Versuch einer historisch-topographischen Beschreibung der Königl.-Preuß. See- und Handelsstadt Danzig [2 ed.]

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Versuch einer historisch-topographischen Beschreibung der Königl.-Preuß. See- und Handelsstadt Danzig [2 ed.]

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103-31

Verſuch einer

Hiſtoriſch - topographiſchen Beſchreibung:

det

Königl. Preuß. Sees und Handelsſtadt

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Friedr. Carl Gottlieb von Duisburg.

3 weite

Auflage.

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reformirten Gemeinde in Danzig

in Ergebenbeit zugeeignet.

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Niemand erkennt die Mängel und unvolloma menheiten dieſes kleinen Werkes mehr als der Verfaſſer ſelbſt;

er , hat ,

niemand fühlt es mehr als

wie viele Lüden und Mängel ſeine Arbeit

und es thut ihm ſehr leid,

mit ſeinem Wiffen ,

aber

daß er zwar

ganz gegen ſeinen

VIII ! Witten das unvollkommene für das Boukommer nere geben muß.

es erfahren ,

Er nur weiß es und hat

mit wie vielen Schwierigkeiten ,

ungulanglichen und widerſprechenden Angaben , und zwar mit gånzlichem Mangel aller Nach , richten man bei der Qusarbeitung eines ſolchen Werkes zu ringen und zu kämpfen hat.

Mes

nige nur werde: es glauben , wie ſelten man auf Quellen trifft,

aus denen man rein und

lauter ſchöpfen kann , nad; in

und wie oft man fich

vieler Måhe und langem Forſchen doch

der Verlegenheit fieht, weniger geben zu

konnen

als man gern

Verfaffer wünſcht,

gegeben

hatte.

Der

daß man dieſe Arbeit nur

als eine Sligge deſſen anſehen möge , was er

Inhaltsverzeichy n i ß .

Seite ame der Stadt Name Ulter der Stadt

I

Wapen der Stadt Siegel der Stadt Kegierungsverfaſſung der Stadt Sriegsſtaat Einige hiſtoriſdie padrichten Gelehrte und Künſtler

8

Bücher , Charten und Profpečte von Danzig Geographiſche Lage der Stadt

Witterung und Klima Sewäfier der Stadt Größe der Stadt Eintheilung der Stadt

II

19 25 36 42 46 47 48 53 $4

Erſter Abſchnitt. Die

Stadt fel 6 ft.

A. Die Rechtſtadt nebſt dem alten Schlofe und der Speiderinſet B. Die alte Stadt C. Die Vorſtadt D , Langgarten und Niederftadt,

59 71

75 77

XII Seite 3 weiter 26 ſchnitt.

Beforeibung der offentlichen Gebdude

ji in der Stadt. A. Jhore. a. Innere Fortificationsthore Das Hohe Shor . Das Jacobsthor -

85

85 87

Das Langgarter • oder Werderſche Thor

87

Das Leegethor

87.

b. Chøre in Innern der Stadt Das Langgaffertior Das, grüne Thor

89 89 1

B. Offentliche Gebäude. å. Rathhäurer ' . I. Das rechtſtädtiſche Rathhani 2. Das altftädtiſche Rathhaus

* 3. Das Schöppenhaus

93 94 96 97

b. Zeughäuſer I. Das alte Zeughaus 2. Das neue Zeughaus C. Der Artushof oder Junkerhof Der Brunnen vor dem Junkerhofe d. Kirden 14

100

105 107 II3

I. Lutheriſche Kirchen der rechten Stadt I. Ob . Pfarrkirche zu St. Marien 2. Pfarrkirche ad St. Johann 3. Hoſpitalkirche zum 5. Beift

113 128 ska 135

(

XIII

Seite

ii .

***

IL ,Lutheriſche Kirchen in der alten Stadt , 1 . Pfarrkirche zu St. Catharinen 138 2. Pfarrkirche zu St. Bartholomät 144 1 1 148 :3. Hoſpita (kirche zu St Jacoby III. Lutheriſche Kirchen auf der Borſtadt I. Die Kirdhe zur H. Dreifaltigkeit 2. Die St. Annenkirche IV : Lutheriſche Kirche auf Manggarten Die Pfarrkirche zu St. Barbara

151 153

154

V. Reformicte sirdien ' 1. Die Pfarrkiráse zu St. Peter u. Paul 156 2. Die Hoſpitalfirche zu St. Elifabeth 162 VI. Katholiſche Kirchen 1. Die St. Johannis oder Königl. Capelle' 164 1671 . 2. Die Nicolai- oder Dominicanerkirche 1 3. Die Carmeliterkirche 172 4. Die Brigittiner Nonnenkirche 175 ' 5. Die St. Georgencapelle 177 VII. Bethäuſer 1. Franza reform . kirche 2. Die engliſche Kirde 3. Luther. Kirche im Speadhouſe. 4. Luther. Kirde im zudthauie . 5. Jüdiſche Synagoge

279 . 180 181 182 183

e, Mühlen ! 1 . Die große Stadtmühle . 2. Die Weißenmühle

183 185

XIV Seite 185

3. Die Schneidemühle 4. Die Delmühle

185 186

f. Die Salle

187 189 190

g. Der Stadthof h . Der Praha i. Das ucciſe : Directionshaus k. Der alte Packhof 1. Die Scharfrid ,terey C. Alte Thürme I. Der Stock : oder Gefangenthurm

190 191 + 191

2. Der Kuk, in de Köck 3. Der Schwarn 4. Der Milchkannenthurm

191 192

5. Der Ankerſchmiedethurm 6. 7. Die beiden Pulverthürme 8. Der Biſchofsthurm

193 194

193

194

D. Die Steinſchleure E. Der Buttermarkt

196 197

F. Privatgebäude I. Das Gouvernementshans

198

2. Das ruſſiſch kaiſerl. Palais 3. Das engliſche Haus 4. Das Steffenrohe Haus 5. Das Gibſonſohe Haus

199 200

203 204

Dritter Abschnitt. Deffentlide Anstalten in der Stadt. 1. Erziehungsanſtalten

1

XV

Seite 1. Das akademtſche Gymnaſiumi 2. Schulen

207

A. Lutheriſche Sdulen 2. St. Narienſdule

214

b . St. Johannisſdule c. St. Catharinenſchule

215 215 216

d. St. Bartholomäiſchule e. Graumündenſchule

216 216 217

f. Langgarterſchule g. Schule im Kinderhauſe h. Schule im Spendhaure i. Sdule zu St. Salvator

217 227

B. Reformirte Schulen 218 218

- Scute zu St. Peter und Padr C. Katholiſche Sdule D. Freyſchulen

219 220 220

E. Pauperſchulen F. Kimftſchale

221

G. SHulmetſter : Seminarium II . Ørnttnanfraſtent

222

A. -Hoſpitäler 1. Boſpitat zum H. Geitt 11.10 2. Hofpital zu St. Eliſabeth Song

3. Hoſpital ju st. Facói

224 228

ismi

232

4. Hopitat zu St. Barbara

233

5. Hofpital zu St. Gertrud

234 236

6. Hoppital zum H. Leidinami 7. Hofpital' zu St. Midjaelisi hawwe

237

ī

XVI

Seite B. Das Kinder 4 und Waiſenhaus C. Das Spendehaus

239 241

D. Das Urmen - Inftitut E. Das Lazareth oder Pockenhaus F. Das Wittwenſtift

251

G. Die Gehriviníche Stiftung H. Reformirte urmenanſtalteu I. Das Soermannſche. Stift K. Engliſche Armencaſſe LII. Beſſerungsanſtalten a . Das Zuchthaus

b. Der Stocthurm c . Urreſtantenhaus IV . Anfalten zum öffentlichen und Pripatvergnügen I. Das Sdíauſpielhaus

253 258

1 259 260 .266 266

267 270 271

2. Die Reitbahn

272 275

3. Reſſourcen a . Im Fiſcherthore

276

b. Concordia c. Humanitas

i d. Die vierte Reſſource V. Anſtalten zum gemeinen Rußen a . Das Poſtamt b. Intelligenzblatt und Zeitungen

277 277 278

279 783

e. Rettungsanſtalten für Erkrunkene. d. Feuerlöſchungsanſtalten e . Nächtliche Strahenerleuchtung

285

f. Entbindungsanſtalt...

289

285 288

XVII Seite VI. Gelehrte Geſellſchaften ; Bibliotheken , binette u. f. W.

Münzcas

I: Die Naturfprrchende Gerliſchaft 2. Die Sternwarte

291

3. Die Raths ; und Gymnaſienbibliothek 4. Die Sdwarswaldiſde Bibliothek

299 300 905

S. Die Zappiſde oder Johannitiſche Bibliothek 6. Die Marienbibliothek

306 307

7. Die Rolfsbibliothek zu St. Bartholomai 8. Leihbibliotheken

308 308

9. Privatbibliotheken 10. Gemälde und Kupferſtichfanımlungen

309 311

II. Budhandlungen 12. Buchdruckereier , VII. Freimäurerlogen VIII. Märkte

311 312 314

315

Vierter Abſchnitt. Borſtådte awiiden den inneren måtten und den außern Feftungswerten, Bis schofe berg'uno Hågelsberg.

1. Die Börſtädte felbft ; ' ! II. Die äußeren Fortificationsthore

323 329

II. Die äußeren Feftungswerte a. Der Biſchofsberg b . Der Hagelsberg IV . Offentliche Gebäude. a. Kirchen

331 335

XVIII Seite I. Die St. Salvatorskirche

339

- 2. Die Kirche zum H. Leidynam ...

343

3. Die Kirche zum Lazareth b. Hoſpitäler 1. Hoſpital zu St. Gertrud's

345

1.

- 347

2. Hoſpitał zum F.Leichnam

347 347 348

3. Lazareth oder Pockenhaus 4. Wittwenſtift

1

c . Der Bürger Schiefgarten id. Die Kunſt Wing e. Die Sternwarte . f. Suhlen I. Walkmühle 2. Lohmühle

343 P

*

351 : 352

-.Or

353 353

gg. Kirchhöfe h. Die Plantage oder Irrgarten

354 355

i. Marktpfäße

356

K. Promenaden und Landſtraßen

357

Fünfter 2

fchuitt.

Borſtådte außerhalb der Seftungoperle 7. Borſtädte vor dem Petershagetthore II . Borſtädte vor dem Neugarterthore III. Vorſtadte vor dem Olivaerthore IV. Borſtädte vor dem Langgarterthore V. Uußerhalb des Mottlauiſchen Baumes VI. Por dem Leegenthore

361 362

365 373 374 375 .

XIX Seite Sechſter ochnitt. Die.combinirten Städte vor Danfig. I. Alt: Edhottland

381

Deffentlide Gebäude und Anſtalten å. Das Jeſúiter : Collegium nebſt Kirche

389

b. Der Convent der barmherzigen Brüjder

390 , 391

C. Das Horpital zu St. Barbara d. Die armenanſtalt

392

e. Zott : und Acciſegebäude II. Der Steißenberg

392 393

FX Das Kloſter und die Kirche ,oge Franciſc anas Die Luthexirdhe Kirdze und Nathaus III. Die Schidlig IV . St. Albrecht

398 396

398 399

Siebenter A6Tchnit. Territorium der Stadt Dangig. 1. Altes Territorium bis 1807 a . Das Stüblauiſche Werder

b. Die Nehrung c. Die Höhe

406 AIL

423 426 d. Die Halbinſel Hela e, Das Bauamt 434 Il. Neues Territorium , nach dem zu Elbing den 6. Dec. 1807 zwiſchen Preußen und Danßig abe . geſchloſſenen Gränztractat 435 1. Die combinirten Städte 438 438 2. Neu : Fahrwaſſer

XX Seite

3. Oliva 4. Stvieß

442

5. Langefulir 6. Der Holm

Rom.91 445 446 448

449

7. Jendau Achter Abfchnitt.

1 Vergnügungsorte ' um Danfig.

1. Bor dem Olivaer Thore 1

a. Die Langeführſche unee b. Der Weg nach neu : Fahrwaſſer c. Die'Anhöhen vor dem olivaerthore d. Langefuhr mit ſeinen umgebungen 11. Vor dem Majotens oder Neugarterthote IIf. Vor dem Petershagetthore IV . Vor dem Leegenthore V. Vor dem Langgarterthore VI. Wafferwärts

455 456 457 458

461 464 465 466 467

Unhaug.

T 1. Statiſtiſche Tabellen

471

2. Pofttabelle

496 498

*3 ." Thorgiocfen'tabelle Sturmglockentabelle

499

1

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1

20000.0

Name der Stadt.

Der er Name Danßig , lat. Gedanum , Dan . tiscum ; pocn . Gedansk ; ſoll nach der Nachricht des Jornandes von einem Kidnige der Gothen Berich , oder Otherich herrühren , welcher einige Zeit nach der chriſtlichen Zeitrechnung mit drei Schiffen aus Scandinavien herüber kam , und den daſelbſt angelegten , oder vielmehr wieder hergeſtellten , Wohnſis Teiner Landsleute Bos thiſcanzia , Gidthe : Schants , ſoviel als Gothenſch anze , genannt haben ſoll. Aus dieſem Namen machten die Wenden Gythós nium oder Gythanium ; qus welchem ſpås terhin der Name Qidante entſprang , wie er in der Lebensbeſchreibung des H. Adalberts vors kommt. Die Polen aber machten aus Oothis ſcanzia durch Zuſammenziehung Gdans foder Gdanum ,

wie es von den ålteren polniſchen

Schriftſtellern genannt wird ; und aus - dieſer polniſchen Benennung entſprang, wahrſcheinlich durch die deutſchen Einzöglinge, der Name Dant. jige , der zuerſt in einem Briefe des Fürſten Sventopolcks vom I. 1253 vorkommt. ( 1 )

Was die Ableitung des Namens Dan Big von Dans - Wyck (Dånens Stadt) anbetrifft, welche einige polniſche Schriftſteller behaupten , wenn ſie erzählen , daß der polniſche Fürſt Wi ſimir um's Jahr 340 n . Chr . Geb. den då 1 niſchen König Sigwart überwunden und zur Aufbewahrung der dåniſchen Kriegsgefangenen Dannig erbaut habe ; oder von der Gewohns heit der uralten Bewohner an dem Orte , wo gegenwärtig die Stadt liegt , zu gewiſſen Zeiten ihre Feierlichen Tänze zu halten : ſo gründet fich ſo wohl legtere als erſtere Ableitung entwes der auf unbeglaubigte Geſchichterzählungen oder auf bloße Fabeln. Eine ausführliche Aufzählung aller Ges ſchichtmeinungen über den Urſprung des Na: mens und des Ortes Dankig findet man in dem fleißig und mühſam ausgearbeiteten, gelehrs ten Werke des Inſpectors , des hieſigen Gym : nafil und Doctors der Rechte , Daniel Gras lath , Verſuch einer Geſchichte Dants jigs . 3 Bånde. Konigsb. 1789. in Octav.

Alter der Stadt.

Das Alter der Stadt Dan sig läßt ſich überal nicht genau beſtimmen. Tiefgelehrte Uns terſuchungen gewiegter Geſchichtforſcher , unter

. 3

denen Johann upbagen ſich beſonders auss zeichnet , haben das "Alter der Stadt bis in die Zeitperiode des Perſer : Königs Darius Hys Itaspis hinauf verlegt. Der letztgenannte Gelehrte entwickelt die Urgeſchichte Danzigs in folgenden Sågen . Pomponius Mela erwähnt eines Volkes , welches ſich die Hermionen nannte ; in der Gegend des Ausfluſies der Weichſel ins Meer wohnte, und dafelbft in einer wieſenreichen Ges gend an einem großen Meerbuſen eine Stadt hatte , die Hermionia hieß , und an einem Fluſie Chryforboan oder Eridanus ( Rhos daun ) genannt , gelegen war. Dieſe Nachricht des Pomponius Mela gewinnt dadurch noch mehrere Wahrſcheinlich keit , daß die Gothen von den Cimbrern , Hermionen genannt wurden . Daß abei die , am baltiſchen Meere wohnenden Gothen den Urſprung Danzigs bewirkt baben , wird wieder aus dem Folgenden erweislich). Menon oder Munon , Anführer eines gothiſchen Volkerſtammes , - 30g um das Jahr 508 vor Chriſti Geburt , aus ſeinem våterlichen Wohnſiße , ' wo er von Scythen und Perſera gedrångt wurde , fort , um am baltiſchen Meere die Ruhe wieder zu finden , die ihm zu Hauſe nicht mehr gegënnt war.

Hier fand er Wenden als Beſiber des Landes , mit denen

1

4 er Rch nach kurzem Zwiſte ſo gåtlich einigte, daß beide vilkerſchaften fich genau mit einans der verbanden , und dieſes freundſchaftliche Bünds niß durch Heirathen und Familienverbindungen immer feſter knüpften . Menon , mit einem Anſtriche griechiſcher Bildung verſehen , der den Wenden fremd war , wußte ſich ſehr leicht ein bedeutendes Uebergewicht über ſeine weniger auss gebildeten neuen Freunde zu erwerben , und ſo geſchah es denn , daß ſich ſein Andenken unter

1

dem geheiligten Namen Odin von Geſchlecht zu Geſchlecht fortpflangte. Dieſe neuen Wohuſike der Gothen waren es, welche in der früheren Geſchichte unter dem Namen Fotunheim ( Gothen Heimet ) vors kommen ,

und über deſſen eigentliche Lage die

Geſchichtſchreiber To zweifelhaft ſind. Dieſer Odin , urſprünglich Nunon oder Menon , legte mit Hülfe der Manen , wel: che Colonien cultivirterer Volker waren , am Aus; fluſſe der Weichſel, unweit von dem Urdar oder Rhodaunenfluſſe eine Hauptſtadt an . Sols che Hauptſtädte und fürſtliche Wohnſipe nannte man Asgard oder, Aſagard, nach den Ufen oder Anſer , den Helden der Nation . Und dieſe Orte waren es , wo die heiligen Gebråu : .che gefeiert, die Volksverſammlungen gehalten , und die Berathſchlagungen über Krieg und Frie. den gepflogen wurden .

5 Dieſes , pom Menon oder Odin ange: legte asgard iſt der wahrſcheinliche, erſte Ur:

1

ſprung Danbigs. Bald nach der Erbauung #sgards ents ſtanden in Jotunheim bürgerliche Zwiftigkeiten , welche die Folge hatten, daß ein Haufe Gothen ſich aufmachte, nach der Inſel Gothland, und von dą nach Scandinavien , dem heus tigen Schweden , 309 , und dort Teine neuen Wohnſiße aufſchlug.

Dieſe

Gothen

waren

es , welche ſpåter ihren an der Weichſel zurück gebliebenen Brüdern zu Hülfe eilten, und unter ihrem Fürſten Other ich oder Berich die Here: ſchaft der Gothen an der Oſtſee wieder befeſtige ten , welche durch die Einbrüche der Markos manen erſchüttert worden war . in Berich befeſtigte Asgard , und pon nun " an kommt der Name Gothiſcangia in der Geſchichte vor, aus welchem , wie oben bemerkt worden iſt ,

durch mancherlei

Verwandlungen

der gegenwärtige Name Dankig det hat.

ſich

gebiks

Auch vom baltiſchen Meere zogen gothiſche Vsiker aus, um der Herrſchaft der Römer Gráns zen zu legen .

Was von Gothen in unſern

Gegenden zurück geblieben war, vertheidigte und behauptete ſeine Wohnſiße zwiſchen den drei Ar: men der Weichſel , ſo wohl gegen die Andrånge der Nachbarn , als auch anderer einbrechenden

7

P ! Iker.

Und von dieſer tapferen Vertheidigung

ihres våterlichen Erbes erhielten ſie wahrſcheins lich den Namen Gepiden, Auch dieſe Gepiden zogen ſpåterhin ihren poraus gegangenen Vätern gen Süden nach, um das Reich der Rdmer zerftdren zu helfen. Was von ihnen am baltiſchen Meere und der Weichs Tel zurück blieb, und etwa durch gothiſche Colos nien aus Scandinavien vermehrt wurde, nannte fich nun Bidivarier , und ſpäter Wa : reger oder Warger. Dieſe haben nun wahrs Tchetrlich immer ihre Wohnſike hier behauptet, wenn ſie auch in der ſtürmiſchen Periode der ? Volkerwanderung ihren Namen und ihre Gråna zen von Zeit zu Zeit mehr verändert haben , und durch Zuzöglinge aủs Deutſchland und ans dern Gegenden , H. B.aus Dånnemark vermiſcht worden ſind Gegen das Ende des neunten Fahrhun . derts unternahmen zwei Angelſachſen Other und Wulfft an , vielleicht mit nicht weniger Kühnheit als ihre Nachkommen gegenwärtig Entdeckungsreiſen in das Innere von Afrika unternehmen , eine Reiſe in die Gegenden des baltiſchen Meeres . Bei ihrer Zurückunft ſtat: teten fie ihrem Rdnige 21 fred einen Bericht von ihren Entdeckungen ab , welcher uns über die Volker und ihre Gränzen einige hellere Ans fichten gewährt. Nach ihrem Berichte wurde

7 damals diejenige Gegend , welche die Vidivas rier oder Wareger bewohnten , Witiano genannt , welches fo viel bedeutet als : Land der Gothen , da dieſe in der alten Geſchichte auch unter dem Namen die Witen vorkommen . Und in Witland waren die Städte Hela , Danßig und Kulm gelegen , Spåtere Nachrichten über dieſe Gegend und über Danßig insbeſondere theilt die Lebens : beſchreibung des Heil. Adalberts mit, welcher um das Jahr Chr. 997, auf ſeiner Be: kehrungsreiſe nach Samland , in Danzig an's Land ſtieg, eine feierliche Ddeſle daſelbſt hielt, und eine große Menge Einwohner taufte. Aus dieſer Nachricht geht es nun ſchon deutlich hers vor , daß DanBig damals ein ſehr bedeutender Ort geweſen ſeyn müſſe , und bereits mehrere chriſtliche Einwohner gezåhlt habe, Aus dieſer kurzen Zuſammenſtellung deired , was man in dem ſchon oben angeführten gelehr: ten Werke des Dr. Gralath ausführlicher vorgetragen ; in dem ſchakbaren Werke des ehe: maligen Rathsherrn Johann Uphagen, par erga historica , aber mit ſeltener Sprache und Geſchichtkunde entwickelt findet, erhellet es deut: lich genug , daß Danßig fich eines hohen Alter: thums zu erfreuen babe.

8

Wapen

der Stadt.

Das Wapen der Stadt beſteht aus zwei weißen über einander ſtehenden Kreuzen und eis ner darüber befindlichen goldenen Krone in eis nem rothen Felde .

Zwei Löwen ſind die Schilds halter , von denen der rechter Hand links und der linker Hand wieder links ſieht. Statt eines Helms ruht oben ein bloßes Schwert, deſſen Spiße perpendikular nach oben gerichtet iſt, und deſſen Gefäß ein Delzweig umgiebt , aus wels chem rechts ein Oelzweig und links ein Palm : zweig neben dem Schwerte empor ragt. Im Jahr 1457 ertheilte der König Caſimir der Stadt durch ein beſonderes Privilegium das Recht , ſich bei allen Siegelungen des rothen Wachſes zu bedienen , und vermehrte bei dieſer

!

Gelegertheit das Wapen mit der goldenen Krone. In eben dieſem Privilegio erhalten auch der Burggraf und Bürgermeiſter das Recht Gold tragen zu dürfen . Durch eine ſonderbare Unachtſamkeit des Steinhauers ſehen beide Schildhalter , welche das Wappen der Stadt über dem Eingange des rechtſtädtiſchen Rathhauſes halten, rechts nach dem Langgaſſerthore bin, welches zu ſeiner Zeit Vers anlaſſung zu mancherlei Gloffen und Vorherſas gungen gab.

>

Siegel der Stadt Die Siegel , deren ſich die Stadt in the rem republikaniſchen Zuſtande bis zum Jahr 1793 bediente , find von ſechſerlei art: 1. Das große Siegel aller drei Oros nungen. Solches war in den Händen des ålteſten Kammerers, und führte ein großes Schiff mit der Umſchrift: Sigillum Burgensium in Dantzigk. Man nannte es das große Schiffs ſiegel. in ſeinem Felde

2. und 3. Das alte und das neue kleine Schiffsriegel. Das alte wurde bei Schulds verſchreibungen gebraucht, und führte die Ums ſchrift : Secretum Civitatis Dantzigk . Das neue mit der Umſchrift: Sigillum Certificationum Civitatis Dantzigk , wurde den ſogenannten Sees briefen angehangen , durch , welche den Schiffern Atteſte ertheilt wurden, über die geladenen Waas ren , wie hoch ſie angegeben worden , wem ſie angehdren , und wohin ſie geführt werden ſollen . Beide Siegel waren in den Händen der Kams merherren

4. Des Raths gemeines Siegel, in dem fidy das Wapen der Stadt mit der Umſdrift: Signetum Civitatis Dantiscanae , befand. Mit dieſem wurden alle Urkunden und die nach Por

len gehenden Rathsſchreiben , die Vocationen und die Påſle geſiegelt.

Disles. Siegel war in den

Hånden des praſidirenden Bürgermeiſters. 5. Des Raths " kleines Siegel.

Es

wurde im J. 1708 in der Größe eines Sechs ſers in Stahl geſchnitten , und enthielt das Was pen der Stadt mit den darüber befindlichen drei Buchſtaben S. C. G. ( Signetum Civitatis Gé. dan. ) Es wurden mit demſelben die Briefe an die auswärts geſchickten Perſonen und die Se : cretåre , die am polniſchen Hofe reſidirten oder ſonſt in Geſchäften verſchickt waren , beſiegelt. 6. Das burggråfliche Siegel.

Dies

ſes war in der Mitte durch eine herunter laus fende Linie geſpalten. In der einen Hälfte des childes war der polniſche Adler , und in der andern Hälfte das Wapen der Stadt. Die Umſchrift war : Sigillum Burggrabiatus Regiae Civitatis Gedanensis, In einem Collectaneen : Bude des fleißigen Sammlers Andreas Schott findet ſich fol: gende Nachricht: im Jahr 1756 den 13 April hat mir Herr Rathsherr Rich : ter ein Siegel gezeigt , worauf das 1. Bild eines Frauenzimmers , an der in Hand ein Kind

haltend,

befindlich

.,war, ſo ich für ein Marienbild halte ; ,, in einem Behåltniſſe ftehend , ſo ein ,, Altar zu ſeyn ſcheint, mit der gothis

il

fchen Umſchrift: sigillu atique ,,civitatis gdas k . " Seit der königl. preuß. Beſignahme dieſer Stadt im Jahr 1793 kamen dieſe Siegel aus Ber Gebrauch , und jedes ſtädtiſche Collegium erhielt fein beſonderes Siegel , in welchein das Wapen der Stadt von den Flügeln des preus Biſchen Adlers bedeckt und mit einer Umſchrift verſehen war ,

welche das Collegium

anzeigte,

von dem es gebraucht wurde . Wie weit bei der jeßt wieder eingetretenen republikaniſchen Verfaſſung die alten Siegel wie: der, im Gebrauch , kommen , oder mit neuen werden vertauſcht werden , iſt noch nicht ents fchieden .

Regierungsverfaſſung

der Stadt.

Dankig , welches feit dem J. 1311 unter der Oberherrſchaft des deutſchen Ordens ſtand, ſagte ſich im J. 1454 in Vereinigung mit dem Lande und den Städten vom Orden los , úbers ſandte dem damals regierenden Hochmeiſter lud . wig von Ehrlichshauſen am 6ten Februar, oder nach andern am 4ten Februar , ' einen 26 . ſagebrief , und ſchickte zugleich Abgeſandte -an den damals regierenden König Caſimir III, yon Polen , um fich Ihm und ſeinen Nachfols

12

gern auf ewige Zeiten , jedoch mit Vorbehalt ihrer Rechte und Freiheiten zu übergeben . Wors auf gedachter König im I. 1457 vierzehn Tage nach Oſtern , am Sonntage Miſericordias Domini ſeinen feierlichen Einzug in Dangig hielt, und vom Rath und der Bürgerſchaft, die Fuldigung der Treue für ſich und ſeine Nachfolger empfing . Von dieſer Zeit an ſind die Könige von

Polen zwar nicht eigentliche Oberherren , aber doch Scugherren der Stadt und oberſte Schiedss richter bei den Streitigkeiten zwiſchen Rath und Bürgerſchaft geblieben , bis im 7. 1793 der · Drang der Umſtånde und die gånzliche Verån: derung der politiſchen Lage Polens es nothwens dig machte, daß Danzig fich der preußiſchen Obers herrſchaft unterwarf. Bis zu dieſer Epoche Dankigs war die res gierungsform daſelbſt republikaniſch , und mehr zwar – in den lekten Zeiten wenigſtens demokratiſch als ariſtokratiſch : denn die Regie : rung dieſes Freiſtaats war nicht , wie z . B. in . Nürnberg, auf gewiſſe Familien beſchränkt. Such ten gleich die bereits im Rathe ſigenden Familien bei erledigten Stellen ihre Agnaten zu begünſti: gen , ſo war doch jedem Nepotismus durch pos fitive Geſeke gewehrt , ſo konnten 3. B. zwei Brüder nicht in einer Ordnung fiken . Auch hatte jeder Bürger , der ſich durch Offentliches Unſehn und durch die zur Bekleidung einer Mas

13

giſtratsſtelle nöthigen Glücksgüter dazu eignete, ein Recht , Anſprüche auf erledigte Stellen in der Regierung dieſes Freiſtaats zu machen . Und ſo veränderten ſich beſtandig die ſo genannten Pas trizierfamilien , und man kann - wenigſtens in neueren Zeiten

Beiſpiele anführen , daß Eins

fdglinge ş .

B. aus Pommern , die ſich durch Biederkeit, Rechtſchaffenheit und offentliches Zus trauen , die Achtung ihrer Mitbürger erworben hatten , bis zu den erſten Würden im Staat empor geſtiegen find. Der eigentliche Regierungsſtaat dieſer Res publik beſtand bis zum J. 1793 , und beſteht ges genwärtig wieder , nach der Zurückführung der alten Ordnung, aus drei Abſtufungen , die man Ordnungen nennt. Die erſte Ordnung

bildet der Rath,

welcher aus vier Bürgermeiſtern ; vier : zehn ( gegenwärtig achtzehn ) Rathsherren , jebt Senatoren genannt , und einem Syn dicus , beſteht. Dic z weite Ordnung macht das Schops pengericht aus , welches aus zwölf Mitglier dern beſteht, die S dy dp pen genannt werden. Die dritte Ordnung beſteht aus' huns

dert Perſonen ,

daher ein Mitglied dieſer

Ordnung auch ein Hundertmann , oder Ords nungsmann genannt zu werden pflegt. Dieſe bundert Perſonen werden aus der Bürgerſchaft

gewählt, und zwar nach den vier Quartieren der Stadt ; dem Koggenquartier , dem bohen Quartier ; dem breiten Quartier und dem Fiſcherquartier. Jedes dieſer Quars tiere ſchickt fünf und zwanzig Mitglieder aus der Kaufmannſchaft , wozu noch zwei Deputirte aus jedem der vier Hauptgewerke , der Schu : fter , Faßbecker , Schmiede und Fleiſcher kommen. Jedes dieſer Quartiere hat vier Quartiermeiſter an der Spike.' 'Nach als tem Herkommen muß jedes Mitglied dieſer Ord : nungen verheirathet ſeyn , und von dieſem alten Statute iſt man auch gegenwärtig nicht abges gangen , ungeachtet man andere weſentliche 26 : ånderungen getroffen hat. Dahin gehört, daß auch die Bürger der alten Stadt wahlfähig zu Mitgliedern der Quartiere geworden ſind , weswegen die alte Stadt auch in vier Dis ſtricte getheilt , und dieſe ben oben genannten Quartieren der rechten Stadt einverleibt ſind. Eine zweite Abänderung iſt die , daß man jekt ayd Religionsverwandte der reformirten und katholiſchen Kirche in die Quartiere wählt, wels ches vor ' 1793 ganz conſtitinionswidrig war. Dieſe drei Ordnungen bilden den Regies rungsſtaat der Stadt, deſſen Chef ber jedesmas lige Präſident iſt , welcher den Rath bei aus Berordentlichen Fällen , außergewöhnlich zuſams men rufen läßt ; in den Rathsfeſfionen das Wort

15 hat, Bittſchriften annimmt , die an die Stadt eingelaufenen Briefe empfängt und eröffnet, und das Siegel der Stadt in ſeinen Händen hat. Dieſe Würde wechſelt jährlich unter den vier Bürgermeiſtern, ſo daß der abgehende Präſident, nachdem er ſeine Würde an den ihm zur Seite geweſenen Vice : Präſidenten übertragen hat, die lekte Stelle unter den vier Bürgermeiſtern einnimmt. Dieſe vier Bürgermeiſter find zugleich Uominiſtratoren des Dankiger Territorii , welches in vier Diſtriote eins getheilt iſt, nåmlich : das Werder , die Néh , rung , die Hohe und das Land und Stadt : dhen Hela. Dieſe Adminiſtrationen wechſeln nicht jährlich , ſondern der ålteſte Bürgermeiſter nach der Anciennität hat die Verwaltung des Werders ; der zweite der Nebrung ; der dritte der Hohe und der jüngſte die des Landes Hela . Nur dann , wenn ein Bürgermeiſter in der Anciennitåt růdt , vertauſcht er die ichlechs tere Adminiſtration mit der beſſeren . Der fånigliche Burggraf hatte conft eigentlich den höchſten Rang , und wurde von dem Könige von Polen aus acht Perſonen der erſten Ordnung , die ihm dazu präſentirt wur: den, gemåhlt. Dieſer Burggraf batte in den Sißungen des Raths und bei offentlichen Aufs zugen den Vorrang, jedoch votirte er bei den Rathſchlagen nicht früher als bis die Reihe an

16 den Ort kam , wo er ſeinen Sie gehabt haben würde, wenn er nicht Bürggraf wåre. Am Kübrtage ( Wahltage) nahm er dem Praſis denten den Eid ab ; er ſchlichtete Schlägereien , unterſchrieb Todesurtheile und wachte über die Vorrechte des Königes. Uus dieſen drei Ordnungen bilden ſich nun verſchiedene Functionen und Deputationen , wels che beſondere Zweige der Regierung verwalten , und unter denen das Collegium scholarchale, die Kämmereis Verwaltung, der Kriegsrath, und a. die wichtigſten ſind. Bei allen dieſen Func: tionen hat immer ein Mitglied der erſten Oro : nung den Vorſis. :::

Sobald wichtige Gegenſtånde, die das aus

gemeine betreffen , verhandelt werden ſollen , z. B. Auflagen zu machen , Predigerſtellen zu verges ben u. r. w. werden alle drei Ordnungen in Pleno zu Rathe gefordert. Alsdenn wird der ju verhandelnde Gegenſtand durch einen Stadt: ſecretár ' von Seiten des Raths an die beiden übrigen Ordnungen gebracht , welche ſich noth : wendig einigen müſſen , bevor ein Rathschluß gefaßt werden kann. Wenn ſoldje beſondere Veranlaſſungen nicht ſind , ſo verſammlet ſich der Rath oder die erſte Ordnung drei Mal in der Woche, (Montag, Mittwoch, Freitag ), und eben ſo oft auch die zweite Ordnung auf dem Gerichts : oder Schöppenhauſe.

Hier

17 Hier iſt nun noch zu bemerken , daß es bis zur Regierungsveränderung von 1793 auch eis nen Rath und einen Schåppen fuhl auf der alten Stadt gab. Der erſtere beftand aus fünf und der letztere aus zwölf Mits Der Chef dieſes altſtädtiſchen Raths führte den Titel: wortführender Herr, und es wechſelte dieſe Würde jährlich unter den fünf gliedern .

Mitgliedern dieſes Collegii. Bei den Seſſionen und Rathſchlagen des Raths der rechten Stadt war jederzeit ein Mitglied des Raths der ali ten Stadt gegenwärtig . Uebrigens beſorgte der Rath und das Gericht der alten Stadt, die Juſtiz, Polizei und Erbſchaftsſachen der alt: T ſtädtiſchen Einwohner * ). Die vacant gewordenen Stellen in den beis den erſten Ordnungen wurden nicht unmittelbar nach der Erledigung, ſondern jedes Mal im Mo: nat Márz am ſo genannten Kübrtage belebt. Bei dieſer Beſetzung fand folgende Ordnung

) Noch im 3. 1440 wurde die alte Stadt Danßig in dem Kunde der Städte , als eine beſondere Stadt , die zu den keinen Städten von Preußen gerechnet wurde , aufgeführt. Im 3. 1457 aber wurde der Rath der alten Stadt durch das Privilegium Casimirianum , als ein für ſich beſtehendes, uns abhängiges Corpus aufgelöret und mit dem Rathe der rechten Stadt vereinigt. [ 2 ]

įV

18 Statt. Die erledigte Bürgermeiſterſtelle, wurde durch den älteſten Rathsherrn ; die vacante Stelle im Rath, durch den älteſten Schoppen ; und die vacante Schoppenſtelle entweder aus den Se: cretarien , oder aus den Quartiernieiſtern , oder aus andern angeſehenen Perſonen der Bürger: ſchaft wieder beſegt. Bei dieſen Belekungen fanden aber gewife, Einſchrändungen Statt, 3. B. zwei Brüder konnten nicht zu gleicher Zeit in der erſten Ordnung figen ; : ferner konnte ein Schoppe nicht in den Kath rücken , wenn die Reihe audy an ihm ſtand, ſo lange noch ſein Schwiegervater in demſelben Taß. Aus den Mitgliedern der erſten Ordnung, oder aus dem Rathe, wurde jährlich Einer , und zwar jedes Mal der älteſte in der Reihe aus den neugewählten Rathsgliedern , dem im nächſten Jahre donn der zweite folgte, zum Richter ge: wählt. Dieſer hatte bei Criminalprozeſien den Vorfik im Gerichte ; bei ihm wurden alle Klagen in Criminal- und Schuldſachen angebracht und entſchieden ; und da es ſich oft traf, daß ein Kaufmann dieſe Würde bekleidete , ſo hatte er an dem Unterrichter einen Gehülfen zur Sei: te , der in gewiſſen Bagatellſachen ein eigenes Forum ausmachte. Dieſes Amt wurde immer auf Lebens Zeit vergeben.

Gegenwärtig iſt es

beſtimmt, daß keiner als ein Rechtsgelehrter das Amt eines Richters überkommen foll ; defien

1

.

19 ungeachtet iſt doch auch gegenwärtig zu ſeiner Erleichterung die Stelle eines Unterrichters nicht unbeſeßt geblieben . Ja man hat ſich wegen der Menge der Geſchäfte gendthigt geſehen , gegen: wärtig zwei Unterrichter anzuſtellen , einen für den Civils und einen für den Criminal : projeß.

Krieg oft a a t. Vor der Regierungsverånderung im J. 1793 unterhielt Danßig zu ſeiner Beſchützung einen Militár - Etat, der aus einem Infantes rie : Regiment ; einer Compagnie Reiter und einer Compagnie Artilleriſten beſtand. Hierzu kam noch die Garniſon der Feſtung Weichſel : Münde, welche aus einer Com: pagnie Jnfanterie und aus 20 Artilleriſten bes ſtand. Das Infanterie - Regiment der Stadt. garniſon beſtand aus 12 Compagnien , deren jege aus 40 Grenadieren und 60 Musketjeren beſtand . Dieſes Regiment hatte Röcke und Unterkleider von blauem Tuche mit gelben Knopfen , weißer Rabatten, Kragen und Permelaufſchlagen . Die Officiere trugen weiße Hutſchleifen und eine ſchinale goldene Treſſe um den Hut. Das Cor; don , die Schårpe und das Port d' Epee war

20

roth mit Silber. Der Chef dieſes Regiments war zugleidy Commendant der Stadt. Die Artillerie beſtand aus 120 Mann , und wurde von einem Capitán und einem Lieutenant commandirt. Sie war in blaue Röcke gekleidet mit rothen Rabatten , Kragen und Aermelaufſchlägen , und hatte paille Unter: fleider. Die Xeitercompagnie war 6ô Mann ſtarf , und wurde von einem Rittmeiſter befehligt. Die Uniform war blau mit gelben Rabatten , Kragen und Zufſchlågen, und die Un: terkleider waren von gelben Leder. Zwei Mann von dieſer Compagnie waren immer auf'4 Wo: chen nach Warſchau commandirt, um bei dem dort reſidirenden Secretår fich aufzuhalten , der fie. in außerordentlichen Fällen gu Verſchickun: gen gebrauchte. Der Unter ft a b der Garniſon beſtand aus einem Auditeur , einem Muſterſchrei :

!

ber oder Regiment squartiermeiſter , ei : nem Zeugwärter , welcher die Aufſicht über das Zeughaus und freie Wohnung neben dem ſelben hatte , und einem Regimentsfeld : fcherer , welche Stelle von einem der Stadtchi -rurgen verſehen wurde. Dieſe Garniſon bezog auf den inner er ſowohl, als auf den å ußeren - Wallen und an den Thoren die Wachen ; bekam ihren Solo

21

oder lohnung monatlich ausgezahlt, bei wels cher Gelegenheit ſie vor dem Kriegs rathe in Parade aufmarſchiren mußte. Für ſein Quars tier mußte jeder Soldat ſelbſt ſorgen . Der Kriegsrath , welcher aus einem Bürgermeiſter , als Kriegspräſidenten ; iwei Raths herren als Kriegs.commiſ : ſarien , von denen einer die Infanterie und Cavallerie , der andere aber die Artillerie unter ſeiner1 beſondern Inſpection hatte ; zwei S dhdppen und acht Quartiersgenoſſen , nemlich aus jedem Quartiere zwei, beſtand, hatte die höchſte Leitung aller militäriſchen Ungele: genheiten , und ſtellte den General en Chef vor. Zu dieſem Kriegsrathe wurde auch noch der jes desmalige Commandeur der Truppen und ein Stabsofficier hinzu gezogen . In früheren Zeiten und bis zum J. 1773 hatte die Stadt beſtändig einen hohen Officier mit Gjeneralmajors oder Oberſten Rang in ih : ren Dienſten , welcher Commendant der Stadt und Garniſon war , und gewöhnlich aus ſchwe: diſchen oder ſåchfiſchen Dienſten auf dieſen Pos ften berufen wurde. Er rangirte mit den altes ften Rathsherrn. Der lekte General , den die Stadt in ihren Dienſten gehabt hat , war der als militäriſcher Schriftſteller bekannte Genes ralmajor von Eggers , welcher im J. 1750 aus fachfiſchen Dienſten in die Dienſte der Stadt

1

1

22

berufen wurde. So weit man die Namen der Stadtcommendanten hat auffinden kennen , ſind deren folgende geweſen : Beith Wolf von Senftenberg , von dem aber nicht genau angegeben werden kann , in welchen Jahren er dieſe Stelle bekleidet hat. Generalmajor von Huwald von 1636 bis 1648, welcher die Stadt an den ſchwediſchen Oberſten Anton Schlief verrätheriſcher Weiſe übergeben wollte.

Oberſt Valentin von Winter , von 1655 - 1671. Oberſt Hain Heinrich von Flemming von 1675 1676 : Oberſt Chriſtian von Schweis niß von 1683-1685 ; Generalmajor goas chim von Sidow von 1685 - 1686 ; Genes

ralm . Carl Heinrich von Oſten von 1687 — 1699 ; Oberſt Jacob von Kampfen von 1697 - 1704 ; Generalm , Heinrich von der Golk von 1704

1707 , in welchem Jahre er die Dienſte der Stadt verließ und Feldmars fchal im ruſſiſchen Dienſten wurde , Generalm . Otto von Zieten von 1708 — 1716 ; Gene: ralm. Johann von Sinclair von 1716 1730 ; Generalm . Johann Wilhelm von Vittinghof von 1732 - 1736 ; Gencralm . Salomon von Enneberg von 1737 - 1747 ; Generalm . Jacob von Eggers , von 1758 1773. Nach dieſer Zeit wurde dieſe Stelle von dem Major von Peterſon und nachher von

23 dem Oberſt lieutenant von Bonhorſt vers waltet. Außer dieſem

regulären Kriegsſtande war

die Bürgerſchaft noch nach den vier Quarties ren der Stadt in vier Regimenter , jedes von i wolf Fahnen , eingetheilt. Das Koggen's quartier führte eine rothe Fahne ; das bobe Quartier eine weiße ; das breite Quartier eine blaue ; · und das Fiſchers quartier eine orangefarbene . Mithin waren 48 Bürgercompagnien , deren jede hundert Mann ſtart war. Dieſe Burgerwachen , wie man file nannte , befekten die inneren Feſtungswerke und Thorwachen , mit Ausſchluß der Hauptwas che, ſobald die Umſtände es nöthig machten, daß die Garniſon auf den Außenwerken verſtårkt werden mußte. Jede Fahne hatte einen Cas einen Lieutenant und einen få bus rich , Tåmmtlich aus der Kaufmannſchaft an ih: rer Spike. Zu dieſer Bürgerwache kam noch

pitán ,

die Bürgerartillerie , die von einem Capi ? tan , zwei Lieutenants und zwölf Stůck : junfern angeführt wurde . Und endlich ſchlor: ſen ſich unter dem Namen der jungen Mann , ſchaft noch die jungen Handlungsdiener an , welche in drei Compagnien vertheilt waren . Capitan , Sede Compagnie hatte einen iwei Lieutenants , einen Fåbnrich und einen Adjutanten an der Spike , und die

24 angeſehenſten Kaufleute bekleideten dieſe Chars gen . Dieſe junge Mannſchaft kleidete ſich in Uniform und trug weiße Hutſchleifen. Sie that nur in den dringendſten Fällen Dienſte, be: ' zog im Inneren der Stadt beſtimmte Wach : plaße, um die innere Ruhe zu beſchüßen , wenn ſie gefährdet werden ſollte, und bildete ein ſchd : nes Corps. Bei ſolchen dringenden Fällen pflegte denn auch das Gewerk 'der Fleiſcher Cavales rie : Dienfte zu thun . Zu dieſem Kriegsſtande können noch 3 we i Schußenbruderſchaften gezahlt werden : die Schüßenbruderſchaft vor dem hohen Thore ; und die Schußenbruderſchaft Erasmi im Breitenthor , die ſich in neues ren Zeiten

auch

die Friedrich

Wilhelms

Schůbengeſellſchaft genannt und von der jekt regierenden Königinn von Preußen eine geſtickte Fahne geſchenkt erhalten hat. Die ers ſtere beſtand im I. 1800 aus 270 Mitgliedern ; die lektere aber nur aus 58 Brüdern. Seit der den 21 Junius 1807 wieder herges ſtellten republikaniſchen Verfaſſung , bat man auch an die Wiederherſtellung einer Stadtgarnis ſon gedacht, welche vorläufig aus einem Regi : menit Infanterie von 12 Compagnien beſtehen ſoll. Bis jeßt hat man eine Compagnie Grenadiere von 120 Mann wirklich ſchon im Dienſte , und der ehemalige Preuß . Major von

25 Caila iſt als Chef derſelben angeſtellt. Die Uniform iſt ganz nach franzöſiſcher Urt. Blaue Rocke, Beſten und Beinkleider. Weiße Rabats ten, Rod- und Aermelkragen : und Bårenmůken . Die und rothe Federbuſche.

rothe Epaulette

Officiere tragen weiß

Einige hiſtoriſche Notizen. Im J. 1163 , oder nach ändern erſt 1178 , ſoll nach einer alten, in den Chronikſchreibern aufs behaltenen Sage , das Schloß zu Danßig von den pommerſchen Herzogen Dankiger Linie erbaut worden ſeyn .

Im J.

1209 gerieth Danßig unter die Ober:

herrſchaft des Dånenköniges Waldemar II , und der Fürſt Meſtwin lebte in Danzig als Vaſau von Dannemari. Im

J. 1223 ,

nachdem , Waldemar

II. von

ſeinen däniſchen Vafallen zum Gefangenen ges madyt war , "verjagte Svantepold der Große die Dånen wieder aus Danzig . Im J. 1248 und 1296 finden ſich ſchon Spus -1 ren in der Geſchichte, daß Danßig damals im

banſeatiſchen Bunde geweſen , oder doch wenigſtens ſchon mit demſelben in Verbina

26 dung geſtanden habe. - Genau läßt ſich nicht ausmitteln der Zeitpunct, wenn die Stadt in dieſen Bund aufgenommen worden , in wels chem ſie der Ordnung und dem Stimmrechte nach die neunte war , Im J. 1307 wurden unter der Regierung des , Hochmeiſters. Siegfried v ., Feuchtwan : gen deutſche Ordens Volker von dem polnis ſchen Statthalter Boguſſa in das Schloß von Danzig aufgenommen . Uladislaus Lotieteck hatte dieſein die Vertheidigung des Schloßes gegen die Angriffe des Marks grafen von Brandenburg

übertragen.

? jog er mit Vorwiſſen ſeines Herrn die Ors densvölker unter gewiſſen Bedingungen an ſich. Der Befehlshaber derſelben war der Com menthur von Schwarzburg , welcher im 9. 1308 den Markgrafen Waldemar zwang , die Belagerung aufzuheben , und endlich auch die Stadt nöthigte , ſich der Beſaßung des ; Schloſſes zu unterwerfen. Im J. -1343 kami der deutſche Orden nach ei: nem zu Kaliſch getroffenen Vergleiche zwiſchen dem Könige Caſimir und dem Ordensgebietis ger Ludolph König von Waißau , in den volen und rechtmäßigen Beſik des Schloſſes und der Stadt Dankig, deren ſich der Orden ( chon ſeit 1309 unter dem Vorwande bemachs ,

27

tigt hatte, daß ihm die Polen die aufgelaufes nen Kriegskoſten ( in der Vertheidigung des Schloſſes hicht bezahlt hatten . Auch behaup: tete er dem Herzog Waldemar für eine Kaufſumme von 10,000 Mark brandenb . Sils ber , alle Anſprüche abgekauft zu haben auf denjenigen Theil von Pomerellen , in wel : chem die Stadte DanBig , Dirſchau und Schwes liegen . Im J. 1454 fagte ſich Danßig nach vielen Streis

tigkeiten mit dem Orden in Verbindung mit dem Lande und den Städten, von der Oberherr. ſchaft des Ordens " l05 ; überſandte dem damas ligen Hochmeiſter Ludwig v . Ehrlichs : hauſen am 4ten Februar einen Abſagebrief, und begab ſich unter den Schuk des damals regierenden Königes von Polen Caſimir III. Die hier aufdem Schloſſe reſidirenden Ritter, an deren Spikelder Commenthur Conrad Press feider ſtand , übergaben nach vorher gegans gener Uebereinkunft dem Rath und der Bür: gerſchaft das Ordens ſchloß , welches gleich datáuf gånzlich abgebrochen und zerſtört wurs de , ſo daß man gegenwärtig nur noch einige unbedeutende Reſte alter Mauern , nach der Waſierſeite hin , davon gewahr wird . Im J. 1457 am Sonntage Miſericordias Dós mini kam der Konig Caſimir III ſelbſt nach Danzig, und nahm vom Rath uno der Bür.

gerſchaft die feierliche Erbhuldigung für fich und feine Nachfolger an . Im J. 1518 verheirathete ſich bereits ein hieſis ger Prediget an der Petri Kirche Jacob Knade , und wich in Lehre und Gebräuchen von der römiſchen Kirche ab . In eben dieſem Jahre Toll nach einer fchriftlichen Nachricht zum erſten Mal Alche in Danzig gebrannt und die Aſchbrace ans gelegt ſeyn. Jm I. 2519 bis 2525 machte die Reformas tion in Danzig große und bedeutende Forts ſchritte. Die wichtigſten Beförderer derſelben waren Jacob Hegge , bekannter unter dem Namen findenblock oder Windelblock, welcher in ſeinen Predigten, die er theils auf dem Hagelsberge , theils auf dem , damals hart vor dem hohen Thore gelegenen Gertruden Kirchhofi theils auch in der heiligen Leichnamskirche hielt , vielen Zulauf hatte. Auch trugen zur Ausbreitung der Reformation ſehr vieles bei , ein gewiſſer Johannes

Borchenſtein ,

aus

Ingols

ſtedt ; Jacob Miller ; Ambroſius Hats feld ; Martin Tham ; Paul Kdrlin ; und Doctor Alexander, ein Franciſcaner:Mönch. Im J. 1525 ſandte der Rath von Danßig eis nen Geiſtlichen Namens Johann Soehold an Dr. Martin Luther nach Wittenberg,

29

um ſich von dieſem einen Lehrer auszubitten, im Fall der Dr. Bugenhagen , den man zu haben wünſchte, dieſen Ruf nicht annehs men ſollte. Bugenhagen ſchlug es aus nach Dankig zu foinmen , und Luther ſchickte den M. Michael Hånlein mit einem Em: pfehlungsſchreiben nach Danzig . Im I. 1556 wurde das Ubendmal zuerſt unter beiderlei Geſtalt zu St. Eliſabeth und zu . St Jacob ausgeſpendet . Im J. 1558 wurde dieſe Ausſpendung des Abends mals unter Autorität des Raths in allen Kirchen eingeführt. Im I. 1564 wurde den Fleiſchern unterſagt, des Sonnabends ihr Fleifch auf dem langen Markte feil zu haben : fie mußten ſolches forts

bin auf dem Holzmarkte verkaufen. Erſt im F. 1569 erhielten ſie wieder die Freiheit auf dem langen Markte zu ſißen . Im J. 1569 wurde der Domniks markt,, der ſo lange vor dem hohen Thore war ges halten worden , auf den Plag verlegt , wo er noch gegenwärtig gehalten wird. ' Im J. 1577 wurde Dansig vom Könige von Polen Stephan Bathori belagert , und bei dieſer Gelegenheit die Stadt in neun Quartiere , Stånde oder lårmplaße abgetheilt, und auf jedes Quartier eine Fahne errichtet.

Im J. 1593 wurde das Waſſer aus dem nenii kaufden Teiche, vermittelſt Röhren durch die Schidlik nach der Stadt geleitet, und ſols che auf die Art mit gutem Trinkwaſſer ver:

ſehen . Im J. 1621 – 1626 iſt die Vorſtadt Lang : garten und die Miederſtadt mit Wall und Mauern umgeben , und zur Stadt gezogen worden.

Im J. 1626 kam Dankig durch den Krieg zivis ſchen Polen und Schweden unter Sigis : mund III. und Guſtav Adolph in Tehr unangenehme Verhältniſſe. Die Schweden blodirten den Hafen ,

und nahmen die aus :

gehenden Schiffe fort ; fie brandſchasten das Dankiger Werder, nahmen die Feſtung Haubt fort, und verſchanzten ſich in derſelben, mach : ten die Danßiger Beſabung im Schloffe Gre: bin zu Gefangenen, und ndthigten die Stadt auf eine Vermehrurg ihrer Garniſon und auf ei: ne Verſtårkling threr Feſtungswerke zu denken . Im I. 1630 wurde das jebige Z uch tz und Arbeitshaus zwiſchen dem alten Schloſſe 1 und der Schneidemühle erbauet. Im J. 1656 fab ſich Danßig gendthigt , wegen des in Polen ausgebrochenen Krieges mit dem Kdnige Carl Guſtav von Schweden, die um die Stadt herum gelegenen Vorſtådte, Schotts land , Schidlik ,

Neugarten ,

poppenbruch

31 u . r. w. nach vorher gegangener Saration abzubrennen , um auf den Fall einer ſchwedis ſchen Belagerung dem Feinde alle Gelegens heit abzuſchneiden , ſich unter den Wallen der Stadt Quartiere zu machen . Im J. 1675 traten die Unruhen ein , durch den D.

welche

Legid . Strauch veranlaßt

wurden, welcher ſich einen ſo großen Anhang unter dem Volke gemacht hatte, daß der Rath in die peinigendſte Verlegenheit kam , und ein allgemeiner Aufſtand zu befürchten war , als der Doctor Strauch von Seiten des Raths von ſeinen Aemtern entlaſſen werden mußte . Dieſen Schritt zu thun , wurde der Rath das durch gezwungen ; daß -Strauch nach mehrs maligen Bitten und Ermahnungen unaufhdrs lich fortfuhö, die römiſch : katholiſche Kirche in ſeinen Predigten und Schriften anzugreifen, und den Rath ſelbſt in den Verdacht einer Gleichgültigkeit gegen die Vortheile und Vor: züge der proteſtantiſchen Kirche zu

bringen

ſuchte. Dieſe in der Geſchichte Dankigs ſo merkwürdigen Strauchiſchen Handel daus erten bis in's Jahr 1678 fort.

Im J. 1703 und 1704 in dem Kriege, welchen Carl XIl.'in Polen führte, wurden der Stadt von ſchwediſcher Seite ſehr harte Zumathuns gen gemacht , und der General Steebod forderte ſie auf, die Zumuthungen Schwedens

zu erfüllen , oder ſich auf Gnade und Ungnade ihm und ſeinen Truppen zu ergeben . Die Stadt , um nicht das Zeußerſte zu wagen, ſah ſich genöthigt, die Forderungen des ſchwe: diſchen Generals zuzugeſtehn, und eine Sums me von 407,572 Gulden zu zahlen, wofür ihr ein ungeſtörter Handel zugeſichert wurde. Im J. 1734 wurde Danzig von der ruſſiſch ſächſiſchen Armee unter dem Oberkommando des Feldmarſchals Grafen von Münnich vom 30ſten März bis zum gten Julius bela : gert und beſchoften , weil ſich der König Sta : nislaus Leß czynski hierher geflüchtet hatte, welchen die Stadt als König von Polen an : erkannte, und ſich ſtandhaft weigerte, dem Ko : nige Auguſt Iil . zu huldigen , welcher von der ruſſiſch fåchfiſchen Partei zum Könige von Polen erwählt worden war. Erſt nachdem Stanislaus ſich am 28ſten Junius als fié ſcher verkleidet, aus der Stadt geflüchtet hat: te , und der Magiſtrat und die Bürgerſchaft fich bereitwillig erklärten , Auguſt III. als rechtmäßigen König von Polen anzuerkennen, wurde die Belagerung aufgehoben . Im J. 1751 brachen zwiſchen der Bürgerſchaft und dem Rathe ſehr bedenkliche Spaltangen

aus , die durch ein königl. Uſeſſorialgericht, welches reine. Sigungen auf dem langen Markte in dem jebigen Eggertſchen und dem

33 1 dem Hauſe der Reſſource Humanitas i hielt, beigelegt wurden .

Im J. 1772 wurden die um Danzig liegenden geiſtlichen Gründe , des Biſchofs von Šu : javien und der Abtey Oliva, als Uits . Schottland , Stolzenberg , Schidlik und der Hafen Neu : Fahrwaſfer von fdnigl. preußifchen Truppen occupirt , und der Handel Dansigs wurde ſowohl durch die in Neufahrwaſſer angelegten zile, als auch durch die in fordon erhobenen Abga: ben von allen nach und von Danßig die Peich . ſel paſirenden Producten und Waaren , lo ſehr erſchwert , daß die Stadt nach und nach ſehr merklich in Verfall gerieth . Im J. 1703 wurde die Stadt vom 17ten Der tober bis in den Januar 1704 unter dem

Commando des preuß. Generalmajors v . Eglofftetn ſtrenge blockirt , weil Dankig auf ſein Stapelredyt - geſtüßt , nicht zugeben wollte , daß polniſche Producte des Bloc haus vorbei nach Schellmůhle und Neu : Fahrwaſſer geführt werden ſollten . Jm J. 1793 den 7ten Mårz wurde Danzig abermals unter dein Commando des preuß. Generallieutenants von Raumer blok kirt , und man verlangte von der Stadt, daß ſie ihre äußeren Feſtungswerke, Hagelsberg und Biſchofsberg , nebff der Feſte Münde [ 3 ] 1

i

34 den fdnigl . preuß. Truppen übergeben ſolle. Da dieſes , ohne die Freiheit der Stadt ganz aufzugeben , nicht geſchehen konnte , ſo unters warf ſie ſich ganz dem preußiſchen Scepter, worauf am 28ſten Mårz die Außenwerke, und am 4ten April die Stadt ſelbſt von den'preus Biſchen Truppen occupirt wurde. Am 7ten Mai ward darauf die feierliche Erbhuldigung an den König von Preußen und ſeine Nach : folgir geleiſtet. Im J. 1807 vom gten Mårz bis zum 22ſten Mai wurde die Stadt von den 4. f. franzöſis ſchen Truppen unter dem Oberbefehl des Mars ſchalls Lefevre belagert und bombardict. Am 27ſten Mai zogen die königl. preuß . Trup: pen unter dem Oberbefehl des Gouverneurs Grafen v . Kaldreuth nach abgeſchloſſener Capitulation aus der Stadt ab , worauf die franzoſiſchen . Truppen in dieſelbe einrückten. Am iſten Junius kam der Kaiſer Napoleon ſelbſt nach Dankig , logirte auf Langgarten im Hauſe des Kaufmanns von Allmonde , und verließ am 2. Junius Nachmittags die Stadt wieder, nachdem er die polniſche Legion in der Stadt gemuſtert, mit einigen Gliedern des Magiſtrats und der Kaufmannſchaft ſich unterhalten , und ſo. wohl die Feſtungswerke der Stadt als auch des Hafens in Augeus ſchein genommen hatte.

35 Am 24ften Julius wurde nach Maßgabe des Tilſiter Friedens die neue republikaniſche Vers faſſung der Stadt gefeiert, und der neue Mas giſtrat nebſt den Ordnungen von dem franzoſis ( dyen Generalgouverneur der Stadt , Grafen . Rapp , auf dem Rathhauſe introducirt, und die preußiſchen Behörden nahmen ein Ende.

