nun ihr Retter werden will.7' V.lOa legt dabei die Erwählung des Knechtes76 als Berufung zum Zeugen aus. Dadurch wird erneut erkennbar, daß Israels Zeugenschaft vorgängig in der Existenz als Volk Jahwes besteht. Aus all dem kann man erkennen, daß der gewählten Szenerie eines Feststellungsverfahrens nur eine dienende Funktion in der Verkündigung an Israel zukommt: Sie ermöglicht es die universale Bedeutung der hier verhandelten Machtfrage hervorzuheben und zugleich die Auseinandersetzung mit den fremden Göttern vorzunehmen. Weitergehende Rückschlüsse aus der vorliegenden Gattung, die mit dem Charakter der Gerichtsreden als Wort an Israel kollidieren, verbieten sich jedoch. Die Zeugenfunktion Israels zielt eben gerade nicht auf eine aktive Bedeutung für die Völkerwelt, so daß Jakob etwa ein nach außen gerichteter Auftrag bei der Durchsetzung der Herrschaft Jahwes in der Welt zukäme.77 Im Horizont der dtjes Verkündigung geht es zwar um die Anerkennung der universalen Herrschaft Jahwes. Sie soll jedoch von Israel erkannt werden.78 Liegt die kerygmatische Absicht in 43,8-13 so deutlich zutage, bietet der Text zugleich den Schlüssel, auch die anderen Gerichtsreden eindeutig als an Israel gerichtete Worte zu verstehen. Zugleich wird die Notwendigkeit
75 Vgl. V . l 1 mit V.13. Das Retter-sein für Israel korrespondiert mit dem rettungslosen Ausgeliefert-sein der Feinde Israels. Damit verbindet sich hier wie an anderen Stellen in Dtjes G die Heilserwartung fiir Israel mit der indirekten Ansage der Vernichtung für Israels Feinde, vgl. auch 41,1-4. 76 Vgl.4l.8f. 77 Vgl. so P.Volz, als dem profiliertesten Vertreter dieser Sicht; aber etwa auch A.Lauha, Der Bund des Volkes. Ein Aspekt der deuterojesajanischen Missionstheologie, in: Beiträge zur alttestamentlichen Theologie, FS W.Zimmerli, Göttingen 1977, S.257-261. Vgl. zu dieser Frage auch Elliger, a.a.O., S.321, der von der „Zeugenerfahrung" und W.Zimmerli zitierend von der „Zeugenschaft des passiven Gabenempfangers" redet. „Die Zeugenerfährung wendet sich nicht an andere, sondern an die sie Erfährenden selbst". Die von Elliger, in Parallele zur geforderten Zeugenaussage der Völker, erschlossene „gelegentliche Aktivität der Zeugenaussage"(ebd.), widerspricht der Zweckbestimmung in V. 10b. 78 Vgl.V.lOb. Zur polytheistischen Redeweise an dieser Stelle, vgl. C.Westermann, S.101.
38
Hauptteil
einer U n t e r s c h e i d u n g zwischen der literarischen Szene u n d d e n A u s s a g e n an die A d r e s s a t e n unterstrichen. 7 9
d. 4 5 , 2 0 - 2 5 * M i t 45,20-25*
als d e m letzten T e x t , der ein gerichtliches Feststellungs-
v e r f a h r e n als szenischen R a h m e n b e n u t z t , r ü c k t zugleich d e r S t r e i t d e r A u s l e g e r u m d i e V ö l k e r t h e o l o g i e Dtjes' ins B l i c k f e l d , d e r g e r n m i t d e n A l t e r n a t i v e n U n i v e r s a l i s m u s u n d Partikularismus g e f ü h r t w i r d . 8 0 S c h o n die A b g r e n z u n g der Einheit ist bis h e u t e u m s t r i t t e n . S o r e c h n e n z u l e t z t e t w a B e u k e n 8 1 u n d H e r m i s s o n 8 2 die V e r s e 1 8 f . ihr h i n z u . 8 3 D i e d a f ü r besonders ausführlich von Hermisson gegebenen
Begründungen
erscheinen j e d o c h p r o b l e m a t i s c h : — D i e A b w e i c h u n g e n g e g e n ü b e r anderen dtjes D i s k u s s i o n s w o r t e n spräc h e n n u r d a n n gegen die Selbständigkeit v o n V . 1 8 f . , w e n n d i e V e r s e d e r dtjes G r u n d s c h i c h t angehörten. 8 4 - D i e v o n H e r m i s s o n a n g e f ü h r t e n V e r b i n d u n g e n zwischen V . 1 8 b u n d d e n A u s s a g e n z u r a u s s c h l i e ß l i c h e n G o t t h e i t J a h w e s in V . 2 1 b u n d 2 2 b
79 Mithin erscheint es eher als unwahrscheinlich, daß ansonsten ansprechende Gedanken wie etwa bei Westermann, S.54, noch die Absicht der Texte treffen. Danach wolle Dtjes durch die Wahl der „Form einer Gerichtsverhandlung zum Ausdruck bringen . . . , daß der Anspruch der Götter der Völker ... auf Göttlichkeit . . . rechtlich, also mit unparteiischen Argumenten, die von beiden Seiten anerkannt werden müssen, für nichtig erklärt werden kann." Wie beeindruckt sich Babylonier oder Perser von den Gerichtsreden wohl gezeigt hätten? W i e immer man diese spekulative Frage auch beantwortet, deuten die Texte doch daraufhin, daß die Israeliten durch diese Worte beeindruckt werden sollten. 80 Vgl. zu diesen Begriffen unten Anm.137. 81 Vgl. Beuken, 1979, S.250ff. 82 Vgl. Hermisson, Deuterojesaja, BKAT XI/Lfg.7, Neukirchen-Vluyn 1987, S.5559; dort vgl. auch zum Einschnitt vor V.18 und nach V.25, die nur gelegentlich bestritten werden. 83 Westermann sieht 45,18 als Einleitung zu 45,20ff. und in 45,19 als eine zu 46,1 ff. Gegen diese These spricht zum einen die relative Selbständigkeit und Geschlossenheit der Verse, die auch Westermann einräumt (S.140). Zum anderen erscheint ein Bezug von V.19 über die Einheit 45,20-25 hinweg auf den nachfolgenden Text äußerst unwahrscheinlich. Positiv läßt sich der Analyse Westermanns entnehmen, daß die Verse 18f. einen starken Bezug zu anderen Texten aufweisen, der sich jedoch nicht auf die folgenden beiden Einheiten beschränken läßt und sich aus deren sekundärem Charakter erklärt, vgl. unten S.222ff. 84 Dazu vgl. unten S.222ff.
Die deuterojesajanische Grundschicht
39
stellen einerseits keinen für die dtjes Grundschicht besonders spezifischen Zusammenhang her.85 Andererseits können sie auch als Ergebnis sekundärer Zusammenstellung eigenständiger Einheiten verstanden werden. - Beginnt die Gerichtsrede in 45>20ff. ohne Einleitung und mit einem direkten Aufruf der Fremdvölker, so ist dies typisch für die Rahmengattung. - Die auch von Hermisson beobachtete Beziehung der V. 18f. zu den Diskussionsworten und der von V.20fF. zu den Gerichtsreden86 legt die Zugehörigkeit der beiden Abschnitte zu einer Einheit gerade nicht nahe. - Obwohl in V.18f. eine ,.Anrede an ein konkretes Gegenüber" 87 fehlt, gibt spätestens V.19a zu erkennen, daß sich das Wort an Israel wendet. Damit entsteht zumindest ein Bruch zwischen V.18f. und V.20a, wenn dort die „Entronnenen der Völker" angesprochen werden. Die inhaltliche Differenz kann Hermisson nur überbrücken, indem er die gewichtigen Aussagen in V. 19 zu einem „Exempel für das Folgende (V.22)" herabstuft.88 - Unsere weitere Auslegung wird zeigen, daß der Text eine in sich geschlossene Aussage enthält, die bereits in V.19b und nicht erst in V.20ff. ihr „Ziel"89 erreicht. Kann 45,18f. mithin als eigenständiges Diskussionsbzw. Disputationswort angesehen werden, so spricht dies sowohl gegen Melugins Aufteilung in eine Gerichtsrede (45,18-21) und ein Mahnwort (45,22-25)'° als auch gegen die Aufbauanalyse Beukens.91 Bei der weiteren Analyse von 45,20-25 stößt der Ausleger auf literarische Unebenheiten. So unterbricht V.20b die Reihe der imperativischen Aufrufe in V.20a und 21a. Zusätzlich weisen Sprache und Inhalt des Halbverses deutliche Bezüge zu den redaktionellen Texten der Götzen-
85 86 87 88 89 90 91
Vgl. u.a. 45,5a und 4 6 , 9 b . A.a.O., S . 5 8 . So Hermisson, S.57. Vgl. die unten gegebene Auslegung zu 4 5 , 1 8 f . Vgl. Hermisson, S . 5 7 . Vgl. a.a.O., S. 127-131 Vgl. a.a.O., S . 2 5 1 : V . 1 8 a - Einleitung durch den Propheten; V . 1 8 b - 2 4 a - Gottesrede zu den Völkern; V . 2 4 b - 2 5 - Schlußwort des Propheten. Beuken setzt dabei die Endgestalt des Textes voraus, ohne den literarischen Befund zu berücksichtigen.
40
Hauptteil
bilderpolemiken auf. 92 Auch die Vorgehensweise bei der redaktionellen Einfügung von V . 2 0 b gleicht der Vorgehensweise dieser Schicht. 9 3 Mithin läßt sich V . 2 0 b mit hoher Wahrscheinlichkeit dieser Ergänzungsschicht zuweisen. 94 G r o ß e Unsicherheit in den literarkritischen Entscheidungen besteht gegen Ende der Einheit. So trennt Merendino 4 5 , 2 2 - 2 4 a auf G r u n d der dortigen universalistischen Heilserwartung von 45,24b.25 9 5 . Er sieht hier verschiedene redaktionelle Hände am Werk. 9 6 Hermisson scheidet 4 5 , 2 4 2 5 als Ergänzung der Götzenbilderschicht vom ursprünglichen Text. Ihm ist zunächst darin zuzustimmmen, daß V . 2 4 a kaum als Abschluß gedacht war. V i e l m e h r findet der Halbvers seine Fortsetzung in V . 2 4 b . 2 5 9 7 , worauf schon die Entsprechung zwischen V . 2 4 a und V . 2 5 hinweist. 98 Weiter gibt es durchschlagende Gründe für eine Abtrennung von V . 2 4 f . v o m ursprünglichen Text. So finden sich in dtjes Texten keine Zitate eigener Abschnitte, was an sich schon eher zur Arbeit eines Epigonen als zum Stil eines Propheten passt, unabhängig davon ob er als schreibend oder redend vorgestellt wird. Ein derartiger Zitationsstil prägt jedoch die Verse 2 4 f . " Dazu kommt eine deutliche Verschiebung der 92 Vgl. WT mit 44,18, ^os mit 40,19f., 42,17, 44,9f. u.a., p mit 40,20, 44,19 u n d ^ s n n mit 44,17. 93 Vgl. dazu Merendino, a.a.O., S.447, und Hermisson, S.56 und 78. 94 Vgl. unten S.317ff. 95 Vgl. Merendino, a.a.O., S.456FF.; so entschied schon P.Volz. 96 45,22-24a sei eine späte Reflexion nach „dem Zusammenbruch aller national-religiösen Hoffnungen", die die universale Anlage des Heilswerkes Jahwes betonen (a.a.O., S.456). 45,24b.25 rechnet er zu jener Redaktion, die er schon 4 5 , 9 f . l l b am Werk sah (a.a.O., S.459-461). Vgl. dazu die übereinstimmenden Beobachtungen S.38ff. und 288f. 97 Es zeigt sich ein deutlich geschlossener Aufbau, bei dem V.24a in V.24b mit seiner negativen Konsequenz für die Gegner Jahwes und in V.25 mit seiner positiven für die Nachkommen Israels entfaltet wird. 98 Vgl. Hermisson, S.57 u.79f. 99 Vgl. v . 2 4 a rrp-rc nura - 45,l4bß bt* - p 7« , 45,24b 12 m r a n b j ittfa'i 41,11 - p r n m n bD ... i r ä ' und 45,25 ^ m i c v i r b j ttnm ip-s' nirva - 4 l , l 6 b . Dazu vgl. noch 45,25 und 41,8. Hermission, S.57, behauptet eine doppelte Parallelität zwischen 45,24b und dem Abschnitt der Götzenbildnerschicht in 45,16b (tCO; •,"inrl7D), die er im zweiten Teil allerdings erst durch eine anfechtbare Textkritik herstellt. Die so erreichte Kennzeichnung der Götzenbildner als die „wider Jahwe entbrannten" gewinnt jedoch für die literarkritische Zuordnung von
Die deuterojesajanische Grundschicht
41
Aussageabsicht. Zieht V.22f. Konsequenzen aus der Einzigkeit Jahwes als des Gottes für alle Menschen, so setzt V.24f. dagegen deutlich eine Zweiteilung der Menschheit, in Jahwes Feinde auf der heillosen und Israels Nachkommen auf der heilvollen Seite voraus.100 Daß damit die vorangegangenen universalen Aussagen korrigierend im Sinne der Heilsprärogative Israels eingegrenzt werden, ist nur zu deutlich. Mithin ist V.24f. als nachträgliche Kommentierung des Textes in 45,20a.21-23 anzusprechen101, der ursprünglich mit dem Zitat des Jahweschwurs in V.23b abschloß.102 In dem damit gewonnenen Text liegt formal gesehen immer noch eine Zweiheit vor, die in V.20a.21 deutlich Elemente der Gerichtsrede aufgreift und in V.22f. in ein Mahnwort mit Umkehrruf und Schwur mündet.103 Das veranlaßt Merendino dazu, 45,20a.21 als „kleine Gerichtsrede
100
101
102 103
45,24f. zu 45,16f. ein Gewicht, das ein, in dieser Weise rekonstruiertes Wort nicht zu tragen vermag. Verbleibt auch ohne dieses W o r t eine gemeinsame Gegenüberstellung von Götzenbildnern bzw. Gegnern Jahwes, die zuschanden werden, und Israel, welches das Heil erlangt bzw. nicht zuschanden wird (vgl. die Differenz!), so läßt sich diese auch aus den sonst in V.24f. zitierten Texten erklären (vgl. 4 1 , 1 1 — B31 und die Gegenüberstellung von Israel und ü'iru Danach scheint 45,24f. im Rückgriff auf dtjes Texte formuliert, wohingegen die Zugehörigkeit zur Götzenbildnerschicht nicht ausreichend zu begründen ist. Interpretationen, Sie diese Differenz überbrücken wollen, bleiben letztlich unbefriedigend. Das gilt etwa für H.Leenes Deutung, die in S o i ) ' m r ^ D (V.25b) auch all jene aus den Völkern eingeschlossen sieht, die sich zu Jahwe bekehrt haben, so in: Universalism or Nationalism? Isaiah XLV 9-13 and its Context, Bijdragen 35, 1974, S.309-334, besonders S.332f.; so auch W.A.M.Beuken, The Confession of God's Exclusivity by All Mankind, Bijdragen 35, 1974, S.335-356, besonders S.348f. Eine derartige Erweiterung „Israels" um Proselyten läßt sich für das ö.Jh.v.Chr. kaum wahrscheinlich machen. Zudem muß Leene die umfassende Aussage in V.23, der Anerkennung Jahwes durch "["•"^D/pöb^D, einschränken, so daß immer noch solche übrigbleiben, die Jahwe Widerstand leisten (V.24b). Zusätzlich muß noch auf den Wechsel von Jahwerede (V.20-23*) zu Prophetenrede (V.24f.) hingewiesen werden. Die partikularistische Tendenz legt zusammen mit der Nähe zu 45,14* eine versuchsweise Zuordnung zu R 2 nahe, vgl. unten S.80f. Anm. 307, S.245 und 285 Anm. 241 und 242. Vgl. die Inklusion im Unterabschnitt V.22f: ptT'OBtC 1 » und ]lffl'r t O. Vgl. zu den formkritischen Bestimmungen neben Melugin, a.a.O., S.127f. (V.1821 Gerichtsrede; V.22-25 Nachahmung einer Ermahnung), Schoors, I am God Your Saviour, 1973, S.233ff. (V. 18-25 Gerichtsrede) auch Merendino, a.a.O., S . 4 5 2 f f , und K.A.Tangberg, Die prophetische Mahnrede, 1987, S.113-115, der sich vorsichtig abwägend trotz der formalen Unterschiede für eine Einheit 45,2025 entscheidet (V.20f. polemischer Abschnitt; V.22 Mahnung zur Umkehr; V.2325 eschatologisch-hymnischer Ausblick).
42
Hauptteil
g e g e n d i e G ö t t e r " 1 0 4 v o n e i n e r M a h n u n g a u f g r u n d eines
göttlichen
H e i l s w o r t e s in 4 5 , 2 2 - 2 4 a zu t r e n n e n . A l s B e g r ü n d u n g d i e n t i h m zusätzlich die a n f e c h t b a r e A u s l e g u n g v o n V . 2 0 f . , die in D W B ^ D Israeliten zu f i n d e n m e i n t . 1 0 5 W e n n j e d o c h in b e i d e n A b s c h n i t t e n d i e V ö l k e r als A d r e s s a t e n g e m e i n t s i n d , so t r e n n e n sie einzig die v e r s c h i e d e n a r t i g e n F o r m e l e m e n t e . 1 0 S F ü r sie läßt sich j e d o c h aufzeigen, d a ß sie in d e r Einheit 4 5 , 2 0 a . 2 1 - 2 3 einander funktional zugeordnet sind. Dabei k n ü p f t V . 2 2 ( W i n ) d e u t l i c h an V . 2 1 b ß (irtöio) an. 1 0 7 M i t d e r A u f f o r d e r u n g an die V ö l k e r , Beweise im a n s t e h e n d e n V e r f a h ren v o r z u l e g e n , f ü h r t der T e x t in V . 2 0 a . 2 1 a in d i e v e r t r a u t e G e r i c h t s s z e n e r i e h i n e i n . An dieser Stelle g e h ö r t j e d o c h die n ä h e r e K e n n z e i c h n u n g d e r A u f g e r u f e n e n als D'Urr'ü'^s, die E n t r o n n e n e n d e r V ö l k e r . 1 0 8 D a m i t w e r d e n w i r in d i e S i t u a t i o n n a c h d e m E n d e k r i e g e r i s c h e r E r e i g n i s s e n versetzt 1 0 9 , d i e f ü r u n s e r e n P r o p h e t e n i m m e r i m Z u s a m m e n h a n g
mit
J a h w e s H a n d e l n d u r c h K y r o s stehen. S o ist i m Z u s a m m e n h a n g d e r dtjes
104 A.a.O., S.452. Verfasser dieser Gerichtsrede ist nach Merendino Deuterojesaja. 105 So schon D.E.Hollenberg, Nationalism and „the nations" in Isaiah Xl-LV, V T 19, 1969, S.31: „"survivors of the nations" as survivors among the nations, or cryptoIsraelites who have fled away into the nations and escaped the crisis which befell Israel (cf.Ezek.vi,8)." Bei Merendino vgl. a.a.O., S.447 u.453f. Diese These widerlegte zuletzt Hermisson, S.68f. philologisch, formkritisch und kontextuell überzeugend. 106 Die sprachlichen Argumente Merendinos gegen eine dtjes Verfasserschaft, a.a.O., S.446-449, helfen nicht zu einer eindeutigen Entscheidung. Das zeigt schon seine eigene, an inhaltlichen und formkritischen Beobachtungen ausgerichtete Argumentation, die sich z.T. über sprachstatistische Einsprüche hinwegsetzt. 107 Vgl. zur Zunahme von Mischgattungen in der 4.Teilsammlung unten S.74fF. und 93ff. 108 Vgl. den Nachweis Hermissons, S.68f., gegen die Deutung hier Israeliten sehen zu können: 1. Der Genitiv ist nur dann als Bezeichnung derer zu verstehen, denen man entronnen ist, wenn wie in Jer 44,28 und Ez 6,8 damit die Vernichtungsinstrumente angesprochen sind (gen.partitivus und nicht seperativus). 2. Von der Rahmengattung her ergeht die Aufforderung Beweise vorzulegen immer an die Völker. 3. In der Einheit ist sonst nirgends von Israeliten die Rede. 109 Vgl. in der Anwendung des Begriffs auf Israeliten: Ri 12,4f.; Jer 44,28; Ez 6,8f.; 7,16; Ob 14 (Plural); - Am 9,1; Jer 42,17; 44,14; Ez 24,26f.; 33,21 f.(Sing.). Vgl. auch Jes 66,19, der zur Einheit 66,18-21 gehört und dem endzeitlichen Weltgericht Jahwes (V.15) eine Sammlung der Völker durch die „Entronnenen" anschließt. Hier zeigt sich eine Neuinterpretation und ein Verlängern der Linie unseres Textes in protoapokalyptischem Kontext - vgl. C.Westermann, S.336f., und J.Vermeylen, Du prophète Isaïe, EtB I, Paris 1977, S.501-503, der auch auf inhaltliche Bezüge zu Jes 56,3-7 hinweist.
Die deuterojesajanische Grundschicht
43
Grundschicht und der geschichtlichen Ereignisse in der 2.Hälfte des ö.Jh.v.Chr. dabei an die Kriegszüge des Kyros zu denken. 1 1 0 Auch der Kontext bestärkt in dieser Deutung, da sowohl in 4 5 , l - 5 a * und 4 5 , 1 1 13* als auch in 4 6 , 1 - 4 und 4 6 , 9 - 1 1 die Feldzüge des Kyros im Hintergrund stehen. Die von diesen Geschehnissen direkt Betroffenen sollen nun Beweise vorlegen, um zu klären, wer „dies"111 „im voraus" 112 ankündigte. In gedrängter Form folgt der Vorladung die Streitfrage ( V . l l b a 1 ) , die in rhetorischer Fassung bruchlos in die Feststellung des Ergebnisses übergeht: Jahwe ist es, der die Siege des Kyros ansagte und heraufführte. Beides erweist ihn als einzigen Gott. Da in der vorausgesetzten Situation nach den Erfolgen des Kyros samt der Vernichtung seiner Gegner 113 und in der kompositioneilen Plazierung gegen Ende der vierten Teilsammlung 114 die notwendigen Bestandteil des „Weissagungsbeweises" offen zutageliegen, kann hier resümeeartig konstatiert werden. Es bedarf weder der Erwähnung der fremden Götter noch einer ausführlichen Rede. 115 Es geht nunmehr um die abschließenden Schlußfolgerungen, die zu ziehen die von Kyros niedergeworfenen Völker aufgefordert werden.
110 Vgl. dazu auch 4 l , 2 f . ; 41,25; 43,14; 4 5 , l f f . - Texte, in denen Jahwes Handeln durch Kyros in seinen zerstörerischen Folgen für D'IJ beschrieben wird. 111 Vgl. 43,9. Hier muß auch auf die weiterführende Beobachtung Hermissons, S.61, hingewiesen werden, der fiir das Demonstrativum mit Recht einen Bezugspunkt in 45,20-23* vermißt. Das Gleiche gilt für 43,9. Damit verweist der Text in seiner vorliegenden Gestalt auf andere Abschnitte (etwa 45,11-13*) und wird erst durch sie voll verständlich. Ob man mit Hermisson (ebd.) eine Vorstufe mündlicher Einzelworte behaupten soll, die jetzt gekürzt schriftlich vorliegt, so daß der Bezugspunkt für 43,9 wegfiel, bleibt fraglich. Der vorliegende Text läßt sich auch erklären, wenn man von einer direkt schriftlichen Abfassung ausgeht. 112 Vgl. dazu Hermissons Ausfuhrungen zu tKD und Dlpü, der damit erneut die schon von Elliger erkannte relative Vorzeitigkeit des hier Gemeinten begründet - vgl. auch 4 1 , 2 6 und 46,10. 113 Ob man im Rahmen der dtjes Grundschicht damit rechnen soll, daß dieser Text in eine Zeit nach der Einnahme Babels gehört (vgl. so Westermann, S.142), scheint zweifelhaft. Damit verließe man doch wohl die vorausgesetzte Verkündigungssituation. So scheint auch hier wie fiir Dtjes G insgesamt die Zeit während der Eroberungszüge des Kyros und damit noch vor 539 v.Chr. plausibler, will man nicht einen „anderen Dtjes" in einer anderen Zeit annehmen und so die Einheit des Verkündigungskonzeptes aufs Spiel setzen. Somit versetzt 45,20 in prophetischer Vorwegnahme in eine Zeit nach dem Ende aller Kämpfe des Persers. 114 Vgl. dazu S.93-97. 115 Vgl. die Kürze der Gerichtsrede.
44
Hauptteil
Dabei gilt es, Jahwe auf Grund seiner Geschichtsmächtigkeit als den einzigen Gott zu erkennen (V.21ba 2 ). Zugleich zeigte er sich Schutz und Rettung gewährend als der p n ^ R und intfm (V.21bß). 116 Damit sind trotz der folgenden Verse 22f. zuerst die eigentlichen Adressaten auch dieser Gerichtsrede angesprochen: Vor allem Israel darf und soll Jahwes rettendes Eingreifen für sein Volk in den gegenwärtigen weltgeschichtlichen Umwälzungen erkennen. Es widerspräche der Logik des Textes, wenn die der Vernichtung durch Jahwes Handeln „Entronnenen", nun ebendieses Eingreifen als ihre Rettung und ihr Heil erkennen sollten.117 Folglich ist auch diese Gerichtsrede primär als Verkündigung an Israel zu hören, die sich der Form einer fiktiven Rede an die „Entronnenen der Völker" bedient.118 Auch die weiteren Folgerungen aus der Einzigkeit Jahwes als Gott (V.22f.), müssen zuerst und im Rahmen der dtjes Verkündigung wohl ausschließlich von Israel gezogen werden." 9 Dieses Volk soll Jahwe erneut erkennen, der als alleiniger Gott souveräner Herr der Geschichte und so auch einziger Retter ist. Damit wird zugleich gesagt, daß - in der Perspektive von 45,20a.21-23 - erwiesenermaßen allen anderen Völkern ein vergleichbarer Helfer und Beschützer fehlt.120 Diese Schlußfolgerung rückt V.22f. in den Mittelpunkt. Hier werden die „Enden der Erde" und d.h. alle Völker der Erde aufgerufen 121 , sich zu Jahwe als ihrem einzigen 116 Vgl. dazu die ausfuhrlichen Darlegungen bei F.V.Reiterer, Gerechtigkeit als Heil, Graz 1976, S.40-46: „Mit verbindet Deuterojesaja die Vorstellung, daß Gott (oder der jeweilige Gott) sich fiir sein Volk insofern einsetzt, als er es vor Feindesbedrohung beschützt bzw. sein Volk aus Unterdrückung befreit." (a.a.O., S.45). 117 Vgl. etwa Sätze bei Hermisson wie: „Dann sollen aber jene Entronnenen nicht nur anerkennen, daß er der einzige ist, sondern sie sollen ihn in seinem Wesen als Retter erkennen." (S.72) 118 Nur als Wort an Israel ergibt auch V . 2 1 b a ' einen Sinn, da nur fiir Israel als Hörer der Ansagen Jahwes der „Weissagungsbeweis" gefiihrt werden kann. 119 Will man die Völker hier zu den Adressaten der Texte machen, so muß fiir diese veränderte Verkündigungssituation der historische Ort plausibel gemacht werden. Dies gelang bisher nicht befriedigend, vgl. etwa Tangberg, a.a.O., S.l 15, und dazu unten Anm.133. 120 Vgl. auch den Aufweis der Ohnmacht der fremden Götter in 41,21-29*. 121 Vgl. die ausfuhrlichen Belege fiir diese Deutung bei Hermisson, S.73f., und seine berechtigten Einsprüche gegen eine „nationale" Deutung von V.22, die hier alle über die Welt verstreut lebenden Israeliten angesprochen sieht - vgl. etwa N.H.Snaith, Studies on the Second Part of the Book of Isaiah, S V T 14, Leiden 1967, S . l 8 5 , und D.E.Hollenberg, a.a.O., S.31.
Die deuterojesajanische Grundschicht
45
Retter zu wenden. Er allein vermag den gottlosen Völkern den Schutz zu geben, den sie bei ihren vermeintlichen Göttern umsonst suchen. Die M a h n u n g , ihn von Jahwe zu erwarten 122 , wird erneut mit seiner ausschließlichen Gottheit begründet. Mit der Aufforderung in V . 2 2 a wird deutlich eine Grenze überschritten, die sonst in Jes 4 0 - 5 5 mit Ausnahme der Ebed-Jahwe-Lieder 123 überall gewahrt bleibt. Die V ö l k e r bilden hier nicht nur die Zuschauerkulisse für Jahwes Heilshandeln an Israel, wie es etwa in 52,9f. der Fall ist: „Brecht in Jubel aus, jauchzt allesamt, ihr Trümmer Jerusalems! Denn Jahwe tröstet sein Volk, erlöst Jerusalem. Jahwe entblößt seinen heiligen Arm D'urr^o
w1?
daß pK-'OSKf^D
124
sehen das Heil unseres
Gottes!" (52,9f.) Vielmehr wird auch ihnen die Möglichkeit eröffnet, den einzigen Gott als den alleinigen Retter anzuerkennen. Diese Ausweitung der Schutzund Retterfunktion des Gottes Israels auf alle Menschen stellt die logische Konsequenz seiner Einzigkeit als Gott dar. Diese Folgerung wird hier in 122 Vgl. die doppelte Aufforderung: (aktive) Zuwendung zu Jahwe (liEl), vgl. Lev 19,4.31; Dtn 31,18.20 ("sich den Götzen zuwenden"); und (passives) „Sich-rettenlassen" (l)B' nif.; vgl. noch 45,17). Merendino, a.a.O., S.448, sieht in der Imperativischen Ermahnung, sich retten zu lassen, einen literarkritisch relevanten Gegensatz zum theologischen Denken Dtjes' in 45,21. Die dortige partizipiale Kennzeichnung Jahwes als IPÖIO betone „die bedingungslose Initiative Jahwes"(ebd.). Mit dieser Wertung übergeht er zum einen die passivische Fassung der Aufforderung, die eine Heilsmächtigkeit der Völker ausschließt. Zum anderen verkennt seine Bemerkung den Sachzusammenhang zwischen 45,21b und 45,22. Nachdem Jahwe seine universale und heilvolle Macht erwiesen hat, sind im Rahmen des gerichtlichen Feststellungsverfahrens jetzt die Völker aufgefordert daraus die Konsequenz zu ziehen. Auf diese Reaktion der menschlichen Akteure zielt die ganze Einheit. Daß trotz der Aufforderung an Menschen Jahwes Souveränität unberührt bleibt, belegt V.23. 123 Vgl. dazu S.178-182 und 184ff. 124 Vgl. 45,22a!
46
Hauptteil
d e r F o r m einer M a h n u n g gezogen. D u r c h den in V . 2 3
folgenden
Schwur
J a h w e s 1 2 5 b e k r ä f t i g t dieser, d a ß a m E n d e j e d e r M e n s c h 1 2 6 i h n als G o t t a n e r k e n n e n w i r d . Erst d a m i t erreicht die g e g e n w ä r t i g zu g e w i n n e n d e Erk e n n t n i s J a h w e s ihr Ziel. Z u g l e i c h - u n d das gilt es i m B e w u ß t s e i n zu h a l t e n — g e h t es i m R a h m e n d e r dtjes V e r k ü n d i g u n g h i e r b e i u m e i n e Einsicht, zu d e r Israel gelangen soll. In d i e s e m k e r y g m a t i s c h e n R a h m e n f ü h r t D t j e s G die N e u b e s i n n u n g a u f d e n G o t t Israels in 4 5 , 2 0 - 2 3 * i m A u f w e i s s e i n e r E i n z i g k e i t als W e l t e n h e r r s c h e r u n d d e r B e w ä h r u n g seiner S c h u t z - u n d R e t t e r r o l l e f ü r Israel 1 2 7 z u r letzten K o n s e q u e n z e i n e r W e l t , die i h r e n S c h ö p f e r als allein i g e n G o t t a n e r k e n n t . 1 2 8 D i e dtjes G r u n d s c h i c h t spiegelt i n d i r e k t d i e S i t u a t i o n eines z w e i f e l n d e n Israel, das mittels der G e r i c h t s r e d e n z u m V e r t r a u e n a u f die u n b e s c h r ä n k t e M a c h t J a h w e s , d e r z u r R e t t u n g seines V o l kes in d i e G e s c h i c h t e e i n g r e i f t , g e f ü h r t w e r d e n soll. M i t dieser A b s i c h t w e r d e n d i e Feststellungsverfahren inszeniert, die V ö l k e r u n d ihre G ö t t e r h e r b e i z i t i e r t u n d die Beweise g e f ü h r t . D i e S p r a c h l o s i g k e i t d e r Streitgegn e r i m f i k t i v e n G e r i c h t u n d die Evidenz d e r J a h w e in den M u n d gelegten
125 Es handelt sich hier um einen Schwur Jahwes bei sich selbst als der höchsten Autorität. Vgl. dazu Jer 22,5; 49,13; Gen 22,16; Ex 32,13 und Jes 62,8; 14,24; 54,9f. Zu V.23aß vgl. Hermisson, S.75-77, der dabei überzeugend eine Interpretation zurückweist, die die Unterwerfung der Völker unter Jahwes Herrschaft von deren Heilszueignung trennt. 126 Dafür steht hier, singulär im Alten Testament, und jUS1?"1^. Vgl. zu „beugen des Knies" als Geste der Huldigung vor Jahwe Ps 95,6; 1 .Kö 8,54; 2.Chr 7,3; 29,29; Esr 9,5; und vor Menschen Ps 72,9; 2.Kö 1,13; Est 3,2.5. Vgl. zum „Schwören" als Ausdruck des Bekenntnisses zur Gottheit etwa Jes 19,18; 48,1; 65,16; 2.Chr 15,l4f.; Dtn 6,13; 10,20 (parallel zu J a h w e furchten, ihm dienen und anhängen") und als Schwören bei fremden Göttern Jer 5,7; 12,16; Zeph 1,5; Am 8,14. Vgl. C.A.Keller, T H A T II, Sp.861. 127 Neben 43,1 l b wird nur in V.21bß in einer Gerichtsrede explizit von Jahwes Handeln als Rettungshandeln gesprochen. 128 Auch über den Weg zu dieser Anerkennung spekuliert der Text nicht, wenn er auch durch die Aufforderung in V.22 eine zwangsweise und gewaltsame Unterwerfung ausschließt. Dies spricht auch gegen eine Auslegung, die die Spannung zwischen V.22f. und V.24f. durch eine harmonisierende Eintragung der Vernichtung der verbleibenden Gegner Jahwes in V.22f. ausgleichen will. Anders versucht A.Schoors, a.a.O., S.236, einen Ausgleich, indem er pitr'ODir^D und „jedes Knie/jede Zunge" von V.25 her als „the totality of Israel" versteht. W e stermann wiederum beseitigt die deutlich partikularistische Eingrenzung des Heils auf Israel in V.25, indem er ihn von V.22f. her versteht. Zu diesem Zweck macht er weiter aus V.24b eine Aussage über eine vergangene Feindschaft, S.143.
Die deuterojesajanische Grundschicht
47
Argumentation zumal in Gestalt des sogenannten Weissagungsbeweises sollen Israel angesichts der gegenwärtigen geschichtlichen Ereignisse davon überzeugen, daß der Siegeslauf des Perserkönigs Kyros das Mittel Jahwes zu ihrer Befreiung ist.129 Dem dient auch Gerichtsrede und Mahnwort in 45,20-23*. Jahwes Volk selbst hat zu lernen, was sich in der fiktiven Szene den „Entronnenen der Völker" nach dem Abschluß der im Gange befindlichen politischen Umwälzungen als Schlußfolgerung aufdrängen wird 130 : Da es nur einen Herrn der Geschichte gibt, gibt es auch nur einen Gott und so nur einen Retter. Oder anders formuliert: Jahwes Geschichtsmächtigkeit erweist sein alleiniges Gott-sein und dies begründet seine Heilsmächtigkeit. Daß damit auch vom Heil für die Völker geredet werden kann, ist eine letzte Konsequenz, der in der dtjes Grundschicht auf Grund ihrer klar erkennbaren Verkündigungsabsicht keine weitergehende Bedeutung erhält. So erklärt sich, daß diesen Aussagen nicht der Stellenwert zukommt, der ihrer Bedeutung entspricht. Sie bleiben theologische Schlußfolgerungen, die in Dtjes G keine konkreten, geschichtlichen Erwartungen auslösen. Nur aus dieser Sonderstellung heraus läßt sich unsere Einheit im Gesamten der dtjes Texte verstehen. Denn dort wird der geschichtlichen Realität entsprechend von der Niederwerfung der Feinde Israels als Voraussetzung für dessen Heil geredet.131 Jahwe läßt durch Kyros Völker vernichten und wird so auch die Gefangenschaft durch die Babylonier beenden.132 Und selbst 45,20-23*, in dem der Monotheismus bis zu seiner heilsuniversalistischen Konsequenz weitergedacht wird, ist mit Bedacht zeitlich nach der geschichtlichen Realisierung der Rettung des exilierten Israel angesiedelt.133
129 Vgl. auch die Formulierung der Aussagen an die Völker in den Gerichtsreden, die nur zu deutlich auf Israel zielen: 41,29; 45,21ba2. 130 Vgl. trotz anderer Textbasis mit ähnlicher Akzentuierung Melugin, a.a.O., 128: „The exhortation in v.22-25 is an imitation of an exhortation; the nations are not really the persons adressed." 131 Vgl. 41,11-13 und 43,14f. 132 Vgl. 41,2f. und 41,25. 133 Neuerdings wiederholt Tangberg, a.a.O., S.l 15, die Thesen von Volz, der Dtjes als Begründer der Mission sieht. Die Reden an die Völker seien nicht bloß literarisches Mittel, sondern hätten „teilweise buchstäblichen Sinn". (Volz, S.XVIII). Volz und Tangberg vermuten ein heidnisches Interesse an den jüdischen Gottesdiensten, obwohl es dafür zugegebenermaßen (Tängberg, ebd.) keinen textlichen Anhalt gibt. Schon die Hypothese gottesdienstlicher Situierung kann bestritten werden, so
48
Hauptteil
Die hier gegebene Auslegung von 4 5 , 2 0 - 2 3 * erweist sich auch im Blick auf die Völkertheologie Dtjes G's als hilfreich. Ihr Verständnis erschließt sich aus der konkreten Verkündigungssituation der Prophetien: Dem in der Gewalt der Völker befindlichen Israel wird Rettung in Aussicht gestellt, wobei seine Erlösung in die weltweite Anerkennung Jahwes münden soll. 134 Nach 4 5 , 2 0 - 2 3 * liegt in der Konsequenz der Rede von Jahwe als dem einen einzigen Gott nicht nur die Annahme seiner weltweiten und unbegrenzten Macht 1 3 5 sondern demgemäß auch seiner schließlichen Verfügungsgewalt über Heil und Unheil.
136
aus-
So kann bei
Dtjes G der Hinweis auf den einen Gott Jahwe dazu dienen, dem hoffnungslosen Israel Vertrauen auf seinen Gott und die eigene Zukunft zu geben. Der Universalismus dient hier der Heilsansage für Israel und
daß auf sie keine weitergehende Vermutung aufgebaut werden sollte. Zudem verbieten die obigen Ausführungen zu 4 3 , 8 - 1 3 solche Theorien zumindest fiir die dtjes Grundschicht. Auch die Aussagen Volz' zur Wirkungsgeschichte Dtjes' werden durch die Texte eher widerlegt: „Die Wirkung Deuterojesajas in der jüdischen Gemeinde und über das jüdische Gebiet hinaus kann man sich nicht groß genug vorstellen."(S.XIX) Gerade seine Völkertheologie, selbst noch in der oben skizzierten Form, steht aufs Ganze gesehen recht isoliert in den spätexilisch-nachexilischen Schriften. Interessant ist auch die Verschiebung des Gesamtverständnisses, die sich bei P.Altmann, Erwählungstheologie und Universalismus im Alten Testament, B Z A W 9 2 , Berlin 1 9 6 4 , S . 2 5 - 2 7 , ergibt. Auch er redet zwar vom Heil fiir Israel, das bei Dtjes im Vordergrund stehe. Der danach jedoch skizzierte „universale(m) Heilsplan"(S.26) weist Israel einzig die „geistlich(e)° Aufgabe der Weltmission zu (ebd.). Damit wird jedoch die Verkündigungssituation der eindeutig dtjes Texte verlassen. Die Analysen der vorliegenden Arbeit helfen dazu diese und ähnliche Gesamtsichten als harmonisierende Zusammenstellungen verschiedener Textschichten zu verstehen. Vgl. auch die Differenzierungsversuche bei P.-E.Dion, Bibl 51, 1 9 7 0 , S. 1 6 1 - 1 8 2 , und dazu oben S.8 Anm.43. 134 Dieses Element in der Botschaft Dtjes' blendet T . M u k a i mit seiner konsequent nationalistischen Deutung des Propheten völlig aus: „We take the prophet Second Isaiah as a racist whose central message is nationalist in charakter." ( O n the Problem o f the Servant Songs in the Book o f Second Isaiah, Kwansei Gakuin University Annual Studies, Vol. X X I X , 1980, S.27; vgl. auch ders., O n the Election M o t i f and the Nationalistic Charakter o f the Message o f Second Isaiah, Kwansei Gakuin University Annual Studies, Vol. X X V I I I , 1979, S . l - 8 . ) 135 Vgl. 4 0 , 1 2 - 1 7 * . 2 1 - 2 6 . 1 3 6 Diesen Ansatzpunkt bei der Einzigkeit Jahwes betont trotz sonst verschiedener Einzelergebnisse auch Beuken. Danach proklamiert Dtjes „the universal praise o f God's exclusive dominion over history such as to be salvific for those who till lately have put their trust in other gods." (Bijdragen 35, 1974, S.356)
Die deuterojesajanische Grundschicht
49
bleibt so in die Verkündigung der Grundschicht eingebunden. 137 Sie zielt durchgängig auf das exilierte Israel und stellt diesem Volk seinen Gott als geschichtsmächtigen
und heilswilligen vor Augen. Dieser doppelte
Grundzug hält sich in allen Redeformen durch. Dabei kennzeichnet die dtjes Grundschicht - und dies im Unterschied zu den späteren Fortschreibungen - , daß Jahwes Heilshandeln an Israel in Verbindung mit den gegenwärtigen, durch Kyros ausgelösten geschichtlichen Umwälzungen gesehen wird. A u f sie spielen die Disputationsworte in 4 0 , l 4 f . ; 4 0 , 2 3 f . und die Gerichtsreden in 4 l , 2 f . und 4 l , 2 5 f . immer wieder an, wobei eine gewisse Hyperbolik nicht zu übersehen ist. 138 Auch in den Heilsworten steht dem Heil für Israel das Unheil für die gegenwärtigen Feinde gegenüber. 1 3 9 Dies entspricht nicht nur einem „bestimmten Teil des Klagepsalms" 140 , so daß der Verfasser hier einer formbedingten Vorgabe unterläge. Vielmehr greift er gerade auf diese Form zurück, weil sie der geschichtlichen Gegebenheit angemessen ist.141 In der Exilszeit erlebt Israel die Völker als Feinde, die es seiner Freiheit beraubt. Einzig die Perser bilden dabei eine Ausnahme, weil Jahwe ihren Herrscher nach der Überzeugung des Propheten zu seinem Werkzeug erwählte. Durch ihn werde Israel Befreiung und den Feinden Vernichtung widerfahren. 142 Damit kann Westermann zugestimmt werden, der
137 V o n Universalismus im Sinne der klaren Definition van der Leeuws kann hier deshalb nicht gesprochen werden, vgl. ders., Artikel „Universalismus und Partikularismus: I.Religionsge-schichtlich", R G G 2 , Bd.V 1 9 3 1 , S . 1 3 7 9 : Danach ist Partikularismus die „Beschränkung der religiösen Güter a u f eine bestimmte Gruppe, Familie, Stamm und Geschlecht, Stadt, Staat, Volk, Rasse" und Universalismus „die Verneinung dieser Beschränkung". Vgl. zu dieser Diskussion auch A.Wilson, T h e Nations in Deutero-Isaiah. A Study o f Composition and Structure, Ancient Near Eastern Texts and Studies, V o l . l , Lewiston/Queenston 1 9 8 6 , der diese Kategorien insgesamt als unzureichend ablehnt, S . 8 - 1 0 . 138 Vgl. etwa 4 1 , 3 - „berührt mit den Füßen nicht den Weg"; dazu vgl. Elliger, S.122f. 139 Vgl. 4 1 , 1 1 f., 4 3 , l 4 f . , wohl auch 4 1 , 1 4 - 1 6 . 140 So formuliert Westermann, S.62. 141 Vgl. auch die sonstige, kerygmatisch bestimmte Aufnahme und Abwandlung von Formelementen und Gattungen, und dazu Melugin, Formation, 1 9 6 6 , und D.Michel, T R E V I I I , S.512ff. 1 4 2 Vgl. auch die wenig konkreten Vorstellungen dazu etwa in 4 5 , 1 3 * und 4 4 , 2 4 - 2 8 * . W i e realistisch derartige Erwartungen zur damaligen Zeit waren, muß hier nicht beurteilt werden.
50
Hauptteil
bei Dtjes „keineswegs eine Ablösung des Wirkens Gottes von der Geschichte" findet.143 Obwohl „Israel seine politische Existenz verloren hat"144 und somit die Überlegenheit seines Gottes nicht mehr an die Siege des Volkes zu binden ist, bleiben des Perserkönigs Kyros Siege ihrem Wesen nach Jahwes Siege, so daß sie der Prophet als Argument in seinem Feststellungsverfahren einsetzen und als politisch-geschichtliche Mittel des Heilshandelns für Israel ausdeuten kann. Schließlich ist festzuhalten, daß sich das Verhältnis der Völker zu Jahwe weiterhin gemäß ihrem Verhältnis zu Israel bestimmt. Das gilt für seine positive Ausgestaltung bei Kyros, der um der Rettung Israels willen zum ' i n und rrtäD Jahwes erwählt wird (44,28a; 45,1) und das gilt ebenso für seine negative im Blick auf die Völker, auf die ihre Feindschaft gegen Israel und seinen Gott zurückfallen soll (40,15.17; 41,1 lf.u.a.). Die exklusive Beziehung zwischen dem Gott Israels und seinem Volk wird bei Dtjes G durch den universalen Anspruch Jahwes nicht aufgehoben. Er dient vielmehr als Grundlage einer Hoffnung, die auch nach der Katastrophe von 587 v.Chr. mit der Rettung des exilierten Israel im weltpolitischen Kräftespiel rechnen lehrt. Allerdings nimmt diese Erwartung bei Dtjes (noch) nicht die Gestalt einer universalen Herrschaft Israels über die Völker an. Eine derartige Verbindung der beiden Glaubensinhalte - „Israels Gott als einziger Gott" und: „Alle Menschen sollen den Gott Israels als den einzigen Gott anerkennen." - bleibt späteren Schichten vorbehalten.145
2.1.3. Die Heilsworte Schon die Überlegungen zur Völkertheologie brachten uns in Berührung mit Texten, die formgeschichtlich den sogenannten Heilsorakeln zuzuordnen sind. Begrich führte 1934 in einem Aufsatz das priesterliche Heilsorakel als Erklärung für den sogenannten Stimmungsumschwung in manchen Klageliedern des Einzelnen ein. Da sich in dtjes 1 4 3 A.a.O., S . 1 6 1 4 4 Ebd. 1 4 5 Vgl. unten S.184ff.
Die deuterojesajanische Grundschicht
51
T e x t e n s o w o h l die c h a r a k t e r i s t i s c h e E i n l e i t u n g „ F ü r c h t e d i c h n i c h t " 1 4 i u n d d i e S p r a c h e d e r K l a g e p s a l m e n als a u c h d i e A n r e d e Israels als E i n z e l p e r s o n f i n d e t , s c h l o ß er daraus, d a ß in Jes 4 0 - 5 5 diese G a t t u n g losgelöst v o n i h r e m u r s p r ü n g l i c h e n S i t z i m L e b e n v e r w a n d t w i r d . 1 4 7 V o n Waldow
behauptete
demgegenüber
einen
tatsächlich
kultischen
G e b r a u c h d e r T e x t e a u f exilischen K l a g e f e i e r n . A l s B e g r ü n d u n g s e i n e r T h e s e d i e n t e i h m die relative Regelmäßigkeit des A u f b a u s . 1 4 4 W e s t e r m a n n unterschied
dann
von
den
Heilsorakeln
(=Heilszusagen)149
die
H e i l s a n k ü n d i g u n g e n . 1 5 0 A b g e s e h e n v o n den grundsätzlichen A n f r a g e n bei E . W . C o n r a d , M . H . E . W e i p p e r t 1 5 1 , J. Schüpphaus152 und R.P. M e r e n -
146 Begrich erhob sie zum Gattungsmerkmal, vgl. Das priesterliche Heilsorakel, in: ders., Gesammelte Studien zum Alten Testament, ThB 21, München 1964, S.219Weitere Kennzeichen sind die Jahwerede in der l.Sing., die Anrede des Hilfesuchenden in der 2.Sing. und ein schematischer, gleichbleibender Aufbau (s.u.). 147 Zunächst zählte er sieben Heilsorakel (41,8-13; 41,14-16; 4 3 , l - 3 a . 5 ; (44,2-5); 48,17-19; 49,7.14f.; 51,7f.; 54,4-8). In seinen Studien im Jahr 1938 vergrößerte sich die Zahl auf 24, worunter die präzise Kennzeichnung der Gattung litt. 148 Einfuhrung mit Einleitungsformel, „Fürchte dich nicht" und Anrede gefolgt von drei Teilen: 1 .Eingreifen Jahwes; 2.Folge des Eingreifens; 3.Zweck des Eingreifens. Dagegen vgl. Melugin, a.a.O., S.l6f., besonders Anm.31. 149 Sie kennzeichnet der priesterliche Hintergrund als Antwort auf die Klage eines Einzelnen und eine klare Struktur: 1.Anrede mit appositioneller Erweiterung; 2.Heilszuspruch ("Fürchte dich nicht"); 3.Zweiteilige Begründung - Eingreifen Gottes (Perf.-Verbformen) und Folge des Eingreifens (Imperf.-Verbformen). Vgl. dazu Westermann, Sprache und Struktur, 1981, S.34-37, und ders., Prophetische Heilsworte, 1987, S.35f. Danach gehören zu den Heilsworten 41,8-13.14-16; 43,1-7; 44,1-5 und angedeutet 54,4-6; 51,12f. 150 Hier fehlt gegenüber dem Heilszuspruch das „Fürchte dich nicht" und Gottes Eingreifen wird ausschließlich in Imperf.-Formen und d.h. als zukünftiges angesagt. Daraus schloß Westermann auf „eine prophetische Vermittlung" (Sprache und Struktur, 1981, S.40). Als selbständige Einheiten findet er diese Gattung in 41,17-20; 42,14-17; 43,16-21; 45,14-17 und 49,7-12. Darüberhinausgehend begegnet sie s.M.n. in größeren Kompositionen wie 49,14-26; 51,9-52,3, vgl. Heilsworte, 1987, S.36f. A.Schoors, I am God Your Saviour, 1973, schließt sich Westermann im wesentlichen an. 151 E.W.Conrad, Second Isaiah and the Priestly Oracle of Salvation, Z A W 93, 1981, S.234-246, löst bei der Suche nach einem anderen Sitz im Leben das Heilsorakel vom Klagelied des Einzelnen. Es erfolge in dieser Redeform ein Zuspruch an einen besonders beauftragten Menschen. Auch M.H.E.Weippert, De herkomst van het heilsorakel voor Israel bij DeuteroJesaja, Nederlands Theologisch Tijdschrift 36, 1982, S . l - 1 1 , behauptet einen anderen Sitz im Leben. Unter Verweis auf R.Kilian, Ps 22 und das priesterliche Heilsorakel, BZ NF 12, 1968, S.172-185, wird der hypothetische Charakter der Begrischen Erklärung des Stimmungsumschwungs betont. Eine alternative Herleitung der Heilsorakel versucht Weippert über assyrische Parallelen. Aus ihnen er-
52
Hauptteil
d i n o 1 5 3 b e s t i m m e n die Fragen v o n N a c h a h m u n g u n d O r i g i n a l g e b r a u c h des Heilsorakels u n d die U n t e r s c h e i d u n g z w e i e r A r t e n v o n H e i l s w o r t e n d i e f o r m g e s c h i c h t l i c h e Diskussion bis heute. 1 5 4 In der Frage des Sitzes i m L e b e n s t i m m e n w i r hier d e n A n a l y s e n v o n S c h o o r s u n d M e l u g i n zu, die aus
unterschiedlichen
kultischen Gattung
Gründen
ansehen. 1 5 5
d i e Heilsorakel
W i e s c h o n bei d e n
als
Imitation
der
Disputationsworten
u n d G e r i c h t s r e d e n w i r d auch bei diesen T e x t e n einzig die L o s l ö s u n g v o n d e r „ Z w a n g s v o r s t e l l u n g . . . , d i e F o r m eines T e x t e s m ü s s e u n b e d i n g t e i n e n b e s t i m m t e n Sitz i m V o l k s l e b e n (im K u l t , a m H o f , o d e r w o i m m e r ) haben", 1 5 6 d e r in der Regel kerygmatisch bedingten Freiheit des Verfassers
152
153
154 155
156
gebe sich die Schlußfolgerung, daß die Gattung ursprünglich als Königsorakel fungierte und Dtjes sie entsprechend seiner „Demokratisierung" der Königsvorstellung (55,3) auf das personifizierte Israel übertrug. Stellung und Funktion der sogenannten Heilsankündigung bei Deuterojesaja, T h Z 27, 1971, S.159-181. Er lehnt dabei eine Gattung „Heilsankündigung" völlig ab. Statt von „Vorausagen künftiger Ereignisse" will er eher von „in die Zukunft gerichtete^) tröstende(n) Zusagen und Zweifel abweisende(n) Bekräftigungen" sprechen. „Es sind in die Zukunft projizierte Aussagen des gegenwärtigen Glaubens Deuterojesjas." (a.a.O., S.180). A.a.O., S.150-174. Er meint, daß die Texte der sogenannten Heilsorakel nicht als Antworten auf eine Bitte oder Klage des personifizierten Israel zu verstehen seien, a.a.O., S.150f. Eine derartige Bitte lasse sich nicht erschließen. Auch aus Thr 3,566 6 könne nicht mit Sicherheit auf einen entsprechenden gottesdienstlichen Vorgang zurückgeschlossen werden, a.a.O., S.152-154. Merendino kennzeichnet stattdessen die Texte als göttliche Selbsterweisworte, a.a.O., S.158, die Israel die Zuwendung ihres heilsmächtigen Gottes offenbaren wollen. Hilfreich sind seine kompositorischen Beobachtungen, nach denen die Heilszusagen jeweils von Gerichtsreden umrahmt sind, a.a.O., S.159. Diese Korrespondenz, die sich modifiziert auch bei unserer Textzuordnung ergibt, weist auf die inhaltliche Entsprechung von Jahwe als geschiehtsmächtigem Herrn der Welt und als Retter Israels. Vgl. etwa die Übersichten bei D.Michel, TRE VIII, S.513, und H.-J.Hermisson, VuF 1 , 1 9 8 6 , S.69-71. Vgl. A.Schoors, a.a.O., neben den ausfuhrlichen Einzelanalyen vgl. S.33-38 und 167-175. „The tension between form and context points a distance from the original Sitz im Leben."(a.a.O., S.175) Die gleichbleibende Struktur, die v.Waldow als Argument anführte, kann durchaus als Werk Dtjes' verstanden werden. Dies räumte auch schon v.Waldow ein: „alle die herangezogenen Stellen lassen sich auch als bewußte und naturgetreue Imitation erklären." (a.a.O., S.108). Melugin, a.a.O., S.20-22, legt die Betonung auf die vom Propheten weitestgehend selbst formulierte Einleitung mit ihren appositioneilen Erweiterungen und erkennt so die Nachahmung. H.-J.Hermisson, S.71. Vgl. auch seine pointierte Äußerung auf S.70: „Unsere Frage an die Texte muß dann nicht sein, in welcher Gattungsschublade wir sie ablegen können, sondern von welchen Gattungsmustern her sich dem Propheten der
Die deuterojesajanische Grundschicht
53
i m U m g a n g m i t den F o r m e l e m e n t e n u n d G a t t u n g e n gerecht. D a ß es neben d e m Heilsorakel n o c h (eine) weitere F o r m ( e n ) dtjes Heilsworte gibt, w i r d h e u t e w e i t g e h e n d anerkannt. Zweifel melden sich allerdings an der v o n W e s t e r m a n n beschriebenen „Heilsankündigung". 1 5 7 A u f d e m H i n t e r g r u n d der differenzierenden A n a l y s e n Melugins 1 5 8 u n d d e r zuletzt v o n Merendino
vorgebrachten
K r i t i k an durchgängig
geltenden
Gat-
t u n g s m e r k m a l e n f ü r diese Texte 1 5 9 scheint eine f ü r alle g e m e i n s a m zut r e f f e n d e G a t t u n g s b e s t i m m u n g k a u m möglich. Es gilt vielmehr jeweils im Einzelfall festzustellen, w e l c h e F o r m e l e m e n t e der Verfasser v o n w e l c h e r Aussageabsicht geleitet verwendet.
a. 4 1 , 8 - 1 3 D e r Blick auf das erste dtjes Heilsorakel in 41,8-13
160
läßt w e i t e r e Ei-
g e n h e i t e n d e r G r u n d s c h i c h t e r k e n n e n . In direkter A n r e d e w e n d e t sich
157
158 159
160
Text gestaltet und welche formalen Analogien ihn am besten verständlich machen." Schon Elliger wendet sich in seinem Kommentar, S.159f., gegen die Möglichkeit eine Volksklage als generellen Hintergrund zu behaupten. Eher sei hier von dem „eigentliche(n) prophetische(n) Genre" der „Verheißung" zu sprechen (S. 159). A.a.O., S.22-27. Vgl. Merendino, a.a.O., S. 184-186. So sei die fehlende Anrede kein durchgängiges Kennzeichen dieser Texte (45,14-17; 49,7-12) und zudem das Vorhandensein einer Volksklage als Hintergrund kaum nachweisbar. Weiter würden die Ziele des Eingreifens unterschiedlich formuliert (ganz fehlend in 49,7-12) und Abschnitte, die durch Botenformeln eingeleitet werden (43,16; 48,14; 49,7; 49,22a-25a; 51,22a; 52,3), wechselten mit solchen ohne Einleitung (41,17-20; 42,14-17). Diese formale Vielfalt erlaube keine Zuordnung zu einer Gattung. Gegen den Köhlerschen Vorschlag einer Trennung der Einheit in V.8-10 und 1113 vgl. schon Elliger, S.135f.: „V.8-10 wäre formgeschichtlich ein kopflastiger Torso"(S.136); eine Trennung von V.10 und V . l l ist inhaltlich fragwürdig und formal ausgeschlossen (vgl. die Struktur anderer Heilsorakel); V . l l - 1 3 bleibt mit fehlender Anrede unvollständig und in ungewöhnlicher Reihenfolge. Gegen die neuerdings von Merendino, a.a.O., S.136ff., vorgeschlagende Fortsetzung der Einheit mit V.14-16 spricht erstens die erneute Anrede in V.14, die sonst immer einen Neubeginn markiert. Zweitens zeigen sich eine Reihe formaler Dopplungen, die wegen der inhaltlichen Abwandlungen nicht als Argument für diese Lösung angeführt werden können (vgl. V.10 und V.14, V . l 1 und V.15). Drittens ist der Hinweis auf eine „Verzankung von w,13-l4"(a.a.O., S.136) nicht durchschlagend: - Das doppelte „Fürchte dich nicht" in V. 13/14 kann auch zu zwei selbständigen Heilsorakeln gehören.
54
Hauptteil
J a h w e a n das p e r s o n i f i z i e r t e Israel u n d sagt i h m sein rettendes E i n g r e i f e n zu ( V . 8 - 1 0 ) . D a b e i l ä ß t die g e w ä h l t e G a t t u n g eine tatsächliche o d e r ged a c h t e K l a g e des exilierten V o l k e s i m H i n t e r g r u n d v e r m u t e n . 1 6 1
Diese
k e n n z e i c h n e t d i e S i t u a t i o n d e r Z u h ö r e r in d e r S i c h t des P r o p h e t e n ( 4 0 , 2 7 u.a.). Ihr t r i t t das J a h w e w o r t s c h o n m i t d e r A n r e d e e n t g e g e n . D a r i n w i r d die b l e i b e n d e u n d t i e f e V e r b i n d u n g z w i s c h e n d i e s e m V o l k u n d s e i n e m G o t t z u m A u s d r u c k gebracht. 1 6 2 „Israel/Jakob" 1 6 3 w u r d e v o n Jahwe
als „ K n e c h t
erwählt"164
und
aus d e m
so
gekennzeichneten
- Genauso lassen sich die zwei Selbstprädikationen eher als gattungsbedingt verstehen (V. 13a; 14b). - Das parallele "|Tntr ']« weist als Stichwortverbindung eher auf den Grund dieser redaktionellen Zusammenstellung. - Der Hinweis auf 43,1-7 mit seiner von Merendino gesehenen Zweiteilung ( V . l 3a; 5-7) zeigt eher den Unterschied zu 41,8-13.14-16 auf, da in 43,5 eine erneute Adressierung gerade fehlt. Zum Aufbau der Heilszusage vgl. etwa Westermann, Sprache und Struktur, 1981, S.35f. 161 Vgl. die Parallelen zu Elementen der Klagelieder des Einzelnen und dazu die Auflistungen bei Elliger, S.137 und 142-144. Trotz der Kritik Merendinos (Anm.159) wird in den Klageliedern und ihnen antwortenden Heilsorakeln immer noch der formal angemessenste Hintergrund der Texte zu sehen sein. 162 Trotz bedenkenswerter Argumente Merendinos für eine Abtrennung von V.8aß und V.9 — Satzkonstruktionen mit IC« finden sich selten bei Dtjes. "irn verwendet er sonst mit 3. Die Reihenfolge ist sonst durchgehend Jakob-Israel, a.a.O., S.138; und: ptn (hif.) begegnet ohne „deine Rechte/Hand"; erneut HEK-Konstruktion; metrisch nicht einzubauen; Parallelen in V.9b zu V.8a sind Teil einer Inklusion; OKD findet sich nicht mehr in Jes 40-53, a.a.O., S . l 4 l f . — scheint zumindest für V.9, anders als in der vergleichbar breiten Kennzeichnung der Adressaten in 45,1, eine Ausscheidung letztlich nicht hinreichend begründbar. Gerade dieser Text ist gekennzeichnet durch den Gebrauch von aufeinanderbezogenen Doppelungen (vgl. V.10 u.13; V.lOaa und 10aß), so daß sich hier V.8a//9b und V.9aa//10bß//13aß gut einfügen. Die Konstruktion mit "KÖR begegnet zwar selten, aber der Verfasser benutzt sie an unstrittig ursprünglichen Stellen vergleichbar (43,10aß). Für V.8b kann auch erwogen werden, ob er nicht einen Eintrag aus der in 51,2 begegnenden Schicht R 2 darstellt Zu ihm fehlt ein paralleler Stichos und die Abrahamtraditon begegnet sonst nicht mehr in Dtjes G. 163 Vgl. zum Vorkommen dieser für Jes 40-48 typischen Anrede die Aufstellungen bei Elliger, S.95f., G.Gerlemann, T H W A T I, Sp.784, und P.Bonnard, S.508f. 164 Alle Ebed-Aussagen in der dtjes Grundschicht kennzeichnet die parallele Verwendung von Ebed und "TD (verbal): 41,8.9b; 43,10; 44,2 u.45,4. Abgesehen von der passiv/reflexiv zu verstehenden Berufung zum Zeugen in 43,10 (s.o.) kennt die Grundschicht im Unterschied zu anderen Textgruppen keine Beauftragung des Ebed. Vgl. zur Traditionsgeschichte Elliger, S.137f.
Die deuterojesajanische Grundschicht
55
Zugehörigkeits- und Schutzverhältnis auch durch die zurückliegenden Ereignisse von Vertreibung und Exilierung nicht „hinausgestossen". 165 Die umfangreiche Einleitung bereitet den Boden für die Beistandszusage Jahwes 166 , die Israel ein Eingreifen zu seinen Gunsten ankündigt. Aus dem Mit-sein Jahwes kann dem Volk eine Furchtlosigkeit erwachsen, die u m ihn als ihren Gott w e i ß (V.10). Er wird sich als Gott Israels bewähren, indem er deren Feinde vernichtet ( V . l lf.). 1 6 7 Keiner der gegenwärtig übermächtigen Gegner wird übrigbleiben, so daß Israels Not vollständig gewendet wird. Abschließend unterstreicht V . l 3 erneut die A n k ü n d i g u n g der Heilswende. Jahwe, der Gott Israels, gewährt Schutz und Hilfe. Die modifizierte Verwendung des Heilsorakels 168 samt der Personifikation Israels erweist sich im Sinne der dtjes Theologie als besonders leistungsfähig. Israel soll sich dadurch als klagender Beter erkennen, dem die Rettung und damit die Aktualisierung der mit Gottes Verhältnis zu ihm verbundenen Schutz- und Beistandszusagen angesagt wird. Zugleich erlaubt der Rückgriff auf die Bildsprache der Klagelieder, von der Überw i n d u n g der Feinde Israels auch unter den politisch gewandelten Verhältnissen zu reden. Trotz der gegenüber den Gerichtsreden und Disputationsworten veränderten Akzentsetzung bleibt die konzeptionelle Verbundenheit sowohl in der Hervorhebung des exklusiven Verhältnisses zwischen Jahwe, dem
1 6 5 Vgl. V.9bß l'nOKD Der Versteil ist genauso wie der restliche V . 9 primär auf Israel zu beziehen, wie schon Feldmann, mit Hinweis auf die Suffixe zurecht feststellte. Die Ausscheidung von V.8b bestätigt dies. 1 6 6 Zur Geschichte der „Beistandsformel" vgl. K.Berge, Die Zeit des Jahwisten, B Z A W 186, Berlin und New York 1990, S. 1 9 5 - 2 2 7 . 1 6 7 Vgl. die deutlichen Anklänge an Psalmmotive und dazu u.a. Ps 3 5 , 2 6 ; 4 0 , 1 5 f . ; 5 6 , 1 0 ; 5 8 , 7 - 1 0 ; 6 3 , 1 0 f . Zu weiteren Stellen und einer genauen Einzelauslegung vgl. Elliger. Weiter vgl. auch die Verbindung zwischen 4 l , l l b . l 2 b und 4 0 , ( 1 5 . ) 1 7 ; 4 1 , 2 f . ; 4 1 , 2 9 , die je in ihrem Kontext die Nichtigkeit oder die zukünftige Vernichtung der Gegner Jahwes, Israels oder Kyros' feststellen. 1 6 8 Neben der Länge der Anrede (V.8f.) zeigen sich folgende Besonderheiten: Die zweifache Beruhigungsformel in 10aa und aß(sonst nur einmal); eine Begründung, die direkt auf die Beruhigungsformel in V.lOa folgt; der Wechsel des Metrums innerhalb der Einheit (V.8-10; V . l 1-13) und mit V . l 3 eine Wiederholung von V . 1 0 .
56
Hauptteil
Gott Israels169, und seinem zweifelnden und klagenden Volk wie in der Völkertheologie erkennbar. Tritt in den polemischen Gattungen stärker die theologische Neubesinnung auf das Gott-sein Jahwes hervor, so gründet sich in diesem Heilsorakel der Heilszuspruch auf die gleiche theozentrische Basis.170
b. 41, 14-16 Das zweite Heilsorakel, 41,14-16, führt diese Linie auf seine Weise fort. Mit der Formel „Fürchte dich nicht", der kurzen Benennung des Adressaten171, der Heilszusage (mit eingeschobenem miV'DM) in V . l 4 b . l 5 a und deren Folgen in V. 15b. 16a und der abschließenden Angabe des Ziels in V . l 6 b begegnen alle Formelemente der Gattung. Bei genauerer Analyse erweist sich jedoch die eindeutige Abgrenzung und Ansprache der Bestandteile des Orakels als schwierig: So kann der Ubergang von der Heilszusage zu deren Folgen formal zwar im Wechsel von Perfekt (14b; 15a) zu Imperfekt (15b) gesehen werden. 172 Inhaltlich spricht jedoch schon V.15a nicht mehr von der Hilfe Jahwes sondern wie V. 15b von der Ausrüstung Israels. Außerdem markiert n n hier vergleichbar mit ]H in 41,11 den gesuchten Ubergang. 173 Die Ausleger schwanken so mit Recht zwischen beiden Möglichkeiten der Bestimmung der Formelemente. Inhaltlich lebt das Heilswort aus der Spannung zwischen dem gegenwärtigem erbärmlichen Zustand Israels (V.l4a) und der zugesagten Verwandlung in ein machtvolles Werkzeug der Vernichtung (V.15f.). Die
1 6 9 Vgl. das einander korrespondierende „Du" (Israel) und „Ich" (Jahwe) bzw. ~['rrb« in V.lOaß und V . 1 3 a a . 1 7 0 Vgl. auch die kompositorische Anordnung der Texte Dtjes G': In Teilsammlung I finden sich ausschließlich Disputationsworte. Die Teilsammlung II beginnt mit einer Gerichtsrede (41,1-4), der zwei Heilsorakel folgen ( 4 l , 8 * - 1 3 und 14-16). 171 Zur Textkritik vgl. zu V . 1 4 TO Elliger : n o i „Made" (vgl. Jes 1 4 , 1 1 ; Hi 25,6; Sir 1 0 , 1 1 ) , und zu V . 1 5 Streichung einer der beiden Dubletten flin/mD. 1 7 2 So mit v.Waldow, a.a.O., S.18, Elliger und Beuken, 1979, S.80. 1 7 3 So Westermann, Merendino u.a. Zum weiteren Problem der Rede von Jahwe und Israel in der 2.Sing. (V.l4ba.bß und 16ba) in einer Jahwerede, die Israel personifiziert als „Du" anredet, vgl. die Diskussion besonders bei Westermann und Elliger.
Die deuterojesajanische Grundschicht
57
Folge von Jahwes hilfreichem Eingreifen als „Löser"174 und „Heiliger Israels"175 wird in einem schwer deutbaren Bildwort angesprochen. Genaugenommen werden darin zwei Metaphern miteinander verbunden. Israel erscheint das eine Mal als zermalmender Dreschschlitten (V. 15) und das andere Mal als Worfler auf der Tenne (V.löa). Beide Aspekte verbindet der Vorgang des Dreschens und die jeweils aktive Rolle Israels. Mit der Aussage vom Dreschen der „Berge und Hügel"(V.15b) ergibt sich ein Bruch im Bild, durch den die Auslegung erschwert wird. Deutlich bleibt jedoch, daß der Vorgang auf die Vernichtung und Beseitigung der „Berge" und — im Kontrast dazu - auf den Jubel Israels über Jahwe und sein Handeln abzielt. Wer oder was ist jedoch mit den „Bergen und Hügeln" gemeint? 176 Trotz der Schwierigkeit hier zu eindeutiger Klarheit zu kommen, gibt es immer noch gute Gründe über die allgemein gehaltenen Aussagen Westermanns, Elligers u.a. hinausgehend 177 in diesem Bild die gegenwärtigen Feinde Israels angesprochen zu sehen.178 So begegnet das zugrundeliegende Bild vom Dreschen und Worfeln häufig als Rede von der Vernichtung durch Gottes Gericht, vgl. Hab 3,12 - Völker; Jer 51,33 - Zion. In Mi 4,12f. ergeht gar eine vergleichbare Aufforderung an Zion, die Völker zu ermahnen. Analog kann auch Jer 51,25 von Fremdvölkern als von „Bergen" sprechen.179 Zeigen diese Belege, daß eine Deutung der Metapher auf die Feinde Israels im Kontext prophetischer Worte möglich ist180, so legt auch der Abschnitt selbst eine entsprechende Auslegung
174 Vgl. zu diesem familienrechtlichen Terminus J.J.Stamm, T H A T I, Sp.383ff. 175 Zum vermutlich kanaanäischen Ursprung der Rede von Gott als dem Heiligen vgl. W.H.Schmidt, Z A W 7 4 , 1962, S.62-66. 176 Zur Diskussion der verschiedenen Meinungen vgl. ausfuhrlicher Elliger, Schoors, a.a.O., S.66f., und Beuken, 1979. Vor allem bei Elliger finden sich überzeugende Argumente gegen Heßler, EvTh 25, 1965, S.355, die hier andere Götter angesprochen sieht, und Hamlin, JNES 13, 1954, S.185-190, der „Berge und Hügel" als Symbole für die Religionen der Fremdvölker versteht. 177 Westermann, S.65: „die durch deine Feinde aufgerichteten Hindernisse, die dich von deiner Heimat trennen"; und Elliger, S.155: „Metapher für Schwierigkeiten überhaupt und für Widerstände aller Art". 178 So u.a. auch Delitzsch, Duhm, Muilenburg, de Boer, Fohrer, Schoors, Merendino, Beuken: „vorsten en machthebbers"(1978, S.84) 179 Jer 51,25: „Berg des Verderbens", vgl. auch das Bild vom thronenden Babel auf dem Götterberg in Jes 14,12-15 und Jer 51,53. 180 Vorsicht ist wegen der oft unsicheren zeitlichen Ansetzung der Texte geboten.
58
Hauptteil
nahe. 4 0 , 2 3 f . klingt mit seiner Aussage über die Herrscher der Völker deutlich an 4 l , 1 6 a an: „Der die Fürsten dem Nichts hingab, die Regenten der Erde wie wesenlos machte, kaum waren sie gepflanzt, kaum waren sie gesät, kaum Wurzeln schlug im Erdreich ihr Reis, da blies er auch schon sie an, und sie welkten, und der Sturm trug wie Stoppeln sie fort." (40,23f.) In 4 1 , 1 6 a heißt es dann von Israels T u n nach Jahwes Eingreifen: „Du worfelst sie, und der Wind führt sie fort, und der Sturmwind sie verjagt;" (Übersetzungen nach Elliger) Eine vergleichbare Bezugnahme findet sich auch zwischen 4 1 , 2 und 4 1 , 1 l f . W e n n Eiliger gegen diese Auslegung anführt, daß die Vorstellung einer aktiven Rolle Israels bei der Vernichtung seiner Feinde bei Dtjes singulär sei, so schließt dies die gegebene Deutung nicht aus. Zwar erscheint z.B. in 4 1 , 1 l f . Jahwe als der allein Handelnde. D o c h ergibt es sich dort aus den übernommenen Elementen der Klage des Einzelnen. W i e sich die Rettung losgelöst von dieser formalen Einkleidung realisiert, gibt 4 1 , 1 1 f. nicht zu erkennen. Genausowenig kann von der aktiven Rolle Israels in 4 1 , 1 4 - 1 6 darauf geschlossen werden, daß es als neue militärische M a c h t erstehen und seine Feinde besiegen soll. 181 Bild- und Sachaussage müssen auch hier unterschieden werden. Zugleich ist festzustellen, daß auch bei einer anderen Deutung der „Berge" die Spannung zwischen der aktiven Rolle Jahwes in den meisten anderen Heilsworten und der aktiven Israels in 4 1 , 1 4 - 1 6 weiterhin zu erklären ist. Unser T e x t zeigt ähnlich wie etwa 4 1 , 8 * - 1 3 eine Entsprechung zwischen der Vernichtung der Feinde (=„Berge" in 4 l , 1 5 ) einerseits und des
181 Darauf verweisen zurecht Elliger und Westermann.
Die deuterojesajanische Grundschicht
59
Heils für Israel andererseits.182 Auch von daher liegt die Deutung der Metapher auf Israels Feinde am nächsten. Somit beschreibt das Heilsorakel die Folge des göttlichen Eingreifens als Wandlung des hilflosen Israel zu einem machtvollen Werkzeug Jahwes bei der Überwindung der Feinde des Volkes. Diese Ausformung der Heilszusage erwartet also genauso wie 4l,8*-13 die Vernichtung der Gegner Israels. Daß Israel hier selbst Mittel des Handelns Gottes wird, ergibt eine gewisse Spannung zu den Aussagen der Gerichtsreden und der Kyrosworte, in denen dem Perserkönig eine derartige Rolle zugewiesen wird. 183
c. 43,1-7 Die formkritische Analyse von 43,1-7 zeigt, daß die Vielfalt der in der Literatur begegnenden Abgrenzungen im Text selbst begründet sind.184 Den formalen Beobachtungen entsprechend ergibt sich eine Dreiteilung des Abschnitts in V.l-3a, V.3b-4 und V.5-7, wie sie schon Melugin vornimmt. Nach der Einleitung mit der Botenspruchformel und der hymnisch-partizipial erweiterten Ansprache des Adressaten Jakob/Israel (V.la) erfolgt formgerecht ein Heilszuspruch ("Fürchte dich nicht") mit perfektischer und nominaler Begründung in Gestalt einer Jahwerede (V.lb). Dem schließt sich in V.2 die imperfektische Angabe der Folge des Eingreifens Jahwes an, die parallel zum Abschluß des Heilsorakels in 41,13 durch einen angehängten 'D-Satz mit einer Selbstprädikation Jahwes abgerundet wird. Bei der Analyse der folgenden Verse 3-4 befremdet die erneute perfektische Begründung der Heilszusage (V.3b.4a) mit anschlie-
182 V . l 6 b stellt diesen Kontrast mit seinem Waw-adversativum her. 183 Zu den Heilsworten und ihrem Aussagegehalt über die geschichtliche Realisierung vgl. unten S.97ff. 184 Vgl. etwa folgende Lösungsversuche: - Zwei Heilsorakel in 43,1-4 und 5 - 7 (Westermann, Sprache und Struktur, 1981, S.35; ähnlich Schoors); - Eine Einheit in zwei einander parallelen Teilen 43,1-4 und 5-7 (Westermann, Kommentar, z.St.); zwei selbständige Einheiten in 4 3 , l - 3 a und 5a.3b-7 (v.Waldow, a.a.O., S.180f.); ein Heilsorakel in 43,1-7 (Elliger, a.a.O., z.St.); oder drei Teile in 4 3 , l - 3 a (Heilsorakel), 3b-4 (Heilsankündigung) und 5-7 (Heilsorakel), die entweder durch einen Sammler oder schon ursprünglich zusammengestellt wurden (Melugin, a.a.O., S.104-106). Beuken übernimmt die Dreiteilung mit leichter Abwandlung (V.lb.2; 3f.; 5f. und V . l a (Einleitung) und V.7 (Ziel) als Rahmung.
60
Hauptteil
ßender Angabe der Folge (V.4b). 1 8 5 Zugleich läßt sich gegenüber 4 3 , l - 3 a eine thematische Verschiebung beobachten. In V . 5 a wiederholt sich dann eine Heilszusage mit nominaler Begründung und
imperfektischer
Beschreibung der Folge (V.5b.6a), wie sie sich schon in V . l b . 2
findet.186
Auch im dritten Abschnitt verändert sich der Aussageinhalt. D e r vorliegende Text will offensichtlich als Einheit verstanden werden. 187 Schon der formkritische Befund läßt allerdings fragen, ob der Hinweis auf die schöpferische Freiheit des Propheten als Erklärung f ü r die Besonderheiten ausreicht. 188 Spätestens die inhaltliche Analyse spricht eher f ü r A n n a h m e einer sukzessive Fortschreibung eines ursprünglichen Heilsorakels in 4 3 , 1 *-3a als für die A n n a h m e einer komplexen Einheit in 4 3 , 1 - 7 oder gar dafür, daß es sich um mehrere Torsi handelt. 189 185 Hier findet sich abweichend von der Normalform Jahwe als Subjekt. 186 Auch hier ist Jahwe abweichend von der Normalform Subjekt. V.6b muß als sekundär ausgeschieden werden, (vgl. auch Merendino, a.a.O., S.298). Dafür spricht die für Dtjes G ungewöhnliche Rede von „Söhnen und Töchtern Jahwes" ("Söhne Jahwes" vgl. noch im sek. 45,1 lb und 63,8; von „Töchtern" nur in 49,22 im Blick auf Zion), die deutliche Nähe zu 60,4.9, das stilistisch ungewöhnliche pimn (noch 49,1.12 und 60,4.9) und die sachliche Dublette in V.5b (dort mit Jahwe als Subjekt). Ausgleichend zu 49,22 und 60,4.9 wird hier eine Identifizierung vollzogen, nach der es sich bei den Nachkommen Israels ("|int) aus V.5b um die Söhne und Töchter Jahwes und somit auch um diejenigen Zions handelt (vgl. die Vorstellung von Jahwes und Zion als Ehepaar, etwa 50,1). Zugleich wird ein weiterer Ausgleich mit Motiven der Zionstheologie vorgenommen. Die ursprünglich passive Rolle der Völker ("Gib her!"; „Behalte nicht zurück!"-V.6a) wandelt sich 49,22 (Dtjes Z) und dem dort angesprochenen Zug der besiegten Völker zum Zion entsprechend in ein aktives „Zurückbringen". Erwägenswert ist eine Zugehörigkeit dieser Ergänzung zu einer späteren, vielleicht schon „großjesajanischen" Redaktion, vgl. O.H.Steck, Bereitete Heimkehr, 1985. Dafür läßt sich die Tendenz zur Verzahnung und zum Ausgleich zwischen dtjes und trtjes Texten anfuhren, die in jedem Fall für einen Verfasser spricht, der bereits Kap. 40-66* im Blick hat. 187 Vgl. die Bezüge zwischen V.l und V.7: DltÜ mp ; (CID ("IS' in V.7 wohl spätere Erweiterung und Angleichung an V.la; metri causa). Dazu kommt die gleiche Gattung in V.l-3a und 5-7. 188 So meint Elliger, S.276, das Problem löse sich, „wenn man den Propheten nicht allzu streng an ein Schema bindet und ihm Wiederholungen von Formelementen zugesteht, wie und wo es ihm gefiel." Die Annahme zweier oder gar dreier selbständiger Einheiten (s.o.) ergibt keine vollständigen Texte. So fehlt einem Heilsorakel in V.5-7 Anrede und Abschluß und V.3b-4 zusätzlich noch der Heilszuspruch. 189 Entgegen v.Waldow, Eine Auslegung von Jesaja 43, BSt 29, Neukirchen-Vluyn i960, S.15, und Schoors, a.a.O., S.68 Anm.2, bildet nnin erst eine sekundäre Ver-
Die deuterojcsajanische Grundschicht
61
Nachdem Jahwe in V . l * als der Schöpfer Israels eingeführt wurde 1 9 0 , der sein Geschöpf „auslösen" CR2) und so seiner Schutzpflicht als Namensgeber nachkommt, führt V . 2 diese Heilszusage unter Rückgriff auf die Psalmensprache aus. In allgemeinen und gebräuchlichen Worten 1 9 1 wird im Blick auf künftige Notlagen 192 Jahwes Beistand und Schutz zugesagt. Werden damit vermutete Ängste der Adressaten vor den künftigen Ereignissen aufgegriffen und mit dem Verweis auf Jahwes bleibende Zuwendung entkräftet, so rückt der zweite Abschnitt 4 3 , 3 b . 4 einen anderen Gesichtspunkt in den Vordergrund. Hier geht es nicht mehr um mögliche Gefährdungen der Israeliten in künftigen Notsituationen. Vielmehr erscheint Jahwe als souveräner Weltenlenker, der die reichen nordostafrikanischen Völker Kusch, Ägypten und Seba als Lösegeld für Israel gibt. Daran kann Israel erkennen, welche Liebe und Wertachtung Jahwe seinem V o l k entgegenbringt. Die im Rahmen familienrechtlicher Vorstellungen angekündigte Entschädigung durch eine Ersatzleistung soll wohl an Kyros gezahlt werden, der mithin als künftiger Herrscher über Nordostafrika zu betrachten wäre. D a es zur Eroberung Ägyptens aber erst 5 2 5 v.Chr. unter seinem Nachfolger Kambyses kam, stellt sich die Frage, ob diese Weissagung nicht überhaupt erst angesichts der bevorstehenden oder erfolgten Eroberung verfaßt worden ist.193 In die gleiche Richtung und damit gegen eine Zugehörigkeit der Verse zur dtjes Grundschicht
kopplung mit 4 2 , 1 8 - 2 5 , da dieser Text selbst zu einer späteren Überlieferungsphase gehört, vgl. unten S.207ff. Vgl. ähnlich auch 4 4 , 1 . Dabei ist es in beiden Fällen wahrscheinlich, daß diese Verbindung frühestens mit R 3 und d.h. durch diese Redaktion erfolgte, die mit 4 2 , 2 4 a a ' . 2 5 und 4 3 , 2 2 - 2 8 * erst den entsprechenden Kontrapunkt zu den folgenden Heilsworten schaffte. 1 9 0 Zur Schöpfungstheologie in Jes 4 0 - 5 5 vgl. die knappe Ubersicht bei D . M i c h e l , T R E V I I I , S.517f., und immer noch C.Stuhlmueller, Creative Redemption, 1 9 7 0 . 191 Vgl. zu V . 2 a Ps 6 9 , 2 f . l 6 (!); 6 6 , 1 2 ; 1 2 4 , 4 und zu V . 2 b Ps 6 6 , 1 2 . Zur letzten Stelle vgl. H.-J.Kraus, Psalmen, B K A T X V / 2 , S . 6 1 9 : „Die Erwähnung von »»Feuer und Wasser«« deutet entweder auf ein altes Märchenmotiv (H G u n k e l . . . ) oder a u f Bräuche des Ordals ( H Schmidt);...Bild einer äußeren Gefährdung und Bewährung". Anzumerken bleibt, daß die Erwähnung des Feuers eine Ausdeutung der Stelle a u f einen (neuen) Exodus. Im Zusammenhang des Auszugs wäre das Motiv „ins Feuer gehen" unverständlich. 192 Die konditionale Fassung, die von einer möglicherweise in der Zukunft eintretenden Gefähr redet, ist zu beachten. 193 So auch Hermisson, S . 4 0 , der allerdings einen derartigen Horizont schon in einer früheren Zeit für denkbar hält.
62 weist auch, daß von den drei sekundären Text 45,14* die von einer Entschädigung für geführte Wendungen in dtjes
Hauptteil
Ländern gemeinsam sonst nur noch in dem Rede ist. Weiter begegnet die Vorstellung die Befreiung Israels wie weitere, unten anTexten nicht mehr.194
Auch der dritte Abschnitt 43,5-7* reicht erkennbar über die Aussagen der dtjes Grundschicht hinaus. So gehört die Vorstellung einer weltweiten Diaspora, die aus allen Himmelsrichtungen von Jahwe heimgeholt werden soll, sicher nicht zu ihrer Perspektive.195 Genausowenig ist vom Sammeln (f3p) und Heimführen (Ria) der Exilierten in unstrittig dtjes Texten die Rede.196 Dieser Befund berechtigt angesichts der gattungsmäßigen Geschlossenheit von 43,1-3a zu dem Schluß, daß es sich bei V.3b-7 um eine sukzessive Fortschreibung handelt. Die redaktionsgeschichtliche Einbindung der Zusätze wird unten zusammen mit ihren zugehörigen Schichten erörtert.'97
d. 44,2-4 Ging es bisher in den Heilsorakeln vor allem um die gegenwärtige Bedrohung durch die Gegner Israels (41,8*-13.14-16) oder um bevorstehende Gefahren (43,l*-3a), so spricht das letzte dtjes Heilsorakel in 44,
194 Vgl. mit Merendino, a.a.O., S.296f.: Singular für Jes 40-55 ist die Verwendung von ]n: mit zwei Akk. (V.3b), "133 , die syntaktische Konstruktion mitlttfKQ (V.4a) anstatt der sonst üblichen Parataxe, ~lp' allein oder mit TO , nnn ]I"Ü (V.4b; noch 61,3a; 2.Sam 19,1; l . K ö 21,6) und nnn (nur 55,13a-sek.). Dazu kommt unterstützend der von anderen dtjes Stellen abweichende Gebrauch von (vgl. 45,12) und OEü (vgl. 46,2). Die Vermutung Merendinos in 43,3b.4 den gleichen Redaktor wie in 4 5 , 1 4 * am Werk zu sehen, bestätigt auch unsere spätere Analyse. Für 49,20-22 wird allerdings entgegen Merendino mit dem ersten Zionstheologen ein anderer Verfasser anzunehmen sein - vgl. S.81, 243, 285 und S.l4lfF. 195 Sie begegnet erst im sekundären 49,12, ebenfalls mit 31K (vgl. in ähnlichem Sachzusammenhang auch 49,18a=60,4 und 51,11=35,10). 196 Zu «13 vgl. Anm. 195. f 3 p findet sich abgesehen von der Verwendung in Gerichtsszenen (43,9; 45,20; 48,14) und in der sek. Stelle 44,11 noch in 40,11; 49,18 und 54,7. 197 Vgl. dazu S.243 und S.239 Anm.218 und S.240.
Die deuterojesajanische Grundschicht
2-4198
63
v o n d e m z u k ü n f t i g e n Segen der N a c h k o m m e n Israels. E r n e u t w i r d
i n d e r E i n l e i t u n g als G r u n d l a g e des Eingreifens J a h w e s sein v o r g ä n g i g e s V e r h ä l t n i s zu Israel als S c h ö p f e r u n d „Helfer" a n g e s p r o c h e n . D a b e i v e r b i n d e t sich charakteristischerweise das k o n t i n u i e r l i c h e S c h ö p f u n g s h a n d e l n J a h w e s 1 9 9 m i t seinem E r w ä h l e n u n d Helfen. 2 0 0 J a h w e w i r d Israel n a c h V.3b
in
naher
Zukunft201
neue
Lebenskraft
(rrn) 2 0 2
und
Segen 2 0 3
z u w e n d e n . D i e s e r Sachaussage g e h t in V . 3 a ein B i l d w o r t v o r a u s , d a ß geschickt die M e t a p h o r i k anderer Heilsworte w i e 4 1 , 1 7 - 2 0 und deren A n k ü n d i g u n g e n des Heilszuges d e r Exilierten m i t d e r R e d e v o m z u künftigen
Segen v e r b i n d e t . 2 0 4
„Wasser"
und
„Rieselndes"
soll
auf
„ T r o c k e n e s " g e g o ß e n w e r d e n . D a s „ i m m e r sich w i e d e r h o l e n d e W u n d e r des W a c h s t u m s aus d e r t r o c k e n e n Erde d u r c h den h i m m l i s c h e n Regen" 2 0 5
198 44,1 erweist sich als sekundär, weil es formkritisch als Aufforderung zum Hören unpassend und überschießend, und zudem Dublette zur Anrede Israels in V . 2 b (vgl. die fast identische Begrifflichkeit) ist. V.2b stellt dabei die den älteren Bestandteil dar, weil dieser Versteil in die formtypische Heilszusage eingebunden ist und mit „Jeschurun" die lectio difFicilior enthält. Dazu kommt der Unterschied zwischen V. 1 als stilisierter Jahwerede und der Einleitung in V.2a als Prophetenwort. Weiter muß der jetzige Schlußvers 44,5 aus formkritischen (überschießend nach dem formgerechten Abschluß in 44,4) und inhaltlichen Gründen (Aussage einzelner unwahrscheinlich nach Wort an Israel in 44,1-4; Thema des Proselytentums in jedem Fall außerhalb des dtjes Horizontes) ausgeschieden werden. Vgl. dazu auch Elliger und Fohrer. Die Vorstellung vereinzelten Proselytentums oder gar individueller Bekehrung als Weg zum Heil für die Völker läßt sich in Dtjes G kaum einzeichnen (vgl. oben zur Völkertheologie; so gegen Bonnard; vgl. weiter K.G.Kuhn, T h W b VI, S.728-745, Stuttgart 1959, u.J.A.Soggin, A Historyof Israel, London 1984, S.295-297). Dazu vgl. auch die Ausführungen Stuhlmuellers, a.a.O., S.129-131, der jedoch eine literarkritische Scheidung umgehen will. Die Ausscheidung von V.2b durch Merendino überzeugt nicht, da die geringen Abweichungen in der Reihenfolge von Anrede und Heilszuspruch kaum als Begründung ausreichen. 199 V.2aß: ]Q30 j a ' - gebildet vom Mutterleib an (vgl. 44,24). 200 V.2aß: "ptl)\ und V.2b mit seiner nominalen und perfektischen Begründung der Heilszusage. 201 Vgl. die Imperf.-Formen der begründenden Heilsankündigung; und weiter Melugin, a.a.O., S.l 15. 202 Vgl. Ps 104,30; Ez 36,23-28; 37,1-14; 39,29 u.a.; und auch Stuhlmueller, a.a.O., S.127f. 203 Hier in seinem ursprünglichen Sinn als „Kraft der Fruchtbarkeit und des Gedeihens", vgl. C.A.Keller u. G.Wehmeier, T H W A T I, Sp.358-364. 204 Vgl. 41,17 zu O'D und Kü^; vgl. 41,19 und das Aufwachsen von Bäumen. 205 Vgl. dazu C.Westermann.
64
Hauptteil
illustriert anschaulich sowohl die gegenwärtige Bedürftigkeit als auch das verheißene neue Leben. Seine üppige Fülle bringt das zweite Bildwort besonders in V . 4 b zum Ausdruck, indem es als Folge des Segens Jahwes vom „Sprossen ... wie die (besonders viel Wasser benötigenden) Pappeln" redet. 206 Wie durch Regen und Wasser neues Grün auf ausgetrocknetem Boden aufkeimt, so soll unter der Wirkung von Jahwes im 2 0 7 den Nachkommen Israels neues Gedeihen und Lebensfülle zuteil werden. 208 Mit dieser Ankündigung, die kaum zufällig von den „Nachkommen" und „Sprösslingen"
Israels als E m p f ä n g e r n
spricht,
weist
die
dtjes
Grundschicht in eine neue, heilvolle Zukunft. Nach der Rettung aus dem gegenwärtigen Exil in Babylon wird eine neue Heilszeit anbrechen. 209 Folglich reicht das Gesichtsfeld Dtjes' über die gegenwärtige N o t in eine Zeit hinein, die auch für die folgenden Generationen
bleibende
Lebensfülle bereithält. V o n einem Abbruch irdischer Geschichte kann also nicht gesprochen werden, wohl aber von einem Eintritt in eine neue Heilszeit innerhalb der Geschichte Jahwes mit seinem Volk. Ähnlich kann 45,8 reden, das als Text der 4.Teilsammlung später betrachtet werden soll. 210
e. 41,17-20 Wenn wir uns nun weiteren, formgeschichtlich von den Heilsorakeln abweichenden Heilsworten Dtjes' zuwenden, so vervollständigt sich damit das Bild der Heilserwartungen des Propheten. Z u diesen Texten gehört 41,17-20211,
das ohne direkte Anrede in eine Situation großer Dürre
206 Vgl. zu V . 4 b Elliger, und zu V.4a Schoors, a.a.O., S.79 A n m . l . Die textkritische Rekonstruktion hat hier wohl J.M.Allegro, Z A W 63, 1951, S. 154-156, zu folgen. 207 Vgl. die Parallelität von O'Q und n n in V.3aa und 3ba. 208 Gegen Ausdeutungen der Gabe des Wassers auf den Rückweg nach Palästina (König, Steinmann, Fohrer), oder geistliche Übertragungen (Levy, Torrey, Feldmann, Knight) oder als Rede von der wunderbaren Verwandlung der Natur (Delitzsch, Duhm, Muilenburg) vgl. schon überzeugend Elliger, S.390. 209 Vgl. auch Westermann, S . l l l : „zu seinem (Gottes-Verf.) rettenden Wirken tritt das Segnende, zu dem Einmaligen das Stetige." 210 Vgl. dazu S.84ff. 211 Im Vergleich mit den Heilsorakeln fehlt hier die direkte Anrede, die Formel „Fürchte dich nicht" und die perf. Begründung.
Die deuterojesajanische Grundschicht
und Wassersuche hineinführt (V. 17a). 212 D i e N o t l a g e ,
65
für deren
Eintreten Jahwe seine Hilfe zusagt 213 , ist hier als zukünftige gedacht. 214 Schon diese Beobachtung weckt Zweifel an der zuerst von Westermann geäußerten These, 41,17a zitiere andeutend eine vorausgegangene Klage des Volkes. 215 Denn noch befindet sich Israel ja nicht verdurstend in der Wüste. Der Text greift vielmehr auf Elemente der Psalmensprache zurück 216 , um für eine befürchtete, zukünftige Notsituation Jahwes Hilfe zu verheißen. Daher liegt auch das Schwergewicht auf der Ankündigung der Z u w e n d u n g Gottes (V.17b) und seines Eingreifens (V. 18f.). Abschließend gibt V . 2 0 das Ziel der Hilfe Jahwes an. Israel soll seinen Gott als Urheber der Rettung erkennen. Mit diesem Zielpunkt verweist der Text auf einen anderen als den von Westermann angegebenen Sitz im Leben. So wie das Orakel nicht auf eine gegenwärtig beklagte Notlage antwortet, so übersteigt seine Intention auch deren alleinige Beseitigung. Das Wort vom Eingreifen Jahwes in V.18f. soll Israel erkennen lassen, daß Jahwes
Macht half. Mit der Ankündigung einer Hilfe wird den
Befürchtungen der Hörer entgegengetreten, die als Tat Jahwes (auf der Textebene) zukünftig und (in der Wirkung auf die Hörer) gegenwärtig erfahren werden soll. In dieser Mehrdimensionalität, die Kommendes ansagend gegenwärtig Vertrauen und Jahweerkenntnis bewirken will, liegt das Spezifische des Heilswortes. Vorgegebene Formelemente, auf die Westermann und besonders Melugin zutreffend hinweisen 217 , werden wie
2 1 2 ffirawi ist mit Elliger metri causa auszuscheiden. Es fehlt in Jes 40-55 völlig und ist als nachträgliche religiöse Deutung auf die „Stillen im Lande" ergänzt worden, da es schon in den Psalmen häufig mit '32> verbunden ist (Belege vgl. Elliger). bildet ebenfalls einen Zusatz (vgl. Fohrer). 213 Vgl. zu rni): „Grundbedeutung »reagieren, erwidern«" (C.J.Labuschagne, T H A T II, Sp.336).Parallel dazu steht das verneinte 3TJJ, vgl. H.P.Stähli, T H A T II, S p . 2 5 l f . 214 V . 1 7 a bildet den Vordersatz zu V.17b, so daß das Partizip als Temporal- oder Konditionalsatz im Sinne der Gleichzeitigkeit vor einem futurischen Hauptsatz ebenfalls futurische Bedeutung erhält (vgl. G K II §13h, und Elliger, a.a.O., S.163: „potentieller Konditionalsatz"). 215 Vgl. Westermann, S.66. 2 1 6 Vgl. dazu u.a. Ps 42,2f.; 63,2; 78,20; 105,41; 107,35; 114,8 und 35,10; 37,14; 40,18; 70,6. 217 Vgl. Melugin, a.a.O., S.23 und 95.
66
Hauptteil
a u c h sonst in der dtjes G r u n d s c h i c h t üblich der b e s o n d e r e n d i g u n g s a b s i c h t des P r o p h e t e n d i e n s t b a r
Verkün-
gemacht.218
W e n d e n w i r u n s a b s c h l i e ß e n d d e r F r a g e zu, w o r i n d i e a n g e k ü n d i g t e H i l f e J a h w e s b e s t e h e n soll, s o s e h e n w i r u n s s o g l e i c h d e m S t r e i t d e r A u s l e g e r g e g e n ü b e r , o b V . 1 8 f . b i l d l i c h o d e r w ö r t l i c h zu v e r s t e h e n sei. W i e s c h o n E l l i g e r ü b e r z e u g e n d n a c h g e w i e s e n h a t , ist h i e r w e d e r a n d i e V e r w a n d l u n g Palästinas in ein paradiesisches Land (Kissane) n o c h an eine w ö r t l i c h zu v e r s t e h e n d e , w u n d e r b a r e V e r ä n d e r u n g d e r „Pisten"
des
H e i m w e g s gedacht (Joüon, Köhler und Fohrer).219 D a ß die angesprochenen Notlagen allerdings auf d e m R ü c k w e g der Exilierten w e r d e n , l ä ß t n i c h t z u l e t z t d i e Parallele in 4 3 , 1 9
erkennen.220
erwartet
V o n Babylon
h e i m z i e h e n d v e r h e i ß t J a h w e f ü r d e n Heimweg221 das l e b e n s n o t w e n d i g e W a s s e r . 2 2 2 M i t d e r Z i e l a n g a b e in V . 2 0 f ü g t s i c h a u c h d i e s e r T e x t i n d i e g r u n d l e g e n d e T h e m a t i k d e r dtjes G r u n d s c h i c h t e i n . J a h w e soll u n d w i r d als U r h e b e r
der
Neubesinnung
Hilfe erkannt
a u f den
Gott
und
anerkannt werden.
Israels, d e n
Schöpfer und
G e s c h i c h t e , w o l l e n d i e T e x t e q u e r d u r c h alle G a t t u n g e n
Zu
dieser
Herrn
der
führen.223
2 1 8 W e n n d a m i t auch die Bedenken Merendinos an einer durchgängigen Gattung „Heilsankündigung" im wesentlichen geteilt werden (vgl. a.a.O., S.186), so bleibt seine Gattungsbestimmung als „selbstoffenbarendes Jahwewort" (a.a.O., S . 1 8 9 ) und die damit einhergehende Auslegung doch problematisch (a.a.O., S . 1 8 7 - 1 9 0 ) . Das gilt z.B., wenn aus der fehlenden Anrede geschlossen wird, Jahwe solle betont als frei und ohne menschliche Aufforderung handelnd gezeigt werden. Die Adressaten findet Merendino dann in der folgenden Gerichtsrede 4 1 , 2 1 - 2 9 , zu der 4 1 , 1 7 20 als Einleitung gedacht sei. Obwohl das Heilswort genauso wie die folgende Gerichtsrede auf eine Veränderung der Gotteserkenntis ( V . 2 0 ) zielt, kann doch der Aspekt der Heilsankündigung (V.18f.) nicht völlig ignoriert werden (Merendino, a.a.O., S . 1 8 9 ) . Das gilt schon deshalb, weil gerade sie die Befürchtungen der Adressaten beseitigen und so schon jetzt die Grundlage für eine neue Gotteserkenntis legen soll. 2 1 9 Vgl. Eiligere Argumentation, S.163-168. 2 2 0 Vgl. 4 l , 1 8 a a : „ich öffne Ströme ( n n m ) auf kahlen Hügeln (par. 4 l , 1 8 b a „ich mache (D'!C) die Steppe ( " O I D ) ZU Teichen") und 43,19b: „ich lege (O'to) in der Steppe ("D1D3) einen W e g , in der Einöde Ströme (min:)". 221 Vgl. die unterschiedlichen Landschaften V . 1 8 a - hügelig und gebirgig; V . 1 8 b u.19 — Steppe. 2 2 2 Auch V . 1 9 dient mit der Beschreibung der üppigen Vegetation einzig dazu die Gabe des Wassers zu illustrieren. Weitergehende Ausdeutungen, die etwa die Bäume als Schattenspender auf dem W e g e sehen, verkennen den bildhaften C h a rakter u n d die deutliche Konzentration aller Ankündigungen auf das „Geben des Wassers". 2 2 3 Vgl. die Zusammenfassung unten S.159ff.
Die deuterojesajanische Grundschicht
67
f. 42,14-16 Zwei weitere Heilsworte in 42,l4-l6 m
und 43,16-21 reden je auf ihre
Weise von der dtjes Erwartung einer Heimführung der Exilierten durch Jahwe. Das erste kündigt nach einer langen Zeit des Schweigens Jahwes (42,14a) sein schon „in Geburtswehen liegendes" Eingreifen an. 225 Demnach steht die Heimführung der Gola durch Jahwe selbst kurz bevor (42,16). Ihre Kennzeichnung als „Blinde" macht deutlich, daß die Exilierten auf ihrem Weg seiner Führung bedürfen. 226 V . l 6 a besitzt eher der tröstenden Zuspruch, als daß man einen tadelnder Unterton aus ihm heraushören könnte. 227 Vermögen die Angesprochenen jetzt auch weder
224 Auf die Berührungspunkte im Aufbau zu 41,17-20 wies schon Westermann hin, der bei der Kennzeichnung der Formelemente jedoch unzulässig vereinheitlicht hat, um auf diesem Weg übereinstimmende Merkmale für die Gattung „Heilsankündigung" zu gewinnen. So unterscheidet sich der Abschluß in 41,20 (Ziel des Eingreifens) deutlich von dem in 4 2 , 1 6 b ß (Bekräftigung der Erfüllung des Verheißenen). Zur formkritischen Analyse vgl. besonders Elliger, S.255-259, und Melugin, a.a.O., S.23 und 102f. V.17 ist mit Elliger, Merendino (a.a.O., S.265f.) u.a. als sekundär auszuscheiden und der Schicht der Götzenpolemiken zuzuweisen. Kleinere, erläuternde Zusätze finden sich in V . 1 6 (IST Kb - zweimal und OrPBb - vgl. Elliger). Eine Ausscheidung von V . l 6 b ß , wie Marti und Fohrer sie vorschlagen, setzt die Ursprünglichkeit von V.17 voraus, da der Einheit sonst der Abschluß fehlte. Mithin ist sie abzulehnen. 225 Vgl. den Vergleich mit einer Gebärenden in 42,14b. Der Vergleichpunkt ergibt sich aus dem Kontrast zwischen dem bisherigen Schweigen (Nicht-helfen, vgl. 62,1.6 und 64,11) und dem Schreien der Gebärenden. Das Schweigen Jahwes endete. 2 2 6 Uber das genauere Verständnis wird dabei viel gerätselt (vgl. die Kommentare). Redaktionsgeschichtlich bedeutsam sind hier die Unterschiede in der Verwendung der Metapher in 42,7 (R 1 ) und 42,16: „Blinde Augen auftun", d.h.in 42,7 Blindheit beseitigen, während in 42,16 der Akzent auf der Notwendigkeit ihrer Führung liegt („Blinde" als blind-seiende fuhren). Vgl. parallel zu diesen Unterschieden auch in 42,7 die Befreiung der Menschen, die in der Finsternis sitzen, und in 42,16 die Verwandlung der Finsternis zu Licht, des Holprigen zur Ebene und d.h. der Ermöglichung des Rückwegs als Teil der Heimführung. Vgl. auch 43,8 im Kontext der Gerichtsrede (s.o.) und 42,18f. als wertende Kennzeichnung. Zu den Verbindungen mit 40,3-5 (Wegmotiv) und 48,20f. (l^n) vgl. unten S.159fF. 227 Vgl. anders in42,18f.
68
Hauptteil
eine Wendung zum Guten noch gar die Möglichkeit des Heimwegs nach Palästina zu erkennen, so wird Jahwe ihnen doch beides eröffnen. 228 Äußerst umstritten ist bis heute die Einordnung von V. 15 in diese klaren Aussagen. 2 2 9 Der Gebrauch von 3"in und 03' weist deutlich auf ein negatives, vernichtendes T u n Jahwes. 230 Durchgängig geht es dabei sonst um ein „Austrocknen" oder die Umwandlung von m i r » zu „Festland". Untersucht man die weitere Verwendung ähnlicher Motive in 4 4 , 2 7 , 50,2 und 51,10, so ergeben sich daraus weitere Anhaltspunkte für die Auslegung. 4 4 , 2 7 spricht unter Aufnahme mythischer Redeweise gleichfalls vom .Austrocknen der Ströme" und dem „Versiegen der Tiefe". 2 3 1 Deutlicher ist der Hintergrund der Chaoskampftradition in 50,2 und 51,10 erkennbar. 232 In allen drei Texten geht es um Jahwes machtvolles Einschreiten gegen (chaotische) Mächte zugunsten Israels. Dabei repräsentiert das Wasser als „Meer", „Ströme" oder t?hom jeweils die zu überwindenden Gewalten. N u n redet auch 42,15 von der Beseitigung der „Ströme" und des „Wassers". 233 Die mythischen Anklänge sind allerdings nur noch schwach. Trotzdem läßt sich der Gebrauch der Motive in V. 15 von 50,2 und 51,10 her verstehen. Darauf weisen sowohl ihre Verwendung in einer Heilsansage und als auch die Aussagen zur Wegleitung durch Jahwes in V.16 hin. Demnach kündigt V.15 die Beseitigung all der
228 Vgl. mit Elliger die verstärkende Epexegese in V.16. O b man mit Verweis auf Jer 2,6 hier eine Anspielung auf den neuen Exodus erkennen soll ( so Elliger), kann letztlich offenbleiben, da es der Text weder erzwingt noch verbietet. In jedem Fall ist der Bezug zum Exodusgeschehen hier nicht deutlich gewollt - vgl. auch Kiesow, Exodustexte, 1979, S.191. 229 Vgl. etwa die Auflistung der Auslegungen bei Elliger. 230 Vgl. etwa Jes 19,5f.; 44,27 und 50,2. 231 Vgl. J.Day, God's Conflict with the Dragon and the Sea, Cambridge 1985, S.26 Anm.70 und S.93. Bei ihm fehlt allerdings die redaktionsgeschichtliche Differenzierung zwischen den verschiedenen Schichten. Vgl. im Detail 44,27b Ö'DIK -pmnn und 42,15b B'llH CrajKI D'V? mim TDB1. 232 Vgl. 50,213TD m m : of&K Tin« 'man p,
51,10 D'Vnu -nr1? -|-n •,_,poM: nofon nzn oinn 'D rainon K'rrnK «l^n,
und 42,15 tö'm« •'njKi
ö'niK
nnro 'min
msnn onn Tin«.
233 In V.15a ist anders als in 41,15f. nicht von der Vernichtung von „Bergen und Hügeln" sondern von deren Austrocknen die Rede. Somit können beide Aussagen nicht einfach wie bei Merendino, a.a.O., S.267f., parallelisiert werden.
