Umsturz 9783205157830, 3702800786, 3486479210, 9783205781769

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Umsturz
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V E R Ö F F E N T L I C H U N G E N DES Ö S T E R R E I C H I S C H E N OST- U N D SUDOSTEUROPA-INSTITUTS Band IX PLASCHKA / HASELSTEINER / SUPPAN · I N N E R E F R O N T Zweiter Band

RICHARD GEORG PLASCHKA HORST H A S E L S T E I N E R A R N O L D SUPPAN

INNERE FRONT Militärassistenz, Widerstand und Umsturz in der Donaumonarchie 1918

Zweiter Band UMSTURZ

VERLAG F Ü R G E S C H I C H T E U N D P O L I T I K W I E N 1974

Gedruckt mit Unterstützung des Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung.

© 1974. Richard Georg Plasdika, Horst Haselsteiner, Arnold Suppan Drude: R. Spies & Co., 1050 Wien Einbandentwurf: Maria E. Wessely ISBN 3-7028-0078-6 Audi erschienen im R. Oldenbourg Verlag Mündien ISBN 3-486-47921-0

INHALT III.

A.

BEREITSTELLUNGEN IM SOMMER

9

1. Revision der Assistenzaufgebote

9

Die Um Das Die

B.

D E R AUFLÖSUNG ENTGEGEN

Assistenzkompanien bei den Ersatzkörpern den Abzug der Felddivisionen „Besatzungserfordernis" des Kriegsministeriums Formierung der Ständigen Assistenzbataillone

. . . .

9 12 22 27

2. Schwelender ziviler Widerstand — geforderte Assistenzen . . . Polska Organizacja Wojskowa in Galizien — Streiks in Ungarn — Raum Krakau; Budapest, Vrdnik, Marosujvar, Nyitrabanya, Turoczszentmarton Neue Alarmdisposition für Wien Streiks und Plünderungen in den Alpen- und Donauländern — Raum Wien, Knittelfeld, Feldbach, Trifail, Idria, Villach, Salzburg Aufbegehren in Böhmen und Mähren — Pilsen, Bolewetz, Mährisch Ostrau, Witkowitz, Mies, Nürschan

31

D E R KRÄFTEVERZEHR DER DESERTIONEN

54

1. Zwischen Unruhe und Flucht

54

Meuterei bei Marschformationen — Krakau, Wörgl, Zamosc, Nowy S^cz, Prag, Dombovar-Kaposvar Zunehmende Desertion und anlaufende Vorkehrungen . . . . Umfassender Ansatz zur Deserteursbekämpfung

31 37

40 49

54 62 66

6

Inhalt

2. Schwerpunktbereich südslawische Länder Der Deserteurseinsatz der 40. H I D Anhaltende Bandenbildungen in Kroatien-Slawonien und Bosnien-Herzegowina Kerngebiete der Grünen Kader

70 70 76 81

3. Deserteure im Gesamtgebiet des Staates

89

Galizien Ungarn, Böhmen, Mähren, Alpenländer Verschärfte Maßnahmen Die Exekution von Kecskemet

89 94 100 103

I V . DURCHBRUCH DER NATIONEN A.

DAS LETZTE AUFGEBOT

106

1. Um die „Minimalbesatzung"

106

Die Frage der Feldtruppen Forcierte Aufstellungen: Ständige Assistenzbataillone und Feldassistenzbataillone Bilanz der Endphase: Stände und Kontakte 2. Loyalitäten im Widerstreit Offiziere in Konspiration, Assistenzen in Disziplinschwierigkeiten Stagnierende Propagandaoffensive Ideologische Mobilisierung bis in den Zivilbereich: Arbeiter und Professoren B.

106 111 116 123 123 131 137

D I E ZENTREN FALLEN

142

1. Prag

143

Sozialistischer Vorausversuch Die Initiative der Straße Militärkommando zwischen Einschreiten und Verhandlungsbereitschaft , . „Tschechisch-nationales Heer in Aufstellung . . . " An den Außenpositionen: Brünn und Mährisch Ostrau . . . . 2. Zagreb Erste Alarmzeichen in Zagreb und Fiume Massendesertion und Plünderungsexzesse — Otocac, Ogulin, Pozega, Brod na Savi, Orahovica, Nasice, Osijek, Nova Kapela Im Schatten des Narodno vijece: Frontwechsel des Militärkommandos Festakt im Sabor Am Rand der Anarchie

143 152 158 168 175 184 184 190 197 205 211

Inhalt

7

3. Laibach, Pola, Sarajevo

216

Laibadi: „Schmückt Eure Häuser mit Fahnen!" Pola: „ . . . Meutererbewegung unmittelbar bevorstehend . . ." . . Mannschaftskomitees, rote Armbinden, nationale Kokarden . . Flottenübergabe Sarajevo: „ . . . insolange mein Kaiser ausharrt, muß audi ich ausharren." 4. Budapest

216 224 230 235 240 247

Demonstrationen unter Vorzeichen der Linken Militärische Gegenspieler: Soldatenrat und kommandierender General Kettenbrücke: Feuer gegen die Demonstranten „Soldaten, vergießt nicht das Blut Eurer Mitbürger!" . . . . Revolution der Herbstrose An den Außenpositionen: Siebenbürgen und Banat Oberungarn: „ . . . Ziel ist die Vernichtung der führenden Herrenklasse." 5. Krakau

247 253 258 265 270 277 285 289

Polska Komisja Likwidacyjna Überrumpelung und Demonstrationen: zwischen Podgorzer Kaserne und Hauptwadie Der kommandierende General im Magistrat 6. Lemberg, Przemysl, Lublin, Czernowitz

289 293 297 301

Lemberg: der Zugriff der ukrainischen Soldaten Przemysl: Militärkommando zwischen Ukrainern und Polen . Lublin und Czernowitz

.

7. Wien

301 307 314 316

Die Vorkehrungen des Stadtkommandanten Demonstrationen: „Wir brauchen kein Militär mehr und keine Polizei!" „Die Revolution, die in Rußland begonnen . . . "

316 320 324

NACHWORT

329

ANHANG

335

1. Die nationale Zusammensetzung der k. u. k. Armee (Infanterieund Kavallerieeinheiten) im Mai 1918

335

2. Nationalität und Ergänzungszuständigkeit sistenzbataillone

353

der Ständigen As-

8

Inhalt

3. Bei den Ersatzkörpern verwendungsfähige Assistenzkompanien mit sieben Wochen Ausbildung

355

4. Verlegung von Ersatzkörpern im Frühjahr und Sommer 1918 .

356

.

ABKÜRZUNGS VERZEICHNIS

358

QUELLEN- U N D LITERATURVERZEICHNIS

362

1. Archivalische Quellen

362

2. Gedruckte Quellen

365

3. Darstellungen

373

PERSONENREGISTER

384

ORTSREGISTER

397

ABBILDUNGEN

413

Verzeichnis

413

Nachweis

415

KARTEN

Verzeichnis und Quellenhinweise Inhaltsübersicht beider Bände

417

417 418

III. D E R A U F L Ö S U N G E N T G E G E N A. B E R E I T S T E L L U N G E N

IM

SOMMER

1. REVISION DER ASSISTENZAUFGEBOTE Die Assistenzkompanien

bei den

Ersatzkörpern

„Auch die Soldaten sind Menschen, und sollten sie einmal gegen ihre Brüder mißbraucht werden, dann kann vielleicht etwas anderes kommen, dann können vielleicht die Läufe und Kanonen anderswohin schießen als gegen die Arbeiter", so ließ sich der tschechisch-sozialdemokratische Abgeordnete H a b r m a n n im Juli 1918 im Reichsrat zur Frage des Assistenzeinsatzes vernehmen. U n d dann postulierte er: „Die Wehrmacht soll und darf niemals über das Volk und die Demokratie gestellt werden!" 1 Der Abgeordnete Leuthner, Redakteur der „Arbeiter-Zeitung", stieß nach, kam auf den „inneren Krieg" zu sprechen, den die Kriegsverwaltung von der ersten Woche des äußeren Krieges an gegen das eigene Volk zu führen begonnen und der sich im Frühjahr immer schärfer zugespitzt habe: „Zu der Zeit nun, wo man die Offensive am Piave vorbereitet hat, hat man ins Inland überall, wo eine größere Stadt, w o ein ausgedehntes Industriegebiet liegt, Regimenter, Brigaden, Divisionen — Fronttruppen — zusammengestellt 1 [richtig: überstellt, A. d. V.], um etwaige Streiks niederzuhalten oder bei Meutereien jenes Gleichgewicht der treu-anhänglichen Soldaten herzustellen, von dem der H e r r Landesverteidigungsminister sprach." 2 U n d der Abgeordnete erhob warnend die Stimme: Jene Heeresleitung, die es sich zu ihrer „ H a u p t a u f g a b e " gemacht habe, „den inneren Krieg zu führen", möge nicht 1 2

Stenograph. Protokoll der Geheimen Sitzung vom 23. VII. 1918, 167 und 171. Der k.k. Minister für Landesverteidigung, FML Czapp von Birkenstetten, hatte in der Geheimen Sitzung am 23. Juli eine Stellungnahme über die Heimkehrermeutereien abgegeben : „ . . . Ebenso waren es in allen Fällen treugebliebene Truppen derselben Formationen, welche in erster Linie an der Überwältigung der Meuterer mitgewirkt haben." — Stenograph. Protokoll der Geheimen Sitzung vom 23. VII. 1918. 35. Qualifikationsliste Karl Czapp von Birkenstetten, geb. 1864 — KA, Fasz.Nr. 444. Vormerkbogen über den damaligen Kmdt der 46. Lst.ID: „Richtiger Blick, sicheres und scharfes Urteil für operative Situationen sowie außerordentlich feines Vorempfinden für die Gestaltung der Verhältnisse . . . für höhere Posten vollkommen geeignet." — k. u. k. 1. KK, GdK Karl Graf von Kirchbach auf Lauterbach, 10. II. 1916.

10

Der Auflösung entgegen

Offensiven ansetzen, „für die sie geistig wie moralisch unvorbereitet" sei. Denn „Man kann nicht zugleich einen Krieg siegreich an der Grenze und gegen sein eigenes Volk führen . . ." 3 Welche Truppen standen nun für diesen inneren Krieg zwischen Juni und September als Assistenzen zur Verfügung? Nach wie vor konnten die bei den Ersatzkörpern befindlichen Kompanien mit mindestens sieben Wochen Ausbildung sowie die noch nicht zur Armee im Felde abgegangenen Marschkompanien als Assistenzen verwendet werden, ebenso die ins Hinterland verlegten Bataillone, Regimenter und Divisionen der Fronttruppen. Neu hinzu kamen die ab Juni bei den Ersatzkörpern formierten Ständigen Assistenzbataillone, welche die nach und nach an die Front zurückberufenen Assistenzdivisionen ablösen sollten. Von den für Mai bereitgestellten XL. Marschformationen — 134.200 ausgebildete, vollausgerüstete, frontdiensttaugliche Mannschaften — hatte im Laufe des Monats nur ein Teil der Armee im Felde zugeführt werden können. Denn Mitte Mai waren noch nicht einmal zur Gänze die nur rund 30.000 Mann zählenden X X X I X . Marschformationen abgerollt. Die Masse der XL. Marschformationen stand daher in der zweiten Maihälfte dem Hinterland für Assistenzen und Requisitionszwecke zur Verfügung 4 . Die Folge: Am 20. Mai gab es bei den Ersatzkörpern des Hinterlandes — des Heeres, der k. k. Landwehr und der k. u. Honved — insgesamt 1.064 V2 verwendungsfähige Assistenzkompanien mit sieben Wochen Ausbildung und weitere 45 V2 eventuell zu verwendende Kompanien. Hiezu kamen noch 124 V4 Kompanien, die bei Kursen aufgestellt wurden 5 . Diese Zahlen bedeuteten den Höchststand an Assistenzkompanien zwischen Februar und Oktober 1918. Obwohl ein größerer Teil dieser Marschformationen Ende Mai zu den Armee-Ausbildungsgruppen im Frontbereich abgerollt war, standen ab Anfang Juni neben einem gewiß nicht kleinen Rest der XL. auch noch 80.000 bis 100.000 Mann der XLI. Marschformationen im Hinterland zur Disposition 6 . Am 3. Juni konnten sich die Militärbehörden noch auf 791 3A verwendungsfähige und auf 42 'Vi eventuell zu verwendende Assistenzkompanien der Ersatzkörper stützen 7 . Das AOK hielt das Reservoir, das die Ersatzkörper an Mannschaften enthielten, jedenfalls für ausreichend, um audi weitergehenden Anforderungen des 3

Stenograph. Protokoll der Geheimen Sitzung vom 24. VII. 1918, 6. Vgl. BRÜGEL, Geschichte der österr. Sozialdemokratie. V. Band. 347. 4 Hughesdepesche AOK Ch. d. G., Op.Nr. 142.086, an K M und zur Kenntnis an k.u. LVMer, 9. V. 1918 - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 1 - 1 7 0 (5.131). 5 „Assistenzkompanien mit 7 Wochen Ausbildung." Anzahl ab 20. V. 1918 — KA, KM Abt. 5 v. 1918, 1 - 3 / 4 - 3 0 (5.520). ' Hughesdepesche AOK Ch. d. G., Op.Nr. 142.086, an K M und zur Kenntnis an k.u. LVMer, 9. V. 1918 - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 1 - 1 7 0 (5.131). 7 Verwendungsfähige Assistenzkompanien mit 7 Wochen Ausbildung, 3. VI. 1918 — KA, KM Abt. 5 v. 1918, 1 - 1 0 / 3 6 .

Bereitstellungen im Sommer

11

Kriegsministeriums zu entsprechen8. Das Echo im Reichsrat — wieder aus dem Mund des Abgeordneten Leuthner — klang im Hinblick auf den Zustand dieser Reserven allerdings weniger zuversichtlich: „Wir bilden Marschbataillone, wo ein Drittel der Leute tatsächlich ins Spital und ein Viertel vielleicht auf den Friedhof gehört, und die schicken wir um der Zahl willen in den Aufmarschraum, von wo sie wieder zurückgeschoben werden." 9 Die Ereignisse an der Front fanden ihren Niederschlag auch in den Ständen der Heimat. Für die Offensive am Piave und auf den Hochflächen der Sieben Gemeinden hatte man in der Tat die letzten Kräfte mobilisiert: Am 17. Juni gab es nur mehr 351 V4 verwendungsfähige und 46 eventuell zu verwendende Assistenzkompanien im Hinterland, und bis 1. Juli waren diese Stände auf 114 V2 bzw. 40 V4 Kompanien abgesunken10. Die Anzahl der bei den Ersatzkörpern zur Verfügung stehenden Assistenzkompanien mit sieben Wochen Ausbildung sollte dann bis Kriegsende im wesentlichen konstant bleiben11. Nicht unumstritten blieb ihre Qualität. Dazu ein Beispiel aus dem Bereich des Militärkommandos Zagreb. Aus Budapest hatte sich das Landesverteidigungsministerium gemeldet: „Die durch die südslawische und nunmehr auch bolschewikische Propaganda bedenklich gewordenen inneren Zustände, welche in Kroatien und Slawonien herrschen, und deren schädliche Folgen auf die Disziplin und das Verhalten der dort dislozierten Truppen und Formationen erheischen gebieterisch energische und dringende Maßnahmen." Da unverläßliche oder nicht zweifellos verläßlidie Truppen für Assistenzzwecke nicht in Betracht kämen, im Gegenteil selbst eines Gegengewichtes bedürften, sei deren Belassung im Hinterland gegen das Interesse der Sicherheit und Ordnung. Die in Kroatien und Slawonien dislozierten kroatischen Ersatzbataillone des Heeres und der Honved könnten — so hatte das Landesverteidigungsministerium argumentiert — nach den im Frühjahr verstärkt aufgetretenen Anzeichen nicht zu den zweifellos verläßlichen gezählt werden. Aus diesem Grund beantragte der Honved-Minister Baron Szurmay, daß das Gros der Ausbildungskader und der Auszubildenden dieser Ersatzkörper in den Armeebereich verlegt werde. Außerdem scheine es geboten, daß alle jene Ersatzkörper, bei denen Meuterei vorkomme, sofort dem Armeebereich zugeführt würden. Dort habe auch das gerichtliche Verfahren stattzufinden. In Kroatien und Slawonien wollte der Honved-Minister sich lieber auf die dort stationierte Felddivision stützen 12 . 8

Hughesdepesche AO Κ Ch. d. G„ Op.Nr. 142.086, an KM und zur Kenntnis an k.u. LVMer, 9. V. 1918 - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 1 - 1 7 0 (5.131). • Stenograph. Protokoll der Geheimen Sitzung vom 24. VII. 1918, 36. 10 Verwendungsfähige Assistenzkompanien mit 7 Wochen Ausbildung, 17. VI. 1918 bzw. 1. VII. 1918 - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 1 - 1 0 / 3 7 bzw. 1 - 1 0 / 4 0 . 11 Die Zahl lag zwischen 75 und 145% verwendungsfähigen und zwischen 23 '/4 und 36 Y2 eventuell zu verwendenden Assistenzkompanien, zusammengerechnet zwischen rund 100 und 175 Kompanien. — KA, KM Abt. 5 v. 1918, 1 - 1 0 / 4 1 bis 58. 12 k.u. LVMer ein. 1 - 1 9 1 8 , Nr. 14.404, an KM Abt. 5, 18. VI. 1918 - KA, M K S M v. 1918, 28—3/3 — 26, Beilage 1. Vgl. I. 220. Der Honved-Minister glaubte den kroatisch-slawoni-

12

Der Auflösung entgegen

Der Militärkommandant in Zagreb, General der Infanterie von Schenk, verteidigte die ihm unterstellten Ersatzkörper: „Ich halte die k. u. k. Truppen im Lande nicht für unverläßlich, wurden sie doch wiederholt als Assistenztruppen bei Streifungen etc. verwendet und haben hiebei vollkommen entsprochen. Das Abgehen der X L I . Marschformationen erfolgte bis jetzt reibungslos, obwohl dieselben fast ausnahmslos aus Heimkehrern — ca. ein Drittel nach nur vierwöchentlichem Urlaube — bestehen." 1 3 Schon auf Grund ihrer geringen Quantität, aber auch infolge ihrer schlechteren materiellen Ausstattung spielten die bei den Ersatzkörpern verwendungsfähigen Assistenzkompanien mit sieben Wochen Ausbildung im Sommer 1918 nur mehr eine untergeordnete Rolle. Hinzu kam nicht selten der zunehmend wirksame national- und Sozialrevolutionäre Einfluß ihrer U m gebung.

Um den Abzug der Felddivisionen Ende April 1918 war das Hinterland der Monarchie durch sieben Infanteriedivisionen militärisch gesichert gewesen 14 . Aber schon am 9. Mai hatte sich das A O K beim Ministerium am Stubenring in Wien gemeldet. Von den derzeit im Hinterland befindlichen Divisionen benötige es für „die kommenden militärischen Aktionen" vorerst dringend die Edelweiß-Division und die 51. H I D . Erstere wolle mit 20. Mai, die H I D mit l . J u n i abtransportbereit gestellt werden. Die näheren Abgangsdaten werde der Chef des Feldeisenbahnwesens bekanntgeben, dem die beiden Infanteriedivisionen die

13

14

sehen Raum genügend abgesichert: „Für Assistenzzwecke würde im Falle der Verlegung der Ersatzkörper die in Kroatien und Slawonien dislozierte ungarische I D meiner Ansicht nach genügen . . . " Der Honved-Minister wollte die in Kroatien und Slawonien stehende Felddivision — er meinte sichtlich die 40. H I D — allerdings zurückgehalten sehen: „ . . . insolange die in Formierung begriffenen Assistenzbaone in Kroatien-Slawonien nicht die Stärke von 15 Baonen erreichen, erachte ich das Abziehen dieser I D aus Kroatien höchst bedenklich." MilKmdo Zagreb, Nr. 2.112/Na., an K M Abt. 5, 7. V I I . 1918 - K A , M K S M v. 1918, 28 — 3/3 — 26, Beilage 2. Ein weiterer Grund für die Belassung der Ersatzkörper im Militärkommandobereich, so erklärte der G d l Schenk, sei die Beistellung von Truppen für Eskorten, für Erntekompanien, für den Wach- und Garnisonsdienst usw. Hiefür reiche die im Militärkommandobereich eingeteilte Felddivision nicht aus, namentlich in ihrer „Schonzeit" nicht, das sei in den Wochen nach Eintreffen und in der Woche vor ihrem Abgehen zur Armee im Felde. Aber schon auf Grund ihrer Dislokation vermöge sie allein den Streifungen nicht nachzukommen, weil sie wiederholt per Bahn verschoben oder aber bataillonsweise über das ganze Land zerstreut werden müßte; und das wieder sei aus Ausbildungsgründen nicht zulässig. In Niederösterreich und in der Steiermark stand die 7. I D , in Böhmen die EdelweißDivision — die 3. I D —, in Mähren, Schlesien und Westgalizien die 25. I D , in Galizien die 21. SchD, in Westungarn und in der nördlichen Batschka die 39. H I D , in Ostungarn die 51. H I D und in Kroatien-Slawonien die 40. H I D , außerdem im M G G Lublin die 106. Lst. I D . — Vgl. Situation der Assistenz-Feldtruppen am 27. IV. 1918 — K A , M K S M v. 1918, 28-1/3-2.

Bereitstellungen im Sommer

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marschierenden Stände zu melden hätten. U n d das A O K hatte auch gleich etwaige Einwände des Ministeriums vorweggenommen: Die Abgabe der beiden Divisionen sei umso weniger risikobehaftet, als die großen Arbeiterfeiertage Anfang Mai vollkommen ruhig verlaufen, die Streiks in Pola, Pilsen und D^browa glatt beigelegt seien und die Militarisierung der Bahnen Galiziens anstandslos vor sich gehe 15 . Dieser Beurteilung schlossen sich die Militärbehörden in der Heimat freilich nicht an. Die Militärkommanden blieben skeptisch. So meldete Graz: Es habe Mitte Mai im Militärkommandobereich unter der Arbeiterschaft und auch unter den Mannschaften der Ersatzkörper Unzufriedenheit und Resistenzbereitschaft festgestellt. Der Ausbruch von Unruhen in nächster Zeit sei möglich, sogar wahrscheinlich. Mit Rücksicht darauf, daß nun die XL. Marschformationen abzurollen begännen, würde das Militärkommando binnen kurzem über derart geringe Machtmittel verfügen, daß ein energisches Entgegentreten bei Ausbruch von größeren Unruhen ausgeschlossen erscheine. Das Militärkommando sehe sich daher gezwungen, um dringende Beistellung von drei Feldbataillonen für Assistenzzwecke zu bitten. U n d das Militärkommando gab gleich die Zielstationen für die vorzunehmende Instradierung an: je V2 Bataillon nach Leoben und Knittelfeld; 1 Bataillon nach Bruck a. d. Mur im Hinblick auf Kapfenberg (Böhler) und Mürzzuschlag (Bleckmann); je V2 Bataillon nach Voitsberg und Graz 16 . Der Kriegsminister G O Stöger-Steiner sah denn auch die Lage ernster als das A O K . Binnen einiger Tage wandte sich der Kriegsminister an den Chef des Generalstabs, ihm punkteweise die Gefahrenmomente im Hinterland darlegend: 1. Die bei den verschiedenen Ersatzkörpern ausgebrochenen Meutereien hätten erst mit Zuhilfenahme starker Assistenzen unterdrückt) werden können; weitere Fälle seien im Bereich der Möglichkeit. 2. Die politische Situation in Galizien, Böhmen und Krain sei derart angespannt, daß nationale Ausbrüche größeren Umfanges täglich zu gewärtigen seien. N u r die Furcht vor der Anwendung der Machtmittel halte bisher Ausbrüche nieder. 3. In den wichtigsten Industriezentren herrschten anhaltend große Streiks, die täglich an Ausdehnung zunähmen. D i e Verhütung von allgemeinen Arbeiterunruhen sei nur durch Waffendrohung möglich. 4. Allenthalben einsetzende Hungerkrawalle forderten zahlreiche Assistenzen. Der Minister klagte: „Bei dieser Gesamtlage muß ich von den Feldassistenztruppen in Österreich 12 Bataillone der Edelweiß-Division ohne Ersatz abgeben." Die Abgabe der Edelweiß-Division schmerzte besonders. Denn von den in der österreichischen Reichshälfte verbleibenden Feldassistenztruppen müsse ein Teil der 21. SchD aus nationalen Gründen für Assistenzzwecke als nicht geeignet bezeichnet werden. Es würden auch schon von 15

Hughesdepesche AOK Ch. d. G., Op.Nr. 142.086, an KM und zur Kenntnis an k.u. LVMer, 9. V. 1918 - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 1 - 1 7 0 (5.131). » MilKmdo Graz, Präs.Nr. 13.876/C, an MfLV Abt. II, 20. V. 1918 - KA, MfLV Präs. 1918,22-15.700/11.

14

Der Auflösung entgegen

konationalen Arbeitern Versuche unternommen, diese Truppen für den Ernstfall zum Nichteinschreiten zu bewegen. Honved-Truppen aber könnten aus gesetzlichen Gründen in Österreich nicht als Assistenzen verwendet werden. Der Kriegsminister resümierte: Trotz der Erkenntnis, daß gerade gegenwärtig — für Anfang Juni — jedes Gewehr an der Front dringend gebraucht werde, richte er an den Generaloberst Arz das Ersuchen, „Allerhöchsten Ortes" die Beistellung einer Heeres-ID deutscher oder magyarischer Nationalität als Ersatz für die Edelweiß-Division für die Verwendung in Österreich zu erwirken. Der Kriegsminister bat zu erwägen, ob der Ausfall dieser Division an einer der Fronten nicht aufgewogen würde durch die Gefahr, die ungenügende Assistenzen im Hinterland unter den geschilderten Verhältnissen für das Staatsganze und somit auch für die Feldarmee und ihren Erfolg zeitigen würden 17 . In Baden setzte man sich über die Gefahren im Hinterland nicht hinweg. Das AOK räumte ein, daß die „bedauerlichen Fälle von Meutereien" und die zunehmenden Ausstände in den Industriegebieten die Verstärkung der Assistenztruppen im Hinterland erforderlich machten. Das AOK ordnete folgende Truppenverlegungen an: Das 7. Generalkommando — Czernowitz — hatte die Landsturmbataillone 24 und 15318 nach Brüx ins nordwestböhmische Kohlenrevier abzugeben, das 4. Generalkommando — Lemberg — das FJB 2919 nach Ternitz und die Ostarmee die FJB 15 und 2 820 nach Drohobycz bzw. Laibach. Alle diese Truppen wiesen nationalitätenmäßig starken magyarischen oder deutschen Einschlag auf 21 . Ende Mai waren in der ungarischen Reichshälfte 37 Bataillone des Feldheeres disloziert, in der österreichischen 38 Bataillone 22 . Allerdings waren für das AOK die Assistenzabstellungen nun nicht mehr allein eine Frage der 17

18

19

20

21

M

Hughestelegr. GO Stöger-Steiner an GO Arz, 25. V. 1918 - KA, KM Abt. 5 v. 1918,1 - 4 5 / 6 (5.722 res.). Lst.IB 24: 52,5% Deutsche, 42,5% Tschechen, 4% Polen, 1% Ruthenen; Lst.IB 153: 51% Deutsche, 31% Slowenen, je 5% Italiener undPolen, 3% Ruthenen, je 2% Magyaren und Tschechen, 1% Rumänen — beide: KA, Farbentabellen 1918. FJB 29: 48% Magyaren, 40% Slowaken, 7,5% Ruthenen, 2,5% Deutsche, 2% Rumänen — KA, Farbentabellen 1918. FJB 15: 80% Magyaren, 14% Slowaken, je 1,5% Deutsche, Slowenen und Rumänen, 1% Kroaten, 0,5% Ruthenen; FJB 28: 49% Magyaren, 34,5% Rumänen, 13,5% Deutsche, 2% Slowenen, 1% Serben und Kroaten — beide: KA, Farbentabellen 1918. Hughesdepesche AOK Ch. d. G., Op.Nr. 143.358, an KM, 4. und 7. GenKmdo und Kmdo der Ostarmee, 27. V. 1918 - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 1 - 1 6 9 (5.933). Der Chef des Generalstabs ersuchte allerdings das IR 59 der Edelweiß-Division, auf welches er in Südtirol nicht verzichten wollte, programmgemäß abtransportieren zu lassen. — Telegr. GO Arz, Op.Nr. 143.358, an KMer, 28. V. 1918 - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 1 - 3 / 5 6 (6.044). Infolge Fleckfieberausbruch beim FJB 28 schob das AOK das FJB 26 nach Laibach. Über die nach Brüx verlegten Feldassistenzen sollte das Militärkommando Leitmeritz verfügen. — FJB 26: 91 % Magyaren, 5% Deutsche, je 2% Slowaken und Kroaten — KA, Farbentabellen 1918; K M Abt. 5, Nr. 6.231, an MilKmdo Graz, 5. VI. 1918 - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 1 - 3 / 5 6 - 2 . „Situation der Assistenztruppen der A.i.F. im Hinterland mit Ende Mai 1918." 29. V. 1918 — KA, Ch. d. EW für die gesamte bewaffnete Macht, 49—8/7—5 (Res.Nr. 5. 29.001/2).

Bereitstellungen im Sommer

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Truppenzahl, sondern zunehmend auch eine der Truppenqualität geworden. Noch während der Piave-Offensive kritisierte das AOK die verringerte Einsatzfähigkeit der aus dem Hinterland der Front wieder zugeführten Großverbände — der Edelweiß-Division und der 51. H I D : „Die vom Assistenzdienste im Hinterlande zur Armee im Felde wiedereingerückten IDen weisen nicht jenen Grad der Schlagfertigkeit in bezug auf Ausrüstung, Ausbildung, Training und Disziplinierung auf, der sie gegenüber den an der Front ständig verwendeten IDen als gleichwertig erscheinen ließe." Demgemäß wurde das Kriegsministerium dringend ersucht, darauf einzuwirken, daß die noch im Hinterland zu Assistenzzwecken verwendeten Truppen vor allem der Feldarmee jede Gelegenheit für die Ergänzung der Ausrüstung, Ausbildung und Disziplinierung ausnützten23. Das Kriegsministerium kam dem Ersuchen umgehend nach: Es erinnerte die Militärkommanden erneut daran, „daß der Ausbildung der Felddivisionen das größte Augenmerk zugewendet werden muß und daß jede Verwendung dieser Truppen, die vom Standpunkt der Ruhe und Sicherheit aus — also im Hinblick auf den Assistenzdienst im eigentlichen Sinn des Wortes — nicht unbedingt notwendig ist, entfalle" 24 . Noch zur Zeit der Piave-Offensive befand sich eine beachtliche Truppenmacht des Feldheeres im Hinterland 25 . Seit den Kämpfen am Piave und ihren 23

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AOK Ch. d. G., Op.Nr. 145.031, an K M Abt. 5, Baden 17. VI. 1918 - KA, K M Abt. 5 v. 1918, 7 - 1 7 / 3 - 2 5 (6.861). K M Abt. 5, Nr. 6.861, an alle MilKmden, 20. VI. 1918 - KA, K M Abt. 5 v. 1918, 7 - 1 7 / 3-25. „Truppen der A.i.F. im Hinterlande am 17. Juni 1918." K M Abt. 5, Nr. 7.104, an M K S M , 22. VI. 1918 - KA, M K S M v. 1918, 6 9 - 4 / 2 1 . Zu dieser Zeit ergab die Verteilung der Truppen des Feldheeres im Hinterland folgendes Bild: In den Kronländern Niederösterreich, Steiermark und Krain garnisonierte die 7. I D : das IR 132 mit je einem Bataillon in Graz und in Laibach, mit je einem Halbbataillon in Leoben und in Eisenerz; das IR 37 mit dem I. Bataillon in Laxenburg, mit dem II. und III. in Wien; das IR 68 mit dem II. Bataillon in Wien, mit dem I. und I I I . auf dem Steinfeld; die FJB 26 und 29 in Laibach bzw. in Neunkirchen und in Ternitz. Im Wiener Becken waren außerdem zwei Bataillone Lst.IR 13, das FJB 6 und das Hofburg-Bataillon V/69 stationiert, die ersteren in Wiener Neustadt, die beiden letzteren in Wien. In Böhmen lagen das IR 38 in Prag, das IR 128 in Pilsen, das FJB 5 in Leitmeritz und die Lst.IB 24 und 153 in Brüx und Lobositz. Das IR 128 — 25. I D — war Ende Mai aus Ausbildungsgründen nach Pilsen verlegt worden. Das IR 84 von der 25. I D garnisonierte nach wie vor in und um Lemberg. Zur 25. I D gehörte weiters das IR 4 in Krakau, das FJB 10 in Brünn und die erwähnten FJB 5 und 6 in Leitmeritz und Wien. Galizien und Mährisch Ostrau waren außerdem durch die 21. SchD gesichert: In Mährisch Ostrau standen zwei Bataillone SchR 6 und in Chrzanöw eines; vom SchR 7 war je ein Bataillon in 2ywiec, Tarnow und Nowy S^cz stationiert, vom SchR 8 je eines in Nisko, Rzeszow und Przemysl, vom SchR 28 je eines in Zagörz, Chyröw und Drohobycz. In Stryj garnisonierte das FJB 15 und das Dragoner-Halbregiment 5, die allerdings mit 15. Juni für den Abtransport zur A.i.F. bereitgestellt wurden. Die Truppen der 39. H I D , mit Ausnahme des H I R 11, standen zwischen 15. und 20. Juni

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Der Auflösung entgegen

Folgen aber führte die doppelte Aufgabenstellung, in die das Feldheer zwischen Front und Hinterland geraten war, zu Spannungen. Sie fanden nicht zuletzt im Notenwechsel zwischen AOK und Kriegsministerium ihren Niederschlag. Schon am 16. Juni nahm das AOK den Abtransport der 25. ID und einer HID in Aussicht und fragte beim Kriegsministerium an, wann mit Rücksicht auf die Formierung von Assistenzbataillonen die Divisionen abrollen könnten 26 . Das Ministerium teilte mit, daß es erst nach dem 20. dieses Monats beurteilen könne, was abzugeben sei 27 . Am Vormittag des 20. Juni sandte der Chef des Generalstabs an den Kriegsminister ein chiffriertes Telegramm: „Nährung der Kämpfe an der Piave erfordert 25. ID und 39. HID sogleich in den Bereich der Heeresbahn Süd abtransportieren. Ich bitte Euer Exzellenz dies mit größter Beschleunigung zu verfügen und mir mitzuteilen, wann Tetetransporte bei Udine eintreffen werden." 28 Doch der Kriegsminister richtete sich zunächst auf hinhaltende Verteidigung der im Hinterland stehenden Kräfte des Feldheeres ein. Nur falls abgekämpfte Divisionen als Ersatz beigestellt würden, könnten nach deren Eintreffen die 25. ID und die 39. HID abgeschoben werden. Andernfalls müsse das Resultat der Aufstellung von Assistenzbataillonen am 25. Juni abgewartet, dann könne mit den neuformierten Assistenzbataillonen die gleiche Zahl Feldbataillone abgelöst werden. Hierauf erst könne deren Abtransport erfolgen. Der Kriegsminister nannte auch die Gründe für seine Zurückhaltung: Den Abschub von Feldtruppen ohne Ersatz könne er bei der bestehenden politischen und materiellen Krise im Hinterland selbst bei allem Bestreben, den Wunsch des Generalstabschefs zu erfüllen, nicht verantworten. In Wien und Budapest gebe es gerade allgemeine Streiks. Demonstrationen machten in Budapest die Konzentrierung mehrerer Bataillone der 39. HID notwendig. Und auch in Böhmen, Galizien und im Süden des Reiches sei eine wachsende politische Gärung zu verzeichnen 29 . Das AOK lenkte zunächst ein. Es bot Ersatz an — die Ablösung der 7. ID und 40. HID durch die 32. ID und 38. HID, und zwar zu einem Zeitpunkt, da die Marschformationen die Truppen der 32. ID und der in Verwendung für eine Razzia zwischen Donau und Theiß. Sie nahmen danach folgende Positionen ein: HIR 10 mit einem Bataillon in Miskolcz und zwei Bataillonen in Budapest, HIR 9 mit je einem Bataillon in Pees und Zombor und je einem Halbbataillon in Üjvidik und Szenttamäs, HIR 16 mit je einem Bataillon in Temesvär, Debreczen und Petrozseny. Die 40. HID war nach wie vor in Kroatien und in Slawonien disloziert, das HIR 29 mit zwei Bataillonen in Fiume und einem in Karlovac, das HIR 19 mit zwei Bataillonen in Zagreb und einem in Sisak, das HIR 6 mit je einem Bataillon in Virovitica, Pozega und Ruma und das HIR 30 mit zwei Bataillonen in Osijek und einem in Vinkovci. 28 AOK Ch. d. G., Op.Nr. 142. 239, an K M , 16. VI. 1918 K A , K M Abt. 5 v. 1918, 6 4 - 5 0 / 9 - 1 3 (8.586 res.). 27 K M Abt. 5, Nr. 6.891, an A O K , 18. VI. 1918 K A , K M Abt. 5 v. 1918, 6 4 - 5 0 / 9 - 1 3 . 28 Evb. Chiffrengruppe, GO Arz, Op.Nr. 206/2, Chiffre-Telegr. an KMer, 20. VI. 1918, 9,50 h - K A , K M Abt. 5 v. 1918, 6 4 - 5 0 / 9 - 1 3 . »· Chiffre-Telegr. KMer, K M Abt. 5, Nr. 7.043 res., an GO Arz, 21. VI. 1918 - K A , K M Abt. 5 v. 1918, 6 4 - 5 0 / 9 - 1 3 .

Bereitstellungen im Sommer

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38. H I D in den Standorten aufgefüllt hätten 30 . Am 25. Juni teilte das Kriegsministerium die beabsichtigten Standorte für die ablösenden Truppenkörper der 32. ID und 38. H I D dem AOK und der Heeresgruppe von Conrad telegraphisch mit und ersuchte um Zudirigierung der Truppen 31 . Auch das Kriegsministerium zeigte sich abgabebereit. Nachdem schon Anfang Juni die Edelweiß-Division zur Armee im Felde abgerollt und nur durch 3 FJB und 2 Landsturm-Bataillone ersetzt worden war 32 , wurden am 25. Juni das FJB 15 und das Dragoner-Halbregiment 5, die in Stryj bzw. Drohobycz garnisoniert hatten, dem AOK ersatzlos zur Verfügung gestellt33. Die Interventionen des AOK aber nahmen an Intensität zu. Am 5. Juli ersuchte das AOK das Kriegsministerium nach Maßgabe des Eintreffens der 32. ID und 38. H I D den beschleunigten Abtransport der 7. ID und 40. H I D zu bewirken. Und das AOK machte gleich erneut aufmerksam, daß auch die Verlegung der 25. ID und der 39. H I D dringend wäre 34 . Einen Tag später verfügte das Ministerium, daß, sobald einzelne Truppenkörper der 32. ID und 38. H I D bereitstünden, raschest die befohlene Ablösung eines gleichen Truppenkörpers der 7. ID und 40. H I D durchzuführen und der Zentraltransportleitung zum Abtransport zu melden sei35. Die Ungeduld des AOK jedoch wuchs. Das AOK wies am 8. Juli die 7. und 25. ID sowie die 39. und 40. H I D direkt an, daß die Marschbereitstellung und die Anmeldung bei der ZTL ehestmöglich zu erfolgen habe36. Inzwischen waren bis zum 6. bzw. 9. Juli die 32. ID und 38. H I D im Hinterland eingetroffen 37 . Der Chef des Generalstabs ließ sich auf keine langen Verhandlungen mehr ein. Seine Forderungen zielten bereits aufs Ganze. Am 8. Juli teilte der G O von Arz dem Kriegsminister mit, daß er gezwungen sei, „ab 15. August sämtliche noch im Hinterland befindlichen Truppen der Armee im Felde an die Südwestfront abtransportieren zu lassen". Es kämen hiefür in Betracht: die 21. SchD, die 32. ID und die 38. H I D . Zum gleichen Zeitpunkt würden auch die im 1. und 4. Generalkommandobereich befindlichen Truppen — 37. HID, 43. SchD und 8 Landsturm-Infanteriebataillone — abberufen werden. Auch 30

AOK Ch. d. G., Nr. 142.271, an KM, 23. VI. 1918 - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 6 4 - 5 0 / 9 - 1 3 (8.586 res.). 31 KM Abt. 5, Nr. 7.229, an AOK und MKSM, 25. VI. 1918 - KA, MKSM v. 1918, 6 9 - 4 / 2 1 - 2 ; KM Abt. 5 v. 1918, 6 4 - 5 0 / 9 - 1 3 . 32 Hughesdepesche AOK Ch. d. G., Op.Nr. 143.358, an KM, 4. und 7. GenKmdo und Kmdo der Ostarcnee, 27. V. 1918 - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 1 - 1 6 9 (5.933). 33 Erl. KM Abt. 5, Nr. 7.228, 25. VI. 1918; KM Abt. 5, Nr. 7.380, an AOK, 28. VI. 1918 KA, KM Abt. 5 v. 1918, 6 4 - 5 0 / 9 - 1 3 . 31 AOK Ch. d. G., Op.Nr. 146.182, an KM, 5. VII. 1918 - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 6 4 - 5 0 / 9-13. 35 KM Abt. 5, Nr. 7.813, an AOK, 6. VII. 1918 - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 6 4 - 5 0 / 9 - 1 3 . 36 AOK Ch. d. G., Op.Nr. 146. 247, an KM, 8. VII. 1918 - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 6 4 - 5 0 / 9-13. 3 ' ÖU1K VII. Beilage 24.

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Der Auflösung entgegen

die erwünschte Belassung der 25. ID im Hinterland sei nicht möglich. Ein tröstender Hinweis, nicht ohne Sarkasmus: Die beschleunigte Formierung der Assistenzbataillone werde diesen Kräfteentfall gewiß ausgleichen. Die Mitteilung schloß mit einer bestimmt gehaltenen Bitte: „Ich ersuche Euer Exzellenz, alle Maßnahmen zu treffen, damit die eingangs genannten Divisionen in schlagfertigem, sofort verwendungsfähigem Zustand abgehen können." 38 Das Kriegsministerium gab nach. Am 11. Juli verfügte das Ministerium, daß zwecks rascherer Ablösung der Truppen der 40. H I D die Bataillone der 38. H I D , ohne das Eintreffen der X L I . Marschformationen abzuwarten, in die Stationen der abzulösenden Truppen abzugehen hätten 39 . Der HonvedMinister in Budapest wehrte sich zwar noch gegen den ersatzlosen Abtransport der 39. H I D : „ D a jedoch bei der Einbringung der neuen Ernte, sowie infolge der sich immer mehr ausbreitenden Arbeiterbewegungen starke, verläßliche Assistenzen ständig nötig sind, schlage ich vor, auch an Stelle der 39. H I D eine andere retablierungsbedürftige ungarische Division nach Ungarn zu verlegen.. ." 4 0 Aber nun war auch das Kriegsministerium für Aufschub nicht mehr zu gewinnen. Am 13. Juli befahl es die Marschbereitschaft der 39. H I D , die in den Bereich der Heeresgruppe Conrad gelangen sollte. Auch die 40. H I D sollte sofort abgelöst werden. Als Ersatz für beide Honved-Infanteriedivisionen war nur die 38. H I D vorgesehen. Diese Division sollte nun sowohl in Ungarn als auch in Kroatien-Slawonien eingesetzt werden 41 . Und marschbereit wurden an diesem 13. Juli auch Teile der 25. ID gestellt 42 . Am 15. Juli stieß das A O K mit einem Protest nach. Der Chef des Generalstabs beschwerte sich beim Kriegsminister wegen der dauernden Verzögerungen beim Abtransport der Feld-Assistenztruppen: Am 16. Juni habe er das erste A O K Ch. d. G „ Op.Nr. 146.230, an GO Stöger-Steiner, 8. VII. 1918 - K A , K M Abt. 5 v. 1918, 64—50/9—13. OPOCENSKY, Umsturz in Mitteleuropa. 273, bringt diesen Befehl, schreibt aber sichtlich irrig, daß die Frontdivisionen bis zum 15. Juli zur A. i. F. zurückkehren sollten. 3» K M Abt. 5, Nr. 7.971, an A O K , 11. VII. 1918 KA, K M Abt. 5 v. 1918, 64 - 5 0 / 9 - 1 3 (8.586 res.). 40 H M 17.091 szäm, an K M , Budapest 12. VII. 1918 - KA, K M Abt. 5 v. 1918, 6 4 - 5 0 / 9 - 1 3 (8.239). 41 Telegr. K M Abt. 5, Nr. 8.113, an MilKmden in Zagreb, Budapest, Pozsony, Kassa, Temesvär, Nagyszeben und k.u. L V M ; Hughes an A O K , 13. VII. 1918 - KA, K M Abt. 5 v. 1918, 64-50/9-13. Die Dislozierung der 38. H I D ergab folgendes Bild: Divisionskommando und 76. HIBrigKmdo in Budapest; H I R 23: 1 Baon in Budapest, 1 Baon in Pozsony, je y2 Baon in Szombathely und P£cs; H I R 24: 1 Baon in Budapest, 1 Baon in Miskolcz, 1 Baon in Petrozseny; 75. HIBrigKmdo in Zagreb; H I R 21: im Raum Fiume, Karlovac, Zagreb, hievon 1 Baon in Fiume; H I R 22: im übrigen Raum des MilKmdo Zagreb nach dessen Ermessen. 42 Marschbereit wurde u. a. das IR 128 in Pilsen gestellt. Die IR 4 und 84 blieben in Krakau bzw. in Lemberg und wurden erst Anfang August zur A. i. F. abgeschoben. — Hughestelegr. K M an MilKmdo in Krakau und A O K ; Telegramme an MilKmden in Prag, Leitmeritz, Wien, Graz, Innsbruck, Przemysl und 25. ID in Krakau; schriftl. an Z T L , 13. VII. 1918 — KA, K M Abt. 5 v. 1918, 6 4 - 5 0 / 9 - 1 3 (8.114). 38

Bereitstellungen im Sommer

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Ersuchen um die Abziehung der Felddivisionen aus dem Hinterland gestellt. „Heute, genau nach vier vollen Wochen, ist der erste Transport aus dem Hinterland zur A. i. F. abgerollt 43 . Obwohl letztere dringendst der Verstärkung bedarf, ist sie schon seit fast zwei Wochen um zwei Divisionen (32. I D und 38. H I D ) geschwächt, während derzeit im Hinterland drei Divisionen mehr als bisher (32. ID, 38. H I D , 15 Assistenz-Baone) stehen — in Summe (inkl. des IR 84 in Lemberg) 130 Baone!" Der G O Arz grollte: „Ich kann nicht umhin, Euer Exzellenz mein Erstaunen darüber auszusprechen, daß die Abgabe der K r ä f t e f ü r die A. i. F. so zögernd erfolgte." Die vielen Bataillone seien schließlich in den letzten vier Wochen im Hinterland nicht erforderlich gewesen, dagegen hätten retablierungsbedürftige Truppen an der Front verbleiben müssen 44 . Der G O Arz zeigte umgehend, daß er keine Verzögerung mehr hinzunehmen gedenke. Am selben 15. Juli ordnete der Chef des Generalstabs f ü r den 1. August die Abgabe der zweiten H ä l f t e der 25. I D — IR 4 und 84 — und der 21. SchD, für den 15. August die Abgabe der 32. ID und der 38. H I D an 45 . Der Assistenzen wegen war der Generalstabschef ohnedies schon ins Kreuzfeuer der Kritik geraten. Vom Hinterland — vom ungarischen Reichstag — her: Die Magyaren fühlten sich benachteiligt, zu viele ungarische Verbände seien im Fronteinsatz, nicht zuletzt in der Piave-Schlacht seien sie verblutet, zu wenige seien als Assistenzen f ü r das Hinterland herangezogen worden 4 6 . Kritik von der Front her: Der Generalstabschef der Heeresgruppe Boroevic, G M Ritter von Pitreich, hatte Einwendungen. Kavallerie-Divisionen, „die f ü r den Assistenzdienst im Hinterland besonders geeignet erscheinen mußten", wurden in die ihnen nicht vertrauten Materialschlachten gestellt, „auf der anderen Seite leisteten gut ausgebildete Infanteriedivisionen Dienst im Hinterland" 4 7 . 43

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Ab 12. Juli rollte die 7. ID in Richtung Udine, ab 15. die 39. HID nach Trient, ab 23. die 25. ID über Laibach an die Piave-Front und ab 25. dieses Monats die 40. H I D nach Vittorio. Die Verlegung der 7. ID und der 39. H I D dauerte etwa drei Wochen, die der 25. ID über einen Monat und die der 40. H I D zwölf Tage. - ÖU1K VII. Beilage 24. AO Κ Ch. d. G., Op.Nr. 146.041, an GO Stöger-Steiner, 15. VII. 1918 - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 6 4 - 5 0 / 9 - 1 3 . Ebenda. Zoltan SZENDE, Die Ungarn im Zusammenbruch 1918. Oldenburg i. O. 1931. 18. GM Anton Ritter von PITREICH, Die k. u. k. Piavefront, Teil II: Die Piaveschlacht. 48. In: KA, Kriegswissenschaftliche Manuskripte zum Kriege 1914—1918. Serie Italien, 1/1918/18. Vgl. FIALA, Die letzte Offensive Altösterreichs. 111. Die K D waren — wie bereits erwähnt — allerdings auch zu Fuß formiert und bestanden aus 4 Kav.-Regimentern zu je 2 Halbregimentern, eventuell Sturmformationen, dann 1 ReiterSchwadron und 1 schwachen Art.-Brigade, waren also um 4 bis 5 Baone schwächer als die ID. — Hugo KERCHNAWE, Der Zusammenbruch der öst.-ung. Wehrmacht im Herbst 1918. München 1921. 180. Im Frühjahr 1918 war jedenfalls keine einzige K D ins Hinterland verlegt worden, lediglich

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Der Auflösung entgegen

In diesem Zusammenhang gewann die Frage der „Frontbereitschaft" der Felddivisionen im Hinterland erneut Gewicht. Inwieweit blieben die Divisionen im Hinterland „schlagfertig"? Diese Frage mußte für das A O K von nicht geringer Bedeutung sein. Klagen hatte es bereits gegeben 48 . Wir prüfen die Verhältnisse bei der 7. ID und 21. SchD. Das Divisionskommando der 7. ID — in Niederösterreich, Steiermark und Wien relativ günstig disloziert — zeigte sich noch begrenzt zuversichtlich: „Geist und Stimmung der Truppe sind gut." Es kämen keine Desertionen vor. Eine Beeinflussung der Mannschaften durch bolschewikische oder sonstige sozialistische Ideen werde nirgends konstatiert. Die Berichte über die Heimkehrer seien zwar noch nicht eingelangt. Allerdings: „Die Ausbildungsverhältnisse sind in keiner Station der ID gut." Es gebe wenige Übungsplätze und die vorhandenen seien außerdem mit zu vielen Kulturen versehen. Daher träten die praktischen Übungen in den Hintergrund. Lobenswert sei nur der Sturmkurs in Sollenau auf dem Steinfeld, der Technische Kurs in Klosterneuburg und die Gaskurse beim ID-Kommando in Wien in der Stiftskaserne für die Gasschutz-Unteroffiziere. Besonders ungünstig sei der Ausbildungsstand beim IR 132, das durch überdurchschnittliche Heranziehung zum Assistenzdienst und durch die damit verbundenen Verschiebungen gelitten habe 49 . Viel eindringlicher klagend faßte der Generalstabschef der 21. SchD aus dem galizischen Raum — der Oberstleutnant d. G. Wolf-Schneider —, eben unter dem Druck von laufendem Assistenzdienst und oftmaligen Verschiebungen, zusammen: Von Ende März — seit der Bestimmung als Assistenz — bis Mitte Mai hatte das Kriegsministerium drei Gruppierungen angeordnet. Unter diesen Umständen habe „von einer systematischen Ausbildung — unter diesem Begriff schwebt mir hier in erster Linie die disziplinäre und moralische Ausbildung vor — keine Rede sein" können. „Die Endgruppierung der Division war eine bis auf Halbkompanien herabgehende Zerreißung der Verbände im Räume zwischen Stryj, Mähr. Ostrau einerseits und Rozwadow im San-Weichselwinkel und Zakopane andrerseits." 50 Unter diesen Umständen mußte, wenn man die Verkehrs- und Nachrichtenverhältnisse mit in Betracht ziehe, sich die Einflußnahme der Regiments- und Bataillonskommandanten auf ein Minimum reduzieren. Ein besonderer Auswuchs des Dienstes: die vom Kriegsministerium ver-

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zur Getreiderequisition nach Ungarn Ende Jänner wurden sechs Halbregimenter dirigiert, die jedoch von fünf verschiedenen K D stammten: HR 7 von der 1. K D ; % H R 6 von der 2. K D ; y2 H R 8 von der 3. K D ; % H H R 3 von der 11. H K D ; % Lst.HR 1 von der 10. K D - Evidenzkarte vom 23. I. 1918 - K A , M K S M v. 1918, 2 8 - 1 / 5 . Vgl. II. 15. k. u. k. 7. IDKmdo, zu Op.Nr. 223/1, Beilage 1, 29. VI. 1918 - KA, K M Abt. 5 v. 1918, 7-17/3-15. Bericht Obstlt. d. G. Oskar Wolf-Schneider, 21. SchD, an A O K , o. D. - K A , A O K , Umsturzberichte der k. u. k. Infanteriedivisionen und k.k. Schützendivisionen 1918, Einlageblatt 2 f. zum Fragebogen 0,097.

Bereitstellungen im Sommer

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f ü g t e K o m m a n d i e r u n g ständiger Assistenzen — die unter keiner B e d i n g u n g a b g e l ö s t w e r d e n d u r f t e n — in der S t ä r k e v o n e i n e m U n t e r o f f i z i e r u n d 2 0 M a n n z u d e n B e z i r k s h a u p t m a n n s c h a f t e n in G a l i z i e n . D e r G e n e r a l s t a b s chef k l a g t e : A u f G r u n d dieser K o m m a n d i e r u n g seien „ 3 2 U n t e r o f f i z i e r e u n d 6 4 0 M ä n n e r v o l l k o m m e n d e m militärischen Dienst, der Aufsicht und aber a u d i d e r F ü r s o r g e " e n t z o g e n w o r d e n u n d in d i e G e f a h r d e s „ V e r l o t t e r n s " g e r a t e n . „ A l l e Versuche, d i e s e u n b e g r e i f l i c h e M a ß n a h m e w e n i g s t e n s a b z u s c h w ä chen, scheiterten a n d e m W i d e r s t a n d d e r z i v i l e n B e h ö r d e n . " D i e z u diesen A s s i s t e n z e n k o m m a n d i e r t e n M a n n s c h a f t e n seien b e s t e n f a l l s D i e n s t l e u t e des B e z i r k s h a u p t m a n n e s g e w e s e n , „ w e n n nicht O r d o n n a n z e n des G e n d a r m e r i e wachtmeisters"51. D a b e i sei d e r G e i s t d e r T r u p p e n — so m e i n t e d e r G e n e r a l s t a b s c h e f — nach d e n W i n t e r k ä m p f e n t r o t z schwerer E i n s ä t z e z u f r i e d e n s t e l l e n d g e w e s e n , sei es g e b l i e b e n t r o t z d e r in G a l i z i e n z u g e w i e s e n e n b u n t e n E r s ä t z e z u r S t a n d e s k o m p l e t t i e r u n g 5 2 . „ B e i d e n u n g l a u b l i c h u n t e r w ü h l t e n Z u s t ä n d e n im H i n t e r l a n d , g a n z b e s o n d e r s a b e r in g e w i s s e n R ä u m e n ( M ä h r . O s t r a u , K a r w i n , O s w i ^ c i m , S a n o k , D r o h o b y c z u n d schließlich selbst P r z e m y s l ) w a r durch diese Z e r r e i ß u n g d e r V e r b ä n d e d e n m e p h i t i s c h e n D ü n s t e n dieser A t m o s p h ä r e T ü r u n d F e n s t e r g e ö f f n e t , eine K o n t r o l l e o d e r eine m o r a l i s c h e P r o p h y l a x e w e l cher A r t i m m e r a u s g e s c h l o s s e n . " 5 3 51 52

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Ebenda. Einlageblatt 3. „Das ohnehin stark slavische Aussehen der Division wurde noch slavischer, selbst das deutsche Egerländer Schützenregiment Nr. 6 — Helden von Natur — erhielt einen derart slavischen Einschlag, daß in den Gefechtsständen der Kompanien kaum % bis bestenfalls y3 Egerländer Leute vertreten waren." — Ebenda. Einlageblatt 2. Der Oberstleutnant Wolf-Schneider detaillierte die Einflußzonen der galizischen Hinterlandsatmosphäre für die Motivation der Truppe wie folgt: „Erst der Eisenbahnerstreik in Galizien Mai 1918, dann die Meuterei der polnischen Legionäre in Zurawica, eine ähnliche Affaire in Sambor beim IR 40; die grotesken Verhältnisse der Arbeiter in Mährisch Ostrau, bei denen zu jeder Tageszeit irgend ein Teil in Streik trat; der latente Kriegszustand mit den vornehmlich in Mittelgalizien ihr Unwesen treibenden Heimkehrern, die in regelrechte Diebs- und Räuberbanden organisiert waren und so die Truppen der Division zu ebenso strapaziösen als zeitraubenden Streifungen auf dem flachen Lande zwangen; die durch die polnischen Juden verursachte, ganz unbegründete Teuerung (Lebensmittel gab es in Hülle und Fülle); der von den Juden eingeleitete Einkauf von Montur- und Ausrüstungsstücken aller Art beim armen Mann, der bei der gekürzten Verpflegung einerseits, andrerseits angesichts der in jeder Menge vorhandenen Lebensmittel dem Versucher gar zu leicht erlag (ich muß den Fall erwähnen, daß mir der Justizreferent der Division eines Tages einen Mann in mein Arbeitszimmer brachte, der von einer Patrouille auf der Straße Przemysl—Pikulice splitternackt aufgelesen wurde, er hatte alles für 20 Κ verkauft und diese verfressen); endlich die schon damals deutliche Animosität zwischen Polen und Tschechen . . . das waren so die hervorragendsten Momente, unter denen die Mannschaft lebte, bei dem wie erwähnt beschränkten Einfluß der älteren Offiziere, in erster Linie der Regimentskommandanten, nur zu begreiflich, welche tiefe Spuren diese Eindrücke auf das Gemüt des einfachen Soldaten hinterlassen mußten. Hinzu kam dann, daß ab Mai oder Juni die ,Heimkehrer' mit den Marschformationen in großer Zahl eintrafen. Ein moralisch größtenteils ganz verdorbenes Gemisch, scheinheilig, voll von nebstbei mißverstandenen Irrlehren . . . " — Ebenda. Einlageblatt 3 f.

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Der Auflösung entgegen

Das „Besatzungserfordernis"

des

Kriegsministeriums

Auf diese von den Verhältnissen im Hinterland bereits gezeichneten Truppen hatte nun das AOK Hand gelegt, ihren Abtransport gefordert, die Verzögerung moniert. Die Vorwürfe des AOK an das Kriegsministerium indessen blieben nicht unwidersprochen. Das Kriegsministerium antwortete am 24. Juli. Was es zu sagen hatte, rollte das Problem der Assistenzen nochmals grundsätzlich auf. In technischer Hinsicht habe das Ministerium getan, was möglich gewesen sei54. Aber es gelte zu bedenken, daß sich bei der Ablösung auch schon die ablösende Truppe im Hinterland befinden müsse, denn es sei völlig ausgeschlossen, etwa Wien, Budapest, Prag, das Steinfeld, Mährisch Ostrau oder Pilsen eine Zeitlang ganz ohne Besatzung zu belassen. Das Kriegsministerium gab zu: Durch die Zwischenzeit der Ablösung und durch die Verzögerung] der Zu- und Abinstradierung hätten sich tatsächlich, wenn auch selbstverständlich nur einige Tage lang, 110 Bataillone des Feldheeres im Hinterland befunden 55 . Aber das Kriegsministerium wollte auch festgehalten wissen: Es habe seinerseits nun bereits zusammen 20 Bataillone ohne Ablösung abgestellt56. Hiefür habe es nun 69 rasch zusammengestellte Ständige Assistenzkompanien zur Verfügung, um drei Bataillone weniger, als es abgegeben habe. Nun zur Notwendigkeit des Assistenzeinsatzes: Das Kriegsministerium hatte die bestehenden Gefahren drei Tage zuvor zusammengefaßt. „Die vollkommen unsichere politische Lage in Galizien, Böhmen und in den südslaw. Gegenden, die bestehende und sich noch verschärfende Ernährungskrise, der drohende Eisenbahnerstreik, der die Eisenbahner-Militarisierung erforderlich macht, die Sicherung der Lebensmitteltransporte, der erhöhte Flurschutz, die Maßnahmen gegen die Deserteure und die flüchtigen Kriegsgefangenen, die unsichere Lage anläßlich der bevorstehenden Parlamentseröffnung und der Beratung des Wahlrechtsgesetzes in Ungarn, endlich die in fast allen Bevölkerungsschichten vorherrschende gedrückte und gereizte Stimmung, die 54

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Auf den Vorwurf der Verzögerung beim Abtransport der im Hinterland befindlichen Felddivisionen erklärte das Kriegsministerium: Der Abtransport einer Division aus dem Hinterland zur A . i . F . hänge ab: 1. von dem raschen Eintreffen der ablösenden Truppe; 2. von der Raschheit der Ablösung und der Marschbereitstellung der abzulösenden Truppe; 3. von der Raschheit des Transportes der abgelösten Truppe. Hinsichtlich der Punkte 1 und 3 habe das K M keinen Einfluß. Und was Punkt 2 anbelange: Das Ministerium habe sogar den Antrag genehmigt, daß die Ablösung der 40. HID durch die 38. H I D durchgeführt werde, ohne die Einreihung der X L I . Marschformationen abzuwarten. — K M Abt. 5, Nr. 8.586 res., an Ch. d. G. zur eigenhändigen Eröffnung, 24. VII. 1918 - KA, K M Abt. 5 v. 1918, 6 4 - 5 0 / 9 - 1 3 . Das K M nannte: 7 Infanteriedivisionen — 7., 25. und 32. I D ; 21. SchD; 38., 39. und 40. HID —, das sind 84 Bataillone, ferner 9 selbständige Bataillone — F J B 15, 26, 29; Halbrgt. D R 5; Lst.Bataillone 24, 153, 13/1 und 13/11; Hofburg-Bataillon V/69 — im Hinterland. Außerdem waren schon 17 Assistenzbataillone formiert. — Ebenda. Das K M nannte: die gesamte 39. HID und die halbe 25. ID, ferner das F J B 15 und das Dragoner-Halbrgt. 5. — Ebenda.

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den geeigneten Boden für die Ausbreitung momentan und lokal ausbrechender Unruhen zu dem Versuch eines Umsturzes bilden kann, erfordern es gebieterisch, eine entsprechende militärische K r a f t zur Verfügung zu haben, um allen diesen Verhältnissen gewachsen zu sein." 5 7 D a s Ministerium konzedierte: Allerdings hätten sich im Hinterland in letzter Zeit keine schweren Zwischenfälle ereignet. Aber sie hätten sich deshalb nicht ereignet, weil eben die Truppen dagewesen seien. Wieder fügt sich die vom Ministerium drei T a g e zuvor erfolgte Beurteilung ergänzend ein: „ D a ß bisher des öfteren angekündigte größere Streiks der Arbeiterschaft oder der Eisenbahner nicht in ihrer ganzen Konsequenz und Schärfe durchgeführt worden sind, darf das Kriegsministerium keineswegs veranlassen, die nötigen Machtmittel derlei Verhältnissen gegenüber nicht bereitzustellen, denn es ist fraglos, daß die subversiven Elemente über die Truppenverschiebungen und die jeweilige Stärke der Garnisonen genau orientiert sind und nur auf den günstigen Zeitpunkt warten, um mit Aussicht auf Erfolg losschlagen zu können." 5 8 U n d das Ministerium fügte am 24. hinzu: „Der herrlichste Sieg an der Front nützt uns nichts, wenn im Hinterland der Umsturz erfolgt!" 5 9 D a s Resume: Jede Umsturzbewegung müsse im Keim erstickt werden. D a z u sei es aber nötig, daß ausreichende militärische K r ä f t e an Ort und Stelle wären, die sofort einzugreifen in der Lage seien — „Es ist im Großen dasselbe wie im Kleinen bei der Meuterei eines Truppenkörpers": „Wo sofort und mit aller Energie eingeschritten wurde, blieb die Meuterei ein gewiß sehr bedenklicher und sehr bedauerlicher, aber rasch vorübergegangener Rummel. Anders aber, wo nicht rasch und mit aller Kraft zugegriffen wurde: siehe Judenburg, Rumburg, Pees, gegenüber Radkersburg und K r a g u j e v a c . " 6 0 Zu dieser Zeit — am 24. Juli — standen dem Kriegsministerium 66 Bataillone zur Verfügung. Diese 5V2 Divisionen — so erklärte das Ministerium — " 58 59

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Beilage 1 zu K M Abt. 5, N r . 8.586 res. von 1918, Referat zu AO Κ Op.Nr. 146.247 vom 8. V I I . 1918, 21. V I I . 1918 - K A , K M Abt. 5 v. 1918, 6 4 - 5 0 / 9 - 1 3 . Ebenda. K M Abt. 5, N r . 8.586 res., an Ch. d. G . zur eigenhändigen Eröffnung, 24. V I I . 1918 — K A , K M Abt. 5 v. 1918, 6 4 - 5 0 / 9 - 1 3 . Das Kriegsministerium verwies in diesem Zusammenhang auch auf die Differenziertheit seiner Aufgaben: D a s Ministerium dürfe die Situation „leider" nicht allein vom militärischen Standpunkt aus beurteilen, sondern sei verpflichtet, „die allgemeine Stimmung, die widerwärtigen wirtschaftlichen und die politischen Momente in den Kalkül seiner Erwägungen einzubeziehen". D a s Ministerium resümierte: „Wir sind eben nicht mehr im ersten oder zweiten Kriegsjahr, in dem alle Maßnahmen des Kriegsministeriums lediglich und ausschließlich vom Standpunkte der Forderungen der Armee im Felde beurteilt werden konnten." D a s Kriegsministerium warb um Verständnis: Eine gemeinsame, ruhige und sachliche Abwägung dessen, was die Armee im Felde an Truppenkraft zweifellos nicht entbehren könne und was das Hinterland als Minimum besitzen müsse, werde gewiß zu dem beiderseits gewünschten übereinstimmenden Ausgleich führen, „der allein im Interesse der großen Sache liegt und frei von jeder Einseitigkeit ihr allein nützlich sein kann". — Ebenda.

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Der Auflösung entgegen

bildeten das unbedingt einzuhaltende „Besatzungserfordernis". Galizien mit Mährisch Ostrau brauche 1 Va Divisionen, Böhmen 3 /i, Niederösterreich und die Steiermark zusammen 1 Division, Ungarn mit Kroatien und Slawonien 2 Divisionen; hiezu kämen noch einzelne Garnisonen wie Brünn, Laibach und Steyr. Um den Bedürfnissen der Front zu entsprechen, wollte das Ministerium äußerstes Entgegenkommen gewähren: „Das Kriegsministerium ist jederzeit bereit, sofort und selbst bataillonsweise weitere Truppen in jener Zahl an die Armee im Felde zurückzugeben, als es in der Lage ist, ihren Ersatz durch neuaufgestellte Assistenzbataillone zu verfügen!" 61 Die Sorgen des Ministeriums um die Truppenstärken im Hinterland und seine schwierige Stellung gegenüber dem AOK aber hielten an. Nach den Truppenverschiebungen in der zweiten Julihälfte verblieben in der ersten Augusthälfte von der Armee im Felde nur mehr 30 Bataillone im Hinterland. Die als Ersatz vorgesehenen Hinterlands-Assistenzbataillone — zunächst nur Kompanien — waren erst in Formierung bzw. im Ausbau begriffen 62 . Das Kriegsministerium legte dem AOK in diesem Zusammenhang nahe: einerseits die in Retablierung befindlichen Truppen dem Ministerium für Assistenzzwecke zur Verfügung zu stellen, anderseits die noch im Hinterland befindlichen Feldtruppen nur sukzessive, nach Maßgabe des Ausbaues der HinterlandsAssistenzbataillone, abzuziehen 63 . Der GO von Arz hatte am 15. Juli die Abgabe der 32. ID und der 38. H I D an die Front für den 15. August angeordnet 64 . Das Kriegsministerium sträubte sich nochmals dagegen — von der Zahl und von der Sache her. Das Kriegsminsterium habe eben am 24. Juli 66 Assistenzbataillone als Mini61 62

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Ebenda. Am 3. August hatte das AOK die noch im Hinterland befindliche halbe 25. ID — IR 4 und 84 — zum Abtransport zur A. i. F. bestimmt. Das IR 84 war im Gebiet des 4. GenKmdo (Lemberg) disloziert und unterstand in allen Agenden diesem Kommando, das wiederum dem AOK unterstellt war. — KM Abt. 5, Nr. 4.595 res., im Einvernehmen mit dem k.k. MfLV, dem k.u. LVM und dem AOK, 20. VI. 1918 - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 6 4 - 6 6 / 3 ; K M Erl. Abt. 5, Nr. 9.200/1 und Gehorsamstes Referat zu diesem Erlaß, 3. VIII. 1918 — KA, MKSM v. 1918,69-4/21 - 3 . Vom 12. August bis zum 1. September rollte die 21. SchD in 38 Zügen von Lemberg und Przemysl nach Cordignano. — ÖU1K VII. Beilage 24. Das Kriegsministerium blieb in der Rolle des Warners: Das Streben des AOK, die operative Armee nach den namhaften Verlusten und eventuellen Abgaben auf andere Kriegsschauplätze durch Heranziehung aller Kräfte zu stärken, sei verständlich. Doch seien die Folgen zu bedenken: „Die gegenwärtig herrschende verhältnismäßige Ruhe", ließ sich das Ministerium einmal mehr vernehmen, „ist eben der Anwesenheit starker Assistenzkontingente zu danken." — KM Gehorsamstes Referat zu Erl. Abt. 5, Nr. 9.200/1, 3. VIII. 1918 — KA, M K S M v. 1918, 6 9 - 4 / 2 1 - 3 . Zur Frage des Verlegens auf „andere Kriegsschauplätze" bleibt zu vermerken: Ende August sollten die damals noch im Inneren des Reiches als Besatzungstruppen fungierenden 22Baone von der A. i. F. nach Deutschland marschbereit gemacht werden. Im September wurde dann die 106. Lst.ID vom MGG Lublin an die Westfront verschoben. — ÖU1K VII. 466 f. AOK Ch. d. G., Op.Nr. 146.041, an GO Stöger-Steiner, 15. VII. 1918 - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 6 4 - 5 0 / 9 - 1 3 .

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mum f ü r das Hinterland bezeichnet. Tatsächlich aber seien schon seit Anfang August nur mehr 50 Bataillone — Feldtruppen und Ständige Assistenzbataillone — verfügbar. Eine weitere Schwächung sei unter keinen Umständen zu verantworten. Diese Überlegung führte nochmals zu einer Zusammenfassung der Argumente von der Sache her. Das Kriegsministerium sah im Spätsommer eine Lawine von Assistenzanforderungen auf sich zukommen. Die Ernährungskrise sei allgemein und zunächst zu nennen, und sie sei noch lange nicht behoben. Es gebe fast täglich lokale Streiks. Aber hinzu komme eine ganze Reihe weiterer Gefahrenherde: 1. Die bevorstehende Entscheidung in der südslawischen und in der polnischen Frage — wie immer sie ausfalle, so könne mindestens ein Teil der Bevölkerung nicht befriedigt werden, das werde Ursache für neue Unruhen sein. 2. Die konstante Verschlechterung der politischen Lage in Böhmen — die überwiegende Mehrheit der tschechischen Zeitungen versuche bereits offenkundig hochverräterische Artikel zu lancieren. Aber auch im deutschen Teil der Monarchie sei gedrückte Stimmung und Erbitterung wahrnehmbar. 3. Die Folgen ungenügender Assistenzen bei einem etwaigen Eisenbahnerstreik seien ganz unabsehbar. 4. Bei den Ersatzkörpern sei derzeit noch der größte Teil der Heimkehrer beurlaubt. Der kritische Moment trete erst bei der Einreihung in die Marschformationen und beim Abtransport ein. 5. Das Deserteursunwesen nehme in erschreckendem Maße zu. Die einzig wirksamen Mittel blieben Streifungen; größere Streifungen könnten schon derzeit mangels Truppen kaum durchgeführt werden. 6. Die Zustände bei der Kohlengewinnung trieben zur Krise; ein dadurch hervorgerufener Stillstand der Industrie und Kohlenmangel in der Bevölkerung machten Unruhen wahrscheinlich. 7. Die Militärkommanden könnten verschiedene Assistenzbeistellungen von Ersatzkörpern und Wachformationen wegen Mannschaftsmangel nicht mehr leisten. So mußte ζ. B. bei Viehrequisitionen für die Armee schon auf Ständige Assistenzbataillone gegriffen werden. 8. Mit sonstigen lokalen Assistenzkompanien sei nicht zu rechnen. Derzeit stünden in der ganzen Monarchie einschließlich Landwehr und Honved nur mehr 75 Kompanien zur Verfügung 6 5 , und diese rekrutierten sich zum Großteil aus Heimkehrern — seien „daher meist unbrauchbar" 6 6 . Am 5. September sorgten nur mehr 21 Bataillone des Feldheeres und 39 Ständige Assistenzbataillone für Sicherheit im Hinterland der Donaumonarchie 67 . Am 24. Juli hatte das Kriegsministerium als Minimalbesatzung

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ββ

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Ab 12. VIII. waren bei den Ersatzkörpern des Heeres, der Landwehr und der Honved 75 verwendungsfähige und 28% eventuell zu verwendende Assistenzkompanien mit 7 Wochen Ausbildung vorhanden. - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 1 - 1 0 / 4 6 . Hughestelegr. KM Abt. 5, Nr. 9.641 res., an AOK, 15. VIII. 1918, 11,05 h - KA, K M Abt. 5 v. 1918, 1 - 4 5 / 5 . Als Beispiel für die Verhältnisse bei den Feldtruppen im Hinterland kann auch der Bericht des Kommandos der 32. ID herangezogen werden. — k. u. k. 32. IDKmdo, Op.Nr. 816/2,

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Der Auflösung entgegen

6 6 Bataillone genannt. D a s Kriegsministerium meldete nun d a z u ein Mehrerfordernis v o n vier Bataillonen an. Inzwischen seien erhöhte Anforderungen eingetreten: gesicherte Einbringung der Getreide- und Kartoffelernte, B e k ä m p f u n g des Schleichhandels, Sicherung v o n Lebensmitteltransporten und Eind ä m m u n g v o n Bahnberaubungen, Streifungen w e g e n Deserteurunwesens, Wiederaufleben v o n größeren Streikbewegungen — in W i t k o w i t z und Pilsen — und U n r u h e bei den Eisenbahnern. D e r Erfordernis-Aufstellung des Kriegsministeriums nach fehlten damit am 5. September im Hinterland) 10 Bataillone. Z w a r k o n n t e die Zuziehung der l . K D teilweise ausgleichend wirken 6 8 . Insgesamt standen Ende des Sommers v o m Feldheer 2 0 V2 Bataillone und 9 Halbregimenter als Assistenzen im H i n t e r l a n d zur Verfügung 6 9 .

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Schlagfertigkeitsbericht an das KM, Wien, Stiftskaserne, 16. VIII. 1918 - Κ Α , Κ Μ Abt.5 v. 1918, 7 - 1 7 / 3 - 6 (9.751): Der physische Zustand der Division war Mitte August vom Divisionskommando als „befriedigend" angesehen worden. Nach der Verlegung ins Hinterland war anfangs über die stark reduzierte Verpfiegsration, besonders an Brot, geklagt worden. Das wurde gerade von den starken Brotessern Südungarns, aus welchen Gegenden sich der Großteil der Truppen ergänzte — Ergänzungsbezirke Zombor, Szabadka und Petrovaradin — als hart empfunden. Daraufhin wurden Nahrungsmittel aus Ungarn herangeschafft; dennoch blieb die Verpflegslage — vor allem im Militärkommandobereich Graz — weiterhin unzureichend. Der „moralische Zustand" wurde bei jenen Mannschaften, die mit den Regimentern von der Front ins Hinterland gekommen waren, als „sehr günstig" bezeichnet. Es wurden auch kurze Verwandtenbesuche gestattet, bei denen die Möglichkeit der Beschaffung von Nahrungsmitteln gegeben war. Hingegen galten die Mannschaften der letzten Marschformationen „moralisch" nicht mehr als gefestigt: Es waren zum Teil auch Heimkehrer darunter, bei denen schon vor dem Abmarsch zum Regiment, aber auch während der Fahrt und selbst noch nach dem Eintreffen beim Regiment „Desertionen in ziemlich bedeutendem Maße" vorgekommen waren. Die Division zeigte sich bemüht, die Ausbildung voranzutreiben: In diesem Bereich allerdings gab es bedeutende Schwierigkeiten und Verzögerungen, da die XL., XLI. und XLII. Marschformationen in der Ausbildung weit zurücklagen — eine Folge vieler Assistenzleistungen und Wachdienste. Dazu kam ein empfindlicher Mangel an Baons- und aktiven Kompanie-Kommandanten. An Kursen für Spezialausbildung war ein Sturmkurs, eine Unteroffiziers-Schule, ein MG-Kurs, eine Telephon- und Signal-Schule, ein Kurs für die Bedienung von Inf.-Geschützen und Nahkampfmitteln und ein GasschutzdienstKurs eingerichtet. Mängel in der Ausbildung der Truppe meldete auch die ebenfalls abzuziehende 38. H I D : Die Ausbildung sei auf Grund der Verlegungen, der dadurch bedingten Neueinrichtung von Übungsplätzen, durch Streifungen, Assistenzen und die am 16. August angeordnete Marschbereitschaft um rund drei Wochen verkürzt worden. — 38.HIDKmdo, Op.Nr. 1.503,anXIII. KK, Feldpost 290, 6. IX. 1918 - HIL, I. Vilaghäborü, 38. HID 1918, fasc. 1.221, 1.169 bis 1.173. Skizze und Legende über die Situation der Assistenztruppen im Hinterlande am 5. IX. 1918 — KA, KM Abt. 5 v. 1918, 1 — 10/61. Ein Teil des Passivstandes wurde bis zum21. September aus den Reihen der A. i. F. ergänzt, und zwar durch die 1. KD mit den HR 5, 7,12 und 14 sowie dem Sturm-Halbregiment. Die 1. KD war ein vorwiegend magyarischer Verband. HR 5: 86% Magyaren, 8% Slowaken, 4% Deutsche, 1% Rumänen, je 0,5% Polen und Serben; HR 7: 94% Magyaren, 4% Deutsche, 2% Slowaken; HR 12: 81,5% Magyaren, 15% Slowaken, 2,5% Deutsche, 1% Ruthenen; HR 14: 83,5% Magyaren, 11,5% Slowaken, je 1 % Deutsche, Tschechen, Polen, Ruthenen, Rumänen — alle: KA, Farbentabellen 1918. Vgl. Karte 10.

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Die Formierung der Ständigen

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Assistenzbataillone

Die neuen Bataillone wurden bereits erwähnt. Das AOK hatte den Antrag zu ihrer Aufstellung gestellt: Am 26. Mai hatte das AOK im Einvernehmen mit dem Chef des Ersatzwesens das Kriegsministerium ersucht, bei den aus verläßlicher Mannschaft bestehenden Ersatzbataillonen für den Bedarf des Hinterlands eigene „Garnisonsbaone" zu bilden 70 . Der Chef des Generalstabs wollte damit Reserven schaffen. Freilich hatte er dabei eines besonders im Auge: Die Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung im Innern der Monarchie sollte von der Beistellung von Assistenztruppen des Feldheeres möglichst unabhängig gemacht werden 7 1 . Am 7. Juni w a r vom Kriegsministerium die Aufstellung von „Assistenzbataillonen" aus den bei den Ersatzkörpern der Infanterie und der Jägertruppe befindlichen wiedergenesenen Mannschaften befohlen worden. Mit Ausnahme der Militärkommandobereiche Przemysl, Sarajevo und Zara sollten in allen übrigen Bereichen insgesamt 37 Bataillone, 6 Halbbataillone und 1 Kompanie aufgestellt werden. Die Assistenzbataillone hatten über die Militärkommanden ausschließlich dem Kriegsministerium zu unterstehen. Energische Offiziere sollten sie führen. Verläßliche Mannschaften, frontdiensttaugliche und vollausgebildete Wiedergenesene und Rekonvaleszente, jedenfalls geeignet für den Assistenzeinsatz, hatten den Bestand dieser Bataillone zu bilden. Die Ausrüstung sollte feldmäßig sein, einschließlich Maschinengewehren 72 . Die Ausrichtung in der Haltung der Assistenzbataillone wollte man sich besonders angelegen sein lassen. Das Kriegsministerium zeichnete die Leitlinien vor: „Auf die Festigung der Disziplin und des Vertrauens der Leute zu ihrem Vorgesetzten muß von den Offizieren ohne Nörgelei, mit viel Geduld und Wohlwollen, jedoch unermüdlich individuell hingearbeitet werden. Die Leute müssen über die feindliche Propaganda in unserer Monarchie und ihre Erscheinungen stets aufgeklärt werden." Und „Alle Leute müssen das Gefühl haben, einer Elitetruppe des Hinterlandes anzugehören" 7 3 . 70

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Dechiffrierte Depesche, geheim! AOK Ch. d. G„ Op.Nr. 106.939, an K M Abt. 5 und Ch. d. EW 26. V. 1918, 21,45 h - K A , Ch. d. EW 1918, 4 9 - 1 3 / 1 - 6 . Telegr. Α , Ο Κ GO Arz, Op.Nr. 143.358, an K M , 28. V. 1918 - K A , K M Abt. 5 v. 1918 1 - 3 / 5 6 (6.044). Erl. K M Abt. 10, Nr. 153.700 (gilt im Einvernehmen mit dem k.k. M f L V auch für die k.k. Landwehr und den k. k. Landsturm), ergeht direkt an alle Ersatzkörper der Infanterie und Jägertruppe des Heeres und der k.k. Ldw., an alle MilKmden (in Österreich auch an deren Landwehrgruppen), ferner zur Kenntnis an M K S M , AOK Ch. d. G., Ch. d. EW, k.k. M f L V , k.u. LVM, Genlnsp. der Fußtruppen, FML Zahradnicek, G M von Däni, Präsidialbureau, 1., 2/W., 3., 3/R., 4/G., 5., 7., 10., 10/KW., 11., 12., 13. und 15/B. Abt. des K M , ambulante Kommissionen des K M und des K A , Wien 7. VI. 1918 — K A , M K S M v. 1918, 28 — 1/6. Die Assistenzbataillone sollten die Nummer des Inf.(Sch.)-Rgt. jenes Ersatzkörpers führen, bei welchem sie aufgestellt würden, ζ. B. „k. u. k. Assistenzbataillon IR 1". Ihre Sollstärke: 1 Stabsoffizier, 25 Oberoffiziere, Fähnriche und höhere Unteroffiziere, 584 Mann, d. h. 4 Komp. ä 4 Züge und je 1 MG-Zug. K M Abt. 5, Nr. 6.502, an alle MilKmden und zur Kenntnis an M f L V , k.u. LVM, M G G Lublin und Belgrad und AOK, 12. VI. 1918 - K A , M f L V 1918, Präs. 22, Nr. 18.933/11.

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Der Auflösung entgegen

Die Erwartungen waren damit nicht gering angesetzt. Die Formierung der Assistenzbataillone ging jedoch auf Grund des Mangels an geeigneten Mannschaften nicht ohne Verzögerungen vor sich. 161 Kompanien hätten bis zum 25. Juni aufgestellt werden sollen — nur 35 Kompanien waren verwendungsbereit. Mit 8 Kompanien waren die im Militärkommandobereich Wien dislozierten Ersatzkörper sowohl absolut als auch relativ am weitesten gelangt. Ganz versagt hatten die Ersatzkörper in den Militärkommandobereichen Krakau, Lemberg und Zagreb. Graz meldete 5 Kompanien verwendungsbereit, Budapest 4 V2, Pozsony meldete 2 V2 Kompanien, ebenso Kassa, Temesvär 1 V2, Prag 5 V2, Leitmeritz 2 V2, Nagyszeben 1 und Innsbruck 2 Kompanien. Das Kriegsministerium mahnte 74 . Am 10. Juli waren 64 3A Kompanien aufgestellt 75 , am 25. Juli 75 V276. In den sechs Honved-Distrikten Budapest, Szeged, Kassa, Pozsony, Kolozsvar und Zagreb hätte bei den Honved-Ersatzkörpern je ein Bataillon an mobilen Assistenztruppen formiert werden sollen. Am 12. Juli standen noch nicht einmal drei Bataillone zur Verfügung 77 . Zur selben Zeit hatten die Ersatzbataillone des Heeres in Ungarn und Kroatien statt 13 erst vier Bataillone aufgestellt 78 . Die Sogwirkung des Feldheeres beeinträchtigte den Aufbau der Assistenzbataillone sichtlich stark. Die Ersatzeinheiten klagten: Da alle bereits ausgebildeten Mannschaften mit den XLI. und XLII. Marschformationen in die Armeebereiche abrollten, sei die Aufstellung der Assistenzbataillone gehemmt. Dennoch wurden die in Aufstellung begriffenen neuen Assistenzformationen bereits laufend von den Ersatzkörpern abgezogen — denn das AOK griff weiter auf die Feldtruppen im Hinterland. Und diese Feldtruppen sollten — wie sie abgingen — ersetzt werden. In der zweiten Julihälfte war die halbe 25. ID marschbereit gestellt worden. An Stelle dieser Truppen wurden neu aufgestellte Assistenzformationen geschoben — wenn audi zunächst noch kompanieweise: so nach Pilsen 2 Kompanien bh. IR 2, 2 Kompanien IR 60, 2 Kompanien IR 92 und 2 Kompanien KSchR I; nach Leitmeritz Assistenzformationen des dortigen Militärkommandos nach dessen Ermessen; nach Brünn 2 Kompanien IR 84. Immerhin erfolgten die Verschiebungen sichtlich unter Berücksichtigung der Nationalitätenfrage: In tschechisches Gebiet wurden vorwiegend deutsche, magyarische und bosnische Einheiten verlegt 79 . ' 4 K M Abt. 10, Nr. 158.888 res., an AOK Ch. d. G., Ch. d. EW, alle MilKmden, k.k. M f L V , 23. VI. 1918 - K A , K M Abt. 10 v. 1918, 2 - 1 / 2 8 . ' 5 K M Abt. 10, Nr. 205.688 res., 10. VII. 1918 - K A , K M Abt. 10 v. 1918, 2 - 1 / 3 0 . " K M Abt. 10, Nr. 209.888 res., 25. VII. 1918 - K A , K M Abt. 10 v. 1918, 2 - 1 / 4 3 . " HM, 17.091 szäm, an K M , 12. VII. 1918 - K A , K M Abt. 5 v. 1918, 6 4 - 5 0 / 9 - 1 3 . Es waren aufgestellt: 1 Baon im Distrikt Szeged, 2 Kompanien und 2 MG-Züge in Kassa, 1 y2 Kompanien und MG-Züge in Pozsony, 2 Kompanien und 4 MG-Züge in Kolozsvar 78 Ebenda. und 2 Kompanien in Zagreb. " Assistenzbaon bh. IR 2: 90% Serben und Kroaten — Banjaluka; Assistenzbaon IR 60: 88% Magyaren — Eger (in Ungarn); Assistenzbaon IR 92: 82% Deutsche — Komotau;

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D a ß dieser G e d a n k e selbst f ü r die nun stärkemäßig sehr k n a p p werdenden Verhältnisse gültig blieb, beweist die ebenfalls im Juli aus dem M i l i t ä r k o m mandobereich Pozsony befohlene Verlegung in den galizischen R a u m . N a c h K r a k a u w u r d e das beim E r s a t z k ö r p e r bh. I R 4 formierte Assistenz-Halbbataillon sowie *V4 K o m p a n i e n v o m I R 26 — vorwiegend Bosnier, Magyaren und Deutsche — befohlen 8 0 . N u r im deutschsprachigen Bereich f a n d m a n das Prinzip teilweise durchbrochen. Das zeigen die im selben M o n a t vorgenommenen Verlegungen in der Steiermark. Das Assistenzbataillon I R 27 — vorläufig 1 l h K o m p a n i e n — u n d das Assistenzbataillon SchR 3 — vorläufig ebenfalls 1 V2 K o m p a n i e n — bekamen als S t a n d o r t G r a z zugewiesen, das Assistenzbataillon I R 47 — vorläufig 2 K o m p a n i e n — M a r b u r g . Allerdings w u r d e das Assistenz-Halbbataillon bh. JgB 2 über J u d e n b u r g f ü r Knittelfeld und Fohnsdorf vorgesehen 8 1 . A n f a n g August gab es f ü r die F e l d t r u p p e n im H i n t e r l a n d erneuten A d e r laß. D a s A O K h a t t e den A b t r a n s p o r t der Regimenter 4 u n d 84 der 25. I D u n d der gesamten 21. SchD zum Feldheer befohlen. In die von F e l d t r u p p e n sich leerenden R ä u m e schob das Kriegsministerium die frisch aufgestellten K o m p a n i e n der noch unfertigen Assistenzbataillone nach. Die neuen Assistenzbesatzungen ergaben freilich ein b u n t zusammengewürfeltes Bild. So k a m e n im Militärkommandobereich K r a k a u unter anderem 8 V2 K o m p a n i e n der Assistenzbataillone I R 49, 27, 47, 76 u n d bh. JgB 1 nach Mährisch O s t r a u u n d 7 K o m p a n i e n der Assistenzbataillone I R 1 und 93, SchR 9 u n d 15 nach K r a k a u selbst. Im Militärkommandobereich Lemberg w u r d e die S t a d t Lemberg durch das Assistenzbataillon I R 41 mit 2 V4 K o m p a n i e n u n d das Assistenzbataillon SchR 3 mit 1 3 /i K o m p a n i e n abgesichert. I n Lemberg w u r d e damit das IR 84 von nicht mehr als 4 Assistenzkompanien abgelöst. D i e Bilanz f ü r die drei galizischen Militärkommandobereiche: In Galizien und Mährisch O s t r a u w u r d e n in der ersten H ä l f t e August 6 Feldregimenter mit zusammen 72 Feldkompanien durch 30 V2 Assistenzkompanien ersetzt 8 2 .

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Assistenzbaon KSchR I: 75% Deutsche, 10% Polen — Trient; Assistenzbaon IR 84: 75% Deutsche, 20% Italiener — Wien — alle: Nationalität und Ergänzungszuständigkeit der Assistenzbataillone, 21. IX. 1918 - KA, MKSM v. 1918, 6 9 - 4 / 2 1 - 5 . Zur Frage der Verlegung: Hughestelegr. KM Abt. 5, Nr. 8.114, an MilKmdo Krakau und AOK; Telegramme an MilKmden in Prag, Leitmeritz, Wien, Graz, Innsbruck, Przemysl und 25. ID in Krakau, 13. VII. 1918 - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 6 4 - 5 0 / 9 - 1 3 . Assistenzbaon bh. IR 4: 53% Serben, 40% Kroaten — Mostar; Assistenzbaon IR 26: 52% Magyaren, 40% Deutsche — Esztergom. — beide: Nationalität und Ergänzungszuständigkeit, 21. IX. 1918 - KA, M K S M v. 1918, 6 9 - 4 / 2 1 - 5 ; Telegr. MilKmdo Pozsony, Präs.Nr. 955/gfa., an KM, 15. VII. 1918 - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 1 - 3 / 4 - 8 1 . Assistenzbaon IR 27: 75% Deutsche — Graz; Assistenzbaon SchR 3: 82% Deutsche, 8% Polen — Graz; Assistenzbaon IR 47: 72% Deutsche, 20% Slowenen — Marburg. — alle: Nationalität und Ergänzungszuständigkeit, 21. IX. 1918 — KA, MKSM v. 1918,69—4/ 2 1 - 5 . Zur Verlegung: Telegr. MilKmdo Graz, Präs.Nr. 20.426/c, an KM, 19. VII. 1918 KA, KM Abt. 5 v. 1918, 1 - 3 / 4 - 8 1 . KM Abt. 5, Nr. 9.200/1, an alle MilKmden, AOK, MKSM, 3. VIII. 1918 - KA, M K S M v. 1918, 6 9 - 4 / 2 1 - 3 .

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Der Auflösung entgegen

Besonders die Entwicklung in Galizien bewies, daß der Abzug der Feldformationen durch die Zuführung der neuen Einheiten nicht ausgeglichen zu werden vermochte. Freilich blieb die Erwartung — und das Kriegsministerium drängte in dieser Richtung —, daß die Assistenzbataillone rasch ausgebaut werden würden. Die abgestellten Kompanien sollten sich zu vollen Bataillonen entwickeln. Die aufstellenden Militärkommanden hatten Auftrag, ununterbrochen Ergänzungen zuzuschieben83. Aber auch eine Gesamtbilanz vom 20. August zeigte noch nicht die den seinerzeitigen Weisungen entsprechenden Ergebnisse. Zu diesem Zeitpunkt waren 116 i h Kompanien aufgestellt 84 . Nun öffnete das Kriegsministerium eine letzte Möglichkeit — sie ging bereits eindeutig auf Kosten der Front: Um die Aufstellung der Ständigen Assistenzbataillone zu beschleunigen, sollten Mannschaften, die für diese Assistenzformationen in Betracht kamen, nicht in die Marschformationen eingeteilt werden 85 . Bis Mitte September schnellte die Zahl der für die Assistenzbataillone aufgestellten Kompanien dann in der Tat nach oben. In Böhmen waren 33 Ständige Assistenzkompanien stationiert, in Mähren und Schlesien 21, in Galizien 43, in den Alpenländern 7, in Ungarn 70, in Siebenbürgen 12 und in Kroatien-Slawonien 22. Damit waren insgesamt 208 Kompanien bereitgestellt86. 83

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85 86

Ebenda; k.k. MfLV, Präs.Nr. 24.566/11, in Ergänzung des KM-Erlasses Abt. 5, Nr. 9.200/1, 9. VIII. 1918 - KA, M K S M v. 1918, 6 9 - 4 / 2 1 - 3 ad I. Die Ergänzungen sollten den Assistenzformationen sogar zugsweise zugeführt werden, je Kompanie sollte auch ein HMGZug leihweise nachgeschoben werden. Das AOK wollte — mit etwas Zweckoptimismus — die Entwicklung der Assistenzbataillone in einem günstigen Licht sehen: „Da alle Truppen der 38. HID und 32. ID bei der A. i. F. äußerst dringend benötigt werden und die Aufstellung der Assistenzformationen so günstig fortschreitet. . . , daß nach Ansicht des AOK das Auslangen mit diesen Assistenzformationen im Hinterland gefunden werden kann, wird ersucht, an die Transporte der 76. HIBrig. bzw. des 38. HIDKmdo die 75. HIBrig. und an diese die 32. ID anzuschließen . . . " - Telegr. AOK Ch. d. G., Op.Nr. 145.282, an KM, 18. VIII. 1918, 17,45 h KA, KM Abt. 5 v. 1918, 1 - 9 / 2 4 (9.942). Übersicht über die ständigen Assistenzbaone (-kompanien); aufgestellte Kompanien am 20. VIII. 1918, MilKmdo-Bereiche, Ersatzkörper, Standorte, MG-Züge . . . - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 1 - 3 / 4 - 7 7 . KM Abt. 10, Nr. 218.000 res., 23. VIII. 1918 - KA, M K S M v. 1918, 69-4/29. Situation der Assistenztruppen im Hinterland mit 15. IX. 1918 (Skizze) — KA, KM Abt. 5 v. 1918, 1 — 10/61; vgl. dazu Karte 10. Folgende Orte waren durch Formationen der neuen Assistenzbataillone belegt: in Böhmen: Kladno 3 Komp. IR 2; Pilsen 4 Komp. IR 48, 3 Komp. IR 68, je 2 Komp. bh. IR 2, IR 60, IR 92 und KSchR I; Prag 2 Komp. IR 73; Jicin 3 Komp. IR 90; Kuttenberg 2 Komp. IR 60; Reichenberg 2 Komp. FJB 9; Leitmeritz 4 Komp. IR 42; Komotau 2 Komp. IR 92; in Mähren: Mährisch Ostrau und Umgebung Assistenzbaone der IR 27, 47, 49, je 1 Komp. IR 84 und bh. JgB 1; Brünn 3 Komp. IR 84; in Galizien: Krakau Assistenzbaone IR 1, SchR 9, SchR 15, 3 Komp. IR 93; Zywiec 1 Komp. IR 101; Nowy S^cz 3 Komp. IR 101; Tarnow 1 Komp. SchR 6; Rzeszöw 3 Komp. SchR 6; Tarnobrzeg und Umgebung Assistenzbaon SchR 1; Przemysl Assistenzbaon IR 14; Sambor und Sanok je 1 Komp. IR 46; Drohobycz 2 Komp. IR 46; Lemberg Assistenzbaone SchR 3 (1/2) und IR 41; Stanislau 2 Komp. SchR 3;

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2 . SCHWELENDER ZIVILER W I D E R S T A N D — GEFORDERTE ASSISTENZEN

Polska Organizacja Wojskowa in Galizien — Streiks in Ungarn Raum Krakau; Budapest, Vrdnik, Marosujvar, Nyitrabanya, Turoczszentmarton Die Streikbewegung im Sommer 1918 erreichte bei weitem nicht jene Ausmaße wie die Ausstände im Winter und Frühjahr. Eine der entscheidenden Ursachen war weggefallen: Mit dem Beginn der neuen Ernte konnten die ärgsten Versorgungsengpässe überwunden werden 1 . Als gefährlicher für die Sicherheit des Hinterlandes wurde nun zunehmend die nationalpolitische Lage in den einzelnen Kronländern eingeschätzt, besonders in Böhmen, in Galizien und in den südlichen Gebieten der Monarchie. Bei den Militärbehörden begann man mit der Möglichkeit überraschend einsetzender Umsturzbewegungen zu rechnen 2 . Ein relativ heftiges abermaliges Aufflammen der Streikbewegung gab es freilich noch: gegen Ende des Sommers, und zwar besonders in den österreichischen Kronländern. Und auch dort war es die Lebensmittelkrise, die den geeigneten Nährboden für spontan einsetzende Unruhen bildete 3 . Eine besondere Lage war im polnischen Bereich gegeben. Die Behörden fanden sich verstärkten Bemühungen um die Rahmenaufstellung eines polnischen Heeres konfrontiert. Ein Instrument der nationalen Bewegung auch in Galizien war demgemäß die P O W — Polska Organizacja Wojskowa, die Polnische Militärorganisation. Ihr politisches Ziel war Gesamtpolen. Die Organisation rekrutierte sich nun im letzten Kriegsjahr vor allem, aber nicht ohne in den Ostalpenländern: Steyr Assistenzbaon T K J R 3; Judenburg und Fohnsdorf je 1 Komp. bh. JgB 2; Bruck a. d. Leitha 1 Komp. IR 91; in Ungarn: Gyfir 3 Komp. bh. IR 4; Körmend 3 Komp. IR 19; Budapest Assistenzbaone IR 32, IR 38 und bh. IR 3; Pees 2 Komp. bh. JgB 7; Zombor Assistenzbaon IR 23; Kassa Assistenzbaon IR 34; in Siebenbürgen: Besztercze 2 Komp. IR 82; Szaszväros 2 Komp. IR 82; in Kroatien-Slawonien: Zagreb 3 Komp. IR 53; Karlovac 2 Komp. IR 96; Mitrovica 2 Komp. KSchR I ; im Anrollen in den Raum südlich von Petrovaradin Assistenzbaone IR 26, IR 65, 3 Komp. IR 91. Die angeführten Assistenzformationen stammten alle vom k. u. k. Heer bzw. von der k.k. Landwehr; daneben gab es auch Assistenzbaone der k.u. Honved: vom HIR 5 in Fiume; H I R 6 in Szabadka; HIR 8 in Lugos; HIR 9 in Kassa; HIR 10 in Miskolcz; HIR 13 in Pozsony, Preßburg; H I R 15 in Trencsen und Leva; H I R 21 in Petrozseny; HIR 23 in Nagyszeben; HIR 29 in Budapest; HIR 25 (1 Komp.) in Zagreb; in Budapest gab es außerdem noch 5 Komp. von den Honved-Kursen und 9 Komp. vom Honved-Lehrregiment. 1

2 3

Vgl. LANDWEHR, Hunger. 242 f.; Darstellung der materiellen Lage der Armee im Felde, k. u. k. AOK Ch. d. G., Qu.Nr. 119.083, geheim, 18. VIII. 1918 - KA, M K S M v. 1918, 2 5 - 1 / 9 , Big. 1, 5 f. KMPräs.Nr. 34.327/5. Abt.,an M K S M , 21. I X . 1918 - KA, M K S M v. 1918, 6 9 - 4 / 2 1 - 5 . Darstellung der materiellen Lage, Big. 1, 6.

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Der Auflösung entgegen

interne Differenzen, aus der von den Zentralmächten aufgelösten Polnischen Legion4. Da und dort gewährten Verhaftungen und Konfidentenmeldungen tieferen Einblick: Am 30. Juni wurde ein Hochschüler, Sigismund Burchard, an der Grenze in Granica angehalten und visitiert. Er trug Skizzen verschiedener militärischer Objekte bei sich, die auch Telephon- und Telegraphenverbindungen enthielten, weiters Angaben über Standort, Stärke und Nationalität der Wachen. Auch Anleitungen für Überfälle waren beigeschlossen. Namenslisten und Notizen wurden vorgefunden, die auf die Zugehörigkeit zur POW und zu einer revolutionären Nachrichtenstelle hinwiesen, ebenso Koupons für in den Fond der POW eingezahlte Beträge5. Der Hochschüler wurde verhaftet und dem Gericht übergeben. Auf Grund der vorgefundenen Namenslisten erfolgte am 1. Juli die Verhaftung von 16 Personen, zumeist Studenten 6 . Laut Konfidentenangaben existierte in Bierzanow bei Krakau eine Widerstandsorganisation, die vor allem aus studierender Jugend und Eisenbahnern bestand. Die Leitung habe ein ehemaliger Legions-Hauptmann. Diese Organisation sollte Waffen und Munition in den Wäldern verborgen halten und Soldaten der Armee zu gewinnen trachten. Die Gerüchte wucherten. Es wurde berichtet, daß von der Organisation einigemale im Einverständnis mit Eisenbahnern Transporte mit festgenommenen Legionären auf offener Strecke angehalten worden wären, und auf diese Weise hätte man vielen Legionären zur Flucht verholfen 7 . Im Hintergrund reizte noch und wieder der Ukraine-Friede: In Krakau rechnete man nach dem Abgehen des IR 4 zur Feldarmee mit der Möglichkeit eines Aufstands. Vor allem im Falle der Abtrennung galizischer Gebiete war ein Generalstreik der Eisenbahner zu erwarten 8 . Angesichts dieser Situation versuchte das Kriegsministerium, die Abgabe der 25. ID möglichst lange hinauszuzögern. Das AOK forderte zwar schon Mitte Juli die gesamte Division an, die IR 4 und 84 rollten aber erst Anfang August ab 9 . Hierauf übernahmen die eben zum Teil formierten Ständigen Assistenzbataillone die militärische Sicherung Galiziens10. Die Auslösung der weitverzweigten Juni-Streikbewegung in Ungarn bildeten Lohnforderungen. Sie gingen von einer relativ schmalen Basis aus. 4 5

6 7

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Vgl. Anhang zu den Stenograph. Protokollen. V. Schriftl. Anfrage 2.584/1. MilKmdo Krakau, Gstb.-Abt., Na.Nr. 4.228 res., an k. u. k. Evb. des Gstb. in Wien, 2. VII. 1918 - KA, MKSM v. 1918, 2 8 - 3 / 5 - 1 5 . Einsichtsakt des KM Abt. 5, Nr. 7.653 von 1918 - KA, M K S M v. 1918, 2 8 - 3 / 5 - 1 5 ad. MilKmdo Krakau, Gstb.-Abt., Na.Nr. 4.228 res., an Evb. des Gstb. in Wien, 2. VII. 1918 KA, M K S M v. 1918,28 —3/5 —15. Allerdings war die Konfidentenmeldung nicht verifiziert. Ebenda. Vom 23. VII. an rollte die 25. ID in 46 Zügen an die Piave-Front. Die Ausladung war erst am 24. VIII. abgeschlossen. — ÖU1K VII. Beilage 24. Vgl. KM Abt. 5, Nr. 9.200/1, an alle MilKmden, AOK, MKSM, 3. VIII. 1918 - KA, M K S M v. 1918, 6 9 - 4 / 2 1 - 3 .

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117 Hilfsarbeiter eines militarisierten Betriebes, der Maschinenfabrik MÄVAG, stellten am 17. Juni in der Gießerei die Arbeit ein. Am 18. wurden sie als Landsturmarbeiter zur unverzüglichen Wiederaufnahme der Arbeit aufgefordert. Am 19. um 8 Uhr nahmen die Gießereihilfsarbeiter die Arbeit in der Tat wieder auf, stellten sie jedoch schon um 9 Uhr 30 wieder ein. Nichtstreikende Arbeiter versuchten, wenigstens die Kessel zu entleeren, da wurden Drohungen laut, und vor allem drohte der Arbeiter Zavady. Und dieser Arbeiter Zavady, angezeigt, wurde für den nächsten Tag, den 20., um 9 Uhr zum militärischen Kommandanten des Betriebes, dem Gendarmeriemajor Zselyonka, zum Verhör bestellt. Mit Zavady aber kamen 400 Arbeiter der Gießerei vor das Kommandogebäude 11 . Die Aufforderung, sie mögen den Platz verlassen, blieb ergebnislos. Die Menge wurde durch Gendarmen zerstreut. Eine Viertelstunde später strömten auch die Arbeiter der anderen Werkstätten zusammen, rund 1.000 zogen nun vor das Kommandogebäude. Sie wollten dagegen protestieren, daß ihre Kollegen mit Gewehrkolben auseinandergetrieben worden seien12. Erneute Aufforderung, den Platz zu räumen, erneuter Protest der Menge. Schließlich die Drohung des Majors, würden die Arbeiter seinem Befehl nicht entsprechen, könnte er gezwungen sein, „gegen sie auf die strengste Art aufzutreten". D a wollten einige gehen, aber einer rief laut, sie würden dennoch bleiben — und sie blieben 13 . Nun versuchten die Gendarmen, die Arbeiter abzudrängen. Die Arbeiter antworteten mit Wurfgeschossen. Eisenstücke flogen durch die Luft, einige Gendarmen wurden verletzt, auch der Gendarmeriemajor. Da befahl der Major den Gebrauch der Waffe 14 . Im Feuer stürzten drei Arbeiter tot zusammen, ein vierter starb auf dem Transport ins Spital, 19 Arbeiter wurden verletzt. Die Arbeiter der Maschinenfabrik verließen das Fabriksgelände, zogen in Richtung Parlament. Die Arbeiter der benachbarten Waggonfabrik wollten noch Solidarität üben, brachen in das Gelände der Maschinenfabrik ein, demolierten einige Büroräume. Gendarmen und Polizisten gingen sofort gegen sie vor, drängten sie ab 15 . Nun griff der Streik in Budapest um sich, er griff über auf die Eisen- und

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Meldung von Stadthptm. Dr. Sändor Läszlö an I M e r über Streik in Maschinenfabrik der M Ä V , 20. VI. 1918 - PI, Archiv A. XV/1/1918/6 (Ig.Min.Bi. 4 8 8 - 1 ) ; weiters A magyar munkäsmozgalom, 5. Bd., 209 ff., N r . 178; Andräs FEHER, Α Magyarorszägi munkässäg jüniusi szträjkharcärol (Über den Kampfstreik der ungarischen Arbeiterschaft im Juni 1918). In: Pärttörteneti Közlemenyek. 1. Budapest (1958). 38—42. Meldung von Stadthptm. Sändor an IMer, 20. VI. 1918 - P I , Archiv A. XV/1/1918/6. Ebenda. Im Bericht des Stadthauptmanns heißt es, der Major Zselyonka habe Waffengebrauch, jedoch nicht Reihenfeuer befohlen: „ D i e Gendarmen schössen auf diejenigen, die sie angegriffen und mit Eisenstücken beschossen hatten." — Ebenda. Ebenda; SZANTO, Revolution. 169.

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Der Auflösung entgegen

Metallarbeiter, auf die Straßenbahnarbeiter, auf die Rangier-, Telephonu n d Druckereiarbeiter, der Streik griff über Budapest hinaus, erreichte Salgotarjan, Miskolcz, D i o s g y ö r , 0 z d , Tatabanya, Szeged, Debreczen, Szombathely, P o z s o n y , Szekesfehervar, M a g y a r o v a r , Marosujvar, Ersekujvar, Ruttka, Z o l y o m u n d Kassa. Einige hunderttausend Arbeiter standen im Streik, der — in seiner Dichte sichtlich differenziert — in seinen Zielen v o r allem gegen die Gendarmerie, weniger gegen das Militär gerichtet war. In Budapest w u r d e n die wichtigen P l ä t z e durch Militär, Gendarmerie u n d Polizei besetzt 1 6 . D e r Streik w a r freilich der sozialdemokratischen Partei u n d der G e w e r k schaft aus der H a n d geglitten 1 7 . D i e Regierung w o l l t e scharf vorgehen. Im Ministerrat sah m a n M a ß n a h m e n zur Militarisierung der Eisenbahnen vor. A l l e Eisenbahnarbeiter, ohne Rücksicht auf die gegebene Tauglichkeit für den Militärdienst, sollten unter Militärstrafgesetz gestellt werden. Zusätzlich, k a m sogar der Vorschlag, die Gewerkschaftsführer, die doch meist Enthobene seien, allgemein z u m Militärdienst einzuziehen 1 8 . A m 22. plakatierte die militärische Führung in Budapest den Befehl für Militärpersonen, die Arbeit bis 24. aufzunehmen, sie hätten sonst mit Standgericht zu rechnen 19 . A m 26. gab die Regierung einen A u f r u f heraus: „Der Arbeiter, der diesem A u f -

FEHER, Α Magyarorszägi munkässäg. 42—58;Az Üjsäg, 28. VI. 1918 —Amagyar munkäsmozgalom, 5. Bd., 226 ff., Nr. 197. Die Differenzierung in der Streikdichte geht nicht zuletzt aus den Streikmeldungen der Ungarischen Staatsbahnen hervor: Arad 480, Zentrale Budapest 153, Pest 2.337, Debreczen 76, Kolozsvär 692, Miskolcz 424, Pees 75, Szabadka 741, Szeged 194, Temesvär 122, Szombathely 117, Zagreb 23, selbständige Werkstätten ca. 10.000Personen. — Amagyar munkäsmozgalom, 5. Bd., 219,Nr. 187: Zusammenstellung über Meldungen der einzelnen Geschäftsstellen der Ungarischen Staatsbahnen über Streikende während des Junistreiks. Über die Haltung der Eisenbahnbediensteten vgl. Bela GADANECZ, Közlekedesi es hirközlesi dolgozok a magyarorszägi munkäsmozgalomban. Väzlatos ättekintes (Verkehrs- und Nachrichtenübermittlungsarbeiter in der Arbeiterbewegung Ungarns. Allgemeine Übersicht). 1. T. 1845 — 1945. Budapest 1968. 134 ff.; weiters — die Zurückhaltung eines guten Teils der Eisenbahnbediensteten bestätigend — Α Magyar kirälyi ällam vasutak hivatalos lapja (Amtliches Blatt der k. u. Staatsbahnen). Budapest 5. VII. 1918. Die Zielrichtung gegen die Gendarmerie bestätigt ein Flugzettel, worin als Grundforderung genannt wird: „Die Entfernung der Gendarmen aus den Fabriken, weil in den Fabriken, in denen das Militär und nicht die Gendarmerie die militärische Aufsicht ausgeübt hat, es zu keinen ähnlichen Brutalitäten kam." — PI, Röpiratgyüjtemeny 1918-1919, 11/11/34/1918, 23. VI. 1918; HOLOTIK, Oktöbrovä revolücia. 91 f.;vgl.M.GosiOROVSici, Dejiny slovenskiho robotnickeho hnutia (1848 — 1918) (Geschichte der slowakischen Arbeiterbewegung [1848 — 1918]). Bratislava 1956. 291. 17 Vgl. SZÄNTO, Revolution. 1 6 9 . 18 Gemeinsamer Antrag von Handelsminister und Honved-Minister im Ungarischen Ministerrat: Maßnahmen bzgl. Militarisierung der Eisenbahnen, 21. VI. 1918 — Magyar minisztertanäesi jegyzökönyvek, 471 f., Nr. 350; Ministerratsprotokoll vom 21. VI. 1918 — Amagyar munkäsmozgalom, 5. Bd., 214—216, Nr. 183. " Az Üjsäg, 28. VI. 1918 — Α magyar munkäsmozgalom, 5. Bd., 226 ff., Nr. 197. Die Zahl der am 24. in den Betrieben erschienenen militarisierten Arbeiter rechtfertigte noch nicht die Aufnahme der Arbeitsgänge. 16

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ruf nicht nachkommt und nicht sofort die Arbeit wieder aufnimmt, begeht eine Straftat . . . , seine Tat wird von einem Militärgericht geahndet und kann mit 10 bis 20 Jahren Kerker, eventuell mit dem Tode bestraft werden." 2 0 Zwar wurde noch am selben 26. Juni im Abgeordnetenhaus des Reichstages interpelliert: „Erneut kämpfen wir an zwei Fronten. Die eine ist draußen am Piave, die andere ist hier im Lande." Und „Es ist schmerzlich: Bei uns im Hinterland sind die Maschinengewehre besser mit Munition versehen als am Piave." 2 1 Einen Tag später, am 27., gab die Sozialdemokratische Partei Ungarns auf. Sie publizierte eine Aufforderung an die Streikenden, an die Arbeitsplätze zurückzukehren: „Es war bisher unmöglich, die Erfüllung der aufgestellten Forderungen zu erkämpfen. Alle Kreise des Parlaments — mit Ausnahme einer Handvoll anständiger Männer — haben die Arbeiterschaft im Stich gelassen. Angesichts der riesigen staatlichen Regierungsgewalt hat sich bisher die heldenhafteste Ausdauer und die edelste Opferbereitschaft als zu schwach erwiesen." 22 Die damals zur Verfügung stehenden Assistenztruppen in den ungarischen Industrieorten waren an sich nicht gering 23 . Immer wieder freilich tauchten Bedenken wegen allzu starker Inanspruchnahme der Truppen auf: Das Kriegsministerium richtete an das Honved-Ministerium und an das ungarische Ministerium des Innern das Ersuchen, „im Einvernehmen mit dem Chef des Ersatzwesens ehestens die Verstärkung der Gendarmerie beschleunigt durchführen zu lassen, damit die kleinen Assistenzbeistellungen in den zahlreichen Betrieben, die zu einer vollständigen Verzettelung der auszubildenden Truppen führen, zum Teile wenigstens durch jeweiliges Zusammenziehen der Gendarmerie erfolgen können." 2 4 Die Anforderungen jedoch hielten an: Im staatlichen Braunkohlenbergwerk in Vrdnik traten am 1. Juli 580 Arbeiter wegen Lohnforderungen in den Ausstand. Nach Hinzuziehung von Assistenztruppen wurde die Arbeit fünf Tage später wieder aufgenommen 2 5 . Am 18. Juli streikten im staatlichen Salzbergwerk in Marosujvar in Siebenbürgen ca. 800 Arbeiter 26 . Eine 20

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Aufruf der Ungarischen Regierung an die streikenden Arbeiter, 26. VI. 1918 — Ebenda, 221 f., Nr. 193. Interpellation von Finyes Läszlö im Abgeordnetenhaus des Reichstages, 26. VI. 1918 — Ebenda, 222 f., Nr. 194. Aufruf der SD-Partei an die Arbeiter, den Streik einzustellen, 27. VI. 1918 — Ebenda, 224, Nr. 195. Vgl. MilKmdo Kassa, M.A. Nr. 53.817/R II, an KM, 25. VI. 1918 - KA, K M Abt. 5 v. 1918, 1 - 2 / 1 . K M Abt. 5, Nr. 7.447, an k. u. M d l und H M , 18. VII. 1918 - KA, K M Abt. 5 v. 1918, 1-2/1. K M Abt. 5, Nr. 7.530 und 7.712, an M K S M , 1. VII. 1918, 19 h und 5. VII. 1918,19,30 h KA, M K S M v. 1918, 2 8 - 2 / 7 . K M Abt. 5, Nr. 8.397, an M K S M , 18. VII. 1918, 20 h - KA, M K S M v. 1918, 2 8 - 2 / 7 .

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Der Auflösung entgegen

Kompanie vom Assistenzbataillon IR 82, dem Szekler-Regiment 27 , wurde entsandt, die Wiederaufnahme der Arbeit zu „beschleunigen"28. Aber im slowakischen Bereich sollte ein Streik noch Tote fordern . . . Im Kohlenbergwerk von Nyitrabanya im Komitat Nyitra, dem heutigen Handlova, brach am 22. Juli mittags ein allgemeiner Streik aus. Frauen hatten ihn herbeigeführt: Der Lebensmittelmangel hatte Arbeiterfrauen dazu getrieben, den Eingang zum Bergwerk zu verbarrikadieren und die Arbeiter der 14-Uhr-Schicht an der Einfahrt zu hindern. Gendarmen wurden eingesetzt, sollten die Frauen auseinandertreiben, pflanzten das Bajonett auf. Die Menge von rund 1.200 Personen wich nicht. Eine der Rädelsführerinnen attakkierte den kommandierenden Wachtmeister, wollte ihm die Waffe entreißen, wurde von einem Bajonettstich tödlich durchbohrt. Die Erregung der Frauen stieg, Steine flogen gegen die Gendarmen. Die Gendarmerie machte von der Waffe Gebrauch, feuerte: Acht Frauen wurden verletzt, eine davon tödlich. Neue Demonstrationen vor dem Krankenhaus. Nun schritten auch Arbeiter zum Gegenangriff. Die Menge griff die Gendarmerie-Station an, mit Steinen und Dynamitpatronen. Die Gendarmen schössen erneut: Zwei Arbeiter wurden tödlich getroffen, zwei schwer verletzt 29 . Inzwischen war auch schon der Apparat des militärischen Einsatzes angelaufen. An Assistenzen wurden bereitgestellt: vom Ersatzbataillon H I R 1430 80 Mann, vom Honved-Stationskommando Ersekujvar 70 Mann, vom Honved-MG-Kurs in Leva ein MG-Zug und 50 Mann; außerdem wurden beim Ersatzbataillon IR 26 31 in Esztergom vorläufig 100 Mann alarmiert. Uber Antrag des Regierungskommissärs in Komarom wurde auch eine Assistenzkompanie des Ersatzbataillons IR 26 nach Nyitrabanya verlegt. Nüchtern vermerkt abschließend der Akt des Honved-Ministeriums den Erfolg: Die Arbeitsaufnahme sei am späten Abend des 23. erfolgt 32 . Ende Juli entsandte das Militärkommando Pozsony über Anforderung des Regierungskommissärs in Trencsen eine Assistenzkompanie des HonvedErsatzbataillons 13 von Pozsony nach Turoczszentmarton, nach Sankt 27

Assistenzbaon IR 82: 78% Magyaren, 12% Rumänen - Szikelyudvarhely - KA, M K S M v. 1918, 6 9 - 4 / 2 1 — 5 . 28 Telegr. MilKmdo Nagyszeben, Präs.Nr. 7.066, an KM Abt. 5, 18. VII. 1918 - KA, K M Abt. 5 v. 1918, 1 - 3 / 4 - 7 0 . 2 » MOL, 23.537/11.120/1918. Nach HOLOTIK, Oktöbrovä revolücia. 94 f., 155 ff.; vgl. die Meldungen der Militärbehörden: HIL, H M ein. 1918, fasc. 3.584 (alte Nr. 543), 4 a — Β 1/2 - 84 (18.650), HM pro domo, 3. VIII. 1918; HIL, H M ein. 1918, fasc. 3.584, 4 a B 1/2 - 88 (19.637), HM pro domo, 4. IX. 1918; KM Abt. 5, Nr. 8.632, an MKSM, 23. VII. 1918, 20,05 h — KA, M K S M v. 1918, 28—2/7. Die Militärbehörden registrierten insgesamt drei Tote und acht Verletzte. 30 HIR 14: 79% Magyaren, 18% Slowaken, 3% Deutsche — KA, Farbentabellen 1918. 31 IR 26: 62% Magyaren, 35% Deutsche, 3% Tschechen — KA, Farbentabellen 1918. 32 MilKmdo Pozsony, Präs.Nr. 988/gfa., an KM Abt. 5, 23. VIII. 1918 - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 1 - 3 / 4 - 6 7 (8.736).

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Martin 3 3 . Dort waren Ruhestörungen ausgebrochen: wegen Verweigerung von Versammlungen, die der Regierung in Budapest im panslawistischen Sinn verdächtig vorgekommen waren 34 .

Neue Alarmdisposition für Wien Am 15. Juni legte der Stadtkommandant von Wien, F M L von Mossig, eine neue Alarmdisposition vor. Mit Rücksicht auf die steten Veränderungen in den Anforderungen an die Garnison und in den Ständen erschien dem Stadtkommandanten eine allen Verhältnissen Rechnung tragende konkrete Alarmdisposition untunlich. Daher beschränkte sich die herausgegebene Alarmdisposition auf allgemeine Direktiven 3 5 . Die Direktiven sahen in Abstufung Bereitschaftsdienst, Konsignierung und Alarmierung vor. Bereitschaftsdienst: Ihn hatte täglich der 4. Teil der in Wien befindlichen Truppen der Feldarmee einschließlich des Hofburg-Bataillons — V / I R 69 —, und zwar ubikationsweise zu leisten. Seitens der Ersatzbataillone der I R 4, 49, 64, 76, 83, 84, der der SchR 1 und 24 und der Landsturm-Bezirkskommanden 1 und 39 war der Bereitschaftsdienst derart zu regeln, daß stets ein angemessener Teil — ca. V4 — der zu Assistenzkompanien formierten Unterabteilungen verfügbar war. Auch die Ersatzkompanie des F J B 21 und die Ersatzschwadron des D R 3 sollten mit dem vierten Teil Bereitschaft halten 36 . Konsignierung: Drohte Aufstand oder Aufruhr, sollte über Befehl des Stadtkommandanten die Konsignierung verfügt werden. Die Kommandanten aller militärischen oder militärisch belegten Objekte hatten für die Sicherung dieser Objekte zu sorgen — ζ. B. durch Vorrichtungen zum Sperren der Eingänge, Feuerlöschvorsorgen, Aufstellung besonderer Posten —, weiters für die Aufrechterhaltung der Verbindungen mit benachbarten Objekten, militärischen Wachen und dem Platzkommando. Die Truppen waren in oder nächst ihrer Ubikation derart bereitzuhalten, daß sie ohne Verzug mit vollen Ständen ausrücken konnten. Allein die Abteilungen der Militärpolizei sollten auch während der Konsignierung ihren Patrouillendienst versehen. Alarmierung: Im Fall der Alarmierung waren die Wachen zu verstärken oder neu aufzustellen und einige Objekte durch besondere Besatzungen zu sichern37. Für die besondere Sicherung der Hofburg, der Schlösser Schönbrunn 33

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Telegr. MilKmdo Pozsony, Präs.Nr. 996/gfa., an K M Abt. 5, 28. VII. 1918 - KA, K M Abt. 5 v. 1918, 1 - 3 / 4 - 6 7 (8.706); Telegr. MilKmdo Pozsony, Präs.Nr. 1.058/gfa., an K M Abt. 5, 4. VIII. 1918 - KA, K M Abt. 5 v. 1918, 1 - 3 / 4 - 6 7 ; H I L , H M ein. 1918, fasc. 3.584, 4 a - Β 1/2 - 84 (18.650), H M pro domo, 3. VIII. 1918. Telegr. MilKmdo Pozsony, Präs.Nr. 21.760, an K M Abt. 5, 27. VIII. 1918 - KA, K M Abt. 5 v. 1918, 1 - 3 / 4 - 8 0 . k. u. k. StadtKmdt in Wien, Res.Nr. 1.794, an M K S M , 15. VI. 1918 - KA, M K S M v. 1918, 65-4/1. Ebenda. StadtKmdt in Wien, Res.Nr. 1.794, an M K S M , Beilage 1 - KA, M K S M v. 1918, 6 5 - 4 / 1 .

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Der Auflösung entgegen

und Hetzendorf, der Villen Hermes und Cumberland sollte das V/69-Bataillon im Einvernehmen mit dem Kommandanten der Leibgarde-Infanteriekompanie sorgen. Eigene Abteilungen waren zur Sicherung der Brücken über die Donau ausersehen. Um im Fall der Alarmierung die Assistenzen rasch verschieben zu können, wurde ihr Abtransport mit Lastautos in Aussicht genommen 38 . Besondere Alarmgruppierung: Um bei größeren Unruhen, die den Charakter eines allgemeinen Aufstandes anzunehmen drohten oder überraschend ihn bereits angenommen hatten, den „Tumultanten" systematisch entgegenzutreten, konnte die Annahme der „besonderen Alarmgruppierung" angeordnet werden 39 . Durch den Donaukanal ergab sich eine Teilung des Stadtbereiches in die Stadtteile „A" und „B" mit eigenen Besatzungen, Kommandanten und Aufgaben 40 . Der Stadtteil „A" umfaßte die östlich des Donaukanals liegenden Stadtbezirke. Die Truppendotation betrug 2 Kompanien und 6 MG eines Bataillons der Feldarmee, die verfügbaren Unterabteilungen samt Maschinengewehren der in diesem Stadtteil dislozierten Ersatzbataillone, dazu 12 Radfahrer, 4 Lastautos und 1 Personenauto. Diese Truppen sollten die Brücken über die Donau sperren und ebenso die Donaukanalbrücken nördlich der Brigittabrücke und südlich der Eisenbahnbriicke der Verbindungsbahn. Audi die Sicherung des Militär-Verpflegsmagazins, des AugartenPalais, des Nord- und Nordwest-Bahnhofs und der städtischen Lagerhäuser war diesen Einheiten übertragen 41 . Die Truppenbereitstellung für den Stadtteil „B": die in Wien dislozierten Truppen der Feldarmee mit Ausnahme der Teile im Stadtteil „A"; ebenso die verfügbaren Unterabteilungen sämtlicher Ersatzformationen der Infanterie und Kavallerie des Heeres, der Landwehr und des Landsturms samt ihren Maschinengewehren; ferner eine entsprechende Anzahl von Radfahrern und die in den Autoparks zusammengezogenen Lastkraftwagen. Ihre Aufgabe bestand in der Sicherung der Inneren Stadt gegen gewaltsame Einbrüche von „Tumultanten" aus den anderen Bezirken, im Eingreifen bei Gewalttätigkeiten und der Bewachung besonderer Objekte. Außerdem sollten sie die Donaukanalbrücken von einschließlich Augartenbrücke bis einschließlich Eisenbahnbrücke der Verbindungsbahn sichern. Die nächst der Ringstraße aufgestellten Gruppen sollten eine parallel zur Ringstraße, von der den Donaukanal überquerenden Verbindungsbahnbrücke über Heumarkt, Schwarzenbergplatz, Schleifmühlgasse, Breitegasse, Landesgerichtsstraße, Berggasse zum Donaukanal verlaufende, in Abschnitte geteilte Widerstandslinie bilden, die im Bedarfsfall gesperrt werden konnte 42 . Auf 38 40 a 42

39 Ebenda. Ebenda. StadtRmdt in Wien, Res.Nr. 1.794, an MKSM, Beilage 2 - KA, M K S M v. 1918, 6 5 - 4 / 1 . Die Truppen sollten selbstverständlich auch bei Gewalttätigkeiten eingreifen. Sieben Gruppen wurden gebildet: „Kriegsministerium", „Schwarzenberg-Kaserne", „Freihaus", „Stiftskaserne", „Rathaus", „Korpskommandogebäude", „Rossauer-Kaserne". Die Gruppen waren auch zur Sicherung der in ihrem Bereich liegenden öffentlichen Ge-

Bereitstellungen im Sommer

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d e m Minoritenplatz w u r d e die „Hauptreserve A " bereitgestellt, auf d e m Josefsplatz die „Hauptreserve B". Eine Alarmschwadron und eine A l a r m batterie blieben zur V e r f ü g u n g des Stadtkommandanten. D i e drei Autoparks befanden sich A m H o f , am L o b k o w i t z p l a t z u n d nächst der Votivkirche 4 3 . Sämtliche bereitgestellten Truppen, Reserven und Autoparks unterstanden d e m S t a d t k o m m a n d a n t e n ; sein Standort w a r bei der Hauptreserve Α im Gebäude des Unterrichtsministeriums auf dem Minoritenplatz 4 4 . D e r Einsatzplan f ü r die Aufrechterhaltung der Ruhe u n d Ordnung in W i e n w a r weitreichend 4 5 . Er ließ den in den Randbezirken, in den großen Industriebetrieben Arbeitenden kaum Chancen, eine eventuelle Streikbewegung in die inneren Bezirke z u tragen. Für die unmittelbare Sicherung der Innenstadt w a r e n in erster Linie Truppen der Feldarmee vorgesehen. D a s Vertrauen der Militärbehörden z u den Truppen der Hinterlandsformationen schien nicht vorbehaltslos zu sein. D a ß fast alle in W i e n dislozierten Ersatzformationen mehrheitlich deutschsprachig waren, k o n n t e in diesem Fall zumindest zweischneidig sein 4 6 . D i e Entwicklung der Sicherheitsverhältnisse in Wien nach bäude bestimmt: ζ. B. Kriegsministerium, Marinesektion, Hauptzollamt, Großmarkthalle, Hofmuseen, Ernährungsamt in der Mariahilferstraße, Justizpalast, Parlament, Rathaus, Landesgericht, Militärkommando, Tabak-Hauptdepot, Donaukanalbrücken. — StadtKmdt in Wien, Res.Nr. 1.794, an MKSM, Beilage 2 - KA, MKSM v. 1918, 65-4/1. 43 Ebenda. Bei den Gruppenkommandanten 1 bis 7, bei der Kronprinz-Rudolf- und FranzJosefs-Brücke und bei sonstigen selbständig auftretenden Assistenzgruppen hatten sich politische Beamte der Polizeidirektion, die sich durch „Offene Ordres" zu legitimieren hatten, einzufinden. Ihnen oblag es, die direkte Verbindung mit den „Tumultanten" zu vermitteln. Ihren Anordnungen war gegebenenfalls der entsprechende militärische Nachdruck zu verleihen. 44 Ebenda. Die Durchführungsbestimmungen für die „besondere Alarmgruppierung" enthielten die Anzahl und die Bezeichnung der Truppen sowie die Kommandanten der Stadtteile und der Gruppen. Insgesamt standen demnach — am 15. Juni — zur Verfügung: FJB 6, IR 37, II. Baon IR 68, V. Baon IR 69; Unterabteilungen und MG-Züge der Ersatzbaone IR 4, 49, 64, 76, 83, 84, SchR 1 und 24, der Lst.Bez.Kmden 1 und 39, der Ersatzkompanie FJB 21 und der Ersatzschwadron DR 3. Von den Abteilungen der Ersatzeinheiten wurden hauptsächlich die Reserven gebildet und das Arsenal und das Gas- und Elektrizitätswerk Simmering bewacht. — StadtKmdt in Wien, Res.Nr. 1.794, Subbeilage zu Beilage 2 — KA, MKSM v. 1918, 6 5 - 4 / 1 . 45 Die Munitionszuteilung sollte kriegsmäßig sein. Bereitschaften und Assistenzen hatten mit voller Kriegstaschenmunition auszurücken; für die M G war einfache Dotierung vorgesehen. Handgranaten sollten nicht ausgegeben werden, jedoch für den Bedarf bereitgestellt sein. Auch gegenüber Meutereien bei einzelnen Ersatzkörpern sollte vorgesorgt werden. Für diese Fälle war seitens der Truppenkommandanten vorerst durch eigene Mittel die Herstellung der Ordnung zu versuchen. Konnte mit eigenen Mitteln kein Auslangen gefunden werden, so sollte man sich um Beistellung von Assistenzen an den Stadtkommandanten wenden. Hiezu waren in erster Linie Bereitschaften der Truppen der Feldarmee oder ganze Feldtruppenkörper, jedenfalls aber mit MG, in Aussicht genommen. — StadtKmdt in Wien, Res.Nr. 1.794, an MKSM, 15. VI. 1918 - KA, MKSM v. 1918, 6 5 - 4 / 1 . 46 Mehrheitlich anderer Nationalität waren nur die Ersatzbaone IR 64 (Rumänen und Magyaren) und 83 (Magyaren). Von den im Juni 1918 in Wien dislozierten Truppen der A. i. F. war das IR 37 magyarisch-rumänisch, das II. Baon IR 68 magyarisch, ebenso das HofburgBaon, und das FJB 6 polnisch-tschechisch-deutsch. — KA, Farbentabellen 1918.

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Der Auflösung entgegen

Abzug eines Teiles der Truppen der Feldarmee im September sollte jedenfalls der Skepsis der Militärbehörden gegenüber der Verläßlichkeit der Ersatzformationen recht geben 47 .

Streiks und Plünderungen in den Alpen- und Donauländern Raum Wien, Knittelfeld, Feldbach, Trifail, Idria, Villach, Salzburg Am 17. Juni war in Wien eine neuerliche Kürzung der Mehlration vorgenommen worden, und zwar gleich um die Hälfte — auf 82,5 g pro Kopf und Tag 48 . Am nächsten Morgen streikten bereits in 90 Betrieben rund 40.000, am Spätnachmittag rund 45.000 Arbeiter. Es kam zu Ausschreitungen, Brot- und Mehlwagen wurden geplündert. Die Behörden lobten: Die Sicherheitswache sei rasch und energisch, auch mit blanker Waffe vorgegangen. Die großen Straßenbahnhöfe wurden militärisch besetzt. Man sprach im Kriegsministerium von einem für den 19. Juni geplanten Generalstreik 49 . Die neue Alarmdisposition des Stadtkommandanten schien rasch einer Bewährungsprobe entgegenzugehen. Am 18. abends tagte der Wiener Arbeiterrat. Die Arbeiter-Zeitung hatte auf seine Entscheidungsgewalt hingewiesen. Und dort verlangte der radikale Flügel, wenn auch vergebens, in der Tat den Generalstreik. Die Resolution des Abends forderte: Zubußen an Lebensmitteln und Erhöhung der Arbeitslöhne, baldigen allgemeinen Frieden, Einberufung des Parlaments. Eindämmend wendete der Arbeiterrat — diesmal sichtlich fest in der Hand der Partei — aber auch Versorgungsschwierigkeiten und Tumulte ab: „Im Interesse der Lebensmittelversorgung ersucht der Arbeiterrat die Eisenbahner, die Verkehrsarbeiter und die Arbeiter der Lebensmittelindustrie, alles zu vermeiden, was den Verkehr und die Lebensmittelerzeugung stören könnte." Und: „Der Arbeiterrat fordert die Arbeiterschaft auf, Ruhe zu bewahren und alle Zusammenstöße auf der Straße zu vermeiden." 50 47 48

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Vgl. II. 316ff. GRATZ - SCHÜLLER, Wirtschaftlicher Zusammenbruch. 79 f. Auf gleichzeitige Schwierigkeiten in der Fleischversorgung — die Anlieferung von Innereien aus Ungarn betreffend — weist eine Intervention des Wiener Bürgermeisters Dr. Weiskirchner beim ungarischen Ministerpräsidenten hin. — Telegr. Bgm. Weiskirchner an MP Wekerle, 22. VI. 1918 — M O L , Κ 26, M E 1918, III. tetel, 5.642 res. Einsichtsakt des Mdl, Ende Juni 1918 - AVA, Mdl Präs. 1918, 22 NÖ14.790; Berichte der PolDion Wien an Mdl, 18. VI. 1918 - AVA, Mdl Präs. 1918, 22 NÖ14.157, 14.339. Vgl. zu diesem Streik: Rudolf NECK, Österreich im Jahre 1918. Berichte und Dokumente. Wien 1968. 38 f.; derselbe, Arbeiterschaft und Staat. 595 — 637. Bericht der PolDion Wien (Schober) an Mdl über eine vertrauliche Tagung des Wiener Arbeiterrates, 19. VI. 1918 - AVA, Mdl Präs. 1918, 22 NÖ14.240; nach NECK, Arbeiterschaft und Staat. 609 ff; AZ, 18. und 19. VI. 1918, 1. Daß Linksradikale in den Gang der Ereignisse kaum einzugreifen vermochten, beweist das Schicksal zweier ihrer Flugblätter und deren Verfasser. Die Flugblätter wurden noch im Entwurfstadium beschlagnahmt, die Verfasser — die Linksradikalen Pfeffer und Lazaro-

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Noch spitzte die Situation sich weiter zu. Für den 19. wurde mehrmaliges Einschreiten der Sicherheitswache gemeldet. Im Gemeinderat befürchtete man militärischen Einsatz: „Wir wollen nicht hoffen, daß als letzter Schritt, nachdem alles andere versagt hat, das Standrecht und die Maschinengewehre kommen werden . . ." 51 Am 20. Juni waren mehr als 48.000 Arbeiter im Ausstand. Verhandlungen zwischen Vertretern des Arbeiterrates und der Regierung führten zu ersten Ergebnissen. Innerhalb eines vierwöchigen Provisoriums f ü r Kriegsleistungsund Heeresbedarfs-Betriebe sollte es zu einer Neuregelung von Lohn und Arbeitszeit kommen. Der Minister des Äußern Graf Buriän gab eine Erklärung über den Frieden ab. Zusagen des Volksernährungsamtes, Zubußen auszugeben, rundeten die erreichten Positionen ab. Der Arbeiterrat zeigte sich über den Verhandlungsbericht zufrieden. Er forderte die Vertauensleute auf, in sofort einzuberufenden Betriebsversammlungen die Wiederaufnahme der Arbeit zu empfehlen. Ab 23. klang der Streik deutlich aus. Am 24. wurde in den meisten Betrieben die Arbeit wieder aufgenommen 52 . Aber es gärte nicht nur in Wien. Bahnarbeiter in Knittelfeld hatten bereits eine Vorhut gebildet. Wegen Kürzung der Fleischquote waren schon am 15. Juni die Arbeiter der Staatsbahnwerkstätten, des Heizhauses und der Bahnerhaltungssektion in Knittelfeld — insgesamt etwa 1.600 Mann — in den Ausstand getreten. Und die Frauen der Bahnarbeiter demonstrierten mit. Ungefähr 200 Frauen drangen in den Bahnhof von Knittelfeld ein und warfen sich vor einen zur Abfahrt bereiten Personenzug. Der Bahnhof wurde durch Militärassistenz geräumt 53 . Auch unter den Kriegsgefangenen war es unruhig geworden. In Feldbach verweigerten Kriegsgefangene die Arbeit. Aus Graz wurde eine Kompanie des Ersatzbataillons IR 27 als Assistenz dorthin verlegt 54 .

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witsch — verhaftet. In den Flugblättern war die Wahl von Arbeiterräten gefordert worden, denen drei Hauptaufgaben übertragen werden sollten: die Befreiung der politischen Gefangenen, die Organisation des Ernährungswesens und die Enteignung der Kapitalisten. Auch in diesen Aufrufen hatte man sich gegen die „Beschwichtigungen" der Arbeiterführer gewandt: „Der Friede wird nur durch Eure Kraft, durch die Kraft des revolutionären Proletariats errungen!" — NECK, Arbeiterschaft und Staat. 630—632. Rede des Gemeinderates Reumann — NECK, Arbeiterschaft und Staat. 616—618. Der Gemeinderat Dr. Mataja ergänzte: „Niemand kann an die Bevölkerung die Anforderung stellen, mit dieser Quantität Brot das Auslangen zu finden und niemand kann die Verantwortung übernehmen, daß Ruhe und Ordnung aufrechterhalten werden können. Wenn der Hunger die tierischen Instinkte aufstachelt, sind Übergriffe zu gewärtigen." — NECK, Arbeiterschaft und Staat. 619. NECK, Arbeiterschaft und Staat. 622—637; AZ, 23. VI. 1918, 1; HAUTMANN, Anfänge. 37; vgl. KM Abt. 10/KW, Nr. 38.243/5, an MP Wekerle, 27. VI. 1918 - MOL, Κ 26, ME 1918, II. tetel, 5.804 res. Das Lohnprovisorium galt für die Kriegsleistungs- und Heeresbedarfsbetriebe in Wien, Blumau und Wollersdorf und für das Trainzeugdepot Klosterneuburg. Mdl, Staatspol. Bureau, an MKSM, 17. VI. 1918, 11 h - KA, M K S M v. 1918, 2 8 - 2 / 7 . Telegr. KM Abt. 5, Nr. 7.200, an MKSM Baden, 24. VI. 1918,20 h - KA, M K S M v. 1918, 28-2/7.

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Der Auflösung entgegen

Der Hunger trieb die Menschen auf das Land. In eine Reihe von Gemeinden im Norden Wiens, in die politischen Bezirke Korneuburg und Floridsdorf-Umgebung, strömten im Laufe des 29. Juni etwa 30.000 Personen, um Kartoffeln zu kaufen. Die Bauern weigerten sich zu verkaufen. Sie beriefen sich auf das bestehende Verbot. Da zogen die Wiener in Gruppen auf die Felder und nahmen selbst, was man ihnen nicht geben wollte: Kartoffeln und andere Feldfrüchte. Und die Plünderer drohten sogar mit Brandlegung. Zahlreiche Militärurlauber von der Front in Uniform wollten die plündernden Zivilisten — meist Frauen und Jugendliche — schützen. Haupteinbruchsstelle war Stammersdorf, am ärgsten betroffen wurde die Gemeinde Königs-· brunn im Bezirk Korneuburg. Nun wurde Militärassistenz herangezogen, außerdem berittene Polizei und Gendarmerie im gefährdeten Gebiet konzentriert 55 . Und um weitere Kartoffeldiebstähle zu verhüten, wurde vom Militärkommando Wien am 2. und 3. Juli je eine Assistenzkompanie nach Groß Ebersdorf und Königsbrunn und Umgebung entsandt 56 . Streikkunde kam auch aus Krain. Am 18. Juni streikten die Bergarbeiter der Braunkohlengrube in Trifail. Auf Ersuchen des militärischen Leitersi entsandte das Militärkommando Graz noch am gleichen Tag das I. Bataillon des IR 13257, das in Laibach stationiert war 58 . Am Abend des nächsten Tages war der Streik beigelegt59. Im Quecksilber-Bergwerk Idria standen die Arbeiter ab 8. Juli im Ausstand. Die Hauptursache auch hier: Lebensmittelmangel. Der militärische Leiter wurde angewiesen, Assistenz beim Stationskommando Laibach anzusprechen60. Eine Kompanie des FJB 2661 wurde aus Laibach nach Idria verlegt. Nachdem dort die Arbeit am 12. Juli wieder aufgenommen worden war, blieb die Assistenzkompanie solange im Streikort, bis die Verhandlungen mit 55

M d l , Staatspol. Bureau, an MKSM, 30. VI. 1918, 1 1 h - KA, M K S M v. 1918, 2 8 - 2 / 7 . In der Meldung an die M K S M wird — wohl übertrieben — von 150.000 Personen, die sich am 29. im Norden Wiens versammelt hätten, gesprochen. Unter den Militärpersonen, die sich in den Kartoffelgemeinden eingefunden hatten, sollen auch Beauftragte der Militärverpflegsstationen gewesen sein. — k. k. Statth. in Österreich unter der Enns, Pr.Z. 2.543/3 P, an M d l , 1. VII. 1918 - AVA, M d l Präs. 1918, 2 2 - 1 6 . 2 9 7 . se Telegr. KM Abt. 5, Nr. 7.555 und 7.626, an MKSM, 2. und 3. VII. 1918 - KA, M K S M v. 1918, 2 8 - 2 / 7 . 57 IR 132: 79% Magyaren, 7% Slowaken, 5% Ruthenen, je 2% Deutsche, Polen, Rumänen, je 1% Slowenen, Kroaten und Serben — KA, Farbentabellen 1918. 58 Tel.-Dep. MilKmdo Graz, Präs.Nr. 17.457/C, an KM Abt. 5, 18. VI. 1918, 17 h - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 1 - 3 / 4 - 3 9 . 5 » Telegr. KM Abt. 5, Nr. 6.977, an M K S M (Hofzug), 19. VI. 1918 - KA, M K S M v. 1918, 28-2/7. 60 Telegr. KM Abt. 5, Nr. 7.875, an MKSM, 8. VII. 1918, 13,15 h - KA, M K S M v. 1918, 28-2/7. 61 FJB 26: 91% Magyaren, 5% Deutsche, je 2% Slowaken und Kroaten — KA, Farbentabellen 1918.

Bereitstellungen im Sommer

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dem Ministerium für öffentliche Arbeiten abgeschlossen werden konnten 62 . Einen Monat nach Streikende rückte die Assistenz wieder nach Laibach ab 63 . Im September begann es auch in den bisher äußerlich ruhigeren Kronländern der Monarchie zu gären. Zunächst in Kärnten. Schon seit einiger Zeit hatte das Landespräsidium auf Verpflegsschwierigkeiten hingewiesen. Dies geschah vor allem, als über Befehl des Militärkommandos Graz die Ersatzbatterien der k. k. FAR 22 und 54 nach Seebach bei Villach verlegt werden sollten. Man wies auf die Dezimierung der Viehbestände auf Grund der Versorgung der 10. Armee hin, die Fleischquote habe schon von 10 auf 5 dkg pro Woche herabgesetzt werden müssen, und im Sommer habe es schon drei fleischlose Wochen gegeben64. Am 4. September kam es in Villach wegen überhöhter, für einen großen Teil der Bevölkerung unbezahlbarer Preise bei der Ausgabe von Fleisch aus Ungarn — das Kilogramm zu 28 Kronen — zu Exzessen. Denn immerhin war dieser Fleischausgabe wieder eine fleischlose Woche vorhergegangen. Eine Deputation von Frauen, angeführt von einem Eisenbahner, verlangte vom Bezirkshauptmann, das Fleisch aus Ungarn zu heimischen Fleischpreisen abzugeben. Der Bezirkshauptmann wandte sich an den Landespräsidenten: Der lehnte ab — mit Rücksicht auf die „exorbitanten" Kosten. Vor der Bezirkshauptmannschaft hatten sich mittlerweile — es war Vormittag — gegen 3.000 bis 4.000 Frauen und Kinder, meist aus Arbeiter- und Eisenbahnerfamilien, angesammelt: eine erbitterte Volksmenge. Nach Rückkehr der Deputation kam es zu Tumulten und Plünderungen: „Die aufgebotene städtische Wache, sowie die Militärassistenz, bestehend aus Mannschaften des Landsturmwachbataillons, erwiesen sich an Zahl und Qualität als vollkommen unzureichend und versagten total." Schon wurden Geschäftslokale geplündert, gegen 12 Uhr wandten sich einige Gruppen am Bahnhof einem Waggon Mehl zu. Eine eben durchfahrende Honved-Einheit leistete Assistenz, trat dazwischen, drängte ab, schoß eine Salve in die Luft. Gegen 13 Uhr wurde das städtische Mehlmagazin, dann das Schlachthaus geplündert. Vor dem Bezirksgericht wurde die Freilassung der inzwischen Inhaftierten verlangt. Wieder griff man in der Not auf einen Truppentransport auf dem Bahnhof. Eine durchfahrende Marschkompanie des IR 86 räumte Hauptplatz und Gassen. Um 17 Uhr war die Ruhe in Villach wiederhergestellt65. 62

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Telegr. KM Abt. 5, Nr. 8.091, an MKSM, 12. VII. 1918, 13,50 h - KA, MKSM v. 1918, 28-2/7. Telegr. MilKmdo Graz, Präs.Nr. 23.250/a, an KM Abt. 5, 12. VIII. 1918 - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 1 - 3 / 4 - 8 0 . k. k. Landespräs., Z. 7.351/Präs., an KM, Klagenfurt 20. VIII. 1918; KM Abt. 5, Nr. 10.076, an k. k. MP Dr. Max Frh. Hussarek von Heinlein, 30. VIII. 1918 — AVA, Mdl Präs. 1918, 19—20.286; Einsichtsakt des M d l , 7. X. 1918 - AVA, Mdl Präs. 1918, 19-22.746. Das MfLV hielt an seiner Verlegungsabsicht dennoch fest. k. k. BH Villach, ZI. 166/Präs., an Landespräsidium in Klagenfurt, 7. IX. 1918 - AVA, Mdl Präs. 1918, 22-20.974.

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Der Auflösung entgegen

Inzwischen hatte auch die Landesregierung Assistenz angefordert. Als Eingreiftruppen zum Militärstationskommando Villach wurden bestimmt: vom Ersatzbataillon IR 7 — dem Kärntner Hausregiment 66 — 100 Mann und vom Ersatzbataillon des Gebirgs-Schützenregiments l 6 7 50 Mann. Die Assistenzen waren Marschformationen entnommen worden 68 . Am Abend traf die Assistenz aus Klagenfurt in Villach ein69. Auch aus Obere Fellach war ein Assistenz-Detachement zugeschoben worden. Nun patrouillierte Militär durch die Straßen der Stadt. Zwar gaben die Demonstranten noch ihrer Unzufriedenheit Ausdruck: Ein Offizier und ein Fähnrich wurden durch Steinwürfe verletzt. Die Anwesenheit der Assistenzeinheiten erwies sich nach Meinung des Militärstationskommandos aber dennoch als sehr wirksam. Allerdings zeigte sich das Militärstationskommando noch besorgt um die Zukunft und bat das Militärkommando Graz um „umgehende Anherkommandierung einer qualifizierten Assistenztruppe in entsprechender Stärke . . ." 70 Auch Salzburg sollte im September zwei Tage im Zeichen von Tumulten und Plünderungen stehen. Am 19. September trat die Arbeiterschaft von Stadt und Land Salzburg als Zeichen der Unzufriedenheit mit den Ernährungsverhältnissen in einen eintägigen Demonstrationsstreik. Es kam zu Ansammlungen, und die erregte Menge versuchte in das Landesregierungsgebäude einzudringen. An der Stirnfront des Gebäudes gingen die Fensterscheiben in Trümmer. Gegen die andrängenden Demonstranten schritt die Gendarmerie mit blanker Waffe ein71. Aber die Ausschreitungen zogen weitere Kreise. Die Demonstranten plünderten: ein Lagerhaus, Mühlen, Lebensmittelgeschäfte, Hotels, Gasthäuser und selbst Privatwohnungen. Und auch Personen aus sogenannten besseren Kreisen waren unter den Plünderern zu sehen . . .72 Zur Gegenaktion standen, abgesehen von der ihrer Zahl nach unzureichenden Polizeiwache und der Gendarmerie, nur rund 300 Mann Militär zur 66

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IR 7: 74% Deutsche, 18% Slowenen, 4% Tschechen, 3% Serben und Kroaten, 1% Polen — KA, Farbentabellen 1918. GbSchR 1: 63% Deutsche, 27% Slowenen, 4% Polen, 3% Tschechen, je 1% Ruthenen, Kroaten und Italiener — KA, Farbentabellen 1918. Telegr. MilKmdo Graz, Präs.Nr. 25.497, an KM, 4. IX. 1918 - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 1 - 3 / 4 - 7 8 (10.511). Telegr. MilKmdo Graz, Präs.Nr. 25.502, an KM, 5. IX. 1918 - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 1 - 3 / 4 - 7 8 (10.565). MilStatKmdo Villach, Res.Nr. 1.549/11, an MilKmdo Graz, 6. IX. 1918 - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 1 - 3 / 4 - 8 8 (11.371); k. k. BH Villach, ZI. 166/Präs., an Landespräsidium in Klagenfurt, 7. IX. 1918 - AVA, Mdl Präs. 1918, 2 2 - 2 0 . 9 7 4 . Landespräsidium Salzburg an Mdl, Staatspol. Bureau, 19. IX. 1918 — KA, M K S M v. 1918, 28-2/7. Landesregierung an Mdl Staatspol. Bureau, 19. IX. 1918, 17,25 h - KA, M K S M v. 1918, 28—2/7; k. k. Landespräsident in Salzburg (Schmitt), Präs.Z. 18.667, an Mdl, 20. IX. 1918 - AVA, Mdl Präs. 1918, 2 2 - 2 1 . 8 4 9 .

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Verfügung — Assistenzen von den Ersatzbataillonen des überwiegend tschechischen SchR 8 und des Hausregiments IR 5 9 73 . Mit dem Einsatz der tschechischen Truppen zögerte man zunächst, denn gegen die Soldaten vom SchR 8 gab es bei der Bevölkerung besonders starke Abneigung 74 . Schließlich wurden sie dennoch vom Militärstationskommandanten, G M von Kosel, entgegen dem Wunsch der Landesregierung herangezogen. Ihr Eintreffen erfolgte zu spät 75 . Die Truppen des Hausregiments wiederum, des IR 59, verhielten sich — so wurde mitgeteilt — gegenüber den Exzedenten „eher passiv". Das schmerzte manchen selbstbewußten Militär. Selbst das Feldregiment 59 sollte sich veranlaßt fühlen, zur Wahrung der Ehre seines Ersatzbataillons einzugreifen: Auch die 59er seien zu spät eingesetzt worden, hätten aber dann „ihre Pflicht voll getan" 76 . Diese Ehrenrettung konnte freilich nicht ganz gelingen. Das Versagen der 59er war offensichtlich. Schon am Beginn der Aktion war die fehlende Energie der Assistenzmannschaften unübersehbar, obwohl die Menge anfänglich vor ihnen zurückgewichen war. Doch schon trat audi erste Resistenz auf 7 7 . Bereits an jenem Vormittag sympathisierten die 59er mit den Demonstranten, ja sie kritisierten das energische Vorgehen der Gendarmerie. Am Nachmittag wurde die letzte Assistenzkompanie aus einigen Zügen RainerInfanterie 59 und einem Zug 8er-Schützen bereitgestellt. Am Mozartplatz aber durchbrachen die Demonstranten den Kordon des anrückenden Militärs, ja sie waren von den Soldaten sogar dazu aufgefordert worden. Weder der anwesende Sicherheitsbeamte noch die Kompanieoffiziere und die anwesenden Gendarmerieoffiziere wagten es daraufhin, den Befehl zum Einschreiten gegen die Plünderer oder gar zum Waffengebrauch zu geben. Der Landespräsident meldete: „Hätte die Mannschaft nicht von Anbeginn an versagt, so wäre es trotz der verhältnismäßig geringen Stärke der hiesigen Garnison ein leichtes gewesen, die Unruhen im Keime zu ersticken und die Plünderungen gänzlich zu verhindern." 7 8 Es gab für die Truppenführung einige wenig erbauliche Situationen: Gegen den Befehl ihres Kommandanten waren Assistenzmannschaften in das Lager73

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SchR 8: 71,5% Tschechen, 14,5% Deutsche, 8% Polen, 4% Ruthenen, 2% Slowaken; IR 59: 95% Deutsche, 5% Tschechen - beide: KA, Farbentabellen 1918. Der Landespräsident berichtete, man habe die tschechischen Truppen zurückgehalten, „da schon seit Jahren von unkontrollierbarer Seite das Gerücht verbreitet wird, daß meinerseits im Falle einer Demonstration durch die Ausrückung des aus Tschechen bestehenden 8. SchR gegen die loyale Salzburger Bevölkerung aufgetreten werden würde." — k. k. Landespräsident in Salzburg,Präs.Z. 18.667, an Mdl, 20. IX. 1918 - AVA, MdlPräs. 1918,22-21.849. MilKmdo in Innsbruck an KM, 17. X. 1918 - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 1 - 1 8 3 (12.621 res.). Landesregierung an Mdl Staatspol. Bureau, 19. IX. 1918, 17,25 h — KA, MKSM v. 1918, 2 8 - 2 / 7 ; k. u. k. IR Eh. Rainer Nr. 59, Res.Nr. 2.803/Adj., an Edelweiß-DivKmdo, Feldpost 403, 29. IX. 1918 - Ebenda. k. k. Landespräsident in Salzburg, Präs.Z. 18.667, an Mdl, 20. IX. 1918 — AVA, Mdl Präs. 1918, 22-21.849. k. k. Landespräsident, Präs.Z. 18.730, an Mdl, 24. IX. 1918 - AVA, Mdl Präs. 1918, 22-21.849.

Der Auflösung entgegen

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haus Wildenhofer eingedrungen. In den Lagerräumen stürzten sie sich auf Wein und Marmelade. In Anwesenheit ihrer Offiziere mußten sie von Gendarmen gewaltsam hinausgejagt werden. Gerade dienstfrei habende 59er trieben sich trotz der anbefohlenen Konsignierung der Garnison in großer Zahl in den Straßen herum. Und sie verbrüderten sich mit den Zivilisten und beteiligten sich aktiv an den Plünderungen, und sie machten dabei gemeinsame Sache mit russischen Kriegsgefangenen. Davon wieder blieben die 8er nicht unberührt. Die wenigen verfügbaren Detachements der 8er-Schützen verhielten sich „anfänglich ganz gut", in den späteren Nachmittagsstunden riß auch bei ihnen Disziplinlosigkeit ein79. Die politischen Behörden klagten an. Das Militärkommando Innsbruck replizierte: Der Einsatz der Assistenzen sei gehemmt gewesen. Das Handelsgremium Salzburg habe von der Landesregierung ein ausdrückliches Verbot an die ausgerückten Assistenzen verlangt, von der Schußwaife Gebrauch zu machen80. Und bis zum späten Nachmittag des 19. war von der Waffe in der Tat nur in Einzelfällen, von der Schußwaffe überhaupt nicht Gebrauch gemacht worden. Dennoch wurde die Zahl der bei den Ausschreitungen Verletzten von der politischen Behörde als nicht gering angenommen. Aber noch am Abend des 19. gab es im Militärstationskommando erneut Alarm: Gegen 17 Uhr 30 traf Meldung ein über Aufbegehren der Volksmenge gegenüber der Militärassistenz 81 . Nun bat das Militärstationskommando Salzburg angesichts der Lage das Militärkommando Innsbruck um rasche Verstärkung. Auch die Landesregierung hielt eine Verstärkung der Assistenzen um ein bis zwei Bataillone für unbedingt erforderlich 82 . Das Militärkommando befahl je 1 V2 Kompanien vom Ersatzbataillon des KSchR I 83 in Wels und des TKJR 484 in Vöcklabruck nach Salzburg. Ein weiteres Assistenzbataillon, gebildet aus Marschformationen der 11. Armee, wurde in Neukirchen im Pinzgau bereitgestellt85. Die Salzburger Landesregierung erbat im Verlauf des Abends weitere Assistenzen, da die Exzesse noch immer andauerten. Die Situation wurde als besonders ernst bezeichnet. Daher leitete das Staatspolizeiliche Büro des Ministeriums des Innern das Ersuchen des Landespräsidenten wegen weiterer Verstärkung sofort an das Präsidialbüro des Kriegsministeriums mit der dringenden Bitte um volle Berücksichtigung weiter 86 . '» Ebenda. 80 81

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MilKmdo in Innsbruck an KM, 17. X. 1918 - KA, KM Abt. 5 v. 1 9 1 8 , 1 - 1 8 3 (12.621 res.). Landesregierung an Mdl Staatspol. Bureau, 19. IX. 1918, 17,25 h - KA, M K S M v. 1918, 28-2/7. Ebenda. KSchR I: 75% Deutsche, 9% Polen, 7% Ruthenen, je 3% Tschechen, Slowenen und Italiener — KA, Farbentabellen 1918. TKJR 4: 82% Deutsche, 11% Tschechen, 4,5% Rumänen, je 0,5% Magyaren, Polen, Slowenen, Kroaten und Ladiner — KA, Farbentabellen 1918. Telegr. MilKmdo Innsbruck, Präs.Nr. 15.224, an KM, 19. IX. 1918, Dringend! - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 1 - 3 / 4 - 7 8 . Landesregierung an Mdl, Staatspol. Bureau, 19. IX. 1918, 19,15 h — KA, M K S M v. 1918, 28-2/7.

