Veni vidi vici: die Vorgeschichte des lateinischen Perfektsystems 3406496288, 9783406496288

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Veni vidi vici: die Vorgeschichte des lateinischen Perfektsystems
 3406496288,  9783406496288

Table of contents :
Forschungsgeschichte ..............15
Das Uritalische ..............27
Das uritalische Verbum ..............37
Aorist und Perfekt im Uritalischen ..............75
Der uritalische Wurzelaorist ..............93
Der uritalische Sigmatische Aorist ..............107
Der Reduplizierte thematische Aorist ..............147
Distributionsprinzipien ..............167

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Veni Vidi Vici Die Vorgeschichte des lateinischen Perfektsystems

GERHARD MEISER

VERLAG C. H. BECK MÜNCHEN

INHALT

xi

Vorwor t Verzeichnis der abgekUrzt zitierten Literatur AbkUrzungsverzeichnis

xiii xxi

I

Ziel und Methode

1.1 1.2 1.3 1.4 1.5 1.6

Problemstellung Rekonstruktion der Entwicklungsgeschichte Hereditätsprinzip Flexionsklassenbildung Positive und negative Kondizionierung

Ikonizität und Systemangemessenheit 1.7 Auswahl, Umbildung, Substitution und Neuschöpfung

1.8 Fragestellungen

1.9 Zum Aufbau der Arbeit

§lf. §3f. § 5f.

§7 §8f.

§ IOf.

Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek

§13 § 14

§15

15 15

§ 16

uridg. Perfekttypen 2.6 H. Kurzova: Aorist und Perfekt als komplementäre

§ 20f.

derivative Kategorien des uridg. Verbalsystems

Das V ritalische

Cl Verlag C. H. Beck oHG, München 2003 Sat� Gerhard Meiser mit Word 6.0

Druck und Bindung: Druckhaus "Thomas Müm:ter" GmbH, Bad Langensal:ta Gedruckt auf säurefreiem, alterungsbeständigem Papier (hergestellt aus chlorfrei gebleichtem Zellstoff) Printed in Germany ISSN 1610-4188

ISBN 3 406 49628 8

www.beck.de

3.1 3.2 3.3 3.4 3.5 3.6 3.7

§22f. §24f.

Zur Rekonstruktion

§ 26-28

Morphologie des Verbums Bedeutung des Sabellischen für die Rekonstruktion

§ 31f.

Morphologie des Nomens Phonologie

Uritalisch und Venetisch Urftalisch und Keltisch

8

13 14

2.2 Untersuchungen der Neuzeit

2.7 A. Mayer: Distribution von RP und LP nach Ablautreihen

7

II

2.3 Perfektbildung der II. Konj. nach A. Burger und Pb. Baldi § 17f. 2.4 F. Sommer. Distribution von RP und LP nach Anlaut §1 9 2.5 F. Bader, J. Gonzalez Femandez: Distribution nach Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

6

§ 12

Forschungsgeschichte

2.1 Die antike Grammatik

I

3 4

§29 §30 §33

§ 34f. §36

17

18 18

19 21 24 27 27

29

30 32 33 35 36

37

Das uritalische Verbum 4.1 Kategorieninventar 4.2 Exklusiv italische Kategorien 4.2.1 Das Futursystem

§371.

37

§ 39-41

39 41

4.2.2 Der uritalische Präventiv 4.2.3 Das "hha-Präteritum"

§ 42 §43

42

4.2.4 Das Gerundiv

§44

43 44 45

4.3 Urita1ische Reliktkategorien 4.3.1 Zum Ansatz einer Kategorie "Dual'' 4.3.2 Die aktiven Partizipien des Aorist und des Perfekts 4.4 Umgestaltung und Neuaufbau 4.4.1 Die uritalischen Konjunktive 4.4.2 Der Aufbau des Infinitivsystems

§45

4.6 Stammbildung des Präsens im Uritalischen 4.6.1 Vorbemerkung

6.2.1 Der WA ist in den italischen Sprachen §90

95

6.2.2 Der WA ist komparatistisch erschlossen

§91

96

6.2.3 Einzelsprachlich ist kein WA überliefert 6.2.4 Substitution von WA im Uritalischen

§92

unmittelbar oder mittelbar fortgesetzt

6.3 Flexion 6.3.1 Relikte des athematischen WA

102

§98

103

50 55

Der uritalische Sigmatische Aorist

58

§ 59f.

58 60 60 62

7.1 Sigmatisches Perfekt zu primären Verben: positiv kondizionierte Verben 7.1.1 Kondizionierung 7.1.2 Positiv kondizionierte Bildungen 7.1.3 SP zu ererbten thematischen Präsentien (TPr)

§61

62

7.1.4 SP zu ererbten Wurzelpräsentien (WPr)

4.6.2 Ererbte Formationen

§62

63

7.1.5 SP zu Nasalpräsentien (NPr)

4.6.3 Exklusiv italische Bildungen 4.6.4 Divergierende Präsensbildungen

§63-65 §66(.

64 67

7.1.6 SP 7.1.7 SP

§681.

70

7.1.8 Einzelfälle, Unklares 7.1.9 Die ältesten Schichten des SiA im Urital.

4.6.5 Exkurs: wnbr.

ambo/tu, lat. ambulare

4.7 Zur Stammbildung von Aorist und Perfekt im Uritalischen 4.8 Zusammenfassung

§ 70

PI

Aorist und P erfekt im Uritalischen

72 74 75

5.1 Zum urindogermanischen Aspektsystem

§72f.

5.2 Zum urindogermanischen Perfekt 5.3 Urita.Jische Veränderungen 5.3.1 Die Aufgabe des Injunktivs

§ 74f.

§76

75 77 79

t-Präsentien zu Verben mitye/o-Prä.sentien (JPr) zu

7 .2.4 Neubildungen, Unklares 7.3 Aufgegebene Sigmatische Perfekta

7.4 Der Sigmatische Aorist in den sabellischen Sprachen

182f. i 84

87

§88f.

93 93 95

6.1 Zum Ansatz der Flexionsklasse 6.2 Verben mit uritalischem Wurzelaorist

111 112

§106

114

§107

115

§ 108

115

§ 109

117 119 120

83 85 85

Der uritalische Wurzelaorist

§105

119

82

88

§104

§112

§81

88 90

110

§111

! 80

§8Sf. §87

107 109

§ 103

§110

5.3.3 Das Narrativperfekt

5.5.2 Der Fientiv: eine verlorene Aoristbildung

107 §1001. § 102

7.2.2 SP zu ererbten Wurzelpräsentjen (WPr) 7.2.3 SP zu Verben mitye/o-Präsens (JPr)

! 77-79

5.5 Rekonstruktion von Aorist- und Perfektstämmen 5.5.1 Probleme der Rekonstruktion

105 107

negativ kondizionierte Verben 7.2.1 SP zu ererbten Thematischen Präsentien (TPr)

5.3.2 Das Resultativperfekt

5.4.1 Die "Simultanperfekta" des Lateinischen 5.4.2 Mehrfachperfekta

§99

7.2 Sigmatisches Perfekt zu primären Verben:

79 80

5.3.4 Synkretismus 5.4 Reste älterer Paradigmastrukturen

100 101

6.3.3 T hematisierung

§49-53

§58

§ 95

§96

6.3.4 Ablaut 6.4 Das Paradigma von Iai. dare

§57

98 98 100

§97

46 49

§54-56

§93[

6.3.2 Thematisierte Formen

§46-48

4.5 Tempora und Modi in Aorist und Perfekt 4.5.1 Die Indikative 4 5.2 Modi des Perfekts 4.5.3 Modi des Aorist

vii

Inhalt

Inhalt

vi

7.3.1 Zu ererbten Wurzelpräsentien (WPr) 7.3.2 Zu ererbten thematischen Präsentien (TPr) 7.5 Verben mit uritalischem sigmatischen Aorist

121

§113

122

§114

123 123 125

§115

§ 116

127

§117

128

7.5.1 Verben mit uridg. WPr oder TPr

§ 118

129

7.5.2 SiA zu sonstigen ate1ischen Verben 7.5.3 SiA zu Verben mit unklarem Verbalcharakter

§ 119

131

§120

131

§121

132 132

7.5.4 SP zu (lateinischen?) Neubildungen 7.5.5 Wurzelaorist und Sigmatischer Aorist 7.6 Oie Stammbildung des SiA bei sekundären Verben 7.6.1 Die Verteilung von SP und VP im Lateinischen

§122

133 §123

§124 zu Verben der I. Konjug. §125-7 7.6.3 Die Basis sekundärer Verben 7.6.4 Primärer Sigrnatischer Aorist zu sekundären Verben § 1281.

7.6.2 Der Sigmatische Aorist

133 134 135 139

viii

Inhalt

Inhalt

7.7 Flexion 7.7.1 Endungen 7.7.2 Zur Ablautstufe 7.7.3 Zur Stammgestalt im Uritalischen Der Reduplizierte thematische Aorist

141 §130f.

141

§132f.

143

§134

145

§ 135-8

§ 139

9.2 Das langvokalische Perfekt (LP)

§ 140

9.3 Das Dehnstufenperfekt (DP)

151 152 153

§141

153

9.3.2 Liquidendissimilation

§142

1 54

9.3.3 Weitere Verben mit einzelsprachlichem DP

§143

156

9.3.4 Die Entwicklung der Kategorie im Uritalischen

§ 144

157

9.4 Das Reduplizierte Perfekt

158

9.4.1 Belegstand

§ 145

158

9.4.2 Stammbildung

§ 146-8

159

9.4.3 Verlust der Reduplikation

§ 149

162

§ 150-2

162 167

10 Distributionsprinzipien 10.1 Die Distribution des uritalischen Wurzelaorists

§153f.

167

10.2 Ikonizität

§155f.

168

10.3 Systemangemessenheit

§157

170

10.4 Wurzelstruktur

§ 158-61 172

10.5 Verstößge gegen die Distributionsregeln 10.5.1 Veränderungsregeln und Veränderungstendenzen 10.5.2 10.5.3 10.5.4 10.5.5

fa/lo fefelli findo fidi vhe:vhaked capio cepi, scabo scabi

11.2 Verben mit uritalischem WA und lateinischem RP 11.3 Andere reduplizierte Perfekta

§213

209

§214

210

13.3

§215-21 210

u-

§ 162

175

§ 163

176

§164

1 78

§ 165

1 78

§ 166

180 181

§ 167

181

§168-83 182 §184-9

12 Das langvokalische Perfekt

193 195

12.1 Zur Flexionsklassenbildung

§ 190

12.2 Verben mit uritalischem Wurzelaorist

§191ft.·

1 96

12.3 Andere langvokalische Perfekta

§207ff.

207

195

§222-4

214

§ 225-30 215 §231

217 219

und v-Perfekt

14.1 Zur Flexionsklassenbildung

§232

219

14.2 Herkunft

§233-5

220

14.3 UP/VP fllr alten sigmatischen Aorist

§236f.

224

14.4 VP filr alten Wurzelaorist

§238-40 226

14.5 UP filr alten Wurzelaorist

§241f.

14.6 Der Übergang vom Wurzelaorist zum VP I UP

§243f.

230

14.7 UP fllr Wurzelaorist und Sigmatischen Aorist?

228

§ 245

14.8 Zum "langvokalischen" und zum "einfachen" VP

232

§ 246f.

233

14.9 Die "Verba des Begehrens"

§ 248

15 Flexionsklassebildung und Flexionsklassenwechsel 15.

I .I

Auswahlprozesse

15.1.2 Ersetzungsprozesse

239 §249f.

239

§ 251f.

241

15.2 Die einzelnen Ersetzungsprozesse 15.2.1 Positiv kondizionierte Prozesse

237 239

15.1 Prozesstypen

243 §253f.

243

§255-7

246

15.2.3 Vermeidung von opaken Paradigmen

§258

249

15.2.4 Individueller Flexionsklassenwechsel

§259

250

§260

250

§261-5

251

15.2.2 Negativ kondizionierte Prozesse

175

11 Das reduplizierte Perfekt 11.1 Zur Flexionsklassenbildung

14

209

13.2

bibo prehendo ascendo accendo ofef ndo mando pando lambo 13.4 vello psallo verro 13.5 excudo ico strido viso, verto fervo 13.6 eo

147

9.3.1 Entstehung und Verbreitung

9.5 Das "schwache" Perfekt im Uritalischen

13.1 Zur Flexionsklassenbildung

151

Das uritalische Perfekt 9.1 Die Ausdifferenzierung der uritalischen Perfekttypen

ix

13 Das einfache Perfekt

15.2.5 Die Entwicklung der Flexionsklassen in nachaltlateinischer Zeit 15.3 Die Herausbildung des lateinischen Perfektsystems

Indizes

259

Index der lateinischen Wortformen

259

Index der Wortformen aus anderen italischen Sprachen

270

Index der Wortformen aus sonstigen Sprachen

273

VORWORT

Die drei Perfektstämme des Gaius Iulius Caesar entliehenen Zitats (vgl. Sueton,

Caesar 37) im Titel stehen für den Untersuchungsgegenstand dieser Arbeit, das

lateinische Perfektsystem. Dabei wirft vidi gleichsam paradigmatisch die unter­ suchte Problemstellung auf: zwar lässt es sich seiner Bildung nach gleichsetzen mit griechisch olba, altindisch veda, altkirchenslavisch vede, gotisch wait. Doch

bedeuten alle diese Formen 'ich weiß', nicht- wie vidi im Lateinischen- 'ich habe gesehen'. Hat sich die Bedeutung von vidi verändert oder ist seine Übereinstimmung mit den Formen der übrigen Sprachen nur eine Schimäre? Von den Verbalsystemen anderer altindogermanischer Sprachen wie etwa dem des Griechischen unterscheidet sich das lateinische erheblich. Dies gilt ganz besonders ftlr das Perfektsystem: dem lateinischen Perfekt entsprechen im Griechischen zwei Kategorien, Perfekt und Aorist. Diese Feststellung ist zunächst ebenso trivial wie die Vermutung, dass das Lateinische hier eine Kategorie verloren und nicht etwa im Griechischen sich eine Neuentwicklung vollzogen habe (vgl. jedoch Kap. 2.5f.). Nicht trivial ist jedoch das Ergebnis dieses Kategorienverlustes: ein buntes Nebeneinander unterschiedlicher Stämme, die den Eindruck hervorrufen, jenseits der I. Konjugation sei die Bildung lateinischer Perfektstämme in hohem Grade regellos. Wie dieses bunte Bild entstanden ist, dies herauszufinden ist das Ziel des vorliegenden Buches. Es basiert auf einer Arbeit (Meiser

1991), die von der

Philosophischen Fakultät der Universität Freiburg als Habilitationsschrift ange­ nommen wurde. Ihre Ergebnisse sind teilweise eingegangen in das von H. Rix 2 herausgegebene "Lexikon der indogermanischen Verben (LIV)" (Wiesbaden ,

2001), dort zitiert als "MEISER, Habil." Ausschlaggebend fi1r die Stammbildung

eines lateinischen Verbums ist gemäß der in der vorliegenden Arbeit vertretenen Auffassung zunächst die grundsprachliche Flexionsweise, in erster Linie der Umstand, ob ein Verbum in der Grundsprache einen Wurzelaorist gebildet hat oder nicht. Nur in wenigen Fällen sind allerdings ererbte Wurzelaoriststämme im Lateinischen als Perfektstämme bewahrt

(jeci ieci fugi fudi u.a.) - der Konnex

zwischen historisch bezeugter und fUr die Grundsprache anZWlehmender Stammbildung ist mithin nonnalerweise ein mittelbarer. lässt sich aber gleich� wohl nachvollziehen. Angesichts des großen zeitlichen Abstands, der das rekonstruierte urindogennanische Verbalsystem (ca. 4000 v.Chr.) von dem in dichter Bezeugung uns erst seit dem 3./2. Jh. v. fassbaren lateinischen System

trennt, verwundert es freilich nicht, dass dieser hier angenommene mittelbare Konnex vielfach "gestört" ist - auch die Nachzeichnung solcher "Störungen" und die Ermittlung der GrUnde hierfllr ist ein Ziel dieser Arbeit. Historische

xii

Vorworl

"Tiefenschärfe" lässt sich hierbei durch die Einbeziehung des Uritalischen erreichen, das als Zwischenstufe der Sprachentwicklung einigermaßen gut fassbar ist. Die Rekonstruktion und Darstellung des uritalischen Verbalsystems, speziell der Stammbildung, nimmt daher in diesem Buch einen großen Raum ein (Kap. 3-9). Ermöglicht wird diese Rekonstruktion durch den Vergleich mit den sabellischen (oskisch-umbrischen) Sprachen als den nächsten Verwandten des Lateinischen. Denn so dürftig ihre Überlieferung in quantitativer Hinsicht auch sein mag, reicht sie doch aus, um die Strukturzüge des in beiden italischen Sprachzweigen zugrundeliegenden Systems erkennen zu lassen. Hypothesen Ober vorhistorische Entwicklungen des Lateinischen, die den einschlägigen Befund des Saheilischen nicht mit einbeziehen, sind daher a priori mit einem Mangel behaftet. Auch wenn das Buch also nicht als partielle Vorwegnahme einer Grammatik des Uritalischen intendiert ist, sollte dazu doch eine gewisse Vorarbeit geleistet werden. Eben dies hat mich zu seiner wenn auch verspäteten Veröffentlichung bewegt; die in der ursp!Ünglichen Fassung durchgeführte Untersuchung, zu welchen lateinischen Verben grundsprachliche Wurzelaoriste anzusetzen seien, ist ja nunmehr durch das Erscheinen des LfV obsolet geworden. Das in dieser Arbeit gezeichnete Bild des uritalischen Verbalsystems und seiner Entwicklung bis zu den historischen Einzelsprachen ist aus vielen Diskussionen mit Helmut Rix erwachsen. Ihm gebührt an erster Stelle mein herzlicher Dank fllr die vielfältige Förderung und Unterstützung, die diese Arbeit durch ihn erfahren hat. Viele Anregungen verdanke ich auch B. Bock (Hamburg), 0. Hackstein (Halle I S.) und J.A. Hardarson (Reykjavik); alle Fehler gehen selbstverständlich auf mein Konto. Schließlich möchte ich Herrn Prof. Eckard Lefevre danken - fUr den fachlichen Rat, mit dem er die Entstehung dieser Arbeit begleitet hat, dem C.H. Beck-Verlag ftlr ihre Aufuahme in die Reihe "Zetemata" und die schier unendliche Geduld, bis dieses Buch vollendet wurde. Halle I Saale, im Dezember 2002

VERZEICHNIS DER ABGEKÜRZT ZlTIERTEN L ITERATUR Adams, D.Q. 1988: Tocharian Hist. Phonology and Morphology. New Haven. Saldi, Ph. 1999: The Foundations ofLatin. Berlin- New York. Santa, F.G 1952: Abweichende spät- und vulgärlateinische Perfektbildungen. Freiburg (Schweiz). Bammesberger, A. (Hrsg.) 1988: Die Laryngaltheorie. Heidelberg. Bammesberger, A. I Heberlein, F. 1996 (Hrsg.): Akten des Vlll internationalen Kolloquiums zur lateinischen Linguistik. Proeceedings of the Eighth International Colloquium onLatin Linguistics. Heidelberg. Bendahman, J. 1993: Der reduplizierte Aorist in den indogermanischen Sprachen. Egelsbach - Köln- New York. Blümel, W. 1972: Untersuchungen zu Lautsystem und Morphologie des vorklas­ sischenLateins. (MSS Beiheft 8, NF). München. Bopp, F. 1816: Über das Conjugationssystem der Sanskritsprache Frankfurt/Main. Brugmann, GR, Delbrück, GR = Brugmann, K. I Delbrück, 8.: Grundriß der vergleichenden Grammatik der idg. Sprachen, Bd. 21-III in 6 Teilen: Laut-, Stammbildung- und Flexionslehre (von K. Brugmann, Straßburg 1897I9I9), Bd. IV-V: Synta>:(von B. Deibrllck, Straßburg I893 -I900). Buck, C.D. 1928: A Grammar of Oscan and Umbrian. 2.ed., Boston (repr. 1979). Buechner, K. 1982: Fragmenta poetarum !atinorum epicorum et lyricorum praeter Ennium et Lucilium. Leipzig. Burger, A. 1928: Etudes de phonritique et de morphologie latines. Neuchatel. Campanile, E. 1981: I Celti d' ltalia. Pisa Cardona, G. 1960: The JE thematic Aorist. University Microfilms, Inc. Ann Arbor, Michigan. Cardona, G. 1968: On Hap!ology in lndo-European. Philadelphia Cardona. G. I Zide, N.H. (Hrsgg.) 1987: Festschrift for Henry Hoenigswald. Tübingen. Chantraine, P. 1973 5. 1986: Grammaire homririque. Tome I, II, Paris. Cowgill,/dg. Gramm. vgl. Cowgill, W.l Mayrhofer, M. Cowgill, W. I Mayrhofer, M. 1986: Indogermanische Grammatik. Bd. 1: 1. Halbband: Einleitung von W. Cowgill, 2. Halbband: Lautlehre von M. Mayrhofer. Heidelberg. Cowgill l987: «The second plural of the Umbrian verb" in: Cardona I Zide 1987: 81-90. Crespo, E. I Garcia Ram6n J.L. 1997: ßerto!d De!brück y Ia syntaxis indoeuropea hoy. Madrid I Wiesbaden. Delbrück, GR vgl. Brugmann, GR I Delbrück, GR.

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xiv DELG = Chantraine, P.

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=

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS

1. Stammbildungstypen RA SiA TA WA DP EP LP

RP

ye/o·PräSens

Reduplizierter Aorist Sigmatischer Aorist Thematischer Aorist Wurzelaorist

JPr NPr TPr WPr

Nasal(infix)präsens Thematisches Präsens Wurzelpräsens

Dehnungsperfekt Einfaches Perfekt Langvokalisches Perfekt Redupliziertes Perfekt

SP UP VP

Sigmatisches Perfekt u·Perfekt v-Perfekt

2. Sprachen

Belege aus lateinischen Inschriften sind nach dem CIL zitiert. Fehlt die Bandangabe, ist Bd. CIL 1 2 gemeint. Kursivdruck bezeichnet den Gebrauch des lateinischen, Fettdruck den des jeweiligen epichorischen Alphabets. Belege aus sabellischen Inschriften sind nach Rix 2002 sowie nach Vetter 1953 zitert. Lateinische Autoren sind nach dem OLD zitiert.

Abkürzungen, bei denen nur ·isch zu ergänzen ist, werden hom. acngl. altenglisch ahd. althochdeutsch idg. aind. altindisch ksl. lat(ein). altirisch air. aksl. altkirchenslavisch latin. lit. altlitauisch alit. altlat.

altlateinisch

anord. apreuß. asächs. av. dt . frz. gr(iech). heth.

altnordisch altpreußisch altsächsisch avestisch deutsch französisch griechisch hethitisch

nicht aufgcfLlhrt. homerisch

indogermanisch kirchenslavisch lateinisch latinisch (dialektales Latein) litauisch mittelhochdeutsch mhd. mittelirisch mir. neuhochdeutsch nhd. pälignisch päl. pränest. pränestinisch ps. präsamnilisch südpik. sUdpikenisch uridg. urindogermanisch vulgärlateinisch vlat.

3. Sonstige Abkürzungen < I

>

Akk. Anf. Aor. aus!. Bed.

lautgesetzlich entstanden ausI geworden zu umgebildet ausIzu Akkusativ Anfang Aorist auslautend Bedeutung

Dat. Dckl. einheitl. Fut. H.

Dativ Deklination einheitlich Futur Hälfte

.uii hom.

homerisch

Imv.

Imperativ

Ind. lnj.

Indikativ lnjunktiv

Konj.

Konjunktiv

Konj.

Konjunktiv

Konjug. Konjugation Lit.

Literatur

Lok.

Lokativ

n. (Chr.) nach Christi Geburt Nom. Nominativ Opt. Optativ Pers.

Person

Pf.

Perfekt

PI.

ppp Präpos.

Plural Partizip Perfekt Passiv

P.-(ä)s.

Präposition Prllsens

Prllt. redupl.

redupliziert

Sg. sog.

Kapitel l

l�teritum Singular sogenannt

St.

Stamm

urspr.

ursprünglich

ZIEL UND METHODE

v. (Chr.) vor Christi Geburt Vok. Vokativ Wz.

1.1

Wurzel

Problemstellung

§I Quare autem praeteritum rempus auJ syllabis crescat aut minua1ur aut par sit. non est inventa ratio, nec cur a correptis producatur ut traho traxi, auf a productis cor­ ripiatur ut sto steti, do dedi, aut utroque producatur ut flo flavi aut utroque corripiatur ut iaceo iacui "Warum aber der Perfektstamm mehr Silben zählt oder weniger [als der Präsens­ stamm] oder ebensoviel, dafllr ließ sich kein Grund lmden, und auch nicht daf'ür, warum ein Kurzvokal [des Präsensstammes im Perfekt] gelängt wird wie bei trahö

träxf, oder ein Langvokal gekUrzt wird wie bei stö stell, dO dedl, oder in beiden Stämmen ein Langvokal vorliegt wie bei flii jlävi oder in beiden Stämmen ein Kurz­ vokal wie bei iaceö iacui" (Diomedcs, GL I 370,19ff.). Dieses Buch möchte eine recht grundsätzliche Frage beantworten, die sich bereits der Lateinschüler stellen kann, sobald er die Stammfonneo des lateini­ schen Verbums zu erlernen beginnt:

Wie lässt sich erklären, dass bestimmte Verben des Lateinb;chen unregel­ mcißigjlektieren? Unter "unregelmäßigen" Verben wollen wir dabei analog zur Terminologie des Deutschen1 diejenigen Verben verstehen, filr die sich-zumindestens vom syn­ chronen Standpunkt aus - keine Regel angeben lässt, die die Bildung des Perfektstamms voraussagt. Als "regelmäßig" gelten uns also aussch1ießlich die vom Präsensstamm aus bildbaren v-Perfekta (entsprechend den !-Präterita des Deutschen) der I. und IV. Konjugation (laudäre

lau dävl, finire finlvl). Bei allen

anderen Verben ist die Gestalt des Perfektstamms nicht vorhersehbaf; sie sind mithin "unregelmäßig"; ihr Averbo muss eigens gelernt werden.

l Vgl. Der Duden Bd. 4 Grammatik der dt. Gegenwartssprache, hrsg .... von G. Drosdowski ... Mannheim I Leipzig I Wien I ZUrich 19955: 122. Traditionell wird natürlich von "'starken" Verben gesprochen. 2 Das gilt auch flir die v-Perfekta der II. und 111. Konjug., vgl. dileo diHivi neben doleo doluf. sero sivi neben sero seru'i.

Kapitel 1. Ziel und Methode

1.2 Entwicklungsgeschichte

§2 Die sechs "Perfektkonjugationen" des Lateinischen - Sigmatisches fekt (SP), v- und u-Perfekt (VP,

oder s-Per­

dungen in "starke" und "schwache" Perfekta einteilen: SP VP UP RP LP EP

dico -ere laudo -iire domo -iire pello -ere facio -ere pando -ere

dfk-.s-l laudii-v-l dom-u-l pepul-l fie-l pand-l

Als "schwach" sollen die durch ein

Suffix

Perfektsystems und die Eruierung der dabei wirkenden Prinzipien einen wesent­ lichen Teil unserer Untersuchung aus. Gerade beim Lateinischen sind die Vor­

aussetzungen für eine solche "Systemgeschichte" günstig. Denn zwischen den

"stark"

systemen der Grundsprache und des historischen Lateins liegt - zeitlich und charakterisierten Bildungen gelten,

dass diese Differenzierung, die auf den ersten Blick pedantisch und allzusehr den germanistischen Gepflogenheiten verpflichtet erscheint, einer tiefgehenden. in der Sprachgeschichte verankerten Scheidung entspricht. Schließlich bleibt noch festzuhalten. dass die Herkunft mancher Perfekttypen in sich nicht einheitlich ist. Zweifellos geht das SP als Typus auf den uridg. Sigmatischen Aorist (SiA) zu­ ruck, VP und UP sind ebenso unzweifelhaft Neubildungen, die noch nicht einmal im nächstverwandten Saheilischen (Oskischen und Umbrischen) ein Gegenstuck finden. Das EP versammelt die Resultate einiger morphologischer Entgleisun­ gen, die in kleinem Umfang auch noch vorbildlich gewirkt haben (vgl. Kap.

13).

Das RP ist wohl Fortsetzer des grundsprachlichen Perfekttyps - eine Herkunft aus dem Reduplizierenden Aorist ist nirgends erweisbar

(§ 138)

-,

und das LP

vereinigt Kontinuanten des uridg. Perfekts ebenso wie des Wurzelaorists (WA). Gibt es nun GrUnde dafUr, dass ein beliebiges "unregelmäßiges" Verbum seinen Perfektstamm so und nicht anders bildet, dass es einerseits heißt: mitto mlsi. dico äul, andererseits relinquo rellquT, scindo scidi (alat. scicidi)? Oder könnten diese Perfekta nicht ebensogut tmimiti tdidicl trelix"i und tscldi lauten? Folgt die Verteilung der "Perfektkonjugationen" auf die einzelnen Verben dem

"Gesetz des Zufalls" oder ist sie von irgendwelchen Regeln gesteuert?

Die Frage, nach welchen Kriterien sich die sechs Perfekttypen auf den Verbbestand verteilen könnten, zielt letztlich auf die Suche nach Prinzipien der 1.4) im

lateinischen

Perfektsystem. Der

synchrone Befund lässt solche Kriterien nicht erkennen, wie schon das eingangs angefUhrte

antike Zitat

beklagt).

Oft

in

chronologischer und struktureller Hinsicht voneinander weit entfernten Verbal­

sich an der Wurzel- bzw. Stammsilbe manifestiert. Es wird sich letztlich zeigen,

Kap.

§3 Deshalb macht die Nachzeichnung der Entwicklungsgeschichte des lateinischen

"schwach"

als "stark" diejenigen, bei denen die Charakterisierung (oder auch deren Fehlen)

Flexionsklassenbildung (s.u.

1.2 Rekonstruktion der Entwicklungsgeschichte

UP), Redupliziertes (RP), Langvokalisches (LP)

und Einfaches Perfekt (EP) - lassen sich wie die germanischen Präteritalbil­

genug

überdeckt

freilich

synchrone

Regellosigkeit einen älteren, regelhaften Zustand. Eben dies ist das Anliegen der vorliegenden Arbeit: die Entwicklungsprinzipien zu ermitteln, deren Wirken von der Zeit der indogermanischen Grundsprache an das historisch dokumentierte Perfektsystem des Lateinischen hervorgebracht hat.

strukturell in gleicher Weise vennittelnd - die Phase der uritalischen Sprach­ einheit, die der Rekonstruktion einigermaßen gut erreichbar ist. Der Vergleich von lateinischem und sabellischem (osko-umbrischem) Verbalsystem fUhrt einer­ seits auf hinreichend viele Übereinstimmungen, die die Rekonstruktion einer



gemeinsamen Vorstufe der beiden Sprachzweige gestatten (K�p. 4). Anderersei unterscheidet sich aber gerade das Perfektsystem der sabelhschen Sprachen seiner Ausgestaltung deutlich von dem des Lateinischen (vgl. Kap.

4.7).

m

Dies

ermöglicht es uns weitgehend, voreinzelsprachliche (uritalische) von einzel­ sprachlichen (urlateinischen) Veränderungsprozessen zu differenzieren. Es zeigt sich dabei, dass das Verbalsystem des Uritalischen dem der



Grundsprache, wie letztlich zu erwarten, erheblich viel n



er stand �ls as des historischen Latein und mutatis mutandis etwa dem des attischen Gnech1sch zu

vergleichen ist. Charakteristisch ist etwa (im einzelnen vgl. Kap. 5) die Bewah­ rung der Kategorien "Aorist" und "Perfekt"- ihr Zusammenfall erfolgte also erst in einzelsprachlicher oder allenfalls späturitalischer Zeit - und die weitgehende Umdeutung des ersteren zu einem Vergangenheitstempus oder die Aufhebung der semantisch bedingten Bildungsbeschränkungen, wie sie beim uridg. Perfekt bestanden (Kap.

5.3.2f.).

Da das uritalische Verbalsystem weitgehend Struk­

turmerkmale des grundsprachlichen bewahrt, besteht keine Notwendigkeit, in unserer Untersuchung auf weiter voraufliegende hypothetische Zwischenstufen wie Ur-Italo-Venetisch oder gar Ur-llalo-Keltisch einzugehen (vgl. hierzu Kap.

3.6f.). Wenn es denn je eine uritalokeltische Spracheinheit gegeben haben sollte, hat sich ihr Verbalsystem allenfalls in wenigen Zügen von dem der Grund­ sprache unterschieden. Das Wenige, was wir vom venetischen Verbalsystem kennen, zeigt andererseits, dass es nach der

Aufspaltung

der italovenetischen

Einheit seine eigenständige Entwicklung genommen hat.

§4 Der Zusammenfall (Synkretismus) der ererbten uridg. Kategorien "Aorist" und "Perfekt" im Spät- oder Nachuritalischen

zu

einer einheitlichen Perfektkategorie

führte zunächst zu einem Fonnenüberhang, da nunmehr ehemalige Perfekt­ stämme mit ehemaligen Aoriststämmen in gleicher Funktion konkurrierten. Die­

3 Auch wenn wir heute die Flexionsklassen des Perfekts nach anderen Merkmalen defi nieren wOrden. Zu den Überlegungen der antiken Grammatiker vgl . noch§ 15.

ses Nebeneinander ist jedoch einzelsprachlich fast vollständig beseitigt worden. Nur ausnahmsweise haben sich Dubletten erhalten wie rixi neben regl zu rego.

Kapitel l. Ztel und Methode

1.3 Hereditätsprinzip

Die hier stattgehabten Auswahlprozesse, die etwa im Lateinischen zur Bevorzugung des "Aoriststammes" *deyk-s- > ätxl gegenüber dem im Umbri­ schen erhaltenen Perfektstamm *dedik- > /dei'ik-/ DERSIC- filhrten, gehen der in § 7 beschriebenen "Flexionsklassenbildung" logisch und chronologisch voraus. Der Abbau morphologischen Überhangs im Gefolge von Synkretismus ist von Meiser 1992 untersucht worden, vgl. auch Kap. 15.2. An dieser Stelle sei nur soviel festgehalten, dass das Konzept der "Ikonizität" (Kap. 1 .6.), wie es in der "Natürlichen Morphologie" entwickelt wurde, einen plausiblen Erklärungsansatz fiir die Beurteilung der lateinischen Fakten liefert.

LIV 601), da die Wurzelbedeutung den Ansatz eines grundsprachlichen (Zustands-) Perfekts unwahrscheinlich macht (vgl. Kap. 5.2). Ganz abgesehen davon kennt der größte Teil der lateinischen Pcrfektstämme, nämlich sämtliche u- und v-Perfekta, von vomeherein kein unmittelbares Pendant außerhalb des Lateinischen.

1.3 Hereditätsprinzip

§5 Nach traditioneller Erklärung' vereinigt das lateinische Perfekt in sich die beiden ererbten Kategorien des Aorists und des Perfekts, wie sie etwa noch das Griechi­ sche bewahrt; in misi ätxf sei ersterer, in scicidi Jrqui letzteres fortgeserns. Der Rekurs auf das grundsprachliche Verbalsystem kann nun zweifellos die Vielfalt der lateinischen Formbildung im Allgemeinen begründen, nicht jedoch die im Einzelfall jeweils realisierte Stammbildung rechtfertigen: die etymologische Entsprechung von scindo im Altindischen - chindtti - bildet einen Wurzelaorist ched- < •sl?'eyd- (chedma RV 1 ,109,3; LIV 547). Zu *deykö (lat. dico) lautet im Umbrischen das Futur exact DERSJCUST (VI b 63); es ist abgeleitet vom Stamm des RP *defik- < •Jedik- (§ 4). Die lateinischen Entsprechungen der beiden For­ men ergäben die oben (§ 2) "verworfenen" Perfektstämme tscidl und tdidicf ! Warum also setzt das lateinische Perfekt in einem Fall ganz offensichtlich einen sigmatischen Aorist, im anderen höchstwahrscheinlich einen Perfektstamm fort, dessen grundsprachliches Alter im übrigen durchaus zweifelhaft isr? Die schiere Existenz allflllliger außerlateinischer Entsprechungen zu lat. Perfektstämmen erklärt die Verteilung der "Perfektkonjugationen" mithin nicht. Zudem lassen die überlieferten Formen oft genug mehrere Deutungen zu und eher ausnahmsweise die eindeutige Rückfilhrung auf eine für das betreffende Verbum sicher anzusetzende uridg. Aorist- oder Perfektbildung. Da zudem in den Einzelsprachen teilweise gleichartige Entwicklungsprozesse ablaufen, bietet auch Parallelbezeugung einer Stammbildung im Lateinischen und außerhalb nicht zwingend die Gewähr, dass hier eine bereits grundsprachliche Fonnation fortgesetzt ist. So dUrften etwa bei lat. tutudi, aind. ved. tutoda voneinander unabhängige Perfektneubildungen zur Wz. *(s)tewd- 'stoßen' vorliegen (vgl. 4 Vgl. im einzelnen Kap. 2.2. S Zur hinter dieser Erklärung stehenden Auffassung vom grundsprachlichen Verbalsystem und den (m.E. nicht stichhaltigen) Einwänden dagegen vgl. Kap. 2.5f. 5.1. 6 Vgl. LIV 548: "Neubildungen: ... Perfekt ved. ... cicchidur . .. lat. s�i�idt'. _ Einstweilen ließe sich freilich auch die RUckführung von scicidi auf emen reduphz1erten Aorist nicht ausschließen (vgl. aber § 138).

§6 Wie alle idg. Einzelsprachen hat auch das Lateinische im Laufe seiner (vor-) historischen Entwicklung vielfältige Umgestaltungen im Lexikon ebenso wie auf allen Ebenen der Grammatik erfahren. Art und Ausmaß solcher Veränderungen sind klarer zu erkennen, wenn wir nach den regelhaft zu erwartenden Kontinuan­ ten der sprachlichen Einheiten des Urindogennanischen fragen. lst etwa die Rekonstruktion eines uridg. Wurzelaorist *s!?'eyd-t [*-dt] zulässig (s.o.), dann muss dieser auch in die Vorstufen des Lateinischen eingegangen sein und sollte nach Durchlaufen der üblichen Veränderungen - Thematisierung zu urital. *skeyd-et (> 0-ed; §97), Ersatz des Ausgangs -ed durch *-ey-1 (§ 86 Anm. 41), Monophthongierung ey > i - im klassischen Latein als tscidit erscheinen (s.o.). Die Frage nach dem, was "eigentlich" zu erwarten wäre, wollen wir als "Hereditätsprinzip" formulieren: Bei ungebrochener historischer Kontinuität ist die regelmäßige Fortfohrung der aus einem früheren Stadium ererbten sprachlichen (z.B. morphologischen) Einheiten zu erwarten, unbeschadet genereller, den spezifischen Fall übergrei­ ender, trivialer Veränderungen (z.B. Thematisierung, Endungsersatz, regelmä­ ßige lautliche Veränderungen). Festzustellende Abweichungen von diesem Prinzip bedürfen - wie die "Ausnahmen " von lautgesetzlicher Entwicklung grundsätzlich der Erklärung.