69
Die deuterojesajanische Grundschicht
Hindernisse an, die einer Heimkehr Israels entgegenstehen. 234 weitere, präzisierende Deutung auf die Weltmacht
Babylon 235
Eine
ist im Text
offensichtlich nicht beabsichtigt, da sich die „Austrocknung von Bergen und Hügeln" auf Grund der geographischen Gegebenheiten nur schwer auf Babylon und ein Gericht an Babel beziehen läßt. 236 Genauso erscheint die These, V . 1 5 rede von der „eschatologischen Umwandlung der bestehenden Verhältnisse" und der „Beseitigung des Alten" 237 , schon deshalb als unwahrscheinlich, weil der „negative(n) Seite dieses V o r gangs"238 die positive Entsprechung in V . 1 6 fehlt. So findet auch Elliger dort Aussagen über die „Heimführung des Volkes Israel"239 und keine über eine eschatologische Umwandlung. Das Heilwort wendet sich also gegen resignative Tendenzen bei den Adressaten und verheißt Jahwes Eingreifen in Gestalt der Rückführung aus dem Exil nebst der Beseitigung aller Widerstände. Damit zeigt sich neben den formgeschichtlichen Gemeinsamkeiten auch eine theologische Nähe zu 4 1 , 1 7 - 2 0 .
g. 4 3 , 1 6 - 2 1 Auch das dritte Heilswort 43,16-21, terscheidet 240 ,
das sich von den Heilsorakeln un-
setzt die Aussagen zur Heimführung fort. In der kunstvoll
234 Daß auch die Wasser auf Bergen genauso wie alle anderen Wasser am Doppelcharakter dieses Elements als lebensspendendem und chaotischem teilhaben, unterstreicht auch O.Keel, Die Welt der altorientalischen Bildsymbolik und das Alte Testament, Darmstadt 19843,S.39f.:"Bei den aus dem Berg hervorquellenden Wassers haben wir es nicht mit harmlosen Bächlein zu tun, sondern mit den Wassern der fhöm, der Urflut." 235 So u.a. Delitzsch, Kittel, Feldmann, Fohrer und Merendino, jeweils z.St. 236 Aus dem gleichen Grund lehnt auch Elliger diese Ausdeutung ab. Auch seinen Hinweisen zu Westermann, der hier eine Übernahme des H y m n u s t h e m a s „Umwandlung des Fruchtlandes zur Wüste" als Aussage zur schöpferischen Souveränität Jahwes findet, ist beizupflichten. Der Bezugstext Ps 107,33-43 ist kein alter Hymnus, sondern selbst von Dtjes beeinflußt - vgl. auch H.-J.Kraus, Psalmen, BKAT XV/2, S.911 und 914: „Zusatzdichtung nachexilischer Zeit". 237 Vgl. Elliger, S.263. Ähnlich auch Volz und Muilenburg. 238 So Elliger, ebd. 239 Ebd. 240 Vgl. zur Geschichte der Gattungsbestimmungen KKiesow, a.a.O, S.75f. der den kunstvollen Aufbau der Einheit mit den bisher unbefriedigenden Formbestimmungen durch die Ausleger kontrastiert. Daraus zieht er die Schlußfolgerung, daß
70
Hauptteil
a u f g e b a u t e n Einheit 2 4 1 liegt der k o n k r e t i s i e r e n d e A k z e n t w i e in 4 1 , 1 7 - 2 0 a u f d e r n o t w e n d i g e n V e r s o r g u n g m i t W a s s e r als V o r a u s s e t z u n g f ü r d e n R ü c k w e g . J a h w e s s c h ö p f e r i s c h e E r ö f f n u n g eines W e g s aus d e m Exil 2 4 2 k a n n g e r a d e z u m i t d e r G a b e des W a s s e r s gleichgesetzt w e r d e n . 2 4 3 D a b e i d o m i n i e r t d e u t l i c h das M o t i v des „Wassers in d e r W ü s t e " , s o d a ß es in d e r B e g r ü n d u n g des L o b s in V . 2 0 b die R e d e v o m „ W e g in d e r W ü s t e " v ö l l i g ersetzen k a n n . I m M i t t e l p u n k t bleibt t r o t z dieser M e t a p h o r i k w i e s c h o n in d e n v o r a n g e g a n g e n e n H e i l s w o r t e n d i e W e g f ü h r u n g
durch
J a h w e . A n d e r s als in 4 0 , 3 - 5 begegnet nirgends das M o t i v des Baus e i n e r Straße. 2 4 4 W e n n in V . 2 0 . 2 1 a abschließend 2 4 5 die E h r u n g J a h w e s d u r c h d i e
241
242
243 244 245
in 43,16-21 eine singulare, durch den Verfasser bestimmte Struktur vorliegt, die unter dem Einfluß von Stil und Aufbau der Heilsorakel erfolgte, sich aber letztlich einer eindeutigen gattungsmäßigen Einordnung entzieht. Genauso urteilt zutreffend Eiliger und Melugin, a.a.O., S . l l l . Merendinos These eines „Gottesbescheids" (a.a.O., S.343), der nach bereits erfolgter Befreiung Israel zur Kultgemeinde konstituiere (a.a.O., S.339-344), kann nur auf dem Hintergrund seiner Literarkritik diskutiert werden (vgl. unten Anm.245). Vgl. zu den Elementen: V . l ö a a Botenspruchformel; I - V . l ö a ß . b II V.17a (jeweils substantivierte Partizipien); V.17b; II - V.18+19a; III - V.19b+20 (vgl. die Inklusion 19b und 20b). Zur Ausscheidung von V.21 vgl. unten Anm.245. Vgl. V.19a mit dem Gebrauch von nto, das auch parallel fiir sein Schöpfungshandeln verwandt wird (etwa 45,12). Zum gegenwärtigen Heilshandeln als schöpferischem Tun vgl. etwa 41,4.20. Vgl. die parallelen Aussagen in V . 1 9 b a - 19bß und V . 2 0 b a - 20bß. Dabei entsprechen sich D'D und "]"n . Vgl. zu diesem Motiv als Element einer zionstheologischen Konzeption unten S.127ff. Für den Abschluß der Einheit in V.21a und die Ausscheidung von V.21b spricht die Begrifflichkeit in 21b - vgl. zu 'n^nn 42,8 (R 1 ), 42,10.12 (R 1 ) und 48,9 (R 3 ), und zu ISO pi 43,26 (R 3 ) und 52,15 (pu; 4.EJL). Vgl. weiter die Inkongruenz zwischen V.21a (3.sg - DU ) und V.21b (3.pl). Inhaltlich fugt V.21b der finalen Bestimmung in V.20b.21a eine weiterfuhrende Zielangabe hinzu, die die theozentrische Linie verstärkt. Vermutlich ist V.21b im Anschluß an 42,8.10.12 sekundär ergänzt (vgl. so auch Fohrer; Duhm, Marti und Cheyne streichen V.20b.21; vgl. abwägend auch Elliger, Verhältnis, 1933, S.175f.). Merendino, a.a.O., S.332-335, scheidet V.17.19b.20a und V.21a als nachträgliche Interpretation aus. Sie stelle einen Bezug zur Exodustradition her. Seine weitgehende Reduzierung des ursprünglichen Textes begründet er vor allem mit den sprachlich-stilistischen Besonderheiten der angegebenen Verse: - V.17: Die Substantive finden sich nicht mehr in Jes 40-53, sondern 330 nur noch im sekundären 50,11 und 51,20; "]in und H3D qal ist singulär. - V.19b: *]« ist bei Dtjes keine einführende Partikel; ]t5(Ö' findet sich nur hier; V.19ba ist unnötige Wiederholung von 16aß. - V.20a: Singulär ist hier von „Tieren des Feldes" usw. die Rede.V.21a: Dieser Versteil ist nach Merendino unnötige Auffüllung. Zusätzlich findet
Die deuterojesajanische Grundschicht Steppentiere verheißen wird246,
so
sind
damit
71 die
Zeugen
der
w u n d e r b a r e n V e r s o r g u n g m i t W a s s e r b e n a n n t . A u c h hier g e h t es a n d e r s als
etwa
in
55,12f.
kaum
um
eine
bleibende,
eschatologische
U m w a n d l u n g der W ü s t e z u m Paradies. V i e l m e h r k ü n d i g t d e r V e r f a s s e r in s t a r k p o e t i s c h - b i l d h a f t e r S p r a c h e die H e i l s w e n d e a n , w o b e i e r sein W o r t d a r a u f zuspitzt, d a ß J a h w e die R ü c k k e h r aus d e m Exil h i n n a c h Palästina m ö g l i c h macht. 2 4 7 In d e r e n D i e n s t stellt der Schreiber 2 4 8 a u c h die e i n l e i t e n d e B e z u g n a h m e a u f das Exodusgeschehen in V . l 6 f . In eigenwilliger W e i s e 2 4 9 e r i n n e r t er an den
246 247
248 249 250
Zug
durch
das S c h i l f m e e r
(„Wegbahnung
im
Meer")250,
das
er in V.19f. einen Tempuswechsel (Imperf. in V.19b.20a; Perf. in V.20b) und Unstimmigkeiten des Gedankengangs. Dazu ist im einzelnen folgendes zu sagen: - Die Begriffswahl in V.17 erklärt sich aus dem Inhalt der Aussage (Tötung der Ägypter am Schilfmeer) und der hymnischen Form (vgl. Elliger; evtl. vorgeprägtes Material). - Die stilistischen Auffälligkeiten in V.19b wiegen kaum so schwer, daß man ihretwegen die bewußte Gegenüberstellung von „Früherem"(V.l6aß.b) und „Neuem" (V.19b) beseitigen s o l l t e Der Tempuswechsel in V . 2 0 b a (Perf.) fugt sich inhaltlich und formal stimmig in das durch V.20a vorausgesetzte Lob. Des weiteren lassen sich durch die Ausscheidungen Merendinos nicht alle Exodusbezüge eliminieren, wie ein Blick auf V . l ö a ß . b zeigt (vgl. 51,10.15; Ps 77,20). Zu den vermeintlichen inhaltichen Unstimmigkeiten vgl. die Auslegung unten. Insgesamt Uberzeugt Merendinos Argumentation nicht, vor allem weil sie sich zu sehr auf sprachlich-stilistische Begründungen stützt. Zur Deutung der Tiere vgl. Elliger. Kiesow weist zurecht auf die Verwendung von Leitworten im Text hin, a.a.O., S.73. Wenn diese zudem noch als „Realsymbole" in ihrer „Zwischenstellung zwischen Abstraktheit und Konkretheit" (a.a.O., S.77 Anm.37) bestimmt und kritisch gegen „prosaisch denkende(n) Exegeten" (ebd.) gewandt werden, so kann man ihm dort zustimmen, wo er sich gegen eine alleinige Ausdeutung des Textes auf die „Lösung der Trinkwasserproblematik"(ebd.) wendet.- Vgl. auch die zutreffenden Beobachtungen zu V.19a, a.a.O., S.73: Von einer realen Straße durch die Wüste kann weder gesagt werden, daß sie „sprieße" noch daß sie „erkannt werden" soll, ehe sie begangen wird. Zugleich wird eine Auslegung der sich hier aussprechenden „rettenden Zuwendung Jahwes" (a.a.O., S.78) aber auch nach der konkreten Bedeutung der Heilsansage zu fragen haben. Darin folgt sie der Anlage der Heilsworte, die der allgemeinen Ankündigung des Eingreifens Jahwes jeweils konkrete Folgerungen hinzusetzt. Beides bleibt aneinandergebunden und die Ausdeutung der sogenannten Realsymbole kann nur dadurch methodisch vor unzulässigen Eintragungen gesichert werden, daß sie die vom Text vorgegebenen Konkretionen im Auge behält. Sowohl der kunstvolle Aufbau als auch die formgeschichtlich singuläre Struktur weisen auf eine direkt schriftliche Abfassung hin; so auch Elliger, S.346. Vgl. Kiesow, a.a.O., S.70f., der besonders die andeutende Rede betont. Vgl. V.16a "|~n d'3 jrmn,
72
Hauptteil
Herausführen der ägyptischen Streitmacht durch Jahwe 251 und deren endgültige Vernichtung. 252 Dabei steht durchgängig Jahwes Handeln und seine überwältigende Macht im Vordergrund. Er beherrschte das Geschehen und „löschte" so alle Feinde aus. Besondere Schwierigkeiten macht die Auslegung der in V.18 folgenden, chiastisch aufgebauten Prohibitive. 253 O h n e erläuternde Angaben mahnt Jahwe, der rTTOO und ni'Jülp 254 nicht (mehr) zu gedenken. Diese Aufforderung überrascht angesichts des sonst intensiven Rückbezugs auf vergangenes Handelns Jahwes255 und der betonten Kontinuität bei der Rede von seiner Geschichtsmächtigkeit. 256 Einige Exegeten helfen sich mit der Behauptung, hier läge eine rhetorische Übertreibung vor. Auch ein Verständnis der Stelle als „allgemeine Aufforderung, alles Bisherige beiseite zu lassen und sich über das Vergangene keine Gedanken mehr zu machen" 257 , leuchtet im Zusammenhang der dtjes Grundschicht kaum ein. Nach der Mehrheit der Ausleger sei mit den Jahwes früheres Heilshandeln beim ersten Exodus angesprochen. Davon rede die Einleitung in V.16f. V.18 unterstreiche durch die Antithetik zu V.19, daß der neue Exodus den alten überbiete. Deshalb sei des ersten Auszugs nicht mehr zu gedenken. 258 Schwierigkeiten bereitet dieses Verständnis vor allem wegen
251
252 253 254 255 256 257 258
V . 1 9 b n n r D pnoi'a - p n - a m a oH&k «)« u n d V . 2 0 b p ' 0 ' 3 n i i m D'D 13TD3 TinTO. Vgl. schon Kiesow, ebd. Die Verwendung von KS' für das „Herausführen" der Verfolger u n d nicht der Israeliten findet sich schon ähnlich in Ex 14,4.8, einer priesterschriftlichen Stelle. D o r t begegnet diese Rede als Betonung der Aktivität Jahwes beim Nachstürmen der Soldaten und als Teil des Verstockungshandelns Jahwes (vgl. F.Kohata, Jahwist und Priesterschrift in Ex 3-14, B Z A W 166, Berlin und New York 1986, S.278-280). Vgl. dazu 42,3, u n d unten S.73 Anm.263. Vgl. als Übersicht zur älteren Auslegungsgeschichte Schoors, a.a.O., S.94-97, u n d Elliger, S.350-353. Z u r Relativität der Formalbegriffe vgl. Elliger, S.352. Vgl. etwa die appositioneilen Erweiterungen der Redeeinleitungen und die expliziten Aussagen in 41,22; 43,9; 45,21 und 46,9f. Vgl. 40,21-26; 43,8-13 u.a. So Eiliger, S.353. Vgl. neuerdings wieder Beuken, S.182f., unter Verweis auf ähnliche Heilsaussagen in Jer 3,16 u n d 16,14. Z u r Datierung dieser Stellen vgl. allerdings W.Thiel, Die deuteronomistische Redaktion von Jeremia 1-25, 1973, S.92: „(V.16f.- Verf.) scheint ein Problem des nachexilischen Tempels vorauszusetzten." ; u n d a.a.O., S.199; dort weist Thiel Jer 16,14 der dtr Redaktion zu.
Die deuterojesajanische Grundschicht
73
des klaren positiven Bezugs auf das Schilfmeerwunder in V. 19b und 20b. Dort wird das neue Heilshandeln analog zum früheren als Wegführung Jahwes durch das Meer umschrieben:259 Jahwe - -pn D'2 ]rron und: -pn "iman d'Ok Westermann versucht das hier angesprochene Problem dadurch zu umgehen, daß er "DT und ]'3 nicht als einfaches „denken an" sondern als „klagende(s) Vorhalten" deutet. 260 Diese Art des „Rückblicks auf Gottes früheres Heilshandeln", das Westermann in V . l 6 b . l 7 als Teil einer Volksklage andeutend zitiert findet, wolle das Wort durch die Öffnung der Klagenden für Jahwes neues Handeln beenden. Auf Grund berechtigter Zweifel an der formkritischen Voraussetzung muß auch diese Auslegung zurückgewiesen werden. Verbietet sich also eine Deutung der ITUBR1 auf die früheren Heilstaten, so verbleibt als nächstliegender Bezugspunkt die Zerstörung Jerusalems im Jahr 587 v.Chr. und das ihr folgende Exil. Beides findet mit dem schon „aufsprossendem Neuen" 261 ein Ende, so daß das Heilswort zu einer inneren und äußeren Abwendung von der leidvollen Erfahrung der letzten Jahrzehnte auffordert.262 W e n n Kiesow in seiner Analyse darauf hinweist, daß damit auch die Verbindung zwischen V.17b und V . 1 8 verständlich wird 263 , unterstützt er unsere These. 259 Vgl. auch die Anm.250. W i e Michel in seinem Artikel Deuterojesaja, T R E VIII, S.518 angesichts der eindeutigen begrifflichen, funktionalen u n d inhaltlichen Bezüge innerhalb dieses Abschnitts und der vielfaltigen Rückgriffen auf die Glaubensgeschichte Israels bei Dtjes sonst in V.18 eine „Ausrichtung an der früheren Heilsgeschichte verboten" finden kann, läßt sich nur aus der Verpflichtung gegenüber einer vorgegebenen theologischen Konzeption erklären. Danach gehöre zum Proprium israelitischer Geschichtsvorstellung „die Überwindung des Zyklisch-Naturhaften zum Linear-Einmaligen" (vgl. S.Herrmann, Die prophetischen Heilserwartungen, B W A N T 5, Stuttgart 1965, S.303). Unabhängig von der grundsätzlichen Bewertung dieser Aussage hilft sie hier nicht zum Verständnis. 260 So Westermann, S.105. 261 Vgl. als Oberblick zu ÖTn Westermanns Artikel in T H W A T I, Sp.524-530. D o r t bestimmt erniJÖKI als das bisherige Heils- und Gerichtshandeln (a.a.O., Sp.527). 262 Vgl. den antithetischen Bezug zwischen V.18 u n d 19a, die je eigener Art dasselbe Heil ankündigen. Die Zeit des Gerichts kann vergessen u n d das neue Heil erwartet werden. 2 6 3 Danach bereitet V . 1 7 b mit dem Rückblick auf die Vernichtung der Feinde Israels argumentativ V.18 vor. Israel kann das „Frühere" so vergessen wie damals seine Feinde - vgl. Kiesow, a.a.O., S.72f.
74
Hauptteil
Der Abschnitt 43,16-21 verbindet demnach in seinem Verständnis der Geschichte als Handeln Jahwes das Element der Analogie und der Zäsur. Er kann von Jahwes bevorstehendem, neuen264 Heilshandeln in Entsprechung zu seinem früheren reden. Dabei ruft die hymnisch-partizipiale Erweiterung in V.16f. den ersten Exodus in Erinnerung und will zugleich neues Vertrauen auf den einst souverän die Not seines Volkes wendenden Gott wecken. 265 Gleiche Rettung kann unter veränderten geschichtlichen Gegebenheiten auch künftig von ihm erwartet werden. Zugleich setzt die Heilsansage eine Zäsur zum Bisherigen, weil die Vergangenheit der jetzigen Generation durch das Exil und Jahwes ,,Schweigen"(4l,l4) geprägt wurde. Diese Zeit fand ein Ende, so daß (nach Jahwe auch) Israel sich davon abwenden kann und soll.
h. 44,24-28* Haben wir uns mit den bisher untersuchten Heilsorakeln und Heilsworten im Bereich der zweiten und dritten Teilsammlung der dtjes Grundschicht bewegt266, muß jetzt zur Abrundung des Bildes der Heilserwartungen auf Texte der vierten Teilsammlung eingegangen werden.267 Sie gehören zu verschiedenen Gattungen, wie sich überhaupt in diesem letzten Abschnitt eine größere formale Vielfalt beobachten läßt. 268 Eröffnet wird die Teilsammlung mit 44,24-28*,
einem Text, der formal
2 6 4 „Neu" meint nach den obigen Beobachtungen damit nicht zueist ein noch nie dagewesenes Geschehen sondern das jetzt erfolgende, neue Rettungshandeln Gottes. 2 6 5 Vgl. ähnlich auch Kiesow, a.a.O., S . 1 7 1 , unter Hinweis auf die Funktion der Leitworte Wasser-Weg-Wüste-Wasser bei der Hervorhebung der Analogien. Kiesow spricht von einem „paradigmatisch-vergleichenden Zug" (ebd.). Zu beachten bleibt, daß der erste Exodus nicht einfach im neuen nachgebildet werden soll - vgl. dazu etwa die Unterschiede in der Bedeutung von in V . 1 6 (lebensbedrohende Macht) und V . 2 0 (Lebensmöglichkeit). Es geht beim Gebrauch der Exodusthematik in der neuen Situation tatsächlich um Kontinuität in der Diskontinuität. 2 6 6 Vgl. oben S.23. 2 6 7 Vgl. zu deren Umfang S . 2 3 und 95ff. 2 6 8 D a ß diese und andere Beobachtungen den Ansatz zu weitergehenderer Differenzierung innerhalb der Grundschicht eröffnet, sei hier nur angemerkt. Damit wird nur deutlich, daß auch die Grundschicht ihre Geschichte hat. Ihr soll allerdings im Rahmen dieser Arbeit nicht nachgegangen werden.
Die deuterojesajanische Grundschicht
75
als S e l b s t p r ä d i k a t i o n s h y m n u s a n z u s p r e c h e n ist u n d dabei f u n k t i o n a l in d e r A u s e i n a n d e r s e t z u n g m i t den Adressaten eingesetzt w i r d . 2 6 9 B e s o n d e r s in neuerer Z e i t w u r d e d e r literarische B e f u n d n i c h t n u r z u m A n l a ß g e n o m m e n , 4 4 , 2 4 - 2 8 insgesamt Dtjes abzusprechen 2 7 0 , s o n d e r n er f ü h r t e a u c h zu d i f f e r e n z i e r t e n A n n a h m e n über die E n t s t e h u n g des Textes. S o v e r s u c h t Kiesow 2 7 1 ein sukzessives W a c h s t u m d e r insgesamt n i c h t z u r dtjes G r u n d s c h i c h t gehörenden Einheit nachzuweisen. D e r Abschnitt h a b e m i t einer redaktionellen R a h m u n g des K y r o s o r a k e l s in 4 5 , 1 ff. d u r c h 44,24
und
45,7
Jerusalemer
begonnen.
Redaktion 2 7 2
in
Über eine Ergänzung durch 44,26b*-28
und
die
die
erste
redaktionelle
W o r t t h e o l o g i e 2 7 3 in 4 4 , 2 5 - 2 6 a h a b e die E n t w i c k l u n g z u m j e t z i g e n Bes t a n d g e f ü h r t . 2 7 4 A u c h M e r e n d i n o 2 7 5 v e r s t e h t d e n T e x t als r e d a k t i o n e l l e Komposition.
Zwecks
Eingliederung
des
Kyrosorakels
(45,1-3.4b.
5 a a . b . 6 a ) in d e n dtjes G r u n d b e s t a n d h a b e ein R e d a k t o r 4 4 , 2 4
unter
269 Vgl. so auch H.-J. Hermisson, EvTh 31, 1971, S.674-676, M.Wcippert, Dielheimcr Blätter zum AT 21, 1985, S.121-132, und A.Schoors, a.a.O., S.270. Der Disputationscharakter bleibt auch nach den unten vorgenommenen Ausscheidungen erhalten (anders Weippert, a.a.O., S.129). Zur weiteren formgeschichtlichen Diskussion seit Greßmann vgl. Elliger, S.456-459, Melugin, a.a.O., S.38f., und W.Werner, Studien zur alttestamentlichen Vorstellung vom Plan Jahwes, BZAW 173, Berlin und New York 1988, S.l 17-120. Die These Westermanns, der 44,24-28 als hymnische Einleitung zu 45,1-7 versteht (S.125f., und ders., Prophetische Heilsworte, 1987, S.37; früher schon Marti) und durch 44,24 und 45,7 zusammengehalten sieht, ist trotz einiger zutreffender Beobachtungen abzulehnen. So ist der Bezug zwischen 44,24b und 45,7 redaktionsgeschichtlich zu erklären. Trotz der grammatischen Unabgeschlossenheit der Partizipienreihe erweist sich die Einheit von Aufbau (vgl. die Klammerfunktion von 4 4 , 2 4 b und 44,28a) und Inhalt her als selbständig. Dies markiert grammatisch auch die neue Redeeinleitung in 45,1. Zugleich wechselt der Adressat beim Übergang von 44,24-28 (Israel) zu 45,lff.(Kyros). Vgl. gegen Westermanns These auch Hermisson, a.a.O., S.674 A n m . 2 8 , und Weippert, a.a.O., S.121f. Die beobachteten formalen und inhaltlichen Einschnitte sprechen erst recht gegen eine Großeinheit, wie Bonnard sie für 44,24-45,13 behauptet. 270 So schon F.Crüsemann, der dafür die Singularität dieser Form ins Feld fuhrt, vgl. in: Studien zur Formgeschichte von Hymnus und Danklied, W M A N T 32, Neukirchen-Vluyn 1969, S.88 A n m . l . 271 Vgl. Kiesow, a.a.O., S.81 Anm.8 und S.201. 272 Vgl. zu dieser Redaktionsstufe Kiesow, a.a.O., S.197ff. 273 Vgl. Kiesow, a.a.O., u.a. S . l 6 5 . 274 V . 2 6 b a 2 bilde einen weiteren kleinen Zusatz. 275 Vgl. Merendino, a.a.O., S.404-407 und 415. Ihm schließt sich Werner, a.a.O., S . l 18-120, an.
76
Hauptteil
Verwendung dtjes Sprache verfaßt, um das hymnische Stück 44,25-28a ergänzt und die Komposition rahmend durch 45,7 abgeschlossen. Abweichend von diesen Versuchen stößt Weippert bei seiner Analyse auf einen dtjes Grundbestand in 44,24.26b*.27.28, der von einer Ergänzungsschicht um 44,25.26a erweitert wurde. Trotz der kontroverser Diskussion ist die Ausscheidung von 44,26ba 2 rrnan mirr n i ^ l relativ unbestritten. Schon Elliger machte 1933 sprachliche Beobachtungen geltend, die eine dtjes Verfasserschaft unwahrscheinlich erscheinen lassen.276 Die These läßt sich jedoch erst durch den Verweis auf die metrische Überfüllung 277 und den klaren Rückbezug des femininen Suffixes in bß (riTrmn) über die Glosse hinweg auf „Jerusalem" hinreichen begründen.278 Weiter fällt die sachliche Dublette in V.26b* und V.28b auf. Dabei spricht nicht nur die Abweichung von der sonst durchgängigen Reihe der auf Jahwe bezogenen Partizipien dafür, den Zusatz in V.28b zu finden.279 Inhaltlich verschiebt sich hier der Akzent von Jahwe als dem durch sein Wort „alles Schaffenden"(V.24ba) zu Kyros,- der gebietend den Aufbau von Stadt und Tempel anordnet. Es liegt nahe in V . 2 8 b einen redaktionell geschaffenen Übergang zu 45,1 ff. zu sehen, der das Kyrosedikt im Hintergrund hat.280 Zudem redet die Grundschicht nirgends vom Wiederaufbau des Tempels 281 . Weiter stellt V.28a mit seinem 276 Vgl. Elliger, Verhältnis, 1933, S.177f. So begegnet nur in 45,13, gehäuft jedoch in Jes 56-66: 58,12; 60,10; 61,4; 62,5; 65,21f. und 66,1. Außerdem redet nur noch 40,9 von den „Städten Judas". Vgl. weiter Merendino, a.a.O., S.406, und Vermeylen, Le motif de la création, 1987, S.205. 277 Es handelt sich dabei um das einzige Trikolon in V.26b-28a bei sonst regelmäßigem Aufbau. 278 „Juda" wird maskulin konstruiert. 279 V.28b leitet eine Anordnung des Kyros zum Wiederaufbau Jerusalems mit b + Infinitiv ein. 280 So erwägt es auch Weippert, a.a.O, S.130f. Anm.24, wenn er sich fiir die Ursprünglichkeit von V.28b und die mögliche Ausscheidung von V.26b ausspricht. Sein Argument, „daß V . 2 6 b V.28b korrigieren soll, da der Tempel unter Kyros nicht gebaut wurde" (ebd.), verfehlt den Text, der von einer Grundlegung des Tempels spricht (vgl. auch Esr 3,10). Davon ist der Bau und seine Fertigstellung zu unterscheiden, so daß sich keine Notwendigkeit zur Korrektur ergeben hätte (vgl. Esr 3ff.). Vgl. auch K.Galling, Studien zur Geschichte Israels im persischen Zeitalter, Tübingen 1964, S.127-148, besonders S.127 und 134. 281 Vgl. nur 52,1 lff. Anders gewichtet H.-D.Preuß, Deuterojesaja, 1976, S.81.
Die deuterojesajanische Grundschicht
77
Rückbezug auf V.24ba C?D ntoü) einen hervorragenden Abschluß der Einheit dar.282 Uber die festgestellten Zusätze hinaus lassen sich mit Weippert283 auch berechtigte Bedenken gegen die Ursprünglichkeit von V.25 und V.26a vorbringen. Die drei Bikola heben sich syntaktisch deutlich von V.24 und V.26b-28a ab. Anders als die umgebenden Verse müssen hier die Partizipien auf Grund der Verbformen in der dritten Person Sing. mask. im jeweiligen 2.Kolon ebenfalls als Rede von Jahwe in der 3-Person übersetzt werden.284 Damit begegnet mit V.25.26a mitten in einer Jahwerede ein Prophetenwort, dem diese anders als V.26b-28a jede direkte Anrede fehlt.285 Weiter zeigen sich dublettenhafte Aussagen, die das folgende z.T. vorwegnehmen.286 Darüberhinaus spricht der sprachliche Befund für eine Ausscheidung von V.25-26a. 287 Die deutlichen begrifflichen und inhaltlichen Beziehungen zwischen diesem Zusatz und 40,6-8 sowie 55,10f. machen mit Kiesow eine redaktionelle Zuordnung zu der dort begegnenden Redaktionsschicht wahrscheinlich.288 Abschließend bleibt zu klären, ob der verbliebene Text in 44,24.26b*28a mit Merendino und Kiesow dem dtjes Grundbestand abzusprechen ist oder nicht. In der Argumentation Merendinos kommt den sprachlichstilistischen Abweichungen gegenüber dtjes Texten das größte Gewicht zu289, obwohl er selbst auch zahlreiche Parallelen zu Dtjes sieht.290 So fehlt dem sprachlichen Befund hier wie an anderen Stellen in Jes 40-55 die 2 8 2 Vgl. auch Merendino, a.a.O., S . 4 0 6 f „ und Elliger, Verhältnis, 1933, S.177f., die neben anderen auch V . 2 8 b ausscheiden. 2 8 3 A.a.O., S.126-129. 2 8 4 Vgl. so ebenfalls Vermeylen, a.a.O., S.204f. 2 8 5 Vgl. die Dativkonstruktion mit ^ in V.26b-28a. 2 8 6 Vgl. V . 2 6 a , das zusammenfassend die Aussage von V . 2 6 b - 2 8 a beinhaltet. Zugleich konkurriert V.26aß - G'^Ö' IOK'XI raui mit V.28aß - abti' '¡¿Err1?:). 2 8 7 Vgl. die zahlreichen, für Dtjes singulären Begriffe in V . 2 5 sowie den Bezug zu 4 0 , 8 in V . 2 6 . Dazu ausfuhrlich Merendino, a.a.O., S.405f. 2 8 8 Vgl. ~Q7 Gip mit J a h w e als Subjekt in 4 0 , 8 u n d 4 4 , 2 6 a . D a z u k o m m t die Gegenüberstellung des bleibenden Bestands bzw. der „Aufrichtung" des Wortes Gottes und der Vergänglichkeit der Menschen mitsamt ihrer Weltbemächtigung. Vgl. dazu auch Weippert, a.a.O., S.127f. und 131. Näheres zur Schicht R 2 , vgl. unten S.244ff. 2 8 9 Vgl. a.a.O., S.404-408. 2 9 0 Vgl. etwa a.a.O., S.408. S. V . 2 4 - 4 0 , 1 2 ; 45,8; 4 0 , 2 2 ; V . 2 6 b * - 4 1 , 9 . 1 3 ; V . 2 8 a 46,10.
78
Hauptteil
Eindeutigkeit. Wenn V.24bß mit '"Ob und 'PK 'D291 am polemischen Charakter der Aussagen zur Einzigkeit Jahwes als Schöpfer teil hat, so entspricht dies dem „Geist weisheitlicher Reflexion"(a.a.O., S.409), den Merendino hier erkennt und der sich vergleichbar in den dtjes Disputationsworten 40,12-31* findet. Weiter besteht kein Grund die überschriftartige Einleitung in V.24b von V.26b*-28a zu trennen, da ihre allgemeine Selbstprädikation (V.24b) folgerichtig auf die konkrete Situation der Zuhörer hin expliziert wird. 292 Fehlt in V.24a die direkte Anrede Israels trotz der vorhandenen Suffixe, so teilt die Einheit diese Art der Einleitung mit anderen dtjes Texten wie 44,2-4, 4 3 , 1 6 - 2 0 und 45,1 l a . l 2 - 1 3 b a , so daß sich die Ausscheidung damit nicht begründen läßt. Angesichts des singulären Charakters der Einheit kann eine explizite Einführung des Adressaten aus formkritischen Gründen nicht gefordert werden. Zudem erhält ihr Fehlen eine gewisse Berechtigung durch die wechselnden Objekte des Handelns Jahwes in V.26b*-28a. 293 Bei Kiesow294 finden sich weitere Argumente gegen eine dtjes Verfasserschaft, die sich vor allem indirekt aus seiner Zuweisung der einzelnen Abschnitte zu verschiedenen Schichten ergeben. So belegt ihm die Ansage des Wiederaufbau Jerusalems (V.26b*) und der Einfluß von Motiven aus der Chaoskampftradition (V.27) 295 die Zugehörigkeit zu seiner 1. Jerusalemer Redaktion. Nun wird später nachzuweisen sein, daß gerade diese Schicht nicht gesondert vom Wiederaufbau sondern nur von der Neubesiedlung Jerusalems durch die Rückkehrer redet.296 Auch der Anklang an mythische Motive erlaubt für sich genommen noch keine Zuweisung zu Texten wie 51,9f.(Dtjes Z), da auch in 42,15 (Dtjes G) ein 291 Zur Textkritik vgl. BHS. 292 Diesen Bezug, den Merendino nicht bestreitet, als Responsorium zur Selbstprädikation Jahwes zu deuten, erscheint doch recht hypothetisch (a.a.O., S.410-412). Schon die Syntax verbietet die dafür notwendige Obersetzung der Verse 26b-28a, da die Partizipien als „Ich-Rede" Jahwes wiedergegeben werden müssen. Wieso derartige Worte „besser in den Mund eines Chores"(a.a.O., S.410) passen, bleibt schwer verständlich. 293 Zu den Angesprochenen zählen in V.26b* Jerusalem und seine Trümmer, in V.27 die Tiefe und die Ströme, und in V.28a Kyros. 294 A.a.O., S.201. 295 Vermeylen scheidet den Vers mit dieser Begründung aus, vgl. a.a.O., S.205f. 296 Vgl. unten S . l 4 l f f . : 4 9 , l 6 f . l 9 a mit seinen Begriffsparallelen zu 44,24bß ist in seinem jetzigen Kontext sekundär.
Die deuterojesajanische Grundschicht
79
derartiger Hintergrund zu finden ist.297 Die Bezüge von V.27 zu 42,15 gehen zudem sehr weit.298 Weiter zeigt ein genauerer Vergleich, daß beide Stellen einen deutlich zurückhaltenderen Gebrauch von den mythischen Traditionen machen als der Dtjes Z-Text in 51,10 (oder 50,2). 299 Auch der zusätzliche Hinweis Kiesows auf die Vorwegnahme der Pointe von 45,1 ff. in Gestalt der Berufung des Kyros durch 44,28a zwingt nicht zur Annahme einer sekundären Ergänzung. Naheliegender erscheint es darin ein Argument für die ursprüngliche Selbständigkeit von 44,24-26* zu sehen. Dann erklärt sich der Befund als Folge redaktioneller Sammlung. Die Tatsache des Bezugs von 44,24 auf 45,7 300 und seiner „Rahmenfunktion für das Kyrosorakel"301 versteht sich aus der redaktionellen Ergänzung des Kyrosorakels durch 45,5b-7. Dabei wird 44,24-28 sekundär per Inklusion als Einfügung vereinnahmt. Ursprünglich bezieht sich 44,24ba jedoch auf 44,28bß und rahmt so die Einheit.302 Trotz der formgeschichtlichen Besonderheiten gibt es also keine durchschlagenden Gründe 44,24.26b*-28a dem dtjes Grundbestand abzusprechen. Positiv fügt sich der Text nicht nur durch die Erinnerung an Jahwe als den Retter (btci) und Schöpfer Israels in das Gesamtkonzept dieser Schicht. Auch die grundlegende Selbstvorstellung Jahwes als „Schöpfer von allem" und der Hinweis auf die Schaffung von Himmel und Erde (V.24bß) bereitet hier wie in den Disputationsworten der ersten Teilsammlung die indirekten Heilsansagen vor. Daß das Heil dann in der Ankündigung von Wiederaufbau und Besiedelung Jerusalems (V.26b*),
297 Vgl. oben S.68 Anm.231. Gegen die Zuweisung von V.26b*-28a zu Dtjes Z spricht auch die konkurrierende Rede von Jahwe als dem Hirten in 40,11 (Dtjes Z) und Kyros als dem Hirten in 44,28a. 298 Vgl. die Rede vom „Austrocknen" mit Din, ©2' und "|Tnra. Einzig nbl^ wird neu eingeführt. An beiden Stellen wird zukünftiges Heilshandeln Jahwes in der Zurückdrängung chaotischer Gewalten angesagt. 299 Nur dort begegnet die Rede von •'"'pDJJQ (Dies hätte sich auch in unserer Einheit an Stelle von nblS angeboten.) und m"l Oinn. Auch die Kombination mehrerer Motive unterscheidet diese Texte von 42,15 und 44,27. 300 Vgl. oben Anm.269. 301 Ebd. 302 Vgl. bD n»i> mrr ' a « (V.24ba) und Dbö' '^sn^Di ' i n ötd 1 ? -icwn (V.28a).
80
Hauptteil
d e r B e s e i t i g u n g aller c h a o t i s c h e n W i d e r s t ä n d e ( V . 2 7 ) 3 0 3 u n d d e r H e r v o r h e b u n g v o n K y r o s als d e m „Hirten" J a h w e s 3 0 4 besteht, k a n n i m textl i c h e n u n d historischen Z u s a m m e n h a n g n i c h t v e r w u n d e r n . E i n e redaktio n s k r i t i s c h e A u s b l e n d u n g des N e u a u f b a u s der S t a d t J e r u s a l e m u n d i h r e r B e s i e d l u n g d u r c h die R ü c k k e h r e r läßt sich selbst bei der d e u t l i c h e n V o r h e r r s c h a f t a n d e r e r T h e m e n in der dtjes G r u n d s c h i c h t gerade angesichts dieses T e x t e s n i c h t ü b e r z e u g e n d b e g r ü n d e n . 3 0 5 A l s F o r t f ü h r u n g d e r L i n i e n in D t j e s G w i r d in diesem A b s c h n i t t J a h w e s H e i l s h a n d e l n g a n z u m fassend an K y r o s gebunden. 3 0 6
i. 4 5 , 1 1 - 1 3 * D i e P r o k l a m a t i o n J a h w e s in 45,lla.l2-13b m
zeigt eine g r o ß e i n h a l t -
l i c h e u n d stilistische N ä h e zu d e m gerade b e h a n d e l t e n A b s c h n i t t . N a c h
303 Schwierig bleibt die Entscheidung, ob hier mit Elliger von der Überwindung der Babylonier oder entsprechend zu 42,15 doch eher die Beseitigung aller Hindernisse vor einer Heimkehr gemeint ist. 304 Zu ' i n vgl. unten S.90ff. 305 Vgl. zu dieser Konkretheit der Heilserwartungen unten S.97ff. und 167ff. Zur Diskussion der Thesen Kiesows vgl. auch Hermisson, VuF 1, 1986, S.56, und ders., Einheit und Komplexität, 1987, S.303f. 306 Vgl. dazu unten S.97ff. 307 Eine ausfuhrliche formgeschichtliche und literarkritische Analyse soll an dieser Stelle unterbleiben, da hierzu neben den Arbeiten von Leene, Bijdragen 35, 1974, S.309-334, und Beuken, 1979, auf die umfängliche Untersuchung von Hermisson in der Fortsetzung des Elligerschen Kommentars, S.9-28, verwiesen werden kann. Seiner Beurteilung schließen wir uns in diesen Fragen an. Vgl. zur Literarkritik ergänzend Elliger, Verhältnis, 1933, S.179ff„ und Merendino, a.a.O., S.426-430. Mit 45,9f llb liegt eine Überarbeitung vor, die die Heilsprärogative Israels verteidigt und heraushebt. Im Kontext der Kyrosworte und der Ansätze zu universalistischer Theologie in der Grundschicht geht es ihm um die Wahrung der Vorzugsstellung Israels. Dazu wehrt er eine auf 45,14* (ebenfalls R 2 ) bezogene Klage der Völker über Gottes Handeln mit seinen „Söhnen" ( V . l l b ) ab. Zu den Völkern und Israel als Adressat des Textes vgl. mit Leene und Beuken V.10, in dem zwar „ein Vater" noch als „sein (=Israels) Vater", nicht jedoch „eine Frau" als „seine Mutter" verstanden werden kann; weiter vgl. „meine Söhne" in V . l l b als verschieden vom Adressaten und nach alttestamentlicher Verwendung nicht gebraucht für die Völker, sondern für die Israeliten (vgl. Leene, a.a.O., S.316); n x ' in V.9 läßt sich nicht einfach mit dem in V . l 1 (Suffix bezogen auf Israel) gleichsetzen. Der Abschnitt kann zum einen wegen des Bezugs auf 45,14* und zum anderen auf Grund der Betonung der Prärogative des Gottesvolkes versuchsweise der Reaktion R 2 zugeschrieben werden. Im Zusammenhang neuer Feindbedrohung bei R 2 wird
Die deuterojesajanische Grundschicht
81
einer einleitenden Botenspruchformel, die den Adressaten nicht direkt nennt, begegnet eine Reihung von Selbstprädikationen. Inhaltlich wird Jahwe dabei als der Schöpfer von Himmel, Erde und Menschen sowie als Beherrscher aller Sterne vorgestellt (V. 12). 3 0 8 D a n a c h wechselt
die
Selbstprädikation in V . 1 3 a zum Zielpunkt der Reihe, der wie in 4 4 , 2 6 b * 2 8 a im gegenwärtigen Heilshandeln und letztlich in Kyros als dessen Instrument liegt. Jahwe präsentiert sich als Urheber des Aufstiegs des Kyros und seiner Siege. 309 Ihm verbürgt er den Erfolg. So gewiß Jahwe in der beschriebenen Weise als Schöpfer handelte und handelt 310 , so gewiß wird auch Kyros Jahwes Stadt aufbauen und die Verbannten freilassen. Schon die syntaktische Struktur unterstreicht diese Aussage. 311
308 309 310 311
hier nicht nur das sonst gegen Israel gekehrte Bild von Töpfer und Ton (vgl. 29,16) nun allgemein verwandt, sondern zugleich mittels der Verteidigung des Heils für Israel gerade zur Bestärkung ihrer Erwartung auf die Heilsworte bezogen. 45,13bß gleicht zusammen mit m \ ITC, n a » ' n'pta -|'-|rw (vgl. Ps 149,8; Jes 60,14) in 45,14 , die zwischen 43,3b.4 (Der souveräne Herrscher Jahwe gibt die Länder Kyros als Lösegeld) und 45,14* (Die Länder huldigen als Sklaven Zions Jahwe) aus: Kyros erobert die Länder und läßt die Mobilien ("Erwerb/Gewinn") an Zion gehen, vielleicht zum Zweck des Wiederaufbaus (so mit Hermisson, a.a.O., S.35f.). 45,14" gehört wohl zusammen mit 43,3b.4, der anderen Stelle, an der in Kap.40ff. die Länder Ägypten, Kusch und Seba begegnen, zu R2. Beidemale wird Jahwe als souveränder Herrscher vorausgesetzt, wobei 45,14* nach zionstheologischem Vorbild mit der Huldigung der Völker in Jerusalem wiederum die Heilsprärogative Israels hervorhebt (vgl. das jeweils betonte "J'^J), l'^K, "p. Von einer Heilsteilhabe der Völker kann hier kaum gesprochen werden. Vgl. auch die Bezüge zu 45,24a. Zum sekundären Charakter von 45,14* vgl. zum V.l4bß die wörtliche Parallelität in 45,18 und 45,21 (dort allerdings im Mund Jahwes). Auch eine Zuordnung von 45,14* zu den Zionstexten der ersten Jerusalemer Redaktion ist unwahrscheinlich. Zum einen wäre es die einzige Stelle in Dtjes Z, die von einer Wallfährt der nordostafrikanischen Völker zum Zion spricht. Zum anderen beschreibt der Zug der Völker nach Jerusalem in 49,22f. (Dtjes Z) primär die Art und Weise der Heimflihrung der Exilierten, die dann Israel zur Gotteserkenntnis fuhrt. Vgl. 40,22; 44,24b - dort mit Partizipwendungen, hier Perfekta. Vgl. auch Stuhlmueller, Creative Redemption, 1970, S.203f. und 223, zu 45,12. Vgl. 41,2 und4l,25. Vgl. den präzisen Umgang mit den Tempi: V.12-13aa Perf. als „Stativ"; V.13aß Imperf. als andauernde Handlung und V.13balmperf. als zukünftiges Geschehen. Vgl. den Wechsel auf Kin= Kyros in Spitzenstellung nach zweimaligem 'D3K bzw. O 'K = Jahwe.
82
Hauptteil
Mit Recht macht Merendino darauf aufmerksam, daß ein Teil der Aussagen schon in anderen Texten begegnet.312 Treffend resümiert er: „Mit seinem knappen Stil strafft vorliegender Text alles Wesentliche an der Botschaft Deuterojesajas zusammen. Er macht den Eindruck etwas Programmatisches zu enthalten; man kann ihn als eine kurze Zusammenfassung der prophetischen Botschaft verstehen."313 Folglich vermutet er eine unmittelbar schriftliche Abfassung. Diese Beobachtung hilft nicht nur zur Einordnung von 4 5 , 1 1 - 1 3 * und 44,24-28* in die dtjes Texte, sondern verleiht den Aussagen auch zusätzliches Gewicht. 314
j. 46,9-11 Die gerade beschriebene Eigenart findet sich auch in einem weiteren Text der vierten dtjes Teilsammlung, nämlich in 46,9-11-315 Trotz des klaren und außergewöhnlich geschlossenen Aufbaus316 fällt eine formgeschichtliche Einordnung schwer. Mit Recht wies Merendino die meist vorgenommene Einordnung als Disputation zurück.317 So läßt sich ein Disputationsgegenstand im Text kaum angeben und kann jedenfalls nicht in der Bestimmung des Perserkönigs Kyros zum Werkzeug Jahwes
312 Vgl. die obigen Verweise. Zusätzlich gibt es Bezüge zu sekundären Texten wie 52,5; 45,18a; 48,13 und 48,15. 313 A.a.O., S.433. 314 Vgl. auch die Zusammenfassung unten S.93ff. 315 Die Abgrenzung ist strittig, vgl. etwa Beuken, a.a.O., S.260: V.8-13 „twistrede tegen Israel", Tingberg, Die prophetische Mahnrede, 1987, S.116, : 46,8-13, Bonnard: 46,1-13, Schoors und Melugin, a.a.O., S.276f. bzw. S. 131 f.: 46,5-11. Vgl. zur literarkritschen Trennung der Abschnitte 46,5-8 und 46,12f. von dieser Einheit unten S.198f. Vgl. auch Duhm, S.324, und Eiliger, Verhältnis, 1933, S.247, Fohrer, S.100, und Werner, a.a.O., S.126f. Bei letzterem findet sich auch eine kritische Auseinandersetzung mit Merendinos These einer ursprünglichen Einheit 46,5.8a.9-l 1. 316 V.9a Aufforderung zum Bedenken des Vergangenen; V.9b Selbstvorstellung Jahwes als alleiniger Gott (begründend); V.10a...als der Ankündigende; V . 1 0 b . . . a l s der durch sein schöpferisches Wort Wirksame; V . l l a . . . u n d als der Kyros Berufende; V. 1 l b mit abschließender Bekräftigung (Das Wort wird Ereignis, das Gesagte Gestalt gewinnen.). 317 Vgl. a.a.O., S.476f.
Die deuterojesajanische Gmndschicht
83
gesehen werden. 318 Inhaltlich zeigt sich eine große Nähe zu T h e m e n der Gerichtsreden 3 1 9 , ohne daß deren szenische Einkleidung hier verwendet ist. 320 D e m T e x t geht es um die Anerkennung der Einzigkeit Jahwes als G o t t und d.h. als desjenigen, der durch sein schöpferisches W o r t sowohl in der Vergangenheit als auch gerade in den gegenwärtigen Ereignissen wirksam handelt. Als solcher bringt Jahwe sich selbst in Erinnerung (V.9b-1 l a ) und ruft Israel zur Besinnung auf seine Vergangenheit (V.9a), die sie darüber belehren kann. Dabei betont der Abschnitt den Zusammenhang zwischen der prophetischen Ankündigung der Ereignisse und deren Eintreffen: Jahwe läßt von Anfang an das Ende wissen (V.lOa). 321 Er führt aus, was er plant (V.lOb). Auch der gerufene „Stoßvogel vom O s t e n " erscheint in Gestalt des Perserkönigs Kyros ( V . l l a ) . Der Blick auf die prophetischen Ankündigungen und die sie bestätigende neue weltpolitische W e n d e helfen dazu, Jahwe als den einzigen Gott zu erkennen. Abschließend bekräftigt V . l l b 3 2 2 die Wirksamkeit und Zuverlässigkeit des göttlichen Redens. Israel kann und soll in der gegenwärtigen Heilszusage bereits deren Verwirklichung glauben. 323 Derartige Aussagen, die hier als stilisierte Jahwerede begegnen und a u f eine Einwilligung der Adressaten abzielen, lassen sich formkritisch mit M e r e n d i n o am ehesten als Selbsterweiswort Jahwes
ansprechen. 3 2 4
Zugleich wird der aufmerksame Leser, vorangegangene Texte der dtjes Grundschicht im Gedächtnis, dem Urteil Duhms zustimmen müssen 325 : „Im Ganzen macht das Gedicht den Eindruck, als sollte es früher
3 1 8 So etwa Fohrer, S . l O l f . , und Schoors, a.a.O., S . 2 7 8 . Dagegen spricht u.a. die Fassung der Aussage in V . l O b ß im Vergleich mit 4 4 , 2 8 a ß : niDJJK '¡¿srrtm - •btö1 '¡¿an ""731 (ich = Jahwe; er = Kyros). 3 1 9 Vgl. so schon Westermann, und dazu 4 1 , 2 2 und 4 3 , 9 . 3 2 0 Deshalb erstaunt Tangbergs Gattungsbestimmung, a.a.O., S . l 16, als „vorwurfsvoll argumentierende Gerichtsrede". 321 Vgl. 4 1 , 2 2 und 4 3 , 9 als Teil des sogenannten Weissagungsbeweises in den G e richtsreden. 3 2 2 Vgl. 4 1 , 2 6 . 3 2 3 Vgl. den Gebrauch der Tempi in V . l l b , die die Spannung zwischen der perfektisch-abgeschlossenen Zusage und ihrer zukünftigen Verwirklichung (Imperf.) deutlich werden läßt. 3 2 4 Vgl. a.a.O., S.477. 3 2 5 Vgl. D u h m , S . 3 5 4 .
84
Hauptteil
Gesagtes zusammenfassen, Neues ist eigentlich nicht darin." Das Besondere des Textes besteht eher darin, daß die Einzigkeit Jahwes als Gott losgelöst von der Szenerie der Gerichtsrede aufgewiesen wird. Noch grundsätzlicher als in den Gerichtsreden spricht der Abschnitt von Jahwes Geschichtsmächtigkeit und bindet sie konsequent an sein Handeln durch das schöpferische Reden (verbal). So entfalten die Verse 10 und I I a die Selbstprädikation in V.9b32< als geschichtliches Wirken durch das Wort. 327 U n d auch V . l l b interpretiert das Eingreifen in die Geschichte ("l^') als Reden Jahwes (12T - verbal).328 Spätestens mit V . l l 3 2 9 wird dabei die konkrete kerygmatische Verwurzelung der grundsätzlichen Aussagen sichtbar. Wie in den voraufgehenden Perikopen der Grundschicht wirbt die Aufforderung zur Rück- und Neubesinnung auf Jahwe als den Herrn der Geschichte und damit zugleich auf die „Wahrheit der eigenen Geschichte" um Vertrauen: 330 Durch den gegenwärtigen Siegeslauf des Perserkönigs Kyros wird Jahwe dem Volk Israel das angesagte Heil für Israel bringen. Bevor auf die Rolle des Persers Kyros noch näher eingegangen wird, sind einige Bemerkungen zu 45,8 nachzutragen. 331 Man zählt den Text gern zu den Hymnen 332 , obwohl ihm entsprechende Kennzeichen feh326 Vgl. die syntaktische Struktur der Partizipialsätze in appositioneller A n b i n d u n g an V.9b. 327 , "CK u n d t o p . 328 Auch diese Eigenart verbindet den Text mit 44,24-28* - vgl. V.26b*.28a: lEKl. Z u den Gemeinsamkeiten gehören formal die partizipialen Erweiterungen im A n schluß an eine Selbstvorstellungsformel. Dabei unterscheidet 46,10-1 l a verschiedene Arten des Redens Gottes, während 44,26b*-28a ihre Inhalte präziser ins Auge fässt. Weiter lassen diese Beobachtungen vermuten, daß in 46,9-11 die Gerichtsreden bereits vorausgesetzt werden. Vgl. dazu auch die Ersetzung des sonst gebräuchlichen 11» ]'K1 111' 'JK ('D3«) (etwa in 43,11; 45,5a) durch 11» |'K1 ¡111' Dies markiert eine quasi exklusive Verwendung der Gottesbezeichnung für Jahwe. Vgl. weiter die Verwendung von 11] im Sinne der Gerichtsreden, dazu vgl. W e s t e r m a n n , T H A T II, Sp.35f. 329 Wohl schon in V.lOb, vgl. 44,28a. 330 Vgl. Werner, a.a.O., S.129. 331 Auch dieser Text teilt den zusammenfasenden C h a r a k t e r der Einheiten der IV.Teilsammlung - vgl. Hermisson, S.6: „fast ein Summarium deuterojesajanischer Theologie". 332 So auch Melugin, a.a.O., S.125, Westermann, Die prophetischen Heilsworte, 1987, S.41 und 43, und M.A.Sweeney, Isaiah 1-4, B Z A W 171, Berlin u n d N e w York 1988, S.78 u n d 80.
Die deuterojesajanische Grundschicht
85
len. 333 Er kann angemessener als schöpferisches Befehlswort angesprochen werden. 334 Dabei dient der Vergleich mit wohltuendem Regen, der vom Himmel herabrieselt und die Erde fruchtbar macht 3 3 5 , als Bild für Jahwes Heilswirken, das in einen Heilszustand einmündet. 3 3 6 A u f eindrückliche Weise verwehrt das W o r t damit jede Aufspaltung innerhalb des Handelns Jahwes. So wie sein gebietendes W o r t im Bereich der „Natur" Regen und W a c h s t u m hervorbringt, so wird es auch Jahwes p T i (npn^) und OT' schaffen. 337 Hermisson bestimmt von daher auch den Inhalt von npns (usw.) 338 als „ein H i m m e l und Erde umfassendes Heil, das die natürliche wie geschichtliche Dimension einschließt, also Wohlstand wie Wohlverhalten von Völkern und einzelnen wie das Funktionieren der natürlichen und sozialen Ordnungen der Welt. ( . . . ) Dieses Schöpfungswort hat der Prophet öffentlich zu verkündigen und gerade damit Jahwes Einzigkeitsanspruch in der Welt zu vertreten." 339 M i t dieser extensiven Ausdeutung der gewählten Metaphorik vermengt Hermisson jedoch u.M.n. unzulässig Bild und Sache. D e m T e x t geht es bei der Wahl des Vergleichs wohl kaum um die dezidierte Angabe des Bereichs, indem sich Jahwes n p l S einstellen soll. Wollte er eine Begrenzung auf Israel ausschließen 340 , so wäre auch im dtjes Kontext eine eindeutigere und betontere Aussage dazu nötig gewesen. 341 Verglichen werden soll hier
3 3 3 Vgl. schon F.Crüsemann, Studien zur Formgeschichte von Hymnus und Danklied, W M A N T 3 2 , Neukirchen-Vluyn 1 9 6 9 , S.45F. A n m . 2 , Merendino, a.a.O., S . 4 2 3 4 2 5 , und Beuken. 3 3 4 So mit Hermisson, S.2f. Inhaltlich Vergleichbares meint Merendino, wenn er von einem „Ausfuhrungswort" spricht, a.a.O., S . 4 2 4 . 3 3 5 EVI begegnet nur hier, bin in 4 4 , 3 und TOS noch in 4 3 , 1 9 und 4 4 , 4 . 3 3 6 So auch Reiterer, Gerechtigkeit als Heil, Graz 1 9 7 6 , S . 1 0 4 f . Vgl. 4 4 , 2 - 4 als weiteres Beispiel fiir die Verwendung von Vorgängen aus der Natur als Metapher für Jahwes Heilshandeln. 3 3 7 Bei der textkritischen Rekonstruktion zu V . 8 b a ist Hermissons Vorschlag zu folgen: SXÖ' fHK m a l - „Erde wird Heil erblühen lassen". Nach L X X ist hier eine Form von m s zu lesen und l l S ' l ist als mißverstandene Korrektur zu streichen. Auch die kolometrische Kontrolle bestätigt dies: 14:1311 10:1311 13. 3 3 8 Zur Auslegungsgeschichte vgl. Reiterer, a.a.O., S. 103f3 3 9 Vgl. Hermisson, S.5 3 4 0 So behauptet Hermisson, S.5f. 341 Vgl. oben zu 4 5 , 2 0 - 2 3 * , S.38ff.
86
Hauptteil
vielmehr der Vorgang des Regnens und das ihm folgende Wachstum mit der vielfach zugesagten Heilswende und ihren bleibenden Folgen. 3 4 2 Beides ist jedoch im Kontext der dtjes Grundschicht zuerst auf Israel als Empfänger zu beziehen. Wiederholt wurden Zweifel an der Zugehörigkeit des Textes zu Dtjes geäußert. So führt zuletzt Hermisson neben sprachstatistischen Gründen die Verwendung von Abstrakta, Unterschiede zu den dtjes Hymnen und den Gebrauch der Selbstvorstellungsformel in diesem Kontext an. 343 Fohrer 344 wies schon früher auf die noch engere Verbindung von Schöpfung und Erlösung hin, die 45,8 von Dtjes unterscheide. Bei genauerer Gewichtung der Argumente können sie jedoch eine Herauslösung von 45,8 nur schwer begründen. Begriffliche Besonderheiten begegnen, abgesehen von inhaltlich bedingten 3 4 5 und aus dem zusammenfassenden Charakter erklärbaren 346 , nur wenige. 347 Wenn hier Jahwe und nicht wie in den anderen Hymnen ein Dritter die Himmel (usw.) anredet, so erklärt sich das mühelos aus der gewählten Form, die sich als Befehlswort klar vom Hymnus unterscheidet. In diesem Zusammenhang ist auch der Gebrauch der Selbstvorstellungsformel sachlich begründet, so daß die vorliegende Formmischung von daher verständlich wird. Weiter begegnet die Verbindung von Schöpfung und Erlösung ähnlich schon in 44,2-4, einem Text der neben begrifflichen Parallelen (s.o.) auch die Perspektive eines neuen Heilszustands mit 45,8 teilt. Kann der positive Beweis der Zugehörigkeit zur dtjes Grundschicht bei einem derart kurzen Text, wie schon Hermisson betont 344 , nur schwer geführt werden, so ergibt doch ein Vergleich zwischen 45,8 einerseits und 55,10f. und 61,11 andererseits weitere Indizien, die 45,8 zumindest als jüngsten Text dieser Reihe erweisen. In allen drei Texten wird das Ge342 Dem Hinweis, daß durch das gewählte Bild die Begriffe p l ü , n p l S und M)1 „nicht allein das rettende Eingreifen Jahwes ..., sondern zugleich die fortdauernde Wirkung" (Hermisson, S.6) meinen, ist daher zuzustimmen. 343 Vgl. a.a.O.,S.421f. 344 A.a.O., S.87. 345 Vgl das Hapaxlegomena Siri hif. u n d m s . 346 So erklären sich die Abstrakta. 347 Vgl. die Verbindungen zu anderen Texten der Grundschicht: "TO - 44,3; noü - 44,4 und 43,19; itf' parallel mit p i ü - 41,2.10. 348 Vgl. Hermisson, S.3
Die deuterojesajanische Grundschicht
87
schehen von Regen bzw. Wachstum aus der Erde als Analogem für Jahwes Handeln verwandt. Allerdings weist in 5 5 , 1 0 f und 6 1 , 1 1 schon die grammatische Konstruktion als Satzvergleich auf ein späteres, klärendabsicherndes Stadium der Überlieferung hin. Zugleich wird er in 5 5 , 1 0 f . erweitert und ausgebaut und nicht mehr auf Jahwes Heilshandeln sondern auf die Zuverlässigkeit seines ~Ql bezogen. 6 1 , 1 1 setzt als spätester Text dieser Reihe den Satzvergleich aus 55,1 Of. erkennbar voraus, kehrt aber zur Thematik von 4 5 , 8 zurück. W e n n sich dieser Vers inhaltich auf das aus der Erde sprießende Gewächs beschränkt, so setzt er wohl den ersten Teil des Vergleichs (Regen) als bekannt voraus.
k. 4 5 , 1 - 7 * Schon mehrfach führte unsere Textanalyse zu Bemerkungen über die Bedeutung des Perserkönigs Kyros in der dtjes Grundschicht. 3 4 9 Jetzt soll noch einmal zusammenfassend anhand von 45,1-7*
von ihm die Rede
sein. Z u v o r bedarf es jedoch einiger literarkritischer Überlegungen zu diesem Königsorakel, daß im dtjes Kontext in die Funktion einer V e r heißung an Israel eintritt. 350 Eine Vielzahl literarischer Besonderheiten erschwert sein Verständnis. Schon in V . l verwundert die auffällig erweiterte Einleitung der Jahwerede, die nicht allein Aussagen des folgenden
349 Vgl. oben zu 41,1-4; 41,25, zu 44,24-28* und 45,11-13*. Zusätzlich wäre noch auf den nicht näher behandelten Abschnitt 43,14f. hinzuweisen. Dort wird zwar nicht direkt von Kyros gesprochen. Jedoch stehen seine Kriege hier im Hintergrund, wenn von Jahwes „Entsenden nach Babel" die Rede ist. Es „soll wohl zum Ausdruck kommen, daß Jahwe dem Kyros „freien Lauf läßt"". (Elliger, S.335 - vgl. insgesamt seine Textkritik und Auslegung z.St.). 350 Vgl. so mit Melugin, a.a.O., S.123f. Von einem nachgeahmten Heilsorakel (so Begrich, Studien, 1963, S.14, und Fohrer zu V.l-3 und V.4-7) kann wegen der offensichtlich fehlenden Notlage nicht die Rede sein. Merendino außen Zweifel daran, hier speziell einen König angesprochen zu finden (a.a.O., S.4l7f.). Zugleich muß er jedoch zugeben, daß die „angekündigte Verleihung des Sieges über die Feinde zur Königseinsetzung gehöret" und zusätzlich die Bezeichnung „Gesalbter" begegnet. Das von Merendino beklagte Fehlen eines direkten Einsetzungswortes weist daraufhin, daß der Verfasser nicht speziell an ein Wort der Inthronisation denkt (so auch Westermann, Sprache und Struktur, 1981, S.64f.). Löst man sich von dieser speziellen Situierung, so spricht nichts gegen die landläufige Gattungsbestimmung.
88
Hauptteil
Orakels variierend vorwegnimmt 351 , sondern mit einer Jahwerede als Bestandteil der Einleitung einen Stilbruch aufweist. Damit liegen genügend Indizien für die Annahme vor, daß V . l erweitert wurde. Der Redaktor beabsichtigt offenbar eine sekundäre Verklammerung des Königsorakels mit dem vorhergehenden Text. 352 Das eigentliche Jahwewort weist eine Fülle von Dubletten auf. Dabei handelt es sich entweder um einfache Wiederholungen 353 oder um konkurrierende Aussagen wie im Falle der Angaben zu den Zielen des Handelns Jahwes. 354 Schon die Fülle der Lösungsvorschläge zeigt die Schwierigkeit einer überzeugenden Erklärung des Befundes. 355 Der im folgenden unternommene Versuch geht von den verschiedenen Zielbestimmungen am Ende der Einheit aus, um auf diese Weise Anhaltspunkte für eine Klärung zu gewinnen. Die weitreichenste Zielsetzung bietet dabei V.6, nach dem die Siege des Kyros356 zur weltweiten Anerkennung Jahwes als des einzigen Gottes führen sollen. Nun läßt sich eine derartige Aussage auf dem Hintergund
351 Vgl. V . l a und l b mit V . 2 a und V . 2 b : Zusätzlich vgl. V . l a mit seinen wörtlichen Anleihen bei 4 l , 2 b a ("IT; G'U VE 1 ?). 3 5 2 Vgl. die Wortverbindung 0TD 1 ?. Dazu vgl. die Anmerkungen zu 4 5 , 7 . Elliger trennt zwar in gleicher Weise, nimmt darüberhinaus aber die Kombination zweier Texte, A = 4 5 , l a a * . 2 . 3 a . 4 . 6 f . und B = 4 5 , l * . 3 b . 5 an. Diese Lösung befriedigt jedoch nicht, da seine metrischen Beobachtungen kein eindeutiges Kriterium abgeben und zudem mit Text B nur ein Torso übrigbleibt. Schon die Frage, was der ausgeschiedene Teil von V. 1 als selbständiges Textfragment sein sollte, ist schwer zu beantworten. Eine neue Einleitung kann er kaum darstellen, da dann wiederum ein Stilbruch vorläge. 3 5 3 Vgl. V . 3 b -joon trnpn und V . 4 b a -|D03 mpKl V.4bß 'tflUT K^l und V . 5 b ß W T K^l V . 5 a a tid ¡'Kl n w >a< und V . 6 b TO i'Ki nvr 3 5 4 Vgl. die beiden Finalsätze mit JÜD1? in V . 3 b und V.6a, und die piäpositionale Verwendung von pD^in V . 4 a . 3 5 5 Dazu seien nur einige Beispiele genannt. So streicht D u h m , in V . 3 b ' 0 inn am Ende von V . 5 ' T O T K^l, versetzt V . l a y vor V . 5 b und fugt in V . l hinzu. Volz streicht V . 4 a . b ß . 5 a a und V . 6 b . Merendino, a.a.O., S . 4 1 2 - 4 1 5 , sieht in 4 5 , 1 * 3a.b*.4b.5aa.b.6a den ursprünglichen Text. Vermeylen, Le motif de la création, 1987, S . 1 8 3 - 2 4 0 , behauptet wiederum 4 5 , l - 3 a . 4 b . als älteste Textfassung. 3 5 6 Vgl. V . 5 b , der mit dem Hinweis auf die Ausrüstung durch Jahwe ("umgürten") die Möglichkeit der militärischen Erfolge des Perserkönigs ins Bewußtsein ruft.
Die deuterojesajanische Grundschicht
89
von 4 5 , 2 0 - 2 3 * nicht von vornherein für Dtjes G ausschließen. D a sie hier jedoch ganz offensichtlich in Konkurrenz zu anderen, deutlich auch sonst in der Grundschicht belegten Zielbestimmungen begegnet 3 5 7 , und die vergleichbare Aussage in 4 5 , 2 0 - 2 3 * zudem erst nach dem Ende der gegenwärtigen Kriege des Kyros angesiedelt ist, wird 4 5 , 6 eher als sekundärer Zusatz anzusehen sein. Bestätigt wird diese Zuweisung dadurch, daß sich ohne M ü h e ähnliche Zielbeschreibungen in der sekundären Schicht R 1 finden lassen. 358 An miT in V . 6 b schließen sich in V . 7 partizipiale Appositionen an, die sich als sekundäre Reflexionen über Jahwes Gott-sein zu erkennen geben. Aus dem Beherrscher der Geschichte wird hier der Urheber von allem, was sich zwischen Licht und Finsternis und d.h. T a g und Nacht ereignet. Spätestens wenn er als Schöpfer von Ol^tü und i n prädiziert wird, zeigt sich die Spannung zur dtjes Heilsbotschaft, die auch bei ihren hymnischen, Jahwes Allmacht unterstreichenden Prädikationen auf d e m Heilscharakter seines Handelns beharrt. 359 Gerade auf diesem Hintergrund erweist sich V . 7 b als sekundäre Verklammerung des Kyrosorakels mit 44,24(b)-28*, eine Funktion, die er mit 4 5 , 1 * teilt. 360 Bei den verbliebenen Dubletten konkurrieren jetzt noch Stellen, die sich mit der Frage der Jahweerkenntnis des Kyros beschäftigen, mit jener Zielbestimmung, die Jahwes Zusagen für Kyros als Heilshandeln an Israel interpretiert. Will man die Duplizität der Angaben nicht als ursprünglich annehmen 3 6 1 , so liegt eine Ausscheidung von Bin po 1 ? in V.Sb 3 6 2 und
357 Vgl. zu 45,4a etwa 41,20 im Heilsorakel und in den Gerichtsreden 43,10. 358 Vgl. etwa 42,10-13 und 43,5 (auch miDD/nSOG).6a.7*. Der sprachliche Befund zu 45,6 zeigt zwar Begriffe, die auch die Grundschicht verwendet. Dort ist allerdings nirgends von 000 ms>DO oder roiPDD im Zusammenhang mit Jahweerkenntnis oder der Erkenntnisformel die Rede, sondern ausschließlich vom Herauffuhren des Kyros (vgl. 41,2; 41,25; 43,11. 359 Vgl. etwa die Explikation von 44,24ba in 44,24bß.26b*-28a, und auch oben zu 40,12ff. und weiter 41,23b, das nur mit Blick auf die Götter der Völker so umfassend fragen kann (Gutes oder Böses tun als Frage nach überhaupt irgendeiner Wirksamkeit); zu Jahwe vgl. 41,25 (Heilshandeln!). 360 Auf Grund dieser Beobachtung kann vage eine Zugehörigkeit von V . l * ( . . . Tptnn TO« BllDbJ.öf. zu R 1 vermutet werden. 361 Letztlich auszuschließen ist solch eine doppelte Aussage trotz der folgenden Überlegungen nicht. So kann etwa die Frage nach der historischen Plausibilität einer Rede von der Bekehrung des Kyros nach 539 v.Chr. (Einzug in Babel und Huldigung des Kyros vor den dortigen Göttern) zur Beibehaltung von V.3b*.4b.(5b) fuhren (vgl. auch 41,25). Wieviel allerdings spätere Redaktoren von solchen Er-
90
Hauptteil
V.4b.(5b) 363 näher als die Streichung des Israelbezugs in V.4a. Denn einzig hier wird den israelitischen Adressaten die Rede Jahwes an den heidnischen n'ttfD in der Bedeutung für sie selbst erkennbar. Die ungewöhnliche Zusage an den Perser findet in dieser Ausrichtung eine annehmbare Erklärung.364 Demgegenüber erweist sich die Reflexion über Kyros in V.3b*(= m n po 1 ?) und V.4b eher als sekundär und inhaltlich unbedeutend. Nach ihr erkenne der anfänglich unwissende König erst durch den Erhalt verborgener Beute den Gott Israels als den Urheber der eigenen Erfolge.365 Mit dieser Aussage zur Jahweerkenntnis des Heiden Kyros bewegen wir uns nicht mehr auf der Ebene der dtjes Grundschicht, da sie nicht auf die „Bekehrung der ganzen Welt" 366 sondern auf Israels Heil abzielt. Nach diesen literarkritischen Überlegungen finden wir das ursprüngliche Königsorakel in 45,l*(bis )n'tvaL>).2.3a.3b(ohne vin jvob ),4a.5a. Dieser Text zeigt nun expressis verbis die herausgehobene Stellung des Kyros in Jahwes Geschichtshandeln. Jahwe richtet selbst das Wort an „seinen n'OD".367 Dieser „militärisch-politischen Ausdruck für die hohe Vertrauensstellung des Kyros bei Jahwe"368 faßt nach 'in in 44,28a 369 zum zweiten Mal die Funktion des Persers und seiner weltgeschichtlichen Wirkungen für die Heilsbotschaft Dtjes' in einem Begriff zusammen.
362 363 364 365 366 367 368 369
eignissen wußten bzw. wie sehr diese sie beeinflußten, können wir nur spekulativ vermuten. Vgl. die metrische Überfullung in V.3b. Die von Elliger behauptete grammatische Verbindung von V.3b zu V.4a kann genauso Produkt redaktionellen Zuwachses sein (S.495f.). V.5b wurde wohl bei der Erweiterung von V.6 ergänzt. Vgl. auch 44,24-28*, in dem ebenfalls die Verbindung des Kyrosthemas mit Jahwes Heilshandeln ausdrücklich hergestellt wird. Sprachstatistische oder formale Argumente helfen hier leider nicht zur Klarheit, so daß den inhaltlichen Überlegungen dieses Gewicht zukommt. So formuliert Volz, S.61. Bei ihm wird Kyros durch den „Eschatologiker" Deuterojesja (ebd.) zum „Erstling der heidnischen Jahwebekenner."(S.62). Eine textkritische Änderung, wie BHS (u.a.) sie mit LXX vorschlagen, erübrigt sich nach den obigen literarkritischen Klärungen. Vgl. als stilisierte Rede an nichtisraelitische Herrscher auch Ez 28,2 und 31,2. Vgl. E.Jenni, Die Rolle des Kyros bei Deuterojesaja, ThZ 10, 1954, S.255. Vgl. dazu J.B.Soggin, THAT II, Sp.791-794. Hier findet der Begriff Verwendung in Anlehnung an die Königsprädikation (vgl. M.J.Seux, Epithètes royales akkadiennes et sumériennes, Paris 1967, S.244-250 und 441-446). Zu Überlegungen einer Namensdeutung des Koresch/Kurasch/Kurusch vgl. skeptisch Elliger.
Die deuterojesajanische Grundschicht
91
Wenn Jahwe ihm Siege ermöglicht 370 und seinen Plünderungen große Schätze verheißt 371 , so handelt darin der Gott Israels (V.3b*) zugunsten seines erwählten "QU .372 Dabei zeigt gerade der Rückgriff auf den Begriff
daß an „eine spe-
ziell eschatologisch-messianische Bedeutung des Titels" nicht gedacht ist. Hier erhält vielmehr ein „erwähltes Werkzeug Jahwes einen besonders hohen Ehrentitel" 373 , der zugleich seine Indienstnahme für Jahwe ausdrückt. 374 Mit seiner Stellung als „Gesalbter" verbindet sich Beauftragung und Ausrüstung. Beides bleibt ganz offensichtlich im poltisch-militärischen Bereich 375 und gehört in den engen zeitlichen und sachlichen 370 4 5 , 2 b spielt dabei wohl gewollt auf Babylon, die Stadt „der hundert ehernen Tore(n)" an (Herodot I, 179). An dieser Stelle soll noch auf den Abschnitt 46,1-4 hingewiesen werden, der von uns nicht näher untersucht wird. Unter Nennung Bels und Nabus kündigt er die Niederlage Babylons an. Vermeylen, a.a.O., S.220 A n m . l 10, versteht die Verse als vaticinium ex eventu aus dem 5.Jh. nach der Eroberung Babylons und Borsippas durch Xerxes und dessen vermeintlicher Einfuhrung neuer Götter. Gegen diese These meldete schon Hermisson, Einheit und Komplexität, 1989, S.302, mit Recht Zweifel an. Er wies auf eine unsichere Q u e l lenlage zu den Ereignissen z.Zt. des Xerxes: „noch Herodot weiß nur von einer entführten Statue, nichts von der Zerstörung von Stadt und Tempel." Die Zuordnung zur dtjes Grundschicht stellt immer noch die wahrscheinlichste Lösung der literarkritischen Probleme dar. Die Zweifel an einer Zugehörigkeit zu Dtjes (G) entzünden sich vor allem am sprachlichen Befund (vgl. etwa Merendino, a.a.O., S.462-464). Für die Zuweisung zur Grundschicht spricht die Hervorhebung Jahwes als Handelndem in den Selbstprädikationen (46,4), die den Abschnitt mit anderen Texten der 4.Teilsammlung in Kap.44-46 verbindet. Weiter unterstreicht er das Element der Kontinuität von Jahwes Handeln in der Geschichte. - dazu vgl. ähnlich 46,9-11. Außerdem gilt weiterhin, daß 46,1 f. nach 539 v.Chr. und der unter Kyros ausgebliebenen Beseitigung der Götter Babylons kaum denkbar ist. 371 Man denke an die sprichwörtlichen Reichtümer Lydiens und Babylons. 3 7 2 Vgl. gegen Elliger die Zusammengehörigkeit von V . 3 b * und V.4a, die sich in der Gottesbezeichnung als 'TKIB' 'il^R und der Anrede Jakob/Israel zeigt. 373 Vgl. Soggin, a.a.O., S p . 9 l 4 , und die Belege in Sp.913f., und auch Elliger, S.491f.: „Niemals im Alten Testament bezieht sich das Wort auf den „Messias", den idealen König der Zukunft, den Heilbringer im eschatologischen Sinne." 374 Vgl. zur Salbung E.Kutsch, Salbung als Rechtsakt im Alten Testament und im Alten Orient, B Z A W 87, Berlin 1963, besonders S.52-66. Auch in l . K ö 19,15f. kann von der Salbung eines nichtisraelitischen Königs geredet werden (mit Würthwein, A T D 11,2, S.231 f.: Teil einer nachdtr. Redaktion). 375 Vgl. 41,2, die Kriege des Kyros und seine Unversehrtheit; 41,25 ; 4 3 , l 4 f „ die Entsendung des Kyros gegen die Chaldäer; 44,28a, die zusammenfassende Kennzeichung als „Hirten"; 45,2f., die Zusage von Siegen und Beute; 4 5 , l l a . l 2 - 1 3 b a parallel mit zusätzlicher Erwähnung, daß Kyros die Gefangenen freigibt und Jerusalem aufbauen wird. 46,11 parallel zu 41,2. Dazu vgl. auch W.Zimmerli,
92
Hauptteil
Z u s a m m e n h a n g d e r K r i e g s z ü g e des K y r o s u n d des d a m i t
begonnenen
Rettungshandelns Jahwes. D e r a r t f ü g e n sich d i e T e x t e b r u c h l o s in die theozentrisch ausgerichtete G e s a m t a n l a g e d e r G r u n d s c h i c h t . D i e K y r o s w o r t e v e r k ü n d i g e n m i t ihrer indirekten Heilsansage und der theologischen D e u t u n g der politischmilitärischen E r f o l g e des Persers J a h w e als den einzigen G o t t : 3 7 6 K y r o s „ist der K r o n z e u g e f ü r die geschichtslenkende Göttlichkeit Jahwes; aber er w i r d n i c h t in erster Linie als der B e f r e i e r aus d e m Exil a n g e k ü n d i g t " . 3 7 7 V o n e i n e m K ö n i g K y r o s , der als Messias m i t zur n e u e n Heilszeit f ü r Israel g e h ö r e , findet sich erst r e c h t k e i n e S p u r . T r o t z dieser E i n s c h r ä n k u n g e n m u ß v o n e i n e r h e r a u s r a g e n d e n R o l l e des Persers in dieser S c h i c h t ges p r o c h e n w e r d e n 3 7 8 , d a abgesehen v o n d e n s c h w e r d e u t b a r e n A u s s a g e n in 4 1 , 1 4 - 1 6 keine andere geschichtliche V e r m i t t l u n g für Jahwes
Heils-
h a n d e l n begegnet. 3 7 9 N i c h t zuletzt e r l a u b t dieser e i n d e u t i g e B e z u g a u f
376
377 378
379
T h W b V, S.669 Anm.90: „historische Konkretisierung der heilsamen Nähe Jahwes". Vgl. besonders die Verwendung der Rede von Kyros in den Gerichtsreden 41,1-4; 41,25; aber auch 45,1-5* zum Königtum Jahwes, das in der Grundschicht nur ganz am Rande begegnet (41,21 evtl. sekundärer Zuwachs - 3p "[^Q II ITO' "IGK'; 43,15b; jeweils auch nur über Israel;), vgl. S.90ff. So Jenni, a.a.O., S.252. Vom ihm spricht keine andere Textgruppe! So hilfreich die Rede von Kyros auch als Kriterium fur die Zugehörigkeit zur dtjes Grundschicht ist, so wenig überzeugt jedoch Ihre Reduzierung auf diese Texte, in der Form wie Vermeylen sie vorlegt, a.a.O., und ders., L'unité du livre d'Isaïe, 1989. Schon sein zweites Kriterium, nach dem in dieser Grundschicht allein universale Schöpfungsaussagen begegnen, läßt sich in den Texten nur durch weitere, z.T. wenig überzeugende Ausscheidungen gewinnen (vgl. etwa 40,12.21a.22f.26; 41,2-4). Gleiches gilt auch fur die zeitgeschichtliche Deutung der Texte als dtjes Propaganda for den Perserkönig unter babylonischen Juden nach 5 3 9 v.Chr. (vgl die jeweiligen Einzelanalysen). Die von Vermeylen angestrebte größere Sicherheit in der Rekonstruktion des Endbestandes wird mit größerer literarkritischer Unsicherheit in der Einzelanalyse erkauft. Vgl. zu Israel als Ebed und zu den EJL unten S.180ff., und dazu auch P.D.Hansons Bemerkung in The Dawn of Apocalyptic, Philadelphia 1979 2 , S.25: „Cyrus, who serves as the Surrogat of the anoited of Israel, will be Jahweh's instrument in the deliverance ... This pragmatic dimension in the prophecy of Isaiah indicates that this world was still viewed optimistically as the context within the fulfillment of the divine promises could occur. This quality of reasonable optimism was resquite for maintaining the dialectic between vision and reality." Das Bild, das er von Dtjes im weiteren zeichnet, bedarf auf Grund unserer redaktionsgeschichtlichen Ergebnisse jedoch gewisser Abänderungen.
Die deuterojesajanische Grundschicht
93
konkrete geschichtliche Abläufe des 6.Jh. v.Chr. bis heute eine recht überzeugende Datierung des dtjes Grundbestandes.380
2.1.4 Zusammenfassung a. Kompositon Die älteste, noch greifbare Schicht läßt sich, wie bereits oben gezeigt, in vier Teilsammlungen unterteilen, denen jeweils charakteristische Kennzeichen eignen, so daß von einer bewußten Gesamtkomposition gesprochen werden kann. So finden sich in 40,12-31*, der ersten Teilsammlung, ausschließlich Disputationsworte. Sie unterscheiden sich sowohl durch ihren Rückgriff auf traditionell weisheitliche und hymnische Sprache, Formen und Inhalte als auch durch die Konfrontation der Leser mit dem weltüberlegenen und souveränen Schöpfer, Jahwe, von den folgenden Einheiten. 381 Jeder der drei Texte erweist sich durch seine formkritische Geschlossenheit und die wechselnden Adressaten und Sprecher als relativ selbständig.382 Sie zeigen auch jeweils eigene inhaltliche Schwerpunkte 383 , wobei sich in 40,12-31* nur ein relativer gedanklicher Fortschritt findet. All dies macht es wahrscheinlich, in der ersten Teilsammlung eine redaktionelle Zusammenstellung ursprünglich eigenständiger Texte vorzufinden.384 Die Tätigkeit des Sammlers zeigt sich in der gegenwärtigen Anordnung der drei Bestreitungen. Dabei steht die Auseinandersetzung über Jahwe als den Weltschöpfer und Herrn der Geschichte am Anfang. Er regiert unabhängig vom Rat der Menschen und dem Einfluß der Völker (40,12-17*). Die zweite Bestreitung betont seine Unvergleichbarkeit mit anderen, sogenannten Göttern (40,21-26). Die Komposition endet mit einem Einspruch gegen die Zweifel Israels, der Jahwes bleibende
380 Vgl. unten S.97ff. 381 Vgl. dazu ergänzend die obigen Bemerkungen S.24ff. 382 Vgl. 40,12-17* - Prophetenwon ohne direkte Anrede; 40,21-26 - prophetisch erweitertes Jahwewort mit Pluralanrede (2.Person Plural); 40,27-31 — Prophetenwort mit Singularanrede „Israel/Jakob". 383 Vgl. im folgenden S.93f. 384 So auch Melugin, a.a.O., S.90-93.
94
Hauptteil
Treue zu seinem Volk unterstreicht (40,27-31). Damit erreicht die Sammlung ihren kerygmatischen Höhepunkt. Zugleich wird durch die direkte Anrede des Adressaten Jakob/Israel und seines Gottesverhältnisses der Übergang zur zweiten Teilsammlung vorbereitet. Schon Melugin beobachtete zutreffend385, daß sich in dieser Anordnung, durch die zuerst Zweifel an Jahwes Macht (40,12-17*.21-26) und dann solche an seinem Heilswillen (40,27-31) zurückgewiesen werden, die entsprechende Abfolge der zweiten Teilsammlung von Gerichtsrede (41.1-4)386 und Heilsorakel (41.8M3.14-16) 387 spiegelt. Beide Anordnungen gehen wohl auf eine Hand zurück. Dafür spricht auch die Konzeption der 1.Teilsammlung als Einleitung der Grundschicht, wie sie oben dargestellt wurde.388 Demnach existierte die erste Teilsammlung (I) nie selbständig389, sondern bildete in der jetzt vorliegenden Fassung der Texte direkt mit der zweiten (II), dritten (III) und vierten Teilsammlung (IV) die Grundschicht.390 Die vier Abschnitte stellen demnach mit Einleitung (I), Mittelteil (II und III) und Schluß (IV) schon auf dieser Überlieferungsstufe eine Gesamtkomposition dar.391 Die zweite Teilsammlung in Kapitel 41 wird von zwei Gerichtsreden gerahmt. 41,1-4 und 41,21-29* umschließen dabei zwei Heilsorakel, 4l,8*-13 und 41,14-16, und ein weiteres Heilswort, 41,17-20. Auf Beziehungen zur Abfolge in 40,12-31* wurde schon hingewiesen. Dabei
385 386 387 388
Vgl. a.a.O., S.92. Jahwe als der alleinige Gott und Herr der Geschichte. Jahwe greift als Retter Israels ein. Vgl. als weitere Detailbeobachtungen die angeführten indirekten Verweise in 40,12ff. auf Texte der 2.Teilsammlung, vgl. oben S.26 A n m . l 4 , und S.26 Anm.18. 389 Anders sieht dies Merendino, a.a.O., S.542-544, der von zuerst lose beieinander stehenden Sammlungen und Einzelworten ausgeht. Dazu nötigen ihn vor allem die behaupteten „mehrfachen, komplexen redaktionellen Eingriffe, bei denen die Bearbeiter sich große Freiheiten erlaubt haben" (a.a.O., S.543). Daß der in der Tat äußerst komplexe Entwicklungsprozess der Texte, wie Merendino ihn präsentiert, Fragen nach der historischen Plausibilität derartiger redaktionsgeschichtlicher Postulate laut werden läßt, sei hier nur angemerkt (vgl. auch die bisherigen Rezensionen zu seinem Buch in ThLZ 109, 1984, S.431-433, von Kaiser und von Hermisson in VuF 1, 1986, S.57f.). 390 Die beiden Gerichtsreden in der zweiten Teilsammlung bleiben ohne diejenigen in der dritten, 43,8-13, mißverständlich und um wesentliches beschnitten. So ist eine ursprüngliche Trennung beider Teilsammlungen unwahrscheinlich. 391 Vgl. auch unten zur vierten Teilsammlung.
Die deuterojesajanische Grundschicht
95
konkretisiert die Gerichtsrede in 4 1 , 1 - 4 Jahwes Schöpfungsmacht, indem sie diese als Urheberin der gegenwärtigen weltpolitischen Umwälzungen hervorhebt. Das nachfolgende Heilsorakel in 4 l , 8 * - 1 3 weist a u f das Ziel des Handelns Jahwes hin: Er rettet sein erwähltes V o l k Israel. Dabei setzt die Rettung des Gottesvolkes die Vernichtung seiner Feinde voraus. Nach zwei weiteren Heilszusagen in 4 1 , 1 4 - 1 6 und 4 1 , 1 7 - 2 0 unterstreicht ein zweiteiliges Gerichtswort in 4 1 , 2 1 - 2 9 die Haltlosigkeit jeglichen Anspruchs der fremden Götter. Sie sind erwiesenermaßen nicht in der Lage bestimmend in die Geschichte einzugreifen, wodurch ihr göttlicher Anspruch als hohl entlarvt ist. Mithin können sie die Durchsetzung der Heilsabsichten Jahwes nicht gefährden. 392 Lag das Schwergewicht in der ersten Teilsammlung klar bei der streitbaren Auseinandersetzung und bildeten noch in der zweiten „polemische" Gattungen die Eckpunkte, so verschiebt sich das Gewicht in der dritten Teilsammlung deutlich zugunsten der Heilsworte. In deren M i t t e verbleibt nur eine Gerichtsrede ( 4 3 , 8 - 1 3 ) , die allerdings in besonders klarer Weise die Intention dieser Gattung als W o r t an Israel zu erkennen gibt und so deren Einbindung in die Heilsbotschaft verständlich macht. Alle anderen Einheiten verkündigen in dieser Teilsammlung direkt Heil für das exilierte Israel. Dabei wird durch den ersten und letzten T e x t in 4 2 , 1 4 - 1 6 und 4 4 , 2 - 4 eine relative Geschlossenheit erreicht. 4 2 , 1 4 - 1 6 k o m m t zu Beginn auf die zurückliegende Zeit „langen Schweigens" zu sprechen, in der Jahwe die Verbannung nicht beendete. Dieser Abschnitt fand nach Jahwes W o r t jetzt ein Ende. Über verschiedene Heilszusagen in 4 3 , l * - 3 a , 4 3 , l 4 f . und 4 3 , 1 6 - 2 1 führt die Sammlung dann zu 4 4 , 2 - 4 , einem Heilsorakel, das infolge des Eingreifens Jahwes einen neuen Heilszustand für Israel verheißt. Damit ist ein Bogen von der Heilswende mit ihrer Rettung bis zu einem neuen Leben im Segen geschlagen. M i t der vierten Teilsammlung in Kapitel 4 4 , 2 4 - 4 6 , 1 1 * erreicht die Grundschicht ihren brillanten Abschluß. Dabei dominieren Einheiten, in denen Jahwe, die bisherige Verkündigung zusammenfassend, als Schöpfer
3 9 2 4 1 , 2 1 - 2 9 kann schon deshalb nicht mit Melugin als Beginn eines neuen Teilabschnitts angesehen werden, weil 4 2 , l f f . ursprünglich nicht als eine 4 1 , 8 - 1 3 . 1 4 - 1 6 vergleichbare Fortsetzung der Gerichtsrede verstanden werden kann (a.a.O., S . 9 3 und 101f.).
96
Hauptteil
und Urheber der angesagten Geschichts- und Heilstaten vorgestellt wird. Sie bilden Anfang (44,24-28*), Mitte (45,11-13*) und Schluß dieses letzten Teils (46,9-11). Wie schon in den anderen Teilsammlungen wird dadurch erneut die Gottesfrage ins Zentrum gerückt. N u r eine Rück- und Neubesinnung auf Jahwe, den Gott Israels, der allein Gott ist, vermag die Krise der Exilszeit als „Früheres" zu überwinden und so dem „ N e u e n " Gehör zu verschaffen. Dazu soll die Verkündigung Dtjes' mit ihrer prophetischen Deutung der geschichtlichen Ereignisse und der Zusage neuen Heils verhelfen. Eingefügt in diese Linie unterstreicht das Königsorakel in 45,1-5* noch einmal die herausgehobene Bedeutung des Persers Kyros als Heilsinstrument Jahwes. Ihm folgt mit 45,8 ein schöpferisches Befehlswort, das ebenfalls an der zusammenfassenden Art der vierten Sammlung Teil hat. A u f die knappste Weise redet er von Jahwes Schaffen. Sein Wort wird Rettung und Segen und damit eine neue Zeit für das Gottesvolk hervorbringen. Der dritte eingestreute Text, das Gerichtswort 4 5 , 2 0 - 2 3 * , zieht mit seiner abschließenden Mahnung die letzte Konsequenz aus der alleinigen Gottheit Jahwes. Auch die nach den Kriegen des Kyros verbleibenden Völker müssen Jahwe letztlich als einzigen Gott anerkennen. Daran schließt sich 46,1 f. an, der mit 46,3f. eine nachgeahmte Siegesbotschaft und eine Heils- und Beistandszusage folgt. Der letzte Text der Grundschicht in 46,9-11 ermahnt Israel das Exil und die heraufziehende Rettung auf dem Hintergrund der eigenen Geschichte zu bedenken (46,9). Auf diese Weise sollen die Exilierten aus ihren tiefen Zweifeln zu neuer Erkenntnis und einem darauf gründendem Vertrauen geführt werden. Jahwes begonnenes Heilswirken erkennend und die neue Heilszeit mit Heimführung und dem Wiederaufbau Jerusalems erwartend, können sie ihn als den einzigen Gott wissen und ihm vertrauen. Abschließend ist über eine schriftliche oder mündliche Entstehung der Texte nachzudenken, wobei die erste Möglichkeit den Vorzug verdient. Schon die Länge der Texte zusammen mit ihrer freien Kombination und Abwandlung der unterschiedlichsten Formelemente macht es unwahr-
Die deuterojesajanische Grundschicht
97
scheinlich mündliche Verkündigung eines Propheten vor sich zu haben. 393 D i e kunstvolle Unterscheidung zwischen einer literarisch-szenischen Ebene und der kerygmatischen in den Gerichtsreden oder dem Königsorakel bestärken weiter in dieser Annnahme. Dazu kommt der einleitende bzw. zusammenfassende Charakter der Teilsammlung I bzw. IV, der zumindest für diesen Textbereich und auf dieser Überlieferungsstufe die Gesamtkomposition der Grundschicht bereits im Blick hat. O b man, wie Merendino u.a. es wollen, hier den Propheten selbst als Bearbeiter am Werk sehen soll 394 , bleibt für das Verständnis der Texte unerheblich. Eine gegenüber eventuellen Vorstufen eigene Handschrift des Redaktors läßt sich jedenfalls nicht erkennen, so daß man hier - wissend, was man tut auch von „Deuterojesaja" als Urheber sprechen kann.
b. Die Verkündigung der Grundschicht Die vorliegenden Prophetien in Jes 40-46* machen noch den heutigen Leser auf eindrucksvolle Weise zum Zeugen eines tiefgreifenden Neuanfangs in der Geschichte Israels. Angesichts des Exils und auf dem Hintergrund der siegreichen Feldzüge des Perserkönigs Kyros (559-530) 3 9 5 ergeht eine radikale Heilsbotschaft an die Exilierten des Südreichs, die Gola: Jahwe, der alleinige Schöpfer und Herr der Geschichte, rettet sein Volk durch Kyros. Mit seiner Hilfe wird der Gott Israels die bisherige Hegemonialmacht Babylon besiegen, die Gefangenen befreien und Jerusalem wiederaufbauen(45,13). Die nach Babylon verschleppten Israeliten werden durch dieses Eingreifen Jahwes nach Palästina zurückkehren (41,17-20; 43,16-21). Dort steht eine Zeit neuen Segens bevor (44,2-4). Die Grundschicht zielt mit ihrer Verkündigung darauf, diesem Heilswort bei den Exilierten in Babylon Gehör zu verschaffen. 396 D e m dient 393 So auch Merendino, a.a.O., S.420. 394 Vgl.a.a.O., S.543. Dazu Kaiser, Einleitung, 1984 5 , S.276f.: „denn auch das hohe Wort dünkt uns verständlicher, wenn wir es mit einem konkreten Menschen verbinden können." 395 Vgl. zur geschichtlichen Situation R.N.Frye, The History ofAncient Iran, Handbuch der Altertumswissenschaft, Abt.3, Teil 7, München 1984, S.87-96. 396 Zur langanhaltenden Diskussion über den Ort der Wirksamkeit des oder der Propheten, bei der einmal der Libanon (Duhm), mal Ägypten (Hölscher), aber sonst mit gutem Grund meist die babylonische Gola genannt wird, kann zu teilweise an-
98
Hauptteil
die vielgestaltige sprachliche und theologische Bemühung. Dabei darf die Gola als Adressat weder bei der formalen Analyse, etwa der Gerichtsreden, noch bei der inhaltlichen aus dem Auge verloren werden. Auch die W o r t e , die die Völker oder Kyros anreden, zielen auf eine israelitische Hörerschaft. Die Heilserwartung der Grundschicht wurde damit bereits knapp umrissen. Zu ihren besonderen Kennzeichen gehören die Rolle des Kyros und die enge Verzahnung mit den geschichtlichen Ereignissen seines Aufstiegs zum Herrscher über diesen Weltteil. Der Prophet 397 präsentiert ihn als den Gesalbten (45,1*) und damit als den Beauftragtem Gottes. 398 Die Gewißheit
über
seine
besondere
Bedeutung
im
gegenwärtigen
Heilshandeln erlaubt es dem Propheten auch seinen Siegeslauf seit 550/549 v.Chr. 399 auf Jahwe zurückzuführen. ER erwählte den Perser als sein Werkzeug: ' i n D-D1? iDKn D^tö' ' j s a r r t D i
(44,28a). In diesem W o r t geht der Prophet sogar so weit, sämtliche Vorhaben Jahwes an Kyros zu binden. Sieht man von den Beistands- und Hilfszusagen400 für den Heimweg und der Ankündigung des Segens einmal ab401, so deckt sich dies mit den weiteren Heilszusagen.
397
398 399 400 401
geführten Zweifeln an einer babylonischen Abfassung (vgl. etwa A.S.Kapelrud, Levde Deuterojesaja i Judea?, N T T 61, 1960, S.23ff.) auf die Darstellung von Dtjes Z verwiesen werden. Die Existenz dieser zionstheologischen Texte und deren Entstehen in Jerusalem erklärt hinlänglich den teilweise erkennbaren palästinischen Blickwinkel in Jes 40-52 (-55). Für die Grundschicht ist dagegen deutlich das Exil und das Aufkommen des Kyros vorausgesetzt. Zudem liegt vor den Befreiten in der Grundschicht der Zug durch die Wüste, womit selbst bei z.T. metaphorischer Redeweise an babylonische Zuhörer zu denken ist. Verkürzt soll hier so geredet werden, wobei die Texte kaum Anhaltspunkte gebe, um über eine prophetische Gestalt oder eine prophetische Gemeinschaft Angaben zu machen. Zur Diskussion vgl. etwa die profilierte Stellungnahme von Michel zum „Rastel Deuterojesaja", zuletzt in TRE VIII, S.519-521. Vgl. oben zu 45,1-7* S.87ff. Vgl. Frye, a.a.O., S.91f. Vgl. 41,17-20; 42,14-16*; 43,1-3a* und 43,16-21. Vgl. 44,2-4. Einzig diese allgemeine Segensankündigung spricht nicht von Kyros, während selbst der Wiederaufbau Jerusalems wiederum mit ihm in Verbindung gebracht wird.
Die deuterojesajanische Grundschicht
99
Die Prophetien zeigen somit ein starkes Interesse daran, die geschichtliche Vermittlung des Handelns Jahwes aufzuweisen. Die Rede von Jahwe als dem Herrn der Geschichte, wie sie etwa in grundsätzlicher Form die Disputationsworte 4 0 , 1 2 - 3 1 * anführen, soll kein allgemeines Postulat bleiben. Vielmehr binden die T e x t e Jahwes T u n in atemberaubender Kühnheit an die damaligen Ereignisse. 402 W e r sich in die Situation hineinversetzt, mag die Z u m u t u n g empfinden, einen Perserkönig als „Hirten" Jahwes vorzustellen (44,28a). Die Geschichte ist nach der Grundschicht das Handlungsfeld Jahwes, so daß sowohl die Gestalt des neuen Heils als auch dessen Realisierung geschichtlich konkret gedacht wird. 403 Zur Herausbildung des dann von den Exegeten sogenannten „Geschichtsverständnisses" Dtjes' vermerkt S.Herrmann mit Recht: „Dabei sollte man freilich das Erfassen dieser geistigen Strukturen sich allmählich vollziehend, oft zögernd und vielfach unbewußt geschehen denken. Denn die Schärfe der eigenen Begriffe steht immer in der Gefahr, keimhaft Werdendes und allmählich Gewordenes zu schnell zur vollendeten Tatsache zu erheben." 4 0 4 Unsere Analyse bestätigt diese Ausführungen in besonderem Maße. Gerade die redaktionsgeschichtlich notwendige Unterscheidung zwischen Dtjes G und Dtjes Z belegt, daß die grundlegende Rück- und Neubesinnung auf den Gott Israels, die ihn als universalen Schöpfer und Herrn der Geschichte sehen lehrte, zuerst ausschließlich in ihrer Heilsbedeutung für die Gola zur Sprache gebracht wird. Aber schon damit geschieht Erstaunliches, wie am Beispiel von Kyros als dem Beauftragtem Jahwes deutlich wurde. D i e Grundschicht zieht noch nicht die weiteren Konsequenzen aus der Universalität des Gottes Israels, indem sie etwa eine „neue Weltordnung" oder eine „neue Völkerordnung" verheißt. 405 Erst der Jerusalemer Ausgabe bleibt es in der dtjes Sammlung vorbehalten das verborgene, sich einzig
4 0 2 Vgl. etwa die bewußte Koppelung von 4 0 , l 4 f . an 4 1 , 1 - 4 * und die Abfolge der Teilsamlungen. 4 0 3 Vgl. etwa die Erwähnung von Jerusalems Wiederaufbau in 4 4 , 2 6 * und 4 5 , 1 3 . G e rade dieser Gesichtspunkt spricht gegen eine Eliminierung der Erwähnung Jerusalems, wie Kiesow sie vornimmt, vgl. oben S.78ff. 4 0 4 Vgl. Herrmann, Die prophetischen Heilserwartungen, B W A N T 5, Stuttgart 1 9 6 5 , S.303. 4 0 5 Ebd.
100
durch
Hauptteil
das prophetische W o r t erschließende Regiment Jahwes als
offenbare Gottesherrschaft vom Zion her anzukündigen. 406 Dtjes G wirbt dementsprechend mit großem rhetorischem und argumentativen Aufwand um das Vertrauen der Gola. Dabei dient ihm der Exodus aus Ägypten als analogiefähiges Geschehen (43.16-21). 4 0 7 In der Diskontinuität einer veränderten geschichtlichen Situation bleibt es derselbe Gott, der sich seinem Volk rettend zuwendet. Ist deshalb der „neue Exodus" nicht einfach die Wiederholung des alten, so besteht für die Grundschicht das „Neue" jedoch nicht in einer grundsätzlich veränderten Qualität des Heilshandelns. 408 Vielmehr ergibt sich das Neuartige als Folge der gewandelten geschichtlichen Lage: Israel verlor seinen Staat und somit einen König als Herrscher, so daß sich Jahwe einen „Heiden" als „Hirten" beruft. 409 Dieses Element der Diskontinuität wird allerdings umgriffen vom Rückverweis auf denselben Jahwe, der gerade in der Situation des Exils für Dtjes G eine unverzichtbare Rolle spielt. Jahwe bleibt trotz des gerade erlebten Gerichts seinem Volk verbunden und wird es retten, wie er die Väter aus Ägypten rettete. 410 Auch der sogenannte Weissagungsbeweis basiert auf
4 0 6 Wenn man will, kann man hier von eschatologischen Vorstellungen reden, obwohl die definitorische Vielfalt und Unscharfe eher Zurückhaltung im Gebrauch des Begriffs „eschatologisch" auferlegt. Vgl. als Übersicht dazu R.Smend, Artikel Eschatologie II, T R E X , S.256-264. Dort finden sich auch weitere Literaturangaben. 407 Vgl. dazu die Auslegung auf S.69ff. 408 Vgl. S.86f. Nach unserer Analyse zur dtjes Grundschicht kann hier nicht davon gesprochen werden, „daß dieser neue Exodus angesichts einer verwandelten Schöpfung stattfinden wird." - so H.D.Preuß, Deuterojesaja, Neukirchen-Vluyn 1976, S.28. Die klare Tendenz zur geschichtlichen Vermittlung des Handelns Jahwes verwehrt gerade die „Überhöhung"(ebd.) der Heilserwartung, als einer in der „Endheil sich realisiert".(ebd.) 4 0 9 In diesem Sinne kann man beim Geschichtsverständnis der Grundschicht zurecht von der „Überwindung des Zyklisch-Naturhaften zum Linear-Einmaligen" (Herrmann, a.a.O., S.303) sprechen. Das Exil und die darauf bezogene Heilsprophetie beenden diese Phase israelitischer Geschichte. Derart abgewandelt kann Herrmanns Aussage aufgenommen werden. 410 Vgl. 43,16f. mit dieser Prädikation Jahwes. In diesem Text markiert die Gegenüberstellung von rTUffltn und n e i n das vergangene Gerichtshandeln und das angesagte Heil. Vgl. auch Merendino zur theologischen Eigenart Dtjes', a.a.O., S.572: „Er versteht die Geschichte seiner Zeit als Fortsetzung und Weiterfuhrung der Heilsgeschichte,
Die deuterojesajanische Grundschicht
101
der V o r a u s s e t z u n g , d a ß J a h w e k o n t i n u i e r l i c h in der G e s c h i c h t e a n k ü n d i g e n d u n d erfüllend handelte u n d handelt. 4 " B i s h e r h a b e n w i r e i n e zentrale A u s r i c h t u n g der dtjes H e i l s b o t s c h a f t s t i l l s c h w e i g e n d vorausgesetzt. O f f e n o d e r verdeckt steht die G o t t e s f r a g e bei all diesen P r o p h e t i e n i m M i t t e l p u n k t . D i e G o l a zweifelt n a c h D t j e s G g r u n d l e g e n d an der M a c h t u n d d e m H e i l s w i l l e n Jahwes (u.a. 4 0 , 1 2 - 3 1 * ) . E n t s p r e c h e n d sieht sich Israel der Ü b e r m a c h t f r e m d e r V ö l k e r u n d d e r e n G ö t t e r n h i l f l o s ausgeliefert. D i e bisherigen H e i l s g ü t e r w i e das L a n d u n d das d a v i d i s c h e K ö n i g s h a u s s c h e i n e n u n w i d e r b r i n g l i c h verloren u n d s e i n e E r w ä h l u n g a m Sinai b e d e u t u n g s l o s 4 1 2 , s o d a ß D t j e s G d a r a u f n i c h t z u rückgreift. 4 1 3 A u f d e m B o d e n fremder V ö l k e r u n d i m M a c h t b e r e i c h ihrer G ö t t e r e r w ä c h s t aus d e m alten G l a u b e n an d e n G o t t Israels s c h e i n b a r keine neue Hoffnung. H i e r setzt d i e G r u n d s c h i c h t an u n d k o n f r o n t i e r t d i e G o l a m i t i h r e m G o t t . K ä m p f e r i s c h in d e n D i s p u t a t i o n s w o r t e n , zur S t e l l u n g n a h m e h e r a u s f o r d e r n d in d e n Gerichtsreden, tröstend in d e n H e i l s w o r t e n u n d d a z u w i e d e r h o l t u n d w o r t r e i c h in h y m n i s c h e n P r ä d i k a t i o n e n u n d i n d e r
als Zeichen der über die Bestrafung hinaus ununcerbrochene(n) Zuwendung Jahwes zu Israel." 411 Vgl. auch Elliger, S.53-55, zu 40,14 und den dortigen Versuch einer begrifflichen Erfassung von Geschichte als QBtÖD m « bzw. nuian "|TI. Dazu ders., Der Begriff „Geschichte" bei Deuterojesaja, ThBü 32, München 1966, S.199-210. 412 Zur Diskussion über das Alter der Traditionen vgl. zur Landverheißung H.H.Schmid, T H A T I, Sp.234-236, Kaiser, Traditionsgeschichtliche Untersuchung von Genesis 15, jetzt in: Ders., Die Gegenwartsbedeutung des Alten Testaments, Göttingen 1984, S. 107-126, P.Weimar, Untersuchungen zur Redaktionsgeschichte des Pentateuch BZAW 146, Berlin und New York 1977, besonders S.52 Anm.153, zu Genesis 15, und neuerdings J.Ha, Genesis 15. A Theological Compendium of Pentateuchal History, BZAW 181, Berlin und New York 1989. Zur Davidsverheißung vgl. T.Veijola, Die ewige Dynastie, AASF.B 193, Helsinki 1975, und L.Perlitt, Bundestheologie im Alten Testament, W M A N T 36, Neukirchen-Vluyn 1969, besonders S.47ff. Zur Erwählung Israels vgl. H.Wildberger, T H A T I, Sp.275-300, K.Koch, Zur Geschichte der Erwählungsvorstellung im Alten Testament, Z A W 67, 1955, S.205-226, und J.Zobel, Ursprung und Verwurzelung des Erwählungsglaubens Israels, ThLZ 99, 1968, S.l-12. 413 Vgl. zur Davidsverheißung 55,1-5 und dazu unten S.271ff. Die Erwählung Israels wird in der wohl sekundären Anmerkung 4l,8b jenseits der Volksgeschichte bis auf Abraham zurückverlegt. Vgl. dazu auch B.J.van der Merwe, Pentateuchtradises in die Prediking van Deuterojesja, Groningen 1955, besonders S.90ff. Einzig die Exodustradition dient als Analogie.
102
Hauptteil
Selbstvorstellung Jahwes präsentieren die Texte den Gott Israels als einzigen und universalen Schöpfer und Herrn der Geschichte. Neben ihm gibt es keinen Gott. Er allein handelt souverän in der nichtmenschlichen Schöpfung und in der Weltgeschichte. Dabei trennt die Grundschicht nicht zwischen Jahwes Wirksamkeit in diesen beiden Bereichen. Schon Rendtorff und nach ihm Stuhlmueller haben gezeigt, daß für Dtjes Schöpfung nicht primär ein Ereignis der Vergangenheit, sondern als gegenwärtiges Schaffen Jahwes untrennbar mit seinem Heilshandeln verbunden ist.414 Dieser Jahwe, der D^lü ' i f w (40,28), ist der Gott Israels. Ihn soll die Gola als seinen Gott anerkennen und aus dem Vertrauen zu ihm wird ihr neue Kraft und eine begründete Hoffnung erwachsen (40,29-31). So bewirkt gerade die Verbindung der Vorstellung von Jahwe als universalem Herrn und Schöpfer und als Schöpfer und Gott Israels, dessen vorgängiges Verhältnis zu Israel trotz des Exils fortbesteht, eine Grundlegung für die dtjes Heilsbotschaft. Erst die Rück- und Neubesinnung auf den Gott Israels, der zugleich der Herr des Universums ist, ermöglicht die Aufnahme des dtjes Heilswortes bei den Exilierten. Mithin verfehlt die Trennung der Motive „Jahwe als Schöpfer des Kosmos" und „Jahwe als Schöpfer Israels", wie sie Vermeylen vornimmt, die theologische Konzeption des Propheten. Zudem setzt sie z.T. fragwürdige literarkritische Operationen voraus und muß schon von daher zurückgewiesen werden. 415 Wenn die Grundschicht Jahwe als universalen Schöpfer und Herrn der Geschichte und als Gott Israels verkündet, so zeigt sich dies auch in seiner Völkertheologie. 416 Die Universalität des Gottesgedankens führt konsequenterweise nicht allein dazu, Jahwes Machtbereich auf alle Länder und somit auch auf Babylon auszudehnen, sondern drängt letztlich auch zu einem Heilsuniversalismus. Gibt es nur einen Gott, so können auch die Fremdvölker nur bei ihm Heil finden. Daß diese Folgerung und damit eine erste, vorsichtige Aufsprengung des üblichen Heilspartikularismus in 414 Vgl. besonders 4 5 , 8 und dazu R.Rendtorff, ZThK 51, 1954, S.3-13, und C.Stuhlmueller, Creative Redemption, 1970: „Dt-Is introduces création as an aspect of redemption." (a.a.O., S. 193). 415 Vgl. besonders zu 40,12-41,5, Vermeylen, Le motif de la création, 1987, S.190197 und dazu oben z.St. 4 1 6 Vgl. bereits oben S.48ff. und 102f.
Die deuterojesajanische Grundschicht
103
45)20-23* begegnet, wurde bereits dargestellt. 417 Zugleich bleibt die Grundschicht ihrer Gesamtanlage als Heilsverkündigung an die Gola verpflichtet. In der jetzigen Lage, in der sich die Exilierten in der Hand ihrer babylonischen Feinde befinden, bedeutet Heil für Israel die Vernichtung dieser Gegner (vgl. etwa 41,1-4 oder 4l,8*-13). Demgemäß verbindet die Grundschicht einen Heilspartikularismus mit der grundsätzlichen Öffnung zum Universalismus. Die Überwindung dieser Spannung kann erst jenseits der gegenwärtigen weltpolitischen Lage erfolgen. Die Exilierten werden in den Prophetien sowohl singularisch als Jakob/Israel418 als auch pluralisch angesprochen. 419 Sie erscheinen in der Regel als passive Objekte des Heilshandelns Jahwes. Dabei werden sie auf Jahwes vorgängiges Verhältnis zu ihnen hingewiesen: Der erwählte und nicht verworfene Knecht 420 (4l,8*f.) ist Geschöpf Jahwes (43,1.15; 44,2; 45,11a). Jahwe wird ihn retten und durch die Wüste führen (41,17-20; 42,14-16*). Einzig in dem schwer deutbaren Abschnitt 41,14-16 kommt Israel eine aktive Rolle zu. Besonderes Gewicht legen die Texte darauf, daß Israel zur Erkenntnis Jahwes und damit zur Anerkennung seiner Macht und Einzigkeit als Gott gelangt. Das prophetische Reden, das Jahwes verborgene Lenkung der Geschehnisse offenlegt (46,9-11), zielt auf diese Einsicht. Dem dient die Berufung Israels zum Zeugen im fiktiven Feststellungsverfahren (43,813). Der blinde Zeuge selbst soll sehend werden und so erkennen, wer an ihm handelt. Der Gesamtanlage der Grundschicht entsprechend und entgegen der szenischen Einkleidung des prophetischen Wortes geht es auch hier nicht um eine Anrede der Fremdvölker. Thema ist nicht deren Jahweerkenntnis sondern diejenige der Gola.421 Insgesamt läßt sich die Fülle der prophetischen Worte in der Grundschicht sämtlich von ihren Grundanliegen her verstehen, das neue Heil für Israel zu verkünden und zwar auf der Grundlage der Einzigkeit Jahwes als Gott und der bleibenden Beziehung zu seinem Volk. Diese 417 418 419 420
Vgl. S.20ff. Vgl. etwa 40,27; 43,1; 43,15; 44,2 und 45,1 la. Vgl. etwa 40,31; 41,17-20; 42,14-16*; 41,20 und 46,9. Vgl. Israel als Ebed in Dtjes G immer mit "ins , vgl. 41,8.9b; 43,10; 4 4 , 2 und 45,4a. 421 Vgl. ausfuhrlich die Analyse der letztgenannten Gerichtsrede.
104
Hauptteil
Mitte hält die verschiedenen Texte zusammen und verleiht ihnen die konzeptionelle Einheitlichkeit. Gestützt wird die Abgrenzung der Kap.40-46* als dtjes Grundschicht weiter durch ihre kompositorische Geschlossenheit, wie sie die Anordnung der Teilsammlungen I als Einleitung, II und III als Mitte und IV als Abschluß deutlich werden läßt. Ihre formalen und inhaltlichen Schwerpunkte weisen auf eine bewußte Anordnung schriftlicher Prophetien, die erst später durch Dtjes Z in eine neue Komposition und inhaltliche Gesamtanlage eingefugt wurden. 422 Bei dieser Bearbeitung verschiebt sich nicht nur, wie unten zu zeigen sein wird, die Gesamtperspektive, sondern zugleich zeigen sich auch formgeschichtliche Veränderungen. Von den Gattungen der Grundschicht begegnen einzig Elemente der Heilsworte und das in erkennbar nachgeahmter und abgewandelter Form.423 Disputationsworte und Gerichtsreden fehlen ganz, während Heroldsinstruktionen ( 4 0 , l f . 9 - l l ; vgl. 52,7-10) und Weckrufe (51,9f. 17.19; 52,1 f.) in den Vordergrund treten. Für die beobachtbaren Motivverschiebungen, die im Zusammenhang mit den inhaltichen Veränderungen stehen, und für teilweise erkennbare stilistische Eigenheiten muß auf die Einzelanalysen verwiesen werden. Letzteren kommt in der Argumentation auf Grund der schon erwähnten Aufnahme traditioneller Sprachelemente durch Dtjes G und der prägenden Wirkung der Grundschicht auf die nachfolgenden Bearbeiter nur unterstützende Bedeutung zu.
