Untersuchungen zum Wortfeld "Verlangen/Begehren" im frühgriechischen Epos 3525252056, 9783525252055

431 64 4MB

German Pages 204 [203] Year 1994

Report DMCA / Copyright

DOWNLOAD FILE

Polecaj historie

Untersuchungen zum Wortfeld "Verlangen/Begehren" im frühgriechischen Epos
 3525252056, 9783525252055

Citation preview

HYPOMNEMATA UNTERSUCHUNGEN ZUR ANTIKE UND ZU IHREM NACHLEBEN

Herausgegeben von Albrecht Dihle/Siegmar Döpp/Christian Habicht Hugh Lloyd-Jones/Günther Patzig

HEFT 105

VANDENHOECK

& RUPRECHT

IN GÖTTINGEN

GERRIT KLOSS

Untersuchungen zum Wortfeld ,,Verlangen/Begehren" im frühgriechischen Epos

VANDENHOECK

& RUPRECHT

IN GÖTTINGEN

Verantwortlicher Herausgeber: Albrecht Dihle

Die Deutsche Bibliothek- CJP-Einheitsaufnahme Kloss, Gerrit: Untersuchungen zum Wortfeld „Verlangen, Begehren" im frühgriechischen Epos/ Gerrit Kloss. Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht, 1994 (Hypomnemata; H. 105) Zug!.: Göttingen, Univ., Diss., 1991/92 ISBN 3-525-25205-6 NE:GT

D7 © Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1994 Printed in Germany. - Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmung und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Druck: Hubert & Co., Göttingen

Vorwort Die vorliegende Arbeit ist die an einigen Stellen überarbeitete und im gebotenen Maße aktualisierte Fassung meiner Dissertation, die der Fachbereich Historisch-Philologische Wissenschaften der Universitäl Göllingen im Wintersemester 1991/92 angenommen hat. Dafür, daß sie nun in der Reihe der „Hypomnemata" erscheinen kann, danke ich den Herausgebern, insbesondere Herrn Prof. Dr. Albrecht Dihle. Herrn Prof. Dr. Klaus Nickau, meinem Doktorvater, gehört mein ganz besonderer Dank für das wohlwollende, dabei stets kritische Interesse, mit dem er die Entstehung der Arbeit in allen Phasen begleitet und gefördert hat. Mein Dank gilt ebenfalls Herrn Prof. Dr. Carl Joachim Classen für seine freundliche Bereitschaft, das Korreferat zu übernehmen. Wertvolle Hinweise zu sprachwissenschaftlichen Fragen verdanke ich den Herren Professoren Dr. Wolfgang P. Schmid und Dr. Michael Schlaefer. Mein Freund Farouk Grewing hat sich um die Arbeit mehrfach als scharfsinniger Leser verdient gemacht und mich bis zuletzt vor Versehen nicht nur orthographischer Art bewahrt. Eine so intensive Beschäftigung mit der Antike wäre nicht möglich gewesen ohne den Rückhalt, den mir meine Eltern während meines gesamten Studiums gewährt haben. Ihnen sei dieses Buch gewidmet.

Göttingen, im Oktober 1994

G.K.

Inhalt Einleitung.. . . . . . .. . .. . . . .. .. . .. .. . . . . . . .. .. . .. .. . .. .. . .. .. .. . .. . . . . . .. .. . . .. . .. .. .. . .. .. . . . .. . . . . 11 1. Wortfeldforschung und Homer .............................................. 2. Das Problem der Wortfeldgrenzen im Griechischen .............. 3. Wörter für „Verlangen" und „Begehren" in der späteren griechischen Sprachreflexion ................................. 4. Plan der Untersuchung .........................................................

11 13 16 20

- YµEpoc;- n60oc;.................................... Erster Hauptteil: e:poc;/e:pwc;

24

I. Homer .....................................................................................

24 24 24 24 25 25 28

1. e'.poc;/e:pwc; ...........................................................................

1.1. Der Befund ................................................................. 1.2. Die Formen ................................................................ 1.3. Bedeutung und Veiwendung von e:poc;/e:pwc; .............. 1. 3. 1. Erste Einordnung der Belege ........................... 1.3.2. e:poc;................................................................... 1.3.3. Logische Unterscheidung der Veiwendungsweisen von e:poc;und e:pwc;...................... 1.3.4. e:pwc;.................................................................. 1.3.5. e:pao0a1/e:paTi(E1v............................................... 1.3.6. e:paToc;/e:pavvbc;/e:paTEIVO6r,/ KCII in der KOpuc;,cxµq>l6E ol ßpaxE TEUXECI TTOIKIACI xaXK4>)typisch für Sterbeszenen 0

Schlacht sind, zu einem Perspektivenwechsel nutzt: Indem er das Vokabular der Todesszenen ve1wendet, insbesondere dann in V. 438-9 (Tw 6t ol öaat / vu~ Eindruck. EKaXu't'EµtXa,va), vermittelt er dem Leser zunächst den unmittelbaren den die Umgebung Hektars auf dem Schlachtfeld angesichts dieser Szene bekommen mußte: Hektar sei tot. Homer versäumt es zwar nicht, den L e s e r

I. Homer:

37

1. Epoc;/Epwc;

zug aller dieser Ausdrücke zur optischen Sphäre und zur Lichtmetaphorik61 ist mehr als deutlich. Bei Schlaf und Tod werden die Augen verhüllt, ihre Funktion damit außer Kraft gesetzt. 62 Daß davon auch seelisch-geistige Instanzen betroffen werden können, zeigt cmcnri, wo Hera Zeus betören will, sich etwa in der ~,oc; ::: 163-5

1

Ei' nwpOOOI; 1

1

Mit ;>,.1;>,.afrn1 versucht Hera Zeus zu verstehen zu geben, daß sie seinem Vorschlag nur ungern nachkommt. In all diesen Fällen bezeichnet ;>,.1;>,.afrn8a1 ein Verlangen, das von dem jeweiligen Sprecher als aufdringlich oder unangenehm empfunden wird. Um bei den Fällen in der zweiten Person zu bleiben, sei als Beispiel für ein solches dem Sprecher unangenehmes Ansinnen die Stelle ;>,.379-84 angeführt, wo Odysseus auf die Auff orderung des Alkinoos, angesichts der noch nicht allzu späten Stunde noch etwas zu erzählen (373-4 ouoe: nw wpri / EÜOE1ve:v µEyap~· ou oe: µ01 HyE 0e:oKEAa e:pya), die Regeln der Höflichkeit achtend, antwortet: ;>,.379-84

wpri µEv TTOAEWV µu0wv, wpri 8E KOI ünvou· Ei 8' h' O.Koue:µEvaf YE A1Aa1rn1,oUK äv ETTE1Ta TOUTWV001 cp0ovfo1µ1Kat oiKTpoTEp ä;>..;>,.' ayopEUEIV, K~8E e:µwv hapwv, o'i'0~ µn6mo0EV ÖAOVTO, 1

1

15

Für eine Gesamtinterpretation der Episode s. H. ERBSE, Zeus und Here auf dem Jdagebirge, Antike und Abendland 16 (1970). 93-112, jetzt in: Ausgewählte Schriften zur klassischen Philologie. Berlin - NewYork 1979, 47-72; L. GOLDEN, ,1 1~ &rrcxTfJand the Unity of füad 14, Mnemosyne 42 (1989), 1-11.

118 Zweiter Hauptteil: X1Xairn8a1- KEXPriµi:voc;/xpr,nEIV- xaTEiv/xaTREIV - (i:)i:X6rn0a1 oY Tpwwv µe:v UTTEf,e:cpuyov OTOVOEOOOV OÜT~V, i:v VOOT~ o' OTTOAOVTO KOK~~i6Tr)TI yuvalKO~.

Odysseus kommt der Bitte des Alkinoos nur widerstrebend und nicht ohne einen Hinweis auf die seiner Meinung nach doch schon etwas fortgeschrittene Zeit 16 nach. Man kann sich vorstellen, daß er an die traurigen Begegnungen in der Unterwelt mit seinen ehemaligen Kampfgenossen nur ungern denkt und noch weniger geneigt ist, davon zu erzählen. Diesen Widerwillen überwindet Odysseus zwar, läßt ihn aber doch in seinen Worten - und nicht zuletzt in A1Aa1rn1- deutlich anklingen: ,,Wenn du unbedingt willst ... " Auch Eumaios ist ganz und gar nicht einverstanden, als Odysseus, den er noch nicht erkannt hat, vorgibt, in die Stadt zu den Freiern in seinem Hause gehen zu wollen. Unwillig (µi:y' ox0~oa~. o 325) antwortet der Sauhirte dem „Fremden" und warnt ihn: o

326-8

w µ01, f,Ei'vE,TlrJ TOI i:vl q>prnl TOUTo v6r,µa ~ ou YE nayxu AIAOIEOImh60' 6Ho0a1, ETTAETO; Ei o~ µvr,oT~pwv i:ee:AEI~KOTaouva1 öµ1Aov ...

,,... du willst wohl unbedingt dort umkommen

... "

Was Odysseus „unbedingt wollte", hatte er 19 Verse vorher gesagt: 0

308-9

~w0Ev npoTl ÖOTU AIAa1oµa1 anove:rn0a1 TTTWXEUOWV.

Signalisiert die zweite Person A1Aa1rn1Ablehnung oder den Unwillen des Sprechers gegenüber der bestimmt vorgetragenen Absicht des Angesprochenen (..du willst wohl unbedingt", ..wenn du unbedingt willst" usw.), so wird die erste Person A1Aa1oµa1ebendiese feste Absicht bezeichnen. Gegenüber Eumaios, den er ja auf die Probe stellen will, muß Odysseus so tun, als sei er zu seinem Vorhaben unter allen Umständen entschlossen - daher A1Aa1oµa1. Kennen wir A1Aa1rn0a1bisher nur als ein besonders energisches Verlangen, das von einer anderen Person als allzu drängend oder gar als Zumutung empfunden wird, so ergibt sich ein weiterer Aspekt dieses Verbs - wohl der wichtigste, weil sich alle anderen aus ihm erklären lassen - aus den folgenden vier Stellen:

16 So hatte er schon V. 330-1 schlafen gehen wollen: b.XXcxtc:al wpr, / EÜ6E1v.Dem Widerspruch des Alkinoos (373-4) kann Odysseus nun nur noch mit einem "wie du willst" begegnen: Es sei schon die rechte Zeit zum Erzählen, wenn Alkinoos es wolle, aber eigentlich genauso gut Schlafenszeit (s. W. MATIBS, Odysseus bei den Phäaken, Würzburg 1958, 91).

119

1. X1XcdE08co

Ein Krieger namens Elephenor zieht einen Toten aus der Schlacht: D.465-6

AEAlf')µe:voc; ÖcppaTOXIOTa TEVXEOOUA~OEIE.

Von Hektar heißt es in einer Szene, er sei E 690-1 woad

AEAiriµe:voc;öcppa TOXIOTa 'Apydouc;.

In der Unteiwelt treibt Antikleia ihren Sohn Odysseus an: A 223

0.AAOOWOOE TOXIOTOAIAOIEO

..aber dränge so schnell wie möglich ans Licht". (In einem Vergleich:) Ein Mann brät sich einen Magen. 1

u 27

µaAa 0 WKOAIAOIETOIOTTTf')6~va1 (sc. yaoTe:pa).

An den adverbialen

Zusätzen wird deutlich, daß das wesentliche Merkmal von AIAairn6a1 an diesen vier Stellen die drängende Ungeduld ist. Das jeweilige Subjekt hat es eilig damit. etwas zu tun oder geschehen zu lassen. Die Bedeutung von AIAairn6a1 läßt sich nunmehr genau bestimmen: Es wird veiwendet für ein „energisches, drängendes, ungeduldiges 17 Verlangen oder Ansinnen, als solches häufig unangenehm oder aufdringlich aus der Sicht desjenigen, dem es entgegengebracht wird". Mit dieser Definition sind auch die bisher noch nicht behandelten Stellen ohne Anstöße zu erklären. Ich führe nur einige wichtigere Beispiele an: Achilleus mahnt Patroklos, nicht offensiv zu werden:

n 89-90

bei seinem Einsatz

gegen die Troer

µ~ ou y' ävrn0Ev e:µEioAIAafrn0a1 TTOAEµi(E1v T pwol cp1AOTTT0Ae:µ0101v.

Andernfalls sähe Achilleus seine Ehre in Gefahr (aT1µ6TEpov oe: µE 6~0E1c;,90). Auch hier hat A1Aairn6a1 den Beiklang des für den Sprecher Unangenehmen. Ein noch eindrucksvolleres Beispiel gibt die Szene, in welcher der Sänger Phemios nach dem Freiermord bei Odysseus um sein Leben fleht: 17 Zu diesem Aspekt vgl. noch besonders v 31. wo Odysseus an seinem letzten, mit Warten bei den Phaiaken verbrachten Tag dem Sonnenuntergang so ungeduldig entgegensieht wie ein Bauer der Abendmahlzeit. s. MATTES 15ff. und bes. 37ff.

120 Zweiter Hauptteil: AIACXIE08a1 - KEXpr,µivoc;/xpr,1(EIV - xaniv/xaTi(EIV - (i:)0,8Ea8a1 X 344-9

1

youvouµai o', ÜOUOEU'ou OEµ' a'i'orn Kaiµ' EAEt"]OOV. OUT~ TOI µn6mo0' äxoc; EOOETOI,E'( KEVao18ov TTECf>V(l-.-ab, mit der auch griechisch e:">-.nrn8aiund lateinisch veUe in Verbindung gebracht werden. 69 Homer verwendet sowohl e:">-.8rn8ai- allerdings nur dreimal - als auch H">-.8rn8a1,die Variante mit prothetischem E- ( l 6x), je nach metrischem Bedürfnis. Letztere Formen treten dabei bevorzugt an die Position hinter der Zäsur KaTa TpiTov Tpoxa1ov (eine Ausnahme bildet nur n 494), obwohl H">-.8rn8a1auch vor der Mittelzäsur des Hexameters leicht einsetzbar wäre. 70 Im frühgriechischen Epos außerhalb Homers ist Hes. Op. 381 (H">-.8na1)der einzige Beleg. ('E)e:">-.8rn8a1 bleibt wie ">-.1">-.airn8a1 und xaTE1v/xaT1(E1v auf den Präsensstamm beschränkt: Die 20 Belege (7x Ilias, 12x Odyssee, lx Erga) verteilen sich auf 10 Stellen im Indikativ Präsens, je eine im Imperativ Präsens und Indikativ Imperfekt und 8 im Partizip Präsens. M. ScHMIDTsLfgrE-Artikel unterscheidet für (E)e:">-.8rn8a1mehr Veiwendungsweisen, als für jedes andere der bisher von mir untersuchten Wörter festzustellen waren. Es scheint mir sinnvoll. SCHMIDTS Einteilung zunächst kurz zu skizzieren, bevor ich sie im zweiten Teil einer kritischen Überprüfung unterziehen werde: 69

70

S. FRJSK und CHANTRAINE, DEtym s.v.: BRAUN 337; nach CHANTRAINE. Gr. H. l 181 bedeutet die Wurzel "wel-" esperer, attendre; vgl. A.J. VAN WINDEKENS, Remarques sur quelques termes grecs, Emerita 5G ( 1988). 82-84; 0. SZEMERENYI, Eir!.fuhrung in die vergleichende Sprachwissenschaft. Darmstadt 4 1990. 105. • S. 114 mit Anm. 3.

4. (E)tX6rn0C!I

141

1. absolut

und mit Genitiv oder Akkusativ a) absolut, immer Dativ des Partizips (H 4 u.a.) b) mit partitivem Genitiv bzw. Akkusativ Plural Neutrum (= 276, E 210, f. 42 mit Genitiv; 't' 6, E 481 mit Akkusativ) c) Sonderfälle ('t' 122, a 409) 2. mit Infinitiv oder Acl (E 219 u.a.) 3. n 494 (h>.8fo0w Passiv) Die wunden Punkte dieser Gliederung des Bestandes liegen sicher in der Abteilung 1c Sonderfälle, die ich noch näher betrachten werde, und in der merkwürdigen Vermischung von Ausdrücken mit dem Genitiv und solchen mit dem Akkusativ in 1b. Auch die Interpretation von h>.8e:o0w als Passiv in n 494 (3.; vuv To1 h>.8fo0w 1 ist keineswegs unumgänglich. 72 n6>.Eµoc; 1.8wp73 , das stets „Gebet an einen Gott, Wunsch" bedeutet, wird (i:)e:>.8rn0ai zumeist als „wünschen" übersetzt 74 , so auch von M. SCHMIDT, der aber in seinem LfgrE-Artikel die Schwierigkeiten einer genauen Wiedergabe des semantischen Wertes von (i:)e:>.8Eo0ai sehr wohl sieht: Sicher trifft auf einen großen Teil der Stellen zu, daß ein eher „passives" Ersehnen (teilweise mit lfµaTa rravTa: dauernder Zustand) eines Ereignisses oder Zustandes, den man selbst nicht herbeiführen kann,

gemeint ist:

71 72 73

74

Schol. bT z. St.: hX6fo0w: Ev tm0uµi~ y1vfo0w. ~ Kap. 4.2.2. b). 'EtX6wp, 6x in der Ilias, 4x in der Odyssee. lx im Scutum, lx im Aphroditehymnus, nur im Nominativ und Akkusativ gebräuchlich und - bis auf 't' 54 stets am Versschluß verwendet, kommt ausschließlich im Zusammenhang mit Verben wie (hnh:pcdvc1vund TEXciv!TcXcuTÖlv "erfüllen" vor. Es ist so recht eigentlich unser „wünschen·, J.H.H. SCHMIDT, Synonymik der griechischen Sprache, Kap. 146.11., S. 619.

142 Zweiter Hauptteil: X1Xairn6m - KEXpriµEvoc:;/xpr,t(E1v - xaTE1v/xaT1(E1v- (t)tXorn6m wc; ÖE0Eoc;vm'.JTr;)OIV hr.8oµEVOIOIV EÖWKEV oupov u.a.

H 4-5

Aber SCHMIDThat völlig recht, wenn er diese Bedeutung nicht an allen Stellen ansetzt, sondern durch (E)Er.8rn8a1 bisweilen auch einen „aktiven" Wunsch nach einer Sache bzw. danach. etwas zu tun

ausgedrückt

sieht, z.B. (Pen.:) 0uµbc; µ01 EEAÖETOI,oü Tl napoc; YE,

o 164-5

µvr,oT~pE001 cpav~vai

Hes. Op. 381

ool 8' Ei TTAOLITOU 0uµoc; EEAÖETOI EVcpprnl O~OIV.

Ich sehe nicht, warum man nicht statt „aktiver" Wunsch auch ,,Verlangen" sagen könnte. Welcher Art dieses Verlangen freilich ist, kann, wie ich glaube, kaum mit hinreichender Sicherheit bestimmt werden. Mein Eindruck ist, daß (E)Er.8rn8a1 oft als metrisch günstigere Variante für verschiedene andere Verben des Begehrens fungiert: In 66

0

µ01 0uµoc; EEAÖETOI o'i'rn8' iKE00a1

wird es praktisch wie r.1r.airn8a1 für ein drängendes, ungeduldiges 75 Verlangen verwendet. Im Sinne von iµdpE1v steht es :: 276

und - besonders E

klar erkennbar

209-10

-

iµE1poµEvoc;TTEpi8fo8a1 o~v är.oxov, T~c; T aiEv EEr.8rn1~µaTa navTa. 1

Der Relativsatz in Vers 210 bringt gegenüber dem Vorhergehenden keine entscheidend neue Aussage, wenn man einmal von dem formelhaften ~µaTa navTa absieht. Daher dürfte es schwerfallen, an dieser Stelle zwischen iµdprn8a1 und (E)Er.8rn8a1 einen eindeutigen semantischen Unterschied festzumachen.

75 76

Ebenso

in cr 164; vgl. a 315 X1Xm6µEv6vmp 00010 und 1 451 / o 308 X1Xaioµa1/ AIACIIECII cmovhcr6m. Vgl. ::: 163-4 E nwc:; lµdpa1To napaopa6fov cp1X6Tr,T1/ ~ xpo1~ und Stellen mit i'µEpoc:;wie , 139-40; der in einigen Handschriften und bei Eustathios belegte unechte Vers ::: 269 entspricht= 276. nur daß statt des zu erwartenden HAoEm das metrisch unpassende !µdprn1 eingesetzt wurde Ci-1). 0

(

4. (c)i:Xörn6a1

143

An KEXpr-,µEvoc;fühlt man sich bei ~

42-3

KEIVO.60µ01:KÜHNER-GERTI-I I 352; S. WEST,Komm.zu o 409. Zum Akkusativ des Inhalts bei intransitiven Verben vgl. KÜHNER-GERTH I 303ff., insbesondere 304: Ob das Intransüiv mit dem Genetive oder Dative ver-

bwiden wird, ist gleichviet als: cpwrn l.päv, &rre:1J.e:i'v &rre:tMJC;. 107 • Anm. 87.

151

4. (t)E),8E06a1

a

413-9

Eupuµax', ~ TOI VOOTO-.ir;iETI mi8oµai, E'i'rro8Ev e::>-.801, TIVa µ~Tr')p OÜTE8rnrrporriric; e:µrra(oµa,. Mv e:c;µe:yapov KaAe:oaoa 8rnrrp6rrov e:~EpEr)TOI. ~EIVO,,,;>,,airn0ai + Genitiv nicht mit e:8e:AE1v zusammengerückt werden. Es mag zunächst wenig einleuchtend erscheinen, daß auf diese Weise z.B. A1Aa1rn8a1 noAEµRE1v mit e:8e:AE1v zusammengestellt, aber von ;>,,1;>,,airn0ainoAe:µ010 getrennt wird (das wiederum mit iµdpE1v T1v6~ zusammengehört). Der Vorteil dieses nur scheinbar willkürlichen Verfahrens liegt aber auf der Hand: Die Grenzlinie zwischen deutsch ausgedrückt - ,,wollen" und „begehren" konnte so lange nicht gezogen werden, wie man pauschal ganze Lexeme, nicht deren einzelne Bedeutungen unter Einschluß der Kontexttypen (s.o.) in Felder einzuordnen versuchte. Das zugespitzte Entweder-Oder bei der Zuweisung eines Lexems an das eine oder andere Wortfeld verliert bei der Betrachtung von Bedeutungen in diesem Sinne an ganz unnötiger Schärfe. 11 Es sollte hervorgehoben werden, daß die vorgestellte Analysemethode nicht den Lexembegriff an sich modifizieren soll: A1Aa1rn8a1 + Infinitiv und ;>,,1;>,,airn0ai + Genitiv bleiben natürlich über das Lexem A1Aa1rn8a1 aufs engste miteinander verbunden (zwischen ;>,,,;>,,airn0a1 senoAEµ1(E1v und A1Aa1rn8a1 no;>,,e:µ010gibt es ja keinen sichtbaren mantischen Unterschied). Die Ergebnisse der semantischen Analyse von ;>,,,;>,,airn0a1 + Genitiv kommen daher auch der wortfeldinternen Unterscheidung von ;>,,1;>,,airn8a1 + Infinitiv und e:8e:AE1vzugute usw.

Wichtige Hinweise können auch direkt verwandte, d.h. derselben Wortfamilie zugehörige Wörter geben, wie oben am Beispiel iµdpE1v/-rn0ai (das durch YµEpo~ erhellt wird) angedeutet. Eine Wortfeldanalyse, die den Kontextaspekt berücksichtigt, führt also nicht 10 Vielleicht sollte man hier nicht mehr von "WortfeldM sprechen. obwohl es schwierig ist. einen passenden Ersatzbegriff vorzuschlagen. "Semantisches Feldw ist jedenfalls neutraler und venneidet die mit dem Begriff" Wortw verbundenen terminologischen Probleme. und ermutigendes Ge11 Prof. Dr. M. Schlaefer, mit dem ich ein aufschlußreiches spräch über Wortfeldforschung hatte, schlägt vor, in solchen Fällen. wo die Differenzierung nur über syntaktische Kriterien möglich ist, von "Teilfeldernw zu sprechen. Diese Terminologie scheint sehr hilfreich zu sein bei dem Versuch, das Scheinproblem der Unterscheidung zwischen "begehrenw und "wollenw in den Griff zu bekommen.

&hlußbetrach

tung

161

zu einer Atomisierung oder unsinnigen Aufteilung zes, da die mehrfache Verankerung eines Wortes

des Wortschat-

- als Lexem mit seinen verschiedenen Bedeutungen - kontexttypweise in verschiedenen (Wort-/semantischen) - semantisch unter seinen Verwandten (,,Wortfamilie")

Feldern

seine Position im Wortschatz adäquat zu beschreiben erlaubt. Unter Berücksichtigung aller Grenzen, an die eine Anwendung moderner Analysemethoden von Wortschatzausschnitten auf unseren Fall stößt, sollen im folgenden 1. die Substantive 2. die Verben mit Genitiv

des in dieser Arbeit untersuchten Wortschatzausschnittes jeweils untereinander in Beziehung gesetzt werden. Einige der unter 2. behandelten Lexeme gehören, wenn sie mit Infinitiv konstruiert werden, auch zum Wortfeld „wollen" (s.o.). Eine auch nur oberflächliche Analyse dieses Feldes ist in diesem Rahmen unmöglich: Die lange Liste der Ausdrücke des Wollens und NichtwoUens bei KüHNERG ERTH 12 zeigt, wie viele Verben aus anderen semantischen Bereichen den Infinitiv annehmen und dadurch in das Wortfeld „wollen" eindringen. Es soll nun betrachtet werden, wie der so definierte Wortschatzausschnitt a) im homerischen b) in der attischen

Griechisch Prosa der klassischen

Zeit

repräsentiert ist. Ein Seitenblick auf die ionische Prosa des 5. und 4. Jahrhunderts wird gelegentlich von Interesse sein. Die Schemata, die dabei gegeben werden, dienen in erster Linie der Veranschaulichung von Beziehungen zwischen bestimmten wichtigen Lexemen. Sie sind daher nicht notwendigerweise vollständige Beschreibungen der jeweiligen Wortschatzausschnitte. Liest man also ein Schema von oben nach unten, dann wird man bemerken, daß sich an manchen Stellen durch Einführung weiterer Merkmale bisher unberücksichtigte Lexeme einfügen ließen. Ein Oberbegriff kann also bisweilen mehr enthalten als die tatsächlich unter ihm subsumierten Unterbegriffe, ohne daß auf eine solche .,Lücke" eigens hingewiesen wird.

12 II 6.

Schlußbetrachtung

162 1. Die Substantive

13

a) homerisch (geistiges Abzielen)

/~

(passiv)* Wunsch

(aktiv)** Verlangen

/~

(Trieb) e:poc;l

(Reiz) 'i'µEpoc;

(körperliche Liebe)

/~

(speziell) e:poS • Verwirklichung • • Verwirklichung

(nicht speziell) e:pwc;

von anderen abhängig nicht oder nicht notwendig von anderen abhängig

b) attisch Hier ergibt sich ein weniger klares Bild, dem eine stemmatische Darstellung eigentlich kaum gerecht werden kann. Gemeinsam ist

13 n66oc;/no6~ und X~TO-.oc; ,,Lied", da ja die Entstehung des letzteren die vorangehende ununterbrochene Bekanntschaft der indogermanischen Wurzel *mel- = solemn recitation bei den Griechen voraussetzt. Morphologisch steht µE>-.oc; zu der seit Simonides 11 belegten Variante µE>-.r,8wv in dem gleichen Verhältnis wie etwa die ebenfalls sstämmigen Neutra KAEO-.yo-.E8wv(r,) scheint also nicht ausgeschlossen. Die Beweiskraft dieser Parallelen wäre freilich begrenzt, wenn wir sie nicht durch handfeste Belege aus dem Bereich bloßer Spekulation herausführen könnten: tatsächlich bietet sich dafür ein interessanter Ansatzpunkt: Im Lexikon des Hesych erscheinen die beiden folgenden Glossen: µE>-.r,8wv· Tt7KEÖWV. cppovTf-.r,86vE-.86µEvoc;· µE>-.8wv. T~KWV. e:m0uµwv... sowie im Etymologicum Magnum

14

11 Fr. 520 P. 12 S. BUCK-PETERSEN 252; vgl. CHANTRAINE, Formation 360ff. ... 13 s. Et. M. 576,23: µEXE&wva1:al TCXµi:Xr, l'&ouoa1 q>pOVTlbEVfJOI