Volkswirtschaftslehre: Lust auf Wirtschaft [6 ed.]
 9783896446176, 9783896736178

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Volkswirtschaftslehre Lust auf Wirtschaft

6., überarb. u. erw. Auflage

WISSEN KOMPAKT

Fritz Hieber

Verlag Wissenschaft & Praxis

WISSEN KOMPAKT

Volkswirtschaftslehre Lust auf Wirtschaft

von

Fritz Hieber Professor für Volkswirtschaftslehre

6., vollst. überarb. u. erw. Auflage

Verlag Wissenschaft & Praxis

Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

ISBN 978-3-89673-617-8

© Verlag Wissenschaft & Praxis Dr. Brauner GmbH 2012 D-75447 Sternenfels, Nußbaumweg 6 Tel. +49 7045 93 00 93 Fax +49 7045 93 00 94 [email protected] www.verlagwp.de Druck und Bindung: Esser Druck GmbH, Bretten

Alle Rechte vorbehalten Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Widmung Dieses Buch ist der Universität Piteşti* in Rumänien (Universitatea din Piteşti) und insbesondere der Faculty of Economics Sciences gewidmet.

_______________________________________________________ *) Die Universität Piteşti hat Prof. Fritz Hieber 2010 die Ehrendoktorwürde verliehen. Aus der Urkunde – ausgestellt durch das Ministerium für Bildung, Forschung, Jugend und Sport, Bukarest: „Der Senat der Universität Piteşti hat in seiner Sitzung vom 11.10.2010 beschlossen, den Titel Doctor honoris causa der Universität Piteşti seiner Exzellenz Herrn Prof. Fritz Hieber für seine besonderen Verdienste in der Unterstützung von Bildungsprojekten der Universität Piteşti zu verleihen.“

_______________________________________________________ **) Zur Information: Piteşti ist eine Stadt in der Walachei (Rumänien), liegt im Kreis Arges und ist etwa 120 km in westlicher Richtung von der Hauptstadt Rumäniens Bukarest entfernt. Piteşti hat ca. 200.00 Einwohner. Die Universität Piteşti gilt in Rumänien als eine der innovativsten Hochschulen, an der zur Zeit rund 20.000 Studenten eingeschrieben sind. (Quelle: Ruhruniversität Bochum) Die Universität Piteşti hat derzeit 12 Fakultäten, u.a.: Faculty of Economics Sciences sowie Faculty of Law and Administrative Sciences. Mit „upit-media“ verfügt die Universität Piteşti auch über eine eigene Radio- und TV-Station. Die Universität Piteşti hat Hochschulpartnerschaften u.a. mit der Universität Zürich, der Ruhruniversität Bochum (RUB), dem Uniklinikum der RUB, der Johannes Kepler Universität Linz u.a. und ist Mitglied der Donaurektorenkonferenz in Budapest, der ca. 50 Universitäten aus dem Donauraum angeschlossen sind.

Vorwort

7

Vorwort zur 6. Auflage Die vorliegende 6. Auflage ist stark verändert, erweitert und auf den aktuellen Stand gebracht. Methodisch gilt der Inhalt des Vorworts zur 3. Auflage weiterhin als Leitbild dieses Buches. Zugleich soll es ein Gegenentwurf einer Volkswirtschaftslehre in der Krise sein, bei der es „das gleiche Unterrichtsprogramm wie vor 10 Jahren gibt. Die Studenten pauken Makromodelle…, analysieren das Verhalten von vollständig rationalen Akteuren auf perfekt funktionierenden Märkten und zeichnen Gleichgewichtsmodelle in ihre Blöcke.“ (Backhaus, Desiree: „Krise? Welche Krise?“, in: Handelsblatt vom 14.10.2011) Gerlingen im Frühjahr 2012

Fritz Hieber

Vorwort zur 3. Auflage Es gibt sie noch. Wirtschaftsbücher, die dem Leser schwierige und komplexe Sachverhalte in einer immer stärker ökonomisierten Gesellschaft einfach und verständlich erklären können. Gleichzeitig handelt es sich bei dieser 3. Auflage um die Fortsetzung des Konzepts, dem Leser volkswirtschaftliche (heute besser: gesamtwirtschaftliche) Zusammenhänge praxisorientiert und sehr verständlich zu vermitteln. Der Verfasser hat auf die übliche Darstellungsform verzichtet und mit einem anderen didaktischen Ansatz die wichtigsten Themenfelder der Volkswirtschaftslehre in Form von Übersichtdarstellungen (Folien) präsentiert. Wirtschaft allgemein verständlich zu machen, ist eine große pädagogische und didaktische Herausforderung, der sich leider viel zu wenige Wirtschaftswissenschaftler gestellt haben. Das Ziel ist, dass der Leser von Wirtschaftsthemen nicht abgeschreckt wird, sondern wirtschaftliche Zusammenhänge versteht und auch für die eigenen Entscheidungen nutzen kann.

8

Vorwort

Einer der großen akademischen Lehrer des Verfassers, Theodor Eschenburg, hat dieses Konzept schon in seinen Vorlesungen in den 1960iger Jahren an der Universität Tübingen vorbildlich praktiziert: Bei einem so komplizierten und komplexen System (Politik und Wirtschaft) braucht man eine „Fahrschule für Politik und Wirtschaft“ (zitiert nach Eschenburg, Th.: Letzten Endes meine ich doch, Erinnerungen 1933– 1999, Berlin 2002, S. 195). Das volkswirtschaftliche Denken lebt grundsätzlich von UrsacheWirkungs-Zusammenhängen. Ein Beispiel soll dies verdeutlichen: Wachstumsschwäche (Ursache) – Arbeitslosigkeit (Wirkung). Dieses logische Kettendenken hat den Verfasser schon als Student fasziniert. Das vorliegende, leicht verständliche Buch hat sich aus der Erfahrung einer langjährigen Lehrtätigkeit des Verfassers entwickelt: an Universitäten, Fachhochschulen, Dualen Hochschulen, Verwaltungs- und Wirtschaftsakademien sowie Fortbildungsveranstaltungen in der Privatwirtschaft und in Non-Profit-Organisationen. Das Buch ist von daher für alle Studierenden an Hochschulen im Grundstudium, an Berufsakademien, sonstigen Fortbildungseinrichtungen und auch für Schüler in Wirtschaftsgymnasien geeignet. Darüber hinaus ist das Buch vor allem auch als „Fahrschule für die Wirtschaft“ für alle interessierten Leser gedacht, die für Entscheidungen im Beruf und Privatleben wirtschaftliche Sachkenntnisse und Zusammenhänge brauchen. Nichts ist so spannend wie Wirtschaft und deshalb soll die Lektüre dieses Buches Lust auf Wirtschaft machen. Sommer 2005

Fritz Hieber

9

Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis Kapitel I: 1. 2.

Einführung in die Volkswirtschaftslehre

11

Wirtschaftswissen ist Allgemeinbildung Bausteine einer Volkswirtschaft

12 20

Kapitel II: Konjunktur in Zahlen 3. 4. 5.

Buchführung der Volkswirtschaft Das Auf und Ab der wirtschaftlichen Entwicklung Kennzahlen zur Beurteilung der wirtschaftlichen Entwicklung

Kapitel III: Soziale Marktwirtschaft 6.

37 37 47 56 63

Soziale Marktwirtschaft – Verbindung von Wirtschaft und Ethik So funktioniert die Marktwirtschaft Gefahren für den Wettbewerb

63 68 85

Kapitel IV: Politische Beeinflussung der Volkswirtschaft

89

7. 8.

9. 10. 11. 12. 13.

Strategien der Wirtschaftspolitik Wachstum, Arbeitslosigkeit und Inflation Die Rolle der öffentlichen Haushalte Gerechte Verteilung … Wohlstand und Umwelt

Kapitel V: Ökonomische Dimensionen der Europäischen Integration 14. 15.

Europäische Wirtschafts- und Währungsunion Geldpolitik der Europäischen Zentralbank

89 103 110 121 127 141 141 153

Ein Nachtrag: Warum VWL das beste Studium ist

165

Literaturverzeichnis

167

11

Einführung in die Volkswirtschaftslehre

Kapitel I: Einführung in die Volkswirtschaftslehre

1

Lernen heute mit „mind-map“ – Eine Darstellungsform für das wissenschaftliche Arbeiten, für die Aufbereitung und Strukturierung von Informationen bis hin zur Präsentation – von der Lernpsychologie empfohlen –

N

Einkommen, Vermögen, Preise…

N = Nachfrage A = Angebot M = Geldmenge

Inflation Gewinn, Kosten, Steuern…

2

A

M

Wachstum, Aufkauf von Staatsanleihen…

12

Einführung in die Volkswirtschaftslehre

1. Wirtschaftswissen ist Allgemeinbildung Jeden Tag sind die Medien voller Berichte und Kommentare über unsere Volks- und Weltwirtschaft:

3

1. Finanzkrise…

4 (Quelle: Microsoft, 2009)

Einführung in die Volkswirtschaftslehre

… 2. Weshalb steigen Preise? 3. Warum verändert die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins? 4. Weshalb geht ein Arbeitsplatz verloren? 5. Was versteht man unter dem Bruttoinlandsprodukt (BIP)? 5

Wer entscheidet im Wirtschaftsleben?



Private Haushalte (nachfolgend Symbol H)



Unternehmungen (nachfolgend Symbol U)



Staat (Bund, Länder, Gemeinden) (nachfolgend Symbol St )



Ausland (nachfolgend Symbol Au)

6

13

14

Einführung in die Volkswirtschaftslehre

Inhalt der Wirtschaftswissenschaften Wirtschaftswissenschaften

BWL

VWL

Mikroökonomie (U)

Makroökonomie (H – U – St – Au)

7

Die moderne Volkswirtschaftslehre ist interdisziplinär. Sozialwissenschaften

Methode: Mind map

Beispiel: Wettbewerbsrecht

8

Recht

Beispiel: Konsumentenverhalten

VWL

Geschichte

BWL

Beispiel: Investitionen

Beispiel: Merkantilismus

Einführung in die Volkswirtschaftslehre

Entwicklung des Wirtschaftskreislaufs (1) 

Da in einer Volkswirtschaft viele Millionen Wirtschaftssubjekte irgendeine wirtschaftliche Entscheidung treffen, ergibt sich daraus eine verwirrendes und kompliziertes Gefüge von Tauschprozessen. Will man diese komplexen Prozesse besser verstehen, benötigt man als Instrument den Wirtschaftskreislauf.



Der Wirtschaftskreislauf ist die bildhafte Vorstellung, dass sich der Wirtschaftsprozess in einer arbeitsteiligen Volkswirtschaft vor allem in ökonomischen Transaktionen zwischen Wirtschaftssubjekten oder Sektoren (H, U, St, Au) widerspiegelt.



Der Wirtschaftskreislauf ist nichts anderes als ein vereinfachtes Abbild der komplexen Wirtschaftsrealität. Mit Hilfe von Wirtschaftskreisläufen können die vielfältigen Beziehungen in einer Volkswirtschaft einfacher und übersichtlicher dargestellt werden.

9

Entwicklung des Wirtschaftskreislaufs (2) 







Der Gedanke, das volkswirtschaftliche Geschehen als einen Kreislauf zu betrachten, entstand bereits im 18. Jahrhundert. Die Idee stammt von dem französischen Arzt Francois Quesnay (1694– 1774), der im Jahre 1758 das „Tableau économique“ entwickelte, das die wechselseitigen Beziehungen zwischen Güter- und Geldströmen aufzeigte. Quesnay – der Leibarzt von König Ludwig XVI. – verglich den Wirtschaftskreislauf mit dem Blutkreislauf. Karl Marx (1818–1883) griff die Idee des Kreislaufbildes von Quesnay wieder auf und entwickelte sie weiter. Die jetzige Form des Wirtschaftskreislaufs geht vor allem auf John Maynard Keynes (1883–1946) zurück. Seine Untersuchungen waren bahnbrechend für das Verständnis makroökonomischer Zusammenhänge. Die Kreislaufbetrachtung hat in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts zur Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR) geführt. (siehe auch: Kap. II, 1.)

10

15

16

Einführung in die Volkswirtschaftslehre

Stufen des Wirtschaftskreislaufs 





1. Stufe einfacher Wirtschaftskreislauf mit den Sektoren Haushalte und Unternehmungen (3a) 2. Stufe erweiterter Wirtschaftskreislauf: Stufe 1 + Staat 3. Stufe vollständiger Wirtschaftskreislauf: Stufe 2 + Banken und Ausland (3b)

11

Wirtschaftskreislauf - 1. Stufe Arbeitsleistung

Konsumausgaben

Haushalt

Unternehmen Einkommen

Konsumgüter

12

Einführung in die Volkswirtschaftslehre

17

Wirtschaftskreislauf – 3. Stufe St Steuern (T)

Entwicklungshilfekredite

U

Au

Geldvermögen

Konsumausgaben (C)

Ba

H Kredite

13

Ergänzung: Betriebswirtschaftlicher Kreislauf Leistungsprozess 1–3

Finanzprozess

1 Beschaffung von Ressourcen

2 Produktion von Gütern und Dienstleistungen

4 Finanzierung (EK)

3 Absatz ►Marketing

FK 14

wobei: EK = Eigenkapital / FK = Fremdkapital

18

Einführung in die Volkswirtschaftslehre

Das Fach Volkswirtschaftslehre ist praxisorientiert. Fallbeispiel Arbeitslosigkeit:    

Beschreibung mit Kennzahlen (Arbeitslosenquote) Modellbildung (wichtigste Ursachen der Arbeitslosigkeit) Prognose (zukünftige Entwicklung) Beratung der Politik (siehe Aufgaben des Sachverständigenrats in der BRD)

15

Modellbildung (ceteris-paribus-Klausel, lat.: unter sonst gleichen Bedingungen)

Nachfrage

Methode: mind map

Arbeitslosigkeit

Struktur 16

Standort

Einführung in die Volkswirtschaftslehre

Neue Wege in der Volkswirtschaftslehre – Eine kritische Bilanz des volkswirtschaftlichen Denkens – 

Kritik an der… …Prämisse des homo oeconomicus, den rational handelnden Menschen, der nur den eigenen Interessen folgt und seinen Nutzen maximieren will. …Annahme der vollständigen Information und Transparenz. …mathematisch-formalistischen Volkswirtschaftslehre, die nur scheinbar mehr Klarheit und Präzision mit sich bringt. …Marktgläubigkeit der neoklassischen Ökonomie. Führt der Marktmechanismus von sich aus zum Gleichgewicht oder gibt es nicht immer mehr Beispiele für Marktversagen?

17

Schwächen des Marktes – Marktversagen         

18

Beispiele: Bildung Verkehrsnetz Umwelt Monopolisierungstendenzen Arbeitslose Sozialhilfeempfänger Behinderte Wirtschaftskrisen usw.

19

20

Einführung in die Volkswirtschaftslehre

Drei Hauptaufgaben des Staates in der Marktwirtschaft Einteilung nach Richard A. Musgrave, amerikanischer Finanzwissenschaftler (1910–2007): 1.

Allokation

2.

Verteilung

3.

Stabilisierung

(= Lenkung der Ressourcen/Produktionsfaktoren z.B. durch Subventionen – Wie können die gegebenen Ressourcen optimal, d.h. mit höchstmöglichem Ertrag eingesetzt werden?) (= Einkommensverteilung durch den Markt / Korrektur z.B. durch Steuereinnahmen einerseits und Sozialleistungen andrerseits > Umverteilung – Wie wird das Einkommen in der Gesellschaft verteilt und wie kann entsprechend der sozialpolitischen Vorstellungen korrigiert werden?) (= antizyklische Finanzpolitik, z.B. durch Investitionsprogramme im Abschwung/Krise – Wie können Konjunkturkrisen vermieden werden?) 19

Einführung in die Volkswirtschaftslehre

2. Bausteine einer Volkswirtschaft Baustein 1: Bedürfnisse und Ressourcen Baustein 2: Güter Baustein 3: Bruttoinlandsprodukt (BIP) Baustein 4: Arbeitsteilung Baustein 5: Geld

1

Baustein 1: Bedürfnisse… Bedürfnispyramide nach A. Maslow (1958)

Selbstverwirklichung Soziale Anerkennung Soziale Kontakte Fester Arbeitsplatz Essen, Trinken

2

Entwicklung

Wertschätzung

Soziale Beziehungen

Sicherheit Grundbedürfnisse

21

22

Einführung in die Volkswirtschaftslehre

…und Ressourcen       

Arbeit Sachkapital Natur Wissen, Bildung Rechtssystem Sozialsystem Informationssystem usw.

3

Knappheit zwischen Bedürfnissen und Ressourcen  

1. 2. 3.

4

Wirtschaften ist der sparsame Umgang mit knappen Mitteln. Deshalb muss man sich ökonomisch rational verhalten. (Wirtschaftlichkeitsprinzip = W): Minimalprinzip: mit minimalem input (Aufwand) einen gegebenen output (Ertrag) erzielen Maximalprinzip: mit gegebenem input (Aufwand) einen maximalen output (Ertrag) erreichen W > 1 = erfolgreiches wirtschaftliches Handeln

Einführung in die Volkswirtschaftslehre

Baustein 2: Güter 

Freie Güter…



…sind frei verfügbar ohne Preis, z.B. Sonne 

Sachgüter…

…sind begrenzt verfügbar mit Preis, z.B. Sonnenbank 

…sind materiell, z.B. Pizza 

homogene Güter… Konsumgüter… Substitutionsgüter... private Güter…

Investitionsgüter… …werden von Unternehmungen verwendet, z.B. PC



…ersetzen sich, z.B. Butter und Margarine 

heterogene Güter… …sind verschiedenartig, z.B. Auto



…werden von privaten Haushalten verwendet, z.B. PC 

Dienstleistungen… …sind immateriell, z.B. Pizzadienst



…sind gleichartig, z.B. Strom 

Knappe Güter

Komplementärgüter …ergänzen sich, z.B. Lampe und Glühbirne



…werden von privaten Unternehmungen angeboten, z.B. PC

öffentliche Güter …Anbieter ist der Staat, z.B. Straßen

5

Private Güter

Private Güter (private Wirtschaft)

Ausschluss in der Nutzung (über den Preis)

6

Rivalität in der Nutzung

Keine kostenlose Verwendung („Trittbrettfahren“) möglich

23

24

Einführung in die Volkswirtschaftslehre

Bedeutung des TrittbrettfahrerVerhaltens (Free-Rider-Verhalten) für wirtschaftliche Entscheidungen

7

Beispiele für TrittbrettfahrerVerhalten (Free-Rider-Verhalten) 







8

Teamentlohnung Den Bonus erhält auch der, der nichts zum Erfolg beigetragen hat. Gemeinsame Diplomarbeit Die gute Note erhält auch der, der wenig zum Ergebnis beigetragen hat. Häusliche Arbeit Ein Familienmitglied, das sich drückt, fährt Trittbrett zu Lasten der fleißigeren Mitbewohner. Umweltschutzvereinbarungen Wer diese unterläuft, profitiert auf Kosten der anderen, sei es bei Fischfangquoten oder Klimaschutzabkommen.

Einführung in die Volkswirtschaftslehre

Öffentliche Güter

Öffentliche Güter (Staat)

Kein Ausschluss der Nutzung (über den Preis)

Keine Rivalität In der Nutzung

Kostenlose Verwendung („Trittbrettfahren“) möglich

9

Meritorische Güter Meritorische und demeritorische Güter

10

Meritorische Güter induzieren externe Nutzen (Bsp.: Kultur)

Demeritorische Güter induzieren externe Kosten (Bsp.: Umwelt)

Staat sollte die Verwendung fördern

Staat sollte die Verwendung reduzieren

25

26

Einführung in die Volkswirtschaftslehre

Anleitung zum Glücklichsein Quelle: Frey, B. und Stutzer, A.: Economic Consequences of Mispredicting Utility, New York 2004

Optionen für persönliche Entscheidungen

Extrinsische Güter: materielle Güter, Einfluss, Prestige

Intrinsische Güter: Selbstbestimmung, soziales Miteinander, Familie, Freunde, Hobbys

11

Baustein 3: Bruttoinlandsprodukt 

Das Bruttoinlandsprodukt (=BIP) ist die gesamte Wirtschaftsleistung, die im Inland innerhalb eines bestimmten Zeitraums (Quartal, Jahr) erbracht wird.



Die Zunahme des BIP (= Wachstumsrate) ist der offizielle Indikator in der Europäische Union für die Beurteilung der wirtschaftlichen Entwicklung.

12

Einführung in die Volkswirtschaftslehre

Opportunitätskosten 





Wer das Wirtschaften näher untersucht, muss sich mit dem Begriff Opportunitätskosten auseinandersetzen. Wegen knapper finanzieller Mittel ist die Steigerung der Produktion (oder Verwendung) eines Gutes nur auf Kosten der Reduzierung der Produktion (oder Verwendung) eines anderen Gutes möglich. Opportunitätskosten Kosten für die entgangene andere Gelegenheit (opportunity costs).

13

Beispiel für Opportunitätskosten: Kalkulatorische Zinsen



14

Kalkulatorische Zinsen basieren auf dem Grundgedanken, dass durch die Bindung des Eigenkapitals im Betrieb ein Nutzenentgang verbunden ist. Dem Eigenkapitalgeber entgehen nämlich Zinserträge, die bei alternativen Anlagen außerhalb des Betriebs hätten erzielt werden können.

27

28

Einführung in die Volkswirtschaftslehre

Opportunitätskosten – Die richtigen Entscheidungen treffen 





Das Konzept der Opportunitätskosten (Alternativkosten) ist eine wichtige Hilfe bei rationalen wirtschaftlichen Entscheidungen. Beispiel: Einsatz von 200,-- € Geldvermögen a) entweder im Betrieb mit Gewinn 4,-- € oder b) Geldanlage mit Rendite 8,-- € Entscheidet man sich für a) verzichtet man auf b). Die Opportunitätskosten betragen 4,-- €.

15

Baustein 4: Arbeitsteilung Arten der Arbeitsteilung

zwischen Personen

innerbetrieblich

volkswirtschaftlich

international

16

Einführung in die Volkswirtschaftslehre

Zur Arbeitsteilung… …Adam Smith (Begründer der Nationalökonomie, 1723–1790): „Die enorme Steigerung der Arbeit, die die gleiche Anzahl

Menschen infolge der Arbeitsteilung zu leisten vermag, hängt von drei Faktoren ab: der größeren Geschicklichkeit jedes einzelnen Arbeiters, der Ersparnis der Zeit, die gewöhnlich beim Wechsel von einer Tätigkeit zur anderen verloren geht, und der Erfindung einer Reihe von Maschinen, welche die Arbeit erleichtern, die Arbeitszeit verkürzen und den einzelnen in den Stand versetzen, die Arbeit vieler zu leisten.”

a) b) c)

17

Vorteile der Arbeitsteilung Vorteile Steigende Arbeitsproduktivität

Fixkostendegression (durch Massenproduktion)

Steigerung des Wohlstandes 18

29

30

Einführung in die Volkswirtschaftslehre

Nachteile der Arbeitsteilung Nachteile Wirtschaftliche Abhängigkeiten

Motivationsverlust

Sinkende Qualität, abnehmende Beziehung zum Produkt 19

Baustein 5: Geld 





 

In modernen Gesellschaften findet Spezialisierung auf bestimmte Tätigkeiten statt. Das nennt man Arbeitsteilung. So spezialisiert sich ein Schuster auf die Herstellung von Schuhen, ein Bäcker auf das Backen von Broten usw.. Auf diese Weise können mehr Güter hergestellt werden als in einer Wirtschaft ohne Arbeitsteilung. Geldwirtschaft ist eine Folge der Arbeitsteilung. Der Bäcker kann von seinem Brot allein nicht leben. Daher muss er das Brot gegen andere Güter tauschen, z.B. gegen Schuhe. Es entsteht aus der Naturalwirtschaft eine Tauschwirtschaft, die sehr umständlich ist, da Tauschpartner gefunden werden müssen, die genau das anbieten, was man sucht. Zudem muss man sich auf ein Austauschverhältnis einigen. Wie viele Schuhe sind ein Brot wert? Was macht der Bäcker mit den Schuhen, wenn er doch eigentlich Papier wollte? Das Geld als allgemein anerkanntes Zahlungsmittel ermöglicht den reibungslosen Tausch der Güter: Güter gegen Geld und Geld gegen Güter (= Geldwirtschaft). Geld ist ein zentraler Wertmaßstab, der das Tauschen vereinfacht. Kaufkraft des Geldes (Geldwert) = 1 : P (wobei P = Preisniveau). 20

Einführung in die Volkswirtschaftslehre

Entwicklungsstufen des Geldes Unser heutiges Geld ist das Ergebnis eines jahrtausendelangen Entwicklungsprozesses. 1. Phase: Warengeld In der ersten Entwicklungsstufe des Geldes wurden Gebrauchsgegenstände als Zahlungsmittel verwendet, z.B.: Felle, Pfeilspitzen, Muscheln. 2. Phase: Münzgeld (7. Jahrhundert v. Chr.) Im Anschluss daran wurden in der nächsten Entwicklungsstufe wertvolle Metalle genutzt, z.B.: Silber und Gold. Metall konnte man leicht als Geld verwenden, wenn es genormt wurde. Daher wurde es zu Münzen geprägt, bei denen z.B. das Gewicht und der Goldgehalt vom Münzherrn (z.B. König) durch einen Siegelaufdruck garantiert wurden. 3. Phase: Papiergeld (im 17. Jahrhundert – Schweden) Danach entstand das Papiergeld und das Geld löste sich damit vom „Stoffwert“. Es entwickelten sich Banknoten, die einfach zu transportieren waren. 4. Phase: Buchgeld – Giralgeld (17. Jahrhundert – Norditalien) Parallel zu den frühen Formen des Papiergeldes entwickelte sich in den großen Handelsstätten Norditaliens das Giralgeld. Diese Geld ist nur in den Kontobüchern der Banken verzeichnet. So ließen sich Zahlungen ohne Einsatz von Bargeld tätigen. Dieses System des „stofflosen“ Geldes hat sich bis heute erhalten. 21

Geldarten Geld Giralgeld der Geschäftsbanken

Zentralbankgeld

Giralgeld der EZB

Bargeld

Münzen

Banknoten

22

31

32

Einführung in die Volkswirtschaftslehre

Geldfunktionen

Geldfunktionen

Tauschmittel/ Zahlungsmittel

Wertaufbewahrung

Recheneinheit

23

Geldmengenaggregate

Geldmenge (M = Money)

M1 = Bargeld + Sichtguthaben

24

M2 = M 1+ Spareinlagen (Frist: 3 Monate) + Terminlagen (Frist: 2 Jahre)

M3 =M2 + marktfähige Finanzinstrumente

Einführung in die Volkswirtschaftslehre

Geldmengenverwendung Geldmengenanstieg Aktive Verwendung

Inaktive Verwendung

Tausch- und Zahlungsmittelfunktion des Geldes

Wertaufbewahrungsfunktion des Geldes

Produktion und Preise steigen

Liquides Vermögen steigt

25

Zweistufiger Prozess der Geldversorgung (Zentralbankgeldschöpfung) – Wie kommt das Geld in den Wirtschaftskreislauf? EZB – Zentralbankgeld an die…

Leitzins …Geschäftsbanken -Bankengeld an die

Bankzins

26

…Nichtbanken (Staat, Unternehmungen, Private Haushalte)

33

34

Einführung in die Volkswirtschaftslehre

Einstufiger Prozess der Geldversorgung 

Neben dem zweistufigen Prozess der Geldversorgung kommt es auch in geringerem Umfang zu einer direkten Geldversorgung mit Zentralbankgeld zwischen Zentralbank und Nichtbanken.



Beispiele: neues Bargeld direkt an die privaten Haushalte bei Einführung des Euro, Kredite an den Staat

27

Giralgeldschöpfung durch die Geschäftsbanken Giralgeldkette (Annahmen: Mindestreserve (MR) = 10%, Liquiditätsreserve (LR) = 10%) Bei der Bank A entsteht durch die Einzahlung von 100.000,-€ auf ein Girokonto eine entsprechende Sichteinlage. Als Kredit kann die Bank A die Überschussreserve (ÜR) von 80.000,-- € als Kredit vergeben, z.B. an den Kunden Müller, auf dessen Konto der Betrag fließt. Müller kauft mit diesem Kredit ein Auto und überweist den Betrag von 80.000,-- € von seinem Konto bei der Bank A auf das Konto des Autohändlers Maier bei der Bank B. Aus dieser Sichteinlage verbleibt der Bank B eine ÜR von 64.000,-- € zu einer weiteren Kreditvergabe. Wenn wir diese Sequenzanalyse fortsetzen verbleibt in der dritten Phase eine ÜR von 51.200,-- € usw.