422 Vgl. dazu unten Teil 2.2.5, S.159ff. 423 Vgl. unten zu 49,14-21* und 49,22f., S . l 4 l f f .
2.2 Die erste Jerusalemer Redaktion (Dtjes Z)
Die bisher vorgestellten Prophetien in Jes 40-46* erfuhren als in sich geschlossene Grundsammlung eine zionstheologisch orientierte Bearbeitung. Sie lassen sich damit entgegen der opinio communis der gegenwärtigen Ausleger nicht als ursprünglicher Teilabschnitt einer größeren dtjes Sammlung verstehen.' Die folgende Darstellung kombiniert Einzelanalyse und Überblicke um dem Leser die redaktionelle Aufnahme und Eingliederung der vier dtjes Teilsammlungen in ein neues, zionstheologisch geprägtes Gesamtkonzept vorzuführen. In 40,1-11* schafft der Redaktor einen Prolog und gliedert seinen ersten Abschnitt in den Kap.40-48* durch die Hymnen 4 4 , 2 3 und 48,20f. Mit 41,27 findet sich ein kleiner Zusatz. Dieser erste Teil umfasst die Teilsammlungen I-IV der Grundschicht. Kap.47* kommt als eigenständige Erweiterung hinzu. Der zweite Abschnitt führt von den Heilsworten in 49,14-21* und 49,22f. über die Komposition in 51,9-52,1 f.* zum abschließenden Epilog in 52,7-10. Mit ihm ist zugleich der inhaltliche Zielpunkt der Komposition erreicht. Prolog
40,1-5*.9-11
Teilsammlung I Teilsammlung II Teilsammlung III 44,23 Teilsammlung IV 47* 48,20f. 49,14-21* 49,22f. 1 Vgl. oben zur Forschungsgeschichte S. 1 ff. Einzig K.Kiesow legte bisher eine vergleichbare Grundidee zur Redaktionsgeschichte vor. Ihr verdankt der Verfasser einige heuristische Anstösse, wenn er sich auch im Detail zu Abänderungen gegenüber Kiesow gezwungen sah. Vgl. die kritischen Bezugnahmen besonders a u f S . 7 5 f f . und 118ff.
106
Hauptteil
51,9f. 51,17.19 52,1 f. Epilog
52,7-10 2.2.1 Prolog und Epilog
Zu Beginn der ersten Jerusalemer Redaktion stößt der Leser mit 40,1 f.3-5.6-8 und 40,9-11 auf vier Textabschnitte, denen immer wieder entscheidende Bedeutung für das Gesamtverständnis der Kap.40-55 zugesprochen wird.2 So erkennen die einen in 40,1-8 den Niederschlag des Berufungserlebnisses eines Propheten Dtjes 3 , während andere gerade in diesen Abschnitten verschiedene Hände am Werk sehen, die ihre redaktionelle Arbeit auch im Prolog verankern wollten.4 Zu den vielfältigen Fragen, die diese Verse aufwerfen, gehört schon ihre sichere Abgrenzung. Die Vorschläge reichen hier von Extremlösungen wie einer Einheit 40,131 5 bis zu jeweils selbständigen Kleinsttexten.6 Dazwischen liegen die gängigeren Annahmen, nach denen 40,1-8 und 9-11 oder 40,1-11 zusammengehören. Im folgenden werden wir die vier syntaktisch7 und inhaltlich selbständigen Abschnitte in 40,1-11 gemeinsam untersuchen, da mit den Bestreitungen in 40,12ff. nicht nur redaktionsgeschichtlich ein neuer Teil beginnt. Zur Frage des Zusammenhangs der Einzelabschnitte in 40,1-11 soll dann abschließend Stellung genommen werden.
2 So schreibt etwa Melugin, Formation, 1976, S.85: „40,1-8 is a microcosm o f chapters 41-48." , und: „The juxtaposition of v. 1-8 and v.9-11 . . . reflects the structure of chapters 40-55 in miniature." 3 Dabei handelt es sich bis heute um die opinio communis, vgl. etwa Elliger, S.1012. 4 Vgl. Kiesow, Exodustexte, 1979, S.159-165, und Vermeylen, L'unité du livre d'Isaïe, in: Ders.(ed.), Le livre d'Isaïe, 1989, S.26-30. 5 So M.Haran, The Literary Structure and Chronological Framework of the Prophecies in Is.XL-XLVIII, S V T 9 , 1 9 6 3 , S.128. 6 Vgl. H.Gressmann, Die literarische Analyse Deuterojesajas, Z A W 34, 1914, S.264, L.Köhler, Deuterojesaja (Jes 40-55) stilkritisch untersucht, B Z A W 37, Berlin 1923, S.4ff., und Elliger, Verhältnis, 1933, S.225. 7 Zur syntaktischen Analyse sei hier auf die ausfuhrliche Darstellung bei Kiesow verwiesen, a.a.O., S.25ff.
Die erste Jerusalemer Redaktion
107
Schon die formkritische Analyse der Texte bereitet große Schwierigkeiten. S o beginnt 4 0 , l f . mit einem Jahwewort ( V . l a ) , das sich in einem doppelten Imperativ an eine ungenannte Mehrzahl wendet. Ihm folgt eine eingeschobene Redeeinleitung ( V . l b ) , der sich zwei weitere Imperativsätze im Parallelismus membrorum anschließen (V.2aa). Die in ihnen enthaltene A u f f o r d e r u n g zur Rede setzt sich in der durch ein 'D-recitativum eingeleiteten, indirekten Wiedergabe des Inhalts ( V . 2 a ß y ) fort. 8 Abgeschlossen wird der Teilabschnitt durch einen kausalen Nebensatz (V.2b). Deutlich ist dabei, daß „mein Volk" und „Jerusalem" die Empfänger des Trostworts sein sollen. 9 Es ergeht also sowohl im zitierten Jahwewort ( V . l a ) als auch in seiner Erläuterung eine Beauftragung zu einem derartigen Reden, das sich an eine ungenannte G r u p p e wendet. 1 0 Besieht man sich die bisher eindeutigen Elemente des Textes - Beauftragung zur Rede unter Angabe von Art ( V . l a ; 2aa), Inhalt (V.2aßy) und Begründung (V.2b)
so legt sich als Gattungsbestimmung eine kerygma-
8 Anders K.Budde, Das Buch Jesaja (Kap.40-66), HSAT, 19224, S.657, und Merendino, Der Erste und der Letzte, 1981, S.14, nach denen schon V.2aßy den Grund der Rede angibt. Gegen ein kausales Verständnis des '3 in V.2aßy sprechen allerdings die vorangehenden verba dicendi und das begründende Verhältnis, indem V.2b zu diesen Aussagen steht (so auch Merendino, a.a.O., S.15, der allerdings eine dreigliedrige Begründungskette behauptet). Die meisten anderen Ausleger verstehen V.2aß"y.b insgesamt als Inhalt der Rede (so Bonnard, Fohrer, Fischer). 9 Vgl. die Parallelität von V.la und V.2aa. Offensichtlich legt V.2a das Jahwewort in V . l a aus. Gegen die Annahme einer Fortsetzung des Jahwewortes in V.2 spricht das Fehlen einer eindeutigen Kennzeichnung als Jahwerede, das Ausbleiben jedes syntaktischen Rückbezugs auf V.l (vgl. die Suffixe l.Sing. in V.la) und die Rede von Jahwe in der 3.Person Sing. (V.2b). Dabei soll V.2 eindeutig als syntaktische Einheit verstanden werden. Darauf weist die Neueinfiihrung des Adressaten Jerusalem" und der durchgängige syntaktische Rückbezug auf ihn. Anders urteilt Kiesow, a.a.O., S.27f.(These: Fortsetzung der Jahwerede in V.2a), wobei gerade die von ihm angeführte Parallelität zwischen V . l a und V.2aa bei gleichzeitiger Differenz als Hinweis auf eine Auslegung des Jahweworts in V.2 verstanden werden kann. Kiesows Verweis auf weitere verdoppelte Imperative in 51,9.17; 52,1; 52,11 und 62,10 (anders 57,14) kann hier nicht als Argument angeführt, da an den angeführten Stellen keine Jahwerede begegnet. 10 Sie wird in den Imperativen (2.Plural) angesprochen. Zugleich ist zu fragen, auf wen sich das Suffix der 2.Person Plural in V . l b ("euer Gott") bezieht - vgl. die aufgelisteten Möglichkeiten bei Kiesow, a.a.O., S.28f. Gegen die Identifizierung dieser Gruppe mit den Lesern des Textes (so Fohrer, S.81, und Kiesow, a.a.O., S.28f.) spricht, daß sie als „Volk Gottes" und Jerusalem" angesprochen wird. Vgl. auch die Bezüge innerhalb des Textes ('OD; Jerusalem und D3). Mithin liegt es am nächsten das Suffix DD auf diejenigen zu beziehen, die in den Imperativen angesprochenen werden.
108
Hauptteil
tisch umgeformte Heroldsinstruktion mit Recht n a h e . " Dadurch läßt sich die Einheit formal bestimmen. Merendino 1 2 verweist zusätzlich auf Parallelen zu den sogenannten eschatologischen Lobliedern hin. 13 Sowohl der imperativische A u f r u f 4 als auch die mit 'D angeschlossene Beg r ü n d u n g findet sich dort wieder. 1 5 Wenn man auf G r u n d dieser Parallelen auch kaum soweit gehen kann, hier „letztlich im Ganzen doch ... ein eschatologisches Loblied" zu finden16, so verdient diese Beobachtung doch Aufmerksamkeit. Sie belegt eine beabsichtigte formale und inhaltliche 17 N ä h e der strukturierenden Texte 4 0 , l f . ( 3 - 5 . ) 9 - l 1; 4 4 , 2 3 ; 48,20f. und 52,7-10 zueinander. N u n läßt sich Präziseres zu dem hier Gemeinten anhand der beiden Verse in 4 0 , 1 f. kaum sagen. Deshalb versuchen die Ausleger weitere Klarheit im Verständnis durch Rückschlüsse aus den nachfolgenden Texten zu gewinnen. Dabei findet nicht erst seit dem Artikel von F.M.Cross, T h e Council of Yaweh in Second Isaiah 18 ' die These von der Wiedergabe des Berufungserlebnisses „Deuterojesajas" die meisten Befürworter. 1 9 Als „Erlebniseinheit" 20 sollen diese Szenen in 40,1-8 die Berufung des Propheten widerspiegeln, als „Dtjes im himmlischen Rate stand". 21 V o n dieser Situierung her findet man dann in 40,1 f. ebenso wie in den beiden folgenden Abschnitten ein himmlisches Wesen, das im Thronrat zu den dort Versammelten über die Berufung des Propheten
11 Vgl. u.a. Muilenburg, S.423. und Kiesow, a.a.O., S.61f., und weiter auch zu 40,911, S.139ff. Die Einordnung als Prophetenspruch wiesen schon Elliger, S.4ff., und Merendino, a.a.O., S.23, mit Recht zurück. 12 Vgl. a.a.O., S.24f. 13 Vgl. C.Westermann, Prophetische Heilsworte, 1987, S.41-45. 14 Vgl. auch die Aufforderung zum Reden in 48,20b. 15 Anders als Merendino rechnen wir nur V.2b dazu. 16 So Merendino, a.a.O., S.25. 17 Vgl. die perfektisch gefaßten Heilszusagen, die Inhalt und Begründung von Heroldsinstruktion und Lobaufruf bilden. 18 J N E S 12, 1953, S.274-277. 19 Vgl. u.a. schon Begrich, Studien, 1963, S.61 und 255, und auch Melugin, a.a.O., S.82ff. 20 So Elligpr, S . l l . 21 Vgl. Elliger, S.12
Die erste Jerusalemer Redaktion
109
spricht. 22 Ausgangspunkt dieser Hypothese ist das Verständnis von 40,3aa und 40,6-8, zu dem unten Stellung genommen werden soll. Ließ sich 40,1 f. formkritisch als Nachahmung einer Heroldsinstruktion verstehen, so gilt dies ebenfalls für 40,9-11. Wie zu erwarten, zeigt sich die Gemeinsamkeit der Gattung in weitreichenden Strukturparallelen. 23 Mittels dreier Imperative ergeht an die „Freundenbotin Zion/Jerusalem"24 eine Beauftragung (V.9a.baß). Dabei enthält dieser erste imperativische Teil neben dem Redebefehl (V.9bß) erneut Angaben zur Art des geforderten Auftretens (V.9a.ba). Der zweite Teil entfaltet den Inhalt der Verkündigung (V.9by; 10f.).25 Als Sprecher kann dabei kaum Jahwe angenommen werden 26 , da durchgehend von ihm in der 3.Person Sing, die Rede ist. W i e schon in 40,1 f. gibt der Text selbst seinen Sprecher nicht ausdrücklich zu erkennen. Auch in 40,3-5 wünscht der heutige Ausleger sich manches eindeutiger formuliert. Dazu gehört erneut die Angabe von Sprecher und Adressaten. Nach der isoliert stehenden Einleitung in V.3aa, die erst von 40,6-8 her verständlich wird 27 , ergeht eine imperativisch gefaßte Aufforderung zum Wegebau (V.3aß.b). Ihr folgt in einem Jussivsatz28 die Ansage der wunderbaren Beseitigung aller Hindernisse (V.4), die in eine Zielangabe mündet (V.5a.ba). Bekräftigend unterstreicht eine Schlußformel das Gesagte als Wort Jahwes (V.5bß). Sieht man von den rahmenden Stücken
22 So etwa Elliger, S.4-12. In leichter Abwandlung zuletzt W.A.M.Beuken, 1979, S.15-17. 23 Vgl. die detaillierte Aufstellung bei Kiesow, a.a.O., S.38-40, dessen Beobachtungen leicht modifiziert übernommen werden. 24 Kiesows Auslegung, a.a.O., S.58, die hier „Freudenbotin fiir Jerusalem" lesen will, glättet und ist schon auf Grund der Fortsetzung in V.9bß unwahrscheinlich. Bei einem Boten für Jerusalem wäre dessen Wort an diese Stadt und nicht an die Städte Judas zu erwarten. 25 Vgl. ergänzend dazu Begrich, a.a.O., S.58f.: „Instruktion eines Siegesboten". Bei Crüsemann, Studien zur Formgeschichte von Hymnus und Danklied, W M A N T 32, Neukirchen-Vluyn 1969, S.50-55, finden sich weitere Beispiele für diese Gattung wie etwa 58,1; 62,11; Am 3,9; Joel 4,9; Jer 4,5.16 u.a. Vgl. Kiesow, a.a.O., S.60-63, und Merendino, a.a.O., S.72. 26 Gegen Kiesow, a.a.O., S.62. 27 Vgl. unten S.l 11-116 und S.273ff. 28 Zur Diskussion, ob hier ein Jussiv oder ein Indikativ zu lesen ist, vgl. Merendino, a.a.O., S.31 Anm.54.
110
Hauptteil
e i n m a l ab 2 9 , so b e s t i m m e n drei E l e m e n t e diese E i n h e i t : A u f f o r d e r u n g , jussivische A u s s a g e u n d Z i e l b e s t i m m u n g . D i e b e i d e n ersten e r g ä n z e n e i n ander, w o b e i sich je nach ihrer G e w i c h t u n g daraus
unterschiedliche
G a t t u n g s b e s t i m m u n g e n ergeben. Elliger e t w a b e s t i m m t die g a n z e E i n h e i t als „Befehlsausgabe". 3 0 D a g e g e n sieht K i e s o w d i e B e t o n u n g e h e r a u f d e r A n k ü n d i g u n g des H a n d e l n s J a h w e s u n d s p r i c h t d a h e r „ v o n e i n e r i m p e r a t i v i s c h e i n g e l e i t e t e n V e r h e i ß u n g " . 3 1 S e i n e erste B e s t i m m u n g l ä ß t s i c h n o c h d a h i n g e g e h e n d präzisieren, d a ß es sich u m d e n k e r y g m a t i s c h u m g e f o r m t e n Befehl z u m Bau einer Straße handelt.32 D e r gegebene Befehl ( V . 3 ) ist g e n a u s o w i e d i e A n k ü n d i g u n g d e r W a n d l u n g e n in d e r N a t u r ( V . 4 ) T e i l d e r V e r h e i ß u n g , nach d e r J a h w e sich a l l e m Fleisch o f f e n b a r e n w i r d . A u f G r u n d dieser Z i e l a n g a b e ist i n h a l t l i c h d e r A k z e n t s e t z u n g K i e sows zuzustimmen.33 D e r v e r b l i e b e n e A b s c h n i t t 4 0 , 6 - 8 h e b t sich d u r c h s e i n e d i a l o g i s c h e S t r u k t u r d e u t l i c h v o n d e n bisherigen T e x t e n ab. E r n e u t w i r d e i n e u n b e n a n n t e S t i m m e e i n g e f ü h r t , die in e i n e m I m p e r a t i v n u n e i n e r E i n z e l p e r s o n e i n e n R e d e a u f t r a g erteilt. D e r A n g e s p r o c h e n e 3 4 r e a g i e r t m i t e i n e r 29 30 31 32 33
V . 3 a a und V.5bß werden unten als sekundäre Zusätze auszuscheiden sein. A.a.O, S.7f. Er findet dementsprechend auch in V.4 einen Indikativ. A.a.O., S.51. So auch Kaiser, in seiner Vorlesung zu Dtjes im Sommersemester 1985, Marburg. Daß es neben den hier genannten Versuchen einer Gattungsbestimmung weitere, z.T. direkt von einer Einheit 40,1-8 oder 40,1-11 her gedachte (Begrich, a.a.O., S.61: Berufungserlebnis; Westermann, S.30: eine Kette von Rufen u n d Ausfiihrungsbefehlen) oder von einer vermuteten Situierung her postulierte gibt (Vincent, Studien zur literarischen Eigenart und geistigen Heimat von Jesaja. Kap. 40-55, BET 5, Frankfurt 1977, S.237: „Fragment eines liturgischen Rituals"; Fohrer: Audition eines Gesprächs himmlische Wesen, vgl. H.-D.Preuß, Deuterojesaja, Neukirchen-Vluyn 1976, S.35), sei noch angemerkt. Dazu kommt mit Merendinos These ein weiteres Sondervotum. Er bestimmt 40,35 als „prophetisches Wort über Gottes Gericht aufgrund einer persönlichen Weisung Gottes an den Propheten" (a.a.O., S.44). Diese Meinung stützt sich im wesentlichen auf die Ausdeutung von V . 3 a a ("Tip), behaupteten Strukturparallele zu Jes 13,4-6; 66,6.10.15f. U.a. (a.a.O., S.42) und seine redaktionsgeschichtliche Einordnung des Textes (a.a.O., S.561). Inhaltlich überzeugt die These von einer Gerichtsbeschreibung in 40,3-5 jedoch nicht. So ist lOp "pip etwa keineswegs zwingend als Stimme eines Menschen zu verstehen, der zum Gericht ruft. Genauso ist die von Merendinos Strukturanalyse geforderte Bezeichnung von V.5 als „Kommen Jahwes zum Richten"(a.a.O., S.42) zu bewerten. 34 TDR1 ist mit Q", Syr, T, LXX und V als: „und ich sprach" zu übersetzen. Vgl. Eiligere Textkritik. Michel will M beibehalten und kollektiv als „man spricht" wieder-
Die erste Jerusalemer Redaktion
111
G e g e n f r a g e , die als Frage n a c h d e m I n h a l t d e r a u f g e t r a g e n e n B o t s c h a f t o d e r als E i n w a n d v e r s t a n d e n w i r d . 3 5 D e r f o l g e n d e A b s c h n i t t 4 0 , 6 b - 8 w i r d e n t w e d e r als z u s a m m e n h ä n g e n d e A u s k u n f t des ersten S p r e c h e r s o d e r als B e g r ü n d u n g des E i n w a n d s ( V . 6 b . 7 a ) u n d i h m f o l g e n d e A n t w o r t ( V . 8 ) gedeutet. 3 6 T r o t z derartiger U n t e r s c h i e d e i m D e t a i l f i n d e t d i e M e h r z a h l d e r A u s l e g e r in 4 0 , 6 - 8 ein Z w i e g e s p r ä c h z w i s c h e n e i n e m u n g e n a n n t e n Berufenden und dem berufenen Propheten.37 B e v o r die A u s l e g u n g zu g r ö ß e r e r K l a r h e i t i m Blick a u f d i e G r o ß e i n h e i t 4 0 , 1 - 1 1 k o m m e n k a n n , m u ß zuerst der literarische B e f u n d gesichtet w e r den. Abgesehen v o n vereinzelten V o t e n steht die Einheitlichkeit v o n 4 0 , l f . u n d 4 0 , 9 - 1 1 a u ß e r Z w e i f e l . 3 8 A n d e r s sieht die S i t u a t i o n bei 4 0 , 6 - 8 aus. Z u m e i n e n g i b t es a u f b r e i t e r F r o n t B e d e n k e n g e g e n d i e
35 36 37
38
Ur-
geben, vgl. ThViat 13, 1975/76, S.131. Im Hintergrund steht hier seine These von einer Prophetengruppe als Verfassern. Dazu vgl. unten Anm.37. Letzteres bei Westermann, S.36f. Westermann bestimmt dieses Wechselgespräch formal näher als Bestreitung mit Einwand und Entgegnung, vgl. Sprache und Struktur, 1981, S.83. Dabei versteht er den Einwand auf dem Hintergrund der Klage des Volkes (Vergänglichkeitsklage). Merendino sieht abweichend von der Mehrheitsmeinung hier die Fortsetzung der Gerichtsbeschreibung aus 40,3-5, deren Adressat die personifizierte Stadt Jerusalem sei, a.a.O., S.38f. In 4 0 , 1 f. möchte O.Loretz, UF 6, 1974, S.489-491, und ders., ZAW 96, 1984, S.210-220, V . l b und 2b metri causa bzw. auf Grund seiner kolometrischen Analyse als sekundäre Zusätze streichen. Trotz der scharf beobachteten Unebenheiten beim Parallelismus membrorum gelingt auch ihm eine literarkritische Heilung des Textes nicht (vgl. bei 40,2aa 2 = 40,2.2, dem ein paralleles Glied fehlt). Inhaltlich läßt sich 40,2b nicht einfach als Glosse ausscheiden. Fohrer eliminiert in 40,9-11 V.9ba und V.lOaß, womit er jedoch zwei Parallelismen zerstört (vgl. V.9bß und V.lOaa 2 , und dazu den stimmigen kolometrischen BefUnd: 21:23; 12:13; 8:11; 8:11; 10:11; 12:14; 9:8. Zur kolometrischen Analyse vgl. grundsätzlich Loretz und Kottsieper, Colometry in Ugaritic and Biblical Poetry, UBL 5, Altenberge 1987. Kiesow streicht in derselben Einheit V . l 1 auf Grund inhaltlicher Spannungen zu V.10 und eines über V . l Ob hinweggreifenden syntaktischen Anschlusses in V.lOaa (a.a.O., S.33f.). Das herrscherliche und machtvolle Kommen Jahwes in V.10 widerspreche seiner lyrischen Schilderung als „behutsamer, liebevoller Hirte" (a.a.O., S.34). Abgesehen von der Gefahr einer romantisierenden Hirtenvorstellung verlangt diese sogenannte Spannung wohl keine literarkritische Erklärung. Härte und Macht gegen die Feinde und sorgende Zuwendung zu seinem Volk vertragen sich ohne Schwierigkeiten. Die beobachteten syntaktischen Verhältnisse rechtfertigen daher für sich genommen keine Ausscheidung.
112
Hauptteil
sprünglichkeit von V.7b. 3 9 Metrisch isoliert, liefert der invertierte Nominalsatz mitten in der Durchführung des Bildes eine Identifikation des „Grases" mit „Israel"40 und steht dadurch zudem noch in Spannung zu V . 6 b a . Dort wird isnrr^D als „Gras" bezeichnet. Mithin ist der Halbvers als Zusatz41 zu streichen. 42 Zum anderen hat es schon früh Stimmen gegeben, die Spannungen zwischen 4 0 , 6 - 8 * und seinem jetzigen Kontext erkannten. 43 In neuerer Zeit präzisierte Kiesow diese Beobachtungen. 44 Mit ihm m u ß auf den dialogischen Charakter der Verse verwiesen werden, der sich sonst in 4 0 , 1 - 1 1 nicht findet. Zugleich ergeht, - sieht man einmal vom personifizierten Jerusalem in 4 0 , 9 ab -, einzig an dieser Stelle ein Befehl an eine Einzelperson (V.6aa). Ihre Rückfrage nach dem Inhalt der ihr aufgetragenen Rede verwundert besonders nachdem in 40,1 f. und 4 0 , 9 - 1 1 bereits Angaben dazu gemacht wurden. 45 Auch die Inhalte selbst unterscheiden sich. 40,2aß trägt der ungenannten Gruppe auf, Jerusalem die Tilgung aller Schuld anzusagen. Der Schlußstrich unter die Vergangenheit ist gezogen und
nun kehrt der siegreiche Jahwe mitsamt der Gola zurück
( 4 0 , 9 b . l 0 . 1 1 ) . Dagegen stellt 40,6b.7*.8 in allgemeiner Form der Ver-
39 Vgl. Elliger, Westermann und Kiesow, a.a.O., S.32. 40 DU steht hier wie fast überall in Jes 40-55 für das Volk Israel - vgl. die Aufstellung bei Elliger. Einzige Ausnahme ist 42,5. So gegen Fohrer, S.20, und Bonnard, S.90. 4 ] Loretz möchte noch m!ün in V.6b und nnn' in V.7aß streichen, wobei sich jedoch auch bei einer Beibehaltung der beiden Worte ein kolometrisch stimmiger Befund ergibt - 10:15; 13:15. Die Ausscheidung von V.8 insgesamt läßt dann allerdings nach dem Aussagegehalt des so verbliebenen „Berufungsberichts" und nach der Gesamthypothese von Loretz fragen, vgl. UF 6, 1974, S.491. 42 Vgl. den ebenfalls mit pt< eingeleiteten Zusatz in 45,15; weiter zu OJOT 62,10 und 65,3. W e n n Merendino hier eine ursprüngliche Präzisierung zu V . 6 b a findet, so kann dies nur auf dem Hintergrund seiner redaktionsgeschichtlichen These der Zuweisung des Textes in den Zusammenhang trtjes Abschnitte Sinn ergeben (a.a.O., S.52f.). Zu seinen Zweifeln an der Stimmigkeit der Aussagen ohne V.7b vgl. unten Anm.73. 4 3 Vgl. etwa T.K.Cheyne, Introduction to the Book of Isaiah, London 1895, S.298, und B.Duhm, S.291f., der 40,6-8* hinter 40,9-11 versetzte. Vgl. auch Marti, S.269 und 271. 44 Vgl. a.a.O., S.35-38. Seine Beobachtungen werden hier größtenteils positiv aufgenommen. 45 Vgl. das Modell Eiligere von den verschiedenen, einander folgenden Befehlsausgaben, S.8ff.
Die erste Jerusalemer Redaktion
113
gänglichkeit „allen Fleisches" die Beständigkeit des „Wortes unseres Gottes" entgegen. D a sich ein derartiger Verkündigungsinhalt nur schwer zu einem Propheten Dtjes und zu 4 0 , 1 - 1 1 * fügt, versuchten Westermann u.a. 46 die Frageais Einwand aufzufassen. Begründet durch den folgenden Verweis a u f die Vergänglichkeit ( V . 6 b . 7 a ) , bringe der Prophet die „Resignation" des Volkes zum Ausdruck: „das Auslöschen der Volksexistenz ist unaufhaltbar; wir sind ein vergehendes Volk". 4 7 Ihr antworte die himmlische Stimme in V . 8 . M i t dieser Auslegung wären scheinbar die oben genannten Spannungen beseitigt. D o c h weist Kiesow erneut auf deren Unhaltbarkeit hin 48 : 1. "IDR läßt
sich
sprachlich
nicht
in
dem
hier
notwendigen
Sinn
als
„verkündigen, predigen" verstehen, sondern bedeutet „in 4 0 - 5 5 überall einfach „rufen, die Stimme erheben". 4 9 2.
TO
fragt deutlich nach
dem Inhalt und kann nicht im Sinne eines „wozu" gedeutet werden. Dazu wäre - 3- - genauso wie einem Fortgang des prophetischen Einspruchs in V . 6 b . 7 a ein l oder 'D vor "liWir^D nötig. 5 0 4. Ein Sprecherwechsel beim Ubergang von V . 7 a zu V . 8 ist durch nichts kenntlich gemacht. 5. Die Vergänglichkeitsaussage in V . 6 b . 7 a läßt sich nicht auf Israel eingrenzen, sondern ist betont universal gehalten. 51 „Der Grundirrtum liegt offenbar in der Spezialisierung auf Israel und in der Auffassung des Ganzen als Klage." 52 Eiliger versucht die Brücke zwischen 4 0 , 1 f. und 4 0 , 6 - 8 dadurch zu schlagen, daß er im „Wort unseres Gottes"(V.8b) die zitierte Jahwerede aus V . l a erkennt. Inhalt der aufgetragenen Rede wäre dann ein W o r t , das ein bereits ergangenes Jahwewort bekräftigt. 53 Damit trifft er den Sinn der 46 47 48 49 50 51 52 53
Vgl. etwa J.Fischer, S . 3 1 . Westermann, S.37. Vgl. schon Dillmann, S . 3 6 1 , Elliger, S.21ff„ und nun Kiesow, a.a.O., S.36f. Vgl. die Belege bei Elliger, S.21. Vgl. zu Punkt 2 und 3 schon Dillmann, S . 3 6 1 . Vgl. vor einem Kollektivum. Elliger, S . 2 3 . Diese Konsequenz sieht Elliger so deutlich nicht, da er am Ende der Gegenfrage des Propheten nach dem Inhalt seiner Verkündigung (V.6aß) keine Antwort zukommen läßt: „In der dritten Szene erhält er (der Prophet-Verf.) abschließend den Auftrag, eben dieses W o r t zu verkündigen. ( . . . ) Der Engel hält daher eine direkte Antwort a u f die Frage nach dem Inhalt der Verkündigung gar nicht fiir nötig"( Elliger, S . 2 9 ) .
114
Hauptteil
jetzigen Anordnung. Jedoch erscheint dies als Aussage des einzigen und zentralen Textes der Berufung „Dtjes's" kaum wahrscheinlich.54 Neben den schon genannten Spannungen bleibt noch auf die sprachliche und inhaltliche Differenz zwischen IDD'^D in 40,5ba und "itmrr^D in 40,6b hinzuweisen.55 W i e hier exemplarisch deutlich wurde, lassen sich die damit anstehenden Probleme nicht innerhalb der gängigen Rahmenhypothesen lösen. Besonders die Unausgeglichenheit zwischen 40,1 f. und 40,6-8* verwehrt es, den zuletzt genannten Text als Abschluß der Berufung eines Propheten Dtjes zu verstehen. Demgegenüber legen der literarische Befund und der Inhalt von 4 0 , 6 - 8 * * eine literarkritische Lösung nahe. Die skizzierten Schwierigkeiten lösen sich auf, wenn man die Spannungen literarkritisch erklärt und 40,6-8* als sekundäre Erweiterung des Prologs anspricht, der den Gedanken einer Prophetenberufung in himmlischer Ratsveisammlung, vergleichbar mit Jes 6, hier einträgt.57 Mit anderen Texten seiner Schicht, wie 55,10f., wendet er sich gegen Zweifel an der Gültigkeit und Durchsetzbarkeit der prophetischen Botschaft. 58 Zugleich ist auch 40,3aa als eine sekundäre Ergänzung zu 40,3-5 anzusprechen, da sein enger konzeptioneller Bezug zu 40,6-8* es als Ergänzung desselben Redaktors erweist. Dieser sonst isolierte Halbvers läßt sich erst von dem Versuch her verstehen, die dialogische Struktur auch in
54 Vgl. Kiesow, a.a.O., S.36: „nicht dies eben ergangene Wort Jahwes selbst auszurufen würde das „Ich" beauftragt, sondern etwas »¿«-dieses Wort auszusagen." 55 Kiesow, a.a.O., S.37, betont zurecht gegen Elliger, daß zwischen indeterminiertem und dem Artikelgebrauch in V.6b kein Bedeutungsunterschied erkennbar ist (vgl. G K §127c). Inhaltlich trifft mit V.5b und V . 6 b die Ansage, daß „alles Fleisch" Jahwes Offenbarung wahrnehmen wird, auf ihre Bestimmung zum Untergang56 Vgl. dazu unten S.273ff. 57 Vgl. zum Motiv des himmlischen Thronrats H.Wildberger, Jesaja, BKAT X / l , Neukirchen-Vluyn 1972, S.237f., Zum Verhältnis von Jes 6 und Jes 4 0 vgl. neben Melugin, a.a.O., S.83f., und P.R-Ackroyd, Isaiah 36-39: Structure and Function, in: Von Kanaan bis Kerala. FS J.P.M.van der Ploeg, A O A T 2 1 1 , Neukirchen-Vluyn 1982, S.5f., auch R.Rendtorff, Jesaja 6 im Rahmen der Komposition des Jesajabuches, in: Le livre d'Isaie, Vermeylen (ed.), 1989, S.73-82. 58 Vgl. unten S.273ff.
Die erste Jerusalemer Redaktion
115
40,3-5 hineinzutragen. Weiter ist die Schlußformel in 40,5bß auszuscheiden.59 So verbleiben als ursprüngliche Texte 40, I f , 40,3aß-5bß und 40,9-11, nach deren Gehalt und Zusammenhang zu fragen bleibt. Dabei entfällt die gängige Möglichkeit, in 40,1-11* eine Prophetenberufung zu finden, da ihr durch die literarkritischen Ergebnisse textlich die Grundlage fehlt. Ursprünglich begegnet in diesem Abschnitt weder eine prophetische Einzelgestalt noch deren Berufung. Ebensowenig lassen sich die textlichen Unklarheiten bei der Bestimmung von Sprecher und Adressaten durch den Rückgriff auf eine himmlische Ratsversammlung beseitigen.60 Es verbleiben vielmehr drei syntaktisch und inhaltlich nur bedingt selbständige Texte, die nicht allein formgeschichtliche Gemeinsamkeiten verbinden. Dreimal hintereinander ergeht eine imperativische Aufforderung, die sich zweimal als Heroldsinstruktion (40,lf.9-ll) und einmal als Instruktion zum Wegebau (40,3-5'") erweist.61 Auch in 51,9f., 51,17.19 und 52,1 f. zeigt sich eine derartige, dreigliedrige Abfolge.62 Neben den formalen Parallelen gibt es auch klare inhaltliche Bezüge zwischen den Texten des Prologs und der Komposition in 51,9-52,2*; 52,7-10. Ganz wie 40,9-11 münden die Schlußabschnitte in die Ankündigung der Rückkehr Jahwes zum Zion.63 Abschließend ersteht vor den Augen der Hörer das Bild von Jahwes Heimkehr64: „Siehe da - euer Gott! Sieh' da - der Herr Jahwe!"(40,9f.) 59 Vgl. die ausfuhrliche Begründung bei Kiesow, a.a.O., S.30f. Mit Loretz ist dabei zusätzlich auf die kolometrische Analyse hinzuweisen (Ug 6, 1974, S.489-491), die die Ausscheidung bestätigt: V.5a.ba - 13:13. Die weitere Eliminierung von niDD durch Loretz in V.4 ist ausschließlich kolometrisch begründet und diejenige in V.3 (Jahwe; und: unser Gott) setzt fälschlicherweise folgende Auslegung als zwingend voraus: Der W e g - m u ß jedoch für das zurückkehrende Volk instandgesetzt werden" (a.a.O., S.490 - Unterstreichung vom Verf.) und nicht fiir Jahwe. Dies kann von 40,3* her allein nicht behauptet werden, vgl. unten S.l 18fF. 60 Unabhängig von der Prophetenberufung hat eine derartige Annahme keine Bedeutung für die Auslegung. 61 Vgl. auch die Anrede einer ungenannten Gruppe in 40,1 f. und 40,3-5* 62 Vgl. dazu unten S.128fF. 63 Dort liegt der Zielpunkt allerdings außerhalb der Reihe in 52,7-10. 64 Kiesow fuhrt diese Beobachtung ebenfalls an, vgl. a.a.O., S . l 6 2 .
116
Hauptteil
„Dein Gott ward König!"(52,7) Die imperativischen Aufrufe gehen dieser Zielbeschreibung jeweils voraus. Schlaglichtartig beleuchten die einzelnen Worte und Bilder die Bedeutung des Geschehens. Derart setzt die prophetische Schrift die Ankündigung der Rückkehr Jahwes in Szene. Man kann geradezu von einer szenisch umgesetzten Heilsankündigung und Theologie sprechen. Die Einzelworte lassen sich dabei nicht mehr als mündliche Anrede verstehen. Daher können die Texte in 40,1-11* auch ohne Schwierigkeiten Adressaten und Sprecher teilweise ungenannt lassen.65 Dem entsprechen die Anreden Zions (51,17 und 52,1), seiner Wächter (52,7f.) und der „Trümmer" (52,9) am Ende der Schrift, wobei hier der Geschehenszusammenhang deutlicher ist als im Prolog. So ist es letztlich zum Verständnis unerheblich, wer etwa in 40,3* den n w -|"H bereiten soll. Entscheidend ist die Funktion der Aufforderung im Ganzen der prophetischen Ankündigung: Jahwe soll wie einem König der Weg bereitet werden, weil er als Herrscher heimkehrt. Versteht man die Einzeltexte der Einheit 40,1-11* in diesem Kontext, so kommt ihnen als Teilen des Prologs zusammen mit den strukturierenden Elementen in 44,23 und 48,20f. und der abschließenden Textreihe 51,9f-17.19; 52,lf. mit dem Epilog in 52.7-10 66 eine entscheidende Bedeutung in der Konzeption dieser Schicht zu. 40, l a schlägt dabei, als Jahwewort einleitend besonders legitimiert, den Grundton der folgenden Botschaft an: Mit dieser Beauftragung wird dem bis jetzt ungetrösteten, weil noch unter den Folgen der Katastrophe von 587 v.Chr. leidenden Volk Gottes in Jerusalem 67 die Heilswende kundgetan. 08 Jahwe wendet
65 Melugin teilt diese Beobachtung, a.a.O., S.84: „For the moment we content ourself with the recognition that the poet uses the images of a prophetic commissioning but that the identity of the personae is ambiguous." Der Verfasser von 62,10-12 beseitigt später diese Offenheit, indem der Prophet bzw. der Schreibende selbst als Sprecher erscheint. 66 Vgl. die erwähnten, durchgehenden formalen Gemeinsamkeiten und dazu S.108fF. und 122ff. 67 Vgl. zu DTO auch 51,19 und 52,9b. Dort wird genau wie in 40,2 DB mit Jerusalem verbunden. Zusammen mit weiteren Überlegungen (vgl. S.164fF.) ergibt sich daraus folgerichtig die obige Bestimmung des Adressaten. Vgl. dagegen die oft gekünstelt klingenden Versuche, hier Israeliten in Babylon angesprochen zu sehen - etwa Elliger, S.13f.: Jerusalem „hat bei Deuterojesaja einen eigentümlich schwebenden
Die erste Jerusalemer Redaktion
117
sich ihm „freundlich" zu,69 was durch die Art der geforderten Ansage als auch durch deren Inhalt unterstrichen wird. Der Frondienst von Exil70 und Besatzung71 hat sein Ende, weil die von Gott auferlegte Strafe vollständig abgeleistet wurde.72 Mit diesem ersten Wort wird der Schlußstrich unter das Bisherige gezogen und die Wende zum Besseren markiert.73 Bei der Analyse des zweiten Textes, 40,3-5*, wird immer wieder auf dessen „unbestimmt(e) und geheimnisvoll(e)"74 Redeweise hingewiesen. Dementsprechend stellen sich hier viele Fragen. Worum geht es bei der Anweisung zur „Bereitung" einer Jahwestraße in V.3*? 75 Ist die AufforKlang. Es kann die Stadt bedeuten . . . ; meist meint es die Bevölkerung . . . und dann in erster Linie die nach Babylon deportierte - aber nicht nur diese: 4 0 , 9 " . Steck weist in seinem Aufsatz Zion als Gelände und Stadt, Z T h K 86, 1989, S . 2 6 1 2 8 1 , a u f die vielfaltige Beziehung zwischen der Stadt Zion und ihren Bewohnern hin, die nicht einfach als „symbolische Identität" (a.a.O., S . 2 6 9 ) verstanden werden dürfe. 6 8 Fehlender Trost (OTO) gehört nicht nur in dieser und der ihr folgenden Schicht zu den Kennzeichen der Gerichtszeit - vgl. T h r . l (bes. V . 1 7 und 21), 2 , 1 3 u.a. (vgl. Elliger und Beuken). GIU erscheint nahezu als Signalwort. Auffällig ist das völlige Fehlen von DTO in der dtjes Grundschicht. Mit der Jerusalemer Erweiterungsschicht findet es erstmals Eingang in Jes 4 0 - 5 5 (vgl. später R 1 - 4 9 , 1 3 (Rückgriff 5 2 , 9 ) und R 2 — 5 1 , 1 2 ; 54,11 (in appositioneller Kennzeichnung Jahwes und Zions)). Vgl. auch Kiesow, a.a.O., S.167, und die dortigen ergänzenden Beobachtungen zu 'Qi> und dem doppelten Imperativ. 6 9 Zu übergreifenden Bezügen auf der Ebene von Gesamtjesaja wie zwischen 4 0 , 2 und 1,4 (Trostmotiv) u.a., vgl. Rendtorff, V T 34, 1984, S . 2 9 8 f f , und ders., vgl. oben A n m . 5 7 . 7 0 Vgl. die Integration der Rückkehrverheißung aus der Grundschicht in 4 9 , 1 4 21*.22f. 71 Vgl. 5 2 , 1 . Zu vgl. Hi 10,17 und 14,14. 7 2 Zu D'^SD, das parallel zum israelitischen Schadensrecht die der Verfehlung angemessene Entsprechung meint, vgl. Ex 2 2 , 3 . 6 . 8 . 7 3 Merendino versucht 4 0 , l f . in den Kontext trtjes Texte in Kap 6 2 ( 1 0 - 1 2 ) zu stellen, a.a.O., S. 17-22. Die Sprachstatistik kann dies nicht begründen. Zudem ist umgekehrt eine Abhängigkeit des Abschnitts 6 2 , 1 0 - 1 2 (u.a.) von 4 0 , l f f . und 5 2 , 7 10 wahrscheinlich. Vgl. dazu O . H . S t e c k , Bereitete Heimkehr, 1 9 8 5 , S . 6 9 - 7 1 ; ders., Der Grundtext in Jes 6 0 und sein Aufbau, Z T h K 83, 1 9 8 6 , S . 2 6 1 - 2 9 6 , und neuerdings auf dem Hintergrund einer anderen redaktionsgeschichtlichen Grundthese zu Trtjes K.Koenen, Ethik und Eschatologie im Tritojesajabuch, W M A N T 62, Neukirchen-Vluyn 1990, S.131ff. 7 4 Westermann, S . 3 3 und so auch Kiesow, a.a.O., S.176. 7 5 Vgl. die Antworten der Ausleger, die von einem metaphorischen Verständnis als Aufforderung zur inneren Vorbereitung (Weg = Lebensweg) über die Deutung der Straße als kurzen Prozessionsweg (vgl. u.a. Vincent, a.a.O.) bis zur Erklärung als Königsstraße reichen (Elliger, S.18f.).
118
Hauptteil
derung metaphorisch oder real zu verstehen?76 Für wen wird die Straße vorbereitet - für Jahwe oder sein Volk oder für beide? Wie verhält sich der Auftrag in V.3 zum Handeln Gottes in V.4?77 Welche Bedeutung hat V.4? Worin besteht das in V.5 angesprochene Offenbarungsgeschehen? 78 Beginnen wir bei den Klärungsversuchen mit V.3* und mn' " p i bzw irn'PK'p n^OD. Kiesow wies zurecht daraufhin, daß b bei n^OD parallel zum nomen rectum der Constructus-Verbindung keine adverbiale Bedeutung zukommt. 79 Vielmehr ist es als Ersatz für eine Constructus-Verbindung appositioneil zu verstehen: „Weg Jahwes" und „Straße unseres Gottes". „Damit wird die Beziehung der Straße zu Jahwe nicht vorschnell auf „Benutzung" festgelegt." 80 Fragt man nun weiter nach der Bedeutung dieses „Wegs Jahwes", so hilft ein Konkordanzabgleich nichts. 81 Die Ausleger verwiesen seit Stummer 82 immer wieder auf einen babylonischen Vorstellungshintergrund. Dabei fand seine These von einer Prozessionsstraße mit guten Gründen keine Zustimmung. 83 Die näherliegende Erklärung bleibt bis heute, die „Straße unseres Gottes" auf dem Hintergrund der altorientalischen Königsstraßen zu verstehen. Diese wurden „bei Reisen hochgestellter Persönlichkeiten und selbstverständlich auch bei Truppenbewegungen" ausgebessert und instandgesetzt. 84 W i e wird diese Vorstellung hier gefüllt? Kiesow wendet sich gegen die übliche Beantwortung der Frage im Horizont von 40,9-11. Seiner Meinung nach erweise sich 40,3-5* vor allem wegen seiner „Autarkie und Geschlossenheit" als literarkritisch isoliert
76 Vgl. Elliger, S.18f. 77 Vgl. unten S.119ff. 78 Daß es sich bei dem mir "HDD rf7J nicht um eine Kulttheophanie, etwa im Sinne Ezechiels handelt, wie etwa Vincent, a.a.O., S.234f„ behauptet, ist wiederholt durch eine Kontextanalyse nachgewiesen worden - vgl. etwa Elliger, S.19f.; Westermann, T H A T I, Sp.794ff. (bes. Sp.804ff.) und Kiesow, a.a.O., S.46f. 79 Vgl. a.a.O., S.43 und 48, und auch LXX. 80 A.a.O., S.48. 81 In Jes ist die Wendung singulär. An anderen Stellen kommt ihr ein moralischer Sinn zu - vgl. 2.Kö 21,22; Hos 14,10 u.a.; dazu vgl. auch Merendino, a.a.O., S.34. 82 Vgl. F.Stummer, Einige keilschriftliche Parallelen zu Jes 40-66 : 1.) Jes 40,3-5, JBL 45, 1926, S.172f. 83 Vgl. erneut dazu Elliger, a.a.O., S.17. Er weist auch die Identifizierung mit bestimmten geschichtlichen Heerstraßen zurück. 84 Ebd.
Die erste Jerusalemer Redaktion
119
und zur dtjes Grundschicht gehörend. 85 Einzelbeobachtungen vermag er zugegebenermaßen nicht anzuführen. 86 W e n n er dann in „der wunderbaren Verwandlung der Wüste ( V . 4 ) " den „eigenen, unüberbietbaren Höhepunkt, nämlich das Offenbarwerden des mir TQO vor aller Welt" 8 7 findet, so ist gerade diese inhaltliche Füllung der Offenbarung aus V . 5 strittig. 8 8 D e n n blickt man auf V . 3 undV.4,
die beide auf den Inhalt
dieser Offenbarung verweisen wollen, dann gibt es darin zwar Anhaltspunkte für die von Kiesow vertretene „Exodusdeutung". 8 9 D i e Erwähnung der „Wüste" bzw. „Steppe" in V . 3 * klingt an T e x t e der Grundschicht an, in denen Jahwe der rückkehrenden Gola einen „Weg durch die W ü s t e " bahnt. 50 Dabei wird, wie oben gezeigt, auch in Analogie vom Schilfmeerwunder gesprochen. 91 Weiter läßt V . 4 mit seiner Beseitigung von Hindernissen an eine wunderbare Ermöglichung der Rückkehr der Gola denken. 92 Dafür sprechen auch die begrifflichen Verklammerungen mit 4 2 , 1 6 . « Gegen eine einlinige Ausdeutung auf diesen neuen Exodus sprechen jedoch folgende Beobachtungen: So fehlt in 4 0 , 3 - 5 eine Erwähnung des zurückkehrenden Volkes völlig. Weiter — und dies wiegt noch schwerer — ergeht in V . 3 * die Aufforderung zur Wegbereitung an eine ungenannte G r u p p e 9 4 , wohingegen in den angeführten Bezugstexten der Grundschicht immer ausdrücklich Jahwe den Rückweg der Gola ebnet. Sollte dies gerade in einer „geraffte(n) Vorwegnahme" wesentlicher T h e m e n der
8 5 Vgl. a.a.O., S.41. 8 6 Der Verweis auf die in V . 9 a erneut auftauchenden „Berge", die nach V . 4 a ß alle eingeebnet wurden, zeigt doch eher, wie verfehlt eine Deutung ist, die eine faktische Abtragung und Beseitigung der Berge erwartet. 87 Ebd. 8 8 Der sich anschließende Hinweis darauf, daß ein weltweites Offenbar-werden (40,5) in Spannung zur erneuten Ankündigung durch Boten ( 4 0 , 9 ) stehe, verkennt, daß 4 0 , 1 - 1 1 * nicht chronologisch und historiographisch eine Geschehensabfolge schildern will. Hier wird Jahwes Rückkehr zum Ziön inszeniert, bei der ein Herold selbstverständlich dessen Kommen ankündigt. 89 90 91 92 93 94
Vgl. a.a.O., S . 4 8 - 5 3 . Vgl. 4 3 , 1 9 und 4 1 , 1 8 f . Vgl. oben S.71 f. zu 4 3 , 1 6 . Vgl. Elliger, S.18f. Vgl. S . 1 7 6 . Auch Kiesow spricht diese Unklarheit an, a.a.O., S.49f.
120
Hauptteil
Gesamtkomposition 40-48*95 anders sein? Weiter bleibt zu fragen, warum auf die Vorstellung der altorientalischen Königsstraße zurückgegriffen wird, um die Rückkehr der Gola im Prolog anzusagen? Der Hinweis darauf, daß diese „ja auch nicht wegen ihrer Benutzung durch den König so heißt, sondern weil sie in seinem Auftrag gebaut und unterhalten wird"96, befriedigt nicht. Denn ganz offensichtlich geht es V.3* nicht zuerst um die Begehung der vorhandenen Königsstraße sondern um deren vorbereitende Ausbesserung. Schon dies weist im Rahmen der Vorstellung eher auf eine Begehung durch den König hin als durch sein Volk, denen eine derart ehrenvolle Vorbereitung kaum zuteil würde. Zudem verwundert es, wenn die Wegebnung, die nach Kiesow schon in V.3* auf die Gola zielte97, in V.4 noch der Ergänzung durch die wunderbaren Eingriffe Jahwes bedarf. Weiter weist der Text Bezüge zum Epilog der ersten Fortschreibung in 52,7-10 auf. Auch dort ist von der weltweiten Offenbarung Jahwes die Rede, die im Zusammenhang seines Heilshandelns an Israel und dem seiner Rückkehr erfolgt: irn1?« rur©' m p r o s t e item 52,10b.98 Ebenso kann 40,5* reden: n r r - t o ^ D ltm mrr t o d n^n. All dies legt es nahe, 40,3-5* nicht einseitig auf das Exodusgeschehen hin zu deuten, sondern hier zuerst die Rückkehr Jahwes als König zum Zion und in diesem Zusammenhang auch die seines Volkes aus Babylon angesprochen zu sehen. Dabei signalisiert V.3* die Rückkehr des Königs und V.4 die seines Volkes, während V.5* beides zusammen als weltweite Offenbarung Jahwes verstehen lehrt. In gleicher Verbindung begegnen die Ankündigungen auch in 40,9-11 und in 52,7-10." Diese Aufteilung 95 A.a.O., S.177. 96 Vgl. Kiesow, a.a.O., S.49. 97 Vgl. a.a.O., S.48: „Beide Male (40,3 und 4l,18f. - Verf.) ist das Volk wandernder Nutznießer des Geschehens". Anders will er auf S.176 nur von einer geheimnisvollen Andeutung in 40,3-5 reden, die erst später „konkrete Gestalt gewinnt": „Wem diese „Gottesstraße" als Weg dienen soll, bleibt in 40,3-5 offen." 98 Vgl. zu irn^« nunc' als weiterer Bezug 40,3 irnbtc n^OQ und zu n t o auch 52,8b, vom Sehen der Wächter. 99 Vgl. einerseits 40.9by.10a; 52,7b.8b und andererseits 40,10b. 11; 52,10b. Wenn auch in 52,7-10 der Heimweg nicht direkt erwähnt wird, so weisen doch die Aussagen zur Rückkehr Jahwes (52,9b. 10) auch im Kontext der Zionsschicht mit auf die Heimkehr der Gola (vgl. 49,14-23*; gegen Kiesow, a.a.O., S.178f., der hier Ii-
Die erste Jerusalemer Redaktion
121
entspricht auch der Aufbauanalyse. 100 Mit diesem Text wird dadurch nach dem „Schlußstrich" in 4 0 , 1 f. zum ersten Mal einleitend der Inhalt des neu angebrochenen Heils angedeutet: Die Zuhörer dürfen ihren König erwarten, dem zu Ehren die Königsstraße hergerichtet wird. M i t ihm zusammen kehrt die Gola zurück. Beides wird nicht allein Israel sondern aller W e l t das „Gewicht" 101 Jahwes vor Augen führen. A u f Grund dieses Befunds ist die von Kiesow vertretene Herauslösung von 4 0 , 3 - 5 * aus dem Kontext 40,1 f.9-11 und die Zuweisung dieser Verse zur dtjes Grundschicht nicht angemessen. 102 Der T e x t gehört vielmehr mit zum Prolog der ersten Erweiterungsschicht. Durch die Einbettung der „Exodusthematik" 1 0 3 in die vorbereitende Ankündigung der Rückkehr des Königs Jahwe k o m m t der Einheit eine verklammernde Funktion zwischen der dtjes Grundschicht und der ersten zionstheologischen Bearbeitung zu. D a V . 3 * nicht auf den Exodus der Gola zu beziehen ist, bleibt „der Gedanke des heimkehrenden Volkes . . . . eigentümlich peripher" 1 0 4 , was für einen Text dieser Redaktion nicht verwundert. 105 An Kiesows Auslegung von 4 0 , 3 - 5 * und seinem Verständnis der Grundschicht ergeben sich dadurch entscheidende Abänderungen. Sein Versuch einer polarisierenden Entgegensetzung von „Wegtheologie" und „Rückkehrtheologie" bewährt sich an diesem Kerntext seiner Argumentation nicht. W i e oben gezeigt wurde, kommt das in 4 0 , 5 * gemeinte G e schehen eben nicht „in der Gangbarmachung der Wüste auch schon zu seinem Ziel". 1 0 6 Mithin müssen auch die weiteren Versuche Kiesows, den Horizont der Grundschicht ganz auf den bevorstehenden Exodus als solchen einzuschränken, infragegestellt werden: „ein Ausblick auf das Ziel des Weges ist dagegen nicht gegeben, vielmehr hat dieses neue Exodusge-
100 101 102 103 104 105 106
terarkritisch scheidet und 4 0 , 3 - 5 aus seinem Kontext heraushebt). D a ß 4 0 , 3 - 5 dabei Begriffe der Grundschicht aufnimmt, erklärt sich aus dem Interesse an einer sekundären Verklammerung mit derselben. Vgl. oben S.109f.und 115f. Zu 7)33 vgl. C. Westermann, T H A T I, Sp.801ff. Vgl. ergänzend die Parallelität des imperativischen Beginns in allen drei Texten und die Anrede einer ungenannten Gruppe als Stilmittel in 40,1 f. und 4 0 , 3 - 5 * . Vgl. V . 4 . Präziser wäre hier vom T h e m a der Rückkehr der Gola zu reden. So Kiesow zutreffend zu 4 0 , 9 - 1 1 . Vgl. unten S . 1 2 5 und 159ff. A.a.O., S . 1 7 7 .
122
Hauptteil
schehen sein Ziel in sich: das Lob Jahwes." 107 W e n n durch Kiesow auch einzelne Schwerpunkte der Grundschicht zutreffend erkannt sind 108 , so ist an dieser Stelle Hermisson mit seiner Kritik Recht zu geben: 109 Die antithetische Auslegung und der Versuch einer klaren Profilierung der Schichten führt hier zu einer unangemessenen Polarisierung, die eher exegetisches Konstrukt als zutreffende Beschreibung der Verkündigung der Grundschicht ist.110 Kleidete 40,3-5* die Heilsansage in eine Anweisung zur Bereitung der Königsstraße Jahwes in der Wüste, so versetzt die Heroldsinstruktion in
40,9-11
zum Zielort des Geschehens. Das personifizierte Jerusalem 111
wird angewiesen, den judäischen Städten laut und vernehmlich die Rückkehr „ihres Gottes" nach siegreichem Kampf anzusagen. Machtvoll überwand der Kriegsherr Jahwe seine Gegner. 112 Als Zeichen seines Sieges bringt er die Gola als Beute mit sich. 113 Abschließend zeigt ihn V . l 1 unter Aufnahme des traditionellen Bildes vom Hirten 114 als fürsorglichen König seines Volkes. Damit wird schon an dieser Stelle erstmals gestreift, was in 52,7f. expressis verbis Inhalt der Proklamation des Herolds ist. Auch 4 0 , 9 - 1 1 deutet vieles nur an. So führt er weder aus, gegen wen Jahwe kämpfte, noch sagt er direkt, wen er als Beute heimführt. Erst der
107 A.a.O., S.172 und 158ff. Als Aussage zu 43,16-21 ist deren erster Teil vertretbar, wohingegen die Grundschicht insgesamt darüber hinausweist, vgl. oben S.97ff. 108 Dazu vgl. oben etwa zu 43,16-21 S.69ff. 109 Vgl. Einheit und Komplexität, 1989, S.303f. Hermissons eigene Deutung der Unterschiede zwischen 40-48* und 49ff. befriedigt jedoch ebensowenig, vgl. unten S.167ff. 110 Vgl. die Wertungen Hermissons, ebd.:" von der Situation her schwer vorstellbar"; „geistesgeschichtlich ... eher modern". 111 Steck weist daraufhin, daß eine personale Vorstellung in der Rede von Zion erst seit der exilischen Zeit begegnet, ZThK 86, 1989, S.279ff. Darin spiegle sich die Erfahrung der Zerstörung der Stadt im Jahr 587 v.Chr. und die dadurch aktivierte Redeform der Stadtklage. 112 Vgl. zu V.lOa 52,10, Ex 15,6, Ps 89,12 Oes 63,12) und auch Merendino, a.a.O., S.67f. 113 Vgl. V.lOb. Dazu vgl. 62,11 und Ez 29,18-20. Eiliger, a.a.O., S.37, möchte schon hier das Bild von Jahwe als dem Hirten beginnen lassen. Dagegen vgl. jedoch zusätzlich Verbindung zu V.lOa durch ¡"Dil. 114 Vgl. dazu Soggin, T H A T II, Sp.793f.(dort Lit.). und S.Mittmann, ZThK 77, 1980, S . l - 2 3 , bes. S.20f. Anm.55. Zu Zweifeln am hohen Alter der Hirtenprädikation im Alten Testament vgl. zurecht H.Spieckermann, Heilsgegenwart, FRLANT 148, Göttingen 1989, S.267 Anm.12.
Die erste Jerusalemer Redaktion
123
Kontext der Schicht präzisiert das Gemeinte. Deutlich ist jedoch, daß hier von Palästina bzw. Jerusalem her das kommende Heil erwartet wird. Sieg und Beute erringt Jahwe außerhalb Palästinas und kehrt nun als Herrscher über sein Volk dorthin zurück.115 Was im letzten Teil des Prologs als Heroldsinstruktion zum ersten Mal anklingt, entfaltet der Epilog 52,7-10 in einer idealen Inszenierung als Geschehensablauf. Dabei wird erneut"6 auf die weltweite Ausdehung der Herrschaft des Königs Jahwe hingewiesen. Jahwe kommt als König Israels heilbringend zurück zum Zion und stellt so zugleich seine Herrschaft über alle Völker unter Beweis.117 Deutlich ist dabei die rahmende Funktion von 4 0 , ( 1 . ) 9 - l l * und 52,7-10, die neben der gemeinsamen Thematik durch vielfältige Querverweise unterstrichen wird: 118 In beiden 115 Dieser ganz offensichtliche Wechsel des Blickwinkels nötigte immer wieder zu zweifelhaften Deutungen dieses Befundes. Ausleger, die an der Situierung der Texte in Babylon festhalten wollen, unternehmen verschiedene Erklärungsversuche, wie etwa Dillmann, S.362: „profetischer Geistesflug in ferne Räume"; Volz, S . 5 : " m i t . . . 9-11 werden wir nun plötzlich aus Babylonien nach Palästina versetzt"; Eiliger, S.34: „Der Prophet wendet sich in einem öffentlichen „Fern-Spruch" an Zion."; Hermisson, a.a.O., S.303, spricht von der „Ankunftsperspektive", die die „Frau Zion" repräsentiere. 116 Vgl. schon 40,5*. 117 Vgl. die Schilderung in 52,7f., die mehr als in 40,9-11 den Aspekt seiner Königsherrschaft über Israel betont. Der folgende Hymnus in 52,9f. unterstreicht dagegen stärker, daß Jahwes machtvolles Heilshandeln mit seiner Herrschaft Uber alle Völker verbunden ist. Zur Formbestimmung vgl. Melugin, a.a.O., S.162-165, und Kiesow, a.a.O., S. 121 f.: Hintergrund von 52,7f. ist wohl ein Seherspruch (vgl. Nu 24,3). 118 Zugleich dient 52,7-10 auch als Zielpunkt der vorangehenden Textreihe 51,9ff., vgl. unten 2.2.2. Bei Steck, BN 46, 1989, S.79f., bleibt der aufgewiesene Zusammenhang zwischen 40,1-11* als Prolog und 52,7-10 als Epilog zuletzt unberücksichtigt, wenn er 52,710 sowohl die Funktion eines Abschlusses der Imperativ-Reihe 51,9-52,2* als auch diejenige seiner Schicht abspricht. In seiner Begründung fordert er logisch stringente Abfolge in den Aussagen, so daß „Jahwes Aufforderung an Jerusalem zu thronen" in 52,1 f. nicht vor der Ankündigung der Heimkehr Jahwes als König in V.7f. und „die metaphorische Bauaussage" in 52,1 nicht vor der „Rede von den Trümmern Jerusalems" in V.9 komme (a.a.O., S.80). Ob eine derartig stringente Geschehensabfolge allerdings von den prophetischen Rufen gefordert werden darf, kann selbst dann bezweifelt werden, wenn man eine direkt schriftliche Abfassung annimmt. Auch die unterschiedliche Anrede in 52,9 (Trümmer) und 51,9-52,2* (Jerusalem als Person) ist kaum literarkritisch verwertbar, sondern spricht eher für eine unterschiedliche inhaltliche Akzentsetzung. Weiter fügt sich die Aussage über das ungetröstete Jerusalem der Gerichtszeit (51,17.19) ohne Spannung zu d e m prophetisch bekannten Trost der Heilszeit in 52,9. „Der Notaspekt, daß der König
124
Hauptteil
Fällen tritt ein(e) „Freudenbote/in" auf.119 Er erhebt laut (40,9) die Stimme 120 , um die Rückkehr Jahwes auszurufen. Auch das Bild Jahwes prägt hier wie dort seine Macht 121 und sein König-sein 122 . Weitere Verbindungen bestätigen diese Zusammenhänge. Die Empfänger des Heils werden als DJ? und Jerusalem/Zion angeredet (40,1; 52,9b). 123 Das Stichwort DTO begegnet ebenfalls in beiden Texten.124 Die universale Ausdehung der Herrschaft Jahwes, wie sie in seinem Heilshandeln für Israel zutage tritt, betonen 40,5* und 52,10b. 125 Damit stossen wir zugleich auf die Grundanlage der Völkertheologie
die-
ser Schicht. Anders als die dtjes Grundschicht, die den alleinigen Gott Jahwe auch als Heilsquelle für die Völker sieht126, grenzt diese Zionsschicht die Gabe des Heils eindeutig und ausschließlich auf Israel/Zion ein. So betont 52,9-11 deutlich die universale Ausdehung der Herrschaft Jahwes und zugleich die Partikularität des Heils.127 Dazu passt in Prolog
Jahwe sich aus Jerusalem entfernt hat"(ebd.), ist in der Schicht Dtjes Z in 49,l4ff.* vorbereitet. Auch der „schlafende Arm" Jahwes, der im Weckruf 51,9 vorausgesetzt ist, läßt sich auf 52,7-8 hin verstehen. Die von Steck geforderte Fortsetzung der Jahwerede nach 51,22a-52,2 setzt die Zugehörigkeit von 51,22f. zu Dtjes Z ebenso voraus wie das Verständnis von 52,1 f. als Jahwerede. Beides erscheint uns nicht zwingend. Der Abbruch der Imperativreihe nach 52,1 f. erklärt sich nach unserer Analyse aus der verschiedenen Funktion zweier, zwar zusammenhängender, aber doch unterschiedlicher Abschnitte innerhalb der einen Kompostion Dtjes Z's. 119 Zu einer der wenigen Unterschiede gehört, daß 40,9 Zion zur Freudenbotin bestellt, während 41,27 und 52,7 von einem Freundenboten für Zion sprechen. Literarkritisch irrelevant erscheint einmal Jerusalem und seine Umgebung und das andere Mal nur Zion als Ort des neuen Heils. Zu 41,27 als Teil von Dtjes Z vgl. S.31f. Anm.46. 120 Vgl. auch 40,9b b n n « mit 52,7b b nDK und 52,8 nvr 3HÖ, das 4 0 , 1 0 erläutert:
«in' ptria mrr ']-» ran. 121 Vgl. 40,10 V? n^ro i m ntr prnn und 52,10 ianp vnr n» mrr ^tön: 122 123 124 125 126 127
- vgl. zum Bild Feldmann, S. 158: „Er erscheint als Krieger, der beim Kampf das Kleid von Arm und Schulter zurückschlägt". Vgl. 40,11 mit seiner Hirtenmetaphorik und 52,7b: "pn^R "[^G. Redaktionsgeschichtlich gesehen begegnet die Anrede Zion/Jerusalem erst seit Dtjes Z. an findet sich Dtjes Z - 4 0 , 1 ; 52,9; 51,19; R 1 - 49,13; 51,12 und 51,3. Vgl. oben S.120f. und Ps 98,3b, der Jes 52,10 voraussetzt und neu interpretiert vgl. Jeremias, Das Königtum Gottes, FRLANT 141, Göttingen 1987, S.131-136. Vgl. oben zu 45,20-23*, S.38ff. Vgl. irn^K nsmö' mit rontf' in 52,7aß.
Die erste Jerusalemer Redaktion
125
und Epilog auch die Betonung der Macht Jahwes, sein Auftreten als Krieger und die Anbindung des weltweiten Königtums Jahwes an Jerusalem. 128 Abschließend sei noch einmal auf den gemeinsamen Blickwinkel der Texte hingewiesen. 129 Sowohl 4 0 , 9 - 1 1
als auch 5 2 , 7 - 1 0 lassen die
Adressaten zuerst in Jerusalem erwarten. Auf diesen Ort bewegt sich das Heil zu. 130 Auch der A u f r u f zum Jubeln an die „Trümmer Jerusalems"(52,9a) läßt zuerst an die Bewohner Jerusalems denken. 131 Inhaltlich kündigt 52,7f.9f. wie vorher schon 4 0 , 3 - 5 * . 9 - 1 1 die Heilswende für Israel entscheidend als Rückkehr Jahwes zum Zion an. Der Gott Israels kommt als König nach Jerusalem und richtet seine universale Herrschaft auf. So bildet der Königsruf den zentralen Inhalt der Botschaft (52,7). 132 W i e zuletzt Kiesow nachgewiesen hat, ist diese Proklamation hier ingressiv zu verstehen: „Dein Gott ist König geworden!" 133 Dafür spricht deutlich der Kontext, nach dem die Heimkehr des siegreichen Jahwe ( 4 0 , 1 0 ; 5 2 , 1 0 ) die gegenwärtigen Zustände in Jerusalem grundlegend verwandelt (vgl. 5 1 , 1 7 . 1 9 ; 5 2 , l f . ) . Jahwe tritt wieder seine Herrschaft in Jerusalem an. Dieses Königtum Jahwes wird eine neue Heilszeit für Jerusalem und das Volk Israel einleiten, zu deren Kennzeichen DV?ltf und D1CD (52,7a) gehört. Damit wird der Akzent auf einen neuen Heilszw-
128 Vgl. auch die Elemente, die das besondere Verhältnis zwischen Jahwe und seinem Volk herausstreichen, u.a. 'DZ! (40,la), DD'n^R ( 4 0 , % ), ^n^K (52,7b) und TPnbK (52,10b). Vgl auch W.H.Schmidt, Königtum Gottes in Ugarit und Israel, BZAW 80, Berlin 1966 2 , S.75 und 95. 129 Schon Merendino äußert die Vermutung, daß 40,9-11 auf einen Ergänzer des dtjes Grundbestands zurückgeht, der ihn um „49,1-52,12" erweiterte, a.a.O., S.560. 130 Auf diese „schrittweise(n) räumliche Annäherung" macht Kiesow besonders in seinen Ausführungen zu 52,7-10 aufmerksam, a.a.O., S.121. Vgl. die Struktur dort: Herolde rufen (V.7) - Wächter jubeln (V.8) - Eine Aufforderung zum Jubel ergeht an die Jerusalemer (Trümmer; V.9f.). 131 Diese Annahme wird vor allem die Auslegung zu 4 9 , l 4 f f . belegen. Bei 52,7-10 muß schon ein Sprung in den Aussagen angenommen werden, wenn man alle Angaben in 52,7-10 auf eine Szenerie in und vor Jerusalem bezieht und einzig 52,9a „für die leidenden, verzweifelten und müden Reste des Volkes in der Verbannung und der Zerstreuung" gesprochen hört (Westermann, S.203). 132 Vgl. zur Diskussion um das Jahwekönigtum aus der Fülle der Literatur Soggin, T H A T I, Sp.914-918, W.H.Schmidt, a.a.O., S.80-97; zu Jes 40ff. vgl. besonders S.75f.95; und Jeremias, a.a.O., S.121-136 ("Der Umkreis der deuterojesajanischen Theologie"). 133 A.a.O., S.120.
126
Hauptteil
stand, gelegt.134 Erst 52,9f. ergänzt wieder das Element der Rettung Dieser Gebrauch der Rede vom Königtum Jahwes unterscheidet sich von ihrer Verwendung in der dtjes Grundschicht. Dort dient die Anrede Jahwes als „König Jakobs"(4l ,21) oder „euer König"(43,l 5) neben anderen Prädikationen zur Beschreibung des vorgängigen zu
Israel.136
Verhältnisses Jahwes
Jahwe war und ist bereits König über Israel. Dementspre-
chend begegnet die Redeweise in Einleitung?- bzw. Ausleitungselementen und begründet die Heilsansage. In der ersten Erweiterungsschicht steht dagegen die proklamierte Königsherrschaft erst am Ende der jetzt einsetzenden Heilsereignisse. So vermerkt Kiesow mit Recht: „52,7 (und auch 40,10) dynamisieren die Vorstellung (Verbum statt Nomina) und beziehen sie in prägnanter Weise in das Geschehen der Erlösung Zions ein."137 Auch diese Detailbeobachtung weist gerade wegen der gemeinsam gebrauchten Traditionen deutlich auf die Verschiedenheit der Ver-
1 3 4 Vgl. Reiterer, Gerechtigkeit als Heil, Graz 1976, S.96f. Inkonsequenterweise hält Reiterer für ¡UJltD' an der Normalbedeutung („Befreiung" als Geschehen) fest, obwohl hier in Parallelität zu den beiden anderen Begriffen eher ein bleibender Zustand gemeint ist. - vgl. 51,6.8 (dazu Reiterer, a.a.O., S.69) und 49,6. Vgl. zu DV?0 weiter 48,18.22; 54,10; 54,13; 57,2.19.21; 59,8; 60,17; 6 6 , 1 2 (in anderer Bedeutung 41,3). Zu sie vgl. 4 1 , 7 (sek.); 55,2; 56,5; 65,2.14. 135 Vgl. 44,23 und 48,20 - dort nicht wie hier mit Jerusalem als Subjekt sondern von Jakob. Eine ausdrückliche Aufnahme der Rückkehr der Gola als Heilserwartung fehlt in 52,9f. 136 Vgl. etwa parallel dazu in 43,15 naönp und VKB' «113 .44,6 („König Israels") gehört nicht zur Grundschicht. 1 3 7 A.a.O., S.120f. Auf das Problem des vermuteten Sitzes im Leben der Vorstellung vom König-werden Jahwes im Herbstfest kann an dieser Stelle nicht eingegangen werden. Zu den grundsätzlichen religionsgeschichtlichen Fragen vgl. neben den einschlägigen früheren Darstellungen J.Day, God's Conflict with the Dragon and the Sea, Cambridge 1985, u.a. S.92. Einen geschichtlichen Entwurf legt Jeremias, a.a.O., vor. Vgl. jetzt auch Loretz, Die Königspsalmen. Altorientalisch-Kanaanäische Königstradition in jüdischer Sicht. Teil 1, ÜBL 6/1, Altenberge 1988. Auffällend ist in unserem Zusammenhang, daß 5 1 , 1 0 unmittelbar auf die Meereskampfmythe zurückgreift, während in 4 0 , 1 0 und 52,10 der Feind nicht entsprechend charakterisiert wird.
Die erste Jerusalemer Redaktion
127
kündigungskonzepte, so daß die Texte kaum einer gemeinsamen Schicht zuzuordnen sind. 138 In großartiger Darstellung nehmen die einzelnen W o r t e in 52,7f.9f. den Leser mit in das Heilsgeschehen hinein. Dabei schildern sie geschickt die äußeren Ereignisse bei der Ankunft eines großen Königs, um so die Rückkehr Jahwes anzusagen. Herolde tauchen auf und künden sein Kommen an (V.7). Wächter werden mit ihrem Jubelruf hörbar, als der König in ihr Blickfeld kommt (V.8). 139 Und abschließend sollen die „Trümmer Jerusalems", die Bewohner dieser Stadt selbst in das Lob einstimmen. Mit dieser hymnischen Antwort, in der das getröstete V o l k Jahwes Macht und Rettung vor aller Welt preist, endet die große Inszenierung der Erweiterungsschicht. Schon vorher begegneten hymnische Elemente als Zusätze durch Dtjes Z, etwa nach den ersten drei Teilsammlungen der Grundschicht in 4 4 , 2 3 und am Ende der Kap 404 8 * in 48,20f. 1 4 0 Sie beschließen jeweils diese Abschnitte bzw. das Ganze endet mit einer lobenden Antwort, einem „Responsorium". 141 Diese Beobachtung läßt vielleicht an einen gottesdienstlichen Gebrauch dieser Schrift denken. 142
138 Dies zeigt sich besonders dort, wo 52,7f. (besonders "pn^R ^ o ) von den nominalen Königsattributen her gedeutet wird - vgl. etwa D.Baltzer, Ezechiel und Deuterojesaja, BZAW 121, Berlin 1971, S. 69-71, und Reiterer, a.a.O., S.68f. 139 Gerade dieser Vers legt es nahe, als Adressaten des Wortes an Bewohner Jerusalems zu denken. Sie hören in dieser idealen Szene die Wächter jubeln und sollen dann selbst mitloben. 140 Vgl. dazu unten S.159ff. 141 Diesen Begriff verwendet Westermann, Prophetische Heilsworte, 1987, S . 4 l f . 142 Vgl. dazu die Ausfuhrungen Merendinos, a.a.O., S.537, der „die gottesdienstliche Versammlung der israelitischen Gemeinde" als „die Mitte" versteht, „in der Deuterojesaja aufgetreten ist." Problematisch wird sein Versuch diesen Sitz im Leben für die Grundschicht plausibel zu machen und ihn zu sehr auf die Einzeltexte und deren Bearbeitung anzuwenden. Auch die Anklänge an Dtjes Z in Ps 96 und 98 weisen vielleicht auf einen späteren gottesdienstlichen Gebrauch der Texte hin. Dabei spielen die hymnischen Elemente in Dtjes Z eine besondere Rolle, vgl. insgesamt Jeremias, a.a.O., S.121-136.
128
Hauptteil
2 . 2 . 2 51,9f., 5 1 , 1 7 . 1 9 und 5 2 , 1 f. Nach der Rahmung der zionstheologischen Schrift ist nun von einem Textblock die Rede, der in engstem Zusammenhang mit dem Epilog steht. Darauf macht auch Westermann aufmerksam, wenn er schreibt: „Er ( 5 2 , 7 - 1 0 - Verf.) ist das Responsorium auf das letzte Gedicht 51,952,3." 1 4 3 Die Abgrenzung der Einheiten ist hier wie an anderen Stellen der dtjes Sammlung strittig. 144 Weitgehende Übereinstimmung herrscht nur in zwei Punkten: Zum einen endet die vorangehende Jahwerede in 51,8 und mit 51,9 beginnt eine neue Einheit, in welcher der Verfasser einen R u f an (den „Arm") Jahwe(s) ergehen läßt. 145 Zum anderen stellen die wiederholten doppelten Imperative '"III) in 51,9 und 52,1 bzw. " n u n n in 51,17 die Frage nach einem übergreifenden Gesamtzusammenhang der einzelnen Texte in 51,9-52,6. 1 4 6 Weitergehende Klärungen setzen jedoch neben einer Gattungsbestimmung eine literarkritische Analyse voraus. D i e Abschnitte geben dazu reichlich Anlaß.147 Dazu gehört als erster Vers 51,11, stimmt 148
der wörtlich mit 3 5 , 1 0 überein-
und darüberhinaus durch weitere Brüche von 51,9f. getrennt
ist.149 Stilistisch unterscheidet sich V . l l von der durchgängig asyndetischen Reihung durch den (sechsfachen) Gebrauch des W a w copulati-
143 So Westermann, S . 2 0 1 . Vgl. auch die begrifflichen Bezüge, a u f deren inhaltliche Bedeutung später einzugehen ist: etwa 5 1 , 9 ¡Tin' irnt - und 5 2 , 1 0 a IHnp i>nt; 5 1 , 1 9 b mit der Frage "[am« 'E und der lobenden Feststellung in 5 2 , 9 b l o m « '0
und 52,1 Ehpn t u mit 52,101 enp srnr.
144 Vgl. etwa die Ubersicht bei Elliger, Verhältnis, 1933, S . 2 6 2 - 2 6 5 , und Melugin , a.a.O., S . 1 5 9 . 145 Anders verstehen Marti, S.336, und Muilenburg, S . 4 8 8 , 51,9f. als Teil einer K o m position 5 1 , 1 - 1 6 . Dazu vgl. auch Kiesow, a.a.O., S.93 A n m . l . 1 4 6 Vgl. u.a. Melugin, a.a.O., S . 1 5 9 - 1 6 7 ; Bonnard, S.544f., und Westermann, Heilsworte, 1987, S.36f. 147 Vgl. die oft unbefriedigenden Versuche den literarischen Befund formgeschichtlich zu erklären, so etwa bei A.Schoors, I am God Your Saviour, S V T 2 4 , 1973, S . 1 2 1 131, und Melugin, a.a.O., S.24f.(zu V . 1 7 - 2 3 ) und 160 (zu V . l l ) . 148 Deshalb wird er häufig ausgeschieden, vgl. die Auflistung bei Elliger, a.a.O., S . 2 0 4 . 149 Vgl. Kiesow, a.a.O., S.93f. Steck, B N 46, 1989, S . 7 6 (mit Verweis auf den noch nicht erschienenen Aufsatz „Zions Tröstung"), scheidet darüberhinaus V . l O b als sekundär aus - vgl. auch unten A n m . l 57.
Die erste Jerusalemer Redaktion v u m . 1 5 0 S y n t a k t i s c h gesehen w e c h s e l t V . l l die Reihe der
miT1
129
das S u b j e k t u n d b e e n d e t so
JJT1T angeschlossenen Fragen. Z u g l e i c h ist n u n n i c h t
m e h r w i e bei d e n Partizipien in V . 9 b . l 0 v o n J a h w e s H a n d e l n in d e r V e r g a n g e n h e i t d i e R e d e . In V . l l
finden
sich v i e l m e h r f u t u r i s c h zu v e r s t e -
h e n d e V e r b f o r m e n . 1 5 1 D i e d a m i t ausgesprochene V e r h e i ß u n g z u k ü n f t i g e n Heils 1 5 2 p a ß t an dieser Stelle j e d o c h n i c h t in d e n Z u s a m m e n h a n g , d a sie d i e Heilsansage in V . 1 2 - 1 5 ( l 6 ) v o r w e g n i m m t . 1 5 3 W e s t e r m a n n v e r m u t e t a u f G r u n d dieses B e f u n d s die n a c h t r ä g l i c h e U m s t e l l u n g e i n e s d t j e s V e r s e s . S e i n u r s p r ü n g l i c h e r P l a t z sei w o h l h i n t e r 5 2 , l f . , w o m i t G r o ß e i n h e i t ihren angemessenen Abschluß
fände. 1 5 4
die
G e g e n diese T h e s e
e i n e r dtjes V e r f a s s e r s c h a f t f ü r 5 1 , 1 1 spricht allerdings, d a ß d e r in V . l l gestörte Parallelismus m e m b r o r u m 15 5
in 3 5 , 9 b . 1 0
erhalten
ist.
Der
W e g f a l l des ersten K o l o n s in 5 1 , 1 1 erklärt sich m ü h e l o s d a d u r c h , d a ß m i t ( 5 1 , 1 0 b ) s o w o h l d e r A n l a ß f ü r die e r l ä u t e r n d e F o r t s c h r e i b u n g v o r l a g als auch eine Ü b e r n a h m e v o n 3 5 , 9 b nicht möglich war. D e m n a c h w i r d 5 1 , 1 1 aus 3 5 , 1 0 s e k u n d ä r hier ergänzt w o r d e n sein. 1 5 6 D a b e i k a n n m a n
150 Zu 103 ist in V . l lbß mit BHS und den dort aufgelisteten Zeugen 1 zu ergänzen. 151 So gegen die von Begrich, Studien, 1963, S.167f., vertretene Jussiv-Deutung CWunschbitte"), und gegen Schoors, a.a.O., S.121-124, der ebenfalls in Anlehnung an V . 9 imperativisch und als Wunsch übersetzt. Melugin, a.a.O., S.160, lehnt beides ab, will aber hier die Fortsetzung der Motivation zum Eingreifen aus V.9 finden. Dagegen spricht die Grammatik. 152 Vgl. Westermann, S.196. 153 Vgl. die formkritische Einordnung bei Melugin, a.a.O., S . l 6 0 f . , als „salvation speech". 154 Eine ursprünglich dtjes Verfasserschaft flir V . l 1 erwägt unter Verweis auf 6 l , 7 b ß auch Kaiser, ATD 18, 1983, S.290. 155 Vgl. 51,11 kolometrisch: 16 II 12:15 II 15:12 II 12. 156 Vgl. zur Diskussion weiter W . Caspari, Lieder und Gottessprüche der Rückwanderer (Jes 40-55), BZAW 65, Berlin 1934, S.80, Elliger, a.a.O., S.206f„ J.M.Vincent, a.a.O., S.110 und 122f„ und Kiesow, a.a.O., S.93f. und 149. Die Ausscheidung von V . l Ob läßt sich wohl weder aus inhaltlichen Überlegungen (Duhm, S.385) noch aus stilistischen (Eiliger, a.a.O., S.205) zureichend begründen. So ist die Kombination von Chaoskampf und Schilfmeerwunder nicht von vorneherein für Dtjes Z abzulehnen. Inhaltliche und stilistische Vergleiche mit der dtjes Grundschicht können nach dem hier vorgelegten redaktionsgeschichtlichen Modell eine solche Abtrennung ebensowenig begründen wie trtjes Parallelen. Bei letzteren ist die Forschung zu Trtjes über Elligers Thesen zurecht hinausgegangen, so daß die sekundären Partien in Jes 40-55 nicht einfach einem Schüler „Trtjes" zuzuschreiben sind. Auch die Behauptung Stecks, BN 46, 1989, S.79, in 51,9f. und seinem Textzusammenhang fehlten Heimkehraussagen, widersprechen den Ergebnissen unserer
130
Hauptteil
sehr wohl mit Steck vermuten, daß 51,11 Teil der großjesajanischen Redaktion von Kap 35 ist.157 Der Bearbeiter fügt also unmittelbar hinter den Rückblick auf Jahwes früheres Heilshandeln158 eine Verheißung für die nahe Zukunft ein. Dies entspricht seinem Vorgehen in 51,3. Im Mittelpunkt dieser Erwartung steht die Stadt Zion, in der Jahwe paradiesische Zustände schafft. Für die These einer großjesajanischen Redaktion läßt sich zusätzlich ins Feld führen, daß die Ergänzungen mit 51,11 nicht nur in Dtjes Z sondern mit 51,3 auch in der späteren Schicht R 2 erfolgen.159
Die verbliebenen Texte 51,9f- und 51,12-16könnten nun als Anrufung Jahwes mit antwortender Jahwerede zusammengehören. 160 Vergleicht man allerdings beide Texte genauer, so ergeben sich daran berechtigte Zweifel.161 Erstens paßt der tadelnde Ton des Vorwurfs in V.13, Jahwe vergessen zu haben, nur schwer zur gerade erfolgten Anrufung Jahwes in 51,9f. Ähnliche Schwierigkeiten bereitet es zweitens, die in V.13f. massiv geschilderte Not ("Grimm des Bedrängers") mit der im Rückblick erinnerten Rettung (Bahnung eines Weges D'blRJ "QU1? zu verbinden. Drittens zeigt sich eine unterschiedliche Bezugnahme auf die Motive des Chaoskampfes: V. 15aß spricht von Jahwe als dem souveränen Beherrscher des
Schichtung. Dtjes Z integriert trotz einer anderen Schwerpunktsetzung auch diese Ankündigungen, vgl. u.a. 4 0 , 1 1 ; 4 8 , 2 0 f . Der Versuch Schoots, a.a.O., S.123f., V . l 1 als notwendigen Bestandteil des Textes zu erweisen ("appropiate entraty o f the lament", a.a.O., S . 1 2 3 ) . überzeugt weder grammatisch (s.o.) noch formkritisch (vgl. Kiesows Kritik an der Gattungsbestimmung „Klagelied" för 51,9f., a.a.O., S . l l l - 1 1 3 ) . 157 Vgl. O.Steck, Bereitete Heimkehr, 1985, S.29 A n m . 3 6 und S.65 A n m . 5 3 , und B N 4 6 , 1 9 8 9 , S . 7 6 und 9 0 . Die von ihm vorgeschlagene Ausscheidung von V . l O b bleibt nach der gegebenen Analyse unwahrscheinlich. Vgl. zu dieser großjesajanischen Redaktion auch die Parallelen zu 5 1 , 3 mit seiner Verheißung eines paradiesischen Zustands; wörtlich übereinstimmend: nnnlCI — vgl. auch 3 5 , 1 0 ; Jer 3 3 , 1 1 (Thiel, Die deuteronomistische Redaktion von Jeremia 2 6 - 4 5 , W M A N T 52, Neukirchen-Vluyn 1 9 8 1 , S.37: post-dtr. Nachtrag). 158 Vgl. 5 1 , 2 (Abraham und Sara) und 51,9f. (Chaoskampfund Schilfmeer). 1 5 9 Vgl. auch die zahlreichen Querverweise von 5 1 , 3 zu 40,1 f., 4 9 , 1 3 , 52,9. Z u m Alter der großjesajanischen Redaktion vgl. die Vermutungen bei Steck, a.a.O., S.76f.,81 und 102: Ausgang des 4.Jh.v.Chr. 160 Vgl. u.a. Westermann, S . 1 9 7 , und Melugin, a.a.O., S . l 6 0 f . , die beide Texte einander als Volksklage und (modifiziertes) Heilsorakel zuordnen. 161 Vgl. auch die Analyse Kiesows, a.a.O., S. 1 0 5 - 1 0 7 , mit dem wir hier größtenteils übereinstimmen.
Die erste Jerusalemer Redaktion
131
Meeres 162 , während V . 9 b . l 0 a Jahwe im Kampf mit dem Chaoswasser zeigt und eine derartige Kampfsituation nicht nur auf den Uranfang beschränkt sieht. Vielmehr erkennt der Verfasser sie auch hinter dem Schilfmeerwunder und beschwört sie als Eingreifen Jahwes zugunsten Zions für die Gegenwart herauf. 163 Zusätzlich sei noch darauf verwiesen, daß 5 1 , 1 2 - 1 6 wesentliche Motive aus V.9f., wie der „Arm Jahwes" oder „Weg zum Durchzug" nicht aufgreift: und stattdessen eigene, neue einführt. 164 Weiter steht „die Wendung „Grimm des Bedrängers" (zweimal in V . 1 3 ) ... schließlich in gewisser Spannung zu 5 1 , 1 7 , wo der „Grimm Jahwes" Ursache der Bedrängnis ist."165 All dies legt es nahe, 5 1 , 1 2 - 1 6 als sekundäre Erweiterung und nicht als ursprüngliche Antwort auf 51,9f. zu verstehen. 166 Der Text ist jedoch in sich noch einmal uneinheitlich. 167 So geht V . 1 6 in den Narrativ über und spricht damit nach der Schlußformel in V. 15 erneut von Jahwes Handeln in der Vergangenheit. Auch inhaltlich kann die Rede von
der
Wortbegabung (V.löaß), Schutzgewährung ( V . l 6 a a ) und dem Ziel eines erteilten Auftrags ( V . l 6 b ) nur als Bruch zum Vorhergehenden gesehen werden. Besonders springt auch ein „Mosaikstil" ins Auge, der in der Art epigonaler Schriftgelehrsamkeit Zitate kombiniert. 168 Entgegen anderer
162 Vgl. die hymnische Form samt der Parallele in Jer 31,35b (vgl. Thiel, a.a.O., S.21: postdtr. Erweiterung). 163 Vgl. auch Kiesow, a.a.O., S.105-107, und weiter Steck, BN 44, 1988, S.78f„ der auch auf die sprachlichen Unebenheiten im Vergleich mit den stilreinen Versen 9/10 hinweist (fiir die Angeredete 2.Plural mask. (12a), 2.Sing.fem. (12b), 2.Sing.mask.(13-16); bezüglich des redenden Jahwe l.Sing.(12a), 3.Sing. (13-14), l.Sing.(15a), 3.Sing.(15b) und l.Sing (16). 164 Vgl. z.B. Jahwe als Tröster - Partizip(l) von om ; der Gegensatz zwischen dem tröstenden Jahwe und dem furchtsamen Israel/Zion; Vergänglichkeit der Menschen. 165 So Kiesow, a.a.O., S.95. Dabei wird vorausgesetzt, daß 51,17 ursprünglich mit 51,9f. zusammengehörte, vgl. unten. 166 Dies vermutete schon B.Duhm, S.386, und wieder anders G.Fohrer, S. 147-149, der V . l 1-16 insgesamt als „spätere Schriftbenutzung" überschreibt. Vgl. auch Hermisson, Einheit und Komplexität, 1989, S.300 Anm.53-55, nach dem 51,12-14(15f.) „stilistisch das Gedicht 51,9f.l7ff. nachahmt und ergänzen will."(S.300) Redaktionsgeschichtlich weist er zurecht auf eine Verwandtschaft der Ergänzung zu 54,11-17 hin, vgl. unten S.259ff. Weiter vgl. auch Steck, BN 44, 1988, S.74-86. 167 Vgl. u.a. Kiesow, a.a.O., S.95f. 168 Vgl. zu V . l 6 a a - 59,21aß (49,2aa; Dtn 18,18; Jer 1,9); V. 16aß - 49,2aß (2fcß); V . l 6 b a - 51,13aa 2 und V . l 6 b ß - 49,3a; Hos 2,25b.
132
Hauptteil
Voten 1 6 9 sprechen verschiedenen Argumente jedoch eher dagegen V . 1 5 mit zu diesem Zusatz in V.16 zu zählen. So rahmen die Selbstprädikationen in V . 1 2 a und V . 1 5 a die Einheit vorzüglich. Auch V.15b eignet sich gut als Schlußformel. Zudem erfolgt der stilistische und inhaltliche Bruch erst nach V . 1 5 . Könnte man der häufig geäußerten Vermutung folgen und in 51,16 den gleichen Ergänzer am Werk sehen, auf den auch 59,21 zurückgeht 170 , so ergäbe sich eine zusätzliche Stütze. Dann läge auch hier eine Fortschreibung vor, die nur aus einem Vers besteht. In jedem Fall wird in 51,16 rückblickend Jahwes Heilshandeln an Zion als Wirken durch einen Wortmittler beschrieben. Ganz entsprechend zur Ebedgestalt gibt Jahwe ihm seine Worte (Plural!) und seinen Schutz. ausgestattet, soll er Zion (neu) als Volk Gottes berufen.
Derart
171
D i e bisherige literarkritische Analyse erlaubte es einzig 51,9f. als ursprünglichen Bestandteil anzusprechen. Diesem Weckruf (V.9a) mit seinem folgenden Rückblick 172 auf Jahwes früheres Heilshandeln (V.9b. 10) schließt sich demnach direkt 51,17-23 an. Auch dieser Abschnitt weist jedoch sekundäre Zusätze auf. So wird von vielen Auslegern ausgeschieden. sondern
173
auch
V.18
Dafür spricht nicht allein die fehlende Anrede Zions 1 7 4 , der
formkritische
und
inhaltliche
Bruch
zum
vorangehenden und folgenden Vers. V. 18 unterbricht mit seiner indirekten Anklage der Söhne Zions 175 störend den Zusammenhang zwischen 169 Vgl. Hermisson, a.a.O., S.300, und Duhm. 170 Vgl. Eiliger, Verhältnis, 1933, S.211, Kiesow, a.a.O., S.96, und Vermeylen, D u prophète Isaïe à l'apocalyptique, EtB I, Paris 1977, S.471 und 516. Zu 59,21 vgl. ergänzend Bonnard, S.395f. 171 Zur Neukonstitution des „Bundesverhältnisses" vgl. Hos 2,21-25 (wohl redaktionell). Steck, B N 44, 1988, S.85, weist für V . l 6 b und die dort angesprochene (Wieder-) Errichtung des Himmels (nach seiner Zerstörung) auf 51,6 als vorausgesetzten Vers und auf 34,2-4 (65,17) hin. Demnach gehörte V.16 wie 59,21 zu einer großjesajanischen Redaktion. 172 Zur Formkritik vgl. vor allem Kiesow, a.a.O., S . l l l - 1 1 3 , der u.E. begründet auf die Singularität dieser Form(en) hinweist. Ahnliches betonen schon Westermann und Melugin, a.a.O., S. 159-161, ohne jedoch auf die z.T. fragwürdigen Einordnungen in „dtjes" Gattungen zu verzichten. 173 Vgl. u.a. Duhm, Marti, Fohrer, Elliger, a.a.O., S.262 Anm.2, Kiesow, a.a.O., S.96, und Steck, a.a.O., S.78. 174 Vgl. den Ubergang von der 2.Sing. zur 3.Sing, für Zion. 175 Vgl. zur Form des Schuldaufweises Hos 4,1; 7,7; Jer 8,6; 8,17 und Jes 59,15f.; 57,1; 59,8; 50,2.
Die erste Jerusalemer Redaktion
133
V . 1 7 (Weckruf und Rückblick auf Jahwes Gericht an Z i o n ) und V . 1 9 (Fortsetzung des Rückblicks mit der Beschreibung des Gerichts). D a b e i wird der V o r w u r f gegen die Söhne noch besonders durch die doppelte Gegenüberstellung des „Nichts-Tun" der Kinder und der Taten der M u t ter unterstrichen. 1 7 6 5 1 , 1 8 gehört ebenso wie andere Ergänzungen in 51,9ff. zur Redaktion R 2 . 1 7 7 N a c h den Fragen in 51,19 setzt 51,20 die Beschreibung der Stadt Zion, die unter d e m Gericht leidet, anhand der Geschichte ihrer S ö h n e fort. D a n a c h folgt eine Aufforderung z u m Hören (V.21), die durch p b an V . 2 0 z u r ü c k g e b u n d e n ist, u n d in die E i n l e i t u n g einer J a h w e r e d e ( V . 2 2 a a ) mündet. Diese Einführung überrascht mitten in einer Einheit und ist oft Zeichen späterer Ergänzung. 1 7 8 In die gleiche Richtung deutet V . 2 2 mit seiner wörtlichen Wiederaufnahme von Elementen des Verses 17. 179 Auffällig ist dabei auch deren Abwandlung. Aus d e m völlig geleerten Becher (V.17) 1 8 0 wird hier einer, der zum Trinken an die bisherigen Unterdrücker weitergereicht wird. Daneben wandelt sich die Darstellung des Gerichts, das in V . 1 7 . 1 9 als Strafe Jahwes in „Sturm und Sturz, H u n g e r und Schwert" und in V . 2 3 als erniedrigende D e m ü t i g u n g durch die Feinde erscheint. Schon die zusätzliche A u s m a l u n g der Gerichtsnot in V . 2 0 und erst recht die ausführliche Schilderung der Bedrükkung durch die „Peiniger" ergibt gegenüber V . 1 7 . 1 9 eine Akzentverschiebung. Signalisierte in V . 1 7 der W e c k r u f den Neubeginn, d e m ein Rückblick a u f die N o t entsprach (V.19), so motiviert in V . 2 0 f f . der bestehende, notvolle Zustand Zions das Eingreifen Jahwes. 1 8 1 Dieser B e f u n d
176 Zion gebar und zog groß, aber ihre Söhne leiteten sie nicht. 177 Die parallele Rede von den „Söhnen Zions" in 51,20 (R 2 ) und die vergleichbare Tendenz in 51,12-15 (R 2 ), nach der kein anderer als allein Jahwe half und helfen kann, erlaubt eine Zuordnung des Zusatzes zu R 2 , einer Ergänzungsschicht, die ebenfalls die vorhandenen Texte in Kap.51 kommentiert (vgl. unten S.247-256). 178 Vgl. 52,3 und 52,4-6.
179 V.17: innn O I D T N mrr T D (rrnttf) rvso rrnitf nbinnn cid runp n« V.22: rfrinnn (Tinpb) 'ran oi3 roop n«.
180 Vgl. Gesenius, S.452: aussaugen, ausleeren - vgl. Ez 23,34 und Ps 75,9. 181 Obwohl die wesentlichen literarkritischen Beobachtungen zu V.20-23 hier mit Kiesow übereinstimmen, muß seine Auslegung zu V.20-23 zurückgewiesen wer-
134
Hauptteil
erzwingt zwar keine Ausscheidung von V.20-23 1 8 2 , legt sie aber nahe. Dazu kommen zwei weitere Indizien, die diese Annahme weiter erhärten: Die Analyse wird neben 51,9f. auch 52,1 f. als ursprünglichen Bestandteil der Textreihe erweisen, die von 5 1 , 9 bis 5 2 , 2 reicht. In sie fügt sich 5 1 , 1 7 . 1 9 auf Grund der Länge, des Metrums und des Inhalts besser als 5 1 , 1 7 . 1 9 - 2 3 . 1 8 3 Zum anderen zeigen sich eine Reihe von Bezügen der Verse 2 0 - 2 3 zur Schicht R ? , so daß der Text sich zusammen mit 5 1 , 1 2 1 5 . 1 8 mühelos in deren Kontext als Ergänzung zu 5 1 , 1 7 . 1 9 verstehen läßt. 184 Eindeutig und weitgehend akzeptiert sind die literarkritischen Entscheidungen zu 52,1-6. 1 8 5 Die Häufung von kausalen Aussagen 186 , von Botenspruch- bzw. Zitationsformeln 187 und der Wechsel in der Anrede des Adressaten von der 2.Sing.fem. in 52,1 f. für Zion zur 2.Plural mask. in 5 2 , 3 und zur 3.Sing.mask. in 5 2 , 4 - 6 begründet hinlänglich die Annahme einer sukzessiven Erweiterung von 52,1 f. um V . 3 und V . 4 - 6 . 5 2 , 3 unterstreicht dabei, besonders legitimiert als Jahwerede, daß weder der Beginn des Exils noch sein Ende als Verkauf bzw. Loskauf zu verstehen ist. Damit kombiniert er zwei bisher in 4 5 , 1 3 b ß (Loskauf) und 50,1
182
183 184 185 186 187
den. So bildet nicht das „Rachemotiv die eigentliche Sinnspitze der Jahwerede"(a.a.O., S.97), sondern die Schilderung der Not Zions. Vgl. die Beibehaltung der Verse durch Steck, a.a.O., S.77f., mit dem Verweis auf die durchgehenden inhaltlichen Bezüge zu Kap.47, wobei er dessen redaktionelle Schichtung unerwähnt läßt, vgl. unten zu R 2 . In gleicher Weise äußert er sich in seinem Aufsatz 1989, BN 46, 1989, S.58-62, wobei er den Unterschieden zwischen V. 17.19 und V.20-23 auf der Bildebene eine „einheitliche Sachperspektive" (S.59) gegenüberstellt: „Jerusalem hat den Zorn Jahwes nun vollumfänglich ausgekostet, so ist die Reihe jetzt an ihren Feinden;" (ebd.). Die von ihm angeführte Verzahnung der Teile 51,17.19f. und 51,21-23 (Zornesbecher; Taumelbecher; „Hand"-Aussagen; Rahmeninklusionen) lassen sich als ursprüngliche Mittel der Kompostion, aber auch als sekundäre Verklammerungen verstehen. Weiter findet die Aufforderung in 51,17 ihre sachliche Voraussetzung nicht in 51,(21)22f. sondern in der nach dem Weckruf in 51,9f. gegenwärtigen Macht Jahwes. So auch Kiesow, a.a.O., S.97: „5 Doppelverse im Metrum 3+2." Zum Inhalt vgl. die folgende Auslegung. Vgl. als Bezugstext innerhalb der Schicht R2 49,25f. (51,21 -D0 ; 51,22 a n ) und 54,11 (51,21 rra>). Hier versagen formkritische Erklärungen völlig - vgl. Melugin, a.a.O., S. 163; weiterauch Elliger, Verhältnis, 1933, S.215ff. V.3a ('D + Redeneinleitung) = V.4a; V.5aß und V.6bß mit 'D ; V.6a.ba mit pb. Vgl. in V.3a und 4a bzw. in V.5aa und V.5ba.
Die erste Jerusalemer Redaktion
135
(Verkauf) getrennt vorliegende Aussagen. Auf Grund dieses redaktionellen Interesses an Ausgleich und Verbindung, dem schon 45,13bß seine Entstehung verdankt, ist 52,3 dieser Schicht zuzuordnen.188 52,4-6 versucht eine erneute Erläuterung, nun von 52,1 f. zusammen mit dem voraufgehenden Vers 3. Dabei wird die Aussage zur Fremdlingschaft und Bedrückung in Ägypten und Assur zusätzlich eingebracht (V.4). Diese Ergänzung der Angaben zum babylonischen Exil teilt 52,4-6 mit den von Steck isolierten Abschnitten einer ersten großjesajanischen Redaktion in Jes 11, 27 und 35.189 Mit ihm läßt sich dieser z.T. dunkle Zusatz wohl hier einordnen. Mit 51,9f., 51,17.19 und 52, l f . liegt die ursprüngliche Abfolge der Texte vor. Nunmehr stellt sich die Frage nach der Zusammengehörigkeit der Einzel texte noch dringlicher.190 So läßt sich der gemeinsame Beginn mit den doppelten Imperativen der Wurzel TU), die gemeinsame Länge von fünf Doppelversen mit gleichem Metrum und die jeweilige Unabgeschlossenheit der Abschnitte durch ihrem Verweischarakter auf 52,7-10 und das dort geschilderte Kommen Jahwes kaum als Ergebnis sekundärer Zusammenstellung verstehen. Vielmehr liegt eine Komposition vor, die auf den prophetischen Bearbeiter zurückgeht. Diese These bewährt sich auch beim Blick auf den inhaltlichen Zusammenhang. „Die übergreifende Einheit setzt ... zwei Bewegnungen in Gang, die von verschiedenen Seiten aufeinander zudrängen: Jahwes Arm, der sich zum Handeln anschickt, Zion, das sich auf die Schicksalswende vorbereiten soll."191 Mit jeweils eigenen Schwerpunkten zielen die Abschnitte auf das eine Ereig-
188 Vgl. oben S.80f. Anm.307. und unten zu R 2 S.261 Anm.l 10 und S.293f. 189 Vgl. Steck, Bereitete Heimkehr, 1985, SM: „Daß in Jes 11, Jes 27 und indirekt in Jes 35 neben „Assur" auch Ägypten als Bereich der Heimkehr besonders genannt wird (hier zuerst als Bereich der Exilierung - Verf.) spiegelt die Diasporasituation zur Zeit dieser Redaktion und ergänzt gegenüber den im zweiten Jesaja vorgefundenen Aussagen von der Heimkehr aus Babel.'' 190 Vgl. die Untersuchung bei Kiesow, a.a.O., S.98-100, der zu ganz ähnlichen Ergebnissen kommt. Auf dessen z.T. ausfuhrliche Darstellung sei hier ergänzend verwiesen. 191 Kiesow, a.a.O., S.99. Ahnlich sieht auch Elliger den Zusammenhang, obwohl er zu etwas anderen literarkritischen Ergebnissen kommt (51,9f.l7-23; 52,lf.):"eine von vornherein beabsichtigte ,Komposition'", a.a.O., S.265.
136
Hauptteil
nis, die „Erlösung Zions als Machterweis des Armes Jahwes vor aller Welt" 192 , wie ihn 5 2 , 7 - 1 0 schildert. Dabei steht sachlich angemessen, der an „Jahwes Arm" gerichtete W e c k r u f am Anfang (51,9a). 193 Dadurch soll Jahwe mit seiner siegreichen Macht herbeigerufen werden. 1 9 4 So wird die Voraussetzung für die A u f r u f e an Zion geschaffen, die, ohne daß Jahwes Macht auf den Plan tritt, zynisch wirken müßten. V . 9 b . l 0 a erinnert dabei motivierend an Jahwes früheres machtvolles Handeln im urzeitlichem Kampf gegen das Chaos. Der Rückgriff auf mythische Motive übertrifft an dieser Stelle alle Anklänge, die sich in der dtjes Grundschicht beobachten ließen. 195 Entsprechend ist hier auch mit
mp 'Q'D
und dem parallelen
DD ' ^IU nm
nicht wie in 4 6 , 1 0 eine relative Vorzeitigkeit gemeint sondern im qualitativen Sinne die „Urzeit der Schöpfung" und (im Blick auf V . 10b) die „Urzeit des Volkes". 196 Mithin erfolgt nicht einfach eine Erinnerung an Jahwes früheres Heilshandeln. Die Begriffe datieren nicht nur, sondern qualifizieren die Geschehen als urzeitlich-grundlegendes Schöpfungshandeln. 197 So bedarf es für die jetzige Heilswende erneut der Macht, die
192 So Kiesow, a.a.O., S. 100. 193 Vgl. zum Motiv Hab 2,19, mit dem noch erkennbaren Hintergrund eines kanaanäischen Kulcrufs, und zur Verwendung im Alten Testament die Klagelieder des Einzelnen (Ps 7,7; 59,5) und die Klagelieder des Volkes (Ps 44,24.27; 74,22). Dazu vgl. die breiten Ausfuhrungen bei Kiesow, a.a.O., S.lOlf. 194 Vgl. van der Woude, T H A T I, S.523. Zur Verwendung in der Erweiterungsschicht vgl. auch 40,10 und 52,10. Daneben noch 51,5; 53,10 und 59,16; 62,8 und 63,5.12. 195 Vgl. 42,15, und oben S.68f. 196 So Westermann, a.a.O., S.195. Vgl. Ps 74,12ff.; 89,10f. und J.Day, God's Conflict with the Dragon and the Sea, Cambridge, 1985, S.92f. neben den ausfuhrlichen Verweisen bei Kiesow, a.a.O., S.102f. 197 Vgl. ergänzend auch den Exkurs bei Jeremias, Das Königtum Gottes, 1987, S.28f.: Es „bricht im Exil mit der Krise des Erwählungsglaubens elementar die Frage auf, ob Gott noch zu seinem Volk und seiner Welt steht. Der in früheren Klagen des Volkes übliche Hinweis auf Gottes Heilstaten genügt hier nicht mehr, da diese Heilstaten ihre frühere Eindeutigkeit verloren haben. Vielmehr muß Jahwe jetzt mit der Macht der Urzeit das Weltganze wieder aus dem Chaos reißen. Jahwes Heil wird in der Kategorie der Neuschöpfung erbeten."(a.a.O., S.29). Die Rede von der Schöpfung darf hier allerdings nicht als protologische Aussage verstanden werden. Vielmehr weist sowohl das aufgenommene Material des Baalsmythos als auch die zeitlich indifferente Darstellung (Partizipien in V.9b. 10) auf die „creatio continua", die immer wieder notwendige „Erneuerung der gefährdeten W e l t o r d n u n g " (Kiesow, a.a.O., S. 106; vgl. insgesamt S. 105-111, besonders S.105f. Anm.53 auch
Die erste Jerusalemer Redaktion
137
J a h w e v o r m a l s z u m Sieg über die C h a o s u n g e h e u e r R a h a b u n d T a n n i n verhalf. 1 9 8 Ihre Ü b e r w i n d u n g w i r d , w i e V . l O a zeigt, mit der v o n J a m u n d
fhöm,
M e e r u n d U r f l u t gleichgesetzt. 1 9 9 D u r c h deren A u s t r o c k n e n w i r d
die C h a o s m a c h t zurückgedrängt.200
Damit
ist
die
Voraussetzung
g e s c h a f f e n , d a ß V . l O b die u r a n f ä n g l i c h e R e t t u n g s t a t a m S c h i l f m e e r a n f ü g e n k a n n , bei der J a h w e die ausgetrockneten „Tiefen des Meeres z u m Weg"
f ü r die
„Erlösten"
Chaoskampf und
machte.201
Schilfmeerwunder202
Bei
dieser
Verbindung
von
e r f ä h r t die E x o d u s t r a d i t i o n eine
a u c h g e g e n ü b e r der dtjes G r u n d s c h i c h t b e a c h t e n s w e r t e U m g e s t a l t u n g . N e b e n d e n Ä n d e r u n g e n im Detail 2 0 3 m u ß v o r allem zweierlei v e r m e r k t werden. Z u m einen f i n d e n sich recht a u f f ä l l i g e G e m e i n s a m k e i t e n 4 3 , 1 6 f . (Dtjes G ) u n d
198
199
200 201
202 203
204
51,9f.204
zwischen
V o n der R e t t u n g a m S c h i l f m e e r ist in
gegen die Trennung von Schöpfung und Chaoskampf bei W.H.Schmidt, Königtum Gottes in Ugarit und Israel, BZAW80, Berlin 1966, S.49). Vgl. zur Diskussion darüber, ob hier verschiedenen Namen für dasselbe schlangenartige Ungeheuer gebraucht werden, das evtl. auch mit dem Leviathan gleichgesetzt werden kann (Hi 7,12; Ps 74,13f. u.a.) W.H.Schmidt, a.a.O., S.45 (er behauptet die Identität). Weiter vgl. zum Hintergrund J.Day, a.a.O., S.6F.2528.39.88-93. Beide Begriffe sind hier nicht als Personifikationen zu verstehen — vgl. 3~in hif. Vgl. auch Kiesow, a.a.O., S.103f.: ¡"Dl Olnn als „Weltozean, den Jahwe besiegt, indem er das Wasser in seine Schranken weist und das Festland begründte." — vgl. Ps 104,6f„ Hi 7,12 und 38,11. Vgl. Nah 1,4 und Jes 42,15. Im Vergleich mit der letztgenannten Stelle aus der dtjes Grundschicht zeigt sich auch der qualitativ andere Gebrauch der Motive des Chaoskampfes. Entgegen Stuhlmueller, Creative Redemption, 1970, S.89f., kann nicht schon „the same Red Sea in v9-10a" (S.89) gesehen werden. Vielmehr verbindet der Verfasser den auf Jahwe übertragenen Mythos vom Chaoskampf, ursprünglich Teil der Texte des Baalszyklus, mit dem Schilfmeerwunder. Vgl. dazu u.a. M.H.Pope, Artikel Baal-Hadad und Baal-Zyklus, in: W M 1/1, D.O.Edzard (u.a.), Götter und Mythen im Vorderen Orient, 1983 2 , S.253-269. Zur Geschichte der Motive vgl. u.a. Kiesow, a.a.O., S.105-109. Vgl. dazu die Angaben bei Kiesow, a.a.O., S.109, die auf dem Hintergrund einer erneuten literarkritischen Analyse zu Ex 13f. zu vervollständigen wären. Er vermerkt den Wegfell der gegnerischen Ägypter. An ihre Stelle tritt das Meer als Gegner Jahwes, das vorher Instrument Jahwes war. Der Anknüpfungspunkt für den Verfasser lag wohl in der Trockenlegung des Meeres (Ex 14,21). Ergänzend zur Exodustradition in Ex 13,17-14,31 vgl. F.Kohata, Jahwist und Priesterschrift in Exodus 3-14, BZAW 166, Berlin und New York 1986, S.277301. Die Darstellung schließt sich hier der Analyse Kiesows, a.a.O., S.169f. und S.109111, an.
138
Hauptteil
beiden Fällen in einer Reihe von Partizipien die Rede205, die sich auf Jahwe bzw. seinen Arm zurückbeziehen. In drei Stichen wird jeweils die Vernichtung der Feinde (zwei Stichen) und die Bahnung eines Weges (ein Stichos) angesprochen. Dabei ähnelt 51,10b(10aß) sowohl im Aufbau als auch in der Wortwahl 43,16: m v o D'w Q'odi - p i c n ]non rcn oinri 'D 5 1 , 1 0 a - - p n D'-'poro noicn 51,10b. 206 Z u m anderen zeigt sich aber gerade auf dem Hintergrund dieser Gemeinsamkeiten ein qualitativer Unterschied zwischen beiden Verarbeitungen des Exodusmotivs, die mit den oben angeführten Beobachtungen übereinstimmt. Die konkreten Konturen der einmaligen, geschichtlichen Rettungstat an einem bestimmten geographischen und chronologischen Ort, die in 43,l6f. noch deutlich erkennbar waren, verwischen sich in 51,9f. Aus dem „Weg im Meer" bzw. den „starken Wassern" wird „ein Weg in den Tiefen des Meeres" bzw. „die Wasser der großen Urflut". Das „Meer" östlich Ägyptens zum Sinai hin 207 wird „zum mythischen Urmeer, dessen „Tiefen" der exemplarische Ort des Todes sind." 208 Gleiches läßt sich bei der Ansprache der Feinde beobachten. Waren es in 43,17 die verfolgenden Ägypter, auf die DD"), 010 und ^ n verwies, so sieht sich Jahwe in 51,9f. den mythischen Chaoswesen Rahab, Tannin und den Chaoswassern gegenüber. Aus dem einmaligen geschichtlichen Handeln Jahwes, das teilweise in Analogie zum neuen Exodus gesetzt werden kann 209 , wird hier parallelisiert mit dem Chaoskampf ein exemplarisches, mythisch gezeichnetes Geschehen. Es begründet und erhält wie der Chaoskampf Ordnungen und Welt und ist so Teil des göttlichen Erhaltungshandelns. Seine Grundstruktur kann geschichtsübergreifend im Chaoskampf, dem Schilfmeerwunder und der jetzt anbrechenden Erlösung Zions erkannt werden. Jeweils neu kann und soll sich die darin immer wirksame Kraft Jahwes, die gegen die chaotischen Mächte siegreich ankämpft, aktualisieren. Genau dazu ruft auch 51,9f. auf.
205 43,17b schließt indikativisch. 206 Mit LXX Partizip gegen M. 207 Zur Lokalisierung vgl. S.Herrmann, Artikel „Auszug aus Ägypten", B H H W I, Sp.l68ff., besonders Sp.172. Weiter vgl. Kohata, a.a.O., S.281-283. 208 Kiesow, a.a.O., S.170. Vgl. Ps 69,3.15; 130,1; Ez 27,34. 209 Vgl. oben zu 43,16-21 S.69ff.
Die erste Jerusalemer Redaktion
139
Ergänzend verweisen wir mit Kiesow 210 auf die jeweilige Rolle Jahwes. In 4 3 , 1 7 wird Jahwe ganz als der souveräne Beherrscher der Geschichte vorgeführt. 211 Seiner absoluten Überlegenheit steht in 5 1 , 9 f . die Schilderung eines wirklichen Kampfes entgegen 212 , der sich aus der mythischen Tradition des Götterkampfes erklärt. Nachdem 5 1 , 9 f , derart Jahwes Macht auf den Plan rief, ergehen die zwei Weckrufe an Zion. Dabei verharrt 5 1 , 1 7 . 1 9 noch bei der nun zu Ende gehenden Situation des Gerichts. W i e eine Trunkene wird Zion aus ihren schlechten Traum wachgerufen. Der „Taumelbecher" ist geleert. Jahwe sandte Sturz und Zusammenbruch für die Stadt, Hunger und Kriegsnot für die Bevölkerung, und er allein vermag sie nun zu trösten. U n d da seine Kraft jetzt neu Zions Wirklichkeit bestimmt, kann die Stadt in 52,1 f. selbst dazu aufgefordert werden:
- p 'ttQ1?!213 Dabei
wird der Stadt unter Aufnahme der Heiligkeitsterminologie die Befreiung von allen Besatzern ankündigt. 214 Ganz als Gegenbild zu Babel in Kap.47* 2 1 5 ruft der Text Zion auf, sich aus Staub und Gefangenschaft zu erheben. Auffälligerweise und die bisherige Eigenart dieser Zionsschicht 210 A.a.O., S.170f. 211 Vgl. oben S.71f. und die Abwandlung der vorgegebene Tradition, wodurch dieser Zug noch unterstrichen wird. 212 Vgl. die Partizipien. Schon Kaiser, Die mythische Bedeutung des Meeres, BZAW 78, 1962 2 , S.157, beobachtet die Verbindung der beiden Züge und versucht sie theologisch zu erklären: „Aber es ist auffallend, daß der gleiche Prophet 51,9 Gottes Hilfe in dem alten mythischen Bild vom Kampf Gottes gegen Rahab anruft. Es könnte also doch so sein, daß selbst Deuterojesaja an der in den Mythen gemeinten Sache kosmischer Mächte festhielt, während er gleichzeitig, und damit steht er in der eigentlichen israelitischen Glaubensweise, wußte, daß eben diese Mächte an dem lebendigen Gott gemessen Nichtgott, Kreatur waren." 213 Vgl. die betont aktive Rolle Zions in 52,1 f.: „deine Kraft"; die Selbstbefreiung der Gefangenen (V.2b), mit der Königinnenrolle in 49,l4ff.* Zion hat Teil an der Herrschaft Jahwes. 214 Vgl. H.-P.Müller, T H A T II, Sp.589-609, besonders Sp.592. Zu dieser Qualifikation Jerusalems vgl. noch Ps 46,5 und 48,3.9, und den Einfluß der Sprache der Klagelieder, T h r l . 1 0 ; 2,20 und 4,1. In Jes 40ff. begegnet das Adjektiv „heilig" außer in der Wendung „der Heilige Israels" nur noch in 43,15 (Dtjes G); 43,28 (später Zusatz) und 52,10 (Dtjes Z). Zur „heiligen Stadt" vgl. jedoch auch 45,13* (Dtjes G): „meine (Jahwes-Verf.) Stadt". 215 Vgl. 47,1 nain n m -jb-nop 1 'D'om vb o und 5 2 , l b ß KQB1 -|11! -|3TO' fj'OV K1? 'D. Zu 52,2 vgl. ebenfalls 47,1; so schon Duhm, Elliger, Verhältnis, 1933, S.216, und Spykerboer, The Structure and Composition of Deutero-Isaiah, Groningen 1976, S.172f.
140
Hauptteil
im Unterschied zu Dtjes G bestätigend, spielt auch hier die Rede von der Rückkehr der Gola keine besondere Rolle. 2 " Im Vordergrund steht insgesamt in der Textreihe 51,9ff.* die Not der Stadt Jerusalem und ihrer Bevölkerung. Deren Ende wird verheißen. Darüber darf die Auslegung nicht einfach harmonisierend hinweggehen.217 Redaktionsgeschichtlich sind noch zwei weiterführende Bemerkungen zu ergänzen. Zum einen muß unterstrichen werden, daß angesichts der Texte in 51,9-52,6, sowohl vor als auch nach einer literarkritischen Klärung, sich jeder Versuch einer formgeschichtlichen Subsumierung der Abschnitte unter „dtjes Gattungen" als aussichtslos erweist. Dies vermerken die Ausleger auch teilweise, ohne jedoch durchgängig auf eine derartige Gattungsbestimmung zu verzichten.218 „Das dreiteilige, durch aufeinander bezogene Imperative gegliederte Gedicht läßt sich keiner vorgegebenen Gattung zuordnen 219 , sondern ist offenbar strukturell eine originäre Neuschöpfung seines Verfassers."220 Es kann am ehesten mit Kiesow221 „als Kette von Beschwörungs- bzw. Ermunterungsaufrufen" angesprochen werden.222 Zum anderen erlauben einige Detailbeobachtungen vorsichtige Rückschlüsse auf den Verfasser dieser Erweiterungsschicht. Dazu gehört die auch von Kiesow angeführte Parallele zur hiesigen Verarbeitung der Exodustradition in Ex 15. In beiden Fällen zielt Auszug und Schilfmeerwunder bzw. seine Aktualisierung im gegenwärtigen Heilsgeschehen auf
2 1 6 Diese Beobachtung fuhrt auch Steck, B N 4 6 , 1989, S.63f. A n m . 2 5 , an. D i e Freilassung der Deportierten bleibe hier unerwähnt, obwohl die Rückkehr der Gola in das Konzept Dtjes Z ' integriert wird, vgl. 4 0 , 4 . 1 Of. u.a. 2 1 7 Vgl. etwa Westermann, Prophetische Heilsworte, 1 9 8 7 , S.36f.: „Ruf zum Aufbruch aus der Gefangenschaft . . . . der zugleich Ankündigung der Befreiung ist." 2 1 8 Vgl. etwa Melugin, a.a.O., S . 1 5 9 - 1 6 1 , oder Schoors, a.a.O., S . 1 2 1 - 1 3 1 . 2 1 9 Das gilt wohl auch für 51,9f. Der dortige W e c k r u f ist trotz der Bezüge zu Klageliedern des Volkes nicht dieser Gattung zuzuordnen. Dagegen spricht vor allem, daß diese Verse dann aus der nachfolgenden Reihe vergleichbarer Aufrufe formkritisch isoliert würde. Vgl. auch Kiesow, a.a.O., S . l 11 f. 2 2 0 So Kiesow, a.a.O., S . l 12. 2 2 1 Ebd. 2 2 2 Vgl. die formale Nähe zu 4 0 , l f . 3 - 5 * . 9 - l 1 mit jeweils drei Strophen, durch Imperative eröffnet und mit den Außenstrophen in Klammerfunktion. Inhaltlich münden beide Textreihen in der Heimkehr Jahwes zum Zion.
Die erste Jerusalemer Redaktion
141
ein neues Heil in Jerusalem.223 Dies legt es nahe, daß der Verfasser von 51,9f. eine Jerusalemer Exodustradition aufnimmt, für deren Existenz etwa auch Ps 74 spricht.224 Diese Beobachtung fügt sich ebenfalls gut in die Gesamtanlage dieser Zionsschicht und ihrer Perspektive, die den Verfasser von Dtjes Z in Jerusalem suchen läßt.
2.2.3
49,14-23
Die folgende Analyse der beiden Heilsworte in 49,14-21 * und 49,22f. wird in besonderem Maße die vertretene redaktionsgeschichtliche These zu bewähren haben. Sieht man vom Wort Jahwes an Babel in Kap.47* und dem kurzen Zitat in 4 0 , l a einmal ab, so liegen mit 4 9 , 1 4 - 2 l*.22f. die einzigen auf dem Verfasser selbst zurückgehenden Jahwereden vor. In allen anderen Worten läßt der Ergänzer die redende(n) Person(en) im Dunkeln und/oder betätigt sich selbst als „Wegbereiter und Instrukteur" des heraufziehenden Königs. Schon diese Beobachtung allein zeigt eine gewisse Verschiebung gegenüber der dtjes Grundschicht. In ihr überwiegt deutlich die „Ich-Rede" Jahwes in ihren verschiedenen Ausprägungen.225
223 Vgl. Ex 15,13.17. Zu Ex 15 vgl. auch Spieckermann, Heilsgegenwart, FRLANT 148, Göttingen 1989, S.96-115, der den Grundbestand von Ex 15 nachsalomonisch und vorjesajanisch datiert, und ihn von Dtjes durch das Fehlen des „soteriologischen Schöpfungsgedankens" unterschieden sieht, a.a.O.. S.112f. Anm. 53. 224 Vgl. zu Ps 74, Spieckermann, a.a.O., S.122-133- Ob man die Abfassung von Ps 74 mit Spieckermann, a.a.O., S.131 und 155-157, zu den notwendigen „Vorarbeiten" Dtjes(Z)' rechnen will, kann hier offenbleiben. In jedem Fall erlaubt hier wie dort die mythisierende Aufnahme der Exodustradtion deren Verwendung in der gegenwärtige Situation. „Die Entzeitlichung der Geschichte im Sinne eines unwiederholbar vergangenen Handlungsablaufes war Voraussetzung ihrer Umformung zur stets möglichen Heils"zeit", wann und wo immer Gott seine Gegenwart gewährt hat und gewähren würde." (a.a.O., S.159) 225 So begegnet fiir Jahwe 44x in Jes 41-48 (sonst: 4 9 , 1 8 (Schwurformel); 49,23.26; 52,6), und » 3 » für Jahwe 7x in Jes 4 3 - 4 6 und zusätzlich in 49,15.25 (bis), 54,16 und 51,12.15. Weiter findet sich die Botenspruchformel als Einleitung außerhalb von 4 2 - 4 8 in 4 9 , 7 . 8 ( R ' ) . 2 2 ( D t j e s Z ) . 2 5 ( R 2 ) ; 50,1 (R 1 ); 52,3(R 2 ); 52,4(sek.), als Ausleitung in 45,13(R 2 ); 54,6.10.17(R 2 ) und als Zitationsfbrmel oder in Einschaltung in 40,1; 49,18(Dtjes Z), 40,25; 41,14; 41,21; 43,10(Dtjes G), und 55,8 - vgl. weitere Statistiken bei Elliger, Verhältnis, 1933, S.333f.
142
Hauptteil
Aus diesem Vergleich beider Schichten kann man zusammen mit anderen Beobachtungen schon für Dtjes Z von einem Rückgang prophetischen Geistes sprechen. Der Verfasser erscheint immer weniger als Vermittler der W o r t e Jahwes, sondern wird mehr und mehr zum Tradenten vorgefundener Prophetenworte 226 und zum theologischen Schriftsteller, der eine prophetische Gesamtsicht in einer übergreifenden Komposition in Szene setzt. Auch Westermann vermerkt in seinen formgeschichtlichen Analysen diese Tendenz zu „größeren Kompositionen" nach Kap.48. 227 So möchte er in 49,14-26 drei Teile (V. 14-20.21-23.24-26) einer Heilsankündigung finden. Ihr liege „die Aufteilung der Klage in ihren drei Gliedern", der „Anklage Gottes"(V. 14), der ,,Wir-Klage"(V.21) und der „FeindKlage" (V.24) zugrunde. 228 Dabei trete den Klageelementen jeweils ein Heilswort entgegen (V. 15-20; 22f.; 25f.). Dieser Analyse u n d ihren Abgrenzungen wurde wiederholt mit guten Gründen widersprochen. Melugin etwa weist in seiner ausführlichen Untersuchung der Texte daraufhin 2 2 9 , daß einzig V. 14 wirklich als Zitat einer Klage angesprochen werden kann 230 , auf die V. 15-21* mit einem Heilswort antworte. Weiter läßt sich V.21 nicht auf V.22f. vorausbeziehen. Vielmehr weist es deutlich auf V.14 und V.18-20 zurück. 231 Gerade die Beachtung des dreifach verwendeten ")DR läßt den G e d a n k e n g a n g der in sich geschlossenen Einheit 49,14-21* erkennen. Der Klage Zions (V.14) tritt Jahwe mit einer Beistandszusage (V.15) und einer Heilsankündigung
226 Vgl. die Aufnahme und Integration der dtjes Grundschicht. 227 Vgl. ders., Sprache und Struktur, 1981, S.41: „Nach Kap 45 steht die Heilsankündigung meist in größeren Kompositionen.", und S.49f.82, und ders., Prophetische Heilsworte, 1987, S. 36. 228 Vgl. Westermann, ebd. 229 A.a.O., S.148-152. 230 V.21 ist eine Reaktion der in V.15ff. Angeredeten auf die Heilsansage, dargestellt in einer Reflexion ("express of amazement" - Melugin, a.a.O., S.150). V.24 ist schon deshalb mit Begrich/Gunkel, Einleitung in die Psalmen, Göttingen 1933 (1983 4 ), S.127) kaum Frage in einem Klagelied, weil dort nie danach gefragt wird, ob Gott sein Volk aus den Händen der Feinde befreien kann. Dies bildet vielmehr die selbstverständliche Voraussetzung fiir die Klage, da sie sonst keinen Sinn ergibt. 231 Vgl. V.14 jTX - m n , V.20 TTD«' TO (Kinder Zions) und V.21 " j a n ^ triDRl (Zion). Zusätzlich verbindet rfnatf '»1 V.21 mit V.20:-pbstD 'D:
Die erste Jerusalemer Redaktion
143
(V. 1 8 * . l 9*) 2 3 2 entgegen. Diese wird durch das Stilmittel einer vorweggenommenen Klage der Kinder Zions unterstrichen, die sich antithetisch zur Klage der Mutter verhält und sie ad absurdum führt. Entsprechend schließt sich die verwunderte und das Eingangswort faktisch zurücknehmende Frage Zions an. Somit kann der Leser selbst durch die vorweggenommene Konfrontation mit dem zukünftigen Heil erkennen, wie ungerechtfertigt Zions Anklage ist. 233 Insgesamt ist bei der Textabgrenzung Melugin zuzustimmen, der in 4 9 , 1 4 - 2 1 , 4 9 , 2 2 f . und 4 9 , 2 4 - 2 6 drei selbständige Einheiten findet.234 Auch auf seine behutsame formkritische Analyse zu 4 9 , 1 4 - 2 1 und 49,22f. 2 3 5 kann im Ganzen zustimmend verwiesen werden. 2 3 6 Deutlich ist dabei, daß sich beide W o r t e nicht in klassische „dtjes" Gattungen einordnen lassen. Besonders auffällig ist die extensive Kombination verschiedener Formelemente von Heilsankündigung ( V . 1 8 ) , Disputation (V.15 )237 , Klage ( V . 1 4 ) zusammen mit dem Stilmittel des Zitats (V.14; 20; 21) und der Paradoxie. 238 Neben den textkritischen Problemen in V . 1 7 2 3 9 zeigen sich innerhalb von 4 9 , 1 4 - 2 1 zunächst in V . 1 8 b a ' literarkritische Auffälligkeiten. 240 So verwundert die Schwurformel mit folgendem ¡Tin' DM innerhalb einer Jahwerede, zumal sie inhaltlich und den Parallelismus membrorum störend
241
die Fortsetzung von V . 1 8 a in V . 1 8 b a 2 . ß unterbricht. Folglich ist
2 3 2 Vgl. zur Literarkritik unten S . l 4 4 f f . 2 3 3 Weiter spricht gegen Westermanns Konstruktion, daß die Entgegnung Jahwes in 4 9 , 1 5 ganz wie in 4 0 , 2 8 nicht mit einer Botenformel (o.a.) eingeleitet wird. Bei den vermeintlichen Entgegnungen in V . 2 2 und V . 2 5 findet sie sich jedoch. Vgl. weiter gegen Westermann auch Hermisson, E v T h 2 6 , 1 9 7 1 , S . 6 7 6 A n m . 3 2 ; Schoors, I am God Your Saviour, 1973, S. 1 0 4 - 1 2 1 , und Bonnard, S . 2 1 8 . 2 3 4 Vgl. bei Melugin, Formation, 1976, S . 1 5 1 . 2 3 5 Die Untersuchung von 4 9 , 2 4 - 2 6 folgt im Zusammenhang der zugehörigen Schicht auf S.244ff. 2 3 6 A.a.O., S . 1 4 8 - 1 5 2 . 2 3 7 Vgl. Melugin, a.a.O., S . 1 5 1 . 2 3 8 Vgl. V . 2 0 a ß . 2 1 : Söhne/Kinder der Kinderlosen. 2 3 9 Mit Fohrer und Barthélémy, Critique textuelle de l'ancien testament, O B O 5 0 / 2 , Fribourg und Göttingen 1 9 8 6 , S . 3 6 4 - 3 6 7 , ist statt „deine Söhne" „deine Erbauer" ( l ' n ) zu vokalisieren und "J'Oina mit Komparation |Q zu lesen: „Die dich erbauen" eilen „mehr als" die, die dich zerstören. Diese Fassung erweist sich insgesamt als die inhaltlich, kolometrisch (14:14) und textkritisch wahrscheinlichste Lesung. 2 4 0 An der Einheitlichkeit von 4 9 , 2 2 f . besteht kein begründeter Zweifel.
241 V. 18aa : aß ; ba2 : bß .
144
Hauptteil
V.18ba" als ergänzende Glosse auszuscheiden. 2 4 2 Gleiches gilt für V . 2 1 b a ' : rmoi n1?: ,243 Der Zusatz bezieht die vermißten Exilierten mit ein, so daß nicht allein der beklagenswerte Zustand Jerusalems sondern auch derjenige Israels außerhalb Palästinas als Kontrast zur Heilsankündigung erwähnt wird. Gerade dieser Zusatz läßt erkennen, daß zumindest jener Glossator mit „Zion/Jerusalem" in 4 9 , l 4 f f . nicht auch zugleich die nach Babylon Verschleppten und ihr Geschick angesprochen sah. 244 Problematisch erscheint weiter V.19a, der aus drei Subjekten ohne jedes Prädikat besteht und dessen begründendem 'D ein Anschluß im vorhergehenden Text fehlt. D i e Ausleger versuchen sich mit mehr oder weniger gelungenen Umstellungen 2 4 5
und Konjekturen. 2 4 6
All
diese
Vorschläge zur Heilung des Textes überzeugen letztlich nicht, da sie entweder ohne jeden Anhalt am masoretischen Text oder anderen Zeugen frei konjektieren, oder aber recht beliebig aus den vorhandenen Versen einen neuen Text komponieren. 2 4 7 Deshalb bleibt eine Streichung von V . 1 9 a noch die angemessenste Lösung, da zudem ein Wegfall des Halbverses keine Lücke hinterläßt. 244 Inhaltlich schließt sich V. 19b an die Verheißung in V . 1 8 * an und bereitet V . 2 0 vor. Auch der kolometrische Befund stützt ebenso wie die folgenden Überlegungen zu V . l 6 f . diese Entscheidung. 249 D i e beiden Verse 16 und 17, sind zwar grammatisch unauffällig, aber sie zeigen eine inhaltliche Spannung zu V . 1 8 * . So wies zuletzt Steck 250 daraufhin, daß man in V . 1 7 „deine Erbauer" „im Sinne ausländischer Er-
2 4 2 Vgl. auch Duhm, Fohrer. Inhaltlich vergleichbare Bekräftigungen durch den Hinweis auf einen Schwur, finden sich in 45,23, Dtn 32,40 und Jer 46,18. 243 Vgl. auch L X X und Schoors, a.a.O., S.108. 244 Genau dies unterstellen diejenigen Autoren, die mit „Zion/Jerusalem" weiterhin die Gola angesprochen sehen. 245 Vgl. u.a. D u h m , a.a.O., z.St.: V. 16f. 19a. 18b ( c j . ) . 1 9 b . 2 0 . 2 r , oder Volz, Kommentar, z.St.: V . l 4 - l 6 . 1 9 a ( c j . n o 0 . 1 7 l l 18a.12.18b.19b-20.21*. 246 Vgl. Fischer, S.l 12, der 'aqim parallel zu 49,8bß ergänzt: „werde ich aufrichten". 247 Vgl. besonders Volz, der auch die Grenzen von Texteinheiten unberücksichtigt läßt. 248 ' i x n aus V. 19b kann grammatisch und inhaltlich stimmig auf Zion bezogen werden. 249 Vgl. zu V. 18*.19b.20a den kolometrischen BefUnd: 16:13 II 14:11 II 14:11 II 14:8. 250 Vgl. Z T h K 83, 1986, S.293, und auch Merendino, R B 89,1982, S.324f.
Die erste Jerusalemer Redaktion
145
bauer zu lesen" hat.251 Dies belegt der antithetische Parallelismus membrorum mit „deine Zerstörer". Damit ergibt sich eine Spannung zwischen V. 17 und V. 18a, in dem D^D ausweislich der Fortsetzung in V. 18b einzig auf die rückkehrenden Kinder Zions und keinesfalls auf Nichtisraeliten zu beziehen ist. Dazu nötigt jedoch die jetzige Abfolge unter Einschluß von V.l6f. So ist an dieser Stelle das Thema des Aufbaus der Stadt und ihrer Mauern mit V.16f. zu streichen.252 Dabei bezieht sich in 49,18a 253 dann nicht wie Steck vermutet auf 49,12f. sondern knüpft an 48,20f. an. Die dort zum Auszug aus Babel Gerufenen sind es, die Zion nun beim Aufbruch als Zeichen der Treue Jahwes sehen kann (V. 18a). Mit den nun isolierten Heilsworten 49,14/. 18*. 19*20/. und 49,22/ beginnt, wie gemeinsam von den Auslegern vertreten, der zweite Abschnitt der prophetischen Worte in 49-52 (-55), die sich fast durchgängig an Zion richten. In der Regel wird für sie sowohl derselbe Verfasser254 als auch dieselbe Zuhörerschaft wie für Kap.40-48 angenommen. Der Prophet Dtjes wende sich weiter an Israeliten im babylonischen Exil vor 539.255 Bevor wir die Frage des Verhältnisses von 49,l4ff. zu dem vorangehenden dtjes Worten in 40-48* bzw. 40-46* untersuchen, sind die beiden Abschnitte genauer zu besehen. In 49,14-21* führt der Verfasser Zion mit dem Zitat einer Klage ein.256 Zion wähnt sich von Jahwe verlassen.257 Das personifizierte Jerusalem 2 5 1 Steck, a.a.O., S.293. Zur Vorstellung 6 0 , 1 0 (!) und zur masoretischen Lesart vgl. a.a.O., S . 2 9 3 A n m . 1 1 0 . 2 5 2 Vgl. zum redaktionsgeschichtlichen Ort des Zusatzes die These Stecks, a.a.O., S.284. 2 5 3 A.a.O., S . 2 8 4 A n m . 1 0 9 . Die Rückkehr von Exilierten aus allen Himmelsrichtungen, wie 4 9 , 1 2 f . sie zeigt, gehört noch nicht zur Erwartung der Zionsschicht in 4 0 52*. Die „Kinder Zions" sind hier noch, ganz entsprechend zur aufgenommenen dtjes Grundschicht, die nach Babylon Verschleppten. Demnach wird wohl 4 9 , l 4 f f . auch nicht das vorangehende 4 9 , 8 f f . voraussetzen (so Steck, a.a.O., S . 2 9 3 f . A n m . l l l ) - vgl. auch unten zu 49,8-12/13 S.235ff. 2 5 4 Einige vermuten einen Ortswechsel Deuterojesajas von Babylon nach Jerusalem. Zu dieser Hilfskonstruktion vgl. oben S.3f. 2 5 5 Vgl. etwa Westermann, S.7-10. 2 5 6 Dabei handelt es sich um ein Stilmittel - vgl. zu 4 0 , 2 7 oben S.27f. 2 5 7 Zion erscheint hier nicht als Ehefrau, die von ihrem Mann verlassen wurde (so etwa Bonnard, S.224f., mit Verweis auf 50,1 und 54,1-8: Verwitwet und von den Kindern verlassen). Könnte man bei der Beschreibung der Notlage in V . 1 4 noch an diese Metapher denken, so verbietet sich diese Auslegung beim Blick auf die Heilsansage in V . 1 8 - 2 1 . Da das Heil in der Rückkehr der Kinder besteht, wird mir
146
Hauptteil
klagt über Gottes Gericht, unter dem es, bleibend vergessen, zu leiden habe. 258 Andere Angaben im Fortgang des Textes illustrieren diese karge Aussage ein wenig. 259 „Verderber" finden sich in der Stadt ( V . 1 9 b ) , während die eigenen Kinder verschleppt werden (V.20f.). Ihrer beraubt und „allein noch übrig" liegt die Stadt da. Mittels eines „steigernden Vergleichs"260 widerspricht der Prophet dieser Anklage Jahwes und bestreitet in der stilisierten Jahwerede, Zion vergessen zu haben. „Vergißt etwa eine Frau ihr Kind, daß sie sich nicht erbarme über den Sohn ihres Leibes. Selbst wenn diese vergessen, so will ich doch deiner nicht vergessen!" (49,15) Diese kerygmatisch zugespitzte Entgegnung erweckt geradezu den A n schein, als habe es keine Zeit des Gerichts gegeben. Dem tritt eine spätere zionstheologische Fortschreibung in 54,6-8 korrigierend bzw. erläuternd zur Seite. 261 Die folgenden Verse in 4 9 , 1 8 f f * konkretisieren die Beistandszusage durch den Hinweis auf die bereits zurückkehrenden Exilierten. Die Kinder Zions und d.h. die Gola befindet sich schon auf dem Rückweg. 262 Sie werden Jerusalem zu neuer Herrlichkeit verhelfen. „Wie Schmuck wirst du sie alle anlegen"(V. 18*). 263 Mit V . 1 9 b . 2 0 wird die 3TJ) ohne Bild und in der allgemeinen Bedeutung fiir die Abwendung Gottes zu verstehen sein. Vgl. 3ti> als Begriff für das göttliche Richten in Jes 17,2.9; 27,10. Im Blick auf Zion vgl. unter dem Bild der Ehefrau 54,6.7; 60,15.(49,14 von 54,6f. her interpretierend vgl. Steck, ZThK 83, 1986, S.267f.) und 62,4.12 - vgl. zur letzten Stelle die ausgesprochen hilfreichen Interpretationen Stecks, Bereitete Heimkehr, 1985, S.67, der deutlich macht, wie eine derartige Aussage auch nach der erneuten Präsenz Jahwes in Jerusalem Ausruck konkreter Hoffnung bleiben kann und zwar „hinsichtlich der bislang noch fehlenden Heimkehrer". 258 Vgl. zu rDffi als Gerichtsterminus u.a. Thr 5,20; Ps 44,25; 13,2 und 77,10. 259 Dem Verfasser geht es nicht so sehr um ein plastisches Bild der Notlage, als vielmehr um den Kontrast zum angesagten Heil. 260 So mit Hermisson, EvTh 26, 1971, S.676. 261 Vgl. unten S.262ff. 262 Vgl. hier die aktive Rolle der Rückkehrer — nif., die ganz der Aufforderung in 48,20f. entspricht (auch in 60,4 übernommen). In Dtjes G erscheinen sie als passive Objekte des göttlichen Heilshandelns, vgl. etwa 43,5. 263 Vgl. die wörtliche Übernahme in 60,4, das entgegen Duhm nicht die ältere der beiden Stellen ist. Dazu vgl. auch Jer 2,32; 4,30; Ez 16,11 und Jes 61,10; 62,5, und K.Koenen, Ethik und Eschatologie im Tritojesajabuch, W M A N T 62, Neukirchen-Vluyn 1990, S.138f. Anm.484.
Die erste Jerusalemer Redaktion
147
Heilsansage noch steigernd unterstrichen. Im Kontrast zur Klage Zions, die sich verlassen und allein fühlt, wird ihr die Überfüllung angekündigt. Die vorweggenommene Klage der Rückkehrer über die Enge in der Stadt veranlaßt Zion zu der erstaunten Frage: „Wer hat mir diese geboren? War ich doch kinderlos und unfruchtbar. Und wer hat diese großgezogen? Siehe, ich war doch allein übrig!264 Woher sind sie denn?" (49,21) In bewußter Paradoxie wird die „Kinderlose" mit der Fülle ihrer Kinder konfrontiert. 265 Dabei verwandelt sich auch für den Leser überraschenderweise die Zeit vermeintlicher Gottverlassenheit zu einer Zeit verborgen wachsenden Segens. Während sich Zion allein übrig wähnte, mehrte Jahwe ihre Kinder.266 Spätestens hier stellt sich erneut die Frage nach den Adressaten dieses Wortes. Ist es wirklich denkbar, daß „den Hörern in einem Dorf in Babylonien" 267 zumindest indirekt ihre dortige Existenz als Zeit göttlichen Segens nahegebracht wird?268 Aber nicht nur dieser letzte Höhepunkt des Wortes weckt Zweifel an solcher Adressierung. So wird im Text eindeutig das personifizierte Jerusalem angesprochen. Auch die geschilderte Not läßt an die Bewohner dieser Stadt denken, die unter Besatzern leiden (V.19bß) und ohne einen politisch und wirtschaftlich bedeutsamen Teil ihrer Bevölkerung ein armseliges Dasein fristen.269 Die Ankündigung des 2 6 4 Vgl. zur Restvorstellung in Jes 4 0 - 5 5 noch 4 6 , 3 und J.Hausmann, Israels Rest. Studien zum Selbstverständnis der nachexilischen Gemeinde, B W A N T 124, Stuttgart 1 9 8 7 , S.74-80. 2 6 5 Vgl. die unnötige Rationalisierung bei Duhm, der auf die Geburt von Kindern durch die Mägde einer Frau hinweist. 2 6 6 Vgl. 1*7' und und zu letzterem die andere Verwendung in der Glosse 5 1 , 1 8 (Zion zog groß). Die Mehrung der „Kinder Zions" z.Zt. des Exils fuhrt einen bleibenden Heilszustand herauf (vgl. V.20). 2 6 7 So Westermann, S . 1 7 8 . 2 6 8 Vgl. etwa die Segensverheißung in der Grundschicht, 4 4 , 2 - 4 und 4 5 , 8 , als Ansage des neuen Heils jenseits der Exils-situation. 2 6 9 Vgl. zu den notwendigen Differenzierungen des biblischen Bilds jener Jahrzehnte H.Weippert, Palästina in vorhellenistischer Zeit, Handbuch der Archäologie, Vorderasien II/l, München 1988, S.697ff. Trotz mancher Modifikationen bleiben es jedoch in vieler Hinsicht bescheidene Verhältnisse. Vgl. dazu den Rückgang an
148
Hauptteil
Heils umfaßt zwar auch die Rückkehr der Gola. Sie steht jedoch keinesfalls im Zentrum, sondern wird der Verherrlichung Zions dienend zugeordnet. Jerusalem soll neu glanzvoll erstrahlen (V. 18b*) und mit einer Fülle neuer „Kinder" gesegnet werden. Deutlich ist, daß nicht wie in der Grundschicht die Probleme exilierter Israeliten in Babylon zur Sprache k o m m e n . Das verlassene Jerusalem und nicht deren Kinder bedürfen nach 4 9 , l 4 f f . des Zuspruchs, und den erhält es auch. So setzt der Text einen Leser in Jerusalem voraus, was auch an V. 18a deutlich wird: „Erhebe ringsum deine Augen und sieh!" Diese Anweisung ergibt ebenso wie die gesamte Perspektive von Dtjes Z mit ihrer Erwartung der Rückkehr Jahwes nebst Gola nur einen Sinn, wenn der Angesprochene in Jerusalem lebt. Verschiedene Ausleger möchten die Zionsworte in eine übergreifende Konzeption einzeichnen, bei der Jakob/Israel und Zion/Jerusalem gemeinsam das Israel der Exilszeit repräsentieren. 270 So redet Hermisson davon, daß „Jakob" „das erwählte Israel unter der Aufbruchs- und W e g perspektive" darstelle und „Zion" „als die erwählte Mutterstadt aller Israeliten Israel in der Ankunftsperspektive" vertrete. 271 Bewährt sich eine derartige Annahme, die sicher die jetzt vorliegende Gestalt von Jes 40-55 zutreffend erfaßt, schon im Blick auf die ursprüngliche Verkündigungskonzeption einer Grundschicht, zu der dann auch 49,14-21* zu zählen wäre? Gehören also ursprünglich die „Jakob/Israel"-Texte aus Kap 40-46* und die Zionstexte aus Kap.49ff. zu einer einheitlichen Schicht oder handelt es sich bei den Worten an Zion um das Produkt einer späteren Fortschreibung der dtjes Grundschicht? W i l l man 4 9 , l 4 f P als W o r t an Israeliten in Babylon verstehen, so zwingt dies zu einer Unterscheidung zwischen Text- und Sachebene. Auf der Textebene betreffen die zur Sprache kommenden Probleme nicht den
Schriftkenntnis (a.a.O., S.694), die Befestigungsanlagen (S.699f.) und die rückläufige Entwicklung einheimischer Keramik und Schnitzereien (S.706f.). 2 7 0 Vgl. etwa Schoors, a.a.O., S.108, der zwar zugesteht, daß Zion und die Exilierten der Gola in 4 9 , l 4 f f . nicht einfach gleichgesetzt werden können, aber trotzdem schreibt: „When the prophet adresses Zion, he metonymically means the whole Community. ... Zion is the destroyed Jerusalem, ... but it is also the community of God's people." 271 Vgl. Hermisson, Einheit und Komplexität, 1989, S.303f.
Die erste Jerusalemer Redaktion
149
angenommenen Hörer in Babylon. Ein Vergleich mit Kap.40-46* unterstreicht dies zusätzlich. Vielmehr sieht er sich als „Kind Zions" angesprochen, dem (nebenbei) die Rückkehr angesagt wird. Spätestens das ihm in den Mund gelegte Wort in V.20b, wird ihm zeigen, daß es hier um Zion und dessen segensreiche Zukunft geht. Vollzieht der angenommene Hörer nun innerlich den von den Auslegern unterstellten Sprung und identifiziert sich mit Zion, so schweben die Aussagen solange über seiner faktischen Situation, wie man ihn in Babylon vor seiner Befreiung und Rückkehr ansiedelt. Sach- und Textebene lassen sich nur dann übereinbringen, wenn der im Text Angesprochene auch in der vorausgesetzten Situation des klagenden Jerusalem faktisch lebt.272 Zudem gibt es in den Versen selbst keinerlei Anzeichen für eine derartig komplizierte Veränderung der textlich klaren Adressierung und kerygmatischen Ausrichtung. Die Auslegungs- und Identifikationsprobleme - und dies muß man sich angesichts der schon klassisch gewordenen Auslegungstradition seit Duhm bewußtmachen ergeben sich erst aus der vorausgesetzten literarkritischen und redaktionsgeschichtlichen Rahmenhypothese. Ohne diese Vorgabe weist der Text den Hörer nicht zuerst in die „Ankunftsperspektive" Israels, sondern vielmehr in die Situation eines zurückgebliebenen Jerusalem und ihrer Bewohner, denen neue Herrlichkeit durch die Rückkehr der wesentlichen Teile ihrer Bevölkerung verheißen wird. Einige weitere Indizien273 stützen die Annahme, daß die von Hermisson u.a. vertretene integrierende Sicht der Jakobs- und Zionstexte gerade als „so sorgfältig durchdachtes Konzept" „erst das Ergebnis sekundärer Reflexion sein kann".274 Zu ihnen gehört erstens die Verwendung von nnu
272 Vgl. unten S. 167ff. 273 Zusätzlich sei noch auf Begrifft- und Stilbeobachtungen hingewiesen. Neben den unten erwähnten direkten Anleihen bei Dtjes G gibt es eine Fülle singulärer oder von der Grundschicht abweichender Motive und Begriffe. Dazu zählen '31« (51,22; 49,22), die Metaphorik in 49,15, die Vergleiche in 49,18.19bß, weiter die Begriffe rmin (noch 56,5; 60,10.18; 62,6), nDffi (noch 51,13; 54,4; 65,11.16), ^ n ( 4 4 , 1 4 Gö; 51,18), -IKffl (46,3; 44,17). Vgl. weiter Anm.276 und 279. 274 Hermisson hält dies nur „schwerlich" für möglich, a.a.O., S.304. Die Komplexität des Konzepts spricht wohl kaum gegen eine Herleitung von einem Redaktor. Allerdings nötigen, wie gesehen, die Probleme einer Situierung der Zionstexte in Babylon dazu.
150
Hauptteil
in 49,19b. Anders als in der Grundschicht 2 7 5 wird hier mit „jetzt" nicht die gegenwärtige Heilszeit gekennzeichnet sondern erst ein zukünftiger Heilszustand. Des weiteren zeigt sich sowohl in 4 9 , 1 4 - 2 1 * als auch in 4 9 , 2 2 f . eine intensive begriffliche und z.T. zitatartige Anlehnung an 4 0 , 2 6 und 40,27-31. 2 7 6 Diese Art des Selbstzitats wäre schon an sich als Stil der dtjes Grundschicht ungewöhnlich bzw. nicht nachweisbar. Sie wird zusätzlich als sekundär verdächtig durch die gleichzeitigen Abwandlungen, die diese kompositioneil und redaktionell gewollte Parallelisierung mit dem Beginn des „Jakob/Israel"- Blocks in 40,26.27-31 aufweist. Neben der deutlich stärkeren Gattungsmischung in 49,l4fF. 2 7 7 gehört dazu vor allem die Umwandlung von 40,31 (mn'' '1p) in eine Erkenntnisaussage (49,23b). Geht es bei derartigen Aussagen in der Grundschicht durchgängig um Jahwe als den Urheber der Geschehnisse und somit u m ihn als den einzigen Gott 2 7 8 , so soll in 49,23b Zion seinen Gott als den Treuen erkennen, der „die auf ihn Wartenden nicht zuschanden werden läßt." Genauso wie an dieser Stelle fehlt auch den weiteren Anleihen durch 4 9 , l 4 f f . die für Dtjes G typische theozentrische Argumentation, die zuerst das Vertrauen zu Jahwes Macht und Heilswillen zurückgewinnen will und muß, bevor Heilszusagen wieder auf fruchtbaren Boden fallen können. 279 Die eigentliche Anfechtung Zions liegt für 4 9 , l 4 f f . in den noch ausbleibenden Heimkehrern, worin sie das Zeichen sieht, von Jahwe vergessen zu sein. Weiter verweist 49,18a Zion nicht parallel zu 4 0 , 2 6 auf den Schöpfer Jahwe und seine Macht, sondern lenkt den Blick auf die rückkehrende Gola. Zugleich ergibt dieser Hinweis auf die Heimkehrer 275 Vgl. etwa 43,19a. 276 Vgl. 40,27 btctö' - o i m npi>' - m n rrab mit 4 9 , 1 4 'jnatf ^tki mn' ™ p s - m m , 40,31 r o Ertn' mrr 'ipi mit 4 9 , 2 3 b 'ip i o k mn' 'ar'D n s m , 40,26 u m c d t d nnn-iKto mit 49,18a '«m -fri) x a c r w . 277 Vgl. oben S . l 4 l f f . 278 Vgl. etwa 41,20 und 43,10. 279 Vgl. weiter der im Vergleich mit 40,27 fehlende polemische und bestreitende T o n der Einfuhrung der Klage in 49,14. Ein weiterer Unterschied besteht in der Antwort, die in 49,15ff. als Jahwerede stilisiert ist, in 40,27-31 jedoch in einem Prophetenwort erfolgt.
Die erste Jerusalemer Redaktion
151
in V.18a als Konkretisierung der Beistandszusage nur dann einen Sinn, wenn schon erste Rückkehrer sichtbar sind. Demnach - und dies bestätigt die textimmanente Abstufung zwischen dem gegenwärtigen Zeitpunkt von V.18a* und der nahen Heilsvollendung in V. 19b.20,280 — befindet sich Zion wohl zwischen dem (noch spärlichen) Beginn erster Rückwanderer und der verheißenen, durchgreifenden Heilswende mit einer Heimkehr aller „Kinder Zions".281 Diesem Vergleich kann als weitere redaktionsgeschichtlich bedeutsame Einsicht entnommen werden, daß dem Verfasser der Erweiterungsschicht die Abschnitte der dtjes Grundsammlung vorlagen. Dies belegt deren relecture 'm 49,l4ff.*. Ein Blick auf 49,22f. bestätigt das hier gewonnene Bild. So läßt der Text bei einem Thema, das ihn mit Dtjes G verbindet, jede Ahnung von der Gefährlichkeit des Rückwegs oder den Ängsten der Gola angesichts dieses Heimwegs vermissen. In einer Welt, in der Jahwe als Herrscher anerkannt ist, befehligt er die Völker und ordnet mit einer Handbewegung die Rückführung der Kinder Zions an.282 Es ist offensichtlich, daß hier die Welt der dtjes Prophetien mit ihren geschichtlich konkreten Feinden Israels und der scheinbaren Übermacht ihrer Götter längst zurückgelassen wurde.283 Der Sieg Jahwes und der Triumph Zions kann kaum großartiger sein. Diejenigen, die vormals ihre Kinder deportierten, müssen sie im Triumphzug auf den Schultern selbst zurückbringen (V.22b). Die Repräsentanten der Völker284 werden zu Dienern Zions (V.23a). 285 Die weltweite Herrschaft Jahwes286 findet ihr Zentrum in Jerusalem und Zion wird als Herrin über die Völker daran teilhaben. Das jetzige Warten Zions auf diese königliche Rolle wird nicht in Enttäuschung enden. Zion 2 8 0 Vgl. oben zu nni). 2 8 1 Vgl. das betonte D^D für alle in Babel Lebenden und die Thematik der (Uber-) Fülle als segensreicher Mehrung zwecks Verherrlichung Zions. 2 8 2 Vgl. die Wandlung des Motivs in V.22a. Ursprünglich dient das Aufplanzen des Paniers als Zeichen zur Mobilmachung, zur Sammlung und zum Angriff - vgl. 5,26; 1 1 , 1 0 . 1 2 ; 62,lObß; Jer 5 1 , 1 2 . 2 7 u.a., und Kaiser, A T D 18, 1983 3 , S.14. 2 8 3 Vgl. so schon Duhm, S.376: „von dem geschichtlichen Hintergrund so gut wie völlig losgelöste Erwartung". 2 8 4 Vgl. 4 1 , 2 b D'S'ro parallel zu den Völkern, die durch Kyros besiegt werden. Vgl. auch 4 9 , 7 und unten S.283ff. 2 8 5 Vgl. Könige und Fürstinnen als (vgl. auch Nu 1 1 , 1 2 ; 2.Kö 10,1.5; 2.Sam.4,4; Ri 4 , 1 6 ) und j n p ' r n (vgl. Gen 24,59; 35,8; Ex 2,7; 2.Kö 11,2; 2.Chr 2 2 , 1 1 ) . 2 8 6 Vgl. 40,1 Of. und 52,7-10.
152
Hauptteil
soll zum Schluß nicht als Betrogene dastehen, die zum Spott aller Völker wird. 287 Angesichts der besonders dramatischen Gesten der Unterwerfung der Völker bzw. ihrer Vertreter in V . 2 3 a ß
288
sei abschließend erneut auf die
Unterschiede in der Völkertheologie hingewiesen. Hier erscheint der Sieg über die Völker nicht nur wie bei Dtjes G als eine notwendige Phase des Handelns Jahwes. Die Beherrschung der Völker durch Zion gehört für Dtjes Z zum neuen, bleibenden Heilszustand und bewährt die Treue des Gottes Israels. Jede darüber hinausweisende Linie, die wie in 4 5 , 2 0 - 2 3 * Konsequenzen aus der Einzigkeit Jahwes als Gott zieht, wird hier auf das N o r m a l m a ß partikularistischer Heilserwartung zurückgeschnitten. 289 Auch dies fügt sich nur schwerlich in ein einheitliches Verkündigungskonzept mit Dtjes G.
2.2.4
47,1-15*
Kapitel 4 7 bildet eine für Jes 4 0 - 5 5 singulare Einheit. Nirgends sonst begegnet ein derart umfangreiches W o r t an Babel und damit an eines der Fremdvölker. Die Schwierigkeit seiner Auslegung zeigt sich schon darin, daß bis heute weder eine Einigung über die Verfasserschaft 290 , die zu-
287 ItflD findet sich in Dtjes G (41,11) auf die Gegner Israels bezogen. Die Texte dieser und der späteren Zionsschicht (54,4) kämpfen immer wieder gegen die Sorge, Zion werde beschämt (subjektiv) und zuschanden werden (objektiv). 288 Vgl. zum Motiv „Staub lecken"("|nL') Ps 72,9 und M i 7,17, bei denen jeweils in gleicher Weise von der Unterwerfung und Versklavung der Feinde die Rede ist. Vgl. zu dieser Redeweise auch die Tell-el-Armarna Briefe N r . l 4 4 , 159 u.a. 289 Dieser Folgerung entgeht man auch dann nicht, wenn man wie Westermann, a.a.O., S.179, hier „eine alte Gottesantwort auf ein Flehen aus Feindesnot" benutzt findet (V.22a.23b.25b.26a). Es bleibt die Tatsache, daß die Aussagen hier begegnen und damit „auffällig wilde(n) und grausame(n) Worte über die Feinde." 290 Vgl. etwa die Voten von M.Haller, Das Judentum, Göttingen 1925 2 , S.42f., S.Mowinckel, ZAW 49,1931, S. 102, H.Gressmann, ZAW 34,1914, S.283, Elliger, Verhältnis, 1933, S.105ff„ und neuerdings Merendino, Der Erste und der Letzte, 1981, S.482fF., gegen eine dtjes Verfasserschaft und diejenigen von Westermann, S.152: „Es kann keine Frage sein, daß es wirklich von Deuterojesaja stammt."; Hermisson, Einheit und Komplexität, 1989, S.311, Beuken, 1979, u.a. für eine dtjes Verfasserschaft.
Die erste Jerusalemer Redaktion
153
grundeliegende Gattung 291 noch über die angemessene Erfassung des Aufbaus 292 erzielt werden konnte. Letzteres hängt entscheidend mit sekundären Ergänzungen des ursprünglichen Textes zusammen, die mehr oder weniger von fast allen Exegeten angenommen werden. 293 Dabei läßt sein Beginn in 47,1-5 vermuten, daß wir es ursprünglich mit einem wohl durchdachten Aufbau zu tun hatten. In V.l begegnet ein in sich geschlossener Abschnitt mit zwei Imperativsätzen, jeweils gefolgt von einer Anrede Babels als des Adressaten, die durch einen Kausalsatz abgeschlossen wird. Der gleiche, fast formelhafte Abschluß 294 findet sich mit nur einem voraufgehenden Imperativsatz wieder in V.5. Diese Parallelität läßt nach dem fehlenden Imperativsatz in V.2-4 Ausschau halten, der in der gegenwärtigen Anordnung jedenfalls nicht direkt V.5a vorangeht. Liegt hier eine Störung des ursprünglich symetrischen Aufbaus vor?295 Weitere Überlegungen bestätigen diesen Verdacht. So wies schon D u h m daraufhin 296 , daß V.3a zwar am Stichwort des „Aufdeckens" aus V.2bßy anknüpft, es aber deutlich verändert. Geht es vorher um die Degradierung Babels zur Sklavin (V.2a.ba) bzw. um ihre Wanderung in die Gefangenschaft (V.2bßy - vgl. V.5), so bringt V.3a den Gedanken der Schändung Babels ein.297 Auch die ungewöhnliche H ä u f u n g von Verbformen der Wurzel in V.2.3a läßt hier einen Zusatz vermuten. Gleiches gilt für V.3b.4, das sich zum einen durch die ausdrückliche Ansage des Gerichts über Babel als Handeln Jahwes von der sonst unpersönlichen Redeweise abhebt. An keiner anderen Stelle in Kap.47
291 Die Vorschläge reichen von Triumphlied (Duhm), Spottlied (Elliger, Muilenburg, Melugin) bis zu Völkerspruch (Westermapn) und Drohwort (Merendino). 292 Strittig ist dabei vor allem die Analyse der Verse 8-15, vgl. etwa Duhm (8-10aa ; 10aß -12; 13-15; so auch BHS), Westermann (8-9; 10-12; 13-15), Fohrer und Martin-Achard (8-9; 10-11; 12-13; 14-15) und Beuken (8-11; 12-15). 293 Vgl. als Auswahl aus den vorgeschlagenen Ergänzungen etwa D u h m und Marti, V.3a.l4b; Elliger, a.a.O., S.105ff„ V.l4b; Fohrer, V.3a.4aß.b.7a.b*.l4b, und Beuken, V.4. Merendino, a.a.O., S.482ff„ findet in V.2.3f.6bß.8b.9.I2aß.l3a.l4a*.b.l5a.ba Erweiterungen, während J.Vermeylen, Le motif de la création, 1987, S.189 und 220, Kap.47 insgesamt einer Redaktion z.Zt des Xerxes zuschreibt. 294 Vgl. auch 52,lbß. 295 So bei gleichem Gedankengang Merendino, a.a.O., S.483f., dessen Ergebnisse im folgenden größtenteils bestätigt werden. 296 Vgl. Duhm, S.355. 297 Vgl. Jer 13,26.
154
Hauptteil
erscheint das Unheil in dieser Weise als Werk Jahwes. V . 4 fällt sowohl vom Metrum her als auch durch den Sprecherwechsel (1.Plural) 298 und die Formel "IDC nilOIä mrv aus dem Kontext heraus.299 Läßt sich mit Merendino auch V.2a.ba als nachträgliche Ausmalung der Erniedrigung Babels ausscheiden300, so ergibt sich nicht nur eine klare thematische Linie, die von der Herabsetzung Babels in V . l zum Weg in die Gefangenschaft führt und so antithetisch zu 5 2 , l f . angeordnet ist 301 , sondern zugleich eine relative302 Heilung des gestörten Aufbaus. Demnach liegt in V.2bßy der fehlende Imperativsatz zu V.5 vor. Eine zusätzliche Stütze erfährt diese literarkritische Analyse durch die Tatsache, daß die ausgeschiedenen Elemente in V.3f. einen gemeinsamen Bezug zur späteren zionstheologischen Bearbeitungsschicht R 2 haben. 303 Scheint die von Merendino vorgeschlagene Ausscheidung von V.6bß auch nicht gerechtfertigt304, so ergeben sich im zweiten Teil der Einheit doch weitere Zweifel an dessen Integrität. Zu den dortigen Zusätzen kann die Dublette in V.8aßy und 10b nicht gehören, da diese Wiederholungen wohl bewußtes Stilmittel des Verfassers sind. Dies zeigte schon V . l und 5. Aber gerade auf diesem Hintergrund verwundert es, daß das Thema der Kinderlosigkeit und Witwenschaft einzig in V.8b.9 und nicht
2 9 8 U*?!« ist wohl nicht mit B H S , D u h m u.a. zu ändern. 2 9 9 Vgl. zu dieser Formel ebenfalls im sekundären 4 8 , 2 . Weiter vgl. 5 1 , 1 5 (R 2 Schlußformel) und 5 4 , 5 (R 2 ). 3 0 0 Vgl. erneut die doppelte Verwendung von 'bj in V . 2 a . b a und V . 2 b ß y . 3 0 1 Vgl. unten S.156f. 3 0 2 Der erste Imperativ in V . 2 b ß g läßt die Anrede Babels vermissen. 3 0 3 Vgl. zu V . 3 (nain) 5 1 , 7 und 54,4 (R 2 ), und das gemeinsame T h e m a der Erniedrigung und Schande Zions in diesen Zusätzen und in 5 1 , 2 0 - 2 3 und 5 4 , 4 - 6 (R 2 ). Zu V . 4 vgl. 5 4 , 5 (R 2 ). Die beobachtbaren Einflüsse des Ezechielbuches und dtr-jeremianischer Texte eignen sich dagegen nicht als Kriterium zur Unterscheidung zwischen Dtjes Z und R 2 , vgl. zu V . 3 a (R 2 ) Ez 16,36f.; 2 3 , 1 0 . 1 8 . 2 9 ; zu V . 3 b (R 2 ; die Rache Jahwes) Ez 2 5 , 1 4 . 1 7 ; J e r 4 6 , 1 0 ; 5 0 , 1 5 : 5 1 , 6 . 1 1 (u.a.); zu V . 6 (Dtjes Z) J e r 2,7; 12,7; 1 6 , 1 8 ; 5 0 , 1 1 (n^ra), und Jer 16,18; 34,16; Ez 2 4 , 2 1 ; 2 8 , 1 6 ( r t n ) . Zur T h e m a t i k dtr-jeremianischer oder ezechielischer Einflüsse vgl. neben H . Chr.Schmitt, Z A W 9 1 , 1979, S . 5 4 , und zuletzt Hermisson, Einheit und Komplexität, 1 9 8 9 , S . 2 9 7 - 2 9 9 . 3 0 4 Die Tatsache einer erläuternden Fortführung allein begründet die Entscheidung nur unzureichend, da zudem der Wegfell von V . 6 b ß den Parallelismus mit V . 6 b a zerreißt (6a - Trikolon: 10:10:9; 6 b - Bikolon: 13:16).
155
Die erste Jerusalemer Redaktion
mehr in V.lOb begegnet. Zugleich unterbricht V.8b.9 den in V.Sa 305 begonnenen und in V . 1 0 fortgesetzten Schuldaufweis und fügt hier sachlich störend und verfrüht eine Gerichtsansage über Babel ein. Sie nimmt Bestandteile der Gerichtsbeschreibung Zions aus 4 9 , 2 0 f .
(Kinder-
losigkeit) auP06 und ergänzt sie um Elemente aus 54,4 (Witwenschaft). Damit liegt erneut ein deutlicher Bezug dieses sekundär verdächtigen Stücks zu R2 vor. Daß V.9bß das Thema der Zauberei aus V.12aa schon an dieser Stelle vorwegnimmt, unterstreicht den sekundären Charakter von V.8b.9. 3 0 7 Zusätzlich sind mit Merendino (u.a.) 308 im letzten Abschnitt der Einheit V.12aß
309
, V.13a 310 , und V . l 4 b . l 5 a . b a '
311
als
Ergänzungen auszuscheiden. Damit ergibt sich als ursprünglicher Textbestand in einer versuchsweisen Gliederung
47,1.2bßy.5W6.7\\8a.l 0f.\ 112aa. b. 13b. 14a. 15ba2.ß. D i e Diskussion um die Verfasserschaft von Kap.47* wird bis heute kontrovers geführt. 312 Dabei hat sich mehr und mehr gezeigt, daß „die Analyse des Wortschatzes nicht viel weiter" führt. 313 N e b e n einigen Parallelen zu Dtjes G314, begegnen deutliche Entsprechungen zu Jes 5466. Auf sie wies Elliger schon 1933 ausführlich hin. 315 Eine klare Zu-
305 Vgl. die wörtliche Übereinstimmung zwischen 47,8a und Zeph 2,15. Hermisson weist dabei zurecht auf den Charakter der Zeph-Stelle als Mischzitat hin, a.a.O., S.297. Demnach läßt sich durch die wörtliche Parallelität 47,8a nicht als sekundäre Anleihe ausscheiden. 306 Vgl. auch 51,19 (ran D'ntf) mit 47,9 (rfjir'ntf). 307 Vgl. ergänzend Merendino, a.a.O., S.484. 308 Vgl. a.a.O., S.484f. 309 Der Abschnitt ist metrisch nicht einzuordnen und erscheint als Epexegese: Zauberei und Beschwörung gehören zutiefst zur Geschichte Babylons und begegnen nicht einmalig in dieser Situation. Und gerade diese Art der Weltbemächtigung vermag ihr hier nicht zu helfen. Zur Botschaft der Zusätze vgl. auch Merendino, a.a.O., S.492-495. 310 Der Versteil unterbricht mit seinem berichtenden Perfekt den Redefluß zwischen Imperativ (12aa) und Hortativ (13b), und zielt inhaltlich wie schon V.12aß im Verhältnis zu V.12b auf eine Kontrastbildung. Vgl. auch die thematische Nähe zu V.12aß. 311 Vgl. neben den singulären Vokabeln auch die begrifflichen und inhaltlichen Bezüge zu V.12aß.l3a. Ausfuhrlich vgl. Merendino, a.a.O., S.485. 312 Vgl. etwa die Entgegnung Hermissons, a.a.O., S.305f., auf Merendino, a.a.O., S.487fF. 313 So urteilt selbst Merendino, a.a.O., S.486. 314 Vgl. unten S.157f.. 315 Vgl. Verhältnis, 1933, S.106-114.
156
Hauptteil
Ordnung läßt sich dadurch allerdings nicht begründen, schon weil die Bezugstexte selbst zu heterogen sind. Mithin geht es, wie Hermisson zurecht betont, „auch hier um die konzeptionelle Frage." 316 Dabei führt eine differenzierte Analyse zu folgendem Bild. Z u m einen zeichnet der Text mit der Erniedrigung Babels exakt ein Gegenbild zur Erhöhung Zions in 52,1 f. Die Gegenüberstellung wird dabei detailliert in Anrede 317 , Rollentausch 3 1 8 und formelhaften Wiederholungen durchgeführt. 319 Babel hat den Platz der Herrscherin zu räumen, während Zion seine neue Position als Königin über die Völker 320 zugewiesen bekommt. Dieser Herrscherwechsel gehört ganz offensichtlich zur Konzeption der bisher untersuchten Zionstexte in Dtjes Z. Weiter findet sich eine deutliche Anspielung auf die Aussagen der Grundschicht zur Einzigkeit Jahwes als Gott und Herr der Geschichte. In dieser Weise ist das Zitat Babels aus 4 7 , 8 a y . l 0 b ß zu verstehen 321 . In diesem Wort Babels liefert sie selbst den Grund ihrer Verurteilung. Die von Jahwe übertragene Aufgabe an Israel mißriet ihr in Unbarmherzigkeit zur antigöttlichen Hybris (V.6). Selbstherrlich wähnte sie sich als bleibende Herrin der Geschichte: nv m m rvn« abiv1? (V.7). O h n e von Jahwe als dem alleinigen Gott mit einem Wort zu reden, wird hier eine Gegenfigur zu ihm skizziert. 322 Der Text setzt dabei die Kenntnis der entsprechenden Aussagen aus Dtjes G voraus, ohne daß sie als eigenes T h e m a in den Zionstexten begegnen. K o m m t man allerdings von den Abschnitten der Grundschicht her, so wird eine Veränderung deutlich erkennbar. In der dtjes Grundschicht standen sich durchgängig
316 A.a.O., S.305. 317 Vgl. 47,1 " » d t o - i t - ä o t q und 52,2 ]v:rru (vgl. auch 62,11). 318 Babel wird aufgefordert sich in Staub /auf die Erde zu setzen (Imperativ; 4 7 , 1 : "iSST^a // p K ^ ' a ^ ) . Zion dagegen soll den Staub abschütteln bzw. sich erheben (Imperativ; 52,2: '01p "ISW3 , - uann). Parallel vgl. 47,2bß-y .5 - in die Gefangenschaft gehen, und 52,2 - die Befreiung aus derselben. 319 Vgl. 4 7 , 1 b und 5 2 , l b ß jeweils (') S'Oin «V 'D + Imperfekt + z h mit Suffix der 2.Sing.fem. (in 51,22 (sek.) wird 'B'OTi Hb noch einmal aufgenommen). Vgl. weiter 47,9a r b u r a s -jb ratarn und 51,19 -pntop ran q t o . 320 Vgl. oben zu 49,22f. S.151fF. 321 Vgl. dazu 45,5a; 45,21b; 41,4b und 43,11 f. 322 Vgl. dazu auch die Bezüge zwischen 47,15bßy und 43,3.11 und 45,21by.
Die erste Jerusalemer Redaktion
157
Jahwe und die Götter der Fremdvölker mit ihren jeweiligen Ansprüchen gegenüber. 323 Aus dieser Konstellation lebte etwa die Gattung der Gerichtsreden und zugleich die antithetische Formulierung der Selbstvorstellung. Um eine derartige Auseinandersetzung Jahwes mit anderen Göttern geht es dem Zionstheologen jedoch nicht mehr. Sowohl im Tonfall als auch in der Durchführung wird nun die Einzigkeit Jahwes als unstrittig vorausgesetzt, so daß weder von ihr noch von den Göttern explizit geredet werden muß. Spöttisch und ironisch324 kann vielmehr der geschichtlich deutlich gewordene Anspruch der babylonischen Großmacht auf Weltherrschaft und sein Scheitern vorgeführt werden. 325 Ihr Versuch der Selbstsicherung durch erbarmungslosen Machtgebrauch ( V . 6 b . l 0 a ) , Wissenschaft (V. 10b. 13*) und Zauberei (V.12*) mißlingt, weil Jahwe richtend eingreift. Angesichts dieses Vorgangs, den Babel nicht erwartete326, kann sich der Spott über die vermeintliche Beherrscherin der Welt ergießen. Hier sieht sich weder der Verfasser noch sein Adressat, wie durchgängig in den Texten aus Dtjes G, einer bedrohlichen Großmacht gegenüber, deren Uberwindung noch Gegenstand göttlicher Ankündigung sein müßte. 327 Diese Notlage ist weder in Kap.47* noch in anderen Texten der ersten Jerusalemer Redaktion zu erkennen. 328 Vielmehr hat man mit Merendino den Eindruck, daß einer spricht, „der nicht mitten in den Ereignissen, sondern in einem gewissen Abstand von ihnen steht und sich nun über den tieferen Sinn ... Gedanken macht."329 Er ist damit
3 2 3 Vgl. speziell zu Babel 46,1 f. 3 2 4 Vgl. Merendino, a.a.O., S.490f. 325 Zur Gattungsbestimmung vgl. Melugin, a.a.O., S. 135f., dessen Einordnung als Spottlied „to a large extent influenced by the style o f the prophetic oracle" (a.a.O., S . 1 3 5 ) einer Zuweisung zu den Völkerorakeln der Vorzug zu geben ist. Es liegt in jedem Fall eine Gattungsmischung vor, die auch nicht literarkritisch in eine ursprüngliche Gerichtsrede und ein sekundäres Spottlied geschieden werden kann (so Merendino, a.a.O., S.490). 3 2 6 Vgl. V.7b. 3 2 7 Vgl. neben den Kyrosworten auch 4 l , 8 * - 1 3 . 3 2 8 Vgl. oben die Analyse zu 4 9 , l 4 f f . Dort leidet Zion vor allem darunter von seinen „Kindern verlassen" zu sein, d.h. darunter, daß Rückkehrer bisher noch ausblieben. 3 2 9 A.a.O., S.487. W e n n Hermisson bei dieser Deutung von Kap.47* stört, daß der Verfasser „seine Gedanken aber gleichwohl als Ankündigung Deuterojesajas stilisiert" (a.a.O., S.305), so verkennt er die Eigenart der Inszenierung Dtjes Z\ Die Erniedrigung Babels verbindet sich in dieser Schicht als Kehrseite mit der erwarteten Erhöhung Zions und erscheint deshalb im Modus der Ankündigung.
158
Hauptteil
ebenso zu Spott und Ironie fähig, wie es in seiner Art der Verfasser der Götzenpolemiken
vermag,
der
ebenfalls
auf
die
existentielle
Auseinandersetzung der Grundschicht schon zurückblickt. 330 Daher läßt gerade die Anspielung auf die Einzigkeit Jahwes als Gott die Unterschiede zu Dtjes G sichtbar werden. W i r befinden uns auf der nächsten Stufe der Auseinandersetzung mit den Fragen, die die Zeit des babylonischen Exils stellte. 331 Diese Einschätzung, die durch andere Beobachtungen gestützt wird 332 , bestätigt sich an zusätzlichen Eigenheiten des 47.Kapitels. So beschreibt der T e x t die Vernichtung des Feindes Babylon nicht wie in Dtjes G als T a t Jahwes. Sein Gericht zieht vielmehr wie ein Unheil herauf (besonders V . l 1). Es ist die Kehrseite des Aufstiegs Zions und zugleich die Folge der Hybris und der Unbarmherzigkeit Babels. Gerade die zuletzt genannte B e g r ü n d u n g des Gerichts wird breit entfaltet. 3 3 3 D i e
menschlich-
geschichtliche Verdorbenheit im Gebrauch der übertragenen Macht wird Ursache des Gerichts. 3 3 4 M i t dieser Darstellung bringt der Verfasser sich um die Gelegenheit gerade am Untergang Babels, Jahwes Geschichtsmacht herauszustellen. Dies wäre im Rahmen der Grundschicht und ihrer betont theozentrischen Ausrichtung nur schwer verständlich. Der vorliegende T e x t in Kap.47* läßt sich also eindeutig als T e i l der bisher behandelten Zionsworte verstehen 335 und schon aus textimma-
3 3 0 Vgl. unten S.312ff. 331 Vgl. die inhaltlichen Ausfuhrungen bei Merendino, a.a.O., S . 4 9 5 . 3 3 2 Vgl. auch die deutlich unterschiedliche Verwendung des ähnlichen Bildes in 4 l , 2 b (Feldzüge des Kyros — Verwehen der Stoppeln) und 4 7 , 1 3 b . l 4 a a (Verbrennen der Stoppeln). 3 3 3 Eine vergleichbare Begründung für die Vernichtung Babels gibt Dtjes G nicht. Sie ergibt sich für die Grundschicht wie selbstverständlich aus der gegebenen Situation. Als Unterdrücker Israels steht Babylon seinem neuem Heil entgegen. Deshalb wird die Stadt im Verlauf der Feldzüge des Kyros fallen. W e n n Hermisson das Vorliegen einer Begründung in Kap 4 7 durch den Hinweis auf die Gattung erklärt, a.a.O., S . 3 0 5 , so trifft dies zwar zu. Jedoch wählt der Verfasser genau diese Gattung und damit auch dieses Element. Dies gilt es schon allein deshalb zu beachten, weil der Text nur einzelne Elemente der Völkerorakel aufgreift und sie insgesamt in ein Spottlied einbaut. 3 3 4 Vgl. V . 6 (Unbarmherzigkeit), V . 7 (Selbstherrlichkeit und Hybris), und V . 1 0 . 1 3 * (Vertrauen auf Weisheit und Wissenschaft; fälsche Ratgeber). 3 3 5 Unklar bleibt hier Merendino, a.a.O., S.493f., der noch unsicher ist, ob man zwischen 52,1 f. und Kap.54 trennen muß. Nach den oben dargelegten Ergebnissen
Die erste Jerusalemer Redaktion
159
nenten Gründen kaum der dtjes Grundschicht zuweisen. Über die Frage seiner zeitlichen Ansetzung wird in der folgenden Zusammenfassung zu Dtjes Z genauer zu reden sein.
2 . 2 . 5 Zusammenfassung a. Die Eingliederung der dtjes Grundschicht in die zionstheologische Fassung Dtjes Z Bei der Analyse von Jes 4 0 - 5 5 wurden seit längerem sogenannte eschatologische Loblieder isoliert, die durch zahlreiche formale und inhaltliche Gemeinsamkeiten miteinander verbunden sind. 336 Dazu gehört der zweigeteilte Aufbau mit einem imperativischen A u f r u f zum Lob ( 4 2 , 1 0 1 2 ; 4 4 , 2 3 a ; 4 9 , 1 3 a und 52,9a) 337 bzw. zu Auszug und Verkündigung (48,20), und einer perfektischen (44,23b; 4 9 , 1 3 b und 52,9b. 10) bzw. imperfektischen Begründung (42,13). 3 3 8 Auch die Begriffsstatistik unterstreicht den gemeinsamen Rückgriff auf die Psalmensprache 339 , wobei sich gegenüber den ursprünglichen Formelementen eine z.T. deutliche Abwandlung zeigt.340 Weiter verbindet die hier genannten Texte ihre gliedernde, genauer gesagt ihre abschließende Funktion. 341 Das gilt, wie
336
337 338
339
340 341
ergibt sich eine relativ klare Zuordnung der sekundären Zusätze aus Kap.47 zur späteren Zionsschicht R 2 , der auch Kap.54 angehört (vgl. S.243 und 291f.). Vgl. so Westermann, Sprache und Struktur, 1981, S.74-80, der auf die Übernahme des Begriffs von Gunkel hinweist, weiter vgl. Michel, TRE VIII, S.513f. Westermann zählt zu ihnen (40,9-11); 42,10-13; 44,23; 45,8; 48,20f.; 49,13; (51,3); 52,9f.; (54,1 f.). Z.T. wird er durch Jussive fortgeführt. 45,8 kann hier entgegen Westermann, Prophetische Heilsworte, 1987, S.41, nicht eingeordnet werden — vgl. oben S.84ff. Zu 51,3 und 54,1 f. vgl. unten S.248 und 256ff. Vgl. etwa ] n 42,11 (jussivisch); 4 4 , 2 3 und 4 9 , 1 3 (Imperativ + O'Dttf ); 52,9 (Imperativ), ran 44,23; 48,20; 49,13; Hin 44,23 (Freudenschrei); 42,13 (in einen Schlachtruf ausbrechen); ras 44,23 und 49,13; bw 44,23; 48,20 und 52,9; JahweKriegstradition in 42,13 und 52,10b; der Himmel, die Tiefen der Erde, Berge, Wald und Bäume in 44,23 bzw. Himmel, Erde, Berge in 49,13 als Adressaten des Aufrufs. Vgl. z.B. 48,20f. Vgl. dazu Westermann, a.a.O., S . 7 8 - 8 0 , der hier eine Parallele zu den „doxologischen Abschlüsse(n) der Psalmbücher" findet (S.78).
160
Hauptteil
bereits nachgewiesen, für 52,9f. 342 , ebenfalls für 48,20f. 343 als Abschluß der Kapitel 40-48* und für 44,23 als Einschnitt nach dem Prolog und den ersten drei Teilsammlungen der Grundschicht.344 In einer etwas anderen Weise kann man davon auch bei 42,10-13 und 4 9 , 1 3 sprechen. Beide Abschnitte beschließen je ein Ebed-Jahwe-Lied (EJL) und seine Erweiterung. Trotz der genannten Gemeinsamkeiten nötigt eine differenzierende Analyse der Texte zu redaktionsgeschichtlichen Abstufungen. Dabei wird sich auch die Frage stellen, ob diese gliedernden Elemente schon zum dtjes Grundbestand gehörten.345
Unterschiede zwischen 44,23, 48,20f. und 52,9f. einerseits und 42,10-13 und 49,13 andererseits zeigten sich schon bei der Analyse ihrer gliedernden Funktion. Während für die erste Textgruppe eine derartige Aufgabe innerhalb der Gesamtkompositon 40-52* nachweisbar ist, beschließen 4 2 , 1 0 - 1 3 und 49,13 nur die ersten beiden EJL mitsamt deren Ergänzungen. Da sowohl die EJL als auch deren Zusätze weder zum Grundbestand noch zur ersten Redaktion gehören346, wird dies auch für deren jeweiligen Abschluß zu gelten haben.
342 Vgl. oben S.123ff. 343 V . 2 2 ist als gliedernde Glosse des Herausgebers (bis auf „Jahwe" wortgleich mit 57,21 und dort auch inhaltlich passend) hier auszuscheiden. Vgl. auch Merendino, Der Erste und der Letzte, 1981, S.528. Gegen Crüsemann, Studien zur Formgeschichte von Hymnus und Danklied, W M A N T 32, Neukirchen-Vluyn 1969, S.50f. Anm.2, und Kiesow, Exodustexte, 1979, S.164 Anm.21, ist V.21 als ursprünglicher Bestandteil beizubehalten. Bei der schon in 48,20 vorhandenen Formmischung (s.u.) kann die Fortsetzung durch die Beschreibung des Wüstenzugs wohl nicht aus stilistischen Gründen ausgeschieden werden. Inhaltlich findet sich weder in Dtjes G (43,16-21) noch in Dtjes Z der Rückgriff auf die Exodustradition ausschließlich als „Antitypik" (so Crüsemann, ebd., in Anknüpfung an Zimmerli, ThB 19, 1963, S.200; vgl. oben zu 43,16-21) sondern ebenfalls als Analogie. Die begrifflichen Besonderheiten in V.21 erklären sich aus dem Rückgriff auf traditionelles Gut. 344 Vgl. unten S.l62f. 345 Dies wird von den Exegeten in der Regel angenommen, die die Hymnen als Teil einer bewußten Komposition verstehen, vgl. z.B. Melugin, Formation, 1976, S.8289. 346 Vgl. dazu unten S.178ff. und S.228ff.
Die erste Jerusalemer Redaktion
161
Diese noch vorläufig geäußerte These bestätigt sich schon beim weiteren Vergleich der Texte. So steht 4 9 , 1 3 zusammen mit 4 9 , ( 7 . ) 8 - 1 2 M 7 als Abschluß in Konkurrenz zu d e m vorhergehenden in 48,20f. 3 4 8 D a b e i bezieht sich 4 8 , 2 0 f . in eigener Formulierung auf zentrale T h e m e n der vorangegangenen Texte, während 49,(7.)8-l 3 darüberhinaus die E J L und die Zionstexte im Blick hat. 349 Auch inhaltlich hebt sich diese Überleitung deutlich von 48,20f. ab. 350 Weiter erweist sich 4 9 , 1 3 als abgewandelte Fassung von 4 4 , 2 3 , kombiniert mit Elementen aus 52,9. So zitiert der Vers mit D'DO ]3~i, p K . D ' i n rTCS auszugsweise die Aufforderung in 4 4 , 2 3 a , wobei das mittlere G l i e d der Reihe verkürzt 351 und durch die Auslassung der vorgezogenen Beg r ü n d u n g formkritisch geglättet wird. 4 9 , 1 3 b a ü b e r n i m m t wörtlich 5 2 , 9 b a u n d stellt so eine weitere V e r b i n d u n g zu den Zionstexten her. Eine derartige Brückenfunktion übernimmt auch 49,13bß, der mit dem Stichwort Dm 4 9 , 1 0 b und 4 9 , 1 5 a zugleich im Blick hat. In 4 2 , 1 0 - 1 3 zeigt sich neben den genannten Unterschieden eine sonst nicht zu findende Ausweitung in der Anrede der Adressaten. N a c h V.lOf. sollen zusätzlich zur nichtmenschlichen Schöpfung auch alle Menschen in
347 Vgl. 49,(7.)8-12 in seiner 40-48* abschließenden und zu 49,l4ff. überleitenden Funktion unten S.237ff. 348 Derartige konkurrierende Abschlußtexte finden sich ebenfalls in 52,7-10, 52,1 lf. und 55,6f.8f.l0f., 55,12f. Auch dort weist dies auf verschiedene Schichten hin. 52,llf. setzt offensichtlich 48,20f. voraus, zeigt eine Nähe zu 52,1 und konstatiert die Uberbietung des alten Exodus durch den neuen Auszug der Israeliten von den Fremdvölkern (vgl. mit V.12a Ex 12,11; Dtn 16,3; V.12b parallel zu Ex 13,21; 14,19; Dtn 1,30-33). In einer von Jahwe geschützten Prozession ziehen die Israeliten aus den fremden, unreinen Ländern. Vielleicht liegt hier ein späterer Nachtrag aus dem Umkreis der ersten Jerusalemer Redaktion vor - vgl. auch Kiesow, Exodustexte, S.118: „nachträgliches Postskriptum" als Teil „eines Sendschreibens an die Diaspora". Zu 55,12f. vgl. S.275 Anm.188. 349 Vgl. die Analyse auf S.162ff. 350 Vgl. z.B. die Ansage der Heimkehr der Exilierten aus vier Himmelsrichtungen. Eine weltweite Rückkehrperspektive begegnet weder in Dtjes G noch in Dtjes Z. 351 nrnnn feilt weg.
162
Hauptteil
das Lob Jahwes einstimmen.352 Davon ist nur an dieser Stelle die Rede. Außerdem finden sich eine Reihe formaler Eigenheiten.353 Daß ferner 44,23, 48,20f. und 52,9f. über die beiden anderen Hymnen hinaus vielerlei verbindet, wurde indirekt schon deutlich. Alle drei Texte verwenden in ihrer perfektischen Begründung *?W354 und binden derart die Erlösung Jakobs (44,23; 48,20) und Jerusalems (52,9b) zusammen. Auch ein Vergleich von 48,20f. mit 52,9f. und dem ihm als Schlußabschnitt vorausgehenden Seherspruch in 52,7f. unterstützt die These, drei Texte derselben Ergänzungsschicht Dtjes Z vor sich zu haben.355 Wie oben bereits ausgeführt356, beschließt 52,7-10 die Komposition mit einer szenischen Abfolge, die Jahwes Rückkehr zum Zion ankündigt. Dabei folgt der Verkündigung durch die Herolde des Königs (V.7) der Jubel der Wächter (V.8), worauf Jerusalem und seine Bewohner antwortend zum Lob Jahwes aufgerufen werden (V.9f.). Der Schlußabschnitt in 48,20f. verbindet nun in eigenwilliger Weise diese in 52,7-10 getrennten Elemente. Nicht zuletzt daraus erklärt sich die spezifische Abwandlung der hymnischen Formelemente. So kann man hier kaum noch von einem Loblied sprechen357, da weder der Aufruf zum Auszug aus Babel (V.20aa') noch die Aufforderung zur Verkündigung (V.20aa 2 .ß.b) spezifische Elemente dieser Gattung sind.35* Zugleich fehlt die charakteristische Einleitung der perfektischen Begründung mit 'D. An ihre Stelle tritt ein Redebefehl, der eher an eine Heroldsinstruktion denken läßt.359 Damit
352 Vgl. zur Auslegung u.a. Elliger, und auch den Zusatz in 41,5, der als Chorschluß eine weltweite Reaktion anfugt. 353 Formal unterscheidet sich der Text durch seine Länge, die fehlende Einleitung der Begründung mit und deren imperfektische Abfassung von den anderen Abschnitten. Zusätzlich erfolgt ein Wechsel von der 2. zur 3.Plural, womit die direkte Anrede verlassen wird. 354 Vgl. inhaltlich dazu Westermann, Prophetische Heilsworte, 1987, S.42f. 355 Vgl. auch 48,20f. und 47*, die als einzige Texte in Kap.40-48 expressis verbis von „Babel" reden. 356 Vgl. S.123ff. und 159ff. 357 Vgl. so auch Crüsemann, a.a.O., S.51 Anm.3, und ihm folgend Merendino, a.a.O., S.532-536. 358 Aussagen zur Verkündigung der Taten Gottes begegnen zwar auch im berichtenden Lob, jedoch nie anstelle einer Aufforderung zum Lob, vgl. Ps 19,2; 22,32; 93,3.16; 97,6 und 145,4. 359 Versieht man diese Gattungsbestimmung für 48,20f. mit den Einschränkungen, wie sie sich bei Merendino finden, so läßt sich der Abschnitt dadurch kennzeich-
Die erste Jerusalemer Redaktion
163
zeigt sich die Verbindung zu Prolog und Epilog der Jerusalemer Komposition, die auch durch die betonte Parallelität des Redebefehls TiBK (48,20ba) mit demjenigen in 40,9b ('"OK - gerichtet an Zion), und dem partizipialen not* in 52,7b (von der Freudenbotin Zions) erkennbar ist. 48,20f. ersetzt nun die gattungsmäßig zu erwartende Aufforderung zum antwortenden Lob durch den Aufruf zum Auszug und zur lobenden Verkündigung des rettenden Eingreifens Jahwes.360 Beides zusammen gehört zu ein und demselben Geschehen, worauf geschickt der Gebrauch von (V.20aß) hinweist.361 Die aus Babylon Hinausziehenden (V.20aa') tragen zugleich die Verkündigung mit unter die Völker. 362 Im Auszug der Gola, der wie in 4 9 , 1 8 * als aktives Tun der Exilierten erscheint363, vollzieht sich zugleich die Offenbarung Jahwes als des Gottes Israels pwn n^p'lU. Damit fügt sich dieser Teil des Heilsgeschehens bruchlos in die Konzeption Dtjes Z', wie sie sich in deren Rahmen ausspricht: „Und offenbar wird die Herrlichkeit Jahwes und es sieht's alles Fleisch miteinander."(40,5*) „Offenbart hat Jahwe seinen heiligen Arm vor den nen, a.a.O., S . 5 3 4 : „Wir können also wohl von Heroldsinstruktion sprechen, wenn wir dabei aber nicht vergessen, das zu dieser Instruktion der Aufruf zum Ausziehen gehört und daß das zu verkündende Heilsgeschehen die eigentliche Mitte dieser Gattung ist." 3 6 0 Der T o n liegt dabei deutlich auf der Verkündigung (vgl. die Verben , vati (hif.) und RS'1). Das Lob bezeichnet die Art und Weise der Proklamation. 361 Vgl. RS' (hif.), das sonst häufig im Zusammenhang der Exodustradition für das Hinausführen der Israeliten verwandt wird - etwa E x 3 , 1 0 - 1 2 ( E - vgl. F.KohataJahwist und Priesterschrift in Exodus 3 - 1 4 , B Z A W 166, Berlin und New York, 1 9 8 6 , S.45; bei P nicht mit Mose sondern Jahwe als Subjekt) Ex 7 , 4 ; 16,6; Jes 4 9 , 9 ; 5 2 , 1 1 f.; 5 5 , 1 2 . Auffalligerweise begegnet der Begriff in der Grundschicht im Zusammenhang des Exodusgeschehens nur für das „Hinausgefuhrt-werden" der Wagen und Rosse ( 4 3 , 1 7 ) . Sonst findet er sich noch in 4 0 , 2 6 (Sterne), 4 3 , 8 (Vorfuhren im Gerichtsverfahren) und 4 5 , 2 3 (npix). Vgl. zusätzlich KT (qal) in 4 8 , 2 0 a a . 3 6 2 Vgl. auch ansatzweise bei Merendino, a.a.O., S.535f. Die Verwendung des Begriffs ,,Missionarisch(es)" trägt hier jedoch Elemente ein, die das Gemeinte nicht treffen (a.a.O., S . 5 3 3 - vgl. auch unten Anm.367). 3 6 3 Die Grundschicht zeigt die Gola fast durchgehend in einer passiven Rolle als O b jekt des Handelns Jahwes (Ausnahme: 4 1 , 1 6 ) . Dies passt konzeptionell nicht nur gut zur Dominanz Jahwes als Herr der Geschichte sondern auch zum Bild Israel/Jakobs in Dtjes G - vgl. oben S.97ff.
164
Hauptteil
A u g e n aller V ö l k e r u n d es sehen alle E n d e n d e r Erde das Heil unseres Gottes." ( 5 2 , 1 0 ) . J a h w e k e h r t z u m Z i o n z u r ü c k u n d f ü h r t die erlöste G o l a w i e d e r d e m verlassene J e r u s a l e m zu. 3 6 4 D a d u r c h w i r d n i c h t allein Z i o n u n d das V o l k Israel in n e u e r H e r r l i c h k e i t erstrahlen 3 6 5 , s o n d e r n z u g l e i c h J a h w e s TQD v o r aller A u g e n s i c h t b a r w e r d e n . 3 6 6 D i e V ö l k e r w e r d e n zu Z e u g e n des H e i l s Israels u n d , w i e 4 9 , 2 1 f. l e h r t , als S k l a v e n d e r K ö n i g i n
Zion
dienstbar. 3 6 7 Bei d e r K o m p o s i t i o n D t j e s Z ' u n d d e r I n t e g r a t i o n der G r u n d s c h i c h t spielen die d r e i u n t e r s u c h t e n g l i e d e r n d e n E l e m e n t e g e m e i n s a m m i t P r o l o g u n d Epilog eine e n t s c h e i d e n d e Rolle. A n k o m p o s i t o r i s c h h e r a u s g e h o b e n e r S t e l l e b i n d e n sie die G o l a in das neu g e s c h a f f e n e D e u t e r o j e s a j a B u c h ein. 3 6 8 D a b e i m u ß a u c h f ü r die h y m n i s c h e n A b s c h n i t t e 4 4 , 2 3 u n d 4 8 , 2 0 f . w i e f ü r D t j e s Z insgesamt v o n einer s c h r i f t l i c h e n A b f a s s u n g ausgegangen w e r d e n . 3 6 9
364 Vgl. 40,10f. und 49,14-21*. 365 Vgl. 49,18* und 52,1 f. 3 6 6 Vgl. auch 44,23bß, das die Erlösung Jahwes als Werk der Selbstverherrlichung ansagt. Terminolgie ("IKS hitp.) und Vorstellung weisen deutlich auf Zionstexte, besonders auf Dtjes Z und nicht auf Dtjes G. Vgl. den hier ausgeführten Kontext; weiter 52,1 -|rriKSn n n ; zu "IKB vgl. 60,21; 61,3 (Verherrlichung Jahwes, hitp., vgl. Ex 8,5; Jes 10,15; Ri 7,2) und 60,7.13 (Tempel; Esr.7,27); 60,9 (Zion; Ps 149,4). 367 Merendino, a.a.O., S.533-535, will 48,20f. eine heilsuniversalistische Deutung geben, die der Text selbst nicht enthält. Botschaft an die Völker ist eindeutig die Erlösung Israels. Der durch unsere Untersuchung begründete Kontext in Dtjes Z verbietet erst recht eine derartige Auslegung (vgl. etwa 52,9f.). Auch die Aussage, daß „diese Kundgabe etwas Missionarisches ... an sich" habe (a.a.O., S.522), ist eher mißverständlich, da weder von einer Sendung zu den Völkern (vgl. die Verkündigung als Teil des Auszugsgeschehens) noch von ihrer möglichen Teilhabe am Heil gesprochen wird. 368 Vgl. auch Merendino, a.a.O., S.397f. 369 Vgl. genauer unten S.176f. Für eine schriftliche Abfassung spricht in diesem Zusammenhang auch die Abwandlung der hymnischen Formelemente in 48,20f. (s.o.), und in 44,23 weiter die vorgezogene Begründung, die schon in der Aufforderung zum Lob begegnet (V.23aa" mn' DtCiro). Außerdem wird hier ausschließlich die nichtmenschliche Schöpfung zum Lob aufgefordert und zwar mit Verben, die „keine ... des Sprechens oder des Singens sind, kein artikuliertes Reden bezeichnen." (Merendino, a.a.O., S.398).
Die erste Jerusalemer Redaktion
165
Neben dem vorgeschalteten Prolog in 40,1-11*, der besonders in 40,35* eine derartige Einbindung vornimmt, ist bei der Integration der Grundschicht auch auf die Bedeutung des Kap.47* hinzuweisen. Gleich mehrfach greift der Verfasser auf die Ereignisse um die babylonische Gola und die Verkündigung der Grundschicht zurück und fügt sie in sein umfassendes Konzept ein. So wird der in Dtjes G umkämpfte Anspruch Jahwes, allein Gott zu sein, als Voraussetzung aufgenommen, um auf diesem Hintergrund die Großmacht Babylon zu kennzeichnen und das Gericht über sie zu begründen. 370 Weiter setzt der Text Jahwes Handeln durch den Perserkönig Kyros indirekt voraus. Die geschichtlich sichtbar gewordene Entmachtung Babylons und der Untergang Babels erscheint als Kehrseite des angekündigten Aufstiegs Zions. Liegen wir mit einer zeitlichen Ansetzung von Kap.47* nach 539 v. Chr. richtig, so wird der dynamische Grundton 371 der Komposition auch von daher noch einmal verständlich: Jahwes Heilshandeln vollzieht sich jetzt. Die vielfältigen Rufe kündigen den kommenden König an, der sich bereits auf den Weg gemacht hat. Kyros, der in Dtjes Z auch nicht indirekt erwähnt wird, siegte bereits. Babels Herrschaft fand ihr Ende. So steht Zions Aufstieg unmittelbar bevor. Die Aufrufe werden bereits hörbar. Jerusalem und seine Bewohner sollen sich vorbereiten. Ganz entsprechend ordnet Dtjes Z die Rückkehr der Gola der Rückkehr Jahwes zu. Mit ihm ziehen die aus Babylon Befreiten zum Zion (40,9f.). 48,20f. redet von diesem Heimweg im Unterschied zur dtjes Grundschicht unter Verwendung eines Motiv der Wüstenwanderung. 372 In Jerusalem angekommen wird die Gola zu Segen und „Schmuck" der neuen Königin. 373
3 7 0 Vgl. oben S.156ff. 371 Vgl. zu 51,9ff. unten S.176f. 3 7 2 Vgl. V . 2 1 : Jahwe ließ „Wasser aus dem Felsen rinnen.", und dazu Ex 17,6 und Nu 2 0 , 1 1 . Aufialligerweise begegnet in 4 8 , 2 1 nicht die für Dtjes G typische Kombination von „Wasser-Weg" wie in 4 3 , 2 0 . Obwohl auch dort auf den ersten Exodus zurückgegriffen wird (43,l6f.), findet sich keine Anspielung auf die Wüstenwanderung. Dtjes Z dagegen verbindet "|"n primär mit dem zurückkehrenden Jahwe (vgl. 40,3*) und erst in zweiter, nachgeordneter Linie mit den heimziehenden Exilierten. Daraus erklärt sich auch die Abwandlung in 4 8 , 2 1 . 3 7 3 Vgl. 4 9 , 1 4 - 2 1 * .
166
Hauptteil
Diese Aufnahme von Texten, die sich ursprünglich an die Gola noch vor der Einnahme Babylons im Jahr 539 v.Chr. richteten, bleibt auch nach diesem Datum historisch plausibel. So verändert sich die Situation im Blick, auf die Rückkehr der babylonischen Exilierten auch nach diesem Datum nicht grundsätzlich. Schon für Galling ist es „zwar nicht völlig ausgeschlossen, daß bereits zu Zeiten des Kyros wie zu denen des Kambyses kleine Gruppen illegal abzogen, aber das Hauptkontingent unter Führung Serubbabels wird erst zu Zeit des Darius (I. - 521-485 v.Chr. Verf.) heimgekehrt sein."374 Die eigentliche Rückkehr der Gola datiert er auf das Jahr 521 und widerspricht damit ihrer Frühdatierung auf das Jahr 538 durch Esr 1,2-4, nach der das Tempeledikt und die Erlaubnis zur Rückkehr zugleich ergingen.375 Außerdem ist auch nach diesem Jahr noch mit beachtenswerten jüdischen Gruppen in Babylon zu rechnen.376 Die Beschränkung Dtjes Z* auf die in Babylon Exilierten spricht für eine zeitliche Nähe der Entstehung dieser Texte zu den Wirren in Babylon unter Kyros und Kambyses und zur noch lebendigen Rückkehrerwartung im Blick auf die dorthin Vertriebenen. Erst in R1 weitet sich die Hoffnung auf die Heimkehr der weltweiten Diaspora aus.377 In Dtjes Z sieht sich Jerusalem noch verlassen von den wesentlichen Teilen der Gola (49,l4fF.*) aber bereits kurz vor deren Rückkehr. Damit kommen wir für die zeitliche Ansetzung von Dtjes Z in das Umfeld der Jahre 520/521 v.Chr., die sowohl in Juda als auch im persischen Großreich turbulent waren.378 Dabei zeigen schon die 374 Vgl. K.Galling, Politische Wandlungen in der Zeit zwischen Nabonid und Darius, in: Ders., Studien zur Geschichte Israels im persischen Zeitalter, Tübingen 1964, S.56. 375 Vgl. zur ausführlichen Begründung der Thesen, Galling, a.a.O., besonders S.36-60. Eine Rückkehrerlaubnis von ca. 40 000 Exilierten hätten im Jahr 538 weder dem von Kyros unterstützten Interesse der Babylonier entsprochen, noch hatte Kyros damals den nötigen Einblick in die palästinischen Verhältnisses, so daß eine derartige Aktion für ihn kontrollierbar gewesen wäre. Vgl. dazu u.a. W.Schottroff, Zur Sozialgeschichte Israels in der Perserzeit, VuF 27, 1982, S.50ff., und A . H . J . Gunneweg, Geschichte Israels bis Bar Kochba, T h W i 2, Stuttgart 1984 5 , S.135ff. 376 Vgl. M.D.Coogan, West Semitic Personal Names in the Murasü Documents, Harvard Semitic Monographs 7, Missoula, Montana 1976. 377 Vgl. unten S.240. 378 Vgl. zu den persischen Wirren seit dem Herrschaftsantritt des Darius im Jahr 522 v.Chr. R.N.Frye, The History of Ancient Iran, Handbuch der Altertumswissenschaft 3, 7, München 1984, S.98-102.
Die erste Jerusalemer Redaktion
167
Bücher Haggai und (Proto-) Sacharja, daß sowohl der Jerusalemer Tempelbau als auch die bürgerkriegsähnlichen Wirren im persischen Reich, mit einer Zeit hochgespannter Heilserwartungen zusammenfielen.379 In diesem Umfeld läßt sich auch die zionstheologische Fassung Dtjes Z mit ihrer erwarteten Heilswende durch die Rückkehr Jahwes zum Zion mühelos einzeichnen. Diese Ansetzung mag dann Vergleiche zu Haggai und Sacharja provozieren, wobei vor allem die fehlende Messiaserwartung bei Dtjes Z auffällt. Liegt hier etwa schon eine Reaktion auf die Ereignisse um Serubbabel vor? Gegen eine sehr viel spätere Ansetzung Dtjes Z' spricht die Tatsache, daß in dieser Schicht die Probleme enttäuschter Heilserwartung (R' und R 2 ), erneuter sittlicher Mißstände (R3) genauso fehlen wie die ausführlichen Heilsschilderungen späterer Texte (R2). Nicht allein die gerade angestellten Überlegungen sondern auch die in Dtjes Z vorausgesetzte Perspektive läßt ihre Abfassung in Jerusalem erwarten. Die Adressierung380, die angesprochenen Probleme und die Heilsperspektive sprechen eindeutig dafür, mit Dtjes Z eine Neubelebung Jerusalemer Zionstheologie vor uns zu haben.381 Nach der Katastrophe von 587, die sie als den Weggang Jahwes vom Zion deutet (49,14), kehrt dieser nun zurück und macht „seine heilige Stadt"(52,1 f.) zum Zentrum seiner neuen, weltweiten Herrschaft. b. Die konzeptionellen Unterschiede zwischen Dtjes G und Z Wie gerade zu sehen war, erlaubte das Verkündigungskonzept der Zionstexte in Kap.49-52* zu seiner Zeit die Aufnahme des dtjes Grundbestands in ein an Jerusalem gerichtetes Wort. Die meisten Ausleger be379 Vgl. u.a. Gunneweg, a.a.O., S.135ff., und Hanson, The Dawn of Apocalyptic, Philadelphia 19792, S.240-262. 380 Dazu ein weiterer Mosaikstein: Auch 48,20f. fordert zum Auszug aus Babel auf und setzt damit voraus, daß sich der Sprecher nicht in Babylon aufhält. Sonst mußte es heißen: „Zieht aus von hier.. 381 Vgl. auch Kiesow, Exodustexte, 1979, S.197f. Mit dem Hinweis auf die Mitnahme Jerusalemer liturgischer Tradition nach Babylon allein läßt sich diese Differenz zu Dtjes G kaum erklären (vgl. E.Nielsen, VT 20, 1970, S.195 - allerdings im Blick auf Jes 40-55 insgesamt).
168
Hauptteil
haupten dagegen umgekehrt die Einbindung der Zionstexte in ein Wort an die Gola. So skizziert etwa Hermisson das übergreifende Konzept eines Verfassers „Dtjes" für die beiden, nach der obigen Analyse auf zwei Schichten aufzuteilenden Textgruppen folgendermaßen: „Jakob und Zion ... repräsentieren Israel im ganzen, aber beide auf verschiedene Weise. Der Ahnherr Jakob repräsentiert das erwählte Israel unter der Auflruchsund Wegperspektive . . . . Die Frau Zion dagegen repräsentiert als die erwählte Mutterstadt aller Israeliten Israel in der Ankunftsperspektive" Die Schwierigkeiten, die sich aus einer derartigen Hypothese ergeben, wurden in der Einzelanalyse schon deutlich.383 So zeigt sich mit dem Wechsel der Anrede von Jakob/Israel zu Zion zugleich ein Wandel der vorausgesetzten Notlage und der ihr entsprechenden Heilsansage. Besonders die Heilsworte in 49,l4-21*.22f. richten sich kaum unter bloß veränderter Redeform an dieselbe Zuhörerschaft in Babylon. Probleme wie die Armseligkeit Jerusalems, verlassen von den wesentlichen Teilen der Bevölkerung, als „entweihtes Erbe" (47,6) besetzt durch Feinde (52,1 f.) bedrängen die Gola nach Kap.40-46* weder vor ihrer Rückkehr, noch sehen sie ihnen nach der Ankunft in Palästina entgegen. Hier ist offensichtlich von Jerusalems Fragen die Rede. Ganz entsprechend verheißen die Texte Dtjes Z', wenn sie von der Rückkehr der Gola sprechen, das Ende der Not Zions, ohne das diejenige der Exilierten selbst noch als eigenes Thema begegnet. Die Gola wird sowohl bei der vorausgesetzten Notsituation als auch bei der Heilsankündigung ausschließlich in ihrer Bedeutung für Zion, die verlassene Frau bzw. die verherrlichte Königin angesprochen. So bereiten gerade jene Stellen, die von den „Heimkehrenden" als „Kindern Zions" reden, die größten Schwierigkeiten für eine Konzeption, wie sie etwa Hermisson vertritt.384 Somit läßt sich für Kap.40-46* und Dtjes Z ursprünglich nicht derselbe Verkündigungshorizont voraussetzen. Auch der Blick auf vergleichbare Zionstexte wie etwa 60,4ff. oder andere Abschnitte der trtjes Sammlung
3 8 2 So Hermisson in: Einheit und Komplexität, 1989, S.303. 383 Vgl. u.a. S.124f. und 156ff. 384 Vgl. ausführlich S.156ff.
Die erste Jerusalemer Redaktion
169
bestärkt darin, auch in Kap.49ff.* Worte an Bewohner Jerusalems vor sich zu haben. 385 Der weitere Vergleich der Textgruppen 40-46* und 49-52* liefert zusätzliche Anhaltspunkte, die gegen ein einheitliches Verkündigungskonzept sprechen. In allen Teilsammlungen der dtjes Grundschicht zeigte sich eine deutlich theozentrische Ausrichtung der Verkündigung. Die Gottesfrage stand sowohl bei der polemischen Auseinandersetzung mit den fremden Göttern als auch bei den Worten im Mittelpunkt, die Jahwe als Schöpfer und Herrn der Geschichte vorstellten. Kerygmatisch zielten die Texte darauf, seinen Willen und seine Macht zur Rettung der Gola neu zu begründen. Da auch die Abschnitte der Erweiterungsschicht Heil ankündigen, fallen die konzeptionellen Veränderungen der Botschaft an Zion besonders auf. Beispielhaft läßt sich dies etwa an der Verwendung der Erkenntnisformel ablesen. Sowohl in dem dtjes Heilswort 41,17-20 als auch in der Gerichtsrede 43,8-13 ging es darum, daß Israel Jahwe als den Urheber der Geschichts- und Heilstaten und damit als den alleinigen Gott erkannte. 386 Die Erkenntnisaussage in 49,23b läßt nun genau diese Elemente vermissen. Danach soll Zion an ihrer Erhöhung zur Herrscherin Jahwes Zuverlässigkeit und Treue aufgehen: Er wird seine Stadt Jerusalem nicht enttäuschen und vor aller Welt beschämen. 387 Damit erscheint Jahwe als der Gott Zions, der seiner Schutz- und Beistandspflicht nachkommt, ohne daß diese Zusage wie etwa in 40,(12385 Vgl. dazu im Blick a u f j e s 60 etwa schon Hanson, T h e Dawn of Apocalyptic, Philadelphia 1979, S.64, der mit demselben Argument fiir die Situierung der Hörer in Jerusalem eintritt. Insgesamt läßt sich mit Blick auf die zionstheologisch geprägten Fortschreibungen in Jes 60-62* sagen, daß sie in der Gesamtperspektive bruchlos an die Zionstexte in Jes 40fF. anknüpfen. Vgl. auch die Untersuchungen von Steck etwa in: Z T h K 83, 1986, S.261-296. „Zion" ist Ort des neuen Heils. Hier sammeln sich die Exilierten und diese Stadt ist das Ziel des Völkerzugs. 386 Vgl. 4 1 , 2 0 und 43,10. 387 Vgl. 49,23bß , das auch formal von der Grundschicht abweichend (Relativsatz mit "1BK; vgl. die Selbstvorstellungsformeln in 41,17b; 43,3a; 43,11; 45,3b* u n d 46,9b) die Selbstvorstellung in V.23ba inhaltlich füllt. Vgl. zu d e m in D t j e s G n i c h t a u f Israel a n g e w a n d t e n T h e m a d e r Schande/Beschämung (Stichwort: 2TQ) 49,23b; in R 2 : 45,24 u n d 54,4; im 3.EJL: 50,7; in den Texten der Götzenpolemik: 45,16f.; 42,17; 44,9.11 - 4 l , l l ( D t j e s G) von Israels Feinden.
170
Hauptteil
26*.)27-31 einer Verankerung in seinem Schöpfersein bedürfte. 388 Die tiefgreifende Infragestellung des Verhältnisses zwischen Israel und Jahwe durch das Exilsgeschick, wie sie sich in der Grundschicht zeigt, scheint hier schon überwunden. Der Hörer wird auf das kommende Heil verwiesen, das er erwarten soll, um daran Jahwes Treue zu erkennen. Er bedarf keines vorherigen Hinweises auf das ausschließliche Gottsein Jahwes mehr. Nun entfällt damit nicht allein die in Dtjes G dominierende Auseinandersetzung um Jahwe als Schöpfer und Herrn der Geschichte. Zugleich verändert sich die Bedeutung, die den geschichtlichen Ereignissen in den Zionstexten zukommt. Für die Grundschicht gehört es ganz entscheidend mit zur Verkündigung, daß sich in vergangenen und besonders in den gegenwärtigen geschichtlichen Abläufen Jahwes Willensentschied durchsetzt.389 Entsprechend kündigt sie in den weltpolitischen Veränderungen nach 550/549 390 und im wesentlichen begrenzt durch deren Horizont, Jahwes Eingreifen an. Deutlich wird dies etwa an der Rolle des Kyros in der Grundschicht, dessen Siegeszüge und erwartete Herrschaft, Jahwe sowohl zur Befreiung der Gola von der babylonischen Oberhoheit als auch zum Wiederaufbau Jerusalems gebrauchen wird. 391 Von ihm heißt es ganz umfassend: „Der ich (Jahwe) zu Kyros sage: Mein Hirte! und all meinen Willen vollführt er." (44,28a) Fast durchweg fügen sich die Aussagen der Grundschicht in dieses Bild392 und ergänzen es einzig bei den Heilsworten zum Heimweg der
388 Vgl. etwa 40,28aa. Gerade auf Grund der bewußten Anlehnung von 4 9 . 2 3 b an 40,31 und die Thematik der Treue Gottes fallt diese Abweichung besonders ins Gewicht. 389 Vgl. dazu auch besonders die Ausdrücke BB0D m « und riTTOn f n in 40,14, die, wie Elliger gezeigt hat, dies Geschichtsverständnis begrifflich fassen wollen, vgl. ders., Der Begriff „Geschichte" bei Deuterojesaja, in: Ders., Kleine Schriften zum Alten Testament, ThB 32, München 1966, S. 199-201. 390 Vgl. Fiye, a.a.O., S.91 f., zum Sieg des Kyros über Astyages. 391 Vgl. etwa 45,11-13*. 392 Nur 41,14-16 verhält sich nicht komplementär dazu.
Die erste Jerusalemer Redaktion
171
Gola 393 bzw. bei zwei Segenszusagen394 um Abschnitte, die metaphorisch von Jahwes direktem Eingreifen sprechen. 395 Beide Elemente, die geschichtliche Vermittlung des Handelns Jahwes und die Begrenzung des Horizontes durch die weltpolitischen Ereignisse in der 2.Hälfte des 6.Jh.v.Chr., fehlen in den Texten Dtjes Z'. 396 Stattdessen weiten sich die Perspektiven und eine weltumspannende Herrschaft Jahwes durch seine Stellvertreterin Zion wird sichtbar. 397 Der König Jahwe wird durch seine Königin Zion sichtbar über Jerusalem und die Völkerwelt regieren. Die Stadt Zion tritt damit nicht allein an die Stelle der bisherigen Davididen sondern zugleich an diejenige des Persers Kyros. 398 Jahwe selbst erscheint daneben als Krieger (40,10; 5 2 , 1 0 ) oder als Sieger im Chaoskampf (51,9f.). Diese Verschiebung gegenüber Dtjes G wird beispielhaft an der unterschiedlichen Aufnahme der Exodusmotive in 4 3 , 1 6 - 2 1 und 51,9f. erkennbar. Während Dtjes G dem Auszug aus Ägypten als analoges Retten zur bevorstehenden Befreiung der Gola versteht und ihm dabei seine geschichtliche Singularität beläßt 399 , verwandelt die Ergänzungsschicht ihn durch die Mythisierung 400 der Motive zu einer Manifestation der urzeitlichen Macht Jahwes. 401
„Die ge-
393 Vgl. 41,17-20, 42,14-16 und 43,16-21. 394 Vgl. 44,2-4 und 45,8 (43,1-3a). 395 Vgl. Michel zu diesen Heilsworten, TRE VIII, S.519: „eher Ausdruck der absoluten Geschichtsmächtigkeit Gottes als konkrete Verheißung". 396 Damit zeigt sich schon innerhalb der Kap.40-55 „a growing indifference to the concrete events of plain history" und „a much more visionary view of the restoration", die Hanson erst in Jes 34/35 und 60-62 findet, vgl. The Dawn of Apocaliptic, Philadelphia 1979, S.128. 397 Vgl. 49,22f„ 52,If. und 47*. 398 Vgl. so auch Steck, ZThK 86, 1989, S.281. 399 Vgl. oben S.69ff. 4 0 0 Vgl. zu dieser Kennzeichnung, die sich hier mit Kiesow, a.a.O., S.174f., deckt, ergänzend zur Diskussion um die „Mythisierung der Geschichte" bzw. die „Historisierung des Mythos" J.Hempel, Glaube, Mythos und Geschichte im Alten Testament, ZAW 65, 1953, S.113ff., W.H.Schmidt, Der Mythos im Alten Testament, EvTh 27, 1967, S.237-254, und Jeremias, Das Königtum Gottes, FRLANT 141, Göttingen 1987, S.55-57 und 63-65. 401 Vgl. dazu oben S.136ff. Hanson empfindet genau diese Spannung und versucht beide Seiten für Dtjes (=Jes 40-55) „dialektisch" zusammenzubinden, vgl. The Dawn of Apocaliptic, Philadelphia 1979, S.24: „Perhaps the hymn to the arm o f Y a w e h in 51,9-11 illustrates with greatest clarity the dramatic power inherent in Second Isaiah's dialectic between vision and reality." Wenn er von „primordial event, historical past (and) fu-
172
Hauptteil
schichtliche Tradition setzt sich in mythologische Kategorien um" und die so „vergegenwärtigte Vergangenheit eröffnet die Zukunft." 402 Obwohl auch für Dtjes G in 42,14f. und 4 4 , 2 7 Anklänge an mythische Motive zu finden sind 403 , erhalten diese bei weitem nicht das Gewicht wie die Chaoskampfmotive in 51,9f- 404 u n d werden zudem in ein anderes Konzept integriert. Kann man damit der Beschreibung Kiesows zur Verw e n d u n g jener Exodusmotive bei Dtjes G und Dtjes Z zustimmen, so m u ß erneut an die bereits geäußerte Kritik zu den polarisierenden Modellen seiner „Weg-" bzw. „Rückkehrtheologie" erinnert werden. 405 Beispielhaft zeigt sich die unterschiedliche Heilsansage der beiden Schichten etwa darin, daß gerade in den Zionstexten nicht vom Wiederaufbau Jerusalems die Rede ist.406 Demgegenüber findet sich eine derartige Ankündigung wie selbstverständlich in der Grundschicht und zwar erneut als Handeln Jahwes durch Kyros (45,13*). 4 0 7 Auch hier zeichnet Dtjes G seine Heilserwartung in den gegenwärtigen geschichtlichen Horizont ein, während Dtjes Z die gegenwärtige Notsituation mit dem zukünftigen Heil kontrastiert 408 und dabei die geschichtliche Realität übersteigt. Auch beim Blick auf die Völkertheologie der beiden Textgruppen setzen sich die konzeptionellen Differenzen fort, die es schon nach dem bisher Gesagten nicht mehr erlauben, die Zionstexte in 49-52* einfach in das gleichbleibende Konzept eines Verfassers „Dtjes" einzuzeichnen. Die Texte der Grundschicht verheißen die Rettung der Gola, was in der damaligen geschichtlichen Situation die Beseitigung der babylonischen Un-
402 403 404 405 406 407 408
ture salvation" (S.25) spricht, die so zusammengebracht werden, so übersieht er die Veränderung, die durch die mythische Rede an den Exodusmotiven vorgenommen wird. So Kiesow, a.a.O., S.173. Vgl. die jeweilige Auslegung. Diese Unterschiede übergeht Hermisson in seiner Kritik an Kiesow, Einheit und Komplexität, 1989, S.306. Vgl. oben S.l 18-121. Vgl. die erst sekundäre Ergänzung des Themas in 49,14-21 *, S.141 ff. Auch dieses Element will Kiesow ausblenden, weil er den Blick der Grundschicht irrtümlicherweise auf den Auszug und den Weg durch die Wüste beschränkt. Vgl. das Stilmittel der Paradoxie und des Kontrastes - 49,20aß - Kinder der Kinderlosen; 51,17 - Weckruf an Trunkene (52,1 f.); 52,9 - Aufforderung zum Jubel an die Trümmer Jerusalems.
Die erste Jerusalemer Redaktion
173
terdrückung voraussetzt. Dementsprechend kündigt der Prophet dies als Vernichtung der Feinde Israels (meist) durch Kyros an. Darin handelt Jahwe als der alleinige Gott, von dem Israel und die Völkerwelt einzig Heil zu erwarten hat.409 In welcher Weise auch die besiegten Feinde an Jahwes Heil teilhaben, läßt die Grundschicht offen. Die Zionsschicht füllt diese Lücke in ihrem Sinne aus. Danach erwartet die Völker nach 49,22f. in der neu errichteten Gottesherrschaft die Rolle der Sklaven, die der Königin Zion dienstbar zu sein haben. Daß solche Bestimmung der Z u k u n f t kaum mit der Ansage gemeinsamer Jahweverehrung für alle Menschen aus 45,23 gleichzusetzen ist, macht der Vergleich deutlich: „Bei mir (Jahwe - Verf.) schwöre ich, aus meinem M u n d kommt Wahrheit, ein Wort, das nicht umkehrt: Wahrlich, mir wird sich jedes Knie beugen, wird jede Zunge schwören." (45,23 - Dtjes G) Und 49,23 (Dtjes Z): „und Könige werden deine (Zions-Verf.) Wächter sein und ihre Fürstinnen deine Ammen. Mit dem Gesicht zur Erde huldigen sie dir, und den Staub deiner Füße lecken sie. Und du wirst erkennen, daß ich Jahwe bin, an dem nicht zuschanden werden, die auf ihn harren." 410 Neben den konzeptionellen Schwierigkeiten die einer ursprünglichen Einheit von 49-52* mit 40-46* im Wege steht, finden sich auch Stil-, Motiv-, und Gattungseigenheiten, die Dtjes Z von Dtjes G unterscheiden. So fehlen etwa bestimmte, für die Grundschicht charakteristische
409 Vgl. zu 45,20-23*. S.20ff. 410 Vgl. auch die eindeutige Zentrierung aller Heilserwartung auf Zion in Jes 60-62*, innerhalb derer die Völker, ihre Könige oder ihr Reichtum dienend eingeordnet werden. Verweigern sich die Völker solcher Z u o r d n u n g zur Verherrlichung Zions (60,13), so werden sie nach einem späteren Zusatz in 60,12 vernichtet.