Nach Angabe der Chronikenſchreiber,, haben zu Dankig in nachfolgenden Jahren peftars tige Krankheiten gewüthet. Im J. 1352 ſtarben 13,000 Menſchen. Im J. 1427 ſtars ben in der Stadt und ihrem Gebiethe 40,000 Menſchen . - Im J. 1464 ſtarben 20,000 Mens fchen . - Im J. 1529 ſtarben 6000 Menſchen an einer Krankheit ,

die in den Chroniken der

engliſche Schweiß genannt wird . - Im J, 1538 ſtarben über 6000 Menſchen , und bei dies ſer Gelegenheit wurde der Heil. leichnam ss Kirchhof eingerichtet. – Im J. 1549 ſtarben 20,000 Menſchen. - Im I. 1564 ſtarben 24,000 Menſchen .

Im I. 1602 ſtarben 16919 Mens

ſchen , und 1387 wurden geboren . to Jm I. 1620 ſtarben 11936 Menſchen , 2323 wurden geboren , ſchen und

Im J. 1624 ſtarben 10535 Mens 2156 wurden geboren . Im J.

1653 ſtarben 11116 Menſchen und 1677 wurden geboren . - Im J. 1709 ſtarben 24533 Mena (den und 1836 wurden geboren.

1

36 Vom J. 1701 bis 1800 incluſive übertrifft die Zahl der Geſtorbenen , die der Gebornen um 34133. In dieſem Zeitraunte des achtzehn: ten Jahrhunderts war die Summe der Getauf: ten 174,863 , und die der Geſtorbenen 208996. Die Summe der Gebornen vom I. 1601 bis 1700 war 215814 ; die der Oeſtorbenen aber 285116. Im J. 1807 war die Sterblichkeit ungemein groß , beſonders raffte die Ruhrkrank: heit eine Menge Menſchen jedes Alters fort. Der Moriat Uuguſt und September waren beſonders ausgezeichnet; in dem erſten ſtarben 1098 , und im lektern 1184 Menſchen . : Die Totalſuinme der Geſtorbenen betrug 7207 ; die der Gebornen war

1336 ;

Begrabenen war alſo 5871. in dieſem Fahre 356 Paar.'

der Ueberſchuß der Verebelidít waren

Gelehrte und künftler, die fid theils in DanBig felbft , theils im Auslande ausgezeichnet haben.

Unter den

berühmten und ausgezeichneten

Månnern , die ſich als Selehrte, oder als Staats: manner , oder als, Künſtler, ausgezeichnet, und theils in Dangig gelebt, theils aus Dangig ge : bürtig geweſen find , wollen wir nur folgende bemerken.

37 Arthus Gotth . , lebte zu Frankfurth am M. und hat ſich als Mitarbeiter an der India orientalis bekannt gemacht, die von den Ges brüdern De Bry heraus gegeben wurde, und ges genwärtig zu den äußerſt ſeltenen Werken ges hårt. Auf dem Titel gibt er ſich als einen ges Bertling , Ernſt bornen Dangiger an . Auguſt, geb. zu Osnabrück 1721. Er kam von Helmſtadt hierher, und ſtarb hieſelbſt im J. 1769 als Profeſſor der Theologie am Gymnaſio und Paſtor der Heil . Dreifaltigkeitskirche. Breyne , Jacob , geb. 1627, ſt. 1697. Breyne , Joh. Philip . geb. 1680 , ſt. 1764. Beide , Vater und Sohn , haben ſich als na : turhiſtoriſche Schriftſteller, beſonders, in der Bor Bornbach , tanik , rühmlich ausgezeichnet. Stanisl . geb. zu Warſchau 1530 ,

ſtarb zu

Dankig 1597: Er hat viele ſchakbare hiſtori: ſche Manuſcripte hinterlaſſen , die in Abſchriften auf den Bibliotheken aufbewahrt werden , und Teinen großen Fleiß in der Unterſuchung der preußiſchen Geſchichte beurkunden . - Cluve , rius , Philipp , geb. zu Danßig im J. 1580 . Sein Vater war Münzmeiſter bei der Stadt. Er ſtarb zu Leiden 1623. Seine Berdienſte um alte und neue Geographie haben ihn berühmt - gemacht. - Chodowiedi , Daniel , geb. zu Dankig 1726 , ſtarb zu Berlin als Director der Mahlerakademie im J. 1801. - Crüger , Per

38

ter ,

14

geb. 1580 ;

ſt. 1639. Er war der Lehrer

Johan . Hevelii in den mathemat. Wiſſens ſchaften . - Curicke, Reinhold , Verf. eis nach ſeinem Tode , zu Amſterdam im I, 1687 edirten : Beſchreibung von Danßig , m . v . K. in Folio . Er war Secretair der Stadt,

ner ,

und ſtarb 1667. - de Curiis , genannt Flads : binder , auch Johannes Dantis cus; geb. zu Dangig im J. 1485. Ein Staatsmann von ausgezeichneten Talenten und von ausgebreiteter. Gelehrſamkeit. Er ſtarb. als Biſchof von Ermi land im J. 1548. Danovius , Ernſt , Jacob ; geb. zu Redlau bei Dankig im F. 2741. Er ſtarb als Profeſſor zu Jena 1782. von Eggers , Jacob ; geb. in Liefland 1704 ; ſtarb als Generalm . und Commendant von Dans Big im I. 2773. Er hat ſich als militäriſcher Schriftſteller rühmlich bekannt gemacht. - Eich born , Joh . Conrad ; geb. 1717 , ſt. als Pas ſtor an der St. Cathar. Kirche im I. 1790 , Er hat ſich als naturhiſtoriſcher Schriftſteller bekannt gemacht. fahrenheit, Daniel abr. geb. zu Danzig 1686 , ſtarb im Haag Er war Mitglied der Sociétåt der Wiſ: ſenſchaften in London , und hat ſich durch ſeine Kenntniſſe in der Naturlehre und durch ſeine Sott : Wetterglåſer bekannt gemacht. C ſched , Louiſa , Adelgunde, Bictoria ,

1736.

geb. Kulmus .

Sie wurde in Dankig geb.

39 1913 ; ft. zu Leipzig 1762 , nachdem ſie ſich uns ter den Schriftſtellern ihres Geſchlechts einen bedeutenden Rang erworben hatte .

-Gott

wald , Chriſtoph ; geb. 1636 , ft. 1700. Gottwald Joh . Chriſtian ; geb. 1670 , ft. 1713. Beide, Vater und Sohn, haben ſich um Gra : die Naturgeſchichte verdient gemacht. lath , Daniel ; geb. 1708 , ſtarb als Bürgers meiſter im 9. 1767.

Er hat fich als Hiſtori:

ker , Naturforſcher und Patriot ſehr ehrenvol ausgezeichnet , und ſein Andenken wird lange in Ehren unter ſeinen Nachkommen leben . nov , Mich . Chriſt; geß . zu Néy . Stettin 1695 , ſtarb als Profeſſor am hieſigen Gymnaſio 1773. Als Philoſoph., Naturforſcher und Ges ! ſchichtkundigert hat er ſich in der gelehrten Welt rühmlich bekanntgemacht. - Hevelius , Jóh.; geb. 1611 , ſtarb als Mitglied des altſtädtiſchen Raths 1687. Seine Verdienſte um die aſtron. Wiſſenſchaften haben ihn unſterblich gemacht. Hofmann , Joh . Bened. Ein Mahler von vielem Verdienſte. Er war aus Sorau gebürs tig und ſtarb bieſelbſt 1745. - Klein , Joh. Theodor ; geb. zu Königsberg in Pr. 1685 , ftarb als Secretår der Stadt im J. 1760. Er bat ſehr ſchåsbare naturhiſtoriſche Schriften hin : terlaſſen . Koppe , Joh. Benjamin ; geb. zu Dankig 1750 , ft, als General - Superinten : dent zu Hannover im J. 1791. Seine Ver:

40

dienſte in der theologiſchen Litteratur ſind hins långlich bekannt. Kraft , Fried . Wilh. geb. im Weimarſchen 1712 , ft. -34 Dankig als Senior Miniſterii 1758. - Kahn , Heins lich ; geb. zu Königsberg in Pr. Er war ein großer Mathematiker , und ſtarb als Profeſſor am hieſigen Gymnafio 1769. - Kulmus , Joh . Adam ; er wurde geboren zu Breslau , und ſtarb zu Dankig 1745 , berühmt als Arzt und Anatom . Pengnich , Gottfr. geb. 1689 , ſt. 1774. Als hiſtoriſcher Schriftſteller hat er ſich in der polniſch : preußiſchen Geſchichte unſterblich gemacht. — Lengnich , Carl Bes nedict ;

geb. 1743 , ſt. 1795.

bibliographiſcher

Bekannt als

und numismatiſcher Schrift:

ſteller. – Mascow , Joh . Jacob ; geb. zu Mef: Danßig 16891 ft. tu Leipzig 1761 . ſerſchmidt, geb. zu Danzig 1690, unternahm auf ruſl. kaiſerl: Koſten eine Reiſe nach Sibis rien ,

und ſtarb in Rußland 1737.

-

Milz :

with , Barthol; ein Mahler, der ſich in der perſpectiviſchen Mahlerei ſehr vortheilhaft aus: zeichnete , ſtarb 1656. – Müller , Anton , mahlte in Raphaels Manier , den er beſonders ſtudirt hatte , und hinterließ unter mehreren ſchonen Werken , das Gemahlde vom jüngſten Gericht im Arthushofe , welches er im I. 1601 vollendete. Dehlhafius, Nicol. Joach ; geb. 1570 ,

ſtarb als allgemein geſchåßter Arzt

41 1630. '- Opib , Martin ; der Vater der neue : ren deutſchen Dichtfunſt, war geb. zu Bunzlau 1597 , und ſtarb in Danzig 1639. - Raniſch , Auguft; mahlte, in von Dyck Manier und hat beſonders verſchiedene Altarblåtter in der Dominicanerkirche gemahlt, die alle Aufmerkſams Reyger , keit verdienen . Er ſtarb 1670. Gottfried ; ein ſehr geſcharter Naturforſcher, war geb. 1704 und ſtarb 1788. -- Schlüter , Andreas ;

geb : zu Dankig 1663 ;

Bildhauerkunft

bei

lernte die

einem Danßiger

Meiſter . Sapovius ; bildete ſich darauf in Italien , und ſtarb als k. Baumeiſter, Bildhauer und Di: rector der Akademie zu Berlin 1714. - Schulb , Daniel ; von ihm ipird ein Gemåhlde des H. Caſimir ſehr hoch geſchåbt, welches ſich in der St. Cafiinir - Capelle zu St. Germain des Prez befindet, (Bouillart ' Hist. de l'Abbaye du St. Germain des Prez. Paris 1724. (Fol p. Strauch , 267) . Er ſtarb zu Danßig 1686 . Aegid . geb. zu Wittenberg 1632 , ſtarb zu Dans kig 1682. - Stech , Andreas ; ein verdienſts voller Hiſtorienmahler, der beſonders in den Kis :

ſtern zu Oliva und Pelplin viel gearbeitet hat. Er ſtarb 1697. S ch úk , Caspar ;' ein bes kannter und geſchätzter preußiſcher Geſchichts ( dyreiber. Er war zu Eisleben geboren und ſtarb als Secretar der Stadt Danßig im J. 1594. – Unſelt , Sam . Fried . , geb. 1742 ,

42 ft. 1790. - Uphagen , Job .; geb. 1731. Ein Geſchichtforſcher von ſeltenen Verdienſten , ſtarb als Rathsherr im J. 1802. - Weidman'n , Joachim ; geb. 1662, ſtarb als Sentor Minis ſterii 1736. – Wernsdorf, Gottlieb ; geb. zu Wittenberg 1710 ; ft. in Dankig 1774. von Wolf , Nathan. Matth .; geb. zu Cos nig 1724. Er hat ſich als Aſtronom und Mas turforſcher vortheilhaft bekannt gemacht, und ihm dankt Dankig die ſchöne Sternwarte mit ihren vortrefflichen und koſtbaren Inſtrumenten . Er ſtarb in Dangig 1784. von Zorn , Baron von Plobs Friedr. , Auguft. beim ; geb. im Elſaß.1711.

Die naturforſchende

Geſellſchaft verdankt ſeiner Liebe zur Naturges ſchichte ſchöne Beiträge. Er ſtarb in Dankig 1789 . Es würde wenig Mühe machen , dieſes Vers zeichniß bedeutend zu vergrößern ; allein für den Zweck dieſes Buches , dem Fremden und Reiſens den eine kleine Notiz zu geben , würde es unnük ſeyn , ein vollſtandigeres Verzeichniß zu liefern.

Båcher, Charten und Proſpecte von Danzig. Corol. O gerii Ephemerides s. iter danicum , suecicum , polonicum . Lutet. Paris. 1656.

8. p. 414

445

43 Ein äußerſt ſeltenes Buch , in welchem intereſſante Schilderungen der damaligen Sitten und Gebrauche Dangigs und einige unterhaltende Nachrichten von damals lebens den Perſonen vorkommen . Gedanam s. Dantiscum , usbs

illustris et

regia etc. Carmino heroico tentata et libr. quatuor adumbrata a Vincent. Clemente, Gedan . 1630. 4.

Curide , Reinh , hiſtor. Beſchreib . der Stadt I Dankig , m . v . K. Amſterd .: 1687. Fol. Kaniſch , Bart . Grundriſſe und Aufzüge aller Kirchengebäude in Dankig , m . K. 1695. Fol.

Dankis

Ephr . Prätorii Athenae Gedanenses. Lips. 1713. 8 . Acta Jubila ei secundi Gymnasii Gedanens. Gedan. 1758. Fol. Gralath . Dan . Verſuch einer Geſchichte Dans kigs 3 Bde. Königsb. 1789. 8 . Preußiſche Sammlungen , allerlei unges drudter Urkunden , Nachrichten und Abhands lungen. 3 Bde. Dankig 1747. 8. Preußiſche Lieferung alter und neuer Urs kunden , zur Erläuterung der Preuß . Geſchichte

1. Band .

Leipzig , 1755. 8.

Briefe über Dangig . Berlin 1794. 8 . Synchroniſtiſche Geſchichtstafel der Stadt Dankig .

Dankig 1804. 8 .

44 Bernoulli. . Reiſen durch Preußen- u . ſ. w . Bd . I p. 151 342. Bd . II . p. 211 - 258 . Kosmopotit. Wanderungen durch Preus Ben , Liefland u . f. w. 1. Bd . Danßig bet Eroſchel 1795. 8 .

Reiſe ins . blaue Låndden , nebſt Bemer's kungen über Dankig. Dankig 6. Troſchel 1799. 8 . Gemahlde von Danßig , nebſt einigen Bemers kungen auf einer Reiſe nach Königsberg. 8. Berlin und Leipzig 1808 .

Bemerkungen auf einer Reiſe durch eis t nen Theil Preußens von einem Oberländer. i 2. Bb. Königsb . 1803. 3. Dansig , eine Skizzie, int Briefen entwors fen vor , während und nach dem Bombardes ment 1807. Umſterd. u . Hamburg 1808. 8. Kleine Chronik von Dantig . Berlin 1807.8. Dankig , während der Belagerung im Jahr 1807. Hamburg 6. Schmidt 1808. 8. Die Belagerung von Danßig im J. 1807. Leipzig 6. Gråf. 1808. 8.

Gedichte der Belagerungen und Blos kaden Dankigs , von der früheſten bis auf gegenwärtige Zeit. Ein biſtor. Verſuch von F. C. G. v . Duisburg. Dankig 6. Tro: Tchel. 1808. 8. Von Charten hat man einen Plan der Stadt und ihrer Gegend von Seuter und einen an :

45 dern von Homann , die aber beide ſehr unges treu find. In Curide's Beſchreibung von Danßig findet man einen Grundriß der Stadt, der ziemlich richtig iſt, aber keinen Rückweiſer hat , einen andern Grundriß findet man in der vortrefflichen von Schrotterſchen topogra : phil dy's militariſchen Charte von Weſts und Oſtpreußen und littbauen ; und ein dritter mit Anzeige aller Straßen , iſt kürzlich im Verlage der Troſchelſchen Buchhandlung ers ſchienen . Von den Dansiger Låndereien hat man mehrere Charten , die aber mehrens theils alle aus der ſehr ſchäßbaren Enderſchen Charte der drei Werdern . Elbing 1753 , ges nommen ſind . Dahin gehdrt die kleine nette Charte des Dansiger Rathsherrn J. E. Schmidt, wels che auf des Verfaſſers Koſten in Nürnberg ges ſtochen und von ihm verſchenkt worden iſt ; fers ner die Sotmanniche Charte von den Danziger Gegenden ; und der Plan der Blockade von Danßig unter dem Commando G. M. v . Eglofftein im J. 1783 : und ends lich der unlängſt erſchienene Plan des Ter ; ritorit der freien Stadt Danbig bei Erorchel, Bon Proſpecten hat man ein äußerſt ſeltes nes Werf, welches aus 13 Holzſchnitten beſteht, undden Titel führt : Praecipuor. locor. et aedifi cior. quae in urbe Dantiscana visuntur Adum.

1

40 bratio .

Der Künſtler hat ſich mit einem Mo

nogramm und der Jahrzaht 1617 bezeichnet. In neueren Zeiten hat der Kupferſtecher Mats thias Deirch eine Sammlung Danßiger Pros ſpecte und Ausrufe ( cris) heraus gegeben. Eine andere Sammlung veranſtaltete Lohrmann , von welcher aber nur zwei Blåtter geliefert ſind. In den neueſten Zeiten hat der Mahler Hinh cel und der Prof. Brey.ſig verſchiedene ſchds ne Blåtter Dankiger Gegenden , beſonders, von

.!

Oliva, geliefert, die als Kunſtwerke allein ſchon Aufmerkſamkeit verdienen .

Geographiſche

Lage der Stadt.

Danßig liegt nach Bode aſtronom . Jahrs buch im 54 Grade , 22 Minuten und 23 Se cunden nördl . Breite ; und im 36 Grade, 11 Mis nuten 3 Secunden der Länge. Jedoch bedarf nach eben dieſen Jahrbüchern die Beſtimmung der Breite noch einer genaueren Unterſuchung. Nach Dr. Koch liegt die Dankiger . Sternwarte unter 36 ° , 17', 45 " der Lange ; und 54° ; 20 ', 48 " der Breite. 1 Von der Abendſeite iſt die Stadt mit uns höhen umgeben , die zunächſt an der Stadt be: feſtigt ſind, und unt » dem Namen : Biſchofs :

47 berg und Hagelsberg den vorzüglichſten Theil der Feſtungswerke ausmachen . Von der Mittags :, Morgen- und Mitternachtsſeite aber iſt ſie mit Wieſen und fruchtbaren Niederungen umgeben.

Witterung und Klima. Die Witterung ' ift , der ſcharfen Nords winde wegen , die vorzüglich herrſchend ſind , ets was rauh und dabei unbeſtåndig ,

ſo daß man

fich nicht darauf verlaſſen kann , daß der heitere, warme Tag , den der Morgen anfündigt , auch noch auf Mittag Statt haben werde , und daß die Hiße , welche in dieſer Stunde unerträglich iſt , es auch in der folgenden noch ſeyn werde. Der Frühling iſt gewöhnlich kalt und unans genehm , wenn gleich ſeine erſten Tage oft ſehr lachend find. Der Sommer wechſelt unter Res gen und ſchwüler Hiße ab. Der Herbſt gehört in der Regel zu der angenehmſten Jahreszeit, und pflegt auch ziemlich lange ,

oft bis in den

November hinein , anzuhalten. . Der eigentliche Winter tritt mit anhaltendem Froſte gewöhnlich um Advent ein , und hält bis in die Mitte des Mårzes an . Für die körperliche Geſundheit ſcheint das

48 Klima in Dankig nicht nachtheilig zu ſeyn, denn man findet bier ſehr häufig Perſonen aus allen Claſien , die in einem Alter zwiſchen 70 und 80 Jahren noch ſehr munter und thatig ſind , und es fehlt nicht an Beiſpielen ſolcher Perſonen, die ein weit hdheres Alter erreicht haben .

Gemårrer

der Stadt:

ottlau , Radaune , Tempelburger Waifer. Danßig liegt nicht unmittelbar an der Weich fel , wie es wohl in manchen älteren Geos graphien und beſonders denen des Auslandes gelehrt wird .

Wo dieſer Fluß der Stadt ram

nádyſten , iſt er eine Viertelſtunde von ihren Wars len entfernt. Die Mottlau und die Ras daune fließen durch die Stadt. Die Mottlau entſpringt unweit Dir : ſchau aus dem Liebſch auiſchen See ,

und

fließt unweit des legenthors durch die Stein : ſchleuſe , welche im J. 1657 erbaut wurde, in die Stadt. Vermittelſt dieſer Schleuſe, wel: che ein vortreffliches maſſives Werk iſt , kann das ganze Werder unter Waſſer gelegt und die Stadt von der Seite gegen feindliche Angriffe geſchübt werden . Gleich nach dem Eintritte der Mottlau in die Stadt, theilt ſie ſich in gwei Arme ,

49

Arme, und bildet dadurch die Speicherinſel nebft dem Theerhofe , auf welcher ſich die Magazine der Kaufleute befinden , die dadurch von aller Gemeinſchaft mit der Stadt abgeſons dert ſind. Am Ende dieſer Inſel vereinigen ſich wieder beide Arme , worauf bei dem alten Schlonie die Radaune ſich in die Mottlau ergießt, denn bei dem Baume aus der Stadt hinaus fließt, und ſich eine kleine Viertelſtunde unterhalb der Stadt bei dem ſo genannten Bloch a uſe in dieWeich : ſel ergießt, welche dann auf ihrem ſtolzen Ruks ken die Schiffe in das Meer hinaus bringt, welche die beſcheidene Mottlau aus der Stadt ihr zugeführt hat. Das Waſſer der Mottlau iſt hart und unrein , und die Fiſche dieſes Fluſs fes haben einen weichen Geſchmack. Zur Reinigung und Baggerung der Mottlau und der übrigen ſtå dtiſchen Gewäſs ſer, als des Pfano z' und Tbrangrabens ; des Tagnetengrabens und der Zimmers boffichen Oråben , werden unterhalten : ein großer Bagger mit acht Prahmen , zu deſſen Betriebe 2 Pferde, ein Winder, ein Kraßer und 18 Arbeiter erforderlich ſind ; ein kleiner Bags ger mit 7 Prahmen und ein anderer mit 6 Prahmen , wozu 2 Pferde, ein Winder , ein Kraßer und 14 Arbeiter gebraucht werden . “ Die Radaune nimmt ihren Urſprung aus einem Landſee , nicht weit von dem Carthauſers [ 4 ]

!

50 kloſter Marien Paradies , welches ungefähr 3 Meilen von Dankig entfernt' iſt. Bei dem Kirchdorfe Prauſt, ungefähr eine Meile von Dankig , wird dieſer Fluß durch eine wichtige Schleuſe in einen Canal geleitet , welcher die neue Radaune genannt wird , und faſt in ſchuurgerader Richtung durch die Dorfſchaften St. Albrecht, Schweins kop fe und Obra und durch die Vorſtadt Schottland nach Dan . Big fließt. Zu welcher Zeit dieſer merkwürdis ge und für Dankig ſowohlthåtige Canal gegra: ben iſt, läßt fich wegen des gånzlichen Stilſweis gens aller Geſchichtsnachrichten darüber , nicht ausmitteln , ungeachtet er ein Werk iſt , ' deſſen Untețnehmung und Ausführung ſeinem Zeitalter alle Ehre macht. Er muß aber wenigſtens mit der Erbauung der großen Stadtm úhle ein gleiches Alter baben, denn dieſe fonnte ohne jes nen nicht entſtehen . Die Erbauung dieſer Mühle aber iſt ebenfalls nicht genau zu beſtimmen , doch findet ſich eine Nachricht, daß im J. 1349 Br . Nicolaus Holk , Mühlmeiſter , d . 5. Obers aufſeher der Mühle von Seiten des Ordens gęs weſen ſey. Da nun wahrſcheinlich der Orden der deutſchen Ritter der Urheber dieſes für Dans Big ſo wohlthätigen Canals iſt, der Orden aber erſt im J. 1311 Herr des Schloſſes und der Stadt wurde , ſo muß die Anlegung und Zu :

51 fandebringung dieſes Canals in die erſte Hålfte des XIV. Jahrhunderts fallen , Ehe die Rad a une in die Stadt fließt, wird aus derſelben durch die ſo genannte Kunſt das Waſſer in die Höhe gehoben

und vermits

telft Röhren , welche unter der Brücke des hos hen Thores hinlaufen , in die Stadt geleitet, um die dort befindlichen 564 offentlichen und Privatbrunnen zu ſpeiſen . Was nun noch an Waſſer übrig bleibt , das treibt unmittelbar net ben der Kunft eine Walkmühle und etwas weiter eine Lohmåble ; und fließt darin , vermits telſt eines hölzernen , ſchwebenden Canals , die Ridwand genannt , über den Stadtgraben weg , und tritt durch ein hohes Bewdibe unter dem Stadtwalle in die Stadt binein . Nach ihs rem Eintritte in die Stadt theilt ſie ſich in ei: nige kleine, aber größtentheils unterirdiſche Cas nåle um eine Mabl: Schneide : uno Del : můhle zu treiben . Der Hauptcanal aber bildet eine kleine Inſel in der alten Stadt, das Schild genannt, aufwelcher die berühmte gro : Be Mühle erbaut iſt , welche 18 Mabigånge 'hat, 'und gegenwärtig nach Abzug aller Unkoſten zwiſchen 30 und 33000 Rthlr. einbringt. Nes ben dem alten Schloſie, nicht weit vom Ausflune der Mottlau aus der Stadt ,

ergießt ſich die

Radaune ſehr waſſerarm in die Mottlau . In alteren Zeiten ergoß ſich dieſer Fluß außers

52 halb der Stadt in die Mottlau,

als aber in

den ſchwediſchen Kriegen ein Wall in dieſer Ges gend um die Stadt geſchüttet wurde, ſo leitete man die Radaune neben dem alten Solofre in die Mottlau , und verſtopfte die alte Müns dung derſelben . Dieſer Canal, oder die neue Radaune , wird theils der Reinlichkeit wegen , theils der Sauten und Ausbeſſerung ihres Bollwerfs wes gen , alle Jahre um Johannis durch die Schleuſe bei Prauſt geſchüßt und das Waſſer in ſein

altes

urſprüngliches

Bett abgeleitet.

Dieſes urſprüngliche Bett der Radaune, welchem durch die Prauſter : S dleuſe das Waſſer entzogen wird , um es in den neuen Canal zú leiten, vereinigt ſich mit ſeinem ſpars ſamen Waſſer ebenfalls mit der Mottlau, etwa eine Stunde oberhalb des Eintrittes der Teſteren in die Stadt. Das Tempelburger Waſſer , welches ein reines flares Quellwaſſer iſt , und mit welchem verſchiedene offentliche und Privats bruntien der Stadt geſpeiſet werden , wird von dem Gute Tempelburg durch Röhren in die Stadt geleitet. Es entſpringt ſolches bei dem Dorfe Nienkow oder Menkau , und ſamm : let ſich oberhalb Tempelburg in dem Ober- und Unterteiche, und wird für das Beſte Trink waſſer gehalten . Die Röhren von Tempel :

53 burg durch die Schidlik und Neugarten nach der Stadt ſind im J. 1593 gelegt worden . Um die Stadt im Außerſten Nothfalle, wenn ihr das

Radaunwalſer

ſowohl,

als das

..

Tempelburger Waſſer durch feindliche Àn: griffe genommen wird , wie ſolches in der les. ten Belagerung 1807 auch der Fall war, mit Waſſer nothdürftig zu verſorgen , giebt es beim hohen Thore und bei der Silber , útte noch 1 zwei Druckwerke , vermittelſt welcher das Waſſer aus dem innern Stadtgraben gehoben und in die Stadtbrunnen geleitet wird . Auch find noch einige Grundwaſſera brunnen vorhanden , die bisher ganz vergeſſen und unbekannt waren , bei der lekten Belagerung nber durch den verdienten Stadtbaumeiſter Helo entdeckt und wieder hergeſtellt ſind.

Größe der Stadt. Dangig gehört in Rückſicht ſeiner Große zu den mittleren Städten in Europa. Der Flacheninhalt, wenn man zur Städt nur den Raum rechnet, welcher in den inneren als ten eingeſchloſſen liegt , betragt: 152,223 Quas drat : Ruthen . Davon kommen 28,850 , D.R. auf die Rechtſtadt; 39080 D.R. auf die Xits ftadt ; 18075 2.R. auf die Vorſtadt ; 16874

54 Q.R. auf die Speicherinſel und den Theets hof : 49344 Q.R. auf Niederſtadt, Lang : garten , Schafferei. Der ganze Flächenin : halt von Danzig in ſeinen inneren Wållen be: trågt alſo : 507 Morgen , und 123 Q.Ruthen . Dieſer ganze Raum iſt mit einem Walle einge: ſchloſſen , welcher

i anzig Baſtione gåhlt,

und mit einem Graben umgeben , welcher zwi : ſchen 10 und 15 Ruthen Breite und gegen 13 Fus Tiefe hat.

Eintheilung der Stadt. Dankig wird am bequemſten eingetheilt, I , in die Stadt felbft ; II , in die zwi : ſchen den Außenwerken gelegenen Vor : ſtådte ; III, in die außerhalb der fe ftungswerke gelegenen Vorſtåbte. 1, Die Stadt ſelbſt begreift alles das in fich ', was von den inneren Wållen um. ſchloſſen wiro. Sie theilt ſich wieder in vers fchiedene Theile ab :

A , die Rechtſtadt; B,

die Altſtadt; C , die Vorſtadt; D , Lang. garten und Niederſtadt; E , die Speicher : inſel. Dieſe von den inneren Willen umges benen Theile der Stadt ſelbſt, haben vier Fors . tifications.thoré, die entweder nach den,

55 zwiſchen den Außenwerken und den inneren Wål: len gelegenen Vorſtådten führen , oder unmittels bar auf die Landſtraße hinaus gehen . Dieſe vier Thore ſind, das hobe Thor ; das Jas cobsthor ; das Langgarter oder Wer : derſche Thor ; und das Leege Thor. Zu dieſen Thoren kommt noch der Baum , bei der ſo genannten Mottlauiſchen . Wache, durch welchen die Einz und Ausfuhr waflerwärts ge . (dhlebt. Dieſen in den inneren Fortifications : Thoren eingeſchloſſenen Theilen der eigentlichen Stadt, wurde bei der fånigl . preuß . Beſignahme im

J. 1793 die Cantonbefreiung zugeſichert. II. Die zwiſchen den inneren Wals

len und den Außenwerfen gelegenen Vorſtådte begreifen folgende Theile : A , Neus garten , innerhalb des Thores ; B , Sandgru : be ; C , ſchwarze Meer ; D , Petershagen ; E , Biſchofsberg ;, und F , den ganzen Bezirk vom S die ßgarten bis nach dem jungit & dti: ſchen Holzraume, welcher ſtadtwårts die Ges gend hinter dem Pofenhauſe , und nach dem äußeren Wale hin , die Gegend hinter dem Stift genannt wird. Dieſe orſtå dit e werden durch drei Thore in der åußeren For : tificationswerken geſchloſſen , durch das Peters : bager Thor ; das Neugarter : oder Majo : ren Thor ; und durch das Olivaer Thor. III. Die außerhalb der Feſtung swer :

>

56 fe

gelegenen

Vorſtådte

find ,

A , der

Knei p ab , vor dem Langgarters . oder Werderfchen Thore ; B , das i weite Neugarten ; die Molde ; der Wein : berg'und Schlap ke vor dem Neugar : ter : oder Majorenthor ; C, das å ußere Pietershagen und Stadtgebiet vor dem Petershagerthore ; D , das ſtatis ſche S dy ellmů hle und ein Theil von N e uſchottland vor dem Olivaerthos re. - Bon dieſen lekteren find , Stadtges biet , Schlapfe, Schellmühle und Neus Schottland theils ſo weit entlegen , theils durch die dazwiſchen liegenden combinirten Stådte vor Dan Big To Tehr von der Stadt getrennt, daß man ſie wohl ſchwerlich als Vors ſtådte von Danzig anſehen wird. Zu dieſen außerhalb der Feſtungswerke gelegenen Vorſtads ten kommen gegenwärtig noch die combinirten Stådtevor Danßig , Stolkenberg , Alts ſchottland , Schidlik und St. 416 recht. Da aber ihre Verhältniſſe zur Stadt und die Ors ganiſation ihrer Verfaſſung noch nicht genau bes ſtimmt ſind , ſo werden ſolche am Schluſſe des Werks als noch für ſich beſtehend , werden.

angeführt

Er ft er

Die

1

16 schnitt.

Stadt

ſel 6

ft.

A.

Die Rechtſtadt , nebit dem alten 6 chlorre und der Speicherinrel.

1 1

B.

Die uitſta St.

C.

Die Koeft ad t.

D.

Eang garten nebſt der Nieder fast. M U S E E

20080

A.

000000000

Die Rechtſtadt.

Die Namen der Straßen der rechten Stadt find auf grüs nen Blechen verzeichnet). Die Rechtftadt, welche gegenwärtig den vors züglichſten Theil der Stadt ausmacht, und uns ter der königl. preußiſchen Hoheit, außer der Cantonbefreiung , welche ſie mir den übrigen Theilen der eigentlichen Stadt gemeinſchafts lich beſaß, noch für ſich beſonders von der Mas tural : Einquartierung befreiet war, hat eis, nen weit ſpåteren Urſprung als die alte Stadt Erſt im J, 1311 , nachdem der Orden ſich durch Berråtherei der Altſtadt Danßig bemächtigt hatte, wurde der Grund zur rechten Stadt gelegt, die anfänglich

nur als

eine Vorſtadt an der

Mottlau ihren Urſprung nahm , und erſt im . 1343 zu einer Stadt erhoben , und von dem Hochmeiſter Ludolph König von Weibau mit einer Handfefte verſehen wurde. Zur An : lage dieſer Stadt , welche der Orden vorzugss weiſe ſeine Stadt nannte , und auf deren Verſchönerung er ſorgfältig bedacht war , hatte

60

er wahrſcheinlich folgende Gründe.

Theils war

es die bequeme Lage zur Handlung an der ſchiff: baren Mottlau ; theils das Mißtrauen gegen die Bürger der alten Stadt , die noch immer ihren polniſchen Beherrſchern anhingen , und auf deren Treue er ſich nicht verlaſſen konnte, theils auch die immer mehr anwachſende Anzahl deut: ſcher Einziglinge, auf deren Ergebenheit und Treue der Orden mit größerer Sicherheit rech : nen konnte. i

'". Von ihrem erſten Entſtehen bis auf unſere Zeit iſt ſie immer der Siß der reichſten und wohlhabendſten Familien und Kaufleute geweſen ; von je ivar ſie beſſer gebaut , ihre Straßen res gelmäßiger und breiter . Sie wurde auch unter die großen Städte Preußens gerechnet, da hins gegen die alte Stadt nur unter die kleinen Städte von Preußen gezählt wurde, wie ſolches ģ . B. im J. 1440 bei dem Hunde der Städte der Fall war. Basi vor der Anlage der rechten Stadt im J. 1311 auf dem Bezirke, den ſie jekt ein : nimmt , geweſen ſey , davon ſagt die Geſchichte uns weiter nichts , als daß die Dominicaners Kirche ſchon damals geſtanden und vor den Thos ren der alten Stadt im Felde gelegen habe. Die eigentlichen Grånzen der rechten Stadt überhaupt , beſonders zwiſchen ihr und der alten Stadt ſind nicht allenthalben genau

1 61 beſtimmt. Für einen Fremden aber iſt es be: quem, daß ſich gegenwärtig die verſchiedenen Theile der Stadt durch die Farbe der blechermen Platten von einander unterſcheiden , auf wels chen die Namen der Straßen aufgezeichnet ſind . Uebrigens wird man die Orånzen der rechten Stadt ziemlich richtig inne haben , wenn man ſich merkt , daß alles , was innerhalb der Linie liegt, welche der altſådtiſche Graben , die Mottlau , der vorſtå dtiſche Graben , die Fechtſchule, der Domniksplan , der Holzs markt ,

bis wieder zum altſtädtiſchen Graben

in ſich ſchließt , ausmacht.

die

eigentliche

Rechtſtadt

Hierzu kommt aber noch als integrirender Theil das alte Schloß ; d. h. derjenige Bezirk , welchen ehemals das Schloß des Or: dens einnahm , und der von bedeutendem Um: fange iſt, da dieſes Schloß zu den weitläuftigs ſten des Ordens gehårte , und mehrere Kirchen und Magazine in ſeinen Riegmauren umfaßt haben ſoll, Dieſes Schloß wurde im J. 1464 den 11. Februar durch eine förmliche Abtretungsacte der Bürgerſchaft übergeben ;

darauf geſchleift,

mehrere Straßen in der Folge dort angelegt , und die ganze Gegend der rechten Stadt ein: verleibt, Die erſte Gründung und Erbauung dieſes

/

1 Schlories ift ungewiß

und verliert ſich in die

Sagen des grauen Alterthums. Nach alten Traditionen fol es entweder im I. 1163. oder aber im J. 1178 von dem pomerelliſchen Fürs ſten Subislav erbaut worden ſeyn. Verſchies dene pomerelliſche Fürſten, als Swantepoio , Meſtwin I. und Meſtwin II haben auf dies Tem Schloſſe reſidiret, und legterer iſt auch auf demſelben geſtorben. Im J. 1296 erbte es der König Primislaus von Polen , und bezog es. Jm I., 1310 wurde der deutſche Orden , oder die Kreuzberren , von dem polniſchen Stadthalter Bogolfa , welcher es im Namen des Königes Uladislai Portici vertheidigte , mit Vorwiſſen des Königes in daſſelbe aufge: nommen , um mit ihrer Hülfe dem Markgrafen von Brandenburg Widerſtand leiſten zu kons iren , welcher die Stadt, d. h . die alte Stadt , inne batte und das Schloß ' belagerte.

Als der

König von Polen nachher nicht im Stande war, den Rittern , welche das Schloß vertheidigt, und die Truppen des Markgrafen im I. 1311 aus der Stadt verjagt hatten , die verſprochenen Uns koſten zu errebeni, ſo handelten dieſe erſt mit dem Markgrafen von Brandenburg ,

kauften

ihm alle ſeine Anſprüche auf Dan Big , Dirs fchau und Schweş ab , und zwangen denn den Konig Caſimir den Großen , ihnen Schloß und Stadt Danig förmlich abzu :

63 treten , welches nach vielen Unterhandlungen im I. 1343 unter dem Hochmeiſter Ludolph K8 , nig , Herrn von Reißau zu Stande kam . Von nun an reſidirte auf dieſem Schloſſe ein Commentburdes Ordens , welcher nicht ſels ten die Stadt und die Bürgerſchaft tyranniſirte, wie ſolches unter andern die ſchmáliche Ermors dung der Bürgermeiſter, Conrad Leskau und Arnold Hecht, und des Rathsherrn Bar : thel Groß hinlänglich beſtätiget. ( S. Gras laths Geſchidyte von Danzig 1. 129 137 ). Als im J. 1454 Land und Städte ſich der Obers herrſchaft des Ordens , entzogen, und auch Dan: Big ſich an Polen , als ſeinen Schußherrn er: gab , da wurde dieſes Schloß, nach getrorfener Uebereinkunft mit den darauf befindlichen Rit: tern , der Stadt übergeben. Die Ritter , mit welchen das Uebereinkommen getroffen wurde, fraft deſſen der Rath das Schloß mit allen Rech : ten und Beſikungen übernahm , dagegen den Rittern , ihrem Geſinde und ihrem ganzen Ge: folge einen freien Aufenthalt und ſtandesmäßige Berſorgung in der Stadt , bis zum Tage Jos hannis des Täufers zuſicherte, auch die Kranken und Alten , welche nicht fortgebracht werden konnten , zu verpflegen verſpracy, waren folgens de : Conrad Pfersfelder , Commentbur ; Johannes Eracenow : Winrich von Manftet ;

Simon Duleborg , Portorii

1

64

1 Eractor ; Heinrich Hartfuß , Sylva's rum Prefectus ; Heinrich von Freis burg und Wolfgang Syirſch bauer , Por: tus Präfecti; Johann Feſten berg ; Con : rad Truchſes von Pom -mersfeld ; Heins 1.h , Graf von Tübingen ; Conrad Ots tinger von Mavern ; Wilhelm von Logs ke ; Heinrich Reibing ; Pr & fectus Gres binenſis ; Johann Gros von Tro chow ; Andreas Zúllner ; Andreas Breitmanu von Damerow ; Johann Wirſibow ; Am . broſius von Rambow , Juder terre : ftris , und Gregor von Wicerow . Als man damals unentſchloſſen geweſen ſeyn

ſell, und

was man nun mit dieſem weitläuftigen ſeiner Art herrlichen Gebäude machen

in

Tolle , und den Commentbur ſelbſt um ſeinen Rath befragt hat, ſo ſoll dieſer zur Antwort gegeben haben ; daß die Bauern wohl wuß's ten , was ſie zu thun båtten , wenn ſie den Storch nicht långer aufihrem Hauſe leiden wollten ; ſie riſſen ihm das Neſt ein ! - Worauf auch alles ſogleid, niedergeriſſen /

und der Erde gleich gemacht worden iſt. Als man im J. 1646 den ganzen Bezirk planirte und neu gepflaſtert hat , ſoll man das Felbſt noch viele Leichenſteine und Särge ohne Inſcription aber mit dem Zeichen des Ordens, kreuzes gefunden haben .

Uud roll in einem der dor:

65 dortigen Häuſer noch vor etwa zwanzig Jah : ren eine Spur entdeckt worden ſeyn , daß aus einem unterirdiſchen Gewölbe ein Gang unter der Erde fortlaufe. Und von dieſem glaubte man, daß er bis nach der Marienkirche fort: gelaufen und ſeinen Ausgang in die Kirche una ter der alten aſtronomiſchen Uber gehabt habe. Gegenwårtig iſt von dieſem alten Schloſſe, feinen Befeſtigungen und ſeinen Gebäuden nichts weiter übrig , als ein paar unbedeutende Reſte alten Mauerwerks nach der Mottlau hin . Die réchte Stadt , mit Einſchluß des alten Schloſſes , zählt viler Mår ki te : den langen Markt ; den Fiſchmarkt; den Dominiks plan oder Kohlenmarkt; nnd den Schnüffelmarkt. . Ferner ze hit Ha u p t ſtr a ß e n. 1. Die Langgaſſe ; 2; die Hundegaſſe ; 3. die Joppengaſſe mit der Brodbånkengaſſe , welche nebſt dem das zwiſchen liegenden Schnüffelmarkte , jujam: men eine Hauptſcraße ausmachen ; 4. die Fraus engalFe';. 5. die Heil. Geiſtgaſſe ; 6.- die breite Gaſſe ; 7. die Johannisgaſſe ; 3. die Hdcergaſſe ; 9. die Tobiasgaſſe ; 10. Dieſe Hauptſtraßen die drei Dåmme. werden durch 56 Quer's Hinter- und Nes bengaſſen , von denen einige keine beſtimmten Namen haben, unter einander verbunden . Dieſe zur rechten Stadt gehdrigen Straßen werden [ 5 ]

66 Feit dem J. 1767 durch 856 Straßenlater , nen erleuchtet , zu deren Beſorgung ein Dels ausgeber , ein Oberaufſeher ; acht Auf: Die feber und 21 Anſtecker beſtellt ſind . Unterhaltungskoſten betragen 4013 Rthlr. 17 Gr. 9 Pf. Die Anzahl der Häuſer beläuft ſich auf 1849, wozu noch 3 wüſte Stellen kommen . Oeffentliche Geb å ude hat die rechte Stadt in ihrem Bezirke folgende: das Rathhaus ; das Schöppenhaus ; die Borſe oder den Junkerhof; das alte Zeughaus ; das Schauſpielhaus ; die große Stadt : wage unter dem grünen Thore ; die Haupt : w a che ; den Stadthof ; den Stock : ober Gefangenthurm ; miede den Anker thurm ; den Krahn ; das Z uch thaus nebit einem Betſaale ; die Büttelei , oder Scharf: richterei. Kirchen ::'und Schul : G e b å u . de hat die rechte Stadt folgende : 1 . oder Oberpfarrkirche; die St. Marien 2. die St. Johanniskirche ;

3. die Heil .

Geiftkirche , welche alle drei dem lutheriſcher Gottesdienſte gewidmet ſind ;

4. die Nicolai :

fir che, nebſt dem dazu gehörigen Dominica: nerkloſter ; 5. die Capelle zu St. Johans nis und Andreå , oder die ſogenannte königl. Capelle (kathol.) ; und zwei1 Bethåuſer , nåmlich die engliſche und die franzöſiſch

67 reformirte Kirche, welche aber nut Såle in den Wohnungen der Prediger find.

S ch u :

len ſind drei ; die Marien : oder Pfarr . ſchule ; die St. Johannisſchule ; und die Schule bei der fånigl. Capelle für arme Kinder der róm . kathol. Kirche.

Hoſpita :

ler hat die rechte Stadt nur eines bei der Kir : che zum Heil, Oeift. Thore zählt die rechte Stadt in ih : remiBezirke v'i e rzeh n . 1 , das hohe Tbor , welches zu den inneren Fortificationsthoren ges hört ; 2. das Langgaffiſche Thor ; 3. das Ketter hagiſche Thor ; 4. das

Fiſcher :

oder Mel Berthor ; 5. das Kubthor ; 6, das grúne Thor ; 7. das Brodbånfenthor;

1

8. das Frauen thor ; 9. das Heil,, Geiſt : thor ; 10. das Krahuthor ' ; 11. Das Johans nist hor ; 12. das Hocker thor ; -13 . das Haus thor'; 14. das breite Thor. Zu dies ſen Thoren kamen ehedem noch hinzu , das Glof : fentbor , auf welchem die Anatomie war ; und das Ankerſchmiedetbor ; welche aber beide vor wenigen Jahren abgetragen ſind . Die Thore 3 und 4 ſcheiden die rechte Stadt von der Vorſtadt ; 5 und 6 führen vermittelſt der Ruhs und grünen Brú cke über die Mottlau nach der Speicherin ſel; 7 bis 12 führen auf den Kay an der Mottlau , die lange Brút:

1

68 ke genannt; und 13 und 14 ſcheiden die Recht: ſtadt von der alten Stadt.

Speicherinrel. ( Die Namen der Straßen der Speicherinfel find auf wei : fen Ble'den verzeichnet ). Die Speicherinſel, welche von der al : ten und neuen Mottlau gebildet wird , iſt durchaus mit Kaufmantis : Magazinen , die man Speicher nennt, bebaut . Niemanden iſt es erlaubt , hier zu wohnen und Licht zu halten . Des Nachts werden dieſe Speicher außer den Wächtern auch noch von großen beißigen Hun : den bewacht, die des Tages eingeſperrt und nur zur Nachtzeit ausgelaſſen werden . Nach Thor: ſchluß iſt alle Paſſage durch die Straßen dieſer Inſel geſperrt, bis auf eine einzige, nåmlich vom grünen Thor durch die Milch kannen gaſſe nach dem Milch kan-nenthor, wodurch die Communication zwiſchen der rechten Stadt und Langgar ten

nebſt der Niederſtadt

unterhalten wird . Von dieſer Straße ſind die Hunde durch Barrieren abgehalten . Ein Theil dieſer Inſel heißt der Ich hof , wp alle aus den Aſchfabriken zur Stadt gebrachte Waidas ſche bis zu ihrer Einſchiffung aufbewahrt wird. Durch einen Canal von dieſer Inſel getrennt,

69

aber durch Brücken mit ihr zuſammenhängend, iſt der Theerhof: Anmerk. Was hier von der Polizei auf der Speichers infet und ihrer nädytlichen Bewachung, geſagt-ift! lei: det unter den gegenwärtigen innftänden , da verſchie: dene Speidjer su Carernen für die franzöſiſche Garnis fon eingerichtet find, eine große Einſchränkung , Zu welcher Zeit dieſe Inſel durch die Gra: buug der neuen Mottlau gebildet worden , und wenn ſie zuerſt mit Magazinen oder Speidern bebaut iſt, davon findet man keine Nachricht.

Wohl aber erzählt die Geſchichte,

daß im J. 1392 über drei hundert Schiffe aus England, Frankreich und den Niederlanden nach Danßig gekominen - ſind , um Getreide abs zuholen ; welches ſchon eine bedeutende Getreis deniederlage hierſelbſt voraus Tegen und auf das Daſeyn von Vorrathshäuſern ſchließen läßt. Ferner hat man eine Nachricht, daß im J. 1424 nach Oſtern die Speicher abgebrannt ſind , wel: ches das frühere Daſeyn derſelben beweiſet, Ueberhaupt låßt ſich der weit frühere Urſprung dieſer Magazine daraus folgern ; daß Danßig ſchon im J. 1370 in der Zahl der Hanſee: Stådte geweſen , ja ſogar im J. 1449 nach der Zerſtörung der Stadt Wisby auf der In : ſel Gothland, die zweite Quartiečſtadt für Preußen und Liefland wurde ,

welches auf

ihren damals ſchon bedeutenden Handel mit pols

70 niſchen Producten ſchließen , großer Magazine

und das Daſeyn

zum Aufbewahren

derſelben

voraus reßen läßt. Nordoſtlich der Speicherinſel, aber durch die neue Mottlau von ihr getrennt, und unter fich durch Canåle getrennt , Itegen : der Zim : merhof; der Bleibof , wo die aus Polen herunter gebrachten eichenen Pipenſtåbe gebract und aufbewahrt werden ; der polniſche Hak : ken ; der Brauerholzraum ; die neue Klap: perwieſe , wo die eichenen Planken gebrackt und aufgelegt werden ; und die Kielbank , wo Schiite gebaut und ausgebeffert werden ; dieſe Bezirke find aber mehr als Theile von Lang . garten anzuſehen . Die Anzahl der Speicher beläuft ſich auf 359 Gebåude . Im F. 1803 wurden in der Milch kannen Straße , welche aus der rechter. Stadt nach Langgarten führt, zwei Rés verberes angebracht , wozu im J. 1806 noch 3 Laternen kamen . ? zu Caſernen ſind ſeit dem Herbſte 1807

für das franzöfiſche Militer eingerichtet : das Kameel ; (brannte den 2. Febr. 1807 ab ) der Goldſchmidt ; der deutſche und der poln. 3 willing ; der Oranienbaum' ; der Weid : felhahn und das Kriegsſchiff.

71

B.

Die alte Stadt.

(Die Namen der Straßen der alten Stadt find auf rothen Blech en verzeidinet). Der Urſprung der alten Stadt Dan : big verliert ſich im Nebel des grauen Alters thums . Schon vor Chriſti Geburt ſoll ſie ihre erſte Anlage den Gothen verdanken. Sicherer weiß man , daß im J. 997 der Heil. Adal : bert hier aus Land ſtieg, und nicht nur unter den Einwohnern bereits Chriſten antraf, ſondern auch eine große Menge derſelben willfährig fand, ſich von ihm durch die Taufe in den Schooß des Chriſtenthums aufnehmen zu laſſen. Im J. 1166 wurde dieſer Ort nach damaliger Sitte durch Gråben und Planken zu Schuß und Truß befeſtigt; und im J. 1185 , da ihr das Stadts recht ertheilt worden ſeyn ſoll , wurde ſie mit Mauern umgeben. Nach der Meinung einiger ſoll der uralte Ort, deſſen in der Lebensbeſchreibung des Teil. Adalbert gedacht wird , und deſſen Schloß, welches in einer Urkunde des Pabſtes Engen IIL erwähnt wird , im J. 1130 von dem pomerelli: ſchen Fürſten Bugislav von Holzwerk erbaut wurde, ſich nicht auf dem Orte befunden haben, den die ' alte Stadt gegenwärtig einnimmt ; ſondern

es roll an der Weichſel gelegen ha:

72 ben , mehrere Male jerſtört und zulegt im J. 1175 in die Gegend verlegt worden ſeyn , welche seat die alte Stadt einnimmt. Den Namen alte Stadt erhielt ſie im J. 1311 , als der Grund zur gegenwärtigen rechten Stadt gelegt wur: de , welche damals die Neuſtadt bieb . Die alte Stadt zåhlt gegenwärtig in ih :

rem Bezirke e in inn er è s'fortifica : tions thor , nåmlich das Jacobsthor ; 3 we i Mårkte , den Holzmarkt und den Kaſſubiſchen Markt , welcher lettere aber gar nicht als Markt gebraucht wird , und nur als Straße anzuſehen iſt. N é un Haupt : ft r a Ben1 ; l. die Schmiedeg aſſe ; 2. die Pfefferſtadt; 3. die Topfergaſſe : 4. den altſtå dtiſchen Graben , welcher wegen des dorthin geleiteten Canals aus der Radaune grdßtentheils von Gårbern bewohnt wird . 5 . den Schüſſeldamm ; 6. die Tiſchlergaſſe ; 7. die Paradiesgaſſe ; gaſſe ;

9.

8. die Bått dyer's die Baumgartengaſſe. Dieſe

werden durch 39 Quer : Neben : und Hinter: gaſſen verbunden . Dieſe zur alten Stadt gehdrigen Stras Ben beſtehen aus einer Anzahl von 1231 Haus Tern . Seit dem J. 1795 wird die alte Stadt durch 580 Straßenlaternen erleuchtet, wozu 2 · Aufſeher und 14 Anſtecker erforderlich find. An offentlichen Geb å uden fin :

73 det man auf der alten Stadt ; das alts ft å otiſche Rathy a u.s. Sechs Kir . che n. 1 , die St. Catharinenkirche , wels che die Oberpfarrkirche der alten Stadt iſt ; 2. die St. Bartholomaikirche ; 3.

die St.

Jacobskirche , welche alle drei lutheriſch ſind ; 4. St. Eliſabeth , welche reformirt ift ; 5. die St. Brigittenkirche ; 6. die Carmeliterkirche. 3 we i kid fter ; das Carmeliter oder weiße München flos. ſter ,

und das Brigittiner Nonnenklo ,

ſter. Zwe i Hoſpitåler , zu St. Elis ſabeth und zu St. Jacob . Drei Sch u ; Ten , zu St. Catharinen ; zu St. Bar : tholomåi und die ältſtädtiſche Freis ſchule. Drei A rmen anſtalten , das Kinder : oder Waiſenhaus, in welches nur uneheliche Kinder aufgenommen werden , nebſt einer dazu gehörigen Schule , das Spendhaus , in welches nur ehelich geborne Kinder aufge: nommen werden können , nebſt einem darin bes 4 findlichen Betſaale und einer Schule ; und das Ärmen : Juſtit u t. · Endlich gehören hierher drei M u blen ; die große Mühle , nebſt dem dazu gehörigen Múhlenbore ; die Weis jenmůble; und die Schneidemühle. Derjenige Theil der alten Stadt , wel: cher gegenwärtig unter dem Namen , das Hats kell e r k bekannt iſt , nimmt denjenigen Bes

1 74

1

zirk ein , welcher ehemals zunächſt an, die Befe: ſtigung des Schloſſes anſtieß , dem Schloſſe uns terthänig war, und von Handwerkern, Bedienten und dem Geſinde des Schloſſes bewohnt wurde. Nachdem das Schloß unter die Herrſchaft der Stadt gekommen war, ſo kam auch zugleich mit ihin dieſe Vorſtadt des Schloſſes unter die Boths måßigkeit der Stadt. Das Rathhaus des Hak: kelwerks wurde abgebrochen , und die Einſaſien des Orts , die ſo lange zu polniſchem Rechte ges Teſſen hatten , nahmen auf Vorſtellung des Raths im J. 1455 das culmiſche Recht an . Im 9. 1807 den 15 Julius wurde die als

Stadt

te

den

vier Quartieren der rechten

Stadt einverleibt, damit bei der Wahl der Re : pråſentanten der Bürgerſchaft auch auf Einwph . ner der alten Stadt Rückſicht genommen wer: den könne. Die vier zuſammen treffenden Theile der Quartiere ſind : 1. Das Exhaus an der Böttchergaſſens und Pfefferſtadt : Ecke, waſſerwårts , gehört alles zum Koggen quartiere. 2. Die

Pfefferſtadt und Münchengaſſenecke,

wallwärts, gehört zum hohen Quartier. 3.

4.

Das altſtadtiſche Rathaus und m un chengaſſe , waſſerwårts , gehdệt zum breiten Quartiere. Die

Pfefferſtadt

und Böttcher :

1

75 garrenece ', Tcherquartiere.

C.

malwärts , gehört zum

Die

Sis

Vorftaðt.

(Die Namen der Straßen auf der Vorſtadt ſind auf blauen Blech en verzeichnet). Die vorſtadt , welche einen integrirens den Theil der eigentlichen Stadt ausmacht , iſt im J. 1393 von dem Orden der Kreuzherren oder der deutſchen Ritter angelegt. Sie iſt im dreizehnjährigen Kriege nicht abgebranut wors den , hat niemals ihren eigenen Rath noch Rath, Baus ' gehabt ,

wie die Jungſtadt

oder das

Hackelwerk , ſondern hat immer unter der Jurisdiction der rechten Stadt; als Theil derſelben geſtanden . Daß dieſe Vorſtadt aber in früheren Zeiten einen eigenen Schießgar : ten gehabt hat , erhellet aus einer geſchriebenen Chronit , wo es heißt ; daß den 27. December 1577 Hans Oſterreichs Fahne abgedankt , und im Schießgarten auf der Vorſtadt be: zahlt ſey . In der Gegend der Fleiſchergaſſe Toll vor alten Zeiten der Roß markt geweſen , und der alte Arch hof gelegen habeu... Wahrſcheinlich ſind der Poggenpfuhl, die Fleiſchergaſſe und die

Laftadie

die ur:

76 ſprünglichen Anlagen der Vorſtadt geweſen. Im J. 1414 wurde daſelbſt zur Sicherheit und Ver: theidigung dieſer Vorſtadt der äußerſte Thurm erbaut , welcher auf dem Orte geſtanden hat, wo jeßt das Gertruden Baſtion liegt . Man nannte ihn den Biſchofs thurm , weil er aus den Steinen des abgebrochenen biſchöflichen Pal: laſtes auf dem Biſchofsberge erbaut worden war. Jm Bezirke der Vorſtadt liegt das innere Fortifications thor , nemlich das Le :

get hor. Hauptſtraßen ſind vier ;

1. der vor :

ſtå dtiſche Graben , deſſen eine, nach der rech : ten Stadt gelegene Seite aber noch zur rech : ten Stadt gerechnet wird ; 2. der Poggen : pfuhl ; 3. die Fleiſchergaſſe ; 4. die Stra : Be am Buttermarkte. Quer : und Neben : gaſſen werden gehn gezählt. Die Zahl der Hau: ſer auf der Vorſtadt iſt 450 ; und die Straßen werden durch 250 Laternen erleuchtet , wozu i Aufſeher und 6 Anſtecker beſoldet werden . Zu den

offentlichen Geb å uden

auf der Vorſtadt gehören

drei Kirchen ;

die

St. Petri und Pauli Kirde; ſie gehört der, reformirten Gemeine, und iſt die Pfarrkirche der Vorſtadt ; die Heil . Dreifaltigkeits : kirche , welche auch im gemeinen Leben Grau : mů n chen genannt wird , weil ſie ehedem den Franciſcanern gehörte , und die St. Annen :

kirche,

in welcher polniſcher Gottesdienſt ges Beide Kirchen ſind ilutheriſch .

halten wird .

3 wei Schulent ; zu St. Petri und zur K. Dreifaltigkeit ; das akademiſche Gymnaſium ; das neu e Zeugha u s ; und der Buttermarkt.

D.

Langgarten und Niederſtadt.

(Die Namen der Straßen auf Langgarten und Niederſtadt find auf gelben Blech en verzeichnet ). Diejenige Gegend , welche gegenwärtig Lang : garten und Mattenbuden einnehmen , war in früheren Zeiten , d . 6. im Anfange des XIV . Jahrhunderts eine von Gärtnern und Landleus ten bewohnte Gegend ,

von wo aus die Stadt

mit Gemüſe und Gartenfrüchten verſehen wurde. 1 Sie lag ganz außerhalb der Stadt im Felde. Spåterhin haben ſich dort nåber nach der Stadt hin die Reifích låger niedergelaſſen , weil ſie daſelbſt in dem zu ihrem Gewerbe erforderlichen Raume nicht beſchränkt waren . Ein altes Dia: rium erzählt , daß den 14. September 1499 die Kirche, das Hoſpital und die Reiferſch cunén nebſt den Mattenbuden ganz abgebrannt ſind. Schon damals alſo muß die Gegend anſehnlich bewohnt geweſen ſeyn . Dieß erhellet auch dar:

78 aus , daß ſchon im J. 1456 , gleich nach dem Abfall der Stadt vom Orden , bei der damalis gen

biſchöflichen Austheilung der Kirchenſpren :

gel , die Kirche auf dem langen Garten unter die Pfarrkirche'n , iſt gezåhlt worden . Auch des werderſchen Thores wird ſchon im J. 1465 gedacht, welches im damaligen dreis zehnjährigen Kriege abgebrannt worden, und in derjenigen Gegend geſtanden hat , wo jeßt das kneiphoffche Thor ſteht., Ungeachtet alſo dieſe Gegend ſchon im XV.