 1.

2.

3.

28

35

Einführung in die Volkswirtschaftslehre

Multiple Geldschöpfung – kein Wunder Annahmen: Einzahlung € 100.000 – Mindestreserve (MR) 10% – Liquiditätsreserve (LR) 10% Bank A

Abflüsse - MR

100.000

Abflüsse - LR

Bank B

Bank C...

10.000

8.000

6.400

80.000

64.000

51.200

10.000

8.000

6.400

(siehe auch Multiplikatorwirkung bei einer Erhöhung der staatlichen Nachfrage – gleiches Prinzip / Kap II,4)

29

Gesamtbetrag der Giralgeldschöpfung 





Die Gesamtsumme der Giralgeldschöpfung kann man mühsam ermitteln, indem man die Überschussreserven sämtlicher Sequenzen addiert. Das theoretisch maximale Geldschöpfungsvolumen kann einfacher durch die Summenformel der unendlichen geometrischen Reihe berechnet werden: Giralgeldschöpfungsvolumen = 1 : MR (zzgl. LR) x erste ÜR



Der Giralgeldschöpfungsmultiplikator ist demnach 1 : MR

 

Berechnung I mit MR: 800.000,-- € = 10 x 80.000,-- € Bei zusätzlicher Berücksichtigung der LR: Berechnung II: 400.000,-- € = 5 x 80.000,-- € 30

36

Einführung in die Volkswirtschaftslehre

Kredite

Einteilung

nach Schuldner: - U, H, St, Au

nach Befristung: - kurz: bis 1 Jahr - mittel: 1 – 4 Jahre - lang: über 4 Jahre

nach Arten: - Buchkredite, Wechsel - Wertpapiere von Nichtbanken

31

Monetäre Märkte und Zinssätze 

   

32

Geldmarkt – Geldmarktsatz (Handel mit Zentralbankgeld unter Banken, kurzfristig) Kapitalmarkt – Kapitalmarktsatz (Wertpapiermärkte; langfristig) Bankeneinlagenmarkt – Habenzinsen (Sicht-, Termin- und Spareinlagen) Bankenkreditmarkt – Sollzinsen (Kreditvergabe der Banken) Internationale Finanzmärkte – Eurosätze („Euromärkte“)

Konjunktur in Zahlen

Kapitel II: Konjunktur in Zahlen

1

3. Buchführung der Volkswirtschaft Die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung (VGR)

2

37

38

Konjunktur in Zahlen

Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung (VGR) – Buchführung im größeren Rahmen 









Die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung (VGR) ist die praktische Nutzanwendung des Wirtschaftskreislaufs. Mit diesem Rechenwerk versucht man im Nachhinein (ex-post) für einen abgelaufenen Zeitraum Rechenschaft darüber abzulegen, welche zahlenmäßigen Ergebnisse sich aus Wirtschaftsprozess einer Volkswirtschaft ergeben. Die VGR ist vergleichbar mit der Gewinn- und Verlustrechnung einer Unternehmung. Die deutsche VGR entspricht in ihren Aufgaben und der Struktur dem Europäischen System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen (ESVG). Mit dem ESVG ist sichergestellt, dass die Erfassung volkswirtschaftlicher Daten in allen EU-Ländern vereinheitlicht ist. Das ESVG basiert auf dem System of National Accounts (SNA) der UNO. 3

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) wird drei Mal berechnet. Berechnungsarten des Bruttoinlandsprodukts

1. Entstehungsrechnung (Entstehung der Wertschöpfung)

4

2. Verteilungsrechnung (Verteilung der Wertschöpfung = Einkommen)

3.Verwendungsrechnung (Verwendung der Wertschöpfung = Einkommen)

39

Konjunktur in Zahlen

Die Berechnung des BIP – am mikroökonomischen Beispiel der Studentin Frau X, die nach dem Bachelor eine Stelle antritt:

2. Beitrag Verteilung des BIP Frau X erhält Gehalt 3. Beitrag Verwendung des BIP Frau X tätigt aus dem Gehalt Konsumausgaben

2

3 1

1. Beitrag zur Entstehung des BIP Frau X bekommt eine Stelle 5

1. Entstehungsrechnung Das BIP wird in der VGR in Anlehnung an die betriebswirtschaftliche Wertschöpfungsrechnung ermittelt: Summe der Produktionswerte - Vorleistungen = Bruttowertschöpfung 6

40

Konjunktur in Zahlen

Die Entstehungsrechnung dient der Strukturpolitik.

Wirtschaftssektoren

Primärer Sektor (Landwirtschaft) (2010: 0,8%)

Sekundärer Sektor (Produzierendes Gewerbe) (2010: 26,5 %)

Tertiärer Sektor (Dienstleistungen) (2010: 72,4 %)

7

Die schwierige Kunst, den Wohlstand in einer Gesellschaft zu messen. 

1. 2. 3. 4. 5. 6. 8

Das BIP und dessen Wachstumsrate ist der offizielle Maßstab für den Wohlstand einer Gesellschaft. Doch sagt dieser Maßstab alles über unser Wohlergehen aus? So wird das BIP zu den jeweiligen Marktpreisen erfasst (BIP = Preis x Menge). Damit sind Leistungen ohne Marktpreise nicht im BIP enthalten: Hausarbeit negative externe Effekte (Umweltbelastungen) positive externe Effekte (Glück, Zufriedenheit) Schwarzarbeit Bewertung staatlicher Leistungen Qualität der Einkommens- und Vermögensverteilung

Konjunktur in Zahlen

Von der Entstehungs- zur Verteilungsrechnung: BIP und Bruttonationaleinkommen (mit Zahlen in Mrd. € von 2010 / BRD) 

BIP (ca. 2.500) + Einkommen aus dem Ausland - Einkommen an das Ausland (+ 32) = Bruttonationaleinkommen (= 2.532)



wobei: BIP nominal - Inflationsrate = BIP real

9

2. Verteilungsrechnung 

Bruttonationaleinkommen (2.532) - Abschreibungen (365) - indirekte Steuern + Subventionen (266)



10

= Volkseinkommen (= 1.901)

41

42

Konjunktur in Zahlen

Verteilung des Volkseinkommens 

Verteilung des Volkseinkommens

1.

Arbeitnehmerentgelt Kennzahl: Lohnquote Arbeitnehmerentgelt : Volkseinkommen x 100 = ca. 65%

+

2. Unternehmens- und Vermögenseinkommen Kennzahl: Gewinnquote = ca. 35% 11

Verfügbares Einkommen 

Volkseinkommen (1.901) - direkte Steuern und Sozialabgaben + Transfereinkommen

= verfügbares Einkommen (2.142) - Konsumausgaben (1.445)

= Sparen (697) 12

Konjunktur in Zahlen

Die Verteilungsrechnung dient der Verteilungspolitik. 1.

2.