174
Hauptteil
Ausdrücke in den Texten der ersten Zionsschicht: Die für prophetische T e x t e überhaupt seltene Partikel ^K411 wird nur in 4 0 , 1 2 - 4 8 , 1 5 verwandt 4 1 2 , jUD*? als Konjunktion nur in K a p . 4 l - 4 5 4 1 3 und als Präposition bis auf 4 9 , 7 und 5 5 , 5 nur in Kap.42-48 4 1 4 , HIT bis auf 4 0 , 5 und 52,8f. nicht in Dtjes Z. 41-48
415
hif. begegnet als Verbform für „verkündigen" nur in
, obwohl sie sonst im Z u s a m m e n h a n g der von D t j e s
Z
verwandten Heroldsinstruktion nachzuweisen ist. 416 W e i t e r fehlt rtitfJJ völlig in Dtjes Z , während es nicht allein im Zusammenhang des Themas Schöpfung in der Grundschicht und in den späteren Bearbeitungen insgesamt 2 5 x in Kap. 4 0 - 4 8 begegnet. 417 Geht man über sprachstatistische Beobachtungen hinaus, so hebt sich Dtjes Z weiter durch den mehrfachen Gebrauch paradoxer Rede von der Grundschicht ab. 418 Auch kann für Dtjes Z auf folgende charakteristische Motive hingewiesen werden: - Jahwe als Hirte und König seines Volkes ( 4 0 , 1 1 ; 52,7f.) gegenüber Kyros als Hirten und Gesalbtem Jahwes in 4 4 , 2 8 und 4 5 , 1 (Dtjes G ) . - Das Stichwort DPIO kennzeichnet in negativer Weise die Zeit des Gerichts ( 5 1 , 1 9 ) und positiv die gegenwärtige Heilswende ( 4 0 , l f . ; 52,9b). 4 1 9 - Dtjes Z greift in 52,1 und 4 7 , 6 priesterlich-kultische Terminologie auf, wenn Jerusalem als „heilige Stadt" angesprochen wird, in die kein ,,Unbeschnittener"C?"U)) oder „Unreiner" (HOB) mehr hineingehen wird 420 , und vom „Entweihen" ( ^ n ) der n*pn3 durch Babel die Rede ist. 421
4 1 1 Sie findet sich meist in Psalmen, Prv und Hi; sonst nur l x in Am, 3x in Ez und 4 x in Protojesaja. 4 1 2 Insgesamt 23x, davon 9x in Ergänzungen, die nicht zu Dtjes Z gehören. Auffällige rweise begegnet nicht in Kap. 4 7 . Vgl. auch Kiesow, a.a.O., S.165f. 4 1 3 Vgl. 4 1 , 2 0 ; 4 3 , 1 0 (Dtjes G); 4 3 , 2 6 (R 3 ); 4 5 , 3 . 6 (sek.) und 4 4 , 9 (Gö). 4 1 4 Vgl. 4 3 , 1 4 ; 4 5 , 4 (Dtjes G ) ; 4 2 , 2 1 ; 4 3 , 2 5 (R 1 ); und 4 8 , 9 . 1 1 (R 3 ). 4 1 5 Vgl. in Dtjes G 4 1 , 2 2 ( b i s ) ; 4 1 , 2 3 . 2 6 ; 4 3 , 9 . 1 2 ; 4 5 , 2 1 ( b i s ) ; 4 6 , 1 0 ; und in R 1 4 2 , 9 . 1 2 ; 44,7(bis).8; 4 5 , 1 9 ; 4 8 , 1 4 ; in R 3 4 8 , 3 . 5 f . und einmal in Dtjes Z 4 8 , 2 0 . 4 1 6 Vgl. Kiesow, a.a.O., S . 1 6 5 , und Crüsemann, a.a.O., S . 5 4 . 4 0 , 9 ( 4 1 , 2 7 ) und 5 2 , 7 verwenden stattdessen "1(03 pi, das wiederum Dtjes G nicht gebraucht. 4 1 7 Vgl. die Liste bei Kiesow, a.a.O., S . 1 6 6 A n m . 2 8 . 4 1 8 Vgl. oben A n m . 4 0 8 . 4 1 9 Vgl. auch a y » -im in 4 0 , 2 bzw. im Gegenbild 4 7 , 8 . 1 0 . 4 2 0 Vgl. noch 4 8 , 2 . 4 2 1 Vgl. 4 3 , 2 8 und Ez 2 4 , 2 1 ; T h r 2,2; Ps 7 4 , 7 .
Die erste Jerusalemer Redaktion
175
— Bezeichnend ist die bewußte Verkopplung der Anreden Zion/Jerusalem und Gottesvolk/Jakob/Israel neben 40,lf.; 49,14-23*; 52,7-10 (vgl. DJ?) besonders in 44,23: apjr mrr ^«r'D -IKST ^marai. Der für Dtjes G fremde Begriff der Verherrlichung (~it*s), der ohne in Dtjes Z ausdrücklich auf Zion bezogen zu werden, jedoch die Heilsansagen für Zion bestimmt und später entweder theozentrisch auf Jahwe oder auf Jerusalem angewandt wird 422 , interpretiert in der zionstheologischen Ergänzung 44,23b die Befreiung Jakobs als Teil der Verherrlichung Israel/Zions (vgl. erläuternd 49,18*). — Auf die gegenüber Dtjes G veränderte Verwendung der Erkenntnisformel wurde bereits ausführlich hingewiesen.423 Umgekehrt lassen sich für Dtjes G folgende Charakteristika anführen, die ebenfalls im Zusammenhang mit konzeptionellen Unterschieden stehen: — Die Anrede „Jakob/Israel" findet sich abgesehen von den sekundär verkoppelnden Abschnitten 44,23 und 48,20 nicht in Dtjes Z, sondern ausschließlich in der Grundschicht und den späteren Ergänzungen R 1 und R 3 424. Gleiches gilt umgekehrt für „Zion/Jerusalem". — Die Grundschicht verwendet in charakteristischer Weise die Rede von Israel als Ebed, und zwar durchgängig parallel mit "im (verbal) und dem Suffix der l.Sing. („mein Knecht").425 Abgesehen von seiner Bestimmung zum Zeugen in 43,9f., durch die er selbst Jahwe als den einzigen Gott erkennen soll, verbindet sich mit der Zeugenschaft anders als in 42,1 und 49,3.5f.(EJL) keinerlei Auftrag. 426 Erst die sekundären Texte wie 42,19 und 44,21 kombinieren dann die. bis dahin getrennten Motivelemente. — Schon lange wurde von den Auslegern notiert, daß sich der Weissagungsbeweis, die Rede von Kyros, die Thematik des Schöpfers der Welt 422 423 424 425 426
Vgl. 49,3; 60,21; 61,3 bzw. 60,7.13 und 60,9. Vgl. oben S. 169f. Die zionstheologisch ausgerichtete Redaktion R2 weist sie nicht auf. Vgl. in den Heilsworten 4l,8*f., 44,2, 45,4 und in der Gerichtsrede 43,10. Vgl. in 42,1 ~irn substantivisch: Geistbegabung und Beauftragung; 49,3.5f. parallel zu HKS hitp. und "IS' - geschaffen zu einem bestimmten Auftrag.
176
Hauptteil
und Israels u.a. damit zusammenhängende Elemente auf 40-48 und in der Regel auf Texte der Grundschicht beschränken. 427 - Weiter kennzeichnet Dtjes G die Rede von Jahwe als dem „Helfer" (-iti>) in 4 1 , 1 0 . 1 3 . 1 4 ; 44,2 4 2 8 und der Gebrauch der Beistandsformel in 41,10; 43,2. 4 2 9 Die charakteristische Verwendung des „Wegmotivs" in Dtjes G als W e g durch die Wüste (43,19f.; 42,16) und d.h. als Wasser in der W ü s t e ( 4 l , 1 7 f . ; 43,20), angewandt auf den W e g im (Schilf-) Meer (43,16) und im übertragenen Sinn auf die Pläne Jahwes (40,14), das Schicksal Jakobs (40,27) und die Feldzüge des Kyros (45,13) unterscheidet sich deutlich vom ethischen Verständnis des Begriffs in 42,24, 48,17, 55,7 (jeweils R 3 ) und hinterließ nur in 40,3, 51,10 (Dtjes Z) und 49,9.11 (R 1 ) abgewandelt seine Spuren. 430 Formgeschichtlich zeigt sich das andersartige Verkündigungskonzept und ein veränderter Personalstil in Dtjes Z zum einen im Wegfall der typisch dtjes Gattungen. Auch die beiden Heilsworte 4 9 , l 4 f f . * und 49,22f. unterscheiden sich trotz ihrer Nachahmung einzelner Elemente durch die verstärkte Formmischung von denen der Grundschicht. 431 Zum anderen gehört der Gebrauch größerer Einheiten und die Z u s a m m e n b i n d u n g mehrerer, nur bedingt selbständiger Einzeltexte zur Eigenart der Redaktion. Dazu ist neben Kap.47* auf 40,1-11*; 5 1 , 9 f . l 7 . 1 9 , 5 2 , l f . und ebenso auf 52,7-10 zu verweisen. In der Grundschicht findet sich dazu keine Parallele. Besonders auffällig ist dabei in Dtjes Z auch der gehäufte Gebrauch der Heroldsinstruktion bzw. der Weckrufe ( 4 0 , l f . 3 - 5 * - 9 - l 1; 5 1 , 9 f . l 7 . 1 9 ; 52,1 f.), die den Texten einen dynamischen und drängenden Charakter verleihen. Die Verwendung größerer Textkomplexe in Dtjes Z spricht zusammen mit den kompositorischen Beobachtungen dafür, eine direkt schriftlich verfaßte Prophetenschrift vor sich zu haben. Der Spannungsbogen von 40,1-11 bis 52,7-10 und die erst in dieser Zusammenstellung verständli-
4 2 7 Vgl. etwa Dillmann, S.423f. 4 2 8 Gleiches ist noch sekundär in 49,8 (R')> 50,7.9 (R 2 ; Vertrauensbekenntnis) und 41,6 (Gö) zu finden. 429 Vgl. sekundär noch in 43,5. 4 3 0 Vgl. jeweils die Einzelanalysen. Dazu vgl. auch 62,10-12, 57,14 und 35,8 (19,23; 11,15 f.). 431 Vgl. o b e n S . l 4 l f f .
Die erste Jerusalemer Redaktion
177
chen Abschnitte 432 deuten in diese Richtung. Dabei wird die dtjes Grundschicht dem oder den Verfassern in ihrer oben erhobenen Zusammenstellung vorgelegen haben. Darauf weist u.a. die bewußte Nachahmung von 40,27-31 in 49,14-23*. Daß der Verfasser sich noch mehr als bereits derjenige der Grundschicht vom Bild eines klassischen Propheten entfernt, wird schon formal deutlich. 433 Einzig in 49,14-23* und 47* begegnet er als Mittler der Worte Jahwes. Die anderen, eigenformulierten Texte sind nicht Jahwe- sondern Prophetenrede. Der Prophet erscheint dabei in einer großartigen Inszenierung als Wegbereiter des heraufziehenden Königs Jahwe und richtet diverse Instruktionen und Rufe aus.434 Auch unter diesem Blickwinkel wird noch einmal der Unterschied zur Grundschicht deutlich, in dem Jahweworte im Vordergrund stehen. Die neue, zionstheolgische Fassung des Deuterojesajabuches wirkt demgegenüber eher wie ein in Prophetie umgesetztes theologisches Verkündigungskonzept, das am Ende des 6.Jh. v.Chr. die Hoffnung der Bewohner Jerusalems auf Jahwe und dessen fundamentale, weltumspannnende Heilswende lenkt: Mit IHM kommt die Rettung. Seine Herrschaft bringt die große Wende für Zion und seine Bevölkerung. Bei allem, was auch spätere Leser der Texte noch zur konkreten Gestalt dieser Hoffnung anzumerken hatten, ruft dieses Wort noch heute zur Vorbereitung auf den kommenden König Jahwe.
432 Vgl. zum besonderen Charakter des Prologs die Analyse aufS.106ff. 433 Vgl. die schon bei Dtjes G fehlenden Situationsangaben und die Länge der Worte. 434 Entgegen Steck, BN 46, 1989, S.66f., ist 5 2 , l f . keinesfalls „nur im Munde Jahwes selbst denkbar." Seiner Meinung nach wird in dieser Aufforderung die Jahwerede aus 51,22 fortgeführt.
2.3 Die Ebed-Jahwe-Lieder (EJL)i 2 . 3 . 1 Z u r Aussonderung der EJL M i t der Aussonderung von 4 2 , 1 - 4 , 4 9 , 1 - 6 , 5 0 , 4 - 9 ( . 1 0 f . ) u n d
52,13-
5 3 , 1 2 als e i g e n e T e x t g r u p p e , d i e stilistisch u n d i n h a l t l i c h v o n
Dtjes
a b z u h e b e n sei, e n t f a c h t e D u h m 1 8 9 2 2 eine bis h e u t e a n d a u e r n d e A u s e i n a n d e r s e t z u n g u m d i e Eigenart der A b s c h n i t t e , die V e r f a s s e r s c h a f t u n d d i e I d e n t i t ä t des Ebed. O b w o h l sich seiner T h e s e v o n der S o n d e r s t e l l u n g d e r E J L zeitweilig die M e h r h e i t der A u s l e g e r a n s c h l o ß , f e h l t e es nie a n k r i t i s c h e n E i n s p r ü c h e n . 3 B e s o n d e r s in n e u e r e r Z e i t m e h r e n s i c h d i e
1 Das schier uferlose Gebiet der dazu vor allem seit B.Duhm intensiv geführten Diskussion soll und kann nur so weit betreten werden, wie es die redaktionsgeschichtlichen Fragestellungen dieser Arbeit nötig machen. Vgl. zur Forschungsgeschichte vor B.Duhm die Dissertation von E.Ruprecht, Die Auslegungsgeschichte zu den sogenannten Gottesknechtsliedern im Buch Deuterojesaja unter methodischen Gesichtspunkten bis zu Bernhard Duhm, Diss.theol. Heidelberg 1972, und van de Leeuw, De Ebed Jahweh-Profetieen, Assen 1956, S.5-60, und den Oberblick bei Chr.R.North, The SufFering Servant in DeuteroIsaiah, London 1956 2 , S . l - 4 6 . Zur Diskussion seit Duhm vgl. North, a.a.O., S.47-116; H.H.Rowley, The Servant of the Lord in the Light of Three Decades of Critism, in: ders., The Servant of the Lord and other Essays on the OT, Oxford 1965 2 , S.3-60; van de Leeuw, a.a.O., S.61-106; H.Haag, BZ NF 3, 1959, S.174-204, und ders., Der Gottesknecht bei Deuterojesaja, EdF 233, Darmstadt 1985; H.-J.Hermisson, Deuterojesajaprobleme, VuF 1, 1986, S.77-84; und als neuester Überblick D.Michel, TRE VIII, S.521-530 (mit weiterer Lit.). 2 Vgl. in der ersten Auflage seines Kommentars aus dem Jahre 1892, S.284f., später leicht verändert, 1922 4 , S.311: Neben der „ruhige(ren) Sprache" zeichnen die EJL ein anderes Bild des Knechtes Jahwes als Dtjes. „Bei ihm (Dtjes - Verf.) ist Israel, so wie es ist, der Knecht Jahwes, von Jahwe erwählt, geschützt und für eine herrliche Zukunft bestimmt, aber gegenwärtig blind und taub, gefangen und geplündert, ein Wurm, verachtete von den Heiden, voller Sünden. Dagegen ist der Held dieser Dichtungen dem Volk gegenübergestellt, ist unschuldig, Jahwes Jünger und von ihm tagtäglich erleuchtet, berufen zur Mission am Volk und an den Heiden und seinem Berufe in aller Stille nachgehend." 3 Vgl. etwa Budde, S.656. Er sagt, „daß man damit dem Buche Deuterojesaja die Augen aussticht." Und neuerdings Mettinger, A Farewell to the Servant Songs, SKHVL, Lund 1983. W i e wenig kompositorische Überlegungen im Rahmen allein synchroner Fragestellung zur Klärung des Befunds helfen, zeigt zuletzt Mettingers Arbeit. Trotz zahlreicher guter Beobachtungen zu gegenseitigen Bezugnahmen im vorliegenden Text Jes 40-55 vermag deren jetzige kompositorische Stellung die literarischen Auffälligkeiten nicht zu erklären.
Die Ebed-Jahwe-Lieder (EJL)
179
Stimmen derer, die die Texte als Teil der dtjes Prophetien verstehen wollen. 4 Ohne auf sie im einzelnen eingehen zu können, widersprechen die Ergebnisse der hier vorgenommenen Analyse der Kap.40-55 jedoch einer Eingliederung der EJL in den dtjes Kontext. Zum einen wenden sich besonders die ersten beiden EJL dezidiert gegen Züge der dtjes Völkertheologie. 5 So fehlt in ihnen nicht nur jeder Hinweis auf eine Vernichtung feindlicher Völker, der in der dtjes Grundschicht als Teil des geschichtsgebundenen Realismus mit zur Heilsansage gehört. Darüberhinaus steht die Präsentation des Ebed in 42,2.3a auch deutlich einem derartigen „Auslöschen" der Feinde entgegen; ein Bild, daß der Grundschicht in 43,17 zur Beschreibung des Heilshandeln Jahwes dienen kann und das deutlich der Wirkungsweise „seines Hirten" Kyros entspricht 6 . Die kaum zufällige Antithetik zwischen 42,3a r m ^ k1? nro nntüsi matc' pun mp und 43,17b •od nrncsD lDin iQip'-^a hdb' belegt die Unterschiede eindrücklich. Demgegenüber kennzeichnet die EJL eine durchgehend positive Erwartungshaltung im Blick auf Jahwes Handeln an den Völkern. 7 So kann man für das 1., 2. und 4.EJL qualifiziert von einem Universalismus sprechen, der mit van der Leeuw jede „Beschränkung der religiösen Güter auf eine bestimmte Gruppe, Familie, Stamm und Geschlecht, Stadt, Staat,
4 Vgl. schon früher H.Ringgren, The Messiah in the OT, SBT 18, (1956) 1961 2 ; H.M.Orlinsky, The So-Called „Servant of the Lord", and „Suffering Servant" in Second Isaiah, SVT 14, Leiden 1967, S . l - 1 3 3 ; A.S.Kapelrud, The Identity of the Suffering Servant, in: Near Eastern Studies in Honor of William Foxwell Albright, Garden City 1971, S.307-314; J.W.Miller, Prophetic Conflict in Second Isaiah, in: Wort-Gebot-Glaube, FS W.Eichrodt, A T h A N T 59, Zürich 1970, S.77-85; T.N.D.Mettinger, a.a.O.; W.A.M.Beuken, The First Servant Song and its Context, V T 22, 1972, S. 1 -30; ders., De vergeefse moeite van de knecht. Gedachten over de plaats van Jesaja 49,1-6, in de context, in: De Knecht. Studies random Deutero-Jesaja, aangeboden aan Prof. Dr.J.L.Koole, Kampen 1978, S.23-40; H.Leene, De stem van de knecht als metafoor, Kampen 1980, und P.Bonnard in seinem Kommentar. 5 Vgl. dazu oben S.48ff. und 102f. 6 Vgl. 41,1-4 (41,14-16), 41,25 u.a. 7 Vgl. besonders 42,4 und 49,6*. Genaueres auch zum 4.EJL vgl. unten S.192ff.
180
Hauptteil
Volk, Rasse" verneint. 8 Besonders deutlich wird diese Entschränkung in der Ausweitung des Auftrags, von der der Ebed in 49,5f.* spricht. Die Perspektiven eines Ebed als „Licht für die Völker" stellt eine Weiterentw i c k l u n g und Konkretisierung der Aussagen aus 4 5 , 2 0 - 2 3 * (Dtjes G) dar. 9 „Vom eigentlichen Universalismus kann man nicht einmal bei Deuterojesaja reden. Im Zentrum steht auch bei ihm Israel. Die universale Verfügungsgewalt Jahwes steht im Dienst der Heilsbotschaft für Israel, also im Dienst des Partikularismus." 10 Z u m anderen zeichnen die EJL ein eigenes, von Dtjes G abweichendes Bild des Ebed. Dies gilt auch, wenn man eine kollektive Deutung des Knechtes in den EJL für möglich hält." Schon D u h m machte darauf aufmerksam, daß dem Ebed der Lieder die dtjes Züge des zweifelnden und vertrauenslosen Ebed Israel völlig fehlen. 12 Zusätzlich kennen die Ebedaussagen in Dtjes G, abgesehen von der nach innen, auf Israel selbst gerichteten Zeugenschaft in 43,10, die durch die Existenz des Zeugen selbst realisiert wird 13 , keine Beauftragung des Ebed Israel. Erst die EJL sprechen von einem Auftrag des Knechtes, der sich zudem noch nach außen, an die Völker richtet. Damit verbindet 49,5f.* zugleich die Rede von der Erschaffung des Ebed ( l ^ ' ) als „Formung" eines Werkzeugs für Jahwe. Der Ebed wird zum Mittler des Heils, während er in der Grund-
8 Vgl. G.van der Leeuw, Artikel Universalismus und Partikularismus: I. Religionsgeschichtlich, in: RGG 2 , V 1931, 1379 - 1 3 8 0 . Universalismus und Partikularismus sind demgemäß als einander ausschließende Gegensätze und als Aussagen über die Heilszueignung zu verstehen. Davon müssen Angaben etwa über den Wirkungsbereich eines Gottes unterschieden werden. Diese enggefäßte Definition von Universalismus verhilft zu größerer Klarheit, gerade auch auf dem Hintergrund atl.christlich geprägter Begrifflichkeit. Vgl. auch F.Huber, Jahwe, Juda und die anderen Völker beim Propheten Jesaja, BZAW 137, Berlin und New York 1976, besonders S.191-197, der dort die Leistungsfähigkeit dieser Definiton anhand der Diskussion zu Jesaja aufzeigt: „Universalismus liegt nur dann vor, wenn jede Prärogative einer bestimmten Gruppe ausgeschaltet ist."(S.194). 9 Vgl. oben S.20ff. 10 So Huber, a.a.O., S.195. Vgl. auch die Auslegung Merendinos zu 42,1-4, der die Differenz zu Dtjes erkennt, Der Erste und der Letzte, 1981, S.212fF. 11 Hier irrt Mettinger, wenn er bei einer kollektiven Deutung auf eine dtjes Verfasserschaft meint schließen zu können, vgl. a.a.O., S.29-46. 12 Vgl. in der Grundschicht z.B. 40,27-31; 4 l , 8 * - 1 3 ; 43,8-13 und dagegen in den EJL 42,1; 49,4b; 50,4-9; 53,4ff. 13 Vgl. oben S.36f.
Die Ebed-Jahwe-Licdcr (EJL)
181
schicht dessen passiver Empfänger ist.14 Erst spätere Texte wie 42,19 und 44,21 kombinieren die Eigenheiten der Grundschicht und mit denen der EJL.15 W e n n etwa Hermisson 16 die Unterschiede im Bild des Ebed so aufnimmt, daß er in der Grundschicht, die bei ihm auch die EJL einschließt, neben Israel als Ebed auch eine prophetische Ebed-Gestalt findet, so erklärt er damit noch nicht den erstgenannten Unterschied in der Völkertheologie. Zudem sperren sich die EJL gegen eine (auto-) biographische Deutung 17 , wie unten zu zeigen sein wird. Auch Hermissons scharfsinnige These, wonach der Prophet als „der besondere Gottesknecht" zu „einem unverzichtbaren Teil des deuterojesajanische Konzepts" gehört, scheint eher ein Produkt nachträglicher Zusammenschau. Folgt man Hermisson, so braucht Dtjes „Jahwes Propheten, der Jahwes Wort vernehmlich und im Voraus zur Welt bringt, und er braucht Jahwes Volk, an dem dieses W o r t sich realisiert, indem es sich retten läßt und das W u n d e r der Errettung vor der Welt bekennt. Der Weissagungsbeweis m u ß also praktisch geführt werden." 18 Der Gedankengang trifft insofern das dtjes Konzept, als die Deutung und Ansage von Gegenwart und Zukunft durch einen Propheten im Weissagungsbeweis notwendig ist. Demnach bedarf es prophetischer Verkündigung, die in den Texten der Grundschicht greifbar wird. Einer „prophetischen Selbstverständigung über seinen Beruf und seine Berufserfahrung,, 19 , wie Herrmisson sie in den EJL findet, ist damit jedoch keinesfalls gefordert. Zudem zielt der
14 Vgl. 4 4 , 2 (Dtjes G) mit ganz parallelen Schöpfungsausagen, die jedoch dort gerade nicht auf den Ebed als Werkzeug Jahwes bezogen sind: j03D "IS' - vgl. 49,5 . . . ... Y? •ni>1? ]B3D n s \ 15 Vgl. 42,19a: Blindheit als " n r und n^BK 'DK^D und 44,21: die Schaffung Israels (""lü') u n d die Bestimmung zum Ebed in Parallele. Weiter vgl. 49,7; 44,17; 44,26; 48,20 u n d 50,10. 16 Vgl. Der Lohn des Knechts, in: Die Botschaft u n d die Boten, FS H . W . W o I f f , 1981, oderders., Einheit und Komplexität, 1989, S.307. 17 Diese Position wird u.a. vertreten von K.Baltzer, Z u r formgeschichtlichen Bestimm u n g der Texte vom Gottes-Knecht im Deuterojesaja-Buch, in: H . W . W o I f f (ed.), Probleme biblischer Theologie (FS G.von Rad), M ü n c h e n 1971, S.27-43, u n d ders., Die Biographie der Propheten, Neukirchen-Vluyn 1975, besonders S.171177. 18 So Hermisson in: Einheit und Komplexität, S.307. 19 Ders., Der Lohn des Knechts, a.a.O., S.269.
182
Hauptteil
Weissagungsbeweis auf die Gotteserkenntnis Israels 10. Damit kann die Sendung des Ebed der EJL an die Völker nicht einfach in die fiktive Szenerie der Gerichtsreden hineingelesen werden. Die Anmerkungen zu den ersten beiden EJL ergänzend kann noch auf die schon vielfach dargelegten sprachlich-stilistischen und inhaltliche Besonderheiten des 4.EJL 2 1 verwiesen werden, die eine Zugehörigkeit weder zu Dtjes G noch zu Dtjes Z wahrscheinlich machen.22
2.3.2 Zur Abgrenzung der E J L Die Frage der Abgrenzung der EJL 23 wird immer wieder kontrovers diskutiert, wobei insbesondere die Zugehörigkeit der Abschnitte 42,5-9; 49,7; 49,8-12 und 50,10f. im Mittelpunkt steht. In 42,5 und 49,7 wird ein Neuanfang formal eindeutig durch die Redeeinleitung markiert, so daß eine ursprüngliche Zusammengehörigkeit von 42,1-4 bzw. 49,1-6 mit den jeweiligen Folgetexten unwahrscheinlich ist. Eine genauere Analyse wird dies bestätigen und auch die ursprüngliche Eigenständigkeit von 50,4-9 belegen.24
20 Vgl. die Ausfuhrungen etwa zu 43,8-13, S.33ff. 21 Vgl. zu den sprachlich-stilistischen Besonderheiten neben Elliger, Verhältnis, 1933, S.8-18, auch North, The Suffering Servant in Deutero-Isaiah, London 1956 2 , S.165-188, und zu den inhaltlichen unten S.183ff. Entgegen dem pauschalen Urteil Mettingers, a.a.O., S. 14, lassen sich sprachliche und metrische Besonderheiten in 50,4-9 und 52,13-53,12 sehr wohl unterstützend für eine literarkritische Sonderstellung anfuhren. 22 Vgl. zum Verhältnis zu Dtjes Z unten S.195f. 23 Vgl. die Übersicht bei North, a.a.O., S.127-138, und es ergänzend etwa die Abgrenzungen bei Bonnard, Kommentar jeweils z.St.: 42,1-9; 49,1-6.7-13; 50,4-11; 52,13-53,12. 24 Vgl. unten S.279ff.
Die Ebed-Jahwe-Lieder (EJL)
183
2.3.3 Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen den EJL I m G e f o l g e D u h m s w e r d e n die vier A b s c h n i t t e in d e r Regel als z u s a m m e n g e h ö r i g betrachtet. E i n e präzisere A n a l y s e l ä ß t j e d o c h d e u t l i c h e U n terschiede zwischen ihnen erkennen.25 Neben dem unstrittig engen Z u s a m m e n h a n g z w i s c h e n 4 2 , 1 - 4 u n d 4 9 , 1 - 6 w e i s t e t w a a u c h S t e c k in sein e n n e u e r e n U n t e r s u c h u n g e n a u f k l a r e E i g e n h e i t e n des 3 . u n d 4 . E J L hin. 2 6 S i e zeigen sich besonders v o r d e m H i n t e r g r u n d der w e i t r e i c h e n d e n G e m e i n s a m k e i t e n d e r ersten beiden T e x t e , a u f die z u n ä c h s t e i n g e g a n g e n w e r d e n soll. T r o t z des G e b r a u c h s u n t e r s c h i e d l i c h e r G a t t u n g e n begegnet i m ersten u n d z w e i t e n EJL jeweils dieselbe G e s t a l t des Ebed. D a b e i ist v o n seiner B e r u f u n g , d e r A u s r ü s t u n g zu s e i n e m A u f t r a g 2 7 , d e m v e r h e i ß e n e n E r f o l g u n d d e n ü b e r w u n d e n e n Z w e i f e l n an seiner B e a u f t r a g u n g 2 8 e i n m a l in ein e r P r ä s e n t a t i o n d u r c h J a h w e ( 4 2 , 1 - 4 ) u n d das a n d e r e m a l in e i n e m
25 Vgl. Melugin, Formation, 1976, S.64-74, und mit ihm Mettinger, a.a.O., S.16f., die in formgeschichtlicher Hinsicht die „Heterogenität" erkennen. Redaktionsgeschichtlich bedeutsame Unterschiede merkt auch M.Weippert in einem neuen Versuch der Deutung an, Die »Konfessionen« Deuterojesajas, in FS C.Westermann, Stuttgart 1989, S.104-115. Er findet in 49,1-6 und 50,4-9 Reflexionen Dtjes' über seine prophetische Aufgabe, während in 42,1-4 und 52,1353,12 Aussagen über den Ebed Israel vorlägen. 2 6 Vgl. Steck, Z A W 96, 1984, S.372-390 (besonders S.389), und ders., Z A W 97, 1985, S.36-58 (besonders S.48ÍF.). 27 Vgl. 42,1a - Präsentation des Ebed als Erwählter, 42,1b - Ausrüstung fiir den Völkerauftrag; 49,1a - Doppelter Aufruf an die Völker zum Hören (vgl. den weisheitlichen Hintergrund in der Lehreröffnungsformel, H . W . W o l f f , Hosea, BKAT XIV/1, 1976 3 , S.122f.), 4 9 , l b . 2 - rückblickender Bericht auf die Berufung und die vorbereitende Ausrüstung, 49,3 — Mitteilung des Berufungsorakels, 49,5b — Bericht von der Realisierung des Berufungsverhältnisses. 28 Vgl. 42,3b.4 - Zusage der erfolgreichen Durchfuhrung des Auftrags, 49,4a — Bericht vom Zweifel am Erfolg der Sendung, 49,4b - Vertrauensbekenntnis, 49,5f. — bestätigende und erweiternde Bestimmung des Ebed-seins mit anschließendem Verheißungswort. In 42,2.3a finden sich zusätzliche Angaben zur Art der Ausführung des Auftrags, die ausschließlich aus negativ-abgrenzenden Bestimmungen bestehen. Auffällig ist dabei die auch begrifflich unterstrichene Beziehung zu 42,3b.4 mit einer Zusage des Gelingens - vgl. V.3 p n n3 P und TO nnttfS mit V.4 TO und p r K1?. Damit wird der angeschlagene Zustand der Völker mit der bleibenden Unversehrtheit des Ebed konstrastiert. Zusammen mit dem Verhalten des Knechts gegenüber den so vorgefundenen Völkern läßt dies vielleicht weitere Schlußfolgerungen zu: Obwohl der Ebed derart vorgeht und auf die Vernichtung der Völker verzichtet, wird er selbst nicht an seinem Auftrag scheitern.
184
Hauptteil
Selbstbericht (49.1-6) 2 9 die Rede. In beiden Texten geht es entscheidend um den Völkerauftrag des Ebed. Sein Wirkungsbereich soll die ganze Erde bzw. die Völkerwelt sein. Dorthin soll er CDStÖD tragen
hif. -
4 2 , 1 b.3b) bzw. darin BDtöQ aufrichten (D'tö - 42,4aß). Am Ende des 2 . E J L kann dann in der Wiedergabe eines Jahwewortes davon gesprochen werden, daß Jahwe ihn zum „Licht für die Völker" macht, um so sein Heil bis an die Enden der Erde auszubreiten ( 4 9 , 6 ) . A u f dieses Handeln Jahwes durch seinen Ebed warten die Völker voller Spannung.(42,4b). W i e läßt sich von diesen Aussagen her die Aufgabe und Rolle des Ebed genauer bestimmen? D a die Texte selbst die Identifikation des Ebed erheblich erschweren, herrscht an dieser Stelle bis heute keine Einigkeit. 3 0 So versteht etwa Steck 31 den Auftrag als „aktive(r) Redehinwendung zu den Völkern" und als Teil des prophetischen Wortwirkens. W i r d bei ihm der Ebed dezidiert als Prophet verstanden, so legen andere Ausleger, wie etwa Kaiser 32 , den Akzent auf die Elemente königlicher Tradition: „Der Knecht wird das Recht der Treue gemäß verwirklichen." 33 D a m i t realisiert er weltweit die vornehmste Aufgabe einer königlichen Gestalt. In der Entscheidung zwischen einer stärker prophetischen oder königlichen Rolle des Ebed in den ersten beiden E J L sprechen eine Reihe von Gründen für ein Uberwiegen der königlichen Züge. Darauf weist die gewählte Rahmengattung des Präsentationswortes in 4 2 , 1 - 4 und des Selbstberichts von seiner Berufung in 4 9 , 1 - 6 . In dieser Weise wird im Alten Testament nie ein Prophet in sein Amt eingeführt sondern jeweils könig-
2 9 Vgl. zur formgeschichtlichen Diskussion neben Kaiser, Der königliche Knecht, F R L A N T 7 0 , Göttingen 1962 2 , S.15ff., und Elliger, Deuterojesaja, 1 9 7 8 , S . 1 9 9 2 0 1 , Melugin, a.a.O., S . 6 5 - 6 7 . 6 9 - 7 1 , und Steck, Z A W 9 6 , 1984, S . 3 7 3 und 3 7 6 f . Merendino bestreitet eine Rahmengattung „Präsentationswort", a.a.O., S . 2 2 5 f f . , mit dem Hinweis a u f die fehlende Erwähnung des Adressaten. Bestimmt er dann allerdings die Funktion des W o n e „als ein Bekenntnis der Loyalität, eine Art Solidaritätserklärung" Jahwes (a.a.O., S . 2 2 9 ) , so nähert er sich doch erneut der Funktion eines Präsentationswortes. Insgesamt überzeugt sein Einspruch nicht. O b der Text eher a u f eine zweifelnde Öffentlichkeit (Merendino) oder auf Selbstzweifel des Ebed zielt (vgl. 4 9 , 4 a ) , kann kaum mit einem Hinweis auf das 3 . E J L entschieden werden (Merendino, a.a.O., S.229). Seine Sonderstellung schließt diese Argumentation aus - vgl. unten S.279ff. 3 0 Vgl. Michel, T R E V I I I , S . 5 2 1 - 5 2 8 und 5 2 9 (Lit.). 31 Z A W 9 6 , 1 9 8 4 , s . 3 8 0 f „ besonders A n m . 2 9 . 32 A.a.O., und neuerdings ders., Z T h K 1, 1989, S.15 A n m . 3 9 . 3 3 So Kaiser, Der königliche Knecht, Göttingen 1962 2 , S.28.
Die Ebed-Jahwe-Lieder (EJL)
185
liehe Figuren. 34 Genauso greift der Selbstbericht auf die Formen Jerusalemer Inthronisationsvorgänge zurück (vgl. Ps 2,7-9) und zeigt die königliche Einsetzung des Ebed zum Heilsmittler für die Völker. 35 Erscheint der Begriff des „Ebed" selbst auf Grund seiner vielfältigen Verwendung in dieser
Frage auch wenig aussagekräftig, so
ergibt
die
traditi-
onsgeschichtliche Untersuchung von 42,1-4 doch weitere Indizien für eine D e u t u n g des Ebed vor allem von königlichem Hintergrund her. Darauf kann hier nur an einer Stelle, nämlich im Blick auf den Auftrag des Knechtes, eingegangen werden. 36 Jeremias versuchte in einem Aufsatz 1972 eine dreifache, jeweils verschiedene Füllung des immer wieder begegnenden Begriffs CDSOD.37 Danach spreche 42,1b von der „königlichen Herrschaft des geistbegabten Ebed über die Völker. Die Verweise auf OSiö (üSÜD) als Teil der königlichen Pflicht etwa in Jes 11,2-4; Ps 89,15; Jes 9,6; Jer 2 3 , 5 u.ö. belegen diesen Kontext zu genüge. D a hier die Völker Gegenstand des Handelns sind, wird zurecht weniger an königliche Rechtsentscheide als vielmehr an königliche Verordnungen als Zeichen seiner weltweiten Regierungsgewalt (vgl. l.Sam.viii 9,11) bzw. generell an die ... Bedeutung „Herrschaft" . . . , „Regierungsgeschäfte ausüben" zu denken sein." 38 D a auch V . 4 die Aufrichtung von OECD auf die Völkerwelt bezieht, liegt eine ähnliche Bedeutung nahe. Zusätzlich erfährt der Begriff durch die gewählte Parallele m i n („seine törä " - des Ebeds töra) eine Präzisierung, die Jeremias als „umfassende Kundgabe des göttlichen Willens" umschreibt. 39 Der Ebed soll nach 42,4 die heilvolle Ordnung Jahwes in der Völkerwelt aufrichten und
34 Vgl. etwa Ps 2,7 (dazu Jes 49,3!); l.Sam 9,17; 10,24; l . C h r 2 8 , l f f . und weitere Präsentationstexte wie Ex 31,1-11; Sach 6,12; 2.Chr 23,3ff. und A N E T ' , S.447f.(ägyptische Parallele). Dazu vgl. u.a. Kaiser, a.a.O., S.15ff., v.Waldow, Anlaß und Hintergrund der Verkündigung des Deuterojesaja, Diss. ev. Theol. Bonn 1953, S.52 und 206 Anm.8; Jeremias, V T 22, 1972, S.33f; Melugin, a.a.O., S.6567; Beuken, 1979, S.106f„ und Steck, a.a.O., S.372ff. 35 Vgl. auch Melugin, a.a.O., S . 6 9 7 1 , und Steck, a.a.O., S.376f. 36 Zur Begründung dieser These vgl. immer noch Kaiser, a.a.O., besonders S. 18-31; teilweise auch Jeremias, a.a.O., S.33-39. Vgl. auch Mettinger, a.a.O., S.31. 37 Vgl. Jeremias, a.a.O. 38 A.a.O., S.35. 39 A.a.O., S.38. Zur einzigen Verwendung von torä im Zusammenhang mit einem König vgl. Thr 2,9 - vgl. Kaiser, a.a.O., S.30f.
186
Hauptteil
derart die Herrschaft Jahwes weltweit zur Geltung bringen. 40 D a ß dabei nicht nur an eine bloße Mitteilung von min im Sinne der Rolle des Mose gedacht ist 41 , zeigt das parallele Glied in 42,4: Der Ebed richtet (D'tü) auf diese Weise Jahwes Herrschaft (tDEtÖD) auf Erden ( p t o ) auf. In 42,2.3a erfahren wir in ausschließlich negativ-abgrenzenden Aussagen weiteres über die Art der Durchführung dieses Auftrags. D a ß mit der Metapher „geknicktes Schilfrohr" und „verlöschender Docht" wohl kaum „das totverfallene Israel" angesprochen ist 42 , macht schon der direkte Zusammenhang deutlich. D a das Handeln des Ebed auf die Völker abzielt, bezieht sich folgerichtig die Kennzeichnung der Art und Weise seines T u n s auch auf die Fremdvölker. Die hier verwandten Bilder werden in 2 . K ö 18,21 = Jes 36,6 und Ez 29,7 zudem auf ein nichtisraelitisches Volk, nämlich Ägypten, bezogen. Zusätzlich zeigt sich eine redaktionsgeschichtlich interessante Bezugnahme auf die Grundschicht, wenn 4 2 , 3 a Jahwes Handeln durch diesen Ebed vom früheren und neuen Exodusgeschehen abgrenzt. Präsentiert Jahwe sich in 4 3 , 1 7 mit Blick auf den neuen Exodus noch als "DD nrröao iDin mip'-^n HDÖ' so heißt es hier: n n s ' k1? nro nnttisi -raB' vb puri nap. D a diese Gegenüberstellung kaum zufällig sein dürfte, wird man den Befund nicht überinterpretieren, wenn man hier eine Kommentierung des dtjes Textes durch das l . E J L findet. Dieser Ebed wird demnach gerade die angeschlagenen Völker nicht vernichten, sondern unter ihnen die heilvolle Herrschaft Jahwes aufrichten. U n d dies wird ihm gelingen
4 0 Vgl. z u m parallelen G e b r a u c h von OB0O u n d m i n H a b 1,4 (Ps 8 9 , 3 1 ; Prv 1,3.8); J e s 2,3f.(= M i 4,2f.); 2 . K ö 17,26f.; J e r 5,4f.; 8,7f. Z u r Kennzeichnung dieser EßtfO als -11« (49,6b) vgl. H o s 6,5; Z e p h 3,5 u n d Jes 51,4f. 4 1 S o parallelisiert J e r e m i a s die Rolle des E b e d als „ M o s e für die V ö l k e r " , a . a . O . , S . 3 8 f . N o c h problematischer ist die Fassung von mispätltörä als „lering", Beuken, S.116. 4 2 S o bezieht Jeremias V . 3 in vorschnellem Rückgriff a u f den dtjes K o n t e x t , a . a . O . , S.37.
Die Ebed-Jahwe-Lieder (EJL)
187
( V . 3 b . 4 ) , obwohl er a u f eine gewaltsame Durchsetzung des Willens Jahwes verzichtet. 43 M i t Blick auf die Völkertheologie der ersten beiden E J L kann man im Vergleich zur Grundschicht von einer bewußten Entgrenzung der Heilserwartung im Blick auf die Völker sprechen, wofür besonders 4 2 , 3 a und 4 9 , 5 f * stehen. 44 D a ß damit auch die königliche Rolle des Ebed von innen heraus eine Veränderung erfährt, ist deutlich 45 und wurde exemplarisch daran erkennbar, wie er seinen Auftrag durchführen soll. O b diese Abwandlung gegenüber der traditionellen königlichen Funktion den Ebed j e d o c h zu einem Propheten macht, kann hier offenbleiben. 4 6 Deutlich ist nach dem obigen Befund jedenfalls, daß auch wenn sich diese Ergänzung des königlichen Hintergrundes durch prophetische Elemente als zutreffend erweisen sollte, eine redaktionsgeschichtliche Zuordnung der beiden E J L zu Dtjes G und die damit meist einhergehende biographische Deutung des Ebed als Prophet „Deuterojesaja" weiterhin nicht möglich ist. Dagegen stehen die erwähnten inhaltlichen und konzeptionellen Unterschiede. Sprachen wir bisher ausschließlich vom Völkerauftrag des Ebed, so m u ß mit Blick auf 4 9 , 5 f . * auch von seiner Aufgabe an Israel die Rede sein. 47 Dazu bemerkt Steck treffend: „Die Völkerbeauftragung des Ebed
43 44 45 46
Vgl. oben Anm.28. Vgl. unten S.188ff. Vgl. dazu Anm. 4 6 . Vgl. Jeremias, a.a.O., S . 4 0 : „Knechtthema . . . als ein königliches «'»geführt, jedoch . . . als ein prophetisches durcbgzführt". Nach ihm hätten wir eine königliche Aufgabe des Ebed, die er als Prophet durchzufuhren hätte. Vgl. auch Melugin, ebd., und Steck, a.a.O., S.376ff., und dazu seine Verweise auf die Verwendung der Lehreröffnungsformel in 4 9 , 1 , die Zurüstung des Mundes in 4 9 , 2 a und die Parallelität von QStÖQ und m i n in 4 2 , 4 , die s.M.n. fiir ein „Wortamt an den Völkern" (S.377) sprechen. 4 7 Hier sei knapp einiges zum literarischen Befund in 4 9 , 1 - 6 angemerkt. Zu den literarkritischen Auffälligkeiten gehört zum einen das nachklappende biOiC1 in V . 3 , das auch wegen der klaren Identifikation des Ebed aus dem Rahmen der E J L - T e x t e föllt. Sie vermeiden eine derartige Benennung des Ebed sonst konsequent. Z u m anderen fehlt V . 5 b der inhaltliche Anschluß an V . 5 a und reißt V . 5 a und V . 6 auseinander. Weiter begegnet in V . 6 a eine erneute Redeeinfuhrung, die nach der erweiterten Botenspruchformel in V . 5 a a auffallig ist. Dazu kommt die schwerfallige Konstruktion in V . 6 ("13» ^ -[niTD ^p:).
188
Hauptteil
ist gegenüber der Israelaufgabe zeitlich und sachlich eine Erweiterung und Uberbietung." 48 Dabei entfaltete sich die Doppelstruktur der Berufung des Ebed nach dem gegebenen rückblickenden Selbstbericht erst durch das in der Situation des Zweifels ergehende Jahwewort. So tritt dem betonten
TO
'Wl (V.4a) in V . 5 a das mir "OK nriJJI entgegen. Dieses W o r t
führt zugleich in die Gegenwart des Hörers, der den Inhalt des Jahweworts erfahren soll. 49 D a m i t erreicht das 2.EJL seinen Zielpunkt. D a ß hierbei u.E. die Selbstvergewisserung des Ebed mit der Ausrichtung des W o r t e s an Israel, genauer an die Gola zusammenfällt, ergibt sich aus unserer Identifikation des Ebed mit der Gola. 5 0 Damit gewinnen die Aussagen auch im Kontext der Redaktionsgeschichte zu Jes 4 0 - 5 5 zusätzlich an Tiefe. Die in den Augen des Ebed vergebliche M ü h e um die Restauration Gesamtisraels (V.6aa)" führt ihn über die Anfechtung (V.4a) zunächst
48 49
50
51
Als letztes ist auf die doppelte und zudem direkt aufeinander folgende Erwähnung der Heimfuhrung Israels als Aufgabe des Ebed in V.5aß und V.6 hinzuweisen (vgl. die teilweise parallele Konstruktion mit Infintiv + b in V.5aß, 6aß). Als Versuch der Rekonstruktion des ursprünglichen Bestands wird hier folgender Text vorgeschlagen: V.l ,2a (evtl. sek. - vgl. die Parallelität zu V.2b; vgl. auch Merendino, ZAW92, 1980, S.240.244).2b.3* (ohne b*otB\).5b (mit BHS). IIV.4.5aa. 6* (ohne m i n , -[nrna, -ni>). Vgl. z.T. ähnlich Merendino, a.a.O., S.239-244, der V.1.2b.3*.5aa.6 als ursprünglich annimmt, dabei allerdings seine Kyrosdeutung (Worte des Kyrös an die Völker) frühzeitig mit in die Analyse einbezieht. Der von Hermisson, Der Lohn des Knechtes, in: Die Botschaft und die Boten, FS H.W.Wolff, 1981, S.270-274, unternommene Versuch die doch wohl nicht nur „scheinbar so komplizierte Anordnung"(S.273) zu verstehen, hebt die oben genannten literarischen Probleme erst recht hervor - vgl. etwa seine Übersetzung zu V.5a+b, a.a.O., S.272f. A.a.O., S.380. Zum Problem der zeitlichen Relation der Aussagen von V.l-3/V.5f. und V.4 vgl. auch Hermisson, a.a.O., S.271f.: „Unterschied zweier Perspektiven: von Jahwes Plänen und Absichten her (und jetzt auch vom Propheten erkannt)/ von der früheren Einsicht des Propheten her." Anders Hermisson, der sich auf Grund seiner Prophetendeutung mit der These behelfen muß, daß „die Texte sich ursprünglich gar nicht an einen großen Leser- oder Hörerkreis wandten, sondern nur an solche, die mit der Sache vertraut waren — man könnte etwa an den Propheten und seinen Kreis denken oder im Extremfäll an den Propheten allein." (a.a.O., S.272) - „Texte der prophetischen Selbstverständigung über seinen Beruf und seine Berufserfahrungen" (a.a.O., S.269). Vgl. so auch Steck, a.a.O., S.382. Hier werden die in V.4 wiedergegebenen Zweifel am Erfolg der Sendung auf die bis dato versuchte Ausfuhrung des Israelauftrags bezogen.
Die Ebed-Jahwe-Lieder (EJL)
189
dazu, J a h w e den Erfolg seines Auftrags (= Lohn) 52 zu überlassen. U n d gerade in dieser Situation eröffnet ihm das Jahwewort die ganze Perspektive seiner Berufung zum Ebed. Seine Aufgabe beschränkt sich nicht allein auf Israel, sondern findet ihr eigentliches Ziel erst jenseits dieser Binnenwirkung. Als „Licht der Völker" soll der Ebed Heilsmittler f ü r alle W e l t werden. Läßt man sich versuchsweise auf eine Israel- bzw. Gola-Deutung des Ebed ein 53 , so ergibt sich mühelos ein angemessener Kontext f ü r dieses EJL, der über eine Selbstreflexion prophetischer Zirkel hinausreicht. D a ß auf dem Hintergrund der gewaltigen Prophetenworte der dtjes G r u n d schicht die Ereignisse nach 5 3 9 v.Chr. eher ernüchternd wirken mußten, verwundert kaum. Den Spuren solcher Ernüchterung werden wir in den Redaktionen R 1 - R 3 noch zu Genüge begegnen. Immer wieder müssen sie sich mit dem Problem der Heilsverzögerung auseinandersetzen. G a n z so wie der Ebed in 4 9 , 1 - 6 * um die rechte Haltung angesichts der bisheri-
52 Vgl. Hermisson , a.a.O., S.274ff. 53 Folgende beachtenswerte Argumente können weiterhin zu dieser Deutung angeführt werden, ohne daß dabei Vollständigkeit angestrebt wird: - Vom Kontextgebrauch des Ebedtitels her muß der Ebed der EJL bei deren Einfügung in Jes 40-55* kollektiv deutbar und somit integrierbar gewesen sein. Vgl. auch die Glosse in 49,3. - Die deutlichen Parallelen der EJL zu Jes 40ff.-Texten machen es wahrscheinlich, daß der Verfasser Form, Stil und Inhalt diese Texte kannte. Die ihm brauchbaren Elemente nimmt er auf und knüpft so an deren Theologie an (vgl. die Auslegung). - Angesichts der Vielzahl prophetischer und königlicher Elemente, die für das 1. und 2.EJL kaum auf eine der beiden Linien eingeengt werden können, ergibt sich die Schwierigkeit solche Konzentration von Traditionen auf eine damalige Einzelgestalt historisch plausibel zu machen. Die verwirrende Breite der Identifikationsversuche legt dafür ein beredtes Zeugnis ab. - Des weiteres steht jede individuelle Deutung, die einer Einzelperson eine derart überragende Bedeutung zumißt, wie sich dies flir den Ebed ergibt, im Verdacht, von christlicher Auslegung der EJL herkommend zu denken. Auf deren Hintergrund scheint es ohne Schwierigkeit möglich im Ebed eine Person zu sehen, die sowohl flir Israel als auch fiir die Völker fundamentale Bedeutung hat. Aber kann dies auch von einem Israeliten auf dem Hintergrund dtjes Verkündigung in exilisch-frühnachexilischer Zeit so verstanden werden? - Gegen den Einwand, der Ebed der Lieder trage zu starke individuelle Züge, als daß er kollektiv gedeutet werden könne, kann auf die Parallelen bei Dtjes G verweisen werden. Dort begegnet ein solches Stilmittel ebenfalls angewandt auf eine kollektive Größe - vgl. auch H.W.Robinson, The Hebrew Conception of Corporate Personality, in: J.Hempel, Werden und Wesen des Alten Testaments, BZAW 66, Berlin 1936, S.49-62.
190
Hauptteil
gen Ergebnislosigkeit seines Auftrags ringt, muß sich die Gola (als erster Hörer der Heilsworte) mit der bisher ausgebliebenden Aufrichtung der „Stämme Jakobs" auseinandersetzten. 54 Dabei gibt der Ebed, recht verstanden, Israel ein Vorbild. Sein Vertrauensbekenntnis (V.4b), indem er DSÖü und rf?J)E und damit den Erfolg seines Auftrags ganz von Jahwe erwartet, kontrastiert bewußt mit dem Mißtrauen der Gola, wie es nicht zuletzt 4 0 , 2 7 auf den Begriff bringt. Weiter enthält der Text die Botschaft: W e n n die Gola in gleicher Weise zum Vertrauen auf Jahwe zurückfindet, dann kann sie mit dem Ebed ein neues Jahwewort hören, das sie die eigene Existenz und den damit untrennbar gegebenen Auftrag neu verstehen lehrt. Der Inhalt dieses Jahweworts (V.5f.*) vergrößert nun die Heilserwartung zusätzlich. Dem bisher ausgebliebenen Heil folgt keine minimalistische Anpassung an die gegebene Situation sondern eine W e i t u n g der Heilsperspektive. Auch dieses Vorgehen hat in den Redaktionen R 1 und R 2 seine Parallele. 55 Auftrag und Existenz des Ebed beschränken sich zuletzt nicht auf Israel, sondern zielen vielmehr auf das Heil für alle Völker. Damit entfaltet das 2 . E J L uneingeschränkt die Konsequenzen des Heilsuniversalismus, der schon in der Grundschicht anklingt. Nicht zuletzt dadurch erweist der Verfasser seine Nähe zu Dtjes G . Nach der Beendigung der Perserkriege und nach der Niederlage des bisherigen, israelitischen Feindes, Babylon, wurde dieser entschränkte Universalismus möglich. 5 6 Nun konnte die Ansage der Vernichtung der Feinde entfallen, die z.Zt. Dtjes G's noch mit zur geschichtlich konkreten Heilszusage für Israel gehören mußte. Neben dieser Fortschreibung der Völkertheologie deuten folgende Beobachtungen auf eine Kenntnis der Grundschicht durch den Verfasser des 1. und 2 . E J L hin: — die schon erwähnte Bezugnahme auf 4 0 , 2 7 (der 5 4 Zu dieser idealen Größe der Vergangenheit vgl. Ex 2 4 , 4 ; N u 3 6 , 4 ; l . S a m 2 , 2 8 ; 9,21 u n d l . K ö 1 8 , 3 1 . 55 Vgl. in R 1 die über die Gola hinausgehende Einbeziehung aller Vertriebenen in die Rückkehrerwartung. R 2 ergänzt die Verheißung eines „ewigen" Heilstzustandes. 5 6 Vgl. oben. Durch die Nennung des „Israelamtes" als erstem wird in V.5f.* entgegen Hermisson, Israel und der Gottesknecht bei Deuterojesaja, Z T h K 7 9 , 1 9 8 2 , S . 2 0 , keine „Vorrangstellung" desselben (wie bei Dtjes G ) festgehalten. Der Israelauftrag ist hier sozusagen der Modus zur Durchführung des Völkerauftrags.
Die Ebed-Jahwe-Liede r (EJL)
191
Ebed als Gegenbild zur Gola) und die modifizierte Anknüpfung an die Rede vom Ebed; - die Kommentierung von 43,17 durch das l.EJL in 42,3; - die Auseinandersetzung mit den Zweifeln an der heilvollen Zukunft Israels in 49,4a, und - die sprachliche Anlehnung an Dtjes G bei gleichzeitigen Eigenheiten. 57 Zugleich läßt sich eine Kenntnis von Dtjes Z nachweisen, die sich etwa in der Rede von der Verherrlichung des Ebed (49,3b "irstin "[3 - vgl. zu ~IRS hitp. als typisches Wort dieser Zionstheologie — 44,23b 58 ), der Beziehung zwischen 52,10b vn 1 ?« r u ^ r i K p t r ' o a r 1 » w n und 49,6b p « n n s p - u j 'ninar nvn1? D'u n«1? -pnrm mit der deutlichen Verschiebung hin zu einer universalistischen Völkertheologie und nicht zuletzt in der Erwartung einer weltweiten Jahweherrschaft zeigt. Gerade beim letzten Punkt werden Gemeinsamkeiten und Unterschiede erneut augenfällig. Von der Struktur her gleicht sich das Bild der beiden Heilserwartungen: Jahwes weltweite Herrschaft hat jeweils ein Zentrum, das eine mal im verherrlichten Zion (52,7-10) und das andere mal im verherrlichten Ebed (49,3.6). Diese Mitte wirkt nun auf die umliegenden Völker - im zionstheologischen Konzept in der Weise, daß die besiegten Völker die Kinder Zions heimbringend als Sklaven nach Jerusalem ziehen, und im 1. und 2.EJL so, daß Jahwes „Licht"/Heil/(49,6) bis zu den Völkern gelangt und jedes in seinem Lebensraum unter der heilvollen Herrschaft Jahwes lebt (42,4; 49,6 p « n n s p ' i r ) . Zeigen sich hierin zwei miteinander konkurrierende Erwartungen, so daß die EJL einen teilweise zionskritischen Zug enthalten? Die Vermutung kann angesichts dieses Befunds aufkommen, zumal auch das 4.EJL durch seine Plazierung nach 52,7-10 geradezu als Kommentar zu diesem zionstheologischen Höhepunkt gelesen werden kann. Mit in dieses Bild passt auch
57 Vgl. etwa die Verwendung von •"« und DI'DK1? (42,4; 49,1 -4l,l);jaDD (49,1.5aa' - 44,2; 44,24; 46,3.49,15; (48,8); oö (49,1 - 43,1*); n n i m a u (49,3 4l,8f.(44,21)); "ins (49,3 - 44,2-3 (55,3)); UD (49,5b - 43,4); nsöo (49,4b 40,27); (49,4b - 40,10); -ix> (49,5aa' - 43,1; 44,2.24.(21); 45,11; (45,7)); pxn nsp~ii> (42,10; 48,20). 58 Vgl. Anm.57.
192
Hauptteil
die Beobachtung, daß die verschiedenen Redaktionen jeweils stärker der Tradition einer der beiden Fassungen Dtjes' verpflichtet sind. So gehören die EJL (l.,2. und 4.), R 1 und R 3 stärker zu Dtjes G, während R 2 die größeren Bezüge zu Dtjes Z aufweist. Nachdem das sogenannte 4.EJL in 52,13-53,12
bereits kurz angespro-
chen wurde, soll von ihm in der hier notwendigen Beschränkung auf redaktionsgeschichtliche Gesichtspunkte die Rede sein. Dieser in formaler59
59 Der Abschnitt ist „nicht von den gestaltgebenden Mustern irgendeiner bekannten Gattung oder institutionellen Verbindung von Gattungen bestimmt" (Steck, Z A W 97, 1985, S.39). Für 53,2f.4-6 kann vielleicht der rückblickenden Leidbericht des individuellen Danklieds im Hintergrund stehen. Der Text läßt sich grob gliedern in I - Heilsankündigung als Jahwerede: V o m Erfolg und der Erhöhung des Knechts (52,13-15), II - Mittelteil in 53,1-1 l a a mit 53,1-6 als Rede der Könige und Völker ( V . l Einleitung bzw. Überleitung; V.2f. Schilderung der Vergangenheit des Ebed; V . 4 - 6 Deren Neubewertung auf Grund der Heilsankündigung) und 53,7-1 l a d als W o r t des Propheten (Leidschilderung mit der Aufnahme der Bewertung seines Geschicks auf Grund der Heilsankündigung mitsamt deren Folgen), III - Heilsankündigung als Jahwerede: Erhöhung des Ebed (53,1 l a ß - 1 2 ) . Z u m Prophetenwort in 53,7-1 l a d vgl. die im ganzen Abschnitt fehlende „WirRede" (1.Plural u n d die Textkritik zu V . 8 b ß - mit Elliger: mo1? »H' ODttfSD (Verhältnis, 1933, S.12; und vgl. Bonnard). Z u m Neubeginn der Jahwerede in V . l l a ß vgl. mit Steck, a.a.O., S.38 A n m . 8 : weist auf das erste Jahwewort zurück (52,13). - In 53,1 laß begegnet erstmals wieder die 1.Person Sing. Die textlichen Unklarheiten in V . l / 2 sind im Sinne der sonstigen „Wir-Rede" in diesem Abschnitt zu beseitigen: lies mUGit)1?, wobei das überzählige 3 zu 'nsb gehörig über der Zeile nachgetragen und später fälschlicherweise in die obige Zeile eingefugt wurde. Für die Identifizierung der „Wir" im Mittelteil mit den „Königen u n d Völkern" lassen sich folgende Entsprechungen ins Feld fuhren: 5 2 , l 4 a a (• , 3"l), 5 2 , 1 5 (ü'31 •'13), 5 3 , 1 2 b (D'31 Ran), 5 2 , H a ß . b , 53,2f. (so auch bei anderen Schlußfolgerungen mit Steck, a.a.O., S.40); 5 3 , 4 a a (KfM «in), 53,11b C?:iO Rin) und 5 3 , 1 2 b a (k(M «in). Gerade die letzte Reihe von Bezügen macht z u s a m m e n mit der ersten diese A n n a h m e plausibel. Der Ebed trug nach 5 3 , 4 a a „unsere Krankheit" und d.h. die Krankheit der Leute, die als „Wir" redend auftauchen, und nach 5 3 , 1 2 b trug er die Verfehlung der „Vielen". Diese sind nach 5 2 , l 4 a a . l 5 wiederum als die „vielen Völker" zu identifizieren. Vgl. dazu auch Melugin, a.a.O., S.74 und 167, u n d Mettinger, a.a.O., S.37-39. W e n n Steck, a.a.O., S.39f. A n m . 1 5 , sagt, d a ß „die Völker und ihre Könige erst bei der künftigen Erhöhung des Ebed sehen (! Verf.), während sie bis dahin nicht davon gehört haben; den „Wir" ist aber jetzt schon Kunde zugekommen" - , so spricht dies nicht gegen die gegebene Deutung, da der Mittelteil in 53,1-1 l a d gerade vom gegenwärtigen J a h w e w o r t her d i e Vergangenheit neu bewertet und den Völkern diese Neubewertung als Reaktion auf die Erhöhung des Ebed in den M u n d legt.
Die Ebed-Jahwe-Lieder (EJL)
193
und inhaltlicher Hinsicht singulare Text besitzt seinen Dreh- und Angelpunkt in dem neu ergehenden Jahwewort ( 5 2 , 1 3 - 1 5 ; 53,1 laß.12). Dabei wird bewußt an 4 2 , 1 - 4 und die dortige Präsentation des Ebed angeknüpft. 60 Kam es dabei zur Vorstellung des Berufenen durch Jahwe, so setzt 52,13fF. diese voraus und interpretiert seine Gestalt neu im Blick auf den Erfolg seiner Sendung und den W e g dorthin. Das gegenwärtig zu hörende Jahwewort verheißt dem Ebed für die Zukunft das Gelingen seines Auftrags und die Erhöhung durch Jahwe. Von diesem W o r t her erfolgt im Mittelteil eine Neubewertung der Vergangenheit des Ebed.61 Nunmehr verbinden sich sein Auftrag, von dem nur noch indirekt die Rede ist, und sein Lebensweg untrennbar miteinander. Durch sein eigenes Schicksal und d.h. durch die bereits erfolgte Erniedrigung des Ebed soll ihm Leben und Sendung gelingen. Sein stellvertretendes Leiden bewirkt Dl^Ö für die ,,Vielen„(53,5). 62 Erst auf Grund der zugesagten Erhöhung des Ebed zum Weltenherrscher erkennen sie die bislang verborgene Dimension des leidenden Knechts. Läßt man sich auch an dieser Stelle wieder versuchsweise auf eine Israeldeutung des Ebed ein 63 , so ergibt sich folgendes Bild: Der Ebed Israel
60 Vgl. 42,1 und 53,13. Zur Nähe des 4.EJL zu den Vorherigen vgl. auch Steck, a.a.O., S.45-48: „Die drei Abschnitte des Mittelteils von Jes 53 orientieren sich also an der triadischen Abfolge der Aspekte Auftrag - Art der Ausfuhrung - Gelingen." (S.46) Diesen Aspekten ordnet er V.4a.5.6b, V.7-10aaß und V.lOay-1 l a d zu. 61 Zu den Zeitverhältnisses vgl. ebenso Steck, a.a.O., S.38: „Im ersten Orakel, im Mittelteil ab V.lOa und im zweiten Orakel dominiert der Blick in eine Zukunft erst jenseits der Redegegenwart, in 53,2-lOaaß hingegen der Blick auf die Ebedvergangenheit, die gegenüber der Redegegenwart zurückliegt." 62 Vgl. zur Literatur über die Stellvertretung im Blick auf Schuld und Unheil im Hethitischen, Mesopotamischen und in Israel J.J.Stamm, Das Leiden der Unschuldigen in Babylon und in Israel, AThANT 10, 1946, S.68-75; H.M.Kümmel, ZAW 80, 1968, S.289-318. Zur Singularität des hiesigen Gedankens vgl. Steck auf dem Hintergrund seiner anderen Deutung, a.a.O., S.56-58, besonders S.56 Anm.62. 63 Dies ist für das EJL in seinem jetzigen Kontext in jedem Fall anzunehmen. Dafür spricht weiter u.a. die für den Kontext belegte Israeldeutung, die herausgehobene Stellung und Wirkung des Ebed, die für eine Einzelperson höchst problematisch erscheint, die Schwierigkeiten einer biographischen Deutung von 53,8f. als realem Tod und von 53,10f., der Verheißung irdischen Weiterlebens und Glücks. Dazu kommt die Problematik beim Verständnis des stellvertretenden Leidens eines einzelnen Israeliten, auf die Whybray hinwies - vgl. Thanksgiving for a Liberated Prophet, JSOT.S4, Sheffield 1978, S.29-76.
194
Hauptteil
leidet unter der ausbleibenden Heilswende und seiner untergeordneten Stellung in der Völkerwelt, und gerade ihm wird die Einsetzung zum Weltenherrscher verheißen (52,13-15; 5 3 , l l a ß . l 2 ) . Der bislang erniedrigte Knecht wird von Jahwe erhöht werden. Damit findet die im 1. und 2.EJL dargestellte Berufung und Beauftragung als „Licht der Völker" ihre Erfüllung. Zugleich findet damit das Exilsgeschick endgültig seinen Abschluß. Die angekündigte Erhöhung des Ebed wirft zugleich ein neues Licht auf die bisherige Geschichte Israels als Ebed Jahwes. Sie erscheint jetzt mit all ihren Leiden als unbewußte Ausführung des von Gott Aufgetragenen. Gerade als erniedrigtes Volk trug Israel stellvertretend die Strafe für die Gottlosigkeit der „Vielen". Deshalb werden die Völker nun bei der Aufrichtung der Herrschaft Jahwes überraschenderweise nicht vernichtet, obwohl dies die gerechte Folge ihrer Verschuldungen wäre (53,46). Vielmehr wird ihnen sein Dl1?© und pH2S zugesagt (53,5.11). Daß sich diese Völkertheologie deutlich von den Erwartungen der Jerusalemer Bearbeitung unterscheidet, braucht nicht besonders betont zu werden. Auf deutlich andere Weise als in 52,10 angesagt D'un-^D 'rj; 1 ? isnp y n r n « mir rpn lrrVw runitfn na p K - ' o s t r 1 » itm wird hier der „Arm Jahwes" offenbart - 53,1b: ni-fa] 'Q-^r mrv r n n lrmao 1 ? paan 'Q. Das 4.EJL setzt damit die Aussagen der universalistischen Völkertheologie des 1. und 2.EJL, wenn auch auf eigene Weise, fort. Der Völkerauftrag des Ebed realisiert sich hier gerade durch seine von Gott bestimmte, erniedrigte Existenz als ein Volk, das unter dem fortdauernden Exilsgeschick leidet. Dabei entsteht eine großartige Vision von Jahwes Heilshandeln, die kühn auch den Sinn des Exils, das sonst einzig als Strafe für Jahwes Verfehlungen verstanden wurde, vom Ende her neu zu sehen lehrt. Der Verfasser ist sich dabei der Kühnheit dieser Sicht wohl bewußt (vgl. 52,15 und 53,l). 6 4
64 Vgl. auch Bonnard, S.275ff., der V.8 auf Israels Exil deutet und für V.9b auf Ps 44,18-22 hinweist. Zur Diskussion um 53,8f. vgl. besonders Whybray, a.a.O., S.79-106, und Soggin, Z A W 8 7 , 1975, S.346-355.
Die Ebed-Jahwe-Lieder (EJL)
195
Bilanzieren wir das Gesagte noch einmal unter redaktionsgeschichtlichem Blickwinkel, so setzt das 4.EJL deutlich die beiden ersten EJL mit der Präsentation des Knechts und seines Völkerauftrags mitsamt deren universalistischer Heilserwartung voraus. Im Detail ist auf die Bezüge zwischen 52,13 und 42,1 (Präsentation des Ebed; Jahwerede), 53,4 und 49,4 und die von Steck aufgewiesenen „triadische Abfolge" 65 hinzuweisen. Uber die ersten EJL h i n a u s f ü h r e n d erwartet dieses n u n die Verwirklichung des Völkerauftrags nicht von der vorherigen Uberwindung der Erniedrigung und d.h. des Exilsgeschicks (vgl. 49,3.5f.* — als verherrlichter Ebed Licht der Völker), sondern gerade durch und in der Erniedrigung schafft der Ebed die Voraussetzung für das Heil der Völker. Die Heilswende für Israel (Erhöhung des Ebed) und diejenige für die Völker fällt nun zeitlich zusammen, während sie in 49,5f.* zeitlich nacheinander erscheint. 66 Bemerkenswert ist ebenfalls, daß im 4.EJL der Ebed seinen Auftrag gerade ganz als passiv Leidender erfüllt, während Jahwe in der Erhöhung des Ebed die aktive Rolle zufällt. 67 Abschließend sei noch auf die formale Parallele in der Entsprechung von Erniedrigung Babels und Erhöhung Zions im Konzept Dtjes Z' (u.a. Kap.47*) hingewiesen. Indem das 4.EJL allerdings sowohl die Erniedrigung als auch die Erhöhung vom Ebed Israel aussagt, wendet sich der Text gerade gegen die bisher gängige Gleichung eines Heils für Israel, das Unheil für die Völker bedeutet. 68 Das 3.EJL in 50,4-9 fällt deutlich aus dem bisher erkennbaren Rahmen dieser Texte heraus. Die Begründung dieser These erfolgt zusammen mit seiner redaktionsgeschichtlichen Einordnung in Kap.2.5. 69 So bleiben nur noch einige Bemerkungen zur zeitlichen Ansetzung des 1., 2. und 4.EJL nachzutragen. Da sich im Rahmen der Redaktion R1 bereits Fortschreibungen zum 1. und 2. EJL finden70, ist innerhalb unserer relativen Chronologie mit einer Einfügung der ersten beiden Texte nach Dtjes Z zu rechnen. In dieser Annahme bestärken auch die Beob65 66 67 68 69 70
Vgl. oben Anm.60. So auch Steck, a.a.O., S.49ff. Vgl. auch die spätere Deutung der Ebedtexte in R 1 , etwa in 51,4f., S.201ff. Zu 49,7 und seinen mit Parallelen mit 52,13-53,12 vgl. unten S.236f. Vgl. unten S.279ff. Vgl. unten S.228ff.
196
Haupcteil
achtungen, daß beiden EJL auf Dtjes G und Z Bezug genommen wird. Für das 4.EJL muß und kann dies nicht mit gleicher Sicherheit behauptet werden. Je nachdem wie man über die Herkunft von 49,7 urteilt71, ergibt sich die Einordnung des 4.Liedes. Bleibt man bei der wahrscheinlicheren Variante, daß 49,7 vom Verfasser des 4.EJL stammt, so kann 52,ISSS,12 sehr wohl noch später als bewußte Fortschreibung des 1. und 2.EJL und als Kommentierung der zionstheologischen Heilserwartung hinter 52,7-10 gesetzt worden sein.
71 Gehört der Vers zu R 1 mit der Konsequenz, daß das 4.Lied auch noch vor R 1 hinzugesetzt worden wäre, oder stammt er unabhängig davon vom Verfasser des 4.EJL? - vgl. unten S.236ff.
2.4 Die Naherwartungsschicht Die bisher untersuchten prophetischen Texte in Jes 40-52 (53) zeichnen je auf ihre Weise ein großartiges Bild der Zukunft Israels. Danach findet die Geschichte von Verbannung und Heimatlosigkeit der Gola gegenwärtig ebenso ein Ende wie Besatzung und Öde für Jerusalem und ihre Bewohner. Das Volk Gottes lebt momentan in einer gewaltigen Umbruchsituation, an deren Ende neues Heil stehen wird. Angesichts derartiger Worte und der durch sie geweckten Erwartungen verwundert es nicht, wenn wir im folgenden auf Textschichten stossen, die sich mit dem Problem enttäuschter Hoffnung auseinandersetzen. Auf unterschiedliche Weise wird dabei versucht die prophetischen Zusagen auf dem Hintergrund der tatsächlichen Geschehnisse nach dem T o d des Kyros im Jahr 530 v.Chr. 1 zu verstehen. An deren Gültigkeit halten jene Fortschreibungen, die z.T. mit Recht als „Schülertexte" bezeichnet werden können 2 , durchgängig fest. Im Unterschied zu früheren Analysen3 führte unsere Untersuchung zu mehreren Schichten, die jeweils spezifische Antworten für ihre zeitgenössischen Leser geben. Danach ist zwischen den Redaktionen R1 - Naherwartungsschicht4, R 2 -
sekundäre
Zionsschicht (Kap.2.5) und R - „Gehorsam und Segen" (Kap.2.6) zu 3
unterscheiden. Diese Bearbeitungen heben sich sowohl voneinander als auch von den Texten der Kap.56-66 und des Kapitels 35 mit seiner „großjesajanischen" Perspektive5 ab. Zu der in diesem Kapitel untersuchten Naherwartungsschicht gehören folgende Einheiten: 4 2 , 5 - 9 . 1 0 - 1 3 ; 4 2 , 1 8 - 2 3 * ; 43,5.6a.7*; 4 4 , 6 - 8 . 2 l f . ; 45,18f.; 46,12f.; 48,12-16*; 49,(7.)8-12.13; 50,1-3; 51,4f.; 55,6.8f. Einer späteren Entstehung aus den gleichen Kreisen verdanken sich 43,25; 43,1* und 44,1.
1 Vgl. R.N.Frye, T h e History o f Iran, Handbuch der Altertumswissenschaften III/7, München 1 9 8 4 , S . 9 5 . Kyros starb in einer Schlacht gegen die Massegatai (östlich des Kaspischen Meeres) im Sommer 5 3 0 v.Chr. 2 So mit Hermisson, Einheit und Komplexität, 1989, S.300f. 3 Vgl. oben in Teil 1, S.13fF. 4 Hermisson, ebd., verwendet den Begriff auch. Er gebraucht ihn jedoch für sämtliche Texte dieser Gruppe. 5 Vgl. dazu Steck, Bereitete Heimkehr, 1985.
198
Hauptteil 2.4.1 Das nahe Heil
a. 4 6 , 1 2 f . D i e N a h e r w a r t u n g s s c h i c h t k e n n z e i c h n e t besonders die A n s a g e des k u r z b e v o r s t e h e n d e n Heils ( S t i c h w o r t : 3~ip) 6 : „ H ö r t a u f m i c h , ihr V e r z a g t e n 7 , d i e ihr f e r n seid v o m Heil. Ich lasse m e i n Heil n a h e n , es ist nicht f e r n u n d m e i n e R e t t u n g verzieht nicht. Ich s c h a f f e in Z i o n R e t t u n g f ü r Israel m e i n e Herrlichkeit." ( 4 6 , 1 2 f . ) Dieses H e i l s w o r t 8 läßt s o w o h l die vorausgesetzte S i t u a t i o n d e r H ö r e r als auch
die prophetische A n t w o r t deutlich erkennen.
Übergehen
wir
z u n ä c h s t d e n u m s t r i t t e n e n V . 1 2 , so zeigen s c h o n die a n t i t h e t i s c h e n F o r m u l i e r u n g e n in V . 1 3 a , w o r u m es geht. G l e i c h z w e i f a c h w e n d e t sich d i e G o t t e s r e d e gegen die A n n a h m e , J a h w e s Heil sei bis jetzt n o c h f e r n g e b l i e -
6 Das Stichwort D~lp findet sich angewandt auf die Heilsnähe in 46,13 (pi); 51,5 und 55,6. Vgl. noch in gleicher Verwendung 56,1 (dazu auch R.P.Carroll, W h e n Prophecy Failed, London 1979, S.153). Dort dient es der Begründung einer ethischen Umkehrforderung. Sonst vgl. noch 50,8 (EJL) und 54,14 (negativ gefaßt). Dtjes G verwendet 31p als terminus technicus der Gerichtssprache (41,1 und 41,25). 7 M i t LXX '13« statt M '"P3R. M dürfte entweder V e r s c h r e i b u n g oder (wahrscheinlicher) eine nachträgliche relecture sein, die V . 1 2 anklagend versteht (dabei n p i s = Gerechtigkeit, vgl. 59,14 und 59,9.11). Entgegen Elliger, Verhältnis, 1933, S.183f., darf diese Bedeutung hier nicht unterlegt werden. Vgl. auch 'PpTi in V.13, und dazu Reiterer, Gerechtigkeit als Heil, Graz 1976, S.24-116 und 208216. 8 Die Gattungsbestimmungen schwanken zwischen einem Mahnwort (V.12) mit folgendem Heilswort (V.13) - so Merendino, Der Erste und der Letzte, 1981, S.479f. - und einer Heilsankündigung (Schoors, I am God Your Saviour, 1973, S. 150-154, u.a.). Die Entscheidung fallt dabei am Verständnis von V.12, d.h. der Textkritik und der Deutung von In jedem Fall ist deutlich, daß hier kein dtjes Heilsorakel vorliegt (so Begrich, Studien, 1969 2 , S.14) - vgl. den Nachweis bei Melugin, Formation, 1976, S.132, der bei der Tempusfolge Perf. - Imperf. in V.13 von einer Beeinflußung durch die dtjes Gattung des Heilsorakels ausgeht. Zur Abgrenzung vgl. gegen Westermann (46,9-13 - ders. Prophetische Heilsworte, 1987, S.38: 46,1-13) u.a. Melugin, a.a.O., S.131f., und Schoors, a.a.O., S.150f.
Die Naherwartungsschicht
199
ben und seine Rettung verzögere sich. 9 D a ß damit die zweifelnden Anfragen der Adressaten aufgegriffen werden, ist nur zu offensichtlich. Sie empfanden je länger je mehr, wieweit ihre jetzige Lage trotz mancher Veränderungen noch von der angekündigten, heilvollen Zukunft entfernt war. Dem setzt das Jahwewort schlicht entgegen: „Ich lasse mein Heil nahen." Eine rationale Erklärung für die noch ausgebliebene Heilswende gibt der Abschnitt im Unterschied zu späteren Schichten nicht. Manche Ausleger suchen sie in V.12 dem Vorbild anderer Texte entsprechend. 1 0 Danach hätten die Israeliten die Verzögerung der Rettung durch ihre fehlende Gerechtigkeit selbst verschuldet (npn^Q ü ' p i m n ) . " Es gibt jedoch entscheidende Bedenken gegen eine derartige Deutung von V.12: Erstens setzt sie einen Bedeutungswechsel des Begriffs HplS von V.12b zu V.13aa voraus. Zweitens spricht die Gegenüberstellung von 3"lp + np"TK u n d p m K1? in V.13aa dafür, daß mit der Kennzeichn u n g der Adressaten in V.12b als npläO D ' p i m n schon derselbe antithetische Bezug zu n p i x D"ip vorbereitet werden soll. D a jedoch in V . 1 3 a a durch das Suffix der l.Sing. eindeutig Jahwes Heil gemeint ist, gilt dies folgerichtig auch für V.12b. 12 Diese Überlegungen werden drittens - auch inhaltlich gestützt. Würde nämlich in V.12 „Israel directly adressed as sinners" 1 3 , so könnte der Leser mit Recht vor einer unbedingten Heilsansage (V.13) eine direkte oder indirekte Umkehrforderung erwarten. 14 Und es wäre zu fragen, wie man gar das verneinende p m n K1? in V.13aa auf dem Hintergrund eines mit denselben Worten anklagenden Verses 12 verstehen soll? 9 Vgl. zu i n « auch Hab 2,3. D o n begegnet das verneinte Piel in ähnlicher Verwendung. 10 Vgl. etwa Ps 85,10 und Jes 59,9.11.14. 11 Vgl. so etwa Elliger, a.a.O., S.183-185, der hier Trtjes als Verfasser vermutet. 12 Merendino erwägt, n p l ü in V . 1 2 ebenfalls „auf das göttliche Heil zu beziehen„(a.a.O., S.480). Voraussetzung ist ihm dabei die redaktionsgeschichtliche These, 46,12f. stamme von dem Redaktor, der 46,1-4 und 46,5.8a.9a.9b-l 1 verband. 13 So Melugin, a.a.O., S. 132. 14 Diese Erwartung wird gerade durch die von Elliger als Unterstützung für seine Auslegung herangezogene Stelle 56,1 bestätigt (Verhältnis, 1933, S.184). Dort begegnet np-ra für menschliche Gerechtigkeit in einer Mahnung und fiir Gottes Heil in der begründenden Heilsansage.
200
Hauptteil
D e m n a c h ist np"7X in V . 1 2 auf Jahwes Heil zu beziehen und textkritisch L X X z u folgen. Dadurch hebt sich 4 6 , 1 2 f . zugleich von der durch Elliger angeführten Parallele in 59,lfF. ab. 15 Anders als in trtjes Texten fehlt hier der ethisch verstandene Schuldaufweis und die ihm folgende M a h n u n g . Besonders deutlich wird der Unterschied auch beim Blick a u f 5 6 , 1 , das Elemente aus 4 6 , 1 2 f . aufnimmt und entsprechend verändert: „So spricht Jahwe: Bewahrt CDEBÜ und tut npnx dennu-byrb ' n p i s i »12b
toiö'
mnp"(56,l).16
Entgegen dieser ethischen Verwendung kann man in 4 6 , 1 2 einzig den V o r w u r f heraushören, daß die Israeliten den eigenen Zweifeln nachgegeben haben. Sie ließen sich den Blick für die tatsächliche Situation verstellen, indem sie die N ä h e des Heils verkannten. 1 7 Ihr gespanntes W a r t e n a u f eine durchgreifende Heilswende, das in Enttäuschung umzuschlagen droht, will das Jahwewort in die Zukunft hinein verlängern. Sie sollen noch kurze Zeit Geduld haben, dann wird geschehen, was sie erhoffen. 1 8 Diese Art der Reaktion a u f das Problem der Heilsverzögerung, die noch o h n e argumentative Auseinandersetzung auskommt und die Naherwartung prolongiert, gehört, verglichen mit anderen Antwortversuchen, in die wohl größte zeitliche Nähe zu den Prophetien, die diese Erwartungen auslösten. Verstreichen erst einmal weitere Jahre, so wird auch eine derartige V e r k ü n d i g u n g kein G e h ö r mehr finden. Diese Überlegungen
15 Zur redaktionsgeschichtlichen Einordnung dieses in sich wohl mehrschichtigen Textes (59,1 -15a*; 59,15b-20* als Fortschreibung mit einer Gerichts- und Heilserwartung für verschiedene Gruppen in Israel) durch Steck vgl. a.a.O., S.71-74 und 80. Er setzt seine Entstehung nach 60-62* an. Darin ist ihm sicher zu folgen. Dazu vgl. auch ders., BZ NF 31, 1987, S.228-246, und weiter K.Koenen, Ethik und Eschatologie im Tritojesjabuch, WMANT 62, Neukirchen 1990,S.59-76. Nach Koenen gehören 59,1-15a* und 60-62 allerdings auf eine Textebene und stammen von Tritojesaja, einem Schüler Deuterojesajas (vgl. a.a.O., S.215-221). 16 Vgl. Tangberg, Die prophetische Mahnrede, FRLANT 143, Göttingen 1987, S.121f., und Steck, Bereitete Heimkehr, 1985, S.80, der 56,1-8 einer erst 59,lff. folgenden Schicht zuweist. 17 Vgl. unten zu 50,1-3, S.218ff. 18 Vgl. ähnlich 10,25 und 29,17 (jeweils IJJtD ODO TUJ), die nach übereinstimmendem Urteil vieler Ausleger (vgl. etwa Wildberger, Jesaja, BKAT XI1 und XI2, Neukirchen-Vluyn 1980 2 und 1978, und Kaiser, ATD 17 und 18, Göttingen 1981 5 und 1983', jeweils z.St.) in exilisch-nachexilische Zeit gehören. Damit zeigt sich eine erneute Verwendung derartiger Verkündigungselemente als Antwort auf Fragen nach dem ausbleibenden Heil Jahwes in (exilisch-) nachexilischer Zeit.
Die Naherwartungsschicht
201
rechtfertigen es zusammen mit anderen, R 1 als erste dieser Ergänzungsschichten anzusprechen. D a ß schon die zugrundeliegende Thematik einer Heilsverzögerung eine Zugehörigkeit des Textes zu Dtjes G oder Z ausschließt, sei hier noch angemerkt. 4 6 , 1 2 f . setzt vielmehr diese Prophetien voraus und stellt sich den Problemen ihrer Wirkungsgeschichte. Diese T h e s e wird durch zusätzliche Detailbeobachtungen gestützt. 19 Abschließend läßt sich V. 13b entnehmen, an welchem O r t Jahwe Heil schaffen will. „In Z i o n " gibt er Rettung. Demnach darf man die Angesprochenen auch dort vermuten. 2 0 Zum anderen zeigt die Anwendung von niRpn auf „Israel" im zweiten Kolon, daß R 1 die zionstheologische Fassung Dtjes Z voraussetzt. Dort begegnet dieser Begriff als Attribut für Z i o n oder Jahwes himmlische Wohnstatt. 2 1 Demgegenüber ist hier von Jahwes Herrlichkeit die Rede, wodurch Schoors Diktum unterstrichen wird: „The whole oracle is theocentric. Yaweh brings near his salvation and this involves his glorifications." 2 2 Damit zeigt sich nicht nur eine relative Nähe zur dtjes Grundschicht, sondern zugleich gehört eine verstärkte theozentrische Ausrichtung mit zu den Eigenheiten der Redaktion R 1 und besonders ihrer noch darzustellenden Interpretation der E J L . b. 51,4f. V o r allem in
51,4f- begegnet
diese Eigenart erneut. 23 Die Analyse des
Textes wird allerdings nicht nur durch die hier ausgeklammerte Frage der Abgrenzung sondern auch durch textkritische Unklarheiten in V . 4 erschwert. Umstritten ist dabei, ob in V . 4 mit M * , 1 Q a , 1 Q b , L X X (bzw.
19 Vgl. z . T . Elliger, a.a.O., und Merendino, S.474f. Dazu gehört neben den aufgeführten Beobachtungen u.a., daß Dtjes G 3Tp einzig im forensischen Sinn verwendet (vgl. oben Anm.6), das singulare i n « , die für Dtjes G / Z ungewöhnliche Zerdehnung, wie sie sich bei ilplS undTOTfflnzeigt; dann THKSn, das neben 4 4 , 1 3 (Gö) und 5 2 , 1 (Dtjes Z) nur in 56fF. begegnet. Merendino spricht zusammenfassend von „abstrakte(r) Sprache». 2 0 Vgl. S . 2 4 3 . 21 Vgl. 5 2 , 1 ; 6 0 , 7 . 1 9 ; 6 2 , 3 und 6 3 , 1 2 . 1 4 ; 6 3 , 1 5 ; 6 4 , 1 0 ; Sach 12,7; Ps 7 8 , 6 1 . 2 2 Vgl. A.a.O., S . 1 5 3 . 2 3 Die Abgrenzung der beiden Verse als eigenständige Heilsankündigung soll hier vorausgesetzt und später eingehend begründet werden. Vgl. unten S . 2 4 8 f f . Dazu vgl. auch Melugin, a.a.O., S. 156-159-
202
Hauptteil
T h , Aq, Sym), V* und T* der Singular 'DD^OIR1? oder mit wenigen Handschriften (3 bzw. 12) und S der Plural D'QU^'DIK1? zu lesen ist.24 W e n n das Komitee bei Barthélémy für die Sing.-Form als lectio difficilior plädiert und in den Plural-Formen eine Angleichung an V.4b.5 findet, so kann es sich zusätzlich auf die Mehrzahl der Textzeugen berufen. Und doch bleiben Zweifel an dieser Entscheidung angebracht. Erstens wäre eine Sing.-Form von DR1? für „Jahwes Volk" singulär. 25 Zweitens spricht der pluralische Imperativ eher gegen die Singularform. Und drittens läßt die bis auf V.5a durchgängige Zitation von Elementen der ersten beiden EJL vermuten, daß auch in V.4a eine wörtliche Anspielung an 49,1 beabsichtigt ist.26 Demnach ist eher die Pluralform zu vertreten. 27 Die zuletztgenannte Anspielung auf 49,1 wies schon auf eine erstaunliche Tatsache hin. 51,4f. hebt sich dadurch von den umgebenden Texten deutlich ab, daß der Abschnitt bis auf V.5aß wie eine Blütenlese aus den EJL wirkt. 28 Einzig die Heilsansage in 51,5aa bezieht sich nicht auf das 1. oder 2.EJL, dafür aber auf 46,13a: Jahwes Heil nähert sich! N u r 51,5aß scheint auf eine Eigenformulierung des Redaktors zurückzugehen. Faktisch kommentiert der Text also die EJL im Stil epigonaler Schriftgelehrsamkeit. 29 Dabei setzt er eigene Akzente, etwa indem hier Jahwe selbst durchgängig die Rolle des Ebed übernimmt. Werden in 49,1 die Völker gerufen auf den Ebed zu hören, so sollen sie nun auf Jahwe hören (51,4a). In 42,3.4 führt der Ebed QStÖn und m i n hinaus zu den Völkern. Davon ist jetzt nicht mehr die Rede, min geht von Jahwe aus.30 Und in
24 Vgl. die Darstellung des äußeren Befunds in D.Barthélémy, Critique Textuelle de l'Ancien Testament, OBO 50/2, Fribourg und Göttingen 1986, S.374. 25 Vgl. KBL 468. 26 So auch Reiterer, a.a.O., S.59 Anm.l. Vgl. insgesamt Schoors, a.a.O., S.156. 27 JJ'JIK ist von V.4 an den Anfang von V.5 zu setzen — vgl. überschießend in V.4b — und entsprechend zu Jer 49,19 3'"lpK i m « zu lesen: „in einem Augenblick lasse ich ... nahen." Vgl. Cheyne, Introduction to the Book of Isaiah, London 1895, S.268, und Marti, S.337. 28 Vgl. die wörtlichen Übernahmen (jeweils kursiv)
irmn 'iw «s»!?) 'OD
nttpn
dkoj> "mb 'Hoeöi Kxn w
nun 'd
TODBÖ' D'DB 'inn 'BtÖ' KS' 'piS ÏHp »TIR pïn" 'mr^Ri np' o"N 29 Vgl. so auch Hermisson, a.a.O., S.300f.
30 Vgl. Jes 2,3 von Zion: min Kün JI'ÜQ '3.
Die Naherwartungsschicht
203
gleicher Linie tritt Jahwes m i n selbst als „Licht der Völker" (49,6b) an die Stelle des Ebed (51,4b). Auch die abschließende Zeile in 5 1 , 5 b verschiebt die Akzente, wenn nun Jahwe selbst bzw. „sein Arm" und nicht mehr seine m m von den „Inseln" erwartet werden. Insgesamt beseitig also 51,4f. die besondere Rolle des Ebed, indem konsequent seine Position und seine Aufgaben auf Jahwe übertragen werden. 31 D a ß er dabei gerade die E J L zitiert, läßt sich als deren bewußte Auslegung verstehen. Diese Behandlung der Figur des Ebed läßt sich zutreffend mit dem von Steck für Jes 5 0 , 4 - 9 verwandten Begriff der „Entamtung" kennzeichnen. 3 2 Jahwe bedient sich nach den W o r t e n dieses Redaktors keines Mittlers mehr, sondern agiert selbst. 33 W e l c h e Bedeutung dem in 51,4f. nicht erwähnten Ebed nun noch zukommt, bleibt später zu untersuchen. 34 Damit einhergehend betont diese Neuinterpretation der E J L die Macht Jahwes. Sein „Arm richtet die Völker" und auf diesen „Arm warten sie". 3 5 A u f Grund der parallelen Aussagen in V . 5 a a wird man auch in Jahwes machtvollem BStÖ (V.5aß), die einmalige, punktuelle Aufrichtung der Gottesherrschaft zu sehen haben. 3 6 A u f sie und ihren heilvollen DI1?® warten die Völker. 3 7 Dabei legen es weder die Parallelen in den E J L noch die Akzentsetzungen in 51,4f. nahe, die Wirkung von Jahwes Heil hier auf Israel zu beschränken. 38 Gegen eine solche Deutung spricht zudem die
31 32 33 34 35
Vgl. in der Analyse übereinstimmend mit Elliger, a.a.O., S.203. Vgl. Steck, Z A W 9 6 , 1984, S.389. Vgl. auch die gehäufte Verwendung des Suffix der 1 .Sing. Vgl. unten S.228ff. zu 42,5-9 und 49,(7.)8-12, die den Ebed als Israel deuten. Vgl. V.5aß.bß. Dieser Aspekt bekommt als Teil des selbstformulierten V.5aß besondere Bedeutung. Auch syntaktisch ist V.5aß als letzter Teil des einzigen Trikolons hervorgehoben. 36 Reiterer versteht QDE hier nicht in diesem ingressiven Sinn als „regieren", a.a.O., S.59. 37 Vgl. die inhaltliche Parallelität zu Jes 2,4 (Mi 4,3): G'T1 G'DiJb rVDim D'H! j'3 0201. Vgl. auch G.Liedke, T H A T II, Sp.1007-1009: Jpt wird ... zu einem Terminus der eschatologischen Heils- und Gerichtsankündigung ... und findet sich als Inhalt der Ankündigung rettender Ordnung".(Sp.l008) 38 So etwa E.Kautzsch, Abhandlungen über die Derivate des Stamms p l S im alttestamentlichen Sprachgebrauch, Tübingen 1881, S.36; K.Cramer, Der Begriff np"7ü bei Tritojesaja, ZAW 27, 1907, S.90, und Elliger, a.a.O., S.198f.: „die Spitze gegen die Völker gerichtet.»
204
Hauptteil
nachweisbare Verwendung von OSO und HUT unt in Heilsansagen 39 , die Kennzeichnung von Jahwes tDSÖD als „Licht der Völker" und die Rede vom „Warten der Inseln". 4 0 Wenn sich die beiden Verse also zurecht isoliert
betrachten
lassen, dann
eignet
ihnen
unbestreitbar
ein
Heilsuniversalismus, der keine Vernichtung der Völker im Zusammenhang der Aufrichtung der Gottesherrschaft kennt. Damit knüpft der Text an die ersten beiden E J L an, ohne daß hier schon etwas über das Verhältnis Israels zu den Völkern gesagt wäre. Dies behandelt der Redaktor in den Folgetexten zu 42,1-4 und 49,1-6, und zwar in einer Weise, die das Heil für die Völker der Prärogative Israels zuordnet: Jahwe wirkt Heil auch für die Fremdvölker, indem er Israel restauriert. 41 Daß die dtjes Verfasserschaft für 51,4f. kaum zu verteidigen ist, dürfte nach dieser Analyse deutlich sein. Dagegen spricht nicht allein die mit 46,12f. parallele Verkündigungssituation, die durch das Stichwort 3~ip angezeigt wird, sondern auch der epigonenhafte Stil. Die Zitate aus den E J L schließen zusammen mit den klaren Veränderungen gegenüber diesen Vorlagen auch den Verfasser der EJL als Urheber aus. Die Zuweisung zur Naherwartungsschicht stützt sich besonders auf V.5a 4 2 und die Ubereinstimmung des Textes mit der Verkündigungskonzeption von R 1 . Allerdings verbleibt ein letzter Zweifel, ob wir es in 51,4f. nicht im ganzen mit einem noch viel späteren Konglomerat von Zitaten zu tun haben. Der Verdacht erwächst daran, daß auch zu V.5aß Anklänge im Jesajabuch zu finden sind. 4 3 In dem Fall verböte sich eine Einordnung in die hier untersuchten größeren binnendeuterojesajanischen Bearbeitungen.
39 Vgl. zu OB0 Jes 2,4 = Mi 4,3, und zu » n t 40,10f.; 51,9 und 52,10. Vgl. auch G.Liedke, a.a.O., Sp.1008. 4 0 Die beiden letztgenannten Aussagen lassen sich kaum wie bei Elliger, a.a.O., S.200, paraphrasieren: „zur Erleuchtung der Völker, d.h. sie sollen wie der Sklave meines Winks gewärtig sein." Zu letzterem vgl. eher 49,22a! 41 Vgl. dazu genauer unten S.228ff. 4 2 Dieser Versteil wird dadurch besonders herausgehoben, weil einzig hier nicht vorgegebene Texte aufgegriffen werden - vgl. oben Anm.29 43 Vgl. oben Anm.29 und 39. Dazu vgl. auch Schoors, a.a.O., S.156 (mit weiterer Lit. in Anm.2) und J.Fischer, S.120 (V.4.5b = sek.).
205
Die Naherwartungsschicht
c. 55,6-8 Im 55-Kapitel stößt der Leser erneut auf das Signalwort 31p: „Suchet Jahwe, da er sich finden läßt, ruft ihn an, da er nahe ( m i p UTPro)
ist!" (55,6) Die vorausgesetzte Situation entspricht derjenigen, die bereits für 4 6 , 1 2 f . kennzeichnend war. Hielt der Redaktor dort den israelitischen Zweifler das nahe Heil Jahwes entgegen, so begründet dessen baldiges K o m m e n hier den ermahnenden Ruf, sich Jahwe zuzuwenden. 44 Den W a n d e l der Verkündigungssituation gegenüber Dtjes G und Z macht V . 8 f . noch einmal deutlich. Alle denkbaren Einwände verweist die begründend angeschlossene Jahwerede auf die Seite menschlich-unvollkommener, geschöpflicher Vorstellungen und kontrastiert sie mit Gottes Plänen und den aus ihnen folgenden Wegen. In 55,9 begegnet diese vergleichende Redeweise 45 ebenso wie in Dtjes G4*
und R 2 4 7 im Kontext bestreitender Aussagen48 und am Ende und/oder
am Anfang der Komposition. Da in diesem W o r t Gottes natöno und ~jn parallel etwa zu Mi 4 , 1 2 als Jahwes (Heils-)Pläne und deren Ausführung zu verstehen sind 49 , können in den gegenübergestellten „Gedanken" und „Wegen" nicht
sittlich
nega-
44 Vgl. 49,8a, ein Text derselben Schicht, der mit einer ähnlichen Zeit- und Situationsbestimmung arbeitet. Vgl. als formgeschichtliche Parallele einer derartigen Übernahme eines ursprünglich kultischen Rufe, sich in Opfer und Gebet Gott zu nahen, Am 5,1; Jer 29,12f. Die Texte begegnen als Jahwe- und als Prophetenworte (Am 5,4f.; Jer 29,12f. bzw. Am 5,6; Jes 55,6 (8f.)). Vgl. auch Begrich, Die priesterliche Tora, BZAW 66, 1936, S.63-88 = ThBü 21, München 1964, S.232-260, besonders S.243fF. 45 Vgl. zu 55,9 auch Ps 103,1 lf. und Hos 11,9. 4 6 Vgl. aus 40,12-31* besonders 40,14-22. 47 Vgl. 40,6-8 und 55,10f. 48 Auf den Charakter einer Auseinandersetzung macht besonders Schoors, a.a.O., S.292-294 aufmerksam. Er will dabei 55,8-13 insgesamt als Disputation verstehen, die in einem Heilswort ende. Er stellt in seiner Auslegung, ähnlich wie Melugin, a.a.O., S.86f. (Epilog: 55,6-13), Zusammenhänge her, die erst für den Endtext in Anschlag gebracht werden können. 49 Vgl. M i 4,12 mit rnrv mntönn parallel zu rar (vgl. zur zeitlichen Ansetzung die Diskussion bei H . W . W o l f f , Micha, BKAT XIV/4, Neukirchen-Vluyn 1982, S.107-110 - WolfF: exilisch); vgl. auch Ps 92,6 (parallel "pton); Jer 29,11; 49,20 und 50,45 (parallel nsJJ und rvnono).
206
Hauptteil
tive Bewertungen impliziert sein.50 Vielmehr beziehen sich die zurückgewiesenen „Gedanken" der Menschen ebenfalls auf die bevorstehende Zukunft und die damit verbundenen Erwartungen. Die „menschlichen" Vorstellungen unterscheiden sich jedoch fundamental von denen Jahwes, weil sie — in den Worten von 46,12f. - I H N fern wähnen, wo E R doch nahe ist. Damit zeigt sich, worauf schon Duhm 51 hinwies, eine deutliche Differenz zu 55,7. Dort wird der Uüh zur Umkehr von seinen ethisch verwerflichen Wegen gerufen.52 Zugleich interpretiert V . 7 die punktuell zu verstehende Heilsnähe Jahwes aus V . 6 als bleibender Ermöglichungs-
5 0 Vgl. etwa Elliger, a.a.O., S . l 4 0 f f . , der in Kap.55 zwei bedingte Verheißungen trtjes Provenienz erkennt ( l - 3 a Mahnung; 3b-5 Verheißung; 6f. Mahnung; 8 - 1 3 Verheißung). Ihm folgen H . - C h r . S c h m i t t , Z A W 9 1 , 1 9 7 9 , S . 5 6 f „ und Kiesow, Exodustexte, 1 9 7 9 , S.124f. Gemeint seien „beidemale die eigenmächtigen, sündigen Pläne und Taten der Angeredeten" (S.125 Anm.5). Die von Elliger und Schmitt vertretene These der einheitlichen Zuweisung des Kap.55 zu einem Redaktor kann auf gemeinsame Bezüge zur Deuteronomistik in 5 5 , 3 b . 4 ; 5 5 , 6 . 8 f . ; 5 5 , 7 ; 5 5 , 1 0 f . verweisen (Schmitt, a.a.O., S . 5 8 f . , und vgl. W.Brueggemann, Isaiah 55 and Deuteronomic Theology, Z A W 8 0 , 1 9 6 8 , S . 1 9 1 2 0 3 ) . Dies erscheint hier jedoch als verbindendes Spezifikum angesichts anderer Differenzen und Querbezüge nicht ausreichend, besonders wegen des z.T. heterogenen dt.-dtr. Materials. Zu 5 5 , 6 - 8 f . unterstützt der gemeinsame Bezug zu Jer 2 9 , 1 1 - 1 4 zusätzlich die gegebene Auslegung, vgl. tön; Küß; K~lp; Gegenüberstellung von Jahwes Gedanken zum Heil und (erwarteten) Gedanken zum Unheil (sie!). Z u m Alter vgl. W . T h i e l , D i e deuteronomistische Redaktion von Jer 2 6 - 4 5 , W M A N T 5 2 , Neukirchen-Vluyn 1 9 8 1 , S.15f., der Jer 2 9 , 1 0 - 1 4 insgesamt der deuteronomistischen Redaktion ( D ) zuweist. Eine weitere interessante Parallele zwischen R 1 und der dtr Rede zeigt sich in Jer 2 9 , 1 4 . W i e etwa in Jes 4 9 , 1 2 wird die Rückkehr aller restlichen Exilierten angesagt. Auch die Perspektive gleicht der von R 1 . In Palästina lebende Verfasser erwarten die Rückkehr nach dort - vgl. Thiel, a.a.O., S . 1 1 3 . Thiel vermutet für D , zu der er diese Stelle rechnet, eine Entstehung in der zuendegehenden Exilszeit (a.a.O., S . l 14). Angesichts der Mehrschichtigkeit des dtr. Geschichtswerkes und des Rückgriffe von D a u f alle diese Schichten wird man zeitlich sogar noch über diese Grenze ins 5.Jh. hinausgehen müssen. W i e an anderer Stelle (vgl. S . 2 5 8 Anm.92) hilft auch in Kap.55 der bloße Aufweis dt-dtr Anklänge nicht zu einer Differenzierung innerhalb der Fortschreibungen. Dieses Kriterium eignet sich einzig dazu, Texte der Grundschicht und der ersten zionstheologischen Bearbeitung einerseits von den folgenden Fortschreibungen andererseits zu unterscheiden, da erst in ihnen diese Bezüge zu finden sind. 51 Vgl. D u h m , S . 4 l 5 f . , und Westermann, S . 2 3 1 . 5 2 Die Verwendung von mttfnD für Gedanken der Menschen entspricht dem traditionellen Gebrauch, vgl. auch Jes 59,7, 65,2. Allerdings fehlt an all diesen Stellen (bis auf Prv 19,21) durchgängig der Vergleich mit Gottes raÖTO. Genau von diesem her ergibt sich aber die inhaltliche Füllung in 5 5 , 6 . 8 .
Die Naherwartungsschicht
207
grund für eine Umkehr zu Gott. 53 Weiter wechselt V.7 von der direkten pluralischen Anrede (2.Plural) zur indirekten jussivischen Rede in der 3.Singular. 54 Sowohl die Detailbeobachtungen als auch besonders die inhaltliche Differenz legen damit eine Ausscheidung von V.7 nahe. In den verbleibenden Versen 55,6.8f. verbindet sich mit der mahnenden Ansage der Nähe Jahwes keine ethische Qualifizierung der Hörer. Ihre Vorbehalte gegen die Heilsbotschaft infolge der mittlerweile verstrichenen Zeit werden im Sinne von R1 eben nicht als „Frevel" und „Schlechtigkeit" gekennzeichnet.55 Dies bleibt einem späteren Bearbeiter vorbehalten.
2.4.2 Mahnworte angesichts des nahen Heils a. 42,18-23* Nach diesem ersten Blick auf die Naherwartungsschicht, der sich am Stichwort des „nahen Heils" orientierte, soll nun die spezifische Art der ermahnenden Rede in R \ besonders in 42,18-23*, 44,6-8; 44,21 f . und 50,1-3 genauer untersucht werden. Sie fügt sich, wie schon anhand von 46,12f. und 55,6.8f. zu sehen war, stimmig in die Gesamtverkündigung dieser Redaktion. Zugleich werden an dieser Stelle die Unterschiede zur dtjes Grundschicht deutlich. Anders als in den Mahnworten stellt sich dort weder das Problem der Heilsverzögerung noch wird in ihnen ermahnend zur Annahme des Heils aufgefordert.56 Dtjes G verzichtet in der Ausrichtung seiner Botschaft auf dieses Mittel und bedient sich eher argumentativ-polemischer Formen. Wie groß die theologisch-denkerische Herausforderung jeder Heilsprophetie nach 587 v.Chr. war, wird an der 53 Der Versuch Kiesows, a.a.O., S.124f., V.7 trotz der Begriffe „Frevler" und „Gottloser" „nicht als zeitlose, allgemeingültige Aufforderung zu verstehen»" überzeugt schon auf Grund von V.7b nicht. 54 Vgl. noch UTI^H mit eigener Einbeziehung des Redenden. 55 Vgl. ijfön und ttf'K in V.7. So will Bonnard beides mit V.6.8f. und V.7 verbinden, S.308. 56 Diese Art der Mahnung will Hermisson auch in der Grundschicht finden, und zwar in 44,21f. als dem einzig ursprünglichen Mahnwort Dtjes', vgl. Einheit und Komplexität, 1989, S.294f. Dem widerspricht die Analyse von R 1 , die gerade diese Form der Mahnung mit der Ansage der Heilsnähe verbindet.
208
Hauptteil
Grundschicht deutlich. 57 Dazu ergänzt der Verfasser seine Heilsworte um Diskussionsworte und Gerichtsreden. So liegt der Schluß Steeles durchaus nahe, daß „Deuterojesajas Kunde von dem neuen Aufbruch Jahwes für Israel unter den Exulanten weder einfach allgemeines Aufatmen noch bloß resignative Ablehnung bewirkt (hat); sie hat theologische Einwände hervorgerufen, . . . , die zeigen, daß eben der Jahwe selbst zum Problem geworden
ist"; „diese theologische Krise ruft den Propheten
theologischen Denker auf den Plan"
58
als
- und, wie zu ergänzen ist, nicht als
prophetischen Mahner. Vor einer inhaltlichen Betrachtung von 42,18-25
59
nötigt der Ab-
schnitt zu einigen literarkritischen Klärungen. Schon ein flüchtiger Blick lehrt, daß hier kaum die ursprüngliche Fassung vorliegt. Mehrfach wechselt die Anrede des Adressaten. 60 V. 19 weist eine Dublette auf, in deren zweitem Teil (V.19b) zudem der Parallelismus membrorum gestört ist und „Jahwe" in einer Gottesrede begegnet. 61 Weiter konkurrieren mehrere Abschlüsse miteinander, die sich auch inhaltlich voneinander abheben: Z u m einen finden sich nach der Frage an die Hörer in V . 2 3 Fragen nach dem Urheber des Exils in V.24aaß.25, die durchgängig von Israel/Jakob in der 3.Sing, sprechen. Dazwischen stört ein einge-schobenes Schuldbekenntnis in V . 2 4 a y . b a den Fortgang, und zwar sowohl durch die Rede in der 1 .Plural als auch durch die unnötig oder zumindest verfrüht gegebene Antwort auf die rhetorische Frage in V.24aaß. Z u m anderen trennt die beiden Teile in V.24aaß und V . 2 5 ein anklagendes Biko-
5 7 V g l . die H a m b u r g e r Antrittsvorlesung Stecks aus d e m J a h r 1 9 6 8 , Deuterojesaja als theologischer Denker, K u D 15, 1 9 6 9 , S . 2 8 0 - 1 9 3 . 58 A.a.O., S.284 und 285. 5 9 D e r Beginn der Einheit in V . 1 8 ist eindeutig, während deren E n d e in 4 2 , 2 5 oder erst in 4 3 , 7 gesehen wird. D i e V e r b i n d u n g von 4 2 , 2 5 mit 4 3 , 1 d u r c h nniil ist jed o c h redaktionell. D a f ü r spricht sowohl die formgeschichtliche Selbständigkeit der Einheiten als auch deren inhaltliche. nni)l ist zudem metrisch (vgl. Elliger) bzw. kolometrisch überschießend ( V . l : 411 911 8:9). Vgl. ähnlich auch 4 3 , 2 2 - 2 8 und 4 4 , 1 ff 6 0 S o findet sich eine Pluralanrede (2.) in V . 1 8 , Singular (3.) in V . 1 9 f . mit Wechsel zur 3 . S i n g , in V . 2 2 a a , 3.Plural in V . 2 2 a ß y mit Wechsel zu direkter A n r e d e in 2.Plural, Singular in V . 2 4 a (Jakob/Israel), Plural (1.) unter Einschluß der Sprechenden in V . 2 4 b a , Plural (3.) in V.24bß-y und abschließend S i n g u l a r (3.) in V.25. 61 Vgl. nvp T3JD anstatt '13SJ.
Die Naherwartungsschicht
209
Ion in V . 2 4 b ß y 6 2 , das von Israel in der 3-Plural spricht und inhaltlich das fehlende „Hören auf die törä Jahwes" einführt. 6 3 Zu letzterem läßt sich V . 2 1 b ergänzen, welcher zudem die zusammengehörigen Abschnitte in V . 2 1 a und V . 2 2 a a trennt. 64 Die Versuche zur Lösung der hiermit gegebenen Probleme sind Legion 65 , so daß ihre detaillierte Diskussion hier nicht erfolgen kann. Nach unserer eigenen Analyse ergibt sich als ursprünglicher Text:
20.21a.22.23. V.24aaß.25
Die Einheit wurde durch
R3
42,18.19a.
bearbeitet und dabei um
ergänzt66 Der Verfasser liefert eine Epexegese zu DKT in V . 2 3
und bezieht die dtjes Frage nach der Urheberschaft der geschichtlichen Abläufe z.Zt. des Kyros nun auf das Eintreten des Exils. 67 Dabei wird die Beantwortung der rhetorischen Frage bewußt dem Leser überlassen. Das pädagogisch verstandene Strafhandeln Jahwes 68 erreichte jedoch seiner M e i n u n g nach nicht das beabsichtigte Ziel. W e d e r erkannte Israel G o t t in seinem Handeln noch änderte es seine Gesinnung. 6 9 Zusätzlich findet sich in V.21b.24bßy
eine Bearbeitung, die im Geiste
nachexilischer Thorafrömmigkeit die Blindheit Israels als Abweichen von der mrr m i n versteht. Dabei begegnet törä (Sing.) als Inbegriff der Weisungen Gottes (Pluralsuffix in V.24bß). 7 0
62 Vgl. den Wechsel der Anrede von V.24a zu V.24bßy und wieder zu V.25 (s.o.). 63 Vgl. min sonst nur in 42,4; 51,4 und 51,7. Die beiden ersten Stellen reden von der törä im Kontext der Errichtung der heilvollen Herrschaft Jahwes auch über die Völker. 64 Vgl. hierzu und zur obigen Analyse weitgehend parallel Elliger, S.278-281. 65 Vgl. etwa die Auflistung bei Elliger, S.278, und zusätzlich Merendino, a.a.O., S.276-283: warnendes Scheltwort in 42,18.19b.21.22aa.23.24bßy.25(später) und ein Mahnwort in 42,19a.20.22aßy.b.24a (Dtjes). 66 V.24a läßt sich nicht wie bei Merendino von V.25 trennen; vgl. die parallele Anrede Israels (3.Sing.) und die thematische Fortsetzung der Frage von V.24a in V.25. 67 Vgl. zum begrifflichen Befund, der eine dtjes Verfasserschaft unwahrscheinlich macht: tn und noKÜQ in Anlehung an V.22a; ~]DtÖ, an1?, nti), non sind singulär, und ±> bs nur noch in 47,7. Vgl. z.T. Merendino, a.a.O., S.280f. 68 Vgl. die Kennzeichnung des „Gerichtsfeuers", das nicht vernichten sondern erziehen soll. 69 Vgl. zur Theologie der Schicht unten S.312ff. 70 Vgl. so mit Elliger, S.286f. Eine harmonisierende Deutung von törä auf Jahwes Anspruch „ihn als Gott anzunehmen" (Reiterer, a.a.O., S.91) scheidet aus. Zum Sprachgebrauch vgl. das singulare i"OK; m i m 5JQB und "|"n parallel zu min.