Jahrhundert anſehnlich bewohnt und bebaut ge : weſen , ſo laßen die Einwohner doch nicht zu Bürger: ſondern zu Gartner : und Bauernrecht, bis im J. 1626 , im Anfange des ſchwediſchen Krieges dieſe ganze Gegend , bis aufreeinen ſklei: is e et e inn Bef , l gung der Stadt hinein gezoge , ſtadt, oder gewöhnlicher Langgarten genannt wurde . Denjenigen Theil dieſer Gegend, welcher nicht mit in die Befeſtigung der inneren Wålle gezogen wurde , und außerhalb des werder : ſchen oder Langgarter Tbores liegen blieb , nannte man den Kneipab , weil er gewiſs ſermaßen von dem größeren Theile abgekniffen war. Von dieſer Zeit an genießen die Einwoh : ner dieſes Stadttheiles , ſo wie auch die Ein: Tafien von Kneip ab , oder wie man gewöhnli

79 cher ſagt, Kneip hot , mit den übrigen Bürgern der Stadt gleiche Rechte. Die Niederſtadt iſt ebenfalls damals ent :

ſtanden , als im F..1626 Langgarten in die Feſtungswerke mit hinein gezogen und die ganze Gegend von dem Langgarterthore bis nach der Steinſchleuſe mit Wallen und Graben umzogen wurde. · Des ſchwediſchen Krieges wegen flüch : teten ſich theils von den Ländereien ,

theils aus

den Landſtådten mehrere Familiert nach Dan: kig , die ſich in dieſer Gegend anbaueten . Vor dieſer Zeit war dieſe ganze Gegend Wieſeland, auf welcher die Bewohner von Langgarten und Mattenbuden ihr Vieh und ihre Schweine. Hů. teten , und ſie wurde deßhalb die Schweines wieſe genannt. An mehreren Orten war dieſe Gegend ſo niedrig und ſo ſumpfig , daß ſie mit Erde erhöhet und das Sumpfwaſſer durd , Grås ben abgeleitet werden mußte , daher ihr Name Niederſtadt entſtanden iſt. Die erſten Häus ſer ſind gleid, nach der Schüttung des nieder: ſtådtiſchen Walles im erſten ſchwediſchen Kriege in der Reitergaſſe , und auf dem erſten Steindamme erbaut worden . Der übrige Theil verdankt ſeine Anbauung dem zweiten ſchwediſchen · Kriege. Als nämlich im J. 1656 in Petershagen , Schidlik und dem zweis ten Neugarten mehrere Häuſer abgebrochen wurden , ſo wählten die Bewohner derſelben für

81

die Zukunft, die Niederſtadt zu ihrem Wohns orte , und baueten ſich daſelbſt als an einem ficheren Orte an . Die Mattenbuden ziehen ſich von der Stadt kommend rechts an der Mottlau hin: auf, und Tchließen ſich an den Steindamm an . Ihren Namen ſoll dieſe Gegend daher ers halten haben , weil in alten Zeiten dort ein Markt von Strohmatten geweſen ſeyn ſoll, wo's mit die Polen ihr Getreide bedecken . - Gegen : Wårtig iſt dieſe Gegend größtentheils mit ſolchen Håuſern beſeßt, welche den polniſchen Juden zur Herberge und Abſteigequartieren dienen , wenn ſie, mit Getreide , Holz und Uſche aus Poléit herab kommen .

Die Sch å fere i zieht ſich , wenn man aus der Stadt kommt , links an der Mottlau hin : unter. Sie ſoll ihren Namen nach einigen Nach: richten aber erhalten haben , weil dieſe Gegend im İ . 1455 von Schäfern bebauet iſt., die bei Abbrechung der Jungſtadt vor dem Olivaer Thor hierher verſeßt ſind , und ihre Wohn. plåße hier angewieſen erhielten . Nach andern Nachrichten oder vielmehr Sagen , Toll auf die: ſer Stelle, die zum Schlofie gehörige Schäferei nebſt gudern Wirthſchaftsgebäuden geſtanden has ben . Am Kay der Schäferei legen die aus Pommern kommenden Holzſchuten an , welche hartes Holz aus Pommern bringen , das hier gemer

81 gemeſſen und verkauft wird. Einen bedeutenden Theil dieſer Gegend nimmt die Fronte des Haupts gebåudes der Zoll : und Acciſedirection ein. Weiter an der Móttlau hinunter liegen die Werk ſtåtten der Steinhauer. Noch kann man zu dieſer Vorſtadt rechnen : den engliſcheu Damm ; den Brauerbolzs taum ; und die neue Klapperwiele , wo die aus Polen 'kommenden eichenen Planken ge : brackt und aufbewahrt werden ; ferner den Blei: hof und den Zimmerhof. Im Bezirke von Langgarten und Nie dérſtadt liegt ein in neres fortificatis onsthor , nämlich das Langgarter oder 1 werderſche thor. Ha u p t ftraßen ſind ſech 6 : Canggar's ten , Mattenbuden , der erſte und zweite Steindamm , die Reitergaſſe und die Sch ås ferei.' Dieſe werden von mehreren Quere : Nebens und seitengaſjen durchſchnitten Die Zahl der und mit einander verbunden . Håuſer beläuft ſich auf 567 Nummern . Durch 268 Laternen wird dieſe Gegend zur Nachtzeit erleuchtet , wobei 1 Aufſeher und 7 Anſtecker angeſtellt ſind... zu den öffentlich e 11 Ġeb å uden gehören eine Kirche , die Kirche'zu St. Barbara ; zwei Schulen , die Schule zu St. Barbara und die nieder ſtådtiſche [ 6 ]

>

82 Freiſchule; e i'n Hoſpital ſů St. Bar bara ; das Gouvernement & baus ; das es båude der Acciſes und Zolldirection ; und das Haus der lotteriedirection. Das er : ſtere iſt gegenwärtig zum größten Theil ; das zweite aber ganz zu Caſernen für das franzo: fiſche Militar eingerichtet.

1

7

A

3 weiter

2 a 6 ſ ch nitt .

Bi e ricare i bung'

offentlichen

Ge 6 å u oe

in der t

a

o

1

A. Thore.

2.

Innere Fortificationstyore. b . Thore im Inneren der Stadt.

B.

Deffentliche Gebå ude.

a.

Rathhäuſer . b. Zeughäuſer. C. Artuss oder Junkerhof. d. Kirchen : 1. Lutheriſche Kirchen. 2. Reformirte Kirchen . 3. Katholiſche Kirchen . 4. Bethäurer, Mühlen. f. Die Halle. Der Stadthof. 1 h. Der Sraha. i. Die große Stadtaccife. k. Der , alte Packhof. 1. Die Scharfrichterei.

C.

Alte Thürme.

D.

Die Steinſchleuſe.

to E. Der Buttermarkt. F.

Privatgebäude .

84 ,

POLCCCCC

A. a.

Thore . re .

fnnere Fortifications thore ,

In den inneren Fortificationswållen befinden fich , wie ſchon oben bemerkt , wier Thore und der Baum oder das Waſſers thor. 1. Das hohe Thor; 2. das Jacobs thor ; 3. das Langgar tiſche oder werders The Thor ; 4. das Leegethor. 1. Das hohe Thor ; dieſes führt nach den Gegenden des Petershagere Neugarters : und Olivaerthoresy und den zwiſchen der inneren und äußeren Befeſtigung gelegenen Vors ftádten hinaus . Es beſteht aus dem å ußeren und inneren Thore . Das innere Thor ,. welches 1574 zu bauen angefangen und deſſen Gewölbe 1576 vollendet worden , führt durch iw ei hohe Gewölbe, die rechts und lines (dråge auslaufen , und ſich nach dei Stadt hin erweis tern , unter dem Walle burch in die Stadt. . Nes ben den hohen , zur Einfahrt beſtimmten Ges wolben laufen in beiden , nach der Walſeite hin, niedrige Nebengewölbe zur Bequemlichkeit der

Fußgånger. Die Mitte zwiſchen dieſen Thor: gewölben nimmt der Stock : oder Gefangens thurm , mit ſeinen Hafen und Gebäuden ein , welcher urſprünglich das Stadtthor ausgemacht hat. Dieſer hohe, aus Backſteinen erbaute vlere: ckige Thurm iſt 1346 zur Vertheidigung der Stadt angelegt worden . Die Spike iſt im I. 1508 erbaut und mit Blei gedeckt worden . In derſelben hångt eine Glocke ,

welche eine halbe

Stunde lang vor Eröffnung und Schluß des Thores geläutet wird , und daber die Thoré glocke heißt. Gegenwärtig dient dieſer Thurm, nebit deſſen inneren Hafen zur Aufbewahrung der Baugefangenen und zur Wohnung des Ge: fangenwärters.

Mit dieſem Thurme hångt ein,

über dem inneren hohen Thore, auf dem Walle ſtehendes Gebäude zuſammen , in welchem einige Zimmer für Staatsgefangene find , und ein ana deres , in dem vor Zeiten die Tortur ausgeübt wurde , daber dieſes Gebäude auch noch gegen : wärtig die Peinſtube- genannt wird . Das å ußere hobe Thor , welches die Fronte nach dem Stadtgraben und der Brüde macht, beſteht aus einer hochgewölbten Durchfahrt und zwei Nebengången.

Das Ganze iſt aus gehauenen

Quaderſteinen in ruſtikem Geſchmack aufgeführt, und gibt einen ſehr imponirender Unblick. Die : ſes koſtbare und ſehr geſchmackvolle Gebäude ift im J. 1588 erbaut worden. Bis zum J. 1634 86

87 war die Brüde vor dieſem Thore geſteinbruk: fet , in gedachtem Jahre aber wurde die Stein : brůcke weggenommen, und die Zugbrücke angelegt. 2. Das Jacobs thor ; dieſes führt nach dem Olivaerthor , und den zwiſchen den inneren und äußeren Feſtungswerken liegenden

Vorſtådten. So wie es jeßt da ſteht, iſt es in den Jahren 1633 bis 1636 erbaut worden . Es iſt von Backſteinen aufgeführt ; das gendlbte Portal nebſt den Seitenpforten aber haben eine Einfaſſung von Quaderſteinen . In dem Thurme des Thores hångt eine Thorglocke, welche ebens falls eine halbe Stunde - vor Eröffnung und Schluß des Thores geläutet wird . Eigentlich und urſprünglich beißt dieſes Thor das Heil. l'eichnamsthor ; denn das jacobsthor , welches im ſchwediſchen Kriege 1625 eingegangen und in einen Pulverthurm verwandelt iſt, ſtand nicht weit von der Jacobskirche, wo es noch als . Putverthurm auf dem Walle zu ſehen iſt. 3. Das Langgarter ; oder werderſche Thor , welches nach genden des Werders führt, iſt gleich nad garten 1628 erbauet

dem Kneipab und den Ges und der Nehrung hinaus der Befeſtigung von Langs worden . Es iſt in einem

ſehr einfachen Styl, aus Backſteinen aufgeführt. 4. Das lange Thor. Dieſes führt eben : falls nach dem Werder , und über Prauſt auf die Königsberger Poftſtraße. Es iſt im J. 1626

88 erbaut worden . Seine äußere Façade iſt a la rustique in einem fimplen , aber ſchönen Styl, ganz aus gebauenen Granitſteinen erbaut und iſt der Bemerkung Tebr werth . 5. Der Waſſerbaum beim Ausfluſſe der

Hier iſt die allge:

Mottlau aus der Stadt. meine Paſſage

für alle

See

und

Weichſel:

wärts einfommende und ausgehende Schiffe uno Fahrzeuge. Außer dieſen Thorer der inneren Befeftis gung hatte die Stadt vor dieſem noch drei

1 andere Tbore, nåmlich das ſchon oben erwåbnte eigentliche Jacobsthor , ferner das Holz tbor , welches dem Holzmarkte gegen über gele: gen hat ; und das Karrentbor , welches ſich, unweit der Fechtſchule befand , da wo noch jest der Eingang zu dem befindlich iſt.

Gewdibe unter dem Walle

Dieſe beiden

leşteren Thore ſind

ſchon in dem J. 1573 zugeſchüttet worden , als nämlich der Stadtgraben vom Holzthor ' bis zum hoben Thor , und von da wieder bis zum Kars renthor gegraben ,

das jeßige Rarrenbaſtion er:

baut und der Wal geſchüttet iſt. Ein altes Diarium 'ſagt davon : den 1. Junius 1573 hat man angefangen ,

den Stadtgraben zu machen ,

von dem Holzthor bis zum hohen Thor, und iſt mit Teichgrabern nach Ruthen verdungen ju graben bis aufs Waſſer.

Das hat gekoſtet 2208

Mark. Die andere Hälfte von dem hohen Thor

!

7

89 bis zum Karrenthor haben die Bürger mit ih : rem Gefinde und Pferden zum gutwilligen Schars werk ausgegraben , auch ſind die Lanzknechte, ſo damals in der Beſagung gelegen, mit aufgerich : teten Fähnlein auf Bitte eines Raths in den Graben gegangen , To geſchehen den 28 Auguſt. Den 8. Julius hat man angefangen die Mauer um das Rundel zu machen , aud) iſt die Mauer auf dieſem Tag angefangen von dem Holzthor bis an das Karrenthor. Alles iſt nach Ruthen verdungen worden , vollendet.

b.

und den 24. October alles

Thore im Inneren der Stadt.

Jm Inneren der Stadt, um die rechte Stadt von der Alts und Vorſtadt zu ſchets den ,

und die Verbindung mit der Speichers

inſel zu eröffnen , befinden ſich , wie ſchon oben bei der Rechtſtadt bemerkt worden , mehrere Thore , von denen einige eine påhere Anzeige verdienen . 1. Das Langga Ter Thor , welches aus einem großen Portal und zwei Nebenpfors ten beſteht. Es wurde im J. 1612 zur Zierde : der Stadt aus gehauenen Sandſteinen aufge: führt. Es iſt ein geſchmackvolles , im italieni: ſchen Styl aufgeführtes Gebäude , oben mit eis ner Baluſtrade geziert , auf welche im J. 1648

go acht allegoriſche Bildſäulen geſtellt wurden . Im Í . 1804 wurde die obere Etage deſſelben zy eis ner Kunſt- und Zeichenſchule' unter der Direç: tion des Profeſſors Breißig eingerichtet . 2. Das grüne Thor. Durch daffelbe geht man vom langen Markte nach der grünen Brücke, welche über die Mottlau nach der Speis cherinſel führt, ſo wie auch auf den Kay der Mottlau , welcher die lange Brücke genannt wird , und mit verſchiedenen Krambuden beſegt tſt.

Dieſes grüne Thor nimmt die ganze

Breite des langen Marktes ein . Es hat drei große Portale , von denen zwei zur Pariage dienen , das dritte aber in die große Stadtwage führt. In früheren Zeiten wurde dieſes Thor das Koggenthor genannt , weil es im I. 1463 aus dem confiſcirten Vermögen eines reichen Danßiger Bürgers Martin Kogs ge erbaut war , der angezettelter innerer Unrus hen halber im I. 1457 enthauptet wurde.

Die:

ſes alte Roggenthor wurde im J. 1563 abge : brochen , und bis zum J. 1568 neu gebaut und gewéibet, und von dieſer Zeit an erhielt es mit der daran ſtoßenden Brücke über die Mottlau den Namen das grüne Thor und die grüne Bruce . Im J. 1645 wurde der große Saal über dieſem Thore ausgebeſſert und neu deco : rirt , um daſelbſt die Braut des Königs Ulas dislai IV . Maria Ludovica Gonzaga bei

91

ihrer Durchreiſe aufnehmen zu können . Im J. 1693 wurde die Façade mit gehauenen Steinen bekleidet. Im J. 1567 begehrten königl. polniſche Ab . geſandte, daß dem Könige , wie ihm ſolches im I. 1454 zugeſagt Tey , ein Pallaſt nebſt Stal: lungen und Kornſpeichern eingerichtet und erbaut werden ſollten . Damals beſtimmte man denn das Roggenthor zum königl. Palaſt, die nach dem Waſſer liegende Seite der Ropergasſe zum königl. Roß und Wagenhauſe ; und die entgegen gefeste Seite der Straße zum Korn : magazin . Dieſer Entwurf erhielt auch die Ein : willigung aller drei Ordnungen , die Ausführung deſſelben wurde aber durch die unruhige Bür: gerſchaft gehindert und geſtdrt. Gegenwärtig iſt der große Saal dieſes Ges båudes nebſt ein paar Nebenzimmern der hies ſig en naturfordenden Geſellſchaft eins geräumt , welche ſeit dem J. 1746 in denſelben ihre Verſammlungen Gålt, und ihr ſchönes Cas binett aufgeſtellt hat. 3. Das Kubtbor , welches aus der Hundegaſſe über die Kuhbrücke nach der Speia cherinſel führt. 4. Das fiſcher thor , welches aus der rechten Stadt nach der Vorſtadt führt. 5. das

Das

Ketter hagiſche Thor

ebenfalls , nach

der Vorſtadt führt.

Un

92

daſſelbe ſtoßt das G te ßha u s !, in welchem das Gefchüß und die Gloden von dem Glockengies Ber der Stadt gegoſſen wurden , der auch da: Felbſt freie Wohnung hatte. Gegenwärtig wird daſelbſt die Münze der Stadt,

unter der

Direction des Stadtbaumeiſters Held angelegt , nachdem das alte Münzgebäude auf der als ten Stadt unter preuß. Hoheit verkauft und in eine Zuckerraffinerie verwana

gegenwärtig delt iſt.

6. Das Haus t bor ; dieſes führt vom Damme nach dem altſtådtiſchen Graben . Seis nen Namen hat es davon , daß es nach dem Hauſe oder Schloſſe führte ; alſo ſo viel wie Schloßthor. 7. Das breite Thor ; es führt am Ende der breiten Straße aus der rechten Stadt nach der Altſtatt. Dieſe Thore werden nie geſchloſſen , ausges nommen das Kubthor und die auf die lange Brücke führenden Thore , welche eine halbe . Stunde nach dein Låuten der Thorglocke geſchloſs ſen werden . Dahin gehört auch 8. Das Krahnthor , welches aus det

breiten Garte auf die lange Brücke führt. Es iſt 1411 , nachdem das alte Thor tehſt der Drebergaſie abgebrannt ,

in

der jebigen Form

unter mancherlei Widerſpruch und Hinderniſſen von Seiten des Qrdens erbaut worden . Der

1

l 293 daſelbſt befindliche Krahn dient beſonders zum Ausladen der Feewårts einkommenden Weine und engliſchen Biere. Ein Theil dieſes Thores ift die Wohnung des Krahnmeiſters , welcher ſonſt auch Krahnjunker genannt wird . Ders jenige Theil der langen Brücke, welcher zwiſchen dem Krahnthore und dem Heil . Geifts thore liegt, wird die Weinbrú ck e genannt. 9. Das M i Ich kannen : Thor ; dies . ſes führt von der Speicherinſel über die Milch kannenbrücke nach Langgarten . " Es war ,

ehe Langgarten mit in die Feſtungswerke gezos gen wurde ,

daß äußerſte Stadtthor , und die

hinter den Speichern herum gehende neue Motts lau war der äußerſte Graben der Stadt. Das Thor liegt zwiſchen zwei ſtarken Thürmen, wel: che es vertheidigten , und zur Erleichterung dies ſer Wertheidigung hat das Thor gegen die Brücke eine ſolche Lage, daß man um das Thor zu ers reichen , erſt um den Hauptthurm eine krumme Linie beſchreiben muß.

B.

Deffentliche a.

Gebåude.

Rathhå uſer.

Danßig hat zwei Rath he uſer , das rechtſtädtiſche und das altſtadtiſche; 'und

94 in noch früheren Zeiten auch noch ein , drittes , nämlich das Rathhaus auf dem Hadel : werk , welches in der Gegend der Nuttler : galle gelegen hat , und im J. 1455 abgebro : chen

iſt.

Im I. 2674 hat man daſelbſt beim

Unbay neuer Håuſer ſehr ſtarke Grundmauern in der Erde gefunden . 1 . Das recht ft å dtiſche Rath ? ba u 6 ; dieſes nimmt die linke Ecke der Lang : gaſte ein , wenn man vom Langgafferthör hinun : ter geht. Es iſt nicht genau bekannt, wenn dieſes Rathhaus zuerſt erbaut worden ; wahr: ſcheinlich datirt es feine Entſtehung mit der Ent: ſtehung der rechten Stadt im J. 1311 ; denn nach alten Nachrichten ſoll im J. 1312 die Beut: lerg'aſſe nebſt einem Theile der Langgaſſe bis an das Rathaus abgebrannt ſeyn. Es ift ein altes , weitläufiges , aus zwei Etagen und einem Sousterrain beſtehendes Gebäude, welches ſeine Hauptfronte nach der Langgaſſe kehrt, und ſich durch eine ſchöne ſteinerne Doppeltreppe und ein geſchmackvolles Portal aus weißem Stein gehauen , empfiehlt.

Treppe und Portal iſt im J. 1768 von einem für die Kunſt zu früh ver: ſtorbenen Kunſtler Eggert erbaut worden . Aus der Mitte des Gebäudes, über dem Eingange ſteigt der ſchöne Thurm in die Höhe , welcher zuerſt im J. 1465 erbaut tourde und deſſen Spiße aus fünf neben einander errichteten klei:

95 nen Thürmen beſtand . Dieſer brannte aber im g . 1556 den 3. October bis auf das Feuerfeſte Gewdlbe ab , welches über dem Eingange bes findlich iſt, und der große Chriſtoph genannt wird , in welchem das ſtädtiſche Archiv aufbez Vom J. 1559 bis 1561 wurde wahrt wird . der Thurm aufs neue iu

der gegenwärtigen

ſchlanken Geſtalt wieder - erbaut.

Seine Hdhe

beträgt genau gemeſſen 135 Ellen und 13 Zoll. Uuf deinſelben iſt im J. 1561 ein Glocken : ſpiel angelegt , welches aber nur bei ganzen Stunden ſingt, und aus der Kammereicaſſe uns terhalten wird . Auf der Spike dieſes zierlichen Thurmes ſteht ein geharniſchter, im Feuer ſtark vergeldeter Mann , welcher über 3 Elen boch iſt, und ſich vermittelſt der um den Leib tragens den Binde mit dem Winde dreht. Dieſe Figur iſt im J. 1561 auf den , Thurm gefekt worden , nachdem er aber durch die Zeit und große Stür: me wankend geworden , iſt er im J. 1708 hers ab genommen und nachher aufs neue wieder hins auf gebracht und befeſtigt worden . Bei der Ges legenheit hat man gefunden , daß dieſe Figur mit der Stange und Fahne 64 Pfund wiege. Im Inneren dieſes Gebäudes Find außer den Ver: ſammlungszimmern des Magiſtrats und der gros Ben Ordnungsſtube, noch die Locale für die Kåm. merei, des Secretariat , die Regiſtratur und die Kanzellei.

In einigen dieſer Zimmer finden ſich

96 hin und her verſchiedene alte Mahlereten von ſehr verſchiedenem Werthe. Im obern Stocke ſind är: reftſtuben für Bürger und die Wohnung des Im Sousterrain find Gefängniſſe für Vagabonden und anderes ſchlechs tes Geſinpel, wie auch Wohnungen für den Gies

Rathhaus 6 Aufſehers .

fangenwärter. Vermittelſt der. Rathsapotheke aufdem Schnüffelmarkte , hat dieſes Gebåude einen Ausgang nach gedachter Straße. Im I. 1805 wurde dieſes Gebåude mit einen Blißabs leiter verſehen . 2. Das alt ſtå otiſche Rathaus. Dieſes liegt zwiſchen der Schmiedegaſſe und Pfefferſtadt auf einem freien Plake.

Ju der

gegeriwärtigen åußeren Geſtalt ift es im J. 2587 erbaut worden . Schon früher ſtand, hier ein Rathbaus der Altſtadter , welches aber nur von Holz gebaut war , und vermdge eines alten Cons tracts vom J. 1480 dem Hoſpital zu St. Eli: ſabeth einen jährlichen Grundzins bezahlen muß : te. Auf dieſem Rathhauſe hatte der Magiftrat und das Schoppengericht ſeine Verſammlungss zimmer und im Sousterrain war die altſtádti: ſche Stadtwage. Im J. 1790 wurde in dieſem Gebäude dem berühmten Aſtronomen Johannes Hevelius , welcher ein Mitglied des altſtädtiſchen Raths geweſen war, auf Veranlaſſung des Kos niges von Polen , Stanislaus Auguftus, ein Denkmal errichtet, welches aus ſeiner wohlge: troffe:

97 troffenen Büfte aus Erz gegoſſen , beſtand, die gedachter König dazu geſchenkt hatte , und die auf einem Piedeſtal von geſchliffenem Granit ruhte. Gegenwärtig befindet ſich dieſe Büſte auf dem Saale der naturforſchenden Geſellſchaft über dem grünen Thore. Nach der königl. preuß . Befiunahme,

da

die Eriſtenz des altſtådtiſchen Raths und Ges richts aufgehoben wurde , ſtand dieſes Gebäude ohne Beſtimmung da , und diente nur zur Zies hung des Lotto . Seit 1803 aber wurde es fum Stadtgerichtshauſe

beſtimmt,

erhielt zu

dem Ende eine ganz verandecte innere Einrich: tung , und wurde im I : 1800 im Monat Au. guſt von dem königl. preuß . Stadtgericht und dem dazu gehörigen Secretariat , Regiſtratur, Kanzellei und Archiv bezogen. Gegeriwårtig wird es zum Siße des ſtådtiſchen lottocomtoirs beſtimmt werden. Unweit von dieſem Gebäude , hart an der Radaune, wurde zu gleicher Zeit im J. 1803 ein neues Gebäude erbaut , um in demſelben die Ar: reſtanten und Inquiſiten aufzunehmen . 3. Das Sch op penhaus ; dieſes liegt auf dem langen Markt.e , neben dem Arthuss oder Funkerhofe ,

waſſerwårts.

Es unter :

ſcheidet ſich von den übrigen Privathåuſern durch nichts , als durch ein hobes eiſernes Gitter vor dem Eingange , und einer vergoldeten Bildſäule der [ 7 ]

98 Verechtigkeit auf dem Giebel. das

Stammhaus

der

Es war ehedem

Familie . Schmieden .

Durch Verehelichung der Tochter des Burgers meiſters Sdymieden mit dem Dr. Med . Glores mey er kam es in den Befik des lekteren , wel:

7

cher es in Uebereinſtimmung mit ſeiner Ehegattinn gegen eine Leibrente von jährlich ein tauſend Gulden und den Genuß des Hinterhauſes und der davon abhångenden Buden

auf . Lebenszeit

dem Gericht erbs und eigenthümlich übertrug. Das alte Scho p penbaus , welches auf der andern Seite des Urthushofes lag, war von ei: nem Danziger Bürger Claus Stufing im I. 1451 zur Unterhaltung der Capelle des Upo: ſtels Bartholomäus in der Oberpfarrkirche ges ſtiftet und verſchrieben worden . Im J. 1553 wurde es von E. Rath nach Uebereinkunft mit den Vorſtehern der gedachten Capelle gegen eis nen jährlichen Zins von 45 Mark zum Gebrauche des Schöppengerichts übernommen ; und nachdem der Gebrauch der Capelle nach der Reformation aufgehört, und die Kämmerei eilf Jahre Zins ſchuldig geblieben , ſo hat E. Rathy im 9. 1581 mit den Vorſtehern ' der Capelle einen neuen Contract abgeſchloſſen , und dieſem gemäß blieb es für die Zukunft bei den ſtipulirten 45 Mark jährlichen Zinſes an die Capelle, was aber die aufgelaufene Schuld von 495 Mark betraf, ſchent: ten die Vorſteher die vierhundert Mark an das

1

99

Gymnaſium , mit dem Bedinge, daß ſolche jahrs lich mit 8i Procent dem Gymnaſio von der Kammerei verzinſet wurden . Die fünf und neun ; i zig Mark aber mußten baar an die Capelle er: legt werden. Als nun im J. 1556 die Vorſte: ber der Capelle, ſolche mit allem ihrem Nugen und Einkünften den Vorſtehern des Hoſpitals zu St. Gertrud in Petershagen übertragen, ſo zahlte von da ab die Kämmerei für das alte Schöppenhaus die 45 Mark Zins an gedachtes Hoſpital, und 84 Procent Intereſſen von viers bundert Mare Capital an das Gymnaſium . Diejes alte Schoppenhaus war durch die Reihe der Jahre ſehr baufällig und für die Schriften und Papiere des Gerichts zu enge geworden . E. Gericht kam daber im J. 1709 mit einer Vorſtellung bei E. Rath ein , worin es darauf anitrug, das Schmiedenſde Stamms baus gegen eine jährliche Leibrente von den Gloſemeyerſchen Eheleuten zu acquiriren und die erforderlichen Bauten aus der Kammereicaſſe zu beſtreiten . Ein Rath willigte unter dem 18 . October 1709 ein ; die Schenkung wurde im December 1709 vollzogen , und der Bau, welcher ſechs tauſend neun hundert und ein und zwans zig Gulden gekoſtet , unternommen und ausges Im J. 1712 wurde darauf auch der führt. alte Siebel abgebrochen , und der gegenwärtige dafür erbaut.

100 Das alte Schoppenhaus wurde im f. 1719 an einen Bürger Wilhelin Schade für 3560 Guiden verkauft , und ihm im Erbbuche zugeſchrieben.

b.

Zeug h å u ſe r.

Deren gibt es zwei in der Stadt ;

das

eine , das ſo genannte alte 3 eugha u 6 , liegt auf der rechten Stadt zwiſchen der Wollweber : und Scharrenmachergaſſe , mit der Hauptfronte gegen die Joppengaſſe gerichtet , und durchgehend nach dem Koblen : markte oder Dominiksplane. Das zweite , das neue 3 e ug ba us , liegt auf der Vorfadt hart am Walle, nicht weit vom lees gen Thor. J. Das alte 3 eugh an 8 wurde im 1005 erbaut. Es beſteht aus vier Giebelii , und hat zwei Haupt- und ein Bodengeſchoß. Es iſt nur von Backſteinen erbaut , aber die Giebelſpi: ken ſind mit einer ſchweren Paft von gehauenen Die Steinen bis zur Heberladung verziert. Hauptfronte gegen die Joppengaſſe hat zwei hohe gewdlbte Eingänge, die mit ſteinernen Ein : faſſingen verziert ſind . Zwiſchen beiden Ein: gången ſteht ein ſteinerner Brunnen von guten Verhältniſſen. Das Ganze bildet eine Art von runder offener Capelle. Ueber der Bruſtlehne

101 erheben ſich vier gut gearbeitete Såulen, welche eine Kuppel tragen . Ueber dieſem Brunnen in der Mitte des mittleren Geſchoſſes ſteht in ei: ner Niſche der Hauptmauer eine Statue der Minerva qus Sandſtein gehauen, aber zu hoch , als daß man ihren Kunſtwerth beurtheilen könnte. Am rechten und linken Flügel dieſer Hauptfronte ſpringen zwei achteckige Thürme vor, welche die Treppen des Gebäudes enthalten , vermittelſt de : ren man bis in das Bodengeſchoß dieſes Ges baudes hinauf ſteigt. Beides ſind Schneckens treppen , von denen die eine ohne Kerii erbaut iſt, ſo daß man von unten nach oben zwiſchen den Windungen hinauf Feben kann ; die andere iſt mit einem Kern erbaut , wobei zu bemerken , daß jede Stufe ſammt dem ihr entſprechenden Cylinder aus einem Stücke Stein gehauen iſt. Die hintere Fronte nach dem Kohlenmarkte bin, iſt der Hauptfronte ganz ähnlich , nur fällt der Brunnen, die Statue im mittleren Geſchore und die koſtbare Vergoldung der Zierathen weg . Dafür erblickt man in der Mitte des Erdge : ( chorſes an der Mauer die Bildſäule eines ges harniſchten Mannes , den einige zu einer Bild: ſåule des Kriegsgottes erheben, andere zum Denk: mal eines Scharfrichters machen , der in ſeinem Metier eine beſondere Kunſtfertigkeit beſeſſen ha : ben ſoll. 216 Erbauer dieſes ſtattlichen Bebaudes wer:

102' den der Bürgermeiſter Bartel Schachmann und die Rathmanner Johann Spey mann v . d . Speye, und Johann Proitè genannt. Vor der Erbauung dieſes Zeughauſes wurde das Waffengeråth an verſchiedenen Orten der Stadt aufbewahrt. So wurden z . B. Kugeln und gros bes Geſchüß in dem fangen gewölbten Raume des Speichers verwahrt, der in der Hundegaſſe neben an der ſtadthofſchen Schmiede gelegen iſt, deſſen obere Etagen zu Schüttungen für den Bes darf des Stadthofes gebraucht wurden . Für das kleinere Geſchüß und andere in jenen Zei: ten gebräuchliche Waffenrüſtungen dienten die in der Schiebenreitergaſſe ( ur:

Beiden ,

ſprünglich wohl Scheibenreitergaſie) gelegenen Häuſer unter der Servisnummer 1259 und 1260 , an deren Giebeln und Fronte man noch heutiges Tages die Symbole ihrer alten urſprünglichen Beſtimmung in Bruſtharniſchen , Helmen, Waf: fenhandſchuhen u . dgl. gewahr wird ; auch iſt die Giebelſpiße des einen Gebäudes mit einer aus Eiſenblech ſehr kunſtreich gearbeiteten Ritter : figur geziert. Im Inneren des Zeughauſes fand man ſonſt im Erdgeſchoſſe , welches durch ſtare gemauerte Pfeiler unterſtüßt wird , und durch : aus keine Abtheilungen hat, eine bedeutende An: 1 zaht grobes Geſchüß , unter welchem ſich alte Kartaunen und Mörſer von ungebeurer Größe

1

1 103 vorfanden. An den Wänden umher waren Sturin: hauben , Helme und andere alte Waffenrüſtuns gen aufgeſtellt.

Auch traf man einige Automate an, welche Stadtſoldaten vorſtellten , die das Gewehr präſentirten und feuerten . Das ſchöne Denkmal Johannis IIl von Schweden , deſs ſen Bernoulli in ſeinen Reiſen Bd . I. S. 335 mit Lobe erwähnt, befand ſich ſchon lange nicht mehr hier , ſondern wurde auf Anſuchen des ſchwediſcheu Hofes vor etlichen und zwanzig Jahs ren , von der Stadt an Schweden verabfolget. Dagegen fand man in dem Verſchlage , wo jes nes Denkmal aufgeſtellt geweſen , war , das aus gefärbtem Wachs künſtlich gearbeitete Bruſtbild des Königes Stanislaus Auguſtus yon Po: len , von dem Künſtler du Bút verfertigt. Im mittleren Geſcholle , welches in vier Såle abgetheilt iſt, wurden eine Menge Flinten, Degenklingen, Bajonette und andere, ſowohl alte als neue Mordgewehre aufbewahrt, unter denen fich mehrere ungeheure Schwerter aus den Rit: terzeiten merkwürdig auszeichneten . Von Kunſt: Merkwürdigkeiten ſay man hier eine ſehr ſchön gearbeitete Statue des H. Adalbert aus wei : fem Marmor , der auf einem Küſſen von gelbs röthlichen Lumachelle Aniete . Die Bildſäule war in Italien gearbeitet, und für eine katholi: dhe Kirche in Polen beſtimmt ; da fie aber nicht bezahlt werden konnte , ſo kam fie pfandweiſe

104

nach Danfig ; ferner die Bildfåulen der Erbauer des Zeughauſes Sch a ch mann und Spep : mann und eines Grafen von Egmont, ſämmtlich zu Pferde , in vollſtändiger alter Rús ſtung und in Lebensgroße ; endlich mehrere Aus tomate z. B. der Gott des Krieges , filzend auf einem aus lauter Waffenſtúden künſtlich zuſams men . geſekten Throne, der ſich von ſeinem Sike erhob , wenn man ſich ihm nåberte , mit dem Kopfe nickte, die Augen bewegte , und auf defreni Wink" mit dem Commandoſtabe , die ihn umges benden Pfeifer ſich hören ließen . Man zeigte ferner ein außerordentlich ſchweres Musqueton , welches mit beiden Sjånden aufzuheben alle anas ſtrengung erforderte , deſſen ungeachtet hat K. Aus guſt II. - und der verſtorbene preuß . General von Favrat es mit ſteifein Arm aufgehoben , und Erſterererol és fogar abgefeuert haben .

Im Bodengeſchofre fandman lauter alte Rüſtungen, Harniſche, Sturmſenſen , Morgen. ſterne u . dgl. dem Liebhaber von vaterländiſchen Alterthümern aber war eine den Kreuzberren ab: genommene Ordensfahne aus ſchlechtem wollenen Zeuge nicht gleichgültig . An fünftlich damaſeirten und ausgelegten Gewehren aller Art war in dieſem Gebäude fein Mangel, und an mehreren mußte man bald den Kunſtfleiß , balo den guten Geſchmack , bald die finnreiche Erfindung loben .

105 Alle dieſe Waffen und Kunſtfachen ſind ge genwärtig ausgeräumt und zum Theil zerſtreut worden, nachdem dieſes Gebäude in unſeren neues ſten Zeiten zu einem großen Lazareth für die franzöſiſchen Truppen -hat eingeråumt und eins gerichtet werden müſſen . Neben dieſem Zeughauſe , auf einem Hofe nach dem Kohlenmarkte Bin, iſt im J. 1636 ein maſſives Debåude aufgeführt worden , in wels chem veraltetes ſchweres Geſchüß und zur Ar: tillerie gehörige Sachen aufbewahrt wurden . Al Merkwürdigkeiten zeigte man hier einige lederne, aber mit Eiſen gefütterte Kanonen , die man dem K. Guſtav Adolph abgenommen hatte ; fer: ner eine Kanone mit neun Mündungen u . [.w . Das Gews 16e unter dem Zeughauſe, wel: ches zur Zeit an die Schna aferche Wein : bandlung vermiethet iſt, ruht auf 15 Granit: pfeilern , die aus einem Blocke gehauen ſind . Dies ſes ungeheure Gewslbe verdient als ein Denks mal alter ſolider Baukunſt mit Aufmerkſaníkeit betrachtet zu werden . auf der Vors Das 11 eu e 3 eugbau

ſtadt wurde im J. 1644 von Hackſteinen erbaut, und diente zur Aufbewahrung des zur Ausrüs ſtung der Cavallerie gehdrigen Zeuges"; ferneç zur Aufbewahrung alter Triumphbogen, koloſas ler Bildſäulen und anderer nicht gar künſtlicher Kunſtfachen , deren mart ſich bei königlichen Eins

106

jugen und anderen Feierlichkeiten bedient hatte. Nach der preuß . Beſignahme wurde es ausges räumt, nnd das Unnüße verkauft und ſeine Bes ſtimmung war , daß die Garniſon im Winter und bei ſchlechtem Wetter in demſelben exercirte. Vegenwärtig ſteht es ganz leer. Als Anhang zu den Zenghauſern gehört das Laboratorium , welches auf dem inneren Walle zwiſchen dem hohen und Jacobsthore bei der ſo genannten Silberhütte liegt. In den tie : fen , unterirdiſchen feuerfeſten Gewölben dieſes Gebäudes wurden vor der k. preuß . Beſitznahs me gefüllte Bomben , Granaten , Kartåtſchen u . dgl . in bedeutender Menge aufbewahrt , und in dem daran ſtoßenden Gebäude hatte der Coins mandeur des Artilleriecorps ſeine Wohnung ; auch war ſowohl damals als zur Zeit der preus Biſchen Beſikung die Artilleriewache daſelbſt. In den lekten Zeiten wurde in dieſem Gebäude nur ein Depot von Pulver und Artilleriegeráthſchaft aufbewahrt , und der Zeuglieutenant hatte ſeine Wohnung daſelbſt. Im Bombardement 1807 wurde dieſes Gebäude in der Nacht von 26. auf den 27. Aprill von einer Bombe beworfen , die Gebäude über der Erde brannten ab , und die unterirdiſchen Gewölbe ſtürzten bis in die Ties fe ein .

1097

Der Arthushof

au di Junker hof und Borſe genannt . Der Arthushof , oder wie dieſes Ver båude gewöhnlicher genannt wird, der Junkers hof roll 1370 zu bauen angefangen und im J. 1379 vollendet ſeyn.

Vorher ſoll daſebſt eine

zur Nicolaikirche (Schwarzmünchen ) gehöri: ge Capelle geſtanden haben, und der Kloſtergarten befindlich geweſen ſeyn . Seine urſprüngliche Bes ſtimmung war , daß ſich dort die angeſehenen Bürger , in der Vorzeit Junker genannt, zu Trinkgelagen verſammleten , daher der Name Junkerhof entſtanden

iſt. Um bei dieſen Ges

lagen eine gewiſſe Ordnung zu beobachten , Ges reße und Abſonderungen einzuführen , theilten fid, dieſe Funker in gewiſie Banfe oder Si : be , wo nur diejenigen Plaß nehmen durften , welche zu dieſen Banken gehörten und ſich ihren Stiftungen und Einrichtungen unterworfen hats ten . Solcher Bånfe waren ſechs : die Rein : boldsbank ; die Chriſtopher oder Lübſche Bant; die Bank der 5. drei Könige; die marienburger Bank ; die bollándiſche Bank nnd die Schiffer bank.

Unter dieſen

war die Reinholdsbank die vornehmſte und angeſehenſte, indem ſie nicht bloß die geehrteſten

1

108 Bürger, ſondern auch Mitglieder des Raths uns ter ihre Brüder zählte. Die älteſte Nachricht von dieſer Bank findet man vom J. 1481 , da in ihrem Buche alſo ſteht: In den 1481 Jore do quamen wier uf ,, Konig Artushofe to drinden den trſten Sons mr.dagh in deme Advent do wort in St. Rein:

:

, holdus Bank czu Voite gekohren Austen ,, Tiergart und Hans Schew czu ſeinem ,, Stadtholder ; ' czu ſeinem Schriber worden ges ,, kohren Klaus Drageheim und Balker Damals hat die ,, Oreibe ſein Geſell. “ Anzahl der Genoſſen dieſer Bank aus 106 Mits gliedern beſtanden .

Dieſe Bruderſchaft hat in

der Pfarrkirche ihre eigene Capelle ,

welche die

St. Reinholds Capellie heißt. Von jener Zeit, da dieſes Gebäude die Bes

ſtimmung einer dffentlichen Reſſource hatte, rührt noch der am Ausgange gegen Norden hin befinds liche zinnerne Schenktijd und das darüber be: findliche Muſikchor , auf welchen im J. 1798 eine von der Kaufmannſchaft dorthin geſchenkte acht Tage gehende Uhr aufgeſtellt wurde. Eine Handſdrift aus dem Anfange des XVII. Jahrhunderts ſchildert den Gebrauch dieſes Ger bäudes alſo : ,, daß die Bürgerſchaft bei Abends . Zeiten, nach verrichteten Geſchäften zuſaminen re gekommen , und mit einander daſelbſt getruns ,, ken, allerhand nügliche Geſpräche mit aller Be :

109 cheidenheit gehalten ; ja Togar wenn irgend ets ,, wa einer oder der andere einen Gaſt, aus den ,, Städten und Orten bekommen , ihn faſt nicht n beſſer zu ehren gewußt , als daß er ihn mit ,, auf den Junkerhof gendthigt , nicht allein um ,, eines guten geſunden Trunkes Dankiger Bies is res zu genießen , ſondern inſonderheit die gute ,, Ordnung und bürgerliche Vertraulichkeit ſo ,, alda vorgegangen , mit anzuſehen . " - Dieſe urſprüngliche Beſtimmung des si o fes , wie man dieſes Gebäude auch nannte, kam nach und nach ab ,

und es erhielt ſeine gegenwärtige Beftims

mung. Schon im I. 1595 bat die dritte Qrd: nung , oder die Deputirten aus der Bürgeridhaft, daß E. Rath, die ſchon ſeit einiger Zeit verſpro. chene Kaufmannsbörſe eturichten laſſen möchte . Dieſes Geſuch

wurde zu verſchiedenen Zeiten

von der einen Seite wiederholt ,

und von

der

andern auf gelegenere Zeit verſchoben , bis im I. 1650 ein Rathsſchluß beſtand, daß das grúne . Thor zur Kaufmannsbörſe eingerichtet werden ſolle. Da ſich aber auch hier wieder Schwierigs feiten fanden , ſo ward im J. 1656 den 7. Nos vember aus Schluß ſämmtlicher Ordnungen bes liebt, daß der Arthushof gånzlid geſchloſſen wer: den ſolle. Aber auch dieſes hatte wieder einen Anſtand ,

bis endlich im I. 1676

dën 21. Des

cember ein Rath nochmals erſucht wurde , Arthushof zur Kaufmannsbörſe zu mader ,

den

110 Dieſes Webäude, zu welchem man auf eis ner ſchinen , breiten ſteinernen Treppe hinauf ſteigt, fteht auf dem langen Markte von der Langgaſſe kommend linker Hand in der Reihe der übrigen Gebäude. Es geldynet ſich aber durch ſeine ſchöne , gothiſche Façade aus ges hauenen Steinen , durch ſeine vergoldeten Ziera:. then , und durch ſeine großen Kirchenfenſter vor den andern Gebäuden auf den erſten Blick aus. Das Innere iſt ein großer gewölbter Saal, deſa ſen Gewdibe von vier ſchlanken Säulen von pos lirtem Granit getragen wird , und der mit vers ſchiedenen Kunſtfachen geziert iſt. In der Mitte befindet ſich die von Meißner gearbeitete Statue Auguſt III. aus weißem Marmor, wels che auf einem Piebeſtal ſteht, welcher mit einem künſtlichen Eiſengitter umgeben iſt. An den Wän : den umher befinden ſich mehrere Gemåblde, Bass reliefs, Statúen und andere Kunſtſachen , unter denen folgende des Bemerkens vorzüglich. werth ſind . Das jüngſte Gericht von Anton Mål: ler , einem Schüler Raphaels , welches im J. 1601 gemahlt iſt. Man bemerkt es gleich beim Eintritte vom langen Markte rechter Hand. Es iſt in einem großen Styl und im Geſchmack der italianiſchen Schule gearbeitet, und verdient die Aufmerkſamkeit der Kenner in einem boben Grade. ; Sowohl Zeichnung , als Colorit und Gruppirung verrathen den gebildeten und dens

111 kenden Künſtler. Es iſt gegenwärtig wohl das erſte Kunſtwerk ſeiner Urt in Danzig . Unter dieſem Gemåhlde ſtanden ehedem die Schranken, in welchen das Shoppengericht ſeine offentlichen Sißungen hielt. Auf derſelben Seite, nach dem alten, 38 Fuß hohen Ofen hin , bemerkt man ein alegoriſches Gemahlde von einem unbekannten Meiſter, wel ches zwar nur von mittelmåßigem Kunſtwerthe iſt, aber der ſonderbaren Idee wegen bemerkt zu werden verdient. Es ſtellt nämlich den Clerus unter dem Bilde eines gen Himmel ſegelnden Schiffes vor , welches voller Monche iſt. Die Laien ſind unter dem Biloe von Schiffbrüchis gen vorgeſtellt , denen hier und da von den ſes ligen München ein Strick , ein Haken, oder sonſt dergleichen aus Barmherzigkeit zugeworfen wird, um dieſen oder den mit in den Himmel nachzus ſchleppen . - Bemerkenswerther von Seiten der Kunit ſind einige Gemåhlde von alten Dangiz ger Meiſtern , als : eine Gerechtigkeit von Hofmann , verdient eine vorzügliche Bemers kung ; ferneư eine Madonna von Stech und ein ſchöner Chriſtuskopf von demſelben Meiſter. Sonſt findet man noch von der Des de berabhängende Modelle verſchiedener Kriegs: Sånden umber uraltes ſchiffe ; und an den und einige Fahnen . Rüſtzeug altes chnikwerk,

Jus dieſem Gebäude kommit man über eis

112 nes kleinen mit Krambuden beſekten Hof nach dem Schnüffelmarkte. Unter dieſem Gebäuts de iſt der Rathsfeller befindlich. In dieſem Gebäude ivird, wie auf dem Schnüffelmarkte und der benachbarten Kråmergaſſe der Weih: nachtsmarkt gehalten , und beſonders pflegen die Tiſchler ihre verfertigten Arbeiten in dieſem Ges båude aufzuſtellen . Im J. 1806 wurde dieſer Junkerbof , nebſt dem daran ſtoßenden Schop : penhauſe zu einem Lazareth für die Garniſon eingerichtet, und ſeit dieſer Zeit ſteht es verſchloſ: ſen da , indem es auch im Bombardement 1807 gelitten hat ,

und alle ſeine Fenſter gerſprengt

worden ſind . Die Gegend

des langen Marktes vor

dieſem Gebäude bis nach der Kürſchnergaſſe hin , heißt im gemeinen Leben : vor dem Hofe ; uns daſelbſt halten die Kaufleute die Borſe , machen ihre Geſchäfte ab, und alle Gebäude und Grundſtücke, die zum öffentlichen Verkaufe ge: bracht werden , werden hier von dem befteliten Nuctionator um die Börſenzeit verſteigert. In ålteren Zeiten hat es außer dieſem Ar: thushofe , noch einer zweiten Hof gegeben : denn in einer geſchriebenen alten Chronik findet fich folgende Nachricht: ,, im J. 1476 branyte wder Arthushof ab , und am grünen Donners : ,, tage ſelbigen Jahres brannte der kleine Hof i , auch

113 , auch ab ; auf der Stelle hat Teves Kerle 11 gebaut gegen dem Kathhauſe über.“ Vor dem Arth us oder funkerhofe ſteht ein ſchåner, im J. 1633 aus einem grauen

Sandſteini erbauter und im J. 1634 mit einem eiſernen Gitterwerke umgebener Brunnen , auf welchein ein aus Erz ſehr gut gegoſſener Neptun ſtebt, aus deffen Dreizack und den ihn umges benden Meeryferden , wenn die Röhren geðffnet werden , Waſſer hervor ſpringt. Der Künſtler, welcher dieſe Gruppe gegollen , iſt unbekannt. Der Bau dieſes Brunnens bat damals über bundert tauſend Mark gekoſtet , und zu dem Gitterwerke ſind vier und zwanzig Schiffs pfund Eiſen verarbeitet, von denen das Pfund acht Orol.ch en zu ſchmieden , nach damaliger Währung , gekoſtet hat.

d. I.

Kirchen .

Lutheriſche Kirchen in der rechten Stadt. 1. Oberpfarr- oder St. Marienkirche. Dieſe Kirche liegt bei nahe im Mittelpuncte

der Stadt zwiſchen der Soppengaſſe , Heil . Geiſtgaſſe, Frauengaſſe und dem Schnů fs felmarkte: In der Form naht ſie ſich einer Kreuzkirche. Das Jahr ihrer Erbauung iſt 1343 ju Folge einer uralten Inſchrift , die ſich aber [8 ]

1

1

114 dem Eingange in die Sacriſtei vorfindet und als ſo lautet : Anno Domini MCCCXLIII feria quarta post Laetare positus est primus lapis muri civitatis Danzk . et post ea proxima feria sexta positus est primus lapis muri Ecclesiae beatae virginis Mariae cụjus Dedicatio celebra , bitur Dominica proxima post festum nativita tis Christi. Der Stifter dieſer Kirche war der ſiebzehnte Hochreiſter Ludolph Konig , Herr von Weißau aus Sachſen , welcher einen Bau : meiſter Namens Ulrid Ritter aus Straßburg nach Conſtantinopel ſandte, um die dortige So: phienkirche in Augenſchein zu nehmen , und nach ihrer Form diele Marienkirche in Dankig zu Bauen . Nachdem aber dieſer Kjochmeiſter im I. 1346 geſtorben, blieb ſein Entwurf unausgeführt, und ſtatt des prächtigen Gebäudes , - welches er ſtiften wollte, wur ^ 2 ,nur eine mittelmäßige Kir: che erbaut, deren altes Fundament, ſechs Sduh dick , noch in der Erde gefunden wird., und ſich an der Nordſeite der jeßigen Kirche, von innen, an den Frauenbånken zeigt, weldie von der Kor: kenmacherthur an bis zur St. Georgencapelle gebaut ſind ; und ferner an der Südſeite von der Beutlerthur an bis faſt an den Rathsſtuhl. Auch können noch gegenwärtig die Pfeiler und Ultåre der alten Kirche ſehr wohl von denen der neuen Kirche unterſchieden werden . Im J. 1400 aber , unter der Regierung des zwei und zwan:

115 zigſten Hochmeiſters Conrad von jungin : gen , wurde dieſe Kirche wieder abgebrochen und aus der Stadt Unkoſten ung aus milden Bets ſteuern dieſes gegenwärtige Gebäude aufgeführt. Mit dieſem Bau ging es aber ſo langſam, daß das Ganze erft im 9. 1503 , alſo 160 Jahre nach der Legung des erſten Grundſteines , vous endet wurde . Nach einigen

andern

uralten Nachrichten

rou ſchon im J. 1243, alſo hundert Jahre - frů: her, an dieſem Orte eine kleine Kirche im freien Felde geſtanden haben , und im J. 1343 nur die Vergrößerung derſelben vorgenommen ſeyn . So wie dieſe Kirche gegenwärtig då ſteht, gehdit ſie allerdings unter die größten imponirendſten Ges båude ihrer Art. Ihr viereckiger Thurm mit ſtumpfer Spiße hat eine Hdbe von 328 Schub. In ſeinem Inneren ſteigt man auf 311 Stufen bis zum oberſten Boden hinauf. luf dieſem Thurme, den man unter der Auführung blinder Leute beſteigt, die von den Kirchen: vorſtehérn zur Låutung der Glocken angeſtellt ' find, und das Vorrecht haben , an den Kirchthús ren und auf dem Pfarrhofe zu fiken und ein Almojen für ſich zu erbitten , auch noch ſonſt gewiſſe Accidenzien genießen , worunter beſonders das Recht gehört, jeden Liebhaber und Fremden auf den Thurm zu führen ; auf dieſem Thurs me hången ſieben Glocken von verſchiedener

116 Oroße . Die größte darunter heißt Gratia Dei ; ſie iſt im J. 1453 von Gered Beni ning gegoſſen worden , und wiegt 15600 Pfund oder 130 Centner ; der Klöppel aber vier Cent: ner weniger 14 Pfund . Sie zu låuten werden 12 Menſchen erfordert.

Die

weite Glocke

heißt die apoſtelglocke, ſie wiegt 75 Cents ner, und iſt, wie aus der Umſchrift erhellet, im J. 1333 gegoſſen . Die dritte heißt Oſanna , eigentlich Hoſianna , woraus nadyher Su : fanna geworden . Sie iſt von allen die alteſte, denn ſie iſt ſchon im J. 1373 gegoſſen , aber im I. 1623 wieder umgegoſſen worden . Da fie bei . Feuersbrúnſten gebraucht wird Lårm zu Tchia : gen , ſo heißt ſie auch die Sturmglode. Sie wiegt zwiſchen 59 und 60 Centner . Die vierté heißt Dominicalis , wiegt 65 Centner und iſt im J. 1423 gegoſſen . Die fünfte heißt Ferialis ; die rechte Sibylla ; und die ſiebente von allen die kleinſte , nur 34 Cent: , ner ſchwer , heißt die Landglocke. Ganz oben auf dieſem Thurme wohnt der Thurmwächter , welcher, ſobald er ein Feuer in der Stadt bemerkt , Sturm ſchlägt; und zwar gibt er nach der hinten angefügten Tabelle, durch eine gewiſſe Anzahl von Schlågen die Ges ' gend an , wo das Feuer ausgebrochen iſt . Auch ' bemerkt er bei Tage durch Ausſteckung einer Fahne , und bei Nacht durch Aushängung einer Laterne,

- 117 die Gegend , wo das Feuer iſt. Solche Thurin : wachter und Anordnungen findet man auch auf den Thürmen zu St. Johann , zu St. Cas tharinen , zu St. Bartholomai, zu St. Peter und zu St. Barbara auf Langgarten. Außer dieſen Hauptthårmen hat dieſe Kirche noch zehn kleinere Thürme , von denen

5 mit Blei , 2 mit Kupfer , die übrigen aber mit Dachpfannen gebedt ſind . Die lange der Pfarrkirche, den Raum uns ter der Thurmhale mit gerechnet , beträgt 358 Schuh , und ihre größte. Breite zwiſchen der Dammthůr und der Rathsthúr 218 Schuh ; die übrige Breite iſt 142 Schuh .. Jhr åußerer Umkreis beträgt 2010 -Schub. Ihre Höhe vom Aeftrich bis an das Schloß des Gewölbes jat 98 Schuy . Dieſes große Gebäude ruhet mit ſeinen kunſtreichen Gewdlben auf 26 gemauer : ten , äußerſt ſchlanken Pfeilerii, und wird durch 37 große Fenſterleuchten , in denen 3722 Fenſters ofächer enthalten ſind, erhellt. Der Eingånge in dieſe Kirche ſind ſieben , von denen der ſiebens te , unter dem Thurme , nicht gebraucht wird . Da ſie keine Emporfirchen hat, welche gewöhns , lich die Kirden verdunklen und den Totaleins druck ftéren , ſo hat dieſe Kirche ein ſehr hels les, heiteres und großes Anſehen , und man wird beim Eintritt in dieſelbe durdy kein ſchauerliches

118 Halbdunkel daran erinnert, daß man ſich in hos hen Mauren ingeſchloſſen befindet. Der bobe Attar, welcher jebt aus dem Ver: mächtniſſe eines hieſigen Kaufmanns Dom de in eine modernere Form umgeſtaltet iſt, wurde im J. 1545 , nachdem der ältere abgebrochen worden, erbaut , und ſoll nach alten Kirchenrech : nungen an 7000 Mark gekoſtet haben . Die gros ßen , ſchweren , am Altare befeſtigten beweglichen meſſingenen Armleuchter ſind den 1. Februar 1517 verfertigt und angebracht , wie aus der alten darauf eingegrabenen Inſchrift erhellet, in wel: cher auch die Namen der damaligen vier Vors fteber aufbehalten ſind , nämlich : Jacob von Werden , Marcus Schulz , Gerlach Kem : merer und David Falck. Im Juneren 1 die : fes Altars wurde ſonſt ein beträchtlicher Schalke von Reliquien aufbewahrt ; als aber K. Si: gismund Illim J. 1593 von hier nad) Schwer den überſchiffen wollte , und vor der Weichſel auf günſtigen Wind wartete , ſuchte er bei dem Magiſtrate der Stadt um Mittheilung einiger von den berühmten Reliquien an , die im hohen Altar dieſer Kirche verwahret waren . Der Mas giſtrat, welcher damals ſchon ganz proteſtantiſch war , theilte ihm in mehreren Schachtelchen Res liquien von heiligen Gebernen und Kleidungsſtu : cken mit , mit welchen er glücklich und wohlbe: halten nach Schweden binüber ſegelte.

Ueber

119 den Empfang derſelben ſtellte der König unter ſeiner eigenhändigen Unterſchrift und Siegel ei: nen Atteſt aus . Nachdem ſchon im J. 1544 dem Dankiger Reformator Pancratius Klein oder Klem : me verſtattet war , nach der neuen Lehre zu pres digen , und R. Sigismund Auguft der Stadt ſchon im J. 1557 den freien Gebrauch des Abends

mals unter beiderlei Geſtalt erlaubt hatte , ſo behielten ſich die Römiſchkatholiſchen dennoch den Gebrauch des boben Altars allein und uns eingeſchränkt por , und die Lutheraner mußten ſich daber zur Ausſpendung des Abendmals nach ihrem Ritus des Nicolais oder ſo genannten Braueraltar 6 bedienen , welcher zur Seite des Rathsſtuhls befindlich iſt. Dieſes dauerte fort bis 1570 , da die an der Kirche beſtellt ges weſenen Prieſter ausgeſtorben waren , und der 8. Sigismund Auguſt auch mit Tode abs ging , worauf denn am 9. November gedachten Jahres die Lutheriſchen zum erſten Mal von dies ſem hohen Altar zur Ausſpendung des Abends mals Gebrauch machten . Und als im J. 1575 durch Schluß E. Raths war verordnet worden, daß fünftig hin die Prediger nicht mehr in Pom mern oder in Königsberg , wie es ſonſt geldies hen war , ordinirt werden ſollten , ſo wurde in gedachtem Jahre die erſte Ordination vor dieſen

120 Altare an dem zum Diaconus an dieſer Kirche erwählten Michael Coletus, verrichtet. Außer dieſem Joven Altare zählt man an den Pfeilern- und ſonſt noch ſiebzehn Uttås re ; und wenit man die in den Capellen befind: lichen Dazu rechnet , ſo ſind deren nicht weniger als ſechs und vierzig . Unter dieſen Altaren ſind zu bemerken : der Nicolai : oder Braus eraltar, welcher anfänglich, wie fchon bemerft worden , den Proteſtanten zur Ausſpendung des

1

Abendmals unter beiderlei Geſtalt eingeräumet war ; ferner der St. Annen altar , an welchem in ålteren Zeiten uneheliche Perſonen und ſolche getraut wurden , deren Reuſchheit verdå chtig war, daher auch das ehemalige Sprichwort hier ge: weſen iſt : es iſt etwas von St. Annen darunter. Dieſer Altar fteht unter dem gros Ben Crucifice. An den inneren Wänden der Hauptmauer

finden ſich rings umber in dieſer Kirche' mehrere, Capellen , die theils von alten Familien , theils von Zünften und Innungen geſtiftet find. Un: ter dieſen Capelten , deren man ſonſt funfs zig gåhlte, wovon aber einige eingegangen ſindy verdienen folgende eine beſondere Bemerkung : die Capelle aller Heiligen , in wel: cher eine alte Bibliothek befindlich iſt. Dieſe wurde im J. 1460 von Catharina Meys denburg , einer gebornen Cly then geſtiftet,

121 und nach der Zeit durch mehrere Schenkungen vermehrt ; auch vermachte der bieſige Reformas tor Pancratius Klein oder Klemme ſeinen Büchervorrath hierher. Da dieſer aber erſt im J. 1606 abgeliefert wurde , ſo iſt vieles davon verloren gegangen, Seit der Zeit hat dieſe Bis bliothek keine Vermehrungen erhalten und iſt faſt gang vergeſſen worden, bis im J. 1789 der rühmlichſt bekannte Literator, der verſtorbene Ars chidiaconus lengnich , ſieaus ihrer Vergeſſenheit und ihrem Staube wieder hervor zog, und von der: ſelben eine, für Bibliographie ſchåßbare, Nachs richt in das Meiſelſche hiftor. litterar, bibliograph. Magazin St. III. S. 63 f. einrücken ließ. Dieſe Bibliothek enthält eine




+ 264 Fahre die nothwendigſten Kleidungsſtücke und zur Zeit des Dominikmarktes eine Austheilung an Leinen und Tüchern. Sollten Perſonen ſich ſelbſt zu regieren unfähig ſeyn , ſo werden fie der båuslichen Aufſicht guter Menſchen ans vertraut , und von ihrer Aufführung wird die genaueſte Erkundigung eingezogen. Kinder, deren Ueltern ſehr dürftig oder ſchon verſtorben ſind , werden auf Koſten der Urmen: caſie in die reformirte Schule geſchickt, und man unterſucht bei der monatlichen Zuſammenkunft genau ihren Fleiß und bekümmert ſich ſorgfältig um ihre Führung. Kenn ſie erwachſen ſind, werden ſie in der Religion von einem Prediger unterrichtet , und nach ihrer Confirmation wer : den die Mädchen in Dienſt gethan ,

doch bès

hått man įmmeť eine gewiſſe Aufſicht über ' fie. Die Knaben aber werden bei Meiſtern unterges bracht, mit den ndthigen Kleidungsſtücken und Wäſche verſehen, und wenn ſie ihre Lehrjahre überſtanden haben , zum Abſchiede noch mit eis nigen Kleidungsſtücken beſchenkt und denn fich ſelbſt überlaſſen. Sollten aber unter den Knas ben einige Luft und Talent haben , ſich den Stus dien zu widmen , ſo werden ſie auf Koſten der Caſie in die höheren Claſſen der Schule geſchickt, und mit den nöthigen Büchern und übrigen Bes dürfiliſſen unterſtüßt, bis ſie ins Gymnaſium kommen , wo die Unterſtüßung der Armencaffe

265 zwar aufhört, aber dagegen wieder Unterſtüguns gen aus reformirten Stiftungen für Studies rende eintreten , Für die Kranken wird ein Arzt und ein Wundarzt honorirt, und die Medicin unentgelds lich gereicht; auch wird zur Verpflegung der Kranken die Unterſtübung an Geld nach Ums ſtånden verdoppelt. Der Armenbeſucher der

1 preußiſchen Gemeine iſt beſonders verpflichtet, ſich um das Befinden und die Umſtände der Kranken zu erkundigen . Auf ſolche Art iſt es durch die vereinten Bemühungen der preußiſchen und niederländis ſchen Gemeine nicht wohl möglich , daß ein Mits glied der reformirten Gemeine unter den gemets nen Straßenbettlern gefunden werden kann . Und trafe man einen ſolchen , ſo würde er, wenn er zur Arbeit durchaus unfähig wäre , in das las zareth , wenn er aber liederlich, wåré , in das Zudythaeis gethan , und nach Umſtänden monata lich für ihn bezahlt werden, Außer dieſen vortreffliden Einrichtungen bei fißt die reformirte Gemeine noch eine bedeu : tende Änzahl von Teſtamentsſtiftungen für arme Wittwen, Hausarme, und Studierende, welche größtentheils in den Händen der Oberålte . ften der reformirten Gemeinde find . Eine jede dieſer Stiftungen ſteht unter der ſpeciellen Verwaltung dreier Mitglieder dieſes Collegii

266 der Oberålteſten , die ſich jährlich die Giene: ralrechnung zur Unterſchrift vorlegen.