Die primäre Verteilung der Einkommen ergibt sich durch das Marktergebnis (Tarifverhandlung): Einkommen aus unselbständiger Tätigkeit (Lohnquote = 2010: 67,5%) und Einkommen aus Unternehmertätigkeit und Vermögen (Gewinnquote = 2010: 32,5%). Die sekundäre Einkommensverteilung ergibt sich durch den staatlichen Eingriff: Steuereinnahmen einerseits und Sozialleistungen andrerseits (staatliche Umverteilung). 13

3. Verwendungsrechnung - Die verteilten Einkommen werden zur Nachfrage verwendet. 

Angebot (A) = BIP (Y) + Importe (Im)



Nachfrage (N) (Verwendung) = 3a) Konsum (C) - 2010: 58,9% + 3b) Investitionen (I) - 2010: 17,3%

--------------------------------- = 

Gleichgewicht:

(1) Y + Im = C + I + G + Ex (2) Y = C + I + G + (Ex – Im)

14

+ 3c) Staatsnachfrage (G) - 2010: 19,6% + 3d) Export (Ex) - 2010: Außenbeitrag, d.h.: Ex – Im = 4,1%

43

44

Konjunktur in Zahlen

3a) Konsum und Sparen |

15

Zwei Annahmen über das Konsumverhalten 

Keynes:

Konsumausgaben sind abhängig vom laufenden Einkommen (kurzfristig) = absolute Einkommenshypothese 

Friedman:

Konsumausgaben sind abhängig von den zukünftigen Einkommenserwartungen (langfristig) = permanente Einkommenshypothese

16

Konjunktur in Zahlen

3b) Nettoinvestitionen sind entscheidend für die Wirtschaftsdynamik



Bruttoinvestitionen = Nettoinvestitionen (Kapazitätserweiterung und Rationalisierung) + Ersatzinvestitionen (= Abschreibungen)

17

3c) Nachfrage des Staates 

Determinanten:

- Versorgung mit öffentlichen Gütern und Dienstleistungen (Allokation) - Einnahmen - Wirtschaftspolitische Steuerungsfunktion

18

45

46

Konjunktur in Zahlen

3d) Export – Konjunkturabhängigkeit vom Ausland? 

Determinanten:

Reale Austauschbedingungen zwischen Ex- und Import (terms of trade / tot) - Wechselkurse (Preis zwischen Währungen, z.B. € und $) - Kostenunterschiede - Politische Handelshemmnisse -

19

Die Verwendungsrechnung dient der Finanzpolitik. 

Konsum – Steuerpolitik



Investitionen – Steuerpolitik



Staatsnachfrage – antizyklischer Einsatz zur Beeinflussung der Konjunktur

20

Konjunktur in Zahlen

4. Das Auf und Ab der wirtschaftlichen Entwicklung

1

Ein Konjunkturzyklus besteht aus vier Phasen.

2



Aufschwung



Boom (oberer Wendepunkt)



Abschwung



Krise (unterer Wendepunkt)

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Konjunktur in Zahlen

Wie lange dauert ein Konjunkturzyklus?

? 3

Der idealtypische Verlauf eines Konjunkturzyklus Produktionspotenzial neuer Boom

Boom

Wachstumstrend

Aufschwung Abschwung Krise

(Zyklusdauer in Deutschland seit 1949: ca. 4-7 Jahre) 4

Zeit

49

Konjunktur in Zahlen

Kitchin-, Juglar- und Kontradieff-Zyklen Joseph Kitchin (1861–1932)

1.

>kurze Wellen – Zyklus ca. 3 Jahre Den Ergebnissen des Südafrikaners Kitchin liegen statistische Erhebungen monatlicher Zeitreihen der Absatzentwicklung, der Preise, Zinssätze sowie Änderungen in der Lagerhaltung in den USA von 1860–1928 zugrunde. Analoge Schwankungen konnten auch in England festgestellt werden.

Clèment Juglar (1819–1905)

2.

>mittellange Wellen – Wenn wir heute von Konjunkturzyklus sprechen, ist i.d.R. der Juglar-Zyklus mit einer Dauer von ca. 7–10 Jahren gemeint. Die mittellangen Wellen bilden die eigentlichen konjunkturellen Wellenbewegungen. Die Perioden dieses Zyklus wurden von dem Franzosen Juglar in der Bewegung Preise, namentlich der Zinssätze aufgezeigt.

Nikolai Kontradieff (1892–1938)

3.

>lange Wellen – Zyklus ca. 50–60 Jahre Der russische Ökonom und Statistiker hat diese langfristigen Wellen in einer Untersuchung von 1926 festgestellt.

5

…Kondratieff-Zyklus Der österreichische Ökonom Joseph A. Schumpeter (1883– 1950) kam zu dem Ergebnis, dass bahnbrechende Erfindungen und deren wirtschaftliche Nutzung (Basisinnovationen) die langfristigen Zyklen auslösten.

?

6

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Konjunktur in Zahlen

…Kondratieff-Zyklus ?



? der sechste „Kondratieff“  Biotechnologie – Bedarf nach ganzheitlicher Gesundheit  Regenerative Energien  Sicherheit: Verhindern von Terroranschläge, erhöhte Nachfrage nach Sicherheit  Vermeidung von psychosozialen Krankheiten… 7

Konjunktur und Wachstum

8



Konjunktur = Auslastung des Produktionspotenzials (= Kapazitätsauslastung)



Wachstum = langfristige Entwicklung des Produktionspotenzials

51

Konjunktur in Zahlen

Wachstum und Konjunktur 9

Wachstum

Konjunktur

Indikator: Produktionspotenzial

Indikator: BIP

= mögliche Kapazität

= Auslastung dieser Kapazität

längerfristiger Trend

kurzfristige Schwankungen

9

Kann man die Konjunktur vorhersagen? 

„Eine Wetterprognose ist besser als keine.“



Eine exakte Prognose über das zukünftige Wirtschaftsverhalten der Entscheidungsträger ist nicht möglich.



Es gibt viele exogene Einflüsse: Umweltkatastrophen, Kriege, Ölkrisen usw.



Es gibt aber Indikatoren, die der kurzfristigen Konjunkturvorhersage dienen können: Auftragsbestände, Geschäftsklimaindex (ifo = Institut für Wirtschaftsforschung, München), Konsumklimaindex (GfK = Gesellschaft für Konsumforschung, Nürnberg) 10

52

Konjunktur in Zahlen

Konjunktureinflüsse Strukturaspekte

Konsumausgaben

Öffentliche Investitionen Konjunktur

Export

Private Investitionen

11

Konjunkturmechanismen 1. Psychologische Effekte

Konjunkturmechanismen

2. Akzelerator

12

3. Multiplikator

Konjunktur in Zahlen

1. Psychologische Effekte 

Die Zukunftserwartungen von Unternehmungen, Verbrauchern und öffentlichen Entscheidungsträgern beeinflussen die Konjunktur.



Es gibt optimistische und pessimistische Einstellungen, die das Verhalten bei wirtschaftlichen Entscheidungen bestimmen.



Messung durch: Geschäfts (ifo) – und Konsumklimaindex (GfK)

13

2. Akzelerator (= Beschleuniger) 



14

Eine steigende Nachfrage nach Konsumgütern führt zu einer beschleunigten (akzelerierten) Nachfrage nach Investitionsgütern. Aber nur dann, wenn die Nachfragesteigerung als langfristig angesehen wird und die Kapazitätsgrenze annähernd erreicht ist.

53

54

Konjunktur in Zahlen

3. Multiplikatorwirkung (Keynes) 

Eine Erhöhung der Nachfrage (Konsumausgaben, Investitionen, Exporte oder staatlichen Nachfrage/ „Konjunkturprogramm“) führt zu einer insgesamt höheren (multiplikativen) Wirkung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (Wachstum des Bruttoinlandsprodukts).