210
Hauptteil
A u f eine spätere Ergänzung geht auch das eingeschobene Sündenbekenntnis in V.24ay.ba zurück, für das Merendino zurecht eine dtr. oder jeremianische Beeinflußung annimmt. 71 Eine kaum weiter deutbare Glosse stellt V. 19b dar. 72 Diese kritisch gesicherte Textbasis erlaubt nun eine vorsichtige Auslegung des verständlicherweise sehr verschieden gedeuteten Abschnitts. Einleitend werden die Israeliten bzw. Israel als Ebed angesprochen. Die tadelnde Anrede als „blinder" und „tauber" Knecht setzt offensichtlich die dtjes Redeweise vom „blinden Israel" aus 43,8 voraus. 73 Dafür spricht auch die Weiterentwicklung der Kennzeichnung Israels als Ebed (V.19a). Einzig hier wird von ihm als beauftragten "[K^Q geredet.74 Vergleichbares findet sich sonst nur bei dem Knecht der EJL.75 Der Vorwurf, den schon die Anrede in V. 1 8 . 1 9 a enthielt, wird in V . 2 0 unterstrichen: Das Volk erlebte viel, ohne jedoch die Ereignisse wirklich zu beachten und zu verstehen. 76 Israel hätte die enthaltene Botschaft „hören" können. So betont es die paradoxe Redeweise, die auch an anderen Stellen als Element einer Anklage verwandt wird. 77
71 Vgl. Merendino, a.a.O., S.280: D t r - Dtn 1,41; Ri 10,10; l.Sam 7,6 oder Jer 3,25 (evtl. auch Dtr, vgl. Thiel, Die deuteronomistische Redaktion von Jer 1-25, W M A N T 4 1 , Neukirchen-Vluyn 1973, S.86f.); 8,14; 14,7.20; 16,10. 72 Vgl. schon die unterschiedlichen Rekonstruktionsversuche etwa bei Duhm und Elliger. Trotz der verbleibenden Schwierigkeiten einer stilisierten Jahwerede in V.(18.) 19a (20) und dem folgenden Prophetenwort ab V.21 spricht die Parallelität von „blind" und „taub" in V.19a zum „Sehen" und „geöffneten Ohren" in V . 2 0 fiir die Ursprünglichkeit von V.19a. Versuche durch Lesung der Suffixe als „Abkürzung für Jahwe" (Elliger) den Anstoß in V.19a zu beseitigen, erscheinen schon allein auf Grund der dann immer noch notwendigen komplizierten textkritischen Operationen zu V.19aß fragwürdig (vgl. Elliger). Dazu vgl. auch Beuken, 1979, S.154. 73 Vgl. die Beobachtungen Merendinos, a.a.O., S.277, daß in 43,8 nicht vom blinden Knecht sondern nur vom blinden Volk die Rede ist. 74 Vgl. oben S.54 Anm.164. 75 Sekundär vgl. 44,26a (R 2 ), und dazu auch nbttf, das sonst nur noch in der Glosse 48,16b (R 2 ?) zu finden ist.
76 Vgl. als Hintergrund 41,20 (ntO ; DT; D'ti?; ^Dii?) und zum Sprachgebrauch: Formen von 31 begegnen außer in 40,26 nur in 47,9.12f., dem 4.EJL ( 5 2 , l 4 f . ; 53,1 If.) und 54,1.13. "ßÖ findet sich gar nicht mehr in 40-55 (häufig in 56: V . l . 2 . 4 . 6 ; 62,6). Zu mps vgl. 42,7 (R 1 ) mit n n i s Cpru nps^ - vgl. auch Merendino, a.a.O., S.277f. 77 Vgl. Jer 5,21; Ez 12,2; Dtn 29,1-3; Jes 6,9f. u n d 3 2 , 3 .
Die Naherwartungsschicht
211
Zu fragen bleibt, auf welche Geschehnisse hier angespielt wird? W a s hätte Israel wahrnehmen können? Die gleiche Frage stellt sich bei der Deutung von V . 2 1 a : „Jahwes hat es gewollt um seines Heils willen." 78 Diesen anklagenden T o n sucht man in Dtjes G vergeblich. Besonders fällt der Unterschied beim Vergleich mit der Gerichtsrede in 4 3 , 8 - 1 3 auf. Eiliger wehrt eine konkrete, einengende Ausdeutung von V . 2 0 ab. 79 D a bei ist ihm sicher darin zuzustimmen, daß V . 2 0 mit n m nicht nur ein Ereignis sondern eine offene Vielzahl von Geschehnissen der Vergangenheit im Blick hat. V . 2 1 a dagegen spricht von einem bestimmten Willen Jahwes, in dem Elliger das Exil sieht. Der Verfasser wolle herausstellen, daß Jahwe der Urheber der gegenwärtigen N o t des Exils sei und „alles . . . dem göttlichen Plan" entspreche. 80 Demzufolge deutet Elliger das abschließende 1 in V . 2 2 a a konsekutiv: „und (so) ist er (der Knecht) ein beraubtes und geplündertes Volk". 8 1 Möglich und wohl auch wahrscheinlicher ist jedoch ein adversatives Verständnis des I.82 Mithin ständen sich ip-tü pa 1 ? f e n nvr in V . 2 1 a und . . . «im in V . 2 2 a gegenüber: „Jahwe hat es um seines Heils willen gewollt, aber er (der Knecht) ist ein beraubtes und geplündertes Volk." Sachlich bezieht sich f*sn zurück auf die zeitlich naheliegensten Geschehnisse, die mit m m in V . 2 0 angesprochen waren. Weiter wird damit a u f dem Hintergrund von 4 4 , 2 8 a ('^sn) und 4 6 , 1 0 auf Jahwes Heilsratschluß angespielt, den Kyros verwirklichen sollte. 83 Jahwe wollte und will 84 Israel Heil schaffen. Trotzdem lebt der Knecht Israel immer noch
7 8 Die Übersetzung folgt hier Elliger. 7 9 Vgl. a.a.O., S . 2 8 5 f . Andere Ausleger sehen hier etwa angesprochen „toutes les bontés de Dieu" und „les appels de Dieu" (Bonnard, S. 137), T a t e n und W o r t e Jahwes in der Geschichte Israels (Westermann), oder die Ausweglosigkeit der Situation, aus der allein Jahwe retten kann (Merendino, a.a.O., S . 2 8 4 f . , für 42,19a.20.22*.24a). 8 0 Elliger, S . 2 8 6 . 81 Vgl. Eiliger, S . 2 8 7 , und so auch Beuken, S.155f. 8 2 So versteht es zumindest der Ergänzer von V . 2 1 b , dem bei Elligers Deutung hier ein Zusatz unmöglich gemacht wäre. 8 3 Vgl. dazu auch Reiterer, a.a.O., S.93, und Bonnard, S . 1 5 6 . 8 4 Beide Zeitstufen sind hier möglich, vgl. Elliger, S . 2 8 6 . Die Unklarheit kann sehr wohl beabsichtigt sein.
212
Hauptteil
unter d e m Exilsgeschick 8 5 und wähnt sich ohne Retter. 8 6 A u s dieser Sachlage gilt es nun die richtigen Konsequenzen zu ziehen. D a z u fordert V . 2 3 auf: „Wer ist unter euch, der dies vernimmt, der aufmerkt und hört für nachher?" D i e Folgerung, zu der der Verfasser ruft, liegt auf der Hand. Weder die frühere Geschichte noch die durch Dtjes (G) angesagten Ereignisse um Kyros führten zu einem Sinneswandel Israels (V.20). Selbst durch die jüngsten Geschehnisse hat Jahwes Ebed, I H N nicht als den einzigen G o t t zu sehen und die Geschichte als sein Werk zu verstehen gelernt. Er blieb „blind und taub", so daß er auch in der Gegenwart nicht den nahenden Retter erkennt (attfn
. . . b'XD ^Kl). So vermag Israel bis zu diesem
M o m e n t nicht die bevorstehende Heilswende wahrzunehmen, sondern verbleibt in seiner Resignation. 8 7 Das Ziel der abschließenden, indirekten A u f f o r d e r u n g wurde schon im paradoxen R u f zu Beginn sichtbar: D i e T a u b e n sollen hören, die Blinden sehen. Wie gut sich die kerygmatische Linie der Einheit, die entscheidend von den halb tadelnden halb ermahnenden Zügen in V . 1 8 f . * , V . 2 0 und V . 2 3 bestimmt ist, in die Konzeption der Naherwartungsschicht fügt, zeigte die Auslegung. 8 8 Dazu bleibt noch zu ergänzen, daß auch hier die Figur des Ebed (=Israel) a u f dem Hintergrund der Grundschicht und der E J L
85 Vgl. zur Beschreibung in V.22 die Diskussion bei Elliger, S.287-289. Fast durchgängig wird zugestanden, daß hier keine Beschreibung der faktischen Exilssituation gegeben wird. Von daher erlaubt der Vers auch keine zeitliche Festlegung auf eine Situation vor oder nach (etwa) 539 v. Chr. Findet man in diesem Vers mit Elliger eine spöttelnde Übertreibung, die Äußerungen der Zuhörerschaft aufgreift, so passt dies zur Situation Dtjes G ' so gut wie zu der eines Späteren. Zu den Anklängen an Klagelieder vgl. mit Budde, S.137, Ps 7,3; 50,22; 71,11; Hi
5,2; 10,7 C'SD ]'«); Nah 2,10; Ps 109,11 (in); Ps 44,11 (noffi) und Ps 89,42 (000).
86 Vgl. zu V s d ]'« // (Clin -ID«-]'«1 den Abschnitt 50,1 f., der wie eine weitere Ergänzung zu unserem Text wirkt: Jahwe rief und niemand (in Israel) antwortet! Vgl. auch ]'« in 5 0 , 2 - v g l . unten S.218ff. 87 Diese aus der Sicht des Verfassers unnötige Hoffnungslosigkeit greift V . 2 2 ein wenig spitz auf. Vgl. das gleiche Stilmittel in 46,12, das die Sichtweise der Adressaten zur Anrede erhebt. 88 Dies gälte auch dann noch, wenn die zugegebenermaßen schwierige Auslegung zu V.21a so nicht zu halten (vgl. den absoluten Gebrauch von fEn) und der Vers insgesamt der Torabearbeitung zuzuordnen wäre - so Westermann.
Die Naherwartungsschicht
213
gezeichnet wird89, wobei der Knecht die übertragene Aufgabe nicht ausführt. 90
b. 44,6-8 In 44,6-8 91 treffen wir anerkanntermaßen auf ein formgeschichtliches Unikum. 92 Angesichts der vielfachen Besonderheiten, die deutlich die Anzahl der formgerechten Partien übertreffen, befriedigt ein Rekurs auf die schöpferische Freiheit eines „Dtjes" im Umgang mit Gattungen kaum.93 Auch Versuche einer funktionalen Erklärung des extensiven Mischstils übergehen die literarkritsche und redaktionsgeschichtliche Problematik.94 Merendino bemüht sich auf dem Hintergrund stilistischer Beobachtungen um eine literarkritische Eliminierung der formkritisch unpassenden Elemente. Auf diese Weise will er einen dtjes Kernbestand in 89 Vgl. die Kombination der verschiedenen Ebedaussagen aus Dtjes G und den EJL. Vgl. oben zu 51,4f. S.201fF. 9 0 Sprachlich überwiegen im untersuchten Abschnitt die Bezüge zu sekundären Texten - ergänzend vgl. zu V . 1 8 - 5 1 , 1 . 2 . 6 (033 hif.); 4 2 , 7 (R 1 ); zu V . 2 2 - 4 2 , 7 (R 1 ); 4 9 , 2 (EJL); zu V . 2 3 - 46,8; 58,11; 5 4 , 1 7 ; 4 9 , 1 ; 4 8 , 1 8 ; 51,4 (30p). Begegnen Parallelen zu Dtjes G, so lassen sie sich eher als Anleihen eines Späteren denn im Rahmen einer einheitlichen Verfasserschaft verstehen (vgl. A n m . 6 7 u n d zu V . 2 2 4 3 , 1 3 ) . A u f den anklagend-ermahnenden Ton, die Kombination verschiedener Ebedaussagen und die relativ breite und bei Dtjes G nicht begegnende Notschilderung in V . 2 2 sei noch einmal hingewiesen. Auch ein dtjes Rumpftext, wie Merendino ihn behauptet, läßt sich k a u m begründen (vgl. zudem die Problem die Probleme seines Abschlusses mit V.24a). 91 Zur Abgrenzung vgl. Tängberg, Die prophetische Mahnrede, F R L A N T 143, Göttingen 1987, S. 111 f., und Elliger, S.442-445. 92 Vgl. etwa Elliger, S. 118f. (Mischung aus Gerichtsrede und prophetischem M a h n w o r t ) oder M e l u g i n , Formation, 1976, S.118f. (Dtjes's eigene Schöpfung in Kombination von Disputation und kultischer Sprache). Gegenüber der diskutierten Gattung „Gerichtsrede", wie sie in Dtjes G begegnet, zeigen sich folgende Abweichungen: - eine erweiterte Botenspruchforme! als Beginn (sonst bei Heilsworten); — eine Selbstprädikation zu Beginn der Rede (V.6a), vor einer Vorladung und nicht in der M i t t e ( 4 3 , 1 0 b ß . l l a ; 4 5 , 2 1 b ß ) oder a m Schluß ( 4 1 , 4 b ) ; - abgewandekte Beruhigungsformel aus dem Heilsorakel (V.8); - ermahnender Zuspruch (V.8); - Vertrauensbekenntnis am Schluß (V.8bß). 93 So etwa Melugin, ebd. M i t diesem Argument sollte in jedem Fall vorsichtig umgegangen werden, zumal in Dtjes G trotz partieller Abwandlungen doch eine relative Konstanz bei den benutzten „dtjes" Gattungen besteht. 94 Vgl. etwa Westermann, Sprache und Struktur, 1981, S.57f., und ders., Kommentar, S.113.
214
Hauptteil
44,6.7aaß.8aß'y.8b herausarbeiten. 95 Allerdings überzeugt seine Argumentation wenig. So ordnet er den ergänzten Text den Gerichtsreden zu und gewinnt so formkritische Kriterien zur Ausscheidung sekundärer Partien. 96 Dabei ergibt sich jedoch trotz der Abtrennung vermeintlicher Zusätze kein gattungsmäßig stimmiger Text, sondern erneut ein Unikum. 9 7 Dieser Argumentationsgang findet sich auch in seiner Redaktionsgeschichte wieder. Danach habe der Bearbeiter eine sekundäre Angleichung eines dtjes Selbstoffenbarungswortes an die (dtjes) Gattung der Gerichtsrede vorgenommen, ohne jedoch das Ziel einer gattungskonformen Struktur zu erreichen. Der Versuch Merendinos zeigt, daß mittels formkritischer und sprachstatistischer Argumente kein dtjes Kernbestand erhoben werden kann. Die formkritischen, aber auch stilistischen Differenzen gegenüber Dtjes G 9 8 verlangen mithin eine andere Erklärung, die hier in der Zuordnung zu R 1 gesucht werden soll. Das W o r t fügt sich konzeptionell in die Naherwartungsschicht. Sein Zielpunkt liegt deutlich in V . 8 . " Es wendet sich als Jahwewort gegen
95 Vgl. Merendino, a.a.O., S.372-377. 9 6 Vgl. ders., a.a.O., S.376 und 380. 97 Vgl. a.a.O., S.379: ein Botenspruch, derein selbstoffenbarendes Wort Jahwes enthält, mit anschließendem Selbsterweis und Selbstvorstellung. 98 Vgl. neben wörtlichen Anleihen bei Dtjes G Besonderheiten wie n n o s ntT (nur noch in 45,13bßy, 47,4; 48,2 und 51,15 (jeweils R 2 !), die dreifache Erweiterung zu Jahwe in der Botenspruchformel (sonst zwei), der absolute Gebrauch von (vgl. 40,3.6; 50,2), das bis auf 40,18 (sek.) singulare -pi> und m ' (hap.leg.), i n s (noch 44,11-sek.) und 51,13 (R 2 ), das adverbiell gebrauchte TKD (45,21; 48,3.5.7), der Bezug von Jraitf (hif.) und 133 (nif.) in V.8 nicht auf die Ansage geschichtlicher Geschehnisse in Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft sondern auf die Selbstprädikation Jahwes (V.8b) und die singuläre Anleihe bei Vertrauensbekenntnissen in V.8bß. Vgl. insgesamt die z.T. wertvollen Detailbeobachtungen bei Merendino, a.a.O., S.373-376. Anders als bei ihm wird hier fiir V.7 der textkritische Vorschlag der BHS (V.7 b " b ) zugrundegelegt. Damit erübrigen sich einige literarkritische Überlegungen zu V.7aß.b und sich daran anschließende redaktionsgeschichtliche Spekulationen. Vgl. zur Textkritik auch Schoors, I am God Your Saviour, 1973, S.230. 99 Vgl. die Struktur mit V.6a als Einleitung, V.6b als Grundlage, die erinnernd expliziert wird (V.7), V . 8 a a dem Ruf zur Furchtlosigkeit mit Begründung in Form eines Rückbezugs auf eine frühere Selbstvorstellung (V.8aß.b). Schon die Einleitung weist auf V.8a voraus (vgl. der gemeinsame Hintergrund im Heilsorakel). Auch Merendino, a.a.O., S.378, Bonnard, S.157f., Beuken, 1979, S.205-208, und Elliger, S.406, sehen in V.8 das Zentrum der Aussagen.
Die Naherwartungsschicht
215
erneut aufgekommene Zweifel an Jahwes Einzigkeit als Gott und Herr der Geschichte. In Erinnerung an die vorangegangene dtjes Verkündigung tritt der Verfasser ihnen entgegen 100 : „Erschreckt nicht und fürchtet euch nicht! Habe ich es euch nicht längst hören lassen und kundgetan? U n d ihr seid meine Zeugen: Ist ein Gott außer mir? Oder 101 ein Fels? Ich weiß keinen!" (44,8) Israel vernahm bereits die Botschaft, in der sich Jahwe als der einzige Gott vorstellte. Darauf kann sich V.8b zurückbeziehen. Die Prophetien der Grundschicht werden auch durch die verschiedenen dtjes Formelemente in Erinnerung gebracht. Dazu gehört die R a h m u n g im Stile des Heilsorakels (V.6a und 8) und die polemische W e n d u n g gegen die vorhandenen Zweifel. Dabei zitiert der Text Elem e n t e der Gerichtsreden (V.7). 102 Inhaltlich kann der Verfasser die Einzigkeit Jahwes aus Dtjes G voraussetzen (V.6b). Die Szenerie einer Auseinandersetzung mit den Göttern selbst findet sich hier nicht mehr. „Die von ihm gestellte Frage ,wer ist wie ich' schließt von vorneherein eine Situation der Auseinandersetzung mit irgendeinem Gegner aus. . . . Die Aussage . . . richtet sich direkt an die Israeliten." 103 Ihnen soll angesichts neuer Verunsicherung durch den Verweis auf den geschichtsmächtigen, einzigen Gott Furcht genommen und der alleinige Zufluchtsort gewiesen werden. 104
1 0 0 Auch Elliger, S.404f., spricht vom Rückbezug auf vorangegangene Prophetien Dtjes'. Er meint damit jedoch Voraussagen eines bestimmten geschichtlichen Ereignisses der Vergangenheit. Gegen diese Deutung spricht V.8, nach dem hier die Einzigkeit Jahwes mitgeteilt wird. 101 Statt ]'K1 ist OKI zu lesen. 1 0 2 Die Fragen an die Streitgegner oder deren Vertreter kommen in V . 6 a deutlich zu spät. 1 0 3 Vgl. Merendino, a.a.O., S.378, der dazu auf die sonstige Verwendung der Frage in 4 6 , 9 b und 40,25a hinweist. 1 0 4 Auch dieses Motiv, das trotz des Rufe zur Furchtlosigkeit in den dtjes Heilsorakeln nicht begegnet, gehört zu den Eigenheiten des Abschnitts. Vgl. zum Motiv Ps 18,3.47; 19,15; Jes 1 7 , 1 0 ; und A.S.van der Woude, T H A T II, S p . 5 4 2 f . - und besonders die Unvergleichlichkeitsaussagen in Dtn 3 2 , 3 1 ; l.Sam 2,2; 2.Sam 2 2 , 3 2 = Ps 18,32.
216
Hauptteil
c. 44,21 f. Das Mahnwort 1 0 5 in 44,21 f. ruft: Israel zu einem „Gedenken" auf 106 , das zur Umkehr zu Gott führen soll, „d.h. zur vollen, gläubigen Wiederhinwendung zu Jahwe". 1 0 7 Dabei werden die Angesprochenen nicht nur im Stile dtjes Heilsorakel 108 und in Anlehnung an Motive der ersten beiden EJL 1 0 9 an ihre Bestimmung als Ebed (V.21aß.ba) und ihre Erschaffung durch Jahwe erinnert ( V . 2 1 b a ) , sondern ihnen wird auch Jahwes bereits geschehenes Heilshandeln vor Augen gestellt (V.22) 1 1 0 : „Ich habe weggewischt wie die Wolke seine Frevel und wie das Gewölk seine Sünden. Wende dich zu mir, denn ich habe dich erlöst." (V.22) Fragt man nach der dahinterstehenden Verkündigungssituation, so scheint gerade Jahwes Vergebung in Vergessenheit geraten zu sein: Israels Sünden wurden mitsamt deren Folgen bereits weggewischt und darin ereignete sich Befreiung. 111 Das Volk aber erkennt keine neue Heilsperiode, die ihre JJtÖS und KBn einschließlich der Tatfolgen zu etwas Vergangenem machten. Vielmehr bleibt es auf seine Schuld und deren bis jetzt spürbaren Konsequenzen in Gestalt des Exilsgeschicks fixiert. In diesen Zweifeln erkennt der Verfasser die Abwendung Israels von Jahwe selbst. Dagegen schreitet das Mahnwort ein. Israel soll der Vergebung Jahwes gedenken, ganz so wie Jahwe nicht mehr der Verfehlungen Israels gedachte (43,25). 1 1 2 Er beseitigte alle Schuld und deren Folgen resdos. 113 105 Vgl. zur Formbestimmung Tangberg, a.a.O., S . l l l - 1 1 3 . 106 Vgl. "Dt als Ruf zum „Gedenken", und auch seinen Gebrauch in dtr Paränese wie in Dtn 5,15; 8,2.18; 9,7 u.ö. 107 Vgl. Elliger, S.444. 108 Vgl. so auch Elliger, S.443. Dies entspricht dem Stil in 44,6-8! 109 Vgl. zu 44,21b 49,3b, und zu 44,22b (aitf) auch 49,5aß. 110 Vgl. die Perfektformen in V.22. 111 Vgl. zur Auslegung auch Elliger, S.447f. Deutlich ist auch 4 0 , l f . und die damit markierte Wende vorausgesetzt. 112 Vgl. die begriffliche ("DT, nno, UVB, ~|T«ün) und inhaltliche Parallelität zum diesem sekundären Zusatz innerhalb 43,22-28. Auch das Wortspiel mit "Dt scheint gewollt, so daß 43,25 demselben Ergänzer zuzusprechen ist. Da 4 3 , 2 2 - 2 8 * als Teil von R 3 erst nach R 1 entstand, muß von einer späteren Korrektur des Redaktors von R 1 bzw. Nachgeborener in seinem Sinne ausgegangen werden. Theologisch liegt dies ebenfalls nahe, da beide Schichten vom Zustand Israels unterschiedlich denken - v g l . unten S.239ff. und 312fif.
Die Naherwartungsschicht
217
D i e s e r H e i l s z u s p r u c h sieht in d e r radikalen T r e n n u n g der Israeliten v o n ihrer
Schuld
die tiefste u n d
tragenste
Begründung
f ü r das
neu-
k o n s t i t u i e r t e G o t t e s v e r h ä l t n i s . Diese e r n e u e r t e B e z i e h u n g zu J a h w e gilt es n u n a u c h v o n Seiten Israels her zu realisieren. D a z u m a h n t d e r U m k e h r ruf.114 E i n e R e i h e v o n I n d i z i e n s p r e c h e n f ü r die E n t s t e h u n g des A b s c h n i t t s n a c h d e r dtjes G r u n d s c h i c h t . Erstens blickt d e r T e x t , w i e o b e n gezeigt w u r d e , a u f J a h w e s V e r g e b e n u n d B e f r e i e n z u r ü c k . Z w e i t e n s legt die A u f f o r d e r u n g „dessen (n^K)" 115 zu „gedenken" es n a h e , d a ß dabei n i c h t v o n etwas Z u k ü n f t i g e m o d e r n o c h nicht G e w u ß t e m die R e d e ist. V i e l m e h r ist f ü r d e n V e r f a s s e r d i e H i n w e n d u n g J a h w e s zu Israel u n d die d a r a u s f o l g e n d e H e i l s n ä h e bereits f ü r die V e r g a n g e n h e i t v e r b ü r g t . D r i t t e n s fällt es s c h w e r , die vorausgesetzte S i t u a t i o n einfach m i t der Lage gleichzusetzen, w i e sie d i e dtjes P r o p h e t i e n zeigen. 1 1 6 V i e r t e n s f i n d e t sich n i r g e n d s in D t j e s G eine w e i t e r g e h e n d e R e f l e x i o n über die angesagte H e i l s w e n d e , w i e sie 4 4 , 2 1 f. a u f w e i s t . Erst m i t 4 0 , 1 f. (Dtjes Z ) w i r d J a h w e s Z u s a g e d e r a r t als Israels v o l l s t ä n d i g e T r e n n u n g v o n S ü n d e u n d S c h u l d
theologisch
k o m p r i m i e r t ausgesagt. D i e V e r g e b u n g u n d das so e r n e u e r t e G o t t e s v e r -
113 Vgl. das Bildwort. 114 Der Umkehrruf wird hier wie insgesamt in R 1 nicht als Abkehr von ethischem Fehlverhalten verstanden (vgl. 55,5). Zugleich bedingt die Umkehr nicht Jahwes Heilshandelns (vgl. die bedingten Heilsansagen in 48,14.19; 55,7), sondern das Verhältnis wird umgekehrt bestimmt. 115 Vgl. die Diskussion bei Elliger, zum Bezug von n^K. Hier wird gegen Westermann eine auf V.22a vorausweisender Bezug behauptet. Vgl. dazu auch 48,14 mit n^K (ebenfalls vorausweisend). So argumentiert bei anderer Auslegung auch Hermisson, Israel und der Gottesknecht bei Deuterojesaja, ZThK 79, 1982, S.10 Anm.23. 116 So auch Westermann; dagegen vgl. den Versuch bei Elliger, S.444 und 448. Man kann Elliger zwar zustimmen, wenn er vergleichbare Zweifel bei den Hörern der Grundschicht behauptet. Und doch bleibt für die Auslegung entscheidend, daß Dtjes dem „blinden Volk" (43,8) oder der Klage Jakobs (40,27) eben anders begegnet als 44,21 f. Die Form argumentativer Bestreitung (40,27-31) oder der Gerichtsrede (43,8-13) unterscheidet sich klar vom Mahnwort in 44,21 f. Diese und andere Differenzen lassen sich präziser durch die Zuweisung der Texte zu verschiedenen Schichten mit je eigenen Verkündigungsituationen fassen. Auch Merendinos Beweisführung zur dtjes Verfasserschaft mit Verweis auf die Kennzeichnung Jakob/Israel als Knecht Jahwes, die Verwendung von I S ' und überzeugt nicht (a.a.O., S.392). Dies gilt vor allem, weil die angeführten Elemente hier sämtlich als Anleihen bei dtjes Heilsorakeln begegnen. Außerdem berücksichtigt er dabei die eigenen Beobachtungen nicht mehr, nach denen ein Paralleltext fehlt und der Abschnitt im Kontext isoliert dasteht (a.a.O., S.393).
218
Hauptteil
hältnis wird hier zum Wendepunkt der Geschichte Israels. 117 Des weiteren spricht,
wie bereits
erwähnt,
der G e b r a u c h
eines
prophetischen
Mahnworts, einige stilistische Beobachtungen 1 1 8 und eine vermutliche Kenntnis der EJL 1 1 9 gegen eine dtjes Verfasserschaft. D e m n a c h läßt sich 4 4 , 2 1 f. als U m k e h r r u f angesichts der geschehenen Z u w e n d u n g Jahwes und des nahen Heils ansprechen. Mit seiner Aufforderung, sich Jahwe zuzuwenden, erinnert der Abschnitt besonders an 55,6f.8..
d. 50,1-3 M i t 50,1-3
trifft der Leser auf ein Disputationswort, dessen Auslegung
i m einzelnen vielfach strittig ist. 120 A u f eine nicht erweiterte Boten117 Vgl. aber auch den Unterschied zwischen der Vergebungsansage in 44,21f. und 4 0 , l f . , das vom vollständigen Abtragen der Sündenfolgen juristisch spricht — vgl. oben S.216f. 118 Vgl. «ÖS nra, nwan, nrn, pso - a m , 3 « (für die Umkehr der Menschen); die zweimalige, aufeinanderfolgende Verwendung von ^Kliö1 (nur noch in 44,1 f., wobei dort V. 1 sekundär ist). Daneben begegnen auch typische Begriffe der Grundschicht, die allerdings im wesentlichen auf die Parallele zu 44,6-8 zurückgeht. 119 Vgl. Anm.109. 120 Schon die formgeschichtliche Einordnung schwankt zwischen den Versuchen Begrichs und v.Waldows, den Text bis ins Detail als Nachahmung einer Gerichtsverhandlung im T o r zu verstehen (vgl. Begrich, Studien, 1969 2 , S.38f., und v.Waldow, Anlaß und Hintergrund der Verkündigung, 1953, S.42ff.), und anderen, die hier eher ein Disputationswort finden (vgl. trotz der Behandlung des Textes unter den „trial speeches between Yaweh and Israel" Melugin, a.a.O., S.50-53: „disputational poem which Deutero-Isaiah has created to argue against both doubts, and in so doing, he has freely combined and transformed traditional forms of speech"(S.52f.); neuerdings auch Westermann, Prophetische Heilswort, 1987, S.41). D e m Votum Melugins und Westermanns wird hier zugestimmt, da aus den partiellen Anleihen bei Elementen gerichtlicher Bestreitung keine Gerichtsszene als Hintergrund konstruiert werden kann. Die teilweise romanhaften Ausfuhrungen Begrichs und v.Waldows und ihre partielle Angleichung der Aussagen an die behauptete Gerichtssituation hindern eher das Verständnis der Einheit. Vgl. besonders zu V . 2 a a : R"Q als „vor Gericht gehen" parallel m p ; n31> (Begrich, a.a.O., S.39). Da 50,1-3 weder partiell noch gar durchgehend in eine Situation flihrt, „wo der Beklagte sich vor Gericht befindet„(ebd), kann etwa auch nicht aus TUQ (V.2a) auf 03003 TIR3 geschlossen werden. (Vgl. auch zu njl) im forensischen Sinn C.J.Labuschagne, T H A T II, Sp.339). Des weiteren kann die für V.2aa behauptete Bedeutung (Frage an die Versammelten im Tor und erstaunte Feststellung, daß der Ankläger fehlt - v.Waldow) kaum in ihrer Funktion für 50,2b.3 plausibel gemacht werden. Vielmehr setzt Jahwe seine Verteidigung mit V.2aß"y fort, so daß die Feststellung in V . 2 a a ohne jede Folge geblieben wäre.
Die Naherwartungsschicht
219
spruchformel folgt ein zweigliedriger Text, dessen Abschnitte jeweils mit zwei polemischen 121 Doppelfragen beginnen ( V . l a ; 2a) und mit einer durch )n eingeleiteten Feststellung enden ( V . l b ; V.2b(3)). 1 2 2 Im Mittelpunkt des ersten Teils steht dabei die Frage nach der Ursache für die jetzigen Lebensverhältnisse der Adressaten, die als „Scheidung vom Ehemann" bzw. durch „in die Sklaverei verkauft" umschrieben werden (V.la). Damit ist im weitesten Sinn das Exilsgeschick angesprochen, in das sie Jahwes Gericht hineinführte. 123 Die Israeliten spricht der Text dabei als Kinder Zions an. 124 Den Zielpunkt der Bestreitung benennt V.lb: „Siehe, um eurer Verfehlungen willen seid ihr verkauft und um eurer Frevel willen ist eure Mutter entlassen." Es soll also kein Zweifel daran bestehen, daß einzig die Sünde der Israeliten die Exilssituation heraufbeschwor. Von diesem Zielgedanken her will auch V. 1 a verstanden werden, wenn auch die Aussage z.T. gedankliche Schwierigkeiten bereitet. W i r d also gefragt: „ W o ist denn der Scheidebrief eurer Mutter?", so verlangt die Aussageabsicht als Antwort: „Es gibt keinen" - , weil Jahwe Zion nicht
121 122
123 124
50,1-3 ist insgesamt eher im allgemeinen Sinne als Disputation anzusprechen (vgl. oben S.24ff. ). Vgl. den bestreitenden Charakter in V . l und den anklagenden in V.2. Dabei könnte man V. 3 als Fortsetzung von V.2b und den Aussagen zu Jahwes Macht verstehen. Danach legt selbst der Himmel Zeichen der Trauer an. Das gewählte Bild unterstriche dabei den paränetischen Nebenton, der sich schon in V . 2 b zeigt (s.u.). Eine oft erwogene Ausscheidung des Verses (vgl. u.a. Duhm und W e stermann) soll hier mit Blick auf die Nähe der Metaphorik zu den Motiven des Chaoskampfes aus V.2 unterbleiben, vgl. Ps 18,10; (Ez 32,7f.). Zum Hintergrund des Chaoskampfes, in dem der Sturm- und Wettergott Baal die Chaoswesen überwältigt vgl. W M 1/1, D.O.Edzard, S.253ff., und J.Day, God's Conflict with the Dragon and the Sea, Cambridge 1985, S.95. Vielleicht liegt in der Aufnahme von Chaoskampfmotiven noch eher der Verstehenszusammenhang als in apokalyptischen Texten (so Westermann, jedoch ohne Belege). Zur Strukturanalyse vgl. auch Melugin, a.a.O., S.52. Vgl. zum Bild der verlassenen Ehefrau Jer 3,8; 54,5f. und zum Verkauf in die Sklaverei Jes 52,3 (Ex 21,7; 2.Kö 4,1; Neh 5,5). Vgl. V . l a : „eure Mutter", wobei im Kontext Zion als Mutter begegnet, vgl. 49,15.20f.
220
Hauptteil
v o n sich aus u n d aus eigenem A n t r i e b entließ. Parallel dazu m u ß m a n a u f die F r a g e n a c h J a h w e s Gläubiger a n t w o r t e n : „Es gibt n i e m a n d e n , bei d e m J a h w e S c h u l d e n zu begleichen h a t t e . V o n seiner Seite h e r g a b es k e i n e n G r u n d für d e n V e r k a u f der Israeliten." G a n z offensichtlich setzt V . l b jed o c h v o r a u s , d a ß beides erfolgt ist: Z i o n w u r d e Verstössen u n d i h r e K i n d e r v e r k a u f t , aber e b e n n i c h t a u f J a h w e s V e r a n l a s s u n g h i n . D e r G r u n d für die E x i l i e r u n g ist n i c h t bei i h m zu s u c h e n s o n d e r n einzig bei Israel selbst. 1 2 5
G i n g es bisher u m die u r s p r ü n g l i c h e V e r u r s a c h u n g d e r E x i l s s i t u a t i o n , s o wechselt m i t V . 2 die D i s p u t a t i o n a u f d e n G r u n d für d e r e n F o r t d a u e r über. D a b e i w e h r t V . 2 a ß y deutlich all jene Zweifler ab, die J a h w e d i e n ö tige M a c h t u n d G e w a l t z u r E r l ö s u n g 1 2 6 bestreiten. V . 2 b . 3 u n t e r s t r e i c h t dies e i n d r ü c k l i c h . 1 2 7 In gleichen W o r t e n m a c h t e t w a 5 9 , 1 d e u t l i c h , d a ß m i t derartigen Hinweisen a u f die vermeintlich fehlende Kraft Jahwes
125 Von dieser Intention her erweist sich der Text als stimmig, wenn sich auch in der Zusammenstellung von V . l a und V . l b die paradoxe Aussage einer Scheidung ohne Jahwes Scheidebrief ergibt. Vgl. ähnlich 52,3 „umsonst seid ihr verkauft. Ausleger wie Dillmann oder Delitzsch versuchen durch intelligente Spekulationen diese Schwierigkeit auszuräumen. Bonnard nimmt dies zum Anlaß fur die theologisch subtile, hier jedoch herangetragene Unterscheidungen zwischen Jahwes Tun und Willen und seinem „Zulassen" als laisser „leurs perversités et leurs révoltés produire leurs fruits de désordre et de misère". Anders spricht Westermann, Prophetische Heilsworte, 1987, S.41, davon, daß Gott auf die Vorwürfe, er habe Israel Verstössen, antwortet: „Ich mußte so handeln." Der Text selbst sagt dies jedoch nicht und vermeidet damit eine Unterstellung Jahwes unter die Logik von Tat und Tatfolge. 126 n n s ist singulär in Jes 40ff.; vgl. Ps 111,9 und 130,7. 127 Der Gebrauch des hier verwandten Motivs — „durch Jahwes Schelten das Meer austrocknen" - in Ps 107,33 als Motiv des Gerichtshandelns (vgl. V.34b) läßt auch eine indirekte Ermahnung anklingen. Es könnte nicht nur Jahwes Heil ausbleiben, sondern auch Unheil heraufziehen. (Zum Alter von Ps 107 vgl. Kraus, Psalmen BKAT XV/2, 1978 5 , S.107: gewann „in nachexilischer Zeit ihre Letztgestalt"; vgl. auch Spieckermann, Heilsgegenwart, FRLANT 148, Göttingen 1989, S.155f.) Vgl. auch Jes 17,13. Die Berührung zwischen 51,10a minon K'rrriR Kl^n und 50,2ba - 0 ' 3'nn» TDKQ ]H zeigt fiir 51,10a die klare Bezugnahme auf den Exodus aus Ägypten (vgl. auch Ps 74,15b; dazu auch Spieckermann, a.a.O., S.130f.). Dies läßt sich fur 50,2 nicht behaupten. Die begriffliche Nähe zwischen 50,2b und 51,10a ergibt sich aus dem gemeinsamen Rückgriff auf mythische Motive des Chaoskampfes — vgl. Anm.122.
221
D i e Naherwartungsschicht
auch zu anderen Zeiten die Fragen nach der Heilsverzögerung beantwortet werden sollten: nattfn um msD - « 1 ?! iwino mn'-T m^p-« 1 ? ]n. Spätestens diese Parallele legt es nahe, in 50,1-3 sachlich mit der gleichen Problematik zu rechnen. 128 D i e verheißene Rettung mit ihrer durchgreifenden Heilswende blieb bisher aus. Warum zögert Jahwe die Befreiung hinaus? Vermag er überhaupt zu erlösen? Diese Fragen tritt auch V . 2 a a mit seinem „Warum" entgegen: „Warum war niemand da, als ich kam, gab keiner Antwort, als ich rief?" An welches „Kommen Jahwes" ist hier gedacht? Im Kontext der dtjes und trtjes Zionstexte handelt es sich bei der Rede von n w
um theo-
logisch bedeutsame Aussagen. Dtjes Z kennzeichnet mit diesen Worten die heilvolle Rückkehr Jahwes zum Zion und damit die entscheidende Heilswende (40,10; vgl. 52,7-10). Vergleichbar, wenn auch mit zusätzlichen Akzenten versehen, sprechen die aus unterschiedlichen Schichten stammenden Texte 60,1, 59,19f. und 66,15.18 davon. 129 Des weiteren begegnet in 65,12 und 66,4 ein zu 50,2 paralleler Schuldaufweis 130 : o r r o K^I 'ntnp nnjjoü
p
'man (65,12aß)
n:i:>
Titop
p
i i o ? R^I ' m m (66,4). A u f dem Hintergrund derartiger Sachparallelen 13 ' läßt sich V . 2 a a folgendermaßen verstehen: Die Doppelfrage kehrt das vorwurfsvolle „Warum" gegen die zweifelnden Israeliten. Sie müssen sich selbst fragen
1 2 8 Zeitlich gehört 59,1(1*. in einen deutlich späteren Abschnitt, da in diesen Kapitel 6 0 - 6 2 * vorausgesetzt wird, vgl. zu J e s 5 6 - 5 9 k n a p p Steck, Bereitete H e i m k e h r , 1985, S.72-74.80. 129 D a b e i zählt 60,1 zur ältesten Schicht in der trtjes S a m m l u n g , während 5 9 , 1 9 f . u n d 6 6 , 1 5 zur jüngsten, größeren Bearbeitung zu zählen sind, die eine deutliche G r u p p e n b i l d u n g innerhalb Israels aufweist, vgl. z.T. ähnlich Steck, Bereitete Heimkehr, 1 9 8 5 , S.69ff. 130 Vgl. auch 5 9 , 1 6 ; 6 3 , 3 . 5 u n d j e r 12,11. 131 D i e gleiche zeitliche Ansetzung ist auszuschließen, vgl. etwa Steck, a . a . O .
222
Hauptteil
lassen, aus welchem Grund sie sich bisher der Heilswende verweigerten. 132 Jahwe wandte sich aus der Sicht des Verfassers längst wieder seinem Volk zu. Hier mag man etwa an die Kyrosereignisse, das Auftreten eines Heilspropheten in der Gola oder erste Rückkehrer denken. Aber die „Kinder Zions" sperrten sich bisher dagegen, auf den Neuanfang vertrauensvoll zu antworten. 133 Sie vermochten in den kümmerlichen und z.T. mehrdeutigen Geschehnissen nicht den Beginn der grandiosen Heilswende zu erkennen. Und genau dies hält Jahwe ihnen als ihre gegenwärtige Schuld vor. 134 Israel glaubt Jahwes Macht nicht und so erfährt sie sie nicht. 135
2 . 4 . 3 Zweifel an Jahwes Verläßlichkeit a. 45,18f. Vor einer inhaltlichen Entfaltung der beiden Verse, denen sich auch 48,12-16* zuordnen läßt, müssen einige strittige Auslegungsfragen geklärt werden. Dazu gehört die Abgrenzung der Einheit. Daß es sich beim jetzigen Anschluß durch 'D um eine sekundäre Verbindung handelt, ist weitgehend anerkannt. 136 Beginnt die Einheit demnach mit der Botenformel in V.18, so wird deren Ende jedoch einmal in V . 2 5 (Schoors, Beuken,
132 Vgl. zu nj» ]'» als „nicht reagieren" Ri 19,28; l . S a m 14,39; l . K ö 18,26.29; Jes 66,4. So auch Labuschagne, a.a.O., Sp.337f. Interessant ist das Synonym zu „nicht reagieren" in 2.Kö 18,36= Jes 36,21: tthn hif. „taub-sein" . Vgl. dazu in R 1 Jes 42,18f., indem dieselbe Kennzeichnung für Israel begegnet. 133 Vgl. so auch Marti, S.333, und Bonnard, S.232f.; Fohrer deutet V . 2 a a ganz auf die vorexilische Vergangenheit und zieht so V . 2 a a entgegen der Textgliederung zum ersten Abschnitt. 134 Vgl. 44,21f. Erneut wird anders als bei den trtjes Paralleltexten nicht von einer ethischen oder kultischen Schuld Israels gesprochen. 135 Uber den alttestamentlichen Bereich hinaus sei hier auf Martin Luthers Aussage in De servo arbitrio, 1525 verwiesen: „ Q u i a sicut credit, sie habet." (WA XVIII, 769). 136 Vgl. sein Fehlen in LXX, Mss k 102.126, Ms R 596*. Weiter knüpft an die sekundären Verse 16f. an. Nach V. 17 haben Q A und M eine Petucha. Eine neueinsetzende Botenformei nach begründendem '!> wäre völlig ungewöhnlich. Auch ein Anschluß an V.14 ist auf Grund des Adressatenwechsels (Zion - V.14; Israel V.18f.) unwahrscheinlich. Vgl. im wesentlichen mit Hermisson, S.52-54.
Die Naherwartungsschicht
223
Hermisson (V. 18-23*)) und das andere mal in V.21 (Melugin) gefunden. Westermann behauptet gar, daß V.18 als Einleitung zu V.20-25 und V.19 als diejenige zu 46,1-13 gedacht sei.137 Hier wird dagegen die Selbständigkeit von 45,18f. als abgeschlossene Einheit vertreten. Dafür läßt sich folgendes ins Feld führen: Erstens trennen die Elemente des Disputations- bzw. Diskussionswortes 138 die V.18f. von der Gerichtsrede in 45,20-25*. Zweitens ist die vermeintlich fehlende Einleitung der Gerichtsrede 45,20-25* doch wohl eher typisch für die Gattung bei Dtjes G.139 So kann dies nicht als Argument dafür dienen, in 45,18f. eine dtjes Gerichtsrede beginnen zu lassen. Eher läßt sich umgekehrt ein Neuanfang in 45,20 gattungsspezifisch begründen. Drittens stellt das gemeinsam gebrauchte Einzigkeitsmotiv in 45,18b und 45,21 ba.22b keine besonders charakteristische Verbindung zwischen beiden Texten her. Das Motiv begegnet etwa auch in 45,5aa(6) oder 46,9. Viertens wird die folgende Auslegung nachweisen, daß die Verse 18/19 eine in sich geschlossene Aussage ergeben, die in V.19b einen guten Abschluß findet.140 Auch die Adressierung unterscheidet V.18f. als Wort an Israel von V.20ff. Der Bezug auf Israel ergibt sich auch ohne direkte Anrede aus V.19aß und der Gesamtintention. Zusätzlich weist darauf schon der Wechsel von der Singular- zur Pluralanrede hin. Fünftens spricht die fehlende direkte Anrede bei einer Disputation genauso wie andere Abweichungen zu dtjes Bestreitungen nur dann gegen eine selbständige Einheit 45,18f., wenn sich eine dtjes Verfasserschaft begründen läßt. Genau dies ist hier jedoch nicht der Fall. Der Verfasser verwendet zwar dtjes Motive wie die Rede von der Weltschöpfung durch Jahwe (V.18 - vgl. etwa 40,26a; 44,24b; 45,12aa), der „Schöpfung rOB1?" (40,22; 45,18a) und der Einzigkeit Jahwes als 137 V g l . W e s t e r m a n n , S . 1 4 1 . Dagegen m u ß z.T. Hermisson folgend e i n g e w a n d t werden, d a ß sich nach V . 2 5 ein thematisch und formkritischer N e u a n f a n g findet. Unwahrscheinlich ist auch die A n n a h m e einer Einleitung, die verschiedene selbständige Einheiten übergreift. Außerdem ist auf die folgende Auslegung zu verweisen, nach der der Israelbezug in V . 19aß nur innerhalb der Einheit einen Sinn ergibt. Zugleich wird die Selbständigkeit von V. 18f. nachgewiesen werden. 138 So der B e g r i f f b e i Hermisson, S.57-59, mit dem hier vor allem die Auseinandersetzung gefuhrt wird. 139 Vgl. die „fehlenden" Einleitungen in 4 1 , 1 ff; 4 l , 2 1 f f u n d 43,8ff. 140 V g l . etwa 4 8 , 1 5 , 4 5 , 5 a u n d 4 6 , 1 1 .
224
Hauptteil
Gott. Diese Aussagen werden jedoch genauso wie die verschiedenen Formelemente in eine veränderte Botschaft eingebunden. Bevor wir sie nachzeichnen, sind noch einige Bemerkungen zur Gattungsbestimmung nachzuholen. Sieht man von den häufigen Einordnungen des Textes unter die G e richtsreden einmal ab 141 , so werden V . 1 8 f . vielfach Elemente aus Disputationsworten zuerkannt. 142 Dazu gehören die betont antithetischen Sätze mit R1? in V . 1 8 a ß . l 9 a und das T h e m a der Weltschöpfung. Zudem wird die hier bekämpfte Position entgegen der M e i n u n g
Merendinos 1 4 3
durchaus erkennbar, so daß insgesamt von einem eigengeprägten Disputationswort gesprochen werden kann. 144 Dabei bleiben die Abweichungen gegenüber den Disputationsworten der Grundschicht unübersehbar. 145 In ihr
gehören
weder
die
einleitende
Botenformel
noch
die
Selbstvorstellungsformel zu dieser Gattung. 1 4 6 W e i t e r erstaunt im Vergleich mit Dtjes G die Erweiterung der Botenformel in V . 1 8 a , die schon in die Einleitung Elemente der Bestreitung vorbereitend einfügt (nton "inn'N1?). Lehnt man eine literarkritsche Ausscheidung der in dieser Weise störenden Elemente in V . 1 8 a (alles bis auf die Botenformel) ab 1 4 7 , so sprechen die formgeschichtlichen Auffälligkeiten eher gegen eine dtjes Verfasserschaft. 148 Bestätigt sich diese These beim Blick auf die Aussagen des Textes? In ihnen wendet sich die stilisierte Gottesrede auf dem Hintergrund des Be-
141 So etwa Melugin, a.a.O., S . 1 2 7 f . , Schoors, a.a.O., S . 2 3 3 f f . Sie ergeben sich als Folge der Zuordnung zu 45,20f(f.). 142 Vgl. Begrich, a.a.O., S . 4 2 . 4 4 ; v.Waldow, a.a.O., S . 2 8 - 3 1 . 3 6 , und Westermann, Fohrer und Hermisson. 143 144 145 146 147
Vgl. a.a.O., S.451, und dazu unten A n m . 1 4 8 . Vgl. dazu auch Fohrer und Whybray. Vgl. Merendino, ebd., und Hermisson, S.57f. Die einzige Ausnahme findet sich in 4 1 , 4 . So mit Hermisson, S.55f., der die sprachstatistischen Beobachtungen in ihrem Aussagewert relativiert und a u f die verbleibende, für D t j e s untypische Redeeinleitung in V . 1 8 M 9 verweist. Zusätzlich verkennt die Herauslösung von V . 1 8 a * . b den inneren Zusammenhang zu V . 19 (s.u.). 148 Merendinos Bestimmung von 4 5 , 1 8 f . * als Selbsterweiswort versteht sich nur a u f dem Hintergrund seiner These, hierin finde sich der Abschluß zu 45,1 l a . l 2 - 1 3 b a , a.a.O., S . 4 5 2 .
Die Naherwartungsschicht
225
kenntnisses zu Jahwe als dem Schöpfer von „Himmel und Erde" 149 zuerst gegen eine irrige Verkehrung seines Gott- und Schöpferseins 150 : Jahwe „nichte" seine S c h ö p f u n g - so formuliert der Verfasser paradox überspitzend die Position der Adressaten. Und gerade diese Kennzeichnung legt ihre Absurdität bloß. „Nicht als inri schuf er sie (die Erde), ro©1? 151 bildete er sie."(V.18aß). Jahwe schuf den Kosmos nicht als Chaos. 152 Indem er die Erde bildete, bestimmte er sie zu einem „heile(n) Lebensraum". 1 5 3 Sie besitzt als Schöpfung diese Qualität. W e n n die Jahwerede diese Tatsache streitbar betonen muß, so scheint den Adressaten gerade eine derartige Erfahrung zu fehlen. Sie erleben die Erde und d.h. ihren Lebensraum als inri und beklagen sich darüber, daß die heilvolle Wirksamkeit des Schöpfers ausbleibt. Denn genau sie war ihnen in lange entbehrter Eindrücklichkeit durch Jahwes prophetisches (pi) neu verheißen worden. Allerdings suchten sie die Erfüllung der Zusagen bisher umsonst. An dieser Stelle erweist sich die innere Geschlossenheit der Verse 18/19. Die grundsätzliche Einleitung in V . 1 8 zeigt in Übernahme der dtjes Argumentationsweise die Folgerungen der Zweifel samt deren Verwurzelung und Möglichkeit zur Überwindung im Gottesbild. Konsequent wendet sich der Prophet nun ebenfalls gegen die Zweifel an der Vertrauenswürdigkeit der Heilszusagen. Vergleichbar paradox wie in V.18aß bestreitet er, daß Jahwe in seinem Reden „verborgen" blieb (V.19aa). 1 5 4 Übereinstimmend mit den Klagepsalmen schließt der Ver149 Interessanterweise erfolgt in V.18a der Rückbezug immer wieder auf f~IK - vgl. das Suffix n (fem.). 150 Vgl. • , if7«n Kin, V.18b und die hymnischen Prädikationen. Vgl. auch Hermisson, S. 62-65. 151 Vgl. auch in späteren Texten wie 58,13; 54,3 (Jer 44,14). 152 Diese griechische Terminologie sei hier einmal erlaubt. Zu Inn vgl. W.H.Schmidt, Die Schöpfungsgeschichte der Priesterschrift, W M A N T 17, Neukirchen-Vluyn 1964, S.78-80, und Hermisson, S.63f. 153 So Hermisson, S.63. 154 Vgl. das Motiv in den Klagepsalmen und ausfuhrlich zur Auslegung Hermisson, S.65f. i n o begegnet noch in 40,27 (Dtjes G) und beklagt dort, daß das Geschick Israels Jahwe verborgen sei. Hier dagegen wird gesagt, daß Jahwe sich verborgen halte.
226
Hauptteil
fasser aus, daß der weiterhin ferne J a h w e immer noch Unheil bewirkte. G e n a u s o w e n i g täuscht er Israel und bereitet unter d e m Deckmantel heilvoller W o r t e neues Unheil vor (V.19aß). Israel wird durch Jahwes bereits ergangenes Wort(!) 1 5 5 nicht in die Irre (Blickwinkel: J a h w e ~OT (pi) — V . 1 9 ) und damit ins Inn (Blickwinkel: erfahrbarer L e b e n s r a u m - V . 1 8 ) geführt. 1 5 6 J a h w e redete und redet vielmehr zuverlässig und wahrhaftig. 1 5 7 W e n n Israel ihn sucht (üpn), wird es ihn
finden.158
D a m i t ist jener G e d a n k e n g a n g skizziert, der sich gegen Zweifel u n d E n t t ä u s c h u n g in der Nachgeschichte dtjes Heilsprophetien wendet u n d dieser Skepsis den erneuten R u f zum Vertrauen a u f den Schöpfer J a h w e u n d seinen geoffenbarten Heilswillen für Israel entgegensetzt. 1 5 9 T r o t z erkennbarer N ä h e zu Dtjes G trennt 4 5 , 1 8 f . wie R 1 die veränderte Verkündigungssituation insgesamt von der Grundschicht. Dies wird d u r c h weitere Indizien bestätigt, die eher einen anderen Verfasser mit eigenem Personalstil zu erkennen geben als „Deuterojesaja". Aber selbst eine derartige Einschätzung verändert nicht das Verständnis des Textes, da wir es auch dann mit einem gewandelten „ D t j e s " zu tun hätten. 1 6 0
155 Vgl. die Perfekta. Hier ist kaum wie bei einer allgemeinen Sentenz an alle bisherige prophetische Verkündigung gedacht (so Fohrer). Dagegen spricht schon, daß es sich hier dezidiert um Heilsverkündigung handeln muß, die nicht zu den Kennzeichen vorexilischer Prophetie gehörte. 156 Hermisson verweist zurecht darauf, daß in V.18a universal ansetzend von der „Erde als Lebensraum fiir die Menschheit" gesprochen wird (S.64). Allerdings geschieht dies, wie auch sonst bei Disputationsworten, grundlegend fiir die spezielle Anwendung auf Israel und den ihm verheißenen Lebensraum. Vgl. Inn! Der universale Beginn kann mithin nicht als Argument dafür dienen, daß 45,18 a u f 4 5 , 2 0 f f . ziele. 157 Vgl. die Partizipien. 158 Vgl. 55,5.8f.! Mit 51,1 verbindet unseren Text 2Qp und die so gekennzeichnete Situation noch unerfüllter Heilserwartungen. Darauf reagiert die Textgruppe, zu der 51,1 gehört, jedoch mit einer anderen Verkündigung als 45,18f. und R 1 - vgl. unten S.239ff. und 312ff. 159 Wie aus 45,19aß und der Gesamtproblematik der Einheit hervorgeht, wendet sich das Wort an Israel. Hier ist „von Israel und seiner Heilserfährung die Rede" (Hermisson, S.67). Für Hermissons These, daß Israel dabei im Kontext eines Wortes an die Völker (V. 18-23*) „zum Exempel genommen" werde, gibt der Text selbst keinen Anhalt. Er muß dazu auf allgemeine Überlegungen zu den Gerichtsreden rekurrieren (Zeugenfunktion Israels; vgl. S.68 als Resümee zu 45,18f. und Uberleitung zu 45,20a: „Israels Rettung ist das Signal und das Beweiszeichen und das Exempel fiir die Welt: Darum folgt jetzt ... der Aufruf an die Völker" - Vgl. auch Bonnard). 160 Vgl. so auch Hermisson, Einheit und Komplexität, 1989, S.289f.
Die Naherwartungsschicht
227
b. 4 8 , 1 2 - 1 6 * A u c h dieser f o r m k r i t i s c h äußerst h e t e r o g e n e A b s c h n i t t 1 6 1 w e i s t Z w e i f e l a n d e r Zuverlässigkeit der göttlichen Zusage zurück. Er t u t dies in s e i n e m a b s c h l i e ß e n d e n V e r s 1 6 a m i t denselben W o r t e n w i e 4 5 , 1 9 a : » m m n n o a k 1 ?. Dabei
f i n d e n sich allerdings zitatartige A n k l ä n g e nicht allein
V . 1 6 a . 1 6 2 S o w o h l d i e V e r s e I 4 a 1 6 3 . l 4 b 1 6 4 als a u c h V . 1 5 1 6 5 g r e i f e n Formulierungen
der G r u n d s c h i c h t zurück.166
Sie
lassen
mit
in auf
einer
derartigen Zitation kurz wesentliche T h e m e n Dtjes G's anklingen, o h n e
161 Vgl. die verschiedenen Versuche seiner gattungsmäßigen Einordnung mal als Bestreitung (Begrich, Schoors, Westermann, Michel; differenzierter auch Merendino, a.a.O., S.521f.) mal als Gerichtsrede (Melugin, a.a.O., S.60 und 137ff.), die sich beide auf unterschiedliche Textelemente stützen können (vgl. etwa V.13.15.16aa 2 bzw. V. I4aaß.b). Dabei überwiegen sicher die Elemente der Disputation, ohne daß eine Zuordnung zu den Disputationsworten, wie sie in Dtjes G begegnen, möglich wäre (vgl. dagegen die Aufnahme von Elementen der Gerichtsrede (V.14), die dreifache Aufforderung zum Hören (V.12.14.16)). 162 V . l ö b ist mit seinem plötzlich auftauchenden prophetischen „Ich-Erzähler", der von Jahwes Sendung und dessen Geist spricht, auszuscheiden; so schon Duhm. Vgl. dazu Jes 61,1 und M i 3,8. Gegen Elliger, Verhältnis, 1933, S.213-215.254, und Merendino, a.a.O., S.523f., kann ein reduzierter Text 48,16b* kaum als Einleitung zu 48,16-22 angesehen werden, weil dann eine doppelte Einfuhrung vorläge (V.16* und V.17). Demnach wird dieses Textsprengsel eher als Zusatz zu 48,12-16* stehenzulassen sein, dem ein weiteres Zitat angehängt worden ist. W i e schwer die Entscheidungen zu dieser Einheit 48,12-16 zu treffen sind, zeigt sich besonders hier - vgl. als weiteren Versuch H.-Chr.Schmitt, Z A W 91, 1979, S.48f. Anm.28, der V.16 als Wort des Propheten abtrennt. Oder vgl. Vermeylen, Le motif de la création, LecD 127, Paris 1987, S.209-212, der 4 8 . 1 3 . l 4 b . 1 5 fur ursprünglich deuterojesajanisch hält. 163 Vgl. 43,9: p p , to, T r o m 'o! 164 Vgl. 46,10b : ntcjj' 'üBrrtDi und 44,28a: •'tö' ' s s r r ' w i . 165 Vgl. 46,11 - eine Reihe mit Verben in Perfekt 1 .Sing, von Jahwe. 166 Dieser durchgängige Stil in V.12-16* spricht eher gegen eine isolierte Abtrennung von V . l 6 a . Zudem verbleibt die Formmischung und die für Dtjes G untypischen Unklarheiten in der Adressierung - vgl. V . l 4 a , von dessen Gattungselementen sich die Völker angesprochen sehen müssen, vom ihrem Kontext her jedoch Israel (vgl. V.l4aß). Neben den Bezügen zu Dtjes G finden sich auch eigentümliche sprachliche Abweichungen: p « 10' (V. 13a) - 51,13.16; und 10JJ (V.13b) - 44,11; 46,7; 47,12f. (50,8).
228
Hauptteil
jedoch mit ihnen selbst schon ihr eigentliches Ziel erreicht zu haben. 167 V i e l m e h r führt der Verfasser den Leser über das Leitwort t o p (V. 12a. 13b. 15a) und gegliedert durch die dreimalige Aufforderung zum Hören (V. 12.14.16a) zum abschließenden Höhepunkt in V . l 6 a . Dabei verbindet das Stichwort t o p die im Horizont der Grundschicht entscheidenden Eckpunkte im Handeln Jahwes, die Berufung Israel/Jakobs (V.12a; Partizip!), die Schaffung von Himmel und Erde (V.13) und die Berufung des Kyros. U n d den Zweifeln an ebendiesem schöpferischen „Rufen" tritt V.16a entgegen. W i e in 45,18f. betont der Verfasser auch in diesem Text, daß Jahwe Israel in seinen prophetischen Zusagen nicht täuschte. Dem Vorwurf, Jahwe verweigere die Hilfe und entziehe sich seinem Volk weiterhin (ino), tritt dieses Wort entgegen. Von Anbeginn wirkt Jahwe in den geschichtlichen Ereignissen zum Heil für sein berufenes Israel. Dort kann es ihn erkennen, weil er darin präsent ist. Der Abschnitt setzt also wie sein Vorgänger die ergangene Prophetie der Grundschicht voraus und ist mit Zweifeln an ihr konfrontiert. Entsprechend erwähnt er die durch das Leitwort t o p verbundenen Sachverhalte auch nicht als neue Heilsansage, wie dies etwa die Grundschicht tut. Vielmehr ruft er mit ihnen die bekundete Heilsabsicht Jahwes in Erinnerung 168 , in deren Horizont Israel seit der Kyroszeit lebt, ohne jedoch schon deren volle Wirklichkeit zu sehen. Das Vertrauen auf die seit damals (¡OtOD, nnvn nuo) bestehende Zusagen will die Naherwartungsschicht stärken.
2 . 4 . 4 Die Fortschreibung der EJL a. 42,5-9.10-13 Innerhalb der Naherwartungsschicht trafen wir bereits mit 51,4f. auf einem Text, der ganz offensichtlich eine Interpretation der (ersten bei-
167 Vgl. anders etwa als 4 6 , 9 - 1 1 . 168 V g l . dazu auch das Vorgehen des Verfassers, der die einzelnen Elemente nur kurz anklingen läßt, ohne sie auch nur annähernd zu entfalten.
Die Naherwartungsschicht
229
den) EJL vornimmt. 1 6 9 Daß dererlei auch direkt im Anschluß an 4 2 , 1 - 4 und 4 9 , 1 - 6 * zu beobachten ist, wurde schon durch Westermann vermerkt. 170 Gehören die hierbei angesprochenen Texte 4 2 , 5 - 9 . 1 0 - 1 3 und 4 9 , 7 . 8 - 1 2 . 1 3 zu derselben Bearbeitungsschicht wie 51,4f.? Ein Versuch, diese Frage zu beantworten, sieht sich besonders in 4 2 , 5 - 9 vor einer Fülle von Auslegungsproblemen. Neben der kontrovers diskutierten Gattungsbestimmung 171 und literarischen Einheitlichkeit 172 gilt es
169 Vgl. oben S.201ff. 170 Vgl. Westermann, S.84 und 172f. 171 Vgl. mit seiner knappen Obersicht Melugin, a.a.O., S. 64 und 231, und Elliger, S.223-231. Dabei schließen wir uns partiell der Gattungsbestimmung Elligers als „Disputationswort, in dem (ein) Berufungsorakel ... zitiert wird" (S.228) an. Die These, daß es sich dabei um ein Wort an Kyros handelt, weisen wir allerdings zurück (s.u.). Zu Westermanns Versuch, nach dem V.5.8f. als ursprünglich dtjes Gerichtsrede an die Völker sekundär um V.6f. ergänzt wurde vgl. Elliger, S.226f. Zu Begrich (prophetisches Berufungsorakel) vgl. Melugin, a.a.O., S.lOOf. und 67-69: „The commissioning of the servant (v.5-7) ... is an artistic device for an address to the Community (v.8-9)."(S.69) Redaktionsgeschichtlich bedeutsam ist auch hier wieder die extensive Formmischung, die im Rahmen einer Disputation begegnet: vgl. den Beginn mit Botenformel nebst Verweis auf Jahwes Einzigkeit als Gott Cwn) und die hymnisch-partizipiale Erweiterung (V.5) - vgl. 45,18(!) und dort auch parallel mit der Thematik von Weltschöpfung und Menschenschöpfung - ; Selbstvorstellungsformel mit Elementen eines Berufungsorakels (V.6f.); V.8f.: „an Dtjes's Gerichtsreden und Disputationsworte erinnernde Stil von 8f. ... (ist - Verf.) ohne Gegenstück" (Elliger, a.a.O., S.225). 172 Literarkritsche Ausscheidungen oder Abtrennungen werden von uns abgelehnt. Westermanns Aussonderung einer ursprünglichen Gerichtsrede in 4 2 , 5 . 8 f . konstruiert zugestandenermaßen einen Torso, ohne d a ß die formalen und begrifflichen Abweichungen gegenüber Dtjes sämtlich beseitigt wären (vgl. V.5 als Einleitung einer Gerichtsrede; iTKüKü und DJ) sonst nur für Israel; V . 8 b a mit wörtlicher Entsprechung in 48,11; vgl. V.8bß.9b mit 48,5). Duhm scheidet V.5-7 als sekundär aus und schließt V.8f. an 4 1 , 2 1 - 2 9 an (vgl. auch Cheyne und Feldmann). Dagegen spricht die kompositorische Abgeschlossenheit von 41,21-29 (vgl. V.24 und 29 |H ), der erneut notwendige Wechsel von der 3.Plural in V.29 zur 2.Plural in 42,9 und die thematische Verschiebung zwischen 4 1 , 2 1 - 2 9 (Abwehr fremder Ansprüche auf das G o t t - s e i n ) u n d 42,8f.(Verteidigung der eigenen Ansprüche). Buddes Streichung von G3TIK in V.9b erweist sich beim Blick auf andere Texte mit ihrem Wechsel zwischen „Du"- und „Ihr"-Anrede bzw. Sing.- und Plural-Anrede als unzureichend begründet (vgl. dazu 44,8; 43,8-13 (Dtjes G) und 48,12-16* (R1))' Merendinos Reduzierung des Textes auf 42,5aa.6-8ba und dessen Zuweisung zu einer Bestreitungsrede 4 l , l - 4 . 2 5 - 2 6 b a . 2 7 (a.a.O., S.239-255) läßt zum einen, wie häufig bei ihm, grundsätzliche Fragen zur Wahrscheinlichkeit dieser Rekonstruktion aufkommen. So erscheint der Weg von den als ursprünglich postulierten Tex-
230
Hauptteil
u.a. die h i e r vorausgesetzte G e s t a l t des Ebed zu i d e n t i f i z i e r e n u n d d e r e n B e s t i m m u n g z u m DU !T~i3 u n d D'U "HR s o w e i t w i e m ö g l i c h zu erhellen. Dabei wird
an d i e s e r S t e l l e d i e i m R a h m e n
unserer
redaktionsge-
schichtlichen Untersuchung notwendige Beschränkung besonders spürbar. D e s h a l b m u ß v e r m e h r t a u f a u s f ü h r l i c h e r e D a r s t e l l u n g e n d e r v e r s c h i e d e n e n S a c h f r a g e n verwiesen w e r d e n . 1 7 3 D e r B e g i n n d e r E i n h e i t m i t seiner e r w e i t e r t e n B o t e n f o r m e l in V . 5 markiert deutlich einen N e u a n f a n g gegenüber d e m
vorangegangenen
EJL 1 7 4 . D a b e i h e b t s o w o h l das e i n g e s c h o b e n e ^Kil als a u c h d i e K e n n z e i c h n u n g J a h w e s als W e l t - u n d M e n s c h e n s c h ö p f e r seine alleinige G ö t t l i c h k e i t h e r v o r . D e r e i n l e i t e n d e H i n w e i s k a n n an dieser Stelle einzig a u f d e m H i n t e r g r u n d der dtjes G r u n d s c h i c h t u n d d e r d a r i n e r s t r i t t e n e n U n v e r g l e i c h b a r k e i t J a h w e s als G o t t v e r s t a n d e n w e r d e n . 1 7 5 S i e b i l d e t
den
H i n t e r g r u n d ( V . 5 ) bzw. den K o n t e x t ( V . 8 f . ) f ü r A u s s a g e n z u r B e r u f u n g des Ebed ( V . 6 ) u n d J a h w e s d a m i t beabsichtigtes T u n ( V . 7 ) . D i e Parallelität z w i s c h e n 4 2 , 5 u n d 4 5 , 1 8 ist dabei s o w o h l i n h a l t l i c h als a u c h a u f
ten zur jetzigen Anordnung derart kompliziert (vgl.a.a.O., S.254f.), daß man sich nach der historischen Plausibilität dieser redaktioneller Abläufe fragt. Zum anderen fugt sich auch der reduzierte Text in 42,5-8* nicht einfach in die dtjes Grundschicht. Darüber täuscht sich Merendino durch z.T. gewagte Einzelauslegungen hinweg, vgl. dabei etwa die Streichung der exegetisch problematischen Stellen (bun in V.5aa; in V.6b). Gegen die Annahme von V.9 als Abschluß von 41,2129* vgl. die Bemerkungen Duhms. Vgl. auch die unwahrscheinliche Botenformel innerhalb von 41,1-4.25-27*; 42,5-8*. All diese Versuche zeigen, daß sich die Schwierigkeiten einer Zuordnung des Textes zu Dtjes G kaum durch literarkritische Ausscheidungen lösen lassen. 173 Vgl. die Übersicht bei Michel, TRE VIII, S.521ff. (Lit!). 174 Gegen Kaiser, Der königliche Knecht, FRLANT 70, Göttingen 1962 2 , S.31f., der hier eine Szenenfolge finden will. Vgl. auch die inhaltlichen Verschiebungen. 175 ^KH begegnet vor „Jahwe" nur noch in Ps 85,9, einem Psalm, der ganz offensichtlich in die nachexilische Zeit gehört und wie R 1 auf die Verkündigung Dtjes G's zurückblickt (vgl. etwa die Anrede des Volkes in der 2.Sing. und als „Jakob" - Ps 85,2; vgl. 45,8 und Ps 85,12f.; vgl. auch Kraus, Psalmen, BKAT XV/2, Neukirchen-Vluyn 19785, S.754f.). Interessanterweise findet sich in der Antwort auf das Gebetslied Israels um seine Wiederherstellung (V.5-8) in V.9-14 das Stichwort der hiesigen Naherwartungsschicht, 1WÖ' l'HI^ 311p (Ps 89,10a) Die wiederholte Zusage des Heils an die „Frommen" (V.9+10) zeigt jedoch eine größere Nähe zu den entsprechenden trtjes Texten (56,1), die sich des Motivs des „nahen Heils" bedienen, (vgl. weiter dazu Kraus, a.a.O., S.757-759).
Die Naherwartungsschicht
231
G r u n d der übereinstimmenden Abweichungen von Dtjes G unübersehbar. 1 7 6 M i t V . 6 beginnt die Jahwerede. Sie weist rückblickend 1 7 7 a u f die durch J a h w e selbst erfolgte Berufung eines U n g e n a n n t e n hin, in dem nach 4 2 , 1 - 4 der „Knecht" der E J L zu sehen ist. Diese Gleichsetzung wird nicht zuletzt durch die nähere K e n n z e i c h n u n g seiner Berufung deutlich. 1 7 8 J a h w e machte ihn DJ? r v o 1 ? und
Titf1?. D a ß besonders mit der ersten
Angabe die crux des Textes gegeben ist, zeigt schon ein Blick a u f die bis heute unabgeschlossene Diskussion unter den Auslegern. 1 7 9 W a s wird hiermit über den Ebed gesagt? N a c h den grundlegenden Arbeiten von Kutsch 1 8 0 , der für n'ID zwischen einer Selbst-, Fremd- und gegenseitigen Verpflichtung unterschied, wird man Di> i r m hier folgendermaßen im Sinne der Selbstverpflichtung Jahwes zu umschreiben haben: Jahwe bestimmt den Ebed zum Zeichen seiner Selbstverpflichtung gegenüber dem DD. D e r „ K n e c h t " verkörpert diese Verpflichtung, deren heilvolle Zielrichtung in V . 7 angesprochen wird. 181 Entsprechend kann dann auch von ihm als „Licht für die V ö l k e r " geredet werden. W e l c h e r Art ist diese Entsprechung? O d e r anders gefragt: H a b e n wir es bei DV J ' i a und D'U "litt mit einem synonymen oder antithetischen Parallelismus m e m b r o r u m zu tun? Bei ersterem wäre DU als „Menschheit" und bei zweiterem als „Volk" Israel zu verstehen. In der Abwägung sprechen eine Reihe von G r ü n d e n eher für die letztgenannte Möglichkeit 1 8 2 : Er176 Vgl. die gemeinsame Kennzeichnung Jahwes als Welt- und Menschenschöpfer in einer erweiterten Redeeinleitung, in der Dtjes G den Schöpfer Israels vorstellt — vgl. oben zu 45,18 S.222ff. 177 Entsprechend BHS ist jeweils 1 mit Qames zu lesen, vgl. Elliger, Textkrtik z.St. 178 Vgl. 49,6 und 49,8b. 179 Vgl. zum Uberblick J.J.Stamm, Berit 'am bei Deuterojesaja, in: Probleme biblischer Theologie, FS G.von Rad, Probleme biblischer Theologie, München 1971, S.510524. 180 Vgl. Kutsch, Verheißung und Gesetz. Untersuchungen zum sogenannten „Bund" im Alten Testament, BZAW 131, Berlin und New York 1973. 181 Vgl. auch Beuken, S.124f. Elliger, S.234f., scheint eher an eine Verpflichtung eines zweiten (des Ebed) zugunsten eines Dritten (DD) zu denken, wobei ihm der Ebed im Ergebnis jedenfalls als „persönlicher Garant fiir das Heil des DJ>" (S.235) erscheint. Entscheidend ist hier die Frage, inwieweit man dem Ebed eine aktive Rolle zugewiesen sieht. 182 Vgl. z.T. mit Beuken, S.125f.
232
Hauptteil
stens begegnet nnD sonst nie bezogen auf die „Menschheit". Zweitens wäre hier eher D'OU anstelle von na zu erwarten, wenn der Verfasser einen synonymen Parallelismus beabsichtigte. Dazu kann etwa auf 5 1 , 4 verwiesen werden, indem D'nu gleich zweifach begegnet (u.a. als D'DU TlR1?). Drittens lassen in den Genitiwerbindungen auch m a und UN nicht gleichwertig und somit als synonymer Parallelismus verstehen. Weiter findet sich auch in 4 9 , 5 f . * die Rede von einer Funktion des Ebed für Israel und die Völker parallel nebeneinander. Mithin läßt sich eine vergleichbare Dopplung auch an dieser Stelle denken. Dagegen wird gerne die universale Bedeutung von DU in 4 2 , 5 ins Feld geführt. Dies zwingt allein für sich genommen jedoch nicht dazu, auch in 4 2 , 6 DJ) mit „Menschheit" zu übersetzen. Außerdem weist Merendino mit Recht daraufhin, daß in V . 5 DU durch die präpositionale n,l?U näher bestimmt wird. 183 So bleibt es zuletzt mit Beuken erwägenswert, auch in 4 2 , 7 zwischen einer Bedeutung des Ebed für das Volk Israel einerseits und die Völker andererseits zu unterscheiden. Demnach bezieht sich V . 7 chiastisch auf V . 6 b , indem V . 7 a („um die blinden Augen zu öffnen") aus V . 6 b „zum Licht der Völker" aufnimmt und V . 7 b von Israels Befreiung und damit der Folge des DU rT"0 spricht. Bedenkenswert erscheint dies auch, weil 4 9 , 9 und 42,22' M jeweils das Bild der Gefangenschaft für das Exilsgeschick Israels verwenden, ohne daß dort parallel dazu von „Blinden" die Rede wäre. 185 Folgt man diesen Überlegungen, so entfaltet also 42,6f. die Berufung des Ebed als Teil des Handelns Jahwes für Israel und die Völker. Er macht ihn zum Garanten seiner Selbstverpflichtung und Treue gegenüber Israel, seinem „Bundesvolk", und zum „Licht der Völker". Für beides steht der Ebed. Deutlich ist dabei die Dominanz Jahwes, und zwar im Unterschied zu 4 2 , 1 - 4 und parallel zu 4 9 , 8 - 1 2 und 51,4f. 1 8 6 Jahwe er-
183 Vgl. Merendino, a.a.O., S . 2 4 5 . Beuken weist zusätzlich auf den hymnischen Charakter von V . 5 hin, der die Verwendungen weiter unterscheidet (a.a.O., S. 125). 1 8 4 Auch diese Texte gehören zur Naherwartungsschicht! 185 49,9aß gebraucht die „Finsternis-Licht" Metaphorik als Illustration für die Gefangenen, die aus ihrer Finsternis ans Licht kommen. Diese Unterscheidung wahrt die Differenz zwischen „Blindheit" und „in der Finsternis sein". 1 8 6 Vgl. die jeweiligen Analysen.
Die Naherwartungsschicht
233
scheint als der Berufende und entsprechend der syntaktischen Zusammenhänge auch als derjenige, der heilvoll an den Völkern und Israel handelt (V.7).187 Die Rahmung der Aussagen zur Befreiung des Ebed durch zwei Selbstvorstellungen Jahwes (V.6aa und 8a) unterstreichen das Gesagte. Durch sein Heilshandeln wird und soll ihm das „Gewicht" zukommen, das ihm allein gebührt (V.8b). Abschließend und so, daß jeder Zweifel ausgeräumt wird, verweist V.9 auf die bereits eingetroffenen Ansagen188, denen nun neue und schon vor den Ereignissen selbst ergehende entsprechen.189 Gerade der letztgenannte Vers kennzeichnet 42,5-9 deutlich als Teil der Naherwartungsschicht, der Dtjes G vorliegt und die sich dem Problem der Heilsverzögerung stellt. Ein kurzer Blick auf 43,19 (Dtjes G) genügt dazu. Heißt es dort: „Siehe, ich mache nenn, jetzt sproßt es (nQü), merkt ihr's denn nicht?" so hier in 42,9: „Das Frühere, siehe, es ist eingetroffen, und rilt£nn verkündige ich. Bevor es sproßt (no^) laß ich's euch hören." Neben dem Wechsel von der Singularform in 43,19 auf den femininen Abstraktplural in 42,9 fällt sofort die zeitliche Verschiebung auf. Während sich für die Grundschicht die Heilswende gegenwärtig ereignet, so daß sie für die Hörer schon erkennbar ist, steht sie in 42,5-9, wie insgesamt in R1, erst kurz bevor. Bereits erwähnt wurde, daß hier Jahwe als der Handelnde in den Vordergrund tritt. Auch dadurch unterscheidet sich der Abschnitt vom voraufgehenden EJL. Zugleich stellt 42,5-9 und erst recht 49,8-12 im Vergleich mit den ersten beiden EJL verstärkt Jahwes Heilsabsichten für Israel in den Vordergrund. Sprach 42,1-4 gar nicht von Israels Heil sondern ausschließlich von der Völkeraufgabe des Ebed, so begegnen in 42,5-9 beide Empfänger 187 Vgl. dagegen die klar aktive Rolle des Ebed in 42,lbß.2-4. 188 Hier mag man an die Kyrosworte denken. 189 Vgl. in deutlich abgewandelter Verwendung 48,5, unten S.300ff.
234
Hauptteil
des H e i l s u n d in 4 9 , 8 - 1 2 ausschließlich Israel. Diese T e x t e f ü h r e n dabei Di? i m a als I n t e r p r e t a m e n t ein, das n e b e n D'IJ "HR tritt o d e r dies w i e in 4 9 , 8 ganz v e r d r ä n g t . D i e H e i l s e r w a r t u n g f ü r die V ö l k e r v e r s c h w i n d e t d a bei n i c h t völlig, tritt j e d o c h angesichts der Z w e i f e l Israels in d e n H i n t e r g r u n d . D a d e n Adressaten ihre eigene H e i l s p e r s p e k t i v e e r n e u t z u r ü c k g e g e b e n w e r d e n m u ß , ist dies verständlich. D a s Heil der V ö l k e r w i r d n a c h u n d d u r c h die R e s t i t u t i o n Israels e r w a r t e t . Dessen n e u g e w o n n e n e A u s s t r a h l u n g s k r a f t w i r d es zu e i n e m „Licht f ü r die V ö l k e r " w e r d e n lassen. 1 9 0 A b s c h l i e ß e n d bleibt n a c h d e r D e u t u n g des Ebed d u r c h 4 2 , 5 - 9
und
4 9 , 8 - 1 2 zu fragen. D i e ü b e r e i n s t i m m e n d e A n o r d n u n g n a c h e i n e m E J L m i t f o l g e n d e m h y m n i s c h e n T e x t u n d die k o n z e p t i o n e l l e n u n d b e g r i f f l i c h e n Bezüge 1 9 1 b e g r ü n d e n a u s r e i c h e n d eine Z u s a m m e n g e h ö r i g k e i t v o n 4 2 , 5 - 9 u n d 4 9 , 8 - 1 2 . D a im z u l e t z t g e n a n n t e n A b s c h n i t t d e r Ebed e i n d e u tig m i t Israel identifiziert w i r d , ist d a v o n auch f ü r 4 2 , 5 - 9 auszugehen. D i e Parallelen in d e r G r u n d s c h i c h t , die genau M o t i v e n (etwa) aus 4 2 , 6 e n t s p r e c h e n , belegen, d a ß dies im K o n t e x t der dtjes P r o p h e t i e n g u t m ö g l i c h war.192
190 Vgl. dazu 60,1-3 und 60-62* insgesamt, die eine vergleichbare Grundstruktur aufweisen, ohne daß hierbei jedoch eine Heilserwartung für die Völker übrigbleibt. 191 Vgl. besonders 42,6b mit 49,8b und 49,7 und 49,(8b)9a. 192 Vgl. 41,9 zu prn und top. Elliger weist dagegen auf Parallelen zu Kyrostexten hin, wie 45,1 (irc'D ptrt; sek. Zusatz), 46,11; 48,15 (top von Kyros) und 45,13 (pISS). Einer Deutung auf Kyros stellt sich jedoch nicht allein die aufgewiesene Differenz zwischen 4 2 , 9 und Dtjes G in den Weg. Zugleich findet sich in Dtjes G keine Entsprechung für den von Elliger gedeuteten V.7, in dem er eine Zielangabe für die Aufgabe des Kyros findet. Nirgends erscheint Kyros aber in Dtjes G als Befreier aus Gefängnissen. Versteht man nach der obigen Analyse Jahwe als Subjekt von V.7, so daß der Ebed eine passive Rolle einnimmt, dann läßt sich der Ebed auch von daher nur schwer als Kyros deuten. Merendino, a.a.O., S.242, wiederum stützt seine Kyrosinterpretation z.T. auf die Argumente Elligers und behauptet des weiteren einen ursprünglichen Zusammenhang zwischen 42,5-8ba und 4 l , l - 4 . 2 5 - 2 6 b a . 2 7 (insgesamt mit 42,5-8ba eine Bestreitung, a.a.O., S.250f.). Wie auch zu anderen Stellen in Merendinos Analyse fragt man sich nach der historischen Plausibilität derart diffiziler Bearbeitungsprozesse. Ein pauschaler Hinweis auf „Ergänzung im Vollzug (gottesdienstlicher) Verlesung" (a.a.O., S.544) befriedigt kaum und nährt zudem — ein so mehr oder weniger beliebiges Verfahren unterstellt („Je nachdem jeweiligen Anlaß wurde dabei der eine oder der andere Text ein wenig erweitert und abgerundet." (ebd.)) —, Zweifel an der literarkritischen und redaktionsgeschichtlichen Rekonstruierbarkeit dieser Prozesse.
Die Naherwartungsschicht
235
Da sowohl in 42,5-9 als auch in 49,8ff. von einer Funktion des Ebed für Israel die Rede ist, muß die Identifizierung des Ebeds noch präziser erfolgen. Anhaltspunkte zu weiterer Klärung liefert dabei zum einen die Beschreibung Israels in 49,8bß.9ff., die Züge eines ideal gedachten Gottesvolkes aufweist. 193 Für das gegenwärtig noch unvollkommene, zerstreute und unter dem Exilsgeschick leidende Gesamtisrael soll der Ebed, nämlich die angeredete, mittlerweile zurückgekehrte 194 Gola Zeichen der Treue Jahwes sein. Dazu bestimmte Gott sie und machte sie so zum Zeichen für Gesamtisrael und die Völker. Mithin wäre der Ebed dieser Texte mit den Adressaten von R 1 gleichzusetzen 195 , was sich auch gut zur Botschaft von 42,5-9 fügt. Denn gerade darin wird dem Ebed seine Berufung in ihrer Bedeutung für Israel und die Völker (erneut) als W i l l e und Handeln Jahwes vor Augen geführt. Gegen zu vermutende Einwände wird der Ebed als Zentrum des gegenwärtigen Handelns Jahwes beschrieben. Jahwe wirkt weiter durch seinen Ebed, denn in ihm und seinem Ergehen ist (des gesamten) Israels Heil verbürgt. 196
b. 49,(7.)8-12.13 In Ergänzung zur bisherigen Analyse der Naherwartungsschicht bleiben die beiden Heilsworte 4 9 , 7 und 4 9 , 8 - 1 2 mitsamt dem abschließenden H y m n u s in 4 9 , 1 3 zu untersuchen. 197 Eine Reihe von Auffälligkeiten führten immer wieder zu Umstellungen und Zweifeln an der literarischen Integrität der Texte. 198 Die literarischen Besonderheiten werden im fol193 194 195 196
Vgl. unten S.237ff. Vgl. unten zur zeitlichen Einordnung von R 1 , S.242. Vgl. dazu unten S.239ff. Zur Unterscheidung zwischen der Gola und dem restlichen Israel und der z.T. besonderen Rolle bzw. dem Selbstverständnis der zurückgekehrten Gola vgl. auch Esr 2,62; 4,1-4; Ez 1 1 , 1 4 - 2 0 ( 2 1 ) ; 37,1 l f f ; Esr 2,8; Neh 7; 1 0 , 1 - 1 8 ; 1 2 , 1 - 2 6 . 1 9 7 Zur formgeschichtlichen Diskussion sei auf Melugin, a.a.O., S . l 4 3 f f . , verwiesen. Er fuhrt zutreffend die Mischung von Formelementen und die Schwierigkeit einer präzisen Ansprache der Abschnitte 4 9 , 7 und 4 9 , 8 - 1 2 vor Augen. Daß er dabei (erneut) die schöpferische Freiheit Dtjes' zur Erklärung heranzieht, kann nicht den Blick für die verschiedenen Grade formkritischer Einheitlichkeit bzw. Abweichungen verstellen. Letztere nehmen bei den Texten, die auch aus anderen Gründen Dtjes G abzusprechen sind, erkennbar zu. 1 9 8 Dazu gehört das fehlende Objekt in V.7aß, die Stilschwäche eines als Jahwerede eingeleiteten Wortes, in dem von ihm in der 3.Person die Rede ist (V.7), die für
236
Hauptteil
genden aus der Eigenart der Texte als Teil von R1 erklärt, so daß sich eine Ausscheidung einzelner Elemente zwecks Herstellung eines ursprünglichen dtjes Textes verbietet. Auch die intelligente Umstellung durch Westermann und Schoors bleibt eher unwahrscheinlich199
49,7 ist einleitend als Jahwerede stilisiert, ohne jedoch über ein Prophetenwort hinauszukommen. Trotz dieser Stilschwäche weist der kurze Text eine relative Geschlossenheit auf. Im Zentrum steht der Kontrast zwischen der Kennzeichnung des gegenwärtigen Israel in V.7aa 2 und der Reaktionen der Völker bzw. ihrer Herrscher auf die verheißene Erhöhung des jetzt von ihnen Verachteten. Die Gegenüberstellung wird gerahmt durch die Botenformel, die um die Kennzeichnung Jahwes als „Erlöser" und „Heiliger Israels" erweitert ist, und durch eine abschließende, theozentrische Zielangabe, die den Titel „Heiliger Israels" erneut aufgreift. Die obigen Anmerkungen zum literarischen Befund zeigten schon, daß dieser kurze Text durch die objektlose Sequenz in V.7aß über sich hinausweist. Die Könige reagieren nach V.7b ganz offensichtlich auf ein Eingreifen Jahwes zugunsten des jetzt noch unterdrückten „Knechts der Herrschenden". Die jetzige Stellung nach dem 2.EJL läßt dabei an das dort angesprochene Heilshandeln Jahwes denken. Auch der bewußte Kontrast zu 49,1-6* durch die negative Verwendung des Begriffs Ebed („Knecht der Herrschenden"), der in V.3.5a direkt vorher und auch an Dtjes ungewöhnliche Botenformel in 4 9 , 8 a a ' , der jede Erweiterung fehlt, die zitatartige Anspielung auf 42,6 in 4 9 , 8 b a und die für Dtjes G nicht nachzuweisende Rede von der weltweiten Rückkehr aller Exulanten. Vgl. als Lösungsversuch dazu u.a. Westermann und Schoors, a.a.O., S.97-103: Umstellung zu einer Einheit 49,7aa.8*-12.7aß.b und Ausscheidung von V . 8 a a ' und 8 b a ; Duhm scheidet V . 8 a a ' . 8 b a und 12ba aus, Marti V . 8 b a („Deuterojesaja citiert sich doch auch nicht selber", S.329), Fohrer V . 1 2 und Kiesow, a.a.O., S. 182, V.7aß.b und 8aa. 199 Gegen die These sprechen die inhaltlichen Unterschiede zwischen V.7 und V.8-12. Die Thematik des erniedrigten, von den Völkern geschmähten Israel einerseits und dem erhöhten Israel andererseits findet sich nirgends in V.8fF. angedeutet (vgl. etwa die Verbindung von Rückkehransage mit Völkerhuldigung in 49,22f.). Weiter zeigt V.7 eine in sich geschlossene Struktur (s.u.). Zudem ist V . 1 2 als Abschluß der Einheit denkbar (vgl. 4 9 , 6 f ) und fuhrt die Textfolge 49,12.7aß.b zu einem Wechsel von einer Jahwerede zum Prophetenwort. A u f eine dtjes G a t t u n g „Heilsankündigung" kann bei der Rekonstruktion des Textes aus verschiedenen Gründen nicht zurückgegriffen werden (vgl. oben S.50ff.). Zu v.Waldows These zweier Heilsorakel (49,8-10; 11-13), a.a.O., S.19f., vgl. Schoors, a.a.O., S.99.
Die Naherwartungsschicht
237
anderer Stelle als Ehrentitel begegnet, deutet auf eine gewollte Kommentierung der EJL hin. Diese Intention teilt V.7 mit den anderen Texten, die den (ersten drei) EJL folgen. Zusätzlich erweisen die auffälligen Bezüge zu 52,13-53,12 den Text als einen derartigen Kommentar.200 Beide Einheiten leben aus dem Kontrast zwischen dem noch erniedrigten aber nach Gottes Eingreifen erhöhten Knecht, der von den Völkern staunend wahrgenommen wird. Will man 49,7 nicht gar dem Verfasser des 4.EJL zuschreiben, so liegt zumindest eine sekundäre Anbindung des 2.EJL an das 4.Lied durch 49,7 vor. Der Vers setzt dabei neben der Kenntnis von Dtjes G201 und dem 1., 2. und 4.EJL auch diejenige Dtjes Z' voraus.202 Inhaltlich beleuchtet der Text den gegenwärtig beklagenswerten Zustand des Knechts203 und die zukünftige Wende zum Heil, indem vom Verhältnis Israels zu den Völkern gesprochen wird. Auf diese Weise wird die doppelte Perspektive der Berufung des Ebed aus 49,5f.* aufgegriffen. Der dort verheißene Erfolg des Ebed führt nach 49,7 zur Huldigung der Herrscher vor Israel, dem vormals geschmähten Ebed. Israel und d.h. der Ebed wird dann als Zentrum der Völkerwelt deren „Licht". Diese Heilsperspektive nimmt parallel zu 42,5-9 und 49,8-12 die Zweifel des gegenwärtigen Israel auf und bindet sie zugleich in die darauf antwortende Heilsansage für den Ebed mit ein. Diese Wirkung des Ebed nach außen wird auch an dieser Stelle als passive verstanden. Sie resultiert aus dem empfangenen Heil selbst. Das zweite Heilswort, 49,8-12, erweist sich schon zu Beginn als Teil der Naherwartungsschicht. Es verheißt in Entsprechung zu 55,6 Jahwes Zuwendung für einen kommenden Heilskairos nJ)3; DVD). Sein Wirken zielt auf eine Neuverteilung der verwüsteten rfrm. Der Text sieht Israel also zurückversetzt in die Situation vor der Landnahme. 204 Wenn 200 Vgl. u.a. in 49,7aa 2 und 53,3 HD zur Kennzeichnung des Ebed; in 49,7aß und 52,15 •O'TD als Vertreter der Völker. 201 Vgl. die Redeeinleitung und den Abschluß. Als Besonderheit ist hier u.a. die fehlende Anrede mit „Du" zu vermerken, vgl. etwa sonst 43,1* und 44,2. 202 Vgl. die Anspielung auf 49,23 in 49,7aß: D'^D, onü), nntti. Vgl. auch die Weiterentwicklung der hier implizit enthaltenen Völkertheologie und deren Übertragung aufZion in 60,1-3 (vgl. 6 0 , 1 0 f . l 2 . l 6 ) . 203 Vgl. V.7b und Ps 44,14-17; 79,4.10.22; 80,7. 204 Vgl. G.Wanke, T H A T II, Sp.55-59. Im Jesajabuch begegnet das Substantiv in 19,25; 47,6; 49,8(Plural); 54,17; 58,14 und 63,17. Bemerkenswert ist, daß neben
238
Hauptteil
J a h w e diese Restitution Israels bewirkt, realisiert er nicht nur den Israelauftrag des Ebed 2 0 5 , sondern stellt auf diese Weise den E b e d als Zeichen seiner Selbstverpflichtung für ganz Israel als
!T~a hin. 206
D e r weitere Blick auf die Heilsansagen in 4 9 , 8 f f . läßt mit Kiesow „ein M o s a i k von Anspielungen a u f und Zitaten aus K a p . 4 0 - 4 8 * " erkennen. 2 0 7 Sie f i n d e n sich hier meist zum letzten Mal 2 0 8 u n d werden zu einem geschlossenen Bild der k o m m e n d e n Heilsereignisse zusammengestellt. 2 0 9 Ein derartiges Gesamtbild fehlt in der Grundschicht. Zusätzlich zeigt sich eine Vereinheitlichung der Einzelzüge, wie etwa die Z u s a m m e n f a s s u n g „aller Aktivitäten Jahwes unter d e m Bild des Hirten". 2 1 0 Legt m a n eine differenziertere redaktionsgeschichtliche Analyse zugrunde, so zeigt sich, daß unser T e x t neben den EJL 2 1 1 und R 1
212
sowohl a u f Abschnitte aus
Dtjes G 2 1 3 als auch a u f Dtjes Z anspielt. 214 Anders als bei Kiesow ist der Abschnitt nicht der von ihm so genannten ersten Erweiterungsschicht zuzuordnen. 2 1 5 G e g e n Kiesows T h e s e spricht schon der d a n n anzunehmende doppelte Abschluß von K a p . 4 0 - 4 8 * mit
49,8 nur noch in Jos 19,51 eine Pluralform zu finden ist. O b sich dies aus dem Bezugstext 49,6 („aufrichten die Stämme Jakobs") indirekt erklärt, ist zu bedenken.
205 Vgl. die Wiederaufnahme von 49,6aa
Dpi»' TOtTm D'pn1?
in 49,8bß: nratf mbm "rmn1? j-tk • , prf?!
206 Vgl. oben S.233f. 207 Vgl. a.a.O., S.182. Vgl. insgesamt zur folgenden Skizze ausführlicher Kiesow, a.a.O., S.182-186. 208 Vgl. HD und n:i> von Israel (V.8aß); oder das Befreiungsmotiv in V.9a und das Wüstenzugmotiv in V.9b-11. 209 Nach der überschriftartigen Zielangabe in 49,8bß wird ein „Gesamtbild von Befreiung, Bewahrung auf dem Weg und Heimkehr" entworfen (a.a.O., S.183). In Dtjes G finden sich nur isolierte Einzelzüge, die nicht miteinander verbunden werden. 210 Ebd. Vgl. auch die Verallgemeinerungen in V . 9 b a („auf allen kahlen Hügeln") und V. 11 („alle Berge zu Wegen"). Konkretere Züge der Beschreibung des Rückwegs (etwa als „Wüste") fehlen ganz. 211 Vgl. 4 9 , 6 * mit 49,8b. 2 1 2 Vgl. 4 2 , 2 2 und 42,7 mit V.9a; und 43,5b-7* mit V . 1 2 (s.u.); und 4 2 , 6 b mit V.8ba. 213 Vgl. u.a. 41,10.13 (-IT5>); 41,17 (nw); 41,17-20 (Versorgung mit Wasser). 214 Vgl. 40,11 mit V . 9 b . l 0 ; 40,3f. mit V . l l ( i n , n o n , n i o a ) und 49,15 mit V . 1 0 b . l 3 (Jahwe als Erbarmer; o m ) . 215 Vgl. Kiesow, a.a.O., S.165. Bezeichnenderweise ist in unserem Abschnitt auch nicht von Zion die Rede.
Die Naherwartungsschicht
239
48,20f.(Dtjes Z) und 49,(7.)8-13*. 2 ' 6 Weiter fehlt in Dtjes Z noch die universale Rückkehrerwartung und trotz der Integration von Elementen der Grundschicht in eine zionstheologische Heilserwartung zeigt der erste Zionstheologe kein Interesse an einer vereinheitlichenden Gesamtsicht. Mit Kiesows Jerusalemer „Rückkehrtheologie" teilt 49,8-12 und mithin die Naherwartungsschicht jedoch den Standort des Verfassers. Spätestens in V.12 wird deutlich, daß hier Israeliten in Palästina angeredet werden, die auf (zurück-) kommende («13) Exilierte warten. Unterstützend weist Kiesow zurecht auf die Unterordnung aller Heilszusagen unter V.8bß hin: „Das Gelingen des Heimwegs der Diasporajudenschaft (ist - Verf.) funktional dem Wiederaufbau und der Wiederbesiedlung des verwüsteten Landes nach- und zugeordnet."217 Das gilt auch für ein zuletzt zu erwähnenden Motiv. Die Einheit wird in V.12 durch einen Blick auf die weltweite Rückkehr aller Israeliten abgeschlossen. Aus allen Himmelsrichtungen kehren sie nach Palästina zurück. Diese Ausweitung der Heilserwartung begegnet hier erstmals und kennzeichnet R 1 , der entsprechend auch 43,5.6a. 7* zuzuordnen ist.218
2.4.5 Zusammenfassung Mit der Naherwartungsschicht R 1 stehen wir am Anfang der schriftlich faßbaren Wirkungsgeschichte von Jes 40-52*, die hier schon in seiner zionstheologischen Ausgabe erweitert um die EJL 42,1-4 und 49,1-6* (52,13-53,12) vorliegt.219 Die erneute Verkündigung dieser prophetischen Worte verlangt angesichts der Situation der angesprochenen Israeliten eine Fortschreibung der Texte, die auf die sichtbar gewordenen Zweifel eingeht. Das angesprochene Volk Gottes nahm die Heilsbotschaft bisher 216 Nach Kiesow, a.a.O., gehört der Text ebenfalls zu Dtjes Z bzw. in seiner Begrifflichkeit zur „ersten Erweiterungsschicht". 217 A.a.O., S.185. 218 Vgl. oben S.62. Auch begrifflich finden sich Parallelen wie ]TSSD und pTHQ (vgl. 49,12). Vgl. weiter 43,6 und 49,9 (1D« Part.); 43,7* und 42,8 ('TOD, 'D0). 219 Zum 4.EJL vgl. die Überlegungen S.192ff.
240
Hauptteil
nicht auf. Weder vermögen sie in den gegenwärtigen Ereignissen den Beginn der Heilswende zu erkennen (44,21 f.; 45,18f; 46,12f.; 50,lf.), noch zogen sie die angemessenen Schlüsse aus den vergangenen Gerichten Jahwes (42,18-23*). Dabei setzt die Redaktion deutlich die vorangegangen prophetischen Worte der Grundschicht, der zionstheologischen Fassung Dtjes Z und der EJL voraus.220 Der Verfasser reagiert auf diese Situation in zweierlei Weise. Z u m einen betonen die Texte die Nähe des verheißenen Heils - Stichwort: 31p 221 das als Rettung (44,22b; 46,13; 50,2a), Sündenvergebung (44,21f.; 43,25) oder in der Schaffung neuen Lebensraums (45,18f.) angesagt wird. Auf diese Weise soll die geschwundene Heilserwartung mit neuem Leben gefüllt und in die nahe Zukunft hinein verlängert werden. Die Verwirklichung der prophetischen Zusagen, die Israel bisher noch schmerzlich vermißt, steht kurz bevor. Für alle sichtbar und umfassend wird sie eintreffen. H a n d in Hand mit dieser Neubelebung und Verlängerung der Naherwartung geht eine teilweise Ausweitung der Heilsansage. Erstmals steht nach R 1 nicht nur die Rückkehr der babylonischen Gola, sondern die aller Israeliten bevor (43,5.6a.7*; 49,12). Zudem bemüht sich R1 an der kompositorisch bedeutsamen Stelle zwischen Kap.40-48 und 49,1452,10 um die Integration der verschiedenen Verkündigungselemente aus Dtjes G, Z und den EJL (49,(7.)8-13). Auch das Interesse an einem geschlossenen Bild der kommenden Heilsereignisse, das der Grundschicht fehlt, weist auf eine spätere Stufe der Überlieferung hin. Weiter verwendet der Redaktor zahlreiche Mahnworte, die Israels Hinwendung zu dem nahen Jahwe fordern (42,18-25*; 44,6-8; 44,21 f.; 46,12f; 50,13). Das Volk soll endlich die schon geschehene Vergebung erkennen und anerkennen (44,21 f.; 50,1-3), da sich Jahwe in dieser Weise Israel bereits wieder zuwandte. Dieser mahnende Grundton, der sich durch fast alle Texte der relecture zieht, darf allerdings nicht ethisch mißverstanden werden. Anders als in späteren Schichten geht es bei diesem Umkehrruf weder um den im Verhalten ablesbaren Unglauben Is220 Vgl. die obigen Einzelanalysen. 221 Vgl. 46,12f.; 51,4f.; 55,6.8f., und dazu auch das betonte nnin als Zusatz in 43,1 und 44,1.
Die Naherwartungsschicht
241
raels222 noch um die Erfüllung einer Bedingung, durch die Israel sich erst den W e g zum Heil eröffnen würde. 223 Entgegen etwa 48,17-19 liefern die Texte der Naherwartungsschicht keine rationale Aufhellung der Ursache für das noch ausgebliebene Heil. Selbst in 50,1-3 wird Israels fehlende Reaktion auf Jahwes Handeln nur konstatiert, ohne dafür einen Grund zu suchen. R 1 ringt vielmehr um die Aufnahme der Heilsbotschaft bei seinen Adressaten (etwa 46,12f.). Sie soll ernst genommen werden. Dies mahnt er an und will zugleich bestehende Zweifel an Jahwes Zusagen durch eine zeitliche Verlängerung der Heilserwartung ausräumen. Neben den bisher genannten Kennzeichen begegnet vor allem in den Kommentaren zu den EJL eine ausdrückliche Betonung der Rolle Jahwes. Im Vergleich mit den EJL tritt etwa in 51,4f., aber auch in 42,5-13 und 4 9 , ( 7 . ) 8 - 1 3 der mit Israel identifizierte Ebed als Handelnder deutlich in den Hintergrund. Nunmehr agiert Jahwe selbst. Mit seiner Macht greift er ein. Der Ebed, in dem am ehesten die Gola zu sehen ist, wird dabei wieder zum Objekt des Heilshandelns Gottes. 224 Entsprechend verschiebt sich auch seine Bedeutung für die Völker. Kam ihm nach dem 1. und 2.EJL noch eine aktive Rolle bei der Ausdehnung des Heils auf die Völkerwelt zu, so tritt sie in R 1 zurück. Er erscheint hier vor allem als Empfänger des Heils. Durch die Restitution Israels (49,8f.) erfüllt Jahwe indirekt auch den in den EJL angesprochenen Völkerauftrag des Ebed. Als neu erstandenes Volk Gottes wird der „Knecht" „Licht für die Völker" sein. W e n n in R 1 auch eine Heilserwartung für die Völker erhalten bleibt und somit eine größere Nähe zu Dtjes G und den EJL als zu Dtjes Z besteht, so dominiert in der Verkündigungssituation von R 1 doch die Prärogative Israels. Dem Kenner der schwierigen Materie wird deutlich sein, daß es sich bei den letzten Ausführungen zu den Kommentaren der EJL z.T. um Annäherungen an diese Texte handelt. Und doch ermöglicht die Einzeichnung der Abschnitte in das Verkündigungsprofil von R 1 eine bessere Konturierung ihrer Botschaft. Gerade die zuletzt besehenen Texte erweisen ihren Verfasser als sekundären Bearbeiter. Die z.T. extensive Anlehung an Stil und Begrifflichkeit 222 Vgl. etwa 56,1 ff. und 55,7. 223 Vgl. zur konditionalen Heilsankündigung 48,17-19 aus R 3 . 224 Vgl so auch in Dtjes G.
242
Hauptteil
vor allem der Grundschicht und der EJL 2 2 5 sprechen eine deutliche Sprache. 226 In dieses Bild passt die Kombination verschiedener, aus der dtjes Grundschicht bekannter und dort getrennt begegnender Gattungen wie etwa in 4 2 , 1 8 - 2 5 * und 4 4 , 6 - 8 . Formkritisch erstmalig finden sich in R 1 Mahnungen als Textbestandteil und als eigenständige Mahnworte. Dementsprechend zeigen sich im Motivbereich vielfache Hinweise auf das „Nicht-Hören" Israels bzw. Aufforderungen zum „Beachten" der W o r t e Jahwes. 227 Läßt schon die vorausgesetzte zionstheologische Fassung des Deuterojesajabuches vermuten, daß wir die Verfasser und Adressaten in Jerusalem zu vermuten haben, so bestärkt 4 6 , 1 3 b in dieser Annahme: „und ich gebe in Zion Heil, für Israel meine Herrlichkeit." Zion/Jerusalem und seine Umgebung 2 2 8 ist demnach O r t des Heilshandelns und neuer, qualitativ gewandelter Lebensraum für die Bewohner der Stadt und alle Rückkehrer. Auch die in 4 9 , 1 2 vorausgesetzte Perspektive („aus der Ferne" hin nach Jerusalem) unterstreicht dies. Die Zeit der Abfassung von R 1 läßt sich nach unserer relativen Chronologie folgendermaßen eingrenzen. W i r befinden uns zumindest um die W e n d e vom 6. zum 5.Jh.v.Chr. A u f Grund der Gesamtanlage der Schicht mit ihrem Umkehrruf angesichts des nahen Heils wird man keinen zu großen zeitlichen Abstand von Dtjes G und Z annehmen dürfen. 229 D i e Heilserwartung läßt sich auf diesem W e g sinnvoll nur eine begrenzte Zeit verlängern. Diese Überlegung wird durch die sachliche Nähe vor allem zu Texten der dtjes Grundschicht bestätigt.
2 2 5 Vgl. etwa die Zitate in 51,4f. und die Selbstzitate in 4 2 , 5 - 9 und 4 9 , 8 - 1 2 . 2 2 6 Vgl. auch 4 4 , 6 - 8 und 5 0 , 1 - 3 . 2 2 7 Vgl. etwa 4 2 , 2 0 - 1DÖ vb, VOV ; 4 2 , 2 3 - Aufforderung zu »Dttf und 3 0 p, ]t«; (44,8); 5 0 , 2 - 0 n ]'«, nni) j'K ; 5 5 , 6 - mrv - p i ; m p ; 4 8 , 1 6 * - n«r toö Dip. Ergänzend kann auf den Umkehrruf in 4 4 , 2 2 hingewiesen werden. 2 2 8 Vgl. 4 9 , 8 : die neuverteilte rfrra. 2 2 9 Vgl. auch Caroll, W h e n Prophecy foiled, London 1 9 7 9 , S . 1 5 3 , der eine ähnliche Schicht in den trtjes Texten isoliert.
2.5 Die sekundäre Zionsschicht (R2) Nach der Naherwartungsschicht R1 setzt die sekundäre Zionsschicht R2 die Reihe der Redaktionen fort, die sich mit dem Problem der Nachgeschichte der Kapitel 40-46* bzw. 40-52* auseinandersetzen. Mit R1 verbindet sie der Rückblick auf die weitgespannten Verheißungen der Grundschicht und der Jerusalemer Ausgabe des „Dtjes-Buchs". Auch sie weiß sich deren Botschaft verpflichtet und sieht sich gerade deshalb in veränderter Situation zu eigenen Akzentsetzungen genötigt. Sie weist eine schon auf den ersten Blick bemerkenswerte Textverteilung auf. So finden sich in Kap.40-48 abgesehen von 40,6-8* nur relativ kurze Ergänzungen zu vorgegebenen Abschnitten, und zwar 40,30a, 43,3b.4 44,25.26a 2, 45,9f.nb \ 45,14**, 45,24p und47*6. Erst von Kap.49 an formuliert der Redaktor auch größere, eigenständige Abschnitte, die teils völlig selbständig und teils in Anlehnung an vorhandene Einheiten begegnen. Dabei wird bis auf das sogenannte 3.EJL (50,4-9), die Verse 51,18, 55,10f„ die Glosse in 52,3 und die rahmenden Abschnitte, 51,1.7f. und 55,1-15 durchgängig Zion angeredet. Die beiden zuletztgenannten Texte wenden sich im Plural an „Jahwe-Sucher" (51,lf.7f.) und verheißen seinen nach Heil „Dürstenden" Leben (55,1-5). Durch Inhalt und Stellung kommt ihnen eine gewisse Klammerfunktion zu, da sie abgesehen von 49,24-26 und den prophetentheologischen Abschnitten 40,6-8; 50,4-9 und 55,10f. die wesentlichen Texte der Redaktion R2 umgreifen: 49,24-26 (Singular von Zion) 51,lf.7f. (Plural) 12-15 20-23
1 2 3 4 5 6
Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl.
oben S.62f. oben S.75ff. oben S.80f. Anm.307. S. 197 und 285. S.288f. oben S.152ff. und 294.
2 44
Hauptteil
54,1-3 4-6 7f.9f. 11-17 5 5 , 1 - 5 (Plural) Diese Komposition läßt in der Zuordnung von Erwartung ( 5 1 , l f . 7 f . ) und zugesagter Erfüllung (55,1-5) spezifische Elemente der Heilsbotschaft von R 2 erkennen. Mit einer zweiten Inklusion unterstreicht der Redaktor die Gültigkeit aller vorliegenden Prophetien in K a p . 4 0 - 5 5 . Dazu schließt er mit 40,6-8* und 55,10f. die prophetischen W o r t e insgesamt ein. Zusätzlich wird seine neu eingebrachte Propheten- und W o r t theologie in 4 4 , 2 5 . 2 6 a und 50,4-9 erkennbar. 7
2.5.1
49,24-26
Das selbständige Disputationswort 8 , dessen bestrittene Meinung indirekt aus der Jahwerede zu erschließen ist, wird nicht zuletzt auf G r u n d seiner andeutenden Redeweise von den Auslegern recht unterschiedlich verstanden. So hört etwa Westermann in V . 2 4 den Einwand Israels, daß Jahwe die Gola (=Beute eines Starken) nicht aus dem Exil zu retten vermöge. 9 Auch Marti identifiziert die Israeliten mit der genannten „Beute".