Dem Hereditätsprinzip zufolge erwarten wir also im lateinischen Perfekt­ system - auch was die Stammbildung der einzelnen Verben betrifft - grundsätz­ lich die Kontinuanten ererbter Perfekt- bzw. Aoristbildungen. Somit sollten für die in § 2 genannten Beispiele die Perfektfonneo tmttf (vgl. LIV 430), tdici (LIV I08), /Iqui (LI V 406) und fscfdi (LI V 547) als Fortsetzer alter Wurzelaoriste bzw. tleliqui oder (eher) tliliqui als Kontinuante eines ererbten Perfektstammes (homer. A€Aoma) lauten. Erklärungsbedürftig sind deshalb die tatsächlich bezeugten Neuerungen misi, äu:i und scicidi ebenso wie die Aufgabe der mit "t" bezeichneten Formen7•

7 Vgl. auch A. Meillet, MSL 13 (1 905/06): 353: "Le verbe latin Ctant ainsi une construction toute novelle, il n'est pas legitime de tentcr d'expliquer cn dCtail chaque fonne particuliere en remontant a l'indo-europten ... Neanmoins un systeme linguistique ne resulte jamais que de Ia modification progressive des CICments d' un systCme antCrieur, et l'analyse doit retrouver dans le verbe latin, plus ou moins brists et tordus., des dc!bris du systeme indo-europeen."

Kapitel /. Ziel und Methode

1.4

Flexionsklassenbildung

§7 In ihrer Gesamtheit haben solche Abweichungen vom "Hereditätsprinzip" zur Neuordnung des lateinischen Perfektssystem geftlhrt. Seine sechs Flexionsklas­ sen (§ 2) vereinigen Morphostrukturen unterschiedlicher Herkunft (sigmatische und Wurzelaoriste, reduplizierte Perfekte ...) und unterschiedlichen Alters (ererb­ te Formationen, Umbildungen. Neuschöpfungen verschiedener Epochen). Sie sind nicht durchgängig und in der Regel auch nicht eindeutig mit den in Frage kommenden grundsprachlichen Ausgangsklassen - den Stammbildungstypen in Aorist und Perfekt - korrelierbat'. Die Geschichte des lateinischen Perfekt­ systems lässt sich deshalb auch als Neuorganisation von Flexionsklassen deuten. Nach Auffassung der "Natürlichen Morphologie" folgt deren Aufbau der Aus­ richtung an bestimmten strukturbestimmenden Parametem9• "Ausrichtung" ist hier sowohl synchron (statisch) als auch diachron (dynamisch) zu verstehen, d.h. sowohl als Organisationsprinzip, das die Stabilität von Flexionsklassen be­ stimmt,. wie auch als ein die Neu- bzw. Umbildung steuerndes Moment. Nun ist seit jeher bekannt, dass die Distribution der sechs ..Perfektkonjugationen" gewisse Regularitäten erkennen lässt und offenbar in Zusammenhang mit bestimmten phonologischen oder morphologischen Eigenschaften der einzelnen Verben steht: SP wird bei Wurzeln mit auslautendem Laryngal gemieden (vgl. § 123), diese bevorzugen vielmehr VP oder UP, vgl. sprevf striivf genu1 zu *sperh-10, *sterhr (LIV 599), *g"enh,- (LIV 163), redupliziertes begegnet nur bei bestimmten Wurzelanlauten (§ 160) usw. Der Neuaufbau des lateinischen Perfektsystems basiert offenbar - wenigstens zum Teil - auf der AusprägWig solcher Korrelationen zwischen bestimmten phonologisch-morphologischen Eigenschaften der Verben und der Art ihrer Perfektbildung: diese wird letztlich durch die ersteren mitbedingt Die Ausbildung des Perfektsystems gehorcht dann keineswegs dem Zufall, sondern folgt bestimmten Tendenzen. Diese wirken sich allerdings nicht notwendig mit der Zwangsläufigkeit von Lautgesetzen aus: eher

8 Dies gilt - bezogen auf die Mitgliedschaft der einzelnen Verben - auch filr das SP, das sich als Typ zwar eindeutig aus dem sigmatischen Aorist herleitet. Jedoch ist von vomeherein keinesfalls anzunehmen, das alle lateinischen SP auf einen uridg. SiA zurilckzufilhren sind; umgekehrt sind nicht alle potentiell rekonstruierbaren SiA der Grundsprache im Lateinischen fortgeführt, vgl. Kap. 7.3. 9 Vgl. Wurzel 1984: 1 1 7: "... Relationen zwischen unabhängigen außermorpho­ logischen Eigenschaften der Wörter und ihren morphologischen Eigenschaften, oder aber, wenn das nicht möglich ist, zwischen den verschiedenen morphologischen Eigenschaften der Wörter ...". 10 Klingenschmitt 1982: 1 1 1 Anm. bestimmt den wurzelauslautenden Vokal als -hr, vg1.jedoch LJV 585 mit Anm. I .

I.S Kondizionierung

als lautliche Entwicklungen lassen morphologische Veränderungen, um die es hier geht, Reliktformen als "Ausnahmen" bestehen'' . Die Suche nach charakteristischen und bestimmenden Struktureigenschaften, die im historischen Latein die Mitglieder einer Flexionsklasse vereinen'\ kann freilich nicht zu einer v51lig befriedigenden Antwort aufdie Eingangsfrage (§ 1 ) ftlhren, selbst wenn wir die "Ausnahmen" einmal unberücksichtigt lassen. Denn in der langen Entwicklung von der Grundsprache bis in die dokumentierte Phase kamen zweifellos unterschiedliche Struktureigenschaften zum Tragen, so dass einander Aufbauprinzipien aus verschiedenen Epochen überlagern. Ob es sich zum anderen bei einer gegebenen Perfektbildung um die regelmäßige Fon­ fUhrung einer grundsprachlichen Formation handelt, um eine regelmäßige Um· bildung, um eine Ersatzbildung, die eine ältere aufgegebene Morphostruktur gleichsam "substituiert" (§ 12), oder aber um eine völlige Neuschöpfung, die im Verbalsystem der Grundsprache keine Entsprechung findet, lässt sich erst dann entscheiden, wenn die jeweiligen Voraussetzungen - der sprachhistorische "Input" - geklärt sind. Das "Hereditätsprinzip" liefen somit die Konstante, die in der Diachronie wirkenden Prinzipien der Flexionsklassenbildungen die Variablen bei der Rekonstruktion der Entwicklungsgeschichte. Damit ergibt sich auch im Groben der Aufbau der Arbeit: zunächst ist die grundsprachliche (bzw. uritalische, vgl. Kap. 6 - 9) Ausgangssituation zu ermitteln, dann jene Regularitäten, die den rekonstruierten Zustand in den Befund des historischen Lateins überführen.

1 .5

Positive und negative Kondizionierung

§8 "Außennorphologische Eigenschaften" wie phonologische oder semanto­ syntaktische Merkmale steuern also den Aufbau von Flexionsklassen: ihr Vorhandensein kann die Zuordnung eines Wortes zu einer bestimmten Flexionsklasse fördern - "positiv kondizionieren". Augenfällig ist das Wirken der "Kondizionierung" beim Flexionsklassenwechsel eines Wortes, zumal wenn dieser Wechsel den in der Sprache sonst wirkenden Tendenzen widerspricht. Der Flexionsklassenwechsel muss dabei nicht unbedingt durchgängig eintreten, also nicht alle in Frage kommenden Wörter betreffen, die das I die entsprechende Merkmal(skombination) aufweisen. Zudem kann bei ein und demselben Wort neben der neuen "kondizionierten" Flexionsklasse die ältere als Variante bestehen bleiben. Ein bekanntes Beispiel für einen positiv kondizionierten Wechsel bietet im Dt. das Verbum preisen, mhd. prisen. Als Lehnwort aus frz. preisier '(hoch)schätzen' lässt es an sich eine Flexion nach dem schwachen II Verstöße gegen die in Kap. 10.2-4. aufgestellten Distributionsregeln sind in Kap. 10.5 (§§ 162ff.) behandolt. 1 2 Wie sie übrigens bereits die antike Grammatik unternahm, vgl. § 15.

Kapitel I. Ziel und Methode

I. 6 Ikonizität und Systemangemessenheit

Typus erwarten (Kluge 1989: 561). In der Tat lautet noch im Frühnhdt das Prät. preisete, das Part. Prät. gepreiset. Die daneben schon im 13. Jh. bezeugte und heute allein übliche starke Flexion preisen pries gepriesen erklärt sich durch die Analogie nach der mitgliederstärksten L starken Klasse (Typ: weisen wies gewiesen). Ursächlich filr den Klassenwechsel war als positiv kondizionierendes Merkmal die Lautstruktur, d.h. das Vorliegen des Diphthongs ei bzw. mhd. des Langvokals i. Im Lateinischen bilden die meisten Verben, deren Wurzel auf die Gruppe "Nasal + Tektal" endet, das SP, vgl. iunxi anxi cinxi tinxi pinxi emurvä sanxi u.a. zu iungo ango cingo tingo pingo emungo sancio (§ 252). Die strukturelle Ähn­ lichkeit mit diesen Verben führt bei pango 'fUge' dazu, dass neben das ältere RP pepigi ein SP panxi tritt (§ 170). Beim selben Verbum begegnet neben dieser phonologisch kondizionierten Variante das semantisch kondizionierte Perfekt pegl- gebildet nach dem Muster des Oppositumsfrango jregi 'breche'.

det"14• Welche morphologischen Kategorien elementar und welche nachgeordnet sind, ist nach pragmatischen, psychologischen und wohl auch logischen Gesichtspunkten zu beurteilen. Unter psychologischem Aspekt etwa sind dieje­ nigen Kategorien elementar, die auf die Sicht des Sprechers bezug nehmen (I. Pers., Subjekt, Sg., Indikativ als Symbolisierung der "realen Welt", in der der Sprecher lebt, Gegenwart usw.), nachgeordnet dann die jeweils komplementären Kategorien der anderen Personen, des Nichtsubjekts, des Plurals, der Modi der Möglichkeit oder Irrealität, der Nichtgegenwart (Vergangenheit, Futur) usw. Unter logischem Aspekt sind diejenigen elementar, die durch andere nachgeordnete - präsupponiert werden. So ist für die Vergleichbarkeit von Eigenschaften ('größer als .. '; Komparativ) ihre Konstatierung Voraussetzung ('groß'; Positiv)lj. Im Einzelfall mag die Beurteilung einer Kategorie als elementar je nach Gesichtspunkt unterschiedlich ausfallen. So ist unter pragma­ tischem Aspekt die "Darstellungs- oder Symbolfunktion" der Sprache (im Organon-Modell von Kar! Bühler) offenbar "elementarer" als die "Ausdrucks­ funktion": in dieser Sichtweise ist mithin die 3. Pers., die auf den Kommunikati­ onsgegenstand Bezug nimmt, grundlegender als die 1. Pers.: Menschen kommunizieren alles in allem doch eher über etwas (bzw. jemanden) als ilber sich selbst. Für die Berechtigung dieser Annahme spricht die Tatsache, dass die morphologische Enkodierung der 3. Pers. in den Sprachen der Welt, wo denn ein "Geflille" (s.o.) im Ausdruck besteht, i.a. weniger komplex ist als diejenige der 1. Pers.16• Die allgemeine Sprachtypologie also kann im Konfliktfall Hinweise11 geben, welche Kategorien eher als elementar angesehen werden können. Die elementaren Kategorien geben elementare Annahmen über bzw. elemen­ tare Sichtweisen auf die Welt wieder. Ihr Verhältnis zu den komplementären nachgeordneten Kategorien kann dann so interpretiert werden, dass letztere die ersteren durch zusätzliche Informationen modifizieren oder aber spezifizieren: die Elementarannahme der "Einzahl" (kategorisiert als "Singular") durch die An­ gabe, dass auf eine "Vielzahl" Bezug genommen wird, die Elementarannahme der "assertierenden Aussage" ("Indikativ") durch die Modifizierung hin zur Aussage über ein möglicherweise eintretendes Geschehen ("Potentialis"), die nicht festgelegte Zeit ("Injunktiv") zur "Gegenwart" oder "Vergangenheit" usw. In diesem Sinne kann die Modifikation bzw. Spezifikation solcher Elementaran­ nahmen als "Semantisches Mehr", d.h. die HinzufUgung eines semantischen Merkmals verstanden werden: Plural und Konjunktiv sind merkmalhaltiger (stärker markiert) als Singular bzw. Indikativ, ebenso Präteritum und Präsens

§9 Die außermorphologischen Eigenschaften können allerdings die Aufnahme eines Wortes auch verhindern; hier sprechen wir von "negativer Kondizionierung". So führt die lautliche Entwicklung der Gruppen -rs-, -ls- > -rr-, -/1- dazu, dass die Bildung von SP zu Verben, deren Basen auf -r oder -/ lauten, aus GrUnden der morphologischen Transparenz vermieden bzw. ersetzt wird. Daher bilden pareo calleo entgegen der bei Verben der II. Konjugation sonst zu beobachtenden Ver­ teilung (bei prosodisch kurzer Wurzelsilbe UP, bei prosodisch langer SP) das UP pärui callui (§§ 159. 237). Das reguläre SP musste hier zu den opaken Formen tpari tcallf führen. Ihrer Iautgesetzlichen Bedingtheit entsprechend wirken ne­ gative phonologische Kondizionierungen i.a. durchgreifend; der Ersatz eines vorhandenen, aber den phonologischen Strukturregeln nicht mehr entsprechen­ den Typs durch eine Neubildung geschieht (nahezu) regelmäßign. Filr die Entwicklung des Jat. Perfektsystems spielt die phonologische Kondizionierung eine wesentliche Rolle.

1 .6

Ikonizität und Systemangemessenheit

§10 ,.Grundlegend ftlr die morphologische Natilrlichkeitstheorie (nach Mayerthaler 1 981) ist der Gedanke, dass universalpragmatische Eigenschaften der Kommuni­ kationssituation einerseits und biologisch-neuropsychologische Prädispositionen des Sprechers andererseits bestimmte morphologische Kategorien als elementar, andere als nachgeordnet erscheinen lassen; dieses hierarchische Gefälle wird im Idealfall von Einzelsprachen bei der Enkodierung dieser Kategorien abgebil-

13 Eine Ausnahme von der erwähnten Regel, wonach bei Verben mit Liquida im Basisauslaut SP durch UP ersetzt wird, stellt vello veltf < *wels- dar, vgl. § 222.

14 R. Ludwig 1996: Kreolsprachen zwischen Mündl1chkeit und Schrifllichkeit, Tübingen, p. 48. Vgl. auch Mayerthaler 1981: 14-21. 15 Vgl. Ludwig, l.c. 16 Vgl. etwapoln. 3.Sg.jest 'ist' vs. l.jestem, 2. jesteS, 3 .Sg. Prt. znal'wusste' vs. 1. znakm, 2. znakS ; hebr. 3.Sg.M . katab 'schrieb' vs. 1 . kat:Jbu, 2. katabta, tllrk. 3.Sg. geliyor 'kommt' vs. I. geliyorum, 2. geliyorsun. Mayerthaler 1 98 1 : 30 nimmt dagegen eine "inverse Ausprägung des k[onstruktionellen] l[konismus]" (vgl. § 11) an. 17 Der alleinige Rekurs aufsie liefe auf einen Zirkelschluss hinaus.

Kapitel 1. Ziel und Methode

1.7 Aufbau. UmbiLdung ...

gegenüber dem "lnjunktiv" bzw. - im Hinblick auf die Sprecherperspektive -

Sprachwandels, wobei sowohl phonologische Veränderungen wie auch solche

das Präteritum gegenüber dem Präsens.

der Paradigmenstrukturen (Verlust

10

1/

I Neuaufbau I Umdeunmg von

Kategorien)

zur Verdunklung von Inhalt-Ausdruck-Beziehungen fUhren. Die durch das § II

Wirken all dieser Faktoren sich herausbildende Flexionsparadigmen weisen

Bei optimaler Symbolisierung von Kategorien ist dieses "semantische Mehr" in

durchaus sprachspezifische Struktureigenschaften auf, die keineswegs allein

einem "morphologischen Mehr" abgebildet. "Eine Symbolisierung ist optimal

einer universellen

NatOrlichkeit

bzw. maximal natürlich gerrau dann, wenn sie konstruktioneil ikonisch, unifonn

Flexionsklassenbildung

und transparent ist"18• "Unifonn" meint dabei das

gehören nach Wurzel

one-form I one function­

Prinzip, "transparent" die Analysierbarkeit der Kodierung (durch "monofunktio­

I Derivate"19).

nale Operationen" bzw. "nur monofunktionale Flexive

vs.

/vek-s-r/;

vs.

Mütter)

Schwester vs. Schwester-n), modulatorisch-additiv (/veh-o/ Haus vs. Häuser) und modulatorisch (/ag-o/ vs. teg-f/; Mutter

(d) die Anzahl und

ausgedrUckt (Präs. /pand-o/, Pf. /pand-rl; Sg.

Lehrer vs.

PI.

Lehrer),

bei kontra­

von Kategorien gegenläufig: dem "semantischen Mehr" entspricht ein "morpho­ logisches Weniger" und umgekehrt (/skind-o/ vs. /skid-i/,

Elternteil vs. Eltern21).

Die sechs lateinischen Perfektkonjugationen lassen sich gemäß dieser Hierarchie im Ganzen wie folgt ordnen: maximal ikonisch sind die regelmäßigen VP sowie einige der SP

(laudii-re : /audii-v-1), weniger als maximal ikonisch die UP und die meisten SP sowie wegen der meist "modulierten" Wurzelsilbe - die RP (mone-o

: monu-i,

torque-o : tors-f, tang-o : tetig-i), minimal ikonisch i.a. die LP (ag-o : eg-T), nichtikonisch die EP (prehend-o : prehend-'i),

tung von Flexionssystemen favorisiert, die einheitlich und systematisch aufge­ baut sind. Miteinander konkurrierende morphologische StrukturzUge, also nicht­ funktionale Uneinheitlichkeiten des Systems hinsichtlich seiner typologischen Hauptparameter ... unterliegen der Tendenz zum Abbau'122• Als Beispiel für eine gegen das NatUrlichkeitsprinzip wirkende Favorisierung der Systemangemes­ senheil sei hier die Bildung des Akk.Pl. Mask./Fem. der Konsonantenstämme im Umbrischen angeführt: in allen anderen Deklinationen

Mayerthaler 1981: 22, vgl. Wurze1 1984: 22. Mayerthaler 1981 : 35. ln den lat. Beispielen ist nur aufdie Stammbildung Bezug genommen. Der selten gebrauchte Sg. Elter bleibt hier als fachsprachlich außer Betracht.

*-ef sowohl

-s

(synkopiert aus

*-ef (< *-ens < *-es) lautete. ob­

ikonisch besser enkodiert und phonetisch

leichter realisierbar war (vgl. die bezeugten Akk.-Formen.frif< •frig-fEI< bzw. >E< repräsentieren hier ? < ey < oy: zugrunde liegt die o-stufige Stammform des Perfekts zu ey- (< uridg. *hi-ho�; § 23P7). Wenn in der Tat gemäß unserer Ansicht oy in Binnen· silben wie in Endsilben regulär über ey zu altlat. ? monophthongiert wurdelK, dann wären Mayers Ansätze tskekiid-, tdedük- (zu äico) unberechtigt und durch tskekeyd- (tske-kpd- > tskekid-) usw. zu ersetzen. Das Problem der Homony­ menvermeidung hätte nicht bestanden, der Konnex mit dem Präsensstamm wäre stets transparent geblieben: die Entwicklung wäre bei *ske-koyd- > *skekeyd­ usw. ebenso verlaufen wie etwa bei *(we-) weyk- > *weyk- > wik-. Nicht minder problematisch ist der chronologische Aspekt. Zwar ist der Zeitpunkt der Monophthongierung nicht genau einzugrenzen. Die Eckdaten liefern einerseits die archaischen Inschriften CIL 4 ("Duenos-lnschrift" l .II.6.Jh.: QOJ DUENOI NOJS/OPETOff) sowie die (freilich nicht stadtrömische) Inschrift auf einer pränestin. Ciste (CJL 566, 4.Jh.: OJNUMAMA 'Amazone'19) mit Bewahrung von -oy-, andererseits mit Monophthongierung in Endsilbe die Inschrift auf einem beim Fall von Falerii (241 v. Chr.) erbeuteten Brustpanzer .. . FALERJES .. . 10, sowie fUr -o� > ii in Anfangssilbe das Wortspiel bei PI. Bacch. 129: "non omnis aetas, Lyde, ludo conuenit'"1• Vergleichbar frUhe Beispiele fllr die Monophthongierung in Binnensilben fehlen_ Sicher ist sie dort nicht später eingetreten als in Anfangssilben; daher dürfte in COMOINE(m) (s.o.) historische Orthographie vorliegen. Jedenfalls ist die Monophthongicrung später anzusetzen als die Vokalschwächung in Binnensilben, denn die in Erstsilben unterbliebene Monophthongierung ay > ;

Zu

oboedio vgl. M. Meier-Brügger in Fr Wien: 291 nach Solmsen, 1894: ISOf.: 25 oboedio < *oba·wi(s)-(/' •. amoenus nach Leumann LLF 1 87 < •amawino- J *amowmo-,

vgl. noch Meiser, HLF 7 1 . 26 Nach Sommer, H b 1 0 3 kann "das alte -oi-, •Oe· .. . i n dieser Lokalitätsbezeichnung als Archaismus erhalten geblieben und im Volksmund zu -e- geworden sein ...". "Volkssprachliche" Lautung ist indessen bei einem typisch sakralrechtlichen Wort gerade auf der offiziellen Inschrift CIL VI 1231 kaum zu erwarten. Zur Monophthongierung von oy vgl. auch BIOme) 1972: 16-28 sowie Meiser, HLF 70f. 27 Allerdings wäre die Annahme einer Sonderentwicklung o > e I ii zur Erklärung von INTER/EIST/ kaum zu widerlegen. 28 Vg\. Meiser, HLF 70-72. 29 Vgl. Wachter 1987: 1 58.264.267. 30 Zimmennann, J.L.: The J Paul Getty Museum Journal 14 ( 1 986): 40. 3 1 lüdus < loydos, vgl. LOIDOS CIL 364 (200v.).

26

Kapitel 2. Forschungsgeschichte

(incido zu caedo, inqulro zu quaero) fUhrt über eine "geschwächte" Zwischenstufe ey (> f > i), vgl. S.C. de Bacch. Z.26 INCE/DERE11S. Die tat. Inschriften des 6. Jh. (CIL 4 !OUESAT, Lap. Satricanus MAMARTEI POPL/OS/0 VALESIOSIO) zeigen von Vokalschwächung keine Spur, sie istjedoch etwa durch das zitierte 0/NUMAMA filr das 4.Jh. bezeugt und dUrfte demnach im 5. Jh. einge­ treten sein. Die Monophthongierung von oy im Inlaut erfolgte wohl im 4. oder, will man den zeitlichen Abstand zur historischen Schreibung COMOJNE im S.C. de Bacch. nicht allzu groß ansetzen, in der ersten Hälfte des 3. Jh. Mayers Hypothese erfordert die Bewahrung des Ablautwechsel im Perfekt bis auf diese Zeit. Jedoch wäre zu erwarten, dass sich von Perfektformen des Typs tske(s)koyday in der Überlieferung irgendeine Spur fände. Zudem lässt eine Form wie pepercl < •pe�park- zu Präs. parco, die weder die o· noch die re­ guläre Schwundstufe fortsetzen kann, darauf schließen, dass die Angleichung des Wurzelvokals im Perfektstamm an den des Präsensstammes (§ 148) älter ist als die Schwächung in Binnensilbe und damit auch älter als die Monophthongierung in Binnensilben; bei lebendigem Ablaut wäre sie kaum vorstellbar. Auch das Zeugnis der verwandten Sprachen - vgl. falisk. pepara[i], fifiked, osk. FEFACJD mit Schwundstufe bzw. Vokalismus des Präsensstamms - lässt vermuten, dass der Ablautwechsel schon längst beseitigt worden war12; eine Auswahl zwischen verschiedenen im Ablaut divergierenden Stammformen kam im 4. oder gar 3. Jh. v. Chr. nicht mehr in Frage. Deshalb kann mit dieser Hypothese nicht die offenbar schon viel früher festgelegte unterschiedliche Perfektstammbildung der Verben erklärt werden. Dieser chronologische Einwand gilt übrigens auch dann, wenn die Entwicklung von inlautendem oy unrichtig beurteilt sein sollte. § 25 A. Mayer scheitert somit am gleichen Problem wie F. Bader, J. Gonzalez Femandez und H. Kurzova. Während letztere im lat. Verbalsystem grundsprach­ liche, gar vor-urindogermanischen Gegebenheiten unmittelbar widergespiegelt sehen, muss Mayer annehmen, dass die filr seinen Lösungsvorschlag entschei­ denden morphonologischen Veränderungen in der der literarischen Zeit unmittelbar vorausgehenden Epoche eingetreten sind. Ein Blick auf das uns von den Verbalsystemen des Saheilischen und des Paliskisehen Bekannte hätte hier zur Vorsicht mahnen können: Ohne die Berücksichtigung der relativen Chronologie phonologischer und morphologischer Prozesse (und im speziellen Falle der Rolle des Uritalischen) muss ein Versuch, sprachgeschichtliche Entwicklungen im Lateinischen zu klären, von vorneherein fehlgehen.

32 Bis in altlateinische Zeit ist er freilich relikthaft reflektiert im Perfektparadigma zu eo 'gehe', vgl. Meiser, HLF 223. 33 Vgl. § 21 Anm. 18 zu scindo sowie § 22.

Kapitel 3

DAS URITALISCHE

3.1

Zur Rekonstruktion

§ 26 Die Rekonstruktion der Entwicklungsgeschichte des lateinischen Verbalsystems erfolgt unter der günstigen Voraussetzung. dass durch den Ansatz des Uritalischen eine Zwischenstufe fassbar ist, die zeitlich und strukturell in gleicher Weise zwischen dem historisch bezeugten Sprachzustand des Lateinischen und der indogennanischen Grundsprache vermittelt (vgl. § 3). Freilich kann die Existenz einer uritalischen Spracheinheit bislang keinesfalls als comunis opinio der Forschung gelten1• Ein Teilband der Incontri Linguistici, der vor einigen Jahren dem Problem gewidmet wurde (lnLing /6 (1993): 9-101), enthält Beiträge, die sich dezidiert gegen den Ansatz eines Uritalischen aussprechen1, neben solchen. die eine solche Hypothese zwar ftlr denkbar, aber bislang noch nicht hinreichend untennauert halten1• Im Folgenden sollen daher die Argumente filr den Ansatz des Uritalischen vorgestellt werden._ Das Verbalparadigrna, dem hierbei eine besondere Rolle zukommt, wird gesondert im 4. Kapitel behandelt. Vorab bleibt festzustellen, dass - wie E. Campanile op.cit. (Arun. 3): 45 zurecht hervorhebt - sich die beiden Erklärungen der I Zur Frage der urital. Spracheinheit vgl. neben der bei Meiser 1986: 14 genannten Literatur jetzt auch Cowgill: ldg. Gramm.: 34f. sowie D. Ringe in: Bammesberger 1988: 434: "Laryngeal isoglosses reveal no early split between L[atino]F[aliscan) and O[sco]U[mbrianl; the data are consistent with the P[roto]I[talic] hypothesis". - Abgelehnt wird das "Uritalische" v.a. in der älteren italien. Sprachwissenschaft, vgl. etwa G. Devoto, 1988: Geschichte der Sprache Roms, Heidelberg: 69; V. Pisani, 1959: Saggi di linguistica storica, Torino, p. 168-180; LDIA 32ff. 2 R. Lazzeroni: "Latino e osco-umbro fra unita genetica e affinitA acquista", pp. 6 1 69, vgl. besonders p . 67; V . Orioles: "Lega linguistica italica e palatalizzazioni": 7 1-78, vgl. bes. p. 72. 3 Vgl. J. Untennann: "Urverwandtschaft und historische Nachbarschaft ... ": 91-101, vgl. bes. p. 97; Cl. Sandoz: "Le latin et les Jangues italiques limitrophes ... ": 87-91; P. Poccetti: "Le lingue dell' Italia antica tra genealogie e contatti'': 79-86; positiv E. Campanile, "Stammbaum e Sprachbund: i1 caso dell' onomastica femminile italica e latina": 45-59, vgl. p. 59. 4 Vgl. auch H. Rix: "Lateinisch und Sabellisch: Stammbaum und I oder Sprachbund?", lnLing 17 (1 994) 1 3-29.

Kapitel 3. Das Urita/ische

3.2 Morphologie des Nomens

offenkundigen Gemeinsamkeiten zwischen den italischen Sprachen Stammbaum und Sprachbund - keineswegs wechselseitig ausschließen. Ob zwei historisch distinkte Sprachen eine gemeinsame Vorsrufe haben Oskisch und Umbrisch das Ursabellische, Latein und Faliskisch das Latino­ faliskische usw. - oder aber ob die zwischen ihnen festgestellten Ähnlichkeiten auf (ggfs. wechselseitiger) Entlehnung oder aber auf unabhängiger Parallel­ entwicklung beruhen, lässt sich nun keinesfalls durch die Ennittlung und Aufzählung disparater Isoglossen entscheiden, denen zweifellos ein heuristischer Wert zukommt. Grundsätzlich ist der argumentative Aufwand bei Annahme einer ursprünglichen Spracheinheit zweifellos größer, da genetische Verwandt­ schaft im Vergleich zu wechselseitiger Beeinflussung durch Sprachkontakt die historisch weniger triviale Möglichkeit darstellt. Wesentlich ist dabei, dass die Teilsysteme der historischen Einzelsprachen sich einigennaßen widerspruchsfrei aus den entsprechenden hypothetischen Teilsystemen herleiten lassen. Der Nachweis einer vorhistorischen Grundsprache erfolgt somit gewissermaßen abduktiv5: von einem Resultat (den historisch bezeugten Sprachzuständen) und den angenommenen Regeln der Sprachentwicklung wird auf den hypothetischen Ausgangszustand � die Prämisse - geschlossen.

Wenn der Versuch, Teilbereiche der uritalischen Grammatik zu rekonstruieren, erfolgreich ist, gewinnen wir damit positive Argumente fUr den Ansatz dieser "Zwischen-Ursprache". Dies ist zwar nur ein Nebeneffekt unserer Arbeit. In jedem Falle scheint es uns aber unmöglich, die Entwicklungsgeschichte des lateinischen Perfektsystems ohne Einbeziehung der nächstverwandten Idiome verstehen zu wollen.

28

§ 27 Den einzelnen Teilsystemen der Sprache (Phonologie, Morphologie, Lexikon, Syntax) kommt dabei durchaus unterschiedliche Beweiskraft zu. Diese ist umso größer, je geschlossener das betreffende System ist Offene Systeme sind Lexikon und Phraseologie, weniger offene Syntax, Phonetik und Derivations­ morphologie, (mehr oder minder) geschlossene Systeme Phonologie und Flexionsmorphologie. Eine uritalische Spracheinheit, aus der sich das Latino­ faliskische und das Saheilische entwickelt haben, kann somit nur dann begrUndet angesetzt werden, wenn es gelingt, spezifische (Teil-) Systeme und Merkmale dieser gemeinsamen Vorstufe zu rekonstruieren, die sie einerseits von der uridg. Grundsprache, andererseits von anderen, nicht in die Rekonstruktion einbezo­ genen idg. Einzelsprachen oder deren Vorstufen (Urkeltisch, Urgriechisch usw.) deutlich abheben. FUr diesen Nachweis ist die Untersuchung der Verbalflexion besonders ergiebig. Denn die Kompliziertheit der in den Vergleich involvierten Systeme - des uridg., des lateinischen und des sabellischen - mit ihrer Vielzahl von Kategorien und Kategorienkombinationen macht die Annahme unwahr­ scheinlich, dass die gleichlaufenden tiefgreifenden Abweichungen, die das lateinische wie auch das sabellische Verbalparadigma von dem der Grund­ sprache unterscheiden, unabhängig voneinander entstanden sind. So kommt diesen Veränderungen eine höhere Aussagekraft zu als etwa gemeinsamen Neuerungen im Bereich der sehr viel einfacher strukturierten Nominaltlexion. s Zum Begriff der "Abduktion" vg1. Ch.S. Peirce 1965: "Deduction, Induction and Hypothesis" in Co/lected Papers, Vol. II, Cambridge (Mass.): 619 - 644. Im Einzelnen ist das Beweisverfahren natürlich durchaus dialektisch; so werden etwa Hypothesen über den Ausgangszustand zur Ermittlung von Regeln der Sprachentwicklung gebraucht

29

§ 28 Das vorliegende Werk intendiert nicht die Darstellung einer uritalischen oder gar einer vergleichenden italischen Grammatik. Jedoch spielt in der Argumentation der Ansatz einer uritalischen Zwischenstufe, die einen besseren Nachvollzug des Entwicklungsgangs gestattet, eine entscheidende Rolle ( § 3). Deshalb sollen im Folgenden die charakteristischen Züge des Uritalischen vorgestellt und hinsichtlich ihres Gewichts tur den Ansatz des Uritalischen bewertet werden6• Unter "Uritalisch" wird dabei die gemeinsame Vorstufe des Latinofaliskischen und des Saheilischen verstanden. Den beiden Sprachgruppen gehören folgende Idiome an (vgl. Rix 2002: 4-9): I. L a t i n o f a I i s k i s c h ( I . Latein, latinische Dialekte, 2. Faliskisch), 2. S a b e I I i s c h : a) u m b r o s a b i n i s c h e Dialekte ( I . Umbrisch und Paläo­ Umbrisch, 2. Sabinisch, 3. Volskisch, 4. Äquisch, 5. Marsisch, 6. SUdpikenisch, 7. Präsamnitisch), b) o s k i s c h e Dialekte (8. Oskisch (Samnitisch). 9. Pälignisch. 10. Vestinisch, 1 1. Marrukinisch).

3.2

Morphologie des Nomens

§ 29 FUr eine angenommene uritalische Grundsprache lassen sich eine ganze Anzahl von Merkmalen angeben, von denen freilich nur wenige beweiskräftig im Sinne des eben (§ 27f.) Gesagten sind. So lässt sich etwa aus der Existenz des letztlich aus der Grundsprache ererbten Supinums auf -tum sowohl im Lateinischen (cubitum ire) als auch im Umbrischen (.4.SERJ.4.TO EEST VI a I f. 'observatum ibit') kein Argument fllr den Ansatz des Uritalischen gewinnen; hierftlr kommen nur gemeinsame nicht-triviale Neuerungen in Frage. Ebenso weist etwa das uritalische Nominalsystem, von trivialen Veränderungen wie der Reduktion des nominalen Flexionssystems auf sieben Kasus sowie auf die Numeri Singular und Plural (mit Bewahrung der ererbten Dualausgänge in den Wörtern fiir 'zwei' tat. 6 Außer Betracht bleiben hier Lexikon bzw. die nominale Wortbildung (vgl. hierzu J. Untermann 1993 [s.o. Anm. 3), M. Weiss 1993: Studies in italic nominal morphology, Comell, sowie F. Heidermanns 1996: Saheilische Nominafbildung. Untersuchungen zur nominalen Wortbildung im Oskisch-Umbrischen. (Ungedruckte) Habilitationsschrift, Köln). sowie Pronomina und Syntax.

3.3 Phonologie

Kapitel 3. Das Uritalische

30

ZUge auf (vgl. Meiser, HLF 128f.). Hierzu gehören die (ursprüngliche) Generalisierung der Ablativ-Endung -d im Sg. aller Deklinationen', der formale Synkretismus von Dativ, Ablativ I Instrumental und Lokativ im PI., bei den ä­ Stllmmen die Einfilhrung der Ausgänge -iizom (G.Pl.), -0'S (Dat./Abi./Lok.PI.), die Bewahrung des Vokativausgangs -ä, bei den Konsonantenstämmen die

Einfilhrung des Ausgangs -id im Abl.Sg., der Aufbau der i-Deklination, das

Superlativsuffix -isemo- sowie die Bildung von Adverbien zu o-stämmigen Adjektiven mit dem Suffix -id.

3.3

56-64". Spezifisch uritalisch ist hier

Phonologie

3.

§ 30

Recht gut erscheint die phonologische Entwicklung des Uritalischen rekon­ struierbar (vgl. auch Meiser 1986: 37f.). Nicht alle der betreffenden Laut­

veränderungen sind allerdings hinreichend spezifisch und nichttrivial: 1. V o k a l i s m u s': , 1 . 1 "Kürzung nach Dybo. (V > v 1 R lllr R = r /

V)

1.2 "Osthotrsche KUrzung" (9 > v-1 RC 1.3 Kürzung von Vokal vor Vokal -

1.4 Dehnung vor "Nasal + Spirans" (v > v I NS

1.5 Verlust von o und i hinter t vor ausl. -s 1.6 Verlust von unbetontem aus!. -i hinter t s. 1 .7 ew > ow 1 .8 Ow > äw 1 .9 Uy > iY I . IO r l > or ol

fllr R = r l m n y w)

lllr S = sfx)

Spezifisch uritalisch sind hier die Entwicklungen 1 .4--6, 1.8-l 0. 2. L a r y n g a l e n t w i c k l u n g e n' 2.1 Clf.HC > CRiiC (umbr. natine < *gniitine, zum Kelt. vgl. galt. *gnätos in Cintognatus) 2.2 C�C > CaC (osk. anams Cm 17 I Ve 109, anamUm Cm 13 I Ve 3 < *h2enbrmo-, vgl. air. andl 'Atem' < *hftnbrtlo-)10

2.3; auch bei 2.5 dürfte es sich um eine

Entwicklung handeln, die mit der entsprechenden griechischen in keinem genetischen Zusammenhang steht. K o n s o n a n t i s m u S12

3 . 1 y > O! v_v 3.2 s > z l v v 3.3 p ... k">k· ... k" 3.4 -t > -dl # 3.5 c/'i b' I g.,l'- >f- 1 #_ 3.6 i'!/ > h- 1 # 3 .7 nd' > nd, mb11> mb, ngwh > ng"', n/ > ng 3.8 J' > �. b' > ß, � > y, g"' > y> I V_V (lllr T = d t d'} 3.9 Ts > ss 3 . ! 0 sw > rw l v v 3. 1 1 my > ny 3.12 dy l gy > )Y (lllr P = p bß) 3 . 1 3 Pw > P (lllr P = p bß) 3.14 Pm > mm (lllr N = n m) 3.15 kN> gN (lllr T = Okklusiva und -s-) 3 . 1 6 nkT > nxT 3 . 1 7 tt > tst > ss (lllr R = r /) 3. l 8 tt > tst > st i _R Charakteristische italische Entwicklungen sind hier 3.4,

3.10, 3.12 und 3. 16.

Der "Aspiratenkomplex" (3.5-8) umfasst (soweit belegbar) auch die Vorstufe des Venetischen, weshalb eine dem Uritalischen voraufgehende Uritalo-venetische Vorstufe angenommen wird (Kap.

7 Vgl. auch H. Rix, lnLing / 7 ( 1 994) (s.o. Anm. 4): 25f. 8 Zu 1 . 1 -4 vgl. Meiser, HLF 75-78, zu 1.5-6 op.cit. 73f., zu 1.7 op.cit. 59, zu 1 .8-9 op.cit. 86. 9 Zu 2. 1 vgl. Meiser, HLF 108, zu 22 op.cit. 107, zu 2.3-4 op.cit 105. 10 Osk. genetai Sa I I Ve 147 (3.Jh.) ist kaum lat Entlehnung (so Ringe in: ßammesberger 1988: 423 Anm. 29), vielmehr ist hier nach einer auch sonst im ital. �erbalsystem zu beobachtenden Ers�ungsregel (vgl. § 52) e für den Laryngalreflex emgetrcten (•geneto· ftlr •genato- < •genhrto- , entsprechend umbr. •seketo- (ase§etes . IV a 7 #IJTC > aTC (Schrijver 1 991 : 25-31), wobei zwischen -T- und ­ C· in aller Regel Morphemgrenze liegt (cf. Meiser 1986: 36.9 1 . 105), vgl. lat. apio aio < *f:!1p-ye-, *lr2i-ye- (§§ 1 9 1 f.), wonach osk. aginss Cm 1 3 1 Ve 3 (Akk.PI.) 'Gerichtsverhandlungen' zu * !Jd2.4 #hC > #C sonst. vgl. lat. stella < *h]Stir-lahr, südpik. n'r Sp.MC. 1 'Fürst' < * h2ner zu griech. &vrip 2.5 H,lj.C > E;RC (*h1.rC > *erC, *h2fC > *arC, *hJ[C > orC usw. analog dem Rix'schen Gesetz filr das Griechische, vgl. H. Rix, MSS 27 ( 1969): 79ff.) gemäß D. Ringe in: Bammesberger 1988: 4291f., Schrijver 1991:

duo duae und 'beide' lat. ambo ambae) abgesehen, nur wenige charakteristische

3.6).