15

Multiplikatorwirkung – Ökonomisches Denken in Zusammenhängen (siehe auch: Wirtschaftskreislauf)

 Prämissen: 1. 10 Mrd. € 2. c = 0,8 3. n - Perioden

Produktion steigt

Impuls: Nachfrage steigt (Periode I)

Nationaleinkommen steigt

+ 10

+ 10

Konsum steigt (Periode II)

+8

+ 10

Periode III beginnt

+ 6,4

Perioden 1-3: Summe: 24,4

Produktion steigt Nationaleinkommen steigt

+8

+8 16

(siehe auch: Geldschöpfungsmultiplikator - gleiches Prinzip / Kap. I, 2.)

Konjunktur in Zahlen

Gesamtwirkung des Multiplikators 1.

Prämisse: Erhöhung der staatlichen Nachfrage (d G) Y = C + I + G + (Ex – Im)

2.

C=bY

3.

Gleichung (2) in (1) dY = b dY + d G -



wobei: Y = BIP, C = Konsum, I = private Investition, G = staatliche Nachfrage, Ex = Export, Im = Import; d.h.: BIP = gesamtwirtschaftliche Nachfrage wobei: b = Konsumneigung/Grenzkonsumquote

4.

wobei: d = Veränderung

ceteris paribus, d.h.: C, I, Ex, Im unverändert

dY (1 – b) = d G dY = (1 : s) d G

5. 6.

wobei: s = Sparneigung/Grenzsparquote

Beispiel: d G = 10 Mrd. €, b = 0,8 (80%) oder s = 0,2 ergibt – ceteris paribus – eine ökonomische Gesamtwirkung auf das BIP in Höhe von 50 Mrd. € , der Multiplikator ist 5.



17

Effizienz des Multiplikators Die Multiplikatorwirkung hängt ab: 

von der Spar- bzw. Konsumneigung der Verbraucher,



der Investitionsbereitschaft der Unternehmungen und



den ökonomischen „Abflüssen“ ins Ausland (weltwirtschaftliche Zusammenhänge).

18

55

56

Konjunktur in Zahlen

5. Kennzahlen zur Beurteilung der wirtschaftlichen Entwicklung

1

Weshalb braucht man volkswirtschaftliche Kennzahlen? 

In Deutschland sind die gesamtwirtschaftlichen Ziele im „Gesetz zur Förderung der Stabilität und des Wachstums der Wirtschaft“ (StabG) von 1967 festgelegt.



Mit den Kennzahlen wird der jeweilige Zielerreichungsgrad gemessen.

2

Konjunktur in Zahlen

Stabilitäts- und Wachstumsgesetz von 1967 

Wirtschaftspolitische Ziele: 1. Angemessenes und stetiges Wachstum 2. Preisniveaustabilität 3. Hoher Beschäftigungsstand 4. Außenwirtschaftliches Gleichgewicht 

„Magisches Viereck“: Sind die vier Ziele in der Realität gleichzeitig erreichbar?

3

Ziel: Wirtschaftswachstum Das Magische Viereck Hoher Beschäftigungsgrad

Außenwirtschaftliches Gleichgewicht

Stabiles Preisniveau

Angemessenes und stetiges Wachstum

4

Kennzahl: 

Wachstum: Zunahme des realen Bruttoinlandprodukts (BIP). Wohlstandssteigerung = Erhöhung des Bruttonationaleinkommens pro Kopf



angemessenes Wachstum = allgemeine Erhöhung des Wohlstandes eines Landes



stetiges Wachstum = Vermeidung von starken Ausschlägen in der Entwicklung

57

58

Konjunktur in Zahlen

Ziel: hoher Beschäftigungsstand Das Magische Viereck Hoher Beschäftigungsgrad

Kennzahl:



Arbeitslosenquote Zahl der Arbeitslosen : Zahl der Erwerbstätigen * 100

Außenwirtschaftliches Gleichgewicht

Stabiles Preisniveau



Angemessenes und stetiges Wachstum

5

Ziel: Preisniveaustabilität Das Magische Viereck Hoher Beschäftigungsgrad



Außenwirtschaftliches Gleichgewicht

Stabiles Preisniveau

Kennzahl: Inflationsrate 



Angemessenes und stetiges Wachstum

 

6

Warenkorb mit den üblicherweise konsumierten Gütern und Dienstleistungen Vergleich des Preisniveaus des Warenkorbs mit dem des Vorjahres positives Vorzeichen = Inflation negatives Vorzeichen = Deflation

Konjunktur in Zahlen

Ziel: Außenwirtschaftliches Gleichgewicht Das Magische Viereck



Hoher Beschäftigungsgrad



Außenwirtschaftliches Gleichgewicht

Stabiles Preisniveau

Kennzahlen:





Angemessenes und stetiges Wachstum

Export = Import Außenbeitrag = Exporte minus Importe von Waren und Dienstleistungen Außenbeitrag im Verhältnis zum BIP Terms of Trade (tot) = Preisindex der Exporte : Preisindex der Importe

7

Zahlungsbilanz 

Begriff: Erfassung aller ökonomischen Transaktionen für ein Jahr, Vierteljahr oder Monat zwischen In- und Ausland



Die Erstellung der Zahlungsbilanz erfolgt nach den Grundsätzen der Doppik.



Beispiel: Buchung 1: Export von Gütern Buchung 2: Einnahmen aus diesem Export 8

59

60

Konjunktur in Zahlen

Welche Transaktionen werden in der Zahlungsbilanz erfasst? Güter Dienstleistungen Geld Ausland

Inland

9

Gliederung der Zahlungsbilanz Leistungsbilanz (fünf Teilbilanzen)



1. Handelsbilanz (Güter) 2. Dienstleistungsbilanz (Reiseverkehr) 3. Erwerbs- und Vermögenseinkommen (Zinszahlungen) 4. Laufende Übertragungen (Beiträge an die EU) 5. Einmalige Vermögensübertragungen (Erbschaften)

10



Kapitalbilanz

1. Direktinvestitionen 2. Wertpapieranlagen 3. Grenzüberschreitende Transaktionen mit Derivaten 4. Kredite 



Veränderung der Währungsreserven der Bundesbank Nicht aufgliederbare Positionen

Konjunktur in Zahlen

Leistungsbilanz

11

Finanzwirtschaftliche Kennzahlen (Staatsquoten = Positionen der öffentlichen Haushalte i. V. z. BIP)



Haushaltseinnahmen - Einnahmenquote

- Abgabenquote - Steuerquote



Kreditaufnahme (= Verschuldung) - Verschuldungsquote: Verschuldung pro Jahr und insgesamt

12



Haushaltsausgaben - Ausgabenquote (= „Staatsquote“) - Nachfragequote (Ausgaben für den Staatsbedarf) - Sozialleistungsquote - Investitionsquote - Zinsquote

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Soziale Marktwirtschaft

Kapitel III: Soziale Marktwirtschaft

1

6. Soziale Marktwirtschaft – Verbindung von Wirtschaft und Ethik

2

63

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Soziale Marktwirtschaft

Adam Smith – Moralphilosoph und Ökonom 



Adam Smith (1723–1790) gilt als Begründer der klassischen Nationalökonomie (später Volkswirtschaftslehre) und Vater der Marktwirtschaft. In seinem berühmten Werk „An inquiry into the nature and causes of the wealth of nations“ (1776) – in deutscher Sprache erschienen unter „Der Wohlstand der Nationen“, übersetzt von H.C. Recktenwald, München 1988 – bezeichnet Smith den Markt als „invisibel hand“. (Horst Claus Recktenwald, deutscher Ökonom, 1920–1990)





Weiteres Zitat: „Große Nationen verarmen nie durch private Verschwendung und Fehlverhalten, wohl aber durch solche der öffentlichen Hand.“ Für Adam Smith lässt sich die Marktwirtschaft moralisch rechtfertigen.