7 Vgl. dazu unten S.273ff. 8 Vgl. zur Selbständigkeit von 49,14-21, S . l 4 l f f . , und Melugin, Formation, 1976, S.l48ff., der sich zurecht gegen Westermanns Thesen wendet. Zur Einordnung als Disputationswort vgl. Hermisson, EvTh NF 26, 1971, S.676(. Anm.32. Der Aufbau ahmt teilweise 4 9 , l 4 f f . nach, vgl. die Doppelfrage in V.15a und V.24, und den Konsessivsatz in V.15b und V.25 mit dem „steigernden Vergleich" (Hermisson). Dies darf nicht zu dem Fehler verfuhren die argumentierende Frage aus V.24 als Klage anzusprechen (so Westermann). „V.24 beginnt gleich mit der Bestreitung" (Hermisson, a.a.O., S.676), wobei u.a. auch der kolometrische Befund fiir die Annahme spricht, daß die Botenformel zwischen 'D und Dl eingeschoben wurde. Denn damit wäre die störende Redeeinleitung erklärt, die zudem •3 'K auseinanderreißt und kaum als Weiterleitungsformel anzusprechen ist. Kolometrisch ergibt sich damit f u r V . 2 4 : 14+14, fiir 25a: 14+14 und fiir 25b: 16+16. 9 Vgl. Westermann, S.179f.
Die sekundäre Zionsschicht (R 2 )
245
Er sieht sie jedoch bereits von Jahwe „geraubt", dem nunmehr niemand seine „Gefangenen" zu entreißen vermag. 1 0 D u h m setzt dagegen die „Beute" mit den Völlcern gleich, so daß sie als Gefangene Jahwes Israel in Zukunft nicht mehr schaden können." Blickt man auf V . 2 5 b ( 2 6 ) , so kann die vorausgesetzte Situation des Jahwewortes deutlich ausgemacht werden: Zion und „seine Kinder" sehen sich durch ihre Feinde bedroht. Jahwe sagt ihnen gegen diese „Peiniger", mit denen Fremdvölker angesprochen sind 12 , seine Hilfe zu. Er selbst wird für sein Volk den anstehenden Streit führen. 13 Diesen Aussagen geht eine Doppelfrage ( V . 2 4 ) und ein Konzessivsatz ( V . 2 5 ) voraus. 14 Dabei formuliert die Satzfrage eine höchst unwahrscheinliche und in dieser Weise irreale Möglichkeit: „Raubt man einem Starken die Beute oder entreißt man einem Gewaltigen die Gefangenen?".(V.24) 1 5 Bezieht man die Doppelfrage auf die Situation des Streits, in dem Jahwe für Zion eintritt, so liegt es nahe, daß mit TOS/piD auf Jahwe angespielt wird. 16 Die Bestreitung steigert sich in V . 2 5 noch: Selbst wenn der unwahrscheinliche Fall eintreten sollte, daß man einem 1133 seine Gefangenen entreißt, so muß Zion sich auch dann nicht sorgen. D e n n es ist Jahwe, der für sein Volk streitet. Der Stilfigur des steigernden Vergleichs folgend präsentiert sich Jahwe als derjenige, der mächtiger als ein 1133 Zions Feinden entgegentreten wird. W e n n dabei das „Entreißen" 1 7 oder „Wegnehmen" 1 8 von Beute als Vergleich gewählt wird, so ist dabei vor-
10 11 12 13
Vgl. Marti. Vgl. D u h m . Vgl. 4 9 , 2 5 b mit 51,22f. m ( j m ) und 5 1 , 2 0 j : 2 (jeweils R 2 !). V o n daher verbietet sich die Auslegung Duhms, der die Völker bereits als Gefangene Jahwes sieht. 14 Vgl. zur Diskussion um die Auslegung von D3 Schoors, I am G o d Your Saviour, 1 9 7 3 , S . l l4ff. (besonders S . l 19). Die offensichtliche Anlehung an 4 9 , l 4 f f . läßt in V . 2 5 eindeutig eine konzessive Bedeutung von DJ erkennen (vgl. 4 9 , 1 5 ; vgl. auch Koh 4 , 1 4 und G K § 160b). 15 f"U> statt p'-K mit L X X und V . 2 5 . 16 Vgl. 4 2 , 1 3 und Ps 7 8 , 6 5 ; Hi 16,14; Jes 3,2; Jer 2 0 , 1 1 : f , - u ) t d i d 'ni« mn\ 17 Vgl. Q^O nif. - begegnet nur hier in Jes 4 0 - 5 5 . 18 Vgl. üpb pual, noch in 52,5 von Israel ("mein Volk") und 5 3 , 8 vom Ebed.
246
Hauptteil
ausgesetzt, daß die Befreiung aus dem Exil bereits erfolgte. Erst dann erscheint Israel als Jahwes „Beute"19 bzw. der „Weggeführte" 20 und Jahwe als der „Starke". Redaktionsgeschichtlich gesehen blickt der Text auf Dtjes Z und darin auf 40,10 zurück: „Siehe, der Herr Jahwe! Mit Macht 21 kommt er und sein Arm übt Herrschaft aus! Siehe, sein Lohn (= befreite Gola) ist bei ihm und sein Verdienst vor ihm her!" Zion sieht sich in 49,24-26 erneut Feinden gegenüber. 22 Vermag der damalige n a a (42,13) nun seinen „Lohn", die von Babylon siegreich erbeuteten „Kinder Zions" 23 zu bewahren? Oder werden sie ihm entrissen? Die Antwort auf diese Zweifel der Adressaten läßt an Eindeutigkeit nichts zu wünschen übrig. Jahwe selbst verbürgt sich als Kämpfer gegen die Feinde und als Helfer Zions. Zusätzlich zeichnet V.26a in schockierender Drastik den Untergang der Gegner. Sie werden sich gegenseitig vernichten. 24 Durch dieses Geschehen soll Jahwe von allen Menschen als Retter und „Erlöser" Zions erkennbar werden. 25 Redaktionsgeschichtlich lassen sich hieraus folgende Schlüsse ziehen: Erstens lehnt sich unser Text ganz offensichtlich an die voraufgehenden Abschnitte 49, l4fF.26 und 49,22f. 27 an. Ein derartiges Vorgehen setzt diese 19 mpbo nur noch in Nu 31,1 If.26f.32. Vgl. dazu jedoch Dtjes Z - 40,10, in dem die Gola als „Beute" (in^DS) Jahwes begegnet. 20 '30 vgl. Zion als in 52,2 (46,2). 21 M i t Q ' u n d V r s p r r a . 22 Vgl. zu diesem durchgängigen Element in R 2 unten S.284ff. 23 Vgl. 49,22f. 24 Vgl. Jes 9,19f. und Sach 9,15. 25 Zu den Kennzeichen der Schicht R2 gehört die weltweite Offenbarung Jahwes durch sein Handeln für Israel, verbunden mit einem eindeutigen Heilspartikularismus. Zur Anrede Jahwes als apSJ' "P3K vgl. (Gen 49,24); Jes 1,24 und besonders 60,16. 26 Vgl. die Nachahmung der Satzfrage, des steigernden Vergleichs und des Konzessivsatzes.
Die sekundäre Zionsschicht (R 2 )
247
Texte voraus und ist kaum von deren Verfasser selbst zu erwarten. Zweitens unterscheidet sich der Abschnitt mit seiner drastischen Rede von der Vernichtung der Feinde Zions sowohl von der dtjes Grundschicht als auch von deren erster zionstheologischer Bearbeitung. Motiv und Art von V.26a finden sich erst wieder in späteren Texten. 2 8 Drittens führt die Perikope nach der oben gegebenen Auslegung in eine Situation, die auf erste Heilsereignisse zurückblickt und die sogenannte babylonische Gefangenschaft zwischen 587 und 539 v.Chr. hinter sich läßt. 29 Viertens zeigen sich wörtliche Berührungen mit dem frühen trtjes Text 60,16 3 0 , deren redaktionsgeschichtliche Bedeutung später erörtert werden soll. 31 Weiter begegnen in 4 9 , 2 4 - 2 6 jene beiden Elemente, die R 2 besonders kennzeichnen: die Heilszusage an Zion auf dem Hintergrund einer Bedrohung durch äußere Feinde, deren Vernichtung angekündigt wird. Daraus ergibt sich zugleich die Gestalt der Völkertheologie dieser Schicht. 32
2.5.2
51,lf.7f.
D i e Abgrenzung der Einheiten in den Kapiteln 4 0 - 5 5 bereitet den Auslegern häufig Kopfzerbrechen. 33 Dies gilt im besonderen M a ß für
27 Vgl. die Erkenntnisformel in 49,23b und 26b, wobei V.23b Dtjes G entsprechend auf Zions Gotteserkenntnis, V.26b aber auf die der ganzen Welt zielt. 28 Vgl. Ez 38,21 (Zusatz im Ez-Text, vgl. W.Zimmerli, Ezechiel, B K A T XIII/ 2, Neukirchen-Vluyn 1979 2 , S.921-961); Hag 2,22 und Sach 14,13. 29 Selbst wenn man dieser Auslegung nicht zustimmen kann, verbleiben die anderen Gründe, die eine Zuweisung zu R 2 rechtfertigen. 30 Vgl. 60,16b und 49,26b die einander antithetisch ergänzenden Verheißungen fiir Zion in 60,16a und 49,26a die Anrede Zions und der Sieg über die Feinde. Dabei ist anzunehmen, daß 60,16 sicher zum Grundbestand des Kapitels gehört. 31 Vgl. unten S.287fF. Motiv- und Begriffsparallelen zu Dtjes G gibt es nur wenige, mehrere jedoch zu
Dtjes Z: Toa (42,13); -idn"1» (40,5); Söhne Zions (49,20.22) - vgl. auch oben.
32 Vgl. unten S.284ff. 33 Vgl. etwa Mowinckel, der ohne die E J L 42 selbständige Einheiten zahlte, Eißfcldt mit „etwa 50 kleinste(n) Einheiten" und Muilenburg, der 21 „developed literary compositions" findet. Dazu vgl. ausfuhrlicher Michel, T R E VIII, S.511.
248
Hauptteil
51,1-8. 3 4 In der Auslegungsgeschichte wurde bisher nur von wenigen angenommen, daß sich hinter der Unsicherheit in der Isolierung der Einzeltexte auch literarkritische Probleme verbergen, 35 was angesichts des literarisch recht auffälligen Befunds verwundert.
Der Abschnitt wird durch pluralische Imperative (V.1.2a; 4a; 6 a a ' ; 7a) mit jeweils folgenden Kausalsätzen strukturiert (V.2b; 3; 4b; 6aa 2 .ß; 8a). Dabei stört V.3 den Aufbau, da mit ihm ein zweiter Kausalsatz 51,1.2a angehängt wird. Zusätzlich fällt der Vers durch die Rede von Zion und „seinen Trümmern" aus dem Rahmen der Aussagen in 51,lf.4ff. Die Nähe zu 52,9 (49,13) verstärkt zudem den Eindruck eines epigonalen Zusatzes, der im Zusammenhang der Mehrungsverheißung an Abraham und Sara von der Zusage an Zion und deren perfektisch vorweggenommener Erfüllung redet. Dabei greift er auf das Paradiesmotiv vom „Garten Eden" zurück36, um so den völligen, eschatologischen Wandel zu beschreiben. Besonders die mit 35,10=51,11 (Jer 33,11; 7,34) 37 parallele Verheißung von Freude und Jubel läßt an einen späteren Zusatz denken, der in den Rahmen der von Steck erhobenen großjesajanischen Redaktion des Kap. 3 5 gehört.38 Weiter unterscheidet sich 51,4f., wie bereits gesehen 39 , von den umliegenden Texten durch seinen extensiven Bezug auf das 1. und 2.EJL und den auch darüberhinaus zu beobachtenden Mosaikstil. Neben der Anrede von Fremdvölkern hebt dies die Verse dermaßen aus ihrem jetzigen Kontext heraus, daß sie trotz der formalen Gemeinsamkeiten ur-
34 Vgl. zu den verschiedenen Versuchen etwa Schoors, a.a.O., S.155f., oder Melugin, a.a.O., S.156. 35 So scheiden Elliger, Verhältnis, 1933, S.200-202, Volz und Schoors, a.a.O., S.154167, V.4f. als sekundär aus. Westermann, S.188ff. versucht die Probleme durch eine großangelegte Umstellung zu lösen, die als Textfolge 51,1a; 50,10f. II 51,4-6 II 51,7a.lb.2.7b.8 II 51,3 ergibt. 36 Vgl. neben Gen 2,8.10.15; 3,23f.; 4,16 noch Ez 28,13; 31,9.16.18; 36,35; Joel 2,3 (Sir 40,27). 37 Nach Thiel gehört Jer 7,34 zur dtr Bearbeitung (Die deuteronomistische Redaktion in Jer 1-25, W M A N T 41, Neukirchen-Vluyn 1973, S.128fF.) und stellt Jer 33,11 ein post-dtr Nachtrag dar (Die deuteronomistische Redaktion in Jer 26-45, W M A N T 52, Neukirchen-Vluyn 1981, S.37). 38 Vgl. dazu auch die Stichworte "1310 und n3"U> (35,1.6 und 51,3). Zur Hypothese „Großjesaja" vgl. u.a. Steck, Bereitete Heimkehr, 1985, zusammenfassend S.81fF. 39 Vgl. oben S.201 ff.
Die sekundäre Zionsschicht (R 2 )
249
s p r ü n g l i c h nicht in diesen Z u s a m m e n h a n g gehören. A u c h inhaltlich bestätigt sich diese Entscheidung, w i e ein Blick auf die V ö l k e r t h e o l o g i e eindrücklich zeigt. 40 A b s c h l i e ß e n d m u ß n o c h v o n Vers 6gesprochen
w e r d e n , der sich s c h o n
d u r c h d e n W e g f a l l des O b j e k t s „Jahwe" v o n V . l
und V . 7
Z u g l e i c h l e h n t er sich w ö r t l i c h an 4 0 , 2 6 , 5 1 , 8 a u n d 5 1 , 8 b
an. 4 1
abhebt. Dabei
erweist nicht zuletzt der Inhalt 5 1 , 6 als den spätesten der T e x t e . A n die Stelle
des
Hörens
(apokalyptische 4 2 )
auf
Jahwes
Wort
tritt
hier
der
Blick
auf
G e s c h e h n i s s e einer V e r n i c h t u n g v o n „ H i m m e l
und
Erde", die allein J a h w e s Hpls/nuHD' überdauern. Diese G e w i ß h e i t soll die H ö r e r trösten. Ein Vergleich mit anderen Aussagen z u r V e r g ä n g l i c h k e i t des G e s c h ö p f l i c h e n u n d d e m Bestand J a h w e s u n d seines W o r t e s lassen aber die Andersartigkeit dieser Aussagen 4 3 u n d die N ä h e e t w a zu Jes 2 4 , 1 10
besonders
erkennen.44
Mit
51,7f.
und
der
dahinterstehenden
psalmistischen Rede v o m V e r g e h e n d e r F e i n d e u n d d e m B e s t a n d der n p i s G o t t e s ist V . 6 ursprünglich nicht in eine Reihe zu stellen. 4 5
40 Vgl. etwa 51,8. Damit läßt sich schon an dieser Stelle ein bedeutender Unterschied zwischen R' mit seinem noch nachweisbaren Heilsuniversalismus und dem eindeutigen Partikularismus in R2 festhalten, der sich von der kerygmatischen Situation der sekundären Zionsschicht und ihrer Feindbedrohung her gut verstehen läßt. Die Zusammenbindung beider Textgruppen zu einer „3~lp-Schicht" (so Hermisson, Einheit und Komplexität, 1989, S.311), verbietet sich auch von daher. 41 Vgl. zu V . 6 a a ' 4 0 , 2 6 a a : lmi CDTS) • r a n « ® ; zu V.6aa 2 51,8a: Kausalsatz und Vergleich „wie ein Kleid" (verschieden verwandt), und zu V.6b 51,8b: wörtlich gleich bei Umstellung der Subjekte und Verwendung von nnn «b anstatt ü'"in in 1 ?. Vgl. weiter zu » ' i n in V.6a 51,lb.2a und zu nnn in V.6b 51,7bß. 42 So kennzeichnet auch Westermann die Sprache von V.6, S. 191 - Zum Begriff vgl. K.Koch, in: Apokalyptik, WdF 365, Darmstadt 1982, S.lff. 43 Vgl. etwa 40,6-8, unten S.273ff. 44 Vgl. dazu Kaiser, Jesaja, ATD 18, 1983 3 , S . l 4 l - l 4 5 ( f f . ) . 45 So etwa gegen Schoors, a.a.O., S.164f., der hier nur eine besonders poetische Sprache finden will und „Erde und Himmel" als „symbol of firmness"(S.165) versteht. „The verse is rather a motive of confidence than an eschatological promise."(ebd.) Die Art allerdings, in der hier Vertrauen geweckt werden soll, bestätigt wohl doch eher unsere These. Vgl. zum Gebrauch der Motive in 51,7f. auch Jes 50,9; Ps 68,3 und Hos 13,3; zum Gebrauch in 51,6 vgl. Ps 102,26; Lk 21,33 und 2.Petr 3,10. Weiter vgl. etwa Jes 24,1 ff. mit der von Jahwe verheerten, ausgeplünderten und verdorrten Erde.
250
Hauptteil
Damit verbleiben
51,lf.7f
als ursprünglich zusammengehörende Verse,
die durch Umstellungen 46 und spätere Zusätze (V.3 und 6) zum jetzigen Text erweitert wurden. Deren Auslegung bereitet allerdings kaum geringere Mühe als das Problem der Einheit. Besonders umstritten ist dabei die Frage, ob in V . l und V . 7 verschiedene 47 oder dieselben Adressaten4* zum Hören auf Jahwe aufgefordert werden. Die Anreden kennzeichnen sie einmal als Menschen, die p i s ' s m und darin Jahwe suchen (vgl. die dynamischen Elemente in V.la!), und das andere mal als Leute, die Jahwes p i s und min kennen (vgl. den statischen Charakter in V.7!). 49 Ohne auf die einzelnen Deutungen eingehen zu können, genügt ein Blick auf45,19 -
"pn p K DipD3 m n »aittipa Inn
inon k1?
int 1 ? »man K1? - 5 0 , um durch die Kenn-
zeichnung der Hörer als mrP 'OpSD im Kontext von Jes 40ff. Israel und nicht Proselyten angesprochen zu wissen." Der Text spricht vielmehr die Israeliten an, die sehnsüchtig und ungeduldig auf die Erfüllung der Heilszusagen Jahwes warten. Oder in den Worten Reiterers: „Jahwe suchen bedeutet ..., Gott durch das von ihm gesetzte (zeitgeschichtliche) Wirken zu erkennen trachten".52 Die Israeliten empfinden jene Differenz
4 6 51,4f. gehörte als Teil von R 1 schon zum Textbcstand. Die formal parallele Struktur in 5 1 , l f . 7 f . erlaubte eine Einfügung zwischen V . l f . und V.7f.; daraus ergibt sich eine Einschränkung des heilsuniversalistischen Akzents von 51,4f., der ganz im Sinne von R 2 liegt. 47 So etwa Westermann. Er sieht sich sogar zu Textumstellungen genötigt (vgl. oben Anm.35), da diejenigen, „die dem Heil nachjagen" (=Proselyten) nicht in der Weise wie die, „die das Heil kennen" (=Israel) an Abraham erinnert werden können. 48 Vgl. Fohrer oder Reiterer, Gerechtigkeit als Heil, Graz 1976, S.56-75 - und dazu auch seine Übersichten zur Auslegungsgeschichte. 49 Auch Reiterer, a.a.O., S.58f. und 72, unterscheidet in dieser Weise. Wenn er dabei den dynamischen Chrakter von V . l als indirekte Aufforderung versteht, „das sich Israel um dieses Heilswirken auch selbst bemühen müsse" (S.58), so unterschiebt er der partizipial (!) kennzeichnenden Anrede zu Unrecht ein imperativisches Element. 50 Einzig hier findet sich in 40ff. Öpa bezogen auf Jahwe. 51 Gegen Westermann, S.189f.
Vgl. auch die Unterschiede zwischen 50,10 na» bipa DOB' II I1? nn
O'IXÖn l'xj,
56,3-8 einerseits und 51,1 andererseits. Die beiden ersten Stellen fuhrt Westermann als Belege für seine These an. 52 So Reiterer, a.a.O., S.57. Zu p i ä und -|TT vgl. ebd.
D i e sekundäre Zionsschicht (R 2 )
251
zwischen ihrem gegenwärtigen Zustand und der Verheißungenjahwes 53 , die sich auch aus V . l b . 2 noch näher bestimmen läßt. Der Hinweis auf Abraham und Sara führt in eine analoge Spannungssituation zwischen der großen Verheißung, der die angesprochenen Israeliten selbst ihre Zugehörigkeit zu Abraham als „ihrem Vater" verdanken (V.2a), und dem kümmerlichen Zustand z.Zt. der Berufung: „Denn als einen berief ich ihn und segnete ihn und mehrte ihn." (V.2b) Und — so sollen die Israeliten schlußfolgern - wie sie selbst der lebendige Beweis der Erfüllung jener Zusagen an den einen, nämlich Abraham, sind, so wird Jahwe auch die jetzigen Verheißungen neuen Segens erfüllen. 51,1 f. führt also in die Situation angespannter Heilserwartung nach bereits ergangener prophetischer Verkündigung. Das ersehnte Heil ist hier parallel zur Segens- und Mehrungsverheißung als Segenszustand gedacht. Dem entspricht die Kennzeichnung von np12i bzw. nuiö' als D^u?1? bzw. D m in 1 ? in V.8b. M In welchem Verhältnis steht nun 51,7a zu 51,1 f.? Auf die Strukturparallelen wurde oben bereits hingewiesen. Zeigt V . l a die Israeliten sehnsüchtig Jahwes Heil erwartend, so kennzeichnet V.7a sie weiterführend als diejenigen, die schon um Jahwes Heilsabsichten wissen55, ja bereits jenseits eines Neubeginns leben. Der Verfasser bedient sich dabei dtr Begrifflichkeit, wie ein Blick auf Jer 31,33 lehrt.56 Die dort verheißene
53 Vgl. die als tatsächlich vorhanden beschriebene Haltung. Dagegen vgl. den Imperativischen und auch ethischen Gebrauch in D t n l 6 , 2 0 , Prv 15,9 und 2 1 , 2 1 . 54 Vgl. Reiterer, a.a.O., S.73. Der Blick übersteigt damit die gegenwärtige Situation. Israel partizipiert an der Dauerhaftigkeit Jahwes im Gegensatz zur Vergänglichkeit der Feinde. 55 A u f G r u n d des parallelen Stichos GD^j ' m i n DU ist zum einen deutlich, daß hier ganz Israel und nicht eine bestimmte G r u p p e im Volk angesprochen ist (gegen Fohrer, S . I 4 4 f . ) . Dazu vgl. auch V.7aß, woraus zu schließen ist, daß hier von Israel als Volk und nicht von einer G r u p p e in ihm die Rede ist. In dieser Partizipform begegnet DT sonst in Jes 4 0 - 5 5 nicht mehr. Erscheint bei Dtjes G und Z die Erkenntnis (Jahwes) oft als Ziel der Handlungen Gottes, so ist hier diese Einsicht bereits erlangt. Vergleichbare Formeln mit i r r finden sich etwa in Jer 4 8 , 1 7 ; Ps 9 , 1 7 ( N a m e Gottes); Ps 89,16; D a n 11,32; Ps 119,79 und 36,11. 56 Jahwes „neuer B u n d " mit Israel wird dort im Rahmen der „periodisierenden deuteronomistischen Geschichtstheologie" (Thiel, Die deuteronomistische Redaktion in'
252
Hauptteil
N e u b e g r ü n d u n g des Verhältnisses zwischen Jahwe und Israel wird hier als bereits vollzogen dargestellt. Israel kann schon als
' m i n US ange-
sprochen werden. M i t dieser Aussage relativiert V . 7 a den von Israel empf u n d e n e n Abstand z u m sichtbar erwarteten Heilszustand (V. l f . ) . D a s V o l k m a g zwar zurecht noch die Vollendung vermissen, aber der grundlegende N e u a n f a n g ist (durch die vorausgegangene Heilsverkündigung) bereits geschehen. U n d beides - Neubeginn als Heilsverheißung (vgl. V . 7 ; statisch) und angespannte Heilserwartung (vgl. V . l ; dynamisch) — verbindet das gegenwärtige Volk Israel mit der Situation Abrahams u n d Saras. Teil dieses „Zwischenzustands" ist Israels Furcht vor Feinden 5 7 , der das Jahwewort in Anlehnung an das dtjes Heilsorakel entgegentritt 58 : töi» n s i n h o t t e n lnnrr 1 ?« orisTim. D i e Angst vor „Schande", nach der Israel in Erinnerung an die Ereignisse um 5 8 7 v.Chr. eine erneute A b w e n d u n g Jahwes befürchtet (vgl. 54,4!) 5 9 , wehrt V . 8 mit der Zusage der Vernichtung der Gegner und, ihr entsprechend, mit der Verheißung bleibenden Heils für Israel ab. D i e beiden parallelen Worte an Israel in 51,1 f. und 51,7f., die eine kerygmatische Einheit bilden, weisen deutliche Kennzeichen der von uns als R 2 zusammengefaßten T e x t g r u p p e auf. 6 0 D a z u gehört die fehlende Kritik an Israel 61 , das Problem der Heilsverzögerung bei angespannter Erwartung, die vorausgesetzten Heilsverheißungen als grundlegende N e u -
57 58 59 60 61
Jer 26-45, W M A N T 52, Neukirchen-Vluyn 1981, S.27, vgl. auch S.23-28) derart gekennzeichnet: rnnnD« •n'rbin G3"lpD T n r r n « Tino Di)1? , l n , r r nom D'rf?«1? Dn1? r r m . Vgl. auch Ps 37,31 und 40,9, und Chr.Levin, Die Verheißung des neuen Bundes, F R L A N T 137, Göttingen 1985, S.261 ff., der zurecht gegen eine unmittelbare literarische Abhängigkeit votiert. Entgegen seiner Einzeichnung von 51,7 in die Theologie der späten Torafrömmigkeit (a.a.O., S.261 Anm.15) soll jedoch, wie oben ausgeführt, V . 7 a a aus seiner Spannung zu 51,1 verstanden werden. Vgl. zu V.7b.8a besonders 47,3; 51,12 und 54,4. Im Unterschied zu Dtjes G vgl. hier den Plural, und dazu noch 44,8 (R 1 ). Vielleicht kann hinter solchen Befürchtungen auch die Sorge vor den Schmähungen angesichts des ausbleibenden Heils vermutet werden (vgl. V . l f . ) . Vgl. insgesamt die Zusammenfassung unten S.283ff. Ermahnung findet sich nur als Nebenton. Eindeutige Mahnworte begegnen anders als in R' und R 3 nirgends.
Die sekundäre Zionsschicht (R 2 )
253
Zuwendung Jahwes, das Verständnis des Heils als Segenszustand neben der Zusage der Vernichtung der bedrohlich e m p f u n d e n e n Feinde Israels u n d die verstärkte A n l e h n u n g an verschiedene, nicht aus K a p . 4 0 - 5 5 stammende Motive. 6 2
2.5.3
51,12-15
D i e beiden folgenden Heilsworte 6 3 51,12-15
und 51,20-23,
die jeweils
erläuternd den Abschnitten Dtjes Z' angeschlossen sind, k ö n n e n etwas knapper behandelt werden. 6 4 Sie illustrieren z.T. bisher Gesagtes. Ihrem Kontext entsprechend (51,9f.; 5 1 , 1 7 . 1 9 ) w e n d e n sie sich singularisch ( p r i m ä r ) an Zion. 6 5 5 1 , 1 2 - 1 5 kontrastiert die gegenwärtige
62 Vgl. zu V.7a die dtr Parallelen (s.o.); die Bezüge zu Klageliedern und der Weisheit in V.7b (Ö1]K) und V.8a (Bilder); und die Segens- und Mehrungsverheißung samt der Erwähnung Abrahams und Sara in V.lb.2. Abschließend noch ein Wort zu Elligers Begriffsanalysen, die an dieser Stelle letztlich zu keiner klaren Entscheidung helfen, vgl. Verhältnis, 1933. Seine Grundthese, nach der jedes sekundäre Element in Jes 40-55 von „Trtjes" stamme, verstellt den Blick für die nötigen Differenzierungen innerhalb der dtjes Sammlung - vgl. als Beispiel etwa die Argumentation in Nr.612, S.202. 63 Zur formgeschichtlichen Diskussion vgl. neben Schoors, a.a.O., S.121-127, und Westermann, Prophetische Heilsworte, 1987, S.36, und vor allem Melugin, a.a.O., S.159-161. 64 Zur Literarkritik vgl. oben S.128ff„ und die Beobachtungen von Steck, BN 44, 1988, S.78ff., der allerdings auf Grund eines abweichenden Schichtenmodells zu teilweise anderen Ergebnissen kommt. Dabei geben einzelne Beobachtungen Stecks zur unterschiedlichen Verarbeitung derselben Themen in 51,12-15 und 5 4 , l l - 1 7 a (a.a.O., S.83) vielleicht Anlaß Kap.54 einer späteren Phase innerhalb der Redaktion R2 zuzuweisen (vgl. Kap.54, in dem nur vereinzelt und als Möglichkeit von einer Feindbedrohung die Rede ist, während in 51,12-15 eine faktische Bedrohung erkennbar ist; 5 4 , l l - 1 7 a spricht grundsätzlich und zeigt Feind, Waffe und Würger als Schöpfung Jahwes; 51,12-15 dagegen redet konkret und die Feindesmacht steht Jahwes Macht gegenüber). Die Unterschiede sind jedoch so subtil, daß weiterhin von einer Redaktion gesprochen werden kann. 65 Vgl. zu den textkritischen Probleme in V.12f. mit Schoors, a.a.O., S.124f.: V.12' mit LXX "|D- (wegen Dittographie) und sonst mit M. Vgl. auch Hermisson, Einheit und Komplexität, 1989, S.300 Anm.53, mit einer Interpretation der ursprünglichen Inkongruenz als bewußter Verkoppelung der Personifikation „Jakob/Israel" und „Zion/Jerusalem".
254
Hauptteil
„ M e n s c h e n f u r c h t " der Israeliten mit deren trostreichem G o t t . 6 6
Dabei
klingt ein leicht tadelnder N e b e n t o n an, der zugleich seelsorglich h e l f e n d die g a n z e U n s i n n i g k e i t des V e r h a l t e n s der Israeliten a u f z e i g e n soll.
Ob-
w o h l Z i o n e i n e n d e r a r t i g e n G o t t h a t , d e r T r ö s t e r ( P a r t . ! ) i s t , v e r f ä l l t es i n der gegenwärtigen Notsituation (V.13) der Furcht. Dies belegt nach den W o r t e n des Propheten, d a ß die Israeliten J a h w e vergaßen. D e r V e r f a s s e r steigert die Aussage d u r c h die Gegenüberstellung der sterblichen und
des
Schöpfers Jahwe,
der Z i o n
und
„Himmel
und
Feinde
Erde"
schuf
(Reihenfolge!; V.13).67 D i e g e g e n w ä r t i g e L a g e e r l e b e n d i e I s r a e l i t e n n a c h V . 1 3 f . als s e h r drängend.
68
B e s t ä n d i g ä n g s t i g e n sie sich vor d e m Z o r n d e r F e i n d e
e m p f i n d e n sich wie G e f a n g e n e . 6 9 J a h w e verheißt ihnen ein rasches d e r N o t , w o b e i nicht sie s o n d e r n ihre F e i n d e , d i e sterblichen
beund
Ende
Menschen,
s t e r b e n . I m d r i t t e n S t i c h o s V . l 4 b ß - „ d a ß er k e i n e n M a n g e l a n B r o t h a t " - k a n n m a n m i t Drf? e i n e e r s t e A n s p i e l u n g a u f 5 5 , 1 - 5 ( V . 2 ) u n d d i e d o r t a n g e b o t e n e (positive) E r ö f f n u n g von „ L e b e n " hören.70 Abschließend weist
6 6 Vgl. zu diesem für R 2 spezifischen T h e m a der „Menschenfurcht" 5 1 , 7 b und 54,4. Auch Steck, a.a.O., S . 7 8 f f „ erkennt in der Aufhebung der Feindbedrängnis das Schwergewicht des Textes, (a.a.O., S.82f.), wobei er zusätzlich über 4 3 , 2 5 (vgl. 51,12a) eine Verbindung zu R'-Texten findet (Thema der Sündenvergebung - u n d darüber zu 5 0 , 1 b ) . Hier scheint jedoch eine Aufteilung a u f zwei verschiedene Schichten sinnvoller, da in R 2 -Texten die Sündenvergebung nicht als eigenes T h e m a begegnet. 67 D i e Reihenfolge ist außerhalb erweiterter Botenformeln (43,1; 4 4 , 2 4 a ) singulär, vgl. in der Grundschicht 4 0 , 2 2 ; 4 4 , 2 4 b und 4 5 , 1 2 . Z u V . 1 3 vgl. auch 5 4 , 1 4 . 1 6 (R 2 ). 68 Dabei wird eher das subjektive Erleben der Adressaten beschrieben, wie es sich aus ihrer Vertrauenslosigkeit ergibt, als daß Rückschlüsse auf die faktische Situation möglich wären. Vgl. zu -ran 4 9 , 1 6 ; 58,11; 60,11; 65,3; zu D i r r 1 » 6 5 , 2 . 5 und zu beiden 52,5 u n d 6 2 , 6 (49,16!). 52,5 spricht evtl. eine vergleichbare Situation an, wenn von der ständigen Lästerung des N a m e n s Jahwes die Rede ist. Redaktionsgeschichtliche Rückschlüsse zu 4 9 , 1 6 und 52,5 lassen sich hieraus nur schwer ziehen. 69 Vgl. zu non (V.13a) 5 1 , 2 0 . 2 2 und 4 2 , 2 5 (R 5 - dort jedoch von Jahwes Zorn). Z u den Bildern in V . 1 4 nns und bß - vgl. 55,2 (R 2 ) und Schoors, a.a.O., S . 1 2 6 f „ der a u f den Hintergrund des Verses 14b in den Klageliedern („daß er nicht sterbe und begraben werde") hinweist. Z u V . l 4 a vgl. H i 1 2 , 1 4 . 1 8 ( 3 0 , 1 1 ) ; Ps 1 0 2 , 2 1 ; 105,20; 116,16. Z u V . l 4 b ß vgl. den von Schoors, ebd., aufgenommenen Veränderungsvorschlag ( lehämo „seine Stärke"), wodurch die Klimax von V . l 4 a zu V . l 4 b a in V . l 4 b ß fortgesetzt würde. Vgl. dagegen die Verbindung von 5 1 , l 4 b ß und 55,2 (s.u.). 70 Vgl. unten S.270f.
Die sekundäre Zionsschicht (R 2 )
255
V . 1 5 in w ö r t l i c h e r Ü b e r e i n s t i m m u n g m i t J e r 3 1 , 3 5 b 7 1 a u f J a h w e s M a c h t als B e h e r r s c h e r des C h a o s .
2.5.4 51,20-23 51,20-23
schließt d i r e k t an den v o r g e g e b e n e n V e r s 1 9 an u n d illustriert
in V . 2 0 e r n e u t die G r ö ß e der N o t Z i o n s nach 5 8 7 v . C h r . 7 2 „ D e i n e S ö h n e lagen o h n m ä c h t i g an allen Straßenecken — w i e die A n t i l o p e i m N e t z v o l l des Z o r n s J a h w e s u n d des Scheltens deines Gottes." (51,20). I m R ü c k b l i c k e r i n n e r t der T e x t dabei an J a h w e als d e n U r h e b e r dieses G e r i c h t s . 7 3 D a d u r c h v e r w e i s t er a u f d i e V e r a n k e r u n g d e r g e g e n w ä r t i g e n Not
im
Exilsgeschick
(=Gericht)
und
bereitet die Heilsansage
in
V . ( 2 1 . ) 2 2 f . v o r . D a s jetzige Leid w i r d a u f diese W e i s e zu einer V o r s t u f e f ü r die g r o ß e H e i l s w e n d e . N o t , S c h a n d e , E r n i e d r i g u n g u n d D e m ü t i g u n g
71 V.15aß.b ist identisch mit Jer 31,35b. Die Vermutung Tannerts, Jeremia und Deuterojesaja, Leipzig 1956, S.16-19, und Crüsemanns, Studien zur Formgeschichte von Hymnus und Danklied, W M A N T 32, Neukirchen-Vluyn 1969, S.107, der sich Kiesow, Exodustexte, 1979, S.95, anschließt, daß hier „beide Male aus demselben vorgegebenen Hymnus zitiert wird" (ebd.), ist rein hypothetisch. Ob hier vi. auch direkte literarische Abhängigkeiten bestehen, könnte erst eine präzisere Datierung des post-dtr Stücks Jer 31,35-37 an den Tag bringen (vgl. auch Thiel, a.a.O., S.28). In jedem Fall versucht der Redaktor mittels dieses Schlußverses eine sekundäre Verkopplung mit 51,9f. Hier erscheint Jahwe, der Beherrscher der Chaosmächte, und nicht als derjenige, der das Meer austrocknet und so den Durchzug durchs Schilfmeer ermöglicht. In Anspielung auf den urzeitlichen Chaoskampf (vgl. Hi 26,12; vgl. dazu J.Day, God's Conflict with the Dragon and the Sea, Cambridge 1985, S.38fF. und 56f.) wird seine jetzige Macht zum Sieg über die Feinde vorgeführt. Die Schlußformel in 51,15b gehört zu den Kennzeichen von R 2 , vgl. 47,4; 54,5 (noch 48,2 - sekundär in R 3 ) und dazu die offensichtliche Häufung im Jer-Buch (10,16; 31,35; 32,18; 46,18; 48,15; 50,34; 51,19.57). 72 Vgl. dazu Thr 2,11.19. Und zur Anrede der Söhne Zions vgl. 49,15 (Sohn des Leibes) - parallel findet sonst nur „das vergessene Kind" in Dtjes Z; in R 2 und angewandt auf die erwachsenen Kinder vgl. 43,6b; 45,1 lb; 49,20; 51,12 und 54,1 (noch 51,18 Plural - R 1 ); und zu den Bildern Ps 141,10; zum Schelten Gottes gegen Elemente vgl. 50,2; Ps 18,16; 104,7; Hi 26,11; 2.Sam 22,16 und gegen Feinde Jes 66,15 und Ps 76,7. 73 Vgl. 51,17.
256
Hauptteil
Zions (V.20.23) finden nun ein Ende, da Jahwe seinen Zorn von seinem Volk weg gegen deren Feinde wendet. 74 Darin erweist er sich als 10£> 3 ' T -pn^R.75 Er selbst beseitigt die von ihm heraufgeführte Bedrückung Zions. Deutlich ist dabei, daß angesichts des so erlebten Exilsgeschicks, Heil für Zion zugleich Unheil für die Feinde bedeutet. Dabei läßt die breite Notschilderung in V . 2 3 erkennen, daß hier ein Zusammenhang zwischen T a t und Tatfolge angedeutet werden soll. Die Gegner Zions werden jetzt erleiden, was sie bisher Zion antaten. 76 Der gerade skizzierte Abschnitt weist eine Fülle für R 2 charakteristischer Elemente auf. So begegnet Jahwe als „Streiter" für Zion (S'l) 7 7 . Weiter ist von seinem Gericht unter den Bildern vom „Zorn Jahwes" 7 8 und von „Wein" die Rede. 79 Die Notschilderung wird, wie auch in 54,4ff., besonders von der Thematik der Schande und Erniedrigung Zions bestimmt. 8 0 Die Heilsankündigung für Zion und seine „Söhne" 8 1 bekommt hier die Gestalt der Vernichtung der Feinde. Daneben finden sich wie bereits in 49,24f. Bezüge zu trtjes Texten. 8 2
2.5.5
54,1-17
Obwohl es seit Elligers These, daß in Kap.54/55 eine spätere Ergänzung „Tritojesajas" vorliegt 83 , nicht an weiteren Beobachtungen zu den Unterschieden zwischen Kap.54 (-55) und 40-52 gefehlt hat 84 , konnte sich ihre literarkritische Abtrennung aufs Ganze gesehen nicht durchset74 Vgl. zum Bild Jer 25,15ff. (mit Thiel post-dtr Redaktion, vgl. Die deuteronomistische Redaktion injeremia 1-25, W M A N T 4 1 , Neukirchen-Vluyn 1971, S.273). 75 Vgl. 49,25b!(R 2 ). 7 6 Vgl. dazu Kap.47 und seine Kommentierung durch R 2 , S.152fF. und 294. 77 Vgl. 49,25 und 51,22. 78 Vgl. m w in 51,20b und 54,9b. 79 Vgl. 49,25b und 49,26. 80 Vgl. auch die Anrede als mi> in 51,21a und 54,11. Vgl. als Gegenbild 4 7 , 8 a a (Dtjes Z). 81 V g l . A n m . 7 2 . 82 Vgl. besonders 60,14 und weiter 63,6; 66,15 (Zorn Jahwes). Dazu kommen Anklänge an Thr 2,11.19. 83 Vgl. Verhältnis, 1933, S.135ff. u.a. 84 Vgl. etwa Westermann, S.26, der von einer „Sonderstellung von Kap.54 und 55 am Ende" spricht.
Die sekundäre Zionsschicht (R 2 )
257
zen. 85 Aufkommende Zweifel an einer dtjes Verfasserschaft werden gerne durch den Verweis auf eine kompositionsbedingte Anordnung der Texte abgewiesen, für die Dtjes selbst verantwortlich sei. 86 Hin und wieder wird diese These ergänzt durch eine Unterscheidung verschiedener Phasen in der Wirksamkeit des Propheten. 87 Da derartige biographisch orientierte E r k l ä r u n g s v e r s u c h e , w i e bereits dargelegt 8 8 , den B e f u n d k a u m angemessen erklären können, soll erneut auf dem in dieser Arbeit beschrittenen W e g nach einer Lösung gesucht werden. Daraus ergibt sich eine Zugehörigkeit der überwiegenden Teile des Kapitels 54 zu den Texten der Schicht R 2 . Die Fragen der Textabgrenzung werden auch hier kontrovers diskutiert. 89 Deutlich ist zunächst, daß die durchgängige Anrede Zions das gesamte Kapitel vom 4.EJL und dem folgenden Text 55,1-5 abhebt. Weiter markieren die beiden Anreden in 54,1 und 54,11 jeweils einen Neueinsatz. Zusätzlich legen folgende Beobachtungen eine Trennung zwischen V . l - 3 und V.4-6 nahe: Die syntaktische Struktur mit imperativischem Aufruf (V. l a . b a 2 ) und folgendem Kausalsatz ( V . l b ß ; 3) verbindet die Verse 1-3 und trennt sie von V.4-6. Zugleich begegnet nur in V . l - 3 die Kombination von hymnisch geprägter Aufforderung und prophetischer Heilsankündigung. 9 0 V.4-6 lehnt sich mit seinem Ruf zur Furchtlosigkeit u n d der sich anschließenden Reihe von Begründungen an das dtjes Heilsorakel an, nicht ohne es auffällig abzuwandeln. 9 1 Auch inhaltlich
85 Vgl. als Ausnahmen H.-Chr.Schmitt, ZAW, 91, 1979, S.43ff., Kiesow, Exodustexte, 1979, der sie zur zweiten Bearbeitungsschicht zählt, Merendino, Der Erste und der Letzte, 1981, und neuerdings Steck, ZAW 101, 1989, S.282-285, und ders., BN 46, 1989, S.67ff. 86 Vgl. Westermann, S.26 87 So etwa Sekine, vgl. oben Kap.l, S.3 A n m . l 4 . 88 Vgl. oben S. 18-22. 89 Vgl. die Ubersicht der angebotenen Lösungen bei Kiesow, a.a.O., S.142 Anm.80. 90 Vgl. so auch Melugin, a.a.O., S.169f.; und dazu auch seine Argumentation gegen Westermanns Abgrenzung. 91 Vgl. ebenfalls Melugin, a.a.O., S.170f. in V.4b ist als '3 - adversativum zu verstehen, vgl. GK § 163b, und Schoors, a.a.O., S.81. Im Vergleich mit einem Heilsorakel in Dtjes G (etwa 4 l , 8 * - 1 3 ) fehlt hier die Einleitung, die Angabe des Adressaten und des Ziels und die Jahwerede in der 1.Singular. Zudem wird die typische Reihenfolge der Formelemente nicht eingehalten - vgl. Schoors Ubersicht, a.a.O., S.47.
258
Hauptceil
unterscheidet sich V . l - 3 mit Zion als „Kinderloser" und der Mehrungsverheißung nebst der Ankündigung großer Herrschaft in Palästina 92 von V.4-6, mit Zion als verlassener Ehefrau, der die Rückkehr ihres Mannes Jahwe verheißen wird. 93 In V.7 wechselt erneut der formgeschichtliche Hintergrund. Mit deutlich antithetischer Struktur werden zwei Gegensatzpaare gebildet (V.7a 7b; 8a -8b). 9 4 Zudem beobachtet Melugin scharfsinnig, daß trotz der erneuten Rede vom „verlassenen Zion" die Metaphorik vom „Ehemann Ehefrau" aus V.4-6 nicht aufgegriffen wird. Will die masoretische Textfassung von V.9aa auch eine ursprüngliche Fortsetzung der Einheit über V . 8 hinaus nahelegen, so wird hier ursprünglich ein Vergleich ('DD) zu lesen sein. Die Abschlußformel in V.8b weist zusätzlich auf einen Ende der Einheit hin. In gleicher Funktion begegnet eine derartige Formel in V.6b 9 5 und V.lObß. Demnach lassen sich mit
17
%
54,l-3-4-6.7f-9f-
und dem folgenden
54,11-
fünf Einzeltexte isolieren, die sich vor allem thematisch als zusam-
92 Steck, BN 46, 1989, S.68f., bezweifelt neuerdings die ursprüngliche Einheit der Verse 1-3. Obwohl V.2f. die Ankündigung einer großen Kinderzahl sachlich fortführe, deute der Einfluß der Klagelieder-Sprache (Thr 4,6 - Zelt als Wohnbereich) und der Bezug zur Genesis und zum dtn-dtr Sprachgebrauch in V.2f. auf eine spätere Entstehung. Die drei zuletzt genannten Kennzeichen gehören bei ihm zu den Merkmalen einer großjesajanischen Schicht, der er auch 51,l-3.*4-5(?).6-8; 51,10b. 11; 52,4-6 und 54,9f. zurechnet (a.a.O., S.88-90. Dazu vgl. unten Anm.100). Auch ohne die Unterschiede zwischen 54,1 und 54,2f. zu übergehen, reichen sie nicht aus, die Verse verschiedenen Schichten zuzuweisen. Zum einen finden sich die aufgeführten Bezüge zur Gen, Thr und dtn-dtr Texten nicht allein in der von Steck isolierten großjesajanischen Schicht sondern schon vorher in R 2 und R 3 , vgl. z.B. 51,1 f.; 55,3b.4 und 48,1-11; 48,17-19. Zum anderen verbliebe mit 54,1 ein isolierter Einzelvers, den wir nicht als Abschluß des Imperativ-Gedichts in 51,952,2* verstehen können, vgl. S.128fF. Der Zitationsformel am Ende kommt wohl weder in 54,1 noch in 54,6 die Funktion eines Abschlusses am Ende einer Textschicht zu. 93 Vgl. auch den Ubergang von V.3 (Verheißung der Herrschaft) zu V.4, der dahinter zurückkehrt, indem er von Zions „Schande" spricht. 94 Vgl. auch die inhaltliche Geschlossenheit. 95 Mit Westermann ist mn1 aus V.6a hinter "10K in V.6b zu setzen. Vgl. auch die kolometrische Verbesserung, die sich so ergibt: von 11 + 17 II 16+8 zu 11 + 13 II 16+12. 96 Die am treffensten wohl als Heilsschilderung anzusprechenden Verse (so mit Reiterer, Gerechtigkeit als Heil, Graz 1976, S.31) lassen sich entgegen Köhler, Deuterojesaja ( J e s a j a 40-55) stilkritisch untersucht, BZAW 37, Giessen 1923, S.108f., nicht trennen.
Die sekundäre Zionsschicht (R 2 )
259
m e n g e h ö r i g erweisen. D i e meisten Ausleger w o l l e n d a r i n v o n v o r n e h e r e i n (eine) g r ö ß e r e K o m p o s i t i o n ( e n ) sehen. S t e c k schlägt n e u e r d i n g s e i n e äuß e r s t d i f f e r e n z i e r t e S i c h t des Kapitels v o r . ' 7 S o findet er in 5 4 , 1 d e n A b s c h l u ß e i n e r s e k u n d ä r e n E r w e i t e r u n g des z w e i t e n T e i l s v o n D t j e s ( 4 7 * ; 4 8 , 2 0 f . ; 5 2 , 7 - 1 0 . ; 5 2 , 1 l f . ( ? ) ) , die 5 1 , 9 . 1 0 a . 1 7 . 1 9 - 2 3 ; u n d 5 2 , l ( * ? ) - 2 u m fasse. 9 8 5 4 , 4 - 8 g e h ö r e zu e i n e r B e a r b e i t u n g in 5 0 , 1 - 3 ; 5 1 , 1 2 - 1 5 ;
und
5 2 , 3 , d i e sich d e m P r o b l e m d e r Heilsverzögerung stelle. 9 5 5 4 , 9 - 1 0 v e r s t e h t er i m Z u s a m m e n h a n g einer ersten g r o ß j e s a j a n i s c h e n R e d a k t i o n . 1 0 0 E i n e r n o c h späteren Phase dieser R e d a k t i o n o r d n e t er n e b e n 5 0 , 1 0 f . v e r suchsweise a u c h 5 4 , 1 1 - I 7 a . l 7 b zu. 1 0 1 W e i s t seine Analyse auch auf vorhandene Unterschiede zwischen den e i n z e l n e n A b s c h n i t t e n in K a p . 5 4 h i n 1 0 2 , so lassen sich die D i f f e r e n z e n j e d o c h a m ehesten als u n t e r s c h i e d l i c h e A s p e k t e ein u n d d e r s e l b e n V e r k ü n d i g u n g verstehen.103 Grundsätzlich verschiedene kerygmatische K o n -
97 Vgl. Beobachtungen zu den Zion-Texten in Jesaja 51-54, BN 46, 1989, S.58-90. 98 Dazu vgl. bereits unten Anm.110. 99 Die Zugehörigkeit von 54,4-6.7f. zu einer binnendtjes. Ergänzungsschicht, die sich dem Problem der Heilsverzögerung stellt, deckt sich mit unserer Analyse. Danach läßt sich der Text zusammen mit 51,12-15 und 52,3 der Redaktion R 2 zuordnen. Die Unterschiede von 54,4-6.7f. zu 54,1 (gehinderte Mutterschaft als verlassene Ehefrau in 54,1; Schande der verlassenen Ehefrau in 54,4-6; von Jahwe verlassen (ohne Ehe-Metapher)) lassen sich als verschiedene Ausdeutungen des einen Themas auf einer Redaktionsebene verstehen. Dies gilt, vor allem nachdem man beobachtet hat, daß die Metapher der verlassenen Ehefrau für Zion durch R 2 eingeführt wurde. 100 Vgl. oben Anm.92. Auch nach unserer Analyse finden sich Spuren einer derartigen Redaktion in Jes 40-55 und zwar in 48,22; 51,3; 51,6; 51,11; 52,4-6; 52,10f.(?); 55,12f. Dabei ist mit verschiedenen Phasen der Bearbeitung zu rechnen. Da Steck 51,3.6 als ursprünglichen Bestandteil der Einheiten 51,1-3.4-8 sieht, kommt er auch im Blick auf die redaktionsgeschichtliche Zuordnung von 51,1-8 zu anderen Ergebnissen. 101 Vgl. dazu unten S.267ff. 102 Dazu vgl. ergänzend zur gegebenen formkritischen Analyse den Bezug auf Motive der Genesis und die Verwandtschaft mit Aussagen des Ez-Buches in 54,2f. und 54,9f., den Charakter eines Abschlusses in 54,7f., und den erneuten Einsatz bei dem „elenden" Jerusalem in 54,11. 103 Zur Einbindung der Abschnitte des Kap.54 in die Fortschreibung R 2 vgl. im Detail die folgenden Analysen. Zu den besonders verbindenden Themen gehört etwa die Problematik der Heilsverzögerung in Gestalt des ausbleibenden Segens (Stichwort: der bleibende Heilszustand; vgl. 54,1-3 (kinderlos); 54,4-6 („Schande" - W i r k u n g nach außen); 54,11-17* (das prachtvolle, unbezwingbare Jerusalem)). Weiter klingt in 54,4-6 und 54,11-17* die für R 2 charakteristische Feindbedrohung mit an..
260
Hauptteil
zeptionen können durch die Differenzen nicht begründet werden.104 So eignet sich der Hinweis auf die Nähe zu Ez-, Gn-, und Jer-Texten in 54,2f. und 54,9f. nicht als spezifisches Kennzeichen einer großjesajanische Redaktion, da derartige Bezüge auch in R 3 zugehörenden Abschnitten wie 48,1-11 und in 51,lf. oder 55,3b.4 (R 2 ) begegnen.105 Bei der Entstehung des 54.Kapitels ist zwar mit verschiedenen Phasen der redaktionellen Arbeit von R2 zu rechnen, ohne daß sich jedoch wie bei Steck eine redaktionsgeschichtliche Auffächerung begründen läßt, die von einer ersten Bearbeitung der dtjes Grundschicht in 54,1 bis zur dritten Phase einer großjesajanischen Redaktion in 54,1 l-17a(?). 17b reicht.106 Wurde bisher die Zugehörigkeit des Kapitels 54 zu einer sekundären Schicht vorausgesetzt, so sind dafür jetzt die Begründungen anzuführen. Ein Blick auf 54,1-3 scheint zunächst gegen eine derartige These zu sprechen, da sowohl die Kombination einer hymnisch geprägten Aufforderung mit folgender Heilsankündigung als auch die Kennzeichnung Zions als „kinderlos, verlassen und unfruchtbar" in Dtjes Z begegnet.107 Eine genauere Analyse läßt jedoch spezifische Unterschiede erkennen, die auf konzeptionelle Differenzen hinweisen. So geht 54,1-3 über die Vorlage in Dtjes Z hinaus, wenn hier das Bild der Ehe für das Verhältnis Jahwes zu Zion 108 und zugleich die Aussagen über Unfruchtbarkeit verallgemeinert und gesteigert verwandt werden.109 Weiter steht die Unfruchtbarkeit 104 In 54,9f. gibt evtl. V e i s 10 Anlaß mit einer späteren Entstehung der Heilsbekräftig u n g zu rechnen (s.u.). 1 0 5 V g l . jeweils die Analysen zu den Abschnitten. 106 Z u r B e g r ü n d u n g vgl. die Auseinandersetzung mit Stecks Thesen in A n m . 9 2 , 110 u n d 129. In d e m nach Steck einer großjesajanischen Redaktion zuzuschreibenden Abschnitt in 5 4 , 2 f . finden sich neben d e m schon erwähnten Rückgriff a u f Pentateuch-Texte Bezüge zu 6 1 , 4 . 7 u n d 5 8 , 1 2 , die beide späteren Schichten zuzuordnen sind (vgl. unten A n m . l 13). Einzig für 54,9f. bleibt jedoch eine derartige Z u w e i s u n g zu diskutieren - v g l . A n m . 129. 1 0 7 V g l . zur A u f f o r d e r u n g 52,9f. (44,23; 4 9 , 1 3 ) , und zu den Kennzeichnungen Z i o n s 49,l4f.(nri); noiö), 4 9 , 2 0 f . Vgl. auch die T h e m a t i k der „ R a u m n o t " in 4 9 , 2 0 und die A u f f o r d e r u n g in 54,2. M i t Blick a u f 5 4 , 1 1 - 1 7 verweist Steck a u f Bezüge zu 5 2 , 7 - 9 , Z T h K 8 6 , 1 9 8 9 , S.268f. 108 V g l . 6 2 , 4 u n d oben die jeweiligen Analysen. Z u m Bild der von ihrem M a n n eins a m gelassenen Ehefrau, der keine Kinder gezeugt werden vgl. 2 . S a m 13,20. 109 Vgl. 4 9 , 2 1 (unfruchtbar - im Blick a u f die Zeit des Exils) und 5 4 , 1 („nicht geboren").
Die sekundäre Zionsschicht (R 2 )
261
Z i o n s in 5 4 , 1 - 3 f ü r d e n f e h l e n d e n Segen u n d d i e n t nicht w i e in 4 9 , l 4 f F . als Beleg f ü r das Verlassen-sein v o n J a h w e . Diese V e r s c h i e b u n g e n t s p r i c h t dem gewandelten Grundthema.
5 4 , 1 f f . g e h t es n i c h t m e h r u m
bevorstehende Rettung Zions und der Gola, sondern um den
die
bisher
a u s g e b l i e b e n e n bzw. v e r h e i ß e n e n Segen. D e m e n t s p r e c h e n d k a n n Z i o n hier eine große Kinderzahl verheißen werden, o h n e daß v o n der Rückk e h r d e r G o l a die R e d e ist. 1 1 0 D e r Verfasser v e r n a c h l ä ß i g t v i e l m e h r diesen A s p e k t v ö l l i g u n d greift stattdessen a u f die V ä t e r t r a d i t i o n z u r ü c k , w e n n er in 5 4 , 2 f . n a c h 5 1 , 1 f. e i n e n w e i t e r e n A s p e k t d e r M e h r u n g s - u n d H e r r schaftsverheißung berührt.111
Z i o n w i r d i n f o l g e des neu
geschenkten
110 Daß selbst nach ersten Gruppen von Rückkehrern aus Babylon weiterhin Anlaß zu solcher Erwartung bestand, lehrt die bleibende Zahl von Diasporajuden, vgl. auch R'. Steck, BN 46, 1989, S.77f., merkt ebenfalls an, daß von „Exilierung und Heimkehr der Exilierten" (S.78) in 54,1 keine Rede ist. Im Unterschied zu unserer Zuordnung versteht er 54,1 als Abschluß des „Imperativ-Gedichts" in 51,9.10a; 51,17.19-23; 52,1-2. Der Textzusammenhang komme mit 5 2 , l f . noch nicht an sein Ende, da in den Heilsworten von den Kindern, die Jerusalem verloren hat (51,20) nicht mehr die Rede sei. Selbst wenn man 51,20 als ursprünglichen Bestandteil 51,17.19 beläßt (dagegen vgl. oben S.133ff.) und so mit zu Dtjes Z rechnet, finden sich entsprechende Heilsaussagen in derselben Schicht (49,20; 49,22; (40,11)). Damit entfallt ein wesentliches Argument die Fortsetzung von 52,1 f. in 54,1 zu suchen. Die stilistisch gleiche Anrede in 2.Sing.fem. und Imperativ läßt sich genauso als sekundäre Verklammerung verstehen. Der Abschluß von 54,1 durch die Zitationsformel gehört wohl eher zu den Stileigentümlichkeiten der Redaktion R 2 (vgl. noch den Zusatz in 45,13b), als daß er die Jahwerede aus 51,22 beendet. Zu Stecks These, daß 52,710 nicht als Fortsetzung des Imperativ-Gedichts in Frage komme (a.a.O., S . 7 9 f ) , vgl. oben Anni.92 und 129. 111 Vgl. Gen 28,14: ... nDTpl HD' JtnSl P « n "12 ÜD -[srit nvn (zu „rechts und links") in 54,3 vgl. Ps 89,13 (Süd und Nord). Vgl. auch Gen 13,16b (vgl. E.Blum, Die Komposition der Vätergeschichte, W M A N T 57, Neukirchen-Vluyn 1984, s.290f.), 30,30.43 und Ex 1,12. Weiter zu 2h' Gen 24,60: rwtl) "U® n« "]int ah"i, 22,l7:"pnrnK m i n n:nm -p-on t q - ' s vn'K n« isnr c r i ... Am 9,12 (Verheißung zur Restitution des davidischen Königshauses und —reiches) u n d j e s 34,17. Für eine große Bedeutung der Väterverheißungen in der exilisch-nachexilischen Zeit spricht schon die einfache Beobachtung, daß sie außerhalb des Pentateuchs ausschließlich in Texten dieser Epoche begegnen — vgl. Jos 24,3; 2.Kö 13,23; Ez 33,24; M i 7,20; Ps 105,8ff.42; Neh 9,7f.; 2.Chr 20,7. Dazu vgl. schon Staerk, Studien zur Religions- und Sprachgeschichte des Alten Testaments. I.Heft, Berlin 1899, S.26, und E.Blum, a.a.O., S. 293-296 und 356-359.
262
Hauptteil
Segens Jahwes"2 ihre Herrschaft über „Völker" und „verwüstete Städte" ausweiten. Schon die thematischen und begrifflichen Bezüge zeigen, daß diese Erwartungen unseren Text mit trtjes Abschnitten wie 60,21 und 61,6f. (65,9; ET), 6 1 , 4 und 64,9 (verwüstete Städte) oder 60,5-9; 60,10ff. und 61,5 (Herrschaft und Inbesitznahme durch Zion) mehr verbindet als mit Dtjes G und Dtjes Z.113 Darauf wies bereits Elligers Untersuchung 1 9 3 3 hin."4 All diese hier knapp skizzierten Beobachtungen umreißen ein spezifisches Profil des Textes und der redaktionellen Schicht, zu dem die Anknüpfung an die prophetische Vorlage aus Dtjes Z genauso gehört wie der neue Heilszustand und die archaisierenden Traditionen und Motive (Abraham und Sara in 5 1 , l f . ; Mehrungs- und Herrschaftsverheißung; Bildwort vom .Ausbreiten des Zeltes" in 54,2, angewandt gerade auf eine Stadt! vgl. unten 54,9 mit der Erwähnung Noahs). Mit 54,4-6 tritt ein neuer Aspekt in den Vordergrund, nämlich die Scham und Schande Zions, dargestellt im Bild der verlassenen Ehefrau."5
112
113
114
115
Für den Bezugstext in Gen 24,60 (22,17) bleibt die wiederholt und zurecht geäußerte Hypothese nachzutragen (vgl. Blum, a.a.O., S.383-387, mit weiterer Literatur), daß wir es hier mit einem nachexilisch-dtr Text zu tun haben, der die Probleme nach der Rückkehr von Gruppen der Gola widerspiegelt. Vgl. V . l b ß : Kindersegen, zugesagt in einem steigernden Vergleich: Zion wird als „Einsame" (noontf hier nicht „Verwüstete", sondern als Gegensatz zu H^ISO) mehr Kinder haben als die „Verheiratete" (vgl. 62,4!). Danach wird hier der Zustand Zions unter dem Segen und unter dem Gericht einander gegenübergestellt, ohne das weitere Identifikationen möglich erscheinen — vgl. die Diskussion bei Duhm (Babel), Delitzsch (früheres und heutiges Zion) u.a.. Von der Wiederbesiedlung und dem Wiederaufbau verwüsteter Städte spricht auch der Zusatz in 44,26ba 2, der mithin wohl zu R 2 zu rechnen ist. In den späteren Texten 58,12 und 61,4 begegnet das Motiv erneut, diesmal kritisch gegen die bestehende Gemeinde des 2.Tempels gewandt und in Erwartung eines eschatologischen Wiederaufbaus, dem gegenüber alles bisherige nur eine Trümmerstätte ist - vgl. dazu auch Steck, Bereitete Heimkehr, 1985, S.77f. Die Verheißung in 54,3 hat eine sachliche Parallele in 55,4f., der Zusage zur Restitution Israels nach dem Vorbild des davidischen Reiches (vgl. Am 9,11 f.). Vgl. a.a.O., S. 152ff. Als stilistische Unterschiede vermerkt er noch die bei Dtjes nicht begegnenden Schlußformeln, die hier gehäuft auftreten ( V . l . 6 . 8 . 1 0 ) , die zahlreichen Wortwiederholungen ("Wortarmut", a.a.O., S. 153) und die Stilschwäche einer nicht durchgehaltenen Jahwerede. Vgl. B13 und c f o gemeinsam in 41,11 (Feinde Israels; Dtjes G); 45,16f. (Gö); 50,7 (Vertrauensbekenntnis des Propheten; R 2 ) und 61,7 (Israel unter dem Exilsgeschick), alleine in 42,17; 44,9.11 (Gö); 45,24 (R 2 ); 49,23 (Dtjes Z) - begegnet in Jes 40ff. nicht alleine - und dazu Elliger, Deuterojesaja, 1978, S. 143.
Die sekundäre Zionsschicht (R 2 )
263
Der Sorge vor einem erneuten T r i u m p h spottender Feinde (V.4a), der die „Schande der Jugend" und die „Schande der Witwenschaft" (V.4b) fortsetzen würde" 6 , tritt der Verfasser mit einem Heilszuspruch entgegen, der ein ganz eigenes Gepräge hat. Der Zusage „Fürchte dich nicht" entspricht diejenige des „Schäme dich nicht". Heil für Zion konkretisiert sich darin, daß die Stadt nicht erneut die Schmach befürchten muß, von ihrem Ehemann (=Jahwe) verlassen zu erscheinen. Darüberhinaus soll Zion selbst die Schande der Vergangenheit vergessen können. Dabei ist an die Katastrophe von 587 zu denken. W i e sehr die Bewohner Jerusalems die Erinnerung an diese Zeit der Erniedrigung belastet haben mag, kann man angesichts dieser Aussagen ermessen. Fast traumatisch taucht diese Furcht bei erneuter Feindbedrohung wieder auf. U n d es ist neben der Versicherung, daß die Israeliten (objektiv) nicht „zuschanden" werden, eben besonders die Verheißung des „Vergessen-könnens", die mit zu Jahwes neuem Segen gehört. Bekräftigt werden diese Zusagen durch die in dieser Art singulare V e r b i n d u n g von Schöpfung und Heilszusage(V.5): „denn dein Mann hat dich gemacht . . . " Demnach verbürgt ihnen ihre Existenz, daß sie nicht von Jahwe verlassen sind. Ihr Dasein soll Zion Hinweis auf „ihren M a n n " sein, da Jahwe als ihr Schöpfer auch ihr Gemahl ist." 7 V.5bß spricht ebenfalls singulär und wohl mit dem Versuch, die Aussagen der vorgegebenen Texte zu Jahwes als alleinigem Gott auf den Begriff zu bringen, von Jahwe als dem, der m p ' pKrr^D Tl 1 ^. 118 Abschließend zeigt V . 6 Jahwe als liebevollen
116 Vgl. Jer 51,5; Ps 25,7 und 89,46 (Klage über den verstossenen David; und die Davidstradition in Jes 55,3) und weiter 61,7 (älteste Schicht in Trtjes). 117 W e n n Stuhlmueller, Creative Redemption, S. 119ff., hier die Vorstellung von Jahwe als dem „Löser" findet, der die verlassene Witwe heiratet, so widerspricht der Text dieser Auffassung. Nach ihm ist Jahwe selbst „Ehemann" (V.5) und Zion die „Frau der Jugend" (V.6b). Unklar bleibt in diesem Zusammenhang, ob in 51,22 (R 2 ) „dein Herr" auf Zion bezogen als „dein Gebieter"=Ehemann zu verstehen ist. Dagegen läßt sich die parallele Verwendung von „dein Gott" anfuhren. Falls aber in diesem Sinn zu übersetzen wäre, so würde die selbstverständliche Einfiihrung dieser Prädikation Jahwes wohl auf eine andere Phase der Redaktion R 2 hinweisen. 118 Zu t o p (nif.) „nennen" vgl. 47,1.5 (Dtjes Z) und weiter 58,5.12; 60,14.18; 61,3.6; 62,2.4.12; 63,19 und 65,15.
264
Hauptteil
Gatten, der sich dem verlassenen und betrübten Weib seiner Jugend 115 erneut zuwendet. Schon bei der inhaltlichen Darstellung zeigen sich in 54,4-6 charakteristische Unterschiede zu Dtjes G und Z. Zusammen mit weiteren Beobachtungen bewähren sie die anhand von 54,1-3 gewonnene redaktionsgeschichtliche These. Auch 54,4-6 nimmt aus Kap.40-52 bekannte Elemente auf und wandelt sie ab. So ahmt der Verfasser das Heilsorakel der Grundschicht nach, verändert es120 und legt es dem Prophet selbst in den Mund. 121 Genauso werden die Jahweprädikationen in V.5 anders als in der Grundschicht nicht appositioneil in einer Redeeinleitung oder Selbstprädikation sondern in einer nachfolgenden Begründungsreihe verwandt. Weiter erweisen stilistische Eigenheiten den Abschnitt als einen gegenüber Dtjes G und Z sekundären Text und deuten auf seine Zugehörigkeit zu R2.122 Mit 54,1-3 verbinden ihn zusätzlich die zahlreichen Bezüge zu Jes 60-62. 123
54,7f. setzt
neu an124 und streitet gegen Israeliten, die immer noch kein
durchgreifendes Ende des Gerichts und des damit
verbundenen
Exilsgeschicks erkennen können. Gleich zweifach betonen die Verse die Kürze der Gerichtszeit125 und stellen ihr die nicht allein zeitlich sondern
119 Vgl. J e r 2 , 2 ; Ez 16,60 und Mal 2 , l 4 f . 120 Vgl. oben A n m . 9 1 . 121 In Dtjes G begegnet es nur als Jahwerede. Zum Prophetenwort vgl. die ganz fehlende Rede von Jahwe in der 1 .Singular und dafür „Jahwe" in V . 5 a ß und V.6a; so schon Gressmann, Z A W 34, 1914, S . 2 8 7 , und Elliger, Verhältnis, 1 9 3 3 , S . 1 5 7 (Nr.360). 122 Vgl. etwa die Formel „Jahwe Zebaoth (ist) sein Name", die fest ausschließlich in Texten aus R 2 zu finden ist: 4 7 , 4 (sekundär); 5 1 , 1 5 (s.o.) und 5 4 , 5 (noch 4 8 , 2 sekundär in R 3 ). Zu rUQ^K vgl. 4 7 , 8 f . (sekundär; R 2 ); m p (nif. -s.o.); zu CNO vgl. 4 1 , 9 ( mit gleichem Begriff: „Ich Qahwe) erwähle dich (Jakob) und verwerfe dich nicht") und 5 4 , 6 ( " d a ß er verworfen/ verschmäht hatte"); zu D'TlfiJ vgl. 4 7 , 1 2 a ß . l 5 b a ' (sekundär-R 2 ). Eine Anlehnung an 4 9 , 1 4 (dort ohne das Bild vom Ehemann; vgl. 4 1 , 1 7 ) erfolgt in 5 4 , 6 - zu weiterem vgl. Elliger, a.a.O., S . 1 5 7 - 1 5 9 . 123 Vgl. 6 2 , 4 . 5 (nau>; b i n ) . 124 Vgl. die Stichwortverbindung durch IIS (in V . 7 ohne das Bild der Ehefrau). 125 Vgl. ]EDp — „klein" für die Dauer des Verlassens (V.7) bzw. für die Dauer des '3p -ino (V.8) - vgl. zur verbreiteten Frage nach der Dauer des Leids und der Verborgenheit Jahwes in den Klagelieder des Einzelnen Ps 13,1.3 und 6,4f. Z u m Sprachgebrauch vgl. zu l>n 5 1 , 4 und 4 7 , 9 (sekundär; R 2 ) und zu ]£p/v)~i 60,22.
Die sekundäre Zionsschicht (R 2 )
265
auch qualitativ völlig andersgeartete Zuwendung Jahwes entgegen.126 Damit erfährt das Problem der Heilsverzögerung, das R1 und R2 gemeinsam ist, eine erneute Behandlung, bei der 54,7f. argumentativ die Zeiten gewichtet.127 Angesichts der bevorstehenden Heilszeit und des göttlichen Erbarmens kann von der zurückliegenden Zeit nur als von einem kurzen Augenblick gesprochen werden.128 Was hier in der knappen Antithetik noch eher blaß erscheint, gewinnt spätestens mit der Heilsschilderung von 54,11-17 an Farbe. Zuvor bekräftigt jedoch noch 54,9-10
die Unverbrüchlichkeit der
Heilsverheißung Jahwes.129 Dazu führt der Verfasser Gewaltiges ins Feld.
1 2 6 Vgl. in V . 7 als Gegensatz ü ' b i : O W n / D^IS? "lOrn zur Art der Hilfe - wohl nach 4 9 , l 4 f f . auf das Sammeln der Kinder Zions zu beziehen) und in V . 8 als Gegensatz zur Qualität des Erbarmens. Z u m Sprachbefund vgl. zu Dm als Substantiv 4 7 , 6 (Dtjes Z - fehlende Barmherzigkeit Babels); 6 3 , 7 . 1 5 ; und als Verbform 4 9 , 1 5 (Dtjes Z); 4 9 , 1 0 . 1 3 (R 1 ); 5 4 , 8 . 1 0 (R 2 ); 6 0 , 1 0 ; 5 5 , 7 (sekundär); zu 10n (Singular) 4 0 , 6 (R 2 ); 5 4 , 8 . 1 0 ( R 2 ) ; 57,1 (lOn '(Ö3K); (Plural) 5 5 , 3 ( R 2 ) ; 6 3 , 7 ; und zu •17IS> einmal verbunden mit Jahwe 4 0 , 2 8 (Dtjes G) und sonst 4 4 , 7 ( R ' - 0J>); 4 5 , 1 7 (Gö - D'D^lJj); 4 6 , 9 (Dtjes G ; mit p ) ; 5 1 , 6 (tertiär; TO10'); 5 1 , 8 (R 2 ); 5 1 , 9 (ffO^lö); 5 4 , 8 (R 2 ); 5 5 , 3 (R 2 ) und 5 5 , 1 3 (tertiär; niK). Erst seit R 2 dient Q^li) als Kennzeichen des neuen Heil. In trtjes T e x ten vgl. 5 8 , 1 2 ; 6 0 . 1 5 . 1 9 f . ; 61,4.7f. und 63,9.1 lf. 127 Während R 1 die Betonung auf die nur noch kurze Zeit bis zum Eintritt der durchgreifenden Heilswende legt (vgl. Ps 3 7 , 1 0 ) , qualifiziert R 2 die zuendegehende G e richtszeit als „kurz". 1 2 8 Vgl. ohne die Betonung des Problems der Heilsverzögerung in 6 0 , 1 0 b . Zu dieser Thematik in 6 0 - 6 2 * vgl. besonders 6 2 , 1 - 7 . N o c h einmal anders findet sich die Thematik in 5 7 , 1 6 f . Hier behält die Gerichtszeit ihre Dauer, da Jahwe in ihr erzieherisch an den einzelnen Israeliten (Plural) handeln wollte. Ihr Ende erreicht diese Zeit erst, wenn der T o d der zu Erziehenden droht ( V . l 6 b ) . 129 Obwohl 54,9f. im folgenden im Rahmen der R 2 -Texte behandelt wird, kann gefragt werden, ob dieser Abschnitt nicht als nachträgliche Bekräftigung aus der Feder eines Späteren stammt. Dafür spricht die Nachahmung von 5 4 , 8 b in 5 4 , 1 0 b , sondern auch die Aufnahme der Stichwörter von Jahwes 10n und n'"Q. Diese Beobachtungen erlauben noch keine eindeutige Entscheidung, da der Stil von R 2 zu Wortwiederholungen und wiederkehrenden Formeln neigt. Steck schlägt eine Auslegung von V.lOa vor, die in der Folge 54,9f. von seinem jetzigen Kontext abhebt. Die Aussage vom „Weichen der Berge und Hinfallen der Hügel" läßt sich im Zusammenhang von Jes 4 0 - 5 5 (vgl. A n m . 1 3 3 ) nur als Irrealis, Potentialis oder konzessiv deuten. V o n der Erwartung eines universalen Weltgericht her, wie sie sich in Jes 3 4 findet, soll auch 5 4 , 1 0 a nach ihm, B N 4 6 , 1 9 8 9 , S . 7 0 f . , als reale Aussage verstanden werden. Danach hätte „die Welt . . . ein der Sintflut entsprechendes Gericht vor sich, Jerusalem aber hat es definitiv hinter sich." (a.a.O., S.71).
266
Hauptteil
S o spricht er nicht nur von Jahwes Schwur 1 3 0 , sondern stellt die bevorstehende Heilswende gleichwertig neben die urzeitliche Verpflichtung gegenüber Noah. Ganz so wie Jahwe einem Noah zusagte, das Leben auf der Erde nicht mehr durch ein Gericht auszulöschen, so verheißt er seinem Volk nun, daß der exilischen Gerichtszeit für Zion keine weitere mehr folgen soll. Dem schließt sich in V.10 ein steigernder Vergleich an 131 : Selbst wenn „Berge und Hügel" wanken 132 , so bleibt es doch völlig ausgeschlossen, daß Jahwes "lOn von ihnen weicht und sein ülbtö m a ins Wanken gerät. 133 Inhaltlich gesehen wird damit der neue Heilszustand von jedem bisherigen Verhältnis Jahwes zu Israel abgehoben. Jede erneute Gefährdung dieses Verhältnisses und damit des verheißenen Segens wird den Texten im Jer-Buch entsprechend ausgeschlossen. 54,9f. läßt dabei offen, ob wie in Jer 31,31-34 über jede geschichtliche Erfahrung menschlicher Verfehlung hinausweisend daran gedacht ist, Sünde unmöglich zu machen, oder ob Jahwe wie beim Noah-"Bund" trotz neuer Schuld keine Vernichtung mehr bringen will. Im Zusammenhang mit 51,7f. spricht aber die größere Wahrscheinlichkeit für die erste Annahme. 134 In jedem Fall eignet dem neuen Heil unverbrüchliche Beständigkeit. 135 Dies gehört nicht nur zu den Kennzeichen von 54,9f. sondern im Unterschied zu Dtjes G und Z zu denen aller weiteren Texte der Redaktion R 2 . In der Grundschicht und ihrer ersten zionstheologischen Fortschreibung findet sich die Segensverheißung nur am Rande und in keinem Fall verbindet sich mit ihr die Zusage eines neuen, unverbrüchlichen Heilsstatus. 136 Im Vergleich
130 Vgl. hier erneut einen Bezug zu Gen 24 (V.7) (s.o.). Zur Diskussion um den Gebrauch des Schwurmotivs in Gen 24,7 und 15,7.18 vgl. Blum, a.a.O., S.376f. Zu IOC vgl. auch G.Giesen, Die Wurzel »schwören«, B B B 56, Königstein/Bonn 1981. 131 Z u m Stilmittel vgl. 49,24f. (R 2 ) und 4 9 , l 4 f . 132 Z u „Berge und Hügel" vgl. sonst 40,4.12; 41,15; 42,15 und 55,12, und oben Anm.129. 133 Interessant ist die Verbindung von und Q1D - in den Pss vgl. Ps 46,3.7; 60,4 u.a., in Jes 40ff. nur noch 40,20; 41,17 und 46,7 (Gö) und im weiteren Umkreis unseres Textes 59,21. Vgl. auch Jer 31,36 und 33,20-26 („Bund" mit David parallel zu „Bund" mit T a g und Nacht). Weiter vgl. Ez 34,25 und 37,26. 134 Vgl. oben zu 51,7f. S.250ff. 135 Vgl. auch Westermann, S.221 f. 136 Vgl. etwa 44,2-4 S.62ff.
Die sekundäre Zionsschicht (R 2 )
267
dazu kann die radikale Heilswende in R2 mit Recht als eschatologisch bezeichnet werden. 137 Damit unterscheidet sie sich zugleich von jenen trtjes Partien, die erneut Gerichtsworte gegen Zion und bestimmte Gruppen in Israel vorbringen. 1M Abschließend beschreibt 54,11-17
eindrücklich den
kommenden
Heilszustand. Das gegenwärtig noch trostlose Zion 139 soll von Grund auf neu gebaut werden. 140 Dabei reden V . l lb. 12 als pars pro toto vom Bau der Stadtmauern und deren Toren, die herrlich und kunstvoll von Jahwe selbst141 errichtet werden sollen. Bezeichnend ist, daß diese prachtvollen Mauern nicht mehr als Schutz vor Feinden gebraucht werden. Den auf Jahwes npTi 142 gegründeten Heilszustand wird in Zukunft kein Feind stören können, da die Gegner nicht mehr als Mittel göttlichen Gerichts vor Jerusalem erscheinen werden. Die Heilswende ist endgültig und Gericht Jahwes wird es nicht mehr geben. 143 Die Verse l 6 . 1 7 a a betonen abschließend, daß Jahwe auch über die Macht verfügt diesen Willen durchzusetzen. W i e er den „Verderber schuf, um ihn zu vernichten" (V. 16b), vermag er als Schöpfer auch jedem Angriff auf Zion, zum
137 138
139
140
141 142 143
Zur Abgrenzung der verschiedenen Schichten können hier auch stilistische und begriffliche Beobachtungen unterstützend ins Feld gefuhrt werden (vgl. u.a. S.351 f.). Zusätzlich bleibt noch auf eine gewisse Spannung zwischen 54,7f.( kurze Zeit des Gerichts) und 42,14 (D^IDO) hinzuweisen(vgl. auch Elliger, a.a.O., S. 145). Zur weiteren Sprachstatistik vgl. z.T. Elliger, a.a.O., S.159ff. Vgl. zum Begriff oben S.100 Anm.406. Vgl. unten S.287ff. Damit erweist sich Elligers These von „Tritojesaja" als Verfasser der Kap.54/55 erneut als zu undifferenziert. Vgl. das Trostmotiv in 51,12 (R 2 ). Weiter verbindet 54,11-17* die aktuelle Feindbedrohung (54,15-17*; 51,12ff.), das Furchtmotiv (54,14; 51,12f.) und die Anklänge an Jer 31 (,35) mit dem Zusatz in 51,12-15. Geht es in 44,24-28*(Dtjes G) um einen Wiederaufbau, ist hier ein „Neubau" einschließlich neuer Fundamente gemeint. Vgl. zu V . l l f . als Fortschreibung 60,11 (.18) und 62,4. In V . l l b ahmt der Verfasser wieder seine Vorgänger nach, wenn er hier von Jahwes Handeln im Stil der Selbstvorstellungsformel schreibt ('D3» + Partizp; Nominalsatz). Vgl. anders 60,10. Vgl. trotz anderer literarkritischer Entscheidung zu V.13 Reiterer, Gerechtigkeit als Heil, Graz 1976, S.99-101. Vgl. V.15a als Ausfuhrung von V.14.
268
Hauptteil
S c h e i t e r n zu bringen.144 D a m i t verbürgt er sich für den bleibenden S c h u t z des n e u e r b a u t e n Z i o n und zwar durch seine grundsätzliche A b k e h r v o n j e d e m weiteren Gericht an dieser Stadt. Z u m weisheitlich145
Schluß unterstreicht
der
g e p r ä g t e Z u s a t z V . 1 7 b in e i g e n w i l l i g e r R e d e v o n m r P H 3 J ?
n ^ m diese A u s s a g e . 1 4 6 U b e r den b l o ß e n L a n d b e s i t z h i n a u s g e h e n d stellt danach
der ganze,
hier
beschriebene
verheißenen Erbbesitz147 der Israeliten
Heilsdar.
und
Das
Segenszustand
Heil
den
( n p l ^ ) soll also
u n v e r l i e r b a r v o n G e n e r a t i o n zu G e n e r a t i o n v e r e r b t w e r d e n . D e r konzeptionelle Z u s a m m e n h a n g von 5 4 , 1 1 - 1 7 * mit R2 m a c h t e die Auslegung
deutlich.
Dazu
lassen sich
sprachlich-stilistische B e o b a c h t u n g e n
auch
formgeschichtliche
ergänzen.148
und
Literarkritisch auffällig
u n d d e r E i n h e i t u r s p r ü n g l i c h w o h l n i c h t z u g e h ö r i g ist
V.13.
S o stellt
V . 1 3 a zwar formal die E r g ä n z u n g zu V . 1 2 b dar, o h n e d a ß die beiden G l i e d e r des Parallelismus sich j e d o c h inhaltlich e n t s p r ä c h e n . In w e r d e n d i e v o n G o t t g e l e h r t e n „ S ö h n e Z i o n s " als w e i t e r e
V.13a
„Schmuck-
s t e i n e " d e r z u k ü n f t i g e n S t a d t e r w ä h n t . E i n e d e r a r t i g e A u s s a g e ist e h e r
1 4 4 Vgl. diesen neuen, bei Dtjes G (Z) nicht begegnenden Gebrauch der Rede vom Schöpfer Jahwe: E r schafft («13) Waffenschmied und Krieger (nTHÖQ - vgl. J e r 5 1 , 1 ) . V . 1 7 a a unterstreicht die grundsätzliche Gültigkeit des Gesagten Cd). V . 1 7 a ß ergänzt nach dem Vorbild individueller Segenszusage im Bild rechtlicher Auseinandersetzung (vgl. Hi 5,21). 145 Vgl. H.Barth, Die Jesajaworte in der Josiazeit, W M A N T 4 8 , Neukirchen-Vluyn 1 9 7 7 , S . 2 2 8 und 1 0 6 ; H.Wildberger, Jesaja, B K A T XI2, 1 9 7 8 , S . 5 6 6 , und B.S.Childs, Isaiah and the Assyrian Crisis, S T B T H II/3, London 1 9 6 7 , S . 3 8 f . („summaiy appraisal"; Hi 20,29; 2 7 , 1 3 ) . 146 N u r hier begegnet die Pluralform von 131) für die Israeliten - vgl. noch in 4 4 , 2 6 a (R 2 ) für Propheten ( B H S ) . A u f den redaktionellen Kontext des Zusatzes weisen die Bezugsstellen in 5 6 , 6 ; 6 3 , 1 7 ; 6 5 , 8 f . l 3 - 1 5 ; 6 6 , 1 4 . Nach der Schichtung Stecks, Bereitete Heimkehr, 1985, S.80, befinden wir uns damit in der jüngsten großjesajanischen Schicht. Zur theologischen Deutung vgl. Elliger, a.a.O., S . 1 6 2 f . An die Stelle des Volkes als dem Knecht Gottes treten die Knechte Gottes und wodurch die Bedeutung des Einzelnen betont wird. n*7TO ist bei Dtjes Z ( 4 7 , 6 ) und R 1 (49,8) das Land in Palästina als Erbbesitz. 147 Vgl. die Aufstellung Reiterers, a.a.O., S . 1 0 1 - 1 0 3 zu n " m 1 4 8 Vgl. die Aufstellung bei Elliger, a.a.O., S . 1 6 0 - 1 6 3 . Die begriffliche Verbindung zwischen 5 4 , 1 1 b und 4 4 , 2 8 b ("10' des Tempels; Aufbau Jerusalems) deutet vielleicht daraufhin, daß der dortige Zusatz ebenso wie derjenige in 4 4 , 2 6 b a 2 auf den Verfasser von R 2 zurückgeht. Die Tatsache, daß mit 4 4 , 2 6 b a 2 schon eine Ergänzung durch seine Hand vorliegt und die inhaltliche Nähe von 4 4 , 2 8 b (Wegrücken des Aufbaus von Kyros; TO' fiir eine neue Grundlegung) spricht fiir diese These.
Die sekundäre Zionsschicht (R2)
269
sekundär. Zudem steht V . 1 3 störend im jetzigen Kontext. Er unterbricht die am Neubau Jerusalems interessierte 149 und das T h e m a der Feindb e d r o h u n g unterschwellig oder o f f e n ansprechende Einheit. W e i t e r finden sich sowohl in V . 1 3 a als auch in V . 13b begriffliche und inhaltliche Bezüge zu R 3 1 5 °, die eine Zuordnung zu dieser Schicht nahelegen.
2.5.6
55,1-5
„An die in C p 5 4 gegebene Zeichnung des Heils schliesst sich die Einladung, dasselbe zu ergreifen". So leitet Dillmann die Auslegung jener Verse des 55.Kapitels ein 151 , die den Bogen zu 5 1 , l f . 7 f . und damit zu den „Jahwe-Suchern" schlagen, von denen dort eingangs die Rede war. Die Einheit beginnt in V . l - 3 a mit einer durch weisheitliche Sprache geprägten Nachahmung der Rufe eines Straßenverkäufers. 1 5 2 Sie besitzt in V . 2 a einen leicht mahnenden Nebenton. Daran schließt sich in V . 3 b - 5 ein Heilswort an. 153 Der Text richtet sich in V . l - 3 an eine ungenannte 149 Vgl. 10' (V.l 1); P « (V.12); 113 (V.14). Der Wegfell von V.13 ergibt drei Dreier zu Beginn der Einheit (V.l 1; 12; 14). 150 Vgl. zu V. 13a neben 50,4 (Jer 31,34) vor allem 48,17b und zu V. 13b 48,18 (dV70). Auf dem Hintergrund dieser Beziehungen kann man V.13 sehr wohl wie Reiterer als konditionale Heilsansage verstehen: „V.l 3a deutet daraufhin, daß Jahwes Vorbedingungen erfüllt sind, die die Israeliten (und zwar alle) als Kinder Jahwes erscheinen lassen."(a.a.O., S.100; vgl. auch Dillmann, S.466). 151 Vgl. Dillmann, S.468. Vgl. auch Bonnard, S.300. 152 Vgl. zur weisheitlichen Sprache u.a. Prv 4,20; 5,1; 9,5; 22,17; und Ps 78,1 (Sir 24,19ff.). Zur Redefbrm vgl. mit von Waldow, Anlaß und Hintergrund der Verkündigung des Deuterojesaja, Bonn 1953, S.22, gegen Begrich, Studien, 19692, S.59-61 (Aufforderung zum Kaufen). 153 Insgesamt vgl. zur Gattungsbestimmung Melugin, a.a.O., S.25f. und S.172, der auch frühere formkritische Anaylsen diskutiert. Der Versuch einer Einordnung des Textes in eine „dtjes Gattung Heilsankündigung" (Westermann, S.226fF.; Schoors, a.a.O., S. 146-150) erweisen sich als schwierig (vgl. auch die tabellarische Ubersicht bei Schoors, a.a.O., S.85, und z.B. den mitgesuchten Bezug zur Klage. In seinem Buch Prophetische Heilsworte, 1987, S.50f. feßt Westermann 55,1-5 gesondert als „Segensverheißung".). Tängberg möchte die Einheit als Mahnung zur Umkehr verstehen (Die prophetische Mahnrede, FRLANT 143, Göttingen 1987, S.118f.) und verweist dazu auf einen prophetischen Hintergrund des Rufs zum Leben (n'n) in V.3 (vgl. Am 5,4.6.14; Jer 27,12.17; Ez 18,23.32; Dtn4,l; 16,20; 30,16.19). Wenn er damit auch den Blick auf einen z.T. übergangenen Aspekt lenkt (vgl. V.2a), so bestimmt die Mahnung doch kaum die ganze Einheit. Im Vordergrund steht eher der einla-
270
Hauptteil
Mehrzahl (Israeliten), die in V.(4)5 als singularische Größe personifiziert werden (2.Singular). 154 Die „Ich-Rede" ab V.3b erweist den Abschnitt als Jahwewort. Formal stellt der Text mithin ein Unikum in Jes 40ff. dar, dessen Elemente sich z.T. aus ihrer Funktion als Inklusion erklären. A u f den dringlichen R u f zum „Hören auf Jahwe" und dessen Entsprechung zu 51,1 wurde oben bereits hingewiesen. 155 Aus dem Hören auf Jahwe, so wird hier den Israeliten eingeschärft, erwächst Leben. 156 D a mit den gleichen Worten ('^K lUDCÖ) schon in 51,1 und 51,7 Prophetenworte von R 2 eingeleitet wurden 157 , ist ganz offensichtlich ein Hören auf die hier vorliegende prophetische Verkündigung gemeint. In ihr wird der einzelne Israelit und Israel als Ganzes 158 jenes Heil finden, das die Heilsbotschaft ankündigt. 159 Diesen „ W e g zum Leben" hebt V . 2 a kritisch
vom
gegenwärtigen T u n der Hörer ab. „Warum zahlt ihr Geld für das, was kein Brot ist und mühsam erworbenen Lohn für das, was nicht satt macht." (V.2a) 160 D a der Text dieses Gegenbild nicht in eine Sachaussage überführt, gibt es hierzu eine Vielzahl von Ex(- und Eis-)egesen. 161 Die klare Antithetik der Aussage (bezahlen - kaufen ohne Geld; Nicht-Brot - Brot) führt zu folgenden Überlegungen: Zieht man die Linie von Bild und Gegenbild auch in die Sachaussage hinein, so steht dort dem „Hören auf Jahwe" (=seine prophetische Botschaft) ein „Nicht-Hören" oder ein „Hören nicht auf Jahwe" entgegen. Dabei wird man im Kontext von R 2 etwa an die
154 155 156 157 158
159 160 161
dende und werbende T o n und das sowohl beim Vergleich mit prophetischer als auch mit weisheitlicher Mahnrede (vgl. etwa Prv 4,4-6; 9,6-8 und 20,13). Vgl. besonders das Suffix 2.Sing mask. und Act 2.Singular fem. in 55,5b! (Israel und Zion) Daß die marktschreierischen Rufe als Bild zu verstehen sind, zeigt schon die paradoxe Aufforderung zum „Kaufen ohne Geld". Vgl. V.2b und V.3. Vgl. auch sonst als Einleitung prophetischer Rede in allen Schichten. Z u DDD (Plural) vgl. 42,18; 46,3; 46,12; 48,1.16; 49,1; 51,1.7; 55,2f. Vgl. die Verbindung von individueller Lebensverheißung (Plural-Anrede; weisheitlicher Hintergrund) und Verheißung einer Herrscherstellung für ganz Israel/Zion (V.5; Singular-Anrede). Vgl. V.3a als letzte Aufforderung und V.3b als Inhalt der Botschaft. Vgl. 29,8. Dort begegnet das Bild etwas abgewandelt für die Vergeblichkeit des Ansturms der Völker gegen Zion. Vgl. etwa die Diskussion bei Schoors, a.a.O., S . l 4 7 f .
Die sekundäre Zionsschicht (R2)
271
auch sonst bekämpfte Haltung von Resignation und Furchtsamkeit zu denken haben, die weder auf Jahwes Heil noch auf seine tatkräftige Hilfe weiter zu hoffen wagt. Alle weitergehenden Ausdeutungen geraten schnell ins Spekulative. V . 3 b verheißt den Israeliten dann als Leben D^IU rr~Q ITD Jahwe will sich ihnen auf Dauer verpflichten. Erneut werden damit zwei für R 2 spezifische Begriffe zur Kennzeichnung des k o m m e n d e n Heils verwandt: IT~0 f ü r Jahwes Selbstverpflichtung 1 6 2 und D^ID als Hinweis auf die Qualität des Heils als dauerhaften Zustand. 1 6 3 Diese Selbstverpflichtung Gottes schließt nach V . 3 b ß die „bleibenden Gnadenerweise" Jahwes gegenüber David und seiner Dynastie ein. 164 Der folgende Rückblick in V . 4 konkretisiert dies, indem an Davids Einsetzung zum Herrscher über sein Großreich nebst den umliegenden Gebieten der Fremdvölker erinnert wird. Als T33
165
und ITKD 166 war er Jahwes Zeuge (u:). 1 6 7 Erstmalig in Jes
4 0 f f . wird die Zeugenschaft derart in Gestalt siegreicher Herrschaft über andere Völker verstanden. 168 Die Rolle des Zeugen, die David (und sein Haus)
in
der V e r g a n g e n h e i t
innehatten,
soll
nun
Israel/Zion 169
einnehmen. Zion/Israel wird durch Jahwes Heilshandeln und die damit einhergehende Verherrlichung Zions 170 zum Mittelpunkt der Völkerwelt. 162 Vgl. 54,10b. 163 Vgl. 54,8. 164 Vgl. Schoors, a.a.O., S.I48: „The plural hasde involves a reference to the different manifestations of Yaweh's convenantal loyalyty." Vgl. auch 2.Chr 6,42; 2.Sam 7,816 und Ps 89 (besonders V.21.29.49f.). 165 Vgl. l.Sam. 9,16; 10,1; 13,14 u.ö. ; und E.Würthwein, .Die Bücher der Könige, 1.Könige 1-16, ATD 11,1; Göttingen 1985, S.17 Anm.28. Der Terminus „Fürst der Völker" begegnet nur hier. 166 Vgl. Nu 23,25; Dtn 4,2; ll,13.22.27f.(für Jahwe) u.ö. 167 Vgl. 43,9f. (Dtjes G) und 44,8 (R1). 168 Vgl. Elliger, a.a.O., S.l 51 f. 169 Vgl. die Suffixe (mask. und fem.) und zusätzlich die Parallele zur zionstheologischen Konzeption der Weltherrschaft Jahwes mit Zion als Mittelpunkt und als stellvertretende Herrscherin (so schon Marti, S.358). Dazu etwa auch Jes 60-62 (u.a. 60,9bß = 55,bß!). Vgl. weiter Ps 18,44 0 « 55,5a: 1>T K1? DD / 'III und die dortige Weltherrschaft des Gesalbten Jahwes). 170 Vgl. -ird vereinzelt zuerst in Dtjes Z (44,23; 52,1-substantivisch), EJL (49,3) und R1 (46,13), und dann gehäuft in trtjes Zionstexten: 60,7.9.13; 60,19; 60,21; 61,3; 62,3; 63,12.14f.; 64,10. Daß auch an dieser Stelle die dtjes Zionstexte motivbildend wirkte, zeigt sich etwa anhand der Vorstellung, wonach sich Jahwe durch die Verherrlichung Zions selbst verherrlicht - vgl. 44,23 (49,3); 60,13-21; 61,3 u.a.
272
Hauptteil
D o r t h i n w e r d e n alle V ö l k e r zur H u l d i g u n g (Völkerzug) u n d als Sklaven 1 7 1 ziehen. S o erweisen sie d e m Ehre, d e r aus Z i o n eine derartige H e r r s c h e r i n machte. 1 7 2 V e r s u c h t m a n zu 5 5 , 1 - 5 ein R e s ü m e e u n t e r r e d a k t i o n s g e s c h i c h t l i c h e m B l i c k w i n k e l , so zeigen sich n i c h t n u r k o n z e p t i o n e l l , s o n d e r n e r n e u t a u c h i m D e t a i l U n t e r s c h i e d e zur dtjes G r u n d s c h i c h t . 1 7 3 K o n z e p t i o n e l l n i m m t der Text, wie schon E l e m e n t e aus D t j e s Z 60-62*.175
die voranstehende A b s c h n i t t e dieser auf 1 7 4
Schicht,
u n d v e r ä n d e r t sie in R i c h t u n g d e r trtjes T e x t e
D e m e n t s p r i c h t die g r o ß e b e g r i f f l i c h e u n d v o r s t e l l u n g s m ä ß i g e
N ä h e zu d i e s e n , w o h l ä l t e s t e n A b s c h n i t t e n d e r trtjes
Sammlung.176
W i e d e r h o l t zeigen sich A n l e i h e n bei d t r S p r a c h e u n d M o t i v e n . 1 7 7
Das
171 Vgl. t o p für befehligen. Gerade die auch von Westermann, S.229, angeführte Entsprechung zu Ps 18,44 verwehrt eine Deutung dieser Indienstnahme als „Einladung" (ebd.). R 2 nimmt hier vielmehr die heilspartikularistische Linie der Zionstheologie Dtjes Z's auf (etwa 49,22f.). 172 Vgl. die parallelen Konstruktionen der Zweckbestimmungen in 49,7b und 55,5b (60,9bß) bei Verwendung derselben Gottesbezeichnungen (Jahwe; Heiliger Israels) und verschiedenartiger Abschlüsse ("prD'1 bzw. "pKS). 173 Vgl. etwa die Zeugenschaft Israels, die das Volk Gottes hier nicht mehr wie in Dtjes G zum Zeugen der eigenen Rettung durch Kyros macht und darin den abschließenden Machterweis des einzigen Gottes Jahwe erkennen läßt. Vgl. auch das Motiv „Durst" und „Wasser" im Kontext der Rückkehrverheißungen an die Gola (Dtjes G) und der Segens- (Lebens-) Verheißung hier. Der mahnende Ton aus 55,2a fehlt ebenfalls in Dtjes G. Weiter vgl. z.T. Elliger, a.a.O., S.163f. 174 Vgl. etwa die Konzeption der Herrschaft Zions über die Völker. 175 Vgl. etwa das Verständnis des Heils als bleibender Zustand. 176 Vgl. 60,16 (D^rt); „Essen und Trinken" als Motiv der Heilsschilderung in 61,6 (wohl sekundär); 62,8f.(sekundär) (65,13-21 f.); 60,22; 65,1; 66,8 ('U); 60,9bß= 55,5bß. 177 Vgl.zu V.3a - Jer 7,24 (dazu vgl. Thiel, Die deuteronomistische Redaktion in Jer 1-25, W M A N T 41, Neukirchen-Vluyn 1973, S.122: Die dtr Redaktion konstatiert in 7,24-26 den Ungehorsam; vgl. die Redewendung jtlR Hü] N1? II JJQtÖ » b als typisches Element bei Dtr (Dtn 7,24.26; 11,8; 17,23; 25,4; 34,14; 35,15; 44,5) Dort begegnet auch n'-Q (Dtn 11,8; 34,13f.) Zu V.3b - Jer 32,39f. (vgl. Thiel, Die deuteronomistische Redaktion in Jer 26-45, W M A N T 52, Neukirchen-Vluyn 1981, S.35: Dtr Redaktion); zu TM als Ausdruck der „vorwiegend (oder ausschließlich?) in dtr Stellen begegnet und die Funktion einer dtr Geschichtsdeutung hat." (Würthwein, a.a.O., S.17); niXD häufig von Jahwe im dtr Rahmen des Dtn. V.5a klingt mit der Rede vom „Volk, das du nicht kennst"( vgl. auch Ps 18,44) an die dtr Gerichtsansage in Jer 16,13 (15,14; 17,14; 22,28) an: „Verstössen in ein Land, das ihr nicht kennt." (vgl. Thiel, Die deuteronomistische Redaktion in Jer 125, W M A N T 41, Neukirchen-Vluyn 1973, S.201 und 244).
Die sekundäre Zionsschicht (R2)
273
Bild wird abgerundet durch Motiv- und Begriffsbezüge zu Texten der Redaktion R2, die der dargestellten inhaltlichen Parallelität entsprechen.178 Es bleibt nachzutragen, daß einige, mit den EJL und ihren Folgetexten konkurrierende Aussagen deren Kenntnis anzeigen.179
2.5.7 Die Wort- und Prophetentheologische Linie Bei der bisherigen Darstellung der Redaktion R2 haben wir jene Texte noch gänzlich ausgespart, die die Zweifel Israels an der Gültigkeit der prophetischen Heilszusage direkt thematisieren und sie zum Gegenstand einer reflektierten Wort- und Prophetentheologie machen. Diese spezifische Antwort des Redaktors auf die Fragen seiner Zeitgenossen ist auf Grund zahlreicher Gemeinsamkeiten auch R2 zuzuordnen. Dazu gehört die von den Adressaten empfundene Feindbedrohung (40,6-8*), der dtr Einfluß (44,26a), die weisheitlichen Motive zur Vergänglichkeit der Menschen, Naturvergleiche (40,6-8*; 55,10f.) und das Stichwort D*?1U (40,8b). Ihre Spuren finden sich abgesehen von kleinen Zusätzen in 44,25.26a; 48,16b und 51,16 am Anfang (40,3aa.6-8*J, in der Mitte (50,4-9) und am Ende (55,10f.) des neuen Prophetenbuches. Schon diese Anordnung zeigt an, wie geschickt die Reaktion mittels dieser theologischen Linie ihre Gesamtverkündigung zu unterstützen weiß. Dazu führt sie auch erstmals in der Geschichte der Kap.40ff. eine individuelle Prophetengestalt ein.
a. 40,3aa.6-8* Der Redaktor verankert seinen wort- und prophetentheologischen Beitrag schon zu Beginn an kompositorisch bedeutsamer Stelle, nämlich in dem durch Dtjes Z geschaffenen Prolog 40,1 f.3-5 .9-11. Er erweitert ihn
178 Vgl. zu V . l - 4 5 , 1 3 b ß u n d 52,3, und zu V . 3 b - 54,10 und 54,8. 179 Vgl. 55,4a toj> ]ra mit 49,6 D,-i: na 1 ? ]ra u n d deren Kommentierung in 42,6 u n d 49,8 (n , _ o). Weiter vgl. 4 9 , 3 (HKS) und 55,5b.
274
Hauptteil
um 4 0 , 3 a a und 40,6.7a.8. 1 8 0 Nachdem bereits in Kap.2.2 die literarkritische Sonderstellung dieser Verse aufgewiesen wurde, können wir uns hier auf die inhaltlichen Konsequenzen dieses Zuwachsens beschränken. 181 Dabei muß an erster Stelle die Einführung einer bisher nie explizit genannten Prophetengestalt erwähnt werden. 182 Der Redaktor konstruiert durch 4 0 , 3 a a und 40,6a.6b-8* eine Berufungssituation des Propheten, die wie in Jes 6 in die himmlische Ratsversammlung versetzt. 183 Dadurch werden alle folgenden Texte zu Worten dieses einen Propheten, der von Jahwe berufen und bevollmächtigt redet. Zugleich erlaubt die knappe Berufungsszene den Adressaten eine Identifikation mit dem Propheten. Sie selbst können ihre Zweifel an der Durchsetzungsfähigkeit und Gültigkeit des „Wortes Jahwes" in seine Frage hineinlegen: „Was soll ich verkünden?" (40,6aß) W a s soll der Prophet verkünden angesichts der in V.6b.7a.8 sichtbar werdenden Lage, in der sich Israel durch Feinde bedroht fühlt? 184 W i e Elliger zutreffend feststellte, antwortet V.6b-8* 1 8 5 darauf nicht mit der Angabe des Verkündigungsinhaltes, wie es bei einer tatsächlichen 180 Zu V.7b als spätere Glossierung vgl. oben S. 111 f. 181 Vgl. ausführlich dazu S. 112ff. 182 Die Existenz eines oder mehrer Propheten hinter Teilen von Jes 40ff. m u ß damit nicht grundsätzlich bestritten werden. Jedoch werden sie in den älteren Schichten nie selbst zum Thema. Aus welchen Gründen die Texte auf eine derartige Gestalt verzichten können, wäre gesondert zu untersuchen. 183 Vgl. oben zur formgeschichtlichen Bestimmung, S . l l 4 f . Folgende Elemente verbinden den Text mit Jes 6: — der dialogische Charakter (vgl. Jes 6,l-4.5.6f.8a.8b.9f.l l a . l l b . l 2 f . ) ; - die dabei verwandten Begriffe und Redewendungen (vgl. «1p, "OK und ^Ip, besonders in 6,3; "DK in 6,5.11 (für die Entgegnung Jesajas), parallel 40,6aß); - die himmlische Szene und die Situation der himmlischen Ratsversammlung (dazu vgl. F.M.Cross, JNES 12, 1953, S.276). Zu diesen Beziehungen vgl. auch RRendtorff, Jesaja 6 im Rahmen der Komposition des Jesajabuches, in: Le livre d'Isaie, Vermeylen (ed.), BEThL 81, Leuven 1989, S.73-82. 184 Vgl. zur weisheitlichen Vergänglichkeitsaussage aus 40,6b-8* in ihrer Anwendung auf Gegner Jahwes Ps 3 7 , l f ; 90,5; 103,15; 105,15ff.; 129,6 (Gegner Zions!; zu 129,3 vgl. als weiterer Bezug zu R 2 auch 51,23); Hi 8,12. Auch das vorangegangene "ltBD'^D (40,5) macht es wahrscheinlich auch 40,6b auf die Gegner Israels zu beziehen - vgl. auch 40,24 (OD') und 59,19. Vgl. weiter dazu die antithetische Aussage in V.6b-8*. 185 Vgl. Elliger.
Die sekundäre Zionsschicht (R2)
275
Berufungsszene zu erwarten wäre. Vielmehr bekräftigt die Erwiderung die Gültigkeit des bereits ergangenen prophetischen W o r t e s . Dazu stellt sie die Vergänglichkeit der M e n s c h e n - und dabei ist zuerst an diejenige der Gegner Jahwes zu denken 186 - dem bleibenden Bestand (D^ID1?) des irn^R "OT gegenüber. 1 8 7 So wie der W i n d über Gras und Blume hinwegbläst und sie verdorren läßt, so werden auch die Feinde Israels vergehen. Das W o r t des Gottes Israels jedoch bleibt und gilt auf Dauer. Damit sollen schon in der Berufungssituation die Zweifel der Israeliten aufgenommen und überwunden werden, so daß die folgenden Prophetenworte wieder neu gehört werden können. Genau darin liegt die A b sicht der Redaktion, die hier zu Anfang geschickt der bis dahin vorliegenden Schrift neue Legitimation verschaffen und Hindernisse bei deren A u f n a h m e beseitigen will.
b. 5 5 , 1 0 f . Nicht minder wirkungsvoll setzt der Redaktor mit 55,10f. 1 8 8 den kor-
186 Koan-^S - vgl. in R2 51,12 (0UK;mK p ) ; 49,26 (-IIET^); weiter 40,5 und 66,16.23f. 187 Vgl. zu irnb« t r m mp (40,8b) 44,26a mit u i ü'pn! Hinzuweisen bleibt noch auf O^UJ in 40,8b, das sonst in R2 als Kennzeichen des neuen Heilszustands begegnet. 188 Daß auch 55,12f. in gleicher Weise einen rahmenden Schlußpunkt setzen will und dabei mit 40,9-11 korrespondiert (vgl. auch die Anspielung auf 41,17-20, wobei nicht mehr die Abwendung einer Notsituation im Blick ist. Die Verwandlung der Wüste dient hier dem Lob Jahwes - vgl. auch Kiesow, Exodustexte, 1979, S.127), begründet allein noch nicht die Zuweisung zu R2. Diese Methode der Rahmung findet sich bei Jes 40fF. seit Dtjes Z und nicht nur insofern bildet 55,12f. eine Doppelung zu 52,(7-)9f. Erwägenswert bleibt eine Zuweisung der Verse zur Großjesajanischen Redaktion des Kap.35 - vgl. 35,7a; Jubel der Berge, Hügel und Bäume bei der Rückkehr (35,1 f.) - dazu auch Steck, Bereitete Heimkehr, 1985, S.16 Anm.9; vgl. weiter das Stichwort nnofl? in 35,10 (sonst: 51,3; 51,11 (beides wohl großjesajan. Redaktion); 61,7; 66,5. Im Unterschied zu Steck, a.a.O., S.66 Anm.55, Brueggemann, ZAW 80, 1968, S.191-203, und H.-Chr.Schmitt, ZAW 91, 1979, S.56-60, erscheint eine sukzessive Entstehung von Jes 55,6-13 wahrscheinlicher als die Rückführung auf einen Ergänzer. Dafür spricht die sukzessive Erweiterung am Ende von Kap.52 und die andernfalls anzunehmende bewußte Überfiillung des Schlußteils durch einen Redaktor. Ein derartiger Schluß läßt sich leichter als Ergebnis eines stufenweisen Zuwachses erklären.
276
Hauptteil
respondierenden Schlußpunkt. 189 Auch an dieser Stelle wird Jahwes Heilswende als ein Handeln durch sein "Ol zusammengefaßt. Mit leichter Akzentverlagerung gegenüber 40,6-8* geht es nun um die Wirksamkeit des „Wortes", die der Verfasser an Abläufen aus der N a t u r veranschaulicht. So wie Regen und Schnee auf die Erde fällt und erst „zum Himmel zurückkehrt", wenn sie diese fruchtbar gemacht hat, so wird auch Jahwes Wort nicht ohne Wirkung bleiben. Es wird schaffen (ntöü), was Jahwe will (fDn).190 Mit dem Rückgriff auf Jahwes schöpferisches Handeln klingt in verändertem Zusammenhang ein Motiv der Grundschicht an. Die Nähe zu R2 spiegelt sich in der Wahl des Vergleichs: Jahwes Wort wirkt ganz so, wie er auf dem Acker Frucht und damit Segen schafft. 191 Die Redaktion tritt damit der Befürchtung entgegen, Jahwes Zusagen könnten „leere" und d.h. unwirksame Worte bleiben.192 In den R 2 -Texten, die durch 51,l.f.7f. und 55,1-5 gerahmt werden, spiegelte sich dieselbe Befürchtung wiederholt als Angst vor Schande und Beschämung. 193 Die wörtliche Entsprechung zwischen 55,11 und 45,23 (Dtjes G) gibt Anlaß über die Beziehung zur dtjes Grundschicht nochmals nachzudenken.194 Als erstes läßt die wörtliche Übernahme der Formulierungen aus 45,23 auf einen Epigonen schließen, da für Dtjes kaum mit einem Selbstzitat zu rechnen ist. Die Annahme bestätigt sich auch angesichts weiterer, schon von Elliger gemachter Detailbeobachtungen. 195 So überträgt der Redaktor in 55,11 die Bekräftigung eines konkreten Jahwewortes aus 45,23b 19S verallgemeinernd auf sämtliche, vorangehenden Prophetien aus
189 Vgl. die in der Literatur schon vielfach erwähnten Bezüge zu 40,6-8*, die auf eine b e w u ß t e R a h m u n g schließen lassen: - Jahwes 1 3 T (Singular) in seiner Beständigkeit (40,6-8*) bzw. Wirksamkeit (55, lOf.) als T h e m a ; - der Vergleich zwischen Natur und dem „Wort Gottes"; und das Stichwort D*?1B. 190 Vgl. 66,4 u n d verneint im Rückblick 65,12. In R 1 begegnet ISSn substantivisch in 48,14b. 191 Vgl. die Segensthematik als das herausgehobene Kennzeichen der Heilserwartung, vgl. unten S.285ff. 192 Vgl. zu Dp'i als Ausdruck der Erfolglosigkeit Jer 50,9 und 2.Sam 1,22. 193 Vgl. den Kontext der Feindbedrohung. 194 Vgl. wörtlich parallel: (npis) 'SO KS' (Perfekt) und K1?! in 45,23 und fcp'"l
'^K) aiCÜ'-K1? 'ED KS' ("TffiK) "QT in 55,11.
195 Vgl. Verhältnis, 1933, S. 166. 196 Vgl. auch das nichtdeterminierte "(31 in 45,23a.
Die sekundäre Zionsschicht (R 2 )
277
J e s 4 0 - 5 5 u n d f a ß t sie als „mein W o r t " z u s a m m e n . D i e s e l b e g e n e r a l i s i e r e n d e T e n d e n z signalisiert auch der W e c h s e l v o m P e r f e k t ( 4 5 , 2 3 ) z u m Imperfekt (55,11). F ü r d i e G r u n d s c h i c h t gilt sicher, d a ß J a h w e auch d o r t d u r c h sein w i r k sames R e d e n Heil schafft. Dies zeigt n i c h t zuletzt d e r W e i s s a g u n g s b e w e i s u n d seine Funktion
in D t j e s G . E i n d r u c k s v o l l f a ß t 4 6 , 9 - 1 1
G r u n d z u g z u s a m m e n . 1 9 7 N i r g e n d s j e d o c h w i r d in d e r
diesen
Grundschicht
dieses H a n d e l n d u r c h das W o r t 1 9 8 selbst z u m G e g e n s t a n d d e r R e f l e x i o n , b e i d e r IDT ( S i n g u l a r ) z u s a m m e n f a s s e n d f ü r alle (Heils-) P r o p h e t i e n steht. 1 9 9 A u c h die G e s t a l t eines P r o p h e t e n s u c h t m a n in i h r u m s o n s t . Beides f i n d e t sich erst in R 2 , k o n f r o n t i e r t m i t Z w e i f e l n an d e r G ü l t i g k e i t d e r p r o p h e t i s c h e n Zusagen.
c. K l e i n e r e Zusätze A m R a n d e ist n o c h a u f die E r g ä n z u n g e n des R e d a k t o r s in
48,16b
und 51,16hinzuweisen.200
44,25-26a,
Deutliche M o t i v - und Begriffsbezüge
v e r b i n d e n die V e r s e mit T e x t e n d e r R e d a k t i o n R 2 . 2 0 1 V o r allem legt j e d o c h
197 Vgl. dazu oben S.82ff. 198 Fast durchgehend begegnen nur verbale Aussagen von Jahwes Reden (Ausnahme: substantivisch mit 3KÖ in 41,28 negativ von den Göttern); 42,16 (partizipial; von den verheißenen Heilsgütern) und 45,23 (als Ziel Gottes, das gewiß erreicht wird). 199 In diesem Sinn wird einzig in 40,8 („das Wort unseres Gottes"), 44,26a („das Wort seiner Knechte") und 55,11 („mein Wort") von ~Q") gesprochen. Vgl. daneben 50,4 (Plural) und 51,16 und später wieder 59,21 (Plural) und 66,2.5. Zu diesen Beobachtungen vgl. schon W.Zimmerli, V T 32,1, 1982, S.108f. Dort finden sich auch weitere Anmerkungen zum Gebrauch von "IDK und Klp, a.a.O., S.l 10ff., die vor allem traditionsgeschichtlich interessiert sind. 200 Zu deren literarkritischer Abtrennung vgl. für 44,25.26a oben S.77ff.; für 48,16b ist mit Duhm und Schoors, a.a.O., S. 127, auf den Wechsel vom Jahwe- zum Prophetenwort, die formkritisch und inhaltlich nachklappende Stellung (nach der Aussage zum Ergebnis des Eingreifens Jahwes folgt eine neue Rede von seinem Tun), die inhaltliche Spannung zu 48,16a sowie zu 48,12-15, und die Nähe zu 61,1 (Mi 3,8) hinzuweisen. Anders als bei Merendino, Der Erste und der Letzte, 1981, S.524, (Merendino: auch jetzt gibt es ein Wort Jahwes) ist wohl auch hier adversativ zu verstehen. Zu 51,16 vgl. oben S.130ff. 201 Vgl. zu 44,25.26a neben zahlreichen singulären Begriffen und Motiven ("HB, ^ n , •op, ^yD, 13, rrn (55,13); con (40,20, sekundär; 47,10)) , und das dtr beeinflußte " m DTp (nif.) - vgl. 40,8 (qal). Dazu vgl. auch mit Kiesow, a.a.O., S.202 Anm.69,
278
Hauptteil
deren Inhalt, so aphoristisch er z.T. auch bleibt, eine Herkunft aus dem Umkreis der Redaktion R 2 und deren prophetentheologischer Linie nahe. In sie fügt sich 4 4 , 2 5 . 2 6 a mit der Ankündigung des Untergangs von Orakeldeutern und vermeintlichen Weisen, deren Zukunftsbemächtigung als „Torheit" erwiesen wird. 202 Nicht ihre Orakel sondern das W o r t (Singular) 203 der Propheten Jahwes (Plural) wird sich erfüllen. 204 Mit R 2 verbindet den Text sowohl die gegnerische Front nichtisraelitischer Feinde als auch die zur Debatte stehende Zuverlässigkeit der Zusagen Jahwes. Die beiden anderen Zusätze verraten geringeres redaktionelles Geschick, als man es sonst in dieser Schicht beobachten kann. Da jedoch in beiden Fällen eine individuelle Prophetengestalt in Erscheinung tritt, von der schon 4 0 , 3 a a . 6 - 8 * redet, gehören sie wohl in den Umkreis der Redaktion. Jahwe handelt an diesen Stellen jeweils durch einen Wortmittler. Die Zusätze sprechen von seiner Sendung und Geistbegabung ( 4 8 , 1 6 b ) bzw. von seiner Ausrüstung mit Jahwes Worten, einer Schutzgewährung und dem Ziel seiner Sendung (51,16) 2 0 5 . Dabei springt der deutliche
Dtn 9,5; 2.Sam 7,25; l.Kö 2,4; 6,14; 12,15. Weiter spricht die Kennzeichnung der Propheten als 1H3» (mit LXXA, T; parallel zum Plural in V.26aß) - vgl. 2.Kö 9,7 (Würthwein, Die Bücher der Könige, 1.Könige 1-16, ATD 11,1, Göttingen 1985, S.329f.); 17,13-23 (Würthwein, Die Bücher der Könige, 1.Könige 172.Könige 25, ATD 11,2, Göttingen 1984, S.395-397; 21,10 (Würthwein, a.a.O., S.440f.); 24,2aß.b (Würthwein, a.a.O., S.469); Jer 7,25; 25,4; 26,5; 29,19; 35,15; 44,4; Am 3,7 (vgl. dazu Thiel, Die deuteronomistische Redaktion von Jeremia 2645, W M A N T 52, Neukirchen-Vluyn 1981, S.93f.). Zu 48,16b vgl. 50,4.7 (Gottesbezeichnung); 42,1 und 61,1 (rrn) und zu 51,16 vgl. 59,21aß; 49,2aß; 51,13ad 2 ; 49,3a (vgl. auch Hos 2,25b; Dtn 18,18; Jer 1,9). 202 Vgl. zur Auslegung auch M.Weippert, Erwägungen zu Jesaja 44,24-28*, Dielheimer Blätter zum Alten Testament 21, 1985, S.121-132. 203 Vgl. die summarische Ansprache der Prophetien als das eine Wort Gottes, parallel mit 40,8 und 55,11. 204 Die Singulardeutung von V . 2 6 a a durch Hermisson, Israel und der Gottesknecht bei Deuterojesaja, ZThK 79, 1982, S.7-9, läßt sich weder gegen die Pluralform in V.26aß noch auf Grund der dtr Anklänge halten („nicht der große deuteronomistische Haufen .seiner Knechte'" - so Hermissson, a.a.O.S.7). 205 Vgl. zu dieser Neukonstitution des Verhältnisses zu Jahwe Hos 2,25, Jes 49,(2)3 und 59,21. Daß es sich hierbei evtl. um eine noch spätere Ergänzung durch einen in 59,21 nachweisbaren Redaktor handelt, vermuten auch Kiesow, a.a.O., S.95f., und Vermeylen, Du prophète Isaïe, EtB II, Paris 1978, S.471.
Die sekundäre Zionsschicht (R 2 )
279
Mosaikstil 206 und die Aufnahme von Elementen der EJL ins Auge. Letztere werden hier einer prophetischen Interpretation unterzogen. Der prophetische Ebed soll demnach das zerstörte Verhältnis zwischen Zion und Jahwe neu begründen helfen 207 , ohne daß, wie im ersten und zweiten EJL, von einem Völkerauftrag die Rede ist.
d. 50,4-9 Die gerade sichtbar gewordene prophetische Interpretation der EJL legt es nicht zuletzt nahe abschließend mit 50,4-9208
einem Text zu untersu-
chen und ihn dann ebenfalls der prophetentheologischen Linie von R 2 zuzuordnen, der gängigerweise zu den EJL selbst gezählt wird. 209 Mit den kleineren Zusätzen verbindet ihn sowohl der Mosaikstil 210 als auch die Art und W e i s e der Deutung des Ebed als ausschließlich prophetische Gestalt. 211 Zudem fehlt in 50,4-9 jede Andeutung für einen Völkerauftrag. Weisen schon diese Gemeinsamkeiten mit R 2 -Texten auf eine mögliche Herkunft des Abschnitts aus diesem Bereich, so kann doch erst die genauere Auslegung diese Vermutung erhärten. W i e versteht der Text
206 Vgl. besonders 51,16: V . l 6 a a - 59,21a (49,2aa; Dtn 18,18; Jer 1,9); V . l 6 a ß 49,2aß ; V. I6ba - 51,13aa 2 ; V . l 6 b ß - 49,3a; Hos 2,25b. 207 Vgl. zur Redeweise Hos 2,21-23. 208 Der Beginn der Einheit in V.4 ergibt sich aus dem Übergang von der Jahwerede zur Rede des Ebed. Für den Abschluß nach V.9 spricht der Wechsel des Redenden - V.4-9 = der Ebed; V.lOf. = ein Dritter redet über den Ebed (3.Person vom Ebed) zu einer Mehrzahl - und die formale und inhaltliche Eigenständigkeit des Mahnworts in V.lOf. M i t 50,10f. liegt uns ein Nachwort vor, das die Aufspaltung der jüdischen Gemeinschaft in eschatologisch gesinnte Fromme und in deren Augen Gottlose widerspiegelt. Eine weitergehende redaktionsgeschichtliche Einordnung hätte entsprechende trtjes Schichten zu berücksichtigen und soll deshalb hier unterbleiben. 209 Vgl. dazu etwa Kiesow, a.a.O., S.200 Anm.67, oder Merendino, ZAW 97, 1985, S.363f. 210 Vgl. dazu V . 9 a a - V . 7 a a ; V.9ba - Ps 102,27aß; und V.9bß - 51,8aa. Spätestens nach derartigen Beobachtungen verbietet sich die Beseitigung der Bezugnahmen durch literarkritische Ausscheidungen - vgl. auch V . 5 a a 2 - 4ba 2 ; die vierfache Verwendung von mrr '31« in V . 4 a a ' , 5aa, 7aa, 9aa; das doppelte j l r t l i in V.7; und V.4aa 2 und V.4bß. Die Wiederholungen und Bezüge gehören zum Stil des Verfassers. Merendinos literarkritische Reduktion ist deshalb kaum zutreffend, a.a.O. 211 Vgl. zum 1. und 2.EJL mit deren prophetischen und königlichen Traditionen, dazu oben S.183ff.
280
Hauptteil
den Ebed und wie fügt sich dieses Verständnis in den Kontext der anderen EJL bzw. in denjenigen von R2? Steck hebt in seinem Aufsatz zurecht eine ganze Reihe von Besonderheiten des sogenannten dritten EJL's hervor: „Aber es bleibt seltsam, daß im dritten EJL der Ebed-Begriff fehlt, der Israelauftrag nicht mehr ausdrücklich und der Völkerhorizont überhaupt nicht genannt sind, die Art der Ausführung in die Treue des Ebedverhaltens und das Gelingen auf das persönliche Ergehen konzentriert ist, und nicht zuletzt, daß in V . 4 b beim Faktum kontinuierlicher Ausstattung des Ebed (nur noch?) vom Hören und nicht (mehr?) vom Reden gesprochen wird." 212 W i e erklärt sich dieser Befund? Die Antworten der Ausleger auf diese Fragen fallen recht unterschiedlich aus.213 Einen Ansatzpunkt zur Deutung des Textes bietet die Beobachtung, daß in 5 0 , 4 - 9 alle für das Ebed-Bild in 4 2 , 1 - 4 , 4 9 , 1 - 6 und 5 2 , 1 3 - 5 3 , 1 2 charakteristischen Bestandteile fehlen 214 und stattdessen typische Züge einer prophetischen Gestalt begegnen. Teilweise überbietet der Abschnitt, der formgeschichtlich als Nachahmung eines Vertrauenspsalms anzusprechen ist 215 , andere Beschreibungen von Propheten. Dies führt zu der These, daß im Ebed aus 50,4-9 das Bild einer prophetischen Idealgestalt gezeichnet werden soll. Dabei zeigt sich eine besondere Nähe
212 So Steck, ZAW 96, 1984, S.389. 213 Hermisson sieht hier eine Konzentration auf den Aspekt der Anfeindung des Ebed, Der Lohn des Knechts, in: Die Botschaft und die Boten, FS H.W.Wolff, 1981, S.279f. Steck versteht die Veränderungen als Ausdruck der „Entamtung" (a.a.O., S.389). Jedoch erlauben schon die von ihm selbst aufgeführten Unterschiede zu anderen EJL kaum eine biographische Einordnung des Textes in eine „Geschichte des Ebed". Auch die These der „Entamtung" stellt doch wohl eher eine Verlegenheitslösung dar, die sich aus dem Vergleich mit 42,1-4 und 49,1-6 ergibt und diesen Kontext voraussetzt. Der Abschnitt selbst redet keineswegs davon, sondern zeigt den Ebed vielmehr als vorbildhaften Propheten, der in engster Beziehung zu Jahwe lebt. Ein Anlaß zu einer Entziehung des Auftrags kann daraus kaum abgeleitet werden. 214 Vgl. etwa auch die auf das Schicksal des Ebed eingegrenzte Verwendung von 'tiSBQ (vgl. V.8b mit 49,4b) - so auch Steck, a.a.O., S.389. 215 Vgl. zur Gattungsbestimmung der dreiteiligen Einheit mit V.4-5aa (die Verbindung des Sprechenden mit Gott), V.5aß-6 (der Gehorsam gegenüber seinem Gott) und V.7-9 (das Vertrauensmotiv). Vgl. dazu auch Elliger, Verhältnis, 1933, S.34f., Kaiser, Der königliche Knecht, FRLANT 70, Göttingen 1962 2 , S.68, und Melugin, Formation, 1976, S.71fF. („imitation of a psalm of confidence" - S.72).
Die sekundäre Zionsschicht (R 2 )
281
zum Jer-Buch, die sowohl bei den einzelnen Motiven als auch bei den aufgenommenen Formelementen und der damit parallelgesetzten Situation des Ebed deutlich wird. 216 Im einzelnen stützt sich die These von der hier zu findenden prophetischen Idealgestalt auf folgende Beobachtungen: - V.4a: V o n der Ausrüstung des Propheten mit „geübter Zunge" und dem 1D1 spricht ähnlich Jer 1,9 (Jahwe gibt sein IDT in den M u n d des Propheten; vgl. Dtn 18,18! 2 1 7 ), Ez 3,27; 24,27; 3 3 , 2 1 f . Dabei wird hier die Fähigkeit zu ~QT ^U'TiK mi)*? nin 1 ? zusätzlich zur Eigenschaft des Propheten. 218 Dies fällt um so mehr auf, als bei anderen Propheten der Einwand 1 2 1 TUTT
(Jer 1,6) oder ptc1? "DD II D'nm BK1 K1? (Ex 4 , 1 0 -
Mose) zu einem festen Bestandteil der Berufungen gehört. 219 - V.4b: Hier ist auf die besondere Bedeutung des Morgens für den prophetischen Wortempfang und die prophetische Rede hinzuweisen, so wie sie sich in Ez 12,8; 2 4 , 1 8 und 3 3 , 2 2 findet. Dabei zeigt besonders der Vergleich mit der letztgenannten Stelle, daß der Prophet in Jes 5 0 , 4 - 9 sowohl in seinem Verhältnis zu Jahwe 220 als auch im Blick auf die aufgetragene Botschaft die Gestalt des Ezechiel übertrifft. 221 - V.5/6: Diese Verse stellen den Propheten als einen Mann dar, der A n feindungen ausgesetzt ist, ohne sich diesem Leiden zu entziehen. Von er-
2 1 6 Vgl. das Leiden des Propheten durch Feinde (V.6), das Vertrauensbekenntnis (V.7), das Bekenntnis der Zuversicht mit der Erwartung göttlichen Eingreifens nebst der Vernichtung der Feinde (V.8f.) Dazu vgl. die Untersuchung von R.Brandscheidt, Gotteszorn und Menschenleid, Trier Theolog. Studien, B d . 4 l , Trier 1983, besonders S.287-294 zur „Klage des Mittlers" im Jer-Buch. 217 Vgl. Thiel, Die deuteronomistische Redaktion von Jeremia 1-25, W M A N T 41, Neukirchen-Vluyn 1973, S.67f. 218 Vgl. die „geübte Zunge" und das ständige, allmorgendliche Hören in 50,4b. 219 Wenn hier auch keine Prophetenberufung vorliegt, so knüpft 50,4 mit der Darstellung der Ausrüstung des Ebed doch daran an. Auf eine eigene Berufungsdarstellung kann der Verfasser verzichten, da er die ersten beiden EJL voraussetzt und auf dem Hintergrund von 40,3aa.6-8* formuliert (R 2 ). 50,4-9 nimmt trotzdem Elemente auf, die in derartigen Berufungen begegnen, um sie neu zu interpretieren. Vgl. die Anspielungen in V.4aa a u f 4 2 , I b a (49,4ba - 50,8b). 220 Vgl. die Teilhabe Ezechiels am Gericht Israels durch sein „Verstummen" (Ez 3,26; 33,23); vgl. als •TIE1? Jahwes - dazu auch Jes 8,16 (dort: Prophetenschüler). 221 Vgl. die Beseitigung der Stummheit am Morgen (Ez 3,26). Dagegen wird der Wortempfang des Ebed nie unterbrochen. Dazu vgl. auch Merendino, a.a.O., S.352, wobei seine Folgerungen abzulehnen sind.
282
Hauptteil
sterem redet etwa auch das Jer-Buch vielfältig. 222 Im Vergleich mit dem Propheten Jeremia und seinen Anklagen gegen Gott erscheint der Ebed fast als Gegenbild, in jedem Fall aber als Überbietung. 223 In 50,5f. findet sich einzig die Schilderung der N o t und folgend das Vertrauensbekenntnis, ohne daß eine Klage oder gar eine Anklage Jahwes hörbar wird. Selbst eine Bitte um Abwendung der N o t spricht der Prophet nicht aus. 224 - V . 7 : Besonders eindrücklich zeigt sich die Tendenz der Aufnahme und Überbietung von prophetischen Zügen beim Vergleich von 50,7ba mit Ez 3,8f. und Jer 1,18 bzw. 15,20. Während 50,4-9 davon spricht, daß der Ebed sein „Angesicht wie einen Kieselstein macht", ist sonst durchgängig Jahwe derjenige, der den Propheten derart ausrüstet, um ihn gegen den Widerstand der Feinde zu „härten". 225 - V.8/9: Zu diesem Vertrauensbekenntnis des Ebed lassen sich Parallelen in Jer 11,22; 12,3; 15,20f.; 17,14.18; 18,21 f. und 20,11.13 entdekken. Zusätzlich bleibt auf den Mosaikstil in V.9 hinzuweisen, der sich auch schon in den R 2 -Texten 48,16b und 51,16 findet.226 Die angeführten Beobachtungen erhärten zu Genüge die These, daß 50,4-9 den Ebed der E J L als prophetische Idealgestalt deutet. Demnach bleibt abschließend nach ihrer Funktion in R 2 zu fragen. Schon mit 4 0 , 3 a a . 6 - 8 * führte der Redaktor einen Propheten ein und ermöglichte dem Adressaten dabei eine Identifizierung, die zur Überwindung seiner Zweifel helfen sollte. 227 In gleicher Weise kann auch 50,4-9 verstanden werden. So steht der Prophet für einen Israeliten, der in Verfolgung und Leiden auf Jahwes Hilfe vertraut und des endgültigen Untergangs der
2 2 2 Vgl. Jer 11,19; 12,3; 15,10.15f.; 18,20f. (20,12). 223 Vgl. besonders Jer 15,10; 20,7-9 (12,lf.) und vgl. auch Ez 2,8 mit seiner Aufforderung an den Propheten: „Sei nicht widerspenstig ('HO; vgl. Jes 50,2: 'I11Q), wie das Haus der Widerspenstigkeit." 224 Vgl. weiter 59,13 und 63,10 und auch Westermanns Auslegung, S.184 und 186: „aus der Klage des Mittlers ... erwächst hier zum erstenmal das bejahende Annehmen dieses Leides." 225 So in Ez 3,8f.: „Wie ein Diamant, härter als Fels, mach ich deine Stirn; furchte dich nicht vor ihnen . . . " (V.9). Z u 50,7bß vgl. Jer 20,11; 17,(13.)18. 226 Vgl. zu 50,9aa - 7aci; 50,9ba - 51,8aa (R 2 ) und zu 50,9bß - Ps 102,27aß. 227 Vgl. oben S.273ff. Z u m gemeinsamen Stil, der z.B. durch viele Wiederholungen gekennzeichnet ist, vgl. zu 50,4-9 oben Anm.198.
Die sekundäre Zionsschicht (R 2 )
283
Feinde gewiß bleibt. 228 Und diese Haltung legt der Verfasser auch dem sich bedrängt fühlenden Israel nahe. So wird der Ebed nicht nur zum Wortmittler sondern zugleich zum Vorbild für die „müden" 229 Israeliten. 230
2 . 5 . 8 Zusammenfassung Schon in der Einzelanalyse wurden wiederholt die Grundzüge der Redaktion R 2 dargestellt. So kann sich der Rückblick auf einige zusammenfassende Bemerkungen beschränken. Auch diese Bearbeiter der vorliegenden Heilsprophetien müssen sich mit den Zweifeln ihrer Zeitgenossen an den Zusagen auseinandersetzen. Trotz zahlreicher Veränderungen zum Besseren seit der Mitte des 6.Jh.v.Chr. vermissen sie schmerzlich eine radikale Heilswende (54,7f.). 231 So gab es zwar, gemessen an den prophetischen Zusagen, eine zaghafte Rückkehr der Gola 232 , aber ein neuer Heilszustand blieb bisher aus. Das gegenwärtige Israel wartet sehnsüchtig auf den zugesagten Segen (51,1 f.). 233 Bemerkenswert ist dabei, daß in R 2 erstmals weder die Rückkehr der Gola wie in Dtjes G(/Z) noch die der weltweiten Diaspora wie in R 1 zu einem eigenen Thema wird (51,1 f.;
228 Vgl. 40,6-8*. 229 Vgl. 40,28 (Dtjes G - «]!)') und 50,4a und auch Melugins Überlegung, a.a.O., S.72, ob hier vielleicht Israel als Prophet personifiziert wird. 230 Eine theologisch interesante und literarkritisch gewagte These legt neuerdings K.F.Pohlmann, Die Ferne Gottes - Studien zum Jeremiabuch, BZAW 179, Berlin und New York 1989, vor. Er vertritt darin eine Spätdatierung der sogenannten Konfessionen Jeremias und verlegt sie in das Umfeld junger atl. Texte wie des M a leachibuchs (um 4 0 0 v.Chr., vgl. besonders S.38f.). Die Konfessionen spiegeln s.M.n. die Probleme der Heilsverzögerung nach 587. „Für die Verfasser der KT (Konfessionstexte- Verf.) ermöglicht Jeremia . . . die Einübung in eine Glaubensexistenz, in der es darum geht, angesichts von Leiden und Not, der Abwesenheit Gottes und seiner Gerechtigkeit, die Ferne Gottes auszuhalten und auf seine zukünftige Herrschaft zu hoffen." (a.a.O., S.38). Der von ihm hier behauptete Antwortversuch der Konfessionstexte unterschiede sich damit inhaltlich von dem für Jes 50,4-9 skizzierten, einer vorbildlichen Idealgestalt. Die oben dargestellten Bezüge zwischen Jes 50,4-9 und den Konfessionen behalten auch bei einer evtl. späteren Abfassung der Jeremia-Texte ihre Bedeutung. 231 Vgl. das dort erkennbare Problem der Heilsverzögerung, oben S.264f. 232 Vgl. 49,24-26*, der dies wohl voraussetzt, dazu S.244ff. 233 Vgl. zur Segensverheißung in Dtjes G die Analysen zu 45,8 und 44,2-4.
284
Hauptteil
55,1-5 u.ö.). Der Blick verengt sich auf Palästina und Jerusalem, wobei die Diaspora nur noch durch die aufgenommenen Texte der vorangehenden Schichten mit eingeschlossen ist. Neben dem ausbleibenden Segen kennzeichnet die Situation der Hörer von R 2 eine stark empfundene Bedrohung durch Feinde (45,24f.; 49,2426; 51,7f.; 51,12-15; 51,20-23). Ohne daß deren Identität konkret auszumachen ist, sind sie trotz der deutlichen Anlehnung an die traditionelle psalmistische Sprache als äußere Gegner ganz Israels erkennbar. 234 W i r haben es hier also noch nicht mit einer Auseinandersetzung innerhalb Israels zu tun. 235 Die Feindbedrohung aktualisiert dabei erneut die Ängste Israels, die sich an die traumatischen Erfahrungen von 587 v.Chr. knüpfen (u.a. 51,20; 54,4-6; 54,11-17*). Auf deren Hintergrund schildert R 2 die gegenwärtig empfundene Bedrohung, so daß bei direkten Schlüssen auf die faktische Situation in Palästina Vorsicht geboten ist. Deutlich ist jedoch, daß sich Israel vor der Frage sieht, ob nun wiederum Jahwes Zorn (54,8f.; 51,20.22) 23). Elliger, K., Deuterojesaja. BKATXI/ 1, Neukirchen-Vluyn 1978. Feldmann, F., Das Buch Isaias, EH 14/ II-2, Münster 1926. Fischer, J., Das Buch Isaias. II.Teil, HS VII, Bonn 1939. Fohrer, G., Das Buch Jesaja. 3.Band, ZBK , Stuttgart 1968. Frey, H., Das Buch der Weltpolitik Gottes. Kapitel 40-55 des Buches Jesaja, Stuttgart 1939.
326
Literaturverzeichnis
Grimm, W., Das Trostbuch Gottes. Jesaja 40-55 übersetzt und mit Anmerkungen versehen, Stuttgart 1990. Haller, M., Das Judentum. Geschichtsschreibung, Prophetie und Gesetzgebung nach dem Exil, SAT 3, Göttingen 1925 2 . Herbert, A.S., The Book of the Prophet Isaiah. Chapters 40-66, C B C , Cambridge 1975. Hermisson, H.-J., Deuterojesaja. BKAT XI/ Lfg.7, Neukirchen-Vluyn 1987. Hertzberg, H.W., Der Zweite Jesaja, Leipzig und Hamburg 1939. Kaiser, O., Das Buch des Propheten Jesaja. Kapitel 1-12, A T D 17, Göttingen 1981'. Ders., Das Buch des Propheten Jesaja. Kapitel 13-39, A T D 18, Göttingen 1983 3 . Kissane, E.J., The Book of Isaiah. Vol.II, Dublin 1943 Klostermann, A., Deuterojesaia, München 1893. Knight, G.A.F., Deutero-Isaiah. A Theological Commentary on Isaiah 40-55, New York 1965. König, E., Das Buch Jesaja, EK, Gütersloh 1926. Kraus, H.-J., Psalmen 1-59, B K A T X V / 1 , Neukirchen-Vluyn 1978 5 . Ders., Psalmen 60-150, BKAT XV/2, Neukirchen-Vluyn 1978 5 . Marti, K., Jesaja, K H C X, Tübingen 1900. McKenzie, J.L., Second Isaiah, AncB 20, City Garden 1973 4 . Muilenburg, J., und Coffin, H.S., The Book of Isaiah. Chapters 40-66, IntBV, New York 1956. North, C.R., The Second Isaiah. Introduction, Translation and Commentary to Chapters XL-LV, Oxford 1964. Orelli, C. von, Die Propheten Jesaja und Jeremia, K K 3, München 1891 2 . Schoors, A., Jesaja II, B O T 9, Roermund 1972. Skinner, J., The Book of the Prophet Isaiah. Vol.2: Chapters XL-LXVI, The Cambridge Bible, Cambridge (1898) 1963 2 . Smart, J.D., History and Theology in Second Isaiah. A Commentary on Isaiah 35, 40-66, Philadelphia 1965. Torrey, C.C., The Second Isaiah, Edinburgh 1928. Volz, P., Jesaia II, KAT IX, Leipzig 1932.
Literaturverzeichnis
327
Westermann, C., Das Buch Jesaja. Kapitel 40-66, A T D 19 Göttingen (1966) 1981 4 . Whybray, R.N., Isaiah 40-66, NCeB, London 1975 und Grand Rapids 1981. Wildberger, H., Das Buch Jesaja. Kapitel 29-39, BKAT X/3, Neukirchen-Vluyn 1982. Ders., Jesaja. Kapitel 1-12, BKATX/1, Neukirchen-Vluyn 1980 2 . Ders., Jesaja. Kapitel 13-27, BKAT X/2, Neukirchen-Vluyn 1978. Wolff, H.W., Dodekapropheton 1. Hosea, BKAT XIV/1, NeukirchenVluyn 1976 3 . Young, E.J., The Book of Isaiah. Vol.III, Chapters 40-66, N I C . O T , Grand Rapids 1972. Ziegler, J., Isaias. Die Heilige Schrift in deutscher Übersetzung, Echter Bibel, Würzburg 1954. Zimmerli, W „ Ezechiel, BKAT XIII/2, Neukirchen-Vluyn 1979 2 .
2. Aufiätze und Monographien Ackroyd, P.R., Exile and Restoration. A Study of Hebrew Thought of the Sixth Century BC, London 1976 3 . Ders., Isaiah 36-39: Structure and Function, in: Von Kanaan bis Kerala. FS J . P . M . van der Ploeg, A O A T 211, Neukirchen-Vluyn 1982, S.5ff. Albertz, R., Persönliche Frömmigkeit und offizielle Religion, C T h M A 9, Stuttgart 1978. Albrektson, B., History and Gods, Gleerup 1967. Allegro, J . M . , The Meaning of p
in Isaiah XLIV,4, Z A W 63, 1951,
S. 154-156. All is, O . T . , The Unity of Isaiah, Nutely (N.J.) 1951. Altmann, P., Erwählungstheologie und Universalismus im Alten Testament, BZAW 92, Berlin 1964. Archer, G.L., A Survey in Old Testament Introduction, Chicago 1975 2 . Ders., Einleitung in das Alte Testament, Bd.l und 2, Liebenzell 1986 und 1989.
328
Literaturverzeichnis
Baltzer, D., Ezechiel und Deuterojesaja. Berührungen in den Heilserwartungen der beiden Exilspropheten, B Z A W 121, Berlin und New York 1971. Baltzer, K., Schriftauslegung bei Deuterojesaja? - Jes 43,22-28 als Beispiel, in: Die Väter Israels. FS J.Scharbert, Stuttgart 1989, S.l 1-16. Ders., Z u r formgeschichtlichen Bestimmung der Texte vom GottesKnecht im Deutero-Jesaja-Buch, in: Probleme biblischer Theologie, FS G.von Rad, München 1971. Banwell, B . O . , A Suggested Analysis of Isaiah xL-Lxvi, E T 76, 1964-65, S. 166. Barstadt, H . M . , „Lebte Deuterojesaja in Judäa?", N o r T T 83, 1982, S.7787. Barthélémy, D., Critique textuelle de l'ancien testament, 2.1saïe, Jérémie, Lamentations, O B O 50/2, Fribourg und Göttingen 1986. Bauer/Leander, Historische Grammatik der hebräischen Sprache des Alten Testamentes, Bd.I, Hildesheim (1922) 1962. Beadt, L., International Alliteration in Second Isaiah, C B Q 45, 1983, S.353-363. Becker, J., Isaias - der Prophet und sein Buch, SBS 30, Stuttgart 1968. Begrich, Das priesterliche Heilsorakel, Z A W 52, 1934, S.81-92, = in: ders., Gesammelte Studien Alten Testament, T h B 21, München 1964, S.217-231. Ders., Studien zu Deuterojesaja, T h B 20, München 1969 2 . Berge, K., Die Zeit des Jahwisten, B Z A W 186, Berlin und N e w York 1990. Beuken, W.A.M., D e vergeefse moeite van de knecht. Gedachten over de plaats van Jesaja 49,1-6, in de context, in: D e Knecht. Studies random Deutero-Jesaja, aangeboden aan Prof. Dr. J.L.Koole, Kampen 1978, S.23-40. Ders., Jes 50,10-11: Eine Kultische Paränese zur dritten Ebedprophetie, Z A W 85, 1973, S.162-182. Ders., Mispät. T h e First Servant Song and its Context, V T 22, 1972, S. 1-30. Ders., T h e Confession of God's Exlusivity by all Mankind. A Reappraisal of Is.45,18-25, Bijdragen 35, 1974, S.335-356.
Literaturverzeichnis
329
Biblia Hebraica Stuttgartensia, ed. K.Eiliger/W.Rudolph, Stuttgart 19681976. Biblia Hebraica, ed. R.Kittel, Stuttgart 1966 (Nachdruck der 3. Aufl. 1937). Biblia Sacra iuxta Vulgatam Versionem, ed. R.Weber, 2 Bde., Stuttgart 1983 3 . Blum, E., Die Komposition der Vätergeschichte, W M A N T 57, Neukirchen-Vluyn 1984. Ders., Die Komposition der Vätergeschichte, W M A N T 57, NeukirchenVluyn 1984. Boecker, H.J., Redeformen des Rechtslebens im Alten Testament, W M A N T 14, Neukirchen-Vluyn 1970 2 . Boij, T., Negation in Isaiah 43,22-24, ZAW 94, 1982, S.390-400. Brandtscheidt, R., Gotteszorn und Menschenleid, Trier Theologische Studien, Bd.4l, Trier 1983. Brueggemann, W., Isaiah 55 and Deuteronomic Theology, ZAW 80, 1968, S.191-203. Budde, K., Die sogenannten Ebed-Jahwe-Lieder, Gießen 1900. Carroll, R.P., When Prophecy Failed, London 1979. Cheyne, T.K., Introduction to the Book of Isaiah, London 1895. Ders., The Mines of Isaiahs Re-Explored, London 1912. Childs, B.S., Isaiah and the Assyrian Crisis, StBTH II/3, London 1967. Clements, R.E., Beyond Tradition-History. Deutero-Isaianic Development of First Isaiah's Themes, J S O T 31, 1985, S.95-113. Ders., The Unity of the Book of Isaiah, Interpr 36, 1982, S.l 17-129. Clifford, R.J., Fair Spoken and Persuading: An Interpretation of Second Isaiah, New York und Toronto 1984. Ders., Isaiah 55: Invitation to a Feast, in: FS D.N.Freedman, Eisenbrauns, Winona Lake 1983, S.27-35Ders., The Function of Idol Passages in Second Isaiah, C B Q 42, 1980, S.450-464. Clines, D.J.A., I, he, we, they. A Literary Approach to Isaiah 53, J S O T . S 1, Sheffield 1983. Conrad, E.W., Patriarchial Tradition in Second Isaiah, Diss.Phil. Princeton 1974.
330
Literaturverzeichnis
Ders., Second Isaiah and the Priestly Oracle of Salvation, Z A W 93, 1981, S.234-246. Ders., T h e „Fear not" Oracles in Second Isaiah, V T 34, 1984, S.129152. Coogan, M . D . , West Semitic Personal Names in the M u r a s û Documents, H S M 7, Missoula, Montana 1976. Cramer, K„ Der Begriff np-tt bei Tritojesaja, Z A W 27, 1907, S.79-99. Cross, F.M., The Council of Yaweh in Second Isaiah, JNES 12, 1953, S.274-277. Crüsemann, F., Studien zur Formgeschichte von Hymnus und Danklied in Israel, W M A N T 32, Neukirchen-Vluyn 1969. Day, J., God's Conflict with the Dragon and the Sea, Cambridge 1985. Dietrich, E.L., Handbuch der Orientalistik, III, 1, Leiden und Köln 1953. Dion, H.M., Le genre littéraire sumérien de l'„Hymne à soi-meme" et quelques passages du Deutéro-Isaïe, RB 74, 1967, S.215-234. Dion, P.-E., L'universalisme religieux dans les différentes couches rédactionelles d'Isaiae 40-55, Bib 51, 1970, S.161-182. Ders., Les chants du Serviteur de Yaweh et quelques passages apparentés d'Is 40-55, Bib 51, 1970, S.17-38. Eaton, J., Festal Drama in Deutero Isaiah, London 1979. Ehrlich, A.B., Randglossen zur hebräischen Bibel,, Bd.IV, Leipzig 1912 = Hildesheim 1968. Eissfeldt, O., Einleitung in das Alte Testament unter Einschluß der Apokryphen und Pseudepigraphen sowie der apokryphen- und pseudepigraphen Qumran-Schriften, Tübingen 1964 3 . Eitz, A., Studien zum Verhältnis von Priesterschrift und Deuterojesaja, Diss. Heidelberg 1969. Elliger, K., Der Begriff „Geschichte" bei Deuterojesaja, in: ders., Kleine Schriften zum Alten Testament, ThB 32, München 1966. Ders., Deuterojesaja in seinem Verhältnis zu Tritojesaja, B W A N T IV, 11, Stuttgart 1933. (Verhältnis) Ders., Die Einheit des Tritojesaja (Jesaja 56-66), BWANT III, 9, Stuttgart 1928.
Literaturverzeichnis
331
Ders., Textkritisches zu Deuterojesaja, in: Near Eastern Studies in Honor ofW.F.Albright, Baltimore und London 1971, S.113-119. Evans, C.A., O n the Unity and Parallel Structure of Isaiah, V T 38, 1988, S.129ff. Fohrer, G., Neuere Literatur zur alttestamentlichen Prophetie 19321939, T h R N F 19, 1951, S.298-305. Ders., Zehn Jahre Literatur zur alttestamentlichen Prophetie (19511960), T h R N F 28, 1962, S.235-249. Frye, R.N., T h e History of Ancient Iran, Handbuch der Altertumswissenschaften III/7, München 1984. Galling, K., Studien zur Geschichte Israels im persichen Zeitalter, Tübingen 1964. Gelston, A., Some Notes on Second Isaiah, V T 21, 1971, S.517-527. Gesenius, Kautzsch und Bergsträsser, Hebräische Grammatik, Hildesheim, Zürich und New York 1983. Gesenius, W./Buhl, F., Hebräisches und aramäisches Handwörterbuch über das Alte Testament, Berlin, Göttingen und Heiidelberg 1962 (unveränderter Nachdruck der 17.Aufl. 1915). Giesen, G., Die Wurzel »schwören«, BBB 56, Königstein/Bonn 1981. Gitay, Y„ Deutero-Isaiah: Oral or Written?, JBL 99,1980, S.185-197. Ders., Prophecy and Persuasion: A Study of Isaiah 40-48, FThL 14, Linguistica Biblica, Bonn 1981. Goldingay, }., „The Arrangement of Isaiah XLI-XLV", V T 29, 1979, S.289-299. Grimm,W., und Dittert, K., Deuterojesaja. Deutung — Wirkung — Gegenwart, Stuttgart 1990. Guillet, ]., La polemique contre les ¡doles et le serviteur de Jahv£, Bib 40, 1959, S.428-434. Gunkel/Begrich, Einleitung in die Psalmen, Göttingen 1985 4 . Gunneweg, A.H.J., Geschichte Israels bis Bar Kochba, T h W i 2, Stuttgart 1984 5 . Ha, J., Genesis 15, BZAW 181, Berlin und New York 1989. Haag, E., Der Weg zum Baum des Lebens. Ein Paradiesmotiv im Buch Jesaja, in: Künder des Wortes, FS Josef Schreiner, Würzburg 1982, S.35-52.
332
Literaturverzeichnis
Ders., Die Botschaft vom Gottesknecht, Quaestiones Disputatae 96, 1983, S.159-213. Haag, H., Der Gottesknecht bei Deuterojesaja, EdF 233, Darmstadt 1985. Ders., Ebed Jahwe-Forschung 1948-1958, BZ NF 3, 1959, S.174-204. Haller, M., Das Judentum, Göttingen 1925 2 . Hamlin, J., The Meaning of „Mountains and Hills" in Isa.4l: 14-16, J N E S 13, 1954, S. 185-190. Hanford, W.R., Deutero-Isaiah and Luke-Acts: Straightforward Universalism?, ChQRev 1967, S.141-152. Hanson, P.D., The Dawn of Apocalyptic, Philadelphia 1979 (rev.ed.). Haran, M., The Literary Structure and Chronological Framework of the Prophecies in Is.XL-XLVIII*, in: Congress Volume Bonn 1962, SVT 9, Leiden 1963, S.127-155. Harner, P.B., The Salvation Oracle in Second Isaiah, J B L 88, 1969, S.418-434. Harrison, R.K., Introduction to the Old Testament, Grand Rapids 1969. Hausmann, J., Israels Rest. Studien zum Selbstverständnis der nachexilischen Gemeinde, BWANT 124, Stuttgart 1987. Haussig, H.W. (Hg.), Götter und Mythen im Vorderen Orient, Wörterbuch der Mythologie 1/1, Stuttgart 1983 2 . Hempel, J., Glaube, Mythos und Geschichte im Alten Testament, ZAW 6 5 , 1 9 5 3 , S.113ff. Hermisson, H.-J., Der Lohn des Knechts, in: Die Botschaft und die Boten. FS H.W.Wolff, 1981, S.279f. Ders., Deuterojesaja-Probleme: ein kritischer Literaturbericht, VuF 31, 1986, S.53-84. Ders., Diskussionworte bei Deuterojesaja, EvTh NF 26, 1971, S.665680. Ders., Einheit und Komplexität Deuterojesajas. Probleme der Redaktionsgeschichte von Jes 40-55, in: J.Vermeylen (ed.), Le livre d'Isaie, BEThL LXXXI, Leuven 1989, S.287-312. (Einheit und Komplexität) Ders., Israel und der Gottesknecht bei Deuterojesaja, Z T h K 79, 1982, S.l-24.
333
Literaturverzeichnis
Herrmann, S., Artikel Auszug aus Ägypten, B H H W I, Göttingen 1962, Sp. 168-172. Ders., D i e prophetischen Heilerwartungen
im Alten
Testament,
B W A N T 5, Stuttgart 1965. Hessler, E., Das Heilsdrama. Der Weg zur Weltherrschaft Jahwes (Jes 4055), Religionswisseschaftliche Texte und Studien, 2, Zürich und New York 1988. Dies., Die Struktur der Bilder bei Deuterojesaja, EvTh 25, 1965, S.349369. Hollenberg, D.E., Nationalism and „the Nations" in Isaiah X L - L V , V T 19, 1969, S.23-36. Huber, F., Jahwe, Juda und die anderen Völker, B Z A W 137, Berlin und New York 1976. Janssen, E., Juda in der Exilszeit, Göttingen 1956. Jenni, E., Artikel 'öläm, T H A T II, München und Zürich 1976, Sp.228243. Ders., Die Rolle des Kyros bei Deuterojesaja, T h Z 4, 1954, S.241-256. Jeremias, J., CQEÜD im ersten Gottesknechtslied (Jes. XLII 1-4), V T 22, 1972, S.31-42. Ders., Das Königtum Gottes in den Psalemn, F R L A N T 141, Göttingen 1987. Kaiser, O . , Der geknickte Rohrstab. Z u m geschichtlichen Hintergrund der Überlieferung und Weiterbildung der prophetischen Ägyptensprüche im 5.Jahrhundert, in: Wort und Geschichte. FS K.Elliger, A O A T 18, Neukirchen-Vluyn 1972, S.99-206, jetzt in: ders., V o n der Gegenwartsbedeutung des Alten Testaments. Gesammelte Studien zur Hermeneutik und Redaktionsgeschichte, Göttingen 1984, S.181-188. Ders., Der königliche Knecht. Eine traditionsgeschichtlich-exegetische Studie über die Ebed-Jahwe-Lieder bei Deuterojesaja, Göttingen 1962 2 . Ders., D i e mythische Bedeutung des Meeres in Ägypten, Ugarit und Israel, B Z A W 78, Berlin 1962 2 . Ders., Einleitung in das Alte Testament, Gütersloh 1984 5 .
334
Literaturverzeichnis
Ders., Von der Gegenwartsbedeutung des Alten Testaments. Gesammelte Studien zur Hermeneutik und Redaktionsgeschichte, Göttingen 1984. Kapelrud, A.S., T h e Identity of the Suffering Servant, in: Near Eastern Studies in Honor of William Foxwell Albright, Garden City 1971, S.307-314. Ders., T h e Main Concern of Second Isaiah, V T 32, 1982, S. 50-58. Kautzsch, E., Abhandlungen über die Derivate des Stammes im alttestamentlichen Sprachgebrauch, Tübingen 1881. Keel, O., Die Welt der altorientalischen Bildsymbolik und das Alte Testament, Zürich und Neukirchen-Vluyn 1984 3 . Keller, C.A., Artikel sb' nif., T H A T II, München und Zürich 1976, Sp.855-863. Keller, C.A., und Wehmeier, G., Artikel brk pi. segnen, T H A T I, M ü n chen und Zürich 1971, Sp. 358-364. Kiesow, K., Exodustexte im Jesajabuch. Literarkritische und motivgeschichtliche Analysen, O B O 24, Fribourg und Göttingen 1979. (Exodustexte) Kilian, R., „Baut eine Straße für unseren Gott!" Überlegungen zu Jes 40,3-5, in: Künder des Wortes, FS Josef Schreiner, 1982, S.53-60. Ders., Ps 22 und das priesterliche Heilsorakel, BZ N F 12, 1968, S.172185. Klein, H., Der Beweis der Einzigkeit Gottes bei Deuterojesaja, V T 35, 1985, S.267-273. Koch, K. (Hg.), Apokalyptik, WdF 365, Darmstadt 1982. Ders., Zur Geschichte der Erwählungsvorstellung im Alten Testament, Z A W 6 7 , 1955, S.205-226. Koehler/Baumgartner, Lexicon in Veteris Testamenti Libros, Leiden 1985 2 . Koenen, K., Ethik und Eschatologie im Tritojesajabuch, W M A N T 62, Neukirchen-Vluyn 1990. Kohata, F., Jahwist und Priesterschrift in Exodus 3-14, BZAW 166, Berlin und New York 1986. Köhler, L., Deuterojesaja (Jesaja 40-55) stilkritisch untersucht, BZAW 37, Gießen 1923.
Literaturverzeichnis
335
Kooij, A.van der, Die alten Textzeugen des Jesajabuches, O B O 35, Fribourg und Göttingen 1981. Koole, J.L., Zu Jesaja 40,3. in: Von Kanaan bis Kerala, FS van der Ploeg, A O A T 2 1 1 , 1982, S. 137-142. Kuhn, K.G., Artikel 7 T p o < j r ) \ v r o s , T h W b VI, Stuttgart 1959, S.727-745. Kümmel, H.M., Ersatzkönig und Sündenbock, Z A W 80, 1968, S.289318. Kutsch, E., Salbung als Rechtsakt im Alten Testament und Alten Orient, B Z A W 8 7 , Berlin 1963. Laato, A., T h e Composition of Isaiah 40-55, J B L 109/2, 1990, S.207228. Labuschagne, C.J., Artikel 'nh, T H A T II, München und Zürich 1976, Sp.335-341. Lack, R., La symbolique du livre d'Isaie, AnBib 59, Rom 1973. Lauha, A., „Der Bund des Volkes". Ein Aspekt der deuterojesajanischen Missionstheologie, in: Beiträge zur alttestamentlichen Theologie, FS W.Zimmerli, Göttingen 1977, S. 257-261. Leene, H., De stem van de Knecht als metafoor. Beschouwingen over de compositie van Jes 50, Kampen 1980. Ders., De vroegere en de nieuwe dingen bij Deuterojesaja, Amsterdam 1987. Ders., Universalism and Nationalism?, Isaiah X L V 9-13 and its Context, Bijdragen 35, 1974, S.309-334. Leeuw, van de , De Ebed Jaweh-Profetieen, Assen 1956. Levin, Chr., Die Verheißung des neuen Bundes, FRLANT 137, Göttingen 1985. Liedke, G „ Artikel spt, T H A T II, München und Zürich 1976, Sp.9991009. Lind, M.C., Monotheism, Power and Justice: A Study in Isaiah 4 0 - 5 5 , C B Q 4 6 , 1984, S.432-446. Lohfink, N., „Israel" in Jes 49,3, in: Wort, Lied und Gottesspruch. FS J.Ziegler, Würzburg 1972, S.217-229. Loretz, O., Der Sprecher der Götterversammlung in Is 4 0 , 1 - 8 , U F 6, 1974, S.489-491.
336
Literaturverzeichnis
Ders., Die Gattung des Prologs zum Buche Deuterojesaja (Jes 40,1-11), Z A W 96, 1984, S.210-220. Ders., Die Königspsalmen. Altorientalisch-kanaanäische Königstraditionen in jüdischer Sicht, Teil 1, UBL 6/1, Altenberge 1988. Ders. und Kottsieper, I., Colometry in Ugaritic and Biblical Poetry, UBL 5, Altenberge 1987. Ludwig, T h . M . , T h e Traditionss of the Establishing of the Earth in Deutero-Isaiah, JBL 92, 1973, S.345-357. Maas, F., Tritojesaja? , in: Das ferne und nahe Wort. FS L.Rost, BZAW 105, Berlin 1967, S.153ff. Mandelkern, S., Veteris Testamenti Concordantiae, Prima Pars et Altera Pars, Graz 1975. Martin-Achard, R., Esaïe 47 et la tradition prophétique sur Babylone, in: Prophecy, FS G.Fohrer, BZAW 150, Berlin und New York 1980, S.83-105. Matheus, F., Form und Funktion der Hymnen in Jes 40-55, Diss.theol. Heidelberg (masch.) 1986, jetzt: Singt dem Herrn ein neues Lied. Die Hymnen Deuterojesajas, SBS 141, Stuttgart 1990. Ders., Jesaja XLIV 9-20, Das Spottgedicht gegen die Götzen und seine Stellung im Kontext, V T 37, 1987, S.312-326. Melugin, R.F., Isaiah 52,7-10. An Expository Article, Interpr XXXVI/2 , 1982, S.176-181. Ders., T h e Formation of Isaiah 40-55, BZAW 141, Berlin und New York 1976. (Formation) Merendino, R.P., Allein und einzig Gottes prophetisches Wort: Israels Erbe und Auftrag für alle Zukunft (Jesaja 50,4-9a.l0), Z A W 97, 1985, S.344ff. Ders., Der Erste und der Letzte. Eine Untersuchung von Jes 40-48, SVT 31, Leiden 1981. (Der Erste und der Letzte) Ders., Jes 49,1-6: ein Gottesknechtslied?, ZAW 92, 1980, S.236-248. Ders., Jes 49,14-26: Sion und die neue Heilszeit, RB 89, 1982, S.321369. Ders., Jes 49,7-13: Jahwes Bekenntnis zu Israels Land, H e n 4, 1982, S.295-329. Ders., Zu Jesaja 41,8-16, Bib 53, 1972, S. 1-42.
Literaturverzeichnis
337
Merwe, B.J. van der, Pentateuchtradicies in die Prediking van Deuterojesaja, Groningen 1955. Mettinger, T . N . D . , A Farewell to the Servant Songs, StKHVL, Lund 1982/83. Ders., In Search of the Hidden Structure: Y H W H as King in Isaiah 4055, in: Svensk Exegetisk Arsbok, 51/52, 1986/87, S.148-157. Michel, D., Das Rätsel Deuterojesaja, ThViat 13, 1975/76, S.115-132. Ders., Artikel Deuterojesaja, T R E VIII, Berlin und New York 1981, S. 510-530. Miller, J.W., Prophetic Conflict in Second Isaiah, in: Wort-GebotGlaube, FS W.Eichrodt, AThANT 59, Zürich 1970. Mittmann, S., Aufbau und Einheit des Dankliedes Psalm 23, Z T h K 77, 1980, S.l-23. Morgenstern, J., T h e Message of Deutero-Isaiah in its Sequential Unfolding, H U C A 29, 1958, S.lff. und 30ff.; H U C A 30, 1959, S.lff. Ders., Isaiah 49-55, H U C A 36, 1965, S.lff. Mowinckel, S., Der Knecht Jahwäs, Gießen 1921. Mukai, T., O n the Election Motif and the Nationalistic Charakter of the Message of Second Isaiah, Kwansi Gakuin University Annual Studies, Vol.XXVIII, 1979, S. 1-8. Ders., O n the Problem of the Servant Songs in the Book of Second Isaiah, Kwansi Gakuin University Annual Studies, Vol.XXIX, 1980, S.27-33. Müller, H.P., Ursprünge und Strukturen der alttestamentlichen Eschatologie, BZAW 109, Berlin 1969. Naidoff, B.D., Israel and the Nations in Deutero-Isaiah: T h e Political Terminology in Form-Critical Perspektive, SBT XI/1, 1981. S.98f. Nielsen, E., Deuterojesaja: Erwägungen zur Formkritik, Traditions- und Redaktionsgeschichte, V T 20, 1970, S. 190-205North, C.R., T h e Suffering Servant in Deutero-Isaiah, Oxford 1956 2 . North, R., Artikel hädäs, T h W A T II, Stuttgart u.a. 1977, Sp.759-780. Oorschot, J. van, Beobachtungen zur Völkertheologie in Jes 40-55, in: FS O.Kaiser, Marburg 1984 (unveröffentlicht). Ders., Gott als Grenze, BZAW 170, Berlin und New York 1987.
338
Literaturverzeichnis
Orlinsky/Snaith, Studies on the Second Part of the Book of Isaiah, SVT 14, Leiden 1967. Perlitt, L., Bundestheologie im Alten Testament, W M A N T 36, Neukirchen-Vluyn 1969. Philipps, A., „Double for all her Sins", Z A W 94, 1982, S.130-132. Plamondon, P.-H., Le Deutero-Isaïe: D e la mulitplicité des genres littéraires à l'unité d'un discours, LTP 39/2, 1983, S. 171-193. Ploeg, J.S. van der, Les chants du serviteur de Jahvé dans la seconde partie du livre d'Isaïe, Paris 1936. Plöger, O . , Theokratie und Eschatologie, W M A N T 2, N e u k i r c h e n Vluyn 1959. Pohlmann, K.-F., Die Ferne Gottes - Studien zum Jeremiabuch, B Z A W 179, Berlin und New York 1979. Porteous, N . W . , Jerusalem - Zion: T h e growth of a Symbol, in: Verbannung und Heimkehr, FS W.Rudolph, Tübingen 1961. Preuss, G., Auswirkungen der Achsenzeit, DPfBl 81, 1981, S.262-264. Preuß, H.D., Deuterojesaja. Eine Einführung, Neukirchen-Vluyn 1976. Ders., Verspottung fremder Religionen im Alten Testament, B W A N T 12, Stuttgart 1971. (Verspottung) Reicke, B. und Rost, L. (Hg.), Biblisch-Historisches Handwörterbuch, Göttingen Bd.I 1962; Bd.II 1964; Bd.III 1966 und Bd.IV 1979. Reiterer, F.V., Gerechtigkeit als Heil. p T i bei Deuterojesaja, Graz 1976. (Gerechtigkeit als Heil) Rendtorff, R., Jesaja 6 im Rahmen der Komposition des Jesajabuches, in: J.Vermeylen (ed.), Le livre d'Isaïe, BEThL LXXXI, Leuven 1989, S.73-82. Ders., Z u r Komposition des Buches Jesaja, V T 34, 1984, S.295-320. Rignell, L.G., A Study of Isaiah ch.40-55, LUA 52/5, Lund 1956. Ringgren, H., T h e Messiah in the O T , SBT 18, London (1956) 1961 2 . Ders., Zur Komposition von Jesaja 49-55, in: Beiträge zur alttestamentlichen Theologie, FS W.Zimmerli, Göttingen 1977. Ringgren, Seybold und Fabry, Artikel mâlak, T h W A T IV, Stuttgart u.a. 1984, Sp.926-957. Rogers, C. Erwägungen zur Verfasserschaft des Jesaja,: Fundierte theologische Abhandlungen 1, Gießen 1983.
339
Literaturverzeichnis
Rose, M . , D e r Ausschließlichkeitsanspruch Jahwes, B W A N T 1 0 6 , Stuttgart 1 9 7 5 . Rowley, H . H . , T h e Servant of the Lord in the Light o f Three Decades o f Criticism, in: ders., T h e Servant o f the Lord and other Essays on the O T , Oxford 1965 2 , S.3-60. Ruiten, J . T . A . G . M . van, Het breukvlak tussen de tweede en de derde Jesaja, Doctoraalexamen de Katholieke Theologische Hogeschool Amsterdam 1984. Schmid, H . H . , Artikel 'dras, T H A T I, M ü n c h e n und Zürich, 1 9 7 1 , Sp.228-236. Schmidt, W . , W o hat die Aussage: Jahwe »Der Heilige« ihren Ursprung?, Z A W 7 4 , 1962, S . 6 2 - 6 6 . Schmidt, W . H . , D e r Mythos im Alten Testament, E v T h 2 7 ,
1967,
S.237-254. Ders., Die Schöpfungsgeschichte der Priesterschrift, W M A N T 17, Neukirchen-Vluyn 1964. Ders., Königtum Gottes in Ugarit und Israel, B Z A W 80, Berlin 1966*. Schmitt, H . - C h r . , Prophetie und Schultheologie im Deuterojesajabuch. Beobachtungen zur Redaktionsgeschichte in Jes 4 0 - 5 5 * , Z A W 9 1 , 1979, S . 4 3 - 6 1 . (Prophetie und Schultheologie) Schoors, A., D e literaire en doctrinele eenheid van Dt-Is, Diss. Leuven 1963. Ders., I am G o d Your Saviour. A Form-Critical Study o f the Main G e n res in Is.XL-LV, S V T 24, Leiden 1973. (I am G o d Your Saviour) Schottroff, W . , Zur Sozialgeschichte Israels in der Perserzeit, V u F 2 7 , 1982, S.46-68. Schüpphaus, J . , Stellung und Funktion der sogenannten Heilsankündigung bei Deuterojesaja, T h Z 3, 1971, S . 1 5 9 - 1 8 1 . Seidl, T h . , Jahwe der Krieger - Jahwe der Tröster. Kritik und Interpretation der Schöpfungsvorstellungen in Jesaja 5 1 , 9 - 1 6 , B N 2 1 , 1 9 8 3 , S. 1 1 6 - 1 3 4 . Sekine, S., D i e Theodizee des Leidens im deuterojesajanischen Buch — unter redaktionsgeschichtlichem Gesichtspunkt, A J B I V I I I , 1 9 8 2 , S. 5 0 - 1 1 2 .
340
Literaturverzeichnis
Ders., Die tritojesajanische Sammlung (Jes 56-66) redaktionsgeschichtlich untersucht, BZAW 175, Berlin und New York 1989. Smend, R„ Artikel Eschatologie II, TRE X, Berlin und New York 1982, S.256-264. Smith, M.S., Berit am/Berit olam: A new Proposal for the Crux of Isa.42:6, JBL 100, 1981, S.241-243. Snigders, L.A, The Meaning of "it in the Old Testament, OTS X, Leiden 1954. Soggin, J. A , A History of Israel, London 1984. Ders., Artikel mdUk, THAT I, München und Zürich 1971, Sp.908-920. Ders., Artikel r'h, THAT II, München und Zürich 1976, Sp.791-794. Ders., Tod und Auferstehung des leidenden Gottesknechtes Jes 53,8-10, ZAW 87, 1975, S.346-355. Spieckermann, H., Heilsgegenwart. Eine Theologie der Psalmen, FRLANT 148, Göttingen 1989. Spykerboer, H.C., Isaiah 55,1-5: The Climax of Deutero-Isaiah. An Invitation to Come to the New Jerusalem, in:J.Vermeylen (ed.), Le livre d'Isaie, BEThL LXXXI, Leuven 1989, S.357-359. Ders., The Structure and Composition of Deutero-Isaiah, Groningen 1976. Staerk, W., Studien zur Religions- und Sprachgeschichte des Alten Testaments, I.Heft, Berlin 1899. Stähli, H.-P., Artikel 'zb, THAT II, München und Zürich 1976, Sp.249252.
Stamm, J.J., Artikel g'l, THAT I, München und Zürich 1971, Sp.383394. Ders., Berit 'am bei Deuterojesaja, in: Probleme biblischer Theologie, FS G. von Rad, München 1971, S.510-524. Ders., Das Leiden der Unschuldigen in Babylon und Israel, AThANT 10, Zürich 1946. Steck, O.H., Aspekte des Gottesknechts in Deuterojesajas »Ebed-JahweLiedern«, ZAW 96, 1984, S.372-390. Ders., Aspekte des Gottesknechts in Jes 52,13-53,12, ZAW 97, 1985, S.36-58.
Literaturverzeichnis
341
Ders., Beobachtungen zu den Zion-Texten in Jesaja 51-54. Ein redaktionsgeschichtlicher Versuch, BN 46, 1989, S.58-90. Ders., Beobachtungen zu Jesaja 56-59, BZ NF 31, 1987, S.228-246. Ders., Beobachtungen zur Anlage von Jes 54,1-8, ZAW 101, 1989, S.282-285. Ders., Beobachtungen zur Anlage von Jes 65-66, B N 38/39, 1987, S. 103-116. Ders., Bereitete Heimkehr. Jesaja 35 als redaktionelle Brücke zwischen dem Ersten und dem Zweiten Jesaja, SBS 121, Stuttgart 1985. (Bereitete Heimkehr) Ders., Der Grundtext in Jesaja 60 und sein Aufbau, Z T h K 83, 1986, S.261-296. Ders., Der Rachetag in Jesaja LXI 2, V T 36, 1986, S.323-338. Ders., Deuterojesaja als theologischer Denker, K u D 15, 1969, S.280293. Ders., Heimkehr auf der Schulter oder/und auf der Hüfte. Jes 49,22b/60,4b, ZAW 98, 1986, S.275-277. Ders., Jahwes Feinde in Jesaja 59, B N 36, 1987, S.51-56. Ders., Jesaja 60,13 - Bauholz oder Tempelgarten?, B N 30, 1985, S.2934. Ders., Lumen gentium. Exegetische Beobachtungen zum Grundsinn von Jesaja 60,1-3, in: FS J.Kardinal Ratzinger, St.Ottilien 1987, S.12791294. Ders., Tritojesaja im Jesajabuch, in: J.Vermeylen (ed.), Le livre d'Isaie, BEThL LXXXI, Leuven 1989, S.361-406. Ders., Zion als Gelände und Gestalt, ZThK 86, 1989, S.261-281. Ders., Zur literarischen Schichtung in Jesaja 51, BN 44, 1988, S.74-86. Stuhlmueller, C., Creative Redemption in Deutero-Isaiah, AnBib 43, Rom 1970. (Creative Redemption) Ders., Deutero-Isaiah (Chaps.40-55): Mayor Transitions in the Prophet's Theology and in Contemporary Scholarship, C B Q 4 2 , 1980, S. 1-29. Stummer, F., Einige keilschriftliche Parallelen zu Jes 40-66: l.)Jes 40,3-5, J B L 4 5 , 1926, S.171-189. Sweeney, M.A., Isaiah 1-4, BZAW 171, Berlin und New York 1988.
342
Literaturverzeichnis
Tângberg, K.A., Die prophetische Mahnrede, FRLANT 143, Göttingen 1987. Tannert, W., Jeremia und Deuterojesaja, Diss. masch., Leipzig 1956. Thiel, W., Die deuteronomistische Redaktion von Jeremia 26-45, W M A N T 52, Neukirchen-Vluyn 1981. Ders., Die deuteronomistische Redaktion von Jeremia 1-25, W M A N T 41, Neukirchen-Vluyn 1973. Veijola, T., Die ewige Dynastie, AASF.B 193, Helsinki 1975. Vermeylen, J., Du prophète Isaïe à l'apocalyptique, EtB, I—II, Paris 1977 und 1978. Ders., L'unité du livre d'Isaïe, in: ders.(ed.), Le livre d'Isaïe, B E T h L LXXXI, Leuven 1989, S . l l - 5 3 . (L'unité du livre d'Isaïe) Ders., Le livre D'Isaïe, BEThL LXXXI, Leuven 1989. Ders., Le motif de la création dans le Deutéro-Isaïe, in: La création dans l'Orient Ancien, présenté par F.Blanquart, LecD 127, Paris 1987, S. 183-240. (Le motif de la création) Vincent, J.M., Studien zur literarischen Eigenart und geistigen Heimat von Jesaja, Kap.40-55, BET 5, Bern und Frankfurt/M. 1977. Waldow, E. von, Anlaß und Hintergrund der Verkündigung des Deuterojesaja, Diss. ev. theol. Bonn 1953. Ders., The Message of Deutero-Isaiah, Interpr 22, 1968, S.259-287. Wanke, G., Artikel nalflä, T H A T II, München und Zürich 1976, Sp.5559. Ders., Die Zionstheologie der Korachiten, BZAW 97, Berlin 1966. Weimar, P., Untersuchungen zur Redaktionsgeschichte des Pentateuch, BZAW 146, Berlin und New York 1977. Weippert, H., Palästina in vorhellenistischer Zeit, Handbuch der Archäologie II/1, München 1988. Weippert, M., Die »Konfessionen« Deuterojesajas, in: Schöpfung und Befreiung, FS C.Westermann zum 80.Geburtstag, Stuttgart 1989. Ders., Die »Konfessionen« Deuterojesajas, in: R.AIbertz, F.W.Golka und J.Kegler (Hg.), Schöpfung und Befreiung, FS C.Westermann, Stuttgart 1989. Ders., Erwägungen zu Jesaja 44,24-28*, Dielheimer Blätter zum Alten Testament 21, 1985, S.121-132.
Literaturverzeichnis
343
Ders., De herkomst van het heilsorakel voor Israel bij Deutero-Jesaja, Nederlands Theologische Tijdschrift 36, 1982, S. 1-11. Werner, W., Studie zur alttestamentlichen Vorstellung vom Plan Jahwes, BZAW 173, Berlin und New York 1988. Westermann, C., Artikel hädäi, THAT I, München und Zürich 1971, Sp. 524-530. Ders., Artikel kbd, THAT I, München und Zürich 1971, Sp.794-812. Ders., Artikel ngdKi., THAT II, München und Zürich 1976, Sp.31-37. Ders., Prophetische Heilsworte im Alten Testament, FRLANT 145, Göttingen 1987. (Prophetische Heilsworte) Ders., Sprache und Struktur der Prophetie Deuterojesajas, CThM A l l , Stuttgart 1981. (Sprache und Struktur) Whybray, R.N., Thanksgiving for a Liberated Prophet, JSOT.S 4, Sheffield 1978. Ders., The Second Isaiah, in: ders.(ed.), Old Testament Guides, Sheffield 1983. Wildberger, H., Artikel bhr, T H A T I, München und Zürich 1971, Sp.275-300. Wilson, A,, The Nations in Deutero-Isaiah. A Study of Composition and Structure, Ancient Near Eastern Texts and Studies, Vol.1, Lewiston/Queenston 1986. Winkle, D.W. van, The Relationship of the Nations to Yaweh and to Israel in Isaiah 40-55, V T 35, 1985, S.446-458. Woude, A.S. van der, Artikel sur, THAT II, München und Zürich 1976, Sp.538-543. Ders., Artikel zfr?\THAT I, München und Zürich 1971, Sp.522-524. Ziegler, J., Isaias, Septuaginta Vol.XIV, Göttingen 1939. Zimmerli, W „ Artikel Trais deou, ThWb V, Stuttgart 1954, S.653-676. Ders., Jahwes Wort bei Deuterojesaja, V T 32, 1982, S.104-124. Zobel, J., Ursprung und Verwurzelung des Erwählungsglaubens Israels, T h L Z 9 9 , 1968, S.l-12.
344
Literaturverzeichnis
Nachtrag Nach Abschluß der Arbeiten erschienen H.-J.Hermisson, Deuterojesaja, BK XI, Lfg.8, Neukirchen-Vluyn 1991, und R.G.Kratz, Kyros im Deuterojesaja-Buch, Tübingen 1991. Auf sie konnte leider nicht mehr eingegangen werden, da eine nur summarische Berücksichtigung den befruchtenden Beiträgen unangemessen gewesen wäre.
Tabellarische Übersicht zur Redaktionsgeschichte Die deuterojesajanische Grundschicht - Dtjes G - mit ihren vier Teilsammlungen: 1-40,12-31*. II -4l,l-4.8*-13.l4-16.17-20*.21-29*, 111-42,14-16*, 43,1 *-3a.8-13.14f. 16-21 *, 44,2-4, IV - 44,24-28*, 45,l-5a*.8.11-13*.20-23*, 46,1-4.9-11. Die erste Jerusalemer Redaktion - Dtjes Z: Prolog Teilsammlung Teilsammlung Teilsammlung 44,23 Teilsammlung
40,l-5*.9-ll I II III IV
47* 48,20f. 49,14-21* 49,22f. 51,9f. 51,17.19 52,1 f. Epilog
52,7-10
Die Ebed-Jahwe-Lieder - EJL: 42,1-4 49,1-6 (52,13-53,12)
346
Tabellarische Übersicht zur Redaktionsgeschichte
Die Naherwartungsschicht - R1 - ergänzt: 42,5-9.10-13, 42,18-23*, 43,5.6a.7*, 44,6-8.21f., 45,18f„ 46,12f., 48,12-16*, 49,(7.)8-12.13, 50,1-3, 51,4f„ 55,6.8f. (später: 43,25, 43,1* und 44,1) Die sekundäre Zionsschicht - R2 - ergänzt: 41,8b, 43,3b.4, 4 5 , 9 f . l l b , 45,14*, 45,24f. und 47 R , 49,24-26 (Singular von Zion) 51,lf.7f. (Plural) 12-15 20-23 54,1-3 4-6 7f.9f. 11-17 55,1-5 (Plural) und als Wort- und Prophetentheologische Linie: 40,3aa, 40,6-8* 44,25.26a 50,4-9 55,10f.
Tabellarische Übersicht zur Redaktionsgeschichte
„Gehorsam und Segen" - R 3 - ergänzt: 42,24aa'.25, 43,22-24.26-28*, 48,1-11* (48,lbß.9f) und 48,17-19. Die Götzenbilderschicht ergänzt: 40,18-20, 41,6f„ 42,17, 44,9-20, 45,16f„ 45,20b, 46,5-8
347
Verzeichnis der Bibelstellen Genesis
36,4
190
7,8-16
271
7,25
278
13,20
260
2,8.10.15
248
3,23f
248
4,16
248
1,30-33
161
19,1
13,16
261
I,4 1
210
22,16
255
lOlf.
4. 1
269
22,32
215
4. 2
271
9. 5
278
II,13f f
271 2,4 6,14 161
15 15,7.18
266
22.1 6
46
22.17
261 f.
24,7
266
24,60
261 f.
Deuteronomium
16,3
62
1 .Könige
16,20
251,269
8,54
281,293
12.1 5
278 278 46
28,14
261
18,18
30,30
261
29,1-3
210
18,26ff
261
30.16.1 9
269
19,15f
91
31.18.2 0
45
21,6
62
30,43 49.24
246 Exodus
1,12
32,31
215
32,40
144
261
3,10-12
163
3,11
293
4,10
281,293
12,11
Josua
13f
137 161
14,4.8
72
14,19
161
15,6
122
15,13.17
141
190, 222
2.Könige 1,13
46
13.2 3
261
19,51
237
17.1 6
26
24,3
261
17,26f
186
161
13,21
278
Richter 10,10
210
12,4f
42
19,28
222
21,3.5
26
21,22
118
23,4f
26 Jesaja
1-39
1.Samuel
Iff.
1,7
34 246
24,4
190
14,39
222
1,24
31,1-11
185
2,2
215
2,3f
2,28
190
2,4
7. 6
210
6
9.1 6
271
8,16
281
9.1 7
185
10,25
200
9.2 1
190
14,12-15
57
10,1
271
14.2 4
46
10,24
185
17,13
220
32,13
46 Leviticus
19,4.31 22,12
45 34 Numeri
23.2 5
271
31,1 Iff
246
2.Samuel 1.2 2
276
186 203f. 114,274, 293
19,18
46
19.2 5
237
24,1-10
249
349
Verzeichnis der Bibelstellea
28,23-29 29,5
24 300
29,8 29,17 34-35 34 35 34,5 35,7a 35,8 35.10
271 200 3,21 266 197, 275 298 275 176 62,128ff., 248, 275
40-66
2ff.
40-55 40-52
lff.,319ff. 197, 239, 243, 256f., 320ff. 40-48 243, 310f. 40-46 23, 97,168ff., 243, 313, 319ff. 40-44 7, 23 40,1-11 6,8,10,14, 105ff., 165, 176, 321 40,lf.9-ll 40,1 f.9f
40,12f.
14 12, 108f., 111, 217f. 40,3-5 109ff„ 117ff., 163ff., 214 40,3aa..243,273f.,281ff, 322 40,6-8(*) 11,14,78, 11 Off., 205, 214, 243, 273f., 276ff., 281 ff.
14,111,122ff., 238,275 40,10f. 204,246 40.11 62 40,12-31* 23,28,93ff, 169,205
24ff.,312ff. 49
41,21-29
30ff„ 34, 36,
40,13f. 12 40,14 25f., 32 40,15 26 40,16 25 40,18-20 312ff„ 324f. 40,19f. 40, 266 40,21-26 24,26f.,72, 312ff. 40,21 24
44, 95, 223 41,25 47ff„ 92, 198 41,26 83 41,27 105.124 41,29 47 42,l-4...2ff„ 178ff„ 183ff„ 202ff„ 231ff., 239ff., 280ff. 42,5-9 3,182,197,203, 228ff., 321f.
40,22f.29 40,23f.
42,7 42,8
24, 223 49,58
40,24 274 40,25 215 40,26 210, 223, 249 40,27-31.... 24,27f., 102f., 150f„ 217 40,27 190f., 225 40,28 283 41-46 1 41,1-29 23,95 41,1-4... 26f.,29ff., 32,37,
104 13
40,1-5 40,If.
40,9-11
40,12-17*
70, 92, 95, 209, 223 41,1 41,2f. 41,2 41,6f. 41,8-13 41,8f. 41,8 41,10 41,11-13 41,11 41,1 lf.
198 47ff. 58, 92 312ff„ 324f. 51,53ff.,59 37,234,315 40,315,322 2,41 47,49 40, 50, 262, 314 58
41,13 238 41,14-16 51,56ff.,92 41,17-20 11,53, 63ff., 70, 95, 97f., 169, 210,238,275 41,17 266
67, 210 239,302
42,10-13... 89,159ff., 197, 228ff., 321f. 42,13 245f. 42,14-44,4 23 42,14-16 11, 51f., 67ff„ 96ff., 172, 267 42,15 79 42,16 119,277 42,17 40, 262, 312ff., 324f. 42,18-25 42,18-23*
61 197, 207ff.,
222, 240ff„ 321f. 42,21 302 42,22 232f. 42,24aa'.25 61, 254, 295ff, 299f., 323 43,1-7 51,59ff 43,1-5 51 43,l-3a 62f., 96ff. 43,1* 197, 237, 321f. 43,3b-7
62f.
43,3b.4
243,322
43,5-7 61f„ 89 43,5.6a.7* 11,197,238, 240f., 321f. 43,6 239,255 43,7 239
350
Verzeichnis der Bibelstellen
43.8-13... 31,33ff., 48,72, 94 f., 104, 169, 211,217, 223 43,9f. 227,271 43.1 0 54 43.1 1 33 43,l4f. 47,49, 87, 92, 96 43,16-21 11,14,51,
44,25.26a ll,77f.,210, 243, 268, 273ff„ 277f., 322 44,26ba2 262 44.27 68,172 44.2 8 2, 227 44,28a 1, 50, 85, 99, 170, 211 45-48 7 45, 11 45,1-7* 87ff. 45,l-5a* 43,76f.,91ff„ 96, 234f. 45,1 2, 50 45,1* 11 45,4 55 45,5b-7 79 45,7 75f., 79, 88 45,8... 84ff., 96,148, 230f. 45,9f.llb.... 80f„ 243, 322 45,11-13* 43,78, 80ff„ 96, 224 45,11b 60, 255 45,12 223 45,13* 49, 81,98, 293f. 45,14-17 52f. 45,14* 62, 80f., 243, 285,318, 322 45,16f..... 262,265,312ff., 324f. 45,18f..... 197,222ff.,240, 301, 321f. 45.1 8 38f„ 223, 229, 230 45.1 9 38f. 45,20-25* 38ff„ 96f„ 103, 152, 180, 223f., 226, 320 45,20b 312ff., 324f. 45,22-25 39f. 45.2 3 173f., 276 45.2 4 314
69ff., 78, 96, 97f„ 100 43,16f. 100,137f. 43.1 7 179,191 43,19 66, 233f., 301 f. 43,22-28*.... 61,208,217, 295ff„ 323 43,25 197, 2l6f„ 302, 321 f. 44.1 61,63,197, 321f. 44,2-5 51 44,2-4 62ff., 78,96,97, 148, 266 44. 2 54, 237 44,5 63 44,6-8 197,207,213ff., 216,317, 321 f. 44,8 252,271 44.9-20 312ff.,324f. 44,9ff. 262 44,9f. 40 44,11 62,227 44.1 8 40 44,21f..... 197,207,216ff„ 222, 240ff., 297, 321 f. 44.2 3 8, 105,116, 159ff„ 271 44,24-46,11 23, 96f. 44,24-28* 49, 74ff„ 82, 89f., 95f., 267fF. 44.24 223
45,24f..... 243,262, 284ff„ 322 46 223 46,1-4 43,91,147,199, 316 46,lf. 97,318 46,3f. 97, 300 46,5-11 199 46,5-8 312ff„ 323f. 46. 7 227, 266 46.8 299,313 46,9-11 43, 82ff., 91, 96f„ 104, 215, 227, 265, 277 46,10... 136, 211, 227 46,11 227, 234 46,12f. 11, 197, 198ff„ 202, 205ff., 212, 240ff., 321 f. 46,13 202, 214, 321f. 47,1-15* 106,139f., 152ff„ 176, 263 47.3 252 47. 4 214, 255, 304 47. 6 237, 265, 268 47. 7 209 47. 8 256, 294 47.9 210, 264, 294 47,12f. 210, 227, 299 47,15 299 47R 243, 264, 292, 322 48,1-11 (*) 11,18,214, 260, 295flf., 300ff„ 323 48. 1 46 48,lbß 323 48. 2 214 48. 5 318 48.8 299 48.9 307 48,9f. 323 48,11 229
351
Verzeichnis der Bibelstellen 48,12-16*
197,222ff.,
227f., 277, 321f.
62
49,20-22
48.14
276
48.1 5
234, 265
48.16-2 2
49,18a 255
11,105,14lff.,
48.17-1 9
49.2 2
60, 204
49.2 3
173f., 237, 262, 314,318
11, 51, 24lf.,
49,24-26
244ff., 256,
323
283f., 322 105,116, 127,
147,159ff., 239 48.2 1
8, 165 2, 8 , 1 8
49-55
9
49-53
7 13f., 167
49,1-6
2ff., 178ff., 183ff., 202ff., 216,
266,
134, 256 275
50,1-3
197, 200, 207,
50.1 f. 50.2 ...: 50,4-9
243f.,
273,
198
265
49.1 2
11,62
49.1 3
117,159ff., 197, 235ff„ 265, 321f.
49,14-21* l45fF„
49,l6f. 49,18
106, l4lfF., 166,
177,
51,20-23
249 3, 182,249,
322 245, 261 f.
52,1-6
134f.
52.1
11,105,156,' 201, 261, 304
18, 70 243f.,247ff., 276,
256
51,22f.
259f., 279f., 304
270f.,
154,243,245,
51,21
283,
52. 2
246
52.3- 6
18, 219f.
52.4- 6
134f.
52,5
322 51. 2
55, 298
51. 3
248f., 275
51,4-6
3
51,4f.
197, 201 ff., 209,
245, 254
52,7-10
105ff.,115ff., 120ff„ 123ff., 176, 191f.,
221,
260,
321
219, 244f„ 260f.,
228f., 232f., 241 f.,
52,7-12
265f.
248ff, 264, 321f.
52. 9
49,14.23 49,15
50. 9
50,11
49,10
115ff-, 255 132f., 147, 255
254, 25 5f., 284ff„
50. 8
51,lf.7f.
132ff., 261
51,18
279ff.
50,10f.
273, 277f., 282, 293
51,17.19
2ff., 178f., 195, 203,
182,197,203,
214, 227, 279
51,17-23
269
49.8 ....19, 205, 268, 273f.
51,13
240ff.
262,314,318
235f., 237f.
253ff., 322
51,12...117, 255, 2 6 7 , 2 7 5
68f„ 255
50. 7
49.8-1 2
51,12-15
51,16
50. 4
203, 235ff., 272
130ff„ 227f.,
321 f.
273f.
49.7 ...51,182,195f., 197,
276 51,12-16
51,15...214, 255, 264, 304
4 9 . 7 - 1 2 - 3 , 1 4 , 5 1 f f . , 229, 321f.
62, 128ff., 248,
60
279
49.6
68
51.11
212, 218ff., 221, 50,1
231f.,236ff„ 280fF. 49,2f.
204, 261
243, 267, 284ff.
49,26
48.2 2
49,1-52,12
49,25f.
14,79,104,
51.1 0
143, 243,
269, 295ff., 306ff., 48,20f.
106f.,
115ff., 130ff„ 172,
301 277f., 283
249, 280, 282f.
51,9f.
151ff., 246, 272
210,227,273,
48.16
51. 8 51,9-52,lf.*
128ff„ 135ff., 321
49,22f.
227
48,16b
62,155,164,
14 8, 117
141 ff., 264
51. 5
198
52,9f.
45 f., 159ff., 194
238, 255
51. 6
249, 265
52.1 0
204
52,1 lf.
161
52.1 2
10
I43ff., 254 62, 163f.
51,7f.
51,209,249ff., 265ff., 284f„ 298
352
Verzeichnis der Bibelstellen
52,13-53,12
2ff, 178ff„
55,8-13
192ff„ 210, 237ff., 280ff„ 293 54f. 14 54 7 54,1-17 256ff. 54,1-3 ...243f.,260ff„ 286, 322 54.1 210,255,294
55,8-10 55,9 55,10f.
11 205 78, 86f„ 205, 243f., 273f., 275ff. 55,11 276 55,12f. 14,71,275 56-66 2ff„ 14,197, 287 56 210
60,11 60,12 60,13 60,14 60,15
254, 267, 289 287 164,271,290 256, 263, 288f. 290
54. 3 225 54,4-8 51, 265 54,4-6.... 154f„ 243f., 252,
56,1 56,1 56,6
60,16 60,17 60,18
242, 272 201, 287 263
55. 2
290
56,9-57,13a
3
60,21 ...164, 262, 271, 287
176 265 2 263 254 262,263 3 225 237, 298f. 200 206
60,22 264, 272, 287 61,1 227, 277 61,2 288 61,3 164, 263, 271 61,4 262 61,5f. 288 61,5 262,287 6l,6f. ...262, 263, 272, 287 61,7 262, 275, 289f. 61,8 290 61,9 288
117,134,256 210, 268f. 198 237 7,206 244, 254f„ 269ff., 284, 322 254
55. 3
263 226,302
55.6 55. 7
265, 267, 289 237,262,265,
57,14 57,l6f. 57,21 58,5 58,11 58,12 58,13-59,21 58,13 58,14 59,l-15a* 59,7
55.5 55,6-13 55,6-11 55,6-8 55,6.8f.
242 198,199f. 268
60,164, 271f.
60,10 60,10ff.
322
267ff., 284ff„ 322 54.1 3 54.1 4 54,17 55 55,1-5
ff
60,9
256, 262ff„ 284ff„ 54.4 318 54,5.... 154, 255, 264, 304 54,6-8 I46f„ 264f. 54,7f.9f. 244, 264ff, 283,322 54. 7 62 54.8 271 54,9f. 46 54.1 0 271 54,11-17 244, 253f., 54.11
205f.
275 8 205ff. 197,206,218, 226, 321f. 198,237 241,265
59,9
27, 198, 199
61,10f.
59,11
198,199
61,11
59,13 59,14 59,15b-20* 59,16 59,19f.
282 198f. 200,284 304 221,274
62,1-7 62,1 62,2 62,3 62,4
59,21 266, 277, 278 60-62....3,21,169,173ff., 200,
60,1-3 60,1 60,4 60,5-9 60,6ff. 60,7
264,
271,
62,5 62,6 62,8f.
287 ..86f„ 288f. 265 67 263 201,271 261,263,267 263 210 272,287f.
285, 287ff, 310f„
62,8
318
62,10-12 117,176,263, 287 62,11 122 63,3 221 63,5 221,304 63,6 256 63,7 265,299
234,237 221 60,62 262 288 164,201,271
46
353
Verzeichnis der Bibelstellen 63.8 63,10 63,12 63.1 4 63.1 5 63.1 6 63.1 7
60 282 201,271 201,271 201,265 299 237,268
4,5.16 4,30 5,4f. 5,21 6,27-30 7,24 7,25
109 147 186 210 305 272 278
31,35b 31,36 32,39f. 33,11 33,20-26 34,16 44,28
131 266 272 248 266 155,304 42
63,19 64. 9 64.1 0 64.11
263, 307 262 201,271 67
7,34 8,2 8,6 8,7f.
248 26 132 186
46,10 48,17 49,12 49,13
144,155 251 206 46
65-66
284, 310f.
8,14
210
49,19
202
65.1 65. 2 65,8ff. 65,9 65.1 2 65.1 5 65.1 6 66,2 66. 4
272 206 268 262 221,276 263 :....46 277 221 f., 276
8,17 9,6 11,22 12,3 12,7 12,11 14,7 14,20 15,20f.
132 305 282 282 155 221 210 210 282
49,20 50,9 50,11 50,15 50,21ff. 50,45 51,5 51,6.11 51,12.27
205 276 155 155 298 205 263 155 151
66.5 66,8 66,12 66.1 4
276f„ 287 272 61 268,287
15,20 16,10 16,13 16,14
282 210 272 72
51,25 51,33 51,53 54,5f.
57 57f. 57 219
66.1 5
221, 255f.
16,18
155
66.1 6
275
17,18
282f.
66.1 8
221
18,21 f.
66.1 9
42
66,23f.
275 Jeremia
19,13
Ezechiel
282
2,4
305
26
2,8
282 305
20,7-9
282
3,7
20,11.13
282
3,8f.
282
2, 48, 282
3,27
281 42
20,11
l,6f.
293
22,5
46
6,8
1. 6
281
25,4
278
7,16
42
1,9
281
25,15ff.
256
8,8
42
1,18
282
26,5
278
11,14-20
235
2. 7 2,32 3. 8 3,16 3,18 3,25
155 147 219 73 26 210
27,12.17 29,11-14 29,19 31,31-34 31,33 31,35
269 205f. 278 266f„ 269 251 255
12,2 12,8 12,26-28 16,11 16,36f. 18,23.32
210 281 24 147 154 269
354
Verzeichnis der Bibelstellen
20
305
20,39 22,17-22 23,5 23,10.18.29 24,18 24,21 24,26f.
304 305 313 154 281 155,174 42
24,27
281
25,14.17 27.3 4
155 138
28,13 28,16 31,9.16.18 33.21 f. 32.2 2 33.2 4 34.2 5 36,20-23 36,23-28 36.3 5 37,1-14 37,1 lff. 37.2 6
248 155 248 42, 281 281 262 266 304 63 248 63 235 266
38,21
247
39,29 48,35
63 34 Hosea
2,21-23 2,25 4,1 5,7
Arnos
Maleachi
3,3-8
24, 278
3. 9 5,1 5,4flF. 9,1 9,12
109 205 205, 269 42 261 f. Obadja
14
42 Micha
2,6-11
24
4. 3 4,12f. 7,17 7,20
203f. 57, 205 152 261 Nahum
2.1 0
212 Habakuk
1. 4
186
2,3
199
3,12
57f. Zephania
7,7
212
9,5 9,17 13,lff. 13. 2
27 251 264 146
17. 3 18,3 18,10 18,16 18,32 18,44 18,47 19,2 19,15 22,32 25,7 26,2 33,10.l6f. 35.1 0
305 215 219 255 215 271 215 162 215 162 263 305 27 65
251 f. 65
Haggai
Sacharja
205
6,12
185
13,3 14.1 0
249 118
9,15 12,7 13,9 14,11
246 201 305 298
248 109
14,13
247
2,3 4,9
7,3
40,9 40,18 42,2f.
155
11. 9
Joel
185 264
247
2,15
132
Psalmen 2,7-9 6,4f.
27 251 274 265 65 251 f.
298
2,22
305 298
35,23 36.11 37,1 f. 37.1 0 37,14 37,31
2,8 278
131, 278, 293 132 34
3,3 3,24
44.1 1 44,14-17 44,18-22 44,25 46,3ff. 46,6
65 212 237 195 146 266 139
Verzeichnis der Bibelstellen
355
48,3.9 50,22 60.4 63. 2 66.10
139 212 266 65 305
104,30 105,8ff.
63 261
21,21 22,17
251 269
105,15ff. 105,20 105,41
274 254 65
30,4
24
68. 3 69,2f.l6
249 61
107,33-43
69
1,10
139 174
69,3.15 70. 6 71.1 1 72. 9 74 74. 7 74,13f. 76,7 77.1 0 78,1 78,20 78,61 78,65 79,4ff. 80,7 81,14 85,2.9.12f. 85,10 89 89,10 89.1 2
138 65 212 46 141 174 137 255 146 269 65 201 245 237 237 307 230 199 271 231 122
220 65 212 65 254 251 61 274 138 255
2,2 2,11.19 2,20 3,56-66 4,1 4,6 5,20
256 139 52 139 258 146
89.1 3 89,16 89,42 89,46
261 251 212 263
90.5 92. 6 95,6 98,3b
274 205 46 124
102,21 102.2 6 102.27 103,1 lf. 103,15 104,7
254 249 279 205 274 255
107,33 107,35 109,11 114,8 116,16 119,79 124,4 129,6 130,1 141,10
Threni
Esther 3,2.5
46 Daniel
Hiob 5,2
212
11,32
251
5,21 7,12
268 137
12,10
305
8,12 10,7 10,17
274 212 117
12,14.18 14,14
254 117
16,14
245
20,29 25,6 26,11
268 56 255
7 9,7f. 10
235 26 235
27,13 38ff.
268
12
235
24, 26
E^a 2,62 4,1-4
235 235
9,5
46 Nehemia
1.Chronik Proverbien
24,5
296
4,4-6 4,20 5J
270 269 269
28,1
ff.
185
9,5 9,6-8
269 270
4,3 6,42
313 271
15,9 19,21
251 206
7,3 20,7
46 261
20,13
270
23,3ff.
185
29,29
46
2.Chronik
Personenregister Ackroyd, P.R. Albern, R.,
114 1
Albrcktson, B
32
Dietrich, E.L
1
Albright, W.F.
3
Dillmann, A.,
113, 123, 176, 220
Allegro, J . M
64
Allis, O.T. Altmann, P., Archer, G.L
1 48 lf.
Baltzer, D Baltzer, K Barth, H Barthélémy, D„ Becker, J Begrich, J
127 12, 1 8 1 , 2 9 8 268 143, 202, 304 12 5f., 10, 29, 50, 87, 108f„
129, 205, 218f. Berge, K 55 Beuken, W.A.M., 19, 23, 32, 39ff., 48, 56f„ 59, 72, 80, 179, 210f„ 231ff., 298, 303 Blum, E„ 261,266 Boecker, H.J, 29, 295f. Boij.T. 297 Bonnard, R-E 3, 19, 23, 54, 75, 82, 144, 145, 179, 182, 192, 194, 207, 211,220, 222,295 Brandscheidt, R. 281 Brueggemann, W. Budde, K„
206 3,107, 178,212
Day, J
68, 126,136f., 219, 255
Delitzsch, F.
1, 220, 262
Dion, P.-E., Döderlein, Chr. Duhm, B
8, 4 8 1 2, 4, 36, 71, 82f., 88, 112,
131f., 1 5 1 , 1 5 3 , 1 7 8 , 206, 229f., 245, 262, 277 Eaton, J
12
Eichhorn, J.G
1
Eißfeldt, 0
4, 247 1, 4ff., 9f., 18f., 24f., 27,
Eiliger, K
29ff., 49, 53fF„ 106, 108ff„ 128ff„ 141, 152, 162, 170f„ 184, 192, 199ff„ 231f., 234, 262f„ 268, 271, 274, 280, 2 9 4 f f . , 3 1 3 f . , 3 1 7 Fischer, J Fohrer, G 250, 297 Frye, R.N.,
113, 144, 204 71, 82, 131, 224, 226, 97f., 166, 170, 197, 291f.
Galling, K
198,242,308 129 71, 112, 202 268 324 51 166 203f274
Crüsemann, F.,
75, 160,162, 174, 255
76,166 54
Gressmann, H„
5f., 75, 106, 152
Guillet, J Gunkel, H Gunneweg, A.H.J.,
Carroll, R.E, Caspari.W. Cheyne, T.K Childs, B.S Clements, R.E Conrad, E.W. Coogan, M . D Cramer, K Cross, EM.,
:
Gerlemann, G.,
Ha, J Haag, H Haller, M., Hanson, P.D., 171f., 287f. Haran, M Harrison, R.K Hausmann, J., Hempel, J
312,315 24,142 I66f. 101 4, 178 152 4, 20f„ 92, 167, 169, 3, 106 1 147 171
Personenregister
Hermisson, H.-J
1, 9,12ff., 17ff., 23,
357
Lack, R.
27, 36ff., 52f„ 61, 75, 80f., 85ff., 94,
Lauha, A.,
122, 131f., 143, 146, I48f., 155ff.,
Leene, H
7,312 37 41, 80, 179
168, 172, 178, 181, 188ff., 197, 202,
Leeuw, van de
207, 2 2 3 f f , 244, 253, 278, 280f.,
Leeuws, G.van der,
306, 312, 316f.
Levin, Chr
Herrmann, S
73, 99f., 138
Hollenberg, D.E Hölscher, G.,
42, 44 97
Huber, F.,
178 49, 180 252
Liedke, G
203
Loretz, O.,
111,115, 126
Luther, M
223
180 Maas, F.
3
Ibn Ezra, A.B.M
1
Marti, K
71, 128, 202, 222, 245, 297
James, E,
3
McKenzie, J.L
312
Jenni, E.,
28,90, 9 2 , 3 0 5
Melugin, R.F.,
7ff., 11, 24, 29, 41, 47,
19, 312ff.
Matheus, F.
Jeremias, J
124f., 136, 171, 185ff.
49ff., 63,65ff., 82,87,93f., 106,108, 114, 116, 123, 128ff„ 140, I42ff„
Kaiser, 0
4, 14, 97, 101, 110, 129, 139,
151,184f., 200,230,249,280,287f., 290f„ 311 Kapelrud, A.S
203
Keel, 0
69
Keller, C.A Kiesow, K
Merendino, R.P. 98, 179
Kautzsch, E
157, 183ff„ 198ff„ 224ff„ 244, 257, 269, 295
46, 63 6, 12ff., 69ff., 106ff„ 128ff.,
160, 167, 171ff., 207, 238, 255, 257, 275, 277ff.
14£, 23, 26f„ 29ff„
52ff„ 94, 97, 100f„ 107ff., 144, 152ff„ 180, 184, 188, 198ff„ 224ff„ 277, 279, 281, 296, 299f., 312ÍF. Merwe, B.J.van der, Mettinger, T.N.D Michel, D
101 28, 178ff.
1, 4 , 6 , 19, 24, 29, 49, 52,
61, 73, 99, 159, 171, 178, 230, 247
Kilian, R
51
Miller, J.W.
179
Klein, H
32
Mittmann, S.,
122
Koch, K
249
Morgenstern, J
4
3f., 10, 117, 146, 200, 287
Mowinckel, S„
5f., 247
Kohata, F.,
137f., 163
Muilenberg, J„
6f„ 108, 128, 247
Köhler, L„
5f., 53,106, 258
Koenen, K
Koole, J.L.,
19
Kottsieper, 1
111
Kraus, H.-J.,
61, 69, 220, 230f.
Kuhn, K.G.,
63
Kümmel, H . M Kutsch, E Laato, A Labuschagne, C.J.,
Mukai, T., Müller, H.-P., Nielsen, E North, C . N
48 139 19, 167 4, 178, 182
193 91, 231 9 65, 222
Oorschot, J..van,
24f.
Orlinsky, H . M
179
358
Personenregister
Perlitt, L
101
Stuhlmueller, C
Pohlmann, K.F.,
283
137, 263
Pope, M . H
137
3, 61, 63. 82, 102,
Stummer, F.
118
Preuß, H.-D.,
76, 100,110, 312fF.
Sweeney, M.A.
19, 84
Reiterer, F.V.,
30, 44, 85f., 126, 197,
Tingberg, K A
41, 44, 47, 82f., 213,
2 0 2 , 2 1 1 , 2 5 0 , 2 5 8 , 267, 307 Rendtoiff, R-,
216, 269
102, 114, 117, 274
Rignell, L.G
312
Ringgren, H
179
Robinson, H.W.,
189
Rose, M
26
Rowley, H.H.,
4, 178
Ruprecht, E
178
Schmid, H . H
101
Thiel, W
2 6 , 7 2 , 130f., 206, 210, 248,
252f., 256, 272, 278, 281 Torrey, C . C
2
Veijola, T., Vermeylen, J
101 12f., 15f., 23, 25ff., 42,
76, 78, 92, 102, 132, 153, 227, 278, 284, 287f., 290f„ 300
Schmidt, W.H
57, 125, 137, 171, 225
Schmitt, H .-Chr.
Volz, P.
12, 1 1 0 , 1 2 9 34, 37, 47, 90, 144, 296
12, 18, 155, 206, Waldow, H.E. von
227, 300, 302, 307 Schoors, A
Vincent, J . M
5ff., 29, 41, 46f„ 51ff., 60f.,
5f., 24, 27, 52, 59,
60f., 185, 236, 269
72, 82, 128, 130, 140, I43f., 148,
Wanke, G „
1 9 7 , 2 0 4 , 2 1 4 , 236, 2 4 5 , 2 4 8 f „ 253f.,
Wehmeier, G.,
267f., 277, 300, 302
Weimar, P„
237 63 lOlf.
SchottrofF, W„
166
Weippert, H.,
147
Schüpphaus, J
51 f.
Weippert, M „
51, 75ff., 183, 278
Sekine, S „
3, 257, 290
Seux, M.J
90
Smart, J.D., Smend, R Snaith, N . H Snigders, L.A Soggin, J A Spieckermann, H
25f., 32, 75f., 82, 84
Westermann, C.,
5fF., 11, 23f., 27, 32,
2
37f„ 42, 49, 51 ff., 87, 108, 110f.,
100
127ff., I 4 2 f „ 145, 148, 152f., 159f.,
2f.,44
162, 197, 206ff., 223ff., 244, 256,
34
267, 269, 271, 282, 295ff., 307, 310
63, 90f„ 122, 125, 194
Whybray,R.N.,
193f., 224
122f„ 141, 220
Wildberger, H.,
102, 114, 200, 268
Spinoza, B Spykerboer, H.C.,
Werner, W„
1 3, 7, 19,140, 312
Stähli, H.P.
65
Stamm, J.J.,
57, 193, 231
Wilson, A „
49
Wolff.H.W.
205
Woude, A.S. van der,
136, 215
Würthwein, E
91, 2 7 1 , 2 7 8
128ff„ I 4 4 f „ 169, 171, 177, 183ff.,
Zimmerli, W.
91 f., 247, 277
197, 200, 208, 221 f., 248, 257ff„
Zobel, J
Steck, O . H
12f., 6 0 , 1 1 7 , 122ff.,
275, 280f„ 284, 287, 290, 310
101
Sachregister Adressaten...4, 3 5 f . , 38,42,44, 56, 59, 61, 69, 75, 78, 81, 83, 90, 93f., 109, 115f., 125, 134, 147, 153, 161, 199, 208, 219, 225, 234f., 24lf„ 246, 250, 273f., 282, 289, 297f., 305, 317, 319 Adressierung 11, 147, 149, 167, 223 Chaoskampf 68, 78, 130, 137f„ 171f. deuterojesajanische Grundschicht ....12, 23 Disputationswort 23f., 26-28, 31, 39, 49, 52, 55, 78f., 93, 99, 101, 104, 218, 224,244, 313 Ebed... 4,11, 18,132,175,178-191,193195, 202f„ 210, 212, 216, 230-238, 241, 279-283, 288, 292f„ 320, 323 Ebed-Jahwe-Lieder 1, 2, 45, 160, 178, 320 Einzigkeit Jahwes 26, 41, 44, 78, 83f., 103, 152, 156-158, 215, 223, 324 erste Jerusalemer Redaktion ...75, 105, 321 Exilsgeschick 170,194f., 212, 216,219, 232, 235, 255f., 264, 299, 308f. Exodus 13, 71 f., 74,100,119-121, 137f„ I40f., 171f., 186 Fortschreibung 15, 17, 20, 49, 60, 62, 120, 129, 132, 146, 148, 190, 195197, 228, 240, 266, 284f., 293, 305, 319f., 322, 324 Gericht 16, 29, 31, 34-36, 38, 42, 47, 57, 69, 95f., 100, 133, 139, 146, 153, 155, 158, 165, 174, 219, 255f., 264, 266-268, 286, 288f., 295-296, 298f., 304-310,323 Gerichtsrede 7, 23, 26, 29, 31, 33, 36f„ 39, 41, 44, 46f., 49, 52, 55, 59, 83f., 94f„ 97f., 101, 104, 157, 169, 182, 208, 211,2l4f., 223f., 303,316 Geschichtsmächtigkeit 44, 47, 72, 84, 314 Geschichtsverständnis 99 Gola 6, 11,20, 67, 97-103, 112,
119-122, 140, 146, 148, 150f„ 163166, 168-172, 188-191, 197, 222, 235, 240f„ 244, 246, 261, 283, 319, 321 Götter....26,31-34,36f., 42f., 45f-, 93,95, 101, 139, 151, 157, 169, 215, 316, 319 Götzenbilderschicht 17, 40, 313, 315-318, 324 großjesajanische Redaktion 248, 260 Heilsbotschaft 27£, 89, 90, 95, 97, 101 f., 180,207,240f., 244,270,284, 319, 321 Heilsorakel 7, 23, 51-53, 55f., 59f., 62, 64, 69, 74, 94-95, 215f., 252, 257, 264, 294 Heilsverzögerung 11, 189, 200f„ 207, 221,233, 252, 259, 265 Heilswende... 16, 55,71, 86, 95,116,125, 136,151,167,174,177,194f„ 199f., 212,217, 221 f., 233, 240, 266f., 276, 283, 286, 321 f. Heilswort 42, 49f., 52f., 56, 58, 63-65, 67, 69f., 73f., 94f„ 97, 101f., 104f„ I4lf., 145, 168-170, 176, 190, 198, 208, 235, 237, 253, 269 Heilszustand 8, 85f., 95, 126,150, 152, 252, 262, 266f., 283, 285, 288, 290, 308f. Heroldsinstruktion 104, 108f„ 115, 122f., 162,174,176 Herr der Geschichte 44, 97, 156,215, 305 Hymnus 8, 84, 86, 105, 162 Jakob/Israel 11, 18, 59, 94, 103, 148, 150,168, 175, 295, 309 Jerusalem/Zion 124 kerygmatisch 6, 21, 29, 34, 37, 46, 53, 84, 94, 97, 107, 110, 146, 149, 169, 212, 252, 259, 314
360
Sachregister
Komposition
6-10,12, 17, 19f., 22f.,
43, 75f., 93f., 97, 104f„ 115, 120, 135, 142, 150, 162-165, 205, 244, 257, 259, 323 Königtum Jahwes 126 Kyros 2, 7, 11, 15f., 27, 29f., 33, 43f., 47, 49f., 61, 75f., 79-84, 87-90, 92, 96-99, 165f., 170-174, 176, 179, 197, 209, 211 f., 222, 228, 319f. Kyrosworte 7, 59, 92 Mahnwort 39, 41, 47, 207, 216, 218, 240, 242, 284, 302f., 308, 321f. Monotheismus Mosaikstil
47 131, 248, 279, 282
Naherwartungsschicht 17, 197f., 204, 207, 212, 214, 228, 233, 235, 237, 239. 241, 243, 287, 299, 317, 321f. Partikularismus 38, 102f., 180 Prophet 2f., 6, 8, 11, 14-21, 24, 28, 32, 36,40,42,48-50, 54, 57, 60, 64, 66, 77, 82f., 85, 96-106, 108, 111, 113116,135,142,I45f., 151,173f., 177, 179,181,184,187,189,197f., 200f„ 207f., 215, 217f., 222, 225f., 228, 234, 236, 240, 243f-, 251, 254, 257, 262, 264, 270, 273-284, 287, 292f., 295, 299, 301, 305f., 309, 316, 319321, 323f. Prophetenberufung 1 l4f. Redaktion 1, 4, 6, 9f., 12f., 15-19, 21f., 28, 39f., 62, 75-80, 93, 99, 105f., 121, 130, 133, 135, l40f., 149-151, 157, 160f„ 176, 186-190, 192, 195, 197, 201, 207, 213f., 230, 238, 240, 243, 246f„ 259f., 262, 264, 266, 272f., 275-278, 283, 285, 287f., 290294,300, 303, 305f., 308-314,316f„ 319, 321, 323f. Schöpfer 15f., 18f., 25, 28, 30, 36, 46, 60f., 63, 66, 70, 78f., 81, 83-85, 89, 93, 95-97, 99, 102, 150, 169f., 176, 213, 224-226, 228, 230, 254, 263,
267, 276, 315, 319 Schriftgelehrsamkeit
131, 202, 322
Segen
11, 63f., 95-98, 147,149,165, 171, 197, 251, 253, 261-263, 266, 268, 276, 283-286, 291 f., 295, 307f„ 319, 322f. Segens- und Mehrungsverheißung 251, 285, 322 sekundäre Zionsschicht 197, 243 stilistische Untersuchung 6 Sünde 12, 210, 2l6f., 219, 240, 266, 295f., 298f„ 302,309f., 318, 323 Teilsammlung 10, 23, 28, 43, 64, 74, 79, 82, 93-97, 104f„ 1 2 7 , 1 6 0 , 1 6 9 theozentrisch .... 28, 56, 92, 150, 158, 169, 175, 201, 236 Umkehrruf 41, 217f., 24lf. Universalismus 38, 49, 102f., 179f., 190, 204 Verherrlichung 148, 175, 191, 271, 320 Verkündigungskonzept 11,18,21, 126, 148, 152, 169, 177 Verkündigungskonzept 167, 176, 204 Völkertheologie 38, 48, 50, 56, 102, 124, 152, 172, 179, 181, 187, 190f., 194, 247, 249, 288, 320f. Weissagungsbeweis 31 f., 43, 47, 100, 176, 181f„ 277, 301, 305, 309, 316 Wirkungsgeschichte... 1, 11, 201, 239, 321 Wort- und Prophetentheologie 273 Zion 1, 13, 18, 57, 100, 105, 115f., 120f„ 123-126, 128, 130-136, 138f., 141-143, 145-152, 154-159, 161165, 167-175, 177, 191, 195f-, 198, 201, 219-222, 239f., 242f„ 245-248, 253-258, 260-263, 266-268, 271f., 279, 284-286, 288-294, 298, 304f„ 319-322 Zion/Jerusalem
11, 18, 109, 144, 148,
175, 242 Zionstheologie
13, 167, 191, 290
IMI
jetzt als preiswerte Studienausgabe
Studienausgabe Teil I Bände 1 (Aaron) — 17 (Katechismuspredigt) und Registerband In Gemeinschaft mit Horst Robert Balz, James K. Cameron, Wilfried Härle, Stuart G. Hall, Brian L. Hebblethwaite, Richard Hentschke, Wolfgang Janke, Hans-Joachim Klimkeit, Joachim Mehlhausen, Knut Schäferdiek, Henning Schröer, Gottfried Seebaß, Clemens Thoma herausgegeben von Gerhard Müller 20,5 x 13,5 cm. 17 Bände, 1 Index-Band. Etwa 800 Seiten je Band. Kartoniert D M 1 2 0 0 , - ISBN 3-11-013898-0 (de Gruyter Studienbuch) Die TRE-Studienausgabe Teil I umfaßt die Bände 1 bis 17 der THEOLOGISCHEN REALENZYKLOPÄDIE. Erschlossen wird die Studienausgabe durch einen entsprechenden Registerband, der auch Erwähnungen der Stichworte nachweist, die alphabetisch nach den Lemmata „Aaron" bis „Katechismuspredigt" angesiedelt sind (z. B. Zwingli). Die TRE-Studienausgabe Teil I ist damit schon jetzt ein vollwertiges Arbeitsmittel für jeden Theologen. Um weitesten Kreisen die T R E zugänglich zu machen, wird die Studienausgabe zu einem wirklich günstigen Preis angeboten: D M 1 200,— für 17 Bände plus Register.* Das sind über 13 000 Seiten solidester wissenschaftlich-theologischer Forschung. Selbstverständlich wird die TRE-Studienausgabe zu einem späteren Zeitpunkt eine entsprechende Fortsetzung finden. In etwa sieben bis acht Jahren wird es von Seiten des Verlages ein analoges Angebot geben. * Die Bände der Studienausgabe entsprechen im Grundsatz denen der Originalausgabe, bei allerdings verkleinertem Satzspiegel. Außerdem mußte aus Kostengründen auf Tafeln und Faltkarten verzichtet werden.
Preisänderungen vorbehalten
Walter de Gruyter
w DE
G
Berlin • New York
An die Freunde Vertrauliche d. i nicht für die Öffentlichkeit bestimmte Mitteilungen ( 1 9 0 3 - 1 9 3 4 ) Nachdruck mit einer Einleitung von Christoph Schwöbel Quart. Etwa 650 Seiten. 1993. Ganzleinen etwa DM 380,— ISBN 3-11-013675-9
Die 1903 gegründete „Vereinigung der Freunde der Christlichen Welt" scharte sich um die gleichnamige Zeitschrift „Die Christliche Welt" und war eines der wichtigsten theologischen und kirchenpolitischen Diskussionsforen der Kaiserzeit und der Weimarer Republik. Alles, was im deutschen liberalen Protestantismus Rang und Namen hatte, wie etwa Adolf von Harnack, Ernst Troeltsch, Friedrich Naumann und Martin Rade, gehörte dazu. Die Vertraulichen Mitteilungen „An die Freunde" dienten dem internen Dialog dieses Kreises und stellen ein einzigartiges kirchen- und theologiegeschichtliches Dokument dar, das bislang nur in Form eines einzigen, komplett erhalten gebliebenen Exemplars existierte.
Preisänderung vorbehalten
Walter de Gruyter
W DE G
Berlin • New York
Die sekundäre Zionsschicht — R 2 — ergänzt: 41,8b, 43,3b.4, 4 5 , 9 f . l l b , 45,14*, 45,24 f. und 47 R , 49,24—26 (Singular von Zion) 51,1 f. 7 f. (Plural) 12-15 20-23 54,1-3 4-6 7 f. 9 f. 11-17 55,1-5
(Plural)
und als Wort- und prophetentheologische Linie: 40,3aa, 4 0 , 6 - 8 * 44,25.26a 50,4-9 55,10 f. „Gehorsam und Segen" — R 3 — ergänzt: 42,24aa 1 .25, 43,22-24.26-28*, 4 8 , 1 - 1 1 * (48,lbß.9 f.) und 4 8 , 1 7 - 1 9 . Die Götzenbilderschicht ergänzt: 4 0 , 1 8 - 2 0 , 41,6f., 42,17, 44,9-20, 45,16 f., 45,20b, 46,5-8
Tabellarische Übersicht zur Redaktionsgeschichte Die deuterojesajanische Grundschicht — Dtjes G — mit ihren vier Teilsammlungen: I II III IV
- 40,12-31*, - 41,1 —4.8* —13.14—16.17—20*.21 —29*, - 4 2 , 1 4 - 1 6 * , 43,1* —3a.8—13.14f. 16—21*, 4 4 , 2 - 4 , - 44,24-28*, 45,1 —5a*.8.11 —13*.20—23*, 4 6 , 1 - 4 . 9 - 1 1 .
Die erste Jerusalemer Redaktion - Dtjes Z: Prolog Teilsammlung Teilsammlung Teilsammlung 44,23 Teilsammlung 47* 48,20 f.
40,1—5*.9—11 I II III IV
49,14-21* 49,22 f. 51,9 f. 51,17.19 52,1 f. Epilog
52,7-10
Die Ebed-Jahwe-Lieder — EJL: 42,1-4 49,1-6 (52,13-53,12) Die Naherwartungsschicht — R 1 — ergänzt: 4 2 , 5 - 9 . 1 0 - 1 3 , 42,18-23*, 43,5.6a.7*, 44,6-8.21f., 45,18 f., 46,12 f., 48,12-16*, 49,(7.)8 —12.13, 5 0 , 1 - 3 , 51,4f., 55,6.8 f. (später: 43,25, 43,1* und 44,1)