II "Das Lautgesetz gehört wohl dem ältesten Uritalisch an, da es allein eine unter­ schiedliche Vertretung der Laryngale erkennen läßt (abgesehen von der Umfärbung von e ...); bei der unter 2. {hier: 2.3] beschriebenen Voka1isierung hingegen sind alle Laryngale bereits einheitlich durch a vertreten.. (Meiser, HLF I 06). 12 Zu 3.1 vgl. Meiser, HLF 9 1 , zu 3.2 op.cit. 95, zu 3.3-4. op.cit. 97f., zu 3.5·8 op.cit 101-105. zu 3.9-10 op.cit. l l6f., zu 3. l l f. op.cit. 120, zu 3.13-16 op.cit. 1 21f., zu 3.17-18 op.cit. 124.

Kapite/3. Das Uritalische

32

33

3.5 Bedeutung des Sahelfischen

32 Die genannten Merkmale sind in ihrer Art einzigartig und charakterisieren aus­ schließlich die Sprachen des italischen Zweiges. Zwar gibt es Futurbildungen mit Suffix -s- auch im Keltischen, Griechischen usw.13 Nur in den italischen Sprachen dientjedoch als Ableitungsbasis auch bei primären Verben der charak­ terisierte Präsensstamm und nicht etwa die Wurzel. Ebenso fmdet sich eine Dif­ ferenzierung von ye/o-Prä.sentien nach "leichter" bzw. "schwerer" Wurzelsilbe auch im Germanischen, vgl. got. nasjan, 2.Sg.Ind.Prs. nasjis vs. sokjan, sokeis � capio capis vs. Jat. haurio haurls. Nur im Italischen ist jedoch dieses Kriterium prosodisch umgedeutet und so auch auf Strukturen wie sepelio sepelis beziehbar. Aus den Darstellungen der deskriptiven Grammatik scheint sich fUr beide Sprachzweige überdies ein weitgehend paralleler Paradigmenaufbau zu ergeben, bei dem sich zudem noch die Tempora und Modi von Präsens- und Perfekt­ stamm gleichsam symmetrisch gegenüberstehen14: §

3.4

Morphologie des Verbums

§ 31

Dem Anschein nach liefert gerade das Verbalsystem die stärksten Argumente gegen die Annahme einer uritalischen Spracheinheit So stehen einander gegenOber: Morphol. Kategorie I.

Futur

I

lnd.

2. Endungen des Pf. 3. Konjunktiv Perfekt

Futur II (exakt) S. Sekundäre Pf.-Stämme 6. Infinitiv Mediopassiv 4.

Lateinisch Suffix -b- (I. II. Konj.),

Sabellisch Suffix -s-

-i- (III. IV. Konj.) ererbte Pf.-Endungen Suffix -i-

Suffix-e-

Endung ·i 1 -ri

Suffixe -tt-, -f, -k- (os .), +. -nky- (umbr.) Endung -f(y}f.r

Suffix -is- (> -er-) S uffix -v-1-u-

u

ererbte Aorist-Endungen S ffi x -us-

k

Hinzu kommt 7. die unterschiedliche Stammbildung der primären Perfekta in beiden Sprachzweigen (vgl. Meiser J993a: 1 70f. sowie unten Kap. 4.7). Es ist zweifellos bemerkenswert, dass von den sieben divergierenden Merkmalen filnf den Komplex "Perfekt" betreffen. Bei Pkt. 1 und 6 lässt sich feststellen, dass hier das Lateinische (bzw. Latinofaliskische) geneuert hat, vgl. hierzu Kap. 4.2.1, 4.4.2. Andererseits weisen das Latinofaliskische und das Saheilische gemeinsame Neuerungen auf, die die Annahme einer ursprUngliehen Spracheinheit zwingend nahe legen oder wenigstens kaum eine andere Erklärung zulassen. Dazu rechnen I. die Ausbildung eines vom Präsensstamm (!) abgeleiteten s-Futurs, das im Saheilischen noch in beiden Modi, Indikativ und Konjunktiv (= Konjunktiv Imperfekt, vgl. Meiser 1993a: 174-179 sowie Kap. 4.2.1) greifbar ist, 2. die Entwicklung eines mit Suffix •-bhii- gebildeten Präteritums (Kap. 4.2.3). 3. die Ausbildung eines eigenen Modus "Präventiv" (vgl. Kap. 4.2.2), 4. die Aufteilung der beiden Konjunktivmorpheme -i!- und ·ii- auf die I. bzw. 11.-IV. Konjugation, 5. die Aufteilung der ye/o-Präsentien auf die beiden Konjugationen !II B und IV, wobei das Kriterium der Wurzelstruktur ("schwere" vs. "leichte Silbe") ergänzt bzw. ersetzt wird durch das prosodische Kriterium ("zweimorig" vs. "einmorig", vgl. § 69). 6. der Ersatz des ererbten Partizip Präsens I Aorist Mediopassiv durch das Gerundivum (vgl. Kap. 4.2.4). 7. die weitestgehend identische Flexionsklassenbildung im Prasensstamm, d.h. die in gleicher Weise erfolgte Aufteilung des ererbten (und geneuerten) Verbalbestandes aufdie vier Konjugationen, vgl. hierzu Kap. 4.6.

I

Modus

Tempus

Konjunk.J1v

Indikativ

Präsensstamm Präsens Imperfekt Futur

Indikativ Präsen• lnd. Imperfekt Indikativ Futur

Perfektstamm

Indikativ Perl'ekt

Perfekt Plusquamperfekt Futur exakt/ II

lnd. Plqpf. lnd. Futur exakt

I

I

Konj. P""""' Konj. Imperfekt

Konj. Perl'ekt Konj. P!qpf.

l

Imperativ

lmv. P""""' lmv. Futur

/I

/ ll

I

I

I

Freilich spiegelt eine solche Darstellung fl.ir das Lateinische erst den Zustand der klassischen Zeit wieder. Nicht integriert sind in diese Systematik derfaxolfaxim­ Typ, tllr den es in den sabellischen Sprachen bislang keine Belege gibt, der beiden Sprachzweigen gemeinsame Präventiv (Kap. 4.2.2), und schließlich ist auch der einheitliche Perfektstamm das Ergebnis erst der einzelsprachlichen Entwicklung. Das Uritalische kannte demgegenüber noch die kategoriale und morphologische Unterscheidung von Aorist und Perfekt.

3.5

Bedeutung des Saheilischen flir die Reko n struktio n

§ 33

Ansatzpunkte fllr die Rekonstruktion des Uritalischen sind zum einen der Vergleich der italischen Sprachen, zum anderen aber die Betrachtung 1 3 Vgl. Szemerenyi 1990: 308ff. 14 Fraglich erscheint allerdings, ob die sabe!lischen Sprachen lnd. Imperfekt u n d lnd. Plusquamperfekt besaßen. Auch der Konj. Plusquamperfekt lässt sich einstweilen nur hypothetisch ansetzen; sein Ausgang müsste -us-11- gewesen sein.

34

Kapite/ 3. Das Urita/ische

innerlateinischer Verhältnisse ("interne Rekonstruktion"); eine besondere Rolle spielen hierbei die nicht ins klassische Normalparadigma aufgenommenen Formationen vom Typ advenat, monerint, faxo, fu usw., die sich als Relikte des älteren Systems erhalten haben. Die Rekonstruktion des uritalischen Verbal� systems ergibt sich also nicht etwa aus der schieren Addition von lateinischen und sabellischen Spezifika, vielmehr sind alle wesentlichen Züge des älteren Zustandes im Lateinischen noch zu erkennen. Die Heranziehung des sabellischen Befundes fUgt darOber hinaus i.a. nur mehr die relative chronologische oder die systematische Einordnung der aufgetretenen Entwicklungen hinzu: 1 . So zeigt die unterschiedliche Ausbildung des Perfektsystems im Lateinischen und Sabellischen, dass der Synkretismus der beiden Kategorien "Perfekt" und "Aorist" erst in späturitalischer oder einzelsprachlicher Zeit eingesetzt haben kann. Seine (relative) Zeitnähe und damit die Existenz von Aorist und Perfekt als distinkten Kategorien in nicht allzu fern zurückliegender Zeit lässt sich indessen auch an den Gegebenheiten des Lateinischen selbst ablesen (vgl. § 86 Anm. 41, Kap. 15.3), freilich ohne die Möglichkeit einer relativen chrono­ logischen Fixierung. 2. Dass das Saheilische gelegentlich erlaubt, den Platz einer Formation im ursprünglichen �aradigma festzustellen, dafllr sei als Beispiel der lat. Kon­ junktiv Imperfekt genannt, eigentlich langvokalischer Konjunktiv (amäres < *amä-s-e-s) einer s-Bildung, deren Indikativ im Lateinischen verloren ist. Im Saheilischen sind Indikativ und Konjunktiv bewahrt (umbr. fere-s-t, osk. patensins < *patane-s-e-nr), wobei ersterer die Rolle des Futurs über­ nommen hat. Historisch gesehen ist also der lateinische Konj. Ipf. ein Futurmodus; der zum Konjunktiv a priori auch ftlr das Lat. ursprUnglieh anzusetzende Indikativ ist entweder durch den ererbten Konj. Präs. oder aber durch eine neugeschaffene morphologische Kategorie, das b-Futur ersetzt worden. Für das Uritalische ergibt sich damit der Ansatz von zwei "Futurmodi", für die Rekonstruktion ihrer Ausdrucksfonneo bietet indessen an sich schon der Befund des Lateinischen die nötigen Voraussetzungen��. 3. Nur selten und in eher peripheren Bereichen liefert das Sabell. eigenständige, nicht auch aus dem Lateinischen zu gewinnende Beiträge zur Rekonstruktion des uritalischen Verbalsystems. Dazu zählen etwa die in der 2.Pl. bewahrten Dualendungen (§ 45) oder der eigenständige, von der Bildung des aktiven lnf. unabhängige mediale Infinitiv auf•-Jye (§ 54).

15 Zur Bildung vg!. Meiser 1993b: 262-264. 16 Zum Konj. Imperfekt und seinem Verhältnis zum sabellischen Futur vgl. Meiser 1993a: 174ff. Die abweichende Auffassung bei R. Stempel: "Zur Vorgeschichte und Entwicklung des lateinischen Tempus· und Modussystems", HS 1 1 1( 1 998): 277ff., die in -s- ein aus dem SiA Ubemommenes Präteritalzeichen, in -e- ein Futur-morphem sieht, berUcksichtigt nicht den Befund des Sabellischen.

3.6 Uritalisch und Venetisch

3.6

35

Uritalisch und Venetisch

§ 34 Nicht in die Rekonstruktion des Uritalischen einbezogen ist das Venetische. Zwar deuten eine Reihe von Merkmalen auf eine gemeinsame italo-venetische Vorstufe, etwa die Behandlung der uridg. Media Aspiratae, die im Anlaut zu/­ (< •Jt *bh) oder h- (< •i' I i}, im Inlaut zu Spiranten (ß 6 y) entwickelt werden (s.u.). Gerade das Verbalsystem offenbart jedoch erhebliche Divergenzen, die auf eine erst nach-uritalo-venetische Ausbildung der spezifisch italischen ZUge des lateinischen Verbums weisen. Die wenigen bezeugten Präteritalformen donasto Es 24.25.26 usw. 'schenkte', 3.PI. donasan Es 120, doto 'gab' Es 30 u.a., fagsto Pa 16 ua. 'machte''\ toler Ca 17 u.a. 'brachte dar' (Belege bei Pellegrini 1967: Bd. I, sowie Prosdocimi 1988: 245ff.)ls lassen aufeinen Synkre­ tismus von Aorist und Perfekt wie im Italischen schließen, vgl. Prosdocimi, op. cit. 264f. Doch zeigt einerseits die WeiterfUhrung des ererbten WA *döt => doto vs. RP •ded- in tat. dedi, osk. deded Po 3 I Ve I I und andererseits die Neubildung eines SP *Jaks- vs. WA *fok-e- in lat.foci und osk. RP in FEFACID TB/ Ve 2 (Konj. Pf.), dass der venetische Synkretismus unabhängig vom lateinischen (und sabellischen) eintrat: die Restrukturierung der Verbalparadig­ men folgt hier offenbar anderen Gesichtspunkten als in den italischen Sprachen. Bemerkenswert ist weiterhin die Bewahrung der ererbten Medialendung -to in doto (wenn auch wohl in aktivischer Funktion), während in den italischen Sprachen gerade im sekundären Endungssatz •-to durchgängig durch •-tor ersetzt wurde19• Weniger aussagekräftig sind andere Charakteristika, so etwa die Bewahrung der athematischen Endungsreihen (dona-s-an < 0-f)t, do-t(o)) oder die Ausbildung eines s-Aoristes (bzw. SP) beim sekundären Verbum *donä-(ye-) 'schenken' (vgl. § 123). FUr die Rekonstruktion eines uritalischen Verbalsystems ist das venetische Material also nicht verwertbar, fUr die Rekonstruktion eines italovenetischen Systems ist hingegen der venetische Befund zu dürftig - er gestattet gerade nur die Feststellung einer offenbar erheblichen Abweichung vorn Uritalischen. Umso weniger erscheint die Rekonstruktion einer speziell latino-venetischen Vorstufe akzeptabeP0• Die einzige spezifische lautliche Übereinstimmung ist die 17 Das Neo-SP venet. •Jak-s- steht in keinem unmittelbaren Zusammenhang mit den lat. Fonnenfaxofaxim t 18 Venet. teuters Pa 14 (vgl. Prosdocimi l.c.) ist aus der Diskussion herauszuhalten, da es sich hier wohl kaum um eine Verbalform handelt, vgl. Steinbauer 1989: 225. 19 Immerhin lebt die sekundäre Reihe in der lat. Endung -re < •so 2.Sg.Mediopass. fort, vgl. Meiser, HLF 218. . . 20 Vgl. Lejeune 1974: 171.173 und Steinbauer 1989: 55ff., sow1e neuerheb G. Bonfante: "Venetico, itä.lico, latino" in: P. Kosta [Hrsg.] 1988: Studia lndogermanica et Slavica. Festgabe for W. Thomas zum 65. Geburtstag, München: 9-12; dagegen J. Untermann: Glotta 58 ( 1 980): 3 1 5 und W. Euler, "Oskisch-Umbrisch, Venetisch und Lateinisch ... " in: Rix 1993: 96-106, vgl. besonders p. lOS.

Kapitel 3. Das Uritalische

36

Entwicklung *g'"- in venet. vivoi ... murtuvoi Es 122 zu lat. vivus 'lebendig' < *gwihrwo- - osk. bivo- (das Venet. hat also, wie das Lateinische, jedoch anders als das Sabellische, den ererbten Anlaut bewahrt bzw. ihn als biphonematische Folge *gw- interpretiert und dann diese Anlautgruppe zu *w- vereinfacht). § 35 Die übliche Transskriptionsweise von venet. Jouderobos Es 45 spiegelt vor, dass im Inlaut die uridg. Mediae aspiratae d' bh wie im Lateinischen grundsätzlich als Medien erscheinen, während sie im Saheilischen einheitlich durch die Spirans -!­ (wohl vertreten sind. Wenigstens zur Zeit der Alphabetisierung wurden die betreffenden Laute >D,B< im Venetischen ausgesprochen (wohl auch G als wenn aus uridg. tft/)11, - wie auch im Latinofaliskischen wenigstens noch zur Zeit der Dialektspalnmg (Meiser, HLF 101). Die Unterscheidung d b < •c!, bh ist im Lateinischen und Venetischen jeweils Bewahrung des Ererbten gegenüber geneuertem sabell. /ß/ >F -ass-, -es- > -ess-, -is- > -iss-) entstand. Wo der vorausgehende Vokal aber kurz war, war die Voraussetzung tur den Lautwandel und damit die Geminierung von -s- nicht gegeben; einfaches -s- (> -r-) ist daher greifbar in den Formen s'irfs -flis -int < *sey-s-1-, monerint < *mone-s-, iuvero -il < *yuva-s- (vgl. Rix, op. cit.: 624). Die EinfUhrung der im Uritalischen sowenig wie im historischen Latein im strengen Sinne "lautgesetzlichen" /iuera-Regel (vgl. Meiser, HLF 77) in die Kategorie des Perfektivfuturs diente offenkundig zu seiner Differenzierung gegenüber dem "einfachen" Präsensfutur einerseits und dem Aorist andererseits. Die entspre­ chenden Formen der l.Sg. dUrften dann zum uritalischen Verbum *dOnii­ 'schenken' *dOnii-s-ö (Pr!lsensfutur) < vor- oder frilhurital. *dönä-ye-s-ö, *dOna­ ss-ö (Perfektivfutur), *dönä-s-em (Aorist; < •-s-f!l) gelautet haben. Anders als das Präsensfutur ist das Perfektivfutur morphologisch nicht auf den entsprechenden Aspektstamm bezogen. Erst einzelsprachlicher Zeit gehören die Futura exacta des Lateinischen bzw. Sabellischen an (vgl. §§ 152. 234). § 41 6 Vgl. ausfUhrlieh hierzu Meiser 1993a. bes. pp. 174fT.

4.2.2

4/

Der uritaJische Präventiv

§ 42 In beiden italischen Sprachzweigen finden sich Verbalfonnen, die folgende Merkmale aufWeisen: Sie sind von der Wurzel gebildet, die in entscheidbaren Fällen die Schwundstufe aufweist, sie zeigen das Moduszeichen -ä-, sie erscheinen bevorzugt in prohibitiver VetWendung oder wenigstens negierten Sätzen. Die schwundstufige Wurzelgestalt widerrät einer Herleitung dieser von H. Rix unlängst behandelten Kategorie (Rix 1998a) aus dem Konj. des Wurzelaorists9, da fUr diesen die Vollstufe der Wurzel zu erwarten wäre. Der Ausgangspunkt ist h vielmehr in der lnjunktivform *bh(u)wahrl des WA zur Wz. *b wehr zu suchen: reanalysiert als ..Wurzel" fo- (vgl. §§ 43. 233) und "Moduszeichen" -ii-10, wurde

7 Homonymie zwischen Präsensfutur und SiA konnte etwa in der 3.Sg. dann entstehen, falls beide Bildungen athematisch flektiert haben sollten (*dönä-s-t I. 'wird schenken', 2. 'schenkte'). Beim SiA sprechen seine lateinischen Relikte (vgl. § 1 3 1 ), beim Präsensfutur die sabellischen Belege (s.o. § 39: umbr. eest fost jerest, osk. fust didest) ft.lr athematische Flexion. 8 Als Vorform des Konj. Präs. der I. Konjugation kommt auch der uridg. Optativ athematischer Bildungen des Typs •newahryeh1- in Betracht, vgl . Meiser, IILF 200. 9 Wie es die Formulierung bei Meiser, HLF 184 nahelegt 1 0 Rix 1998a: 264. Bei dreiradikaligen Wurzeln mit mittlerem R (r l m n), z.B. *{Ihr te > *tläte erfolgte (etwa nach den zugehörigen Singularformen des lnjunktivs) eine Umbildung zu *teläte

Kapite/4. Das uritalische Verbum

4.2 Exklusiv italische KaJegorien

sie zum Model ftlr eine neue Kategorie, den uritalischen Präventiv11• Für das

tionssilbe fu- als Wurzel interpretiert wurde (vgl. Meiser, HLF 197), konnte •fo­

42

43

bii- als Tempusbildung hierzu und -bii- als Präteritalsuffix interpretiert werden.

Lateinische lassen sich anfUhren (vgl. auch Leumann, LLF 574f.):

-bam bewahrt einen Rest dieses Plusquamper­ *-biim kein WA vorliegen, da dann die aspektuell

tagii-, attigä� zu tangere tetigi, (at-) tulii- zu tollo tetulf, e-, ad- pervenii- zu venio vini,fuii- zuforefui, duä- mit creduii- und ceduii- zu lat. duim duis. Schwundstufigkeit der Wurzel ist bei tagii-, attigä- gesichert, in den ilbrigen

Auch die tat. Imperfektbildung

Fällen möglich.

formen

fekts. Jedenfalls kann in

imperfektive Geltung der Kategorie nicht verständlich wäre. Die lat. Imperfekt­ des

Typs

agebam

basieren

letztlich

auf einer

periphrastischen

Konstruktion, wozu demnächst A. J. Nussbaum. Das lateinische Imperfekt zusammen mit synchron als solchem fungierenden

Im Sabellischen finden sich folgende Belege: a) osk. /fidas/ in der Inschrift He 2: Jmatas udmom ni hvidas ni kait[l1 "sollst das Gefäß (?) nicht zerbrechen noch zerschlagen"

13 b) marr. /ta.gasl MV 1 / V e 2 1 811••• NJTTA{G}A NIPISPED l SUAM c) umbr. /habas/ IV 32 . .. huntak: pifi: prupehast: efek 33ures: punes: neit

osk.fofans sprechen ftlr ein

uritalisches Alter dieser Tempus-Neuschöpfung. Die

ihr zugrunde liegende Umdeutung des Plusquamperfekts zum Imperfekt hat die ererbte Kategorie des "Praeteritum Perfecti" freilich nicht zwangsläufig obsolet gemacht.

Vielmehr

ist denkbar, das im historischen Plusquamperfekt des

habas "die Grube, die er vorher entsilhnen wird, dafUr nimm nichts von

Lateinischen - also in Formen vom Typ memineram,

diesem Opferbrei" (Rix 1998a: 259f.).

die alte Kategorie fortlebt16; mit der Umdeutung des

Hier ist osk. hvidas /fidasl unzweifelhaft schwundstufig von der Basis des WA

gebildet; zu Jat. fidi vgl.

§ 164.

Jedenfalls kann osk. hvidas keine Form eines

cecineram

usw. - letztlich

Perfekts zu einem

Vergangenheitstempus übernahm sein Präteritum nunmehr die Funktion einer Vorvergangenheit17•

Perfektstammes sein, "denn dessen einzige ModaJkategorie, der Konjunktiv wurde mit -i-

> -l- gebildet (osk. HIP!D,

PI. trfbarakattfns, umbr.

COMBIFIAN�I)"

(Rix 1988a: 256).

4.2.4

§ 4.2.3

44

Das im Uridg. mit dem Suffix

Das "bhä-Präteritum "

Das Gerundiv

•-mb1no-

gebildete Partizip Medium (vgl. G.

Klingenschmitt in FT Regensburg 1 59ff.) ist im Italischen relikthaft bezeugt11

durch lat. fomina,

§ 43

Auf die Existenz eines urital. "Plusquamperfekts" weist osk. fufans CA I Ve 1 '). Die Form fungiert synchron zwar als Imperfekt zu

ezum

'war',

muss

die

*bhuhr

'werden'

Zustandsperfekt 'bin geworden'

hier

>

annimmt,

'sein'. Die Bedeutung jedoch

auf

einem

'bin' basieren. Osk. fufans lässt sich als

Präteritum eines solchen Perfekts auffassen1', das - freilich in veränderter Funktion und mit im Sabellischen regulärem Ersatz der ererbten Perfekt­ endungen durch die Ausgänge des Aor. - in präsamn. fvffoß flivfo6', osk. fufens Cp 29f. I Ve 84f. "fuerunt" vorliegt. Da im Uritalischen die Reduplika-

I I In der 2. Pers. fast immer präventiv, sonst "in der ganzen Bedeutungsbreite des

lateinischen Konj. Präs." (Rix l998a: 256f.). 12 StEtr. 58 (1993) 323; Gefäßaufschrift des 5. Jh. aus Anagni. kAit[ ist wohl zu kait{sis] oder allenfalls kaitfsas] zu ergänzen (mit analogischer Restitution von I, vgl. Rix 1998a: 253f.). 13 Text: CA I Ve 1,8-10: pUs senateis tanginiid suvels p6tiiriispid lfgat[Us] fufans "qui senatus sententia sui utrique legati erant". 14 Vgl. Rix 1983: IOif. Anm. 15: "Una forma omomorfa in funzione della I. e 3. sing. del piuccheperfetto (senza aumento), cioe •(e-)b"e-b11J!ohr(hJ)a 'ero I era diventato " " X e ero l era X ', era a mio avviso il punto di partenza dell'imperfetto 'italico': •b eh l!ii .. ricevette Je desinenzc: secondarie dcl preterito L sing. �m, 3. sing. -t > -d, 3. plur. -nt => -ns ecc."; Untennano 2000: 251; Meiser, HLF 198. 15 Ps 20. Vgl. Lazzarini I Poccetti 2001: 64 (Zeile B 2, C 2). 122-132.

(oder auch

'h,el-

alumnus < •J'eh,ye-ml}1nehr zum Präsensstamm •d'ehrye­ d'h,-eye-) der Wz. •d'eh1(y)- (LIV 1 3811, •h]€1-o-mb1no- zur Wz.

(LIV 262f", vgl. Sommer, Hb 597, Leumann, LLF 583, Meiser, HLF

1 8311• Freilich hat E. Benveniste,

BSL 34 ( 1 933): 15 festgestellt,

"c'est sans doute dtpasser les faits que de faire reposer sur alumnus et fomina l'hypothtse d'un ancien participe moyen dont ils seraient !es debris. lls s'expliquent 16 Schon urital. viell. •memoniim, *kekanäm, also mit Ersatz der Perfekt­ endungsreihe durch die des lpf./Aor. nach *fufom? 17 Damit war der Grundstein fUr das lat System der Consecutio Temporum gelegt (Hinweis H. Rix). 18 Nicht hierher gehört der Ausgang lat. -mini der 2.PL Mediopassiv (bereits von Bopp 1816: 105f. als ursprUngliehe Form des N.PI.Mask. Part. Med. erklärt, vgl. Leumann, LLF 5 1 7[: •-mini < •-manoy < •m�1no-); zugrunde liegt vielmehr ein

Ausgang •-d'we-n-eyloy, vgl. Meiser, HLF 219.- Die sabell. Endung der 2. PI. lmv. -mä (umbr. afmamu kateramu I b 19f., ARSMAHAMO CATERAHAMO VI b 56 'ordnet euch, stellt euch in Trupps aufl ') ist nach dem Muster von -tä (§ 45) 2. PI. Akt. umgebildet. 19 Ein WA oder WPr, worauf femina bezogen werden könnte (Analyse dann:

•d'ehrm�1nehr,

so

Sommer, Leumann, Meiser l.c.), ist gemäß LlV offenbar nicht

ennittelbar. 20

Zu lat. alumnus vgl.

auch H.C , Melchert:

Sprache 29 (1983): 23 Anm. 40, p.

24.

21 Ein weiteres potentielles Beispiel eines lexikalisierten Part. Praes. Med. ist /iimina 'Blatt, Platte' < *st/ii-manä- 'die Ausgebreitete' (WH II: 755) zur Wz. •stelh-, PPP •stl�� to- > !at. /Qtus 'breit' vgl. lEW 1018f. (im LIV nicht gebucht).

44

Kapitel 4. Das uritalische Verbum J'un et J'autre comme des adjectifs Substantives: a/umnu.s tquivaut sous ce rapport aussi ä gr. Tpocp1j..16 -p- nach Meiser 1986: 50f. 185. v.Planta it Lit., Untennann 2000: 677. Im Volsk. ist das Wort zum 'sciente'. Nach LIV 5 1 9 repräsentiert sip­ Aoriststamm *seh1p-, an den offenbar Suffix des Part. Perf. Akt. getreten wäre. Jedoch "denkbar auch die [Wurzel-] Ansätze *sehmp-, *sHep- oder sap-; dann wäre •e in osk. sipus . .. analogisch nach dem Typ *af!,iO, *ip· zu erklären" (LIV l.c. Anm. 1). 33 -0- > -U- >

(vgl. Brugmann, GR II

8 nach dem Vorgang M. Breals, MSL 8 ( 1 894): 45 lat. memor aufgefaßt, vgl. auch Seldeslachts 200 1 : 39 mit Anm. Auszugehen wäre von einer Grund­ fonn

erweckt Zweifel an der gegebenen Analyse von frequens32• Denkbar wäre immerhin, dass erwartetes tfork"'-ens (oder tfark"'-ens) < *h"!k"'- schon urita­

3.

•-wot- statt *-wos-

gischen Umgestaltung möglich: nach dem Fe�. •memnusf w_ur�en �ask. . neutr. *memnwOslos zu *memnOs, -os umgeblidet. Der diSSlmtlatonsche

weisen parens < *prhrent-1-r;lt- und c/iens < •k1(i)y-ent-1-t;�t- die bei hysterokine­ tischer Flexionsweise zu erwartende Schwundstufe der Wurzel auF1• Dies

2.

Suffixaltemante

haben müsste. Eine Entwicklung zu memor istnur bei Annahme einer analo­

Von den drei eben als ehemalige Aorist-Partizipien beanspruchten Nomina

lisch an die im finiten Paradigma dominierende Voflstufe (vgl. Kap. 6.3.4) ange­ glichen wurde. Dies wUrde filr die Lebendigkeit unserer Kategorie wenigstens

47

1: 426f.). Jedoch reicht unsere Kenntnis der urital. Partizipialbildung nicht zu einer Einordnung dieser beiden Phänomene aus.

Part. Aor. Akt., das nur :zn ehemaligen WA bezeugt ist, hingegen fehlen Partizipien zu SiA oder RA völlig: lat. parens 'Vater' zu *perh3·, lat. cliens 'Klient' zu •[Jey-, !at. frequens 'gedrängt voll; häufig' zu *bhrekw-, vgl. noch



Urita/ische Reliktkategorien

WH I : 60; Wz. *h1ep- LIV 237). Auffällig ist hier die unreduplizierte Form ap- < *l)lp- anstelle von nach osk. sipus zu erwartendem tepud < *h,e-h1P;

li: 395f. m 34 Vgl. o-Stamm umgebildet, vgl. SEPUVM 2 1 Ve 222 den das

(vgl. noch Meiser 1986: 244f.", Untennano 2000: 671). 6. 7.

Sommer, op. cit. 67, fllhrt auch lat. tenus 'bis an ... ' auf ein Part. Pf. Akt. *ten-wos zurtlck3�; zu Alternativerklärungen vgl. WH 11; 667. Ein urital. Part. Pf. Akt. *-wös 1 -us- ist in der Erklärung des lat. VP von H.

Rix vorausgesetzt, vgl. Rix 1992: 221ff., Meiser, HLF 204f. Als vergleichsweise sichere Beispiele kommen somit osk. sipus, lat. apud ! allenfalls noch tenus und südpiken. vepses (s. im Folgenden) in Betracht. Dabet ist in

sipus

die Reduplikation "ersetzt"

- s?p- < •sep� fllr •se-sp-, in vepses,

wenn zutreffend aus *lik'"us-eys hergeleitet, Reduplikation wohl nach schon urital. Regelung aufgegeben worden, vgl. §§ 142. 149 Lat. apud und ten�s : _ zeigen Schwundstufe ohne Substitution der Reduplikation. Wenn gemäß Rtx

Umbildung nach dem PPP aptus? . dem es sich freilich wegen des abweichenden Reduphkattonsvokals eme Urfte, vgl. Bammcsbcrger, op. cit. p. 7. 37 Eine weitere Erklärung für Jat. secu.s bei G. KHngenschmitt, FT Regensburg: 2082 1 4 (< *se-fwo-), die freilich nicht zu umbr. sese pass�. . 38 < *tn-wos? Hervorzuheben ist die unreduphz1e11e Schwundstufe (neben tettm, vgl. § 1 8 1 ): Auszugehen ist nach Sommer, l.c. �on der intrans. Bedeutung 's�ch erstreckend bis .. .', vgl. dazu aber § 1 8 1 . Bei resultatJver Bedeutung des Verbums hätte allenfalls eliptischer Gebrauch ('[die Hand] ausgestreckt habend nach I bis' o.l!..) zur gegebenen Bedeutung ftlhren können. 35 36

Bei

.

um



einzelsprachliche Neubildung handeln d

. _

48

Kapite/4. Das uritalische Verbum

(s.o.

4.4

7.) das Part. Perf. Akt. bei der Herleinmg des lat. VP eine zentrale Rolle

spielt, ist damit seine Lebendigkeit in uritalischer Zeit impliziert.

vepses < • VEP-us-eysM'

essere del tipo

§ 48 Als Gen. Sg. Mask. des Part. Pf. Akt. könnte auch sUdpik. vepses aufgefaßt werden. Die Fonn erscheint im Text der einigennaßen durchsichtigen Grabin­

schrift Sp.TE.239 auf einer Stele mit der bildliehen Darstellung eines Menschen: postin : viam : videtas : tetis : tokarn : alies

:

esmen : vepses : vepeten

"Am Wege seht ihr die TOKA des Titus (?) Alius - hier I in diesem ... Grabe(?)" toka- /rogal, mit lat.

toga w.

'Bedeckung, Hülle' zu verbinden"', bezieht sich auf

ein den Passanten sichtbares Objekt, also wohl auf die Stele oder die bildliehe Darstellung darauf. Unklar bleibt zunächst vepses. Es muss sich dabei um eine Verbalform handeln (vgl. die Austubrungen bei Marinetti 1985: 143f.), da das Nebeneinander

zweier

Ortsangaben

sonst nicht möglich

wäre,

und zwar entweder um eine finite Form oder aber um ein Verbalnomen (Partizip)� 1 • Wofern alies mit tetis kongruiert und beide zusammen den Namen des Bestatteten angeben, karne aus syntaktischen GrUnden flir vepses - wenn es als finite Form aufgefaßt wird -, nur die Bestimmung als 3.Sg. oder 2.PI. in Frage, d.b. vepses bezieht sieb entweder auf den bestatteten Titus Allius oder aber es richtet sich wie das vorausgehende videtas an die Passanten. Aus morpho­

Umgestaltung und Neuauftau

Lautlich käme nur das Part. Perf. Akt. oder allenfalls ein

qupat

49

"so-Partizip"•� in

Frage:

I VEP-sey-s. Jn semantischer Hinsicht "il verbo dovrebbe , 1)"., (vgl. die folgende Anm.). *leyk"'- 'sich entfernen; verlassen',

(cfr. MC

könnte vep- mit der uridg. Wz.

Etymologisch

Pf. 'weg sein,

sich davon gemacht haben

I übrig sein' verknüpft werden (LIV 406f.; zur Bedeutung, bes. im Pf. vgl. auch Meiser I 993c: 407f.): der Lautwandel #!- > w­ ist in Teilen des Südpikenischen Sprachgebietes zu beobachten48, k"' > p repräsentiert die im Saheilischen reguläre Entwicklung, die Schreibung >E< kann außer e < ursab. e entweder wie in alies die durch Monophthongierung entstandene Kontinuanie des Diphthongs ey oder aber wie in der Endsilbe von vepelen (vg1. MC.l vepetf, MC.2 uepetin) den mittleren Palatalvokal f!, � < urital. i, e bezeichnen. vepses wäre demnach auf **1ikw-us-eys bzw. -s-eys zurUckzufllhren. Semantisch ist bei dieser Analyse wohl mit einer Verschiebung vom Resultativperfekt 'zurUckgelassen habend' (oder im erstarrten Partizip bewahrten Zustandsperfekt 'abwesend seiend', s.o.) zu rechnen, die letztlich auf eine passive Bedeutung ('zurUckgelassen I zurückgeblieben') fUhrt. Das Verbum könnte sich auf eine besondere Situation (etwa: Tod auf einem Kriegszug) beziehen, aber auch schlicht im Sinne von

qupa-

/kuba-1 als 'liegend' zu

verstehen sein. Die gesucht erscheinende Wortwahl mag dabei durch den Zwang verursacht sein, ein mit

vepeten alliterierendes Verbum zu gebrauchen.f'J.

logischen GrUnden erscheint eine Bestimmung als 3.Sg. freilich kaum möglich42; die Deutung als 2.PI.Pf. wUrde voraussetzen, dass die Endung Primär-Endung der 2.PI. worden wäre (vgl.

§ 45).

vide-tas

-seu wie die -s erweitert

4.4

gegenüber umbr. 2.PI.Imv. -tä um

Freilich ist schwer vorstellbar, auf welche Klasse von Handlungen, die Passanten am Grabe., vollbracht haben müssten, vepses bezogen sein könnte. Es ist daher zu erwägen, vepses als mit alies kongruierendes Partizip aufzufassen.

In

den vorigen

Umgestaltun g und Neuaufbau

Abschnitten

sind Kategorien behandelt

worden,

die

im

Uritalischen gegenüber dem grundsprachlichen Inventar neu aufgebaut (4.2) oder aber spätestens

im

Laufe der frOheinzelsprachlichen Entwicklung beseitigt

wurden und mithin nur aus entfunktionalisierten Relikten zu rekonstruieren sind

(4.3). Als weitere Typen von Veränderungsprozessen kommt daneben die 39 Stele aus Bellante (Prov. Teramo). Vgl. Marinetti 1985: 208, zur Interpretation p. 142-145, G. Meiser, Kratylos 32 (1987): 1 1 7f. DerText ist um die bild!. Darstellung eine.s Menschen herumgeschrieben, vgl. Marinetti 1985: fig. 1 3 . Zur Lesung vgl. G. Meiser, op. cit. 1 1 4. 40 Vgl. Marinetti 198.5: 144 Anm. 41 Anders H. Eichner 1993: 65: "Dort am Wege sehet ihr die Soundso (Gestalt, Erscheinung, sterbliche Hülle) des Titus Allius auf diesem steinernen Grabmal". Eichner leitet l.c. Anm. 57 vepses ..etwa aus */epelas-ejs. zu griech. Mrrac; n. •Fels' und weiter zu lat. Iapis"' ab. Problematisch sind dabei Genitiv ('Grabmal des Steins'?) und Wortbildung: wie umbr. UAJ't:Rsus < *lapid- 'lapidibus' zeigt, ist ein Dentalstamm zu erwarten. 42 Theoretisch wohl nur möglich: 3.Sg. zu einem Fut. vepse-s- mit Ausfall I Assimilation (bzw. orthographischer Unterdrilckung) der Endung -/. 43 Vgl. Untennano 2000: 430 zu pälign. /exe. 44 vepet- bezeichnet, was immer es konkret bedeutet, einen Teil des Grabes. Zur Ety-mologie vgl. 0. Klingenschmitt bei Eiehner, l.c. Anm. 58: 'Aufwurf zu aind. vdpra­ m. 'Erdwall' (Wz. *wep- 'streuen' LIV 584). Andere Deutungen bei Untermann 2000: 838.

Neuordnung des vorgegebenen Inventars in Betracht, außerdem die kategoriale Ausgestaltung,

die

von

bestimmten,

zunächst

im

System

eher

isolierten

45 Vgl. Sommer, Hb. 607f., Leumann, LLF 616. so·Partizipien stehen freilich ursprünglich - wo sie nicht lautgesetzlich aus to- Partizipi�n entstWlden sind -, im Lat. neben SP; wenn slldpik. vep·s- in der Tat zur Wz. *leyk"- zu stellen ist (s.u.), ist der Ansatz eines so- Partizips hier freilich problematisch. da diese Wurzel kein SP bzw. keinen sigmatischen Aorist bildete. 46 vepses wllre dann das bisher einzige Beispiel flir den Eintritt der Binnensilbensynkope im Südpikenischen. 47 Marinetti 1985: 143. 48 ln veiat (s. Anm. 49) < •teJ/-iyä- (Marinetti 1985: 77, Untennann 2000: 830). Zur Etymologie von vepet-, das auf •!ep0 zurückgefllhrt wurde (vgl. Untennann 2000: 838) s.o. Anm. 44. 49 In Frage wäre auch veia· (vgl. MC.J ... veiat vepetf 'liegt im Grabe', wozu Marinetti 1985: 106f.) gekommen; vep- könnte in unserer Inschrift wegen des AnklWlgs an vepet· bevorzugt worden sein.

4.4

Kapite/ 4. Das uritalische Verbum

50

Ansatzpunkten ausgeht Unter diesen Gesichtspunkten werden im Folgenden die Neuordnung des Konjunktivssystems (4.4 . 1 ) und der (im Wesentlichen nach­ uritalische) Aufbau des lnfmitivparadigmas besprochen (4.4.2).

4.4.1

Die uritalischen Konjunktive

§ 49 Die italischen Sprachen Oberliefern uns vier Formationen, die auf ererbte Modalbildungen zurUckzuftthren sind: I. den kurzvokalischen Konjunktiv zur Wz. •hesr 'sein', der in lat. ero eris

erit usw. (altlat. SAKROS ESED CIL l 'sacer erit') fortlebt, vgl. Sommer, Hb 530; Leumann, LLF 573.

51

Umgestaltung und Neuaufbau

umbr. 2.Sg. SIR I SEI< *syis, 3.Sg. sil SEI, 3.PI. si.s SINS tat. ve/im edim Konj.Pf.-Futfaxim, siris, iuverint usw. (s.o. § 39f.) § 50 Der italische ä-Konjunktiv gehört mithin ausschließlich dem Präsensparadigma ans1• Im Aoristparadigma sind nur e- Wld i-Konjunktiv nachweisbar. Letzterer hielt sich nur in athematisch gebliebenen Flexionsklassen, während der i­ Konjunktiv in thematisierten Aoristen heimisch wurde. Der synchrone Befund der beiden Sprachzweige lässt mithin vermuten, dass es zum einen bereits im

Uritalischen eine größere "Thematisierungswelle" im Bereich des (Wurzel-) Aorists gegeben haben muß (vgl. Kap. 6.3.3), und dass zum anderen dem Perfektivfutur (§ 40) eine wenigstens

ursprünglich

athematische BildWlg

2.

den -i-Konjunktiv, der den uridg. athematischen Optativ fortsetzt,

zugrunde liegt. lm Präsensstamm ist der ererbte i-Konjunktiv jedoch weitgehend

3.

den -i-Konjunktiv,

durch den ä-Konjwdctiv in seiner modalen Funktion verdrängt worden, hat dafUr

4.

den -a-Konjunktiv.

- wenigstens im Lateinischen - in der III. und IV. Konjugation die Funktion des Futurs Ubemommenll, Es stellt sich die Frage, wie der i-Konjunktiv in dieser

Für die Rekonstruktion des uritalischen Verbalparadigmas ist dabei die ursprUngliehe Distribution der Bildungen zu klären, im Falle des e-KonjWlktivs

außermodalen Funktion "Uberleben" konnte - zumal angesichts eines an sich schon reich ausgestatteten Futursystems (Kap. 4.2.1 ).

auch noch die Vorgänge, die zu seiner "Refunktionalisierung" als Futurbildung

Mit Trubetzkoy und Benvenistes' kann der ä-Konjunktiv als eigener Modus ohne genetischen Zusammenhang mit e- oder i-Konjunktiven aufgefasst oder aber aus dem thematischen Optativ (*-oytJr > •-oya- > *-o'a- -ä-) hergeleitet

im Lateinischen gefllhrt haben könnten. Innerhalb der Modi des Präsenssystems zeigen

die beiden italischen

Sprachzweige identische Verteilung von e- und ä-Konjunktiven auf. Der i­

werden�. Beim Synkretismus von Konjunktiv mit dem Optativ bzw. "ä-Modus"

I. KonjugationJet sowie im

wären die ererbten Konjunktivformationen weitgehend auf die prospektive als

sog. '"Konjunktiv Imperfekt" (s.o. § 39), der a-Konjunktiv im Konj. Präs. der 11.­

Restfunktion beschränkt wordenss. Doch entfallen die außeritalischen Stützen fll.r den Ansatz eines eigenen ä-Modus� oder sind wie das baltische a-Präteritum a priori nicht einschlägig. Hingegen wird der ä-Konjunktiv von J. Wackernagel

Konjunktiv wird gebraucht fllr (a) den Konj. Präs. der

IV. Konjugation (b). Außerhalb des Präsenssystems sind mögliche Kontinuanten uritalischer Modalformen in größerer Zahl im Saheilischen bezeugt (c); das Lateinische steuert hier nur den Beleg duim bei (d). (a) I. Konj.: lat. Iaudes osk. DE/UAID TB Ve 2 osk. patensfns, ferrfns CA I Ve 1 Konj .Ipf.: lat. panderes (b) li. Konj.: lat. moneas osk. pUtfans Cp 36 1 Ve 4

I

lll. Konj . : IV. Konj. : (c) Konj. Pr.

I

osk. DEICANS TB Ve 2 lat. dfcQs lat.faciQs osk. fakiiad Cp 33 / Ve 88 A lat. veniäs osk. ttibarakattins CA I Ve I 'aedificaverit', dadid Cp 37 I Ve 6 'dederit', FEFA.CTD 'fecerit', FUID 'fuerit', HIPID 'habuerit' TB I Ve 2, umbr. COMBIFIA.NSJ VI b 52 'nuntiaverit'

(d) Konj. Pf.

lat. duim (Sommer, Hb 539f.; Leumann, LLF 528; Meiser

1 986: 1 89; LIV 107; R. Godel, G/otta 57 ( 1 979): 230-6) zur Wz. *deh3wDer i-Konjunktiv findet sich ansonsten neben (ursprUnglich) athematisch flektierenden Indikativen: (e) Konj. Prs.

lat. sim sis sit (alat. SIED),

SO Der freilich möglicherweise einen doppelten Ursprung hat, s.o. § 41 mit Anm. 8.

und in neuerer Zeit von A. Bammesberger"7 als Alternante des kurzvokalischen Konjunktivs erklärt, die regulär bei Wurzeln auf -h1 mit Vollstufe II (bzw. Stämmen mit -e- vor -h1) entstehen musste. In concreto kommt so als Quelle fll.r den a-Konj. neben dem themat. Optativ (s.o.) der "kurzvokalische" Konjunktiv

51 Zu lat .fuäs attigat usw. , die den urital. Präventiv fortsetzen, vgl. oben § 42. 52 Abgesehen von der l .Sg. Jegam capiam veniam, s.u. § 52. 53 N. Trubetzkoy 1926: f *tolnäs > tol/Qs51• Zum WA *b wehrt könnte im Italischen der " h Konj . *b wehre-t > *fuät >fuat gelautet haben, doch sind die bezeugten Fonnen fuäsfuat dem Präventiv zuzuordnen, der aus dem lnjunktiv entstand (s.o. § 42). zu Nasalinfixpräsentien wie lat.

§ 51 Der a-Konj. ist als Reflex des ererbten Konjunklivs b e i Wurzeln auf erwartenYJ.

Frtlh dürfte dabei

die

Generalisierung

auf alle

ursprünglich

(vomit tollit re-ddit) < *wema-ti *to/na-ti *didati < *wem/;11-ti *{lnl;trti didl;trti ( (jünger fu/geo) neben fulgur, -ns folgere) veranschaulicht werden. Die funktional entsprechende Endung sabel1. *-om61 geht von einem o-stämmigen Verbalsubstantiv (Typus verbum < *wenl'­ om) aus oder abe� vom Akk. Sg. des Wurzelnomens''\ dessen Ausgang bei den Konsonantenstämmen im Ursabell. zu -om umgebildet wurde, was allerdings eine vergleichsweise späte Entwicklung dieser Kategorie innerhalb des Ursabellischen implizieren wUrde. Der Dat. Sg. des Wurzelnomens erscheint im Lateinischen als Infinitiv des Mediopassivs711• Die besprochenen Infinitivausgänge des Aktivs sind als solche offenkundig erst einzelsprachlieh. In urital. Zeit könnten ihren Platz die Supina auf •-turn und •·tü (Leumann, LLF 354f.) eingenommen haben, vgl. lat. nuptum dare, umbr. POEtANGLA ASERIA1V11 EEST VI a 1 'qui oscines observatum ibit', sowie lat. facile factü11• Anders als der spätere Inf. Praes. Act. ist das Supinum nicht vorn charakterisierten Primärstamm, sondern unmittelbar von der Wurzel bzw. der diese vertretenden "Basis" (§ 13 Anm. 29) abgeleitet. Wenn die Supina in der Tat die Vorläufer des lnf. Praes. Act. darstellen, kann die Ausbildung eines besonderen Inf. Pf. Act. (lat. igisse; im Saheilischen ist nur der Inf. Pf. Pass. bezeugt: umbr. kuratu eru V a 26.29 'curatum esse') ebenfalls erst der einzelsprachlichen Periode angehören, wie denn auch die Bildung eines passiven "Jnf. Pf." aus PPP + esse I erom das Vorhandensein eben der einzelsprachlichen Formation lat. esse bzw. sabell. ezum voraussetzt. § 55 Den sabell. Infinitiv Praes. Mediopass.7J osk. ·flr, umbr. -f(e)i < ursabell. * ff? < uridg. •�d'yeh1 hat ausftlhrlich J.L. Garcla�Ram6n behandelt ( J 993b) und dabei

67 Belege etwa: I. Konj. osk. n·:N.'iAOM cen�re , MOI.TAUM 'multare', ll. osk. fatfum 'fateri', 111. osk. delkum 'dicere', M'OM 'agere', umbr. aferum .AFI-:l«J 'cirumferre; '

'



lustrare', fa iu 'facere', osk. JiZUM, umbr. eru 'esse'. Zur Vertretung -um < •-om vgl. Meiser 1986: 5 1 f. 68 Pace v.Pianta I I : 403 (mit weiterer Lil.). 69 So etwa Brugmann, GR II 1: 640, ebenso Leumann, LLF 581 unter Hinweis auf lat. agi < •ag-ey (Dat. des Wurzelnomens) - Wenn -om zurecht aus einem Wurzelnomen (und nicht aus einem o-Stamm) hergeleitet wird, dann zeigt die Umgestaltung, dass wenigstens im Fruhursabellischen (und mithin erst recht im Uritalischen) diese Formation noch nicht als erstarrter Infinitivausgang galt, sondern als Kasusform eines (grundsätzlich

flektierbaren) Yerbalnomens. 70 So Leumann, LLF 581 und Garcia-Ram6n 1993b: 122f. Allerdings könnte im lat. Ausgang -r grundsätzlich auch der Lok.Sg. eines o-Stamms (vom verbum I •uenl'-om· Typ, s.o.) vorliegen.

71 /anserriyatom/ < •-turn, vgl. Meiser 1986: 120f. 72 Eine sabell. Entsprechung zum Supinum auf �tü ist nicht belegt. 73 Vgl. umbr. l'IHAI·'{E)l VI a 29.38.48. VI b 31 ' piari' ; C'F.HEFJ VI a 20 'capi', herifi V b 6 'oportere'; osk. sakraflr Cp 3 l f. l Ve 86f., vgl. Franchi de Bellis 1981: 166 sowie H. Rix in Etter 1986: 596. Vor Garcia-Ram6n 1993b haben den sabellist:hen lnf. praes.

4.4

Umgestaltung und Neuaufbau

57

die von H. Rix (s. Anm. 73) angesetzte Vorfonn •-cfyoy, DatSg. eines versehoHeneo Verbalabstraktums auf •-cl'yo-14 (nach dem indoiranischen Infini­ tivausgang ved. -dhyiii, avest. -diiäi"�) ersetzt durch den entsprechenden Ausgang des Instrumentals •�d'yeh1, da osk. sakrafir Cp 3 lf. / Ve 86f. sonst kaum erklär­ bar wäre: der Diphthong -oy-r < •-öy mUsste im Osk. erhalten geblieben sein. Die HinzufUgung von -r, das ftlr Mediopassivfennen vielfach charakteristisch ist, ergibt osk. -fir76• In der Grundsprache war das Verbalsubstantiv auf •-cl'yo­ also noch nicht völlig zum Infinitiv erstarrt. Der lat. Inf.-Ausgang -f lässt sich problemlos als Endung des Dat. Sg. der Konsonantenstämme •-ey erklären77, s.o. § 54. Der Typus war zunächst bei den thematischen Präsenlien (111. Konjugation: ago, lego usw.) heimisch; von diesen hat er sich Uber die charakterisierten Präsentien der Jfl. Konj. ausgebreitet (jalli, morf) und zuletzt auch die Verben mit vokalischem Basisausgang erfasst (I., II. und IV. Konjugation). Hier trat *·ey an die Stelle des Ausgangs *·i in der akt. Endung: •-si => mediopass. *·sey (> ·re, -ri). § 56 Der Ausgang altlat. -(r)-ier11 kann auf eine Vorfonn *-ie 1 -ie + -r zurUckgefilhrt und mit dem aind. Absolutivum auf -ya 1-yä (aind. -vrtya 'beim Drehen' .... lat. ... uortie-r) verglichen werden79, Bei dem angenommenen Entwicklungsgang bleiben freilich zwei Fragen offen: zum einen nach dem Schicksal der uridg.­ urital.-sabell. lnf.-Endung •-cl'yi-r > *fff!r, zum anderen nach den Endungen, die ursprUnglieh an der Stelle der neugeschaffenen Ausgänge -1 bzw. -r1 gestanden haben. Diese Probleme lassen sich durch die konkurrierende Annahme lösen, dass lat. -(r)ier eine Umbildung des ererbten Ausgangs •-d'yi-r darstellt. Als reguläre Kontinuante von urital. *·o/ir ist ftlr das Lateinische *·difr zu erwarten (vgl. lat. medius < *med'yo�). Im Urital. war nun der Infinitiv Aktiv bzw. sein Vorläufer, das Supinum, noch nicht auf den Primärstamm, sondern auf die Wz. bzw. Basis (s.o.) bezogen. Entsprechend ist anzunehmen, das auch der mediopass. behandeh R. Gusmani, IF 71 (1966): 64-80, Rix 1976: 3 1 9-331, V. Pisani, RhM 91 ( 1 954): 47-68 (zu umbr. cehefi). 74 Zu dessen Herkunft vgl . Garcia-Ram6n 1993b: I 1 2 Anm. 19.

75 Gegen die von H. Rix bereits filr die Grundsprache angenommene mediopassive Geltung dieses Infinitivs J. Gippert, MSS 44 ( 1 98�): 29·57 (aufgrund des Befundes im Indoiranischen) und Garcia·Ram6n 1993b, vgl. besonders p. 1 2 1 Anm. 55. 76 Es handelt sich hier natürlich um "das sekundär angefllgte mediopassivische -r"

{Sommer, Hb 593), das durch das Osk. wie auch das Lat. {s.u. im Text) als bereits uritalisch erwiesen werden könnte und mithin auch fllr das Umbr. anzusetzen wäre: usw. warc dann als /pi'aft;�rl zu lesen (zur Schwächung bzw. orthographischen Unterdrtlckung von auslaut. ·r im Umbr. vgl. Meiser 1986: 280, zum Schwund von y vor

PIHAI·EI

? Rix 1976: 327f.).

77 Vgl. Leumann, LLF 581; unwahrscheinlich die Herleitung aus einer angenom� menen uridg. Inf.-Endung �ai (J, Wackernagel 1953: I 740) oder aus *·ie (Thurneysen

1 879: 46}, vgl. Sommer, Hb 593.

78 79

Ygl. Sommer, Hb 593f., leumann, LLF 58lf. Vgl. Sommer, Hb 593, Garela-RamOn 1993: 121f.

Kapitel 4. Das uritalische Verbum

58

mediale Infinitiv • -cfyer ursprünglich von der Wz. abgeleitet war"' und erst sekundär auf den (charakterisierten) Präsensstamm bezogen wurde. FOr das Urital. sind somit etwa *ag-ßyer, *fak-liyer, *molktä-liyir usw. anzunehmen. Die weitere Entwicklung verlief in den beiden Sprachzweigen unterschiedlich: Im Saheilischen trat an die Stelle der Wurzel der Präsensstamm (*ag-l)yir => •ag-e­ liyir, vgl umbr. CEHEFI i< Ir;! < *e), eher den langvokalischen Konj. Aor. (§§ 49f.) fort, vgl. Buck 1 928: 175'10. Keinerlei Schwierigkeiten worde freilich die Bildung von Plusquamperfekt, Futur exakt oder Konjunktiv Perfekt zu sekundären Verben bereitet haben: Diesen diente als Perfektstamm die Verbindung des Part. Pf. Act. oder das PPP mit einem "Hilfsverbum" ('sein', 'haben' o.ä.), vgl. Kap. 9.5.

syntaktischem Gesichtspunkt nicht zutreffend. Die Form erscheint in der Protasis einer Bestimmung, die gebaut ist nach dem häutigen Muster: "Wenn einer .... getan haben wird (wenn ... geschehen sein wird), dann soll ....", vgl. etwa: si memhrum rupsit ... talio esto (Fest 496 L: (tab. VIII 2])

si iniuriam alterifaxsit, XXY aeris poenae sunto (Gell. 20,1,12 [tab. VIII 4]) si noxfurtumfaxit si im occisi� iure caesus esto (Macr. I 4, 1 9 [tab. VIII 12])

Im Konditionalsatz erscheint in diesen wie in weiteren Fäl1en9l der "Konj. des Perfektivfuturs" (§ 40). Es ist zu erwägen, ob tu/it nicht ebenso zu deuten ist. Die

entsprechende Fonn zur Wurzel *telhr müsste im Lat. ttellit < *te/(a)-s-1- bzw. ttollit < *tola-s-i· lauten (wenn die Verdumpfung e > o vor velarem I der Binnensilbensynkope vorausgeht). Es wäre denkbar, dass der Wurzelvokalismus nach dem Pf. tetuli zu tu//- umgestaltet worden wäre. >tulit< ltullit/ wäre somit als Konj. des Typsfaxit aufzufassen. Einen urital. Aoristkonjunktiv, der seinerseits auf einen Opt. Aor. zurtlck­ geht, bewahrt vielleicht die umbrische Partikel

heri(s) - heri(s), HER/EI - HERlEI

/heryt;zl 'vel ... vel' < *her-ye-s'H, die von Untermann 2000: 325. LIV 1 76f. Anm. 4a als "archaische" (LI V) Form des Konj. Präs. gedeutet wird. Der e-Konjunktiv des Präsens fungiert freilich schon uritalisch als Prospektiv (die synchron erwartete Konjunktivbildung zum JPr zeigt osk.

heriiad Cp 36 I Ve 4), synchron

wäre also auszugehen von einer Bedeutung 'du wirst wollen' (vgl. § 52). Neben dem JPr, greifbar noch in umbr. Fut. 1/ERIEST V J b 48, Inf. Med. 55), bildete das Verbum einen WA (vgl. LIV 1 76), in umbr.

4.5. 3

könnte

Modi des Aorists

Der Konj. Aor. ist - abgesehen von lat. duim - nur im Saheilischen greifbar (vgl. 49[).

Zufällig

basieren

die

bezeugten

Formen

I HERlEI

herifi V b 6 (§ -her (§ 57). Hierzu

eine relikthafte Optativform darstellen. Eine Ausgangs­

bedeutung 'du magst wUnschen' entspräche der Partikelfunktion besser als die

§ 59 §§

heris

des

Konj.

Pf.

osk.

tribarakattfns dadid FEFACID HIPID FUID sowie umbr. COMBIF/ANS/ aufprimären oder sekundären Perfektstämmen�1; lediglich osk. FUID TB I Ve 2 dUrfte einen uritalischen Aorist-Konjunktiv fortsetzten (zur Thematisierung von fu- vgl. § 57).

des Prospektivs. Allerdings müsste angenommen werden, dass *heryes bereits zum Zeitpunkt des Synkretismus von Optativ und Konjunktiv (§ 50), der im Aorist in der Durchftlhrung des thematischen Konjunktivs resultierte, aus dem Paradigma ausgegliedert und als Partikel konserviert wurde9J, § 60 Reste des urital. lmv. Aor. I bewahren einige lat. Partikeln und Reliktformen:

88 Allenfalls: *-herd (3.Sg. lnj. Aor.) mit Abfall oder Assimilation von -d?? 89 Vgl. Sommer Hb 587, Leumann LLF 587, jedoch Hardarson 1993: 47, Anm. 37. genannte osk. sakrafir ist ein medialer Infinitiv (vgl. § 55) und somit nicht einschlägig. 91 " Echte" Aoristkonjunktive wären etwa tbenid, temins usw. 90 Das 1.c.

92 " ... mUsste zudem in Jetulit geändert werden" KE. 93 Weitere Beispiele bei Leumann, 622. 94 Belege: heris - heri(s) I b 6, I a 4; heri - heri I a 22, ll b 9f., HERJ - HERJ VI a 57, VI b 46; HF.RJE - HERJE V1 b 1 9f., HERIFJ- HERIEJ 7a 3. 95 Vgl. noch Buck 1928: 171.175, Pisani 1964: 154, Rix 1976: 321 Arnn. 20.

LLF

Kapite/4. Das uritalische Verbum

62

I . lat cedo 'gib her! los!'

ceue PI.

Vgl. Sommer, Hb 539, Leumann, LLF 528, Zweifeln und wenig plausibler Alternative < *h1em2. lat. em ' da! nimm!'

ÜV

drei Vierter'. Diese strukturellen und materiellen Übereinstimmungen zwischen den beiden italischen Sprachzweigen bilden ein wichtiges Argument für den

105. Mit unbegründeten

WH 1: 193.

Vg1. LIV 236. Es ist freilich möglich, em als apokopierten Präs.-fmv. *eme

vom Typ dfc fac usw. aufzufassen (so WH I 400, Sommer, Hb 5 1 7, Leumann, LLF 93). Anders als bei em istjedoch bei den Präsensimperativen die Apokope im Altlat. noch keineswegs fest. Der Gebrauch als Partikel

Ansatz einer gemeinsamen uritalischen Vorstufe. Nicht alle Entsprechungen haben dabei gleiches Gewicht, denn nach dem bekannten Grundsatz können nur gemeinsame Neuerungen zugunsten einer exklusiv uritalischen Vorgeschichte zeugen , nicht hingegen Fälle, in denen das Lateinische wie das Saheilische urindogennanisches oder allenfalls voreinzelsprachliches Erbe bewahren.

spricht ebenfalls daftlr, dass em einem verlorenen Paradigma angehört.

4.6.2

3. lat. tu 'werde' (?) im Cannen Arvale ILLRP 4.

Die Fonn ist mehrdeutig: als /fü/ interpretiert, gehörte sie dem Aoriststamm

11 an (< *b uh1). Jedoch könnte sie auch auf den im Urital. entwickelten Präsensstamm *fu- bezogen werden, vgl. § 43 (dann zu lesen /fu/, vgl. forem), vgl. Leumann, LLF 570 ("Zweifelhaft ist . . FU .." Sommer, Hb 531 ).

.

4. lat. vet•oder'

< *welas


"''habe gefUgt', vgl. homer. rrEmwa 'stecke fest' ("'peh2g­ LIV 461; §74 IV mit Umdeutung intransitiv=> transitiv), vgl. § 170. ' tetinl I tetendi *'bin ausgedehnt'> "''habe gedehnt', hom. nur pass. rüaTcu, -To ("'ten-, LIV 626; §741V mit Umdeutung intransitiv=> transitiv) (§ 18 1). tetuli "''habe aufgenommen, trage'> "''habe getragen', vgl. homer. ttTA1)K "''habe ergriffen' ("'keh2p-, LVI 345?; § 74 VI), vgl. § 193. I.

21 Also cipi - habeo captum, entsprechend die schwachen, dh. periphraslisch gebildeten Perfekta. quasi •!awdäwös esmi 'ich bin einer, der gelobt hat'.

82

Kapitel5. Aorist und Perfekt im Uritalischen

leg/

*'besitze (habe aufgesammelt)' > *'habe gesammelt', vgl. alban. mbiodha ('leg-, LIV 397?; § 74 VI), vgl. § 210. peperT *'habe hervorgebracht, erworben' > Zustandspf. 'besitze' > *'habe erworben' (*perhr, LIV 474?), vgl. § 172. § 79 II. N e u g e s c h a f f e n e R e s u l t a t i v p e r fe k t a Resultativperfekta - oft wohl voreinzelsprachlichen Alters -, die nicht auf Zustandsperfekta zurückgeführt werden können, liegen vor in: cecidi Wz. 'kh,eyd-, LIV 360, vgl. § 184. cecini *kan-, LIV 342f.; vgl. air. cachain (Thumeysen 1980: 424, Schumacher 2002: l92ff.) zu canaid 'singt'; oder Intensiv- oder Narrativpf., vgl. §§

74. 188 dedi 'deh,-, LIV 105f. homer. nur pass. (I!. 5,428), vgl. § 168. didik- *dey/C-, LIV I 08f.; umbr. DERSICURENT, Fut. I!, vgl. got. gataih (§ 103). -didi *d'ehr, LIV 136f.) Resultativpf. in lepont. tetu, galt. dede, vgl. § 169 (bzw. Wz. *deh3-, s.o.). Vgl. Schumacher 2002: 528f. fefak- •d'eh1k-, LIV 139 (urital. Neubildung), vgl. § !95. fifig- •c/'eyff-, LIV l40f., vgl. § 105. momordi*h1merd-, LIV 280, vgl. § 138. peperci *perk-, vgl.jedoch LIV 476, vgl. § 171. pepuli 'pelh,-, LIV 470, vgl. § 173. perculi 'kelh,-, LIV 350, vgl. § 175. poposei 'prek-, LIV 491, vgl. § 176. pupugi 'pewg-, LIV 480, vgl. § 177. r€gl *h3rei-, LIV 304, vgl. § 212. scäbf *skabhr, LIV 549; vgl. anord. skOJ, vgl. § 143. scicidi •si!'eyd-, LIV 547f., vgl. § 178. tetigl *teh1g-, LIV 6I6f., vgl. § 180. totondi *tend-, LIV 628, vgl. § 138. tutudi 'stewd-, LIV 601; aind. tut6da RV 1,162,17. 10,16,6, vgl. § 183.

5.3.3

Das Narrativperfekt

§ 80 Die Umdeutung des Zustandsperfekts zum Resultativperfekt verschiebt den Bezug des Merkmals "Zustand" vom Subjekt auf das Objekt; sie ist daher nur bei transitiven Verben möglich. Doch werden auch die Vorformen der intransitiven Perfekta lat. vi!ni (' g"em-, LIV 200; § 74 V), si!di, ('sed-, LIV 513; § 741V) im Uritalischen kaum noch lange die Zustandsbedeutung 'ich bin da', 'ich sitze' bewahrt haben. Auch hier dürfte (vielleicht ebenfalls schon voreinzelsprachlich,

5.3

Uritalische Vert:inderungen

83

vgl. got. qemum, setum21) sich der Kategorieninhalt verschoben haben, von dem aus einem Vorgang resultierenden Zustand hin zum Vorgang selbst; dass er in die Gegenwart hineinwirkt, wird (zunächst) mitverstanden: v€ni 'bin gekommen (und nun da)', sedi 'habe mich gesetzt (und sitze nun)'. Wir bezeichnen diesen Typus, der den Vergangenheitsbericht in den Vordergrund stellt, als "Narrativ­ perfekt"23. Aus dem Lateinischen sind als ehemalige Zustandsperfekta noch anzufllhren steti *'stehe' > 'bin getreten' (*stehr, LIV IV), cecidi 'bin gefallen (und liege nun)' (*kad-, LIV 1 ; IV), dagegen jünger, d.h. nicht auf Zustandsperfekts zurtickgehend cucurrl (LIV pepedi(LIV 77). Mit der Entstehung des Narrativperfekts ist die Uminterpretation des Perfekts von einer Aktionsart zum Tempus "Präteritum" erreicht; auch das Resultativperfekt kann nun in derselben Weise aufgefasst werden. Das Präteritum des Perfekts aber wird im Zuge dieser Verschiebung zum "Präteritum des Präteritums" - zur "Vorvergangenheit", die die relative Vorzeitigkeit gegenüber dem Perfekt oder Aorist bezeichnet Die Consecutio temporum des Lateinischen und Saheilischen hat nach H. Rix (münd!.) hier ihren Ausgangspunkt.

3 8 § 74 355),

5.3.4

590; § 74 4

Synkretismus

§ 81 Durch die Festlegung des lnj. Aor. auf den präteritalen Gebrauch einerseits, die Ausprägung des Narrativperfekts andererseits sind offenbar schon im Frühur­ italischen "Indikativ" Aorist und "Indikativ" Perfekt zu Vergangenheitstempora geworden. Der wesentliche funktionale Unterschied zwischen beiden lag darin, dass das Perfekt das Nachwirken eines durch den Handlungsvollzug erreichten Zustandes bis in die Gegenwart einschloß. Der aspektuelle Unterschied zwischen beiden Tempora musste in dem Maße verblassen, in dem sich beim Perfekt das Gewicht auf die Bezeichnung des den Zustand herbeiführenden Vorgangs verlagerte. Das Plusquamperfekt wurde zur Vorvergangenheit beider Präterita. Vom Frühuritalischen bis zum Späturitalischen hat das Aspekt-/ Tempus­ system eine Entwicklung durchgemacht, die wir in historischer Zeit im Griechischen beobachten können. 0. Ringe kommt in seiner Arbeit über das Perfekt in griechischen Inschriften24 zum Schluss, dass bis ins dritte Jahrhundert "the perfect expresses a past event and its continuing consequences, while the aorist expresses the event and leaves the consequences to be inferred. There is no

22 FUr das Pf. der Wz. •bhwehr ist jedoch uritalisch noch von einer bei diesem Verbum auch in anderen Sprachen lexikalisierten Zustandsbedeutung auszugehen (LIV 98, vgl. ved. babhifva 'ist (geworden)', gr. m:qn)am 'sind (gewachsen)', vgl. § 43. 23 Vgl. Delbrück GR IV 213.217. Vereinzelt findet sich dieser Perfektgebrauch in

distributivem Sinne schon bei Homer, vgl. die l.c. angezogenen Beispiele €opya, n€nov8o:, öm.ma "der ich (schon viel) getan I erduldet I gesehen habe". 24 D. Ringe, Yale Univ. Diss:

1984: The Perfeet Tenses in Greek Inscriptions,

533.

Kapitel 5. Aorist und Perfeld im Uritalischen

84

5.4 Reste älterer Paradigmastrukturen

dernonstrahle 'confusion' between aorist and perfect, nor is a perfect ever used merely to express a past event; in fact, the persistence of the contrast between perfect and aorist at least until the time ofChrist is demonstrated by an Au gustan inscription in which the present yeiveaacu, t he aorist y€v€a8c:u, and the perfect yeyovivat are all contrasted to make a rhetorical point ... ; it is quite clear ... that the aorist and the perfect were not confused in Greek before the third century A.D. at the very earliest".

donasto, doto11)

und das Keltische (air.

'suidigestar)2\

85

fmden sich weder im

Saheilischen noch im Lateinischen und sind offenbar schon im Späturitalischen aufgegeben worden. Davon nicht betroffen ist das Mediopassiv des Perfektiv­ futurs (§ vgl. lat.

40),

das seine paradigmatisch selbständige Stellung bewahren konnte,

iussitur usw.

Vom Untergang des mediopassivischen Aorists abgesehen gibt es an sich

In der weiteren Entwicklung ist das Perfekt im Griechischen - anders als im

kein Argument, dass dazu zwingt, den Synkretismus von Aorist und Perfekt ftlr

Italischen - gänzlich vom Aorist verdrängt worden11; im Neugriechischen lebt

die

nur noch das mediale Partizip fort, vgl. ypCXj..tjJlvo urital. *äseo -es -et > lat. iireo Gerade angesichts der Tatsache, dass Fientiv und Essiv ihre ererbten Aktionsart� bedeutungen bewahrt hatten, musste die (partielle bis vollständige) Homonymie, welche aus der Lautenwicklung resultierte, besonders störend wirken. Auf eine Fientivbildung könnte jedoch lat. crJvi 'wuchs' (Wz. *k.erhr 'sättigen', LIV 329) zurUckgehen. Sie müsste freilich nachgrundsprachlic geschaffen sein, da jeder Laryngalreflex fehlt: reguläres *krh3=ehr hätte (m lt . Restitution des ehrSuftixes gegen den Laryngalumlaut) tkare- ergeben. D1e irreguläre Schwundstufe •kr- in cr-e-vl könnte aus einer o- oder vollstufigen Bildung abstrahiert sein, in der der Laryngal lautgesetzlich schwinden �usste, etwa aus dem verlorenen TP *leere- *kr€-w- (§ 243) ist der Fientiv in cr€\11 fortgesetzt. Den Untergang der Kategorie konnte die Fonn deshalb Uberdauern, weil sie nicht me r an�lysi7rt, sondern als WA vom Typ •se-m 'säte'(§ 183) aufgefasst wurde. D1es ze1gt SICh daran, dass *kre- zur Basis weiterer Bildungen geworden ist (concretus creber crelire). Auch das Prs. cresco ist vielleicht zum Pf. "rückgebildet"•ß.





Kapite16

DER URITALISCHE WURZELAORIST

6.1

1 Sommer, Hb 551; Leumann, LLF 527. 589, Kieckers, HLG II 254. Zur •cl'ehr und •cl'ehrk· vgl. auch Untermann 1993b. 2 Cardona 1960: 107f. 3 Vgl. Watkins, /dg. Gramm. 149. 151f., A Bammesberger, FT Berlin 1 983 : 71ff. 4 "Verfehlt" Leumann, LLF 590. Vgl. noch Seldeslachts 2001: 48. S Watkins, !dg. Gramm. 152f., s.u. § 205. 6 H. Ei c hner, M.s:s' 3/ (1 972): 82.

Trennung von

47 Der freilich früh aufgegeben wurde, vgl. Kap. 5.3.1. 48 Anders Rix 1995: 400: Umbildung aus ·�h3·sllelo- > *kräske!o- nach crevi, was freilich eine intransitive Bedeutung 'wachse' der Wz. voraussetzen würde.

Zum Ansatz der Flexionsklasse

§ 88 Es ist grundsätzlich unbestritten, dass einige der lateinischen Perfektstämme ererbte Wurzelaoriste fortsetzen. Seit jeher wurden lat. ficit (frtlhlat. FECED CIL 4.2437), griech. E:6nKE:, lat. i€cit und griech. homer. EfiK€ mit einander in Verbindung gebracht und auf (erweiterte) grundsprachliche Aoriste •cl'ehrk-, *hyehrk- (LIV 225) zurückgefUhrt, wenngleich in •cl'ehrk- eher eine selbständige Wurzel vorliegen dUrfte, die freilich vom Wurzelaorist •d'ehrt aus (LlV 136) erweitert wurde (LIV 139)1• Weniger Einigkeit besteht darin, ob Ober dieses Paar hinaus weitere Formationen als (sekundär modifizierte) WA interpretiert werden können. So hat G. Cardona lat. liqui vlcf fogl riipl als thematisierte Wurzelaoriste gedeutet2 und ist damit sowohl auf Zustimmung1 wie auch auf Ablehnung� gestoßen, C. Watkins hat dieser Reihe noch vldi als mögliche Kontinuante eines WA hinzugefilgtl. FUr lrqul vlcl vldi ist die Herkunftsfrage nicht nach lautlichen Kriterien entscheidbar, solange keine hinreichend altertümlichen Belege auftauchen, den hinter-i-stehenden Diphthongs- ey in *leykw-t usw. (Aor.) oder oy in "'loykw-ey usw. (Pf.) - erkennen lassen. Auch der paradigmatische Gesichtspunkt, es sei etwa in lat. vinco ; vlcl die "paradigmatische Konstellation Nasalinfixpräsens : Wurzelaorist getreu reflektiert'06 - hilft zunächst nicht weiter. Denn in vielen Fällen ist der ererbte WA im Lateinischen durch ein starkes Perfekt (RP, LP, EP) substituiert, vgl. § 154. Eine Flexion *winki5 •woykay wUrde somit die "paradigmatische Konstellation" nicht minder getreu, wenn auch nur indirekt wiedergeben. Die Antwort auf die Frage, ob vid letztlich ein Aar. *weyk- oder ein Pf. *woyk- zugrunde liegt, ist nur möglich, wofern eine filT den konkreten Fall einschlägige Substitutionsregel angegeben werden kann (vgl. § 206).

94

Kapite/ 6. Der urilalische Wurzelaorist

Allerdings resultiert dieses Problern erst aus der lautlichen Entwicklung des Lateinischen. Für das "vorsynkretistische" Uritalisch müssen wir hingegen versuchsweise das Paradigma eines Verbums um das jeweils fehlende Glied ­ Aorist- oder Perfektstamm - ergänzen. Dass nun im konkreten Fall zu *winke­ im Uritalischen ein WA existierte, wird durch die "paradigmatische Konstel­ lation" in der Tat wahrscheinlich gemacht, zumal kein Grund zu erkennen ist, weshalb *weyk-(e)- innerhalb des Uritalischen oder schon früher durch eine anders gebildete Aoristfonnation hätte ersetzt werden sollen. Daneben ist aus strukturellen Gründen rur das Paradigma dieses Verbums neben dem Aorist auch ein Perfekt vielleicht nachgrundsprachlichen Alters anzusetzen7• § 89 Die Zahl der uritalischen WA dürfte mithin sehr viel größer gewesen sein als die wenigen erhaltenen Stämme und Reliktformen bezeugen. Denn nach dem "Hereditätsprinzip" (§ S) erwarten wir stets die Forttllhrung ererbter Fonna­ tionen (gegebenenfalls mit regelhaften Modifikationen wie Thematisierung), solange wir nicht Verlust oder Ersetzung der betreffenden Bildung wahrscheinlich machen können. Von bestimmten, unten (§§ 93f.) zu besprechen­ den Ausnahmen abgesehen, deutet nun nichts darnuf hin, dass uridg. Wurzelaoriste im Uritalischen durch andere Aoristformationen. etwa den sigmatischen Aorist, ersetzt worden wären. Die Lebendigkeit des WA im Uritalischen aber bezeugt v.a. das Sabellische, das - im Verhältnis zur geringen Zahl an Oberlieferten starken Perfektbildungen - sehr viel mehr Wurzelaorist­ stämme bewahrt als das Lateinische. Wo uns wie in der Mehrzahl der in Frage kommenden Verben keine unmittelbaren oder mittelbaren Kontinuanten eines urital. WA in den italischen Sprachen bezeugt sind, müssen wir nach Zeugnissen tllr die Existenz eines voreinzelsprachlichen WA in der Überlieferung anderer idg. Sprachen suchen. !ndessen lasst auch der Sprachvergleich keineswegs tllr alle Verbalwurzeln die uridg. Aoristbildung erkennen. So bleiben als bereits wesentlich schwächere Anhaltspunkte der morphologische Verband, d.h. die Art der Präsensbildung ("paradigmatische Konstellation", s.o. § 88), und im äußersten Fall die Semantik: Verben mit einzelsprachlich punktueller Bedeutung wie 'zerbrechen', 'ergreifen' o.ä. lassen eher aufeinen voreinzelsprachlichen WA schließen als auf eine konkurrierende Aoristbildung. Ein derartiger Ansatz ist freilich sehr unsicher, denn zum einen muss die einzelsprachlich gegebene Verbbedeutung in ihrem Verbalcharakter nicht unbedingt mit der grundsprachlichen übereinstim­ men, zum anderen könnte die betreffende Wz. in der Grundsprache überhaupt keinen Aorist gebildet bzw. ihn - wie etwa die Wz. •bher- 'tragen' (vgl. LIV 76 mit Anm. 1) - schon in voreinzelsprachlicher Zeit verloren haben. Dasselbe gilt tur den Ansatz eines WA nach rein morphologischen Kriterien; die "paradigma-

7 LIV 670

setzt (mit Fragezeichen) ein uridg. Perfekt an. Als Zustandskategorie könnte es die Bedeutung 'ich Rabe die OberRand (gewonnen über' gehabt haben.