1.

Das Soermannſche Stift.

Dieſes liegt auf der Vorſtadt , unweit der St. Peterskirche auf der Laſtadie. im I.

1773

von dem

Es wurde

holländiſchen Conſul,

Heinrich Soermanns erbaut und zu freien Wohnungen für verarmte Glieder der refors mirten niederländiſchen Gemeine geſtiftet.

In

dieſem Gebäude verſammeln ſich die Zelteſten der reformirten Gemeine zur monatlichen Aus: ſpendung ihret Wohlthaten , und der Armenbes ſucher hat in demſelben freie Wohnung .

Zur

Verpflegung der im Stifte wohnenden Armen , ſo wie zur Unterhaltung des Gebäudes, ift kein beſonderes . Capital yon dem Stifter legirt wors den , ſondern die Unterhaltung deſſelben iſt der niederländiſchen Armencaſie überlaſſen , welcher es im J. 2775 übergeben worden iſt.

K.

Engliſche

Arm e n carre.

Die hieſige engliſche Factorei bat ebenfalls ihre beſondere Armencaſſe , welche zur Unters ftübung ihrer Urmen beſtimmt iſt , und durch fortdaurende Beiträge und Einſammlungen er : balten wird.

Die Verwaltung dieſer Cafe ift

267 Perſonen anvertraut , welche die Unters ſtützungen nach Maßgabe der Kräfte der Cafe vier

vertheilen .

III.

a.

Berrerungsanſtalten.

Das

3 uch tha u s .

Dieſe, zur Aufnahme liederlichen Gefindels und leichter. Verbrecher eingerichtete Stiftung nahm im Jahr 1629 ihren Anfang. Es wurs den nåmlich in dieſem Jahre alle můßige . ums treibende Bettler und anderes muthwilliges Ges findel auf den Straßen und Calien aufgegriffent und nach dem Pockenhauſe gebracht, wo man eine ſo genannte Werkſtube eingerichtet hatte, um die eingebrachten Taugenichtje zu beſdåftis gen und zur Arbeit anzuhalten. Da ſich aber auf der einen Seite die Kranken des Hauſes ſehr mehrten , und auf der andern Seite die Zahl der eingebrachten Bettler und Umtreiber immer ſtärker wurde ,

ſo beſchloß man ,

dieſe

Werkſtube aufzugeben und ein geräumiges Local zu einer ordentlichen Z uchts und Beijeru rígiss anſtalt auszumitteln . Es wurde darauf 1630 zwiſchen dem alten Schloſſe und der Schneide: mühle das gegenwärtige Zuchthaus erbaut , und

268 1 aus dem Mittel Eines Raths' ein Adminiſtras tor dieſer Auftalt ernannt , den drei Vorſteher oder Proviſoren aus der Bürgerſchaft unters geordnet waren , welche die Oeconomica des Haus ſes ' beſorgten . Da dieſe aber mit dem Adminis ſtratör in Mißhelligkeiten geriethen ſo überſchick: ten ſie im en 1655 ihre in Håndeti habende Schleffel dem Adminiſtrator und gaben ihre Verwaltung auf, wofür ſie jeder zwei tauſend Gulden an das Haus zahlen mußten. Im 9. 1709 wurden wei Herren des Raths zu Adminiſtratoren des Zuchthauſes ernannt , denen im J. 1750 aus dem Schöppengerichte zwei , und aus der dritten Ordnung acht Perſonen zugefellt wurden , welche zuſammen die Jus , risdiction und die Deconomica des Hauſes bes . ſorgen . Dieſes Z uch thaus nimmt mit ſeinen Ge: båuden einen großen geraumen Plaß , ein , um

welchen im S. 1643 eine hohe Mauer gezogen wurde , zu welcher die Koſten durch eine Haus: collecte in der ganzen Stadt eingeſammelt wur: den. Im J. 1691 wurde noch ein Gebäude mit ſieben Gefängniſſen für grobe und auf viele Jahre , oder auch Lebenszeit verurtheilte und mit der Ehrloſigkeit belegte Verbrecher, gebaut, welches den Namen : Raſpelhaus daher er: halten hat , weil die Gefangenen in demſelben zum Raſpeln des Braſilienholzes verurtheilt ſind,

269 und dadurch ihren tåglichen Unterhalt verdie: nen müſſen . In dieſem Zuchthauſe werden nicht nur ungerathene Burſche, ſondern auch andere Ver: brecher nach richterlicher Erkenntniß mit oder ohne Zuchtigung bei der Aufnahme

und dem

Hustritte (Willkommen und Abſchied ) aufges pommen , auch nach Umſtånden offentlich mit ei: ner Tafel ausgeſtellt. Auch kännen gegen Koſts geld Perſonen hinein gegeben werden , deren Liederlich keit eine ſtrenge Aufficht nothwendig macht. Das männliche Geſchledyt iſt von dem weiblichen ganz abgeſondert. Alle Züchtlinge müſſen unter der Aufſicht verordneter Perſonen Wolle tammen und ſpinnen , und ſich mit der Verfertigung grober wolener Decken und Zoyen beſchäftigen , wozu ſie von angeſtellten Zeugma: chermeiſternt angeleitet werden . Im I. 2636 erhielt dieſes Haus vom Könige. Uladislaus IV. ein Privilegium , - Kraft deſſen alle diejenigen , welche aus dem Zuchthauſe entlaſſen werden, wenn auch ihre eheliche Abkunft zweifelhaft reyn ſollte , dennoch als acht und ehelid ) geboren bei Gewerken und Gilden angenommen und erkannt werden ſollen ; ferner , daß ſolche, welche im Suchthauſe zu Dangig bei den angeſtellten Mets ſtern das Tuch und Zeugmacherhandwerk ers lernt , wenn ſie auch nicht die erforderlichen Lehrs jahre ausgeſtanden haben , ſonſt abertüchtig

$

270 befunden werden , Tollen als Geſellen und Meis fter beim Gewerke, angenommen werden . Die Einnahme des Zuchthauſes fließt theils aus Grundzinſen , theils aus Abgaben , welche Handwerker, Helehnte, und junge Bürger ents richten müſſen , theils aus der Einnahme des Geſindegeldes , aus den Collecten im Dominik, aus den Recepturs und Alimentationsgeldern für Züchtlinge , und aus dem Zuſchufie aus der Kammereicaſſe. Zu den Officianten des Hauſes geldren : ein Zuchtmeiſter, ein Aufſeher, ein Werkmeiſter und ein Strafknecht. Von der Kirche im Zuchthauſe fieh unter Kirchen.

b.

Der

In dieſem ,

Stockt hur m . oben bereits unter den alten

Thürmen der Stadt erwähnten Gebäude, wurs den vor 1793 die zur Karre verurtheilten Ver: brecher aufbewahrt. Solche waren ehrlos, und batten gewöhnlich vor ihrer Einſperrung in die ſen Thurm Staupbeſen und Brandmal erbal. ten . Sie waren an Händen und Füßen mit feffeln beladen, und wurden zur Reinigung der Straßen gebraucht. Nach 1793 , da die Stadt unter preußiſche Hoheit fam , wurde dieſer Thurm zur Aufbewahrung der Baugefangeneti

271 gebraucht , und die Ehrloſigkeit derſelben hårte auf. In dieſem Thurme 'und den dazu gehöris gen Gebäuden wurden auch zuweilen aus Po : len hierher geſchickte Staatsgefangene aufbes wahrt ; auch war in demſelben die ſo genannte Peinſtube , in welcher ſonſt die Tortur aus : geibt wurde , und die Trauerſtube, in wels cher zum Tode verurtheilte Perſonen ihre leks ten Stunden zubrachten, und dabei von Geiſtli: chen auf ihren Tod vorbereitet wurden .

Des

genwärtig wird ein Theil dieſes Thurmes zum Priſon für die Garniſon gebraucht.

6.

Das Arreſt a n tenha u s alten Stadt .

auf der

Als im Jahr 1804 das vormalige Königl. preuß . Stadtgericht aus der Rechtſtadt , wo es ſo lange ſeinen Siß in dem Scheppenhauſe ges habt hatte , nach der alten Stadt in das alt:

1

ſtådtſche Rathhaus verlegt werden ſollte, lo wurde zur Erleichterung der Inquiſitionen und Unterſuchungen ein Arreſtantenhaus an der Ras daune , ſeitwärts dem Rathhauſe, erbaut , wels ches , außer der Wohnung des Gefangenauffes hers und des Schließers, mit Gefängniſſen für als für geringere Verbreder,

grobere ſowohl,

verſehen iſt, und 11009 Rthlr. zu erbauen gekos ftet hat. Gegenwärtig wird dieſes Gebäude von

1

?

i 272 franzsſiſchen Behården zum Priſon für Civil: perſonen und von den ſtådtiſchen Behörden zum Arreſtantenhauſe gebraucht.

IV.

Unſtalten zum öffentlichen und

Privatvergnügen.

1.

Das Schauſpielhau 8.

Dieſes ſchöne Gebäude , welches zur Zierde der Stadt gereicht, liegt auf dem Koblen : markte , mit ſeiner Hauptfaçade nach dem hos ben Thore rehend. Der Bau deſſelben wurde , im Jahre 1798 unternommen, und im J. 1801 vollendet, da denn in gedachtem Jahre, am Ger burtstage des Königs , den 3. Auguſt , die erſte Vorſtellung darin gegeben wurde. Es iſt auf Actien von ein hundert Thalern , deren 237 ausgethan wurden , erbaut worden , und das Gange hat gegen ſiebzig tauſend Thas ler gekoſtet. Die erſte Idee zum Bau dieſes Hauſes faßte der Kaufmann Jacob Kabrun, mit dem ſich nachher, der Stadtrath von Scheider und der Kaufmann ,

jebige Senator Mubl ,

vereinigte , ' den Plan zu den Actien entwarfen , und

3

273

und die Ausführung dieſes fchönen Gedankens mit aller Thåtigkeit beſorgten . Dieſen drei Unternehmern wurden ſpåtervin von den Actio: nårs noch eine Baucommitee an die Seite ges ſekt, welche aus dem Legationsrath von Hens nig , und den Kaufleuten Rotblander und Sonde beſtand, welche authoriſirt waren , zur Fortſeßung des Bauis Gelder auf das Haus aufznnehmen und ingroſiren zu laſſen . Die Hauptfaçade iſt 90 Fuß breit und hat in der Mitte ein Riſalit von vier Fuß Vors ſprung, auf welchem ein Fronton ruht, welches noch zehn Fuß vorſpringt und von viec dori: ſchen Säulen getragen wird , zwiſchen welchen die drei Eingangsthüren befindlich ſind.

Die

Südſeite des Gebäudes, welche nach der Tans gnete oder dem Trddel bin fieht, iſt 130 Fuß lang , mit Pilaſtern geziert , und bat drei Auss gangsthüren, über welchen in angemeſſener Höhe eben ſo viel halb girkelförmige Fenſter zur Be : Das leuchtung der Sänge angebracht find.

Ganze iſt mit einer Attica überbaut , hinter welcher ſich eine ſchöne Kuppel erhebt, die im Durchſchnitte 86 Fuß betragt . Sie iſt mit ver: zinntem Eiſenbleche gedeckt und mit Steinkohlens theer überſtrichen . Die Hdbe des ganzen Ge : baudes bis an das Ende der Kuppel , beträgt

75 Fuß . Im Innern , deſſen ganze mittlere Länge [ 18 ]

274 110 Fuß beträgt und rechzehn hundert Menſchen faſſen kann , Sefinden ſich zwei Pars terre , um welche zwei Reihen Logen in einer Zirkellinie , welche drei Viertel des Zirtels von einem Diameter von 60 Fuß beträgt, berum laufen. Der erfte Rang logen fåhlt deren fiebjebn ju fieben , und ſechs zu fünf Perſos nen ; im zweiten1 Range find ein und iwanzig logen , jede zu fieber Perſonen . Die Logen find nur bis an die Brüſtung abges. theilt, und die Ständer, welche die obern Logen tragen , ſpringen um funt Fuß zurück und find mit bemalten Conſolen verziert . Die größte Entfernung der Pogen vom Theater iſt 45 Fuß. Ueber den Logen iſt die Gallerie, welche mit eis ner gemalten Brüſtung verſehen iſt , die eine eiſerne Balluſtrade vor einem bellgrånen Grunde vorſtellt. Das Theater hat eine Deffnung von 28 Fuß , iſt mit Inbegriff des Proſceniums 52 Fuß tief , und hat eine Culiſſenbóbe von 24 Fuß . Die Erleuchtung wird bewirkt durch 130 Urgandſche Lampen , und durch einen prächtigen gläſernen Kronleuchter mit 24 Leuchtern , wel : cher aus dem Centrum des Plafonds berab hangt, und beim Aufziehu des Vorhangs ſo weit in die Hdhe geht, daß er weder die Zuſchauer blendet noch der Beleuchtung ſchadet. Den Plan zu dieſem ſchonen Gebäude und die Zeichnung deſſelben bat der Stadtbaumeiſter

275

Held zum Theil nach der Angabe des Kaufs männs Rabrun entworfen ; die inneren Vers zierungen hat der Profeſſor Barnat angeger ben , welcher auch den Vorhang und ſechzehn Hauptdecorationen gemalt hat. Die Maſchines că rie iſt vom Maſchiniſten 2 aus Berlin angegeben und eingerichtet. Im Jahr 1805 hat auch der Profeſſor Brenlig einige ſchöne Des corationen für dieſes Theater gemalt. Gegenwärtig ſpielt in dieſem Hauſe die Geſellſchaft der Geſchwiſter Schuch , welche das Haus von der Commitee des Theas ters in Miethe bat.

2.

Die

Rett bahn .

Dieſe wurde im Jahre 1800 ebenfalls auf Actien erbaut. Sie liegt an der Fechtſchule , und hat eine geſdymackvolle Façade,

nach dem

Wal ſehend. Wer in dieſem Gebäude ,' welches ſehr geräumig und durch große Fenſter wohl ers 2 leuchtet iſt , das Vergnügen des Reitens genies Ben will , muß fich bei der Commitee der Reits bahn mit fünf Ducaten abonniren , wofür er ein Billett erhält , welches ihn berechtigt, ein Jahr lang dieſe Reitbahn zu ſeinem Vergnügen benugen zu können . Während der Belagerung im 9. 1807 wurde dieſes Gebäude zu einem Pferdeſtalle für die Cavalerie eingerichtet,

und

als ſolcher wurde es auch anfänglich

von

der

franzdfiſchen Garniſon nach der Eroberung der Stadt gebraucht. Gegenwärtig dient es groß . teutheils zum Ercerciren des bier, garniſonnirens den Huſarenregiments.

3.

a.

Reſſourcen .

Die Rerrource

im Firdh e r those

sub No. 130. Dieſe iſt von den hier befindlichen Reſſour: cen die angeſehenſte, und wird im gemeinen Les ben die große Retource genannt . Sie etas blirte fidy, anfänglich mit

150 Mitgliedern im

Jahr 1788 in der Hundegaſſe, wo ſie in dem Hauſe No. 253. Zimmer zu ihrem Local mie: thete, und den 21ſten Januar ihre erſte Zuſams menkunft hielt. Im folgenden Jahr vermehrte fie ihre Anzahl noch mit 50 ordentlichen Mits gliedern , und acquirirte das Haus im Fiſcher: thor No. 130. , zu deſſen Bau 24000 Dank . Gulden , und zur Anlegung des Gartens 6000 Gulden durch Acrien " von 300 Dang . Gulden zuſammen gebracht wurden. Im J. 1791 im Maimonat wurde dieſes Haus von der Geſell: ſchaft bezogen , welche im J. 1793 die Anzahl ihrer Mitglieder noch mit '50 außerordentlichen Mitgliedern verſtårkte , welche nach dem

Aus:

277

tritt eines ordentlichen Mitglieder in die Reihe derſelben eintreten . Zur Direction der Angelegenheiten dieſer Reſſource wurden ſonſt zwolf Perſonen aus der Mitte der Geſellſchaft ernannt ; gegenwärtig aber ſind nur ſechs. Perſonen damit beauftragt, welche ein Jahr lang in ihrer Stelle bleiben . Den erſten Platz unter ihnen nimmt der Spre ! der ein,

b. Die Rerlource Coucordia 3 * d'en- 3 Kingen. Langemarkt sub. No. 443 . Dieſe etablirte ſich anfängtich am vor fi dtis fchen Graben in dem Hauſe sub No. 166., wo ſie ſich Zimmer zu ihren Zuſammenfünf: ten miethete. Im J. 1799 aber acquirirte ſie das Haus auf dem langen Marêt sub No 443. , wo ſie ein vorzüglich angenehm und bequem eingerichtetes Local zu ihren Zuſammenfünften erbaut 'und arrangirt hat.

/ Die kerrource u m a nitas . Langemarkt sub . No. 423 . Dieſe ſtiftete ſich im Jahr 1787 , und mie: thete fich zu ihrem Local Zimmer in der, Hins tergaffe, im Hauſe sub No. 123. Im 3. 1804 erkaufte ſie das Haus auf dem langen Markte sub No. 423. für 70,000 Dank. Gulden, baute

278 es zu ihrer Bequemlichkeit aus, ſchaffte das ges hårige Ameublement und die Utenſilien an , ſo daß der Geſellſchaft dieſes Haus mit ſeiner gans zen ſehr geſdjmadvollen Einrichtung auf 100,000 Dang. Gulden zu ſtehen fam. Jedes Mitglied der Refſource iſt gehalten , bei ſeiner Aufitahme. in dieſelber eine Actie von ein hundert Gulden zu nehmen . Dieſe Actien werden mit vier vom Hundert verintereſſirt , und beim Austritt oder dem Ableben eines · Mitgliedes wird das Geld zurück gezahlt. Im J. 1805 den 19. Januar, als am Stiftungstage der Geſellſchaft , wurde dieſes Local feierlich von ihr bezogen . Die Dis 1 rection der Geſellſchaft iſt in den Händen von fünf Proponenten , die jährlich aus den Mits gliedern durch Ballotage gewählt werden .

d. Die vierte Refrour cea Kundegaſe No. 262 Dieſe mehrentheils aus jungen ,

bei der

Kandlung engagirten, Leuten beſtehende Reſſourz ce , welche gegenwårtig achtig Mitglieder fåhlt , wurde im Ja 1803 im October geſtiftet. Sie hat kein eigenes Local , ſondern miethet zu ihren Zuſammenfünften Zimmer in einem Prie vathauſe. Die Direction dieſer Reſſource ift ſechs Proponenten anvertraut.

279

Anſtalten zum gemeinen Nugen. 1

V.

a.

Poſt a .mt. 1/ Die erſte Spur eines Portweſens in Dans Da 8

kig findet fich ſchon im Jahr 1596. Und aller : 1 dings mußte Danßig als Bandlungsort auch ſchon frühzeitig das Bedürfniß einer Briefpoſt fühlen . Daß es die Vortheile einer ſolchen Eins richtung ſchon in dem oben bemerkten Jahre : reiflich und ernſtlich erwogen haben muß , geht daraus hervor , daß in den Gedenkbüchern der Stadt erwähnt wird , daß bereits im J. 1596 in

den gemeinen Rathſchlagen dei Antrag ges

inacht worden ſen , eine regelmäßige Poſtord: nung einzuführen , zu deren Abfaffung eine Des putation aus der Kaufmannſchaft ernannt wors den iſt. Da aber ungeachtet des neu abgefaßs ten Poſtreglements dennoch die Briefe und Pas fete nicht regelmäßig abgingen und ankamen , weil die Briefboten nicht anders als mit belas denen Frachtwagen abgingen , mithin die er : forderlichen Nachrichten zwiſchen Dankig und Hamburg oft zu ſpåt eintrafen , ſo richtete die Dankiger Kaufmannſchaft auf den Vorſchlag . dreier Kaufleute im J. 1629 eine reitende Briefs poſt nach Hamburg auf ihre Unkoſten ein .

Uni

aber dieſem Inſtitut mehr dffentliche Autoritat zu verſchaffen , fo erbát die Laufmannſchaft,

)

280 daß man aus den Mitgliedern eines Raths dies ſer Anffalt einen Präſes vorſegen möge , fie aber beſtellte aus ihrer Mitte vier Perſonen , welche über die Einrichtung und Führung dieſer Poft eine ſpecielle Aufſicht hatten . Außerdem ernannte die Kaufmannſchaft einen verarmten Kaufmann zum Poſtmeiſter , und lebte ihm einen Portſchreiber an die Seite , nachdem die Poſttare ſowohl für Briefe als Pakete genau beſtimmt war. Als dieſer von der Kaufmanns ſchaft angeſtellte Poſtmeiſter im J. 1640 mit Tode abging und ein anſehnliches Vermögen nachließ , welches er als Poſtmeiſter erworben hatte, fo nahm ein Rath das Poſtweſen an fich und machte das Poſtmeiſteramt zu einem Stadt: lehn , ſeßte auch , außer dem Schreiber , noch zwei andere Bürger an , wodurch das Briefs porto ſehr erſchwert wurde , beſonders da im I. 1647 bei entſtandener Vacanz dem neu ans geſtellten Poſtmeiſter zur Pflicht gemacht wurs de , ein Drittel ſeines Gewinnes dem Zuchts hauſe jährlich zuzuwenden . In eben dieſem Jahre wurde auch die Einrichtung getroffen , daß die Poſt auf Hamburg wdchentlich zwei Mal von hier abging. Im J. 1646 wurde auch eine Briefpoſt nach Königsberg und Riga eingerichtet, wodurch aber Differenzen mit Churs brandenburg entſtanden , ſo daß die Stadt fich gendthigt ſah, im J. 1655 ein churbrandenbur:

281 giſches Hofpoftamt bei fich aufzunehmen , wels ches ſich die Adminiſtration des ganzen Poſts weſens in Danßig unter dem Vorwande 'ans majte, weil die deutſche, holländiſdhe, engliſche und franzöſiſche Poſt durch die brandenburgis ſchen Staaten gingen , , und die , Poſtwagen von Brandenburg angeordnet waren . Ungeachtet die Stadt dieſer Anmaßung aus Rückſichten nach : geben mußte ,

ſo wurde doch der Uriterpoſtmeis

fter noch nach wie vor von E. Rathe eingeſeßt. Im J. 1658 machte Konig Johann Caſis mir den Anfang, ſich des Poſtweſens in Dans kig anzunehmen , und trat deßhalb mit dem churbrandenburgiſchen Hofe in Unterhandlung, welches die Folge hatte , daß bald nach dem Olivaer Frieden die churbrandenburgiſchen Poſts beamten die Stadt, verließen .

Von dieſer Zeit

an iſt das Portweſen in Danßig unter königl. polniſcher Direction geblieben , doch mit der Einſchränkung , daß die ſpecielle Beſorgung des Poſtweſens als ein großes Lehn von E. Rath an verarmte Bürger vergeben wurde.

Der erſte

königl. polniſche Oberpoſtmeiſter war Franz de Grata , welchem in dieſer Stelle Tein Sohn folgte, welche beide in dem Hauſe auf dem lanz gen Markte sub No. 497. wohnten und dort die Poſt hielten . Unter dem Könige Johann III ., im J. 1677 , trat die Stadt das Poſtweſen als ein Regale dem Könige ganz ab , und ſeit dies

i

282 ſer Zeit iſt das Poſtweſen in Dankig gånzlich pom polniſchen Hofe abhängig geweſen , und alle Beamte deſelben ſind von Warſchau aus ernannt worden. Sm J. 1772 , nach der fånigl, preußiſchen Beſignahme von Weſtpreußen , wurde ein preu : Biſches Oberpoft amt auf dem Stolkens berge etablirt, und die in Dankig befindliche königl . polniſche Poſt hatte nun nichts weiter zu thun , als die Briefe, Pakete und Gelder, aus der Stadt nach dem Stolkenberg zu ſenden und die dort angekommenen Briefe herein holen zu laſſen ;

da aber die mehreſten Kaufleute ihre

Briefe ſelbſt dort Ginaus tragen , und auch von dort abholen ließen , ſo gerieth das polniſche Poſtamt der Stadt in große Unbedeutenheit ; doch erhielt es ſich bis zum Jahr 1793 , da die Stadt ſelbſt unter preußiſche Hobeit kam , und das Poſtamt von Stolkenberg in die Stadt verlegt wurde. Die ſeit 1772 geweſenen kos nigl. preußiſchen Ober : Poſtdirectoren ſind ges weſen : ull , fudemann und Denſo , wels . cher lettere im J. 1806 ſtarb. Gegenwärtig , nach wieder gewonnener Freiheit der Stadt, iſt über das Poſtweſen noch nichts arrangirt wors den , und wird ſolches. noch fortwährend unter kaiſerli franzöſiſcher Autoritat von den kdnigi. preußiiden Potoñficianten verwaltet.

tel

283

b.

Danßiger Intelligenzblatt und Zeitungen.

Im Jahr 1739 fing der Profeſſor Hanor im Verlage der damaligen Schreibers. fchen Raths : und GymnaſiensBuchdruk. an ,

ferei , unter dem Titel: Erfahrungen , mos natlich einige Bogen in Quarto heraus zu ger ben , welche Nachrichten aus der Witterungs : kunde , Maturlehre und politiſchen Arithmetik, in ſo fern ſolche auf Danßig Bezug hatten , enthielten . An dieſe Nachrichten reiheten fich litteråriſche Anzeigen , politiſche Berichte

bald

und Nachrichten von Auctionen und Verkaufen an . Erſt im J. 1741, als man die Nuklichkeit dieſes Blattes fühlte, Machrichten , die das Pubs licum angehn , allgemeiner zu verbreiten , wurs den dieſe Erfahrungen wöchentlich ausgeges , ben , und nun nahten ſie ſich in Rückſicht ihres Inhalts mehr einem Intelligenzblatte, als ein nem Blatte , welches den Zweck der Unterhale tung und der Belehrung bat ; doch wurden nocy immer kleine Abhandlungen aus den angegebes nen Wiſſenſchaften beigefügt , und Profeſſor Has nov behielt die Redaction derſelben bis an ſeis nen Tod. Nach Hanovs Tode übertrug der Verleger irgend einem Gelehrten die Bemus hung , aus fremden Sprachen und Journaler gemeinnütige und unterhaltende Auffäße für die

>

.

284

· Erfahrungen zu liefern , mit welchen immer die erſten Seiten angefüllt waren . Ununterbrochen hat dieſes Intelligenzblatt fortgedauert , bis , im J. 1795 das königl. preußiſche Ober : Poſtamt den Verlag deſſelben zum Beſten des großen Militärwaiſenhauſes in Potsdam übernahm , und - ein beſonderes Addreßcomtoir geſtiftet wurde , ſeit welcher Zeit man ihm den Titel gab : K :: nigl . Preußiſ de Danßiger Nachrichten und Anzeigen . Im I. 1796 wurden ſie wds chentlich zwei Mal , Mittwochs und Sonn : abends , ausgegeben , bei welcher Einrichtung es auch bis jetzt geblieben iſt, ungeachtet der Vers lag derſelben gegenwärtig der Wedelfchen Buch d r u derei gegen ein . Pachtgeld von 6650 Danßiger Gulden auf fünf Jahre , von 1808 bis 1813 , von der Kåmmerei der Stadt überlaſſen iſt. • Die politiſche Zeitung kam zuerſt in dem Verlage der F18rkeſchen Buchhandlung in Octav heraus . Im I. 1782 aber übernahm die Müllerſche Buchdruckerei den Verlag derſelben , und gab ihr das Quartformat. Sie kommt wschentlich drei Mal , Montag , Dons nerstag und Sonnabend , unter dem Titel : Dankiger Zeitung , in der benannten Druks kerei heraus , und empfiehlt ſich durch einen ſehr guten Druck und Papier.

285

c.

Rettungsanſtalt für Ertrunkene.

Dieſe wurde im I. 1804 von der Ednigl. preußiſchen Kammer zu Marienwerder für Ers trunkene vnd Scheintoote eingerichtet, und die hieſige naturforſchende

Geſellſchaft

beſtimmte,

außer den von der Kammer feſtgeſekten Prås mien , noch beſondere Belohnungen aus ihren Fonds . Die Koſten der Einrichtung betrugen gegen 5000 Rthlr . , und zu den Prämien was ren jährlich 800 Reichsthaler ausgelegt. Die Sucher, Fangzangen , Schwimmgürtel und ſons ſtiger Apparat iſt an beſtimmten und bequemen Dertern in der Rechtſtadt , Ultſtadt , Bors ſtadt, Niederſtadt und den Außenwerken ver: theilt und aufbewahrt. Ein Eisboth und eine Rettungsleiter werden auf dem Vorrathshofe, im Strobteiche beim Baumſchließer, und im Las zareth .aufbewahrt.

d.

feuerior chun g.8 a n ſtalten.

Dieſe ſind vorzüglich gut eingerichtet , und ihnen hat es Dankig zu verdanken , daß ſelten ein Feuer fich bedeutend ausbreitet, ſondern faſt immer da wieder erſtickt wird , wo es ausbricht. Zur Leitung der Feuer a n ftalten bei einem ausgebrochenen Feuer iſt eine Feuers Function aus allen drei Ordnungen eingerich:

! 286 tet , an deren Spiße ein Mitglied des Senats fteht. Zu dieſer Function gehdren ferner noch aus jedem Quartiere der Stadt gewiſie - Bürger, welche verpflichtet ſind , wenn in threm Viertel eine Feuersbrunſt ausbricht , io gleich bei der Hand zu ſeyn , um durch ihre Localkenntniß i naglich zu werden ; und als Kunſtverſtändiger fchließt fich der Stadtbau meiſter an die Function an . Zur Urbeit bei dem Feuer find verpflichtet alle Stadtbelehnte , welche entweder ſelbſt mit ihren numerirten ledernen feuereimern' auf der Feuerſtelle fich einfinden , oder geſunde und ſtarke Leute an ihrer Stelle dorthin ſchicken müſſen , wo ſie von den dazu Beſtellten Rottmeiſtern nachgegåblt, und die Febs lenden der Function angezeigt und zur Strafe gezogen werden : Ferner die Feuer knechte, welde die Sprigen , Schlagen und Drucwerke dirigiren , dann alle Schorfteinfeger mit ih: ren Leuten , und die in der Stadt befindlichen Zimmergeſellen. Zu dem for ch geras the gehören achtzehn große Schlangenſpris ken , achtzehn metallene, Sprigen ; hundert und drei und zwanzig Feuerleitetn , 355 les derne Feuereimer , 115 Feuerbafen , und 1 49 große Waffer kufen . Dieſe Seråthe find in 16 Feuerbuden

in verſchiedenen

Theilen

der

Øtadt aufbewahrt. So bald ein Feuer aufgeht, zu befſen Beob.

287 achtung auf allen Pfarrkirchen bei Tage ein Feuerknecht , bei Nacht aber deren zwei anges ſtellt ſind, ſo wird ſogleich mit der Sturmglocke es

ein Zeichen gegeben , und zwar bezeichnen die Schläge der Glocke ( ſiehe die angehängte Feuer; tabelle) diejenige Gegend der Stadt, in welcher das Feuer ausgebrochen iſt ; auch wird noch außerdem von jedem Thurme bei Tage eine ros the Fahne , bei Nacht aber eine Laterne nach der Gegend bin ausgehangen , wo das Feuer fich befindet. So wohl bei Tage als bei Nacht wird ſo gleich durch die Trommel Feuerlarm geſchlagen , wozu des Nadits noch die Nacht: wachter mit ihren Schnarren ſich geſellen ) um durch ihr ununterbrochenes Schnarren die Schlas fenden zu wecken . So bald dieſe Zeichen gege: ben ſind , müſſen die Ortfuhrleute , die Brauer, Brenner und Lohnkutſcher ihre Pferde mit An : geſchirr nach der nächſten Feuerbude ſchicken , wo ſich die bei der Feuerbude angeſtellten Feuer: knechte vorfinden , und mit den Waſſerkufen und Spriten nach der Feuerſtelle hin eilen. Eben daſelbſt hin begeben ſich auch die Mitglieder der Feuerfunction, und eine zur Bedeckung der Ar: beiter und zur Beförderung der Ordnung er : forderliche Militármache. Und um den Eifer und die Eile zu ſpornen , iſt für denjenigen Fuhrmann , welcher der erſte mit einer Waſ: ſerkufe oder mit einer Feuerſprike auf der

288 Feuerſtelle ankommt, eine Prämie feſtgeſekt, To wie auch diejenigen Feuerknechte, welche ſich durch beſondere . Thåtigkeit ausgezeichnet haben, eine Belohnung von der Function in erwarten haben. Außer dieſen Anſtalten ſind auf den Boden

und Thürryen der Kirchen große Gefäße vorhan: den , welche beſtandig, mit Waſſer angefüllt, er: halten werden , um im Mothfall ein dort entſte: hendes Feuer ungeſäumt unterdrücken zu köns Zur Sicherung des rechtſtådtiſchen nen . Rath bau ſes iſt daſelbſt ein Druckwerk vor: handen , vermittelſt deſſen aus dem , auf dem Hofe befindlichen Brunnen , bei entſtehender Feuersgefahr das Waſſer ſo gleich in alle Theile des Gebäudes geleitet werden kann .

e . Nachtliche Straßenerleuchtung. Die nächtliche Straßenerleuchtung - wurde zuerſt im J. 1767, und zwar für die Rechts ft àdt allein, eingericytet; die übrigen Theile der Stadt mußten dieſe Wohlthat entbehren , bis nach

der königl. preußiſchen

Beſiknahme der

Stadt vom 3. 1795 - bis 1803 dieſe nächtliche Straßenbeleuditung auch in den übrigen Thet: len der Stadt zu Stande gebracht wurde. Zu dieſer Beleuchtung gehören gegenwårtig a ) in der Rechtſtadt 856 , b ) in der Altſtadt

580 ,

289 580 , c ) in der Vorſtadt 250 , d ) auf Lang : garten 74 , und e ) auf der Niederſtadt 194 Laternen, zuſammen alſo 1954 Laternen ; ' dabei ſind angeſtellt: 'ein Delausgeber , ein Ober : aufſeber , acht Unterauffeber , 21 Ans fteder. Die Koſten der Unterhaltung betragen jährlich für

die Rechtſtadt 4013 Rthlr. und

einige Groſchen ; für Altſtadt, Vorſtadt, Langgarten und Niederſtadt zuſammen 4502 Rthlr. und einige Groſchen . Dazu koms men noch vor dem Rathhauſe vier engliſche runde glaſerne Laternen mit acht Lampen , und auf der grünen Brücke und am Milch kans nen : Thor vier Reverberes .

f.

Entbind u n g s'a n ftalt.

Dieſe wurde im J. 1804 auf Neugarten außerhalb der Feſtungswerke geſtiftet ,

und war

für zwanzig Schwangere und zehn Lehrs. linge der Hebammenkunſt eingerichtet. In dies ſer Anſtalt hatte der Lehrer der Hebammenkunft ſowohl als auch die Hebamme des Inſtituts freie Wohnung, Holz und Licht , und erſterer 600 Rthlr. , lektere aber 100 Rthlr . fifirten Ges balt.

Zur Unterbaltung dieſes Inſtituts zahlte

die hieſige naturforſchende Geſellſchaft jährlich 300 Rthlr.; ferner mußten ſeit 1801 aus der ganzen Provinz von jeder Trauung 7 preußi : [ 19 ]

290 ſche Gröſchen 6 Pfennige, und von jeder chriſt: lichen und jüdiſchen Taufe vier preußiſche Gros ſchen entrichtet werden , doch mit der Ausnah: me , daß Dantig und Elbing mit ihrem Terri , torio , ferner der große und kleine marienburs giſche Werder und das Tiegenhoffche Gebiet das Duplum zu entrichten hatten . Mad, der im J. 1807 eingetretenen politiſchen Veränderung wurde dieſes Provinzial. Inſtitut von Dan : kig nach Elbing verlegt ; um aber einer Anſtalt nicht entbehren zu dürfen , die für die Menſchs heit ſo wohlthätig iſt, haben die Doctoren Brus natti und Kleefeld der hieſigen naturfors ſchenden Geſellſchaft, einen Plau übergeben , nach welchem ſie unentgeldlich den theoretiſchen und praktiſchen Unterricht in einem Inſtitut zu übers nehmen erbdtig ſind, welches dem Unterrichte der Hebammen gewidmet , und mit einer Entbindungsanſtalt verbunden iſt , zu deſs ſen Local der Doctor Brunatti ein Haus in Poggenphul uneigennukig angeboten hat. Die naturforſchende Geſellſchaft, welche ſchon vordem jährlich 300 Rthlr. zu dieſem Bebuf ausgezahlt hat , und dieſe auch ferner hin einer To löblichen Anſtalt nicht entziehen pill, bat nicht geſäumt, E. Senat dieſer Stadt den Plan der Doctoren Brunatti und Kleefeld vors zulegen , und ſowohl um eine Unterſtügung von 300 Rthlr. für die erſte Einrichtung auf 6 Bet

291 ten für Schwangere, als um eine verhältnis måßige Abgabe bei Trauungen und Taufen zum Beſten des Inſtituts nachgeſucht; allein To bes reitwilig und günſtig auch dieſes Anſuchen von E. Senat aufgenommen wurde, ſo hat doch bis jeßt noch nichts gethan werden können, um dieſe gute Sache zu realiſiren .

VI. Gelehrte Geſellſchaften und Anſtalten ,

Bibliotheken , Münzcabinette, u. ſ. w . 2. Die naturforſchende Geſellſchaft . Dankig , welches ſchon in den früheſten Zeiten Männer von entſchiedenen Talenten und ådyter Gelehrſamkeit

unter ſeinen Mitbürgern

zählte , nahm auch ſchon von je' nicht bloß das lebhafteſte Intereſſe an Adem , was Künſte und Wiſſenſchaften fordern , ſondern es fanden ſich auch Männer , die ſelbſt unmittelbaren thårigen Antheil an der Erweiterung der Wiſſenſchaften nahmen, und den Gedanken an gelehrte Geſells ſchaften und Verbindungen theils faßten , theils wirklich ausführten . Schon im J. 1670 faßte ein gelehrter Arzt und Phyſicus dieſer Stadt, Dr. Iſrael Cons

292

radt , den Gedanken zur Gründung einer Oes fellſchaft, die mit den Geſellſchaften zu London und Paris Beſtimmung und Einrichtung ges mein haben ſollte. Allein der ſchöne uud nuga tiche Gedanke ſtarb, ohne zur Reife gediehen zu feyn. Glüdlicher waren ſpåter die Naturfors ſcher , Johann Philipp Breyne und gas J. 1720 cob Theodor Klein , welche im wirflich eine Verbindung von Männern zu Stande brachten, welche ſich zu beſtimmten Zeis ten verſammelten und mit Gegenſtänden aus der Natitrwiſſenſchaft beſchäftigten . Allein nach einer kurzen Dauer von ſieben Jahren ging das ſchöne Band dieſer Geſellſchaft wieder aus ein : ander , und die Mitglieder trennten fich, nachs dem ſie einen Samen ausgeſtreut hatten , wel : cher der Nachkommen Dank verdient , weil er ſo ſchöne Früchte getragen hat. Der , als Geſchichtforſcher , als Na : turkundige, als Staatsmann und als Patriot ſo entſchieden verdiente Bürgermeis ſter, Daniel Gralath , Er war es , der den Faden wieder aufnahm , welchen Jene hatten fallen laſſen . Schon im J. 1742 bildete ſich durch ſeine Bemühungen eine neue Geſells fchaft,

welche

in geſellſchaftlichen Zuſammens

künften den Entwurf zu Geſeken ; und zur Ein : richtung der Arbeiten einer Societåt entwati ,

295 welche ihre Bemühungen Natur widmen ſollte. Nachdein

dem

Studium

der

dieſe vorläufigen Arbeiten vollens

det waren , To conſtituirte ſich dieſe noch gegens wärtig beſtehende naturforſchende Geſells fchaft , und hielt am eten Januar ihre erſte feierliche Zuſammenkunft, in welcher ,die ſelbſt entworfenen Geſeße und Einrichtungen unters zeichnet umd als eine unabånderliche Norm für ſich und ihre Nachfolger beſtimmt wurden. Die verdienten Namen derjenigen Månner , welche damals den Grund dieſer Geſellſchaft legtett, find folgende: Øralath , Bürgermeiſter dieſer Stadt ; Kade , Med . Dr.; Hanov , Prof. am Gymnaſio ; Kühn , Prof. am Gymnaſio ; Klein ,, Secretår der Stadt; Sohner, Dr. Med .; Schwietlicki, Prediger ; v . Roſen : berg , Syndicus und nachmals königl. polu . geheime Rath ; und der - Baron z orr von Plobsheim. Nach der erſten Einrichtung wählte die Ges ſellfchaft jáhrlich einen Director , einen Se : cretår und einen Thefaurarius, welche Beamte ſpåter hin noch mit einem Vicedir . rector und einem Aufſeher' des phyſikaliſchen und naturhiſtoriſchen Cabinetts vermehrt wurs den. Die ordentlichen Mitglieder der Geſell: ſchaft theilten ſich ferner in drei Claſſen , welche in der Folge,

wenn die Mitglieder ſich ver :

294

riches gebracht de werden ſoll. bis auf ſechs mehrten rten, meh ', bis Operas einem aus beſtand Claſſe Jede ten . 1 tor und zwei Cooperatoren , und mußten in threr Ordnung einen Monat hindurch Obs ſervationen und Erperimente in den wöchentlis chen Zuſammenfünften anſtellen . Bei dieſer er's ſten Einrichtung blieb es bis zum 3. 1757, in welchem Jahre es jedem Mitgliede überlaſſen wurde, fich zu beſtimmten Arbeiten , entweder nach eigenen oder von der Geſellſchaft gemachs ten Vorſchlagen , zu erbieten , und die Geſells ſchaft mit Vorleſungen aus der Naturgeſchichte, Naturlehre und Aſtronomie, oder aber mit Vers ſuchen zu unterhalten .

Im J. 1786 unternahm

die Geſellſchaft eine Reviſion ihrer Geſebe, und nun wurde es feſt gelegt, daß jährlich ein Refes rent für die Phyſik , und ein anderer für die Naturgeſchichte gewählt werden ſollte , welche abwechſelnd mit dem Inſpector des Muſáums und dem Obſervator auf der Sternwarte , die Geſellſchaft in ihren Zuſammenfünften mit Por: trågen unterhalten ſollten . Die erſte Zuſammenkunft hielt die Geſellſchaft in der Wohnung ihres Mitgliedes, Sobner , ſpåter bin aber beſorgte ſie ſich ein beſonderes Locat auf der Vorſtadt, um ihren phyſikaliſchen Upparat, zu welchem unter andern die um 350 Rthlr. erkaufte Leupoldſche Vers tical : fuftpumpe gehörte , aufſtellen zu fons

295 nen. Da aber dieſes Local doch immer nur für eine Zeit lang ſeyn konute , To bemühte ſich die Geſellſchaft um einen ſicheren Wohnſik, und erhielt durch die Bemühungen des Bürgermeis ſters Gralath im J. 1746 von der Stadts kammerei gegen einen jährlichen Zins das ges råumige Local ses grünen Thors , unter der Bedingung , daß die innere Einrichtung und Verzierung des Saals aus dem Vermogen der Geſellſchaft beftritten werden müßte. Jnz dies ſem großen , hellen Saale hat nun die Gefells ſchaft ſowohl ihren phyſikaliſchen Apparat , als ihre ſchönen Sammlungen aus der Natur und Kunſt aufgeſtellt.

In dieſen Saal ſtößt das

Berſammlungszimmer , in welchem Fich , außer den Bildniſſen der Stifter , auch die Båſte des Hevelius befindet, welche der König Stas nislaus Auguftus im J. 17 . . auf das alt: ſtädtiſche Rathhaus ſchenkte , die , aber nachher hierher gebracht iſt , und ihren Platz in dieſem Zimmer erhalten hat. Zu den vorzüglichſten Wohlthåtern der Ges ſellſchaft gehdren : der König Stanislaus Auguſtus , welcher der Geſellſchaft im Jahr

2786 einen Ring mit ſeinem in Brillanten ges faßten Bildniſſe ſchenkte, auf deſſen innerer Seite, die Worte eingegraben ſind : Donum S A. Regis Praesidi Societatis Litterariae Gedanen Dieſen King trägt der je: sis. Anno 1736.

>

296 desmalige Director bei feierlichen Veranlaſſungert am Finger. Ferner der Bürgermeiſter Gralath , welcher , mit der ihm eigenen Uneigennukigkeit verbunden , mit brennendem Eifer für die Bes förderung alles Guten , den ganzen naturhiſtoris ſchen Nachlaß ſeines verdienten Schwiegervaters Klein , der Geſellſchaft überließ ; der Legationss rath von Jungk; der General son Czap6s ki; der Baron Zorn von Plobsheim ; der Dr. von Wolf ; und die Herren Bands , Solander , Forſter , Meuſchen , von

1 pupid , $ ºpmann , 5 e mui8 • Đ • tr : mann und Spengler , welche ſämmtlich zur Pergrößerung und Vervollſtändigung der natur: hiſtoriſchen Sammlungen und des phyſikaliſchen Apparats viele Beiträge geliefert haben. - Durch Bermächtniſſe an die Geſellſchaft haben ſich vers dient gemacht: der Sachſen :Weimariſche Hofs rath Verc) ,

und

die ehemaligen Mitglieder

der Geſellſchaft:

Reyger , Schubert ,, Has gemeiſter , Cunis , und der Dr. von Wolf, welcher der Geſellſchaft nicht nur ſein vorzügli: ches Herbarium, nebit ſeinem Naturaliencabinette vermacht hat , ſondern auch die Sternwarte der Geſellſchaft aus ſeinen Mitteln erbauete, mit den koſtbarſten Inſtrumenten verſa ) , und ! ſowohl zur Erhaltung derſelben als zur Beſols dung eines Aſtronomen und eines Unterauffe:

297 hers der Sternwarte, den größten Theil ſeines Vermögens der Geſellſchaft hinterließ . Von den Arbeiten der Geſellſchaft legen

ihre weis und ben

herausgegebenen Schriften den beſten Bes ab,, welche unter dem Titel : Verſuche Abhandlungen der naturforſchen's Geſellſdaft ' in Dan big , in drei

Bånden , in den Jahren 1747 , 56 heraus gegeben ſind.

54 nund g lu Jahr Dieſen m folgte im n m ue Sa en ne

ihrer Schriften. Außerdem hat ſie in den Jahs ren 1768 , 1771 und 1772 Preisfragen aufgeges ben , und die Beantwortung derſelben gekrönt ; und noch immer fort ſucht ſie die Liebe zur Mas turgeſchichte unter Danßigs Mitbürgern zu er: halten , und die Erweiterung der Naturkunde durch ihre Bemübungen zu befördern . Zu

den Merkwürdigkeiten

Sammlungen

gehören

ein

ihrer

Tchinen

Conchylienicabtnett,

Welches faſt ganz volftändig iſt und die ſelten : ſten Stücke enthält. Seine erſte Entſtelung bat es der Schenkung des fonigl. preußiſchen Reſidenten von Junge zu verdanken , welcher ſein Cabinett hierher gab , das nachher durch. andere Schenkungen , und beſonders durch die Freigebigkeit des Barons Zorn bon probs . heim ſehr vermehrt iſt.

Ferner die Kleinſche

Sammlung von Schnabeln und Füßen aller preußiſchen und anderer europäiſchen Vå:

298

gel, worauf er ſeine Stemmata avium gebaut bat ; dann derfelben Sammlung von Vos geleiern , unter denen ſich vorzüglich die grdns ländiſchen , isländiſchen und norwegiſchen Vos geleier auszeichnen . Eine portreffliche Samms lung verſteinerter Concholien ; eine ſeltene Berns ſteinſammlung ; eine Sammlung von Inſecten , Unter denen ſich vorzüglich viele Eremplare aus Surinam auszeichnen ; eine vorzüglich volftån. dige Mineralienſammlung, die ſehr ſeltene Stücke enthält ; und endlich ein ſehr ſchöner Apparat zu phyſikaliſchen Erperimenten , unter welchen fich die Leupoldſche große Verticals Luftpumpe > beſonders auszeichnet. Die Beamten der Geſellſchaft werden jähr: sich aus den Mitgliedern gewählt, und beſtehen aus einem Director ; einem Vicedirector ; einem Secretar und Theſaurarius ; einem Bibliothekar ; einem Inſpector des nas turbiftoriſchen und phyſikaliſchen Cabi : netts und einem Uftronomen. Dazu kommt noch ein Unteraufſeher der Sternwarte , und ein Mechanicus und Amanuenſis der Geſellſchaft.

Die

Stern up a r'te.

Dieſe liegt auf dem Biſchofsberge im aſtion , Sdarfer Ort genannt , unter dem

299

36 ° 17 ' 45" der Långe und 54 ° 20 ' 48 '' der Breite. Sie wurde im J. 1780. von dem ges lehrten Doctor der Arzeneikunſt, Nathanael Matthaus von Wolf erbaut , und mit vore trefflichen Jnſtrumenten verſehen , unter denen fich beſonders auszeichnen : a . Ein Mauerquadrant, von Siffon , ſechs Fuß im Halbmeſſer, mit ſeinem Tubus. b . Ein Meridian : Tubus , von Ramsden . c. Ein Schortſches und ein Martiniſches Tes leſcop. d. Eine Sheltonſche Uhr. e . Eine Magellaniſche Uhr , mit einem Fichtes nen , mit Firniß überzogenen Pendul . f . Ein Hadleyſcher Octant.

Außer dieſen [ chdnen Inſtrumenten

finden

fich noch mehrere andere vor , welche dieſe Stern: warte ju den wichtigſten und genaueſten Beob. achtungen bequem machen. Außer dem Bilds niſſe des verewigten Stifters findet man noch das Bildniß des job . Hevelius ,

und ein

Original - Delgemålde des Copernicus auf dieſer Sternwarte. Der gegenwärtige Aſtronom iſt der Director der Arzeneikunft Koch , der ſich durch ſeine ſchonen Beobachtungen , in den Bers liniſcher Jahrbüchern von Bode, als einen unſerer geſchickteſten Beobachter , ausgezeichnet -hat.

Unterauffeber iſt der Uhrmacher Jacob's

1

300 font ; beide wohnen in der Nähe des Obſer: vatorii, doch nicht in freien Wohnungen . Zur Erhaltung, ſowohl der Sternwarte als

eines Aſtronomen

und Unteraufſebers hat der

Stifter ein Capital von vier tauſend Du : ' katen legirt, welches die naturforſchende Ges Tellſchaft verwaltet . Er ſelbſt, der Stifter, liegt in einem Gewalbe, unter der Sternwarte begra. ben , und ein einfacher Denkſtein macht den Vors übergehenden auf die Stelle aufmerkſam , 'wo i

der Edle ruht.

3.

Die Rathos oder Oymnaſien : Bibliothek .

Dieſe , nicht viel über 20,000 Bånde ents haltende Bůdyerſammlung iſt in einigen , nicht zuſammenhängenden , und zum Theil dunkeln und dumpfigen Zimmern in dem Kreuzgange des Gymnaſii aufgeſtellt. Protobibliothes far derſelben iſt der zeitige alteſte Senator, Bibliothekar aber der zeitige Profeſſor der Phis loſophie am Gymnaſio, der ſich aus den Gym. naſiaſten einen Amanuenſis zum Gehülfen wählt. Gedifnet wird ſie alle Mittwoche und Sonn : abend von 11 bis 2 Uhr. Shre erſte Stiftung fällt in das Jair 1580 ; nachher wurde ſie durch Geſchenke vergroßert und vermehrt.

Eine vorzügliche Vergrößerung

301 erhielt fie im J. 1597 , da ihr durch das Ver: mächtniß des Marquis d'Oria , deſſen für die damalige Zeit wichtige Bücherſammlung zu Theil wurde ; die noch gegenwärtig den größten Theil der ſo genannten alten Bibliothek ausmacht.

Dieſer Marquis d'Oria war im

. 1517 in Neapel geboren , ' war ſowohl am påpſtlichen Hofe, als auch bei dem Kayſer Carl V. ſehr geachtet und geſchåbt, mußte ſich aber nadyher, da er ſich für die Sache der Reformas toren erklärte, ſein Vaterland und ſeine Glückss guter verlaſſen ; und nachdem er vierzig Jahre umher geirret, und mancherlei Schicale erfahs ließ er ſich im Jahre 1591 hier in Dankig nieder. Da aber ſein gerettetes Vers

ren hatte ,

mogen bei nabe geſchmolzen und ſeine Geſunds heit ſehr zerſtört war, ſo machte er im J. 1592 ein Teſtament , in welchem er dem Gymnafio ſowohl ſeine Bücher als einige andere Merk: würdigkeiten durch eine Schenkung inter vivos legirte, wofår ihn der Rath der Stadt bis an feinen Tod, welcher im J. 1597 erfolgte , ſtan : desmåßig unterhalten ſollte. Er liegt in der Graumünchen Kirche , unweit des Altars , bes graben . Spåter erhielt dieſe Bibliothek Vermehrun: gen durch die Legate des Rathsherrn Adrian Engelde , des Bürgermeiſters Conſtantin Ferber ,

und des Rathsherrn Schlief,

gn

302 neueren Seiten hat dieſe Bücherſammlung ans fehnliche und gewähltere Beiträge erhalten durch den Profeſſor Hanov , welcher ſeinen ganzen Büchervorrath hierber legirte , und durch den Bürgermeiſter Schwarß ,

welcher denjenigen

Theil ſeiner Bücherſammlung, welcher die Münze kunde betraf, dieſer Bibliothek nach ſeinem Tode zukommen ließ . Außerdem vermachte dieſer achs tungswürdige

Patriot noch ein

Capital von

zehn tauſend Danfiger Gulden für Einrichtung eines 1

bequemeren und belleren Locals

für die

Bibliothek , wozu auch im J. 1805.von dem Stadtbaumeiſter Held ein ſchöner Plan ents worfen und der Bau auch wirklich begonnen wurde ;

welcher aber durch

den Krieg unters

brochen worden , und durch die gegenwårtigen Zeitumſtände gånzlich liegen geblieben iſt. Unter den mancherlei Seltenheiten , welche dieſe offentliche Bibliothek enthält, find folgende einer beſondern Bemerkung werth . Ein vors treffliches Exemplar des außerſt ſeltenen Werks : Jo . Hevelii machina coelestis ; und ein ebenſo vortreffliches Eremplar von deſſelben Verfaſſers , Selenographia. Beide Werke find von dem Verfaffer ſelbſt auf das geſchmacks vollſte und koſtbarſte illuminirt. Die meſſinges nen Inſtrumente ſowohl als die Sternbilder find mit Gold , die Fleden des Mondes aber mit Silber gemalt. Dieſe beiden koſtbaren Erems 1

303 plape waren von dem Verfaſſer zu einem Ges ſchenke für Ludwig XIV . beſtimmt, blieben aber, wer weiß durch was für Veranlaſſungen , zu: růck, und famen in die Hände der Erben . Zu: legt wurden beide. Werke in einer Auction von dem Rathsherrn Broen für 3003 Danfiger Gulden erkauft , und der jüngſte Sohn deſſels ben blieb im Beſite dieſer Seitenbetten , da er eine Enkelinn des Hevelius geheirathet hatte. Nach deſſen Tode aber kamen dieſe unſchätzbas Durch ren Seltenheiten in dieſe Bibliothek. die Freigebigkeit des Bürgermeiſters Schwar , beſikt dieſe Bibliothek einen dünnen Quartband, welcher verſchiedene handſchriftliche Tráctate des ſel. Dr. Luthers enthalt, die er auf der Wartburg zum Druck ausgearbeitet hat. Eine davon iſt das zum Druck ausgehändigte Origis nal, da am Rande allenthalben die Signaturen des Sekers bemerkt ſind. Der fel. Bürgers, meiſter Schwarß kaufte dieſen Coder in einer Auction zu Augsburg , und ſchenkte ihn dieſer Bibliothek. Auch befißt dieſe Bibliothek noch einen Frobeniſchen Pfalter , welcher Lux thern zum Handeremplare gedient hat, und wels chem er die Geſchichte ſeiner Ercommunication Bon neueren eigenhändig beigeſchrieben hat. Werken iſt. Wielands Prachtausgabe ſeiner Werke in Quarto zu bemerken . Sonſt finden Rich in dieſer Bibliothet noch einige bemerkens :

304 werthe Schildereien und Portraits von Drangi: ger Gelehrten . An antiken Manuſcripten findet ſich nichts Bemerkensweribe, außer einem ſchönen Exemplar einer Vulgata. Mit dieſer Bibliothek iſt auch ein ſchönes Můnz cabinett verbunden , welches nach und nach aus Vermächtniſſen und Schenkungen ents Die erſte Múngjammlung wurde ftanden iſt. von einem privatifirenden Gelehrten , J. G. Barthold , in der Mitte des IV liten Jahr: hunderts hierher legirt. Sie enthalt lauter mos derne, beſonders fur polniſchen und preußiſchen Geſchichte gehdrige Münzen. Jin Jahr 1777 aber wurde dieſer Sammlung das ungleich wichtigere Münzcabinett des Bürgermeiſters Sch w a r bs durch Vermächtniß zu Tbeil, welches gegen 4000 Münzen enthålt, und gegen fünfzig tauſend Dans Biger Gulden werth geſchåßt wird . Zur Uns terhaltung und -Vermehrung deſſelben legirte der Erblaſſer noch ein Capital von vier tauſend Dans kiger Gulden . Wenn dieſe beiden Cabinette, nebſt dem , was ſonſt noch von alteren Zeiten her an Münzen vorhanden iſt , dereinigt und geordnet ſeyn werden , ſo wird dieſe Rathsbis bliothek auf den Beſitz eines anſehnlichen Münza cabinetts ſtolz ſeyn können . Dieſe Vereinigung und Ordnung der Münzen kann aber aus ur: ſachen nur dann erſt Statt finden ,

wenn für die

305 die Bibliothek ein bequemeres focal erbaut und eingerichtet ſeyn wird.

4.

Die Schw Schwaremaidifche Bibliothek

Diere befindet ſich in einem Saale des Schul: gebäudes von St. Peter und Paul , und der

jedesmalige Rector der Schule iſt Bibliothekar derſelben. Der Stifter dieſer Bibliothek war Heinrich von Sch w a rßwald , wels der ſolche der Kirche legirte , worauf ſie nach ſeinem Tode im J. 1708 hier aufgeſtellt wurde . Die Zuzahl der Bücher iſt nicht groß, und ſteigt nicht über dritthalb tauſend. Bånde. Shr vors züglichſter Werth beſteht in ſchönen Ausgaben lateiniſcher Claſſiker; ſonſt iſt das hiſtoriſche Fach der Hauptgegenſtand des Sammlers ges. weſen .