3

Der Markt als „unsichtbare Hand“ (A. Smith: the „invisible hand“) – Kritische Betrachtung: Realitätsnähe – heute? 

Standarddiagramm der Marktwirtschaft

Preis Angebot

Nachfrage Menge 4

Soziale Marktwirtschaft

Ludwig Erhard – Vater des Wirtschaftswunders In Deutschland besteht ein politischer Konsens, dass die Marktwirtschaft eine „Soziale Marktwirtschaft“ sein soll. Dieser „Markenname“ geht auf den Wirtschaftswissenschaftler Alfred Müller-Armack (1901– 1978) und den langjährigen deutschen Wirtschaftsminister und späteren Bundeskanzler Ludwig Erhard (1897–1977) zurück. Hauptwerk von Ludwig Erhard: Wohlstand für alle, 1957, Neuausgabe: München 1997 Ludwig Erhard zur Staatsverschuldung: „Die Politik der bewussten Überschuldung ist eine hochexplosive Politik. Und einmal wird der Tag kommen, da der deutsche Bürger wird erfahren müssen, dass er die Schulden zu bezahlen habe.“

 

 

(Quelle: Handelsblatt Nr. 190 vom 02.10.2011, S. 11)

5

Soziale Marktwirtschaft 

Ludwig Erhard: „Der tiefe Sinn der Sozialen Marktwirtschaft liegt darin, das Prinzip der Freiheit auf dem Markt mit dem des sozialen Ausgleichs und der sittlichen Verantwortung jedes Einzelnen dem Ganzen gegenüber zu verbinden.“



Ludwig Erhard war aber strikt gegen einen Versorgungsstaat: „Wir leiden nicht an zuwenig Staat, wir leiden an zuviel Staat.“

6

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Soziale Marktwirtschaft

Schwächen der Freien Marktwirtschaft

Schwächen der Freien Marktwirtschaft (Begründung für staatlichen Eingriff)

Allokationspolitik (Sicherung des Wettbewerbs, Marktergänzung, öffentliche Güter)

Verteilungspolitik (Einkommensumverteilung, Soziale Sicherung)

Stabilisierungspolitik (gesamtwirtschaftliche Stabilisierung, Wachstums- und Strukturpolitik)

7

Wurzeln der Sozialen Marktwirtschaft – Der Ordoliberalismus Die Idee des Ordoliberalismus tauchte erstmals in dem 1937 von der Freiburger Schule (u.a. Walter Eucken – 1891–1950) herausgebrachten Heft Ordnung der Wirtschaft auf. Diese Idee wurde dann 1939 auf einer Konferenz in Genf dargelegt.



Die deutschen Wirtschaftswissenschaftler Wilhelm Röpke (1899–1966), Alfred Müller-Armack sowie der österreichische Ökonom Friedrich von Hayek (1899–1992) gaben dieser Idee weitere Anregungen.

Zentral ist die Unterscheidung zwischen der Gestaltung der Rahmenordnung und dem Wirtschaftsprozess. Der Ordoliberalismus sieht in einer politischen Rahmenordnung, dem Ordo, die Grundlage für funktionierenden Wettbewerb, aus dem sich der Staat dann im Weiteren größtenteils heraushalten kann und soll. Müller-Armack: „Die Wirtschaft ist Dienerin der Menschlichkeit.“





8

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Soziale Marktwirtschaft

Historische Entwicklung der Sozialen Marktwirtschaft Phasen Ordoliberalismus (Eucken, Röpke) 1948–1967 (GG,GWB)

Stabilisierung (Keynes) 1967–1982 (StabG)

Wiederentdeckung des Liberalismus (Friedman) ab 1982

Strategie I „mehr Staatweniger Markt“

Strategie II „mehr Marktweniger Staat“

nach 2008… ? mehr Staat ?

9

Exkurs: Wirtschaftsethik 







Wirtschaftsethik ist die Reflexion über moralische Aspekte des wirtschaftlichen Handelns. Die Problemfelder der Wirtschaftsethik erstrecken sich von der moralischen Dimension individuellen Handelns bis hin zu grundsätzlichen gesellschaftlichen Wert- und Zielvorstellungen, die in das wirtschaftliche Handeln generell eingebunden sein müssen. Max Weber hat in seinem berühmten Werk „Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus“(1905) die Diskussion über die Verbindung zwischen Kapitalismus und Ethik (Kapital und Arbeit) in Gang gesetzt. Heute, wo die Kulturen miteinander im Streit liegen und die verfehlte Modernisierung und Demokratisierung z.B. der moslemischen Welt kritisiert wird, eine Globalisierung der Wirtschaft stattfindet und die Konzerne dem shareholder value nachjagen, gewinnt das Thema – Wie verbinden wir Ökonomie mit Moral, Kultur und Religion zu einem erträglichen System? – an Bedeutung. Zu viele sog. reine Ökonomen halten Moral, Kultur und Religion immer noch für eine zu vernachlässigende Restgröße, zu der vielleicht Sozialwissenschaftler Zuflucht nehmen, wenn ihnen nichts besseres einfällt. 10

68

Soziale Marktwirtschaft

7. So funktioniert die Marktwirtschaft Element 1: Nachfrage Element 2: Angebot Element 3: Preisbildung (1) Polypol (2) Monopol (3) Oligopol

1

Element 1: Nachfrage  1.

Bestimmungsgründe der Nachfrage Abhängigkeit der Nachfrage vom Preis >Nachfragefunktion: N = f (P) (N = Nachfrage, P = Preis, f = Abhängigkeit der beiden Größen)

2.

Abhängigkeit der Konsumausgaben vom Einkommen > Konsumfunktion: C = f (Y) (C = Konsumausgaben, Y = Einkommen)

3.

Elastizitäten: Wie reagiert die Nachfrage auf Preisänderungen? 2

Soziale Marktwirtschaft

Wie verhält sich der Käufer? 

Ökonomische Aspekte:



- Preis („Gesetz der Nachfrage“) - Einkommen, Vermögen - Preise verwandter Güter (komplementäre Güter)

Nicht-ökonomische Aspekte:

- Sozialpsychologische Faktoren (Status, Prestige, Wertewandel)

- Persönliche Präferenzen (z.B. eine hübsche Verkäuferin)

usw.

usw.

3

Nachfragefunktion I 

Abhängigkeit der Nachfrage vom Preis

Preis P

Ursache: Preiserhöhung Wirkung: Nachfragerückgang

15 €

N = f (P)

10 €

80

4

100

Menge x

69

70

Soziale Marktwirtschaft

Nachfragefunktion II (= Konsumfunktion nach Keynes): 

Abhängigkeit vom Einkommen N (C) = f (Y) C=Y

C Sparen

C = a + bY Schulden

dC dY S = sY

Existenzminimum (a) C>Y

C=Y

b = Grenzkonsumquote s = Grenzsparquote

Y C