)

6.2

95

Verben mit uritalischem Wurzelaorist

tische Konstellation" kann nur einen Wahrscheinlichkeitswert filr den Schluss auf eine bestimmte Aoristbildung ergeben. Es bestehen also folgende Anhaltspunkte filr den Ansatz eines uritalischen WA; in günstig gelagerten Fällen ergänzen sie sich gegenseitig: Das Fortleben eines WA in einer einzelsprachlichen Stammbildung oder einer paradigmatisch isolierten Fonn (§ 90), die komparative Evidenz (§ 91), morphologische Kriterien ("paradigmatische Konstellation", § 92), die Verbbedeutung, dies zweifellos das schwächste Argument(§ 92).

6.2

Ve rben mit uritalischem Wurzelaorist

6.2.1 Der WA ist in den italischen Sprachen unmittelbar oder mittelbarfortgesetzt § 90 Im Folgenden sind angegeben: Laufende Nummer, Urital. WA (dabei ist uritalische Thematisierung durch (e)- bezeichnet; ale· bezeichnet den Über-gang von der "alpha-thematischen" zur thematischen Flexion nach § 52), Verbal­ bedeutung, lat. (unbezeichnet) I sabell. Präsens- und Perfektbildung(en), uridg. Wurzelansatz mit Angabe der Seitenzahl im LIV, Verweis auf ausfilhrlichere Darstellung. Der Vermerk "WA" am Ende der Zeile besagt, dass filr den Ansatz eines WA auch komparatistische Evidenz besteht. Erscheint im Lateinischen SP anstelle eines uritalischen WA, ist dies durch ein Ausrufezeichen "!" vermerkt (vgl. Kap. 1 5.3). Nr. I. 2. 3. 4. 5. 6. 7.

8. 9. 10. II. 1 2. 13. 14. 15.

'geben'

lat./sabell. dO dedi fat.•dowye-

Wurzel •dehr •deh W•

'nehmen'

emo eml

*h1em-

•fik(e -

'machen'

acio eci

* ewg(e -

'fliehen'

u

urit. WA •do-! •da*döu-t•dü'em e 'feyd(e -

Bedeutung

' rek"' e • u-

-

'R"'en(e. •xub(e •

'geben'

'spalten '

'vollstopfen' 'werden'

mdojidi w

u I

arcio arsl !

lOftii

�-

*b

' deh1k-

*bne'!!K:. " *b rek"'-

•b

wehr_

'kommen'

venio vini

�g_"'em-

�hb· �r•f(ew-d-

'emeifen'

u. hab_ye_-

•.Yer e -

'be,gehren'

o.

•xewd e -

'

undo udi

'ftk(e •k!ey-

'werfen' 'lehnen'

*levk"' e -

'verlassen'

i eßen'

herve-

iacio iicl •k!ine·linquo -ü. ui

•�JE:h *kl!!J!:. *leyk�'-

LIV 105 107 236 70 139 84 93 98 209 195 176 179 225 332 407

vgl. § 168 168 194 164 195 198 46 197 204 96 57 199 200 46 201

WA WA WA WA WA

WA WA WA

WA WA WA WA

96

Kapite/6. Der uritalische Wurzelaorist •varale*pe/ale*rewp(e *t?J� *te!a/e*weyd e *weyk(e *welale-

16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23.

'verschaffen 'schlagen' 'zerbrechen' 'berühren' 'aufheben' 'erblicken' 'besiegen' 'wollen'

aro I. -iivf ellopepuff? rumpo rii. f ta!Jg2teljgJ_ to!lo tetuli10 video vtdf vinco vlci" volo volui

�rhJ" *pelhr *rewk *te� *telh •weyd* weyk*weih,-

6.2 Verben mit uritalischem Wurzelaorist 474 470 510 616 622 665 670 677

172 173 202 180 182 205 206 242

WA WA

WA WA WA

6.2.2 Der WA ist komparatistisch erschlossen § 91 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30.

•-awale*r!E[_e *dek(e)*ep(e *ewale•fo*gem{e)-

31. 32. 33. 34. 35. 36. 37.

!Hna!e*.smO*xend(e)•xrewa!e*yewg(e *kiip{e)*ke/a!e-

38. 39 40. 41.

'keile *kew-d- ? *kreya/e*kwela/e-

42. 43. 44. 45. 46. 47.

*kwit e - ? *k"'yi*lewa!e*meyt1e *meta!e*mewg(e)-

'ankleiden ' ·�en' 'lernen' 'er12;reifen' 'fördern' 'setzen' 'drücken / seufzen' 'erze_!!&_en' 'erkennen' 'fassen' 'anstürmen' 'anschirren' 'ergreifen' 'niederschlagen' 'verbergen' 'spalten' 'trennen' 'bebauen' o.ä. 'schütteln' 'ausruhen' 'lösen' 'schicken' 'we reißen' 'schneuzen'

ind-uo -ui aio e l disco didicl apio ipi iüvo iiM con-do -didl gemogemuf

*!!t!_wh-

*dek*h·ep*h ewh*d'eh,*gern-

275 256 109 237 242 136 186

247 191 137 192 246 169 241

��nui (�nösco nOvi pre-hendo -hendi in-gruo -grui iungo iiinxi ! capio cipi per-cello -cull

�nh *inehr •/ed•g'reh w*yewg� *keh2f)*kelhr

163 168 194 202 316 344 350

241 238 215 247 105 193 175

oc-cu/o -cu/ui ex-ciido -ciidl cerno crivi colocolui

*!Ce/*keh u-d*kreh1y*kwelh,-

322 345 366 386

241 225 238 241

uatio QUOSSJ ! uiesco quiivi luo liii mitto mlsi ! mando mandi -mungo -miinxi!

*skweh t*kwyeh *lewh*me th *meth *mewk-

565 393 417 430 442 443

107 238 247 245 219 105

9 Umbr. Prs.-St. -penne- < *pel-ne-, Pf.-St. -pe/1 0 Umbr. Prs.-St. -tenne- < *te/-ne-, Pf. -tel-

·�

48. 49. 50. 51. 52. 53. 54. 55. 56. 57. 58. 59. 60. 61. 62. 63. 64. 65. 66. 67. 68. 69. 70.

*ongw(e)*pä*pii!f(e *peys e *pena/e*perk e *perk e *peta!e*peta!e*pli*PO*pri*pster e *rewg(e *si*sed e *sel(e *sela/e*skend e *skevd e *sneyy *paränt als Ausgangspunkt filr die ä-F!exion von pariire in Frage. 19 Zur Ablautverteilung - im Sg. des lnd./Inj. Vol\stufe, im Dual und PI. Schwundstufe - vgl. Hardarson 1993: 38ff.

6.3

Fonn Kategorie a) Imperativ I lat. cedo P!. cette lat. em vielleicht auch

b) Injunktiv

lat.fo /fü/ od. Imv. Prs./fu!? lat. vel ? lat.juas

dO diis damus

umbr. PISHER? lat. duim vielleicht auch umbr. heris HHRJHJ/hery�?zl d) Part. Akt." lat. parentes

c) Optativ

lat. cliens lat. frequens

101

Flexion

Bedeutung

'da!, nimm!' 'sei'

Herleitung < *ke-deh3 < *ke-d�rte < *h1em < *b uh1

'oder' (< 'wähle!') 'sei (nicht)' 'gebe' usw. 'du möchtest' 'möge geben' 'vel ... vel'

< * welh1 < *l!wehz-S Indikativ) I. lat. FECED CIL 4. 2437, vgl. FECID CIL 561 (vgl. Wachter 1987: 126) ftk-e-d 1< Wiedergegebenen KonJ.­ Suffix als p < e ergibt sich aus der Schreibung >i< in trlbarakattins, vgL Buck 1928: 175.

6.3 Flexion

103

sprachliche Zeit erhalten geblieben (§ 99). Sie lassen jedoch vennuten, dass sich die Thematisierung stufenweise, in Abhängigkeit von der Wurzel- bzw. Stamm­ Struktur vollzog. Athematische Formen sind nämlich gesichert nur zu Wurzeln auf Vokal bzw. Laryngal erhalten (*bhwehr, *deh3-, *deh3w�, *perhr, *f.ley-). Andererseits finden sich zu Wurzeln auf Okklusiva nur thematisierte Fonneo (*d'eh1k-, *i'ehb-, *leg- (?)); hieraus ließe sich auchfrequens als Resultat eines Thematisierungsvorgangs mit Eintuhrung der originär systemwidrigen Vollstufe erklären (vgl. § 46). Gesondert zu beurteilen sind die Belege zu den Wz. *h1em­ (§ 95 a) und g'er- ((?), vgl. § 95 b,c): Hier könnte eine frühe Erstarrung ("Lexikalisierung") der Fonneo angenommen werden; im Übrigen besteht bei Wurzeln auf Resonant in geringerem Maße das Problem schwer sprechbarer Konsonantenverbindungen, das letztlich die Thematisierung ausgelöst haben dürfte. Da dieses Motiv bei Aoristen zu vokalisch (bzw. laryngalisch) auslauten· den Wurzeln nicht gegeben war, ist es zweifelhaft, dass die Thematisierung sämtliche WA betroffen haben sollte; zu solchen wie *dii-d 'gab', *fo-d 'stellte', *pO-d 'trank', *se-d 'säte', *stä-d 'trat', denen eine Wurzelstruktur CeH zugrundeliegt, ist sie offenbar zunächst unterblieben (s. auch § 238Y'. Einen Sonderfall bildet der WA zu *bhwehr, da hier der Injunk.tiv, der sonst als Indikativ Aorist fungiert, zu einem besonderen Modus "Präventiv" ausgebaut wurde (§ 42). Wurzeln der Struktur CeRII· flektierten regulär zunächst "alpha-thematisch" (3.Sg. *pera-t, 2.Pl. *perate *ley­ e-, vgl. § 52) das in intervokalische Position geratene �y- getilgt worden. - Im Lat. sind solche Aoriste durch VP ersetzt, vgl. § 238.

104

6.4

Kapitel 6. Der urito/ische Wurzelaorist

ana1ogischem Ausgleich nach dem Sg. des lndika!ivs verdankt_sei�, wenngleich eine Thematisierung hier gerade nicht eingetreten 1st. Indessen tst die Zuordnung dieser Fonn zum uritalischen Wurzelaorist keineswegs sicher, vgl. § 59. Gegen die Regel verstößt andererseits die Schwu.ndstufe in fo, deren Herkunft au� de� Aoristparadigma freilich ebenso unsicher 1st (§ 60). Ausgangspunkt mag h1er dte h Pluralfonn *fo-te < *b uhrte gewesen sein. Die EinfUhrung der Schwundstufe mag darüber hinaus auch im Zusammenhang mit dem "Ausscher�n" d�r vollstu­ figen Wurzelform *fuii- in den Präventiv (§ 42� und der �auch} hterb�I :rfolgten _ Reanalyse in eine (als schwundstufig mterpreuerte) Basts fo- und em Modus­ zeichen" -ä- stehen. Der Präventiv wird als produktive Kategorie von der schwundstufigen Wurzel gebildet (§ 42); zur Zeit seiner En�tehung muss also ru:r Ablaut auch �ei den nachmals thematisierten Aoristparadigmen noch lebendtg gewesen sem. Fraglich ist, ob und in welchem Umfang er bis ans Ende de� uritalischen Periode bewahrt blieb. Die neun lateinischen Perfektstärnme, fUr d1e Herkunft aus dem WA denkbar ist (vgl. § 92), zeigen durchweg Vollstufe, w� fllr ihren E�halt freilich auch notwendige Bedingung war (vgl. § 1 55). Hmgegen schemen altumbr. face 'fecit' und umbr. HABE (vgl. § 96 a 2.4) Schwundstufe aufzuweisen. Hieraus könnte geschlossen werden, dass im Späturitalischen - zu mindestens in gewissen Fällen, etwa den zweifellos hochfrequenten Verben fUr 'machen' und 'ergreifen' - der Ablaut noch lebendig blieb: 3.S�. *fok�d, 3: PI. *fakond. Allerdings ist nicht völlig auszuschließen, dass es s1ch bet betden umbrischen Stämmen um "de-reduplizierte" Perfekta handelt (*fefak-, *hehah·), vgl. osk. DJCUST W}Jt, usw. Im Saheilischen ist es durch *dide- vertreten, vgl. Präs. Ind. vest. DJDETMV 5 1 Ve 220 'dat', Pass. umbr. tefte V a 7 'datur', Konj. päl. DIDA Pg 9 1 Ve 213, umbr. DIRSA V b 13, PI. DIRSANS V b I I •de(n)t', lmv. II umbr. teftu lJ a 40, Fut. osk. DJDESTTB I Ve 2. Hierzu sind auch die lat. Komposita des Verbums nach der 111. Konjugation zu stellen (..ein sicheres Zeugnis datur ist reddö < *re-didö", Leumann, LLF 527): ad- de- e- prö- red- trd- ven- dere Qung ist circumdare). Probleme bereitet die Herleitung des Simplex dare, Ind. Präs. dii däs alat. e•)dat > daf� damus datis dant. Als einziges lateinisches Verbum reflektiert es noch die grundsprachliche Ablautverteilung zwischen Singular und Plural, freilich mit Angleichung der Vokalfarbe des Sg. - urspr. *dO-s wf(i) - an diejenige des PI. damus datis < *d!Jrmos ·tes27• Das Verbum geht im Übrigen nach der I. Konjugation, jedoch mit kurzvokalischem Stamm in Infinitiv, Imperfekt und Futur dare dabam dabo (vg!. auch Meiser, HLF 188). Nach Leumann, LLF 527f. ist es aus *didä- 1 *dida- deredupliziert, und zwar nach dem Kompositum (s.o.). wo die Reduplikationssilbe lautgesetzlich durch Synkope schwinden musste: *ad-didala· > *ad-daJa-, hiernach Umbildung des Simplex *didiila- => *dii/a-28• Indessen ergeben sich hier Schwierigkeiten chronologischer Art: da die Binnensilbensynkope erst im 5. Jh. erfolgte (vgl. Meiser, HLF 66f.), kann der Verlust der Reduplikationsilbe erst seit diesem Zeitpunkt eingetreten sein. Es ist nicht glaubhaft, dass damals der paradigmatische Ablaut beim RPr *didäla- noch erhalten war; er dürfte vielmehr - wie bei allen mehrsilbigen Präsensstämmen (vgl. § 68)- schon im Uritalischen ausgeglichen worden sein. Zudem wäre im "kurzvokalischen" Stamm das den wurzelschließenden Laryngal vertretende -a- durch -e- nach genereller Regel 26 Die bei Plautus belegten Stellen von dat (vgl. G. Lodge 1962: Lexicon PlaUJinum, Hitdesheim (repr), Bd. I. p. 405[) geben sämllich keine Auskunft Ober die anzusetzende Quaotilat, pace Sommer. Hb 139 auch nicht Trin. 847 uiden egestas quid negoli dat homini misero mali. - Der Kurzvokal in datur (vgl. Cist. 612 nata est haec virgo Alcesimarcho quae datur) kann die im Medium erwartete Schwundstufe •d!Jrto reflektieren. 27 Leumann, LLF 528, W. Cowgill in Winter 1965: 145 Anm. (mit Hinweis auf cedö), Gonzalez Femandez 198 1 : 73. 28 Hingegen deutet Gonzalez Femandez 1981: 73, dare als "un presente atematico •döti I *damus". Freilich ist die uncharakterisierte Wurzelbildung nach dem Obereinstimmenden Zeugnis des Altindischen, Avestischen, Annenischen, Griechischen, Venetischen und Albanischen (vgl. LIV 105) dem Aorist zuzuweisen. Daraus ergibt sich zwangsläufig, dass das Prllsens charakterisiert war, s.o.

106

Kapitel 6.

Der uritalische

Wurzelaorist

ersetzt worden, vgl. § 5219; das Verbum mUsste also aus der "alpha­ thematischen" in die thematische Flexion übergetreten sein (=> tdes, tdet, Konj. tdäm usw.). Die Bewahrung des Ablauts in der Alternanz der Vokalquantitäten und im Zusammenhang damit die eigenständige Stellung von dare im Verbalsystem des Lat. sind nur erkl!irlich, wenn das Verbum schon vorhistorisch ein reduplikationsloses Präsens bildete. Da im Uridg. oder im Urital. neben dem WA nicht gut noch ein WPr existierten konnte)(l, kann *da- I *da- somit nur den ererbten WN1 fortsetzen und muss sekundär ins Präsenssystem des Lateinischen gelangt seinn. Die dabei anzunehmende "aspektuelle Umpolung" bedeutet zweifellos eine Crux. Zwar spielt im nachsynkretistischen Verbalsystem der Aspekt als Kategorieninhalt keine Rolle mehr, es erscheinen jedoch die ehemaligen Aoriststämme in der Kategorie "Perfekt". Die Kontinuante eines WA * dii-1* da­ sollte deshalb - wie in falisk. porded - als Perfektstamm fungieren. In diesem einen Fall müsste ausnahmsweise der dem Synkretismus vorausgehende Funktionsverlust der Kategorie "Aorist" zu einem Überwechseln des Verbums in das Präsenssystem geführt haben11• Vielleicht ging die Umgliederung von Modalformen aus wie etwa dem Opt. *da-yi-d > * da'id > *di-d => der, die als Präsensformen reinterpreliert wurden (vgl. Meiser, HLF 188), oder aber es wurde nach dem Verhältnis "thematisierter WA'" : Thematisches Präsens (etwa TPr * werlo -es -et -omos -etes -ont : WA •wertarn -es -ed -omos -ele -ond) zum Aor. *diim -s -dusw. ein Präs. *dö *diis *dat hinzugebildet

29 Zur Generalisierung der Ablautstufen vgl. § 5 1 f., zum Nebeneinander von Simplex •dide- und •dida- (umbr. ANDIR.'iAfVS1') im Kompositum vgl. § 69 30 Für den Ansatz eines akrodynamischen WPr ("Nartenpräsens"), das neben einem WA allenfalls in Frage gekommen wäre (vgl. Kümmel 1998: 191 ff.) fehltjeder Anhalt. 31 Als thematisierter WA ist er wohl in fa\isk. porded Ve 241 'dediC (6. Jh.) fortgesetzt. Auch in dieser Form kann aus chronologischen GrUnden (pace G. Giacomelli, in: LDIA 5 1 9) kaum ein Reduplikationsverlust durch Synkope angenommen werden. 32 Dass lat. dO eine Wurzelbildung bewahrt, hat (mit unzureichenden GrUnden) bereits J. Darmesteter 1877: 70f. angenommen. 33 Etwa ausgehend von den nicht mehr als aoristisch-punktue\1 aufgefassten Modalformen dä 'gib'! (ft1r älteres *dii ), •da'ed (< *da-ye-d) 'er möge geben'?

Kapitel ?

DER URITALISCHE SIGMATISCHE AORIST

7.1

Sigmatisches Perfekt zu primären Verben: positiv kondizionierte Verben 7. I. I

Kondizionierung

§ IOO

Der urindogennanische und uritalische Sigmatische Aorist ist im Lateinischen als Sigmatisches Perfekt (SP) fortgesetzt. Dieses erscheint bei ca. 100 Verben; davon sind rund 75 Primärverben der 111. und IV., der Rest sekundäre Verben der II. Konjugation (§ 128). Im Saheilischen sind die beiden Sigmatischen Perfekta •sess- und *öps- bezeugt, ersteres mittelbar durch umbr. (ANDER-) SESUST VI a 5. 7 Fut. ex. 'wird (dazwischen) Platz genommen haben', letzteres durch osk. upsens Po 8 1 Ve 16 u.a., umbr. OPSE(n)TUm 6 1 Ve 234 usw. 'stellte(n) her'1• Die reichliche Bezeugung im Lateinischen scheint die Rekonstruktion uritalischer Sigmatischer Aoriste zu erleichtern. Doch ist die Frage nach der uritalischen Verbreitung schwieriger zu beantworten, als es zunächst den An­ schein hat. Denn anders als der WA waren SiA bzw. SP in mehreren Phasen der Sprachgeschichte eine produktive morphologische Kategorie, die sowohl Neubil­ dungen - etwa im Bereich der seklßldären Verben - als auch ..ÜbeJWechsler" aus konkurrierenden Flexionsklassen, d.h. in aller Regel aus dem WA, aufuahm. So lässt ein lat. SP nicht ohne weiteres auf die Existenz eines urital. SiA schließen. Auch die komparative Evidenz fUhrt nicht weit über die bekannten Glei­ chungen lat. vixit, aind. avii,t < *e-wei'-s-t, lat. OIXit, griech. e&«;e - altav. däiS (2.Sg.) < *e-deyf.-s- hinaus, denn der SiA ist auch in anderen Sprachzweigen zu einer produktiven Flexionsklasse geworden und tritt etwa im Altindischen, Griechischen oder Altkirchenslawischen neben den WA oder an seine Stelle. So kann aufgrund von lat. iiinxit, griech. e'eul;e, aind. ayu�ata (3.PI. Med.) nicht ein voreinzelsprachlicher SiA zur Wz. *yewg- angesetzt werden; diese bildete vielmehr WA (§ I05), vgl. Narten I%4: 2I5, LIV 3I6. In allen drei Sprachen basiert vielmehr der SiA bzw. das SP auf unabhängiger Neuerung.

I Die zugehörigen Präsensstämme lauten umbr. sistu III 8 'soll Platz nehmen' etc. (lmv. II), ANDER-S/Sn/ VI a 6 bzw. suppletiv als Denominativum •opsii- 'machen, herstellen' - lat. operlJrT < *opes-ii- zu *hJ€pes- in lat. opus 'Werk'. Vgl. im Einzelnen Rix 1993b: 335-343 sowie im folgenden Kap. 7.4.

Kapitel 7. Der uritalische sigmafische Aorist

108

7.1 Positiv kondizionierte Verben

109

§ 101 Der Wechsel der Flexionsklasse ist nun allerdings nach unserer Auffassung "kondizioniert", d.h. durch bestimmte Faktoren getbrden oder gar erzwungen (§ 8f.). Die hier relevanten Prinzipien sind in Kap. 1 0.2-4 zusammengestellt. Nach dem "Ikonizitätsprinzip" (§ JOf.) darfder Perfektstamm gegenOber dem Präsens­ stamm nicht untercharakterisiert sein; nach dem phonologischen Prinzip (Kap.

10.4) favorisieren Verben bestimmter Wurzelstrukturen bestimmte Perfekttypen, schließen sie aus oder ersetzen sie gegebenenfalls durch andere. Es versteht sich von selbst, dass sich aus der "Zwangsmitgliedschaft" eines Verbums in einer Flexionsklasse nichts Ober deren ursprUngliehe Verbreitung erschließen lässt. Es empfiehlt sich, einstweilen alle negativ kondizionierten SP als potentiell

7. I.2 §

Hierzu zählen wir diejenigen Verben, bei denen eine andere Perfektbildung als SP nicht aus den oben genannten Gründen von vomeherein ausgeschlossen wäre. Die Verben sind nach (synchroner) Lautstruktur geordnet, synchron denkbare Alternativen sind in Klammern angegeben, UP, das in nahezu allen Fällen in Betracht käme, bleibt unberucksichtig�: •

sekundär aus der Untersuchung auszuschließen. Es verbleiben dann die positiv kondizionierten, also jene, die aufgrund spezifischer Gegebenheiten in die Flexionsklasse des SP Obergetreten sind, sowie jene, die von vomeherein nur ein SP bzw. einen Sigmatischen Aorist gebildet haben und somit dessen Primär­ bereich ausmachen. Erst wenn dieser festgestellt ist, kann gegebenenfalls geklärt

• •

werden, welche der ''negativ kondizionierten" Sigmatischen Perfekta einen ererbten SiA fortsetzen. ln unserem Zusammenhang ist nur wesentlich, dass

1. WA der Struktur *C(R)eC-(e-) dem "Ikonischen Prinzip" zum Opfer fallen,



2. RP nur bei anlautender einfacher Okklusiva, m sowie den Gruppen *sp-,

*st-, *sk- möglich

ist,

3. LP bei Verben ausgeschlossen ist, bei denen schon im Präs. Vokallänge auftritt oder ein Langvokal nach dem Osthoffsehen Gesetz gekürzt würde, annähernd komplementäre Distribution bestand.

insgesamt Ober 70. In allen Fällen wirken die Restriktionen 2 und Wz.-Struktur figojligofrigo scriho glübo lüdo nübo1 sügo triido iiro riido vädo rödo ripo ango unguo sancio vincio sentio farcio sarcio sarpio serpofulciofulgo claudo haurio plaudo raucio laedo saepio quaero



3: •

L tC I CiCC

CüC CäC I CeC I CöC (C)vNC CvRC CaljC

clepo clepsi (tclip-), gero gessi (tg?r- tgeger-), meio mixT (tmimih�), rego rext (regt), tego texi (t teg- ttetig- [!]), veho vexT (t veh�), coquo coxi (tc(u} equ-), cido cessi (tcecid-), premo presst (tprim-), con-temno -tempsi (t-tem-, t(te-)tim-), specio spixl (tspec- tspepic-), traho träxi (ttn1h-), lacio al·lex1 (t-Iee-), quatio con-cuss1 (tquit-), dico äJXi (tdidic- - vgl. umbr. defik-, §§ 5.70), divido OIVisi (ärviJ..), mitto mfsi(tmffi tmimifi) vivo l'i'xf (tvfv-), struo striixT(tstriig- 1 tstl1i� > *stru-), düco düxl (tduduc-1 carpo carpsf (tcecerp-), parco parsi (peperci), scalpo scalpsi (tsceculp-), sculpo sculpsi (tscu-culp·), spargo sparsT (tspeperg-), mergo mersi (tmemerg-), tergo tersi (tteterg-), vergo versi (tvorg-, vgl. verto vorti § 149)



4. zwischen SP und UPNP offenbar zu einem bestimmten Zeitpunkt eine Bei Beachtung all dieser Bildungsbeschränkungen erweist sich ein erheblicher Teil der lateinischen Sigmatischen Perfekte als "negativ kondizioniert"l, 32 von

Positiv kondizionierte Bildungen

102

plango planxi (tpläg·), cingo cinxi (tcicing-), Jingo finxi (tfifig-, vgl. osk. fifikus, falisk. fifiked), lingo linxi (t!ig-), mingo minxi (mimihi), ninguit ninxit (tnTv-), pollingo -linxi (t-/ig-), pingo pinxi (tpfg- tpipig-), -stinguo -stinxi (tstitingu-), stringo strinxi (tstlfg-), tingo tinxi (ttig- ttitig-), iungo iunxT(t iiig-), i-mungo -munxi (t-mUg- t-(mu)mug-), flecto flexi (tflect-), necto nexi (tnict-), pecto pexi (tpict- tpepect-), plecto plexi (tplect-), conquinfsco conquexi (-quiv-),

Aus diesen verbleibenden mehr als

40 primären Verben schälen sich als größte

Gruppe mit 15 Mitgliedern die vollstufigen thematischen Verben heraus: cingo
E< den geschwächten Binnensilbenvokal bezeichnen. 84 Vg!. auch Rix 1999: 518-31. 85 in tonitrus, wenn < *tona-tr0, muss dann freilich eine irreguläre Vertretung (s.o. zu meretrix) von •-a- durch i vor Muta cum Liquida angenommen werden, vgl. Leumann, LLF 83 (dort noch erwähnt: calcitrare ). 86 MI1:.4TCIL 4. 2658). 87 Vgl. Klingenschmitt 1982: 127.

7. 6 Die Stammbildung des SiA bei sekundtiren Verben

Kapitel 7. Der uritalische sigmafische Aorist

138

domiire stand gemäß Rix 1999: 521 ursprünglich ein Verbum der 111. Konjugation: *demnere I domere. FOr einige dieser Wurzeln ist im Uritalischen WA anzusetzen: *demhr (Rix l.c., LIV 1 1 6), *(s)tenhr (Rix 1999: 5 1 9, LJV 597), *kewbh2- (Rix 1 999: 520, LIV 357), 'kreph- (LIV 370), *meyth,­ (vg!. § 245), *sekh- (Rix 1999: 526, LIV 524) und *weth2- (Rix 1 999: 520, LJV 694, § 92). Vom synchronen Standpunkt aus sind cubul etc. "Simultanperfekta" (Kap. 5.4.1) zu cubäre und -cumbere. Freilich sind diese Bildungen prinzipiell anders einzustufen als die in § 83 genannten "starken" Perfekta pependi stetf sedi momordf spopondi totondi. Diese setzen morphologische Repräsentanten der Auch neben

uritalischen Kategorie "Perfekt" fort, die im Uritalischen trotz aller Lockerungen grundsprachlicher Beschränkungen (Kap. 5.3.3) als synthetische Formationen nur zu primären Verben (pendere sistere -sidere •merdere *spendere *tendere) bildbar waren (Kap. 1 5.3), jedoch bei den zugehörigen sekundären Verben

(pendere stäre sedire mordere spondere tondire) die Stelle des Perfekts mitvertraten. Hingegen standen in der Kategorie "Aorist" von vomeherein zwei Bildeweisen zur Verftlgung, WA und SiA, von denen letzterer gerade im Uritalischen der filr sekundäre Verben charakteristische Kategorienausdruck

*demne­ *demale- den SiA *domale-s- zum Iterativ-Intensiv *doma-ye- < *domhraye- < *domhreye- gegeben haben, der durch domui substituiert wurde (§ 236), ebenso wie sonui fUr einen uritalischen SiA *swena-s- (zum WPr *swena-) steht, vgl. § 1 1 4. Lat. domui substituiert unmittelbar diesen SiA *doma-s-, ist hingegen nicht als Umbildung von dessen "primären Partner", des WA *demole- anzusehen; entsprechendes gilt auch fbr die Ubrigen Beispiele crepui cubul secui tonui vetui: anders als die o.g. setzen diese "Simultanperfek­ war. Mithin dUrfte es im Uritalischen neben dem zum primären Verbum gehörigen WA

ta" gerade die Repräsentanten der sekundären Bildeweisen fort. Allerdings ist das Nebeneinander von urital. *dema!e- und *domas- Muster geworden filr die Umbildung von WA zu SiA, wie sie Rix 1999: 526 fUr secui annimmt ("< *seke­

yqi fUr *seke-s- I *seka-s- und *sekh(t)"), die im Lateinischen als UP erscheinen (§ 90 volui, § 9 1 gemui genui -gruf oc-cului -lui -nui salui con-sului pollui, vgl. noch § 243). Wie domiire domui ist auch miciire < *mikhraye-, micui < *mika­ w- E< im wnbr. SP SESUST umbr.

(ANDER-) SESUST VI a 5.7 (§ 1 16) ANDERSISTU VI a 6) ist grund­

sätzlich mehrdeutig, insofern sie sowohl Iei als Reflex von urital. *-e- wie auch

� Beginn von Tafel VI, also im Umfeld der beiden Belegstellen, in aller Regel

Die Aussagekraft des Lateinischen bei der Rekonstruktion der grundsprachlichen

Ansatz einer uritalischen Dehnstufe im Paradigma des SiA zu dieser Wurzel

Ablautstufe im SiA wird daher skeptisch beurteilt''". Immerhin lassen sich

sprechen könnte11', wäre mithin eine Schreibung tsEISUST zu erwarten. In >SESUST< dürfte deshalb doch eher die Lautung /sess-/ < *sess- < *sed-s- und mithin Iei als Reflex einer uritalischen Vollstufe zugrunde liegen. Wie immer die

Sinne des ..HerediULtsprinzips" (§ 5f.) täl vixf" usw. als

im

Kontinuanten

urindogennanischer und uritalischer Dehnstufen interpretieren. Zum Zeugnis des Lateinischen tritt nun allerdings der Befund des Saheilischen (vgl. Kap. 7.4). Der

Entstehung eines SiA *sed-s- begründet sein mag (vgl. § 1 1 6), letztendlich dürfte

im Paradigma von Pf. üpsed I opsed < *öps- 1 *ops-"' (§ 1 1 6) zum denominati­

hier eine Weiterbildung des zugrunde liegenden WA *sed- zu erwarten sein. Mit

OSATU VI b 24.37) zu beobachtende

einer Dehnstufe ist in seinem Paradigma daher a priori nicht zu rechnen; sie

Vokalwechsel kann kaum anders denn als Reflex des grundsprachlichen Ablauts

könnte allenfalls analogisch übertragen sein. Die bezeugten Fonneo bieten fUr

zwischen dehnstufigem Singular und vollstufigem Plural interpretiert werden111•

eine solche Annahme jedoch keine Grundlage.

107 Im Italien. erscheint in den einschlägigen Fonnen riflessi lessi conessi ressi protessi zu riflettere, leggere, conettere, reggere, proteggere stets offenes e, d.h. die Kontinuante eines Kurzvokals (vgl. E. Alani 1958: Lehrb. der italien. Sprache, Zürich, p. 232ff.)- in Angleichung an das Präs. 108 Zu cessfaußerdem Sommer, Hb 558(< * kezd-s- ). 109 Vgl. K. Strunk l.c. (Anm. 105), Leumann, LLF 592f., Szemertnyi 1990: 304

§ 134

vem Präs. *opsa- (osk.

U psan nam, umbr.

("Zeugen ftlr Dehnstufe dem Anschein nach das Latein ..."). innerlateinische Neuerung wird die VokaJiänge von Watkins 1%9: 28ff. g

Explizit aJs

edeutet: sie sei

entstanden durch Neubildung von SP auf der Basis von LP, also *t€gi=> tixf. Derartige Substitutionen begegnen regulär allerdings nur im Kompositum, betreffen also lediglich *sümf => sümpsl und allenfalls intellegit (Lucr. 6,17) ::> nt xit. Allerdings liegen lego

i elll

ligf und intel-lego -/€xf verschiedene Wurzeln zugrunde (*Iei- 'sammeln' LIV 397, *h2leg- 'sich kümmern um' LIV 276), vgl. §§ 103.210. II 0 Der Langvokal in vixi wird indirekt durch trcixi bezeugt, das sich nach dem

ersteren gerichtet haben muss. ! I I Relege: osk. uupsens Po l f. J Ve 8.10, upsens Po 8 I Ve 16, ovJTacvuMe 2 I Ve 1 96, upsed Sa l . l 8 / Ve 177.142., ups(ed) Sa 32 J Ve 1 76, Upsed Sa 2 I Pocc 34, um r. Um 6 / Ve 234, vest. o.�ENS MV 2 I Pocc 207, sUdpik. ops{it Sp AQ 2, [o]psU.q Sp TE 7. Die Darstellung folgt im Weiteren der von H. Rix 1993b: 335-343 gegebenen Analyse. - Nach dem Perfektstamm geneuen päl. UI'SASI:iTiiR Pg 2 J Ve 216 "dass (d r erbaut würde". 1 12 Mit (sicher frühem) Ausgleich von *hJip- (Bewahrung des nstufe voka s -i­ gemäß "Lex Eichner") J •hjO{J- ""> *h� I hJOP-.

b OPSE(N)T

e Tempel)

Deh

n

l

7. 7. 3 Zur Stammgestalt im Uritalischen Anders a l s beim grundsprachlichen SiA orientiert sich beim lat. SP d i e Gestalt der präsuffixalen Basis i.a. an der des Präsensstamms. Besonders augenßtllig ist dies dort, wo der Präsensstamm charakterisiert ist und I oder Schwundstufe aufweist, vgl.

1 1 3 Der "mittlere" Palatalvokal umbr. lt;f I� < *-i-, *-i-, *-oy· wird im Ritualtext der VI a 1-21) in der Regel durch >EI< oder >IE< Vogelschau wiedergegeben. Belege fUr >EIe< in CURNASE I (?)I, ERSf.: 6.8, Nli1'6, OTE 7 (?) , PfJfANER 20. - Vgl . Mciser

I !Jf.

114

Vgl. aber zum SP sesust noch § 203 mit Anm.

146

Kapitel 7. Der uritalische sigmatische Aorist

sancio sänxi, vincio vinl'i,farciofarsl, sarcio sarsl, sarpio sarpsi,fulciofulsl, fulgo fu/si, claudo c/ausl, plaudo plausi, /iido lüsi, plango plänxi,jingofinxi, lingo llnxf, pollingo -lfnxi, pingo pinxi, iungo iiinxi, emungo -miinxi, außerdem urgeo ursT, vgl. § 129. Daneben findet sich bei Aoriststämmen auf -ss- auch Anpassung an den PPP­

Kapitel S

Stamm, vgl.

cido cessinacb cessum, iussinach iussum, üro ussi nach ustum, viell. auch gessi gessum, pressipressum statt erwartetem tges- < *ges-s- bzw. tpris- < *pris-s-, vgl. Sommer, Hb 556f., Leumann, LLF 592f. Das Alter dieser Angleichungen ist, da sabellisches Vergleichsmaterial weitgehendm fehlt, nicht bestimmbar. Für klass. iussit steht jedenfalls altlat. IOUSIT CIL 614, /0US/SENT CIL 581 und zeigt, das derartige Umbildungen noch in spätaltlateinischer Zeit vonstatten gehen konnten. Das Pf. misi stimmt weder zum Prs. mitto noch zum PPP missum. Wie bei umbr. ses- < •sed-s- *sezod- ist kaum der Sonorisierung s > z geschuldet: Die Reduplikation einfacher anlautender Spirans ist im Uritalischen sonst problemlos, vgl. die RP zu Verben mit anlautendem /- (osk. fefak-, fifig-, fuf-, s.u. § 160). Die FortfUhrung des DP *sed- auf Kosten von *sezod-u resultiert wohl aus der im Späturitalischen festzustellenden Tendenz, nach Aufgabe des paradigmatischen Ablauts die vollstufige Stammform zugunsten der schwundstufigen aufzugeben, vgl. § 147. Entsprechendes gilt filr vin'i tserid-, *gWegWon- zu twowon- > twön­ entwickelt haben. FUr das Lateinische sind sedi venl mithin negativ kondi­ zioniert. Lat. scabo sciibl 'schabe' (Wz. *skabh-, LIV 549) bildet mit awn. skafa sk6f 'schaben' eine morphologische Gleichung'�. Als urital. Perfektparadigma wäre Sg. *ske-(s)ko� (=> 1at. *skekeb- > tskekib-), PI. ski!� zu erwarten. Ein RP tscecibl wäre zwar im Lateinischen ganzlieh unanstößig, vgl. scicidi stell spo­ pondi. Jedoch bestand bei diesen Verben im Uritalischen nicht wie bei scl}bo ein paradigmatisches Nebeneinander von RP (Sg.) und DP (PI.), vgl. vtelmehr *ski(s)koyd- I skikid-; •ste(s)tö- I ste(s)ta-; *spe(s)pond- I spe(s}pend-: der innerparadigmatische Konnex war hier ebenso transparent wie die Relation zum Präsensstamm. Der Pluralstamm *skebh- ist im Italischen und Gennani-schen zunächst durch *skät!z- ersetzt worden; das Paradigma *ske(s)kob- I skiib- ist offenbar bereits (spät-) uritalisch nach dem Pluralstamm ausgeglichen worden. Bei frango jregi friictus ist dieser Ausgleich offenbar deswegen nicht erfolgt, weil daneben ein WA *freg(e)- stand, vgl. § 196. Lat.fodio 'graben', aks1. bod9 'stechen' (Wz. •!Jhecfh(hz!-) basieren gemllß LIV 66 aufeinem reduplizierten Präsens *bhe(fih)-iJrfXih-•6• Das Pf.fodi könnte nach dem Präsens aus *fldi * wewort-) wahrscheinlicher. Dabei musste e vor w lautgesetzlich zu o werden (§ 30,1 ,7). Gegen die Annahme eines Iautgesetzlichen Schwundes von w zwischen öo (*wowort- > *wört-, vgl. Meiser, HLF 92) spricht freilich, dass dann wohl Beibehaltung der Vokallänge zu erwarten wäre (vgl. lat. prörsus < *pro-worso-, Sommer Hb 258; hingegen perna < *persna, Meiser, HLF 75) bzw. im Umbr. ein Perfektstamm twurt- < *wört- < *wowort-. Für das Verhalten von w zwischen gleichen Vokalen findet sich im Saheilischen allerdings kein Beispiel, dass diese Hypothese bestätigen oder widerlegen könnte1'. Insgesamt scheint die Reduplikation bei einem Wurzelanlaut w- also schon im Uritalischen aufgegeben worden zu sein. Bei schon uritalischem Eintritt der Liquidendissimilation (§ 142) wäre denkbar, dass die Perfektstämme *li-/oykw-, ru-rowp- aufgrund der lautlichen Beschränkungen früh ihre Reduplikation aufgaben. Ein Indiz hierfllr könnte südpiken. vepses (§ 48) sein, wenn zutreffend aus *fikW-us-eys hergeleitet. Der entstehende Perfektstamm *loyk- musste, falls so lange bewahrt, im Frtlhlateinischen homonym werden mit dem ehemaligen Aoriststamm *leykW- (> liquf); das Pf. *rowp- rUpf) bereits im Uritalischen nur durch den Endungssatz geschieden.