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In Salzburg formierte sich nun die militärische Macht, die für „Ruhe und Ordnung" sorgen sollte: In der Nacht auf den 20. September trafen 360 Mann in Salzburg ein und am Vormittag des 20. weitere 1.100 Mann aus Tirol 87 . Da es in den Morgenstunden in der Stadt neuerlich zu Ausschreitungen gekommen war, sollten weitere 1.600 Mann Militärassistenz nach Salzburg verlegt werden. An Gendarmeriemannschaft konnten rund 100 Mann herangezogen werden, weitere 30 Gendarmen waren aus Tirol im Anrollen 88 . Bis zum Abend des 20. waren rund 2.000 Mann Assistenztruppen in Salzburg eingetroffen: 1.500 Mann Marschformationen von St. Johann im Pongau und Neukirchen, 200 Mann Marschformationen von Freistadt im Mühlviertel und die drei Assistenzkompanien aus Wels und Vöcklabruck. Weitere 400 Mann Marschformationen wurden in Kirchbichl in Tirol bereitgestellt, 500 Mann beim Ersatzbataillon des GbSchR 2 in Enns und eine Marschkompanie beim SchR 37 in Schärding 89 . Die Militärassistenzen wurden zunächst in Form von Patrouillen in die gefährdeten Stadtteile entsandt. Zwar kamen verschiedentlich noch Plünderungen vor. Die Situation besserte sich jedoch bis zum Abend des 20. weitgehend. Zahlreiche Verhaftungen wurden vorgenommen, Waffengebrauch wurde nicht gemeldet. Über die Haltung der eingetroffenen Truppen hatte die Landesregierung nur Lobendes zu berichten: Die „vorzügliche Disziplin des eingelangten Militärs" habe „einen großen moralischen Eindruck audi in den besseren Bürgerskreisen" hervorgerufen, „die sich gestern zum Teil ebenfalls an den Plünderungen beteiligt hatten" 9 0 . Die Bewegung, die in der Landeshauptstadt selbst nun eingedämmt war, schien aber aufs Land überzugreifen, so nach Maria Piain. Vorläufig wurde dagegen nur Gendarmerie aufgeboten. Wäre auch auf dem Lande Militärassistenz erforderlich gewesen, so hätten die in Salzburg befindlichen oder unmittelbar erwarteten Einheiten nach Meinung der Behörde kaum ausgereicht. Immerhin gelangten in den folgenden Tagen noch Marschformationen der H I R 5 und 307 aus Tirol nach Salzburg 91 . Da am 25. September jedoch wieder anhaltende Ruhe in Salzburg und Umgebung eingetreten war, begann man mit dem Abtransport eines Teiles der Assistenzen: Die Truppen von der 87

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Landespräsidium Salzburg, Telephonat an Staatspol. Bureau, 20. IX. 1918, 11 h — KA, MKSM v. 1918, 2 8 - 2 / 7 . Mdl, Staatspol. Bureau, an MKSM, 20. IX. 1918, 11 h - Ebenda. Telegr. MilKmdo Innsbruck, Präs.Nr. 15.225, an KM, 20. IX. 1918, Sehr dringend! - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 1 - 3 / 4 - 7 8 . Landespräsidium Salzburg, Telephonat an Staatspol. Bureau, 20. IX. 1918, 11 h — KA, MKSM v. 1918, 28 — 2/7; Landesregierung Telephonat an Mdl, Staatspol. Bureau, 20. IX. 1918, 17,20 h - KA, MKSM v. 1918, 2 8 - 2 / 7 . Ebenda. HIR 5: keine Angaben, Honved-Ergänzungsbezirk Szeged; HIR 307: 54% Magyaren, 15% Rumänen, 14% Slowaken, 13% Deutsche, 3% Serben, 1% Kroaten - beide: KA, Farbentabellen 1918.

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Der Auflösung entgegen

Reserveoffiziersschule in Freistadt und von den Marschformationen aus dem Pinzgau wurden marschbereit gestellt. Die übrigen Einheiten sollten vorläufig bis zum 28. September in Salzburg garnisonieren 92 . Im Ausklang gab es Kritik. Zunächst meldete sich der Landespräsident: Die Verpflegung der auswärtigen Assistenztruppen sei „sehr minderwertig und gänzlich unzureichend" gewesen. Nach zur Kenntnis gelangten Gerüchten bzw. Konfidentenmeldungen seien bereits Äußerungen von Mannschaften, vorgelegen, daß sie selbst Hunger litten und daher den Gehorsam verweigern würden. Man hatte zwar gleich vorzubauen versucht. Die Assistenztruppen sollten gute Verpflegung und Rauchwaren erhalten und hinsichtlich der Gebühren wie Feld- bzw. Etappentruppen behandelt werden. Das Kriegsministerium setzte auch sofort die volle Kriegsverpflegsration für die Assistenzen fest 93 . Aber nicht nur die Verpflegung hatte Kritik aufkommen lassen, auch der Einsatz selbst. Das Kriegsministerium meldete sich Anfang Oktober mit einer Aufforderung zur Untersuchung. Von „amtlicher Quelle" sei berichtet worden, es wäre mehr bedenklich gewesen, als daß nur die auswärtigen Assistenztruppen in Salzburg kein Brot gehabt hätten. Als Kommandanten der Assistenztruppen hätten — vor allem beim IR 59 — lauter unerfahrene Leutnante fungiert, die sich weder ihrer Abteilung noch den Demonstranten gegenüber hätten Autorität verschaffen können. Ein Offizier — angeblich vom IR 59 — sei sogar von der Menge mißhandelt worden. Ältere Offiziere hingegen seien nicht zu sehen gewesen. Dazu überhaupt: Die vom Ersatzbataillon IR 59 beigestellte Assistenz habe wenig Energie und Verläßlichkeit gezeigt. Der Militärstationskommandant in Salzburg 94 habe gänzlich versagt. Außerdem: Die Assistenzen seien immer zu spät gekommen, weil sie angeblich erst angefordert worden waren, als die Demolierungen schon begonnen hatten. Ein Vorwurf im Kompetenzbereich: übermäßiges Eingreifen der politischen Beamten bei den Entscheidungen. Bei der Kompanie des Hauptmanns Demoulin habe die Verwendung der Assistenz ausschließlich der politische Beamte verfügt. Und die politischen Beamten hätten gefordert, nie Gewalt anzuwenden. Das Militärkommando Innsbruck sollte — so verlangte das Ministerium — eine Untersuchung einleiten. Ein nicht der Garnison Salzburg angehörender General sollte sie führen. Schuldige sollten mit aller Strenge zur Verantwortung gezogen werden 95 . Telegr. Inspizierender des MilKmdo Innsbruck in Salzburg, Res. Nr. 630, 25. IX. 1918 — K A , K M Abt. 5 v. 1918, 1 - 3 / 4 - 7 8 . 93 ChilTre-Telegr. des Landespräsidenten in Salzburg an den Minister des Innern, 26. IX. 1918, 15,20 h, Streng vertraulich! - K A , M K S M v. 1918, 2 8 - 2 / 7 . 94 Zu G M Kosel Val d'Assa, vgl. I. 324. »5 K M Abt. 5, Nr. 11.358, Verschluß, an MilKmdo Innsbruck, 3. X. 1918 - K A , K M Abt. 5 v. 1918, 1 - 9 7 / 4 .

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Bereitstellungen im Sommer

Aufbegehren in Böhmen und Mähren Pilsen, Bolewetz, Mährisch Ostrau, Witkowitz, Mies,

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Niirschan

Als besonderer Gefahrenherd in Böhmen galt immer wieder Pilsen, die Stadt, in der der größte Rüstungsbetrieb der Donaumonarchie arbeitete. Seit Monaten herrschte Lebensmittelnot. In der dritten Juniwoche gab es in Pilsen fünf Tage lang kein Mehl und kein Brot, seit Februar bereits war die Fettration pro Person und Woche mit 7,2 g festgesetzt 96 . Unruhen am 20. Juni leiteten eine folgenschwere Auseinandersetzung ein. Eine Zusammenrottung von mehr als 100 Personen, vorwiegend Frauen, führte zu einem Überfall auf einen mit Mehl beladenen Wagen. Bald wurden audi Lebensmittelgeschäfte Ziel von Attadien der Menge. Polizei trat dazwischen. Am 21. drang die Menge in das Magazin einer Eisenbahngenossensdiaft ein, entwendete Brot, raubte gegen 1.400 kg Hirse aus Waggons. Gendarmerie schritt ein, wurde verhöhnt und beschimpft, trieb die Menge auseinander97. Am Abend des 21. zog der Sturm auf ein Brotauto rund 1.000 Personen an. Die einschreitende Gendarmerie wurde mit Steinen beworfen. Da trat Militär auf den Plan. Das Bahnhofskommando hatte Assistenz zum Schutz des Konsums der Eisenbahnbediensteten in der Bahnhofsstraße verlangt. Das anrückende Militär, eine Abteilung vom Ersatzbataillon des ungarischen I R 69 9 8 unter dem Kommando des Leutnants Wirfei wurde gleichfalls mit Steinen empfangen. Zusätzlich wollte man aus einem Haus einen Schuß gehört haben. Daraufhin machte das Militär von der Schußwaffe Gebrauch 99 . Ohne vorherige behördliche Aufforderung und ohne militärische Alarmsignale sei der Befehl zum Feuern in eine schon flüchtende Menge gegebea worden, so sollten tschechische Abgeordnete im Reichsrat in Wien feststellen. Und dabei habe der Leutnant den anwesenden Kommissär der Staatspolizei einfach ignoriert.. . 10 °

»6 Stenograph. Protokolle. III. 3.877. »' Souhrnnä hläseni, Sb. 169/5, Nr. 2 . 8 3 1 - 2 . 8 3 7 ; Telegr. K M Abt. 5, Nr. 7.107, an M K S M , 21. VI. 1918, 13,30 h - KA, M K S M v. 1918, 2 8 - 2 / 7 . " 8 IR 69: keine Angaben; Ergänzungsbezirk Szekesfehervär. " Souhrnnä hläseni, Sb. 169/5, Nr. 2 . 8 3 1 - 2 . 8 3 7 ; Telegr. K M Abt. 5, Nr. 7.107, an M K S M , 22. VI. 1918, 13,30 h - KA, M K S M v. 1918, 2 8 - 2 / 7 . 100 Stenograph. Protokolle. III. 3.877. Dazu bleibt festzustellen, daß der geltenden Assistenz-Instruktion von 1908 gemäß der Kommandant, „wenn eine Truppe tätlich insultiert oder gar mit Waffen angegriffen wird", zum Befehl, die Waffen zu gebrauchen, jedenfalls berechtigt, wohl auch verhalten war. Die Intervention eines politischen Beamten war bei diesem Tatbestand nicht erforderlich. Die Stichhältigkeit der Argumentation der Abgeordneten bleibt in dieser Hinsicht daher zweifelhaft. Allerdings war in der Instruktion auch vorgesehen, dem Feuern „womöglich" das Signal „Schießen" vorangehen zu lassen. Hier sollte aber sichtlich dem Ermessen des Kommandanten Spielraum gewährt werden. Die von den Abgeordneten behauptete Entfernung der Soldaten von den beschossenen Zivilisten — 65 bis 120 Schritte — und ihr Hinweis auf eine bereits flüchtende Menge läßt zwar Zweifel zumindest im Hinblick auf den

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Der Auflösung entgegen

Das Schnellfeuer der Soldaten — 300 Schuß — forderte fünf Tote und sieben Schwerverletzte. Die Abgeordneten im Wiener Parlament sprachen von fünf Knaben, die die Toten gewesen seien, Knaben im Alter zwischen 10 und 13 Jahren. Zu den Verletzten hätten vier Arbeiter, zwei Frauen und ein Kind gezählt. Und ein Arbeiter der Skoda-Werke sei seinen Verletzungen eine Woche später noch erlegen101. Der Statthaltereibericht läßt freilich die Menge selbst der abrückenden Militärabteilung gegenüber noch angriffsbereit erscheinen. Das abmarschierende Militär sei in der Goethegasse neuerlich mit Steinen beworfen worden und habe darauf auch noch einmal geschossen. Sparsamer freilich diesmal: Drei Schüsse seien abgefeuert worden und die, ohne jemanden zu verletzen 102 . Das Echo bei den Arbeitern blieb nicht aus. Am 22. Juni stellten die Arbeiter der Skoda-Werke in Pilsen — 25.000, dazu die Arbeiter der Munitionsfabrik in Bolewetz und der Werkstätten der Staatsbahnen in Pilsen die Arbeit ein. 400 Werkstättenarbeiter zogen in die Stadt und bewogen die Straßenbahner und Arbeiter weiterer Fabriken zum Anschluß an den Streik. Am 23. und 24. wurde die Arbeit wieder aufgenommen 103 . Die tschechischen Abgeordneten im Reichsrat in Wien aber bezogen audi gegen die Zivilbehörde in Pilsen Stellung. Obwohl die militärische Intervention ohne Einverständnis und nicht auf Wunsch der Bezirkshauptmannschaft Pilsen erfolgt sei, habe sich deren Chef, der Statthaltereirat Dvorak, nachträglich mit dem Befehl des Leutnants Wirfei einverstanden gezeigt. Diese „zynische Äußerung" des Statthaltereirates habe in der ganzen Stadt große Empörung hervorgerufen 104 .

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gegebenen Grad der Gefährlichkeit der Insultierung offen, der im Statthaltereibericht genannte Schuß aus einem Haus schwächt diese Einwendungen der Abgeordneten wieder ab. — Instruktion, §§ 5, 8 ff. Souhrnnä hläseni, Sb. 169/5, Nr. 2.831-2.837; Stenograph. Protokolle. III. 3.877; das K M sprach von drei Toten und neun Schwerverwundeten. — Telegr. KM Abt. 5, Nr. 7.107, an MKSM, 22. VI. 1918, 13,30 h - KA, MKSM v. 1918, 2 8 - 2 / 7 . Souhrnnä hlääeni, Sb. 169/5, Nr. 2.831-2.837. Souhrnnä hläseni, Sb. 169/5, Nr. 2.838. Stenograph. Protokolle. III. 3.875. Die Reichsratsabgeordneten forderten: Einschreiten gegen die Täter, „welche die bestehenden Vorschriften bezüglich Intervention und Schießen des Militärs auf den Pilsener Gassen nicht eingehalten haben"; Schadenersatzleistung an die Familien, deren Angehörige durch das leichtsinnige Schießen des Militärs getötet oder schwer verletzt und materiell geschädigt wurden; Abberufung des Statthaltereirates Dvoräk aus Pilsen, „der durch seine unqualifizierten und zynischen Äußerungen die Ermordung unschuldiger Kinder billigte und dadurch vor der ganzen Öffentlichkeit moralisch unmöglich wurde." — Stenograph. Protokolle. III. 3.876. Die Vorfälle in Pilsen ließen die Frage nach der Zahl der Assistenztruppen im Militärkommandobereich Prag stellen: Insgesamt standen 24y 2 Marschkompanien, 19 Assistenzkompanien von Ersatzkörpern und Schulen und 24 Feldkompanien zur Verfügung. — KM Abt. 5, Nr. 7.104, an MKSM, 22. VI. 1918 - KA, MKSM v. 1918, 69-4/21. Am 17. Juni standen die IR 38 und 128 im Militärkommandobereich. Zur verläßlichen Aufrechterhaltung der Ordnung wären jedoch 34 Kompanien für Prag, 20 für Pilsen und Umgebung, 10 für das übrige Westböhmen, 6 für Kladno und 10 für die übrigen Orte notwendig, insgesamt also

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Ein zweiter Unruheschwerpunkt im böhmisch-mährischen Industriebereich war Mährisch Ostrau. Auch im Industrierevier von Mährisch Ostrau herrschte von Mai an Hunger. In der Nacht vom 29. auf den 30. August brach in Witkowitz ein weitverzweigter Streik aus: Die Arbeiter des alten Stahlwerks, der Maschinenfabrik, des neuen Stahlwerks, des Ε-Werks, der Gußstahlfabrik, des Walzwerks, der Rohrfabrik und der Brikettfabrik — insgesamt 13.750 an der Zahl — traten in den Ausstand. N u r die militarisierten Arbeiter und 3.000 Kriegsgefangene, die bei den Hochöfen und in der Kokerei arbeiteten, schlossen sich dem Streik nicht an. Gegenzug der staatlichen Macht: A m 30. begannen Gendarmerie und Assistenztruppen in den Straßen von Witkowitz zu patrouillieren 1 0 5 . Selbst eine Assistenzkompanie vom Ersatzbataillon I R 84 aus Wien 1 0 6 wurde dem stellvertretenden Militärkommandanten im Mährisch Ostrauer Revier, G M von N a u m a n n , zur Verfügung gestellt und ging nach Witkowitz ab 1 0 7 . Die Arbeiter waren auf rigoroses Einschreiten hingewiesen worden. A m 4. September hatte in Trzynietz eine Versammlung der Arbeiter ergebnislos geendet, denn der Bevollmächtigte des Kriegsministers, der General von K n a p p , hatte bedingungslose Arbeitsaufnahme gefordert. Dann hatte er aus K r a k a u zusätzlich drei Assistenzkompanien und einen M G - Z u g herandirigieren lassen. In einem Aufruf an die Arbeiterschaft hatte er bei Nichtaufnahme der Arbeit die Anwendung militärischer Zwangsmaßnahmen und bei Gewalttaten die Verhängung des Standrechts angedroht 1 0 8 . A m Morgen des 4. September war mit der militärischen „Eintreibung" der Streikenden begonnen worden. Der Landespräsident in Troppau sah die Maßnahmen mit Bedenken. Durch die zwangsweise Einbringung der Streikenden sei die Stimmung äußerst gereizt. Die Arbeiterführer hielten ein Ubergreifen des Streiks auf den Bergbau für möglich, denn die Vorgangsweise des Militärs provoziere: Die Militärpatrouillen verhafteten in Mährisch Ostrau ziemlich summarisch, viele Unbeteiligte würden einfach miteinbezogen.

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80 Assistenzkompanien, so kalkulierten die Militärbehörden. Streiks im Bereich der Eisenbahn u n d Post in Prag zwängen das Militärkommando, sich für eine Militarisierung dieser Betriebe vorzubereiten. Überdies stehe eine ziemlich große Anzahl der Assistenzkompanien als Begleitmannschaft von Lebensmittelzügen und zur Bewachung von Lebensmitteldepots in Verwendung. Dabei seien infolge der Lebensmittelnot in der nächsten Zeit auch größere Streiks und Ausschreitungen ziemlich sicher zu erwarten. Ein Bericht des Statthalters von Böhmen, des Grafen Coudenhove, vom 10. Juli wies auf Hunger und Verarmung, Unsicherheit des Eigentums, Verwahrlosung der J u g e n d und den schlechten Einfluß der Heimkehrer hin. Graf Coudenhove verlangte die Verstärkung der Gendarmerie von 3.600 auf 6.000 M a n n und erzielte die Zuweisung von 1.900 M a n n Landsturmassistenz. — M i l K m d o in Prag, Präs.Nr. 9 . 8 2 1 / G s t b „ an K M Abt. 5, 23. V I . 1918 - K A , K M Abt. 5 v. 1918, 1 - 3 / 4 - 3 5 ; RONGE, Kriegs- u n d Industriespionage. 353. Wahrscheinlich sind die L s t . B a o n e 24 und 153 gemeint, die Anfang Juni in das nordwestböhmische Kohlenrevier verlegt worden waren. M d l , Staatspol. Bureau, an M K S M , 31. V I I I . 1918, 1 1 h - K A , M K S M v. 1918, 2 8 - 2 / 7 . I R 84: 7 4 % Deutsche, 2 0 % Italiener, 5 % Tschechen, 1 % Polen - K A , Farbentabellen 1918. Telegr. K M Abt. 5, N r . 10.474, an M i l K m d o Wien, G M N a u m a n n , Z T L , 3. I X . 1918 K A , K M Abt. 5 v. 1918, 1 - 3 / 2 - 2 4 . M d l , Staatspol. Bureau, an M K S M , 5. I X . 1918, 18,30 h - K A , M K S M v. 1918, 2 8 - 2 / 7 .

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Der Auflösung entgegen

Ab 6. September wurde die militärische Einbringung der Streikenden — nach Vorstellung des Polizeikommissariats — vorschriftsmäßig durchgeführt. Ein Zwischenfall: Ein Arbeiter des Eisenwerkes Witkowitz, der — augenscheinlich von einem Felddiebstahl zurückkehrend — seine Wohnung von einer Militärpatrouille umstellt sah, hatte die Flucht ergriffen. Da er über mehrfachen Anruf nicht stehengeblieben war, wurde er vom Patrouillenführer erschossen109. Das Gesamtergebnis war für die Behörden nicht befriedigend. Die militärische Einbringung der Streikenden in Witkowitz zeitigte bis zum 8. September nur geringen Erfolg 110 . Auch in diesem Fall erfolgte — einen Monat später — das Nachspiel im Parlament. Resume mit Vorwürfen gegen das Vorgehen des Militärs: Die Militarisierung der Kohlenwerke währe schon seit Kriegsbeginn. Das Revier gleiche einem Heerlager mit Generalen, ganzen Stäben von Offizieren, Kavallerie und Maschinengewehren. Bei den Streiks im September und im Oktober seien die Soldaten, hauptsächlich Magyaren und Deutsche, die sich mit der Bevölkerung infolge Unkenntnis der Sprache gar nicht verständigen könnten, gegen Bergarbeiter mit größter Rücksichtslosigkeit und Brutalität vorgegangen. Und sie seien eingeschritten ohne Rücksicht darauf, ob sie es mit Streikenden oder Arbeitswilligen zu tun hätten. Und ihre Kommandanten, denen die Art der Arbeit auf der Kohlengrube ein „spanisches D o r f " sei, glaubten ihre Unorientiertheit durch Schikane und „schneidiges Vorgehen" ersetzen zu müssen. Die Vorgangsweise gegen die Arbeiter wurde als unangemessen hart unterstrichen: Auf die streikenden Arbeiter seien wahre Razzien veranstaltet worden. Patrouillen hätten nachts die Leute in ihren Wohnungen ausgehoben und sie oft bei strömendem Regen mit aufgepflanztem Bajonett zum Schacht geführt. Dort habe der Betriebsleiter strenge Musterung gehalten. Einzelne Männer habe er zur Uberstellung an das Militärgericht bestimmt. Und das Benehmen der Assistenzsoldaten habe zusätzlich verschärfend gewirkt: In einer ganzen Reihe von Arbeiterwohnungen seien von den eingedrungenen Soldaten Fensterscheiben zertrümmert worden, und das blindwütige Treiben des Militärs habe selbst vor Kindern und Frauen nicht haltgemacht 111 . Der Umkehrschluß für die Militärbehörden: Das Zeugnis der Abgeordneten veranschaulichte deutlich, wie verläßlich im Sinn ihrer Führung die als Assistenzen eingesetzten Truppen noch in den letzten Kriegswochen sein konnten — besonders dann, wenn ihre Nationalität zu der der streikenden Arbeiter in einem starken Spannungsverhältnis stand. Die Bergarbeiter aber rührten sich weiterhin, auch in Böhmen. In Westböhmen streikten sie Ende September: am 24. auf vier Kohlenschächten in 10» 110 111

Mdl, Staatspol. Bureau, an M K S M , 6. I X . 1918, 11,20 h - KA, M K S M v. 1918, 2 8 - 2 / 7 . Mdl, Staatspol. Bureau, an M K S M , 8. I X . 1918, 1 1 h - KA, M K S M v. 1918, 2 8 - 2 / 7 . Anhang zu den stenograph. Protokollen. VI. Anfrage 3.345/1 (Abg. Cingr und Reger). 11. X . 1918.

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Mies und am 26. auf dem Krimichschacht in Nürschan. Der Anlaß: Lohnforderungen. Eine Assistenzkompanie aus Pilsen wurde eingesetzt 112 . Die Behörden sahen die Streiks in den Revieren voll Sorge. U m einem eventuellen allgemeinen Streik der Kohlenbergarbeiter in der österreichischen Reichshälfte begegnen zu können, hatten die Militärbehörden — das Kriegsministerium im Einvernehmen mit dem Chef des Generalstabs — noch einmal eine Felddivision als Assistenz herangezogen: die l . K D 1 1 3 . Die Division war seit Ende Juli im Grenzsicherungsdienst in Ostgalizien gestanden. Im Hinblick auf die politische Situation in Rumänien war Mitte September ihre Ablösung und Verschiebung ins östliche Siebenbürgen angeordnet worden. Angesichts der Krise in den österreichischen Kohlenbergwerken wurde jedoch von dieser Verschiebung im letzten Augenblick abgesehen. Die Division — zu ihr zählten Husarenregimenter vorwiegend magyarischer Nationalität — wurde auf die Kohlenindustriegebiete in Westgalizien, Mähren, Schlesien, Böhmen und in der Steiermark aufgeteilt 114 . Kriegsministerium und A O K hatten die Feldregimenter auch in der Zeit sich entwickelnder Krisensituation an der Front für das Hinterland aufgeboten. Nach Meinung des Kriegsministeriums sollten die vom Ministerium f ü r öffentliche Arbeiten zur Verhinderung eines Generalstreiks eingeleiteten Verhandlungen bis zum 26. September die endgültige Entscheidung bringen. Wenn diese Entscheidung — wie angesichts der aufgebotenen Truppenmacht zu erwarten sei — f ü r die Behörden befriedigend ausfalle, werde die 1. K D ehestens ihrer Bestimmung zugeführt und in die Csik verschoben werden 115 . Der Assistenzeinsatz in der Heimat hatte Vorrang. Trotz des Zusammenbruchs der bulgarischen Front in Mazedonien ab 15. September und der dringenden Notwendigkeit des Aufbaus einer neuen Abwehrzone war den Militärbehörden, vor allem dem Kriegsministerium, der militärische Druck auf die Kohlenbergarbeiter wichtiger erschienen als die Zuführung einer Division in einen schwer gefährdeten Grenzbereich. 112

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Mdl, Staatspol. Bureau, an MKSM, 3. X. 1918 - KA, M K S M v. 1 9 1 8 , 2 8 - 2 / 7 ; Souhrnnä hläseni, Sb. 183/3, Nr. 3.035. Vgl. ÖU1K VII. 414 ff. KM Präs.Nr. 34.327/Abt. 5 an MKSM, 21. IX. 1918 - KA, MKSM v. 1918, 6 9 - 4 / 2 1 - 5 . Am 20. und 21. September trafen die Truppen der 1. K D in nachstehenden Bestimmungsorten ein: in Mährisch Ostrau zur Verfügung des GM von Naumann das HR 14, Stand: 1.467 Mann; in Chrzanöw zur Verfügung des MilKmdo Krakau ein Halbrgt. Hus. 12, Stand: 646 Mann; in Kladno zur Verfügung des MilKmdo Prag der Stab und ein Halbrgt. Hus. 12, Stand: 893 Mann; in Brüx zur Verfügung des GM von Schiessler das HR 5, Stand: 2.230 Mann, und eine zusätzliche Schwadron in der Stärke von 150 Mann; in Graz zur Verfügung des MilKmdo Graz das HR 7, Stand: 1.583 Mann; und in Brünn als Reserve des KM das Sturm-Halbrgt. der 1. KD, Stand: 480 Mann. Die Verteilung und eventuelle weitere Instradierung dieser 7.449 Mann hatten die Kommandanten, denen sie zugewiesen worden waren, zu veranlassen. — KM Abt. 5, Nr. 11.063/1, Verschluß, expreß an MilKmden Krakau, Wien, Graz, Prag, Lemberg, Nagyszeben, GM von Naumann und GM von Schiessler, ZTL, AOK und k. k. MfLV, 16. IX. 1918 - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 1 - 1 4 9 / 1 . Zur nationalen Zusammensetzung der 1. K D vgl. II. 26. KM Präs.Nr. 34.327/Abt. 5 an MKSM, 21. IX. 1918 - KA, M K S M v. 1918, 6 9 - 4 / 2 1 - 5 .

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Der Auflösung entgegen

B. D E R K R Ä F T E V E R Z E H R

DER

DESERTIONEN

1. ZWISCHEN UNRUHE UND FLUCHT

Meuterei bei Marschformationen Krakau, Wörgl, Zamo'sc, Nowy Sqcz, Prag, Dombovär-Kaposvär Der Weg an die Front blieb eine Reizzone für Widersetzlichkeiten. Die Marschformationen waren in besonderer Weise krisenanfällig. Hatten Marschkompanien im Februar in Dalmatien und in Bosnien gemeutert, hatte zu den Ursachen der Heimkehrermeutereien im Mai immer wieder eben die Einteilung der Heimkehrer in die Marschformationen gezählt, so blieben diese Einheiten den Sommer über weiterhin anfällig für Aufbegehren und Desertion — nicht zuletzt der Transport zum Feldheer galt als Gelegenheit zur Flucht 1 . Das AOK wollte vorbauen — mit freilich nur begrenzt tauglichen Mitteln: Das AOK ersuchte Anfang Juni, die Mannschaften der Marschformationen ohne Munition zur Feldarmee abgehen zu lassen. Die Formationen sollten erst im Armeebereich mit Munition ausgestattet werden 2 . Der Widerstand der Soldaten während des Transportes w a r damit freilich nicht ausgeschaltet. Eine Reihe von Vorfällen sollte es beweisen. Schon im Mai hatte es ansatzweise Schwierigkeiten beim Abmarsch von Marschbataillonen gegeben, vor allem im untersteirischen Bereich. Slowenische Mannschaften der Ersatzbataillone IR 27, IR 87 und SchR 26, die in Marburg und Cilli stationiert waren, ließen deutlich erkennen, daß sie die Flucht der Einwaggonierung vorzögen 3 . Aktivere, renitenzgeladene Ansätze folgten. Das sollte zunächst in Krakau deutlich werden. 1

2

3

Darauf hatte das AOK schon im März warnend hingewiesen. Vgl. AOK Ch.d.G. an HG und Armeen, 17. III. 1918 - K A , AOK Op. Abt. v. 1918, 82.637. Telegr. AOK Ch. d. G„ Op.Nr. 90.477, an K M Abt. 5, MfLV, HM, Ch. d. EW, 3. VI. 1918 - K A , K M Abt. 5 v. 1918, 6 4 - 3 / 3 4 (6.182). AOK Op.Nr. 106.803, Vorfälle bei Marschformationen, an K M , 24. V. 1918 - K A , K M Abt. 5 v. 1918, 64—3/45 (3.757); Mitteilung des Deutschen Vereins für Marburg und Umgebung an AOK - AS, fasc. MNZ 1 9 1 5 - 1 9 1 8 , Z.Z. 5.631/M.P. - 1918, 12.480/MI 8; Meldung des steir. Landesgendarmeriekommandos an M f L V , 28. V. 1918 — K A , M f L V 1918, 64—51/6. Nach: Lojze UDE, Deklaracijsko gibanje na Slovenskem (Die Deklarationsbewegung in Slowenien). In: Naucni skup u povodu 50-godiänjice raspada Austro-Ugarske monarhije i stvaranje Jugoslavenske drzave. Zagreb 1969. 154; Bericht RRAbg. Marckhl an M P Seidler, Cilli 13. V. 1918 AVA, Mdl Präs. 1918, 2 2 - 1 1 . 4 5 1 . Nach: P L E T E R S K I , Odlocitev. 231. IR 27: 75% Deutsche, 14% Tschechen, 7% Slowenen, 4% Rumänen; IR 87: 84% Slowenen, 10% Deutsche, 3% Polen, 2% Tschechen, 1% Kroaten; SchR 26: 61% Slowenen, 31% Deutsche, je 3% Tschechen und Polen, je 1% Ruthenen und Kroaten — alle: K A , Farbentabellen 1918.

Der Kräfteverzehr der Desertionen

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Am Abend des 16. Juni kam es am Vorbahnhof in Krakau beim Abtransport von elf Marschkompanien der XL. Marschformationen des SchR 164 zu Ausschreitungen. Zwar war man nicht unvorbereitet gewesen. Um die Einwaggonierung der Marschkompanien nicht stören zu lassen, war der Bahnhof noch vor Eintreffen der Schützen von der 10. Feldkompanie des in Krakau garnisonierenden Wiener IR 4 Hoch- und Deutschmeister abgesperrt worden. Zusätzlich hatte man noch zwei Züge der 1. Feldkompanie dieses Regiments als Assistenz bereitgestellt 5 . Nach Rücksprache mit dem Verladeoffizier wurde ein Halbzug am Beginn des Transportes, ein Halbzug an seinem Ende, ein Zug unter dem Kommando des Leutnants von Stöhr vor der Transportmitte aufgestellt®. Die Mannschaften der anrückenden Marschkompanien des SchR 16 machten schon beim Einmarsch in den Bahnhof der Assistenzeinheit gegenüber höhnische Bemerkungen 7 . Ein Teil des 4. Zuges der 10. Feldkompanie bewachte ein Tor zum Innenraum des Vorbahnhofes und hatte jeden Verkehr der Schützen mit den Zivilpersonen zu verhindern 8 . Vor dem Tor drängte die Menge. Schließlich drückte die Menge das Tor ein. Die Posten verwehrten dennoch ein Vordringen zum Zug. Nicht nur die Zivilisten, auch die Schützen nahmen nun gegen die Posten Stellung. Der Leutnant Stöhr griff mit seinem Zug ein, und die Volksmenge verlief sich9. Die Einwaggonierung der Marschformationen konnte ohne Anstand im Verlauf des Abends bis gegen 21 Uhr beendet werden. Allerdings wurde beobachtet, daß die Mannschaften der letzten Waggons Steine mitnahmen. Auf Vorhalt wurde erklärt, daß die Mannschaften die Steine als Unterlage f ü r Bretter verwendeten; mit den Brettern hatten sie schadhafte oder beschmutzte Stellen des Waggonbodens überdeckt 10 . Bis zur Abfahrt gab es Unzukömmlichkeiten zwischen der Assistenzmannschaft und einigen betrunkenen Soldaten des Transportes 11 . Die Schützen beschimpften die Wachen, und ein angeheiterter Schütze, der noch Abschied nehmen wollte, wurde schließlich renitent, als ihn die Assistenz aufforderte, zu seinem Waggon zu gehen. Er erhielt von einem Zugsführer einen Bajonett4

SchR 16: 90% Polen, 5% Deutsche, 3% Tschechen, 2% Ruthenen — KA, Farbentabellen 1918. MfLV, zu Präs. 20.392/11, Extraktbogen für MKSM, 12. VII. 1918 - KA, MKSM v. 1918, 28 — 2/54 ad I; Protokoll über die Vorgänge bei der Abfahrt der elf Marschkompanien des k. k. SchR 16 am 16. VI. 1918, Oblt. Jüttner, Lt. Sabatin und Lt. Homolka - KA, M K S M v. 1918, 2 8 - 2 / 5 4 , Big. 6 Bericht Lt. Kurt von Stöhr, k. u. k. IR 4, 1. Feldkomp., an Rgt.Kmdo in Krakau, 17. VI. 1918 - Ebenda, 2 8 - 2 / 5 4 . 7 MfLV, Extraktbogen für MKSM, 12. VII. 1918 - Ebenda, 2 8 - 2 / 5 4 ad I. 8 Protokoll über die Vorgänge, 16. VI. 1918 — Ebenda, 2 8 - 2 / 5 4 Big. » Bericht des Lt. Stöhr, 17. VI. 1918 - Ebenda. 10 MilKmdo Krakau, Präs.Nr. 4.363, an M K S M — Abschrift des Berichts des Ersatzbataillons SchR 16 an MilKmdo Krakau, 17. VI. 1918, Obst. Prettner 24. VI. 1918 - KA, M K S M v. 1918, 2 8 - 2 / 5 4 - 2 . 11 Protokoll über die Vorgänge, 16. VI. 1918 - KA, M K S M v. 1918, 2 8 - 2 / 5 4 , Big. s

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Der Auflösung entgegen

stich in den rechten Oberschenkel. Nun ergriffen zwei Zugsführer der Marschkompanie für ihren Mann Partei. Der Ersatzbataillonskommandant, Oberst Prettner, ließ durch den Kommandanten der 1. Marschkompanie die Namen der beteiligten Assistenzmannschaften feststellen und gab dem Offizier den Auftrag, den Vorfall sogleich nach dem Eintreffen der Kompanie am Bestimmungsort anzuzeigen 12 . Die Offiziere der Marschkompanien hielten sichtlich zu ihren Schützen. Die Offiziere der Assistenzeinheiten wußten zu melden: Das Verhalten eines Teiles der Offiziere des Marschbataillons und der Chargen habe keine Aufrechterhaltung der Ordnung ohne Assistenz gewährleistet. Denen vom Wiener Hausregiment flogen einige Freundlichkeiten um die Ohren: „Bande, deutsche Schweine!" 13 Um 22 Uhr 30 setzte sich der Transport in Bewegung. Da wurde der Assistenzzug, der vor der Mitte des Zuges aufgestellt war — etwa 15 Schritte abseits des Gleises — mit Steinen beworfen. Einige Infanteristen wurden getroffen. Der Kommandant des Assistenzzuges, Leutnant Stöhr, befahl „Schießen fertig!". Noch während des Befehls antworteten die Marschkompanien mit einem Steinhagel. Gleichzeitig fiel, anscheinend aus dem drittletzten Waggon, ein Schuß. Im nächsten Augenblick schoß die Assistenz zurück — etwa acht Schüsse gegen die letzten Waggons 14 . Aus den Waggons gellte aufgeregtes Schreien: „Halt" und „Sanität!". Die Schüsse hatten getroffen. Im letzten Waggon war der Schütze Choraz tot, der Zugsführer Proszek schwer verwundet, im drittletzten Waggon hatte der Schütze Stanaszek eine schwere Verwundung erlitten 15 . Der Zug hielt. Die Sanität der Deutschmeister brachte die Schwerverwundeten ins Garnisonsspital 16 . MilKmdo Krakau, Präs.Nr. 4.363, an M K S M , 24. VI. 1918 - K A , M K S M v. 1918, 28-2/54-2. 13 Protokoll über die Vorgänge, 16. VI. 1918 K A , M K S M v. 1918, 2 8 - 2 / 5 4 Big. ad I. 1 1 MilKmdo Krakau, Präs.Nr. 4.363, an M K S M , 24. VI. 1918; Bericht des Lt. Stöhr an Rgt.Kmdo, 17. VI. 1918; M f L V , Extraktbogen für M K S M , 12. VII. 1918 - K A , M K S M v. 1918, 28 — 2/54 ad I, 28—2/54—2. Der Schuß aus dem Waggon drang knapp neben dem Leutnant Stöhr und dem rechten Flügel des Assistenzzuges in den Boden ein. 15 MilKmdo Krakau, Präs.Nr. 4.363, an M K S M , 24. VI. 1918 - K A , M K S M v. 1918, 2 8 - 2 / 54-2. " Bericht Lt. Stöhr an Rgt.Kmdo, 17. VI. 1918 - K A , M K S M v. 1918, 2 8 - 2 / 5 4 . Schon setzte die Untersuchung ein: Der Geschoßaufschlag vor dem Assistenzzug wurde vom mittlerweile erschienenen G M Pluhard von Ulogponte und von Oberst Prettner in Anwesenheit der Offiziere der Assistenzkompanie bestätigt. Der Leutnant Moskala, der Kommandant der 1. Marschkompanie, erhielt Befehl, sich in der nächsten Haltestelle durch Visitierung der Gewehre Gewißheit zu verschaffen, aus welchem Waggon der Schuß abgefeuert worden war. Dies an Ort und Stelle zu konstatieren, war in Anbetracht der kurzen Zeit nicht durchführbar. Die Gewehre waren in jedem Waggon in einer Ecke zusammengeschlichtet gewesen. Die Mannschaft war vor dem Abmarsch aus den Lagern eingehend nach Patronen visitiert worden. Da die Marschkompanien zur Feldarmee abgerollt waren, wurde das A O K ersucht, die nötigen Schritte einzuleiten. — M f L V , Extraktbogen für M K S M , 12. VII. 1918, K A , M K S M v. 1918, 2 8 - 2 / 5 4 ad I. Zwölf Zeugen konnten den 12

Der Kräfteverzehr der Desertionen

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Einen halben Monat später beschäftigten erneut Marschformationen des SchR 16 die Militärbehörden. In Wörgl im unteren Inntal kam es am 2. Juli beim Transport „Groden", zu dem die 14., 15. und 16./XL. Marschkompanie des SchR 16 zählten — insgesamt fünf Offiziere und 280 Mann —, zu einer Meuterei 17 . Bevor die Marschkompanien am 29. Juni von Krakau abgegangen waren, hatte man sie „im Sinne der bestehenden Erlässe und Verordnungen belehrt und behandelt". Der Ersatzbataillonskommandant persönlich hatte die Einheiten des Transportes „in patriotischer Richtung" belehrt, hatte den Eid abgenommen und hatte hiebei auf das verhängte Standrecht aufmerksam gemacht. Die Einwaggonierung war anstandslos vor sich gegangen. Der Ersatzbataillonskommandant war zufrieden gewesen: „Der Transport machte auf mich einen guten Eindruck, die Mannschaft war guten Mutes, eifrig und ihrem Schicksal ergeben." 18 Der Transport traf am 2. Juli um 9 Uhr am Bahnhof in Wörgl ein. Die Mannschaften, von Wien her mit Spirituosen versorgt, waren zum Teil betrunken, sangen polnische Nationallieder, gerieten in Widerstandsstimmung und nahmen schließlich die Verköstigung nicht an. Über Anforderung des Bahnhofskommandos Wörgl besetzten hierauf 60 Mann Assistenzen vom in Wörgl stationierten Ersatzkörper des FAR 19 den Perron. Nach zweimaliger Vergatterung durch die Offiziere des Transportes begab sich die Mannschaft endlich zur Verköstigungsstation. Der Bahnhofskommandant und die Artillerie-Assistenzen zwangen die Meuterer unter Androhung des Waffengebrauchs, bei der Menagefassung Ordnung zu halten und unverzüglich wieder in ihre Waggons einzusteigen 19 . Der Rädelsführer, der Feldwebel Feliksiewicz, wurde an Ort und Stelle degradiert 20 . Der Transport, dem zahlreiche Heimkehrer angehörten, wurde nun von einem Offizier und 25 Feldgendarmen der Retablierungsstation Einschlag des Projektils bestätigen. Fünf von ihnen hatten auch das Aufblitzen wahrgenommen, wahrscheinlich im drittletzten Waggon; sie vermuteten einenPistolenschuß.—Bericht Lt. Stöhr an Rgt.Kmdo; MilKmdo Krakau, Präs.Nr. 4.363, an M K S M , 24. VI. 1918 - K A , M K S M v. 1918, 2 8 - 2 / 5 4 - 2 . 17 Telegr. MilKmdo Innsbruck, Präs.Nr. 9.805/G, an K M und M f L V , 4. VII. 1918, 11hK A , K M Abt. 5 v. 1918, 6 4 - 4 6 / 2 6 (7.703). 18 M f L V , Präs.Nr. 23.679/11, an M K S M , 6. VIII. 1 9 1 8 - K A , M K S M v. 1 9 1 8 , 2 8 - 2 / 5 4 - 4 . " MilKmdo Innsbruck, Präs.Nr. 9.805/I/G, an K M , 6. VII. 1918 - K A , K M Abt. 5 v. 1918, 1 - 8 / 7 - 2 (8.012). 20 Der Feldwebel Feliksiewicz war Fähnrich in der „Polnischen Legion" gewesen, war später in Kriegsgefangenschaft geraten und war im Frühjahr 1918 heimgekehrt und seit 28. Mai wieder bei seinem Ersatzbataillon eingeteilt. Nachforschungen ergaben, daß der Feldwebel sich in der Ersatzkompanie gegenüber seinen Kameraden niemals in agitatorischer Weise geäußert, daß er aber öfters über die schlechte Führung seiner Gattin geklagt hatte. Außerdem hatte er die Fähnrichscharge angestrebt, mußte jedoch feststellen, daß sie für ihn unerreichbar war. — M f L V , Präs.Nr. 21.437/11, an MilKmdo Krakau, Streng geheim!, 10. VII. 1918 - K A , M K S M v. 1918, 2 8 - 2 / 5 4 - 3 ; MfLV,Präs.Nr. 23.679/11, an M K S M , 6. VIII. 1918 - K A , M K S M v. 1918, 2 8 - 2 / 5 4 - 4 .

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Der Auflösung entgegen

Brixlegg nach Trient eskortiert und dort direkt der Quartiermeisterabteilung des 10. Armeekommandos unterstellt 21 . Auch bei dem in Zamosc im Militärgeneralgouvernement Polen dislozierten Ersatzkörper des Lemberger IR 30 äußerten die in Marschformationen eingeteilten Heimkehrer ihren Unmut. Am 4. Juli wurde bei der Befehlsausgabe den Heimkehrern der 1. und 2./XLI. Marschkompanie des Ersatzbataillons 22 verlautbart, daß ihnen — da eine Verschiebung der Marschbereitschaft nicht möglich sei — der erbetene Ernteurlaub nicht bewilligt werden könne. Am Morgen des nächsten Tages erhielt der Ersatzbataillonskommandant von den Kommandanten der beiden Marschkompanien Meldung, daß die Mannschaft neuerlich die Bitte um einen Ernteurlaub vorgebracht und hiebei solidarisch erklärt habe, nicht früher ins Feld abgehen zu wollen, bevor sie nicht in Urlaub geschickt worden sei. Der Bataillonskommandant, Oberstleutnant Saraca, befahl hierauf die Stelligmachung der Kompanien auf dem Alarmplatz. Dort forderte er die Mannschaft auf, ihre Bitte reglementmäßig durch zwei ihrer Kameraden vorbringen zu lassen. Nun traten aus den formierten Zügen je zwei Mann vor und baten, das Ersatzbataillonskommando möge erneut das Kriegsministerium um einen Ernteurlaub für sie bitten. Ein Mann fügte außerdem hinzu, daß sie sonst nicht ins Feld abgehen würden. Und das wurde sofort fast von der ganzen Mannschaft mit den Worten „So ist es!" bekräftigt 23 . Auch führten die Soldaten an, daß angeblich bei anderen Ersatzbataillonen sämtliche Heimkehrer auf zwölf Wochen beurlaubt würden. Der Oberstleutnant erläuterte der Mannschaft den Erlaß des Kriegsministeriums und erklärte, daß die Mannschaft aller Ersatzbataillone, die in die XLI. Marschformationen eingeteilt seien, nur einen siebenwöchigen Urlaub bekämen und ihnen der entfallende Rest beim ersten Fronturlaub nachgetragen werde. Und gleich schloß der Oberstleutnant eine Warnung an: Er ließ der Mannschaft die Kriegsartikel I und II 24 erläutern, machte sie auf die Folgen einer Meuterei aufmerksam, appellierte an ihren Patriotismus, den guten Ruf des Regiments und gab ihnen bis 14 Uhr Bedenkzeit. Denn der Oberstleutnant meinte, die Mannschaft habe sich schließlich ruhig verhalten und sich bei ihren Meldungen militärisch benommen. Für den Fall des Beharrens wurden freilich bereits Maßnahmen zur Verhaftung der Marschkompanien getroffen. Der Feldkurat erhielt zunächst noch Befehl, auf die Mannschaft vom religiösen Standpunkt aus einzuwirken. 21

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Telegr. MilKmdo Innsbruck, Präs.Nr. 9.805/G, an KM und MfLV, 4. VII. 1918, 1 1 h KA, KM Abt. 5 v. 1918, 6 4 - 2 6 / 2 6 . IR 30: 51% Ruthenen, 32% Polen, 11% Deutsche, 2,5% Rumänen, 1,5% Tschechen, je 1% Magyaren und Serben und Kroaten — KA, Farbentabellen 1918. ErsBaon IR 30, Res.Nr. 5.806/Adj., an StatKmdo in Zamosc, 5. VII. 1918 - KA, MKSM v. 1918, 2 8 - 2 / 5 5 - 2 Big. Eid und Kriegsartikel. Nachdruckausgabe vom Jahre 1913. Wien 1874. Artikel I: Von der Subordinations Verletzung . . . 3 f.; Artikel II: Von der Meuterei . . . 4 f.

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Als der Oberstleutnant um 14 Uhr Meldung bekam, daß die Mannschaft in ihrer Weigerung verharre, ließ er die Marschkompanien auf einen entlegenen Übungsplatz ausrücken. Dort war bereits eine aus junger Mannschaft bestehende Marschkompanie desselben Marschbataillons bereitgestellt. Diese Kompanie verhaftete nun die Aufbegehrenden. Gleichzeitig wurden die zurückgebliebenen Maroden festgenommen. Acht vermutliche Rädelsführer und 13 der ältesten Heimkehrerchargen, Feldwebel und Zugsführer, wurden sofort in den Feldarrest abgeführt — die Chargen wegen ihres passiven Verhaltens. Die Verhaftung und Einlieferung erfolgte ohne Widersetzlichkeit und Gewaltanwendung. Das Stationskommando wurde sofort von dem Vorfall verständigt und um die Aufstellung eines Standgerichtes gebeten 25 . Nochmals kam Meldung über Widersetzlichkeit aus Krakau. Beim Ersatzbataillon des SchR 33 26 in Krakau weigerten sich am 18. Juli sieben Heimkehrer-Marschkompanien auszurücken. Erst als der Ersatzbataillonskommandant einschritt und die Kriegsartikel erläuterte, rückten die Kompanien aus. Dem Ersatzbataillon wurde dennoch, da von diesen sieben Marschkompanien vier am 21. Juli zum Abtransport zur Feldarmee gelangen sollten, zwei Assistenzkompanien IR 4 und hievon eine halbe Kompanie als Begleitmannschaft zum Feldheer beigestellt 27 . Im September meuterten wiederum galizische Soldaten, die an die Front einrücken sollten. Für die 4. und 5./XLIII. Marschkompanie des Ersatzbataillons IR 10 28 in N o w y S^cz war der Abmarsch mit 20. September 18 Uhr 30 angesetzt. Am Nachmittag waren die Heimkehrer-Gebühren ausbezahlt worden, und viele Soldaten hatten die noch verbleibende Zeit zu einem letzten Umtrunk verwendet. In kleinen Gruppen zogen sie dann zum Bahnhof. Dabei fielen scharfe Schüsse. Vor den Kommandanten der beiden Marschkompanien, den Leutnanten Fischer und Neumann, erschienen nur rund 75 % der Mannschaften auf dem Vergatterungsplatz. Die Leutnante nahmen die Gewehr-Verschlüsse in Gewahrsam. Das gelang sichtlich nicht durchgehend. Denn nach dem offiziellen Akt der Fahnenweihe schössen einige weiter. Mehr noch: Sie schlugen mit den Gewehrkolben Fenster ein. Und sie gaben sogar Schüsse gegen eine Offiziersgruppe ab. Ein Leutnant wurde leicht verwundet 2 9 . 25

ErsBaon IR 30, Res.Nr. 5.806/Adj., an StatKmdo in Zamosc, 5. VII. 1918 — KA, M K S M v. 1918, 2 8 - 2 / 5 5 - 2 Big. Vgl. StatKmdo in Zamosc, Res.Exh.Nr. 104, an MKSM, 9. VII. 1918 - KA, M K S M v. 1918, 2 8 - 2 / 5 5 - 2 . 28 SchR 33: 62% Ruthenen, 23% Polen, 8% Tschechen, 7% Deutsche - KA, Farbentabellen 1918. 27 Hughesdepesche MilKmdo Krakau, Nachrichtenstelle, an KM Abt. 5 und MfLV Abt. II, 20. VII. 1918, 22 h - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 1 - 2 8 / 7 (8.603). 28 IR 10: 52% Polen, 31% Ruthenen, 8% Deutsche, je 4% Magyaren und Tschechen, 1 % Serben und Kroaten — KA, Farbentabellen 1918. " Telegr. MilKmdo Krakau (Präs.Nr. fehlt) an AOK, KM, Evb., MfLV, ZTL, 22. IX. 1918 - KA, AOK Op.Abt. v. 1918, Fasz. 377, Nr. 112.505.

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Der Auflösung entgegen

Die Einwaggonierung verlief dann zwar ruhig. Aber während der Fahrt wurde wieder geschossen. Auf einigen Stationen wurde geplündert. In Tarnow hatte man eine Assistenzkompanie auf dem Bahnhof bereitgestellt. Nun wurden den Meuterern weitere Verschlüsse abgenommen. Trotzdem wurde noch geschossen. Da marschierten eine weitere Assistenzkompanie und ein MG-Zug auf. Nun konnten die restlichen Verschlüsse und sämtliche Gewehre abgenommen werden. Drei Zugsführer, ein Korporal, drei Gefreite und zwei Infanteristen wurden verhaftet 30 . Die Sicherung an der Strecke blieb. Da der Transport auch in den Bahnhöfen Krakau-Podgörze und Krakau-Hauptbahnhof halten sollte, stellte man in diesen beiden Bahnhöfen je eine Assistenzkompanie bereit. Außerdem wurden von Krakau weg zehn Mann des Assistenzbataillons SchR 9 31 als Gewehrbewachung bis in den Bereich der Feldarmee mitgegeben32. Abfahrten schienen zum Gebrauch der Schußwaffen besonders zu verlocken. Der Bereich Krakau trat dabei sichtlich hervor. Da trotz aller Belehrungen und Weisungen beim Abtransport von Marschkompanien einzelner Ersatzkörper zur Feldarmee immer wieder geschossen wurde, gab das Militärkommando Krakau Ende September einen Sonderbefehl heraus. Sämtliche Transporte von Marschformationen der SchR 16 und 31 sowie des IR 10 seien strafweise bis auf weiteres ohne Waffen einzuwaggonieren: „Die Gewehre sind mit einem Namenszettel versehen in einen separaten Waggon zu schliessen und zu bewachen." Und: „Weiters sind die zur A. i. F. abgehenden Formationen aller Ersatzkörper am Bahnhof vor der Einwaggonierung stets einer genauen Leibesvisite — Taschen, Brot- und Rucksack, Mitgepäck — bezüglich Handfeuerwaffen und Patronen sowie Spirituosen zu unterziehen." 33 Aber Galizien war nicht allein betroffen. Anfang August hatte es bei ungarischen Mannschaften in Prag Schwierigkeiten gegeben: Nach der Formierung der XLIII. Marschkompanien beim Ersatzbataillon IR 6834 wurde Marschbereitschaft verkündet und Ausgangsverbot erlassen. Dennoch gingen am Abend des 5. August 80 Szolnoker aus. Am nächsten Tag sprachen die gesamte 2. und 4. Marschkompanie und drei Mann der 1. Marschkompanie die Eidesformel nicht nach. Auf dem Marsch zum Bahnhof wurden Schüsse in die Luft abgegeben. Trotzdem 80

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IR 10,4. und 5./XLIII. Marschkompanie, Feldpost 357, 27. IX. 1918 - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 6 4 - 3 / 4 5 - 5 (12.166). Assistenzbaon SchR 9: 72% Deutsche, 20% Tschechen, 8% Polen; Leitmeritz — Nationalität und Ergänzungszuständigkeit der Assistenzbataillone — KA, M K S M v. 1918, 69—4/ 21-5. Telegr. MilKmdo Krakau an AOK, KM, MfLV, ZTL, 22. IX. 1918 - ΚΑ, AOK Op.Abt. v. 1918, Fasz. 377, Nr. 112.505. MilKmdo Krakau, Präs.Nr. 7.838/Mob./7.650/L, an AOK, 26. IX. 1918 - KA, AOK Op.Abt. v. 1918, Fasz. 377, Nr. 112.784. IR 68: 90% Magyaren, 3,5% Deutsche, 2,5% Tschechen, 2% Rumänen, 1% Ruthenen, je 0,5% Polen und Kroaten — KA, Farbentabellen 1918.

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konnte die Einwaggonierung nach Einwirken der Offiziere ordnungsgemäß abgewickelt werden. Ein Schuß war noch gefallen. Damit hatte es sein Bewenden. Die Mannschaften waren ausschließlich Heimkehrer. Sie waren etwa zehn Tage vorher von ihrem Urlaub zurückgekehrt. Sie galten zwar als gut ausgebildet, diszipliniert und politisch verläßlich, waren aber nun „sehr erbittert", und das über nicht weniges: über die schlechte Behandlung ihrer Angehörigen, über ungerechtfertigte Enthebungen, über die ungerechte Durchführung der Requisitionen und überhaupt über die „Protektionswirtschaft" 35 . Die Heimkehrer gingen schließlich nach Zusagen, aber ohne Strafe, ins Feld ab. Denn das Prager Militärkommando empfand Unbehagen bei dem Gedanken, daß in Prag, das hauptsächlich von ungarischen Truppen in Schach gehalten werden sollte 36 , ungarische Soldaten wegen Meuterei abgeurteilt werden müßten — so registrierten die Tschechen37. Ende August hatten auf der Strecke von Dombovar nach Kaposvär in Südwest-Ungarn Marschformationen des H I R 15 38 gemeutert. Zwei angetrunkene Unteroffiziere hatten in der Station Hidas-Bonyhad den Gehorsam verweigert und waren renitent geworden. Als sie gefesselt werden sollten, nahmen andere Soldaten für sie Partei. Sie bedrohten mit ihren Gewehren den Transportkommandanten und verhinderten die Fesselung. Dann schrien sie, was man für den Bolschewistenruf hielt: „Oh-hol-ho!" Auf der Weiterfahrt wurden zwei Schüsse auf den Inspektionsoffizier abgegeben 39 . Als der meuternde Transport mit ca. 300 Mann und 200 scharfen Patronen pro Mann auf Kaposvar zurollte, begann man dort Assistenzen bereitzustellen. Am Vormittag des 24. August wurden eine Marschkompanie und ein MG-Zug vom Ersatzbataillon IR 44 am Bahnhof stellig gemacht. Um die Mittagsstunde erhielt diese Einheit durch 1 V2 Kompanien mit 3 MG Verstärkung. Der Ersatzbataillonskommandant übernahm die Führung. Die Assistenztruppen und die Maschinengewehre wurden verdeckt aufgestellt, Zivilpersonen mußten den Bahnhof räumen 40 . 35

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40

K M Abt. 5, Nr. 9.884, an k. u. L V M , Abschrift an MP Wekerle, 4. IX. 1918 - K A , M K S M v. 1918, 2 8 - 2 / 6 7 . In Prag garnisonierten Anfang August das IR 86 — 7 1 % Magyaren, 7,5% Rumänen, 5,5 %Deutsche, 5% Serben, 4% Kroaten, je 2% Tschechen, Ruthenen und Slowenen, 1% Slowaken — von der 32. ID; dann die Ersatzbaone IR 2 — 50% Magyaren, 31,5% Rumänen —, IR 51 — 48% Rumänen, 46,5% Magyaren — und IR 68 — 90% Magyaren. Lediglich das Ersatzbataillon des IR 73 stammte aus Böhmen, aus dem Egerland — 87% Deutsche, 8% Tschechen — alle: K A , Farbentabellen 1918. Vgl. OpocENSK-i, Umsturz in Mitteleuropa. 278 f. HIR 15: 70% Slowaken, 24% Magyaren, 5% Deutsche, 1% Serben und Kroaten — K A , Farbentabellen 1918. ErsBaon IR 44, Res.Nr. 390/1 Adj., an MilKmdo Budapest, Kaposvär 24. VIII. 1918 Κ Α , AOK Op.Abt. v. 1918, Fasz. 376, Nr. 112.306. K M Abt. 5, Nr. 10.494, Abschrift an AOK, 14. IX. 1918; ErsBaon IR 44, Res.Nr. 390/1 Adj., an MilKmdo Budapest, Kaposvär 24. VIII. 1918 - K A , AOK Op.Abt. v. 1918, Fasz. 376, Nr. 112.306; IR 44: 9 1 % Magyaren, 7% Tschechen, je 1% Deutsche und Kroaten — Nachtrag zu Farbentabellen - K A , M K S M v. 1918, 3 0 - 1 / 2 .

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D e r A u f l ö s u n g entgegen

Der meuternde Transport wurde solange in der Station Szaszvar aufgehalten, bis die Assistenzbereitstellung in Kaposvar beendet war. Der Transport traf schließlich kurz nach 15 Uhr in Kaposvar ein. Der Transportkommandant meldete die Meuterei der 7. Kompanie. Dann wurde das Signal zum Aussteigen gegeben. Während des Sammeins wurde die 7 . / X L I I I . Marschkompanie von einem Assistenzzug überraschend umstellt und zu den Fahrküchen eskortiert. Ein anderer Assistenzzug beschlagnahmte alle Waffen und die Munition der meuternden Mannschaft in den Waggons. Der Kommandant der Assistenztruppen drohte mit Waffengewalt, falls der geringste Widerstand eintrete. Elf Rädelsführer wurden verhaftet. Der Transport aber fuhr noch am selben Abend unter Bedeckung einer Assistenzkompanie und eines MG-Zuges des I R 44 weiter 41 . Die Meutereien bei Marschformationen im Sommer 1918 konnten zwar in keinem Augenblick die Schlagkraft der Armee in Frage stellen. Als Symptome des Widerstands aber dürfen auch sie gewertet werden.

Zunehmende Desertion und anlaufende

Vorkehrungen

Nach Mobilisierung der letzten K r ä f t e war das k. u. k. Heer am 15. Juni 1918 noch einmal zur Offensive an der Südwestfront angetreten. Die Offensive schlug fehl, sie wurde zur Niederlage. Die Folge: eine Vertrauenskrise. Das Heer schien keiner entscheidungssuchenden Großaktion mehr fähig. Das Südwestheer fiel in die reine Verteidigung zurück. Die Kampfstände sanken bedrohlich ab. Hatten sie an der Südwestfront am 1. Juli noch 406.000 Mann und die Stände der Marschformationen in den Armeebereichen noch 252.950 Mann betragen, so sanken diese Stände bis 1. Oktober auf 238.900 bzw. 146.650 Mann ab 4 2 . Die Deserteursfrage, die an der Front zu den unaufgefüllten Kampfständen wesentlich beitrug, aber stellte sich in zunehmender Schärfe — von der Disziplin in der Truppe bis zur allgemeinen Sicherheit — im Hinterland. Im Reichsrat klagte man an, wenn man in den Zahlen auch übertrieb. Ein Advokat aus Przemysl, Dr. Liebermann, meldete sich im Juli zur Frage der Armee im Hinterland: „Ein Blick in die von unzähligen Soldatenmassen bevölkerten Kasernen und Barackenlager des Hinterlandes genügt, um sich zu überzeugen, daß die wehrfähige männliche Bevölkerung von der Armeeleitung dem Untergange durch Hunger und Schmutz preisgegeben worden zu sein scheint." Und die Folge dieser Zustände: „Der Hunger und vielfach auch die schlechte Behandlung sind die Ursachen, weshalb die Desertion in eine einzig und allein der österreichisch-ungarischen Armee innewohnende, in der ganzen Welt beispiellos dastehende Massenerscheinung ausgeartet ist . . .*' 43 11 42 13

Ebenda. ÖU1K VII. 361. Anhang zu den Stenograph. Protokollen. VI. Schriftl. Anfrage 3.029/1.

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Und der Umfang dieser Desertionen aus der Sicht des Parlamentariers: „Der Strom der Fahnenflucht s c h w i l l t . . . mit jedem Tage mächtiger an, und soll die Zahl der Desertionen fast eine Million erreicht haben." 44 Die Militärbehörden überschlugen ihre Zahlenunterlagen . . . Der GM Ronge, Chef der Nachrichtenabteilung im AOK, schätzte die Zahl der Deserteure im August 1918 auf rund 100.000. Der Stellvertreter des Chefs des Militär-Eisenbahnwesens, Oberst Ratzenhofer, gab für Ende Oktober 1918 250.000 Mann an, etwa 5 Prozent des Verpflegsstandes der gesamten Wehrmacht45. Die Desertion trat in einer ganzen Reihe von Spielarten auf: von jenen vagabundierenden Soldatentypen, die mit gefälschten Urlaubsscheinen ihr Regiment stets an der falschen Front suchten, oft wochenlang, bis zu jenen Gruppen von Abgesprungenen, die sich in den Wäldern gesammelt hatten und die man „Grüne Kader" nannte 46 . Die Militärbehörden registrierten die über Desertionen einlaufenden Meldungen mit aller Sorgfalt. Schon im Februar hatte der ungarische Landesverteidigungsminister den Kriegsminister Stöger-Steiner auf die ansteigende Tendenz der Desertionsbewegung in einem dafür besonders anfälligen Gebiet aufmerksam gemacht, in Kroatien und Slawonien: Die Hoffnung auf einen jugoslawischen Staat und die Sympathie der Bevölkerung für die Deserteure als „Heroen" böten für den Absprung einen günstigen Nährboden. Besonders bei den Marschformationen sei eine relativ hohe Zahl von Deserteuren festzustellen — oft mit Gewehren und voller Ausrüstung. Die Folge: Gefahr für die öffentliche Sicherheit. So sei in der Nähe von Dalj ein Offizier einer Patrouille von Deserteuren erschossen worden. Es kämen Uberfälle und Plünderungen vor. Schon hatte der Landesverteidigungsminister auch Vorkehrungen vorgeschlagen und getroffen: Südslawische Einheiten der Armee sollten gegen deutsche oder magyarische ausgetauscht werden. Außerdem habe das Zagreber Honved-Distriktskommando auf Desertion das Standrecht proklamiert 47 . Bereits Ende März hatte der Kriegsminister dem A O K Vorschläge für Maßnahmen zur Bekämpfung der Desertion unterbreitet. Der Generaloberst Stöger-Steiner hatte vorbeugen wollen, mit drakonischen Eingriffen, mit einer Art Deportation: Zersetzende Elemente sollten aus den Ersatzkörpern ausgeschieden und in Arbeiterabteilungen eingeteilt werden. Und die Mann44

45 46

47

Ebenda. R R A b g . Liebermann ließ allerdings nicht erkennen, ob er mit dieser Zahl alle seit Kriegsbeginn Desertierten meinte oder die im Sommer 1918 vom ausgewiesenen Mannschaftsstand fehlenden Soldaten. Im ersteren Fall hätte das einen Abgang von 11 % an Deserteuren bedeutet, bei ca. 9 Mio. seit Kriegsbeginn Eingerückten, im letzteren Fall nach dem Stand vom 1. Jänner 1918 — 4,41 Mio. M a n n — einen Abgang von ca. 2 2 % . RONGE, Kriegs- und Industriespionage. 357. GLAISE-HORSTENAU, Die Katastrophe. 249; vgl. Karl Friedrich NOWAK, Der Sturz der Mittelmächte. München 1921. 57. k. u. L V M , Nr. 3.613 ein. 1 - 1 9 1 8 , an K M e r Stöger-Steiner, 19. II. 1918 - nach: Franjo BARAC, Croats und Slovenes. Friends of the Entente in the World War. Paris 1919. 60 f.

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Der Auflösung entgegen

Schäften dieser Abteilungen sollten unter Eskorte nach Albanien gebracht und zu schwersten Arbeiten verwendet werden — dort hätten sie dann keine Möglichkeit zur Desertion. Außerdem sei auch das Standrecht für Desertion — so meinte der Generaloberst — abschreckend; in den Militärkommandobereichen Budapest und Zagreb war es schon verfügt worden 48 . Das AOK suchte einen näherliegenden Weg als den etwas abenteuerlichen der Deportation. Es ordnete am 12. April die Aufstellung von Disziplinarzügen an. Das waren Strafeinheiten. Punktweise war zu lesen, was den „schwer Disziplinierbaren" treffen sollte. Jene Mannschaften, gegen die die bestehenden Disziplinar Strafmittel bereits erschöpft waren, sollten — jedenfalls ohne Chargengrad — in diese Einheiten eingeteilt werden. Wer nahm diese Einteilung vor? Sie verfügte der vorgesetzte Divisionär über begründeten Antrag des Truppenkommandanten. Wo waren die Disziplinarzüge aufzustellen? Disziplinarzüge waren nach Bedarf über Anordnung des Divisionärs truppenkörperweise oder für mehrere Formationen gemeinsam aufzustellen. Auf den Führungskader legte man besonderen Wert: Als Zugskommandanten waren energische Offiziere einzuteilen, denen entschlossene, unbedingt verläßliche Unteroffiziere in ausreichender Zahl beizugeben waren. Wer trug die Verantwortung für den Verbleib? Der unmittelbar vorgesetzte Offizier, d. h. der Zugskommandant: Die Einteilung in einen Disziplinarzug erfolgte zunächst auf die Dauer von drei Monaten. Bei „tadellosem" Verhalten konnte nach Ablauf dieser Zeit ein Antrag des Zugskommandanten beim vorgesetzten Truppenkommandanten des Disziplinierten auf Wiedereinteilung gestellt werden. Das Unterbleiben des Antrages hatte; der Kommandant des Disziplinarzuges von sechs zu sechs Monaten beim vorgesetzten Truppenkommandanten des Soldaten zu begründen. Entscheidend blieb der Strafinhalt, d. h. der Einsatz dieser Züge: Die Disziplinarzüge waren zu schweren Arbeiten in oder unmittelbar hinter der Kampffront zu verwenden. Für die Dauer der Einteilung in die Disziplinarzüge waren auch Verschärfungen möglich. Einiges davon dürfte den in den Disziplinarzügen Eingeteilten nicht allzu schwer gefallen sein, denn das AOK verstand darunter: Ablegen der Auszeichnungen, Erinnerungsmedaillen, Spezialisten- und Armeeabzeichen sowie der den „Allerhöchsten Namenszug" tragenden Kappenrose, weiters das Verbot des Waffentragens; allerdings auch Entzug der Tabakgebühr zugunsten des Truppenkörpers und Rauch- und Urlaubsverbot 49 . Aber es ging nicht nur um die Vorbeugung gegen Renitenz und Widerstand im Rahmen der Einheiten und die Gefahr daraus resultierender Desertion, es ging zugleich um die Bereinigung des bereits eingetretenen Zustandes, um die Verfolgung und Einbringung der aus dem Bereich der 18 K M Abt. 5, Nr. 2.733, an A O K , 26. III. 1918 K A , M K S M v. 1918, 8 2 - 2 / 1 7 . " AOK Op.Abt., Nr. 105.000, an M K S M , Baden 12. IV. 1918 - K A , M K S M v. 1918, 82-2/17-2.

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k. u. k. Wehrmacht bereits Abgesprungenen. Daß diese Entsprungenen zu einem guten Teil auch bewaffnet waren, hatte sie zu einer besonderen Gefahr werden lassen50. Im Juli meldete das Kriegsministerium, was es vorsah, in einer umfassenden Anweisung an. Die Militärkommandanten wurden angehalten, die Deserteure mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zu verfolgen, intensivierte Streifungen vorzunehmen, Streifungen nach Deserteuren und entsprungenen Kriegsgefangenen mit „rücksichtsloser Energie" 51 . Gleichzeitig suchte das Ministerium nach Erweiterung der Aktionsbasis. Im August wurde der Fragenkomplex der Bekämpfung des Deserteursunwesens in einer Konferenz im Kriegsministerium eingehend durchbesprochen. Neben Vertretern des Kriegsministeriums waren solche des AOK, des Gemeinsamen Finanzministeriums, des Kommandierenden Generals in BHD, der kroatisch-slawonischen Landesregierung, des Chefs des Ersatzwesens und der Polizeidirektion in Wien anwesend. Die Gegenmaßnahmen, die in Erwägung gezogen wurden: Verstärkung der Gendarmerie, Einsatz von Militärassistenzmannschaften, zusätzliche Militärpatrouillen zur Überwachung des Eisenbahnverkehrs, Neuorganisation des militärischen Dokumentenwesens, Ausweiszwang für alle Personen im militär- und landsturmpflichtigen Alter und verschärfter Druck auf Gemeindeorgane und Zivilbevölkerung im Hinblick auf deren Mitwirkung bei der Bekämpfung der Deserteure 52 . Das Kriegsministerium wollte alle Kräfte zusammenfassen zur Fahndung, gleichsam zur Deserteursjagd. Für die militärischen Einheiten als Jäger wurden Verhaltensmaßregeln aufgestellt. Im Oktober faßte das Kriegsministerium seine Richtlinien nochmals zusammen 53 .

50

AOK und KM hatten im Verlauf des Frühjahrs 1918 Klage darüber geführt, daß sich im Hinterlande eine unverhältnismäßig große Menge von Waffen in den Händen Unberufener konzentriere. Dies sei auf Verschleppung von Waffen aus dem Bereich der Feldarmee, auf Diebstähle in Depots des Hinterlandes, in beschränktem Ausmaß auf Waffenankauf durch die Zivilbevölkerung zurückzuführen. Geheime Deponierung solcher Waffen im Hinterlande wurde nicht ausgeschlossen. Die Folge sei eine steigende Zahl von bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen Organen der öffentlichen Sicherheit und Verbrechern. Auch die Gefahr für die innenpolitische Situation müsse in Betracht gezogen werden. Das AOK unterstrich, daß „die wirksamste Präventivmaßnahme zur Verhütung blutiger Exzesse im Hinterland die rigorose Einziehung aller nicht für Jagd- und Selbstverteidigungszwecke unbedingt benötigten Waffen und die scharfe Kontrolle des Waffenhandels ist". — AOK Op.Nr. 85.302 an beide MP, 7. IV. 1918; KM,Präs.Nr. 14.414/Abt. 7, an Mdl, l l . V . 1918 (Vertraulich!); AOK Op.Nr. 88.494 an ung. MP, 26. V. 1918 - MOL, Κ 26, ME 1918, II. titel, 5.040 res. 51 KM Abt. 5, Nr. 7.051, an MKSM, 7. VII. 1918 - KA, M K S M v. 1918, 2 2 - 2 / 2 . 52 Sitzungsbericht KM Abt. 5, 27. VIII. 1918 - AVA, Mdl Präs. 1918, 22-19.485. » KM Abt. 5, Nr. 10.500, an MKSM, AOK, k. k. MfLV, k. u. LVM, Ch.d.EW, 15. X. 1918 - KA, M K S M v. 1918, 8 2 - 2 / 1 7 - 1 1 .

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Der Auflösung entgegen

Umfassender Ansatz zur

Deserteursbekämpfung

Zunächst ging es um Streifungen und Razzien auf dem Land. Punkteweise waren Entfaltung und Abrollen der Aktionen festgehalten: Zu den Vorbereitungen: Sie hatten unter strenger Geheimhaltung zu erfolgen, „damit die Aktion vollkommen überraschend und schlagartig einsetzen kann. Unbedingt zu vermeiden sind daher: Telephongespräche oder Telegramme, aus denen Schlüsse auf die geplante Aktion gezogen werden können . . . Die betreffenden Bezirks- und Ortsbehörden sind erst unmittelbar vor dem Beginn der Streifungen durch Offiziere oder durch die Gendarmerie in Kenntnis zu setzen . . . " Zum Zeitpunkt und Ort: Wann wurden die Deserteure wo vermutet? Das Kriegsministerium wollte sie erfassen — von den Wäldern bis zum Tanz: „Ein großer Teil der Deserteure hält sich während der Woche in Feldern, Wäldern und sonstigen Verstecken auf und begibt sich erst an Sonn- und Feiertagen in die Ortschaften. Günstige Zeitpunkte werden daher bei Tagesanbruch von Sonn- und Feiertagen und diese Tage selbst sein. Ebenso werden Markttage und Tanzunterhaltungen mit Erfolg ausgenützt werden können . . . Streifungen sind bei Tag und bei Nacht durchzuführen. In erster Linie kommen entlegene Orte und ihre Umgebung, bei günstigen Jahreszeiten überdies Waldgebiete, Schluchten, Höhlen, Auen etc. in B e t r a c h t . . . Zeit und Ort von Streifungen sind möglichst unregelmäßig zu wählen; nur hiedurch werden sich die Deserteure nirgends sicher fühlen." 54 Anders waren die Bedingungen für Streifungen und Razzien in geschlossenen Orten. Nicht zuletzt in größeren Städten versuchten Deserteure oft unterzutauchen. Auch für Streifungen in geschlossenen Orten zeichnete das Kriegsministerium die Vorgangsweise detailliert vor. Zunächst wurden Absperrungen vorgesehen: „Unmittelbar vor Beginn der Streifung wird der zu durchstreifende Ort (Gebiet oder Bezirk) an der Peripherie (Straßenausgängen) gegen das flache Land, das Nachbargebiet oder den Nachbarbezirk durch stehende Patrouillen (Sperrpatrouillen) abgesperrt." Konzentrische Streifungen sollten folgen: „Die an diesen Punkten oder in einer in der Nähe befindlichen Wachstube stellig gemachten beweglichen Patrouillen (Streifpatrouillen) beginnen zur gleichen Zeit mit der Streifung, indem sie 54

Das Kriegsministerium legte Wert auf Zusammenarbeit mit lokalen Organen: „Bei allen Streifabteilungen sind womöglich Gendarmen, die auch schon vermöge ihrer Lokalkenntnisse wertvollste Dienste leisten, als Führer, in deren Ermangelung andere Organe des öffentlichen Sicherheitsdienstes — Staats-, Stadt- oder Ortspolizei —, endlich auch Förster oder Heger einzuteilen. Im Beisein von Organen der öffentlichen Sicherheit sind auch die oft vorzunehmenden Hausdurchsuchungen nach Deserteuren etc. ohne weiteres möglich und zulässig. Ebenso erweist sich in vielen Fällen die Beigabe von Dolmetschern notwendig, insbesondere dort, wo fremdsprachige Truppen zu Streifungen verwendet werden." Für die „eingebrachten Leute" sollten Sammelstationen eingerichtet werden. „Bei größeren Streifungen ist es auch notwendig, die Bahnhöfe abzuschließen, die Zugskontrolle in den betreffenden Gebieten zu verschärfen und die Nachbarbereiche zu verständigen . . . "

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sich gegen das Zentrum des Streifgebietes bewegen, hiebei ihr Augenmerk auf das fluktuierende Straßenpublikum richten und in möglichst unauffälliger Weise die Perlustrierung vornehmen. Die Sperrpatrouillen besorgen im Einvernehmen und möglichst gemeinsam mit der Staats-(Orts-)polizei die Uberprüfung der Ausweispapiere an Ort und Stelle bei dem nach beiden Richtungen passierenden Publikum . . . " Bestimmte Objekte sollten schwerpunktmäßig erfaßt werden: „öffentliche Lokale, in denen übel beleumundete Individuen zu verkehren pflegen, sind in die Streifung einzubeziehen." Weiters: „Das abzustreifende Objekt (Lokal, etc.) wird überfallsartig umstellt, damit sich die darin befindlichen Personen weder entfernen noch verstecken können, worauf mit der Perlustrierung zu beginnen i s t . . ."55 Zum Verhalten der einschreitenden Truppen 56 : Das Kriegsministerium legte Wert auf „rücksichtslosestes Vorgehen": „Die Aufgabe der Streifungsabteilungen bedingt schärfstes und rücksichtslosestes Vorgehen gegen alle Deserteure, ferner gegen sonstige Verbrecher und endlich gegen Leute im wehrpflichtigen Alter ohne oder mit falscher Legitimation . . . " Das Ministerium ermunterte selbst zum Gebrauch der Waffe: „Bei gewissenhafter Pflichterfüllung dürfen die Patrouillen, Wachen und Posten vor der Anwendung der ihnen zustehenden Rechte keineswegs zurückschrecken57. Wer den reglementären Bestimmungen entsprechend einen Verbrecher fesselt, eine Verhaftung vornimmt oder von der Waffe Gebrauch macht, wird nicht nur nicht bestraft, sondern kann des Schutzes und der Anerkennung der Vorgesetzten sicher sein." Deserteure sollten als Verbrecher konsequent bekämpft 55

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Zu den Lokalstreifungen hieß es: Sie „sind täglich in einem anderen Lokal oder in mehreren Lokalen gleichzeitig, zu verschiedenen, stets wechselnden Zeitpunkten und Tageszeiten vorzunehmen, damit sich die Deserteure . . . nirgends sicher fühlen können. Lokale, in denen sicherheitsgefährdende Elemente verkehren, müssen öfter begangen werden. Oft wird es sich empfehlen, ein und dasselbe Lokal in kurzen Zeitintervallen — wiederholt bei Tag und in der Nacht — abzustreifen." Als ständige ergänzende Maßnahme zur Einbringung von Deserteuren sollte der „Straßenpatrouillendienst" der Militärpolizei wirken. „Die Straßenpatrouillen dienen zur Überwachung der Disziplin und des standesgemäßen Betragens der einzeln erscheinenden Militärpersonen außerhalb der Kaserne, insbesondere an öffentlichen Orten." Den Straßenpatrouillen stand vor allem das Recht zu, „Militärpersonen, die ohne Befugnis nach der Retraite außerhalb ihrer Kaserne oder Quartier angetroffen" würden, zu verhaften. — KM Abt. 5, Nr. 10.500, an MKSM . . ., 15. X. 1918 - KA, MKSM v. 1918, 8 2 - 2 / 1 7 - 1 1 . Als Zielpunkte von Razzien wurden zusätzlich hervorgehoben: „Besondere Aufmerksamkeit bei Streifungen in geschlossenen Orten verdienen öffentliche Anlagen (besonders in den Abend- und Nachtstunden), Märkte, Rennplätze, verrufene öffentliche Lokale, Massenquartiere, Gast- und Kaffeehäuser, Stehwein-(Bier-)hallen, Verkehrsknotenpunkte, Bahnhöfe, Frachtenmagazine, Materialplätze, Ziegeleien (insbesondere aufgelassene) u. dgl." Ebenda. Selbst die Adjustierung war ζ. B. für Landstreifungen genau umschrieben: „Patrouillenadjustierung, alle gestatteten Erleichterungen; 40 scharfe Patronen; genügendes Fesselungsmaterial . . . Ärzte und Sanitätspersonal müssen eingeteilt sein . . . " Dienstreglement 1909. I. Teil. §§ 43 und 44, P. 284—330: Verhaftungen. P. 331 — 334: Eskortierung von Arrestanten und Kriegsgefangenen. § 77: Verhalten der Wachen und Posten im allgemeinen. P. 577: Mitwirkung der Wachen zur Aufrechterhaltung der Ordnung und öffentlichen Sicherheit. Waffengebrauch.

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werden: „Verbrecher müssen unschädlich gemacht und gewalttätigen Menschen muß Gewalt entgegengesetzt werden. Gegen bewaffnete Deserteure, die sich nicht sofort ergeben, ist unbedingt und ohne sich mit ihnen in Verhandlungen einzulassen, sofort mit Waffengewalt vorzugehen. Jeder flüchtende Deserteur und Kriegsgefangene ist ein gefährlicher Verbrecher! Wenn er ungeachtet des drohenden Zurufes — also eines und nicht dreimaligen Zurufes! — nicht stehen bleibt, hat die Wache, Patrouille, der Posten . . . unverzüglich von der Waffe Gebrauch zu machen, sofern kein anderes Mittel zur Anhaltung des Verbrechers vorhanden ist." 58 Audi die Streifungen fanden im Reichsrat ihr Echo: „Als eine gänzlich verfehlte Maßnahme müssen jedoch jene unter Entfaltung eines ziemlich geräuschvollen großen militärischen Apparates vor sich gehenden Expeditionen angesehen werden, die in den größeren Städten ihr Unwesen treiben und oftmals aufs flache Land . . . entsendet werden, um nach Deserteuren zu fahnden", so wetterte der Reichsratsabgeordnete Dr. Liebermann und fuhr fort: „Ihr Ergebnis ist größtenteils gleich Null, was die Hereinbringung der fahnenflüchtigen Soldaten anbetrifft, dahingegen der Schaden, der der friedlichen Bevölkerung durch solche Expeditionen zugefügt wird, enorm." In den Städten werde manchmal nach fliehenden Soldaten geschossen, auf dem Land gehe die Verwüstung der Felder durch Sturmbataillone immer weiter 59 . Inzwischen hatte das A O K die Aufstellung von Disziplinarzügen durchführen lassen. Und sie hatten sich nach Ansicht des A O K auch bewährt 60 . Aber man wollte mehr, strebte auch neue gesetzliche Grundlagen an. Der strafrechtlich festgesetzte Begriff der Desertion, der eigenmächtigen EntVgl. auch KM Abt. 5, Nr. 7.051, an M K S M , 7. VII. 1918 - KA, M K S Μ ν. 1918, 22-2/2. Das Kriegsministerium machte in diesem Zusammenhang auch auf die oft beobachtete Unterstützung der Deserteure durch Zivilpersonen aufmerksam. Auch die Gemeindeämter legten nicht selten eine zweifelhafte Haltung an den Tag. Das K M ersuchte die beiden Innenminister, der Bevölkerung das grundsätzlich Verwerfliche eines solchen Verhaltens unter Hinweis auf die strafrechtlichen Folgen vor Augen zu führen und alle öffentlichen Organe und auch die Bevölkerung zu tatkräftiger Mithilfe bei der Aufbringung von Deserteuren aufzufordern. Gleichzeitig sollten die beiden Innenminister die Zivilbevölkerung vor jeder Einmengung in militärische Amtshandlungen erneut warnen . . . Nicht zuletzt wurde auch darauf aufmerksam gemacht, daß Deserteure, um der Streifung zu entgehen, durch verschiedene Täuschungsmanöver in der Zivilbevölkerung unterzutauchen versuchen, so ζ. B. setzen sie eine Eisenbahnerkappe auf. — K M Abt. 5, Nr. 10.500, an M K S M . . ., 15. X. 1918 - KA, M K S M v. 1918, 82—2/17—11; K M Abt. 5, Nr. 6.930, an k. k. und k. u. Minister d. I., 17. VII. 1918 - KA, M K S M v. 1918, 8 2 - 2 / 1 7 - 5 . 5" Anhang zu den stenograph. Protokollen. VI. Schriftl. Anfrage 3.029/1. 90 Zur Frage der Disziplinarzüge war unter anderem festgestellt worden: Die Einteilung in den Disziplinarzug müsse grundsätzlich gefürchtet sein und dürfe nicht durch scheinbare Besserung in der Erwartung auf vorzeitige Entlassung umgangen werden können. Zeitweise seien nach Zulässigkeit der Arbeiten scharfe Appellübungen vorzunehmen. Die Ausgabe von Gewehren, selbst ohne Patronen und ohne Verschlüsse, habe zu unterbleiben; aber es habe keine Herabsetzung auf Arrestantengebühr und Entziehung der Feldzulage sowie der Brotreluten zu erfolgen. — AOK, GO Arz, an HGK Boroevic und Eh. Joseph, Ostarmee, Rmd.Gen. in BHD, XIX. KK, MGG Montenegro, Polen und Serbien, 1., 4. und 58

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fernung und der Selbstbeschädigung entspreche weder beim Feldheer noch im Hinterland den eingetretenen Bedürfnissen: „Diese Delikte greifen in so bedenklicher Weise um sich, daß sie für die Disziplin der Armee und dadurch in der jetzigen Zeit audi für den Staat gefahrdrohend werden." 61 Uber Antrag des AOK waren Ende September vom Kriegsministerium vier Gesetzentwürfe vorlagebereit: Ein Gesetzentwurf betreffend die Abänderung der über das Verbrechen der Desertion geltenden Bestimmungen in der Richtung, daß der strafbare Tatbestand nicht mehr auf das subjektive Moment, das ist die mitunter schwer nachweisbare Absicht des Täters, sich dem Militärdienst für immer zu entziehen, sondern im allgemeinen auf das objektive, leicht feststellbare Merkmal einer bestimmten Dauer der eigenmächtigen, nicht entschuldbaren Abwesenheit aufgebaut werde; ein Gesetzentwurf, der die von einer der Militärstrafgerichtsbarkeit sonst nicht unterworfenen Person verübte Verleitung oder Hilfeleistung zum eigenmächtigen Fernbleiben eines Soldaten von seinem Truppenkörper auch dann für strafbar erklärte, wenn keine Desertion vorliegt; ein Gesetzentwurf, der unter Androhung strenger Strafen die Pflicht zur Anzeige an die Behörde jedermann auferlegte, der von einem eigenmächtigen Fernbleiben einer Militärperson von ihrem Truppenkörper Kenntnis hat; ein Gesetzentwurf, der die über das Verbrechen der Selbstbeschädigung geltenden Bestimmungen verschärfen sollte®2. Freilich mußten die militärischen Stellen mit einer langwierigen, in ihrem Ergebnis fragwürdigen Behandlung der Gesetzesvorschläge rechnen63. Die Folge: Es sollten parallel zur legislativen Aktion gleich jene verschärften Abwehrmaßnahmen eingeleitet werden, die auf Grund geltender Gesetze getroffen werden könnten. Für den 23. Oktober war im Kriegsministerium eine Referentenbesprechung über diese Frage vorgesehen. Die vorbereiteten Vorschläge: Einleitung wiederkehrender Streifungen durch Truppen und Gendarmerie; Aufforderung an alle Entwichenen, sich binnen einer bestimmten Frist zu melden, wobei jenen, die sich freiwillig melden, Straflosigkeit zugesagt, jenen aber, die sich nicht melden, strengste Bestrafung angedroht wird; sofortiger Abschub der Selbstmelder und der Aufgegriffenen an die Front; Durchführung des Strafverfahrens gegen Aufgegriffene an der Front; Statuierung von Exempeln für aufgegriffene Nichtfrontdiensttaugliche audi im Hinterland durch Zusammensetzung energischer Standgerichte; Bildung von

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16. GenKmdo, Nebenetappe Mazedonien, XVIII. KK, MKSM, KM, k. k. MfLV, k. u. LVM, Ch. d. EW, 9. IX. 1918 - KA, M K S M v. 1918, 8 2 - 2 / 1 7 - 7 . AOK, Op.Nr. 111.229, an KM, MKSM, k. k. MfLV, k. u. LVM, Ch.d. EW, 6. IX. 1918 KA, M K S M v. 1918, 8 2 - 2 / 1 7 - 6 / 2 ; vgl. M K S M an KM, MfLV, LVM, AOK, Ch. d. EW, Reichenau 12. IX. 1918 - KA, M K S M v. 1918, 8 2 - 2 / 1 7 - 6 / 1 . KM Abt. 4/G, Nr. 2.295, an MKSM, MfLV, LVM, AOK, Ch. d. EW, k. k. und k. u. Justizministerien, 29. IX. 1918 - KA, M K S M v. 1918, 8 2 - 2 / 1 7 - 8 / 2 ; vgl. die Haltung der M K S M : MKSM, Referat über eine Änderung von Bestimmungen des MStG, Reichenau 3. X. 1918 - KA, MKSM v. 1918, 8 2 - 2 / 1 7 - 8 / 1 , 4. Ebenda; vgl. AOK, Ch. d. G„ Op.Nr. 113.008, an KM, MfLV, LVM, MKSM, Ch. d. EW; Telegr. zu KM Abt. 4/G, Nr. 2.295, 5. X. 1918, nm. - KA, M K S M v. 1918, 8 2 - 2 / 1 7 - 9 .

Der Auflösung entgegen

70

Disziplinarzügen auch im Hinterland; Aufforderung an die Bevölkerung unter Androhung strafgerichtlicher Untersuchungen, Entwichene anzuzeigen 64 . Die Zahl der Deserteure festzustellen, war im August versucht worden. Eine untere Richtzahl konnte der bei den Ersatzkörpern der IR, TKJR, FJB, bh. IR und bh. JgB festgestellte Abgang an Mannschaften mit dem in diesem Monat ausgewiesenen Stand sein. Demnach fehlten bei diesen Ersatzkörpern insgesamt 49.921 Mann, 28.787 Mann waren als Deserteure anzusprechen, 16.162 als nichteingerückte Heimkehrer, 4.972 Mann hatten sich „eigenmächtig entfernt" 65 . Für die Schwerpunkte der Desertionsbewegung bot eine Übersicht über die Ersatzkörper mit Abgängen von über 1.000 Mann zunächst einen ersten Hinweis. Sie deutete auf den südslawischen und galizischen, weiters auf den südungarischen Raum hin 66 .

2 . SCHWERPUNKTBEREICH SÜDSLAWISCHE L Ä N D E R

Der Deserteurseinsatz

der 40.

HID

Schon im Jänner hatte das kroatisch-slawonische Gendarmerie-Distriktskommando berichtet, daß im Jahre 1917 rund 20.000 Militärflüchtlinge gefangengenommen worden seien, wobei die Gendarmerie einen zunehmend schweren Stand habe, da die Zivilbevölkerung diesen Entsprungenen ausgiebige " KM Abt. 4/G, Nr. 2.411, an MKSM, AOK, MfLV, LVM, Ch. d. EW, 7. X. 1918 - KA, MKSM v. 1918, 8 2 - 2 / 1 7 - 1 0 . 65 ad Erl. KM Abt. 10, Nr. 213.765 v. 1918, 17. VIII. 1918 - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 64-46/29-3. ββ Folgende Ersatzkörper hatten einen Abgang von über 1.000 Mann zu verzeichnen: ErsatzNationalitäten in % Deserteure Nicht eingerückte körper (Ergänzungsbezirk) Heimkehrer IR 3 IR 6

91 Tsch., 6,5 Dt. (Kremsier) 33 Dt., 23,5 Magyaren, 15,5 Slowaken, 13,5 Serben, 10 Kroaten (Öjvidek) 52 Polen, 31 Ruthenen, 8 Dt., je IR 10 4 Magyaren u. Tsch. (Przemyäl) IR 40 78 Polen, 10 Ruthenen (Rzeszow) 67 Magyaren, 21 Dt. (Pees) IR 52 IR 53 89 Kroaten, 6 Serben (Zagreb) IR 63 66 Rumänen, 23 Magyaren (Besztercze) IR 78 90 Serben und Kroaten (Osijek) 58 Kroaten, 42 Serben (Otocac) IR 79 Polen und Ruthenen (Jaroslau) IR 90 IR 96 93 Kroaten (Karlovac) Slowenen und Italiener (Triest) IR 97 bh. IR 2 89 Serben und Kroaten (Banjaluka) ad Erl. KM Abt. 10, Nr. 213.765 v. 1918, 17. VIII. 64—46/29—3; KA, Farbentabellen 1918.

1.178

344

1.624 4.653 —

696 296 1.291 1.381 1.260 935 1.213 2.081 717 1918 -

1.402 963 763 —

1.338 250 580 409 372 KA, KM Abt. 5 v. 1918,

Der Kräfteverzehr der Desertionen

71

Hilfe leiste 1 . Auf diese Hilfe wies im Mai nochmals die dalmatinische Statthalterei hin, wobei sie die drohende Haltung der entsprungenen Soldaten gegenüber der Bevölkerung besonders unterstrich 2 . Diese Hilfsstellung zu reduzieren, hatte der Landeschef in Bosnien-Herzegowina schon im Februar über eine Reihe von Bezirken das Standrecht verhängt 3 . Dennoch wurde diese Unterstützung allenthalben deutlich. Über die gleiche Hilfe klagte ζ. B. im Juni die Bezirkshauptmannschaft Cilli in der Untersteiermark 4 . Kroatien und Slawonien durften als ein Zentrum der Desertionsbewegung angesehen werden. Ab Juni mehrten sich die Desertionen bei den dort stehenden Truppenkörpern. Das galt besonders für die Ersatzkörper der I R 78 — disloziert in Osijek —, 79 — Otocac — und 96 — Karlovac — sowie der H I R 26 — Karlovac —, 27 — Sisak — und 28 — Osijek. Sie alle bestanden aus Mannschaften mit überwiegend kroatischer bzw. serbischer Nationalität 5 . Der Honved-Minister, G d l Baron Szurmay, wollte — wir kennen seinen Vorstoß — die Konsequenz ziehen: Diese Mannschaften seien nicht mehr geeignet, als Assistenzen herangezogen zu werden, daher beantrage er ihre Verlegung in den Armeebereich: „Für Assistenzzwecke würde im Falle der Verlegung der Ersatzkörper die in Kroatien und Slavonien dislozierte ungarische I D meiner Ansicht nach genügen." 6 Der Militärkommandant in Zagreb, Gdl von Schenk 7 , kam in seiner Antwort auch auf die Desertionen zurück. Der General räumte ein, daß die „horrende Zahl der eigenmächtigen Entfernungen, die 1 0 % des Verpflegsstandes übersteigen" — „wovon freilich allein 6 % ( = 6.000) auf das Epidemiespital von Brsadin entfallen" — als ein „nicht zu unterschätzendes Zeichen von reduKroat.-slawon. Gendarmerie-Distriktskommando an kroat.—slawon. Landesregierung, 12. I. 1918 - AH, UOZV, I V - B , 1.026 res. - 1918, Κ 827 res. - 1918. Nach: Prilozi gradji za povijest 1917. —1918. s osobitom obzirom na razvoj radnickog pokreta i odjeke Oktobarske Revolucije kod nas (Materialbeiträge zur Geschichte der Jahre 1917—1918 mit besonderer Berücksichtigung der Entwicklung der Arbeiterbewegung und des Echos der Oktoberrevolution bei uns), ed. Josip I. VIDMAR. In: Arhivski vjesnik. I. Zagreb (1958). 45-47. 2 k.k. dalmatinische Statthalterei, Staatspol. Abt., Zl.R. —1.637, ank.k. Mdl, Zara 31. V. 1918 - AVA, Mdl Präs. 1918, 2 2 - 1 5 . 5 9 5 . 3 Kmd.Gen. in BHD, Op.Nr. 1.009, 20. II. 1918 AVA, Mdl Präs. 1918, 2 2 - 4 . 6 7 2 . 4 Der Kommandant der Gendarmerieabteilung in Cilli hatte schon im April auf das Deserteursunwesen in seinem Bezirk hingewiesen, und die Bezirkshauptmannschaft Marburg hatte im Juni wieder für die Streifung gegen 30 bis 40 Deserteure Assistenz beim Ersatzbataillon SchR 26 erbeten. — PLETERSKI, Odlocitev. 231 f. 5 k.u. LVMer Nr. 14.404 ein. 1 - 1 9 1 8 , an K M Abt. 5, Streng vertraulich!, 18. VI. 1918 KA, M K S M v. 1918, 2 8 - 3 / 3 - 2 6 , Big. 1. IR 78: 90% Serben und Kroaten; IR 79: 58% Kroaten, 42% Serben; IR 96: 93% Kroaten; H I R 26: 65% Kroaten, 33% Serben; H I R 27: 74% Kroaten, 21% Serben; H I R 28: 64% Kroaten, 26% Serben — alle: KA, Farbentabellen 1918. 6 k.u. LVMer. Nr. 14.404 ein. 1 - 1 9 1 8 , an K M Abt. 5, Streng vertraulich!, 18. VI. 1918 KA, M K S M v. 1918, 2 8 - 3 / 3 - 2 6 . Big. 1; vgl. II. 11 f. ' Gdl von Schenk hatte das Militärkommando Zagreb erst am 13. V. 1918 übernommen. Qualifikationsliste Alfred Schenk — KA, Fasz.Nr. 2.562; KA, K M Präs. 1918, 1 - 9 3 / 1 , 2.

1

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Der Auflösung entgegen

zierter Disziplin" anzusehen sei. Es dürften aber die Ursachen nicht übersehen werden. Die Ursachen der Desertionen seien nach Meinung des Militärkommandanten fast ausnahmslos sozialer Natur: Sorge um den Besitz, zeitentsprechende Geldgier — bis zum Raub —, Mangel an landwirtschaftlichen Arbeitskräften, Drang, die Angehörigen vor dem gewissenlosen Treiben von korrupten oder rohen Beamten zu schützen. Und der General meinte, die Felddivision sei schon auf Grund ihrer Dislokation nicht in der Lage, gerade den Deserteursstreifungen allein nachzukommen 8 . Die Untersuchung der genannten Felddivision und ihres Einsatzes führt zu zusätzlichen Erkenntnissen. Die 40. H I D war im März in den Raum KroatienSlawonien verlegt worden. Der Kommandant, FML von Nagy, galt als energischer Führer 9 . Die vorliegenden Akten gewähren Einblick auch in die Lagebeurteilung seines Divisionskommandos. Die Lage der Division spiegelte zu einem guten Teil die Situation im Land. Die Militärbehörden in dem der Division zugewiesenen Raum könnten nur wenig Entgegenkommen der politischen Behörden oder der Bevölkerung erwarten. Es sei — so meinte man in den Stäben — fast immer der Hinweis auf Vorschriften und die Kriegsleistungsgesetze notwendig, um etwas durchzusetzen. Mehr hielt man noch von der Landbevölkerung. Sie zeige sich bereit, „militärische Zucht und Ordnung" anzuerkennen, besonders — so meinte man nicht ohne Selbstbewußtsein — der 40. H I D gegenüber. Weniger hielt man von den Bewohnern der Städte. In den Städten sei der „Haß der verhetzten Bevölkerung gegen die ungarischen Truppen unverhüllt". Das „Agramer Tagblatt", ein deutschsprachiges Organ, schreibe so, daß es — nach Meinung des Kommandanten der 40. H I D — als Entente-Propagandaschrift im Ausland erscheinen könnte. Das Fazit: Die „jugoslawische Bewegung" sollte jedenfalls sehr ernst genommen werden 10 . 8

MilKmdo Zagreb, Nr. 2.112/Na., an KM Abt. 5, 7. VII. 1918 - KA, M K S M v. 1918, 28—3/3—26, Big. 2. Obwohl das KM die Ansicht des Militärkommandanten zu unterstützen versuchte, kam es nicht um die Feststellung herum, daß die „Disziplin durch die überhandnehmenden Desertionen (eigenmächtigen Entfernungen) nicht unwesentlich beeinträchtigt" werde. Das Ministerium zu den Ursachen: Es sei evident, daß der Großteil der Desertionen — „die ja bei nahezu allen Ersatzkörpern der ganzen Monarchie mehr oder minder vorkommen" — in sozialer Unzufriedenheit, Kriegsmüdigkeit und Feigheit seinen Grund habe. - KM Abt. 5, Nr. 11.304 res., an MilKmdo Zagreb, 4. X. 1918 - KA, M K S M v. 1918, 2 8 - 3 / 3 - 2 6 , Big. 3. ' Paul von Nagy war — so verrät seine Qualifikationsliste — ein „sehr bestimmter, harter, energischer Charakter" mit einem klaren Willen, obendrein „sehr impulsiv, rasch im Entschluß und selbstbewußt", jedenfalls ein „sicherer, vertrauenserweckender Führer". 1917 hatte Nagy in Wolhynien die 40. H I D übernommen, mit der er vor der Verlegung ins Hinterland in der Bukowina garnisonierte. — Qualifikationsliste Paul von Nagy, geb. 1864. Vormerkblatt für die Qualifikationsbeschreibung vom 16. III. — 1. VI. 1917 — KA, Fasz.Nr. 2 . 0 6 0 ; v g l . HOFMANN — HUBKA, M i l i t ä r - M a r i a - T h e r e s i e n - O r d e n . 2 2 0 . 10

k.u. 40. HIDRmdo, Op.Nr. 172/47, an MilKmdo Zagreb, Feldpost 414, 8. VII. 1918 KA, K M Abt. 5 v. 1918, 1—7/48; vgl. auch „Studie über die südslavische Frage und ihre Rückwirkung auf die Armee." Nachrichtenabteilung des A O K , Evb.Nr. 19.617, an MKSM

Der Kräfteverzehr der Desertionen

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Die Division war ursprünglich primär als Requisitions-Assistenz eingesetzt. Nach ziemlich enttäuschenden Ergebnissen bei den Requisitionen im April und Mai traten die Deserteursstreifungen in den Vordergrund des Aufgabenbereiches. Für FML von N a g y bestand kein Zweifel, daß ganz Kroatien und Slawonien mit Deserteuren und „Militärflüchtlingen . . . besät" sei. Als hauptsächlichste Deserteursnester führte er an: die Gegend zwischen Kulpa und Una, die Gegend westlich von N o v a Gradiska, die Umgebung von Brod, das Gebiet der Fruska Gora von der Donau bis zur Save, das Gebiet zwischen Osijek, Vukovar und Vinkovci und die Umgebung von Nasice 11 . Die Division führte nun eine Reihe von Streifungen durch. Die erste Streifung am 22. Juni wurde als „kleine Streifung" angesetzt. Das bedeutete, daß einzelne Bataillone die nächste Umgebung ihrer Garnisonsorte abkämmten. Das Ergebnis: Insgesamt 30 daran beteiligte Kompanien konnten 268 Mann verhaften, von denen 134 vom Heer, 69 von der Honved — von aus KroatienSlawonien sich ergänzenden Regimentern —, 54 Wehrpflichtige ohne Legitimation und 11 geflüchtete russische Kriegsgefangene waren. Wegen Fluchtversuchs und Widersetzlichkeit wurde auch von der Waffe Gebrauch gemacht: Ein Mann wurde erschossen, einer verwundet 1 2 . Die zweite Streifung war eine „größeren Stils": Mehrere Bataillone streiften gleichzeitig in entlegeneren, größeren Räumen mehrere Tage hindurch. Sie dauerte acht Tage — vom 23. bis 30. Juni — und war im Komitat Srijem angesetzt. 21 Kompanien waren daran beteiligt 13 . 311 Mann wurden eingebracht — das war im Hinblick auf Zeit und Mittel ein ausgesprochener Mißerfolg. Die Ursache: zu geringer Kräfteeinsatz und durchlöcherte Geheimhaltung. 30 Kompanien wären notwendig gewesen, so erklärte die Division, das Militärkommando habe jedoch neun angeforderte Kompanien nicht beistellen können 14 . Die Geheimhaltung der Ein- und Auswaggonierungsstationen

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Op.Abt., Qu.Abt., HGK Udine und Bozen, MGG Serbien und Montenegro, Rmd.Gen. in BHD, Wien 4. VII. 1918 - KA, M K S M v. 1 9 1 8 , 2 8 - 3 / 3 - 2 1 . Die Nachrichtenabteilung des AOK hatte in Laibach und Zagreb Spuren von Organisationen festgestellt, die in Richtung Militär „südslawische" Propaganda betrieben und Deserteuren durch Vermittlung gefälschter offener Befehle die Flucht ins Ausland zu erleichtern trachteten. „Die hauptsächlichsten Aufenthaltsräume der Deserteure in Kroatien-Slawonien". Skizze. - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 1 - 7 / 4 8 , Big. 1. Vgl. Karte 8. k.u. 40. HIDKmdo, Op.Nr. 172/47, an MilKmdo Zagreb, Feldpost 414, 8. VII. 1918 KA, KM Abt. 5 v. 1918, 1 - 7 / 4 8 . 6 Kompanien aus Osijek und 3 aus Vinkovci, alle vom HIR 30; je 3 Kompanien aus Po2ega, Nova Gradiska und Virovitica, alle vom HIR 6, und 3 Kompanien aus Sisak vom HIR 19. — HIR 6: 61% Magyaren, 15% Deutsche, 12,5% Serben, 5,5% Rumänen,4% Slowaken, je 1 % Ruthenen und Kroaten; HIR 19: 65,5% Magyaren, 12,5% Rumänen, 11% Deutsche, 5% Kroaten, 4% Serben, je 1% Slowaken und Italiener; HIR 30: 65% Magyaren, 16% Rumänen, 9% Deutsche, 4% Serben, 3% Kroaten, je 1 % Slowaken, Polen und Slowenen — alle: KA, Farbentabellen 1918. Der zu durchstreifende Raum — im Gebiet der Fruska Gora — war 60 km breit und 20 km tief gewesen; von der Donau her hatten neun Kompanien gestreift, von der Save her zwölf. Das bedeutete, daß auf einen Mann 50 bis 70 Schritte Frontbreite entfielen — ein Abstand, der sich als zu groß erwies.

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Der Auflösung entgegen

sei ebenfalls nicht möglich gewesen. Die Deserteure, die von der Bevölkerung in jeder Beziehung unterstützt worden seien, hätten sich rechtzeitig in ihre Verstecke in Sicherheit gebracht. Es sei nur am ersten Tag gelungen, die Deserteure in den Ortschaften festzunehmen. Dann hätten sie sich in die Felder und Wälder geschlagen. Und bei der hohen Saat und in den Wäldern sei durch Streifungen längs der Wege nicht mehr viel zu erreichen gewesen15. Am 27. Juni erfolgte nochmals eine „kleine Streifung": Sieben Kompanien brachten 93 Mann ein16. Der Kommandant der Division zog nun das Resume. Der Erfahrungsbericht des Generals warf eine Reihe von Fragen auf. Zur Zahl der Deserteure: Die Zahl der in Kroatien und Slawonien sich umhertreibenden Deserteure könne auf 100.000 Mann geschätzt werden 17 . Der General verwies auf Gruppenbildungen, zumindest Schwerpunktbildungen. So trieben sich in den Ortschaften der Gegend Vukovar und Vinkovci jeweils zwischen 30 und 100 Deserteure herum. In der Umgebung von Zagreb seien an einem Tag von drei Kompanien 83 Mann eingebracht worden. Zur Haltung der Deserteure: Die Deserteure seien verwegen und gefährlich, die Gefährlicheren hielten sich in den Waldungen als kleine, bewaffnete und organisierte Banden auf. Mannschaften des H I R 6 hätten in den Wäldern der Fruska Gora sogar ausgebaute Stützpunkte, d. h. verteidigungsfähige Verstecke, vorgefunden. Die Bevölkerung behaupte, daß die Deserteure auch Maschinengewehre hätten. Sie würden außerdem von der Bevölkerung in jeder Beziehung unterstützt. Wo das nicht freiwillig der Fall sei, würden sie die Unterstützung mit Terror erzwingen. Einige Ortschaften hätten regelmäßig Abgaben zu leisten, ζ. B. 30 Wecken Brot. Die Bevölkerung verständige die Deserteure, falls Gefahr drohe, verstecke sie, unterstütze ihre Flucht und erschwere ihre Verhaftung. Zur Ursache der Desertion: Das Divisionskommando — in dieser Frage nicht ganz in Übereinstimmung mit dem Militärkommando — faßte sich kurz. Die Ursache der Desertion sei zum Großteil in einer durch nationale Agitation erfolgte Verleitung zur Fahnenflucht zu suchen, weiters in bolschewistischen Ideen 18 . 15

18 17

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k.u. 40. HIDKmdo, Op.Nr. 172/47, an MilKmdo Zagreb, Feldpost 414, 8. VII. 1918 - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 1 - 7 / 4 8 . Ebenda. Ebenda. Der General verwies darauf, daß in einem Quertal Syrmiens — zweifellos in einer Zeit von mehreren Monaten — durch die Gendarmerie allein 18.000 Deserteure eingebracht worden seien. Das Militärkommando Zagreb bezeichnete dennoch die vom Divisionskommando genannte Zahl von 100.000 als „sehr stark übertrieben" und betonte, daß das offizielle Ergebnis der Bestandsaufnahme der Fahnenflüchtigen bei allen ihm unterstellten Truppen und Anstalten des k. u. k. Heeres am 1. Juli 1918 9.854 Mann betragen habe. „Höchstens soviel dürfte auf die dem VI. kroat.-slavon. Distriktskommando unterstehenden und die Nachbarbereiche entfallen, keinesfalls aber die nur annähernd geschätzte Ziffer." — MilKmdo in Zagreb, Präs.Nr. 9.974, an KM Abt. 5,15. VII. 1918 - KA, KM Abt. 5 v.1918, 1-7/48. k.u. 40. HIDKmdo, Op.Nr. 172/47, an MilKmdo Zagreb, Feldpost 414, 8. VII. 1918 —

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Nun wandte der General sich der Frage der Bekämpfung zu: Die Gendarmerie sei im Verhältnis zur großen Zahl der Deserteure viel zu schwach, „demnach machtlos und müde". Das gleiche gelte für die Polizei, die noch dazu unverläßlidi sei. Pflicht der politischen Behörden wäre es — so knurrte der Divisionär —, Deserteure in ihren Gemeinden und Bezirken nicht zu dulden und anzuzeigen: „Das trauen sie sich nicht, und wollen es auch stellenweise nicht." Und der General fuhr fort: „Den Ortsvorständen, Verwaltungsbehörden und der Gendarmerie dürften die notorischen Deserteure sowie deren Verstecke bekannt sein. Diese müßten gezwungen werden, dieselben evident zu führen, hierüber Anzeige zu erstatten, was sie jedoch unterlassen und hiedurch den Aufenthalt derselben erleichtern, d. h. gleichfalls unterstützten." 19 Die politischen Behörden sollten wöchentlich Berichte verfassen. Auf Grund dieser Meldungen seien dann die militärischen Vorkehrungen zu treffen. Wesentliche Bedeutung aber maß der General einer entsprechenden Bestrafung zu. Die eingebrachten Deserteure hätten keine Angst. Die Deserteure seien bei den Verhören „zynisch, frech und unmilitärisch". Sie äußerten offen, daß ihnen ohnehin nichts geschehen könne und geschehen werde, „da die Kriegsartikel und das Standrecht, sowie der Tod durch Erschießen schon oft verlautbart wurden, geschehen ist aber noch niemandem etwas" 20 . Aber nicht nur die Bevölkerung, sondern auch die Abgeordneten des Sabor, so hob der General hervor, seien deserteursfreundlich. Kaum habe die erste Streifung stattgefunden, schon interpellierten die Abgeordneten im kroatischen Landtag und sträubten sich gegen das Vorgehen des Militärs. Und das nicht nur weil die Streifungen befehlsgemäß militärisch durchgeführt würden, sondern auch aus dem Grund, weil die Streifungen durch ungarische Truppen vorgenommen würden, und sie drohten dem Banus, falls man die Streifungen nicht sofort einstelle, mit der Vertagung des Sabor 21 . Der Kommandant der 40. H I D wollte es nicht bei Worten belassen, er stellte Anträge: unverzügliche Durchführung gründlicher Streifungen in ganz Kroatien-Slawonien, in erster Linie aber in den bezeichneten hauptsächlichen Aufenthaltsräumen der Deserteure 22 . Die politischen Behörden sowie die Gendarmerie seien nicht im vorhinein zu verständigen, da hiedurch die Geheimhaltung unmöglich würde, sondern es müßte dem streifenden Militär bei Erscheinen gegen Vorweisung einer Vollmacht des streifenden Kommandanten jede Unterstützung geleistet werden. Der Kommandant müßte an Ort und Stelle

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KA, KM Abt. 5 v. 1918, 1 — 7/48. Das Militärkommando wollte die Ursache weniger in ideenmäßiger Verankerung sehen. Randbemerkung des Militärkommandos: „Ist wohl nicht zutreffend. Hauptursache: Kriegsmüdigkeit und Sehnsucht nach dem zivilen Beruf." Randbemerkung des Militärkommandos Zagreb: „Sehr guter Vorschlag!" Ebenda: „Seit Verlautbarung des Standrechtes für Desertion noch niemand beim k. u. k. Heer erschossen." k.u. 40. HIDKmdo, Op.Nr. 172/47, an MilKmdo Zagreb, Feldpost 414, 8. VII. 1918 KA, KM Abt. 5 v. 1918, 1 - 7 / 4 8 . Randbemerkung des MilKmdo Zagreb: „Hiezu müßte man mindestens 2 Div. und ausschließlich für diesen Zweck haben."

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Der Auflösung entgegen

die Streifungen selbst regeln, um das Überraschungsmoment auszunützen. Die politischen Behörden und die Ortsvorsteher sollten gezwungen werden, Deserteure und deren Verstecke evident zu führen, hierüber zu melden und bei Erscheinen des streifenden Militärs mit Aufklärung zu dienen und behilflich zu sein23. Die Gendarmerie sei jedenfalls zu verstärken 24 . Der FML von Nagy hatte sein Resume und seine Vorschläge sichtlich mit Umsicht erstellt. Die Möglichkeit einer Realisierung der Vorschläge war jedoch in den Sommermonaten des Jahres 1918 zumindest zum Teil schon aus dem Bereich des Möglichen gerückt. Und gleichzeitig stellte sich bereits auch die Frage der Haltung, der „Moral" der zum Einsatz im Hinterland aufgebotenen Einheiten selbst. Der Divisionskommandant war in bezug auf seine Truppen noch optimistisch: „Daß die Schwierigkeiten des Hinterlandes, die zahlreichen Streiks, dann der Einfluß der Heimkehrer und sonstige Agitationen der Entente eine Verschlimmerung hervorrufen werden, ist sicher. Doch bin ich audi vollkommen überzeugt, daß die Masse der ungarischen Soldaten der Anarchie noch lange keinen fruchtbaren Boden abgeben wird." 25

Anhaltende Bandenbildungen in Kroatien-Slawonien und Bosnien-Herzegowina Im September sollte es nochmals zu einer Großaktion kommen. Schon Ende Juli hatte das Kriegsministerium zur Bekämpfung des Bandenunwesens in Syrmien die Verlegung des H I R 22 von der 38. H I D in den Raum um Ruma „zwecks Durchführung häufiger Streifungen" verfügt 26 . Bei einer solchen Streifung eines Bataillons H I R 22 gemeinsam mit 50 Gendarmen vom 29. bis 31. August im Bereich Ruma wurden allerdings nur 56 Festgenommene gemeldet27. Nun ordnete am 13. September das Kriegsministerium eine neuerliche Deserteursstreifung größeren Umfangs im Militärkommandobereich Zagreb an. Dabei wollte man die Nacherntezeit ausnützen. Die abgeernteten Felder sollten für die Deserteure keine Schlupfwinkel mehr bieten. Dem Militärkommando Zagreb wurde eine Reihe von Einheiten zusätzlich zur Verfügung gestellt28. Insgesamt standen für die Streifung zwölf Feldkompanien und 23 24 25

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Randbemerkung des MilRmdo Zagreb: „Wird an die Landesregierung beantragt werden." Randbemerkung des MilKmdo Zagreb: „Verstärkung um 300 Mann ,im Zuge'!" k.u. 40. HIDKmdo, Op.Nr. 172/47, an MilKmdo Zagreb, Feldpost 414, 8. VII. 1918 KA, K M Abt. 5 v. 1918, 1 - 7 / 4 8 . K M Abt. 5, Nr. 12.131, an MKSM, 29. X. 1918 - KA, M K S M v. 1918, 6 9 - 1 5 / 2 - 2 ; vgl. II. 18. — HIR 22: 53% Rumänen, 42% Magyaren, 3% Slowaken, 2% Deutsche — KA, Farbentabellen 1918. Bericht BH Ruma an Komitat Srijem, 2. IX. 1918 - AH, UOZV I V - B , Big. zu 4.304 res. —1918. Nach: Prilozi gradji, ed. VIDMAR. 73. K M Abt. 5, Nr. 10.935, Verschluß, express, an MilKmdo Zagreb, k.u. LVM, AO Κ Op.Abt., 13. IX. 1918 - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 6 4 - 4 6 / 1 6 - 4 1 . Folgende Truppen stellte das KM

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Der Kräfteverzehr der Desertionen

13 Assistenzkompanien bereit. Die Abgrenzung des Streifungsraumes oblag dem Militärkommando Zagreb. Betreffs Zuweisung von Gendarmerie sollte Einvernehmen mit der Landesregierung hergestellt werden. Auf die möglichst lange Geheimhaltung vor der Streifung wollte man besonders achten. Daher sollte der Zuschub der Ständigen Assistenzkompanien unter dem Decknamen „Ablösung des HIR 22" vor sich gehen. Diese vorgegebene Bestimmung der Assistenzkompanien sollte möglichst verbreitet werden, auch unter den Truppen selbst29. Erneut legte das Kriegsministerium Wert auf unnachsichtiges Durchgreifen. Es setzte voraus, daß über Weisung des Militärkommandos Zagreb bei dieser Streifung „in der schärfsten und rücksichtslosesten Weise gegen die Deserteure vorgegangen" werde 30 . Bis zum 1. Oktober war diese letzte größere Streifung in Syrmien beendet — wieder ohne nennenswerte Erfolge. Das HIR 22 wurde zur Feldarmee abgezogen. Die Ständigen Assistenzkompanien führten nodi kleine Streifungen durch31. Die Streifungen hatten das Problem der Deserteure nicht zu beheben vermocht. Daß die Streifungen die Deserteursfrage in Kroatien-Slawonien keineswegs bereinigt hatten, bestätigt nicht zuletzt eine Übersicht der von den Ersatzkörpern des Militärkommandobereichs Zagreb Abgängigen mit dem Stichtag 15. September 1918 32 . Bei sechs Ersatzbataillonen des k. u. k. Heeres

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30 31

32

einsatzbereit: das im Militärkommandobereich dislozierte HIR 22, das Ständige Assistenzbaon IR 65 aus Munkäcs, das Ständige Assistenzbaon IR 26 aus Esztergom, 3 Ständige Assistenzkompanien des Assistenzbaons IR 91 aus Bruck a. d. Leitha und 2 Ständige Assistenzkompanien des KSchR I aus Wels. Assistenzbaon IR 65 (Munkäcs): 59 % Magyaren, 23 % Slowaken, 10 % Ruthenen; Assistenzbaon IR 26 (Esztergom): 52% Magyaren, 40% Deutsche; Assistenzbaon IR 91 (Budweis): 52% Deutsche, 45% Tschechen; Assistenzbaon KSchR I (Trient): 75% Deutsche, 10% Polen. — Nationalität und Ergänzungszuständigkeit der Assistenzbataillone, 21. IX. 1918 — KA, M K S M v. 1918, 6 9 - 4 / 2 1 - 5 . KM Abt. 5, Nr. 10.935, Verschluß, express, an MilKmdo Zagreb, k.u. LVM, AO Κ Op. Abt., 13. IX. 1918 - ΚΑ, KM Abt. 5 v. 1918, 6 4 - 4 6 / 1 6 - 4 1 . Die Ständigen Assistenzkompanien waren ursprünglich in der Tat als Ablösung geplant, da das HIR 22 nach Beendigung der Streifung der 38. HID an die Front nachgeschoben werden sollte. Ebenda. KM Abt. 5, Nr. 12.131, an MKSM. Auf MKSM, Nr. 6.766 vom 5. X. 1918 (69-15/2), Wien 29. X. 1918 - KA, MKSM v. 1918, 6 9 - 1 5 / 2 - 2 . Zu den Maßnahmen gegen das Deserteursunwesen in diesem Gebiet zählte auch die Sicherung des Eisenbahnabschnittes von Indjija bis Zemun, die zur Hauptstrecke Budapest—Belgrad gehört. Die entsprechenden Angaben: ErsatzErgänzungs- Nationalitäten körper bezirk in 0/ o/ IR 16 IR 31

Bjelovar Nagyszeben

IR 53

Zagreb

86 63 22 13 89 6

Kroaten Rumänen, Deutsche, Magyaren Kroaten, Serben

Deserteure

eigenmächtig Entfernte

Urlaubs- Summe überschreiter

309 2.457

89 —

82 319

480 2.776

974

184

881

2.039

Der Auflösung entgegen

78

fehlten offiziell zusammen schon über 16.000 Mann; bei den durchwegs überwiegend kroatischen bzw. serbischen Ersatzbataillonen der H I R 25, 26, 27 und 28, die in Zagreb, Karlovac, Sisak und Osijek stationiert waren, wird der Abgang kaum geringer gewesen sein, so daß allein der Abgang von allen in Kroatien-Slawonien dislozierten Ersatzkörpern schon nach offiziellen Angaben ca. 25.000 Mann betragen haben dürfte. Dabei waren Deserteure und Fahnenflüchtige aller Art von den in Kroatien-Slawonien als Assistenz eingesetzten Feldregimentern der 40. und 38. HID, Deserteure von den an die Front transportierten Marschformationen sowie Abgängige von Anstalten, Spitälern usw. in den genannten Zahlen noch nicht enthalten. Besonders die Zahl der während des Transportes an die Front Desertierten sollte nicht unterschätzt werden. Wenn FML von Nagy in seinem Tätigkeitsbericht die Zahl der in Kroatien-Slawonien Fahnenflüchtigen für den Sommer 1918 auf ca. 100.000 Mann schätzte, scheint diese Zahl nach vorsichtiger Prüfung allerdings überhöht. Ein besonders intensives Aktionsgebiet für Deserteure waren Bosnien und die Herzegowina. Schon im Frühjahr hatte es Klage über Handel mit gefälschten Urlaubsdokumenten, zu 30 bis 80 Kronen 33 , und über Fraternisierung von Deserteuren selbst mit Patrouillen gegeben34. Auch die auf die Ergreifung von Deserteuren und Urlaubsüberschreitern ausgesetzten Prämien hatten wenig Erfolg 35 . Mehrere Sondermaßnahmen wurden getroffen 36 : So wurden Urlauberkontrollstationen eingerichtet, die Urlauber wurden von Ersatzkörper

Ergänzungs- Nationalitäten i n ° 'o bezirk

IR 78

Osijek

IR 79

Otocac

Karlovac IR 96 FJB 31 Zagreb SchR 23 Sebenico

Summe

33 34 35 36

90

Serben und Kroaten 58 Kroaten, 42 Serben 93,5 Kroaten 91,5 Kroaten 36 Kroaten, 11 Serben, 20 Tschechen, 15 Deutsche, je 8 Polen und Ruthenen

Deserteure

eigenmächtig Entfernte

Urlaubs- Summe überschreiter

2.349

545

1.934

4.828

3.024

139

420

3.583

1.519 19 114

409 31 32

418 167 38

2.346 217 184

10.765

1.429

4.259

16.453

MilKmdo Zagreb, Präs.Nr. 14.819/Gstb., an KM Abt. 5, 1. X. 1918 - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 64—46/23 — 12 (11.864). Leider fehlt eine Statistik des VI. Honved-Distriktskommandos (Zagreb) über den Mannschaftsabgang bei den Honved-Ersatzbaonen. AO Κ an KM, 14. IV. 1918 - KA, KM Abt. 4/G v. 1918, A 8 - 1 / 4 7 . Sarkotic an KM, 4. VI. 1918 - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 6 4 - 4 2 / 4 - 2 . Gem.FinMin. vom 13. IX. 1918 - DAS, Priv.Reg. 1918, 777. AOK an KM, 14. IV. 1918 - KA, KM Abt. 4/G v. 1918, A 8 - 1 / 4 7 .

Der Kräfteverzehr der Desertionen

79

verläßlichen Unteroffizieren zu größeren Transporten zusammengefaßt und streng nach Briefschaften, Flugschriften, unerlaubten Waffen usw. untersucht. Nach Bosanski Petrovac und Bosanska Gradiska wurde je ein Streifenkommando verlegt. Die Anzahl der Urlaubsüberschreiter, die da und dort eingebracht wurden, war beach dich: Im Mai wurden in Bosanski Novi und Dobrljin 392 Mann festgenommen, in Banjaluka an einem einzigen Tag, dem 25. Juni, 95 Mann, am selben Tag in Tuzla 77 Mann, in Brcko 44 Mann 37 . In Brcko betrug die Gesamtzahl der Festgenommenen bis April 1918 über 400. Zur Bekämpfung der Deserteursbanden leitete man in Sarajevo umfassende Maßnahmen ein, von der radikalen Einschränkung der Befugnis des Waffenbesitzes38 bis zur militärischen Sicherung und Streifung 39 . Diese Maßnahmen zeitigten einigen Erfolg. Zunächst kam es zwar noch zu Zusammenstößen, vor allem nahe der montenegrinischen Grenze, so bei Avtovac und Foca 40 . Bald jedoch zeigte das Durchkämmen der von Banden gefährdeten Gebiete durch leistungsfähige Truppen einige Wirkung 41 . Dennoch kam das Land nicht zur Ruhe. Zufriedenstellend unter Kontrolle gebracht werden konnte das Bandenwesen nicht. Uber Deserteursbanden und die zahlreichen im Land verstreuten einzelnen Deserteure hatte im September nach einer Orientierungsreise auch ein Offizier des AOK berichtet. Zwischen den einzelnen Banden, so führte er aus, gebe es wohl keine Querverbindungen. Doch seien sie stark genug, auch Anschläge durchzuführen. Die Anschläge wiesen auf vorwiegend sozialen Antrieb hin. Sie seien meist gegen die besitzenden Landesbewohner gerichtet. Gegen Behörden würden so gut wie keine Sabotageakte durchgeführt. Nur die Gendarmerie werde als „natürlicher Feind gefürchtet und bekriegt" 42 . Die Zunahme der Deserteure und Banden in Bosnien und der Herzegowina sei allerdings besorgniserregend. Im August seien 400 Deserteure und 2.000 Urlaubsüberschreiter eingebracht worden. Eine verläßliche Schätzung der derzeit in diesen Ländern sich versteckt haltenden Deserteure sei ausgeschlossen. Im Kreis Banjaluka und an der montenegrinischen Grenze sollen 37 38

39 10 41 12

Sarkotic an AOK, 18. VII. 1918 - DAS, Priv.Reg. 1918, 264. Sämtliche Waffenpässe wurden als ungültig erklärt. Alle Waffen mußten samt Munition von ihren Besitzern binnen acht Tagen bei den politischen Behörden I. Instanz abgeliefert werden. Ausnahmen wurden nur in ganz besonderen Fällen, wenn der Waffenbesitzer politisch absolut verläßlich war und die Waffe erwiesenermaßen für seine persönliche Sicherheit benötigte, gewährt. Unbefugter Waffenbesitz wurde streng bestraft. Den Waffenhändlern wurde nur so viel von ihrem Waffenbesitz belassen, als der damals eingeschränkte Handel gerechtfertigt erscheinen ließ. Diese Waffen durften sie jedoch nur nach Vorweis einer Bezugsbewilligung ausgeben und hatten darüber strengstens Buch zu führen. — Erlaß der Landesregierung vom 1. VI. 1918 — KM Abt. 7 v. 1918, 1 - 5 / 1 6 . Sarkotic an MilKmdo Zagreb, 22. III. 1918 - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 6 4 - 4 2 / 3 . Sarkotic an AOK, 18. VII. 1918 - DAS, Priv.Reg. 1918, 264. Landesregierung an Gem.FinMin., 10. VIII. 1918 — KA, KM Abt. 5 v. 1918, 6 4 - 4 2 / 4 - 4 . AOK Ch. d. G., Op.Nr. 112.291, an Kmd.Gen. in BHD, 22. IX. 1918 - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 6 4 - 4 6 / 1 0 - 6 (11.430).

80

Der Auflösung entgegen

die Deserteursbanden am stärksten vertreten sein. Dort seien gut bewaffnete Banden mit einer Kopfzahl bis zu 17 Mann festgestellt worden. Eine besondere Gefahr komme noch dazu — die traditionelle Verherrlichung der Banden auf dem Balkan: „Schon jetzt werden Lieder zu deren Ruhme gesungen." Auch der geographische Charakter des Landes — ausgedehnte Waldungen, unwirtliche Höhen, die Karstlandschaft und zerstreute Ansiedlungen — steigere die Bandengefahr. Und die Bevölkerung unterstütze die Banden bei ihren Anschlägen gegen „Kriegswucherer, Kriegsgewinner und behördliche Spione". Der Offizier des AOK berichtete auch über die Gegenmaßnahmen: Die Abwehr sei „mangels der erforderlichen Mittel unzureichend" 43 . Die Razzien in diesen Gebieten, deren Ausdehnung in krassem Mißverhältnis zur Stärke der Streifungsdetachements stünde, seien so gut wie erfolglos44. Demgemäß wären die Ergebnisse. Im Juni hatte eine Streifung nicht mehr als 392 Deserteure und 23 entsprungene Kriegsgefangene eingebracht45. Aber — wie zum Hohn — gab es selbst im unmittelbaren Streifungsgebiet Übergriffe. Als 200 Gendarmen und Assistenzmannschaften einen Raum von mehr als 20 km 2 Waldgebirge, die Kozara planina zwischen den Unterläufen der Una und dem Vrbas, abzustreifen hatten, wurden dort während der Streifungen zwei Morde und ein Raubüberfall verübt. Der Rückschluß des AOK-Offiziers: Streifungen in Bosnien und der Herzegowina wirkten sich nicht zweckentsprechend aus. Einerseits sei eine allzuhohe Anzahl leistungsfähiger Truppen notwendig, anderseits hemme ein „meisterhaft gehandhabter Verbindungsdienst" während der Razzien — zwischen Bevölkerung und Deserteuren — den Erfolg 46 . Der Offizier des AOK schlug statt dessen vorbeugende und abwehrende Maßnahmen anderer Art vor. Zur Vorbeugung: Verschärfung der Bahnhofskontrollen; Unterdrückung des Dokumentenschwindels; genauere Evidenz über Beurlaubung bei den Ersatzkörpern; sorgsamere Auswahl der EskorteMannschaften. Zur Bekämpfung: ausgiebige Verstärkung der bosnisch-herzegowinischen Gendarmerie durch leistungsfähige Mannschaften; Zuweisung gesunder und kräftiger, gleich der Gendarmerie verpflegter Assistenzmannschaften. Ein dichtes Postennetz mit vielen vorgeschobenen Patrouillen sollte eine Verstärkung der Truppen zumindest zum Teil erübrigen47. Es war die Frage, ob solche Maßnahmen noch gegenüber einer Entwicklung durchschlagen konnten, in deren Hintergrund man die Macht der Grünen Kader vermutete. 43

Am 15. VI. 1918 war dem GO Sarkotic noch die 45. SchD unter F M L Wossala zur Verfügung gestanden, am 15. X. war es nur mehr die 90. SchBrig. - ÖU1K VII. Big. 11 bzw. 32. 44 AOK Ch. d. G., Op.Nr. 112.291, an Kmd.Gen. in BHD, 22. IX. 1918 - ΚΑ, KM Abt. 5 v. 1918, 6 4 - 4 6 / 1 0 - 6 (11.430). 45 MilKmdo Sarajevo, Präs.Nr. 6.800/M, an KM, Juni 1918 - KA, KM Abt. 5 v. 1 9 1 8 , 6 4 - 4 6 / 16-34. " AOK Ch. d. G„ Op.Nr. 112.291, an Kmd.Gen. in BHD, 22. IX. 1918 - ΚΑ, KM Abt. 5 v. 1918, 6 4 - 4 6 / 1 0 - 6 (11.430). 47 Ebenda.

Der Kräfteverzehr der Desertionen

81

Kerngebiete der Grünen Kader Die Grünen Kader oder Grünen Garden bildeten ein Phänomen des Deserteursunwesens. Seit dem 30. Mai lag beim Militärkommando Zagreb eine Mitteilung der Generalstabsabteilung des Militärkommandos Budapest vor: Im Raum zwischen Vukovar und Indjija, also im Waldgebiet der Fruska Gora, auf einem verlassenen Gut des „angeblichen Nikolaus Semczö" sollte jener vielgenannte, angeblich befestigte und stark bewehrte Schlupfwinkel von Deserteuren sein, der als Ausgangspunkt der Grünen Kader anzusehen wäre 48 . Über diese Grünen Kader liefen Berichte bei Freund und Feind 49 . Die verschiedenen Aspekte tragen zum Heranreifen des Gesamtbildes bei. Der Frage nach den Ursachen für die Bildung solcher Kader bemächtigte man sich im Abgeordnetenhaus — in Form eines Vorwurfes an den Verteidigungsminister FML von Czapp: „Sie zwingen die Leute durch ihren Hunger und durch die logisdien Nachwirkungen des Krieges geradezu in Raub und Plünderung hinein, denn diese ,grünen Garden', die Sie durch Ihre Misshandlungen unten hinaustreiben, sind von Ihnen zu Räubern und Plünderern gemacht worden, und wenn unter diesen Tausenden von Menschen, in denen Sie alle sozialen Triebe vernichtet haben, die Flamme der Meuterei und des Aufruhrs aufflammt, dann sollen das die subversiven Tendenzen aus Russland sein?" 50 Über die Grünen Kader suchte sich bereits selbst der Gegner ein Bild zu machen. Aussagen von Überläufern ermutigten ihn: Da waren am 14. August 1918 zwei Offiziere aus Dalmatien — serbischer Nationalität — an der Albanien-Front übergelaufen und im serbischen Konsulat in Korea verhört worden. Bevor sie „Unterleutnante" — wohl Leutnante [A. d. V.] — im 23. SchR geworden waren, so berichteten sie, seien sie Studenten an der Universität Zagreb gewesen. Und dort hätten sie mit Kreisen Kontakt gehabt, die einen „Jugoslovenski Revolucionarni Odbor" — einen Jugoslawischen Revolutionären Ausschuß — gebildet hätten. Dieser Ausschuß sollte der Vorbereitung von revolutionären Aktionen dienen. Und demgemäß sei er bestrebt, Waffen und Munition für Aktionsgruppen zu beschaffen, die man Zelena Garda — Grüne Garde — nenne. Diese „Garde", so berichteten die Offiziere weiter, ergänze sich in laufender 48

49

MilKmdo Zagreb, Präs.Nr. 7.638/Gstb., an KM, 31. V. 1918 - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 64-46/10-3(6.134). Das Problem der Grünen Kader wurde auch in der Literatur immer wieder angeschnitten. Einige der wesentlichen Stimmen: CULINOVIC, Odjeci Oktobra. 91 — 131; GLAISE-HORSTENAU, Die Katastrophe. 249; RONGE, Kriegs- und Industriespionage. 357; ÖU1K VII. 97; Oscar JASZI, The dissolution of the Habsburg Monarchy. Chicago 1961. 20; OPOCENSKY, Umsturz in Mitteleuropa. 123; Gunther E. ROTHENBERG, The Habsburg Army and the Nationality Problem in the Nineteenth Century, 1815 — 1914. In: Austrian History Yearbook. I I I . H o u s t o n ( 1 9 6 7 ) . P a r t 1. 7 0 - 8 7 .

50

Stenograph. Protokolle der Geheimen Sitzung des Abgeordnetenhauses vom 24. VII. 1918. 36 f.

Der Auflösung entgegen

82

Weise. Sooft aus den Orten der südslawischen Gebiete Truppentransporte an die Front abrollten, sprängen Soldaten südslawischer Nationalität in voller Ausrüstung aus den Zügen, versteckten sich in den Wäldern und bildeten dort Banden. Und dann lauere diese Zelena Garda ihrerseits Nachschubtransporten und auch Privatpersonen auf, um zu Proviant und Munition zu kommen 51 . Der Ausschuß in Zagreb aber unterstütze diese Banden und sorge mit für ihren Unterhalt; er halte diese Gruppen für eine „Volksreserve". Sie würden in volle Aktion zu treten haben, sobald der Ausschuß die Zeit für gekommen halte. Auf diese Weise würden diese Gruppen das Terrain für die serbische Armee vorbereiten 52 . Und die Behörden der Monarchie? Die Behörden, so gaben die Überläufer an, die wüßten über den Jugoslawischen Revolutionären Ausschuß wohl, Bescheid, aber sie unternähmen nichts gegen ihn, weil sie Angst vor der Revolution hätten. Die Behörden würden auch oft Truppen gegen die Banden aussenden, aber ohne Erfolg. Denn es geschehe oft, daß mehrere Soldaten einer Patrouille zu den Banden überliefen, anstatt gegen sie vorzugehen 53 . Die Berichte dieser Behörden warfen freilich andere Aspekte auf: In den Unterbehörden, so in Syrmien, waren die Zusammenhänge diffiziler erfaßt. Deserteure, so hieß es da, bedrohten in höchstem Maß die persönliche Sicherheit und das Eigentum einzelner Personen und darüberhinaus die allgemeine Sicherheit des Landes. Ihre Macht ginge schon so weit, daß sie in einzelnen Dörfern Syrmiens die Verwaltung übernommen hätten. Die „ehrliche" Bevölkerung stünde dem Terror der Deserteure geradezu ohnmächtig gegenüber. Denn sie seien bewaffnet, während die Bevölkerung mit bloßen Händen dastünde. Die Deserteure hätten auch damit begonnen, von der Bevölkerung Abgaben einzutreiben. Sie hätten Vieh geraubt und geschlachtet, sie hätten Verhaftungen vorgenommen und Lösegeld gefordert, sie hätten Frauen und Mädchen geschändet und gemordet. Die Gemeindebeamten dort aber könnten es nicht wagen, Getreiderequisitionen durchzuführen, weil sie von den Deserteuren mit dem Tod bedroht würden. Auf Dienstreisen würden Beamte angehalten und müßten ihr Wort geben, nichts gegen die Banden zu unternehmen 54 . Über das selbstbewußte Auftreten der Bandenmitglieder wußten die Bezirkshauptmannschaften Zemun und Ruma eindrucksvolle Beispiele zu 51

52 63

51

N . Jovanovic an IM des Kgr. Serbien, Korea 16. VIII. 1918. In: Dragoslav JANKOVIC — Bogdan KRIZMAN, Gradja Ο stvaranju Jugoslovenske drzave (Material über die Schaffung des südslawischen Staates). 1. I. bis 20. XII. 1918. Beograd 1964. 252 f. = Institut drustvenih nauka, Odeljenje za istorijske nauke. Serija III — Gradja. Ebenda. 253. Ebenda. 253. Über den Niederschlag der Nachrichten über Bandenbildungen von Soldaten auf dem Gebiet der Monarchie in der sowjetischen Presse berichtet Turok. — T U R O K , Ocerki. 71; vgl. Pravda, 22. X. 1918. BH Ruma an Komitat Srijem, 22. VIII. 1918. In: Prilozi gradji, ed.VIDMAR .73 f.; JANKOVIC — KRIZMAN, Gradja. 264 f.

Der Kräfteverzehr der Desertionen

83

berichten. Da war der Deserteur Mika Ostojic, der sich in Obrez die Patronen für sein Gewehr im Amtszimmer des Ortsnotars geholt und in einem Gasthaus dann geprahlt habe, in den Wäldern sei eine Bande von 100 Mann im Sammeln begriffen, und sie werde Obrez noch ihren Besuch abstatten. Und da war der Führer einer der bekanntesten Banden, der Gruja Kojic aus Tovarnik, der sidi einen ganzen Tag über mit einigen Kumpanen in Subotiste aufhielt, im Wirtshaus herumschoß, im Dorf den Leuten das Geld raubte und den Gemeindebeamten bedrohte. Und ein Bauer mußte sie bewirten und ihnen zur Abfahrt seine Paradekutsche mit Pferden geben55. Die Bezirkshauptmannschaft Ruma aber wußte auch mitzuteilen, wie stark man in dieser Situation bereits auf Abhilfe dränge. Aus jedem Dorf meldeten sich Leute und forderten die Genehmigung, die Selbstverteidigung gegen die Deserteure organisieren zu dürfen. Welche Leute sind das? Es seien dies meist reichere Leute, denn unter den Deserteuren, die rauben und plündern, befänden sich die besitzlosen Leute, Taglöhner und Zigeuner, und an diese schlössen sich auch aus der Haft entsprungene Verbrecher an. Es sei da also ein Kampf ausgebrochen — so die Bezirkshauptmannschaft — zwischen mittellosen und liederlichen Leuten auf der einen Seite und allen jenen, die etwas besitzen, auf der anderen. Einstweilen verlaufe der Kampf zum Sdiaden der reicheren Leute, weil sie gesetzlichen Normen gemäß lebten und unbewaffnet seien. Die mittellosen Elemente dagegen kümmerten sich um kein Gesetz und seien bis an die Zähne bewaffnet 56 . Besondere, territorial bedingte Einflüsse auf die Bandenbewegung — in erster Linie ebenfalls vom Element des Raubes bestimmt — stellte man in Bosnien-Herzegowina fest. Die Einflüsse kamen von jenseits der Grenze. Zunächst bestanden die Banden vor allem aus räuberischen Montenegrinern, die Einfälle in die bosnischen Grenzgebiete unternahmen. In Montenegro selbst 55

Bericht BH Zemun an GendarmerieflügelKmdo in Mitrovica, 18. VI. 1918 — AH, UOZV I V — B , 2 . 9 9 4 r e s . — 1 9 1 8 , Κ 827 r e s . - 1 9 1 8 ; Bericht B H R u m a an K o m i t a t Srijem, 2. I X . 1918 - A H , U O Z V I V - B , B i g . z u N r . 4 . 3 0 4 r e s . - 1 9 1 8 . N a c h : P r i l o z i gradji, e d . VIDMAR. 65 ff., 7 5 f.

56

Die BH Ruma wollte die Folgerungen auch für den Staat gezogen sehen: Der Staat müsse gegen die aufkommende Anarchie alle ihm möglichen Mittel einsetzen. Denn sonst könnten die vorgekommenen ersten Fluchterscheinungen Erweiterung erfahren: „Die Bewohner deutscher, magyarischer und kroatischer — allgemein nichtserbischer — Nationalität ziehen schon aus den tieferen Gebieten fort, denn die Deserteure überfallen sie und bestellen ihnen, daß es in Syrmien für sie keinen Platz gebe." — BH Ruma an Komitat Srijem, 22. VIII. 1918 - AH, UOZV I V - B , 4.092 r e s . - 1 9 1 8 , Κ 4.323 res. - 1918; BH Ruma an Komitat Srijem, 2. IX. 1918 - AH, UOZV I V - B , Big. zu Nr. 4.304 r e s . - 1 9 1 8 . Nach: Prilozi gradji, e d . VIDMAR. 7 3 f.

Über ähnlich unsichere Zustände in seiner BH berichtet auch der Bez.Hptm. von Zemun. Die staatliche Macht sei im Wanken begriffen, die Verhältnisse seien denen in Rußland ähnlich geworden. Die Bevölkerung suche Schutz. Die Beamten aber hätten angesichts der Gewalttätigkeiten der vom Militär entflohenen „Hajduken" Angst zu amtieren. — BH Zemun an Komitat Srijem, 27. VII. 1918 — AH, UOZV IV—B, Big. zu Nr. 4.122 res.— 1918. Nach: Prilozi gradji, ed. VIDMAR. 74 f.

84

Der Auflösung entgegen

hatte das Bandenwesen schon bald nach der Okkupation durch die österreichisch-ungarischen Truppen eingesetzt. Es handelte sich meist um einfache Räuberbanden, eine gewisse Bedeutung gewannen aber audi bald die sogenannten „Komita-Banden" — sie erklärten ihre Ziele politisch: die Erhebung der Bevölkerung und die Befreiung des Landes von fremden Truppen. Die „Komita-Banden" beeinflußten vor allem von Serbien und Montenegro aus die Grenzgebiete von Bosnien-Herzegowina. Bald gab es Zusammenstöße. Die Landesregierung ließ zunächst die Gendarmerieposten verstärken und Streifzüge in die gefährdeten Gebiete unternehmen 57 . Eine Bande aus Gospava an der herzegowinisch-montenegrinischen Grenze ζ. B., die rund 20 Mann umfaßte und mit Gewehren und Granaten bewaffnet war, kam vermutlich aus Montenegro. Nach dem Uberfall auf ein Dorf und einem Zusammenstoß mit der Gendarmerie zog sich die Bande zurück58. Anfang März 1918 wurde nördlich von Bileca eine Bande unter dem Kommando eines serbischen Obersten gestellt. Audi bei Mestrovac kam es zu einem Zusammenstoß einer Gendarmeriepatrouille mit einer größeren Bande. Sie zog sich unter Zurücklassung von drei Toten und sieben Verwundeten zurück und flüchtete vermutlich ebenfalls nach Montenegro 59 . Bald jedoch hatte die Zusammensetzung der Banden andere Aspekte gewonnen. Man konnte nicht mehr primär von serbischen und montenegrinischen Räubern sprechen. Bereits Anfang des Jahres meldete der Ortsälteste des Dorfes Davidovici, daß das Dorf von einer 20 bis 30 Mann starken Bande ausgeraubt worden sei, die dann zwar in Richtung Grenze flüchtete — aber die Bandenmitglieder trugen sowohl serbische und russische als audi österreichische Soldatenkappen 60 . Vom Posten Gruda wurde gemeldet, daß ein Haus von 15 bewaffneten Banditen in österreichischer Montur ausgeraubt worden war 61 . Es war offensichtlich, daß sich die Deserteure der k. u. k. Armee ebenfalls als Räuber betätigten. Und bald begann die Bedeutung der Banden aus Deserteuren der eigenen Armee zu überwiegen. Ihr politisches Ziel blieb 57

58

59 60

61

AH, Tagebuch Sarkotic, Buch 1918, Eintragungen vom 13. und 15. II. 1918. Unter sogenannten „Komitatschibanden", „Komitabanden" oder „Komitenbanden" wurden von großserbischen Komitees zur Beunruhigung der südslawischen Gebiete Österreich-Ungarns eingeschleuste Störgruppen verstanden. Sie sollten im Krieg die serbische Armee unterstützen. Später übertrug sich der Name auf alle Insurgentengruppen dieses Bereiches, die ihre Tätigkeit politisch verankert sehen wollten. — Hugo KERCHNAWE, Die k. u. k. Militärverwaltung in Serbien. In: Die Militärverwaltung in den von den österreichisch-ungarischen Truppen besetzten Gebieten, ed. Hugo KERCHNAWE, Rudolf MITZKA, Felix SOBOTKA, Hermann LEIDL und Alfred KRAUSS. Wien 1 9 2 8 . 8 7 . = Carnegie-Stiftung für internationalen Frieden. Abteilung für Volkswirtschaft und Geschichte. Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Weltkrieges, österreichische und ungarische Serie. bh. Landesregierung an Gendarmeriekorpskommando, 26. I. 1918 — KA, K M Abt. 5 v. 1918, 6 4 - 4 2 / 1 8 - 2 . Meldung Gendarmeriepatrouille an Landeschef, 8. III. 1918 — DAS, Priv.Reg. 1918, 97. Flügelkommando Trebinje an Gendarmeriekorpskommando, 25. I. 1918 — KA, KM Abt. 5 v. 1918, 6 4 - 4 2 / 1 9 . Ebenda.

Der Kräfteverzehr der Desertionen

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blaß, ihre Eigentumsdelikte und Gewalttätigkeiten nahmen zu, die Banden begannen bereits stark an die Grünen Kader in Slawonien und Kroatien zu erinnern 62 . Für die dem Problem konfrontierten Militärbehörden trat ein Gesichtspunkt als wesentlicher in den Vordergrund: Sie sahen in den Deserteuren in erster Linie nach Kriegsrecht zu verfolgende militärische Gesetzesbrecher. Unangenehm aufgefallen waren diese Deserteursbanden schon längst — bis in den Bereich des Allerhöchsten Oberbefehls: Im Mai, als der Kaiser zu seinen Antrittsbesuchen nach Sofia und Konstantinopel gefahren war, hatte die Bahnlinie in Syrmien besonders gesichert werden müssen, um allfällige Uberfälle von Deserteursbanden zu vermeiden 63 . Aber was dem Obersten Befehlshaber gelten konnte, galt den kleinen Repräsentanten des Staates laufend. Das Gendarmerieflügelkommando Slavonska Mitrovica wußte zu berichten, wie oft Gewalttaten vor allem gegen Gendarmeriepatrouillen vorkämen 64 . Ein Beispiel. Am 18. Juli hatte der Gendarmeriewachtmeister Josip Jambrek in Pavlovac vier Deserteure gefangengenommen. Er hatte sie aneinander gefesselt und in der Gemeindewache eingesperrt. Drei Stunden später drangen fünf andere einheimische Deserteure — darunter der Bruder eines Festgenommenen — in die Wachstube ein, überfielen den Diensthabenden und ermorderten ihn mit seinem eigenen Gewehr 65 . Solchem Druck war audi die Gendarmerie immer weniger gewachsen. Einem Bericht der Statthalterei Zara ist zu entnehmen, daß nicht nur die Zivilbevölkerung sondern auch die Gendarmerie den Drohungen der Banden gegenüber zunehmend Wirkung zeige66. In den Führungsstäben zog man Bilanz der Meldungen. Die Nachrichtenabteilung des AOK wollte die Grünen Kader als eine Zusammenrottung von Deserteuren verstehen — entsprechend den sogenannten Komitatsdiibanden 67 . 62

DAS, Präs. 1918, 510, 8. VI. 1918; AOK an KM, 30. VI. 1918 - KA, AOK Op.Abt. v. 1918, 110.774: Abschrift eines Berichtes des Kmd.Gen. in BHD an AOK, 5. IV. 1918 - KA, KM Abt. 4/G v. 1918, A 8 - 1 / 4 7 ; bh. Landesregierung an Gem.FinMin., 10. VIII. 1918 KA, KM Abt. 5 v. 1918, 6 4 - 4 2 / 4 - 4 .

93

GLAISE-HORSTENAU, D i e Katastrophe. 249.

64

Gendarmerieflügelkommando Slav. Mitrovica, 88 res., Bericht an KM, 3. VI. 1918 — KA, KM Abt. 5 v. 1918, 64—46/35 (7.063). Bei einem Gefecht mit Deserteuren seien elf Deserteure getötet und 14 verwundet, allerdings seien auch zwei Gendarmen tödlich getroffen worden. Die gefährlichsten Deserteure stammten aus den Dörfern der Fruäka Gora. Von einer Organisation der Deserteure in diesem Bereich wäre allerdings nichts bekannt geworden. — k. u. k. FestungsKmdo Petrovaradin, Präs.Res.Nr. 404/2, an MilRmdo Zagreb, 6. VI. 1918 - Ebenda. «5 Meldung BH Irig an kroat.-slawon. Landesregierung, 6. IX. 1918 — AH, UOZV IV—B, 4.238 res.-1918. Nach: Prilozi gradji, ed. VIDMAR. 79 f. •6 k. k. dalmatin. Statth., Staatspol. Abt., Zl.R—1.637, an k.k. Mdl, Zara 31. V. 1918 — AVA, Mdl Präs. 1918, 22-15.595. " NaAbt. des AOK, Evb.Nr. 15.850, an MKSM, 4. VII. 1918 - KA, M K S M v. 1918, 28-3/3-21/2.

86

Der Auflösung entgegen

Das war nur allgemein umrissen. Genaueres wußte aus Sarajevo der Kommandierende General in Bosnien-Herzegowina-Dalmatien, G O von Sarkotic, zu berichten: „,Zeleni Kader' bildet die Organisation der sich in den Wäldern herumtreibenden und vom Raub und Plündern lebenden Deserteure und Urlaubsüberschreiter." Die Grünen Kader bestünden meist nur über die Sommermonate; im Winter meldeten sich die Deserteure freiwillig zu ihren ständigen Formationen, um im Warmen zu überwintern. Die Banden seien zwischen 10 und 15 Mann stark, ihre Zusammensetzung sei fluktuierend, sie blieben längstens eine Woche vereint und gingen dann wieder auseinander. In diesem Zusammenhang erhebt sich die Frage nach den bestehenden Schwerpunkten. Die Angaben waren differenziert. Bandenorganisationen des Zeleni Kader sollten in der Umgebung von Zagreb, Osijek, Vinkovci, Szabadka, Zombor, Brod und Doboj vorhanden sein. In der Umgebung von Karlovac sei das Bestehen des Zeleni Kader in der Petrova gora seit 1917 allgemein bekannt. Mannschaften vom IR 70 wiederum erzählten von einem Zeleni Kader in Ruma. Sammelstellen von Banden des Zeleni Kader sollten die Wälder der Fruska Gora, aber auch das Gebiet zwischen der BosnaMündung — Bosanski Samac — und Brcko an der Save sein 68 . Auf der Insel Bjelo Brdo bei Osijek sollten sich ungefähr 1.000 Deserteure und Urlaubsüberschreiter im Zeleni Kader organisiert haben. In Slawonien gebe es vielleicht 5.000 bis 6.000 Deserteure und Urlaubsüberschreiter 69 . Auch in den Wäldern bei Derventa, westlich der Bosna, gebe es den Grünen Kader. Ein Zugsführer vom bh. IR 3, Suljo Curan aus Derventa, sollte seit mehr als einem Jahr desertiert und nun der Rädelsführer der Banden des Grünen Kaders sein. 68

69

Meldung Sarkotic an AOK, April 1918 - K A , AO Κ Op.Abt. ν. 1918, 3.482; A O K Ch. d. G., Op.Nr. 108.961, an H G K F M Frh. v. Conrad und F M v. Boroevic, X I X . K K und zur Kenntnis und Mitwirkung bei der Bekämpfung dieser Verhältnisse an K M Abt. 5 und k.k. M f L V , 15. VII. 1918 - K A , K M Abt. 5 v. 1918, 6 4 - 4 6 / 2 7 (8.508). G M Ronge spricht von ca. 5.000 Deserteuren in Syrmien. — RONGE, Kriegs- und Industriespionage. 357. Vgl. H I L , H M 1918, 3.583, Β I 3/4. Wie sehr die Zahlenangaben schwankten, zeigt folgender Hinweis: Im Rahmen der Verhöre nach der Meuterei in Pics sagte ein Feldwebel, der als Rädelsführer angesehen wurde, aus, in Slawonien gebe es einen Gutsbesitzer, der auf seinem Gut ein südslawisches Zentrum errichtet habe — dort verfüge dieser Gutsbesitzer allein über rund 2.000 Mann. Über eine Gruppe des Grünen Kaders in den slawonischen Bezirken Daruvar, Pakrac und Slatin sagte ein festgenommener Deserteur des bh. IR 1 bei seiner Einvernahme aus. 40 bis 50 Mann hätten sich zusammengefunden, Deserteure von vier bh. IR, der IR 23, 27 und 79 und der H I R 25 und 27. Bei Überfällen hätten sie mehr als 1 Million Kronen erbeutet. Von der Beute hätten die drei Rädelsführer den Mammutanteil erhalten. Einer der Rädelsführer, ein gewisser Franz Löwy, trete in der Uniform eines Leutnants auf. Bei einem Überfall auf einen Transport deutscher Soldaten wären auch Formulare erbeutet worden, die nun die Fälschung von Befehlen und Urlaubsbewilligungen zuließen. Das Verständigungszeichen der Gruppe sei ein froschähnliches Quaken. — Kmdt einer Gendarmeriepatrouille an Gendarmeriedistriktskommando Zagreb, Daruvar 21. IX. 1918 - AH, UOZV I V - B , 4.751 auf 4.864 r e s . - 1 9 1 8 , Κ 827 res. —1918. Nach: Prilozi gradji, ed. VIDMAR. 87 f.

Der Kräfteverzehr der Desertionen

87

Zur Bewaffnung: Die Mitglieder des Zeleni Kader galten als voll bewaffnet und ausgerüstet. Einige Banden sollten sogar Maschinengewehre besitzen70. Zur Ursache und Abwehr: Die Gendarmerie könne gegen den Zeleni Kader nur schwer aufkommen. „Durch mindere Kontrolle und Evidenz der Urlauber sowie ungenügende Bewachung und sonstige Mißstände in den Quarantänestationen, auf den Bahnhöfen und während der Transporte werden die Desertionen und Urlaubsüberschreitungen der Mannschaft in hohem Maß gefördert."71 Nun hatten die Grünen Kader im Südosten der Monarchie zwar ihre stärkste Plattform. Die Summe der Einzelaussagen ließ jedoch bestimmte Ballungsgebiete in der gesamten Monarchie vermuten: in Syrmien und Slawonien, in Bosnien und in den Bergen zwischen Zagreb und Fiume, in Niederösterreich im Wechselgebiet, weiters in Mähren und in Galizien. Die größeren Organisationen sollten über Munition, Maschinengewehre, Handgranaten und Lebensmittellager verfügen 72 . Unter der Bevölkerung jagten einander die Gerüchte. Sie betrafen nicht nur die Standorte und die Stärke der Kader sondern auch ihre Ziele73. Die Grünen Kader oder Grünen Garden wurden zu einem Schlagwort, das auch in die Presse übersprang. Das Kriegsministerium wollte diese sprunghafte Ausweitung der Gerüchte hindern: Entsprechende Nachrichten in der Presse sollten unterdrückt werden 74 . 70

AO Κ Ch. d. G„ Nr. 108.961, an HGK . . ., 15. VII. 1918 - KM Abt. 5 v. 1918, 64-46/27 (8.508). " Als Gegenmaßnahmen schlug GO von Sarkotic vor: genaue Evidenz der Urlauber und deren Einrückungstermine; Aufstellung von Namensverzeichnissen der Unterabteilungen; wiederholte Überprüfung des Standes. — Ebenda. » k.u. HM, Nr. 334.262/15a-1918, Szeged 24. V. 1918 - ΚΑ, KM Abt. 5 v. 1918, 6 4 - 4 6 / 27 (7.828); vgl. GLAISE-HORSTENAU, Die Katastrophe. 249. Weiters lagen Nachrichten über Konzentrierungen von Deserteursgruppen im Sinn der Grünen Kader im Raum Spalato und in den Steiner Alpen vor. — GO Sarkotic an AOK, Anfang Juni 1918 - AVA, Mdl Präs. 1918, 22-18.685; HGK Boroevic, Op.Nr. 20.860/ Res., 6. VII. 1918 - HIL, fasc. 3.683. Nach: FARKAS, Katonai összeomläs. 195; AVA, Mdl Präs. 1918, 22—19.560. Nach: PLETERSKI, Odlocitev. 233. 73 So behauptete ζ. B. die Militärpolizei von Szeged, der Grüne Kader sei eine Organisation mit dem Ziel, „die Abgängigmachung" ihrer Mitglieder zur Front im Notfall unter Anwendung von Gewalt zu verhindern. — Militärpolizei Szeged, Nr. 102/1918, an k.u. HonvedStatKmdo, 25. V. 1918 - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 64-46/27. 51 KPQu, Res.Nr. 5.405, an MK im KM, 25. IX. 1918; Telegr. MK im KM an alle polit. Landesbehörden, Preßpolizeistellen, Zensurkommissionen, Zensurstellen, Ministerratspräsidium, Mdl, HGK FM v. Boroevic, 26. IX. 1918 - KA, MK im KM 1918, 37.008; Telephonat der KÜK an Präs. der LR in Zagreb, 25. IX. 1918 - ΗAZ, DNo, Nr. 921 - 1 9 1 8 , R—2—1914. Nach: Prilozi gradji, ed. V I D M A R . 88. Aus der Frage der Grünen Kader versuchte man in den Nachrichtenbüros der Gegner der Mittelmächte propagandistisch Kapital zu schlagen. So fand eine entsprechende Meldung des Reuter-Büros Ende Juli auch Eingang in die Schweizer Presse. — Telegr. der k. u. k. Gesandtschaft in Bern vom 27. VII. 1918, Nr. 354 - AVA, Mdl Präs. 1918, 22-19.362.

88

Der Auflösung entgegen

Was Gerüchte bedeuten konnten, hatte schon das Beispiel Mähren gezeigt. Schon ab Juni war in Südmähren, im Raum Buchlowitz, das Gerücht von bestehenden Deserteurskadern oder Grünen Kadern aufgetaucht. Ein Fähnrich Pokorny, Lehrer im Zivilberuf, sollte rund 600 Mann führen. Fremde Männer, anscheinend Deserteure, hätten dort auch nach dem Kampierungsort des Grünen Kader gefragt, die Gegend aber wieder verlassen, als ihnen niemand eine positive Auskunft hatte geben können 75 . Gendarmeriepatrouillen hatten schon im Juni, durch Assistenzmannschaften vom FJB 10 verstärkt, diese Gegend durchstreift, aber nur 6 Deserteure aufgegriffen. Die Statthalterei bezeichnete daher die Gerüchte als verfehlt. Und sie fügte hinzu: Fahnenflüchtige würden bei Eintritt der warmen Jahreszeit im Freien nächtigen, um sich der Verfolgung durch die Gendarmerie zu entziehen, und man nenne dies eben „Kampieren beim Grünen Kader" 76 . Dennoch unternahm — vom 22. bis 26. Juli — ein Offizier vom AOK, der Hauptmann Wittmayer vom Evidenzbüro des Generalstabs, „zwecks Erhebungen über den ,Grünen Kader'" eine Erkundungsreise nach Mähren. Hausdurchsuchungen und Einvernahmen im Raum Napajedl — Zlin — Luhatschowitz ergaben folgendes Resultat: Die Person des Führers des Grünen Kaders, Pokorny, sei frei erfunden und Beschuldigungen gegen verdächtige Personen stammten aus vorsätzlich lügenhafter Quelle. „Auf Grund dieser Erhebungen kann ich mit Bestimmtheit behaupten, daß es einen ,Grünen Kader' — d. i. eine zu politischen Zwecken organisierte Körperschaft — in Mähren nicht gibt", erklärte der Hauptmann, der die politische Zielsetzung als Kriterium der Grünen Kader sichtlich stark akzentuierte. Wohl aber gebe es viele Deserteure. Und der Hauptmann unterstrich: Bedenklich sei die über jedes Erwarten hinausreichende allgemeine Verbreitung des Gerüchtes vom Grünen Kader, darunter phantastische Angaben: Es handle sich um 10.000 Mann, Geschütze usw. Der Hauptmann wies auch auf die Gefahr hin, daß das Gerücht vom Grünen Kader zum Ansporn für die Desertion und ein solcher Kader dann Wirklichkeit werden könnte, wenn jemand die zahlreichen Deserteure im Sinne einer politischen Idee vereinigte 77 . Die Erhebungsresultate bis Anfang September ergaben folgendes Bild des Grünen Kaders: Er war die Bezeichnung im Sprachgebrauch der Deserteure „für ein freies Leben, Wilddieberei, Herumtreiben in den Wäldern". Spezielle Sammelpunkte waren nicht bestätigt worden 78 . Die Meinung Sarkotic' von 75

k.k. MfLV, Präs.Nr. 22.101/11, an alle MilKmden und Ldw.Gruppen, 18. VII. 1918 KA, KM Abt. 5 v. 1918, 6 4 - 4 6 / 2 7 ; k.k. Polizeidirektion in Wien, Pr. 5.863/22, an k.k. M d l , 16. VII. 1918 - AVA, M d l Präs. 1918, 22-16.704. 76 Statth. Mähren, ZI. 11.574/Präs., an k.k. Minister d. I., Brünn. 22. VII. 1918 - KA, K M Abt. 5 v. 1918, 6 4 - 4 6 / 2 7 (8.527). " Evb. d. Gstb. — Hptm. Wittmayer: Bericht über Dienstreise —, 30. VII. 1918 — KA, KM Abt. 5 v. 1918, 6 4 - 4 6 / 2 7 (9.016). 78 KM Abt. 5, Nr. 9.016, an alle MilKmden, alle M G G und zur Kenntnis an MfLV, AOK, k.k. und k.u. Mdl, Kmd.Gen. in BHD, Banus, 6. IX. 1918 - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 64-46/27.

89

D e r K r ä f t e v e r z e h r der Desertionen

der kurzlebigen Integration der Gruppen scheint grundsätzlich richtig. Die Ursachen ihrer Entwicklung — von der Einzeldesertion bis zu den Zusammenrottungen — sind zweifellos differenzierter Art: Der gewollte Absprung aus dem Heeresverband führte aus Selbsterhaltungstrieb zu Räuber- und Plünderungsgruppen, die stellenweise — vor allem auf dem Balkan — zu sozialrevolutionären Ansätzen gelangten 79 .

3. DESERTEURE

IM

GESAMTGEBIET

DES

STAATES

Galizien Bereits Ende Mai machten bewaffnete marodierende Gruppen — nicht zuletzt Deserteure — die galizischen Eisenbahnlinien unsicher: Auf der Strecke Krakau—Bochnia wurden Züge angehalten und geplündert 1 . Banden verübten in der Nähe von Oswi^cim Eisenbahnberaubungen und zerstörten in der Nähe von Bochnia Eisenbahnsignalstationen. Das Militärkommando Krakau verfügte daraufhin Zugsbegleitung durch Patrouillen, außerdem Streifungen und Patrouillierungen seitens des IR 4 2 . Man vermutete bei den Militärbehörden, daß die bewaffneten Deserteursgruppen mit den Eisenbahnern zusammenarbeiteten. Die Ausdehnung des Standrechts auf Plünderung wurde in Erwägung gezogen 3 , nachdem wegen Überhandnehmens von Desertionen beim Ersatzbataillon SchR 164 das Standrecht verhängt worden war. Die Detachements des Ersatzbataillons SchR 32 5 , welche die Strecke Bochnia—Podl^ze sicherten, meldeten, daß sich längs der gesamten Strecke Deserteure und Kriegsgefangene, mit Revolvern und Gewehren bewaffnet, in den Ortschaften aufhielten. Die Bevölkerung sei dem Militär feindlich, den Deserteuren freundlich gesinnt. Eine Folge dieses Umstandes: Bei den vom "

Vgl. B o g d a n KRIZMAN, Ο odjecima Oktobarske revolucije i zelenom kaderu ( Ü b e r den Widerhall der Oktoberrevolution und den G r ü n e n K a d e r ) . Rezension über F e r d o Culinovic, Zeleni kader. ( I n : Savremenik. [1957], N r . 7—8. 124—142). I n : Historijski zbornik. X . Z a g r e b (1957). N r . 1—4. 149 — 157. Culinovic schätzt die Zahl der Deserteure im s ü d slawischen Bereich ansteigend bis E n d e des Krieges auf 200.000 M a n n . — CULINOVIC: Zeleni kader. I n : Savremenik. (1957). 124—142. D i e Schematisierung des G r ü n e n K a d e r s im Sinne Culinovic' wird wohl mit Vorbehalt zu betrachten sein. — CULINOVIC, Odjeci oktobra. 123 f. 1

2

3

4

5

T e l e g r . K M Abt. 5, N r . 5.892, an M K S M , Lagebericht 30. V. 1 9 1 8 , 1 5 , 4 0 h - K A , M K S M v. 1918, 2 8 - 2 / 4 0 - 1 3 , 14. I R 4 : 7 6 , 5 % D e u t s c h e , 18,5% Italiener, 4 % T s c h e c h e n , 1 % M a g y a r e n — K A , F a r b e n tabellen 1918. T e l e g r . K M A b t . 5, N r . 5.993, an M K S M in Baden, Lagebericht 31. V. 1918,19,35 h - K A , M K S M v. 1918, 2 8 - 2 / 3 8 - 2 0 ( 4 0 - 1 6 ) . S c h R 16: 9 0 % Polen, 5 % Deutsche, 3 % T s c h e c h e n , 2 % Ruthenen - K A , Farbentabellen 1918. S c h R 32: 8 1 % Polen, 8 % Deutsche, 6 % T s c h e c h e n , 5 % Ruthenen — K A , Farbentabellen 1918.

90

Der Auflösung entgegen

29. bis 31. Mai durchgeführten Streifungen konnten nur 30 Deserteure eingebracht werden 6 . Anfang Juni setzte das Militärkommando Krakau Truppen des Feldheeres als Assistenzen gegen Eisenbahnberaubungen ein. Das I. Bataillon des SchR 6 fand auf der Strecke Dziedzitz—Krakau, ein Bataillon des IR 4 auf der Strecke Krakau—östliche Grenze des Militärkommandobereichs teilweise zum Schutz der Eisenbahnstrecken und teilweise zur Begleitung von Güterzügen Verwendung. Eine besondere Plage blieben die Deserteure vom Ersatzbataillon SchR 16. Viele Hunderte waren abgängig. Sie hielten sich hauptsächlich im Waldkomplex von Niepolomice, dann in den Ortschaften um Krakau auf und verpflegten sich zumeist „unter Anleitung von Eisenbahnern durch Eisenbahnberaubungen". Aus diesem Grund wurde die Durchkämmung der Ortschaften entlang der Nordbahnstrecke notwendig. Das Militärkommando ersuchte um Feldtruppen deutscher oder magyarischer Nationalität 7 . Daraufhin verfügte das AOK im Einvernehmen mit dem Kriegsministerium die Verlegung des Sturmbataillons der 25. ID 8 von Lemberg nach Krakau-Bronowice 9 . Das Deserteursunwesen war — so klagte man — „namentlich im Bereiche der Militärkommandos Krakau und Przemysl zu einer wahren Landplage geworden" 10 . Im ersten Halbjahr 1918 hatten die Gendarmerieposten Galiziens 12.855 Deserteure, 7.965 Urlaubsüberschreiter und 15.671 entwichene Kriegsgefangene, insgesamt also 36.491 Mann verhaftet, davon im Militärkommandobereich Przemysl 16.968 Mann, im Bereich des Militärkommandos Lemberg 13.654 und allein im galizischen Teil des Militärkommandos Krakau 11 5.869 Mann. Dabei waren die in den Stadtgebieten von Lemberg, Krakau und Przemysl aufgegriffenen Soldaten in den genannten Zahlen gar nicht • Telegr. MilKmdo Krakau an KM Abt. 5, Lagebericht 31. V. 1918, 12 h - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 1 - 3 / 4 - 3 4 (6.673). ' MilKmdo Krakau, Präs.Nr. 4.443/Ass„ an KM Abt. 5, 8. VI. 1918 - KA, K M Abt. 5 v. 1918, 1 - 4 / 1 4 . 8 Zur 25. ID gehörten die IR 4, 84 und 128 sowie die FJB 5, 6 und 10. Die stärkste Nationalität in der Division war die deutsche, das IR 128 war magyarisch-ruthenisch, das FJB 5 deutschpolnisch-tschechisch, das FJB 6 polnisch-tschechisch-deutsch. — alle: KA, Farbentabellen 1918. » AOK Ch. d. G„ Op.Nr. 143.699, Telegr. an KM Abt. 5, 14. VI. 1918 - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 1 - 4 / 1 4 (6.668). Am 21. Juni wurde das Sturmbaon 25 mit 24 Offizieren, 789 Mann, 49 Pferden, 27 Fuhren, 6 Munitionswagen, 6 Geschützwagen, 6 Flammenwerfern, 2 IG, 8 M G und anderer Ausrüstung zum Divisionskommando nach Krakau abinstradiert. — Telegr. 4. GenKmdo, Nr. 36.352, an AOK, KM Abt. 5 und MilKmdo Krakau sowie Ch. d. FEW, 21. VI. 1918, 21,25 h - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 1 - 4 / 1 4 . 10 Einsichtsakt des k. k. MfLV: k. k. Landesgendarmeriekommando Nr. 5, ad Exh.Nr. 907 res., o. D. - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 6 4 - 4 6 / 1 6 - 3 . 11 Der Militärkommandobereich Krakau umfaßte die Ergänzungsbezirke Mährisch Schönberg, Olmütz (Nordmähren), Troppau, Teschen (Schlesien), Wadowice, Krakau, Nowy S^czund Tarnöw (Westgalizien).

Der Kräfteverzehr der Desertionen

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Inbegriffen, da diese drei Stadtgebiete nicht in den Uberwachungskreis der Gendarmerie fielen12. In der Bestrafung war man noch zurückhaltend geblieben. Trotz der großen Anzahl von verhafteten Deserteuren war noch kein einziges Todesurteil vollstreckt worden. Wohl hatte man vier Todesurteile gefällt, die Angeklagten waren aber unter 20 Jahre alt gewesen13. Noch Anfang Juli sollte eine große Aktion gegen die Deserteure in Galizien eingeleitet werden. Ende Juni waren umfangreiche Streifungen in den Militärkommandobereichen Krakau und Przemysl vorbereitet worden. Für die Aktion, die am 4. Juli beginnen und am 9. Juli abends beendet sein sollte, wurden zahlreiche Truppen zusammengezogen. Außer sämtlichen in diesen Bereichen befindlichen verwendbaren Einheiten — darunter auch das Sturmbataillon 25 — wurden weitere Truppen aus einer Reihe von Militärkommandobereichen, die ab 2. Juli anrollen sollten, zur Verfügung gestellt 14 . Bei den herangeführten Verbänden handelte es sich um die ab Juni neu formierten Assistenzkompanien der Ständigen Assistenzbataillone. Außerdem

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Einsichtsakt des k. k. MfLV, ZI. 22.770—XX; k. k. Landesgendarmeriekommando Nr. 5, Exh.Nr. 5.601/Adj., 10. IX. 1918 - ΚΑ, KM Abt. 5 v. 1918, 6 4 - 4 6 / 1 6 - 2 6 (10.777). MilKmdoPrzemysl an Mdl, 21. VII. 1918 - AVA, Mdl Präs. 16.443/1918. Nach: RUMPLER, Hussarek. 46. Die anrollenden Truppen geben ein Bild der Kräfte, die für die Aktion mobilisiert wurden. Folgende Einheiten wurden nach Galizien in Marsch gesetzt: Für den Militärkommandobereich Przemysl: aus dem Militärkommandobereich Wien: von den Ersatzkörpern 1 Y2 Kompanien IR 49 aus Wien, aus Wien, IR 84 2 Kompanien SchR 1 1 Kompanie aus Wien, aus Kirälyhida (Bruck a. d. Leitha), IR 91 2 Kompanien FJB 10 aus Brünn, dazu 2 Kompanien 1 MG-Zug; aus dem Militärkommandobereich Budapest: von den Ersatzkörpern IR 23 1 Kompanie aus Zombor, bh. IR 3 aus Budapest, 2 Kompanien bh. JgB 7 1 Kompanie aus Siklos; aus dem Militärkommandobereich Kassa : vom Ersatzkörper IR 65 2 Kompanien aus Munkäcs; aus dem Militärkommandobereich Temesvär: vom Ersatzkörper IR 46 3 Kompanien aus Bekescsaba; somit für den Militärkommandobereich Przemysl insgesamt: 17% Kompanien und 1 MGZug. Für den Militärkommandobereich Krakau: aus dem Militärkommandobereich Pozsony: von den Ersatzkörpern IR 26 % Kompanie aus Esztergom, bh. IR 4 2 Kompanien aus Gyor; aus dem Militärkommandobereich Graz: von den Ersatzkörpern IR 27 1 Kompanie aus Graz, SchR 3 1 Kompanie aus Graz, bh. IR 2 1 Kompanie aus Lebring, IR 47 2 Kompanien aus Marburg;

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Der Auflösung entgegen

wurden „Assistenzkompanien mit mehr als sieben Wochen Ausbildung" verwendet. Die Streifungen sollten unter dem Kommando eines Generals oder eines Obersten stehen. Das Kriegsministerium erwartete energisches, zielführendes Vorgehen 15 . Von diesem Vorgehen lag umgehend — auch da mit dem Abgeordneten Liebermann als Berichterstatter — eine plastische Darstellung im Reichsrat vor: „Zunächst haben sie [gemeint sind „die Herren von der Armeeleitung", A. d. V.] Sturmtruppen entsendet, um förmlich Jagden auf Deserteure zu veranstalten (Zwischenrufe), und diese Sturmtruppen haben sich — ich spreche von meinem Heimatland — wie Hunnen über mein Heimatland ergossen; sie morden, plündern, rauben und vergewaltigen. Wollen Sie einen Gefechtsbericht von diesem Kriegsschauplatze? Denn das sind Sturmtruppen mit Sturmhauben, feldmässig ausgerüstet, die gegen den Feind losziehen... Ich weiss nicht, ob Sie durch diese Sturmtruppen ein Dutzend Deserteure eingefangen haben, aber Sie haben es dazu gebracht, dass Sie die Empörung der Bauernbevölkerung bis zur Siedehitze gesteigert haben." 16 Das Ergebnis der Aktion in Westgalizien: 1.013 eingebrachte Deserteure und 42 Kriegsgefangene — keine überwältigende Zahl. Besonders schwach, war das Ergebnis der zu gleicher Zeit im Weichsel-San-Winkel stattgefundenen Streifung: an ihr waren 28 Kompanien, also ca. 3.000 Mann, beteiligt. Nur 194 Deserteure konnten eingebracht werden 17 . Dennoch sahen die Militärbehörden audi weiterhin in den Streifungen das einzige Mittel, mit dem man das Deserteursunwesen einigermaßen bekämpfen könnte. Denn schon gab

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aus dem Militärkommandobereich Prag: von den Ersatzkörpern IR 2 1 Kompanie aus Prag, IR 68 1 Kompanie aus Prag, IR 73 1 y2 Kompanien aus Prag, IR 48 1 Kompanie aus Pilsen, SchR 6 1 Kompanie aus Budweis; aus dem Militärkommandobereich Leitmeritz: von den Ersatzkörpern IR 92 1 Kompanie aus Komotau, SchR 9 1V2 Kompanien aus Leitmeritz; aus dem Militärkommandobereich Innsbruck: von den Ersatzkörpern IR 14 1 Kompanie aus Linz, KSchR I 1 Kompanie aus Wels; somit für den Militärkommandobereich Krakau insgesamt: 17% Kompanien. — Telegramme KM Abt. 5, Nr. 7.433, an MilKmden Przemysl, Wien, Budapest, Kassa, Temesvär, Pozsony, Graz, Prag, Leitmeritz, Innsbruck; Hughes an Krakau, Sehr dringend! Verschluß!, 29. VI. 1918 - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 6 4 - 4 6 / 1 6 - 2 2 . Ebenda. Stenograph. Protokoll der Geheimen Sitzung des Abgeordnetenhauses vom 23. VII. 1918, 194 f. MilKmdo Krakau, Präs.Nr. 5.765/Ass., an K M , 10. VII. 1918; MilKmdo Przemysl, Präs.Nr. 12.509/Ga„ an KM, 12. VII. 1918 - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 6 4 - 4 6 / 1 6 - 3 4 .

Der Kräfteverzehr der Desertionen

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es nicht selten folgenschwere Zusammenstöße. So war der Gendarmeriepostenkommandant von Grodzisko Dolne ermordet worden. Meldungen über zunehmende Unsicherheit trafen audi aus dem Raum Rzeszow-Jaroslau-Rozwadow ein. Auch dort war eine Streifung angesetzt worden. Truppen der 21.SchD und vom Militärkommando Przemysl sollten sie durchführen: das I., II. und III. Bataillon SchR 8 18 und insgesamt 11 Kompanien von den Ersatzbataillonen SchR 18, IR 77 und reitendes SchR 3 19 . Gendarmerie durchsuchte die von den Truppen umstellten Ortschaften. Aus den Feldern wurde geschossen. „Wegen der hohen Kornfrucht" war es nicht gelungen, der Angreifer habhaft zu werden. 248 Deserteure, Heimkehrer, Urlaubsüberschreiter und entwichene Kriegsgefangene konnten verhaftet werden. Unter den Festgenommenen war auch der Bürgermeister von Trzebuska: wegen erwiesener Vorschubleistung. Drei Deserteure wurden während der Aktion erschossen, zwei verwundet. Die Masse der Deserteure war jedoch entkommen, nicht zuletzt deshalb, weil sie von der Zivilbevölkerung vorgewarnt worden war 20 . Der September brachte erneute Verschärfung der Lage. Die Desertionen in Galizien nahmen einen sich ständig erweiternden Umfang an. Die Bevölkerung half den Abgesprungenen, wo sie konnte, gab den Deserteuren in den Nächten Lichtsignale, um sie vor den verfolgenden Assistenz- und Gendarmerieabteilungen zu warnen. Die Banden revanchierten sich: Sie ließen der Bevölkerung „Liebesgaben" von ihren Raubzügen zukommen. Und es gab trotz der aufgestellten Assistenzbataillone kaum mehr genügend Truppen, die man den Deserteursbanden hätte entgegenstellen können 21 . Mitte September standen in Galizien 45 Ständige Assistenzkompanien 22 . Sie bildeten nun das Rüdsgrat der Kräfte, die für die Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit zu sorgen hatten. Denn an Assistenzkompanien mit sieben Wochen Ausbildung standen im Militärkommandobereich Krakau überhaupt keine mehr und in dem von Przemysl nur mehr 7 V2 zur Verfügung 23 . Außerdem war die 21.SchD schon Anfang August aus Galizien abgezogen worden, und auch das seit März in Lemberg garnisonierende IR 84 war wieder an die Front abgerückt24. 19

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SchR 8: 71,5% Tschechen, 14,5% Deutsche, 8% Polen, 4% Ruthenen, 2% Slowaken KA, Farbentabellen 1918. reit. SchR 3: Schwadronen als Divisionskavallerie aufgelöst; daher in den Farbentabellen keine Angaben. Einsichtsakt des k. k. MfLV, ZI. 3.590, 17. VIII. 1918 - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 6 4 - 4 6 / 1 6 - 1 7 (9.750). Vgl. OpocENSKi, Umsturz in Mitteleuropa. 271. Situation der Assistenztruppen im Hinterland mit 15. IX. 1918, Skizze — KA, KM Abt. 5 v. 1918, 1 - 1 0 / 6 1 . Anzahl der Assistenzkompanien mit 7 Wochen Ausbildung, ab 16. IX. 1918 — KA, KM Abt. 5 v. 1918, 1 - 1 0 / 5 2 . KM Erl. Abt. 5, Nr. 9.200/1 und Gehorsamstes Referat zu diesem Erlaß, 3. VIII. 1918 KA, M K S M v. 1918, 6 9 - 4 / 2 1 - 3 .

94

Der Auflösung entgegen

Erwägt man, daß schon seit Anfang August beim Ersatzbataillon des IR 10 in N o w y Sqcz 4.653 Mann fehlten und beim ebenfalls polnisch-ruthenisdien Ersatzbataillon IR 40 in Sambor 1.402 25 , daß schon im ersten Halbjahr über 35.000 Deserteure allein von der Gendarmerie verhaftet worden waren — die Stadtbereiche Krakau, Przemysl und Lemberg sind in dieser Zahl nicht berücksichtigt —, überlegt man weiters, daß die Streifungen nicht immer gerade besonderen Erfolg hatten, daß schließlich insgesamt 17 mehrheitlich polnische und ruthenische Ersatzkörper, davon 16 Ersatzbataillone, in Galizien disloziert waren, so dürfte die Annahme kaum übertrieben sein, daß Ende des Sommers die Zahl der Fahnenflüchtigen im galizischen Raum nahezu das Zehnfache der Zahl der Assistenzmannschaften erreicht hatte: also rund 40.000 26 . Ungarn, Böhmen, Mähren,

Alpenländer

Der Gendarmerieinspektor GM Fery faßte die Entwicklung der Deserteursfrage in Ungarn im Juni in einem Bericht an den Honved-Minister zusammen. Von der Gendarmerie wurde ab Kriegsbeginn folgende Anzahl von Deserteuren oder eigenmächtig von der Truppe entfernten Militärpersonen festgenommen: 1914 — 6.689, 1915 — 26.251, 1916 — 38.866, 1917 — 81.605, Jänner, Februar, März 1918 — 44.611. GM Fery Schloß aus dieser Entwicklung, daß bis Ende 1918 ca. 150.000 festgenommene Militärflüchtige zu erwarten seien. Der Generalmajor unterstellte dabei, die Zahl der eingefangenen Militärflüchtigen werde verhältnismäßig zurückgehen, da bestimmte! Faktoren die Flüchtigen begünstigten: a) sie könnten sich in den großen Städten verstecken, b) die Meldepflicht werde zu locker gehandhabt, c) die Ausforschung bzw. die Verfolgung in den Gebirgsgegenden und in der „tanya"Welt der Tiefebene, in ihren weit auseinanderliegenden Gehöften, sei schwierig, d) die Militärflüchtigen erhielten Unterstützung von der Bevölkerung. Der Gendarmerieinspektor faßte zusammen: „Mit Rücksicht auf all die angeführten Punkte kann die tatsächliche Gesamtzahl derjenigen, die sich vom Dienst entfernt haben, im Gebiete der ungarischen Krone — leider — mit über 100.000 angegeben werden." 27 25

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27

ad Erl. KM Abt. 10, Nr. 213.765 v. 1918,17. VIII. 1918 - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 6 4 - 4 6 / 29-3. Das MilRmdo Przemysl hatte schon Ende Juni für seinen Bereich allein die Zahl der Heimkehrer, die sich bei ihren Truppenkörpern noch nicht gemeldet hatten, auf ca. 20.000 Mann geschätzt. — MilKmdo Przemysl, Präs.Nr. 11.236/IR, an KM, 28. VI. 1918 - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 6 4 - 4 6 / 1 6 - 5 . Bericht des GM Fery an den Honvid-Minister, Budapest 12. VI. 1918 — HIL, H M ein. 1 9 1 8 , 15 a — 1 4 . 6 5 2 ( 7 . 8 4 5 ) ; v g l . M i r o n CONSTANTINESCU — L a d i s l a u s BANYAI — V . CURTICAPEANU — C . GÖLLNER — C . Ν υ τ υ , Z u r n a t i o n a l e n F r a g e i n Ö s t e r r e i c h - U n g a r n

(1900—1918). In: Die nationale Frage in der Österreichisch-Ungarischen Monarchie 1 9 0 0 — 1 9 1 8 . R e d . v o n P e t e r HANÄK. B u d a p e s t 1 9 6 6 . 9 8 ; PICHLIR, E n d e d e r ö s t e r r . - u n g .

Armee. 353 und 356; HOLOTIK, Oktobrovä revolücia. 103 — 105.

Der Kräfteverzehr der Desertionen

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Neben Budapest übten in Ungarn die Karpaten, die Batschka und Siebenbürgen besondere Sogwirkung auf Deserteure aus. Streifungen sollten audi dort die Zahl der Deserteure reduzieren. Vor allem, als anläßlich der Revolte in Pees viele der Meuterer geflüchtet waren, wurden die Streifungen im Raum Üjvidek verstärkt: Nach kleineren Streifungen, die hauptsächlich die Gendarmerie durchgeführt hatte, kam es vom 10. bis 12., dann verlängert bis 20. Juni zu einer größeren Razzia zwischen Donau und Theiß. Die Leitung war der Gendarmerie überlassen worden. Die Truppen wurden 24 Stunden vor Beginn der Razzia der Gendarmerie unterstellt. Insgesamt waren 4.200 Mann, zum größten Teil Truppen des Feldheeres eingesetzt28. Die Großstreifung war in jeder Hinsicht nach außen abgesichert worden: Das Militärkommando Temesvar und das Gendarmeriedistriktskommando in Szeged hatte man von der Razzia in Kenntnis gesetzt, um ihrerseits Vorkehrungen treffen zu lassen, die ein Entweichen aus dem zu durchstreifenden Gebiet verhindern sollten. Der Stadtkommandant in Budapest und alle durch die Razzia betroffenen Militärstationskommandanten hatten Befehl erhalten, mit Beginn der Razzia im Einvernehmen mit den Militärpolizeistationen sämtliche Eisenbahnzüge — ausgenommen sollten nur Urlauber- und Balkanzüge sein — durch Patrouillen scharf zu kontrollieren. Über das Innenministerium waren alle Ubersetzmittel — Fähren und Kähne —, auf der Donau von Paks bis Titel und auf der Theiß von Öbecse bis Titel, als Staatseigentum erklärt worden. Die Passage auf diesen Fahrzeugen wurde nur bei persönlicher Haftung der örtlichen politischen Behörde gestattet 29 . Offen blieb auch hier die Frage: Haltung der Bevölkerung. Aus den von den Streifungen eingelaufenen Berichten ging hervor, daß die serbische Bevölkerung den Deserteuren in der Batschka in jeder Beziehung Vorschub leiste, daß sie die Deserteure verpflege und sie versteckt halte. Mehr noch wurde berichtet: Die Deserteure hielten sich in regelrecht ausgebauten unterirdischen Räumen auf, die in den Höfen und unter den Scheunen der serbi-

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28

Guten Unterschlupf für Deserteure bot nicht zuletzt die Großstadt Budapest. Für den Monat Mai allein wurde durch die Budapester Militärpolizei eine Zahl von 3.872 eingebrachten Deserteuren und eigenmächtig Entfernten und von 1.950 Urlaubsüberschreitern gemeldet. — MilPolKmdo Budapest, Res.Exh.Nr. 1.014, 3. VI. 1918 - HIL, HM 1918, 3.583, Β I 3/7; Oberstadthauptmann Sändor gab die Zahl der Deserteure in Budapest im Oktober 1918 mit 50.000 Mann an. Telegr. KM Abt. 5, Nr. 6.647, an MKSM, 13. VI. 1918, 19 h - KA, M K S M v. 1918, 2 8 - 2 / 7 ; KM Abt. 5, Nr. 6.852, 17. VI. 1918, 18 h und Nr. 7.022, 20. VI. 1918, 19,30 h KA, M K S M v. 1918, 2 8 - 2 / 7 ; KM Abt. 5, Nr. 6.852, Lagebericht am 17. VI. 1918 abends - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 1 - 3 / 4 - 3 2 . Folgende Truppen wurden zusammengezogen: das Honved-Baon III/9 wurde nach Monor verlegt, 1/9 nach Kecskemet, 111/16 nach GödöllS; die Technische Kompanie des HIR 16 ebenfalls nach Kecskemet und eine Assistenzkompanie des Ersatzbaons IR 29 nach Monor; das Honv6d-Baon 11/16 wurde in Szolnok, 1/16 in Szabadka und 111/10 in Zombor bereitgestellt, drei Assistenzkompanien vom HIR 30 standen außerdem noch in Kecskemit zur Verfügung. - MilKmdo Budapest, Präs.Nr. 6.020, an KM Abt. 5, 8. VII. 1918 — KA, KM Abt. 5 v. 1918, 6 4 - 4 6 / 1 6 - 3 4 (7.903). Ebenda.

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Der Auflösung entgegen

sehen Bauern angelegt seien, und sie träten meist nur in Frauenkleidern ans Tageslicht. Und die Bevölkerung sorge selbst für die Waffen der Deserteure und verwahre sie auch. Und sie verrate nichts. Sie gebe vor, von der Anwesenheit von Deserteuren nichts zu wissen. Den Streifungstruppen gegenüber aber lege sie eine feindselige Haltung an den Tag 30 . Trotz dieser dubiosen Haltung der Bevölkerung wurde das Vorgehen der Truppen ebenso wie das Ergebnis der Streifung als „zufriedenstellend" bezeichnet. Insgesamt wurden 11.016 Personen verhaftet: darunter 5.070 Deserteure bzw. Mannschaften, die sich eigenmächtig von ihrem Truppenkörper entfernt hatten. Audi von der Waffe war Gebrauch gemacht worden. Neun Personen waren getötet und fünf schwer verletzt worden 31 . Kleinere Streifungen wurden in diesen Sommermonaten in Ungarn verschiedenenorts durchgeführt. Im Militärkommandobereich Temesvar: Von den dort dislozierten Ersatzkörpern wurden in Streifungen 704 Deserteure eingebracht32. Im Militärkommandobereich Kassa: Für Streifungen in der Umgebung von Beregszasz in der Karpato-Ukraine wurden 300 Mann als Assistenzen bereitgestellt33, das Assistenzbataillon IR 65 34 sollte zu Streifungen im Komitat Maramaros verwendet werden 35 . Im Militärkommandobereich Pozsony: Truppen durchstreiften die Große und Kleine Schüttinsel, auf denen sich Kriegsgefangenenlager befanden 36 , weiters wurden Streifungen in größeren Garnisonsorten durchgeführt, wie Esztergom, Györ, Komarom, Nagykanizsa, Nyitra, Pozsony, Sopron, Szombathely, Trencsen und Veszprem 37 . 30

Ebenda. Ebenda. Zusätzlich zu den 5.070 verhafteten Deserteuren wurden im Bericht aufgezählt: 3 bewaffnete Deserteure des IR 6; 80 unbewaffnete Deserteure des IR 6; 2.074 vagabundierende Kriegsgefangene; 98 Zivilisten im Stellungspflichtigen Alter; 45 Personen mit gefälschten Dokumenten; 1.762 Personen wegen anderer Vergehen und Verbrechen; 7 Frauen wegen Vorschubleistung und Hehlerei; 1.877 Personen wegen sonstiger Delikte. 32 MilKmdo Temesvar, Präs.Nr. 6.169, an KM, 17. VI. 1918 - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 64—46/16—2 (6.991). Neben Deserteuren wurden 9 Urlaubsüberschreiter, 7 Heimkehrer, 17 dienstpflichtige Zivilpersonen und 34 Kriegsgefangene festgenommen. „Besonders ersprießliche Dienste" leistete bei dieser Aktion die Ersatzschwadron des HHR 3, welche allein 228 Deserteure einbrachte. Da im Militärkommandobereich Temesvar ab 5. Juni das Standrecht auf Desertion verkündet worden war, meldeten sich täglich durchschnittlich 50 bis 80 Mann. Für Ende Juni war aber dennoch die Fortsetzung der Razzia geplant. HHR 3: 75% Magyaren, 12% Rumänen, 8% Deutsche, 3% Serben, 2% Slowaken — KA, Farbentabellen 1918. 33 Telegr. MilKmdo Kassa, Präs.Nr. 8/7.755/1, an KM, 11. VII. 1918 - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 1 - 3 / 4 - 6 7 . 34 Assistenzbaon IR 65 (Munkäcs): 59% Magyaren, 23% Slowaken, 10% Ruthenen — Nationalität und Ergänzungszuständigkeit der Assistenzbataillone, 21. IX. 1918 — KA, MKSM v. 1918, 6 9 - 4 / 2 1 - 5 . 35 Telegr. MilKmdo Kassa, Präs.Nr. 8/7.919/II, an KM, 12. VII. 1918 - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 1 - 3 / 4 - 6 7 (8.357). 3 « MilKmdo Pozsony, Präs.Nr. 18.548, an KM, Juli 1918 - KA, KM Abt. 5 v. 1918 - , 64-46/16-34. 37 MilKmdo Pozsony, Präs.Nr. 20.243/MP, an KM, 15. IX. 1918 - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 6 4 - 4 6 / 1 6 - 2 5 (11.185). 31

Der Kräfteverzehr der Desertionen

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Im Militärkommandobereich Nagyszeben: Bei Streifungen im August in Siebenbürgen wurden über 1.000 Mann an Assistenztruppen eingesetzt 38 . Allein bei diesen angeführten Streifungen waren im Sommer 1918 in Ungarn über 10.000 Deserteure verhaftet worden. In den Ländern der Wenzelskrone hielten sich die Desertionen vergleichsweise in Grenzen. Das drückt sich in der Stärke der an Razzien teilnehmenden Assistenzen ebenso aus wie in den Streifungsergebnissen im Juni und Juli. In der Umgebung von Ungarisch Hradisch streiften am 9. Juni 64 Mann des FJB 10 als Verstärkung der Gendarmerie 3 9 ; f ü r eine Streifung in Westböhmen — südlich von Pilsen — stellte das IR 128 ca. drei Züge und das Militärstationskommando in Klattau eine halbe Schwadron ab 40 , f ü r eine Streifung bei Zlin in Mähren, wo man von Drohungen erfahren hatte, ein Eisenbahnzug werde mit Handgranaten beworfen werden, stellte die Militärbehörde eine Assistenzkompanie aus Brünn zur Verstärkung der Gendarmerie bei 41 ; Anfang Juli ging ein Assistenzzug zur Deserteursstreifung von Brünn nach Znaim ab 42 . Vergleichsweise bescheiden waren die Ergebnisse: Im Raum von Ungarisch Hradisch waren es ζ. B. sechs eingebrachte Deserteure gewesen 43 . Im gesamten Militärkommandobereich Leitmeritz wurden bei Streifungen Ende Juni 145 Deserteure und 82 Kriegsgefangene gestellt 44 . Dennoch bereitete die Entwicklung des Deserteursunwesens audi in dieser Region Sorge. Sie kam in einem Bericht des Militärkommandos Prag zum Ausdruck. Das Militärkommando verlangte — im Hinblick auf die „demoralisierende" Wirkung der zunehmenden Desertion — schärfere Bestrafung. Die Deserteure würden nach ihrer Aufgreifung oder Selbstmeldung in Berücksichtigung aller Begleitumstände vielfach als Deserteure gar nicht verfolgt oder bei gestelltem Strafantrag vom erkennenden Gericht nur der eigenmächtigen Entfernung schuldig erkannt, weil der Nachweis fehle, daß sie sich ihrer Dienstpflicht f ü r immer oder in einem konkreten Fall entziehen wollten. Strafen, auch lange Freiheitsstrafen, aber seien fruchtlos, denn diese wirkten bei der Mehrzahl der Leute nicht mehr abschreckend, und der Strafvollzug sei wegen der großen Zahl der Schuldigen geradezu in Frage gestellt. Selbst das standrechtliche Verfahren erweise sich nicht als durchschlagend. Ein Standrecht 38

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MilKmdo Nagyszeben, Präs.Nr. 8.218 und 9.932, an KM, August 1918 — KA, KM Abt. 5 v. 1918, 6 4 - 4 6 / 1 6 - 3 4 . KM Abt. 5, Nr. 6.303/1, Lagebericht an MKSM, 9. VI. 1918 - KA, M K S M v. 1918, 28-2/7. StationsRmdt in Pilsen - GM Regnier - , Res.Nr. 1.702/V, an KM, 17. VI. 1918 - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 1 - 8 / 8 . Telegr. KM Abt. 5, Nr. 7.021, an M K S M Hofzug, 20. VI. 1918, 13,15 h - KA, M K S M v. 1918, 2 8 - 2 / 7 . KM Abt. 5, Nr. 7.673, Lagebericht an MKSM, 4. VII. 1918 - KA, M K S M v. 1918,28 - 2/7. Telegr. KM Abt. 5, Nr. 7.021, an M K S M Hofzug, 20. VI. 1918, 13,15 h - KA, M K S M v. 1918, 2 8 - 2 / 7 . MilKmdo Leitmeritz, Präs.Nr. 3/10.353/5.803/LG, an KM, Ende Juni 1918 - KA, K M Abt. 5 v. 1918, 64 - 4 6 / 1 6 - 34.

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Der Auflösung entgegen

aber, das nur angedroht, im konkreten Fall jedoch nicht rücksichtslos ausgeübt werde, erscheine zwecklos, ja für die Disziplin geradezu schädlich, weil die Beteiligten nur zu leicht geneigt seien, die unterlassene Realisierung als ein Unvermögen, als Schwäche und als ein Zurückweichen der Befehlshaber zu deuten 45 . Das Militärkommando Prag empfahl daher, gegen Unverbesserliche energische und empfindlich wirksame Maßnahmen einzuleiten, so Einteilung in Arbeiterkompanien im Frontbereich, Verwirkung jedweden Urlaubs auf Jahresfrist, Einstellung der Unterhaltsbeiträge auf Grund der Deserteurskurrendierung allein. Weiters: „Wenn im gesetzlichen Wege die Verhängung des Standrechtes auf das Vergehen der eigenmächtigen Entfernung erwirkt werden könnte, würde diesem Übel sofort Einhalt geboten werden können." 46 In Mähren wurden im August erneut Streifungen eingeleitet. Nach kleineren Unternehmungen am Beginn des Monats in den Bezirken Ungarisch Brod, Kremsier und Auspitz 47 wurde vom 23. bis 28. August eine Landesstreifung angesetzt. Für diese Aktion standen 15 Kompanien zur Verfügung 48 . Im Verlauf der Streifungen kam es öfter zum Gebrauch der Waffe — 6 Deserteure wurden getötet, 11 verwundet. Eingebracht wurden 967 Deserteure und Urlaubsüberschreiter, 47 Kriegsgefangene, 1 Zivilist und 1 entwichener Häftling, insgesamt 1.016 Personen. Die Bevölkerung verhielt sich gegenüber den Truppen feindselig. Der Bürgermeister von Boskowitz — so wurde gemeldet — habe der Assistenz, der 2. Feldkompanie des IR 126, „alle erdenklichen" Schwierigkeiten gemacht. In Krumau und in Datschitz waren Deserteure mit Blumen begrüßt worden. In der Umgebung von Brünn fanden sich Alarmvorrichtungen zugunsten der Deserteure — wie Glockenzüge — und getarnte Verstecke49. Am 15. September fehlten bei den Ersatzkörpern, Anstalten und Kommanden im Militärkommandobereich Wien, zu dem auch die mährischen 15

MilKmdo Prag, Stimmungsbericht an M K S M , 31. VII. 1918 - KA, M K S M v. 1918, 10 28—2/8—13. Ebenda. 17 k. u. k. StadtKmdt in Brünn, FML Pöschmann, Res.E.Nr. 1.793/1918, an MilKmdo Wien, 4. VIII. 1918 - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 1 - 3 / 5 2 - 5 . 48 StadtKmdt in Brünn, Res.Nr. 2.070/18, an MilKmdo in Wien, 10. IX. 1918 - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 64—46/16—24 (11.127). Folgende Einheiten waren an der Großstreifung beteiligt: vom III. Baon IR 70 und von I/IR 126 je 4 Kompanien, vom Assistenzbaon IR 91 2 Kompanien, vom Assistenzbaon IR 84 4 Kompanien und vom Lst.Bez.Rmdo 14 2 Halbkompanien. Diese Kompanien bzw. Halbkompanien waren auf folgende Standorte aufgeteilt: Göding, Ungar. Hradisch, Kremsier, Ungar. Brod; Trebitsch, Boskowitz, Iglau, Groß Meseritsch, Tischnowitz, Mähr. Neustadt; Mähr. Budwitz, Mähr. Krumau, Auspitz, Datschitz; Wall. Meseritsch, Holleschau, Brünn, Wsetin; Wischau, Gaya. IR 70: 76,5% Kroaten, 10,5% Deutsche, 8% Magyaren, 5% Slowaken; IR 126: 89% Magyaren, 6% Slowaken, 3% Tschechen, 2% Deutsche — beide: KA, Farbentabellen 1918; Assistenzbaon IR 91 (Budweis): 52% Deutsche, 45% Tschechen; Assistenzbaon IR 84 (Wien): 75% Deutsche, 20% Italiener — beide: Nationalität und Ergänzungszuständigkeit der Assistenzbataillone, 21. IX. 1918 - KA, M K S M v. 1918, 6 9 - 4 / 2 1 - 5 . " StadtKmdt in Brünn, Res.Nr. 2.070/18, an MilKmdo in Wien, 10. IX. 1918 - KA, K M Abt. 5 v. 1918, 6 4 - 4 6 / 1 6 - 2 4 (11.127).

Der Kräfteverzehr der Desertionen

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Ergänzungsbezirke Kremsier, Brünn, Iglau und Znaim zählten, 10.888 Deserteure und 8.215 Urlaubsüberschreiter bzw. Soldaten, die sich eigenmächtig entfernt hatten 5 0 . Der größere Teil der Ersatzkörper und Kommanden war in und um Wien disloziert — in Mähren lagen nur die Ersatzkörper der IR 3, 81 und 88, der SchR 2 und 21, der FJB 17 und 25 und des DR 6. Die Zahl der Deserteure dürfte sich in denselben Proportionen gehalten haben. Das wird auch durch die Tatsache bestätigt, daß im Sommer 1918 in Mähren nur eine einzige größere Streifung durchgeführt wurde. Jedenfalls erreichte das Deserteursunwesen in Böhmen und Mähren bei weitem nicht Ausmaß und Intensität der gleichzeitigen Entwicklung in Galizien, Ungarn oder Kroatien-Slawonien. Dies läßt sich nicht zuletzt dadurch erklären, daß von den 52 in Böhmen und Mähren dislozierten Ersatzkörpern des Heeres und der k. k. Landwehr nur fünf Ersatzbataillone — IR 3, 18, 74 und 81 sowie SchR 7 — aus einer Mehrheit von Soldaten tschechischer Nationalität bestanden. Bei den in Böhmen stehenden Ersatzkörpern überwogen Soldaten magyarischer, rumänischer und deutscher Nationalität, in Südmähren Soldaten deutscher und in Nordmähren Soldaten polnischer und ruthenischer Nationalität 5 1 . Ein entscheidendes Moment der Desertionen, die Unterstützung durch eine konationale Bevölkerung, war somit in den böhmischen Ländern weitgehend ausgeschaltet. Einen überraschend starken Aufschwung hatten die Desertionen in den niederösterreichischen und steiermärkischen Industriegebieten genommen. Zwar wurden von Juni bis September in den Bezirken Floridsdorf und Umgebung, Mistelbach, St. Pölten, Wr. Neustadt und Bruck a. d. Leitha Streifungen durchgeführt. Dennoch gab es am 15. September, wie wir festgestellt haben, bei den Ersatzkörpern, Anstalten und Kommanden im Militärkommandobereich Wien über 19.000 Deserteure, Urlaubsüberschreiter und sonstige unerlaubt Abgängige 52 . Sicher übte auch die Großstadt starke Anziehungskraft auf Deserteure aus. In den Sommermonaten des Jahres 1918 hielten sich zweifellos Tausende Deserteure in Wien verborgen. Auch ihre agitatorische Tätigkeit war nicht zu unterschätzen, und sie hatte auch oft Erfolg. Denn mancher Soldat, „der 50

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MilKmdo in Wien, Präs.Nr. 22.342/1 a, an KM, 1. IX. 1918 - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 64-46/29-3. Verteilung der Ersatzkörper des k. u. k. Heeres, der k. k. Landwehr und der k. u. Ηοηνέά im Jänner 1918 - KA, M K S M v. 1918, 2 8 - 1 / 5 . Vgl. Karte 1. MilKmdo Wien, Präs.Nr. 17.289/R I a und 17.117/R, an KM, 1. VIII. bzw. 17. IX. 1918 - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 6 4 - 4 6 / 1 6 - 3 4 (8.370) bzw. 6 4 - 4 6 / 1 6 - 2 5 (11.185). Beteiligt waren an den Streifungen Assistenztruppen von den IR 68 und 70 sowie von den Ersatzbaonen IR 3 und 81. IR 68: 90% Magyaren, 3,5% Deutsche, 2,5% Tschechen, 2% Rumänen, 1% Ruthenen, je 0,5% Polen und Kroaten; IR 70: 76,5% Kroaten, 10,5% Deutsche, 8% Magyaren, 5% Slowaken; IR 3: 91 % Tschechen, 6,5% Deutsche, je 1 % Kroaten und Polen, 0,5% Serben; IR 81: 66% Tschechen, 32,5 % Deutsche, je 0,5 % Polen, Slowenen und Serben und Kroaten - alle: KA, Farbentabellen 1918.

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Der Auflösung entgegen

sich aus irgendwelchen Ursachen gerade in Wien befand, sei es, daß er auf Urlaub war oder dienstlich hier weilte", so registrierte Julius Deutsch, „zitterte bei dem Gedanken, daß er noch einmal an die Front hinaus sollte" 5 3 . Auch im Militärkommandobereich Graz begann die Disziplin bei den Ersatzkörpern nachzulassen. Ein Beispiel: Von den fast 300 Mann vom Ersatzbataillon I R 47 in Marburg, die anläßlich der Heimkehrermeuterei in Judenburg als Assistenz nach Wolfsberg und Hüttenberg verlegt worden waren, entfernten sich sofort nach der Einrückung 96 Mann. Am 23. Mai fehlten bei diesem Ersatzbataillon insgesamt 267 Mann, über die H ä l f t e allerdings von der Rekonvaleszentenabteilung 54 . Schon bis Mitte Juli konnten bei in diesem Sommer abschnittweise vorgenommenen Streifungen im Grazer Militärkommandobereich 1.112 Deserteure, 3.878 Kriegsgefangene und 1.364 Urlaubsüberschreiter, insgesamt also 6.354 Personen, festgenommen werden 55 . Verschärfte

Maßnahmen

Die Frage nach der Gesamtzahl der Deserteure hat zu zahlreichen Vermutungen Anlaß gegeben. Als Ausgangszahl können die registrierten Mannschaftsabgänge bei den Ersatzkörpern angesehen werden. Sie betrugen — die Abgänge bei den Honved-Ersatzkörpern nicht mitgeredinet — im August 1918 ca. 50.000 Mann 5 6 . Aber es geht nicht um das Ausmaß aller Desertionen während des Jahres 1918 — einschließlich der wieder eingebrachten Soldaten — , sondern um die Anzahl der in den letzten Monaten des Krieges tatsächlich umherstreif enden Militärpersonen. Die Zahlen der 1918 verhafteten Deserteure lassen auf eine sechsstellige Gesamtzahl schließen. Allein in Galizien waren im ersten Halbjahr 1918 über 35.000 Deserteure verhaftet worden 57 , in Ungarn in den ersten drei Monaten des Jahres 1918 nahezu 45.000 5 8 . Dabei waren die Streifungsergebnisse keineswegs oft als befriedigend bezeichnet worden, so gut wie nie in Galizien und in Kroatien-Slawonien; nicht selten standen die Zahlen der streifenden Soldaten und der eingebrachten Deserteure in einem krassen Mißverhältnis. 58

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DEUTSCH, Österreichs Revolution. 11. ErsBaon IR 47, ad Res. 18/708, an MilKmdo Graz, Marburg 28. V. 1918 - KA, K M Abt. 5 v. 1918, 6 4 - 4 6 / 1 2 - 5 (6.702). MilKmdo Graz, Präs.Nr. 19.872/C, an K M Abt. 5 , 1 6 . VII. 1918 - KA, K M Abt. 5 v. 1918, 6 4 - 4 6 / 1 6 - 3 4 (8.370). Inklusive Fahnenflüchtige, Urlaubsüberschreiter, nichteingerückte Heimkehrer etc. — Erl. K M Abt. 10, Nr. 213.756, 17. VIII. 1918 - KA, K M Abt. 5 v. 1918, 6 4 - 4 6 / 2 9 - 3 . Nicht einbezogen sind die von den Marschformationen flüchtigen Soldaten, die der viel schärferen Alternative ausgesetzt waren, nämlich der zwischen gefährlichem Einsatz an der Front und relativ ungefährlicher Desertion. Einsichtsakt des k. k. MfLV, ZI. 22.770—XX5 k. k. Landesgendarmeriekommando Nr. 5, Exh.Nr. 5.601/Adj., 10. I X . 1918 - KA, K M Abt. 5 v. 1918, 6 4 - 4 6 / 1 6 - 2 6 (10.777). G M Fery an Honv6d-Minister, Budapest 12. VI. 1918 - H I L , H M ein. 1918, 15 a — 14.652 (7.845).

Der Kräfteverzehr der Desertionen

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Auf Grund der verschiedenen Zahlenangaben, Berechnungen und Gegenüberstellungen dürfen folgende Zahlen an Deserteuren, Urlaubsüberschreitern, flüchtigen Kriegsgefangenen usw. für Ende Sommer 1918 angenommen werden: für Galizien ca. 4 0 . 0 0 0 ; für Kroatien-Slawonien und Bosnien-HerzegowinaDalmatien ca. 7 0 . 0 0 0 ; für Ungarn ca. 60.000, wahrscheinlich sogar mehr 5 9 ; für die böhmischen Länder ca. 2 0 . 0 0 0 6 0 ; für die Alpen- und Voralpengebiete ca. 40.000, wobei die Zahl der sich in Wien umhertreibenden Deserteure gegen Kriegsende hin sicherlich sprunghaft anstieg. Die Gesamtzahl der Deserteure, Urlaubsüberschreiter, flüchtigen Kriegsgefangenen usw. in der Donaumonarchie hätte demnach im Spätsommer 1918 rund 2 3 0 . 0 0 0 Mann betragen 6 1 . Es stellt sich die Frage nach der weiteren Tendenz. Der Versuch einer Beantwortung verhieß wenig Gutes. Der G M Fery, Gendarmerieinspektor Ungarns, nahm Mitte Juni als Sachverständiger Stellung 62 . Als besorgniserregend hob der General vor allem zwei Momente hervor: einmal den Hang zur Wiederholung und dann die Bereitschaft, Widerstand zu leisten. Immer öfter stoße die Gendarmerie auf Deserteure, die bereits zum zweiten oder dritten Mal, ja bis zum zwölften Mal desertiert seien. Oft müsse die Gendarmerie gegen kurz vorher Festgenommene vorgehen. Und dieses Vorgehen werde laufend schwieriger. Die Deserteure würden in ihrem Verhalten immer rabiater, sie hätten das Gefühl für militärische Disziplin verloren 63 . Die Folge: zunehmender Waffengebrauch gegen die Gendarmen, Ver58

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Im Oktober 1918 wurden — w o h l übertrieben — für das Stadtgebiet von Budapest allein schon 50.000 Deserteure angenommen. Vgl. 11.95. Ende August 1918 fehlten allein bei den Ersatzbaonen I R 3 und I R 90 in Brünn bzw. Jicin je 1.500 Mann. Das Ausmaß der Desertionen wird bedenklich vor allem im Vergleich: Im Stand der Wehrmacht befanden sich Ende des Sommers 1918 insgesamt über 4,6 Mio. Offiziere und Mannschaftspersonen. Der Kampfstand des Feldheeres vom 1. August 1918 betrug 34.000 Offiziere und 813.000 Feuergewehre der Infanterie und Kavallerie einschließlich der im Armeebereich befindlichen Marschbataillone. Zieht man weiters in Betracht, daß der Kampfstand an der Südwestfront bis 1. Oktober 1918 auf 238.000 Mann und der Stand der Marschformationen dort auf 146.650 Mann gesunken war, dann wird deutlich, wie sehr die Desertion im Hinterland das Weiterbestehen des Heeres, ja des Staates bedrohte. — ÖU1K V I I . Beilage 2, Tabelle 2 und 3, weiters 107 und 361. Glaise-Horstenau schätzte die Zahl der Fahnenflüchtigen und abgängigen Stellungspflichtigen inklusive Urlaubsüberschreitern und Grünen Kadern gegen Ende des Krieges auf über 250.000 und fügte hinzu, daß die Zahl „sicherlich zu gering" sei. — GLAISE-HORSTENAU, Die Katastrophe. 335. Bericht des G M Fery an den Honved-Minister, Budapest 12. V I . 1918 - H I L , H M ein. 1918, 15 a - 14.652 (7.845). Schon Mitte des Jahres 1917 hatte das Honved-Ministerium erkennen müssen, daß die Gendarmerie besonders durch die Verhaftungen von Urlaubsüberschreitern überlastet werde und daß zudem das Auftreten dieser Urlaubsüberschreiter bei der Verhaftung oft provozierend sei. Es sollten bei den Einheiten die Strafen für Urlaubsüberschreitungen daher verschärft werden. - H I L , H M 1917, 290.265, Β I 3/2. Im Februar 1918 schon hatte sich der Ungarische Ministerrat anläßlich der Meldung über Morde von desertierten Soldaten an Bauern und Gendarmen in Kiskunfilegyhäza mit der Frage der zu geringen Stände

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Der Auflösung entgegen

wundete, Tote 64 . Die Folge davon wieder werde sein, „daß die aus den Deserteuren gebildeten bewaffneten Räuberbanden sich immer mehr ausbreiten werden und daß die Einführung der drakonischesten Maßnahmen notwendig sein wird. Es wäre daher wünschenswert, dieser Entwicklung zuvorzukommen und mit präventiven Maßnahmen schon jetzt dieser Entwicklung der Ubelstände entgegenzutreten" 65 . Der Gendarmeriegeneral faßte die vorzusehenden Gegenmaßnahmen auch gleich zusammen: 1. Die Gendarmerie wäre aus dem militärischen Bereich zu verstärken 66 . 2. Strengere Maßstäbe gegen die von der Gendarmerie eingebrachten Militärpersonen, schärfere Disziplin in den Truppenteilen. Der Generalmajor empfahl vor allem die allgemeine Einführung des Standgerichtsverfahrens im Fall von Desertion, wie sie sich im Budapester Honved-Distrikt bewährt habe07. Außerdem sollten Todesurteile auch vermögensrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen. 3. Rechtliche Maßnahmen sollten audi gegen jene Teile der Zivilbevölkerung ergriffen werden, die Deserteure unterstützen. Von militärischer Seite nahm man solche Vorschläge gern auf. Schon beim Aufgreifen der Deserteure sollte rigoros, ohne viel Rücksicht, vorgegangen werden; so meldeten sich ergänzend die Militärbehörden: „Jeder fliehende Deserteur und Kriegsgefangene ist ein gefährlicher Übeltäter." Und: „Gegen bewaffnete Deserteure ist auf alle Fälle und ohne vorhergehenden Wortwechsel die Waffe zu gebrauchen."68 GM Fery meinte die Gefahr der Deserteure einer Lawine gleich auf das Land zukommen zu sehen. Er hatte verschärfte Maßnahmen verlangt. Er hatte auf die Standgerichte verwiesen, auf die abschreckende Wirkung eines tödlich konsequent, ja häufig konsequent tödlich arbeitenden Apparates der bei Gendarmerie und Polizei befaßt. — Magyar minisztertanäcsi jegyzökönyvek, Nr. 285, 398 f. — Ministerrat vom 28. II. 1918. Über ungerechtfertigte Milde in den Verfahren gegen Deserteure klagte auch FML von Gössmann, Inspizierender General beim MilKmdo Budapest. Gössmann sprach von sieben Tagen Einzelarrest, die für fünffache Desertion verhängt worden seien. — Nachlaß FML Gössmann Edler von Majdan-Krynicki, Kriegserinnerungen, Tagebuch 2, 99 — KA, B/51. 64 GM Fery gab einen Überblick über den Waffengebrauch der Gendarmerie gegen Deserteure in seinem Bereich: 1914 — 17mal, 1915 — 93mal, 1916 — 129mal, 1917 — 464mal, Jänner bis März 1918 — 275mal; bis zum Jahresende erwartete Fery 1.200 Interventionen mit meist tödlichen Folgen. - Fery-Bericht, 12. VI. 1918 - HIL, HM ein. 1918, 15 a - 14.652 (7.845). *6 Ebenda. ββ Dazu gab der General die Entwicklung der Interventionsansuchen der Militärbehörden und -kommanden an die Gendarmerie in seinem Bereich bekannt: 1914 — 18.413, 1915 — 94.041, 1916 - 219.032, 1917 - 452.417, Jänner bis März 1918 - 193.181; bis Ende 1918 seien daher—nach GM Fery — ca. 800.000 Interventionsansuchen zu erwarten. — Ebenda. " Als Folge der Hinrichtungen, so berichtet GM Fery, hätten sich Deserteure freiwillig zurückgemeldet. — Ebenda. · · Honvdd-Minister an Honved-Distriktskommanden und Gendarmerie-Distriktskommanden, 6. VIII. 1918 - HIL, H M ein. 1918, 1 - 19.184.

Der Kräfteverzehr der Desertionen

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Militärjustiz 6 9 . Wer der Todesangst an der Front entfliehen wollte, sollte ihr im Hinterland in einer Manier konfrontiert werden, die vor der Macht des Staates erschauern ließe. Wo die Begeisterung erloschen war, sollte die Angst die Reihen geschlossen halten. Ein Beispiel dafür: Die Exekution

von

Kecskemet

Es war am 29. April. D a fuhr die Todesangst in einem Schnellzug mit. In einem Abteil 3. Klasse des Budapester Schnellzugs in Richtung Kecskemet saß eine Gruppe besonderer Art: ein Gefangener, ein rotblonder Landsturmsoldat, in Ketten, Wachmannschaft. Der Gefangene: Deserteur, und er war zum Tode verurteilt. E r fuhr seiner Hinrichtung entgegen. Kurz war das Standgerichtsverfahren gewesen vor dem Honved-Divisionsgericht in Pest, der Angeklagte hatte kaum erfaßt, daß es um Tod und Leben ging; da waren die Richter gesessen, ein Oberst, der den Vorsitz führte, zwei Hauptleute, ein Oberleutnant als Beisitzer, ein Major-Auditor als Verhandlungsleiter. Rasch war alles gegangen: Seine Personalien waren aufgenommen worden, Ummenhoffer Franz, 24 Jahre, röm.-kath., Bauer, ledig, aus Olajos, Landsturmsoldat, ja, an der Front gewesen, ja, verwundet worden, ja, und er hatte vor dem Gericht das Hosenbein hinaufgezogen und die Verletzung auf seinem Bein g e z e i g t . . . Er war sehr aufgeregt gewesen, er hatte gezittert, und er hatte sein gebrochenes Ungarisch gesprochen, den deutschen Akzent mußten sie wohl gehört haben, die Herren Richter . . . Dann war das Urteil verkündet worden . . . Und jetzt fuhr er der Exekution entgegen . . . Ein Hoffnungsschimmer war noch geblieben: Der Verteidiger, der Oberleutnant, hatte ihm schon in Pest mitgeteilt, er habe — gegen die Vorschrift habe er es getan — telegraphisch noch ein Gnadengesuch an die Militärkanzlei des Königs gerichtet. Und er, Franz Ummenhoffer, möge Vertrauen haben auf Gott, er möge hoffen 70 . . . Wir wissen, daß Hoffnung nicht gerechtfertigt war. Wir kennen den Telegrammwechsel. Die Entscheidung der Militärkanzlei fiel negativ aus: „ . . . für die k. u. Landwehr steht das Bestätigungsrecht nur dem Honved·· Seit März liefen die Standgerichtsverhandlungen in Deserteursfällen in Budapest. Am 26. und 27. April war in der Franz-Josephs-Kaserne in Budapest je ein Deserteur erschossen worden. Bei der zweiten Hinrichtung hatte eine große Menschenmenge zugesehen. — Az Est (Der Abend), 9. Jg., Nr. 100, Budapest 27. IV. 1918, 3. Die Presse berichtete von der harten, Begnadigungen ausschließenden Vorgangsweise, brachte sie mit F M L Baron Lukachich, dem Honved-Distriktskommandanten, in Zusammenhang. — Az Est, I . V . 1918, 3. F M L von Gössmann, Insp.Gen. MilKmdo Budapest, hatte vor Verkündung des Standrechtes für mehr als 100.000 Desertionsfälle nur zwei bis drei Todesurteile — weil Raub und Mord damit verbunden gewesen seien—angeführt. Aber selbst nach Verhängung des Standrechtes schien ihm auf Grund juridischer und ärztlicher Eingriffe und nationaler Einflüsse die Konsequenz der Gerichte hinsichtlich der Todesstrafe zu gering. — Nachlaß Gössmann, 70 Az Est, 1. V. 1918, 3. 99 f. - KA, B/51.

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Der Auflösung entgegen

distriktskomdten zu. Ihm ist von Seiner Majestät das Begnadigungsrecht eingeräumt. Wenn dieser Komdt von diesem Begnadigungsrecht keinen Gebrauch macht, muß der Fall so liegen, daß eine Begnadigung nicht am Platze ist." 71 Als der Franz Ummenhoffer in Kecskemet aus dem Zug geführt wurde, mußte audi ihm klar werden, daß es nun keine Hoffnung mehr gab. Alles harrte seiner, alles war schon abgestellt auf seinen Tod . . . Auf dem Bahnhof staute sich die gaffende Menge . . . Es ging zur Honved-Kaserne, dort war die Mannschaft des Ersatzbataillons angetreten, seinetwegen, teilte sich, nahm ihn in die Mitte, ein Priester tauchte neben ihm auf, es ging weiter, durch die Straßen voller Volk, zur Rudolfs-Kavallerie-Kaserne. Mit gesenktem Kopf schritt er dahin, durch das Spalier der Menge, bis ihn die Kaserne, der Reitplatz aufnahm: die Bühne seines letzten A u f t r i t t s . . . Da die Garnison, rund 1.000 Soldaten rundum, ein freies Viereck, in der Mitte er, das Peloton, die Herren Offiziere, ein Oberstleutnant, der befehligte, ein Hauptmann-Auditor vom Budapester Divisionsgericht, der Militäranwalt.. . Alles surrte nun unaufhaltsam ab nach Reglement — das Signal des Hornisten, die Verlesung des Urteils, die laut schallende Stimme: „Im Namen Seiner Majestät des Königs! Das Honved-Divisionsgericht . . . Ummenhoffer Ferenc . . . Landsturmsoldat des XXX. HIB . . . weil er seine Einheit nach dem 20. März, nach der Verkündung des Standrechtes, verlassen hatte, mit der Absicht, sich für immer dem Dienste zu entziehen . . . zum Tode durch Erschießen verurteilt." Der Hauptmann Stefan Istvan führte das Hinrichtungskommando. Ihm wurde der Verurteilte nun übergeben. Der Hauptmann fragte nach dem letzten Wunsch. Der Soldat vor ihm wischte sich den Schweiß von der Stirn, ihn durchschüttelte Angst, er begann zu weinen, er flehte bebend mit gefalteten Händen: „Herr Hauptmann, ich werde mich gut aufführen." Der Hauptmann wiederholte seine Frage, der Soldat schluchzte: „Herr Hauptmann, seien Sie so freundlich, lassen Sie mich nicht erschießen, ich werde treu dienen." Der Soldat rieb seine Hände ineinander, flehte. Der Hauptmann fragte weiter: „Wer soll Dir die Augen zubinden?" Der Soldat schaute ihn mit gefalteten Händen an, blieb stumm. „Ich habe gefragt", wiederholte der Hauptmann, „ob Du hier keinen Bekannten hast, der Dir die Augen verbindet?" Zitternd nannte der Soldat einen Namen: „Stalter Jozsef." Der eilte herbei. Der Verurteilte gab nun seinem Landsmann, in deutscher 71

Das Telegramm des Verteidigers war über das H M geleitet worden. Im Anschluß an die Meldung vom Todesurteil war festgehalten: „Strafvollzug erfolgt heute Nachmittag in Kecskemet. Der Verteidiger bittet um Gnade und um telegraphische Nachricht über die Entschliessung . . . " — Telegr. H M (Sehr dringend!) an M K S M Baden, Kaiserhaus, 29. IV. 1918, 14 h; Stellungnahme MKSM, 29. IV. 1918 - KA, M K S M v. 1918, 8 5 - 1 / 7 2 .

Der Kräfteverzehr der Desertionen

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Sprache, einen Gruß an seine Eltern auf, er ließe sie küssen, er wünsche ihnen alles Gute. Und nochmals wandte er sich an den H a u p t m a n n vor ihm, flehte um Verzeihung. Dem Verurteilten werden die Augen verbunden. „Auf die Knie!" Der Soldat wirft sich flach auf den Boden, ein Unteroffizier richtet ihn wieder auf, er wirft sich neuerlich hin. „Na, sei nicht kindisch", redet der Unteroffizier ihm zu, richtet ihn auf, der Soldat schiebt sich die Augenbinde hinauf auf die Stirn, bittet neuerlich um Gnade. Der Unteroffizier richtet die Binde, der Verurteilte wirft sich nochmals nieder, stöhnt, der H a u p t m a n n befiehlt die Soldaten des Pelotons an den Verurteilten heran, hebt den Säbel, senkt den Säbel, und vier Schüsse peitschen, durchschütteln das Bündel Elend auf dem Boden. Der Arzt wird gerufen. Nochmals wird gefeuert. Der Hauptmann meldet dem Oberstleutnant die vollzogene Exekution. Das letzte Wort hat der Geistliche: „Wir stehen vor dem Leichnam eines treulosen Kameraden. Er wollte seiner Heimat nicht dienen, er wollte f ü r sie sein Leben nicht opfern. D a f ü r hat er gebüßt. Lernen wir aus seinem Schicksal, verlassen wir die Fahne nie, weil dies treulos ist. Dienen wir unserer Heimat mit Begeisterung, nicht aus Furcht vor Bestrafung, sondern deshalb, weil wir Ungarn und Soldaten sind. Verzeihen wir ihm, und beten wir f ü r ihn ein Vaterunser." Ausklingende Kommandos: „Halbbataillon zum Gebet!" . . . „Halbbataillon vom Gebet!" 72 Noch hatten Hinrichtungen als Spektakel gegolten, wenn auch als abschreckendes Spektakel. Noch hatte die Öffentlichkeit erschauernd auch den letzten Gang des Franz Ummenhoffer in Kecskemet verfolgen können. Vor detaillierten Berichten aber scheute man höherenorts nun dennoch zurück. Der ungarische Ministerpräsident reagierte umgehend: Die Zeitungsherausgeber seien darauf aufmerksam zu machen, „daß sie von den standrechtlichen Erschießungen nur den offiziell bekanntgegebenen Sachverhalt veröffentlichen dürfen. Die Umstände der Erschießung und die Namen der Hingerichteten sind unter keinen Umständen bekanntzugeben . . ." 7S :a 73

Az Est, 1. V. 1918, 3. Amagyarmunkäsmozgalom. 5. Bd. 196. Nr. 168, 2. V. 1918 - PI, A XXII, 2/1918/5/B1. 28; vgl. Telegr.-Entwurf ung. MP an Obergespane, 3. V. 1918 - MOL, Κ 26, ME 1918, IV. tetel, 3.942 res.; Tel.-Dep. k. u. KÜK an Obstlt. Barkoczy-KIopsch, Vertreter KÜK im KM, 5. V. 1918 - ΚΑ, MK im KM 1918, 20.692. Das KM hielt eine knappe Verlautbarung über wegen des Verbrechens der Desertion vollstreckte Todesurteile bei den Ersatzkörpern sämtlicher MilKmdo-Bereiche im Tagesbefehl für zweckmäßig. An die Verlautbarung sollte eine entsprechende Belehrung der Mannschaft unter Hinweis auf die Pflicht des Soldaten angeknüpft werden. — Erlaß KM Abt. 4/G, Nr. 1.081, an alle MilKmden, AOK und k. u. LVM, 24. VI. 1918; gilt im Einvernehmen mit dem k. k. MfLV auch für die k. k. Landwehr — KA, KM Abt. 4/GA., 3 — 5/4 bzw. AOK FASt 1918, Fasz. 5.994, 172/11 Res.

IV. D U R C H B R U C H D E R N A T I O N E N

A. D A S L E T Z T E

AUFGEBOT

1. UM DIE „MINIMALBESATZUNG"

Die Frage der

Feldtruppen

Am 24. Juli hatte das Kriegsministerium 66 Bataillone als „Besatzungserfordernis" für das Hinterland der Donaumonarchie bezeichnet 1 . Am 1. August hatte der Verpflegsstand der vom Feldheer im Hinterland als Assistenz eingeteilten Einheiten noch 43.508 Mann betragen. Zusätzlich waren noch 2.223 Mann von Sturmformationen und 17.520 Mann von den XL. bis XLIII. Marschformationen vorhanden gewesen2. Außerdem waren in den Randgebieten der Monarchie, die militärisch nicht mehr zum Hinterland zählten, nachstehende Truppen vom Feldheer, inklusive Marschformationen, Sturmformationen und Spezialeinheiten zur Verfügung gestanden: Im Bereich des 1. Generalkommandos (Siebenbürgen) — 23.091 Mann; im Bereich des 4. Generalkommandos (Ostgalizien) — 45.545 Mann; in BosnienHerzegowina-Dalmatien — 11.205 Mann; im Küstenabschnitt Pola — 3.465 Mann. In den okkupierten Gebieten waren stationiert gewesen: im Bereich des 16. Generalkommandos (Walachei) — 33.336 Mann; im Militärgeneralgouvernement Polen 13.283 Mann; im Militärgeneralgouvernement Montenegro 5.179 Mann; im Militärgeneralgouvernement Serbien ca. 21.000 Mann, davon ca. 12.500 Kombattante. Das Bataillon beim „Allerhöchsten Hoflager" zählte 922 Mann 3 . Nach dem Abtransport der 21.SchD und der zweiten Hälfte der 25. ID Anfang August verblieben nur mehr 30 Bataillone des Feldheeres im Hinter1

2 3

KM Abt. 5, Nr. 8.586 res., an Ch. d. G. (Person) zur eigenhändigen Eröffnung, 24. VII. 1918 - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 6 4 - 5 0 / 9 - 1 3 . Die 43.508 Mann mit den 2.223 Mann Sturmformationen waren in 48 Baonen formiert. Ch. d. EW, Res.Nr. 8.22.001/3, an AOK, August 1918 - ΚΑ, AOK Op.Abt v. 1918, 1 1 1 . 2 5 1 ; Hugo KERCHNAWE, Die k. u. k. Militärverwaltung in Serbien. In: Die Militärverwaltung in den von den österreichisch-ungarischen Truppen besetzten Gebieten, ed. Hugo KERCHNAWE, Rudolf MITZKA, Felix SOBOTKA, Hermann LEIDL und Alfred KRAUSS. Wien/New Haven 1928. 95 — 98. = Carnegie-Stiftung für internationalen Frieden. Abteilung für Volkswirtschaft und Geschichte. Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Weltkrieges. österreichische und ungarische Serie.

Das letzte Aufgebot

107

land 4 . Ende August und Anfang September rollten dann auch die H I R 24, 25 und 21 von der 38. H I D an die Südwest-Front, so daß Mitte September nur mehr 21 Bataillone des Feldheeres zusätzlich f ü r die Sicherheit im Hinterland sorgten 5 . Dabei hatte die am 7. Juni befohlene Aufstellung von Ständigen Assistenzbataillonen keineswegs mit dem Abzug der Feldformationen schrittzuhalten vermocht. Am 5. September waren erst 39 Bataillone formiert gewesen 6 . Dem Kriegsministerium war es — trotz eines intensiven Notenwechsels mit dem AOK — nicht gelungen, im Hinterland die „Minimalbesatzung" von 66 bzw. von später geforderten 70 Bataillonen zu halten 7 . Der Abgang betrug damit am 5. September sechs bzw. zehn Bataillone 8 . Mitte September erhielt das Kriegsministerium vom Minister für Landesverteidigung, FML von Czapp, Schützenhilfe: Die Absicht der Operationsabteilung des AOK, in der nächsten Zeit alle noch im Hinterland befindlichen Verbände des Feldheeres der K a m p f f r o n t zuzuführen, müsse er im Hinblick auf die operativen Gründe, die das A O K trotz mehrmaliger Gegenvorstellungen der militärischen Zentralstellen zu dieser Maßnahme gezwungen haben, wohl unabweislich zur Kenntnis nehmen. Der Minister müsse aber dennoch auf seinem Standpunkt beharren, daß die Notwendigkeit gegeben sei, audi gegen den Feind im Innern gerüstet zu sein: „Die im Hinterland in Bildung begriffenen Assistenzbataillone können, abgesehen davon, daß ihre vollständige Formierung noch lange nicht beendet ist, keineswegs als vollwertiger Ersatz f ü r die Feldformationen angesehen werden." Der Feldmarschalleutnant umriß den Bedarf in Zahlen: Während das Kriegsministerium 66 Bataillone als Minimum an Assistenztruppen für das Hinterland bezeichnet habe 9 , konnten bisher nur 49 Bataillone im Hinterland zur Aufstellung gelangen. Es ergebe sich somit die Notwendigkeit, mindestens eine ID — zwölf Bataillone — ständig im Hinterland zu belassen. „Zudem befindet sich im Hinterland nahezu keine Artillerie, nachdem die wenigen formierten ,Hinterlandsbatterien' — in Österreich 9 Batterien a 4 M-75-Kanonen — infolge Mangel ' KM Erl. Abt. 5, Nr. 9.200/1 und Gehorsamstes Referat zu diesem Erlaß, 3. VIII. 1918 KA, MKSM v. 1918, 6 9 - 4 / 2 1 - 3 . Skizze und Legende über die Situation der Assistenztruppen im Hinterlande am 5. IX. 1918 - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 1 - 1 0 / 6 1 . • Ebenda. ' Vgl. II. 22 ff. 8 Zieht man in Erwägung, daß inzwischen eben das Mehrerfordernis von vier Bataillonen eingetreten war, und daß der Generalstabschef für den 15. August die Abgabe der gesamten 32. ID und der gesamten 38. HID angeordnet hatte, so drohte ein Abgang von immerhin 25 Baonen: statt 70 Baone Besatzungserfordernis nur 39 Ständige Assistenzbaone und 6 Baone von der A. i. F. - IR 126, FJB 26, Lst.Baone 24 und 153. Gegen die Abgabe der 32. ID und des HIR 22 hatte sich aber das KM mit Erfolg zu widersetzen vermocht. — Hughestelegr. KM Abt. 5, Nr. 9.641 res., an AOK, 15. VIII. 1918, 11,05 h - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 1 - 4 5 / 5 . • Laut GM Landwehr soll der Kriegsminister bei einer am 11. September 1918 im KM stattgefundenen Besprechung „militärischer Funktionäre" unbedingt 60 Bataillone für das Hinterland verlangt haben. — LANDWEHR, Hunger. 255. 5

108

Durchbruch der Nationen

an Pferden und ausgebildeter Mannschaft kaum aktionsfähig sind." Dabei werde die Situation im Innern des Reiches — so urteilte auch der Minister für Landesverteidigung — infolge des stets drückender werdenden Lebensmittelmangels, der zunehmenden nationalen Verhetzung, des Deserteursunwesens und der Arbeiterbewegung von Tag zu Tag kritischer10. Dennoch wurden Ende September weitere Bataillone der Feldarmee durch Ständige Assistenzbataillone ersetzt: Das IR 126, das in Wiener Neustadt, Ternitz und Neunkirchen garnisonierte 11 , sollte vom Assistenzbataillon bh. IR 3 aus Budapest 12 — Bestimmungsort Wiener Neustadt — und vom Assistenzbataillon IR 60 1 3 mit je zwei Kompanien aus Pilsen und Kuttenberg — Bestimmungsort Ternitz bzw. Neunkirchen — abgelöst werden. Nach erfolgter Ablösung war das Regiment vom Militärkommando Wien sofort der Zentraltransportleitung zum Abtransport zur Feldarmee anzumelden 14 . Noch währte das Tauziehen um die 32. ID. Auf Grund der vom A O K am 20. September verlangten Rückkehr der Division zur Feldarmee wandte sich der Kriegsminister am 21. September unmittelbar an den Kaiser. Der Chef des Generalstabes hatte auf die Lage im Westen und auf dem Balkan verwiesen, die ihn pflichtgemäß zwinge, neben dem IR 126 und dem H I R 22 auch die gesamte 32. ID sofort zu verlangen. Der Kriegsminister zählte demgegenüber nochmals eindringlich die Ursachen für die Notwendigkeit einer ausreichenden Sicherheitsbesatzung im Hinterland auf — von der „latenten politischen Krise im allgemeinen" bis zur Lebensmittelkrise und zum Deserteursunwesen samt Folgen 15 . Als Minimum der Sicherheitsbesatzung im Hinterland seien — so führte der Minister aus — nach den vorliegenden Erfahrungen 5 V2 bis 6 Infanteriedivisionen, also etwa 66 bis 72 Bataillone, errechnet worden. Ihre Dislozierung ergebe sich in einer allgemein umschriebenen Verteilung wie folgt: in Böhmen, in Galizien, in Niederösterreich mit der Steiermark je 1 ID, in Mähren und Schlesien V2 ID, in Ungarn 10

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15

k. k. M f L V , Präs.Nr. 28.420/11, an AOK Op.Abt., 16. IX. 1918 - KA, M K S M v. 1918, 2 8 - 1 / 8 ; vgl. Ch. d. EW, Präs.Nr. 9.18.026/3 - K A , Ch. d. EW, 4 9 - 1 3 / 1 - 2 0 ; vgl. dazu auch OpocENSKi, Umsturz in Mitteleuropa. 274. Das IR 126 hatte im Juli das F J B 29 und zwei Baone Lst.IR 13 abgelöst; vorher war es an der italienischen Gebirgsfront gestanden. Assistenzbaon bh. IR 3 (Tuzla): 96% Serben und Kroaten — Nationalität und Ergänzungszuständigkeit der Ständigen Assistenzbataillone, 21. IX. 1918 — KA, M K S M v. 1918, 69-4/21-5. Assistenzbaon IR 60 (Eger in Ungarn): 88 % Magyaren — Ebenda. Hughesdepesche und Telegramme K M Abt. 5, Nr. 11.136, an MilKmden in Budapest, Prag, Wien, Z T L , AOK, M f L V , L V M , 20. IX. 1918 - K A , K M Abt. 5 v. 1918, 1 - 1 5 0 . Gegen die Verwendung von Honved-Assistenzbaonen in Kroatien-Slawonien gab es politische Bedenken. Deshalb wurde auch verfügt, daß die zu einer Deserteursstreifung nach Syrmien verlegten Assistenzbaone und -kompanien der IR 26, 65 und 91 sowie des K S c h R I nach durchgeführter Streifung das H I R 22 abzulösen hätten. K M Präs.Nr. 34.327/5. Abt., GO Stöger-Steiner an Kaiser Karl, 21. IX. 1918 (expediert 28. IX. 1918) - KA, M K S M v. 1918, 6 9 - 4 / 2 1 - 5 , fol. 1.

Das letzte Aufgebot

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m i t K r o a t i e n u n d S l a w o n i e n 1 V 2 I D u n d in sonstigen G e b i e t e n — K r a i n , Alpenländer, Industriegebiet Steyr usw. — V2 I D ; außerdem seien e t w a 4 B a t a i l l o n e als stets v e r f ü g b a r e R e s e r v e f ü r plötzlich n o t w e n d i g e Verschiebungen bereitzustellen. D a s ergebe z u s a m m e n e t w a 70 B a t a i l l o n e 1 6 . D i e s e T r u p p e n m a c h t sollte nun i m E i n v e r n e h m e n m i t d e m C h e f des G e n e r a l s t a b s u n d d e m C h e f des E r s a t z w e s e n s durch allmähliche A u f s t e l l u n g v o n S t ä n d i g e n A s s i s t e n z b a t a i l l o n e n a u f g e b r a c h t w e r d e n . Bisher seien einschließlich der b e i d e n L a n d w e h r e n 4 4 s o l d i e r B a t a i l l o n e a u f g e s t e l l t w o r d e n . D i e weitere A u f s t e l l u n g e r f o l g e l a u f e n d , u n d es sei z u e r w a r t e n , d a ß A n f a n g O k t o b e r e t w a 55 A s s i s t e n z b a t a i l l o n e bereitstehen w ü r d e n . M i t d e n T r u p p e n d e r F e l d a r m e e b e f ä n d e n sich d e m n a c h nun 59 B a t a i l l o n e i m H i n t e r l a n d . A n f a n g O k t o b e r d ü r f t e n es e t w a 7 0 sein. D a m i t w ä r e jene B a t a i l l o n s z a h l erreicht, die als M i n i m u m der Sicherheitsbesatzung f ü r d a s H i n t e r l a n d e r f a h rungsgemäß angenommen werden müsse17. In diese Berechnungen u n d Ü b e r l e g u n g e n des K r i e g s m i n i s t e r i u m s sei nun d a s A O K m i t seiner S o f o r t f o r d e r u n g gestoßen. D a s K r i e g s m i n i s t e r i u m b a t n u n den K a i s e r u m E n t s c h e i d u n g z u g u n s t e n des ministeriellen S t a n d p u n k t e s : W ü r d e d e m Wunsch des C h e f s des G e n e r a l s t a b s entsprochen w e r d e n , d a n n h ä t t e dies z u r F o l g e , d a ß d i e B e s a t z u n g des H i n t e r l a n d e s a b 1. O k t o b e r e t w a 58 s t a t t der erforderlichen 70 B a t a i l l o n e b e t r a g e n u n d sich erst in e t w a z w e i M o n a t e n allmählich d e m n o t w e n d i g e n S t a n d v o n 70 B a t a i l l o n e n n ä h e r n w ü r d e 1 8 . D a s K r i e g s m i n i s t e r i u m m ü s s e m e l d e n , d a ß es nach reiflicher Ü b e r l e g u n g in v o l l e m E i n v e r n e h m e n m i t den b e i d e n L a n d e s v e r t e i d i g u n g s ministerien eine solche S c h w ä c h u n g d e r B e s a t z u n g im H i n t e r l a n d a u s d e n d a r g e l e g t e n G r ü n d e n f ü r u n z u l ä s s i g h a l t e — dies u m s o m e h r , als die h e r r schende g e d r ü c k t e u n d gereizte S t i m m u n g durch die A b w e i s u n g d e r F r i e d e n s n o t e des G r a f e n B u r i ä n noch gesteigert w e r d e n d ü r f t e 1 9 . D a s K r i e g s m i n i s t e r i u m b a t zu genehmigen, „ d a ß d i e A b g a b e der im H i n t e r l a n d befindlichen T r u p p e n der A r m e e i m F e l d e z u r F r o n t weiterhin in j e n e m U m f a n g e z u e r f o l g e n h a b e , als jeweilig n e u a u f g e s t e l l t e A s s i s t e n z b a t a i l l o n e zuwachsen, w o b e i — eine gleichbleibende politische L a g e v o r a u s g e s e t z t — als Sicherheitsbesatzung f ü r d a s H i n t e r l a n d w e n i g s t e n s 6 6 u n d höchstens 70 B a t a i l l o n e a n z u n e h m e n sind"20. D a s A O K , v o n d e r M K S M u m S t e l l u n g n a h m e ersucht, w a r in der g r u n d sätzlichen F r a g e e i n z u l e n k e n nicht bereit: D i e E r e i g n i s s e a u f d e m B a l k a n ließen ein V o r g e h e n R u m ä n i e n s gegen S i e b e n b ü r g e n , eventuell in F o r m eines Putsches, n u n m e h r wahrscheinlicher als bisher erscheinen; d e r eheste R ü c k t r a n s p o r t d e r 1. K D nach S i e b e n b ü r g e n sei d a h e r d r i n g e n d e N o t w e n d i g k e i t . D i e ü b r i g e n noch in d e r M o n a r c h i e stehenden B a t a i l l o n e des Feldheeres m ü ß t e n e b e n f a l l s s o f o r t a b t r a n s p o r t b e r e i t gestellt w e r d e n . D i e einzige K o n Ebenda, fol. 1 und 2. 18 Ebenda, fol. 7. Ebenda, fol. 2. " Ebenda, fol. 7; Gehorsamste Meldung der M K S M an Kaiser Karl, 22. IX. 1918 — Ebenda, 20 Ebenda, fol. 7. fol. 4. 16

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Durdibrudi der Nationen

Zession, die das A O K machen wollte, war die, daß die Bataillone der Feldarmee — außer den Einheiten der l . K D — vorläufig in ihren Garnisonsorten marschbereit stehen zu bleiben hätten, von dort aber jederzeit binnen 24 Stunden ohne weitere Verhandlungen mit dem Kriegsministerium abrufbereit sein müßten. Das Kriegsministerium habe damit zu rechnen, daß dieser Abruf noch im Laufe des Monats September erfolgen würde 21 . Die Entscheidung lag nun beim Obersten Befehlshaber, bei Kaiser Karl. Sie erfolgte am 27. September. Und sie kam eindeutig dem Begehren des Chefs des Generalstabs nach: „Die Ereignisse der letzten Tage können jederzeit den Abtransport der im Hinterland befindlichen Truppen der Armee im Felde dringendst erfordern, dieselben haben daher marschbereit zu sein, verbleiben jedoch zunächst in ihren Garnisonen. Ausgenommen hievon ist die 1. K D , deren Abtransport ehestens zu veranlassen ist." Zusätzliche Mahnung in Richtung Ständige Assistenzbataillone: „Das K M hat die beschleunigte Aufstellung der Assistenzbataillone mit aller Energie zu betreiben." 22 Am Beginn des Krisenmonats Oktober, am 1. Oktober, befanden sich noch folgende Truppen des Feldheeres als Assistenzen im Hinterland: die komplette 32. ID — Divisionskommando in Wien; 64. Inf.-Brigadekommando in Prag: IR 70 in Wien, IR 86 in Prag; 63. Inf.-Brigadekommando in Wien: je 1 Bataillon des IR 23 in Laxenburg, Sollenau und Berndorf, 2 Bataillone des IR 123 in Graz, je V2 Bataillon in Leoben und Eisenerz. Weiters lag das F J B 26 in Laibach, je V2 k. k. Lst.IB 24 in Brüx und Teplitz, das k. k. Lst. IB 153 in Fiume; dieses gehörte aber eigentlich schon in den Bereich des Feldheeres. Das Hofburg-Bataillon V/69 bestand zwar aus Feldtruppen, konnte aber nicht mehr zu den Truppen der Feldarmee gerechnet werden 23 . Am 11. Oktober wurde schließlich die 32. ID mit Ausnahme des IR 70 zur Ablösung bestimmt, und zwar durch aus Divisions-Ausbildungsgruppen und Marschformationen neuformierte Feldassistenzbataillone 24 . Das F J B 26 und das Lst.IB 24 wurden von Ständigen Assistenzbataillonen abgelöst. Am 20. Oktober befanden sich daher von den Truppen des Feldheeres nur mehr das IR 70 und das Lst.IB 153 im Hinterland, das IR 86 war eben in Ablösung begriffen 25 . 21

22

23

24

25

Telegr. AOK Ch. d. G. an M K S M , a d Nr. 6.427 ex 1918, 23. IX. 1918, 16 h, Sehr dringend! - K A , M K S M v. 1918, 6 9 - 4 / 2 1 - 5 , fol. 5. Entwurf der Ah. Entschließung, Baden 27. IX. 1918 - K A , M K S M v. 1918, 6 9 - 4 / 2 1 - 5 , fol. 6. Skizze: „Situation der im Hinterlande befindlichen Assistenztruppen am 1. Oktober 1918." KMer GO Stöger-Steiner an M K S M , 3. X. 1918 - K A , M K S M v. 1918, 2 8 - 1 / 3 - 3 . K M Abt. 5, Nr. 12.180 res., Verschluß, expreß, an MilKmden Wien, Prag und Graz, 32. IDKmdo, Z T L , 11. X. 1918 - KA, K M Abt. 5 v. 1918, 1 - 1 1 4 . Skizze: „Situation der im Hinterlande befindlichen Assistenztruppen am 20. Oktober 1918." KMer GO Stöger-Steiner an M K S M , 19. X. 1918 - KA, M K S M v. 1918,28 - 1 /3 - 4 . Bis zum 30. Oktober wurde ein Teil der 32. I D nach Bosanski Brod bzw. Donja Tuzla verschoben. — ÖU1K VII. Beilage 24.

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Das letzte Aufgebot

Forcierte Aufstellungen:

Ständige Assistenzbataillone bataillone

und

Feldassistenz-

Auf Grund des Erlasses vom 7. Juni hätten bei den Ersatzkörpern des Heeres und der k. k. Landwehr 161 Ständige Assistenzkompanien aufgestellt werden sollen 26 . Bis 15. September waren von diesen 161 Kompanien 154 formiert. In den Honved-Distrikten Budapest, Szeged, Kassa, Pozsony und Kolozsvar waren je zwei Honved-Assistenzbataillone aufgestellt worden, der Honved-Distrikt Zagreb vermochte nur die Aufstellung einer Assistenzkompanie zu melden. Damit gab es ab Mitte September 41 Ständige Honved-Assistenzkompanien 27 . Insgesamt war nun die Zahl von 195 Ständigen Assistenzkompanien des Heeres und beider Landwehren erreicht 28 . Am 10. September hatte im Kriegsministerium eine Beratung zwischen dem Chef der Operationsabteilung des AOK, GM Freiherr von Waldstätten, den Vorständen der 5. und 10. Abteilung des Ministeriums und dem Vertreter des Chefs des Ersatzwesens, Oberstleutnant Jünger, stattgefunden. Vom Kriegsministerium wurde die Formierung von insgesamt 70 Assistenzbataillonen vorgeschlagen. Waldstätten stimmte zu, Jünger betonte: „ . . . ja, aber erst nach vollständiger Formierung der laufenden Marschformationen . . . " Schließlich wurde beschlossen, bei den Ersatzkörpern des Heeres und der k. k. Landwehr insgesamt 52, bei jenen der Honved insgesamt 18 Ständige Assistenzbataillone aufzustellen 29 . Ein Erlaß der 10. Abteilung des Kriegsministeriums vom 24. September befahl daraufhin die Formierung von 47 weiteren Assistenzkompanien bei den Ersatzkörpern der IR 1, 2, 23, 26, 27, 34, 46, 48, 49, 60, 65, 68, 73, 76, 82, 91 und 101, der SchR 1, 3, 6 und 9, der bh. IR 2, 3 und 4 sowie bei der Ersatzkompanie des bh. JgB 1. Die Formierung dieser weiteren Assistenzformationen hatte mit größter Beschleunigung zu erfolgen. Mannschaften, die f ü r die Einteilung in die Assistenzformationen in Betracht kamen, sollten f ü r andere Einsätze oder sonstige Zwecke keinesfalls verwendet werden 30 . 26

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29

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Erl. KM Abt. 10, Nr. 153.700 an alle MilKmden, alle Ersatzkörper der Inf. und Jägertruppe, des Heeres und der k. k. Landwehr, und zur Kenntnis unter anderem an MKSM, 7. VI. 1918 - KA, MKSM v. 1918, 2 8 - 1 / 6 . k. u. HMer, 24.596 szäm, an KM Abt. 5, Budapest 28. IX. 1918 - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 1-3/4-47. Situation der Assistenztruppen im Hinterland mit 15. IX. 1918 (Skizze) — KA, KM Abt. 5 v. 1918, 1 - 1 0 / 6 1 . Telegr. KM Abt. 10, Nr. 308.042 res., an Ch. d. EW, 24. IX. 1918 - KA, Ch. d. EW, 49-13/1-21. Erl. KM Abt. 10, Nr. 306.366 res., an alle Ersatzkörper der Inf. und Jägertruppe des Heeres und der k. k. Landwehr, 24. IX. 1918, Verschluß, Sehr dringend! — KA, M K S M v. 1918, 2 8 - 1 / 6 - 2 . Vgl. die Erlässe KM Abt. 10, Nr. 153.700 vom 7. VI. 1918 und Nr. 204.488 res. vom 16. VII. 1918. Die Bezeichnung der Ständigen Assistenzbataillone blieb aufrecht, wenngleich auch mehrere nun aus sechs Kompanien bestehen sollten. Das bisher formierte Assistenzbataillon IR 46 erhielt die Bezeichnung „II/46" und die Assistenzformation des bh. JgB 1 die Bezeichnung „Assistenzhalbbaon bh. JgB 1".

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Durdibrudi der Nationen

D a s Ministerium übte D r u c k aus. D i e M i l i t ä r k o m m a n d a n t e n w u r d e n verhalten, der beschleunigten Formierung der neuen Assistenzformationen besonderes Augenmerk zuzuwenden31. D a s Landesverteidigungsministerium in B u d a p e s t stieß bei d e r H o n v e d nach. Z u r A u f f ü l l u n g d e r H o n v e d - A s s i stenzbataillone im Distrikt V I — Z a g r e b — w u r d e nun audi die Einteilung v o n v e r f ü g b a r e r Mannschaft der G e b u r t s j a h r g ä n g e 1 8 7 2 — 7 5 sowie v o n unbedingt verläßlichen H e i m k e h r e r n freigegeben. In den H o n v e d - D i s t r i k ten I b i s V s o l l t e n u n a u ß e r d e n b e r e i t s b e s t e h e n d e n A s s i s t e n z b a t a i l l o n e n j e ein w e i t e r e s A s s i s t e n z b a t a i l l o n a u f g e s t e l l t w e r d e n 3 2 . A m 1. O k t o b e r s t a n d e n i m H i n t e r l a n d 1 6 2 S t ä n d i g e A s s i s t e n z k o m p a n i e n des H e e r e s u n d d e r k. k . L a n d w e h r s o w i e 10 S t ä n d i g e H o n v e d - A s s i s t e n z bataillone, insgesamt daher 202 Assistenzkompanien zur Verfügung33. Z u m gleichen T e r m i n w a r e n p a r a l l e l d a z u 1 3 9 „ r u s s i s c h e " — d. h. m i t russischen Maschinengewehren ausgerüstete — M G - Z ü g e , 4 „russische" Hand-MGZ ü g e u n d 5 „ ö s t e r r e i c h i s c h e " M G - Z ü g e b e r e i t g e s t e l l t . D a m i t w a r e n c a . 9 /io d e r S t ä n d i g e n A s s i s t e n z k o m p a n i e n des H e e r e s u n d d e r k . k. L a n d w e h r m i t M G Zügen ausgestattet. 31

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M

K M Abt. 10, Nr. 306.366 res., an alle MilKmden in Österreich und auch an die Ldw.Gruppen, 24. IX. 1918, Verschluß, Sehr dringend! - K A , M K S M v. 1918, 2 8 - 1 / 6 - 2 . k. u. LVMer, ZI. 24.747/Präs. 1 — 1918, an alle Honvid-Distriktskommanden, 1. X . 1918 — K A , K M Abt. 5 v. 1918, 1 — 9/24—2. Beifolgenden Ersatzbaonen der Ηοηνέά sollte mit der Aufstellung je eines Assistenzbaons begonnen werden: im Honved-Distrikt Budapest — beim H I R 19 in Pees und beim H I R 30 in Kecskemet; im Honv£d-Distrikt Szeged — beim H I R 4 in Nagy-Värad; im Honved-Distrikt Kassa — beim H I R 16 in Beszterczebänya; im Honvid-Distrikt Pozsony — beim H I R 20 in Nagykanizsa; im Honvid-Distrikt Kolozsvär — beim H I R 21 in Kolozsvär. Skizze: „Situation der im Hinterlande befindlichen Assistenztruppen am 1. Oktober 1918." KMer GO Stöger-Steiner an M K S M , 3. X . 1918 - K A , M K S M v. 1918, 2 8 - 1 / 3 - 3 . Der Stand an Ständigen Assistenzbaonen und -kompanien vom 1. Oktober 1918 zeigte gegenüber dem Stichtag 15. September folgendes Bild: Böhmen: Zuwachs — 1 Komp. IR 2, 2 Komp. IR 73, 1 Komp. SchR 6; AssBaon IR 38 aus Budapest; Abgang — Assistenzbaon IR 60 nach Neunkirchen und Ternitz; daher nun 37 Assistenzkompanien. Mähren und Schlesien: Zuwachs — % Komp. bh. J g B 1; Verschiebung — 1 Komp. IR 84 nach Brünn; daher Stand: 2154 Kompanien. Galizien: Zuwachs — % Komp. IR 93; kein Abgang; insgesamt daher 43% Kompanien zur Verfügung. Alpenländer: Zuwachs — Assistenzbaon bh. IR 3 von Budapest nach Wiener Neustadt, je 2 Komp. IR 60 von Pilsen bzw. Kuttenberg nach Neunkirchen bzw. Ternitz; daher 15 Assistenzkompanien. — Die zugeschobenen Assistenzbaone lösten das IR 126 ab. Ungarn: Zuwachs — 1 Komp. IR 19 in Körmend, 1 Komp. IR 65 in Munkäcs; Verschiebung — Assistenzbaon IR 23 von Zombor nach Budapest; 2 Komp. bh. J g B 7 von Pees in den Raum Üjvid6k behufs Absperrung der Donau; Abgang — Assistenzbaon IR 38 nach Theresienstadt, Assistenzbaon bh. IR 3 nach Wiener Neustadt; daher nur mehr 22 Assistenzkompanien vom Heer. Dazu kamen 8 Ständige Honvid-

Das letzte Aufgebot

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Zwischen 1. und 20. Oktober fand noch eine Reihe von Verschiebungen und Formierungen von Ständigen Assistenzeinheiten statt 34 . Noch wurde an der Ergänzung der Ausstattung, vor allem an der MG-Ausstattung, gearbeitet35. Die Ende September befohlene Formierung weiterer Assistenzformationen war im Verlauf des Oktober zwar kaum über Anfänge — ζ. B. beim SchR 9, bh. IR 3 und bei den IR 23 und 82 — hinaus gediehen. Dennoch stellten die über 200 Ständigen Assistenzkompanien des Heeres, der k. k. Landwehr und der Honved noch eben im Oktober 1918 ein achtunggebietendes Machtinstrument im Hinterland der Donaumonarchie dar. Und diese Assistenzbataillone sollten Mitte Oktober sogar noch Verstärkung erhalten: wieder — noch ein letztes Mal — von der Front. Die Feldtruppen waren es, so kalkulierte man mit Grund, die noch immer den meisten Respekt einflößten. Zunächst ging es um Ablösungen. Die Ende September in ihren Garnisonen marschbereit gestellte 32. ID sollte nun doch nicht ohne Ersatz an die Front abgehen. Und der Frontbereich sollte ihn stellen36. Am 10. Oktober wurde das Heeresgruppenkommando FM von Boroevic angewiesen, für die Ablösung des IR 86 in Prag und des IR 123 in der Steiermark folgende Einheiten zu formieren und in Marsch zu setzen: Drei aus Marschformationen der Divisions-Ausbildungsgruppen 7, 31 und 34 ge-

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Assistenzbaone: HIR 13 in Pozsony, HIR 15 in Trencsen und Liva, HIR 10 in Miskolcz, HIR 9 in Kassa und Sätoraljaüjhely, HIR 5, 6 und 29 in Budapest und HIR 8 in Lugos. Siebenbürgen: weiterhin Assistenzbaon IR 82; ferner Honved-Assistenzbaone 21 und 22 in Petrozs6ny und Nagyszeben. Kroatien-Slawonien: Abgang — Assistenzbaon HIR 5 von Fiume nach Budapest; Verschiebung — 2 Komp. KSchR I von Mitrovica nach Ruma; Zuwachs — 1 Komp. IR 96 in Karlovac; neuer Stand von 19 Assistenzkompanien. Skizze: „Situation der im Hinterlande befindlichen Assistenztruppen am 20. Oktober 1918." KMer GO Stöger-Steiner an MKSM, 19. X. 1918 - KA, MKSM v. 1918, 2 8 - 1 / 3 - 4 . KM Abt. 7, Nr. 30.284 res., Verschluß, an Waffenhauptdepot, die genannten Ersatzkörper, die zuständigen MilKmden, Waffenhauptfabrik und k. k. MfLV, 17. X. 1918 - KA, KM Abt. 7 v. 1918, 5 2 - 4 / 1 8 0 - 8 . Der Apparat arbeitete bis zum letzten Augenblick: Noch Ende Oktober 1918, mit Erlaß vom 29. — in Prag war schon der selbständige tschechoslowakische Staat proklamiert worden —, sollten die Ständigen Assistenzbaone mit Beleuchtungsmitteln, die eventuell auch als Signalmittel zu verwenden wären, für Einsätze bei Nacht ausgerüstet werden: Jeder Ständigen Assistenzkompanie sollte 1 tragbarer 21cm — oder 30 cm — Acetylenscheinwerfer mit Betriebsstoff, ferner 1 Leuchtpistole mit 20 weißen und 5 roten Leuchtpatronen zugewiesen werden. — KM Abt. 5, Nr. 10.642, an alle MilKmden — ausgenommen Sarajevo und Mostar — und an Ersatzkompanie des Sappeurbaons Nr. 61, 29. X. 1918, Sehr dringend! - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 1 - 1 0 9 . Die HG Boroevic und die HG Eh. Joseph sollten Baone zu 600 Mann ohne M G zusammenstellen, deren Mannschaften unbedingt verläßliche Marschfonnationen jener Truppenkörper sein sollten, die relativ wenig unter dem Soll-Stand hielten. — ΚΑ, AOK Op.Abt. v. 1918, 113.294, 8. X . 1918. V g l . OPOJENSK*, U m s t u r z in M i t t e l e u r o p a . 274.

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Durchbruch der Nationen

bildete Bataillone waren nach Prag zu senden, wo sie die Bezeichnung „Feldassistenzbaone VII", „VI" und „V" erhalten sollten 37 . Zur Ablösung der beiden in Graz stationierten Bataillone des IR 123 war ein Bataillon der DAG Honved 70, zur Ablösung des Bataillons in Leoben-Eisenerz ein aus Marschformationen der D A G Honved 41 und 51 kombiniertes Bataillon vorgesehen38. Auch das Heeresgruppenkommando GO Erzherzog Joseph mußte Feldassistenzbataillone für das Hinterland bereitstellen: Die beiden am Steinfeld dislozierten Bataillone des IR 23 sollten durch das I. und III. Marschbataillon dieser Heeresgruppe abgelöst werden. Sie erhielten die Bezeichnung „Feldassistenzbaon I" und „Feldassistenzbaon III". Ein aus den XLII. Marschformationen der Kaiserjäger- und Kaiserschützenregimenter gebildetes Bataillon hatte das I. Bataillon IR 23 in Laxenburg abzulösen39. Schon am 11. Oktober abends rollte dieses „Feldassistenzbaon IV" unter dem Kommando eines Hauptmanns vom TKJR 4 mit 27 Offizieren, 604 Mann und einem Pferd von San Michele nach Laxenburg bei Wien ab40. Nach Wien sollte ein aus magyarischer Mannschaft bestehendes „Bataillon Nr. 2" vom Heeresgruppenkommando Erzherzog Joseph gelangen und dort die Bezeichnung „Feldassistenzbaon II" erhalten41. Die 32. ID wurde im Gegenzug angewiesen, ihre Teile — ausgenommen das IR 70 — hätten derart marschbereit zu sein, daß sie nach Eintreffen 37

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Hughesdepesche AOK Ch. d. G., Op.Nr. 113.359, an KM Abt. 5, HGK Boroevic und Eh. Joseph, 10. IX. 1918, 7 h - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 1 - 1 1 4 (12.180 res.). KM Abt. 5, Nr. 12.180 res., Verschluß, expreß, an MilKmden Wien, Prag und Graz, 32. IDKmdo, ZTL, 11. X. 1918 - Ebenda. Das Feldassistenzbaon VIII in Graz bestand aus 11 Offizieren und 625 Mann, besaß aber keine MG. Von den 625 Mann waren 430 Slowaken, 95 Magyaren, 41 Serben, 40 Rumänen, 17 Deutsche und je 1 Kroate und Ruthene; außerdem waren 90% dieser Mannschaften Heimkehrer. Die Verwendbarkeit dieses Baons war scheinbar keine „absolut zuverlässige", jedoch wurde die Mannschaft, „wenn bei guter Ernährung gehalten", als willig bezeichnet. Das Feldassistenzbaon IX wies einen Gesamtstand von 15 Offizieren, 3 Fähnrichen und 619 Mann auf. Hievon wurden in Leoben drei Kompanien: 403 Magyaren, 21 Deutsche, 15 Slowaken, 7 Rumänen, 7 „Wenden" [wohl Slowenen, A. d. V.] und 2 Tschechen stationiert. Die nach Eisenerz verlegte Kompanie bestand durchwegs aus Magyaren. Die Anzahl der Heimkehrer war nicht gemeldet worden. M G waren keine vorhanden, wurden jedoch vom Baonskommando am 17. X. von der Korps-Ausbildungsgruppe der 6. Armee telegraphisch angefordert. — MilKmdo Graz, Präs.Nr. 30.215/A, an KM Abt. 5, 24. X. 1918 — KA, KM Abt. 5 v. 1918, 1 - 1 1 9 (12.909). K M Abt. 5, Nr. 12.180 res., Verschluß, expreß, an MilKmden Wien, Prag und Graz, 32. IDKmdo, ZTL, 11. X. 1918 - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 1 - 1 1 4 . Feldassistenzbaon I : Marschformationen der I R 4 und 104; Feldassistenzbaon III: Marschformationen des IR 26 und der HIR 13 und 23. Telegr. HGK GO Eh. Joseph, Op.Nr. 45.000/53 b, an KM, 11. X. 1918, 20,40 h - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 1 - 1 0 2 (12.194). KM Abt. 5, Nr. 12.180 res., Verschluß, expreß, an MilKmden Wien, Prag und Graz, 32. IDKmdo, ZTL, 11. X. 1918 - KA, K M Abt. 5 v. 1918, 1 - 1 1 4 . Feldassistenzbaon I I : Marschformationen der IR 25, 66 und 85.

Das letzte Aufgebot

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der zur Ablösung bestimmten Feldassistenzbataillone sofort zur Feldarmee abgehen könnten 42 . Aber das AOK wollte Weiteres tun, um das Hinterland unter Kontrolle zu halten. Wahrscheinlich unter dem Eindruck des versuchten Umsturzes in Böhmen am 14. Oktober ordnete das AOK schon am nächsten Tag die Formierung weiterer Feldassistenzbataillone an: Von der Heeresgruppe Erzherzog Joseph sollten mit größter Beschleunigung vier, von der Heeresgruppe FM Boroevic sechs f ü r das Hinterland bestimmte Assistenzbataillone bereitgestellt und der zuständigen Transportleitung zum Abtransport angemeldet werden. Bei jedem Assistenzbataillon waren vier HMG-Züge einzuteilen 43 . Das Kriegsministerium gab die Zielstationen f ü r diese Feldassistenzbataillone bekannt — potentielle Unruhezentren: Drei Bataillone sollten nach Prag gelangen, je eines nach Lobositz bei Leitmeritz, Budweis, Wien, Prerau, Mährisch Ostrau, Lemberg und Przemysl. Das Ministerium ersuchte außerdem, bei der Einweisung die nationale Zusammensetzung der Bataillone zu berücksichtigen44. Die Führung der Bataillone sollte den sie im Hinterland erwartenden Entscheidungen gewachsen, sie sollte möglichst umsichtig sein. Das Kriegsministerium bestimmte daher: Falls bei den einlangenden Feldassistenzbataillonen zu junge Offiziere — Oberleutnante — als Bataillonskommandanten eingeteilt seien, hätten die Militärkommandanten für dieses Kommando ältere Offiziere, eventuell sogar Stabsoffiziere der Ersatzkörper, zu bestimmen 45 . Die Front führte die Befehle zur Aufstellung prompt aus. Schon am 17. Oktober, also nach zwei Tagen, waren bei der Heeresgruppe FM von Boroevic die Feldassistenzbataillone X I V bis X I X marschbereit gestellt 46 . Bis zum 20. Oktober waren folgende Feldassistenzbataillone in ihren Zielstationen eingetroffen: das Feldassistenzbataillon I — Deutsche, Tschechen — auf dem Steinfeld; das Bataillon II — Magyaren, Slowaken, Ruthenen, 42

KM Abt. 5, Nr. 12.180 res., Verschluß, express, an MilKmden Wien, Prag und Graz, 32. IDKmdo, ZTL, 11. X. 1918 - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 1 - 1 1 4 . 43 Telegr. AOK Ch. d. G„ Op.Nr. 113.609, an HGK Eh. Joseph und FM von Boroevic, 15. X. 1918, 14 h - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 1 - 1 1 1 / 4 (12.384 res.). Die Baone der HG Eh. Joseph sollten im Hinterland die Bezeichnung „Feldassistenzbaon Nr. Χ—XIII" erhalten, jene der HG Boroevic die Bezeichnung „Feldassistenzbaon XIV — XIX". Das AOK behielt sich vor, diese Assistenzbaone „seinerzeit" wieder zur A. i. F. heranzuziehen. Nach Eintreffen der ersten drei dieser Feldassistenzbaone müßte das IR 86 von Prag sofort zur A. i. F. abgehen. 44 KM Abt. 5, Nr. 12.381, Hughes an AOK Op.Abt., an alle MilKmden, GM von Naumann, GM von Schiessler und ZTL, 17. X. 1918 - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 1 - 1 1 1 / 4 . 45 KM Abt. 5, Nr. 12.381/1, Hughes an MilKmden Graz, Prag, Leitmeritz, Przemysl, Krakau und Lemberg; Telegramme an die übrigen MilKmden (außer Sarajevo und Mostar), 22. X. 1918 - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 1-111/4/1. " Hughesdepesche HG FM von Boroevic, Op.Nr. 800/548, an AOK, KM Abt. 10 und Ch. d. FEW, 17. X. 1918 - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 1 - 1 1 2 (12.653); KM Abt. 5, Nr. 12.490, an MKSM, o. D. - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 1 - 1 6 5 .

116

Durchbruch der Nationen

Rumänen — in Wien; das Bataillon III — Magyaren, Rumänen, Deutsche — auf dem Steinfeld; das Bataillon IV — Deutsche, Tschechen, Slowenen — in Laxenburg; das Bataillon V — Magyaren, Rumänen, Deutsche, Serben — in Prag; das Bataillon VI — Magyaren, Serben und Kroaten — in Prag; das Bataillon VII — Rumänen, Magyaren — in Prag; das Bataillon VIII — Magyaren, Serben und Kroaten — in Graz; das Bataillon IX — Magyaren, Slowaken — in Leoben und Eisenerz. Im Anrollen befanden sich am 20. Oktober: das Feldassistenzbataillon X — Deutsche, Slowenen — nach Mährisch Ostrau; das Bataillon XI — Deutsche — nach Prag; das Bataillon XII — Magyaren — nach Lobositz; das Bataillon XIII — Deutsche und Magyaren — nach Pisek und Budweis47; das Bataillon XIV — Magyaren, Rumänen — nach Lemberg; das Bataillon XV — Deutsche, Rumänen — nach Prag; das Bataillon XVI — Magyaren, Rumänen — nach Przemysl; das Bataillon XVII — Magyaren — nach Prerau; das Bataillon XVIII — Magyaren — nach Prag; das Bataillon X I X — Magyaren, Slowaken — nach Wien48. Bis zum 21. Oktober waren auch diese Einheiten, mit Ausnahme der Bataillone X und XVII, die sich noch in Wien befanden, in ihren Bestimmungsorten eingetroffen 49 . Bilanz der Endphase: Stände und

Kontakte

Eine Gesamtübersicht über die ab 21. Oktober im Hinterland der Donaumonarchie — Teile Ostgaliziens, die Bukowina, Ostsiebenbürgen, BosnienHerzegowina-Dalmatien und das Küstenland gehörten nicht dazu 50 — befindlichen Assistenztruppen ergibt folgendes Bild: Länder und Orte

Böhmen Prag Pilsen

47

Baone von der A. i. F.

Ständige Assistenzbaone (u. -kompanien)

Feldassistenzbaone

IR 2, 42, 73

V, VI, VII, XI, XV, XVIII

IR 48, 3 Komp. IR 68, IR 92

Am 21. X. 1918 wurde das Assistenzhalbbaon 92 in Pisek von einem Feldassistenzhalbbaon X I I I abgelöst. - KA, K M Abt. 5 v. 1918, 1 - 8 8 / 5 (12.620). " Skizze: „Situation der im Hinterlande befindlichen Assistenztruppen am 20. Oktober 1918." KMer GO Stöger-Steiner an M K S M , 19. X. 1918 - KA, M K S M v. 1 9 1 8 , 2 8 - 1 / 3 - 4 . " Skizze: Dislokation der Feldassistenzbaone und ihre nationale Zusammensetzung, 21. X . 1918 — KA, K M Abt. 5 v. 1918, 1 — 10/61. An diesem 21. erging auch der Befehl an das 64. Inf.-Brigadekommando in Prag, mit dem IR 86 sofort nach Wien abzugehen. — Telegramme K M Abt. 5, Nr. 12.620, an MilKmden Prag und Wien, 21. X. 1918 - KA, K M Abt. 5 v. 1918, 1 - 8 8 / 5 . 50 Zur H G F M von Boroevic gehörten die „Abschnitte" Triest, Pola und Fiume; außerdem waren die Etappengruppenkommanden Görz und Belluno geschaffen worden. Das 4. Generalkommando umfaßte Ostgalizien und die Bukowina. Das östliche Siebenbürgen unterstand dem Gruppenkommando Siebenbürgen. — ÖU1K VII. Beilage 32.

117

Das letzte Aufgebot Länder und Orte

Baone von der A. i. F.

Pisek Budweis Kuttenberg Jicin Jungbunzlau Reichenberg Theresienstadt Leitmeritz Lobositz Teplitz Brüx Summe

1 Komp. 3 Komp. 2 Komp. 2 Komp. IR 38 1 Komp.



XII

40 Kompanien

8 Feldassistenzbaone

IR 27, 47, 49, 2 Komp. IR 101, 1 i Komp. bh. JgB 1 1 Komp. IR 76 IR 84, 3 Komp. IR 76 —

23 i Kompanien IR 93, SchR 15, 3 Komp. IR 1, 1 Komp. SchR 9 2 Komp. SchR 9 1 Komp. IR 101 1 Komp. IR 101 1 Komp. SchR 9 1 Komp. IR 1 1 Komp. SchR 6 3 Komp. SchR 6 3 Komp. SchR 1 1 Komp. SchR 1 IR 14 1 Komp. IR 46 1 Komp. IR 46 2 Komp. IR 46 IR 41, 2 Komp. SchR 3 2 Komp. SchR 3

Jaworzno Oswi§cim Zywiec Myslenice Bochnia Tarnow Rzeszöw Tarnobrzeg Lezajsk Przemysl Sanok Sambor Drohobycz Lemberg Stanislau

Laxenburg Bruck a. d. Leitha

SchR 9

2 Komp. KSchR I 2 Komp. KSchR I

Galizien Krakau

Ostalpenländer Wien

IR 60 IR 90 bh. IR 2 FJB 9



Prerau Brünn

Summe

XIII (Vi) x i i i (y 2 )



Mähren und Schlesien Mährisch Ostrau

Summe

Ständige AssistenzFeldassistenzbaone baone (u. -kompanien)



XVI

XIV



42 Kompanien

2 Feldassistenzbaone

IR 70, 86 V. Baon/IR 69

2 Komp. bh. IR 4 (aus Györ)

II, X, XVII, XIX



1 Komp. IR 91

IV

118 Länder und Orte

Durdibrudi der Nationen Baone von der A. i. F.

Steinfeld Wiener Neustadt Neunkirchen Ternitz Steyr Graz Leoben - Eisenerz Judenburg - Fohnsdorf Summe

Ständige AssistenzFeldassistenzbaone baone (u. -kompanien) I, III bh. IR 3 2 Komp. IR 60 2 Komp. IR 60 TKJR3 VIII IX

— —

2 Komp. bh. JgB 2 7 Feldbaone

17 Kompanien

9 Feldassistenzbaone

Ungarn (mit Oberungarn und Siebenbürgen) Budapest IR 23, 32, HIR 5, 6, 29, 2 Komp. bh. IR 3 Pozsony/Preßburg HIR 13 m Trencsen HIR 15 (%) L£va HIR 15 (%) Miskolcz HIR 10 Kassa IR 34, HIR 9 Munkäcs 1 Komp. IR 65 Szombathely 2 Komp. bh. IR 4 P6cs 2 Komp. bh. JgB 7 Zombor 1 Komp. IR 23 im Grenzschutzdienst HIR 13 (V2), HIR 8 an der unteren Donau 3 Komp. IR 82 Szäszväros Petrozsiny HIR 21 Nagyszeben HIR 23 2 Komp. IR 82 Besztercze Summe



Kroatien, Slawonien, Krain, Fitime Laibach Fiume Lst.IB 153 Karlovac Zagreb Osijek Ruma

65 Kompanien



IR 19 3 Komp. 3 Komp. 3 Komp. IR 26 3 Komp.

IR 96 IR 53, IR 91 IR 65

Summe

1 Feldbaon

20 Kompanien



Gesamtsumme

8 Feldbaone

207 £ Kompanien

19 Feldassistenzbaone

Diese 315 Vi Assistenzkompanien v o n Feldbataillonen, Ständigen Assistenzbataillonen und Feldassistenzbataillonen bildeten in den letzten Tagen der Donaumonarchie das Rückgrat f ü r die Aufrechterhaltung der alten O r d n u n g im Hinterland. D a n e b e n gab es noch 122 V-i bei den Ersatzkörpern

Das letzte Aufgebot

119

des Heeres, der k. k. Landwehr und der k. u. Honved verwendungsfähige Kompanien mit sieben und mehr Wochen Ausbildung und 28 3U eventuell zu verwendende Kompanien. Dies ergab einen Stand von insgesamt 466 Vi Kompanien 51 . Aus den Ständen der Ersatzkörper wurde auch die k. k. Gendarmerie mit Landsturm-Gendarmerieassistenzen unterstützt. In Frage kamen Frontdiensttaugliche der Jahrgänge 1873 bis 1900 mit acht Wochen Ausbildung, die als unbedingt verläßlich galten und nach Möglichkeit der Landessprache mächtig sein sollten. Das Militärkommando Krakau stellte Ende Oktober 900 Mann, Wien 1.350, Graz 1.700, Prag 1.100, Leitmeritz 1.200, Przemysl 800, Lemberg 1.550, Innsbruck 1.100 und Mostar 300 Mann bei; 6.000 Mann davon kamen vom Heer, 4.000 von der k. k. Landwehr 5 2 . In der zweiten Oktoberhälfte begann man zusätzlich Assistenz-Hand-MGZüge bei den Kursen zu formieren: Die sieben Infanterie-MG-Instruktionskurse in Bruck - Kiralyhida (Kaisersteinbruch), Milowitz, örkenytabor, Kenyermezö, Fuzine, Petrinja und Trebinje bzw. der Kavallerie-MG-Instruktionskurs in Bruck - Kiralyhida hatten sofort alle Vorbereitungen zu treffen, um mit dem bei den MG-Kursen befindlichen MG-Material im Bedarfsfall eine möglichst große Zahl von Hand-MG-Zügen f ü r Assistenzzwecke zu formieren und dem Kriegsministerium marschbereit zu stellen. Es wurde mit etwa 10 bis 15 Hand-MG-Zügen a 4 MG pro Kurs gerechnet. Wo InstruktionsMG-Kompanien bestanden, sollte ihre eventuelle Heranziehung zu Assistenzzwecken als geschlossene MG-Kompanie erfolgen. Zwölf Stunden nach Eintreffen eines Telegrammavisos sollte jedenfalls das Abrollen der Hand-MGZüge zu einer Assistenzverwendung sichergestellt sein 53 . Rein organisatorisch wäre die k. u. k. Armee Ende Oktober 1918 wohl in der Lage gewesen, ihre Funktion als innenpolitischer Machtfaktor zu 51

M

53

Bei den Ersatzkörpern verwendungsfähige Assistenzkompanien mit 7 Wochen Ausbildung, ab 28. Oktober 1918 - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 1 - 1 0 / 5 8 . KM Abt. 10, Erl.Nr. 316.488 res., im Einvernehmen mit dem k. k. MfLV an alle MilKmden, in Österreich auch an alle Ldw.Gruppen der MilKmden, 21. X. 1918 — ΚΑ, AOK Op.Abt. v. 1918, 114.180. Heimkehrer und Analphabeten, so hieß es, durften zu diesem Dienst nicht herangezogen werden. KM Abt. 5, Nr. 12.289, Verschluß, express, an IMGIK Bruck-Kirälyhida (Kaisersteinbruch), Milowitz, örkenytäbor, Kenyermezö, Fuzine, Petrinja und Trebinje sowie an KMGIK Bruck-Kirälyhida, 20. X. 1918 - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 1 6 - 1 5 / 3 - 3 . Die Offiziers-, Unteroffiziers- und Mannschafts-Frequentanten (inklusive ScharfschützenFrequentanten) des laufenden Ausbildungsturnusses konnten nach Bedarf zur Formierung herangezogen werden. Ein Drittel der aufzustellenden Hand-MG-Züge sollte von energischen Subalternoffizieren (Fähnrichen) kommandiert werden. Zwecks möglichster Personalersparnis waren diese Assistenz-Hand-MG-Züge ohne Reserve-Hand-MG-Schützen und mit nur vier Karabinerträgern zu formieren. Nicht festgestellt konnte werden, wieviele Hand-MG-Züge bei den Kursen tatsächlich aufgestellt wurden, da bei ihrer Verwendung — ζ. B. in Wien — nur von „IMGK" die Rede war.

120

Durchbruch der Nationen

erfüllen 54 : Feldbataillone, Ständige Assistenzbataillone, Feldassistenzbataillone, bei den Ersatzkörpern verwendungsfähige Kompanien, Assistenz-HandMG-Züge und Landsturm-Gendarmerieassistenzen standen einsatzbereit. Unterstützt von Gendarmerie und Polizei hätten diese Kräfte die innenpolitischen Umsturzbewegungen wohl noch einige Zeit niederhalten können. Dies machte nicht zuletzt der mißlungene Umsturzversuch in Böhmen vom 14. Oktober deutlich. Josef Redlich, der diese Gegebenheiten sehr wohl erkannt hatte, notierte dazu am 21. Oktober in sein Tagebuch: „Die Wilson-Note dürfte in den allernächsten Tagen die Konstituierung aller österreichischen Volksstaaten zur Folge haben. Das Seltsame dabei ist, daß Militär, Polizei und Verwaltung bisher audi in den slawischen Ländern tadellos funktionieren: der Staat ist also nunmehr ganz auf seine wahre Natur als Funktion eines historischen Machtapparates rückgeführt!" 55 Noch versuchte man konationale Einflüsse von den Einheiten fernzuhalten: Die meisten Assistenzbataillone und Feldassistenzbataillone in Böhmen bestanden aus Mannschaften magyarischer, rumänischer oder deutscher Nationalität; die Truppen in Mähren und Schlesien stammten in der Mehrzahl aus Niederösterreich und der Steiermark; die Assistenzkompanien in Galizien hatten hauptsächlich deutschen und magyarischen, aber auch polnischen und rumänischen Anteil; die Assistenztruppen in den Alpenländern rekrutierten sich zum Großteil aus Ungarn, aus Kroatien und Bosnien, aber auch aus Tirol sowie dem deutschsprachigen Westungarn und Südböhmen; die Assistenztruppen in Ungarn — weniger national unterschiedlich — kamen aus der ungarischen Reichshälfte bzw. aus Bosnien, wobei der magyarische Nationalitätenanteil im Gesamtschnitt deutlich überwog; in den südslawischen Gebieten waren magyarische, deutsche, allerdings auch kroatische Soldaten eingesetzt56. Dennoch mußte sich die Frage stellen, inwieweit trotz dieses taktischen Vorgehens im nationalen Bereich und trotz der zahlenmäßigen Stärke der Ende Oktober im Hinterland der Donaumonarchie vorhandenen Assistenztruppen die Verläßlidikeit im Sinn der alten Ordnung gegeben war: Würden diese Truppen im Falle innerer Unruhen noch einem Schießbefehl ihrer Offiziere gehorchen? Würden die Offiziere im äußersten Fall bereit sein, diesen Schießbefehl zu erteilen? Um diesen äußersten Fall kreisten die Gedanken in den militärischen Führungsspitzen ebenso wie in den Zentren der aufkommenden Gegenbewegungen. Der Zugriff dieser Gegenbewegungen mußte 54

65 56

Vgl. Assistenzanforderungen und Mindestbesatzung für das Hinterland. K M Abt. 5, Nr. 11.995 res., an k. k. M d l , 23. X. 1918 - K A , K M Abt. 5 v. 1918, 1 - 8 8 . Schicksalsjahre Österreichs. Tagebuch Redlichs. 2. Band. 305. Diese nationalen Zusammensetzungen beziehen sich auf die Truppenkörper in der Tabelle vom 21. X. 1918. Vgl. dazu: K A , M K S Μ ν. 1918, 3 0 - 1 / 2 - Farbentabellen 1918; Nationalität und Ergänzungszuständigkeit der Assistenzbataillone, 21. IX. 1918 — K A , M K S M v. 1918, 69—4/21 — 5; Skizze: Dislokation der Feldassistenzbaone und ihre nationale Zusammensetzung, 21. X. 1918 — K A , K M Abt. 5 v. 1918, 1 — 10/61.

Das letzte Aufgebot

121

in letzter Konsequenz zur Auseinandersetzung um die Truppen führen, um die Befehlsgewalt. An diesen äußersten Fall dachte man im A O K in Baden und im Kriegsministerium in Wien. Die Entwicklung zum Schwüre treiben wollte man dort allerdings nicht. Ein letztes Gefecht war nicht unbedingt vorgesehen. Man war in bedrängter Lage, in der Entwicklung an der Front ebenso wie im Innern. Man stellte dies in Rechnung. Man suchte die einvernehmliche Lösung, nicht den Kampf, eher das Arrangement als den Eklat. A O K wie Kriegsministerium trafen Vorkehrungen. Im A O K in Baden hatte man in diesen Tagen um die Oktobermitte wenig Grund zu Optimismus. Man sah sich einer aufgerissenen, in voller Rückzugsbewegung befindlichen Balkanfront, weiters einer zwar noch intakten Front in Italien gegenüber, die jedoch unter dem Druck der italienischen Angriffsvorbereitungen und angesichts der immer deutlicher Gestalt gewinnenden politischen Umwälzungen im Hinterland hart vor ihrer letzten Zerreißprobe und in jeder Hinsicht an der Grenze ihrer Kräfte stand. Das Kaisermanifest hatte zusätzlich Verwirrung gestiftet 57 . Und schon gegen Mitte des Monats, als man die Räumung Venetiens in Erwägung ziehen mußte, hatte sich die Frage ergeben, ob eine solche Bewegung unter den gegebenen Umständen überhaupt gewagt werden könnte. D a war das bedenkliche Bild eines Rückzuges der in ihrer Disziplin gelockerten Verbände aufgetaucht, in den der sprungbereite Gegner hineinstößt, ein Rückzug, der zur Flucht wird, zum Zurückfluten und zur Flut, die das Hinterland mit revoltierenden und plündernden Soldatenmassen überschwemmt 58 . Einheitliche, straffe und möglichst unbeeinträchtigte Führung allein konnte nach Auffassung des A O K als Damm wirken, das Auseinanderbrechen der Verbände hintanhalten und eine katastrophale Entwicklung vermeiden. Das A O K wollte aus dieser Überlegung heraus weitestgehend vorbeugen, wollte seine Autorität auch für die Zeit der Liquidation des Krieges und auch gegenüber den sich neu bildenden nationalen Machtzentren absichern, "

68

Auch der das Manifest begleitende Armee- und Flottenbefehl vermochte an der Wirkung des kaiserlichen Aktes nichts zu ändern. Manche höheren Kommandostellen versuchten in letzter Minute, das Bekanntwerden zu verhindern. — ÖU1K V I I . 561 f., 582; KERCHNAWE, Zusammenbruch. 53 ff. Schon am 11. Oktober hatte das H G K F M von Boroevic Befehl erhalten, das f ü r den K a m p f nicht unmittelbar benötigte Kriegsmaterial abzutransportieren. A m 14. Oktober hatte im A O K unter Hinzuziehung der Generalstabschefs der Heeresgruppen und Armeen eine Besprechung stattgefunden, welche die Räumung Venetiens zum Gegenstand hatte. Neben dem Mangel an Transportmitteln wurde das Moment, ob man einen allfälligen Rückzug führungsmäßig in der Hand behalten würde, gegen den Räumungsgedanken vor dem italienischen Großangriff ins Treffen geführt. — Vgl. ÖU1K V I I . 577 f. Über den materiellen und moralischen Zustand der T r u p p e n im Frühherbst 1918 vgl. die Meldungen der bei den Armeen der Südwest-Front eingeteilten Verbindungsoffiziere des A O K . — KERCHNAWE, Zusammenbruch. 21 ff.; ÖU1K V I I . 571 ff.

122

Durdibruch der Nationen

selbst über einen allfälligen Umsturz im Hinterland hinweg. Und es schreckte in diesem Streben auch vor einer Kontaktaufnahme mit jenen Elementen nicht zurück, die in ihrer Haltung zur Monarchie für in hohem Maße fragwürdig angesehen werden mußten 59 . Generalstabsoffiziere wurden entsandt 60 . Sie sollten versuchen, die Repräsentanten der aufkommenden neuen politischen Machtzentren auf die Notwendigkeit des Weiterbestands eines gemeinsamen Befehlsapparates bis zur Heimkehr der Truppen aufmerksam zu machen, sollten deren Unterstützung für diesen Gedanken gewinnen, zumindest deren Gegenwirkung in Richtung Front hintanhalten 61 . Am Rande der letzten Auseinandersetzung sollte selbst das Kriegsministerium die Kontaktaufnahme der Militärkommanden mit den neuen nationalen Zentren freigeben. Die Nationalausschüsse und Nationalräte, die nationalen Plattformen der Parteien, waren entscheidende politische Machtfaktoren geworden, der Nationalausschuß in Prag, die Liquidationskommission in Krakau, die Nationalräte in Budapest, Zagreb und Sarajevo, um nur die wichtigsten zu nennen. „Die Militärkommandos werden ermächtigt", so hieß es in einer Note, die den kommandierenden Generalen am 28. Oktober zuging, „mit den National-Räten ihres Bereiches zum Zwecke der Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung und zum Zwecke der Verpflegung der Truppen im Bedarfsfalle in Verbindung zu treten." Das Gewicht dieser Erklärung wurde kaum durch den Vorbehalt gemildert, daß wichtige Entschließungen „vorher telephonisch oder mit Hughes dem K M zur Genehmigung vorzulegen" seien62. An den äußersten Fall dachte man in weniger einvernehmlichem Sinn auf der Gegenseite, in den Zentren der nationalen Bewegungen. An ihrem Widerstand zeigte sich zeitweise selbst die alliierte militärische Führung interessiert 63 . Und allenthalben hatten sich konspirative Zellen nun selbst unter Offizieren gebildet... · · Rudolf KALHOUS, Budoväni armädy (Aufbau der Armee). Prag 1935. 18 f.; Ders., Neznämy manifest (Unbekanntes Manifest). In: Naäe revoluce. IX/251. 60

61

62

113

Ö U 1 K V I I . 5 8 2 ; v g l . KALHOUS, B u d o v ä n i . 19.

Mit diesen Kontaktaufnahmen bekundete das A O K zweifellos eine gewisse Kooperationsbereitschaft mit den sich neu formierenden politischen Kräften. — Vgl. Richard Georg PLASCHKA, Cattaro-Prag. Revolte und Revolution. Wien/Graz/Köln 1963. 212 ff. In diesem Zusammenhang ist besonders auf die Mission des nach Prag abgesandten Majors d. G. Kalhous zu verweisen. Telegramme K M Abt. 5, Nr. 13.200, an alle MilKmden, 28. X. 1918 - K A , M K S M v. 1918, 6 9 - 2 7 / 4 . Über das Interesse der Alliierten, nicht zuletzt des Marschalls Foch, an einem Aufstand der Tschechen vgl. John BRADLEY, Die tschechoslowakische Legion und die Haltung der Alliierten zur Auflösung der Habsburgermonarchie. In: Die Auflösung des Habsburgerreiches. Zusammenbruch und Neuorientierung im Donauraum, ed. Richard G. PLASCHKA und Karlheinz MACK. Wien 1970. 203—208. = Schriftenreihe des österreichischen Ost- und Südosteuropa-Instituts III.

123

Das letzte Aufgebot 2 . LOYALITÄTEN IM WIDERSTREIT

Offiziere

in Konspiration,

Assistenzen

in

Disziplinschwierigkeiten

Nationalbetonte Offizierskreise — vor allem im tschechischen, polnischen und ukrainischen Bereich — bildeten konspirative Zirkel in der Armee, Ansätze zu sozialistischer Konspiration in der Armee gab es in Wien. In Prag w a r ab dem Sommer 1918 das Zentrum eines Widerstandskreises von Offizieren herangewachsen. Ihr Führer: der H a u p t m a n n Rosicky v o m mährischen IR 3, frontbewährt, Bataillonskommandant, nun Taktiklehrer an der Prager Kadettenschule 1 . Das Programm der Gruppe: In den Garnisonen Böhmens und Mährens sollen verläßliche Offiziere gewonnen werden, die im Umsturzfall sofort die Truppen in die H a n d zu bekommen trachten; auf Urlaub in der H e i m a t weilende Frontoffiziere sollen in dem Sinn beeinflußt werden, daß sie nach ihrer Rückkehr ins Feld Sabotageakte ausführen und armeezersetzend wirken; für Prag als Zentrum des Widerstandes sind Waffen in möglichst großer Zahl bereitzustellen; die Grünen Kader, über die man sich freilich nicht sehr informiert zeigte, sollen in die Organisation einbezogen werden; die Grenzgarnisonen sollen für einen Soforteinsatz zur Grenzsicherung vorbereitet werden 2 ; der Sabotagedienst der Eisenbahn ist derart zu organisieren, daß im Ernstfall die Heranführung deutsch-österreichischer oder ungarischer Regimenter vereitelt würde. U n d zum Programm kam die Verschwöreratmosphäre, kam der Eid, der Gegeneid, und die angedrohte Todesstrafe für den, der ihn brechen, der Verrat üben würde: „ . . . jeder Treubruch . . . mit dem Tode bestraft . . ." 3 1 2

s

Jaroslav ROSICKY, Rakousky orel padä (Der österreichische Adler fällt). Prag 1933. 12 ff. Vor allem sollte ein eventueller Einmarsch reichsdeutscher Truppen verhindert werden. Vgl. RoälCKY, Rakousky orel. 41; Koloman GAJAN, Nemecky Imperialismus a ieskoslovensko-nemeckd vztahy ν letech 1918—1921 (Der deutsche Imperialismus und die tschechoslowakisch-deutschen Beziehungen in den Jahren 1918 —1921). Praha 1962. 28 f.; Jiri KOÜALKA, Die Haltung des Deutschen Reiches zu den nationalstaatlichen Bestrebungen in Zisleithanien (April bis Oktober 1918). In: Die Auflösung des Habsburgerreiches. Zusammenbruch und Neuorientierung im Donauraum, ed. Richard G . PLASCHKA und Karlheinz M A C K . Wien 1970. 214. = Schriftenreihe des österreichischen Ost- und Südosteuropa-Instituts III. Der Wortlaut des Eides lautete: „Ich schwöre, daß ich freiwillig an das Vorhaben herantrete, ohne alle bösen Vorsätze Volk und Vaterland uneigennützig dadurch zu dienen, daß ich mich an der Organisation der zukünftigen Armee der selbständigen tschechoslowakischen Nation beteiligen und bedingungslos den mir von den hiezu berufenen Faktoren erteilten Instruktionen gehorchen und mich hüten werde, jemandem auch nur das Kleinste von der Existenz der Aktion zu verraten, solange durch eine Änderung der gegebenen Umstände die Existenz dieser Armee nicht rechtskräftig festgestellt sein wird. Ich bin mir der Verantwortung über mein Vorgehen voll bewußt und ebenso dessen, daß jeder Treubruch an diesen übernommenen Verpflichtungen mit dem Tode bestraft wird." — RoSlcici, Rakousky orel. 37 und 65.

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Durchbruch der Nationen

Die beteiligten Offiziere 4 : neben dem Hauptmann Roiicky ein weiterer Offizier vom IR 3, der Hauptmann Antonin Kramar, der die militärische Widerstandszelle in Brünn bilden sollte, der Oberleutnant 2entel, ebenfalls von der Prager Kadettenschule, Lehrer des Pionierdienstes5, der Schularzt, er stand für die zweckdienliche Einstufung in gesundheitlicher Hinsicht zur Verfügung, ein Hauptmann von der Infanterie, der die Kanzleiarbeiten übernahm, ein Fliegeroffizier, der bald seine Versetzung zur Prager Militärpolizei erreichen sollte, ein Leutnant der Landwehr, ein Rittmeister vom Automobilkorps, ein Reserveleutnant, der im Eisenbahnwesen Einfluß hatte, ein Waffenoffizier von den Maschinengewehren, ein Militärbeamter vom! Versorgungsdienst. Und die Bewegung wuchs, Schritt um Schritt gewannen die Mitglieder der Gruppe in ihrem Bereich weitere Vertrauensleute, stießen selbst in die Assistenztruppenteile vor 6 , unterwiesen abgehende Offiziere, da einen Leutnant, der in Iglau wirken sollte, dort einen Oberleutnant, dessen befohlenes Ziel Siebenbürgen war, einen Rittmeister, dessen Marschbefehl auf den Piaveabschnitt lautete 7 . Zwar war man ständig in Gefahr, entdeckt zu werden. Die Offiziersgruppe hatte sich anfangs jeweils in der Wohnung eines Oberleutnants versammelt, am Rieger-Kai. Die Polizei hatte von den Zusammenkünften erfahren, es war Meldung erstattet worden — die Meldung landete in der Hand eines Vertrauensmannes. Der warnte. Man übersiedelte in die Wohnung eines anderen Offiziers, im Vorzimmer wachte der Offiziersdiener. Drinnen gab man vor, Karten zu spielen, selbst dem Diener gegenüber. Aber — vorsichtig geworden — wechselte man den Ort. Man traf einander — alle beteiligten Offiziere sprachen fließend deutsch — sogar im Deutschen Haus auf dem Graben. Trotzdem mußte selbst der Stationskommandant FML Zanantoni einen Hinweis auf eine Offiziersverschwörung erhalten haben. Die Militärpolizei wurde angesetzt. Die Nachforschungen leitete — ein Mitverschwörer. Natürlich blieben sie ergebnislos. Aber man hatte die Quelle der Anzeige nicht erfahren können, und daß der Nachrichtendienst an den Fersen haftete, blieb bedrükkend 8 . Immerhin hatte Rosicky manche Disposition erarbeitet. Für den Ernstfall lagen Instruktionen für die Garnisonen vor 9 . Die Aufbringung der WafROSICKY, Rakousky orel. 4 2 ff.; vgl. PLASCHKA, Cattaro-Prag. 2 0 8 . Dem Oblt. 2entel bot Roäicky als erstem Prager Offizier die Mitarbeit an der militärischen Aktion an, nach Roäickys Bericht in der ersten Hälfte August, während einer Vormittagspause im Anstaltsgarten der Kadettenschule. — ROSICKY, Rakousky orel. 4 7 und 6 6 . ' Einen tschechischen Leutnant der Assistenzbatterie aus der Wrschowitzer Kaserne gewann der Hauptmann Kostrba. Der Leutnant sollte im Ernstfall dafür sorgen, daß die vorwiegend tschechische Mannschaft der Batterie den Offizieren deutscher Nationalität den Gehorsam verweigere. — RoäiCKY, Rakousky orel. 88 ff. ' ROSICKY, Rakousky orel. 6 6 ; vgl. PLASCHKA, Cattaro-Prag. 2 0 8 . 8 RoSlCKY, Rakousky orel. 73 ff. " In den Garnisonen mit vorwiegend tschechischen Truppen sollte der dazu bestimmte Offizier gemeinsam mit anderen ins Vertrauen gezogenen Offizieren und Unteroffizieren 4

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f e n zählte freilich zu den Hauptsorgen. D a s erste, w a s man an Ausrüstung im Ernstfall zur V e r f ü g u n g zu haben glaubte, w a r e n die beiden Maschinengewehre u n d 5 0 0 Repetiergewehre samt Munition aus der Kadettenschule 1 0 . Weiters dachte m a n an Schußwaffen u n d Munition in verschiedenen Lazaretten — die Bestände der nach Prag verlegten Verwundeten 1 1 . Schließlich gab es noch Verbindungen zu den freilich schwachen konationalen Truppen der Garnison 1 2 . In den M a g a z i n - und Kellerräumen eines Bildhauers und eines akademischen Malers f a n d man geeignete Unterbringungsmöglichkeiten für das anzulegende Waffenlager. A u d i an die Errichtung einer geheimen D r u k kerei w a r gedacht 1 3 . U n d unbemerkt langte man bereits in die Tresore des Gegners. D e m zur Militärpolizei eingeteilten Fliegerhauptmann Kostrba gelang es, geheime Aufzeichnungen über den Stand der Truppen in Böhmen und Mähren im M i l i t ä r k o m m a n d o Prag zu entwenden 1 4 . Konspirativen nationalen Widerstand unter Offizieren gab es nicht nur in Prag. Ein zweites Zentrum w a r Krakau. Z w a r standen im polnischen Bereich, entsprechend den dort weiter fortgeschrittenen Selbständigkeitsbestrebungen auf politischer Ebene, stärkere Organisationsansätze im H i n t e r grund, so die P O W , die Polska Organizacja W o j s k o w a , die Polnische Militärorganisation, weiters die R a h m e n der Legionen, zusätzlich die D r u z y n y tschechischer Nationalität im Augenblick des Umsturzes sofort die deutschen und magyarischen Offiziere ausschalten und internieren, tschechische Offiziere sollten das Kommando übernehmen; dann sollte die Mannschaft informiert, vom Eid für Österreich entbunden und auf die tschechoslowakische Fahne vereidigt werden. Im Zusammenwirken mit den örtlichen Sokolformationen waren die Amtsgebäude, wie Post- und Telegraphenamt, Polizeibehörde und Bahnhof, zu besetzen; bereitgehaltene Flugzettel sollten die Bevölkerung von der neuen Sachlage informieren; die Garnison hätte schließlich den Prager Zentralstellen zur Verfügung zu stehen, ihre Bereitstellung wäre dem Nationalausschuß in Prag telephonisch oder telegraphisch zu melden. Anders war das Vorgehen in Garnisonen mit vorwiegend deutscher oder magyarischer Mannschaft vorgesehen: Auf die Soldaten wäre demoralisierend einzuwirken, Flugzettel in der Muttersprache der Mannschaften sollten vorbereitet sein, die Aussichtslosigkeit des bereits verlorenen Krieges, die Dringlichkeit der Heimkehr zu den Familien, die Notwendigkeit, weiteres Morden einzustellen, in ihnen zur Sprache kommen; Desertionen sollten unterstützt, Transportbewegungen von Truppen zu einem allfälligen Einsatz gegen die Revolutionäre in Prag im Zusammenwirken mit den Eisenbahnern unter allen Umständen, notfalls durch Unterbrechen der Strecke, verhindert werden. — RoäiCKi, Rakousky orel. 78-81. 10 Ebenda. 87 f.; Franti§ek Sis, Sedmadvacäty rijen (Der siebenundzwanzigste Oktober). In: Naäe revoluce. U/349. Die beiden in der Kadettenschule eingeteilten Offiziere aus dem Umsturzkreis hatten sich den Zugang zu den Waffen gesichert. 11 Josef SCHEINER, Vojensky pfevrat Ν Praze (Der militärische Umsturz in Prag). In: Naäe revoluce. II/344; RoälCKi, Rakousky orel. 88. " Ebenda. " Sfs, Sedmadvacäty rijen. 11/349; Frantiäek Sfs, 28. rijen (Der 28. Oktober). In: NaSe revoluce. X/343; RoäiCKtf, Rakousky orel. 88. Als Waffendepots sah man Räume bei dem Bildhauer Capek und dem Maler Engelmüller vor. 14 RoSiCKf, Rakousky orel. 87.

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Kosciuszkowskie, die Kosciuszko-Gruppen 15 . Nicht alle Verbände waren freilich gleichermaßen einsatzbereit. Aber Neigung zum Widerstand entsprang auch hier weniger der Einteilung von oben, sondern vor allem der da und dort spontan aufkommenden Haltung unten — in den Einheiten der k. u. k. Armee. Da war ein Oberleutnant vom IR 57, Oberleutnant i. d. Res. Stawarz, Kommandant einer MG-Abteilung, zunächst im Assistenzeinsatz im Teschener Gebiet, ab August in Krakau, zugeteilt einem Assistenzbataillon, als Kommandant der MG-Kompanie; ein Viertel der Mannschaft stellten seine Polen vom Tarnower IR 57. Und er glaubte seine polnischen Soldaten in der Hand zu haben: „Schon im Mai 1918, während meines Assistenzdienstes im Teschener Schlesien, waren meine Leute zur Revolution b e r e i t . . ." 1 6 Zu Stawarz stießen, zugeteilt zum selben Bataillon, zwei weitere polnische Offiziere, Leutnante, einer ebenfalls von den 57ern, der andere vom Krakauer F J B 13 17 , dazu von 57 ein Unteroffizier. Vom IR 56 18 , zugeteilt dem Assistenzbataillon IR 1, kam ein weiterer Offizier. Und man dachte nicht nur an die eigene Mannschaft: Ober die Vermittlung von Eisenbahnern wurde auch Verbindung zu einer Gruppe von bewaffneten Deserteuren aufgenommen 19 . Aber neben dieser Gruppe forscher junger Subalternoffiziere hebt sich im militärisch-konspirativen Kreis Krakaus noch ein Stabsoffizier ab — der Oberst Roja. Er repräsentierte den Kreis der Legionäre, war selbst Legionsoffizier, einst Kommandant des 4. Legionsregiments gewesen. Roja hielt Verbindung mit Politikern, vor allem mit zweien der Volkspartei, den Reichsratsabgeordneten Grafen Lasocki und Tetmajer. Und Roja sollte in Krakau Legionäre zusammenziehen; ihre Unterbringung in Schulgebäuden wurde von der Stadtverwaltung zugesagt 20 . In den sich oft überschneidenden Kreisen der Legionäre und der POW traten in Westgalizien mit dem Oberst Roja die Legionäre in den Vordergrund. Als „organisatorisch unbedeutend" hat Roja selbst die POW eingestuft und abgewertet, die zwar über Stäbe verfügte — in Warschau, Lublin, 15

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Boleslaw ROJA, Legendy i fakty (Legenden und Tatsachen). Warszawa 1932. 54 ff.; A d a m CHMIEL, Oswobodzenie Krakowa (Die Befreiung Krakaus). W Krakowie 1929. 9. CHMIEL, Oswobodzenie. 9. Chmiel führt sichtlich irrtümlich für Krakau ein Assistenzbataillon IR 99 an. In Krakau lag laut Angaben des K M das Ständige Assistenzbaon I R 93, ein Assistenzbataillon IR 99 war nicht aufgestellt worden. IR 57: 87% Polen, 7,5% Tschechen, 3% Deutsche, 2% Ruthenen, 0,5% Magyaren - K A , Farbentabellen 1918. Über die nationale Zusammensetzung des F J B 13 im Jahre 1918 liegen keine Angaben vor. Vgl. K A , Farbentabellen 1918. Die Ergänzung erfolgte aus dem MilKmdo-Bereich Krakau. IR 56: 81% Polen, 10% Deutsche, 6% Ruthenen, 3% Tschechen - K A , Farbentabellen 1918.

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CHMIEL, O s w o b o d z e n i e . 9 f.

20

Zygmunt LASOCKI, Wspomnienia szefa administracji P . K . L . i K.Rz. (Erinnerungen des Verwaltungsleiters der Polnischen Liquidationskommission und der Regierungskommission). Krakow 1931. 8; CHMIEL, Oswobodzenie. 10.

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Lemberg und eben in Krakau —, aber der es an Freiwilligen fehlte und damit an Truppen 2 1 . Und in dieses Vakuum — sich zum Teil mit der P O W identifizierend — traten in Galizien die Legionäre, freilich gegenüber der P O W sichtlich audi auf die Wahrung ihrer Führungsansprüche bedacht. Ein zentrales Kommando für ganz Galizien und f ü r die österreichischen Gebiete überhaupt hatte Roja am 16. Oktober vom Regentschaftsrat in Warschau verlangt, sich jedoch zu wenig unterstützt gefunden 2 2 . Audi neben Roja tauchten k. u. k. Offiziere polnischer Nationalität auf: der Leutnant T£cza, eben auf Urlaub in Krakau von der italienischen Front, der Oberleutnant Haller, Artillerieoffizier, in Krakau zugeteilt der Kriegsgetreide-Expositur. Haller stellte zusätzlich eine Verbindung über den militärischen Kreis hinaus her: Durch den Professor Pachonski, Geschichtsprofessor am Lehrerseminar, gewann er Zugang zur Schuljugend, vermochte deren Mobilisierung im Umsturzfall vorzubereiten. In der Kanzlei oder in der Wohnung empfing Haller weitere, sich zur Widerstandsorganisation meldende Offiziere, und Ende September wurden sie bereits auf Evidenzkarten erfaßt 2 3 . Und zu diesem dem Oberst Roja nahestehenden Kreis stieß nun auch der Oberleutnant Stawarz, stellte sich samt seiner polnischen Mannschaft im Assistenzbataillon dem Oberst zur Verfügung und vermochte ihm darüber hinaus wesentliches Nachrichtenmaterial zu liefern: die Besatzungsstärke und den Alarmplan der Festung Krakau 2 4 . Als sich unter den polnischen Offizieren die Nachricht verbreitete, daß die k. u. k. Militärbehörden Materialtransporte aus Galizien abzögen, darunter auch Kriegsmaterial, sicherte die Gruppe um Oberst Roja Sprengmunition f ü r ihre Zwecke. Ein Pionieroffizier ließ sich das Material im Sprengmunitionsmagazin der Pioniere aushändigen. Der Oberleutnant berichtet: „Da ich sie [die Sprengmunition, A. d. V.] in einer Menge von 60 kg Ekrasit nicht verbergen konnte, trat ich in Verbindung mit einem Militärkaplan, mit dem Kapuzinerpater Zygmunt (Jan Bargret) und mit seiner wie auch des Kapuzinerguardians Erlaubnis brachte ich die Munition in der Zelle des P. Zygmunt im Kapuzinerkloster in Krakau unter . . ," 25 Ein dritter Kreis konspirativen militärischen Widerstands zeichnete sich im Bereich der Ukrainer ab. Ihre Basis war die in der Bukowina stationierte Ukrainische Legion. Ihr potentieller Gegner war allerdings nicht die Donau21

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ROJA, Legendy. 54; vgl. Adam PRÖCHNIK, Powstanie paristwa polskiego (Die Entstehung des polnischen Staates). In: Kronika ruchu rewolucyjnego wPolsce. Bd. 4. Warszawa 1938. 199. ROJA, Legendy. 57. Roja meldete gleichzeitig nach Warschau, daß er neben dem schon organisierten 4. IR die Bildung eines 5. und 8. IR in Krakau befohlen habe, die Bildung eines 9. und 10. IR in Lemberg. Auch sollte die 3. Legionsbrigade auf dem Territorium der Monarchie Wiederaufleben. Die Behörden der Monarchie mögen um Zurverfügungstellung der nötigen Objekte ersucht werden. CHMIEL, Oswobodzenie. 12. Bericht Tfcza. Ebenda. 13. Bericht Stawarz. Ebenda. 13 f. Bericht Szokolnikowski.

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monardiie und deren militärische Repräsentanz — als Gegner ins Auge gefaßt hatten sie vielmehr die Polen. Die ukrainische Widerstandsgruppe wollte gegebenenfalls einen Zugriff der Polen auf mehrheitlich von Ukrainern bewohnte ostgalizische Gebiete verhindern. Der ukrainische Legionsmajor Dmytro Vitovskyj hatte Anfang September mit einigen anderen Offizieren der Legion den Kern der Konspiration gebildet. Allmählich wurden Offiziere ukrainischer Nationalität auch anderer Truppenteile der k. u. k. Armee, die vor allem in Ostgalizien gelegen waren, in den Kreis der Absprache einbezogen. Mit den Offizieren hoffte man die konationalen Mannschaften gewonnen zu haben. Auf diese Art hatte man bis Ende Oktober soweit vorgearbeitet, daß man den größten Teil der Soldaten ukrainischer Nationalität in den ostgalizischen Garnisonen als bereit ansehen durfte, eine sich als zweckmäßig erweisende ukrainische Machtübernahme militärisch abzusichern26. Ein Widerstandskreis besonderer Art innerhalb der Armee läßt sich schließlich in Wien feststellen. Der Kreis stand nicht unter nationalen, sondern unter sozialistischen Vorzeichen. Das Heer sollte als innenpolitisches Machtinstrument — vor allem im Falle eines Einsatzes gegen Arbeiter — ausgeschaltet werden. Im Kriegsministerium in Wien saß seit Anfang November 1917 als sozialpolitischer Referent in der Kriegswirtschaftlichen Abteilung der Leutnant Julius Deutsch, führendes Mitglied der Sozialdemokraten, Vertrauensmann der Gewerkschaftskommission, von ihr auch dorthin nominiert. Von seiner Dienststelle aus vermochte Deutsch auch den Auf- und Ausbau eben jener Streitkräfte zu verfolgen, die gegebenenfalls gegen innere Unruhen eingesetzt werden sollten. Der Leutnant Deutsch gelangte in den Besitz vertraulicher Mitteilungen über die neu formierten Assistenzeinheiten: „Genaue Angaben über die Dislokation, die Stärke und Bewaffnung jeder einzelnen Truppe sowie über ihre Kommandoverhältnisse kamen in meine Hand." 2 7 Deutsch wollte „nicht tatenlos zuschauen, wie die Militärs einen eigenen Apparat zur blutigen Niederwerfung der Arbeiterschaft schufen". Allerdings W. KUTSCHABSKY, Die Westukraine im Kampfe mit Polen und dem Bolschewismus in den Jahren 1918—1923. Berlin 1934. 38; vgl. Kost' LEVYCKYJ, Velykyj zryv. (Do istoriji ukrajinskoji derzavnosty vid bereznja do lystopada 1918 r. Na pidstavi spomyniv ta dokumentiv) (Die große Erhebung. [Zur Geschichte der ukrainischen Staatlichkeit vom März bis November 1918. Auf Grund von Erinnerungen und Dokumenten]). L'viv 1931. 124 f.; Mychajlo LOZYNSKYJ, Halycna Ν rr. 1918 — 1920 (Ukrajinska revolucija. Rozvidky i materijaly. Knyha p'jata) (Galizien in den Jahren 1918 — 1920 [Ukrainische Revolution. Abhandlungen und Materialien. 5. Buch]). Wien 1920. 38 und 41. " DEUTSCH, Österreichs Revolution. 3—6. Allerdings fehlen in den „Militärpolitischen Erinnerungen" von Deutsch exakte Angaben über militärische Assistenzen. Ruthenische Fronteinheiten waren es jedenfalls nicht, die während des Jännerstreiks nach Wien verlegt worden waren, sondern zwei Bataillone des überwiegend magyarischen IR 44 — Ergänzungsbezirk Kaposvir — und später das III. Bataillon IR 37, dessen Mannschaften zu 49% ungarisch und zu 35% rumänisch sprachen. — Vgl. I. 84, 175. 28

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ging er von der Meinung aus, daß der „sterbende Militarismus" in offenem K a m p f noch nicht zu besiegen wäre. Daher wollte er sich in der Gegenaktion auf zwei Faktoren konzentrieren: Information und Agitation. Im Sinne der Information baute Deutsch in den Wiener Kasernen ein N e t z von Vertrauensmännern auf, Mannschaften, Unteroffiziere, selbst einige Offiziere konnten miteinbezogen werden. Bald gab es Emmissäre in nahezu jedem deutschen Truppenkörper. Aus Befehlsstellen und Kanzleien kamen Nachrichten über Dienststücke und Anordnungen. D i e Agitation war streng auf den inneren Bereich der Monarchie und keineswegs frontwärts gerichtet. Die Mannschaften der Einheiten im Hinterland sollten veranlaßt werden, so hatte es sich Deutsch zum Ziel gesetzt, „im Ernstfall nicht mehr den Befehlen ihrer Vorgesetzten sondern den Weisungen meiner Vertrauensmänner" zu folgen. D a s Fazit: „Die Mannschaften sollten sich weigern, auf Arbeiter zu schießen!" 28 Der Anklang, den Deutschs Agitatoren in den Wiener Kasernen fanden, war unterschiedlich. Deutsch selbst meinte mit seiner Beeinflussung dort besser vorangekommen zu sein, wo sich eine größere Anzahl von Heimkehrern befand. Die lange Zeit grundsätzlich defensive Ausrichtung der Aktion — eben im Sinne allfälliger Befehlsverweigerung — sollte ihren offensiven Akzent erst im letzten Augenblick erhalten . . , 2 9 In mehreren Kreisen zogen sich in der k. u. k. Armee die Fäden der Konspiration. Freilich war keiner dieser Widerstandskreise im Sommer 1918 zu selbständigem Losschlagen in der Lage. Vor allem war nicht wenig in diesen Kreisen der theoretischen Erwägung und in erster Linie wunschbetonten Zielvorstellungen verhaftet. D i e Bewährungsprobe der neuen Motivationsrichtung sollte erst in den Umsturztagen kommen. Aber dennoch sind diese Zellen und ihre Fäden ein Symptom, wie weitgehend die k. u. k. Wehrmacht schon im Spätsommer 1918 von zentrifugalen Strömungen durchsetzt war. Die militärische Führung war jedenfalls in ihr unbekanntem Ausmaß bereits mit dem Widerstand in den eigenen Reihen konfrontiert. Gegenüber solchen Tendenzen mußte sich immer wieder aufs neue die Frage nach der Verläßlichkeit der Truppe stellen. Wie würde sie bei Eintritt des äußersten Falles, im Einsatz gegen innere Unruhen, selbst gegen Offiziere, reagieren? Entscheidend mußten die Assistenzverbände sein. Auch sie schienen, wie das Beispiel K r a k a u zeigt, in ihrer Haltung zumindest teilweise schon untergraben. Im Oktober rollten die Feldassistenzbataillone an. Sie sollten das Rückgrat der Assistenzkräfte bilden. Aber auch ihre volle Verwendbarkeit schien nicht mehr unbedingt gesichert 30 . 28 29 30

DEUTSCH, Österreichs Revolution. 6 f. Ebenda. 7. Schon bei der Ankunft des Feldassistenzbaons V I I I in Graz hatte das dortige Militärkommando die Verwendbarkeit dieses Bataillons nicht als eine „absolut zuverlässige" bezeichnet — hauptsächlich wohl deshalb, weil 90% der Mannschaft Heimkehrer waren. —

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Ein extremes Beispiel: das Feldassistenzbataillon X I I , das aus dem Bereich der Heeresgruppe Erzherzog Joseph nach Lobositz bei Leitmeritz in Marsch gesetzt worden war. Schon während der Bahnfahrt hatte es grobe Disziplinwidrigkeiten gegeben. Die 1. und 2. Kompanie des Bataillons rekrutierte sich aus Mannschaften des ungarischen I R 32, die 3. und 4. Kompanie aus solchen des IR 68, dessen Ersatzkörper in Prag garnisonierte. Die MG-Abteilung war aus Mannschaften der H R 9, 10 und 13 gebildet worden. 50 bis 60 °/o der Kompanien bestanden aus Heimkehrern. Als das Bataillon am 17. Oktober nachmittags in Meran einwaggoniert worden war, betrug der Stand 12 Offiziere, 2 höhere Unteroffiziere, 1 Kadettaspirantmediziner und 860 Mann. Schon in Bozen wurde Stroh „requiriert", in Franzensfeste Wein gestohlen; die Fahrt ging weiter über Innsbruck, Salzburg und Linz nach Budweis. Dort stahl man Butter, in Weseli Rüben und schließlich in Lobositz Leder, Schuhfett, Tabak und Zünder 31 . Gleich nach der Ankunft in Lobositz, am 20. Oktober abends, meldete sich der Kommandant des Bataillons, ein aktiver Hauptmann vom IR 78, krank. Das Kommando übernahm ein Oberleutnant, der — wie alle Kompaniekommandanten des Bataillons — Reserveoffizier war. Obwohl sich vor allem die Mannschaft der MG-Abteilung an den Diebstählen beteiligt hatte, wurde nun die Verläßlichkeit des gesamten Bataillons angezweifelt. Gegen das Bataillon wurden sofort Sicherungsmaßnahmen ergriffen. Nur mit Brotsack und Eßschale ausgerüstet, wurde das Bataillon in Unterabteilungen aufgelöst und von je einer halben Kompanie des in Theresienstadt garnisonierenden Assistenzbataillons IR 38 — in der Mehrzahl magyarische Mannschaft — bewacht 32 . Waffen und Munition wurden in einem separaten Waggon gesichert aufbewahrt. Für die Disziplinlosigkeiten auf der Fahrt und am Bestimmungsort wurden als ursächlich „mitbestimmend" angeführt: überhastete Zusammenstellung und Instradierung des Transportes; Erkrankung des Kommandanten im kritischen Augenblick kurz nach der Ankunft; zu wenig Initiative der Offiziere und Unteroffiziere; Nichtbefolgung des Befehls des Kommandanten, die MGAbteilung zu bewachen; mit den Jahren habe sich außerdem die Ansicht gebildet, „daß man bei Bahntransporten stehlen soll" — Geschicklichkeit dabei fördere das Ansehen; die „böhmischen Regimenter leben in Ungarn gut, und so wollen sich die Ungarn in Österreich schadlos halten"; ein „gewisser bolschewikischer Zug" unter den Heimkehrern des IR 68. Der inspizierende Oberst resümierte: Das Feldassistenzbataillon X I I sei seiner schlechten Dis-

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MilKmdo Graz, Präs.Nr. 30.215/A, an K M Abt. 5, 24. X. 1918 - KA, K M Abt. 5 v. 1918, 1 - 1 1 9 (12.909). Oberst Augustin Dorotka von Ehrenwall, Inspizierender der Ersatzkörper der Inf. und Jäger beim MilRmdo in Leitmeritz, an MilKmdo Leitmeritz, 24. X. 1918 — KA, K M Abt. 5 v. 1918, 1 - 1 1 7 (12.930). Bemerkenswert, daß in diesem Fall magyarische Mannschaft — die der M G - Abteilung — von hauptsächlich Konationalen bewacht wurde.

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ziplin halber nicht assistenzbereit; verwendungsbereit könnte es wieder nach vier Wochen Erziehung sein; die Waffen d ü r f t e n den Kompanien erst dann ausgefolgt werden, wenn die Mannschaft die unbedingte G e w ä h r ihrer Verläßlichkeit gebe; eine „Antipropaganda" sei notwendig; unbeugsame Elemente seien abzusondern 3 3 . Was in den Vordergrund drängte, w a r die Frage der Aufrechterhaltung der Disziplin. Das Militärkommando Leitmeritz hatte jedenfalls mit dem Feldassistenzbataillon X I I eine zweifelhafte Verstärkung erhalten. Vom Militärkommando wurde z w a r die Einteilung zweier energischer Offiziere aus dem Stand der Ersatzbataillone der IR 39 und 60 beim Feldassistenzbataillon X I I befohlen. Aber das Militärkommando fügte seiner Meldung über die Vorfälle gleich einen Antrag hinzu: Nachdem das Bataillon durch vier Wochen hindurch nicht verwendungsbereit sein und durch die Überwachung noch zusätzlich das Assistenzbataillon I R 38 gebunden werde, wodurch nun sogar zwei Assistenzbataillone ihrer eigentlichen Bestimmung entzogen seien, werde gebeten, das Feldassistenzbataillon X I I abzuziehen und mit Rücksicht auf die politische Situation ehestens ein anderes, verwendungsfähiges, in den Bereich Leitmeritz zu verlegen 34 . Z w a r können Disziplinwidrigkeiten wie die Diebstähle im angeführten Fall angesichts der angespannten materiellen Situation der Soldaten nicht) unbedingt als Symptom ihrer Unverläßlichkeit im Einsatzfall gewertet werden. Allein die Militärbehörden betrachteten solche Disziplinlosigkeit mit Skepsis — audi im Hinblick auf die vorgesehene Assistenzverwendung. Die Frage der Disziplin und daraus resultierender Einsatzbereitschaft von Assistenztruppen sollte allerdings in den Tagen der Umstürze in den einzelnen Kronländern eine entscheidende, wenn nicht die entscheidende Rolle spielen.

Stagnierende

Propagandaoffensive

Von notwendiger „Antipropaganda" hatte der das Feldassistenzbataillon X I I inspizierende Oberst gesprochen. Noch wurden in der Armee beachtliche Anstrengungen unternommen, die T r u p p e n in ihrem Einsatzwillen, in ihrer Motivation, zu stärken 3 5 . Die im F r ü h j a h r eingeleitete ideologische Schulung lief weiter. Freilich drang sie erst allmählich von oben nach unten, von den Befehlszentralen zu den Mannschaften durch. Vom 1. bis 15. Juli w a r ein weiterer, der dritte Zentralinformationskurs abgehalten worden — f ü r die Unterrichtsoffiziere der Divisionskommanden —, der vierte gleich anschließend vom 21. Juli bis 3. August, während der 33

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Oberst von Dorotka an M i l K m d o Leitmeritz, 24. X. 1918 — K A , K M Abt. 5 v. 1918, 1 - 1 1 7 (12.930). M i l K m d o Leitmeritz, Präs.Nr. 17.754, an K M Präs.Büro, 25. X. 1918 — K A , K M Abt. 5 v. 1918, 1 - 1 1 7 (12.930). Vgl. dazu FARKAS, Katonai összeomläs. 200—207.

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fünfte und letzte vom 22. September bis 5. Oktober für erst im Sommer bestimmte Unterrichtsoffiziere lief. Zu diesem Kurs waren zusätzlich Feldkuraten eingeladen worden. Thron und Altar sollten auch hier sichtbar zusammenrücken. Die Feindespropaganda-Abwehrstelle hatte daher das Apostolische Feldvikariat zur Mitwirkung der Militärgeistlichkeit am vaterländischen Unterricht nachdrücklich aufgefordert 36 . Zusätzlich wartete die FASt mit einer laufenden Publikation auf. Ab 10. Juli erschien — nur für den Dienstgebrauch — ein halbmonatliches Mitteilungsblatt: die „Vaterländische Bildungsarbeit". Es war für alle an der Feindpropaganda-Abwehr mittätigen Dienststellen und Personen bestimmt. Das Blatt brachte Richtlinien und Weisungen der FASt, Einzelbeiträge besonderer Mitarbeiter, Nachrichten über die Feindpropaganda, Streiflichter und Glossen zur politischen Offensive der Entente und immerhin den Versuch systematischer Widerlegung ihrer Propagandaschlagworte. Die Zeitschrift sollte außerdem auf jene Zeitungsnachrichten hinweisen, die im eigenen Hinterland im Sinn der Feindpropaganda schrieben, und sie sollte im Gegenzug das in Vorbereitung befindliche Unterrichts- und Propagandamaterial der eigenen Seite aufzeigen. Förderung der Transparenz: Die Zeitschrift sollte gleichzeitig Plattform möglichst offener Aussprache über Anregungen und Vorschläge sein, daher legte die FASt auch Wert auf die „tätige Mitarbeit aller Unterrichtsreferenten und Unterrichtsoffiziere" 37 . Mit der Zeitschrift aber sollte die Herausgabe weiterer Publikationsmittel nicht erschöpft sein. Ein Handbuch sollte erscheinen. Sein Zweck: übersichtliche und gemeinverständliche Darstellung des anspruchsvollen Themas „österreich-Ungarn vor, während und nach dem Weltkriege", um „im Verein mit einem entsprechend zusammengestellten statistischen Anhang der praktischen Bekämpfung der Feindpropaganda und durch zielbewußte Pflege staatsbürgerlicher Gesinnung der Stärkung des vaterländischen Empfindens" zu dienen. Die Veröffentlichung dieses „Handbuches für den Staatsbürger und den Soldaten" war zwar für den 1. August projektiert, sollte aber bis Ende Oktober nicht mehr Zustandekommen. Die realisierte Publikationstätigkeit gelangte dennoch zu bemerkenswerter, wenn auch in manchem Projekt in ihrer Wirksamkeit problematischer Entfaltung — von Spottliedern bis zu Bildungsreihen38. " ΚΑ, AOK FASt 1918, Fasz. 5.994, 223 res. " Vaterländische Bildungsarbeit, Jg. 1, Nr. 1, 2 f. - KA, M K S M v. 1918, 15—5/4—9. Die FA-Referenten der Militärkommanden erhielten die Zeitschrift nach folgendem Verteiler: Militärkommando Wien — 100 Stück, Militärkommanden Budapest, Prag und Graz je 80 Stück, Militärkommanden Innsbruck, Leitmeritz, Przemysl, Krakau, Lemberg, Kassa, Pozsony, Temesvär, Nagyszeben und Zagreb je 50 Stück und Militärkommanden Sarajevo und Mostar je 30 Stück. — Vaterländische Bildungsarbeit, Jg. 1, Nr. 2, 1 — KA, AOK FASt 1918, Fasz. 6.003. 38 Vaterländische Bildungsarbeit, Jg. 1, Nr. 1, 2; Tätigkeitsbericht der FASt, 14. VII. 1918 — KA, MKSM v. 1918,15 — 5/4—9. Auch eine von der X. Kriegswissenschaftlichen Abteilung des KM zur Herausgabe vorgesehene Broschüre konnte nicht mehr fertiggestellt werden.

Das letzte Aufgebot

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Man hatte eine eindrucksvolle Maschinerie in Gang gesetzt. Die FAStPropaganda begann auf hohen Touren zu laufen. Offen bleibt lediglich die Frage nach der Verarbeitung der Unterlagen in den Einheiten und nach der Wirkung am Mann. Die Verarbeitung geschah stellenweise mit bemerkenswerter Initiative 39 . Die Wirkung am Mann aber konnte erst letzter Maßstab

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Tätigkeitsbericht der FASt, 11. VI. 1918 - KA, AO Κ FASt 1918, Fasz. 5.994, 155 res.; Besprechung FASt - KPQu, 25. V. 1918 - KA, AO Κ FASt 1918, Fasz. 5.994, 121 res. Als Unterrichtsmittel und Propagandamaterial wurden weiters herausgegeben oder in Aussicht genommen: ein Taschenkalender mit Karten der Kriegsschauplätze; zwei Anfang August erschienene Flugschriften: „Verhalten der österreichisch-ungarischen Truppen in den Kämpfen vom 15. bis 30. Juni 1918" und „Wie ergeht es den Überläufern?". Die Flugschriften unterstellten als Hauptursache des Nichtgelingens der Piave-Offensive „Verrat". — Vaterländische Bildungsarbeit, Jg. 1, Nr. 1 und 2. Die auf die Kriegsgegner zielenden Flugblätter „Die russische Dampfwalze", „Das europäische Konzert" — Spottlieder über Serbien, England, Japan, Belgien, Italien, Frankreich, Rußland und Montenegro nach bekannten Melodien — und „Cadornas Wetterstation" erschienen mit kurz kommentierten Karikaturen. Das Flugblatt „Heimkehr aus dem Felde" zeichnete ein auf Rührung abzielendes Stimmungsbild. — KA, AO Κ FASt 1918, Fasz. 5.998, 798. Mitte Oktober zeigte die FASt bei der „musikhistorischen Zentrale des K M " sich auch an Soldatenliederbüchern interessiert. - KA, AO Κ FASt 1918, Fasz. 5.998, 719/2 res.; K M Abt. 5, Nr. 7.398 an FASt, 3. X. 1918 - KA, AO Κ FASt 1918, Fasz. 5.998, 821 res. Zur Weiterbildung der Unterrichtsoffiziere hatte außerdem das 3. K K Ende September eine Reihe von Büchern vorgeschlagen, die in preisgünstigen Ausgaben zum Vertrieb gelangen sollten: Dopsch, Die geschichtliche Sendung Österreichs; Haberlandt, Die nationale Kultur der österreichischen Völker; Charmatz, Österreich als Nationalitätenstaat; ders., Österreichs innere Geschichte 1848 — 1895; ders., Geschichte der auswärtigen Politik Österreichs im 19. Jh.; ders., Österreichs äußere und innere Politik von 1895—1914; Hanslik, Österreich als Kulturproblem; Sieger, Geographische Grundlagen der österr.ungar. Monarchie; Mayer, Der italienische Irredentismus; Renner, Die Erneuerung Österreichs — Kommentar zu letzterem: „Für den Unterricht von Industriearbeitern sehr gut verwendbar". - 3. KK an FASt, 27. IX. 1918 - ΚΑ, AOK FASt 1918, Fasz. 5.998, 766 res. KA, AOK FASt 1918, Fasz. 5.995, 314/11 res., 1 ff. Manche Sonderleistung in der Verarbeitung war gemeldet worden. Beispielsweise stellte der Lt. i. d. Res. beim Znaimer IR 99 Dr. Barth einen eigenen „Leitfaden für Truppenunterrichtsoffiziere" zusammen. Der Leutnant offerierte eine bunte Palette an Argumentationen. Er wollte die Schlagworte der Entente „Bedrückung", „Fremdherrschaft", „Vergewaltigung der Nationalitäten" mit der Relation der Bevölkerungszahlen der Nationalitäten in der österreichischen Reichshälfte zur nationalen Zusammensetzung des Abgeordnetenhauses des österreichischen Reichsrates widerlegen, fand keine Nationalität mit Ausnahme der ruthenischen benachteiligt, verwies auf das allgemeine, gleiche, direkte und geheime Wahlrecht von 1907, führte wichtige Artikel des Staatsgrundgesetzes über die allgemeinen Rechte der Staatsbürger an und betonte besonders: „Alle Volksstämme des Staates sind gleichberechtigt und jeder Volksstamm hat ein unverletzliches Recht auf Wahrung und Pflege seiner Nationalität und Sprache". Der Leutnant verwies auf die Aufgliederung der Volksbildungsstätten nach Nationalitäten ebenso wie auf die Entwicklung des tschechischen Bankkapitals, den Ausbau der galizischen Raiffeisenkassen, das Gesundheitswesen und den Stand der sozialen Fürsorge — Hinterbliebenen-Fürsorge, Unterhaltsbeiträge für Familien der Eingerückten, Arbeiter- und Angestelltenschutz, Arbeiterkrankenversicherung, Arbeiterunfallversicherung. Zu den Kriegsvorbereitungen der Großmächte verglich der Leutnant die Friedensrüstung, stellte schließlich Österreich-Ungarn und Rußland gegenüber, unterstrich österreichischerseits Freiheit und anerkannte Bürgerrechte, die ungehinderte Entwicklung der Volkskulturen

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für die Richtigkeit der angewandten Mittel und für den Werbeeffekt des gebotenen Inhalts sein. Der Oberst Baron Waldstätten war sich darüber im klaren, daß seine Durdihalteparolen auf ungünstige Umstände stießen: Ein Soldat mit leerem Magen mußte sich den eindringlichsten Worten gegenüber zumindest zurückhaltend verhalten. Der Oberst versuchte daher vom schutzwürdigen Objekt auszugehen: Wenn jedermann wisse, was auf dem Spiele stehe, dann werde das Durchhalten selbst in der Heimat entschlossener auf sich genommen werden 40 . Und der Oberst hoffte optimistisch sogar auf positive Rückwirkung von der Front: „Zuverlässige Urlauber" würden „mit Vorteil in der Heimat das im Felde aufgenommene Wissen sowie bildliche und schriftliche Propagandamittel verbreiten und solcherart die Stimmung heben können." 41 Solcher Optimismus muß freilich funktionsbedingt erscheinen. Da war der Kommandant des XXIV. Korps, FML Ludwig Goiginger, bedeutend skeptischer. Der General war nach Durchsicht der ausgegebenen Vorschriften, Behelfe und Flugschriften schlicht zu der Überzeugung gelangt, daß es „mit diesen bescheidenen und rein akademischen Mitteln" ganz ausgeschlossen sei, das angestrebte Ziel zu erreichen und der immer bedrohlicher und erfolgreicher einsetzenden feindlichen Propaganda „einen wirksamen Riegel vorzuschieben". Die Größe der Gefahr — so meinte der General — erfordere heute bereits viel einschneidendere Maßregeln. Und es sei verfehlt, die Augen vor der Tatsache zu verschließen, „daß große Teile der tschechoslowakischen, südslawischen, polnischen, ruthenischen und italienischen Bevölkerung, einschließlich der aus diesen Gebieten stammenden Soldaten, tatsächlich mit unseren Feinden sympathisieren und eine hochverräterische, staatsfeindliche Gesinnung" an den Tag legten. Und der General polterte gleich los: Die Armee und das Offizierskorps allein seien gar nicht mehr imstande, diese eminente Gefahr zu bekämpfen und im Krieg das wieder gutzumachen, was in Jahrzehnten vorher durch Duldung systematischer staatsfeindlicher und hochverräterischer Wühlarbeit gesündigt worden sei42. An diesem Tatbestand könnten Vorträge bei der Truppe kaum etwas

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und das geordnete Staatswesen, während er Rußland mit „Druck", „nacktem Absolutismus" und „brutaler Russifizierung" identifizierte. Für den Sinn des Durchhaltens argumentierte der Leutnant Dr. Barth mit der Bezwingung Rußlands, der größten Militärmacht Europas, und der vernichtenden italienischen Niederlage in den Herbsttagen 1917, die auch den anderen Gegnern die Einsicht der Unbesiegbarkeit der Mittelmächte beibringen müßte. Die Emährungsfrage sei auf Grund des Friedensschlusses mit der Ukraine — so meinte der Leutnant — kein besonderes Problem mehr, Italien hingegen werde „über kurz oder lang" vor einer Hungerkatastrophe stehen. WALDSTÄTTEN, Zweck, Organisation und Aufgabe der FA — Vaterländischer Unterricht,

Η. 1, 6. " Ebenda, 10. " k. u. k. XXIV. KK, Op.Nr. 609/28, an AOK (Geheim!), 9. VI. 1918 - KA, M K S M v. 1918, 15-5/4-6.

Das letzte Aufgebot

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ändern. Die Unzulänglichkeit in Methode und Inhalt könne durch die Energie in der Durchführung nicht wettgemacht werden. Niemand, der die Verhältnisse kenne, könne von soldier Vorgangsweise einen Erfolg erwarten. Der letzte Ausweg, den der General noch sah: eine propagandistische Generalmobilmachung. Die Abwehrmaßnahmen müßten auf breiteste Basis gestellt und so durchgeführt werden, daß alle staatlichen und öffentlichen Faktoren — Schule, Geistlichkeit, Beamtenschaft, Presse, Literatur, Kunst, Verkehrs- und Vereinswesen — gezwungen würden, „für den Staat zu arbeiten und gehindert werden, gegen ihn zu kämpfen und seinen Lebensnerv zu untergraben". Vor allem gelte das für die Volksvertreter 43 . Die staatsfeindlich sich betätigenden Teile der Bevölkerung müßten entweder aus „Überzeugung" wiedergewonnen oder mit allen Mitteln — einschließlich Standrecht — „rücksichts- und erbarmungslos bekämpft und vernichtet werden." 44 Ebenso negativ ist die Kritik eines anderen Generals, des FML von Gössmann, der aus seiner Erfahrung als Inspizierender General in einer Zentralstelle des Hinterlandes, beim Militärkommando in Budapest, zu sprechen vermochte: „Übertriebene Spezialisierung, nicht verstandene Hochgeistigkeit, Fehlgriffe in der Wahl des Themas, etc. vernichteten bereits im vorhinein jeden praktischen Erfolg." Der General hatte sich eine Reihe von Vorträgen bei verschiedenen Ersatzkörpern angehört. Da seien den jungen Offizieren aus jenen Broschüren, die zweifellos hervorragende Fachmänner verfaßt hätten, wissenschaftlich formulierte Texte in Eile und noch dazu deutsch vorgelesen worden, so daß die meisten Zuhörer, des Deutschen nur notdürftig mächtig, weder sprachlich noch sachlich zu folgen vermocht hätten. Wie es der Unterrichtsreferent im Zentralinformationskurs in Wien vorgeführt bekommen hatte, so habe er es vor den Truppenoffizieren weitergeben zu können geglaubt. Der professorale Stil, wie er zumindest zum Teil bei den Zentralkursen kreiert worden war, trage — so meinte der General — sichtlich bedenkliche Früchte 45 . Nicht alle dachten so entschieden und pessimistisch zugleich. Vorschläge wurden an die FASt gerichtet, manche zweckentsprechende, naheliegende, manche verschrobene Anregung darunter. So sollte jede Begnadigungsaussicht für Eidbrüchige aufgehoben, die Verpflegung für Offiziere und Mannschaften gleichgesetzt 46 , Verwundetenstreifen sollten eingeführt und Spangen zum Karl-Truppenkreuz für je ein Jahr Frontdienstleistung verliehen werden 47 . Während der Piave-Offensive verlangte man vergeblich die Ausgabe eines Flugblatt-Aufrufes an die Soldaten an der Kampffront, wenige Tage nach Ebenda. « Ebenda. 45 Freilich vermochte F M L von Gössmann in materieller Hinsicht, im Hinblick auf die ebenfalls kritisierte Themenwahl, nicht mehr zu empfehlen, als geboten worden war. — Nachlaß Gössmann, 105 f. — K A , B/51. " FASt pro domo, 14. VII. 1918 - K A , M K S M v. 1918, 1 5 - 5 / 4 - 9 . " Tätigkeitsbericht der FASt 14. VII. 1918 - K A , M K S M v. 1918, 1 5 - 5 / 4 - 9 .

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dem Rückzug vom Montello den Ausschluß bestimmter Zeitungen von der Beförderung mittels Feldpost 48 . Straffer, zielführender — geradezu schon manche Einrichtungen des Zweiten Weltkrieges vorwegnehmend — wollte ein Oberleutnant die Konzentrierung der FA-Propaganda durchgeführt sehen: die Einsetzung von einem bis zwei Unterrichtsoffizieren pro Regiment, da die Truppenoffiziere überlastet seien, dazu die Bestellung von Vertrauensleuten bei den Kompanien, die Schaffung von Feldzeitungen auf Korps- oder Divisionsebene, und die Mannschaft sollte dazu zur Mitarbeit aufgefordert werden; zusätzlich fliegende Zeitungsverschleiße für die Tageszeitungen, den Besuch von Abgeordneten, Geistlichen, Lehrern und Gemeindevorstehern im Schützengraben, die Gründung von Soldatenheimen und -kantinen an der Front, die Einrichtung von leicht fahrbaren Wanderkinos und die Einführung von Belohnungsurlauben 49 . Die bei den von der Front kommenden Urlaubern konstatierte Stimmung sollte allerdings eher dem Pessimismus Goigingers recht geben: Die Soldaten seien kriegsmüde und begännen das Vertrauen in einen glücklichen Ausgang des Krieges zu verlieren. „Erbitterung gegen das Offizierskorps, Klagen über die ungenügende Ernährung, das Gefühl, dem sich immer wiederholenden Verrat seitens tschechischer Überläufer ausgeliefert zu sein, endlich die innerpolitischen Verhältnisse" schüfen einen Nährboden, der die Soldaten den Einflüsterungen feindlicher Agenten allzu leicht zugänglich mache. Nun sollte, an der Front zunächst, auch das Unteroffizierskorps — bisher in den vaterländischen Unterricht nicht aktiv eingebaut — neben den Offizieren als Lehrelement miteinbezogen werden 50 . 48

Ebenda. - Antrag vom 26. VI. 1918. « Denkschrift des Oblt. Allexin, MilKmdo Graz, 2. IX. 1918 - KA, AO Κ FASt 1918, Fasz. 5.998, 833 res. 50 Befehl der FASt an die FA-Referenten des Isonzoarmee-, Ostarmee-, 6., 10. und 11. Armeekommandos sowie der Armeegruppe Pflanzer-Baltin, 28. IX. 1918 — ΚΑ, AOK FASt 1918, Fasz. 5.998, 714 res. In letzter Minute sollten nun ausdrücklich auch die Unteroffiziere in die Abwehr miteinbezogen werden. So versuchte das 11. Armeekommando noch in den Oktobertagen die Unterrichtstätigkeit zu intensivieren, indem es verfügte, daß in allen Schulen und Kursen des AK-Bereiches, die länger als 14 Tage dauerten, auch dem „vaterländischen Unterricht" eine entsprechende Unterrichtszeit einzuräumen wäre. Dies sollte sowohl für Offizierskurse — jeder Offizier sollte befähigt sein, „vaterländischen Unterricht" zu erteilen — als auch für Unteroffizierskurse gelten, da beim notorischen Mangel an Offizieren für diese Tätigkeit auch entsprechend geeignete Unteroffiziere als Gehilfen der Unterrichtsoffiziere herangebildet und zur Belehrung und Aufklärung der Mannschaft herangezogen werden könnten. Der engere Kontakt, in welchem die Unteroffiziere mit der Mannschaft stünden, und die Kenntnis der Muttersprache der Leute könnten außerdem jene Hemmnisse beseitigen, die sich in vielen Fällen der Unterrichtstätigkeit der Offiziere in den Weg stellten. — Vgl. „Richtlinien für vaterländischen Unterricht und Abwehr der Feindespropaganda." 12 - KA, M K S M v. 1918, 1 5 - 5 / 4 - 9 ; AOK Op.Nr. 148.426 an alle HGK, AK, AGK, MGG, GenKmden, EtGrKmden, die Nebenetappe Mazedonien, den Kmd.Gen. in BHD, die Inspizierenden aller Art.ErsGruppen, Baden 16. X. 1918 — KA, M K S M v. 1918, 1 5 - 5 / 4 - 2 0 .

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Ideologische

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Mobilisierung bis in den Zivilbereich: Arbeiter und Professoren

Das Heer im Hinterland war an Unterweisungs-Intensität gegenüber der Front nicht zurückgeblieben. Auch in den Militärkommandobereichen war die Organisation der Gegenpropaganda angelaufen 5 1 . U m die Soldaten bei einer für das Lesen von Propagandamaterial günstigen Gelegenheit zu erreichen, ließ die F A S t zusätzlich auf jeder Bahnstrecke ein Behelfskommando einrichten: Die sich auf Bahnfahrt befindlichen Mannschaften sollten in Waggons und Wartesälen mit „vaterländischer Lektüre" versorgt werden 5 2 . Die Organisation arbeitete. Die Erfolge blieben im Hinterland wie an der Front bescheiden. . . Das Kriegsministerium schaltete sich mit einer zusätzlichen, besonders seit den Heimkehrermeutereien wiederholt erwogenen Maßnahme ein. Sie sollte den vaterländischen Unterricht flankierend unterstützen, dessen Wirksamkeit zugleich orten. Noch Anfang September wurde dekretiert: „Das Bestreben der leitenden revolutionären Kreise Rußlands durch Verhetzung unserer in Feindesgewalt befindlichen Kriegsgefangenen, die Keime der Revolution zu uns überzupflanzen, sowie die von der Entente organisierte Northcliff'sche Propaganda und die über neutrale Länder bei uns Verbreitung suchende Sozialrevolutionäre Agitation" machten es notwendig, „die politische Gesinnung jedes einzelnen genau zu erkunden, um dessen eventuelle staatsfeindliche Tätigkeit zu unterbinden bzw. das betreffende Individuum selbst unschädlich zu machen". Diese vom Kriegsministerium als „Abwehrdienst" bezeichnete Tätigkeit sollte bei jedem Ersatzkörper ein mit den Verhältnissen des Truppenkörpers voll vertrauter, kriegserfahrener, älterer Offizier als „Fürsorgeoffizier" leiten, der mit dem Truppen-Unterrichtsoffizier intensiv zusammenzuarbeiten hätte. Dem Fürsorgeoffizier waren einige Vertrauensleute sowie zwei politisch unbedingt verläßlidie Unteroffiziere als Schreiber vom Kommando des Ersatzkörpers zuzuweisen, ferner ein Absolvent einer Offiziersaspirantenschule. Außerdem sollte ihm, wodurch der Diensttitel Berechtigung erlangte, fallweise ein rechtskundiger Offizier für die Erledigung von persönlichen Angelegenheiten der Soldaten zur Verfügung stehen. Das eigentliche Ziel aber war weiter gesteckt. Die Institution mündete zweifellos ins Nachrichtendienstliche. Die Vertrauensleute sollten den Fürsorgeoffizier ständig über die „Stimmung und Gesinnung der Mannschaft" beim Ersatzkörper orientieren, diese damit selbst im Verkehr mit der Zivilbevölkerung überwachen. Für die besondere Perlustrierung von Heimkehrern war auch die Zusammenarbeit mit den politischen Behörden geplant. Die prinzipiell stichprobenweise, fallweise aber auch 51

52

Vgl. für MilKmdo Przemysl: „Ein Arbeitsplan für die Unterrichtsoffiziere des Hinterlandes." — Vaterländische Bildungsarbeit, Jg. 1, N r . 1, 7. F A S t an MilKmden, 8. V I . 1918 - K A , AO Κ F A S t 1918, Fasz. 5.994, 39/1 res.

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Durchbruch der Nationen

zur Gänze durchgeführte Briefzensur wurde nun auf die Paketpost ausgedehnt. Allerdings sollte die Zensurierung je nach Loyalität des Truppenkörpers verschieden scharf gehandhabt werden 53 . Zum „Abwehrdienst" gehörte auch die Visitierung der „Effekten" des Soldaten. Koffer, Rucksack, Brotsack, Strohsack, Mantel sollten jeweils überraschend untersucht werden. Die Mannschaft war zu belehren, daß die Aufbewahrung von Druckschriften, Broschüren und Sonderabdrucken parteipolitischen Inhalts in den militärischen Unterkünften untersagt sei, da jegliche Politik von der Armee ferngehalten werden sollte. Beim Einrücken zum und beim Abgehen eines Mannes vom Ersatzkörper war auf jeden Fall eine Effekten-Visitierung vorzunehmen, Leibesvisitationen sollten immerhin auf Ausnahmefälle beschränkt bleiben. Im Zweifel wollte man eher das Schlechtere annehmen: Den Mannschaften wurde verlautbart, daß künftig der Besitz von Flugschriften verbotenen Inhalts stets die Vermutung einer Anteilnahme an staatsfeindlichen Bewegungen zulasse54. Inwieweit das Mißtrauen nach unten das Werben um Vertrauen nach oben paralysieren mußte, bleibt die Frage . . . Die Kreise, die die FASt zog, aber weiteten sich aus. Nicht nur Soldaten im Truppendienst, auch militarisierte Arbeiter und zivile Bereiche sollten erfaßt werden. Die militarisierten Arbeiter bildeten eine Zwischenzone. Schon im März und April waren Weisungen des Kriegsministeriums über die in den militärischen und in den unter militärischer Leitung stehenden Betrieben zu entfaltende Tätigkeit der Abwehr ergangen. Deutlich bahnte sich auf dieser, Ebene ein Bündnis zwischen Schlot und Säbel an. Die Kommandanten bzw. Leiter der Betriebe würden dann besondere Erfolge im FA-Dienst aufzuweisen haben, so ließ sich das Kriegsministerium vernehmen, wenn sie im engsten Einvernehmen mit der Fabriksleitung bzw. mit den Fabriksbesitzern, die ja an einem ungestörten und ruhigen Betrieb Interesse haben müßten, vorgingen. Selbst Geld sollte mitspielen: Die Fabriksbesitzer würden — nach Meinung des Kriegsministeriums — den Vertrauensleuten unter der Arbeiterschaft gewiß auch mit finanziellen Mitteln aushelfen und auf diese Weise die Aktion fördern. Immerhin bat das Kriegsministerium um ein „besonders 53

51

Erl. KM Abt. 5, Nr. 9.136 res. an alle MilKmden, MGG und zur Kenntnis an MfLV, LVM, Ch. d. EW, Oberste Leitung des Heimkehrwesens, AO Κ Op.Abt., AO Κ FASt Und M K S M . . 6. IX. 1918 - KA, MKSM v. 1918, 1 5 - 5 / 4 - 1 1 . Ebenda. Mit der Durchführung dieses KM-Erlasses wurde noch zügig begonnen. Zunächst ließ man je zwei Mann der Ersatzkörper zwölf Tage hindurch für den Dienst als Vertrauensleute ausbilden. Für die Militärkommanden in Österreich gab es einen Kurs in Wien, für jene in Ungarn einen in Budapest. Zuerst sollten die Vertrauensleute der Infanterie-, Jäger- und Kavallerietruppen ausgebildet werden, dann die der Artillerie und anderer Truppengattungen. — Einsichtsakt des KM Abt. 5, Nr. 10.682, 12. IX. 1918 — KA, M K S M v. 1918, 1 5 - 5 / 4 - 1 4 .

Das letzte Aufgebot

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kluges und systematisches Vorgehen", war sich daher sichtlich der Möglichkeit auftretender Schwierigkeiten bewußt 5 5 . Einige militärische Leiter wehrten sich ausdrücklich gegen die Abhaltung von Vorträgen oder Unterrichtskursen durch „Wanderlehrer" — umherreisende Unterrichtsoffiziere. Sie argumentierten mit der ablehnenden Haltung der Arbeiterschaft, die durch solche Vorträge Zeit- und Lohnverlust erleiden würde. Außerdem bestünde die Gefahr, daß die politisch geschulte Arbeiterschaft Kritik übe und Zwischenrufe Gegenreden von Agitatoren provozierten. Die militärischen Leiter bevorzugten sichtlich die weniger drastische, die weniger Unruhe stiftende Methode: Die Einflußnahme im „vaterländischen Sinne" wäre besser durch Verteilung von Broschüren — ζ. B. „Der Weltkrieg vor der Entscheidung", „Das Schlagwort vom Militarismus" —, Flugblättern, Bildern und Ansichtskarten zu erreichen. Und kurze, unaufdringliche Besprechungen der Offiziere und Unteroffiziere mit Arbeitergruppen hätten dann die beste Aussicht auf Wirksamkeit 56 . Aber auch die reine Zivilzone sollte nicht unberührt bleiben. Schon unter den im Frühjahr und Frühsommer bei der FASt eingelangten Anregungen von Offizieren und Mannschaftspersonen bezüglich der Feindpropaganda-Abwehr und des vaterländischen Unterrichtes hatten sich Vorschläge befunden, die ein Ausgreifen auf den zivilen Bereich empfahlen. Im Gegenzug wurde Einspruch gegen die Vortragstätigkeit von Karl Kraus erhoben 57 . In einer Sitzung der militärischen und zivilen Zentralstellen über die Angelegenheit der Feindpropaganda-Abwehr am 13. Juli im Kriegsministerium kündigte der Vertreter des k. k. Ministerratspräsidiums eine Zivilaktion an 58 . Der Minister des Innern begann im Einvernehmen mit dem Ministerratspräsidium die „Aktion der vaterländischen Propaganda unter der Zivilbevölkerung" vorzubereiten. Bald mahnte auch das AOK zur Eile 59 . Den militärischen Stellen waren die zunehmend monarchiekritischen Äußerungen der Zeitungen besonders unangenehm. Schon Anfang Juni war bei der FASt der Antrag eines Unterrichtsoffiziers auf intensive Beeinflussung einer deutsch-geschriebenen Tageszeitung „in aktiv staatsbejahendem Sinne" einM

KM Abt. 5, Nr. 7.330, an alle MilKmden . . . , 17. VII. 1918 - KA, MKSM v. 1918, 15-5/4-5. 5 ' KM Abt. 5, Nr. 10.180 res., an FASt, 16. IX. 1918 - KA, AOK FASt 1918, Fasz. 5.997, 657 res. 57 Die Orientierung der Zivilbehörden im Falle Karl Kraus erfolgte am 13. VII. — Tätigkeitsbericht der FASt, 14. VII. 1918 - KA, MKSM v. 1918, 1 5 - 5 / 4 - 9 . 58 Sitzungsprotokoll 13. VII. 1918 - KA, MKSM v. 1918, 1 5 - 5 / 4 - 7 . 5 » AOK Op.Nr. 147.298 an k. k. FinMin., 5. IX. 1918 - KA, MKSM v. 1918, 1 5 - 5 / 4 - 1 3 . Anregungen zu unmittelbarer Zusammenarbeit mit dem Zivilbereich kamen auch aus militärischen Kreisen. Der dem Militärkommando Graz zugeteilte Oberleutnant Allexin schlug die Anlage von Regimentsmuseen, Ehrenhallen und Ehrentafeln vor, weiters die Schaffung von Vereinen, welche die Soldaten mit Geschenken unterstützen sollten. Er unterstrich die Notwendigkeit der Errichtung von vaterländischen Propagandazentralen und wollte die Propaganda auch auf Schule und Kirche ausgedehnt wissen. — Denkschrift des Oblt. Allexin, MilKmdo Graz, 2. IX. 1918 - KA, AOK FASt 1918, Fasz. 5.998, 833 res.

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gegangen. Daß der Offizier das „Fremdenblatt" oder die „Wiener Zeitung" hiefür in Vorschlag brachte, zeigt, wie unklar die Vorstellungen der Offiziere über Massenbeeinflussung waren 60 . Mitte Juli wollte das Kriegsministerium von den Militärkommanden wissen, ob auch eine „Einwirkung im vaterländischen Sinne auf die lokale Presse möglich wäre" 6 1 . Das Kriegsministerium dachte auch daran, „vaterländische Filmvorführungen" in den einzelnen Garnisonen in Anwesenheit der Zivilbevölkerung abzuhalten. Kurze Einleitungsvorträge sollten mit Genehmigung des Militärkommandos abgehalten werden 62 . „Staatsbürgerkunde" wurde nun auch beim Militär angesehener Wissenszweig. Das Ministerium für Landesverteidigung besann sich der Heranbildung vor allem des Offiziersnachwuchses zu „guten Staatsbürgern". Es forderte demgemäß die entsprechende Einführung der Erzieher — Lehrer, Professoren, Offiziere — in diesen Unterricht. Außerdem schlug es die Einplanung der „Staatsbürgerkunde" an Militärunter- und -oberrealschulen, Kadettenschulen und Militärakademien vor und empfahl die Ausarbeitung eines Unterrichtshilfsbuches63. Im Zuge soldier Lehrbewegung fanden im letzten Augenblick selbst Universitätsprofessoren zu einer gemeinsamen Aktion. Anfang Juni schlug der Akademische Senat der Universität Wien dem A O K vor, „volkstümliche Universitätsvorträge" bei der Armee im Felde und im Etappenraum durchzuführen 64 . Wohl blieb die Universität vorsichtig, geradezu distanziert, ohne heiße Eisen in der Themenwahl: Vorträge über jene Fragen, „auf die sich die politischen, religiösen und sozialen Kämpfe der Gegenwart" bezögen, sollten ausgeschlossen bleiben. Zur Einrichtung und Leitung der Vorträge war die Wahl eines elfköpfigen „Ausschusses für volksthümliche Universitätsvorträge der k. k. Universität Wien" durch den Lehrkörper der Universität vorgesehen. Die FASt griff zu. Sie nahm den Vorschlag, obwohl die Armee eher Volkstribunen gebraucht hätte als Universitätsprofessoren, die zudem sichtlich den drängenden Fragen der Zeit ausweichen wollten, sofort an. Sie wollte die Vorträge in ihr Programm einbauen 65 . J a sie schlug eine Erweiterung vor. Tätigkeitsbericht der FASt, 11. VI. 1918 - KA, AOK FASt 1918, Fasz. 5.994, 155 res. " K M Abt. 5, Nr. 7.330, an alle MilKmden . . . , 17. VII. 1918 - KA, M K S M v. 1918, 15-5/4-2. 62 Ebenda. 63 k. k. M f L V ad Nr. 4 2 8 - I I I , Extraktbogen für M K S M , 13. VIII. 1918 K A , M K S M v. 1918, 1 4 - 6 / 3 . 64 Der Senat stützte sich in seiner Initiative auf das „Statut für die Einrichtung volksthümlicher Universitätsvorträge durch die Wiener Universität". Genehmigt mit Ministerial-Erlaß vom 14. Oktober 1895, Z. 24.273 - K A , A O K FASt 1918, Fasz. 5.994, 201/11. « FASt an A O K , 27. VI. 1918 - Ebenda, 201 res.; vgl. A O K Op.Nr. 146.076 an Akadem. Senat der k. k. Universität Wien, 30. VII. 1918 — Ebenda, 201/1 res. Der Obmann des genannten Ausschusses, Dekan Univ.Prof. Dr. Eduard Brückner, und der 60

Das letzte Aufgebot

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D a s V o r h a b e n s o l l t e nicht a u f W i e n u n d die deutschen H o c h s c h u l k r e i s e beschränkt b l e i b e n . D i e F A S t s c h w e l g t e : A u c h „ d i e geistige B l ü t e der a n d e r e n N a t i o n e n " sollte zur E r t e i l u n g des v a t e r l ä n d i s c h e n U n t e r r i c h t e s h e r a n g e z o g e n w e r d e n . . .66 N o c h M i t t e S e p t e m b e r h a t t e d a n n das M i n i s t e r i u m f ü r K u l t u s u n d U n t e r richt in e i n e m E r l a ß a n d i e k. k. U n i v e r s i t ä t e n u n d H o c h s c h u l e n die A b h a l t u n g v o l k s t ü m l i c h e r H o c h s c h u l v o r t r ä g e bei der A r m e e i m F e l d e u n d bei F o r m a t i o n e n i m H i n t e r l a n d v o r g e s c h l a g e n . V i e l R e s o n a n z a u f solche A n r e g u n g k o n n t e bei d e n „ a n d e r e n N a t i o n e n " f ü g l i c h nicht m e h r e r w a r t e t w e r d e n . . , 6 7 D i e F A S t d r ä n g t e i n z w i s c h e n a u f das A n l a u f e n d e r g e p l a n t e n W i e n e r V o r t r a g s a k t i o n 6 8 . Es s o l l t e jedoch nicht m e h r d a z u k o m m e n . M i t t e O k t o b e r sagte d i e F A S t selbst ab 6 9 . A b e r d a m e l d e t e sich noch Innsbruck. D o r t a l l e i n h a t t e der m i n i s t e r i e l l e E r l a ß noch g e w i r k t . D e r Innsbrucker A k a d e m i s c h e S e n a t e r k l ä r t e sich bereit, über W u n s c h des A O K V o r t r ä g e u n d K u r s e über naturwissenschaftliche, rechtliche, wirtschaftliche, p h i l o s o p h i s c h e u n d kulturgeschichtliche F r a g e n z u v e r a n s t a l t e n . D o c h d i e A k t u a l i t ä t solcher V o r t r ä g e i m S i n n e patriotischer A u s richtung der S o l d a t e n a u f d i e D o n a u m o n a r c h i e w a r nicht m e h r g a n z g e g e b e n — m a n schrieb bereits d e n 3 0 . O k t o b e r 19 1 8 7 0 . Sekretär Univ.-Prof. Dr. Ludo Moritz Hartmann, begaben sich auf Einladung der FASt am 9. August in die Wiener Stiftskaserne, um dort den Vertretern der FASt gegenüber ihr Arbeitsprogramm zu entwickeln: Zunächst wollten die Professoren die „volksthümlichen Universitätsvorträge" deutlich von anderen Veranstaltungen ähnlicher Art geschieden wissen. Die geplanten Zyklen und Einzelvorträge: Für den südwestlichen Kriegsschauplatz war ein Vortragszyklus über die Geographie, Geologie, Geschichte, Kunst und Wirtschaft dieses Landstriches vorgesehen. Drei bis sechs Vortragende sollten ihn halten. Ein zweiter Zyklus sollte sich mit Bevölkerungspolitik, Geschlechtskrankheiten, Malaria und Infektionskrankheiten befassen. Einzelvorträge waren für allgemeine Geologie und Biologie, Astronomie und Anatomie vorgesehen. An historisch-politischen Themen hatte man die Themen „Die Entstehung des österreichischen Staates", „österreichische Verfassung" und „Geschichte des 19. Jahrhunderts" gewählt. Der Besuch der Kurse sollte nicht kommandiert, sondern angeregt werden. Als Vortragsorte hatten die Professoren immerhin die Brigadeund Divisionskommanden für die in Stellung befindlichen Truppen und die Standorte der Armeeausbildungsgruppen für die Marschformationen vorgesehen. Sie dachten an Feldkinos, Soldatenheime und leere Baracken. Sie waren jedenfalls auch bereit, jeweils mit den zuständigen Unterrichtsoffizieren Kontakt aufzunehmen. — Sekretariat der volkstümlichen Universitätskurse (Rektoratskanzlei) an FASt, 3. V I I I . 1918 — KA, AOK FASt 1918, Fasz. 5.994, 201/11 res. 66 FASt an AOK, 27. VI. 1918 - Ebenda, 201 res. Einen konkreten Antrag stellte die FASt jedoch nur hinsichtlich der Einbeziehung der Technischen Hochschule und der Hochschule für Bodenkultur in Wien. — FASt an Sekretariat der volkstümlichen Universitätskurse Wien, 19. VIII. 1918 - KA, AOK FASt 1918, Fasz. 5.995, 445 res. " Der Vorschlag hatte nur an der Universität Innsbruck Gehör gefunden. — Vgl. Univ. Innsbruck an FASt, 30. X. 1918 - KA, AOK FASt 1918, Fasz. 5.998, 850/1 res. 68 FASt an AOK, 22. V I I I . 1918 - KA, AOK FASt 1918, Fasz. 5.995, 465 res. " FASt an Sekretariat der volkstümlichen Universitätskurse Wien, 12. X. 1918 — KA, A O K FASt 1918, Fasz. 5.998, 850 res. 70 FASt, 30. X. 1918 - KA, AOK FASt 1918, Fasz. 5.998, 850/1 res.

142

Durchbruch der Nationen

B. D I E Z E N T R E N

FALLEN

Die Entwicklung des Krieges hatte ihre Schlußphase erreicht. Ab Mitte September hatte der Vormarsch der Alliierten auf dem Balkan eingesetzt, die Südostflanke der Mittelmächte und besonders die der Donaumonarchie war weit aufgerollt. Im AOK in Baden hielt man die Lage zwar noch für zeitlich beschränkt stabilisierbar, aber schon kam es unter den Verbänden der neugebildeten Heeresgruppe Kövess zu den ersten größeren Meutereien von Feldeinheiten. Nacheinander trafen ab 20. Oktober die Meldungen des Heeresgruppenkommandos Belgrad ein: Landsturm vom Regiment 27 — vorwiegend Serben —, Kanoniere vom Feldartillerieregiment 4 — vorwiegend Polen und Ukrainer —, Polen und Ukrainer audi vom Sturmbataillon 30, Jäger von den Feldjägerbataillonen 3 und 27 — mit Ergänzungsbezirk Pancsova und Czernowitz —, dann Infanteristen vom Regiment 41 — vorwiegend Rumänen und Ukrainer aus der Bukowina — versagten den Gehorsam. Und die 13. Ulanen — Ukrainer, Polen und Italiener — verweigerten, als sie die Donau nach Süden überschreiten sollten, den Übergang: Auf dem Balkankriegsschauplatz hätten sie, so meinten sie, nichts mehr zu suchen. Was man jedoch bei anrollenden, herangeworfenen Verbänden für eine neuzuerrichtende Verteidigungslinie auf dem Balkan unter den gegebenen Umständen noch erklärbar finden mochte, das erfaßte über die Etappe nun auch Fronttruppen an der Italien-Front. Zunächst — am Rande dieser Front — Rebellion in Fiume: Dort meuterten Mannschaften des Infanterieregimentes 79 - Otocac, Kroaten und Serben. Dann trafen erste Berichte von Meutereien aus dem unmittelbaren Frontgebiet ein. Nur einige Schwerpunkte im Bereich der Heeresgruppe Boroevic: Bei der 6. Armee erreichte die Unruhe Magyaren und Rumänen der Infanterieregimenter 39 und 69, bei der Armeegruppe Belluno tschechische Schützen der Regimenter 7, 8, 25 und 28 — bei der Prager 21. Schützendivision blieben bald nur noch die Egerländer des Schützenregimentes 6 einsatzfähig; den Gehorsam versagte eine Brigade der kroatischen „Domobranzen-Division"; es meuterten slowenische Soldaten des Gebirgsschützenregiments 2, sie gingen gegen Offiziere vor, warfen Handgranaten, das Kärntner Gebirgsschützenregiment 1 wurde eingesetzt, um die Meuterei niederzuschlagen; auch Einheiten des bosnisch-herzegowinischen Infanterieregimentes 4 meuterten, ihnen wurden zwei Bataillone des Kärntner Regiments 7 entgegengestellt. Die Unruhe aber fraß weiter und erfaßte immer neue Einheiten. Schon war audi die Heeresgruppe Tirol einbezogen. Ein Schwerpunkt dort: Regimenter der 27. Infanteriedivision und der 38. Honved-Infanteriedivision, zum Großteil Magyaren und Rumänen, verweigerten den Gehorsam. Und die italienische Großoffensive, die anhebende letzte Schlacht riß die Gräben zwischen Befehl und Widerspruch immer zahl-

Die Zentren fallen

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reicher und tiefer und schließlich irreparabel auf, ließ Gegenangriffe nicht mehr zur Durchführung kommen, sprengte die taktischen Berechnungen der Stäbe. Die Meutereien aber machten deutlich: Die Desintegration hatte die im Krieg bisher massivste Klammer des Reiches erfaßt, die militärische Macht, die Feldarmee. D a ß es in diesen letzten Tagen des gemeinsamen Heeres noch Einheiten gab, die sich dem Großangriff der alliierten Sturmdivisionen — vor allem an der Front im Südwesten — entgegenwarfen, in schier hoffnungsloser Situation, trotz Ausbleibens von Reserven und Eingreifverbänden, in einem Augenblick, da das Völkerreich in ihrem Rücken, für das sie fochten, schon am Zerbrechen war, verleiht dieser Entwicklung an der Front einen tragischen Aspekt. In den inneren Erschütterungen des Staates aber war audi die Armee im Hinterland zum letzten Mal g e f o r d e r t . . -1

1.

Sozialistischer

PRAG

Vorausversuch

In Böhmen trieben die wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse schon Mitte Oktober einem ersten Umsturzversuch entgegen. Engpässe in der Lebensmittelversorgung und in der Kohlenzufuhr waren der Anlaß. Aber es ging nicht nur um N o t und Mangelerscheinungen, um die Uberforderung des fünften Kriegsjahres, sondern zunehmend auch um die Uberzeugung, daß ein Kräfteeinsatz für die Monarchie sich nicht nur nicht mehr lohne, sondern im Gegenteil, den nationalen Zielen der Tschechen geradezu widerspreche. In der Niederlage wollte man nun klar den eigenen Sieg erkennen. Die Neigung und die Bereitschaft zum Widerstand war dementsprechend gestiegen. Aber hatte dieser Widerstand bisher in Einzelaktionen sein Ventil gesucht, plante man für den 14. Oktober einen zusammengefaßten Schlag. Der N a r o d n i vybor, der Nationalausschuß, in dem die Führer der tschechischen Parteien sich am 13. Juli schon ein eigenes national-politisches Instrument geschaffen hatten, war an die Spitze getreten: Die Bevölkerung sollte geschlossen gegen die Lebensmittelausfuhr protestieren. Der Sozialistische

1

Ö U 1 K V I I . 5 9 1 f . , 6 0 8 ff., 6 3 0 ff., 7 7 6 , 7 9 6 ; KERCHNAWE, Z u s a m m e n b r u c h . 5 9 ff., 6 7 ff., 7 4 f . ,

78 f . ; vgl. Richard Georg PLASCHKA, D i e revolutionäre Herausforderung im E n d k a m p f der Donaumonarchie. I n : D i e A u f l ö s u n g des Habsburgerreiches. Zusammenbruch und Neuorientierung im D o n a u r a u m , ed. Richard G . PLASCHKA und Karlheinz MACK. Wien 1970. 22 f. = Schriftenreihe des österreichischen Ost- u n d Südosteuropa-Instituts I I I .

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Durchbruch der Nationen

Rat, von den beiden sozialistischen Parteien, den Sozialdemokraten und den Nationalsozialisten, als deren zusätzliche Führungsplattform eingerichtet, beschloß, die Aktion durch einen eintägigen Generalstreik zu verschärfen. Aber der Sozialistische Rat war noch weiter gegangen: Er sah die revolutionäre Aktion, er sah die Ausrufung der Republik vor. Die Sätze der „Proklamation des gesamten arbeitenden Volkes in der tschechoslowakischen Nation" waren nicht nur dazu bestimmt, gegen die Lebensmittel- und Kohlenausfuhr zu protestieren, sie sollten nicht mehr und nicht weniger einleiten als den politischen Umsturz in sozialistischem Sinn: „ . . . Die Zeit hat sich erfüllt. Wir haben die Sklavenketten abgeworfen. Wir haben uns zur Selbständigkeit erhoben. Aus unzerbrechlichem eigenem Willen und unter Sanktionierung der gesamten demokratischen Welt verkünden wir, daß wir heute hier stehen als Vollzieher neuer staatlicher Souveränität, als Bürger der freien Tschechoslowakischen Republik . . . Wer sich diesem Willen des arbeitenden Volkes entgegenstellt, wird es dem arbeitenden Volk gegenüber zu verantworten h a b e n . . . Das Recht auf Leben und das Recht auf Freiheit nimmt uns heute niemand mehr."1® Ab den frühen Morgenstunden des 14. Oktober aber begannen auf den Plätzen und in den Straßen Prags Truppen in feldmarschmäßiger Ausrüstung ihre Alarmdispositionen einzunehmen. Die alte Ordnung kapitulierte nicht. Die alte Ordnung war entschlossen, die in Böhmen vorhandenen Einheiten zur Gegenaktion einzusetzen. In Böhmen verfügte man Anfang Oktober über 4 Bataillone vom Feldheer, über 37 Kompanien mit je 2 M G von den Ständigen Assistenzbataillonen und über 35 als Assistenzen zu verwendende Kompanien mit mehr als sieben Wochen Ausbildung mit ebenfalls je 2 MG, insgesamt also über 88 Assistenzkompanien 2 . Im Zentrum der Gefahr, in der Garnison Prag, standen zunächst 27 Kompanien bereit: das IR 86 mit 12 Kompanien, die Ständigen Assistenzbataillone IR 2 und IR 73 mit je 4 Kompanien und weitere 7 bei den Ersatzkörpern der IR 2, 51, 68 und 73 verwendungsfähige Kompanien mit mindestens sieben Wochen Ausbildung. Die Statthalterei hatte zusätzlich 550 Mann Gendarmerie-Assistenz in Prag konzentriert 3 .

la

2

8

Jan OPOCENSK^, Ctrnäcty fijen 1918 (14. Oktober 1918). In: Naäe revoluce (weiterhin zit.: N.r.) III/330. Praha 1926. Skizze: "Situation der im Hinterlande befindlichen Assistenztruppen am 1. Oktober 1918." KMer GO Stöger-Steiner an M K S M , 3. X. 1918 - K A , M K S M v. 1 9 1 8 , 2 8 - 1 / 3 - 3 ; verwendungsfähige Assistenzkompanien mit 7 Wochen Ausbildung, 7. X. 1918 — KA, K M Abt. 5 v. 1918, 1 — 10/56; k. u. k. MilKmdo in Leitmeritz, Präs.Nr. 16.371, an K M , 5. X. 1918 — K A , K M Abt. 5 v. 1918, 1 - 3 / 8 5 (11.943). Skizze: "Situation der im Hinterlande befindlichen Assistenztruppen am 1. Oktober 1918." KMer GO Stöger-Steiner an M K S M , 3. X. 1918 - KA, M K S M v. 1918, 2 8 - 1 / 3 - 3 ; Verteilung der Ersatzkörper, K M an M K S M , 20. I. 1918 - K A , M K S M v. 1918, 2 8 - 1 / 5 ; MilKmdo Prag, Präs. 19.017/pm 1, Gstb., an K M , 13. X. 1918 - KA, K M Abt. 5 v. 1918, 1 - 1 4 6 / 3 ; MilKmdo Prag an K M , 17. X . 1918 - K A , K M Abt. 5 v. 1918, 1 - 3 / 4 - 9 6 .

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Außerdem war man im Militärkommando auf der Kleinseite über den Aufmarsch der Gegenseite gut im Bild. Die Nachrichtenabteilung hatte umsichtig gearbeitet. Schon am 13. kurz nach Mittag war in Wien in der 5. Abteilung des Kriegsministeriums die Meldung vom geplanten Arbeiterausstand in Prag vorgelegen: „ . . . Daran beteiligt Personal aller Industrieunternehmungen, Zeitungen, Banken und Straßenbahnen . . . Nach aufgefundenen Flugblättern soll Absicht bestehen, . . . den selbständigen tschechischen Staat vom Balkon des Rathauses Prag und der Gemeindehäuser der Vororte zu proklamieren . . ." 4 Kurze Zeit später hatte sich der Fernschreiber aus Prag erneut gemeldet. Major Wagner vom Generalstab des Militärkommandos wies auf die zu erwartende Krise in Prag hin und erbat die Herandirigierung von zusätzlichen Assistenzkräften, nach Möglichkeit umgehend — wegen drohenden Eisenbahnerstreiks 5 . Der Kräfteansatz war zielführend geplant. Der Generalstab des Militärkommandos sah in erster Linie „die Unterdrückung des Aufstandes im Stadtinnern" vor. Ein schwerpunktmäßig gezogener Kordon hatte den konzentrischen Anmarsch aus den Außenbezirken zu vereiteln. „Die eventuellen Vorgänge in den Vorstädten wurden als irrelevant gegenüber einer mehr offiziellen Veranstaltung auf dem historischen Platze vor dem Rathause angesehen", urteilte die Prager militärische Führung richtig 6 . Am 14. ab 7 U h r früh war die Innenstadt zerniert, ihre Zugänge waren abgeriegelt 7 . Zusätzlich zu den in Prag garnisonierenden Kräften war bis 9 Uhr vormittag das Assistenzhalbbataillon FJB 9 8 aus Reichenberg eingetroffen. Und bis 14 Uhr sollten das Assistenzbataillon IR 42 aus Theresienstadt und die Marschbataillone der D A G 34 und 31 — die Feldassistenzbataillone V und VI — von der Piave-Front einlangen. Im Anrollen gemeldet waren das Marschbataillon der D A G 7 — das Feldassistenzbataillon VII — und das Assistenzhalbbataillon IR 38 aus Theresienstadt. Außerdem rechnete man mit einem weiteren, beim Kriegsministerium angeforderten Bataillon 9 . Die Innenstadt war stark besetzt. Einsatzbereite Infanterieeinheiten, Maschinengewehre, die ihre Mündungen in die Einfallstraßen reckten. Denen, 1

MilKmdo Prag, Präs. 19.017/Gstb„ an KM Abt. 5, 13. X. 1918, 12,45 h - KA, KM Abt. v. 1918, 1 - 1 4 6 / 3 . Ebenda. 6 MilKmdo Prag an KM, 17. X. 1918 - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 1 - 3 / 4 - 9 6 . 7 Vgl. Ebenda; RoälCKY, Rakousky orel. 92. 8 Assistenzhalbbaon FJB 9 (Graz): 85% Deutsche — Nationalität und Ergänzungszuständigkeit der Assistenzbataillone, 21. IX. 1918 - KA, M K S M v. 1918, 6 9 - 4 / 2 1 - 5 . * Assistenzbaon IR 42 (Theresienstadt): 82% Deutsche; Feldassistenzbaon V: Magyaren, Rumänen, Deutsche, Serben; Feldassistenzbaon VI: Magyaren, Serben und Kroaten; Feldassistenzbaon VII: Rumänen, Magyaren; Assistenzbaon IR 38 (Kecskemit): 74% Magyaren, 10% Rumänen, 8% Tschechen - alle: KA, MKSM v. 1918, 6 9 - 4 / 2 1 - 5 ; Dislokation der Feldassistenzbaone und ihre nationale Zusammensetzung, 21. X. 1918 — KA, KM Abt. 5 v. 1918, 1 - 1 0 / 6 1 ; MilKmdo Prag, Präs.Nr. 19.035/Gstb„ Telegr. an KM Abt. 5, 14. X. 1918, Situationsbericht von 9 Uhr - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 1 - 3 / 4 — 1 0 4 . 5

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Durdibruch der Nationen

die „ihre politische Uberzeugung noch immer an das Schicksal der österreichischen Idee banden, und namentlich den oberflächlichen Beobachtern unter ihnen", registrierte rückblickend der tschechische Betrachter, „gewährte der 14. Oktober die letzte, ihrem Herzen teure Schau: Er zeigte ihnen den österreichischen Staatsgedanken und seine Macht siegend über all das vaterlandsverräterische tschechische Gesindel. Er gab ihnen — zum letzten Male schon — vom vollen Kelch der Macht zu kosten, das Gefühl der Sicherheit, daß das alles, was auf die alte Monarchie zuzustürzen schien, nur ein Memento sei, wohl bereits eines der zwölften Stunde, nur eine Art böser Traum . . ," 1 0 Der 14. Oktober sah den Staat, gestützt auf seine Truppen, die Zerreißprobe in der Tat noch einmal bestehen. In Prag standen Betriebe und Straßenbahnen still. Im Kriegsministerium in Wien liefen die Meldungen des Militärkommandos Prag ein: „In den Vororten während der Vormittagsstunden Menschen-Ansammlungen . . . Am Wenzelsplatz und Altstädterring haben sich Menschenmassen anzusammeln versucht... Soeben Nachtrag: Meldung eingelangt, daß Generalstreik solange fortgesetzt werden soll bis aus Wien zusagende Nachricht bezüglich Selbständigkeit des tschechoslowakischen Staates eintrifft.. . " u Vor dem aufmarschierten Militär jedoch erstarb der Schrei der Revolution. „Das unvermutete und relativ mächtige Truppenaufgebot, mit den zahlreichen, in den Straßen feuerbereitgestellten Maschinengewehren und das energische Auftreten vom ersten Momente an haben ernüchternd gewirkt", durfte das Militärkommando in seiner zusammenfassenden Meldung nach Wien feststellen 12 . Auch die Gegenpropaganda wurde prompt angesetzt. Rasch fanden die von den Sozialisten verteilten und affichierten Flugzettel ihr Gegenstück in einer von der Statthalterei herausgegebenen Kundmachung, die vor dem Versuch eines gewaltsamen Umsturzes und der Teilnahme an darauf abzielenden Demonstrationen warnte 13 . Hinzu kam die Zurückhaltung des Nationalausschusses. Die tschechischen bürgerlichen Parteien unterstützten den Revolutionsversuch der Sozialisten, der über ihre eigenen gesellschaftspolitischen Vorstellungen hinausging, nicht. Die in den Vorstädten unter roten Fahnen bereitstehenden Arbeiterkolonnen nahmen den Marsch ins Zentrum nicht auf. Was sich auf dem Wenzelsplatz angesammelt hatte, wurde vom Militär zerstreut 14 . Die sozialistischen Redner hatten angesichts der militärischen Bereit10

11

12 13 14

OpoöENSKi, N.r. III/334; vgl. MilKmdo Prag an K M , 17.X. 1918 - N.r. III/357; RoäiCKY, Rakouksy orel. 92. MilKmdo Prag an K M , 14. X. 1918 m i t t a g s - N . r . III/351 f.; der Statthaltereibericht sprach von 7.000 Personen auf dem Wenzelsplatz. — Statth. Prag an M d l , 14. X. 1918 — N.r. III/ 359. MilKmdo Prag an K M , 17. X. 1918 - KA, K M Abt. 5 v. 1918, 1 - 3 / 4 - 9 6 . Ebenda; Statth. Prag an M d l - N.r. III/359. MilKmdo Prag an K M , 14. X . 1918 mittags - N.r. III/351.

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Stellungen davon abgesehen, in den Kundgebungen die Republik auszurufen. Sie mahnten vielmehr zur Ruhe, sie warnten davor, „gegen die Bajonette zu marschieren". Der Altstädter Ring erlebte die zentrale Großkundgebung nicht 15 . N u r draußen in den Königlichen Weinbergen spottete der Abgeordnete Klofac: „Sie meinen, wir wollten diesen Staat demolieren. Das ist nicht nötig, er existiert nicht mehr. . ," 16 Deputationen der sozialistischen Räte überbrachten die Wünsche der arbeitenden Bevölkerung den gleichzeitig tagenden Gemeindevertretungen, legten ihre Resolutionen vor und forderten Erweiterung des Wahlrechts in den Gemeinden — damit war für Prag die konkrete politische Bedeutung der großangelegten Aktion erschöpft 17 . Der Alleingang der Sozialisten war mißlungen. Ihren Führern schleuderte man das Wort von den „Halbrevolutionären" nach 18 . Die Bilanz des Tages hatte das Militär bestimmt. Deutlicher noch in der Grundlinie zeichnete sich das Aufbegehren in einigen Städten auf dem Lande ab. Dort trat der Protest gegen die Lebensmittelausfuhr vielfach in den Hintergrund, auch die sozialistische Grundlinie verblaßte; es ging nur noch um den politischen Umsturz schlechthin, um den neuen tschechischen Staat. Es lebe die Republik! gellten die Rufe aus den zusammenströmenden Menschenmengen, in Budweis und Böhmisch Trübau, in Pribram und in Strakonitz. Und gerade dort, in Strakonitz, hatte der städtische Wachmann am Vormittag die Republik in öffentlicher Kundmachung sozusagen ordnungsgemäß ausgetrommelt: „Heute um 10 Uhr vormittags wurde in Prag der tschechoslowakische Staat als Republik proklamiert. Die Häuser sind zu beflaggen . . ." 19 15

16

" 18

MilKmdo Prag an K M , 17. X. 1918 - KA, K M Abt. 5 v. 1918, 1 - 3 / 4 - 9 6 ; vgl. Statth. Prag an M d l - N.r. III/359; MilKmdo Prag an K M , 14. X. 1918 mittags - N.r. ΠΙ/351 f. OPOCENSKY, N.r. I I I / 3 3 6 ; MilKmdo Prag an K M , 14. X. 1918 mittags - N.r. III/351. OPOCENSKY, N . r .

III/336.

1923 sollte Jaroslav Stych im „Socialista" sein Urteil zusammenfassen: „. . . ein großer Tag des sozialistischen Volkes, aber kleiner Führer. Denn das Volk hat diesen Tag hervorragend bestanden, hat nicht enttäuscht, dafür aber zeigten sich seine Führer dabei als schlechte Strategen und Halbrevolutionäre . . . Es wurde zwar für diesen Tag das Leitwort ausgegeben: die Republik, ja irgendwo taten es schließlich rote Plakate kund: die sozialistische Republik, aber auf Grund der Ungeschicklichkeit und Unwahrhaftigkeit der Proponenten der Aktion vom 14. Oktober blieb es nur bei ausgesprochenen oder aufgeschriebenen Wahlsprüchen, und das sozialistische Volk muß als Tag der Eroberung der politischen Freiheit den 28. Oktober feiern — den Tag der bürgerlichen Republik . . . " — Jaroslav STYCH, Ctrnäcty rijen 1918-1923 (14. Oktober 1918-1923). In: Socialista, 14. X. 1923. " Statth. Prag, ad Nr. 34.181 präs. ai 1918, 186, Sammelbericht S. 204 - N.r. III/362. Vor dem Bezirksgericht in Strakonitz sagte der inzwischen verhaftete Hilfspolizist Karl Kraus am 15. X. 1918 aus, er habe ausgetrommelt: „Heute um 10 Uhr vormittag wurde vom Balkon des Altstädter Rathauses in Prag der selbständige tschechoslowakische Staat proklamiert ; weshalb das Publikum darauf aufmerksam gemacht wird, seine Häuser zu beflaggen und vollkommene Ruhe [zu, A. d. V.] bewahren." Von einer Republik wollte der Trommler nicht gesprochen haben . . . — Protokoll Bezirksgericht Strakonitz, 15. X. 1918 — N.r. XIV/ 204 f.

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Anderswo flogen bereits die Hoheitszeichen von den Amtsgebäuden, wie in Kolin, Protiwin und Podebrad. In Wodnan ersuchte der Bürgermeister die Vorstände der Staatsbehörden, die Schilder mit dem österreichischen Staatswappen selbst zu entfernen — was prompt geschehen ist 20 . Und in Brandeis rief es der Versammlungsredner Parizek, Kontrollor der Bezirkskrankenkasse, in die Menge: „Ich proklamiere die freie tschechische Republik. . . Österreich ist eine Bestie, die in Agonie liegt. Es ist schon wie ein A a s . . . schwört auf die freie tschechische Republik!" 2 1 25.000 Teilnehmer an der Kundgebung meldete der Statthaltereibericht für Pilsen, nicht weniger als 45.000 für Kladno. In Königgrätz, Kuttenberg und Caslau, Horowitz, Komotau und Humpoletz wurde die Proklamation in Versammlungen verlesen 22 . Aufmarschierendes Militär stieß allerdings auf keinen Widerstand. In Jungbunzlau traf gleichzeitig mit den ca. 4.000 Manifestanten das Assistenzhalbbataillon bh. IR 2 auf dem Marktplatz ein. Als ein Redner von der Errichtung der Republik zu sprechen begann, löste der diensttuende Beamte weisungsgemäß die Versammlung auf. Die Demonstranten leisteten ohne Eingreifen des Militärs Folge 23 . Besonders typisch für die kleinbürgerliche Art des Umsturzversuches ebenso wie für das noch durchschlagskräftige Auftreten des Militärs waren die Ereignisse in Pisek. Ihr Ablauf ist anhand detaillierter Berichte und Protokolle deutlich zu verfolgen. In Pisek schien am 14. der Umsturz bereits vollzogen. Dort nahm man die Aufforderung des Sozialistischen Rates wörtlich, und auf einer von rund 4.000 Personen besuchten Versammlung auf dem Marktplatz erklärte man die Republik zur vollendeten Tatsache. Einen solchen Statthalter und eine solche Regierung könne man nicht brauchen, so ließ sich der Redakteur Frantisek Hanzlicek als Redner vernehmen, und: Wir wollen einen selbständigen Staat, und es lebe die tschechoslowakische Republik! 24 Und da trat auch gleich der Bürgermeister auf, der Baumeister 20

Der Bürgermeister und Hotelier Ferdinand Maäek gab später an, er habe die Embleme vor der Verunglimpfung durch den Pöbel schützen wollen. — Statth. Prag, ad Nr. 34.181 präs. ai 1918, 186, Sammelbericht N.r. XIV/204; vgl. die Protokolle der Aussagen vom 17., 24. und 25. X. 1918 über die Vorgänge in Vodnan am 14. X. - N.r. XIV/201 ff.

21

Statth. Prag an M d l

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Statth. Prag an M d l - N.r. III/360f.; Statth. Prag ad Nr. 34.181 präs. ai 1918, 186, Sammelbericht N.r. XIV/203 f. K M Abt. 5 an M K S M , 14. X. 1918 - K A , M K S M v. 1918, 2 8 - 2 / 7 ; Statth. Prag ad Nr. 34.181 präs. ai 1918, 186, Sammelbericht N.r. XIV/202f.; OPO£ENSKY, N.r. III/339 f. Sinngemäß und den Quellen zufolge ist die Angabe Opocenskys, es habe sich um zwei aufmarschierte Bataillone gehandelt, irrig; es waren zwei Kompanien, die zum Einsatz kamen. MilKmdo Prag an K M , 15. X. 1918, 18 h - N.r. III/354; vgl. zu seiner Rede das Protokoll der Aussage des Hanzlicek: „ . . . Ich protestierte gegen die Ausfuhr und ich wies auf die Folgen hin, die in Form einer Änderung der Landesverfassung eintreten müssen. Da die jetzige politische Landesverwaltung an diesen Fragen kein Interesse hat, ist es unter allen Umständen notwendig, eine neue Verwaltung in der Weise einzuführen, die am besten den Bedürfnissen des ganzen Volkes entgegenkommt. Das würde bei einer republikanischen Verfassung der Fall sein." - Protokoll der BH Pisek vom 15. X. 1918 - N.r. XIV/189.

83

21

-

N . r . I I I / 3 6 0 ; OPOCENSK*, N . r . I I I / 3 4 5 .

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Vaclav Spirhanzl. Er verlas Telegramme, eines an das Kriegsministerium mit der Aufforderung, die beiden Hausregimenter, das I R 1 1 und das SchR 28, nach Pisek zurückzuverlegen, dazu je ein Telegramm gleich an die Regimenter unmittelbar: Die Soldaten mögen sofort heimkehren. Hingerissen von den eigenen Gedanken und Worten küßten einander Bürgermeister und Redakteur vor der Menge auf dem Balkon. Und nach einer zweiten Versammlung mit neuerlicher Telegrammverlesung — schon gab man auch bekannt, Statthalterei und Bezirkshauptmannschaft seien dem Nationalausschuß unterstellt — stiegen Begeisterung und Tatendrang spontan, man sang das „Kde domov müj", die neue Hymne, und Offiziere und Mannschaften waren dabei und sangen mit, und manche Kappenrosette flog auf die Straße — und wer sie nicht freiwillig entfernen wollte, dem half man nach. Und auf den Kappen erschien das Bändchen in den Farben der slawischen Trikolore 25 . Ein Menschenstrom wälzte sich zur Bezirkshauptmannschaft. Zwei Gendarmen, die auftauchten, verschwanden vor der Flut. Das Gebäude wurda gestürmt, ein Standbild des Kaisers Franz Joseph im Stiegenaufgang, der Doppeladler über dem Haupttor gingen in Trümmer. Der Schuster Eiselt schrie auf den Statthaltereisekretär ein: Er, der Sekretär habe lange genug Gewalt geübt, er sei nun republikanischer Beamter, habe zu tun, „was wir Ihnen befehlen" 20 . Aus dem Dachfenster wurde die rot-weiße Fahne gehißt, die schwarz-gelbe flog in die Menge, wurde in Stücke gerissen. Am späten Nachmittag gab es erneut Umzüge, Hochstimmung, Verbrüderung zwischen Soldaten und Zivilisten, Bürgern und Arbeitern 27 . Im Stadtpark wurden zur Erinnerung an den Tag drei Linden gepflanzt, eine für den tschechoslowakischen, eine für den südslawischen und eine für den polnischen Staat 28 . Und abends war zu Ehren der neuen Freiheit Konzert im Hotel Dvoracek . . . 29 Doch schon waren die Dispositionen ausgegeben, dem rasch entflammten Enthusiasmus ein Ende zu bereiten: „Sofortige Verlegung von vier Kompanien 25

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Unter dem Hinweis auf die abgenommene Kappenrosette verweigerten Mannschaften dem ihnen begegnenden Stationskommandanten den Gruß. — Meldung MilStatKmdo Pisek über MilKmdo Prag an K M , 14. X. 1918, 16 h - N.r. III/352; vgl. M f L V , Abt. X X , Nr. 5.789, an AOK, 24. X. 1918 — Κ Α , AOK Op. Abt. v. 1918, 114.263. Über den Schuhmacher Jan Eiselt sagten am 23. X. 1918 die Gendarmeriewachtmeister Tomas Treätik und Alois Forman aus Pisek aus. Forman schilderte Eiselts Worte an den Statthaltereisekretär wie folgt: „Sie haben schon fünf Jahre Gewalt geübt. Jetzt werden Sie das tun, was wir Ihnen befehlen werden." Auf die Frage des Beamten, wer er eigentlich sei, entgegenete Eiselt: „Das geht Sie nichts an. Sie sind republikanischer Beamter und werden das tun, was wir Ihnen auftragen werden." Und zu den anwesenden Gendarmen gewandt: „Und Ihr seid republikanische Diener!" — vgl. N.r. XIV/193. Als besonders aufrührerische Elemente wurden die Arbeiterinnen der Tabakfabrik hervorgehoben. — Statth. Prag ad Nr. 34.181 präs. ai 1918, 186, Sammelbericht N.r. XIV/203 f.

28

OPOCENSK*, N . r . I I I / 3 4 1 .

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Zu den Vorgängen in Pisek vgl. MilKmdo Prag an K M , 14. X. 1918, 16 h - N.r. III/352 f.; dasselbe 14. X., 20 h - N.r. III/353; 15. X., 18 h - N.r. III/353 f.; 17. X. - N.r. III/ 356flF.; Statth. Prag ad Nr. 34.181 präs. ai 1918, 186, Sammelbericht N.r. XIV/203 f.; Protokolle der Aussagen — N.r. XIV/188 ff.; OPOCENSKY, N.r. III/340 ff.

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mit Maschinengewehren aus Pilsen nach Pisek unter Kmdo G M Regnier; rücksichtsloses Vorgehen und radikale Unterdrückung dieser rein revolutionären Ausschreitungen." 30 Herangeführt wurde ein überwiegend deutscher Verband, das Assistenzbataillon IR 92, das nach Komotau in Nordwestböhmen ergänzungszuständig war 3 1 . Drei Stunden nach Mitternacht erschien in Pisek der G M von Regnier mit seinen Kompanien, und der General scheint durchaus der Mann gewesen zu sein, das vom Militär geforderte scharfe Vorgehen zu verwirklichen. Die Art seines Auftretens schwingt in seinem Situationsbericht nach. Die nationale Fahnengala reizte den nachts ankommenden k. u. k. General als erstes: „Ich traf um 3 Uhr 15 Min. hier ein und fand die Stadt reich beflaggt. Selbst die Herren der Statthalterei sind erstaunt über die reiche Beflaggung. Ein Skandal: Auch alle Staatsgebäude trugen die weißrote Flagge, das Rathaus und einige Privatgebäude die slawische Trikolore." Der General griff durch: „Gleich bei meiner Ankunft verhaftete ich am Bahnhofe vier Mann (Autotruppe Wiener Neustadt) ohne Kappenrosen. Nun verfügte ich mich sofort (vier Uhr 15 Min.) zum Statthaltereirat K e n d i k . . . " Der lag im Bett, verständlicherweise, aber er war audi grippekrank. Der General polterte weiter: „ . . . verfügte ich mich zum Statthaltereisekretär Karlik." Dann traf den siegbewußten Redner des Vortages sein Schicksal: „Vorher mit Gendarmerie zur Stelle gebracht, ließ ich den Hanzlicek sofort verhaften." „Um sieben Uhr", so hören wir den General weiter berichten, „trafen drei Herren Staatsbeamte der Statthalterei Prag ein . . . " Knurrend überließ der General den Zivilbehörden, denen das Militär auf die unsicher gewordenen Beine geholfen hatte, das Weitere: „ . . . Amtshandlung und Einvernahme nehmen ihren Anfang. Etwa nötige Verhaftungen werden diese Herren durchführen. Die Beflaggung wurde abgeräumt. Zurzeit (9 Uhr 10 Min.) Ruhe in der Stadt." 3 2 Ruhe in der Stadt. Atempause in Böhmen. Die vorletzte Runde war durchgekämpft. Die zum Teil ins Operettenhafte abgleitenden Vorgänge konnten über den Ernst der Lage nicht hinwegtäuschen. Nicht zuletzt durch das energische Einleiten der Gegenaktion in Prag hatte man das Land in der Hand behalten 33 . Ausläufer der Bewegung waren bis nach Mähren festzustellen: in Brünn, Trebitsch, Prerau, Proßnitz und vor allem in Mährisch Ostrau 34 . Am 14. und 30 31

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MilKmdo Prag an K M , 14. X. 1918, 16 h - N.r. III/352. Assistenzbaon IR 92 (Komotau): 82% Deutsche — Nationalität und Ergänzungszuständigkeit der Assistenzbataillone, 21. IX. 1918 - KA, M K S M v. 1918, 6 9 - 4 / 2 1 — 5. MilKmdo Prag an K M , 15. X. 1918, 18 h - N.r. III/354. MilKmdo Prag an K M , 17. X. 1918 - N.r. III/358. V g l . OPOCENSK*, N . r . I I I / 3 3 9 .

Nach Abgang des Assistenzbaons IR 76 Anfang Oktober nach Wien sollte der Stand der

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15. Oktober fand in Mährisch Ostrau ein Demonstrationsstreik statt. Nach Wien wurden genaue Zahlen durchgegeben: Es streikten auf 25 Schächten von 11.970 Bergarbeitern 11.679 und in neun Industrieunternehmungen — darunter auch die Witkowitzer Eisenwerke — von 17.483 Arbeitern 10.603. Für den 15. vormittags hatte man in Mährisch Ostrau — so meldete das Landespräsidium in Troppau — tschechischerseits ein „Meeting" festgesetzt. Man rechnete mit einer Beteiligung von 25.000 bis 30.000 Personen. Der Landespräsident in Troppau ließ dem Leiter des Polizeikommissariats in Mährisch Ostrau die telephonische Weisung zukommen, daß im Fall der Proklamierung der Republik der Platz zu räumen wäre. Als Assistenzaufgebot standen Gendarmerie sowie sechs Kompanien Infanterie und eine Schwadron Husaren bereit 35 . Über 20.000 Personen sammelten sich auf dem Ostrauer Heumarkt. Anfangs waren auch linksradikale deutsche Arbeiter beteiligt. Bald sollte auch diese letzte übernationale Bindung zerbrechen 36 . Die Abgeordneten Cingr und Prokes hielten Ansprachen. Als man an die Proklamation der Errichtung der tschechoslowakischen Republik schritt und der diensttuende Beamte die Räumung des Platzes vornehmen lassen wollte, zog die Menge auf den Ringplatz. Die Assistenzen folgten. Als auch hier die tschechische Republik zur Sprache gebracht wurde, rückte das Militär vor und räumte den Platz. Ein Zugsführer und ein Korporal des Assistenzbataillons IR 27 wurden dabei durch Flaschenwürfe schwer verletzt, ein Oberleutnant durch einen Steinwurf leicht. Auch unter den Demonstranten gab es mehrere Verletzte. Als sich die Demonstranten erneut am Ringplatz sammeln wollten, griffen die Husaren ein 37 . Eine Deputation von tschechischen Bürgern beschwerte sich noch am Abend

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Assistenztruppen im Industrierevier von Mährisch Ostrau 2.044 Infanteristen, 350 Reiter und 34 MG betragen. Je 4 Kompanien stammten von den Ständigen Assistenzbaonen IR 27, 47 und 49; 1 % Kompanien vom bh. JgB 1; die restlichen Kompanien vom Ersatzbaon IR 15. Standesabgänge bei den insgesamt 15 Assistenzkompanien und 3 '/2 Assistenzschwadronen ließen den Stand auf rund 1.500 Mann und 250 Reiter sinken. Aus diesem Grund bat GM von Naumann um die Verstärkung durch ein weiteres Assistenzbataillon: Die ihm unterstellten Assistenztruppen müßten vielfachen Anforderungen nachkommen, wie ζ. B. Militarisierung der Eisenbahnen, Streifungen, Sicherungen von Telephon- und Telegraphenleitungen, Beistellung von Assistenztruppen ins westgalizische Kohlenrevier usw. und dabei auch ihrer Hauptaufgabe, die Ordnung im Revier aufrechtzuerhalten. — Stv. MilKmdt für das mähr.-schles.-westgaliz. Kohlenrevier in Mährisch Ostrau, Res.Nr. A—1.594, an KM Abt. 5, 6. X. 1918 - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 1 - 3 / 2 - 2 2 (12.148). Landespräsidium in Troppau an Mdl, Staatspol. Bureau; dieses an MKSM, 15. X. 1918 — KA, MKSM v. 1918, 2 8 - 2 / 7 ; „Vorfallenheitenbericht" des k.k. Polizei-Kommissariats Mährisch Ostrau, 19. X. 1918 - AVA, Mdl Präs. 1918, 22-24.531. M. OTAHAL, Delnicke hnuti na Ostravsku 1917—1921 (Die Arbeiterbewegung im Ostrauer Gebiet 1917—1921). Ostrava 1957. 76; O. PRUDEL, 28. fijen 1918 a prvni dny samostatnosti ν Moravske Ostrave (Der 28. Oktober 1918 und die ersten Tage der Selbständigkeit in Mährisch Ostrau). In: Ostrava 5/1969. 192; Ferdinand ZELLER, Die Provinz Sudetenland. Der Umsturz in Nordmähren und Westschlesien 1918. Phil. Diss. Wien 1971. 23 f. Phonogramm des Landespräsidiums in Troppau an Mdl, Staatspol. Bureau, 15. X. 1918, 12,10 h - KA, M K S M v. 1918, 2 8 - 2 / 7 .

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des 15. beim Kommissariatsleiter über das „brutale Vorgehen" der Polizei und des Militärs 38 . Der Vorwurf scharfen Vorgehens konnte in dieser Situation die Stäbe der Einsatztruppen im tschechischen Gebiet weniger beunruhigen. Daß man dort mit künftig schwereren, vielleicht entscheidenden Auseinandersetzungen rechnete, kam nicht zuletzt im Abendrapport des Prager Generalstabs vom 14. Oktober zum Ausdruck: „Die Stimmung der Agitatoren und revolutionslüsternen Bevölkerung zeigt Enttäuschung über die Vereitelung der Manifestation. Sie ist gereizt und zuwartend, es scheint dermalen ein Lauerzustand für einen günstigeren Moment zu sein." 3 9 Der günstigere Moment schien zwei Wochen später gekommen.

Die Initiative der Straße Den Anstoß zum Sturz der alten Ordnung in Prag und Böhmen gab die Straße. Wohl hatte die politische Führung mit dem Umsturz geredinet. Aber ein gewaltsamer Umsturz — das sollte es nicht werden. Eher eine Revolution von oben, die die Kapitulation des Staates, die Verwirrung der Behörden, die Ausschaltung der Schlagkraft des Heeres ausnützte; es sollte — wie es Werstadt formuliert — die „möglichst reibungslose Überleitung der bisherigen öffentlichen Verwaltung vom österreichischen auf das tschechoslowakische Gleis" sein 40 . Die politische Führungsspitze, darunter vor allem Karel Kramär, war gar nicht in Prag, war in der Schweiz, zu Besprechungen mit der Emigration. Dazwischen aber kam — ungeduldig und unbekümmert — das Volk. Die Straße trat an. Der Funke einer Nachricht, eine Menge, ein Demonstrationszug, ein aufgelesener Redner, ein zweiter, dritter — die Flamme des Umsturzes schlug hoch. Am frühen Vormittag des 28. Oktober drängte eine Menge vor dem Gebäude der „Narodni politika" vor einer Aushängetafel. Dort leuchtete ein großes Plakat. Darauf stand in roter Schrift ein Wort: „Primeri" — Waffenstillstand. Das Wort elektrisierte, zog die Massen an gleich einem Magnet. Kurze Zeit später wurde die amtliche Mitteilung über die Note Andrassys Telephonat des Landespräsidiums in Troppau an Mdl, Staatspol. Bureau, 15. X . 1918, 22,30 h - KA, K M S M v. 1918, 2 8 - 2 / 7 ; „Vorfallenheitenbericht" des k.k. PolizeiKommissariats Mährisch Ostrau, 19. X . 1918 — AVA, Mdl Präs. 1918, 22—24.531. " MilKmdo Prag an KM, 14. X . 1918, 20 h — N.r. III/353; Scheiner und Opocensky sind der Meinung, daß die Entschlossenheit der Prager Bevölkerung, die Auseinandersetzung mit Österreich bis zum Ende durchzufechten, durch das militärische Eingreifen am 14. Oktober nur verstärkt worden sei. — Josef SCHEINER, Vojensky prevrat ν Praze (Militärischer Umsturz in Prag), N.r. 11/343; OPOCENSKY, N.r. III/335. 4 0 Jaroslav WERSTADT, Den osvobozeni (Der Tag der Befreiung). Praha 1924, erg. und überarb. Aufl. 1936. 3 f. 38

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a u s g e h ä n g t , die a m V o r t a g über S c h w e d e n abgeschickt w o r d e n w a r 4 1 . D a s w a r eine g r o ß a r t i g e N a c h r i c h t : D i e österreichische R e g i e r u n g b o t W a f f e n s t i l l s t a n d a n ! U n d v o m R e c h t d e r Tschechen w a r d a r i n die R e d e , w e n n auch das G a n z e sehr d i p l o m a t i s c h stilisiert schien. D i e M e n g e wuchs an, h a r r t e , d r ä n g t e .

Da

schrie es einer h i n a u s : „ E r g o sind w i r s e l b s t ä n d i g ! W i r sind f r e i ! " 4 2 E i n i g e H u n d e r t n e h m e n es a u f , r u f e n sich die B o t s c h a f t zu, schreien, jubeln, N e u e k o m m e n h i n z u , aus d e n N e b e n s t r a ß e n , aus d e n B ü r o s u n d G e s c h ä f t e n , i m m e r w i e d e r liest es v o r n einer l a u t v o r . U n d aus d e m G e b ä u d e d e r „ N ä r o d n i p o l i t i k a " w e h e n plötzlich die ersten r o t - w e i ß e n F a h n e n des T a g e s . Schon sind die S t r a ß e n b a h n e n blockiert. D a k l i n g t das L i e d a u f , das „ K d e d o m o v m u j " , d a s L i e d d e r Tschechen, spült alles Z a g e n h i n w e g 4 3 . 41

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Die erste Nachricht vom Waffenstillstandsangebot hörte Väclav BeneS-Sumavsky, der Chefredakteur der „Närodni politika", um ungefähr 8 Uhr 30 von Magistratsrat D r . Lad. Pech, dem sie über eine Bank mitgeteilt worden war, die ihrerseits telephonisch aus Wien Verständigung erhalten hatte. Erst knapp vor 10 Uhr traf die amtliche Nachricht des k.k. Korr. Büros ein, die die Mitteilung der Bank bestätigte. Nun wurde zunächst eine seit längerer Zeit für den Bedarfsfall vorbereitete Tafel mit der großen Aufschrift „Primen" (Waffenstillstand) am Redaktionsgebäude ausgehängt (10 Uhr 30). Da man etwas später im Hinblick darauf Bedenken bekam, daß der Waffenstillstand in der T a t noch nicht geschlossen sei, überdeckte man das Plakat mit der amtlichen Mitteilung vom Schritt des Ballhausplatzes (10 Uhr 50). Vgl. die photographischen Darstellungen N.r. IX/296 ff.; Redakce a tiskärna „Närodni politiky": Poiätek pfevratu (Redaktion und Druckerei der „Närodni politika": Der Beginn des Umsturzes), N.r. IX/300 ff.; ViktorVAvRA, Jak vlastne vznikla nase pamätnä revoluce 28. rijna (Wie eigentlich unsere denkwürdige Revolution am 28. Oktober entstanden ist), N.r. X/376 f.; Karel 2ÄK, Ζ poslednich dnü Rakouska—Uherska (Aus den letzten Tagen Österreich-Ungarns), N.r. X / 3 8 1 ; Väclav BENES-SUMAVSKY, Prvni signäly k revolucni manifestaci dne 28. fijna r. 1918 dala „Närodni politika" (Die ersten Signale zur revolutionären Manifestation am 28. Oktober d. J . 1918 gab die „Närodni politika"), N.r. X/381 und X/383 f. Frantisek KOPECKY, Fr. Κ . ο svim 28. rijnu (Fr. K . über seinen 28. Oktober), N.r. X / 3 7 2 ; Arch. Alois KUEICEK, 28. rijen ν Praze (Der 28. Oktober in Prag), N.r. I X / 2 8 1 ; DERSELBE, V Praze na ulici 28. rijna 1918 (In Prag auf der Straße am 28. Oktober 1918), N.r. X / 2 8 3 ; DERSELBE, Dopoledne 28. rijna 1918 (Der Vormittag des 28. Oktober 1918), N.r. X/179. Zu den ersten Ereignissen auf dem Wenzelsplatz am 28. X . vgl. vor allem die Berichte, zusammengefaßt in der Sammlung Nase revoluce. Prag 1923 ff.: KOPECKY, N.r. X / 3 7 2 ; KUBICEK, N.r. IX/281, IX/283, X/179 f.; VÄVRA, N.r. X / 3 7 4 ; REDAKCE, N . r . IX/301 ff.; 2ÄK, X/381 f.; BENES-SUMAVSKY, N.r. X/383 ff.; J. A . PALLAUS, Jak to zaialo (Wie es begann), N.r. IX/303 f.; Josef KARASEK, Prübeh revolucnich udälosti dne 28. rijna 1918 (Der Verlauf der revolutionären Ereignisse am 28. Oktober 1918), N.r. X/369 f.; Ivan Kftiz, (Stanislav Zima), Proc bychom se dnes netesili (Warum sollten wir uns heute nicht freuen), N.r. X / 181 ff.; Jindrich FIALKA, Prve dva dny republiky (Die ersten beiden Tage der Republik), N.r. X / 1 8 6 ; Josef FARSKY, Jak to bylo 28. rijna 1918 Ν Praze? (Wie war es am 28. Oktober in Prag ?), N.r. IX/288 ff.; Jan MÄLEK, 28. rijen Ν prazskych ulicich (Der 28. Oktober in den Prager Straßen), N.r. IX/291 f.; Vitem POSPISIL, 28. rijen Ν Praze (Der 28. Oktober in Prag), N.r. IX/272 f.; Jan SLAVICEK, Hrst vzpominek (Eine Handvoll Erinnerungen), N.r. I X / 2 8 0 ; Jan HAJSMAN, 28. rijen 1918 (Der 28. Oktober 1918), N.r. IX/296 ff.; FrantiSek SEBL, 28. rijen 1918 (Der 28. Oktober 1918), N.r. X/389 ff.; Karel MIXA, 28. rijen prozitv na prazskych ulicich (Der 28. Oktober, erlebt auf den Prager Straßen), N.r. X I / 3 8 4 ff.; Jan HERBEN, Jak to bylo Ν Praze (Wie es in Prag war), N.r. X / 3 5 1 ; Lomikar KLEINER, Prve chvile naäi samostatnosti (Die ersten Augenblicke unserer Selbständigkeit), N.r. X/362.

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Dann formiert sich der Zug. Bevor er zum Graben einbiegt: ein paar Polizisten. Stehenbleiben! Vergebens, die Masse kennt solches Hindernis nicht mehr. Die Polizei weicht. Die Begeisterung gewinnt revolutionäre Bahnen. Schon gellen gefährliche Rufe auf: „Es lebe Masaryk! Es lebe Wilson! Es lebe Kramär!" und „Nieder mit Habsburg!" 4 4 Inzwischen ballen sich auf dem Wenzelsplatz die Massen. Und Fahnen, immer mehr Fahnen, da und dort schon die französische Trikolore, ein Sternenbanner auch. Der Zug, der vorhin den Wenzelsplatz verließ, kommt zurück 45 , zieht in breiter Front herauf gegen das Nationalmuseum, vorne weg — irgendwo in die Mitte genommen, eben noch auf den Schultern getragen — eine mächtige Gestalt . . . Kollare . . . ein Geistlicher. Es ist ein Abgeordneter der Agrarier, Dr. Isidor Zahradnik 4 6 . Und von den Stufen des Wenzelsdenkmals hält er die erste Rede der vielen Reden dieses Tages: „Für immer brechen wir die Fesseln, in denen uns die treubrüchigen, fremden, unmoralischen Habsburger gemartert haben. Frei sind wir und niemand wird uns die Feiheit nehmen, höchstens wir entsagen ihr selbst.. ," 47 Fordernder Ruf aus den Massen: Soldaten, Offiziere zum Denkmal! Soldaten stehen in der Menge, eine ganze Reihe. Und hinten ein paar Offiziere. Und die Offiziere reißen die Rosetten von den Kappen. Die Menge jubelt, gibt eine Gasse frei, die Offiziere und Soldaten gehen vor. Ein Leutnant mit grünen Aufschlägen ergreift das Wort, dann ein Oberleutnant, Südslawe, Kroate, verspricht Treue um Treue 48 . Aus dem Taumel der Reden löst sich erneut der Zug. Zwölf, fünfzehn Offiziere an der Spitze. Sein Ziel: das Nationaltheater. Rosetten, Portepees auf der Fahrbahn, am Säbelknauf die Trikolore. Neben, hinter den Offizieren Mannschaften, schon ganze Reihen, und hinter ihnen das Volk, aus allen Gassen immer neuen Zustrom gewinnend, Welle auf Welle, einer Lawine 44

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KOPECKY, N.r. X/273; KUBICEK, N.r. IX/283; Josef KRAUS, Prvni hodina velike radosti (Die erste Stunde einer großen Freude), N.r. IX/286 f. Der Demonstrationszug war über den Graben zum Pulverturm gezogen, in die Celetnä, ein Teil weiter zum Altstädter Ring, zum Hus-Denkmal, ein anderer Teil über den Obstmarkt zurück auf den Wenzelsplatz. — KOPECK^, N.r. X/373; KRAUS, N.r. IX/286 f. Auf den Abgeordneten Zahradnik war der Zug zuerst bei der Union-Bank, auf dem Rückweg auf der Höhe der „Koruna" gestoßen. — KoPEaci, N.r. X/373; Zahradnik hatte am Vorabend, am 27., bereits eine kampfesfrohe Rede in Laun gehalten, bei der er dem Selbständigkeitsdrang die Zügel schießen ließ: „. . . Und ich bin überzeugt, daß die Zeit kommen wird, da wir im Sankt-Veits-Dom zusammenkommen, Gott für den großen Sieg zu danken und das T e Deum zu singen für das selbständige tschechische Volk . . . Unsere Zukunft ist lockend, herrlich. Schätzen wir sie. Und diesem freien tschechischen Volk gilt mein donnerndes: Na zdar!" —Isidor ZAHRADNIK, ß e c poslance Zahradnika, pronesenä Ν Lounech (Die Rede des Abgeordneten Zahradnik, vorgetragen in Laun). Praha 1919. 19 f. Isidor ZAHRADNIK, Ζ poslednich dnü ceskeho otroctvi (Aus den letzten Tagen der tschechischen Sklaverei), N.r. IX/276; KOPECKY, N.r. X/373; KUBICEK, N.r. IX/282; FARSKY, N.r. I X / 2 8 9 ; SEBL, N . r . X / 3 9 0 ; MIXA, N . r . X I / 3 8 5 ; KLEINER, N.r. X / 3 6 2 .

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KUBICEK, N . r .

IX/282,

I X / 2 8 4 , X / 1 8 0 ; ZAHRADNIK, N . r .

FARSR*, N . r . I X / 2 8 9 ; SEBL, N . R . X / 3 9 1 .

I X / 2 7 6 ; MIXA, N . r .

XI/385;

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gleich. . . 49 Jubel, Gesang, Beifall für das Militär, schon stürzen die ersten Doppeladler, verschwinden ein paar deutsche Aufschriften. Und hinter den Fenstern der Polizeidirektion zucken die Beamten zurück, als ein Hauptmann in der ersten Reihe des Zuges, mit achtunggebietenden Auszeichnungen auf der Brust, die Faust gegen sie erhebt 50 . Vom Balkon des Nationaltheaters deklamiert einer ein Gedicht 51 . Weiter irgendwo taucht eine eben zu einem Offiziersbegräbnis ausgerückte Regimentskapelle auf, wird mitgerissen, übernimmt die Spitze, spielt auf, erscheint am Wenzelsplatz 52 . Der ist schon eingesäumt von Fahnen, bildet ein Meer der Begeisterung. Die Straße in Prag war in Aufruhr. Aber das Feuerwerk der Straße war dem Verlöschen preisgegeben, wenn es nicht gelang, die spontane Aktion in die Bahnen der Machtergreifung zu lenken. Die explosive Kraft der Demonstration mußte sich zum politisch gezielten Zuschlagen wandeln. Die Voraussetzung: eine Führungsgruppe an der Spitze, Aktionsgruppen als operative Einheiten. An die Spitze der Bewegung setzten sich die Politiker des Nationalausschusses, die Repräsentanten der im Ausschuß zusammengefaßten tschechischen Parteien, Sozialisten und Bürgerliche, im wesentlichen einig in dieser Stunde. Entscheidende Instanz aus diesem Kreis wurden die sogenannten „starken Vier" — Staatsrechtler und Agrarier, Sozialdemokrat und Nationaler Sozialist: Dr. Rasin, Svehla, Dr. Soukup, Stribrny. Die „Vier" saßen gegen Mittag bei einer Besprechung im Repräsentationshaus, im Hauptquartier des Nationalausschusses. Zunächst von den Ereignissen in den Straßen, vom dumpfen Lärm der Menge selbst überrascht, überwältigt, ja schockiert, vermochten sie sich dennoch sofort einzuschalten. Was stand ihnen an Aktionsgruppen zur Verfügung? 19 50

51

KUBICEK, N . r . I X / 2 8 2 , I X / 2 8 4 ; FARSKY, N . r . I X / 2 8 9 f . FARSKY, N . r . I X / 2 9 0 ; M I X A , N . r . X I / 3 8 5 ; KUBICEK, N . r . I X / 2 8 4 .

Es handelte sich um ein Gedicht, das den tschechischen Legionären vom Chemin des Dames galt und der nationalen Aufwallung auch dieses Tages Bahn zu brechen sehr geeignet schien: „. . . Ans Messer, Brüder, das für's Marchfeld, Ans Messer, Brüder, das für den Weißen Berg, Ans Messer, Brüder, das für die Zeiten des Wehs, Für's tschechische Kind in der deutschen Schule, Für die tschechischen Hände im deutschen Schacht, Für alle Sünden deutschen Stolzes, Wiener Gelächter und Berliner Gift, Für allen Speichel und Schmutz und Schimpf, Heute dafür unser Schlag! . . . " Unter dem Titel „Ceskä legie" (Tschechische Legion) ist das Gedicht in den „Närodni l i s t y " v o m 2 8 . X . 1 9 1 8 v e r ö f f e n t l i c h t . — V g l . M I X A , N . r . X I / 3 8 5 f . ; FARSKY, N . r . I X / 2 9 0 ; KUBICEK, N . r . I X / 2 8 4 ; FIALKA, N . r . X / 1 8 6 ; SEBL, N . r . X / 3 9 2 ; KLEINER, N . r . X / 3 6 2 .

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Jan ZÄD£RA, Jak se stalo, ze 28. fijna vyhrävala vojenskä hudba na prazskych ulicich (Wie es geschah, daß am 28. Oktober Militärmusik in den Prager Straßen aufspielte), N.r. X/400 f.; MIXA, N.r. X I / 3 8 7 .

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Da waren zunächst die Staffeln des „Sokol", des nationalen Turnerbundes. Dr. Scheiner, Vorsitzender des Sokol-Verbandes, hatte in dessen „technischer Sektion" einen funktionierenden Führungsapparat ausgebaut 53 . Dieser Verband war nun alarmiert. Freilich fehlten viele seiner Aktivisten, waren seine Mitgliedsstände durch die Einberufungen zum Kriegsdienst geschwächt, ausgelaugt. Entscheidend stellte sich jedoch die Frage nach Einbruchsmöglichkeiten bei Polizei und Militär. Die Prager Polizei — zu einem letzten Widerstand im Sinn der Staatsgewalt aus nationalen Gründen an sich weniger geeignet — vermochte man, da zudem auch der Polizeidirektor gerade abwesend war, durch rasch vollzogenen Führungswechsel an der Spitze unter Kontrolle zu bringen. Dr. Bienert, der Vertrauensmann auf der Polizeidirektion, wurde über Telephon herbeigerufen, fuhr mit einem Polizeiwagen vor. Rasin, selbst noch kaum gefaßt, verkündete es ihm: „Der Nationalausschuß ist dabei, die Regierung in seine Hand zu nehmen, sie übernehmen sofort die Polizei.. ." 54 Schwieriger war die Frage des Militärs. Seit dem Sommer hatte man sich in der politischen Führung der Tschechen mit dem Gedanken getragen, für den Ernstfall auch die Übernahme militärischer Einheiten vorzubereiten 55 . Kontakte mit Offizieren tschechischer Nationalität der Prager Garnison waren vorhanden, auch mit einigen rumänischen Einheiten 56 . Konkrete Vorbereitungen des Umsturzes im militärischen Bereich — wir wissen es — hatte die Gruppe des Hauptmanns Rosicky übernommen 57 . Freilich war von diesen Vorbereitungen vieles nur Planspiel geblieben. Und vom Einfluß dieser Gruppe war auch zunächst nicht viel zu merken. Das Militär schien einsatzfähig im Sinn der bestehenden Macht. Und die militärische Führung schien in Prag durchaus die Hand am Zügel zu haben . . . Einige Brennpunkte der Gegenmaßnahmen: Militärkommando. Allmählich hatte man sich im Militärkommando ein Bild von der Lage gemacht. Man erfuhr: Vormittags und mittags waren in den Straßen Soldaten attackiert worden. Einzelne Offiziere und Mannschaften hatte man während der Demonstration insultiert 58 . Aber mehr noch: Im Militärkommando hatte man auch von den Vorgängen auf dem Wenzelsplatz erfahren, von der Teilnahme von Offizieren und Mannschaften an den 83

54 55 56 57

58

SCHEINER, N . r . 1 1 / 3 4 4 .

HAJSMAN, N.r. IX/298 f.; Eduard BASS, Pfevrat ν Praze (Umsturz in Prag), N.r. X/360. Frantisek Sis, Sedmadvacäty rijen (Der siebenundzwanzigste Oktober), N.r. 11/349. SCHEINER, N.r. 11/343 f.; Sis, N.r. 11/349 f.; ROSICKY, Rakousky orel. 35 und 191. Vgl. II. 123 ff. Rosicky hatte entsprechende Dispositionen erarbeitet. Für den Ernstfall lagen detaillierte Instruktionen für die Garnisonen vor, differenziert nach Garnisonen mit vorwiegend tschechischen und mit vorwiegend deutschen oder magyarischen Truppen. — RosicKi, Rakousky orel. 87 f.; SCHEINER, N.r. 11/344; Sfs, N.r. 11/349. Fr. BFL-Ί-, Jak bylo u näs (Wie es bei uns war), N.r. IX/310; SEBL, N.r. X/391 ff.; Karel NOVY, 28. X. 1918 ν Praze (28. X. 1918 in Prag), N.r. IX/295 f.; Oldfiska ZEMANOVÄ, Vzpominka na 28. rijen (Erinnerung an den 28. Oktober), N.r. XI/390.

Die Zentren fallen

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Demonstrationen, von der Ausrufung der Republik 5 9 . D a alarmierte man die Assistenzen und ließ Militär in den Straßen aufmarschieren. Karlsbrücke. Die Brücke war gesperrt. Ein Oberleutnant, ein Fähnrich, ein paar Unteroffiziere, zehn Mann dazu, feldmarschmäßig ausgerüstet, hielten mit zwei Maschinengewehren die Brückenmitte besetzt. Mag sein, daß der ungarische Oberleutnant nicht mehr ganz Herr seiner Leute war. Die saßen am Brückengeländer. Aber wohl waren die Unteroffiziere treu. D a kam drüben ein Zug, bog zur Brücke ein, schon wehte die Fahne im Tor des Altstädter Turms. Der Oberleutnant, der Fähnrich knieten an den M G nieder. D a lief einer dem Zug entgegen — umkehren, um Gottes willen umkehren! D i e wollten nicht, schrien, sie würden die Ungarn in die Moldau werfen. D a erfaßten noch ein paar die Situation, brachten die Kolonne der Tschechen zum Rückzug 6 0 . Wenzelsplatz. Truppen zogen über die breite Fahrbahn. Auch sie in voller Feldausrüstung. Sie marschierten durch das sich öffnende Spalier der Menge. Laute Zurufe, Frauen schrien: Geht nach Hause, Österreich ist nicht mehr! Die Soldaten zogen weiter. Ein Bataillon hielt oben in den Parkanlagen, die Mannschaften brachten nächst dem Nationalmuseum Maschinengewehre in Stellung 6 1 . Wenzelsplatz — C a f e „ R o k o k o " . Auch vor dem C a f e waren Truppen aufmarschiert, ein Bataillon „gelber" Ungarn. Der Kommandant richtete im Parterrelokal seinen Gefechtsstand ein, hielt; über den Fernsprecher Verbindung mit dem Militärstationskommando. Vor dem Eingang standen Maschinengewehre. Die Räumung des von den Massen dicht besetzten Platzes sei ohne Blutvergießen nicht durchzuführen, hörte man des Majors Situationsmeldung. Draußen drängte die Menge um die Kompanien, drinnen tauchte ein Funktionär auf, versuchte den Stabsoffizier zum Abziehen zu bewegen. Der verwies auf seine Befehle 6 2 . Altstädter Ring. Gewaltige Volksmengen strömten hier um die dritte Nachmittagsstunde zusammen, ließen den Platz fast überquellen. Vom Balkon des Rathauses sollte ein Mitglied des Nationalausschusses sprechen. D a drangen · Lev WINTER, Moje jednäni s pol. podmaräälkem Zanantonim ve dnech prevratu (Meine Verhandlungen mit dem Feldmarschalleutnant Zanantoni in den T a g e n des Umsturzes), N . r . I X / 2 5 9 ; vgl. J a n SRÄMEK, K d o vlastne vyhläsil samostatny nää cesky a slovensky stät? (Wer hat eigentlich unseren selbständigen tschechischen und slowakischen Staat proklamiert?), N.r. IX/266. KuBfcEK, N.r. IX/285. " Es handelte sich wohl um eines der drei Feldasäistenzbataillone — V, V I oder V I I —, die um den 14. Oktober von der Piave-Front nach Prag gekommen waren, überwiegend T r u p p e n magyarischer und rumänischer Nationalität. — Vgl. Dislokation der Feldassistenzbaone und ihre nationale Zusammensetzung, 21. X . 1918 — K A , K M Abt. 5 v. 1918, 1 — 10/61. F . V. VYKOUKAL, Mad'arske vojsko Ν Praze dne 28. fijna (Das ungarische Militär in Prag am 28. Oktober), N.r. X / 6 5 ff.; Küiz, N.r. X/181. 82 J a n CERVENY, Neznämä episoda (Eine unbekannte Episode), N.r. I X / 3 0 8 ; POSPIJIL, N.r. I X /

5

273.

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Durchbruch der Nationen

von der Niklasgasse her Rufe, Entsetzensschreie — eine Panikwelle —, dazwischen militärische Trompetensignale. Die Menge floh nach allen Seiten, preßte sich in die auf den Platz mündenden Gassen. Mit aufgepflanztem Bajonett marschierte ein Bataillon heran und besetzte den Platz. Die Situation an den Straßenmündungen w a r kritisch. Die erregte Menge drängte mit Vehemenz gegen den Kordon der Bajonette. Ein p a a r Funktionäre und tschechische Reserveoffiziere mühten sich, sie zu beruhigen. H i n t e n hetzten einige, forderten zum Sturm auf, zum Durchbruch. Vorn bildete die erste Reihe eine Kette, um sich mit aller K r a f t gegen den Druck in ihrem Rücken zu stemmen 6 3 .

Militärkommando

zwischen Einschreiten und

Verhandlungsbereitschaft

Der Entfaltung der revolutionären Bewegung in Prag schien f ü r den Augenblick Einhalt geboten. Dem Aufbegehren der Straße gegenüber formierte das Militärkommando seine Einheiten. Die Prager Garnison verfügte in den letzten Oktobertagen — nach dem Eintreffen der sechs Feldassistenzbataillone — über eine beachtliche Truppenmacht. Die Feldassistenzbataillone V, VI, VII, X I , X V und X V I I I , die Ständigen Assistenzbataillone der I R 2, 42 und 73 sowie weitere sieben Kompanien mit mindestens sieben Wochen Ausbildung bei den Ersatzkörpern der IR 2, 51, 68 und 73. D a z u kamen Artillerie und ein Panzerzug 6 4 . Zusätzlich konnten als zurückgestaffelte K r ä f t e die Eingreifeinheiten im böhmischen Gesamtraum in Erwägung gezogen werden. Einschließlich seiner H a u p t s t a d t präsentierte Böhmen im letzten Oktoberdrittel folgende T r u p p e n k r ä f t e : Nach dem Eintreffen der 6 Feldassistenzbataillone in Prag und der Abgabe des IR 86 nach Wien standen insgesamt 8 Feldassistenzbataillone, 40 Kompanien von Ständigen Assistenzbataillonen und 23 XU Kompanien mit mehr als sieben Wochen Ausbildung zur Verfügung. H i n z u kamen 11 als Assistenzen verwendbare Kompanien bei Kursen. Insgesamt standen damit vor e3

61

Jaroslav MATTUS, Jitro nasi svobody (Der Morgen unserer Freiheit), N.r. IX/268; MÄLEK, N.r. IX/294; Frantiäek SOUKUP-Alois RAäfN, Närodni vybor a 28. rijen (Der Nationalausschuß und der 28. Oktober), N.r. 11/360f.; Jaroslav KVAPIL, Dojmy ζ 28. rijna 1918 (Eindrücke vom 28. Oktober 1918), N.r. X/355; BENEä-SuMAVSKi·, N.r. X/387 f.; Frantiäek SOUKUP, Κ 28. rijnu 1918 (Zum 28. Oktober 1918), N.r. 11/391; Frantiäek STAäEK, Prvy rozkaz (Der erste Befehl), N.r. XIV/239. Dislokation der Feldassistenzbaone und ihre nationale Zusammensetzung, 21. X. 1918 — KA, KM Abt. 5 v. 1918, 1—10/61; Skizze: „Situation der im Hinterlande befindlichen Assistenztruppen am 20. Oktober 1918." GO Stöger-Steiner an MKSM, 19. X. 1918 —KA, MKSM v. 1918, 28 —1/3—4; verwendungsfähige Assistenzkompanien mit 7 Wochen Ausbildung, 28. X. 1 9 1 8 - K A , KM Abt. 5 v. 1918, 1-10/58. Über der militärischen Führung unerwünschte Kontakte zwischen Assistenzeinheiten und Zivilbevölkerung in Prag liegt eine Mitteilung vom 24. Oktober vor: Der Mannschaft des Feldassistenzbaons XV — überwiegend Deutsche und Rumänen — sei durch halbwüchsige Burschen Brot für Munition angeboten worden. Das MilKmdo Prag habe Gegenmaßnahmen getroffen. — Lagebericht des Evb.Na.Nr.33.604 an Op.Abt. 24.X. 1918 - ΚΑ,ΑΟΚ Op.Abt. v. 1918, 148.184/25.

Die Zentren fallen

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den Tagen des Umsturzes in Böhmen 106 V4 Kompanien als Assistenzen bereit 65 . Zweifellos, die Macht der Bajonette in Böhmen war eine respektable. Der, in dessen Hände sie gelegt war, hatte keine geringe Verantwortung. In der Führungsspitze des Militärkommandos Prag hatte sie ein General inne, dessen Verständnisbereitschaft und Milde seine Energie nicht unerheblich übertraf: der General der Infanterie Paul Kestranek. Kestranek war Prager von Geburt, tsdiechophil, wenn er sich audi als Deutscher fühlte, und er war gütig in einem Ausmaß, in dem die Güte an den Rand der Schwäche führt 66 . Bestimmter im Wollen, entschlossener im Handeln war sein Stabschef, der Oberst d. G. Viktor Stusche. Wiener, Haupt der deutschen Gruppe im Kommando. „ . . . ein imponierender, kluger Mann und ausgezeichneter Chef des Stabes" nennt ihn selbst sein tschechischer Gegenspieler im Militärkommando, der damalige Oberstleutnant Viktor Hoppe, den „bösen Geist" des kommandierenden Generals nennt ihn der SokolFührer Dr. Scheiner 67 . Die tschechische Führungsspitze der „Vier" war ab Mittag des 28. in zwei Richtungen offensiv auf getreten: mit dem Griff nach der Polizeiführung — die Polizei war damit als Faktor des Gegners ausgeschaltet — und mit der Deponierung der Meldung ihrer Machtübernahme in der Statthalterei. Die vorsprechenden tschechischen Herren erklärten dem Stellvertreter des Statthalters — der Statthalter Graf Coudenhove war eben in Wien —, der National65

66

67

Dislokation der Feldassistenzbaone und ihre nationale Zusammensetzung, 21. X. 1918 — KA, K M Abt. 5 v. 1918, 1 — 10/61; Skizze: „Situation der im Hinterlande befindlichen Assistenztruppen am 20. Oktober 1918." G O Stöger-Steiner an M K S M , 19. X. 1918 — KA, M K S M v. 1918,28 —1/3 —4; verwendungsfähige Assistenzkompanien mit 7 Wochen Ausbildung, 28. X. 1918 —KA, K M Abt. 5 v. 1918,1 - 1 0 / 5 8 . Sorge bereitete dem MilKmdo Prag die Ausstattung mit Maschinengewehren: Verfügten fast alle Kompanien der Ständigen Assistenzbataillone und die Assistenzkompanien mit 7 Wochen Ausbildung über je einen M G Zug, so waren die Feldassistenzbaone V, VI und VII ohne Maschinengewehre in Prag eingetroffen. Da das IR 86 mit 46 Maschinengewehren — pro Feldbaon war eine M G - K o m panie mit insgesamt 8 s M G eingeteilt — nach Wien abging, entstand nun ein Ausfall von 22 M G . Denn die Feldassistenzbaone X I , XV und X V I I I hatten je 4 Hand-MG-Züge, insgesamt 24 Hand-MG, mitgebracht. Nach Meinung des Militärkommandos Prag mußte diese Lücke unbedingt geschlossen werden, wenn die schon als Mindestmaß geltenden Stände Überraschungsmomenten gewachsen sein sollten. — MilKmdo Prag, Präs.Nr. 19.230/I/Gstb., an K M Abt. 5, 14. X. 1918 - KA, K M Abt. 5 v. 1918, 1 - 3 / 4 - 1 0 4 . Qualifikationsliste Paul Kestranek, geb. 1856 in Prag — KA, Fasz.Nr. 1.410: Vormerkblatt für die Qualifikationsbeschreibung vom 1. VIII. 1914 — 31. V. 1916, damals F M L und Divisionär der 12. I D : „Für ein höheres Kdo. fehlt ihm der Blick und die Energie." (GdK Karl Graf von Kirchbach auf Lauterbach, 1. K K ) ; vgl. die Aussagen Prof. Zdenko Kestranek, 19. IV. 1960 Wien, und General a. D. Viktor Hoppe, 2. V. 1960 Prag. - PLASCHKA, Cattaro-Prag. 242 f. Aussage General a. D. Viktor Hoppe, 2. V. 1960 Prag; SCHEINER, N.r. 11/347; vgl. auch die Beurteilung in der Qualifikationsliste — Viktor Stusche, geb. 1871 in Wien — im KA Wien und im VÜA Praha, VIII. Korps, Präs.Abt.

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ausschuß übernehme im Interesse der Ordnung die öffentliche Verwaltung in ihrem gesamten Umfang. Die bisherigen Gesetze und Verordnungen würden bis auf weiteres in Gültigkeit bleiben. Die Entwicklung zum neuen Staat solle möglichst unter Vermeidung jeder Ruhe- und Ordnungsstörung vor sich gehen. Die amtierende behördliche Spitze, der Vizepräsident Kosina, nahm zur Kenntnis, was die tschechischen Herren vorbrachten. Der Vizepräsident wollte Instruktionen in Wien einholen68. An Widerstand dachte der Vizepräsident nicht. Der Vizepräsident war nicht der Mann, sich dem Umsturz entgegenzuwerfen. Aber auch die tschechischen Herren, die eben bei ihm vorgesprochen hatten, die „starken Vier", waren keine Revolutionäre reinen Stils. Auch sie dachten an alles andere als an Gewalt, im Gegenteil. Zunehmend wurde es deutlich, daß sie nicht anfeuern und vorwärtsreißen wollten, sondern vielmehr dämpfen und abschirmen. Einer von ihnen, Svehla, hat es notiert: „Wir hatten alle einen Gedanken: Ruhe . . . und wir überlegten, was wir alles tun müßten, damit nichts geschehe." Und „damit nichts geschehe", damit das revolutionäre Element des Tages sich zum aufgelockerten, festlichen wandle, beorderte Rasin Musikkapellen in die Straßen . . , 69 Der Grund für diese Vorsicht, für diesen Zug zur Verharmlosung? — Svehla hat auch darauf eine Antwort gegeben: „Ruhe, damit kein Blutvergießen eintrete . . ." 7 0 Kein Blutvergießen . . . Die tschechischen Politiker hatten Sorge, hatten Angst vor möglichen Zusammenstößen, vor der Auseinandersetzung auf der Straße. Denn noch fühlte man sich nicht in erster Linie an der Spitze einer gelungenen Revolution, sondern — vor der Front des Militärs. Aber nicht nur die Führer der Tschechen zögerten. Auf der anderen Seite zögerten die Generale: der kommandierende General ebenso wie sein Stellvertreter und zugleich Stationskommandant von Prag, der Feldmarschalleutnant Zanantoni 71 . Auch die Generale waren unsicher. Tschechische Politiker 68

Statth. Prag an Mdl, 28. X. 1918,14 h - N.r. XIV/209I Alois RASIN, Prevrat Ζ 28. rijna 1918 (Der Umsturz vom 28. Oktober 1918), N.r. 11/341; SOUKUP - RASIN, N.r. 11/360; Jiri SxftfBRNi, Pokus ο faläoväni historie (Versuch einer Geschichtsfälschung), N.r. 11/386; Ant. SVEHLA, Ministersky predseda Svehla ο sv£m 28. fijnu (Ministerpräsident Svehla über seinen 28. Oktober), N.r. 11/328. Svehla unterstreicht sein energisches Auftreten gegenüber dem Vizepräsidenten Kosina: „Ich setze Sie ab, entweder Sie halten die Dinge, bevor der Statthalter kommt und sind uns Garantie, daß nichts passiert, oder ich enthebe Sie." —

69

SVEHLA, N.r. 11/329; vgl. RASIN, N.r. 11/341: „Ich sagte, wir müßten auf den oberen Wenzelsplatz gehen, um dort dahingehend einzuwirken, daß es zu keinen Ausschreitungen käme, weder antideutschen, noch antijüdischen, damit während dieses historisch bedeutsamen Augenblicks Ruhe gewahrt werde." Deshalb auch der Gedanke, Musikkapellen aufmarschieren zu lassen. Das Volk sollte singen, sich im Gesang nationaler Lieder abreagieren. „Musikkapellen auf die Straße", lautete die Anordnung Raäins, „alle Musikkapellen müssen hinaus . . . " — RAätN, N.r. 11/341; STASEK, N.r. XIV/238; Jan HAJSMAN, Chvile rozhodnuti ν När. vyboru (Der Augenblick der Entscheidung im Nationalsauschuß), N.r. IX/298.

10

SVEHLA, N . r . 11/329.

SVEHLA, N . r . 11/328 f.

" Vgl. Qualifikationsliste Eduard Zanantoni, geb. 1862 in Miskolcz — KA, Fasz.Nr. 3.338.

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Die Zentren fallen

bestürmten sie, keine Gewalttaten zu setzen, es nicht auf eine Auseinandersetzung ankommen zu lassen, das Militär aus den Straßen zurückzunehmen. U n d die Generale zogen die Truppen zurück 72 . Die Generale waren unsicher im Hinblick auf die politischen Zusammenhänge wie im Hinblick auf die Haltung ihrer Truppen. In der Abendmeldung des kommandierenden Generals an das Kriegsministerium spiegelt sich diese Unsicherheit wider. D a kamen gleich einleitend die „schweren Insulte an Offizieren" zur Sprache, und nicht nur Zivilisten, „auch Mannschaftspersonen" seien an den Demonstrationen beteiligt gewesen, ja sogar Offiziere. Man hatte im Gegenzug die Konsignierung der Garnison befohlen, Truppen in die Straßen geschickt und — sie wieder zurückgezogen. Man hatte in diesem Zusammenhang die Proteste des Nationalausschusses berücksichtigt, aber man sah „die Erregung der Menge zusehends" wachsen und stellte in Frage, „ob der Nationalrat gegen diese zweifellos bolschewikischen Absichten sich durchsetzen wird". Man fühlte sich bereits auf einsamem Posten, hatte „Statthalterei und Polizei-Direktion gleich von allem Anfang an vollständig ausgeschaltet" gefunden. Die öffentliche Gewalt sei gänzlich in die H ä n d e des Nationalrates g e g l i t t e n . . . U n d in der Statthalterei erwarte man bereits die „Zustimmung der zentralen Behörden", „die Regierungsgewalt dem, Nationalrat zu übergeben". — War es unter solchen Umständen für das Militär grundsätzlich vertretbar, gegen diese Institution, gegen die voraussichtlich morgen auch von Wien anerkannte Regierung zum Angriff anzutreten? Nicht nur das, der Angriff überhaupt schien wenig erfolgversprechend. Noch hatte man zwar die Ersatz- und Assistenzformationen in der H a n d , doch schon rechnete man mit der „eminenten G e f a h r " , „daß Undisziplin und Ausschreitungen der isolierten Mannschaften audi auf Ersatz-, ja sogar auf die Assistenzformation [ . . . formationen, A. d. V.] übergreifen kann, zumal dann, wenn die unausweichlichen Verpflege- und Kohlenschwierigkeiten sich noch weiter verschärfen . . . " Auf Grund dieser gegebenen Lage schlug am Abend des 28. das Militärkommando nicht mehr und nicht weniger als die A u f g a b e der Prager Position vor — da „ein weiteres Verbleiben der militärischen Verbände in der hiesigen Atmosphäre einerseits zwecklos, andrerseits sogar gefährlich ist, weil man hiedurdi auch die noch verläßlichen Truppenteile als solche verlieren wird" 7 3 . Unter solchen Überlegungen war es naheliegend, daß beide Kontrahenten auf dem Plan der Prager Umsturzbewegung auf eine Absprache zusteuerten: die Generale, die ihre Macht bröckeln und schwinden sahen, die an der Möglichkeit wie an der Zweckmäßigkeit des Eingreifens des Militärs zweifelten und die angesichts der eruptiven Bewegung des Volkes — mit dem Kaiser"

MATTUS, N . r .

IX/268;

S O U K U P - RA§1N, N . r . 1 1 / 3 6 1 ; S O U K U P , N . r . 1 1 / 3 9 1 ;

X I V / 2 3 9 ; SRAMEK, N . r . I X / 2 6 6 ; W I N T E R , N . r . I X / 2 5 7 ff.

" MilKmdo Prag an K M , 2 8 . X . Nationalausschuß zu stehen.

1918, 21

h -

N.r.

XIV/213.

STASEK,

N.r.

Für Nationalrat hat richtig

162

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manifest im Rücken — resignierten; und die Führer der Tschechen, deren Spiel zwar schon auf Grund der Gesamtkriegslage eindeutig auf Gewinn stand, die aber, was untertags im Vorstoß der Straße erreicht worden war, jedenfalls nicht in Frage stellen, vielmehr absichern wollten. Denn die tschechischen Politiker trauten den Generalen noch immer zu, was die Generale sich selbst nicht mehr zutrauten, nämlich durch einige überraschende Züge — wenn auch nur vorübergehend — die Partie für sich zu entscheiden. Würde Wien eingreifen? Würde Wien den Gegenangriff befehlen? Als der Statthalter Graf Coudenhove am 28. nachmittags mit dem Prager Schnellzug in Wien eingetroffen war, erhielt er bei der Ankunft schon die Verständigung übermittelt, in Prag habe sich eine nationale Regierung gebildet, die die Forderung erhebe, die staatliche Verwaltung zu übernehmen 74 . Der Statthalter eilte zum Ministerpräsidenten. E r fand ihn im Ministerrat. Der Minister des Innern berichtete. Der Nationalausschuß in Prag verlange von der Statthalterei die Übergabe der Amtsgeschäfte 75 . Die Herren, die audi den Abgeordneten Vlastimil Tusar beigezogen hatten, den gern konsultierten Verbindungsmann der Tschechen, urteilten zurückhaltend, hielten die Prager Angelegenheit ein wenig für die überspitzte Sondertour des einen oder anderen böhmischen Politikers . . . Der Minister rat in Wien gelangte schließlich zu der Ansicht, „daß zwar im Prinzipe der Übernahme der Verwaltungsgeschäfte durch den Nationalausschuß nicht entgegengetreten werden könne", bezweifelte aber die „Legitimation gerade der hier in Betracht kommenden Persönlichkeiten". Außerdem sei die Frage der deutschen Teile Böhmens noch offen. Das Ergebnis, das als typisch österreichisch bezeichnet werden könnte: Es erscheine „zweckmäßig, die Angelegenheit ohne eine prinzipielle Ablehnung möglichst dilatorisch zu behandeln . . ." 7 6 Von der Regierung in Wien war ein Eingreifen nicht zu erwarten . . . Noch am Abend des 28. sollte die Absprache zwischen tschechischen Politikern und k. u. k. Generalen in Prag Zustandekommen. Man traf sich zunächst im Militärkommando 77 . Dr. Scheiner, Dr. Pospisil — bereits in Sokol-Tracht — und der Abgeordnete Dr. Soukup sprachen im Militärkommando vor. Der kleine, schmächtige Dr. Scheiner machte den Generalen und Obersten gegenüber keine Umschweife. Der Sokol-Führer sprach von der Selbständigkeit des tschechischen Staates auf Grund der „Demission" Österreichs und erklärte den verblüfft aufhorchenden Offizieren, er sei bevollmächtigt und offiziell beauftragt, den 74 75 78 77

COUDENHOVE, Statth. Coudenhove, in: Prager Tagblatt, 24. VIII. 1924. AVA, MRP 1918, 64, 2. AVA, MRP 1918, 64, 2 f. P o s p i s i L , N . r . I X / 2 7 2 ff., SCHEINER, N . r . 1 1 / 3 4 6 f f . ; SOUKUP - RAJIN, N . r . 1 1 / 3 6 1 ; SOUKUP,

N.r. 11/391; RoälCKY, Rakousky orel. 117 f.

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Oberbefehl über die böhmischen, vor allem über die tschechischen Truppen zu übernehmen 78 . Was da gefordert wurde, ging über die Rückzugsbereitschaft des kommandierenden Generals entschieden hinaus. Die Offiziere standen starr, bestürzt um den Verhandlungstisch, bleich vor Zorn der Generalstabschef, der jetzt rasch im Flüsterton auf seinen Kommandanten einsprach 79 . Der General bat Platz zu nehmen, die Dinge durchzubesprechen. Er sei Offizier, stehe im Dienst des Kaisers und könne ohne dessen Befehl seinen Platz nicht verlassen. Auch unterstünden ihm zweifellos die Truppenteile aus Ungarn und aus dem deutschen Bereich Österreichs. D a s K o m m a n d o über die fremden Truppen verbleibe wohl dem General, entgegnete D r . Scheiner, das der böhmischen aber besitze er nicht mehr. Der Militärkommandant zögerte. Mit seinen Offizieren zog er sich zu kurzer Beratung zurück. In diesem Augenblick dürfte es gewesen sein, daß Oberst Stusche in Erkenntnis der dem kritischen Punkt zutreibenden Situation alle zur Zeit im Militärkommando anwesenden Offiziere in einem Nebenraum zu knapper Information versammelte: „Es droht Revolution. . . Jeder sei eingedenk seines Eides, wer sich mit dem Gegner verbündet, ist ein L u m p ! " 8 0 Der Stabschef, der schon am Nachmittag über die verfassungsrechtlichen Bedenken des Justizoffiziers vom Journaldienst hinweg Befehl zur Vorbereitung der Verkündung des Standrechtes gegeben hatte 8 1 , war sichtlich am ehesten zum Widerstand entschlossen, zum Nachgeben am wenigsten bereit, wollte in entschiedener Abwehrhaltung den Machtbestand soweit wie möglich wahren und sah wohl im aktiven Gegenzug, in der Aktion das letzte Mittel, das Abbröckeln der eigenen Reihen hintanzuhalten. D a s letzte Wort aber lag beim Militärkommandanten. Der General Kestranek wollte verhandeln, er erklärte, mit dem Nationalausschuß unmittelbar sprechen zu wollen. Noch am selben Abend saßen die Militärs im Repräsentationshaus, im Hauptquartier des Nationalausschusses, dem einberufenen Ausschuß gegenüber, Svehla an der Spitze 8 2 . Im Vorraum des Verhandlungszimmers erwogen tschechische Offiziere die Verhaftung der k. u. k. Militärs an Ort und Stelle. 78 79 80

81 82

SCHEINER, N.r. 11/346 f.; SOUKUP - RASIN, N.r. 11/361; PospfsiL, N.r. IX/274 f. SCHEINER, N.r. 11/347; PospiäiL, N.r. IX/275. ROSICKY, Rakousky orel. 117 f. Zeugnis des Hauptmanns Ottokar Pavel, damals Stellvertreter des Adjutanten des Generals Kestranek, des Hauptmanns Wendler. Pavel weist besonders auf den scharfen Blick des Obersten hin, mit dem er den anwesenden Offizieren reihum in die Augen gesehen habe, bevor er sie entließ. KRUPSKY, Pozadi (Der Hintergrund), in: Närodni listy, 27. X . 1928. SCHEINER, N . r .

11/348;

SOUKUP - RASIN, N . r . 1 1 / 3 6 1 ;

MATTUS, N . r . I X / 2 6 9 . V o n

den

Offizieren des Militärkommandos nahmen an den Verhandlungen im Repräsentationshaus G d l Kestranek, F M L Zanantoni, Oberst Stusche und Oberst von Feueregger teil. — SCHEINER, N.r. 11/347 f.; SOUKUP - RASIN, N.r. 11/361; PospiäiL, N.r. IX/275. Als fünftes Mitglied der Offiziersgruppe wird stellenweise Major Wondräcek genannt; vgl. ROSICKY, Rakousky orel. 117 f. Pospisil spricht von einem begleitenden Intendanten.

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Ein fait accompli? Man schreckte zurück 83 . Unbehelligt fuhren die Generale mit ihrer Begleitung ab . . . Das Ergebnis der Verhandlungen: Das Militär blieb Gewehr bei Fuß. Die militärische Führungsspitze wahrte allerdings die Kommandogewalt. Nur falls Ruhe und Ordnung in Gefahr seien, sollte das Militär einschreiten, an der Seite des Nationalausschusses nun wie früher an der Seite des Statthalters des Kaisers. Das Militär war in Reservestellung gedrückt. Die Vereinbarung hatte der Meldung des Militärkommandos an das Kriegsministerium gemäß folgenden Inhalt: „1. Gegenseitiges Entgegenkommen und weitestgehende Unterstützung zur Wiederherstellung der Ruhe und Ordnung im Inneren sowie sofortige Einstellung aller Insulte gegenüber Militärpersonen seitens der Bevölkerung, affichierte Kundmachungen, Extrablätter und Zeitungsnotizen. 2. Die militärischen Kommandoverhältnisse bleiben unberührt, nur tritt an Stelle der Statthalterei der Nationalausschuß. 3. Bewachung einzelner Munitionsfabriken durch Sokoln. 4. Verwendung militärischer Assistenzen über Anforderung eines legitimierten Mitgliedes des Nationalausschusses, falls die in erster Linie bestimmten Sokoln, Sicherheitswache und eventuell sich freiwillig meldende Mannschaft slawischer Nationalität etc. hiezu nicht ausreichen sollten. 5. Regelung der Verpflegs- und Kohlenversorgung durch den Nationalausschuß. 6. Bestimmung von Verbindungsoffizieren seitens des Nationalausschusses beim Militärkommandanten und Militärstationskommandanten und umgekehrt. 7. Ein den Verhältnissen entsprechend geregelter Abtransport der hier befindlichen Fremdzuständigen, Ersatz- und Assistenztruppen, welche nicht für das zu errichtende tschechoslowakische Heer in Betracht kommen (einige Wochen)." Das Militärkommando sah sich außerdem vor zwei Ersuchen des Nationalausschusses gestellt: „1. Um sofortige Aufnahme [richtig: Auflassung, A. d. V.] der Militarisierung von Betrieben, weil sich dadurch die maßgebenden Persönlichkeiten eine sofortige Hebung der Arbeitsleistung versprechen. 2. Sofortige Amnestie für die auf Grund der rumburgischen Affaire in Haft befindlichen Mannschaften, ferner die in den Kasematten in Theresienstadt Inhaftierten." Beide Ersuchen wurden vom Militärkommando befürwortet 84 . Der kommandierende General versuchte in mitternächtlicher Meldung seinen Schritt zu rechtfertigen: „Das MilKmdo stand . . . vor der Alternative: Entweder auf eigene Verantwortung und ohne Ingerenz einer politischen 88 81

RoäicKYj Rakousky orel. 118, 120 ff. und 131 f. MilKmdo Prag an K M Abt. 5, 29. X. 1918, 0,20 h - N.r. XIV/214 f.

Die Zentren fallen

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B e h ö r d e m i t W a f f e n g e w a l t einzuschreiten, w a s ein n u t z l o s e s u n d u n g e h e u r e s B l u t b a d , s o w i e l e t z t e n E n d e s eine schmähliche K a p i t u l a t i o n z u r F o l g e g e h a b t h ä t t e , o d e r m i t jener B e h ö r d e s o f o r t in F ü h l u n g z u treten, w e l c h e i m S i n n e der a n g e n o m m e n e n F r i e d e n s b e d i n g u n g e n d i e staatliche M a c h t n u n m e h r z u rep r ä s e n t i e r e n b e r u f e n ist." 8 5 „ . . . d i e staatliche M a c h t n u n m e h r z u repräsentieren b e r u f e n ist" — In der T a t h a t t e sich ab N a c h m i t t a g des 2 8 . der S i t z des N a t i o n a l a u s s c h u s s e s i m R e p r ä s e n t a t i o n s h a u s z u m b e s t i m m e n d e n p o l i t i s c h e n Z e n t r u m in P r a g e n t w i c k e l t , z u einer A r t tschechischer R e g i e r u n g schon. H i e r m e l d e t e n sich F u n k t i o n ä r e u n d V e r t r e t e r der v e r s c h i e d e n e n D i e n s t s t e l l e n , O r g a n i s a t i o n e n , B e triebe u n d V e r e i n e 8 6 . D i e P o l i z e i trug bereits die n e u e n n a t i o n a l e n K o k a r d e n 8 7 , i m E i n v e r n e h m e n m i t d e m N a t i o n a l a u s s c h u ß u n d i m K o n t a k t m i t der P o l i zei schaltete sich die S o k o l - B e w e g u n g in d e n W a c h d i e n s t in P r a g ein. A b 18 U h r d u r c h z o g e n S o k o l - P a t r o u i l l e n , v o n der M e n g e stürmisch a k k l a m i e r t , d i e S t r a ß e n 8 8 . U n d i m E i n v e r n e h m e n m i t d e m N a t i o n a l a u s s c h u ß schritt der H a u p t m a n n R o s i c k y a b d e m A b e n d des 2 8 . auf der S o p h i e n i n s e l a n d i e A u f s t e l l u n g erster tschechischer M i l i t ä r e i n h e i t e n 8 9 . O f f i z i e r e tschechischer N a t i o 85

MilKmdo Prag an K M Abt. 5, 29. X. 1918, 0,20 h - N.r. XIV/213. Das Militärkommando hatte in dieser seiner Auffassung in der Nacht vom 28. auf den 29. nicht nur die eher moralische Rückendeckung des Manifestes und der Note des Außenministers für sich, sondern es hatte gerade zur rechten Zeit noch am 28. Oktober ein Fernschreiben der 5. Abteilung des Kriegsministeriums erhalten: „Die Militärkommandos werden ermächtigt", so heißt es in dieser Note, die den kommandierenden Generalen am 28. Oktober zuging, „mit den National-Räten ihres Bereiches zum Zwecke der Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung und zum Zwecke der Verpflegung der Truppen im Bedarfsfalle in Verbindung zu treten." — Telegr. K M Abt. 5, Nr. 13.200, an alle MilKmden, 28. X. 1918 - KA, M K S M v. 1918, 6 9 - 2 7 / 4 . Vgl. II. 122. Das Echo auf diesen Erlaß ließ nicht lange auf sich warten. Im Ministerrat vom 29. meldete sich der Leiter des M f L V zu Wort, jenen Erlaß des Kriegsministeriums, der tags vorher an die Militärkommandanten ausgegeben worden war, einer Kritik zu unterziehen und das Kriegsministerium als solches anzugreifen, das sich „über den Kopf der politischen verantwortlichen Faktoren hinweg" in „derartig gefährliche Dinge einlasse", wie die Beistellung militärischer Assistenzen für die Nationalausschüsse vorzusehen. — Offensichtlich irrig ist die Auffassung, daß „das Kriegsministerium sich in einer Note an die Nationalausschüsse" gewandt habe. — Der Ministerpräsident sprach jedenfalls von den „militärischen Extratouren", die unter keinen Umständen zu dulden seien, und kündigte an, eine „in dieser Richtung bereits eingeleitete Stellungnahme entsprechend nachdrücklich zu gestalten". — AVA, M R P 1918, 65, 5 f. Noch am 29. ersuchte daraufhin die Militärkanzlei des Kaisers das Kriegsministerium, mit der Regierung Lammasch in Verbindung zu treten, um die Frage zu klären, wer in den einzelnen Städten die Regierungsgewalt repräsentiere und mit wem die militärische Führung zur Aufrechterhaltung der Ordnung jeweils Verbindung zu halten habe. - M K S M an K M , 29. X. 1918 - KA, M K S M v. 1918, 6 9 - 2 7 / 4 ad. " Jaroslav NOVÄK, Organisace präce Ν Närodnim vyboru 28. a 29. rijna 1918 (Die Organisation der Arbeit im Nationalausschuß am 28. und 29. Oktober 1918), N.r. X I / 3 7 2 f . ; A . C . BUTCHER, Vzpominka na to na5e prvni närodni nadSeni (Erinnerung an diese unsere erste nationale Begeisterung), N.r. XI/238 f.; ZAHRADNIK, N.r. IX/277. " Josef JOB, Ke dnum prevratu (Zu den Tagen des Umsturzes), N.r. X/62. "

SCHEINER, N . r . 11/346; BILEK, N . r . X I V / 2 3 6 f.

·· ROSICKY, Rakousky orel. 107 ff.; SCHEINER, N.r. 11/346.

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nalität übernahmen das K o m m a n d o . Freilich waren die ersten Kompanien, die auch zum Wachdienst in die Bezirke ausrückten, bunte Haufen, Deserteure, Simulanten, Urlauber, z w a r manchmal voll Enthusiasmus, aber schlecht ausgerüstet, nicht immer verläßlich in der Ausführung der Befehle, problematisch jedenfalls in ihrem K a m p f w e r t 9 0 . Zwei kleine Elitegruppen waren allerdings darunter: Matrosen und R u m ä nen. Matrosen, von einem Marineoffizier des technischen Dienstes, dem Ingenieur Kubät, geführt, wohl an die 5 0 Mann am 2 9 . 9 1 , und die sogenannte „Rumänische Legion", rekrutiert aus den in P r a g liegenden ungarischen Einheiten, von zwei rumänischen Offizieren des I R 2, dem H a u p t m a n n Simon und dem Oberleutnant de H e r b a y , aufgestellt 9 2 . Die Folge: Die Rumänen erwiesen sich nicht nur als Assistenz rasch unverläßlich, sondern der rumänischen Unterstützung verdankten die in Bildung begriffenen tschechischen Einheiten auch einige Lastwagen voll Waffen aus Armeebeständen 9 3 . Wie sah es inzwischen bei den noch kaisertreuen Truppen aus? Die Unterlagen gewähren Einblick in die Wrschowitzer Kaserne. Offiziersmesse in der Wrschowitzer Kaserne. Ersatzbataillon des I R 73, der Egerländer, eines der bewährtesten Regimenter der Armee. Es ist Bereitschaft befohlen, für eine Assistenzkompanie und für die Assistenzbatterie „strenge Bereitschaft", nicht einmal die Seitenwaffe darf abgelegt werden. Draußen ist das H a u p t t o r geschlossen, die Wachen sind verstärkt. Sie sind in dieser Nacht zum 29. abgeschnitten von der Welt, von den Ereignissen in der brodelnden Stadt. RoälCKi, Rakousky orel. 144 if., 155; vgl. R. H., Vzpominka ceskeho düstojnika na prevrat (Erinnerung eines tschechischen Offiziers an den Umsturz), N.r. XI/382 f . ; Augustin HASEK, Ze vzpominek na prevrat (Aus den Erinnerungen an den Umsturz), N.r. X/75 ff.; Bohumil N§MEC, Zäpisky Ζ velke doby (Eintragungen aus großer Zeit), N.r. X/54. 91 Josef Jiri KUBAT, V cele ceskych nämornikü za prevratu (An der Spitze der tschechischen Matrosen in der Zeit des Umsturzes), N.r. X/375 f.; RoäiCKY, Rakousky orel. 145 ff., 156 ff. ·* Zeno de HERBAY, Rumunskä vzpominka na prazsky prevrat (Rumänische Erinnerung an den Prager Umsturz), N.r. X/190; Alexander SIMON, Ο prevratu Ζ 28. fijna 1918 (Über den ,0

U m s t u r z v o m 2 8 . O k t o b e r 1 9 1 8 ) , N . r . X / 1 9 3 ; GABRIEL, N . r . X / 1 9 4 f . ; ROSICKY, R a k o u s k y

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orel. 188. Nationale Zusammensetzung des IR 2: 50% Magyaren, 31,5% Rumänen, 10,5% Deutsche, 6% Slowenen, je 1% Tschechen und Kroaten. — KA, Farbentabellen 1918. Das Ersatzbataillon IR 2 hatte auch ein Ständiges Assistenzbataillon aufgestellt, für welches eine nationale Zusammensetzung von 50% Magyaren und 30% Rumänen ausgewiesen wurde. Sowohl die Ersatz- als auch die Assistenzformation waren nach Brassö in Siebenbürgen ergänzungszuständig. — Nationalität und Ergänzungszuständigkeit der Assistenzbataillone, 21. IX. 1918 - KA, MKSM v. 1918, 6 9 - 4 / 2 1 - 5 . Vgl. dazu die Schätzungen Demharters: „In der Mannschaft waren die Verhältnisse so, daß ungefähr 40% der Angehörigen der Mannschaft magyarischer Nationalität waren, 30% Rumänen, 20% Sachsen und der Rest Zuwanderer aus Cisleithanien . . . " — Demharter, N.r. XIV/231 f. Diesen beiden Angaben steht die Aussage des Regimentsadjutanten Simon gegenüber, der den Anteil rumänischer Mannschaft bei den Prager Einheiten des Regiments weit höher, nämlich auf 70% schätzt, wohl im Rückblick überschätzt. — SIMON, N.r. X/193.

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Unter den Offizieren der Batterie, die mit an der U-Tafel der 73er sitzen, ist ein Tscheche. Der wird zum Kasernentor gerufen. Zwei ehemalige Mitschüler teilen es ihm hastig durch das Gitter mit: Die Selbständigkeit des tschechoslowakischen Staates ist ausgerufen! Wir werden Republik! Der Krieg ist aus! Die Offiziere, denen der Tscheche die Nachricht weitergibt, staunen, können die Kunde nicht glauben . . . Da, der Major, der vorne an der Tafel sitzt, wird telephonisch vom Militärkommando verlangt. Er nimmt hastig den Säbel herauf, eilt hinaus, kommt kurz darauf zurück, bleich, zusammengesunken, geht zu seinem Platz, 50 Offiziere starren ihn an. Mit bebender Stimme gibt er es weiter: „Meine Herren! Die generelle Bereitschaft ist aufgehoben. N u r diejenigen Gruppen, welche in strenger Bereitschaft stehen, verbleiben in ihr bis Mitternacht. Kompanie H a u p t m a n n Sadrawetz verbleibt in der Kapselfabrik bis zur Ablösung durch die — Sokoln." Bei dem „durch die Sokoln" hat der Major vom IR 73 deutlich gestockt, hat erst Atem holen müssen, seinen Offizieren das Unglaubliche kundzutun . . , 94 Das Unglaubliche hatte inzwischen sogar rechtliche Form erhalten. Die sich entwickelnde neue staatliche Macht hatte sich am 28. abends noch die erste gesetzliche Grundlage geschaffen. Der erste Satz des von der Plenarversammlung des Nationalausschusses beschlossenen Gesetzes lautete: „Der selbständige tschechoslowakische Staat ist ins Leben getreten." Das Gesetz trug neben den Unterschriften der „starken Vier" eine f ü n f t e : die eines eben angereisten Slowaken, des Dr. Srobar 95 . Die neue staatliche Macht aber verfügte audi schon über exekutive Gewalt. Als der Statthalter Graf Coudenhove am 29. aus Wien zurückkehrte — auf dem Bahnhof von Sokoln festgenommen, protestierend, ab dem Bahnhof von Sokoln bewacht 96 —, konnte er bloß feststellen, daß ihm auf seinem Instrumentenbrett der Macht kaum noch ein Schalthebel geblieben war: Die AssiM

Inz. F. HANUS, Prazskä „Asistencni baterie" Ο pfevratu 1918 (Die Prager „Assistenz-Batterie" beim Umsturz 1918), N.r. X/68 ff.; vgl. Max Ritter von HOEN, Geschichte des ehemaligen Egerländer Infanterie-Regiments Nr. 73. Wien 1939. 655 ff. Roäicky irrt, wenn er vom „ganzen" Regiment 73 in den Wrschowitzer Kasernen spricht. — ROSICKY, Rakousky orel. 120. Vom Ersatzbataillon IR 73 war auch ein Ständiges Assistenzbataillon IR 73 aufgestellt worden.

»5 RAäiN, N . r . 1 1 / 3 4 2 ; SOUKUP - RA51N, N . r . 1 1 / 3 7 1 ; MATTUS, N . r . I X / 2 6 8 f. D a s G e s e t z d ü r f t e

unter Vorsitz Svehlas um ca. 18 Uhr am 28. beschlossen und nach Aussage Raäin - Soukup um 22 Uhr unterfertigt worden sein. Die Vorarbeiten für die gesetzlichen Grundlagen des neuen Staates waren seit Wochen im Gang. Führend war daran Hofrat Dr. Pantücek vom k.k. Verwaltungsgerichtshof in Wien beteiligt. — Vgl. Ferd. PANTÜCEK, Priprava stätniho pfevratu ve smeru zäkonodärstvi a sprävy (Die Vorbereitung des staatlichen Umsturzes in Richtung der Gesetzgebung und Verwaltung), N.r. 11/351 ff. Vgl. das in N.r. 11/360 ff. abgedruckte Faksimile des ersten Gesetzes. Das Original ist in der Handschrift Dr. Raäins verfaßt und wurde dessen Angaben gemäß in der Nacht vom 27. auf den 28. Oktober niederg e s c h r i e b e n . — RASIN, N . r . 1 1 / 3 4 2 .

" COUDENHOVE, Statth. Coudenhove, in: Präger Tagblatt, 24. VIII. 1924.

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Stenzeinheiten der Gendarmerie waren in Auflösung, die Polizei war in vollem Seitenwechsel, die Bahn, die Post bereits auf der anderen Seite, dazu die Zensurstelle abgeschafft, ein tschechisches Pressebüro im Aufbau 97 . Mit der anderen Seite aber kooperierte, so stellte der Statthalter weiter fest, auch bereits die Kernmacht der alten Ordnung — das Militärkommando. Gegen Mittag des 29. sprachen die Herren des tschechischen Nationalausschusses, die „Vier", beim Statthalter vor — auch hier, nicht zuletzt im Hinblick auf die Gewinnung Deutsch-Böhmens, unter kooperationsbereiten Vorzeichen. Der Graf Coudenhove seinerseits lehnte unter den gegebenen Umständen eine gemeinsame Regierung ab. Nur als Coudenhove feststellte, daß die deutschen Bezirke Böhmens jedenfalls keinem tschechischen Nationalausschuß unterstellt werden könnten, waren die Tschechen aufgebraust. Von deutschen Bezirken in Böhmen wollten sie gar nichts hören . . , 98 „Tschechisch-nationales Heer in Aufstellung

..."

Militärkommando. Dort hatte am selben Vormittag des 29. eine Delegation der tschechischen Truppen sich eingefunden. Dr. Scheiner an der Spitze, der präsumtive Oberbefehlshaber, in Sokol-Tracht, der Hauptmann Rosicky, drei Hauptleute, ein Rittmeister, ein Oberleutnant und ein Beamter des Versorgungsdienstes. Den Tschechen stand in seinem Arbeitszimmer der kommandierende General gegenüber, neben ihm der Generalstabschef Oberst Stusche, der zweite Generalstabsoffizier, Oberst von Feueregger, dann zwei Majore, der Chef der Nachrichtenabteilung und der Telephon- und Telegraphenreferent, und ein dem Generalstab zugeteilter Hauptmann von den ersten Kaiserjägern 99 . Den Hauptmann Rosicky hatte der Militärkommandant als Lehrer an der Kadettenschule kennengelernt, wohin der General monatlich einmal zum Ebenda; Statth. Prag an M d l , 29. X . 1918, 1 1 h - N.r. X I V / 2 1 8 . Im Namen des Nationalausschusses war der Abgeordnete Johanis mit den Polizeiagenden betraut worden. D r . Richard Bienert sollte formal am Nachmittag des 29. das Amt des Polizeidirektors übernehmen. — Emil JANOVSKY, Jak Närodni vybor prevzal policejni reditelstvi (Wie der Nationalausschuß die Polizeidirektion übernommen hat), N.r. X I / 2 3 6 f.; SOUKUP - RASIN, N.r. I I / 3 6 3 ; E . TODL, 28. rijen prazskych ürednikü ielezniinich (Der 28. Oktober der Prager Eisenbahnbeamten), N.r. X I / 2 3 2 f f . ; BANEK, N.r. X I / 2 3 1 ; NovÄK, N.r. X I / 3 7 2 ; Jos. PENIZEK, Drobne vzpominky na 28. rijen 1918 (Kleine Erinnerungen an den 28. Oktober 1918), N.r. X / 6 1 ; Josef HAIS TYNECKY, Poslednx okamziky rakousk6 censury (Die letzten Augenblicke der österreichischen Zensur), N.r. X I / 2 3 4 ff; Vincenc CERVINKA, 28. rijen 1918 (Der 28. Oktober 1918), N.r. X / 3 6 0 f . , e SOUKUP - RASIN, N.r. 11/363; STMBRNY, N.r. 11/388; Hynek CIPRA, Prispevek k historii 28. fijna 1918 (EinBeitrag zur Geschichte des 28. Oktober 1918), N.r. 11/396 ff.; COUDENHOVE, Statth. Coudenhove, in: Prager Tagblatt, 24. V I I I . 1918. " Nach Rosickys Bericht verhandelten mit den Tschechen neben dem General und den beiden Obersten die Majore Wondräcek und Wagner und Hauptmann Feigl — ROSICKY, Rakousky orel. 47 ff., 159 f., 165; NovÄK, N.r. II/375. a;

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gemeinsamen Abendessen in die Offiziersmesse zu kommen pflegte. Bei der Begrüßung jetzt verbarg er seine Überraschung nicht: „Was — Sie, Herr H a u p t m a n n ? " Der Hauptmann, dem ein Lächeln um die Lippen glitt, verbeugte sich stumm 1 0 0 . Die Verhandlung leitete General Kestranek mit Beschwerden über die Ubergriffe gegenüber Offizieren in den Straßen ein. Dennoch war es der General, der einlenkte, als Hauptmann Rosicky die Forderung nach Überlassung des Waffenlagers Hostiwitz und der Kadettenschule erhob, da nur mit diesem Rückhalt für Ordnung und Sicherheit garantiert werden könne. Der Generalstabschef hatte in das Gepräch eingegriffen, hatte f ü r die Ablehnung der Herausgabe der geforderten Objekte gesprochen. Es war der General, der den Oberst Stusche bat, sich mit Wien in Verbindung zu setzen, die Erlaubnis für die Übergabe der beiden Gebäudekomplexe zu erwirken. Der Generalstabschef tat, wie ihm geheißen wurde 1 0 1 . Auf der Basis der Verhandlungsergebnisse des Vortages wurden dann noch Fragen der Demobilisierung der heimkehrenden Feldtruppen, des Wachdienstes zur Aufrechterhaltung der Ordnung, der Heimsendung der nichttschechischen Truppenkörper besprochen 102 . Außerdem: Offiziere und Mannschaften, die sich dem Nationalausschuß zur Verfügung stellen würden, sollten dies ohne Behinderung tun dürfen. Schließlich wurde noch festgestellt, daß im Militärkommando eine Sokol-Wache verbleibe und ein Verbindungsoffizier des Nationalausschusses eingeteilt werde. Hauptmann Rosicky bestimmte dazu den Rittmeister Straka 1 0 3 . Verabschiedung. Oberst Stusche ließ sich noch die N a m e n der verhandlungsbevollmächtigten tschechischen Offiziere mitteilen. Der General aber äußerte, als der Hauptmann Rosicky sich vor ihm leicht verbeugte, in dieser gerade für ihn entscheidungsschweren Stunde einen sicher unerwarteten Wunsch: Man möge doch, wenn die Tschechen nun die Kadettenschule übernähmen, darauf achten, daß — den schönen Bäumen im Park dort nichts passiere. Der H a u p t mann, zunächst verblüfft, versprach's. Mag sein, daß die Annahme des Tschechen etwas für sich hat, daß nur ein österreichischer General in solchem Augenblick einer solchen Überlegung fähig war . . . 1 0 4 Wien hatte am 29. seine Prager Position bereits so gut wie verloren. Was das Militärkommando an diesem 29. Oktober an Meldungen nach Wien durchzugeben hatte, zeigt — gerade in seiner straffen Form eindringlicher als manche andere Mitteilung —, wie die Macht, in Reserve gestellt und nicht

° RoäiCKY, Rakousky orel. 165. Vgl. M i l K m d o Prag an K M , 29. X . 1918, 10,30 h - N.r. X I V / 2 1 7 . 102 Die Forderung nach Heimsendung der fremden T r u p p e n aus Prag wurde von Seiten der Tschechen besonders nachhaltig vertreten. — Vgl. RoäiCKY, Rakouskv orel. 167 f. 103 Ebenda. 168. 104 Ebenda. 168 f. ,0

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aktiviert, von Stunde zu Stunde zerrann. Es waren die Meldungen eines sinkenden Schiffes: 0 Uhr 20: „ . . . der Kommandant der in Prag befindlichen AssistenzHalbschwadron des 7. Reg.105 gegen 10 Uhr nachm. meldet, daß der größte Teil der tschechischen Mannschaft die Truppen verlassen wollte . . ." 106 9 Uhr 25: „Tatsache, daß ganze Abteilungen sowohl in Prag als in der Provinz in Truppe geordnet die Dislokation einfach verlassen. Darunter ein großer Teil von Sappeuren und Train tschechischer Nationalität samt Reserveoffizieren. In Beraun heute gegen Mitternacht Kasernwache von einer Abteilung unter Kommando eines Offiziers überfallen . . . Mannschaft des Infanterie-Regiments Nr. 68, Ersatz- und Assistenzbataillon, brachte Bitte um sofortigen Abtransport vor . . ." 107 10 Uhr 30: „Tschechisch-nationales Heer in Aufstellung; bereits 4.800 Mann aufgenommen . . ." 108 14 Uhr 52: „Es soll tschechisches Kriegsministerium gebildet werden. Vom Assistenzbataillon des IR Nr. 2 ist Offiziers- und Mannschaftsdeputation an den Stationskommandant mit der Frage herangetreten, ob er als k. u. k. Stationskommandant den ungarischen Truppen überhaupt noch befehlen kann." 109 16 Uhr: „Das Milkmdo würde nunmehr naturgemäß betreffs Überganges zu den neuzuschaffenden militärischen Verhältnissen im tschechischen Staate mit letzterem in Verbindung treten müssen. Ganzer Ubergang wird sich scheinbar sehr rasch vollziehen . . ." 110 Dazu war gleichzeitig eine Fülle von schwerwiegenden Fragen an das Militärkommando herangebrandet. Zunächst die der Offiziere und Mannschaften, „welche freiwillig den Übertritt in die tschechoslowakische Armee erbitten", und das Kommando mußte bereits hinzufügen, daß „Gegenbefehl möglicherweise undurchführbar wäre" 111 . Dann ersuchte der Nationalausschuß um die Benützungsmöglichkeit der Radiostation „für Orientierungstelegramme . . . zum Verkehr mit Wien und Genf" 112 . Die Fragen überstürzten sich: „Nationalausschuß verlangt leihweise Überlassung eines Aeroplanes zum Verkehr mit Brünn . . ." 113 , „Inlandstelle, Chiffrenschlüssel, Reservatdienstbücher müssen vernichtet werden . . . " , „Ausübung 105

108 107 108 109 110 111 11S 113

Die Assistenz-Halbschwadron kommt von der in Altbunzlau dislozierten Ersatzschwadron des DR 7. MilKmdo Prag an KM, 29. X. 1918, 0,20 h - N.r. XIV/215 f. MilKmdo Prag an KM, 29. X. 1918, 9,25 h - N.r. XIV/215 f. MilKmdo Prag an KM, 29. X. 1918, 10,30 h - N.r. XIV/217. MilKmdo Prag an KM, 29. X. 1918, 14,52 h - N.r. XIV/219. MilKmdo Prag an KM, 29. X. 1918, 16 h - N.r. XIV/219. MilKmdo Prag an KM, 29. X. 1918, 9,25 h - N.r. XIV/215. MilKmdo Prag an KM, 29. X. 1918, 9,25 h - N.r. XIV/216. MilKmdo Prag an KM, 29. X. 1918, 16 h - N.r. XIV/220.

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der Militärgerichtsbarkeit wäre ausschließlich auf die noch aufrecht stehenden Verbände der Ersatzkörper und Assistenztruppen zu beschränken . . . " , „Enthaftung aller Sträflinge außer gemeingefährlicher wäre zu verfügen, weil gewaltsame Befreiung zu befürchten . . . " , „Es wird um Weisung für Verhalten gegenüber Kriegsgefangenen in Lagern und Industrien gebeten . . . " , „Unbedingt wäre festzuhalten, daß Familien der Isolierten und in andere Gebiete Strebenden samt ihren Bagagen nach genauem Evakuierungs- und Ansiedlungsplan in Ordnung vor den Assistenztruppen abgeschoben werden, der Abtransport der letzteren sodann Staffel auf Staffel als Nachhut schleunigst erfolgte." 1 1 4 Noch lief — selbst im Abbau der K r ä f t e — der eingespielte A p p a r a t des Kommandos. Noch wollte man im Prager Militärkommando — im Sinn der reibungslosen Abwicklung der Rückzugsbewegung — generalbevollmächtigt für ganz Böhmen werden. Prag ersuchte, als Generalkommando für Böhmen — einschließlich des Militärkommandos Leitmeritz — eingesetzt zu werden 1 1 5 . D a meldete sich Wien. Wien hatte bisher nicht eben Zeichen der Stärke, eher Zeichen der Gewährung f ü r ein selbständiges Arrangement in Prag gegeben 116 . N u n trafen am Spätnachmittag des 29. die Weisungen des Kriegsministeriums auf Grund der letzten Meldungen Prags ein. D a s Kriegsministerium wollte der Kooperationsbereitschaft Grenzen setzen. Es genehmigte zwar grundsätzlich das am Vortag abgeschlossene Abkommen und die vorgetragenen Wünsche des Militärkommandos, zeigte sich aber ablehnend in der Frage der Aufstellung tschechischer Einheiten: „Dem Nationalausschuß, dann den Truppen und Ersatzkörpern ist zu bedeuten, daß die Anwerbung und der freiwillige Eintritt in die tschechoslowakische Armee derzeit nicht im Interesse der Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung gelegen ist, und daß sich die Übergabe der Truppen an die neuen nationalen Kontingente bei der Demobilisierung in vollster Ordnung vollziehen werde, Offiziere und Mannschaft sind aufzufordern, getreu ihrer geschworenen Eidespflicht bis zu diesem Zeitpunkt in ihrem gegenwärtigen Verbände zu verbleiben." 1 1 7 Dem Kriegsministerium war sichtlich an der Erhaltung der Geschlossenheit seiner Prager Einheiten gelegen. Auch ging das Ministerium nicht auf den Vorschlag ein, das Prager Militärkommando mit den Funktionen eines Generalkommandos für Böhmen auszustatten — es wollte sichtlich die K r ä f t e des Militärkommandobereiches Leitmeritz als Eingreifreserve unmittelbar zu sei114 115 118

117

MilKmdo Prag an K M , 29. X. 1918, 9,25 h - N.r. XIV/216. MilKmdo Prag an K M , 29. X. 1918, 16 h - N.r. XIV/219 f. Vgl. COUDENHOVE, Statth. Coudenhove, in: Präger Tagblatt, 24. VIII. 1924; Vlastimil T U S A R , 28. rijen ve Vidni (Der 28. Oktober in Wien), N.r. 11/370 f.; DERSELBE, 28. rijen 1918 (Der 28. Oktober 1918), N.r. 11/373; AVA, MRP 1918, 64, 2 f. K M an MilKmdo Prag, 29. X . 1918, Tel. 17 h, expediert mit Datum 30. X. 1918 - N.r. XIV/220 f.

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Durdibrudi der Nationen

ner Verfügung halten 118 . Audi schien das Kriegsministerium an ein versteiftes Festhalten der Prager Position überhaupt zu denken, wenn es seinen Befehl mit der Ankündigung der Ankunft des als energisch bekannten Generals Bardolff Schloß: „F. Ζ. M. [richtig: FML, A. d. V.] Freiherr von Bardolff wird zur Orientierung des MilKmdos heute nachts nach Prag abgehen; bis zu seinem Eintreffen sind ohne Genehmigung des Κ. M. keine weiteren Vereinbarungen mit dem Nationalausschuß zu treffen." 119 Dazu sollte es freilich zu spät sein. Das Militärkommando in Prag geriet unter zunehmenden Forderungsdruck 120 . Mißtrauen zwischen tschechischen und deutschen Offizieren bestimmte außerdem die Atmosphäre 121 . Die Tschechen, vor allem in der Nacht zum 30. nervös geworden, fürchteten einen Gegenputsch122. Der Marinezug der Tschechen wurde zum Militärkommandogebäude dirigiert 123 . Mit dem heraufdämmernden Morgen des 30. sollte die Entscheidung eingeleitet sein. Gegenumsturzversuch des Militärkommandos — unter diesem Aspekt traten die Tschechen an. Kontroversen am Telephon während der Nacht, Dispositionen der militärischen Führung zur Absicherung des Kommandogebäudes wurden als bedrohliche Anzeichen angesehen. Und man glaubte mehr zu wissen: Haftbefehle gegen die Offiziere der Widerstandsgruppe sollten ausgeschrieben worden sein, und in der Druckerei des Kommandos lag der Bürstenabzug für ein Plakat, druckfertig gesetzt, in tschechischer und deutscher Sprache, von Gdl Kestranek unterzeichnet: die Kundmachung des Standrechtes124. Wagten die Herren Offiziere auf dem Kleinseitner Ring noch zu trotzen? 118

Vgl. Jan OPOCENSKY, Der Untergang Österreichs und die Entstehung des Tschechoslowakischen Staates. Prag 1928. 143. "» K M an MilKmdo Prag, 29. X. 1918, Tel. 17 h, expediert mit Datum 30. X. 1918 - N.r. XIV/221. 120 Vgl. MilKmdo Prag an KM, 29. X. 1918, 10,30 h - N.r. XIV/217; ROSICK*, Rakousky orel. 1 6 5 ff. 121 Viktor HOPPE, Brigadegeneral a. D., unveröffentlichte Memoiren. 587 ff.; Jaroslav NovÄK, V noci ζ 29. na 30. rijen. Pokus vojenskeho velitelstvi prazsk£ho ο protiprevrat (In der Nacht vom 29. auf den 30. Oktober. Versuch des Prager Militärkommandos, einen Gegenumsturz einzuleiten), N.r. II/376 f.; vgl. RoäiCKf, Rakousky orel. 192, 200 ff.; vgl. zusätzlich Aussage Hoppe, 2. V. 1960, Prag. 122 Vgl. PLASCHKA, Cattaro-Prag. 287—292. 123

KUBAT, N . r . X I / 3 7 7 ff.

124

In der Druckerei des Militärkommandos hatte der tschechische Setzer Vojtech Koäka den Text gesetzt, der vor dem Druck von einem Obersten und einem Militärauditor begutachtet werden sollte. Das sollte um 2 Uhr nachts geschehen. Die Offiziere erschienen nicht. Der Setzer aber gab die Nachricht von dem gesetzten Schriftsatz der Standrechtskundmachung noch in der Nacht an den Nationalausschuß weiter. — NovÄK, N.r. 11/378; Faksimile der Kundmachung N.r. 11/376 ff.; vgl. Jiri SRTIBRNY, Stdtni pfevrat 28. rijna 1918. Drobnosti ζ hist0Γickέh0 dne (Staatlicher Umsturz am 28. Oktober 1918. Kleinigkeiten eines historischen Tages), N.r. II/330 f.; ROSICKY, Rakousky orel. 237 f. und 257 f.; Jan OBENBERGER, Κ pokusu protirevoluce dne 30. rijna 1918 ν Praze (Zum Versuch einer Gegenrevolution am 30. Oktober 1918 in Prag), N.r. X/81.

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U m 7 U h r morgens meldete der Rittmeister Straka in die Zentrale auf der Sophieninsel: V o r einem Augenblick wäre in seiner Kanzlei im Militärkommando General Kestranek erschienen, begleitet von Offizieren seines Stabes. Der General habe erklärt, Offiziere und Mannschaften seien in keiner "Weise ihres Eides zu Kaiser K a r l entbunden, sie seien vielmehr auch in H i n kunft allein dem k. u. k. Militärkommando zu Gehorsam verpflichtet, und alle Militärpersonen hätten ungesäumt zu ihren Einheiten zurückzukehren. Die Nichtbefolgung dieser zur Ausgabe vorbereiteten Weisung würde strengstens bestraft werden. E r habe, so meldete Rittmeister Straka, scharf protestiert, er habe sogar von gebrochenem W o r t gesprochen und von Folgen, die das Militärkommando tragen müsse. Auf jeden Fall bat der Rittmeister um sofortige Intervention des Nationalausschusses 125 . Es war ein letztes Aufbäumen, ein letzter Versuch, den Kurs nach eigenem Ermessen zu bestimmen. Die militärische Führung in Prag war sichtlich im Begriff, ihr Verhalten im Sinne der neuen Weisungen des Kriegsministeriums auszurichten, das den Abbau der Prager Position gebremst sehen wollte. Auf dieses M a ß dürften sowohl die Vorkehrungen des Kommandos — in deren Rahmen man äußerstenfalls selbst das Standrecht in Betracht gezogen haben mag — als auch die späteren Äußerungen des Militärkommandanten zurückzuführen sein, der das Vorhaben eines Gegenumsturzes ausdrücklich in Abrede stellte 1 2 6 . Die verworrene Lage gegenüber dem Militärkommando zu klären, fuhren der Sokol-Führer D r . Scheiner und die Abgeordneten D r . Soukup und Stribrny auf den Kleinseitner Platz 1 2 7 . Sie kamen aus neu verstärkten Positionen: In der Josephs-Kaserne hatte ein Bevollmächtigter des Nationalausschusses die Agenden des Platz- und Militärstationskommandanten übernommen 1 2 8 , und auf der Sophieninsel, die sie eben noch inspiziert hatten, war gerade die erste Kompanie des zu formierenden ersten tschechoslowakischen Infanterieregiments vereidigt worden, um sie sofort in Richtung Militärkommando in Marsch zu setzen 1 2 9 . RoälCKY, Rakousky orel. 237. Aus dem Bericht des Rittmeisters Straka glaubte man entnehmen zu können, der Militärkommandant hätte mitgeteilt, daß auf Befehl des Kriegsministeriums alle Vereinbarungen des Militärkommandos mit dem Nationalausschuß für ungültig erklärt seien. 128 VGL p AU I MOLISCH, Vom Kampf der Tschechen um ihren Staat. Wien/Leipzig 1929. 150. Gegen Molisch' Mitteilung, die in der Militärdruckerei bereitgelegte Standrechtskundmachung sei eine solche gewesen, die „bei den Kommanden regelmäßig für alle Fälle vorbereitet" gewesen sei, „ähnlich wie bereits im Frieden bei jeder Bezirkshauptmannschaft die Vorbereitungen für eine Mobilisierung getroffen wurden", stehen allerdings nicht nur tschechische Aussagen, dagegen spricht auch der datierte Bürstenabzug. — Vgl. N.r. II/ 376 ff. 125

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STFTIBRN*, N . r .

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Zum Bevollmächtigten war der Landesgerichtsrat Mattuis ernannt worden. — MATTUS, N.r. IX/270 f.; STfciBRN*, N.r. 11/331 f.

12

11/331.

' ROSICKY, Rakousky orel. 2 3 4 ff.; STMBRNY, N . r . 1 1 / 3 3 1 ; SOUKUP - RA§1N, N . r . 1 1 / 3 6 4 .

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Durchbruch der Nationen

Mahnend waren im Militärkommando früh bei Dienstantritt vor 8 Uhr die in der Nacht vorbereiteten, Disziplin fordernden Verfügungen des Kommandos ausgehängt gewesen. Tschechische Offiziere hatten die Papiere heruntergerissen. Mit deutschen Offizieren des Kommandos war es zu ersten stürmischen Auftritten gekommen. Im Arbeitszimmer des Generals hatte sich der engere Stab versammelt. Im angrenzenden Audienzsaal standen in Gruppen die deutschen Offiziere. Die Tschechen fanden sich, erregt, verwirrt zunächst, zum Großteil in der Kanzlei des Majors Roja, erörterten voll Grimm die angeblich für 10 Uhr vorgesehene Erneuerung des Eides, die Drohung mit scharfen Maßnahmen. Inzwischen war im Gebäude der Landwehrgruppe der tschechische Feldwebel Pipal mit seinen Leuten dabei, Einzelposten der Assistenzeinheit — meist Rumänen — zu entwaffnen 130 . Im Hauptgebäude des Militärkommandos aber harrte zum letzten Male noch die alte Macht. Die Durchfahrt im Erdgeschoß, der Gang im ersten Stock waren von Infanterie besetzt, in feldmarschmäßiger Ausrüstung, im ersten H o f Gewehrpyramiden, Maschinengewehre, Mannschaften im Stahlhelm, ein Oberleutnant, ein junger Fähnrich davor, der sich unbekümmert lachend eben eine Zigarette drehte . . , 131 Aber auf kaum eine Zigarettenlänge war die Zeit bemessen. Während oben im ersten Stock des Militärkommandogebäudes Vertreter des Nationalausschusses und tschechische Offiziere in Auseinandersetzung mit dem kommandierenden General und Offizieren seines Stabes begriffen waren, brachen unten die Schleusen vor der Flut: Als die Menge drängte, das Tor geschlossen werden sollte, ein Tumult entstand, tschechische Offiziere und Matrosen eindrangen, die Wache und die Bereitschaft versagten und die neu aufgestellte Kompanie der Tschechen anrückte, da war auch die Verhandlung oben entschieden. Die letzte Wiener Bastion in Prag war gefallen 132 . Schlußszene in den Räumen des Militärkommandanten. Der General durfte bleiben. Verhaftet, um sie in ihren Wohnungen zu internieren, aber wurden die, die man für die Urheber des letzten Widerstandsversuches hielt, 130

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Jiri STSIBRNY, Ο prazskem prevratu (Über den Prager Umsturz), N.r. X I / 2 2 9 ; DERSELBE, N.r. 11/331; OBENBERGER, N.r. X / 7 9 ; ROSICKY, Rakousky orel. 249 f. Obenberger nennt unter den versammelten tschechischen Offizieren vor allem: Oberstleutnant Hoppe und die Majore Roja und Michovsky, daneben einige jüngere Offiziere. Stribrny berichtet, daß die Delegation des Nationalausschusses vor ihrem Erscheinen bei General Kestranek zunächst die tschechische Offiziersversammlung aufgesucht habe, zumindest wurde mit den tschechischen Offizieren, wie auch aus den unveröffentlichten Memoiren des Generals a. D. Hoppe hervorgeht (592 f.), Verbindung aufgenommen. OBENBERGER, N.r. X / 7 9 ; STJÜBRNY, N.r. 11/331, X I / 2 2 9 ; DERSELBE, Kriticke chvile pfevratnych dnü (Kritische Augenblicke der Umsturztage), N.r. X / 3 4 7 . OBENBERGER, N.r. X / 7 9 f.; STSIBRNY·, N.r. II/331, X I / 2 2 9 , X / 3 4 7 f.; SCHUBERT, N.r. X I V / 2 2 9 ; KUBAT, N.r. X I / 3 8 0 ; ROSICKY, Rakousky orel. 250 ff.; SIMON, N.r. X / 1 9 4 ; HOPPE, unveröffentlichte Memoiren. 592 f.

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Oberst Stusche, Oberst von Feueregger, Major-Auditor Heinrich, Hauptmann Feigl 1 3 3 . D a waren die beiden Obersten, bleich, geschlagen. Als Gefangene eskortierte man sie die Stiege des Kommandogebäudes hinab, tschechische Offiziere, Sokoln und Matrosen. In der Durchfahrt bereitgestellte Automobile. Draußen wogte die Menge. Schon gellten deren R u f e den Gefangenen in die Ohren: „Smrt Kestrankovi!", „Ubijte ty padouchy!" — Tod dem Kestranek! Erschlagt die Schufte! Erhobene Fäuste, Gewehrkolben . . . Ein tschechischer Oberleutnant in österreichischer Uniform im "Wagen hielt die rechte H a n d mit der Pistole in die Höhe zum Zeichen, daß die k. u. k. Offiziere entwaffnet seien. D i e wütende Menge deutete es als Bedrohung. D a riß der Oberleutnant seine Bluse auf, darunter leuchtete — Zeichen des Sieges — das rote Sokol-Hemd . . . 1 3 4 An den Außenpositionen:

Brünn und Mährisch Ostrau

Was in Prag geschehen war, wirkte zurück auf ganz Böhmen, darüber hinaus auf Mähren und Schlesien. Auch im Bereich der Armee. Noch arbeitete da und dort das eingespielte Räderwerk ein paar Takte weiter, bevor es stillstand. Die letzten Meldungen nach Wien geben Zeugnis davon. Nach Kolin hatte das Militärkommando Leitmeritz am 28. noch eine Ständige Assistenzkompanie mit zwei M G vom Ersatzbataillon I R 60 in Kuttenberg verlegt 1 3 5 . U n d der Militärstationskommandant in Kolin hatte sich am Vormittag des 29. noch geweigert, einer Deputation des örtlichen Nationalausschusses unter Führung des Bürgermeisters die Militärgewalt zu übergeben 1 3 6 . In Jungbunzlau sollte am 29. noch gegen Offiziere vorgegangen werden, die keine Kappenrosen trugen. D a s Militärstationskommando in Jungbunzlau war angewiesen worden, „unter eventueller Mitwirkung der vorhandenen Assistenz" — des Halbbataillons bh. I R 2 — die Ordnung im Offiziersbereich sofort wieder herzustellen und die Offiziere ohne Kappenrose zu verhaften 1 3 7 . Aber die tschechischen Soldaten der einzelnen Garnisonen 1 3 8 traten in einer 133

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General Kestranek wurde Erlaubnis erteilt, noch in seinen Diensträumen im Militärk o m m a n d o g e b ä u d e zu übernachten. — Vgl. HOPPE, unveröffentlichte Memoiren. 593. KUBÄT, N . r . X I / 3 8 1 ; SCHUBERT, N . r . X I V / 2 2 9 f . ; vgl. ROSICKY, Rakousky orel. 254. M i l K m d o Leitmeritz, P r ä s . N r . 17.944/1, Telegr. an M K S M , 28. X . 1918 abends - K A , M K S M v. 1918, 2 8 - 2 / 7 . M i l K m d o Leitmeritz, P r ä s . N r . 18.031, Telegr. an M K S M , 29. X . 1918, 23,35 h — K A , M K S M v. 1918, 2 8 - 2 / 7 . M i l K m d o Leitmeritz, P r ä s . N r . 17.946, T e l e g r . an M K S M , 29. X . 1918, 12,30 h - K A , M K S M v. 1918, 2 8 - 2 / 7 . F a s t bei allen in B ö h m e n dislozierten Ersatzkörpern g a b es Soldaten tschechischer Nationalität, bei einigen Dragoner-Ersatzschvvadronen stellten die T s c h e c h e n die Mehrheit.

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Reihe von Städten ihren anderssprachigen Vorgesetzten bereits entgegen. Und die Kommanden besaßen keine Macht mehr, um den Abfall der tschechischen Gruppen zu unterdrücken 139 . Auch der Versuch des Militärkommandos Leitmeritz, in seinem Befehlsbereich nun die deutschen Kreise Böhmens, vor allem Nord- und Westböhmens, zusammenzufassen, sollte nur Episode bleiben . . . In Mähren waren auch in den Umsturztagen zwei Zentren von besonderer Bedeutung: Brünn und Mährisch Ostrau. Brünn. Die ersten Nachrichten vom Umsturz in Prag drangen — die Telephonleitungen waren für Staatsgespräche blockiert gewesen — erst am Abend des 28. Oktober in tschechische politische Kreise in Brünn. Und auch dann waren die Nachrichten noch ganz unklar, und außerdem gab es in Brünn kein politisches Führungsorgan wie den gesamttschechischen Nationalausschuß in Prag 1 4 0 . Der Tag des Umsturzes in Brünn sollte der 29. werden. Gleich in den Morgenstunden des 29. sammelte sich der tschechische Teil der Bevölkerung in den Straßen. Und die Tschechen hatten auch bereits für die Beflaggung der Stadt in ihren Nationalfarben gesorgt 141 . Tschechische Politiker sprachen am Vormittag beim Statthalter Baron Heinold vor: Sie wiesen auf den auch in Brünn fälligen Machtwechsel hin. Er solle, so brachten sie zum Ausdruck, auch in Brünn in Ruhe und Ordnung vor sich gehen. Der Statthalter unterstrich seine Weisungsgebundenheit gegenüber Wien, er müsse, bevor er Stellung nehme, mit Wien Rücksprache halten. Der Statthalter erwirkte Aufschub bis 3 Uhr nachmittags. Als die Tschechen am Nachmittag wiederkamen, rollte der Statthalter das Problem der Deutschen auf: Er wollte die Rechte der deutschen Bevölkerung Mährens nicht übergangen sehen, intervenierte in dieser Richtung. Von Rechten der deutschen Bevölkerung hielten die Tschechen wenig zu dieser Stunde. Die Würfel für sie waren bereits gefallen. Am Nachmittag noch war es, daß sie an die Hebel der politischen Macht in Brünn traten 142 . Gegen 17 Uhr wurde es der Menge in den Straßen mitgeteilt: Der Statthalter sei abgesetzt, und audi in Brünn regiere nun der Nationalausschuß 143 . Vgl. OPOCENSK-I, Untergang Österreichs. 154. Arnost' HEINRICH, Brnenskä vzpominka (Brünner Erinnerung), N.r. IX/316 f . ; Karel VAN£K, Jak jsme Ν Brne sesadili mistodriitele (Wie wir in Brünn den Statthalter absetzten), N.r. I X / 3 2 0 ; VILIM VOTRUBA, Prevrat Ν Brne (Der Umsturz in Brünn), N.r. I X / 3 3 1 ; Beratungen führender Politiker fanden bereits am 28. abends im Besedni dum statt. UI VOTRUBA, N.r. I X / 3 3 1 ; Nachlaß Eugen Pöschmann Edler von Wörthwehr: Erinnerungen eines ö.u. Truppenoffiziers an seine Dienstzeit — 1877—1919. IV. — K A , B/708. 142 VAN£K, N.r. I X / 3 2 0 ; Jan MÄSA, 29. rijen 1918 na Moravskim mistodriitelstvi (Der 29. Oktober 1918 in der mährischen Statthalterei), N.r. IX/322. Nachklang österreichischer Beamtengesinnung am Rande: Der Statthalter hatte auch noch dagegen protestiert, daß die Tschechen an die Spitze der Landesverwaltung einen ihnen geeignet und zuverlässig erscheinenden tschechischen Statthaltereirat und nicht wenigstens einen der tschechischen Hofräte, denen man doch nicht einen Statthaltereirat vorsetzen könne, zu berufen beabsichtigten. 138

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HEINRICH, N . r . I X / 3 1 7 .

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Aber noch stand auch in Brünn im Hintergrund die Macht des Militärs. U n d die Brünner Garnison vermochte sich zusätzlich — so kalkulierten die Tschechen — auf den starken deutschen Bevölkerungsteil zu stützen. U n d die Deutschen zeigten außerdem sichtlich noch wenig Respekt vor dem Neuen: D a s Verhalten vor allem der deutschen Jugend gegenüber der tschechischen Umsturzbewegung glaubte man von tschechischer Seite als „ p r o v o k a n t " einstufen zu müssen 1 4 4 . Zur selben Zeit, da die Menge in den Straßen vom Umsturz auf der politischen Ebene erfahren hatte, sah sich auch die militärische Führung der neuen L a g e unmittelbar konfrontiert: U m 17 Uhr 10 erschien beim Stadtkommandanten, dem F M L von Pöschmann, eine Deputation des örtlichen Nationalausschusses. Die Tschechen teilten dem General mit, der Statthalter sei soeben seiner Funktionen enthoben und die Regierungsgeschäfte für das Land seien vom Nationalausschuß übernommen worden. Im übrigen ersuchten die tschechischen Herren den General, vorläufig auf seinem Dienstposten zu bleiben, um im Einvernehmen mit dem Nationalausschuß für Ruhe und Ordnung zu sorgen 1 4 5 . Formal stand dem Stadtkommandanten in Brünn noch eine Reihe von Einheiten zur Verfügung: Assistenzeinheiten der Ersatzkörper des I R 3, der SchR 2 und 21, der Feldjägerbataillone 17 und 25 und sieben Ständige Assistenzkompanien der I R 76 und 84. Mit Ausnahme des überwiegend tschechischen Ersatzbataillons des Kremsierer I R 3 waren es Truppen mit immerhin starkem deutschem und magyarischem Einschlag 1 4 6 . D a s konnte noch zuversichtlich stimmen. Diese Machtposition aber versuchte man nun in den nächsten Stunden und Tagen — soweit sie nicht von selbst abbrödcelte — durch geschicktes Vorgehen zu unterhöhlen. Zum F M L von Pöschmann wurde sofort am 29. ein IM VOTRUBA, N.r. IX/332; Antonin KRAMAS, Vojensky pfevrat Ν Brne (Der militärische Umsturz in Brünn), N.r. IX/342; Handwörterbuch des Grenz- und Auslanddeutschtums, ed. Carl PETERSEN, Paul Hermann RUTH, Otto SCHEEL, Hans SCHWALM. 1. Band. Breslau 1933. 552 f. 145 Nachlaß Pöschmann KA, B/708. 146 K., Vojensky pfevrat 28. fijna ν Brne (Der militärische Umsturz am 28. Oktober in Brünn), N.r. IX/347 ff.; KRAMAS, N.r. IX/341 ff. Freilich wird von tschechischer Seite mitgeteilt, daß man schon am 29. mittags gegen 12 Uhr ein Telephongespräch des F M L Pöschmann mit dem K M abgehört habe: „. . . Ich bitte Seiner Exzellenz dem Herrn Kriegsminister zu melden: die Würfel sind gefallen, ich laß' den Dingen freien L a u f . . . " — Ladislav ΚοΖουδΕΚ, Na mistnim velitelstvi ν Brne ve dnech prevratu (Im Platzkommando in Brünn in den Tagen des Umsturzes), N.r. IX/349. IR 3: 91% Tschechen, 6,5% Deutsche, je 1% Polen und Kroaten, 0,5% Serben; F J B 17: 52% Tschechen, 36% Deutsche, 12% Polen; F J B 25: 69% Tschechen, 30% Deutsche, 1% Serben und Kroaten; SchR 2: 90% Deutsche, 4% Tschechen, 4% Polen, 1% Slowenen, 1% Ruthenen; SchR 21: 63% Deutsche, 19% Slowenen, 14% Polen, 3% Ruthenen, 1% Tschechen - alle: K A , Farbentabellen 1918; Assistenzbaon IR 76 (Sopron): 46% Deutsche, 40% Magyaren; Assistenzbaon IR 84 (Wien): 75% Deutsche, 20% Italiener — Nationalität und Ergänzungszuständigkeit der Assistenzbataillone, 21. IX. 1918 - K A , M K S M v. 1918, 6 9 - 4 / 2 1 - 5 .

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Verbindungsmann des Nationalausschusses abgestellt — der D r . Stransky 147 . Dem geschickt agierenden D r . Stransky fiel es zu, beim General Zugeständnisse durchzusetzen: so den Zutritt tschechischer Repräsentanten in die Kasernen und Barackenlager, sicher, um das Auseinanderlaufen vor allem der tschechischen Soldaten hintanzuhalten, aber wohl audi, um im selben Zuge Einfluß zu gewinnen 148 ; oder die Abberufung des Kommandanten des Ersatzbataillons IR 3, eines unter den Tschechen als „scharf" gefürchteten Oberstleutnants 149 . Tschechische Offiziere der Garnison, meist Reserveoffiziere, hielten zudem am 29. abends eine Versammlung ab und gründeten einen militärischen revolutionären Ausschuß, in den Offiziere aller in Brünn stationierten Einheiten gewählt worden sind 150 . Die Einflußnahme dieser tschechischen Offiziere sollte der FML von Pöschmann bald registrieren können. Am 30. schon mußte er bei den Soldaten tschechischer Nationalität Gehorsamsverweigerung feststellen, die Soldaten erklärten sich dem Nationalausschuß unterstellt. In der Folge sollten Meldungen über Konfliktsituationen zwischen Mannschaften tschechischer Nationalität einerseits und deutscher und magyarischer Nationalität anderseits, die aus den Kasernen und Lagern im Militärstationskommando einliefen, Anlaß zu ernster Besorgnis geben 151 . Den Kern der neuen Ausrichtung bildete sichtlich das Ersatzbataillon des IR 3. Aus dem Bataillon wurden erste tschechisch-nationale Abteilungen gebildet; sie sollten als Assistenzen der neuen Staatsgewalt bald auch in andere Orte Mährens entsandt werden 152 . Ein zum Stadtkommandanten erhobener tschechischer Oberleutnant freilich machte in den nächsten Tagen, selbst nach tschechischen Angaben, eine eher operettenhafte Figur . . . 153 Im Militärstationskommando hatte man aus der gegebenen Sachlage die Konsequenzen gezogen. Schon ab der Nacht zum 31. Oktober hatten deutsche Offiziere mit den Tschechen über den Abtransport ihrer Truppen verhandelt und ihn schließlich festgelegt — und zwar mit vollem Marschgepäck, Waffen und begrenzter Munition 154 . Am 1. November gab FML von Pöschmann 147

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HEINRICH, N.r. IX/319; Jaroslav MARCHA, Jak jsem zabral prvni objekt pro republiku (Wie ich das erste Objekt für die Republik eingenommen habe), N.r. IX/326; KRAMÄS, N.r. I X / 343; Nachlaß Pöschmann — KA, B/708. MARCHA, N.r. IX/326; Richard SICHA, Vojenske obsazeni Brna ve dnech prevratu (Die militärische Besetzung Brünns in den Tagen des Umsturzes), Nr. IX/336 f. KRAMAK, N . r . I X / 3 4 3 ; SICHA, N . r . I X / 3 3 6 . SICHA, N . r . I X / 3 3 6 f . ; K . , N . r . I X / 3 4 6 f . ; Jan MAHOVSKY, Zpravodajske o d d e l e n i p o s ä d -

koviho velitelstvi ν Brne (Die Presseabteilung des Garnisonskommandos in Brünn), N.r. XIII/423. Die von Kozouäek und Mahovsky gebrauchten Bezeichnungen Platz- und Garnisonskommando sind hier unrichtig. Richtig: Militärstationskommando. Nachlaß Pöschmann - KA, B/708. KRAMÄS, N.r. IX/344 f. Es wurden auch Sokol-Abteilungen in den Garnisonsdienst eingeschaltet. — ΚοζουδΕΚ, N.r. IX/350.

1SS

SICHA, N . r . I X / 3 9 9 f.

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KO2OU§EK, N.r. IX/349; SICHA, N.r. IX/338. Richard Sicha spricht sichtlich irrtümlich von der Nacht zum 30. Oktober. — Nachlaß Pöschmann — KA, B/708.

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mit Befehl bekannt, daß er sein K o m m a n d o an den Nationalausschuß abtrete. A m 2. November mittags fuhr er — von einer Sokol-Wache bis Lundenburg begleitet — nach Wien ab 1 5 5 . Ein bis zuletzt wesentlicher Ballungspunkt militärischer Macht war das Ostrauer Kohlen- und Industrierevier. Für die Neuordnung der Machtverhältnisse in Nordmähren, zugleich auch in Österreich-Schlesien, mußte die Entwicklung in Mährisch Ostrau von schwerwiegender Bedeutung werden. Schon am Abend des 27. Oktober waren Vertreter aller tschechischen Parteien im Hotel „ S l a v i a " zusammengekommen, um über die Gründung eines Nationalausschusses zu verhandeln. Rasch begrub man alle Zwistigkeiten und einigte sich auf einen zwölfköpfigen Ausschuß, der schon am nächsten T a g seine Gründungssitzung abhalten sollte 1 5 6 . Der nächste Tag, ein Montag, nahm zunächst seinen gewohnten Verlauf. In den Fabriken und Hüttenbetrieben arbeiteten Tschechen, Deutsche und Polen, auf dem Bahnhof wurden Truppen einwaggoniert, in der Stadt patrouillierten Militärwachen 1 5 7 . Wie stand es um diese Truppen? Der Stellvertretende Militärkommandant für das mährisch-schlesisch-westgalizische Kohlenrevier, G M von Naumann, zog Bilanz: Die Truppen seien bereits sehr weitgehend in Anspruch genommen. Der verstärkte tägliche Wachdienst, Assistenz bei fast täglich stattfindenden politischen Versammlungen, bei partiellen Streikbewegungen, bei Bahntransporten, dies alles erfordere stete Bereitschaft der Truppen und erlaube nur die Bildung von kleinen Reserven, um plötzlich aufkommenden Bewegungen entgegenzutreten. Die Truppenkonzentration hatte zudem gegenüber dem Stand im Frühsommer 1918 merklich abgenommen. Der Generalmajor verfügte Ende Oktober nur noch über 17 Assistenzkompanien mit 14 MG-Zügen und 3 V2 Assistenzschwadronen 1 5 8 . KOZOUSEK, N.r. IX/349; Nachlaß Pöschmann - K A , B/708, iss MA Ostrava, Okresni närodni vybor Moravskä Ostrava (Bezirks-Nationalausschuß Mährisch Ostrau) — weiterhin O N V —, k. 1, Mitteilung des ONV an Nationalausschuß in Prag, 2. X I . 1918. Nach: ZELLER, Provinz Sudetenland. 45. 157 Ostravsky kraj, 29. X . 1918. Nach: ZELLER, Provinz Sudetenland. 46. 158 Stv. MilKmdt in Mährisch Ostrau, Res. 1.715 - A , an K M Abt. 5, 29. X. 1918 KA, K M Abt. 5 v. 1918, 1 - 3 / 2 - 3 5 . Folgende Truppenkörper standen Ende Oktober im Industrierevier von Mährisch Ostrau als Assistenzen zur Verfügung: je 1 Ständiges Assistenzbaon der IR 27, 47 und 49; 1 Ständiges Assistenzhalbbaon des IR 101; 1 Ständige Assistenzkompanie des bh. J g B 1; 1 Assistenzkompanie vom Ersatzbaon IR 20; 1 Lst.Assistenzkompanie; je 1 Assistenzschwadron D R 15, H R 1 und H R 11; % Assistenzschwadron H R 4. Die M G - Z ü g e nicht einbezogen, ergaben sich folgende Stände: vorgeschriebener Stand an Assistenztruppen 2.932 Mann tatsächlicher Präsenzstand 2.584 Mann hievon auf Urlaub, Kranke, innerer Dienst 588 Mann verbleibt Gewehrstand 1.996 Mann hievon im Wachdienst 488 Mann ausrückender Gewehrstand: verfügbar zu Assistenzzwecken 1.508 Mann.

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Nodi am 28. traf diese Truppen die entscheidende Herausforderung, die Nachricht vom Umsturz in Prag. Um 4 Uhr nachmittag kam über Wien die Meldung von den ersten Umsturzversuchen. Ein Betriebsdirektor, ein Tscheche, informierte den gerade in Polnisch Ostrau tagenden Ausschuß der Staatsrechtspartei. Die Staatsrechtler gaben die Meldung aus Wien an die Sekretariate der anderen Parteien weiter, schlugen eine neuerliche Zusammenkunft im „Slavia" vor. Als um 20 Uhr ein offizielles Telegramm aus Prag einlangte, berieten die tschechischen Politiker unter dem Vorsitz des Sozialdemokraten Prokes bereits die Richtlinien für eine formale Gründungssitzung des BezirksNationalausschusses und arbeiteten an einem Aufruf an die Bevölkerung 159 . Auf nicht alltägliche Weise wurde die Straße informiert: Ein Redakteur des „Duch casu" eilte mit einer direkten Nachricht aus Prag gegen 21 Uhr in den Narodni dum, das tschechische Nationalhaus, trat während einer Vorstellung auf die Bühne und verkündete dem Publikum die Ausrufung eines selbständigen tschechoslowakischen Staates in Prag 1 6 0 . Unter allgemeinem Jubel wurde die Aufführung unterbrochen, das Publikum strömte mit der elektrisierend wirkenden Nachricht in die Straßen. Kleinere Gruppen bildeten sich, alles drängte ins Stadtzentrum, schon fielen österreichische Doppeladler, Firmenschilder mit deutscher Aufschrift wurden heruntergerissen. Vor dem Rathaus drängten die Demonstranten, sangen patriotische Lieder; und dann wurde auch der Ruf „Auf nach Witkowitz!" laut 161 . Mitglieder des vorgesehenen Nationalausschusses, der Abgeordnete Doktor Fajfrlik von der Staatsrechtspartei und der Sozialdemokrat Sedlacek, verhinderten in letzter Minute den Abmarsch nach Witkowitz. Man solle nicht durch Ausschreitungen einer Sache schaden, die noch nicht entschieden sei, warnte der Abgeordnete von den Stufen der Mariensäule herab, und „nicht bei Nacht, sondern bei T a g " solle man die Freiheit begrüßen 162 . Sedlacek, beliebter Führer der Ostrauer Arbeiter, mahnte die Menge zu Ruhe und Ordnung und beschwor sie, keine Zerstörungen anzurichten und nicht zu provozieren, sondern den von ihnen gewählten Vertretern die weitere Initiative Bei den genannten Truppenkörpern hatten folgende Nationalitäten die Majorität: IR 27, 47 und 49: Deutsche; IR 101: Magyaren; IR 20: Polen; D R 15: keine Angaben — deutsche Mehrheit ist anzunehmen; H R 1,4 und 11: keine Angaben, da aufgeteilt. — alle: K A , Farbentabellen 1918. 15> M A Ostrava, ONV, Muzeum revolucnich boju ν Ostrave (Museum der revolutionären Kämpfe in Ostrau), Sammlung von Erinnerungen: Bericht Knotek; ebenda: Bericht Stcpänek; Μ Α Ostrava, ONV, k. 1, Mitteilung des ONV an Nationalausschuß in Prag, 2. X I . 1918. Nach: ZELLER, Provinz Sudentenland. 46 f. ιβο D e r Regisseur der Aufführung — „Pan Johannes" von Alois Jiräsek — , Josef Benätsky, erinnerte sich: Mitten im zweiten Akt trat der Redakteur Stepänek mit eine m Studenten auf die Bühne und verkündete die telephonische Meldungaus Prag. „Alle klatschten, das Theaterpersonal eilte auf die Bühne, im Zuschauerraum wurde Licht aufgedreht, und es entstand ein unbeschreiblicher Jubel." Im Zuschauerraum erklang die Nationalhymne. — MA Ostrava, ONV, Muzeum, Bericht Benätsky. Nach: ZELLER, Provinz Sudetenland. 47 f. 1 , 1 Duch iasu, 29. X. 1918. Nach: ZELLER, Provinz Sudetenland. 48. 1 M M A Ostrava, ONV, Muzeum, Bericht Stepänek. Nach: ZELLER, Provinz Sudetenland. 48.

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zu überlassen. Die „wilde Begeisterung" wich, die beschwichtigte Menge ging auseinander 1 6 3 . U m 10 Uhr des 29. traten die Vertreter der Parteien im Hotel „ S l a v i a " zur Konstituierung des Bezirks-Nationalausschusses Mährisch Ostrau zusammen. Der Reichsratsabgeordnete Prokes wurde zum Vorsitzenden, D o k tor Fajfrlik zu seinem Stellvertreter gewählt, eigene Kommissionen für Sicherheit, Versorgung, Finanzen, Schule, Wirtschaft, Industrie und Bergwesen wurden gebildet 1 6 4 . A m selben 29. wandte sich der Nationalausschuß über die Tagespresse an „das tschechoslowakische Volk im Ostrauer Gebiet". In diesem Aufruf wurde zur Fortführung der Arbeit in Hütten, Gruben, Geschäften und Kanzleien aufgefordert, besonders aber zur Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung 16 "'. Die Mahnung hatte E r f o l g : Die Arbeiter blieben in den Fabriken, die Geschäfte öffneten, nirgends kam es zu nationalen Auseinandersetzungen oder Ausschreitungen 166 . Zugleich aber drängte nun der Nationalausschuß auf die Machtübergabe. A m frühen Nachmittag übernahm der Nationalausschuß ohne Schwierigkeiten das Polizeikommissariat und die Bezirkshauptmannschaft. Von wesentlicher Bedeutung aber mußte die Frage nach dem Verhalten des Militärs sein. Große Erleichterung: Noch am selben Tag, am 29., erhielt der Nationalausschuß vom G M von N a u m a n n die Zusage, „sich passiv zu verhalten, solange das Volk Ruhe bewahrt und es zu keinen Ausschreitungen und Plünderungen kommt" 1 6 7 . Sorgenvoll hatte sich der General aus dem Industriegebiet an das Kriegsministerium gewandt: „In Erwägung des Umstandes, daß die deutschen und ungarischen Truppen der polnischen und cechischen Arbeiterbevölkerung ein Dorn im Auge sind, kann mit einiger Bestimmtheit erwartet werden, daß es im weiteren Verlaufe des staatlichen Umgestaltungsprozesses zu Gewalttätigkeiten kommen wird, denen die Assistenz-Truppen sowohl wegen ihrer gerinEbenda. 49. Μ Α Ostrava, O N V , Protokoll der Sitzung des Nationalausschusses am 30. X . 1918. N a c h : ZELLER, Provinz Sudetenland. 50. iss £ ) e r Aufruf wurde in den Mährisch Ostrauer Tageszeitungen Duch iasu, Ostravsky kraj und Moravskoslezsky denik am 29. X . 1918 abgedruckt. „An das tschechoslowakische Volk im Ostrauer Gebiet! Der Nationalausschuß in Prag verkündete gestern die Selbständigkeit des tschechoslowakischen Staates. D a s tschechische Ostrauer Gebiet begrüßt die Mitteilung mit größter Freude. Der Nationalausschuß trägt Euch auf, größte Ruhe zu bewahren. Bleibt auf Euren Posten in den Hütten, Gruben, Geschäften und Kanzleien, solange Ihr keine andere Aufforderung bekommt. Zuhause sind wir die Herren — verhalten wir uns ordentlich! Halten wir absolute Ruhe. Laßt Euch nicht zu spontanen Äußerungen hinreißen! Es lebe der selbständige tschechoslowakische Staat! E s lebe die tschechoslowakische Republik! Mährisch Ostrau am 28. Oktober 1918. Für den Nationalausschuß in Mährisch Ostrau Jan Prokeä, ehemaliger österreichischer Abgeordneter." — N a c h : ZELLER, Provinz Sudetenland. 49. 166 D u c h casu, 30. X . 1918. N a c h : ZELLER, Provinz Sudetenland. 50. 167 Ebenda. 50 f. 168

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gen Zahl als auch deshalb, weil die Assistenz-Komp, durchwegs große Standesabgänge auf weisen, nicht gewachsen sein dürften . . ." 1 6 8 Doch noch dachte der Stellvertretende Militärkommandant nicht an Aufgabe seiner Position, im Gegenteil, an eben diesem 29. stellte er neue Anträge: auf Verstärkung der Assistenztruppen um wenigstens ein kriegsstarkes Bataillon 169 ; auf Ergänzung der Stände der Assistenzkompanien auf den vorgeschriebenen Stand: vier Züge a 30 Mann, dazu MG-Züge; auf Zuführung der in Zywiec und in Oswi^cim in Westgalizien stationierten Kompanien des Assistenzbataillons I R 1 0 1 ; weiters sollten die nach Ungarn standeszuständigen Assistenztruppen nicht ohne vorherigen Ersatz abgezogen werden; außerdem sollte eheste „Anherkommandierung" eines Stabsoffiziers als Generalstabschef zum Assistenztruppenkommando als Ersatz für den versetzten Stabschef erfolgen; und man sorgte sich an diesem Tag selbst noch um die Beistellung eines zweiten Personenautos zum Kommando, da mit einem Auto kein Auslangen zu finden sei 170 . Aber auch der Nationalausschuß dachte an eine Verstärkung seiner Stellung, an die Formierung einer eigenen Truppe. Zunächst allerdings wurden die Vertreter des Nationalausschusses von den tschechischen Offizieren abgewiesen, „die es unter Hinweis auf den ihrem Kaiser geleisteten Eid ablehnten, in die Dienste des Nationalausschusses überzutreten und diesen schließlich vor riskanten Unternehmen warnten" 1 7 1 . Die Überraschung der tschechischen Politiker war vollkommen — und in der Gegenüberstellung zu den Umstürzen in anderen Städten war es in der Tat ein Kuriosum —, als audi die tschechischen Unteroffiziere und Mannschaften in den Kasernen blieben 172 . Die nationale Verbrüderung von Soldaten und Arbeitern in diesem traditionsreichen sozialistischen Zentrum wurde vertagt. Dem Nationalausschuß gelang es zunächst nur, eine sogenannte Volkswacht aufzustellen, aus Sokoln, Arbeiterturnern, der Feuerwehr, denn der Ausschuß brauchte „bewaffnete Kräfte zur Sicherung seiner Macht" 173 . Zusätzlich bil168

1ββ

Stv. MilKmdt in Mährisch Ostrau, Res. 1.715—A, an K M Abt. 5, 29. X. 1918 — KA, K M Abt. 5 v. 1918, 1 - 3 / 2 - 3 5 (13.274). Das deutsch-slowenische Feldassistenzbaon X hätte um den 20. Oktober in Mährisch Ostrau eintreffen sollen, wurde jedoch in Wien zurückbehalten. — Dislokation der Feldassistenzbaone und ihre nationale Zusammensetzung, 21. X . 1918 — K A , K M Abt. 5 v. 1918, 1 — 10/ 61.

170

1.1 1.2 173

Stv. MilKmdt in Mährisch Ostrau, Res.Nr. 1 . 7 1 5 - A , an K M Abt. 5, 29. X. 1918 — K A , K M Abt. 5 v. 1918,1 — 3/2—35. Schon am 24. X. hatte ein Vertreter der Witkowitzer Eisenwerke persönlich beim Ch. d. G. in Baden unter Darlegung der Verhältnisse um Beistellung einer Schwadron und einer MG-Kompanie für Witkowitz und um Austausch zweier nicht verläßlicher Assistenzkompanien gebeten. Das A O K übermittelte die in die Kompetenz des K M fallende Bitte diesem zur Entscheidung. — A O K Ch. d. G., Telegr. an K M Abt. 10, Sehr dringend! 28. X . 1918 - KA, A O K Op.Abt. v. 1918, 173.490. MA Ostrava, ONV, Protokoll vom 30. X . 1918. Nach: ZELLER, Provinz Sudetenland. 51. Ebenda. M A Ostrava, ONV, Protokoll 30. X . 1918; MA Ostrava, ONV, k. 1, Brief der Sokolskä 2upa moravskoslezskä, 2. XI. 1918. Nach: ZELLER, Provinz Sudetenland. 51.

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deten sozialdemokratische Arbeiter in den Betrieben Sicherheitstrupps, die der Volkswacht unterstanden 174 . Am 30. begannen die Machtverhältnisse sich freilich endgültig zu verschieben. Die magyarischen Truppen verließen Mährisch Ostrau, und „einige tschechische Soldaten niederen Dienstgrades" entfernten sich aus den Kasernen 175 . Die noch verbliebene tschechische Mannschaft stellte sich in einer Versammlung am 30. Oktober — „auf eigene Faust, indem sie die Offiziere überging" 176 — dem Nationalausschuß zur Verfügung. Die tschechischen Offiziere konnten schließlich erst durch ein verfälschtes Telegramm zum Ubertritt bewogen werden: „Den Offizieren wurde ein etwas abgeändertes Telegramm aus Wien vorgelegt, aus dem hervorging, daß der Kaiser auf Ersuchen des Nationalausschusses in Prag alle tschechischen Angehörigen der k. u. k. Armee ihres Eides entbunden hat." 1 7 7 Die frisch formierten tschechischen Einheiten gingen nun zum Angriff über. Vorher waren sie noch rasch auf den tschechoslowakischen Staat vereidigt worden 178 . In der Nacht vom 31. Oktober zum 1. November wurden die Kasernen und militärischen Kommandogebäude besetzt; das magyarische Assistenzhalbbataillon IR 101 wurde entwaffnet, das Militärstationskommando übernahm die Gendarmerie, die sich bereits auf die Seite des Nationalausschusses gestellt hatte. Am nächsten Tag ging die Meldung nach Prag: „In der Nacht vom 31. Oktober auf den 1. November hat der Nationalausschuß auch die militärische Macht in Mährisch Ostrau und Umgebung übernommen." 179 Am Vormittag des 1. übergab GM von Naumann in Gegenwart des GM Brandstätter dem durch Dr. Fajfrlik und den Abgeordneten Dr. Witt vertretenen Nationalausschuß auch offiziell die Militärgewalt im Revier 180 . Immerhin hatte man Bedingungen gestellt und akzeptiert erhalten: Die Truppen behielten ihre Waffen, Maschinengewehre, Munition und Ausrüstungsgegenstände; die Truppen sollten ordnungsgemäß und truppenkörperweise in ihre Heimat befördert werden; der Narodni vybor hatte ab sofort Maßnahmen bezüglich Unterkunft und Verpflegung der Truppen zu treffen; der Narodni vybor hatte auch die Sicherheit der Offiziere und deren Familien zu gewährleisten 181 . Zum neuen Garnisonskommandanten wurde ein tschechischer H a u p t mann als ranghöchster und dienstältester tschechischer Offizier ernannt 1 8 2 . 171

Ostravsky kraj, 30. X. 1918. Nach: ZELLER, Provinz Sudetenland. 51. Duch casu, 31. X. 1918. Nach: ZELLER, Provinz Sudetenland. 52. 176 MA Ostrava, ONV, Muzeum, Bericht Stepänek. Nach: ZELLER, Provinz Sudetenland. 52. 177 Ebenda. Im Bericht an den Prager Nationalausschuß sprach der Ostrauer Ausschuß von einem kleinen Schwindel (po maldm podvodu). — MA Ostrava, ONV, k. 1, Bericht vom 1. XI. 1918. 178 MA Ostrava, ONV, k. 1, Mitteilungen des ONV an Nationalausschuß in Prag, 1. XI. 1918. Nach: ZELLER, Provinz Sudetenland. 53. 179 Ebenda; vgl. OPOCENSKY, Untergang Österreichs. 157. 180 OrocENSKi, Untergang Österreichs. 157. 181 Lagebericht KM Abt. 5 an MKSM, 1. XI. 1918 - KA, MKSM v. 1918, 2 8 - 2 / 7 . 182 MA Ostrava, ONV, k. 1, Mitteilungen des ONV an Nationalausschuß in Prag, 1. XI. 1918. Nach: ZELLER, Provinz Sudetenland. 53. 175

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Durchbrudi der Nationen 2. ZAGREB

Erste Alarmzeichen

in Zagreb und Fiume

Nach dem 20. Oktober standen in Kroatien-Slawonien und Krain im Rahmen Ständiger Assistenzbataillone 20 Kompanien zur Verfügung. Die Mannschaften dieser Einheiten waren vorwiegend magyarischer und deutscher Nationalität. Fünf Kompanien wurden in ihrer Mehrheit von Kroaten gebildet1. Bei diesen Ständigen Assistenzkompanien waren außerdem 22 MG-Züge formiert 2 . Das war kein starkes Aufgebot. Vergleichsweise noch zweifelhafteren Halt aber fand die seit dem Sommer sichtlich schwindende Staatsgewalt — im August stand noch eine halbe Felddivision im Land — bei den in KroatienSlawonien beheimateten Truppen. Die Ersatzbataillone der IR 16, 31, 53, 78, 79 und 96 vermochten Ende Oktober keine verwendungsfähigen Kompanien mit sieben Wochen Ausbildung mehr aufzustellen. Lediglich die Ersatzbataillone der IR 53 und 96 hatten noch je drei Ständige Assistenzkompanien formiert. Die Hauptursache des Mangels an einsatzbereiten Assistenzmannschaften lag in der Desertion. Bei den sechs Ersatzbataillonen fehlten Ende September insgesamt nicht weniger als 16.000 Mann 3 . Auch die Landwehr bot kein besseres Bild. Beim Ersatzbataillon des SchR 23 in Orahovica in Slawonien standen immerhin noch zwei verwendungsfähige Assistenzkompanien bereit. Die Ersatzbataillone der H I R 25, 26, 27 und 28 aber brachten gar nur insgesamt eine verwendungsfähige Assistenzkompanie mit sieben Wochen Ausbildung auf. Zu diesen Assistenzkompanien der Ersatzkörper kam noch je eine Kompanie von den Kursen des Heeres und der Honved 4 . Die Macht, die diese Einheiten insgesamt repräsentierten, aber war keine entscheidende mehr. Zagreb selbst ließ nun keinen Zweifel, daß diese letzte Repräsentanz der alten Macht gefordert ist. Schon am 21. Oktober wehte dort die südslawische Nationalität und Ergänzungszuständigkeit der Assistenzbataillone, 21. I X . 1918 — K A , M K S M v . 1 9 1 8 , 6 9 — 4 / 2 1 — 5 ; Skizze: „Situation der im Hinterlande befindlichen Assistenztruppen am 20. X . 1918." K M e r GO Stöger-Steiner an M K S M , 19. X . 1918 - KA, M K S M v. 1918, 2 8 — 1 / 3 — 4 . Deutsche oder magyarische Mannschaft galt den Behörden als Sicherheitsfaktor. U m ein zusätzliches Bataillon solcher Nationalität hatte das Landespräsidium Krain im Hinblick auf mögliche Unruhen noch am 24. X . gebeten. — k. k. Landespräsidium für Krain, ZI. 6.054/Präs., an M d l , 24. X . 1918 - AVA, M d l Präs. 1918, 2 2 - 2 3 . 9 6 7 . 8 Übersicht über die Ständigen Assistenzbataillone (-kompanien) ad K M Erl. Abt. 10, Nr. 153.700/1918; auch über MG-Züge; 20. VIII., 15. I X . , 1. X . 1918 - KA, K M Abt. 5 v. 1918, 1 - 3 / 4 - 7 7 . » MilKmdo Zagreb, Präs.Nr. 14.819/Gstb„ an K M Abt. 5, 1. X . 1918 - KA, K M Abt. 5 v. 1918, 6 4 - 4 6 / 2 3 - 1 2 (11.864). 4 Verwendungsfähige Assistenzkompanien mit 7 Wochen Ausbildung, 28. X . 1918 — K A , K M Abt. 5 v. 1918, 1 - 1 0 / 5 8 . 1

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Trikolore von den Häusern. Am Abend dieses 21. entlud sich die aufkommende nationale Bewegung in aggressiven Aktionen: D a wurde der ungarische Staatsbahnhof überfallen. Und später nahm man in einem Kaffeehaus demonstrativ gegen Offiziere Stellung: Sie hatten sich beim Anstimmen der serbischen Hymne und der Marseillaise nicht erhoben5. Am nächsten Tag, am 22., trat die Straße in breiter Front in Aktion. Um 10 Uhr begann eine Manifestation vor dem Kroatischen Nationaltheater. Die Sabor-Abgeordneten Dr. Pavelic und Radic — beide waren sie Mitglieder des Nationalrates, des Narodno vijece — sprachen ebenso wie die Führer der studentischen Jugend von den nationalen Idealen der Freiheit und der Vereinigung®. Ein Demonstrationszug bewegte sich in Richtung Sabor, kroatische, serbische und slowenische Fahnen in seinen Reihen 7 . Hochrufe auf Wilson und Masaryk, auf den Grünen Kader und auf Pasic, dazwischen die Marseillaise und die montenegrinische Hymne 8 . Bemerkenswert: Auch österreichisch-ungarische Offiziere nahmen an der Demonstration teil. Ihre kaiserlichen Kokarden hatten sie schon gegen nationale ausgetauscht. Und auch inzwischen befreite serbische Kriegsgefangene konnte man sehen. Und zwischen Soldaten und Gefangenen gab es Verbrüderungsszenen 9 . Auf dem Markus-Platz begrüßte der Sabor-Abgeordnete Pribicevic das neue, das „dreinamige" Volk, „das bewußt für seine Freiheit und Selbständigkeit demonstriert". Der dalmatinische Abgeordnete Dr. Drinkovic dankte dem serbischen Heer für seinen Erfolg und für den heldenmütigen Kampf „um seine und unsere" Freiheit. Und Stjepan Radic feierte den Sieg der Demokratie: „Der Militarismus ist heute völlig zerschmettert und die preußische Pickelhaube vernichtet. Die Völker erheben sich, um aus ihrem Blut die Freiheit zu verkünden, und die Wilsonschen Prinzipien feiern auf der ganzen Welt den Sieg." 1 0 Telegr. Evb. an A O K Op.Abt., 22. X . 1918 - Κ Α , A O K Op.Abt. v. 1918, 148.184/23; vgl. Hamdija KAPIDJIC, Veze Austrougarske vrhovne komande i narodnih vijeca u vrijeme raspada Habsburske monarhije (Die Verbindungen zwischem dem österreichisch-ungarischen Armeeoberkommando und den Nationalräten zur Zeit des Zerfalls der Habsburgermonarchie). Sonderdruck aus Godisnjak. X V I I . 1966/67. Sarajevo (1969). 11. 6 Srdjan BUDISAVLJEVIC, Stvaranje drzave Srba, Hrvata i Slovenaca. Povodom ietrdesetogodiänjice Jugoslovenskog ujedinjenja (Die Gründung des Staates der Serben, Kroaten und Slowenen. Anläßlich des vierzigsten Jahrestages der südslawischen Einigung). Zagreb 1958. 132. = Prilozi novijoj jugoslavenskoj historiji. 2. 7 Bogdan KRIZMAN, „Prevrat" u Zagrebu i stvaranje „Drzave Slovenaca, Hrvata i S r b a " u listopadu 1918. godine (Der „ U m s t u r z " in Zagreb und die Gründung des „Staates der Slowenen, Kroaten und Serben" im Oktober 1918). I n : Zbornik. 6. Slavonski Brod (1968). 198. 8 Telegr. M i l K m d o Zagreb, N a . N r . 3.664, an M K S M , 23. X . 1918, 0,25 h KA, M K S M v. 1918, 2 8 - 3 / 3 - 2 8 . ' Ebenda. 10 KRIZMAN, Prevrat. 199; vgl. Josip HORVAT, Politicka povijest Hrvatske 1918—1929 (Die politische Geschichte Kroatiens 1918 — 1929). Zagreb 1938. 93 f. s

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Doch wurde an diesem Tag nicht nur friedlich demonstriert. Im Garnisonsarrest kam es zu einem Ausbruchsversuch von 130 Häftlingen. Die Wache eröffnete das Feuer, erschoß einen Häftling und verwundete einen zweiten schwer. Demonstranten forderten die Entfernung deutscher und ungarischer Aufschriften vom Staatsbahnhof. Andere Demonstranten, zahlreiche Soldaten darunter, demolierten den Karlovacer Bahnhof 11 . Auch Soldaten eines eben dort haltenden Transports sollen sich daran beteiligt haben 12 . Gegenmaßnahmen wurden eingeleitet: Der Karlovacer Bahnhof wurde noch am 22. von Assistenztruppen besetzt, die Ruhe wiederhergestellt. Dennoch hielt das Militärkommando die Garnison für nachhaltiges Vorgehen für zu schwach und die Offiziere nicht für „durchaus verläßlich" 13 . An diesem 22. war aber nicht nur die Straße aktiv geworden. Auch in politischer Hinsicht wurden schon erste vorfühlende Schritte in Richtung Umsturz getan. Die Sabor-Abgeordneten Pavelic und Pribicevic erschienen beim Banus Mihalovich: Was er als Chef der Exekutive zu tun gedächte, wenn sie im Sabor den Antrag auf Lösung aller staatsrechtlichen Beziehungen zu Ungarn einbrächten? Der Banus zögerte, sprach vom Beharren auf dem legitimistischen Standpunkt, von notwendigen Beschlüssen im ungarischen Reichstag. Eben rief dazwischen der Ministerpräsident Wekerle an. Was er, der Ministerpräsident, zu solchem Antrag in Zagreb sagen würde? Wekerle wollte das Problem einem internationalen Kongreß vorbehalten wissen. Der Banus, auf weitere Konsultation bedacht, entschloß sich nun, sich über eine Audienz an den Herrscher selbst zu wenden. Einen sicheren Eindruck hatte der Banus nicht gemacht. Als die Abgeordneten ihn verließen, durften sie annehmen, daß sich der Banus einem entsprechenden Beschluß des Sabors nicht widersetzen würde . . , 14 Auch der Banus rechnete sichtlich mit einer politischen Neugestaltung der Verhältnisse. Die Kräfte zu sammeln, um sich dagegen zu stemmen, daran dachte der Banus nicht. Woran ihm einzig lag — in seinem Aufruf an das Volk vom 22. ist es festgehalten —, war ein Umsturz in „Ruhe und Ordnung" 1 5 . 11

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Telegr. M i l K m d o Zagreb, Na.Nr. 3.664, an M K S M , 23. X . 1918, 0,25 h - K A , M K S M v. 1918, 2 8 - 3 / 3 - 2 8 . Telegr. M i l K m d o Zagreb, Na.Nr. 3.667, an M K S M in Gödöllö, 24. X . 1918, 10,25 h K A , M K S M v. 1918, 2 8 - 3 / 3 - 3 3 . Telegr. MilKmdo Zagreb, Na.Nr. 3.664, an M K S M , 23. X . 1918, 0,25 h - K A , M K S M v. 1918, 2 8 - 3 / 3 - 2 8 . KRIZMAN, Prevrat. 200; vgl. Tagebuch M . Laginja, Memoire-Notizen Antun Mihalovich'. Aufruf des Banus Mihalovich an das Volk: „Volk! Die jetzigen großen Ereignisse geben Anlaß zu wiederholten öffentlichen politischen Manifestationen. Ich verstehe die patriotischen Gefühle, welche die Quelle zu diesen Bezeigungen bilden, und ich bin überzeugt, daß die erprobte Reife und Nüchternheit unseres Volkes auch dieses Mal die Manifestationen in Grenzen zu halten weiß, wie sie die heutige große, ernste und für die Zukunft des Volkes entscheidende Zeit verlangt.

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Auch vom Banus her stellte sich damit die Frage nach der letzten Ordnungsmacht. Doch die im kroatisch-slawonischen Bereich stationierten Soldaten wollten von ihrer Aufgabe — der Aufrechterhaltung jener Ordnung und Sicherheit im Inneren — nur mehr wenig wissen. Im Gegenteil, sie selbst begannen den politischen Umsturzprozeß zu beschleunigen. In Fiume machten sie den Anfang. In der königlich-ungarischen Stadt Fiume waren das zur Feldarmee gehörende steirische Lst.IB 153 16 und die jeweiligen Marschkompanien des kroatisch-serbischen IR 79 aus Otocac stationiert 17 . U n d gerade Truppen dieses Regiments — des „Otocaner IR 79 Graf Jellacic" — sollten den Startschuß für die bereits in den Umsturz mündenden Bewegungen in Kroatien und Slawonien geben, ja darüberhinaus zum Sturz der Regierung in Budapest beitragen. Eine Marschkompanie des IR 79, die zu 90 °/o aus Heimkehrern bestand, kehrte am Vormittag des 23. Oktober von einer Übung aus Susak — einem Vorort Fiumes — in ihre Ubikationen zurück. Zunächst in guter Ordnung. In Susak aber hatten die Soldaten national-festliche Stimmung erlebt. Die Häuser waren „zugunsten Jugoslawiens" beflaggt gewesen. Demonstrierende Bevölkerung hatte sie begrüßt 18 . Aus der Kaserne weg wandten sich daher einige Soldaten erneut der Vorstadt Susak zu. Und dort erhielten sie eine kroatische Fahne. Eben diese kroatische Fahne wollten die Soldaten nun auf ihrer Kaserne hissen. Dagegen schritt die Stadtpolizei ein. Und die Polizei forderte zusätzlich militärische Assistenz gegen die 79er. Die Assistenz wurde vom Lst.IB 153 gestellt. Jedoch

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Ich erachte es auch als notwendig, besonders zu betonen, wie alle bedeutenden nationalen Interessen mit der Aufrechterhaltung der öffentlichen Ruhe und Ordnung verbunden sind. Die Sicherheit der Person und des Eigentums möge jedem heilig sein, und lassen wir es — durch Vernunft geleitet — nicht zu, daß öffentliche Einrichtungen und ihre Organe auch nur einen Augenblick gestört würden in ihrer Tätigkeit, die sie im öffentlichen Interesse versehen. Ich bitte besonders, daß alle daran denken mögen, daß man staatsrechtliche Fragen nicht sofort lösen kann, und daß sie Vertrauen haben mögen in jene Faktoren, die für diese Lösung vorgesehen sind. Zagreb, 22. Oktober 1918. Banus Mihalovich." — Wörtliche Übersetzung nach Dokument in: JANKOVIC - K R I Z M A N , Gradja. Dok.Nr. 317. 380 f. k. k. Lst.IB 153: 51% Deutsche, 31% Slowenen, je 5% Polen und Italiener, 3% Ruthenen, je 2% Magyaren und Tschechen, 1% Rumänen — KA, Farbentabellen 1918. IR 79: 58% Kroaten, 42% Serben - KA, Farbentabellen 1918. An der Brücke zwischen Suäak und Fiume hatte sich schon am Vormittag eine demonstrierende Menge zu einem Zug formiert. Voran trug man ein mit der südslawischen Trikolore geschmücktes Bild Wilsons. Auf einem Platz wurden antiösterreichische Ansprachen gehalten, und die Demonstranten legten den Eid auf Jugoslawien ab. Die durchmarschierenden 79er waren von der Menge jubelnd begrüßt worden. — K R I Z M A N , Prevrat. 201; vgl. Hrvoje MATKOVIC, Izvjestaj Konstantina Rojcevica Ο dogadjajima na Rijeci i Su§aku 23. listopadu 1918 (Bericht des Konstantin Rojcevic über die Ereignisse in Rijeka und Suäak am 23. Oktober 1918). I n : Jadranski zbornik. III. Rijeka/Pula (1958). 419.

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die Assistenztruppen versagten. Sie wurden — ebenso wie einige Polizisten — von den meuternden Soldaten entwaffnet. Der Sieg der 79er war eindeutig. In seinem Zeichen hißte nun die revoltierende Mannschaft die Fahne auf ihrer Ubikation. Sie begnügte sich aber damit nicht. Sie sprengte letzte Fesseln der Disziplin und schwärmte aus in die Stadt, sie stürmte, „durch den Pöbel unterstützt", das Gerichtsgebäude, plünderte es und befreite die Stäflinge. Da kamen neu alarmierte Assistenztruppen des Lst.IB 153 heran. Und nun machten die 153er von der Schußwaffe Gebrauch. Eine scharfe Salve forderte mehrere Verletzte. Die Zivilisten flohen, zerstreuten sich; und auch die 79er zogen sich in ihre Kaserne zurück. Nur die Fahne wollten sie bewahren. Auf das Versprechen hin, daß die Fahne bleiben dürfe, wollten die 79er sich ruhig verhalten 19 . Bei der Ruhe aber sollte es nicht bleiben. Die Garnison Fiume wurde konsigniert. Eine MG-Kompanie vom Kurs in Fuzine wurde zur Verstärkung nach Fiume beordert. Die meuternden 79er verbarrikadierten sich in der Kaserne. Am Abend des 23. meldete der Oberstadthauptmann von Fiume dem Honved-Minister, daß die 79er wieder im Kampf mit den Assistenztruppen stünden. Gewehrfeuer sei zu hören. Der Oberstadthauptmann sah die Lage ernst. Es gebe verläßlich scheinende Nachrichten, daß zur Unterstützung der Meuterer aus dem Inneren Kroatiens weitere Abteilungen unterwegs seien. Die zur Verfügung stehenden Assistenzen seien mit Ausnahme der vier Landsturm-Kompanien vom IB 153 kroatisch. Die Bevölkerung sei erneut erfaßt und mitgerissen: Es befinde sich — so hieß es — eine rund 3.000köpfige Volksmenge auf den Gassen und plündere. Außerdem sei ein Teil der Menge mit aus der Kaserne verschleppten W a f fen ausgerüstet. Und wenn auch der Stabschef des Militärstationskommandos Fiume im Laufe der Nacht eine bedeutende Verstärkung für die Assistenzabteilung erhoffe, so müsse er, der Oberstadthauptmann, dennoch um die nachdrückliche Intervention der ungarischen Regierung für die sofortige Absendung von mindestens zwei magyarischen Regimentern bitten, da sonst die Unruhen verhängnisvoll werden könnten 20 . Die Nacht vom 23. auf den 24. sah die Stadt weiterhin in Unruhe. In dieser Nacht wurden in Fiume rund 60 Einbruchsdiebstähle verübt. Begangen hatten sie vor allem befreite Sträflinge und Deserteure. Die Militärbehörden baten um weitere Verstärkungen: Da es in der Bevölkerung Anzeichen der „Gärung" gebe und die Garnison für einen eventuellen Aufruhr zu schwach sei, ersuchte das Küstenabschnittskommando Fiume dringend um die Beistellung eines Bataillons und richtete diese Bitte zusätzlich an die Heeresgruppe FM von Boroevic, an das AOK, an den Honved-Minister und an das Kriegs19 20

Telegr. AOK Ch. d. G., Op.Nr. 114.135, an KM, 27. X. 1918, 22,30 h - KA, K M Abt. 5 v. 1918, 1 - 3 / 4 - 1 0 0 . Telegr. MilKmdo Zagreb, Präs.Nr. 16.165/Gstb., an MKSM, 23. X. 1918, 19,20 h - KA, M K S M v. 1918, 2 8 - 3 / 3 - 3 1 ; Telegr. HMer, 27.115/eln.—1918, an MKSM, 23. X. 1918, abends - KA, M K S M v. 1918, 2 8 - 3 / 3 - 3 2 .

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ministerium in Wien. Das Militärkommando Zagreb, an das die Bitte in erster Linie gerichtet war, konnte nur mitteilen, keine Truppen zur Verfügung zu haben 21 . Zivil- und Militärbehörden intervenierten. Der Gouverneur von Fiume hatte sich telephonisch an das Heeresgruppenkommando FM von Boroevic bezüglich Beistellung von Truppen gewandt. Er erhielt abschlägige Antwort. Der Abschnittskommandant Fiume, FML Istvanovic, erklärte, f ü r die Situation in der Stadt keine Verantwortung übernehmen zu können. Aus Budapest meldete sich die mit der Weiterführung der Geschäfte betraute, eben am 23. demissionierte ungarische Regierung: Sie ersuchte das AOK, die Abkommandierung magyarischer Truppen zur Gewährleistung der staatlichen Autorität zu verfügen — auf das A O K müsse sie die volle Verantwortung übertragen 22 . Der Aufstand aber sackte von selbst zusammen. Obwohl bis zum Morgen des 24., abgesehen vom Zuschub von rund 250 Mann aus Fuzine, keine weitergehenden Maßnahmen getroffen worden waren, konnte die meuternde Marschkompanie IR 79 um 6 Uhr 30 „ohne Blutvergießen" entwaffnet werden. Die kroatische Fahne hatten die 79er selbst entfernt 2 3 . Mit Rücksicht auf die bedrohliche Lage bat das Militärstationskommando um sofortigen Abschub 24 . Am 25. mittags wurde die Kompanie per Schiff nach Pola gebracht. In Fiume herrschte wieder Ruhe 25 . Noch gab es Resonanz aus Udine: Das Heeresgruppenkommando FM von Boroevic tadelte: Schon die Meldung des Gouverneurs von Fiume sei falsch gewesen 26 . Weiters: Das Eingreifen der Fiumaner Polizei in der Kaserne sei unberechtigt und verhängnisvoll gewesen, Polizei habe in einer Kaserne grundsätzlich nichts zu suchen. Und das Heeresgruppenkommando grollte schließlich: Die Angaben im ungarischen Abgeordnetenhaus seien erlogen und nur darauf berechnet gewesen, „Verwirrung zugunsten von Umstürzlern hervorzurufen" 2 7 . 31

Telegr. MilKmdo Zagreb, Na.Nr. 3.680, an MKSM, 25. X. 1918, 18 h - KA, M K S M v. 1918, 2 8 - 2 / 7 . 22 Brief Wekerles an das AOK, 25. X. 1918 - KA, M K S M v. 1918, 2 8 - 3 / 3 - 3 5 . 23 Telegr. MilKmdo Zagreb, Na.Nr. 3.667, an MKSM in Gödöllö, 24. X. 1918, 10,25 h KA, MKSM v. 1918, 2 8 - 3 / 3 - 3 3 . 24 Ebenda. 25 Telegr. AOK Ch. d. G., Op.Nr. 114.135, an KM, 27. X. 1918, 22,30 h - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 1 - 3 / 4 - 1 0 0 . 2β Welche Meldung wird zwar nicht gesagt, es dürfte aber die erste Meldung nach Budapest gemeint sein. 27 Telegr. AOK Ch. d. G., Op.Nr. 114.135, an KM, 27. X. 1918, 22,30 h - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 1—3/4—100. Vgl. Peter URBACH, Der Umsturz in Budapest. Unter besonderer Berücksichtigung der militärischen Ereignisse. Phil. Diss. Wien 1968. 64; Michael KÄROLYI, Memoirs of Mihäly Kärolyi. London 1956. 102. Die Wiener „Arbeiter-Zeitung" ging auf die Problematik der Meuterei in Fiume als Symptom für die nichtbewältigten Verhältnisse ein: „Sicherlich haben die Soldaten in Fiume den Ereignissen vorgegriffen und wider den Willen der südslavischen Politiker gehandelt, aber

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Durchbruch der Nationen

Aber diese Ereignisse sollten nur Ouvertüre sein. Nach den meuterischen Vorfällen in Fiume begann in Kroatien-Slawonien die staatliche Ordnung sich zur Anarchie zu wandeln.

Otocac, Ogulin,

Massendesertion und Plünderungsexzesse Pozega, Brod na Savi, Orahovica, Nasice, Osijek, Kapela

Nova

Nochmals waren es die Otocaner vom IR 79, die die Aufmerksamkeit auf sich zogen. Am 24. Oktober wurden in Otocac in der Lika — unter Führung von Offizieren — durch Mannschaften des Ersatzbataillons IR 79 Schilder und Aufschriften von Ämtern und Behörden heruntergerissen. Am selben Tag kam es durch Mannschaften der Rekonvaleszentenabteilung desselben Regiments zu Ubergriffen am Bahnhof in Ogulin. Über Bitte des Stationschefs wurden hierauf die Eisenbahnstation und ein Wasserreservoir an der Bahn nördlich von Ogulin durch kleine Assistenzabteilungen vom Assistenzbataillon IR 96 aus Karlovac gesichert28. Doch die Verläßlichkeit von Assistenztruppen — besonders solcher von Ersatzkörpern — war nicht mehr hoch anzusetzen: Schon am 25. mußte das Militärkommando Zagreb melden, daß eben von diesem Assistenzbataillon einzelne Soldaten desertiert waren. Und in Zagreb selbst waren am 24. und 25. Oktober von einer Hilfsdienstkompanie 120 Mann entwichen 29 . Aufruhr gab es an diesem 25. auch beim Honved-MG-Kurs in Pozega in Slawonien. Erst verlangten die Meuterer neue Monturen, dann stürmten sie das Gewehr- und Munitionsmagazin und bewaffneten sich auch mit Maschinengewehren. Am Abend verließen sie die Kaserne, zogen in die Stadt und plünderten. Vor allem jüdische Geschäfte und Wohnungen wurden heimgesucht, und Frauen sah man an der Seite von Soldaten vorgehen. Die von Pleternica herbeidirigierte Landwehrhilfsdienstkompanie machte zunächst ein eigenartiges Ziel aus: Sie schoß nachts ins Fenster des Kurskommandanten 30 . Erst am nächsten Morgen, als von Pleternica audi Husaren angeritten kamen, zergefühlsmäßig ist ihr Verhalten, so sehr es politisch unklug sein mag, durchaus erklärlich. Und nun befinden sich in diesem Gefühlsverhältnis doch nicht die Kroaten allein." Bereits mehrere Nationalitäten — Südslawen, Tschecho-Slowaken und Polen — hätten international anerkannte Regierungen; die Regimenter dieser neuen Staaten befänden sich aber vorläufig noch in der gemeinsamen k. u. k. Armee. Diese Situation ergebe gefährliche Fronten, vor allem für das Hinterland. - AZ 1918, Nr. 291, 25. X. 1918, 3. 28 Telegr. MilKmdo Zagreb, Na.Nr. 3.679, an MKSM, 24. X. 1918, 17 h - KA, M K S M v. 1918, 2 8 - 2 / 7 . a » Telegr. MilKmdo Zagreb, Na.Nr. 3.693, an MKSM, 25. X. 1918, 17 h - KA, M K S M v. 1918, 2 8 - 2 / 7 . 30 Lagebericht des Evb. an Op.Abt., 26. X. 1918 - KA, AO Κ Op.Abt. ν. 1918, 148.184/27.

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streute sich die Menge 3 1 . Am 26. plünderten in Brod na Savi 150 Soldaten und demolierten den Bahnhof 3 2 . Die meuternden und ihren Ersatzkörpern entweichenden Soldaten wurden nun als Deserteursbanden aktiv und bedrohten vor allem die Bahnstationen Mittelslawoniens. Am 27. Oktober meldete die Eisenbahnstation N o v s k a Exzesse auf dem Bahnhof. D a s Bahnpersonal weigerte sich, unter diesen U m ständen weiter Dienst zu machen. D a s Militärkommando Zagreb mußte eine Kompanie vom Assistenzbataillon I R 96 als Bahnschutz nach N o v s k a verlegen. Auch die Eisenbahnstation Sunja bat — nachdem die Bahnhofswache geflohen war — wegen Gewalttätigkeiten von Deserteuren dringend um Schutz. Vom Ersatzbataillon H I R 27 in Sisak sollte eine Assistenzabteilung nach Sunja abgehen 3 3 . A m selben T a g trafen aus Pleternica, N o v a Kapela, Batrina und Nasice Nachrichten über Bahnhofsbeschädigungen ein. Das Militärkommando vermutete als Täter die aus Pozega abgezogenen Honveds 3 4 . N u n meuterten auch die Dalmatiner-Schützen vom SchR 2 3 3 5 in Orahovica. Sie strebten hauptsächlich gegen Brod und in Richtung Sunja und trachteten mit der Bahn über Bosnien nach Dalmatien zu gelangen 3 6 . Ihre erste Station aber hieß Nasice. U n d als sich am 27. nachmittags 700 Meuterer schießend und gewaltdrohend der Stadt näherten, geriet die Bevölkerung in Panik. Stationskommandant und Bürgermeister berieten in aller Eile mit einigen Repräsentanten der Bevölkerung. Sie beschlossen, den rebellierenden Soldaten eine Deputation entgegenzuschicken, um zu bitten, die Stadt und ihre Bürger zu verschonen. Man versprach den Soldaten sicheres Quartier und einen eigenen Zug, der sie in Richtung Prijedor in Bosnien führen sollte 37 . Neben einem reichlichen Abendessen gab man den Deserteuren audi die Garantie, weder Gegenangriff noch Entwaffnung durch andere Soldaten vorzunehmen. Doch das alles sollte nicht genügen. Mit den meuternden Dalmatinern waren auch „Komitadschis" des Grünen Kaders in Nasice eingedrungen. Und diese waren wesentlich daran beteiligt, als am Abend der Mob losbrach. U m 18 Uhr 31

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Telegr. A O K Op.Abt. v. 1918, 148.918, an M K S M in Gödöllo, Sehr dringend! 25. X. 1918 - K A , M K S M v. 1918, 2 8 - 2 / 7 ; Meldung des Bgm. von Po2ega an das Narodno vijece, 28. X. 1918 — AH Zagreb, NVSOA, „Pozega"; nach: Prilozi gradji, ed. VIDMAR. 103 f. Telegr. MilKmdo Zagreb, Na.Nr. 3.699, an M K S M , 26. X. 1918, 17 h - KA, M K S M v. 1918, 2 8 - 2 / 7 . Telegr. MilKmdo Zagreb, Na.Nr. 3.714, an M K S M , 27. X. 1918, 10,30 h - KA, M K S M v. 1918, 2 8 - 2 / 7 . Ebenda. SchR 23: 36% Kroaten, 20% Tschechen, 15% Deutsche, 11% Serben, je 8% Polen und Ruthenen, 2% Slowenen — KA, Farbentabellen 1918. Telegr. MilKmdo Zagreb, Na.Nr. 3.725, an M K S M , 27. X. 1918, 18,10 h - KA, M K S M v. 1918, 2 8 - 2 / 7 . Bereits am 29. meldete GO Sarkotic dem H G K Kövess, daß vom SchR 23 ein Transport von ca. 500 Deserteuren, später ein zweiter von ca. 150 Deserteuren in Prijedor eingetroffen sei und beide sich die Weiterfahrt in die Heimat erzwungen hätten. — Nachlaß F M L KONOPICKY, Kriegsende an der „Süd-Front", 19 — KA, B/49.

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begannen in den Straßen heftige Schießereien, Geschäfte wurden geplündert und zerstört. An einige jüdische Geschäfte legte man Feuer. Gasthäuser und Kaffeehäuser, Bezirkshauptmannschaft, Gemeindeamt und die Gutskanzlei wurden demoliert und verwüstet. Ein in der Stadtmitte gelegenes Magazin wurde niedergebrannt. Der anrückenden Feuerwehr drohte man mit Waffengewalt. Im Ort befindliche russische Kriegsgefangene schlossen sich den Plünderern an. Aus dem Pferdespital führte man 195 Pferde fort. Und die Menge, zum großen Teil auch aus Bewohnern der Umgebung bestehend, plünderte noch im Morgengrauen Privathäuser und führte das geraubte Gut auf Wagen in ihre Dörfer 38 . Nicht zuletzt hatte man auch den Bahnhof angezündet und den weiteren Bahnverkehr unterbrochen. Das Bahnpersonal war geflohen39. Für rund 20 Menschen hatten die Ereignisse in Nasice tödlich geendet.. .40 Doch die Anarchie griff weiter um sich. Meuternde Soldaten stürmten die Bahnhöfe in Nova Kapela und Batrina 41 . Auch das offene Land wurde nun in Mitleidenschaft gezogen. In der Umgebung von Pozega und Nasice wurden Meierhöfe geplündert, die Schlösser des Barons Guttmann und des Grafen Pejacevic brannten 42 . Deserteure und Landbevölkerung griffen zu, nahmen und zerstörten. Pferde, Kühe, Schweine und Getreide wurden weggeschafft43. Deserteure des SchR 23 brachten am 28. auch Osijek in Aufruhr. Die Truppen der Garnison — die Ersatzbataillone des IR 78 und des H I R 28 — verweigerten den Gehorsam. Ermahnungen durch vorgesetzte Offiziere hatten keinen Erfolg, ebensowenig Beruhigungsversuche von Mitgliedern des Stadtausschusses des Narodno vijece. Die Meuterer zogen oder fuhren — meist bewaffnet — ab. Am 29. waren auch die Artillerie- und Sappeurmannschaften erfaßt. Allein das magyarisch-deutsche Assistenzbataillon IR 26 erfüllte noch seinen Dienst. Den Plünderungen der Meuterer im notwendigen Ausmaß Einhalt zu gebieten, vermochte es nicht44. Bald griff auch die Zivilbevölkerung zu. Sie hatte sich Waffen beschafft und, verstärkt durch aufgewiegelte Bauern aus den umliegenden Dörfern, plünderte sie die verlassenen Lager45. 38

Bericht des Ortsausschusses des NV SHS in Naäice, 2. XI. 1918 — AH, NVSOA, „NaSice" ( 7 7 7 - 1 9 1 8 ) . N a c h : P r i l o z i gradji, e d . VIDMAR. 1 0 8 - 1 1 1 .

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Telegr. MilKmdo Zagreb, Na.Nr. 3.705, an MKSM, 27. X. 1918, 23,25 h - KA, M K S M v. 1918, 2 8 - 2 / 7 . Prilozi gradji, ed. VIDMAR. 111. Telegr. MilKmdo Zagreb, Na.Nr. 3.714, an MKSM, 27. X. 1918, 10,30 h - KA, MKSM v. 1918, 2 8 - 2 / 7 . Prilozi gradji, ed. VIDMAR. 110 f.; Pester Lloyd, Nr. 253,29. X. 1918 (Morgenblatt); Telegr. MilKmdo Zagreb (Snjaric) an MKSM, 28. X. 1918 - KA, M K S M v. 1918, 2 8 - 3 / 3 - 3 4 ; vgl. AOK Op.Abt. v. 1918, 148.806. Prilozi gradji, ed. VIDMAR. 111. MilStatKmdo Osijek, Res. 10/1.920, Telegr. an MKSM, 29. X. 1918,3,30 h - KA, M K S M v. 1 9 1 8 , 2 8 - 2 / 7 ; Telegr. Evb.Nr. 33.899 an AOK Op.Abt., Lagebericht vom 28. X. 1918 KA, AOK Op.Abt. v. 1918, 148.184/29; vgl. KRIZMAN, Prevrat. 211; Telegr. MilKmdo Zagreb, Na.Nr. 3.735, an MKSM, 28. X. 1918 - KA, M K S M v. 1918, 2 8 - 3 / 3 - 3 4 . Telephon. Meldung an die Militärsektion des Narodno vijece, 30. X. 1918 — AH, NV, kut. 7, ser. I V - B , Ii. 4.

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Sichtlich auch antimagyarische Züge gewann der Terror gegenüber den Eisenbahnen. Schließlich waren sie ungarisches Staatseigentum 46 . Fast alle Eisenbahnstationen Mittelslawoniens baten das Militärkommando Zagreb um H i l f e gegen Überfälle und Plünderungen von Deserteuren. Das Bahnpersonal verließ auf den meisten Stationen den Dienst und flüchtete47. Die Aktivität der Deserteure Schloß die offene Strecke mit ein: Auf der Bahnlinie Zagreb—Brod wurden 150 Waggons geplündert 48 . Am 28. Oktober war der Verkehr auf dieser Hauptstrecke unterbrochen, ebenso der Verkehr zwischen Sisak und Brod sowie Pakrac und Nasice 49 . Auch Personenzüge blieben nicht verschont: In der Nacht auf den 28. wurde ein Personenzug aus Budapest in Koprivnica überfallen und ausgeraubt 50 . Am folgenden Nachmittag bestieg in der Station Krizevci ein Trupp Deserteure den von Budapest nach Fiume fahrenden Schnellzug. „Die Deserteure verteilten sich in den einzelnen Waggons, verstellten die Türen und forderten die Passagiere mit vorgehaltenen Revolvern auf, ihnen ihre Wertgegenstände a u s z u l i e f e r n . . . Die Passagiere waren gezwungen, dieser Forderung Folge zu leisten. Die Räuber nahmen die Geldbörsen, Juwelen und wertvollen Gepäckstücke an sich und verließen in der Station Dugo selo (kurz vor Zagreb) den Zug." 5 1 Einen Tag später griffen „kroatische Bolschewiken" den Bahnhof in Steinbrück an, eröffneten das Feuer auf die Züge und raubten sie aus. Die Strecke Steinbrück—Zagreb blieb von ihnen auch weiterhin bedroht 52 . Das Schlagwort vom „Bolschewismus" war in diesen Tagen öfters aufgetaucht: Unter einer Gruppe von Soldaten der Rudolfs-Kaserne in Zagreb solle es verbreitet sein, wußte das Mitglied des Narodno vijece Lorkovic am 27. zu berichten, aus Orahovica wurde dem Zentralausschuß des Narodno vijece der Anschluß der dortigen Wache — vom meuternden Ersatzbataillon des SchR 23 — an die „Bolschewiken" gemeldet 53 . Und auch in der Sitzung am 28. sprach ein Mitglied des Zentralausschusses, Dr. Petricic, von Anzeichen des Bolschewismus im Land 5 4 . Sein Kollege Popovic hatte schon tags zuvor Einvernehmen mit den Militärbehörden verlangt 55 . " Vgl. Telegr. MilKmdo Zagreb, Na.Nr. 3.699, an MKSM, 26. X. 1918,17 h - ΚΑ, M K S M v. 1918, 2 8 - 2 / 7 . 47 Zusammengefaßte Situationsmeldungen vom 27. und 28. X. 1918 — KA, MKSM v. 1918, 28 — 2/7; vgl. KRIZMAN, Prevrat. 212. 48 Bericht Hreljanovic in der Sitzung des Zentralausschusses des Narodno vijece vom 27. X. 1918 — Bogdan KRIZMAN, Zapisnici Sredisnjeg odbora „Narodnog Vijeca Slovenaca, Hrvata i Srba" u Zagrebu (Protokolle des Zentralausschusses des „Nationalrates der Slowenen, Kroaten und Serben" in Zagreb). In: Starine. Buch 48. Zagreb (1958). 343. " Telegr. Evb.Nr. 33.899 an AO Κ Op.Abt., Lagebericht vom 28. X. 1918 - ΚΑ, AOK Op.Abt. v. 1918, 148.184/29; vgl. KAPIDZIC, Veze. 11; KRIZMAN, Prevrat. 212. 50 Ebenda. 51 NFP, 29. X. 1918, Morgenblatt, 3. 52 Telegr. Meldung des Evb. an AOK Op.Abt., 30. X. 1918 - KA, AOK Op.Abt. v. 1918, 148.184/31; vgl. KRIZMAN, Prevrat. 232. 53 KRIZMAN, Prevrat. 209; KRIZMAN, Zapisnici. 343. 54

KRIZMAN, Z a p i s n i c i . 3 4 5 .

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JANKOVIC - KRIZMAN, G r a d j a . 3 9 1 .

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Wie stand es mit dieser militärischen Macht in Kroatien-Slawonien? Die Meutereien in Fiume, Otocac, Ogulin, Pozega, Orahovica und Osijek, die Massendesertionen bei allen Ersatzkörpern in diesem Bereich, ließen kaum mehr an eine Assistenzleistung denken. Und dennoch sollte der alte Machtfaktor noch einmal in Aktion treten — vor allem in Slawonien. Die Meuterei beim Honved-MG-Kurs in Pozega hatte das zuständige Zagreber Honved-Distriktskommando vor ein unlösbares Problem gestellt. Seiner Meldung an das Militärkommando gemäß verfügte es weder beim ebenfalls in Pozega stationierten Honved-Telegraphenkurs noch bei anderen in seinem Bereich dislozierten Honved-Ersatzkörpern und -Kursen über Assistenzformationen 56 . Das Militärkommando erklärte sich zur Aushilfe bereit. Es stellte dem Honved-Distriktskommando das Assistenzbataillon IR 6557 aus Ruma und über erneute Intervention des Generalstabschefs des Honved-Kommandos — man habe mit 200 bis 300 vollständig bewaffneten und mit 30 M G ausgerüsteten Meuterern zu rechnen — auch das Assistenzbataillon IR 26 58 aus Osijek zur Verfügung. Das Militärkommando schlug zugleich die Vereinigung der beiden Bataillone in Pleternica und gemeinsamen Vormarsch auf Poiega vor. D a jedoch mit diesem Assistenzeinsatz erst innerhalb von zwei Tagen gerechnet werden konnte, entschloß sich das Honved-Kommando, einen Stabsoffizier zu Verhandlungen mit den Meuterern zu delegieren. Außerdem beantragte es beim Honved-Minister, einen laufenden Transport nach Pozega zu dirigieren 59 . Noch am 25. abends erwog das Militärkommando, ob nicht die seit 20. Oktober über Brod na Savi nach Ostbosnien rollenden Truppen der 32. ID, die der Heeresgruppe FM von Kövess unterstanden, eingreifen könnten. Und am selben Abend gegen 21 Uhr lief auch die Anforderung auf dringende Abstellung von zwei Bataillonen mit Artillerie nach Pozega im Heeresgruppenkommando in Belgrad ein 60 . Das von den Vorgängen in Pozega benachrichtigte A O K hatte die Regelung der „Angelegenheit" dem Heeresgruppenkommando überlassen 61 . Kurz vor Mitternacht stellte das Heeresgrup56

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Die für die Woche vom 21. bis 28. Oktober ausgewiesenen zwei Assistenzkompanien scheinen nicht mehr einsatzfähig gewesen zu sein. — Verwendungsfähige Assistenzkompanien mit 7 Wochen Ausbildung, 28. X. 1918 - KA, K M Abt. 5 v. 1918, 1 - 1 0 / 5 8 . Assistenzbaon IR 65 (Munkäcs): 59% Magyaren, 23% Slowaken, 10% Ruthenen — Nationalität und Ergänzungszuständigkeit der Assistenzbaone, 21. IX. 1918 — K A , M K S M v. 1918, 6 9 - 4 / 2 1 - 5 . Assistenzbaon IR 26 (Esztergom): 52% Magyaren, 40% Deutsche — K A , M K S M v. 1918, 69-4/21-5. Telegr. MilKmdo Zagreb, Na.Nr. 3.696, an AOK, K M , HMer, M K S M , Evb., H G K Kövess und Kmd.Gen. B H D , 25. X. 1918, 20 h - KA, A O K Op.Abt. v. 1918, 148.918. Ebenda; Nachlaß F M L Konopicky, Kriegsende an der „Süd-Front", 13und 17 — KA,B/49. Das Heeresgruppenkommando orientierte sich noch, ob seine Truppen bis Pozega per Bahn herangeführt werden könnten, ob aus nächstgelegenen Garnisonen des Militärkommandos Budapest keine Hilfe zu erwarten wäre und ob auch das Kriegsministerium von der Anforderung wüßte. — A O K Ch. d. G „ Op.Nr. 148.918, an MilKmdo Zagreb und H G K Kövess, 25. X. 1918, 22,10 h - K A , A O K Op.Abt. v. 1918, 148.918.

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penkommando Kövess dem Militärkommando Zagreb als Assistenz zur Unterdrückung der Meuterei in Pozega zwei Infanteriebataillone aus Brod na Savi — von der 32. ID — zur Verfügung, mit der Einschränkung, daß die Artillerie in eineinhalb Tagen eintreffen werde, und mit der Auflage, nach Erfüllung der Aufgabe die Bataillone unverzüglich wieder nach Brod einrücken zu lassen, da sie als Operationstruppen für Bosnien bestimmt seien62. Das Militärkommando Zagreb ließ die beiden Bataillone mit der Artillerie von Brod aus gegen Pozega vorrücken 63 . Das Heranführen dieser Feldassistenztruppen — unter ihnen auch das Sturmbataillon der 32. ID 64 — war schließlich von Erfolg begleitet: Am 29. mittags waren die Meuterer, Deserteure und plündernden Bauern aus der Stadt Pozega vertrieben, die Ordnung war wiederhergestellt65. Auch in Nova Kapela hätten die magyarisch-deutschen Truppen der 32. ID einschreiten sollen. Dort war allerdings schon am 28. das magyarisch-slowakische Assistenzbataillon IR 65 zum Kampf gegen die Meuterer — sie waren aus Pozega und Orahovica angefahren gekommen66 — angetreten. Drei Kompanien konnten bis zum 29. in Nova Kapela und Batrina die Lage unter Kontrolle bekommen. Die einlaufenden Züge aus Brod und Pozega, voll bewaffneter Meuterer und Deserteure, wurden mit Waffengewalt „gesäubert". Es gab Verluste. Die Assistenztruppen meldeten vier oder fünf Tote. Aber schon standen ihnen auch Offiziere gegenüber. Unter den Meuterern wurde auch ein Oberleutnant „niedergestreckt"67. Für die 65 er-Assistenzen gab es noch kein Ruhen. In Nova Gradiska herrschte nach wie vor Terror, der Bahnverkehr war unterbunden. Drei Kompanien wurden zum Vorstoß auf diesen Ort dirigiert, um die Strecke Zagreb—Brod zu „bestätigen". In Slavonski Brod selbst gewährleistete die vierte Kompanie des Bataillons mit zwei MG den Bahnhofs- und Stadtschutz. 62

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Telegr. (Sehr dringend!) HGK Kövess, Op.Nr. 40 geheim, an MilKmdo Zagreb und AOK, 25. X. 1918, 23,35 h - KA, AOK Op.Abt. v. 1918, 148.918. Telegr. MilKmdo Zagreb, Na.Nr. 3.696, an AOK . . . , 25. X. 1918, 20 h - KA, AOK Op.Abt. v. 1918, 148.918. Daß man das Sturmbaon 32 als Assistenztruppe einsetzte und nicht sofort zur Division an die Drina-Front weiterrollen ließ, kann als Indiz dafür gewertet werden, welche Bedeutung man den Ereignissen im Hinterland nun zumaß. — Vgl. Fragebogen für die Feststellung der materiellen Schlußsituation der Armee im Felde, Obstlt. d. G. Franz Klemm (Generalstabschef der 32. ID), Kapfenstein 2. XII. 1919 — KA, AOK, Umsturzberichte der k. u. k. I-Divisionen 1918. Mit dem Sturmbaon waren ab 18. X. auch die IR 23 und 123 der 32. ID in Niederösterreich bzw. in der Steiermark für den Abtransport nach Bosnien einwaggoniert worden und gingen mit zwei Zügen täglich nach Bosanski Brod und Donja Tuzla ab. — ÖU1K VII. Beilage 24. Telegr. MilKmdo Zagreb, Na.Nr. 3.725, an MKSM, 27. X. 1918, 18,10 h - KA, M K S M v. 1918, 28 — 2/7; Telegr. MilKmdo Zagreb, Na.Nr. 3.756, an MKSM, 29. X. 1918, 12 h KA, M K S M v. 1918, 2 8 - 2 / 7 . Telegr. MilKmdo Zagreb, Na.Nr. 3.714 und 3.705, 27. X. 1918, 10,30 und 23,25 h - KA, M K S M v. 1918, 2 8 - 2 / 7 . Telegr. MilKmdo Zagreb, Na.Nr. 3.756, an MKSM, 29. X. 1918, 12 h - KA, M K S M v„ 1918, 2 8 - 2 / 7 .

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Sie vermochte allerdings die wiederholte Bedrohung der militärischen Anstalten und Magazine durch Deserteure nicht gänzlich abzuwenden 68 . Als keineswegs im selben Maße zuverlässig erwies sich das magyarischdeutsche Assistenzbataillon IR 26. Nicht nur, daß es die Meuterei der slawonischen Ersatzkörper in Osijek am 28. nicht hintanzuhalten vermochte, soll eine nach Nasice dirigierte Einheit dieses Bataillons dort auch das Einschreiten verweigert haben 69 . Dennoch kam es am 29. vor Osijek zu einem Zusammenstoß zwischen einer in die Stadt ziehenden Menge und Soldaten, die von Kraftwagen mit Maschinengewehren das Feuer eröffnet hatten: Fünf Tote und zahlreiche Verwundete lautete die Bilanz 70 . Das Wiener Kriegsministerium sah seine an sich geringe Truppenmacht im kroatischen Bereich schwinden. Im Einvernehmen mit dem A O K ersuchte es daher am 28. das Heeresgruppenkommando Kövess, das eben von Belgrad nach Üjvidek, nach Neusatz zurückverlegte 71 , mit Truppen der Feldarmee zur Wiederherstellung der Ordnung im Militärkommandobereich Zagreb einzugreifen 72 . Das Kommando des Feldmarschalls von Kövess hatte nur die im Raum südwestlich von Indjija eingetroffenen Teile der 59. ID frei verfügbar 7 3 und meldete am nächsten Vormittag die schon am Vorabend befohlene Formierung einer „Assistenzgruppe Ost-Kroatien" unter dem Kommando eines vom X I . Korpskommando zu bestimmenden Brigade-Generals. Folgende Truppen sollten für den Assistenzeinsatz in Slawonien zusammengezogen werden: 1. das I R 4 1 , das F J B 26 und eine Batterie, die am 29. nachmittags in Ruma und Putinjce eintreffen und am folgenden Tag nach Vinkovci verschoben werden sollte; 2. ein Bataillon IR 32 und eine Gebirgsbatterie, die auf Befehl des Kommandierenden Generals in B H D von Brod na Savi nach Vinkovci zu verlegen waren; 3. ein Monitor der Donauflotille, der am 29. abends in Osijek eintreffen sollte. Im Notfall wollte man audi noch auf verläßliche Teile der bei Djakovo stehenden, allerdings zahlenmäßig nur geringen Marschformationen zurückgreifen. Der Kommandant der Gruppe war angewiesen, mit dem Militärkommando Zagreb Verbindung zu halten 74 . Doch während die militärischen Zentralstellen versuchten, mit hinter Donau, Save und Drina zurückgehenden Truppen der Balkanstreitkräfte die alte 68 69

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Ebenda. Auch Feldtruppen wurden unsicher: Eine Reiterschwadron der 59. ID und eine Batterie der 30. ID sollen auf die „Todesdrohung" kroatischer Deserteure hin die Ausladung verweigert haben und mußten entwaffnet werden. — SZENDE, Die Ungarn. 86; Telegr. MilKmdo Zagreb, Na.Nr. 3.751, an M K S M , 28. X . 1918, 16,30 h - K A , M K S M v. 1918, 2 8 - 2 / 7 . Telephon. Meldung an die Militärsektion des Narodno vijece, 30. X . 1918 — AH Zagreb, Narodno vijece, telefonske obavijesti, kut. 7, ser. IV—B, Ii. 4. ÖU1K VII. 784. Telegr. K M Abt. 5, Nr. 12.982, an H G K Kövess, 28. X . 1918 - K A , A O K Op.Abt. v. 1918, 148.806. Nachlaß F M L KONOPICKY, Kriegsende an der „Süd-Front", 19 — K A , B/49. Telegr. H G K Kövess, Op.Nr. 45 geh., an A O K , MilKmdo Zagreb, Kmd.Gen. B H D , 11. A K , X I . K K , 29. X . 1918, 10 h - KA, A O K Op.Abt. v. 1918, 148.809; vgl. KRIZMAN, Prevrat. 227.

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Ordnung im kroatisch-slawonischen Hinterland aufrechtzuerhalten, waren die führenden militärischen Vertreter dort selbst in den Sog des Neuen geraten.

Im Schatten des Narodno vijece: Frontwechsel des

Militärkommandos

Schon am 26. Oktober hatte das amtierende Präsidium des Narodno vijece an den Militärkommandanten Gdl Snjaric und den Honved-Distriktskommandanten F M L Mihaljevic 75 die Anfrage gerichtet, ob sie etwas unternehmen würden, falls der Nationalrat die staatsrechtlichen Verbindungen mit Österreich und Ungarn abbräche. Noch hatten die Generale zur Antwort gegeben: Sie seien durch ihren Eid gebunden, müßten den König fragen 76 . Zwei Tage später leiteten die Zagreber Domobranzen die militärische Machtübergabe ein: Der Kommandant des kroatischen Ersatzbataillons H I R 25, der Oberstleutnant Kucak, ließ am Morgen des 28. Offiziere und Mannschaft im Kasernenhof antreten. In einer mitreißenden Ansprache, in der er auf die Bedeutung des Augenblicks hinwies, forderte der Oberstleutnant sein Bataillon auf, „dem Vaterlande und dem Nationalrate als einzigem gesetzlichem Lenker der nationalen Politik und des nationalen Geschickes den Treueid zu leisten. Mit enthusiastischer Begeisterung legte das ganze Regiment [richtig: Ersatzbataillon, A. d. V.] den Treueid ab, worauf die Regimentsmusik die Nationalhymne intonierte . . ." 7 7 75

Erst am 17. Oktober 1918 hatte G d l Lukas Snjaric das Zagreber Militärkommando vom G d l von Schenk übernommen. — MilKmdo Zagreb, Präs. 36.141/18, an K M , 18. X . 1918 — K A , K M Präs.Abt., 1 — 190/1, 2; F M L Michael Mihaljevic war am 27. September 1918 zum Kommandanten des V I . Honved-Distrikts in Zagreb ernannt worden. — KA, RangSchema Generalität. Lukas Snjaric, geb. 1851 in der Lika-Krbava, Sohn eines Grenzers, 1909 als Oberst Gendarmeriekorpskommandant in Bosnien-Herzegowina, erhielt 1912 als G M vom F Z M Potiorek „keine Eignung zum Divisionär" zugeschrieben; er avancierte 1914/15 dennoch zum F M L und Divisionär. Beurteilung 1915 vom G O von Boroevic: „Zum Corpskdten nicht geeignet . . ." Nach dem Serbien-Feldzug 1915/16 — die von ihm geführte 59. I D hatte 45.000 Gefangene gemacht — wurde Snjaric vom G O von Kövess als KorpsKmdt für geeignet befunden: „Ein sehr tüchtiger, schneidiger Soldat, guter Führer." 1917 schlug ihn auch F M L von Csicserics zum Korpskommandanten vor. Am I . V . 1918 wurde Snjaric zum G d l ernannt und dem Generalinspektor der Fußtruppen als Stellvertreter zugeteilt. GO von Pflanzer-Baltin bezeichnete ihn als „sehr verwendbar". — K A , Qualifikationsliste Lukas Snjaric, Fasz. 2.763. Michael Mihaljevic, geb. 1864 im Bezirk Ogulin. Eingesetzt als G M und Brigadier, 1917 als Stellvertreter des Chefs des Ersatzwesens. Die Beurteilung des GO Baron Hazai: „. · · in der Organisationsarbeit sehr erfolgreich; zum Sektionschef bei einer Zentralstelle geeignet". 18. V I I . 1 9 1 7 - 3 1 . I. 1918 als Kmdt der 42. H I D „ein vorzüglicher Divisionär" (GO Kritek, 7. Α.). Ab 1. I I I . 1918 F M L und weiterhin Divisionskommandant. G O Graf Scheuchenstuel: „Ein vorzüglicher, ungemein tätiger und initiativer Führer." — KA, Qualifikationsliste Michael Mihaljevic, Fasz. 1.973.

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KRIZMAN, P r e v r a t . 2 1 1 .

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Agramer Tagblatt. Organ für Politik und Volkswirtschaft, 33. Jg., Nr. 286, Zagreb 29. X . 1918, Morgenblatt, 1; vgl. Pester Lloyd, Nr. 253, 29. X . 1918, Morgenblatt, 2.

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Audi das Honved-Distriktskommando begann dem Druck der Ereignisse nachzugeben. Am selben 28. beurlaubte es die aufrührerischen Honved-Mannschaften in Osijek. Die angeführte Rechtfertigung: Man wollte ein Durchgehen der Soldaten mit Waffen verhüten. Das Militärkommando stimmte dem zwar nicht zu, räumte aber ein, daß ein stufenweises Abrüsten unvermeidlich geworden sei 78 . Das Kriegsministerium in Wien versuchte entgegenzusteuern: mit dezidierten Befehlen und mit propagandistischer Einwirkung. Das Ministerium verbot die Entlassung von Mannschaften bei den Ersatzkörpern des k. u. k. Heeres; der Honved-Minister wurde ersucht, dementsprechend die Entlassung weiterer Mannschaften in seinem Bereich einzustellen. Im Gegenzug sollte die Beeinflussung der Mannschaften in patriotischem Sinn, wie dies vom Militärkommando Zagreb bereits befohlen worden war, weiter durchgeführt werden 79 . Nun aber griff der Nationalrat nach der Macht: Die Generale Snjaric und Mihaljevic wurden am 28. in die Sitzung des Zentralausschusses des Nationalrates gebeten. Die Generale erschienen. Zwar betonten sie, daß sie durch den Eid an den König gebunden seien. Sie seien aber bereit, in allen die Sicherung des Friedens und der Ordnung im Land betreffenden Fragen sich dem Nationalrat zu unterstellen. Mit den Generalen zogen sich einige Mitglieder des Narodno vijece zurück, um über die Eidesfrage und die Formulierung eines Aufrufs an das Heer zu verhandeln 80 . Die Politiker reüssierten: Nach längerer Aussprache ließen die Generale bei ihrer Rückkehr in die Sitzung des Zentralausschusses eine Erklärung verlesen, derzufolge sie sich der Macht des Nationalrates der Slowenen, Kroaten und Serben bedingungslos unterordneten 81 . An die Militärkanzlei des Kaisers ging eine Meldung hinaus. Darin teilte der General Snjaric abschwächend mit, daß er mit dem Nationalrat vereinbart habe, „denselben in der Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung mit allen Mitteln zu unterstützen und sich für diesen Zweck zur Verfügung zu stellen". Immerhin gab der General zu, diese Vereinbarung noch vor Eintreffen jenes Erlasses des Kriegsministeriums abgeschlossen zu haben, der die Militärkom78

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Telegr. MilKmdo Zagreb, Na.Nr. 3.752, an M K S M , 28. X . 1918, 16,30 h - KA, M K S Μ ν. 1918, 2 8 - 3 / 3 - 3 4 . Hughesdepeschen (Verschluß), K M Abt. 5, Nr. 12.982, an MilKmdo Zagreb, k. u. L V M , H G K Kövess, AOK Op.Abt., 28. X . 1918, 22,15 h - KA, K M Abt. 5 v. 1918, 1 - 1 7 6 und AOK Op.Abt. v. 1918, 148.806.

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KRIZMAN, Z a p i s n i c i . 3 4 6 f . ; v g l . KRIZMAN, P r e v r a t . 2 1 6 .

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KRIZMAN, Z a p i s n i c i . 3 4 8 ; v g l . KRIZMAN, P r e v r a t . 2 1 7 .

An die Kommandanten einer Reihe von Garnisonen sandte der Nationalrat eine Mitteilung von der militärischen Machtübergabe: „Im Namen des Naradno vijece wird Ihnen mitgeteilt, daß heute abends die Generale Luka Snjaric und Mihaljevic sich und ihre Truppen dem Kommando des Narodno vijece unterstellt haben! Sie bestätigten mit ihren Unterschriften, daß sie sich bedingungslos unseren Anordnungen unterwerfen. Dies wird Ihnen zum Zweck mitgeteilt, davon die Garnison zu verständigen, und daß es nun für sie kein anderes Oberkommando als den Narodno vijece gibt." — Mitteilung des Narodno vijece an den „zatnik" Dusan Bohelka, 28. X . 1918 — AH Zagreb, Narodno vijece, kut. 6, ser. IV—A, br. 75.

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manden ermächtigte, mit den Nationalräten ihres Bereiches „zum Zwecke der Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung und zum Zwecke der Verpflegung der Truppen" im Bedarfsfall in Verbindung zu treten 82 . Standhafter als die militärischen Vertreter schien der zivile Vertreter der Staatsgewalt in Kroatien-Slawonien zu sein. Der Banus Mihalovich war am 28. Oktober zur Audienz bei König Karl in Schönbrunn angemeldet. Vor der Aussprache mit seinem König hatte er noch Gelegenheit zu einer Zusammenkunft mit dem Generalstabschef Baron Arz. Der Generaloberst bat, auf die kroatischen Soldaten einzuwirken, nicht die Front zu verlassen. Sonst bestehe die Gefahr tiefen italienischen Einbruchs. Die Italiener könnten bis Karlovac vorstoßen. Unter dem Eindruck solcher Mitteilung begab sich der Banus zur Audienz. Dem König referierte er über die Situation in Kroatien: Es könnte leicht zum Bürgerkrieg kommen. Der Banus beschwor den König, sich selbst vom Eid des ungarischen Königs zu entbinden und ihm, dem Banus, die militärische Vollmacht zu übertragen. Das Beispiel des Banus Jelacic wurde zitiert. Aber der König schien müde, gab keine Order mehr: Der Banus möge tun, was er für richtig halte, was er w o l l e . . . Und der König verabschiedete ihn freundlich83. Noch am selben Abend fuhr der Banus nach Zagreb zurück. Als er am 29. früh dort eintraf, sah er sich mit einer entscheidend veränderten Situation konfrontiert: Der Nationalrat hatte für diesen Tag den Umsturz vorgesehen — und das schon samt Programm . . . Der Nationalrat hatte seit Wochen auf diesen Augenblick hingearbeitet. Am 6. Oktober hatten in Zagreb 73 Reichsrats-, Reichstags- und Landtagsabgeordnete, die Kroatien-Slawonien, Bosnien-Herzegowina, Dalmatien, Fiume, Istrien, Triest, Görz, Krain, Kärnten, Steiermark und Medjumurje 84 vertraten, das „Narodno vijece Slovenaca, Hrvata i Srba", den Nationalrat der Slowenen, Kroaten und Serben, konstituiert 85 . Das am 8. Oktober veröffentlichte Statut hatte „die Vereinigung aller Slowenen, Kroaten und Serben in einem nationalen, freien und unabhängigen Staat der Slowenen, Kroaten und Serben, der nach demokratischen Prinzipien eingerichtet wird", als grundsätz82

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Hof-Telegr. Gdl Snjaric, MilKmdo Zagreb, Na.Nr. 3.753, an MKSM, 29. X. 1918 - KA, M K S M v. 1918, 6 9 - 2 7 / 4 - 2 ; Telegr. KM Abt. 5, Nr. 13.200, an alle MilKmden, 28. X. 1918 — KA, MKSM v. 1918, 6 9 - 2 7 / 4 ; auch der Lagebericht des Evidenzbüros des AO Κ vom 29. X. 1918 spricht noch nicht von militärischer Machtübergabe: „Um Blutvergießen zu vermeiden, hat das MilKmdo mit dem Nationalrate vereinbart, denselben in der Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung mit allen Mitteln zu unterstützen . . . " — KA, AOK Op.Abt. v. 1918, 148.184/30. Aus den Memoiren des Banus Mihalovich — KRIZMAN, Prevrat. 211. Gemeint ist das damals zu Ungarn gehörende Gebiet zwischen Drau und Mur. Vgl. BUDISAVLJEVIC, Stvaranje. 121 — 131. Das Präsidium bildeten Dr. Antun Koroäec, Svetozar Pribicevic und Dr. Ante Pavelic.

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liches gemeinsames Programm des Nationalrates verkündet 86 . Obwohl der Nationalrat nationale Demonstrationen, wie die am 22. Oktober in Zagreb, förderte und unterstützte, war er bisher dennoch auch bemüht gewesen, an der Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung in den südslawischen Ländern der Donaumonarchie mitzuwirken. Aber der Nationalrat hatte sein weiteres Ziel, die Gründung des neuen Staates, stets vor Augen gehabt: Er baute dementsprechend seinen Einfluß im Lande aus. In einem am 23. veröffentlichten Manifest forderte er alle politischen Parteien, Gruppen und national denkenden Einzelpersonen auf, in Städten und Dörfern durch Wahlen Ausschüsse des Nationalrates zu organisieren. Als Unterorgane des Nationalrates sollten sie den Schutz des Eigentums sicherstellen, nationale Wachen bilden, alle besonderen Ereignisse melden und seine allfälligen Aufträge durchführen 87 . Vor allem in den Städten Kroatiens und Slawoniens bildeten sich nun in rascher Folge Ausschüsse des Nationalrates als politische Stützpunkte und als Exekutive oft auch Nationalgarden. Der Varazdiner Ausschuß meldete am 24. den Beginn der Aufstellung einer Nationalgarde, die sich auf den Varazdiner „Hrvatski sokol" als Kader stützen konnte 88 . Am 26. bildete sich ein Ortsausschuß in Nasice, der nach den gewalttätigen Ereignissen des 27. eine nationale Wache einrichtete89. Der „Hrvatski sokol" in Krizevci schloß sich am 28. dem Nationalrat an 90 . Und die Sokoln in Zagreb hatten schon am 28. abends auf Anordnung des Nationalrates 150 Mann — ehemalige Soldaten — als Wache abzustellen91. Da traten auch die Studenten an: Am selben Tag stellte die Akademische Garde in Zagreb 50 Mann zur Verfügung. Weitere 200 Akademiker meldeten sich zum Einsatz im Polizeidienst 92 . In Virovitica stellte man eine gut organisierte Bürgergarde auf. Allerdings klagte sie ebenso wie die Nationalgarden in Pozega und Nova Gradiska beim Nationalrat über Gewehr- und Munitionsmangel 93 . Schon am 27. Oktober hatte Dr. Angjelinovic in der Sitzung des Zentral86

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Ferdo Slälc, Dokumenti ο postanku kraljevine Srba, Hrvata i Slovenaca 1914—1919 (Dokumente über die Bildung des Königreiches der Serben, Kroaten und Slowenen 1914bis 1919). Zagreb 1920. 174. JANKOVIC - K R I Z M A N , Gradja. 382; Telegr. MilKmdo Zagreb, Na.Nr. 3.667, an MKSM, 24. X. 1918 - KA, MKSM v. 1918, 2 8 - 3 / 3 - 3 3 . Brief des Bogdan Svoboda, stv. Vorsitzenden des Varazdiner Ausschusses des NV, an N V , 24. X. 1918 — AH Zagreb, Narodno vijece, kut. 6, ser. IV—A, br. 8. Bericht des Ortsausschusses des NV SHS in Nasice an NV, 2. XI. 1918 — AH Zagreb, NVSOA, „NaSice", 777—1918; nach: Prilozi gradji, ed. V I D M A R . 111. Schreiben des „Drustvo za tjelovjezbu ,Hrv. sokol* u Krizevcu" an NV, 28. X. 1918 — AH Zagreb, Narodno vijece, kut. 6, ser. IV—A, br. 172. Mitteilung des Dr. Angjelinovic (NV) an Dr. Lav Mazzura, Vorsitzenden des „Hrvatski sokol" in Zagreb, 28. X. 1918 — AH Zagreb, Narodno vijece, kut. 6, ser. IV—A, br. 55. Mitteilung des Dr. Angjelinovic an die „Akademska garda", 28. X. 1918 — AH Zagreb, Narodno vijece, kut. 6, ser. IV—A, br. 56. Telephon. Mitteilungen an die Militärsektion des NV, 31. X. 1918 — AH Zagreb, Narodno vijece, kut. 7, ser. IV—B, Ii. 6, 28.

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ausschusses des Narodno vijece den Vorschlag unterbreitet, aus den Militärmagazinen Waffen zu beschaffen. Die Abgeordneten hatten zugestimmt 94 . Der Nationalrat ersuchte daraufhin das Militärkommando um Gewehre, Revolver und Munition für die Bewaffnung der nationalen Schutzgarden 95 . A m 28. abends genehmigte das Kriegsministerium auf Anfrage des Militärkommandos die Bewaffnung der Nationalgarden mit 5.000 Gewehren und 350.000 Patronen aus H o n ved-Vorräten in Zagreb. Allerdings unter Bedingungen: Die Bewaffnung sollte nur erfolgen, wenn das Militärkommando den bestimmten Eindruck habe, daß diese Maßnahme nützlich sei; wenn das Militärkommando überzeugt sei, daß der Nationalrat seine Garantien für die Verhinderung eines Mißbrauches wirklich erfüllen könne; wenn mit Waffen nur sich freiwillig meldende, verläßliche und militärisch ausgebildete Personen beteilt würden; wenn diese Personen ausschießlich zur Verstärkung der Gendarmerie verwendet würden 96 . Auch dem Nationalrat bangte vor der Vernichtungswut der marodierenden Banden. U m vor allem die andauernden Übergriffe gegen Eisenbahnstationen, Züge und nicht zuletzt gegen das Eisenbahnpersonal einzudämmen, erließ der Nationalrat am 26. Oktober einen „Aufruf an das südslawische Volk". Es war eine Mahnung: Gut und Vermögen des künftigen freien Staates sollten nicht willkürlich zerstört werden 97 . Abgesandten des Nationalrates wurden Voll94

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Der Sredisnji odbor, der Zentralausschuß, wurde vom Plenum des Narodno vijece gewählt und bestand aus 33 Mitgliedern. — Vgl. BUDISAVLJEVIC, Stvaranje. 130 f. Gleichzeitig schlug Dr. Angjelinovic auch vor, die Akademische Garde zu bewaffnen und sie zur Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung während der Sabor-Sitzung am 29. einzusetzen. Sein dritter Vorschlag sah die Organisierung und Bewaffnung der kroatischen und serbischen Sokoln vor. — KRIZMAN, Zapisnici. 343. Telegr. MilKmdo Zagreb, Na.Nr. 3.705, an M K S M , 27. X. 1918, 23,25 h - KA, M K S M v. 1918, 2 8 - 2 / 7 . Das Evidenzbüro des AOK sprach von „Bürgergarden" und gestand diesen vor allem eine Schutzfunktion gegen den „Bolschewismus" zu. — Lagebericht des Evb. Na.Nr. 33.899, an AOK, sehr dringend und streng geheim, 28. X. 1918 - KA, AOK Op. Abt. v. 1918,148.184/29. Hughesdepeschen (Verschluß) K M Abt. 5, Nr. 12.982, an MilKmdo Zagreb, k. u. LVMer, H G K Kövess, AOK Op.Abt., 28. X. 1918, 22,15 h - KA, K M Abt. 5 v. 1918, 1 - 1 7 6 . Der volle Text des Aufrufs lautete: „Volk! Auf den Bahnhöfen, auf allen Eisenbahnstationen werden die magyarischen Aufschriften entfernt. Überall flattern kroatische Fahnen als Zeichen, daß die magyarische Herrschaft über unsere Eisenbahnen zu Ende gegangen ist. Jetzt dienen die Eisenbahnen nicht nur dem Verkehr, sondern in erster Linie dem Nahrungsmitteltransport in unsere bedürftigen Gebiete. Daher: Keiner beschädige die Eisenbahnen! Zerschlagt nicht die Fenster, zerstört nicht die Telegraphen, jagt den Eisenbahnbediensteten keinen Schrecken ein! Richtet keinerlei Schaden an. Alles das ist das Gut und das Vermögen unseres künftigen freien Staates, und daher beschützen und schonen wir es! Gehorcht überall der freiwilligen Wache des Nationalrates! Dies empfiehlt das Präsidium des Nationalrates der Slowenen, Kroaten und Serben. Dr. Ante Pavelic Dr. Ante Korosec Svetozar Pribicevic." — Übersetzung des Aufrufs des Nationalrates vom 26. X. 1918 — AH Zagreb, Narodno vijece kut. 6, ser. I V - A , br. 29.

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machten ausgestellt, damit sie in Zusammenarbeit mit den Ortsausschüssen für den ungehinderten Verkehr der sogenannten „Ceres-Ernährungszüge" in die Hungergebiete Kroatiens, Dalmatiens und Istriens und für die Sicherheit der geladenen Waren und des Zugbegleitpersonals sorgen konnten 98 . Der Nationalrat bemühte sich sichtlich, Ausschreitungen hintanzuhalten 99 . Er vermochte sich jedoch — ohne militärische Macht — nicht durchzusetzen. Die Straße trieb dem Umsturz entgegen. Erste Anzeichen waren schon Tage vorher registriert worden. Bereits am 27. fühlte sich der Postdirektor in Zagreb gefährdet und bat das ungarische Handelsministerium um Hilfe 1 0 0 . Zahlreiche Offiziere und Staatsbeamte magyarischer Nationalität hatten bei den militärischen Kommanden und Eisenbahnstationen in Kroatien-Slawonien Dienst gemacht. Sie bildeten von Anbeginn an einen der Angriffspunkte der revolutionären Bewegung 101 . Die Stadtverwaltung von Varazdin ersuchte bereits am 26. um Verlegung des ungarischen Militärs, denn schon würden Offiziere insultiert 102 . Und am nächsten Tag meldete das Militärkommando Zagreb die Desertion zahlreicher magyarischer Mannschaften nach Ungarn 1 0 3 . Am Abend des 28. schließlich fuhr ein Separatzug der Ungarischen Staatsbahnen mit magyarischen Offizieren und Eisenbahnbeamten, die sich weigerten, in Zagreb zu bleiben, von Zagreb in Richtung Budapest ab 104 . An diesem 28. war es in Zagreb zu Ausschreitungen gekommen: Der Garnisonsarrest wurde überfallsartig erstürmt, die Wache überwältigt, das Gebäude demoliert. Ebenso wurde das Zivilgefängnis genommen, die Häftlinge befreit. Das Magazin des Train-Ersatzbataillons 13 wurde geplündert, auch das Augmentationsmagazin des Ersatzbataillons I R 53 — des Hausregiments. In den Straßen waren Schießereien und Insultierungen an der Tagesordnung. Ungarische Wappen und ungarische Firmentafeln riß man von den Häusern. Und Mannschaften, ja sogar Offiziere beteiligten sich an den Plünderungen und Demonstrationen 105 . Vollmacht des NV S H S , 28. X. 1918 - AH Zagreb, Narodno vijece, kut. 6, ser. I V - A , br. 71. Selbst der liberale „Pester Lloyd" lobte die steten Bemühungen des Nationalrates um Besonnenheit. — Pester Lloyd, Nr. 251, 26. X. 1918, Abendblatt. 100 KRIZMAN, Zapisnici. 343. 101 Der Pester Lloyd lobte am 26. noch die Bemühungen des Banus Mihalovich, wonach er „mit dem Einsatz seiner ganzen persönlichen Autorität und Popularität für die Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung" sorge, „um ein gewalttätiges Aufflammen der Volksleidenschaften hintanhalten zu können". — Pester Lloyd, Nr. 251, 26. X. 1918, Abendblatt. 102 Telegrammabschrift Evb., o. Nr., Lagebericht an AOK, 26. X. 1918 — ΚΑ, A O K Op.Abt. v. 1918, 148.184/27; vgl. KRIZMAN, Prevrat. 204 und 207. 105 Telegr. MilKmdo Zagreb, Na.Nr. 3.725, an M K S M , 27. X. 1918, 18,10 h KA, M K S M v. 1918, 2 8 - 2 / 7 . 104 Pester Lloyd, Nr. 253, 29. X. 1918, Morgenblatt. los Telegr. MilKmdo Zagreb, Na.Nr. 3.756, an M K S M , 29. X . 1918, 12 h - K A , M K S M v. 1918, 28—2/7; Pester Lloyd, Nr. 253, 29. X. 1918, Morgenblatt; Lagebericht des Evb., Nr. 34.159, an AOK, 29. X . 1918 - K A , A O K Op.Abt. v. 1918, 148.184/30. 98

99

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Die Mannschaften der in Zagreb stationierten Ersatzkörper — IR 53, H I R 2 5 , FJB 31 —, alles durchwegs kroatische Truppen, begannen zu desertieren. Audi das deutsch-tschechische Assistenzbataillon IR 91 spürte nun den Druck der Straße, mußte Wachen einziehen. Dennoch stellten die drei Kompanien dieses Bataillons106 die letzte Reserve zum Schutz der militärischen Objekte dar 107 . Am Abend des 28. begannen zuerst kleinere, bald größere Trupps von Soldaten und jungen Leuten durch die Straßen zu ziehen. Nationale Lieder wurden gesungen, die Menge forderte Offiziere und Mannschaften zum Ablegen der alten Kokarden auf. Einzelne „Fremdnationale" weigerten sich. Die Menge schickte sich an, sie dazu zu zwingen. Die Akademische Garde griff ausgleichend ein: Es wäre ein unwürdiger Gewaltakt, „Fremden unsere Embleme aufzuzwingen, wo wir selbst gegen den Zwang der fremden Embleme und der fremden Herrschaft ankämpfen". Ab 19 Uhr begannen größere Trupps, vor allem Soldaten, in die öffentlichen Lokale einzudringen und die Militärpersonen zum Aufstecken der nationalen Abzeichen aufzufordern. In einem Restaurant weigerte sich ein Offizier, ein Kroate, berief sich auf den Diensteid, von dem er noch nicht entbunden worden sei. Auch hier vermittelte ein Mitglied der Akademischen Garde. An den Häuserwänden aber fielen die alten Zeichen. Auch vom HonvedDistriktskommando holte man mit Hilfe einer Feuerleiter das alte Wappen und die Inschrift herunter 108 . Der Stadtausschuß des Nationalrates sorgte für möglichst ungestörte Nachtruhe: Er ordnete die Sperre der Gaststätten für 21 Uhr an. Mitglieder der Akademischen Garde überprüften die Durchführung. Gleichzeitig begannen bewaffnete Patrouillen der Nationalgarde in der Stadt zu streifen 109 . Dennoch führte die erregte Stimmung in der Nacht zum 29. zu wiederholten Schießereien und zu Insultierungen von Militärpersonen, die noch die k. u. k. Distinktionen trugen 110 . „Mit Rücksicht auf die Lage" versprach sich der Zagreber Militärkommandant „von gewaltsamen Maßnahmen gegen die nationale Bewegung keinen Erfolg" mehr 111 . Der Nationalrat hatte freie Hand für den entscheidenden Zug. Im Zentralausschuß beriet man die Ausführung des Umsturzes. Die Diskussionen währten bis in die Morgenstunden des 29. Zwei Standpunkte zeichneten sich ab: ob der Nationalrat schlagartig die diktatorische Gewalt zu übernehmen habe, oder ob man allmählich, ohne die Kronrechte anzutasten, breitere Vorbedinlo« Die vierte Kompanie des Assistenzbataillons IR 91 war in Bruck a. d. Leitha stationiert. 10 ' Telegr. MilKmdo Zagreb, Na.Nr. 3.756, an MKSM, 29. X. 1918, 12 h - KA, M K S M v. 1918, 2 8 - 2 / 7 . 108 Agramer Tagblatt, Nr. 286, 29. X. 1918, 4. 10 » Ebenda. 110 Lagebericht des Evb., Nr. 34.159, an AOK, 29. X. 1918 - ΚΑ, AOK Op.Abt. v. 1918, 148. 184/30. 111 Hof-Telegr. Gdl Snjaric, MilKmdo Zagreb, Na.Nr. 3.753, an MKSM, 29. X. 1918 - KA, M K S M v. 1918, 6 9 - 2 7 / 4 - 2 .

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gungen für die Arbeit des Nationalrates schaffen solle. Besonders Stjepan Radic, der Führer der kroatischen Bauernpartei, und Svetozar Pribicevic als Sprecher der kroatisch-serbischen Koalition traten für den völligen Bruch mit Österreich-Ungarn ein. Andere Abgeordnete sprachen sich für eine im Einvernehmen mit der gegenwärtigen politischen Führung einzuleitende Machtübernahme aus, audi Dr. Pavelic von der Rechtspartei Starcevic' befürwortete eine evolutionäre Lösung. Selbst Radic schränkte während der Sitzung seine revolutionären Forderungen mit der Bemerkung ein, daß man nicht vergessen dürfe, „daß die Armee dem König gehöre" 112 . Das galt freilich nicht mehr unbedingt. Denn in den Verhandlungen mit den beiden kommandierenden Generalen Snjaric und Mihaljevic hatte der Zentralausschuß noch in den frühen Abendstunden des 28. nicht nur die Übergabe der militärischen Gewalt erreichen können, die beiden Kommandanten hatten den Vertretern des Nationalrats sogar zugesagt, zur Eröffnung der am nächsten Tag stattfindenden Sabor-Sitzung je eine Kompanie des Heeres und der Honved mit Musik ausrücken zu lassen, den Offizieren die Teilnahme an der Veranstaltung freizustellen und schließlich selbst im Landtag zu erscheinen113. Mehr war nicht zu verlangen: Die Generale stellten dem Umsturz Ehrenkompanien... Blieb die Frage der politischen Macht, der politischen Machtverteilung. Der Zentralausschuß diskutierte auch sie: vor allem die zukünftige Stellung des Banus. Der war freilich eben in Schönbrunn. Konsultieren konnte man ihn nicht. Die Meinungen schwankten. Dr. Laginja wollte den Banus und seine Regierung in den Nationalrat kooptiert sehen, Radic trat für eine sowohl dem Sabor als auch dem Nationalrat gegenüber verantwortliche Stellung des Banus ein, Pribicevic sprach sich kategorisch gegen zwei oberste Gewalten aus. Der Nationalrat müsse die gesamte Macht übernehmen 114 . Pribicevic schlug noch entsprechende Anträge für die Sabor-Sitzung am nächsten Tag vor: Lösung des staatsrechtlichen Verhältnisses mit Ungarn und Österreich; Übertragung aller Agenden des kroatischen Sabors auf den Nationalrat; „die südslawischen Länder, welche sich heute unter der Regierung des Narodno vijece vereinigen, sollten sich als Bestandteil eines künftigen souveränen Staates S. H . S. betrachten." Selbst die Raumfrage sollte behandelt werden: „Der kroatische Sabor stellt alle seine Räumlichkeiten dem Narodno vijece S. H . S. zur Verfügung." 115 Erst in den Morgenstunden des 29. wurden die dringlichen Anträge Pribicevic' und Dr. Pavelic' formuliert, die in der für 112

Protokoll der Sitzung des Zentralausschusses des Nationalrates vom 28. X. 1918 — KRIZMAN, Zapisnici. 344—347; vgl. Bogdan KRIZMAN, Stjepan Radic 1918. In: Historijski pregled. V. Z a g r e b (1959). 288.

113

111

115

Hof-Telegr. Gdl Snjaric, MilKmdo Zagreb, Na.Nr. 3.753, an MKSM, 29. X. 1918 - KA, M K S M v. 1918, 6 9 - 2 7 / 4 - 2 . Protokoll der Sitzung des Zentralausschusses des Nationalrates vom 28. X. 1918 — KRIZMAN, Zapisnici. 349. KRIZMAN, Zapisnici. 348 f.

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Vormittag angesetzten Sabor-Sitzung formell den Umsturz herbeiführen sollten . . . n e Die kommandierenden Generale Snjaric und Mihaljevic nahmen den geplanten Umsturz vorbeugend in einem Tagesbefehl vorweg: „Heute wird sich die Nationalregierung konstituieren, welche die Ordnung und Ruhe zu sichern und den gesetzlichen Gang der Verwaltung zu besorgen haben wird. Das gesamte Militär, das gemeinsame Heer und die Landwehr, stellt sich in den Dienst der Nationalregierung und stellt sich ihr somit zur Verfügung. Die bisherige Tätigkeit und Organisation der bewaffneten Gewalt bleibt bis auf weiteres unverändert und diese wird sich den Weisungen der nationalen Regierung zu fügen haben. Deshalb ist es von größter Wichtigkeit, daß die Mannszucht, Ordnung und Disziplin in vollem Maße aufrechterhalten werden und alle Weisungen der Regierung im Wege der bisherigen Militärbehörden durchgeführt werden." 1 1 7 Festakt im Sabor Für Dienstag, den 29. Oktober, war auf Vorschlag von 20 Sabor-Abgeordneten der kroatisch-slawonische Landtag für 10 U h r zu einer außerordentlichen Sitzung einberufen worden 1 1 8 . Man hatte die Bevölkerung über die zu erwartende Entscheidung informiert. Der Vollzugsausschuß der sozialdemokratischen Partei und der Zagreber Arbeiterorganisation hatte das „arbeitende V o l k " zur Teilnahme an einem zum Markus-Platz vor das Sabor-Gebäude führenden Demonstrationszug aufgefordert 1 1 9 . Die Arbeiter verließen gegen 8 U h r 30 ihre Arbeitsstätten, sammelten sich auf dem Preradovic-Platz, reihten sich in Züge ein, und die Züge setzten sich mit zahlreichen roten Fahnen in Richtung Oberstadt in Bewegung. V o r dem Universitätsgebäude formierten sich die Studenten und Mittelschüler. Anderswo stellte sich ein Zug serbischer Soldaten — gewesene Kriegsgefangene — zusammen. Ihnen schloß sich eine Kolonne „österreichisch-ungarischer" Offiziere an, ohne kaiserliche Kokarden, die südslawische Trikolore auf den K a p pen. Durch die Ilica und die Mesnicka zogen die Demonstranten singend und jubelnd mit kroatischen, serbischen, slowenischen und roten Fahnen zum Markus-Platz. Kroatische Sokoln und Angehörige der Nationalen Wache 116

Ebenda. 350. AZ, Nr. 296, 30. X . 1918, 4. Der Befehl des Honved-Distriktskommandanten zeigt gegenüber dem des Militärkommandanten neben geringen Formulierungsunterschieden nur im ersten Satz eine merkliche Differenz: „Heute wird der Nationalrat eine nationale Regierung bilden, welche den Frieden und die Ordnung aufrechterhalten wird . . . " — AH Zagreb, Narodno vijece, kut. 6, IV—A, br. 219.

119

BUDISAVLJEVIC, Stvaranje. 133.

119

Aufruf des Vollzugsausschusses der sozialdemokratischen Partei und der Zagreber Arbeiterorganisation, 29. X . 1918 — AH Zagreb, „Stampata", Flugblatt; vgl. Prilozi gradji, ed. VIDMAR. 1 0 6 f.

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sorgten für die Aufrechterhaltung der Ordnung. Nicht nur der Markus-Platz, auch die Seitenstraßen füllten sich bis 10 Uhr. Selbst Bauern aus der Umgebung waren aufgetaucht 120 . D a marschierte Militär auf. Mit tosendem Beifall wurde die Militärmusikkapelle, wurden die Kompanien der Ersatzbataillone IR 53 und H I R 25 begrüßt 121 . Und erst recht als die Generalität mit dem Militärkommandanten Snjaric an der Spitze vor dem Sabor eintraf, brach die Menge in Jubel und Begeisterung aus. „Aus zehntausend Kehlen", schrieb am nächsten Tag die „Narodne novine", „erscholl der Jubelschrei: Hoch lebe das kroatische Heer!" 1 2 2 Die Lieder und den Jubel unterbrachen Reden. Sie mahnten zur Besonnenheit. Da sprach vom Balkon des Nebengebäudes des Sabor der Abgeordnete Angjelinovic. Er forderte alle Soldaten, alle Kriegsgefangenen, aber auch die „Brüder" vom „Grünen Kader" zur Rückkehr in ihre Kasernen und zu ihren Einheiten auf, damit die Freiheit nicht von der Anarchie abgelöst würde. Der zweite Redner, Pribicevic, betonte in ähnlicher Weise: Das kroatische Volk müsse nun seine Reife zeigen, indem es für die großen Prinzipien der Zeit demonstriere. Der Banus Mihalovich begrüßte die Menge und mahnte zur Einigkeit und Treue gegenüber dem Nationalrat. Alle Ansprachen wurden mit frenetischem Jubel bedacht. Dann sang die Menge „Lijepa nasa domovina" — Unsere schöne Heimat —, die serbische Hymne und die Marseillaise 123 . Im Sabor-Gebäude selbst waren die Galerien schon ungewöhnlich früh besetzt. Die Spitzen von Kirche und Staat waren anwesend. Unter den Ehrengästen im Saal sah man den Zagreber Erzbischof Dr. Bauer und die Bischöfe Marusic und Premus. Die Landesregierung war durch Banus Mihalovich und die Sektionsvorstände Dr. Badaj, Rojc und Rauer vertreten, die Stadt Zagreb durch ihren Bürgermeister Srkulj 124 . Der Präsident des Sabor, Dr. Bogdan Medakovic, eröffnete um 10 Uhr 20 die außerordentliche Sitzung. 52 Landtagsabgeordnete waren anwesend 125 . Er habe diese Sitzung einberufen, erklärte der Präsident, weil dies 20 Mitglieder des Sabor gefordert hätten, und noch mehr jedoch aus dem Grund, 120

BUDISAVLJEVIC, Stvaranje. 141; KRIZMAN, Prevrat. 220.

121

KRIZMAN, Prevrat. 220. Die Formation des gemeinsamen Heeres wurde von Oberst T u r kovic geführt, Obstlt. Kucak befehligte die Honveds. — Hrvatska drzava, Nr. 233, Zagreb

122

Narodne novine, 84. Jg., Nr. 249, Zagreb 30. X. 1918, 2. Budisavljevic verweist darauf, daß man für die Ansprachen an das Volk den Balkon des Nachbargebäudes verwendete, denn der weitaus größere Teil der wartenden Menge hatte sich im Südteil des durch die Kirche des hl. Markus ungleich geteilten Platzes angesammelt.

29. X .

123

1918.

— BUDISAVLJEVIC, Stvaranje. 141; KRIZMAN, Prevrat. 220 f . ; vgl. J o s i p HORVAT, Politicka

124 125

po vi jest Hrvatske 1918—1929 (Politische Geschichte Kroatiens 1918—1929). Zagreb 1938. 98 f. Hrvatska drzava, Nr. 233, 29. X. 1918. Protokollführer war Dr. Marko Novosel.

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weil alle gefühlt hätten, und er als Vorsitzender vielleicht am meisten, daß die Zeit für eine Sitzung des Sabor gekommen sei, denn eine große Aufgabe harre seiner . . . Heute dürfe sich die nationale Politik nicht mehr innerhalb der Grenzen Kroatiens und Slawoniens bewegen, in den bisherigen territorialen und staatsrechtlichen Grenzen. „Innerhalb dieser haben wir nur dahinvegetiert, unter diesem Joch haben wir gestöhnt, aber wir konnten das Haupt nicht heben, wir konnten uns nicht frei entwickeln . . . Und jetzt werden die Ketten gesprengt, die das nationale Leben eingeschränkt haben, und die Grenzen, die uns teilten, werden wir selbst zerschlagen." Erstmals stürmischer Beifall. Der Präsident ging auf die südslawische Einigungsbewegung und die Idee der Befreiung ein und wurde immer wieder von enthusiastischen Hochrufen, auf die Dalmatiner, auf die Istrianer, auf die Bosnier und die Herzegowiner, auf die Slowenen, auf Serbien, ja selbst auf den Banus unterbrochen. Dann sprach der Präsident vom Frieden zwischen allen Völkern, vom Sieg der Kultur in diesem Krieg und vom Sieg des Slawentums. Und wieder brandeten ihm Jubelrufe entgegen: auf Wilson — dabei erhoben sich alle Abgeordneten von ihren Sitzen —, auf die polnischen, tschechischen und slowakischen Brüder 126 . Höhepunkt der Sitzung. Der Protokollführer begann mit der Verlesung des dringlichen Antrags des Abgeordneten Pribicevic und Genossen: „Es wird dem hohen Sabor vorgeschlagen zu beschließen: Der kroatische staatliche Sabor faßt auf Grund des vollen Rechtes der nationalen Selbstbestimmung, das heute schon von allen kriegführenden Staaten anerkannt ist, folgenden Beschluß: Alle bisherigen staatsrechtlichen Beziehungen und Bande zwischen dem Königreich Kroatien, Slawonien und Dalmatien auf der einen Seite und dem Königreich Ungarn und dem Kaisertum Österreich auf der anderen Seite, werden gelöst." Alle erhoben sich. Stürmischer, langanhaltender Beifall . . . Von der Galerie warfen Frauen Blumen auf das Präsidium und die Abgeordneten. Alle sangen stehend „Lijepa nasa domovina". Hochrufe auf Kroatien brausten auf. „Der kroatisch-ungarische Ausgleich", setzte der Protokollführer fort, „wird somit aufgehoben und für null und nichtig erklärt". Neuerlicher stürmischer Applaus. Man verlangte Wiederholung: „Noch e i n m a l . . . " „Der kroatisch-ungarische Ausgleich wird somit aufgehoben und für null und nichtig erklärt — Gesetzesartikel I vom Jahre 1868 — und ebenso alle seine späteren Ergänzungen und Revisionen, so daß vom heutigen Tag an Dalmatien, Kroatien und Slawonien mit dem Königreich Ungarn weder de iure noch de facto irgendwelche gemeinsame staatliche Beziehungen haben." Beifall und Blumen von der Galerie auf die Abgeordneten. 126

Stenografski zapisnici Sabora Kralj. Hrvatske, Slavonije i Dalmacije (Stenographische Protokolle des Sabors des Königreiches Kroatien, Slawonien und Dalmatien). 1913 — 1918. Z a g r e b 1 9 1 8 . 2 5 6 . S i t z u n g 1 . 4 6 5 — 6 8 ; v g l . JANKOVIC - KRIZMAN, G r a d j a . 4 0 3 — 4 0 6 ;

MAN, Prevrat. 221 ff.

KRIZ-

Durchbruch der Nationen

208

N u n der Augenblick des Militärs: G d l Snjaric, F M L Mihaljevic, F M L I s t v a n o v i c u n d G M Plivelic 1 2 7 betraten den Sitzungssaal. Stürmischer Beifall und Hochrufe: „Es lebe die nationale Armee!" General Snjaric schüttelte die H a n d des Banus und n a h m neben ihm Platz. D i e Tagesordnung w u r d e fortgesetzt. P u n k t II des Antrags gelangte zur Verlesung: „Dalmatien, Kroatien und S l a w o n i e n mit Rijeka w e r d e n zu einem v ö l l i g unabhängigen Staat gegenüber U n g a r n und Österreich proklamiert, u n d gemäß dem modernen nationalen Prinzip und auf der Grundlage der nationalen Einheit der Slowenen, Kroaten und Serben treten sie in den gemeinsamen souveränen N a t i o n a l s t a a t der Slowenen, Kroaten und Serben auf dem gesamten ethnographischen Gebiet dieses Volkes ein, ohne Rücksicht auf irgendwelche territorialen u n d staatlichen Grenzen, in denen das V o l k der Slowenen, Kroaten u n d Serben heute l e b t . . ." 1 2 8 Zweiter dringlicher Antrag, eingebracht v o n D r . Pavelic und Genossen: „Der Sabor als Repräsentant des Königreiches Kroatien, S l a w o n i e n u n d D a l matien betrachtet die Verlautbarung des Nationalrates v o m 19. d. M. 1 2 9 f ü r sich als bindend und verkündet, daß er den N a t i o n a l r a t der Slowenen, Kroaten und Serben als oberste G e w a l t anerkennt." 1 3 0 In seiner Begründung lobte der Abgeordnete v o r allem Wilson. Sein Gerechtigkeitssinn habe auch den 127

128

129

F M L IStvanovic von Ivanska war Kommandant des Küstenabschnitts Fiume. — KA, Rang-Schema Generalität; GM Anton Plivelic war MilStatKmdt in Zagreb und stellvertretender MilKmdt. Stenografski zapisnici Sabora. 1 . 4 6 8 f.; vgl. JANKOVIC - KRIZMAN, Gradja. 4 0 5 f.; Emil Robert GÄRTNER, Kroatien in Südslawien. Berlin 1 9 4 4 . Dokumentenanhang. 1 7 4 — 1 7 7 . Der Abgeordnete Pribicevic begründete seinen Antrag, betonte vor allem das Prinzip der nationalen Selbstbestimmung gegenüber dem Prinzip der Legitimität. Er wollte noch keine Grenzen des neuen Staates nennen, deutete aber immerhin an, daß er sich vom Isonzo bis nach Saloniki erstrecken sollte. — Stenografski zapisnici Sabora. 1.469—72; vgl. JANKOVIC KRIZMAN, Gradja. 406—409; KRIZMAN, Prevrat. 223 f. Der Sabor nahm den Antrag einstimmig an. — Stenografski zapisnici Sabora. 1.472 und 1.479. Der Beschluß wurde der draußen auf dem Markus-Platz wartenden Menge sofort vom Balkon des Nachbargebäudes verkündet, und die Demonstranten stimmten mit stürmischem Jubel zu. — BUDISAVLJEVIC, Stvaranje. 141. Dr. Pavelic beantragte die Drucklegung der Rede des Abgeordneten Pribicevic und die Verbreitung in alle Länder. Der Sabor stimmte zu. — Stenografski zapisnici Sabora. 1.479. Für die Lösung der nationalen Frage hatte der Nationalrat an diesem Tag, dem 19. X., folgende grundsätzliche Forderungen aufgestellt: 1. Vereinigung aller Slowenen, Kroaten und Serben in einem souveränen demokratischen Staat. 2. Vertretung auf der künftigen internationalen Friedenskonferenz durch nationale Abgesandte. 3. Ablehnung des kaiserlichen Manifestes vom 16. Oktober 1918. 4. Ermöglichung eines Völkerbundes und der allgemeinen Abrüstung. 5. Den nationalen Minderheiten wird ihre freie Entwicklung zugesichert, den Nachfolgestaaten der Handelsverkehr zum Meer. — BUDISAVLJEVIC, Stvaranje. 128.

130

Stenografski zapisnici Sabora.

1.472;

vgl.

JANKOVIC - KRIZMAN,

Gradja.

409.

Die Zentren fallen

209

südslawischen Bruder- und Schwesterländern, Kroatien und Slawonien, Dalmatien, Bosnien-Herzegowina, Istrien, Slowenien, Görz, Triest, „unserer" Steiermark und „unserem" Kärnten, Medjumurje, Prekomurje 131 , der Baranja, der Batschka und dem Banat die Fesseln in jenem Augenblick gelöst, da sich die Königreiche Serbien und Montenegro die Freiheit mit dem Schwert zurückholten 132 . Es folgte die Zustimmung auch der abtretenden Macht. Nahtlos reihte das Neue sich an das Vergangene. Der Banus Mihalovich ergriff zu den beiden Anträgen das Wort: „ . . . Heute wurden dem hohen Sabor zwei Anträge vorgelegt, und es ist die Pflicht der kroatischen Regierung, zu ihnen Stellung zu nehmen. In dieser Hinsicht gereicht es mir zur Ehre, im Namen der Regierung zu verkünden, daß ich völlig die Ansicht des kroatischen Sabor in bezug auf den ersten und zweiten Antrag teile und daß ich die gesamte Exekutive dem Nationalrat zur Verfügung stelle." 133 Unterbrechung der Sitzung. Dank an den Stufen des Altars: Gottesdienst drüben in der Markus-Kirche. Anschließend ging es bereits um handfeste Fragen politischen Agierens. Zunächst die Interessenabgrenzung nach außen: Der Abgeordnete Stjepan Radic stellte dringlichen Antrag: „Der Sabor möge beschließen: Der Banus wird aufgefordert, vom heutigen Tage an aus dem Gebiet Banal-Kroatiens, des Königreiches Dalmatien, Kroatien und Slawonien mit Rijeka absolut und in keinem Fall irgendeine Ausfuhr von Lebensmitteln nach dem Königreich Ungarn und in den neugegründeten deutsch-österreichischen Staat zu gestatten . . ." 1 3 4 Besondere Sorge gab es noch im Inneren: die vagabundierenden Soldaten. Radic hatte schon am 28. in der Sitzung des Zentralausschusses des Nationalrates einen dringlichen Antrag, die Soldaten des Grünen Kaders und die 131

132 133

Prekomurje bezeichnet das bis 1920 zu Ungarn gehörende, vor allem slowenisch besiedelte Gebiet am linken Murufer. Stenografski zapisnici Sabora. 1.473 f . ; JANKOVIC - KRIZMAN, Gradja. 409 ff. Stenografski zapisnici Sabora. 1.474 f . ; vgl. JANKOVIC - KRIZMAN, Gradja. 411 f. Die Demonstration der Einigkeit kannte keine Ausnahme. Im Namen der kroatischen Rechtspartei stimmte D r . Prebeg dem Antrag Dr. Pavelic' zu, für den K l u b der Unionisten (Magyaronen) Dr. Silovic. Der Sabor nahm anschließend auch diesen Antrag einstimmig an. Hinsichtlich der Kompetenz des Sabor, über die staatsrechtliche Zugehörigkeit Dalmatiens zu befinden, vgl. Ferdo CULINOVIC, Drzavno pravni razvitak Jugoslavije. Zagreb 1963.

134

124-130.

Stenografski zapisnici Sabora. 1.475; JANKOVIC - KRIZMAN, Gradja. 412 f. Nach Annahme des Antrages von Radic wurde das Protokoll für diese Sabor-Sitzung verlesen, dann von den Abgeordneten gutgeheißen und beglaubigt. Schließlich hob der stellvertretende Vorsitzende Dr. Magdic die Sitzung mit dem Ruf auf: „2ivilo Narodno Vijece!" (Es lebe der Nationalrat!) Die Sitzung Schloß um 12 Uhr 50. — Stenografski zapisnici Sabora. 1.478 f.; JANKOVIC - KRIZMAN, Gradja. 415 f. Die Demonstranten hielten auf dem Jelacic-Platz weitere Kundgebungen ab. — BUDISAVLJEVIC, Stvaranje. 141; vgl. Stenografski zapisnici Sabora. 1 . 4 7 7 ; JANKOVIC - K R I Z M A N , G r a d j a . 4 1 4 .

210

Durchbrudi der Nationen

Urlaubsüberschreiter betreifend, eingebracht, den er auch dem Sabor zum Beschluß vorlegen wollte. Alle Soldaten des Grünen Kaders, aber auch die Urlaubsüberschreiter sollten ihres militärischen Eides entbunden und aufgefordert werden, in ihre Heimatorte zurückzukehren. Die Urlaubsüberschreiter sollten sich dort den nationalen Schutzeinheiten zur Verfügung stellen 135 . 135

Der dringliche Antrag Stjepan Radic' und Genossen lautete: „Der kroatische staatliche Sabor beschließt: 1. Alle Soldaten des sogenannten Grünen Kaders auf dem Territorium Banal-Kroatiens werden ihres militärischen Eides entbunden und aufgefordert, gemäß ihrer menschlichen und nationalen Pflicht sofort in ihre Häuser oder sonst zu ihrer ordentlichen Arbeit zurückzukehren, damit auch sie durch ihre redliche Arbeit mithelfen, zunächst unseren freien Staat Kroatien und dann den gemeinsamen unabhängigen Staat aller Kroaten, Serben und Slowenen einzurichten. Weder eine militärische noch eine zivile Macht darf diese Soldaten bei ihrer Rückkehr stören, auch nicht bei ihrer friedlichen und redlichen Arbeit. 2. Alle Soldaten, die zu Hause sind und ihren Militärurlaub überschritten haben oder ohne irgendeine Erlaubnis nach Hause kamen, werden ebenfalls ihres militärischen Eides entbunden und aufgefordert, ihre friedliche und redliche Arbeit fortzusetzen und an allen Orten, wo es möglich ist, in eine Einheit für den nationalen Schutz einzutreten, welche von den einzelnen Ortsausschüssen des Nationalrates gegründet wurde. Auch diese Soldaten darf weder eine militärische noch eine zivile Macht irgendwie stören oder sie in ihrem Frieden, im redlichen Leben oder bei der Arbeit belästigen . . . " — KRIZMAN, Zapisnici. 3 4 4 f.; vgl. auch Prilozi gradji. ed. VIDMAR. 1 0 5 f. Der Antrag hatte einigen Grund. Die Desertion hatte in den vergangenen Tagen und Wochen sprunghaft zugenommen. Sympathisanten für Deserteure gab es in reicher Zahl, Mannschaften waren von Studenten auf der Straße zur Desertion geradezu aufgefordert worden. Landesregierung und Nationalrat drängten das Militärkommando zu sofortiger Amnestie und Entlassung aller Mannschaften nach Hause. Das sei zugleich das einzige Mittel gegen die einreißende Anarchie. Die Militärkanzlei des Kaisers, damit befaßt, hatte vom Militärkommando nähere Aufklärung verlangt. Mit Amnestie sei gemeint, telegraphierte das Militärkommando noch am 28., daß die Deserteure straffrei gingen, wenn sie „zu ruhiger Arbeit" in ihre Heimat zurückkehrten. Der Nationalrat wolle sie zur friedlichen Arbeit im nationalen Interesse aufrufen, aus ihnen eventuell auch „nationale Schutzkorps" bilden. Bisher nicht Desertierte müßten allerdings ebenfalls entlassen werden, so erklärte Zagreb weiter, da sie ja sonst die Benachteiligten wären. Das Honved-Distriktskommando habe überdies bereits die aufrührerischen Honv6d-Mannschaften in Osijek beurlaubt, um ein Durchgehen der Soldaten mit den Waffen zu verhüten, und diese Maßnahme komme einer Amnestie schon sehr nahe. Auch bei anderen Truppenkörpern sei die Lage sehr bedenklich, daher wäre die Beurlaubung unter Ablieferung der Waffen besser als die Desertion mit Waffen. Das Militärkommando, selbst im Begriff, die Fronten zu wechseln, vermochte der Desertionsbewegung nicht mehr zu begegnen. Am 29. sah Gdl Snjaric keinen anderen Ausweg mehr, als mit dem Einverständnis des Kaisers — das nach der Machtübergabe freilich auch schon hinfällig wurde — als militärischer Gerichtsherr einen Aufruf an alle Deserteure des Militärkommandobereiches zu richten, „an ihren heimatlichen Herd zurückzukehren und sich den Behörden, bei Zusicherung der Straffreiheit, soferne sie keine gemeinen Verbrechen begangen haben, zur Verfügung zu stellen." — Lagebericht des Evb., Nr. 33.899, an AOK, 28. X. 1918 (sehr dringend, streng geheim) — ΚΑ, AOK Op.Abt. v. 1918, 148.184/ 29; Hof-Telegr. MilKmdo Zagreb, Na.Nr. 3.735, an MKSM, 28. X. 1918, 12 h - KA, M K S M v. 1918, 2 8 - 3 / 3 - 3 4 ; Hof-Telegr. MilKmdo Zagreb, Na.Nr. 3.752, an MKSM, 28. X. 1918, 16,30 h - KA, MKSM v. 1918, 2 8 - 3 / 3 - 3 4 ; Hof-Telegr. Gdl Snjaric, MilKmdo Zagreb, Na.Nr. 3.753, an MKSM, 29. X. 1918 - KA, MKSM v. 1918, 6 9 - 2 7 / 4-2.

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Die neue Regierung des Narodno vijece aber dachte bereits an die Aufstellung einer eigenen Armee 136 . Sie erließ jetzt einen Aufruf an die Soldaten: Sie sandte nicht heim, sie spornte die Soldaten zur Erfüllung ihrer Pflicht an, sie ersuchte einerseits um ihre Hilfe, erwartete anderseits „bedingungslose Disziplin". Den Deserteuren versprach sie, sie nicht zu verfolgen und audi nicht zur Verantwortung zu ziehen, forderte sie aber auf, nicht zu zerstören, zu brennen oder zu töten. Nur Soldaten im Alter von über 40 Jahren sollten nach Hause zurückkehren, die jüngeren zu ihren bisherigen Kadern. Sollten sich ihre Kader außer Landes befinden, sei in den nächstgelegenen einzurücken. Die Regierung betonte, daß sie dort von Offizieren ihres Blutes, ihrer Sprache, ihres Herzens, ihrer Ideen erwartet würden. Sie versprach ihnen ordentliche Ernährung und Kleidung — ein damals zweifellos wirksames Werbemittel. Sie drohte allerdings auch mit der Verhängung des Standrechts in jenen Gebieten, in denen Widerstand gegen die Macht und die Sicherheitsverordnungen der Regierung aufflammen würde . . . 137

Am Rand der Anarchie Doch öffentliche Ordnung und Sicherheit blieben auch im neugegründeten Staat in Frage gestellt. Gleich am Nachmittag des Umsturztages wurde die Zagreber Artillerie-Kaserne geplündert, und die Nationalgarde konnte nur unter Mithilfe einer halben Kompanie des Assistenzbataillons IR 91 die Ruhe wiederherstellen 138 . Besonders in Ost-Kroatien und in Slawonien griff die vor allem von Deserteuren und von eben durch die Verfügung der nationalen Regierung entlassenen Mannschaften getragene revolutionäre Bewegung zunehmend um sich139. Die einlaufenden Meldungen boten eine besorgniserregende Bilanz. Die aus Brod und Pozega in N o v a Gradiska einlaufenden Züge waren mit bewaffneten Meuterern besetzt. Ihr Terror trieb die Bevölkerung in die Flucht. Etwa 15 Häuser gingen in Flammen auf 1 4 0 . In Vukovar brach am selben 29. im dortigen Epidemiespital eine Revolte aus. 3.500 Geschlechtskranke flüchteten aus dem Spital, begannen zu rauben und zu plündern 141 . In Pakrac und Daruvar plünderten und zerstörten Soldaten Geschäftslokale, in erster 136

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Die neue Regierung bestand aus den drei Präsidiumsmitgliedern des Narodno vijece Dr. KoroSec, Dr. Pavelic und Pribicevic. Auch der Leiter der Militärsektion, der Dalmatiner Dr. Drinkovic, unterzeichnete den Aufruf. — JANKOVIC - K R I Z M A N , Gradja. 4 0 2 f. JANKOVIC - K R I Z M A N , Gradja. 4 0 2 f. MilKmdo Zagreb, o. Nr.,Telegr. an M K S M , 29. X. 1918, 18,50 h - K A , M K S M v. 1918, 28-2/7. Nachlaß F M L Konopicky, Kriegsende an der „Süd-Front", 19 — KA, B/49. Der Generalstabschef der H G Kövess unterstellte der Bewegung den „Charakter des Bolschewismus". Lagebericht des Evb., Nr. 34.159, an A O K , 29. X. 1918 - ΚΑ, AOK Op.Abt. v. 1918, 148.184/30. Nachlaß F M L Konopicky, 19 - K A , B/49.

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Linie jüdische, zwei in Pakrac wurden in Brand gesteckt' 42 . In Bastaji plünderte die bäuerliche Bevölkerung unter Mithilfe bewaffneter Soldaten Geschäfte und die Post 143 . Sunja befürchtete ein angeblich per Bahn über Okucani anrollendes magyarisches Bataillon, bat den Nationalrat um Intervention. In Yirovitica gelang es der Bürgergarde, plündernde russische Kriegsgefangene nach Ungarn zu vertreiben 144 . Ein Delegierter des Nationalrates bestätigte den Einsatz von Truppen der Heeresgruppe Kövess, klagte aber, daß es „Aufstände unserer Leute" gebe, „welche überall rauben und plündern". Auch Osijek müßte sich wie eine Festung abschließen, „um sich zu retten" 145 . Aus Ivanicgrad und Kriz trafen ebenfalls Meldungen über Plünderungen ein 146 . Ein von Brod in Richtung Zagreb fahrender Zug mußte trotz Bewachung bei Okucani haltmachen und umkehren 147 . In Brod und seiner Umgebung herrschte „furchtbarste Anarchie". Der Ortsausschuß bat um die Entsendung eines Panzerzuges mit 500 Mann 1 4 8 . Die neue Ordnungsmacht schritt mit altbewährten Mitteln ein . . . Der Banus verkündete schon am 29. im Einvernehmen mit dem Nationalrat das Standrecht für die Verbrechen des Mordes, des Raubes, der Brandstiftung und der öffentlichen Gewalttätigkeit sowie für die Beschädigung fremden Eigentums in den Komitaten Srijem, Virovitica, Pozega und Bjelovar-Krizevci 149 . Anträge auf Erweiterung liefen ein. Am 31. bat der Ortsausschuß von Ogulin, das Standrecht in Ogulin, Slunj und Vojnic proklamieren zu dürfen 150 . Die Hilfe des Militärs blieb als ultima ratio aufrecht. Rufe um militärische Unterstützung hallten aus dem von Unruhe geschüttelten Land nach Zagreb: aus Bastaji, Sunja, Virovitica, Daruvar, Ivanic-grad, Kriz, Pakrac, Topusko, Djakovo, Krizevci und Brod na Savi 1 5 1 . Heeresassistenz war erbeten. Aber kreuz und quer gingen die Wünsche: fremde, nicht ortseingesessene Mannschaften wollten die einen — denn allzu leicht vergäßen die eigenen unter Landsleuten und Wein ihre Pflicht — und Ablösung der magyarischen Truppen, die unverläßlich wären, forderten die anderen . . . 1 5 2 142 Meldung des Juro Valecic aus Bastaji an Narodno vijece, 30. X . 1918 — A H Zagreb, Narodno vijece, Telefonske obavijesti, kut. 7, ser. IV—B, Ii. 1. 143 Telephon. Meldungen an den Nationalrat, 31. X. 1918 — JANKOVIC - KRIZMAN, Gradja. 436. 144

145 148

Telephon. Meldungen an die Militärsektion des Nationalrates, 31. X. 1918 — A H Zagreb, Narodno vijece, kut. 7, ser. IV—B, Ii. 6. 146 Ebenda, Ii. 24. 147 Ebenda, Ii. 36. Ebenda, Ii. 12. Telephon. Meldungen an den Nationalrat, 31. X . 1918 — JANKOVIC - KRIZMAN, Gradja. 436.

150

Narodne novine, 84. Jg., Nr. 249, Zagreb 30. X. 1918, 1. Telephon. Meldungen an die Militärsektion des Nationalrates, 31. X. 1918 — AH Zagreb, Narodno vijece, kut. 7, ser. IV—B, Ii. 19.

151

E b e n d a , Ii. 1, 6 , 2 4 , 3 1 ; JANKOVIC - KRIZMAN, G r a d j a . 4 3 5 f.

149

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AH Zagreb, Narodno vijece, kut. 2, br. 900: Bericht über Lika; telephon. Meldung des Obergespans von Pozega, 31. X. 1918, 16 h — AH Zagreb, NV, kut. 7, Ii. 28. Der Ortsausschuß von Brod bat auch um die Besetzung der Strecke Brod—Sunja durch ein Bataillon. — Ebenda, Ii. 36.

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Hartes Einschreiten blieb nicht aus. Am 31. erschoß in Virovitica die Nationalgarde 13 Personen einer plündernden Menge 153 . Auf Befehl des Chefs der Militärsektion, Dr. Drinkovic, wurde eine Ergänzungsbatterie in das von den Ungarn verlassene Fiume verlegt. In Fuzine übernahm das südslawische Militär 44 MG und eine Million Stück Munition. Neue nationale Auseinandersetzung — nun unter den Siegern — kündigte sich an. In Fiume hatten am 30. Oktober 15.000 Italiener mit italienischen Fahnen und Wappen demonstriert, und sie hatten geschrien: „Nieder mit dem Nationalrat! Nieder mit den Kroaten!" 154 Gegen die einreißende Anarchie leitete der Zentralausschuß des Nationalrates eine weitere Maßnahme ein: Die Bauern sollten sich, so gut sie es vermöchten, bewaffnen. Alle beschlagnahmten Gewehre und andere Waffen, die bei den Bezirksbehörden aufbewahrt seien, sollten den bäuerlichen Besitzern oder ihren gesetzlichen Nachfolgern zurückgegeben werden 155 . Trotz der eingeleiteten Sicherheitsmaßnahmen setzten aus den Städten Kroatiens, Slawoniens und Syrmiens Fluchtbewegungen ein: Kroaten, die sich bei ihren Konationalen „mißliebig" gemacht hatten, und Angehörige der nationalen Minderheiten, vor allem Deutsche und M a g y a r e n . . . 156 Am 29. waren alle bei den kroatischen Ersatztruppenteilen eingeteilten magyarischen Offiziere in ihre Heimat entlassen worden. Die Mannschaften magyarischer Nationalität verlangten stürmisch ihren Abtransport 157 . Am selben Tag stellte die ungarische Grenzpolizei in Fiume ihre Tätigkeit ein 158 . Auf der Eisenbahn setzte mit der personellen Trennung das Tauziehen um das rollende Material ein. Am 30. noch wollten magyarische Bedienstete 18 Lokomotiven in ungarisches Gebiet fahren. Der Nationalrat in Zagreb befahl, sie zurückzuhalten. Denn auch von Ungarn aus werde kein Zug mehr nach Kroatien-Slawonien abgefertigt 159 . Vom ungarischen Nationalrat in Budapest aber ging am selben Tag in Zagreb bewegte Bitte um Schutz der Magyaren ein . . , 160 Gradja. 4 3 5 . Telephon. Meldung aus Fuzine an die Zentralkanzlei des Nationalrates, 31. X. 1918, 19 h — AH Zagreb, Narodno vijece, Telefonske obavijesti, kut. 7, ser. IV—B, Ii. 38. 155 Beschluß Zentralausschuß des NV, 30. X. 1918 — AH Zagreb, Narodno vijece, kut. 6, ser. IV—A, br. 191. 155 Reichspost, Nr. 503, 31. X. 1918, Morgenblatt, 5. is, Telegr. MilKmdo Zagreb, o. Nr., an M K S M , 29. X. 1918, 18,50 h - K A , M K S M v. 1918, 28-2/7. 158 Phonogramm Mdl, Staatspol. Bureau, an M K S M , 29. X. 1918, 23,50 h K A , M K S M v. 1918, 2 8 - 2 / 7 . is» Telephon. Meldung an die Militärsektion des Nationalrates, 30. X. 1918 — AH Zagreb, Narodno vijece, kut. 7, ser. IV—B, Ii. 4; Nachlaß F M L Konopicky, Kriegsende an der „SüdFront", 20 - K A , B/49. 160 „Der ungarische Nationalrat begrüßt in brüderlicher Liebe die freien Völker Kroatiens, Slawoniens und Dalmatiens und wendet sich mit flehenden Worten an den südslawischen Nationalrat, er möge die im südslawischen Gebiete gebliebenen unschuldigen Opfer einer unglückseligen oligarchischen Politik unter seine schützende Obhut nehmen. Kärolyi" — 153

154

JANKOVIC - KRIZMAN,

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Die neue Regierung in Zagreb hatte — so gut sie es vermochte — die Zügel ergriffen. Die Repräsentanten der alten Macht versuchten sich noch der schwindenden Zentralgewalt gegenüber zu rechtfertigen... Gleich am Umsturztag ihrem einstigen Obersten Befehlshaber gegenüber die Militärs. Mit Berufung auf den Erlaß des Kriegsministeriums, mit den Nationalräten „zum Zweck der Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung" 161 in Verbindung treten zu dürfen, teilte der Militärkommandant in Zagreb der Militärkanzlei des Kaisers am 29. früh mit, daß er sich eben „für diesen Zweck" dem Nationalrat zur Verfügung gestellt habe. Als Motiv führte der General an, daß er „unabsehbare Ausschreitungen" und „Blutvergießen" vermeiden wollte und daß er sich „mit Rücksicht auf [die, A. d. V.] Lage" — Massendesertionen bei den Ersatzkörpern, Störungen des Eisenbahnverkehrs und der Telephonverbindungen, wiederholte Insultierungen von Militärpersonen — „von gewaltsamen Maßnahmen gegen [die, A. d. V.] nationale Bewegung keinen Erfolg" versprechen konnte 162 . Am selben Tag richtete der Banus seinen letzten Brief an den König 163 . Er sprach von der drohenden Gefahr des Ausbruchs einer blutigen Revolution im Land, besonders nach der Wilsonschen Antwortnote an die Monarchie, deren Inhalt für die Südslawen ebenso wie für die Tschechen so vielversprechend war. Der Banus verwies auf die Übergabe der bewaffneten Macht durch die Generale am 28. abends und auf die Proklamierung des Narodno vijece zur obersten Gewalt auf der Sabor-Sitzung vom 29. vormittags. „In dieser Situation blieb mir nichts anderes übrig, als daß auch ich dem Nationalrat die gesamte Exekutive zur Verfügung stellte, um so jede Komplikation und ein eventuelles Blutvergießen zu verhindern." Blutvergießen zu verhindern — der kommandierende General wie der Banus konnten mit Recht annehmen, damit beim Kaiser und König, dessen Abneigung gegen scharfe Maßnahmen kein Geheimnis gewesen war, einen geeigneten Ansatz für das allerhöchste Verständnis gefunden zu haben. Der Banus vermochte für den König in Wien noch die tröstliche Mitteilung anzuschließen, daß es weder auf der Sabor-Sitzung noch bei der großen Manifestation zu „Ausschreitungen gegen Eure Majestät und die Dynastie" gekommen s e i . . . 164 Die Rechtfertigung des Banus scheint überzeugender, denn nach seiner Rückkehr aus Wien am 29. morgens war ihm nach dem bestehenden SachTelegr. des ungar. NR an den südslaw. NR, 30. X. 1918, 15,20 h — AH Zagreb, Narodno vijece, kut. 6, ser. I V - A , br. 188; vgl. Agramer Tagblatt, Nr. 288, 31. X. 1918, 1. 161 Vgl. Telegr. KM Abt. 5, Nr. 13.200, an alle MilKmden, 28. X. 1918 - KA, M K S M v. 1918, 69-27/4. 162 Hof-Telegr. Gdl Snjaric, MilKmdo Zagreb, Nr. 3.753, an M K S M , 29. X. 1918 — KA, M K S M v. 1918, 6 9 - 2 7 / 4 - 2 . 163 Ygi Bogdan KRIZMAN, Posljednje pismo bana Mihalovicha caru Karlu 1918 godine (Der letzte Brief des Banus Mihalovich an Kaiser Karl im Jahre 1918). In: Historijski pregled. IX. Zagreb (1963). 285. 164

KRIZMAN, Prevrat. 228 f.

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verhalt nicht viel anderes als die Machtübergabe offengeblieben. Der schon am Vorabend durchgeführte Seitenwechsel durch den Militärkommandanten war selbst mit dem bekannten KM-Erlaß vom selben Tag weniger in Einklang zu bringen. Wichtige Entschließungen waren dem Erlaß gemäß vorher telephonisch oder mit Hughes dem Kriegsministerium zur Genehmigung vorzulegen165. General Snjaric hätte diesem Befehl allerdings gar nicht nachkommen können, denn die Machtübergabe war schon wenige Stunden vor Eintreffen dieses Erlasses erfolgt 166 . Am 29. nachmittags lag im Kriegsministerium sichtlich noch keine exakte Meldung von der erfolgten Ubergabe der bewaffneten Macht in Kroatien vor. Denn das Ministerium urgierte beim Militärkommando Zagreb im Zusammenhang mit der ultimativen Forderung des südslawischen Nationalrates, der erst dann Delegierte nach Pola und die anderen Flottenstützpunkte schicken wollte, wenn sich die k. u. k. Kriegsmarine dem Nationalrat zur Verfügung stelle, „wie es die Landmacht in Zagreb getan habe". Außerdem erinnerte das Kriegsministerium das Militärkommando noch mahnend daran, daß es weder mit der Militärkanzlei noch mit dem Honved-Minister „ohne Wissen und Zustimmung" des Kriegsministeriums Verhandlungen zu führen habe und dem Ministerium direkt unterstellt sei167. Erst zwei Tage später, am 31. Oktober, rechtfertigte der Militärkommandant seine Haltung auch gegenüber dem Ministerium: „Dem Nationalrat wurde das Militär für Ruhe und Ordnung und Gesetzlichkeit im Lande zur Verfügung gestellt. Es mag vielleicht Mißverständnis eines nicht genug klaren Ausdruckes vorliegen. Die direkte Meldung an MKSM entstand durch Drangverhältnisse und Beantwortung einer direkten Anfrage der MKSM. Bitte zu berücksichtigen, daß ich unter geradezu elementaren Verhältnissen sofortige Entschlüsse fassen und ebenso sofort handeln muß, um möglichst ganz unberechenbaren Ereignissen vorzubeugen." 168 Audi der ranghöchste Südslawe in der k. u. k. Armee, Feldmarschall von Boroevic, übte Kritik an der Ubergabe der militärischen Gewalt in Zagreb. Ihm gegenüber hielt das AOK das Verhalten des Gdl Snjaric und des FML Mihaljevic 169 noch am 1. November „für nicht angreifbar", weil die Militärund Distriktskommandanten die Weisung hätten, „den neuen staatlichen Institutionen soweit entgegenzukommen, als dies die Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung, dann die Sicherstellung der Verpflegung der Truppen erfor165

Vgl. Telegr. KM Abt. 5, Nr. 13.200, an alle MilKmden, 28. X. 1918 - KA, MKSM v. 1918, 69 - 27/4. 166 Vgl. Hof-Telegr. Gdl Snjaric, MilKmdo Zagreb, Nr. 3.753, an MKSM, 29. X. 1918 KA, MKSM v. 1918, 6 9 - 2 7 / 4 - 2 . 167 Hughesdep. KM Abt. 5, Nr. 13.012, an MilKmdo Zagreb, 29. X. 1918, 17,40 h — KA, KM Abt. 5 v. 1918, 6 1 - 4 3 / 5 . «β Telegr. Gdl Snjaric an KM Abt. 5 , 3 1 . X . 1918, 8,20 h - KA, KM Abt. 5 v. 1 9 1 8 , 6 1 - 4 3 / 3 . ιββ £) c r FML Mihaljevic befahl sogar seinem Chauffeur, dem Feldwebel Francescin, sich mit seinem PKW dem Narodno vijece zur Verfügung zu stellen. — Meldung des Feldwebels Josip Francescin an NV, 29. X. 1918 - AH Zagreb, NV, kut. 6, ser. IV—A, br. 100.

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dert". Und dem Kriegsministerium sei noch keine Handlung der beiden genannten Generale bekannt, die über die gegebenen Direktiven hinausginge 170 . Als von der Entwicklung in Zagreb unmittelbar berührt reagierte das Heeresgruppenkommando FM Baron Kövess. Das Kommando bat schon am 31. Oktober das A O K um „Klarstellung seines Verhältnisses gegenüber dem südslavischen Nationalrate". Denn dieser soll in einer Depesche vom 30. mitgeteilt haben, „daß er sich mit niemand mehr als im Kriegszustand befindlich betrachte" 171 . Das A O K vermochte keine Richtlinien mehr zu geben, überließ die Beurteilung dem Heeresgruppenkommando . . .

3 . L A I B ACH, POLA,

SARAJEVO

Laibach: „Schmückt Eure Häuser mit

FahnenΓ

Die Demonstrationen am 22. Oktober in Zagreb hatten auch auf Laibach zurückgewirkt. Nicht nur, daß ein slowenischer Politiker, Izidor Cankar, dort zum Zeichen der Solidarität das Wort ergriffen hatte, erwog man in Laibach selbst eine ähnliche Aktion. Freilich schien solches Vorgehen manchem Mitglied des Narodni svet — des Nationalrates in Laibach — noch allzu gefährlich. Es war schließlich eine Reihe von Vertretern der kulturellen und politischen Organisationen, einbezogen alle Parteien, die am 26. Oktober in den Räumlichkeiten des St.-Jakobs-Vereins zusammentraten, um für den 29. einen Tag der nationalen Manifestation vorzubereiten 1 . Im Landespräsidium machte man sich über die jüngste Entwicklung der slowenischen Bestrebungen keine Illusionen: „Die von den Führern der südslawischen Bewegung ausgegangene und insbesondere durch die jüngere Geistlichkeit betriebene Verhetzung der Bevölkerung hat einen derartigen Grad erreicht, daß es nur eines Zündfunkens bedarf, um die nationalen Leidenschaften zum offenen Ausbruch kommen zu lassen." Der Landespräsident Graf Attems sah nach dem Scheitern politischer Gespräche das Auftreten einer entsprechenden Truppenmacht noch immer als die sicherste Voraussetzung für die Stabilisierung der Lage in Krain an. Bereits am 17. Oktober hatte der Landespräsident eine Verstärkung der im Lande stationierten Gendarmerie1,0

l n 1

Hughes mit Generalstabsoffizier, A O K Ch. d. G., Op.Nr. 148.994, an H G K F M Boroevic, 1. X I . 1918 nm. — KA, A O K Op.Abt. v. 1918, 148.994. Die Stellungnahme erfolgte nach telephonischer Rücksprache mit der 5. Abt. des K M . Nachlaß F M L Konopicky, Kriegsende an der „Süd-Front", 21 — KA, B/49. Albin PREPELUH, Pripombe k nasi prevratni dobi (Bemerkungen zu unserer Umsturzzeit). Ljubljana 1938. 138; Ivan HRIBAR, Moji spomini (Meine Erinnerungen). II. del. Ljubljana 1928. 292; Metod Μικυζ, Oris zgodovine Slovencev ν stari Jugoslaviji 1917—1941 (Abriß der Geschichte der Slowenen im alten Jugoslawien 1917—1941). Ljubljana 1965. 4 5 ; PLETERSKI, Odlocitev. 260—263.

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kräfte gefordert. Er erbat, als sie unzulänglich blieb, am 24. zusätzlich zu dem in Laibach stationierten Assistenzbataillon IR 19 ein weiteres Bataillon deutscher oder magyarischer Nationalität. Und der Landespräsident stellte diese Forderung um so dringlicher, als er im Hinblick auf die Nachrichten aus Zagreb schon für die nächste Zeit mit ähnlichen Kundgebungen in Laibach rechnete2. Wie recht er mit seiner Vermutung behalten sollte, machten die Forderungen deutlich, die der Graf vom Vorbereitungsausschuß für die Manifestation wenig später zur Kenntnis zu nehmen hatte. Der Vorbereitungsausschuß, der damit die Landesregierung von seinem Vorhaben auch offiziell verständigt hatte, verlangte, daß am Tage der Manifestation, der gleichzeitig als Nationalfeiertag anzusehen sei, die Staatsbeamten dienstfrei bekommen sollten, und daß man darüber hinaus auf allen öffentlichen Gebäuden an diesem 29. die slowenische Trikolore zu hissen habe. In ihrem Bericht nach Wien Schloß die Landesregierung nicht aus, und gerüchteweise würde dies bestätigt, daß dieser 29. Oktober zugleich als Stichtag für die Machtübernahme des Nationalrats vorgesehen sei. Die Landesregierung erbat Direktiven. Aber während die Landesregierung ihrer vorgesetzten Behörde gegenüber noch Bedenken dagegen anmeldete, auf den Amtsgebäuden slowenische Fahnen hissen zu lassen, und außerdem die Zuführung des erbetenen Assistenzbataillons urgierte, zeigte sich die Wiener Zentrale sichtlich schon viel weitgehender zum Streichen der Flagge bereit. Noch am 28. traf Nachricht vom Minister des Innern ein, beiden Forderungen der Slowenen sei stattzugeben. Außerdem solle man mit dem Einsatz von Militär, vor allem mit magyarischen Einheiten, jedenfalls sehr zurückhaltend sein. Der Minister wollte sich sichtlich weniger auf die Truppen, mehr auf die Einwirkung südslawischer Reichsratsabgeordneter verlassen, die in Laibach beruhigen sollten 3 . Damit war die Straße und zugleich der festliche Rahmen für die Manifestation in Laibach freigegeben. Die freie Bahn in Maßen zu nützen, sahen sich — ganz bürgerlich — anderseits die Slowenen veranlaßt. Vorbeugend hatte es am 28. Oktober im „Slovenec" geheißen: „Landsleute! Schmückt Eure Häuser mit Fahnen! . . . Niemand darf fremdes Hab und Gut anrühren; gefährdet nicht die persönliche Sicherheit! Das Schicksal Rußlands soll Euch als warnendes Beispiel dienen. Seid Euch bewußt, daß Ihr Söhne des kultivierten slowenischen Volkes seid, das mit dieser Manifestation zeigen will, daß es der jugoslawischen Freiheit würdig ist." 4 2

3 4

A V A , 23.565, 23.963 u n d 2 3 . 9 6 7 / M d I ex 1918, 17. und 24. X . 1918. N a c h : PLETERSKI, Odlocitev. 2 5 5 - 2 6 1 . A V A , 23.967 und 2 4 . 1 2 2 / M d I ex 1918,27. und 28. X . 1918. N a c h : PLETERSKI, Odlocitev. 262 f. Slovenec, 28. X . 1918. Nochmals am 29. Oktober hatte der Slovenec aufgefordert: „ D a s Eigentum der F r e m d e n soll uns genauso heilig sein wie unser eigenes. Straßenkrawalle sind nichts für die Söhne eines Volkes, das sich mit Blut und Leiden die Freiheit erkauft hat." — Slovenec, 29. X . 1918; vgl. T a m a r a PECAR, D i e Stellung der Slowenischen Landesregierung zum L a n d Kärnten 1918 — 1920. Phil. Diss. Wien 1973.

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Durchbruch der Nationen

Der Ablauf der Kundgebung am 29. entsprach dem vorgezeichneten Rahmen. Die Demonstration sollte zum Volksfest werden. Der Bischof Jeglic zeichnete das bunte Bild des Umzugs in seinem Tagebuch: Sokol- und OrelGruppen in Uniform . . . Abordnungen in Nationaltracht . . . Vereine . . . Schuljugend . . . der Block der Sozialdemokraten. Uber der Menge Transparente: „Es lebe Wilson der Befreier!", „Es lebe Trumbic!", „Es lebe Pasic!", „Es lebe Dr. Korosec!", „Es lebe S H S ! " , „Es lebe die Republik!", „Von Kärnten bis nach Saloniki!"; über der Menge auch Bilder des verstorbenen Politikers Dr. Krek. Auf der Versammlung auf dem Kongreßplatz machte Ivan Hribar die Trennung von den alten Zusammenhängen deutlich. — Gleich in der Anrede: „Staatsbürger und Staatsbürgerinnen des freien Jugoslawien!" und in der neuen Einordnung: „Nimm daher unser Geschenk an, Du, unser wundervolles, unter unermeßlichen Qualen geborenes und daher auf ewig unzerstörbares Jugoslawien!" An der Schwelle zu diesem Neuen vermittelte Dr. Josip Ritter von Pogacnik noch einen letzten Blick zurück: „Aus Wien komme ich . . . Heute sehen alle jene, die in jenen Mauern wohnen und die sich aus dem slawischen Reichtum ihre stolzen Paläste gebaut haben, voll Angst in die Z u k u n f t . . . Sie haben Angst vor jenen Gefühlen, die in Euren Herzen heute flammen. Und diese Angst ist vollkommen berechtigt, denn die Herren haben ein schlechtes Gewissen, weil sie sich der Ungerechtigkeiten bewußt sind, die sie Euch durch die Jahrhunderte hindurch zugefügt haben, indem sie Euch Eurer Rechte und Eurer Freiheit beraubten. Aber unsere Zeit ist gekommen!" Die Gestaltung der neuen Zeit tatkräftig in Angriff zu nehmen, spornte Fürstbischof Dr. Jeglic selbst an: „In unseren Händen liegt die günstige oder ungünstige Entwicklung ganz Jugoslawiens." 5 Vor dem Landhaus demonstrierte nun eine Gruppe von Offizieren, daß auch sie bereits den Frontwechsel vollzogen hatte. Zwar hatte das Stationskommando die Teilnahme an der Manifestation untersagt. Die Offiziere slowenischer Nationalität aber waren gekommen, und einer von ihnen, der Oberleutnant Dr. Rostohar, hatte oben auf dem Balkon des Landhauses sogar das Wort ergriffen: „Wir Soldaten versagen Österreich den Gehorsam und schwören unserem Nationalstaat Jugoslawien die Treue!" Und mit gezogenem Säbel und „Zivela J u g o s l a v i a ! " legten die Offiziere den Treuschwur auf ihren neuen Staat ab 6 . Rasch griff man nun auch nach den militärischen Positionen in der Stadt. Ein „Revolutionsausschuß der Reserveoffiziere" führte die Aktion. Man besetzte am 30. den Bahnhof und das Stationskommando, und man versuchte HRIBAR, Spomini. 301; PREPELUH, Pripombe. 143; Anton Bonaventura JEGLIC, Dnevnik (Tagebuch). Prepis Ν arhivu C K Z K S . Ljubljana. N a c h : PLETERSKI, Odlocitev. 263—267; Slovenec, 30. X . 1918. • Mihajlo ROSTOHAR, N R . 23/1971. N a c h : PLETERSKI. Odlocitev. 265 f.

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sich der Kasernen und Lager zu bemächtigen. Das ging nicht immer reibungslos vor sich. Als man die anläßlich der Manifestation in die Stadt gezogenen Assistenzeinheiten des ungarischen FAR 37 entwaffnen wollte, ließ der in die Kommandantur befohlene Artillerie-Oberstleutnant alle Ausgänge durch eigene Posten besetzen und alle ungarischen Militärpersonen beim Regiment, das eine halbe Stunde nächst Laibach lagerte, versammeln. Bis zu dem Zeitpunkt, da das Regiment Laibach verließ, sollte die Landstraße durch seine Maschinengewehre gesperrt bleiben7. Über Ersuchen des Militärkommandos Graz befahl am 30. Oktober das Kriegsministerium, das Assistenzbataillon IR 19 „zur Sicherung und militärischen Absperrung des Landes gegen zu erwartende durchziehende Banden und undisziplinierte Transporte" sofort aus Laibach nach Marburg zu ziehen und als Kordon längs der Drau, von der ungarischen Grenze bis Marburg, zu verwenden 8 . Am 31. Oktober traten die Vertreter der Parteien in der Südslawischen Druckerei zu einer Konferenz zusammen. Man beschloß die Bildung einer Regierung aus einem Präsidenten und zwölf Mitgliedern. Die Präsidentschaft forderten die Klerikalen als stärkste Partei in Slowenien für sich und nominierten — nicht zuletzt taktisch denkend — Josip Ritter von Pogacnik „unter Berücksichtigung seiner guten Beziehungen zu österreichischen Militärkreisen, was beim bevorstehenden Rückzug des ö.-u. Heeres über den Isonzo durch Slowenien von großem Nutzen sein könnte" 9 . Anschließend tagte um 17 Uhr der Narodni svet, der auf der Grundlage eines einstimmigen Beschlusses seines Präsidiums die Nationalregierung für den slowenischen Teil des südslawischen Staates ernannte. Der eben eingesetzte Präsident der neuen Regierung, Josip Vitez Pogacnik, wandte sich mit einem Aufruf an die Bevölkerung: „ . . . Staatsbürger! Vereinigt alle Kräfte zum Wohle unserer Heimat! Ordnung und Friede! Alle bisherigen Gesetze und Verfügungen bleiben bis auf weiteres in Geltung, gleichfalls audi alle nationalen, militärischen und zivilen Ämter, so lange, bis die Regierung anders verfügen sollte. Niemand ist berechtigt, sich allein Gerechtigkeit zu verschaffen. Landsleute, respektiert das Vermögen, die Ehre und Redlichkeit andersgebürtiger Mitbürger! Soldaten, dient der Heimat, es handelt sich um Euer eigenes H e i m ! . . ." 10 Drei Mitglieder der Regierung erschienen nach der Sitzung vor dem Landespräsidenten von Krain, dem Grafen Attems: Ritter von Pogacnik, 7

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Mihajlo ROSTOHAR, NR. 23/1971. Nach: PLETERSKI, Odlocitev. 267; Tagebuch des FAR 37, HIL 1/1. Nach: SZENDE, Die Ungarn. 84 f. KM Abt. 5, Nr. 13.093, Hughes an MilKmdo Graz, 30. X. 1918 - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 61-43/3. KRIZMAN, Prevrat. 234.

Vgl. telephon. Nachricht des Narodni svet an Narodno vijece, 31. X. 1918, 18 h — AH Zagreb, Narodno vijece, kut. 7, ser. IV—B, Ii. 3 8 ; KRIZMAN, Prevrat. 2 3 4 f.; Slovenec, Slovenski narod, Mir, Naprej, 2. XI. 1918. — Noch am Abend des 31. Oktober wurde die slowenische Regierung vom Nationalrat in Zagreb bestätigt.

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Dr. Brejc und Dr. Triller. Sie teilten ihm in höflicher Weise die Bildung der Regierung mit. Die Form wurde auch weiterhin gewahrt: Der neue Präsident der slowenischen Regierung benachrichtigte den österreichischen Ministerpräsidenten Professor Lammasch von der Übernahme der Regierungsgeschäfte und bat, an den Landespräsidenten in Laibach eine der Sachlage entsprechende Weisung zu richten. Man blieb höflich in der Form, aber auch nachdrücklich im Inhalt: Kaum daß die Nationalregierung die Situation unter Kontrolle hatte, begann sie auch schon Bürgerformationen zu bilden und sich Heer und Gendarmerie zu unterstellen. Der Nationalrat hatte bereits am 15. Oktober begonnen, freiwillige Bürger- und Nationalwehren aufzustellen. Am 27. Oktober traten in Laibach Vertreter der Turnvereine Orel und Sokol zusammen, um die Gründung einer „Narodna obrana" — der „Nationalen Verteidigung" — vorzubereiten. Aufgabe dieser Bewegung sollte es sein, im gesamten slowenischen Bereich auf freiwilliger Basis Nationalwachen zu bilden, die Ordnungs- und Sicherheitsfunktionen zu übernehmen hätten 11 . Im Zuge des Umsturzes setzte man audi eine neue militärische Kommandostelle ein: Der Kommandant des Küstenabschnittes Fiume, F M L Istvanovic, wurde vom Narodni svet zum Militärkommandanten des Bereiches Laibach ernannt 12 . Hatte man Hand auf die Ordnungsfaktoren gelegt, versuchte man auch das Verkehrswesen sicherzustellen. Die Eisenbahn-Abteilung des Narodni svet ersuchte den Nationalrat in Zagreb, die Verwaltung aller slowenischen Eisenbahnstrecken in Laibach konzentrieren zu dürfen 13 . Das bedeutete die Kontrolle aller Bahnlinien in Krain. Damit wieder war auch die Möglichkeit der Einwirkung auf passierende Soldaten gegeben. Als Wache fungierende Sokoln verlangten auf dem Bahnhof in Laibach von durchreisenden Offizieren die Abgabe von Schuß- und Seitenwaffen 14 . Am 2. November entwaffneten „Exponenten des südslawischen Staates" in Laibach die Begleitung von Wiener Abgeordneten und verhafteten einen General und vier Stabsoffiziere. Die Abgeordneten waren mit ihrer Begleitung über Villach auf dem Weg an die Front, um für eine geordnete Demobilisierung zu wirken. Nun wurden sie in Laibach festgehalten und im Hotel „Elephant" untergebracht 15 . Von der Front zurückrollende Militärtransporte gerieten ins Stocken, man versuchte sie zu entwaffnen, einigen schoß man nach16 — nur entschiedenes Auftreten 11 12

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KRIZMAN, Prevrat. 235.

Gradja. 431; F M L Istvanovic erwog sofort, die Honved-Mannschaften entwaffnen zu lassen. — SZENDE, Die Ungarn. 84 f.; P. PESTOTNIK, Narodna obrana. In: Slovenski narod, 29. X. 1918. Telephon. Meldung des Narodni svet an die Militärsektion des Narodno vijece, 31. X. 1918 — AH Zagreb, Narodno vijece, kut. 7, ser. IV—B, Ii. 9. Meldung des Fregattenkpt. Lang Edlen von Waldthurn, von Pola kommend in Wien eingetroffen, 1. X I . 1918, 17 h - K A , K M / M S , P K 1918, I X - 4 / 8 (6.585). Telegr. an AO Κ aus Laibach, 2. XI. 1918 - ΚΑ, A O K Op.Abt. v. 1918, 149.074. Lagebericht des Evb. an AOK, 1. XI. 1918, Sehr dringend! - K A , A O K Op.Abt. v. 1918, 148.834/2. Den Transporten wurde außerdem bedeutet, daß sich der Nationalrat mit Deutschland im Kriegszustand befinde. JANKOVIC - K R I Z M A N ,

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machte die Bahn frei. So blieb ein bewaffneter Transport mit Soldaten deutscher Nationalität, der Linz als Zielstation hatte, unbehelligt, da der Nationalrat glaubte, beim Versuch einer Entwaffnung mit Kampf rechnen zu müssen 17 . Die südslawischen Nationalräte versuchten auch auf die Rückzugsbewegung der Heeresgruppe FM von Boroevic einzuwirken. In der Nacht zum 1. November telegraphierten Narodno vijece und Narodni svet an den Feldmarschall, um ihm im Interesse der Schonung der vom Rückzug betroffenen südslawischen Gebiete folgende Modalitäten vorzuschlagen: „ 1. den eigenen Rückzug möglichst zu verzögern, 2. die slowenischen Truppen möglichst in den Raum von Laibach, die sonstigen südslawischen Truppen gegen Zagreb, Karlovac und Fiume zu dirigieren, 3. die österreichischen und ungarischen Truppen über Villach-Klagenfurt in ihre Heimat zu dirigieren. Alle zurückdirigierten südslawischen Truppen sind an den Befehlshaber von Laibach FMLt. Istvanovic gewiesen . . . " Der Leiter der Militärsektion des Narodno vijece, Dr. Drinkovic, ersuchte zusätzlich um laufende Mitteilung über die jeweilige Situation 18 . Der Feldmarschall zeigte für diese Vorschläge wenig Verständnis. Er zählte dem Narodni svet gegenüber die Folgen auf, die bei Durchführung der südslawischen Vorschläge eintreten müßten: Die Verpflegung der Truppen würde zusammenbrechen „und zur Katastrophe für die südslawischen Gebiete führen", disziplinlose Scharen würden sich zusammen mit den Italienern, die nicht aufzuhalten wären, über Krain und Kroatien ergießen. Als geeignetste Maßnahme schlug der Feldmarschall die Freigabe des Eisenbahnverkehrs vor 19 . Dem A O K telegraphierte der Feldmarschall über seine Korrespondenz mit den Nationalräten den lapidaren Satz: „Ich habe geantwortet, dass ich nichts veranlasse, da ich Befehle nur vom Armeeoberkommando entgegennehme." 20 Das A O K wollte vermitteln und befahl noch am 1. November, den Wünschen des Zagreber Nationalrates möglichst entgegenzukommen. Der Feldmarschall widersprach mit der Meldung, daß es ausgeschlossen sei, alle ungarischen Truppen, im besonderen jene der Isonzo-Armee, über Villach-Klagen17

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Meldung des Narodni svet an den Narodno vijece, 31. X . 1918 — A H Zagreb, Narodno vijece, kut. 7, ser. I V — B , Ii. 41. Telegr. F M Boroevic an A O K , 1. X I . 1918 - K A , A O K Op.Abt. v. 1918, 148.934; vgl. KAPIDZIC, Veze. 19. Telegr. des Narodni svet an den Narodno vijece, 1. X I . 1918, 11,30 h — A H Zagreb, Narodno vijece, kut. 7, ser. I V — B , Ii. 101. Der Feldmarschall beschwor die Nationalräte: „Nicht als General und nicht als letzter Sohn des Landes, sondern als Patriot, welcher seine Heimat mindestens ebenso liebt wie jeder andere Kroate, weise ich auf die Folgen hin, welche unumgänglich kommen werden. Ich appelliere an den Patriotismus des Narodno vijece, daß er alles unternimmt, daß die Armeen nicht zu Horden ausarten, welche die neuen Gebilde zerstören . . . " Telegr. F M Boroevic an A O K , 1. X I . 1918 - K A , A O K Op.Abt. v. 1918, 148.934.

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furt in ihre Heimat zu dirigieren; sie müßten südlicher gelegene Gebiete durchziehen 21 . Der Kommandant der Isonzo-Armee, G O Baron Wurm, hatte seine Divisionen über Krain zurückzuführen. Die Lage war unsicher, es gab Scharmützel, als slowenische Abteilungen, allerdings vergeblich, stellenweise den Weg zu sperren versuchten. Die Divisionen marschierten zum Teil in Kriegsgliederung. Die Heeresgruppe hatte notfalls entschiedenes Vorgehen freigegeben. Einer der Korpskommandanten der Armee, G d l von Csicserics — als Vertreter des A O K bei den Friedensverhandlungen in Brest-Litovsk schon einmal in diesem Jahr in politischer Mission eingesetzt —, sollte die Lage sondieren. Am 4. November fuhr der General in Begleitung eines GendarmerieRittmeisters 22 von Cervignano nach Laibach. Den Präsidenten der neuen Regierung, den Josip Vitez Pogacnik, kannte er persönlich. Im Laibacher Ministerrat herrschte wegen der befürchteten Überflutung durch die Armee und ihre mögliche Auflösung in unkontrollierbare Gruppen Panikstimmung. Der General von Csicserics vermochte mit dem Hinweis, daß die Armee Verpflegung für acht Tage mit sich führe und die Truppen „intakt" seien, die slowenische Regierung entsprechend zu beruhigen. Allerdings stellte er die Forderung, „die heranmarschierende Armee nicht zu belästigen und behufs Regelung der Märsche und zur Einteilung des Abtransportes der Truppen mit (der) Bahn zu gestatten, daß das Kommando der Isonzo-Armee sofort nach Laibach komme". Der General stieß auf Verständnis 23 . Nach telephonischer Rücksprache mit dem Generalobersten Wurm verlegte am 5. November das Armeekommando nach Laibach 24 . Das ehemalige Kronland Krain erlebte noch in zwölfter Stunde die Konfrontierung mit Generalen und Marschkolonnen der alten M a c h t . . . Beiderseits bestimmte der Zwang der Lage die Haltung. Während die Generale Wurm und Csicserics in Laibach bemüht waren, im Einvernehmen mit der slowenischen Nationalregierung den Rückzug und den Heimtransport der Isonzo-Armee organisatorisch zu sichern, wollte von Velden am Wörthersee aus der Oberbefehlshaber, FM von Boroevic, die neue politische Macht in Laibach sichtlich weniger akzeptieren und von der Mitbestimmung in militärischen Fragen jedenfalls ausgeschaltet wissen. Ein Telephongespräch zwischen G O Baron Wurm und dem Feldmarschall, das in der Nacht vom 4. auf den 5. November geführt und von slowenischer Seite mitgehört worden war, veranlaßte sogar eine Sondersitzung der Nationalregierung in Laibach. Dr. Brejc wußte in dieser Sitzung am 5. November zu berichten: G O Wurm 21 22

23

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Telegr. F M Boroevic an AOK, 1. X I . 1918 - K A , A O K Op.Abt. v. 1918, 148.976. Der Gendarmerie-Rittmeister war der Kmdt der Feldgendarmerie des X X I I I . Korps und Slowene. G d l CSICSERICS, Der k. u. k. Zusammenbruch. 1929. Bl. 5—7 — AH Zagreb, Ostavätina Ciceric (Nachlaß Csicserics), mapa 38, kut. 2. Ebenda, Bl. 7.

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habe in seinem Gespräch mit Velden zunächst nach Details des Waffenstillstandes gefragt und entsprechende Auskunft bekommen. D a habe sich FM von Boroevic eingeschaltet und ins Telephon gerufen: Die Nationalregierung habe dem Armeekommando in Laibach den gesamten Telephon- und Telegraphenapparat zu übergeben, widrigenfalls die Mitglieder der Regierung einzusperren seien . . . Daraufhin habe der Zensor das Gespräch unterbrochen25. Der Vorsitzende der Nationalregierung, Ritter von Pogacnik, nodi in der Nacht informiert, forderte von G O Wurm eine Erklärung. Der Generaloberst gab zurück, als Soldat habe er nichts weiteres dazu zu sagen. Erst General von Csicserics sprach im Namen Boroevic' und Wurms sein Bedauern über den Ausspruch aus und sagte zu, nur im Einvernehmen mit der Nationalregierung zu handeln. G d l Csicserics Schloß an seine Erklärung jedoch gleich ein Ersuchen an: nach freier telephonischer und telegraphischer Verbindung mit Velden und der Front. Außerdem brachte er eine Forderung Boroevic' nach Kurierpost vor. Der Forderung nach telephonischer und telegraphischer Verbindung kam man nach — wenn auch unter Zensureinschaltung —, der des Feldmarschalls widersetzte man sich26. Die slowenische Führung aber wollte dem Heeresgruppenkommandanten in Velden gegenüber ihre Bedeutung unterstrichen sehen: G O Wurm solle seinem Oberbefehlshaber mitteilen, daß die Nationalregierung S H S sowohl von den Regierungen der Entente als audi von der österreichischen Regierung anerkannt und daß „Jugoslawien" ein souveräner Staat sei, der unter internationalem Schutz stehe, weiters, daß man feierlich gegen die kundgetane Absicht des Feldmarschalls protestiere. Außerdem werde diese Äußerung nach Zagreb und der Entente mitgeteilt werden 27 . In der Nachmittagssitzung der Nationalregierung berichtete der Vorsitzende Pogacnik von einer Zusammenkunft mit dem Armeekommandanten: Der Generaloberst habe erklärt, den souveränen südslawischen Staat anzuerkennen. Er habe außerdem um Kontaktaufnahme mit den Nationalräten bzw. Regierungen in Prag, Budapest, Wien — hier mit Vertretern des polnischen Staates — und Zagreb gebeten. Es sollten Delegierte abgesandt werden, um die zurückflutenden Soldaten über die Vorgänge in ihrer Heimat zu informieren, aber es sollten auch Eisenbahnzüge zur Verfügung gestellt werden, um den Heimtransport der Soldaten zu beschleunigen. Die slowenische Regierung sandte entsprechende Telegramme ab 28 . Nicht nur die Haltung der Generale den neuen Gewalten gegenüber zeigte Nuancen, audi die Einstellung der slowenischen Politiker gegenüber den Repräsentanten der k. u. k. Armee war nicht einheitlich. So erhielt der Narodni 25

Protokoll über die außerordentliche Sitzung der Nationalregierung S H S in Laibach, 5. X I . 1 9 1 8 , v m . — JANKOVIC - K R I Z M A N , G r a d j a . 4 8 5 .

28 27 28

Ebenda. 486. Ebenda. Protokoll über die Sitzung der Nationalregierung S H S in Laibach, 5. X I . 1918, nm. — JANKOVIC - K R I Z M A N , G r a d j a .

486.

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Durdibruch der Nationen

svet vom Narodno vijece telegraphische Aufforderung, den G O Wurm gefangenzusetzen. Der Regierungsvorsitzende Dr. Pogacnik, von F M L Istvanovic rechtzeitig über den geplanten Anschlag informiert, konnte solchen Versuch verhindern.. . 29

Pola: „.. . Meutererbewegung

unmittelbar bevorstehend

..."

Als die Front im Südwesten unter dem zunehmenden Druck des letzten italienischen Großangriffs stand und erste Meutereien bei den Fronttruppen aufgetreten waren, trafen beim A O K in Baden am 27. Oktober auch die ersten besorgniserregenden Meldungen aus dem Bereich der Kriegsmarine ein. Um 16 Uhr 50 kam Mitteilung vom Kriegshafenkommando Pola: „Nachrichten verdichten sich, daß in kürzester Zeit Bewegungen bei Marine unter Angehörigen der Flotte und des Heeres geplant sind mit der Absicht, entsprechend verpflegt und bewaffnet in die Heimat zu kommen." Vertrauen in eigene Gegenaktionen hatte man von Anfang an sichtlich wenig: „Schwache Besatzung tief unter dem Stand gibt keine Gewähr für wirksame Gegenmaßregeln." Man hatte vielmehr Sorge vor im Kriegshafenbereich befindlichen widerstandsbewährten Elementen: „Die Meuterer aus Cattaro und Fiume tragen dazu bei, die Situation zu verschärfen." Und man fürchtete in diese geschwächte Verteidigungsstellung hineinstoßende italienische Angriffsaktionen: Kundschaftermeldungen ließen „feindliche Flottenmaßnahmen in der Adriamitte, Unternehmungen gegen die H e i m a t . . . als möglich erscheinen". Das Kriegshafenkommando stellte zwei Anträge, um der Entwicklung zu begegnen: „Antrag 1: Eheste Anherdisponierung einer kriegsstarken verläßlichen Infanterie-Brigade mit zwei mobilen Batterien. Antrag 2: Ehestens Entfernung der Fiume-Meuterer aus dem Kriegshafen." 30 Kaum zwei Stunden später stieß das Flottenkommando besorgt nach: „Laut Meldung verläßlich-militärischen Vertrauensmannes bei Fortbesatzungen, sonstigen Heeresformationen und Flottenbemannungen Meutererbewegung unmittelbar bevorstehend mit Absicht, nach Aufteilung von Proviant, Monturen und Geldverlägen bzw. nach Vertäuen der Schiffe in ihre Heimat abzuziehen." 3 1 Noch wollte der Flottenkommandant, Kontreadmiral von Horthy, zwar eingreifen: „Ich werde morgen persönlich durch Ansprache Bewegung niederzuhalten trachten." Noch hoffte der Flottenkommandant audi auf die Wirkung allfälliger politischer Intervention: „Telegraphische kalmierende und zum ruhigen Ausharren bis Friedensschluß ermahnende Enunziationen der Führer der Nationalräte an die Heeres- und Marinemannschaften, gefolgt von 29

Protokoll über die Sitzung der Nationalregierung SHS in Laibach, 7. X I . 1918, nm. — JANKOVIC - K R I Z M A N , G r a d j a .

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510.

Telegr. K H K Pola an AOK, 27. X . 1918, 16,50 h - KA, K M / M S P K 1918, I X - 4 / 8 (6.451). Telegr. Flottenkmdo an Adm.z.Ah.Disp., 27. X . 1918, 18,40 h - KA, K M / M S P K 1918, I X - 4 / 8 (6.450).

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Entsendung von Vertretungen der Nationen in die Hauptkriegshäfen Pola und Cattaro, könnten vielleicht Katastrophe noch abwenden." 32 Die Antwort der Zentralstellen in Wien und Baden kam umgehend. Noch am 27. meldete sich die Marinesektion: negativ in der Assistenzfrage, positiv in der Frage der Bemühung um politische Einflußnahme: „AOK beabsichtigt keine Verstärkung zu senden. Führer Nationalräte werden von hier aus antraggemäß benachrichtigt und aufgefordert, Vertreter Hauptkriegshäfen zu entsenden." 33 Um Einflußnahme auf die Mannschaft hat man sich nun in der Tat bemüht. Zunächst von der Flottenführung aus: Am 28. fanden die angekündigten Ansprachen des Flottenkommandanten, unterstützt von sprachenkundigen Offizieren, auf den Einheiten, auf der Seeflug- und U-Boot-Station statt. Sie hätten, so lautete die Meldung, „überall beruhigend eingewirkt", und Ordnung und Dienst seien „reglementmäßig aufrecht". Allerdings war man sich der Nachhaltigkeit der erzielten Wirkung sichtlich nicht sehr sicher: „Immerhin ist Ernst der Lage durch fortgesetzte Verhetzung unverändert." Und nicht zuletzt die Verläßlichkeit der ungarischen Mannschaft zog man in Zweifel: „Ungarische Mannschaft will am 1. Nov. zur Verteidigung ihrer Heimat abziehen. Verhalten nach heutiger Ansprache zeigt Erfolg, doch ist ohne Beeinflussung durch ungarische Volksvertreter Rückschlag zu erwarten." 34 Beschwichtigende Mitteilung kam auch von oberster Stelle: „Im Allerhöchsten Auftrage Seiner Majestät ist Mannschaft mitzuteilen, daß wir unmittelbar vor Waffenstillstand und Friedensverhandlungen stehen und daß Seine Majestät daher erwartet, daß seine brave, stets kampfbereite Festungsbesatzung und Kriegsmarine audi diese kurze Spanne Zeit treu und verläßlich ausharren werde. Sobald die Feindseligkeiten eingestellt sind, werden noch vor der Demobilisierung weitestgehende Beurlaubungen stattfinden." 35 Entscheidend aber mußte die Intervention der Nationalräte und Nationalausschüsse werden. Die Marinesektion des Kriegsministeriums war am 28. 32 33

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35

Ebenda. Hughesdepesche — Sehr dringend, geheim — MS an Flottenkmdo, 27. X. 1918 — KA, KM/MS PK 1918, I X - 4 / 8 (6.451). Die sichtlich vorweggenommene Meinung des AOK fand durch die Meldung HGK FM von Boroevic an das AOK vom 28. X., 12,35 h, ihre Bestätigung: „. . . Verschiebung von Truppen nach Pola bei dermaliger Situation ausgeschlossen." — SOKOL, Seekrieg. 719. Hughesdepesche Flottenkmdo an Adm.z.Ah.Disp., 29. X. 1918, 12,30 h - KA, KM/MS PK 1918, I X - 4 / 8 (6.472). Das Seekriegswerk beurteilt die Wirkung der Ansprachen noch zurückhaltender: „Der Flottenkommandant, Fregattenkapitän Emmerich Graf Thun-Hohenstein und andere sprachenkundige Seeoffiziere hielten auf allen Schiifen und bei den wichtigeren Kommanden Ansprachen an die Mannschaft in ihrer Muttersprache, erzielten aber nur wenig Erfolg." — SOKOL, Seekrieg. 722; vgl. Meldung des Verbindungsoffiziers des AOK beim Flottenkmdo, Hughesdepesche an Adm. Keil, 28. X. 1918, 15,10 h - KA, KM/MS PK 1918, I X - 4 / 8 (6.473). AOK an Flottenkmdo und KHK Pola, 28. X. 1918, 9,10 h — SOKOL, Seekrieg. 719.

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in Verhandlungen getreten. D a s Ergebnis: Deutsche sozialdemokratische A b geordnete sollten noch a m 29. in P o l a eintreffen, um Heeres- u n d Marineangehörige, „wenn erforderlich, auch Arbeiter zur R u h e u n d O r d n u n g z u mahnen" 3 6 . D e r Ungarische N a t i o n a l r a t schien bereit, ein beruhigendes Telegramm nach P o l a u n d Cattaro abzusenden, zusätzlich sollten Abgesandte fahren, u m persönlich einzugreifen. D i e Verhandlungen darüber waren im Gang 3 7 . Zu beschwichtigendem Telegramm vermochte man darüber hinaus audi die Friauler Abgeordneten zu veranlassen 3 8 . Schwieriger sollte sich die Frage der Intervention bei Südslawen und Tschechen gestalten 3 9 . Z w a r w a r auch den Südslawen — und den Tschechen aus S y m p a t h i e zu ihnen — der Gedanke an durch U n r u h e n derart geöffnete istrische und dalmatinische H ä f e n , d a ß sie die Italiener z u m Zugriff verlocken würden, kein angenehmer. Zagreb aber schwieg zunächst. Prag erklärte sich grundsätzlich zu einem beruhigenden A u f r u f z w a r bereit, der Prager Nationalausschuß aber k n ü p f t e seine Weitergabe an die Bedingung, daß der N a t i o n a l r a t in Zagreb einen Aufruf mit ähnlichem T e x t ergehen lasse. 36

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3t

Verhandlungen der MS mit Abgeordneten, Ergebnisprotokoll, 28. X. 1918 — KA, KM/ MS PK 1918, IX—4/8 (6.467). In diesem Zusammenhang gab die Marinesektion folgende Nachricht durch: „Heute reisen zwei dte. sozialistische, voraussichtlich auch noch drei slawische Abgeordnete nach Pola ab. Ersuchen, sie von der Bahn abzuholen und für ihre Unterkunft vorzusorgen. Hafenadmiralat und Flottenkmdo wollen arrangieren, daß die Abgeordneten baldigst mit ihren Partei- oder Nationalitätenangehörigen, eventuell durch Vertrauensmänner, in Verkehr treten können. Vorsorgen, daß Abgeordnete, falls Gefahr für Abschneiden von Pola vorhanden oder größerer Angriff stattfindet, rechtzeitig ins Hinterland gelangen können." — Chiffr. Hughesdepesche MS an Flottenkmdo und Hafenadmiralat Pola, 28. X. 1918 - KA, KM/MS PK 1918, I X - 4 / 8 (6.461). Kurz darauf unterstrich die Marinesektion nochmals ihr Vertrauen: „Absichten der Abgeordneten sind die allerbesten, daher Ermöglichung engster Fühlungnahme mit unsicherer Mannschaft geboten." — Chiffr. Telegr. MS an Flottenkmdo, Hafenadmiralat Pola und Statth. Triest, 28. X. 1918 - KA, KM/MS PK 1918, I X - 4 / 8 (6.463). Verhandlungen der MS mit Abgeordneten, Ergebnisprotokoll, 28. X. 1918 — KA, KM/MS PK 1918, I X - 4 / 8 (6.467). Der vorgesehene, zur Diskussion gestandene Aufruf Kärolyis lautete: „Ungarische Seeleute! Es kam uns zur Kenntnis, daß in Eueren Reihen eine Bewegung entstanden ist. Unser mit allen Vollmachten versehener Vertrauensmann wird morgen zu Euch reisen. Schließt Euch dem Ungarischen Nationalrat an und möge bis zur Ankunft unseres Vertrauensmannes jeder auf seinem Posten bleiben und seinen Pflichten nachkommen. Mit brüderlichem Gruß im Namen des Ungarischen Nationalrates — Graf Michael Kärolyi" — 28. X. 1918 — KA, KM/MS PK 1918, I X - 4 / 8 (6.447 ad). Verhandlungen der MS mit Abgeordneten, Ergebnisprotokoll, 28. X. 1918 — KA, KM/MS PK 1918, I X - 4 / 8 (6.467). Telegramme der MS an die „slawischen Nationalräte" in Prag und Zagreb, 28. X. 1918 — KA, KM/MS PK 1918, I X - 4 / 8 (6.450ad); AH Zagreb, Narodno vijece, kut. 6, ser. I V - A , br. 86. Der Text lautete: „Mannschaften des Heeres und der Kriegsmarine von Pola und Cattaro sollen beabsichtigen, bewaffnet in die Heimat abzugehen. Durch solches Vorgehen ist Möglichkeit gegeben, daß diese Plätze nebst Millionenwert der Flotte in Hände der angriffsbereiten Italiener fallen. Ersuche auch im Interesse der Ruhe und Sicherheit im Hinterland dringend telegraphisch und durch Abgesandte beruhigend auf Konationale in Pola und Cattaro einzuwirken, damit vor offizieller Demobilisierung niemand seinen Posten verlasse."

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Auch der tschechische Aufruf an die „geehrten Matrosen in Pola und Cattaro" war daher zunächst blockiert 40 . Hatte die Marinesektion sich der Frage der politischen Intervention rasch angenommen, blieb die des Abschubs der Meuterer aus Cattaro und Fiume noch in Schwebe. Schon am 28. hatte das Heeresgruppenkommando FM von Boroevic abwehrend gebeten: „Im Hinblick auf Stimmung der Truppen in den Armeebereichen beantragt das Heeresgruppenkommando, von einer eventuellen Verlegung von Meuterern aus Pola in den eigenen Bereich abzusehen." 41 Am selben Tag drängte das Hafenadmiralat aufs neue: Die Meuterer aus Cattaro, 368 Mann, der Marine-Arbeiter-Abteilung zugeteilt und in Valmaggiore untergebracht, suchten unter Hinweis auf eigene Straflosigkeit die anderen Mannschaften zu gewalttätiger Auflehnung aufzureizen. Die allgemeine Stimmung sei ohnedies bedenklich. Daher werde im Einvernehmen mit dem Flottenkommando der Abtransport der Meuterer ins Hinterland, ζ. B. in deutsche oder ungarische Gegend, beantragt 42 . Inzwischen hatte die Unruhe — vor allem auf den großen Einheiten — allgemein zugenommen. Vertrauensmänner waren gewählt worden. Viele Seeoffiziere hielten die Schlachtschiffe auf Grund der Haltung der Mannschaft bereits für kampfunfähig 43 . Die kaiserlich-deutschen Detachements schickten sich an, den Zentralkriegshafen zu räumen, die nicht fahrbereiten deutschen U-Boote waren gesprengt worden, die seeklaren Boote hatten in kleinen Gruppen die Heimfahrt angetreten. Die verlassenen Arbeitsstätten und Barakken fielen der Plünderung anheim. Und Plünderung gab es auch schon auf dem Bahnhof. Militär rückte aus, aber schritt nicht ein 44 . Die Meldung des Verbindungsoffiziers des A O K beim Flottenkommando vom 28., 15 Uhr 30, gibt ein zusammengefaßtes Bild der Lage. Sie weist 40

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Verhandlungen der MS mit Abgeordneten, Ergebnisprotokoll, 28. X . 1918 — KA, K M / M S P K 1918, IX—4/8 (6.467). Der vorgeschlagene Text des tschechischen Nationalausschusses lautete: „Den geehrten Matrosen in Pola und Cattaro! Der Waffenstillstand steht vor der Tür. Vom Frieden trennen uns einige wenige Stunden. Das tschechische Volk steht vor der Erfüllung aller seiner Sehnsüchte nach staatlicher Selbständigkeit. Damit Verwirrungen verhindert werden, fordern wir Sie auf, daß Sie ihre Plätze nicht freiwillig verlassen und die weiteren Hinweise des tschechoslowakischen Nationalausschusses' abwarten. — Prag am 29. Oktober 1918 — Dr. Soukup, Dr. Rasin, I. Stribrny, A. Svehla, V. Tusar." - KA, K M / M S P K 1918, I X - 4 / 8 (6.464). Der Entwurf der Tschechen war sichtlich auf den 29. nachdatiert worden. SOKOL, Seekrieg. 719. Telegr. Hafenadmiralat in Pola an MS, 28. X . 1918, 17,30 h - KA, K M / M S P K 1918, IX—4/8 (6.470). SOKOL, Seekrieg. 719. Ebenda. 719, 722, 727; Meldung des Frgkpt. Lang Edlen von Waldthurn, der von Pola kommend in Wien eingetroffen war, 1. X I . 1918, 17 h - KA, K M / M S P K 1918, I X 4/8 (6.585).

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Durdibruch der Nationen

besonders auf die sinkende Verläßlichkeit der heimdrängenden Magyaren hin. Die Vertrauensmänner auf den Schiffen seien in zielbewußtem Vorgehen begriffen: „Nach Nachrichten 14 Punkte bereits formuliert, darunter unbedingtes Weggehen am 1. November, gemeinsame Verpflegung mit Offizieren, Verteilung der Monturen und Verpflegsvorräte usw. Vertrauensmänner des Schiffes ,Prinz Eugen' erklärten dem Schiffsarzt, zu dem sie besonders Vertrauen haben, daß ganze Aktion bereits seit drei Monaten in Vorbereitung . . ." 45 Nicht mehr die Offiziere, die zu erwartenden Abgeordneten würden — so meldete der Offizier — über den faktischen Weiterbestand der Flotte entscheiden: „Nach meiner Meinung ist ausschlaggebend für das Verhalten der Leute am 1. die Aufklärung, die ihnen die Abgeordneten hier in Pola geben werden. Sie haben zu ihren Offizieren und ihren Versicherungen kein Vertrauen. Wenn daher bis zum 1. nichts Entscheidendes im angedeuteten Sinne geschieht, bin ich überzeugt, daß das Gros der Bemannungen die Schiffe verläßt. Ein Zurückhalten mit Waffengewalt auf den Schiffen selbst kann von 30 Offizieren gegen 1.000 Mann nicht erfolgen. Gesamtzahl der Matrosen zirka 15.000, der Festungsbesatzungs-Infanterie 1.500 Gewehre." 46 Unklar bleibt noch die Haltung dieser Festungsbesatzung: „Matrosen behaupten, daß Festungsbesatzung mit ihnen hält. Kommandant der Infanterie und Artielleriebrigadier beteuern nach ihren Eindrücken und soweit nach menschlichem Ermessen möglich, daß Besatzung unbedingt verläßlich. Zu schwach ist sie auf jeden Fall." 47 Beschwörend Schloß der Bericht: „Resümierend melde ich nochmals: Geschieht bis zum 1. nichts, so gibt es eine unabsehbare Katastrophe und Pola ist den Bolseviki ausgeliefert. Endlich frage ich: Was geschieht mit den Schiffen, wenn die Mannschaft sie verläßt?" 48 Die Bewegung forderte ein Todesopfer — einen Selbstmord: Der Gesamtdetailoffizier des Flottenflaggenschiffs, des „Viribus Unitis", der Korvettenkapitän Alexander Milosevic, hat sich, als er im konkreten Fall der Mannschaft gegenüber sich nicht durchzusetzen vermochte, erschossen49. Das Flaggenschiff hielt in der Matrosenbewegung an der Spitze: Der Matrosenrat des Schlachtschiffes wählte den Marinestabsarzt Dr. Jug, einen Slowenen, zum neuen Kommandanten. Auf den Schiffen in Pola bildeten sich nationale Matrosenkomitees50. 45

Hughesdepesche des Verbindungsoffiziers des AOK beim Flottenkmdo an AOK, 28. X. 1918, 15,10 h - K A , K M / M S P K 1918, I X - 4 / 8 (6.473); vgl. SOKOL, Seekrieg. 720 f. 46 Hughesdepesche des Verbindungsoffiziers des AOK beim Flottenkmdo an AOK, 28. X. 1918, 15,10 h - KA, KM/MS PK 1918, I X - 4 / 8 (6.473); vgl. SOKOL, Seekrieg. 721. " Ebenda. 48 Ebenda. Das AOK gab die Meldung an den Admiral zur Disposition des Allerhöchsten Oberbefehls, Admiral von Keil, mit der Bitte weiter, „alles aufzubieten, um die Abgeordneten zeitgerecht nach Pola zu bringen . . . " — SOKOL, Seekrieg. 721. 19 Hughesdepesche des Verbindungsoffiziers des AOK beim Flottenkmdo an AOK, 28. X. 1918, 15,10 h - KA, KM/MS PK 1918, I X - 4 / 8 (6.473). 60

SOKOL, Seekrieg. 722.

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Am 29. rang man in Wien noch um die Intervention der Nationalräte. Aus Zagreb kam negative Nachricht. Der Nationalrat wollte nur dann eingreifen, wenn die Kriegsmarine ihm überantwortet würde. Zagreb spielte seine Verhandlungen mit dem Militärkommando aus: Die Landmacht habe sich dem Nationalrat „zur bedingungslosen Verfügung" gestellt, nur falls „die Seemacht das gleiche tut, sind wir bereit, den uns zugeschickten tschechischen Aufruf auch in unserem Namen an die Marine abzusenden und je einen Abgeordneten nach Pola, Cattaro und Sebenico zu entsenden." 51 Wien zögerte noch, auf ein solch weitgehendes Zugeständnis — in der Tat die Ubergabe der Flotte — einzugehen. Nochmals beschwor Wien den Zagreber Nationalrat: „Im Bemannungsstande der Kriegsmarine sind alle Nationalitäten der öst.-ung. Monarchie vertreten. Es ist ausgeschlossen, alle Nationalitäten dem N R Zagreb zur Verfügung zu stellen. Marinebehörden, die auch mit anderen Nationalräten in Verbindung stehen, werden Verkehr slowenisch-kroatisch-serbischer Vertreter mit konationalen Marineangehörigen fördern, doch ist dies nur möglich, wenn Delegierte des Rates zur Flotte abgehen. Erbitte neuerlich Einverständnis zu tschechischem Aufruf und Ausgabe eines ähnlich lautenden an Südslawen der Kriegsmarine sowie Verständigung hieher. Entscheidung sehr dringend, da 1. Nov. schon als äußerster Termin von Mannschaft für Ruhe in Flotte festgesetzt." 52 Schwierigkeiten gab es auch in Budapest. Fragen der Textierung und der Veröffentlichung des Aufrufes in den Zeitungen ließen das Gespräch festfahren. Die Marinesektion ersuchte dennoch erneut, Telegramm und Vertrauensmänner nach Pola abzusenden. Gegen solche Kooperation mit dem Nationalrat aber stellte sich schließlich der Landesverteidigungsminister Szurmay. Der Nationalrat sei weder offiziell noch offiziös anerkannt. Man möge gemäßigte Abgeordnete für Pola gewinnen. Man dachte an den Grafen Apponyi. Apponyi wollte einen Abgeordneten seiner Partei entsenden. Inzwischen gingen von ihm auch Telegramme nach Pola und Cattaro ab. In der Nachricht, die darüber an das Flottenkommando nach Pola gesandt wurde, aber dekretierte Wien noch inmitten der um sich greifenden Desintegration: „Flotte wird weiter als gemeinsame Institution erachtet, ebenso wie gemeinsames Heer." 5 3 51

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Telegr. Dr. Drinkovic Zagreb an M S , 29. X . 1918, 3,15 h übernommen. - K A , K M / M S P K 1918, I X — 4 / 8 (6.468); vgl. A H Zagreb, Narodno vijece, kut. 3, ser. I I I - A , 1 - 3 . Dr. Drinkovic telegraphierte als Beauftragter für die nationale Verteidigung des slowenischkroatisch-serbischen Nationalrates. Vgl. auch Bogdan KRIZMAN, Razdioba austrougarskog ratnog brodavlja poslije prvoga svjetskog rata (Aufteilung der österreichisch-ungarischen Kriegsflotte nach dem Ersten Weltkrieg). In: Anali Jadranskog instituta J A Z U . Zagreb (1968). 211 f. Telegr. M S an M i l K m d o Zagreb f. slow.-kroat.-serb. Nationalrat, 29. X . 1918, 11,45 h — K A , K M / M S P K 1918, I X - 4 / 8 (6.474); vgl. A H Zagreb, Narodno vijece, kut. 3, ser. I I I - A , 1-3. K A , K M / M S P K 1918, I X - 4 / 8 (6.447 ad); geheime Mitteilung des Adm.z.Ah.Disp. an Flottenkmdo, 29. X . 1918 — SOKOL, Seekrieg. 726.

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Mannschaftskomitees,

rote Armbinden,

nationale

Kokarden

Inzwischen waren in Pola bereits Steine gegen die Scheiben des Marinekasinos geflogen, deutsche Aufschriften von den Hauswänden heruntergerissen worden und Plakate mit den Worten „Hoch Wilson!" und italienische Fahnen aufgetaucht54. Aufflackernde Unruhe meldeten auch die Außenstationen: Das Kreuzerflottillenkommando im Golf von Cattaro konnte am 28. zwar noch „Disziplin und Ordnung vollkommen aufrecht" durchgeben, ebenso am 29., aber auf Grund von Konfidentenmitteilung ebenfalls den 1. November als Stichtag für ein geplantes Verlassen der Schiffe zur Kenntnis bringen. Das Kreuzerflottillenkommando bat um Absendung von Abgeordneten 55 , wollte am 29. mit einem Torpedoboot selbst südslawische Abgeordnete aus Spalato nach Cattaro holen 56 . Das Seebezirkskommando Fiume meldete am 29. die Abreise des Gouverneurs nach Budapest, die bevorstehende Übernahme der Behörden durch kroatische Beamte und: „Heeresmannschaft und Großteil der Offiziere tragen rot-weiß-blaue Kokarde" 5 7 . Das Seearsenalskommando Pola ergänzte: „Cantiere na vale hat Arbeit eingestellt, beantrage sofortige Abschiebung dieser Arbeiter." 58 Auch für den 29. faßte der Verbindungsoffizier des AOK beim Flottenkommando die Ereignisse in einer Meldung zusammen, kurz, abgehackt, dadurch um so eindringlicher: „Auf allen Schiffen bereits Mannschaftskomitees gebildet, die auf einigen, ζ. Β.,Viribus unitis', schon Kommandantenrechte ausüben. Gesamtcharakteristik: Stille Meuterei, einstweilen ohne persönliche Gewalttätigkeiten. Eingeschifftes Seeoffizierskorps ist machtlos und allen Zukunftsentschlüssen der Mannschaft einfach ausgeliefert. Disziplin erloschen. Keine Ehrenbezeigungen, Verweigerung von Befehlsvollzug. Abhalten der Verkehrsboote usw. Halte bloße Herstellung des früheren Zustandes auch durch Abgeordnete für ausgeschlossen. Kroaten fordern dezidiert, daß ihre offizielle Zugehörigkeit zum südslawischen Staate in parlamentarischer Form, durch Presse usw. ausdrücklich verlautbart wird. Sie wollen dann die Flotte für den südslawischen Staat übernehmen und verpflichten sich dafür, auf Flotte und in Pola Ordnung zu halten. In Pola hat sich bereits ein kroatischer Nationalrat gebildet. Alle anderen Nationen wollen am 1. November weggehen." 59 Noch blieben die Abgeordneten die letzte Hoffnung inmitten der Auflösung in nationale Gruppen: „Südslawische Matrosen haben bereits ein GesamtSOKOL, Seekrieg. 724. Meldung Kreuzerflotillenkmdo an Flottenkmdo, 28. X . 1918, abends — SOKOL, Seekrieg. 723 f. 5 6 Geheimes Telegr. Kreuzerflotillenkmdo an Flottenkmdo, 29. X . 1918, 20 h — SOKOL, Seekrieg. 726. " Telegr. Seebezkmdo Fiume an MS und Flottenkmdo, 29. X . 1918, 15,50 h - KA, K M / M S P K 1918, I X — 4 / 8 (6.503). 58 Telegr. Seearsenalskmdo Pola an MS, 29. X . 1918 — SOKOL, Seekrieg. 725 und 727. 59 Meldung des Verbindungsoffiziers des AOK beim Flottenkmdo an AOK, 29. X . 1918 — SOKOL, Seekrieg. 726. 54 55

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marinekomitee. Hauptvertrauensmann ein Fregattenkapitän. Weitere Beschlüsse dieses Komitees werden erst heute gefaßt. Mit heutigem Nachmittagszug sind leider nur zwei deutsche Abgeordnete eingetroffen. Am dringendsten ist ein soldier der Karolyi-Partei. Audi jene der übrigen Nationalitäten müssen kommen, um wenigstens die allgemeine Ordnung nach Möglichkeit retten zu können." 6 0 Der Verbindungsoffizier zog das Resume in vier Punkten: „a) Gewalt auf Schiffen geht unaufhaltsam in die H ä n d e der Mannschaft über, deren Vertrauensmänner auch schon nicht mehr immer für das Verhalten ihrer Partei garantieren können. Was soll mit den Offizieren geschehen? Der Flottenkommandant hat sie schon gestern von der Pflicht des Waffengebrauches gegen das Schiff ohne Befehl verlassende Mannschaften enthoben. b) Flottenkommandant hat nach meiner Überzeugung jeden militärischen und persönlichen Einfluß auf hiesige Schiffe verloren und kann überdies jederzeit auch körperlich (durch einfaches Abgeschlossenwerden) außer Tätigkeit gesetzt werden. c) Dringende Fragen: Wie lange und wie weit soll man dieses Chaos sich ausbreiten lassen? Was geschieht mit den Schiffen und den Offizieren, wenn alle Matrosen weggehen? Was geschieht, wenn Pola vor dem 1. November angegriffen wird, seitens der herrenlosen Schiffe? d) Gesamte hiesige autoritative Stellen beherrschen nicht mehr ganz die Situation, sondern müssen sich ihr Handeln von den Ereignissen abzwingen lassen. Wenn nicht binnen wenigen Tagen wenigstens ein Teil der eingeschifften ältesten Jahrgänge entlassen, genaue Daten über einen Waffenstillstand vorliegen und die kroatische Zugehörigkeit zum südslawischen Staate offiziell erklärt sein werden, weitere Folgen f ü r Pola, Marine, Heer und Stadtbevölkerung unabsehbar." 6 1 Am selben Abend meldete das Hafenadmiralat 62 : „Nationale Bewegung mit Anzeichen der Meuterei entwickelt sich audi unter Marinemannschaft des Hafenadmiralatsbereiches." Zwar: „Vorläufig gemäßigt und ohne Ausschreitungen", aber: „Plötzliche Verschärfung der Situation zu gewärtigen." N o d i konnten die Heerestruppen als „an Bewegung bisher nicht beteiligt" angesehen werden 63 . Als besonders dringend empfahl das Hafenadmiralat das Einsetzen 60

Meldung des Verbindungsoffiziers des AOK beim Flottenkmdo an AOK, 29. X. 1918 — SOKOL, Seekrieg. 727.

" Ebenda. 62 Hughesdepesche Hafenadmiralat Pola an MS, 29. X. 1918,19,40h - KA, KM/MS PK 1918, IX—4/8 (6.498). Im Seekriegswerk von Sokol, 717 f., ist diese Meldung irrtümlich mit 26. datiert. 63 Allerdings legte das Hafenadmiralat Wert auf den Abschub von 80 Flugschülern des Heeres in Valbandon „als sehr unverläßlichen Elementen". — Hughesdepesche Hafenadmiralat Pola an MS, 29. X. 1918, 19,40 h - KA, KM/MS PK 1918, I X - 4 / 8 (6.498). Noch am 29., um 22 Uhr 45, wurde der Abschub von der MS angeordnet. — KA, KM/MS PK 1918, I X - 4 / 8 (6.498).

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Durchbruch der Nationen

von Beurlaubungen: „Erachte im Einvernehmen mit Flottenkommando dringend geboten, mit Beurlaubung der Marinemannschaft sofort zu beginnen, eventuell in ganz kleinen Partien noch vor Waffenstillstand." 64 Als weniger erfolgversprechend beurteilte das Hafenadmiralat gewaltsames Vorgehen: „Anwendung von Gewalt würde Situation nur verschlimmern. Stabspersonen stehen einer eventuellen Massenbewegung machtlos gegenüber." 65 Trotz allem gab es noch Lebenszeichen der alten Ordnung: Als eine johlende Menge das Marinekasino zu stürmen versuchte, stellten sich ihr deutschsprachige Matrosen und Maschinenschüler — geführt von den Seekadetten Oedl und Graf Kesselstatt — mit blanker Waffe entgegen und vertrieben sie 66 . Noch einmal traten die Spitzen der Marine zusammen — zur Admiralssitzung im Hafenadmiralat am 30. nachmittags, unter Einbeziehung des Flottenkommandanten und der Befehlshaber des Heeres. Sie waren bereits Spitzen ohne Basis, Führer ohne Gefolgschaft, eine Welt von gestern. Ihre Mannschaften trugen nationale Abzeichen auf den Kappen, die Vertrauensmänner rote Armbinden, nationale und sozialistische Tendenzen kreuzten sich, die ihren waren abgeschrieben. Ihre Befehle blieben ohne Echo, die Mannschaften gehorchten nicht mehr, die Magyaren drängten auf Abzug am 1. November, kamen damit den Wünschen der Slawen, allein auf den Schiffen zu bleiben, entgegen. Sich mit Gewalt durchzusetzen, auch das hielten diese Admirale für keine Alternative mehr: „. . . Mittel, die in früherer Zeit in Anwendung kommen konnten", würden „eine unabsehbare Katastrophe herbeiführen", hatte der Flottenkommandant eben gemeldet 67 . Auch in der Stadt waren den Admiralen die Ereignisse entglitten. Ruhe und Ordnung im Kriegshafen sah man nur noch für „kürzeste Zeit" gewährleistet. Eine in Aufstellung begriffene rumänische Marinegarde wurde zwar von der Bevölkerung akklamiert. Aber selbst zwei Vertreter des südslawischen Ausschusses, die beim Hafenadmiral vorgesprochen hatten, waren sich nicht sicher gewesen, den Einfluß auf die Massen zu behalten. Ausschreitungen kämen vor allem von italienisch bestimmten Gruppen her: Bei Einbruch der Dunkelheit tauchten halbwüchsige Burschen und Mädchen auf, zögen, italienisch die Marseillaise singend und „Eviva la liberta!" rufend, umher. Audi solche Bewegung einzudämmen, fühlten die Admirale um den Sitzungstisch sich nicht mehr in der Lage 6 8 . Sie hatten nichts mehr zu bestellen, in der Stadt ebensowenig wie auf den Schiifen, wo die „Neuordnung", wenn sie schon M 66

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65 Ebenda. Ebenda. Situationsbericht Vizeadmiral Meyern-Hohenberg vom 31. X. 1918 aus Pola — K A , M S P K 1918, IX—4/8 (6.520); vgl. SOKOL, Seekrieg. 727. Geheime Hughesdepesche Flottenkmdo an A O K , Adm.z.Ah.Disp. und M S , 30. X. 12,45 h - KA, K M / M S P K 1918, I X - 4 / 8 (6.520 ad). Situationsbericht Vizeadmiral Meyern-Hohenberg vom 31. X. 1918 aus Pola — K A , M S P K 1918, IX—4/8 (6.520); §tefan PASCU, Marea Adunare Na^ionalä de la Alba Cluj 1968. 329.

KM/ 1918, KM/ Iulia.

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nicht aufzuhalten war, wenigstens „auf ruhigem Weg" kommen sollte 69 . Und selbst die Führer des Heeres erklärten, daß die „jetzt noch zuverlässige Infanterie" kaum mehr als einige Tage „in der H a n d " bleiben werde 70 . Das Hafenadmiralat Pola faßte um 17 U h r zusammen: „Flotte und Befestigungen haben ihre Rolle als Kriegsinstrumente ausgespielt. Südslawischer Ausschuß hat bereits Bedenken, ob sie auf Mannschaft ihren auf Ruhe hinzielenden Einfluß behalten werden. Schlechte Elemente gewinnen Oberhand. Gewaltanwendung aussichtslos. Bitte unter obwaltenden Umständen um sofortige Ermächtigung, nötigenfalls ohne Rücksicht auf die Offiziere und Gagisten bindenden Gesetze und Vorschriften handeln zu dürfen und Offiziere und Beamte zu entheben und abzuschieben. Im Einvernehmen mit Flottenkommando." 7 1 Kurze Zeit später stieß der Hafenadmiral f ü r die Entlassung der Marinemannschaft nach: „Beginn Entlassung Marinemannschaft Flotte Pola und Bereich Hafenadmiralat dringend notwendig. Mit Rücksicht auf Lage und Möglichkeit praktischer Durchführung wird beantragt im Prinzip Entlassung, vom ältesten Jahrgang beginnend, freiwillig Verbleibende ausgenommen . . ." 72 Das Hafenadmiralat aber hatte an diesem 30. auch schon Sorge um den Frontwechsel eines Offiziers: Da war der Fregattenkapitän Koch, Südslawe, über Ersuchen des Lokalausschusses des südslawischen Nationalrates in Pola zunächst als Verbindungsoffizier bestimmt, dann in einer Versammlung aber auch in den Ausschuß mit dem Ressort nationale Verteidigung gewählt worden. Der Fregattenkapitän bat, die Wahl annehmen zu dürfen. Das Hafenadmiralat wandte sich an die Marinesektion, nicht ohne den eigenen Standpunkt anzumerken: „Nach Ansicht Hafenadmirals ist Stellung Kochs als Mitglied des Ausschusses mit Offizierscharge nicht vereinbar." 7 3 Die Wiener Zentrale — sich des eigenen Kräfteschwunds bewußt — zeigte sich Koch und dem Nationalausschuß gegenüber konziliant. Binnen weniger Stunden war die Antwort der Marinesektion in Pola: „Eintritt Fregattenkapitän Koch in Ausschuß als Mitglied des Nationalrates im Verhältnis als 68

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Geheime Hughesdepesche Flottenkmdo an AOK, Adm.z.Ah.Disp. und MS, 30. X. 1918, 12,45 h - KA, KM/MS PK 1918, I X - 4 / 8 (6.520 ad). Situationsbericht Vizeadmiral Meyern-Hohenberg vom 31. X. 1918 aus Pola — KA, KM/ MS PK 1918, I X - 4 / 8 (6.520). Hafenadmiralat Pola, Präs.Nr. 6.053, an MS, AOK und HGK Boroevic, 30. X. 1918, 17 h - KA, KM/MS PK 1918, I X - 4 / 8 (6.532). Hughesdepesche Hafenadmiralat Pola an MS, Sehr dringend, 30. X. 1918, 17,20 h — KA, KM/MS PK 1918, IX—4/8 (6.519). Verwaltungstechnische Vorschläge waren angeschlossen: „Leute werden auf einen Monat beurlaubt, Abfertigung von zuständigem Rechnungskörper. Depositen und einmonatige Urlaubsgebühren werden bei Abgang ausbezahlt. Militärische Abfertigungsdokumente werden nachgesendet. Bisher nicht einmal normaler Verlag von 4 Millionen eingetroffen. Bitte sofort Einsendung dieses und entsprechende Ergänzung durch weitere 10 Millionen . . ." Und es hieß bereits: „Im Einvernehmen mit Flottenkommando und Matrosenkorps." — SOKOL, Seekrieg. 730. Hafenadmiralat Pola an MS, 30. X. 1918,2,30 h - KA, KM/MS PK 1918, I X - 4 / 8 (6.510 ad).

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aktiver Offizier Allerhöchst genehmigt.. ." 7 4 Konziliant war man auch in der Frage der Entlassungen. Am Abend des 30. hatte das Hafenadmiralat die beantragte Entscheidung der Marinesektion in der Hand: „ . . . erhält Hafenadmiralat Ermächtigung, Offiziere und Beamte der Sachlage entsprechend zu entheben und abzuschieben." 75 Nach Cattaro hatte das Flottenkommando die Befehle für erste Schritte in der Mannschaftsbeurlaubung, wie sie in Pola und Cattaro vorzusehen war, noch am selben Abend durchgegeben: „Flottenkommando beginnt heute mit Beurlaubung der Mannschaften deutscher und ungarischer Nationalität der ältesten Assentjahrgänge der Schlachtschiffe. Kreuzerflottille hat analog älteste Assentjahrgänge bis zu einem räsonablen Prozentsatz des Gesamtstandes auf unbegrenzte Zeit zu beurlauben." 76 Inzwischen meldeten sich auch Fiume und Triest. In Fiume war seit drei Tagen die Arbeit im Hafen im Stocken, die Schiffsbemannungen machten keinen Dienst, nur die Bekohlung der Spitalschiffe konnte aufrechterhalten werden. In der Stadt kamen im Griff nach der staatlichen Macht — ab 29. — bereits nationale Rivalitäten zur Geltung: Südslawen ebenso wie Italiener demonstrierten. Soldaten und Kriegsgefangene nahmen an den Demonstrationen teil. Offiziere und Mannschaften kroatischer Nationalität der Fiumaner Garnison besetzten den Gouverneurspalast. Offiziere, die keine südslawische Kokarde trugen, wurden insultiert. Und schon fürchtete man die Banden aus dem südslawischen Hinterland, die „Bolsevikibewegung" 77 . Hoffnungsarm war auch die Meldung vom Seebezirkskommando Triest: Aufläufe in der Stadt, italienische Trikoloren in der Menge, Kundgebung vor dem Municipio, auch dort Hissen der italienischen Fahne, Proklamierung der „Citta libera". Das Schlagwort sollte sichtlich auch für die Arrestanten gelten, denn der Garnisonsarrest wurde gestürmt, die Wachen überwältigt, dem Arrestkommandanten die Kappenrose heruntergerissen, rund 160 Arrestanten befreit. Und mit Musik zog eine Menge von 2.000 bis 3.000 Personen nach dieser Tat durch die Stadt. Als das Gerücht sich verbreitete, die britische Flotte werde Triest anlaufen, sammelte die Menge sich auf den Moli und der Riva. Plünderungen von Depots, auch im Hafen, setzten ein. Das Landsturmbataillon 210 meuterte, das Landsturmbataillon 40 erwies sich für einen Einsatz unter den gegebenen Umständen als zu schwach. Das Kommando der Isonzo-Armee sah die Heranführung der 57. ID nach Triest vor. Zu solchem Eingreifen fehlte es freilich schon an Zeit. Am Abend des 30. nahm der Seebezirkskommandant mit Vertretern des Südslawischen NationalM S an Flottenkmdo und Hafenadmiralat, 30. X. 1918, 13 h — SOKOL, Seekrieg. 729. Hughesdepesche M S an Hafenadmiralat Pola, 30. X. 1918,19,10 h - KA, K M / M S P K 1918, IX—4/8 (6.532). , e Flottenkmdo an Kreuzerflotillenkmdo, 30. X. 1918, 16,30 h — SOKOL, Seekrieg. 729. " Telegr. der Adria-Verkehrsleitung Fiume, Op.Nr. 1.082/II, an M S , 30. X. 1918,18 h — K A , K M / M S P K 1918, I X - 4 / 8 (6.528); Sepie, Italija. 369. 74

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rates und dem „Comitate* di salute pubblica" Fühlung auf. Am 31. schließlich sollten die Italiener vom Statthalter Freiherrn von Fries-Skene die Macht übernehmen.. . 7 8 Weiter südlich lag Sebenico. Dort hatte es seit Monaten eine Konspiration gegeben, von Marineunteroffizieren geführt, über Vertrauensmänner auch den Zivilbereich erfassend, mit konkreten Angriffsplänen. Zu Aktionen war es freilich bisher nicht gekommen. Man hatte sich sichtlich nicht stark genug gefühlt 79 . Am 28. Oktober glaubte man sich einer Zahl von rund 800 Matrosen, der Hälfte der im Hafen stationierten, sicher zu sein 80 . Noch fürchtete man ein Bataillon Magyaren in der Stadt. So war der Ausschuß, der sich „revolutionär" nannte, zu revolutionärer Tat nicht recht gekommen. Am 29. morgens erfolgte schließlich die Machtübernahme. Der Stadtausschuß des Nationalrates übernahm die politische Verwaltung, die Marine-Unteroffiziere das Seebezirkskommando und die in Sebenico befindlichen Schiffseinheiten 81 . Im äußersten Süden: der Golf von Cattaro. Dort war am 30. ein kroatischer Abgeordneter eingetroffen, hatte der Mannschaft empfohlen, auf ihren Posten auszuharren. Die Kroaten versprachen es. Hochrufe auf den Südslawenstaat beschlossen die Versammlung. Ein Vertreter der Magyaren wurde noch erwartet. Auch aus Cattaro waren inzwischen die kaiserlich-deutschen U-Boote in Richtung Deutschland ausgelaufen . . , 82 Flottenübergabe In Wien im Schloß Schönbrunn arbeitete man an jenem 30. aber bereits ein Dekret aus, das für die k. u. k. Kriegsmarine das Ende setzen sollte. Unter dem Eindruck der Meldungen über die Entwicklung auf den Schiffen und Landstationen, der Forderung des südslawischen Nationalrates nach der Flotte einerseits und der vagen Hoffnung anderseits, daß dieser Nationalrat der Slowenen, Kroaten und Serben noch ein Glied eines künftigen gemeinsamen Nationalitätenstaates bilden könnte 83 , hatte man sich zur Übergabe der '» Seebezkmdo Triest, Res.Nr. 10.414, an MS und Flottenkmdo, 30. X . 1918, 18,50 h — KA, K M / M S P K 1918, IX—4/8 (6.527); Hughesdepesche Seebezkmdo Triest an Flottenkmdo, MS und Marinereferent beim AO Κ, 3 1 . Χ . 1918 - ΚΑ, K M / M S P K 1918, I X - 4 / 8 (6.550); Telegr. H G K F M v. Boroevic an AOK, 31. X . 1918 - KA, AO Κ Op.Abt. ν. 1918,148.933; Milica KACIN-WOHINZ: Primorski Slovenci pod italijansko zasedbo 1918—1921 (Die Slowenen des Küstenlandes unter italienischer Besatzung 1918 — 1921). Maribor/Trst 1972.46 ff. 79 Zagreb hielt zusätzlich zurück. Schon Mitte Juli hatte Dr. Drinkovic dem Ausschuß nahegelegt, „die Aktion nicht zu übereilen" und auf eine „allgemeine revolutionäre Bewegung im gesamten Land" zu warten. In den letzten Oktobertagen war es noch Dr. Smolcic, der Vorsitzende des Stadtausschusses des Narodno vijece, der vom Losschlagen abriet. — CULINOVIC, 1918 na Jadranu. 51; FORETIC, Antiaustrijski pokreti. 207. 80 Im Oktober 1918 bestand auch ein Stadtausschuß, der die Organisation und Bewaffnung der Bürger für die Unterstützung einer revolutionären Aktion der Matrosen betrieb. — 81 Ebenda. 208. FORETIC, Antiaustrijski pokreti. 205. 82 Tagebuch des LSchLt. Peter Frh. v. Handel-Mazzetti — SOKOL, Seekrieg. 734. 83 SOKOL, Seekrieg. 730 ff.

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Flotte entschlossen. Der Admiral zur Allerhöchsten Disposition, Admiral Ritter von Keil, der Chef der Marinesektion, Vizeadmiral von Holub, der Chef des Generalstabes, G O von Arz, der Minister des Äußern, Graf Andrassy, waren in die Beratungen einbezogen gewesen. Der Kaiser hatte mit der Unterzeichnung des Übergabebefehls, der die Dauerbeurlaubung der nicht-südslawischen Mannschaften einschloß, lange gezögert 84 . Um 17 Uhr wurde der Befehl ausgestellt. Um 20 Uhr erhielten ihn das Flottenkommando, die Hafenadmiralate Pola und Golf von Cattaro sowie die Seebezirkskommanden Triest, Fiume und Sebenico: „Über Allerhöchsten Auftrag wird verfügt: Aller Mannschaft, welche nicht südslawischer Nationalität angehört, kann über Verlangen bei gleichzeitiger dauernder Beurlaubung die Heimkehr gestattet werden. Die Flotte, Marineanstalten und sonstiges Marineeigentum wird dem südslawischen Nationalrate in Agram — in Pola im Wege des lokalen Ausschusses — sukzessive übergeben. Von den übergebenden k. u. k. Behörden und Kommanden ist die Geltendmachung des Eigentumsrechtes der nicht südslawischen Staaten, respektive Nationen wegen seinerzeitiger Ablösung protokollarisch ausdrücklich vorzubehalten. D a ein Flaggenwechsel aus internationalen Gründen nicht sofort durchführbar ist, wäre nach Ubergabe an den südslawischen Nationalrat der Führung nationaler Abzeichen neben der Kriegsflagge kein Hindernis in den Weg zu legen. Dem gesamten Stabe steht es frei, auf den Einheiten der Flotte und bei den Behörden nach ordnungsmäßiger Ubergabe an den südslawischen Nationalrat weiter dienstleistend zu verbleiben. Im Interesse der ordnungsmäßigen Abwicklung und der Erhaltung des Marineeigentums hat das Flottenkommando und das Kriegsministerium (Marine-Sektion) auf sukzessiven Abgang verantwortlicher Stabspersonen entsprechenden Einfluß zu nehmen. Vom Kriegsministerium, Marine-Sektion, wird ein Vertreter mit dem südslawischen Nationalrat in Agram wegen Festsetzung weiterer Details direkt in Verhandlung treten. Die k. u. k. Marinebehörden und Kommanden haben zur Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung, Regelung des Abtransportes weiter Sorge zu tragen. Admiral zur Allerhöchsten Disposition. Detailverfügungen des Kriegsministeriums, Marine-Sektion, werden folgen. Marine-Sektion." 85 84 85

Ebenda. 732. Hughesdepesche M S an Flottenkmdo, Hafenadmiralate Pola und Golf von Cattaro, Seebezirkskommanden Triest, Fiume und Sebenico, 30. X . 1918,20 h — K A , K M / M S P K 1918, I X — 4 / 8 (6.511); vgl. SOKOL, Seekrieg. 732 f. Abends gab die M S noch Detailanweisungen weiter: „Zur Verständigung aller unterstehenden Kommanden und Behörden. D a s k. u. k. Kriegsministerium, Marine-Sektion, sowie alle ihr unterstellten Marinebehörden bleiben bis auf weiteres in Tätigkeit. Beide Hafenadmiralate und die Seebezirkskommanden haben abgehende Mannschaft nicht über Pola abzufertigen, sondern von Ort und Stelle aus dauernd zu beurlauben. Infektionsfähige Er-

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Brach für die einen mit diesem Befehl eine W e l t zusammen, gingen die anderen bereits an die N e u b e s e t z u n g der entscheidenden Dienstposten: D e r Linienschiffskapitän Janko V u k o v i c de Podkapelski sollte das F l o t t e n k o m m a n d o übernehmen, der Fregattenkapitän Franz Wutscher das H a f e n a d m i r a l a t in Pola, der Fregattenkapitän M e t h o d Koch das M a r i n e k o m m a n d o in Pola 8 6 . U n d am 31. w u r d e in Zagreb der Kontreadmiral Dragutin v o n Prica z u m Oberkommandierenden der südslawischen Kriegsmarine ernannt 8 7 . A n diesem 31. w a n d e l t e Pola endgültig sein Gesicht. A m Vormittag bildeten nun audi die deutsch-österreichischen Angehörigen der Kriegsmarine ihre ersten nationalen Gremien: Offiziere w i e Mannschaften trafen einander am 31. zu einer Versammlung, bei der die Abgeordneten Forstner und Sever Ansprachen hielten. Ein Komitee w u r d e aufgestellt, das die Interessen der Deutschen wahren sollte 8 8 . Mittags schon sah man zahlreiche südslawische Fahnen in der Stadt 8 9 . K n a p p nach 12 U h r wurden H a f e n a d m i r a l a t und K r i e g s h a f e n k o m m a n d o an die Südslawen übergeben 9 0 . U n d am N a c h m i t t a g dieses Tages w u r d e auf dem Marinefriedhof der Korvettenkapitän Milosevic begraben — mit einer letzten

krankungen sowie offene Tuberkulose und infektionsfähiges Trachom schließen von dauernder Beurlaubung aus. Nominallisten dauernd Beurlaubter an Matrosenkorps und MarineSektion, 2. Abteilung, senden. Zuständige Kommandanten nach Möglichkeit Gnadenakte gegen gerichtlich Verurteilte vor Übergabe vornehmen. Untersuchungshäftlingen Haftgrund überprüfen und nach Tunlichkeit Versetzen auf freien Fuß." — KA, KM/MS PK 1918, IX—4/8 (6.513). Der Übergabebefehl war auch an das Donauflotillenkommando abgegangen, wobei die Übergabe an die ungarische Regierung und die entsprechende Entlassung der nichtungarischen Mannschaft erfolgen sollte. Allerdings hat das HGK Baron Kövess sich dagegen sofort verwahrt: „Die Durchführung des Übergabebefehles käme einer Demobilisierung der Donauflotille gleich. Der Ausfall der Mitwirkung derselben unter den gegenwärtigen Verhältnissen wie die Rückwirkung auf die Disziplin und das Ausharren einer Anzahl österr.ungar. Truppen der HG wäre folgenschwer. Zumindest wäre erst die Zusendung von geeigneten Mannschaften und Offizieren ungarischer Nationalität als Ersatz für jene südslawischer Nationalität geboten. Das Telegr. MS PK 6511 wurde dem Donauflotillenkmdo. noch nicht ausgefolgt." — Telegr. HGK FM Baron Kövess, Op.Geh.Nr. 54, an MS, 30. X. 1918, 21,30 h - KA, KM/MS PK 1918, I X - 4 / 8 (6.525). Am 31. Oktober wurde in diesem Zusammenhang von Erzherzog Joseph aus noch dahingehend interveniert, die ungarische Marinemannschaft möge nicht unmittelbar in Pola entlassen, sondern unter Führung ungarischer Offiziere nach Komärom in Marsch gesetzt werden, um von dort aus ihre Einreihung in die Donauflotille vorzunehmen. —. Telephonat Gdl Szurmay an MS, 31. X. 1918 — KA, KM/MS PK 1918, I X - 4 / 8 (6.525 ad). 86 SOKOL, Seekrieg. 734. 67 Ebenda. 735. 88 Ebenda. 735. 8 > Meldung des Frgkpt. Lang Edlen von Waldthurn an MS, 1. XI. 1918, 17 h - KA, KM/MS PK 1918, I X - 4 / 8 (6.585). ,0 Hughesdepesche des Hafenadmirals und Kriegshafenkommandanten in Pola, Kontreadmiral Cicoli, an MS und Adm. Keil, 31. X. 1918, 12,30 h - KA, KM/MS PK 1918, IX—4/8 (6.524). Die MS vermerkte für das AOK, daß die Übergabe des Kriegshafenkmdo durch PK 6.511 nicht gedeckt sei.

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Ehrenkompanie von S. M. S. „Viribus Unitis" und Generaldecharge, Salut schon vergangener Zeit 91 . Vor solchem Hintergrund fand im Zeichen von Abschied und Neubeginn am 31. die Übergabe der Flotte statt. Der Flottenkommandant Kontreadmiral von Horthy wandte sich noch einmal an den Kaiser: „Im Begriffe, befehlsgemäß die k. u. k. Flotte an die Jugoslawen zu übergeben, drängt es mich, in den letzten Minuten, in denen noch die rot-weiß-rote Flagge weht, die während des ganzen Krieges ehrenvoll und unbesiegt geführt wurde, Eure Majestät meiner unwandelbaren Treue zu versichern." 92 Auf dem Flaggenschiff, dem „Viribus Unitis", hielt der Flottenkommandant seine Abschiedsansprache. Gegen 16 Uhr 45 wurde die Kriegsflagge eingeholt, der Admiral nahm sie mit an Land. In der Dämmerung wurde die südslawische Flagge gehißt und mit 21 Schuß begrüßt. Den nicht in Pola befindlichen Flottenverbänden und den Marinebehörden an Land wurde die Flottenübergabe durch ein Fernschreiben mitgeteilt: „In Befolgung des Allerhöchsten Befehles habe ich heute vormittag die gesamte k. u. k. Flotte samt deren Material und Vorräten bei ausdrücklichem protokollarischem Vorbehalt der Geltendmachung des Eigentumsrechtes der nicht südslawischen Staaten bzw. Nationen der bisher bestandenen öst.-ung. Monarchie den Bevollmächtigten des jugoslawischen Nationalrates übergeben und lege mein Kommando soeben in die Hand des vom Nationalrat ernannten provisorischen jugoslawischen Flottenkommandanten, Lschkpt. Janko Vukovic de Podkapelski, und schiffe mich aus, mit welchem Moment bei Einholung meiner 91

82

SOKOL, Seekrieg. 7 3 5 .

Depesche Flottenkmdt an Kaiser Karl, 31. X . 1918 - KA, K M / M S P K 1918, I X - 4 / 8 (8.005); SOKOL, Seekrieg. 736 f. Das Übergabeprotokoll hatte folgenden Wortlaut: „Protokoll aufgenommen anläßlich der auf Allerhöchsten Befehl Seiner k. u. k. Apostolischen Majestät erfolgenden Übergabe der k. u. k. Flotte an die legalisierten Delegierten des Nationalrates der Slowenen, Kroaten und Serben in Zagreb: Anwesende seitens der k. u. k. Flotte: K. u. k. Kämmerer und Kontreadmiral Nikolaus Horthy de Nagybänya, Flottenkommandant; k. u. k. Linienschiffskapitän und Kommodore Franz Lauffer, Kommandant der II. Division; k. u. k. Linienschiffskapitän Adolf Schmidt, mit der Führung der I. Division betraut; k. u. k. Linienschiffskapitän Emil Konek Edler von Norwall, Flottenstabschef; k. u. k. Fregattenkapitän Franz Morin, Kommandant der II. Torpedoflotille. Anwesende seitens des Nationalrates der Slowenen, Kroaten und Serben in Zagreb: Dr. Ante Tresic-Pavicic, Vilim Bukäeg, Dr. Ivo M. Cok; und die Mitglieder des Lokalausschusses Pola des erwähnten Nationalrates: Lacko Kriz, Dr. Lovro Skalier, Dr. Mirko Vratovich, Dr. Mario Krmpotic, Fregattenkapitän Method Koch. Die k. u. k. Flotte samt deren Material und Vorräten wird hiermit unter ausdrücklichem Vorbehalt der Geltendmachung des Eigentumsrechtes der nicht südslawischen Staaten, respektive Nationen der bisher bestandenen österreichisch-ungarischen Monarchie dem Nationalrate der Slowenen, Kroaten und Serben in Zagreb übergeben. Pola, am 31. Oktober 1918. Folgen Unterschriften."

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Kmdoflagge die jugoslawischen Farben gehißt werden. Die Flottenteile in Sebenico und im Golf von Cattaro werden auf Grund des ,in duplo' ausgefertigten Ubergabeprotokolls nächster Tage von den zur See dahin abgehenden Bevollmächtigten persönlich übernommen werden." 93 Nun erfolgte auch im zweiten Kriegshafen der Donaumonarchie, im Golf von Cattaro, die Ubergabe. Dort lag unter Kommodore Linienschiffskapitän Heyssler die Kreuzerflottille, der auch die 3. schwere Division zugeteilt war, die Schlachtschiffe der „Erzherzog"-Klasse. Der Golf von Cattaro schien zeitweise nachrichtenmäßig bereits abgeschnitten. Dann war der Ubergabebefehl eingetroffen. Noch hatte Kommodore Heyssler am 31. Oktober nachmittags angesichts der ungünstigen Verbindungen vom Golf aus und der unsicheren Verhältnisse an Land — Truppen im Rückzug, Bandenunwesen — die Verlegung zwecks Übergabe in verkehrstechnisch besser gelagerte Häfen erwogen 94 . Der Schlußakt fand dennoch im Golf von Cattaro statt. Kontreadmiral von Voncina, Hafonadmiral und rangältester Seeoffizier im Golf, Kroate, galt als kaisertreu. Der Admiral befahl das Einholen der Flagge für den 1. November 8 Uhr früh unter Salut und Spiel. Stumm, im Bann des Augenblicks, standen selbst die slawischen Matrosen in den Reihen. Die alte k. u. k. Flagge auf den Einheiten im Golf von Cattaro sank, während Offiziere und Mannschaft in Paradeaufstellung angetreten waren, unter den Klängen der Volkshymne und unter den Schlägen des Trauersaluts von 21 Schuß . . . 9 5 In Pola erfüllte sich — schon unter südslawischer Flagge — an diesem Morgen des 1. das Schicksal des Flaggenschiffs der Flotte, des „Viribus Unitis". Minen, die zwei über See eingedrt ngene italienische Marineoffiziere unter Bord des Schiffes angebracht hatten, rissen tödliche Lecks. Mit dem Untergang des Schlachtschiffs ging sein ehemalige r Kommandant und nunmehr neuernannter Flottenkommandant Linienschiffskapitän Vukovic de Podkapelski — alter Tradition verhaftet — freiwillig in di;n Tod 9 6 . 93

94

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Hughesdepesche Kontreadmiral Horthy an Adm.z.Ah.Disp., M S und A O K , 31. X . 1918 — K A , K M / M S P K 1918, I X - 4 / 8 (6.571). Hughesdepesche Kreuzerflotillenkmdo in Castelnuovo an M S , 31. X . 1918, 15,40 h — K A , K M / M S P K 1918, I X - 4 / 8 (6.560); HEYSSLER, Memoiren. 467 f. HEYSSLER, M e m o i r e n . 4 6 7 f . ; v g l . SOKOL, S e e k r i e g . 7 3 7 .

D a s Übergabeprotokoll im Golf von Cattaro hatte folgenden Wortlaut: „ Ü b e r Allerhöchsten Befehl übergebe ich mit heutigem T a g e die im Golf von Cattaro anwesenden und mir unterstellten Einheiten der k. u. k. Kreuzerflottille und 3. SchlachtschifFdivision dem militärischen Vertreter des jugoslawischen Staates unter ausdrücklichem Vorbehalt aller Ansprüche, die sich aus dem Miteigentumsrecht der übrigen Teile der österreichisch-ungarischen M o n archie ergeben. Golf von Cattaro, am 1. November 1918 Übernehmer: Übergeber: A. Catinelli, Kontre-Admiral E. Heyssler, k. u. k. Kommodore und Kommandant der Kreuzerflotille." — Übergabeprotokoll (Original mit Siegel d j s Kreuzerflotillenkmdo) vom 1. X I . 1918 — K A , K M / M S P K 1918, I X - 4 / 8 (8.045). 96

SOKOL, S e e k r i e g . 738.

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Sarajevo: „. . • insolange mein Kaiser ausharrt, muß auch ich ausharren.* Besorgt überschlug der Kommandierende General in Bosnien-Herzegowina-Dalmatien, Generaloberst Baron Sarkotic, die ihm noch zur Verfügung stehenden Kräfte. Mit 15. Oktober unterstanden ihm 19 Bataillone, 6 1 A Etappenbataillone, 12 Küstenschutzkompanien, rund 100 stabile MG, 79 Batterien — die Artillerie-Abteilungen „Dalmatien Nord", „Dalmatien Süd" und „Montenegro" — und 2 technische Kompanien. Das ergab insgesamt 13.600 Feuergewehre, 320 mobile und 660 stabile Geschütze97. Von der dem Generalobersten unterstellten 45. SchD standen allerdings nur das Sturmbataillon und das I. Bataillon SdiR 17 als Reserven um Sarajevo bereit, das Gros der Division deckte im Raum Rogatica die bosnische Ostgrenze 98 . Die Truppen befanden sich auf unruhiger Plattform. Die Sicherheitsverhältnisse waren schon Ende des Sommers bedenklich gewesen. Der Herbst hatte die Unruhe noch gesteigert. Der Landeschef und Kommandierende General zeigte sich in seinem Tagebuch vor allem über die Bandenbewegungen in Nordwestbosnien besorgt99. Im Oktober kam die zunehmende Bedrohung von der Saloniki-Front her hinzu. Da resignierte auch Sarkotic: „Ich kann mich des Eindruckes nicht erwehren, daß die begonnene politsche und militärische Zersetzung rasche Fortschritte machen wird und sehe leider keinen anderen Ausweg, wie dieser Zersetzung bei Zeiten noch Einhalt geboten werden könnte, als durch einen raschen Frieden, sei es auch durch einen Separatfrieden." 100 Seine Position in Sarajevo gab der Generaloberst freilich nicht leicht auf. Nachrichten trafen ein, die die bevorstehende Proklamation eines südslawischen Staates in Zagreb anzeigten. Sarkotic erließ am 27. Oktober eine Kundmachung an die Bevölkerung: Sarajevo gehöre als Festung zum Kriegsgebiet, Ordnung, Ruhe und Sicherheit müßten unter allen Umständen gewahrt «' ÖU1K Vir. Beilage 32; Kmd.Gen. in BHD, Op.Nr. 8.282, an AOK Op.Abt., Feldpost 11, Sarajevo 14. X . 1918 - KA, AOK Op.Abt. v. 1918, 113.681. ββ ÖU1K VII. 780 und 786. Vgl. dazu die Angaben von Oberst Berger, der offenbar auf Grund vorher ergangener Bereitstellungsbefehle für den 1. Okt. 1918 dem Kommandierenden General in Bosnien-Herzegowina-Dalmatien schon folgende Truppen als unterstellt sehen wollte: Die 45. SchD mit der 89. und 90. SchBrig. und der 45. FABrig. sowie die 63. und 64 IBrig. der 32. ID, insgesamt 30 Bataillone mit 21.000 Feuergewehren, 500 MG, 72 H M G , 834 Geschützen, 78 Minenwerfern, 32 Granatwerfern und 64 Luftfahrzeugabwehrkanonen. — Kriegswissenschaftliche Manuskripte zum Kriege 1914—1918: Allgemeine Serie. A — 64: Oberst BERGER, Studie, das Schicksal der österr.-ungar. Armee anläßlich des Umsturzes im Jahre 1918 betreffend. Wien 1939. Demgegenüber bleibt festzustellen, daß nur die halbe 32. ID — die IR 23 und 123 — und diese erst in den letzten Oktobertagen nach Bosnien verlegt wurde. — Bericht des Obersten Karl von Zuna, Kmdt 64. IBrig., Graz 20. IV. 1919 — KA, AOK, Umsturzberichte der Infanteriebrigaden 1918. Vgl. II. 110. " AH Zagreb, Tagebuch Sarkotic, Buch 1918, 2 5 . - 2 8 . X . 1918, 124. Vgl. KLEIN, Sarkotic. Wien 1969. 100 Abschrift eines Briefes von GO Sarkotic an den Gemeinsamen Finanzminister Baron Spitzmüller, Pers.Nr. 345, Sarajevo 24. X . 1918 - KA, M K S M v. 1918, 1 - 3 / 6 5 .

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bleiben; jeder Agitation und Störung der Ordnung würde entschieden entgegengetreten werden. An die Truppen richtete der Kommandierende General den Befehl, die Sicherheit jedenfalls zu gewährleisten und jedem gewaltsamen Umsturz entgegenzutreten. Militärpersonen war die Teilnahme an politischen Manifestationen grundsätzlich untersagt 101 . Am 29. erfolgte der Umsturz in Zagreb. Der Landeschef notierte: „In Sarajevo selbst sdiien die überlaute Freude der Serben auf die Kroaten und Muselmanen wohl einigermaßen kalmierend zu wirken, aber Frauen und Jugend zeigten sich bereits auf der Gasse nur mehr mit den nationalen Kokarden, welche dann auch allgemein getragen wurden. Abends ließ der neu gebildete ,Bosnische Nationalrat' bei mir anfragen, ob ich geneigt sei, ihn am kommenden Tag zu empfangen, was ich zusagte." 1 0 2 Noch verhielten die Politiker sich zurückhaltend, wagten auch die Forderung nach Sarkotic' Rücktritt nicht offen vorzubringen 103 . Am 30. vormittags verlangten die bei Sarkotic vorsprechenden Vertreter des Nationalrates lediglich die Einstellung der Viehrequisition durch das Militär, ein Verbot jeglichen Exportes aus Bosnien und die Entlassung der restlichen politischen Häftlinge aus Zenica und Travnik 1 0 4 . In Sarajevo selbst herrschte an diesem 30. noch Ruhe. Von der ostbosnischen Front aber trafen bereits bedenkenerregende Meldungen von den Truppen ein. Bei Rogatica und Tuzla waren vor allem ungarische Bataillone mit dem Verlangen nach Rücktransport in die Heimat aufgetreten. Der Kommandierende General wies die Kommandanten an, insgeheim Vorbereitungen zum Abtransport zu treffen, aber noch keine Marscherlaubnis zu geben 105 . Die wenigen Radiobefehle, die inzwischen die Station der Landesregierung aus Wien oder Budapest aufgefangen hatte, brachten kaum Klärung: so der Befehl des Kriegsministeriums, daß die Militärkommanden den Nationalräten Truppen zur Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung zur Verfügung stellen sollten 106 . Sarkotic faßte die Wiener Direktive so auf, daß über Ansuchen der Nationalräte im Bedarfsfalle Assistenzen beizustellen seien — nicht mehr. Anders der Militärkommandant G d l von Mattanovich. Er stellte sich 101 102 103

104 105 106

AH Zagreb, Tagebuch Sarkotic, 25.-28. X. 1918, 124 ff. Ebenda, 29. X. 1918, 126. Bereits am 22. Okt. hatte Sarkotic beim Gemeinsamen Finanzminister Baron Spitzmüller sein Demissionsgesuch eingereicht und am 27. in einem ChiffretelegTamm wiederholt. Am 29. kam als Antwort ein Ministerratsbeschluß, der ihn aufforderte, auf seinem Posten zu verbleiben. Auch der Kaiser gab der Demission des Landeschefs nicht statt: Er wisse für das Übergangsstadium zur Nationalregierung keine geeignetere Persönlichkeit. — AH Zagreb, Tagebuch Sarkotic, 22. X. 1918, 120; Briefe Spitzmüllers an GO Sarkotic vom 29. und 30. X. 1918 - DAS, Präs. 1918, 946; Telegr. Sarkotic an Spitzmüller, 27. X. 1918 — DAS, Präs. 1918, 937. Vgl. KLEIN, Sarkotic. Wien 1969. Nur die erste Forderung wurde von Sarkotic grundsätzlich abgelehnt. — AH Zagreb, Tagebuch Sarkotic, 30. X. 1918, 127. Ebenda, 129. Erl. K M Abt. 5, Nr. 13.200, an alle MilKmden, Kmd.Gen. in BHD, 28. X. 1918 - ΚΑ, M K S M ν. 1918, 69-27/4.

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samt seinen Truppen dem Bosnischen Nationalrat zur Gänze zur Verfügung 1 0 7 . Am Abend des 30. lief die Meldung ein, daß die Bergestelle und die Baracke für die Trainpferde in Sarajevo vom Pöbel angegriffen und ausgeraubt worden seien. Ein aus der Filipovic-Kaserne herbeigerufenes Bataillon — das polnischruthenische I/SchR 17 — hatte jedoch in kürzester Zeit die Ordnung wiederhergestellt. Allerdings wurde audi berichtet, daß sich vor allem die jungen tschechischen und serbischen Offiziere vielfach sehr aggressiv und herausfordernd benähmen 108 . Spät abends noch erschien bei Sarkotic sein Generalstabschef, der Oberst Apollonio. Er meldete, aus Wien sei Befehl eingetroffen, bei allen Truppen sofort eine Abstimmung dahingehend vorzunehmen, ob sie monarchistisch oder republikanisch gesinnt seien 109 . Das Resultat der Abstimmung sollte schon am nächsten Tag beim Ministerrat in Baden zur Verfügung stehen. Die Mannschaften mußten demgemäß mitten in der Nacht geweckt werden, um noch rechtzeitig abstimmen zu können. Der Kommandierende General in Sarajevo vermochte die Wiener Befehle nur noch als den beginnenden Untergang zu deuten: „Ich mußte sie als Vorboten einer geschichtlichen Wendung ansehen, die kein Sterblicher mehr aufhalten konnte . . . " n o Am 31. früh meldete der Oberst Apollonio das Abstimmungsresultat in Sarkotic' Kommandobereidi: 57 % hatten für die Monarchie, 43 %> für die Republik gestimmt 111 . Dann meldete sich Budapest: Ein Befehl forderte die Rückkehr der ungarischen Truppen. Der Generaloberst gab den Befehl nicht weiter 112 . Weitere bittere Meldungen für den General: Neue politische Faktoren tauchten auf. In den Provinzstädten hätten sich bereits verschiedentlich Nationalräte gebildet. Sie verlangten die Übergabe der Verwaltung und die Unterordnung der Gendarmerie. Und ein Großteil der Gendarmerie deutscher Nationalität habe außerdem um die Erlaubnis zur Rückkehr in die Heimat gebeten. In der Hauptstadt, in Sarajevo selbst, aber würden bereits Bilder 107 108 109

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A H Zagreb, Tagebuch Sarkotic, 30. X. 1918, 130. Ebenda, 130 f.; vgl. NOWAK, Chaos. 51. AH Zagreb, Tagebuch Sarkotic, 30.X.1918,131. Dieser Befehl war ohne Wissen des General stabschefs GO Arz in der Militärkanzlei auf Anregung des Generaladjutanten G M Baron Zeidler-Daublebsky entworfen worden. Der Befehl wurde damit begründet, daß die Nationalräte republikanische Staatsgebilde schaffen wollten und daß dabei auch die Männer vom 18. bis zum 50. Lebensjahr, die im Felde standen, ein Mitspracherecht haben sollten. Dennoch erhoffte Zeidler deutliches Votum für die Monarchie. — ÖU1K VII. 654. AH Zagreb, Tagebuch Sarkotic, 30. X. 1918, 132. Ebenda, 31. X. 1918, 133. Auffallend war, daß beim Ersatzbataillon des III. Kaiserschützenregiments in Doboj, das sich hauptsächlich aus den allgemein als kaisertreu geltenden Pustertalern zusammensetzte, unter den Offizieren nur 8% und unter der Mannschaft nur 10% für die Monarchie gestimmt hatten. Der Landeschef führte dies auf die Tatsache zurück, daß sich die Südtiroler in Bosnien „unglücklich" gefühlt hätten. Gerüchte besagten aber auch, daß junge, sozialistisch gesinnte Reserveoffiziere die Mannschaft beeinflußt hätten. — Ebenda. Ebenda, 133. f.

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von König Peter umhergetragen, und einzelne Passanten seien gezwungen worden, die Bilder zu küssen. Der Generaloberst im Konak verfügte: 1. die politischen Behörden amtieren auch weiter wie bisher, die Nationalräte haben sich in die Verwaltung nicht einzumengen, allenfalls nützliche, von ihnen vorgebrachte Wünsche sollen berücksichtigt werden; 2. die Gendarmerie untersteht, wie bisher, ausschließlich den politischen Behörden; von keiner anderen Seite darf sie Weisungen entgegennehmen; 3. den Nationalräten ist seitens der politischen Chefs zu erklären, daß ihnen keine Ingerenz auf die Verwaltung zusteht 113 . Der Gendarmeriekommandant wurde außerdem angewiesen, die Gendarmen zum Ausharren zu bewegen. Neuerlich sprach am 31. eine Delegation des Bosnischen Nationalrates beim Landeschef vor. Als Sprecher raffte Dr. Sunaric sich nun dazu auf, von Sarkotic die Machtübergabe zu verlangen. Der Landeschef verwies auf Kontakte mit Wien, er wolle noch die entsprechenden Instruktionen abwarten. Im übrigen verwahre er sidi entschieden gegen jeden Druck. Dennoch dachte der Landeschef an die Übergabe, wollte überleiten: Er gab der Delegation Informationen über die bosnische Wirtschaft und die Finanzlage des Landes, um sie für die Übernahme der Regierung vorzubereiten 114 . Inzwischen krachte es bereits im Gebälk der Armee. Nachmittags meldete F M L von Bellmond, der Kommandant der 32. ID, aus Tuzla: Die Truppen seien nicht mehr zu halten, und die Kommandanten begännen jeden Einfluß zu verlieren. Der Divisionär bat Sarkotic, am nächsten Tag abmarschieren zu dürfen 115 . Auch die Marschkompanien in Prijedor und Banjaluka, die bisher Ruhe bewahrt hatten, begannen nun gruppenweise in ihre Heimat abzugehen. Aus Prijedor und Zenica wurden zudem Einfalle des Grünen Kaders gemeldet. In diesem Zusammenhang wieder wurde auch die Frage der Kriegsgefangenen akut. In Ljublija bei Prijedor in Nordwest-Bosnien verlangten 3.000 im Eisenerzbergbau beschäftigte Arbeiter — unter ihnen 1.400 italienische, 200 serbische und 200 russische Kriegsgefangene —, in die Heimat abtransportiert zu werden 116 . Der Generaloberst sah nach den ihm nächsten Truppen. Das in Sarajevo eingesetzte polnisch-ruthenische Bataillon, das bisher zu den verläßlichsten Kräften gehört hatte, versagte nun ebenfalls den Gehorsam. Auch dieser Verband zog heimwärts. Und in der Stadt traten junge Offiziere serbischer, slowenischer und tschechischer Nationalität in Versammlungen auf, Offi113 114 115 116

Ebenda, 135. Ebenda, 135 ff.; vgl. KRIZMAN, Prevrat. 239 f. AH Zagreb, Tagebuch Sarkotic, 31. X. 1918, 139. Militär-Bergamt Prijedor an Narodno vijece, 31. X. 1918 — A H Zagreb, Narodno vijece, kut. 3, ser. III—A, br. 6—8.

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ziere „mit bolschewikischen Ansichten", deren „ W u t . . . sich gegen den Konak und das Kommando" richte117. Dennoch wollte der General im Konak seine Position nicht räumen: „Bei dieser Gelegenheit warf mein Stabschef die Frage auf, ob es nicht angezeigt wäre, Sarajevo — Sarajevo sein zu lassen, sich zu den Truppen zu begeben und mit ihnen den Rückmarsch zu bewerkstelligen. Ich antwortete: ,Nein! Es gibt nur zwei Möglichkeiten: hier in Ehren zu fallen oder von hier in Ehren abzuziehen. Alle Forderungen des Nationalrates nach Übernahme der militärischen Macht müssen entschieden abgewiesen werden.'" 1 1 8 Selbst der G d l von Mattanovich erschien nun beim Generalobersten und bat ihn zurückzutreten. Der Landeschef verwies auf den Kaiser 1 1 9 . Ein Generalstabsoffizier, der Hauptmann Perpic, bosnischer Kroate, berichtete über eine Offiziersversammlung: Junge, begeisterte Offiziere hätten dort das große Wort geführt und kommunistische Theorien verkündet. Sie wollten zunächst alles, wenn nötig mit Gewalt, zerstören und vernichten, um dann eine neue Welt aufbauen zu können 120 . Der Oberst Apollonio machte dem Landeschef Mitteilung, daß man von Zagreb aus bereits telephonisch bei einem der politischen Führer, bei Dr. Sunaric, angefragt hätte, ob man Sarkotic nicht verhaften könnte. Sunaric hätte darauf geantwortet: „Noch nicht." 121 Die Unsicherheit über die Vorgänge in Wien und Budapest blieben für den Landeschef in der fernen Außenposition die stärkste Belastung: „Wie, wenn das Gerücht von der Abreise des Hofes wahr wäre? Dann hielte ich mich ja allein noch starrsinnig am Ruder. Hätten die Jugoslawen dann nicht die volle Berechtigung, mich als ein Hindernis ihrer Bestrebungen anzusehen? Wäre dann nicht der Zorn des Nationalrates und der Bevölkerung von Sarajevo berechtigt? Ein Hindernis will ich ja nicht sein, aber insolange mein Kaiser ausharrt, muß auch ich ausharren." 122 Das Ausharren wurde immer aussichtsloser. Am 1. November registrierte man zunehmende Unruhe der Bevölkerung in der Hauptstadt. Die bosnischen Soldaten gingen gruppenweise nach Hause zurück, in Sarajevo blieben rund 600 Mann verschiedenster Nationalität. Sie wurden zu Patrouillendiensten eingeteilt, sie sollten in der Stadt die Ordnung aufrechterhalten, waren in ihrer Haltung jedoch schon zweifelhaft. Dazwischen meldete die Radiostation A H Zagreb, Tagebuch Sarkotic, 31. X . 1918, 140. Der Generalstabschef Oberst Apollonio wußte auch über die Formierung nationaler Garden zu berichten, die neben der Auf rechterhaltung der Ruhe und Ordnung auch das in Unordnung zurückziehende österr.-ungar. Heer entwaffnen sollten. — Hamdija KAPID2IC, Pokusaj ujedinjenja Bosne i Hercegovine sa Srbijom u novembru 1918. godine (Der Versuch der Vereinigung Bosniens und der Herzegowina mit Serbien im November 1918). In: Pregled. XVII. Sarajevo (1965). Nr. 1—2. 37. 118 AH Zagreb, Tagebuch Sarkotic, 31. X. 1918, 140. »» Ebenda, 140 f. 120 Ebenda, 142 f. 121 Ebenda, 144. 122 Ebenda, 145.

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eine kaum faßbare Nachricht aus dem dalmatinischen Raum: Der Kaiser hätte die Flotte den Jugoslawen geschenkt. Über den Kaiser selbst aber konnte man nichts in Erfahrung bringen. Was blieb, waren Offiziere, „fest entschlossen, jede Insulte mit dem Revolver zurückzuweisen . . ," 1 2 3 Der General im Konak sah sich immer einsamer. In der Ubergabe der Flotte glaubte er die de facto-Anerkennung des neuen südslawischen Staates zu erkennen. Nun drängten ihn zudem auch die Generale zum Rücktritt. Der G d l Mattanovidi, der F M L Haala und der G M Beran erschienen als Repräsentanz der Generalität und ersuchten, im Hinblick auf den zweifellosen Zusammenbruch der Monarchie und den Rücktritt des Monarchen die Konsequenz auch in Sarajevo zu ziehen 124 . Nun war auch der Generaloberst dazu bereit. Der Generalstabschef berief die drei Generale, die eben bei Sarkotic vorgesprochen hatten, weiters drei Sektionschefs — Baron Prileszky, Grassl und Baczynsky — und drei Repräsentanten des Nationalrates — den Kroaten Doktor Sunaric, den Serben Grdjic und den Moslim Dr. Hrasnica — zum Generalobersten. Sarkotic erklärte ihnen in kurzer Ansprache seinen Rücktritt als Landeschef, allerdings seine Beibehaltung der Funktion als Kommandierender General: „Nachdem mich die Herren Generale soeben versichert haben, daß mein Kaiser und König als solcher nicht mehr existiert, so bin ich hinsichtlich aller meiner Handlungen von diesem Momente an nur mir selbst und meinem Gotte verantwortlich." 125 Nach seiner Ansprache reichte Sarkotic allen Anwesenden die Hand. Er bejahte noch Sunaric' Frage, ob jetzt die politischen Häftlinge aus Travnik und Zenica umgehend freigelassen werden könnten 126 . A H Zagreb, T a g e b u c h Sarkotic, 1. X I . 1918, 147. E b e n d a , 148. 125 E b e n d a , 150; vgl. KRIZMAN, Prevrat. 241. D i e Ansprache Sarkotic' hatte folgenden Wortlaut: „ M e i n e H e r r e n ! M i c h hat auf diesen Posten die G n a d e Seiner Majestät meines Kaisers und K ö n i g s gestellt u n d nur Seine Majestät allein ist imstande, mich von diesem Posten zu entheben. N a c h d e m mich die Herren Generale soeben versichert haben, daß mein Kaiser u n d K ö n i g als solcher nicht mehr existiert, so bin ich hinsichtlich aller meiner Handlungen von diesem M o m e n t e an nur mir selbst u n d meinem Gotte verantwortlich. Andere Mächte und andere Richter erkenne ich nicht an. A u f mich selbst angewiesen, jedoch gestützt auf die Solidarität meiner K a m e r a d e n , der Herren Generale, erkläre ich, daß ich hiemit v o m Posten eines L a n d e s c h e f s dieser L ä n d e r zurücktrete und mich auf meine Stellung als K o m m a n d i e r e n d e r General beschränke. Z u diesem Schritte bewegt mich auch der Gedanke, daß ich nicht ein Hindernis der in Bildung begriffenen J u g o s l a v i a sein will. G o t t ist mein Zeuge, daß ich mich während meiner fast vierjährigen Verwaltung dieser L ä n d e r b e m ü h t habe, allen ohne U n t e r schied der K o n f e s s i o n ein unparteiischer, gerechter und streng fürsorglicher Vater zu sein. Ich flehe Gottes Segen auf diese L ä n d e r herab und wünsche Bosnien u n d Hercegovina die herrlichste Entwicklung. Sie, Herr Baron Prileszky, bitte ich als rangältesten Sektionschef, die weitere Ü b e r g a b e der Landesregierung an die nationale Regierung zu bewirken." " · A H Zagreb, T a g e b u c h Sarkotic, 1. X I . 1918, 151. 123 124

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Sarkotic blieb weiterhin im Konak. Der Stabschef ließ die Wachen verstärken, Bereitschaften in Hof und Garten postieren. Sarkotic ließ die Verstärkung abrücken, wollte keine andere als die ihm wie bisher reglementmäßig zustehende bosnische Ehrenwache 127 . Der Hauptmann Panic, dem Generalstab zugeteilt, sprach vor: Er schlug rasche Abfahrt per Auto nach Klosenica vor, dort könnte man sich den Truppen anschließen. Sarkotic lehnte ab, als Kommandierender General sei noch immer Sarajevo sein Hauptsitz, und außerdem wolle er nicht den Eindruck einer Flucht erwecken128. Inzwischen hatte die Radiostation in Sarajevo Bruchstücke einer Depesche aufgefangen, aus der hervorging, daß G d l von Weber mit den Italienern wegen Abschlusses eines Waffenstillstandes verhandle und daß die Abmachungen mit dem italienischen Oberkommandanten auch für Bosnien Geltung haben würden 129 . Sarkotic' Stabschef stellte fest, daß dann das gesamte Kriegsmaterial dem Feind übergeben werden müßte und die Mannschaft in Gefangenschaft geraten würde. Sarkotic gab seinem Stabschef nun den Auftrag, die letzten nötigen Befehle für den Abmarsch der restlichen Truppen auszugeben: Dem Feind solle nichts als das tote Material, das nicht mitgenommen werden könne, überlassen werden 130 . In der Nacht vom 1. auf den 2. November stand Sarajevo im Zeichen der Feiern des Umsturzes. Aus der Feierstimmung löste sich vor allem in Kreisen der Jugend, junge serbische Offiziere darunter, allenthalben Unmut über den ruhigen Verlauf der Umwälzung, der Ruf nach radikalem Vorgehen 131 . Aber noch hielt Sarkotic das Heft in der Hand. Am Abend des 2. erschienen Kommissäre der Nationalregierung beim Kommandierenden General und verlangten, daß er ihnen die Post- und Telegraphendirektion übergebe. Der General lehnte ab: Post- und Telegraphenamt gehörten in Bosnien-Herzegowina zu den militärischen Einrichtungen und unterstünden daher ihm 132 . Am 3. November teilte der Generaloberst der Nationalregierung mit, daß er am 6. abzureisen gedenke und ersuchte, einen Zug bereitzustellen. Am selben Tag stimmte er über Anfrage zu, daß ein bis zwei Bataillone EntenteTruppen zur Aufrechterhaltung der Ordnung nach Sarajevo gerufen würden. Sarkotic wollte freie Passage durch seinen Drina-Kordon gewähren 133 . Inzwischen hatten die Truppen Sarkotic' bereits den Befehl zum Abmarsch ' Ebenda, 152. Ebenda, 153 f. 129 Ebenda, 154. Seit 4. X. 1918 unterstand Sarkotic in seiner militärischen Funktion formell dem F M Baron Kövess, der das Kommando über alle österreichisch-ungarischen, aber auch über alle deutschen Streitkräfte auf dem Westbalkan übernommen hatte. — Vgl. Bogdan KRIZMAN, Der militärische Zusammenbruch auf dem Balkan im Herbst 1918. In: ÖOH. X. Wien (1968). 281. 130 AH Zagreb, Tagebuch Sarkotic, 1. X I . 1918, 154. 131 Ebenda, 156, und 3. XI. 1918, 163. 132 Ebenda, 160. 135 Ebenda, 162 f. 12

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in Richtung Tuzla erhalten. Der Kommandierende General forderte die Nationalregierung auf, dafür zu sorgen, daß sich dieser Abmarsch anstandslos vollziehe und daß überall Unterkunft und Verpflegung bereitgestellt würden. Tatsächlich erfolgte der Abzug der Truppen reibungslos und unter Mitnahme sämtlicher Waffen und Ausrüstungsgegenstände134. Der Generaloberst verblieb noch immer im Konak. Am 4. mittags zog die aus Bosniern bestehende Konak-Wache ab und wurde von einer ad hoc formierten Stabskompanie abgelöst 135 . Baron Sarkotic empfing zum Abschied noch seinen bisherigen Stellvertreter in der Funktion als Landeschef, Gyurkovics 136 , ließ die Papiere der „Reservatkiste" verbrennen 137 , nahm Abschied von seiner engsten Umgebung 138 und bestimmte als Fahrtbegleitung die Stabskompanie und eine MG-Abteilung 139 . E r verfügte weiters, daß F M L Haala als Festungskommandant die Stadt als letzter zu verlassen habe 140 . Der Generaloberst Sarkotic fuhr am 6. November 4 Uhr früh vom Konak in Richtung Bahnhof ab 141 , um Sarajevo und Bosnien für immer zu verlassen 142 . 4.

BUDAPEST

Demonstrationen unter Vorzeichen der Linken Seit Tagen hatte die politische Erregung in Budapest sich gesteigert. Und es waren nicht zuletzt Offiziere — auch unter den Hochschülern befanden sich viele Offiziere im Beurlaubtenstand —, die die radikalen Richtungen mitbestimmten. Das galt nicht zuletzt für das Vorgehen der Karolyi-Partei 1 , und später des nach vorbereitenden Gesprächen ab 23. in der Nacht zum 26. von eben der Karolyi-Partei, der Radikalen und der Sozialdemokratischen Partei gegründeten Nationalrates 2 . Ebenda, 163 f. AH Zagreb, Tagebuch Sarkotic, 4. X I . 1918, 168. ls « Ebenda, 168 f. 137 Ebenda, 170. 138 Ebenda, 172. 138 Ebenda, 169 f. 140 AH Zagreb, Tagebuch Sarkotic, 5. X I . 1918, 173. 141 Ebenda, 6. X I . 1918, 174. 142 GO Freiherr von Sarkotic wurde auf der Fahrt nach Wien in Brod na Savi festgenommen, nach Zagreb gebracht und dort sieben Tage festgehalten. — Ebenda, 177; Schreiben Sarkotic' an die nationale Regierung in Sarajevo vom 14. und 18. X I . 1918 — DAS,Priv.Reg. 1 9 1 8 , 4 0 2 . 134 135

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Läszlö Büs FEKETE, Katona forradalmärok (Soldatenrevolutionäre). Budapest 1918. 10 f. Am 9. Oktober hatte eine Aussprache der in der Kärolyi-Partei tätigen Offiziere stattgefunden: Revolutionäre Tendenzen waren zum Ausdruck gekommen, Agitationsarbeit bei den Einheiten sollte durchgeführt werden. Ernährungsminister Prinz Windischgrätz führt die Namen einiger Aktivisten an — Lazar, Halasz, Tarjan, Keri, Landler. — WINDISCHGRÄTZ, Vom roten zum schwarzen Prinzen. 305. Pester Lloyd, Nr. 249, 24. X . 1918; Michael KAROLYI, Memoirs of Mihäly Kärolyi. London 1956. 107; Tivadar BATTHYANY, Für Ungarn gegen Hohenzollern. Wien 1930. 158.

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In zwölf Punkten wurden die Forderungen des Nationalrates zusammengefaßt. Sie steckten zugleich die politische Tendenz der auf den Umsturz gerichteten Agitation und der Demonstrationen ab: „Das gegenwärtige parlamentarische und Regierungssystem ist ein korruptes . . . Das Abgeordnetenhaus ist unverzüglich aufzulösen und Neuwahlen sind sofort auszuschreiben . . d i e volle Unabhängigkeit Ungarns sowohl in außenpolitischer als auch in militärischer Hinsicht ist ohne Verzug sicherzustellen... Der völlig aussichtslos gewordene Krieg ist sofort zu beenden . . . Eine umfassende Agrarreform, die dem Volk zu Boden verhelfen soll, und entsprechende sozialpolitische Reformen sind einzuleiten . . ." 3 Ab 24. hatte man die Zensur durchbrochen4, und ab 24. gab es auch Demonstrationen — Studenten an der Spitze. Schon am Morgen hatten sie Flugzettel verteilt, die die Rückführung der ungarischen Soldaten von den entfernten Fronten zum Schutz der eigenen Grenzen forderten, der eigenen Grenzen eines unabhängigen Ungarn. Und um die Mittagszeit demonstrierten rund 2.000 Universitätsstudenten vor dem Palais des Grafen Karolyi für Frieden und Eigenstaatlichkeit 5 . Karolyi sprach, übergab eine Fahne in „rotweiß-grün". Studenten der Technischen und der Tierärztlichen Hochschule stießen zur Kundgebung, dazu Teilnehmer, die sich aus Neugier hatten mitreißen lassen, Offiziere und Soldaten darunter. Bald waren es 4.000. Der Auflauf ging über in einen Demonstrationszug durch die Straßen der Innenstadt. Neue Ansammlung am Abend. Diesmal vor dem Klublokal der KarolyiPartei auf dem Gizella-Platz. Neuerliche Ansprache Karolyis. Eine Abordnung von Studenten, darunter auch wehrdienstleistende Hörer, erschien vor dem Grafen, forderte raschen Friedensschluß. Noch hatte es an diesem 24. keinen Einsatz der Exekutive gegeben6. Anders am 25.: Gegen 10 Uhr versammelten sich Studenten vor der Technischen Hochschule und zogen über die Franz-Josephs-Brücke in den Garten des Nationalmuseums. Der Demonstrationszug teilte sich7. Ein Teil zog nach Buda zurück, zum Honved-Ministerium, um Baron Szurmay Ovationen darzubringen, und weiter vor das Palais des Grafen Andrassy 8 . Radikaler gesinnte Studenten wollten in die Burg ziehen. An der Kettenbrücke stießen sie auf einen Polizeikordon. Eine Studentendeputation erschien bei Ober* Die zwölf Punkte wurden am 26. Oktober in zahlreichen Blättern veröffentlicht. 1 Neues Pester Journal, Nr. 251, 26. X. 1918. 5 Pester Lloyd, Nr. 249, 24. X. 1918; vgl. Peter URBACH, Der Umsturz in Budapest. Unter besonderer Berücksichtigung der militärischen Ereignisse. Phil. Diss. Wien 1968. β Nach Windischgrätz versuchte eine Vereinigung katholischer Universitätsjugend, die sich in den Dienst des Vaterlandes gestellt hatte, sich als „eine Art Polizei" einzuschalten. Die Folge sei eine Prügelei mit Teilnehmern an einem Demonstrationszug gewesen. — WINDISCHGRÄTZ, Vom roten zum schwarzen Prinzen. 349. ' Pester Lloyd, Nr. 250, 25. X. 1918. 8

SZENDE, Die Ungarn. 79.

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stadthauptmann Sandor, bat, den Zugang nach Buda zu gewähren 9 . Vergeblich. Die Studenten — die Zahl der Demonstranten war auf etwa 1.000 angewachsen — appellierten an die Polizisten der Sperre. Audi die Polizisten gaben den Weg nicht frei. Darauf setzte die Menge zum Sturm an, durchbrach die Polizeikette und erreichte im Laufschritt den Brückenkopf in Buda. Berittene Polizei tauchte auf, wurde umgangen — Albrechts-Weg, Serpentinen der Fischerbastei, St.-Georgs-Platz. Das Haupttor der Burg war von Soldaten, Polizisten und Burggendarmen besetzt. Ein schwacher Punkt: ein kleines Seitentor, unzureichend gesichert. Unter Führung eines Leutnants in voller Uniform, des Pusztai Gazda Jenö vom H I R 19, drangen die Demonstranten in den Burghof ein. Der Leutnant trug eine Fahne in den Nationalfarben. Die Demonstranten erreichten das Wirtschaftsamt, hißten die Fahne, hielten Ansprachen: „Ungarn, wir haben die Fahne in die königliche Burg gebracht, und darüber hinaus wird hier immer die ungarische Fahne flattern. Schwören wir jetzt alle gemeinsam, daß wir unser Leben und unser Blut für ein unabhängiges und freies Ungarn hingeben werden!" Und dreimal wiederholte die Menge: „Wir schwören, wir schwören, wir schwören!" 10 D a griffen Polizisten und ein Zug Bosniaken ein, machten der Demonstration ein Ende: unter Gebrauch der blanken Waffe, der flachen Klinge. Es gab Verwundete 11 . Zum ersten Mal waren in diesen Tagen in Budapest Soldaten Soldaten gegenübergestanden 12 . Die Kundgebungen dauerten an. Sie fanden am Abend ihre Fortsetzung auf dem Platz vor dem Parlamentsgebäude. Die Haupttreppe diente als Rednertribüne. Es sprachen Abgeordnete und Studenten 13 . In der Innenstadt gab es schon erste Rufe: „Hoch die Republik!" 1 4 Soldaten gegen Soldaten . . . Die Garnison Budapest war — zunächst über einige Offiziere — sichtlich in die politische Auseinandersetzung einbezogen. Den Keil der politischen Auseinandersetzung tiefer und bis in die Einheiten zu treiben, bildete sich noch in der Nacht vom 25. zum 26. eine eigene Agitationsgruppe: der Soldatenrat. Kein gewähltes Organ, eine spontan zusammengetretene Gruppe von Offizieren, meist auf Studien- oder Genesungsurlaub • Die Studenten wähnten den König in der Burg und wollten ihm ein Memorandum überreichen. Der König hielt sich jedoch am 24. und 25. Oktober im Schloß Gödöllö auf und war nach Windischgrätz nur am 24. nachmittags vorübergehend in die Ofener Burg gekommen. — WINDISCHGRÄTZ, Vom roten zum schwarzen Prinzen. 337—350. 10 Bus, Katona. 14; vgl. Aussage Pusztai Gazda Jenö im Tisza-Prozeß: Einvernahmeprotokoll vom 20. X I . 1918 — P I , Tisza-Prozeß, Budapesti büntetötörvenyszek (Strafgerichtshof Budapest), 1919 - 7.083, 7. Band, Bl. 338 f. 11 Büs, Katona. 14 f. Zwei Leutnante, Pusztai und Keleti Kellermann Emil, verteidigten beim Rückzug die Fahne, wurden niedergeschlagen, ein Student flüchtete mit dem Fahnentuch. 12 H I L , M i l K m d o Budapest, Präs.Nr. 6.464/1918. 13 Neues Pester Journal, Nr. 251, 26. X . 1918. 14 Michael KAROLYI, Gegen eine ganze Welt — Mein K a m p f um den Frieden. München 1924. 455.

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in Budapest15. Sie waren vor allem der Karolyi-Partei nahestehend, bald zusätzlich von linken Radikalen unterwandert. Zusammengerufen hatte sie ein Fliegeroffizier, der Hauptmann Csernyak Imre16, revolutionär bis zur Eidesformel: „Ich schwöre, daß ich das unabhängige und freie Ungarn erkämpfen werde, wenn es notwendig ist, werde ich mein Blut dafür vergießen, und was ich hier höre, werde ich geheimhalten."17 In der selben Nacht vom 25. auf den 26., da im Karolyi-Parteilokal die revolutionären Offiziere sich formierten, erfolgte oben auf der Burg ein Wechsel in der Führung des potentiellen Gegners: Der bisherige Militärkommandant, Gdl von Bogat, wurde durch FML Baron Lukachich abgelöst18. Lukachich galt als besonders energischer General. Man erinnerte sich an Februar und März dieses Jahres 1918, da er als Kommandant der mobilen Truppen Durchschlagskraft wie Umsicht unter Beweis gestellt hatte. Man wußte auch, daß er — ab März Kommandant des Honved-Distrikts Budapest — seit Monaten für den Posten des kommandierenden Generals vorgesehen, daß er dafür erbeten worden war, daß aber, wie man annahm, persönliche Bindungen des Kriegsministers an den General von Bogat — eine Schulkameradschaft — die Ernennung bisher verhindert hatten 19 . Jetzt war der General Lukachich in später Nacht in das Honved-Ministerium beordert worden: Die Revolution stehe unmittelbar bevor, er, Lukachich, müsse das Militärkommando übernehmen, s o f o r t . . . 20 15

Büs, Katona. 16—19. In einem Erlaß des Kriegsministeriums waren die Studienurlaube für das Studienjahr 1918/19 geregelt worden. Militärdienst leistende Hochschüler und absolvierte Mittelschüler — ausgenommen Berufsgagisten — bedurften zur Inskription keinerlei militärbehördlicher Genehmigung, jedoch durfte der Militärdienst keine Einbuße erleiden. Für ein Semester wurden drei Vor- oder Nachmittage pro Woche freigegeben, grundsätzlich konnte für eine Prüfung ein vierwöchiger Urlaub bewilligt werden. Für ein Semester konnten zwölfWochen Urlaub gewährt werden. - KM Abt. 10, Nr. 112.400,29. IV. 1918 - Κ Α , Κ Μ Abt. 10 v. 1918, 49-14/132. " Büs, Katona. 18 f.; Bela SZÄNTO, Umriß der Geschichte der ungarischen proletarischen Revolution im Jahre 1919. Maschinschriftl. Manuskript, 178 f. — PI, 731 F. 25.0.e. 52 — 227 lap;PI, Tisza-Prozeß, Einvernahmeprotokoll Bus Fekete Läszlo, 3. Bd., Bl. 130—132; Einvernahmeprotokoll Hüttner Sändor, 7. Bd., Bl. 318—332. Ähnlich agitierend sollte auch ein Studentenrat im Hochschulbereich wirken. — KÄROLYI, Welt. 455. 17 Büs, Katona. 19. 18 Telegr. MilKmdo Budapest an KM, 26. X. 1918 - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 1 - 3 / 4 - 1 0 3 ; vgl. MilKmdo Budapest,Präs.Nr. 10.390/1 an Wekerle, 27. X. 1918 - MOL, Κ 26, ME 1918, II. t£tel, 9.080 res. " Die Ablösung des Gdl v. Bogät und die Ernennung Lukachich' waren von Budapest aus immer wieder verlangt worden, vor allem vom Honved-Minister, auch vom Ministerpräsidenten. Der Kriegsminister Stöger-Steiner, Schulkamerad Bogäts, hatte eingegriffen, hatte auf nichtausreichenden Rang und nichtausreichendes Alter Lukachich' hingewiesen. Der Kriegsminister sei — nach Mitteilung Lukachich' — von Bogdt auch um Intervention und Aufschub gebeten worden, und zwar bis zur Verleihung der Baronie, bis zur Erlangung der dazu notwendigen aktiven Jahre . . . — Geza LUKACHICH, Magyarorszäg megcsonkitäsänak okai (Die Ursachen für die Verstümmelung Ungarns). Budapest 1932. 53 f., 58. 20

LUKACHICH, Magyarorszäg. 56.

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Der General zögerte. Er sei weder über Stand und Organisation noch über die Moral der Assistenztruppen informiert, er halte außerdem den Kommandantenwechsel im Augenblick der Gefahr für ungünstig. Der Honved-Minister Baron Szurmay, ebenso der noch amtierende Ministerpräsident Wekerle redeten auf den General ein, der Kriegsminister habe bereits zugestimmt, der Kaiser und König die Ernennung zustimmend zur Kenntnis genommen. Der General wollte nicht ausweichen — er meldete dem Honved-Minister, daß er „befehlsgemäß das Kommando übernehme". Er werde alles ihm Mögliche tun, die Situation zu retten. Aber für etwaige Mißerfolge auf Grund fehlender Vorbereitungen im Bereich der Assistenzverbände könne er die Verantwortung nicht übernehmen. Der Ministerpräsident Wekerle schnaubte: „Ja, der Schulkamerad . . . wie oft habe ich denen oben gesagt, daß hier ein anderer Militärkommandant nötig i s t . . ." 21 Noch nachts, um 1 Uhr 30, begab sich der Feldmarschalleutnant Lukachich in das benachbarte Militärkommando. Der General von Bogat hatte nodi keinen Ablösungsbefehl, lehnte daher die Kommandoübergabe zunächst ab22. Um 2 Uhr 30 kam der Befehl, erfolgte die Ubergabe. Bogat entfernte sich sofort. Lukachich schritt zur Bestandsaufnahme. Bestandsaufnahme im Kommando: Mangelnde Orientierung der Führung über die innenpolitischen Verhältnisse23, fehlender Alarmplan. Der Generalstabschef, Oberst Ritter von Karnitschnigg, mußte melden, man habe eben am Vortag feststellen müssen, daß die Alarmvorschriften nicht mehr den Gegebenheiten entsprächen und überholt seien. Lukachich: „Tatsache i s t . . . , daß in Budapest das Militär zu dem Zeitpunkt keine Alarmvorschriften hatte, da wir an der Schwelle des Umsturzes standen." 24 Bestandsaufnahme der Assistenzen: Im Kernland der Stephanskrone standen Ende Oktober von Ständigen Assistenzbataillonen 58 Kompanien zur Verfügung, davon 32 von Honved-Assistenzbataillonen 25 . In den Militärkommandobereichen Budapest, Pozsony, Kassa, Temesvar und Nagyszeben waren weiters zu dieser Zeit bei den Ersatzkörpern des k. u. k. Heeres und der k. u. Honved 40 3Λ verwendungsfähige Assistenzkompanien mit mindestens sieben Wochen Ausbildung formiert, weitere 15 V2 Kompanien konnten eventuell verwendet werden. Die in diesen Militärkommandobereichen befindlichen Schulen und Kurse hatten insgesamt 52 Kompanien aufgestellt, die als Assistenztruppen in Frage kamen 26 . 21

Ebenda. 58 f. Der Kommandantenwechsel in kritischer Stunde zeige auf — so Lukachich —, daß auch Stöger-Steiner letzten Endes Bogat der Aufgabe nicht gewachsen hielt. 22 Der Honved-Minister Szurmay intervenierte bei Stöger-Steiner, Lukachich wurde zwar inzwischen orientiert, war aber vorläufig Bogät unterstellt. — Ebenda. 59 f. 23 Weder Bogät noch sein Generalstabschef beherrschten Ungarisch. — Ebenda. 60. 21 Ebenda. 63. 25 Skizze: „Situation der im Hinterlande befindlichen Assistenztruppen am 20. Oktober 1918." KMer GO Stöger-Steiner an MKSM, 19. X. 1918 - KA, M K S M v. 1918, 2 8 - 1 / 3 - 4 . 26 Verwendungsfähige Assistenzkompanien mit 7 Wochen Ausbildung, 28. X. 1918 — KA, KM Abt. 5 v. 1918, 1 - 1 0 / 5 8 .

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Etwa die Hälfte dieser Assistenztruppen garnisonierte in den letzten Oktobertagen in und um Budapest: die Ständigen Assistenzbataillone IR 23, 32, HIR 5, 29 und zwei Kompanien des Assistenzbataillons bh. IR 3 27 . Bei den Ersatzkörpern im Militärkommandobereich Budapest standen 27 verwendungsfähige Assistenzkompanien mit über sieben Wochen Ausbildung zur Verfügung, 8 weitere Kompanien, die eventuell zu verwenden waren, und 26 3U Kompanien bei den Honved-Kursen und Schulen28. Blieben einige Landsturmkontingente: Zu den Assistenzformationen im weiteren Sinn konnte man audi drei Landsturmarbeiterabteilungen — für die Ungarischen Staatsbahnen —, sechs Landsturmarbeiterkompanien — für die Fabriken der Firmen GanzDanubius und Wolffner, für die Maschinenfabrik und für das Kohlenbergwerk Pilisvörösvar — und das k. u. k. Landsturmbataillon 1 — für die Munitionsfabrik Weiss auf der Insel Csepel — rechnen. Allerdings waren diese Einheiten an den bestimmten Einsatzort gebunden29. In den Kompanien der Ständigen Assistenzbataillone war — mit Ausnahme der Bosniaken-Kompanien — das magyarische Element vorherrschend. Nur im Assistenzbataillon IR 23 gab es über ein Drittel Ungarndeutsche30. Von den Ersatzbataillonen IR 32, 38 und 52, bh. IR 1 und 3 sowie HIR 1 und 29 entstammten wiederum nur die bosnischen einer nicht magyarischen Nationalitätengruppe. Audi die beiden Husaren-Ersatzschwadronen 1 und 7, bei denen eine bzw. zwei Assistenzkompanien aufgestellt waren, standen im Hinblick auf ihre sprachliche Zusammensetzung mit über 90 °/o Ungarisch zu Buch31. 26 ?'U Kompanien standen bei Kursen und Schulen der Honved zur 27

28 29

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31

Vier Kompanien des Assistenzbataillons bh. IR 3 waren Ende September nach Wiener Neustadt verlegt worden. Drei Kompanien stammten von Kavallerie-Ersatzkörpern. Vgl. Desiderius RUBINT, Daten über das Verhalten der ungarischen Truppen beim Zusammenbruch. Budapest 1924. 77 f. Rubints Angaben zu den Ständen decken sich weder mit den Angaben des KM noch mit denen Lukachich'. Beträchtlich höher — allerdings unter Einbeziehung von Truppen über den unmittelbaren Garnisonsbereich hinausgehend — veranschlagt Lukachich am 26. X. 1918 den Stand der Assistenzeinheiten in Budapest: 81 Assistenzkompanien und 37 MG-Abteilungen, dazu 11 Kompanien vom Honvdd-Schulregiment. Diese Truppen rekrutieren sich aus folgenden Einheiten: 6 Assistenzbataillone von IR 23, IR 32, HIR 1, HIR 29, bh. IR 1 und bh. IR 3, zu je 3 - 4 Kompanien; außerdem 49 selbständige Assistenzkompanien, aufgestellt von den Ersatzkörpern der IR 6, 23, 32, 38, 44, 52 und 86 und der HIR 1 und 29; ferner Honved-MG-Kurse aus Szentendre und Väc; je 1 Schwadron von den Ersatzschwadronen HR 7 und HHR 1; Budapester ArtillerieErsatzbatterien; Scheinwerfer-Kurs; Sappeur-Kurs aus Dunakeszi; Honv6d-TelegraphenSchule. — Jede Assistenzkompanie zu 100 Gewehren, jeder MG-Zug mit 2 MG. — LUKACHICH, Magyarorszäg. 64. Dazu bleibt einschränkend festzuhalten: Das Ersatzbaon bh. IR 1 stellte nach Erlaß des KM kein Ständiges Assistenzbataillon auf; die selbständigen Assistenzkompanien stammten zum Teil aus Pees, Zombor, Kaposvär und Szabadka. Nationalität und Ergänzungszuständigkeit der Assistenzbataillone, 21. IX. 1918 — KA, MKSM v. 1918, 6 9 - 4 / 2 1 - 5 . IR 32: 76% Magyaren, 15% Tschechen, 6% Deutsche, 2% Rumänen, 1% Serben; IR 38: 73% Magyaren, 11% Rumänen, 6,5% Tschechen, 5,5% Deutsche, 2,5% Serben und Kroaten, 1,5% Slowaken; I R 5 2 : 67% Magyaren, 21% Deutsche, 5% Kroaten, 3% Rumänen, 2% Tschechen, 1,5% Slowenen, 0,5% Polen; bh. IR 1: 94,5% Serben und Kroaten,

253

Die Zentren fallen

Verfügung, w o m i t audi diese als vorwiegend magyarische Einheiten zu bezeichnen waren 3 2 . Mehr als 60 % der Assistenztruppen in Budapest hatten also Ungarisch als Muttersprache. D e r Feldmarschalleutnant Lukachich durfte resümieren: „Wenn diese Macht befriedigend organisiert worden wäre und wenn Maßnahmen getroffen worden wären, die die Disziplin der Mannschaften aufrechterhalten hätten — diese Macht wäre unter allen Umständen ausreichend gewesen, daß wir auch eine größere Bewegung unterdrücken hätten können." 3 3 Zu optimistischer Auffassung in dieser Hinsicht aber hatte der neuernannte Militärkommandant wenig Grund. M i t gewohnter Energie stürzte der General sich z w a r auf die gestellte Aufgabe 3 4 . Inspizierungen der Assistenzeinheiten an den Vormittagen des 26., 27. und 28. wurden a n g e s e t z t . . .

Militärische

Gegenspieler:

Soldatenrat

und kommandierender

General

D e m General im Militärkommando aber sollte keine Atempause mehr gegönnt sein. A m 26. berief der Führer des Soldatenrates, H a u p t m a n n Csernyak, seine Mitverschworenen im Kärolyi-Palais zusammen, setzte einen

32

33

31

2,5% Deutsche, 2% Tschechen, 1% Magyaren; bh. IR 3: 96% Serben und Kroaten, je 1% Deutsche, Magyaren, Tschechen und Polen; HIR 1: 78% Magyaren, 15% Rumänen, 4% Deutsche, je 1,5% Kroaten und Serben; HIR 29: 73% Magyaren, 23% Rumänen, 2% Serben und Kroaten, je 1% Deutsche und Slowaken — alle: KA, Farbentabellen 1918. Die nationale Zusammensetzung der Ersatzbatterien, bei denen immerhin acht Assistenzkompanien bereitgestellt wurden, ist nicht zusammenfassend aufgezeichnet. Von den 46 HIR waren 2 (9 und 15) überwiegend slowakisch, 5 (25, 26, 27, 28 und 35) überwiegend kroatisch und 3 (22, 23, 32) überwiegend rumänisch. LUKACHICH, Magyarorszäg. 64. Vergleicht man die Zahl der in Budapest stationierten Ständigen Assistenzkompanien, nämlich 22, mit der in Prag, zwölf, so schien die ungarische Hauptstadt im Vergleich in der Tat bei weitem besser gesichert zu sein. Aber in die böhmische Hauptstadt hatte man Mitte Oktober sechs Feldassistenzbataillone verlegt, die von den Divisions-Ausbildungsgruppen hinter der Front stammten. Damit schien die Kernmacht der Assistenzen in Prag zahlenmäßig stärker gestellt als in Budapest. Nach der Volkszählung von 1910 hatte Budapest 880.371, Prag 465.576 Einwohner, mit Vororten 577.817. — Magyar statisztikai evkönyv. Üj folyam. XXII. 1914. Budapest 1916. 8; Josef SISKA (Ed.), Statistickä zpräva krälovskeho hlavniho mesta Prahy a spojenych obci Karlina, Smichova, Kräl. Vinohrad, VrSovic, Zizkova. Praha 1915. 63. Bei den von den Ersatzkörpern zur Verfügung stehenden Assistenzkompanien mit mindestens 7 Wochen Ausbildung übertraf zwar Budapest Prag bei weitem — um das fünffache —, man konnte jedoch diese Truppen, die sich den Einflüssen durch Heimkehrer, Deserteure und Agitatoren kaum zu entziehen vermochten, nur schwer als so fest gefügte Einheiten bezeichnen, daß man sie voll verläßlich gegen Demonstranten hätte einsetzen können. — Vgl. RUBINT, Verhalten der ungarischen Truppen. 78. Was die Verläßlichkeit der Budapester Truppen anbelangt, habe der Honved-Minister, im ungarischen Ministerrat am 10. Oktober danach befragt, erklärt, daß er dafür die volle Verantwortung übernehme. Auch einen Austausch der Truppen mit Einheiten aus der Provinz habe er für überflüssig gehalten. — WINDISCHGRÄTZ, Vom roten zum schwarzen Prinzen. 309. RUBINT, Verhalten der ungarischen Truppen. 79.

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Durdibruch der Nationen

Exekutivausschuß aus zwölf Mitgliedern ein und beriet gemeinsam mit den Mitgliedern des Nationalrates die Maßnahmen gegen das Militärkommando. Man war sich des Umfanges der Aufgabe bewußt. Man schätzte die Garnison auf 18.000 Mann. Man legte einen Einsatzplan fest: Wer in welche Kaserne zu gehen habe, um dort eine bestimmte Einheit „für die revolutionären Ideen" zu gewinnen 35 . Die Propaganda und Agitation sollte vor allem zwei Ziele verfolgen: 1. nicht auf Arbeiter zu schießen, 2. den Eid auf den Nationalrat zu leisten36. Einer "übernahm die Sammlung der Deserteure 37 . Einer stellte die Verbindung mit der Arbeiterschaft her. Einer widmete sich der Militärpolizei. Einer saß im Kriegsgericht38. Einer sollte die Assistenzakten des Militärkommandos beschaffen. Ein Büroangestellter im Kommando vermittelte die Unterlagen: „ . . . Alarmmaßnahmen . . . Anweisungen, welche der in der Nähe Budapests stationierten Assistenzeinheiten im Bedarfsfall in die Hauptstadt angefordert werden könnten.. ." 39 Und schon gewann man einen Ordonnanzoffizier, der dem Soldatenrat die Befehle des Militärstationskommandos unmittelbar zuspielte, der darüber hinaus die Möglichkeit ihrer Verfälschung eröffnete. Der Soldatenrat, dem sich bereits die ersten Einheiten zuzuwenden begannen, hatte damit laufend Einblick in die Entscheidungen in der Herzkammer der militärischen Macht40. Dort, im Militärkommando, arbeitete General Lukachich rastlos an der Aktivierung der Abwehr. Die ersten Ergebnisse der Inspizierungen zeichneten sich ab. Sie ergaben tief liegende Fehlerquellen. Der General faßte zusammen: 1. Unzulängliche Lokalisierung: Die als Kern der Assistenzen verwendbaren Einheiten waren an der Peripherie der Stadt einquartiert. Die Kasernen der Innenstadt waren von Ersatzkörpern, Büros und Werkstätten belegt. Die Assistenzkompanien rückten täglich am Morgen von ihren 6 bis 8 km ent35

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40

PI, Tisza-Prozeß, Hüttner Sändor, Einvernahmeprotokoll, 7. Band, Bl. 318 f.; Pusztai Gazda Jen6, Einvernahmeprotokoll, 7. Band, Bl. 338 f.; Büs, Katona. 28 — 30. Bus, Katona. 30. PI, Tisza-Prozeß, Hüttner Sändor, Einvernahmeprotokoll, 7. Band, Bl. 319: Am 28. meldete der „Deserteur-Referent", daß er bereits über 400 Deserteure gesammelt habe. Sie verstanden sich sichtlich zu verkaufen: Drei Vertrauensmänner dieser Deserteure forderten Straffreiheit und 500 Kronen pro Mann, falls die Revolution gelänge. Dies wurde ihnen vom Soldatenrat zugestanden. Leutnant Szänto Bela war der Kontaktmann zur Arbeiterschaft, Lengyel stellte eine GegenMilitärpolizei auf und Oblt. Dr. Schubert informierte vom Kriegsgericht aus den Nationalrat. — Büs, Katona. 31 f. Der Sekretär des Soldatenrates Hüttner hatte diesen Auftrag erhalten, ein Sekretär Lukachich' verschaffte ihm die Akten. — PI, Tisza-Prozeß, Hüttner — Einvernahmeprotokoll, 7. Band, Bl. 319; vgl. Bus, Katona. 31. Bus, Katona. 29—31. Zur Frage der Befehlsweitergabe an den Soldatenrat äußerte später Lukachich: „Ich weiß nicht, ob diese Behauptung wahr ist. Für ausgeschlossen halte ich es nicht." — LUKACHICH, Magyarorszäg. 100.

Die Zentren fallen

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fernten Unterkunftsbereichen nach Budapest ein, marschierten zur Nächtigung wieder ab. Der General veranlaßte erste Verlegungen 41 . 2. Unzulängliche Bequartierung und Verpflegung: Die Einheiten waren nicht nur in Unterkunftsräumen der Kasernen an der Peripherie untergebracht, sondern auch in Magazinen, Ställen, ja unter freiem Himmel. Die Verpflegung war quantitativ und qualitativ unzureichend. Neben den Verlegungen setzte Lukachich Zusatzverpflegung durch42. 3. Unzulängliche Führung der Truppe: Als Kommandanten der Assistenzen waren an Jahren zu junge, über wenig Erfahrung verfügende Reserveoffiziere eingeteilt gewesen. Befehle, diesen Zustand zu ändern, wurden erteilt, sie kamen freilich zu spät 4 3 . 4. Unzulängliche Befehlsgliederung: Vom Militär- und Militärstationskommando wurde bis zur Kompanie geführt. Das örtliche Zusammenwirken der Assistenzeinheiten war damit in Frage gestellt. Lukachich wollte eine zweckmäßigere, in Gruppen zusammenfassende Durchgliederung vornehmen 44 . 5. Unzulängliche Organisation und Sicherung der Fernmeldeeinrichtungen: Der Telephonreferent des Militärkommandos erhielt Befehl einzugreifen 45 . 6. Einsatzmäßige Uberforderung der Assistenzeinheiten: An- und Abmarsch und stundenlange Bereitschaften in den Straßen haben die Mannschaft überbeansprucht, erschöpft, sie fror im unfreundlichen Wetter, war durchnäßt und hungrig. Der Feldmarschalleutnant erkannte die zusätzliche Gefahr: „ . . . konnte ich mich durch eigenen Augenschein davon überzeugen, daß man bisher die mögliche Isolierung der Assistenzmannschaften und die Verhinderung der Kontaktnahme mit revolutionären Elementen außer Acht gelassen hat. Die Mannschaft stand den ganzen Tag über auf der Straße, niemand kontrollierte ihre Kontakte mit der Bürgerschaft; die jungen Assistenzkommandanten achteten nicht darauf. Das Zusammenkommen der gegen die bestehende Ordnung Hetzenden mit der Mannschaft war leicht; sie konnten in die Seele der Soldaten das Gift einimpfen . . ," 4 6 41 42

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44 45 4S

LUKACHICH, Magyarorszäg. 66 f.; RUBINT, Verhalten der ungarischen Truppen. 78. Lukachich berichtet, die Soldaten hätten geklagt, sie lebten von dem wenigen, das sie sich u m ihren Sold kaufen könnten oder das sie von zu Hause bekämen. Nach einem Befehl des Kriegsministers sollte das verdorbene Kraut aus Szabolcs, das man aus diesem Grunde nicht mehr an die Front schicken konnte, in Budapest als Truppenverpflegung aufgebraucht werden. D a s Kraut war aber nicht mehr zu genießen, und so gelangte die Essensration des Soldaten fast täglich auf den Mist. Die Soldaten bekamen schließlich kaum mehr Fleisch. Die Bosniaken wären außerdem bereit gewesen, eher zu verhungern, als mit Schweinefett Gekochtes zu essen. — LUKACHICH, Magyarorszäg. 67 f. Lukachich hat mit dieser drastischen Aussage wohl die Bosniaken muslimischen Bekenntnisses gemeint. Die Kompanien mit den jüngsten Kommandanten seien später als erste zum Nationalrat übergegangen, vermerkte Lukachich. — LUKACHICH, Magyarorszäg. 69; RUBINT, Verhalten der ungarischen Truppen. 78. LUKACHICH, Magyarorszäg. 70 f. Ebenda. 72 f. Ebenda. 73. Auch auf die Kasernen und das Einschmuggeln von Flugblättern dort habe man, klagte Lukachich, zu achten versäumt. Die laufende Bereitstellung in den Straßen ging auf den Wunsch der Stadthauptmannschaft zurück. — Ebenda. 115.

Durchbrach der Nationen

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Aber der General, auf den die Gehorsamsprobe seiner Truppen zukam, zog Weiteres in Betracht. Die Einwirkung der Revolutionäre — meinte der kommandierende General — konnte deshalb besonders wirksam werden, weil die schärfsten Mittel, die Bereitschaft zum Gehorsam zu erzwingen, seit geraumer Zeit ausgeschaltet oder beeinträchtigt gewesen seien: die drakonischen Strafen 47 . Er kannte sie gut, der General Lukachich: das Anbinden, das Schliessen in Spangen, die Kerkerstrafen — aber die Kerkerstrafen wurden immer öfter bis zur Beendigung des Krieges ausgesetzt. Und dann die Todesstrafe — hatte der zuständige Kommandant ein Todesurteil des Standgerichts bestätigt, mußte man noch des Eingriffs der Militärkanzlei Seiner Majestät gewärtig sein . . . Der General grollte: „Bei uns sahen wir auf der ganzen Linie zu dem Zeitpunkt Schwäche, zu dem gerade die größte Kraftanstrengung nötig gewesen wäre." 48 Der General Lukachich wollte sich auf die sichtlich aus dem Rahmen durchgreifender Führung geratenen Truppen in Budapest nidit allein verlassen müssen. Er hatte sofort Hilfe von außen erbeten, von „nichtinfizierten" Truppen: „Da ich am 26. Oktober durch eigenen Augenschein den Eindruck gewonnen hatte, daß der Wert und die Vertrauenswürdigkeit der Budapester Assistenzeinheiten nicht der alte und augenscheinlich schlechter geworden ist, wandte ich mich telegraphisch mit der Bitte an den gemeinsamen Kriegsminister in Wien, er möge mir neue Mannschaften zur Verfügung stellen, und zwar solche, die bisher noch nicht in Budapest waren." 49 Und der General riet gleich, woher: In Szeged und Miskolcz stünden ausgezeichnete, verläßliche Assistenzeinheiten, die erbitte er für Budapest 50 . Inzwischen trieb die revolutionäre Entwicklung in der Stadt weiter. Am 27. fand eine Massenversammlung auf dem Platz vor dem Parlament statt. Der Nationalrat hatte sie einberufen. Mehr als 30.000 waren gekommen 51 . Acht Kompanien standen als Assistenz bereit 52 . An diesem 27. abends beriet man im radikalen Angestelltenverband gemeinsam mit Arbeiter-Vertretern der Großbetriebe die Möglichkeit eines Aufstandes und terminisierte 47 48

Ebenda. 19 f. Ebenda. 2 1 - 2 5 ; vgl. § 445 MStPO.

49

LUKACHICH, M a g y a r o r s z ä g . 1 1 1 .

50

Nach Angaben des K M befand sich das nach Szeged zuständige Assistenzbataillon HIR 5 allerdings bereits in Budapest; in Miskolcz stand aber noch das Assistenzbataillon HIR 10. — Skizze: „Situation der im Hinterlande befindlichen Assistenztruppen am 20. Oktober 1918." KMer GO Stöger-Steiner an MKSM, 19. X. 1918 - KA, M K S M v. 1918, 28-1/3-4. Pester Lloyd, Nr. 252, 28. X. 1918; Gyula NYIRI, Die Regierung Kärolyi in Ungarn. Budapest (um 1942). 10; JÖZSEF foherceg täbornagy (Feldmarschall Erzherzog Joseph), Α Viläghäboru amilyennek en lättam (Der Weltkrieg, wie ich ihn gesehen habe). VII. Band. Budapest 1934. 552. Die Kommandanten der Assistenztruppen hatten Befehl, uniformierte Soldaten aufzufordern, die Versammlung zu verlassen, im Weigerungsfall sollte Verhaftung erfolgen. —

61

63

LUKACHICH, M a g y a r o r s z ä g . 9 7 .

Die Zentren fallen

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ihn zunächst mit 4. November 5 3 . An diesem 27. abends aber harrte ein gewaltiger Menschenauflauf vor dem Westbahnhof. Die Menge erwartete die Ankunft des Erzherzogs Joseph und des Grafen Karolyi. Der Erzherzog Joseph, von seiner Heeresgruppe abberufen 54 , war eben in Schönbrunn dem Kaiser gegenübergestanden, war von ihm bestürmt worden. Es gehe um die Existenz oder Nichtexistenz der Monarchie: „Du mußt unbedingt Ungarns Ministerpräsident werden. Vielleicht kannst Du die Situation noch retten!" Der Erzherzog hatte widersprochen, der Kaiser, der König hatte umdisponiert: Der Erzherzog war nun nicht als Ministerpräsident nach Budapest gesandt, er kam als Homo regius. Der Erzherzog hatte schließlich die Verantwortung für Ungarn übernommen, allerdings unter einer Bedingung: Zuführung einer „moralisch einwandfreien" Division nach Budapest. Der Kaiser, erleichtert, an sich rasch im Zusagen, hatte sie versprochen, hatte mit dem A O K telephoniert, jawohl, die 38. H I D sollte sofort in Marsch gesetzt werden . . . 55 Der Erzherzog hatte den Budapester Schnellzug genommen . . . Bahnhof Budapest. Kurz vor 22 Uhr — 40 Minuten verspätet — fuhr der Wiener Schnellzug ein. Der Empfang für den Erzherzog: „Wir braudien keinen Diktator! Nieder mit der Diktatur!" 5 6 Ganz anders die Begrüßung für den Grafen Karolyi, den man schon als ernannten Ministerpräsidenten erwartet hatte, ein Schritt, den der Herrscher zu tun sich hatte nicht entschließen können: Dem Grafen Karolyi schlug nun der ganze Jubel entgegen 57 . Er wurde auf Schultern zum Bahnhof hinausgetragen; da sein Wagen, nicht Pferde sollten ihn ziehen, die Pferde wurden ausgespannt, Menschen spannten sich davor, Umsteigen in ein Auto, Hauptquartier des Nationalrates — nun im Hotel „Astoria" —, Rede Karolyis, Aufschrei aller, Imperativ der Stunde: Karolyi soll Ministerpräsident werden! Oben auf der Burg im Palais des Erzherzogs: Bericht des noch amtierenden Ministerpräsidenten 58 . Dann Meldung des Militärkommandanten: Die Mann53

54

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5E

67 58

SZANTÖ, Revolution. 178. Sicher gab es verwegene Gruppen, die rasch losschlagen wollten, am besten sofort. Windischgrätz weiß zu berichten, daß der neuernannte Außenminister Graf Andrässy schon am 25. bei seiner Abfahrt nach Wien vor einem Revolutionsausbruch am 26. gewarnt worden war. Verrat hätte dann das Losschlagen verhindert. — W I N D I S C H GRÄTZ, Vom roten zum schwarzen Prinzen. 352—355. Kurz vor seiner Abberufung von der Tiroler Front war der Erzherzog noch am 22. X. 1918 zum Feldmarschall ernannt worden. — K A , Qualifikationsliste Erzherzog Joseph. JÖZSEF, Viläghäboru. 542—545. Die 38. H I D , die im Juli und August — das HIR 22 auch noch im September — in Ungarn und in Kroatien-Slawonien Assistenzdienst geleistet hatte, rekrutierte sich aus den siebenbürgischen H I R 21, 22, 23 und 24, in denen vor allem Magyaren, Szekler und Rumänen dienten. — Vgl. Karte mit Honvid-Ergänzungsbezirken und Honvid-Distrikten in: Otto WALDSCHÜTZ, Einführung in das Heerwesen. 1. Heft. Wien 2 1910. JÖZSEF, Viläghäborü. 547.

Neues Pester Journal, Nr. 253, 29. X. 1918. MP Wekerle war zwar schon am 23. Oktober zurückgetreten, führte aber noch interimistisch die Amtsgeschäfte und weigerte sich, das Standrecht über Budapest zu proklamieren. — Vgl. WINDISCHGRÄTZ, Vom roten zum schwarzen Prinzen. 350 und 354.

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Durchbruch der Nationen

Schäften der Assistenzeinheiten seien in ihrer Verläßlichkeit fraglich. Der Erzherzog urgierte beim König die Felddivison — käme sie nicht, sagte er dem König, könnte er „die Katastrophe höchstens um ein paar Stunden hinausschieben", käme sie, sagte er dem Ministerpräsidenten, wäre seine erste Maßnahme, „den Nationalrat, diesen Sowjet, zu verhaften" . . . 59 Am 28. aber war es der Nationalrat, der Forderungen stellte: in Richtung der Ministerpräsidentschaft des Grafen Kärolyi 6 0 . Und um diesen Forderungen Nachdruck zu verleihen, formierte sich am 28. abends ein Demonstrationszug zur Kettenbrücke. Kettenbrücke: Feuer gegen die

Demonstranten

10.000 bis 15.000 Personen waren im Bereich des Klublokals der KarolyiPartei auf dem Gizella-Platz zusammengeströmt, zahlreiche Soldaten darunter 61 . Die Soldaten hatte man unmittelbar angesprochen. Ein Hauptmann in Uniform hatte es öffentlich verkündet, daß der Soldatenrat gegründet sei, daß der alte Eid nicht mehr verpflichte, daß Deserteure amnestiert seien, und der Hauptmann hatte dazu aufgefordert, den Eid auf das neue Ungarn abzulegen. Und Offiziere hatten daraufhin mit gezogenem Säbel geschworen62. Der Ubergang von der Kundgebung zum Demonstrationszug ergab sich spontan. Angefeuert durch die zahlreichen Reden wollte die Menge — eine nationale Fahne an der Spitze — hinüber über die Brücke, hinauf auf den Burgberg, zum Palais des Erzherzogs. . . 63 Halt an der Kettenbrücke, am Pester Brückenkopf 64 . Dreifacher Kordon war hier errichtet, verstärkt durch Barrikaden. Erster Kordon: Honveds, Truppen vom Ständigen Assistenzbataillon H I R 5 aus Szeged und vom Honved-Lehrregiment aus Inota; zweiter und dritter Kordon: Polizei und Gendarmerie, 69 60

61 62

63

81

JÖZSEF, Viläghäborü. 548. KÄROLYI, Welt. 484 ff.; KÄROLYI, Memoirs. 114; BATTHYÄNY, Ungarn. 162 f.; JOZSEF, Viläghäborü. 563 f. Neues Pester Journal, Nr. 253, 29. X . 1918. Ebenda; PI, Tisza-Prozeß, Hüttner — Einvernahmeprotokoll, 7. Band, Bl. 321; Bus, Katona. 49 f. Hüttner nennt als Redner den Vorsitzenden des Soldatenrates, Csernyäk, Büs den Päsztor B£la. Nach Reden von Buza und dem Abgeordneten F£nyes, die ausführten, daß die Zeit der Taten gekommen sei, daß der Nationalrat nur Kärolyi als Ministerpräsidenten anerkennen werde, kam ein weiterer Redner, der an die Menge den Appell richtete, einen Demonstrationszug vor das Palais des Erzherzogs Joseph zu unternehmen, um dadurch den Willen der Bevölkerung für die Ernennung Kdrolyis zu manifestieren. — KÄROLYI, Welt. 494; Neues Pester Journal, Nr. 253, 29. X. 1918. Schon auf den Straßenkreuzungspunkten waren starke Polizei- und Militär-Wachen postiert gewesen. Die Menge hatte die Soldaten aufgefordert, ihr nach Buda vor das erzherzogliche Palais zu folgen und den Kampf gegen die jetzigen Machthaber für die Schaffung eines selbständigen ungarischen Staates aufzunehmen. Die Soldaten hatten sich passiv verhalten, hatten die Demonstranten passieren lassen. — KÄROLYI, Welt. 594.

D i e Zentren fallen

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beritten und zu Fuß . . . Der Demonstrationszug brandete heran. Der erste Kordon hielt nicht, wurde durchbrochen, zerriß. Die Honveds hatten nachgegeben, trotz gegenteiliger Befehle ihrer Offiziere 65 . Polizei und Gendarmerie aber sperrten. Aufbäumen der Demonstranten. Dreimaliger Anlauf. Die Polizei feuerte eine Salve ab, ging mit flacher Klinge vor. Die Straßenkämpfe dauerten an bis Reserven eintrafen und alle Zugänge zur Brücke besetzten66. Drei Tote, über 50 Verwundete waren der Preis des Tages67. Um hohen Einsatz ging nun bereits die Auseinandersetzung. Spätabends hatte der Soldatenrat in einer Sitzung äußerstes Vorgehen erwogen: Überwältigung der wachhabenden Offiziere in den Kasernen durch Offiziere des Soldatenrates, bei aufkommendem Widerstand Verhaftung von Lukachich, Varkonyi 68 , Szurmay, Wekerle, Szterenyi, Sandor, Tisza 69 . In der Nacht zum 29. noch zog man audi im Militärkommando die Konsequenzen. Noch in derselben Nacht wurde eine Untersuchung gegen die Kordonsoldaten der Kettenbrücke eingeleitet. Und über Weisung des Militärkommandanten arbeitete außerdem der Generalmajor Teus eine zusätzliche Instruktion über Verhalten und Waffengebrauch der Assistenzeinheiten aus: „Das Wesentliche dieses Befehles war, daß die Assistenz unter keinen Umständen die Volksmenge so nahe herankommen lassen solle, daß dadurch die Bewegungsfreiheit der Mannschaft gefährdet werde. Sie ist verpflichtet, zeitgerecht von der Waffe Gebrauch zu machen."70 A m 29., ab 7 Uhr früh, war für die gesamte Garnison Bereitschaft befohlen71. Die Generale Hodula und Teus waren zu den Assistenzeinheiten ausgesandt, die neue Instruktion zu erläutern. M i l K m d o Budapest, T e l e g r . H p t m . Kornhauser an K M , 29. X . 1918, 9,30 h - K A , K M Abt. 5 v. 1 9 1 8 , 1 - 3 / 4 - 1 0 3 ; KAROLYI, Welt. 594; Bus, Katona. 52 f. Unter den Honvdds an der Sperre befanden sich zwei Züge des Honved-Lehrregimentes, das als sehr verläßliche Einheit galt. Das Lehrregiment — in seinem Rahmen fanden Kurse zur Unteroffiziersausbildung statt — war am 14. Oktober aus Inota nach Budapest verlegt worden. — LUKACHICH, Magyarorszäg. 127 f. 66 Lukachich berichtet, er habe, als er vom Zusammenstoß an der Brücke Kenntnis bekommen hatte, sofort noch zwei Bataillone des Honvid-Lehrregiments dorthin befohlen, allerdings seien die Einheiten nicht mehr zum Eingreifen gekommen. — LUKACHICH, Magyarorszäg. 102. D i e Polizei hatte auf Befehl des Oberstadthauptmannstellvertreters Krecsänyi gefeuert, der weitere Einheiten der Exekutive heranbeorderte. — M i l K m d o Budapest, T e l e g r . H p t m . Kornhauser an K M , 29. X . 1918, 9,30 h - K A , K M Abt. 5 v. 1918, 1 - 3 / 4 - 1 0 3 . 87 SZÄNTO, Revolution. 183; Büs, Katona. 53. Das M i l K m d o Budapest sprach von zwei toten Arbeitern und 14 bis 30 Verwundeten. - K A , K M Abt. 5 v. 1918, 1 - 3 / 4 - 1 0 3 . 88 G M Emil Albrecht von Värkonyi war als Militärstationskommandant Stadtkommandant von Budapest. Geb. 1848 in Zilah (Siebenbürgen) — K A , Qualifikationsliste Fasz. 22. 8 · P I , Tisza-Prozeß, Hüttner — Einvernahmeprotokoll, 7. Band, Bl. 320. , 0 LUKACHICH, Magyarorszäg. 102. n M i l K m d o Budapest, Telegr. H p t m . Kornhauser an K M , 29. X . 1918, 9,30 h — K A , K M Abt. 5 v. 1918, 1 - 3 / 4 - 1 0 3 . 65

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Aber der F M L Lukachich wollte auch die rechtlichen Möglichkeiten scharfen Vorgehens ausschöpfen. Auch im Militärkommando erwog man Verhaftungen. Nodi am 28. abends hatte der General gemeinsam mit dem Oberstaatsanwalt Dr. Vary Erlassung des Standrechts und Verhaftung von Mitgliedern des Nationalrates beraten. Schon schritt man an die Vorbereitung der Standrechtsproklamation. Aber im Ministerrat am 29. vormittag drangen der General mit seiner Begründung — „ . . . das energische Auftreten halte ich für das einzige Mittel, die Situation zu retten" — und der Oberstaatsanwalt mit seinem Antrag nicht durch . . , 72 In der Stadt steigerten die Linksparteien die Agitation, erschütterten und schwächten die Positionen des Gegners. Die Extremen riefen nach der bewaffneten Revolution. Sie drangen vor in Betrieben und Kasernen, und in den Kasernen forderten sie: keine Marschformationen mehr für die Front und Wahl von Soldatenräten 73 . Die Sozialdemokraten setzten eine ganze Propagandawelle in Bewegung. In Flugzetteln und Plakaten wurde das von der Zensur beschlagnahmt gewesene und verbotene Revolutionsgedicht der Varnai Zseni „An meinen Soldatensohn" gedruckt, das im Refrain die Mutter ihrem Sohn zurufen läßt: „Schieß nicht, mein Sohn, denn ich werde audi dort sein!" 7 4 Der Soldatenrat betrieb offene Agitation in den Truppenkörpern und unter den Deserteuren. Ein Teil der vom Soldatenrat schon gewonnenen Soldaten war bisher im Palais Kärolyis einquartiert gewesen. Am 29. Oktober hatte der Kadettoffiziersstellvertreter Dr. Pethes das Gebäude der Oberrealschule in der Realtanoda-Gasse besetzt 75 . Die Soldaten hatten in der Schule Quartier bezogen. Der Soldatenrat zählte zu den ungestümen, vorwärtsdrängenden Elementen. Ein Plan sah den Ausbruch der Revolution für den 31. Oktober vor. Genügend Offiziere und Mannschaften — so meinte man — würden bis zu diesem Zeitpunkt auf der eigenen Seite stehen. Die Politiker warnten. Mitglieder des Nationalrates hielten diesen Zeitpunkt für verfrüht, sprachen dagegen. Der Soldatenrat agitierte weiter: Über die Redaktion des „Üjsag" ließ der Soldatenrat Flugzettel drucken, die zur Verteilung in Kasernen und Militärobjekten gelangten 76 . Die Unruhe stieg. Die Arbeiter hatten zum Zeichen des Protestes gegen das Blutvergießen an der Kettenbrücke am 29. Oktober um 10 Uhr für eine halbe Stunde die Arbeit eingestellt 77 . In diesem Zeitraum der Arbeitsniederlegung revoltierten die Arbeiter der Frommerschen Waffenfabrik, stürmten die Lager72

73 74 76 78 77

LUKACHICH, M a g y a r o r s z ä g . 103 — 106.

SZANTÖ, Revolution. 183 f. Tibor HAJDU, AZ öszirozsäs forradalom (Die Revolution der Herbstrose). Budapest 1963. 53; Wilhelm BÖHM, Im Kreuzfeuer zweier Revolutionen. München 1924. 53. Büs, Katona. 35. Ebenda. 39. Vgl. BÖHM, Revolutionen. 53; Neues Pester Journal, Nr. 255, 31. X. 1918.

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räume und bewaffneten sich mit Gewehren und Pistolen. Eine Assistenzkompanie des Ersatzbataillons IR 38 rückte aus, umstellte die Fabrik. Ein Zusammenstoß schien unvermeidlich 78 . Behörden wie Arbeiter wandten sich an den Nationalrat. In aller Eile fuhren Karolyi und Landler mit einem Auto zur Fabrik. Es gelang ihnen, die Arbeiter zu passivem Verhalten anzuhalten und Befehl zum Abrücken der Truppe zu erwirken 79 . Offiziere und Soldaten fanden sich immer stärker von den Zielen des Nationalrates angesprochen, gerieten ins Wanken, wechselten die Fronten 80 . Ein Landsturm-Oberleutnant agitierte selbst beim Honved-Lehrregiment, forderte Befehlsverweigerung, wurde verhaftet 81 . Schon am 28. hatte eine Abordnung der Matrosen von Öbuda ihre Bereitschaft zum Anschluß an den Widerstand angeboten 82 . Und am 29. kamen auch die, die an der Kettenbrücke eben nodi als Letzte gehalten hatten: die Polizei. Nach der Zerschlagung der Demonstration vor der Kettenbrücke war die Polizeibereitsdiaft vom Platz vor dem Parlament wieder abgezogen worden. Sie war in die Zentral-Polizeikaserne in der Mosony-Gasse eingerückt83. Aber die Mannschaft war unzufrieden. Noch zielte im ersten Augenblick diese Unzufriedenheit ins Materielle. Die Mannschaft war den ganzen Tag im Dienst gestanden und sollte weiterhin im Bereitschaftsdienst verbleiben. Die Polizisten erhoben Beschwerde. Sie seien durch den permanenten Dienst übermüdet, sie hätten überdies seit dem Morgen keine Mahlzeit bekommen. Und sie hätten überhaupt zu wenig Freizeit und zu wenig Sonderzulagen 84 . Aber die Dienstbereitschaft der Polizisten erlahmte auch aus einem anderen Grund. Die Polizisten spürten das Abgleiten der bisherigen staatlichen Autorität. Und mehr: Die Polizisten an der Kettenbrücke hatten erleben müssen, wie der Militärkordon die Straße freigegeben hatte, wie die ganze Verantwortung auf sie zurückgefallen war, und wie sich die geballte Wut der Demonstranten auf sie allein entladen hatte. Die Polizei wollte sich mit entschiedenem Schritt aus dieser Lage befreien. Am 29. Oktober abends erschienen Abordnungen der Budapester Stadtpolizei beim Oberstadthauptmann Dr. Sandor, und ihr Sprecher erklärte, daß sie ab sofort nur den Anordnungen des Nationalrates Folge leisten würden. Der Oberstadthauptmann machte Vorhaltungen, drohte. Die Abordnungen verblieben bei ihrem Entschluß. Sie erklärten, die Ordnung wohl weiter auf78 79 80 81

82

83 84

Büs, Katona. 67; vgl. SZANTÖ, Revolution. 183. KÄROLYI, Welt. 491; vgl. SZANTÖ, Revolution 183. Büs, Katona. 56. LUKACHICH, Magyarorszäg. 128; dem Bericht des Kommandanten des Honvid-Lehrregimentes entnommen. — Oberst Ritter Aladär SZEPESSY, Warum hat das Militär bei der Revolution am 31. Oktober 1918 nicht geschossen? In: Nemzeti Üjsäg, Okt. 1928. PI, Tisza-Prozeß, Hüttner — Einvernahmeprotokoll, 7. Band, Bl. 320. Ein Matrose erklärte, den Aufruhr schon in Pola „ausprobiert" zu haben. Neues Pester Journal, Nr. 254, 30. X . 1918. Ebenda.

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rechterhalten zu wollen, jedoch „sich nicht zu politischen Handlangerdiensten gegen Mitbürger verwenden zu lassen"85. Eine zwanzigköpfige Delegation begab sich in das Hotel „Astoria", in das Hauptquartier des Nationalrates, den Anschluß zu vollziehen 86 . Mit Flugblättern feierte der Nationalrat seinen Erfolg, versuchte ihn gleich zu erweitern, wandte sich an Post und Eisenbahn: „ . . . Folgt dem mutigen und schönen Beispiel, das die Budapester Polizei Euch gegeben hat! Ihr habt nichts zu verlieren! Unsere Angelegenheit wird siegen . . ."87 Im Militärkommando analysierte man die neue Lage: Mit dem Übergang der Polizei waren die Situationsberichte der Oberstadthauptmannschaft ausgefallen 88 . Agenten der Militärpolizei wurden — die Lücke zu schließen — nun auch in dieser Richtung angesetzt 89 . Das engmaschiger werdende Netz des Gegners aber wurde zunehmend fühlbar, auch im Militärkommando. Von Agenten umgeben glaubte sich nun selbst der Militärkommandant 90 . Noch hoffte der General zwar in seiner Meldung an den designierten Ministerpräsidenten, die Assistenzeinheiten in der Hand zu behalten 91 . Aber es war kein Zweifel, daß seine Möglichkeiten eingeengt wurden. Das Eingreifen frischer Verbände von außen konnte allein noch Hoffnung geben. In Wien und Baden drängten sich die Bitten und Forderungen aus Budapest. Am 28. schon hatte der Erzherzog sich erneut telephonisch an den König gewandt: „.. . und habe sehr nachdrücklich urgiert, daß endlich eine unbeeinflußte ungarische Division nach Budapest geschickt werde, sonst gäbe es keine Macht, die hier die Ereignisse aufhalten könnte!" 92 Am 29. stieß der Militärkommandant beim Kriegsminister nach, bat wenigstens um ungarische Assistenzeinheiten aus anderen Städten des Landes, überzeugt, daß nur mit solchen Truppen die Wendung noch herbeizuführen sei, jedenfalls nicht mehr mit denen, die seit Monaten in der Hauptstadt „dauernde Berührung mit revolutionären Ideen hatten und daher angesteckt und verdorben waren" 93 . Aber es intervenierte auch die Budapester Regierung, Ministerpräsident und Landesverteidigungsminister, beide im Kriegsministerium, beide ebenfalls am 29. Der Ministerpräsident Wekerle bat, „von den nach Siebenbürgen bestimmten Divisionen zirka zwei Regimenter vorübergehend in der Umgebung 85

Pester Lloyd, Nr. 254, 30. X. 1918; Nipszava, 30. X. 1918. Ernö GARAMI, Forrongö Magyarorszäg. Emlekezesek is tanulsägok (Das gärende Ungarn. Erinnerungen und Lehren). Leipzig/Wien 1922. 26. Vgl. KAROLYI, Welt. 495. 87 Flugblatt des Ungarischen Nationalrates an die Eisenbahner, Post- und Telephonbeamten, Ende Okt. 1918 - PI, Röpiratgyüjteminy 1918-1919. Fond 11/10/12. 88 LUKACHICH, Magyarorszäg. 9 0 — 9 5 . 8 » Ebenda. 98. Ebenda. 99. M Ebenda. 115; Lukachich selbst war als Verteidigungsminister im Gespräch gewesen. — Ebenda. 110. 86

82 M

JOZSEF, Viläghäboni. 554. LUKACHICH, Magyarorszäg. 112.

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von Budapest zu dislozieren, bis die Verhältnisse in der Hauptstadt sich geklärt haben oder bis die militärische Situation einen unaufschiebbaren Transport nach Siebenbürgen notwendig macht"94. Die Antwort blieb negativ. Momentan sei nur eine Kavalleriedivision in Verlegung nach Siebenbürgen begriffen95. Auch die aber werde dort bereits sehr dringend benötigt. Das AOK sei daher nicht in der Lage, dem Ansuchen zu entsprechen. Man solle mit den vorhandenen Truppen das Auslangen finden96. Der Landesverteidigungsminister, Gdl Baron Szurmay 97 , versuchte zusätzlich, einen anderen Weg einzuschlagen, um Truppen für das ungarische Hinterland, speziell für Budapest freizubekommen. Der Minister berief sich auf das Übergewicht an Assistenzkräften in der österreichischen Reichshälfte. Von den bei den ungarischen Ersatzbataillonen des Heeres aufgestellten und verwendungsbereiten Assistenzbataillonen seien nun, Ende Oktober, so erklärte der Minister, 26 Assistenzkompanien im „engeren Ungarn" 98 stationiert; in der österreichischen Reidishälfte befänden sich hingegen 46 V2 Assistenzkompanien von ungarischen Ersatzkörpern: 24 V2 Kompanien von Ständigen Assistenzbataillonen samt ihren Ersatzkörpern — den Ersatzbataillonen der IR 2, 48, 60, 68, 76 und 101 — und 22 Assistenzkompanien ohne ihr Ersatzbataillon 99 . Der Minister ersuchte daher das Kriegsministerium, die von ungarischen Ersatzkörpern aufgestellten Assistenzkompanien ehestens nach Ungarn rückzuverlegen100. Am 30. vormittags übernahm Graf Hadik seine kurz bemessene Ministerpräsidentschaft101. Im selben Augenblick geriet Budapest zusätzlich unter die " Telegr. ungar. MP an KM, 29. X. 1918 - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 1 - 8 4 (11.652). •5 Es handelte sich um die 10. Kavalleriedivision. »· Telegr. AOK Ch. d. G„ Op.Nr. 148.114, an ungar. MP, o.D. - KA, AOK Op.Abt. v. 1918, 148.114. " Szurmay gehörte zum zurückgetretenen Kabinett Wekerle, führte aber noch die Agenden. " Gemeint war die ungarische Reichshälfte ohne Kroatien-Slawonien. ·· Außer den genannten ungarischen Assistenzbataillonen war das Assistenzbataillon IR 46 im Militärkommandobereich Przemysl stationiert. Außerdem lagen noch die ungarischen Ersatzbataillone 44, 51, 64 und 69 in Böhmen und in den österreichischen Erbländern, die aber nur verwendungsfähige Kompanien mit 7 Wochen Ausbildung formiert hatten. 100 Telegr. k. u. LVM, Nr. 28.033/eln. 1, an KM, 29. X. 1918 - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 1 — 124 (13.039). Freilich war es zur Verlegung wohl schon zu spät. Nicht nur waren die Ereignisse in Budapest zu weit fortgeschritten. Die ungarischen Assistenzbataillone in Böhmen und Kroatien-Slawonien aber hatten am 28. und 29. bereits auch den Zusammenbruch der Macht des alten Staates miterlebt, und sie wären wohl kaum bereit gewesen — nach Ungarn verlegt —, gegen ihre Landsleute mit der Schußwaffe vorzugehen. 101 Als eines der für Hadik dringlichsten Probleme war das der eigenständigen ungarischen Armee zu lösen. Um diesen Forderungen nachzukommen, sollte der Übergang zur selbständigen ungarischen Wehrmacht mit dem Oberbefehlshaber Erzherzog Joseph zum Zwecke der Verteidigung des Landes erfolgen. Daher stellte Hadik die Bedingung, und sein designierter Kriegsminister FZM Baron Baläs unterstützte ihn darin, daß der ΗοηνέάMinister als ungarischer Kriegsminister mit dem 1. November das Kommando über alle Honvöd-Truppen und alle nach Ungarn zuständigen k. u. k. Formationen und deren Etappenstellen übernehme. Eine eigene ungarische Heeresfront sollte von der Adria bis

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Einwirkung der Nachrichten über die Ereignisse in Prag und Zagreb. Das galt nicht zuletzt für die Truppen. Im Palais des Erzherzogs zog man Bilanz: „Der größte Teil der Mannschaften ist zur Revolution übergegangen." 102 Die Bilanz war um so schmerzlicher, als vom A O K in Baden auf nochmalige Urgenz des Erzherzogs endgültige Absage der Hilfe von außen kam: „Ich habe vergeblich um die angeblich schon auf dem Transport befindliche 38. H I D telephoniert", notierte Erzherzog Joseph, „um meine Szekler, zu denen ich unbedingtes Vertrauen hatte. Sie haben mich damit abgewiesen, daß die Mannschaften anderswo gebraucht werden . . . , und ich soll endlich Ruhe geben und mit den hiesigen Mannschaften Ordnung schaffen." 103 Budapest war sich selbst überlassen. Noch gab der kommandierende General nicht auf. Ohne Ansuchen der — inzwischen übergegangenen — Polizei waren die Assistenzmannschaften auch am 30. auf ihre Standorte beordert und höchste Alarmbereitschaft befohlen worden 104 . Dem Erzherzog meldete der F M L Lukachich, er habe der Offensive der Aufrührer gegenüber einen eigenen Angriffsschlag vorbereitet, um den Gegner notfalls „mit Bajonett und Feuer" zu vernichten. Allerdings könne für den Erfolg keine Garantie übernommen werden, da „die gesamten Mannschaften, auch die Bosniaken, erschöpft und ausgehungert wären und der Revolution zuneigten" 105 . Unter solchen Umständen wich der Erzherzog zurück. Der Erzherzog wollte von eigener Angriffsaktion Abstand nehmen, ordnete Beschränkung auf die Verteidigung an. Waffengebrauch sollte nur dann erfolgen, wenn das Militär „dem Angriff der Masse ausgesetzt wäre" 1 0 6 . Das letzte Instrument der alten Macht aber war selbst in seiner Defensivkraft bereits in Frage gestellt. Die Truppen standen unter einem von Stunde zu Stunde sich steigernden Agitationsdruck. Er kam aus den eigenen Reihen, und er war vielfach von Offizieren getragen. Selbst von den als verläßlich geltenden Bosniaken wurde für den 30. der Einbruch des Gegners gemeldet: Ein Fähnrich der Artillerie, Dr. Sos, habe bosnische Einheiten für den Nationalrat und die Revolution gewonnen, den Bosniaken sei dafür Verpflegung und baldiger Heimtransport zugesagt worden 107 . Die revolutionären Offiziere tauchten nicht nur bei den Truppen auf. Am späten Nachmittag dieses 30. sah man sie in den Lokalen der Stadt agitieren, die Gäste zur Teilnahme an den vorgesehenen Demonstrationen auffordern 1 0 8 . zur Ukraine, geteilt in eine Balkan-Heeresgruppe und in eine Heeresgruppe gegen Rumänien, die Verteidigung Ungarns sicherstellen. — M P Hadik an M K S M , 30. X . 1918 — K A , M K S M v. 1918, 6 9 - 2 7 / 9 . 102

JOZSEF, V i l ä g h ä b o r ü . 5 7 2 .

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Ebenda. 572; RUBINT, Verhalten der ungarischen Truppen. 82.

104

LUKACHICH, M a g y a r o r s z ä g . 1 1 7 . JOZSEF, V i l ä g h ä b o r ü . 5 7 2 f.

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Ebenda. 573. Büs, Katona. 58.

LUKACHICH, M a g y a r o r s z ä g . 1 1 8 .

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„Soldaten, vergießt nicht das Blut Eurer Mitbürger!" Ein Flugblatt des Nationalrates, an die Soldaten gerichtet, an diesem Abend des 30. vorbereitet und bekannt geworden, gibt die neue Stoßrichtung der Agitation wieder. Prag und Zagreb waren nun die Ansatzpunkte. Die Militärkommandanten in Prag und Zagreb hätten ihre Macht den Nationalräten zur Verfügung gestellt und die Nationalräte hätten die Regierungsgewalt übernommen: „Warum ist in Budapest das verboten, was in Prag und Zagreb als erlaubte Sache gilt? Soll denn die ungarische Nation auch jetzt noch das letzte Volk bleiben?" Und das Flugblatt sprach unmittelbar an: „Soldaten, das gemeinsame Heer hat aufgehört zu existieren, die österreichisch-ungarische Monarchie gibt es nicht m e h r . . . Soldaten, vergießt nicht das Blut Eurer Mitbürger! Gebraucht Eure Waffen nicht, wenn man Euch hinausschickt, daß Ihr die Bewegung Eurer Brüder, die um ein unabhängiges Ungarn, um die Herrschaft des Volkes und um einen sofortigen Waffenstillstand kämpfen, im Blut erstickt! Soldaten, schießt auf Eure Brüder nicht, nicht auf Eure Mütter, vergießt nicht auf Budapests Straßen ungarisches Blut. Euer Platz ist nicht auf der Seite des alten Regimes, bei den Tiszas und Andrassys (bei den Wiener Lakaien und Volksfeinden), sondern Euer Platz ist auf unserer Seite. Seid Soldaten des Ungarischen Nationalrates!" 109 Militärkommando. Was in den Kasernen, was in der Stadt geschah, was pausenlos auf die Soldaten einwirkte, konnte auch am kommandierenden General nicht spurlos vorübergehen. Ein Journalist, Läzar Miklos, einst an der Isonzofront im Bereich des Generals, machte Besuch, fand Lukachich schon gezeichnet: „Ich habe ihn nie so nervös gesehen, selbst in der schrecklichsten Schlacht nicht." 110 Lukachich erklärte seine Haltung, igelte sich ein: „Ich bin Soldat, ich mache keine Politik, mich interessiert sie auch nicht, wohin man mich stellt, dort halte ich aus . . . " Lazar verwies auf seine Informationen, die gesamte Garnison sei bereits zum Nationalrat übergetreten, der Nationalrat werde vielleicht auch an ihn, den Baron Lukachich, die Aufforderung richten überzutreten, Lazar wollte vermitteln . . . „Die Mannschaften sind verläßlich", sagte Lukachich leise, eher zu sich selbst. — „Die Mannschaften sind Magyaren", widersprach der Journalist laut. Draußen im Vorzimmer drangen Offiziere in den Besucher: „Haben Sie ihn

109

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PI, Röpiratgyüjtemdny 1918—1919, Fond 11/10/48, 30. X. 1918. Der Aufruf, am 30. vorbereitet, sollte am 31. früh veröffentlicht werden. — KÄROLYI, Welt. 502. Miklös LAZAR, AZ utolsö ejszakän (In der letzten Nacht). In: A diadalmas forradalom könyve. Α nipkormäny tagjainak, a forradalom szereplöinek es 75 magyar irönak önvallomäsa (Das Buch der siegreichen Revolution. Selbstbekenntnisse der Mitglieder der Volksregierung, der Akteure der Revolution und 75 ungarischer Schriftsteller). A forradalmi napok hiteles krönikäja (Die offizielle Chronik der Revolutionstage), ed. Oszkär GELLERT. Budapest o. J. 72.

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bekehrt?" Audi Lukachich' engste Umgebung wollte sichtlich an die eigene Sache nicht mehr glauben . . . m Früh brach nach trübem Tag am 30. die Dämmerung herein. Der Abend sdiien anfänglich nicht anders zu verlaufen als die Abende vorher. Die üblichen Versammlungen vor den Klublokalen der im Nationalrat vereinigten Parteien und vor dem Sitz des Nationalrats im Hotel „Astoria" waren angesagt. Aus diesen Versammlungen entwickelten sich jedoch Kundgebungen, die das Maß des Bisherigen sprengten. Gewaltige Menschenmengen zogen zu den gewohnten Versammlungsstellen. Polizei- oder Militärstreifen waren nirgends zu sehen 112 . Vor dem Klublokal der Karolyi-Partei auf dem Gizella-Platz begann die Ansammlung schon ab 18 Uhr. Gefeiert wurden die Parteiführer und die Abgeordneten, die Grafen Andrässy und Hadik waren Zielscheibe des Spotts. Vor dem Hotel „Astoria" harrte ebenfalls eine Volksmenge. Mitglieder des Nationalrates ergriffen das Wort. Die Massen verschoben sich. Rund 10.000 sind es bald vor dem Klub der Karolyi-Partei. Ein Zug Offiziere und Mannschaften kommt heranmarschiert, ungarische Fahne vorn, das „Isten aid meg a magyart!" — Gott segne den Ungarn! — auf den Lippen. Die Menge jubelt. Kärolyi spricht: „Sie fordern von mir Taten, wir schreiten nunmehr dazu. Das alte System ist heute vollständig zusammengebrochen, hier und in Wien. Hoch die Volksregierung des selbständigen Ungarn!" 1 1 3 Der alte Eid soll fallen. Der neue nur soll binden. Aus den Fenstern des Klubgebäudes erfährt es die Menge: Nach 21 Uhr wird vor dem Sitz des Nationalrates die Vereidigung der revolutionären Offiziere, Soldaten und öffentlidien Bediensteten stattfinden. Hinüber zum Hotel „Astoria"! Rasch formiert sich der Zug. Handgreiflichkeiten am Rande: In den Straßen der Inneren Stadt fliegen die Wappen mit dem Doppeladler von den Wänden. Hauptangriffspunkte: die Geschäfte der Hoflieferanten in der Waitzner-, Wiener- und Kronprinzen-Gasse. Dazwischen tönen laut die Sprechchöre: „Hoch das freie, unabhängige Ungarn! Es lebe die Republik!" Offiziere und Soldaten reißen die Rosetten von den Kappen, befestigen rot-weiß-grüne Kokarden — umjubeltes Symbol des Endes der Zugehörigkeit zur gemeinsamen Wehrmacht. Treueid für den Nationalrat. Vor dem Hotel waren Offiziere, Soldaten, Eisenbahn- und Postbedienstete versammelt. Ein Offizier des Soldatenrates hielt die Ansprache an die versammelten Soldaten: Der Soldatenrat befehle jetzt der selbständigen ungarischen Armee, und nur der neue Eid binde für LÄZÄR, fijszakän. 73 f.; LUKACHICH, Magyarorszäg. 118. Läzär berichtete Kärolyi über das Gespräch mit Lukachich, wollte ihn zu Lukachich führen. Kärolyi, der nach Läzärs Bericht bereits fahrbereit gewesen war, wurde im letzten Augenblick, als die Menge nach ihm rief, abgehalten. — LÄZÄR, fijszakän. 74. 118 Pester Lloyd, Nr. 255, 31. X . 1918; Neues Pester Journal, Nr. 255, 31. X . 1918. ua Neues Pester Journal, Nr. 255, 31. X. 1918. 111

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die Zukunft. Der Offizier verlas die Eidesformel. D a marschierten Matrosen des Marinedetachements aus Öbuda heran. Und auch die Matrosen legten unter dem Jubel der Menge den neuen Eid ab. Karolyi hielt eine Ansprache, warb um die gesamte Garnison, warb um alle: Der Moment sei gekommen, da sich jeder Patriot um die Fahne des Nationalrates zu scharen habe, und er, Karolyi, werde die Regierung übernehmen 114 . Ein Offizier sprach aus einem Fenster des Hotels zur Menge: In diesen Minuten würden am Budapester Ostbahnhof zwei Marschkompanien — ungarische Soldaten vom H I R 1 und IR 32 — einwaggoniert, um abzufahren. Man solle sie zurückhalten. Man wollte es. Die Menge stürmte die Rakoczi-Straße entlang zum Ostbahnhof. Dort drückte die Menschenmasse die Tore ein, das Lokal der Militärpolizei wurde gestürmt, verhaftete Soldaten — zum Teil Deserteure — wurden befreit und die Waffen der Militärpolizei unter die Demonstranten verteilt. D a stand ein Waggon voll Waffen. Er wurde aufgebrochen, nach den Gewehren griff die Menge 115 . Den Transport freilich erreichte man nur mehr zum Teil. Eine Marschkompanie war schon abgefahren. Die zweite Kompanie aber — die vom Hausregiment IR 32 — wurde noch gefaßt und von der Bewegung mitgerissen. Die Soldaten verweigerten den Offizieren den Gehorsam. Und sie zogen, inmitten der Menschenmenge, zurück in die Stadt, das Gros in die Innenstadt, vor das Hotel „Astoria" 1 1 6 . Dort, vor dem Hotel, wäre es im Nieselregen und Nebel beinahe zu einer Panik gekommen. Die Freudenschüsse der vom Ostbahnhof anrückenden Soldaten der Marschkompanie wurden von den beim Hotel stehenden Soldaten, Angehörigen der Honved, insbesondere der Scheinwerferabteilung aus Szentendre, erwidert 117 . Die Menge glaubte an ein Gefecht zwischen Truppen des Nationalrates und regierungstreuen Truppen. Ein Augenblick drohender P a n i k 1 1 8 . . . Fürchtete man den Gegner noch? Man fürchtete ihn. Trotz aller Anzeichen des Sieges. Man fürchtete den Generalangriff des Militärkommandos. Und noch hatte der kommandieBÖHM, Revolutionen. 53; LUKACHICH, Magyarorszäg. 118; KÄROLYI, Welt. 502. US N E U E S p e ster Journal, Nr. 255, 31. X. 1918; LUKACHICH, Magyarorszäg. 119; vgl. Büs, Katona. 82 f. Die Kompanien zählten zu jenen Einheiten, die in das ungarisch-kroatische Grenzgebiet abgehen sollten, um dem befürchteten Übergreifen Grüner-Kader-Gruppen entgegenzuwirken. — Vgl. Gespräch vom 28. X. mittags zwischen Erzherzog Joseph, Baron Szurmay, Graf Hadik und Baron Lukachich. — LUKACHICH, Magyarorszäg. 99; vgl. auch Tibor HET£S, Der militärische Zusammenbruch und Ungarn. In: Die Auflösung des Habsburgerreiches. Zusammenbruch und Neuorientierung im Donauraum, ed. Richard G. PLASCHKA und Karlheinz MACK. Wien 1970. 295 f. = Schriftenreihe des österreichischen Ost- und Südosteuropa-Instituts III. 116 Βέΐα SZANTÖ, Klassenkämpfe und Diktatur des Proletariats in Ungarn. Wien 1919. 18. Im Hotel befand sich zu dieser Zeit nur eine kleine Gruppe von Mitgliedern des Nationalrates, allerdings auch Kärolyi. 117 Büs, Katona. 47. 118 KÄROLYI, Welt. 504. 114

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rende General sichtlich nicht aufgegeben. Noch verfügte er auch über Einheiten, die befehlsgemäß antraten, vorgingen und die Front der Revolution in gezielten, kurzen, überfallsartigen Stoßtruppunternehmungen aufrissen. Aktionen gegen Soldatenrat und Nationalrat weisen darauf hin. Um 15 Uhr hatte das Militärstationskommando gemeldet, in der Schule in der Reältanoda-Gasse sei der Soldatenrat zu einer Sitzung zusammengetreten. Der FML Lukachich ließ zwei Assistenzkompanien in Marsch setzen, unter dem Kommando eines Obersten, des Obersten Marton. Das Gebäude wurde umstellt. Man drang ein. Vorgefunden wurden 20 junge Offiziere und eine Anzahl Mannschaftsangehörige. Sie wurden verhaftet und in die Maria-Theresia-Kaserne gebracht119. Allerdings hatte ein Teil der Mitglieder des Soldatenrates fliehen können. Die Verhaftung der Führer war nicht gelungen. Eine standgerichtliche Untersuchung gegen die Aufgegriffenen wurde dennoch sofort eingeleitet120. Die führenden Männer des Soldatenrates, denen die Flucht aus der Schule geglückt war, machten Stellungswechsel. Sie schlugen in einem Zimmer des dritten Stockwerkes im Hotel „Meteor" ihr Hauptquartier auf 121 . Das Militärkommando erfuhr davon. Man wollte nochmals zuschlagen. Erneutes Anrücken. Erneute Flucht der Soldatenräte. Zivilkleidung erleichterte ihren Rückzug. Aktion gegen den Nationalrat. Eine Abteilung mit aufgepflanztem Bajonett unter Führung eines Obersten und eines Oberstleutnants marschierte abends durch die Kossuth-Lajos-Straße. Ihr Ziel: das Hotel „Astoria". Die beiden Stabsoffiziere tauchten in den Räumlichkeiten des Nationalrates auf. Ihre Frage: Ob sich Offiziere in den Lokalitäten des Nationalrates befänden? Die Auskunft wurde verweigert. Die Stabsoffiziere durchsuchten die Räume. Sie trafen auf zwei Leutnante vom Landsturm. Sie erklärten die Leutnante für verhaftet. Sie ließen sie abführen. Auf der Straße wurden die beiden Leutnante von den Soldaten der Assistenz in die Mitte genommen. Sie sollten in das Platzkommando eskortiert werden. Schon wurde Abmarschbefehl erteilt. Demonstranten traten dazwischen. Und im Tumult gelang den beiden verhafteten Offizieren die Flucht122. Die Nacht der endgültigen Wendung war schon angebrochen. Die Nacht der versagenden letzten Assistenzaufgebote, die Nacht der wachen, übermüdeten, unsicheren Befehlszentralen — und die Nacht eines resignierenden Königs. 119

LUKACHICH, Magyarorszäg. 116 f. wo D i e standgerichtliche Untersuchung—geführt von General Teuä und fünf Militärauditoren— ergab noch am Abend die relative Ungefährlichkeit der Verhafteten. Es handelte sich meist um auf Studienurlaub befindliche Reserveoffiziere. Sie sollten sofort an die Front bzw. zu ihren Ersatzkörpern in Marsch gesetzt werden. — LUKACHICH, Magyarorszäg. 117. 121 Biis, Katona. 72 ff.; RUBINT, Verhalten der ungarischen Truppen. 74. 122 Neues Pester Journal, Nr. 255, 31. X. 1918.

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Noch waren die Militärs Jäger gewesen. Ab Mitternacht sollten sie zugleich Gejagte werden. Die vom Ostbahnhof abziehenden, eben aus dem Transportzug geholten Soldaten bewiesen als Kern einiger Demonstrationsgruppen die Entschiedenheit ihrer neuen Gesinnung. Sie zogen vor die Wohnung des FML Lukachich auf dem Josephsring. Sie wollten seine Rückkehr abwarten, ihn zu verhaften, schössen einem ankommenden, wendenden Auto nach123, konnten des verhaßten Generals freilich nicht habhaft werden. Soldaten dieser Einheit tauchten vor der Lobkowitz-Kaserne auf und hatten Erfolg. Unter Führung von Oberleutnant Heltai und Leutnant Risko wurden die Wachmannschaften überrumpelt, die Tore geöffnet. Die in Bereitschaft befindlichen Assistenzkompanien versagten124. Die Soldaten drangen in das in der Kaserne befindliche Militärstationskommando ein. Der Stadtkommandant, GM Albrecht von Varkonyi, und der Oberstleutnant Ballo, derselbe, der am Vorabend die Razzia im Hotel „Astoria" mit geleitet hatte, wurden festgenommen, als Gefangene des Nationalrates ins „Astoria" gebracht. Die Soldaten der Lobkowitz-Kaserne selbst aber hatten indessen die Front gewechselt. Die etwa 300 Mann starke Mannschaft verweigerte den Offizieren den Gehorsam, sprengte die Türen der Magazine und trug etwa 500 Gewehre samt Munition aus den Kammern. Die Kasernentore wurden geöffnet, Demonstranten strömten herein. Gemeinsam schleppten Soldaten und Zivilisten die 25 in der Kaserne bereitstehenden Maschinengewehre auf die Straße. Das „Kossuth-Lied" singend, zogen die Soldaten und Demonstranten vor das Hotel „Astoria" 125 . Dort fanden sie weitere Verstärkung. Sie trafen auf die Bereitschaften des Ersatzbataillons IR 32. Die Bereitschaften hatten die Maria-Theresia-Kaserne verlassen und waren mit Lastautos und voller Ausrüstung vor den Sitz des Nationalrates gefahren. Mit Jubel begrüßten die Soldatenhaufen einander. Redner des Nationalrates hießen sie willkommen, nahmen sie unter Eid. Oben in einem Zimmer des „Astoria" war inzwischen der GM von Varkonyi den Vertretern des Nationalrates gegenübergestanden, Karolyi an der Spitze: „Ein historischer Augenblick. Der alte General beginnt in gebrochenem Ungarisch zu sprechen. Er erzählt, daß auch er aus einer alten ungarischen Adelsfamilie stamme; er sei aber bereits 50 Jahre des Kaisers Soldat, und für Königgrätz habe er die Tapferkeitsmedaille erhalten . . . und hier brach er fast in Weinen aus und begann zu stottern. Daraufhin sagt Kunfi Zsigmond: ,Bitte deutsch sprechen.. ,'" 126 Der Generalmajor erklärt der Gewalt zu wei123 124

125 129

LUKACHICH, Magyarorszäg. 120; vgl. RUBINT, Verhalten der ungarischen Truppen. 76. Lukachich hatte die Verlegung eines Bataillons des Honvid-Lehrregimentes von der Kaserne in der Hungäria-Straße in die Lobkowitz-Kaserne befohlen. Der Stabschef hatte ihn irrtümlich nicht weitergeleitet. — LUKACHICH, Magyarorszäg. 117 f. Büs, Katona. 86 f. Ebenda. 87. Ein Flugblatt, mit 31. datiert, gab jubelnd die Gefangennahme des Stadtkommandanten — „ohne teures ungarisches Blut zu vergießen" — bekannt. — Aufruf des Ungarischen Nationalrates an die Soldaten und das Volk Ungarns, 31. X. 1918 — PI, Röpiratgyüjteminy 1918-1919, Fond II/10/8.

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dien, bittet aber für seine Person von einem Eid auf den Nationalrat abzusehen . . , 127 Revolution der Herbstrose Weichen vor der Gewalt? Der kommandierende General dachte noch nicht daran. Sofort setzte er Gegenaktionen an. Baron Lukachich griff zurück auf die Bosniakenkompanien 128 . Zwei der in der Karl-Kaserne stationierten bosnischherzegowinischen Assistenzkompanien wurden zur Lobkowitz-Kaserne befohlen, die Kaserne unter Waffengebrauch zurückzuerobern. Bald kam die telephonische Meldung durch: Die beiden Kompanien seien aus den Fenstern der Lobkowitz-Kaserne unter MG-Besdiuß genommen worden, die Kompanien hätten gemeutert.. . 1 2 9 Der kommandierende General wollte durchgreifen, neues Vorgehen sollte befohlen werden. Über Telephon. Da riß die Telephonverbindung. Die Telephonzentrale war zum Nationalrat übergegangen. Man wollte ohne Zustimmung des Nationalrates keine Verbindung mehr herstellen. Der General sandte Offiziere als Kuriere aus . . . l s 0 Ziel der neuen Maßnahmen: Rückeroberung der Lobkowitz-Kaserne und Besetzung der Telephonzentrale. Um 2 Uhr 30 wurde FML Hodula angewiesen, nach Pest zu fahren und unter seiner Führung die zwei Kompanien der Pionier-Kaserne und die acht Bosniakenkompanien der Karl-Kaserne zielgemäß anzusetzen. Die Offiziere in der Karl-Kaserne wollten sich für die Zuverlässigkeit der Bosniaken nicht mehr verbürgen. Der F M L Hodula ließ auf dem Kasernenhof antreten, versuchte mit einer Ansprache einzuwirken, erinnerte an Treueid und König . . . 1 S 1 Noch hatten aber selbst zu dieser Stunde die Politiker Respekt vor der alten Macht. In den Räumen des Nationalrates war man keineswegs siegessicher. Zu viele Faktoren der Ungewißheit schienen diese Nachtstunden zu bergen. Was würde der F M L Lukachich an regierungstreuer Truppenmacht nicht alles aufbieten, um mit dem Nationalrat abzurechnen? Die Nachricht von der Besetzung öffentlicher Gebäude und von Kasernen durch eigene Aktionsgruppen wirkte auf die Mitglieder des Nationalrates daher zunächst eher erschreckend. Diese ungeduldigen Offiziere, diese „grünen Jungen" hätten doch besser zuwarten sollen . . . „In der Frühe werden wir wahrscheinlich schon 127 128

M

Bus, Katona. 87. Zwei Ständige Assistenzkompanien vom bh. I R 3 und sechs verwendungsfähige Kompanien mit 7 Wochen Ausbildung bei den Ersatzbaonen der bh. I R 1 und 3. — KA, K M Abt. 5 v. 1918, 1 — 1 0 / 5 8 ; vgl. LUKACHICH, Magyarorszäg. 122 f. LUKACHICH, Magyarorszäg. 121.

130

Ebenda. 121 f. Über die Telephonzentrale Josephstadt liefen die Linien Militärkommando — AOK Baden und Militärkommando — Unterkommanden. Die Telephonistinnen waren bereits zum Nationalrat übergegangen, die Bewachungsmannschaft hielt noch einige Zeit. — Bus, Katona. 84—86, 91 ff.; HAJDU, Az 1918. 56.

131

LUKACHICH, Magyarorszäg. 122 f.

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alle hängen", sagte Jaszi nachts zu dem neben ihm auf dem Teppich liegenden Kunfi Zsigmond, dem Führer der Linkssozialisten132. Meldungen jagten einander, im Militärkommando, im Nationalrat. Vor der Maria-Theresia-Kaserne konnte ein Zusammenstoß zwischen Demonstranten und schußbereiten, den Offizieren noch gehorchenden Truppen durch dazwischentretende Vertreter des Nationalrates gerade noch verhindert werden133. Ein gegen die Lobkowitz-Kaserne vorgehender Aufklärungszug des Honved-Lehrregiments — Befehl: eventuelles Feuer ist unbedingt zu erwidern — hat versagt 134 . Ein Assistenzaufgebot — zwei Kompanien bosnischer Soldaten und ein Gendarmeriedetachement — tauchte in der Kossuth-Lajos-Straße auf. Offensichtliches Ziel: das Hauptquartier des Nationalrates. Ein Zusammenstoß schien unvermeidbar. Schon wurden erste Schüsse gewechselt, zwei Demonstranten verletzt 135 . Zu weiteren Kampfhandlungen kam es jedoch nicht. Die Agitation blieb die stärkere Waffe. Die Soldaten des Nationalrates, die hinter ihren provisorischen Deckungen und Verschanzungen lagen, riefen die Soldaten der Assistenztruppen an. Sie warben und beschworen. Und die Bosniaken und Gendarmen zogen ab. Aber auch der Nationalrat stand hinter schütteren Stellungen. Kleinere Soldatengruppen waren vor der Hauptpost, den Bahnhöfen und vor einigen öffentlichen Gebäuden aufgezogen 136 . Das Hotel „Astoria" hatte man zerniert, Maschinengewehre waren aufgestellt worden 137 . Gebraucht wurde jeder Mann. Patrouillen brachten laufend angeworbene Soldaten herbei, sie wurden, wie sie kamen, sofort vereidigt und in die das Hotel abriegelnden Kampfgruppen eingegliedert. 132

133

Oskar JAszi, Magyariens Schuld, Ungarns Sühne — Revolution und Gegenrevolution in Ungarn. München 1923. 34. Kunfis Antwort wird überliefert: „Ich glaube auch, die kleinen Offiziere haben sich allzusehr beeilt. Man hätte noch zwei bis drei Tage warten sollen, bis sich die Propaganda vertieft und wir die Arbeiterschaft hätten bewaffnen können." — Ebenda. Kdrolyi war inzwischen nach Hause gegangen, um für die Sicherheit seiner Familie zu sorgen, kehrte jedoch bald in das Hotel zurück. Später brachte er auch seine Gattin in das Hotel „Astoria". — KAROLYI, Welt. 505. Bus, Katona. 95 ff. Dabei soll Csemyäk unter Benützung des Losungswortes des Assistenzkommandanten Lukachich am Telephon zur Verlegung der MG-Assistenz-Abteilung in das Stadtwäldchen — gegen angeblich dort lärmende Husaren — überredet haben. — SZENDE, Die Ungarn. 87; BÖHM, Revolutionen. 55; Hajdu spricht von einem kurzen Feuerwechsel. — HAJDU, A z 1 9 1 8 . 6 0 .

134

135

138 137

LUKACHICH, Magyarorszäg. 129; Bericht des Kommandanten des Honvöd-Lehrregiments. Bataillons- und Kompaniekommandanten hatten die Verläßlichkeit der Einheiten als zweifelhaft gemeldet. „Der Kommandant der kroatischen (12.) Kompanie (des Lehrregiments) meldete, daß die ungarischsprachige Mannschaft die Kroaten aufmerksam gemacht habe, sie sollten sich ja nicht getrauen, auf die Menge zu schießen, weil dann sie (die ungarische Mannschaft) auf sie schießen würde." Pester Lloyd, Nr. 255, 31. X. 1918; Neues Pester Journal, Nr. 255, 31. X. 1918. Die Zeit für diese Aktion wird mit kurz vor 3 Uhr angegeben. — Vgl. SZANTO, Revolution. 187. KAROLYI, Welt. 504; Pester Lloyd, Nr. 255, 31. X. 1918. Pester Lloyd, Nr. 255, 31. X. 1918.

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Zweimal in dieser Nacht zum 31. war Wien von Budapest aus noch alarmiert worden: der König in Schönbrunn und das Kriegsministerium auf dem Stubenring. Drei Stunden nach Mitternacht läutete im Schloß das Telephon. Der König war vom kommandierenden General an den Apparat gebeten worden. Baron Lukachich hatte den Herrscher informieren wollen. Er, der bis zum Augenblick umsichtig, unnachgiebig, rein in taktischen Kategorien disponiert hatte, suchte in dieser Stunde der Wahrheit sichtlich Anlehnung bei jener Instanz, die ihm allein noch wesentlich schien: „Seiner Majestät habe ich die in den letzten Stunden in Budapest vorgefallenen Ereignisse im Detail vorgetragen; die Unzuverlässigkeit der Truppen und die eingetretene kritische Situation. Ich habe gemeldet, daß ich eben vor kurzem einen der Generale mit dem Befehl weggeschickt habe, daß er mit den Bosniaken die in der Hand des Mobs befindlichen Kasernen und die Telephonzentrale angreifen und zurückerobern solle; ich habe gemeldet, daß — meinem Befehl gemäß — die ausgeschickten Mannschaften von der Waffe Gebrauch machen müßten; ich habe aber gleich meinem dem König erstatteten Bericht hinzugefügt, daß — nach meinen bisherigen Erfahrungen zu urteilen — ich befürchten müsse, daß die Mannschaft beim Befehl des Waffengebrauchs den Gehorsam aufkündigen w ü r d e . . ." 138 Der General bat: „Ich habe Seine Majestät ersucht, sofort Truppen nach Budapest zu entsenden, die von den revolutionären Bewegungen noch nicht angesteckt wären. Ein Regiment wenigstens. Wenn dieses Regiment verläßlich wäre, würde ich die Verantwortung für die Aufrechterhaltung der Ordnung übernehmen." 139 Der General hörte die Stimme des Königs: „Seine Majestät hat — auf das Gehörte hin — nicht zu mir, sondern zu sich selbst folgendes leise gemeint, aber doch so, daß ich über das Telephon seine Worte hören konnte: ,Oh, es ist doch schon genug Blut geflossen.'"140 Die Resignation des Königs war für Lukachich und dessen Freigabe des Waffengebrauchs die letzte Entscheidung wohl nicht: „Der Waffengebrauch blieb aus dem einfachen Grunde aus, weil die Mannschaft die Erfüllung des 188

Lukachich rief kurz nach 3 Uhr aus dem Gebäude des Ministerpräsidiums in Schönbrunn an. — LUKACHICH, Magyarorszäg. 134.

189 140

Ebenda. 134. Die Worte des Königs bringt Lukachich in seinem Buch in deutscher Sprache. — Ebenda. 135. Diese Aussage verdient auf Grund der Sachlage weitgehend Glaubwürdigkeit. Lukachich gegenüber wurde im Hinblick auf das Gespräch mit dem König mancher Vorwurf erhoben, vor allem der, er habe den Herrscher gefragt, als er hätte selbständig handeln sollen. Lukachich gibt an, daß er den Inhalt des Telephongesprächs sofort nach seiner Beendigung aufgezeichnet habe. Er meint, daß — wenn die Bosniaken die Befehle Hodulas befolgt hätten — der Waffengebrauch zu dem Zeitpunkt, zu dem er mit dem Herrscher gesprochen habe, schon eingetreten wäre, und daß er, selbst bei eventueller Verweigerung der Gestattung des Waffengebrauches, keine Möglichkeit mehr gehabt hätte, dieses Verbot weiterzuleiten. — Ebenda. 135.

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darauf gerichteten Befehls verweigerte. Es gab niemanden, den man schießen lassen konnte." 141 In Budapest war die Straße frei für die Revolution. Selbst der Erzherzog versuchte nun eine vermittelnde Linie zu beziehen 142 . An Widerstand gegen die revolutionäre Entwicklung — viel zu spät freilich — dachte nun allein noch das Kriegsministerium in Wien. Als in Wien in dieser Nacht klar wurde, daß es in Budapest um den Bestand des Reiches schlechthin ging, sollte in allerletzter Stunde ein konzentrischer Gegenschlag mit zusammengefaßten Kräften eingeleitet werden 143 . Die Assistenztruppen der umliegenden Militärkommandobereiche — Poszony, Kassa und Temesvar — sollten für Budapest mobilisiert werden. Die Militärkommanden Poszony und Kassa — so wurde jetzt zeitig früh am 31. befohlen — sollten aus allen verfügbaren Truppen des Heeres und der Honved sofort möglichst starke Assistenzen mit Maschinengewehren und audi Artillerie formieren und am Süd- bzw. Westufer der Donau über Esztergom bzw. Bicske nach Buda zur Verfügung des Militärkommandos Budapest absenden. Alle Unteroffiziers-Ausbildungskurse und alle Reserveoffiziers141

Ebenda. 136 f. Das Nein des Königs zum Waffengebrauch — so wird vielfach festgestellt — wäre abgehört worden und hätte dem Nationalrat freie Hand zu weiterem Vorgehen gegeben. Lukachich seinerseits war sich dessen sicher, daß das Telephongespräch nicht abgehört werden konnte. Er habe mit dem König auf der geheimen Leitung des Ministerpräsidenten gesprochen, zu der Angestellte der Telephonzentrale keinen Zutritt hatten. Aber selbst bei Bekanntwerden des Gesprächs — vgl. RUBINT, Verhalten der ungarischen Truppen. 80 f. — werden wir dem Militärkommandanten letztlich zubilligen dürfen: „Nicht das Verbot des Königs, sondern ganz andere Umstände verursachten das Unterbleiben des Waffengebrauchs." 142 Auch der Erzherzog Joseph hatte — gegen 4 Uhr früh — ein Gespräch mit dem König geführt. Nach den Instruktionen, die er erhalten hatte — er sollte Kärolyi zum Ministerpräsidenten ernennen — gab der Erzherzog neue Weisungen auch dem Militärkommandanten: „Danach erhielt ich von Seiner Hoheit den Befehl, ich solle sofort veranlassen, daß das Militär die Waffen gegenüber dem Volke nicht gebrauche und ich sämtliche Assistenztruppen in die Kaserne einrücken lasse, damit — wie Seine Hoheit sagte — Aussicht auf eine friedliche Lösung der Krise bestünde. Diesen Befehl führte ich aus und habe an Ort und Stelle — im Palais Seiner Hoheit — die Befehle ausgestellt und unterschrieben, die den Waffengebrauch untersagten und die sich auf das Einrücken der Einheiten in die Kasernen bezogen. Diese Befehle habe ich dann dem Stabschef hinübergeschickt, damit sie weitergeleitet würden." — LUKACHICH, Magyarorszäg. 138. ι« j5; e e r s t e feststellbare Aktivität seitens des K M vom 27. Oktober war allerdings der sich entwickelnden Sturzflut der Budapester Ereignisse noch wenig entsprechend. Sichtlich auf Grund der Meldungen aus Budapest, wonach sich an den Demonstrationen keine geringe Anzahl von auf Studienurlaub befindlichen Militärpersonen beteiligt hatte, erließ das K M einen Befehl betreffs „Abhaltung von Wochenrapporten (Kontrollversammlungen) mit militärischen Studierenden". Die auf Studienurlaub befindlichen Militärpersonen sollten ab sofort schärfer unter Kontrolle gesetzt werden. Dazu sollte einmal wöchentlich eine Art Hauptrapport durch einen höheren Offizier abgehalten werden. — Hughestelegramme K M Abt. 5, Nr. 12.892, Verschluß! Expreß!, an alle MilKmden, 27. X. 1918 - KA, K M Abt. 5 v. 1918, 6 4 - 1 4 8 .

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schulen sowie der gesamte MG-Instruktionskurs Kenyermezö waren heranzuziehen144. Da die Verbindung des Kriegsministeriums zu den Militärkommanden Temesvar und Kassa abgerissen war, wandte sich das Kriegsministerium mit einem Hughestelegramm an das Heeresgruppenkommando FM Baron Kövess: In Budapest meuterten die am Ostufer befindlichen Truppen. Die Verbindung nach Temesvar sei ausgeschaltet. Folgender Befehl sei mit größter Beschleunigung an das Militärkommando Temesvar weiterzugeben und dieses Militärkommando anzuweisen, den analogen Befehl zur sofortigen Assistenzbeistellung telegraphisch und telephonisch sofort an das Militärkommando Kassa weiterzuleiten. Wieder tickten die Telegraphen und surrten die Telephone: „Aus allen verfügbaren Truppen des Heeres und der Honved sind sofort möglichst starke Assistenzen mit möglichst vielen MG und auch Artillerie zu formieren" und am Westufer der Donau über Baja nach Buda zur Verfügung des Militärkommandos Budapest abzusenden. Außerdem sollten das Assistenzbataillon IR 34 aus Kassa sowie alle Unteroffiziers-Ausbildungskurse und Reserveoffiziersschulen sowie der gesamte Stand des MG-Instruktionskurses örkenytabor herangezogen werden 145 . Und das Kriegsministerium hatte in dieser Katastrophensituation in Budapest selbst nach den Einheiten der in dieser Stunde bereits zusammengebrochenen Prager Position gegriffen: Noch am 30. war dem Militärkommando Prag der Abtransport der mehrheitlich magyarischen Feldassistenzbataillone V, VI und XVIII nach Budapest befohlen worden 146 . Zusätzliche Disposition galt den Transporten. Sollte die Anmeldung der Transporte bei der Zentraltransportleitung unmöglich sein, so befahl das Kriegsministerium, seien die Truppen von den Militärkommanden unmittelbar abzuinstradieren 147 . Aber die Abfahrt wurde verhindert. Das Militärkommando Pozsony — dort waren die Befehle am schnellsten eingetroffen — mußte am 1. November 10 Uhr 40 nach Wien melden: „Auf Tel. Nr. 13.500 res. der 5. Abt. Anbefohlene Verschiebung konnte nicht durchgeführt werden, da die ungarischen Staatsbahnen Annahme von Militärtransporten verweigern . . ," 148 Aber es ging nicht nur um die Heranführung. Es mußte mehr als fraglich sein, ob die lokalen Assistenztruppen und das fast rein magyarische Assistenzbataillon IR 34 in diesem Augenblick noch gegen die Soldaten des Natio144

Hughestelegramme KM Abt. 5, Nr. 13.500 res., an MilKmden Pozsony und Kassa, 31. X. 1918, 6,30 h - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 1 — 171. 145 Hughestelegr. KM Abt. 5, Nr. 13.500 res., an HGK FM Baron Kövess, 31. X. 1918, 6,30 h - KA, K M Abt. 5 v. 1918, 1 - 1 7 1 . Ii« Telegr. KM Abt. 5, Nr. 13.083, an MilKmdo Prag und Hughes an MilKmdo Budapest, 30. X. 1918 - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 1 - 3 / 5 0 - 7 . Hughestelegr. KM Abt. 5, Nr. 13.500 res., an HGK FM Baron Kövess, 31. X. 1918, 6,30 h - KA, K M Abt. 5 v. 1918, 1 - 1 7 1 . 148 Telegr. MilKmdo Pozsony, Präs.Nr. 1.410, an KM Abt. 5, 1. XI. 1918 - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 1 — 171. Dr. Landler — Bürochef des Nationalrates — hatte den nach Budapest führenden Eisenbahnverkehr einstellen lassen. — H A J D U , A Z 1918. 55.

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nalrates eingeschritten wären. Verläßlichkeit und Disziplin der Schulen und Kurse hingegen glaubte man eher voraussetzen zu können. Dennoch, nicht nur das Kriegsministerium, auch das Heeresgruppenkommando FM Baron Kövess dachte selbst am 31. Oktober noch an die Niederwerfung der Budapester Revolution. Ein Monitor der seit 25. Oktober dem Feldmarschall unterstellten Donauflottille hätte zur Mitwirkung an der Niederwerfung der am östlichen Donauufer in Budapest meuternden Truppen entsandt werden sollen. Beim Passieren von IJjvidek hätte dieser Monitor die MG-Kompanie von ö r k e n y — 35 Mann mit acht MG — an Bord nehmen sollen, um sie als Assistenz nach Budapest zu bringen 149 . Aber audi das Heeresgruppenkommando drang mit seinen Befehlen nicht mehr durch. Morgen des 31. in Budapest. Am rechten Donauufer inspizierte der FML Hodula noch die Brückenposten. Der Feldmarschalleutnant berichtete, wie der Kommandant eines Halbbataillons, ein Oberleutnant, weinend auf ihn zukam zu melden, daß seine Einheit den Gehorsam verweigere. Vor einer halben Stunde sei eine Gruppe aufrührerischer Soldaten unter Führung von Offizieren von der Pester Seite herübergekommen, habe seine Soldaten aufgewiegelt. Er wollte auf die Aufrührer schießen lassen, sei aber selbst fast erschlagen worden 150 . Die Stadt war bereits in der H a n d des Nationalrates. In seinen Kanzleiräumen fanden sich nacheinander Soldatendeputationen ein, den Anschluß ihrer Kameraden mitzuteilen. Auch eine Abordnung von Matrosen erschien: Die in Budapest liegenden Einheiten der Donauflottille wollten den Nationalrat als ihre vorgesetzte Befehlsinstanz anerkennen. Der Erfolg der Revolution stand kaum mehr in Frage. Dennoch wollte man sich weiter absichern. Vom Nationalrat und vom Soldatenrat bevollmächtigte Kommissionen wurden abgeschickt, um sich in Fabriken Waffen und Gerät ausfolgen zu lassen 151 . Die Arbeiter der ungarischen Fiat-Werke übergaben dem Nationalrat elf fahrfertige Lastkraftwagen 152 . Inzwischen war die neue Regierung in Bildung begriffen. Schon zeitig am Morgen waren Karolyi, Jaszi und Kunfi in das Gebäude des Ministerpräsidiums gefahren, von Graf H a d i k erwartet, um zusammen in das Palais des Erzherzogs Joseph zu gehen. Der H o m o regius teilte den Vertretern der neuen Ordnung den Rücktritt Hadiks und die Betrauung Karolyis mit dem Amt des Ministerpräsidenten mit. Bis Mittag hatte der Graf Karolyi das neue "· Telegr. HGK FM Kövess, Op.Geh.Nr. 57, an MilKmdo Budapest, 31. X. 1918, 11 h - KA, AO Κ Op.Abt. ν. 1918, 148.827. 150

LUKACHICH, Magyarorszäg. 123 f.

151

Die Ungarische Waffen- und Maschinenfabrik gab am 31. zahlreiche Handfeuerwaffen ab. Dem Leutnant der Reserve Roth wurden als Bevollmächtigtem des Soldatenrates 100 Revolver ausgefolgt. Dr. Landler und Leutnant Szänto forderten die Arbeiter der Waffenfabrik auf, möglichst viele Waffen abzugeben. Leutnant Fürst übernahm im Namen des Nationalrates aus den Beständen der Waffenfabrik 36 Gewehre und drei Karabiner.—MOL, Nemzeti 152 Tanäcs, 1. fasc. A/VII/5. Ebenda.

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Ministerium gebildet: Das bisherige Exekutivkomitee des Nationalrates hatte sich zur Regierung gewandelt 153 . Neues Straßenbild in Budapest: Die Häuser beflaggt, durch die Straßen, über die Plätze zogen Hunderttausende, die Arbeiterschaft war mobilisiert. Und weiße Astern tauchten an Anzügen, Arbeitsblusen und Uniformen auf: Zeichen der unblutigen Revolution, die Revolution der Herbstrose, az oszirozsas forradalom . . . Kraftwagen ratterten durch die Menge, besetzt mit Offizieren und Soldaten, oft mit Matrosen. Auf der Donau kreuzten Fahrzeuge der Donauflottille. Die Kriegsflagge war verschwunden, an Bug und Heck flatterte die nationale Trikolore, die Mannschaft hatte Aufstellung genommen, ihr Gesang tönte ans Ufer herüber 154 . Schlußszene bei den Bosniaken. Der Oberst Szepessy war mit einem Auto des Militärkommandos in die Karl-Kaserne gefahren. „In der Kaserne war ein fürchterliches Durcheinander: der Hof voll bosnischer Soldaten. Bierund Weinfässer waren angezapft, Gesang in der Runde, Kolo und Grölen der betrunkenen Soldaten. Den Kommandanten habe ich unter großen Schwierigkeiten im Stock in einem verschlossenen Zimmer gefunden. Die Bosniaken haben sich gegen ihn empört und ihn mit dem Lynchen b e d r o h t . . ." 155 Mittag — Schlußakt im Militärkommando. Kommandoübergabe. FML Hunke, Vorsitzender der Beschwerdekommission der Fabriken, den Arbeitern nahestehend, war Lukachich' Nachfolger. Die Übergabe ließ Lukachich durch den Stabschef vollziehen. Er selbst wurde im „Astoria" gefangengesetzt 156 . Endphase der Ausschreitungen. Noch gab es Plünderungen, besonders an der Peripherie, so auf dem Rakoser und Kelenfölder Bahnhof. In zahlreichen Kasernen wurden die Magazine aufgebrochen. Arbeiterpatrouillen sollten über die Sicherheit der Betriebe wachen157. Am Nachmittag wurde das Sammelgefängnis in der Maglodi-Straße gestürmt. Eine größere Menge von Demonstranten, darunter viele Soldaten, drang in den Komplex ein, die Bewachungsmannschaft erwies sich als zu schwach. Uber 1.000 Gefangene wurden befreit. Der Nationalrat, um Eindämmung bemüht, setzte Flugblätter mit Ordnungsaufrufen — bis zum Alkoholverbot — dagegen158. 153 Pester Lloyd, Nr. 255,31. X. 1918. Auch der Graf Kärolyi hatte noch als Vorbedingung seiner Ministerpräsidentschaft die Rücknahme der Assistenzen in die Kasernen gefordert. — J0ZSEF, V i l ä g h ä b o r ü . 5 8 1 . 154

Pester Lloyd, Nr. 255, 31. X. 1918. LUKACHICH, Magyarorszäg. 130. Bericht des Kommandanten des Honved-Lehrregiments, Oberst Szepessy. 156 LUKACHICH, Magyarorszäg. 139; Bus, Katona. 102—104. Bus Fekete berichtet, Lukachich hätte sich dem Nationalrat zur Verfügung gestellt und sich auch vereidigen lassen. 157 Pester Lloyd, Nr. 256, 1. XI. 1918; Neues Pester Journal, Nr. 256, 1. XI. 1918. iss j m entsprechenden Aufruf hieß es: „Dulden wir keine Ordnungsstörungen! Behörden und Polizei sind auf unserer Seite! Die Befehle des Nationalrates: Trinken wir keinen Alkohol! Jedweder Schnapsausschank ist einzustellen! In den Gasthäusern ist der Alkoholgenuß verboten! Es lebe das Volk!" — PI, Röpiratgyüjtemöny 1918-1919, Fond II/10/9, 31. X. 1918. 165

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Nachmittag in der Innenstadt. Vereinzelt nur noch fuhren waffenstarrende und blumengeschmückte Autos umher, Menschenmengen drängten in den Straßen 159 . Im Rathaus, wohin der Nationalrat übersiedelt war, wurden immer wieder neu eingetroffene Militäreinheiten vereidigt. Die Wache, die seit dem frühen Morgen im Dienst gestanden war, wurde endlich abgelöst. In der neuen Wache tauchten Matrosen auf 160 . Nachgrollen der Rache. Als die designierten Mitglieder der Regierung um 16 Uhr im Rathaus eine Konferenz abhielten, wurde Karolyi plötzlich mit der Meldung abberufen, die Volksmenge verlange die Auslieferung des FML Lukachich. Der General war als Gefangener im Hotel „Astoria" untergebracht. Karolyi fuhr sofort zum Hotel, hielt eine Rede an die Demonstranten. Inzwischen gelang es, den Feldmarschalleutnant wegzubringen, in seine nahe Wohnung im VIII. Bezirk. In einem anderen Fall sollte es freilich ans Leben gehen. Während sich die Mitglieder des Kabinetts Karolyi abends auf die Burg begeben hatten, vor dem Erzherzog Joseph den Eid abzulegen, traf die Nachricht von der Ermordung des Grafen Tisza ein . . . 161

An den Außenpositionen:

Siebenbürgen und Banat

Die Ereignisse in Budapest sollten ihren Niederschlag in der Provinz finden. Am 31. Oktober sandte der Vollzugsausschuß des Ungarischen Nationalrates an sämtliche Militärkommanden Ungarns und zusätzlich an das unmittelbar dem AOK unterstehende Gruppenkommando Siebenbürgen Telegramme, die Aufforderung zum Nachvollzug des Umsturzes: „Der Ungarische Nationalrat hat die Regierungsgewalt übernommen. Die Budapester Garnison und die gesamte Staatspolizei trat ihm mit großer Begeisterung zur Seite. Wir fordern alle Provinzstädte auf, sich sofort der einzigen gesetzlidien Regierung, dem Nationalrat anzuschließen!.. ." 162 is» Neues Pester Journal, Nr. 256, 1. XI. 1918; Pester Lloyd, Nr. 256, 1. XI. 1918. Auch in Budapest waren zahlreiche Matrosen in den Reihen der revolutionären Soldaten gewesen. Als Organisator der Matrosen war ein Marinepilot namens Horväth aufgetreten. Am 31. Oktober erließ der Marinesoldatenrat, der sich bis dahin gebildet hatte, bereits einen Aufruf an alle Matrosen: „Seeleute! Wir fordern alle der Marine angehörenden Offiziere und Mannschaften auf, sich unverzüglich in der Öbudaer Marinekaserne beim Sechserkomitee des Marinesoldatenrates zu melden, das für die Verpflegung der Seeleute sorgt und ihren Sold liquidiert . . . " — RUBINT, Verhalten der ungarischen Truppen. 74; Pester Lloyd, Nr. 256, 1. XI. 1918.

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161

KÄROLYI, Welt. 513 f.

162 £>er Vollzugsausschuß hatte zusätzlich verlangt, daß das übersandte Telegramm plakatiert werde. — Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 45. Jg. Hermannstadt 1918, 1. XI. 1918, 1; Telegr. GrKmdo Siebenbürgen, FML Goldbach, Op.Nr. 5.978, an AOK, 31. X. 1918 18,55 h - KA, AOK Op.Abt. v. 1918, 148.963.

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Den Anschluß zu vollziehen, vermochte man sich nicht überall gleicherweise zu entschließen. Noch im Ausklang zu diesem 31. meldete sich das ferne Militärkommando Nagyszeben — Hermannstadt —, das heutige Sibiu, in Wien. In den Stationen des Militärkommandos seien an die Militärbehörden gerichtete Depeschen des Vollzugsausschusses des Ungarischen Nationalrates eingetroffen. Man sei zum Anschluß aufgefordert. Und die Zeitungen sprächen bereits von der Unterstellung des Militärs unter den Nationalrat. Noch wollte das Militärkommando Nagyszeben nicht aufgeben: „Die Militärstationskommanden erhielten vom Militärkommando den Auftrag, Ruhe und Ordnung im Einvernehmen mit den zivilen und städtischen Organen, eventuell sich bildenden Nationalräten aufrecht zu erhalten, wobei betont wurde, daß eine Unterstellung des Militärs unter die Nationalräte nicht stattzufinden hat." Das Militärkommando erbat Direktiven . . . 163 Das siebenbiirgische Militärkommando Nagyszeben fand sich in diesen Tagen in der Tat im Spannungsbereich heterogener politischer Strömungen. Neuorientierung setzte audi in jener Grenzzone und bei den örtlichen Behörden ein164. Im überregionalen Bereich leitete am 1. November Jaszi Oszkär, der neue ungarische Nationalitätenminister, in Budapest erste Verhandlungen mit den Rumänen ein, die seit der Erklärung Vaida-Voievods im ungarischen Reichstag am 18. Oktober auf Trennungskurs gegangen waren. Die Distanzierung der Rumänen aber war auch auf regionaler Ebene deutlich. Schon am 24. September hatten in Siebenbürgen das Exekutivkomitee der Rumänischen Nationalpartei, kurz darauf das Zentralkomitee der Rumänischen Sozialdemokratischen Partei getagt, die im Sinne des Selbstbestimmungsrechtes die Vereinigung der von Rumänen bewohnten Gebiete Österreich-Ungarns — Siebenbürgen, Banat und Bukowina — mit Altrumänien 163

164

Hughesdepesche (Sehr dringend!) MilKmdo Nagyszeben, Präs. 12.519, an K M über AOK, 31. X. 1918 - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 1 - 1 6 3 (13.257). Noch am 6. XI. antwortete das Wiener KM und verwies auf die Weisung der ungarischen Regierung. Direktiven, vom AOK, erbat im Hinblick auf die Aufforderung des Ungarischen Nationalrates auch das Gruppenkommando Siebenbürgen. Auch war eine Abordnung der Stadt Brassö an den Gruppenkommandanten FML Goldbach mit dem Ersuchen herangetreten, über die Frage der Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung eine Besprechung abzuhalten. Das AOK teilte noch am 31. Oktober abends mit, daß es dem „Anschluß" an den Ungarischen Nationalrat zwar grundsätzlich zustimme, die Truppen der Armee im Felde allerdings dem AOK unterstellt zu bleiben hätten. Dem Gruppenkommando wurde zusätzlicher politischer Spielraum gewährt: „Sollte sich in Brassö ein Nationalrat bilden, kann zu demselben ein Verbindungsoffizier des Gruppenkommandos eingeteilt werden." — Telegr. GrKmdo Siebenbürgen, FML Goldbach, Op.Nr. 5.978, an AOK, 31. X. 1918, 18,55 h - KA, AOK Op.Abt. v. 1918, 148.963; Hughes AOK Ch. d. G., Op.Nr. 148.963, an GrKmdo Siebenbürgen, 31. X. 1918, 19,30 h - KA, AOK Op.Abt. v. 1918, 148.963. Am 2. XI. sandten die „in Hermannstadt amtierenden gesamten Ämter und Behörden" an den Ungarischen Nationalrat ein Telegramm: Sie nehmen seine Gründung „mit patriotischer Begeisterung" zur Kenntnis. Der Stadtmagistrat teilte der Bevölkerung mit, daß er sich als Nationalrat der Stadt unter dem Vorsitz des Bürgermeisters konstituiert habe. — Siebenbürg.-Dt. Tageblatt, 3. XI. 1918.

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forderten. Die Nationalpartei hatte am 12. Oktober in Nagy-Varad, in Oradea, die Forderung nach diesem Selbstbestimmungsrecht nochmals unterstrichen. Erstes Echo hatte es bald darauf bei rumänischen Studenten und Offizieren in Kolozsvar, in Klausenburg, im heutigen Cluj gegeben. Im Land kam es stellenweise zu Demonstrationen, die auch in soziale Forderungen mündeten. Es kam zur Bildung von örtlichen rumänischen Nationalräten — so in Kolozsvar und Brasso, dem deutschen Kronstadt, dem heutigen Bra§ov —, die sich andersnationalen Institutionen gegenüber, sichtlich in Erwartung weiterer Initiativen aus Rumänien, zunächst zurückhaltend verhielten. Der Zentrale Rumänische Nationalrat, aus Vertretern der Nationalpartei und der Sozialdemokraten gebildet, etablierte sich nach Vorgesprächen in Budapest ab 3. November in Arad. In ihm sollte die rumänische nationale Bewegung in Siebenbürgen eine gemeinsame Plattform finden165. Auch die deutsche Volksgruppe — die Siebenbürger Sachsen — schuf sich eine neue politische Plattform: am 29. den „Verstärkten Sächsischen Zentralausschuß" in Hermannstadt, in Nagyszeben, aus dem am 2. November ein „Vorläufiger Deutsch-Sächsischer Vollzugsausschuß des Ungarischen Nationalrates" hervorging 166 . Die Anlehnung der Sachsen an Ungarn zeigte sich auch in der Entsendung zweier Delegierter zum Nationalrat in Budapest 167 . Die Magyaren selbst hatten in Kolozsvar einen Siebenbürgisch-Ungarischen Nationalrat gebildet 168 . Es gab allerdings audi Ansätze zur Zusammenarbeit: unter dem Druck der Unsicherheit der ins Wanken geratenen Ordnungsverhältnisse — umherziehende bewaffnete Soldaten trugen nicht wenig dazu bei. Diese Bereitschaft fand ihren Ausdruck in der Bildung gemeinsamer Komitats-, Stadt- und Ortsnationalräte und in einer spontanen Erklärung von Sprediern der drei 165

166

JAszi, Magyariens Schuld. 59 f.; Kronstädter Zeitung, 2. X I . 1918; Siebenbürg.-Dt. Tageblatt, 6. und 8. XI. 1918; Ion FLUERAS, Cum am ajuns la Alba Iulia (Als wir nach Alba Iulia gelangten). In: Albani TIRON, 20 de ani dela unire (20 Jahre der Vereinigung). Monografie comemorativä a Unirii. Vol. I. Cum s-a fäcut unirea. Oradea 1938. 170; Stefan PASCU, Marea Adunare Nafionalä de la Alba Iulia. Incununarea ideii, a tendin^elor si a luptelor de unitate a poporului romän (Die Große Nationalversammlung von Alba Iulia. Die Verwirklichung der Idee, der Tendenzen und Kämpfe für die Vereinigung des rumänischen Volkes). Cluj 1968. 317—337. Vgl. dazu auch nachstehende Beiträge im Sammelband: Die Auflösung des Habsburgerreiches. Zusammenbruch und Neuorientierung im Donauraum, ed. Richard G. PLASCHKA und Karlheinz M A C K . Wien 1970. = Schriftenreihe des österreichischen Ost- und Südosteuropa-Instituts III. — §tefan PASCU, Die Revolution im Oktober-November 1918 in Transsylvanien. 390—395; Augustin DEAC, Der plebeszitäre Charakter der Nationalversammlung von Alba Iulia (1. Dezember 1918). 396—-403; Constantin Νυτυ, Die rumänische Emigration im Jahre 1918. Die Zusammenarbeit mit der tschechoslowakischen und jugoslawischen Emigration. 170—178. Kronstädter Zeitung, 31. X. 1918; Friedrich TEUTSCH, Geschichte der Siebenbürger Sachsen für das sächsische Volk. IV. Bd. Hermannstadt 1926. 252 f.; Kronstädter Zeitung, 6. X I .

167 168

1918.

Siebenbürg.-Dt. Tageblatt, 5. XI. 1918. Istvän APATHY, Erdely az összeomläs utän (Siebenbürgen nach dem Zusammenbruch). In: Üj Magyar Szemle. III. (1920); Kronstädter Zeitung, 11. X I . 1918.

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Nationen — Hock Jänos, Teodor Mihali und Wilhelm Melzer — am 2. November, zur Sicherung von Ordnung und Eigentum in gegenseitigem Vertrauen gemeinsam vorzugehen 169 . Auch sollten erste gebildete Nationalgarden unter dem zentralen Kommando des Honved-Distriktskommandanten von Kolozsvar, FML von Siegler, zusammengefaßt werden 170 . Im Sinne der Zusammenarbeit hatte der General auch einen Aufruf des Siebenbürgischen Ausschusses des Ungarischen Nationalrates, der in Richtung Aufrechterhaltung der Ordnung zielte, mitunterzeichnet 171 . Nun trat die Frage der Angleichung audi an die Offiziere des Militärkommandos heran. Am 2. November abends setzten sie sich unter Vorsitz des Militärkommandanten, Gdl Plank von Uszok, zur Beratung zusammen und bildeten einen Soldatenrat. Der Soldatenrat erklärte den Anschluß an den Ungarischen Nationalrat und wurde auch beeidet. Vorsitzender des Soldatenrats wurde Oberstleutnant Havass. Die vom Soldatenrat beschlossenen „Maßregeln zur Aufrechterhaltung der Ruhe" sollten vorerst allerdings wenig Widerhall finden172. Nagyszeben geriet noch am selben Abend in die Sturzflut der Anarchie. Und Soldaten standen dabei im Vordergrund. Ein Trupp bewaffneter Soldaten, dem sich „Pöbelhaufen" angeschlossen hatten, drang in das Rathaus ein, zerschlug Fenstersdieiben, „versuchte die dort diensttuende Wachmannschaft zu degradieren und befreite hierauf die in Polizeigewahrsam befindlichen Gefangenen — es waren drei alte Weiber". Die Menge, der sich immer mehr Soldaten anschlossen, zog zum Garnisonsarrest in der Salzgasse, befreite audi dort die Gefangenen. Schreiend, johlend und schießend marschierten die Demonstranten zum Kriegsgefangenenlager in der Schewisgasse. Die russischen Kriegsgefangenen — einige tausend — gingen frei, zogen mit. Nächstes Ziel war der Bahnhof. Das Leben in den Straßen stockte vor der Flut. Alle Läden hatten geschlossen, die Straßenbahn hatte ihren Verkehr eingestellt. Die Soldaten schössen Bogenlampen entzwei. Sturmszenen auf dem Bahnhof. Soldaten und Gefangene verlangten den Abtransport. Zum Teil wurden die Züge abgefertigt. Das ging den Fordernden jedoch zu langsam. Voll Zorn schlugen sie im Bahnhofsgebäude alles kurz und klein. Magazine und Waggons wurden geplündert. An der Seite des Bahnhofsvorstands versuchte eine Assistenzeinheit vom IR 82173 sich den 169

170

171 172 173

Kronstädter Zeitung, 1. und 2. XI. 1918; Aufruf an die Völker Siebenbürgens (Original in ung. Sprache) — MOL, Nemz. Min., o. Nr., 1; Siebenbürg.-Dt. Tageblatt, 5. XI. 1918. Informationsbericht des Delegierten des NR des Komitates Kolozs, Dr. Kemeny — MOL, Nemz. Min., Nr. 839, 482 f. Siebenbürg.-Dt. Tageblatt, 2. XI. 1918. Ebenda, 3. XI. 1918. Vom Ersatzbaon des Szekler IR 82 waren insgesamt fünf Ständige Assistenzkompanien aufgestellt worden, drei von ihnen waren am 20. Oktober in Szäszväros stationiert, zwei in Besztercze. Assistenzbaon IR 82 (Szekelyudvarhely): 78% Magyaren, 12% Rumänen — Nationalität und Ergänzungszuständigkeit der Assistenzbaone, 21. IX. 1918 — KA, M K S M v. 1918, 6 9 - 4 / 2 1 - 5 .

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Ausschreitungen entgegenzustellen. Mit sichtlich geringem Erfolg: Die Plünderungen griffen auf die Stadt über. Gewehrschüsse gellten, Glasscheiben klirrten. Die Nacht konnte dem Rauben keinen Einhalt gebieten: Läden wurden mit Äxten und Beilen erbrochen, Gewehrschüsse, Brüllen und Johlen. Und Angehörige des Szekler IR 82 waren mit 23er Honveds maßgeblich an den Ausschreitungen beteiligt. Soldaten, Zivilisten, unter ihnen auch Frauen und Kinder, raubten aus Gastwirtschaften und Selcherläden, Uhrmacher- und Juweliergeschäften, Großtrafiken und einem Likördepot, Spezerei- und Schuhmacherläden, ja sogar aus einer Apotheke und einem Antiquitätenladen 174 . Erst im Morgengrauen ließen die Plünderer von ihrem Treiben ab. Zur selben Zeit war man bereits bemüht, die Bürgerwehr zu organisieren. Und am Sonntag, dem 3. November, hatte man eine erste Aufstellung vollzogen: nachbarschaftsweise aufgeteilte Wachen, in Kompanien zusammengefaßt, Waffen aus den Kasernen, an der Spitze Offiziere, zwei Oberste: die Obersten Berger und Teutsch. Die Nacht auf Montag verlief wieder relativ r u h i g . . .175 Neuerlicher Zwischenfall allerdings in der Nacht von Montag auf Dienstag, vom 4. auf den 5.: Heimkehrende Soldaten, vom Bahnhof kommend, rund 250, zogen johlend zur Honved-Kaserne. Vor der Kaserne versuchten sie, der Bürgerwehr die Gewehre zu entreißen. Die Bürgerwehr schoß: 4 Soldaten tot, 11 verwundet; auf der anderen Seite 2 verwundete Bürgerwehrleute 176 . Die Aufrechterhaltung der Ordnung hatten die politischen und militärischen Vertreter aller drei Nationen zunächst gemeinsam erstrebt. Allerdings sollten nun sehr schnell wieder die national egozentrischen Tendenzen in den Vordergrund rücken. Der am Abend des 2. November in Nagyszeben, in Hermannstadt, konstituierte Soldatenrat, der sich sofort dem Ungarischen Nationalrat zur Verfügung gestellt hatte, forderte am 5. in einem öffentlichen Aufruf die Soldaten der Garnisonen des Komitats Nagyszeben auf, zur Sicherstellung der Ordnung aus den eigenen Reihen Soldatenräte zu bilden. Ihre Konstituierung sollte dem Militärkommando gemeldet werden. Die Aufgabe der Soldatenräte wieder sei die Aufstellung der Bürgerwehren 177 . Noch am selben Tag erfolgte der Gegenzug der Rumänen: Auf einer Sitzung des Nationalrates von Nagyszeben, von Hermannstadt, zu der Vertreter aller drei Nationen und der Arbeiterschaft geladen waren, erklärten die rumänischen Vertreter, daß sie unter dem Kommando des Majors Ljuba eine eigene Nationalgarde bilden würden — ähnlich wie in Arad und in Kolozsvar, in Klausenburg. Der Nationalrat beschloß, ähnliche Organisa1.4

1.5 176 177

Siebenbürg.-Dt. Tageblatt, 3. und 5. XI. 1918. Auch tschechische Soldaten vom Ersatzbaon des IR 8 sollen sich an den Plünderungen beteiligt haben. — TEUTSCH, Geschichte. IV. 253. Siebenbürg.-Dt. Tageblatt, 5. XI. 1918. Ebenda, 6. XI. 1918. Ebenda, 5. XI. 1918.

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tionen auch von sächsischer und magyarischer Seite aufzustellen. Noch sprach man von gegenseitigem Einvernehmen . . - 178 Am 6. November leitete der Vorläufige Deutsch-Sächsische Vollzugsausschuß die Bildung „Sächsischer Garden" ein 179 . Als stärkste Machtgruppe aber traten in der ersten Novemberhälfte bereits die von magyarischer Seite organisierten „Stählernen Garden" auf. Sie standen unter dem Kommando von magyarischen Offizieren und ließen sich bald schwere Ausschreitungen gegenüber der rumänischen Bevölkerung zuschulden kommen 180 . Unter dem Druck dieser Verhältnisse zerfielen Stäbe und Einheiten der k. u. k. Armee. Unterhöhlt waren sie bereits gewesen. Am 31. Oktober noch hatte zwar das Militärkommando Nagyszeben der Aufforderung des Ungarischen Nationalrates zum Anschluß widersprochen. Parallel dazu hatte Ende Oktober eine Schwadron H R 12 zur Steuerung revolutionärer Kundgebungen in Kolozsvar, in Klausenburg eingegriffen 181 . Ende Oktober aber war es auch gewesen, daß die Weisungen der neuen Budapester Zentralstellen bereits auch in der Provinz durchdrangen. Eben die Honved-Garnison in Kolozsvar, in Klausenburg, habe sich, so berichtete das Militärkommando Nagyszeben am 31. Oktober, bereits dem Ungarischen Nationalrat unterstellt. Das HonvedDistriktskommando unter F M L von Siegler habe bereits Befehle vom Grafen Karolyi erhalten. Und das ungarische Kriegsministerium habe an das Militärkommando auch eine angebliche Verfügung des A O K weitergegeben: „Verbot des Abtransportes von Marschformationen für Hgr. Boroevic, Ukraina und Westfront." Noch war man im Militärkommando mißtrauisch gewesen. Man hatte sich unmittelbar an Wien gewandt: „Bitte Weisung, ob zu befolgen." 1 8 2 Der Umschwung war rasch erfolgt. Ab den ersten Novembertagen arbeiteten der Militärkommandant, G d l Plank von Uzsok, wie der Honved-Distriktskommandant, F M L von Siegler, mit dem Ungarischen Nationalrat in Budapest zusammen 183 . Die Teilnahme von Soldaten der I R 82 und H I R 23 an den Plünderungen in Nagyszeben in der Nacht vom 2. auf den 3. November hatte zudem deutlich gezeigt, daß auch die Truppen nicht mehr zur Sicherstellung der Ordnung gewillt waren, im Gegenteil, durch ihr Verhalten gleich den Einsatz neuer Ordnungskräfte notwendig machten 184 . Wie die Disziplin schließlich auch bei den in Siebenbürgen liegenden Feld" · Ebenda, 6. X I . 1918. 17 » Kronstädter Zeitung, 12. X I . 1918, 21. X I . 1918. 180 p e s t e r Lloyd, 13. und 15. X I . 1918. 1 8 1 Hughesdepesche (Sehr dringend!) MilKmdo Nagyszeben, Präs. 12.519, an K M über A O K , 31. X . 1918 - K A , K M Abt. 5 v. 1918, 1 - 1 6 3 (13.257); SZENDE, Die Ungarn. 110. 182 Hughesdepesche (Sehr dringend!) MilKmdo Nagyszeben, Präs. 12.519, an K M über A O K , 31. X . 1918 - K A , K M Abt. 5 v. 1918, 1 - 1 6 3 (13.257). 1 9 3 Vgl. Siebenbürg.-Dt. Tageblatt, 2. und 3. X I . 1918. 1 8 1 Mit Ausnahme der zum Bereich der A. i. F . zählenden Truppen in Ost- und Südost-Siebenbürgen, standen Ende Oktober in Siebenbürgen folgende Assistenztruppen zur Verfügung: 1 Ständiges Assistenzbaon H I R 21 in Petrozseny, 1 Ständiges Assistenzbaon H I R 23 in Nagyszeben, 3 Kompanien des Ständigen Assistenzbaons I R 82 in Szäszväros, 2 Kompanien dieses Baons in Besztercze; bei den im Militärkommandobereich Nagyszeben stationierten

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einheiten ins Gleiten kam, zeigt ein Bericht über die 1. Kavalleriedivision, zu der auch jene eben noch in Kolozsvar vorgehende Schwadron der 12. Husaren gehört hat. Die 1. K D unterstand dem Gruppenkommando Siebenbürgen und hielt den Grenzabschnitt „Csik". Am 1. November trafen Nachrichten aus Brasso, aus Kronstadt, über Eisenbahnplünderungen durch Militärpersonen ein. Zwei Schwadronen gingen noch als Eisenbahn-Assistenz ab. Am 2. November etablierte sich ein Nationalrat auch in Csikszereda, dem Standort der Division. Am 3. November wurde der Panzerzug IV von Madefalva abgefertigt. Allerdings kam mit einem Zug voll plündernder und herumschießender Soldaten auch bereits die Gegenbewegung in den Divisionsbereich. Eine Schwadron H R 7, die zur Säuberung des Zuges befohlen war, Schloß sidi den Aufbegehrenden an. Und die Bewegung gewann an Breite. Zahlreiche Mannschaften der Kavalleriedivision fuhren davon — samt ihren Waffen. Plünderungen der Magazine, Depots und Bahnstationen setzten ein. Am 4. November stellte man fest: Das H R 7 hatte die Meuterei eingeleitet, das H R 5 war gefolgt, die Offiziere der beiden Regimenter waren f ü r abgesetzt erklärt worden. Das H R 12 und das Sturm-Halbregiment, die — beide etwas abseits der Bahn einquartiert — sich bisher in Ordnung gehalten hatten, versagten nun ebenfalls. Der Abrüstungsbefehl des ungarischen Kriegsministeriums stieß bereits in die volle Auflösung 185 . Der offizielle Abbau der Tätigkeit des k. u. k. Militärkommandos Nagyszeben setzte am 9. November ein. Laut Verfügung des ungarischen Kriegsministeriums sollte das Militärkommando dem Honved-Distriktskommando Kolozsvar einverleibt werden 186 . Um diese Zeit hatte sich die Ausrichtung auf die neuen politischen Verhältnisse im benachbarten Militärkommando Temesvar bereits vollzogen. Ersatzkörpern des Heeres und der Honved — Ersatzbaone der IR 8, 22, 62, 63, 71 und 82; ErsSchw. HR 2; ErsBatt. der FAR 5 und 13; Ersatzbaone der HIR 21, 22, 23 und 24, HonvHusErsSchw. 9 — gab es am 28. Oktober einschließlich der Kurse noch 8% verwendungsfähige Assistenzkompanien mit 7 Wochen Ausbildung. Die Truppen der Ständigen Assistenzbaone rekrutierten sich zur Gänze aus Siebenbürgen, ebenso die Kompanien der Honved-Ersatzkörper. Von den Ersatzeinheiten des Heeres waren die IR 8 (vorwiegend Tschechen), 22 (Serben und Kroaten) und 71 (Slowaken) fremdzuständig. — Skizze: „Situation der im Hinterlande befindlichen Assistenztruppen am 20. Oktober 1918". KMer GO Stöger-Steiner an MKSM, 19. X. 1918 - KA, M K S M v. 1918, 2 8 - 1 / 3 - 4 ; Anzahl der Assistenzkompanien mit 7 Wochen Ausbildung, 28. X. 1918 — KA, KM Abt. 5 v. 1918, 1 — 10/58; Dislokationsübersicht aller Formationen des k. u. k. Heeres, der k. k. Landwehr, der k. u. Honved, des k. k. und k. u. Landsturmes und der Gendarmerien im Hinterlande, KM Abt. 5,6.500 - 1918, Wien 1918. (Stand Juli 1918); KA, Farbentabellen 1918; Nationalität und Ergänzungszuständigkeit der Assistenzbaone, 21. IX. 1918 — KA, MKSM v. 1918, 69-4/21-5. 185 Bericht Obstlt. d. G. Leo Frh. von Bolfras, Generalstabschef der 1. KD, über die letzten Tage bei der A. i. F. im Herbst 1918 — ΚΑ, AOK, Umsturzberichte der K D 1918. Die Husarenregimenter der 1. K D hatten zwischen 80 und 90% magyarische Mannschaft. — KA, Farbentabellen 1918. 18 · Siebenbürg.-Dt. Tageblatt, 8. XI. 1918.

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Zwar hatte man die sich ändernden Verhältnisse dort ursprünglich gar nicht begreifen wollen: Als das Kriegsministerium jenen Erlaß Nr. 13.400 herausgegeben hatte, wonach Offizieren und Mannschaften des Hinterlandes der Eintritt in die in Bildung begriffenen Heereskörper der Nationalräte zum Zweck der „Aufrechterhaltung der öffentlichen Ruhe und Ordnung" gestattet werden sollte, da sperrte sich der kommandierende General, Gdl Freiherr von Hordt, noch gegen solches Ansinnen. Der Generalstabschef, Oberstleutnant von Bartha, riet von der Verlautbarung ab. Der General wandte sich an das ihm nun audi vorgesetzte Heeresgruppenkommando FM Baron Kövess in Üjvidek 187 . Viel Rat hatte am Morgen des 1. November freilich audi der Feldmarschall nicht gewußt. Der General Hordt möge nach eigenem Ermessen verfahren. Aber auch das war nicht mehr möglich. Als der General sich entscheiden wollte, ob er verlautbaren solle, was das Kriegsministerium mitgeteilt hatte, lag die Verlautbarung bereits in der Morgennummer eines Lokalblattes vor. Aus den Gesprächen von Offizieren während der Nacht im Kaffeehaus des Kommandogebäudes war die Nachricht in Journalistenhände geraten. Der General im Militärkommandogebäude aber blieb von den politischen Ereignissen weiter überrollt. In der von ihm für 11 Uhr angesetzten Offiziersversammlung gestattete er die Gründung von nach Nationalitäten gegliederten Soldatenräten. Inzwischen aber war die Straße schon in Aktion getreten: Arbeiter und Bürger waren durch die Stadt gezogen, hatten die alten Fahnen entfernt, neue gehißt und hatten Hochrufe auf die Republik ausgebracht. Der Führer der Temesvarer Sozialdemokraten, Dr. Otto Roth, erschien in der Offiziersversammlung, richtete eine Ansprache an die Offiziere und brachte zum Schluß ein Hoch auf die Republik aus. Die gewonnenen Offiziere folgten ihm nun auf den Prinz-Eugen-Platz. Dort stürzte die Menge die aus der Zeit der Niederwerfung der 48er-Freiheitsbewegung stammende Gedenksäule. Die Demonstranten rissen auch die Fahne des Militärkommandogebäudes herab. Die zunehmende nationale Profilierung der Offiziere in den neuen Soldatenräten machte für den Militärkommandanten das Maß des für ihn nicht mehr Begreiflichen voll. Der General Baron Hordt reiste in seine böhmische Heimat ab. Die Führung des Militärkommandos Temesvar übernahm der Generalstabschef, Oberstleutnant Albert von Bartha, Magyare 188 . Zur selben Zeit wurde auch ein neues politisches Zentrum geschaffen: Unter dem Vorsitz Dr. Roths konstituierte sich der Banater Volksrat. Obstlt. Bartha, politisch sichtlich elastischer als sein General, wandte sich in einer 187

188

Erl. KM Abt. 5, Nr. 13.400, an alle MilKmden, AOK, MKSM, k. k. MfLV, k. u. LVMer (Hughes oder Telegr.), 31. X. 1918 - KA, KM Abt. 5 v. 1918,61 - 43; SZENDE, Die Ungarn. 95 f., setzt den Standort des Heeresgruppenkommandos irrtümlich noch in Belgrad an. Siebenbürg.-Dt. Tageblatt, 5. XI. 1918; SZENDE, Die Ungarn. 96; vgl. Pester Lloyd, 1. XI. 1929.

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beruhigenden Rede an die Menge und wurde prompt als Militärkommissär in das Präsidium des Volksrates nominiert. Und der Volksrat proklamierte die Republik 189 . örtlich sollte die militärische Führung gleich zur Geltung kommen: Als meuternde tschechische Dragoner-Transporte der 4. KD und von ihnen bewaffnete russische Kriegsgefangene eintrafen, Feuer an den Hauptbahnhof gelegt wurde und die revoltierenden Soldaten sich anschickten, in die Straßen der Stadt einzudringen, da stellte ihnen der neue Militärkommissär Zöglinge der Kadettenschule mit Maschinengewehren entgegen. Die Knaben feuerten los und wehrten ab . . , 190

Oberungarn:

„. . . Ziel ist die Vernichtung der führenden

Herrenklasse."

Auch Oberungarn blieb von den Umsturzereignissen nicht unberührt. Am l . M a i 1918 hatten slowakische Arbeiter in Liptoszentmiklos, in Liptovsky Sväty Mikulas, das Selbstbestimmungsrecht für ihr Volk gefordert. Am 24. Mai hatten Beratungen der Slowakischen Volkspartei zum Durchbruch eines neuen pro-tschechoslowakischen Kurses geführt. Am 12. September war es in Budapest zu einer Besprechung von sieben führenden Repräsentanten der Slowakischen Volkspartei gekommen, die einen ersten Ansatz zur Bildung eines Slowakischen Nationalrates dargestellt hatte. Im Verlauf des Oktober hielten nun die Slowaken bereits Kontakt zu den ebenfalls um eine Verstärkung ihres nationalen Führungskreises bemühten Rumänen 191 . Einen Tag nach der Rede Vaida-Voievods, am 19. Oktober, meldete im Budapester Reichstag Dr. Ferdis Juriga offiziell den Anspruch der Slowaken auf ihr nationales Selbstbestimmungsrecht an: „Wir fordern unser Selbstbestimmungsrecht auf Leben und Tod. Damit leben und sterben wir." Mit dieser Rede brachte der einzige slowakische Reichstagsabgeordnete seinen endgültigen Abschied vom Budapester Parlament zum Ausdruck. Er unterstrich ausdrücklich sein Mandat: „Wir konstatieren nur, daß es der Wille des ganzen slowakischen Volkes ist." 192 Der Vorsitzende der Slowakischen Volkspartei berief die Repräsentanten aller slowakischen Parteien für den 30. Oktober nach Turoczszentmarton, nach Turciansky Sväty Martin. Dort wurde der Slowakische Nationalrat gebildet, der mit der Herausgabe der Martiner Deklaration die politische Führung in Oberungarn, in der nun neu zu bildenden Slowakei, an sich zu ziehen be"· Ebenda. SZENDE, Die Ungarn. 108. 181 Marian HRONSKY, Κ slovenskej politike Ν obdobi Prvej Svetovej Vojny (Zur slowakischen Politik in der Zeit des Ersten Weltkrieges). In: Historicky casopis. Bratislava 4 (1969). 1,0

495-507. 192

Karol A. MEDVECKY, Slovensky prevrat (Der slowakische Umsturz). IV. Bratislava 1931. 48 f.; Martin GRECO, Martinskä deklaräcia (Die Martiner Deklaration). 2. Aufl. Turiiansky Sväty Martin 1946. 85 f.

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strebt war. Audi die örtlichen slowakischen Nationalausschüsse waren auf ihn ausgerichtet 193 . Sichtlich unter dem Eindruck der Martiner Deklaration versuchte das Armeeoberkommando noch am 31. Oktober durch Truppenverlegungen nach Nordwestungarn der Umsturzgefahr entgegenzutreten: Es ordnete an, mit größter Beschleunigung drei Bataillone der 155. H I D , die im Raum von Nowosielica und Mogilev standen, für Assistenzzwecke in das westliche Oberungarn zu verlegen, und zwar zwei Bataillone nach Zsolna und eines nach Trencsen. Die rechtzeitige Verlegung war allerdings an Voraussetzungen geknüpft, die herbeizuführen sich das A O K an Budapester Ministerien wandte: Das Handelsministerium wurde um baldige Zulieferung entsprechender Bekleidungsgarnituren ersucht, dem Honved-Ministerium wurde nahegelegt, „im eigenen Interesse" auf sofortige Beistellung von Transportmitteln Einfluß zu nehmen 194 . Die Sorge des Armeeoberkommandos war im Hinblick auf die Folgen der neuen politischen Lage nicht unbegründet. In der Slowakei kam es zu antimagyarischen und antisemitischen Ausschreitungen. Von einer „Revolte des Volkes der Slowakei gegen die Juden und gegen die ungarische Beamtenschaft", die ab 30. Oktober ausgebrochen sei, wurde in einem Bericht Srobars gesprochen. Und die geflohenen Juden und Beamten hätten ihre Habe „dem empörten Volk" zurücklassen müssen 195 . Sozialrevolutionäre, bolschewistische Akzente der Unruhebewegung wurden deutlich. Budapest versuchte seinerseits, die Entwicklung durch Bildung ungarischer Nationalräte im ungarisch-nationalen Sinn zu beeinflussen und die Behörden, soweit sie noch funktionsfähig waren, im selben Sinn einzusetzen. Alle Seiten deponierten ihre Freiheitsofferte. Die daraus resultierende Aufruhrstimmung erfaßte auch das Militär . . . Welchen Blutzoll diese Bewegung noch fordern konnte, machten die Ereignisse in Eperjes, in Presov, am 31. Oktober und 1. November deutlich. Unter dem Eindruck der Nachrichten aus Budapest und unter Teilnahme eben aus Budapest eingetroffener Agitatoren kam es am Spätnachmittag des 31. in der Hauptstraße vor dem Hotel „Cierny orol", dem „Schwarzen Adler", zu einer Großversammlung: rund 3.000 Personen, darunter viele Soldaten, unter den Rednern sogar ein Offizier, ein Stabsoffizier, der Oberstleutnant Issekutz,

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Medvecky, Prevrat. II. Bratislava 1930. 6 f.; vgl. die Berichte von Adolf H o r v ä t h , Moje rozpomienky ζ prevratoveho robotnickeho hnutia (Meine Erinnerungen an die Arbeiterbewegung zur Zeit des Umsturzes), St. K r ö m e r y , Slovenskä rozpomienka na Bratislavu (Slowakische Erinnerung an Preßburg) und Cyril KresAk, Prispevok k historii prevratu (Ein Beitrag zur Geschichte des Umsturzes). IN: Medvecky, Prevrat. IV. 137 f., 70, 85 f. A O K Ch. d. G., Evb.Nr. 28.552, an F T L 6, Z T L , k. u. Handelsministerium und k. u. H M , 31. X . 1918, Sehr dringend! - K A , A O K Op.Abt. v. 1918, 148.824. L'udovit Ηοι.οτίκ, Der Zerfall Ungarns: Die Rolle der slowakischen Volksbewegung. I n : Die Auflösung des Habsburgerreiches. Zusammenbruch und Neuorientierung im Donauraum, ed. Richard G. P l a s c h k a und Karlheinz M a c k . Wien 1970. 408—413. = Schriftenreihe des österreichischen Ost- und Südosteuropa-Instituts III.

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der Kommandant des Ersatzbataillons IR 67, zugleich Militärstationskommandant. In Eperjes garnisonierten damals jenes Ersatzbataillon IR 67, die Ersatzkompanie des Feldjägerbataillons 32, die Ersatzbatterie des 3. HAR, weiters eine Remontenabteilung und Reservespitäler, in nationaler Hinsicht im Schnitt der Mannschaften ein hoher Prozentsatz Slowaken. Die Infanteristen und Jäger hatten zudem einen bemerkenswert starken Einschlag von Heimkehrern aus russischer Kriegsgefangenschaft aufzuweisen, sie waren — so einer ihrer Vorgesetzten — „bolschewisiert", und die Disziplin bei den Ersatzkörpern hatte bisher nur durch drakonische Schärfe aufrechterhalten werden können. Auch diese Soldaten aber hörten nun auf der Versammlung nicht nur in zündenden Worten die neue ungarische Freiheit preisen, sondern mehr, sie hörten den Ersatzbataillonskommandanten, den als scharf bekannten Oberstleutnant Issekutz persönlich, und sie hörten ihn verkünden, das Militär sei mit dieser Stunde ein freies Element in einem befreiten Vaterland geworden, die alten eidlichen Bindungen, die alten Verpflichtungen gegenüber den Vorgesetzten seien gefallen. Ein Augenblick des Uberschwangs der örtlichen Führung — die Soldaten erfaßten ihn, mit Grund, als den des Bruchs mit der verhaßten Disziplin. Und die Lösung des Drucks schlug um in Exzesse. Ersten Anreiz bot gleich das Hotel vor der Menge, der „Schwarze Adler": Der Hotelier Geliert hatte zum Auftakt gleich einige Faß Wein herauszugeben. Trunkenheit griff um sich. Den Nachschub an Alkohol verlangte man nicht mehr, — kühner geworden — griff man einfach zu. Parolen tauchten auf: In ganz Ungarn herrsche Anarchie, und alle Soldaten Ungarns seien dabei, sich zu bewaffnen. Die Soldaten in Eperjes wollten in dieser Beziehung nicht zurückstehen. Man zog in die Kaserne der 67er, entwaffnete die Wachen, weckte die restliche Mannschaft, befreite die Häftlinge, drang in die Magazine ein, und neu uniformiert und bewaffnet tauchten die Soldaten wieder auf, mit Munition und selbst mit Maschinengewehren versehen. Und die Maschinengewehre brachten sie in der Hauptstraße nächst der Post in Stellung. Dann setzte hemmungslose Plünderung ein. So gut wie alle Geschäfte kamen an die Reihe. Was man nicht brauchen konnte, wurde vernichtet. Die geraubten Alkoholbestände steigerten das Austoben, bis zur Bewußtlosigkeit betrunkene Soldaten blieben in den Straßen liegen. Schüsse peitschten. Offiziere wurden insultiert, ihrer Waffen und Distinktionen beraubt. Und um die plündernden Soldaten sammelte sich Volk aus den Unterschichten zu gemeinsamem Vorgehen. Der Höhepunkt: Sturm auf das Komitatsgebäude, splitternde Fenstersdieiben, auf die Straße fliegende Akten. Und schließlich: Alle Soldaten, so wollte man, sollten teilnehmen, die gesamte Garnison sollte dem neuen Geist der Freiheit folgen. Hatten Feldjäger und Artilleristen sich bisher zurückhaltend gezeigt, so erschienen 67erGruppen während der Nacht in deren Ubikationen, forderten sie auf, mit in die Stadt zu ziehen. War es auch nur ein Teil, der folgte, der offerierte Alkohol — einige hundert Flaschen Branntwein — wurde dankbar angenommen

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und ließ bis zum Morgen auch die als Elitetruppe geltenden Feldjäger in ihrem Einsatzwert beachtlich sinken. Dennoch gelang es in den Morgenstunden den Offizieren, die ersten Gegenaktionen einzuleiten. Aus je fünf bis zehn Offizieren wurden Patrouillen zusammengestellt; erste Patrouillen auch der Jäger schwärmten aus. Mit den Offizierspatrouillen kam es zu mehrfachem Kugelwechsel, einige Soldaten wurden dabei erschossen, einige Hundert verhaftet. Nun ergriffen Offiziere der Honved-Artillerie, an ihrer Spitze Hauptmann Sajo und Oberleutnant Kopeczky, die Macht in der Stadt. Sie setzten ein Standgericht ein. Und das Standgericht verurteilte über hundert Soldaten, bei denen man geraubtes Gut gefunden hatte, zum Tode durch Erschießen. Die Exekution sollte in einem Erker der Nordmauer des Eperjeser Domes stattfinden. Das Exekutionskommando bestand aus sechs Honved-Artilleristen, geführt von Oberleutnant Kopeczky. Zur Hinrichtung waren alle Delinquenten, umgeben von einem Kordon der Artilleristen, anmarschiert. Die ersten fünf wurden in den Erker und vor das Peloton gestellt. Vergeblich blieb das Flehen um Gnade. Die Salve krachte, traf jedoch ungenau. Die Honveds setzten unter furchtbarem Geschrei der Delinquenten das Feuer fort, auch der Oberleutnant schoß aus seinem Revolver. Als die ersten fünf auf diese grauenvolle Art zusammengeschossen waren, wurden die nächsten fünf an die Mauer gestellt. Als die erste Salve auch nun nicht zum Tode der Verurteilten führte, ergriff die Masse der angetretenen Delinquenten wilde Verzweiflung. Laut schreiend .stürzten sie sich auf den Kordon ihrer Wachen, durchbrachen ihn und versuchten zu fliehen. In die Fliehenden jagten die Schüsse der nachfeuernden Wachen, einige fielen, einige wurden verletzt, einige wurden nochmals ergriffen. Kurze Zeit später hallten erneut die Salven der an den Eingebrachten fortgesetzten Exekution . . . Insgesamt wurden während der Eperjeser Ereignisse 34 Personen erschossen. Noch am 1. November, um 14 Uhr, zogen zwei Kompanien HonvedInfanterie in die Stadt ein, die Ordnung endgültig zu sichern. Das Standrecht wurde verhängt. In Eperjes herrschte tödliche Ruhe 196 . Eperjes war kein Einzelfall, wohl aber ein besonders folgenschwerer. Auch in anderen Städten und Orten Oberungarns kam es in diesen Tagen zu Demonstrationen und Ausschreitungen. Und Soldatengruppen, oft Heimkehrer, bildeten immer wieder den Kern der Bewegungen. 196

Jozef V. KOHOUT, Revolta vPreäove 31. oktobra 1918 (Die Revolte in Preäov am 31. Oktober 1918). In: MEDVECKY, Prevrat. IV. 236 ff. Die Zahl der Hingerichteten erscheint nicht ganz geklärt. L . Tajtäk spricht von 41 Soldaten und zwei Zivilisten. — Ladislav TAJTÄK, Närodnodemokratickä revolücia na vychodnom Slovensku ν roku 1918 (Die nationaldemokratische Revolution in der Ostslowakei im Jahre 1918). In: Acta facultatis philosophicae universitatis Safarikanae. Monographia 6. Historica. Bratislava 1972. IR 67: 60% Slowaken, 26% Magyaren, 8% Deutsche, 4% Rumänen, je 1% Kroaten und Serben; F J B 32: 46% Magyaren, 39% Slowaken, 6% Deutsche, 5% Rumänen, 4% Ruthenen — beide: K A , Farbentabellen 1918.

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Der ungarische Behördenapparat fand sich an den Brennpunkten der Aktionen weitgehend ausgeschaltet, Gendarmerie setzte sich nicht durch, mehr noch, Gendarmeriewachen wurden entwaffnet, selbst Kasernen überfallen. Schon wurde in einer Meldung die Richtung der Umsturzaktion zusammengefaßt: „Ihr Ziel ist die Vernichtung der führenden Herrenklasse." Benes, um Untermauerung seiner Argumente für die Bildung der Tschechoslowakei stets bemüht, wandte sich schon Anfang November an die Ententemächte: Die Slowakei müsse von den Tschechen militärisch völlig besetzt werden, denn der Bolschewismus sei in Ungarn besonders drohend . . . 1 9 7

5. KRAKAU

Polska Komisja Likwidacyjna Seit Anfang Oktober hatten sich polnische Politiker der drei großen Parteien, der Volkspartei, der Nationaldemokraten und der Sozialisten, später auch unter Hinzuziehung kleinerer Parteien, auf Grund deren austro-polnischer Orientierung allerdings unter Ausschluß der Konservativen, mit der Frage der Errichtung national-polnischer Regierungsgewalt in Galizien befaßt. Auch in Krakau hatten die maßgebenden Politiker zunächst auf „Abwarten" und möglichst klaglose Übergabe der Macht spekuliert. Am 24. war dann erstmals der Begriff einer einzurichtenden „Polnischen Liquidationskommission", der „Polska Komisja Likwidacyjna", aufgetaucht 1 . D a hatte man sich allerdings auch schon unter Zeitdruck gefühlt. Denn im galizischen Raum waren inzwischen nationale Forderungen diverser Art angemeldet worden. D a waren die Ukrainer. Sogleich nach Verlautbarung des Manifestes hatten sich am 17. und 18. Oktober die ukrainischen Politiker zu Beratungen in Lemberg versammelt. Sie hatten am 18. den Ukrainischen Nationalrat gebildet. Eine Resolution am nächsten Tag umriß die für die Polen alarmierenden Gebietsansprüche: neben der Bukowina oder zumindest deren Norden Teile Nordungarns und vor allem Ostgalizien bis zum San. Daß sich außerdem ein eigener jüdischer Nationalrat in Ostgalizien gebildet hatte, rundete das be197 1

HOLOTIK, Zerfall Ungarns. 410. Z y g m u n t LASOCKI, Wspomnienia szefa administracji P . K . L . i K . R z . (Erinnerungen des Verwaltungsleiters der Polnischen Liquidationskommission und der Regierungskommission). Krakow 1931. 4 ; vgl. Boleslaw ROJA, L e g e n d y i fakty (Legenden u n d Fakten). Warszawa 1932. 55; Marian ZGÖRNIAK, D e r Zusammenbruch der militärischen Organisation ÖsterreichUngarns im Jahre 1918 in Polen. I n : D i e A u f l ö s u n g des Habsburgerreiches. Z u s a m m e n bruch u n d Neuorientierung im D o n a u r a u m , ed. Richard G . PLASCHKA u n d Karlheinz MACK. Wien 1970. 300 f. = Schriftenreihe des österreichischen Ost- und Südosteuropa-Instituts III.

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unruhigende Bild für die Ostgalizien ebenfalls als ihren Bereich beanspruchenden polnischen Politiker nur noch ab2. Aber nicht nur die nationalpolitische Lage drängte zum Eingreifen der Krakauer politischen Führungsgruppe. Audi Vorkehrungen in materieller Hinsicht erwiesen sich plötzlich als nötig. Es ging um den Abtransport von Versorgungsgütern aus Militärmagazinen im westgalizischen Raum, in Richtung Südwesten, in Richtung Wien. Das Militärkommando Krakau hatte auf die Bestände in seinem Bereich hingewiesen, ihre Gefährdung im Fall eintretender Unruhen noch am 24. unterstrichen 3 . Am selben 24. aber schlugen polnische Offiziere, die im Intendanzdienst des k. u. k. Heeres eingeteilt waren, Alarm bei ihren Politikern: Ein Geheimbefehl des AOK sei eingetroffen, es gehe um den Abtransport wertvoller Güter, vor allem von Lebensmitteln. Und der Oberintendant Vessely, der Leiter der Etappeneinrichtungen, tue alles, dieses Abfließen von Vorräten aus Galizien voranzutreiben 4 . Ähnliche Warnungen kamen von anderer Seite. Nachrichten lagen vom Bahnhof Krakau vor, vom Bahnhofskommandanten, einem Offizier polnischer Nationalität, dem Hauptmann Dr. Gertler, audi er ein Vertrauensmann der Polen: Starke Gütertransporte seien im Abrollen 5 . Blockierend und verzögernd wollten polnische Offiziere und Eisenbahnbedienstete zunächst eingreifen . . . Unter dem Eindruck wie auch unter dem Druck dieser Entwicklung gewann der national-politische Widerstand in Krakau am 27. und 28. Oktober sein Rückgrat. Die parteipolitischen Schranken wurden hintangesetzt. Ohne Unterschied der Partei versammelten sich die polnischen Abgeordneten zum Wiener Parlament, und in stürmisdien Beratungen bis in die späte Nadit des 28. wurden folgende Beschlüsse gefaßt: Die polnischen Länder der Donaumonarchie sollten an den polnischen Staat angeschlossen werden; für die Überleitung der Verwaltung dieser Länder werde eine Liquidationskommission eingesetzt; in diese Kommission seien dem Parteischlüssel gemäß Abgeordnete zu wählen. Schon waren auch zwölf Sektionen der Verwaltung vorgesehen. Allerdings gab es audi schon Auseinandersetzungen um Präsidium und Standort der Kommission. Das Präsidium der Versammlung wurde schließlich als Exekutivkomitee der Kommission zur Durchführung der dringendsten Angelegenheiten ermächtigt. Damit traten Witos, Daszynski, Graf Skarbek, Dr. Tertil, dazu als Repräsentant Schlesiens der Fürst Londzin, in den Vordergrund. In der Frage des Kommissionssitzes kam es zu einem Kompromiß. Als Standort der Kommis2

3

4

AVA, Staatsamt fürs Innere, Bericht Ezdorf, 2.575, 21. I. 1919; Nachlaß GM Fischer, Bericht des Gendarmeriekommandos für Galizien und die Bukowina 926 res., 21. X. 1918 — ΚΑ, Β 8, Nr. 16, 166 II/1. Vgl. Erich PROKOPOWITSCH, Das Ende der österreichischen Herrschaft in der Bukowina. München 1959. 31 f. und 39; LASOCKI, Wspomnienia. 7; Neue Lemberger Zeitung, Lemberg 19. X. 1918. MilKmdo Krakau, Präs.Nr. 8.625/Ass„ an K M Abt. 5, 24. X . 1918 — KA, K M Abt. 5 v. 1918, 1—3/4—95 (12.808). 6 CHMIEL, Oswobodzenie. 14. Ebenda. 13.

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sion wurde — schon um die eigenen Ansprüche zu unterstreichen — Lemberg, als Sitz ihres Exekutivkomitees Krakau bestimmt 6 . Und schon erfolgte auch Stellungnahme zu drei vordringlichen Fragen. Zwei betrafen die Sicherheit: Im Zusammenhang mit der Auflösung der k.u. k. Armee sollten Truppen polnischer Nationalität in das Land zurückgeführt, national-fremde aus dem Land abgeschoben werden. Im Zusammenhang mit der Neubildung einer polnischen bewaffneten Macht sollte eine Miliz aufgestellt werden. Freilich vermochte man sich zunächst auf die Person des Kommandanten — der Oberst Roja war vorgeschlagen worden — nicht zu einigen7. Ein dritter Beschluß betraf die Versorgung: Ausfuhren von Gütern sollten in Hinkunft nur noch mit Bewilligung der Kommission erfolgen dürfen 8 . Die erste Resonanz des Militärkommandos Krakau auf diese von polnischer Seite eingeleiteten Schritte spiegelt sich in einer Meldung noch vom 28. wider: Die Stadtgemeinde Krakau habe eben für Wien und die Armee bestimmte Lebensmitteltransporte beschlagnahmt. Das Militärkommando sehe sich außerstande einzuschreiten, da ein Eingreifen mit den zur Verfügung stehenden unzureichenden Assistenzkräften zum „hellen Aufruhr" in ganz Westgalizien führen würde. Und dem habe man erst recht nichts entgegenzustellen. Das Militärkommando erbitte daher erneut Verstärkung 9 . Die Polen aber bauten die Ausgangsbasen ihrer Macht aus. Ab 29. amtierte im Krakauer Rathaus im Namen der Liquidationskommission deren Exekutivkomitee10. Am selben 29. tauchten auch im galizischen Bereich Plakate auf, die den Mobilisierungsbefehl der POW, der Polska Organizacja Wojskowa, vom 25. kundtaten 11 . Und an diesem 29. schließlich traf in der Kanzlei des Oberleutnants Haller eine Offiziersgruppe zusammen, die anhand von Unterlagen über Truppen und militärische Objekte das Vorgehen für den Umsturzfall durchbesprach12. Am 30. versuchten die Militärbehörden, die Lebensmitteltransporte für die Armee auf dem Verhandlungswege freizubekommen. Zwei k. u. k. Offiziere, der Rittmeister Scheidlin für das AOK und der Oberstleutnant Morawski, Pole, für das Militärkommando Krakau, hatten Fühlung mit dem Polizeidirektor aufgenommen. Die Offiziere hatten erkennen lassen, daß die Militärbehörden die Liquidationskommission anzuerkennen bereit seien13. 6

LASOCKI, Wspomnienia. 8; CHMIEL, Oswobodzenie. 7 f . ; KUTSCHABSKY, Westukraine. 34 f.

7

Gegen Oberst Roja opponierten die Sozialisten. — LASOCKI, Wspomnienia. 8.

8

CHMIEL, Oswobodzenie. 7.

» Hughesdepesche MilKmdo Krakau, Präs. 8.792, an KM Abt. 5 und AOK Qu.Abt.,28. X. 1918, 18 h - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 1 - 1 1 1 / 2 (13.013). 10

CHMIEL, Oswobodzenie. 7 f.

11

12 Ebenda. 9. Bericht Szantroch. Ebenda. 16. Vgl. Telegr. KM Abt. 5, Nr. 13.200, an alle MilKmden, 28. X. 1918 - KA, M K S M v. 1918, 69—27/4. Das Militärkommando verfügte bei diesem Vorgehen über die grundsätzliche Deckung des Kriegsministeriums.

13

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Um 10 Uhr trafen die beiden Offiziere mit dem Grafen Skarbek im Magistrat zusammen. Die Polen zeigten sich ebenso verbindlich wie sie die Verhandlung geschickt benutzten, unter dem Vorwand besseren Verhandlungsklimas zwei personelle Forderungen geltend zu machen — die Enthebung zweier ebenso tüchtiger wie bei den Polen verhaßter Offiziere: des Leiters der Etappeneinrichtungen, des Oberintendanten Vessely, und des Stadtkommandanten, des F M L Zaleski 14 . Am nächsten Tag, am 31., sollte weiterverhandelt werden, der Militärkommandant persönlich wollte kommen . . . Ein wesentlicher Funktionär verließ inzwischen bereits die brüchig werdenden k. u. k. Linien. Während die Offiziere im Militärkommando den Verhandlungen zunächst noch mit einigem Optimismus entgegensahen, wechselte der Krakauer Polizeidirektor, Krupinski, der eben an der Besprechung im Rathaus teilgenommen hatte und beim Grafen Skarbek zurückgeblieben war, behend die Fronten. Er verließ — wie er selbst mitteilte — das Büro des Grafen bereits „als polnischer Staatsbeamter" 1 5 . Als man im Militärkommando kurz darauf von einer eingetretenen Versteifung der Verhandlungsbereitschaft der polnischen Politiker erfuhr, als vor allem der Generalstabschef, Oberst Grimm von Szepes-Etelvär, mißtrauisch geworden war, die Absage der Konferenz und Alarmbefehle für den nächsten Tag erwog, war es jener Polizeidirektor Krupinski, der beschwichtigte, beruhigte, „die allgemeine Lage gebe keineswegs Grund zu Befürchtungen . . ," 1 6 Keineswegs Grund zu Befürchtungen... Die große Trennung in Krakau hatte bereits eingesetzt. An diesem 30. fand eine Beamtenversammlung unter dem Präsidium des Rektors der Universität statt — die Staatsbeamten wollten sich in Hinkunft als Organe der polnischen Regierung betrachten 17 . An diesem 30. drängten Offiziere die Sokolführung zum Handeln — eine Bürgermiliz sollte geschaffen werden 18 . An diesem 30. entsdiloß sich der Widerstandskreis der Offiziere um Haller zum Angriff auf die Hauptwache auf dem Ringplatz — er sollte am nächsten Vormittag stattfinden 19 . In der Nacht zum 31. noch drängten Offiziere den Obersten Roja, den Befehl zum Losschlagen zu erteilen 20 . Und der in dieser Nacht vorbereitete „Mobilisierungsbefehl der Kommandantur der polnischen Truppen in Krakau", unterzeichnet von CHMIEL, Oswobodzenie. 22. Der F M L Zaleski befand sich am 30. noch auf Urlaub. Vgl. die Würdigung des Generals Zaleski im Bericht des Hauptmanns Lasmski. — Ebenda. 48. Obstlt. Morawski veranlaßte nach der Unterredung telephonische Meldung nach Wien und Baden, daß die „Vorbedingung" für alle Arrangements die „sofortige Enthebung" der beiden genannten Offiziere sei. — Ebenda. 23. 15 Ebenda. 22. Bericht Krupmski. " Ebenda. 23. 17 Ebenda. 24. Die Postverwaltung war schon einige Tage zuvor übergegangen. — Ebenda. 25 ff. 18 Entsprechende Aufrufe zur Schaffung einer Miliz sollten erfolgen, wobei man schon die Einbeziehung der Offiziere und Soldaten polnischer Nationalität der k. u. k. Armee erwog. — 19 Ebenda. 16 f. Ebenda. 24 f. 20 Ebenda. 18 f. Schon wurden auch weiß-rote Kokarden, polnische Offizierskappen und silberne Portepees statt der bisherigen goldenen bereitgestellt. — CHMIEL, Oswobodzenie. 17 f. und 20 f.; vgl. ZGORNIAK, Zusammenbruch. 301. 11

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Oberst-Brigadier Roja, begann mit den Worten: „Mit dem heutigen Tag übernehme ich das K o m m a n d o über die polnischen Einheiten in Krakau und in den Kreisen Westgaliziens bis P r z e m y s l . . ." 21 D e r Oberst Roja hatte allerdings mit verschieden starken Anteilen polnischer Nationalität bei den Truppen in dem v o n ihm angesprochenen Raum zu rechnen. Truppenkörper mit polnischem Anteil überhaupt aber gab es nicht -wenige: Beim Assistenzbataillon IR 1 galten 8 % der Mannschaft als Polen, beim Assistenzbataillon S c h R 9 ebenso und beim Assistenzbataillon SchR 15 1 0 % . Stärker war der Anteil der Polen bei den Ersatzeinheiten, so bei den Ersatzbataillonen der I R 55 (25 % , Bielitz), 10 (52 % , N o w y S^cz), 20 (81 % , Tarnow), 89 (keine Angaben, Rzeszow), 45 (40,5 % , Przemysl), 77 (22 % , Jaroslau), 9 (11,5 %>, Przemysl), auch bei den Ersatzkompanien FJB 4 und 14 (in der Umgebung v o n Przemysl) und bei den Ersatzbataillonen SchR 17 ( 7 7 % , Krakau), 18 ( 4 1 % , Krakau), 20 ( 2 1 % , Wadowice), 32 ( 8 1 % , Bochnia), 33 (23 % , Krakau), 34 (43 % , Krakau) 2 2 . Es gab allerdings auch Einheiten ohne nennenswerten polnischen Anteil, so in Krakau das Assistenzbataillon IR 93. Überrumpelung

und Demonstrationen: zwischen und Hauptwache

Podgorzer

Kaserne

31. Oktober morgens. D i e nationale Revolution in Krakau nahm ihren Ausgang v o n der Podgorzer Kaserne. U m 5 U h r früh setzte der Oberleutnant 21

22

ROJA,

Legendy. 59 f. Der Befehl verfolgte seinem Wortlaut nach folgende wesentliche Intentionen: „Kommandantur der polnischen Truppen in Krakau — Mobilisierungsbefehl der Kommandantur der polnischen Truppen in Krakau. Mit dem heutigen Tage übernehme ich das Kommando über die polnischen Einheiten in Krakau und in den Kreisen Westgaliziens bis Przemysl: 1. Die rangältesten Offiziere polnischer Nationalität übernehmen das Kommando in den einzelnen Einheiten und militärischen Basen und sind mir für den weiteren Verlauf des Dienstes, für die Einhaltung von Zucht und Ordnung verantwortlich. 2. In den einzelnen Kreisen haben die rangältesten dort anwesenden Offiziere Kreiskommandanturen zu führen . . . 3. Zum Wehrdienst sind alle Bürger bis zu 35 Jahren verpflichtet, die bis jetzt in der k. u. k. Armee gedient haben. Ältere werden nach Möglichkeit in kürzester Zeit beurlaubt. 4. Die ins Land zurückkehrenden bisherigen k. u. k. (polnischen) Regimenter und ab heutigem Tag Regimenter des polnischen Heeres behalten ihre Nummerierung und bleiben als Übergangsformationen entsprechend eingesetzt . . . 6. An Stelle der österreichischen Abzeichen ist der polnische Adler zu setzen . . . Alle, sowohl Soldaten wie Zivilbevölkerung, die gegen die oben erwähnten Anordnungen verstoßen, werden vor ein Militärgericht gestellt. Krakau, 31. Okt. 1918 Der Kommandant der polnischen Truppen in Krakau Brigadier Roja" Der Befehl wurde nach Rojas Angaben in der Nacht zum 31. diktiert. Skizze: Dislokation der Ersatzkörper des Heeres, der k. k. Ldw. und der Ηοηνέά, 20.1.1918 - ΚΑ, MKSM ν. 1918, 2 8 - 1 / 5 ; ΚΑ, Farbentabellen 1918.

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Stawarz mit Hilfe einer kleinen Gruppe zugeteilter, ihm ergebener Tarnower 57er zur Überrumpelung des überwiegend aus Deutschmährern bestehenden Bataillons in der Kaserne an 23 . Schon polnische Kokarden an den Kappen, traten die Empörer bewaffnet in Aktion. Am Kasernentor sorgte der Oberleutnant sofort für eine in polnischem Sinn verläßliche Torwache24. Der diensthabende Kasern-Inspektionsoffizier war Pole und Mitverschwörer. Ohne Waffen hatte man die Kompanien des Bataillons nach dem Weckruf zum Antreten in den Kasernenhof befohlen, hatte zwei Gruppen bilden lassen, eine größere, die deutsche, und eine kleinere slawische. Die deutschen Mannschaften fanden sich von den bewaffneten Polen überraschend umstellt. Der Oberleutnant Stawarz sprach sie in deutscher Sprache an: „Das alte Österreich geht in Trümmer . . . und an seiner Stelle entstehen Nationalstaaten. Revolution im ganzen S t a a t . . ." 2S Und in Podgorze übernehme er, der Oberleutnant Stawarz, den Befehl, und wer sich seinen Befehlen nidit füge, gegen den werde mit der Waffe rücksichtslos vorgegangen werden. Und dann eine eindrucksvolle Geste: Zum Zeichen dessen, daß er nicht mehr als österreichischer Offizier zu ihnen, den Soldaten, spreche, werfe er seine österreichische Kappe in den Kot — und der Oberleutnant zog eine polnische Kappe hervor, und die polnische hob er zu einem Hoch auf die polnische Republik.. ,26 Mit den Slawen — vor allem den Tschechen — unter den Mannschaften wollte der Oberleutnant gemeinsam vorgehen. Der Oberleutnant forderte sie in kurzer tschechischer Ansprache zur Mitwirkung auf: „Brüder Slawen!" Und die Tschechen gingen gern auf das angebotene Bündnis ein. Die Deutschen wurden in ihren Unterkunftsräumen interniert, dasselbe geschah mit dem Bataillonskommandanten, einem Deutschmährer, und einigen weiteren Offizieren deutscher Nationalität. Um 6 Uhr 30 war die Artillerie-Kaserne in Podgorze genommen27. Polnische Soldaten marschierten nun plangemäß aus Podgorze in Richtung Stadtzentrum: zwei Gruppen, eine alarmierte Kompanie, dann eine aus Soldaten von IR 57 und FJB 5 und 13 unter einem slowakischen Offizier, dem Oberleutnant Hustak, zusammengestellte Einheit. Es war ein lautstarker Marsch. Die Soldaten riefen und sangen, sie rissen 23

21

25 2β 27

Der Aussage des Oberleutnants Stawarz gemäß dürfte das Ständige Assistenzbaon IR 93, Mährisch Schönberg, gemeint sein. Assistenzbaon IR 93: 58% Deutsche, 35% Tschechen - K A , M K S M v. 1918, 6 9 - 4 / 2 1 - 5 . Laut Bericht des Oberleutnants Stawarz standen ihm in der Kaserne zunächst nur 28 Mann vom überwiegend polnischen IR 57 zur Verfügung, der Rest seiner Mannschaft hatte in dieser Nacht Wachdienst im Garnisonsarrest gehabt. Die Wache am Kasernentor, der sechs tschechische und zwei deutsche Soldaten angehörten, wurde unter Verhaftung der beiden Deutschen nur den Tschechen übertragen. — CHMIEL, Oswobodzenie. 30 ff. Bericht Stawrz. Ebenda. 32. Bericht Stawarz. Ebenda. 32 f. Bericht Stawarz. Ebenda. 33. Bericht Stawarz.

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österreichische Adler von den Hauswänden der Behörden und Trafiken, sie zogen Neugierige mit und attackierten Offiziere, die ihre Rosetten nicht von den Kappen entfernen wollten 28 . In der Kaserne zurückgeblieben war der Oberleutnant Stawarz. Er organisierte aus zuströmenden Freiwilligen neue Gruppen, später sandte er eine weitere zur Hauptwache ab. Rund 400 Soldaten und 14 Offiziere hatte der Oberleutnant Stawarz immerhin entwaffnet. Zu den internierten Offizieren kam der Adjudant des Obersten Roja, sie zu beruhigen. Die entwaffneten Mannschaften hatten vor allem eine Sorge: Wann würden sie heimfahren können 29 ? Der Resignation da stand die wachsende Begeisterung dort gegenüber, die die durch die Straßen Krakaus marschierenden Einheiten auslösten. Nun Schloß sich die Eisenbahner-Musikkapelle an. Aufziehen auf dem MatejkoPlatz vor dem Jagiello-Denkmal. Die Kapelle spielte den Marsch „Polnische Klänge", Reden erschollen, es sprachen ein Abgeordneter, der Abgeordnete Klemensiewicz, und der Oberleutnant, der die Einheit führte, der Oberleutnant Iwaszko. Nächste Station: Landwehr-Kaserne. Auch die Soldaten dort schlossen sich an — „Niech zyje Polska!", Es lebe Polen! Sie warfen Kappenrosetten, Portepees, Bajonette aus den Fenstern, dazu alles, was deutsche Aufschriften trug. Und die Ankommenden stürmten in die Kaserne, befreiten im Kasernarrest festgehaltene Legionäre. Ein Oberleutnant hatte versucht, sich entgegenzustellen, man sah, wie er ohne Kappe auf die Straße gestoßen, geschlagen wurde . . . Und den Tumult untermalte die Eisenbahnerkapelle, heizte den Enthusiasmus an . . .30 Parole in der Kaserne: Das Volk soll bewaffnet werden! Man griff nach Waffen, trug sie aus den Magazinen, vorneweg waren die Schüler des Lehrerseminars dabei. Weitermarsch. Am Sobieski-Gymnasium wurde der österreichische Adler unter allgemeinem Jubel mit einem Fleischhauerbeil zur Strecke gebracht. Militärstations- und Platzkommando auf dem Magdalenen-Platz. Winkende Offiziere erschienen an den Fenstern — polnische Offiziere, sie hatten das Kommando sichtlich schon übernommen. Und wo das Volk zur Exekution schritt, wo ein österreichischer Adler fiel, setzte die Musikkapelle an zum „ Jeszcze Polska nie zgin^la" — Noch ist Polen nicht verloren . . . 31 Die Straße war in Umsturzstimmung. Ein Blick in die militärischen Befehlszentralen. Da war das Platzkommando. Eben hatten polnische Offiziere aus einem Fenster gewunken. In der Tat: Das Kommando war seit dem Morgen schon in polnischer Hand. 28

Ebenda. 33. » Ebenda. 34. Ebenda. 35. Bericht Urbanski. Urbanski war Kapellmeister der Eisenbahner-Musikkapelle. 31 Ebenda. 36. Bericht Urbariski. 2

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Der Kanzleidirektor des Platzkommandos, der Hauptmann Lasinski, hatte den Frontwechsel des Kommandos vollzogen. Zwei Offiziere hatten ihm am Morgen gemeldet, er möge über Befehl des Obersten Roja das Kommando übernehmen. Um 8 Uhr 30 hatte der Hauptmann die polnische Fahne ausgehängt 32 . Seiner Unteroffiziere war sich der Hauptmann Lasinski sicher gewesen. Aber Widerstand hatte er auch sonst kaum vorgefunden, weder bei den zusammengerufenen Mannschaften, noch bei den eintreffenden führenden Offizieren... Als erster war der Oberst Fetzer gekommen, Wiener, Kavallerist, überrascht vom nachlässigen Salutieren der Soldaten in den Straßen, von der Fahne am Gebäude und vor allem von der Mitteilung des Hauptmanns nun, daß es bereits ein selbständiges Polen gebe. Und er, der Hauptmann Lasinski, sei nun Kommandant der Krakauer Garnison. Der Oberst Fetzer hatte nichts als freundlich reagiert, hatte gratuliert und den Hauptmann „herzlich umarmt". Er hatte nur gefragt, ob wohl am nächsten Tag die Gagen noch ausgezahlt würden . . ,33 Nicht im selben Maß freundlich, aber jedenfalls unentschlossen hatte der eintreffende Platzkommandant sich gezeigt, der Oberst Prokop, Tscheche der Herkunft nach. Er wollte zuwarten. Das Kommando könne er nur auf Befehl des Militärstationskommandanten, des Generals Past, übergeben34. Es erschien der Generalmajor Past. Er wollte Weisung vom Militärkommando einholen. Doch der kommandierende General und sein Stabschef, so erfuhr der Generalmajor Past, waren zu einer Sitzung in das Rathaus gefahren . . ,35 Was war im Militärkommando vor sich gegangen? „Heute früh Ausbruch der Revolution in Krakau", sollte es in der Situationsmeldung des Militärkommandos lauten. Der kommandierende General, Feldzeugmeister Graf Benigni, hatte die anlaufenden Demonstrationen bereits am Morgen zur Kenntnis nehmen müssen. An das Kriegsministerium vermochte er noch erste Vorkehrung zu melden: „Befehl zur Konsignierung der Truppen erfolgte." 36 Für allzu großen Optimismus fehlte dem Feldzeugmeister wohl die Veranlassung. In diesen Tagen hatte er noch mit Baden, mit dem Chef des Generalstabs, telephoniert und wenig Tröstliches erfahren: keinen Befehl, keine Weisung, auch keinen Rat, nur den lapidaren Hinweis auf die Eigenverantwortung, auf den Soldateneid 37 . Dennoch: Der General war am Morgen des 31. zum Eingreifen sichtlich 32

Ebenda. 36 ff. Bericht Lasinski. ™ Ebenda. 38. Bericht Lasinski. 34 Militärstationskommandant und Stadtkommandant war FML Zaleski, jedoch bis 31. Oktober auf Urlaub, nun von GM Past vertreten. — Ebenda. 13. 55 Ebenda. 38 f. Bericht Lasmski. " Hughesdepesche Poln. MilKmdo (FZM Graf Benigni) an KM und AOK, 31. X. 1918,19 h - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 6 4 - 1 2 2 / 3 (13.258). " Schriftliche Aussage Karl Graf Benigni, Penna (USA), 20. I. 1972.

Die Zentren fallen

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nodi entschlossen gewesen. Er rief den Polizeidirektor an: „ H e r r Polizeidirektor, was ist los?" U n d ohne die A n t w o r t abzuwarten: „Wieviel brauchen Sie Militärassistenz . . . ? " Der Polizeidirektor aber stand nicht mehr auf derselben Seite: „Exzellenz, es scheint mir, daß es f ü r M a ß n a h m e n zu spät ist." 3 8 Der Polizei hatte ihr Direktor bereits aufgetragen, sich passiv zu verhalten, und manche Polizisten trugen schon nationale Embleme. U n d eine Abteilung der berittenen Polizei, mit rot-weißen K o k a r d e n versehen, hielt bereits auf dem Ringplatz zur Verfügung des Obersten Roja 3 9 . Trotz dieser Entwicklung — da sie die Konsignierung befohlen hatten, konnte ihnen die Lage nicht unbekannt gewesen sein, das Gespräch mit dem Polizeidirektor hätte ein weiteres Alarmzeichen sein müssen — verließen sowohl der kommandierende General als audi sein Generalstabschef das Militärkommando, zum Rathaus zu fahren . . .

Der kommandierende

General im

Magistrat

10 U h r Magistrat, Präsidialbüro — f ü r diesen Termin w a r die Besprechung der beiderseits entscheidenden Repräsentanten anberaumt. Die Polen, an der Spitze Graf Skarbek, daneben Graf Lasocki, dachten allerdings kaum mehr an Verhandlung, viel mehr an die Kapitulation des Militärs, notfalls unter Anwendung von Gewalt. Polnische Offiziere hielten sich im Rathaus zur Verfügung. Den Obersten Roja hatte man eben offiziell zum Kommandanten der bewaffneten Macht ernannt, gerade w a r man dabei — Bürokratie der Revolution —, das Dekret auszufertigen 4 0 . D a t r a f e n die k. u. k. Offiziere ein, etwas früher als vorgesehen: an der Spitze der kommandierende General, Feldzeugmeister Graf Benigni, der Generalstabschef des Militärkommandos, Oberst Grimm von Szepes-Etelvar, weiters der Generalintendant Zaretzky, Oberstleutnant Morawski, einige weitere Offiziere. Kurze Vorstellung, man nahm Platz. Der Graf Skarbek eröffnete. Ein kurzer Satz, gleich ein Eklat: „Im N a m e n der polnischen Regierung fordere ich die H e r r e n auf, Ihre Macht in unsere H ä n d e zu legen." 4 1 Diese Eröffnung, so der anwesende Magistratsrat Kubalski, habe gewirkt „gleich einer unerwarteten Minenexplosion". Das Gesicht des G r a f e n Benigni sei „bleich vor Erregung" geworden 4 2 . Der General f a ß t e sich, wollte sichtlich korrekt bleiben: Seit gestern liefen doch Gespräche, um eine einvernehm38 40

41

42

39 CHMIEL, Oswobodzenie. 40. Bericht Krupinski. Ebenda. 40. Ebenda. 40 f. Als Grundlage wurden vor allem die Berichte von Lasocki, Kubalski, Naworol, Korolewicz verwertet; vgl. KUTSCHABSKI, Westukraine. 35; Michal BOBRZYNSKI, Wskrzeszenie panstwa polskiego. Szkic historyczny (Die Auferstehung des polnischen Staates. Ein historischer Abriß). Tom II. 1919-1923. Krakow 1925. 14. CHMIEL, Oswobodzenie. 42; vgl. Wincenty WITOS, Moje wspomnienia (Meine Erinnerungen). Tom II. Paryz 1964. 182. Ebenda. 42 f. Bericht Kubalski.

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liehe Regelung zu erzielen, zu gemeinsamer Arbeit sei er bereit, aber von Unterordnung oder von einer Macht- und Kommandoübergabe könne keine Rede sein. Die k. u. k. Offiziere verwiesen auf die Güter in den Magazinen, Millionenwerte — ein Pole dagegen: „Jawohl, aber diese Millionen, das sind unsere." Das Gespräch wird chaotisch, von der Straße dringt der Lärm der Menge dazwischen. Die Offiziere scheinen verwirrt, niedergeschlagen. Routiniert stößt der Politiker, der Graf Skarbek, nach: „Im Namen der polnischen Regierung tue [richtig: mache, A. d. V.] ich Sie, Exzellenz, persönlich verantwortlich vor dem Armeeoberkommando für die Blutvergießung, die in einer Stunde stattfinden kann." 43 Dem General stiegen die Tränen in die Augen: Es seien doch nicht alle Offiziere und Soldaten Polen, es seien auch Deutsche da. Die Herren könnten doch nicht fordern, daß die ihnen übergeben würden. Und es gebe Eid und Kaiser. Und schärfer fielen die Worte, beanspruchter schienen die Nerven . . . Der Oberst von Grimm sprach mit erhobener Stimme, begehrte auf. Der Oberstleutnant Morawski, der Pole unter den k. u. k. Offizieren, zog den Revolver: Wohl sei er Pole, aber als Offizier, der vom Eid nicht entbunden sei, könne er die Waffe nicht niederlegen, und wollte sie ihm jemand mit Gewalt nehmen, er würde ihn niederschießen und dann Selbstmord begehen . . .44 Skarbek und Lasocki versuchten nun zu beruhigen, der Oberst von Grimm sprang aus dem Fauteuil auf, schlug mit der Faust auf den Tisch. Wortfetzen, Tumult. Von polnischer Seite versuchte man, einen Vertrag aufzusetzen, die Offiziere opponierten, die Verhandlung stockte, auch Skarbek und Lasocki wirkten jetzt nervös, verließen den Besprechungsraum . . . Blick durch die geöffnete Tür: Draußen in den Couloirs polnische Offiziere, bewaffnet, zum Teil in Legions-, zum Teil in k. u. k. Uniform. Und schon dachten diese Offiziere an gewaltsames Vorgehen gegen ihre Vorgesetzten von gestern im Verhandlungsraum. Einer sollte mehr Soldaten herbeischaffen. Viele vermochte man nicht zu stellen: Drei tschechische Soldaten, schon mit tschechischen Emblemen versehen, tauchten auf. Und dann kam den Gang herab — in Legionsuniform — der Oberst-Brigadier Roja, trat in den Besprechungsraum 45 . Der Graf Skarbek führte ein: „Brigadier Roja übernimmt das Kommando, das die Herren uns ü b e r g e b e n . . U b e r g e b e n ? Wieso? „Sehr einfach", erläuterte Roja. „Der älteste polnische Offizier in jeder Abteilung und in jedem militärischen Objekt übernimmt in meinem Namen das Kommando." Der Graf Benigni protestierte, Kriegsministerium, AOK seien einzuschal43

Ebenda. 43. Bericht Kubalski; Hughesdepesche Poln. MilKmdo (FZM Graf Benigni) an K M u n d A O K , 31. X . 1 9 1 8 , 1 9 h -

44 45

K A , K M A b t . 5 v. 1 9 1 8 , 6 4 - 1 2 2 / 3 ( 1 3 . 2 5 8 ) ; LASOCKI,

Wspomnienia. 9 f. LASOCKI, Wspomnienia. 10; CHMIEL, Oswobodzenie. 44 f. Als Grundlage Bericht Naworol. CHMIEL, Oswobodzenie. 46.

Die Zentren fallen

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ten. „Zu spät Exzellenz . . . " Die Herren hätten ihre Macht zu übergeben, sonst würden seine, Rojas Leute binnen einer halben Stunde die Waffenmagazine angreifen . . ,46 Die k. u. k. Offiziere sahen sich überspielt. Der Oberst Roja diktierte im Präsidialbüro inzwischen bereits seine Befehle, sandte Offiziere aus . . .47 Da war eine Ordonnanz vom Militärkommando gekommen, überbrachte ein Telegramm — Nachricht aus Wien. Man hatte in Wien eingelenkt, eine Geste gesetzt: Es war die Abberufung des Generals Zaleski und des Oberintendanten Vessely aus Krakau 48 . Die Geste Wiens war nun nicht mehr von Belang . . . Die Polen im Rathaus konsolidierten sich weiter als geschlossene Führungsgruppe. Der Abgeordnete Daszynski stieß hinzu, der Abgeordnete Tetmajer wurde zum Kommissar für Militärangelegenheiten ernannt 49 . Und man intervenierte beim Bischof Fürst Sapieha, die Geistlichkeit möge beruhigend einwirken, damit es aus Anlaß des Umsturzes zu keinen antisemitischen Exzessen komme 50 . Inzwischen fanden die k. u. k. Offiziere sich im Besprechungsraum interniert. Man wollte sie festhalten, bis die Stadt, bis vor allem die militärischen Objekte in polnischer Hand seien. Die k. u. k. Offiziere sahen durch das Fenster hinab auf den Platz, sahen die Demonstranten, dachten an ihre Truppen, an Einschreiten. Ein Hauptmann griff nach dem Telephon auf dem Schreibtisch, der Magistratsrat Kubalski hielt die Hand des Hauptmanns zurück . . . „niedopuszczalne" — unzulässig . . . Eine Wache zog auf, ein Legionsoffizier mit Czapka und Palasch . . . 51 Aber die polnische Gastfreundschaft blieb dennoch gewahrt: Ein Mittagessen für die Internierten wurde aus dem „Grand-Hotel" aufgetragen. Die Familienangehörigen durften benachrichtigt werden 52 . Das Verhalten der polnischen Führungskreise sollte Züge jener „gewissen kavaliersmäßigen, chevaleresken Art" annehmen, die der Sohn des Grafen Benigni für die Umsturztage nach Jahrzehnten noch hervorheben wird . . . 53 46

Ebenda. " Ebenda. *· Ebenda. 46 f., Bericht Naworol. Die Nachricht muß zuständigkeitshalber vom KM, nicht — wie polnischerseits angenommen — vom AOK ausgegangen sein. " LASOCKI, Wspomnienia. 10; CHMIEL, Oswobodzenie. 48. Bericht Graf Lasocki. 50 LASOCKI, Wspomnienia. 10 f.; CHMIEL, Oswobodzenie. 48. Bericht Graf Lasocki. 51 CHMIEL, Oswobodzenie. 48 f. Bericht Kubalski; Hughesdepesche Poln. MilKmdo (FZΜ Graf Benigni) an KM und AOK, 31. X. 1918, 19 h - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 6 4 - 1 2 2 / 3 (13.258). Eine Episode am Rand, zugleich ein antisemitischer Akzent in den Couloirs: Draußen im Vorraum erschien der Redakteur der „Krakauer Zeitung", Organ des Festungskommandos, ein kleiner, untersetzter Oberleutnant, der Oberleutnant Engel; ihm wurde gleich bedeutet, seine Zeitung sei schon eingestellt. Sonst eher arrogant, wie die Polen meinten, jetzt bestrebt sich zurückzuziehen, wurde der Oberleutnant Engel dennoch gleich ebenfalls gefangengesetzt. 52

CHMIEL, Oswobodzenie. 50.

53

Schriftliche Aussage Karl Graf Benigni, Penna (USA), 20. I. 1972.

300

Durchbrach der Nationen

Zielstrebig entwickelten sich inzwischen die Vorgänge in der Stadt. Ein Blick auf den Ringplatz: Dort war nun eben das Symbol der k. u. k. Herrschaft, die Hauptwache, gefallen. Knapp vor halb zwölf Uhr war ein Zug 57er-Mannschaft, rund 30 Mann, eingetroffen. Die Hauptwache war von 15 Mann des SchR 33 unter Fähnrich Mosler besetzt. An Widerstand dachte niemand. Geradezu ordnungsgemäß erfolgte die Dienstübergabe . . . 54 Zielbewußt, konsequent wurde auch noch der Schlußakt im Rathaus gesetzt. Um 14 Uhr stellte der Oberst Roja sich wieder ein: Die Stadt und ihre Garnison seien unter polnischer Kontrolle. Die Internierung konnte aufgehoben werden. Um 15 Uhr hatte der Graf Benigni die Schlußerklärung der Liquidationskommission zur Kenntnis zu nehmen. Mit ihren Autos, über ihren Wunsch in Begleitung polnischer Offiziere, fuhren die k. u. k. Offiziere ab . . . Die Ereignisse und ihr Ergebnis meldete der entmachtete Militärkommandant wenig später nach Wien: „MilKmdo. von poln. Regierung übernommen, ebenso alle Truppen und Anstalten im polnischen Teil des MilKmdo-Bereiches. Alle Kmdo-Posten von polnischen Offizieren besetzt. Andere Nationalitäten können bleiben oder abreisen. Organe des MilKmdos bleiben bis auf weiteres, um Kontinuität des Dienstes nach Möglichkeit zu wahren." Der Feldzeugmeister faßte zusammen: „Im großen und ganzen Ruhe, beim Pöbel sollen Handgranaten sein . . . " Und für eine allfällige Antwort des Kriegsministeriums gab der Graf gleich die neue Anschrift bekannt: „Antwort an polnisches MilKmdo Krakau erbeten." 55 Was im militärischen Bereich weiter geschah, war nur noch ein Umdisponieren auf die neu geschaffenen Verhältnisse. Abbau auf der einen Seite, Aufbau auf der anderen. Als nachmittags der Kommandant der eben zu Mittag alarmierten Militäroberrealschule, der sogenannten „kadeck^", der Oberstleutnant de Fabris, im Militärkommando um weitere Befehle bat, mußte er vom Grafen Benigni erfahren: „Herr Oberstleutnant, es bleibt Ihnen nicht mehr zu tun übrig, als was ich schon getan habe: Ubergeben Sie das Kommando der Schule an den nächst rangältesten polnischen Offizier . . ." 5 6 54

55

56

Von Seiten der polnischen Beteiligten wurde ausgesagt, daß die „ordnungsgemäße Ü b e r g a b e " der Hauptwache auch im Rapportbuch festgehalten worden war; in dem später dem Stadtarchiv einverleibten Buch fehlt jedoch eine diesbezügliche Eintragung. — CHMIEL, Oswobodzenie. 50 ff.; vgl. vor allem die Mitteilungen von Chmiel — in seiner Eigenschaft als Archivdirektor — und Gawron. Hughesdepesche Poln. M i l K m d o ( F Z M Graf Benigni) an K M und A O K , 31. X . 1918, 19 h - K A , K M Abt. 5 v. 1918, 6 4 - 1 2 2 / 3 (13.258). Der F Z M Benigni sprach in seinem Telegramm nicht von einer abgeschlossenen Vereinbarung oder Kapitulation, in welcher Richtung polnische Angaben sich bewegen, sondern von einem ihm mitgeteilten „Beschluß des Liquidationskomitees", eine der eingetretenen Entwicklung der L a g e nach wohl zutreffende Bezeichnung des Vorganges. In der Militäroberrealschule zählte man 126 Kadetten, 17 Offiziere und 50 Unteroffiziere und Mannschaften; 26 Kadetten und 2 Offiziere waren Polen. D i e Anstalt war kurz vor Mittag alarmiert worden. — CHMIEL, Oswobodzenie. 79.

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Am selben Nachmittag wurden bereits Plakate der Liquidationskommission affichiert: „Die Liquidationskommission hat am heutigen T a g die Herrschaft über das Militär übernommen . . ." 5 7 Ein Befehl des Obersten Roja ergänzte — die Form in jeder Hinsicht wahrend: „ . . . habe ich mit dem heutigen T a g das Militärkommando in Krakau im Raum Galizien von Feldzeugmeister Exzellenz Grafen Benigni übernommen . . ." 5 8

6. L E M B E R G , PRZEMYSL, L U B L I N , CZERNOWITZ

Lemberg: der Zugriff der ukrainischen Soldaten Noch im Verlauf des 31. Oktober informierte der Graf Skarbek den Statthalter Generalobersten Grafen Huyn von der erfolgten Machtübernahme in Krakau. Und er vereinbarte gleich seinen und des Grafen Lasocki Besuch in Lemberg als Vertreter der Liquidationskommission 1 . Als Skarbek und Lasocki am 1. November morgens in Krakau in den Schnellzug stiegen, wußten sie freilich noch nicht, daß ihre Reise vorzeitig enden würde 2 . Krakau, von dessen Bahnhof die Abgesandten der Kommission nun ostwärts fuhren, war zur Ausgangsbasis des Umsturzes in Galizien geworden. Es war jedoch nicht eine für sie in jeder Hinsicht feste Basis, die sie da verließen. Auch in Krakau war zwar eine nationale Revolution erfolgt, eine vom Bürgertum getragene, eine Revolution der Grafen geradezu. Aber vom Grunde der Bewegung her schwangen — besonders außerhalb der Stadt — ganz andere Kräfte m i t . . . Als ein noch am 31. ausgesandter polnischer Offizier im Krakauer Landkreis nach Deserteuren gesucht hatte, sie für das neue Heer zu mobilisieren, da war er auf eine recht mißtrauische Bevölkerung gestoßen: „. . . man hat 57 58

1

2

Ebenda. 60. ROJA, L e g e n d y . 61 f . ; Befehl N r . 1/2, mit 1. N o v e m b e r datiert, gegeben von Oberst-Brigadier Roja für das Polnische Militärkommando Krakau. I m Befehl kommt auch die slawische Gemeinsamkeit insofern z u m Ausdruck, als der Oberst festlegte, daß dort, wo zur Ü b e r n a h m e eines K o m m a n d o s Offiziere polnischer Nationalität nicht zur V e r f ü g u n g stünden, „Offiziere einer anderen slawischen Nationalität" das K o m m a n d o zu übernehmen hätten. D a ß die F o r m gegenüber Offizieren, die noch die k. u. k. U n i f o r m trugen, auch in den Straßen Krakaus nicht durch Insulte verletzt und sogar durch Salutieren gewahrt wurde, hebt K a r l Graf Benigni hervor, ebenso die entgegenkommend organisierte Abreise des Militärkommandanten. — Schriftliche Aussage, K a r l G r a f Benigni, Penna ( U S A ) , 20. I. 1972. LASOCKI, Wspomnienia. 12 f. Lasocki hebt in seinen Erinnerungen H u y n s Streben nach sachlichem Vorgehen zwischen Polen u n d Ukrainern hervor. Bilmski nennt ihn mit G r u n d polenfreundlich. — BILINSKI, Wspomnienia. 184. Vgl. die Mission Witos und seinen Besuch bei Huyn. WITOS, Wspomnienia. I I . 185 — 190. Erst während der Reise erfuhren Skarbek und Lasocki von der Besetzung L e m b e r g s durch die Ukrainer. — LASOCKI, Wspomnienia. 13; vgl. N F P , 3. X I . 1918.

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mir nicht geglaubt, man hat gedacht, Österreich werde wiederkommen..." Aber nicht nur das, soweit sich diese Bevölkerung mit dem Umsturz überhaupt identifizierte, so mußte der Offizier erkennen, verband sie damit ganz andere Hoffnungen: „ . . . auch bolschewistische Strömungen waren zu bemerken, man verlangte B o d e n . . . " , und man zeigte sich schließlich wenig begeistert, eher resigniert. Es werde doch alles beim alten bleiben, denn die Herren würden sich oben halten, wie es bisher der Fall gewesen s e i . . . 3 Da und dort schlug der Sozialismus auch aktiv durch. Stellenweise hatte man den Umsturz unter sozialistischem Einfluß gleich anders zu gestalten versucht. So geschah es eben an diesem 1. November in Radom. PPS und POW gingen dort gemeinsam vor, besetzten überraschend Kaserne und wesentliche Objekte in der Stadt. Und sie gingen daran, die Soldaten auf eine polnische Volksrepublik zu vereidigen. Noch war allerdings der militärische Befehlshaber in seiner Funktion. Eine „Bürger-Kommission" forderte den General im Kommando, den General Kwiatkowski, einen Polen, zur Übergabe der Macht auf. Der General wollte nicht, wollte seine Macht nur dem Regentschaftsrat übergeben, rief die Kaserne um Assistenz an. Die Antwort: „Häng' Dich auf, Du österreichischer Idiot!" Der General gab auf 4 . Die eben gewonnene Umsturzbasis um Krakau aber sollte bald geradezu chaotische Züge annehmen. Die polnischen Soldaten blieben nicht in den Kasernen, liefen weg, zogen nach Hause, nahmen vielfach Waffen und Vorräte mit. Rudelweise plünderte die Bevölkerung, bewaffnete sich, Banden entstanden. Offiziere selbst mußten Wachen beziehen, eine Offizierslegion sollte sich bilden. Der Umsturz hatte das bisherige Ordnungssystem angeschlagen. Zahlreiche Beamte waren entlassen, Bürgermeister ihrer Ämter enthoben worden. Mit Gendarmen hielten nicht zuletzt die Deserteure Abrechnung. Es gab Verwundete und Tote. Es gab Raubüberfälle und antijüdische Exzesse. Und es gab die Angst vor der Welle der aus Rußland zurückkehrenden österreichischungarischen und deutschen Truppen . . . 5 Aber diese Entwicklung im Land war den Delegierten, die da im Schnellzug Lemberg entgegenfuhren, noch nicht bekannt 6 . Noch freuten sie sich über Ergebenheitskundgebungen in den Stationen 7 . Aber sie sollten nur bis Przemysl gelangen. Lemberg, wohin sie strebten, war inzwischen in ukrainischer Hand. Lemberg hatten in der Nacht vom 31. Oktober auf den 1. November die Ukrainer in Besitz genommen. Wir wissen von der Konspiration ukrainischer Offiziere gegen allfälligen polnischen Zugriff auf Ostgalizien 8 . Die führenden 3

CHMIEL, Oswobodzenie. 82.

4

Adam PROCHNIK, Powstanie ΡΒΉΒΐΝΝΒ polskiego (Die Erhebung des polnischen Staates). In: Kronika ruchu rewolucyjnego w Polsce. Bd. 4. Warszawa (1938). 200 f.

5

LASOCKI, Wspomnienia. 14 f.

6

Ebenda. 14. Ebenda. 13.

7

8

Siehe II. 127 f.

Die Zentren fallen

303

Offiziere dieser Konspiration hatten in einer Besprechung mit ukrainischen Politikern am Vormittag des 31. in Lemberg auf die Auslösung der Aktion zur Machtübernahme in der kommenden Nacht gedrängt. Die Machtübernahme sollte im Namen des Ukrainischen Nationalrats, der „Ukrai'nska Nacional'na Rada", erfolgen 9 . Der Ukrainische Nationalrat, am 18. Oktober unter der Führung des Reichsratsabgeordneten Dr. Petrusevyc gegründet, hatte die politischen Ziele dieses Umsturzes abgesteckt. In einer Resolution am 19. waren die territorialen Ansprüche umrissen worden: Das gesamte ethnographisch ukrainische Gebiet Österreich-Ungarns sollte einbezogen sein, vor allem Ostgalizien bis zum San, einschließlich des Lemke-Gebietes, die Nordwest-Bukowina mit den Städten Czernowitz, Storozynetz und Sereth und dazu der ukrainische Streifen Nordwest-Ungarns. Der Staat, dessen Konstituierung man da anmeldete, hatte sich betont konziliant gegeben: Die nationalen Minderheiten sollten ihre Vertreter in den Nationalrat entsenden, die Juden wurden ausdrücklich als eigene Nation anerkannt, kulturelle Autonomie wurde zugesagt, eine Verfassung sollte ausgearbeitet werden 10 . Noch waren in Lemberg freilich die Forderungen und Wünsche recht divergierend gewesen. Nicht nur daß starke, vor allem von sozialdemokratischer Seite getragene Strömungen zur Vereinigung mit dem ukrainischen Kernland vorhanden waren, hatte der Lemberger Stadtrat seinerseits propolnische Akzente gesetzt, hatte in feierlicher Sitzung im Rathaus die Vereinigung sämtlicher polnischer Gebiete begrüßt, den Beitrag der Lemberger Bürgerschaft zur Bildung eines polnischen Staates zugesagt und die Absendung einer Huldigungsdelegation nach Warschau beschlossen. Vor dem Rathaus demonstrierten die Polen mit Hochrufen auf den Regentschaftsrat und Nationalliedern, vor dem Mickiewicz-Monument hielten polnische Hoch- und Mittelschüler eine Kundgebung ab. Auf dem St.-Georgs-Platz aber versammelten sich die Ukrainer, um in Reden ihre Ziele zu diskutieren und um ihre nationalen Lieder erschallen zu lassen 11 . 9

10

KUTSCHABSKY, Westukraine. 39; vgl. LOZYNSKYJ, Halycna. 38 ff.; Jozef SKRZYPEK, Ukraiiicy w Austrii podczas Wielkiej Wojny i geneza zamachu na Lwöw (Die Ukrainer in Österreich während des Großen Krieges und die Anfänge der Angriffe auf Lemberg). In: Niepodleglosc. Tom XIX. Warszawa (1939). 379. Hptm. Wasserer, Lemberg, an Mjr. Forster, Czernowitz, 19. X. 1918 — Κ Α , AOK Op.Abt. v. 1918, 149.230. Nach: Theophil HORNYKIEWICZ, Ereignisse in der Ukraina 1914—1922, deren Bedeutung und historische Hintergründe. Bd. IV. Philadelphia 1969. 44 f.; vgl. A V A , Staatsamt fürs Innere, Bericht Ezdorf, 2.575, 21. I. 1919; Nachlaß G M Fischer, Bericht des Gendarmeriekommandos für Galizien und die Bukowina 926 res., 21. X. 1918 — K A , Β 8, N r . 16, 1 6 6 II/l. Vgl. PROKOPOWITSCH, Ende. 31 f. und 3 9 ; LASOCKI, Wspomnienia. 7 ;

11

Neue Lemberger Zeitung, 19. X. 1918. Die Kundgebungen der Polen waren ausgelöst worden durch die Proklamation der völligen Unabhängigkeit Polens durch den Regentschaftsrat in Warschau am 7. Oktober. In der genannten Sitzung des Lemberger Stadtrates, die am 20. Oktober abgehalten worden war, war freilich namens der Ukrainer gegen die Warschau ergebenen Beschlüsse Protest eingelegt worden. Der Statthalter Graf Huyn hatte ebenfalls in seinen Berichten nach Wien

304

Durchbrach der Nationen

Am 31. Oktober hatte die Spannung in Lemberg ihren Höhepunkt erreicht. Beide Seiten, Polen und Ukrainer, kalkulierten mit den jeweils konationalen Soldaten der in Ostgalizien liegenden Einheiten der k. u. k. Armee. Die in Ostgalizien stationierten Assistenzeinheiten wiesen im Hinblick auf die polnisch-ukrainische Auseinandersetzung durchaus national-neutralen Charakter auf. Die Feldassistenzbataillone X I V und XVI, in Lemberg und Przemysl liegend, hatten beide magyarisch-rumänische Mannschaft. In Lemberg garnisonierten außerdem das Assistenzbataillon IR41, das bei rumänisch-ruthenischdeutscher Zusammensetzung die Ruthenen mit 24 % auswies, und zusätzlich ein Halbbataillon vom SchR 3, dessen zweites Halbbataillon in Stanislau stand, und das bei überwiegend deutschem Anteil 8 % Polen zu verzeichnen hatte. Auf die Städte Drohobycz, Sambor und Sanok war das magyarische Assistenzbataillon IR 46 aufgeteilt, das in Przemysl stehende Assistenzbataillon IR 14 war deutsch-tschechisch zusammengesetzt12. Sieht man von den Assistenzkräften ab, wird man freilich in Rechnung stellen müssen, daß mit der Rückverlegung des Lemberger Militärkommandos aus Mährisch Ostrau nach Lemberg im Juli 1918 audi der Rückfluß von mehrheitlich ukrainischen Ersatzkörpern in den ostgalizischen Raum in die Wege geleitet worden war 13 . So hatten die Ersatzbataillone IR 15 und SchR 19 — Ergänzungsbezirke Tarnopol und Lemberg — aus Mährisch Ostrau und Mährisch Trübau Marschbefehl für Lemberg bekommen 14 . Die Kräftebereitstellung in Lemberg aber reichte über den organisatorischen Rahmen der k. u. k. Armee hinaus. Die Aktivität der POW, der Polska die Begeisterung der polnischen Bevölkerung im Land über die Proklamation des Regentschaftsrates unterstrichen. Es habe Beflaggung der Häuser, feierliche Gottesdienste und Sitzungen der autonomen Körperschaften gegeben. Vor einer unmittelbaren Lösung der ostgalizischen Frage im Sinne der die San-Linie fordernden Ukrainer hatte der Statthalter gewarnt: „Falls die Frage der Zugehörigkeit Ostgaliziens in einer von den Ukrainern perhorreszierten Weise schon jetzt präjudiziert würde, wären Unruhen im bolschewikischen Sinne, die gegen die Großgrundbesitzer und die städtische Intelligenz gerichtet wären, nicht ausgeschlossen." — Bericht Graf Huyn, Statth.Präs. in Lemberg, ZI. 420/18—G., an k. k. Minister d. I., 16. X. 1918 - AVA, Mdl Präs. 1918, 22/Galizien - 2.119, Z. 23.861; Meldung k. k. Polizeidirektor in Lemberg, Telegr. Nr. 322, an Präs. desk. k. Mdl, 20.1.1918 — AVA, Mdl Präs. 1918,22/Galizien - 2.119, Z. 23.675. Nach: HORNYKIEWICZ, Ereignisse. 41 f. u n d 45 f . ; LASOCKI, Wspomnienia. 7. 12

13

14

Skizze: Dislokation der Feldassistenzbaone und ihre nationale Zusammensetzung, 21. X. 1918 — ΚΑ,ΚΜ Abt. 5 v. 1918,1 —10/61; Skizze: „Situation der im Hinterlande befindlichen Assistenztruppen am 20. Oktober 1918", KMer an MKSM, 19. X. 1918 - KA, M K S M v . 1918, 28—1/3—4; Nationalität und Ergänzungszuständigkeit der Ständigen Assistenzbaone, 21. IX. 1918 - KA, MKSM v. 1918, 6 9 - 4 / 2 1 - 5 . Zirkularverordnung vom 14. VII. 1918, K M Abt. 4/G., zu Nr. 1.586 — KA, Normalverordnungen, Verordnungsblatt für das k. u. k. Heer, 60. Jg. Wien 1918, 27. Stück, 20. VII. 1918; vgl. ZGÖRNIAK, Zusammenbruch. 299; Jözef SKRZYPEK, Obrona Lwowa (Die Verteidigung Lembergs). Bd. 2. 879 ff, nach Zgörniak. Nach einer Karte bzw. handschriftlichen Aufstellung des KM, o. D. — KA, K M Abt. 5 v. 1918, 1 - 1 0 / 6 1 ; IR 15: 52% Ruthenen, 22% Polen, 18% Deutsche, 4% Tschechen, je 2% Slowenen und Rumänen; SchR 19: 63% Ruthenen, 33% Polen, 3% Deutsche, 1% Tschechen — beide: KA, Farbentabellen 1918.

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Organizacja Wojskowa, hatte inzwischen auch Lemberg einbezogen, und eben an jenem 31. Oktober vermuteten die Ukrainer das unmittelbar bevorstehende Losschlagen der polnischen Einheiten und Bünde. Man hatte die Verteilung von Waffen und Munition festgestellt, und besonders die Studentenheime und Schulen sah man als Basen der polnischen Offensivvorbereitungen an. Die polnischen Verbände, so hatten die Ukrainer weiter erfahren, wurden zudem unter gemeinsamer Führung, unter der des Hauptmanns Czeslaw Maczynski, zusammengefaßt. Und schließlich hatten die Ukrainer auch noch zu wissen bekommen, daß am nächsten Tag, am 1. November, eine Abordnung der Polnischen Liquidationskommission angereist kommen sollte, um im Namen der Kommission vom Statthalter in Lemberg die Übernahme der Regierungsgewalt in Ostgalizien zu erwirken 15 . D a ß audi Warschau an die Einbeziehung der gesamten galizischen Position in seinen Machtbereich dachte, wird aus seinen Amtsbestellungen deutlich. Fürst Czartoryski wurde zum Generalkommissär f ü r ganz Galizien ernannt, der militärische Oberbefehl wurde dem Divisionsgeneral von Puchalski und das Kommando in Lemberg dem General Grafen Lamezan übertragen 16 . Aber da hatten in der Nacht zum 1. die Ukrainer in Lemberg schon zur Überrumpelung angesetzt. Die ukrainische Offiziersgruppe unter Major Vitovskyj vermochte nach festgelegtem Plan mit relativ schwachen Kräften — rund 1.500 Mann — die Stadt in Besitz zu nehmen. Den Kern ihrer Angriffstruppen bildeten die ukrainischen Mannschaftskader des Assistenzbataillons IR 41 und der Ersatzbataillone I R 1 5 und SchR 19. In den Kasernen wurden die Offiziere polnischer Nationalität verhaftet und die polnischen Mannschaften interniert. Zu Zwischenfällen kam es zunächst nicht. Die überraschte polnische Bevölkerung fand am Morgen des 1. auf dem Rathaus und den Regierungsgebäuden ukrainische Fahnen vor 17 . Sofort ausgeschaltet wurde audi die Repräsentanz der bisherigen Macht: der Statthalter und der Militärkommandant. Der G O Graf H u y n und der FML Pfeffer wurden am 1. morgens in Ehrenhaft genommen. Die Stadt wurde unter Belagerungszustand gestellt. Kuriere mit Umsturzbefehlen wurden an alle Provinzgarnisonen Ostgaliziens ausgesandt 18 . Aus dem vollzogenen Putsch der Nacht lösten sich am Tag die ersten politischen Schritte neuer Staatlichkeit. Die am 19. Oktober gebildete ExekutivDelegation des Ukrainischen Nationalrates arbeitete unter dem Vorsitz von Dr. Petrusevyc in Wien. Die Kompetenz zum Handeln in Lemberg lag nun 15

LASOCKI, Wspomnienia. 12 f . ; KUTSCHABSKY, Westukraine. 37; vgl. Waclaw LIPINSKI, Wsrod

Iwowskich orl^t (Unter den Lemberger Adlern). Warszawa 1927. 9 f. " Chiffre-Telegr. Nr. 919, v. Ugron an k. u. k. Min.d.Äußern, Warschau 1. XI. 1918 — HHStA, PA, Krieg 1.040, Nr. 56/37. Nach: HORNYKIEWICZ, Ereignisse. 47 f.; vgl. AZ, 3. XI. 1918, 3. Puchalski war als F M L MilKmdt in Przemysl. 17 KUTSCHABSKY, Westukraine. 39 f.; LOZYNSKYJ, Halycna. 41; NFP, 3. XI. 1918, Morgenblatt. 18 KUTSCHABSKY, Westukraine. 39; LOZYNSKYJ, Halycna. 38 ff.; NFP, 3. XI. 1918, Morgenblatt.

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bei der am 27. konstituierten Galizischen Delegation des Ukrainischen Nationalrates unter der Führung von Dr. Kost' Levyckyj. Von ihr ging am 1. der Aufruf „an das ukrainische Volk" aus. Die „ukrainischen Organisationen in Städten, Bezirken und Dörfern" wurden darin aufgefordert, sich aller Staats-, Landes- und Gemeindeämter zu bemächtigen und die Funktion der Ämter zunächst im Namen des Ukrainischen Nationalrates auszuüben. Die österreichisch-ungarischen Soldaten ukrainischer Nationalität wurden gleichzeitig dem Ukrainischen Nationalrat und den von ihm ernannten Militärbehörden als unterstellt erklärt. Gleichzeitig erging der Ruf auch an die ukrainischen Soldaten an der Front, in ihre Heimat zur Verteidigung des ukrainischen Staates zurückzukehren 19 . Noch wollte man audi das letzte Glied der Machtübernahme in geregelter Form vollzogen wissen: ihre Übergabe durch den Statthalter. Am 1. November nachmittag begab sich eine Abordnung des Ukrainischen Nationalrates unter Führung von Dr. Levyckyj zum Grafen Huyn. Man forderte die formelle Übergabe der Landesverwaltung. Der Graf lehnte ab, er sei inhaftiert, er könne daher keine Rechtsakte setzen. Der Graf aber war bereit, seine Amtsbefugnisse schriftlich dem Vizepräsidenten der Statthalterei, dem Ukrainer Volodymyr Decykevyc, zu übergeben. Und Decykevyc setzte den Schlußakt. Er ererklärte, auf Grund des Kaisermanifestes und des einmütigen Willens des ukrainischen Volkes die Regierungsgewalt im Namen Österreichs dem Ukrainischen Nationalrat zu übertragen 20 . Gesicherte Verhältnisse aber vermochte auch das über diesen letzten Schritt ausgefertigte Protokoll nicht zu schaffen. Noch am Tag der Machtübernahme, am 1. November, setzte in Lemberg die polnische Gegenaktion ein. Die Polen, Legionäre, Soldaten polnischer Nationalität, Studenten, Mittelschüler nahmen vor allem von der südwestlichen Vorstadt aus den Kampf gegen die Ukrainer auf. Lemberg war auf dem Wege, zu einem Fanal der polnisch-ukrainischen Auseinandersetzung zu werden. In der Grenzzone zwischen Krakau und Lemberg aber sollte sich als letzte Führungsbastion der k. u. k. Armee Przemysl halten 21 . 18

20 21

KUTSCHABSKY, Westukraine. 42 f. I m Aufruf wurde allen Bürgern des Ukrainischen Staates ohne Unterschied der Nationalität und des Glaubensbekenntnisses die bürgerliche, nationale und konfessionelle Gleichberechtigung zugesichert. Als nationale Minderheiten wurden Polen, Juden und Deutsche anerkannt. Sie sollten Vertreter in den Ukrainischen Nationalrat entsenden. E s wurde die Weitergeltung der österreichischen Gesetze festgestellt und die Einberufung einer konstituierenden Versammlung in Aussicht genommen. Ebenda. 4 4 ; vgl. LOZYNSKYJ, Halycna. 43. KUTSCHABSKY, Westukraine. 44—52; LOZYNSKYJ, Halycna. 43. Vgl. Radiodepesche poln. K m d o der Stadt Lemberg an Radio Wien-Laaerberg, ohne Aufgabedatum — Κ Α , A O K Op.Abt. v. 1918, 149.254 (eingelangt beim A O K , 2. X I . 1918, 19 h) - HORNYKIEWICZ, Ereignisse. 48. D i e Polen, verstärkt durch einen in Lemberg eben tagenden Kongreß polnischer Studenten, der sich für die Auseinandersetzung geschlossen zur Verfügung stellte, nahmen unter F ü h rung von Hauptmann Maczynski den K a m p f von Anfang an in gut organisierter und wirkungsvoller Weise auf. Schon am 2. erstürmten die Polen Kasernen im Südwesten der Stadt

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Przemysl: Militärkommando

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zwischen Ukrainern und Polen

Audi in Przemysl war das Militärkommando rasch in das Zentrum anhebender Auseinandersetzung geraten. Im Militärkommando — es stand unter Führung von FML von Puchalski mit Oberstleutnant Janda als Generalstabschef — war man zwar ab 29. der durch das Kriegsministerium vorgezeichneten Möglichkeit gemäß auf Herstellung eines sachlichen Einvernehmens mit der Liquidationskommission eingestellt gewesen22. Aber nationales Aufbegehren wurde auch in den eigenen Reihen bald deutlich. Als erste preschten die Tschechen vor. Am 30. meldete sich eine Delegation der tschechischen Offiziere und Militärbeamten bei General Stowasser. Sie ersuchten den General um Überlassung des Kasinos für eine Versammlung der Offiziere tschechischer Nationalität. Noch wurden die Tschechen abgewiesen. Der General fragte kurz, ob er den Offizieren eine solche Versammlung denn überhaupt gestattet hätte — eben nicht, nein, und im Gegenteil, er verbiete sie, die Herren mögen sich an ihre Dienstplätze begeben.. . 23 Am 31. Oktober vormittags wurde die nationale Frage von außen an die militärische Führung herangetragen. Im Militärkommando erschien eine Delegation ukrainischer Abgeordneter und erbat unter Hinweis darauf, daß die Ukrainer ein kaisertreues Volk seien und im Verband der Donaumonarchie zu verbleiben wünschten, Zusammenwirken mit den k. u. k. Truppen. Gleichzeitig meldeten die Ukrainer mangelndes Vertrauen gegenüber dem Militärkommandanten, FML Puchalski, an: Er sei Pole. Sie wollten nur mit dem Generalstabschef, Oberstleutnant Janda, der deutscher Nationalität war, verhandeln. Das Kommando wich dem Offert zur Zusammenarbeit aus: Es werde strengste Neutralität eingehalten, keine Nation werde bevorzugt werden. Politische Fragen seien von den Ukrainern mit den angekündigten Vertretern der Polnischen Liquidationskommission aus Krakau zu behandeln 24 .

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und am 3. den Lemberger Güter- und Hauptbahnhof mit reichen Magazinen. Der Kampf dehnte sich auch auf das ostgalizische Erdölgebiet um Drohobycz-Boryslaw aus. Im Verlauf des November Lemberg passierende österreichisch-ungarische Soldaten zeichneten ein düsteres Bild: „Die Verhältnisse in Lemberg waren furchtbar. Der Hauptbahnhof zur Hälfte verbrannt, das Stadtviertel um das Landtagsgebäude herum ganz zerstört und zerschossen, viele Offiziere und Soldaten, die es wagten, auf die Gasse zu gehen, wurden verwundet, denn man kämpfte Tag und Nacht . . . " — Bericht Hptm. a.D. Otto Mikolääek, SchR Eger Nr. 6, Karlsbad 2. IV. 1919 - ΚΑ, AOK Umsturzberichte der SchR 1918; LIPINSKI, Wsrod lwowskich orl^t. 12—17. KA, AOK, Umsturzberichte der Korps- und Militärkommanden 1918, „Bericht über die Revolution im MilKmdo-BereichPrzemysl" von Obstlt. d.G. Janda, Wien 10. XI. 1918, 1 f.; vgl. Telegr. KM Abt. 5, Nr. 13.200, an alle MilKmden, 28. X. 1918 - KA, MKSM v. 1918, 69-27/4. Ant. ZOGLMANN, Jak jsme opousteli Przemysl (Wie wir Przemysl verließen). In: Domov za välky. V/1918. Praha 1931. 571 f. KA, AOK, Umsturzberichte 1918, Janda, 2 f.

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Am Abend des 31. wollte das Militärkommando die ihm unterstellten Dienststellen noch ungelockert am Zügel behalten. Ein Erlaß ging an die Militärstationskommanden hinaus: Unterstellungsverhältnis und Dienstvorschriften seien gleich geblieben, und: „Die vornehme Pflicht jedes Offiziers in der jetzigen ereignisreichen Zeit besteht darin, daß er an der Aufrechterhaltung der Ordnung mitwirkt, sich um Politik nicht kümmert, den kolportierten unsinnigen Gerüchten und Zeitungsmeldungen entgegentritt und unter allen Verhältnissen kaltes Blut bewahrt." 25 Der Erlaß des Militärkommandos traf bereits auf erste Unruheherde. Zeitig am Morgen dieses 31. war schon die Meldung eingelaufen, daß die in 2urawica untergebrachten Teile des Ersatzbataillons IR 9 — mehrheitlich ukrainisch — meuterten. Sofort liefen Gegenmaßnahmen an: Die in Przemysl dislozierten Assistenzkompanien der Assistenzbataillone IR 14 und XVI wurden südlich 2urawica bereitgestellt. Unter der Androhung von Waffengewalt ließen die Aufbegehrenden sich nachmittags entwaffnen. Sie wurden erneut ihren eben gefangengesetzt gewesenen Offizieren unterstellt 26 . Gegen Abend trafen telephonische Meldungen ein, wonach an der Bahnstrecke D^bica—Jaroslau Eskortmannschaften Gewehre entrissen und Häftlinge befreit worden seien27. Der Abend des 31. ließ die ganze Stärke des anhebenden Widerstandes an zwei Orten des Militärkommandobereiches deutlich werden: in Rzeszow und Jaroslau. Da meldete der Oberst Brückner, Militärstationskommandant von Rzeszow, daß die Ersatzbataillone IR 89 und SchR 17 die Magazine gestürmt, sich bewaffnet und mit Munition ausgerüstet hätten und unter Mitnahme noch anderer Augmentationsvorräte „durchgegangen" seien. Er selbst habe die militärische Gewalt an den Magistrat übergeben. Zahlreiche Deserteure strömten nach Rzeszow und stellten sich in den Dienst der polnischen Sache. Das Militärkommando rief zur Ordnung: Dem Oberst Brückner wurde mitgeteilt, daß sich am Unterstellungsverhältnis nichts zu ändern habe. Er wurde vielmehr angewiesen, das Assistenzbataillon SchR 6 mit drei Kompanien in Rzesz0w zu konzentrieren und die Kompanie aus Ranizow nach Przeworsk zu dirigieren. Kurze Zeit später, gegen 23 Uhr, berichtete der Generalmajor Schubert über analoge Verhältnisse in Jaroslau. Allerdings hatte der Generalmajor eine Unterstellung unter Berufung auf die zuvor einzuholende Entscheidung des Militärkommandos abgelehnt 28 . 25

Verordnung des MilRmdo Przemysl über das Verhalten der MilStatKmden, Präs.Nr. 20.664/G.Ch., 31. X. 1918, 20 h — ΚΑ, AOK, Umsturzberichte 1918, Janda, Beilage 4. 26 Protokoll, aufgenommen mit Korporal Leopold Böhm der Autokolonne 155, 31. X. 1918 — KA, AOK, Umsturzberichte 1918, Janda, Beilage 2 und S. 2 f.; I R 9 : 65% Ruthenen, je 11,5% Deutsche und Polen, 5% Slowaken, 3% Tschechen, 2% Magyaren, je 1% Serben und Rumänen — KA, Farbentabellen 1918. »' KA, AOK, Umsturzberichte 1918, Janda, 2. 28 Ebenda, 4. F M L Puchalski appellierte an die politischen Behörden: Morgen mittags träfen Delegierte der Liquidationskommission ein: „Bis dahin ersuche ich, nichts zu unter-

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Nun begann audi das Militärkommando erste Rückzugspositionen zu beziehen: Die Assistenzbataillone wurden telephonisch angewiesen, ihre im Razzia-Dienst stehenden Kompanien an den Bahnlinien zu sammeln und, falls kein Befehl des Militärkommandos zugestellt werden könnte, in die Heimat zu verlegen 29 . Der 31. Oktober aber war nur ein Vorspiel gewesen. Der 1. November brachte die endgültige Auflösung. Im Laufe dieses Tages haben selbst in Przemysl die Truppen Militärmagazine gestürmt und sich der Vorräte bemächtigt. Wäsche, Schuhe, Pelze wurden aus den Kammern in die Kasernenhöfe geworfen, die Soldaten nahmen, trugen fort, rauften, es gab Verwundete 30 . Nach dem Auseinanderlaufen der Mannschaften wurde die Plünderung durch die Bevölkerung fortgesetzt. In den Nachmittagsstunden ist auch das magyarisch-rumänische Feldassistenzbataillon X V I auf eigene Faust abmarschiert. Die Nationalitätenfrage trat zunehmend in den Vordergrund. Offiziere und Militärbeamte berieten in Versammlungen nationalitätenweise ihr Verhalten. Die Militärstationskommanden westlich des San stellten sich den Nationalräten zur Verfügung. Mit den Garnisonen östlich des San war vom Militärkommando aus keine Verbindung zu erlangen 31 . Auch im Militärkommando begann die Disziplin sich nun zu lockern. Am Vormittag waren Offiziere und Militärbeamte zusammengerufen worden: Die Verhältnisse in Przemysl würden durch eine gemischte Kommission noch am 1. November geregelt werden; es sei Pflicht eines jeden Organs des Militärkommandos, im Interesse einer geordneten Übergabe und zum Schutze der vielen Kameraden nicht-polnischer und nicht-ukrainischer Nationalität, auf seinem Posten auszuharren; das Militärkommando werde sich auf keinen Fall ergeben 32 . Der Erfolg der Vorhalte blieb gering. Zahlreiche Offiziere auch des Kommandos setzten sich ab.

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nehmen, was die Disziplin der T r u p p e n schädigen könnte. D a s bisherige Unterstellungsverhältnis der T r u p p e n darf sich bis zur kompetenten Entscheidung nicht ändern. E s liegt im eminenten Interesse des Staates, daß Ordnung und Ruhe unter allen Verhältnissen erhalten bleibt." — F M L Puchalski an Magistrate Rzeszow und Jaroslau, 31. X . 1918, 21,30 und 23 h - Κ Α , A O K , Umsturzberichte 1918, Janda, Beilage 3. Freilich wollten die politischen Behörden nicht mehr zurückhalten: „ I m N a m e n des Liquidierungskomitees in Krakau und Lemberg, in Anbetracht der faktischen Verhältnisse in der Stadt und bei den hiesigen T r u p p e n , beharre ich unbedingt bei dem bereits gemeinschaftlich gefaßten Beschluß der Unterstellung des Militärs in Rzeszow unter die jetzige Vertretung der Stadt. Bis morgen nachmittag kann aber im Interesse der Ordnung und Ruhe nicht gewartet werden. D a s Verbleiben der deutschen Offiziere im Dienste erachte ich als gefährlich und zwecklos. Der diesbezügliche Aufruf an die Bevölkerung ist bereits ausgegeben worden." — Antwort des Bgm. von Rzeszow, R R A b g . D r . Krogulski, 31. X . 1918, 23,30 h — Ebenda. 30 ZOGLMANN, Przemysl. 572. Ebenda, Janda, 4. K A , A O K , Umsturzberichte 1918, Janda, 4 f. Ebenda, Beilage 5: „Verhalten der Organe des Militärkommandos".

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Das Kommando selbst geriet in die polnisch-ukrainischen Auseinandersetzungen. Noch blieb es als Machtfaktor umworben. Am Vormittag des 1. intervenierte der führende ukrainische Politiker, der Abgeordnete Dr. Zahajkiewicz: Das Militärkommando möge sich dem Ukrainischen Nationalrat unterstellen, sonst bestünde die Gefahr, daß das Kommando in die Hände des Polnischen Nationalrates gelangen könnte. Der Ukrainer hatte vor solcher Entwicklung sichtlich Sorge. Dem erregten Abgeordneten gegenüber verpflichtete sich der F M L von Puchalski, kein polnisches Kommando anzunehmen, bevor er nicht „die Erlaubnis Seiner Majestät" hiezu erhielte. Der Generalstabschef würde außerdem allen Besprechungen zugezogen werden. Und der Generalstabschef garantierte, daß das Militärkommando keine Maßnahme treffen werde, welche die eine oder die andere Nation begünstigen könnte. Es werde streng gerecht und rein soldatisch amtiert werden. Eine Unterstellung aber müsse abgelehnt werden, da sonst die Mitwirkung des Kommandos bei der Aufrechterhaltung der Ordnung und Ruhe ausgeschlossen sei 33 . Mit dem Mittagsschnellzug kamen die Vertreter der Polnischen Liquidationskommission aus Krakau an. Sie wurden durch F M L von Puchalski empfangen. Nachmittags fand im Militärkommando eine Sitzung statt, an der die polnischen und die ukrainischen Volksvertreter teilnahmen. Das Ergebnis: eine einstweilige Vereinbarung für Stadt und Bezirk Przemysl, die sowohl das polnische wie das ukrainische Element berücksichtigte. Die Festlegung einer Demarkationsline wurde abgelehnt 34 . Während der Unterredung war es zu einer heftigen Meinungsverschiedenheit zwischen dem Generalstabschef, Oberstleutnant Janda, und dem polnischen Vertreter Grafen Skarbek gekommen. Die Polen hatten die Heranziehung von k. u. k. Truppen als Assistenzen vorgesehen. Der Generalstabschef erwiderte, die bodenständigen Truppen seien zu einem guten Teil in Auflösung, fremd33

34

Ebenda, Janda 5. Dr. Zahajkiewicz befürchtete immer wieder, daß die Ukrainer „zu spät" kämen. F M L Puchalski versprach dem Abgeordneten außerdem, für die Festlegung einer Demarkationslinie einzutreten. Ebenda, 5. Das Ergebnis der Vereinbarungen zwischen Polen und Ukrainern zeichnete der Generalstabschef Obstlt. Janda wie folgt auf: „Wahl einer gemischten Kommission, bestehend aus 4 Polen, 4 Ukrainern und 1 Sozialdemokraten. Aufgabe der Kommission: Besorgung der Regierungsgeschäfte in Stadt und Bezirk Przemysl, Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung. Anordnung von Verordnungen polizeilicher Natur. Die noch von österr.-ungar. und schon von polnischen Truppen besetzten Objekte, Magazine und Lager sollten bis zur Übernahme der Bewachung durch eine gemischte Miliz in den bisherigen Händen verbleiben. Hernach sollten Organe, die nicht in die Miliz eintreten würden, entwaffnet werden. Bis dahin sollten die Ukrainer das Recht ständiger Kontrolle der Objekte haben, damit Waffen und Munition nicht verschleppt würden und der status quo erhalten bleibe. Die bis nun bestehenden Militär- und Zivilbehörden hätten der gemischten Kommission zu unterstehen. Die Kommission habe bis zur schließlichen Entscheidung durch die kompetenten Faktoren zu bestehen." — Ebenda, Beilage 6. Das Militärkommando machte dazu geltend, daß es einer Unterstellung, wie sie im Text vorkomme, nicht zustimme, sondern sich lediglich bereit erkläre, „den Wünschen der Kommission durch seine Befehle Geltung zu verschaffen". — Ebenda, 5 ; vgl. LASOCKI, Wspomnienia. 14.

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zuständige Assistenzen würden sich aber weigern, gegen Polen oder Ukrainer zu schießen. Der Graf glaubte daran erinnern zu müssen, daß diese Truppen doch den Treueid geleistet hätten. Der Generalstabschef replizierte, in der eingetretenen Lage könne das keine Gewähr mehr für eine Befehlsbefolgung sein. Die Polen grollten. Die Ukrainer fühlten sich in ihrem Vertrauen zu Oberstleutnant Janda bestärkt: Sie trugen dem Generalstabschef die Funktion des Präsidenten der vorgesehenen gemischten Kommission an. Der Oberstleutnant lehnte ab: Ohne Zustimmung des Kriegsministeriums könne er keine politische Mission übernehmen 35 . Am Abend des 1. trat ein Wechsel in der Führung des Militärkommandos ein. Ein Telegramm aus Warschau bestellte den nunmehrigen Divisionsgeneral Puchalski zum Kommandanten sämtlicher polnischer Truppen in Galizien. FML Stowasser übernahm das Militärkommando. In den Abendberatungen der gemischten Kommission hatte die Verlesung des Telegramms lauten Protest von ukrainischer Seite zur Folge. Die Ukrainer glaubten Einbeziehungsversuche durch die Polen zu erkennen. Man würde Gewalt anwenden. Noch einmal berief man sich in Przemysl in dieser Situation auf den fernen Kaiser: Der Kaiser — so argumentierte nun der General Puchalski — habe doch den Eintritt in die nationalen Armeen erlaubt 36 . Viel weniger um den Kaiser kümmerte man sich auf Seiten der tschechischen Offiziere der Garnison: Am 1. November nachmittags hatten die Tschechen im Offizierskasino unterhalb des Schloßberges ihre Offiziersversammlung abgehalten — ohne Bewilligung. Rund 400 Offiziere und Militärbeamte nahmen daran teil. Man wählte eine Kommission, die den Abtransport in Richtung Prag organisieren sollte. Schlußszene unter dem Bild des Kaisers Franz Joseph an der Stirnseite des großen Kasinosaales: begeistertes Anstimmen des „Kde domov müj" und des „Hej Slovane!" 37 . Der 2. November sah bei zunehmender Unsicherheit der Lage die Polen im Zugreifen. Das Militärkommando mußte zur Kenntnis nehmen, daß alle militärischen Objekte westlich des San und in Przemysl durch polnische Truppen und Legionäre — darunter Gymnasiasten — besetzt wurden. Vielfach haben die neuen Wachen ihre Posten allerdings wieder verlassen. Plünderungen durch Zivilisten griffen um sich. Und mitunter sollen sich auch die Wachen an der Plünderung beteiligt haben 38 . Das Militärkommando befand sich bereits in einer Krisensituation. Noch 35

ΚΑ, AOK, Umsturzberichte nem späteren Bericht: „Die mir gestellter Fragen leitete, men." 3e Ebenda, 6. " ZOGLMANN, Przemysl. 572 f. 38 KA, AOK, Umsturzberichte

1918, Janda, Beilage 7. Der Oberstleutnant resümierte in seistrenge Unparteilichkeit, welche mich bei der Entscheidung musste die einseitigen Tendenzen der polnischen Partei hem-

1918, Janda, 7.

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gab von Wien aus das Kriegsministerium Anweisung zur ordnungsgemäßen Übergabe an die nationalen Regierungen, aber das Militärkommando Przemysl — eines der letzten, das als solches mit alter Besetzung sich noch in Funktion erhalten hatte — präsentierte sich nur noch als personalmäßig ausgehöhlter Restbestand. Nochmals berief der neue Militärkommandant, FML Stowasser, die Offiziere zu sich, legte Situation und Pflichten dar. Vergeblich39. Das in Przemysl befindliche Assistenzbataillon IR 14 sollte als Schutzbataillon für das Militärkommando eingesetzt werden. Der Bataillonskommandant, Hauptmann Schauer, wurde in seine Aufgabe eingewiesen. Aber auch das Schutzbataillon — überwiegend Deutsche aus Oberösterreich — war nicht mehr zu halten 40 . Nach Wien ging am 2. noch Meldung ab: Das Feldassistenzbataillon XVI sei ohne Befehl in unbekannter Richtung abmarschiert. Die Assistenzbataillone SchR 1, SchR 6 und IR 14 sollten sich bis zum 4. November in Tarnobrzeg, in Rzeszow und in Przemysl zum Abtransport sammeln41. Noch hatten an diesem Tag auch die Polen militärische Unterstützung vom Militärkommando erbeten. Um die Mittagszeit hatte der Divisionsgeneral Puchalski die Beistellung einer Assistenz zur Niederwerfung von Unruhen am Bahnhof Bakonczyce verlangt. Der Generalstabschef lehnte die Beistellung ab: Die Assistenzkräfte würden den Gehorsam verweigern 42 . Immer einsamer wurde es um die letzte k. u. k. Kommandostelle in Przemysl. Am 2. November war wohl noch telephonische Verbindung mit den Garnisonen westlich des San möglich, doch wurde bei Beginn eines jeden Gespräches die Leitung unterbrochen. Die Verbindung mit den Garnisonen östlich des San blieb ausgeschaltet43. Am 3. November fand die Übergabe der militärischen Objekte statt. Das Militärkommando sollte mit dem Rest der „fremdzuständigen" Soldaten am 4. November abgehen. Da platzte eine Offensivaktion der Ukrainer dazwischen. In der Nacht zum 4. November bemächtigten sich ukrainische Truppen des am Ostufer des San gelegenen Teiles der Stadt. Die Vereinbarungen seien von den Polen verletzt worden. Der Divisionsgeneral Puchalski wurde gefangen39 40

41

42 43

Ebenda, 7 und Big. 5. Mittags wurde die Militärkommandowache ohne Wissen des Militärkommandos eingezogen und die Beistellung angeforderter Ordonnanzen verweigert. Das Militärkommando erhielt die Meldung, daß der Hauptmann Schauer an seine Offiziere eine Ansprache gehalten habe: Das Bataillon sei nicht zu der beabsichtigten Verwendung da, und es werde auf eigene Faust abgehen. Tatsächlich fuhr das Bataillon in der Nacht zum 3. November mit der Bahn ab. — Ebenda, 7 f.; Assistenzbaon IR 14: 92% Deutsche, 5% Tschechen - KA, M K S M v. 1918, 6 9 - 4 / 2 1 - 5 . Noch vor der Abfahrt des Bataillons war der KM-Erlaß Abt. 5, Nr. 13.562, eingelangt, mit welchem der Abtransport der Assistenzbataillone IR 14 und SchR 1 verfügt wurde. Telegr. MilKmdo Przemysl (FML Stowasser) an KM, 2. XI. 1918, 11,30 h - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 1 - 3 / 4 - 1 2 7 (13.233). ΚΑ, AOK, Umsturzberichte 1918, Janda, 8. Ebenda.

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gesetzt 44 . Die Polen ihrerseits erwogen die Verhaftung des Generalstabschefs. Die Verwaltung des Ostteils der Stadt wurde vom Ukrainischen Nationalrat übernommen. Neuerliche Verhandlungen setzten ein. Der Generalstabschef durfte feststellen: „Der Ukrainische Nationalrat kam den Wünschen des MilKmdos auffallend zuvorkommend entgegen. Der Führer der ukrainischen Partei D r . Zahajkiewicz erklärte dem Militärkommandanten von Haus aus, daß er an allen bisher zwischen der Militärverwaltung und der gemischten Regierungskommission getroffenen Vereinbarungen festhalte und insbesondere f ü r die Nichtbehelligung der ,Fremdzuständigen' und deren ungestörten Abtransport garantiere." 45 Um 6 U h r abends wurde vom Ukrainischen Nationalrat das Standrecht kundgemacht. In der Stadt herrschte Spannung. In der Nacht wurde ebenso wie in den vergangenen Nächten herumgeschossen 46 . Der Bahnverkehr war tagsüber unterbrochen worden. Die ausfahrenden Züge hatte man auf polnischer Seite zum Stehen gebracht. In der Nacht zum 5. passierten die ersten beiden Züge wieder anstandslos. Mittags am 5. waggonierte der Stab des Militärkommandos ein, nach 13 Uhr rollte der Zug ab 47 . Noch blieb das Gewicht militärischer Formationen freilich auch für die neuaufsteigenden Mächte in Galizien von Bedeutung. Bis Anfang November waren mehrere Rückverlegungen ruthenischer Ersatzbataillone eingeleitet bzw. durchgeführt worden, so die der IR 15, 24, 55 und 95 aus Schlesien und N o r d mähren 4 8 . Aus der Slowakei rollte das Ersatzbataillon IR 80 an 49 . Auf Abzug nichtgalizischer Truppen aus Galizien bedacht, meldete sich in der Gegenbewegung nochmals audi das Kriegsministerium aus Wien: Das Ministerium teilte den Militärbehörden in Galizien mit, daß es die noch in Galizien stationierten, dort aber nicht heimatzuständigen Assistenztruppen in ihre Ergänzungsbezirke zurückdirigieren werde. Das Ministerium ersuchte daher, diesen Truppentransporten den Weg freizugeben 50 . 44

Ebenda, 9 ; vgl. LASOCKI, Wspomnienia. 1 4 . Graf Lasocki berichtet von den Versuchen der Ukrainer, den San zu überschreiten, die von polnischen Freiwilligen unter Führung eines Militärkaplans zurückgewiesen worden seien. Puchalskis Haltung wurde von polnischer Seite als zuwenig entschieden kritisiert. W I T O S , Wspomnienia. 1 9 2 . 45 ΚΑ, AOK, Umsturzberichte 1918, Janda, 9. Das Militärkommando erreichte sogar, daß ihm zur Auszahlung von noch rückständigen Gebühren die nötigen Geldmittel durch den Nationalrat aus den beschlagnahmten Geldern und Geldern des Steueramtes zur Verfügung gestellt wurden. Ebenso wurde die Zusicherung gegeben, daß sich der Nationalrat die Sicherung des für Besoldungsfragen wichtigen Aktenmaterials, des Materials der Kriegsgräberinspektion und die Maßnahmen für den geregelten ärztlichen Dienst in den Spitälern sehr angelegen sein lassen werde. 48 47 Ebenda, 10. Ebenda. 48 KM Abt. 5, Nr. 13.122, Telegrammabschrift MKSM, 2. XI. 1918 - KA, M K S M v. 1918, 28-2/7. " ZGÖRNIAK, Zusammenbruch. 299. 50 Hughestelegr. KM Abt. 5, Nr. 13.250, an Poln. MilKmdo Krakau, Divisionsgeneral Puchalski in Przemysl und MilKmdt Stowasser in Przemysl, 4. XI. 1918 — KA, M K S M v. 1918, 2 8 - 2 / 7 .

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Lublin und Czernowitz Das Militärgeneralgouvernement war seit dem Abgang der 106. Lst.ID an die Westfront im September in seiner militärischen Verfügungsgewalt bedeutend eingeschränkt. Dem MGG verblieben 27 schwache k. k. Landsturm-Etappenbataillone, Truppen von 5 Ersatzbataillonen — der IR 30, 56, 58, 93 und 100 —, von 6 Ersatzschwadronen — der UR 1, 2, 4, 7, 8 und 13 — und von 4 Ersatzkompanien — der FJB 5, 13, 16 und 18 —, weiters Sondereinheiten — 5 Eisenbahnsicherungskompanien, 5 sogenannte Streifkompanien und das Gendarmeriekorps. Diese insgesamt einsatzfähigen 8.000 Mann waren zu einem guten Teil nur ungenügend ausgerüstet, sie waren in ihrer Haltung fraglich und für ernstere Kampfhandlungen untauglich51. Der Militärgeneralgouverneur, Gdl Liposcak, hatte seine vorgesetzten militärischen Stellen vergeblich um Verstärkung der Besatzungstruppen gebeten. Die Gegner waren bereits am Werk: Schon am 21. Oktober hatte sich in Lublin ein polnisches Militärkomitee gebildet, das sich mit der Organisation der Kader eines aufzustellenden polnisches Heeres befassen sollte52. Ab Mitte Oktober schon hatte es audi verstärkten passiven Widerstand gegen die Militärverwaltung von ziviler Seite gegeben. Militärische Requisitionen mußten eingestellt werden. Die Unsicherheit stieg. Das Bandenunwesen breitete sich aus. Überfälle auf Kassen und Magazine, Anschläge auf Gendarmerie- und Polizeibeamte häuften sich. Flugzettel kündigten weitere Attentate an. Der Militärgeneralgouverneur hatte die Garnisonen von Lublin und Radom durch Ernteund Streifkompanien verstärkt 53 . Bald war man abgeschnitten. Ab 30. Oktober war die telegraphische Verbindung über Krakau nach Wien unterbrochen. Nun zogen auch Truppen davon. Am 1. November marschierten Soldaten der ukrainischen Ersatzkörper — vor allem der Ersatzbataillone der IR 30 und 58 und der Ersatzschwadronen der UR 7 und 13 — in ihre ostgalizische Heimat ab. Viele hatten Waffen und Munition verkauft 54 . In dieses Feld der Stagnation und teilweisen Auflösung stieß als neue Kraft die Polska Organizacja Wojskowa vor. Der Militärgeneralgouverneur erhielt vom Generalstabschef der in Bildung begriffenen polnischen Armee, dem General Rozwadowski, bereits Weisung für die Uberführung in die neuen Verhältnisse: „Der älteste Offizier polnischer Nationalität übernimmt sofort in 51

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54

Skizze: Dislokation der Ersatzkörper des Heeres, der k. k. Ldw. und der Honvöd, 20.1. 1918 — KA, M K S M v. 1918, 28—1/5. Vgl. T. BOBROWNICKI-LIBICHEN, Sily okupacji austriackiej w przeddzien przewrotu (Die Kräfte der österreichischen Besatzung am Vortag des Umsturzes). In: Niepodleglosc. 5. (1932). 408; HAUSNER, Polenpolitik. 300. ZGÖRNIAK, Zusammenbruch. 300. GM Josef Huber von Szekelyföld, Generalstabschef des M G G Polen in Lublin, Wien 15. XI. 1918 — ΚΑ, AOK, Umsturzberichte der Armeen 1918; Lagebericht, 30. X. 1918 — KA, AOK Op.Abt. v. 1918, 148.184/31. Die Flugzettel, die weitere Anschläge auf Sicherheitsorgane ankündigten, waren mit „Arbeiterselbstwehr" gezeichnet. Umsturzbericht GM Huber — KA, AOK, Umsturzberichte der Armeen 1918.

Die Zentren fallen

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jeder Ortschaft der Okkupation den Befehl über alle im gegebenen Orte befindlichen Abteilungen von Soldaten polnischer Nationalität. Alle Abzeichen sind durch polnische Abzeichen zu ersetzen. Die Abteilungen sind . . . zu beeidigen, weiters ist im Einvernehmen mit dem polnischen Generalkommissär für die österreichische Okkupation . . . in Lublin vorzugehen. Unbedingte Ruhe und Ordnung wahren." 55 Die Polen hatten von Übergabe gesprochen, die k. u. k. Truppen wurden zunächst als „Verbündete" bezeichnet. Die Polen aber wollten auch vollendete Tatsachen schaffen, handelten über den Kopf des Militärgeneralgouverneurs hinweg, leiteten die Vereidigung der polnischen Soldaten in den Stationen selbständig ein. Der Militärgeneralgouverneur protestierte 56 . Nun wurde die POW aggressiv. Sie verschaffte sich Waffen, auf der Straße wurden sie Offizieren und Soldaten abgenommen. Dabei blieben die polnischen Führungsstellen höflich: „Alles geschah unter der Maske der Freundschaft. Die leitende Stelle entschuldigte sich wegen der Ubergriffe der Legionäre, duldete sie aber freigebigst weiter." 57 Am 3. November hatten die Polen Dienststellen, Ämter und Magazine besetzt. Die k. u. k. Truppen aber gliederten sich auch im Militärgeneralgouvernement in Nationalitäten auf. Tschechische Soldaten und Offiziere steckten nationale Kokarden an die Kappen, die Tschechen stellten sich den Polen für die Erhaltung von Ruhe und Sicherheit zur Verfügung. Auch jüdische und magyarische Soldaten bildeten Nationalkomitees. Nur die bosnischen Kompanien hielten noch Disziplin und standen dem MGG zur Verfügung. Schließlich entstand auch eine Vertretung der Deutschösterreicher. Am 8. November fuhr der Militärgeneralgouverneur mit dem Transport der Südslawen aus Lublin ab58. Ende auch in der Bukowina, in Czernowitz. Im Oktoberbericht des Gendarmeriekommandanten für Galizien und die Bukowina, des GM Fischer, war bereits auf die allmähliche Verschärfung der Lage in der Bukowina hingewiesen worden, einschließlich der bisher dort wenig ins Gewicht fallenden Deserteursfrage 59 . Im nationalpolitischen Bereich stießen nun vor allem die Forderungen der Ukrainer — im Hintergrund das Zentrum Lemberg — und der Rumänen, die am 27. eine Nationalversammlung nach Czernowitz ein55

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Chiffre-Telegr. Nr. 919, v. Ugron an k. u. k. Min.d.Äußern, Warschau 1. XI. 1918 — HHStA, PA, Krieg 1.040, Nr. 56/37. Nach: HORNYKIEWICZ, Ereignisse. 47 f. Besonders angelegen ließen sich die Polen sichtlich die Verteidigungsbereitschaft des Cholmer Gebietes sein. - Lagebericht, 30. X. 1918 - KA, AO Κ Op.Abt. ν. 1918, 148.184/31. Umsturzbericht G M Huber — ΚΑ, AOK, Umsturzberichte der Armeen 1918; HAUSNER, Polenpolitik. 304; vgl. SZENDE, Die Ungarn. 89. Umsturzbericht G M Huber — KA, AOK, Umsturzberichte der Armeen 1918. Zu den politischen Ereignissen in Lublin, vor allem das Vorgehen der Linksgruppen, vgl. PRÖCHNIK, Powstanie. 207 f.; HAUSNER, Polenpolitik. 304 und 308; Umsturzbericht G M Huber — KA, AOK, Umsturzberichte der Armeen 1918. Nachlaß G M Fischer, Bericht des Gendarmeriekommandos für Galizien und die Bukowina 926 res., 21. X . 1918 - Κ Α , Β 8, N r . 16, 166 I I / l . Vgl. PROKOPOWITSCH, E n d e . 18 f.

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berufen hatten, aufeinander. Am 28. begehrten die Rumänen unter Betonung ihres Anspruchs auf das gesamte Land bereits die Übergabe der Regierungsgewalt vom Landespräsidenten Grafen Ezdorf. Der Graf lehnte ab 60 . Am 2. November zerbrach die alte Ordnung. Die Ersatzbataillone IR 41 und SchR 22 61 meuterten, plünderten Magazine, nahmen Waffen, verließen die Kasernen. Ebenso zerstreuten sich die Militärpolizei und die Mannschaften des Militärstationskommandos. In der Stadt setzte wildes Gewehrfeuer ein, dazu Detonationen von Handgranaten. Es gab Tote und Verletzte 62 . Der Landespräsident blieb — mangels Einigung der nationalen Gruppen — „über Wunsch der überwiegenden Mehrzahl der Volksvertreter . . . , welche nur in seiner Person eine Garantie für die Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung erblicken" weiter im Amt. Der Aufbau einer Bürgerwehr und einer Offizierseinheit wurde angeordnet. Am 3. November fand eine ukrainische Kundgebung statt. Am Morgen desselben Tages war ein Großteil der unruhigen ukrainischen Legionäre nach Galizien abgegangen. Am 4. November — „Allerhöchstes Namensfest" — gab es noch offizielle Gottesdienste für den Kaiser, in der römisch-katholischen Pfarrkirche die letzte patriotische Rede für Kaiser und Österreich. An diesem 4. November sandte der Graf Ezdorf seinen letzten in Wien eingelangten Bericht ab: „Fortführe Gewalt über Wunsch überwiegender Mehrheit hierländiger Bevölkerung . . ." 63 In den Landbezirken, vor allem in den rumänischen, aber nahm die Unruhe zu, gewann oft antijüdischen Charakter 64 . Am 6. November übergab der Graf Ezdorf die Regierungsgewalt an Vertreter beider Nationen, der Ukrainer und der Rumänen. 7.

Die Vorkehrungen

WIEN

des

Stadtkommandanten

Laut Mitteilung der Wiener Polizeidirektion waren für den 28. oder 29. September größere Streiks der Wiener Arbeiter zu erwarten. Der Grund: 60

AVA, Staatsamt fürs Innere, 2.575, 21. I. 1919, Bericht Ezdorf. Nach: PROKOPOWITSCH, Ende. 39. Der Landespräsident lehnte im gleichen Zusammenhang auch die Forderung nach Zurücknahme der rumänischen Soldaten von der Front ab. — Lagebericht, 29. X. 1918 — K A , A O Κ O p . A b t . ν. 1918,

148.184/30.

61

IR 41: 40% Rumänen, 26% Ruthenen, 24% Deutsche, 7% Polen, 2% Magyaren, 1% Tschechen; SchR 22: 39% Ruthenen, 27% Rumänen, 22% Deutsche, 9% Polen, 2% Tschechen, 1% Magyaren — beide: KA, Farbentabellen 1918. 62 AVA, Staatsamt fürs Innere, 2.575, 21. I. 1919, Bericht Ezdorf. Nach: PROKOPOWITSCH, Ende. 40 f. es Telegr. des Landespräs. Grafen Ezdorf an k. k. Min.Präs., 4. XI. 1918 — AVA, Mdl Präs. 1918, 22—24. 622; AVA, Staatsamt fürs Innere, 2.575, 21. I. 1919, Bericht Ezdorf. Nach: PROKOPOWITSCH, E n d e . 4 1 f f . 61

AVA, Staatsamt fürs Innere, 2.575, 21. I. 1919, Bericht Ezdorf. Nach: PROKOPOWITSCH, Ende. 44 f.

Die Zentren fallen

317

die fortdauernden Approvisionierungsmängel und die von Tag zu Tag sprunghaft steigende Teuerung. Ein außenpolitischer Rückschlag kam hinzu: Bulgariens Ansuchen um Sonderfrieden mußte als zusätzliches Moment der Beunruhigung gewertet werden. Eine bedrohliche Bewegung unter Einbeziehung der Eisenbahner wurde befürchtet. Die Vorkehrungen auf militärischem Gebiet: In Wien waren am 27. September 11 Kompanien des IR 70, 3 Kompanien des Wachbataillons V/IR 69, 2 Kompanien des Landsturm-Bezirkskommandos N r . 1 und 1 Radfahrerersatzkompanie als Assistenzen verfügbar. Um gegen mögliche Ausschreitungen und f ü r eine eventuelle Militarisierung der Bahnen die notwendigsten K r ä f t e aufzubringen, wurde mit Bewilligung des Kriegsministeriums am 27. September vormittags die Heranziehung der Assistenzbataillone bh. IR 3 aus Wiener Neustadt und IR 60 aus Neunkirchen-Ternitz befohlen. Das Militärkommando Wien stellte zusätzliche Anträge: Der Abtransport des IR 126 aus Wiener Neustadt und Neunkirchen sollte f ü r die Dauer der Verwendung der beiden Assistenzbataillone in Wien sistiert, weitere drei Bataillone sollten außerdem f ü r die Sicherung Wiens heranbefohlen werden 1 . Die in Wien dem Stadtkommandanten zur Verfügung stehenden militärischen Assistenzen konnten damit zwar Ende September von 1.500 auf 2.700 Mann erhöht werden. Um den I. Bezirk bei einem Generalstreik absperren und um ausreichende Wachkontingente f ü r öffentliche Gebäude bereitstellen zu können, hielt der Wiener Polizeipräsident Schober jedoch 10.000 Mann Militär für notwendig 2 . Der Minister des Innern, Ritter von Gayer, drängte auf eine Verstärkung der Garnison Wien. Die fortdauernden Ernährungsschwierigkeiten, die zunehmende Teuerung, die Ablehnung des österreichisch-ungarischen Verhandlungsvorschlages seitens der Ententemächte 3 und schließlich die Nachrichten von den Fronten der Verbündeten 4 hätten die Stellung derjenigen Elemente unter den Arbeitern gestärkt, die den Frieden unter allen Umständen, insbesondere auch durch einen Generalstreik herbeizuführen trachteten. Ein solcher Streik würde — so erklärte der Minister — im Hinblick darauf, daß die Arbeiterführer die Arbeiter nicht mehr völlig in der H a n d hätten, und weiters im Hinblick auf die beinahe verzweifelte Stimmung eines nicht unbeträchtlichen Teiles der Wiener Bevölkerung überhaupt eine große Gefahr für die öffentliche Ruhe und Ordnung in sich schließen. Es seien daher die erforderlichen Sicherheitsvorkehrungen zu treffen, um allen Eventualitäten gewachsen zu sein. Die in Wien als Militärassistenz verfügbaren Truppen — so hörte man es 1

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3

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Telephondepesche MilKmdo Wien an KM Präsidialbüro, 27. IX. 1918, 1,15 h - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 1 - 3 / 4 - 8 2 ; k. k. Polizeidirektion Wien, Präs. 57.171/K, an MKSM, 26. IX. 1918 - KA, MKSM v. 1918, 2 8 - 2 / 7 3 . Note der Polizeidirektion Wien an die Statthalterei in Wien wegen Verstärkung der militärischen Assistenzen, 1. X. 1918 — NECK, Arbeiterschaft und Staat. 703 f. Präsident Wilson hatte die von Buriän vorgeschlagene allgemeine Friedenskonferenz abgelehnt. Man mußte die Nachrichten vom Zusammenbruch der Bulgaren und von der Rückzugsbewegung der deutschen Truppen an der Westfront in Rechnung stellen.

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Durchbruch der Nationen

nun auch vom Minister — müßten auf 10.000 Mann verstärkt werden. Diese Truppenzahl sei als Minimum zu bezeichnen, wenn man größeren Unruhen wirksam entgegentreten wolle5. Demgegenüber gab sich das Kriegsministerium noch gelassen. In Wien stünden am 4. Oktober fünf Bataillone des Feldheeres mit einem Gesamtstand von ca. 3.500 Mann für Assistenzzwecke zur Verfügung 6 . Eine Verstärkung der Garnison Wien könnte nur auf Kosten der Besatzung Böhmens oder der österreichischen Industriezentren erfolgen — solche Maßnahmen erschienen jedoch keineswegs ratsam. Sollte aber die Notwendigkeit eines verstärkten Assistenzeinsatzes in Wien eintreten, so würde das Kriegsministerium aus ruhig verbliebenen Gebieten weitere Assistenztruppen heranziehen 7 . Die Unsicherheit der Zivilbehörden gegenüber den zu erwartenden Ausschreitungen und im Hinblick auf die für solchen Fall möglichen Assistenzstärken war nicht behoben. Am Vormittag des 7. Oktober traten in Wien 2.200 Arbeiter in den Ausstand. Für den 8. erwartete die Polizeidirektion einen allgemeinen Ausstand des Straßenbahnpersonals. Da sie insgesamt nur über 3.000 Wachleute verfüge, könnten für die einzuleitende Aktion nur 1.500 Mann abgestellt werden. Die getroffenen Sicherungsmaßnahmen seien jedenfalls unzureichend, „um ernstlichen Ausschreitungen die Spitze bieten zu können". Trotz der dringlichen Vorstellung beim Stadtkommandanten wegen Verstärkung der Wiener Garnison stünden derzeit — hier unterspielte die Polizeidirektion sichtlich — nur elf Kompanien ä 40 Mann zur Verfügung 8 . Wieder berichtigte das Kriegsministerium: Der Hauptmann Gebauer von der 5. Abteilung bezeichnete die tatsächlich vorhandene Truppenanzahl mit 2.400 Mann: 3 Feldbataillone IR 70 ä 400 Mann — 1.200 Mann; Wachbataillon V/IR 69 — 400 Mann; Assistenzbataillon IR 76 — 800 Mann 9 . Die politischen Behörden aber blieben beunruhigt. Der Minister des Innern trat neuerlich an den Kriegsminister heran, zur entsprechenden Verstärkung der Wiener Garnison ohne Verzug die nötigen Vorkehrungen zu treffen 10 . Mitte Oktober traf in der Tat Verstärkung ein: Die Wiener Garnison wurde durch die magyarisch-slowakischen Feldassistenzbataillone II und X I X ergänzt 11 . 5

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k. k. Minister d.i., ZI. 22.281, an KMer Stöger-Steiner, 4. X. 1918 - KA, M K S M v. 1918, 28 — 1/9, Beilage. Drei Bataillone IR 70, Wachbataillon V/IR 69; das fünfte Bataillon dürfte entweder das in Brüx und Teplitz abgelöste Lst.IB 24 gewesen sein oder das am 4. Okt. von Mährisch Ostrau nach Wien verlegte Ständige Assistenzbataillon IR 76, das allerdings nicht zur A. i. F. gehörte. Geheime Meldung des K M an die M K S M , 4. X. 1918 - KA, M K S M v. 1918, 2 8 - 1 / 9 . k. k. Polizeidirektion in Wien, Präs.Zl. 61.770/1 K, an M K S M , 7. X. 1918 - KA, M K S M v. 1918, 2 8 - 2 / 7 . Ebenda. — Von Hptm. Gebauer mit Bleistift hinzugefügt. k. k. Minister d.i. an KMer, 7. X. 1918 - KA, M K S M v. 1918, 2 8 - 1 / 9 - 2 . K M Abt. 5, Nr. 12.180 res., Verschluß, expreß, an MilKmden Wien, Prag und Graz, 32. IDKmdo, Z T L , 11. X. 1918 - KA, K M Abt. 5 v. 1 9 1 8 , 1 - 1 1 4 ; K M Abt. 5, Nr. 12.381, Hughes an AOK Op.Abt., an alle MilKmden, G M von Naumann, G M von Schiessler

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Für 21. Oktober nachmittags war die Konstituierung der deutsch-österreichischen provisorischen Nationalversammlung anberaumt 12 . Die gesamte Sicherheitswache war in Bereitschaft gestellt. Der Stadtkommandant, F M L von Mossig, war um Assistenz gebeten worden. Dem General standen 1 Regiment und 4 Bataillone unmittelbar zur Verfügung. Zusätzlich erwartete der General noch 4 V2 Bataillone und 2 MG-Abteilungen 13 . Die Truppen hielt er für verläßlich14. Wir wissen jedoch, wieviel von der Gruppe um Julius Deutsch getan worden war, um eben diese Verläßlichkeit zu untergraben. Die Agitation in den Kasernen, die allfällige Befehlsverweigerung zum Ziel hatte, war in vollem Gang. Die Gefahr solchen Agitierens wurde noch immer hoch eingeschätzt. Deshalb hatte der Leutnant Deutsch im Kriegsministerium, um die Parteiführung damit nicht zu belasten, auf den Rat Viktor Adlers hin dafür audi allein die Verantwortung übernommen 15 . Die Deserteure — zu Tausenden in Wien versteckt — waren in die agitatorische Tätigkeit bald miteingeschaltet. Die Vorbereitungen, die Deutsch mit seinen Vertrauensmännern traf, sollten es schließlich ermöglichen, „im Falle der Notwendigkeit audi mit Gewalt die Habsburgerregierung zu stürzen" 16 . Noch aber fühlte sich der Stadtkommandant von Wien, FML von Mossig, als Herr der Lage. Am 24. Oktober erließ er neue Durchführungsbestimmungen zur „besonderen Alarmgruppierung" vom 15. Juni 1918. Für die östlich des Donaukanals liegenden Stadtbezirke — Stadtteil A — standen unter Führung des Kommandanten des Ersatzbataillons IR 83 das vorwiegend magyarische Feldassistenzbataillon X V I I , zwei Kompanien des magyarischslowakischen Feldassistenzbataillons X I X sowie sämtliche noch verfügbaren Unterabteilungen und MG-Züge der Ersatzbataillone IR 83 und IR 84 zur Verfügung. Dem Kommandanten der 64. Infanteriebrigade — von der 32. ID — unterstanden im Stadtteil Β — westlich des Donaukanals — die

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und Z T L , 17. X . 1918 - K A , K M Abt. 5 v. 1918, 1 - 1 1 1 / 4 ; Dislokation der Feldassistenzbataillone und ihre nationale Zusammensetzung, 21. X . 1918 — K A , K M Abt. 5 v. 1918, 1 - 1 0 / 6 1 . Die von der Bevölkerung des deutschen Sprachgebietes Zisleithaniens im Jahre 1911 gewählten Reichsratsabgeordneten konstituierten sich an diesem T a g als „provisorische Nationalversammlung des selbständigen deutschösterreichischen Staates". — Erich ZÖLLNER, Geschichte Österreichs. 4. Aufl. Wien 1969. 491. Die erwarteten T r u p p e n : das I R 86 aus Prag, das Feldassistenzbataillon X V I I von der H G Boroevic und das Assistenzhalbbataillon bh. I R 4 aus Gyor. Aber auch das für Mährisch Ostrau bestimmte Feldassistenzbataillon X sollte in Wien bleiben. — Vgl. Dislokation der Feldassistenzbataillone und ihre nationale Zusammensetzung, 21. X . 1918 — K A , K M Abt. 5 v. 1918, 1 - 1 0 / 6 1 . Rudolf NECK (Ed.), Österreich im Jahre 1918. Berichte und Dokumente. Wien 1968. 71: Tagebuch des Oberpolizeirates Dr. Franz Brandl, des engen Mitarbeiters Schobers in der Wiener Polizeidirektion. DEUTSCH, Österreichs Revolution. 6 ff. Ebenda. 11. Die Agitation habe sich nur auf die Kasernen des l·linterlandes beschränkt, an der Front sei keine Agitation gegen den Krieg betrieben worden.

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Durchbruch der Nationen

IR 70 und 86, die Feldassistenzbataillone II — magyarisch-slowakisch — und X — deutsch-slowenisch —, zwei Kompanien des Feldassistenzbataillons XIX, das Assistenzhalbbataillon bh. IR 4, das Wachbataillon V/IR 69, die Infanterie-MG-Kurse Trebinje und Bruck a. d. Leitha, die noch verfügbaren Unterabteilungen der Ersatzbataillone der IR 4, 49, 64 und 76, der SchR 1 und 24, der Lst.Bezirkskommanden 1 und 39 und der Ersatzkompanie FJB 21, der Ersatzschwadron des DR 3, die Alarmschwadron und der Radfahrerersatzkörper 17 . Da bei den Ersatzkörpern der IR, der FJB und SchR im Militärkommandobereich Wien am 28. Oktober nur mehr insgesamt vier Kompanien als Assistenzen einsatzbereit waren 18 , konnten diese Truppenkader für die Sicherung Wiens nicht mehr wesentlich ins Gewicht fallen 19 . Der Stadtkommandant hatte sich daher vor allem auf 6 Feldbataillone, 1 Wachbataillon, 4 Feldassistenzbataillone, V2 Ständiges Assistenzbataillon, insgesamt 46 Kompanien, auf die beiden MG-Kurse und die Dragoner-Alarmschwadron zu stützen 20 . Ein Blick auf die nationale Zugehörigkeit dieser Truppen: Beim IR 70 sprachen über 3A der Mannschaft kroatisch, beim IR 86 über 70 % ungarisch. Das für die Hofburg und Schönbrunn bereitstehende Wachbataillon war fast ausschließlich magyarischer Nationalität. Die Feldassistenzbataillone bestanden mit Ausnahme des deutsch-slowenischen Bataillons X aus magyarischen und slowakischen Mannschaften. Deutschsprachig waren die Mannschaften der Alarmschwadron, der Assistenzeinheiten von IR 4 und des Inf.-MG-Kurses Bruck a. d. Leitha. Vorwiegend Soldaten serbo-kroatischer Sprachzugehörigkeit — Bosnier und Herzegowiner — waren beim Assistenzhalbbataillon bh. IR 4 und der Einheit des Inf.-MG-Kurses Trebinje eingeteilt. Magyarische, kroatische, slowakische und bosnische Assistenztruppen sollten also — neben einigen Einheiten überwiegend deutscher Nationalität — in erster Linie für die Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung in der Reichshauptund Residenzstadt sorgen21.

Demonstrationen:

„Wir brauchen kein Militär mehr und keine

Polizei!"

Am 27. hatte Friedrich Austerlitz in der „Arbeiter-Zeitung" bereits verkündet: „Die Republiken haben über die Militärmonarchien gesiegt.. ." 22 Und der Leitartikel wurde nicht beschlagnahmt. Im Gegenteil, die Schleusen " k. u. k. StadtKmdt in Wien, zu Res.Nr. 1.794, an KM, 24. X. 1918 - KA, K M Abt. 5 v. 1918, 1 - 1 7 3 (12.825). 18 Verwendungsfähige Assistenzkompanien mit 7 Wochen Ausbildung, 28. X. 1918 — KA, KM Abt. 5 v. 1918, 1 - 1 0 / 5 8 . 19 Lediglich eine Kompanie — eine Kompanie vom Ersatzbataillon IR 4 — sicherte das Gasund Elektrizitätswerk Simmering. 20 Anfang Oktober war das Ständige Assistenzbataillon IR 76 von Mährisch Ostrau nach Wien verlegt worden, um den 22. Oktober aber ging es von Wien nach Prerau ab. 21 KA, Farbentabellen 1918. 22 AZ, Nr. 293, 27. X. 1918.

Die Zentren fallen

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der Meinungsäußerung wurden weiter geöffnet. Das Ministerium des Innern hob am 28. die Präventivzensur auf 2 3 . In ungewohnter Freiheit konnte die Presse wirksam werden. Wie würde der Bürger reagieren? Wie konnte der Staat sich noch durchsetzen? „Wie stark ist das Bracchium der Staatsgewalt?" fragte am 29. Oktober besorgt der Mitarbeiter Schobers in der Wiener Polizeidirektion, Oberpolizeirat Dr. Brandl. „Dreitausendfünfhundert Mann Polizei und zweiundvierzig kriegsstarke Kompanien 24 , wie Mossig sagt. Aber es wäre gewagt, sie einzusetzen. Immerhin! Unter Vortritt der Polizei werden sie ihre Pflicht tun." 25 Schon am nächsten Tag mußte der Oberpolizeirat seine Meinung über die Verläßlichkeit der Truppen ändern. An diesem 30. Oktober kam es zu großen Demonstrationen. Die Führung der Sozialdemokratie hatte zu einem Zug zum Landhaus aufgefordert 26 . In den ersten Nachmittagsstunden sollten die Arbeiter in den Betrieben ihre Arbeit einstellen und zu Tausenden in die Innere Stadt ziehen. Als man im Kriegsministerium am Vortag vom geplanten Aufmarsch der Arbeiter erfahren hatte, entschloß man sich, die strategisch wichtigsten Punkte der Stadt militärisch zu besetzen. Am frühen Morgen des 30. war dieser Befehl in den Kasernen eingetroffen. Bald darauf erschienen von überall her Soldaten beim sozialdemokratischen Leutnant im Ministerium und verlangten Verhaltensmaßregeln. Und Vertrauensmann Deutsch gab die Parole aus: „Ausrückungsbefehl befolgen, aber nicht schießen!" 27 Noch im Laufe des Vormittags wurde dann die Meldung durchgegeben, daß der Ausrückungsbefehl für die meisten Truppenkörper widerrufen worden sei. Nur einige nicht-deutsche Abteilungen 28 sollten ausrücken, die anderen Soldaten aber konsigniert bleiben. Offenbar begannen die Militärbehörden der Verläßlichkeit der Assistenztruppen in Wien zu mißtrauen 29 . Immerhin war für die Führung angesichts der Entwicklung und des Verhaltens der Soldaten in Prag, Zagreb und Budapest Sorge vor einem Versagen der Assistenzen nicht unbegründet. Nach dem Umsturz in Zagreb konnte man das kroatische IR 70 in Wien wohl schwerlich mehr als Assistenz einsetzen, und die Frage, ob Magyaren und Bosniaken in dieser Stunde noch auf deutschösterreichische Arbeiter schießen würden, konnte keinesfalls mit einem eindeutigen J a beantwortet werden. Denn es kommt hinzu: Die Magyaren des IR 86 hatten seit Juli in Prag

25

NFP, 28. X. 1918. Das Wachbataillon V/69 beim „k. u. k. Hoflager" war in diesem Fall offensichtlich nicht mitgerechnet. Es war in seinem Assistenzdienst auf bestimmte Objekte beschränkt. BRANDL, Kaiser. 252; vgl. NECK, Österreich 1918. 91 f. Außenminister Graf Andrässy habe ebenfalls noch Hoffnung gehabt, „daß einige verläßliche Divisionen unserer eigenen Truppen nach Wien kommen und die Ordnung herstellen werden". — WINDISCHGRÄTZ, Vom roten zum schwarzen Prinzen. 380 und 385.

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BAUER, Revolution. 9 5 ; vgl. HAUTMANN, A n f ä n g e . 4 1 .

23 24

DEUTSCH, Österreichs Revolution. 11. Deutsch bringt keine Angaben, welche Truppenteile dafür ausgewählt wurden. S» DEUTSCH, Österreichs Revolution. 11.

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garnisoniert, waren dort sicher manchen im Sinn der Monarchie problematischen Einflüssen ausgesetzt gewesen. Als relativ unbeeinflußt hätten nur die Feldassistenzbataillone gelten können, die noch kurz zuvor im Frontbereich gelegen waren. Aber da gab es neben der Frage der Verläßlichkeit der Assistenzmannschaften noch die gewichtige weitere Komponente: Welcher Offizier hätte in diesem Augenblick des sich abzeichnenden Zusammenbruchs noch die Verantwortung für einen Feuerbefehl übernommen, solange er nicht unmittelbar bedroht war? Die alte Ordnung trat zwar an diesem 30. noch einmal in Erscheinung, bot ein letztes Mal das Erlebnis nun schon versinkender Formen: „Gegen Mittag kam der Kaiser von Schönbrunn nach Wien. Er fuhr im offenen Automobil durch die Mariahilferstraße, vollkommen unbehelligt. Er stieg im inneren Burghof ab, wo ihm die Menge eine Ovation darbrachte. Das ungarische Wachbataillon IR 69 marschierte, wie täglich, mit klingendem Spiele in guter Ordnung ein und bezog unter den traditionellen militärischen Formalitäten die Burgwache. Die Fahne wurde übergeben, und die Kapelle spielte das ,Gott erhalte'." 30 Für die bestimmenden Kräfte des Tages konnten diese Klänge nicht mehr viel bedeuten. Das bewies ein Blick von der Burg hinüber zur Universität: Da hatten sich mit dem Rektor an der Spitze rund 1.000 Studenten versammelt. In einer Resolution forderten sie, die Nationalversammlung möge den Anschluß an das Deutsche Reich proklamieren. Die Studenten zogen hinaus auf den Ring, um gegen Andrassy zu demonstrieren, sie strömten zurück über die Rampe in die Universität, um den deutschnationalen Abgeordneten Dinghofer zu hören. Er hielt eine Rede über den Anschluß. Und mit entblößtem Haupte sangen die Studenten: „Deutschland, Deutschland über alles!" 31 Der Nachmittag aber gehörte der Straße zur Gänze. In der Herrengasse, vor dem niederösterreichischen Landhaus, auf dem Ring, vor dem Kriegsministerium ballte sich die Menge, drängten die Massen, nicht ganz einheitlich in der politischen Richtung — rote und schwarz-rot-goldene Fahnen vor dem Landhaus —, aber durchschlagend in den Willenskundgebungen vor allem im sozialdemokratischen Sinn 32 . Da fordert ein Offizier zur Bildung einer Nationalgarde auf. Die Menge will davon nichts hören: „Wir brauchen kein Militär mehr und keine Polizei! Wir haben es satt, immer nur regiert zu werden! . . . Nieder mit dem Militarismus!" Ein Leutnant der Tiroler Landesschützen: „Gebt mir ein Zivilgewand und ich reiß' mir diese Montur sofort herunter!" 33 Vor dem Kriegsministerium drängten Tausende — Soldaten, Offiziere unter 30

WINDISCHGRÄTZ, Vom roten zum schwarzen Prinzen. 386. Windischgrätz spricht irrtümlich vom Wachbataillon des mährischen IR 99, das Anfang April 1918 abgelöst worden war.

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BRANDL, K a i s e r . 2 5 2 f . A Z , N r . 2 9 7 , 31. X . 1 9 1 8 ; v g l . BRANDL, K a i s e r . 2 5 3 . BRANDL, K a i s e r . 2 5 4 .

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ihnen —, verlangten die Übergabe. Eine Deputation sprach vor. Der Kriegsminister lehnte ab, forderte vom Militärkommando Militärassistenz an. Das Militärkommando sandte keine Assistenz, aber einen Rittmeister zu Präsident Seitz mit der Bitte, er möge einige Mitglieder der Nationalversammlung zum Ministerium schidien, beruhigend auf die Menge einzuwirken. Als die Abgeordneten kamen, war die Menge zerstreut. Die Polizei hatte ohne militärische Hilfe räumen müssen. Und Dr. Brandl vermerkte: „Es gibt übrigens keine 42 Kompanien mehr in Wien. Vielleicht noch zehn, die anderen sind weggelaufen." 34 Der Oberpolizeirat hatte richtig notiert: Das Gros der Soldaten hatte sich nicht mehr an die anbefohlene Konsignierung gehalten, die Soldaten hatten die Kasernen verlassen und sich zu einem guten Teil den Demonstranten angeschlossen. Viele rissen die schwarz-gelben Rosetten von ihren Kappen, und sie attackierten Offiziere, um sie ebenfalls dazu zu veranlassen 35 . Immer wieder griffen Sicherheitswachebeamte, die noch die Abzeichen des alten Staates trugen, ein, um den Offizieren, die sich nicht dem Terror beugen wollten, zur Seite zu stehen. Die nicht deutschösterreichischen Truppen aber begannen eigenmächtig in ihre Heimat abzuziehen 36 . In den Zusammenbruch des Alten mengte sich die Forderung nach dem Neuen — auch im Militärbereich. Auch da kam die Initiative von der Straße. Zwei Offiziere rufen es vom Dach einer Straßenbahnhaltestelle auf dem Ring in die flutenden Massen: Man müsse die Bildung einer neuen Armee verlangen, man müsse eine Deputation ins Landhaus schicken37. Am späten Nachmittag dieses 30. stand, herausgelöst aus Versammlungen und Demonstrationen, eine Abordnung von Offizieren und Mannschaften vor dem Präsidenten Dr. Dinghofer und Abgeordneten der Nationalversammlung. Ein Artillerieoberleutnant an der Spitze: Die Aufstellung einer deutschösterreichischen Armee solle sofort in Angriff genommen werden — »Wir sind stark genug, für die Sicherheit in Deutsch-Österreich aufzukommen." Der Präsident verwies auf bereits eingeleitete Verhandlungen, Fachleute müßten herangezogen werden. Der Oberleutnant begehrte auf: „Wir verwahren uns dagegen, daß etwa Leute aus dem Kriegsministerium genommen werden . . . " Der Präsident nannte als im Gespräch befindlich die Generale Krauß und Berndt, sie seien bei Verhandlungen mit dem A O K genannt worden. Protest von den Offizieren: „Wir verwahren uns gegen die Heranziehung des Armeeoberkommandos !" Der Oberleutnant unterstrich: Sie seien befähigt, die Arbeit ohne General34 36

Ebenda. 255; AZ, Nr. 297, 31. X . 1918; N F P , 31. X . 1918; Reichspost, Nr. 503, 31. X . 1918. DEUTSCH, Österreichs Revolution. 12.

38

BRANDL, K a i s e r . 2 5 6 f.

37

Ebenda. 254.

Durdibrudi der Nationen

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stäbler aufzunehmen... „Keiner von denen, . . . die Sünden an den Soldaten und am deutschen Volk begangen haben, darf mittun." 3 8 Zwei von denen, die man meinte, fuhren am Abend dieses 30. mit dem Auto über den Kai in Richtung Kriegsministerium. Zwei Generale, in dicke Pelzmäntel gehüllt, der Kriegsminister G O Freiherr von Stöger-Steiner und der F M L Freiherr von Bardolff, der seit Anfang Oktober als Sektionschef im Kriegsministerium Dienst tat. Als das Auto den Schwedenplatz passierte, stürmte aus der Taborstraße eine Menge von mehreren hundert Menschen im Laufschritt an den Wagen der Generale heran, lärmend und schreiend, verstellte die Fahrbahn, zertrümmerte die Scheiben. Den Generalen wurden die Kappen vom Kopf gerissen. Aber nur auf die Kokarden hatte man es abgesehen. Ohne Kokarden flogen die Kappen in den Wagen zurück. Zuruf an den Fahrer: „So, jetzt kannst wieder weiterfahren, du blöder Kerl! Heil die Republik!" 3 9

„Die Revolution, die in Rußland begonnen

..."

In den Straßen hatte die Agitation der Linksradikalen sich verdichtet. Am 31. verkündete ein Flugblatt ihre Hoffnungen: „ . . . Eine neue Zeit bricht an. Die Revolution, die in Rußland begonnen, setzt sich jetzt bei uns f o r t . . . Wir . . . verlangen ein gründliches Aufräumen . . . Soldaten, erkläret, daß Ihr keine Offiziere mehr kennet! . . . Wählet Euch selber aus Euren Kameraden Führer aus! . . . Tretet in die Rote Garde ein zum Schutze des Proletariats!" 4 0 Dem Stadtkommandanten F M L von Mossig standen am 1. November nur mehr vier Assistenzkompanien, vor allem zur Sicherung von Schönbrunn, der Hofburg, des Belvederes und des Augartenpalais zur Verfügung. Die Sicherheitswache war zahlenmäßig zu schwach, um in allen notwendigen Fällen nachdrücklich und rechtzeitig eingreifen zu können 41 . Die Unsicherheit nahm zu. Plünderungen am Nordbahnhof am 31. waren ein Symptom gewesen: Abkommandierte Soldaten, russische Kriegsgefangene, slowakische Hilfsarbeiterinnen hatten auf dem Frachtenbahnhof Waggons und Magazine erbrochen und auf einem Gleisgebiet über drei Kilometer Ausdehnung geplündert 42 . Der eben zusammengetretene Staatsrat Deutschösterreichs zielte ebenso wie der Nationalausschuß in Prag, der Nationalrat in Zagreb und letztlich der in Budapest selbst im Uberschwang auf eine „Revolution in Ordnung" ab. 98 89

10

N F P , 31. X . 1918; AZ, Nr. 297, 31. X . 1918. BARDOLFF, Soldat. 343; vgl. BRANDL, Kaiser. 256. Brandl datiert den Vorfall irrtümlich mit 31. Oktober. Am 30. wurden auch die politischen Häftlinge in Freiheit gesetzt, darunter Friedrich Adler, Rothziegel, Koritschoner und Friedländer. — HAUTMANN, Anfänge. 4 2 ; BRANDL, Kaiser. 255.

41

BRANDL, K a i s e r . 2 5 6 ff.

42

Reichspost, NR. 505, 1. X I . 1918; vgl. BRANDL, Kaiser, 255 f.

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Die Sozialdemokratie war stolz auf diese Revolution: „. . . eine Revolution, die die unterdrückten Völker und die unterdrückten Menschen emporgeführt hat zur vollkommenen Freiheit", hatte sie Seitz am Parteitag der Sozialdemokraten am 1. und 2. November gefeiert. Aber die Sozialdemokratie lobte audi die Selbstdisziplin im Ablauf: „Diese ungeheure Revolution haben wir bisher durchgemacht, ohne einen Tropfen Blut zu vergießen. Das ist uns ein gewaltiger Triumph . . ,"43 In diesem Sinn war auch die ordnungsgemäße Spitzengliederung vollzogen worden: „Die deutsche Nationalversammlung hat heute das provisorische Grundgesetz des neuen deutschösterreichischen Staates beschlossen. Auf der Grundlage dieses Gesetzes hat sie den Staatsrat gewählt, der nunmehr die Regierungs- und Vollzugsgewalt in Deutschösterreich übernimmt." Und „Gewalttätigkeiten können die Übernahme und Ausübung der Regierung durch die Vertrauensmänner des deutschen Volkes nicht fördern, nur erschweren", hieß es weiter im Aufruf des Staatsrates „An das deutsche Volk in Österreich"44. Und „ . . . haltet Ordnung und Mannszucht! Verhindert Plünderung und Gewalttätigkeit! Leistet Euren bisherigen Vorgesetzten Gehorsam!" konnte man im Aufruf des Staatsrates „An die Soldaten in Wien" lesen45. Erste Neubildung an Kadern: Am 1. November wurde Offizieren und Mannschaften des Heeres im Hinterland, „die in Deutschösterreich heimatberechtigt sind", verlautbart, sie könnten sich über Beschluß des Staatsrates vom 31. abends der Regierung zur Verfügung stellen 46 . Die Ankündigung von Wahlen zum Soldatenrat verhieß freilich auch dem künftigen Soldaten neuen Führungsstil und neue Stellung in der Gesellschaft47. 43 44 15 46

47

AZ, Nr. 300, 3. XI. 1918. NFP, 31. X. 1918; AZ, Nr. 297, 31. X. 1918. AZ, Nr. 298, 1. XI. 1918. Reichspost, Nr. 505, 1. XI. 1918; AZ, Nr. 298, 1. XI. 1918. Bald sollte angesichts der sich auflösenden Einheiten, der aus den Lagern ausbrechenden Kriegsgefangenen und der durch die Alpenländer zurückflutenden Verbände der SüdwestFront „An das deutsche Volk in Österreich" die nachstoßende, drängende Aufforderung folgen, „. . . sich ungesäumt bei den deutschösterreichischen Ersatzkörpern der Infanterie, Artillerie, Kavallerie, Train- und Autotruppen usw. freiwillig zu melden, damit sofort Abteilungen gebildet werden . . . " - AZ, Nr. 300, 3. XI. 1918. Zur Begründung hieß es in diesem Aufruf: „Die Armee löst sich in Unordnung auf. Die Soldaten der nichtdeutschen Gebiete ziehen in ihre Heimat. Aber auch die deutschen Soldaten verlassen leider, offenbar ermüdet durch die lange Kriegsdauer, ihre Kader, ohne zu bedenken, daß eine nicht ordnungsgemäß durchgeführte Demobilisierung die Gefahr einer ungeheuren Arbeitslosigkeit und maßlosen Hungers und Elends heraufbeschwört, daß sie Plünderung, Verwüstung, Brandstiftung in bedrohliche Nähe rückt. Die Gefangenenlager verlieren ihre Bewachung, die freiwerdenden Italiener, Russen und Serben verlassen ihre Lager und überfluten das Land. Dieser Gefahr muß sofort und ohne Zögern begegnet werden, soll nicht neues Blutvergießen unser schwergeprüftes Volk bedrohen, soll nicht der Rest dessen, was wir uns noch aus dem Kriegselend gerettet haben, zugrunde gehen, sollen nicht Zehntausende, Männer, Frauen und Kinder dem Hungertod verfallen." — AZ, Nr. 300, 3. XI. 1918; vgl. DEUTSCH, Österreichs Revolution. 12; KERCHNAWE, Zusammenbruch. 115. AZ, Nr. 298, 1. XI. 1918.

326

Durchbruch der Nationen

Auf dem Flugplatz Steinfeld war es am 1. November zu Ausschreitungen tschechischer Mannschaften gekommen. Sie erbrachen Flugzeugschuppen, zertrümmerten Flugzeuge, zerschlugen Gewehre und plünderten Munitionsdepots 48 . Noch versuchte das Kriegsministerium, Maßnahmen zu ergreifen, das Steinfeld abzusichern: Es ersuchte das AOK, zwei verläßliche deutschösterreichische Bataillone nach Sollenau zu senden, um die Munitionsfabriken zu sichern, denn alle ungarischen Truppen seien abgezogen49. Nun aber hatten Kriegsministerium und AOK — zurückgeworfen aus den reichsweiten Eingreifmöglichkeiten in die Bedrohung ihres engeren Standortes — bereits auch an die eigene Sicherheit zu denken. Sie waren nur noch Igelstellungen der alten Macht. Das Kriegsministerium zog eine Sondereinheit heran: Eine aus Mannschaften deutscher Nationalität formierte Scharfschützenkompanie wurde am Vormittag des 1. November von Bruck a. d. Leitha nach Wien in Marsch gesetzt. Das Ministerium hatte Order für sorgfältige Auswahl gegeben: Als Kompaniekommandant war ein besonders energischer Hauptmann einzuteilen, als Zugskommandanten vier besonders geeignete Subalternoffiziere, eventuell aus dem Stand des dort stationierten Infanterie-MGInstruktionskurses. Insgesamt sollten fünf Offiziere und 150 Mann stellig gemacht werden 50 . Auch das AOK in Baden wollte vorkehren: Es ersuchte am 1. November die 7. Abteilung des Kriegsministeriums, Mannschaften für vier HMG-Züge zur Verfügung des sich aus Kaiserjägern und Kaiserschützen rekrutierenden Feldassistenzbataillons IV nach Baden abzusenden. Das AOK legte ebenso Gewicht auf die Beistellung nur unbedingt verläßlicher Mannschaften, wenn möglich von der Kaiserjäger-Division, wie auf deren rascheste Zuführung 51 . Als auch in Wien die Macht der k. u. k. Armee im Zusammenbruch begriffen war, erinnerte sich der Kaiser eines Mannes, den er schon im Jänner für eine Sonderaufgabe ausersehen hatte 52 . Am 1. November war der Kommandant der 6. Armee, GO Fürst Schönburg-Hartenstein 53 , nach Schönbrunn befohlen worden. Als der General am 3. eintraf, hatte der Kaiser seine Befehlsgewalt in Deutschösterreich gerade 48

KERCHNAWE, Z u s a m m e n b r u c h .

125.

" Hughesdepesche KM Abt. 5, Nr. 14.610, an AOK Op.Abt., 1. XI. 1918, 20,45 h - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 1 - 1 1 0 . 50 Telegramme K M Abt. 5, Nr. 13.500/1, an Scharfschützenkurs Bruck-Kirälyhida (Kaisersteinbruch), Inf.-MG-Instr.Kurs und Kav.-MG-Instr.Kurs Bruck/L, 31. X. 1918, Verschluß - KA, K M Abt. 5 v. 1918, 1 - 1 7 1 / 1 . 51 Telegr. AOK Ch.d.G., Op.Nr. 114.477, an KM Abt. 7, 1. XI. 1918, Sehr dringend! - KA, KM Abt. 7 v. 1918, 52—4/180/11. Das Material für diese vier Züge sollte ebenfalls ehestens nach Baden zugeschoben werden, wozu das Waffenhauptdepot in Wien beauftragt wurde. - Telephondepesche KM Abt. 7, Nr. 32.051, an Waffenhauptdepot Wien, 2. XI. 1918, 11,30 h - KA, KM Abt. 7 v. 1918, 5 2 - 4 / 1 8 0 - 1 1 . 52 Vgl. I. 159 ff. 53 Die Ernennung zum GO erfolgte am 1. November 1918, mit Rang vom 11. XI. 1918 — KA, Qualifikationsliste Alois Fürst Schönburg-Hartenstein.

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den Staatsräten Renner und Seitz übergeben. Für eine letzte Zusammenfassung der Kräfte der alten Macht war es zu spät. Ob eine solche Aktion Chancen gehabt hätte, stellte selbst der General in Frage: „Truppen waren keine da; die Wiener Neustädter Offiziersaspiranten hatten sich zwar bereit erklärt, die Garden, welche zum Teil nicht mehr verläßlich schienen, zu ersetzen. [Generaloberst, A. d. V.] Dankl hatte, was davon treu schien, in Wien in der Burg gesammelt, aber gegenüber dem ganzen, dem Kaiser und dem Heer an der Front mißgesinnten Hinterland hätte nur eine geschlossene Truppe etwas ausrichten können und auch das war höchst zweifelhaft. Am Wege herauf [von der Südwest-Front, A. d. V.] hatte ich keine geschlossene Truppe angetroffen, weder Waldstätten noch Arz konnten mir solche in greifbarer Nähe nennen." 54 Noch ein anderer der führenden Militärs erwog in diesen Tagen die gewaltsame Unterdrückung des Umsturzes. Noch am 1. November erbat der Feldmarschall von Boroevic vom A O K die klare Beantwortung der Frage: Sei es noch vordringliche Aufgabe der Armee, gegen Italien zu kämpfen, oder sei es dringender, dem Hinterland Assistenzen und die Truppen der Heimat zuzuführen 55 ? Und mehr als zehn Tage später sollte der Feldmarschall in Klagenfurt dem Fürstbischof Hefter gegenüber erklären: „Ich wollte Wien besetzen und damit dem Kaiser die Handlungsfreiheit wiedergeben. Das konnte ich aber nur mit einem direkten Befehl des Kaisers, nicht aus eigener Initiative . . . Ich hatte alles vorbereitet... Die in Betracht kommenden wichtigen Eisenbahnstationen bis Wiener Neustadt hatte ich mit verläßlichen Truppen besetzt. In 24 Stunden nach erhaltenem Befehl wäre Wien besetzt gewesen." 56 Freilich bleibt die Frage hinzuzufügen, ob der Bischof die Aussage des Feldmarschalls und der Feldmarschall seine Möglichkeiten nicht überschätzte. Es wäre ein außerordentlich schwieriges Unterfangen gewesen, aus den zurückflutenden Divisionen eine verläßliche Einsatzgruppe zusammenzustellen und außerdem diese Truppen — binnen eines Tages — nach Wien zu transportieren 57 . Denn wenn es auch Truppenkörper gab, die noch in den ersten Novembertagen an der Südwest-Front Widerstand gegen die Alliierten leisteten 58 , so mußte das noch lange nicht bedeuten, daß sie auch im Hinterland als verläßliche Assistenzen im Sinn der alten Führung einzusetzen gewesen wären. 54

55

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58

Nachlaß Schönburg-Hartenstein (in Privatbesitz) —NECK, Österreich 1918. 99 f . ; vgl. Erinnerungen Glaise-Horstenau — K A , B/67, N r . 23.423; BRANDL, Kaiser. 262. Telegr. H G K F M von Boroevic, O p . N r . 1.634, an A O K , 1. X I . 1918, 20,10 h - OPOCENSKY, Konec. 796 f. Fußnote 251; vgl. GLAISE-HORSTENAU, D i e Katastrophe. 410. Friedrich FUNDER, V o m Gestern ins Heute. Aus d e m Kaiserreich in die Republik. 3. Aufl. Wien 1971. 549 f. Vgl. Oskar REGELE, Gericht über H a b s b u r g s Wehrmacht. Letzte Siege u n d Untergang unter d e m Armee-Oberkommando Kaiser Karls I. - Generaloberst Arz von Straussenburg. Wien/München 1968. 166. Vgl. Ö U I K V I I . 6 8 6 — 7 0 5 ; ebenda. Beilage 35: Schematische Darstellung der Zersetzung des österr.-ungar. Südwestheeres.

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Durchbruch der Nationen

Daß nicht wenige der verschreckten Bürger in Wien sich militärisches Eingreifen wünschten, mag zutreffen. „Gibt es in Österreich keinen General, der mit seinen Truppen Wien besetzen würde?" verzeichnete fragend noch am 9. November der Oberpolizeirat Dr. Brandl. Und selbst am 10. November, als das IR 84, das Regiment des östlichen Niederösterreich mit Standort Wien, in Wien auf dem Westbahnhof eintraf, hoffte der Oberpolizeirat, daß diese Truppe Wien besetzen und die neuen Machthaber in die Schranken weisen würde. Vergeblich: Zwar ließen sich die 84er anfangs nicht entwaffnen, leisteten aber dann doch den Eid auf den deutschösterreichischen Staatsrat 59 . Der neue Staat war Zug um Zug in den Vordergrund getreten, der alte verblaßte — auch im Militärbereich. Ab 1. November waren die Truppen der Wiener Garnison unter Eid genommen worden 60 . Die Länder draußen folgten 61 . Noch waren einen Augenblick lang die Kokarden, die deutschösterreichische Offiziere und Mannschaften aufsteckten, zwar besorgniserregend differenziert, wenige weiß-rot, viele schwarz-rot-gold oder rot, aber schon erging die Anordnung, alle Parteikokarden seien durch die rot-weiß-roten Abzeichen Deutschösterreichs zu ersetzen. Und außerdem — so ließ sich der Staatsrat vernehmen — möge die Bildung von Garden, welchen Namen auch immer sie führten, neben der Armee unterbleiben 62 . Der neue Staat nahm die Zügel auf. Der neue Staat pochte auch — ein letzter Schritt — an die Tore der alten Machtsitze. Am 4. November etablierte sich das Staatsamt für Heerwesen im Gebäude des Kriegsministeriums am Stubenring, noch — letzte Reminiszenz — „unter Wahrung der Besitzrechte aller anderen Nationen". Abschied von der ungeliebten Behörde: „Von nun an funktioniert das bisherige gemeinsame Kriegsministerium", verkündete die „Arbeiter-Zeitung", „nicht mehr in seiner bisherigen Eigenschaft als höchste militärische Verwaltungsinstanz, sondern — im Interesse aller beteiligten Nationen — nur noch als gemeinsame Liquidierungsstelle." 63 58

BRANDL, Kaiser. 265. AZ, Nr. 299, 2. XI. 1918. Schon am 30. X. hatte am Ballhausplatz eine Ministerberatung über die Erlassung einer Proklamation bezüglich der Entbindung der Heeresangehörigen vom Eid stattgefunden. — WINDISCHGRÄTZ, Vom roten zum schwarzen Prinzen. 387. « AZ, Nr. 300, 3. XI. 1918. «« Reichspost, Nr. 506, 2. XI. 1918; NFP, 2. XI. 1918. 63 AZ, Nr. 301, 4. XI. 1918.

β0

NACHWORT

Die Auseinandersetzung war beendet. Stürzende Doppeladler kündeten das Ende der inneren Front: Umsturz zwischen Auflösung und Neuansatz. Aber noch in den Umsturzbewegungen setzte die retardierende Tendenz der bürgerlichen K r ä f t e ein, erscholl unter neuen Trikoloren altvertrauter Appell: der nach Ruhe und Ordnung. Ruhe und O r d n u n g . . . Die neugebildeten politischen Machtzentren, selbst die linksorientierten wie das Budapester, dämmten umgehend ab gegenüber linksradikalen Tendenzen, setzten Gegenmaßnahmen gegenüber terroristischen Ansätzen, zeigten Sorge vor einer Revolution nach russischem Vorbild, erstrebten nicht das Hochschlagen und Ausgreifen des Aufruhrs, sondern sein Verebben. Ruhe und Ordnung, weil — so wollten es die Nationalausschüsse und Nationalräte — ein bürgerlich-nationaler, kein sozialistischer Umsturz eintreten sollte, höchstens einer mit sozialistischen Akzenten, die Sozialdemokraten in einem neuen Burgfrieden eingeschlossen. Ruhe und Ordnung, weil damit für die neuen politischen Führungszentren zugleich ein entscheidendes Alibi ihrer erfolgreichen Etablierung gegeben war, vor allem ihren Gönnern gegenüber, den Alliierten. Ruhe und Ordnung, so lautete demgemäß die offizielle Mahnung, die man in den neuen Hauptstädten an die Bevölkerung richtete, kaum daß die k. u. k. Barrieren übersprungen waren. Damit aber ergab sich paralleles Vorgehen eben mit jenen, die diese Barrieren bisher gedeckt hatten: Disziplin und Ordnung lautete die Forderung audi der noch in Funktion befindlichen militärischen Führung, auch der Armee im Felde, die nun, im Rückzug, zu einem eminenten politischen Problem auch des Hinterlandes heranwuchs. Jener Armee, die — regelgerecht und einheitsweise abgefertigt und übernommen — das neue System als entscheidender Faktor ebenso stützen wie — als regellos zurückflutende Masse — gefährden konnte. D a ß vor allem die Südslawen, und ihnen zur Seite die Tschechen, einen in Ordnung vollzogenen, nur schrittweisen Rückzug gesichert und einen weitgehenden italie-

330

Nachwort

nischen Einbruch nach Möglichkeit vermieden sehen wollten, kam hinzu. Letzte gemeinsame Sorge, letzter Gleichklang in den Dissonanzen. Im Auslaufen ihres Apparates noch versuchte die militärische Führung dementsprechend vorzukehren. Ordnung und Disziplin selbst in Umbruchzeiten — unter solchen Vorzeichen hatte noch die Schulungszentrale der Armee, die FASt, ab Mitte Oktober ihre Ziele programmiert, auf sie sollten die Soldaten ausgerichtet werden: zwar bei Fortsetzung des Krieges zunächst noch Aufrechterhaltung des Widerstandswillens gegen den äußeren Gegner, Mißtrauen gegen Ländergier und Niedertracht der „Kapitalisten der Entente", aber zugleich schon Betonung der Bedeutung von Heer und Flotte für das Innere, wenn es in den „kommenden ernsten Tagen in althergebrachter, immer wieder erprobter Manneszucht" die staatliche und gesellschaftliche Ordnung, die Sicherheit der Person und des Eigentums, die Achtung vor den Gesetzen zu wahren gelten werde 1 . Die Leitgedanken für die Steuerung der nächsten Entwicklung: Abwehr „gewalttätiger Selbsthilfe", revolutionärer Tendenzen, vor allem solcher im Sinn des Bolschewismus, demgegenüber ruhige, gesetzlich geregelte demokratische Umgestaltung im Sinn des Selbstbestimmungsrechtes der Nationen, geordnete Demobilisierung, organische Eingliederung der Demobilisierten in die Volkswirtschaft. Das ergab prinzipiell deckungsgleiche Forderungen: hier von der Armee noch für den Rahmen des Gesamtstaates, dort von den neuen Machtzentren schon für ihre Teilbereiche gestellt. Ordnung und Disziplin, Ruhe und Ordnung — um diese Forderungen kreisten die letzten Gespräche zwischen alten militärischen und neuen politischen Führungsstäben: In diesem Sinn hatte der Feldmarschall von Boroevic über das AOK Verbindung mit den Vertretern der Nationalstaaten erbeten, in diesem Sinn hatte seit Wochen das AOK Fühler in Richtung Nationalräte und Nationalausschüsse ausgestreckt, in diesem Sinn zog es am 1. November die formelle Konsequenz: „Die noch bestehende gemeinsame Regierung ist ohne Einfluß. Die bisher bestandenen Staats- und Landesbehörden haben in Österreich zu funktionieren aufgehört. An ihre Stelle sind die Nationalräte und deren ausführende Organe . . . getreten." Genannt waren die neuen Zentren der Deutschösterreicher, der Tschechen und Slowaken, der Kroaten, der Slowenen, der Polen, der Ukrainer und der Rumänen. In Ungarn habe sich — dies traf allerdings bestenfalls in staatsrechtlicher Hinsicht zu — „bis nun nichts geändert". Die Nationalräte aber würden in Hinkunft beim AOK und im Kriegsministerium „ihre Vertreter haben". Noch unterstrich

1

„Allgemeine Gesichtspunkte für den vaterländischen Unterricht" (Entwurf), FASt, 20. X. 1918 - KA, AOK FASt 1918, Fasz. 5.998, 895 res.; vgl. FASt, „Gegenwartsaufgaben des vaterländischen Unterrichtes". Aufruf an Unterrichtsoffiziere, 15. X. 1918 — KA, AOK FASt 1918, Fasz. 5.998, 875 res.; k. u. k. 11. AK, F.A.Nr. 158, Streng Reservat!, „Direktiven für den Vaterländischen Unterricht", 20. X. 1918 - KA, AOK FASt 1918, Fasz. 5.998, 892 res.

331

Nachwort

man die eigene Befehlsgewalt: „Direkte Weisungen können die Nationalräte an die A. i. F. und an ihre Teile nicht geben." 2 Ruhe und Ordnung, Ordnung und Disziplin — in diesem Sinn liefen beiderseitig direkte Wünsche ein: Der Nationalrat in Zagreb meldete solche im Hinblick auf die Rückführung der Heeresgruppe FM von Boroevic an 3 . Das Kriegsministerium ersuchte über Wunsch des AOK, das Stabsoffiziere des Generalstabes an die Brennpunkte der Rückzugsbewegung abgestellt hatte, „im Interesse der unbedingt gebotenen Aufrechterhaltung der Ordnung und Disziplin" Abgeordnete aus den neuen nationalen Zentren zur Unterstützung dieser Dirigierungsstellen zu entsenden 4 . Und schon vorher hatten der deutschösterreichische Staatsrat, der Nationalausschuß in Prag und der Nationalrat in Zagreb über Ersuchen der militärischen Führung Proklamationen an ihre Soldaten erlassen. „Harret auf Eueren Posten aus und erfüllet alle Pflichten nach den Führungsbefehlen Eurer Vorgesetzten!" hieß es im Aufruf Prags an die „tschechoslowakischen Soldaten". Es gehe um den klaglosen Heimtransport, um die klaglose Aufnahme daheim, mit den militärischen Stellen sei „einheitliches Handeln vereinbart" worden, und nochmals eindringlich: „Harret daher in Reih' und Glied aus, dies ist der Wille des Nationalausschusses." 5 Ordnung und Disziplin — in diesem Sinn versuchte man folgerichtig auch das Letzte zu regeln: die Entbindung vom Eid und den Übergang in die nationalen Armeen. Nadidem vom Kriegsministerium her G O von StögerSteiner und FML Frh. von Bardolff schon entsprechenden Vorschlag an den Kaiser und den Gemeinsamen Ministerrat herangetragen hatten 6 , gab das Kriegsministerium am 31. Oktober den Militärkommanden und Nationalräten bekannt, was freilich vielfach nur mehr nachträgliche Sanktion sein konnte: „Seine Majestät gestatten, daß auf ihr Ansuchen Offiziere . . . des Heeres, der k. k. Landwehr bzw. Landsturm und Gendarmerie des Hinterlandes, die in Ländern heimatzuständig sind, für welche sich Nationalräte gebildet haben, dem betreffenden Nationalrate zur Verfügung gestellt werden behufs Dienstleistung in den für die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ruhe und Ordnung zu bildenden oder bereits gebildeten militärisch organisierten Körperschaften." Den Offizieren sei es erlaubt, „die für den neuen Dienst vorgeschriebenen Uniformen und Abzeichen" zu tragen. Und die Militärkommanden seien ermächtigt, auch Mannschaftspersonen den Eintritt in die 2

AOK Hughes 1. XI. 1918 an HGK Tirol, erh. 2. XI. 1918, 1,50 h, und an HGK FM v. Boroevic,

3 4

5

6

e r h . 1. X I .

1918, 23,30 h —

KA,

AOK

O p . A b t . v. 1918,

148.993;

vgl.

KAPIDZIC, Veze. 14; ÖU1K VII. 633. Telegr. FM v. Boroevic an AOK, 1. XI. 1918 - KA, AOK Op.Abt. v. 1918, 148.934. KM an „alle Vertreter der Nationalstaaten", 5. XI. 1918 - KA, AOK, Op.Abt. v. 1918, 149.300 (1, 2). Übersetzung durch AOK und Telegr. des AOK, 2. XI. 1918 - KA, AOK Op.Abt. v. 1918, 114.571; vgl. KAPIDZIC, Veze. 15. BARDOLFF, Soldat im alten Österreich. 341 ff.

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Nachwort

neuen militärischen Organisationen zu bewilligen7. Der Kaiser selbst nahm am 1. November nochmals Stellung: „Die zur Durchführung der Umwandlung in nationale Armeen nötigen bisherigen militärischen Stellen bleiben zum Zwecke der vollständigen Ubergabe aller Agenden an die Nationalregierungen vorläufig bestehen, das AOK solange, bis die Armee im Felde in die Heimat rückverlegt ist." Nun erfolgte auch die Ausweitung der Übergangsfreigabe: „Alle Militärpersonen, und zwar jene des Hinterlandes sofort, jene der Armee im Felde nach Rückkehr in die Heimat, haben ihren vorgesetzten Kommandos zu melden, in welcher der zu bildenden Nationalarmeen sie einzutreten gedenken." Und schließlich die Freigabe selbst neuer eidlicher Verpflichtung: „Wird zum Eintritt in eine Nationalarmee die Ablegung eines Gelöbnisses gefordert, so gestatte ich die Ablegung dieses Gelöbnisses."8 Schlußpunkt in Resignation. Die nachhaltigste Geste dieses Kaisers blieb der Verzicht. Seiner Armee letzter Halt zu sein, ihr in ihrem letzten Jahr ein Zeichen zu setzen, wäre Starken nicht leichtgefallen, ihm war es keinesfalls vergönnt. Nun hatte der oberste Befehlshaber auch die nationale Ausgliederung der gemeinsamen Armee mit seiner Zustimmung versehen, für einige wenige vielleicht noch Entscheidungshilfe, sonst bereits irrelevant. Die innere Front war aufgehoben. Der Widerstand gegen den alten gemeinsamen Staat, die anschwellende Dynamik der Desintegration, die neben dem staatlichen Lenkungsapparat auftauchenden neuen politischen Gewalten, ihre zielstrebig arbeitenden Machtzentren hatten sich als die stärkeren Kräfte erwiesen. Die bisherigen Bindekräfte in Richtung Gesamtstaat und Monarchie waren in der Krise des Jahres 1918 ohne wirksame soziale Basis geblieben, sie waren erlahmt. Die desintegrierenden Kräfte hatten die breitere soziale Grundlage zu aktivieren vermocht, die — von massenwirksamen ideologischen Leitbildern versehen — sich in der Schlußphase der Entwicklung als stark genug erwiesen, auf der Basis offensiver Gruppen revolutionsrelevante, daß heißt gewaltsame oder zumindest gewaltdrohende Aktionen einzuleiten. Lenin hatte in seinem Revolutionskonzept einst als letzte Ebene der innerstaatlichen Auseinandersetzung den „Kampf um die Truppen" proklamiert,

' KM Abt. 5, Nr. 13.400/1, an die Nationalräte, 31. X. 1918 - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 6 1 - 4 3 / 1 ; KM Abt. 5, Nr. 13.400, an alle MilKmden, AOK, MKSM, k. k. MfLV, k. u. LVMer (Hughes oder Telegr.), 31. X. 1918 - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 6 1 - 4 3 . 8 Ah. Entschließung v. 1. XI. 1918, Telegr. der M K S M an KM, 1. XI. 1918 - KA, K M Abt. 5 v. 1918, 61—43/11. Das AOK ergänzte noch am 2. November: „Rückkehr in die Heimat" bedeutete für die im Hinterland befindlichen Angehörigen der A. i. F. „sofort", sonst das „Eintreffen" der Formationen „in der Demobilisierungsstation". — Hughesdepesche AOK Ch. d. G., Pers.Nr. 97.260, an HGKmden, Kmdo der Ostarmee, GrKmdo Siebenbürgen, GenKmden, MGG, an bev. Gen. bei D O H L zur Verlautbarung an alle in ihren Bereichen befindlichen ö. u. Formationen, 2. XI. 1918, 1 h - KA, KM Abt. 5 v. 1918, 6 4 - 4 3 / 9 (13.232).

Nachwort

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den „erbitterten, verzweifelten Kampf der Reaktion und der Revolution um das Heer", wie er ihm schon im Moskauer Aufstand von 1905 vorgezeichnet schien. In diesem „Kampf um das Heer" — wenn auch unter anderen, zumindest unter verschobenen gesellschaftspolitischen Vorzeichen — hatte auch die machtpolitische Frontstellung in der Donaumonarchie kulminiert. Seinen Strukturen folgte die vorliegende Untersuchung. Die Erfolgsaussicht für das Eingreifen der im Hinterland stehenden Heereseinheiten war — trotz aller Anspannung im personellen Bereich — weniger eine Frage der Stände als eine der Führung und Motivation geworden. Der Verlauf des Jahres 1918 hatte zunächst die Assistenzeinheiten noch durchwegs als wirkungsvolle letzte Alternative der Staatsgewalt bestätigt. Allerdings waren äußerste, zur Waffengewalt führende Lagen — im zivilen wie im militärischen Bereich — vornehmlich punktweise, durch spontan ausbrechende oder von radikalen Kleingruppen eingeleitete Aktionen entstanden. Seltener war es — in terroristischer Form — zu zonenweiser Ausfächerung von Widerstandshandlungen gekommen. Die zentralen Parteistäbe hatten im wesentlichen nur innerhalb der Grenzen demonstrativen Vorgehens agiert. Eine bewußte Stoßrichtung des Widerstandes, um den Einsatzwillen seines Hauptgegners, der Heeres- und Flotteneinheiten, auf breitem Feld zu unterlaufen — im Sinne jenes Kampfes um das Heer —, konnte erst in der Endphase Raum gewinnen. Im Augenblick dieser sich überstürzenden Herausforderung vermochte die Armee ihre distanzierte Stellung dann allerdings als die allein auf die Staatsspitze ausgerichtete Front nicht mehr zu behaupten, ihre Führung und vor allem ihre politische Motivation erwiesen sich als nicht mehr durchschlagend, sie geriet unter den Einfluß jener Bewegungen, als deren Kontrahent sie hätte auftreten sollen. Wo lagen die Ursachen? „Wenn der Kaiser von Österreich zu Pferde s t e i g t . . . " — 1914 noch hatte man darin die wesentliche Motivation für die Gefolgschaft der Armee gesehen. 1918, in den Mühlen des Massenheeres und der inneren Krisen, angesichts des verblassenden monarchischen Prinzips, war die Unzulänglichkeit der Motivation im Sinn der Armeeführung ebenso offenkundig wie der Einbruch gegenteiliger Einflüsse. Auch für die innere Front aber mußte Clausewitz' Mahnung gelten, Krieg und politische Motivation nicht auseinanderklaffen, letztere nicht in eigenständige, notwendig verunsichernde Bahnen einschwenken zu lassen: „ J e schwächer . . . Motive und Spannungen sind, umso weniger wird die natürliche Richtung des kriegerischen Elementes, nämlich die Gewalt, in die Linie fallen, welche die Politik gibt, umso mehr muß also der Krieg von seiner natürlichen Richtung abgelenkt werden, . . . umso mehr scheint der Krieg politisch zu werden." Wo desintegrierende politische Motivation schon den Zivilbereich erfaßt hatte, unterlief sie nun auch die militärische Innenfront der Staatsgewalt. Mit dem abgewandelten Bilde MaoTse-tungs: Die Armee war in den Strudel des Ozeans ihrer Völker geraten. Die Anspannung der beiderseitigen Kräfte in diesem Endkampf, seine stellenweise Härte wie die episodenhaft auftretende Milde der verlöschenden pax austriaca — oft schon

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Nachwort

Ausdruck ihrer Schwäche und Resignation — diese letzte Konfrontation entbehrt der Dramatik nicht. Die letzte Entscheidung im Sinn dieser nicht unzutreffend als „nationalrevolutionär" bezeichneten Entwicklung — das wird nicht übersehen werden dürfen — aber fiel nicht primär an jener inneren Front. Sie wurde in starken Impulsen von außen, durch den Sieg und die Einflußnahme der Alliierten mitbestimmt. Es war letztlich der Sieg der Entente, und es waren ihre Erklärungen, die die Demonstrationen in den Hauptstädten hoch- und durchschlagen und die Abwehrkräfte erlahmen ließen. Daß die Alliierten ihrerseits in Wechselwirkung handelten, daß sie unter dem Einfluß der Bewegungen innerhalb der Monarchie, aber vor allem unter dem der Repräsentanten der Emigration standen, daß die Emigration allein schon kraft ihres Daseins radikalisierenden Einfluß wieder in ihren Heimatbasen ausübte, läßt den Kreis sich schließen. Noch bleibt ein Blick auf das Ergebnis, seinen Stellenwert: Daß mit der Westbeziehung zugleich ein gesellschaftspolitisches Modell gegeben war, trifft ebenso zu wie die Tatsache, daß damit die Neubildung der Nachfolgestaaten auf dem Boden der Donaumonarchie ohne wesentliche Umgestaltung in den gesellschaftspolitischen Strukturen und unter Fortwirkung der schon bisher aktiven politischen Führungskader und deren Ziel Vorstellungen erfolgte; das Bürgertum gewann den Ubergang in seiner bestimmenden Position — von regionalen Störfronten abgesehen — geradezu nahtlos. Die nationale Revolution in Ostmitteleuropa hatte sich demgemäß kaum in der sozialen Substanz, in der Vertikalen, ausgewirkt, sondern vor allem in der Horizontalen, in neuen Grenzziehungen, in Form einer neuen Zone von Klein- und Mittelstaaten. Es waren neue staatliche Zusammenfassungen der Nationen und Nationalitäten unter veränderten Relationen der nationalen Anteile entstanden, damit eine Neuverteilung der nationalen Machtgewichte: keine Nationalstaaten, wie sie sich gerne nannten, sondern neue Staatsnationen in Nationalitätenstaaten, wie der eben zerstörte, freilich umfassender, einer gewesen war. Das bedeutete — sieht man von der Abkehr vom monarchischen Prinzip ab — unter dem Strich als Summe des Neuen wenig mehr, als daß der Lösungsversuch im großen Raum in kleinere aufgeteilt worden war. Gleichwohl: An das Neue knüpften sich keine geringen Erwartungen. Das Neue war als das Bessere erklärt. Den Anspruch auf das Bessere in der Entwicklung der Gesellschaft anzumelden, ist zweifellos ein Attribut der Freiheit des Menschen, letztlich ihr Zeichen. Maß und Selbstbeschränkung bestimmen freilich zwingend seinen Wert. Die Gestaltung des Zusammenlebens von 50 Millionen in Ostmitteleuropa stand 1918 auf dem Spiel. Wo viele meinten, Besseres durchgesetzt, und viele, Besseres veloren zu haben, hatte das Neue seine Chance.

ANHANG 1. Die nationale

Zusammensetzung der k. u. k. Armee (InfanterieKavallerieeinheiten) im Mai 1918

Quelle: Zusammenstellung des k. u. k. AOK, Op.Abt. Nr. 109.100, Evb.Nr.28-KA, v. 1918, 50-1/2.

und

MKSM

Als kleinste Einheit der hier zugrunde liegenden Farbentabellen wurde 0,5% verwendet. Für die hier ausgewiesene Nationalität wurde die Sprache als Grundlage angenommen. Unter der in der Quelle problematisch als „Serbo-Kroaten" und hier als „Serben und Kroaten" ausgewiesenen Nationalität sind aus Bosnien und der Herzegowina sich rekrutierende Soldaten zu verstehen. κ . υ . κ . INFANTERIEREGIMENTER :

IR ι 72% Deutsche, 17% Tschechen, 8% Polen, je 1% Slowenen und Italiener, je 0,5% Magyaren und Ruthenen. IR 2 50% Magyaren, 31,5% Rumänen, 10,5% Deutsche, 6% Slowenen, je 1 % Tschechen und Kroaten. IR 3 91% Tschechen, 6,5% Deutsche, je 1% Kroaten und Polen, 0,5% Serben. IR 4 76,5% Deutsche, 18,5% Italiener, 4% Tschechen, 1% Magyaren. IR 5 74% Magyaren, 19% Rumänen, je 2% Slowenen und Deutsche, je 1% Slowaken, Tschechen und Kroaten. IR 6 33% Deutsche, 23,5% Magyaren, 15,5% Slowaken, 13,5% Serben, 10% Kroaten, 2% Rumänen, 1,5% Ruthenen, je 0,5% Tschechen und Polen. IR 7 74% Deutsche, 18% Slowenen, 4% Tschechen, 3% Serben und Kroaten, 1% Polen. IR 8 70% Tschechen, 25% Deutsche, 5% Slowenen. IR 9 65% Ruthenen, je 11,5% Polen und Deutsche, 5% Slowaken, 3% Tschechen, 2% Magyaren, je 1 % Serben und Rumänen.

336

Anhang

IR 10 52% Polen, 31% Ruthenen, 8% Deutsche, je 4% Magyaren und Tschechen, 1% Serben und Kroaten. IR 11 72% Tschechen, 19% Deutsche, 6% Serben und Kroaten, je 1% Slowaken, Polen und Magyaren. IR 12 57% Magyaren, 31% Slowaken, 6% Deutsche, 3,5% Ruthenen, 1,5% Polen, 1% Tschechen. IR 13 84% Polen, 8% Deutsche, je 4% Tschechen und Ruthenen. IR 14 94,5% Deutsche, 4% Tschechen, 1% Polen, 0,5% Ruthenen. IR 15 52% Ruthenen, 22% Polen, 18% Deutsche, 4% Tschechen, je 2% Slowenen und Rumänen. IR 16 86% Kroaten, 8% Slowaken, je 2,5% Magyaren und Tschechen, 1% Deutsche. IR 17 81,5% Slowenen, 11,5% Deutsche, 4,5% Serben und Kroaten, je 0,5% Magyaren, Tschechen, Polen, Rumänen und Italiener. IR 18 keine Angaben IR 19 88,5% Magyaren, 8% Tschechen, 2,5% Deutsche, je 0,5% Polen und Rumänen. IR 20 81% Polen, 10% Ruthenen, 5% Deutsche, 4% Tschechen. IR 21 75% Tschechen, 22% Deutsche, 2% Ruthenen, je 0,5% Polen und Serben. IR 22 55% Kroaten, 35% Serben, 4% Tschechen, 3% Deutsche, je 1,5% Polen und Slowenen. IR 23 43% Magyaren, 33% Deutsche, 15% Serben und Kroaten, 8% Rumänen, 1% Slowaken. IR 24 keine Angaben IR 25 80% Magyaren, 16% Slowaken, 2,5% Deutsche, 1% Rumänen, 0,5% Tschechen. IR 26 62% Magyaren, 35% Deutsche, 3% Tschechen. IR 27 75% Deutsche, 14% Tschechen, 7% Slowenen, 4% Rumänen. IR 28 80% Tschechen, 10% Serben und Kroaten, 5% Deutsche, 2% Slowaken, je 1,5% Slowenen und Polen. IR 29 29% Serben, 25% Deutsche, 23% Magyaren, 14% Rumänen, 6% Slowaken, je 1,5% Tschechen und Italiener. IR 30 51% Ruthenen, 32% Polen, 11% Deutsche, 2,5% Rumänen, 1,5% Tschechen, je 1% Magyaren und Serben und Kroaten. IR31 63% Rumänen, 22% Deutsche, 13% Magyaren, je 1% Tschechen und Ruthenen. IR 32 76% Magyaren, 15% Tschechen, 6% Deutsche, 2% Rumänen, 1% Serben. IR33 42% Rumänen, 34% Magyaren, 19,5% Deutsche, 3,5% Slowaken, 1% Serben und Kroaten.

Anhang

337

IR34 94% Magyaren, 4% Slowaken, je 1 % Deutsche und Tschechen. IR 35 51,5% Tschechen, 46,5% Deutsche, 2% Polen. IR 36 wurde aufgelöst, keine Angaben IR 37 49% Magyaren, 35% Rumänen, 5% Deutsche, 4% Tschechen, 3,5% Serben und Kroaten, 2,5% Slowaken, 1% Italiener. IR 38 73% Magyaren, 11% Rumänen, 6,5% Tschechen, 5,5% Deutsche, 2,5% Serben und Kroaten, 1,5% Slowaken. IR 39 82% Magyaren, 16% Rumänen, je 1% Tschechen und Slowaken. IR 40 78% Polen, 10% Ruthenen, 5% Deutsche, 3% Italiener, 2% Tschechen, je 1 % Slowaken und Serben und Kroaten. IR 41 40% Rumänen, 26% Ruthenen, 24% Deutsche, 7% Polen, 2% Magyaren, 1% Tschechen. IR 42 81% Deutsche, 16% Tschechen, je 1% Magyaren, Polen und Slowenen. IR43 75% Rumänen, 12% Deutsche, 8% Magyaren, je 1,5% Tschechen und Serben und Kroaten, je 1 % Polen und Slowenen. IR 44 91% Magyaren, 7% Tschechen, je 1% Deutsche und Kroaten. IR 45 41,5% Polen, 32,5% Ruthenen, 16% Deutsche, 3% Slowenen, je 2,5% Tschechen und Slowaken, 2% Magyaren. IR 46 84% Magyaren, 8% Rumänen, 5% Tschechen, 2% Serben, 1% Deutsche. IR47 71 ,5% Deutsche, 22,5% Slowenen, 5% Tschechen, je 0?5% Serben und Kroaten und Italiener. IR 48 82%Magyaren, 12% Kroaten,2,5% Deutsche, 1,5% Tschechen, je 1% Slowaken und Slowenen. IR49 94,5% Deutsche, 4,5% Tschechen, je 0,5% Magyaren und Polen. IR 50 61 % Rumänen, 31 % Magyaren, 6% Deutsche, 1 % Slowaken, je 0,5% Ruthenen und Slowenen. IR 51 48% Rumänen, 46,5% Magyaren, 2,5% Deutsche, 2% Tschechen, 1% Slowaken. IR 52 67% Magyaren, 21% Deutsche, 5% Kroaten, 3% Rumänen, 2% Tschechen, 1,5% Slowenen, 0,5% Polen. IR 53 89% Kroaten, 6% Serben, 2% Magyaren, je 1% Deutsche, Slowaken und Tschechen. IR54 59% Tschechen, 31% Deutsche, 6% Polen, 2% Ruthenen, je 1% Slowenen und Serben und Kroaten. IR 55 57% Ruthenen, 25% Polen, 12% Deutsche, 2% Tschechen, je 1% Magyaren, Slowaken, Rumänen und Slowenen. IR 56 81% Polen, 10% Deutsche, 6% Ruthenen, 3% Tschechen.

338

Anhang

IR57 87% Polen, 7,5% Tschechen, 3% Deutsche, 2% Ruthenen, 0,5% Magyaren. IR 58 keine Angaben IR 59 95% Deutsche, 5% Tschechen. IR60 88,5% Magyaren, 2,5% Deutsche, je 2% Tschechen und Ruthenen, je 1,5% Slowaken und Polen, je 1 % Rumänen und Italiener. IR 61 42% Deutsche, 29% Rumänen, 17% Magyaren, 7,5% Serben, 2% Polen, 1,5% Slowaken, 1% Tschechen. IR 62 52% Magyaren, 39% Rumänen, 4% Deutsche, je 1% Tschechen, Slowaken, Kroaten, Slowenen und Serben. IR63 66% Rumänen, 23% Magyaren, 8% Deutsche, je 1% Serben und Kroaten, Slowaken und Tschechen. IR 64 73,5% Rumänen, 16,5% Magyaren, 8% Deutsche, je 1% Tschechen und Slowenen. IR 65 59% Magyaren, 22% Slowaken, 12% Ruthenen, 4% Rumänen, 2% Deutsche, 1% Tschechen. IR 66 52% Slowaken, 40% Magyaren, 6% Rumänen, 2% Deutsche. IR 67 60% Slowaken, 26% Magyaren, 8% Deutsche, 4% Rumänen, je 1% Kroaten und Serben. IR 68 90% Magyaren, 3,5% Deutsche, 2,5% Tschechen, 2% Rumänen, 1% Ruthenen, je 0,5% Polen und Kroaten. IR 69 (nur vom V. Baon) 93% Magyaren, 3% Tschechen, 2,5% Deutsche, 1,5% Slowenen. IR 70 76,5% Kroaten, 10,5% Deutsche, 8% Magyaren, 5% Slowaken. IR 71 80% Slowaken, 13,5% Magyaren, 4,5% Deutsche, je 1% Polen und Kroaten. IR 72 65% Slowaken, 23,5% Magyaren, 10,5% Deutsche, 1% Tschechen. IR 73 87% Deutsche, 8% Tschechen, 2% Serben und Kroaten, je 1% Polen, Ruthenen und Slowenen. IR 74 62% Tschechen, 37% Deutsche, 1% Serben und Kroaten. IR 75 79% Tschechen, 19% Deutsche, 2% Kroaten. IR 76 46% Deutsche, 40% Magyaren, 8% Tschechen, 3% Kroaten, 2% Slowaken, 1% Serben. IR 77 56% Ruthenen, 22% Polen, 14% Deutsche, 3% Tschechen, je 2,5% Magyaren und Slowaken. IR 78 90% Serben und Kroaten, 4% Magyaren, 3% Deutsche, 2% Tschechen, 1% Slowaken. IR 79 58% Kroaten, 42% Serben. IR 80 64% Ruthenen, 23% Polen, 8% Deutsche, 3% Tschechen, 2% Rumänen.

Anhang

339

IR81 66% Tschechen, 32,5% Deutsche, je 0,5% Polen, Slowenen und Serben und Kroaten. IR82 78% Magyaren, 12% Rumänen, 7% Deutsche, je 1% Tschechen, Slowenen und Serben und Kroaten. IR 83 72% Magyaren, 16,5% Deutsche, 4,5% Slowenen, 4% Tschechen, 2% Serben und Kroaten, 1% Rumänen. IR 84 74% Deutsche, 20% Italiener, 5% Tschechen, 1% Polen. IR 85 37% Rumänen, 31% Magyaren, 25% Ruthenen, 5% Deutsche, 2% Tschechen. IR 86 71% Magyaren, 7,5% Rumänen, 5,5% Deutsche, 5% Serben, 4% Kroaten, je 2% Tschechen, Ruthenen und Slowenen, 1 % Slowaken. IR 87 84% Slowenen, 10% Deutsche, 3% Polen, 2% Tschechen, 1% Kroaten. IR88 68% Tschechen, 31% Deutsche, 1% Polen. IR 89 keine Angaben IR 90 keine Angaben IR 91 51% Deutsche, 47% Tschechen, je 1% Polen und Slowenen. IR 92 81% Deutsche, 19% Tschechen. IR 93 58,5% Deutsche, 35,5% Tschechen, 6% Polen. IR 94 91% Deutsche, 8% Tschechen, 1% Polen. IR 95 keine Angaben IR 96 93% Kroaten, 3% Magyaren, je 1% Deutsche, Slowenen, Polen und Tschechen. IR 97 keine Angaben IR 98 65% Tschechen, 29% Deutsche, 5% Polen, 1% Ruthenen. IR 99 63% Deutsche, 36% Tschechen, 1% Magyaren. IR 100 38% Polen, 26% Deutsche, 18% Tschechen, je 8% Ruthenen und Slowenen, 2% Kroaten. IR 101 86,5% Magyaren, 10% Rumänen, 1,5% Deutsche, je 1% Tschechen und Serben. IR 102 85% Tschechen, 14% Deutsche, 1% Polen. IR 103 keine Angaben IR 104 89% Deutsche, 5% Kroaten, 3% Tschechen, je 1% Magyaren, Polen und Serben. IR 105 88% Magyaren, 4% Kroaten, 7% Deutsche, 1% Tschechen.

340

Anhang

IR 106 25% Magyaren, 37% Deutsche, 6% Tschechen, je 2% Kroaten und Rumänen, 1% Slowenen. IR 107 84% Deutsche, 7,5% Slowenen, 4,5% Tschechen, 1,5% Kroaten, je 1 % Magyaren und Polen, 0,5% Italiener. IR 108 76% Tschechen, 21% Deutsche, 3% Kroaten. IR 109 50% Ruthenen, 35,5% Polen, 8,5% Deutsche, 2,5% Tschechen, je 1,5% Magyaren und Slowaken, 0,5% Kroaten. IR HO 73% Polen, 17% Ruthenen, 3% Italiener, je 2% Deutsche und Tschechen, je 1,5% Magyaren und Slowenen. IR 111 52% Tschechen, 46% Deutsche, je 1% Polen und Serben und Kroaten. IR 112 86% Slowaken, 8% Magyaren, 4% Polen, 2% Deutsche. IR 113 85% Polen, 5% Ruthenen, je 4% Deutsche und Tschechen, 2% Serben und Kroaten. IR 114 90% Deutsche, 4% Tschechen, je 2% Magyaren und Serben und Kroaten, je 1 % Polen und Slowenen. IR 115 keine Angaben IR 116 65% Kroaten, 15% Serben, 7% Slowaken, 6% Magyaren, je 3% Deutsche und Rumänen, 1% Tschechen. IR 117 keine Angaben IR 118 70% Tschechen, 23,5% Deutsche, 3,5% Serben und Kroaten, je 1% Polen und Slowenen, je 0,5% Serben und Rumänen. IR 119 60% Tschechen, 32% Deutsche, 5% Polen, 2% Serben und Kroaten, 1% Slowenen. IR 120 32% Deutsche, 24% Tschechen, 22% Polen, 14% Slowenen, 6% Kroaten, 2% Ruthenen. IR 121 58% Deutsche, 30% Tschechen, 6% Ruthenen, 4% Polen, 1,5% Serben, 0,5% Slowaken. IR 122 63% Kroaten, 24% Slowenen, 5% Serben, 3% Deutsche, 2% Polen, je 1% Magyaren, Tschechen und Italiener. IR 123 58% Magyaren, 30% Deutsche, 8% Serben und Kroaten, je 2% Slowaken und Rumänen. IR 124 60% Ruthenen, 15% Deutsche, 13% Polen, 7% Rumänen, je 2% Kroaten und Tschechen, je 0,5% Slowaken und Slowenen. IR 125 55% Magyaren, 38% Slowaken, 4% Deutsche, 2% Polen, 1% Kroaten. IR 126 89% Magyaren, 6% Slowaken, 3% Tschechen, 2% Deutsche. IR 127 69% Deutsche, 1% Magyaren, je 8% Polen und Slowenen, 5% Rumänen, je 3% Tschechen, Ruthenen und Serben und Kroaten.

Anhang

341

IR 128 44% Magyaren, 31% Ruthenen, 9% Deutsche, 8% Rumänen, 5% Polen, 2% Tschechen, 1% Slowaken. IR 129 29% Deutsche, 24% Serben, 20% Magyaren, 20% Rumänen, je 3,5% Kroaten und Slowaken. IR 130 49% Ruthenen, 27% Polen, 6% Deutsche, 4% Tschechen, je 3% Kroaten, Rumänen und Magyaren, je 2% Slowaken und Slowenen, 1% Italiener. IR 131 55% Magyaren, 21% Deutsche, 15,5% Rumänen, 3,5% Slowaken, 2,5% Serben und Kroaten, 1,5% Tschechen, je 0,5% Ruthenen und Slowenen. IR 132 79% Magyaren, 7% Slowaken, 5% Ruthenen, je 2% Deutsche, Polen und Rumänen, je 1% Slowenen, Kroaten und Serben. IR 133 63% Magyaren, 17% Rumänen, 10% Slowaken, 8% Deutsche, 2% Serben und Kroaten. IR 134 78% Magyaren, 12% Ruthenen, 3% Deutsche, je 2% Slowenen, Rumänen und Tschechen, 1% Polen. IR 135 89% Kroaten, 5,5% Serben, je 1,5% Deutsche und Tschechen, je 1% Magyaren und Slowenen, 0,5% Italiener. IR 136 60% Tschechen, 17,5% Deutsche, 12,5% Polen, 8% Ruthenen, 1% Slowenen, je 0,5% Magyaren und Rumänen. IR 137 61% Deutsche, 17% Tschechen, 11% Ruthenen, 10% Polen, 1% Rumänen. IR 138 52% Rumänen, 33% Magyaren, 11% Deutsche, 2% Slowaken, je 1% Ruthenen und Serben und Kroaten. IR 139 59% Magyaren, 35% Rumänen, 5% Deutsche, je 0,5% Tschechen und Slowenen. IR 203 27,5% Kroaten, 20% Magyaren, 13% Serben, 12,5% Slowaken, 7,5% Tschechen, 6,5% Deutsche, 5,5 %Rumänen, je 3,5% Polen und Ruthenen, 0,5% Slowenen. IR 204 26% Kroaten, 22% Magyaren, 18% Deutsche, 13% Polen, je 6% Ruthenen und Serben, 4% Rumänen, 3% Slowaken, je 1% Tschechen und Italiener.

κ . υ . κ . T I R O L E R KAISERJÄGERREGIMENTER :

TKJR Ι 89% Deutsche, 9% Tschechen, 2% Italiener. TKJR 2 86% Deutsche, 8% Tschechen, 6% Italiener. TKJR 3 85% Deutsche, 7% Tschechen, je 2% Magyaren und Italiener, je 1% Polen, Ruthenen, Slowenen und Rumänen. TKJR 4 82% Deutsche, 11% Tschechen, 4,5% Rumänen, je 0,5% Magyaren, Polen, Slowenen, Kroaten und Ladiner.

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Anhang

Κ. U. Κ. BOSNISCH-HERZEGOWINISCHE INFANTERIEREGIMENTER:

bh. IR 1 94,5% Serben und Kroaten, 2,5% Deutsche, 2% Tschechen, 1% Magyaren. bh. IR 2 89% Serben und Kroaten, 8% Deutsche, 2% Tschechen, 1% Magyaren. bh. IR 3 96% Serben und Kroaten, je 1 % Deutsche, Magyaren, Tschechen und Polen. bh. IR 4 93% Serben und Kroaten, 3% Deutsche, 2% Tschechen, 1% Polen, je 0,5% Magyaren und Slowenen. bh. IR 5 93% Serben und Kroaten, je 2% Deutsche und Tschechen, je 1% Magyaren, Polen und Slowaken. bh. IR 6 95% Serben und Kroaten, je 2% Tschechen und Deutsche, 1% Polen. bh. IR 7 82% Serben und Kroaten, 14% Deutsche, 3% Tschechen, 1% Slowenen. bh. IR 8 94% Serben und Kroaten, 3% Deutsche, 2% Tschechen, 1% Magyaren. κ . υ . κ . FELDJÄGERBATAILLONE:

FJB l 51% Deutsche, 42% Tschechen, 4% Slowaken, 3% Serben und Kroaten, FJB 2 53% Tschechen, 41% Deutsche, 2% Magyaren, 2% Slowaken, je 1% Slowenen und Kroaten. FJB 3 keine Angaben FJB 4 38% Polen, 27% Ruthenen, 14% Deutsche, 11% Italiener, je 4% Magyaren und Tschechen, je 1% Rumänen und Slowenen. FJB 5 45% Deutsche, 33% Tschechen, 21% Polen, je 0,5% Serben und Kroaten und Italiener. FJB 6 49% Polen, 33% Tschechen, 18% Deutsche. FJB 7 52% Slowenen, 27% Serben und Kroaten, 17% Deutsche, je 2% Tschechen und Rumänen. FJB 8 64% Deutsche, 15% Slowenen, 10% Serben und Kroaten, 5% Polen, 4% Tschechen, 2% Ruthenen. FJB 9 84% Deutsche, 8% Slowenen, 4% Tschechen, 3% Serben und Kroaten, 1% Polen. FJB 10 86,5% Deutsche, 11% Italiener, 2,5% Tschechen. FJB 11 60,5% Magyaren, 22% Deutsche, 12% Slowaken, 3,5% Kroaten, 2% Tschechen. FJB 12 57% Tschechen, 38% Deutsche, 4% Polen, 1% Slowaken. FJB 13 keine Angaben FJB 14 keine Angaben

Anhang

343

FJB 15 80% Magyaren, 14% Slowaken, je 1,5% Deutsche, Slowenen und Rumänen, 1% Kroaten, 0,5% Ruthenen. FJB 16 keine Angaben FJB 17 52% Tschechen, 36% Deutsche, 12% Polen. FJB 18 keine Angaben FJB 19 53% Slowaken, 37% Magyaren, 9% Deutsche, 1% Kroaten. FJB 20 43% Slowenen, 30% Deutsche, 17% Kroaten, 7% Serben, je 1,5% Tschechen und Polen. FJB 21 94% Deutsche, 4% Tschechen, je 1 % Slowaken und Polen. FJB 22 61% Deutsche, 30,5% Tschechen, 7% Serben und Kroaten, 1,5% Polen. FJB 23 55% Rumänen, 40% Magyaren, 2% Deutsche, je 1% Tschechen, Slowenen und Serben und Kroaten. FJB 24 92% Magyaren, 3% Rumänen, 2% Deutsche, je 1% Serben und Kroaten, Italiener und Tschechen. FJB 25 69% Tschechen, 30% Deutsche, 1% Serben und Kroaten. FJB 26 91% Magyaren, 5% Deutsche, je 2% Slowaken und Kroaten. FJB 27 keine Angaben FJB 28 49% Magyaren, 34,5% Rumänen, 13,5% Deutsche, 2% Slowenen, 1% Serben und Kroaten. FJB 29 48% Magyaren, 40% Slowaken, 7,5% Ruthenen, 2,5% Deutsche, 2% Rumänen. FJB 30 56% Ruthenen, 17,5% Rumänen, 13,5% Deutsche, 9% Polen, 2% Slowenen, je 1% Magyaren und Tschechen. FJB 31 92% Kroaten, 4% Deutsche, 3% Magyaren, 1% Polen. FJB 32 46% Magyaren, 39% Slowaken, 6% Deutsche, 5% Rumänen, 4% Ruthenen.

K. U. K. BOSNISCH-HERZEGOWINISCHE (FELD-)JÄGERBATAILLONE:

bh. JgB 1 91% Serben und Kroaten, 3% Deutsche, je 2% Tschechen und Polen, je 1% Magyaren und Slowenen. bh. JgB 2 94% Serben und Kroaten, 2% Deutsche, je 1% Tschechen, Magyaren, Polen und Slowenen. bh. JgB 3 89% Serben und Kroaten, 4% Deutsche, 4% Tschechen, 2% Slowenen, 1% Magyaren.

344

Anhang

bh.JgB4 92,5% Serben und Kroaten, je 2,5% Deutsche und Tschechen, 1,5% Magyaren, je 0,5% Polen und Slowenen. bh.JgB 5-8 keine Angaben κ. υ. κ.

GRENZJÄGERBATAILLONE:

GrenzJgB I 49% Deutsche, 29% Slowenen, 15% Tschechen, je 2% Polen und Kroaten, je 1% Magyaren, Ruthenen und Serben. GrenzJgB II 41,5% Deutsche, 41% Polen, 15% Tschechen, 2% Kroaten, 0,5% Magyaren. GrenzJgB III 90,5% Magyaren, 4% Deutsche, 3% Kroaten, 2% Serben, 0,5% Slowenen. GrenzJgB IV 40% Tschechen, 24% Deutsche, 23% Polen, 10% Kroaten, 2% Ruthenen, 1% Magyaren. GrenzJgB V 34% Magyaren, 32% Slowaken, 15% Kroaten, 10% Polen, 9% Serben. GrenzJgB VI keine Angaben κ. υ. κ.

DRAGONERREGIMENTER:

dr ι 58% Tschechen, 37% Deutsche, 3% Polen, je 1% Ruthenen und Rumänen. DR 2 47% Tschechen, 45% Deutsche, 5% Slowenen, 2% Polen, je 0,5% Ruthenen und Kroaten. DR 3 94% Deutsche, 4% Tschechen, 1% Ruthenen, je 0,5% Magyaren und Polen. DR 4 93% Deutsche, 5% Tschechen, je 1% Magyaren und Polen. DR 5 56% Deutsche, 34% Slowaken, 5% Tschechen, je 2% Polen und Italiener, 1% Ruthenen. DR 6 68% Tschechen, 30% Deutsche, je 1% Polen und Ruthenen. DR 7 keine Angaben (Schwadronen als Div.Kav. aufgeteilt) DR 8 65% Tschechen, 26% Deutsche, 6% Ruthenen, 3% Polen. DR 9 34% Ruthenen, 28% Rumänen, 22% Deutsche, 10% Polen, 2% Tschechen, je 1% Magyaren, Serben und Kroaten, Slowaken und Slowenen. DR 10 67% Tschechen, 28% Deutsche, 3% Polen, je 1% Ruthenen und Kroaten. DR 11 66% Tschechen, 30% Deutsche, 2% Polen, je 1% Magyaren und Slowenen. DR 12 42% Tschechen, 35% Deutsche, 21% Polen, je 1% Ruthenen und Rumänen. DR 13 54% Deutsche, 42% Tschechen, 2% Polen, je 1 % Serben und Kroaten und Rumänen. DR 14 49% Deutsche, 49% Tschechen, 2% Ruthenen. DR 15 keine Angaben (Schwadronen als Div.Kav. aufgeteilt)

Anhang

345

κ . υ . κ . HUSARENREGIMENTER:

HR L keine Angaben (Schwadronen als Div.Kav. aufgeteilt) HR 2 79% Magyaren, 10% Rumänen, 9% Deutsche, 2% Serben und Kroaten. HR 3 67% Magyaren, 16% Rumänen, 8% Deutsche, 5% Tschechen, je 2% Serben und Kroaten. HR 4 keine Angaben (Schwadronen als Div.Kav. aufgeteilt) HR 5 86% Magyaren, 8% Slowaken, 4% Deutsche, 1% Rumänen, je 0,5% Polen und Serben. HR 6 90% Magyaren, 4% Slowaken, 3,5% Rumänen, je 1% Deutsche und Kroaten, 0,5% Slowenen. HR 7 94% Magyaren, 4% Deutsche, 2% Slowaken. HR 8 70% Magyaren, 14% Deutsche, 5% Serben, je 3,5% Kroaten und Rumänen, 2% Slowaken, je 1 % Tschechen und Polen. HR 9 82% Magyaren, 8% Slowaken, 6% Deutsche, 3% Kroaten, 1% Tschechen. HR 10 85% Magyaren, 10% Deutsche, 2% Kroaten, je 1% Slowaken, Ruthenen und Rumänen. HR 11 keine Angaben (Schwadronen als Div.Kav. aufgeteilt) HR 12 81,5% Magyaren, 15% Slowaken, 2,5% Deutsche, 1% Ruthenen. HR 13 96% Magyaren, 2% Deutsche, je 1 % Polen und Kroaten. HR 14 83,5% Magyaren, 11,5% Slowaken, je 1% Tschechen, Deutsche, Polen, Ruthenen und Rumänen. HR 15 88% Magyaren, 7% Slowaken, 3% Deutsche, 2% Rumänen. HR 16 79% Magyaren, 17% Rumänen, 3% Deutsche, 1% Kroaten. κ . υ . κ . ULANENREGIMENTER :

UR Ι 65% Polen, 15% Ruthenen, je 10% Deutsche und Tschechen. UR 2 77% Polen, 11% Deutsche, 10% Tschechen, 2% Ruthenen. UR 3 60% Polen, 33% Ruthenen, 3% Deutsche, 4% Tschechen. UR 4 60% Ruthenen, 27% Polen, 5% Deutsche, 4% Magyaren, je 2% Tschechen und Rumänen. UR 5 98% Kroaten, je 0,5% Deutsche, Magyaren, Tschechen und Polen. UR 6 49% Ruthenen, 43% Polen, je 3% Deutsche und Tschechen, je 1% Magyaren und Slowaken. UR 7 59% Ruthenen, 30% Polen, 7% Deutsche, 2% Tschechen, 1% Slowenen, je 0,5% Magyaren und Kroaten.

346

Anhang

UR 8 48% Ruthenen, 22% Polen, 18% Deutsche, 9% Tschechen, 3% Rumänen. UR 11 31% Polen, 28% Ruthenen, 23% Deutsche, 18% Tschechen. UR 12 60% Kroaten, 13% Serben, 13% Polen, 9% Magyaren, 5% Deutsche. UR 13 50% Ruthenen, 24% Polen, 14% Italiener, 6% Tschechen, 5% Deutsche, 1% Rumänen. κ . κ . SCHÜTZENREGIMENTER:

SchR 1 74,5% Deutsche, 15% Tschechen, 9,5% Polen, 1% Ruthenen. SchR 2 90% Deutsche, 4% Tschechen, 4% Polen, je 1% Slowenen und Ruthenen. SchR 3 82% Deutsche, 8% Polen, 5% Slowenen, 3% Tschechen, 2% Ruthenen. SchR 4 keine Angaben SchR 5 61% Italiener, 20% Slowenen, 10% Deutsche, 3% Kroaten, je 2% Tschechen, Polen und Rumänen. SchR 6 71% Deutsche, 24% Tschechen, je 2% Ruthenen und Polen, 1% Kroaten. SchR 7 48% Tschechen, 41% Deutsche, 6% Polen, 5% Ruthenen. SchR 8 71,5% Tschechen, 14,5% Deutsche, 8% Polen, 4% Ruthenen, 2% Slowaken. SchR 9 71,5% