Unfallbegutachtung [2nd rev. ed.] 9783110238419, 9783110238402

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Unfallbegutachtung [2nd rev. ed.]
 9783110238419, 9783110238402

Table of contents :
Allgemeiner Teil
Einleitung
Krankenversicherung
Versicherungsträger
Umfang der Versicherung
Gegenstand der Versicherung
Aufbringung der Mittel
Rentenversicherung der Arbeiter und Angestellten
Versicherungsträger
Umfang der Versicherung
Gegenstand der Versicherung
Aufbringung der Mittel
Private Unfallversicherung
Unfallversicherung
Abgrenzung der Unfallversicherungszweige
Verzeichnis der gewerblichen Berufsgenossenschaften
Verzeichnis der landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaften
Berufskrankheiten
Liste der Berufskrankheiten
Pflichten und Rechte der Versicherungsträger
Leistungen an die Verletzten und ihre Angehörigen
Das Rentenverfahren bei Unfallverletzten
Die Abfindung
Das Berufungsverfahren
Arzt und Gutachten
Form des ärztlichen Gutachtens
Form des freien Gutachtens
Zur Begutachtung wichtige Untersuchungsmethoden
Simulation
Spezieller Teil
Die wichtigsten Rentensätze
Die entschädigungspflichtigen Berufskrankheiten
Erkrankungen durch Blei und seine Verbindungen
Erkrankungen durch Phosphor
Erkrankungen durch Quecksilber oder seine Verbindungen
Erkrankungen durch Arsen oder seine Verbindungen
Erkrankungen durch Verbindungen des Mangans
Erkrankungen durch Benzol und seine Homologen
Erkrankungen durch Nitro- und Amidoverbindungen des Benzols
Erkrankungen durch Halogen-Kohlenwasserstoffe der Fettreihe
Erkrankungen durch Schwefelkohlenstoff
Erkrankungen durch Schwefelwasserstoff
Erkrankungen durch Kohlenoxyd
Erkrankungen durch Röntgenstrahlen und radioaktive Stoffe
Erkrankungen an Hautkrebs oder zur Krebsbildung neigenden Hautveränderungen durch Ruß, Paraffin, Teer, Pech und ähnliche Stoffe
Erkrankungen an Krebs oder anderen Neubildungen und Schleimhautveränderungen der Harnwege durch aromatische Aniline
Schwere oder wiederholt rückfällige Hauterkrankungen, die zum Wechsel des Berufs oder zur Aufgabe jeder Erwerbsarbeit zwingen
Erkrankungen der Muskeln, Knochen und Gelenke durch Arbeiten mit Preßluftwerkzeugen
Schwere Staublungenerkrankung (Silikose)
Schwere Asbeststaublungenerkrankung
Erkrankungen an Lungenkrebs
Erkrankungen der tieferen Luftwege und der Lunge durch Thomasschlackenmehl
Schneeberger Lungenkrankheit
Durch Lärm verursachte Taubheit oder an Taubheit grenzende Schwerhörigkeit
Grauer Star
Wurmkrankheit der Bergleute
Tropenkrankheiten, Fleckfieber, Skorbut
Infektionskrankheiten
Allgemeines über die Begutachtung von Zusammenhangsfragen
Spezielles über die Begutachtung von Zusammenhangsfragen
Alphabetisches Sachregister

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ROSTOCK UNFALLBEGUTACHTUNG

UNFALLBEGUTACHTUNG VON

PROF. DR. P A U L R O S T O C K C H E F A R Z T DES

WAGNER-KRANKENHAUSES BAYREUTH

Zweite, umgearbeitete Auflage Mit 78 Abbildungen

1951

WALTER

DE

GRUYTER

&CO.

vorm. G. J. Gösc.hen'schc Verlagehandlung, J. Guttentag, Verlagsbuchhandlung, Georg Reimer, Karl J. Trftbner, Veit & Comp.

Alle Redite, insbesondere das der Übersetzung, vorbehalten Copyright 1951 by W a l t e r de Gniyter & Co;, vormals G. J . Göschen'sche Verlagehandlang, J , Gnttentag, Verlagsbuchhandlung, Georg Reimer, Karl J . Trübner, Veit & Comp. Berlin W 35, Genthiner Straße 13. Archiv-Nr. 51 57 51, Printed in Germany Druck: Sala-Dru 6 (i

Rentenversicherung der Arbeiter und Angestellten Versicherungsträger Umfang der Versicherung Versicherungspflicht Versicherungsberechtigung Freiwillige Versicherung Gegenstand der Versicherung Renten Art der Renten Wartezeit Anwartschaft Höhe der Renten Beitragserstattungen Heilverfahren

7 7 7 7 8 8 8 8 X i) 10 10 11 11

Aufbringung der Mittel

11

Private Unfallversicherung

12

Unfallversicherung Abgrenzung der Unfallversicherungszweige Verzeichnis der gewerblichen Berufsgenossenschaften Verzeichnis der landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaften Berufskrankheiten Liste der Berufskrankheiten Pflichten und Rechte der Versicherungsträger Leistungen an die Verletzten und ihre Angehörigen Das Rentenverfahren bei Unfallverletzten Die Abfindung Das Berufungsverfahren

15 17 17 21 22 23 25 27 28 33 34

Arzt und Gutachten Form des ärztlichen Gutachtens Form des freien Gutachtens Zur Begutachtung wichtige Untersuchungsmethoden Simulation

35 37 37 41 50

VIII Spezieller Teil

Inhalt 52

Die wichtigsten Rentensätze 52 Die entschädigungspflichtigen Berufskrankheiten 59 Erkrankungen durch Blei und seine Verbindungen 59 Erkrankungen durch Phosphor 60 Erkrankungen durch Quecksilber oder seine Verbindungen 60 Erkrankungen durch Arsen oder seine Verbindungen 61 Erkrankungen durch Verbindungen des Mangans 61 Erkrankungen durch Benzol und seine Homologen 62 Erkrankungen durch Nitro- und Amidoverbindungen des Benzols ; . . . . . . . 62 Erkrankungen durch Halogen-Kohlenwasserstoffe der Fettreihe 62 Erkrankungen durch Schwefelkohlenstoff .. 62 Erkrankungen durch Schwefelwasserstoff 63 Erkrankungen durch Kohlenoxyd : .·.: •.'.";' 63 Erkrankungen durch Röntgenstrahlen und radioaktive Stoffe .':.". ' 63 Erkrankungen an Hautkrebs oder zur Krebsbildung neigenden Hatitveränderungen durch Ruß, Paraffin, Teer, Pech und ähnliche Stoffe .· 64 Erkrankungen an Krebs oder anderen Neubildungen und Schleimhautveränderunjgen der Harnwege durch aromatische Aniline .'.' .· . 64 Schwere oder wiederholt rückfällige Hauterkrankungen, die zum Wechsel des Berufs oder zur Aufgabe jeder Erwerbsarbeit zwingen 64 Erkrankungen der Muskeln, Knochen und Gelenke durch Arbeiten mit Preßhiftwerkzeugen 65 Schwere Staublungenerkrankung (Silikose) 65 Schwere Asbeststaublungenerkrankung .. i 66 Erkrankungen an Lungenkrebs 67 Erkrankungen der tieferen Luftwege und der Lunge durch Thomasschlackenmehl 67 Schneeberger Lungenkrankheit 67 Durch Lärm verursachte Taubheit oder an Taubheit grenzende Schwerhörigkeit 67 Grauer Star .... Λ 67 Wurmkrankheit der Bergleute •;.·.. 68 Tropenkrankheiten, Fleckfieber, Skorbut 68 Infektionskrankheiten 68 Allgemeines über die Begutachtung von Zusammenhangsfragen 69 Spezielles über die Begutachtung von Zusammenhangsfragen 70 Thermische Verletzungen 70 Elektrische Verletzungen : . . . . 70 Intoxikationen 70 Infektionskrankheiten '..,·..•. 71 Parasitäre Erkrankungen 72 Wundinfektionskrankheiten 72 Stoffwechselkrankheiten und Krankheiten der endokrinen Drüsen 74 Erkrankungen des Blutes 76 Erkrankungen des Gefäßsystems .... ,· 77 Erkrankungen des Respirationssystems . . . . . . . . . . . . . i. 79 Erkrankungen der Bauchdecken ·.·.. · . . , · ; 80 Erkrankungen des Magen- und Darmkanals 82 Erkrankungen des Harnsystems .. . . . 85 Genitalerkrankungen des Mannes . . . . . . . . . Λ ·. . 87 Genitalerkrankungen der Frau 88 Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes 88 Erkrankungen der Muskeln, Sehnen und Schleimbeutel 89 Erkrankungen der Knochen und Gelenke 91 Erkrankungen des Nervensystems 97 Erkrankungen der Sinnesorgane 102 Selbstmord 102 Alphabetisches Sachregister

103

Allgemeiner Teil Einleitung Der Arzt, welcher als Begutachter in der Sozialversicherung tätig sein soll, hat Kenntnisse zu besitzen, welche über diejenigen hinausgehen, über die jeder Arzt verfügen muß. Es genügt nicht, daß man klare und richtige Vorstellungen von dem Werden und Geschehen des krankhaften Prozesses im menschlichen Körper hat. Es genügt nicht, daß man die modernen diagnostischen Hilfsmittel zu handhaben versteht. Es genügt auch nicht, daß man die Gedanken so klar zu Papier bringen kann, daß sie andere Menschen und besonders Nichtärzte zu überzeugen vermögen. Man muß daneben auch in den nun einmal gültigen wichtigsten Bestimmungen der deutschen Sozialversicherung Bescheid wissen. Naturgemäß braucht der Arzt nicht über alle die Spezialkenntnisse zu verfügen, welche ein berufsgenossenschaftlicher Verwaltungsbeamter oder ein Beamter der Spruchbehörde haben muß. Der Arzt soll sich bei seiner Beurteilung gar nicht mit rein rechtlichen Fragen befassen, das ist nicht seines Amtes. Aber die Bestimmungen, die ihn bei seiner beratenden ärztlichen Tätigkeit berühren, muß er kennen, um seinen Ausführungen Beweiskraft geben zu können! Das ärztliche Gutachten, welchem man fast in jeder Zeile ansieht, daß dem Verfasser auch die primitivsten Begriffe der Sozialversicherung unbekannt sind, wird sich nie durchsetzen können. So hat denn ein Buch über die Unfallbegutachtung sich zunächst mit den wichtigsten rechtlichen Grundlagen der Sozialversicherung zu befassen, um dem Arzte die Gelegenheit zu geben, sich hierüber zu informieren. Ihm kann es nicht zugemutet werden, die dicken Bände der Reichsversicherungsordnung mit den Kommentaren durchzuackern. Nachstehend sollen in möglichst einfacher

Form

die wesentlichsten Bestimmungen dem Verständnis nahe gebracht werden, ohne irgendwie Anspruch auf Vollständigkeit erheben zu wollen. Da die Unfallversicherung nahe Beziehungen zu den anderen Versicherungszweigen einschließlich der Privatversicherung hat, so müssen auch sie kurz in ihren Grundzügen gestreift werden. Auf die an und für sich sehr interessante Geschichte der Sozialversicherung kann leider nicht eingegangen werden. t

Rostock, Unfall-Begutachtung

Krankenversicherung von Dr. I m h o f - M ü n c h e n

A. Versicherungsträger 1.

2. 3.

4. 5. 6.

Träger der gesetzlichen Krankenversicherung sind die Krankenkassen, und zwar: die Orts- und Landkrankenkassen, die in der Regel innerhalb des Bezirks einer unteren Verwaltungsbehörde (Kreisunmittelbare Stadt oder Landkreis) errichtet werden. Ortskrankenkassen müssen errichtet werden; hingegen kann die Errichtung von Landkrankenkassen neben den Ortskrankenkassen unterbleiben; die Betriebskrankenkassen, die von einzelnen Arbeitgebern unter bestimmten Voraussetzungen für deren Betriebe errichtet werden können; die Innungskrankenkassen, die von einer oder gemeinsam von mehreren Innungen, deren Mitglieder in die Handwerksrolle eingetragen sind, errichtet werden können; die Seekrankenkasse für die Seeleute; die Reichsknappschaft für die im Bergbau beschäftigten Versicherten; die Ersatzkassen für bestimmte Versichertenkreise.

B. Umfang der Versicherung I. Versicherungspf licht Der Kranken versicherungspf licht unterliegen: 1. die Berufsgruppen der unselbständigen Arbeiter und Angestellten, 2. auch einzelne Gruppen von selbständigen Personen. Zu den Arbeitern zählen: Alle Arbeiter im engeren Rechtssinn, Gehilfen, Gesellen, Lehrlinge, Hausgehilfen und Seeleute. Unter die Angestellten fallen: Betriebsbeamte, Werkmeister, Büroangestellte, Handlungsgehilfen und Handlungslehrlinge, Bühnenmitglieder, Musiker, Angestellte in Berufen der Erziehung, des Unterrichts, der Fürsorge, der Kranken- und Wohlfahrtspflege, Angestellte der Schiffsbesatzung von Binnenschiffen oder deutschen Seefahr zeugen. Voraussetzung für das Zustandekommen von Versicherungspflicht ist neben der Zugehörigkeit zu den vorgenannten Personengruppen noch das Vorliegen einer Beschäftigung gegen Entgelt, mit Ausnahme der Lehrlinge aller Art, die auch ohne Entlohnung krankenversicherungspflichtig sind.

Versicherungspflicht

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Zum Entgelt zählen nicht allein Gehalt und Barlohn, sondern auch Gewinnanteile, Sach- und andere Bezüge, die der Versicherte statt des Gehaltes oder Lohnes oder neben diesem vom Arbeitgeber oder einem Dritten erhält. Arbeiter sind versicherungspflichtig ohne Rücksicht auf die Höhe ihres Arbeitsverdienstes, hingegen Angestellte nur, soweit ihr regelmäßiger Jahresasbeitsverdienst nicht die Grenze von 4 500 DM übersteigt. Alter, Familienstand und Geschlecht haben auf die Versicherungspflicht keinerlei Einfluß. Auch Hausgewerbetreibende, worunter das Gesetz selbständige Gewerbetreibende versteht, die in eigenen Betriebsstätten im Auftrag und für Rechnung anderer Gewerbetreibender gewerbliche Erzeugnisse herstellen oder bearbeiten, unterliegen bis zu einem regelmäßigen Jahreseinkommen von 4 500 DM der Versicherungspflicht; unter der gleichen Voraussetzung des weiteren selbständige Lehrer, Erzieher und Musiker, die in ihren Betrieben keine Angestellten beschäftigen, selbständige Artisten, Hebammen mit Niederlassungserlaubnis, sowie in der Kranken-, Wochen-, Säuglings- und Kinderpflege selbständig tätige Personen, die in ihrem Betriebe keine Angestellten beschäftigen.

II. Versicherungsberechtigung Die Krankenversicherung kennt auch einen freiwilligen zwar sind beitrittsberechtigt: 1. versicherungsfreie

Beitritt zur Kasse, und

Beschäftigte,

2. Familienangehörige des Arbeitgebers, die ohne eigentliches Arbeitsverhältnis und ohne Entgelt in seinem Betriebe tätig sind, 3. Gewerbetreibende und andere Betriebsunternehmer, die in ihren Betrieben regelmäßig keine oder höchstens zwei Versicherungspflichtige beschäftigen. Das Recht zum freiwilligen Beitritt ist für diese Personen aber nur gegeben, wenn ihr jährliches Gesamteinkommen die Grenze von 4 500 DM nicht übersteigt. Außerdem kann die Satzung der Krankenkasse das Beitrittsrecht von einer bestimmten Altersgrenze und der Vorlegung eines ärztlichen Gesundheitszeugnisses abhängig machen.

III. Freiwillige Weiterversicherung Wenn ein Pflichtmitglied, das in den letzten 12 Monaten mindestens 26 Wochen oder unmittelbar vorher mindestens 6 Wochen gesetzlich versichert war, aus der versicherungspflichtigen Beschäftigung ausscheidet, so kann es seine Mitgliedschaft in seiner Lohnstufe oder Klasse freiwillig fortsetzen. Wer Mitglied bleiben will, muß dies der Kasse aber binnen drei Wochen nach dem Ausscheiden aus der versicherungspflichtigen Beschäftigung anzeigen. Stirbt ein Mitglied, so kann der überlebende Ehegatte, falls er nicht selbst für den Fall der Krankheit versichert ist, die Mitgliedschaft unter denselben Voraussetzungen und in derselben Weise wie ein Mitglied fortsetzen, ebenso der geschiedene Ehegatte eines Mitglieds.

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Krankenversicherung

C. Gegenstand der Versicherung Gegenstand der Krankenversicherung sind: I. Krankenhilfe, I I . Wochenhilfe, I I I . Sterbegeld. Der Versicherungsschutz erstreckt sich nicht allein auf den Versicherten, sondern auch auf seine Familie, in erster Linie auf Ehefrau und Kinder. Ihrer Art nach bestehen die Leistungen der Krankenversicherung in Bar- und Sachleistungen, auf die der Versicherte, wenn er die im Gesetze geforderten Voraussetzungen erfüllt hat, einen klagbaren Rechtsanspruch besitzt. I . Krankenhilfe a) Für den Versicherten selbst Unter Krankkeit im Sinne des Gesetzes versteht man das Vorliegen eines regelwidrigen Körper- oder Geisteszustandes, der die Notwendigkeit einer Heilbehandlung oder Arbeitsunfähigkeit oder beides zur Folge hat. Im Falle der Krankheit erhält der Versicherte unentgeltliche Krankenpflege, d. h. freie ärztliche Behandlung durch einen zur Kassenpraxis zugelassenen Arzt sowie die notwendigen Arzneien und kleineren Heilmittel. Soweit in der Kassensatzung vorgesehen, werden auch größere Heilmittel, Zahnersatz, Zahnkronen, Stiftzähne, Hilfs- und Stärkungsmittel ganz oder Zuschüsse dazu gewährt. Die ärztliche Behandlung und Versorgung mit Arzneien und kleineren Heilmitteln ist, solange die Mitgliedschaft besteht, zeitlich unbegrenzt. Anders ist die Rechtslage beim Krankengeld. Es wird gewährt, wenn die Krankheit den Versicherten arbeitsunfähig macht, und zwar vom vierten Tag der Arbeitsunfähigkeit ab, als Mindestleistung in Höhe des halben Grundlohnes, aber zeitlich auf die Dauer von 26 Wochen begrenzt. Arbeitsunfähigkeit im versicherungsrechtlichen Sinne liegt vor, wenn der Versicherte überhaupt nicht oder nur mit der Gefahr einer Verschlimmerung seines Zustandes in der Lage ist, seine bisherige Arbeit weiter fortzuführen oder wieder aufzunehmen. Der Anspruch auf Krankengeld ruht, wenn und soweit der Versicherte während der Krankheit Arbeitsentgelt erhält. Desgleichen ruht der Krankengeldanspruch, solange die Arbeitsunfähigkeit der Kasse nicht gemeldet * ird; dies gilt jedoch nicht, sofern die Meldung innerhalb einer Woche nach Beginn der Arbeitsunfähigkeit bei der Kasse erfolgt. Diese Meldepflicht obliegt dem Versicherten. An Stelle von Krankenpflege und Krankengeld kann die Kasse auf die Dauer von 26 Wochen auch Krankenhauspflege gewähren. Auf diese Leistung hat der Versicherte aber kein einklagbares Recht. Hat die Kasse aber die Genehmigung zur Krankenhauspflege erteilt, so muß sie die Kosten für die notwendige Dauer der Anstaltsbehandlung (im Höchstfalle bis zu 26 Wochen) tragen. Wird Krankenhauspflege einem Versicherten gewährt, der bisher Angehörige ganz oder überwiegend unterhalten hat, so ist daneben ein Hausgeld für die Ange-

Krankenhilfe

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hörigen zu zahlen, und zwar beträgt dieses beim Vorhandensein eines Familienangehörigen ein Drittel des Grundlohnes. Für jeden weiteren Angehörigen wird es durch Zuschläge erhöht. Diese betragen: Für den zweiten Angehörigen sechszweidrittel vom Hundert des Grundlohnes, für jeden weiteren Angehörigen je fünf vom Hundert des Grundlohnes, doch darf das Hausgeld insgesamt den Betrag des Krankengeldes nicht übersteigen. b) Für die Familienangehörigen des Versicherten An Familienkrankenpflege erhält der Versicherte für den unterhaltsberechtigten Ehegatten und die unterhaltsberechtigten Kinder ohne vorgängige Wartezeit ärztliche Behandlung, und zwar für die Dauer seiner Mitgliedschaft zeitlich unbegrenzt. Von den Kosten für Arzneien und kleinere Heilmittel wird als Regelleistung die Hälfte ersetzt. Die Satzung kann indessen bestimmen, daß bis zu 80 % der Kosten für Arzneien und kleinere Heilmittel erstattet werden. Auch kann die Satzung der einzelnen Kaase Krankenhauspflege oder an ihrer Stelle einen Zuschuß hierfür zubilligen. Ebenso kann sie zu den Kosten für Zahnersatz, Zahnkronen und Stiftzähne Zuschüsse gewähren oder die gesamten Kosten übernehmen. Gewährung von Krankengeld kommt in der Familienhilfe nicht in Frage.

II. Wochenhilfe a) Auf Grund eigener Versicherung der Wöchnerin Anspruch auf Wochenhilfe haben weibliche Versicherte, die in den letzten zwei Jahren vor der Niederkunft mindestens zehn Monate hindurch und davon im letzten Jahre vor der Niederkunft mindestens sechs Monate gesetzlich versichert waren. Als Wochenhilfe wird gewährt: 1. Freie Hebammenhilfe, 2. Arznei und kleinere Heilmittel, sowie, falls es erforderlich wird, ärztliche Behandlung, 3. ein einmaliger Entbindungskostenbeitrag von 10 DM, 4. Wochengeld in Höhe des Krankengeldes, jedoch mindestens 50 Dpf. täglich, für mindestens 4 Wochen vor und sechs zusammenhängende Wochen nach der Niederkunft, 5. solange die Wöchnerin stillt, ein Stillgeld in Höhe des halben Krankengeldes, jedoch mindestens 50 Dpf. täglich. Das Stillgeld ist bis zum Ablauf der 26.Woche nach der Niederkunft zu zahlen, vom Beginn der 13. Woche ab jedoch nur in Höhe des Mindestsatzes von 50 Dpf., sofern nicht die Satzung ein höheres Stillgeld auch über die 12. Woche hinaus vorsieht. b) Auf Grund der Versicherung eines Familienangehörigen der Wöchnerin NichtVersicherte oder nicht genügend lange versicherte Ehefrauen sowie solche Töchter, Stief- und Pflegetöchter der Versicherten, welche mit diesen in häuslicher Gemeinschaft leben, erhalten Familienwochenhilfe, wenn die Versicherten in den letzten zwei Jahren vor der Niederkunft mindestens zehn Monate hindurch und davon im letzten Jahre vor der Niederkunft mindestens sechs Monate hinduroh gesetzlich versichert gewesen sind.

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Krankenversicherung

Ala Familienwochenhilfe wird gewährt: 1. freie Hebammenhilfe, 2. Arznei und kleinere Heilmittel, sowie, falls es erforderlich wird, ärztliche Behandlung., 3. ein einmaliger Entbindungskostenbeitrag von 10 DM, 4. ein Wochengeld von täglich mindestens 50 Dpf. für vier Wochen vor und sechs Wochen nach der Niederkunft, 5. ein Stillgeld von täglich mindestens 50 Dpf. bis zum Ablauf der 26. Woche nach der Niederkunft, wenn die Wöchnerin solange stillt.

III. Sterbegeld a) Beim Tode des Versicherten selbst Beim Tode eines Versicherten wird ein Sterbegeld gezahlt, und zwar als Mindestleistung das Zwanzigfache des Grundlohnes. Es kann auf Grund einer Satzungsbestimmung bis zum Vierzigfachen des Grundlohnes erhöht werden. Von diesem Sterbegeld werden zunächst die Bestattungskosten bestritten und an den gezahlt, der die Bestattung besorgt hat. Für einen etwaigen Überschuß sind nacheinander der Ehegatte, die Kinder, der Vater, die Mutter, die Geschwister bezugsberechtigt, wenn sie mit dem Verstorbenen zur Zeit seines Todes in häuslicher Gemeinschaft gelebt haben. Beim Fehlen solcher Berechtigter verbleibt derÜberHchuß der Kasse. b) Beim Tode eines Familienangehörigen des Versicherten Die Satzung der einzelnen Kasse kann dem Versicherten beim Tode des Ehegatten oder eines Kindes und sonstiger Angehöriger, die mit ihm in häuslicher Gemeinschaft gelebt haben und überwiegend unterhalten worden sind, ein Familien sterbegeld zubilligen. Hierbei handelt es sich um keine Pflicht-, sondern um eine Mehrleistung der Krankenversicherung. Familiensterbegeld kann also nur gegeben werden, wenn die einzelne Kasse eine derartige Bestimmung in ihre Satzung aufnimmt. Seine Höhe kann für den Ehegatten bis auf zwei Drittel, für sonstige Angehörige bis auf die Hälfte des Sterbegeldes des Mitglieds bemessen werden. War der verstorbene Angehörige selbst Pflichtmitglied, so ist das Familiensterbegeld um den Betrag des Sterbegelds zu kürzen, auf das der Verstorbene selbst versichert war. War er aber nur freiwilliges Mitglied, so findet eine Kürzung des Familiensterbegeldes nicht statt.

D. Aufbringung der Mittel Die Mittel für die Krankenversicherung werden durch die Beiträge der Arbeitgeber und der Versicherten aufgebracht. Länderzuschüsse erhalten die Krankenkassen nicht. Die Beiträge für Versicherungspflichtige werden je zur Hälfte von diesen und ihren Arbeitgebern getragen. Versicherungsberechtigte entrichten die Beiträge in voller Höhe allein.

Rentenversicherung der Arbeiter und Angestellten von Dr. S. I m h o f - M ü n c h e n

A. Versicherungsträger Träger der Invalidenversicherung als Rentenversicherung der Arbeiter sind die Versicherungsanstalten, die nach Bestimmungen der Landesregierungen für das Gebiet des Landes, für Gemeindeverbände oder andere Gebietsteile errichtet werden (Landesversicherungsanstalten). Dazu kommen als Sonderanstalten die Reichsbahn-Versicherungsanstalt und die Seekasse, welche die Invalidenversicherung für die bei ihnen Versicherten nach den Vorschriften der Reichsveraicherungsordnung durchführen. Die Landesversicherungeanstalten sind aber nicht nur Träger der Invalidenversicherung, sondern auch Träger der Krankenversicherung, soweit Gemeinschaftsaufgaben im Bereich der Kranken- und Invalidenversicherung in Frage stehen, wie Betrieb von Heilanstalten, Erholungs- und Genesungsheimen, Durchführung der vorbeugenden Gesundheitsfürsorge, sowie Beteiligung an den Aufgaben der Gesundheitspolitik, Regelung des vertrauensärztlichen Dienstes, gemeinsame Verwaltung der Rücklagen der Krankenkassen, Verwaltung der Gemeinlast für den Bezirk der Landesversicherungsanstalt und Prüfung der Geschäfts-, Rechnungs- und Betriebsführung der Krankenkassen und Kassenverbände. Träger der Angestelltenversicherung als Rentenversicherung der Angestellten war bis zum Jahre 1945 die Reichsversicherungsanstalt für Angestellte in Berlin. Seitdem besorgen die Aufgaben der Angestelltenversicherung die Landesversicherungsanstalten.

B. Umfang der Versicherung 1. Yersieherungspflicht Der Invalidenversicherungspflicht unterliegen: Arbeiter, die auf Grund der Versicherungspflicht krankenversichert sind, Hausgewerbetreibende, Küstenschiffer und Küstenfischer als Unternehmer gewerblicher Betriebe der Seeschiffahrt und Seefischerei, wenn sie zur Besatzung ihres Fahrzeugs gehören und bei dem Betriebe regelmäßig keine oder höchstens zwei Versicherungspflichtige gegen Entgelt beschäftigen.

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Rentenversicherung der Arbeiter und Angestellten

Der Angestelltenversicherungspflicht unterliegen leitende Angestellte, Betriebs- und Büroangestellte, Handlungsgehilfen und Apotheker, Bühnenmitglieder, Musiker, angestellte Fürsorge-, Kranken- und Wohlfahrtepfleger u. ä. Voraussetzung der Versicherung für diese Personen ist eine Beschäftigung gegen Entgelt bis zu einem Jahresarbeitsverdienst von 7 200 DM. Außerdem bezieht das Gesetz in den Kreis der Angestelltenversicherungspflichtigen ein: Selbständige Lehrer und Erzieher, die in ihrem Betriebe keine Angestellten beschäftigen, selbständige Artisten, Hebammen mit Niederlassungserlaubnis, selbständige Musiker und selbständige Handwerker und Handwerkerinnen, die in die Handwerksrolle eingetragen sind, außerdem auch staatlich anerkannte Wochenpflegerinnen, die für eigene Rechnung tätig sind.

II. Yersicherungsberechtigung Zum freiwilligen Beitritt sowohl in der Invaliden- wie auch in der Angestelltenversicherung ist berechtigt, wer a) die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt, b) das 40. Lebensjahr noch nicht vollendet hat, c) nicht auf Grund seiner Tätigkeit der Invaliden- bzw. der Angestelltenversicherungspflicht unterliegt und d) beim Eintritt nicht bereits invalide bzw. berufsunfähig ist.

III. Freiwillige Versicherung Wer aus einer invaliden- bzw. angestelltenversicherungspflichtigen Beschäftigung ausscheidet und mindestens 26 Wochenbeiträge bzw. sechs Monatsbeiträge auf Grund der Versicherungspflicht nachweist, kann die Versicherung freiwillig fortsetzen oder später erneuern.

C. Gegenstand der Versicherung Gegenstand der Invaliden- wie Angesteil ten Versicherung sind: I. Renten, II. Beitragserstattung, III. Heilverfahren. Bei den Renten und Beitragserstattungen handelt es sich um Pflichtleistungen, auf die dem Versicherten und seinen Angehörigen ein klagbarer Rechtsanspruch zusteht; hingegen stellt das Heilverfahren eine bloße „Kannleistung" dar, auf die der Versicherte keinen gesetzlichen Anspruch hat.

I. Renten 1. Arten der Renten Die Renten aus der Invaliden- und Angestelltenversicherung, welche nur auf Antrag gewährt werden, sind: a) Invalidenrenten für Arbeiter, b) Ruhegeld für Angestellte, c) Hinterbliebenenrenten für Arbeiter und Angestellte.

Renten

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Invalidenrente erhält der versicherte Arbeiter, der dauernd invalide ist oder vorübergehend invalide ist, wenn die Invalidität ununterbrochen 26 Wochen gedauert hat oder nach Wegfall des Krankengeldes noch besteht oder bei Vollendung des 65. Lebensjahres unter der grundsätzlichen Voraussetzung, daß die Wartezeit erfüllt und die Anwartschaft erhalten ist. Als invalide gilt der Versicherte, der infolge von Krankheit oder anderen Gebrechen oder Schwäche seiner körperlichen oder geistigen Kräfte nicht imstande ist, durch eine Tätigkeit, die seinen Kräften und Fähigkeiten entspricht und ihm unter billiger Berücksichtigung seiner Ausbildung und seines bisherigen Berufs zugemutet werden kann, die Hälfte dessen zu erwerben, was körperlich und geistig gesunde Personen derselben Art mit ähnlicher Auabildung in derselben Gegend durch Arbeit zu verdienen pflegen. Ruhegeld aus der Angestelltenversicherung erhält der versicherte Angestellte, der zur Ausübung seines Berufes dauernd berufsunfähig ist oder vorübergehend berufsunfähig ist, wenn die Berufsunfähigkeit ununterbrochen 26 Wochen gedauert hat oder bei Vollendung des 65. Lebensjahres unter der grundsätzlichen Voraussetzung, daß die Wartezeit erfüllt und die Anwartschaft erhalten ist. Als berufsunfähig gilt der Versicherte, dessen Arbeitsfähigkeit infolge von Krankheit oder Gebrechen oder Schwäche seiner körperlichen oder geistigen Kräfte auf weniger als die Hälfte derjenigen eines körperlich und geistig gesunden Versicherten von ähnlicher Ausbildung und gleichwertigen Kenntnissen und Fähigkeiten herabgesunken ist. Hinterbliebenenrenten sowohl in der Invaliden- wie Angestelltenversicherung sind : a) Witwenrenten, b) Witwerrenten, c) Waisenrenten. Anspruch auf diese Renten besteht grundsätzlich nur, wenn für den Verstorbenen zur Zeit seines Todes die Wartezeit erfüllt und die Anwartschaft erhalten ist. Sind diese Voraussetzungen gegeben, so erhalten in beiden Versicherungszweigen a) die Witwe nach dem Tode des versicherten Ehemanns die Witwenrente, b) der erwerbsunfähige, bedürftige Ehemann nach dem Tode seiner versicherten Ehefrau, sofern die Verstorbene den Unterhalt ihrer Familie überwiegend bestritten hat, die Witwerrente, c) die Kinder nach dem Tode des Versicherten bis zum vollendeten 18. Lebensjahr die Waisenrente. Keinen Anspruch auf Rente bzw. Ruhegeld hat, wer sich vorsätzlich invalide bzw. berufsunfähig macht; desgleichen haben Hinterbliebene keinen Rentenanspruch, wenn sie den Tod des Versicherten vorsätzlich herbeigeführt haben. 2. Wartezeit Zum Rentenanspruch muß die Wartezeit erfüllt sein. Darunter versteht man einen Zeitraum von Beitragswochen, bzw. Beitragsmonaten, die ein Versicherter der Invaliden- bzw. Angestelltenversicherung zurückgelegt haben muß, um eine Leistung aus der Rentenversicherung beanspruchen zu können. Sie wird erfüllt durch die Entrichtung von Pflicht- wie aber auch von freiwilligen Beiträgen, sowie durch den Nachweis von Ersatzzeiten.

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Rentenversicherung der Arbeiter und Angestellten

Die Wartezeit ist erfüllt, wenn mindestens 60 Beitragsmonate, bei der Altersinvalidenrente, wenn mindestens 180 Beitragsmonate zurückgelegt sind. Kalendermonate, die nur teilweise mit Beitragszeiten belegt sind, gelten als volle Beitragsmonate. Sind an Stelle von Beitragsmonaten Beitragswochen zurückgelegt, so gelten je 13 Beitragswochen als drei Beitragsmonate; von dem verbleibenden Rest gelten je vier Beitragswochen als ein Beitragsmonat. Für die Erfüllung der Wartezeit gelten als Beitragsmonate auch die sogenannten Ersatzzeiten; das sind die nicht mit Beiträgen belegten Zeiten, in denen der Versicherte zur Erfüllung der Wehrpflicht eingezogen gewesen ist oder in Mobilmachungs- oder Kriegszeiten dem Deutschen Reich Kriegs-, Sanitäts- oder ähnliche Dienste geleistet hat oder während eines Krieges, ohne Kriegsteilnehmer zu sein, durch feindliche Maßnahmen an der Rückkehr aus dem Ausland verhindert gewesen ist, sofern die Versicherung vorher bestanden hat. Die Wartezeit gilt als erfüllt, wenn der Versicherte infolge eines Arbeitsunfalls oder in Mobilmachungs- oder Kriegszeiten während der Ableistung von Kriegs-, Sanitäts- oder ähnlichen Diensten für das Deutsche Reich oder infolge Feindeinwirkung invalide bzw. berufsunfähig geworden oder gestorben ist. 3. Anwartschaft Neben der Erfüllung der Wartezeit verlangt der Rechtsanspruch auf Rente des weiteren, daß die Anwartschaft erhalten ist. Zur Erhaltung der Anwartschaft müssen in der Invalidenversicherung für jedes Kalenderjahr mindestens 26 Wochenbeiträge, in der Angestelltenversicherung mindestens sechs Monatsbeiträge entrichtet werden. Ohne daß Beiträge entrichtet zu werden brauchen, sind für die Erhaltung der Anwartschaft als sogenannte Ersatzzeiten die Zeiten anzurechnen, in denen der Versicherte zur Erfüllung der Wehrpflicht eingezogen gewesen ist, durch Krankheit, Schwangerschaft, Wochenbett oder während der Genesung zeitweise arbeitsunfähig und nachweislich verhindert gewesen ist, seine Berufstätigkeit auszuüben, und als Arbeitsloser versicherungspflichtige Arbeitslosenunterstützung oder Krisenunterstützung oder Unterstützung aus der öffentlichen Fürsorge oder Familienunterstützung erhalten hat. Die Anwartschaft gilt als erhalten, wenn beim Versicherungsfall der Invalidität bzw. Berufsunfähigkeit, des Todes oder bei Vollendung des 65. Lebensjahres die Zeit seit dem ersten Eintritt in die Versicherung mit Beiträgen zur Hälfte belegt ist (sogenannte Halbdeckung). Aus Beiträgen, die bis zum 31. Dezember 1948 entrichtet sind, ist die Anwartschaft bis zu diesem Tage erhalten, sofern nicht der Versicherungsfall vor dem 1. Januar 1949 eingetreten ist. 4. Höhe der Renten Die Invalidenrente und ebenso das Ruhegeld bestehen aus Grundbetrag und Steigerungsbetrag. Sie betragen mindestens 50 DM pro Monat und erhöhen sich für jedes Kind des Versicherten bis zum vollendeten 18. Lebensjahr um den Kinderzuschuß.

Renten

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Die Witwen- und Witwerrente beträgt mindestens 40 DM monatlich. Die Waisenrente beträgt mindestens 30 DM monatlich. Im Falle ihrer Wiederverheiratung erhält die rentenberechtigte Witwe das Dreifache der jährlichen Witwenrente als Abfindung. II. Beitragserstattungen Heiratet eine Versicherte — und zwar gilt diese Gesetzesbestimmung für die Invaliden- wie Angestelltenversicherung — so wird ihr auf Antrag, der binnen drei Jahren nach der Eheschließung zu stellen ist, die Hälfte der Beiträge erstattet, die für die Zeit vom 1. Januar 1924 bis zum Ende der Woche (Monat) entrichtet sind, in der (dem) der Antrag gestellt ist. In der Angestelltenversicherung wird auch, wenn eine Versicherte nach Ablauf der Wartezeit für das Ruhegeld wegen Berufsunfähigkeit vor Eintritt in den Genuß eines Ruhegeldes stirbt und kein Anspruch auf Hinterbliebenenrente besteht, auf Antrag die Hälfte der für die Zeit vom 1. Januar 1924 bis zum Tode der Versicherten entrichteten Beiträge erstattet. Der Anspruch verfällt, wenn er nicht innerhalb eines Jahres nach dem Tode der Versicherten geltend gemacht wird. Diese Regelung ist in den westlichen Besatzungszonen bis auf weiteres ausgesetzt. III. Heilverfahren Außer der Gewährung von Renten kennt die Invaliden- und Angestelltenversicherung, allerdings nur als Kannleistung, auch die Durchführung von Heilverfahren. Die Träger der Invaliden- und Angestelltenversicherung können ein Heilverfahren einleiten, wenn zu erwarten ist, daß es die infolge einer Erkrankung drohende Invalidität bzw. Berufsunfähigkeit eines Versicherten oder einer Witwe abwendet, oder daß es den zum Bezug einer Invalidenrente bzw. eines Ruhegeldes, einer Witwenoder Witwerrente Berechtigten wieder erwerbsfähig bzw. berufsfähig macht. Der Erkrankte kann durch die Invaliden- bzw. Angestelltenversicherung in ein Krankenhaus oder in eine Anstalt für Genesende untergebracht werden. Die Zahlung der Invalidenrente bzw. des Ruhegeldes, der Witwen- oder Witwerrente kann für die Dauer des Heilverfahrens ganz oder teilweise eingestellt werden. Für die Angehörigen des Erkrankten, die er überwiegend unterhalten hat, ist während des Heilverfahrens ein Hausgeld zu zahlen, soweit und solange nicht Gehalt oder Lohn auf Grund eines Rechtsanspruchs an den Erkrankten zur Auszahlung gelangt.

D. Aufbringung der Mittel Die Mittel für die Ausgaben der Rentenversicherungen der Arbeiter und der Angestellten werden durch Beiträge der Versicherten und der Arbeitgeber sowie durch die Länder aufgebracht. Der Beitrag für die versicherungspflichtigen Arbeiter und Angestellten ist seit 1. Juni 1949 auf 10 vom Hundert des Entgelts festgesetzt. Von den Beiträgen für Versicherungspflichtige haben Arbeitgeber und Versicherte je die Hälfte zu tragen; die freiwilligen Mitglieder entrichten ihre Beiträge in der ihrem jeweiligen Einkommen entsprechenden Lohn- bzw. Gehaltsklasse, in der Invalidenversicherung mindestens aber in der Lohnklasse II, in der Angestellten Versicherung mindestens in der Gehaltsklasse ß .

Private Unfallversicherung (Eingehende Darstellung siehe: A. Haekner und H. Liniger,

Was muß der Arzt

von der privaten Unfallversicherung wissen? Leipzig, Johann Ambrosius Barth.) Die private Unfallversicherung ist freiwillig. Das Antragsformular zur Aufnahme in eine Privatversicherung enthält bestimmte Fragen nach Gebrechen und Gesundheitsstörungen, auf Grund deren Beantwortung die Versicherung abgelehnt oder erschwert (Klauseln wie Ausschluß von_Körperteilen, erhöhte Prämien usw.) werden kann. Die Versicherung unterscheidet sechs verschiedene Gefahrenklassen je nach dem Beruf des Antragstellers. Die Privatunfallversicherung versichert gegen Arbeitsunfähigkeit, Invalidität und Tod. Während in der sozialen Unfallversicherung die Rente bei zurückbleibenden Körperschädigungen das Normale ist, findet bei der privaten Unfallversicherung eine Kapitalabfindung statt. In der Privatunfallversicherung sind die eingegangenen Versicherungsbedingungen die Grundlage jeder Entschädigung. Für Streitigkeiten, ob ein Unfall vorliegt oder nicht, ist das Gericht zuständig. Der Unfallbegriff wird in der privaten Versicherung folgendermaßen definiert: Es liegt ein Unfall vor, wenn der Versicherte durch ein plötzlich von außen auf seinen Körper wirkendes Ereignis unfreiwillig eine Gesundheitsschädigung erleidet. Ausdrücklich von der Entschädigungspflicht sind ausgeschlossen'. Gewerbekrankheiten, eine Reihe von Infektionskrankheiten, Erkrankungen infolge psychischer Einwirkung, Gesundheitsschädigungen durch Licht, Temperatur und Witterungseinflüsse, weiterhin Unterleibsbrüche, Wasserbrüche, Krampfadern, Unterschenkelgeschwüre, Darmverschlingungen, Blinddarmentzündung. Folgende einschränkende Bestimmungen sind von großer Bedeutung: Wenn bei der Entstehung einer vorübergehenden Arbeitsunfähigkeit, der Invalidität oder des Todes neben dem Unfall Krankheiten oder Gebrechen mitgewirkt haben, so wird die Versicherungsleistung im Verhältnis des auf diese Mitwirkung entfallenden Anteils gekürzt. Er bleibt jedoch unberücksichtigt, wenn er weniger als 25 % beträgt. Für Blutungen aus inneren Organen wird nur dann eine Leistung gewährt, wenn diese Schäden ausschließlich durch einen Versicherungsfall ohne Mitwirkung einer inneren Erkrankung verursacht sind. Für psychische und nervöse Störungen, durch welche im Anschluß an einen Unfall die Arbeitsfähigkeit beeinträchtigt ist, wird eine Entschädigung nur gewährt, wenn und soweit diese Störungen auf eine durch den Unfall verursachte organische Erkrankung des Nervensystems oder auf eine im Anschluß an den Unfall neu entstandene Epilepsie zurückzuführen sind. Durch diesen Passus kennt die Privatversicherung die sogenannte Unfallneurose nicht.

Private Unfallversicherung

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Für den Versicherten selbst sind folgende Bestimmungen von Wichtigkeit, natürlich muß sie auch jeder Arzt kennen. Jeder Unfall muß unverzüglich der Gesellschaft angezeigt werden, hat er den Tod zur Folge gehabt, hat dies innerhalb von 24 Stunden telegraphisch zu geschehen. Die Gesellschaft hat dann das Recht, durch einen von ihr beauftragten Arzt die Leiche besichtigen und sezieren zu lassen. Die Versicherung verpflichtet den Verletzten, spätestens am 4. Tage nach dem Unfall einen Arzt zu konsultieren. Eine ärztliche Behandlung muß bis zum Abschluß des Heilverfahrens durchgeführt werden. Alle Anfragen der Gesellschaft sind zu beantworten, auch hat der Verletzte dafür Sorge zu tragen, daß der behandelnde Arzt die von ihm angeforderten Berichte abliefert. Die behandelnden Ärzte, auch diejenigen, von denen der Verletzte aus anderen Anlässen behandelt und untersucht worden ist, müssen ermächtigt werden, der Gesellschaft auf Verlangen Auskunft zu erteilen. Weiterhin ist der Verletzte verpflichtet, soweit es sein Zustand erlaubt, sich einem von der Gesellschaft bezeichneten Arzt zur Untersuchung zu stellen. Den von diesen Ärzten nach gewissenhaftem Ermessen zur Förderung der Heilung getroffenen sachdienlichen Anordnungen ist Folge zu leisten. Dies gilt ganz besonders auch für den Fall, daß die Behandlung oder Untersuchung in einer Heilanstalt angeordnet wird, wobei dem Versicherten nichts Unbillige? zugemutet werden darf. Bezieht der Verletzte eine vorläufige Rente, so muß er sich auf Verlangen der Gesellschaft alle sechs Monate einer ärztlichen Untersuchung und Begutachtung unterwerfen. Die Grundsätze für die prozentuale Abschätzung der Körperschäden weisen gegenüber den in der staatlichen Unfallversicherung üblichen Sätzen Verschiedenheiten auf. Besonders wichtig ist, daß bei der Privatversicherung auch Schäden bis zu 1 % berücksichtigt werden. Die hierfür maßgebenden Versicherungsbedingungen lauten: I. Im Falle vorübergehender Beeinträchtigung der Arbeitsfähigkeit ist für die Bemessung des Grades der Beeinträchtigung die Berufstätigkeit und Beschäftigung des Versicherten maßgebend. II. Im Falle dauernder Beeinträchtigung der Arbeitsfähigkeit sind für die Bemessung des Invaliditätsgrades die nachfolgenden Bestimmungen maßgebend: A. 1. Als feste Invaliditätsgrade werden unter Ausschluß des Nachweises eines höheren oder geringeren Grades angenommen (Gliedertaxe): a) bei vollständigem Verlust oder vollständiger Gebrauchsunfähigkeit: eines Armes oder einer Hand 60% eines Beines oder eines Fußes 50% eines Daumens 20% eines Zeigefingers 10% eines anderen Fingers 5% einer großen Zehe 5% einer anderen Zehe 2% b) bei gänzlichem Verlust der Sehkraft beider Augen 100% bei gänzlichem Verlust der Sehkraft eines Auges 30%

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Private Unfallversicherung

sofern jedoch die Sehkraft des anderen Auges vor Eintritt des Versicherungsfalles bereits verloren war bei gänzlichem Verlust des Gehörs auf beiden Ohren bei gänzlichem Verlust des Gehörs auf einem Ohr sofern jedoch das Gehör auf dem anderen Ohre vor Eintritt dee Versicherungsfalles bereits verloren war

50% 60% 15% 30%

2. Bei teilweisem Verlust oder teilweiser Gebrauchsunfähigkeit der vorgenannten Körperteile oder Sinnesorgane werden die vorstehenden Sätze entsprechend herabgesetzt. 3. Bei dem Verlust oder Gebrauchsunfähigkeit von mehreren der vorgenannten Körperteile oder Sinnesorgane werden die sich nach Ziffer 1 und 2 ergebenden Prozentsätze zusammengerechnet, jedoch nie mehr als 1 0 0 % angenommen.

B. Läßt sich der Invaliditätsgrad nach vorstehendem nicht bestimmen, so wird bei Bemessung desselben in Betracht gezogen, inwieweit der Versicherte imstande ist, Erwerb durch eine Tätigkeit zu erzielen, die seinen Kräften und Fähigkeiten entspricht und ihm unter billiger Berücksichtigung seiner Ausbildung und seines bisherigen Berufes zugemutet werden kann. Bestehen zwischen dem Verletzten und der Gesellschaft sowie deren Ärzten Meinungsverschiedenheiten über Art und Umfang der Unfallfolgen oder darüber, ob ein Körperschaden auf den Unfall zurückzuführen ist, so entscheidet eine sogenannte Ärztekommission, in allen anderen Streitfällen die ordentlichen Gerichte. Ist ein Verletzter mit einer Erklärung der Versicherungsgesellschaft nicht einverstanden, so kann er binnen zwei Monaten Widerspruch erheben und binnen einem Monat nach Erhebung des Widerspruchs eine Kommissionsentscheidung beantragen. Auch die Gesellschaft hat das Recht, Kommissionsentscheidungen zu verlangen. Die Ärztekommission setzt sich aus je einem Vertrauensarzt des Verletzten und der Gesellschaft und einem Obmann zusammen. Letzterer ist der für den Wohnort des Verletzten zuständige Kreis-, Amts- oder Bezirksarzt oder auf Verlangen einer Partei der leitende Arzt einer öffentlichen Heilanstalt oder ein deutscher Hochschullehrer. Handelt es sich um psychische oder nervöse Störungen, so soll ein hervorragender Nervenarzt oder Psychiater Obmann sein. Die Benennung des Obmanns ist Sache der Gesellschaft, gegen die Personenwahl kann der Verletzte Einspruch erheben. In diesem Falle wird der Obmann von der Ärztekammer bestimmt. Dem Obmann der Ärztekommission werden die Akten übersandt. E r bestimmt Ort und Zeit der Verhandlung, in welcher der Verletzte tunlichst gehört und untersucht werden soll. Über die Untersuchung und Verhandlung ist ein Protokoll aufzunehmen. Dabei sind die von der Gesellschaft gestellten Fragen entweder einstimmig oder mit Stimmenmehrheit zu beantworten. Die Kosten der Ärztekommission trägt der Versicherungsnehmer, wenn die Entscheidung der Kommission für den Versicherten ungünstiger ist, als das vor ihrem Zusammentritt erfolgte Angebot der Gesellschaft.

Unfallversicherung von Direktor W e g m a n n - M ü n c h e n Die gesetzliche Unfallversicherung hat sich aus der Haftpflichtversicherung der Betriebe entwickelt. Die geltenden Bestimmungen sind im 3. Buch der Reichsversicherungsordnung (RVO.) zusammengefaßt. Die Träger der Unfallversicherung sind die Berufsgenossenschaften, der Bund, die Länder, die Gemeinden und die Gemeindeunfallversicherungsverbände. Sie sind öffentlich-rechtliche Pflichtgenossenschaften der Unternehmer. Die gesetzliche Unfallversicherung umfaßt die allgemeine, die landwirtschaftliche und die See-Unfallversicherung. Die genaue Gliederung siehe Seite 17—22. Die gesamten Aufwendungen der Berufsgenossenschaften werden ausschließlich von den Unternehmern aufgebracht. Beiträge von versicherten Arbeitnehmern werden zu diesem Zweige der Sozialversicherung nicht erhoben. Die Aufbringung der Mittel geschieht in der Regel durch Umlage, ein Verfahren, das im einzelnen recht kompliziert und bei den verschiedenen Berufsgenossenschaften nicht gleichartig ist. Aufsichtsbehörde für die allgemeinen und landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaften sowie für die Gemeinde-Unfallversicherungsverbände sind die Landesversicherungsämter. Das mit dem 1. Januar 1942 in Kraft getretene „Sechste Gesetz über Änderungen in der Sozialversicherung" vom 9. März 1942 läßt die bisherige Betriebsversicherung fallen und dehnt den Versicherungsschutz — mit Ausnahme einiger, im Gesetz besonders aufgeführter Personen — auf alle Arbeitnehmer aus. Daher sind gegen Arbeitsunfall alle auf Grund eines Arbeits-, Dienst- oder Lehrverhältnisses Beschäftigten versichert. Daneben sind weitere Personengruppen, die im einzelnen in § 537 der Reichsversicherungsordnung genannt sind, versichert, so ζ. B. die im Gesundheits- und Veterinärwesen sowie in der Wohlfahrtspflege Tätigen, Angehörige des Roten Kreuzes, der Feuerwehren, Lebensretter, Hausgewerbetreibende, Heimarbeiter usw. Versicherungsfrei sind nur Beamte, also auch beamtete Ärzte, insoweit ihnen Unfallfürsorge nach anderen Vorschriften gewährleistet wird, ferner Ärzte, Zahnärzte, Dentisten, Apotheker und Heilpraktiker bei ihrer freiberuflichen Tätigkeit. Durch die Satzungen der Berufsgenossenschaften kann die Versicherungspflicht auch auf Unternehmer und ihre Ehegatten, mit Ausnahme der Haushaltungsvorstände ausgedehnt werden. Für den Fall, daß eine Berufsgenossenschaft von diesem Recht keinen Gebrauch macht, können die Unternehmer mit Ausnahme der Haushaltungsvorstände sowie die Lotsen sich freiwillig gegen die Folgen von Arbeitsunfällen versichern. Das gleiche gilt für die im Unternehmen tätigen Ehegatten. Die Unfallversicherung schützt den Versicherten gegen die Folgen von Arbeiteunfällen und bestimmten Berufekrankheiten. Ein Arbeitsunfall ist ein körperlich

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Unfallversicherung

schädigendes, zeitlich begrenztes Ereignis, das mit der versicherten Tätigkeit in ursächlichem Zusammenhang steht. Verbotswidriges Handeln schließt die Annahme eines Arbeitsunfalls nicht aus. Als Arbeitsunfälle gelten auch Unfälle auf einem mit der Tätigkeit in dem Unternehmen zusammenhängenden Weg nach und von der Arbeits- oder Ausbildungsstätte; ferner Unfälle bei einer mit der Tätigkeit in dem Unternehmen zusammenhängenden Verwahrung, Beförderung, Instandhaltung und Erneuerung des Arbeitsgerätes, und zwar auch dann, wenn es von dem Versicherten gestellt wird. Die Versicherung erstreckt sich ferner auf andere Dienste, zu denen Versicherte, die hauptsächlich im Unternehmen tätig sind, von dem Unternehmer oder dessen Beauftragten herangezogen werden. Maßgebend ist in allen Fällen, daß es sich um freie Arbeiter oder Angestellte handelt; von untergeordneter Bedeutung ist, ob ein bürgerlich-rechtliches Vertragsverhältnis vorliegt, ob die Beschäftigung im Betriebe eine langdauernde, kurze oder nur vorübergehende (Hilfsleistung) ist, ob die Beschäftigung gegen oder ohne Entgelt ausgeübt wird. Geschlecht und Alter sind ebenfalls ohne Bedeutung, Kinder sind aber nur dann versichert, wenn es sich um ernste Arbeitstätigkeit und nicht um eine spielerische Betätigung handelt. Dem Verletzten und seinen Hinterbliebenen steht kein Anspruch zu, wenn er seinen Unfall vorsätzlich herbeigeführt hat. Hat der Verletzte sich den Unfall beim Begehen einer Handlung, die nach strafgerichtlichem Urteil ein Verbrechen oder vorsätzliches Vergehen ist, zugezogen, so kann der Schadenersatz ganz oder teilweise versagt werden. Die Regierung kann durch Verordnung bestimmte Krankheiten als Berufskrankheiten bezeichnen. Näheres siehe Seite 23. Die Berufsgenossenschaften stehen unter ehrenamtlicher Leitung eines Vorstandes, der sich aus Vertretern der Arbeitgeber und Vertretern der versicherten Arbeitnehmer zusammensetzt. Sie erledigen ihre Aufgaben nach dem Grundsatz der Selbstverwaltung unter eigener Verantwortung. Die Berufsgenossenschaften regeln wichtige Teile ihrer Verfassung und Verwaltung durch Satzungen, welche der Genehmigung der Aufsichtsbehörde bedürfen. Das vom Wirtschaftsrat am 23. 6. 1949 verabschiedete Gesetz über die Wiederherstellung der Selbstverwaltung in der Sozialversicherung fand nicht mehr die Genehmigung durch die Besatzungsmächte. In absehbarer Zeit ist aber damit zu rechnen, daß die Einzelheiten bezüglich der Selbstverwaltung durch Bundesgesetz geregelt werden. Nähere Ausführungen müssen daher einem Nachtrag vorbehalten bleiben. Durch die Aufbringung der gesamten Mittel für Unfallentschädigung sind die Berufsgenossenschaften daran interessiert, die Betriebsgefahren und damit die Entschädigungslasten zu verringern. Nach dem Gesetz haben sie das Recht und die Pflicht, Unfallverhütungsvorschriften zu erlassen. Durch ihre fachgemäße Gliederung sind sie hierzu besonders befähigt. Die Einhaltung der Vorschriften wird durch fachlich besonders vorgebildete technische Aufsichtsbeamte überwacht. Zur Auszahlung der Renten bedienen sich die Berufsgenossenschaften der Deutschen Post. Sie zahlt nach den ihr zugegangenen Weisungen die Entschädigungen bei monatlicher Abrechnung mit den Genossenschaften. Eine zivilrechtliche Schadenersatzpflicht für den Unternehmer und seine Beauftragten besteht nur insoweit, als Versicherte und deren Hinterbliebene, auch wenn sie keinen Anspruch aus der Unfallversicherung auf Rente haben, allein dann

Abgrenzung der Unfallversicherungszweige

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Anspruch auf Schadenersatz haben, wenn strafgerichtlich festgestellt worden ist. daß der Unternehmer oder seine Beauftragten den Unfall vorsätzlich herbeigeführt haben. Der Berufsgenossenschaft gegenüber besteht eine Haftung des Unternehmers oder der von ihm bestellten Vertreter, wenn sie den Unfall vorsätzlich oder fahrlässig mit Außerachtlassung derjenigen Aufmerksamkeit herbeigeführt haben, au welcher sie vermöge ihres Amtes, Berufes oder Gewerbes besonders verpflichtet sind.

Abgrenzung der Unfallversicherungs zweige Die gesetzliche Unfallversicherung gliedert sich in 1. die Allgemeine Unfallversicherung 2. die Landwirtschaftliche Unfallversicherung 3. die See-Unfallversicherung. Nachstehend wird das Verzeichnis der Anschriften nach dem augenblicklichen Stand mitgeteilt, da es für die Praxis der Begutachtung von einer gewissen Bedeutung ist. Die meisten Berufsgenossenschaften sind gegliedert in eine Hauptverwaltung und in mehrere Bezirksverwaltungen oder Sektionen.

I. Verzeichnis der gewerblichen Berufsgenossenschaften Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften e. V. Geschäftsstelle Bonn a. Rh., Schumannatraße 8 Bergbau-Berufsgenossenschaft HV. Bez.-Verw. Bonn Bez.-Verw. Bochum Bez.-Verw. Clausthal-Zellerfeld Bez.-Verw. München Dienststelle Hessen Steinbruchs-Berufsgenossenschaft HV. West-Zweigstellen

Bochum Bonn a. Rh. Bochum Clausthal-Zellerfeld München 8 Wiesbaden

Dirschauer Straße 10 Schumannstraße 8 Gilsingstraße 24 (Postfach 34) Bremerhöhe 10 Maria-Theresia-Str. 15 Grillparzeretraße 14

Hannover 0 Am Holzgraben 3 Kipfenberg /Bay Sektion I Nürnberg Laufertorgraben 10 II Sektion II Karlsruhe Erbprinzenstraße 31 Rastatt Dienststelle Kaiserstraße 22 Sektion III Bonn Schumannstraße 8 Hannover Sektion VI Arnswaldtstraße 28 Berufsgenossenschaft der Feinmechanik und Elektrotechnik HV. Braunschweig Bültenweg 88 Sektion V Braunschweig Bültenweg 88 Dortmund Sektion VI Kaiserstraße 29 Aachen Sektion VII Theaterstraße 6 Sektion VIII/IX Stuttgart S Mörikestraße 11 Sektion X Nürnberg Prinzregentenufer 3 2 Rostock, Unfall-Begutachtung

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Unfallversicherung

Süddeutsche Eisen- und Stahl-Berufsgenossenschaft Breidenbacher Str. 13 HV. Mainz Beethovenplatz 4 Sektion I München 15 Königstraße 3 Sektion II Nürnberg Haußmannstraße 4 Sektion III Stuttgart Augusta-Anlage 22 Sektion IV Mannheim Breidenbacher Straße 4 Sektion VI Mainz Hütten- und Walzwerks-Berufsgenossenschaft HV. Essen Schürmannstraße 30 b Sektion I Essen Schürmannstraße 30 b Sektion II Oberhausen /Rhld. Sedanstraße 34 Sektion III Düsseldorf Rather Straße Tor IV Sektion IV Dortmund Rheinlanddamm 201 rie-Berufsge Maschinenbau- und Kleineisenindustrie-Berufsgenossenschaft Düsseldorf HV. Kreuzstraße 45 Dortmund Sektionen I/III Johannesstraße 23 Düsseldorf Sektion IV Kreuzstraße 45 Köln Sektionen V/VI Appellhofplatz 20 Nordöstliche Eisen- und Stahl-Berufsgenossenschaft Oranienburger Str. 13-14 Berlin C 2 Nordwestliche Eisen- und Stahl-Berufsgenossenschaft Fundstraße 1 A HV. Hannover Ο Marienstraße 54 Sektion I Hannover Breitenweg 30 b Sektion III Bremen Gröningerstraße 10 Sektion IV Hamburg 11 Dahlmannstraße 1-3 Sektion V Kiel Adolfstraße 66 Sektion VI Braunschweig Süddeutsche Edel- und Unedelmetall-Berufsgenossenschaft Haußmannstraße 4 HV. Stuttgart 0 Haußmannstraße 4 Bez.-Verw. Stuttgart Stuttgart Ο Königstraße 3 Bez.-Verw. Nürnberg Nürnberg-A Simmlerstraße 12 Bez.-Verw. Pforzheim Pforzheim Berufsgenossenschaft der keramischen und Glas-Industrie Schließfach 170 Kulmbach HV. West Schließfach 170 Kulmbach Bez.-Verw. I Eduard-VerhülsdonkNeuwied Bez.-Verw. II/III Straße 30 Georgsplatz 1-3 Bez.-Verw. IV Hannover Berufsgenossenschaft der chemischen Industrie Friedr.-Eisenlohr-Str. 6 HV. West Heidelberg Georgsplatz 13 Sektion III Hamburg 1 Wörthstraße 34 Sektion IV Köln Riehler Straße 37 Technische Abteilung Köln Renzstraße 11-13 Sektion VI Mannheim Gartenstraße 140 Sektion VII Frankfurt a. M. Bahnhofstraße 27 Sektion VIII Nürnberg

Gewerbliche Berufsgenossenschaften

Berufsgenossenschaft der Gas- und Wasserwerke Düsseldorf HV. West

19 Hüttenstraße 9 (Schließfach 208)

Textil- und Bekleidungs-Berufsgenossenachaft HV. Augsburg Haiderstraße 3 BV. West- u. Nordwestdeutschland M.-Gladbach Webschulstraße 75 Berufsgenossenschaft Papier und Druck HV. Wiesbaden Augustastraße 5 Die Verwaltung der Berufsgenossenschaft befindet sich zur Zeit im Aufbau. Die Berufsgenossenschaft Papier und Druck faßt folgende Berufsgenossenschaften zusammen: Papiermacher-Berufsgenossenschaft HV. Mainz Breidenbacher Str. 13 Sektion I München 8 Maria-Theresia-Str. 15 Sektion I I Haußmannstraße 4 Stuttgart 0 Sektion IV Breidenbacher Str. 4 Mainz Sektion V Hauptstraße 267 Bergisch-Gladbach Papierverarbeitungs-Berufsgenossenschaft Sektion I I WuppertalVohwinkel Gustavstraße 16 Sektion IV Nürnberg 0 Nunnenbeckstr. 51 I I Berufsgenossenschaft für das graphische Gewerbe HV. Hamburg-Bergedorf Pfingstberg 21 Hamburg-Bergedorf Pfingstberg 21 Sektion I Bochum Kortumstraße 19/21 Sektion I I Frankfurt a. M. Gartenstraße 140 Sektion I I I Stuttgart Ο Haußmannstraße 4 Sektion IV München Maria-Theresia-Str. 15 Sektion V Leder i η d ustr ie-Ber ufsgenossenschaf t HV. Mainz Breidenbacher Str. 13 Sektion I I I Mainz Breidenbacher Str. 4 Sektion IV Breidenbacher Str. 4 Mainz Sektion V Weißenburger Straße 15 Mülheim /Ruhr Sektion VI Haußmannstraße 4 Stuttgart Ο Norddeutsche Holz-Berufsgenossenschaft HV. West Bielefeld Arndtstraße 5 Bez.-Verw. Bremen Bremen An der Weide 43 Moltkestraße 99 Bez.-Verw. Köln Köln Lahnstraße 2 Bez.-Verw. Marburg/Lahn Berufsgenossenschaft Nahrungsmittel und Fremdenverkehr Augusta-Anlage 24 HV. Mannheim München 38 Romanstraße 38 BV. München Mannheim BV. Mannheim Augusta-Anlage 24 DortmundBV. Dortmund Bodelschwingh Auf dem Kellerkamp 4 Hannover Annenstraße 18 BV. Hannover 2*

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Unfallversicherung

Zucker-Berufsgenossenschaft

Hildesheim Bahnhofsallee 20 Berufegenossenschaft für Straßen- Privat- und Kleinbahnen HV. Lübeck Lindenplatz 2 Geschäftsstelle Hamburg-Altona Mathildenstraße 44 Reutlingen /Württ. Reben talstraße 13 Geschäftsstelle Großhandels- und Lagerei-Berufsgenossenschaft HV. West Mannheim Mollstraße 51 Sektion IV Hamburg 1 Ernst-Merck-Str. 12-14 An der Weide 43 Sektion V Bremen Bahnhofstraße 17 Sektion VI Mainz Augusta-Anlage 32 Sektion VII Mannheim Brienner Straße 27 Sektion V I I I München Berufsgenossenschaft für Fahrzeughaltungen Hamburg-Altona HV. West Mathildenstraße 44 Hamburg 1 Raboisen 8 BV. Hamburg Hannover An der Markuskirche 4 BV. Hannover Wuppertal-Barmen Weiherstraße 9 BV. Wuppertal Wiesbaden Bahnhofstraße 63 BV. Wiesbaden München 23 Giselastraße 21 BV. München See-Berufsgenossenschaft HV. Hamburg 11 Zippelhaus 5-6 Nesserlandstraße 36 Emden Sektion I Martinistraße 34 I I I Bremen Sektion I I Arndtstraße 1 Bremerhaven Nebenstelle Zippelhaus 5-6 Hamburg 11 Sektion I I I Willestraße 9 Sektion IV Kiel Tiefbau-Berufsgenossenschaft Loristraße 8 HV. West München 2 Fleischerei-Berufsgenossenschaft Mainz

Diether-von-IsenburgStraße 15

Berufsgenossenschaft für den Einzelhandel Meckenheimer Str. 49a HV. West Bonn Blücherstraße 16 Geschäftsstelle Bonn Bonn Faulenstraße 58-60 Geschäftsstelle Bremen Bremen 1 Neue Rabenstr. 27-30 Geschäftsstelle Hamburg Hamburg Brienner Straße 27 I Geschäftsstelle München München 2 Berufsgenossenschaft für reichsgesetzliche Unfallversicherung HV. West Hamburg 1 Meßberghof I I I Loristraße 8 Verwaltungsstelle München Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege Burchardstraße 8 HV. West Hamburg 1 (Sprinkenhof) Loristraße 8 München 2 Sektion Süddeutschland

Gewerbliche Berufsgenossenschaften

Süddeutsche Holz-Berufsgenossenschaft HV. München 19 BV. Bayern BV. Südwestdeutschland Bau- Berufsgenossenschaft Wuppertal HV. Geschäftsstelle Dortmund Geschäftsstelle Köln Bau-Berufsgenossenschaft Hamburg

München 19 Stuttgart S

21

Nymphenburger Straße 168 Nymphen burger Straße 168 Charlottenstraße 29

Wuppertal-Elberfeld Hofkamp 82-84 Wißstraße 34 Dortmund Kaiser- Fr ied r ic hKöln a. Rh. Ufer 39 Hamburg 35

Bau-Berufsgenossenschaft Hannover HV. Hannover S Geschäftsstelle Bremen Bremen Bau-Berufsgenossenschaft Frankfurt HV. Frankfurt a. M. Geschäftsstelle Wiesbaden Wiesbaden Württembergische Bau-Berufsgenossenschaft Stuttgart Ο Südwestliche Bau-Berufsgenossenschaft HV. Baden-Baden Verw. Baden-Baden Baden-Baden Verw. Karlsruhe Karlsruhe Bayerische Bau-Berufsgenossenschaft München 2 Binnenschiffahrts-Berufsgenossenschaft Duisburg HV. Duisburg Bez.-Verw. Duisburg Hamburg 1 Geschäftsstelle Hamburg Frankfurt a. M. Bez.-Verw. Frankfurt

Holstenwall 8 Geibelstraße 15/16 Schwachhauser Heerstraße 15 Weißfrauenstraße 10 Bahnhofstraße 63 II Neckarstraße 55 a Eisenbahnstraße Ii) Eisenbahnstraße 19 Kriegsstraße 35 Loristraße 8 Beekstraße 30-32 Beekstraße 30-32 Marschländerstraße 11 Guiollettstraße 24

II. Verzeichnis der landwirtschaftlichen Berufsgenossenschafteu 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8.

Hessen-Nassauische LBG. Gartenbau-BG. LBG. Oberbayern LBG. Ober- und Mittelfranken LBG. Niederbayern-Oberpfalz LBG. Unterfranken LBG. Schwaben Badische LBG.

Kassel Kassel München 13 Bayreuth Landshut Würzburg Augsburg Karlsruhe'B.

Goethestraße 29 Goethestraße 29 Heßstraße 104 Kanzleistraße 7 Regierung3platz 540 Friedrich-Ebert-Ring 32 Beethovenstraße 6/8 Kriegsstraße 37

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Unfallversicherung

9. Land- und forstwirtschaftliche BG. für den Reg.-Bez. Darmstadt 10. LBG. Württemberg 11. Schleswig-Holsteinische LBG. 12. Hannoversche LBG. 13. Westfälische LBG. 14. Rheinische LBG. 15. Rheinische LBG., Amtsstelle 16. LBG. Oldenburg-Bremen 17. Braunschweigische LBG. 18. Lippische LBG. 19. LBG. Hessen-Pfalz

Darmstadt Stuttgart-S. Kiel Hannover-W. Münster/Westf. Düsseldorf Andernach/Rh. Oldenburg i. 0 . Braunschweig Detmold Speyer

Landwehrstraße 1 Olgastraße 89 Klopstockstraße 17 Friederikenplatz 1 Warendorfer Straße 23 Bilker Allee 239 Koblenzer Straße 10 Staugraben 2 Adolfstraße 65 Leopoldstr.-Kaserne I Webergasse 11

Für Betriebe des Bundes und der Länder tritt an Stelle der Berufsgenossenschaft der Bund oder das Land selbst als Versicherungsträger; die Rechte und Pflichten der Berufsgenossenschaft werden dann durch besondere Ausführungsbehörden wahrgenommen. Für bestimmte Tätigkeiten und Betriebe, deren Unternehmer Gemeinden sind (ζ. B. Bauarbeiten, Fuhrwerksbetriebe, Röntgenbetriebe, Krankenhäuser, Heilund Pflegeanstalten, Einrichtungen in der Gesundheitspflege und im Wohlfahrtsdienst, Theater), können unter bestimmten Voraussetzungen Gemeinden und Gemeindeverbände, auch zu Gemeindeunfallversicherungsverbänden zusammengefaßt, an Stelle der Berufsgenossenschaft treten. Berufskrankheiten Es sind Unfälle als Arbeitsunfälle anzuerkennen, die mit dem Betrieb oft nur lose zusammenhängen. Ein Gebot der Billigkeit war es daher, wenn durch die Berufstätigkeit verursachte Gesundheitsstörungen dem Schutz der Unfallversicherung unterstellt wurden. Die Unterscheidung zwischen speziellen Berufskrankheiten und allgemeinen Erkrankungen ist oft recht schwierig. Nicht alle Berufskrankheiten schlechthin sind im Sinne der Unfallversicherung entschädigungspflichtig, sondern nur ganz bestimmte Krankheiten. Maßgebend ist zur Zeit die „Dritte Verordnung über Ausdehnung der Unfallversicherung auf Berufskrankheiten von 16. Dezember 1936 (RGBl. I S. 1177) in der Fassung der Vierten Verordnung über Ausdehnung der Unfallversicherung auf Berufskrankheiten vom 29. Januar 1943 (RGBl. I S. 85)". In dieser Verordnung wird bestimmt: Berufskrankheiten im Sinne der Unfallversicherung sind die Krankheiten in Spalte 2 der Anlage, wenn sie durch berufliche Beschäftigung in einem in Spalte 3 der Anlage neben der Krankheit bezeichneten Unternehmen verursacht sind.

Liste der Berufskrankheiten

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Liste der Berufskrankheiten Lfd. Nr.

Berufskrankheit

Unternehmen

I

II

III Zu 1 bis 18 b: Alle Unternehmen

Erkrankungen durch Blei oder seine Verbindungen Erkrankungen durch Phosphor oder seine Verbindungen Erkrankungen durch Quecksilber oder seine Verbindungen Erkrankungen durch Arsen oder seine Verbindungen Erkrankungen durch Mangan oder seine Verbindungen Erkrankungen durch Benzol oder seine Homologen Erkrankungen durch Nitround Amidoverbindungen des Benzols seiner Homologen und deren Abkömmlinge Erkrankungen durch Halogen- Kohlenwasserstoffe Erkrankungen durch Salpetersäureester

mit Ausnahme von Hauterkrankungen. Diese gelten als Berufskrankheit nur insoweit, als sie Erscheinungen einer durch Aufnahme der schädigenden Stoffe in den Körper bedingten Allgemeinerkrankung sind oder gemäß Nr. 15 entschädigt werden müssen

Erkrankungen durch Schwefelkohlenstoff Erkrankungen durch Schwefelwasserstoff Erkrankungen durch Kohlenoxyd Erkrankungen durch Röntgenstrahlen und radioaktive Stoffe Erkrankungen an Hautkrebs oder zur Krebsbildung neigenden Hautveränderungen durch Ruß, Paraffin, Teer, Anthrazen, Pech und ähnliche Stoffe Erkrankungen an Krebs oder anderen Neubildungen sowie Schleimhautveränderungen der Harnwege durch aromatische Amine Schwere oder wiederholt rückfällige berufliche Hauterkrankungen, die zum Wechsel des Berufs oder zur Aufgabe jeder Erwerbstätigkeit zwingen Erkrankung durch Erschütterung bei Arbeit mit Preßluftwerkzeugen und gleichartig wirkenden Werkzeugen und Maschinen sowie durch Arbeit an Anklopfmaschinen Erkrankungen durch Arbeit in Druckluft

Unfallversicherung

24 Lfd. Nr.

Berufskrankheit

Unternehmen

I

II

III

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18

19 20 20a 20b 21 22 23 24 25 26

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a schwere Staublungenerkrankung (Silikose) b) Staublungenerkrankung (Silikose) in Verbindung mit aktiv-fortschreitender Lungentuberkulose a Schwere Asbeststaublungenerkrankung (Asbestose) b) Asbeststaublungenerkrankung (Asbestose) in Verbindung mit Lungenkrebs Unternehmen zur Herstellung von AlkaliErkrankungen an Lungenkrebs chromaten und ihrer Weiterverarbeitung zu Chromfarben Erkrankungen der tieferen Luftwege und der Thomasschlackenmühlen, Düngemittelmischereien und Betriebe, die ThomasLunge durch Thomasschlackenmehl schlackenmehl lagern und befördern Erkrankungen der tieferen Luftwege und der Alle Unternehmen Lunge durch Aluminiumstaub Erkrankungen der tieferen Luftwege und der Unternehmen zur Gewinnung von Beryllium aus seinen Erzen oder ZwischenLunge bei Berylliumgewinnung produkten der Erzverarbeitung Unternehmen des Erzbergbaus im ErzSchneeberger Lungenkrankheit gebirge Durch Lärm verursachte Taubheit oder an Unternehmen der Metallbearbeitung und -Verarbeitung Taubheit grenzende Schwerhörigkeit Unternehmen zur Herstellung, BearbeiGrauer Star tung und Verarbeitung von Glas; Eisenhütten, Metallschmelzereien Unternehmen des Bergbaus Wurmkrankheit der Bergleute Alle Unternehmen Tropenkrankheiten, Fleckfieber, Skorbut Krankenhäuser, Heil- und PflegeanstalInfektionskrankheiten ten, Entbindungsheime und sonstige Anstalten, die Personen zur Kur oder Pflege aufnehmen, ferner Einrichtungen und Tätigkeiten in der öffentlichen und freien Wohlfahrtspflege und im Gesundheitsdienste sowie Laboratorien für naturwissenschaftliche und medizinische Untersuchungen und Versuche Infektiöse Gelbsucht, Bangsche Krankheit, Tierhaltung und Tierpflege sowie TätigMilzbrand, Rotz und andere von Tieren auf keiten, die durch Umgang oder Berührung mit Tieren, mit tierischen Teilen, Menschen übertragbare Krankheiten Erzeugnissen und Abgängen zur Erkrankung Veranlassung geben.

Berufskrankheiten

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Ein Arzt, der bei einem Versicherten eine Berufskrankheit oder Krankheitserscheinung feststellt, die den begründeten Verdacht einer Berufskrankheit rechtfertigt, hat diese Feststellung (gegen Gebührenzahlung) unverzüglich dem Versicherungsträger oder dem Gewerbearzt anzuzeigen. Wenn ein Arzt die Anzeige gar nicht oder nicht rechtzeitig erstattet, so kann der Gewerbearzt oder der Versicherungsträger eine Bestrafung des Arztes bei der zuständigen Ärztekammer beantragen. Als Zeitpunkt der Entschädigungspflicht gilt der Beginn der Krankheit im Sinne der Krankenversicherung oder, wenn dies für den Versicherten günstiger ist, der Beginn der Erwerbsunfähigkeit im Sinne der Unfallversicherung, oder aber das Ende der Beschäftigung im Betriebe. Besteht bei einer Weiterbeschäftigung im Betriebe die Gefahr der Entstehung oder Verschlimmerung einer Berufskrankheit, so hat der Versicherungsträger den Versicherten zur Unterlassung dieser Beschäftigung anzuhalten und ihm zum Ausgleich des Verdienstausfalles eine Ubergangsrente oder ein Übergangsgeld bis zur Höhe der halben Jahresvollrente, evtl. neben der Rente wegen Erwerbsunfähigkeit, zu gewähren. Pflichten und Rechte der Versicherungsträger Voraussetzung für jedwede Leistung der Berufsgenossenschaft ist, daß es sich um einen Arbeitsunfall im Sinne des Gesetzes gehandelt hat. Darunter versteht man ein körperlich schädigendes, zeitlich begrenztes Ereignis, das mit der versicherten Beschäftigung in ursächlichem Zusammenhang steht. Für die Anerkennung eines Unfalls müssen folgende Bedingungen erfüllt sein: a) Das schädigende Ereignis muß sich in einem eng begrenzten Zeitraum abspielen. Es braucht kein einmaliger plötzlicher Akt zu sein; der Tatbestand des Unfalls ist aber nur dann gegeben, wenn die für den Schaden ursächliche Einwirkung längstens eine Arbeitsschicht gedauert hat. Bei Schädigungen durch länger dauernde Einwirkung ist eine Entschädigung nur unter dem Gesichtspunkt der BK. möglich. b) Die Auswirkungen der gewöhnlichen Betriebstätigkeiten genügen. Ein ungewöhnliches, außerhalb des Betriebsüblichen liegendes Ereignis ist nicht erforderlich. c) Das Ereignis muß eine Körperschädigung (oder Tötung) zur Folge haben; sie kann auch durch seelische Einwirkung (Schreck) entstehen. d) Der ursächliche Zusammenhang zwischen Ereignis und Schaden muß nachgewiesen oder wenigstens nach wissenschaftlichem Urteil überwiegend wahrscheinlich sein. Im Gegensatz zum philosophischen Begriff der Ursächlichkeit, der jede Erfolgsbedingung als Ursache anerkennt, werden in der Unfallversicherung die verschiedenen Bedingungen des Erfolges unter Berücksichtigung ihres verschiedenen Wertes abgewogen. Nur diejenigen werden als Ursachen im Rechtssinn anerkannt, die wegen ihrer besonderen Beziehung zum Erfolg zu dessen Eintritt wesentlich mitgewirkt haben. Danach bleiben diejenigen mitwirkenden Bedingungen als rechtlich unerheblich außer Betracht, die mit dem Eintritt des Erfolges nur in loser und entfernter Verbindung stehen. Ein ursächlicher Zusammenhang im Sinne der Unfallversicherung liegt danach ζ. B. nicht vor:

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1. bei Schädigungen durch allgemein wirkende Gefahren (Epidemien, Erdbeben, Überschwemmungen), denen der Verletzte auch erlegen wäre, wenn er nicht im Betriebe tätig gewesen wäre; 2. bei Krankheiten, die nur im zeitlichen Zusammenhang mit der Betriebstätigkeit zum Ausbruch kommen oder bemerkbar werden, bei denen die Tätigkeit im Betrieb also nur Gelegenheitsursache ist; 3. bei den sehr häufig gelegentlich der Arbeit auftretenden Leistenbrüchen ist der ursächliche Zusammenhang dann nicht gegeben, wenn eine Bruchanlage vorhanden war und keine stürmischen Krankheitserscheinungen darauf hinweisen, daß gerade durch die Beschäftigung der Bruch verursacht wurde; 4. führt ein durch einen Unfall verschlimmertes Leiden zum Tode, so kommt es darauf an, ob der Eintritt des Todes durch die Auswirkungen des Unfalls wesentlich — etwa um 1 J a h r —· beschleunigt worden ist; 5. bei selbstverschuldeten Unfällen (Neckerei, Spielerei, Scherz, Schlägerei, Trunkenheit, Sport usw.) wird die Entschädigungspflicht verschieden beurteilt. Die Anerkennung oder Ablehnung wird meist außerhalb der Beratungspflicht des Arztes liegen. E r sollte es daher unterlassen, auf solche juristischen Streitfragen einzugehen, da ihm hierzu die nötigen Kenntnisse fehlen. Das Feststellungsverfahren wird vom Versicherungsträger eingeleitet, sobald er vom Unfall Kenntnis erhält. Meist geschieht das durch eine Unfallanzeige des Unternehmers oder einer Krankenkasse. Die amtliche Unfalluntersuchung (Vernehmung des Verletzten und etwa vorhandener Zeugen) wird in der Regel durch die Ortspolizeibehörde des Unfallortes durchgeführt, die die Niederschriften über diese Verhandlungen der Berufsgenossenschaft übersendet. Diese kann nötigenfalls weitere Erhebungen anstellen, sie kann beispielsweise die eidliche Vernehmung von Zeugen fordern. Die Berufsgenossenschaft benötigt weiterhin vom Betriebsunternehmer Angaben über den Arbeitsverdienst des Verletzten, weil er die Grundlage für eine spätere Rentenberechnung darstellt. Und schließlich fordert die Berufsgenossenschaft von dem behandelnden Arzt einen Bericht über die Verletzungsart und ihren Verlauf an. Die Ärzte, die einen Unfallverletzten behandelt haben, haben sich über den von ihnen erhobenen Befund und über den Heilverlauf Aufzeichnungen zu machen. Sie sind verpflichtet, auf Anfordern der Berufsgenossenschaft ihre Beobachtungen in angemessener Frist mitzuteilen. Der Arzt hat Anspruch auf eine Gebühr für die Auskunft. Das Versicherungsamt kann, wenn die Auskunft nicht rechtzeitig erteilt wird, eine Ordnungsstrafe in Geld verhängen. Soll auf Grund eines ärztlichen Gutachtens eine Entschädigung abgelehnt werden oder nur eine Teilentschädigung gewährt werden, so muß der vorher behandelnde Arzt gehört werden. Die Berufsgenossenschaft wird von ihr geeignet erscheinenden Ärzten Gutachten sowohl über Zusammenhangsfragen als auch über die Höhe der durch einen Zustand bedingten Erwerbsfähigkeitsverminderung einfordern. In allen diesen Fällen kommt dem Arzt nur die Rolle eines Beraters zu; die Rentenfestsetzung ist nicht seine Aufgabe, dies sollte bei der stilistischen Abfassung der Gutachten berücksichtigt werden. Die Tatsache, daß die einmal ausgesprochene Anerkennung des

Pflichten und Rechte der Versicherungsträger

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Unfallzusammenhanges eines Leidens durch die Berufsgenossenschaft auch dann ihre Gültigkeit behält, wenn sich später herausstellen sollte, daß beispielsweise infolge falscher ärztlicher Auffassung diese irrig ist, muß den Arzt veranlassen, gerade die Zusammenhangsfrage sehr sorgfältig genau zu durchdenken. Auf Grund der Ermittlungen der Berufsgenossenschaft erteilt sie dem Verletzten einen mit Gründen versehenen Bescheid. Er wird von dem sogenannten Rentenausschuß beschlossen, in dem ein Vertreter der Versicherten mitwirkt. Der Bescheid enthält entweder die Festsetzung einer Entschädigung in bestimmter Höhe oder eine Ablehnung der Entschädigungspflicht durch die Berufsgenossenschaft. Er wird rechtskräftig, falls er nicht innerhalb eines Monats nach seiner Zustellung durch Berufung angefochten wird (siehe Berufungsverfahren S. 34). Wenn aus Anlaß eines Unfalls von seiten der Berufsgenossenschaft keine Entscheidung ergeht, so muß zur Vermeidung des Ausschlusses des Entschädigungeanspruches der Verletzte vor Ablauf von zwei Jahren nach dem Unfall denselben bei der Berufsgenossenschaft oder dem Versicherungsamt anmelden. Nach dieser Zeit kann ein Anspruch geltend gemacht werden, wenn der Entschädigungsberechtigte durch außerhalb seines Willens liegende Verhältnisse zur Verfolgung seines Anspruches nicht in der Lage war oder wenn die den Beschädigungsanspruch begründenden Folgen des Unfalls erst später bemerkbar geworden sind. Im letzteren Falle muß der Anspruch binnen drei Monaten nach dem Bekanntwerden der Unfallfolgen angemeldet werden.

Leistungen an die Verletzten und ihre Angehörigen Gegenstand der Versicherung ist der im Nachstehenden dargelegte Ersatz des Schadens, der durch Körperverletzung, Tötung oder Beschädigung eines Körperersatzstückes entsteht. Bei Körperverletzung sind zu gewähren: Krankenbehandlung, Berufsfürsorge, eine Rente oder Krankengeld, Tagegeld, Familiengeld für die Dauer der Heilanstaltspflege, Wiederherstellung oder Erneuerung eines durch den Unfall beschädigten Körperersatzstückes. Die Berufsgenossenschaften sollen mit allen geeigneten Mitteln versuchen, die durch den Unfall hervorgerufene Gesundheitsstörung oder Körperbeschädigung und die durch den Unfall verursachte Erwerbsunfähigkeit zu beseitigen und eine Verschlimmerung zu verhüten. Die Rechtsbeziehungen zwischen den Krankenkassen und Berufsgenossenschaften sind durch eine Verordnung vom 19. Juni 1936 (vgl. RGBl. I, S. 489) neu geregelt. Danach gehen die Leistungen vor dem 45. Tag nach dem Unfall zu Lasten der Krankenversicherung, die späteren Leistungen zu Lasten der Unfallversicherung. Ausgenommen ist der Fall, daß die Berufsgenossenschaft ab Unfalltag das Heilverfahren übernommen hat und innerhalb der ersten 45 Tage nach dem Unfall keine Arbeitsunfähigkeit eingetreten ist; in diesem Falle trägt die Berufsgenossenschaft die Kosten des Heilverfahrens ab Unfalltag. Für die Kosten des Heilverfahrens sind zur Vereinfachung der Abrechnung Pauschbeträge vorgesehen. Den Trägern der Unfallversicherung soll es durch die Unterstützungspflicht der Krankenkassen ermöglicht werden, die berufsgenossenschaftliche Krankenbehandlung so schleunig einzuleiten, daß schon der erste, meist für den weiteren Verlauf

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entscheidende ärztliche Eingriff durch den Facharzt (nötigenfalls in der Heilanstalt) erfolgt und nur im Notfall dem Nichtfacharzt, der die erste Hilfe leistet, überlassen bleibt. Die Krankenbehandlung umfaßt die ärztliche Behandlung (gegebenenfalls in einem Krankenhaus), die Versorgung mit Arznei und anderen Heilmitteln. Ausstattung mit Körperersatzstücken, orthopädischen und anderen Hilfsmitteln, die erforderlich sind, um den Erfolg der Heilbehandlung zu sichern und die Folgen der Verletzung zu erleichtern. Die Berufsgenossenschaft kann der Krankenkasse einen allgemeinen Auftrag zur Durchführung der berufsgenossenschaftlichen Heilbehandlung erteilen, und zwar für das 1. 2. 3. 4.

Durchgangsarztverfahren, Beratungsfacharztverfahren, Augen- und Ohrenarztverfahren, Verletzungsartenverfahren.

Die Berufsgenossenschaft ist ferner gehalten, Pflege zu gewähren, solange der Verletzte so hilflos ist, daß er nicht ohne fremde Wartung und Pflege bestehen kann. Die Pflege besteht entweder in Hauspflege, d. h. in der Gestellung der erforderlichen Hilfe und Wartung durch Krankenpfleger, Krankenschwestern oder auf andere geeignete Weise, oder in der Zahlung eines Pflegegeldes von 20 bis 100 DM monatlich. Hilflos ist ein Verletzter, wenn er in regelmäßiger Wiederkehr, wenn auch nicht notwendigerweise an jedem Tag, für zahlreiche Verrichtungen des täglichen Lebens der Hilfe anderer bedarf. Die Berufsfürsorge will den Unfallverletzten bestmöglich und unter Verwendung seiner gesamten beruflichen Kenntnisse und Erfahrungen in Arbeit wiedereinsetzen, tunlichst im Unfallbetriebe, dessen Betriebsgemeinschaft er angehört, geeignetenfalls aber auch in anderem Betriebe und, wenn geboten, nach beruflicher Umschulung; sie will dabei ein soziales Abgleiten des Unfallverletzten verhüten und vor allem ihn selbst nach Möglichkeit zufriedenstellen. Dieses Ziel zu erreichen, lassen sich die Berufsgenossenschaften unter Mitwirkung von erfahrenen Berufsfürsorgern, die sie selbst oder ihre Landesverbände bestellen, angelegen sein, selbstverständlich geeignetenfalls unter Beteiligung der Arbeitseinsatzbehörden (Arbeitsamt, Landesarbeitsamt) und der Hauptfürsorgestellen für Kriegsbeschädigte und Unfallverletzte. Zur Mitwirkung sind dabei auch Ärzte und die technischen Aufsichtsbeamten berufen. Es bedarf keines besonderen Hinweises, daß die ärztlich-fürsorgerische Betreuung Sch Werver letzter rechtzeitig einzusetzen hat. Auch für den Betriebsarzt öffnet sich hier ein nützliches Tätigkeitsfeld.

Das Rentenverfahren bei Unfallverletzten Wenn das Heilverfahren bei Unfallverletzten abgeschlossen ist und es ist eine Minderung der Erwerbsfähigkeit zurückgeblieben, dann tritt die weitere Pflicht der Berufsgenossenschaft in Kraft, nämlich entsprechend dem Grade der Minderung der Erwerbsfähigkeit eine Rente zu gewähren. Neben der Beurteilung von Zusammenhangsfragen ist es Aufgabe des Arztes, die Höhe der bei einem Verletzten bestehenden Erwerbsfähigkeitsminderung nach eingehender Untersuchung zu schätzen. Diese Tätigkeit ist keineswegs leicht, trotz-

Das Renten verfahren bei Unfallverletzten



dem sich im Laufe der Zeit feste Regeln herausgebildet haben, die in Rententabellen zusammengestellt sind. Die dort mitgeteilten Zahlen stellen jedoch nur Durchschnittswerte dar, von denen man gegebenenfalls abweichen muß. Jedoch erscheint es zweckmäßig, solche Abweichungen zu begründen, schon um der Berufsgenossenschaft weitere Büroarbeit durch Rückfragen usw. zu ersparen. Erwerbsfähigkeit im Sinne der Unfallversicherung ist die Fähigkeit des Versicherten, sich unter Ausnutzung der Arbeitsgelegenheiten, die sich ihm nach seinen Kenntnissen und seinen körperlichen und geistigen Fähigkeiten im gesamten Bereich des wirtschaftlichen Lebens bieten, einen Erwerb zu schaffen. Von der Erwerbsfähigkeit im Sinne der Unfallversicherung ist zu unterscheiden: a) die Arbeitsfähigkeit im Sinne der Krankenversicherung. Das ist die Fähigkeit, im derzeitigen Beruf zu arbeiten; b) die Berufsfähigkeit im Sinne der Angestelltenversicherung. Das ist die Fähigkeit, im derzeitigen Beruf oder in anderen ähnlichen gleichwertigen Berufen Arbeit zu leisten; c) die Invalidität im Sinne der Invalidenversicherung. Bei der Ermittlung des Grades der Minderung ist von der Erwerbsfähigkeit auszugehen, die der Verletzte vor dem Unfall besessen hat (sogenannte individuelle Erwerbsfähigkeit). Diese Erwerbsfähigkeit (nicht eine — angenommene Normal erwerbsfähigkeit) ist mit 100 anzusetzen; die durch den Unfall verursachte Einbuße an Erwerbsfähigkeit ist in einem Hundertsatz dieser mit 100 angesetzten Erwerbsfähigkeit auszudrücken. Verliert ζ. B. ein Versicherter, der bereits durch einen anderen Unfall die Hälfte seiner ursprünglichen (normalen) Erwerbsfähigkeit verloren hatte, durch einen Arbeitsunfall ein weiteres Viertel (der ursprünglichen Erwerbsfähigkeit), so beträgt die Minderung durch Unfallfolgen 50% (nicht 25%). Es ist üblich, Teile der Erwerbsfähigkeitsverminderung nur im Dezimalsystem und einer Differenz von 5% zu schätzen, also ζ. B. 10, 15, 20, 25% usw. Eine Ausnahme machen nur die Sätze von 33% und 66%%, die sich seit langer Zeit eingebürgert und erhalten haben. Weiterhin sollte der Arzt seine Schätzung der Erwerbsfähigkeitsverminderung absolut klar treffen. Redewendungen wie „Die Erwerbsfähigkeitsverminderung beträgt 30—40%" sind zwar bequem, sollten aber vermieden werden, da sie das Zeichen einer Entschlußlosigkeit und Unklarheit bei dem Begutachtenden sind. Ferner ist wichtig anzugeben, für welchen Zeitraum die Rente vorgeschlagen wird, das heißt den Zeitpunkt festzustellen, bis wann mit einer Besserung zu rechnen »stund daher eine Nachuntersuchung angezeigt erscheint. Abschließend wird der Gutachter sehr oft zu der Frage Stellung zu nehmen haben, ob durch einen erneuten ärztlichen Eingriff eine wesentliche Besserung in dem Befunde der noch bestehenden Unfallfolgen herbeizuführen ist. Nach den Grundsätzen, die die Rechtsprechung entwickelt hat, muß der Verletzte ein gewisses Maß von Gefahr und Schmerz auf sich nehmen und eine Operation dulden, wenn durch sie nach dem Gutachten der Sachverständigen eine begründete Aussicht auf wesentliche Besserung besteht. Unter Umständen kann die Berufsgenossenschaft, wenn der Verletzte ohne triftigen Grund einer die Krankenbehandlung betreffenden Anordnung nicht nachkommt, den Schadenersatz auf Zeit ganz oder teilweise versagen.

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Eine Rente wird nur gewährt, wenn die nach der Unfallversicherung zu entschädigende Erwerbsunfähigkeit über die 13. Woche nach dem Unfall hinaus andauert. Die Rente beträgt, solange der Verletzte infolge des Unfalls völlig erwerbsunfähig ist, zwei Drittel des Jahresarbeitsverdienstes (Vollrente), solange er teilweise erwerbsunfähig ist, den Teil der Vollrente, der dem Maße der Einbuße an Erwerbsfähigkeit entspricht (Teilrente). Der Jahresarbeitsverdienst beträgt höchstens 7200.— DM; die Satzung kann einen höheren Betrag bestimmen. Die Mindestvollrente beträgt 70.— DM monatlich. Der Mindestbetrag für eine Teilrente von 50 und mehr vom Hundert ist gleich dem Teil von 70.— DM monatlich, der dem Grad der Minderung der Erwerbsfähigkeit entspricht. Eine Rente wird nicht gewährt, wenn die Erwerbsfähigkeit des Verletzten um weniger als ein Fünftel (20%) gemindert ist. Die Rente wird aber auch in diesem Fall gewährt, solange die Erwerbsfähigkeit infolge eines anderen oder mehrerer anderer Unfälle gemindert ist und die Hundertsätze der durch die einzelnen Unfälle verursachten Minderung zusammen wenigstens die Zahl 20 erreichen. Ein Schwerverletzter (mindestens 50% erwerbsunfähig) erhält für jedes berechtigte Kind bis zu dessen vollendetem 18. Lebensjahr eine Kinderzulage von 10% seiner Rente. Hat ein Verletzter für die Folgen eines früheren Unfalls oder mehrerer früherer Unfälle eine Rente nicht erhalten, so ist die Rente für den späteren Unfall nach der gesamten durch die Unfälle verursachten Minderung seiner Erwerbsfähigkeit zu beurteilen. Bei Verletzten, die auf Grund der Reichsversicherungsordnung gegen Krankheit versichert sind, beginnt die Verpflichtung zur Gewährung der Rente mit dem Wegfall des Krankengeldes, spätestens mit der 27. Woche nach dem Unfall. Bei anderen Verletzten beginnt diese Verpflichtung grundsätzlich mit dem Tage nach dem Unfall, soweit die Satzung nicht anders bestimmt. Die Berechnung des Jahresarbeitsverdienstes liegt außerhalb des Tätigkeitsbereiches des Arztes. Bei der Rentenfestsetzung unterscheidet die Reichsversicherungsordnung zwischen „vorläufigen Renten" und „Dauerrenten". Der Unterschied liegt darin, daß die „vorläufigen Renten" bei vorliegender Veränderung des Zustandes des Verletzten erhöht oder erniedrigt werden können. Eine derartige Änderung erfolgt wohl stets auf Grund eines abweichenden Begutachtungsbefundes des Arztes. Dieser soll wissen, daß die Besserung gegenüber früher mindestens 10% betragen muß. Ist die Minderung der Erwerbsfähigkeit nur 5% geändert, so berechtigt das nicht, die Rente zu ändern. Außerdem muß der Arzt begründen, inwiefern eine Änderung des objektiven Befundes eingetreten ist, da auch die Berufsgenossenschaft dies in ihrem Bescheid mitteilen muß. Das ärztliche Gutachten hat also in der Beurteilung genau die Punkte aufzuzählen, bei denen die Untersuchung eine Änderung ergeben hat. Eine „erste Dauerrente" ist dann festzusetzen, wenn im Zustand des Verletzten eine Beharrung eingetreten ist (also ζ. B. bei glatten, komplikationslosen Gliedverlusten), spätestens aber, wenn zwei Jahre seit dem Unfall vergangen sind. Die Festsetzung der ersten Dauerrente ist ein wichtiger Termin für die ärztliche Begut-

Das Rentenverfahren bei Unfallverletzten

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achtung. Während nämlich bei allen anderen Rentenänderungen eine Besserung oder Verschlimmerung des Zustandes nur in Bezug auf die für die letzte Rentengewährung maßgebende Begutachtung möglich ist, kann und soll als einziges Mal im ganzen Rentenverfahren gelegentlich der Festsetzung der ersten Dauerrente der Zustand des Verletzten unabhängig von jeder früheren Begutachtung geschätzt werden. Fehler in der Beurteilung, welche bei dieser Begutachtung unterlaufen sind, lassen sich im späteren Rentenverlauf kaum korrigieren. Auch sollte gelegentlich dieses Termins im ärztlichen Gutachten stets klar zum Ausdruck gebracht werden, ob und welche regelwidrigen Befunde bei dem Verletzten unabhängig vom Unfall bestehen, da auch sie in dem Rentenbescheid angegeben werden müssen. Die Dauerrente ist aber nicht, wie man aus ihrem nicht sehr glücklich gewählten Namen schließen könnte, eine Rente, welche dauernd bestehen bleibt; sie kann vielmehr nur in Zeiträumen von mindestens einem Jahr geändert werden, wenn eine Änderung im objektiven Zustand des Verletzten eingetreten ist. Bei der Änderung einer Dauerrente ist eine ärztliche Untersuchung zwar nicht unerläßliche Voraussetzung, wenn der Versicherungsträger nach Lage der Sache der Ansicht sein kann, daß die Einholung eines ärztlichen Gutachtens für die Entscheidung ohne Bedeutung ist, jedoch wird wohl stets der Arzt um seine Ansicht befragt werden. Er sollte in seinen Begutachtungen mit dem an und für sich zulässigen Begriff der Gewöhnung nicht zu oft arbeiten, besser ist es, wenn er die inzwischen eingetretene Gewöhnung durch Nachweis objektiver Daten belegen kann. Jede Rentenänderung hat durch einen Bescheid zu erfolgen, der im Spruchverfahren angefochten werden kann. Erleidet ein Verletzter zu verschiedenen Zeiten Unfälle, welche zu einer Körperbehinderung führen, so ist ihm für jeden Unfall ein besonderer Rentenbescheid zu erteilen. Die Festsetzung einer einheitlichen Gesamtrente für alle Unfälle ist unzulässig, auch wenn etwa beide Unfälle die gleiche Körperregion geschädigt haben. Daher muß der Arzt in solchen Fällen die Folgen der verschiedenen Unfälle getrennt beurteilen, so schwer dies auch im Einzelfalle, besonders in medizinischer Beziehung sein mag. Schonungsrenten oder Übergangsrenten sind in rechtlicher Beziehung vorläufige Renten, die dem Verletzten die allmähliche Einarbeitung in eine Berufstätigkeit erleichtern sollen. Sie können auch nur bei erneuter Feststellung des Zustandes und nachgewiesener Besserung oder bei Fortfall der besonderen Voraussetzungen, die für ihre Gewährung maßgebend waren, herabgesetzt oder entzogen werden. Die zeitliche Begrenzung einer Rente mit einem in die Zukunft verlegten Termin ist mit einer Ausnahme (vgl. § 616a RVO. Abschnitt Abfindung) unzulässig. Es gibt Folgen von Verletzungen (beispielsweise Narbenulzera), welche zu verschiedenen Zeiten in ihrer Stärke wechseln, welche also an sich eine häufige Änderung der Rente rechtfertigen würden. In solchen Fällen ist eine dem wechselnden Zustand entsprechende Durchschnittsrente zu gewähren. Dies ist sowohl bei einer vorläufigen als auch bei einer Dauerrente zulässig. Wenn eine Verschlimmerung in den Folgen eines Unfalles eintritt, so ist sie von dem Verletzten (meist durch ärztliches Zeugnis) „glaubhaft" zu machen, weil die Berufsgenossenschaft zu einem Rentenerhöhungsantrag Stellung nehmen muß.

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Wenn bei einem Verschlimmerungsantrag ein anderer ärztlicher Gutachter die durch Unfallfolgen bedingte Erwerbsfähigkeitsverminderung höher einschätzt ab der Vorgutachter, ohne daß der Nachweis einer tatsächlichen Verschlimmerung im objektiven Zustand geführt werden kann, so wird damit eine Rentenerhöhung nicht begründet. Dasselbe ist natürlich der Fall, wenn die Verschlimmerung unabhängig vom Unfall bestehende und daher nicht entschädigungspflichtige Leiden betrifft. Die durch die Verschlimmerung der Unfallfolgen bedingte Zunahme der Erwerbsfähigkeitsverminderung muß mindestens 1 0 % betragen, wenn eine Rentenerhöhung eintreten soll. Bei Tötung ist ein Sterbegeld in Höhe des 15. Teils des Jahresarbeitsverdienstes, mindestens aber 100 DM zu gewähren. Den Hinterbliebenen steht vom Todestag ab eine Rente zu, und zwar erhält a) die Witwe eine Rente von einem Fünftel des Jahresarbeitsverdienstes bis zu ihrem Tode odei »hrer Wiederverheiratung. Solange die Witwe durch Krankheit oder anderer Gebrechen die Hälfte ihrer Erwerbsfähigkeit verloren oder das 60. Lebensjahr vollendet hat, erhält sie eine Rente von zwei Fünftel. Diese Beschränkung der Erwerbsfähigkeit muß aber länger als drei Monate bestanden haben. Die Witwenrente beträgt mindestens 40.— DM monatlich. Bei Wiederverheiratung erhält die Witwe eine Abfindung von drei Fünfteln des Jahresarbeitsverdienstes. b) der Witwer erhält für die Dauer der Bedürftigkeit eine Rente von zwei Fünfteln des Jahresarbeitsverdienstes, wenn die getötete Ehefrau ihn wegen seiner Erwerbsunfähigkeit ganz oder überwiegend aus ihrem Arbeitsverdienst unterhalten hat. c) jedes Kind des Getöteten erhält eine Rente von einem Fünftel des Jahresarbeitsverdienstes bis zum vollendeten 18. Lebensjahr, aber mindestens 30.— DM monatlich. d) Verwandte der aufsteigenden Linie erhalten, solange sie bedürftig sind und wenn sie der Getötete wesentlich aus seinem Arbeitsverdienst unterhalten hat, eine Rente von einem Fünftel, mindestens aber 30.— DM monatlich. Die Renten der Hinterbliebenen dürfen zusammen vier Fünftel des Jahresarbeitsverdienstes nicht übersteigen. Stirbt ein Schwerverletzter und hat seine Witwe keinen Anspruch auf Witwenrente aus der Unfallversicherung, weil der Tod nicht Unfallfolge ist, so erhält sie eine einmalige Witwenbeihilfe von zwei Fünfteln des JahresarbeitsVerdienstes. An Stelle der Rente kann die Berufsgenossenschaft bis zum Ablauf der 26. Woche nach dem Unfall Krankengeld gewähren. Während der Heilanstaltspflege fällt die Rente oder das Krankengeld aus der Unfallversicherung weg. Der Verletzte erhält während dieser Zeit ein Tagegeld in Höhe von jährlich insgesamt einem Zwanzigstel seines Jahresarbeitsverdienstes, aber mindestens täglich —.50 DM. Seine Angehörigen erhalten ein Familiengeld in Höhe der Rente, die ihnen bei seinem Tode zustehen würde. Die Berufsgenossenschaft kann außerdem dem Verletzten und seinen Angehörigen während der Dauer der Heilbehandlung eine besondere Unterstützung gewähren.

Das Rentenverfahren bei Unfallverletzten

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Die Berufsgenossenschaft ist ferner verpflichtet, wenn bei Benutzung von Hilfsmitteln ein nicht unerheblicher Mehrverschleiß an Kleidern, Wasche oder Schuhwerk vorliegt, diesen Schaden angemessen zu ersetzen. Die Rente ruht, solange der Berechtigte eine Freiheitsstrafe von mehr als einem Monat verbüßt oder in Sicherungsverwahrung untergebracht ist (Unterbringung in Schutzhaft bewirkt nicht das Ruhen der Rente). Hat er im Inland Angehörige, die bei seinem Tode Anspruch auf Rente haben würden, so ist ihnen die Rente bis zur Höhe dieses Anspruches zu überweisen.

Die Abfindung Für die Berufsgenossenschaft besteht unter gewissen Bedingungen die Möglichkeit, für den durch einen Unfall gesetzten Körperschaden nicht eine Rente, sondern eine Abfindung zu gewähren. Dabei ist es in das pflichtgemäße Ermessen der Berufsgenossenschaft gestellt, ob sie abfinden will oder nicht. Dies wird nicht nur von dem körperlichen Zustand des Verletzten abhängen, sondern beispielsweise auch davon, ob die Person des Verletzten Gewähr bietet, daß er die ihm bei der Abfindung überwiesenen Geldmittel auch richtig verwendet oder ob die Berufsgenossenschaft die notwendigen Geldmittel besitzt, um in zahlreichen Fällen Abfindung vorzunehmen. Da also eine Reihe von Momenten zusammenkommen müssen, um die Abfindung in einem Sonderfalle zweckmäßig erscheinen zu lassen und da sie meist aui Tatsachen beruhen, welche dem Arzt unbekannt sind, so sollte er in seiner Beurteilung nur dann auf eine Abfindung eingehen, wenn ihm diese Frage gestellt worden ist; alsdann wird er sich zweckmäßig auch über den allgemeinen Gesundheitszustand des Verletzten äußern. Die wichtigsten Bestimmungen über die Abfindung sind folgende: Sind seit dem Unfall zwei Jahre vergangen und beträgt die Rente des Verletzten nicht mehr als ein Zehntel der Vollrente, so kann ihn die Genossenschaft durch Gewährung des dreifachen Betrages seiner Jahresrente abfinden. Dies gilt nicht, solange der Berechtigte noch Anspruch auf eine andere Verletztenrente aus der Unfallversicherung hat. Beträgt im übrigen die Rente eines Verletzten nicht mehr als ein Viertel der Vollrente, so kann die Berufsgenossenschaft ihn mit seiner Zustimmung durch Gewährung eines dem Werte seiner Jahresrente entsprechenden Kapitals abfinden. Die zur Berechnung neben der Jahresrente erforderlichen Faktoren sind besonders festgesetzt. Durch die Abfindung wird der Anspruch auf Krankenbehandlung und Berufsfürsorge nicht berührt. Der Anspruch auf Rente ist trotz der Abfindung begründet, solange die Folgen des Unfalls nachträglich eine wesentliche Verschlimmerung verursachen. Als wesentlich gilt eine Verschlimmerung nur, wenn dadurch die Erwerbsfähigkeit des Verletzten für länger als einen Monat um mehr als 10 v. H. weiter gemindert wird. Die Rente wird um den Betrag gekürzt, der bei Berechnung der Abfindung zugrunde gelegt war. Falls die Erwartung gerechtfertigt ist, daß in einem Einzelfall nur eine vorläufige Rente zu gewähren ist, so kann die Berufsgenossenschaft den Verletzten nach Abschluß des Heilverfahrens durch eine Gesamtvergütung in Höhe des vor3

Rostock, Unfall-Begutachtung

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aussichtlichen Rentenaufwandes abfinden. Nach Ablauf des Zeitraumes, für den die Abfindung bestimmt war, ist auf Antrag Rente zu gewähren, wenn die Erwerbsfähigkeitsverminderung noch um wenigstens 20% beschränkt ist (§616a RVO.).

Das Berafungsverfahren Ist ein Versicherter mit dem ihm zugestellten Bescheid eines Trägers der Unfallversicherung nicht zufrieden, so steht ihm binnen einem Monat nach Zustellung des Bescheides das Recht der Berufung zu. Das Spruchverfahren ist ein verwaltungsreohtliches Streit verfahren, das dem Zivilprozeß ähnelt, aber weniger förmlich gestaltet und den Verhältnissen der Sozialversicherung angepaßt ist. Von Amts wegen wird der Sachverhalt ermittelt und das Verfahren betrieben. Die Behörden sind an keine Beweisregeln gebunden. Die Versicherungsämter sind hauptsächlich für Belange der Krankenversicherung zuständig. Die Oberversicherungsämter (meistens nur eines im Bereiche eines Regierungsbezirks) entscheiden über die Berufung gegen die Urteile der Versicherungsämter in Sachen der Krankenversicherung und ferner gegen die Bescheide der Versicherungsträger der übrigen Sozialversicherung. Soweit es sich in der Unfallversicherung um Ansprüche aus der Krankenbehandlung oder Berufsfürsorge, die Abschätzung des Grades der Erwerbsunfähigkeit, um vorläufige oder zeitlich begrenzte Renten, um die Kosten des Verfahrens, um Kinderzulage, um die Erhöhung von Witwenrenten auf zwei Fünftel des Jahresarbeitsverdienstes oder um die Festsetzung von Sterbegeld bei Todesfällen handelt, ist die Entscheidung des Oberversicherungsamtes endgültig. In den anderen Fällen, beispielsweise bei der Beurteilung von Zusammenhangsfragen und auch bei der Höhe der Erwerbsfähigkeitsverminderung gelegentlich der Festsetzung der ersten Dauerrente ist binnen einem Monat der Rekurs beim Landesversicherungsamt zulässig. Das Landesversicherungsamt entscheidet über die Urteile der Oberversicherungsämter endgültig; ein weiteres Rechtsmittel ist also nicht vorgesehen. Das Spruchverfahren ist für den Versicherten kostenfrei. Durch diese Bestimmung ist der Anreiz gegeben, auch an und für sich aussichtslose Verfahren durch alle Instanzen durchzukämpfen. Außergerichtliche Kosten hat die unterliegende Partei anderen insoweit zu erstatten, als es nach Lage der Sache angemessen erscheint. Hierüber wird von Amts wegen entschieden. Vor den Berufungsbehörden kann sich der Verletzte wie auch der Versicherungsträger vertreten lassen.

Arzt und Gutachten Das Verhältnis des Arztes einem Kranken gegenüber ist wesensverschieden von seiner Tätigkeit als Gutachter. Die von dem Arzt eingeforderten Gutachten haben den Zweck, in irgendeinem Streitverfahren als Beweisgrundlagen zu dienen. Daher haben die Gutachten den Charakter von Urkunden. Der Arzt muß sich darüber vollkommen klar sein, daß er selbst nicht Richter ist, sondern seine Ausführungen als Sachverständiger dem Richter oder dem Versicherungsträger die Unterlagen für das von ihnen zu erlassende Urteil oder den Entscheid geben sollen. Daher sollte es der ärztliche Sachverständige auch auf jeden Fall unterlassen, in seinem Gutachten Dinge zu diskutieren, die über seinen Aufgabenbereich als Sachverständiger hinausgehen und in das Gebiet des Juristen gehören. Es ist selbstverständlich, daß jedes ärztliche Gutachten als obersten Grundsatz die Einhaltung strengster Objektivität und Unparteilichkeit nie außer acht Iäßt. Nur wenn dies der Fall ist, wird die Ansicht eines Arztes eine Bedeutung haben. Sogenannte Gefälligkeitsgutachten werden sehr bald als solche erkannt und entsprechend bewertet werden. Letzten Endes dient man dem Verletzten durch ein derartiges Gutachten auch gar nicht. Man erweckt in ihm Begehrungsvorstellungen mit allen ihren schädlichen Folgen. Der ärztliche Gutachter hat seine Ansicht nur nach eigenem besten Wissen und Gewissen zu äußern. Er hat über den Parteien zu stehen. Dabei bringt es die Materie mit sich, daß zwei verschiedene Gutachter zu anderslautenden Schlüssen kommen können, ohne daß man einem von ihnen den Vorwurf der Parteilichkeit machen kann. Wie überall im menschlichen Leben kann man über denselben Gegenstand verschiedener Ansicht sein. Daher sollten es die Ärzte auch unterlassen, bei sogenannten Gegengutachten den Kollegen, der eine andere Ansicht geäußert hat, zu verunglimpfen oder zu beschimpfen. Man kann jede Meinungsverschiedenheit auch in gemessenen Formen austragen. Das alte Wort : „Wer schimpft hat unrecht", hat auch für die ärztliche Gegenbegutachtung Berechtigung. Derartige Ergüsse werden sicher auf den Menschen, der den Streitfall zu entscheiden hat, keinen günstigen Eindruck machen. Die Pflicht zur Unparteilichkeit schließt auch ein, daß in der Beurteilung Redewendungen wie „bei wohlwollender Schätzung" usw. nicht gebraucht werden. Von uns Ärzten wird nicht eine wohlwollende, sondern eine nach unserem besten Wissen und Gewissen unparteiliche Beurteilung verlangt. Dabei ist es klar, daß kein Begutachter seine Persönlichkeit ausschalten und verdrängen kann. Er soll es auch gar nicht. Selbstverständliche Pflicht ist es, daß der Gutachter den Verletzten persönlich untersucht hat. Naturgemäß kann er sich bei der Untersuchung und Niederachreibung des Befundes und der Beurteilung der Hilfe eines Assistenten bedienen. Aber er trägt vor sich und vor anderen die Verantwortung für den Inhalt des von ihm

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Arzt und Gutachten

unterschriebenen Gutachtens, denn diejenigen Behörden oder Personen, welche sein Gutachten angefordert haben, wollen ja gerade seine Ansicht hören. Wissentlich falsch erstattete Gutachten können Anlaß zur strafrechtlichen Verfolgung geben, denn der § 278 des Strafgesetzbuches besagt: „Ärzte und andere approbierte Medizinalperaonen, welche ein unrichtiges Zeugnis über den Gesundheitszustand eines Menschen zum Gebrauch bei einer Behörde oder Versicherungsgesellschaft wider besseres Wissen ausstellen, werden mit Gefängnis von einem Monat bis zu zwei Jahren bestraft." Fahrlässig falsche Gutachten sind nach dem Gesetz straffrei. Sie können aber evtl. ein ehrengerichtliches Verfahren nach sich ziehen. Die gerichtliche Entscheidung, ob es sich um ein wissentlich falsches oder um ein fahrlässig falsch erstattetes Gutachten handelt, wird stets äußerst schwierig sein. Auch zivilrechtlich kann eine fahrlässig falsche Begutachtung zu einem Entschädigungsverfahren führen. Daher ist jedem begutachtenden Arzt anzuraten, sich auch in dieser Richtung gegen Haftpflicht zu versichern. Zeugnisse, welche ein Arzt einer Privatperson gibt, müssen besonders vorsichtig abgefaßt sein, wenn dem Arzt die aktenmäßig niedergelegte Vorgeschichte unbekannt ist. Denn sie ist für eine sachgemäße Beurteilung ganz unentbehrlich. Dies sollte jeder Arzt streng berücksichtigen und in derartigen Attesten nur den erhobenen Befund schildern, sich aber über jede Zusammenhangsfrage äußerst vorsichtig ausdrücken. Eine ganze Reihe von Erkrankungen, besonders interner Art, bedürfen zur Klärung nicht nur einmaliger Untersuchung, sondern mehr oder weniger langer Beobachtung. Die Angaben des Verletzten selbst zur Vorgeschichte können und müssen natürlich berücksichtigt werden, aber bedürfen der Kritik an Hand der objektiven Aufzeichnungen in den Akten. Die von dem Verletzten vorgebrachten Klagen sollen in kurzer aber erschöpfender Weise im Gutachten niedergelegt werden. Die Tatsache, daß sich zur Untersuchung ein anderer Mensch vorstellt, als der, über den das Gutachten erstattet werden soll, mag vielleicht gelegentlich einmal vorkommen. Es handelt sich dann aber sicher um abnorme Ausnahmefälle. Daher ist es nicht die Aufgabe des Arztes, den Identitätsnachweis zu verlangen. Hat er in dieser Richtung einen Verdacht, so kann er im Gutachten oder in einem gesonderten Schreiben seine Bedenken zum Ausdruck bringen. Es ist jedoch nicht seine Aufgabe, sich auf kriminalistischem Gebiete zu betätigen. Jeder Arzt, der einen Unfallverletzten behandelt hat, ist verpflichtet, dem Versicherungsträger über seine Beobachtungen während der Behandlung Auskunft zu erteilen. Es können bei Verzögerung und Nichtausführung der Anforderung empfindliche Ordnungsstrafen verhängt werden. Andererseits kann aber auch eine Begutachtungstätigkeit mit Begründung abgelehnt werden. Näheres hierüber enthalten § 77 des Strafgesetzbuches und § 1577 der RVO. Übermäßige Verzögerung kann zu Ordnungsstrafen von Seiten der Spruchbehörden führen. Die Beeidigung von Gutachtern ist im Bereich der Sozialversicherung nicht üblich, dagegen aber vor Gericht. Vor ihm kann der Arzt sowohl als Zeuge, als auch als sachverständiger Zeuge, als auch als Sachverständiger vernommen werden. Die Einhaltung der ärztlichen Schweigepflicht bei der Begutachtung ist, wie das ganze Gebiet überhaupt, schwer zu beurteilen. Im Bereich der Unfallversicherung

Form der ärztlichen Gutachten

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ist der Arzt zur Auskunft verpflichtet. In anderen Fällen bleibt es ihm freigestellt, sich vor der Auskunfterteilung durch den Verletzten von der Schweigepflicht entbinden zu lassen. Bei der Abfassung des Gutachtens soll man berücksichtigen, daß in der sozialen Versicherung laut § 1607 der RVO. der Verletzte berechtigt ist, unter besonderer Voraussetzung die Übersendung der Gutachtenabschriften zu verlangen. Andererseits soll der Begutachter es unterlassen, dem Verletzten sein Gutachten zugänglich zu machen. Dies ist nicht seine Sache, sondern die der Behörden. Die Würdigung der Beweiskraft eines ärztlichen Gutachtens ist einzig und allein Sache des Richters. Allerdings kann in der Sozialversicherung der Verletzte die Anhörung eines bestimmten Gutachters verlangen. Im übrigen genügt es nicht, wenn ein OVA. dem ärztlichen Gutachter gegenüber nur auf seinen eigenen laienhaften Augenschein hinweist. In rein ärztlichen Fragen soll er in der Regel nicht von übereinstimmenden Gutachten der Sachverständigen abweichen. Die Abweichung müßte gegebenenfalls besonders begründet werden.

Form der ärztlichen Gutachten Die Form der ärztlichen Gutachten ist von einer gewissen Bedeutung. Heutzutage muß es durchaus als ungewöhnlich bezeichnet werden, wenn ein Gutachten mit Handschrift, die vielleicht noch unleserlich ist, niedergeschrieben wird. Als Normalfall muß angenommen werden, daß die Gutachten in Maschinenschrift erstattet werden. Die Berufsgenossenschaften benötigen auch die Beifügung von 1—2 Durchschlägen, im Streitverfahren von 3 Durchschlägen. Um den in der Begutachtung nicht sehr geübten Ärzten diese zu erleichtern und besonders um die für das Rentenverfahren notwendigen Unterlagen zu erhalten, haben die Berufsgenossenschaften zahlreiche Formulare eingeführt, auf welchen der Arzt die gestellten Fragen möglichst klar und erschöpfend beantworten soll. Derartige Formblätter gibt es für viele Sonderfälle. Ihre Beantwortung macht in rein formaler Beziehung keine Schwierigkeiten, wenn der Arzt die gestellten Fragen aufmerksam und restlos durchliest. Häufig enthalten die Fragen auch Begriffsbestimmungen, welche für den Unkundigen von Wert sind.

Form des freien Outachtens Jeder Arzt, der einen Unfallverletzten behandelt hat, ist nach § 1543d der Reichsversicherungsordnung verpflichtet, Auskunft über Behandlung und Zustand des Verletzten in angemessener Frist zu geben. Im Weigerungsfalle kann er in eine Ordnungsstrafe bis zu 1000 DM genommen werden. Auch als Zeuge oder Sachverständiger kann der Arzt von dem Versicherungsamt oder den Gerichten vernommen werden. Vor der Rentenfestsetzung braucht der behandelnde Arzt nicht unbedingt gehört zu werden, der Verletzte kann es jedoch verlangen. Daher ist es für jeden Arzt notwendig, über den Befund eines Verletzten und den Heilungsverlauf ausreichende Aufzeichnungen zu machen. Auch die anamnestischen Angaben des Verletzten sind schriftlich zu fixieren. Die von den Ärzten erteilten Gutachten können auf Antrag dem Verletzten mitgeteilt werden, jedoch nur soweit, als dies mit Rücksicht auf den Verletzten zulässig

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erecheint. Eine ungünstige Beurteilung des Heilverlaufes oder der Verletzung selbst braucht nicht bekanntgegeben zu werden. Der Arzt kann derartige Stellen in seinem Gutachten besonders kenntlich machen. Die Gutachten, welche nicht nach Formularen erstattet werden, sollen zweckmäßig nach einem bestimmten Schema erstattet werden, und zwar: 1. Vorgeschichte. 2. Augenblickliche Beschwerden. 3. Befund. 4. Beurteilung. Bei Begutachtung nach Aktenlage ohne Untersuchung fallen Punkt 2 und 3 fort. Die Vorgeschichte sollte meiner Ansicht nach auch bei gewöhnlichen Nachuntersuchungsgutachten nicht fortgelassen werden. In diesem Falle kann sie ganz kurz sein und braucht nur die wesentlichen Tatsachen zu enthalten. Handelt es sich um ein Gutachten zur Beurteilung des ursächlichen Zusammenhanges zwischen einer Erkrankung und einem Unfall, so muß die Vorgeschichte natürlich eingehender unter Benutzung der aktenmäßigen Unterlagen und Mitberücksichtigung der Angaben des Verletzten ausgeführt werden. Man soll sich aber vor allzu weitschweifigen Wiederholungen hüten. Eine straffe aber erschöpfende Zusammenfassung des Unfallherganges und des weiteren Verlaufes unter Anführung der entsprechenden Beweismittel (Angabe der Seitennummern der Akten) usw. ist weitaus überzeugender als eine langatmige und vielleicht nicht einmal chronologisch geordnete Rekapitulierung der Angaben aus den einzelnen Aktenblättern. Andererseits kann eine allgemeine Vorgeschichte, die etwa wichtige Tatsachen nicht enthält, als mangelhafte Arbeit gewertet werden. Sind wegen früherer Unfälle bereits Renten gewährt worden, so ist dies ebenfalls in der Vorgeschichte zu erwähnen. Als zweiter Teil kommen die Beschwerden, über welche der Verletzte bei der Untersuchung klagt. Sie werden häufig unvollständig angegeben, so daß der Arzt Zusatzfragen stellen muß. In anderen Fällen wird er von einer Flut von Klagen überschüttet, die an und für sich mit der Verletzung selbst nichts zu tun haben. Beschränkung bei der schriftlichen Fixierung dieser Fragen wird dann am Platze sein. Allerdings ist es besser, lieber etwas mehr Klagen aufzuschreiben als das Gegenteil. Der Befund muß erschöpfend sein und alles Wesentliche enthalten. Die Untersuchung von nicht vom Unfall betroffenen Organen und Körpergegenden und die langatmige Feststellung des dort erhobenen Befundes ist nur ein Ausdruck einer Pseudogenauigkeit. Es soll jedoch bei der Unfallbegutachtung im Bedarfsfalle das gesamte Rüstzeug moderner Diagnostik einschließlich der Röntgendiagnostik herangezogen werden. Der Befund muß mit einer kurzen Schilderung des Allgemeinzustandes beginnen. Neben den Folgen der Verletzungen selbst sollen auch die unabhängig vom Unfall bestehenden krankhaften Veränderungen notiert werden. Diese Schilderung braucht dann nicht in jedem Gutachten wiederholt zu werden, sie muß aber in dem Gutachten erfolgen, welches die Grundlage zur ersten Festsetzung einer Dauerrente ist. Die Befundschilderung selbst kann durch Beifügung von Skizzen (beispielsweise zur Festlegung der Lage zahlreicher Narben o. dgl.) oder von Lichtbildern wirkungsvoll unterstützt werden. Sehr wichtig ist die genaue Angabe der Längen-

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und Umfangmaße der Extremitäten und Gelenke und Winkelmaße für die Bewegungsmöglichkeiten von Gelenken. Letztere sollte nie geschätzt, sondern exakt gemessen werden. Band- und Winkelmaß gehören daher unbedingt zum Rüstzeug des begutachtenden Arztes. Selbstverständlich ist es, daß nicht nur die Maße der verletzten Seite, sondern auch die Vergleichszahlen der gesunden Seite angegeben werden. Nur durch den Vergleich haben die Zahlen überhaupt eine Bedeutung. Es würde zu weit führen, hier das Nähere auszuführen, was im einzelnen in jedem Falle zu untersuchen ist. Auch durch den Abdruck von Mustergutachten wird der Sache nicht genützt, da derartige Muster nur zu einem nicht erwünschten Schematismus führen und dazu verleiten, Untersuchungen, die im Sonderfalle notwendig sind, zu unterlassen. Die Beurteilung jeden Gutachtens hat mit einer genauen und klaren Diagnose zu beginnen. Dies ist nicht nur bei der Diskussion von Zusammenhangsfragen notwendig, sondern ebenfalls auch bei einfachen Nachuntersuchungsgutachten. Wenn man sich angewöhnt, diese Regel stets zu befolgen, dann erleichtert man sich und anderen Nachuntersuchern die Arbeit sehr erheblich. Falls in jedem Gutachten eine klare Diagnose (und eine kurze Vorgeschichte) steht, dann braucht man bei einer Nachuntersuchung nur das letzte Gutachten zu lesen und ist über alles informiert, was man wissen muß. Wenn dies nicht der Fall ist, muß man häufig die ganzen Akten durchsehen, um sich aus zahlreichen Befunden herauszusuchen, um was für eine Verletzung es sich tatsächlich gehandelt hat. Das Wort „Unfallfolgen" als Diagnose sollte streng verpönt sein. Ganz selbstverständlich ist es, daß eine möglichst exakte Diagnose die unumgängliche Grundlage der Beurteilung von Zusammenhangsfragen ist. Die Diskussion der möglichen Differentialdiagnosen ist in solchen Fällen mitunter von Nutzen. Diese Erörterungen sollten aber stets damit enden, daß eine Diagnose als die wahrscheinlichste bezeichnet wird und daß dies auch wissenschaftlich begründet wird. Diese Diagnose ist dann zur Grundlage der Beurteilung der Zusammenhangefrage xu machen. In selteneren Fällen kann es notwendig werden, auch eine andere Eventualdiagnose in dieser Richtung zu diskutieren. Auf jeden Fall muß man bestrebt sein, klar und unzweideutig seinen Standpunkt zum Ausdruck zu bringen und zu begründen. Mit langatmigen Erklärungen, die viele Möglichkeiten zulassen und zu keinem klaren Entschluß kommen, ist weder dem Verletzten, noch dem Versicherungsträger, noch den Spruchbehörden gedient. Es muß in diesem Zusammenhang noch als wichtig erwähnt werden, daß nicht die „Möglichkeit" eines Zusammenhanges eines körperlichen Zustandes mit einem Unfall zur Anerkennung der Entschädigungspflicht genügt, sondern daß hierzu die ,,überwiegende Wahrscheinlichkeit'''' vom Gesetzgeber verlangt wird. Diese Worte sind feststehende Termini technici, deren sich der Begutachter bedienen muß, wenn seinen Ausführungen Beweiskraft beigemessen werden soll. Die Entscheidung der Frage, ob der in Rede stehende Vorgang ein Unfall im Sinne der Reichsversicherungsordnung ist, unterliegt nicht der Beurteilung des ärztlichen Begutachters, sondern ist Sache der Versicherungsträger und der Spruchbehörden. Daher sollte der Arzt es auch unterlassen, sich hiermit in seinem Gutachten zu befassen. Dagegen muß er gegebenenfalls die Frage erörtern, ob der Unfall überhaupt geeignet gewesen ist, die vorliegende Verletzung zu erzeugen.

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Wenn somit die Diagnose geklärt und die Zusammenhangsfrage einwandfrei erörtert ist, dann muß der Gutachter diejenigen nicht normalen Zustände aufzählen, welche als Folge des Unfalles zu bewerten sind. Die Aufzählung kann nicht genau genug sein. Auch die Aufzählung der unabhängig vom Unfall bestehenden Veränderungen ist wichtig, bei der Begutachtung zur Festsetzung der ersten Dauerrente sogar unerläßlich. Auf Grund der Aufzählung der Unfallfolgen hat dann die Schätzung der durch den Zustand bedingten Erwerbsfähigkeitsverminderung zu geschehen. Dabei ist gewöhnlich nicht der Beruf des Verletzten zugrunde zu legen, sondern der „allgemeine Arbeitsmarkt". Bei der Abschätzung der Unfallfolgen haben sich im Laufe der Zeit Grundzahlen eingebürgert, die im nächsten Abschnitt aufgeführt sind und deren man sich zweckmäßig bedient. Handelt es sich um die Festsetzung der ersten Dauerrente, dann hat die Schätzung der Höhe der Erwerbsfähigkeitsverminderung unabhängig von früheren Schätzungen zu erfolgen. Es ist nichts dagegen einzuwenden und häufig sogar zweckmäßig, wenn man begründet, aus welchen Gründen man zu der Schätzung kommt. Bei allen Rentenherabsetzungen ist aber eine Besserung gegenüber dem für die letzte Rentenfestsetzung maßgebenden Befund zu begründen. Dies ist möglich, indem man die Änderungen im objektiven Befund, evtl. unter Angabe von Zahlen, erläutert. Andrerseits kann aber auch eine Besserung durch Gewöhnung eintreten. Um dieses Wort ist viel gestritten worden, und zahlreiche Entscheidungen und Spruchverfahren beschäftigen sich mit ihm. Definiert werden kann der Begriff etwa dahin, daß man unter ihm eine Besserung der Unfallfolgen ohne objektiv nachweisbare Veränderung im Befunde versteht. Häufig haben die Spruchbehörden aber verlangt, daß sich die Gewöhnung an bestimmten äußeren Merkmalen erkennen läßt. Die Spruchpraxis verlangt, daß die Besserung durch Gewöhnung „erheblich" sein muß, wenn sie eine Herabsetzung der Rente rechtfertigen soll. Andererseits kann man mehrfach hintereinander eine Rentenherabsetzung nicht durch Gewöhnung begründen. Bestimmte Normen lassen sich hierfür nicht aufstellen. Die Spruchbehörden kennen jedoch neben der einfachen Gewöhnung noch die weitere bzw. völlige Gewöhnung. Bei der Verletzung der oberen Extremität kann noch die Rechts- bzw. Linkshändigkeit und die inzwischen eingetretene Umgewöhnung berücksichtigt werden. Es ist selbstverständlich, daß man stets die „individuelle Erwerbsfähigkeitsverminderung" schätzt, d. h. daß man sich nicht von einem starren Schema bei der Abfassung seiner Beurteilung leiten läßt, sondern immer den Gesamtzustand des jeweils untersuchten Menschen auch unter Berücksichtigung etwa bei ihm bereits vorhandener Körperschäden zur Grundlage nimmt. Ist die Schätzung der Erwerbsfähigkeitsverminderung erfolgt, wobei man sich eindeutiger Zahlenangabe befleißigen muß und sich nicht eines Ausdruckes wie 20—30% bedienen darf, so muß man sich darüber äußern, ob ein Dauerzustand eingetreten ist oder ob man noch mit einer Besserung rechnen kann. Mit der Angabe, daß es sich um einen Dauerzustand handelt, sollte man mit Ausnahme bei glatten Gliedverlusten zurückhaltend sein. Nachuntersuchungen lange zurückliegender Verletzungen haben ergeben, daß noch nach relativ langer Zeit wesentliche Besserungen eintreten können. Bei der Abschätzung des Nachuntersuchungstermins ist zu berücksichtigen, daß eine vorläufige Rente jederzeit herabgesetzt werden kann. Trotz-

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dem wird man als geringsten Nachuntersuchungstermin sehr selten unter zwei bis drei Monate heruntergehen. Eine Dauerrente kann nur nach einem J a h r abgeändert werden. Schließlich kann man noch die Aussichten von Heilbehandlungen erörtern und ihre Durchführung befürworten. Die Frage, ob eine Abfindung zweckmäßig ist, sollte man nur diskutieren, wenn man dazu aufgefordert ist, da diese Frage von zahlreichen Faktoren abhängt, welche weit außerhalb des Tätigkeitsbereiches des ärztlichen Begutachters liegen.

Zur Begutachtung wichtige Untersuchnngmethoden Es ist ganz selbstverständlich, daß jeder Begutachtung eine sorgfältige Untersuchung des Verletzten vorauszugehen hat. Diese Untersuchung hat sich in ihrem Umfang dem vorliegenden Einzelfall anzupassen. Begutachtungen, bei denen notwendige Untersuchungen unterlassen worden sind, sind wertlos. Abar es ist auch überflüssig, die Untersuchungen allzuweit auszudehnen. Beispielsweise ist es nicht notwendig, bei einem Falle, in dem es sich um die Rentennachprüfung wegen komplikationslosen Fingerverlustes handelt, eine Leberfunktionsprüfung oder eine Lungendurchleuchtung oder eine eingehende Blutuntersuchung auszuführen. Die Praxis lehrt jedoch, daß dies vorkommt. Derartige Gutachten dokumentieren nicht etwa besondere Sorgfalt, sondern nur eine nicht angebrachte Pseudogenauigkeit. Andrerseits ist es aber in jedem Falle notwendig, nicht allein den verletzten Körperteil, sondern auch den ganzen Menschen anzusehen, so wie es jeder gewissenhafte Arzt bei seinen Krankenuntersuchungen tut. Der begutachtende Arzt sollte es sich zur Regel machen, daß er alles das, was er tatsächlich untersucht hat, ganz kurz im Befunde schriftlich niederzulegen. Wenn er beispielsweise das Herz untersuchte, dann soll in dem Befund stehen, an welchen Stellen er die Herzgrenzen fand, wie die Töne waren und wie die Funktion war. Wenn im Gutachtenbefund nichts davon erwähnt ist, dann ist es ein Zeichen dafür (was ja auch keineswegs immer notwendig ist), daß das Herz nicht untersucht worden ist. Wenn man sich dies Verhalten zur Regel macht, dann werden auch aus den Gutachten die nichtssagenden Redewendungen (ζ. B. „Innere Organe ο. B.") verschwinden. In Fällen der Klärung einer strittigen Diagnose oder eines unklaren Krankheitsbildes ist es notwendig, das gesamte Rüstzeug der modernen Diagnostik zu verwenden. Es wird mitunter die Kraft und Fähigkeit und besonders auch die technischen Einrichtungen des gewöhnlichen Arztes übersteigen, so daß er die Hilfe des Facharztes in Anspruch nehmen muß. Dies soll er um so eher tun, als der Arzt sich nichts dadurch vergibt, wenn er die Grenzen seines Könnens kennt und zugibt. Viel schädlicher ist es, wenn er sich an die Beurteilung von Krankheitsfällen heranmacht, die seine Kenntnisse übersteigen, so daß ein späterer fachkundigerer Gutachter Fehler in Untersuchung und Deutung feststellen muß. Auch bei fachärztlichen Untersuchungen wird sehr häufig das Zusammenarbeiten von Chirurgen und Internisten und Neurologen notwendig sein und sich in jeder Richtung ersprießlich auswirken. Die Erkenntnis, daß heutzutage bei der

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Beurteilung der Folgen von Kopfverletzungen nicht nur Neurologe und Chirurg, sondern besonders auch der Otologe und Augenarzt mitzuwirken haben, sollte allgemein bekannt geworden sein. Es gibt eine Reihe von Spezialfragen, welche der Erwähnung wert sind, so daß sie hier kurz besprochen werden sollen, ohne daß ein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben werden kann. Eine erschöpfende Darstellung würde ein Buch für sich allein füllen. Der Anfang jeder Untersuchung sollte (abgesehen von dem vorher zu erledigendem Aktenstudium) in einer genauen Betrachtung des Unfallverletzten stehen, und zwar soll der Körper so weit entblößt sein, daß man einen genügenden Überblick hat. Zum mindesten sind beispielsweise bei Verletzungen der oberen Extremitäten der ganze Oberkörper, bei Verletzungen der unteren Extremitäten der ganze Unterkörper in unbekleidetem Zustand zu betrachten. Häufig wird man den ganzen Menschen sich entblößen lassen müssen, denn schon das Halten des aufgekrempelten oder herabsinkenden Hemdes kann die Körperhaltung sehr wesentlich beeinflussen. Auf jeden Fall ist es beispielsweise falsch, bei einer Verletzung des Fußes nur Schuh und Strumpf ausziehen und die Beinkleider bis zur halben Wade aufgekrempelt zu lassen. Sehr wichtig ist es auch, den Kranken beim Aus· und Ankleiden unauffällig zu beobachten. Man wird mitunter die Beobachtung machen können, daß beim Kleiderwechsel ein Gelenk in einem Umfang und vollkommen schmerzfrei beweglich ist, das bei der Untersuchung selbst schon bei leichter Berührung der Haut schmerzhaft sein soll und daß sich angeblich wegen enormer Steigerung der Schmerzen fast gar nicht bewegen läßt. Auch kann man es erleben, daß ein Mann sich zum Anziehen der Schuhe auf einen Stuhl setzt und Oberschenkel im rechten Winkel zum Rumpf beugt, bei dem bei der Untersuchung selbst, als er ausgestreckt auf der Untersuchungsbank lag, jede Bewegung der Hüfte sehr erheblich eingeschränkt war. Und schließlich, nur um einige Beispiele herauszugreifen, kommt es nicht selten vor, daß ein Mann im Untersuchungszimmer ganz anders geht, als nach Verlassen des Hauses des Arztes auf der Straße. Auch diese Beobachtung dürfte in geeigneten Fällen angebracht sein. Aus der Art wie der Mensch sich hält, wie er sich bewegt, wie er auf Fragen reagiert und auch was für einen Gesichtsausdruok er hat, kann der erfahrene Arzt sehr wesentliche Schlüsse ziehen, die ihn veranlassen, auf besondere Punkte sein Augenmerk zu richten. Die Ablenkung der Aufmerksamkeit bei eigentätigen Bewegungen scheitert häufig daran, daß es zahlreiche Menschen gibt, welche nicht gleichzeitig sich ein Beinkleid ausziehen und eine Frage beantworten können. Ablenkung durch Befragung bei fremdtätiger Bewegungsübung ist leichter. Die Betrachtung hat sich auf alle äußerlich sichtbaren Formveränderungen zu erstrecken. Muskelatrophien, wenn sie nicht an den Extremitäten selbst sind (ζ. B. Schulter, Gesäß), kann man mit dem Auge wesentlich sicherer feststellen, als mit dem Meßband und Tasterzirkel. Dasselbe gilt von Formveränderungen in der Achsenrichtung von Körperteilen, Folgen frischer oder alter Verletzungen, wie Wunden, Hämatomen verschiedenen Alters, Schwellungen, Narben. Ihre genaue Beschreibung evtl. unter Beifügung von Zeichnungen und Eintragungen in die in reicher Zahl im Handel erhältlichen Körperschemata ist notwendig. Unter Umständen wird es sich sogar empfehlen, Lichtbildaufnahmen in zweckmäßiger Form

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anfertigen zu lassen. Abgesehen von besonders komplizierten Stellungsanomalien, bei denen das Lichtbild eine schwierige Befundbeschreibung ersetzen kann, hat es sich bei der Fixierung des Befundes von Ödemen, die durch willkürliche Stauung hervorgerufen wurden, sehr bewährt. Denn ein den Akten beigefügtes Lichtbild ist ein einwandfreieres Dokument als ζ. B. die Niederschrift des Arztes, daß er Schnürfurchen am Arm gesehen habe. Dadurch, daß uns die Photoindustrie handliche und billige Kinoaufnahmeapparate liefert, wird man in einzelnen Fällen auch Kinoaufnahmen von Bewegungsvorgängen machen können, besonders wenn es gelingen sollte, differente Bewegungstypen desselben Verletzten im Untersuchungsraum und unbeobachtet auf der Straße aufzunehmen. Aber auch die Analyse abnormer Bewegungsvorgänge kann man sich dadurch sehr wesentlich erleichtern, daß man den bei schnellen Bewegungen aufgenommenen Film bei der Betrachtung wesentlich langsamer abrollen läßt, auch wenn es sich nicht um Zeitlupenaufnahmen handelt, welche naturgemäß derartige Studien in idealer Weise zulassen. Selbstverständlich wird der Arzt am entblößten Körper auf die verschiedenen Hautausschläge, etwa vorhandene Ödeme, Haltungsanomalien, Deformierung des Brustkorbes und sein Verhalten bei der Atmung, Vergleich an Brust- und Bauohatmung, Rundrücken, Buckel der Wirbelsäule, Skoliosen, Stauungen im Pfortaderkreislauf, Krampfadern, Unterschenkelgeschwüre, glänzende oder trockene Haut, vasomotorische Störungen, Dermographismus, abnorme Schweißabsonderung, Plattfüße usw. achten. Einen durch die Betrachtung erhobenen Befund wird man durch die Betastung (Palpation) erweitern. Auch ist es von ganz besonderer Wichtigkeit, zum Vergleich die andere, nicht verletzte Körperseite heranzuziehen. Man wird sich dann davor bewahren, individuelle Abnormitäten als krankhaften und unfallbedingten Befund anzusehen. Die Palpation ist eine sehr wichtige Untersuchungsmethode, auf deren Einzelheiten in bezug auf verschiedene Körpergegenden und Organe hier nicht eingegangen werden kann. Auch ein Vergleich des erhobenen Tastbefundes mit einem Röntgenbild ergibt häufig wichtige Aufschlüsse. Von ganz besonderer Wichtigkeit für die Untersuchung am Unfallverletzten sind folgende Palpationsmethoden: Bei jeder Fraktur ist immer noch die manuelle Prüfung der abnormen Beweglichkeit in ihren verschiedenen Abstufungen das sicherste Zeichen für die Beurteilung der erfolgten Bruchheilung. Die Krepitation ist nur in einem relativ geringem Zeitraum festzustellen. Ob man dabei die Hände nah der erwarteten abnormen Beweglichkeit oder entfernt davon anlegen soll, kann im Einzelfall verschieden sein. Bei absolut klarer, abnormer Beweglichkeit wird man mit jeder Methode zu dem eindeutig klaren Ergebnisse kommen. Im Zweifelsfalle muß man alle nur denkbaren Kombinationen dieser Untersuchungsmethode anwenden. Als zweckmäßig hat sich in solchen Fällen erwiesen, daß man eine Hand dicht an der Bruchstelle ansetzt und die andere möglichst entfernt von ihr. Notwendig ist außerdem, daß man mit den Händen fest zufaßt und dadurch die in den mehr oder minder starken Weichteilen liegende Fehlerquelle ausschaltet. Zaghaftes Zufassen bewirkt nur Unklarheiten. Die Untersuchung der Gelenke erfordert ebenfalls eine sehr genaue Palpation. Für die Feststellung der Gelenkgeräusche ist die Betastung durch die aufgelegte

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Handfläche immer noch die beste Methode. Der Ersatz durch komplizierte physikalische Verfahren wird sich in absehbarer Zeit für die Praxis nicht einbürgern können. Die Betastung der Muskulatur während der Innervation und Entspannung gibt häufig recht weitgehende Aufschlüsse über die Funktionstätigkeit dieser Organe, die sich noch durch Messungen (siehe dieses) vervollständigen lassen. Aber gerade die Palpation ermöglicht es, differente Spannungszustände der einzelnen Muskelgruppen zu erkennen. Vergleiche mit dem gesunden Teil sind hier absolut unerläßlich. Leider fehlt es bisher nur noch an einfachen Untersuchungsmethoden, welche einen zahlenmäßigen Vergleich zulassen. Jedwede Messung spielt bei der Unfallbegutachtung eine sehr wichtige Rolle. Die Meßtechnik ist auch gerade von Unfallmedizinern in den verschiedensten Anwendungsgebieten ausgebaut worden. Aber auch hier gilt es ganz besonders, daß jede Maßangabe ohne Vergleichsmessung auf der gesunden Körperseite vollkommen unbrauchbar ist. Nur der Vergleich relativer Zahlen läßt Schlußfolgerungen zu. Die Wägung hat nur insofern einen Wert, wenn sie ohne Bekleidung (evtl. nur mit Hemd) zu verschiedenen Zeiten ausgeführt wird. Auch dann ist die Deutung des Vergleiches des Körpergewichtes zu verschiedenen Zeiten nicht einfach und bedarf der Kritik durch andere Untersuchungsmethoden. Abnahme des Körpergewichtes ist ein deutlicher Hinweis auf eine Verschlechterung des allgemeinen Körperzustandes. Aber ob dieser Vorgang etwa auf die Folge eines Unfalles zurückzuführen ist, ist fraglich. Sehr viel häufiger hat sie ihren Grund in unabhängig vom Unfall bestehenden Erkrankungen. Ebenso bedeutet eine Zunahme des Körpergewichtes an sich noch nicht, daß auch die Erwerbsfähigkeit des Betreffenden aus Anlaß eines Unfalles zugenommen hat, denn sie hängt in höherem Grade von dem Funktionszustand der betreffenden Körperteile ab. Immerhin deutet eine Gewichtszunahme (wenn sie nicht etwa durch Ödeme hervorgerufen wird) auf eine Hebung dee Allgemeinzustandes hin, welche bei der Schätzung der Erwerbsfähigkeitsverminderung durchaus berücksichtigt werden kann. Die Längenmessungen spielen in der Beurteilung des Heilungsergebnisses von Frakturen eine sehr große Rolle und dürfen nie vergessen werden. Es sei aber bei ihnen wie auch bei den Umfangmessungen vor allzu großer Genauigkeit gewarnt. Im allgemeinen soll man die Messungen nicht auf den Millimeter angeben, sondern auf den halben Zentimeter. Da bei allen derartigen Messungen die Fixpunkte und bei Umfangmessungen die Spannung des Bandmaßes in recht erheblichem Maße schwanken, so ist es eine Pseudogenauigkeit, wenn man die erhaltenen Werte auf den Millimeter genau angibt. Dazu kommt noch, daß Differenzen sowohl in der Länge eines Gliedes als auch seines Umfanges von % cm meist völlig belanglos sind. Die bei weitem häufigste Längenmessung ist die Beinmessung. Man sollte unter ihr ausschließlich die Entfernung der Spina iliaca anterior superior bis zum Malleolus internus verstehen. Daß man vor dieser Messung die Beine stets in dieselbe Körperlage bringen muß (Ausgleich von Kontrakturen), ist ja selbstverständlich, wird aber von minder geübten Untersuchern häufig vergessen. Da die Ursache einer Längenänderung an den verschiedensten Stellen des Beines (Schenkelhals, Oberschenkel, Unterschenkel) liegen kann, so ist es häufig notwendig, noch weitere Längenmessungen auszuführen. Man soll dann im Befundbericht notieren, welche Messungen

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man gemacht hat, und soll die anatomischen Punkte, die man al3 Fixpunkte gewählt hat, benennen. Von praktischer Wichtigkeit sind neben der gesamten Beinlänge noch folgende Maße: Spina iliaca anterior superior bis zum Kniegelenkspalt (für Verbildung im Bereich des Hüftgelenkes), Lage des Trochanter major zur RoserNelatonschen Linie (Verbindungslinie von Spina iliaca anterior superior zum Sitzbeinhöcker (für dieselben Zustände), oberer Rand des Trochanter major bis zum Kniegelenksspalt (absolute Länge des Oberschenkels an sich), Kniegelenksspalt zum Malleolus externus oder internus (absolute Länge des Unterschenkels). Bei der Auswertung der erhaltenen Zahlen muß man bedenken, daß beispielsweise die Verkürzung eines Gliedabsohnittes als Folge einer Fraktur sowohl durch Verheilung mit Verschiebung der Bruchstücke gegeneinander (dislocatio ad longitudinem cum contractione) als auch durch Verheilung in Winkelstellung (dislocatio ad axin) hervorgerufen sein kann. Längenmessungen an den Armen sind von geringer Bedeutung, da die Verkürzungen für die Funktion weniger bedeutungsvoll sind. Zur Längenbestimmung des Oberarms muß man von der Spitze des Rabenschnabelfortsatzes bis zum Olecranon messen. Dabei ist darauf zu achten, daß die Gelenke auf beiden Körperseiten in der gleichen Stellung gehalten werden. Den Unterarm mißt man von der Olecranonspitze bis zum Griffelfortsatz der Elle. Schließlich sind Längenmessungen und auch Flächenmessungen bei der Beschreibung von Narben und Wunden von Wert. Man hat einmal anzugeben, wie lang und breit eine Narbe und außerdem noch, welche Strecke sie von einem anatomisch wohldefinierten Orientierungspunkt am Körper entfernt ist. Messungen an Röntgenbildern sind nur unter Beobachtung besonderer Vorsichtsmaßregeln (ζ. B. orthodiagraphische Bestimmung der Herzgröße) zulässig, denn Röntgenbilder sind Schattenzeichnungen, deren absolute Längen nicht mit den tatsächlichen Längen des Körpers übereinstimmen. J e näher bei der Aufnahme der Brennfleck der Röhre dem Körper war, desto größer ist die Verzeichnung. Zur Ermittlung des Durchmessers, ζ. B. des Schultergelenks oder des Abstands der Fußknöchel oder Bestimmung der tatsächlichen Höhe der Sohle eines Kunstschuhs, kann man sich mit großem Vorteil eines Tastzirkels bedienen. Die Umfangsmessungen dienen hauptsächlich der Feststellung des Zustandes der Muskulatur. Infolgedessen sind sie ganz besonders relativ. Sie werden verschieden sein je nach Körperhaltung im Augenblick der Messung (im Liegen oder Stehen) und je nach Kontraktionszustand oder Erschlaffung der Muskulatur. Daß diese Zustände die gemessenen Zahlen sehr erheblich beeinflussen, davon kann man sich durch einige Vergleichsmessungen sehr leicht überzeugen. Wenn es also darauf ankommt, so ist im Befundbericht anzugeben, unter welchen Bedingungen die Zahlen erhalten worden sind. Für gewöhnlich werden die Umfangmaße der Extremitäten an folgenden Stellen gemessen: Arm Oberarmmitte (bei schlaff herabhängendem Arm). Unterarm, größter Umfang (bei rechtwinklig gebeugtem Ellenbogen). Unterarm, kleinster Umfang (dicht über dem Handgelenk).

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Bein Umfang des Oberschenkels 20 cm oberhalb des oberen Randes der Patella. Umfang des Oberschenkels 15 cm oberhalb des oberen Randes der Patella. Umfang des Oberschenkels 10 cm oberhalb des oberen Randes der Patella. Mitte der Patella. Unterschenkel, größter Umfang. Unterschenkel, kleinster Umfang. (Alle Maße gemessen im Liegen auf der Untersuchungsbank bei entspannter Muskulatur, eventuell Vergleichsmaße bei gespannter Muskulatur). Außer diesen typischen Maßstellen können Einzelfälle noch andere Messungen zweckmäßig erscheinen lassen, die von Fall zu Fall wechseln und den jeweiligen Sonderverhältnissen angepaßt werden müssen. Die Auswertung der Extremitätsumfangmaße ist dadurch erschwert, daß man nicht die Muskulatur an sich mißt, sondern auch Haut und Unterhautzellgewebe. Das Fettpolster wird zwar wohl stets am ganzen Körper an symmetrischen Stellen gleich stark sein. Aber ein vorhandenes ödem kann das Bild sehr wesentlich verändern. Auf sein Vorhandensein ist daher zu achten und das Ergebnis im Befunde zu verzeichnen. Auch das Vorhandensein eines Kallus oder einer deform verheilten Fraktur kann es mit sich bringen, daß eine tatsächlich vorhandene Muskelatrophie in den gemessenen Zahlen nicht zum Ausdruck kommt. Die Umfangmessungen von Gelenken haben hauptsächlich beim Knie eine Bedeutung für die Größenbestimmung eines Gelenkergusses, allerdings müssen Kapselbeschaffenheit und ganz besonders auch der Tastbefund weitgehend berücksichtigt werden. Auch eine Muskelatrophie beeinflußt die erhaltenen Zahlen. Die Umfangmessung des Brustkorbes bei Ein- und Ausatmung, welche nach alter Gewohnheit über den Brustwarzen bei seitlich erhobenen Armen vorgenommen wird, ist ein Verfahren zur Bestimmung des Atemvolumens und in der Hand des praktischen Arztes leicht ausführbar (Ersatz für die Spirometrie). Da beide Methoden aber sehr stark von dem Willen des Untersuchten abhängig sind, so muß man ihre Ergebnisse gelegentlich durch andere Untersuchungen kontrollieren. Bei einseitiger Hemmung der Ausatmung kann man auch beide Brustkorbhälften getrennt von der Mitte des Sternums bis zum entsprechenden Wirbeldornfortsatz messen. Will man Größe und Veränderlichkeit einer Wirbelsäulenverkrümmung tatsächlich objektiv messen, ohne daß man über den von einigen Orthopäden konstruierten, recht komplizierten Apparat verfügt, dann ist es am besten, photographische Aufnahmen in verschiedenen Körperhaltungen zu machen und die Abzüge dem Gutachten beizufügen, nachdem die so erhaltenen Befunde auch in Worten ausgedrückt sind. Die Anschaulichkeit derartiger Bilder kann man dadurch steigern, daß man mit einem kräftigen Fettstift die Spitze jedes Dornfortsatzes durch einen kurzen Strich markiert. Von sehr großer Bedeutung für die Funktion der Gelenke sind die Winkelmessungen in den verschiedensten Stellungen. Man sollte sich grundsätzlich angewöhnen, sie nie zu schätzen, sondern stets mit einem käuflichen Winkelmesser zu messen. Wenn auch Differenzen gegenüber der gesunden Seite von 10° praktisch nicht sehr ins Gewicht fallen, so ist doch im Interesse der Meßgenauigkeit und der

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Selbstkontrolle die Verwendung des Winkelmessers immer vorzuziehen. Auf jeden Fall sind Zahlenangaben wesentlich wertvoller als diffuse Angaben, wie ζ. B . : „Die Beweglichkeit eines Gelenkes ist etwas behindert." Aus einer derartigen Angabe kann sich kein Mensch ein Bild von der Bewegungsmöglichkeit des Gelenkes machen. Auch bei Winkelmessungen an Gelenken sind stets Vergleichsmessungen an der gesunden Körperseite auszuführen, denn bei den einzelnen Personen schwanken die Bewegungsmöglichkeiten (ganz besonders stark des Handgelenkes) recht erheblich. Und schließlich wird es mitunter von Nutzen sein, getrennt anzugeben, wie groß die eigentätige und fremdtätige Bewegungsmöglichkeit der Gelenke ist. Auch die Messungen der Drehbewegungen, ζ. B. die Pro- und Supination oder die Rotation im Hüftgelenk lassen sich vorzüglich mit einem Winkelmesser durchführen. Die Verwendung des Winkelmessers bei Bewegungen der Wirbelsäule ist weniger gebräuchlich und auch nicht notwendig, da es sich hierbei um eine Bewegung handelt, welche nicht in einem Gelenk, sondern um eine solche, die von zahlreichen benachbarten Gelenken durchgeführt wird. Daher ist hier die kritische Betrachtung und Analysierung der Bewegungsvorgänge von größerem Wert als Zahlenangaben. Auch Photoaufnahmen in seitlicher Richtung beim Stehen und bei maximaler Beugung des Oberkörpers nach vorne oder Röntgenaufnahmen in dieser Strahlenrichtung bei den einzelnen Bewegungszuständen können äußerst aufschlußreich sein. Am Schultergelenk muß man unterscheiden zwischen den Bewegungen im Schultergelenk selbst (also bei fixierter Skapula) und den Bewegungen im gesamten Schultergürtel. Die Erhebungsmöglichkeit des Oberarms nach vorn, seitlich und hinten ist zu messen. Die Außenrotationsmöglichkeit ist am besten durch den Winkel auszudrücken, in den der im Ellbogen rechtwinklig gebeugte Unterarm gegen die Sagittalebene des Körpers gebracht werden kann. Einwärtsdrehung und Rückwärtsbeugung sind für die Praxis gekuppelte Bewegungen, deren Umfang sich durch die Beschreibung ausdrücken läßt, bis zu welchem Teil der Wirbelsäule die auf den Rücken gelegte Hand gebracht werden kann. Die Messung der Beuge- und Streckfähigkeit des Ellbogengelenkes ist einfach. Die Messung der Drehfähigkeit im Vorderarm sollte nie vergessen werden. Am Handgelenk wird man sich meistens mit der Streck- und Beugefähigkeit begnügen, man sollte aber auch die Fähigkeit zur Radialabduktion und Ulnarabduktion bei dem in der Achse des Unterarms gehaltenen Handgelenk prüfen, denn sie ist ebenfalls von großer Bedeutung für die Handfunktion. An den Fingern kann man naturgemäß die Beweglichkeit jedes einzelnen Gelenkes durch Winkelmessung prüfen. Für die Bestimmung der Streckfähigkeit ist dies auch der brauchbarste Weg. Zur Prüfung der Beugefähigkeit ist es aber besser, festzustellen, um wieviel die Fingerspitzen beim Faustschluß von der Handfläche entfernt bleiben. Um einen genauen Eindruck der Greiffähigkeit der Hand zu vermitteln, muß dann aber auch die Stellung der Fingergrundgelenke angegeben werden, denn sie sind besonders wichtig für diesen Bewegungsvorgang. Die Oppositions· und Abspreizungsfähigkeit des Daumens lassen sich am besten in Winkelmaßen angeben, die Einschlagsfähigkeit durch die Benennung der Stelle der Handfläche, welcher die Daumenspitze genähert werden kann. An Hüftgelenk, Kniegelenk und oberem Sprunggelenk sind Winkelmessungen der beste Weg zur Beurteilung der Bewegungsmöglichkeit. Die Beugefähigkeit des

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Arzt und Gutachten

Kniegelenkes läßt sich noch durch die Messung des Abstandes von der Ferse zum Sitzbein bestimmen, jedoch vermittelt diese Untersuchungsart keine so plastische Vorstellung der Funktion wie die Winkelmessung. Die Prüfung der Abrollfähigkeit des Vorfußes durch Angabe von Winkelmaßen ist nicht zweckmäßig, da die Ausschläge zu gering sind. Die Beobachtung und genaue Beschreibung des Vorganges ist den reinen Zahlen angaben vorzuziehen. Kraftmessungen haben nur bedingten Wert, da ihr Ausfall in hohem Maße von dem Willen des Untersuchten abhängig ist. Man könnte fast sagen, daß sie nur in negativem Sinne Wert haben. Denn wenn ein Mann, der über kräftige Muskulatur und Arbeitsschwielen in den Handflächen verfügt, auf der nicht verletzten Hand einen Dynamometerwert von 150 kg hat und auf der verletzten Seite 10 kg, wenn er dabei noch krampfhaft nicht nur die Beugemuskulatur, sondern auch die Streckmuskulatur des Unterarmes anspannt, dann ist es absolut sicher, daß dieser geringe Wert willkürlich erzeugt ist und nicht den Tatsachen entspricht. Kraftmessungen kommen in Frage zur Prüfung der Druckkraft der Hand. Man benutzt dafür meist Federinstrumente, deren Elastizität durch den Handdruck überwunden werden muß. Leider sind die mit verschiedenen Instrumenten erzielten Zahlen nicht vergleichbar, da sie in ihrer Eichung häufig sehr stark voneinander abweichen. Die Messung der Hub- und Zugkraft der Hand sowie die Widerstandskraft von Arm- und Beinmuskulatur haben sich in der Praxis nicht eingebürgert, nur die wenigsten Gutachter verfügen über die dazu notwendige Apparatur. Dies ist auch bei dem geringen Wert der Methode verständlich. Für gewöhnlich genügt die Prüfung des Kraftaufwandes gegenüber der Muskelkraft des Untersuchenden. Die Röntgenuntersuchung spielt naturgemäß bei allen Verletzungen, nicht nur bei Frakturen und ihren Folgezuständen, eine sehr erhebliche Rolle. Es ist ganz unmöglich, im Rahmen dieses Buches auch nur auf die wichtigsten Einzelheiten einzugehen. Nur einige grundsätzliche Punkte mögen erwähnt werden. Die einfache Röntgendurchleuchtung hat der Röntgenaufnahme das Feld räumen müssen, wenn man von der Beobachtung von Bewegungsvorgängen absieht. Unerläßlich ist es, stets Aufnahmen von zwei Körperebenen machen zu lassen. Derjenige, dessen Apparat oder dessen technische Kenntnisse dies nicht zulassen, sollte die Röntgenuntersuchungen lieber Leuten übergeben, deren Fertigkeiten und Einrichtungen vollkommen sind. Aber leider wird auch hiergegen immer noch verstoßen. Nur bei Becken, Hüft- und Schultergelenk genügt zunächst die Aufnahme in einer Ebene. Sonderfälle erfordern aber auch hier Spezialaufnahmen. Die Kontrollaufnahmen der nicht verletzten Körperseite verteuern die Röntgenuntersuchung zwar etwas, dennoch sollten sie, besonders im Zweifelsfalle, nicht unterlassen werden, denn sie sind häufig unerläßlich für die Beurteilung. Auch Aufnahmen in verschiedenen Strahlenqualitäten (Hartstrahl- und Weichstrahlaufnahmen) zur Darstellung einmal der Knochenstruktur und daneben der etwaigen Weichteilveränderungen werden mitunter notwendig sein. Die Deutung der Röntgenbefunde ist keineswegs leicht und erfordert eine nicht unbeträchtliche Übung. Fehldeutungen normaler Befunde und belangloser Varietäten kommen immer noch in reichlicher Zahl vor. Man kann sie in sehr erheblichem Umfange vermeiden, wenn man in Zweifelsfällen das ganz ausgezeichnete Werk

Zur Begutachtung wichtige Untersuchungsmethoden

49

von Köhler, „Grenzen des Normalen und Anfänge des Pathologischen im Röntgenbilde", zu Rate zieht. Die Röntgendurchleuchtung hat in der internen Diagnostik bei Herz, Lunge und Magen-Darm-Kanal ihre Bedeutung behalten. Durch die Einführung verschiedener Kontrastmittel sind die Möglichkeiten der Anwendung noch gesteigert worden. Aber auch bei unklaren Lageverhältnissen (ζ. B . bei Fremdkörpern, kompliziert gebauten Gelenken usw.) kann eine Durchleuchtung von sehr großem Nutzen sein. Sie hat gegenüber der stereoskopischen Röntgenaufnahme den Vorteil, daß man das zu durchleuchtende Objekt im Röntgenlicht Bewegungen ausführen lassen kann und so eine lebendigere Anschauung von den Lagebeziehungen zueinander gewinnen kann. Andererseits ermöglicht es die Stereoaufnahme, in Ruhe, wenn es sein muß stundenlang und zu jedem beliebigen Zeitpunkt das Röntgenbild zu studieren, ohne den Verletzten zu lange schädigenden Röntgenstrahlen aussetzen zu müssen. Ebenso wie vorstehend nur eine ganz kurze Übersicht über einige für die Unfallbegutachtung wichtige chirurgische Untersuchungsmethoden schlaglichtartig gegeben werden konnte, soll dies in folgenden Zeilen für Methoden aus der Allgemeinpraxis und des internen Mediziners und Neurologen erfolgen. Dabei soll die Allgemeinuntersuchung überhaupt nicht berührt werden. Die Bestimmung des Blutdrucks (und zwar durch auskultatorische Messung des maximalen oder systolischen Druckes sowie des minimalen oder diastolischen Druckes) gibt sehr wertvolle Hinweise auf komplizierte Leiden, welche auch für die Unfallbegutachtung von Bedeutung sind. Abgesehen von körperlichen Anstrengungen und seelischen Erregungen sind die erhaltenen Werte vom Willen dee Untersuchten unabhängig. Der Puls und seine Beurteilung ist ebenfalls von Wichtigkeit. Er sagt dem erfahrenen Arzt vielleicht noch mehr als der Blutdruckmeßapparat. Die Pulsbeschaffenheit und Zählung seiner Frequenz vor und nach einer bestimmten Arbeitsleistung (Kniebeugen oder dergl.) ist die einfachste und jederzeit durchführbare Herzfunktionsprüfung. Das große Gebiet der neurologischen Unterstichungsmethoden muß in seinen Einzelheiten hier vollkommen übergangen werden. Nur so viel sei gesagt, daß in einem Gutachtenbefund die Bemerkung: „Die Reflexe sind ohne Besonderheiten" vollkommen wertlos ist. Wenn man Reflexe prüft, dann muß man auch im Befundbericht vermerken, welche Reflexe man geprüft hat und wie ihr Verhalten auf beiden Körperseiten war. Dies läßt sich ohne viel Worte in klarer und eindeutiger Weise durchführen. Die Deutung des so erhaltenen, meist umfangreichen Befundes und die anatomische Lokalisation einer vermuteten Störungsursache setzt stets spezialistische Kenntnis voraus. Blutuntersuchungen, sowohl einfache zytologische aus dem Blutstropfen (Hämoglobingehalt, Zahl der Blutkörperchen, Differentialblutbild, Senkungsgeschwindigkeit), als auch serologische Methoden werden häufig notwendig, sogar unerläßlich (ζ. B. Wassermannache und Zusatzreaktionen) zur einwandfreien Diagnosestellung sein. Sie sind wohl auch stets ohne Schwierigkeiten auszuführen. Ebenso wichtig ist die Liquordiagnostik bei allen Erkrankungen des Zentralnervensystems. Auf die verschiedenen mit dem Liquor anzustellenden Reaktionen soll hier nicht eingegangen werden. Der eine Lumbalpunktion vornehmende Arzt sollte es aber nie verabsäumen, 4 Rostock, Unfall-Begutachtung

50

Arzt und Gutachten

bei ihrer Auaführung den Druck des Liquor zu messen. Der Transport des Materials, sei es Blut, sei es Liquor, zu der Untersuchungsstelle erfolgt, wenn das Laboratorium nicht im Hause ist, am besten in der so ungemein praktischen Venüle. Sie garantiert, daß das Material unverändert zur Untersuchung gelangt. Weiter ist es wichtig, daß der Arzt auf dem Begleitschreiben angibt, welche Untersuchungen er ausgeführt haben will. Nur bei klarer Fragestellung kann er darauf rechnen, auch eine klare Antwort zu erhalten. Die Angewohnheit eines Arztes, in solchen Fällen zu schreiben: „Zu untersuchen auf alle Schlechtigkeiten" und nicht einmal eine Diagnose anzugeben, ist zwar bequem, dient aber nicht der reibungslosen und verständnisinnigen Zusammenarbeit zwischen Arzt und serologischer Untersuchungsstelle. In einem Buche habe ich die Untersuchungstechnik des Chirurgen beschrieben. Auf das dort Gesagte sei verwiesen. Die Untersuchungen des Augenarztes, des Hals-Nasen-Ohrenarztes und des Psychiaters sind bei allen Schädelverletzungen unbedingt notwendig. Ihre Schilderung muß aber ebenfalls Spezialwerken vorbehalten bleiben. Simulation Leider muß der Unfallbegutachter in einem gewissen Prozentsatz mit bewußter oder unbewußter Übertreibung (Aggravation), mitunter sogar Simulation rechnen. Diese Beobachtung macht man nicht nur in der Sozialversicherung, sondern ganz besonders auch in der Privatversicherung und bei Haftpflichtprozessen, bei den beiden letzteren vielleicht in erhöhtem Grade, zumal wenn es sich bei ihnen um erheblichere Vermögensobjekte handelt. Der Grund dieser Erscheinungen liegt zweifellos in dem Bestreben des Verletzten, sich an Hand des Unfalles wirtschaftliche Vorteile zu verschaffen. Mitunter hört man sogar direkt die an und für sich irrige Auffassung: Jetzt habe ich so viele Jahre Beiträge bezahlt (wobei die Unfallversicherung mit der Kranken- und Invalidenversicherung verwechselt wird), jetzt will ich auch mal etwas rausholen. Die Begehrungsvorstellungen führen also dazu, den Versuch zu machen, dem Gutachter den Findruck zu vermitteln, daß die Folgen des Unfalles besonders schwer sind. In sozusagen einfachen Fällen wird der erfahrene Gutachter solche Manöver leicht durchschauen. Es gibt aber unter den Verletzten auch Spezialisten, denen man die angewandten Methoden (beispielsweise zur Erzeugung eines traumatischen Ödems oder dgl.) nicht nachweisen kann. Neben der Aggravation oder Simulation von Unfallfolgen kann auch noch in der Richtung ein Täuschungsversuch ausgeführt werden, als der Unfall an sich vollkommen frei erfunden oder falsch dargestellt oder auch einmal willkürlich herbeigeführt wird. Die Untersuchung derartiger Fälle ist Sache der Berufsgenossenschaft selbst, nicht des Arztes. Andererseits ist es häufig, daß allerlei andere Erkrankungen, die vielleicht auch schon vor dem Unfall bestanden haben und die erst gelegentlich der Unfalluntersuchung gefunden wurden, von Seiten des Verletzten als Folge des Unfalles betrachtet und hingestellt werden. Meist dürfte es sich hier jedoch um mangelnde Sachkenntnis

Simulation

51

des Laien in ärztlichen Dingen handeln. Hier tritt die Begutachtung von Zusainmenhangsfragen durch den Arzt (siehe den letzten Hauptabschnitt dieses Buches) in ihr Recht. Die unbewußte Vortäuschung und Übertreibung von Krankheitssymptomen kommt ebenso bei psychisch normalen Menschen wie auch bei solchen mit mehr oder weniger abnormer geistiger Reaktion vor. Die Entscheidung darüber, ob eine solche Vortäuschung unbewußt oder bewußt ist, wird sich nur in den seltensten Fällen mit genügender Sicherheit treffen lassen! Die Zahl der bewußten Simulanten ist wohl nur klein im Vergleich zu der der unbewußten. Die Tatsache, daß die sogenannte Rentenneurose nicht entschädigungspflichtig ist, hat sehr segensreich gewirkt. Allerdings hat sie noch nicht alle Begehrungsvorstellungen beseitigen können, zumal es auch heute noch Ärzte gibt, welche dem Verletzten bescheinigen, daß er infolge „Nervenschwäche nach Unfall" oder ähnlichen Diagnosen vollkommen oder teilweise erwerbsunfähig sei. Derartige Leute pflegen erst von ihrer Rentensucht geheilt zu werden, wenn sie mit ihrem Rentengesuch in der letzten Instanz abschlägig beschieden worden sind. Am häufigsten wird von dem Verletzten behauptet, daß er irgendwelche Schmerzen habe. Diese Behauptung ist unendlich schwer nachzuprüfen. Nur die allersorgfältigste Untersuchung kann hin und wieder die Richtigkeit oder Unrichtigkeit dieser Behauptung erweisen, in zahlreichen Fällen wird dies aber nicht möglich sein. Wenn die Schmerzen nur bei bestimmten Körperverrichtungen auftreten sollen, dann gelingt es mitunter, die Unrichtigkeit der Behauptung dadurch zu beweisen, daß man bei Ablenkung der Aufmerksamkeit des Untersuchten die entsprechende Bewegung schmerzlos ausführen kann. Willkürliche Demonstration einer Ganganomalie kann man mitunter durch unauffällige Beobachtung des Menschen außerhalb des Untersuchungsraumes, auf der Straße oder bei seiner gewohnten Beschäftigung entlarven. Chronische Strangulationen zur Erzeugung von Ödemen kann man gelegentlich mittels der Infrarotphotographie nachweisen. Hier kann nicht auf alle nur möglichen Arten der Übertreibung eingegangen werden. Es ist Sache der spezialistischen Unfalluntersuchung, die Angaben der Verletzten auf ihre Glaubwürdigkeit zu prüfen.

I*

Spezieller Teil Die wichtigsten Rentensätze Im. Laufe der Zeit haben sich in der Unfallbegutachtung ganz besonders bei sogenannten glatten Gliedverlusten bestimmte Rentensätze fast allgemeine Anerkennung verschafft. Sie dürfen aber nicht als absolute Zahlen und starre Normen angesehen werden, sondern sollen nur dem begutachtenden Arzt als Anhaltspunkt und Richtlinie dienen, die er in dem gerade vor ihm liegenden Einzelfall annehmen kann, von denen er aber abweichen muß, wenn die Wirklichkeit mit dem Schema nicht übereinstimmt. Eine Entscheidung de3 Reichsversicherungsamts umreißt die Rechtslage besonders klar: „Das Reichsversicherungsamt hat in ständiger Rechtssprechung daran festgehalten, daß es sogenannte ,Knochentaxen' nicht gibt, und daß der Grad der Minderung der Erwerbsfähigkeit eines Verletzten stets nach den besonderen Verhältnissen des Einzelfalles unter Berücksichtigung der ganzen körperlichen und geistigen Veranlagung des Betreffenden zu bewerten ist. Wenn sich dabei für gewisse, einfach zu beurteilende und häufiger vorkommende Unfallfolgen bestimmte Rahmensätze für die zu gewährenden Entschädigungen herausgebildet haben, so mögen diese den Ärzten, Versicherungsträgern und Behörden wichtige Anhaltspunkte bieten, unter keinen Umständen kann aber zugelassen werden, daß solche Sätze als feste Normen, und daß die bezeichneten Zusammenstellungen gewissermaßen als gesetzliche Grundlagen in den in Rechtszügen der Unfallversicherung vorhandenen Entscheidungen verwertet werden." Während auf dem Gebiet der Gliederverluste die richtige Beurteilung noch relativ leicht ist, so sind die Verhältnisse bei inneren Leiden viel komplizierter. Differenzen in den Schätzungen zweier Begutachter, mitunter auch um beträchtliche Werte, brauchen noch keineswegs der Ausdruok dafür zu sein, daß einer dieser Gutachter Fehler gemacht hat. Immerhin dürfte es für die tägliche Praxis zweckmäßig sein, allzu große Abweichungen von den Schätzungsnormen in der Beurteilung kurz zu begründen, um dadurch zum Ausdruck zu bringen, daß man bewußt von dem üblichen Schema abgewichen ist. Die nachstehend mitgeteilten Zahlen sind daher in vorstehendem Sinne nur als Richtlinien aufzufassen. Und schließlich sei noch erwähnt, daß diese Zahlen erst nach einer gewissen Gewöhnung an den Zustand Geltung haben. Kurze Zeit nach den angegebenen Verletzungen werden die angemessenen Entschädigungssätze höher sein. Wenn endlich in den folgenden Tabellen für denselben Zustand mitunter verschiedene Prozentzahlen angegeben sind, so soll dies dem Umstand Rechnung tragen, daß bei zahlreichen krankhaften Befunden verschiedene Schweregrade möglich sind. Durch diese Angaben ist aber nicht gesagt, daß der begutachtende Arzt diese Grenzzahlen kritiklos übernehmen soll. Vielmehr muß er sich in seiner Beurteilung für eine einzige Zahl entscheiden.

Die wichtigsten Rentensätze Kopf

Schädelskelett (stets ohne Berücksichtigung etwaiger neurologischer Störungen) Knochenlücke im Schädeldach je nach Größe (Notwendigkeit des Tragens einer Pelotte je nach Beruf) Infraktion des Orbitalrandes und des Jochbeins je nach dem Grade der Gesichtsentstellung Schädelbasisfraktur

53 Prozentsatz

10— 40 0— 15 0

Gehirn Commotio cerebri mit objektiv nachweisbaren neurologischen Störungen Dasselbe mit Gleichgewichtsstörungen (labyrinthärer Schwindel) Posttraumatische Epilepsie Fazialisparese (ohne Augenschädigung)

10— 30 20— 60 40—100 10

Auge Totale Erblindung Verlust eines Auges oder der Sehfähigkeit eines Auges Verlust eines Auges mit Unfähigkeit des Tragens einer Prothese Verlust der Linse eines Auges (je nach Sehschärfe mit Starglas) Herabsetzung der Sehschärfe eines Auges auf 1 / 10 Herabsetzung der Sehschärfe eines Auges unter 1 / 1 0 Herabsetzung der Sehschärfe beider Augen bis auf x / 10 Herabsetzung der Sehschärfe beider Augen unter 1 / 1 0 Halbseitenblindheit (Hemianopsie) Doppelsehen Geringe Ptosis eines Auges Starke Ptosis eines Auges Andere Augenmuskellähmungen Verletzung der Tränenwege Chronischer Bindehautkatarrh Zwei für die Zwecke des Augenarztes geeignete Tabellen siehe Handbuch der gesamten Unfallheilkunde von König und Magnus, Bd. IV, S. 201

100 25 30 10— 20 0— 10 10— 20 10— 50 50—100 30— 40 20 0— 10 20 10— 25 10— 15 10— 15

Gehör Einseitiger völliger Verlust des Gehörs Doppelseitiger völliger Verlust des Gehörs Einseitige hochgradige Schwerhörigkeit (Flüstersprache unter 2 m) Doppelseitige hochgradige Schwerhörigkeit (Flüstersprache unter 2 m ) . . Einseitige mittlere Schwerhörigkeit (Flüstersprache 2—4 m) Doppelseitige mittlere Schwerhörigkeit (Flüstersprache 2—4 m) Einseitige leichte Schwerhörigkeit (Flüstersprache 4—6 m) Doppelseitige leichte Schwerhörigkeit (Flüstersprache 4—6 m) Chronische Mittelohreiterung (ohne besondere Komplikationen)

11— 15 50 10— 15 25— 40 0— 10 10— 25 0 0— 10 10— 30

Geruchsorgane und Geschmacksorgane Verlust der Geruchs- und Geschmacksempfindung Stinknase (Ozaena) Verengerung der Nasengänge mit Atembehinderung

0 20— 30 15

54

Spezieller Teil

Mundhöhle

Probat*

Kieferklemme mit Notwendigkeit der Aufnahme nur flüssiger Nahrung . Verlust eines einzelnen Zahnes Verlust mehrerer Zähne bis zur Fertigstellung des Zahnersatzes Zahnverlust auch größeren Umfanges mit gut wirkender Prothese

20— 30 0 0— 20 0

Weichteile des Kopfes und Halses Besondere starke Entstellung des Gesichts Skalpierung (bei Frauen) Totalverlust der Nase Teilverlust der Nase (Nasenspitze) Sattelnase mit Entstellung des Gesichts Verlust einer Ohrmuschel Lippendefekt mit Speichelfluß Basedowsche Krankheit Tracheotomie mit und ohne Notwendigkeit des Tragens einer Kanüle . . .

20— 50 30 25 10 15 0 20 50—100 50

Brustkorb Verheilte Brustbeinfraktur ohne oder mit geringer Dislokation Lungenhernie Verheilte Rippenfraktur ohne Dislokation Interkostalneuralgie nach Rippenfraktur Lungenerweiterung ohne Katarrh Lungenerweiterung mit Kurzatmigkeit Lungenerweiterung mit starker Kurzatmigkeit und Katarrh Inaktive Lungentuberkulose (fast ausgeheilt) Leichte Lungentuberkulose Mittelschwere Lungentuberkulose Schwere Lungentuberkulose Leichte Bronchitis Stärkere Bronchitis mit Auswurf und Atembeschwerden Pleuraverwachsungen Pleuraschwarten Schwere Silikose Leichte Pleuritis Kompensierter Herzklappenfehler Herzmuskeldegeneration

0 20—• 50 0 10— 30 10— 30 20— 40 30—• 70 0— 30 40— 60 60— 80 100 10— 20 30—• 60 0— 20 20—• 30 50—100 30— 50 20— 30 40—100

Wirbelsäule Wirbelkörperbruch ohne Nervenbeteiligung: Rente je nach der Funktion der Wirbelsäule etwa im ersten Jahr etwa im zweiten Jahr Wirbelbruch mit partieller Rückenmarksschädigung Blasen- und Mastdarmstörung nach Wirbelfraktur oder Hämatomyelie .

30— 40 0— 30 80—100 25— 50

Die wichtigsten Rentensätze

55 Prozentsat?

Dornfortsatzfraktur „ Querfortsatzfraktur „

im im im im

ersten Jahr zweiten Jahr ersten J a h r zweiten J a h r

Bauchorgane und Bauchdecken

Leistenbruch oder Sehenkelbruch einseitig Leistenbruch oder Schenkelbruch doppelseitig Nabelbruch Bauchnarbenbruch Bauchfellverwachsungen mit Darmfunktionsstörungen Wasserbruch Verlust der Milz bis 2 Monate nach dem Unfall weitere 2 Monate weitere 3 Monate nach 9 Monaten nach 2 Jahren Darmfistel Mastdarmvorfall Verlust des Afterschließmuskels

Harnsystem

Verlust einer Niere Nierenkontusion oder Ruptur mit Eiweißausscheidung geringen Grades Dasselbe mit Hämaturie Dasselbe mit Zeichen einer Nephritis Pyelitis Leichte Blaseninkontinenz mit nächtlichem Einnässen Häufiges schmerzhaftes Harnlassen, Blasenkrämpfe Schrumpfblase mit geringer Fassungskraft bis zu 50 ccm Völlige Blaseninkontinenz Urinfistel mit Notwendigkeit, Urinal zu tragen Beschwerdefreie Harnröhrenstriktur, die gelegentlich bougiert werden muß Striktur mit wiederholt notwendiger Behandlung Häufiges Harnlassen, geringes Nachträufeln Häufiges schmerzhaftes Harnlassen Häufiges schmerzhaftes Harnlassen mit starkem Nachträufeln Dauernde Fistel in der Urethra anterior ohne Infektion Fistel am Damm Fistel nach Gewöhnung und ohne Infektion

Männliche Genitalorgane

Verlust eines Hodens Verlust beider Hoden im jugendlichen Alter mit Ausfallserscheinungen . . bis zu 40 Jahren nach 40 Jahren nach 60 Jahren

0 — 20 0 0 — 20 0 10 10 1 0 — 20

10— 30 10— 30 10— 20 100 75 50 25 0 30— 40 30 30 15 2 0 — 40 30— 60 50—100 15— 50 10— 30 20— 35 70 60—100 30— 50 10— 20 2 0 — 30 15— 20 25— 35 50

20

50

20

0 3 0 — 50 30

20 0

Spezieller Teil

56

Prozentsatz

Impotenz an sich Verlust des Penis Hydrozele Varikozele

0 20—30 10 10

Weibliche Genitalorgane Lageveränderung der Gebärmutter ohne Komplikation Lageveränderung der Gebärmutter mit Beschwerden Senkung von Scheide ohne Gebärmutter Uterus prolaps mittlerer Größe Vorfall von Scheide ohne Gebärmutter Verlust der Gebärmutter

0 20—30 0—10 20 20—30 30

Amputationen im Bereich der oberen Extremität ohne Finger rechts %

Totaler Verlust Verlust Verlust Verlust

Verlust des Armes im Schultergelenk in der Mitte des Oberarms und im Ellenbogenbogen . . . . in der Mitte des Unterarms der ganzen Hand aller Finger

links %

75 65 60 60 60

65 60 60 50 50

40 40 30 30 30 30 50 75 40—50 50—60 30 30 40 30 25 50 40 30 40 30—40 20 10—20

30 30 20 25 20 20 40 70 30—40 40—50 25 20 30 25 20 40 30 20 30 20—30 10 0—10

Funktionsstörungen am Arm ohne Finger Versteifung des Schultergelenks in Adduktion Nichtreponierte Schulterluxation Bewegungsmöglichkeit in der Schulter bis zur Horizontalen . . . . Lähmung des Deltamuskels Serratuslähmung Habituelle Schulterluxation Oberarmpseudarthrose (Manschette nötig) Völlige Plexuslähmung Erftsche Plexuslähmung Klumpkesehe Plexuslähmung Lähmung des Axillaris Lähmung des Thoracicus longus Ulnarisparese Medianusparese Radialisparese Versteifung des Ellenbogengelenkes in Streckstellung Versteifung des Ellenbogengelenkes in etwa 150° Versteifung des Ellenbogens im rechten Winkel Versteifung des Ellenbogens im spitzen Winkel Beugungsmöglichkeit des Ellenbogens zwischen 90° und 150° . . . Beugungsmöglichkeit des Ellenbogens zwischen 90° und 45° . . . . Olekranonpseudarthrose

Die wichtigsten Rentensätze

Schlottergelenk des Ellenbogens mit Schienenhülsenapparat . . . . Vorderarmpseudarthrose (Stützapparat notwendig) Isolierte Radiuspseudarthrose Isolierte Ulnapseudarthrose Aufhebung der Pronation und Supination Versteifung des Handgelenkes in Streckstellung Versteifung des Handgelenkes in Beugung oder Überstreckung in etwa 45° Etwas deform verheilte Speichenfraktur Stark deform verheilte Speichenfraktur

57 rechts %

links %

50 50 20—30 20—30 30 30

40 40 15—20 15—20 20 20

40 10 10—20

30 0 0—10

0 25 30 10 0 0 0

0 15 20 0 0 0 0

25 25 25 20 25 20 20 25 25 25

20 20 20 15 20 15 15 20 20 20

45 40 30 40 45 45 40 40

40 35 25 35 40 40 35 35

Glatte Gliedverlaste der Finger Verlust eines Fingers Verlust Verlust Verlust Verlust Verlust Verlust Verlust

des des des des des des des

Daumengliedes ganzen Daumens ganzen Daumens mit Mittelhandknochen ganzen Zeigefingers ganzen Mittelfingers ganzen Ringfingers ganzen Kleinfingers

Verlust zweier Finger Verlust Verlust Verlust Verlust Verlust Verlust Verlust Verlust Verlust Verlust

von von von von von von von von von von

Daumen und Zeigefinger Zeige- und Mittelfinger Mittel- und Ringfinger Ring- und Kleinfinger Mittel- und Kleinfinger Zeige- und Kleinfinger Zeige- und Ringfinger Daumen und Kleinfinger Daumen und Ringfinger Daumen und Mittelfinger

Verlust dreier Finger Verlust Verlust Verlust Verlust Verlust Verlust Verlust Verlust

vom vom vom vom vom vom vom vom

1.—3. Finger 2 . - 4 . Finger 3 . - 5 . Finger 2. + 4. + 5. Finger 1. + 2. + 4. Finger 1. + 2. + 5. Finger 2. + 3. + 5. Finger 1. + 4. + 5. Finger

58

Spezieller Teil

Verlust von vier Fingern

rechts

%

iinkS %

Verlust 1.—4. Finger 50 45 Verlust 2 . - 5 . Finger 45 40 Verlust 1. + 3. + 4. 4- 5. Finger 50 45 Verlust aller 5 Finger 60 50 Diese Sätze gelten für den Gesamtverlust und reizlose Stümpfe der Finger. Handelt es sich um den Verlust einzelner Fingerglieder, so sind die Zahlen entsprechend herabzusetzen, bei Störungen am Stumpf zu erhöhen.

Funktionsbehinderung im Bereich der Finger

rechts %

Versteifung Versteifung Versteifung Versteifung

10—15 20—25 10—20 10

des Daumengelenkes des Mittelhanddaumengelenkes eines Fingers in Beugestellung eines Fingers in Streckstellung

imks % 0—10 10—20 10—15 10

Grliedverluste im Bereich der unteren Extremität Bei den angegebenen Rentensätzen der Gliedverluste am Bein ist vorausgesetzt, daß der Zustand des Stumpfes optimal ist, und daß der Verletzte eine gut passende, hochwertige Prothese trägt. Prozentsatz

Verlust beider Oberschenkel Verlust beider Unterschenkel Verlust des Beines im Hüftgelenk Oberschenkelstumpf bis zum Trochanter minor Kurzer Oberschenkelstumpf oberhalb der Mitte Langer Oberschenkelstumpf unterhalb der Mitte Kurzer Gni&etumpf Langer ffnlfostumpf und Auslösung am Knie Unterschenkelstumpf unter 6 cm Mittellanger und kurzer Unterschenkelstumpf oberhalb der Mitte Langer Unterschenkelstumpf unterhalb der Mitte Kurzer Pirogoffstumpi Sym- und langer Pirogoffstumpf Ckopartstumpi Lisfrancstnmpf Mittelfußverlust Verlust aller oder der drei ersten Zehen

100 80 70 65 60 50 50 50—60 50—60 40 40—50 30 35 35 30 20 15

Funktionsbehinderungen im Bereich der unteren Extremität Versteifung beider Hüftgelenke Versteifung einer Hüfte in ungünstiger Stellung Versteifung einer Hüfte in günstiger Stellung Schnappende Hüfte mit Schwächung der Standfestigkeit des Beins Oberschenkelpseudarthrose Faszienlücke (Muskelhernie) am Oberschenkel

60—80 50 30 25 70—80 0—-10

Die wichtigsten Rentensätze

59 Prozentsatz

Versteifung beider Kniegelenke Versteifung des Knies in Streckstellung Versteifung des Knies in Beugestellung Leichtes Wackelknie (ohne Stützapparat) Starkes Wackelknie mit Stützapparat Bewegungsbehinderung im Knie (zwischen 120—170°) Bewegungsbehinderung im Knie (zwischen 90—180°) Fibrös verheilte Patellafraktur mit Funktionsunfähigkeit des Streckapparates Dasselbe ohne Funktionsfähigkeit des Streckapparates Arthrose des Knies Verkürzung eines Beines um 6 cm Verkürzung eines Beines um 4 cm Verkürzung eines Beines um 2 cm Lähmung des Nervus ischiadicus Lähmung des Nervus femoralis Lähmung des Nervus glutaeus Lähmung des Nervus tibialis Lähmung des Nervus peroneus Traumatische Ischias Hühnereigroßes Aneurysma der Femoralis Unterschenkelpseudarthrose In X-Stellung verheilter Unterschenkelbruch In O-Stellung verheilter Unterschenkelbruch Völlige Versteifung des Fußgelenkes im rechten Winkel Völlige Versteifung des Fußgelenkes in Spitzfußstellung Traumatischer Plattfuß (je nach Beschwerden) Traumatischer Klumpfuß Versteifung der Großzehe in Überstreckung Versteifung der Großzehe in Mittelstellung Versteifung aller Zehen Ödem des Beines nach Thrombose Dasselbe mit Geschwürsneigung

70—80 30 40—60 20 30—50 25 15 30 11—20 10—30 30 15 0 50 30—40 20—40 20—40 20—30 25 30 50 25 10—20 20 30 0—30 30—40 15 0 15 20—40 30—50

Die entschädigungspflichtigen Berufskrankheiten Erkrankungen durch Blei und seine Verbindungen Die Bleivergiftung ist die bei weitem wichtigste gewerbliche Vergiftung. Ihre Erkrankungsziffern betragen ein Vielfaches der Gesamtziffern aller anderen Vergiftungen. Nach den Zählungen des Jahres 1926 beträgt das Verhältnis 256 :67. Die Giftaufnahme kann durch die verletzte oder unverletzte Haut, durch Einatmung und auf dem Wege über den Verdauungskanal erfolgen. Die Ausscheidung des Bleis erfolgt durch Darm und Niere. Bei der Vergiftung kann man also das Element in Urin und Fäzes nachweisen.

Spezieller Teil

ΘΟ

Akute Bleivergiftungen kommen so gut wie nie vor. Die chronische Bleivergiftung tritt in den verschiedensten Formen in Erscheinung. Bekannt ist der Bleisaum am Zahnfleisch (der aber keineswegs konstant ist) und die eigenartige blaßgelbe Gesichtsfarbe mit grauem Unterton und leichter subikterischer Verfärbung der Skleren. Weiter findet man erhöhten Blutdruck, basophil gekörnte Erythrozyten, mitunter Hämatoporphyrinurie, Parese der Strecker der Hand und Finger, Bleitremor. Im einzelnen befällt die Vergiftung verschiedene Organsysteme, wie ζ. B . Bleikoliken mit spastischer Obstipation, Bleiarthalgie und Bleigicht mit Gliederund Gelenkschmerzen, Enzephalopathien mit Schlafstörungen, Unruhe, Nervosität, mitunter sogar Bewußtseinsstörungen, Krämpfen, Delirien, Bleiamaurose, Bleisohrumpfniere, Parotitis, Veränderungen der Media von Arterien, Bleikachexie. Die Pathogenese der Bleivergiftung kann man in folgendem Schema zusammenfaasen: (Heft 12, Arbeit und Gesundheit, S. 117.)

Schematische Darstellung der Pathogenese der Bleivergiftung Vegetatives Nervensystem Allgemeine Zellgiftwirkungen Blut und Blutbiidung Leber ParaSym! (funktionell) sympathifch pathisch

ι

Zerstörung der roten Blutzellen Basophile Granulation

Porphyrin-

Anämie.

UleineurIntestinale iistbenie Störungen; Sekretions- u. Motalitätsanolnalien; spastische Obstipation Colica lenta

- Bleikolorit · Ikterus (anatomisch) Akute gelbe Leberatropbie ?

Gefäß-System

Animates Nervensystem

Angiospasmen -(Transi torisch und lokalisiert)

Hypertonie Arthralgie

Akute Bleienzephalopathie Bleikolik

Arteriosklerose und Endarteritis

/ \

/ Chronische Bleienzephalopathle

Blcilähmung Blei- schrumpfniere

Erkrankungen durch Phosphor Die früher relativ häufige Phosphorvergiftung ist heute selten geworden. Der rote Phosphor ist ungiftig. Praktisch giftig ist nur der weiße Phosphor. Die akute Vergiftung verläuft innerhalb weniger Stunden unter Magen-Darm-Erscheinungen tödlich infolge Herzschwäche. Die chronische Vergiftung beginnt mit Mattigkeit, Appetitlosigkeit, Blässe, Magen-Darm-Beschwerden, katarrhalischer Reizung der oberen Luftwege. Dann folgen Geschwüre der Mundschleimhaut, Lockerung und Ausfall der Zähne, Nekrose der Kieferknochen mit Ausbildung einer Totenlade. Die gleichzeitig auftretende Eiterung kann auf die Schädelbasis und die Hirnhäute übergreifen und so zum Tode führen. Auch Allgemeininfektion und Amyloidose können als Folge der Eiterung auftreten.

Erkrankungen durch Quecksilber oder seine Verbindungen Die akute Quecksilbervergiftung dokumentiert sich durch die lokalen Ätzwirkungen besondere auf die Ausscheidungsorgane, wie Entzündung der Mundschleimhaut. Darmkatarrh mit profusen Durchfällen und Tenesmen, Nephritis, die

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unter dem Bilde der Nephrose mit Wassersucht, Oligurie, Eiweißausseheidung, Zylindurie einhergeht. Die lokalen Wirkungen auf die Haut äußern sich in einer ausgebreiteten, schweren akuten Dermatitis. Die chronische Giftwirkung betrifft vorwiegend oder ausschließlich das Zentralnervensystem unter wesentlicher Beteiligung der psychischen Sphäre. Sie äußert sich hauptsächlich in psychischer Schwäche und Reizbarkeit. Bekannt ist ferner der Tremor mercurialis, der sich als Intentionstremor grobschlägigen, unregelmäßigen Charakters mit charakteristischer Entstellung der Schriftzüge darstellt. Zur Stützung der Diagnose der Quecksilbervergiftung ist der mengenmäßige Nachweis der Ausscheidung des Metalls im Urin heranzuziehen.

Erkrankungen durch Arsen oder seine Verbindungen Sowohl das Element an sich als auch seine Verbindungen können in Form von Staub, selten in Dampfform und nie durch die unverletzte Haut in den Körper aufgenommen werden. Die Ausscheidung erfolgt durch die Schleimhäute des Verdauungskanals und durch den Urin. Die Speicherung erfolgt in allen Organen und Geweben, besonders in Leber und Niere. Das Arsen wirkt hauptsächlich durch Lähmung und Erweiterung der Gefäße und auch auf die Zellen selbst. Lokale Ätzwirkungen hat nur das Arsentrichlorid. Es entstehen ekzematöse Hautaffektionen besonders an den verschiedenen Hautumschlagfalten. Außerdem bewirkt die akute Arsenvergiftung profuse Durchfälle ähnlich wie bei der Cholera mit Blutdrucksenkung, Kollaps, Herzschwäche. Verläuft die Vergiftung chronischer, dann kommt es zu Appetitmangel, Erbrechen, Durchfällen, Koliken sowie Katarrhen der verschiedenen Schleimhäute des Körpers. Aber neben den schon erwähnten Hautaffektionen beobachtet man auch Störungen von selten des zentralen und peripheren Nervensystems in Form von Kopfschmerzen, Schwindel, Neuritiden. Arsenwasserstoff gelangt durch Einatmung in den Kreislauf und wirkt sehr rasch giftig. Es ist ein Blutgift, welches durch die Bildung von Methämoglobin häufig tödlich wirkt. Die Diagnose ist durch spektroskopischen Nachweis dieses Stoffes leicht. Arsentrichlorid und ähnliche Verbindungen wirken örtlich nekrotisierend auf Haut und Schleimhäute, dagegen ist die Resorptionswirkung gering.

Erkrankungen durch Verbindungen des Mangans Die Manganvergiftung hat ausgesprochen chronischen Charakter, der sich in Schädigungen des Nervensystems äußert, die zum Teil an die multiple Sklerose und zum anderen Teil an die Paralysis agitans erinnern. Infolgedessen findet man Muskelrigidität mit Bewegungsarmut, insbesondere mimischer Starre, Bewegungsverlangsamung mit Beeinträchtigung der Diadochokinese und Neigung zur Pround Retropulsion. Die endgültige Diagnose und besonders die Unterscheidung gegenüber der vorher erwähnten Erkrankungen ist Sache des Fachneurologen. Die Schilderung würde den Rahmen dieses Buches überschreiten.

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Erkrankungen durch Benzol und seine Homologen Bei den Erkrankungen durch Benzol und seine Homologen muß man verschiedene Unterabteilungen unterscheiden. Benzol und seine Homologen erzeugen bei der akuten Vergiftung rauschartige Erregungen mit Heiterkeit und Rötung des Gesichts, die plötzlich in Lähmung mit Koma und plötzlichem Tod unter Krämpfen übergehen können. Bei chronischer Vergiftung entsteht unter allgemeinen nervösen Beschwerden eine Anämie mit ausgesprochener Leukopenie mit relativer Lymphozytose. In schweren Fällen kann es zur Purpura haemorrhagica an verschiedenen Stellen (Haut, Schleimhaut, Zahnfleisch, Uterus) kommen.

Erkrankungen durch Nitro- und Amidoverbindungen des Benzols Anilin und seine Homologen und Derivate erzeugen bei der akuten Vergiftung Zyanose mit Zersetzung des Blutfarbstoffes in Methämoglobin. Dazu treten nach anfänglicher Euphorie Müdigkeit, Schlafsucht, Erbrechen und Kopfschmerzen. Im Koma kann der Tod eintreten. Die chronische Vergiftung beruht auf der Summation der hämolytischen Wirkung des Stoffes. Als Spätfolge treffen wir die bekannten Veränderungen an der Blase in Form der gutartigen Papillome mit allen Übergängen zum typischen Karzinom an. Nitrobenzol und seine Homologen erzeugen bei akuten Vergiftungen dasselbe Bild wie das Anilin, nur pflegen Depressionserscheinungen früher aufzutreten. Das chronische Stadium der Vergiftung ist durch Anämie mit leichtem Ikterus ohne Zyanose gekennzeichnet, die von Schwindel und Kopfschmerzen begleitet sind. In späteren Stadien treten Leberschädigungen auf, welche auch zu tödlichem Ausgang führen können.

Erkrankungen durch Halogen-Kohlenwasserstoffe der Fettreihe Sie werden in steigendem Umfang zu technischen Lösungsmitteln, Feuerlöschmitteln u. dgl. verwendet und können bei chronischer Einwirkung Lebererkrankungen degenerativen Charakters sowie Erkrankungen des zentralen und peripheren Nervensystems hervorrufen.

Erkrankungen durch Schwefelkohlenstoff Der Schwefelkohlenstoff ist ein auf Herz und Nerven wirkendes Narkotikum. Bei akuter Vergiftung kommt es zu Erregungszuständen mit anschließender Narkose und eventuell Tod. Die subakute Vergiftung führt zu Kopfschmerzen, Übelkeit, {Schwindel, Parasthesien, Taubheitsgefühl. Die chronische Vergiftung ist nicht die Nachkrankheit der akuten oder subakuten Vergiftung, sondern entwickelt sich im Laufe von Wochen und Monaten. Nach kurzem Stadium gehobenen Wohlbefindens treten Kopfschmerzen, Schwindel, Verdauungsstörungen, Anämie, Herzklopfen und Schwächung der Sexualfunktion ein. Daneben beobachtet man Hirnnervenlähmungen sowie die verschiedensten neurologischen und psychischen Störungen, die sich zum Ausbruch einer Psychose steigern können.

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Erkrankungen durch Schwefelwasserstoff Der Schwefelwasserstoff ist eins der giftigsten Gase und steht der Blausäure kaum nach. Schon Konzentrationen von 1—2 pro Mille wirken sofort tödlich durch zentrale Lähmung besonders auf das Atemzentrum. Die subakute Vergiftung wird charakterisiert durch lokale Reizwirkungen von Seiten der Atmungsorgane (Hustenreiz, Bronchitis, Lungenödem) und der Augenbindehaut und eventuell Hornhaut. Auch Magen-Darm-Erscheinungen kommen vor. Die chronische Vergiftung bei langer Einwirkung äußerst geringer Konzentrationen besteht in heftigem Schnupfen, Bronchialkatarrh, Speichelfluß, gelegentlich Durchfälle. Auch herpesartige und furunkelartige Hautaffektionen sind beschrieben.

Erkrankungen durch Kohlenoxyd Im industriellen Gebiet ist an zahlreichen Orten Gelegenheit gegeben, sich eine Kohlenoxydvergiftung zuzuziehen. Häufig sind dem Kohlenoxyd auch andere giftige Gase beigemengt. Das Kohlenoxyd verdrängt aus dem Hämoglobin den Sauerstoff und bedingt so eine Erstickung der Gewebe. Die Krankheitserscheinungen beginnen bei einer 30 %-Bindung des Hämoglobins, die bei einem Kohlenoxydgehalt der Atemluft von 0,5 Volumprozent in einiger Zeit erreicht wird. Die akute Kohlenoxydvergiftung führt bei der seltenen Einatmung großer Mengen des Gases nach wenigen Atemzügen zum Tode. Bei langsamer Einatmung geringer Konzentrationen kommt es zu Schwindel, Ohrensausen, Mattigkeit und zum Bewußtseinsschwund, in ihm zu Gefäßerweiterung (rotes Gesicht), Erbrechen, großer Atmung (anfangs auch Typus Cheyne-Stokes), Herzschwäche. Der Lähmung der medullären Zentren und dem infolgedessen eintretenden Tode geht ein Erregungsstadium teilweise mit Krämpfen voraus. Kann der Tod verhütet werden, so können Nachkrankheiten in Erscheinung treten. Die wichtigsten sind: Pneumonie, Glykosurie, Albuminurie, organische Erkrankungen des Zentralnervensystems verschiedener Art, Psychosen und Psychoneurosen, Neuritiden. Ob es eine chronische Vergiftung durch langdauernde Einatmung sehr kleiner Mengen gibt, ist noch umstritten. Ob das Löwysche Symptom des labyrinthären Schwindels infolge Übererregbarkeit des Vestibularis pathognomisch für die chronische CO-Vergiftung ist, ist ebenfalls nicht sicher. Kombinationen von Kohlenoxyd Vergiftungen mit solchen anderer Gase sind häufig.

Erkrankungen durch Röntgenstrahlen und radioaktive Stoffe Röntgenschädigungen können durch einmalige Überdosierung oder chronische Einwirkung entstehen. Der sogenannte Röntgenkater, der schnell überwunden wird, hat keine versicherungsrechtliche Bedeutung. Auch das Früherythem mit nachfolgender Pigmentierung der Haut ist in diesem Sinne bedeutungslos. Die Überdosierung bedingt in schweren Fällen Gewebsnekrosen und Ulzerationen. Sie können äußerst schwere Schädigungen hervorrufen. Bei chronischen Schädigungen kommt es zu einer Dermatitis verschiedenster Form mit Rissen und Spalten, so daß die

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Haut den kleinsten Schäden des täglichen Lebens mehr ausgesetzt ist als beim Gesunden. So entwickeln sich nichtheilende Schrunden und Geschwüre. Die größte Gefahr liegt in der Entwicklung des Röntgenkarzinoms. An Schädigungen der inneren Organe sind bekannt: Schädigungen an Mund, Speiseröhre und Magenschleimhaut, Versiegen der Speichelsekretion, Atrophie des Optikus und der Ganglien der Netzhaut, der männlichen und weiblichen Geschlechtsdrüsen (Azoospermie, Amenorrhoe), Leukopenie, myelogene und lymphatische Leukämie. Die radioaktiven Stoffe (Radium, Mesothorium) wirken hauptsächlich auf die im Fabrikationsbetrieb beschäftigten Arbeiter und auf den Forscher mit seinen Gehilfen im Laboratorium. Sie ähneln in ihrem Wesen den Schädigungen durch Röntgenstrahlen.

Erkrankungen an Hantkrebs oder zur Krebsbildung neigenden Hautveränderungen durch Ruß, Paraffin, Teer, Anthrazen, Pech und ähnliche Stoffe Die Überschrift enthält eigentlich alles Wesentliche über diese Gewerbekrankheit. Als ähnlich wirkende Stoffe seien noch aufgeführt: Karbolineum, Anthrachinon, Alizarin, Naphtha, rohe Erdöle und ihre Rückstände, Masut, Schmieröle, die aus Erdölrückständen hergestellte Vaseline. Alle diese Chemikalien bewirken zunächst unspezifische Hautreizungen und dann später Hyperkeratosen und Warzen, welche in eine Melanose übergehen können, die als „innere Intoxikation" aufgefaßt werden kann. Die Hautveränderungen können in einen präkankerösen Zustand übergehen, welcher sich nicht allzu selten in einen echten Krebs verwandelt. Seit langer Zeit ist der Schornsteinfegerkrebs als typisches Beispiel bekannt. Manchmal werden die chronischen Hautveränderungen in ihren Anfangsstadien durch Lichteinwirkung verschlimmert und in ihrem pathologischen Ablauf beschleunigt. Bei der Diagnose spielt die Vorgeschichte und das Erfassen der Arbeitsweise eine überragende Rolle.

Erkrankungen an Krebs oder anderen Neubildungen und Schleimhautyeränderungen der Harnwege durch aromatische Aniline In diese Gruppe gehört vor allen Dingen der seit langem bekannte Harnblasenkrebs der Anilinarbeiter mit seinen papillomatösen Vorstadien. Sie erzeugen Blutungen in der Harnblase, verbunden mit einer Cystitis und in späterem Stadium die Allgemeinerscheinungen des Blasenkarzinoms.

Schwere oder wiederholt rückfällige Hauterkrankungen, die zum Wechsel des Berufs oder zur Aufgabe jeder Erwerbsarbeit zwingen In diese Gruppe gehören die zur Galvanisierung verwendeten Metalle mit ihren Salzen, aber auch andere hautschädigende Chemikalien. Zunächst tritt an der Dorsalfläche von Fingern, Händen und Unterarmen ein Brennen und Jucken auf, welches zum Kratzen mit entsprechenden sekundären Infektionen reizt. Das sich

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dann entwickelnde chronische Ekzem ist nässend, krustös, schuppend. In seinem Bereich ergeben sich kleine Verletzungen mit wallartigen Rändern. Im ganzen sind die Veränderungen uncharakteristisch. Nur die Nickelflechte hat einen charakteristischen Sitz zwischen den Fingerwurzeln, am Handgelenk und am Unterarm. Der Verlauf der Ekzeme ist meist gutartig, besonders bei Aussetzen der Schädigung. Nur bei rezidivierenden Erkrankungen kann ein Entschädigungsanspruch geltend gemacht werden. Auch durch exotische Holzarten, die in Form von Sägemehl auf die Haut zunächst der unbekleideten Körperstellen, aber auch auf bedeckte Hautstellen, ζ. B. Genitalien einwirken, können Krankheitserscheinungen in Form einer verschieden starken Dermatitis hervorgerufen werden. Eine ausgesprochene individuelle Disposition, die durch starkes Schwitzen verstärkt werden kann, wird beobachtet. Es besteht lebhaftes Hautjucken. Pustulöse und impetiginöse Ekzeme können sich an das akute Stadium anschließen. Für die Differentialdiagnose sind Hauttestprüfungen der in Frage kommenden Holzstaubarten von besonderer Bedeutung. Schließlich gehören in diese Gruppe die Vorstadien des Hautkrebses durch Ruß. Paraffin, Teer und die in dem entsprechenden Vorabschnitt genannten Stoffe. Erkrankungen der Muskeln, Knochen und Gelenke durch Arbeiten mit Preßluftwerkzeugen Das Wesentliche dieser Schädigungen sind die Erschütterungen, denen der Körper durch die Arbeit ausgesetzt ist. Sie erzeugt bei den einzelnen Gelenken wesensverschiedene Krankheitsformen. Solange der Körper imstande ist, die Stöße durch seine Muskulatur aufzufangen, kommt es zu übermäßigen Beanspruchungen in den Muskelansatzstellen und zur Verknöcherung dieser Teile. Dies ist besonders häufig am Ellenbogen der Fall. Daneben beobachtet man aber auch direkte Druckeinwirkungen auf die Gelenkflächen. Sie äußern sich in osteochondritischen Prozessen mit der Ausbildung freier Gelenkkörper oder am Handgelenk in Form der Lunatumnekrose und örtlichen Nekrosen in anderen Handwurzelknochen. Am Schultergelenk sind nur in vereinzelten Ausnahmefällen Schädigungen beobachtet worden, an anderen Körpergelenken so gut wie nie. An der Muskulatur selbst kommt es nur selten zu Verknöcherungsprozessen im Sinne der Myositis ossificans. Nach einer Entscheidung des Reichsversicherungsamtes sollen auch Nervenerkrankungen, wenn sie zu Muskulaturschwund führen, entschädigungspflichtig sein. Nicht entschädigungspflichtig sind jedoch alle funktionell nervösen Störungen, die mitunter beobachteten trophoneurotischen Erkrankungen, die Dupuytrensche Kontraktur, um nur einige zu nennen. In Anbetracht der Verbreitung der Preßluftwerkzeuge sind die Erkrankungen relativ selten. Schwere Staublungenerkrankung (Silikose) Der kieselsäurehaltige Staub, welcher bei den verschiedensten Industrien im Betrieb erzeugt wird, bewirkt bei längerer Dauer seiner Einatmung schwere Veränderungen des Lungengewebes. Die Lungen verwachsen mehr oder weniger ausgedehnt mit der Brustwand, sie haben grau-schwarze Farbe und zeigen fibröse Auf5

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lagerungea und granulierte Oberfläche. Ihr Gewebe ist derb und läßt aich nur schwer und unter Knirschen durchschneiden. Man findet in den Lungen zahlreiche Bindegewebsschwielen und Knötchen, untersetzt von wenig normalem, meist atelektatischem oder geblähtem Lungengewebe. Gelegentlich kommen auch örtliche Nekrosen und mitunter Kavernen vor. Die vergrößerten Drüsen der Lungenwurzel sind mit Staub und Schwielengewebe reichlich durchsetzt. Die Entwicklungszeit der Staublunge ist neben individueller Veranlagung abhängig von der Menge des eingeatmeten Kieselsäurestaubes, also indirekt von der Arbeitszeit. Die klinischen Zeichen der Erkrankung werden in der Hauptsache durch die Verminderung der Atmungsfläche und die Elastizitätsveränderung der Lunge und die Überlastung des rechten Herzens bedingt. Infolgedessen findet man Kurzatmigkeit, Brustschmerzen, Druck und Stechen auf der Brust, manchmal auch Trockenheit im Halse. Husten und Auswurf sind keine regelmäßigen Begleiterscheinungen und können lange Zeit fehlen. Während man früher drei Entwicklungsstadien unterschied, schließt man sich jetzt dem Vorschlag von Reichmann an, der eine fleckige und leichte Form von einer grobsehwieligen und schweren Form unterschieden haben will. Bei der Unterscheidung müssen klinischer Befund und Röntgenbild gleichmäßig bewertet werden. Die richtige Einschätzung der Symptome ist äußerst schwierig. Nur Fachleute auf diesem Gebiet sollten sich ein maßgebendes Urteil erlauben. Nur die schwere Form der Silikose ist entschädigungspflichtig. Die Definition dieses Begriffes ist in der Verordnung nicht enthalten. Man kann annehmen, daß eine entschädigungspflichtige Silikose dann vorliegt, wenn 1. röntgenologisch die typischen Zeichen, vor allem große Staubschwielen, vielfach Blähung umschriebener Lungenteile oder Schrumpfungsprozesse vorhanden sind, und 2. auch klinisch deutliche Funktionsstörungen, wie also Kurzatmigkeit oder katarrhalische Erscheinungen, verminderte Faßkraft der Lungen, Kreislaufstörungen usw. bestehen. Ferner finden sich in schweren Fällen gleichzeitig auch Schrumpfungen, Brustfellverwachsungen, chronische Bronchitis, Lungenemphysem und Rückwirkungen auf den Kreislauf. Die durch eine schwere Staublunge bedingte Erwerbsfähigkeitsverminderung beträgt wohl kaum unter 50%. Im Bereich des Bergbaus besteht gleichzeitig Knappschaftsinvalidität. Eine wichtige Komplikation der Staublunge ist die Tuberkulose. Die Differentialdiagnose zwischen diesen beiden Erkrankungen und ihren Mischformen ist manchmal recht schwer. Zu entschädigen ist die Lungentuberkulose dann, wenn sie mit einer Silikose zusammentrifft und wenn die Gesamterkrankung schwer ist und die Staublungenveränderungen einen aktiv fortschreitenden Verlauf der Tuberkulose wesentlich verursacht haben.

Schwere Asbeststaublungenerkrankung Auch Asbest (ein Magnesiumsilikat) kann ähnliche Erscheinungen wie die schwere Silikose hervorrufen. Eine Vergesellschaftung der Asbestose mit einer Lungentuberkulose ist bisher in Deutschland nicht beobachtet worden.

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Erkrankungen an Lungenkrebs In Betrieben, in denen Chromerze und entsprechende Chemikalien verarbeitet werden, sind derartige Erkrankungen vorgekommen. Wegen der Notwendigkeit einer umfassenden Verhütung ist ihnen Versicherungsschutz gewährt worden.

Erkrankungen der tieferen Luftwege und der Lunge durch Thomasschlackenmehl Der äußerst feine Staub des Thomasschlackenmehls ist reich an Kalk und Phosphorsalzen. Die Empfindlichkeit der einzelnen Menschen hiergegen ist sehr verschieden. Jugendliche und Frauen erscheinen besonders gefährdet. Die Schädigungen durch den Staub können in lobären Pneumonien oder Bronchitiden bestehen. Letztere sind häufiger als Pneumonien. Wenn man eine derartige Erkrankung als entschädigungspflichtige Berufskrankheit anerkennen will, dann muß sie in Thomasschlackenmühlen, Düngemittelmischereien und Betrieben, die Thomasschlackenmehl befördern, entstanden sein oder doch wenigstens in nicht erheblichem zeitlichen Abstand nach der Beendigung dieser Arbeit entstanden sein. Eine genauere Diagnose der Art der vorliegenden Lungenerkrankungen und Abgrenzung gegen andere Lungenleiden ist weiterhin von ausschlaggebender Bedeutung.

Schneeberger Lungenkrankheit Die Schneeberger Lungenkrankheit ist eine seit Jahrhunderten in diesem Bergwerksgebiet bekannte Erkrankung, welche die Leute schnell „bergfertig" macht und bald ihren Tod herbeiführt. Sie ist ein Lungenkarzinom, dessen Frühdiagnose auch heutzutage durch Röntgenuntersuchung wegen der Abgrenzung zu Staublungenveränderungen schwierig ist. Die klinischen Erscheinungen beginnen mit Kurzatmigkeit und eventuell Husten bei normalem Lungenauskultationsbefund. Man nimmt an, daß der Radium- und Arsengehalt des eingeatmeten Mineralstaubes die Ursache der Erkrankung ist.

Durch Lärm verursachte Taubheit oder an Taubheit grenzende Schwerhörigkeit Diese Störungen sind nur entschädigungspflichtig, wenn sie in Betrieben der Metallbearbeitung und -Verarbeitung erworben sind. Die Differentialdiagnose, ob die vorhandene Schwerhörigkeit auf gewerbliche Einflüsse zurückzuführen ist, erfordert spezialärztliche Kenntnisse (vgl. Handbuch der gesamten Unfallheilkunde, Bd. II, S. 250). Dort findet sich auch ein sehr brauchbares Untersuchungsschema. Die Entschädigungssätze sind etwa folgendermaßen zu bemessen. Schwerhörigkeit mit Umgangssprache unter I m 40% Organische Taubheit auf beiden Ohren 50%. Eventuell vorhandener Schwindel muß besonders berücksichtigt werden. Subjektive Geräusche allein beeinflussen die Erwerbsfähigkeit nicht wesentlich.

Grauer Star Entschädigungspflichtig ist der graue Star, wenn er nach einer etwa zehnjährigen Beschäftigung in Glashütten oder ähnlichen Betrieben auftritt. Charakteristisch für

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die Entstehungsart durch Feuerarbeit ist die eigentümliche Trübung im Gebiet des hinteren Linsenpols. Das Bestehen andersartiger Trübungen spricht nicht gegen gewerbliche Schädigung. Als weiteres Kennzeichen der gewerblichen Linsenschädigung dient eine etwa vorhandene Abspaltung der vorderen Kapsellamelle, die auch voll entwickelte Stare noch als Berufskrankheit kennzeichnet. Ala unterstützendes Merkmal ist der Beginn auf dem linken Auge heranzuziehen.

Wurmkrankheit der Bergleute Unter Wurmkrankheit der Bergleute versteht man die aus den Tropen eingeschleppte Ankylostomiasis. Andere Wurmkrankheiten (Askariden, Bandwurm usw.) sind nicht entschädigungspflichtig. Die Übertragung erfolgt durch den menschlichen Kot bei mangelhaften hygienischen Verhältnissen unter Tage. Im Ruhrgebiet hatte die Erkrankung in den Jahren um 1900 große Ausdehnung angenommen, jetzt ist bei der gesamten Belegschaft des Ruhrgebietes kein einziger Fall bekannt. Die klinischen Erscheinungen bestehen in Unlustgefühlen, unbestimmten Magen-DarmErscheinungen, zunehmender Anämie mit entsprechenden Allgemeinstörungen. Sichere Diagnose ist nur durch eingehende Stuhluntersuchung möglich.

Tropenkrankheiten, Fleckfieber, Skorbut Diese Erkrankungen sind nur entschädigungspflichtig, wenn sie im Betriebe der Seeschiffahrt und Luftfahrt sowie der Arbeitstätigkeit im Ausland erworben sind. Eine auch nur knappe Schilderung der Symptome ist in diesem Zusammenhange unmöglich, nur eine Aufzählung der wichtigsten in Frage kommenden Erkrankungen ist am Platze. Dabei ersetzt man in der Definition das Wort „Tropenkrankheiten" besser durch „exotische Krankheiten". Entschädigungspflichtig sind unter der oben angegebenen Beschränkung: Malaria, Schwarzwasserfieber, Amöbenruhr, Bazillenruhr, Gelbfieber, afrikanische Schlafkrankheit, Dengue, Pappatacifieber, Maltafieber, Rückfallfieber, Pest, Leishmaniosen, Frambösie, Lepra, klimatische Wurmkrankheiten, Fleckfieber, Skorbut.

Infektionskrankheiten Sie sind entschädigungspflichtig, soweit sie in Krankenhäusern, Heil- und Pflegeanstalten, Entbindungsheimen und sonstigen Anstalten, die Personen zur Kur und Pflege aufnehmen, ferner Einrichtungen und Tätigkeiten in der öffentlichen und freien Wohlfahrtspflege und im Gesundheitsdienste sowie Laboratorien für naturwissenschaftliche und medizinische Untersuchungen und Versuche erworben sind. Diese Definition, welche der entsprechenden Verordnung entnommen ist, besagt alles Wesentliche. Es ist für die Entschädigungspflicht also unwesentlich, ob die Ansteckung unmittelbar am Krankenbett oder mittelbar durch Verschleppung der Keime erworben wurde. Hierfür kommen hauptsächlich in Frage: Luftstaub, Wäsche, Gebrauchsgegenstände, Badewasser, Ausscheidungen (Untersuchung im Laboratorium). Die Ansteckungsmöglichkeit ist bei den einzelnen Krankheiten sehr verschieden. Danach richten sich dann auch die medizinal-polizeilichen Vorschriften, die streng beachtet werden müssen.

Allgemeines über die Bsgutachtung von Zusammenhangsfragen

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Allgemeines über die Begutachtung von Zusammenhangsfragen Die ärztliche Begutachtung zur Entscheidung, ob eine bei einem Mensehen festgestellte krankhafte Veränderung unfallbedingt ist, erfordert von dem Arzt ganz besonders gediegene Kentnisse sowohl der allgemeinen und speziellen Pathologie als auch der einschlägigen gesetzlichen Bestimmungen. Es haben sich zwar im Laufe der Praxis für eine Reihe von Erkrankungen sozusagen Richtlinien herausgebildet, welche allgemein anerkannt sind. Nach ihnen hat sich der Arzt zu richten, denn, wenn er es nicht tut, dann bezeugt er damit nur, daß seine Kenntnisse nicht dem jetzigen Stand der Wissenschaft entsprechen. Trotzdem muß naturgemäß jeder Einzelfall für sich betrachtet werden. Nichts wäre falscher, als rein schematisch die Beurteilung ohne Berücksichtigung der näheren Begleitumstände vorzunehmen. Trotzdem ist nachstehend in kurzen Worten für die wichtigsten in der Praxis vorkommenden Erkrankungen erörtert, ob bzw. wann sie unfallbedingt sind. Dabei ist grundsätzlich auf nähere Schilderung der Pathogenese und auch des klinischen Bildes verzichtet. Sie werden als bekannt vorausgesetzt. Gegebenenfalls sind Studien in den entsprechenden Handbüchern notwendig. Auch auf die Begründung der mitgeteilten Leitsätze mußte verzichtet werden, weil sonst der Charakter dieses Buches verwischt worden wäre. Es soll seinem Umfang entsprechend nicht ein Handbuch, sondern ein Vademekum sein. In der Privatversicherung bestehen insofern einschränkende Bestimmungen, als eine Reihe von Erkrankungen von vornherein vertragsmäßig von der Entschädigungspflicht ausgeschlossen sind. Auf diese Sondeibestimmungen ist nachstehend nicht eingegangen worden, vielmehr sind die Ausführungen auf die deutsche Sozialversicherung zugeschnitten. Mitunter findet man in ärztlichen Gutachten noch Erörterungen, ob ein Unfall tatsächlich stattgefunden hat. Dies ist überflüssig, denn die Entscheidung der Frage, ob ein Betriebsunfall vorgelegen hat, ist nicht Sache des ärztlichen Begutachters, sondern es ist die Sache der Versicherungsbehörde. Jede ärztliche Begutachtung hat überhaupt nur Sinn, wenn die Voraussetzung erfüllt ist, daß ein entschädigungspflichtiger Unfall stattgefunden hat. Denn wenn dies nicht der Fall ist, dann ist ja die Erörterung der Zusammenhangsfrage von vornherein gegenstandslos. Der Gutachter muß bei seinen Überlegungen und auch bei Abfassung seiner Gutachten einige Begriffe beachten und die entsprechenden Termini technici benutzen. Zur Anerkennung des Zusammenhanges zwischen krankhaften Befunden bei einem Menschen und einem Betriebsunfall ist der Nachweis der „überwiegenden Wahrscheinlichkeit" notwendig, die bloße „Möglichkeit" genügt nicht. Wenn also ein Arzt in seinem Gutachten sagt, daß irgendeine Zusammenhangsfrage „möglich" sei, so bedeutet dies, daß die Zusammenhangsfrage nicht anerkannt wird und daß eine Rentenentschädigung nicht stattfindet. In manchen Fällen wird der Arzt auch zu dem Schlüsse kommen, daß nicht nur die „überwiegende Wahrscheinlichkeit", sondern sogar die „an Sicherheit grenzende Wahrscheinlichkeit" oder auch die „Sicherheit" des Zusammenhanges besteht. Auf jeden Fall muß der Arzt zu irgendeinem klaren Ergebnis im Sinne des J a oder Nein kommen. Gutachten, welche zahlreiche Möglichkeiten erörtern, ohne sich für eine zu entscheiden, sind vollkommen wertlos. Ist in ganz seltenen Fällen vom ärztlichen Standpunkt eine solche Entscheidung wirklich nicht möglich, dann soll auch dies mit absolut unmißver-

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ständlichen Worten gesagt werden. Jede auch verschleierte Unklarheit ist zu vermeiden. Naturgemäß genügt es nicht, einfach zu behaupten, daß eine überwiegende Wahrscheinlichkeit des Unfallzusammenhanges bestehe, vielmehr muß dies mit Gründen, eventuell unter Anführung wissenschaftlichen Schrifttums, belegt werden. Die nachfolgenden Ausführungen sollen kurze Richtlinien für die Begutachtung der Zusammenhangsfrage bei den wichtigsten Erkrankungen geben.

Spezielles über die Begutachtung von Zusammenhangsfragen Thermische Verletzungen E r f r i e r u n g e n u n d V e r b r e n n u n g e n . Ihre Folgen sind selbstverständlich entschädigungspflichtig, wenn der Hergang selbst als Unfall anerkannt ist. Bei den Folgen von angeblichen Erfrierungen mit nachfolgender teilweiser Extremitätengangrän ist sorgfältig zu prüfen, ob nicht eine andere Ursache der Gangrän (Diabetes, Arteriosklerose, E n d a r t e r i t i s obliterans u. a.) vorhanden ist. E r k ä l t u n g e n . Siehe darüber die einzelnen Krankheiten wie Lungenentzündung, Rheumatismus u. dgl. S o n n e n s t i c h . D a er auf einer Strahleneinwirkung der Sonne bei unbekleidetem Körper beruht, so kann er gelegentlich einmal als Betriebsunfall vorkommen, wenn der Sonnenstich so stark war, daß er zu organischen Schädigungen des Nervensystems führte. H i t z s c h l a g . D a der Hitzschlag auf eine abnorme Wärmestauung im Körper besonders bei anstrengender Arbeit bei verringerter Wärmeabgabe beruht, so ist mitunter in industrieller Arbeit zu dieser Erkrankung die Gelegenheit geboten. Falls längerdauernde Schädigungen zurückbleiben sollten, wären sie unfallbedingt und entschädigungspflichtig.

Elektrische Verletzungen S t a r k s t r o m v e r l e t z u n g e n . Sie können durch Blitzschlag oder durch Berührung mit stromführenden Leitungen entstehen. Erfolgt die Verletzung gelegentlich eines Betriebsunfalles, so sind sowohl die direkten Schäden (wie Narben, Gliedverluste usw.) als auch die Folge der Allgemeinschädigung des Körpers durch Strom (besonders Erkrankung des Herzens, des Nervensystems und der Sinnesorgane) zu entschädigen. Die Feststellung, welche Krankheitserscheinungen Folge des Stromdurchtritts sind, bedarf besonderer Fachkenntnis von Seiten des begutachtenden Arztes. R ö n t g e n v e r b r e n n u n g . Wenn ein Mensch wegen einer Unfallverletzung in diagnostischer oder therapeutischer Hinsicht mit Röntgenstrahlen behandelt worden ist und sich dabei eine Röntgenverbrennung zugezogen hat, so ist diese als Folge des Unfalles zu betrachten und zu entschädigen. Erkrankungen des Personals durch chronische Röntgenstrahleneinwirkungen fallen in das Kapitel Berufskrankheiten.

Intoxikationen V e r g i f t u n g e n . Bei der Betriebsarbeit kann es zu chronischen Vergiftungen kommen. Sie haben mit einem Unfall nichts zu tun, vielmehr handelt es sich dann um Berufskrankheiten (siehe diese), von denen einige entschädigungspflichtig sind.

Spezielles über die Begutachtung von Zusammenhangsfragen

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Daneben können auch einmalige Vergiftungen der verschiedensten Art vorkommen. Ihre Folgen sind entschädigungspflichtig, wenn der Hergang bei der Vergiftung selbst als Betriebsunfall anerkannt wird. Es kommen hierbei also im wesentlichen juristische Entscheidungen in Frage. Gasvergiftung. Die durch die verschiedenen Gase gesetzten Vergiftungen und ihre Folgezustände sind als unfallbedingt zu betrachten, wenn es sich um eine akute Vergiftung während einer Arbeitsschicht handelt. Einige chronische Vergiftungen sind entschädigungspflichtige Berufskrankheiten. Insektenstiche. Meist wird es sich dabei um Ereignisse des täglichen Lebens handeln und nicht um Betriebsunfälle. Im Anerkennungsfalle müßte der Nachweis geführt werden, daß der Insektenstich tatsächlich während der Betriebsarbeit erfolgte oder daß eine „erhöhte Betriebsgefahr" in bezug auf die Arbeitstätigkeit bestand. (Vgl. auch Malaria.)

Infektionskrankheiten Diphtherie. Bei Krankenpflegepersonal, Laborantinnen, Ärzten usw. kann Diphtherie entschädigungspflichtig sein, wenn der Nachweis zu führen ist, daß sie bei dienstlicher Tätigkeit erworben wurde. Auch kann ein Mann, der wegen einer Unfallverletzung in einem Krankenhause liegt, sich dort vielleicht einmal an Diphtherie infizieren. Ruhr. Wie bei allen Infektionskrankheiten kann gelegentlich als Ausnahmefall eine Infektion eines anderweitig Unfallverletzten in einem Krankenhause vorkommen. Infektionen mit den Erregern der Krankheit bei der Betriebsarbeit selbst dürften Seltenheiten sein. Typhus. Infektionen sind möglich und als Betriebsunfall anerkannt worden, wenn den Arbeitern eines Betriebes typhusverseuchtes Wasser zum Trinken zur Verfügung stand. Lupus. Die Infektion einer Wunde mit Tuberkelbazillen i3t theoretisch denkbar, in der Praxis aber äußerst selten. Man wird in jedem zu beurteilenden Falle die Entstehungsweise der Krankheit zu ermitteln haben und danach die Beurteilung abfassen müssen. Miliartuberkulose. Eine Miliartuberkulose ist dann unfallsweise entstanden, wenn zur Zeit des Unfalls selbst in dem Menschen bereits eine lokalisierte Tuberkulose bestanden hat und wenn der Unfall diesen Krankheitsherd traf und geeignet war, in ihm die Tuberkelbazillen zu mobilisieren und in den Kreislauf zu bringen, so daß sich die allgemeine Aussaat entwickeln konnte. Grippe. Da die Krankheit fast immer epidemisch auftritt, so wird sich der Nachweis, daß die Ansteckung während der Betriebstätigkeit erfolgte und nicht außerhalb derselben, nur in den seltensten Fällen führen lassen. Milzbrand. Zahlreiche unfallversicherte Menschen haben Gelegenheit, sich mit Milzbrand zu infizieren. Wenn also an der Infektion gelegentlich der versicherungspflichtigen Arbeit kein Zweifel besteht, sind die Anthraxerkrankungen und ihre Folgen zu entschädigen. Rotz. Menschen, welche mit Pferden, Eseln usw. umgehen, können sich an der in Deutschland selten gewordenen Krankheit anstecken. Es handelt sich dann stets

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um die Entscheidung der Frage, ob diese Infektion gelegentlich einer unfallversicherten Betriebsarbeit erfolgte. Parasitäre Erkrankungen Malaria. Sie wird nach der Rechtsprechung des Reichsversicherungsamtes als Betriebsunfall anerkannt, wenn ein von seinem Arbeitgeber im Interesse des Betriebes versandter Versicherungspflichtiger in eine Gegend entsandt wurde, in der er von einer Anophelesmücke gestochen wurde. Es ist dabei gleichgültig, ob dieser Stich während der Betriebsarbeit selbst oder etwa in der Freizeit erfolgte. Das Reichsversicherungsamt vertritt die Auffassung, daß während der ganzen Dauer eines derartigen Aufenthaltes eine erhöhte Betriebsgefahr besteht (vgl. auch Berufskrankheiten). Aktinomykose. Die unfallsweise Entstehung der Erkrankung ist beispielsweise bei landwirtschaftlichen Arbeiten und ähnlichen Berufen denkbar. Die Infektion mittels der Erreger gelegentlich von Wunden ist sehr selten, häufiger sind Luftwege und Magen-Darm-Kanal die Eintrittspforten. Bestimmte Regeln für die Anerkennung des Unfallzusammenhanges können nicht gegeben werden. Im Einzelfalle muß man das krankhafte Geschehen möglichst genau aufdecken und danach die Zusammenhangsfrage beurteilen. Lues. Die direkte Infektion mit Spirochäten kommt bei Ärzten und dem Hilfspersonal (Schwestern, Hebammen, Laborantinnen usw.) vor. In seltenen Fällen ist Übertragung durch gemeinsames Arbeitsgerät möglich (ζ. B. Glasbläser). Auch die Ansiedlung einer Metalues an einer Unfallstelle ist denkbar. Die Zusammenhangsfrage ist anzuerkennen, wenn ein erhebliches Trauma die später erkrankte Stelle getroffen hat und wenn die Krankheitserscheinungen wenigstens vier Wochen und höchstens vier Monate nach dem Unfall zutage getreten sind. Haben sich gleichzeitig an anderen, nicht vom Unfall betroffenen Körperstellen metaluetische Herde entwickelt, dann ist die Zusammenhangsfrage zu verneinen. Insektenstiche. Siehe Intoxikationen. Wundinfektionskrankheiten Hämatominfektion. Es ist eine bekannte Tatsache, daß Blutergüsse in den Weichteilen sich infizieren können, auch wenn sie nicht durch eine Hautverletzung mit der Körperoberfläche direkt in Verbindung stehen. Die unfallsweise Entstehung einer derartigen Eiterung ist anzuerkennen, wenn der Bluterguß selbst durch den Betriebsunfall gesetzt worden ist und wenn die Vereiterung selbst spätestens 8—14 Tage nach dem Unfall aufgetreten ist. Furunkel. Siehe Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes. Panaritium. Siehe Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes. Phlegmone. Siehe Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes. Osteomyelitis. Siehe Erkrankungen der Knochen und Gelenke. Erysipel. Die Wundrose kann von verschiedenen Primärerkrankungen ausgehen, ζ. B. Hautschrunde an der Nase bei Schnupfen, Furunkel, Wunden. Es ist also stets die Ausgangsstelle des Erysipels zu ermitteln. Von ihr ist zu erörtern, ob sie etwas

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mit einem Unfall zu tun hat oder nicht, d. h. bei Wunden festzustellen, ob sie während der Betriebsarbeit gesetzt worden sind oder nicht. Ein rezidivierendes Erysipel ist nur dann Unfallfolge, wenn die erste Wundrose Folge einer Betriebsverletzung war. Lymphangitis. Da sie der Ausdruck des Fortschreitens einer Wundinfektion auf dem Lymphwege ist, so ist eine Lymphangitis stets dann als Unfallfolge anzuerkennen, wenn die primäre Wunde eine solche war ^der wenn sich die Lymphangitis in engem, zeitlichem Zusammenhang mit einem unfallsweise gesetzten stumpfen Trauma auf einen bestehenden Entzündungsherd entwickelt hat. Allgemeininfektion. Da die Erreger der Allgemeininfektion (Staphylokokken und Streptokokken) sich auf der Haut jedes Menschen finden und durch jede Hautverletzung in den Körper eindringen können, so ist bei der Entscheidung die Frage, ob eine Allgemeininfektion als entschädigungspflichtige Unfallfolge angesehen werden muß, stets zunächst zu klären, von welcher Stelle sie ihren Ausgang genommen hat. Erst wenn dies geklärt ist, kann erörtert werden, ob das primäre Ausgangsleiden und somit auch die Allgemeininfektion unfallbedingt ist. Ist der Ausgangspunkt ζ. B. eine im Betrieb erlittene Wunde, so ist der Zusammenhang klar. Ist aber ζ. B. der Ausgangspunkt eine hämatogene Osteomyelitis, so ist erst zu prüfen, ob sie an sich unfallbedingt ist. Es sei noch besonders auf die Ausführungen unter „Panaritium" verwiesen. Tetanus. Der Nachweis der Eintrittspforte der Erreger gehört zur Beurteilung der Zusammenhangsfrage mit einem Unfall. Läßt sich eine solche Eintrittspforte nicht nachweisen, dann ist ärztlicherseits keine genügend sichere Beantwortung möglich. War die zur Infektion führende Wunde bei der Betriebsarbeit entstanden, dann muß auch der Tetanus als Unfallfolge angesehen werden. Wunddiphtherie. Wenn eine durch einen Unfall hervorgerufene Wunde später mit Diphtheriebazillen besiedelt wird, so ist die Wunddiphtherie auch mit ihren eventuellen wundfernen Folgen (Herzmuskelschädigung, Gaumenmuskellähmung usw.) als Unfallfolge anzuerkennen. Dabei ist es gleichgültig, ob der Nachweis des Infektionsweges durch den Diphtheriebazillus gelingt oder nicht. Βißwunden. Ob ihre Folgen entschädigungspflichtig sind oder nicht, hängt stets von dem Unfallhergang selbst ab. Es handelt sich dabei also nicht um eine ärztliche, sondern um eine juristische Entscheidung. Erfahrungsgemäß heilen Bißwunden von allen möglichen Tieren, aber auch der Menschen schlechter als andere Wunden. Es liegt dies an der Art des in die Wunde eindringenden Speichels, der Gifte (ζ. B. Schlangen, Insekten usw.) oder Kleinlebewesen (Spirochäten verschiedener Art, Lyssa) enthalten kann. Etwaige Nachkrankheiten und ihre Folgen sind also im Hinblick auf derartige Sonderinfektionen zu bewerten. Tumoren. Gerade dieses Kapitel ist oft umstritten worden. Lubarsch hat Richtlinien aufgestellt, welche unsere heutigen Kenntnisse klar zusammenfassen. Sie lauten: Ein ursächlicher Zusammenhang zwischen Gewäch8entstehung und einmaliger Gewalteinwirkung wird nur dann als wahrscheinlich angesehen werden dürfen, wenn folgende Bedingungen erfüllt sind:

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1. Wenn die Gewalt diejenige Körperstelle unmittelbar oder mittelbar betroffen hat, an der später die Gewächsbildung erfolgt ist. 2. Wenn die Gewalt derartig beschaffen war, daß sie längerdauernde und eingreifende Gewebs- und Stoffwechselstörungen in dem betreffenden Gebiet hervorgebracht hat oder wenigstens hervorzubringen geeignet war. 3. Wenn zwischen der Gewalteinwirkung und der ersten sicher auf eine Gewächsbildung zu beziehenden Erscheinungen verstrichenen Zeitraum mit Größe, geweblichem Bau und Wachstumsgeschwindigkeit der besonderen Gewächsart in Einklang gebracht werden kann. 4. Wenn zwischen den auf die Gewalteinwirkung zu beziehenden unmittelbaren Krankheitserscheinungen und den auf die Gewächsbildung zu beziehenden Übergänge — sogenannten Brückenerscheinungen — bestehen. Der wachstumsbeschleunigende oder verschlimmernde Einfluß eines Traumas auf ein bereits bestehendes Gewächs kann dann anerkannt werden, wenn 1. die Gewalteinwirkung so beschaffen und lokalisiert war, daß sie eingreifende Gewebs- und Stoffwechselveränderungen in dem Gewächs hervorrufen konnte oder gar nachweislich hervorgerufen hat; 2. das Wachstum der Neubildung ein im Vergleich zum durchschnittlichen erfahrungsgemäßen und besonders dem vorher beobachteten, ©in ungewöhnlich beschleunigtes war; 3. die gewebliche Untersuchung des Gewächses deutliche Spuren einer Gewalteinwirkung (frischere oder ältere Blutungen, ungewöhnliche Nekrosen usw.) und Anzeichen einer für die besondere Art der Neubildung ungewöhnlichen Wachstumsgeschwindigkeit aufdeckt; 4. ee für die besondere Art der Gewächsbildung zu ungewöhnlich reichlicher und ungewöhnlich lokalisierter Tochtergewächsbildung gekommen ist und der Tod, sei es als unmittelbare Unfallfolge, sei es sonst wie wesentlich früher (nach der Rechtsprechung des Reichsversicherungsamtes mindestens ein Jahr früher) eingetreten ist, als für die besondere Art und Lokalisation des Gewächses erfahrungsgemäß zu erwarten gewesen wäre.

Stoffwechselkrankheiten und Krankheiten der endokrinen Drüsen Diabetes mellitus. Nach Umber hat sich der Begutachter bei der Beurteilung der Zusammenhangsfrage folgendes vor Augen zu halten: Tritt im Anechluß an einen Unfall eine Zuckerausscheidung auf, so muß mit allen Kautelen klinischer Beobachtung geprüft werden, ob eine nichtdiabetische extrainsuläre Reizglykosurie vorliegt oder ein echter insulärer Diabetes. Nur bei unzweifelhafter Feststellung dieses letzteren kann eine Entschädigungspflicht in Frage kommen. Nur ein Unfall, der das Pankreas unmittelbar oder mittelbar so schwer geschädigt hat, daß ein großer Teil des Inselapparates zerstört wurde, kann einen Diabetes im Laufe weniger Wochen oder Monate verursachen. Versicherungsrechtlich ist der Nachweis des kausalen Zusammenhanges von Unfall und Diabetes nicht entscheidend, da der Nachweis einer wesentlichen, dauernden Verschlimmerung die Entschädigungspflicht zur Folge hat. Eine wesentliche Verschlimmerung einer latenten oder manifesten Diabetes infolge eines Unfalles ist

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aber eine Seltenheit, sofern Gelegenheit zu sachkundiger Behandlung gegeben war, die eine Verschlimmerung durch Unfall fast stets durch geeignete Maßnahmen moderner Diätinsulintherapie wirksam abfangen kann. Aber gelegentlich kann auch durch sachgemäßeste Therapie eine Verschlimmerung nicht vermieden werden. Diabetes insipidus. Das Wesen des Diabetes insipidus ist letzten Endes nicht geklärt. Bekannt ist, daß sich beim Menschen am Boden des III. Ventrikels ein Polyuriezentrum findet, dessen Reize wahrscheinlich den Weg über den Splanchnikus zur Niere nehmen. Aus Tierversuchen wissen wir, daß Durchschneidung dieses Nerven Polyurie nach sich zieht. Dasselbe kann man beim Menschen durch Reizung der Ureteren erreichen. Daher kann man sich vorstellen, daß gelegentlich einmal erhebliche Schädeltraumen durch Mitbeteiligung des Bodens des III. Ventrikels zum Diabetes insipidus führen können, der irreparabel sein kann. Vorübergehende Erscheinungen könnten auch Bauchtraumen durch Beeinflussung des Splanchnikus und vielleicht auch psychische Traumen bewirken. Dauerzustände, welche entschädigungspflichtig werden könnten, sind aber von ihnen nicht zu erwarten. Fettleibigkeit. Sie ist entweder Folge einer Überernährung oder einer Stoffwechselanomalie. Gelegentlich einmal kommt es vor, daß eine Verletzung, die zu teilweiser Bewegungsunfähigkeit führt (ζ. B. Amputation), angeschuldigt wird, eine übermäßige Fettleibigkeit zur Folge gehabt zu haben. Das Reichsversicherungsamt hat in einem derartigen Fall entschieden, daß eine solche Fettleibigkeit keine Unfallfolge sei, da die wesentliche Ursache neben unzweckmäßiger Ernährung die Konstitution sei. Gricllt. Siehe Erkrankungen der Knochen und Gelenke. Basedowsche Erkrankung. Wenn ein Trauma ihre Ursache ist, dann ist es stets die durch den Unfall verursachte seelische Erschütterung, welche die Entstehung der Erkrankung bewirkt. Für die Anerkennung der Zusammenhangsfrage sind also folgende Forderungen zu stellen. Vor dem Unfall darf der Verletzte nicht an Basedowscher Krankheit gelitten haben und auch keine Frühsymptome gezeigt haben. Der Unfall selbst muß zu einer starken seelischen Erschütterung geführt haben. Eine solche hat beispielsweise nicht vorgelegen, wenn die Unfallmeldung verspätet erstattet wurde. Die klinischen Erscheinungen der Basedowschen Erkrankung müssen innerhalb der ersten 3—6 Wochen nach dem Unfall in Erscheinung getreten sein und die Arbeitsfähigkeit während dieser Zeit behindert haben. Abzulehnen ist die Zusammenhangsfrage, wenn zwischen Unfall und Ausbruch des Leidens mehrere Monate oder gar Jahre mit gutem Wohlbefinden und Fehlen von Brückensymptomen liegen. Eine bestehende Basedowsche Erkrankung kann durch einen Unfall mit schwerem seelischem Trauma verschlimmert werden. Es muß diese Verschlimmerung aber erheblich sein, wenige Tage oder Wochen nach dem Unfall einsetzen und dem Krankheitsbild eine ungünstige Wendung gegeben haben. Akromegalie. Die Akromegalie ist das äußerlich sichtbare Symptom für eine Geschwulst der Hypophyse. Also muß ein Unfall, der als Ursache für eine Akromegalie angeschuldigt wird, geeignet gewesen sein, die Hypophyse zur geschwulstigen Erkrankung zu veranlassen. Somit scheiden zunächst einmal alle peripher an-

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greifenden Traumen vollkommen aus. Nur erhebliche Kopftraumen könnten in Betracht gezogen werden. Immerhin ist auch nach ihnen ein Auftreten von Hypophysentumoren nicht sicher bewiesen. Ebenso ist uns nicht bekannt, daß eine psychische Einwirkung die innersekretorische Funktion der Hypophyse verändern kann. Addisonsche Krankheit. Sie beruht auf einem meist doppelseitigen Zugrundegehen des Nebennierengewebes, in der überwiegenden Zahl der Fälle durch Tumoren oder Tuberkulose. Die unfallsweise Entstehung ist wegen der Notwendigkeit der Verletzung beider Nebennieren sehr unwahrscheinlich. Die bisher veröffentlichten Fälle halten ernster Kritik nicht stand. Denkbar ist die Verschlimmerung einer latenten Nebennierenerkrankung durch Trauma, welches dann das klinische Auftreten der Addisonsymptome zur Folge haben könnte. Nebennierenfolutung. Bekannt sind spontane Massenblutungen in die Nebennieren bei den verschiedenartigsten chronischen Erkrankungen. Ihr Entstehen ist nicht unfallsweise bedingt. Tritt die Blutung während einer Arbeitstätigkeit auf, so ist eine traumatische Entstehung nur bei schwerer, örtlicher Gewalteinwirkung (Fraktur der unteren Rippen, Mitverletzungen von Nachbarorganen usw.) anzuerkennen. Verletzungen der Nebenniere durch indirekte Gewalteinwirkungen sind bisher nicht beobachtet worden. Altersbeschwerden. Häufig werden sie dem Verletzten gelegentlich eines Unfalles oder auch eines unfallähnlichen belanglosen Ereignisses bekannt. Sie sind aber nicht als Unfallfolge zu betrachten, wie durch die Entscheidung des Reichsversicherungsamtes vom 17. Februar 1928 I a N. 2933/27/8 bestätigt worden ist.

Erkrankungen des Blutes Blutvergiftung. Siehe unter Wundinfektionskrankheiten (Allgemeininfektion). Toxische Blutschädigungen. Siehe unter Berufskrankheiten. Leukämie. Über die Schwierigkeiten der Beurteilung siehe den Abschnitt von Schilling, Handbuch der gesamten Unfallheilkunde von König und Magnus, Bd. IV. Die Auslösung der Erkrankung durch große Blutverluste findet entgegen früherer Annahme nicht statt. Denkbar ist ein erhebliches Trauma auf die Blutbildungsorgane als auslösendes Moment. Strahlenschäden können zur Leukämie führen. Für die Anerkennung einer traumatischen Leukämie ist der Nachweis einer ganz akuten Leukämieform im unmittelbaren Anschluß an ein Trauma oder der Umschlag einer schon bekannten gutartigen und chronischen Leukämie in ein ganz akutes Zustandsbild notwendig. Zahlreiche in der Literatur anerkannte Fälle sind Fehldeutungen gewesen. Perniziöse Anämie. Die Ätiologie ist nicht in allen Fällen klar und auch nicht einheitlich. Für die praktische Begutachtung ist wichtig, daß starke Blutverluste sowie Verletzungen und Entzündungen des Knochenmarks bei der Entstehung der Erkrankung keine Rolle spielen. Theoretisch denkbar ist die Einwirkung der Krankheit im Anschluß an schwere seelische Erschütterungen, sowie Erkrankungen des Magen-Darm-Kanals, Vergiftungen und Strahlenschäden. Milzzerreißungen. Sie sind durch stumpfes Bauch trauma relativ häufig, bedingen sofort chirurgischen Eingriff, wenn nicht Tod durch Verblutung eintreten soll.

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In solchen Fällen ist die Zusammenhangsfrage klar. Es gibt auch Blutzysten der Milz, welche die Folge einer Verletzung sind, die zunächst nur eine Gewebstrennung und Blutung in dem Organ selbst setzte. Diese Zysten können sekundär rupturieren {zweizeitige Milzruptur). Auch sie sind unfallbedingt: Dann gibt es aber als nichttraumatische Erkrankungen Spontanrupturen erkrankter Milzen (ζ. B. bei Leukämie, Malaria usw.). Die Entstehung einer Wandermilz durch ein einmaliges Trauma ist nicht denkbar. Denn bevor eine Gewalt die Aufhängebänder zum Zerreißen bringt, zertrümmert sie das Organ selbst und führt zu einer Blutung. Tatsächlich ist eine plötzliche Verlagerung einer normal befestigten Milz ohne Milzzerreißung nicht beobachtet. Die Wandermilz ist eine Teilerscheinung einer allgemeinen Enteroptose und nicht unfallbedingt. Milzabszeß. Es sind am Menschen noch keine sicheren Beobachtungen bekannt, wonach ein Milzabszeß sicher nach einem Trauma der Milz entstanden ist. Nach Tierexperimenten von Küttner muß man aber zugeben, daß sich gelegentlich einmal (ähnlich wie bei der Osteomyelitis) im Blut kreisende Eitererreger im traumatisch geschädigten Milzgewebe ansiedeln können. Wenn also wenige Tage nach einem sicheren und erheblichen Trauma der Milzgegend sich die klinischen Anzeichen eines Milzabszesses bemerkbar machen und wenn ein solcher Abszeß auch durch Operation nachgewiesen werden konnte, dann wäre die Zusammenhangsfrage mit dem Unfall zu bejahen. Erkrankungen des Gefäßsystems Herzmuskel- und Herzklappenerkrankungen. Kompressionen des Brustkorbes und des Herzens können zu Verletzungen einzelner Teile des Organes und somit zu Myokardschädigungen und Herzklappenfehlern führen. Die notwendigen diagnostischen Methoden zu ihrer Feststellung überschreiten die dem praktischen Arzt gesetzten Grenzen und gehören in das Arbeitsgebiet des Herzspezialisten. Aortenaneurysma. In der überwiegenden Mehrzahl der Fälle ist es die Folge einer Mesaortitis luetica und nicht unfallbedingt. Anstellung der WassermanmcYien Reaktion und Fahndung nach sonstigen Zeichen der Lues ist daher unbedingt erforderlich. Es sind aber auch Aneurysmen der Aorta als Folge einer lokalen Verletzung des Gefäßes bekannt. Wenn die unfallsweise Entstehung eines Aortenaneurysmas anerkannt werden soll, dann muß ein erheblicher Unfall den Brustkorb oder Bauch betroffen haben. Es müssen weiter sofort nach dem Unfall Kreislaufstörungen, Veränderungen der Herztätigkeit, Brustbeklemmungen vorhanden gewesen sein, welche auch als Brückensymptome bestehen blieben. Ein vorhandenes Aneurysma kann verschlimmert worden sein, wenn es von einem schweren Trauma direkt getroffen wurde, und wenn sich sofort an das Trauma auch schwere klinische Erscheinungen eingestellt haben, so daß eine schlagartige Änderung des Krankheitsbildes mit dem Augenblick des Unfalles einsetzte. Dabei ist aber zu berücksichtigen, daß die Ruptur des Aneurysmas fast stets ohne äußere Einwirkung erfolgt. Die Vornahme einer Autopsie muß in solchen Fällen dringend gefordert werden.

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Aneurysmen peripherer Geiäße. Aneurysmen als Folge von Stich- und Schußverletzungen der Gefäße sind natürlich traumatisch bedingt. Auch Aneurysmen infolge Anspießung der Gefäße durch Frakturenden kommen vor. Im Gefolge von stumpfen Verletzungen können sie nur auftreten, wenn eine erhebliche direkte Gewalt das Gefäß unmittelbar an der Stelle getroffen hat und wenn sofort oder einige Zeit nach der Verletzung ein Bluterguß evtl. mit Pulsation nachgewiesen werden konnte. Krampfadern. Die Ursache der Entstehung von Krampfadern ist sicher nicht einheitlich und uns auch nicht mit genügender Sicherheit bekannt. Zweifellos ist die überwiegende Mehrzahl aller Krampfadern nicht unfallbedingt. In seltenen Fällen können sie es sein, wenn der entsprechende Unfall eine Behinderung des normalen Blutabflusses aus dem Bein bewirkt (ζ. B. Ausbildung einer Thrombose des unteren Teils der Vena femoralis). Vgl. auch Unterschenkelgeschwüre. Unterschenkelgeschwüre. Die durch Zerfall von Narben auftretenden Geschwüre sind naturgemäß dann Unfallfolge, wenn es die Narben selbst sind. Das typische Unterschenkelgeschwür hat seine Ursache in dem Gewebszerfall, welcher dadurch hervorgerufen wird, daß durch den verkehrten Kreislauf in den Varizen das Blut so an Kohlensäure angereichert wird, daß das Gewebe erstickt. Infolgedessen ist das Ulcus cruris mit der Hautatrophie und dem chronischen Ekzem einwandfrei die Folge der Krampfadern (siehe dieses). In der Praxis tritt sehr häufig der Fall ein, daß bei bestehenden Varizen und Ulkusbereitschaft eine kleine Wunde, die an anderer Stelle in wenigen Tagen vollkommen abheilen würde, oder eine Gewebsquetschung nicht abheilen, sondern zum Ulkus werden. Dann wird das Ulkus als Folge des Unfalles angeschuldigt. Ärztlicherseits ist zu sagen, daß die überwiegende Teilursache für die Entstehung des Ulkus das Bestehen der Krampfadern mit Geschwürsbereitschaft ist, die Verletzung selbst ist ganz sicher nur der erheblich kleinere Ursachenanteil. Ob man ihn in dem zu beurteilenden Einzelfalle als wesentlich mitwirkende Ursache ansehen will, hängt von der Schwere der Verletzung und der Größe der schon vorher bestehenden Geschwürsbereitschaft ab. Wenn aber einmal die zum Ulkus gewordene Wunde abgeheilt ist, dann sind auch die Folgen des Unfalles beseitigt. Treten später wiederum Unterschenkelgeschwüre auf, dann sind sie nicht der Verletzung, sondern den unabhängig von ihr bestehenden Varizen zur Last zu legen. Varikozele. Siehe Genitalerkrankungen des Mannes. Thrombose. Die Thrombose einer Blutader kann aus den verschiedensten Ursachen entstehen. Als Unfallfolge muß sie anerkannt werden, wenn das Trauma geeignet gewesen ist, eine teilweise Zerreißung der Veneninnenhaut hervorzurufen oder einen Bluterguß in der Wand des Gefäßes oder seiner näheren Umgebung zu setzen. Auch wenn eine Verletzung an thrombosenferner Stelle zur Ruhigstellung des Körpers (Bettruhe) zwang, i3t eine sich dann in der unteren Extremität und dem Becken entwickelnde Thrombose als unfallbedingt anzusehen. Und schließlich ist dies auch der Fall, wenn durch den Unfall größere Mengen Körpergewebes zum Absterben gebracht werden, so daß der Blutkreislauf mit Zerfallsprodukten überschwemmt wurde. Embolie. Das Wesentliche ist, ob die Thrombose, aus der sich der Embolus ablöste, als Unfallfolge anerkannt werden muß. Dies ist der Kernpunkt der Beur-

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teilung. Ist die Thrombose unfallmäßig entstanden, dann ist es auch die Embolie mit ihren Folgen. Denkbar ist noch, daß ein Blutgefäß, in dem eine unabhängig vom Unfall bestehende Thrombose vorhanden ist, von einem Trauma getroffen wird. Dann kann unter seiner Einwirkung der Thrombus abreißen und zum Embolus werden. Die Embolie muß dann aber unmittelbar nach dem Trauma eintreten, wenn sie ebenfalls als Unfallfolge anerkannt werden soll. Arteriosklerose. Sie stellt eine typische Abnutzungserkrankung der Gefäßwand dar, ist also nicht die Folge einer einmaligen Gewalteinwirkung. Apoplexie. Da sie auf der Berstung eines Hirngefäßes bei Arteriosklerose (siehe dieses) beruht, so ist sie nicht unfallbedingt. Die sogenannte posttraumatische Spätapoplexie ist ein so seltenes und noch dazu umstrittenes Ereignis, daß es hier nicht näher behandelt werden kann. Oangl'än einer Extremität. Bei jeder Gangrän ist zunächst nach der Ursache derselben zu forschen. Erst wenn sie einigermaßen sicher ist, kann die Zusammenhangsfrage mit einem Unfall diskutiert werden. Arteriosklerose, Diabetes, arterielle Embolie und die Endarteriitis obliterans sind die häufigsten Ursachen. Sie sind also nicht unfallbedingt, und daher ist es auch die von ihnen hervorgerufene Gangrän nicht. Ist sie aber die Folge einer vollständigen oder teilweisen Gefäßzerreißung durch ein Trauma, dann ist die Zusammenhangsfrage klar. Folgt auf eine belanglose Hautverletzung eine diabetische oder senile Gangrän, dann ist nicht die kleine Verletzung, sondern das Grundleiden die Ursache des fortschreitenden Gewebstodes.

Erkrankungen des Respirationssysteme Lungenverletzungen. Im allgemeinen heilen sie ohne zurückbleibende Erwerbefähigkeitsverminderung. Als Folgeerscheinung können auftreten: Pleuraergüsse mit Pleuraschwarten, Empyem, Pneumothorax, Lungenabszesse. Lungenentzündung. Eine unfallbedingte Lungenentzündung kann durch plötzliche Erkältungen, Durchnässungen und durch Gaseinatmungen hervorgerufen werden. Außerdem kennen wir aber auch die traumatische Pneumonie durch Kontusion. Die Anerkennung der Zusammenhangsfrage ist von der Erfüllung folgender Bedingungen abhängig zu machen: 1. Der Verletzte muß vor dem Unfall arbeitsfähig gewesen sein. 2. Eine wesentliche Verletzung muß die Lunge betroffen haben. Meist wird es sich um eine erhebliche Quetschung des Brustkorbes evtl. mit Rippenfrakturen gehandelt haben, welche zu objektiven und subjektiven Verletzungserscheinungen, zur Arbeitseinstellung und zur Konsultation eines Arztes führte. 3. Die Lungenentzündung muß sich zeitlich noch an den Unfall angeschlossen haben. Der Zeitraum beträgt 1—2, höchstens 4—6 Tage. Lungenemphysem. Es ist im allgemeinen eine Alterserscheinung und nicht unfallbedingt. Unfallmäßig kann es gelegentlich entstehen durch Einatmung ätzender Dämpfe, als Folge traumatisch bedingter Bronchitis, als kompensatorische Erweiterung bei traumatischer Zerstörung anderer Lungenteile. Bei der Beurteilung ist nach alten Lungenerkrankungen zu forschen. Zwischen Unfall und Nachweis der Erkrankung müssen Brücken Symptome vorhanden sein.

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Lungentuberkulose. Die traumatische Entstehung ist sehr selten. Das Reichsversicherungsamt verlangt für die Anerkennung der Zusammenhangsfrage eine der Gewißheit nahekommende Häufung von Wahrscheinlichkeitsgründen dafür, daß der Unfall von wesentlichem Einfluß auf die Entwicklung des Leidens gewesen ist, daß ohne das Dazwischentreten des Unfalles der Verlauf der Krankheit sich wesentlich anders gestaltet haben würde, als es tatsächlich der Fall war. Dies muß in jedem Einzelfall durch bestimmte, konkrete Tatsachen erwiesen oder sehr wahrscheinlich gemacht werden. Die strengen Anforderungen an den Nachweis des ursächlichen Zusammenhanges zwischen Lungentuberkulose und Unfall sind aus dem Grunde berechtigt, weil es sich um ein Leiden handelt, welches sich meist ohne äußere Einwirkungen entwickelt. Lungenblutung. Sie ist fast ausschließlich die Folge einer Lungentuberkulose. Das Eintreten einer Lungenblutung hat eine besondere körperliche Anstrengung oder eine äußere Gewalteinwirkung nicht zur Voraussetzung. Werden längere Zeit dauernde Körperanstrengungen als Ursache der Lungenblutung angesehen, dann ist sie nicht unfallbedingt, da die Gewalteinwirkung sich auf einen längeren Zeitraum -erstreckte. Soll eine Lungenblutung auf tuberkulöser Basis als Folge eines Unfalls angesehen werden, so muß gefordert werden, daß ein erheblicher Unfall entweder geeignet war, durch die Brustwand hindurch das Lungengewebe so zu schädigen, daß es zur Gefäßruptur kam oder daß er eine deutliche Blutdrucksteigerung hervorbringen konnte, welche ebenfalls das Gefäß in der Lunge zur Ruptur bringen konnte. Ist das Lungenbluten aber zum Stehen gekommen, dann sind auch die Folgen des Unfalls beseitigt und der alte Zustand der Lungentuberkulose ist wiederhergestellt. Lungenembolie. Siehe unter Erkrankungen des Gefäßsystems. Pleuritis. Die Rippenfellentzündung ist das Begleitsymptom der verschiedensten Erkrankungen (besonders auch der Tuberkulose), sie kann aber auch traumatisch bedingt sein. Die Anerkennung der Zusammenhangsfrage ist an folgende Bedingungen geknüpft: 1. Andere Entstehungsursachen für die Pleuritis müssen ausgeschlossen werden können. 2. Ein erheblicher Unfall muß die erkrankte Bruatkorbseite betroffen haben. 3. Zwischen Gewalteinwirkung und Nachweis der Pleuritis müssen Brückensymptome wie Atembeschwerden, Schmerzen, Husten vorhanden gewesen sein. Erkrankungen der Bauchdecken Eingeweidebrüche. Ihre traumatische Entstehung ist häufig diskutiert worden. Ihre unfallsweise Entstehung ist äußerst selten. Allgemeine Anerkennung haben die nachstehenden Leitsätze gefunden, welche in der Entscheidung des Reichsversicherungsamtes, Bd. 16, S. 392 enthalten sind. Sie lauten: ,,1. Es muß ein Unfallereignis im Sinne des Gesetzes vorliegen oder ungewohnte, jedenfalls für den Ausführenden zu schwere Arbeit. 2. Das Unfallereignis muß derartig gewesen sein, daß entweder die Gegend des Bruches durch eine schwere Gewalteinwirkung betroffen wurde, so daß eine Zerreißung der Bauchwand die Folge war, oder daß eine gewaltige Erhöhung der Bauchpresse ausgelöst wurde.

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Diese letztere, sehr seltene Möglichkeit, bei der als Folge nicht eine Zerreißung der Bauchwand, sondern die erste Füllung eines lange angelegten, bin dahin aber leeren Bruchsackes eintreten kann, besteht für Leisten- und Nabelbrüche, nicht für solche der weißen Linie. Dagegen scheinen in allerdings sehr seltenen Fällen durch übergroße Kraftanstrengungen an außergewöhnlichen Stellen der Bauchwand Brüche austreten zu können. 3. Die Arbeit muß bei unter starker Gewalteinwirkung entstandenen Brüchen — einerlei, ob Leisten- oder Bauchbrüchen — infolge heftigster Schmerzen oder Übelkeit sofort niedergelegt werden, jede andere körperliche Beschäftigung unmöglich sein und der Arzt sofort oder wenigstens bis zum 3. Tage angerufen sein. 4. Wenn sich bei direkter Gewalteinwirkung mit Zerreißung ein Bluterguß und unzweifelhaft hochgradige Schmerzhaftigkeit an der Stelle des Bauchbruches nachweisen läßt, so ist damit die Unfallentstehung bewiesen. Bei Leistenbrüchen kann der Bluterguß fehlen, da das Blut in die Bauchhöhle abfließen kann. Bei Gewaltbrüchen der weißen Linie scheint er so gut wie stets vorhanden zu sein. 5. Wenn bei schweren Bauch Verletzungen, die auch zu Verletzungen anderer Gewebe und Organe, ζ. B . Beckenbrüchen, Β lasen Verletzung o. dgl. führen, in späterer Zeit Bauchbrüche auftreten, so können diese besonderen Begleitumstände auch später zur Anerkennung dieser Brüche führen, sofern keine dieser Auffassung entgegenstehenden Bedenken geltend gemacht werden können. 6. Plötzliche Vergrößerungen und damit Verschlimmerungen von schon bestehenden fertigen Leisten- und Nabelbrüchen durch gewaltige Anspannung der Bauchpresse sind möglich, erfordern aber schärfste Einhaltung der Forderungen, die für den Unfallbruch anerkannt sind, da sich Vergrößerungen schon bestehender Brüche bekanntlich bei jeder starken Anspannung der Bauchpresse, so starkem Pressen beim Stuhlgang, heftigen Huatenstößen, einstellen können." Einklemmungen eines bestehenden Bruches können bei belanglosen Gelegenheitsursachen aber auch ohne dieselbe, beispielsweise im Schlaf, auftreten. Sind sie in unmittelbarem Anschluß an ein den Bauch treffendes starkes Trauma entstanden, so muß anerkannt werden, daß diese Verschlimmerung unfallsmäßig entstanden ist. Ist aber die Einklemmung durch Taxis oder Radikaloperation beseitigt, dann ist der alte Zustand wiederhergestellt und die Folgen des Unfalls beseitigt. Bei gelungener Radikaloperation ist der Verletzte sogar besser daran als vor dem Unfall. Bauchfellentzündung. Diese Diagnose ist für die Begutachtung der Unfallzusammenhangsfrage zu ungenau, als daß sie eine einwandfreie Beurteilung zuließe. Eine aseptische, exsudative, traumatische Bauchfellentzündung gibt es nicht. Handelt es sich um eine eitrige Entzündung, so ist sie die Ursache irgendeiner Darmwandverletzung, deren unfallsweise Entstehung ihrerseits dann zu diskutieren ist. Bauchfellentzündungen durch besondere Erreger (Pneumokokken, Gonokokken, Tuberkelbazillen) sind stets Metastasen eines irgendwo im Körper liegenden Primärherdes. Denkbar, aber bisher nicht einwandfrei erwiesen, ist, daß bei im Blut kreisenden Erregern ein erhebliches Trauma des Bauches, welches peritoneale Reizsymptome hervorgerufen haben müßte, die Ursache der Ansiedlung der Erreger gerade an dieser Körperstelle ist. 6

Rostock, Unfall-BfiKutachtunp

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Andererseits kann ein Trauma, welches ζ. B. einen tuberkulösen Herd des Körpers trifft, zu einer Keimaussaat im Körper und Metastasierung etwa in das Peritoneum führen. Wenn man in einem solchen Fall die Zusammenhangsfrage bejahen will, dann dürfen die ersten Erscheinungen erst nach Ablauf der 3. Woche auftreten. Die äußerste Grenze sind sechs Monate, es müssen dann aber bereits ganz leichte Brückensymptome beobachtet worden sein. Erkrankungen des Magen- und Darmkanals Ösophagusdivertikel. Die Pulsionsdivertikel sind nie eine Folge eines einmaligen Unfalles, da sie entsprechend ihren Namen durch Vorstülpung infolge Innendruckvermehrung langsam entstehen. Die Traktionsdivertikel entstehen durch Narbenzug infolge irgendeines außerhalb der Speiseröhre liegenden krankhaften Prozesses. Wenn dieser unfallbedingt ist, dann muß man auch das Divertikel als Unfallfolge anerkennen. Magen- und Duodenalgeschwür. Nach übereinstimmender Ansicht aller Sachkenner ist ein Magengeschwür nicht unfallbedingt. Nur nach Verbrennungen und septischen Erkrankungen auftretende akute Geschwüre machen eine Ausnahme, wenn die Grundleiden als Unfallfolge zu betrachten sind. öfter schon wird die Perforation eines Magengeschwürs als Unfallfolge angeschuldigt. In solchen Fällen bedarf es der genauen Prüfung, ob die Magenwand schon so weit zerstört war, daß der Durchbruch jederzeit erfolgen konnte oder ob der Unfall nach Art und Schwere besonders geeignet war, den Durchbruch eines noch nicht entsprechend weit vorgeschrittenen Geschwüres herbeizuführen. Im ersteren Falle wäre der leichte Unfall oder die Arbeitstätigkeit lediglich die Gelegenheit, nicht die Ursache des Geschwürsdurchbruches. Das Vorhandensein einer runden Perforationsöffnung spricht für einen nioht unfallentstandenen, schicksalsmäßigen Durchbruch, während das evtl. zackenförmig begrenzte Perforationsloch für die Einwirkung einer Gewalt sprechen würde. Auch wenn man den Geschwürsdurchbruch als Unfallfolge anerkennen sollte, so ist damit doch nicht das Geschwür an sich als Unfallfolge anerkannt. Vielmehr ist nach operativer Behandlung der Perforation die vorübergehend vorhanden gewesene Verschlimmerung des unabhängig vom Unfall bestehenden Geschwürsleidens des Magens beseitigt. Magenblutung. Die Blutung aus einem Magengeschwür tritt in den meisten Fällen unabhängig von einer äußeren Gewalteinwirkung auf. Wenn jedoch die Blutung sich unmittelbar an eine die Magengegend treffende schwere Gewalteinwirkung angeschlossen hat, dann wird man sie als Unfallfolge anerkennen müssen, wenn die Gewalteinwirkung von einem Schwächegefühl oder einer Ohnmacht gefolgt war und wenn dann nach kurzer Zeit Bluterbrechen erfolgte oder am nächsten Tag Teerstuhl beobachtet wurde. Wenn aber die Folgen der Blutung behoben sind, dann sind auch die Folgen des Unfalls beseitigt, der Zustand vor dem Unfall ist dann wiederhergestellt. Magensenkung. Sie ist ein konstitutionell bedingtes Leiden, für welches ein Unfallereignis nicht verantwortlich gemacht werden kann. Magenkarzinom. Siehe darüber den Abschnitt über Tumoren.

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Darmzerreißungen. Daß stumpfe Bauchtraumen Darmzerreißungen hervorrufen können, ist bekannt. Besonders häufig werden bei Gewalteinwirkungen von vorne die über der Wirbelsäule liegenden Darmteile zerquetscht. Auch ein Einriß des Mesenteriums und eine Abreißung des Darmes vom Mesenterium kommen vor. Der anatomische Befund wird wohl stets durch Operation oder, falls diese versäumt wurde, auf dem Leichen tisch festgestellt werden. Bei stumpfen Bauchverletzungen brauchen äußere Verletzungszeichen an den Bauchdecken nicht vorhanden zu sein. Stets aber muß sich unmittelbar an den Unfall das klinische Bild der Peritonitis anschließen. Darmgeschwüre. Sie haben wohl immer eine spezifische Ursache (ζ. B. Typhus, Ruhr, Tuberkulose usw.). Verletzungen der Schleimhaut des Darmes selbst durch eine traumatische unvollständige Darmruptur heilen fast ausnahmslos ohne Bildung eines Geschwürs. Die Darmgeschwüre neigen zu Perforationen, ohne daß eine Gewalteinwirkung stattfindet. Wird für eine Geschwürsperforation ein belangloses Ereignis angeschuldigt, so ist die Zusammenhangsfrage abzulehnen. Tritt bei erheblichen Gewalteinwirkungen eine Perforation an einer Geschwürstelle auf und findet sich bei Operation oder Autopsie eine Perforationsstelle mit zerfetzten Rändern und einer Darmwand, welche an und für sich nicht perforationsreif war, dann ist die Zusammenhangsfrage anzuerkennen, wenn sofort nach dem Unfall deutliche peritoneale Reizerscheinungen nachzuweisen gewesen sind. Invagination. In älterem Schrifttum ist die traumatische Entstehung häufiger behauptet worden, jedoch sind fast alle mitgeteilten Fälle nicht beweiskräftig. Die neuere Literatur enthält keine derartigen Fälle mehr. Im allgemeinen kann man wohl sagen, daß eine Invagination nicht durch ein Bauchtrauma hervorgerufen wird. Darmverschluß. Der Darmverschluß ist ein aus verschiedenen Ursachen auftretendes Symptom. Bei der Diskussion der Zusammenhangsfrage mit einem Unfall muß man also nicht den Darmverschluß an sich, sondern seine eigentliche Ursache zur Grundlage der Erörterungen machen. Der spastische oder paralytische Ileus nach stumpfem Bauchtrauma ist stets nur vorübergehend. Appendizitis. Man muß die traumatische Zerreißung der gesunden Appendix von der Entstehung oder Verschlimmerung einer Appendizitis durch Unfall unterscheiden. Das erstere Ereignis kann bei geeigneten Traumen eintreten und ist auch beobachtet worden. Man muß sich aber vor Augen halten, daß die gelegentlich von Operationen festgestellten Blutungen in das Mesenterium oder die Appendixwand auch bei dem Operationsakt selbst gesetzt sein können. Die traumatische Entstehung einer echten Appendizitis wird von mehreren Autoren überhaupt abgelehnt. Man kann den Zusammenhang anerkennen, wenn ein sicher nachgewiesenes Trauma die Appendixgegend traf und wenn ein Intervall von höchstens 24 Stunden zwischen Unfall und Erkrankung lag. Dazu muß man noch fordern, daß sofort nach dem Unfall peritoneale Reizerscheinungen bestanden und daß die Arbeit ausgesetzt wurde. Liegt zwischen dem Unfall und der Erkrankung ein längerer Zeitraum, während dessen der Verletzte gearbeitet hat, so ist die Zusammenhangsfrage zu verneinen. 6»

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Mastdarmvorfall. Mechanische Verletzungen des Beckenbodens, die zu Zerreißungen von Muskulatur geführt haben, können die Ursache eines Mastdarmvorfalles sein, der dann als Unfallfolge anzusehen ist. Mastdarmfisteln. In der überwiegenden Mehrzahl der Fälle sind sie Folgen chronischer Entzündungen. Nur die im Anschluß an unfallsmäßig entstandene Verletzungen des Enddarmes und des Anus auftretenden Fisteln können als Unfallfolgen betrachtet werden. Akute gelbe Leberatrophie. Sie ist nicht unfallbedingt. In seltenen Fällen kann sie sich bei einer Allgemeininfektion entwickeln. Wenn diese als Unfallfolge zu betrachten ist, dann müßte man auch die Leberatrophie als eine solche ansehen. Leberzirrhose (Leberschrumpfung). Sie entwickelt sich meist auf luetischer und alkoholischer Basis. Es ist bisher nicht bekannt, daß sie die sichere Folge eines Lebertraumas ist. Gallenblasenentzündung. Die Gallenblasenentzündung sowie die Steinkrankheit der Gallenblase sind nicht selten. Wenn wir auch die Ätiologie nicht sicher kennen, so wird doch allgemein angenommen, daß Stauungen beim Gallenabfluß evtl. mit sekundärer Infektion eine Rolle spielen. Wenn also irgendein Unfall mit seinen Folgen dazu geführt hat, daß der Gallenabfluß gehemmt wurde, dann kann die sich im Anschluß daran entwickelnde Cholezystitis oder Cholelithiasis als Unfallfolge anerkannt werden. Peritoneale Adhäsionen mit Knickungen und Verengerungen der Gallenwege können also die Ursache sein. Die Zusammenhangsfrage kann aber wohl nur einwandfrei geklärt werden, wenn eine Laparotomie ausgeführt worden ist. Das Zusammentreffen von Gallenblasenerkrankungen und irgendeinem Bauchtrauma in der Anamnese genügt an und für sich nicht, zwischen beiden einen ursächlichen Zusammenhang anzunehmen. Abnorme körperliche Erschütterungen und stumpfe Traumen der Bauchdecken können dazu führen, daß ein schon vorhandener Gallenstein sich einklemmt und so einen Gallensteinanfall hervorruft. Ist er aber abgeklungen und die Einklemmung beseitigt, dann ist auch die vorhanden gewesene Verschlimmerung des Leidens durch den Unfall beseitigt. Nur in ganz seltenen Fällen kann man eine dauernde Verschlimmerung anerkennen, wenn nämlich durch den Unfall ganz einwandfrei sicher der erste Gallensteinanfall ausgelöst worden ist, und wenn bei einem sonst absolut gesund gewesenen Menschen sich an diesen unfallmäßig entstandenen Anfall häufig und in kurzen Zwischenräumen weitere Anfälle anschließen. Man muß aber dabei berücksichtigen, daß auch ohne traumatische Einwirkungen Gallensteinanfälle einsetzen und sich wiederholen können. Die Schätzung einer etwa durch ein Gallenleiden bedingten Erwerbsfähigkeitsverminderung hat die Häufigkeit der Kolikanfälle und die Beeinträchtigung des Allgemeinzustandes zu berücksichtigen. Meist wird der Arzt die Gewährung einer ,,Durchschnittsrente" vorschlagen. Milz. Siehe unter Erkrankungen des Blutes. Pankreasnekrose. Die Erkrankung besteht in einer sehr plötzlich einsetzenden Selbstverdauung des Organs, meist hervorgerufen durch Rückstauung von Galle und des Eigensekrets der Drüse. Aus diesem Grunde ist zweifellos die überwiegende Mehrzahl der Fälle nicht unfallbedingt. Partielle Verletzungen der Drüse können zu

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Pseudozysten (siehe dieses) führen. Wenn in einem Ausnahmefall eine akute Pankreasnekrose die Folge eines Unfalls sein sollte, so muß ein erhebliches Trauma den Oberbauch getroffen haben, welches geeignet war, eine Blutung in das Drüsengewebe hervorzurufen, und das Krankheitsbild der Pankreasnekrose muß sich direkt an das Unfallereignis angeschlossen haben. Pankreaszysten. Soweit es sich um peripankreatische Pseudozysten handelt, können sie die Folge eines leichten Pankreasrisses sein. Ob eine solche Zyste tatsächlich vorliegt und keine andere Zystenform, wird sich so gut wie immer einwandfrei erst nach operativer Entfernung und histologischer Untersuchung entscheiden lassen. Wenn man eine Pankreaszyste als Unfallfolge anerkennen will, dann muß der Oberbauch von einem erheblichen Trauma getroffen worden sein, welches geeignet war, das Pankreas zu verletzen. Ferner müssen sofort nach dem Trauma die klinischen Zeichen einer teilweisen Pankreasruptur vorhanden gewesen sein. Der klinische Nachweis der Zyste kann aber erst nach längerer Zeit, evtl. Monaten, möglich sein. Erkrankungen des Harnsystems Nierenstein und Ureterstein. Das Auftreten von Nierensteinen ist abhängig von dem Zusammentreffen zweier Komponenten, nämlich dem Entstehen von Bildungszentren und einer Zustandsänderung des Harns. Beides kann durch einen Unfall hervorgerufen werden. In der Regel ist jedoch die Steinentstehung nicht durch ein Trauma bedingt. Verletzungen des Nierenparenchyms können durch ein Blutkoagulum ein Bil(lungszentrurn für den Stein abgeben. Es muß sich aber dann um eine erhebliche Verletzung der Niere gehandelt haben. Die Mehrzahl der Nierenverletzungen heilt ohne Steinbildung ab. Perirenale und periurethrale Hämatome können durch Narbenzug Abflußstörungen des Harns hervorrufen und so eine Zustandsänderung des Harnes bedingen. Verletzungen von Blase und Harnröhre können dieselbe Wirkung erzielen. Außerdem können es erfahrungsgemäß Verletzungen des Hirns und Rückenmarkes sowie die erschwerte Harnentleerung nach längerem Krankenlager (ζ. B. auch bei Frakturen). Nach einer erheblichen Körpererschütterung kann ein bereits vorhandener Nierenstein durch Verletzung des Nierenparenchyms eine Nierenblutung hervorrufen oder er kann durch Verschluß des Harnabflusses einen akuten Nierensteinanfall bewirken. Wenn die Blutung aufgehört hat und wenn der Harnabfluß sich wieder eingestellt hat, dann ist auch die durch den Unfall gesetzte Verschlimmerung beseitigt und der Körperzustand vor dem Unfall wiederhergestellt. Hydro- und Pyonephrose. Sie kann in nicht zu häufigen Fällen unfallbedingt sein. In solchem Falle muß das Trauma geeignet gewesen sein, eine längerdauernde Behinderung des Harnabflusses der Niere hervorzurufen. Möglich ist dies durch Verletzung mit anschließender narbiger Verengerung des Ureters, durch Verlagerung der Niere mit Abknickung des Ureters und durch Bildung von Steinen mit Einklemmung in den Ureter. Gefordert wird für die Annahme der traumatischen Entstehung einer Hydronephrose der Nachweis folgender Bedingungen:

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1. Fehlen von Nierensymptomen vor dem Unfall. 2. Fehlen anderweitiger ätiologischer Momente für die Hydronephroae, wie ζ. B. angeborene Anomalien der Harnwege, aberrierende Gefäße, Tumoren der Blase and Prostata, Ureterstrikturen nichttraumatischen Ursprungs, chronische Perityphlitis, Adnexerkranlcungen. 3. Nachweis der Erheblichkeit des Traumas in Gestalt einer direkten Verletzung der Niere bzw. Feststellung von Folgeerscheinungen des Unfalls, welche die Entstehung einer Abflußbehinderung wahrscheinlich machen. 4. Nachweis von Brückensymptomen. Bestehende Hydro- und Pyonephrosen können durch direkte Traumen zur R u p t u r gebracht werden. Wanderniere. Sie ist durch konstitutionelle Veranlagung bedingt. Die traumatische Verlagerung der Niere durch eine einmalige, erhebliche Gewalteinwirkung ist nur im Ausmaß der Dehnbarkeit der Nierengefäße denkbar. Eine weitere Verlagerung muß zum Abriß des Nierenstiels führen. Einmalige, leichtere Traumen, ein Ziehen, Tragen, Pressen usw. sind nicht geeignet, die normale Niere aus ihren Befestigungen zu lösen, gelegentlich einmal können sie der Anlaß sein, daß eine bestehende Wanderniere dem Menschen zum Bewußtsein kommt. Hypernephrom. Es ist kein einwandfrei sicherer Fall bekannt, in welchem ein Hypernephrom durch ein einmaliges Trauma entstanden ist. Nierenentzündung. Die verschiedenartigsten Entzündungen des Nierenparenchyms sind sowohl nach direkten Verletzungen der Niere als auch nach nierenfernen Verletzungen anderer Körperteile möglich. Die Diagnose der Art der NierenSchädigung verlangt spezialärztliche Beobachtung des Verletzten. Nierentuberkulose. Bei der Anerkennung des Unfalls als Ursache müssen folgende Bedingungen erfüllt sein: 1. Der Unfall muß erheblich gewesen sein, jedoch können bei Nieren Verletzungen sich Verletzungssymptome erst nach 24—36 Stunden einstellen. 2. Der Unfall muß geeignet gewesen sein, die Niere zu verletzen. Der Verletzungshergang und die ersten Verletzungsfolgen müssen besonders eingehend analysiert werden. 3. Es müssen sich an den Unfall die Krankheitserscheinungen angeschlossen haben. Eine bestehende Nierentuberkulose kann durch einen Unfall verschlimmert werden. Es kann dann ein bisher latent bestehender Herd klinische Erscheinungen machen, oder die bestehende Nieren tuberkulöse kann sich örtlich verschlimmern, oder es kann durch das Trauma eine Metastasierung in andere Organe erfolgen. Wenn die Verschlimmerung anerkannt werden soll, dann muß das Trauma den bisher chronisch fortschreitenden Verlauf des Leidens in erkennbarer Weise sowohl hinsichtlich der Beschwerden als auch der objektiven Krankheitszeichen ungünstig beeinflußt haben. Nierenbeckenentzündung. Die Infektion des Nierenbeckens kann durch Verletzung von außen her oder Einbruch von Abszessen in der Umgebung der Niere, durch Aszendieren der Keime auf dem normalen Harnwege sowie durch Infektion

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auf dem B l u t - und L y m p h w e g e erfolgen. Wenn die Primärursache unfallbedingt war, dann ist es auch die Pyelitis selbst. B l a s e n s t e i n . Die Entstehung des Blasensteins ähnelt dem des Nierensteins. Die Bildung eines Inkrustationszentrums spielt eine besonders große Rolle. Wenn es also die Folge eines Unfalls ist, so ist es auch der Blasenstein. Daneben führen Verletzungen, die mit Blasenlähmungen einhergehen, recht häufig zu Blasensteinen. Die Entwicklungszeit kann von sechs Wochen bis zu mehreren Jahren schwanken. In der Zeit von zwei bis fünf Monaten bildet sich die Mehrzahl der Steine. A u c h die Infektion der Blase bei häufig auszuführendem Katheterismus oder beim Anlegen eines Dauerkatheters ist eine Ursache der Blasensteinbildung. H a r n r ö h r e n s t r i k t u r e n . Sie sind meist die Folge irgendwelcher Entzündungen (Gonorrhöe!). Sie werden aber auch durch vollständige oder teilweise Zerreißung der Harnröhre mit und ohne Beckenfraktur sowie durch den durch einen Dauerkatheter manchmal hervorgerufenen Dekubitus der Harnröhrenschleimhaut erzeugt.

Genitalerkrankungen des Mannes V a r i k o z e l e . Sie ist in überwiegender Mehrzahl der Fälle nicht unfallbedingt. Man könnte sie in Ausnahmefällen als Folge eines Unfalls anerkennen, wenn er geeignet war, etwa durch Bindegewebsnarben, den B l u t a b f l u ß aus dem Hoden zu drosseln. W a s s e r b r u c h . Wenn ein solcher als Unfallfolge angesehen werden soll, dann m u ß sein Auftreten sich kurze Zeit langsam und allmählich an etn stumpfes T r a u m a des Hodens oder Nebenhodens angeschlossen haben. D a derartige Traumen sehr schmerzhaft sind und häufig sogar zur Ohnmacht führen, so werden die Verletzten zum mindesten für kurze Zeit die Arbeit ausgesetzt und auch wohl den Unfall gemeldet haben. Besteht ein monatelanger oder gar jahrelanger Zwischenraum zwischen der Entwicklung der Hydrozele und dem Unfall, so ist die Zusammenhangsfrage sicher abzulehnen. Indirekte Verletzungen wie Verheben usw. sind nicht in der Lage, einen Wasserbruch hervorzurrufen. N e b e n h o d e n t u b e r k u l o s e . Unfallsweise Entstehung ist selten. Nach Zollinger bestehen folgende Bedingungen für die Anerkennung der Zusammenhangsfrage: Freisein des Hodens und Nebenhodens von Tuberkulose vor dem Unfall. Das T r a u m a m u ß geeignet sein, lokalisierend oder mobilisierend zu wirken (Erheblichkeit des Unfalls, unzweideutige Zeichen der Verletzung, anatomische Schädigung des Gewebes, Hämatom). Das T r a u m a m u ß den Hoden oder Nebenhoden selbst betroffen haben. (Überanstrengungen führen nie zur Hodentuberkulose.) Die Nebenhodentuberkulose darf nicht früher als 3 — i Wochen und nicht später als 3 — 1 Monate nach dem Unfall klinisch erkennbar werden. Eine Verschlimmerung einer bestehenden Nebenhodentuberkulose durch einen Unfall ist dann anzuerkennen, wenn die obigen Bedingungen erfüllt sind und wenn die E r k r a n k u n g sofort oder innerhalb weniger T a g e einen offensichtlich rapideren Verlauf genommen hat. U n s p e z i f i s c h e N e b e n h o d e n e n t z ü n d u n g e n . Sie sind meist nicht unfallbedingt. Nur wenn es sich um die Infektion eines sicheren Nebenhodenhämatoms handelt, müßte man die Zusammenhangsfrage anerkennen.

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Genitalerkrankungen der Fran Gebärmutteryerlagerungen. Sie sind meist nicht unfallbedingt. Traumatisch können sie entstehen durch einen heftigen Fall auf Gesäß und Füße, bei bestehender Anlage durch starke Erhöhung des Bauchinnendruckes, durch Einwirkung einer erheblichen Gewalt auf den Unterleib. Gebärmuttersenkung und Torfall. Nur ein erhebliches Trauma kann die Aufhängebänder zum Zerreißen oder zur Dehnung bringen. Es müssen also nach dem Unfall schwere Krankheitserscheinungen (Aussetzen der Arbeit und Aufsuchen ärztlicher Hilfe) eingesetzt haben. Meistens besteht auch beim traumatischen Prolaps eine Disposition. Abort. Echte posttraumatische Aborte sind nicht häufig. Die Bejahung der Zusammenhangsfrage ist an folgende Bedingungen geknüpft: 1. Sonstige Ursachen des Aborts müssen sicher ausgeschlossen werden. 2. Das Unfallereignis muß hinreichend erheblich gewesen sein und besonders auch geeignet gewesen sein, eine Fehl- oder Frühgeburt auszulösen. 3. Die Erscheinungen der Schwangerschaftsunterbrechung (Schmerzen, Blutungen, Wehen) müssen sich innerhalb von längstens drei Tagen an den Unfall angeschlossen haben. Extrauteringravidität. Für gewöhnlich erfolgt die Ruptur ohne äußeren Anlaß. Auch wenn sie im Anschluß an ein unfallartiges Ereignis passieren sollte, so kann man kaum davon sprechen, daß der Unfall den schicksalsmäßigen Ablauf der Krankheit wesentlich beschleunigt hat.

Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes Furunkel. Da der Furunkel eine Erkrankung der Haarbalgdrüsen ist, welche sowohl durch Eindringen der Eitererreger von außen hervorgerufen werden kann, als auch eine Erkrankung durch Ausscheidung der Eitererreger sein kann, so ist es denkbar, daß bei irgendeiner durch die Folgen eines Unfalles bedingten Allgemeininfektion eine Furunkulose als mittelbar unfallbedingt angesehen werden muß. Die Mehrzahl der Furunkel, besonders die Solitärfurunkel, sind aber nicht als Folgen eines Unfalles zu betrachten. Panaritium. Panaritien entstehen durch Eindringen von Eitererregern in das Zellgewebe der Finger. Häufig sind die Eintrittspforten so klein, daß sie makroskopisch nicht sichtbar sind, so daß der Nachweis, daß die primäre Verletzung unfallsweise entstanden ist, sich nur schwer oder gar nicht führen läßt, denn ebensogut kann eine derartige Verletzung auch außerhalb der Betriebsarbeit entstanden sein. Das Reichsversicherungsamt hat in ständiger Rechtsprechung entschieden, daß eine Unfallentschädigung nur dann in Betracht kommt, wenn schlüssig nachgewiesen wird, daß die Verletzung im Betriebe entstanden oder daß der Krankheitserreger bei der Betriebsarbeit in die Wunde eingedrungen ist. An den Nachweis der unfallsweisen Entstehung des Leidens sind daher besonders strenge Anforderungen gestellt. Diese Entscheidungsgrundsätze hat der Arzt bei seiner Beurteilung zu berücksichtigen.

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Zellgewebsentzündung (Phlegmone). Die Möglichkeiten einer unfallsweisen Entstehung werden in einer Entscheidung des Reichsversioherungsamtes folgendermaßen umrissen: „Die Betriebsarbeit kann in zweifacher Beziehung als wesentlich mitwirkende Ursache der Erkrankung in Betracht kommen, einmal dadurch, daß die Hautwunde in Zusammenhang mit der Beschäftigung im Betriebe verursacht wird oder dadurch, daß die bereits vorhandene Wunde bei der Arbeit mit Krankheitserregern infiziert wird." Auch hier gilt, wie beim Panaritium (siehe dieses) für den Nachweis der Entstehung während der Betriebsarbeit folgendes: „Gerade in Fällen, wo es sich um eine Gewebsentzündung handelt, die durch eine Infektion hervorgerufen wird, muß ein besonders strenger Nachweis des ursächlichen Zusammenhanges gefordert werden, weil derartige Infektionen auch bei jeder anderen Gelegenheit außerhalb des Betriebes jederzeit erfolgen können." In bezug auf den zeitlichen Abstand zwischen Verletzung und Auftreten sicherer Entzündungszeichen ist zu fordern, daß ein Zeitraum von zwei Tagen nicht unterschritten wird. Meist entwickelt sich das Krankheitsbild nach drei bis vier Tagen. Wenn es in irgendeinem Falle längere Zeit zu seiner Entwicklung braucht, so müssen Brückensymptome in der Zeit vorhanden gewesen sein oder die Wunde muß Fremdkörper, ζ. B. Holzsplitter u. dgl. enthalten haben. Lupus. Siehe Infektionskrankheiten. Ulcus cruris. Siehe Krampfadergeschwüre. Erkrankungen der Muskeln, Sehnen und Schleimbeutel Muskelrisse. Es gibt bei verschiedenen Allgemeinerkrankungen spontane Muskelrisse, deren Ursache das Grundleiden ist und die demnach nicht entschädigungspflichtig sind. Daneben kommen bei erheblichen Zusammenziehungen der Muskulatur oder beim Auftreffen einer äußeren Gewalt auf einen gespannten Muskel Rupturen einzelner Fasern in verschiedenem Umfang vor. Sie sind als Unfallfolge zu betrachten. Meist wird jedoch durch sie eine nennenswerte Verminderung der Erwerbsfähigkeit nicht hervorgerufen. Muskelhernien. Sie entstehen durch Einriß der Faszie und Vorquellen der Muskulatur bei der Kontraktion. Die Muskelhernie ist in der Mehrzahl der Fälle unfallbedingt. Aber durch den Zustand wird so gut wie nie eine Erwerbsfähigkeitsverminderung über 10% hervorgerufen, so daß eine Entschädigungspflicht praktisch nicht in Frage kommt. Myositis ossificans. Die umschriebene Myositis ossificans mit ihren Prädilektionsstellen ist die Folge eines Blutergusses in die Muskulatur. Wenn also dieser Bluterguß die Folge eines entschädigungspflichtigen Unfalles gewesen ist, dann ist die Zusammenhangsfrage zu bejahen. Hiervon zu unterscheiden ist die allgemeine, progressive Form, welche eine ihrem Wesen nach unklare Allgemeinerkrankung ist, die mit einem Unfall nichts zu tun hat. Lumbago (Hexenschuß). Der echte Lumbago gehört in das Krankheitsbild des Muskelrheumatismus und hat mit einem Unfall an sich nichts zu tun. Sehr schwierig und mitunter unmöglich ist die diagnostische Trennung des echten Hexen3chusses von einer Muskel- oder Bänderzerrung, besonders beim sogenannten ,,Ver-

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heben". Meist werden sich auch bei alten für rheumatische Leiden disponierten Menschen beide wesensfremde, aber teilweise gleiche Erscheinungen bietenden Erkrankungen durch gute ärztliche Behandlung in kurzer Zeit heilen lassen, so daß eine Rentengewährung nicht in Frage kommt. In praktischer Beziehung wichtig ist eine Entscheidung des Reichsversicherungsamtes (vom 12. April 1929 I a Nr. 3407/29/8), welche besagt: „Nach wissenschaftlicher Erfahrung pflegen die auf einen Unfall zurückgeführten Muskelzerrungen, Muskelrisse, Bänder- und Gelenkzerrungen, sowie im Anschluß hieran auftretende hexenschußartige Erkrankungen fast immer innerhalb von wenigen Tagen restlos auszuheilen und jedenfalls keine Folgen über die 13. Woche hinaus zu hinterlassen." (Vergl. auch Nucleus pulposus Prolaps.) Bizepssehnenriß. Es gibt bei besonders starken Gewalteinwirkungen Zerreissungen der Sehnen. Die lange Sehne des Bizepsmuskels zeichnet sich dadurch aus, daß sie auch bei geringfügigen Anlässen reißt. Es handelt sich dann um ein langsames Durchscheuern der Sehne über Randwülsten des arthrotisch veränderten Schultergelenkes, durch das die Sehne ja zieht, etwa so wie ein Schnürsenkel langsam sich in einer rauhen Schuhöse durchscheuert. Dieser Bezepssehnenriß ist nach ständiger Rechtsprechung des Reichsversicherungsamtes nicht entschädigungspflichtig, da die Ursache des Durchscheuerns in dem rauhen Gleitlager der Sehnen zu suchen ist. Der für den definitiven Riß angeschuldigte Arbeitsvorgang stellt nur den letzten Anstoß zum vollkommenen Durchreißen dar. Auch ohne ihn würde dieses Ereignis in nicht zu ferner Zeit eingetreten sein. Tendovaginitis crepitans. Blutungen in die Sehnenscheide können durch das Abscheiden des Fibrins ein klinisches Bild erzeugen, welches der Tendovaginitis ähnelt; es ist dann natürlich Folge des Blutergusses. Die eigentliche Tendovaginitis crepitans beruht auf einer entzündlichen Ausschwitzung in die Sehnenscheide, hervorgerufen durch starke, ungewohnte Bewegungen des dazugehörigen Muskels. Da sich das Krankheitsbild im Verlauf einer Arbeitsschicht entwickeln kann, so muß man es auch nach der geltenden Rechtsauslegung als Folge eines Unfalls anerkennen, wenn die Entwicklung tatsächlich während einer Arbeitsschicht und nicht während eines längeren Zeitraums erfolgte. Jedoch wird wohl nur in den seltensten Fällen eine längere Arbeitsunfähigkeit bestehen. Sehnenscheidenpanaritium. Siehe unter Erkrankungen des Unterhautzellgewebes (Panaritium). Sehnenscheidenganglion. Siehe unter Erkrankungen der Knochen und Gelenke (Ganglion). Dupuytrensche Kontraktur. Die Schrumpfung der Hohlhandfaszie ist ein Leiden, bei dem erbliche Einflüsse und chronische Traumen als Ursache angeschuldigt werden. Meist ist sie daher als Folge eines einmaligen Unfalles abzulehnen. Nur wenn ein akutes Trauma die Hohlhand traf, welches geeignet war, eine Bindegewebswucherung mit anschließender Bindegewebsschrumpfung hervorzurufen, könnte eine sich im Anschluß daran und auf die verletzte Hand beschränkende Kontraktur als Unfallfolge in Ausnahmefällen angesehen werden. Das chronische Trauma der Preßluftwerkzeugarbeit hat keine Zunahme der Dupuytrennchew Kontraktur bewirkt. Auch wenn es in einem Einzelfall behauptet

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werden sollte, so wäre sie nicht entschädigungspflichtig, denn es handelt sich ja um eine Erkrankung der Faszie und nicht der „Muskeln, Knochen und Gelenke", welche allein entschädigungspflichtig sind. Schleimbeutelentzündungen. Die eitrige Entzündung eines Schleimbeutels hat zur Voraussetzung, daß von außen her Eitererreger in ihn eindringen. War die Verletzung durch einen Unfall gesetzt worden, so ist auch die eitrige Bursitis Folge dieses Unfalls. Die mit einer Wandverdickung und Erguß einhergehenden, nicht eitrigen, chronischen Bursitiden sind so gut wie stets Folge chronischer kleiner Traumen und somit nicht die Folge eines einmaligen Unfalls. Ein solcher kann zwar in der Lage sein, einen akuten Erguß in einen Schleimbeutel hervorzurufen. Dieser Erguß dürfte aber nach acht Wochen resorbiert sein. Sollte in seltenen Fällen sich an ein einmaliges erhebliches Trauma eine chronische Schleimbeutelentzündung anschließen, so wird durch diesen Zustand wohl kaum eine nennenswerte Erwerbsfähigkeitsverminderung hervorgerufen werden. Periarthritis humero-scapularis. Besonders ältere Leute reagieren auf eine Kontusion und Distorsion der Schulter mit der Ausbildung einer Bewegungshinderung in diesem Gelenk (Adduktionskontraktur), welche den obigen Namen führt. Die Zusammenhangsfrage ist anzuerkennen, wenn ein erheblicher Unfall oder ein geringer Unfall, der aber zur Fixation des Schultergelenkes führte, die Schulter betroffen hat und wenn sich die Erscheinungen der Bewegungsbehinderung direkt an die Verletzung angeschlossen haben. Dabei kann die Bewegungsbehinderung unmittelbar nach dem Unfall geringer sein als später, da das Leiden bei nicht sachgemäßer Behandlung zur Zunahme der Versteifung neigt.

Erkrankungen (1er Knochen und Gelenke Osteomyelitis. Seit langen Jahren haben die von Liniger aufgestellten Bedingungen für die Anerkennung des Zusammenhanges mit einem Unfall bei Ärzten und Spruchbehörden Anerkennung gefunden. Sie lauten: 1. Ein Unfall muß einwandfrei erwiesen sein. 2. Es muß sich um einen erheblichen Unfall gehandelt haben, der nachweisbar die später erkrankte Stelle getroffen hat. 3. Die Erkrankung muß sich alsbald, jedenfalls innerhalb weniger Tage, an den Unfall angeschlossen haben. Je später eine Osteomyelitis auftritt, um so unwahrscheinlicher ist der Zusammenhang mit dem Trauma. Das Wort erheblich ist dahin zu definieren, daß die Verletzung geeignet gewesen ist, Blutungen im Knochen hervorzurufen. Mit einer derartigen erheblichen Verletzung ist fast immer eine wesentliche Einschränkung der Gebrauchsfähigkeit des betroffenen Gliedes verbunden. Also muß der Verletzte die Arbeit unterbrochen haben, einen Arzt aufgesucht haben und den Unfall auch vorschriftsmäßig gemeldet haben. Ostitis fibrosa. Die generalisierte Form der Erkrankung kann naturgemäß nicht die Folge einer lokalen Gewalteinwirkung sein, sondern es handelt sich dabei um eine Allgemeinerkrankung.

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In seltenen Fällen ist beobachtet worden, daß sich eine lokalisierte Ostitis fibrosa an ein Trauma angeschlossen hat. Wenn man dies anerkennen will, so muß der Unfall die später erkrankte Stelle direkt betroffen haben, und er muß so erheblich gewesen sein, daß er im Innern des Knochens zu einer Blutung führen konnte. Da die Krankheit selbst längere Zeit zu ihrer Entwicklung braucht, dürfen die sicheren röntgenologischen Kennzeichen nicht früher als ein bis zwei Monate nach dem Unfall nachweisbar gewesen sein. Tuberkulose der Knochen und Gelenke. Die traumatische Tuberkulose ist entgegen älterer Anschauung äußerst selten. Es haben sich bei Ärzten und Spruchbehörden die von Liniger erhobenen Forderungen einer Anerkennung durchgesetzt. Sie lauten: „1. Der Unfall muß einwandfrei erwiesen sein. 2. Er muß erheblich gewesen sein. (Zumeist werden deutliche Verletzungsspuren und erhebliche funktionelle Störungen nachzuweisen sein.) Alsbaldige Arbeitseinstellung würde für die Erheblichkeit der Verletzung sprechen. Im umgekehrten Falle wäre die entgegengesetzte Annahme berechtigt. 3. Der Unfall muß die später erkrankte Stelle getroffen haben. 4. Schließlich muß die Tuberkulose einen für die behauptete unfallsweise Entstehung charakteristischen Verlauf genommen haben. (Im allgemeinen kann man sagen, das tuberkulöse Leiden darf nicht vor vier Wochen und nicht nach sechs Monaten offenkundig werden.) Je mehr diese Zeiten nicht eingehalten werden, um so unwahrscheinlicher ist der Fall." Ein Unfall kann auch eine bestehende Tuberkulose verschlimmern. Es muß sich dann aber auch um einen erheblichen Unfall gehandelt haben und an das Trauma muß sich eine Charakteränderung des klinischen Bildes der Tuberkulose zum Sohlechten angeschlossen haben. Spontanfrakturen. Wenn im Knochen irgendein krankhafter Prozeß sich abspielt, welcher die Festigkeit so herabsetzt, daß der Knochen bei einer belanglosen Gelegenheit, die auch innerhalb der Betriebsarbeit liegen kann, bricht, so ist die wesentlich mitwirkende Ursache das Grundleiden (ζ. B. Tumor, Ostitis fibrosa, Osteomyelitis usw.) und nicht die eventuell belanglose Gelegenheitsursache. In diesem Sinne sind Spontanfrakturen nicht unfallbedingt, falls nicht etwa das Grundleiden aus irgendeiner Überlegung heraus als Unfallfolge anerkannt worden ist. Dornfortsatzfraktur (Schipperkrankheit). Der Abriß einer oder mehrerer Dornfortsätze an der unteren Hals- und oberen Brustwirbelsäule stellt eine typische Ermüdungserscheinung des Knochens dar. Er wird durch mehrere Tage oder wenige Wochen hindurch andauernde ungewohnte Arbeit hervorgerufen. Die Schipperkrankheit ist also nach der deutschen Sozialversicherung nicht entschädigungspflichtig, auch wenn ihr tatsächliches Eintreten mitunter als Unfallverletzung empfunden wird. Daneben gibt es noch Dornfortsatzfrakturen durch direkte Gewalteinwirkung wie Stoß oder Schlag und in seltenen Fällen auch durch Muskelzug bei einmaliger abnorm großer Kraftanstrengung. Diese Formen der Dornfortsatzfraktur sind unfallbedingt. Nayikularpseudarthrose der Hand. Sie ist in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle die Folge einer Fissur dieses Knochens, also unfallbedingt. Mitunter kommt

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es vor, daß das Trauma, welches die Fraktur setzte, den Verletzten nicht zur Niederlegung der Arbeit zwang. Die ältere Ansicht, daß die Navikularpseudarthrose eine angeborene Mißbildung sein könne, ist nicht mehr haltbar. Auch kleine chronische Traumen (ζ. B. Preßluftwerkzeugarbeit) können Navikularpseudarthrose hervorrufen. Daneben kennen wir (wie beim Lunatum) auch Knochenzysten im Navikulare, die auf embolischem Wege entstehen und sekundär gelegentlich einer belanglosen Bewegung zur Spontanfraktur mit anschließender Ausbildung einer Pseudarthrose führen. Man muß also im Einzelfalle aus Anamnese und Befund das krankhafte Geschehen zu rekonstruieren versuchen, um zu einer richtigen Beurteilung zu kommen. Lunatum-Nekrose. Der Mondbeintod kann die Folge einer embolischen Erkrankung der Spongiosa sein, die nicht unfallbedingt ist. Andererseits wissen wir, daß er auch die Folge chronischer Erschütterungen sein kann. Dann ist er eine entschädigungspflichtige Berufskrankheit, falls es sich um Arbeiten mit Preßluftwerkzeugen gehandelt hat. Und schließlich führt auch eine Fraktur des Lunatum infolge der mangelhaften Heilungstendenz dieses Knochens (ebenso wie beim Navikulare) zu dem Bilde der Lunatumnekrose, die dann naturgemäß unfallbedingt ist. Man hat sich also bei der Erörterung der Zusammenhangsfrage nicht mit der Diagnose zu begnügen, sondern muß die Ätiologie klären. Dann ergibt sich die Beantwortung der Zusammenhangsfrage von selbst. Nucleus-pulposus-Hernie. Sie beruht auf einem Durchlässigwerden des fibrösen Ringes der Zwischenwirbelscheibe. Durch die so entstandene Lücke kann der Gallertkern prolabieren und auf das Rückenmark oder aus ihm austretende Nerven stamme drücken und Symptome ähnlich einer Ischias erzeugen. Da die häufigste Ursache eine über lange Zeit sich erstreckende Gewerbsdegeneration darstellt, so ist die unfallsweise Entstehung sehr selten. Wenn man sie ausnahmsweise anerkennen will, so muß ein erhebliches Trauma stattgefunden haben, welches geeignet war, einen normalen oder fast normalen Bandscheibenring zu zerreißen. Außerdem müssen die Druckerscheinungen an den Nerven sich im Anschluß an den Unfall entwickelt haben und nicht erst in längerem Zeitraum nach demselben. Eine einwandfreie Diagnose ist selbstverständliche Voraussetzung der Anerkennung der Zusammenhangsfrage. Spondylarthrose. Sie ist eine Reaktion des Körpers auf verschiedenartige Bandscheibenschädigungen. In der Mehrzahl der Fälle handelt es sich dabei um eine Aufbrauchs- und Abnutzungserkrankung, die mit einem Unfall nichts zu tun hat. Verschlimmerungen einer bestehenden Spondylarthrose durch einen Unfall sind denkbar (vgl. darüber die Ausführungen unter Arthrose). War ein Unfall geeignet, eine örtlich begrenzte Bandscheibenverletzung zu setzen und entwickeln sich an dieser Stelle dann im Laufe von Monaten röntgenologisch nachweisbare Randzacken, so muß man sie als unfallbedingt ansehen. Jedoch sollte man diesen Zustand nicht als Spondylarthrose, sondern als abgeheilte Bandscheibenverletzung bezeichnen. Bechterewsche Erkrankung. Sie ist eine Systemerkrankung der Bänder der Wirbelsäule. Ob die früher einem Trauma bei der Entstehung der Erkrankung zugeschriebene Rolle tatsächlich besteht, ist sehr strittig. Im allgemeinen wird man die unfallsweise Entstehung der Erkrankung ablehnen.

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Spondylolysis. Sic ist ein nicht seltener Entwicklungsdefekt des Wirbelbogens, darin bestehend, daß abnormerweise jede Bogenhälfte aus zwei statt aus einem Knochenkern angelegt wurde, und daß an der Berührungsstelle dieser beiden Kerne, im Zwischengelenkstück, die feste knöcherne Verschmelzung ausblieb. Es gibt daher keine unfallbedingte Spondylolysis. Wirbelbogenfrakturen können bei deformer oder ausbleibender Heilung ein ähnliches Zustandsbild erzeugen. Es gibt jedoch eine unfallsmäßige Verschlimmerung eines vor dem Unfall schon vorhanden gewesenen Gleitzustandes. Dann muß der Unfall nach Art und Richtung geeignet gewesen sein, den Gleitbezirk erheblich zu schädigen, den präformierten Zwischengelenksdefekt zu sprengen, die untere Bandscheibe und die Bänder einzureißen. Daher muß der Unfall unmittelbar erhebliche Funktionsstörungen und Beschwerden zur Folge gehabt haben. Sogenannte leichte Traumen wie Verheben, Verdrehen usw. können den Gleitbezirk nicht wesentlich schädigen und den Rutschzustand nicht erheblich verschlimmern. Solchen äußeren Anlässen kommt nur die Rolle einer auslösenden, ursächlich jedoch nicht wesentlich mitwirkenden Gelegenheitsursache zu, die das Auftreten schicksalsmäßig einsetzender Verschlimmerungen offenkundig macht. Wird die unfallsweise Verschlimmerung einer Spondylolyse anerkannt, so ist jedoch nur das an den Unfall anschließende akute Stadium zu entschädigen. Sind die frischen Verletzungen geheilt und haben sich die Bändereinrisse gefestigt, dann ist die vorübergehende Verschlimmerung beseitigt. Später auftretende Verschlimmerungen sind nicht mehr dem Unfall zur Last zu legen, sondern stellen nur weitere Etappen des Ablaufs des Krankheitsbildes dar. Arthrosis deformans. Die Anschauungen über den Unfallzusammenhang dieses Leidens sind augenblicklich sehr im Fluß. Zahlreiche Einzelfragen dieses in vielen Beziehungen noch dunklen Gebietes sind umstritten. Auf dem internationalen Unfallkongreß im Jahre 1928 in Budapest hat Zollinger unsere Kenntnisse in folgende Leitsätze zusammengefaßt: ,,1. Die Arthritis deformans stellt ein äußerst verbreitetes Leiden dar, sie kommt auch bei jüngeren Individuen ohne jedes Trauma vor. 2. Eine rein traumatische Arthritis deformans ist relativ selten. Meistens bedingt der Unfall nur eine Verschlimmerung eines bereits bestehenden pathologischen Zustandes oder löst eine vorübergehende Schmerzattacke aus. 3. Eine traumatische Arthritis deformans ist zu Anfang gewöhnlich monoartikulär, sie kann schließlich auf benachbarte, mit dem betreffenden Gelenk zu einer statischen Einheit verbundene Gelenke übergreifen. Das Übergreifen auf entferntere Gelenke unter Überspringen von benachbarten oder solchen der symmetrischen Extremität ist äußerst selten. 4. Die Tatsache, daß ein Patient vor dem Unfall vollkommen arbeitsfähig war, darf nicht als Beweis dafür, daß seine Gelenke vollständig intakt waren, gelten. 5. Nur ein nennenswertes Trauma, das eine erhebliche Knorpelschädigung mit nachfolgenden wesentlichen Ernährungsstörungen zur Folge hatte oder dessen Folgen, ζ. B. Meniskusdurchtrennungen, Ablösung eines Knorpelstücks, vorstehende Frakturfragmente, einen andauernden Reiz ausüben, kann ursächlich

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für eine Arthritis deformans in Frage kommen. Nach Gelenkkontusionen, Distorsionen, Erschütterungen und Überheben ohne Verletzung der Knochen oder Zwischenknorpel haben wir an einem vollkommen gesunden Gelenk nie eine Arthritis deformans auftreten sehen. 6. Chronisch einwirkende Traumen, von denen jedes einzelne nicht den Charakter eines Unfalles im Sinne der Versicherungsgesetze zu haben braucht, können gewöhnlich, allerdings erst in Verbindung mit konstitutionellen Faktoren, zu einer Arthritis deformans Anlaß geben. 7. Die Zeit des Auftretens der röntgenologischen und klinischen Veränderungen hängt von der Art und der Intensität der Schädigung sowie vom Alter des Patienten ab. Jedenfalls sollte man aber mit der Annahme des Kausalzusammenhanges einer erst Jahre nach einem Unfall in Erscheinung getretenen Arthritis deformans vorsichtig sein und eine solche erst dann annehmen, wenn das Trauma erwiesen und geeignet war, die Erkrankung auch nach längerer Beobachtung auf ein einziges Gelenk beschränkt bleibt und andere seit dem Unfall eingetretene Schädigungen mit Sicherheit auszuschließen sind. 8. Bei jeder Begutachtung einer angeblich traumatisch entstandenen Arthritis deformans sollten auch möglichst viele andere Gelenke klinisch und röntgenologisch untersucht werden. 9. Das Trauma kann bei einer Verschlimmerung einer bereits bestehenden Arthritis deformans nicht für alle späteren, vielleicht zunehmenden Beschwerden verantwortlich gemacht werden." Man tut gut, diese Leitsätze seinen Beurteilungen zugrunde zu legen. Allerdings sollte man das Wort Arthritis besser durch Arthrosis ersetzen. Die sehr häufige Annahme der Verschlimmerung einer schon bestehenden Arthrosis deformans durch einen Unfall ist nur dann anzuerkennen, wenn das Gelenk kurze Zeit nach dem Unfall auf ihn mit einem akuten Reizzustand (Erguß, Kapselschwellung, Bewegungsschmerz, Funktionsbehinderung usw.) reagiert hat. Je später dieser Zustand einsetzt, um so unwahrscheinlicher ist sein Zusammenhang mit einem Unfall. Beträgt der Zeitraum Wochen, so ist die Zusammenhangefrage abzulehnen. Habituelle Luxationen. Sie sind nur dann entschädigungspflichtig, wenn die erste Luxation die Folge eines Betriebsunfalles gewesen ist. Der Eintritt einer habituellen Luxation während der Betriebearbeit ist nicht entschädigungspflichtig, da die überwiegende Ursache die krankhafte Luxationsneigung des Gelenkes ist. Meniskuslösungen. Es unterliegt keinem Zweifel, daß es Zerreißungen eines gesunden Meniskus durch äußere Gewalteinwirkungen gibt. Es muß sich dann aber um sehr erhebliche Gewalteinwirkungen direkter oder indirekter Art gehandelt haben. Nur sie sind in der Lage, einen gesunden Meniskus von seiner Ansatzstelle abzureißen. Aufrichten aus kniender Stellung und ähnliche Bewegungen sind hierzu nicht in der Lage. Andererseits wissen wir, daß es Degenerationsprozesse wahrscheinlich durch chronische Überbeanspruchung im Meniskus gibt, welche in ihrem schicksalemäßigen Verlauf zu einer seitlichen Lösung des Meniskus von seiner Ansatzstelle und bei einer

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Gelegenheitsbewegung zu einer Einklemmung zwischen die Gelenkflächen führen kann. Da dieser Vorgang der Meniskuslösung sich über eine lange Zeit hinzieht, ist er ebensowenig unfallbedingt, als es die Gelegenheitsursache ist, welche zur Einklemmung und zur Gelenksperre führt. Gonorrhoische Gelenkentzündung. Es ist nicht sicher, ob eine gonorrhoische Gelenkentzündung unfallbedingt sein kann. Denkbar ist, daß ein Trauma, welches die infizierte Harnröhre oder den Nebenhoden traf, die Erreger ins Blut trieb und so die Gelenkmetastase hervorrief. Ob bei im Blute kreisenden Erregern ein Gelenktrauma die Ursache der Ansiedlung gerade an dieser Stelle sein kann, ist höchst zweifelhaft. Wenn man im Ausnahmefalle den Zusammenhang anerkennen will, dann muß der erhebliche Unfall einwandfreie Verletzungszeichen an dem betreffenden Gelenk erzeugt haben und die Entzündungserscheinungen müssen wenige Tage nach dem Unfall eingesetzt haben. Gelenkrheumatismus. Der echte Gelenkrheumatismus ist eine Infektionskrankheit und hat daher mit einem Unfall an sich nichts zu tun. Mangelhafte ärztliche Diagnostik bezeichnet aber mit diesem Ausdruck mitunter andere wesensverschiedene Erkrankungen, ζ. B. akute Schmerzanfälle bei Arthrosen. Eine exakte und klare Diagnosenstellung ist also von besonderer Bedeutung. Ob ein Gelenkrheumatismus sich in einem von einem Trauma befallenen Gelenk zuerst ansiedelt, ist umstritten. Ebenso ist nicht absolut sicher, ob ein Gelenktrauma das Aufflackern eines vorher bestehenden aber latenten Gelenkrheumatismus hervorrufen kann. Im Einzelfalle muß die Anamnese besonders sorgfältig ausgewertet werden. Ganglion. Da es sich um Degen'erationszysten der bindegewebigen Elemente der Gelenkkapsel (oder seltener der Sehnenscheiden) handelt, welche durch chronische übermäßige Gewebsbeanspruchung oder durch konstitutionelle Gewebsschwäche entstehen, so ist es so gut wie ausgeschlossen, daß ein einmaliges Trauma ein Ganglion hervorrufen kann. In ganz seltenen Ausnahmefällen ist es denkbar, daß am Handgelenk einmal eine ganz schwere Distorsion mit Gewebszerreißungen einen ganglionähnlichen Zustand, nämlich eine Vorstülpung der Gelenkkapsel bei bestehendem Gelenkerguß hervorruft. Gelenkmäuse. Die Diagnose einer Gelenkmaus genügt nicht, um die Zusammenhangsfrage mit einem Unfall einwandfrei beurteilen zu können. Es muß vielmehr die Entstehungsweise des freien Körpers (ζ. B. Meniskuslösung, Osteochondritis dissecans usw.) geklärt werden. Die Einklemmung einer Gelenkmaus zwischen die Gelenkflächen mit der dann plötzlich einsetzenden Gelenksperre wird häufig als Unfall angemeldet. Dabei muß natürlich die Gelenkmaus im Augenblick der Einklemmung schon bestanden haben. Wenn also tatsächlich die Einklemmung bei einem Ereignis von Unfallcharakter entstanden ist, so kann der Unfall nicht zur Bildung eines freien Gelenkkörpers geführt haben, dieses Leiden hat vielmehr schon vorher bestanden. Allerhöchstens kann man den Einklemmungsvorgang als unfallbedingt ansehen, wenngleich die überwiegende Mehrzahl der Einklemmungen ohne äußeren Anlaß erfolgen. Ist aber die Einklemmung beseitigt, dann ist auf jeden Fall der vor dem Unfall vorhanden gewesene Zustand wiederhergestellt.

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Osteochondritis dissecans. Da die Osteochondritis dissecans durch einen embolischen Gefäßverschluß mit anschließender Gewebsnekrose entstehen kann, so ist der Zusammenhang mit einem Unfall keineswegs immer gegeben. Er ist zu bejahen, wenn ein Unfall vorliegt, der genau die später erkrankte Stelle betroffen hat und wenn er geeignet gewesen ist, auf eine umschriebene Stelle des Gelenkknorpels einen so starken Druck auszuüben, daß es im subchondralen Knochen zu Gefäßzerreißungen und Drucknekrosen kommen konnte. Beobachtet man dann später an dieser Stelle eine Osteochondritis dissecans und entspricht ihr Entwicklungsstadium der seit der Gewalteinwirkung verstrichenen Zeit, dann ist die Erkrankung als Unfallfolge anzuerkennen. Oelenkchondromatose. Sie ist ein echter, pathologisch-anatomisch gutartiger Tumor. Wenn also die Diagnose einwandfrei gesichert ist, dann ist der Zusammenhang mit einem Trauma abzulehnen. Die Differentialdiagnose gegen Gelenkmaus (siehe dieses) ist nicht immer leicht.

Gicht. Die Gicht (Arthritis urica) ist eine Stoffwechselkrankheit und als solche nicht Folge eines einmaligen Unfalles. Es ist aber einwandfrei beobachtet worden, daß Traumen einen akuten Unfall auslösen können. In diesem Sinne kann also ein Trauma eine vorübergehende Verschlimmerung des schon vor dem Unfall bestehenden Gichtleidens bewirken. Man muß aber mit der Anerkennung des Zusammenhanges vorsichtig sein, da auch belanglose Anlässe (ζ. B. Stiefeldruck) ebenfalls den Anfall auslösen können und schließlich auch ohne jeden ersichtlichen Grund die Anfälle einsetzen. Außerdem dürfte nach Beendigung des Anfalles die Verschlimmerung auch wieder beseitigt und der alte Zustand wiederhergestellt sein. Zu einem Entschädigungsverfahren kann es nicht kommen. Daher ist es auch von untergeordneter Bedeutung, ob sich der Anfall unmittelbar an das Trauma anschließt oder ob auch bei der Anerkennung der Zusammenhangsfragen ein Intervall von einigen Tagen mit berücksichtigt werden darf. Von besonderer Bedeutung ist die Frage, ob ein örtliches Trauma die Gicht des betroffenen Gelenkes auch für dauernd verschlimmern kann. Denkbar ist es nur dann, wenn als Folge des Traumas und der vielleicht eingeleiteten Fixationsbehandlung das Gelenk teilweise versteift. Dabei kann natürlich die Grundkrankheit des Gelenkes eine Rolle spielen. Es ist aber klarer, wenn man in einem solchen Falle nicht von einer Verschlimmerung der Gicht an sich spricht, sondern wenn man die Versteifung des Gelenkes als Folge der Gelenkkontusion bei bestehender Gicht auffaßt. Erkrankungen des Nervensystems Pachymeningitis haemorrhagica interna. Sie hat die verschiedensten Ursachen. Auch ein Trauma mit Blutung unter die Hirnhaut kann sie hervorrufen. Wenn die Zusammenhangsfrage anerkannt werden soll, müssen folgende Bedingungen erfüllt sein: 1. Vor dem Unfall dürfen Anfangserscheinungen der Erkrankung nicht vorhanden gewesen sein. 2. Der Kopf muß von einem erheblichen Unfall betroffen worden sein, welcher geeignet war, eine Blutung zwischen Hirnoberfläohe und Hirnhaut hervorzurufen. 7 Rostock, Unfall·Begutachtung

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3. Die Symptome der Erkrankung müssen sich alsbald nach dem Unfall eingestellt haben. Epilepsie. Die genuine Epilepsie, deren eigentliches Wesen unbekannt ist, ist nie Folge eines Unfalles. Häufiger ist vielmehr ein Unfall die Folge einer Epilepsie. Ein derartiger Unfall kann auch in einer Hirn- und Schädel Verletzung bestehen. Die Rindenepilepsie kann die Folge einer Hirnverletzung sein, aber nicht jede Hirnverletzung braucht eine Epilepsie nach sich ziehen. Die richtige Bewertung der Krankheit einschließlich der Diagnosenstellung ist für den praktischen Arzt so schwierig, daß man die Beurteilung eines derartigen Falles stets dem Neurologen überlassen sollte. Multiple Sklerose. Nur in seltenen Ausnahmefällen wird ein Unfall die wesentliche Teilursache des Leidens sein. Es müßte dann gefordert werden, daß ein erheblicher Unfall Hirn oder Rückenmark betroffen hat und daß sich die klinischen Erscheinungen in unmittelbarem Anschluß entwickelt haben, bzw. bei Verschlimmerungen, daß nach dem Unfall eine auffallende Verschlimmerung der klinischen Symptome eingetreten ist. Dabei ist zu berücksichtigen, daß die Erkrankung von sich aus zu sprunghaftem Fortschreiten neigt. Leichte Verletzungen, auch Hirnerschütterungen, sind sicher nicht in der Lage, eine multiple Sklerose hervorzurufen. Paralysis agitans. Eine periphere Körperverletzung ist unter keinen Umständen eine wesentliche Teilursache für das Zustandekommen der Schüttellähmung. Nur Unfälle, die mit einer sehr starken Gehirnerschütterung einhergegangen sind oder die zu einer dauernden Gehirnschädigung geführt haben, könnten ursächlich in Betracht kommen. Ein Schreck kann nicht als auslösende Ursache der Erkrankung gelten. Im Anerkennungsfalle muß das Leiden innerhalb weniger Tage nach dem Unfall aufgetreten sein. Progressive Paralyse. Das Leiden entwickelt sich auf dem Boden einer luetischen Infektion. Ein ursächlicher Zusammenhang des Leidens mit einem Unfall oder eine Verschlimmerung durch denselben ist ausgeschlossen. Geisteskrankheiten. Zwei Weltkriege haben gelehrt, daß äußere Verletzungen nicht geeignet sind, Geisteskrankheiten irgendwelcher Art hervorzurufen. In allen Fällen, bei denen eine unfallsweise Entstehung behauptet wird, ist umgehende Beobachtung durch einen Psychiater angezeigt. Delirium tremens. Es hat als Voraussetzung einen chronischen Alkoholismus. Manche Verletzungen passieren schon bei beginnendem Delirium, andererseits wird sein Ausbruch durch Verletzungen herbeigeführt. Erfolgt das Einsetzen des Deliriums innerhalb von zwei bis drei Tagen nach dem Unfall, so ist seine Auslösung durch denselben wahrscheinlich. Wird es unmittelbar nach dem Unfall beobachtet, so ist es keine Unfallfolge, ebenso nicht, wenn es erst wochenlang nach dem Unfall zum Ausbruch kommt. Traumatische Neurose. Die sogenannte traumatische Neurose ist eine Reaktion auf das Entschädigungsverfahren bei neuropathisch oder psychopathisch veranlagten Menschen. Die moderne Auffassung ist in Leitsätzen, die von Stier aufgestellt sind, zusammengefaßt. Sie lauten:

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,,1. Auffälliges Verhalten und subjektive Klagen über nervöse Beschwerden, die zeitlich nach Unfällen einsetzen (sogenannte Unfallneurose), sind, ebenso wie bei den Haft-, Kriegs- und Rentenneurosen, nicht Ausdruck durch den Unfall bedingter Krankheiten im gewöhnlichen Sinne des Wortes, sondern psychologisch verständliche Reaktionen, in erster Linie auf die Tatsache der Versicherung und das Entschädigungsverfahren als solches. Ihre Darstellungsform — hysterisches Verhalten, depressive, wehleidige Stimmung, Reizbarkeit, Pseudodemenz usw. — wird durch die Eigenart der seelischen Struktur der betroffenen Persönlichkeit bestimmt. 2. Die sogenannten Unfallneurosen unterscheiden sich dadurch prinzipiell von den endogenen, schicksalmäßig verlaufenden, wenig beeinflußbaren reinen Geisteskrankheiten (Schizophrenie bzw. Dementia praecox, manisch-depressives Irresein, Paranoia usw.) und den gesetzmäßig verlaufenden, je nach der Grundursache beeinflußbaren exogenen Geisteskrankheiten, die im Grunde nur psychische Begleiterscheinungen von Hirnkrankheiten sind (traumatische Psychosen, senile Psychosen, toxische und infektiöse Psychosen wie Alkoholismus, Morphinismus, Urämie, Paralyse u. a.). 3. Die traumatischen Schädigungen des Gehirns nach schwerer Hirnerschütterung klingen grundsätzlich allmählich, die klinisch faßbaren Folgen der Schreckwirkung, für die ein wesentlicher, ursächlicher Zusammenhang mit dem Unfall bei Ausdehnung des Unfallbegriffs angenommen werden kann, klingen grundsätzlich sehr rasch ab. Beide überlagern sich leicht und werden leicht abgelöst durch nur psychologisch verständliche Wunschreaktionen. Die Unterscheidung zwischen klinisch faßbaren Krankheitserscheinungen und den psychologischen Reaktionen der sogenannten Unfallneurosen ist in beiden Fällen oft schwer und muß besonders erfahrenen, psychiatrisch durchgebildeten Sachverständigen vorbehalten bleiben. 4. Die Erkenntnis, daß es sich bei den sogenannten Unfallneurosen nicht um echte Krankheitserscheinungen handelt, die als Unfallfolge angesprochen werden können, sondern um nur psychologisch verständliche Reaktionen, ist das Ergebnis geradlinig fortschreitender wissenschaftlicher Forschungen, die den Begriff der körperlichen und seelischen Konstitution vertieft und den alten Krankheitsbegriff der Hysterie beseitigt haben; sie ist durch das Massenexperiment des Weltkrieges noch in besonderem Maße bestätigt und gesichert worden. 5. Die sogenannten Unfallneurosen verlaufen weder schicksalsmäßig noch gesetzmäßig; sie sind niemals in Intensität oder Erscheinungsform adäquat der Schwere und Art des als Ursache bezeichneten Unfalls; sie sind nicht durch Arzneien, elektrische, diätische oder überhaupt ärztliche Mittel, wohl aber durch lediglich psychisch wirkende Mittel wie Hypnose, Geldzahlung, Prozeßführung und ähnliches beeinflußbar, Eigentümlichkeiten, die sie grundsätzlich von jeder klinisch faßbaren Krankheit unterscheiden, aber volle Erklärung finden durch die Annahme, daß sie eben wunschbedingte Reaktionen sind. Die gleiche Folgerung muß aus der Tatsache gezogen werden, daß sie durch endgültige Erfüllung des zugrundeliegenden Wunsches (Kriegsende, lebenslängliche Rente, einmalige Geldabfindung) ebenso sicher günstig beeinflußt bzw. beseitigt werden wie nach letztinstanzlicher Gerichtsentscheidung durch endgültige Ablehnung des Wunsches. 6. Gesichert wird die Auffassung weiterhin dadurch, daß wir entsprechende Bilder bei Nichtversicherten oder solchen, die kein Interesse daran haben, für krank 7*

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gehalten zu werden, praktisch niemals sehen, daß also Kriegsgefangene, Kinder, Studenten nach Mensuren, Sportsleute oder Hausfrauen frei von diesen Zustandsbildern sind, während alle an ihrer Lebensversicherung besonders Interessierte wie ältere Leute, berufstätige Frauen, konstitutionell Nervöse besonders häufig diese Bilder zeigen. 7. Die körperliche oder geistige Fähigkeit, verwertbare Arbeit zu leisten, also die Erwerbsfähigkeit, ist bei den sogenannten Unfallneurotikern, wenn nicht sonst eine Krankheit vorliegt, nicht eingeschränkt oder gar aufgehoben; sie ist vielmehr durch die Vorstellung, arbeitsunfähig zu sein und auf Entschädigung Anspruch zu haben, mit dem daraus resultierenden Mangel an Antrieb zur Arbeit, nur gehemmt. Da diese falsche seelische Einstellung, die dieser Hemmung zugrunde liegt, nicht durch den Unfall wesentlich bedingt ist, so kommt die Annahme von Erwerbsunfähigkeit oder Erwerbsbeschränkung durch Unfallfolge für die sogenannte traumatische Neurose nicht in Betracht, und zwar auch dann nicht, wenn der Zustand auch jahrelang fortbesteht. 8. Die Ursachen für die Entstehung der sogenannten Unfallneurose liegen in unseren Gesetzen, in der Art ihrer Handhabung und Auslegung, in der oft nicht fehlerfreien Art der ärztlichen Begutachtung und in den sehr erheblichen materiellen und sonstigen Vorteilen begründet, die denjenigen erwachsen, bei denen das Vorliegen einer Unfallneurose anerkannt wird." Dementsprechend hat sich das Reichsversicherungsamt folgenden Grundsatz zu eigen gemacht: „Hat die Erwerbsfähigkeit eines Versicherten ihren Grund lediglich in seiner Vorstellung, krank zu sein, oder in mehr oder minder bewußten Wünschen, so ist ein vorangegangener Unfall auch dann nicht eine wesentliche Ursache der Erwerbsunfähigkeit, wenn der Versicherte sich aus Anlaß des Unfalls in den Gedanken, krank zu sein, hineingelebt hat, oder wenn die sein Vorstellungsleben beherrschenden Wünsche auf eine Unfallentschädigung abzielen, oder die schädigenden Vorstellungen durch ungünstige Einflüsse des Entschädigungsverfahrens verstärkt worden sind." Hirnabszeß. Ein Hirnabszeß ist dann Folge eines Unfalls, wenn er von einer Wunde des Gehirns seinen Ausgang genommen hat oder wenn eine Fraktur im Bereich der Nebenhöhlen oder des sonstigen knöchernen Schädels in ihnen vorhandene Eitererreger auf dem Lymphwege in das Gehirn verschleppte. Erfolgt der klinische Nachweis kürzere Zeit nach der Verletzung, so ist die Beurteilung relativ leicht. Hirnabszesse können aber auch längere Zeit symptomlos verlaufen. In derartigen Fällen sind die Beurteilungen aber besonders schwer und nur in Zusammenarbeit mit dem Neurologen einwandfrei zu lösen. Apoplexie. Siehe unter Erkrankungen des Gefäßsystems. Ischias. Frakturen und Luxationen im Bereich der unteren Wirbelsäule, aber auch direkte Schädigungen des Nerven können zur Ischias führen. Die Erscheinungen müssen dann aber unmittelbar nach der Verletzung eintreten, und es muß nach Art der Verletzung sicher sein, daß der Nerv direkt in Mitleidenschaft gezogen worden ist. Erst nach längerem Zeitintervall einsetzende Beschwerden können nicht als unfallbedingt angesehen werden. Ist eine schon früher vorhanden gewesene Ischias durch einen Unfall (etwa Quetschung) verschlimmert worden, so dauert diese Verschlimmerung nur so

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lange, als die akuten Erscheinungen wieder beseitigt sind. Später etwa auftretende Rezidive sind dann nicht mehr dem Unfall, sondern der Grundkrankheit zur Last zu legen und sind nicht mehr entschädigungspflichtig. Hämatomyelie. Nur ein schwerer Unfall ist geeignet, eine Blutung ins Rückenmark hervorzubringen. Stets kommt es zu schweren klinischen Erscheinungen bis zur vollständigen Querschnittslähmung. Sie setzen sofort oder wenige Stunden nach dem Unfall ein. Der Umfang, in welchem die neurologischen Ausfälle zurückgehen, ist verschieden. Die sogenannte Spinalirritation hat mit einer Rückenmarkerschütterung nichts zu tun. Es handelt sich vielmehr um psychische Erscheinungen, welche bei Psychopathen durch das Entschädigungsverfahren ausgelöst worden sind, die in das Gebiet der sogenannten traumatischen Neurose gehören. Syringomyelie. Das Leiden ist in seinen letzten Ursachen ungeklärt. Es ist in keinem Fall eine traumatische Schädigung des Rückenmarks als Ursache nachgewiesen worden. Daher lehnen die berufensten Gutachter eine unfallsweise Entstehung ab. Im Gefolge der Krankheit finden sich nicht allzu selten Fingereiterungen und Gelenkdeformierungen. Bei ihnen bietet die Abschätzung, ob ein Unfall oder die Syringomyelie die überwiegende Ursache für die im Einzelfalle gefundenen krankhaften Veränderungen ist, große Schwierigkeiten. Nach der Rechtsprechung des Reichsversicherungsamtes muß in derartigen Fällen ein strenger Nachweis, daß ein Unfall stattgefunden hat, gefordert werden. Tabes dorsalis. Da die Rückenmarkschwindsucht sich auf dem Boden einer syphilitischen Infektion entwickelt, so ist sie nicht unfallbedingt. Weder ein peripheres noch psychisches Trauma ist in der Lage, eine Tabes zur Entwicklung zu bringen. Die Verschlimmerung einer Tabes durch einen das Rückenmark treffenden Unfall ist denkbar, die Beurteilung ist dann aber besonders schwierig. Eine Tabes ist manchmal mit der Neigung zu Frakturen und Gewebsveränderungen verbunden. Es handelt sich dann um Spontanfrakturen (siehe dieses). Amyotrophische Lateralsklerose. Die Ätiologie des Leidens ist nicht sicher bekannt. Periphere Verletzungen und psychische Einwirkungen sind nicht in der Lage, das Leiden zu verursachen. Strittig ist auch, ob das Leiden durch einen das Zentralnervensystem treffenden Unfall hervorgerufen werden kann. In einem solchen Falle müßte es ein Unfall sein, welcher das Zentralnervensystem in erheblichem Umfang zu schädigen geeignet war und der sofort zu schweren Erscheinungen mit Hinzuziehung eines Arztes und Arbeitsunterbrechung führte. Progressive spinale Muskelatrophie. Die Ursache ist eine fortschreitende Entartung der grauen Vorderhörner des Rückenmarks. Die Entstehungsursache ist nicht sicher bekannt. Die Entstehung durch Traumen ist nicht sehr wahrscheinlich. Anerkennung des Unfallzusammenhanges hat die Erfüllung nachstehender Bedingungen zur Voraussetzung: 1. Vor dem Unfall dürfen Frühsymptome des Leidens nicht bestanden haben. 2. Der erhebliche Unfall muß in der Lage gewesen sein, das Rückenmark organisch zu schädigen.

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3. Das Leiden muß sich in engem zeitlichem Anschluß an den Unfall entwickelt haben und es müssen deutliche Brückensymptome nachzuweisen sein. Neurofibromatose. Es handelt sich um eine Systemerkrankung des Nervensystems, welche nicht unfallbedingt ist. Solitäre Neurome sind dann Folge eines Unfalles, wenn er die Stelle des Neuroma betroffen hat und wenn er geeignet war, eine totale oder teilweise Kontinuitätstrennung des Nerven herbeizuführen.

Erkrankungen der Sinnesorgane Augeny er letzungen. Die mit Gewebs trennungen des Auges einhergehenden Verletzungen und ihre Deutung bieten dem Augenarzt keine wesentlichen Schwierigkeiten in der Beurteilung. Die Besonderheit der augenärztlichen Untersuchungsmethode macht es notwendig, schon die Klärung der einwandfreien Diagnose und daher auch die anschließende Beurteilung der Zusammenhangsfrage mit einem Unfall dem Facharzt zu überlassen. Dasselbe gilt auch für Schätzung der durch Augenverletzungen bedingten Erwerbsfähigkeitsverminderung. Grüner Star (Glaukom). E r ist in den meisten Fällen nicht unfallbedingt. Wenn ein zum Glaukom disponiertes Auge von einem schweren Trauma betroffen wird, so kann sich ein sekundäres Glaukom entwickeln; es müssen dann aber Verletzungszeichen am Auge objektiv nachzuweisen gewesen sein. Geringe Traumen können für den Ausbruch und das Fortschreiten eines primären Glaukoms kaum verantwortlich gemacht werden. Grauer Star. An eine Verletzung der Linse kann sich ein grauer Star anschließen (Wundstar). Die ersten Anfänge des Stars müssen aber unmittelbar nach der Verletzung vorhanden gewesen sein, während ein totaler Wundstar eventuell nach vorübergehender Rückbildung mehrere Monate zur Ausbildung braucht. Netzhautablösung. Ein das Auge treffendes Trauma kann eine Netzhautablösung bewirken. Wenn die Zusammenhangsfrage bejaht werden soll, muß ein erhebliches Trauma den Augapfel selbst getroffen haben. Außerdem muß die Netzhautablösung unmittelbar oder spätestens nach einigen Tagen dem Unfall folgen.

Selbstmord Nach ständiger Rechtsprechung des Reichsversicherungsamtes sind die Angehörigen eines Selbstmörders nur dann zu entschädigen, wenn der Selbstmord „infolge geistiger Gestörtheit im Zustande der Unzurechnungsfähigkeit begangen worden ist und wenn dieser Zustand auf den Unfall ursächlich zurückzuführen ist. Es genügt nicht, daß der Unfall und seine Folgen den Anlaß zum Selbstmord gegeben oder nicht unbedeutenden Einfluß auf die Tat ausgeübt haben." Beispiele sind in meiner Sammlung von Entscheidungen des Reichsversicherungsamtes angeführt.

Sachregister Arbeit mit Preßluftwerkzeugen 23 Arbeitseinsatzbehörden 28 Arbeitsentgelt 4 Arbeitsfähigkeit 29 Arbeitsunfähigkeit 4, 12 Arbeitsunfall 15 Arbeitsunfall im Sinne des Gesetzes 25 Arbeitsverdienst des Verletzten 26 Arm 13 Aromatische Amine 23 Aromatische Aniline 64 Arsen 23 Arsentrichlorid 61 Arsenvergiftung 61 Arsenwasserstoff 61 Arterielle Embolie 79 Arteriosklerose 70, 79 Arthritis deformans 94 Amtsarzt 14 Arthritis urica 97 Amyloidose 60 Amyotrophische Lateralskle- Arthrose 59, 93 Arthrosis deformans 94 rose 101 Artisten 3, 8 Anämie 62 Arzneien 4, 5, 6, 28 Aneurysma 59, 77 Aneurysmen peripherer Gefäße Arzte 15 78 Ärztekommission 14 Angehörige des Roten Kreuzes Ärztliche Behandlung 4, 5, 6, 13 15 Angestellte 2, 3 Ärztliches Gutachten 26 Angestelltenversicherung 7, 8, Asbestose 24, 66 11 Asbeststaublungenerkrankung Angestelltenversicherungs24, 66 pflicht 8 Askariden 68 Anilin 62 Atmung 43 Ankylostomiasis 68 Atrophie der Ganglien der Anstalt für Genesende 11 Netzhaut 64 Anthrachinon 64 Atrophie des Optikus 64 Anthraxerkrankung 71 Aufbringung der Mittel 6 Anthrazen 23, 64 Auge 53 Anwartschaft 10 Augenarzt 42 Aortenaneurysma 77 Augenblickliche Beschwerden Apoplexie 79, 100 38 Apotheker 8, 15 Augenmuskellähmungen 53 Appendizitis 83 Augen- und OhrenarztverAppetitlosigkeit 60 fahren 28 Arbeiter 2, 3, 7 Augen Verletzungen 102 Arbeit in Druckluft 23 Ausfall der Zähne 60 Abfindung 11, 33. 41 Abgrenzung der Unfall versicherungszweige 17 Abort 88 Addisonsche Krankheit 76 Aggravation 50 Akromegalie 75 Aktinomykose 72 Albuminurie 63 Alizarin 64 Alkoholismus 99 Allgemeiner Arbeitsmarkt 40 Allgemeininfektion 73 Altersbeschwerden 76 Aluminiumstaub 24 Amenorrhoe 64 Amöbenruhr 68 Amputation 56, 75 Amtliche Unfalluntersuchung 26

Ausschluß von Körperteilen 12 Auszahlung der Renten 16 Azoospermie 64 Bandscheibenverletzung 93 Bandwurm 68 Bangsche Krankheit 24 Basedowsche Erkrankung 54, 75 Basophil gekörnte Erythrozyten 60 Bau-Berufsgenossenschaft 21 Bauchbrüche 81 Bauchfellentzündung 81 Bauchfellverwachsungen 55 Bauchnarbenbruch 55 Bauchpresse 81 Bazillenruhr 68 Beamte 15 Bechterewsche Erkrankung 93 Beckenbrüche 81 Beeinträchtigung der Arbeitsfähigkeit 13 Befund 38 Begehrungsvorstellungen 35 Bein 13 Beitragserstattung 8 Beitragsmonat 9, 10 Benzol 23, 62 Beratungsfacharztverfahren 28 Bergbau-Berufsgenosse nschaft 17 Bergfertig 67 Berufsfähigkeit 29 Berufsfürsorge 27, 28, 33, 34 Berufsgenossenschaft 15, 26 Berufsgenossenschaft der chemischen Industrie 18 Berufsgenossenschaft der Feinmechanik und Elektrotechnik 17 Berufsgenossenschaft der Gasund Wasserwerke 19 Berufsgenossenschaft der keramischen und Glas-Industrie 18 Berufsgenossenschaft für das graphische Gewerbe 19

104 Berufsgenossenschaft für den Einzelhandel 20 Berufsgenossenschaft für Fahrzeughaltungen 20 Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege 20 Berufsgenossenschaft für reichsgesetzliche Unfallversicherung 20 Berufsgenossenschaft für Straßen-, Privat- und Kleinbahnen 20 Berufsgenossenschaft Nahrungsmittel und Fremdenverkehr 19 Berufsgenossenschaft Papier und Druck 19 Berufskrankheiten 15, 16, 22, 25, 59, 70 Berufstätigkeit 13 Berufsunfähig 9 Berufsunfähigkeit 11 Berufungsverfahren 27, 34 Berylliumgewinnung 24 Beschädigung eines Körperersatzstückes 27 Bescheid 27 Besserung 29, 31. 40 Bestattungskosten 6 Bestimmung des Blutdrucks 49 Betriebsangestellte 8 Betriebsarzt 28 Betriebsbeamte 2 Betriebsgefahren 16 Betriebskrankenkassen 2 Betriebsunternehmer 3 Beurteilung 38, 39 Beurteilung von Zusammenhangsfragen 28, 39 Bewegungsschmerz 95 Beweiskraft eines ärztlichen

Sachregister Blasenverletzung 81 Blei 23, 59 Bleiamaurose 60 Bleiarthaigie 60 Bleigewicht 60 Bleikachexie 60 Bleisaum 60 Bleischrumpfniere 60 Bleitremor 60 Blinddarmentzündung 12 Blutdrucksenkung 61 Bluterbrechen 82 Blutungen aus inneren Organen 12 Blutuntersuchungen 49 Blutvergiftung 76 Blutzysten der Milz 77 Bronchialkatarrh 63 Bronchitis 54, 63, 66, 67, 79 Bruchanlage 26 Bruchsack 81 Brustbeinfraktur 54 Brustfellverwachsungen 66 Buckel der Wirbelsäule 43 Bühnenmitglieder 8 Büroangestellte 2. 8 Cholelithiasis 84 Cholera 61 Cholezystitis 84 Chopartstumpf 58 Chromerze 67 Commotio cerebri 53 Cystitis 64

Darmfistel 55 Darmgeschwüre 83 Darmverschlingungen 12 Darmverschluß 83 Darmzerreißung 83 Dauerrente 30, 34, 38, 40. 41 Dauerzustand 40 Daumen 13 Gutachtens 37 Delirium 60 Bewußtseinsschwund 63 Delirium tremens 98 Bewußtseinsstörungen 60 Dementia praecox 99 Bezirksarzt 14 Dengue 68 Bindehautkatarrh 53 Dentisten 15 Binnenschiffahrts-BerufsDepressionserscheinungen 62 genossenschaft 21 Dermatitis 61, 63 Binnenschiffe 2 Dermographismus 43 Bißwunden 73 Diabetes 70, 79 Bizepssehnenriß 90 Diabetes insipidus 75 Blaseninkontinenz 55 Diabetes mellitus 74 Diadochokinese 61 Blasenkarzinom 64 Diphtherie 71 Blasenkrämpfe 55 Doppelsehen 53 Blasenstein 87 Blasen- und Mastdarmstörung Dornfortsatzfraktur 55, 92 Düngemittelmischereien 67 54

Dupuytrensche Kontraktur 65 90 Durchfälle 61, 63 Durchgangsarzttferfahren 28 D\irch Lärm verursachte Taubheit 24 Durchschnittsrente 31, 84 Edel- und Unedelmetall-Berufsgenossenschaft 18 Ehegatte 3 Ehrengerichtliches Verfahren 36 Eingeweidebrüche 80 Einklemmung eines bestehenden Bruches 81 Eisen- und Stahl-Berufsgenossenschaft 18 Eiweißausscheidung 61 Ekzem 65 Ekzematöse Hautaffektionenöl Elektrische Verletzungen 70 Ellenbogen 65 Embolie 78 Empyem 79 Endarteritis obliterans 70, 79 Entbindungsheime 68 Entbindungskostenbeitrag 5, 6 Entgelt 2 Enzephalopathien 60 Epidemien 26 Epilepsie 12, 53, 98 Erblindung 53 Erbrechen 62, 63 Erbsche Plexuslähmung 56 Erdbeben 26 Erdöle 64 Erfrierungen 70 Erguß 95 Erhöhte Betriebsgefahr 71 Erhöhte Prämien 12 Erhöhter Blutdruck 60 Erholungsheime 7 Erkältungen 70 Erkrankungen der Bauchdecken 80 Erkrankungen der Sinnesorgane 102 Erkrankungen des Gefäßsystems 77 Erkrankungen des Nervensystems 97 Erkrankungen des Respirationssystems 79 Erkrankungen durch Arsen 61 Erkrankungen durch Phosphor 60 Erkrankungen durch Quecksilber 60

Sachregister Ersatz des Schadens 27 Ersatzkassen 2 Ersatzzeiten 9, 10 Erste Dauerrente 30, 31 Erwerbsfähigkeit 29 Erwerbsfähigkeitsverminderung 40 Erysipel 72 Erzieher 3, 8 Erziehung 2 Euphorie 62 Exotische Holzarten 65 Exotische Krankheiten 68 Extrauteringravidität 88 Facharzt 28, 41 Fazialisparese 53 Fahrlässig falsche Gutachten 36 Familienangehörige 3, 5 Familienangehörige der Wöchnerin 5 Familiengeld 27 Familienkrankenpflege 5 Familiensterbegeld 6 Familienwochenhilfe 5, 6 Fettleibigkeit 75 Feuerwehren 15 Finger 13 Fistel am Damm 55 Fistel in der Urethra 55 Flächenmessungen 45 Fleckfieber 24, 68 Fleischerei-Berufsgenossenschaft 20 Flüstersprache 53 Form der ärztlichen Gutachten 37 Form des freien Gutachtens 37 Fraktur 43 Frambösie 68 Freie Gelenkkörper 65 Freiheitsstrafe 33 Freiwilliger Beitritt 8 Freiwilliger Beitritt zur Kasse 3 Freiwillige Versicherung 8 Freiwillige Weiterversicherung 3 Früherythem 63 Fürsorge 2 Fürsorgepfleger 8 Furunkel 72, 88 Fuß 13 Gallenblasenentzündung 84 Galvanisierung 64 Ganglion 90, 96 Gangrän 70, 79 Gasvergiftung 71 Gaumenmuskellähmung 73

Gebärmuttersenkung 88 Gebärmutterverlagerungen 88 Gebärmuttervorfall 88 Gefahr 29 Gefälligkeitsgutachten 35 Gefäßerweiterung 63 Gehilfen 2 Gehör 53 Geisteskrankheiten 98 Gelbfieber 68 Gelenkchondromatose 97 Gelenke 65 Gelenkerguß 46 Gelenkgeräusche 43 Gelenkmäuse 96, 97 Gelenkrheumatismus 96 Gemeindeunfallversicherungsverbände 15, 22 Gemeinschaftsaufgaben 7 Genesungsheime 7 Genitalerkrankungen der Frau 88 Genitalerkrankungen des Mannes 87 Genitalien 65 Geschwüre 64 Geschwüre der Mundschleimhaut 60 Gesellen 2 Gesundheitspolitik 7 Gesundheitsschädigungen durch Licht, Temperatur und Witterungseinflüsse 12 Gewebsnekrose 63 Gewerbearzt 25 Gewerbekrankheiten 12 Gewerbetreibende 3 Gewerbliche Berufsgenossenschaften 17 Gewöhnung 31, 40 Gicht 75, 97 Glasbläser 72 Glashütten 67 Glatte Gliedverluste der Finger 57 Glaukom 102 Gleichgewichtsstörungen 53 Gliedertaxe 13 Gliedverluste im Bereich der unteren Extremität 58 Glykosurie 63 Gonokokken 81 Gonorrhoe 87 Gonorrhoische Gelenkentzündung 96 Grad der Beeinträchtigung der Arbeitsunfähigkeit 13 Grad der Erwerbsunfähigkeit 34

105 Grauer Star 24, 67, 102 Grippe 71 Große Atmung 63 Großhandels- und Lagerei-Bcrufsgenossenschaft 20 Grundbetrag 10 Grüner Star 102 Gutachten 35, 36 Habituelle Luxationen 95 Habituelle Schulterluxationen 56 Haftpflicht 36 Halbdeckung 10 Halogen- Kohle nwassers tofie2 3, 62 Haltungsanomalien 43 Hämatominfektion 72 Hämatomyelie 54, 101 Hämatoporphyrinurie 60 Hämaturie 55 Hand 13 Handlungsgehilfen 2, 8 Handlungslehrlinge 2 Handwerker 8 Handwerkerinnen 8 Handwerksrolle 2 Harnröhrenstriktur 55, 87 Harnsystem 55, 85 Harnwege 23 Hausgehilfen 2 Hausgeld 11 Hausgewerbetreibende 3, 7, 15 Haut 88 Hautausschläge 43 Hauterkrankungen 23, 64 Hautkrebs 23, 64, 65 Hautreizungen 64 Hebammen 3, 8 Hebammenhilfe 5, 6 Heilanstalten 7 Heilanstaltspflege 32 Heilmittel 4, 5, 6, 28 Heilpraktiker 15 Heilverfahren 8, 11, 13, 28 Heimarbeiter 15 Hemianopsie 53 Herzklappenfehler 54, 77 Herzklopfen 62 Herzmuskeldegeneration 54 Herzmuskelschädigung 73 Herzmuskel- und Herzklappenerkrankungen 77 Herzschwäche 61 Hexenschuß 89 Hilflos 28 Hinterbliebene 16 Hinterbliebenenrente 8, 9 Hirnabszeß 100

106 Hirnverletzung 98 Hitzschlag 70 Hodentuberkulose 87 Hohlhandfaszie 90 Holz-Berufsgenossenschaft 19, 21 Holzstaubarten 65 Hustenreiz 63 Hustenstöße 81 Hütten- und Walzwerks-Berufsgenossenschaft 18 Hydronephrose 85 Hydrozele 56, 87 Hyperkeratosen 64 Hypernephrom 86 Hypophysentumoren 76 Ikterus 62 Ileus 83 Impotenz 56 Individuelle Erwerbsfähigkeit 29 Individuelle Erwerbsfähigkeitsverminderung 40 Infektionskrankheiten 12, 24, 68, 71 Infektiöse Gelbsucht 24 Infektiöse Psychosen 99 Infrarotphotographie 51 Innungskrankenkassen 2 Insekten 73 Insektenstiche 71 Interkostalneuralgie 54 Intoxikationen 70 Invagination 83 Invalide 9 Invalidenrente 8, 9, 10, 11 Invalidenversicherung 7, 8 Invalidenversicherungspflicht 7 Invalidität 10, 11, 12, 29 Invaliditätsgrad 13, 14 Ischias 100 Isolierte Radiuspseudarthrose 57 Isolierte Ulnapseudarthrose 57 Jahresarbeitsverdienst 30 Kapselbeschaffenheit 46 Kapsellamelle 68 Kapselschwellung 95 Karbolineum 64 Karzinom 62 Kavernen 66 Kieferklemme 54 Kinder 5 Kinderpflege 3 Kinderzulage 30, 34 Kinderzuschuß 10

Sachregister Kinoaufnahmen von Bewegungsvorgängen 43 Klauseln 12 Klumpfuß 59 Klumpkesche Plexuslähmung 56 Knappschaftsinvalidität 66 Knochen 65 Knochenlücke im Schädeldach 53 Knochentaxen 52 Kohlenoxyd 23, 63 Kollaps 61 Koma 62 Kopfschmerzen 61, 62 Körperersatzstücke 28 Körperschädigung 25 Körperschemata 42 Körper- und Geisteszustand 4 Körperverletzung 27 Kosten des Heilverfahrens 27 Kraftmessungen 48 Krampfadern 12, 43, 78 Krämpfe 60 Krankenbehandlung 27, 28, 33, 34 Krankengeld 4, 5, 27, 30, 32 Krankenhäuser 11, 68 Krankenhauspflege 4, 5 Krankheiten 26 Krankenhilfe 4 Krankenkassen 2 Krankenpflege 3, 4 Krankenpfleger 8 Krankenversicherung 2, 3 Krankenversicherungspflicht 1 Krankheit 4 Krebs 23, 64 Krebs der Harnwege 64 Kreislaufstörungen 66 Krepitation 43 Kriegsteilnehmer 10 Kriegszeiten 10 Kurzatmigkeit 66 Kurzer Grittistumpf 58 Küstenfischer 7 Küstenschiffer 7

Lähmung des Nervus peronaeus 59 Lähmung des Nervus tibialis 59 Lähmung des Thoracicus 56 Landesversicherungsamt 15, 34 Landesversicherungsanstalten? Landkrankenkassen 2 Landwirtschaftliche Berufsgenossenschaft 21 Landwirtschaftliche Unfallversicherung 17 Längenmessungen 44 Lebensretter 15 Leberatrophie 84 Leberschädigung 62 Leberschrumpfung 84 Lebertrauma 84 Leberzirrhose 84 Lederindustrie-Berufsgenossenschaft 19 Lehrer 3, 8 Lehrlinge 2 Leishmaniosen 68 Leistenbrüche 26, 55, 81 Leistungen an die Verletzten und ihre Angehörigen 27 Leitende Angestellte 8 Lepra 68 Leukämie 76, 77 Leukopenie 62,64 Lichtbildaufnahmen 42 Lichtbilder 38 Linsenpol 68 Liquordiagnostik 49 Lisfrankstumpf 58 Lotsen 15 Lues 72 Lumbago 89 Lunatum-Nekrose 65, 93 Lungenabszeß 79 Lungenblutung 80 Lungenembolie 80 Lungenemphysem 66, 79 Lungenentzündung 70, 79 Lungenerweiterung 54 Lungerihemie 54 Lungenkrebs 24, 67 Lungenödem 63 Lungentuberkulose 24, 54, 66, Laboratorien 68 80 Lähmung 62 Lupus 71, 89 Lähmung des Axillaris 56 Lymphangitis 73 Lähmung des Deltamuskels 56 Lymphozytose 62 Lähmung des Nervus femoralis Lyssa 73 59 Lähmung des Nervus glutaeus Magenblutung 82 59 Lähmung des Nervus ischiadi- Magen-Darm-Beschwerden Magenkarzinom 82 cus 59

60

Sachregister Magensenkung 82 Magen- und Duodenalgeschwüre 82 Magnesiumsilikat 66 Malaria 68. 71, 72. 77 Maltafieber 68 Mangan 23 ManganVergiftung 61 Manisch-depressives Irresein 99 Männliche Genitalorgane 55 Maschinenbau- und Kleineisenindustrie-Berufsgenossenschaft 18 Mastdarmfistel 84 Mastdarmvorfall 55, 84 Masut 64 Mattigkeit 63 Medianusparese 56 Mehrverschleiß an Kleidern, Wäsche oder Schuhwerk 33 Melanose 64 Meldepflicht 4 Meniskuslösungen 95, 96 Mesothorium 64 Messung der Hub- und Zugkraft der Hand 48 Messungen an Röntgenbildern 45 Meßtechnik 44 Metalues 72 Methämoglobin 62 Miliartuberkulose 71 Milz 55 Milzabszeß 77 Milzbrand 24. 71 Milzzerreißung 76 Mimische Starre 61 Mindestvollrente 30 Mittelfußverlust 58 Mittelohreiterung 53 Möglichkeit 39, 69 Morphinismus 99 Multiple Sklerose 98 Musiker 2, 3, 8 Muskelhernie 58, 89 Muskeln 65 Muskelrigidität 61 Muskelrisse 89 Muskulatur 44 Mustergutachten 39 Myokardschädigung 77 Myositis ossificans 65, 89 Nabelbriiche 55, 81 Nachuntersuchungen 40 Nachuntersuchungstermin 41 Naphtha 64 Narbenulzera 31 Narkotikum 62

Navikularpseudarthrose 93 Navikularpseudarthrose der Hand 92 Nebenhodenentzündung 87 Nebenhodentuberkulose 87 Nebennieren 76 Nebennierenblutung 76 Nekrose der Kieferknochen 60 Nephritis 55, 60 Nephrose 61 Nervenarzt 14 Nervenschwäche nach Unfall 51 Nervosität 60 Netzhautablösung 102 Neuritiden 61, 63 Neurofibromatose 102 Neurologische Untersuchungsmethoden 49 Neurome 102 Neurose 101 Nickelflechte 65 Nierenbeckenentzündung 86 Nierenentzündung 86 Nierenkontusion 55 Nierenstein 85 Nierentuberkulose 86 Nitrobenzol 62 Normalerwerbsfähigkeit 29 Nucleus-pulposus-Hernie 93

107

Panaritium 72, 88 Pankreas 74 Pankreasnekrose 84 Pankreasrisse 85 Pankreaszysten 85 Papiermacher-Berufsgenossenschaft 19 Papierverarbeitungs-Berufsgenossenschaft 19 Papillom 62 Pappatacifieber 68 Paraffin 23, 64, 65 Paralyse 99 Paralysis agitans 61, 98 Paranoia 99 Parasitäre Erkrankungen 72 Parästhesien 62 Parotitis 60 Patellafraktur 59 Pech 23, 64 Periarthritis humero-scapularis 91 Peripankreatische Pseudozysten 85 Peritoneale Reizsymptome 81 Perniziöse Anämie 76 Pest 68 Pflegeanstalten 68 Pflegegeld 28 Pflichten und Rechte der Versicherungsträger 25 Oberarmpseudarthrose 56 Phlegmone 72, 89 Oberschenkelstumpf 58 Phosphor 23 Oberversicherungsämter 34 Pirogoffstumpf 58 Obstipation 60 Plattfüße 43, 59 ödem 43, 46, 51 Pleuraergüsse 79 Ohrensausen 63 Pleuraschwarten 54, 79 Ohrmuschel 54 Pleuraverwachsungen 54 Olekranonpseudarthrose 56 Pleuritis 80 Oligurie 61 Plexuslähmung 56 Operation 29 Pneumokokken 81 Optikus 64 Pneumonie 63, 67 Ordnungsstrafe 26 Organische Erkrankungen des Pneumothorax 79 Polyurie 75 Nervensystems 12 Preßluftwerkzeugarlx it 90, 93 Orthodiagraphische BestimPreßluftwerkzeuge 65 mung der Herzgröße 45 Private Unfallversicherung 12 Ortskrankenkassen 2 Progressive Paralyse 98 Ösophagusdivertikel 82 Osteochondritis dissecans 96, Progressive spinale Muslcelatrophie 101 97 Osteomyelitis 72, 73, 77, 91, 92 Prostata 86 Prozentuale Abschätzung der Ostitis fibrosa 91, 92 Körperschäden 13 Otologe 42 Pseudodemenz 99 Ozaena 53 Psychiater 14 Pachymeningitis haemorrha- Psychische und nervöse Stögica interna 97 rungen 12 Palpation 43 Psychose 62, 63

108 Ptosis 53 Purpura haemorrhagica 62 Pyelitis 55, 87 Pyonephrose 85 Quecksilber 23 Quecksilbervergiftung 60 Querfortsatzfraktur 55 Radialisparese 56 Radioaktive Stoffe 63 Radium 64 Reichsbahn-Versicherungsanstalt 7 Reichsknappschaft 2 Reichsversicherungsanstalt 7 Reichs versicherungsordnung 15 Reizglykosurie 74 Reizung der oberen Luftwege60 Reizzustand 95 Rekurs 34 Rente 8, 13, 27, 28, 30 Rentenausschuß 27 Renten der Hinterbliebenen 32 Rentenneurose 51, 99 Rentensätze 52 Rententabellen 29 Rentenverfahren bei Unfallverletzten 28 Rentenversicherung der Arbeiter und Angestellten 7 Retropulsion 61 Rheumatische Leiden 90 Rheumatismus 70 Rippenfraktur 54, 79 Röntgendurchleuchtung 49 Röntgenkarzinom 64 Röntgenkater 63 Röntgenschädigung 63 Röntgenstrahlen 63 Röntgenstrahlen und radioaktive Stoffe 23 Röntgenuntersuchung 48 RöntgenVerbrennung 70 Rötung des Gesichts 62 Rotz 24, 71

Sachregister Sägemehl 65 Salpetersäureester 23 Sattelnase 54 Säuglingspflege 3 Schädelbasisfraktur 53 Schädeltraumen 75 Schenkelbruch 55 Schipperkrankheit 92 Schizophrenie 99 Schlafkrankheit 68 Schlafsucht 62 Schlägerei 26 Schlangen 73 Schleimbeutelentzündung 91 Schlottergelenk des Ellenbogens 57 Schmerz 29 Schmieröle 64 Schnappende Hüfte 58 Schneeberger Lungenkrankheit 24, 67 Schnupfen 63 Schonungsrente 31 Schornsteinfegerkrebs 64 Schreck 25, 98 Schrumpfblase 55 Schrunden 64 Schulterluxation 56 Schutzhaft 33 Schwarzwasserfieber 68 Schwefelkohlenstoff 23, 62 Schwefelwasserstoff 23, 63 Schweigepflicht 36 Schweißabsonderung 43 Schwerhörigkeit 53, 67 Schwindel 61, 62, 63 See-Berufsgenossenschaft 20 Seefahrzeuge 2 Seekasse 7 Seekrankenkasse 2 Seeleute 2

Skorbut 24, 68 Sonnenstich 70 Speichelfluß 54, 63 Speichelsekretion 64 Speichenfraktur 57 Spinalirritation 101 Spirochäten 73 Spirometrie 46 Spondylarthrose 93 Spondylolysis 94 Spontanfrakturen 92, 101 Sport 26 Spruchpraxis 40 Spruchverfahren 34 Starkstromverletzungen 70 Stärkungsmittel 4 Staublungenerkrankung 24, 65 Steigerungsbetrag 10 Steinbruchs-Berufsgenossenschaft 17 Steinkrankheit der Gallenblase 84 Sterbegeld 4, 6, 32 Stereoaufnahme 49 Stiftzähne 4, 5 Stillgeld 5, 6 Stinknase 53 Strafgerichtliches Urteil 16 Strafrechtliche Verfolgung 36 Strangulationen 51 Strittige Diagnose 41 Syringomyelic 101

Tabes dorsalis 101 Tagegeld 27 Taubheit 67 Taubheitsgefühl 62 Taxis 81 Teer 23, 64, 65 Teerstuhl 82 Teilrente 30 See-Unfallversicherung 15, 17 Tendovaginitis crepitans 90 Sehkraft 13, 14 Tetanus 73 Sehnenscheidenganglion 90 Textil- und BekleidungsSehnenscheidenpanaritium 90 Berufsgenossenschaft 19 Selbstmord 102 Thermische Verletzungen 70 Rückenmarkerschütterung 101 Selbstverschuldete Unfälle 26 Thomasschlackenmehl 24, 67 Rückenmarkschädigung 54 Rückenmarkschwindsucht 101 Selbstverwaltung in der Sozial- Thrombose 59, 78 versicherung 16 Tiefbau-Berufsgenossenschaft Rückfallfieber 68 Senile Psychosen 99 20 Rückkehr aus dem Ausland 10 Serratuslähmung 56 Tod 12, 13, 26 Ruhegeld 8, 9, 10, 11 Sexualfunktion 62 Tötung 25. 27, 32 Ruhr 71, 83 Sicherheit 69 Toxische Blutschädigungen 76 Rundrücken 43 Sicherungsverwahrung 33 Tracheotomie 54 Ruß 23, 64, 65 Silikose 24, 54, 65, 66 Traktionsdivertikel 82 Simulation 50 Traumatische Ischias 59 Sachleistungen 4 Skalpierung 54 Traumatische Neurose 98 Sachverständiger 36, 37 Tropenkrankheiten 24, 68 Skoliosen 43 Sachverständiger Zeuge 36

109

Sachregister Verengerung • der Nasengänge 53 Vergiftungen 70 Verheben 90 Verkürzung eines Beines 59 Verletzte 16 Verletzungsartenverfahren 28 Verlust aller Finger 56 Verlust beider Oberschenkel 58 Verlust beider Unterschenkel 58 Übergangsrente 31 Verlust der ganzen Hand 56 Überschwemmungen 26 Überwiegende Wahrscheinlich- Verlust der Gebärmutter 56 Verlust der Geruchs- und Gekeit 39 schmacksempfindung 53 Ulcus cruris 89 Verlust des AfterschließUlkus 78 muskels 55 Ulnarisparese 56 Verlust des Armes 56 Ulzeration 63 Verlust des Beines im HüftUmfangmaße 39 gelenk 68 Umfangmessung des BrustVerlust des Gehörs 14 korbes 46 Verlust des Penis 56 Umfangmessungen 4δ Verlust einer Niere 55 Umschulung 28 Verlust eines Hodens 55 Unfallbegriff 12 Verlust mehrerer Zähne 54 Unfallneurose 12, 99 Verschlimmerung 31 Unfall Verhütungsvorschriften Verschlimmerungsantrag 32 16 Versicherungsämter 34 Unfallversicherung 15, 17 Versicherungsanstalten 7 Unfallzusammenhang 27 Versicherungsberechtigung 8 Unklares Krankheitsbild 41 Versicherungspflicht 2, 15 Unterhautzellgewebe 8S Unterleibsbrüche 12 Versteifung beider Hüftgelenke Unterricht 2 58 Unterschenkelgeschwüre 12, Versteifung beider Kniegelenke 43, 78 59 Unterschenkelpseudarthrose 59 Versteifung des Daumengelenks Unterschenkelstumpf 58 58 Untersuchung der Gelenke 43 Versteifung des EllenbogenUntersuchungsmethoden 41 gelenks 56 Urämie 99 Versteifung des Fußgelenks 59 Ureter 85 Versteifung des Handgelenks57 Ureterstein 85 Versteifung des MittelhandUreterstrikturen 86 daumengelenks 58 Urinfistel 55 Versteifung des SchultergeUterus prolaps 56 lenks 56 Versteifung eines Fingers 58 Vertrauensärztlicher Dienst 7 Varikozele 56, 78, 87 Völlige Gewöhnung 40 Vaseline 64 Vasomotorische Störungen 43 Vollrente 30 Verbotswidriges Handeln 16 Vorbeugende GesundheitsfürVerbrechen 16 sorge 7 Verbrennungen 70 Vorderarmpseudarthrose 57 Verdauungsstörungen 62 Vorgeschichte 38 Trophoneurotische Erkrankungen 65 Trunkenheit 26 Tuberkelbazillen 71, 81 Tuberkulose 66, 76, 80, 83 Tuberkulose der Knochen und Gelenke 92 Tumor 73 Typhus 71, 83

Vorläufige Rente 30 Vorsätzliches Vergehen 16 Wackelknie 59 Wägung 44 Wahrscheinlichkeit 69 Waisenrente 9 Wandermilz 77 Wanderniere 86 Wartezeit 9, 10 Warzen 64 Wasserbruch 12, 55, 87 Wassersucht 61 Wehrpflicht 10 Weibliche Genitalorgane 5(3 Werkmeister 2 Wiederverheiratung 11 Willkürliche Stauung 43 Winkelmaße 39 Winkelmessungen 46 Wirbelbogenfrakturen 94 Wirbelkörperbruch 54 Wirbelsäulenverkrümmung 4t! Wissentlich falsch 36 Witwe 11 Witwenrente 9, 11. 32, 34 Witwerrente 11 Wochengeld 5, 6 Wochenhilfe 4, 5 Wochenpflege 3 Wohlfahrtspflege 2 Wohlfahrtspfleger 8 Wunddiphtherie 73 Wundinfektionskrankheiten 72 Wundstar 102 Wurmkrankheit der Bergleute 24, 68 Zahnärzte 15 Zahnersatz 4, 5 Zahnkronen 4, 5 Zehe 13 Zeigefinger 13 Zellgewebsentzündung 89 Zeuge 36, 37 Zivilrechtliche Schadenersatzpflicht 16 Zucker-Berufsgenossenschaft20 Zusammenhangsfragen 69 Zweizeitige Milzruptur 77 Zwischengelenkstück 94 Zwischenwirbelscheibe 93 Zyanose 62 Zylindurie 61

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Unfallpraxis 2. Auflage. Mit einem Geleitwort von Prof. Dr. L. Böhler, Leiter dee Unfallkrankenhauses Wien und einem Beitrag von Dozent Dr. E. Purtscher, ehem. Oberarzt der Universitäts-Frauenklinik Graz. Mit 252 Abb. 167 Seiten. 1948. DM 6,— Die Behandlung der durch Unfall entstandenen äußeren und inneren Verlegungen hat schon immer, seit es Menschen gibt, zu den vornehmsten Aufgaben der Heilkunde gehört. Der Verfasser will nun mit der Herausgabe seines Buches die Ergebnisse der Unfallchirurgie, die augenblicklich noch weit unter dem Erreichbaren liegen, verbessern helfen. Damit wendet sich das kleine Werk hauptsächlich an den Praktiker, dem es durch die Darstellung aller typischen und wesentlichen Unfälle und ihrer Folgen mandien Fingerzeig und Ratschlag geben wird.

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Notoperationen und dringliche Maßnahmen des praktischen Arztes 4., erweiterte Auflage. Groß-Oktav. Mit 39 Abbildungen. 107 Seiten. In Ganzleinen DM 10,— ,,. . . Dieses kleine, preiswerte, aber sehr inhaltsreiche Buch kann man jedem praktischen A'rzt bestens empfehlen, da es immer wieder klar und anschaulich die Grenzen zeigt, die seinem therapeutischen Handeln in der Allgemeinpraxis naturgemäß gesteckt sind. Der Verfasser bringt in sehr flüssiger Form und mit guten Abbildungen alles für den Praktiker Wesentliche aus dem großen Gebiet der Chirurgie . . Medizinische Neuerscheinungen, Herbst 1949.

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Lehrbuch der Instrumentenkunde für die Operationspraxis 5. Auflage. Groß-Oktav. Mit 77 Abbildungen, darunter 33 Operationstische. XI, 190 Seiten. 1950. Ganzleinen DM6,80 Aus einem Urteil über eine frühere Auflage: „Die klare und übersichtliche Anordnung des umfangreichen Materials in leichtverständlicher, knapper Form, die kurzen, einleuchtenden Hinweise auf Gang und Zweck der operativen Eingriffe werden das Buch der werdenden Operationsschwester unentbehrlich machen. Besonders hervorzuheben sind die a u s g e z e i c h n e t e n B i l d e r des für jeden einzelnen Eingriff gedeckten Instrumententisches. Kein Werkzeug fehlt, und keines ist zu viel. Diese Sorgfalt und weise Beschränkung spricht für die große Erfahrung und den praktischen Geist der Verfasserin, die wirklich berufen war, dieses Buch zu schreiben, ein Buch, das einem bisherigen Mangel abhilft." Wiener Klinische Wochenschrift, 7. X. 1938.

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Die Wunde Groß-Oktav. Mit 35 Abbildungen. XII, 368 Seiten. Ganzleinen DM 28,— (Chirurgie in Einzeldarstellungen Band 41) ERICH

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Krampfadern Einschließlich Ekzem, Beingeschwür, Venenentzündung nnd Elephantiasis Groß-Oktav. Mit 42 Abbildungen. VII, 76 Seiten. 1950. Ganzleinen DM 7,50 (Chirurgie in Einzeldarstellungen Band 44) GERHART

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Arterielle Therapie Groß-Oktav. Mit 17 Abbildungen. VII, 139 Seiten. 1950. Ganzleinen DM14,— (Chirurgie in Einzeldarstellungen Band 22) E.KÖNIG

Die Chirurgie der Speicheldrüsen Groß-Oktav. Mit 44 Abbildungen. VII, 123 Seiten. 1951. Ganzleinen DM 12,— (Chirurgie in Einzeldarstellungen Band 26) RUDOLF

STICH

Der Darmverschlufi und sonstige Wegstörungen des Darmes Groß-Oktav. Mit 63 Abbildungen. Etwa 200 Seiten. 1951. Ganzleinen DM16,80 (Chirurgie in Einzeldarstellungen Band 50) THEODOR

SCHULTHEIS

Der unfreiwillige Harnabgang Diagnose, Klinik, nnd Therapie der Harninkontinenz Groß-Oktav. Mit 46 Abbildungen. VIII, 109 Seiten. 1951. Ganzleinen DM 12,— (Chirurgie in Einzeldarstellungen Band 48) HELGE

SJÖVALL

Chirurgie der Poliomyelitis Groß-Oktav. Mit 52 Abbildungen. VIII, 98 Seiten. 1951. Ganzleinen etwa DM12,— (Chirurgie in Einzeldarstellungen Band 46) Demnächst

H. F l ö r c k e n , Die Chirurgie derSchilddrüse Ο. H ä u p t l i , Die aseptischen Osteone· krosen G. J ö r n e , Chirurgie der Pankreas

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E. J a e g e r , Der Bandecheibenvorfall (Nucleus pulposus Hernie und Discus Hernie) F . P e r w i t z s c h k y , WiederherstellungsChirurgie des Geeichtes

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