9.5 Das "schwache" Perfekt im Uritalischen § 150 Der Funktionswandel der Kategorie "Perfekt" (vgl. Kap. 5.3) vom Zustands­ zum Narrativperfekt hat zur Ausweitung seines Anwendungsbereiches (Extension) und in Zusammenhang damit zu einer erheblichen Ausweitung der Produktivität geftthrt. Diese ist allerdings nicht unbeschränkt: "starke" Perfekta (RP, LP!OP, EP) werden im Uritalischen nur zu primären Verben gebildet, also weder zu Denominativen noch zu Deverbativen, vgl. § 83. In diesem Punkte

25 Vgl. v. Planta I: 202ff. Osk. biftam Cm 13 Binnensilbenvokale nicht geschwächt werden, nicht < vgl. Untermann 2000: 147.

tah2-.

I

Ve

3

'vitam', da im Osk. i.a. sondern
tCle zu erwarten.

20 Vgl. Schwyzer. GrGramm. I 742. Der Kontext fJpt trägt' (§ 78). Zum NPr vgl. air. tlenaid 'stiehlt', toch.B. akt.

Den im Folgenden behandelten tunf Verben ist gemeinsam, dass sich - u.a.

tallal'l} 'erträgt', annen. t'olowm 'lasse zu' sowie lat.

paradigmen - die grundsprachliche Aoristbildung einstweilen nicht ennitteln


griech. ßcimc; 'Schritt', aind. gdti- 'Gang' wohl 'einen (zielgerichteten) Schritt tun') zeigt als Primärbildung einen WA

*g"'em-t,

fortgesetzt in aind. RV d-gan usw., altavest. -j:Jn, armen. ekn usw., sowie im ltal. (s.u.). Ererbt ist auch das s.fe!o-Pr aind. gdcchati, javest. jasaiti 'gehl', griech. -TE: 'auf. Ob hingegen das JPr griech. 'gehe', lat. venio 'komme'
an in erster Silbe nach

Meiser 1 986: 69). Die als 2.Sg. Fut. I des Verbums interpretierte Fonn umbr.

menes I b 15 (vgl. Untennano 2000: 144) weicht in Wurzelan-, -in· und -auslaut vom Erwarteten (tbanies) ab. Zwar ließe sich jede einzelne der Differenzen erklären: der Anlaut

m statt b könnte

durch Assimilation im Kompositum

*kom-

34 Vgl. Untennano 2000: 680. Übrigens könnte andersistu, Fut. ex. andersesust durchaus anders zu beurteilen sein. Ein Verbum tintersidere 'störend eingreifen' existiert im Lat. nicht; hierfUr steht intercedere. Natürlich ist die ftlrs Umbrische anzunehmende Bedeutungsentwicklung 'sich dazwischen setzen' => 'stören' keineswegs auszuschließen. Es soll aber wenigstens darauf verwiesen werden, dass andersistu ebenso gut als etymologische Entsprechung von interädo gedeutet werden könnte. Zur Wiedergabe von lfl durch >s< s.o. im Text. Umbr. /t;/ < k vor e i y wird am Anfang von Tab. VI durchweg durch >s< wiedergegeben, vgl. CURNASE Z. 1, DJSLER AUNSUST 7, UESTISJER 14 usw. Die richtige Orthographie wäre dann folglich ANJ)F.R-SIRSTU. 35 Semantisch berührt es sich eng mit der Wz. •h1eh1s- 'sitzen' (LIV 232}, vgl. Ch. R. Barton, Sprache 31 (1985): 19 Anm. 7.

64. 65 "" VII a 2, vgl. Leumann, LLF 589. Im Lateinischen ist der Aoriststamm vgl. § 42. Das Pf.

veni (zur

Bildung vgl. § 141) dürfte aus einem uridg. Zustands­

155)

perfekt ererbt sein, s.o. Nach dem "Ikonischen Prinzip" (§ Lateinischen über den ungenügend charakterisierten Aoriststamm

siegte es im

•ven-(e)-.

§ 205

video vidi 'sehe',

sOdpik.

videtas

'ihr seht' (Wz.

*weyd-

'erblicken', LIV 665;

lEW 1 124) Die uridg. Wz. *weyd-, deren Bedeutung vielleicht am besten durch dt. 'entdecken' wiedergegeben werden kann, insofern sie die Wahrnehmung (und Aneignung, vgl. aind.

w!das-

'Besitz') sowohl konkreter Gegenstände als auch

abstrakter Sachverhalte bezeichnet, bildet grundsprachlich ein NPr *wined-, das so nur in altavest. vinasli 'findet', thematisiert in aind. vinddti 'ds.', air. ro'finnadar 'pflegt zu wissen', umgebildet in armen. gtanem 'finden', gricch.

ivbciAAo).lat

'erscheine', fortgefilhrt ist, vgl. Kuiper 1 937: 1 3 1 . Einen themat.

Eil'lov,

Aorist bezeugen griech. annen. gli, 3.Sg. egit, aind. cividat, altavest. vidqJ. Neben dem NPr existiert voreinzelsprachlich ein Fientiv bzw. Essivum

*wid-ehryelo- 'sehen', vgl. aksl. vidlti, got. witan, -aida 'beobachten' und lat. video. Im Saheilischen ist das Essivum durch sildpiken. videtas 'videtis' (vgl. § 48) sowie das PPP umbr. UJRSETO 'visum' VI a 28.28.48 < •wide-to· vertreten. Schon grundsprachlich durch das Fehlen der Reduplikation herausgehoben, ist das Zustandsperfekt •woyd-h2a-(y) 'weiß' einzelsprachlich lexikalisiert worden, vgl. aind. vida, altavest. vaidä, gr. oi&x usw. und konnte so etwa im Slavischen (vgl. aksl. vedif) und Armenischen (umgebildet zu gitem) den Untergang der morphologischen Kategorie "Perfekt" überdauern. Die Komponenten des Jat. Paradigmas video vidi visum sind somit fur sich genommen komparatistisch gut gestützt. Ihre Zusammenstellung zu einem Paradigma verdient jedoch Beachtung. Denn zu einem Zustandspräsens ist ein "schwaches" Perfekt (hier: tvidui, vgl. § 128) zu erwarten; "starke" Bildungen

Kapitel I2. Das Langvokalische Perfolct

206

12.3 Sonstige Langvokalische Perfekla

pendeo I pendo pependi, -sldo I sedeo - sedi, sisto I sto - steti, tendo I teneo - tetin'f6, sind also begegnen hier hingegen nur als "Simultanperfekta", vgl.

ursprünglich einem danebenstehenden primären Präsens zugeordnet. Daraus

video ehemals ein weiteres - und zwar wohl schon in Paradigma vfdi am ehesten wohl ein Nasalpräsens *wind­ (s.o.), vgl. noch Meiser I993c: 299f. Ihm war auch das PPP vlsum zugeordnet, das reguläre PPP *wideto- des Zustandsverbums liegt in umbr. (A)UJRSETO VI a 28. 38. 48, b 30. /wifetom/, quasi tvidüum. Als originäre Aoristbildung ist für die Grundsprache ein WA *weyd'-t anzusetzen (vgl. Meiser 1993c: 298 mit Anm. son), der im Indoiran., Griech. und Annenischen la zum themat. Aorist weitergebildet wurde, s.o. Lat. v'idi setzt ergibt sich, dass neben urital.

wohl diesen WA forf9•

12.3

Andere langvokalische Perfekta

§ 207

ago igl 'treibe, IDhre' I 'spreche I behaupte', osk. acum (lnv.), actud (lmv. 'verhandeln', umbr. aitu(ta) (lmv.II) 'treiben, fUhren' (Wz. *h,eg- 'treiben', LIV 255, lEW 4f.)

II)

Für diese Wurzel ist grundsprachlich nur der Präsensstamm rekonstruierbar (TPr

*h�i-e- > lat . ago usw.); Aorist- und Perfektstamm entspringen daher je eg- sich "laryn­ *h'#-h2i- herleiten lässt, muss daher wenig besagen.

einzelsprachlicher Neuschöpfung. Dass ein Perfektstamm

§ 206

vinco viel 'besiege', osk. uince- ' überfUhren' (Wz. *weyk- 'überwinden', LIV 670, lEW 1 1 28, vgl. WH 11. 791f.) Die divergierenden Präsensbildungen der als Verbum nur im "Westindogermani­ schen" vertretenen �z. - NPr in lat.

vinco, JPr in lit. apveikiU 'bezwinge',

schwundstufiges TPr m air.fichid 'kämpft'�". sowie die Verbalbedeutung machen es wahrscheinlich, dass die Wz. voreinzelsprachlich einen WA aufwies, der durch lat.

vlci fortgesetzt isr1• Fraglich ist, inwieweit im Uritalischen schon *w- lautgesetzlich durch Schwund von

Perfekta zu Verben mit anlautendem intervokalischem

ww-

"deredupliziert" wurden (vgl. § 149). Nicht vorzuziehen ist

daher Watkins Rückfllhrung auf ein RP

36 37 38

gewordenes Pf.

Z�it - aufgegebenes Verbum existierte, zu dessen

ursprünglich wohl allein gehörte,

Anm.

207

•woyk-ay fortsetzt, vgl. § 149 zum altlat. umbr. Perfektstamm *wort- (lat. vortl, umbr. -UORT-. Auch diese Herleitung von viel macht indirekt einen urital. WA •weyk(e)- wahrscheinlich (§ 1 54).

reduplikationslos

39. Nicht auszuschließen

ist

*wiwik- (ldg. Gramm.: \ 52), s. auch dass viel ein bereits uritalisch

auch,

Vgl. Kap. 5.4. 1 ; zu spondeo spopondi, Iondeo totondi, mordeo momordi § · 138. Vgl. noch EM 734; Watkins, ldg. Gramm. 1111 1 : 152f Armen. egit < •e-wid-et ist ftlr sich nicht geeignet, einen voreinzelsprachlichen

themat. Aorist zu erweisen, da auch ein ererbter WA wie •ieyk,..-t durch eine schwund­ stufige thematische Bi ldung vertreten ist, s. o. § 201 (/inquo) amren. elik. Das Medium glaw Mt. 1 , 1 8 u.a. (vgl. B. Künzle 1984: Das Altarmenische Evangelium, Bd. II, Frank­ furt, p. 172) reflektiert ut sie eine athematische Bildung, istjedoch problemlos als Neubil­ dung nach dem geläufigen Typ Akt.-e-, Med. -a- deutbar, vgl. Klingenschmitt 1982: 267f. 39 1. Jasa.r;off macht mich darauf �ufmerksam, dass lat. vidi auch ein zur "Kompl� . . " des untal. Paradtgmas tlerung neugebtldetes (!) Pf. * wi-wid- > *wid- fortsetzen könnte. Gemäß § 154 kann in der Tat ein RP einen WA "substituieren", der mithin (Or das Uritalische indirekt so wahrscheinlich gemacht würde (§ 154). Eine eindeutig Entschei­ dung ergäbe sich durch einen inschriftlichen Beleg aus der Zeit vor dem Zusammenfall von urital. -ey- und -1- (d.h. also vor dem 2. Jh. v. Chr.). Im übrigen ist fraglich, ob RP zu . Verben mtt anlautendem w- im Uritalischen noch existierte, vgl. § 149 zum altlat. umbr. Perfektstamm •wort·. Vgl. noch Seldeslachts 2001: 48f. 40 Zu got. weihan vgl. LIV l.c. Anm. 4.

galistisch" nicht aus

Gleichwohl bleibt fraglich, nach welchem Muster er gebildet ist. Vergleichbare uncharakterisierte bzw. (synchron) thematische Präsenlien bilden das Perfekt

edi iml ligl scäbf zu edo emo lego scabo. tägi zu erwarten42• "Ablaut" a : e begegnet ansonsten (aio apio capio facio iacio, frango). Es ist daher zweifelhaft, ob sich ago nach diesen Vorbildern gerichtet hat (so aber durch einfache Vokaldehnung, vgl.

Hiernach wäre ein Perfekt

nur bei charakterisierten Präsentien

Leumann, LLF 590, Sommer, Hb 5 5 1 , LIV l.c.). Gemäß § 1 9 1 ist daher aufgrund

partieller Homonymie der Präsensformen der Perfektstamm egi von aio auch auf ago Obertragen worden (bzw. wurde ein *agl zu igl umgebildet). § 208

edo edi 'essen' (Wz. *h1ed- 'essen', LIV 230, lEW 287) edo lat. ligi, alban. mblodha) ersetzt ist, vgl. § 141. Griech. €AE:�a ist freilich kein sehr sicheres Zeugnis flir einen grundsprachlichen SiA; die beim WA übliche Umbildung zum griech. themat, Aorist te-/(e)g-e- kommt hier wegen der Wurzelstruktur und, weil das Präs. bereits thematisch ist, nicht in Betracht. Den�bar wäre also auch der Ansatz eines uridg. urital. WA, *leg(e)-, der nach § 154 1m Lat. regulär durch das LP ligi "vertreten" wäre. P!!.lign. LEXE Pg 9 / Ve 213 'legistis' ist mehrdeutig: bei Annahme einer Personal-Endung der 2.PI. -se (vgl. Untennano 2000: 430) kann der verbleibende Stamm als EP *leg-, mithin als Kontinuante eines WA interpretiert werden oder aber als Fortsetzer eines vollstufigen SiA *leg-s-. An sich wäre im Lateinischen gemäß § 157 Bewahrung des SiA zu erwarten, doch könnte zur Differenzierung von -lexr, Pf. zu -lego (*hz[eg-, LIV 276) 'sich kümmern um ...' ererbter Perfektstamm fortgesetzt sein. § 21 1 ödi 'hasse' (Wz. *h3ed- 'zu hassen beginnen', LIV 296, lEW) Das Präteritapräsens Odi 'hasse' (WH II: 202) ist die einzige erhaltene primäre Verbalbildung der Wz.; sowohl armen. ateam (mit "schwachem" Aorist atec'z) als auch griech. 6bOoJ.1at' E:pfl;;n H., 6Mcrcracr8at 'zürnen' (FR II: 3 5 1 ) sind Denominative. Als Präteritapräsens ist lat. Odi in voreinzelsprachlicher, d.h. spätestens frühnachgrundsprachlicher Zeit gebildet. Bei einer derart altertüm­ lichen Fonnation stellt sich die Frage nach der "Substitutionsregularität" naturgemäß nicht. VgL noch Seldeslachts 2001: 6 mit Lit. § 2 12 rego regi(neben rixi) 'lenke' (Wz. *h1rei- 'gerade richten', LJV 304, lEW 854) Zum einmal bezeugtem LP surrigit vgl. § 141 Anm. 7, zum SP rixi § 104.

Kapitel l3

DAS EINFACHE PERFEKT

13.1

Zur Flexionsklassenbildung

§ 213 Wie das UPNP ist das "Einfache Perfekt" eine Flexionsklasse, die das Lateini­ sche neben den ererbten, auf uritalische Aorist- und Perfektfonnationen zurück­ gehenden Stammbildungen des RP, LP und SP neu aufgebaut hat. Ihr Status im morphologischen System ist freilich durchaus entgegengesetzt: VPIUP ist die allein unbeschränkt produktive Flexionsklasse, kann also Übenritte aus allen anderen Stammbildungen verzeichnen und findet sich so bei primären wie bei sekundären Verben. Fnr bestimmte Wurzel- bzw. Basistypen ist es die einzig mögliche Perfektbildung. Hingegen ist das EP nur sehr eingeschränkt produktiv und ausschließlich primären Verben zugeordnet, von denen kein einziges "negativ kondizioniert" ist. Stets wäre mithin auch eine andere Perfektbildung denkbar. Und während schließlich VPIUP einen strukturell einheitlichen morphologischen Bildetypus darstellt, wird das EP aus verschiedenen Quellen RP, SP, ablautendes Pf. - gespeist. In der Geschichte des lateinischen Perfekts spielt das EP trotz seiner gerin­ gen Mitgliederzahl eine nicht unwesentliche Rolle. Denn seine Herausbildung bedeutet die Aufgabe des "lkonizitätsprinzips" (§ 1 55f.), wonach der Perfekt­ stamm gegenOber dem Präsensstamm additiv (durch Reduplikation, Vokaldeh­ nung oder Suffix) markien werden muss. Fortan gibt es auch unmarkierte und "kontra-ikonisch" markierte Stämme (mit Markierung des Präsens- gegenüber dem Perfektstamm). Dieser Typus hat im klassischen Latein eine gewisse Verbreitung gefunden - durch den Ersatz der RP scicidi tetuli durch scidi tutr, die Neubildung eines prandi zu prandeo 'frühstncke' (vgl. WH li: 357)1. Von diesen in der Überlieferung greifbaren Umbildungen abgesehen gehören nach synchroner Klassifizierung folgende Stammbildungen zum EP: bibo bibi § 214 prehendo -di § 2 1 5 ascendo -scendi § 2 1 6 ac-cendo -cendi § 2 I 7 ico icf § 226 strido stridi § 227 § 225 lambo lambi § 221 vello velli ex-cüdo -cüdi § 222 eo il § 23 1 mando mandi § 219 verro verrf § 224 of-fendo -fendi § 218 pando pandi § 220 verto verti § 229 fervofervi § 230 psallo psalli § 223 viso viSi § 228 1 Vgl. Sommer, Hb 552f.

Kapitel 13.

210

Das Einfache Perfekt

Manchmal ist der Perfektstamm durch lautliche Entwicklung oder analogische Umbildung dem Präsensstamm gleich geworden. So ist bei bibi < *beb- der Reduplikationsvokal *-e- nach dem "Wurzelvokal" -i- des Präsens angeglichen (vgl. § 146). In ici < *ejk- < RP *hehik- (§ 226) sowie in vertl < vorti(§ 229) ist die spezifische Charakterisierung des Perfektstamms erst im zweiten vorchrist­ lichen Jahrhundert durch die Lautentwicklung beseitigt worden.

1 3 .2

bibo

§ 214 bibo bibi'trinken' (Wz. "'pehJ(y)-, LIV 462 Fllr die Wurzel ist im Uritalischen wie in der Grundsprache ein redupliziertes Präsens, WA (§ 91 ,58) und ein RP anzusetzen (§ 78 I) - vgl. etwa aind. pibati, Aor. d-pät, Pf. papau -, das im Uritalischen *pepö- I *pepa(le)- I *peb- < *pepohr I •pepbr I *peph;-2 lauten musste; vgl. lat. dedil, osk. ded-, umbr. def­ < *ded- *b... b, schließlich Angleichung des "Wurzelvokals" an denjenigen des Präsens]. Da das EP keinen produktiven Bildetyp darstellt, ist eine Neuschöpfung von bibi erst im Lateinischen wenig wahrscheinlich - eher wäre dann ein VP tbibui oder allenfalls SP tbips- zu erwarten. Lat. bibirepräsentiert vielmehr ein mindestens uritalisches, vielleicht uridg. Pf. *beb-

fraglich erscheinen, ob hier ein aus dem Urlateinischen bzw. Uritalischen ererbter (umgebildeter und dereduplizierter Perfekt-) Stamm oder ob hier nicht

*welhr hin, dessen Ablautstufe ins Präs. eingefUhrt wurde. Dieser WA ist im

heth. Präs. J!DII.J-zi fortgeftlhrtu. Das Perfekt ve/li geht unmittelbar zurück auf ein SP

* wel(a)-s-n, das aus dem urital. WA *welale- (§ 91 ,76) umgebildet ist. Als

Basis des SP könnte sowohl die "Set-Form" der Wurzel *wela-, als auch eine etwa aus dem Präs.-St. abstrahierte "Anit-Variante" *wel- gedient haben: *wel-s­ wie auch *wela-s- mussten letztlich zu ve/1- fUhren. Anders als im Falle der hypothetischen

die Geminate im Perfektstamm hier erhalten bleiben, da sie auch im Präs.-St.

tvo/ui) kein Vorbild. Die naheliegende Umbildung zu

*ve/lui ist nicht mehr

erfolgt, ihren Platz nahm das neugeschaffene SP vulsi ein".

eher eine nachklassische Neubildung vorliegt.

§ 226

§ 223 psallo psalli 'Kithara spielen'

*h;eyli- 'aufspießen', LIV 259) icö, Perf. Akt. i"ci", P.P.P. ictus kann lautlich und *Haiti- abgeleitet werden, wenn man icö auf *Hi-hif- und lci auf *He-Hili- zurückfUhrt; ... cf. die v.l. eicit (e,Jk- < * He�Hik>) Plautus Mi/es 205, nach dem Urteil des TLL entweder Präsens oder ico ici 'treffen, venvunden' (Wz.

. Nach vello vellf hat sich psa/lo psallf mit vergleichbarer Wurzelstruktur genchtet (nicht reduplikationsfähiger Anlaut, -ll- im Basisaus laut). Ähnlich wie ist das Paradigmafallofefelli *fui entstehen müssen, s.u. § 247.

14.2 Herkunft

221

Perfekt, das uritalisch7 *fufuw-ay lauten musste und - mit "Aoristendung" - in präsamn. fvf(v)fo5 Ps 20 'fuerunt'8 < *fufuw-ond. osk. fu(fe)d Cp 3 1 1 Ve 86, fufens Cp 29f. I Ve 84.85 < *fufwend < *fofuw- + -end, noch bewahrt ist. Das (spät)uritalische Perfektparadigma ist somit wie folgt anzusetzen: I.Sg. 'fofoway 2.Sg. 'fufiitay, 3. Sg. 'fofowey 3. PI. *fufuweri Wie andernorts gezeigt9, gilt im Uritalischen die aus der Reduplikation abgelöste kurzvokalische Basisfo- als "Wurzel", vgl. lat. fu-tiirus foreforem, osk. umbr. fust. So konnten die "Endungen" *-way *-wey *-weri abgelöst werden. Im Uritalischen blieb allerdings bei vokalischem Wurzelauslaut der Hiat wohl bewahrt, vgl. § 231 zu ii. Die Ausbreitung von *-way usw. gehört offenbar erst der innerlateinischen Sprachgeschichte an und ist mithin auch wohl erst nach dem Synkretismus, aber noch vor der daraus resultierenden Formenreduktion erfolgt. Das Vorbild dUrften hierbei Verben abgegeben haben, bei denen syn­ chron ehemalige Aoriststämme neben ehemaligen Perfektstämmen (annähernd) gleicher "Ablautstufe" standen wie etwa bei (Pf.) 'fo-fuway -fotay -fuwey (Aor.) 'fiim fiis fiid *gnOm gnOs gnöd *g(n)e-gno 'ay -gnötay -gno'ey Nach dem Vorbild der "Aoristforrnen" und der 2.Sg. Pf. ist die Vokallänge in der Wurzelsilbe verallgemeinert worden, so dass die umgebildeten Perfekta *fu-fiiway -fotay -fowey bzw. '(g(n)e-) gnöway -tay -wey entstanden, die sich von den entsprechenden Aoristformen nur noch durch die im weiteren Verlauf beseitigte Reduplikationssilbe sowie den Endungssatz unter­ schieden. Dies erklärt, warum in den allenneisten Fällen ursprUngliehe Wurzelaoriststämme zum VP/UP restrukturiert sind (crevi Jevrsevt implev'i usw . , vgl. Kap. 14.4f.). Der de-reduplizierte Perfektstamm ist hingegen allenfalls in solchen Fällen bewahrt, wo er mit dem Aoriststamm homonym geworden war, s.o. zu *fom I *(fu-) foway, *gnöm I *(g(n)e-) gnOway > nOvi, hierher wohl auch striivl (§ 240), dessen schwundstufige Wurzelfonn *strii- sowohl dem WA als auch dem dereduplizierten RP *(stre-) stra- zugeordnet werden kann, wobei in beiden Fällen die Fortsetzung der Schwundstufe statt erwarteter Vollstufe *stera/e- bzw. antevokalischer Schwundstufe *stestar- (> tsteterl usw.) < *stestrhr (wie peperf< *pepar-, vgl. § 1 72) eine Irregularität darstellt10•

7 Also nach Durchfilhrung des "schwachen" schwundstufigen Stammes. Mit Herkunft aus dem Perfekt rechnet auch Kieckers HLG: 260f. 8 Vgl. § 43. Der Ausgang -od aus dem thematisierten WA mit durchgefilhrtem o­ Vokal der 1 .3.Pl. bezogen., ebenso im Südpikcnischcn, vgl. Rix 1993b: 337. 9 Meiser, HLF 197, vgl. auch § 43. 10 Die reduplikationsfähigen Perfekta der Struktur zu Wurzeln der Struktur CcR(H) (peperf) und CeH (dedi) haben vor Eintritt der beschriebenen Entwicklung die Schwundstufe verallgemeinert (§§ 1 47f.), so dass sich filr die Einfllhrung von *-way usw. kein Ansatz bot. Daher greift der Einwand von Seldeslachts 200 1 : 39 gegen die hier vor­ gestellte Deutung nicht, gerade VP/UP würden keine reduplizierten Stämme aufweisen.

222

Kapitel 14. u-und v-PerfelcJ Mit der Ablösung eines "Endungssatzes" l .Sg.

/4.1

-way,

3.Sg. -wey, 3.Pl.

-weri,

der bei vokalisch auslautender Wurzel bzw. Basis verwendet wird, sind jedoch nicht alle Fragen geklärt, die das u/v-Perfekt aufwirft. Problematisch bleibt das Element

-is-1-er-,

Herlumft

223

§ 235 Die bisherigen Erklärungsversuche filr das u/v-Perfekt sind nicht befriedigendn. Von vomeherein problematisch sind Deutungen, die sich mit dem Vergleich



das in der 2.Sg./PJ. des lnd. Pf. sowie durchgehend in allen

oder -..v-haltiger Morpheme (i.a. Endungen) in anderen idg. Sprachen begnilgen,

Ubrigen Tempora und Modi des Perfektstamms erscheint, wie Oberhaupt die

solange dort ihr paradigmatischer Status, ihre Herkunft und ursprUngliehe

Ausbildung von Konj. Perfekt, Ind. und Konj. Plusquamperfekt und Fut. ex.

Funktion nicht ermittelt ist. so etwa die VerknOpfung mit aind.

-au in jajiiau ­ jajiia-u), teils

lat.

novl (so

Nach Rix 1992: 22l tf. liegt ein zweiter Ausgangspunkt tnr das u/v-Perfekt in

*-i

wohl die entferntere, nicht ganz präsentische Gegenwart" (sie!) bezeichnete,

einem periphrastischen Perfekt bei sekundären Verben (vgl. Kap. 9.5). Diese

*-ul*-w. w aus einem "labialisierten Laryngal" (h3) entwickelt, vgl. etwa A. Martinet, Word 9 (1953): 259f. und weitere bei Leu­ mann l.c. sub D angegebene Versuche. Die Erklärung ist zirkulär, weil gnOvl und striivl die einzigen Beispiele dieses Lautwandels im Lateinischen wären16•

Periphrase, die im Saheilischen durch anders strukturierte Konstruktionen ersetzt wurde, bestand im Uritalischen aus der Kopula und dem Part. Perf. Aktiv (Suffix

*-wos-). Von letzterem wurde wie bei den Adjektiven suävis mollis tenuis -w- hinauslief. Nach § 109 ist urital. SiA am ehesten bei den Kontinuanten ererbter WPr und TPr zu erwarten, ebenso bei "neoprimären" Verben. Als Substitution eines urital. SiA bzw. eines urlatein. SP dUrfte VP/UP demnach bei folgenden primären Verben aufzufassen sein (vgl. §§ 1 1 8f.):

alo alui,j/ojlävi,jleoj/evi,Jremofremui, iavo /Jvl, molo molui, no niivi, neo nevi, pasco pävl, pluit p/üit, sero serui, sino sivi, sono sonui, tremo tremui, vomo vomui, ebenso bei jenen Verben, bei denen der SiA ggfs. bereits im Uritalischen den WA ersetzte (vgl. § 93) wie appelliivi consternävi destinävi decliniivi ftlr urital.

18 Sommer, l.c.; Brugmann GR 112 3 : 4 1 1. 19 J. Narten, MSS 31 (1973): 133-150. 20 Weitere Vorschläge (mit Kritik) bei Matasovi a neben h2 bedingt, vgl. Steinbauer 1989: 124-126; § 127.

14.4

VP flir alten Wurzelaorist

§ 238 Als Substitutionsbildung for urital. WA erscheint VP regelmäßig dann, wenn die Wurzel auf "Langvokal" (*C(R)eH-) oder "Diphthong" (*C(R)eU(H)-) lautet und zudem "nicht reduplikationsfähig" ist (vgl. § 160). Folgende VP von den in § 232 aufgefl.l.hrten substituieren "Kontinuanten" älterer WA: criv'f *spre- I sprä- nach dem Verhältnis *p/e-l*p/ä-, 4. Angleichung des PPP, Aufgabe des paradigmatischen Ablauts. 31 Vgl. J. Narten, Sprache 14 (1 968): 133 Anm. 1 19. 32 Unrichtig Sommer/Pfister, Hb 163: "... in altererbten Ablautsforrnen, wo eine Liquida umgestellt erscheint wie in sprevt zu spemO oder striiv'i zu sternO ...". Aus dem bislang Gesagten ergibt sich, dass sprev'i spretum keinen wurzelschließenden Laryngal erweisen (so Oettinger 1979: 170). 33 Bewahrt in expretus 'ausgeblasen', vgl. G. Klingenschmitt in FS Meid, p. 99.

Kapitel 14. u- und v-Perfekt

228

§ 240 Anders als im Falle von sprevl, kann dem Pf. strävi eine ererbte Morphostruktur zugrunde liegen: das PPP *strä-wos- < *strhrwos-. Allerdings fragt sich, warum hier anders als bei den nach Wur:t:elstruktur und Flexionsweise vergleichbaren Verben *pelne- (Wz. *pelhr) *tolne- (*telhr) sowie dem (im Präsens anders gebildeten) *parä- *parye- (*perh;-, vgl. § 94) bei *sterhr sich nicht das RP *ste(s)tor-l*ste('>) tar- oder allenfalls die Kontinuante des WA *stera- (=> tsteruf, vgl. aind ved. astarl� 'hast hingebreitet') durchgesetzt hat (vgl. dagegen pepulf tetuti peperi, bzw. genui consului (§ 243)). Für den Ersatz des RP könnte den Ausschlag gegeben haben, dass zu einem PPP mit langvokalischer Basis in der Regel VP gebildet wird, so bei den sekundären Verben der I. und IV. Konjugation (laudlitum,jinftum : /audlivl,jinlvl), ebenso bei n6- con-cre-j/li-j/e­ im-p/e- quie- assue- -vl 1-tum'\ vgl. Leumann, LLF 594. Zu strätum könnte strävl nach diesem Muster hinzugebildet sein. Bei den wurzelstrukturähnlichen Verben pe/lo pario ist umgekehrt die PPP-Basis an den Perfektstamm ange­ glichen, also *pulto- (im lntens. pultäre 'klopfen') => pu/sum, *parto­ (repertum) nach pepulf peperl für zu erwartendes tpläto- tpräto-. Lediglich das durch die Lautentwicklung suppletiv gewordene Paradigma tollo tetulf lätum < *tf.O, dessen Pf. und Part. im Weiteren dem Präsensfern zugeordnet wurden, hat die ererbte Flexionsweise behalten. Derselben Regelung folgt auch das VP trlvl neben PPP trftum, suppletiv zum Präs. tero (Wz. *terh,- 'bohren', LIV 632), vgl. lEW 1071, WH II: 672f.). Nicht zum PPP, sondern zum Prs. nach dem Vorbild der sekundären Verben der IV. Konjugation sind "hinzugebildet" cfvf zu ci(e)o (Wz. keyhr 'sich in Bewegung setzen', LIV 346) und scfvf zu scio (Wz. *sekh- 'abtrennen; unterscheiden', LIV 524). " ... die Form cfuf [ist] bei den Komposita verständlich (excful PI. Cist. 1 12), wonach sich das seltene Simplex richtete" (Sommer, Hb 561)''.

14.5

14.5

UP ftir alten Wurzelaorist

Auffitllig im Paradigma von gigno genul (Wz. *ienhr 'erzeugen', LlV 163; WA fortgesetzt etwa in aind. ved. ajani 'bin geboren') ist, dass im Lateinischen nicht das RP *gegon-lgegnii- bewahrt ist, dessen Fortsetzung nach dem "Ikonischen Prinzip" (§ 155) zu erwarten wäre; ein Ausschluss der Reduplikation bei anlautendem g- (vgl. § 1 60), ist nicht einsichtig. Entweder 34 Umgekehrt gilt die Regel nicht, vgl. sfvfsitum, levr litum, cfvi citum, sevi satum. 35 Umgekehrt Leumann, LLF 544: "prs. -cio wohl nach pf. cfvi ".

229

§ 242 Negativ kondizioniert sind die folgenden Verben, bei denen weder RP noch SP noch offensichtlich auch das vor Liquida gemiedene DP möglich waren (§ 1 44):



§ 241 Bei einigen der in § 177 aufgefllhrten Verben substituiert das lateinische UP uritalischen WA: colo colul, gigno genuf, gemo gemul, occulo -culuf, salio saluf, seco secul, con-sulo -sului, vo/o voluf, aperio aperuf.

UPfür alten Wurzelaorist

hatte das noch im homer. Griechischen36 bezeugte, paradigmatisch dem Medium 'werde geboren' zugeordnete Zustandsperfekt *ie-ionh,-hJGY 'bin entstanden, bin', im Uritalischen den Übergang zum Resultativperfekt nicht vollzogen, so dass die Fortführung des Aoristes anstelle des lexikalisierten Perfekts semantisch begründet wäre, oder aber die partielle Homonymie der Perfektstämme *gegon­ lgegnä- (*ienh,-) und *gegnO-Igegnä- (*inehr 'erkennen') gab das Motiv für die Präferierung des vollstufigen Aoriststamms. Auch bei gemo gemuf 'seufze' (Wz. *gem- 'drücken; fassen"7, LIV 186, WH I: 588) ist fraglich, warum nicht das RP *ge-gom- oder das DP *gern­ fortgesetzt ist. Wahrscheinlich hat sich gemo nach den reimenden und z.T. sinnverwandten Verben fremo fremuf, tremo tremuf gerichtet, vgl. §§ 1 14f. Dasselbe Problem besteht auch bei occulo occulul (Wz. *Kel- 'verbergen', LIV 322, WH 1: 195; WA vorausgesetzt durch got. hulundi 'Höhle'). Ein Perfektstamm *keko/-1 kekl- hätte mit Verlust der Reduplikation im Kompositum toccu/o I occulf ergeben. Offenbar ist die Bildung des Perfekts beeinflusst von den vergleichsweise häufigen Fällen, in denen ein TPr mit wurzelauslauten­ dem -/- seit jeher einem UP gegenüberstand, wie in alo aiul, colo co/ul, molo molui, con-sulo -sulul, volo voluf. Hingegen hat das ebenfalls einen WA substituierende perculf (vgl. § 175) zu Präs. per-cel/o (-11-!) seine starke Bildeweise behalten - neben ihm standen Muster wie pe/lopepuli, tol/o tetulf. Wohl dem allgemeinen Trend zum UP (vgl. § 260) folgt die Ersetzung von *sepr (vgl. osk. SIPUS § 47,1), Kontinuante des LP zur Wz. *sap- (oder *seh 1p­ ?) 'schmecken' (LIV 5 19) durch sapul zum Präs. sapio 'schmecke, bin kundig'.



salio salul (Wz. *sei- 'sich Josschnellen, springen', LIV 527, WH 11: 468; WA in griech. &i\ro, vgl. auch Schwyzer, Gr.Gramm. 1: 751 mit Anm. 1 ). con-suio -suluf (Wz. *selhr 'nehmen', LIV 529, WH 1: 264, FR 1: 487f.; WA fortgesetzt in griech. E:AE:iv 'nehmen'). aperio aperui (Wz. *hwer-, LIV 227, WH 1: 56; WA in aind. ved. ifvar 'hat geöffnet', vgl. LIV).

36 II. 4,41. 235: 19,122 u.a. 37 WA wohl in griech. y€vro 'fasste, griff, vgl. LIV. Die von WH IL 589, FR 1: 296 angenommene Grundbedeutung 'beklommen, bedrUckt sein' ist nirgends greifbar. Die Bedeutungen des griech. Prs. y€iJW 'bin voll; beladen' (Subjekte: Schiff, llafen, Dorf ... ; Esel) basiert auf einer besonderen Nuance der Bed. 'fassen' des Aor. oder sind an den o-Stamm *g6mo- 'Last' (< ' Druck, Bürde') angegl ichen, vgl. griech. y6j.lo *we/a-t) unmittelbar oder indirekt, d.h. nach der Thematisierung zu *wele-t (§ 52), einen Reflex hinterlassen und als i auftreten sollte (Flexion dann: volo I tve/it). Offenbar ist vult zum Konj. velit nach dem Vorbild von est ===> edit analogisch neugebildet worden. Unter diesen Umständen ist auch bei volul eine Neuschöpfung gut denkbar.

Einen WA substituiert auch das Pf. von seco secul (Wz. *sekh� 'abtrennen, unterscheiden', LIV 524)w. Die FortfUhrung eines grundsätzlich denkbaren DP *sik- ist vielleicht dadurch verhindert worden, dass die Wz. ursprUnglieh ein Nartenpräsens bildete, vgl. aksl. sek9. Übrigens sind zu Wurzeln auf Laryngal auch sonst keine Dehnungsperfekta bekannt. Lat. pinso 'zerstoße' liegt die Wz. *peys- 'zerstampfen' zugrunde, die nach LIV 466 einen uridg. WA bildete, bewahrt in aind ep. api:van 'haben zerstampft'.

Gemäß den geläufigen Substitutionsregularitäten wäre als Kontinuante einer uritalischen Bildung das Pf. *pipis� > *piper- zu erwarten. Offenbar wegen der eklatanten Differenz zwischen Präsens- und Perfektstamm wurde das UP pinsui neugebildet

14.6

Der Übergang vom Wurzelaorist zum VP/UP

§ 243 Die Substitution ererbter WA durch VP und UP ist also offenkundig, weniger klar ist der Mechanismus dieses Flexionsklassenwechsels. Um eine Art Stammerweiterung würde es sich dann handeln, wenn gemäß Sommer das VP vom Aoristparadigma *fo� der Wz. *bhwehr seinen Ausgang genommen hätte (s.o. Kap. 14.2). Der Synkretismus von Aorist und Perfekt wäre dabei schon vollzogen gewesen, die Endungen *�way von *foway usw. wären auch auf andere Stämme übertragen worden: *p/i-way ersetzte dann älteres *p/i'ay SP => VP/UP? Als Kontinuanten dieser Zwischenstufen könnten "Kurzformen" vom Typ nösti nörunt consuerunt quiirunt complirunt angesehen werden, vgl. Leumann, LLF 599. Während aber alle diese Formen auch "analogisch" (nach § 124) gedeutet werden können, lässt sich fUr einen der "kurzsilbigen" WA�Stämme der Struktur *CeRH-, nämlich vellf < *weis� *we/a-s- *gena-s­ l*gene-s-, entsprechend *sela/e-s-, *wer-s-, sal-s- usw. Die Umwandlung von SP in UP erfolgte bei den Verben mit vokalisch (*gena-s-, *se/a-s· => "'gena-w­ *sela-w-) oder konsonantisch (wer�s- ) auslautender Basis nach § 1 58f. Für diese Ersetzung würden somit die gleichen Regelungen gelten wie fUr die Substitution des SP durch VP I UP bei sekundären Verben (§ 123); historisch gesehen dürfte es sich dann um ein und denselben Vorgang handeln, vgl. § 236. § 244 Einer gesonderten Erörterung bedarf das UP zu Basen mit synchron konsonantischem Ausgang. Die RUckfUhrung von genul auf *genale-way ist an sich unproblematisch. Bemerkenswert ist dabei allerdings, dass der "Themavo­ kal" -a- in *gena-m, -s, -d usw. bzw. *�ole�40 in *geno-m, *gene·.�1 als Element des Stammes gerechnet wurde, während bei den thematisierten WA vom Typ *fok-om, �es, -ed die urspr. Endungen durch *-ay, *-istay usw. und nicht etwa •-oway, *-ewistay (> tficui tfocuistf) ersetzt werden. Doch hat dieser Ersetzungsprozess stattgefunden bei den eben behandelten Verben *wer�om ==> *wer-oway > *werui (aperuf), ebenso salul occu/ui, die aufgrund ihrer Wurzelstruktur von vomeherein nicht "alphathematisch" flektieren konnten. Sämtliche als UP fortgesetzte Aoriststämme zeigen eine "kurzsilbige" Basis, vgl. *gen·, *Iee/-, *sei�, •sal-, *wer·, die hingegen als LP weitergeffihrten (*ftk-, *Jeykw- usw.) eine "langsilbige". Es ist dann zu überlegen, ob die Distribution der Perfektendungen nicht dem "Rhythmus-Gesetz" folgt, wie es A. Burger fUr die Verteilung von SP und UP bei den Verben der U. Konjugation angenommen hat (vgl. §§ 17.128): danach musste die Perfektbasis mindestens zwei Moren, also eine lange oder zwei kurze Silben umfassen (vgl. auch § 155). Wenn die 40 Nach Übergang von der "alpha-thematischen" in die themat. Flexion, vgl. § 52. 41 In diesem FaJie wäre also von *geno--way, *gene-wistay usw. auszugehen. Das

genitum < *genato./geneto- kann jedenfaJis nicht als Ausgangspunkt fbr genui gedient haben, da es selbst erst nach dem Aoriststamm anstelle des lexikalisierten {g)nätum geschaffen wurde. PPP

Kapitel 14. u- und v-Perfekl

232

14.8

*fik- den einfachen Endungssatz *-ay, *-(is-)tay usw., die "kurzsilbigen" dagegen den komplexen Satz *-oway, *-ewistay tlbernahmen, kam darin offenbar dieselbe Tendenz zum Ausdruck. "langsilbigen"

1.

Aoriststämme wie

2.

233

Zum "langvokalischen" undzum "einfachen " VP

Anstelle des uncharakterisierten WA-Stammes ist Durchführung von

RP zu erwarten (also etwa *teton-,

*kukub-, vgl. § 155).

Beim Nebeneinander von Grundverb und isovalentem Deverbativ wird nur eine Perfektbildung ("Simultanperfekt") realisiert, vgl. § 82.

Die in § 188 beschriebene "Charakterisierung" ehemaliger WA-Stämme durch das Suffix des SiA nimmt zwar einen zusätzlichen Umbildungsprozess an,

3.

Ein "starkes" Perfekt wird gemäß § 1 5 7 von einem SP verdrängt.

gestattet jedoch eine wesentlich einfachere Erklärung der letztlich entstandenen

4.

Sigmatische Perfekta zu vokalisch auslautenden Basen werden gemäß §

Fonnen. Es gibt immerhin Anhaltspunkte daftlr, dass eine Umbildung WA

=>

SP => VP historische Realität ist.

236 durch UP ersetzt. Das Nebeneinander von WA zu primärem und SiA zu sekundärem Verb könnte

bei mitto (wozu urspr. WA

•meytale-, vgl. § 103) und mitii.- < *mithraye- (wozu *mita-s-) zur "kontaminierten" Form *meyt-s- (mit langer Wurzelsilbe, vgl. § 123) > ml.v'i gefilhrt haben und so das Eintreten des SiA for erwarteten WA bzw. seine "Ersatzforrn" *mimit- (RP) erklären. SiA

14.7

UP ftir Wurzelaorist und sigm at ischen Aorist?

§ 245 In einer Reihe von Beispielen dient UP als "Simultan perfekt" zu Grundverb und Deverbativ (vgl. § 127 und Rix 1 999: 5 1 8-31):

*swenhr, LIV 6 1 1 ) '(s)tenh,-, LIV 597) (Wz. *h1ewhr, LIV 243) (Wz. 'kreph·, LIV 370) (Wz. 'kewb'·, LIV 357) (Wz. *wethr, LIV 694) (Wz. 'demh,-, LIV 226)

sonäre -o sonui sonere -o sonui tonäre -o tonui tonere -o tonuf iuväre -o iüvi iuvere -o iüvf crepere -o crepui crepäre -o crepui ac-cumbere -o -cubu'i cubäre -o cubui vetäreu -o vetui *vetere -o vetuf domäre -o domuf *demne-

(Wz. (Wz.

Das LIV rekonstruiert fUr die genannten Primärverben außer sonere jeweils WA,

fortgesetzt bzw. reflektiert durch aind. ved. ni �,tanihi 'donnere heraus' , geholfen', griech. Part. fehlen im Falle von

bciJ.taVT-.

äVit 'hat

Außeritalische Nachweise filr uridg. WA

crepere, -cumbere, *vetere. Für die Deverbativa in der 2.

Spalte ist im Urita1ischen SiA anzusetzen, die produktive Aoristbildung ftlr (grundsätzlich) alle sekundären Verben (§

1 23), so dass stets den beiden

14.8

Zum "l angv oka lischen" und zum

§ 246 Der Typus des "langvokalischen VP"

-w-: *möway < *mowo-way < *mowe-way. Nach 0. Szemerenyi, ZVS 70 (1 952): 5 1 ff. sind liivi cävi fov'i dagegen dehnstufige Perfekta des Typsfodr (p.53): Die Präsentien sind ursprUnglieh als *lowii- (Wz. *lewh3- 'waschen', LIV 41 8), *kow-eye- (Wz. * (s)kewhr 'wahrnehmen', LIV 561) und *fow-eye- (Wz. •cl'ew- 'laufen', LIV 147) anzusetzen; ihnen waren als Pf. */öway, *köway, *foway zugeordnet. Regulär habe sich -öw- > -liw-'4

des

wurzelhaften

entwickelt;

der Vokalismus

des

SiA

des

Sekundärverbs fortsetzt (anders LIV etwa zu vetuf ( < *votui)). Dafür spricht zum einen die vollständige Angleichung seiner präsuffixalen Basis (domul nach domäre, cubui nach cubiire, tonul nach tonäre), die bei der Aoristbildung zu einem sekundären Verbum leichter verständlich ist - ansonsten wäre etwa tcüb'i < *kewbh- (oder noch eher tcucubi) zu erwarten4'. Im Übrigen fügt sich eine solche Annahme den bisher beschriebenen Substitutionsregeln:

42 < *wotäre 43 Bei der Vermeidung des nach den üblichen Auswahlregeln erwarteten Pf. *tetonay (Wz. •stenhr) > ttetin'i (§ 181) mag Homonymenflucht (tetini zu teneo) hereinspielen.

den

der

Perfektstämme

zwingend abzuweisen. Wie er selbst p. 53 ausführt, gehörte zu den Kausativa Perfektbildung". Doch könnten

ist anzunehmen, dass UP unmittelbar stets den

an

-ow- > -aw- im Präsens regulärs.

Szemerenyis Deutung trifft auf morphologische Einwände, ist indessen nicht und

abgesehen

Präsens sei

angeglichen worden. Doch ist der Wandel

Präsentien jeweils WA und SiA zugeordnet waren, bei sono (1/IJI) zwei SiA, die

Fall

(movr iüvf usw ., vgl. § 232 C a) entstand

durch Kontraktion der Vokale in Wurzel- und Basisauslaut-Silbe nach Schwund

sich nur durch ihren Wurzelvokal unterschieden:

*swena-s- => *swena-w- (zu sono m < *swenhr) und *swona-s- => *swona-w- (zu sono I < *swonhraye-), die letztlich im Lateinischen beide sonul ergeben mussten. Von diesem einen

"einfachen" VP

Intensiva

der

II.

Dekl.

"anfangs

sicherlich

keine

selbständige

cävf und } avi "Simultanperfekta" (ursprünglich

im Paradigma eines verlorenen Primärverbs zur selben Wurzel) darstellen; bei

Iava ist das Primärverb unmittelbar gegeben. Andererseits kommt "starkes" Perfekt zu Wurzeln auf -w(h)- sonst nie vor"6• Diese bilden vielmehr, soweit es sich um primäre Verben handelt, "einfaches VP" (s.u.), vgl. suo sui, -nuo -nui, spuo spul usw. Dies sowie die Tatsache, dass ein Wandel -öw- > -ä- in erster Silbe nicht nachweisbar ist, spricht eher ftlr die "Kontraktionslösung" ciivf umbr. 1-56 PPP statita II a 42 Neutr. PI. - lat. statilta, davon abgeleitet umbr. statitatu l i a 32, II b 19, IV 9 'statuito'. Schematisch ist im Lat. ein Pf. -ill (institili PI. Epid. 363, Most. 85) -uf gebildet.

54 Vgl. immerhin aind. sütra- 'Faden'. 55 Vgl. Leumann, LLF 543. *-iiye- hätte nach dem "pius-Gesetz" (§ 30,1 ,9) -i)le­ ergeben. 56 Meiser 1986: 52f.

57 Zur Wz. *kewp- '(innerlich) beben' ist LIV 359 keine Aoristbildung angegeben. Nicht als Relikt eines WA kann heth. kup-mi 'plane' gewertet werden, das aus dem Keilschrift-Luwischcn entlehnt (Oettinger 1979: 204) und nach den Regeln der Flexionsklassenbildung bei entlehnten Stämmen erst sekundär in die athematische Klasse gelangt sein kann (Hinweis F. Starke).

Kapitel lS

FLEXIONSKLASSENBILDUNG UND FLEXIONSKLASSENWECHSEL

15 .I

15.1.1

Prozesstypen

Auswahlprozesse

§ 249 Den Verlauf der Flexionsklassenbildung im lateinischen Perfektsystem steuern Auswahl- und Ersetzungsprozeduren. Erstere Jassen sich als Redistributionspro­ zesse• verstehen: durch Neustrukturierung morphologischer Systeme ("Paradig­ menvereinfachung") oder funktionalen Zusammenfall bisher distinkter paradig­ matischer Kategorien ("Synkretismus") werden morphologische Repräsen­ tationen, die zuvor nach klaren Regeln verteilt waren, zunächst zu äquivalenten Varianten, von denen im Weiteren eine aufgegeben, die konkurrierende fort­ gefUhrt wird. Die dabei wirkenden Faktoren, die die Auswahl steuern, sind im 10. Kap. beschrieben, die im Einzelnen erzielten Ergebnisse in den Kap. 1 1- 14 dargeste11t; zum dort nicht berücksichtigten Sigmatische Perfekt vgl. Kap 7. In chronologischer Ordnung können wir vom Urindogermanischen bis zum historischen Latein folgende Auswahlprozesse feststellen: J. Synkretismus von Injunktiv und "Indikativ" a) "Indikativ" (Präteritum) und Injunktiv Aorist, voreinzelsprachlich, b) "Parontiv" und Injunktiv Perfekt, frOheinzelsprachlich (?). Im Aorist favorisiert das Uritalische im Verein mit allen anderen "westindo­ germanischen" Sprachen den Injunktiv (d.h. die Aufgabe des Augments, vgl. § 76), bei dem später stattgehabten Synkretismus innerhalb des Perfekts (b) den "Parontiv" (§§ 73.75). Ihm ist der Synkretismus des augment-charakterisierten Praeteritum Perfecti (mit Sekundär-Endungen *-hza, *-thza, *-e usw.) mit dem Injunktiv (vgl. § 57) vorausgegangen, vgl. § 77. Die pragmatisch relevanteste der nicht-präteritalen Injunktivfimktionen, ihre Gebrauchsweise im Prohibitiv. wurde als eigene Funktion ausgegliedert und erhielt ihren eigenen formalen Ausdruck (§ 42), um in dieser Funktion erst im historischen Latein endgUltig durch den Konjunktiv Perfekt ersetzt zu werden. Vom Sonderfall des Prohibitivs abgesehen, ist der Synkretismus von Injunktiv 1 Vgl. Meiser 1992: 202fT.

240

Kapitel 15. F1exionsklassenhildung und -wechsel

!5.1 Prozesstypen

und "Indikativ" Aorist nicht kompensiert worden2• Dagegen hat wenigstens bei der Wz.

*bhwehr die Schaffung eines besonders charakterisierten Plusquam­ 43) den Verlust der Distinktion zwischen "Parontiv" und "lnjunktiv"

perfekts (§

(Präteritum) im Perfekt ausgeglichen.

beiden Fonnationen vom Typ

241

*portä-s-, *portä-w· zu erschließen. Die Aufgabe

des SiA bzw. SP war dabei durch die Wurzelstruktur motiviert (§ 1 59). Bei einem angenommenen Auswahlprozess müssen sowohl die erhaltene als auch die aufgegebene Variante der Grammatik der jeweils voraufliegenden

2. Aufgabe des Ablauts in Aorist und Perfekt im Sp!ituritalischen, dabei

Sprachphase angehört haben. Die Existenz einer Fonn des dominierenden

a) Bevorzugung des vollstufigen Stamms im Aorist (§ 98),

Variantentyps

b) Bevorzugung__ des redupliziert-schwundstufigen Stamms (bzw. seines dehnstufigen Aquivalents) im Perfekt (§ 147).

folgert aus der generellen Bevorzugung von SP vor RP/LP, wie sie sich noch bei

Der gemeinsame Nenner, auf den sich beide Tendenzen bringen lassen ist das

f

Streben nach "binärem" Rhythmus (§ 155f.), also zweimarigern Um ang der _ Wurzelslibe. In der Sonderklasse der WA mit vokalischem (und halbvokali� schem?) Stammauslaut ist der Ablaut

länger

- vielleicht bis

in

frilheinzel�

sprachliche (urlatinofaliskische bzw. ursabellische) Zeit - bewahrt geblieben (�gl. § 99 zu

dare). - Die Beurteilung der lat. Stammbildung ist dort problema­

tisch, wo die Reduplikation möglicherweise schon im Urital. aufgegeben und

gestattet

allerdings

im

Einzelfall

nicht

zwangsläufig

den

RUckschluss auf die vorhistorische Existenz der "Konkurrenzvariante". So

rh:f gegenüber später aufgegebenem regi (§ 2 1 2), bei lat. cFIXf/inxf gegenüber im Saheilischen fortgeführtem *dedik- (umbr. dersicust), *fifig- (osk. fifikus) unzweifelhaft feststellbar

ist,

keineswegs,

dass

neben jedem

lat.

SP

ein

uritalisches synthetisches Perfekt angesetzt werden kann. Im Einzelfall, etwa bei

den "neoprimären" Verben ( § 109 li) wie claudo plaudo ludo, ist seine Existenz durchaus fraglich, doch stand zum Ausdruck der Kategorie immerhin wenigstens die Periphrase (§§ 150-1 52) zur Verfllgung.

glei�hzeitig der "de reduplizier:_e" vollstufige Perfektstamm generalisiert wurde, � . der tm Wetteren mtt der Kontmuante des WA lautlich zusammenfiel (*leyk""­

*weyk-, *loykw- *woyk- > lfqufvlcJ).

15.1.2 Ersetzungsprozesse

§ 250

3. Späturitalischer bzw. frilheinzelsprachlicher Synkretismus von Aorist und Perfekt, dabei im Lateinischen

Der andere der beiden in § 249 genannten Prozesstypen, der Ersetzungstypus, realisiert sich im Flexionsklassenwechsel. Seine Annahme ftir die vorhistorische Zeit zu postulieren, erfordert eine zusätzliche Hypothese - neben der Fest­

a) Bevorzugung von Perfekt vor Wurzelaorist (§§ 1 56f), b) Bevorzugung von sigmatischem Aorist vor Perfekt (§

§ 251

stellung der gegebenen die Rekonstruktion der ursprünglichen Flexionsklasse.

157).

Der Prozess 3a) wird dort gestört, wo die Beibehaltung der Reduplikation sich

Hier

im eiter�n als unvereinbar mit den phonataktischen Regeln des Lateinischen erwetst: bet anlautendem/- setzt sich der Wurzelaorist durch (§ 1 60).

erwarten wir, dass zu einer gegebenen Wurzel morphologische Kategorien wie

":'

Während die unter 1 . und 2. verzeichneten Vorgänge der vorhistorischen

sind

wir

in

dieser Arbeit von zwei

explizit fonnulierten,

quasi­

axiomatischen Prinzipien ausgegangen. Nach dem "Hereditätsprinzip" (§ 6) Wurzelaorist, Redupliziertes Perfekt usw., die wir aus dem Vergleich anderer

Epoche angehören und uns nicht mehr unmittelbar - etwa in Reliktformen -

indogermanischer Sprachen filr die Grundsprache rekonstruieren, gegebenenfalls

zugänglich, sondern nur durch sprachvergleichende Rekonstruktion erschließbar

in modifizierter Gestalt auch ins Uritalische bzw. seine Vorstufen eingegangen

sind,

gestattet uns die Überlieferung, die letzten Ausläufer der unter 3.

angeführten Prozesse zu verfolgen:

Im

Ur-Latinofaliskischen

konkurrieren

*feyg-s- => lat. finxf und des *ftk- und pf. *fofak�, (FECED, VHEVHAKED), noch innerhalb des Lateinischen der "Aorist" rh:l mit dem "Perfekt" regf (§ 2 1 2). miteinander die Stämme des ehemaligen Aor.

ehemaL Pf. fifig- in falisk. fifiqo(n)d, im Urlatinischen "Aorist"

4. Aufgabe des SP zugunsten des VP bei sekundären Verben, vgl. Kap. 7.6. Wie bei dem unter 3. beschriebenen Auswahlprozess gestatten uns auch hier einige . Reliktformen (portiistl, donärunt, § 124), das vorhistorische Nebeneinander der

sind. Das andere, in § 86 dargestellte Prinzip könnte man etwa als "Prinzip der paradigmatischen

Kohärenz"

bezeichnen;

Zeichencharakter der Sprache ableiten:

es

lässt

sich

letztlich

aus dem

zu jedem paradigmatischen

existiert, bezogen auf das jeweilige Lexem, normalerweise nur

Inhalt

ein morpholo­

gischer Ausdruck. Von hypothetischen, uns nicht mehr zugänglichen Idiosynkrasien abgesehen, dürfen bzw. müssen wir also für jede paradigmatische Kategorie nur eine morphologische Repräsentation rekonstruieren, d.h. entweder WA oder SiA usw. Dabei sind wir bisher - implizit - davon ausgegangen, dass immer dann, wenn die vergleichende Rekonstruktion uns auf den Ansatz eines grundsprachlichen Wurzelaoristes fUhrt, wir aber im Lateinischen ein Sigmatisches Perfekt quasi als

2 Zur Kompensation heim Synkretismus vgl. Meiser 1992: 106-199.

Kontinuante des Sigmatischen Aoristes vorfinden, mit Ersetzung des WA bzw. seiner regulären Kontinuante durch SP - also mit Flexionsklassenwechsel - zu rechnen ist. Die Berechtigung zu dieser Schlussfolgerung glaubten wir aus der

242

243

Kapitel 15. Flexionsklassenbildung und -wechsel

I 5.2 Die einzelnen Ersetzungsprozesse

Distribution der lat. Perfektkonjugationen (vgl. § 1 54)) ableiten zu können:

daftlr beansprucht werden, dass auch die Umbildung des EP *ong"'e- zum SP

einem grundsprachlichen WA entspricht im Lat. gewöhnlich ein "starkes", d.h.

*ongw-s- erst einzelsprachlich erfolgt ist.

asigmatisches Perfekt; ftlr die Ausnahmen von dieser Regel lassen sich i.a. BegrUndungen wie "negative Kondizionierung" o.ä. finden. Umgekehrt finden

Grundsätzlich anders verhält es sich bei "positiv kondizioniertem" Übertritt,

wir, von im Weiteren zu besprechenden Einzelflillen abgesehen, dort wo das

der nicht in Zusammenhang mit irgendwelchen phonologischen oder morpho­

Lateinische ein SP aufweist, in der Grundsprache keinen Wurzelaorist Das

logischen

Lateinische ist - wenigstens bis in die altlateinische Periode - samt seinen

voreinzelsprachlicher WA *yowg(e)- < *yewg- gegenabersteht (vgl. § 1 05), das

Restriktionen

zu

sehen

ist. So lässt sich

bei iünxi, dem

ein

Vorstufen ziemlich "flexionsklassenkonstant". Quantitativ mehr ins Gewicht als die Übertritte von der "WA-Kiasse" in die

Alter des Klassenwechsels nicht bestimmen: sowohl *yewg- > *yowg(e)- > tyügl als auch *yewg-s- > *yowg-s- => iiinxi hätte in jeder Phase der Sprachgeschichte

"SiA-Kiasse" fallen indessen die Neubildungen von VP/UP-Stämmen; auch

den Anforderungen der Flexionsklassenbildung genUgt. Im konkreten Fall lässt

diese sind, soweit sie primären Verben angehören, durchweg als Fälle von

sich

vennuten,

dass

der

Wechsel

dieser

wurde

durch

den

Basisauslaut

-ng- positiv

Flexionsklassenwechsel einzuordnen: der einzige primäre Perfektstamm mit

kondizioniert

uritalischem VP - das Pf. fufow- (§ 197)- wird gerade im Lateinischen durch die

Struktureigenschaft (§ 1 1 ). Das Paradigma von iungo lehnt sich hier offenbar an

Kontinuante des WA *fo- substituiert; in allen anderen Fällen ersetzt VPIU P

an Flexionstypen mit ererbtem bzw. im Uritalischen festen SiA wie cingo tingo

älteren Wurzel- oder Sigmatischen Aorist.

-stinguo stringo sowie - mit sekundärer Durchfllhrung des präsensbildenden Nasals - Jingo lingo pingo ("positiv kondizioniert", vgl. § 102), plango unguo ((eventuell) "negativ kondizioniert", vgl. § 101). Diesen Verben stehen freilich einige gegenober, die den Basisauslaut -ng- ebenfalls aufweisen und dennoch das "starke" Perfekt bewahren, vgl. frango jregJ, pango pepigl, pungo pupugi, tango tetigi. Die Entwicklung verläuft indessen auch hier in den von iünxi vorgezeichneten Bahnen: neben pepigl tritt nachklass. panxi (§ 268); der Grammatikerbelegpunxi (Diomedes, GL 1 372,12') wird durch italien. punsi als sprachwirklich bestätigt (wie auch panxi durch italien. pansl), auf spätlat. *franxi' lässt italien.fransi schließen, zu tanxi vgl. Santa 1952: 40. Es zeigt sich,

§ 252 Was die chronologische Fixierung von Flexionsklassenwechseln betrifft, so empfiehlt es sich, zwischen "positiv" und "negativ" kondizionierten Fällen zu unterscheiden. Bei letzteren ist der Übertritt gewissennaßen

zwangsläufig

erfolgt, verursacht dadurch, dass der herkömmliche Flexionstyp aufgrund stattgehabter phonologischer oder morphologischer Entwicklungen den neuen Regeln der Phonotaktik bzw. der Flexionsklassenbildung nicht mehr entsprach. Diese Entwicklungen bezeichnen daher den Terminus post quem fllr den

war;

also

zur

flexionsklassenbestimmenden

KlassenwechseL So ist in § 159 angenommen worden, dass der Übergang vom

dass der Flexionsklassenwechsel von "positiv kondizionierten" Verben mit

SP zum VPIUP bei Verben mit vokalisch auslautender Basis in Zusammenhang steht mit der phonologischen Verselbständigung des Phonems /z/ (Weiterent­

Basisauslaut -ng- ein langwährender Prozess ist, in dessen Mitte der Beginn der historischen Überlieferung flillt: vorher liegen iünxl e-miinxl und ninxit, nachher

wicklung zu Ir! im 4. Jh.), ursprUnglieh Allophon des Phonems !sl. Während fUr Lautgesetze die relative chronologische Einordnung in vielen

panxi, punxi und tanxi *franxi. Dies spricht dafUr, dass der Wechsel *yewg- => *yowg-s- 1 *yung-s- eher der lateinischen als der uritalischen Periode angehört.

Fällen verhältnismäßig einfach gegeben werden kann, lässt sich das Alter morphologischer Neuregelungen oft nur schwer einschätzen. Immerhin gibt der Vergleich mit der Flexionsklassenbildung des Saheilischen gewisse Anhalts­

\ 5 .2

punkte. So sind dort Einfache Perfekta des Typs -ben-ed, *-pel-, *-tel-, *-em- als

Die einzelnen Ersetzungsprozesse

Kontinuanten uncharakterisierter uritalischer Aoriststämme (WA) bewahrt, vgl.

§ 70. Im Lateinischen werden sie durch die zugehörigen Perfektstämme substituiert; wo die Bildung eines "starken Perfekts" aufgrund der lautlichen

15.2.1

Struktur ausgeschlossen ist, erscheint SP, so etwa iinxl anstelle des WA

*ong"'(e)- zum Präs. *ongwe-. Das "Ikonische Prinzip", demzufolge der Perfekt­ stamm gegenUber dem Präsensstamm "charakterisiert" sein muss, d.h. nicht mit

ihm identisch sein darf und mindestens zwei Moren umfassen muss, ist also erst in der einzelsprachlichen Entwicklung aufgekommen. Dies kann als Argument

Positiv konditionierte Prozesse

§ 253

Noch in die uritalische Zeit gehört der Übertritt der "langvokalischen Komposita", wie sie im Lat. durch appelläre aspernärl consternäre zu pellere spernere * sternere, weiterhin durch destiniire declinäre perfinäre Ueweils mit verlorenem Simplex), im Umbr. durch *an-d�fa- zu *d11te- durch resta- < *re-

3 Vom erst innerlateinischen entwickelten VP/UP ist hier einstweilen abzusehen. 4 5

Vgl. auch Santa 1952: 1 1 7. Bei Santa 1952: 1 1 I ist kein Beleg verzeichnet.

244

Kapite/ 15. Flexionsklassenbildung und -wechsel

sista- zu s�ste-, vielleicht auch durch anouihimu zu (verlorenem) Simplex *anmrye- (?) vertreten sind (§ 68f.), in die Klasse der "schwachen Verben" mit Sigmatischern Aorist und periphrastischem Perfekt, vgl. die "schwach" gebildeten Perfekta lat. appelliivtusw., umbr. andersa-f-ust (§ 93). Dasselbe gilt filr primäre Simplizia, deren Präsensstamm aufgrund lautlicher oder morpho­ logischer Entwicklungen auf -ä- lautet wie *arii- *amii- *kalä- *parä- (§ 94). Der Flexionsklassenwechsel ist hier positiv kondizioniert: die primären Verben mit Basisausgang ä im Präs. haben sich hier nach den sekundären Verben (Denominativen vom Typ multäre noväre) der I. Konjugation gerichtef. Auch Komposita der ye/o�Präsentien (111/IV. Konjugation) konnten möglicherweise in die "schwache" Klasse Obertreten und dann den Basisausgang �i� der Bildung des Aor. (*�i�s�) und des Pf. (*�i-wlt�) zugrunde legen, vgl. audfre audivi audftum < *awiz�d'J;ye!o- (M. Meier-Brügger, in: FT Wien 291). Freilich zeigt die BeibehaJtung des RP bei repperi zu reperire, die Substitution eines WA *wer� bei aperire (*�wer-ye- ) nicht durch VP auf langvokalischer Basis taperT� (also Pf. taperivi taperftum), sondern durch UP, das mittelbar oder unmittelbar (vgl. § 242f.) auf dem WA fußt, dass die ererbte Flexionsweise (etwa nach dem Muster des Simplex) stets neben der neugebildeten bestehen blieb und sich normalerweise letztlich gegen diese durchsetzte. Immerhin ist das Paradigma von cupio cupfv'i anstelle eines "starken Perfekts" tkukup- (allenfalls tkiip- < *kewp-) oder aber eines SP *kups�, wie wir es bei einem primären Verbum als Kontinuante einer aus dem Uritalischen ererbten Aorist- oder Perfektfonnation erwarten wUrden (vgl. § 248), ebenso wie das von sapio sapfvr, nur durch Analogie nach einem Kompositum erklärbar - etwa nach verlorenem *kon­ kupfre, wozu "schwach" gebildet *konkupis- I -kupiw- (vorausgesetzt von concupfsco) bzw. adsipio praesipio 'vorausempfinden' (Paul. Fest. 19), resipfsco resipivi (nebst "Kurzfonn" resipisti neben jUngerem resipuf, vgl. Georges, Hwb Il: 2346) 'wieder zur Besinnung kommen'. § 254 (I) Jüngeren Datums dUrften die positiv kondizionierten Übertritte von (ehemaligen) Wurzelaoristen in die Klasse des sigmatischen Aorists bzw. Perfekts sein. Kondizionierend haben dabei gewirkt

6 Keiner morphologischen Veränderung unterlagen hingegen die sekundären Verben der I. Konjugation mit kurzvokalischem Basisauslaut -a- in Aorist-, Perfekt- und PartizipiaJstamm, die von vorneherein der "schwachen" Klasse angehörten, wie domäre domui < *doma-w- I

a

=>

e

consu/o consu/ui, salio salui, aperio aperui, volo volui (§§ 241 f.).

Restriktionen ( I ) und (2). Aufgrund der ersteren werden ehemalige SiA bzw. SP

Ob die Umbildung vom "Wurzelaorisf' zum VP!UP direkt oder nber die

zu VP umgebildet (oder: VP verdrängt konkurrierendes SP), aufgrund der

Zwischenstufe SP erfolgte (z.B.

letzteren SP zu UP.

•selom [*sela-m, Wz. *selhr] > *se/es-om => •sele-w-ay > con-sului), hängt von ihrem relativen chronologischen Verhältnis

Die Liquidenassimilation ·rs- > -rr-, -ls- > -11-, die zur Umbildung von piireo •päN'>- => *piirul (§ 128) gefilhrt hat und lediglich vellr6 (§ 222) beließ, ist erst < *fareses, parra 'Grilnspecht' < *paresa, vgl. noch vel/i < *wele-s-ay). Der

Zwischenstufe

Eintritt der Binnensilbensynkope (ca. im 6./5. Jh.) gibt damit den Terminus post

"Umwegshypothese" ergibt sich daraus, dass die Substitution von SP durch VP

quem sowohl filr die Lautentwicklung als auch tur die

"postsynkopal" eingetreten (vgl. Meiser, HLF 1 1 6 mit den Beispielen farris

zur Substitution von SP durch VPIUP ab: war letztere schon vollzogen, dann dUrfte auch das

*selom unmittelbar zu •sele-way umgestaltet worden sein. Wirkte

ikonische

Prinzip

hingegen

früher,

dann

ist

die

Annahme

einer

•se/e-s- wahrscheinlicher. Die Berechtigung fUr eine solche

auf ihr fußende

jedenfalls bei den sekundären Verben auf der Auswahl zwischen zwei bereits

-s- ist bereits im Uritalischen zu -z- sonorisiert worden.

des urital. SiA und der v-Bildung als einer Kontinuanie des uritalischen

Solange dieses freilich als Allophon von /s/ aufgefasst wurde, blieb beim SiA die

periphrastischen Perfekts (vgl. Kap. 9.5). Hingegen ist es durchaus unklar, ob

Durchsichtigkeit der Formbildung gewahrt: urital.

*portä-z-em (1-om) *portii-s-s *portä-s-t usw. Spätestens mit dem Übergang von -z- > -r- ("Rhotazismus")

neben WA-Stämmen wie

wohl im 4. Jh. war die ''Phonemspaltung" vollzogen und die Flexionsweise des

möglichkeit zwischen SP und VP bei der Ersetzung untercharakterisierter

Restriktion. Intervokalisches

SP opak geworden:

*portti-r-ay *portii-s-s *portä-s-1 (vgl. § 1 59). Für eine

uritalisch vorgegebenen Bildekategorien bestand, der s-Bildung als Kontinuante

*sele- usw. schon voreinzelsprachlich "w-Formen" (*sele-w- usw.) standen. War dies nicht der Fall, dann war eine Auswahl­ Aoriststämme nicht gegeben.

vergleichsweise lange Bewahrung der später durch die Restriktion betroffenen s-Perfekta könnte der Erhalt der ''Kurzformen"

(§ 124) sprechen, doch mag /5. 2. 3

hierbei auch eine Rolle gespielt haben, dass die ''Kurzformen" synchron als "verkürzte VP" gedeutet werden konnten:

Vermeidung von opaken Paradigmen

*portä:;ti quasi < *portiivisti (vgl. §

1 24). Die Substitution von SP durch VPIUP setzt jedenfalls voraus, dass beide Fonnati-onen noch als Varianten nebeneinander existierten; einen solchen

§ 258 In einigen - insgesamt sehr wenigen - Fällen sind ererbte Perfekt- oder

Zustand wird man kaum noch ftlr das 5. oder gar 4. Jh. annehmen wollen. Auch

Aoriststämme gänzlich aufgegeben und durch Neubildungen offenbar deshalb

dieser Ersetzungsprozess dUrfte eher im vorhistorischen Latein anzusiedeln sein.

ersetzt worden, um den paradigmatischen Konnex

§ 257 Negativ kondizionierend kann schließlich die Wurzelstruktur wirken: Wurzel­ aoriste, deren Wurzelsilbe in der Vollstufe nur eine More aufweist1\ werden gemäß

§ 1 54f. ("Ikonisches Prinzip") durch ein starkes Perfekt substituiert oder

aber zum SiAISP bzw. VP!UP umgebildet. Wie der Vergleich

zu

gewährleisten. Dies betrifft

mando pando (§§ 2 1 9f.), deren reguläre Aorist- bzw. Perfektkontinuanten •metale- I *perale- bzw. *memot- I *pepot- (> tmemitipepitl) allzu stark von der Gestalt der Präsensstämme abwichen. Entsprechendes gilt fUr pinso, dessen Pf. *pi-pis- regulär tpiperi I tpeperi ergeben musste (§ 242) und wohl deshalb durch das geläufige UP pinsui ersetzt wurde13• Bei allen drei angefllhrten Verben

mit dem

hätte im Übrigen die Gefahr falscher paradigmatischer Zuordnung bestanden: bei

Sabellischen zeigt (vgl. Kap. 4.7), das WA-Stämme der fraglichen Struktur (bzw. dessen inzwischen als Perfekt fungierender Kontinuante) zum SPIVP -

tpepiti zu peto, bei tmemitl zu meto, bei tpeperi zu pario. Das Pf. compescui (Cic. +) zu Prs. compesco < *kom-par(k}-skelo- (vgl. § 1 7 1 ) •einfrieden, beschränken' ersetzt älteres conpersi (vgl. conpersil Ter. Ph.

erst im vorhistorischen Latein eingetreten. Soweit die Auslautgestalt der Wurzel

44).

die Bildung von SP erlaubt, stellt dieses die Ersatzbildung dar (farcio farsi, e­ rugo -ruxi, sarcio sarsi, unguo unxi, § 122), ansonsten wird UP gebildet,

compesco zu beziehen.

bewahrt hat, ist auch dieser Prozess - und damit auch die Umbildung vom WA

Die

Neuschöpfung

des

UP

paradigmatischen Zusammenhangs:

dient

hier

der

Wiederherstellung

des

conpersi war eher auf parco als auf

15 Im Falle von censeo *censsi > *censi => censui vielleicht eher das Streben nach Ikonizität (Differenzierung von Präsens- und Perfektstamm); trorsi < *tors-s-i zu torreo

wUrde synchron eher lorqueo zugeordnet. 1 6 In gewissem Sinne auchfe-felli, vgl. § 163. 1 7 AbzUglieh des ''Themavokals" -e- der ggfs. gemäß § 52 den Reflex des wurzelschließenden Laryngals vertreten kann (Übergang von der "alpha-thematischen"

zur thematischen Flexionsweise).

IB Vg\. F. Specht, ZVS 65 ( 1 938): 1 1 7. - Zwischenstufe war möglicherweise ein freilich nicht zu sicherndes EP *pinsi (pinserunt Varro, R. 3,16.28 mit v.l. pisierunl).

250

Kapitel /5. Flexionsklassenbildung und -wechse/

/5.2.4 Individueller Flexionsklassenwechsel § 259 In den bisher aufgezählten Fällen betrifft der Flexionsklassenwechsel stets eine größere oder kleinere Gruppe von Verben, die durch ein gemeinsames Merkmal (Wurzelstruktur, Semantik) konstituiert werden. Bei den folgenden Beispielen muss hingegen jeweils eine individuelle BegrUndung fUr die Aufgabe der ererbten Flexionsweise gesucht werden. Pragmatische Erfordernisse - die Notwendigkeit, klar zwischen präsenti­ schem 'es entgeht mir, ich weiß nicht' (fallit me) und präteritalern 'es entging mir' zu differenzieren - motivieren die Neuschöpfung eines RP fefelli auf der Basis des nach unserer Ansicht zu rekonstruierenden EP •ja/lay, das seinerseits aus einem SP •jal-s- verdunkelt ist (vgl. § 163). In den Komposita von emo emi - siimpsi dimpsi prömpsi zu sUmo dimo prömo - ist das SP aus Gründen der Deutlichkeit (nach dem "Ikonischen Prinzip") - an die Stelle des LP -emibzw. EP tsUmi tprömi tdemi getreten, vgl. Sommer, Hb. 5 7 1 . Unklar ist die Flexionsweise des Verbums rapio rapui. Es ist das einzige Verbum der Konjugation lii b mit UP'Y. Die Wz. *(hJrep- 'an sich reißen, rupfen' (LIV 507) bildete möglicherweise ein "Narten-Präsens" (vgl. griech. ip€Jrro1JCU 'rupfe, reiße ab', FR 1: 552f.; lit. re'"piU, Fraenkel, LEW II: 721) sowie wahrscheinlich einen WA, auf dem das lat. JPr basiert. Im Lat. müsste er durch ein LP trepi) substituiert werden. Der Übertritt zum UP ist kaum zu motivieren (Quasi-Homonymenflucht gegenüber repo 'krieche'?? Vgl. noch § 242 zu seco).

15.2.5 Die Entwicklungder Flexionsklassen in nachaltlateininischer Zeit § 260 FUr die Rekonstruktion der "Vorgeschichte des lateinischen Perfektsystems" sind wir jeweils von der ältesten bezeugten und ihrer Struktur nach altertümlichsten Perfektstammbildung eines Verbs ausgegangen. Es zeigte sich, dass die ftlr das Altlatein anzunehmende Distribution der fUnf Perfektkonjugationen durch alle Brechungen hindurch die voreinzelsprachlichen - uritalischen oder gar grund­ sprachlichen - Verhältnisse recht gut reflektiert. Wo wir eine andere als die erwartete Flexionsweise vorfanden, ließen sich dafUr in den allermeisten Fällen spezifische Gründe angeben; insgesamt aber war Flexionsklassenwechsel soweit er nicht zwangsläufig geschah - eher selten. Die relative Konstanz der Flexionsklassen reicht bis ins klassische Zeitalter. Im Weiteren geht - von einigen Sonderentwicklungen wie der Schaffung des 19 Daneben specio mit SP, alle übrigen bilden "starkes" Perfekt.

15.3 Die Herausbildung des lateinischen Perfelclsystems

251

"prendidi-Typs" (vgl. § 254 (2}), den dereduplizierten Simplizia wie tuli scidi, und dem zeitweiligen Übertritt einiger Verben mit Basisauslaut -nd- zum EP abgesehen (§ 254 (2)) - der Trend insgesamt dahin, "starke" Perfektbildungen durch "schwache" (SP oder UP) zu ersetzen. Darin kann die Ausbildung eines neuen "Ikonischen Prinzips" gesehen werden: der additiven Suffix-Kodierung kommt ein höherer Ikonizitätsgrad zu als der Modifikation des Verbalstammes durch Reduplikation oder Dehnung, vgl. §§ 1 1 . 157. Diese Entwicklung setzt bereits im Altlatein ein. Plautus bietet SP praemorsisset Trig. frg. 1 neben RP im Simplex memordit Poen. 1074, umgekehrt "schwaches" Simplex tenuit Poen. 3 1 7 neben "starkem" apstini Am. 926, Naev. frg. 69 parcuil, vgl. noch Sommer, Hb 570, Leumann, LLF 605 (mit weiteren Beispielen). Klassisch steht devolsil Catull. 63,5, evulserat Laberius frg. 147 neben velli (§ 240) usw. Der im vorklassischen und klassischen Latein sich anbahnende Trend nimmt im Spätlatein nachgerade dramatische Ausmaße an. Die Belege sind bei Banta 1952 gesammelt. Starken Zuwachs verzeichnen SP und UP (Banta 1952: 27.39) sowie das von ihm als "Präsentialperfekt" bezeichnete EP (p. 9ff.). Indessen gehört diese Epoche bereits zur Vorgeschichte der romanischen Verbalsysteme.

I 5.3

Die Herausbildung des lateinischen Perfektsystems

§ 261 Der in dieser Arbeit unternommene Versuch, die Herausbildung des lateinischen Perfektsystems zu klären, enthält eine historische und eine systematische Komponente. Erstere besteht in der Rekonstruktion sowohl des uritalischen Verbalparadigmas (Kap. 4) wie auch der uritalischen Aorist-/Perfekt­ Stammbildung der einzelnen Verba (Kap. 6-9). letztere in der Suche nach den bei der Flexionsklassenbildung wirksamen Tendenzen, ihrer Beschreibung und Klassifizierung (Kap. 10; 1 5 . 1 f.). Sie lassen sich ihrem Wesen entsprechend als "Ikonische Prinzipien", bezogen auf das Verhältnis von Inhalt und Ausdruck, einerseits und als "Phonologische Prinzipien", bezogen aufdie in jeder Phase der Sprachgeschichte jeweils gültigen Regeln der �honotaktik, andererseits fo�u­ lieren. Seide Kategorien von Prinzipien wirken 1m Verlaufder Sprachgeschichte durch Auswahl- und Ersetzungsprozesse. Stärker ikonische Verbalstämme werden auf Kosten von weniger ikonischen, der Phonotaktik entsprechende auf Kosten von ihr zuwiderlaufenden ausgewählt: das charakterisierte Perfekt vini anstelle des uncharakterisierten "Aorists" tven-, der lautlich unproblematische Aoriststamm •jowge- >fogi anstelle des phonataktisch problematischen Perfekt­ stamms *fufug-. Ebenso sind Ersetzungsprozesse gesteuert: an die Stelle des weniger ikonischen Stamms ("Aar." •ong'�e-) tritt der besser charakterisierte (*ong-s- > ünxi), an die Stelle des phonataktisch ungenügenden (*melale-s-) der "einwandfreie" (*mola/e-w- > molul). Dass morphologischer Wandel sich durch Auswahl, Ersetzung und Neuschöpfung von Ausdrucksfennen vollzieht, ist trivial. Für den Indogerma­ nisten interessant - und filr die Indogermanistik u.U. relevant - ist aber das

Kapitel 15. f1exionslclassenbildung und -wechsel

252

anteilige Verhältnis der drei Prozesstypen in der Ausbildung des lateinischen Perfektsystems. In der Flexionsklassenbildung des lateinischen Perfekts domi­ nieren die Auswahlprozesse deutlich über die Ersetzungsprozesse, d.h. das Lateinische neigt eher dazu, ererbte Fonnationen zu bewahren als sie durch neue zu ersetzen, und wenn letzteres doch geschieht, dann i.a. "negativ kondizioniert" aus RUcksichten der "lkonizität" und der Phonotaktik - also gleichsam zwangsläufig. Sehr viel seltener ist dagegen der "positiv kondizionierte", also nicht durch die jeweiligen Gegebenheiten erzwungene FlexionsklassenwechseL Positiv kondizioniert ist der Wechsel bei den folgenden ca. 30 Verben: I.

2.

3. 4. 5. 6.

Substitution von WA durch VP appellare consternare declinare destinare -avi (§ 253), sperno sprevi (§ 239); vgl. noch cupio cupivi (?)" (§ 253), Substitution von WA durch SP oder EP: iungo iunxi, e-mungo -munxi, ninguit ninxit (§ 252), vergo versi (§ 1 10), parco parsi (neben peperci, vgl. § 1 7 1 ), diffindo -fidi (§ 164), Substitution von WA durch UP gemo -ui, occulo -cului (§ 241 ); außerdem: ab-/uo, ruo 'scharre', sternuo -ui (§§ 247, 254 (2)), offendo -i, pando -i, mando -i (Kap. 13.3), psallo -i (§ 223), volvo volvi § 247), petopetivi, quaero quaessivi, arcesso arcessivi, lacesso -ivi (Kap. 14.9) strepo strepui, pango pegi, meto messui, capio cepi (Kap. 1 5 .2.4).

Auch wenn hier durchaus Gruppierungen erkennbar sind, so sind die Übertritte in eine andere Flexionsklasse doch als im Grunde je individuelle morphologische Prozesse aufzufassen. Dies zeigt sich etwa daran, dass ein und derselbe kondizionierende Faktor im Laufe der Sprachgeschichte wiederholt wirksam werden kann, s.o. zu spätlateinisch § 252 tanxi, punxi, *franxi. Sehr viel größer ist dagegen die Zahl der negativ kondizionierten Fälle, vgl.

I.

2.

57.

20

253

/5.3 Die Herausbildung des lateinischen Perfektsystems § 262

Aus diesem "Konservativismus" der lateinischen Perfektstammbildung, verbunden mit der Wirkungsweise des in § 157 beschriebenen "Ikonischen Prinzipis" SP vor RP/LP resultiert die in dieser Arbeit schon gelegentlich angesprochene Flexionsklassenkonstanz des Lateinischen. Am auffiil ligsten äußert sie sich darin, dass grundsprachliche Wurzelaoriste im Allgemeinen durch

"starke Perfekta" vertreten sind, hingegen Verben, fllr die kein ererbter Wurzelaorist, sondern ein uridg. oder uritalischer SiA angenommen werden kann, ein Sigmatisches Perfekt bilden. Im VP/UP, das sowohl uritalische Wurzelaoriste als auch uritalische sigmatische Aoriste substituieren kann, ist die Flexionsklassenkonstanz aufgehoben. Allgemeiner formuliert: wenn wir die

urindogermanische bzw. uritalische Stammbildung eines Verbums kennen, Auswahl- und können wir unter Berücksichtigung der dargestellten Ersetzungsprinzipien seine lateinische Stammbildung mit großer Wahrschein­ lichkeit voraussagen. Es liegt in der Narur historischer Prozesse, dass der umgekehrte Schluss - "wenn im Lat. die Perfektbildung X, dann im Urindogermanischen die Aoristbildung Y" - nicht unbesehen möglich ist: von unterschiedlichen Ausgangspunkten aus können verschiedenartige Entwicklun­ gen letztlich auf das gleiche Ergebnis fUhren. So treffen sich etwa die "Wurzelaoristklasse" und die "s-Aoristklasse" im VP/UP (vgl. Kap. 14.3-5.). Immerhin mag der lateinischen Perfektstammbildung nunmehr ein heuristischer Wert fllr die Rekonstruktion der urindogerrnanischen Stammbildung zugespro­

chen werden können. An Neuschöpfungen ist, was die Stammbildung betriffi, nur das VP/UP zu verzeichnen, das freilich bei den sekundären und z.T. auch bei primären Verben aufuritalischen Vorläufern fußt, vgl. Kap. 14.2. Diese "Fiexionsklassenkonstanz" ist selbstverständlich kein der lateinischen Sprache unveräußerlich anhaftendes, irgendwie transzendentes Merkmal. Sie ist in der dargestellten Weise nur zu beziehen auf das Verhältnis zwischen

Substitution von WA:farciofarsi, sarcio sarsi (§ 1 12), unguo unxi (§

lateinischer und uritalischer Stammbildung. Das Uritalische bzw. seine Vor­

1 10), vello -i (§ 222), verro verri (§ 223), cerno crevi, lino -levi, -pleo -plevi, quiesco quievi, sero sevi (§ 238), iuvo iuvi, pavio pavi (§ 246), nosco novi (§ 241 ), induo, ingruo, luo 'löse', -luo 'beschmutze', ad­ nuo, spuo -ui (§ 247), colo, pinso -ui (§ 241), sa/io, seco, con-sulo, volo -ui, aperio (§ 242), Substitution von SiA/SP: jleo -vi, jlo jlavi, lavo lavi, neo nevi, no navi, pasco pavi, sino sivi - alo,jremo, molo, pluit, sero, sono, tremo, vomo­ ui(t) (§ 1 1 4f.), außerdem die sekundären Verben der 1., IJ.2' und IV.

stufe(n) ist von der indogermanischen Grundsprache in dieser Hinsicht abgeho­ ben durch eine Reihe von Perfektneubildungen, die im Zusammenhang mit dem

Konjugation.

markiert hier offenbar einen qualitativen Sprung in der Entwicklung.

Funktionswandel des ererbten Perfekts stehen (vgl. Kap. 5.3.2), aber auch der



größere Teil der sigmatischen Aoriste ist erst nachgrundsprachlich gesc affen worden11• Andererseits ist die konstante Verteilung der Flexionsklassen se1t dem Ende der altlateinischen Periode stark aufgeweicht, s.o. § 258. Stände uns das Corpus des Altlateinischen nicht zur VerfUgung, wäre die Rekonstruktion der vorhistorischen Stammbildung wesentlich erschwert; das Zeitalter der Klassik

Die ursprüngliche Primärbildung dieser Wurzel ist unklar, vgl. § 248 mit Anm.

21 Abgesehen von den in § 128 genannten a/geo ardeo audeo augeo in-dulgeofrigeo

fulgeo haereo iubeo luceo lugeo maneo mulceo mulgeo co-niveo rideo suadeo tergeo torqueo urgeo -si, sowie altlat. gavisi zu gaudeo, vgl. § I 08.

22 Bei WA besteht offenbar vom Urindogennanischen bis zum Uritalischen "Fiexi· onsk\assenkonstanz".

255

Kapitel 15. Flexionsklassenbildung und -wechsel

15.3 Die Herausbildung des lateinischen Perfektsystems

§ 263 Für das Verständnis des Entwicklungsgangs vom Urindogennanischen bis zum historischen Latein ist die Rekonstruktion des Uritalischen von entscheidender Bedeutung: sein Reichtum an paradigmatischen Kategorien steht dem der Grundsprache kaum nach (vgl. § 37), in funktionaler und morphologischer Hinsicht ist jedoch die Entwicklung zu den einzelsprachlichen Systemen bereits angelegt: Veränderung und Ausweitung des Perfektgebrauchs, Ausbildung neuer Tempusstämme zu sekundären Verben, allmähliche Aufgabe des innerparadig­ matischen Ablauts und schließlich - dies in einer sehr frohen Phase - die Ausbildung fester paradigmatischer Korrelationen mit eindeutiger wechsel­ seitiger Zuordnung von Präsens-, Aorist- und Perfektstamm. Die Ausbildung spezifisch einzelsprachlicher (urlatinofaliskischer, ursabellischer) Zage schließt die uritalische Periode nach unten hin ab. Weniger klar ist ihre Begrenzung nach oben, also die Vorgeschichte des Uritalischen. Es ist durchaus möglich, dass einige Merkmale und Entwicklungen, die in dieser Arbeit ftlr das Uritalische in Anspruch genommen worden sind, bereits in einer frilheren Epoche ausgebildet wurden und schon einer Grammatik angehörten, in deren Rekonstruktion weitere indogermanische Sprachgruppen einzubeziehen sind (Ur-Italovenetisch, "West­ indogermanisch"), wie etwa der Verlust des Augments oder die Umdeutung des ererbten Zustandsperfekts zum Resultativperfekt (§ 77). Die Etmittlung und kohärente Darstellung solcher Vorstufen kann indessen erst auf der Grundlage von weiteren Vorarbeiten geleistet werden, die in ihrer Fragestellung der vorliegenden Arbeit entsprechen. Für deren engere Problemstellung, die Be­ schreibung des lateinischen Synkretismus von Aorist und Perfekt, ist im Übrigen nur relevant, ob ein gegebenes Phänomen der uritalischen Grammatik zuzu­ ordnen ist oder nicht; es spielt dagegen keine Rolle, ob es darüber hinaus auch einer Vorstufe des Uritalischen angehört. Als unmittelbare gemeinsame Vorstufe der italischen Sprachen ist das Uritalische gut faßbar und - wie im 3. Kapitel zu ersehen - von allfll.lligen weiter zurtickliegenden "Zwischenursprachen" klar abzuheben. Mit RUcksicht auf die Rolle, die das Uritalische in unseren Überlegungen spielt, ist seiner Rekonstruktion, soweit sie das Verbalsystem betrifft, viel Raum gewidmet worden; die konsequente Einbeziehung dieser Zwischenstufe unterscheidet diese Arbeit von allen früheren Versuchen die Entwicklungsgeschichte des lateinischen Verbalsystems, speziell des Perfekt­ systems nachzuzeichnen. Den "uritalischen Filter" muss aber jede Herleitung einer morphologischen Kategorie des Lateinischen passieren. So ist beispiels­ weise bei dem immer wieder unternommenen Versuch, das lateinische b-Futur mit dem altirischen /-Futur zu verbinden, zunächst nach dem Verhältnis von b­ Futur und s-Futur im Uritalischen zu fragen. In unserer Darstellung ist ftlr ein vor-urlatinofaliskisches h-Futur kein Platz. Die Rekonstruktion flexivischer Kategorien - und dies gilt über den konkreten Fall hinaus - kann nie ohne Bertlcksichtigung des gesamten Paradigmas hinsichtlich sowohl seines Inhalts als auch seines Ausdrucks geschehen.

§ 264 Der Vergleich der Präsensbildungen primärer Verben, die im Lateinischen und in den sabellischen Sprachen bezeugt sind (Kap. 4.6), hat gezeigt, dass im Uritalischen anders als in der Grundsprache bereits eindeutige wechselseitige Zuordnungen der verschiedenen Tempus-/Aspektstämme existierten: zu einem gegebenen Präsens gehört - lexikalisch fest - eine bestimmte Aoristbildung und (eventuell) ein Perfekt. Die freie Bildbarkeil mehrerer Aktionsarten innerhalb eines Aspektes, die sich in der Grundsprache im Nebeneinander mehrerer Präsens- und Aoristbildungen zu einer Wurzel äußert, denen mindestens ursprtlnglich auch verschiedene Funktionen (Aktionsarten) eigneten, war in der Grundsprache wohl schon eingeschränkt, aber prinzipiell noch gegeben. Im Uritalischen spielten die Aktionsarten hingegen nur noch eine marginale Rolle. Produktiv dürfte am ehesten noch die Bildung von Stämmen des Kausativ-/ [terativtyps (vgl. § 66) sowie von Zustandsverben (iacio neben iaceo usw.; vgl. §§ 87.1 79) gewesen sein. Auch die "Simultanperfekta", synchron auf mehrere Verben (bzw. A-Verbo-Reihen zu einer Wurzel) bezogen (§ 83), sind ein Relikt einer anderen, voreinzelsprachlichen Paradigmastruktur. Die Ausbildung fester A-Verbo-Reihen hingegen ist ein Vorgang, der auch in anderen indogetmanischen Sprachen noch der Durchleuchtung bedarf und filr die Rekonstruktion der Grundsprache insofern von Interesse ist, als dabei einer­ seits wohl bei einer großen Zahl von Verben das Nebeneinander von "Mehrfach­ präsentien" (und "Mehrfachaoristen" (?)) auf je eine einzige Aspektbildung reduziert ist, andererseits in großem Stile die im neuen System nunmehr "fehlenden" Stämme - etwa Perfektstämme - "hinzugebildet" wurden23• Hingegen ist das Verhältnis von uritalischem und lateinischem A-Verbo unproblematisch: ersteres unterschied sich von letzterem nur durch eine zusätzliche Stammbildung: dem lateinischen synkretistischen Perfektstamm entsprechen im Uritalischen ein Aorist- und ein Perfektstamm. Erst auf dem Hintergrund dieser prinzipiellen systematischen Übereinstimmung ist die Suche nach Auswahl- und Ersetzungsregeln in der Flexionsklassenbildung überhaupt sinnvoll.

254

§ 265 Die in § 2 gestellte Frage, ob und wie sich die in lat. scicidf trlXi misi und /iqui jeweils vorliegende Perfektstammbildung motivieren lasse, kann nunmehr so beantwortet werden: "Im Uritalischen, der Vorstufe des Lateinischen, standen im verbalen Paradigma die Kategorien Aorist und Perfekt einander gegenüber (Kap. 4.7): den Perfekt­ stämmen *(le) -loykw- I -/ikw-, *me-moyt- I -mit-, *de-doyk- I -dik- und *ske­ skoyd I -skid- waren die Aoriststämme *leyk"'(e)- *meyta/e- *deyk-s- *skeyd(e)­ zugeordnet. Die Aufhebung der funktionalen Opposition zwischen beiden 23 Das LIV erlaubt es nunmehr, bequem die entsprechenden morphologischen .. "Uberschllsse" und "Defizite" bei jedem Verbum festzustellen.

Kategorien ("Synkretismus", §

8 1 ) fllhrte zu einem Formenüberhang in der

neuen "synkretistischen" Perfektkategorie, in der zunächst ehemalige Aorist­ bildungen neben ehemaligen Perfektstämmen als äquivalente Varianten standen. Bei der im Weiteren zwischen ihnen getroffenen Auswahl spielen das Kriterium der Inhalt-Ausdruck-Beziehung (ein im weitesten Sinne verstandenes "Ikoni­ sches Kriterium", vgl. §§ Prinzip", vgl. §§

1 55-7) und das der Lautstruktur ("Phonologisches

158-161) die ausschlaggebende Rolle. Die aus diesen beiden

Kriterien abgeleiteten Distributionsprinzipien sind spezifisch einzelsprachlich: die Überlieferung des nächstverwandten Saheilischen gestattet uns gerade eben den Schluss, dass die im Lateinischen geltenden Prinzipien sich dort nicht oder wenigstens nicht in gleicher Weise ausgewirkt haben (Kap.

257

15.3 Die Herausbildung des lateinischen Perfektsystems

Kapitel 15. Flexionsklassenbildung und -wechsel

256

4.7). Gerade die

Diskrepanzen der Flexionsklassenbildung erlaubten es uns ja, das beiden

uritalisch, der Aufgabe des paradigmatischen Ablauts

vorausgehend oder

nachfolgend? Ist die Liquidendissimilation älter als die Aufgabe des paradigmatischen

*leykw- I *lik'"­ */oyk'"- I */ik'"- einander gegegenüber gestanden� ftlr das

Ablauts, dann hätten im Uritalischen die beiden Aoriststämme und die Perfektstämme

ausgehende Uritalisch ist dabei - nach Aufgabe des Ablauts - wohl mit den

*/eyk'''(e)- und *loyk'"- zu rechnen. Welche der beiden llqul fortgesetzt ist, können wir nicht entscheiden, solange uns

vollstufigen Fonnen Formen in lat.

nicht die Überlieferung über die Natur des hinter -f- stehenden Diphthongs - -ey­

oder

-oy-

-

Auskunft

gibt.

Wurde hingegen der paradigmatische Ablaut

aufgegeben, bevor die Liquidendissimilation eintrat, dann konkurriere" im . Späturitalischen bzw. Urlateinischen der Aor. */eyk"'e- und das Pf. */ilikw- (=>

hierarchisch und chronologisch oberster Stelle (bezogen auf den "Synkretismus"

*lik"'-); der lat. Perfektstamm kann dann nur den WA fortsetzen." Der urital. WA *meytale- ließe eigentlich ein RP mimit- als "Substitutions­ *meyte!o- stand indessen ein sekundäres *mitaye- (§ 245), dessen reguläre Aoristbildung *mita­ se- lautete. Lat. misl ist offenbar das Ergebnis einer Kontamination zwischen pri­

als Ausgangspunkt der Entwicklung) stehen Prinzipien des "Ikonischen Krite­

märem WA und sekundärem SiA. Das Verb steht hier als Beispiel daftlr, dass im

Sprachzweigen gemeinsam zugrunde liegende System des Uritalischen, speziell die Existenz distinkter Kategorien von Aorist und Perfekt zu rekonstruieren. Das lateinische Perfektsystem bildet sich aus durch das Ineinanderwirken von Prinzipien, die aus den beiden Kriterien abgeleitet werden können. An

riums". Sie konstituieren eine Hierarchie der Stammbildungstypen (§§ t'SP vor RP vor LP vor kurzsJib1gem EP

155-?r:

bildung" etvJarten; s.o. Neben dem primären Verbum Prs.

Einzelfall mit komplizierteren Entwicklungen gerechnet werden muss. (§

245)"

.I

Es setzt sich also in aller Regel die Kontinuante eines Sigmatischen Aorists gegenüber einer Reduplizierten oder Langvokalischen Perfektbildung durch, das

Das

Grundanliegen

dieser

Arbeit

ist

es,

die

eine

der

historischen

Morphologie gelegentlich anzutreffende atomistische Sichtweise aufzubrechen,

Reduplizierte Perfekt gegen ein "langsilbiges" Perfekt als Kontinuante eines

die sich mit der VerknUpfung oder Herleitung einzelner, isolierter Fonnen

vollstufigen Wurzelaorists; auf der untersten Stufe schließlich steht das EP als

begnügt. Nicht nur Laute und Wörter, auch Kategorien haben ihre Geschichte,

Kontinuante des "kurzsilbigen" WA: es unterliegt seinen Konkurrenten in allen

die es durch alle uns rekonstruierbare Phasen zu verfolgen gilt.

Fällen. Deshalb wird im Lateinischen das SP cl !Xl auf Kosten des RP gefilhrt, der thematisierte WA

*didik- fort­ *skeyd- zugunsten des RP *skikid- aufgegeben.

Diese "ikonischen" Entwicklunsprinzipien werden nun u.U. von solchen durchkreuzt, die die Phonotaktik des Distribution

bestimmter

Lateinischen regeln, indem sie die

Phonemkonstellationen

beschränken.

Sie

sind

in

unserem Zusammenhang deshalb von Bedeutung, weil sie die Durchsetzung der nach

den

"ikonischen

Prinzipien" zu etv�artenden Stammfonn verhindern

können; wir haben sie darum ''negativ kondizionierend" genannt. Sie beziehen sich auf den Wurzelanlaut oder -auslaut und verhindem im ersten Falle u.U. die Weiterftlhrung reduplizierter Formen, im zweiten das Hinzutreten bestimmter Suffixe bzw. fördern ihre Ersetzung durch andere. Die Fixierung des Zeitraums, innerhalb dessen "phonologische Prinzipien" gewirkt haben,

steht

zwangsläufig

im

Zusammenhang

mit

der relativen

Chronologie lautlicher Entwicklungen. DiesbezUgliehe Unklarheiten können die Deutung einer gegebenen lat. Stammbildung erschweren. Ob WA

/Tqul einen urital.

* leykw(e)- oder ein Pf. * (le-) loykw- fortsetzt oder beides, hängt davon ab,

wie man das Alter der Liquidendissimilation beurteilt: einzelsprachlich oder 24 Vgl. auch §

1 1.

INDIZES

I. Lateinischer Formenindex

Als Zitierform ist bei den Verben in aller Regel die I.Sg. angegeben. Die Verbalstämme

sind voneinander durch Gedankenstrich "-" getrennt und in folgender Reihenfolge angefilhrt: Präsensstamm, Perfektstamm, Perfektivfutur (§ 40) oder Präventiv(§ 42), PPP.

Unterschiedliche Fonnen innerhalb eines Stammes sind durch Komma abgetrennt,

Stammaltemanten (z.B. SP neben UP) durch Schrägstrich. Durch Schrägstrich verbunden

sind auch Präsensstämme mit gemeinsamen Perfekt ("Simultanperfekta", §§ 82f.). Komposita sind i.a. unter den Simplizia angeführt (auch wenn diese nicht bezeugt sind).

Die durch Fettdruck bezeichneten Stellen geben Auskunft Ober die Rekonstruktion der Primärstämme eines lateinischen Verbums.

ab-luo s.v. Javo (III) aboleo 139 admonitor 137 admonitrix 136.137 adoleo I adolesco 139 adolevi 139 ad-nuo s.v. -nuo aemulus 161 agito 148.196 ago 63.89.197.207egi 89.207 s.auch s.v. aio egi aio 8 1 .96. 196.197.207egi 81.96.168.174.196.197.207 albeo 9 1 . 1 1 7 albus 1 1 7 algeo 91.1 17.139.184.245 alsi 1 17.245 alo 16.23.71.125.129.152.1 57.224.229. 245.252 alui 23.125.129.1 57.224.229.245 alumnus 43 ambulo 69.70.99. 152 ambulavi 225 amo99.132.152amavi 152.225amasso 40 ango anxi 8.108.120.184 aperio 12.97.157.196.228.229.244.248. 252-

aperui 97. 157. 1 58. 168. I 75.228.229.23 1 . 248 apio 46.96.196.197.199.207.245 epi 81.96.152.168.174.197.199.245 - coepio coepi 197 apiscor 46.197 appello s.v. -pellare apud 46.41 arceo 139.225 arcui 225 - porceo 225 porxi 225 arcesso -ivi 237.252 ardeo 139 areo 91.139arui 225 - ex-arui 225 aro 99.132.152aravi 225 aspernor s.v. -spernor audeo 117.139ausi 1 17 ausim 40ausus 1 17 audio 244audivi 244, audi audfsti -II 134.135 auditum 244 augeo 139.140auxi 140 aveo 1 1 7

260

Indizes

con-cesso � -cessämus 134 ci(e)o 228� b;bo 53.97. 158.160.169.210 civi 228 bibJ 8 1 .97.158.160. 168.174.175.210 � ex-civz 228 cingo 8.109. 1 1 0 . 1 1 1 .1 17.129. I70.1 84.243 cado 158.16l.l82.193.199 - cinxi 8.109.110.129.184 cecidi 82.1 58.160. 1 6 1 . 1 74.193.199 clades 187 caedo 158.182.193 c/audo l 08.122. 1 3 1 . 146.241 � cecfdi 82.158.174.193 c/ausi 122.131.146 calcitro 13 7 clepo 109. 1 1 0. 1 1 7. 1 29.155.171 � caleo !38.139clepsi 109.110. 1 1 1 . 1 29.155 I calui 138 clepi 155.174 calleo 8.138.139 cliens 46. 101.103 callui 8.1 2.225 c!ino 71 .243 calo 67.99.132� de-clino 71.252 � calavi 225 -clinavi 224 candeo -ui 87.149 � in-c/ino 71 cano 67. 158.161.194clueo65 cecin.i 73.158. 1 6 1 . 1 82.194 colo 16.63.96.1 74.228.229.245.252 � capio 33.96.180.196.197.198.199.207.245. colui 96.168.228.229.245.247.252 252copula 197 cepi 81.96. 153.168.173.176.180.197. concretus 92 198.199.245.252, cepet 102 condo -didi etc. s. v. -do careo 91 conjluges 120 carpo 64. 109.112.1 17.129.133.170 con-quinisco s.v. -quinisco carps1 109.112.129.133 con-sterno s.v. -sterno castus 139 con-sulo s.v -sulo caveo 139coquo 109.1 10.1 17.132. 171 cavi 139.233 coxi 109.110. 1 1 1 . 132.144 ci!do 109. 1 1 1 . 1 18.132.146creo 92 cessi 109. 1 1 1 . 1 32.144.146creber 92 cessum 146 crepo (I) 137.232 I - ac- re-cesset 142 crepo (III) 137.232.245 cedo 62. 101.103.106. 1 8 1 . 182, cette 62. 101. � crepui 137.1 38.232.245 103.182 cresco 92.226 � cedua- 42 crev1 92.226 ex-ce/lo 177credua- 42 -celsus 177 cubo 66.88. 137. I 38. 189. I90.232 I per-cello 52.96. 1 59.187.21 4.229 � -cumbo 66.88. 137.189.190.232 � -culi 82.96.1 59.161 .168.1 69.187.229 � cubui 88. 137.138.189.232 � -culsum 187.214 cubitum 137.138 ac-cendo 87.149.21 1.212.245 � ex-cudo 24.96.186.215 � -cendf 149.211.212.245 / -cendui87 -cudi 96. 168.215 censeo 67.68.91.138.247 � oc-culo 96.199.228.229.245.252 � censui 247 � -cului 96. 138. 168.228.229.23 I .245.252 censum 139.225 -cumbo s.v. cubo cerno 96.103.170.175.2 18.227.245.252 � cupio 237.244.252 crevi 96.104.1 68.170.172.174.221.226. cupivi 237.244.252 227.245.247.252 � con-cupisco 126.237.244cretum 170.227 -cupivi 126.237 � certus 227 -cupitum 126.237 avidus 1 1 7

I. Lateinisch cura 65 euro 65-7 curavet I02 curro 159.171. 182. 194 cucurri 83.159. 1 6 1 . 1 1 l . l14. 194 � oc-cecurri 160 debitor 131 debilrix 136.137 dece/ 65.91.138.139 deleo23.l39� delevi23 demo s.v. emo de-stino s.v. -stino dico 2.4.21 .22.24. 109. 1 1 1 . 1 17.129.133.170 � dixi 2.4.5.22.24. 73.107.109. 1 1 1 . 1 29. 133.142. I 7 1 . 1 82.241.255.256, dixti 142 -dixim 40.142 disco 24.87.149. 158.160.2 1 0 didici 24.81.87.149. 153.158.160.16 1 . 1 74 .210 divido 109.117.118.132.183 � divisi 109.117.132 do 12.1 9.20.52.69.95.101-3.105-6. 158. 182.240, das dat datur 105.182, da det 106 � dedi 12.19.20.35.73.82.89.95.158.168. 174.175.181 .182.210.221, dedet 102 � ce-do etc. s.v. cedo - didet 102 - re-ddo 19.106.182 - ad- de -e- pro - tra- ven-dere I 06 · circumdare I 06 con-do 96.158.183 � -didi 73.82.96.1 58.168.174.1 75.183 � ab- con- ob- sub-da 183 - credo 183 duim 42.50. 101. 103.I82, dua- 42 per-duint 80 doceo 87.138 � docui 87 � doctum 139 doleo 138 domo 99.137.1 38.226.232.244 domui 137.1 38.232.244 domitum 131 dono 133 donarunt 134.240 duco 24.109. 1 1 1 . 1 17.129.170 � duxi 109. 1 1 1.129 duxti 142

261

·

adouxet I 02 in-duigeo 139 edo 152.196.207.230, est edit 230, edim SI - edi 81.151.152.174.196.207 egeo 9 1 . 1 38.139 em 62.10l.l03.I99 emo 64.95. 101.1 18.152.199.207.250 � emi 73.81.95.151-3.168.174.199.207.250 - exemet 102 - demo 125.250� dempsi 125.250 - sumo 16.133.250sumpsi 133.144.250 - promo 16.250� prompsi250 eo 26.217.218.244 � ii 246, imus 161.217.218 - ex-ivi 217 - inter-ieisti 161.217.218 � red-ieit 161.217.244 expretus 227 facio 23.65.89.95.175.180.196.197. 199.200 -feci 22.23. 35.73.89.93.95.98.153. 158 168.169.174.180.197.199.200.211.247, feced -id 89.93. 100.101 .240.246,/ece/ 1021 vhevhaked 73.89. 154.159.174.175. 178-80.200.240.246 faxo 33.34.39.40.89,/axim 33.39.40.5 1 . 52.61.89 fallo 159.172.175-177.250 � fefelii 18.123.159.171-3.175-177.1 79. 248.250falsus 177 farcio 95.108.121.132. 146. 1 55.184. I96. 245.248.252 Jarsi 95.98. 108.121. 132.146. 155.168. 245.248.252 - re-fersi 108 fateor 65 Javeo I 3 9 favi 233 fecundus 44 felix44 femina 43.44 of- de-fendo 186.212.245.252 � -fendi 2I 1.212.245.252 fero 63.192tetuli, tuli s.v. tollo

262

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ferveo 139.2 1 6 / fervo 216.217fervi 216 - con·ferbui 217 fetus 44 figo 108.120.129fixi 120.129 figu/us 1 1 2

forem 40.62.22l,fore 221 fu 34.62. ! 0 1 foas -t 42.51.52. 1 0 1 . 1 03.201 futurus 221 fulcio 108.122. 1 3 1 . 146.184fulsi 122. 1 3 1 . 146 fulgeo 56.9 1 . 120. 129.139.140 I

fulgo 23.56.108.120.1 29. 140.146. 155. findo 95.175.178.189 184.245fidi 95.175.178.179.189 folsi 23.120.129. 140.146.245 - dif-findo 178.245.252 fu/gur 56.120 -Jidi 178.245.252 fulmen 120 Jingo 23.63. 109. 112.1 17. 129.146.184.243 - fundo 23.64.95.178.186. 201.202 finxi 23.73.109.1 12.129.146.1 7 1 . 1 82.240 fodi 18.22-24.95.98. 153.1 58.168.172. 241 174.178.201.202.211 fim·o 135 fio 64.95.196.201 fivo s.v. figo flagro 120 jlecto 109.114.1 1 8 . 1 3 1 . 1 5 5 ji 227

ritf.hi 1 1 2 nicale 141 lumpciti 203

275

3. Sonstige Sprachen

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274

Tocharisch

Hethitisch iiri 152 epzi 198 merir 153 ipu/ 191 kuenzi kurumzi 212 kup- 237 paiJ!Ias- 124

Tocharisch A

palwae- 122

kiirs- 148

sarnenk- 1 2 1

saklai- 1 2 1

tarku- 140

nii-iizala 120 dadii 182 dadiiffi 183

JaSars 148 kot- 186 kursdr 194 läc 147 lyiklsi 1 13 pakät 1 1 0 piisantär 124

däiS 107. 1 1 1

pdlk- 120

mamalbuni 124

friira 152

pärkmar 187 prakäs 187

3.5

at,�ku.pais;;Nt�.na- 1 1 4

hant- 1 2 1

}O'f110J 148 jasaiti 204 -j:m204

maraiti41 miBniiiti 1 1 0 -möist 1 1 0 moitbj 1 1 0 pä j 124

p;;r�aiti l 81 ii.�frasiine 187

fraSi 187 raocah- 212 raostii 121 uruuiixSaJ 140 sn.aeZa- 1 1 3 susruiie 58 Saiiti 124 tiiiima 226 vacata1ti 127 vaocqJ 147 - uuaiaJ 1 1 0 vazwOiiäi 58 V::N"::m-Öiidi, Vm'�'}fi 58

pi� -iifc 1 1 4 raksii-m 1 1 1 tsink- 1 1 2

Tocharisch B kaut- 186 kälypi- 1 10 kursar kwarsär 194 lac 147 parkiin-me 187 preksa 187 paskenträ 124 pälk- 120 pyakar234 reksa 1 1 1 talla"!- 192 tärm- ! 24 trämä:t tdrmific 124 trisk- 215

tsäkmn 120 tsauksä 1 1 1 tsikall� 1 1 2

J!Ol/Jzanke/- 121

sxalem !15 sp'acanim 183 sp'acay 183 e-tes 149 t'ek'em 126 t'olowm 192 3.6.

Phrygisch

neuphr. aMcu:n 65.200

-op 200

3.7 Griechisch

a-ra-ro-te-me-na 86 ki-ti-je-si 124 me-re-ti-ri-ja 124

Luwisch

ävx_M

malbüta 124

-tlv�a 120 O:Myw 1 10

Armenisch

arari 148 asem asac'i 197 awcanem 1 19 awc 1 2 . 1 1 9 bay 65 bekanem 200 beki 200

c'acnowm 193 e-d 183 gtanem 205 e-gU 147.205.206 gti 205 gtaw 206 gitem 19.205 e-harc 187 hani 186 e-kn 204 fi 227 lk'anem 202 e-lik' lk'i 202.206 loys 212 e-lew 147 malem 64 nstim 203

120

lz:ATo 229

ciJ.itp5w ISO

{q.trrETro:AWv 149 d.vwya 8 1 . 1 52.197

O:papicrKW (pap€ 148 ciw&,:w 86 cipm') 122

o:öw

121

-aßcro: 121

l)cilvw 204 ßlim; 204

�liEw 194 �t�puxe 77 vi:vro 229

t-yr]pa 1 43 ytyr)Be 77

yA!Xpw 120 ehcr Epik /LI'l.oischa Zelt von H.Juhnke. 1972 54: Der Eselsroman von H. van Thid. I. Unter­

suchungen. 1971. II. Synoptische Textausgabe. 1972 55: Nomos und Psephssma. Untersuchungen z. griechischen Staatsrecht von F. Quass. 1971 56: Form�le Konventionen der Homerischen Eptft von T. Kri5Cher. 1971 57: Die Theologie Epikurs von D. Lemkc. 1973

58: P. Ovulms Na!o. Der BriefJer Sappho an

Phaon von H. Dörrie. 1975 59: Plunma Mortis I1714go. Vergleichende Inter­ pretatiOnen

zur

Bildersprache Vergib

von

H. Raabe. 1975

60: Textstudien zu Lukrez von W. Richter. 1974 6 1 : Ethologische Oberlegungen aufdem Gebiet der Altertumskunde von D. Fehling. 1974 62: Die Erkliirungen zum Weltbdd Hornen und zur Kultur der Heroenzelt in den bT-Scholien zur !Iias von M. S