Zu

den wichtigen und merkwürdigen

Büchern gehdren : Picarts Muſentempel; Scheuchzeri Physica Sacra; Saurin Dis. cours sur la Bible ; ein ſchon und ſauber ger ſchriebener Alcoran ; und die Skonomiſche Ens cyclopädie von Krůnik. Das wichtigſte aber bei dieſer Bibliothek iſt das M ů nzcabinett , welches eine reiche Folge rdmiſcher Conſulars und Familienmünzen in Silber enthält, die nach Patin geſammelt iſt. Unter dieſen befinden ſich mehrere ſeltene und [ 20 ]

306 .

ſchine Stúde ; auch ſind

verſchiedene goldene

darunter. Eben ſo ſchål bar wie die Sammlung antifer Münzen iſt die Sammlung , moderner Münzen , unter denen ſehr viele feltene Medail: ten und Medaillons vorkommen . So wohl die: res fchöne Münzcabinett als auch die Biblios thek ſieben unter der Oberaufſicht der Oberals teften der reformirten Gemeine.

6.

Die Zappiſche oder Johannitiſche Bibliothek

Dieſe , von einem Vorſteher und großen Wohlthäter . Der St. Johanniskirche , 3 a cha : ria's 3 app , geſtiftete, und mit einein Fond zur Erhaltung und Vermehrung verſehene Biblios . thef , ' ift in einem boben und bellen , Gewölbe der St. Johanniskirche , zwiſchen der Sacriſtei und der kleinen Orgel, aufgeſtellt. Die Anzahl der Bücher iſt nicht groß, und beläuft fich nicht viel über 2000 Bände , unter welchen aber ges · wiß der dritte Theil aus Folianten beſteht. Je kleiner die Anzahl, je großer und bedeutender Sie enthält viele Teltene Bücher aus den erſten Zeiten der Buchdruckerkunſt, und andere koſtbare und ſeltene Werke. Ein Erems plar von Hevelii Machina coelestis , ers

iſt ihr Werth.

kaufte ſie für fünf hundert Danßiger Gulden :

307

1 Ferner beſig : ſie die Antwerper und London ner Polyglotte; Kennicots neueſte Uus: 1 gabe des 4. T .; Picart Ceremonies et Cnu tumes de tous les peuples du monde; die Amſterdamér Ausgabe des. Talmud und Las xaters phyſiognomiſche Fragmente. Uebrigens find Kirchengeſchichte und Patriſtik die Haupts fåcher dieſer Bibliothek. Der Bibliothekar der: felben iſt der zeitige Rector der Schule , jedoch hat auch der Paſtor der Kirche einen Schlüſſel und ein Berzeichnis der. Bibliothek

6.

Die Marien bibliothek.

Dieſe befindet ſich in der Allerheiligen Cas pelle in der Oberpfarrkirche zu St. Marien. Ihre erſte Stiftung fällt in das Jahr 1460. Eine edle Danßigerinn , Catharine Mey's denburg , verehrte ſolche hierhér , und ſpätere Schenkungen haben ſie vergrößert. Beſonders wichtig würde ſie geworden ſeyn, wenn die Bus cherſammlung des Danßiger Reformators Pans cratius klein , welcher Tolche hierher legirte , gleich nach ſeinem Ableben wäre abgeliefert wors den . Da dieſes aber erſt im J. 1606 geſchah , ſo ſind unterdeſſen viele und wichtige Büdyer verloren gegangen . Ein hartes Schickſal batte dieſe Bibliothek daburd ) , daß fie feit jener Zeit

1

308 ganz in Bergeſſenheit gerieth , ſo daß man auch von ihrem Daſeyn ni ch ts wußte , bis der ges lehrte und verdiente Archidiaconus fengnich folche im J. 1789 durch einen Zufall entdeckte, ein Verzeichniß davon anfertigte , litterariſche und bibliographiſche Nachrichten von ihr in dem Meuſelchen biſt. , litterar. , bibliograph. Mas gazin St. III S. 63 bekannt machte ,

und fie

ſo der Vergeſſenheit wieder entriß. Sie enthält zwar keine wichtigen Schake, hat aber einige typographiſche Seltenheiten und einige ſaubere Codices der Vulgata aufzuweiſen .

7.

Die Vo166 bibliothek zu St.

BBartholom å i . Dieſe wurde von

dem verdienten zweiten

Prediger an dieſer Kirche ,

Carl Heinrich Rohr, geſtiftet, und iſt in einer Halle der Bartholomaikirche aufgeſtellt. Der Bibliothekar derſelben iſt dev jedesmalige zweite Prediger zu Bartholomai . Ein mehreres von derſelben fiche bei der St. Bartholomaikirche.

3.

leihbibliotheten .

Deren giebt es gegenwärtig drei. Die Iro fcelfche; die Ooloſtammi che, und die

L.

309 #agnesiche.

Unter

ihnen

iſt die

Gold

ft a mmiche die älteſte. Man abonnirt ſich bei quen breien monatlich , vierteljährlich , oder jähr: lich . Das Abonnement für das ganze Jahr iſt ſechzehn Dankiger Qulden .

Mit der Wag :

nerſden und Goldſta mmTchen

Leſebiblio:

thek ſind auch noch Inſtitute verbunden , in welchen die neueſten . Journale iu beſtimmten Birkeln berum geben ,

9.

Privatbibliothefen .

Deren waren in der Vorzeit ſehr wichtige und zahlreiche hier anzutreffen .

Die Bibliothe:

ken eines Klein , Breyne, Oralath , und von Norenberg waren ſo anſehnlich und koſt: bar, daß ſie manche offentliche. Biſliothek hinter ſich zurück ließen, Degenwärtig findet man fact in jedem guten Hauſe eine Handbibliothek, aber eigentlich wiſſenſchaftliche Bibliotheken, die große und feltene Werke enthalten , die ſind ſeltener geworden. Unter den noch vorhandenen zeich nen ſich aus : die up bageurdy e Biblios thef, ein Fideicommiß, welche gegen zwolf tau : ſend Bände , ſtark, und außer koſtbaren litterari: [ chen , antiquariſchen und numismatiſchen Wer: Fen , beſonders im Fache der Geſchichte Febr gut belegt iſt.

Unter den ſadnen und feltenen Nas

310 nuſcripten zur preußiſchen und Dankiger Bes (dichie ſind beſonders viele Original: Spandſchrifa ten von Stenbel Bornbach , einem ſehr verdienten preußiſchen Geſchichtſchreiber ; und von Andreas Schott , einem fleißigen Samm: ler für die Dankiger Kirchen : und Gelehrtens geſchichte , merkwürdig und ſchåbbar. Da aber kein Fond von dem Stifter ausgeſeßt iſt, ſo kann auch auf ihre Vergrößerung und Forts Tekung nichts gewandt werden . Die Biblios thef des geh . Sr. R. von Weichmann iſt beſonders im Fache der vaterländiſchen Geſchichte ſehr gut belegt. Die Bibliothek des Dr. und Proj. Lampe bat koſtbare und feltene natur : hiſtoriſche, mathematiſche und phyſikaliſche Werke aufzuweiſen ; unter andern beſikt fie Hevelii Machina corlestis ; Catesby Beſchreibung von Florida ; Martini Conchyliencabinett und mehs rere illuminirte Rangwerfe. Im mediciniſchen und naturhiſtoriſchen Fadye verdienen auch die Bibliotheken der Doctoren Dauter , Blech , Behrendt und Reinide bemerkt zu werden ; lektere iſt beſonders im Fache der gelehrten Ges ſchichte der Medicin ſehr gut beſegt. Die Bus cherſammlung des Dr. v . Duisburg iſt neben der Medicin , im Fache der Kunſtgeſchichte ſehr vollſtändig. Die Bibliotheken der privatiſirens den Gelehrten , Zernece und Soermanns ,

311

1

und des Kaufmanns Rehrfeld zeichnen fich durch Auswahl und Vollſtändigkeit im hiſtori: ſchen Fache aus . Die Bibliothek der natur : forſchenden Geſellſchaft beſißt die koſtbars ften und ſeltenften Werk für Naturgeſchichte und Phyfik ..

10.

Bemå10 es

un 8

Kupferſt ich :

Sammlungen . Die

bedeutendſten und

ausgewählteſten

Sammlungen in dieſer Art, welche gegenwärtig in Danzig exiſtiren , ſind folgende. Die Oes måldes und Rupferſtich rammlung des Sea . nators Muhl ; die Gemäldes und Kupferı ſtichſammlung des gely. Commerziens raths Pott ; die Gemälderammlung des Kaufmanns

David Eggert ;

und die Ges

målde : und Kupferſtichſammlung des Dr. v. Duisburg .

11 .

Buch b a n d l u ngę, n . 1

Deren gibt es gegenwärtig zwei

in Dans

Big . Die Troſchelſche Buchhandlung in der Heil . Geiſtgaſſe , unweit des Glockenthores ; und die Goldſtammidhe Buchhandlung in der Hundegaffe.

312

12.

Bú dy oru ofereien .

Deren ſind gegenwärtig zwei . Die We , delſche, oder E. E. Raths und Gymna : fii Buchdruckereis und die Müllerſche Buchdruckerei auf der Altſtadt. Die Wes delſche Buchdruckerei , Jopenpaſie No. 563. , hat vier Preſſen , und beſchäftigt 2 Seger., 10 Drucker und 2 Lehrburſchen . Die Müllers ſche Buchdruckerei, Holzmarkt No. 91. , hat eine Preſſe, ' und beſchäftigt . Seßer, 2 Druf:: ker und 1 Lehrburſchen. So viel man Nachricht hat, wurde die erſte Buchdruckerei von Hans Weinreich im J. 1555 hier angelegt, Ihm folgte Jacob Rhode und deſſen Erbeit, welche vom I. 1564 bis 1615 dructen . Guilielmus Guilmontanus und deſſen Wittwe , druckten vom 9. 1605 bis 1608 Andreas Hů nefeld vom J. 1609 bis 1666, Dieſer wurde 85 Jahre alt , und druckte im J. 1624 und 25 eine deutſche Bibel ſehr ſauber in fünf Sedezbåndchen , welche ge's genwärtig zu den bibliographiſchen Seltenheis ten gehört. George Rhete und deſſen Ers ben druckten vom J. 1619 bis 1694. Jobann Friedrich Brafe und ſeine Wittwe dructen vom J. 1680 bis 1685. Johann Zacharias Stolle , Şohann

Daniel

Stolle

ung

313

Wittwe dructen vom J. 1685 bis 1724.

Tho .

mas Johann Schreiber druckte von 1724 bis 1779. Daniel Ludwig Wedel von 1780 bis jest. Auf der Altſtadt druckte zuerſt Andreas Julius Mdiler vom J. 1652 bis 1654. Simom folgte Shm bis 1661 und deſſen Sohn vom J.

1662 bis

1712. Darauf kam dieſe Druckerei an Iſrael Müller , welcher vom J. 1713 bis 1722 drucks te. Seine Wittwe feste die Druckerei bió 1724 fort,

in welchem

Jahr ulrich Kroß

ſolche

übernahm , yon welchem ſie 1732 an Johann Jacob Preuß fam. Außer dieſen Sffentlichen Druckereien gab es ſonſt nod) anſehnliche Privatdruckereien in Dankig, in welchen die Gelehrten ihre Werke auf eigene Koſten mit ihren eigenen Lettern in ihren Häuſern drucken ließen. Der erſte derfelben war Franciscus Rhodus , welcher in ſeinem Hauſe von 1539 bis 1559 gedruckt hat. Berühmter iſt die Druckerei des berühmten Joh. Hevelius , in welcher auch ſeine ſeltene Machina coelestis ges druckt wurde. Im Jahr 1679, den 26ſten Seps tember , als Hevelius auf ſeinem Landhauſe war, brannten ſeine Häuſer, ſeine Sternwarte mit dem dazu gehörigen Apparat und ſeine Druckerei ab, wobei alle vorräthigen Eremplace

314 der Machina coelestis ein Kauf der Flammen wurden . Ferner die Druckerei des Dr. Jas cob Breyne , welcher feine koſtbare und fels tene Cen.uria I Exo car. Plantar. 1678 in ſeis nem Hairie ſehr koſtbar und ſplendid drucken ließ ; und endlich die Druckerei des Prof. Paul Peters , welcher von 1712 bis 1724 ſeine eis gene Druckerei in ſeinem Hauſe hatte , welche nach ſeinem Tode im J. 1732 von einem ge : wiſſen Seelmann erkauft ! wurde , welcher das mit nad Langefu br zog und daſelbſt dructe.

VII.

Freimaurer , Logen.

Deren giebt es

in

Darßig

zwei.

Die

Loge Eugenia ' zum gekrönten löwen , welche ſeit 1800 unter der Conſtitution der Gr. National : Mutterloge zu den drei Weltkugeln in Berlin arbeitet. Sie hat ihr eigenthümliches Locat auf der Niederſtadt , mit einem

geräus

migen , in engliſ hem Geſchmack angelegten Gars ten , und einer ſehr ausgeſuchten Bibliothef. Die Loge zur Einigkeit arbeitet unter der Cons ſtitution der Ur. National - Mutterloge Royal Yorf zur Freundſchaft in Berlin . Sie hat ihr eigenthümliches

Local mit einem Garten auf

315 der Altſtadt. Dieſe lektere hatte das Unglád , daß während der Belagerung im J. 1807 ein Lazareth in ihrem Local eingerichtet wurde. Ers ftere hatte dagegen zur Zeit des Bombardements das Bergnügen , einigen hundert Perſonen , Ges weihten und Ungeweihten , eine ſichere und any genehme Zuflucht zu verſchaffen .

VIII.

Mårtte .

Dankig hat eine große Meſſe , welche der Dominik genannt wird , und den fünfs ten Auguft , als am Tage Dominici , welcher

1 ihr den Namen Dominik gegeben

hat ,

ihren

Anfang nimmt. Der erſte Urſprung dieſes Jahrs markts falt in das 3. 1260, und die Veranlaſs ſung dazu war ein großer Ablaß, welchen Papſt Alexander IV . dem Dominicaner - Kloſter auf diefen Tag verliehen hatte, an welchem ſich aus der ganzen benachbarten Gegend Gläubige eins

. fanden , die an der Sündenvergebung Theil. zu nehmen wünſchten. Dieſes Zuſammenſtromen des Volks auf einen Tag und an einem Orte wedte bald die Speculation einiger Ges wingſüchtigen , und ſie benugten dieſe Gelegens heit, Waaren zum Verkaufe feil zu bieten. Da

}

316 der erſte Verſuch nicht fehl ſchlug, ſo erweiterte ſich bald der Anſchlag auf den Beutel der bußs fertigen Seelen; der Verkäufer wurden von Zeit zu Zeit mehrere, und es entſtand ein förmlicher Sahrmarkt bei der Nicolaikirche , lo daß man in der Kirche Beruhigung für das erwachte Gewiſſen , und außer der Kirche Befriedigung für den Leib und des Leibes Bedürfniſſe zu Kauf haben konnte. Im J. 1361 ertheilte der Hochs meiſter 2 einrich von Kniprode dieſem Markte ein Privilegium , daß es den Fremden mit Fremden zu handeln , nur die erſten dret Tage erlaubt ſeyn ſollte ; welches ein Beweis iſt, daß dieſer Markt damals ſchon ſo bedeutend geworden ſey , daß er mehrere Tage -gewahrt, und auch fremde Verkäufer berbei geführt habe. Dieſe Freiheit wurde ſpåter bis auf die erſten fünf Tage verlängert , und ſo iſt es auch Da die Zahl der noch bis jeßt geblicben . Räufer und Verkäufer ſich immer mehrte , ſo wurde der Plak bei der Kirche zu enge , und der Dominiksmarkt wurde vor das hohe Thor hinaus verlegt , wo er bis 1569. blieb , in wels chem Jahre er auf den Kohlenmarkt verlegt wurde. Hier vird der Bau der langen Bus den den erſten Julius angefangen .

Dieſe deha

nen ſich vom hohen Thore bis nach dem Holz: marete in einer Linie aus . Von beiden Seiten

317 i

laufen an einander ſtoßende Buden , die vont Holz erbaut , mit Tegeltuchenen Planen bedeckt find , und auf einem bretternen Fußboden ruhen . Dieſe Buden , in welchen Fremde und Einbeis miſche bis zum 5ten September fißen , wervin pom fünften September bis zum Ende dieſes Monats wieder abgebrochen , ſo daß alſo dieſer ſchine Markt drei Monate lang durch das Aufs bauen , das Steben und Abbrechen der Buden eingeengt und entſtellt tvird.

Zu dieſer Domis

nik szeit haben die Juben die Freiheit, in der breiten Gaſſe vom breiten Thor bis nadı dem Dom ihre Buden und Tiſche aufzuſeken , und thre Waaren vierzehn Tage lang zum Verkauf auszulegen . Auf dem langen Markte und der und und fer

langen Brücke haben die aus Ermeland deni benachbarten Gegenden mit Leinwand bdlzernem Geråthe einkommenden Verkäus die erſten fünf Tage ihren Stand . Die

Schuhmacher aus den Vorſtådten , die borner- Pfefferkuchenbacker und die Elbinger Seifenhåndler ſtehen mit ihren , Waaren , an der Fech tſchule aus. Dieſer Dominik wird am fünften Auguſt Vormits tags durch ein dreimaliges Låuten der großen Glocke auf dem Pfarrthurme, und durch Zwis ſchenſpiele der Glocken auf dem rechtſtädtiſchen Rathsthurme eingeläutet, und eben ſo fünf Tage darauf, wieder ausgeläutet.

1

318 Der zweite Markt iſt der Weihnadjtss markt, der aber nicht von Fremden beſucht wird. Er nimmt den 21ſten December am Thomas : Lage ſeinen Anfang, und währt bis zum Vors abend von Weihnachten . Er wird auf dem Schnuffelmarkté,

in der großen Kråmergane;

vor und in dem Junkers oder Arthushofe gehalten , und beſteht größtentheils aus Tiſdilers arbeit, Klempnerwaare, Drechslerarbeit, Buchs binder- und Rdrberbuden , Naſdwerk und Kins derſpielzeug. Von einbrechendem Abend bis zehn Uhr ſind dieſe Buben illuminirt. die Wochen mårkte werden mitt . 10 och 6 und

Sonnabends

auf dem langen

Markte und dem Holzmarkte gehalten. Auf ers fterem find des Sonnabends auch die Fleiſchers ( chragen aufgelegt. In der Woche iſt das Fleiſch theils in den rechtſtådtiſchen Fleiſch båns ken, zwiſchen der heil. Geiſtgaſſe und dem Pfarrhofe , und den alttådtiſchen Fleiſch : Kånken , zwiſchen der Jungfergaffe und dem altſtädtiſchen Graben , feil. Der Verkauf der

Fiſche und der waſſerioårts zugeführten Lebens: mittel iſt auf der Fiſchbrücke. Das aus der ümliegenden Gegend zugeführte harte Brenni bolz hat ſeinen Markt auf dem Holzmarkte. Die Getreidemårkte find in folgender Art beſtimmt.

Alles Getreide , welches auf der

519 Weichſel aus Polen herab kommt, hat bis Pfings ften ſeinen Markt auf der Weichſel bis an der Gåuſekrug , und es iſt nur gewiſſen Perſonen, die man Weichſelgeſellen nennt , erlaubt, dort Einkäufe zu machen . Nach Pfingſten iſt der Getreidemarkt innerhalb des erſten Baums auf der Weichſel bis an den polniſchen Faken, oder zwiſchen hier und dem Stagnetenkruge an dem linken Ufer der Weichſel. Dasjenige Getreide aber , welches zu Waſſer aus Weſts preußen und den an der Weichſel gelegenen Ges genden der Provinz kommt , hat ſeinen Markt an der Fiſchbrücke. Das aus dem Dankiger Territorio und den angränzenden Gegenden ju Lande einkommende Getreide hat ſeinen Darft auf Langgarten und am Legentbore. Die Märkte für Holz find in folgender

Art beſtimmt: für das zu Waſſer auf Flopen und Traften einkcimende Rund: und Zims merh.013 , nebſt Spieren iſt der Markt beim Stagnetenkruge ; für das Zimmers , Bau : und eichene Schiffbauholz , welches lands wärts einkoinmt, iſt der Markt zwiſchen den Thoren ; für das aus Pubig und Pommern waſſerwårts einkommende eichene und buchene Brennholz iſt der Markt auf der S dåffe : rei . Die eich'enen Planken werden auf der Klapperwiele ,

die Pipen ſtåbe aber auf dem bleibofe aufgebracht.

320 Der Trödelmarft oder die Tangnete iſt auf dem Kohlenmarkte. Die dazu erbaus ten Buden wurden während des Boinbarde: ments im J. 1807 der Sicherheit wegen abges brochen , find aber im Monat Junius des Jahres 1808 wieder neu erbaut worden , und zwar 10 , daß jeßt die Buden nach dem Wal hin gefehrt ſind , die Rückſeite derſelben aber nach dem Markte hin , eine bedeckte Colonnade bildet, welche dem Markte wenigſtens eben ſo ſehr zur Zierde gereicht , wie ehedem die alten Trddelbur den ihn 'verunzierten.

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3 wirdhen den inneren Wallen und den åußeren Feſtungswerken :

Biſchofsberg und Hagelsberg.

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8 3 2

3.

concom

1.

Die Borſtådte felbft.

In dem Bezirke zwiſchen den inneren Feſtungs: werken und dem Petershagers , Neugarters oder Majorenthore und dem Olivaerthore bis an den jungſtadtiſchen Holzraum , lies gen mehrere, bebaute Gegenden , die durch vers ſchiedene Namen bezeichnet werden . Dieſe ſind, anfangend vom Petershagerthore und bis nach dem jung ſtädtiſchen Holzraume fort: gehend , folgende : Petershagen innerhalb Thores ; der Biſchofsberg ; das ſchwarze Meer ; die Sandgrube; der Krebsmarkt; der Semiſch plat ; Neugarten innerhalb Thores ; die Gegend hinter der Schieß : ſtange und Bårenwinkel ; die Gegend am Schießgarten ; das Reich der Todten ; Heilige Leichnam shoſpital; das Pocken : haus oder, Lazareth ; die Gegend hinter dem Pockenhauſe ; die Gegend hinter dem Stifte . Hier Tchließt ſich , jedoch durch einen befeſtigten wall und einen Garten abges

"

324 ſondert, der jüngſtadtiſche Holzraum an , welcher fich bis an das tinke Ufer der Weichſel ausdehnt. Dieſe ſämmtlichen Gegenden ſind mit 534 Häuſern bebaut. 1. Petershagen. Dieſer Theil der äußes

ren Vorſtådte erſtreckt fich vom Petershagers Thore am Fuße des Biſchofsberges jenſeit der Radaune bis nach

Meere

dem dwa rzen

bin . Unter den Gebäuden dieſer Gegend befins den ſich einige Fårbereieir und eine Kraftmehl: Fabrife. Unveit des Thores, nach dem Stadt: graben hin , liegt das Gertruden hoſpital , und dieſem gegen über , ' jenfeit der Rabaune, oder auf der hohen Seite , die St. Salo vator 6 ; oder bagén.

die

Kirche

Peter 6 :

von 1

2. Der Biſchofsberg. Dieſer begreift denjenigen bebauten Theil des befeſtigten Ber : ges , welcher an dem Wege hinauf und oben nach der Sternwarte hin mit Häuſern beſept iſt, die größtentheils von Meſſerſchmieden und geringen Handwerkern bewohnt ſind. Hier iſt die von dem verſtorbenen Dr. von Wolf er : baute , und mit foſtbaren Inſtrumenten verſe: bene Sternwarte zu merken .

Man genießt

von dieſem Berge 'und aus den daſelbſt befindli: chen Häuſern , von denen einige auch als Gar: tenhäuſer benugt werden , eine weite Ausſicht, ſowohl nach dem Meere hin , als in das Werder

325

und die Nehrung, bis nach dem friſchen Haf. Ein Fremder, welcher ſich mit den ſchönen Auss fichten bei Dånßig bekannt machen will , wird ſich gewiß belohnt finden , wenn er dieſen Berg' beſteigt. Wenn die erſte Bebauung dieſer Sei gend ihren erſten Anfang genommen hat , låſt fich genau nicht angeben . Aber ſchon im I. 2521 erſuchte die Stadt den Biſchof, die Bes bauung dieſes Berges, zum Nachtheil der Stadt, einzuſtellen ; und im Jahr 1545 und 1572 bes klagte ſich die Bürgerſchaft ſehr über die bes fchwerlichen Geleite auf dem Biſchofsberge. Seit 1804 ſtand die Verwaltung der Juſtiz auf dem Biſchofsberge dem Juſtizmagiſtrate der comar binirten Städte zu . 3. Das ſchwarze Meer. Dieſes iſt eine von der- Radaune ' an bis nach dem Ball des Biſchofsberges hinlaufende Straße, welche grds tentheils von Fuhrleuten und Arbeitsleuten be: wohnt iſt.

4. Die Sandgrube , ſonſt auch das Ror Eine mit dem ſdhwarzen ſentbai genannt. Meeté parallel laufende Straße, die größtentheilt aus Gartenhäuſern beſteht und verſchiedene ans ſehnliche Gebäude hat , unter denen die Heins richsdorfiſche Zuckerraffinerie zu bemers ken.

Shren Namen Toll dieſe Gegend daher

bekommen haben ,

weil man in alteren Zeiten

den Sand hier gegraben hat,

welcher ſowohl

326 zum Bauen der Häuſer, als zum & onomiſchen Nuken gebraucht wird . 5. Der Krebs markt ; fo heißt die dem hoben Thore gegen über gelegene Gegend von der Sandgrube bis nach der Lohmühle, Sie iſt zum Theil von Fårbern und Hutmas chern bewohnt. Zu bemerken iſt hier die Kunſt; die Walk . und die Lohmůble, Dieſe hier gelegenen 'Häuſer haben eine ſehr intereſſante Ausſicht auf die Brücke des hohen Thores und auf alles , was heraus und binein paffirt. Auf dem Plaße , unmittelbar vor dem hos hen Thore , ſtehen tagtäglich im Sommer Cars riolen und andere leichte Fahrzeuge, und im Wins ter Schlitten bereit , um für eine Kleinigkeit in die benachbarten Vorſtådte oder noch entfernte: ren Luſtgegenden zu fahren . Man nennt dieſe Fahrzeuge Taradeien , In eben dieſer Gegend werden des Soms mers die Krebſe von den Caſſuben verkauft, und rechts dem Landwege, zwiſchen dein Stadtgra : ben , und der Radauneį iſt der Pferdemarkt befindlich. Auch wird in eben dieſer Gegend der Ochienmarkt gehalten , welcher im October , den Sonntag nach Galli, nimmt,

ſeinen

Anfang

6. Der Semirchplak ; von der Lohmühle finks nach Neugarten hin , mit dem Geſichte nach dem inneren Stadtwall gelegen. Dieſe

|

327

Gegend iſt gedßtentheils wohnt.

von

Hutmachern

be:

7. Neugarten , innerhalb Thores. Dieſe Gegend bildet eine ſehr ſchone breite Straße , welche nach dem Neugarters

oder

Major enthore führt. Sie beſteht zum Theil aus ſchönen Gartenhäuſern , unter denen ſich der von Schrotterſche, jegt von Oras lathſche Garten ; der ehemalige fürſtlich Sangustiſche Garten ; der zum ehemaligen gråflich Hülſenfchen Palais gehörige Cars ten, und einige andere Gebäude vortheilhaft aus: zeichnen . Sonſt wohnen hier noch viele Wolls manufacturiſten.

Neben

dem Fahrwege läuft,

von der Stadt kommend linker Hand, ein mit Barrieren eingefaßter und mit holländiſchen Lins den bepflanzter Weg für die Fußgänger , der auch zur Promenade dient. Dieſe Gegend, bes ſonders in der Nähe des Thores , hat im Boms bardement 1807 Teht gelitten . 8. Die Gegend hinter der Schießs ft ange : beſteht zum Theil aus Gartenhäuſern und den Hinterhåuſern von Neugarten , welche eine, Straße bilden , die von dem Plake vor dem Schießgarten bis an den Fuß des Hai gelsberges führt. Die am Fuße des Hagels : berges hinter dem Schießgarten gelegene Ges gend führt den beſondern Namen : Båren's to inkel.

1

328 9. Die Gegend beim Schießgarten : fie iſt nur mit den zum Bürgerſchießgarten ges hörigen Gebåuden bebaut. 10. Das Reich Der Todten. So wird diejenige Gegend genannt, welche zwiſchen dem Bürgerſchießgarten und dem Heil . Leichnamss Kirchhofe am Fuße des Hagelsberges liegt, und von dem daſelbſt befindlichen Armenkirch bofe ihren Namen hat. 11. Heilige Leichnam und das Pot : tenhaus . Beide Gegenden liegen redyts und (inks der Plantage oder dem Irrgarten , und begreifen diejenigen Gebäude in fich , welche, von der Stadt komniend , links zur Kirche und dem Hoſpital vom Heil. Leichnam , und rechts zum Lazareth oder Pockenhauſe gehören , nebſt einigen Gartenhäuſern. 12. Die Gegend hinter dem Poceni bauſe, Dieſe liegt , von der Stadt kommend , links am Wege nach dem jungſtädtiſchen Holz

raume, mit dem Geſichte nach dem inneren Stadt: wall , und erſtreckt ſich um die Gebäude des Pockenhauſes und hinter demſelben weg , wo fie eine Straße bildet.

Dieſe Gegend iſt zum

Theil von Fuhrleuten und Gärtnern bewohnt. 13. Die Gegend hinter dem Stifte. Dieſe begreift diejenigen Gebäude, größtentheils Gartenhäuſer , welche , vom Olivae rt byor e kommend , nach dem jungſtådtiſchen Holzraume

329 hin, mit dem Geſichte gegen den & ußeren Wall, angebaut ſind. Den Namen hat dieſe Begend von dem Dort befindlichen Wittwenſtifte era halten . 14. Der jungſt å dtiſche Holz r a'u m. Dieſer umfaßt die ganze Gegend , welche hinter dem Pockenbauſe, zwiſchen dem äußeren Fes ſtungsmall und dem Ravelin , bis an die Weichs Tel fich ausdehnt , - und wo ſowohl Brauers und Brenner , als auch Kaufleute und Pris vatperſonen ihr Holz aufregen laſſen . Dieſe verſchiedenen Gegenden , welche , wie fchon oben bemerkt wordeti , im J. 1806, 534 Häuſer enthielten , werden von dein Peters : hagerthore bis zum Neugarter : oder Mas jorenthore vom Biſchofsberge ; vom News gartertbore bis zum Olivaerthore vom Hagelsberge; vom Olivaerthore bis an die Weichſel von befeſtigten Linien und einem naſſen Graben eingeſchloſſen .

II. In

Die äußeren Fortificationsthore. den äußeren

Feftungswerken befinden

fich drei å u ßer e Thoré. Erſtlich das Petershagerthor , welches im 3 .

330 5 1626 erbaut wurde , als der Biſchofsberg fortis ficirt und der äußere Petershagen von dem tns neren Petershagen durch einen Graben und Wat getrennt wurden . Dieſes Thor führt nach dem Schottlande und auf die Straße nach Dirs Zweitens das Ne u g a rs ſchau hinaus. ter's oder Måjor é n thor : dieſes wurde im Jahr 1656 angelegt , als dieſe Bes gend mit Feſtungswerken umſchloſſen , und der Biſchofsberg mit dem Hagelsberge durch Coms municationswerke in Verbindung gelebt wurde. Dadurch wurde das innere Neugarten von dem äußeren Meugarten getrennt. Dieſes Thor führt nach der Schidlik und auf die Straße nach Caſluben hinaus . - Drittens das Oli , v a e r th o'r : ſolches wurde im 9. 1656 erbaut, als dieſe Gegend mit einem naſſen Gra: ben und Wal gegen feindliche Anfälle geſchüßt wurde. Es führt nach Langefuhr , Oliva und die Berliner Landſtraße hinaus.

391

III. Die äußeren Feſtungsmerke: Biſchofas berg und Hagelsberg.

a.

Der

Bischofsberg .

Dieſer Berg , welcher ſich von Petershagen bis nach dem Neugarterthore ausdehat , hat ſeis nen Namen daher erhalten , weil er ſonſt unter die Jurisdiction des Biſchofs von Cujavien ges hörte , welcher daſelbſt ſeit 1360 ein Reſidenza ſchloß , nebſt eineri Capelle und einem Garten beſaß. Dieſes Schloß aber, oder wie es in den alten Schriften genannt wird , Steinhaus , wurde im . 1414 von den Dangigern unter der Anführung des Commenthurs von Danßig zerſtört , und aus deſſen Steinen der ehemalige Biſchofsthurm auf der Vorſtadt ( ſiehe alte Thůrme) erbaut. Dieſes Gebäude hat . am äußerſten Abhange des Berges nach der Stadt hin geſtanden , linker Hand , wenn man die ge: genwärtige Treppe hinauf geſtiegen iſt. Jm , 1710 hat man die noch vorräthigen Steine des Fundaments ausgebrochen und nach Langenfuhr zum Bau des herrſchaftlichen Hauſes verwandt ; defien ungeachtet hat man im J. 1721 noch ſehr deutliche Spuren der Grundmauern dieſes alten Gebäudes bemerken können. Schon früh wurde dieſer Berg unter Begünſtigung des Biſchofs

332 bebaut , und es ſiedelten ſich daſelbſt viele ges tinge Handwerker an , denen die Gewinnung des Meiſterrechts in der Stadt zu koftſpielig war , Webhalb ſchon im I. 1521 große Beſchwerden von Seiten der Stadt geführt wurden . Was nun die Geſchichte der Befeſtigung dieſes Berges betrifft, ſo ' fing man im J. 1627 in dem Kriege , welchen Guſtav Adolph von Schweden in Polen und Preußen führte , an, denjenigen Theil des Berges zu befeſtigen , wel : cher hinter der jebigen St. Salvatorskirche liegt, und ſich bis hinter den alten Kirchhof vor dem Petershagerthore gegen den Weinberg hin , er : ftreckt. Dieſer Theil des Berges , welcher der St. Salvatorsberg genannt wird, war von ie Stadtgrund, und gehörte nicht unter die Ju. risdiction des Biſchofs , und folglich konnte die Stadt ihn unbedingt zu ihrem Nußen verwen : den .

Da aber der Kdnig Guſtav Adolph

im

Julius des Jahres 1628 gegen den Syndicus Kecerbart fich erklärte , daß er Willens ley , näher gegen die Stadt zu rücken und den Biz ſchofsberg zu beſeøen , lo fand es Danßig gerathen , zu ſeiner Selbſtvertheidigung auch auf dem Biſchofsberge eine Schanze zu errichs ten , worüber der Biſchof auf dem Reid ,stage im J. 1629 Beſchwerde über die Stadt führs te , und eine Verſicherung forderte, daß ſolche Schanze ſeines

Rechts unbeſchadet aufgeführt

1

353 fey, und nach geendigtem Kriege wieder zerſtört Die Stadt erwiederte aber dages

werden ſolle.

gen : daß die gedachte Schanze zu gemeiner Sis cherheit und auf Befehl des Kidniges , angelegt fey , und daß fie dem Biſchofe zu ſeiner Zeit deßhalb ſatisfaciren wolle. Im J. 1649 entbot die Stadt einen Ins genieur des Prinzen von Oranien hierber , um über die Zweckmäßigkeit der Vertheidigungen der Stadt ein kunſtverſtändiges Gutachten einzuzies ziehen .

Dieſer

überſab die Vertheidigungsans

ftalten , und gab darquf den Kath , den Bis schofsberg und Hagelsberg regelmäßig zu befeſtigen , und beide durch Feſtungswerfe mit einander zu verbinden , weil ohne dieß ein Feind ohne große Anſtrengung bis vor die inneren Thore der Stadt vordringen könne. Der Name dieſes +Ingenieurs iſt nicht aufbehalten , wohl aber, die Notiz übrig geblieben , daß er für ſein gegebenes Gutachten ein Dongratuit , von ein tauſend Ducaten erhalten hat. Auf dieſes Guts achten fing man ſchon im I. 2655 mit der re: gelmåßigen Befeſtigung des Biſchofsberges an, und erbaute die äußeren Sortificationsthore, nämlich das Neugarter- oder Majorens thor und das Olivaerthor , und bing den Biſchofsberg mit dem Hagelsberge durdy zuſam menhängende Befeſtigungen an einander.

Mit

dieſer Befeſtigung des Biſchofs- und Hagels :

1

i

334 berges ſchritt man von Zeit zu Zeit immer weiter vor, beſonders wurde dieſelbe unter dent Oberſten und Stadtcommendanten von Remo pen vom 3. 1697 bis 1701 theils verbeſſert, theils vermehrt , und von ihm das ſo genannte Mittelbaſtion angelegt. Im J. 1704 trat der Generalmajor v . 0. Golk in die Dienſte der Stadt. Dieſer baute das ſo genannte neue Werk des Hagelsberges , ' veränderte und : vers ſtårkte die vorgefundenen Feſtungswerke ; und ließ im S. 1706 die alte Fortification des Bis ſchofsberges raſiren und nach neuen Grundſägen der Befeſtigungskunſt wieder anlegen . Im J. 1708 ,nachdem der Generalmajor v . Siether die Stelle eines Stadtcommendanten übernoms men hatte , wurde auf dem Biſchofsberge das Polygon von St. Salvator und die davor lies genden Außenwerke angelegt , auch im I. 1710 die Capitale des Hagelsberges bis an den Stadts graben bei dem Schießgarten vorbei, verfertiget, und ſo dieſe Feſtungswerke nach und nady in den beſten Vertheidigungsſtand gefekt. Bei der ruſſiſch : Tächſiſchen Belagerung im Jahr 1734 wurde der Hagelsberg von den ruſſiſchen Trup; pen mit Sturm angegriffen, welcher aber zurid geſchlagen wurde ; bei welcher Gelegenheit eine Menge Feinde blieben ,

die vor den Feftungs:

werken unter einem großen Hügel eingeſcharet wurden , welchen man das ruſsiſche Grab

2 c

335 nannte , und der noch bis auf den heutigen Tag dieſer Gegend den Namen gegeben hat, ungeachs tet nur noch wenige Spuren davon übrig ſind. Jm I. 1897, in der franzdfiſcheu Belagerung wurde der · Hagelsberg ungemein vom Feinde gedrångt, und die wichtigſten Arbeiten der frans zofiſden Belagerungsarmee waren gegen dieſe Feſte gerichtet, ſo daß er nach der Uebergabe der Stadt einer Ruine ähnlicher als einem res

1

gulåren Feſtungswerke rah. Im J. 1808 fins gen die franzöſiſchen Truppen die Retablirung des Hagelsberges wieder an , nach deren 26s marſche die Arbeiten von den gegenwärtig in Garniſon itegenden råchfiſchen und polniſchen Truppen , unter Leitung franzoſiſcher Ingenieuré, fortgeſeßt werden .

b.

Der

Hagels be r g ..

Dieſer erſtreckt ſich vom Neugárterthore bis nach dem Olivaerthore. In der ålteren Geſchichte Dankigs ſpielte er eine bedeutende Rolle. Seinen Namen ſoll er von einem alten wendiſchen Fürſten , Hagel erhalten haben , wel: cher auf demſelben ſeine Reſidenz gehabt , und über den am Fuße des Berges gelegenen Flecken mit tyranniſcher Gewalt geherrſcht haben fol. Im J. 987 roll dieſer Fürſt Hagel auf dieſem Berge in einem von Holz gebauten Schloffe

336 gewohnt haben ; da er aber ſeiner Tyrannei keine Sdranken zu reken wußte , wurde er im I. 997 von den Einwohnern des Fleckens ers ſchlagen und ſeine Feſte verbrannt. Dieſe urs alte Begebenheit , an welcher ſowohl die Fabel als die Wahrheit ihren Antheil haben mag, wird

von

den

alten

Geſchichtſchreibern

erzahlt . Hagel wohnte als Fürſt eines

alſo

Fleckens ,

welcher an und um den Berg lag, der noch ſeis nen Namen führt, in einer Burg, die nach das maliger Sitte nur aus Holf zuſammen gebaut war. - Von dieſer Burg aus herrſchte er als åchter Deſpot nach Willkühr und mit åußerſter Strenge über feine Unterfaſſen , ſo daß dieſe ihn verabſcheuten , und er ſelbſt es nicht wagte, ſeine Burg und ſeinen Berg zu verlaſſen . Bei gewiſſen feierlichen Feſten war es dem Volke erlaubt, ihre gottesdienſtlichen Ceremonien , die fich gewöhnlich mit religidſen Tången und mit Saufgelagen endeten , oben auf dem Berge ihs res Fürſten zu feiern . Hagel batte dabei die ſchdnſte Gelegenheit, die vorfallenden Ausſchweis funger nachdrücklich zu beſtrafen und ſeinen Vors theil davon zu zieheni. Eine ſolche Feierlichkeit war es , welche die aufgebrachten Unterthanen ergriffen , um das harte Joch abzuſchütteln , wels ches ſie niederdrückte. Sie feierten oben ihr Feft,

tanzten

und

tranken ,

und

ihr Fürſt Hager

337 Hagel ließ ihnen aus ſeiner Burg berauſchende Getränke in Menge reichen , um Unordnungen zu begünſtigen , damit er das Recht zu ſtrafen um ſo füglicher, und nachdrücklicher ausführen " f8nne. ' Uber die Stunde der Rache hatte ges ſchlagen. Einige Verſchworne ſaben ihre Zeit ab , ſtürzten in das Schloß, ermordeten den Tys rannen und

was ihn umgab ,

gündeten ſeine

Burg an ; und nur allein ſeine Tochter Prechta wurde gerettet , welche nachher einen der Vers ſchwornen geheirathet haben ſoll. Aus dieſer Geſchichtserzählung haben eis nige den Namen Dan'ßig ableiten wollen , weil die Stadt an dem Orte ' erbaut ſey , wo man fich zur Feier gottesdienſtlicher Tänze verfams melt babe, nachdem der Tyrann Sagel ermors det und die Freiheit ſeiner Unterthanen gewons nen worden war. Als im J. 1664 an der Befeſtigung des Hagelsberges gearbeitet und an den Verſcans jungen gegraben wurde, fand man mehrere Urs nen , unter denen eine beſonders merkwürdig war , indem auf ihrem Deckel eine metallene weibliche Figur befindlich war, welche wenigſtens ſo viel andeutet , das in der Urne die Gebeine einer ſehr vornehmen und ausgezeichneten Per: ſon ſind aufbewahrt worden . Dieſe beiden Berge, ' der Biſchofsberg und der Hagelsberg machen nun gegenwår : [ 22 ]

338 tig die außere Befeſtigung der Stadt aus , und umſchließen die eben genannten Vorſtådte. In früheren Zeiten lagen beide Berge frei vor der Stadt, und jeder Feind , der die Stadt befeh: dete , legte ſich auf dieſen Bergen feft , um von da aus die Stadt zu beunruhigen , wie ſolches unter andern im J. 1433 von den Huffiten ger ſchah ,

welche alle

damals

auf dieſem Berge

befindlichen Gebäude abbrannten .

Im S. 2577

lagerte ſich der Kdnig Stephan auf dieſen Bers gen , und beſchoß von da , aus die Stadt. Um nun den Nachtheil, welchen dieſe Berge für die Stadt hatten , aus dem Wege zu räumen , kam man auf den Gedanken ,

ſolche zur Bertheidis

gung der Stadt zu benuken , und durch ihre Verſchanzungen den Feind von der Stadt abzus balten . Und ſo fam dann nach und nach die Befeſtigung dieſer Berge zu Stande , welche jekt eine Vormauer der Stadt bilden .

1

i

339

IV . Deffentliche Gebäude in den Vorſtåds ten , zwiſchen den inneren und außeren Wållen .

a.

Kir ch en .

1. Die St. Salvatorskirche . Sie gehört den Lutheranern, und liegt un weit des Petershagerthores am Fuße des St. Salvatorberges ,' welcher einen Theil des Bis fchofsberges ausmacht, jenſeit der Radaune, über welche eine breite Fahrbrücke zur Kirche hinüber führt. Der erſte Grundſtein zu dieſer Kirche wurde im J. 1695 den iſten Auguſt ges legt , und im J. 1697 war ſie ſo weit vollens det , daß ſie bereits am erſten Weihnachtstage feierlich eingeweiht werden konnte. Sie iſt nur von Fachwerk erbaut , und 150 Schuh lang und 50 Schuh breit. Zur Geſchichte dieſer Kirche gehdrt, daß bes reits im I. 1386 , bart vor dem hohen Thore, da wo gegenwärtig der Pferdemarkt gehalten wird, eine Kirche ſtand , welche zu dem dort bes findlichen Hoſpitale gebdrte, und die St. Gers

i trudenkirche genannt wurde, wie ſolches aus einer Handfeſte erhellet, welche Br. Seifried Walpot von Baffenheim im 9. 1378 dem Vis

340 cario von St. Gjertrud über einen bei der dor: tigen Kirde gelegenen Platz verliehen bat, Zu dieſer Rirdie gebörte auch ein weitläufiger allges meiner Kirchhof, welcher einen Sheil der Sand: grube einnahm , und ſich bis an die Lohmühle ausdehnte. Dieſer Kirchhof ging aber nachmals ganz ein , nachdem im J. 1538 an allen Kirchen der Stadt eine Bekanntmachung angeſchlagen wurde , daß von nun an der gemeine Bes gråbnißplaß zum Heil. Leichnam ſeyn rolle, und zu St. Gertrud niemand mehr begraben werden dürfe , es ſey denn , daß er ſeinen eiges nen Stein habe. Jm Anfange des achtzehnten Jahrhunderts hat man auch in einem Garten in der Sandgrube, welcher damals von einem gewiſſen Barthold beſeſſen wurde, beim Oras ben viele Sarge, Leichenſteine und Spuren von Gewölben entdeckt , welche von jenem Kirchhofe wahrſcheinlich hergerührt ,

und bei einigen

die

Meinung hervor gebracht haben , daß vielleicht die Kirche von St. Gertrud ſelbſt auf dem Plake dieſes Gartens geſtanden habe , da man über die eigentliche Lage derſelben nichts gang beſtimmtes weiß . Auf dieſem Kirchhofe von St. Gertrud hat der erſte Reformator , Jacob Finckenblock , im J. 1522 unter einer gro: Ben Eiche vor einer Menge Zuhörer , nach den Lehrratzen des großen Luthers gepredigt, nachdem er vorher ſchon privatim in den Håu :

1

341 fern , und nachher auf dem Hagelsberge unter freiem Himmel ſeine Vorträge gehalten hatte . Im J. 1520 ,

als man einen feindlichen

Angriff des Markgrafen 41bre d t auf die Stadt befürchtete , wurde das vor der Stadt gelegene Hoſpital von St. Gertrud abgebrochen, die Kirche aber blieb ftehen bis ins Jahr 2565 da die Walle der Stadt verändert , das H0138 und Karrenthor verſchüttet, und die Stadt: gråben breiter gemacht wurden .

Nun wurde

dieſe Kirche in das mittlere Geſchoß des Hoſpis talgebäudes von St. Gertrud verlegt , welches zu der Zeit ſchon in Petershagen erbaut war. Da dieſe Kirche aber für die Gemeinde qu klein und ungeräumig war , ſo wandten ſich im I. 1633 die proteſtantiſchen Einwohner von Schott: land , Hoppenbruch und der mottlauiſchen Gaſſe an einen Rath , mit dem Erſuchen , daß eine neue Kirche auf der andern Seite der Radaune zum Beſten der Gemeine erbaut werden möchte. Ein Rath gab dieſem Geſuche nach , und bes willigte zur Aufbringung der Baukoſten eine Einſammlung von Haus zu Haus ;

und da

dieſe nidyt reichlich genug ausgefallen war , im Jahr 1635 noch einen allgemeinen Kirchen : ſtand , zur Vollendung des Baues . Der erſte Grundſtein zu

dieſer neuen Kirche wurde der

iſten Auguſt 1633 gelegt; St.

mau nannte ſie die

Salvators fir che,

und

der Pre:

342 3 diger von St. Gertrud weihte ſie im J. 1635 ein , und verfah anfänglich auch den Dienſt in derſelben . Dieſe Kirche lag vor dem jeßigen Peters: hagerthore auf dem Plake , wo noch jekt der alte Kirchhof iſt. Nachdem ſie aber 21 Jahre geſtanden hatte, wurde

ſie im J. 1656 wegen

des eingetretenen zweiten fchwediſchen Krieges , da der Sicherheit der Stadt wegen Petershas gen , Hoppenbruch und Schottland abgebrochen wurden , ebenfalls demolirt , und die Gemeine mußte ſich wieder auf die Getrudenkirche allein einſchränken . Da dieſe aber die Zahl der Oes meindeglieder nicht wohl faffen konnte, ſo wurde im J. 1695 dieſe jeßige St. Salvatorskirche er : baut , in welche der Altar , die Taufe und die Kanzel aus der Gertrudenkirche transferirt wurs den , ſo wie auch der damalige Prediger zu St. Gertrud, Conſtantin fehlau , an dieſe Kirche verſekt wurde.

So erloſch dann die alte St.

Gertrudenkirche gånzlich . Bis zum J. 1727 hatte dieſe Kirche nur einen Prediger ; im ges dachten Jahre aber wurde ſie mit zwei Predis gern befekt, welche Mitglieder E. E. Miniſterit in der Stadt find. Kirche und Hoſpital werden von vier Bors ſtehern verwaltet.

343

2. Die sirdh e zum Beil. leida a na.

Dieſe liegt linker Sand der Plantage oder dem ſo genannten Frrgarten . Sie iſt ſchon zur Zeit der Herrſchaft des deutſchen Ordens über die Stadt erbaut geweſen , denn in der bis ſchöflichen Austheilung der Kirchſprengel im J. 1456 wird dieſer Kirche bereits gedacht. Aber von ihrer erſten Erbauung iſt bis jeßt feine Nachricht aufzufinden geweſen . Fm 3. 1520 wurde das bei dieſer Kirche befindliche Hoſpital wegen des Heereszuges des Hochmeiſters Ul. brecht von Brandenburg abgebrochen , von der Kirche aber wird nicht beſtimmt geſagt , daß fie damals auch zerſtört worden. Aber im J. 25771 als der König Stephan Bathori die Stadt belagerte, da fiel auch ihr das Loos abgebrochen zu werden.

Sie wurde aber im J. 1592 ſchon . wieder erbaut und im J. 1670 ganz renovirt. Da aber die immer ſtärker und zahlreicher wers dende Demeine in dieſer Kirche nicht Raum ges nug hatte , ſo.wurde ſie im J. 1687 vergrößert und erweitert, indem man die Mauer nach dem Spitalhofe durchbrach , und ein Angebäude von 45 Schuh lang und 33 Schuh breit , anfügs, te , über deſſen Eingange vom Hofe die Fahrs jabl 2688 zu ſehen iſt. Die Kirche ift hell und heiter, und zeichnet ſich durch ein ſchönes Altar. blatt von Andreas Sted aus , welches ein

344 gewifier Johann Rebeste , und deſſen Ehes frau ,

Adelgunde ,

geborne

Konnat , der

Kirche verehrt haben. Bei dieſer Kirche iſt der Gebrauch , welcher auch ſonſt bei der Kirche im Pockenhauſe Statt fand, daß im Sommer bei ſchönem Wetter die Predigten auf einer Kanzel vorgetragen werden , die außerhalb der Mauer angebracht iſt; die Zus ſchauer aber verſammeln fich theils unter freiem Himmel , von den Bäumen des Kirchhofes, be: ſchattet , theils in beſonders dazu erbauten offe: nen Logen . Man nennt dieſen Gottesdienſt die Feldptedigten. Dieſe Heil. Leichnamskirche wurde bei der Vertheilung der Kirchſprengel der Oberpfarrs kirche zu St. Marien als ein Filial zugetheilt; doch hielten die Prediger von St. Catharinen den Gottesdienſt in derſelben , bis im J. 1602 ein eigener Prediger an dieſe Kirche gelegt wurs be. Als ich aber gegen das Ende des fiebzehn ten Jahrhunderts diefe Gemeine ſtark vermehr: te, To wurde im I. 1691 noch ein zweiter Pres diger an dieſe Kirche berufen , welchem aber ſeine Wohnung auf Meugarten außerhalb Thores ans gewieſen wurde , um den dort heruth wohnenden Gemeindegliedern näher zu ſeyn , und ſolche mit Feinem Amte bedienen zu können , wenn die Thore bereits geſchloſſen ſind. Beide Prediger find Mitglieder E. E. Miniſterit in der Stadt.

345 Der hieſige große Kirchhof wurde zur Zeit der Peſt im Jahr 1538 angelegt, und erſtreckte oder Polls ſich damals bis an den Armen

keng å u ſerkirchhof, von welchem er durd) einen bölzernen Zaun getrennt war .

nur Als

aber im J. 1704 der Graben bei Steinbock $$ brille angelegt und der Wall an demſelben geſchüttet wurde, ſo verlor dieſer Kirchhof einen großen Theil ſeines Bezirkes. Die damals auss gegrabenen Leichen und Todtengebeine wurden unter der Bruſtwehre des neuen Walls eine gegraben . Die Vorſteher dieſer Kirche und des Hoſpis tals wurden ſonſt ausſchließend aus Einfaſſen der Altſtadt gewählt,

3. Die seire s'um lazareth oder Poe en hauré.

Dieſe Kirche liegt der Kirche zum Heil. Leichnam ſchräge gegen über , rechter Hand der Plantage oder dem Gergarten . Sdson im I. 1543 wurde zum Gottesdienſte in dieſem Krans kenhauſe ein großer Saal eingerichtet und ein Prediger angeſtellt, welcher aber nicht hier, ſons dern im Hinterhoſpital bei Heil. Geiſt gewohnt hat. Er war verpflichtet, von Michaelis bis Oſtern allé Dinstage, von Oſtern bis Michaelis aber immer nur den dritten Sonntag zu predis gen ;

dabei war es Gebrauch , daß es in der

1

346 Stadt von den Ranzeln jedes Mal bekannt ge: macht wurde , wenn Gottesdienſt im Pockens hauſe ſeyn würde . So blieb es bis 1624 , da ein ordentlicher Prediger hierher gelegt wurde, welcher auch ſeit 1642 gegen ein gewiſſes Salas rium von E. E. Gericht verbunden war , den Stockgefangenen wdchentlich eine Predigt zu Halten und die Maleficanten zum Tode zu bes gleiten. Als in der Mitte des verfluſſenen achtzehas

ten Jahrhunderts die Kranken ſich im Hauſe ſo ſehr inehrten , daß faſt kein Raum mehr zu ihrer Aufnghme war , ſo wurde nach manchen beſeis tigten Schwierigkeiten im Jahr 1745 zur Ers bauung einer beſondern Kirche geſchritten ,

und

zur Beſtreitung der Baukoſten ein Umgang in der Stadt gehalten . Dieſes iſt die noch jekt ſtehende Kirche, welche im J. 1746 eingeweiht wurde. Durch das bombardement im J. 1807 bat dieſe Kirche ſo ſehr gelitten , daß ſie gegens wärtig ganz ausgeräumt,

der Gottesdienſt eins

geſtellt, und der bei dieſer Kirche angeſtellt ges weſene Prediger an die Kirche zum Heil. Leich nam verfekt iſt. Das Beſte dieſer Kirche wird von den vier Borſtebern des Pockenhauſes beſorgt.

}

347 b. 1.

Hospit åter.

Das Hospital iu St. Gertrud.

' Es liegt unweit des Petershagerthores, nach dem Stadtgraben hin . Es ſollte anfänglich im 9. 1566 , jenſeit der Rabaune, erbaut werden ; da aber der angewieſene Plan den Vorſtehern nicht bequem war , ſo unterblieb der Bau deſs ſelben , bis es im Jahr 1580 an dem Orte er: baut wurde , welchen es noch jeßt einnimmt, und auf welchem vor dieſem eine Ziegelſcheune geſtanden hat, die im I. 1520 abgebrochen war. Zu dieſem Hoſpital gehört eine Bleiche , welche zu des Hoſpitals Nußen von den umliegenden Ein Mehreres Einwohnern gebraucht wird. fiehe oben unter der Rubrik : Armen ans a n ftalten .

2.

Das Hofpitat zum Heil. leichna'm .

f Dieſes liegt neben der Heil. Leichnamskirche. Ein Theil der Hoſpitalwohnungen hat die ans genehme Ausſicht nach der Plantage oder dem Srrgarten. Siehe Armenanſtalten.

3. Das podenhaus oder fazarets.

Dieſes liegt mit ſeinen Hafen und Geb & ua den hinter der Kirche des Lazareths ,

rechter

348 der Plantage.

Hand

Siehe

Armenan :

ft alten. 4.

Da $ Wittwenft ift.

Dieſes liegt rechts vom Olivaerthore in der Reihe der dort befindlichen Gartenhauſer , und zeichnet fich durch ein kleines Thürmchen aus, welches ſich aus der Plattform des Hauſes er : hebt. Siehe Armenanſtalten .

Der Bürger ſchießgarten . Dieſer liegt zwiſchen dem hohen und gas cob store am Fuße des Hagelsberges , ' und gehört der Schüßenbruderſchaft Erasmi . Die Erbauung und Einrichtung dieſes Schúzengar: tens fallt in das Jahr

1552. Der Gebrauch

aber mit Armbruſten nach dein Vogel zu ſchie: ßen und Schießſtangen zur Uebung der Bür : ger aufzurichten , wurde

ſchon im Jahr 1351

vom Hochmeiſter Weinrich von Knip : tode eingeführt. Es '. der Bruderſchaft mit Pfeilen nach einem Vo : gel geſcholien , aufgerichtet war .

der 250 Schuh aber der Erde Als aber dieſes Schießen mit

dem Bogen in der Folge zweclos wurde , weil man ſich dieſes Geſchoffes ferner nidyt mehr, weder zum Angriffe noch zur Vertheidigung, be: diente ,

auch im I. 1714 , die Brüderſchaft bei

1

349

einem Rath mit der Bitte einfam , anſtatt der alten baufällig gewordenen Vogelftange eine neue aufzurichten : ſo wurde für gut befüsiden, dieſes Shießen mit dem Bogen nach einem aufgerichs teten Bogel abzuſteller.

Der damalige Präfis. dent , Bürgermeiſter von BImeln wurde beauftragt, der Bruderſchaft Erasmi in breis ten Thore bekannt zu machen , daß ſie Vorſchläge

thun möchte, wie das bisherige Schießen nuts licher und den Zeitläuften angemeſſener einges richtet werden könne. Darauf wurde dann bes ſchloſſen und von E. Rathe genehmigt , daß künftig hin bei dem gewöhnlichen Königsſchießen des Mittwochs nach Pfingſten von nun an nach einer Scheibe , auf welcher ein Vogel ges malt ' und mit Nummern bezeichnet ſeyn ſollte, mit gezogenen Röhren geſchoſſen waerden ſolle, und es iſt damit in gedachtem Jahre den 23ſten Mai der Anfang gemacht worden . Die, zu dieſem Schießgarten gehörigen Ges båude wurden , wie oben ſchon bemerkt worden , im J. 1552 angelegt. Im J. 1575 wurde ein Theil derſelben durch eine Rakette angezündet und in Aſche gelegt , welcher Sdade aber bald Das große gemauerte wieder ergångt wurde. Gebäude aber iſt erſt im Jahr 1640 erbaut worden . Dieſe Sdüşenbruderſchaft erhielt im Jahr 1795 eine Fahne von des Königs von Preußen

1

350 Majeſtät geſchenkt, und ſeit der Zeit nannte ſie fich nicht mehr die Brüderſchaft Erasmi, ſons dern die Friedrich Wilhelms Schů Bená geſellſchaft. Unter der preußiſchen Hoheit erhielt der Schüßenkönig aus der Acciſecaſe 65 Reichsthaler zum Erſatz für die ſonſt ihm zuſtehende Acciſefreiheit. Aus der Råmmereis eaſie werden der Schükengeſellſchaft jährlich 200 Rthlr. verabreicht, wofür ſechs ſilberné Bes cher und vierzig filberne Loffel zu Pråmien ans geſchafft und jährlich gewonnen werden. Während der franzoſiſchen Belagerung im 1807 wurden in dieſem Schießgarten die zur Bertheidigung der Stadt nach Danßig geſchicks ten Roſacken mit ihren Pferden einquartiert. Die bedeckten Gånge, in welchen die Schükens bruderſchaft ihre Gewehre und Geråthfchaften in niedlichen und mit Sinnbildern verzierten Spinden verwahrt hielt, wurden zu Pferdeſtåls len umgeſchaffen , und in den Gebäuden nahmen die Koſacken ihre Quartiere.

Durch das Boma

bardement litten die Gebäude ungemein von dem feindlichen Geſchübe, und nach der Capitulation wurde ſowohl das eroberte als das franzöfiſche Geſchük , nebſt den Bagagewagen hier aufges fahren , ſo daß ſeit 1806 fein Königsſchießen Statt gefunden hat.

>

1 351

d.

Die

kunt ft .

Dieſes , gerade dem hohen Thore aber geles gene Gebäude iſt ein künſtliches Waſſerdrucks werk , vermittelft deſſen das Waſſer der Ras daune gehoben , und durch die, unter der Brücke des hoben Thores liegenden Röhren in die Stadt geleitet und den offeytlichen . und Privatbrunnen Das , Druckwerk beſteht aus zugeführt wird . zwei metallenen Stiefeln, die durch ein Baffers rad in Bewegung geſegt werden . Die Emboli werden , vermittelſt eines Balanciers , gezogen . Das Waſſer ſammelt ſich in einer hölzernen Kufe , welche 9 Fuß, rheinl. im Durchmeſſer hat und gegen 26 Fuß hoch ift. Dieſe Kufe wird innerhalb funfzehn Minuten gefült. Man ſagt , daß diefes künſtliche Werf nach der Ans gabe des berühmten Nicol. Copernicus ers baut ſey.

Die erſte Anlage wurde fchon im J.

1570 gemacht; vollendet aber wurde es erſt im 9. 1603. Der Erbauer deſſelben ſoll Heine rich von Eidſen geheißen haben . Außer dieſer Waſſerkunſt gibt es noch zwei 4 andere Druckwerke , wodurch das Waſſer aus dem Stadtgraben gehoben und in die Stadt Das eine ift rechter geleitet, werden kann .

Hand an der Brücke des hohen Thores un: ten am Stadtgraben , das andere aber bei der ſo genannten Silberhütte unten am Wal.

352 Dieſe

Drucwerke werdeu alsbann

gebraucht,

wenn die Radaune um Johannis geſchüßt wird, um das Bett derſelben zu reinigen und die noth: wendigen Bauten an derſelben zu bewerkſtelligent. Alsdann wird die Stadt von Zeit zu Zeit durch dieſe Druckwerke , zu deren Betrieb zwanzig Pferde Tag und Nacht erforderlich ſind, mit Waſſer verſehen . Während der Belagerung im 9. 1807, då ſowohl die Rabaune als auch das Tempelburger Wafer der Stadt abgeſchnitten wurden , ſind dieſe Druckwerke , unter der Dis rection des Stadtbaumeiſters Held , ſehr niks lich geweſen . , Außer dem Radaunwaſſer wird auch noch das

Tempelburger

Waſſer ,

vermittelft

Kdhren , durch die Schidlik und Neugarten nach dieſer Waſſerkunft geleitet, und von dieſem Wafer werden drei offentliche Brunnen , ein Schdpfbrunnen , und vierzig laufende Waſſer in der Stadt geſpelſet.

Nach Eberhard Botti

chers, Chronico wurde im Jahr 1539 der Teich. bei der Tempelm å ble gegraben , und im Winter dieſes Jahres die Röhren ' von der Tems pelmuble durch die Schidlik bis zur Ledermühle auf dem Kirchhofe St. Gertrudis gelegt. e.

Die

Sternwarte. .

Dieſe liegt auf dem Biſchofsbergé im Bas ftion ,

Scharfer Ort genannt.

Sie wurde im

368 t r ikunſ , fo the Nathan. Matth . von Wolf mit großen Er felbft , der Erbauer und Koſten erbauet. Stifter dieſer Sternwarte, liegt unter derſelben

Im Jahr 1806 in einem Gewodľbe begraben . wurde dieſes Gebäude noch durch einen Anbau erweitert; durch das Bombardement hat es aber bedeutend gelitten ;, glüdlicher Weiſe hatte man alle Inſtrumente vorher in Sicherheit nach der Stadt gebracht. Gegenwärtig iſt bereits Alles wieder in Ordnung gebracht, und der Obs ſervator , Dr. Koch , kann ſeine Beobachtune gen wieder fortſeßen . Unweit davon wohnt der Unteraufſeher Jacobson , an welchen ſich dies jenigen zu wenden haben , welche es zu ſehen wünſchen . •

f. Mů hlen . A 1 . Die WA I Im ü'h I e . Dieſe ſtoßt unmittelbar an das Gebäude der Kunſt an . Sie hat 16 Stampfen , welche duro das Waſſer der Radaune in Bewegung gerekt Sie iſt ein Eigenthum des Gewerks werden. der Suchmacher. 2.

Die

D'oh m ü hit.

Dieſe liegt über der Radaune , rechts der ſteinernen gewölbten Brücke, welche bei der Walkmühle

über die Radaune führt. [ 23 ]

Dieſe

354 Brüde wurde im J. 1614 erbauet.

Der Lohs

'mühle wird ſchon im J. 1577 erwähnt , da Sie hat fie vom Feinde ' abgebrannt wurde.

und gehört dem Gewerke Ser

zehn Stampfen , Sårber . g.

& i r ch hofe.

Zwiſchen den äußeren und inneren Feftungss

{

werken liegen fünf Kirchhofe. Einer neben der St. Salvatorskirche. Der zweite liegt am Fuße des Biſchofsberges , und wird der Mennoniten Kirchhof genannt , weil dieſe ſich in der Vorzeit ſeiner faſt ausſchließend bes dienten . Gegenwärtig aber iſt es faſt zur Sitte geworden , ſich auf dieſem Kirchhofe Gråber zu kaufen und Gewölbe bauen zu laſſen . Er zeich : net fich auch vor allen anderen Fehr vortheil. haft aus, indem er mehrere geſchmackvolle Denk, måler aufzuweiſen hat , die angenehm mit Acas cien , Pappeln , Trauerweiden und anderem Be : ſtrauche, hin und wieder auch mit jungen Kirſch : båumen , umpflanzt ſind. Der Mittelweg iſt mit einer Allee von hohen holländiſchen Linden ein : gefaßt, die auf das Begräbnißgew dibe des ger beimen Raths Pott führt, welches im Ges ſchmack einer ågyptiſchen Pyramide von Brer merſteinen aufgeführt iſt und einen ſchonen Be Fichtspunct macht.

Neben

dem

Gewölbe des

seh. Raths Pots liegt das Grabgewölbe des

355 Kaufmanns Wagenfeld , - welches , von dem Stadtbaumeiſter Held angegeben , rich in der Form eines Hetruriſchen Tempels darſtellt , und Geſchmack und Solidität verbindet. Unter den Denkſteinen find einige , die ſich ſowohl durch ihre geſchmackvolle Form , als auch durch ihre finnvollen Inſchriften auszeichnen , Der dritte Kirchhof iſt der Armens oder Pocen b & uſiſche Kirdybof. Er liegt am Fuße des Hagelsberges , und gibt der ganzen Gegend den Namen : das Reich der Tods ten. Nicht weit .davon , in einem Winkel, ebens falls am Fuße des Sagelsberges , liegt der viers te , oder der armen Sünder Kirchhof. Der fünfte iſt der Heil. Leichnamskirchhof, welcher unter allen der gebrauchteſte , und mit einer Menge ſteinerner und hölzerner Denkmås ler beſeft ift. Er wurde im J. 1538 zur Zeit der großen Peft angelegt, und erſtreckte ſich bis zum Jahr 1704 bis an den Armenkirchhof. Uns ter den verſchiedenen Grabſteinen dieſes Kirchs hofes zeichnet ſich beſonders aus das Grabmal des. Kaufmanns Gebrwin,

Siebe die Gehrs

winſche Stiftung. h . Die Plantage

oder der grrgarten.

Dieſe liegt vor dem Jacobs thore, und nimmt den Plaß ein zwiſchen der Heil. Leich namskirche und dem Lazareth bis gegen das Olis

356 vaerthor hin . Dieſe Plantage wurde im Jahr 1708 durch den damaligen Präſes der Function des Wollgebäudes , Joh . Nathan. Ferber und den Generalmajor und Stadtcommendana , ten von Sinclar angelegt. Borher war die : ſer ganze plan theils Moraft , theils diente er, den Schutt aus der Stadt aufzunehmen.

Fers

ber und Sinclar ließen dieſen Plak erhöhen und planiren , und bepflanzten ihn mit wilden oder Roßkaſtanien in Alleen, die mit einer leich ten Barriere eingeſchloſſen waren . In dieſen Adeen waren hin und her Bånke zum Ausrus hen angebracht. Der Fahrweg nach dem Olis vaerthor führte mitten hindurch , und dieſe Ans lage hatte wegen der lebhaften Paſſage viel Ans genehmes , und wurde ſtark beſucht. Im Jahr 1807 wurde dieſe ( chine Partie während der fran: jöfiſchen Belagerung, bis auf einen kleinen Theil, nach der Seite vom Heil. Leichnam hin , ums gehauen, um von den inneren Wällen eine freiere Ausſicht auf die Arbeiten der Belagerer zu has ben. Bis jégt hat man noch nicht daran den : fen können , dieſen Verluſt wieder zu ergänzen.

i.

M a r k tp 1 & bé .

Der Ochſen markt, welcher den Sonntag 1 Galli ſeinen Anfang nimmt und gegen

nach

vier Wochen dauert, wird vor dem hohen Thore von der Sandgrube an bis nach der Lohmühle

357 bin, gehalten . Hier treiben die Fleiſcher in ums ſdrånften Plagen , neben dem Landwege , die in Soldau aufgefauften , und auf den werders chen Wieſen fett gemachten polniſchen Ochſen und ſtellen ſie zum Verkauf aus.

auf,

Der Schweinemarkt ; dieſer nimmt ſeinen Unfang nach dem Ochſenmarkte, und wird auf dem ſo genannten Semirch plage gehalten. Der Pferdemarkt , welcher alle Sonns abend Vormittag , und beſonders in den fünf Dominikstagen Statt findet, wird rechter Hand, neben dem hohen Thore gehalten , auf dem Plake zwiſchen dem Landwege und dem Stadtgraben , nach der Pferdetrånke hin . Der Wollmarft ; dieſer wird auf dem

Wege nach Petershagen ,

bei der vor einigen Sahren dort erbauten Wollmage , gehalten . Der Markt für Nusholf ; dieſer iſt in

der Gegend der Sandgrube Mittwochs und Sonnabends, und es iſt Geſek , daß kein Nuks holz zum Leegenthore eingelaſſen , und unter den Speichern ein Handel damit getrieben weța den darf. k.

Promenaden ,

Landſtraßen.

Außer der ſchon oben erwähnten Plantas ge , oder dem Frrgarten , gewahren die, am inneren Stadtgraben , neben dem Fahrwege hin laufenden , und durch Barrieren abgetheilten Fuß:

358

2

1

wege , vom hohen Thore links nach Petersha : gen , und von da wieder rechts nach dem Olix vaerthore hin , Fehr angenehme Promenaden , die mit Bäumen bepflanzt find , von welchen aber der größere Theil wåbrend der legten Belages rung umgehauen iſt. Der Fußweg nach dem Olivaerthare hin, iſt mit wilden Kaſtanienbau: men beſekt, welche zur Verſchönerung dieſes Weges in den Jahren 1780 bis 1782 der - Doctor Medicina Remus aus ſeinem Garten ſchenkte. Der Weg nach Petershagen aber wurde in den legten Jahren unter der Aufficht des Plantas gentnſpectors , Commiſſionsraths Biden , mit Weiben bepflanzt. Schade iſt es alſo , daß alle dieſe Anlagen, welche die Environs ſo anmuthig . machten , wåhrend des legten Bombardements ſo ſehr gelitten haben , und die offentlichen Cafe ſen gegenwärtig nicht im Stande find, den Schou 5 den gleich wieder gut zu machen . Eine ähnliche Promenade gewährt auch der Mittelweg auf Neugarten , welcher im I. 1804 mit Lindenbaumen bepflanzt, und mit Barrieren zur Sicherheit der Fußgänger durch die Bemühungen des geh . Kr . X. von Lins denowski eingefaßt wurde. Mehrere offent lide Vårten , die in dieſen Vorſtådten auf Neugarten , hinter der Schießſtange und hinter dem Podenhauſe liegen , und das Recht bas ben , fremde Hiere zu ſchenken , ſind für die mittlere Claſſe der Einwohner ſehr angenehme. Erholungsorte .

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außerhalb der Feſtungswerke.

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1.

Vorſtädte

vor

dem

Petershagerthore.

a . Petershagen außer Thores. Dieſes fångt unmittelbar vor dem Petersha: gerthore an , und erſtreckt ſich bis an das Schotts land. Es wurde im J. 1807 , als die franzöſis ſche Belagerungsarmee vor unſere Thore růdte, auf Befehl des damaligen Bicegouverneurs, Ges nerallieutenants von Man ft ein , niederges brannt.

Die daſelbſt befindlichen Geb& ude wur:

den suf 160,786 Reichsthaler abgeſchåßt, und nur hier und da erhebt fich wieder ein Gebäude aus den Ruinen. Der größte Theil aber dieſer Gegend , die ſonſt ſtark bebaut war und meh : rere Fabrikgebäude beſaß, liegt noch immer wüfte und zeigt traurige Schutthaufen .

; 61

b . Der Weinberg . Dieſer erſtreckt ſich zwiſchen Altſchottland and Stolzenberg hin , und iſt mehrentheils von

362 Juden bewohnt. Dieſe Gegend iſt nur theils weiſe abgebrannt. Ein Theil dieſes ſo genanns

A

ten Weinberges gehörte zu den combinirten Städten , und die Gründe find ſo untermiſcht, daß oft Grånzſtreitigkeiten zwiſchen der Stadt Danßig und den combinirten Ståsten entſtan, den find.

C.

DA 6. Stadtgebiet .

Dieſes liegt jenſeit Altſchottland , zwiſchen dieſem und der Dorfſchaft Obra. Hier iſt die Kirche der fein mennonitiſchen Gemeia jne, - in welcher ſeit Pfingſten 1808 auch die ro genannten groben Mennoniten ihren Gots tesdienſt halten , nachdem lekteren ihre Kirche im J. 1806 mit der Vorſtadt Neugarten abs gebrannt wurde.

II, Vorſtådte vor dem Neugarterthore. a : Neugarten außer Thores.

Dieſes nimmt unmittelbar vor dem Neus garters oder Majorenthore ſeinen Anfang, und reicht bis an die Schidlik .

U16 Theile

gehören, dazut: der Schottiſche Gang ; das

369 Schlethal; der Jacobs acker der lotes berg ; die große und die kleine Molde ; und die Neugalfe. Dieſec ganze Diſtrict liegt gegenwärtig , bis auf einige wenige Gebäude , auf dem Loreberge und in der Molde in chutt und Ruinen. Ohon im December des Jahres 1806 ,

als die Jnſurrection in Polen .

ihren Anfang nahm , und ſich bis in unſere Ges genden ausbreitete , befahl der damalige Vices gouverneur von Dankig, Generallieutenant von Manſtein , daß die außeren Vorfadte, bis auf ad thundert Schritt von den äußerſten Puncten der Feſtungswerke, der beſſern Defenſion wegen , abgebrochen werden ſollten , und es wurde auch ſo fort am Tage vor Weihnaaten auf Neugars ten , durch commandirte Mannſchaft , der Ans fang gemacht. Da aber im Unfange des Jas nuars die Ausſichten günſtiger zu werden ſchies nen , ſo wurde mit dem Abbrechen wieder inne gehalten . Als aber die franzoſiſchen Truppen ſich am noten Mårz 1807 um die Stadt zus ſammen zogen , ſo wurde alles , was noch nicht niedergebrochen war, mit Pechfrånzen und Pechs fackeln in Flammen geſteckt, und mehrere ges ſchmackvolle Gartenhäuſer und eine Menge Wohns häuſer , die von Wollenmanufacturiſten , Qarts nern und andern geringen Leuten bewohnt was ren , wurden ein Raub des Feuers. ' Såmmti fiche Gebäude, unter denen ſich die Kirche und

364 die Hoſpitalgeb å ude der grob mennonis tiſchen Gemeine; die Neugarter Freis ſchule ; und das focal des Hebammens inftituts befanden , waren auf 692,223 Rthlr. abgeſchakt worden, Wahrſcheinlich iſt Neugarterrichon ein ſehr alter Ort , der ſeinen Namen von dem al: ten gothiſchen Worte : Nygard erhalten hat, welches ſo viel als , eine neue Stadt, be: deutet. Es iſt glaublich , daß der weſtliche Theit dieſer Gegend ehemals

zu dem Flecken gehört

habe, welcher von dem Fürſten Hagel beherrſcht wurde, und daß die Bewohner deſſelben es was ten , welche dieſen kleinen Deſpoten überliſteten und erſchlugen . ( Siehe Hagelsberg ).

Aus der

ſpätern Geſchichte weiß man , daß im S. 1461 die Kriegsvdlfer des Ordens dieſen Ort vers brannt haben . Nachdem gebaut war , ſteckten ihn

er darauf wieder ána die Dankiger im J.

1520 ſelbſt an , um ſich gegen feindliche Angrtife

!

des Hochmeiſters Albrecht von Brandenburg ju fichern. Das dritte Mal hatte dieſe Gegend daffelbe Schickfal im J. 1577 , als der König Stephan die Stadt belagerte. Seit der Zeit baute fich dieſe Gegend wieder ſtark an , bis fie im J. 1734 , bei Gelegenheit der rufftfchen Bes lagerung , zum vierten Mal abgebrannt wurde. Und dieſes traurige Schickſal hatte Neugarten jekt im J. 1807 zu fünften Mal,

365

b.

S d lapke .

Dieſe Gegend liegt über die Schidlik hins aus, zwiſchen dieſem Orte und dem Gute Tems pelburg .

Es iſt größtentheils von geringen Leus

ten und Gartnern bewohnt. - Ein Theil von Schlapfe ,

und zwar die ganze linke Seite,

incluſive des Thorſdyreiberhauſes , gehört zu den combinirten Städten vor Danßig .

III.

a.

Vor dem Olivaerthore.

Die ehemalige Jungſtadt.

Vor dieſem Thore liegt gegenwårtig keine Vorſtadt , aber in der Vorzeit legte der Hochs meiſter Weinrich von Kniprode im Jahr 1380 hier eine Vorſtadt, unter dem Namen die Jungſtadt, an . Damals hatte man vielleicht feine andere Abſicht dabei , als der Stadt uns mittelbar an den Ufern , der Weichſel eine für die Handlung noch vortheilhaftere Lage zu vers Tchaffen, und einer gewiſſen Familie von Sans deln , die ſich um den Hochmeiſter und den Orden verdient gemacht hatte , Gelegenheit zu geben , ſich mit eintgen Coloniſten in derſelben niederzulaſſen. Aber der eiferſüchtige Geift des

366 Ordens , dem der immer zunehmende Flor der Rechtſtadt Danbig nicht angenehm war, benuste ſpåter dieſe Fungſtadt zum Nachtheile Dans kigs. Der Orden verlieh dieſem Orte Vorrechte und Privilegien zum Nachtheile von Danßig : er erlaubte , daß ſich daſelbſt Leute als Bürger anſiedelten , die man in der Stadt .nicht aufneh . men wollte , und die das Bürgerrecht daſelbſt zu gewinnen nicht im Stande waren . Den Engländern wurde es frei gegeben , offene Ges molbe unter dem jungſtådtiſchen Rathhauſe zu haben , in welchen ſie ihre Tücher feil hatten ; kurz der Orden that alles, um durch dieſen Ort das Beroerbe und den Handel von Danzig zu frånken .

Es glüdte ihm damit auch ſo vor:

trefflich, daß bei der Zerſtörung dieſes Ortes im Jahr 1455 gegen 1400 Wohnhäuſer, vier Kir: chen , ein Mönchsklofter , verſchiedene Nonnens convente , ein Hoſpital zu St. Rukus, oder Ros chus , und mehrere.Offentliche Gebäude darin vorhanden waren . Dieſes ſchnelle und blühende Emporkommen der Jungſtadt konnte Dankig unmöglich gleichgültig feyn . Die Eiferſucht erwachte, und der Eigennuk fuchte ſich dieſer gefährlichen Rex benbuhlerinn zu entledigen . Die idenfte Geles genheit dazu bot fid) dar , als der Rinig son Polen , Caſimir ,

im 3. 1454 in einen Krieg

mit dem Orden verwickelt war , und die an den

367 König abgeſandten Deputirten der Rechtſtadt Danßig, die Bürgermeiſter Herrmann Star: gard und der Rathsherr Andreas Ehler, dem Könige vorſtellten , daß die Jungſtadt gefährlich wäre . Man ſagte und bewies ihm , daß ſehr gegründete Spuren da waren, aus der nen man ein Einverſtändniß der Jungſtädter mit dem Orden vermuthen müſſe , und daß es zu befürchten ren , die Ordensvölker würden ſich in dieſen Ort werfen , und von da die Stadt beunruhigen und in Gefahr und Schaben brins gen . Das wirkte auf den Knig , der ſo lange taub gegen die Bitten der Stadt geweſen war, und ſeine Einwilligung zur Zerſtörung der Jungs ſtadt nicht hatte geben wollen . Jekt erließ et ein Mandat , worin er den Einwohnern der Jungſtadt befahl, ihre Häuſer abzubrechen und fidy in Danzig niederzulaſſen. Dieſem Bes fehl widerſekten ſich die beiden jungſtädtiſchen Bürgermeiſter, Nicolaus Heiland und Sis mon Seeburg , nebſt dem Rathsherrn , Heins rich Knobloch , und es wurden

Deputirte

an den König geſandt, um für die Erhaltung der Stadt zu bitten . Der König gab nach und nahm ſeinen Befehl zurück.

Allein die , beim

Hoflager des Königes immer noch gegenwärtis gen Deputirten aus Dangig ließen den Rath und die Bürgerſchaft wiffen , daß der König reinen Befehl nur zum Schein zurück genome

368 men haben, und daß die Zerſtörung der Jungs ftadt ſein feſter Wille ſey . Erwünſchter war den Dankigern nichts ,

und ſie ſchritten

den

ieten Sanuar 1455 mit einer hätigkeit zur Ausführung , die ſich nach dem Kaſſe und der Eiferſucht berechnen läßt, die ſchon ſo lange im verſchloſſenen Buſen genährt worden waren . Der Magiſtrat der Jungſtadt proteſtirte zwar, aber was half alle Proteſtation gegen die Uebermacht, welche nun ihren Muth fühlen konnte. Es er: folgte auch ein neuer Befehl des Königs an die Einſaſſen , der Jungſtadt, ohne Verzug ihre Stadt zu brechen , weil der König beſtimmt wiſ: ſe, daß der Orden damit umgehe , ſich derſelben zu ermåchtigen , um Dankig . Deſto nachdrücklis cher belagern zu können . Sekt mußten die Gungſtädter gehorſamen , und was ſie ſelbſt nicht abbrachen , das verwüſteten die Dängiger mit Feuer , um alle Spuren ihrer Nebenbuhlerinn zu vertilgen . Den Einwohnern wurden Plage in der Stadt zum Anbau angewieſen , beſonders auf Langgarten und Mattenbuden. Dem Cons vent der · Carmeliter wurde in der Altſtadt ein Bezirk zum Bau eines Kloſters eingeräumt, und nach der Behauptung einiger Geſchichts ſchreiber ſoll auch die Bartholomåtkirche auf der Altſtadt ihren Urſprung der abgebroches nen jungſtädtiſchen Bartholomåikirche verdan . ken . Bald

369 Bald nad der Demolirung dieſer Vorſtadt machten die Truppen des Ordens in der That - einen Streifzug von Dirſchau aus in das Ges biet der Stadt, warfen ſich in die noch ſtehens. den Ruinen der Jungſtadt, und hatten nichts geringeres im Sinn , als ſich in dieſen Ruinen zu verſchanzen . Aber Dankig, welches die Zahl ſeiner Feinde erkundſchaftet hatte , fiel über fie her ; und ungeachtet hier der Hochmeiſter ſelbſt an der Spiſe focht, ſo mußten die Ordensvdls ker doch ihre Schlupfwinkel verlaſſen und flies hen . Nun fiel man aber auch mit einer Art von Wuth über die noch vorhandenen Reſte der Jungſtadt her , und machte alles der Erde To gleich , daß gegenwärtig auch keine Spur einer ehemals hier geſtandenen Staðn übrig geblieben tft. Nur verſchüttete Kellergemdibe entdeckte man noch hier und da gegen das Ende des 17ten Jahrhunderts ; und als in der Mitte des 18ten Jahrhunderts einige neue Feſtungswerke im Poks fenbåujiſchen Holzraume unter der Direction des Generalmajors von Eggers angelegt wurs den , ſtieß man beim Graben auf ein altes Bes wölbe, in welchem man mehreren Hausrath und unter andern auch einige zinnerne Teller vors fand. Von der ungefähren Lage der Kirche bat man folgende Nachricht. Die Pfarrkirche zu St. Bartholom å i lag in der Ges gend, wo gegenwårtig die

Weidenallee anfängt, [ 24 ]

!

1

370 welche nach der Ziegelſcheune führt. Als im . 1690 dieſe Allee gepflanzt wurde , hat man das ſelbſt noch viele Reſte der alten Grundmauern gefunden . Die St. Georgenkirche hat uns gefähr in der Mitte der jekt ſo genannten alten Allee geſtanden , wo man im J. 1693 beim Aufs graben nicht nur auf ſtarke Grundmauern , fons dern auch auf alte Sárge oder Todtengebeine geſtoßen hat. Die St. Marienkirche bat am Ende der Stadt geſtanden , da , wo gegens wårtig die Ziegelbrennerei befindlich iſt. Neben dieſer Kirche befand ſich das Carmeliterkloſter. Und weil der Rath , der Altſtadt Danßig dem Carmeliterconvente die St. Georgenkirche auf der Altſtadt eingab und dazu einen Plaß nocy einräumte , um das Kloſter darauf zu bauen, ſo wurde demſelben dafür der alte Münchhof in der Jungſtadt übergeben , auf welchem zum Beſten der Kammerei der Altſtadt eine Ziegels Scheune angelegt wurde. Nur ein Denkmal dieſer zerſtörten Stadt iſt uns übrig geblieben , und das iſt die neben der jenigen Allee ſtehende Kirche zu St. Mis chaelis , oder wie ſie jest beißt : ju Allen Gottes Engeln. Dieſe Kirche wurde vom Untergange gerettet, wie einige glauben , darum, weil ſie ſchon vor Anlegung der Jungſtadt epi: ſtirt hatte.

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$ # U11en Gotte's Engeln we b ft dem Hofpital.

Dieſe Kirche iſt zuerſt im J. 1340 vom Hochmeiſter, Graf Dieterich von altens burgi als eine kleine Feldcapelle erbaut wors den , bei welcher ſpåter der Hochmeiſter Con : rad von Jungingen das Hoſpital Fendirt bat. Wurde dieſe Kirche gleich bei der Zerſtd: rung der Jungſtadt verſchont, ſo iſt ſie doch ſpåter hin mehrere Male vernichtet worden . Im J. 1520 , als der Markgraf Albrecht von Brandenburg als Hochmeiſter des Ordens feinds liche Abſichten zu erkennen gab , wurde ſie von der Stadt Sicherheits wegen abgebrochen , nachs her aber an dem Orte , wo ſie noch befindlich Aber lange dauerte ihre tft, wieder erbauet. wiedergeborne Exiſtenz nicht, denn im Jahr 1576 , als fich der König Stephan Bathori mit ſeinem Heere der Stadt nahete, wurde ſie ' wieder abgebrochen , und erſt im J. 2580 nach hergeſtelltem Frieden , nebſt dem Hoſpital, wies der erbauet .

Diejer Bau muß aber ſehr eilfer :

tig und 'nachläſſig betrieben ſeyn, denn ſchon im I. 1614 war ſie ſo baufällig, daß einer der das maligen Vorſteher , Adrian Stiepel , ſolche auf ſeine Unkoſten wieder ausbauen und in brauchbaren Stand Feßen ließ . Dieſer Sties pel war für dieſe Kirche ein eben ſo großer

A

372

Wohithåter wie einſt Zacharias Zapp für die Št. Johanniskirche geweſen iſt. Er brachte es dahin , daß an dieſe verwüſtete und von ihm erneuerte Kirche wieder ein Prediger beſtellt wur: des, und baute für denſelben auf ſeine Koſten Nach dieſer Zeit hatte die ein Wobubaus. Kirche verſchiebene Wohlthåter , die zu ihrer Huszierung und Verſchdnerung das Shrige bei: trugen ; und da die Gemeine zahlreicher ward, ſo wurde die Kirche im Jahr 1724 durch einen . neuen Anbau , vergroßerk Jin Fahr 1734 traf dieſe Kirche abermals das Unglück , bei Geles genheit der ruſſiſchen Belagerung verbrannt und verwüſtet zu werden , worauf ſie erſt im Jahr 2739 wieder aufgebaut und eingeweiht wurde. Die Kirche ſowohl als die zur Kirche und zum gei genwärtig im beſten Zuſtande , bis ſolche im J. 1807 bei der franzöſiſchen Belagerung den zten Apriü , als die Ruſſen einen Ausfall auf die Kaltſchanze inachten , in Brand geſteckt, und

mit allen dazu gehörigen Gebäuden wieder zer : ſtört wurden . Und in dieſen Ruinen liegt die Kirche auch noch , und es iſt für dieſe Zeit feine 2 :18ficht zu ihrer Wiederherſtellung. Die Hos ſpitalgebäude ſind indeß ſo weit wieder herges ſtellt worden , daß ſolche von den Hoſpitalgenoſ, Ten wieder haben bezogen werden können.

373

b. Das ft & otiſche Neu-: Schottland, Dieſeo Itegt von Langenfuhr rechts nach der Saspe hin , und hängt mit dem Erbpachtss' pornerke Meuſchottland zuſammen ,

IV. Vor dem Langgarterthore. Hier liegt der Kneip ab, der wie er auch genannt wird , Kneip hof. Dieſe Vorſtadt machte mit Langgarten ein ganzes aus, bis zwle ſchen den Jahren 1621 und 1626 das gegenwäre tige Langgarten in die inneren Wåle gezogetz wurde. Damals Bekam dieſer außerhalb der fer ftungswerke liegende Theil den Namen Kneip's ab ; die Einwohner aber erhielten , wie die Einwohner von Rechte.

Langgarten , die burgeruchen

Weiter nach der Weichſel liegt der ån . rekrug , welcher größtentheils von Fiſchern be : wohnt wird , und wo eine Fähre etablirt iſt, mit welcher man nach der Nefrung über : Feat. Dieſe Gegend gehört zur Verwaltung des Bauamtes ..

! 374

v.

Außerhalb des Mottlauiſchen Baumes.

Auf der Spiße , welche durch den aus der Stadt kommenden Mottlaufluß und den vom Gånſekruge herunter ſtrdienden Weichſelſtrom gebildet wird , liegt die Vorſtadt Strohteich , welche größtentheils von Fiſchern und Schiffern bewohnt wird, und wo mebyrere geringe Wirthss båuſer ſind. Auf der äußerſten Spiße dieſes .Landes , da , wo ſich die Mottlau mit der Weichſel vereinigt , liegt das Blockhaus , welches den Eingang in die Mottlau vertheis digt und die Weichſel beſtreicht. Dieſes Blocks haus lag in ålteren Zeiten beim obern Wars ſerbaum , dem alten Schloſſe gegen über ; im J. 1720 aber wurde es auf der Stelle erbaut, wo dieſer Fluß durch den untern Waffers baum geſperrt wird. Es war von Holz erbaut . und mit einigen Kanonen befekt , gerieth aber in den letzteten Zeiten ſo ſehr in Verfall , daß die Kanonen daraus abgeführt werden mußten , und es zu nichts weiter mehr brauchbar war, als zum Aufenthalt einer kleinen Wache, welche zur Bedeckung der Acciſe und zur Aufrechthaltung

V

der Waſſerpolizei nöthig war . Als aber im Jahr 1806 die Vertheidigungsanſtalten der Stadt vers mehrt und vergroßert wurden , ſo wurde audi dieſes Blodba U8 nach einem erweiterten und

1

375 vergrößerten Plane aufgeführt, ro daß es jekt wieder in die Reihe der Befeſtigungswerke der Stadt mit eingetreten iſt. 1

VI.

Por dem

Vor dieſem Thore

Leegenthore. ' liegt keine Vorſtadt.

Dem Landwege rechts liegt die alte Klapper : wiele , welche zu Holzfeldern gebraucht wird. Rechter Hand liegt Wieſenland und unbebaute Plaße. Bis in den Anfang des achtzehnten Jahrhunderts führte dieſes Thor unmittelbar auf die Landſtraße hinaus ; im J. 1712 aber fing man an , eine Contreſcarpe vor dem Lees genthore aufzuwerfen , uno den neuen Gras ben von den Soldaten ſtechen zu laſſeni , wel: cher ſich vor dem Leegenthore aus der Mottlau bis nach dem Petershagerthore erſtreckt. Ueber dieſen Graben wurde in eben dieſem Jahre die åußerſte Zugbrücke vor dem Leegenthore , die ſo genannte rothe Brúce , angelegt. Darauf wurde zur beſſeren Deckung des Leegenthores noch ein zweiter Graben über die alte Klappers wieſe bis nach der Steinſchleuſe gezogen , und über denſelben ebenfalls eine Brücke, die Komft : brúde gebaut, m J. 1713 legte man dars

376 auf den neuen Weg an , welcher vor det ros then Brüde anhebt und ſich bis nach Boltens gang erſtreckt. Alle dieſe Arbeiten wurden uns ter der Direction des damaligen Ingenieurs der Stadt , Hauptmanns von Charpentier , ausgeführt.

Sech ſtet

26 r . nitt ,

Die combinirten Städte vor Dankig .

377

K

SO

MOIS

8

37

erecera

Combinirte Städte vor Dankig.

Dieſe beſtehen aus

vier nicht genau zuſamu

men hångenden Theilen , nämlid ) aus 1) Aits ſchottland ; e ) dem Stoisenberge; 3 ) der Schidlik ; 4 ) St. Albrecht. Dieſe waren urſprünglich der Hoheit des Biſchofs von Cus javien unterworfen , welcher als Grundherrſchaft den Einſaſſen die Erlaubniß zum Betriebe burs gerlicher Nahrung und Gewerbes ertheilte, wels Mhes dann veranlaßte , daß dieſe Gegenden ſehr ſtark angebaut wurden und als Beſchädiger des ſtådtiſchen Gewerbes angeſehen werden konnten . Jahr 1772 nach der königl. preußiſchen Beſignahme von Weſtpreußen fielen dieſe geiſts lichen Gründe der preußiſchen Hoheit anheim, und erhielten in eben dem Jahre von Friedrichy II. die Stadtgerechtigkeit , wurden unter dem Namen der coin bin irten Stådte vor

Im

Danig zu 1379

einer Immediatſtadt erhoben ,

380 und erhielten einen gemeinſchaftlichen Pollget : und Juſtiz magiſtrat. Durch den Titſiter Frieden im J. 1807 , da Danig in einen freien Staat wieder ums geſchaffen wurde, und das Territorium deffelben auf der Seite der Hd he einen bedeutenden Zu. 'wachs erhielt, kamen auch dieſe Stådte unter die Oberherrſchaft der Stadt und Republik von Dankig. Da aber bis jeßt die neue Organiſa: tion derſelben noch nicht Statt gefunden hat, und ihre künftige Polizei- und Juſtizverfaſſung noch nicht vom Senat der Stadt Dankig be: ſtimmt'ift ,

To befindet ſich der vormalige Polis

zeis und Juſtizmagiſtrat unter der Oberaufſicht einiger Deputirten aus dem Senat noch in ins terimiſtiſcher Thåtigkeit. Dieſe combinirten . Stådte enthielten

im Jahr 1806 an Häuſern 1042 ; und zåhlten 8213 Einwohner, unter denen 1235 Juden was ren . Unter den Einwohnern befanden ſich 26 Euchmacher mit 4 Geſellen ; 56 Zeugmacher mit 64 Geſellen ; 2 Strumpfmacher mit 2 Geſellen ; 5 Hutmacher mit 2 Geſellen . Brauſtellen was ren eilf ; Branntweinblaſen 16 ; und 105 - dffents liche Brunnen .

381

I.

Uits Schottland .

Dieſer Theil der combinirten Städte liegt vor dem Petershagertbore , ſchließt ſich uns mittelbar an das å u ßere Petershagen an, und erſtreckt ſich bis an das oberwårts gelegene Stadtgebiet. Es iſt auf beiden Seiten der neuen Radaune erbaut, und wird dadurch in die hohe- und leége Seite ( niedere Seite ges theilt. Die hohe Seite läuft jenſeit der Ras daune am Fuße der Berge hin, und iſt größtens theils von . Lederfabrikanten , Schlachtern und Schuhmachern bewohnt. Die leege Seite läuft dies ſeits der Radaune an dem platten Lande bin , und iſt größtentheils von Kramern ,

jůs

diſchen Kaufleuten , Mennoniten und Handwers tern beſegt. Der hohe Damm , welcher die Radaune gegen die leege Seite einſchließt und der allges. meine Weg für die Fußgänger iſt , hat ſeine Entſtehung der erſten , unbekannten Anlegung dieſes Canals zu verdanken . Nach einer alten Uebereinkunft muß dieſer Damm ſowohl , als die Pflaſterung des Landweges , welcher zwis Tchen dem Damme und der leegen Seite, hin läuft, aus der Kammereicaſſe der Stadt Danßig unterhalten werden ; doch haben die Einſaſſen derileegen Seite das Bouwerk unten am Damme,

38 % nach der Straße hin, im baulichen Zuſtande zu erhalten. Auf dieſem Damme haben die Fleis ſcher ſeit 1652 vom Biſchofe die Erlaubniß, ihre Schragen aufzuſtellen , welches aber anfänglich von Seiten der Bürgerſchaft von Dánkig vies len Widerſpruch gelitten , indem 1663. die Ords nungen nicht übeln Muth hatten , ſie mit Ges walt fortzuſchaffen , nachdem um die Fortråu: mung derſelben vergeblich bei dem Biſchofe war angehalten worden. Ueber die urſprüngliche Entſtehung des 1 Schottlandes findet ſich keine genaue und bes ſtimmte Nachricht. Man trägt ſich aber von je mit der Ueberlieferung, daß es zuerſt im vier: zehnten Jahrhundert von ſchottiſchen Leinwebern Tey angebaut worden .

So viel geht aus der

Geſchichte hervor, daß es ſchon iin J. 1433 ans gebaut und unter dem Namen Schottland bekannt geweſen ſey , denn in gedachtem Jahre wurde es von dem Heere der Huſien angeſteckt und verbrannt.

Wahrſcheinlich aber waren da:

mals nur Gärtner die Einſaſſen. Später aber ließen ſich daſelbſt Handwerker , Brauer , Krås mer und Fabrikanten nieder , denen der Biſchof gegen ein geringes Geld die Erlaubniß ertheils ' te , bürgerliche Nahrung zu treiben. Daraus entſtand dann die EiferſuchtI der Bürger von Dankig, und man machte von Seiten der Stadt oft wiederholte Vorſtellungen ſowohl bei dem

388

Biſchofe als bei dem dnige , und auch auf den Landtagen, damit dieſem Anwachſe des Schotts landes zum Nachtheile Dangigs Gränzen geſett werden mschten. Zur Geſchichte des früheren Anwachſes des Schottlandes und des dazu gehörigen Hop : penbruch 6 (welches Eigenthum der Abtei Pelplin war , und ſeinen eigenen Richter und ſeine eigenen Feuerherren hatte ) gehören folgende Geſchichtsnachrichten , die ſich auf Receſſe und Miſſive gründen . Nachdem ſich dieſe Gegend nach und nad durch Gartner angebaut hatte, lo fanden ſich in der Folge, beſonders im Hoppenbruche , meh: rere Gebäude , die zu ſtädtiſcher Nahrung eins gerichtet und aufgeführt waren .

Beſtimmt er :

gibt ſich aus archivariſchen Nachrichten , das ſich bereits im J. 1509 ein Schmid im Hoppens bruche niedergelaſſen habe, welches zu Beſchwer , den der Stadt bei dem Abte von Pelplin Geles genheit gab . Als der Biſchof von Cujavien im I. 1516 in Danßig war , ſo führte er nachs drückliche Beſchwerden darüber , daß die Schots ten im Hoppenbruche , welche mit den ſtädtis fchen Leinwebern über vierzig Jahre the Gewerk und ihre Gilde gehalten , und den Meta ftern in der Stadt dafür ein merkliches Geld hätten zuiftießen laſſen , von dieſen nun nicht weiter in ihrem Gewerk gelitten werden woll,

1

384

ten. Hieraus ergibt ſich , daß ſchon in der legs ten Hålfte des funfzehnten Jahrhunderts ſchote tiſche Fabrikanten im Schottlande fich nieders gelaſſen , welche ſehr wahrſcheinlich zu dem Mamen des Orts Veranlaſſung gegeben has Ruf des Biſchofs Beſchwerde entgeg: ben . nete E. Rath von Danßig : daß biſchofitche Uns terſaſſen im Hoppenbruche nach dès Raths Wiſ: ſen und Willen nie in die Brüderſchaft der Lein: weber gehört båtten , weil ſie außer der Stadt wohnen ; daß aber E. Rath fich bereits vor

1

acht Jahren gemüſſigt geſehen habe , vor den 1 Kirchen anzuſchlagen : daß fich niemand unter: fangen rolle, in einer Meile Weges irgend ets was arbeiten oder machen zu laſſen zum Nachs theil der Handwerker der Stadt ,

welche ſonſt

bei den vielen Scharwerken , Schoffen und Was chen zu Grunde gehen müßten , wåbrend die Schotten ihre Kinder in die Stadt bet : tein dickten , und ſich alſo armlich aufbecken und viele andere neben ſich verderben. Nachdem in I. 1520 bei den friegeriſchen Unruhen mit dem Hodmeiſter Albrecht von Brandenburg das Schottland von den Dankigern abgebrannt war , ſo beſtand den 19ten Februar 1521 ein Schluß fåmmtlicher Ordnungen, daß niemand Häuſer und Gebäude in den neulich abgebrannten Garten vor der Stadt

385 Stadt aufbauen rolle. Zugleich wurde der Bis ſchof erforſcht, ob er wohl geſinnt ſen, den Ans bau im Schottlande und auf dem Biſchofsberge nachzulaffen , wenigſtens ſo lange , bis man ſich mit ihm durch eine Entſchädigung vereinigt båts te. Nüein der Biſchof lefute ſeine Erklärung ab ,

und unterdeſſen baute ſich das Schottland

nach und nach wieder an , und es wurde ſogar im I. 1525 eine Ziegelſcheune am Biſchofsberge angelegt. Schon im 3. 1528 ſah ſich E. Rath gendthigt , dringende Vorſtellungen zu machen , weil ſich immer mehr Handwerker , Künſtler, Mechanici, und unter andern auch Bernſteins dreher zum Verderb der Stadt dort niederlies Ben. Im J. 1561 mußte E. Rath den biſchofs lichen Schulzen im Schottlande erſuchen , dars auf zu halten , daß die Radaune im Schottlande nicht so ſehr durch die Schuhmacher und Går: ber verunreinigt werde. Im J. 1577 klagte E. Rath abermals bei dem Könige , berief ſich auf das Privilegium Casimirianum , daß inner: Halb 5 Meilen kein Schloß oder Stadt erbaut werden ſolle, daß aber auf dem biſchoflichen Grunde eine neue Stadt 'entſtanden ren, in wels cher ſich unter andern viele Anabaptiften und andere Reser , die in Belgien hatten flüchtig werden müſſen , niedergelaſſen båtten. Aber auch dieſe Beſchwerde, ſo dringend ſie auch gemacht wurde , blieb ohne Erfolg ; daher [ 25 ]

386 fich dann E. Rath bewogen rah , im J. 1574 in die Willkühr einzurücken : das ſolche Hands werker und Kaufleute , die den Bürgern und Gewerken alhier Schaden thun , nicht befugt ſeyn ſollen , ihre Waaren in die Stadt ein : und auszuführen , viel weniger zu Markte zu brin : gen und zu verkaufen ; auch ſollten ihre Waa : ren , auf der Pfahlkammer nicht verpfahlt ge : nommen noch ausgeſtattet werden . Bald dar: auf kam es zu dem bekannten Kriege mit dem Könige Stephan , und dieſer gab dann Ges legenheit, daß im J. 1576 im September, außer Petershagen , den Stolkenberg und Biſchofs: berg , auch das Schottland , bis auf einen Nachdem kleinen Theil , abgebrannt wurde. , und die hergeſtellt war wieder Friede der nun hatte , lo unterworfen Könige Stadt fich dem trugen die Ordnungen darauf an , daß der Reſt des Schottlandes auch noch abgebrochen , oder doch wenigſtens das Wiederaufbauen deſſelben gehindert werden möchte. Die Folge davon war , daß im J. 1578 ein Edict publicirt wurde, daß kein Bürger weder ſelbſt dort bauen , noch ans dere mit Baumaterialien und Geld unterſtüken ſolle. Allein weder dieſes Edict, noch die Klage der Stadt bei dem Könige ſelbſt und auf dem Landtage fruchteten etwas, und das Schottland, wo ſich ſo lange nur Weber, Schuhmacher und Schneider niedergelaſſen hatten , wurde im Jahr

387

1584 auch mit Fleiſchern , Bådern und anderen Gewerben befekt , ja ein gewiſſer Heinrich Temißen legte ſogar eine Schrotmühle und ein Badhaus an, welchem bald andere nadyfolgs ten , die das Waſſer durch Röhren aus der Ras daune ableiteten . Was nun auch die Stadt für Wege und Mittel einſchlug , ſich dieſer Beſchås digerinn ihrer bürgerlichen Nahrung zu entledis gen oder ſie doch mindeſtens einzuſchränken , ſo blieb doch alles ohne Erfolg. Im J. 1656 machten es die politiſchen Vers hältniſſe zwiſchen Polen und Schweden noths wendig , daß die Stadt ihrer Sicherheit wegen das Schottland wieder abbrennen mußte ; dabei aber benahm ſich Dankig gegen ihre Beſchädis gerinn ſo edel , daß ſie den verurſachten Schas den abſchåßen und den Einſaſſen anzeigen ließ , daß man in der Stadt bereit ſey , das Bürgers recht allen denen zu verleihen , welche ſich dazu melden würden , ja daß man ſogar ihren Kins dern ' ſolches ohne Entgeld mittheilen werde. Auf ſolche Art glaubte man nicht nur die ſchotts ländiſchen Einſaſſen in die Stadt zu ziehen , ſondern man batte auch die Hoffnung, daß man vielleicht den verwüſteten Ort durch Kauf, Tauſch oder Arrende auf ewige Zeiten an ſich bringen würde. In dieſer. Hoffnung erſuchte E. Rath den in Dangig damals anweſenden König von Polen ,

unter den Defiberien

des Landes auf

388 dem Reichstage vortragen zu laſſen , daß zur Sicherheit der Stadt ſowohl Schottland als. Hoppenbruch , nebſt dem , was gegenwärtig auf dem Stolkenberge und Biſchofsberge Durd die neuen Feſtungswerke eingefaßt wäre , und übers haupt ſo viel Land, als in der Weite eines Ka: nonenſchuſſes liege , dem Territorio der Stadt Dangig moge einverleibt werden .

Die Stadt

erklärte dagegen , den Biſchof ſowohl als den Abt von Pelplin anderweitig zu entſchåbigen. Aber auch dieſer Weg, den die Stadt einſchlug, um fich des verdrieblichen Schottlandes zu ents ledigen , fruchtete zu nichts, und der Anbau des Schottlandes nahm nach dem oliviſchen Frieden wieder ſeinen Anfang , und erweiterte ſich mit jedem folgenden Jahre. Um verdrießlichſten aber wurde das Schotts ( and der Stadt nach der königl. preußiſchen Bei fiknahme von Weſtpreußen im I. 1772, da dieſer Ort , als geiſtlicher Grund, unter preußiſche Hos heit kam . Damals bot der preußiſche Hof alles auf, dieſen Ort zum Nachtheile Danßigs in die Höhe zu bringen. Zu dieſer Abſicht wurde nicht nur ein Markt zu derſelben Zeit daſelbſt etas blirt, in welcher der Dominiksmarkt in Dangig einfällt , ſondern es wurde auch durch die im dottlande und den Vorſtadten eingerichtete Acciſe der Handel und das Gewerbe der Stadt auf jede Art genirt und der Vortheil der ſchotts

389

ländiſchen Einſaffien 'begünſtigt.

Die Folge das -

von war, daß Dangigs Handlung immer tiefer fiel, und dagegen die Handlung der Schottlåns der fich erweiterte. Im J. 1806 enthielt das Schottland 220 Häuſer und 2657 Einwohner , unter denen 612 Süden waren. Im J. 1807, bei der franzdſis fchen Belagerung, wurde ein Theil des Schott landes, bis 800 Schritt von den Feſtungswers ken niedergebrannt , und der dadurch verurſachte Schade auf 287,770 Kthlr. abgeſchabt.

Gebäude und Anftatten .

..

Oeffentliche

a. Die gefuiterkirche nebft dem Collegium . Sowohl die Kirche als das alte und neue Collegium liegen auf der hohen Seite , jenſeit der Radaune. Das alte Collegium wurde im Sahr 2592 auf der Goben Seite geſtiftet , die Kirche aber erſt im J. 1615 dies ſeits der Ras daune erbaut , an dem Orte , wo noch der alte Kirchhof befindlich iſt, und wo im J. 1777 das Zoll und Acciſegebäude nebſt der Hauptwache erbaut wurde, und auf deffen übrigem Theile noch eine im J. 1727 erbaute , fletne Capelle befind. lich

iſt .

Im

J. 1656 wurde dieſe Kirche im

fchwediſchens. Kriege, mit dem Schottlande von den Danbigern abgebrannt, worauf die Jeſuiten

390 ihren Gottesdienſt bis im J. 1663 in dein Ges bäude des alten Collegiums hielten, welches dém Brande entgangen war . Im J. 1676 bis 1677 wurde dieſe Kirche wieder erbaut , und zwar jenſeit der Radaune auf der hohen Seite. In eben dieſem Jahre tourde auch das neue Cola legium erbaut , welches im italieniſchen Ges ſchmack angelegt iſt. Mit ſeinten zwei Flügeln ſchlieit es einen Hof ein , der nach der Straße durch eine Barriere geſchloſſen wird . Der dops pelte Porticus von coţinthiſcher Ordnung hat ſchlechte Verhåltniffe. Im J. 1781 wurde dies ſes Collegium in ein Gymnaſium verwandelt, deſſen Rector zugleich Director des katholiſchen Sdulweſens iſt. Außer dem Rector find ſechs Profeſſoren angeſtellt,

Der Convent der Barmherzige

Brüder,

Dieſes wahrhaft wohlthätige Inſtitut wurde im J , 2646 von Johann Eesmer , geweſes nem Stadthalter in Martenburg, geſtiftet , und mit den beiden Vorwerksgütern Bojaren und Labneden , im Amte Sdjdneck dotirt.

Der

erſte Grundſtein zu dieſem Convent wurde im J. 1650 gelegt , nachdem Johann Teßmet im . 1645 bet E. Rath der Stadt Dankig vergeblich angehalten hatte, ſolches auf Neugars ten oder in der Schidlik ſtiften zu können . Er

1

. 391 erkaufte alſo im 3. 1646 von den Erben eines Dird von Hoven den Grund, auf welchem es liegt, und übergab ſoldhen dem Kloſter im J. 1648 per instrumentum donationis . Abergleich nach ſeiner Entſtehung hatte es im J. 1656 das Unglück , mit dem Schottlande zugleich abger brannt zu werden . Bald darauf, im J. 1671, wurde es wieder aufgebaut , hatte aber im J. 1734 , bei der ruſfiſchsfächſiſchen Belagerung, abermals das Unglück, von den Danßigern abs gebrannt zu werden , worauf es dann im Jahr 1744 wieder erbaut wurde. Die kleine dabei befindliche Kirche, in welcher polniſcher Gottes: dienſt gehalten wurde , war im J. 1714 erbaut worden. Im Jahr 1807 , bei der franzöſiſchen Belagerung ,

traf dieſes wohlthåtige Inſtitut

abermals, das Loos , fur. Vertheidigung der Stadt abgebrannt zu werden , und noch liegt es in Ruinen, und es iſt kein Anſchein , daß es To bald wieder retablirt werden möchte.

c . Das sofpital iu St. Barbara.

Ueber die Entſtehung dieſes Inſtituts exis ftiren keine Nachrichten , es geht aber ſo viel aus den Ueberlieferungen hervor , daß es ſchon über hundert Jahre alt iſt. Die Vorſteher deffelben haben von der Kammerei eine Woh . nung in Miethe, in welcher vier alte Srauen

392 freie Wohnung, und jährlich eine gewiſſe Quan. titåt Holz zur Feuerung erhalten, auch in Kranke heitsfällen mit Medicin und Pflege verſorgt werden . Dieſe Anſialt, deren ſehr eingeſchränkte Fonds durch den Krieg ſehr gelitten haben, wird von zwei Vorſtebern verwaltet,

d . Die

U ime na n fta it.

Dieſe bekam ſonſt ihren Fond aus der $8 nigl. weſtpreußiſchen Lotteriecaſſe mit 300 Rthlr. jährlich ; dazu kamen die Beiträge der Raufs mannsgilde und der Gewerfe ; dann die vier:

>

teljährlichen Einſammlungen in Altſchottland, Schidlik und Stolzenberg , und die Gelder für geldfte Dienſtſcheine. Die beiden Vorſteber dies ſer Anſtalt unterſtükten aus dieſen Einnahmen die Armen in Schottland , Schidlik und Stola genberg mit monatlichen Geldſpenden , reichten Stranken Medicin, und zahlten die Beerdigungs: koſten bei Sterbefallen . Dieſes wohlthårige Ins ftitut, welches eine ihrer reichhaltigſten Quellen verloren hat , hofft jeßt auf eine Entſchädigung von der neuen Regierung , um ſeine wohlthåti. gen Wirkungen fortdauern zu laſſen.

d

e. Da : 3011 : und Acciregebäude.

Dieſes wurde im J. 1777 auf dem Grunde des Jeſuiterkirchhofs, neben der kleinen Capelle,

393 erbaut.

In demſelben find , außer dem Acciſes Bitreau , auch die Wohnungen der Officianten befindlich.

II.

Der Stolzenberg ,

Dieſer Theil der combinirten Städte vor Dankig liegt auf und an dem Berse ,welcher , ſich zwiſchen dem Schottlandé und der Schidlik erhebt. Er gehörte vor der königl. preußiſchen Deſignahme von Weſtpreußen im J. 1772 , ſo wie das Schottland , unter die Ges richtsbarkeit des Biſchofs von Cujavien. Schon im J. 1525 findet ſich eine

Nachs

richt, daß der Sdulz vom Stolzenberge den Stådtiſchen das Schießen der Vogel habe 'ver : bieten wollen , und ſpåter wieder wird eines Kruges nebſt einiger Häuſer auf dem Stolzena , berge erwåhnt , in welchen der Biſchof im Ja 1608 logirt habe. Die eigentliche Bebauung des Stolzenberges aber hat nach dem erſten ſchwediſchen Kriege ihren Anfang genommen , nachdem der Biſchof Matthias, fubiens ki durch eine Fundation vom zten Januar 1641 das ſo genannte Biſchofsthal zum Anbau ausgethan hatte.

Von hier aus breiteten ſich

die Gebäude immer weiter den Berg , Ginauf

394 aus , da ſich eine Menge Leute fanden , die ſich dort anſiedelten, weil es ihnen von den Gewers ken in der Stadt zu ſauer und zu koſtbar ges macht wurde , das Meiſterrecht zu gewinnen. Es kamen auch bald die Hauptgewerbe der Stadt bei E. Rath mit einem Vorſtellen ein , daß fich auf dem Stolzenberge eine neue Straße bilde , in welcher bereits über hundert Håuſer ſtåns den. Ein Rath möge daher Maßregeln ergret: fen , damit dadurch ihrer Nahrung nicht Ein: trag geſchehe. Dieſer neue Anbau wurde aber im J. 1656 schon wieder zerſtört, da ſich die Stadt im zweis ten ſchwediſchen Kriege ihrer Sicherheit wegen gendthigt fah , auch dieſe Gebäude auf dem Stols zenberge niederzubrennen . Dieſe erlittene Zers ſtörung hatte aber den gehofften Eindruck nicht gemacht, denn nach dem Kriege batte der ans bau des Stolzenberges einen lebhaften Forts gang, und die Zahl der Häuſer wurde bedeutens der und weitläufiger wie vorher. Dazu trug beſonders der Entſchluß des Biſchofs Florian Czartorisky

bei ,

welcher im J. 1664 den

Franciſcanern ſtricter obſervang einen Platz zum Anbau eine Kirche und eines Klo: ſters einräumte, der ihnen auch im I, 1666 feierlich übergeben wurde. Im J. 1734 wurde der Stolzenberg, bei der ruffiſch's ſächſiſchen Beo lagerung , zum Theil abgebrannt , und eben dies

395 ſes chickſal hatte er im J. 1807 bei der frans zdfiſchen Belagerung . Die abgebrannten Ges bäude witrden auf 362,695 Rthlr. abgeſchat. Zur Kammerei des Stolzenberges gehören : das Dorf Althof mit 23 Feuerſtellen , 9 Hua fen und 6 Morgen ; das'Erbpachtsvorwerk dret linden mit 9 Hufen und 15 Morgen ; und 13 Morgen Wieſen hinter dem

barmherzigen

Kloſter gelegen. Im J. 1806 befanden fich auf dem Stols zenberge 531 Häuſer , und 3267 Einwohner, unter denen 623 Juden waren.

effentliche Geb å ude. a, Das Kloſter und die Kirche der Franciſcanere ' Das hieſige Kloſter wurde im J. 1666, ers richtet, und zu einem Convente des Ordens der refornirten Franciſcaner

gewidmet ,

worüber

Papſt Alexander VII. die Fundationsaçte bes ftätigte. Die Kirche wurde im J. 1673 durch milde Beiträge in gemauertem Fachwerk erbaut, und im J. 1674 vollendet. Jm I. 1762 aber wurde ſowohl die Kirche als das Kloſter von Jobann von Trambesky , Fähnrich von Marienburg, maffis erbaut. Das Kloſter hat keine Güter, ſondern erhält ſich allein von mila den Beitrågen und Einſammlungen ,

Im

Jahr

396 1

1807 bei der franzöfiſchen Belagerung wurde ſorpohl das Kloſter als die Kirche zur Bertheis digung der Stadt eingeåfchert. Gegenwärtig iſt ein Theil des Kloſters ſo weit nothdürftig wies der hergeſtellt, daß fieben Fratres und drei Laiens ' bräder Davin, ihren Aufenthalt haben, Von dieſem Kloſter wird auch eine katholi, ſche Schule auf dem Stolzenberge unterhalten , wozu auch keine andere Fonds als milde Beis trage und Einſammiungen Statt finden .

b. Die lutheriſche seir che nel ft dem Rathhauſe. Beide befanden ſich in einem und demſelben Gebäude , ſo daß den untern Stock das Raths haus der combinirten Städte einnahm ; der obere Stock aber zur lutheriſchen Kirche eingerichtet war. Im Souterain waren die Gefängniſſe ans gebracht, und die Hauptwache. Dieſes Gebäude, weldes auf einem freien Plake, unfern von dem Franciſcanerklofter ſtand , und ein geſchmackvols les Keußeres hatte , wurde im J. 1703 erbaut, und im S. 1807 , bei der franzsfiſchen Belages rung , ganz in Aſche gelegt , jo daß nur die & ußeren Mauern ſtehen blieben . An dieſer Kirche ftanden 3wet Prediger , von denen der erſte Kirchen und Schulinſpector , der zweite aber zugleich Rector der Schule war. Seit 1802 aber ging die zweite Predigerſtelle ein , und für

397 die Schule murde ein beſonderer Rector erwählt, welcher zugleich Cantor bei der Kirche war. Dieſe Kirche iſt gegenwärtig ganz eingegangen , nachdem der zeitige Prediger an derſelben , wel: cher ſo lange den Gottesdienſt in einem Saale auf dem Gute Tempelburg verrichtete, von E. Rath der Stadt Dankig anderweitig vers ſorgt iſt. Die bis jeßt zu dieſer Kirche' gehd : renden Pfarrkinder werden nach ihrer Lage den Kirchen in Ohra , Petershagen und Heil . Leichs nahm eingepfarrt werden .

Von dieſem Stotzenberge, auf welchem ſeit der königl. preußiſchen Befifnahme von Weſts preußen im I. 1779 bis zur Beſiknahme der Stadt im J. 1793 das kdnigl. pteußiſche Ober: Poſtamt befindlich war , hat man eine ſehr in : tereſſante Ausſicht auf die Stadt und auf die umber liegende Gegend bis nach Dirſchau und Marienburg , und ein Fremder, welcher ſich mit den ſchonen Proſpecten um Dangig bekannt machen will, 'muß es nicht unterlaſſen , dieſen Berg zu beſteigen .

!

598

III. Die Dieſer Theil der nordweſtwärts

Schidl'in. combintrten

Städte liegt

vom Stolzenbergé , hångt un

mittelbar mit Neugarten außer Thores zuſams men , und erſtreckt ſich bis nach Schlapfe. Bis zum J. 1772 gehörte dieſer Drt dem Nons nenkloſter, der H. Brigitta zu Dankig , welches den uſumfructum davon hatte , die Polizei aber verwaltete der Rath in Danbig .

Im J. 1806

enthielt die Schidlig 195 Wohnhäuſer und 1438 Einwohner , unter denen ſid viele Soymacher befanden. Ueber den erſten Anbau dieſer Gegend fins den fich keine befriedigende Nachrichten.

Wahr:

ſcheinlich hat dieſe Gegend ſchon ſehr früh ihre Entſtehung erhalten, und iſt mit Neugarten zus gleich angebaut worden. Man theilt ſie in die bintere Schidlik ein. Im J. 1807, zur Zeit der franzöſiſchen Belas rung, wurde ein Theil derſelben niedergebrannt. Die Abſchåßung der abgebrannten Gebäude ber

vordere und die

lief ſich auf 35,317 Rthlr.

399

IV.

St.

Albrecht.

Dieſer Theil der combinirten Städte liegt von den übrigen ganz getrennt und ohne Zu: ſammenhang mit denſelben in einer Entfernung von dre : Viertelmeilen von Altſchottland und einer Meile von Dantig auf dem Wege nach dem Dorfe Prauſt. St. Albrecht liegt der neuen Radaune , und gehörte bis zum J. 1772 zur Hälfte dem Bifchofe von Cu's javien , und zur Hälfte dem daſelbſt befindli: chen Miffionarien : Convent. Im Jahr 1806 enthielt dieſer Ort 96 Häuſer und 851 Einwohner . Die hier befindliche Kirche iſt zum Anden: fen des Heil. Adelbert , Biſchofs von Prag, geſtiftet worden, und hat dem Orte ſeine Entſtes hung und ſeinen Namen gegeben . Der Heil. Adelbert , von beiligem Eifer entglüht, das Chriſtenthum auszubreiten , kam gegen das Ende des ioten Jahrhunderts nach Preußen , und ſein Biograph erzählt , daß er in Gedanie ( Dankig ) eine freundliche Aufnahme gefunden und mehrere Tauſende daſelbſt getauft habe. Von Danzig zog er nach Sammland ; dort aber war man weniger tolerant , ' und da Feir Eifer ſich nicht abkühlte , ſo wurde er im Jahr 997 in der Nähe von fiſchhauſen erſchlagen.

;

400 Aber was iſt der Tod dem Heiligen ? – Er raffte ſich auf, eine lichthelle Wolfe umgab ihn, uno ſo wanderte er von dort bis in dieſe Ges gend. Hier fand er die noch gegenwårtig , jen : ſeit 'der -Radaune auf einem waldigen Hügel befindliche alte Capelle , verfügte ſich in ſolche, legte ſich in einen dort befindlichen Kaſten , der die Stelle eines Altars vertrat , zur Ruhe nies der, und ſoll daſelbſt drei Jahre geblieben ſeyn , bis er von hier nach Gin & ren abgeführt wurde. Wenn dieſe Kirche zuerſt 'erbaut, iſt, läßt ſich nicht ausmitteln ; doch ergibt ſich aus als ten Nachrichten , daß ſie ſchon im vierzehnten Jahrhundert eriſtirt hat. Im J. 1537 Brannte die, alte Kirche nebſt dem Pfarrhauſe ab , und erſt im J. 1575 wurde ſie wieder erbaut. Im J. 1711 wurde dieſe Kirche den Miffionas rien übergeben , und anſtatt des Pfarrhauſes der jegt dort befindliche Miſſionarien : Cons vent erbaut , welcher 1712 vollendet war. In dieſem Miſſionarienhauſe befinden ſich ſieben Patres , welche Clerici regulares ſind. Dies ſem Convente gehört das Prob ft é i v ori werk , zu welchem 4 Hufen und 15 Morgen gehören . Der Magiſtrat dieſer combinirten Städte :

Stolzenberg,

altſchottland,

Schidlik und

401 und

e't. 216 récht,

Beſtand ſeit

1772 aus

enem Oberbürgermeiſter 'fiue in ſu's ſtizbürgermeiſterin einem Polizeibur . germeiſter, welcher zugleich Oberkamme : rer und Stadtſecretarius war ; aus zwei Rathsverwandten und einem Juſtizaſs reiſor ; und wurde von dem Kriegess und Steuerratbe des Diri chauer und Star : gardter Creiſes reſpicirt. Zu einer Ueberſicht des Schadens , welcher dieſen combinirten Städten durch die Belages rung Danzigs im 'I. 1807 zugefügt iſt , wird folgende Tabelle Anleitung geben :

Bor der

Nach der Einwohner.

Einwogner.

Belagerung. Belagerung. Häuſer.

Häuſer.

Stolzenberg Schidlik

532,3267 ) 144 780 195 1438 ! 276 359

Altſchottland

220 2657

St. Albrecht

96

851

118 : 1540

95

636

1

12042182131 53313315

[ 26

]

1

402 Durch den Brand bei dieſer Belagerung ſind an Flächenraum wuſt geworden , in

Stolzenberg

30 Morgen

167

Schidlig altſchottland

245 DR.

17

125

Siebenter

of ch nitt .

Territorium der Stadt Danzig.

3

40

1

ат

!

Kepeecven0000000000000000

Territorium

der Stadt .

I. Altes Territorium

i um bilriter F r ieden 18 on.

Dieſes beſteht aus den durch das Priviles gium Cafimirianum im 3. 1454 der Stadt zugeeigneten Ländereien , nåmlich 1 ) dein ft åb : lauiſchen Werder ; 2 ) der Nehrung; 3 ) der Hibe, nebſt den Hoſpitaldorfern ; 4 ) dem lande oder der Halbinſel Hela ; wozu noch 5 ) das Bauamt oder der Bürgerwald kommt. Dieſe Ländereien enthielten im Jahr 1806. 2800 Hufen 2 Morgen 245° O Ruthe cul: miſch. Und zwar Rufen . der Stůblauiſche Werder 1151 die Nehrung . 562 287 die Scharpau die Hsbe 531 das Bauamt 133

die Hoſpitalo drfer

4

05

134 2800

Morgen. OR , 2 199 2711/ 88 8 120 18 21 17

7

150 2451

406 Der Flächeninhalt

des

ganzen Territoriums,

wie es der geh. R. v . Holſche in ſeiner Geo : graphie und Statiſtik von Weſt , Sud , und Neus Oſtpreußen , Bd. III . S. 8 ans gibt , beträgt 131 Quadratmeilen . Auf dieſen Låndereien befinden ſich

103 D & rfer ,

6 Vors

werke und 364 Schenkkrüge ; 6 Waſſermühlen , 12 Windmühlen und 2 Ziegęteien , welche zuſam . men 3621 Feuerſtellen enthalten. Die Zahl der Einwohner auf dieſen Ländereien belauft ſich auf 29,649 Seelen . Dieſe geſammten Ländereien bradsten der Kammerei im 9. 1804. 176,555 Rthlr. 41 Groſchen 91 Pfennige ein,

a. Den stü b tauire Werder , Dieſer , von dem Hauptdorfe Stublau , welches für das älteſte Dorf dieſer Gegend ges halten wird, ſo genannte Stůblau iſche Wer : der , wird ſonſt auch zum Unterſchiede von dem großen Marienburgiſchen Werder , der kleine, auch der Dangiger Werder ges nannt.

Er liegt - dftlich von der Stadt, zwi :

ſchen der Weichſel und der Radaune , jedoch gehören auch noch einige Dorfſchaften , jenſeit der Radaune nach der Höhe hin , zu dieſem Landſtriche, ale Gåtland, Ofterw ycf , lans 0 a u , u. . . Als der deutſche Orden im 9. 1230 nach

407 Preußen fam , war diefe ganze Gegend ein mo raſtiger Sumpf , der unangebaut und ‘ unbe: wohnt war. Unter dem fandmeiſter Mein hardt von Queerfurth im J. 1294 wurs den auf Veranſtaltung des Ordens die erſten Dámmé gefchüttet, um dieſen fruchtbaren Land: me ftrich gegen die Ueberſchwemmungen der Weich : Däni ůben baben aber urs . Diefe fel zu ſch fprünglich einen ganz andern Gang gebabt als gegenwärtig, wie nody aus einigen übrig geblies Benen Spuren diefer aften Dämme zu bemerken iſt. Nach dieſen Spuren ging der Weichſels damm 'uranfänglich von Stůliau berab nach dem Dorfe fangenfelde; von da auf Oros j under ; von Oroßjander auf Gottowals de;

von hier auf dem jeßigen Landwege fort

nach Reichenberg, da wo gegenwärtig die Kirche fteht. Nachdem aber die Weichſel nach und nach abgenommen , haben ſich auch die Dåmme geåndert, und die ſo genannten

uz

Ben teiche ſind mit in die Dåmine gezogen , woraus die ſo genannten eingelegten wer : derſch'en sufen entſtanden ſind , deren noch in den Dorfſchaften såſemarf , Schå'n rohr, Proit.enfeld u . a . erwähnt wird . Das Wort Außenteich bezeichnet einen Diſtrict , welcher außerhalb des Dammes, nach dem Fluffe hin , liegt, und bei niedrigem Waſſer: ſtande als Weideland genußt wird. Der Name

1

408

originirt ſich von dem Worte Deich , welches im Niederländiſchen einen Damm bezeichnet, welcher zur Einſchränkung der Gewäſſer und zur Sicherheit gegen Ueberſchwemmungen geſchüttet iſt. Auf dieſem Damme beruht die Sicherheit des Werders ; Daher auf die Erhaltung deſſelben die großte Sorgfalt verwandt wird. Die Aufs ſicht über denſelben iſt gewiſſen Perſonen, im Werder anvertraut , von denen der vornehmſte Deich gråf genannt wird , welches ſo viel wie Dammrichter bedeuten ſoll. Dieſem find im Stůblauiſchen Werder zugeordnet , fünf Deichs geſchworne, und dieſen wieder 3wolf Solid geſch worne, nåmlich. 4. im leegen Quartier , 4 im Mittelquartier , und 4 im bos hen Quartier,

}

Nachdem dieſe Gegend, durch die Schút: tung der Dámme bewohnbar;gemacht war , ,rief der Orden deutſche Coloniſten ins Land , welche

durch fleißige Ziehung von, Gråben das Lano immer trockener machten und ſich häufig daſelbſt niederließen . Am vorzüglichſten haben ſich aber , um die Culeur dieſes Landſtriches die Mennos, niten . ' verdient gemacht , welche ſeit 1530 aus . den Niederlanden hierher eiuzogen , und beſona ders eine verbeſſerte Viehzucht einführten . Als im J. 1454 Land und Städte vom Qrden der Kreuzberren abfielen, und auch big fich dem Könige Caſimir yon Polen ,

409 als ihrem Schubherrn , unterwarf,

erobertent

die Daubiger, den Werder , und bemachtigten fich des darin gelegenen Ordensſchloſſes re . bin , welches den Rittern zu einem Sattelhofe diente , wo ein Theil ihrer Pferde , nebſt dem zur Equipirung der Reiterei gehörigen Rüſtzeuge qufbewahrt wurde. Dieſen eroberten Landſtrich eignete der König der Stadt durch das ihr vers: liehene Hauptprivilegium auf ewige Zeiten zui* auch wurde ihr das Jus patronatus über die im Werder gelegenen Kirchert und Capellen übers tragen . ? Die Adminiſtration des Werders ſteht von alten Zeiten bei der werderſchen Function zu , welche aus dem älteſten Bürgermeiſter , ind aus Afeſſoren aus allen drei Ordnungen beſteht. Ju dieſem Werder befinden ſich , mit Auss ſchluß von fünf Capellen , von denen aber nur zip ein nämlich : zu Herrn Orebin und Sperlingsdorf im Gebrauche ſind , dreis zehn Kirchen. Unter dieſen ſind eilf luthea ride Kirchen ; eine reformirte Kirde, und eine katholiſche Kirche. Die eilf lutheriſchen Kirchen ſind folgende : 1) in Stůblau ; 2 ) in Outland ; 3 ) in Oſter wyk ; 4 ) in Woßib ; 5 ) in Trutenau ; 6 ) in Wok laf; 7 ) in Gottswalde; 8) in Reichenberg ; 9) in Kåſemark ; 10) in Groß jûnder ; 11) in

1

410 Les fau.

Die beiden im Gebrauche Tependent

lutheriſchen Capellen zu Herrn : Orebin und Sperlingsdorf werden von Candidaten E. E. Miniſterii beſorgt , die Sacra aber in erſtes rer von dem Prediger zu oftermont , in leştés ter von dem Prediger zu Woklaf. Die res formirte Kirche befindet fich auf dem ade: . ligen Gute Narren buben , welche in einem Saale des Schloſſes eingerichtet iſt. Die kas tholiſche Kirche iſt in dem , dem Jeſuis tercollegio zu Aleſchottland gehdrenden Dorfe Gemlik . Naffenbuben ſowohl als Gems lib find erſt durch den Tilfiter Frieden und den darauf erfolgten Gränztractat zwiſchen Preus Ben und der Stadt Danßig integrirende Theile des Dankiger Gebiets geworden . Deffentliche Schulen ſind 21 im Berder , Um die Fruchtbarkeit dieſes Landſtrichyes zu beurtheilen , füge ich folgende Tabelle bei, welche nach einem Durchſchnitte von mehreren Jahren anzeigt, das wie vielfte Korn im Werder und auf der Hobe gewonnen wird . Im 3 Werder Weizen Rocken Gerſte Hafer Erbfen

9 0 8 8

Auf der Hdhe 6 4 43 3

411

1).

Die Neu r 48.8 .

Bierunter verſteht man denjenigen Lande Arich , welcher zwiſchen der Weichſel , dem fris fchen : Kaffe und der Oſtſee liegt , und der ſich bis nach Pillau erſtredt, wo ſich das friſche Haff mit der Ofree durch das Pillauer Tief vereinigt. Der Name Nehrung ſoll von dem gothiſchen Worte Neria herkommen, welches ein land bedeutet , das über dem Waſs, fer hervor ragt. In alteren Zeiten nannte man daher dieſen Landſtrich das See :Werder , wie folches von Henneberger in ſeiner preußis fchen fandtafel geſchieht, welcher auch vors gibt, daß dieſe Nebrung erſt im J. 1190 durch heftige Nordweſtwinde entſtanden ſey , welche eilf bis zwölf Jahre ununterbrochen fort: gedauert båtten tuverius aber in ſeiner Germania antiqua Lib. III, C. X [ nimmt an , daß die Nehrung eine von den Gleşsariis oder Bernſtein Inſeln geweſen ſey, deren in den alten Schriftſtellern erwähnt wird, und von wo die Alten den Bernſtein berholten . Als im Anfange det dreizehnten Jahrs hunderts die Ritter des deutſchen Ordens nach Preußen kamen , ſoll nach Schußen6 Bericht in ſeiner preußiſchen Chronik auf dieſer Neh: rung ein eigener Fürſt , Namens Sdhwayno , ſeinen Sie gehabt haben . Dieſer , als ein

412 Bundesgenoß der heidniſchen Preußen auf Sams land, fügte den Rittern von dem Haffe aus bes deutenden Schaden zu ,

1

und beunruhigte ſie im

Rücken . Um reiner los zu werden , griffen die Kitter ihn an , beſiegten ihn, und er ſelbſt wurde in der Schlacht erſchlagen . Dieß geſchah im J. 1264. Seinen fürſtlichen Siß , welcher die Ne iden burg von den Deutſchen genannt wurde , geeftörten die Sieger. In welcher Ges gend dieſes alte Schloß gelegen habe , wenn es je da geweſen iſt, iſt unbekannt ; indeß bebaupa ten alte Schriftſteller , daß bei Nickelswalde nach der See bin noch Spuren alter Mauern in der Erde gefunden werden ſollen , und daß

1

man beim Graben in dieſer Gegend zuweilen ; alte Münzen und eine Menge Todtengebeine vorfinde. Durch das ſchon oben erwähnte Privis legium Caſimirianum vom J. 1454 wurde dieſe Nehrung von der Mündung der Weich : ſel bis an das Pillauer Tief , doch mit Uus: nahme der Jagdgerechtigkeit , der Stadt auf enige Zeiten zugeeignet. Als aber im J. 1464 der ſo genannte ewige Friede zwiſchen dem KS: nige von Polen und dem deutſchen Orden zu Stande kam, trat der König dem Orden den Theil der Nehrung von Polse bis an das Pillauer Tief mit allen Gewäſſern und der Fiſcherei in Felbigen ab , der Stadt aber gab er zur Entſchädigung

413 die Halbinſel Bela ;. das hieß eine Sandbüchſe für die andere.. In dieſer Nehrung befinden ſich fünf ( utheriſche Kirchen und funfzehn Sduro len . Die fünf Kirchen ſind folgende : 1) die Kirche in der Feſte Weichſelmunde ; 2 ) die Kirche zu Bohnſack ; 3 ) die Kirche in Schönbaum ; 4 ) die Kirche in Kobbelgrus be ; und 5 ) die Kirche in Pr8bbernau. Die ſechſte ſonſt hierber gehörige Kirche in Tigen : ort iſt mit der Scharp au durch den Tilfiter Frieden und den darauf erfolgten Gränztractat zwiſchen Preußen und der Stadt Dankig von der Stadt ab und an Preußen gekommen. Dieſe Nehrung bat nach der Weichſelſeite bin ſehr fruchtbares Acker , Wieſen- und Weis deland , nach der Seeſeite aber und auf dem zwiſchen dem Haffe und der See gelegenen Striche beſteht ſie aus Heide und Sanddünen , welche aus der See aufgeworfen werden . Dieſe Sands důnen werden in der Gegend des Weichſelſtroms dieſem Fluſie außerſt gefährlich , indem der Wind den loſen Sand von den Dünen in das Bett des Stroms wirft, welches dadurch ſo verpacht wird , daß mit der Zeit die Fahrt auf dieſem Strome leiden dürfte, da bereits die Dünen an einigen Stellen ſchon bis an das Ufer des Fluſ: res treten . · Man har daher ſchon ſeit längerer Zeit auf

zweckmäßige Mittel gedacht,

dieſer

!

1 414 Berſandung der Weichſel vorzubeugen . Im . 1767 gab die hieſige naturforſchende Geſellſchaft eine Preisfrage auf : Wie dem weiteren Ans wach Fe der Sanddünen am beſten wor's gebeugt werden könne ? ' oves. Allein dieſe Aufgabe und die angeſtellten Verſuche fruchteten wenig oder nichts , Weichſel wurde

und die Verſandung der

der polniſchen Abkunft

nach

Danßig immer gefährlicher. Im I. 1795 machte der damalige Krahninſpector , jeniger Rams mer Commiſjonsrath und Ober : Plans tageninſpector , Bidrn einen Vorſchlag zur Bepflanzung der Dünen , um den loſen Sand zu befeſtigen , und es wurden demſelbert zu einem vorläufigen Verſnche 375 Rthlr. 45 Or. aus der Danßiger Kammereicafie angewieſen .

Da dies

Fer Verſuch den glücklichſten Erfolg verſprach, und die Wichtigkeit der Sache keinem Zweifel unterworfen war, ſo wurden dem Unternehmer nach und nach theils aus der Kammereicafte der Stadt, theils aber auch aus der weſtpreußiſchen Domainencaile Belder berabfolgt, um ſeine wobls thätigen Arbeiten fortzuſehen . Im J. 1798 , da die Bepflanzung der Dünen bereits beträchtlich fortgerückt, und die Zweckmäßigkeit durch ſachi verſtåndige Männer geprüft und bewährt-gefuns den war, wurde Biorn durch eine königl. Cas binettsordre d . d. den roten Auguft zum Ober : Plantageninſpector beſtellt , und ihm ein

1

415 jährlicher Gehalt von 200 Rthlr. ausgeworfen , welcher im J. 1801 noch mit 200 Rthlr. vers mehrt wurde. Die von dem Kammer : Comi miſſionsrath Biden auf dieſen Dünen der Nehs rung

zur Befeſtigung des

Sandes

verſuchte

Pflanzung beſteht größtentheils aus Seeſand gråſera , Weiden ,

Erlen und anderm Geſtråů :

ce ; auch iſt mit den Kiefern in den Flachen , los wohl durch Pflanzung als durch Ausſaat ein glüdlicher Anfang gemacht worden. Das Pers rain dieſer bepflanzten Dünen ,

die ſich oft bis

auf hundert Fuß Hdhe belaufen , iſt bei nahe zwei Meiten lang und , vou hundert bis zwei hundert Ruthen breit. Bei dem Dorfe Neue Fehr , wo die Nehrung ſehr ſchmal iſt, Straten die Dünen ſchon bis an die Ufer der Weichſel, und drohten den Strom zu verſchütten , wenn nicht durch dieſe wohlthåtige Unpflanzung wäre vorgebeugt worden . Die ganze Bepflanzung, welche bei der Feſtung Münde anfängt und bis hinter Bobnfack fortgeſetet iſt,

hat bis zum

lekten Mai 1806 gekoftet :

Hus töniglichen Fonds

Rthlr.

Or.

Pf.

31,431

8

4

27,689

34

141

59,129

44

3

Aus der Kammereicaſte der Stadt

416 Es iſt ſehr zu bedauern , daß diefes nun liche Unternehmen durch

die neueſten Zeitums

ſtände , durch die Veränderung der Regierung und durch den öffentlichen Geldmangel in das Stoden gerathen iſt. Die Bewohner der Nehrung , die ſich durch einen beſondern Dialekt ſowohl als auch durch ein gewiſſes freieres Benehmen von ihren Nachbarn im Werder auszeichnen , nåbren fich auf der cultivirten , nach der Weichſel bin geles genen , Seite vom Ackerbau und der Viehzucht, da dort der Boden dem Werderſchen an Güte nichts nachgibt. Die Bewohner der Seejeite und des unfruchtbaren Striches zwiſchen dem Haffe, und der Oſtſee aber nähren ſich von der Fiſcherei, und zwar vorzüglich von dem Stors fange. Dieſer Fiſch (Sturio ) , welcher an der Kufte gefangen wird , wird in den Stórkocher reien , beſonders zu Kahlberg eingelegt und nachher verſchifft; aus dem Rogen deſſelben aber wird ein ſehr guter Caviar. bereitet , der dem ruſiijchen wenig nachgibt. Die Bernſteinfiſderei auf dieſem Lands ſtriche iſt an das Gewerk der Bernſteindreher in Dankig verpachtet. Dieſer Bernſtein wird ges wöhnlich mit Nordoſts und Nordweſtwinde an die Küſten geworfen , da dann die Berns ſteinfiſcher bei ſolchen Winden , verſehen mit langen Stangen , an welchen Schöpfgamen

!

417 Befeſtigt find , und in einen dichten ledernen , ſo genannten Kůraß bis an den Hals eingehüllt, in die See wandern . Dieſe iſt alsdann mit zerbrockeltem Holze und Seetange ganz bedeckt, welche von den Wellen aus dem Grunde des Meeres hervor gewählt werden . Dieſen Auss wurf des Meeres fångt der Bernſteinfiicher mit ſeinem Schdfhamen auf , und wenn er denſels ben vol hat, ſo eilt er damit ans Ufer zurück, ſchüttet ſeinen Fund aus, und Weiber und Kin der ſuchen zwiſchen dem zerbrockelten Holze und Seetange den Bernſtein hervor. Er ſelbſt aber eilt ins Meer zurück, um neue Beute zu mas machen. ( Siehe Bidrns Bemerkungen über die vormalige und gegenwärtige Lage und Beſchaffenheit

der

preußis

fchen und danßiger fudbaltiſchen Ufer , iC 26., und über den Urſprung des Berns ſteins. Dankig bei Troſchel 1808 in 8. ) Dieſer aus der See gewonnene Bernſtein iſt mit feiner Kruſte umgeben , wie jener , welcher durch das Graben aufgefunden wird , ſondern klar und abgeſchliffen . Die Jagd in der Nehrung , wo es uns ter andern viele Rehe gibt, war, wie ſchon oben bemerkt worden , ein Regal, welches fid dis Könige von Polen vorbehalten hatten , welche einen Ober: Jagermeiſter über die Nehrung beſtellten , bis im 3. 1793 Dankig mit ſeinem [ 27 ]

418 Territorio dem preußiſchen Hauſe unterworfen wurde , von welcher - Zeit an die hieſige auf Zeitpacht ausgethan wurde.

Jagd

Auf der Mehrung, am Ausfluſſe der Weichs ſel in die Oſtſee , liegt die Dankiger Feſtung Weichſelmünde. Schon im XVten Jahrhundert hatte der deutſche Orden hier am Ausfluſie der Weichſel, zur Vertheidigung des Hafens gegen die Sees rauber , und beſonders gegen die ſo genannten Vitalienbrüder, ein : hölzernes Blockhaus erbaut , deſſen Vertheidigung einem Můnde : Meiſter übertragen war . Allein dieſe holzerne Feſte war leicht zu erobern und in Brand zu ſtecken , wie ſolches aud) im S. 1433 von den Als die Huſſiten ins Werk gerichtet wurde . Privilegium das Nehrung im J. 1454 durch Caſimirianum der Stadt zugeeignet wurde, fiel ihr auch dieſes Blockhaus zu , welches ſo : gleich von der Stadt in einen beſſeren Zuſtand geſeßt wurde , ' da die Sicherheit und Vertheidi : gung ihres Hafens davon abhing. Doch war es immer noch ſchwach , und konnte unter an : dern einem fürchterlichen Sturme im I. 1464 nicht wide: ſtehen , welcher es faſt ganz zertrúms merte. Ein gleiches Schickſal hatte das bald nadher wieder erbaute Blockhaus im Septems beč des Jahres 1497. Um dieſen Unglücsfál: len vorzubeugen , dachte man nun' darauf, ein

419 dauerhafteres Werk zu bauen, und fing mit dies ſem Bau im J. 1517 an , welcher aber erſt im S. 1519 vollendet wurde. Aber auch dieſes neue Gebäude war nur von Holz zuſammen gelekt;

und erſt im J. 1563 , als der Herzog

Erich von Braunſchweig ſich mit einem Kriegsheere der Stadt nåherte , fing man an , das hölzerne Blockhaus mit einer zehu Ellen dicken Mauer zu umgeben und ſolche mit Erde aufzufüllen , auch Schanzen und Bouwerke um daſſelbe anzulegen, welche durch Paliſaden und naſſe Gråben vertheidigt wurden . Im I. 1577 hielt dieſe Feſte einé harte Belagerung des Ko: nigs Stephan Bathori aus , wurde mit Heftigkeit wiederholend geſtürmt, aber ſo tapfer vertheidigt, das der Konig ſeinen Plan aufges ben und die Belagerung aufheben mußte * ). Nach dieſer Belagerung wurde nicht nur dieſe Seite ſelbſt mehr und mehr in Vertheidigungs, ſtand gerekt, ſondern auch ihr gegen über , zwi: ſchen dem Saſperſee und dem Weichſelüfer, auf oliviſchem Grunde, eine neue Schanze eben auf dem Orte angelegt , wo im J. 1577 der König Stephan ſein Lager aufgeſchlagen hatte. Dieſe Schanzé wurde die Weſterſchanze genannt. Im J. 1656 , zu Anfange des legten ſchwedis

* ) Siche des Berfaſſers Geſchichte der Belagerungen und Blokaden Danßigs , $ . , •

1

420

ſchen Krieges , wurde diere Feſtung mit neuen Werken verſehen und ihre Befeſtigung regularer Dieſe alte Fortification aber wurde im I. 1707 unter der Leitung des damaligen Stadtcommendanten , Generalmajors von

angelegt.

der Golk , gånzlich raſirt, worauf im J. 1708 , unter der Leitung des Generalmajors von Ziethen , dieſe Feſtung nach neuer Art forti. ficirt wurde , mit welcher Arbeit bis zum Jahr 1721 fortgefahren wurde . Im J. 1709 den 4ten October , Nachts , brannte der Thurm der Münde durch eine entſtandene Feuersbrunſt ganz aus , ſo daß nur allein die äußeren Mauern ſtes hen blieben . Der gegenwärtige Thurm der Fefte wurde im I. 1721 erbaut . Zur Geſchichte dieſer Feſte, welche zur Zeit der republikaniſchen Verfaſſung vor 1793 auch zum Staatsgefängniſſe von der Regierung der Stadt gebraucht wurde , gehört noch , daß in ſelbiger der ( dywediſche Feldmarſchall, Graf 90s hann Chriſtoph von Königsmark , vom 19ten October 1656 bis zum bliviſchen Frieden im J. 1660 als Gefangener der Stadt geſerien bat. Dieſer General wurde mit ſeinen Schifs fen , auf der Reiſe nach Pillau , durch widrige Winde auf die hieſige Rebde verſchlagen , wo er vor Anker ging. Der damalige Commendant der Münde rüſtete ſogleich einige Fahrzeuge aus, beſette ſolche mit Truppen , nnd 'am 19ten Octo:

421 ber' 1656, während der Schiffspredigt, enterteni

1

die Danßiger und nahmen den Feldmarſchall gefangen , welcher in der Feſtung Münde in cis nein Gemache, weldjes noch jest gezeigt wird, bis 2660 als Staatsgefangener aufbewahrt wurde. Im S. 1734, bei der ruſſiſch - fach fiſchen Be: lagerung der Stadt Dankig , wurde dieſe Fes ftung von der fåchfiſchen Truppen eingenom . men , welche ſolche bis zum 22ſten Mai 1736 beſebt hielten . Im 9. 1793 , då Danßig die preußiſche Hoheit anerkennen mußte, wurde auch dieſe Feſtung mit preußiſchen Truppen beſekt, elche unter dieſer Herrſchaft ſeit 1804 mit neuen weitläufigen Werken , unter der Leitung des Ingenieurofficiers vont Pullet vermehrt wurde , und dieſe Feſtung zu einer bedeutenden Wichtigkeit erhoben haben würden , wenn die Arbeit wäre vollendet worden . Allein der uns glückliche Krieg ſtörtei den angefangenin Bau , und im 9. 1807 , nachdem Danzig an die frana zdfiſche Belagerungsarmee

übergegangen

war ,

ging auch die Feſtung Weichſelmunde am 26ſten Mai gedachten Jahres durdy Capitulation an das franzdfiſche Heer über. / Bis zum J. 1793 hielt die Stadt, in diese ſer Feſtung eine beſondere Garniſon , die aus ein ner Compagnie Sufanterie und aus einer Uns zahl Artilleriſten beſtand , welche dem Befehle des Commendanten untergeordnet waren . Die:

!

422 fer hatte ſowohl von den eingehenden als auss gehenden Schiffen , wie auch von den Feſtungss graben, in welche die Kaufleute ihr Holz einjus ſchieben pflegten , und von der Grajenußung der Både bedeutende Revenuen. Unter preußiſcher Kobeit war dieſe Feſtung mit einer Jnvalidens Compagnie beſetzt. Der in der Feſtung befindliche runde Thurm, welcher auch als Seeleuchte diente , liegt unter dem 36 ° 20 ' 15 '' der Långe, und 54 ° 23 ' 50 ' der Breite. Von der Spiße deſelben , die von ihrer ehemaligen Beſtimmung noch den Namen die Laterne führt , genießt man eine vortreffs liche Ausſicht, und es wird niemand gereuen, dieſen Thurm beſtiegen zu baben , deſſen Creps pen ſehr bequem find , und der oben mit einer freien Gallerie umgeben iſt, Das Dorf Münde , welches bei der Bes lagerung im I. 1807 ganz niedergebrannt wura de , hatte im J. 1804. 82 Häuſer und 69. Eins wobner, die ſich theils von der Fiſcherei, theils von der Schifffahrt, theils von der Haltung of: fentlicher Vaſthäuſer nährten . Die vor der Fes ſtung gelegene Kirche , welche im J. 1780 von Grund auf neu erbaut war , wurde am Tage vor der Capitulation von dem damaligen Coms mendanten , brannt.

Oberſten pon Schaper,

abge:

Die Adminiſtration der Nehrung if wie

423 die des Werbers, einer aus allen drei Ordnun : gen zuſammen geſekten Function übertragen, an deren Spiße der zweite Bürgermeiſter ſteht.

c.

Dié Şö he.

Die Hdbe oder das hohiſche Gebiet liegt der Stadt gegen Morgen und Mittag , und führt ſeinen Namen daher , weil es höher als der Werder, großtentheils auf den Bergen liegt. Auch dieſer Theil des ſtädtiſchen Gebiets wurde der Stadt durch das Privilegium Caſimirianum zugewandt. Die Verwaltung dieſes Thelles des Territoriums iſt ebenfalls einer Function übers tragen , die aus Mitgliedern aller drei Ordnun , gen beſteht , und deren Chef der dritte Bürger : meiſter ift. Auf dieſer Höhe beſigt die Stadt ſieben lutheriſche Pfarrdörfer und Kirchen . 1) Die Kirche gu Allen Gottes Engeln , welche aber , genau genommen , zu den verſtädtiſchen Kirchen gerechnet werden kann , da die Vorſter her der Kirche und des Hoſpitals aus Bürgern der Stadt gewählt werden ; Ohra ,

bei welcher

2 ) die Kirche zu

zwei Prediger angeſtellt

ſind ; 3 ) die Kirche zu Müggenahl; 4 ) die Kirche fu Prauſt; 5 ) die Kirche za Gilch kau ; 6 ) die Kirche zu Ldblau,; 7 ) die Kirche zu : Wonneberg.

Die Kirche

und das

Pfarrdorf

424 Rambeltd ) ,

welches den Hoſpitalern

zum

Heil. Geiſt und St. Eliſabeth gehört, und ſonſt zum Territorio der Stadt gezählt wurde , jeßt aber durch die lekte Grånzberichtigung mit Preu : Ben an leşteres gefallen iſt. Dieſer Theil des Gebiets der Stadt iſt bei weitem nicht ſo ergiebig und fruchtbar als der Werder , und die nach der Weichſel bin gelegen nen Gegenden der Nehrung . Das hdhiſche Vieh ift weit kleiner und unanſehnlicher als das des Werders und der Nehrung, und der Boden iſt ſandig und trocken. Aber dieſer Diſtrict liefert Holz, Torf, Waidaſche und Wolle ; er verſieht die Stadt mit vorzüglich guten Kartoffeln , und aus ſeinem Boden wird Bernſtein hervor ges graben , welcher hier båufig und in bedeutenden Stücken gefunden wird. Die Bernſteingråber erkennen ſehr bald, ob in dem Boden Bernſtein zu ſuchen rey oder nicht. Dieſes beurtheilen fie aus dem vorgefundenen Lebm, Sprockholi, Kies feråpfeln , Nußſchalen , Schaltbieren u : dergl. , welche unter dem Boden beifammen liegen . Da wo man nun Bernſtein zu finden vermuthet, treibt man Gruben in die Erde, welche mit Holz ausgeſchlagen werden , um das Nachfallen der Erde zu verhitten . Auf ſolche Art fährt man mit dem Graben in die Tiefe fort, bis das zu: dringende Waſſer es verhindert, oder die gegrüns dete Hoffnung , etwas Bedeutendes zu finden,

425 verſchwindet.

Auf eine andere Art gehen die

Gråber der fo genannten Ader in horizontaler Lage ſo lange nach , bis ſolche verſchwindet. Gewdhnlich pflegen die Jüden, da wo ſie Bern : ſtein vermuthen, von den Eigenthümern des Boi dens die Freiheit zu pachten nach Bernſtein graben zu dürfen , oder wo der Eigenthümer ſelbſt graben'l&bt , da finden ſich die Juden als Abnelmer ein, welche den Bernſtein nach Con's ftantinopel verhandeln, wo er ſehr geſucht iſt. Die wichtigſten Dörfer der Höhe'ſind Ohra und Prauft. Ohrá liegt eine halbe Stunde on der Stadt, und enthalt, außer detr Bauer : hdfen , mehrere Luſtgårten , unter denen beſons ders der ehemalige Groddediſche , jet soli ( v fche Garten ſich durch ſeine Tchdnen engli: ſchen Anlagen , wozu die Natur die Hand gebos ten, auszeichnet. Auf der, im Garten liegenden ivaldigen Anbdhe befindet ſich ein

altes ,

mit

großen: bemooſten Steinen überwälztes heidnis (dbyes 'Grab , ''von weldhem man eine äußerſt ſchåne, intereſſante Ausſicht in den Werder ger nießt. Uuch der jekige Hohnfeldiſche, vors mals S doppenhaueriſche Garten zeichnet ſich durch eine ſchöne Offentliche Allee aus . Dies Tes Dorf , nebſt dem dabei gelegenen Ohrai : den Niederfelde liefert eine große Menge

Gartenfrüchte nach der Stadt.

In der ebemas

ligen Kriegesgefchichte hat Ohra immer eine

426 Rolle geſpielt,

beſonders in der ruſfiſchen Bes

lagerung im J. 1734, da ſich die Danßiger hier verſchanzt hatten , und erſt nach vielem Widers ſtande mit Sturm aus ihren Verſchanzungen verjagt wurden . Das Dorf Prauſt gehårt zu den reichſten Dörfern des Dangiger Gebiets , in deſſen Nähe die Praufter Schleuſe liegt, vermittelt wels cher die Radaune in den Canal geleitet wird, welcher ſolche nach Dankig führt. Wena dieſe' Schleuſe und dieſer Canal zuerſt angelegt iſt, darüber herrſcht in der Geſchichte. Das tiefſte Stillſchweigen . Die Kirche dieſes Dorfes if ein altes anſehnliches Gebäude , in welchem ein Paar Gemälde von Luther und Melanchthon aufbewahrt werden , von denen man vorgibt, daß fie von Lucas Kranach berrührten . Auf dieſer Hdhe gibt es wegen der daſelbſt befindlichen Waldungen und Gewäſſer mehrere Fabriken , beſonders trifft man afch fabriken an, welche ihr Fabrikat nach Holano abreken .

d.

Die sy arbirrer şela.

Dieſer Theil des alten Territoriums , wels cher die hinter Pußig in die See auslaufende Landzunge begreift, liegt von den übrigen Theis len des Gebiets ganz abgeriſſen und getrennt. Seine Entfernung von der Stadt über das

1

427 Meer beträgt fünf Meilen , zu Lande aber über Pubig vierzehn Meilen . Die ganze Halbins ſel oder Erdjunge beſteht aus dürrem Flugſande, und iſt an einigen Stellen ſo ſchmale, Daß die Wellen bei hoher See quer darüber fort geben . Die ganze Länge dieſer Landjunge beträgt ſechs Meilen , und die Hreite iſt da, wo ſie die größte Ausdehnung hat, nicht über drei Viertelmeilen . dieſer Landjunge liegt das Stadtchen Hela und das Dorf Heiſterneft , welche jus ſammen , 118 Feuerſtellen und 559 Einwohner Huf

jåhlen . In der Stadt iſt eine lutheriſche Kirche, und ſowohl hier als in Heiſterneſ eine Schule . Die Adminiſtration dieſes Landſtriches wird ebenfalls von einer Function aus allen drei Ordnungen verwaltet, deren Chef der vierte Bürgermeiſter ift.

Der Nagiftrat des Stadts

dyens aber beſteht aus einem Vogt, einem Bür: germeiſter und ſechs Rathmånnern . Zum Beſige dieſes Landſtriches fam Danßig im I. 1466 , als Konig Caſimir nach geſchloſſenem ewigen Frieden mit dem deutſchen Orden dem lekteren -einen Theil der Nehrung von dem Pillauer Lief bis nach dem Dorfe Polsk wieder eins råumte . Da nun Dankig dadurch an ſeinem Territorio wieder einbußte , ſo erhielt die Stadt von dem gedachten Könige dieſe Halbinſel zur Entſchädigung. Im I. 1526 beſtätigte Kinig Sigismund 1. durch ein abermaliges Privilegium

428 dieſe Schenkung, und übergab der Stadt dieſe Halbinſel zum ewigen Beſiße und Genunle ſammt der Strandgerechtigkeit. 1 Ueber das Alter der Stadt Sjela und den Urſprung des Ramens find die Meinungen ſehr verſchieden . Einige leiten den Namen Hela von deri Helveconen oder Selyeconen her , deren ſchon beim Ptolomäus und Tacitüs gedacht wird , und welche unter andern auch die Inſel Bornholm inne gehabt haben ſollen . Cluve : rius fchließt aus dem Berichte des Fornandes , baß die Herulier, ein gothiſches Volk, in dies fer Gegend gewohnt , und dieſe Halbinſel inne gehabt haben Tollen. 7

.

Die

Stadt hat fónft auf

einem

andern

Orte , nach der Halbinſel hin gelegen , wo nochý gegenwärtig die Rudera , beſonders der Kirche , zu ſehen ſind . Da dieſe Stadt aber im S. 2572 ganz abbrannte, ſo wurde der Ort auf der ges genwärtigen Stelle erbaut. Es gehört zur Geſchichte des Orts und der Kirche von Hela, daß ſich eine alte Sage erhals ten hat , és håtte in der Urzeit- auf Hela ein . eigener König geherrſcht, welcher auch eine filo berne Münze, mit der Umſchrift : Rex Helae , habe ſchlagen laſſen , welche auch einige wollen geſehen haben . Andere ſind der Meinung , daß der König Olaus aús Norwegen , welcher im 1020 vom Könige Ranut aus Dänemark

erfchlagen wurde , und ſich mit begeiſtertem Eifer die Ausbreitung des Chriſtenthums an den Küſten der Oſtſee hatte angelegen ſeyn laſs ſen , auch auf Hela das Chriſtenthum gegründet, und ' daſelbſt ſchon eine Capelle geſtiftet habe. Dieſe Angabe gründet man auf einen Stein , mit der Jahrzahl 1142 , welcher in der Mauer Ephraim Prås der Kirche eingemauert iſt. torius , der Verfaſſer des Manuſcripts : Das evangeliſche Daubig , ſagt in ſeinem eben genannten Werke , daß er ſelbſt in Gegenwart mehrerer Zeugen dieſen Stein unterſucht und ſolchen acht und unverfälſcht erfunden habe. Ob aber dieſer Stein wirklich das Alter der erſten chriſtlichen Kirche hierſelbſti bezeichnen ſoll, oder ſonſt durch Zufal hierher gekommen ſey , das bleibt die Frage. Indeß iſt ſo viel gewiß , daß ſchon im J. 1351 eine chriſtliche Kirche auf Hela befindlich geweſen iſt. Solches ergibt ſich aus einem alten Gildebriefe , wovon ſich das Origis nal gegenwårtig in des Verfaſſers Hånden bes findet, der im I. 1351 ausgefertigt iſt, und vers'. möge deſſen in gedachtem Jahre eine Catha : rinenbrüderſchaft auf Hela geſtiftet wors den , in welcher ausdrücklich der Meſſen gedacht wird , welche geleſen werden , und wie viel die Brüder und Schweſtern dabei opfern ſollen . Auch wird in dieſem Briefe rchon des Vogts

430 auf Hela gedacht. Der Anfang dieſes auf Pets gament geſchriebenen Briefes lautet alſo :

» In Gotts Namen . Amen. Gott vnde „Teyne libe Mutter unde dy beylige Ma: „ trone ſeynte Catharine dy haben czu Haufe „ geſant bedarve Lewte ( brave Leute ) day entre iß der Voget , daz ander iß Hans „ von Rudyu , der dritte Jacob Czudener, , der vierde Hannß von der Webeme , der „ vünfte iß Lutke Wolter, der ſechte Tydefe „ Hagenmeiſter, der ſiebende Hannß Obetyn , der achte Lodewig von dem Brincke , der „ neuende Tydemann Stripterog , der gende Peter von Koningisberk , der elfte Claus

„Eyſt ,

der zuelfte Jobarines Witte , der

„ dreizende Kunke Molde Wy haben geftifft un eyne Brudirſchaft vnde eyn ſelēgerete mit eynander bedirven Leutyn ane dy es ges „ rende reynt Gotte ezu Lobe vnde czu Ere „ vnde

fyner libeu Mutter "Mariam

mit

„ der heyligen Matrone Teynte Katharinen » » „ »

Hülfe vnde-czu Lobe. Horet wy ihr das ſelēgerete halden ſullet an Tynte Katharis tiendag lo follet ihr vergeben allen Haußs armen eyne halbe Tonne Birs vnde Pfyns

„ giften abir alſo vil den vorgeſprochenen 1 Hausarmyn 26. ze.

1 431

Dieſe St. Catharinengilde dauert noch bis auf den heutigen Tag fort, indem die Mitglies der Gott zur Ehre und aus chriſtlicher Liebe ſich der Beerdigung der an den Strand gewor: fenen Leichen unterziehen. Aus der Anzahl der im Anfange des Gildebriefes genannten Perſos nen aber, und aus der Gabe, welche ſie ſpenden ſollen , und aus den Opfern , deren im Verfolge des Briefes gedacht wird , erhelet , daß Hela damals kein unbedeutender , ſondern ein wohl. habender

und

volkreicher

Ort

geweſen

ſeyn

müſſe. In dem alten Helaiſchen Rathsbuche, wels ches ſich mit dem Jahre 1430 anfängt und bei der Helaiſchen Adminiſtration aufbewahrt ' tſt, wird ſchon im 9. 1430 einer Kirche, eines Kirs chenbuchs und ſechs Morgen Landes erwähnt, die dem Pfarrherrn gehdren. Im 9. 1431 wird aud einer Kirche zu St. Peter in Hela er : wähnt. Im J. 1482 wird eben dieſer St. Pes terskirche erwähnt, welches die ſpäterhin ſo ges nannte neue Kirche in Neu : Hela reyn ſoll, wie denn auch im I. 149 beider Kirchen zu Uits und Neu : Hela gedacht wird , bei wels cher Gelegenheit die Kirche in Altfela die Kirche unſerer lieben Frauen genannt wird. In eben dieſem Buche wird im I. 1470 auch eines Hoſpitals in Hela gedacht bei Geles genheit einer Urte, welche der Officialis Pome.

432

raniae als Zeuge mit unterſchrieben hat, und in welcher Hendrid Heppener , Bürgermeiſter zu Sela, auf ſein Haus daſelbſt 30 Mark ges ringe à 1 Mark von 12 Mart jährlichen Zins jes als ein legatum perpetuum für das dortige Hoſpital dergeſtalt verſchreiben laſſen , daß theils das Hoſpital, in ſo fern Kranke darin gehalten würden , theils der Heil. Leichnam , deſſen Vors ſteher auch im J. 1480 gedacht werden , deſſen genießen ſoll, welchem lekteren aber alles an : heim falle, wenn in jenem keine Kranke und Urme gehalten würden . Es leidet wohl keinen Zweifel, daß ein Ort, der damals Hoſpitåler und Armenſpenden beſaß, Nahrung und Wohlſtand gehabt haben müſſe. Doch iſt dieſes alles nur von Alt : Hela zu verſtehen , welches im J. 1572 gånzlid abges brannt iſt, und wovon an der Seefůſte nur noch einige Rudera zu ſehen ſind. Ephraim Prås torius erzählt in ſeiuem evangeliſchen Dan gig , daß er im 9. 1705 in Begleitung des Vogts und Bürgermeiſters zur See nach der Stelle hingefahren ſey , wo Alts Hela gelegen geweſen . Hier habe er die Ruinen der alten Kirche beſeben , von welcher nicht allein die Mauern, ſondern auch der Thurm noch vorhans den geweſen ſey.

Nach ſeiner Erzåhlung hat

er ganz oben in der sſtlichen Mauer dieſer vers wüſteten Kirche drei runde Löcher bemerkt, die mit

433 mit Fleiß , in der Größe eines Menſchenkopfs, angebracht geweſen ſind, Von dieſen Löchern iſt die Sage gegangen , daß in denſelben die Hirnſchalen dreier Jungfrauen gelegen habeny welche die Stifterinnen dieſer Kirche geweſen ſeyn ſollen .

Dieſe drei Jungfrauen ſollen, aus

Schweden kommend , an dieſem Ufer Schiffs bruch gelitten und ſich hierher gerettet haben, welches Veranlaſſung zur Gründung der alten Kirche in Hela geworden iſt. Aus Dankbarkeit hat man ihre Hirnſchalen aus der Gruft hervor geſucht und in die Niſchen der Mauer geſegt. Alte Leute haben dem Pretorius verſichert, daß ſie ſich noch wohl erinnerten , dieſe Hirns ſchalen geſehen zu baben , welche nach und nach Heraus gefallen. Gegenwärtig iſt der Ort klein und unbes deutend, und beſteht nur aus einer einzigen lane gen Straße mit unbedeutenden ' Häuſern . Die Einwohner deſſelben nähren ſich alle von dem Fiſchfange und von der Bergung geſtrandeter Güter, daher bis in die neueſten Zeiten in jedem Kirchengebete Gott um einen geſegneten Strand angefleht wurde . Gartenbau wird nur wenig getrieben , Ackerbau gar nicht, und die Viehzucht ſchränkt ſich nur auf einige Ziegen , Schafe und Schweine ein. In alteren Zeiten ſoll es in der Heide dieſer Halbinſel wilde Schafe mit vier Hörnern gegeben haben , die aber gegenwärtig

[ 28

]

434

ganz ausgerottet ſind. Unter den Seefiſchen , welche am Strande gefangen , und theils friſch , theils geräuchert zum Verkauf nach Dängig ges bracht werden , gibt es vorzüglich Pomucheln , Flundern und Håringe.. Dann und wann hat man auch an dieſem Strande Schwertfiſche ges fangen , von denen zwei abgemalt auf dem Raths hauſe in Dangig zu ſehen ſind. Von Seiten der Stadt Danzig wird auf der Spiße von Hela eine Seeleuchte unterhalten . iem e. Da

Bau & in t . ! "

Dieſer Diſtrict , welcher auch unter dem Namen Bürgerwald vorkommt, liegt zunächſt an der Stadt nach der werderſchen Seite hin . Der ganze Diſtrict begreift 133.Hufen 21 Mors gen und 17 Quadratruthen . Er enthält die fünf Dörfer : Neuendorfi Groß und Kleins Plehnendorf , und Groß und Kleins Walddorf.

Auch wird dazu gerechnet der Gåní

ſekrug , der polniſche, Haden , Steina , damm , Sandweg, Knieſel und Tempels burg , und das Teich haus bei Tempelburg . Die Einſaſſen nåhren ſich größtentheils von der Milcherei und Viehzucht,

da ſowohl die vor:

trefflichen Wieſen der lebtéren ſehr vortheilhaft ſind , als auch die Nähe der Stadt den 26196 der -Milch und Butter erleichtert.

II. , Neues Serritorium

auch dem tilfiter Frieden und dem zwiſchen Preußen und der Stadt Danßig ju Elbing den 6ten December 1807 abgeſchloſſenen Gränztractaté.

Durch den Frieden zu Tilſit im J. 1807 wurde die Stadt Danßig wieder zu einer freten Stadt erklärt , und die Könige von Preus Ben und Sachſen zu ihren Schußherren ers nannt. Sufolge dieſes Friebens und des bar: auf abgeſchloſſenen Gränztractats mit Preußen den 6ten December 1807 zu Elbing , erhielt Dankig einen Zuwachs ſeines Territoriums auf der Seite von Oliva und der Hohe, verlor abér dagegen die Scharp au und alle außers' halb der Grånzlinie im preußiſchen Territorio gelegenen alten Beſigungen , ausgenommen die Halbinſel Hela. Nach dieſem Orångtractat erhielt Dangig die combinirten Städte att fdogtland , Stolzenberg , Schidlik und St: 21brecht , welche ſchon oben näher bes ſchrteben ſind. Ferner Neufahrwaſſer mit einem anſehnlichen Theile der Intendantur Oliva , nebſt dem Klofter und der Abtet Oliva , und den Ortſchaften Langefubr , .;) Strieß und MeusSchottland. Dank ei ? nige Dörfer der Hemter Carthaus , Subs

{

436 kau und Sobbo'wik , nebſt den innerhalb der Orånzlinie gelegenen adeligen Gütern . ! Dieſes geſammte neue Territorium ents Hålt nach einer ſpeciellen Angabe 1628 Hauſet und 12453 Einwohner. Es enthalten nämlich :

food

estate is racing

isäure.ro fine

Die combinirten Städte

533) 3815

Die adeligen Güter .

461

2596

499

4955

Die Dörfer von der 90

Intendan :

tur Oliva

|

Von dem Amte Subkau

881

Bon dem Amte Garthaus

18

138

Von dem Amte Sobbowik

291

203

746

1628 12453

In allen dieſen neu acquirirten Diſtricten befinden ſich 855 Pferde, 427 Ochſen , 1177 Kú. be, 2493 Schafe , 2018 Schweine. An urbas rem Lande hat die Stadt in dieſem neuen ' Territorio gewonnen 621 Hufen , 17 Morgen , 256 Quadratruthen culmiſd ; an unurbarem Lande aber 116 Hufen, 21 Morgen , 98 Qua : bratruchen. Dankig hat alſo als neues Terris torium erhalten :

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438 An Fabriken finden fich in dieſem neuen Territorio : ' 2 ſchwarze Seifenfabriken , i Waidaſchfabrike , i Ziegelei , 3 Pulvermühlen , 2 Papiermühlen , 6 Schneidemühlen , 12 Mahls mühlen , 7 Eiſen

und Stahlhammer , I Kups

ferhammer, Die bedeutendſten Orte

in

dieſem neyen

Territorio find : 1) Die combinirten Städte Stolzens berg , Altſchottland, Schidlik und St. Albrecht, welche ſchon oben weitläufiger berührt ſind. 2 ) Neufahrwaſſer, Dieſer Drt liegt theils am linken Ufer der Weichſel , unweit der alten Mündung derſelben in die Oſtſee , theils an dem neuen Canal oder dem Weſters fahrwaſſer , Burch welches die Schiffe aus der - Weichſel in die Oſtſee Tegeln . Dieſer Ort hat ſeinen erſten Urſprung der Verſandung des alten Fahrwaſſers oder der urſprünglichen Müns dung der Weichſel zu verdanken .

Schon im J.

1626 hatte das alte Fahrwaſſer nur noch 9 Fuß Waſſer ; da fich aber die Sandbånke vor der Mündung immer vergrößerten , und der Sand fich immer mehr anhåufte, To veränderte ſich im g . 1632 die Fahrt von Oſten nach Norden, und wurde ſpåter hin wieder nad Weſten ge: orångt. Von dieſer Zeit an war die Fahrt nie genau beſtimmt, und wechſelte faft mit jedem Sturme .ab, nachdem die Winde aus dieſer oder

439 jener Weltgegendwehten ; pabei hatte der Strom ſelten eine Waſſertiefe von 99. Fuß und auch dieſe nahm gegen das I. 1673 ſogar bis auf 7 Fuß, ab, a Gegenwärtig iſt dieſe Mündung , oder die Norderfahrt fait total verſandet, fordaß bei Súdia Súdweſte: und Weſtwinden an verschiedenen Stellen die Sandplatten ſichtbar ſind , und im übrigen kaum . . Fuß unter Waſſer fich befinden , ſo daß kein Fiſcherboth berqus toms men kann – Alle Verſucheneine großere Tiefe zu erlangen der Verſandung zu teuren , und den Wachsthum der Sandbånke zu hindern , waren umſonſt ;; man ſah ſich daher gendthigt, auf die Erdffuung einer neuen Fahrt zu denken . Judem man nun dem Pubigertief, welches von den Pubiger und Helaiſchen Bothen zum Ein : und Ausſegeln genußt würde, durch fortgeſette Bag gerung: die ::gehörige Tiefe zu geben , ſich bemüh: te , ſo entſtand dadurch das neue Fabewaft ſer , oder das Wefterfahrwaſfery welches vom 3.1674 bis 1698 angefangen und pollens det wurde. Durdy dieſe Baggerung und Aufs råumung des Pubigertiefsy welches nicht auf olivaiſchem , ſondern auf Seegrunde lag , bil, dete ſich ein Canal , welcher 500 rheinländiſche Ruthen lang und 6 bis 7 Ruthen breit iſt, und durch die Ausbaggerung entſtand dasjenige Land welches dem Canale rechter Hand liegt, und die Weſterplatte genannt wird . Da dieſes neue

440 Fahrwaffer aber keine hinlängliche Tiefe ers langen konnte wegen des immer nachſchiebenden J. 1717 an , ſandigen Ufers , To fing man im das Ufer dieſes Canals durch ein Bitzernes Bolls werf , an beiden Seiten zu befeſtigen , und baute im 9. 1724 da, wo dieſer Canal auf die Weichs Fel fidßt, eine Schleu fe , welche im Herbſte ges Tchloſſen und erſt im Frühjahr wieder gedffnet wird , wenn alles Eis aus der Weichſel durch die alte Mündung in die See getrieben iſt. Dieſe Schleuſe hatte den Nußen , daß bei dem Eisgange kein Sand und andere Unreinlichkeis ten in den neuen Canal geworfen , und ſeine Tiefe dadurch gefährdet werden konnte . An der Ausführung und Beendigung dieſes für die Dans siger Schifffahrt ſo wichtigen Unternehmens has verſchiedenen Zeiten auch verſchiedene Bauverſtändige gearbeitet , unter denen ſich der Hauptúann auf der Mündé , Gabriel Sies sert, die Baumeiſter Hermann Sdult , Lucas Tiede von Lübeck , ein Mennonit Das niet wilde , welcher das Bollwerf von Steins ben

zu

faften in die See ( chlug, und vor allen der Dans kiger Artilleriecapitain von Charpentier vors júglich ausgezeichnet haben . C ! Die alte Schleuſe , welche nur von Holz erbaut war , wurde in der neueſten Zeit To ſchads daß der Bau einer neuen Schleuſe noth .

haft,

wendig wurde. Dieſer wurde im J. 1802 un.

441 1 ter, der Direction des Kriegesraths Peterſent angefangen und im 9. 1805 vollendet. Sie iſt von Bremerſteinen maſſiv erbaur, und hat aber 250,000 Rthlr. gefoftet. Auch war jept das Project , beide Ufer des Canals anſtatt des als ten bdlzernen Bollwerks mit einer maſſiven Eins faſſung von Bremerſteinen zu Berſehen ; allein Sie eingetretenen Zeitumſtånde haben die Auss führung dieſes ſchönen Plans gehindert.. Gleich die erſte Antagel dieſes Neufahr', waſſers gab Gelegenheit , daß ſich daſelbſt eis hige Krüge zur Bequeinlichkeit der Seefahrens den etablirten . Als aber im Jahr 1772 dieſes Neufahrwarfér unter dem Vorwande , als

1

ob es auf olivaiſchem , mithin geiſtlichem Grunde fåge , von Preußen occupirt wurde , ſo wuchs dieſer Ort mit jedem Jahre großer und lebhafo ter heran , indem daſelbſt der Sie einer fånigt. Provinzial: Acciſe : und Zoldirection und eines königl. Bolls und Licentamts etablirt wurde. Durch die verſchiebenen Zollgebäude, den Krahn und die Padhäuſer, die Wohnungen der Öffis eianten , die Salzniederlage und die Wachhauſer der daſelbſt ftehenden Varniſon wuchs Neu . fahrwaffer zu einem Flecken auf, in dem ſich nicht nur Handwerker ' und kleine Kramer nies derließen , ſondern der Ort fing auch allgemach an der Dankiger Handlung gefährlich zu wers den , und würde fich gewiß noch weiter ausges

4

442 dehnt haben , wenn Danfig nicht im 4. 1793 ſelbft unter preußiſche Hebeit gekommen ware. Gegenwärtig im J. 1808 enthalt Neufahrwaſs ſer: 90 Häufer, 2 Schneidemühlen und 832 Eins wohner. Die, unweit vom Ausflufſe des neuen Fahrwaſſers, in die See befindliche Seeleuchte wurde im J. 1758 erbaut. 33. Die Abtei und der Fleden Oliva Das Kloſter und die Abtei Oliva , welche dem Flecken und der ganzen Gegend den Namen ges geben haben , iſt Ciftercienſer : Orden 6 , und im Jahr 1178 von dem pomerelliſchen Fürſten Sambor geſtiftet. Uber , balo haben. wurde

die heidniſchen Preußen, bald die deutſchen Rits ter , bald die Dankiger und Schweden dieſes Kloſter verwüſtet und verbrannt, fo paß es 34 verſchiedenen Zeiten neu wieder aufgebaut iſt. Merkwürdig iſt die ſchöne Kloſterkirche, welche 40 Altare gåhlt , unter denen einige mit ſehr gelungenen Gemalden alter Danßiger Meis fter und mit ſchöner Sculpturarbeit prangen ; auch bemerkt man auf einer braun und weiß geåderten Marmorſäule ein Naturſpiel, welches ein Menſchengeſicht ſehr deutlich darſtellt. Uns ter den Capellen zeichnen ſich einige durch eine ſchöne und geſchmackvolle Anlage aus , beſonders die Capelle der Heil. Jungfrau , welche der Abt Rybinski in der Form eines antiken Tems pels gebaut hat. Die große , vor einigen Jahs .

ren eeſt vollendete Orgel zeichnet fich durch ihs ren . Umfang und ihre Kraft aus.

Die vors

züglichſte Merkwürdigkeit aber in dieſer Kirche iſt das ſchwarze marmorne Grabmal der alten pommeriſchen Herzoge im Chor der Kirche, unt weit des hohen Altars . Es liegen nämlich, nach Angabe der olivaiſchen Chronik und der olivais ſchen Denkmåler in dieſer Kirche begraben : Subislav I ; Sambor I. , Meftuin I.; Subislav II. ; . Swantipold III .; und Neftvin II.

Die Gebeine dieſer alten Stifs

ter , Wohlthäter und Beſchußer des Kloſters burden im J. 1577 aus den alten verfallenen Géwdlben der fürſtlichen Gruft hervor geſucht und unter jenem marmoraen Denkſtein , der eis nem alten Sarkophag gleicht , beerdigt. Die Bildniſſe dieſer alten Fürſten ſind in Lebens : große zur Seite des Chors gemalt,

in dem

Kloſter Felbſt wurde im J, 1660 der bekannte oliviſche Friede zwiſchen Schweden und Polen abgeſchloſſen ,

zu deſſen Andenken eine ſchwarze

marmorne Tafel mit einer Inſchrift im Kreuza gange eingemauert iſt. Auch wird in dem Klos

i

ſter noch das Gemach gezeigt und der Tiſch aufbewahrt, in und an welchem die Friedensuna terhåndler fich verſammelten und den Frieden unterzeichneten .

In dem Refectorio des Klos

fers hången die Bildniſſe aller Hebte , des Klos ſters von der Stiftung an bis auf die neueſte

3

444

Zeit. gudlteren

Seiten beraf diefes Kloſter

eine eigene Druderei ,

aus

welcher

einige

fchållbare hiſtoriſche Werke mit typographiſcher Schönheit erſchienen find; Ferner eine Apothes ker, die wegen der Vollſtändigkeit der ſeltenſten und koſtbarſten Materialien berühmt war. Ses genwärtig iſt der großte Theil dieſes großen und ſchönen Kloſters zu einer Caſerne richtet ,

1

einges

in welcher anfänglich franzöfiſche und

liegen . :) ! Die Abtei iſt ein hinter der Kirche. gelei genes Gebäude , zu welchem ein weitläufiger, geſchmadvoll angelegter Garten gehört, der fidy durch vorzüglich hohe und lange Alleen , und durch ſehr geſchmackvolle engliſdye Anlagen auss jeßt polniſche Truppen

zeichnet , welche der geſchickte Gartenkünftler Salgmann unter dem lebt verſtorbenen Abte und Biſchof von Ermeland , Carl , Grafen zu Hohenzollern , anlegte. Dieſer ſchöne Garten ſteht jedem zum Beſuche offen , und vers dient geſehen zu werden . ind. Zu dieſem Kloſter und der Abtei gehårten

Co

Fehr anſehnliche und bedeutende Gåter und Låns dereien , die aber im J. 1772 bei der Königl. preußiſchen Befignabme von Weſtpreußen theils in königliche Domainen , theils in Erbpachtsgús ter verwandelt wurden , wogegen das Kloſter ein Competenzquantum , und der Abt eine jahrs

liche Revenúe von der königlichen

Regierung

erhielt. A Der Flecken Oliva , in welchem eine Pfarrkirche und ein Hoſpital vorhanden iſt , enthålt 53 Feuerſtellen , und zählt 539 Eins wohner. Zu Oliva gehören ferner noch 3 Korng mühlen , 2 Schneidemühlen , 4 Eiſens und Stahlhammer, 2 Pulverniühlen . In der Nähe von Oliva liegen die äußerſt angenehmen romans Freudenthal und Schwas benthal; und der Carlsberg , eine von dem tiſchen Thåler :

legt verſtorbenen Abte und Biſchofe Carl , Gra . fen von Hohenzollern herrührende herrliche Anlage. Drei mit Wald bekrånzte Hügel find auf eine angenehme Art mit bequemen Gången durchſchnitten , und abwechſelnd mit Laubien , Capellen , Tempeln , chineſiſchen Häuſern und einfachen Ruheſiben unterbrochen , von denen man die ſchönſten Ausſichten auf das Meer, auf die Stadt und in die eben genannten Thås ter genießt. Der Maler Hindel und Pros feſſor Breylig haben von dieſer Gegend in und um Oliva fehr ſchöne Anſichten geliefert. 1 , 4. Strieb. Dieſer Ort, welcher aus em : phytevtiſchen Hofen und Grundſtücken beſteht, enthält 28 Feuerſtellen , und zählt 307 Einwohs ner. Außer ſehr angenehmen und geſchmacke : vollen Gartenhåuſern befindet ſich darin ein Kupe ferhammer ' und eine Kornmühle.

1

446 pisy Zmiſchen Strieß und Oliva, an der Walds ſeite hin , liegen die ro genannten olivaiſchen Garten der Dansiger , unter denen ſich der Garten des Stadtraths Och 8ps , des Sena: tors von Franktus, der Kauflente Funk und von Kampeni , des Senators Scheffler und des gebeimen Kriegesraths von Weichmann , das Gut Pelonde durd ihre Oraße, ? thre Pracht. und ihre geſchmackvollen Anlagen

und

1

beſonders auszeichnen . In der Nachbarſchaft von Strieß liegt das Gut Silberhammer , wo vor einigen Jahren der verſtorbene pfälzie ſche Bergrath

Hilger eine Stahlfabrik ans legte, welche die feinſten Stahlwaaren lieferte,

jeßt aber , da mehrere Arbeiter ſich nach Ruß: land gewandt haben ,

in Verfall geråth .

5. Langefuhr oder Langenfuhrt. ſer Ort ,

Dies

welcher ungefähr eine halbe Stunde

Weges von dem Olivaerthore abliegt , und zu welchem von dieſem Thore eine ſchnurgerade Dops pelallee von holländiſchen Linden führt, beſteht gegenwärtig aus 78 Feuerſtellen , und zåblt 908 Einwohner , unter denen ſich 236 Fuden befins den ,

die ſich von einem kleinen Detailhandel

nähren.

Der Ort bildet eine einzige lange Stras

Be , die auf beiden Seiten faſt mit lauter Car :

447 tenhauſern beſegt ift , unter benen! fich beſon ders das Gartenhaus, des jüngern von Frans Bius auszeichnet , und zu dem meiſter Held hieſige,

den

in einem

Riß

der Stadtbaus

entworfen hat.

Die

guten einfachen Styl erbaute

jůbiſche Schule wurde im J. 1803 erbaut. Dies ſer Ort war. vor 1772 ein adeliges , der von ey berſchen Familie zuſtändiges Gut , wels thes der König Friedrich II. im J. 1773 er's kaufte, und mit Neuſchottland in Rückſicht der Polizei einer

gemeinſchaftlichen Intendans

tur unterwarf. Jn Langefuhr hatte das Lands gericht von Oliva reinen Siß , zu welchem . Olis va , Langefuhr und Neufahrwaffer reſs ſortirten . Die hieſige Armencafle , deren Dis erctor und Rechnungsaufſeher der zeitige Intens dant war , deren Rendant aber aus den hieſigen Einwohnern gewählt wurde , entſtand im Jahr 1798 aus dem Fibrantiſchen Legat , welches nachher noch durch ein Legat des geheimen Raths von Mombart vermehrt wurde, und aus wel: chem die hieſigen Armen unterſtübt werden. In der Nähe von Langenfuhr liegen die beiden Lufta ofte erſtes und zweites Jáſd bentbal und der Johannisberg , eine geſchmackvolle und reizende Anlage des Senators

Johann Las

1

448 bes.

Dieſer Johannisberg , welcher ju jes

dermanns Vergnügen offen iſt, und in Rückſicht der angenehmen Pártien ,

der geſchmackvoll bes

nußten Natur und der herrlichen Ausſichten mit dem Carlsberge wetteifert , verdient dem bus manen . Stifter den Dank jedes Freundes der Natur ind des Genuſies derſelben. 16. Der Holm .

Ein durch die Weich ſel

und die Boosmannslade gebildete Inſel : ift ein Erbpachtsgut, welches gégetiwärtig dem ges heimen Rath Simpſon gehört.

Swantis

polk III. verlieh den Holm ( chon im J. 1235 dem Kloſter Oliva. - Als aber im 9. 1772 die Güter des Kloſters " eingezogen wurden , wurde dieſe Inſel als ein Erbpachtsgut zur Jntendans tur Oliva gezogen .

Es befinden ſich gegenwårs

tig auf dem Holme 23 Feuerſtellen , eine Korns und 2 Schneidemühlen. Die Zahl der Einwohs ner beläuft

ſich auf 197. Auf dieſem Holme

hatten die Dankiger ſonſt vier Schanzen , wo durch ſie die Communication mit der Feſtung Weichſelmundé deckten und die Fahrt auf der Weichſel beſchüßten .

Im J. 1807 , bei der

franzöfiſchen Belagerung, war dieſer Holm neuers dings mit Schanzen belegt worden , welche den ruffiſcher Hülfstruppen zur Vertheidigung übers

laſſen

449 laffen

waren ,

welche dieſen

wichtigen Poſten

aber bei einem nächtlichen Ueberfall den franzos fiſchen Truppen überlaſſen mußten . Dieſe Ins ſel enthalt 5 Hufen , 21 Morgen, 95 Quadrats ruthen , und hat ſowohl einen ſehr fruchtbaren Acker als fette Wieſen . 7. Jeno a u . Dieſer Ort liegt ungefähr eine Meile von der Stadt , und + iſt wegen des dort geſtifteten Erziehungsinſtituts , unter dem

1 Namen Conradinum , bemerkenswerth. Sols ches wurde aus dem Legat von 200,000 Rthlrn. geſtiftet,

die der im 9. 1798 verſtorbene Kams

merherr , Baron von Conradi, zu dieſer Dieſes Inſtitut ſteht Abſicht vermacht hatte . unter der Aufſicht eines Directors , dem ein Oberlehrer an die Seite gelebt iſt, und aus Das Hauptgebäude enthält fünf Lehrern. im untern Stocke die Wohnung des Directors und Oberlehrers .

Im mittleren Stocke befinden

fich , außer einem großen Saale , der zum Gots tesdienſt und zu Schulfeierlichkeiten beſtimmt iſt, acht geräumige Zimmer, die dem Unterrichte und der Aufſtellung einer Bibliothek , eines Naturas liencabinetts und einer Modellkammer gewidmet dem Hauptgebåude befinden ſich fünf Nebengebäude , in welchen die Lehrer mit ſind. . Neben

[ 29

]

1

450 den

Zöglingen wohnen .

Etwas entfernter von

dem Hauptgebäude iſt das Dekonomiegeb & us

/ de , in welchem ſich , außer der Wohnung des Dekonomen, der gemeinſchaftliche Speiſeſaal und das Krankenzimmer befinden. In dieſes In : ſtitut werden junge Leute aufgenommen ,

die

nicht unter 10 und 'nicht über 14 Jahre alt reyn müſſen , und theils eine Penſion von 200 Rthlrn zahlen , theils aber auch unentgeldlich aufgenom : men werden .

Die Lage dieſes Ortes eignet ſich durch ſeine reizende Lage ,

geſunde ,

durch eine weite und

reiche Ausſicht, und durch große und angenehme Gårten zu einer vorzüglichen Erziehungsanſtalt, ! zu deren vortheilhaften und zwedgemäßen Ans ordnung und Einrichtung

der jeßige Director

Facy mann ungemein viel beiträgt.

Die Ges

genſtände des Unterrichtes zwecken ſowohl auf die Bildung des für die Univerſität beſtimmten Jünglings ab, als auch für den fünftigen Kauf: mann ,

Dekonomen und Künſtler. Bon Spras die franzöſiſche , die

den werden die deutſche ,

und die beiden gelehrten Sprachen Der wiſſenſchaftliche Unterricht umfaßt

engliſche , gelehrt .

die Philoſophie , die Religionswiſſenſchaft, die allgemeine Staatsverfaſſung von Europa , Nas

451 turgeſchichte und Technologie, Mathematif, Nas turlehre , Geographie , Geſchichte , Archäologie, und für den fünftigen Kaufmann und Defos nomen ſpecielle mercantiliſche und dkonomiſche Kenntniſſe.

Der Curſus in dieſer Anſtalt ift

auf drei Jahre feſt gelegt.

Bei dieſem solſtåne

digen Unterrichte iſt für die moraliſche Bildung ſowohl als für die körperliche Erziehung der Jugend ſehr vortheilhaft geſorgt. Die gegenwärtige Orånze des alten und neuen Territoriums iſt im Allgemeinen auf folgende Art beſtimmt. Auf der Olivaer Seite durch das Glattfauer Waſſer ,

bei deflen

Ausfluſſe in die Oftſee der erſte Gränzpfahl ſteht ; dann durch den Strzelnicifluß bis zu deſs ſen Ausfluſie in die Radaune ;

durch den Ras

daune fluß bis da , wo die Kladau einfalt ; ferner durch die Kladau bis zu deren Vereini: gung mit der Belau ;

von

Mottlau entlang bis

zur Czattfauiſchen

der Belau die

und Dirſchauiſchen Orånze , und dann der Thalweg der Weichſel bis zum Danßiger Haupt, und von da der Thalweg der Elbingiſchen Weichs rel bis zu ihrer Ausmündung ins friſche Haf. Dieſe Gränze iſt durch 87 Grånzpfähle beſtimmt, welche mit

dem

kaiſerl, königl. franzdfiſchen ,

452 fånigl. preußiſchen , königl. fachlichen und dem Dankziger Stadtwapen

bezeichnet

ſind .

Auf

der Nerung iſt die alte Orånze, bei polske geblieben , wo der Gränzpfahl bei der Strands reiterbude geſekt iſt.

Eben ſo verhält ſichs mit

der Grange der Halbinſel Hela , die auch uns veråndert geblieben iſt.

1

Aoter

46 id nitt.

1

Vergnügungsorte um Dankig .

453 ,

1

1

r 4

45

!

:

I.

Vor

dem Olivaert

hore,

a. Die Langenfubrrche.Allee,

Dieſe vor dem Olivaerthore anfangende und in ſchnurgerader Linie bis nach Langenfuhr fortlaus fende Doppelallee von holländiſchen Linden wurde vom Jahr 1768 bis 1770 angelegt , nach dem das Terrain vorher planirt, abgeſtochen und auf beiden Seiten mit einem Graben zur Abs 1. leitung des Waſſers verſehen war. Sie iſt 9

Dankiger Ruthen breit ; jede Seitenallee aber hat eine Breite von 10 Fuß. Die Bäume ſtehen 14 Fuß aus einander ; und da in jeder Reihe 354 Bäume ftehen , ſo beläuft ſich die Ans

55 zahl in allen vier Linien auf 1416 Bäume . 4 Zur Anlegung dieſer ſchönen Promenade mittelte der um Dankig ſo ſehr verdiente Bürgermeiſter, Daniel Gral ath , die Fonds -aus ; die Plas nirung und Erbauung des Bodens dirigirte der damalige Hauptmann Paber , und die Aufs ficht über die Pflanzung und Pflege der Bäume ‫که‬

1

1 456 übernahm der damalige Paſtor bet det+ reformirs ten Gemeine Jenin . Die Anlage und Auss führung dieſes ſchönen Werks ſoll gegen huns dert tauſend Gulden gekoſtet haben , und zur Unterhaltung und Aufſicht dieſer reizenden Pro : menade waren unter preußiſcher Hoheit 300 Rthlr. von der Stadtkammerei ausgelegt. Im 3 9. 1807, bei der franzöſiſchen Belagerung der Stadt, wurden vor dem Olivaerthore 277 Bäus me umgehauen , welche im Frühjahr 1808 durch 246 Bäume wieder erfekt wurden .

b. Der neue Weg nach Neufahrwaſſer. Dieſer läuft vom Olivaerthore an rechts um die Außenwerke des Holzraumes, und dann långs der Weichſel fort bis nach Neufahrwaſſer. Er wurde im J. 1803 bis 1805 von dem Kaufs mann und Rehder Matthias Broſchke , von der Kalfſchanze bis nach dem Kehlgraben ans gelegt, wofür ihm auf 10 Jahre die Vergünſtis gung eines Wegegeldes von jedem Pferde uno Stück großes Vieh à 3 Oroſchen preußiſch zuge: ftanden wurde. Der Anſchlag des Baues war 12598 Rthlr. Der Theil des Beges vom Olis vaerthore an bis nach der Ralfſchanze iſt auf Koſten der Kammerei gemacht worden. Zur Erhdhung und Erbauung dieſes Weges wurde die Baggererbe ,

und beſonders

der Schiffbals

457 laſt angewendet. An dieſem Wege liegen vers ſchiedene dffentliche Gaſthäuſer , 3. B. die ecftę und zweite Legan , die häufig von Handwers fern und geringen Leuten beſucht werden .

G. Die der Allee links gelegenen Anhöhen. Auf dieſen hat man die reichſten und ans muthigſten Ausſichten nach der Gegend von Olis va, nach Neufahrwaſſer , Weichſelmünder dem Holm, der Rehde, dem Meere und Hela, und über die Stadt fort nach der Nehrung. . Den vorzüglichſten Punct zur Umſicht hat man bei dem Dorfe Ziganckenberg , wo ſich die reichſte Landſchaft dem Auge darbietet. Am Fuße des Biſchofsberges , auf dem Wege über dieſe Ans höhen nach Neugarten iſt die Gegend , wo das ruſſiſche Grab gelegen hat. Dieſes war ein jekt faſt ganz eingeſunkener Hügel , unter wels chem im J. 1734 die Ruſſen beerdigt wurden, welche bei dem abgeſchlagenen Sturme auf dem Hagelsberge fielen Dieſe

Berge ,

welche

wahrſcheinlich das

uralte Seeufer bildeten , enthalten viele Verſteis nerungen von Seethieren , und das Cabinett der hieſigen naturforſchenden Geſellichaft beſikt ſchone Exemplare , welche durch die verſtorbenen Mitglieder der Geſellſchaft, den Baron

von

l

458 Zorn und den Naturforſcher Keyger hier ges ſammelt find . Während der franzöſiſchen Belagerung im 9. 1807 waren auf dieſen Anhdhen mehrere Schanzen aufgeworfen ,' aus denen die Stadt unaufhdrlich beſchoffen wurde. Zwiſchen der Weid fel und der Allee in der

Ebene, ſeitwärts dem Hoſpitale von Allen Gots tes Engeln , liegt die alt ſtådtiiſche Ziegels ſcheune, welche der berühmte Aſtronom , Jos bann Hevelius , am Ende des 17ten Jahrs hunderts von der Stadt in Zeitpacht hatte. Hier, wo er auf offenem Felde mit rieſenmäßis gen Fernröhren beobachtete, hielt er ſich in jener unglüdlichen Nacht auf, als ſeine Häuſer in der Stadt, nebſt ſeiner Sternwarte, ſeiner Druckerei und ſeiner Bibliothek im Feuer aufs gingen .

d. Langefuhr mit Peinen Umgebungen. Langefuhr gehört zu den nächſten und anmuthigſten Plaiſirorten Dankigs , wo der grdßte Theil der Gebäude aus Gartenhauſern und offentlichen Gårten beſteht. Der Weg das hin , die allee , iſt die albeſuchte Promenade, und wird nie von Luftwandelnden und Hins und Herpaſſirenden leer. Man hat aus dieſer Ullee ,

beſonders hinter Allen Gottes Engeln,

1

459 ſehr angenehme Ausſichten auf die Weichſel und Weichſelmünde , und links auf die Anhöhen und die Waldungen hinter Langefuhr, aus welchen die Gartenhäuſer von Heil. Brünn und Kos nigsthal Tehr freundlich und anmuthig hervor blicken ; auch die Anlagen des Johannisbers ges beſchäftigen das Auge und laden zu ihrem Genuſſe ein . In einem angenehmen Thale, zwiſchen dieſen Waldungen , links: von Langes fuhr , liegen die offentlichen Gårten des erſten und zweiten Jåſchkenthals , welche wegen ihrer angenehmen Lage ſehr fleißig beſucht wer: den . Ueber fåſchkenthal hinaus liegt das Hoſpitaldorf Pinkendorf , welches zum Theil 1 aụs lauter Gartenhäuſern beſteht, unter denen ſich mehrere durch Geſchmack und Große auss zeichnen . Rechter Hand von Langefuhr liegt Neu : ſchottland , wovon ein Theil zu den åußeren Vorſtådten von Dankig gerechnet wird , der an dere Theil aber mit der Mühle ein Erbpach te gut iſt. Heber Neuſchottland liegt das Gut Kleinhammer mit ſeinen angenehmen und weitläufigen Gårten . Aus dem Gartenhauſe dieſes Gutes , welches auf einer weiten Ebene mitten in einer der reizendſten Landſchaften ſteht, hat man eine der ſchönſten Ausſichten in die Gegenden von Langefuhr, Oliva, Weichſelmuns de , den Hafen und , das Meer.

466 Ueber Langefuhr, auf dem

Wege nad Olis

und leegſtrieß , welches va , liegt Hoch zum Theil aus Gartenhäuſern, aus einer Korns mühle und einer Waidaſchfabrik beſteht. Zwis fchen Strieß und Oliva , an der Waldſeite , liegen die ſo genannten Olivaiſchen Garten und das Gut Pelonde. Des Fleckens und Klos ſters Oliva , ſo wie des Carlsberges und des reigenden Freudens und Schwabens tbals , iſt ſchon oben gedacht. Lekteres gehört dem als mechaniſchen Künſtler in und außer Deutſchland rühmlich bekannten Enslin , die mit dieſem

Gute . erkauften

der

Eiſenhåmmer

durch neue" und ſinnreiche Vorrichtungen ſehr verbeſſert hat. Ueber Oliva hinaus, Ichon auf preußiſchem Territorio, liegt das offentliche Gaſthaus Hochs waffer , welches eine vortreffliche Ausſicht auf das nahe Meer , die Rehde und den Hafen ges währt , und auch in dem daran ſtoßenden Walde ſehr angenehme Partien hat. Es iſt einer der anziehendſten Orte der ganzen Gegend. Weiter hin , auf der Berliner Straße , liegt das Dorf z op pot, nahe an der See, welches Tehr angenehme Partien - und Ausſichten hat, und bäufig wegen der wohlſchmeckenden Pos mu cheln , und im Herbſte wegen der Droſſeln , die in der Gegend häufig gefangen werden , bes ſucht wird. Noch weitet , auf der Berliner

461 Poſtſtraße ,

liegt das adelige But Kalipte ,

mit einem herrſchaftlichen Palais und einem meitläufigen und wohl angelegten Garten . Zwis ſchen dieſem Gute und dem folgenden Dorfe Redlau ſoll eine Erde gefunden werden , welche durch Auslaugung Vitriol gibt. Sehr intereſſant, auf einer ins Meer vors ſpringenden Anhdhe , liegt das Kirchdorf Dr's hoft , im Amte Brúd. Man hat von hier eine frappante Ausſicht auf das Meer , auf die Halbinſel Hela , auf den Dankiger Hafen und die Ufer des Puşkerwyf. In dem Thal um Dryoft liegen große Granitbldcke zerſtreut, von denen die Sage geht , daß ſolche von den Ries fen hierher geſchleudert wären , welche vor dem dieſe Gegend bewohnt haben . Wahrſcheinlich find es Monumente alter Heidengråber.

II. Vor dem Majorens oder Neugarterthore. Hier kommt man

zuerſt auf die Ruinen

des bei der Belagerung im J. 1807 abgebrann. ten zweiten Neugartens , und von da nach der Schidlik , an welche ſich Schlaphe ans ſchließt. Weiter liegt das Gut Tempelburg , von wo das Tempelburger Waſſer durch Röhren nach der Stadt geleitet wird.

1

462 Diejenigen Orte , welche in dieſer Gegend beſucht werden , ſind folgende, Jenkau , mit dem Erziehungsinſtitute Conradinum , 'in efs ner angenehmen Gegend. Kablbude , ein fehr romantiſcher Ort , an der Radaune , mit Eiſenhåmmern und einem Gaſthauſe , welches häufig beſucht wird . - Ottamin , ein adelis ges Gut mit einem wohl eingerichteten Gaſt: hauſe. Auf der waldigen Inſel eines bedeutens den Landhauſes, rings von Wald umgeben , find angenehme Anlagen zum Bergnügen der Beſu . chenden angelegt. C Sudau , ein Bernhardis ner Nonnenklofter , in einer intereſſanten les gend an der Radaune.

Der pomerelliſche Fürft

Meftuin der Weltere hat es im J. 1209 ges ſtiftet. In der Fundationsurkunde dieſes Klo's ſters wird dem Kloſter der dritte Theil der. 200 zugeeignet , welche von den eingebrachten Tů: chern in Dangig entrichtet werden , nebſt pier: zig Mark von den Dangiger Krügen , woraus erhellet, daß Dankig damalo ſchon einen bedeu : tenden Euchhandel geführt haben müſſe. In dieſem Kloſter ' wurde ſonſt der gewirkte Rod Swan tépolfs des Großen als eine hiſtoris ſche Reliquie vorgezeigt. Dieſer beſtåtigte ima : I. 1220 das Fundationsprivilegium des Klos ſters. Im J. 1433 wurde dieſes Kloſter von den Haffiten geplündert und angeſteckt. Ein gleiches Schidſal hatte dieſes Kloſter im Jahr

463 1465 im dreizehnjährigen Kriege , da 1400 Ors densſdldner ſich im Lande zerſtreuten ,

um Kirs

chen und Kldſter zu plündern. Dieſe überfielen auch das Nonnenkloſter in Sudau , plünderten die Kirche, ſchåndeten und ſchwangerten die Nonnen , und zündeten das Kloſter an. Die gegenwärtige Kloſterkirche iſt klein und hat nichts Merkwürdiges , und die Kloſtergebäude ſind unans ſehnlich . - Von Sudau geht der Weg durch eine ſehr romantiſche Gegend zwiſchen Bergen und Wäldern , und neben Landſeen hin nach dem Carthåuſerkloſter Marienparadieß , welches bekannter unter dem Namen Carthaus Man trifft auf dieſem Wege zwiſchen Suckau und Carthaus auf wahre Schweizer Landſchaf ten. Carthaus iſt ein ſchönes , ringsum mit einer hohen Mauer umgebenes Carthåuſer : Mönchskloſter , welches das einzige dieſes Ors dens in Preußen iſt. Es liegt åußerſt romans tiſch zwiſchen zwei Schönen , mit Wald umgebe: nen Landſeen , aus welchen der Radaunefluß feinen Urſprung nimmt.

Dieſes Klofter wurde

im 9. 1370 von dem teßten pomerelliſchen Fürs ſten Meftuin geſtiftet; nach andern Nachrichs ten aber ſoll- es im J. 1381. von einem preußis . ſcher Edelmano, Johann Ruhſchuß oder Ruſini , fundirt ſeyn. Die Kirche aber ift von einem Danßiger Bürger, Johann Thier : gart , auf ſeine Unfoften erbaut worden . Dies

1

464 res Kloſter wurde im J. 1455 von den Ordense ſåldnern ausgeplündert, ein Schickſal, welches im Jahr 1466 dieſes Kloſter abermals betraf. Sm Kloſter zeigt man ein Zimmer , in welchem Carl XII. ſein Quartier gehabt hat , und den Armſtuhl, in welchem er geſeſſen hat. In der Kloſterkirche ſind einige nicht zu verachtende Ges malde. In dem Dorfe Carthaus hat das fds nigl. Domainen amt und das Landgericht ſeis nen Siß . Dieſes Kloſter wird ſeiner ſchönen Lage wegen håufig beſucht , ungeachtet, es vier Meilen von der Stadt entfernt iſt.

III. Vor dem Petershagerthore. Die außerhalb dieſes Thores liegenden Vers gnügungsorte ſind folgende. Das angenehme · Dorf Obra mit ſeinen Luſtgårten und ſeinen Leinwandsbleichen .

Des Sollyfchen Gartens

und der Schoppenhaù eriſchen Allee , iſt ſchon oben erwähnt. Das Ohraiche Niederfeld , welches die Stadt mit ſchönen Küchengewachſen verſieht, und wo ſich mehrere Danfiger zu ih rem Sommervergnügen Stuben zu miethen pfles Das Gut Schweins köpfe , welches gen.

der alten reichen und angeſehenen ,

aber ausge:

ſtorbe:

465 ftorbenen Familie Ferber gehörte , deren Wa: pen , drei Sichwein sköpfe , dem Orte den Namen gegeben hat. Jenſeit der Radaune liegt hier ein angenehmes Waldchen , welches die An: hdhen bekränzt. Das hier befindliche Gaſthaus gehört zu den beſuchteſten Luſtorten, da es hins ten an das Wåldchen ſtoßt, in welchem Bånke und Ruheplage für die Gåſte angebracht find. Von derr Anhdhen hat man ſehr reizende Ause ſichten in den Werder und bis nad Dir : ſchau und Marienburg . - Das Pfarrdorf Prauſt , auf der großen Konigsberger Poſt: ſtraße , iſt eins der Tchönſten und anmuthigſten Dörfer des alten Danziger Territoriums.

IV.

Vor dem

Leegenthore.

Zu dieſem Thore hinaus fährt man theils nach dem reichen und geſegneten Werder , theils durch das Niederfeld

nach dem

Stadtgebiet,

Ohra und Schweinsköpfe .'

[

39

]

.

466

V.

Vor dem Langgartherthore.

Durch dieſes Thor kommt man theils nach dem Werder und nady dem Weichſeldamm , theils ůber anſekrug nach der Weichſel, wo man mit einer Fähre nach der Nehrung übergeſekt wird. An der Weichſel, zwiſchen Gänſekrug und Blockhaus , wo die Polen mit ihren Pro: ducten anlegen , gibt es mehrere Krüge und Gaſthöfe, die im Sommer von den Handel treibenden Perſonen und im Winter zu Schlitten håufig beſucht werden , wo auch zur Zeit des Eiss ganges, wenn er glücklich iſt, ſich viele Zuſchauer verſammeln . Senſeit der Weichſel, in der Neb : rung , liegt das Dorf He'u bude , in wels chem der Garten des Kammer - Commiſſionsraths Biðrn liegt , der jeder anſtändigen Geſellſchaft offen ſteht, und ſehr angenehme Anlagen hat. Das Gaſthaus liegt im Walde , und gewåhrt den Beſuchenden einen angenehmen Aufenthalt, der durch die bepflanzten Dünen und die Nähe der See noch verſchönert wird . Weiter liegt das Kirchdorf Bohnack , welches beſonders im Winter zu Schlitten auf der Weichſel ſehr bäufig beſucht wird.

467

VI. Barrer nå r t s . Bei dem Ausfluſſe der Mottlau in die Weich , ſel liegt das Gaſthaus Milchpeter , von wo die Treckſchuyten ſtundlich nach der Münde abfahren , und zwar fo, daß , wenn die eine hier abgeht, die andere in der Münde abfährt, die ſich dann beide auf dem halben Wege begegnen. Für die Ueberfahrt zahlt die Perſon vier Dans kiger Groſchen . Dieſe Treckſchuyten , die von einem Pferde gezogen werden, fahren auf einem Canal, der ſich oberhalb der Münde mit der Weichſel vereinigt, und die Boosmannslade genannt wird , zwiſchen dem Holm und dem Scutendamm herunter. Dieſe Fahrt iſt bes quem, angenehm und wohlfeil. In der Münde ſowohl als in Neufahrwaſſer ſind mehrere Gaſthåuſer von verſchiedenem Range, welche die Ankommenden aufnehmen, die entweder des Ver . gnügens oder der Geſchäfte , oder des Badens . wegen hinunter fahren . Dieſe Gaſthäuſer find beſonders der Aale wegen berühmt , die man hier für einen billigen Preis genießen kann. Das Seebad, die Geſchåfte in - dem Hafen , die Unterhaltung , welche das Gewühl im Hafen und die kommenden und fortgebenden Schiffe gewähren , die hins und berfahrenden Fiſchers und das harmloſe Weſen der Einwohner

1

468 machen den Beſuch der Münde und Neufahr: waſſers ſehr intereſſant. - Auch auf dem Holm gibt es ein Gaſthaus , welches ſehr häufig bes ſucht wird, und in welchem , ſo wie in allen hies ſigen Gaſthäuſern , vor den Thoren das Puß , ferbier und das Bereno che Bier verſchenet wird , welche beide ſehr beliebt ſind. Sowohl die Münde als der Holm werden auch im Wins ter häufig zu Schlitten beſucht.

1

1

A

n

h

a

n

1) Statiſtiſche Nachrichten . 2 ) Poſttabelle. 3)

Thorglocken Tabelle

4 ) Sturmglocken : Tabelle.

469

g .

|

0

47

exemperca

1. Bevölkerung der Stadt. Im Jahr 1794

.

36738 ohne Militår. 36427 37408

1795 1796

1797 1798

37753 40254

3799 1800 1801

40452 41072 41382

45544 46213 46544

41962 42637

-47074 47875

mit Militár .

1802

1803 1804 1805 1806

. .

49465 44055 43777 ohne Militår.

44511

Nach dieſer Tabelle hat Dangig ſeit 1794 bls 2806 gewonnen 7773 Menſchen . Im Jahr 1806 waren in Dankig * 5292 Häuſer mit Ziegeldächern. 6e mit Schindeln . 32 Brauer, 27 Branntweinbrenner. 60 Branntweindiſtillateurs.

+7케

}

472

Im Jahr 1802 enthielt das alte

Stůblauiſche Wer : der ,

. Eigenkäthener

Halbſpänner .

. Hufenwirthe Bauamt

65

7163 2

364

11 421

Scharpauiſche Ges biet 130

37188

236

33

829

6.

361

652

223

Höhe . Adelige Dörfer

171 1

* 17

Hoſpitalddrfer

35

45

Nehrung

989

1

987221 1276

44

Hela u. Heiſterneſt

vuung sag u sugosl

adsn' aabiga jinºu asaga

1 Territorium

bebauten Häufern Feuerſtellen

2.

811 120

17 1

885

3

121

31

123

163| 26141 86

3852

Die Hobe

337 Stubl her Werdeauiſc r 1762 Außen Nehrung 486 Binne :Nehrunng 641 Hinterng Nehru 422 Mitte l : erder W 353 Schar p au 957 Hoſpitalddrfer 1 Hela und Meiſterneſt 2

Bauamt

2 17

6

2

850 328 52 2821

175 1130 479

Kühe

76

300 73

151

4 722 2

48 163 508 121 504 153 70 61

56787 55 4598 127 2421 1013 1092

Junges Vieh

III

Pferde Odren

281 132 8 947 127

120

Schweis

282 4203 3141 2681 240 549 545 397 361 280 748 222 6 9 886 | 71 81 7 !3 123 2 241 4 279 5 8 ||| 593

Lämfe Scha mer

3. Viehbeſtand des aften Territorium s Jahr im bis 1798 .1794

477

474

4. Hiſtoriſche Nachricht vom platten Lande

des Territorii im Jahr 1798 . > Im ganzen

Territorio waren 1798 : Forſts

bediente 18 ; Prediger 27 ; Kuſter und Schuls lehrer 62; emphytevtiſche und Oratial : Outsbes figer 20 ; Freis und Lehnſchutzen 44 ; Sekſchuls zen 88 ; Müller 23 ; ganze Bauern 649 ; halbe Bauern 110 ; ganze Koſſåten 142; balbe Koſſås ten 136 ; Kathener und Büdner 750 ; Altſiger 78 ; Krüger 151 ; Schäfer 11 ; Gartner 21 ; Böttcher 7 ; Drechster 2 ; Båder 6 ; Fiſcher 301 ; Feldſcherer 4 ; Glaſer 1 ; Hirten ' 86 ; Leins weber 132 ; Maurer 8 ; Rademacher 12 ; Satts ler 6 ; Schloſſer z ; Schmiede 65 ; Schuhmas cher 80 ; Schneider 116 ; Tiſchler 19 ; Ziegels ſtreicher 2 ;

Zimmerleute 29 ;

Hausleute oder

Einlieger 2666 ; Knechte 1547 ; 905 ; Dienſtmågde 1707 .

Dienſtjungen

Bauamt

Hela 167

Stra 150 uchland

74

8510

93

631

. Ruthen

3936

Hoſpitalddrf 1200 er 1916 720 16343

Sch arp ua

Nehrung

Hohe

Werder

Morgen .

. Brennholz Achtel 749

.1042 Bauholz großes kleines und Stück

,6081 Eichen .20 Brennholz Achtel

und BauStück .1493 Nußholz

Brennholz Achtel .12

. Nubholz Stück 431

un . geliefert Qolf

.im 1806 Jahr Territorii des 5. Waldungen

475

1

476

roductions .

Bauamt Stübl. Werder Höhe Nehrung

!

Sdarpau .

5 21 80

Serite

95

5 12

6

181

103 223 314 1"" | 71 83/151 351 3113

93

4) 8

S5

9

34

31 9

21

36

13 13 12

343 II I2

Scheff el .

Hafer.

75

Meßen ,

Wiſpel .

dheffel

Scheffet

8 20

Me . ben

. Wiſpel

Rođe it.

.Meßen

Wiſper .

. Scheffer

Weifen.

Durchſchnitt der Ausſaat

. Wiſpel

nach einem

.Meßen



81 23

574 15.8 145 141 3

250

8

31 33 16

5

5

5

17

2

393 23/ 84|12171-111

156 ) 81 35 -

-

Hela

1

1 1

I 2 22

46 12

165/13| : 1739 |

-

Soſpitaidörfer

10

53 23

55

mit Taback wurde im Werder bepflanzt Davon wurden gewonnen 315 Centner

477

Ta belle

in den Jahren 1795 bis 1798 .

1031

861

4

20

3

3

2

19

6

I

I2

61

7

6

1371

22 22

wijn

II

st

$}

12

9}

40

23 | 1242

96 )

311

14 4

$6

. Scheffel

224

. Pfund

Il 27

Stein . 3

31

27

126

15305

15

4955

22251

194 | 20372

22

32551

73}

671

735

67 %

} s

-

20

. Pfund

9

=

91

IM

78

77

for

7

5}

22

-

6

2013

Wach $ obft. 2011. soniga

.Meten

Scheffer .

Wijper .

Meß . en

. Wiſpet

Kartoffeln.

Javng

Scheffel .

Erbren.

14

5553

450 $

216 )

11 113 211 ) 11

23478 |

311 24117

42 Morgen 481 Quadratruthen 483 Pfund.

1

478

3 a belle der Einwohner in der Stadt, mit Ein : ſchluß des Militars , und ihren Vors ftádten in den Jahren 1802 und 1803 .

12247 12208

Månner

Frauen . Sohne unter 10 Jahren S8bne über 10 Jahre Tochter über 10 Jahre Tochter unter 10 Jahren

4915 2814

4396

4632 ; .719 958 3545

Diener und Knechte Jungen Mågde .

Summa 46493

unter den Einwohnern waren wollarbeiter : Tuchmacher

44 Meiſter '12 Geſellen .

205 57 3 eugmacher . 15 Strumpfmacher 19 11 . her 15 Hutmac . Haben an Wolle verbraucht 23917 Stein 5 Pfo. Verfertigt 2001

Tücher , 62079 Zeuge.

In der Stadt waren vorhanden : Hauſer , 5354 ; an lebendigen Seelen , 46493 ; Pferde , 1041 ; Kühe , 552 ; junges Vieh , 1 ; Schafe , 54 ; Schweine, 2874.

479

Ia belle

Gerellen .

!! สวย “

Lehrling e .

von den Künſtlern und Handwerkern in Dangig im Jahr 1805.

Altflicker

30

Altbinder

28

Barbier

18

20

Posbåder

24

25

3

Faſtbäcker

33

28

4

6

Bå of er .

Beguer. Bierbrauer Eſfigbrayer Schoppenbrauer Brenner Bernſteindreher :: Bittcher Bürſtenbinder Bandſchneider

2 22 2017 48 ]

24 4

18 184 23 25 3

5

.Meiſter

.Gereften

.Lehrlinge

480

91

Buchbinder

7

Beutler Handſchuhmacher, Senkler

61,

1

Bildhauer

11:11

8

5

Büchſenmacher Büchſenſchafter

1

‫ܡܘ܂‬

Buchdruder . Bordingsführer Corduaner Drechsler . Stuhldreber Blocdreher Kunſt

20

21

15

46

5

und Beindrechsler

Eimermacher

7 51

Fleiſcher F & r b e.ro Schwarz- und Schönfårber Suchfårber

51

5

4

5 I

Fellblåſer Friſeurs

3

46

Gold; '

Meiſter .

Gerellen .

1

a

Goldſchlåger Gold , und Silberplatter

Lehrlinge .

481

4

38

28

Goldſchmiede Glaſer

181 12

916 13 17

Gürtler

3

4

14

11

6

3

7

15

3 6

2 3

1

8

Gold- und Silberdrahtzieher

r

Går bet. Loh : und Rothgårber Weißgårber

teger .

Rothgießer

Gelbgießer

M

Zinngießer

4

2

Glockengießer

25

22 9

Huts Filzmacher

10

Knopfmacher

7

5

Kammmacher

5

3

5 1

20

7

Kürſchner

32 [

31

]

91 12 )

. Lehrlinge

Toll aä

Gerel . len

. Meiſter Klempner Korber

12

13

4)

2 Kork : und Pantoffelmacher Korfftopſelſdyneider Kdche , Kiſtenmacher Leinwanddrucker

4

Lederſchauer

5

Lacmacher muller

61

2216

22

N

1

15

30 2

8

240

46

1

Na d ler .

Náhradler Stecknadler Ørtfuhrleute . Orgelbauer

1 20

2

Muſikanten Maurer

5

2

Meſſing : und Beckenſchlåger Maler und Lafirer

5 2

71 14 3

Pudermacher 1

485

. iſter me

28

16

6

8

11

1

1

Podlikenmacher Polirer

pasulja998

usijalan"

Poramentiver

Perrückenmacher Reifſchlåger und Seiler

33 51

Rademacher

6

Riemer

61

Schiffer Schirrmacher Schneider

24) 11

5

5

2011 151

60

162 8

Spehrer

Schmiede .

Kupferſchmiede Kleinſchmiede Huf- und Waffenſchmiede Kurz : und Meſſerſchmiede

6

18 ! 16

1

Nagelſchmiede

9 1

Såugner: und Seefiſcher

6

20 19:12 46

32

39 )

22

2

Langmeſſerſchmiede

Zirkelſchmiede

10

11

1

484 Meifter .

Geretten .

afuinigai*

Stuhlmacher Segelnåber

8

.

Schuhmacher Schleifer

125

180

73

Seifenſiedereien Steinbrüder Steinmeken

3

Siebmacher Schorſteinfeger Schwertfeger

4) 1

Strumpfwirker

9

Strumpfs und Hoſenſtricker

7

Sattler Tiſchler und Schatullenmacher Schatullenbeſchläger .

*81

1813 41

641941 461

15

30

5 54

3

Tuchmacher Suchbereiter

4

Tapezierer

5

Topfer

8

Uhrmacher Windenmacher

7

Wachoſtapler

4

171

12 11

485

Gefes ten .

vuija033

131 1613/* 2

Waſſerbrenner

1

. Zeugmacher ur ct fa um d : : un Ba Boys, Manu

40

140

Teidenmacher Siechner , Leinweber und Bar:

30

80

chentmacher

23

Hauszimmerleute

6 11

Schiffzimmerleute Zuckerbäcker .

4

16

45 ! 500 400 2

28 66

117592525 ) 743

I

486 Tabelle

des Rehders .

des Schiffs.

Joh . Fr. Ahrends Carolina Friderica Carl Theodor Bes Speculation

Der Leitſtern

rendt Jacob Beſtvater

21 1110

3 2 | 210 31 2220

De Vrouv Eliſa 31 i 180

Wiederſehn

Medede

Michael

Aeolus

10

beth

Bodenſtein und

. Deck

Name

.|Laßen

Name

Maften .

der Dankiger Rehder ey im J. 1808.

1 100

3 ) 2 150 2 150

Du Bois u . Comp. Bacchus

3 2

1

Matth .

3

2440

3

21340

Broſchke L'Esperance

? Wittwe u . Comp . Satisfaction Henriette

72

3

1 180

3

i 140

Die Geſchwindig : feit 2

i 120

Carl Heinr. Bulce Aeolus

tulath . Heinr. Fa: britius

Courier

Fiſcher u . Michaes Der Anfang

lić

Apries

1 3

il 40 21340

31 2/420

3

Theodor Chriſt. v . Nekao frantzius Newton

. Luften

. Deck

Name des Schiffs.

Name des Rehders.

Måſten .

487

21420

31 21415

Friedr. Wilh . III König v . Pr. Hercules Aeolus

2 380

L'Infatigable

3

2 300

Perſeverance Der Friede von

3

2280

3

2 275

3 3

2 264 2,253

1801 erat .

21390

3

32365 3 21340

Urania

1004,

3

Perpetuum Mobile Mercurius

Copernicus De

31 2209

Joufrouw 31 1 200

Hanna De Hoop

3

3 ) 2 176 2 11130

Kepler Gerlach u . Wilcke Vigilantia

Catharina ſtina gon . Goor u.Comp . Hercules

2 185

Chri : 1

1

312

45

. Deck

Name des Schiffs.

}

me Na des Rehders .

Laften .

488

Joh . B. Grünler Der Friede

*

M. u . f. Hanne: March marin Plus und Minus Maria

1

4

60

32 380 31 2 230 "

La Change

31 2 130 2 11135 2 1 130

Barbara

1

D. Fr. Hoppenrath L'Amitie

C. G. Heinrichs. Der Nordſtern Die Freiheit dorf Jacob Kabrun Britannia

180 ,

31 21310 31 1 200 3

21330

3

320

Friedr. Ferd . Kohn Eleonora und Pau . lina

2

1 110

B. G. Krüger

31. 21320

Caledonia

CU

Johann Labes

Triton Les bons Enfans

31 2440

Invariable

3

Jeſchkenthal

3

Der Morgenſtern

2 440

2

2 400 80 /20 380 3 1 3 21340

The Fate

Mit Bebadyt

Uuguſta

3 1

Boreas

Não33) 21300

2 176 1

35

Name des Rehders

Name

Cast

des Schiffs.

Manske u . Schöns Four Brothers bed

. Laſten

489

Juno

3 21340 31 2 200

Joh. Friedr. Mar: Capitain Dan . Lite o guard Münde 13 21 Die Erfahrung Anna und Eliſa beth Abraham Ludwig Johanna

31 21260 Floren :

tina

Muhl

Math . Noffee

9. T. Aſchewius

3

2 220

3

1200

1 Juliana Catharina 3

11 50 2 130

Die Wohlfahrt Magdalena

Irene

Frank Poſern

Ariadne Edo

Hazard Joh . Gottl. Sack. Eliſabeth

Perſeus Samuel Schops



Gottlieb

21-100

Johanna Sttinn Diana

21 90 2 1 13° 312 280 3 2210 3 2

2 180 11120

1

1

45

3

1

80

The Recommences ment

31 21359

y

Name des Rehders .

J. B. Sieber

Name des Schiffs .toto

Wat regt man nich La Providence

Johann Simpſon Memel

2 350

3 11210 El 2 200 3

3

Sophia

C. G. Steffens E. O. Wegner

3

L.|aſten

490

1/120

3 21180

Phónir Concordia

31 2200 3 2

D. Weichbrod und Hazard Sohn Aphrodite

2200 1 130

31 21250 3 2 200

Aglaja

Erich Witting und Minerva

Hebe. Sohn Zernecke und Rins Supiter nemann

1

3

2 150

3

2 143

491

Entfernung einiger Städte von Danzig.

Meilen .

Meilen .

Aachen :

1582

Adrianopel 2014mar . .

1732

Aſchersleben ſtrachan

4557

152

Augsburg

1411



Altenburg

Kurich

. .

193

Avignon Baden

1451

Bamberg

Altona

932 102

Amiens

· Amſterdam Unclam

63

Ansbad)

Bayonne

.

169 %

Bayreuth

1

165

Belgrad

404

Berlin

1627

Bern

Archangel

344

Bernburg

Arnheim

1474 , Bialyſtock

Arau

Aſchaffenburg · -1304

127 .

Bielefeld

2396 160 1154

Barcellona

125

Antwerpen Appenzell · Aranjuez .

.

93

2891 .

3076 110

.

.

1844

.

.

67 1781 891 584 123

492 Meilen .

mellen .

3311

Bilbao Blankenburg

953

Bologna Bonn

·

Bordeaur

:

2252

1573

312

Conſtantinopel

274

Cdslin Culm

221

Cůſtrin . Darmſtadt

601 1313

Brandenburg : ' 76 Braunau . 143

Delft

1574

Deſſau

842

Braunsberg

17

Dorpat

122

Braunſchweig Bremen

982

Dresden

.

831

Düſſeldorf .

.

1503 111

2744

1141

Breslau

711 2692

Breſt

Elbing Emden Erfurt ,

129 1052

Brieg

771

Briſtol

2531 120

Erlangen

118

el Escorigl

3961

292 106

Eylau, Preuß . Fiume

30 210

Floreng

2431

• Brody .. Bromberg 1 . Brúnn .

Brüffel . Cadir

.

1681 4914

Carlsbad

.

1014

Caſel

1454 116

Cleve

1521

Carlsruh

Colberg Çdlin

341 154

Frankfurt am M. 1281 Frankfurt and. O. 641 1 Freiberg 871! 1 1 Fulda 1194 Genf

1956

Genua

2391

Gießen

.

1204

493 Meilen .

83

Meiten. Königsberg in Pr. 257

Glogau

бо ,

Konik

Gneſen

38 1085

Koppenhagen . 1203 Krakau 108

157

Landsberg an der

Glaß

Gotha

.

Gothenburg Osttingen

1072

Warthe .

Grauden ;

16

Greifswalde Gumbinnen

67

Leipzig ..

424

Lemberg Libau .

Haag

.

1562

...

Lauſanne

.

175

432 i

1901 882



106 582

Halberſtadt

934

Liſſa

Halle im Saalf.

90 %

Liſſabon

4944 276 220

Hamburg

.1013

Liverpool

Hannover

1051

London .

Harlem

1474

Lübeck

Havre.de Grace 2151

Lüttich ' .

Heilsberg ,

Madrit

241 1341

Hildesheim

731

Manheim .

Gena

971

Marienburg

Juſterburg

387

Marienwerder

Kaliſch , Kiel

551 1141

173 Königsberg in der * Nieumark 547

925 1623 .

Magdeburg

Föelſingår *

Riew

55

1 Marſeille Mayn Meißen

3982 87

, : 138 7 .

111 ... 253

.

132] 86

Memel

46

Minden

117

494 . Meilen .

Meilen .": Mitau

.

83

Mohilei Moskau .

140

Riga ' Rom

.

243

Roſtock

9

M &we . München



Münſter

1321 : ' - 2492

Nantes .

1412

884 2891

775

1551

Rotterdam

Salzburg



Schafhauſen Schlawe

250 156 22

Narwa

1482

Schleswig

Neapel

3274 121

Schmiedeberg

751

Schwedt . o

54

1482

Schweidnik

Nürnberg Nymwegen

Osnabrück .

1184

Schwerin . Spaa

Oſtende

180

Stade . ,

200

Stargardt in

170

Ofen

151

Paris Petersburg

110 1

75 .

85 1664

1081

.

Plock

38

Pommern Stettin

Poſen

441

Stockholm

71

Stolpe ,

18 €

106)

Stralſund

71

1141

Strasburg im Els

Potsdam Prag Pyrmont Raſtadt Raftenburg Regensburg Reval . ,

.

1481 347 124 172

ſaß Stuttgardt

465 : 511 191

1548 1442

wienemünde

504

Thorn

.24

495

Meilen.

Meilen. 46

Dilfit

Weimar ,

Tobolsk

5891

Weſel

Tönningen Trient .

1214

Wien

Trieſt Turin

,189 € 210

Willna .

2005



145 129

.

Wismar

821

.

Wolgaft

.

842 805 66

139

Wyborg

.

1901

Utrecht

1503

Zerbſt

Venedig

214

Zittau

913

Zürch

1582

Zwolle

1371

2511

Uckermünde Ulm

.

Verſailles Warſchau

588

2021 54 ;

Wittenberg

861

496

I a belle der abgehenden und ankommenden Poſten.

Ankommende poſte n . Reit en $ e . Montag und Donnerſtag, Abends um 8 Uhr, fachliche, die reitende Berliner , franzöſiſche und holländiſche Poſt. Donnerſtag und Freitag, Abends um 6 Uhr ,

die reitende Kdnigsberger und ruſſis ſche Poſt

Montag und Freitag, Abends zwiſchen 2 und 4 Uhr , die reitende Warſchauer und Thorner Poſt. Fahrend e Mittwo dy und Sonnabend, Morgens zwis ſchen 10 und 11 Uhr, Berliner Post

die fahrende

Dienſtag und Freitag , Abends um 5 Uhr, die fahrende Kidnigsberger Poſt. Sonntag und Donnerſtag , Abends um 4 Uhr, die Warſchauer fahrende Poſt. ( Die Ankunft der Poſten hängt von dem guten und rohledhten Wege ab. )

26ge : 1

497 26 gebende Poſten . Reitend e . Montag n d Donnerſtag, bis 5 Uhr Abends, a und nſtdie Königsberger reitende Poſt. , die Berliner und auch die Warſchauer

Die

und Thorner reitende Poſt.

f a

r e no R.

Montag und Donnerſtag, bis 7 Uhr Abends ,

die Berliner und auch die Warſchauer fahrende Poſt. Dienſtag und Freitag, bis 7 Uhr Abends, die Königsberger fahrende Poſt. Dienſtag, Mittwoch, Freitag und Sonn: abend , Morgens um 9 Uhr, die Briefbotenpoſt nach Neufahrwaſſet und Langefuhr. ( Der angegebene utgang der Poſter beſtimmt die Stunde, wie lange die Briefe zur Poft angenommen werden . )

[

32

]

498

Ia belle über die beſtimmte Veränderung der Thorglocke.

Monat.

TAG.

Des Abends.

Des Morgens.

Januar. d. 20 von 6 bis 7 Uhr. von 45 bis 5 Uhr. Februar .

0. 20

von 6 bis 6 Uhr. von 5 bis 54 Uhr. von 51 bis 6 Uhr.

Mår3.

d. 5 von 51 bis 6 Uhr. von 6 bis 61 Uhr, 0. 20 von 5 bis 51 Uhr. von 6 bis 7 Uhr.

April .

d. 5 von 44 bis 5 Uhr. von 7 bis 71 Uhr. d . 20 von 7 bis 8 Uhr.

May .

d. 5 d . 20

Junius . d.

-

von 8 bis 84 Uhr. von 81 bis 9 Uhr,

5

von 9 bis 94 Uhr.

5

von 8 bis 9 Uhr.

Auguſtus 1.5 d . 20

von 8 bis 84 uhr. von 74 bis 8 Uhr.

Julius.

Sept.

October.

d.

von 7 bis 7 Uhr. Q. 5 d. 20 von 5 bis 5é Uhr. von 62 bis 7 Uhr. d. 5 von 53 bis 6 Uhr. von 6 bis 62 Uhr. 0. 20 von 6 bis 6 Uhr. von 51 bis 6 Uhr.

Novemb . d. 5 von 64 bis 7 Uhr. von 5 bis 5i Uhr. 0. 20 von 43 bis 5 Uhr.

Decemb. 10.5 von 7 bis 73 Uhr. von 4 bis 41 Uhr.

1

499

Tabelle der Sturmglode.

Der im Jahr 1777 publicirten , neu revidirten , und unter der jebigen Verfaſſung beibehaltes nen Feuerordnung gemäß , wird eine innerhalb der Befeſtigungswerke der Stadt ausbrechende Feuersbrunſt , dem Publico durch Anſchlagung der Sturmglocken, vornehmlich auf den Thüre men der Kirchen zu St. Marien , St. Cathas rinen , St. Johannis , St. Bartholomai , St. Petri und Pauli, und St. Barbara in folgen . der Art kund gethan : 2 Schlage zeigen innerhalb der Feldthore ; 3 auf Langgarten und der Niederſtadt ;

5 6

auf der Vorſtadt ; in der Alten Stadt, und in der Rechten Stadt ela nen Brand an .

Zur Nachtzeit ſind die auf den Thürmen ſú St. Marien , zu St. Catharinen , zu St. Johana nis , und zu St. Petri , und. Pauli befindlichen Thurmwächter verpflichtet, ſobald ſie innerá

DO

500 halb der vorbenannten Orånzen ein zum Dache, Schorſtein , oder ſonſt wo an einem Gebäude ausflammendes Feuer gewahr werden , oder ſo bald ihnen von dem unter dem Rathhauſe Wache haltenden Feuerknechte ein entſtandenes , verbors genes Feuer bekannt gemacht wird, ſelbiges auf obige Weiſe durch die Sturmglocken und durch Aushängung einer Laterne an derjenigen Seite des Thurms, wo man des Feuers anſichtig iſt, zu ſigniren , die Küſter aber zu St. Bartholo : måt und zu St. Barbara , lo bald an einem fener Orte Sturm geſchlagen wird, ein gleiches zu thun . Bei Tage iſt der , auf dem Thurm zu St. Marien die Wache habende Feuerknecht ſchuldig , ſo bald an einem Gebäude, jedoch mit Ausnahme der Schorſteine, ein Feuer ausſchlågt, auf vots beſagte Art Sturm zu ſchlagen , ' und eine dazu verordnete Fahrte gegen den Ort hin , wo ſich bas Feuer beweiſet, auszuſtecken ; worin ihm die Kiſter der andern Kirchen , ſo bald ſie die Sturmglocke von der St. Marienkirdje oder einem andern Thurme båren , oder wenn ihnen eine Feuersgefahr von ihnen genugſam bekann: ten Leuten kund gethan wird , und ſie des Feuers von ihrem Thurme anſichtig werden, zu folgen verbunden ſind.

23

JU

58

Verbeſſerungen und Druckfehler, 4 welche man'vor dem Gebrauche des Buche zu bes merten bittet. (

Seite 4 Zeile iš ties. Heimat fatt Heimet 8 6 1. rechts ft. links. 18 1. und die Bürgermeiſter ft. und Bürs germeiſter 28 t. Steenbock ft. Steebook .31 33 33 43

16 * 1. , 17 l. * 6 I. 7 1.

1783 ſt. 1703 1784 ſt. 1704 itsbs urbs libb. ft. Yibr.

- 44 Unter den Büdyern über Danßig find durch Verz rehen des uvichreibers ausgelaſien worden und müſſen beigefügt werden : Parerga historica ( Ant. Joh. Uphagen ) 1782 4to . Joh. Laſitii Dantiget Niederlage im Jahr 1977, verteutſcht durch Thurneyfer , Königsberg, 1579. 4to. Hiſtorifdier Auszug von Veränderung der Religion in Danzig, 1651. 4to' Jo. de Temporibus ( Adv Engelke Erläutes tung des Hiftor Aus;ugs, 1652. ' 4to . Minggeſchichte der Stadt Dangig, 6 Stücke 1762. 4to .

501

1

Seite si Zeile 12 f. dann ft. darint 70 51. abgeſondert ſt. getrennt 70 4 von unten 1. 1808 ft. 1807 71 23 1. und im J. ft. in f. 71 27 1. beide folien ft. es roll 77 4 1. ferner das akadem. Gymn. ſt. das akadem . Gymn. 87 27 1. Leege ft. lange 3 1. Nättlex ft. Nüttler 94 95 28 1. das ft. des IOI 20 l. im mittteren Geſchoß , die beiden ,

IIO II2

I hürme und die koſtbare u. r. w. 22 fällt aus : einem $ dh ülerRaphael 14 iſt hinzuzufügen : daß gegenwärtig der

Junkerhof wieder eröffnet ſey und die Ziehungen der Dangiger Zahlentottes rie darin Statt finden . 123 26 I. gehörte ft. gehörten 141 9 1. indent die ft. da die 146 IS I. Kumftgaſſe ft. Kunſtgalie 22 1. Rectorat ft. Inſpectorat 15 % 18 l. der gegenwärtigen Digel, ft. der 158 Orget 166 4 1. plattes ft. glattes 175 17 1. 4 ft. 3 177 24 I. S ft. 4 . - 177 = 26 I. Kinderhaure ft. Kirdhenhaue 181 8. fällt das Wort reibft aus - 190 91. mit ſeinem ft. mit ihrent 190 - 22 1. Flachsgaffe ft. Fadhégate 192 15 I. Comthur's ft. comnienthurs , und fo altenthalben , wo dieſes Wort voxs kommt. '

2

50

Seite 194 Zeile 21 I. 3# denen ſie die Fundamente Herges 1 geben, ft- haben hergeben müſſen 4 von unten fällt das Wort denn aus. 213 216.19, 1. dieſe auf Langg. ft. dieſe audh auf Langg. : 221 13 muß bemerkt werden , daß diefes nüß: liche Inſtitut unter der Direction des 3 Profeſſors Breurig wieder fortgeſet wird. II. dem ft. das 3 1. und es brannten: ft. und brannte II I. ausſprechen ft ausſpridit

231 232 254

-

256

20 1. da nemlich im J. 1765 ft. - nema lid, im Š 1765 da I I. die die Stadt ft. und die Stadt

261 263 272 291

295 299 299 311

313 1 314

503

1. aus ſt. mit V. 4. 1. vereinigten ft. vereinigte 1. befördert ft. fördern 1. 1790 ſt. 17 .. 1. Länge von Ferro I. Doctor ft. Director I. Rehefeld ft. Kehrfeld . muß eingerdjoben werden : deš däniſdien Conſuls From , des Kaufmanns Kab run und des Kaufs manns Eichſtädt, ivel cher eine faft vollſtändige Sammlung von Ulbredits Dürer und den älteren Meiſtern ber fißt. 14 muß angefügt werden : Gegenwärtig ift fie im Berige der Müllerrdhen Erben . " 71. Paters. ft. Peters

25. I 16 18 I 24 I 18

-

Seite 317 Zeite 12 . Damm ft. Dom in I V. u. 1. Graben ft. Sarten 323 pro 326 2. I. wurde ft:i wird. 356 , 36. Wallyebäude ft. Wollgebäude 358 14 l. aber ſt. alſo 363 I I. Sciathal ft. Schlethal * 4 1. Brandhaus ft. Backhaus 387 2 I. auf welchem e$ lag ſt. auf welchent > 391 es liegt 406 22. 1. Mottiau ft. Radaune 406 24 1. Mottlau ft. Radaune 419 legte Zeile der unmerk. I. Seite 39 ft. Skiri 434 5 1. Flundern , Ladyfe und Heeringe 438 2 : 1..7 Waidaſchfabr . ft. I 438 3 I. 8 Ziegeleien ft. I 445 leşte Zeite 1. eine Kornmühle , eine Urdfabrike und eine Ziegelei. 13 1. Gietrkauer ft. Slatteauer 451 455 3 0 .. . 1. Ebenung ft. Erbauung 462 IO I. tandrees ft. Landhauſes Andere kleine , der Sinn nicht entſtehende Berſehen , und die Verwechſlung des denn und dann , wenn und ivann , die leider fakt überall Statt findet , bittet man im Seſen zu verbeffern .

23

JU

58

1

u o s

Bei dem Verleger dieſes Buche findet mari noch folgende auf Danzig Bezug habende Schriften und Planen.

Danzig , eine Skizze in Briefen , gefahrieben vor , während und nach dem Bombardemeut im J. 1807. Amſterd. und Hamburg 1808. Duisburg , Fr. C. G. . , Geſchichte der Belagerungen und Blokaden Danzigs , von den frühlften bis auf ges genwärtige Zeiten. Danzig bei Troſchel. 1808 . Gemälde von Danzig , . nebſt Bemerkungen quf einer Eine Beylage Reiſe von Danzig nad Königsberg. zur Skijze von Danzig Berl. und Leipzig. 1809. Sampß , Zug. Ermit d . , für Offiziere und die es nicht find , öyfr Beförderung des Fleißes und der edles Grundraße, iſter Theil, Danzig bei Troíchel , 1797. O » undriß der freien See : Handlungsſtadt und Feſtung Danzig. Großfolio , Danzig bei Iroidjel 1809. Pian des Territorii der freien Stadt Danzig , Großfolio . Danzig bei Ferd. Trojdhel. 1808 . Reife, meine, ins blanie Ländchen , nebst -Bemerkungen über Danzig. 8. 1799 Wanderungen , kosmopolitiſde, durd, Preußen, Liefland, Kurland, Litthauen , Vouhynien , Podolien Il. r. w . in den Jahren 1795 bis 1797. 4 nde. German. 1798 . Der erſte Band von dieſeni Werke berdiaftigt fic beinahe ganz mit Danzig , und liefert rehr angenehme und intereſſante Nachridsten über Gegenſtände des at terthums , der Geſchidte , der Kyuf u. l.+ 10.,

s

so

ī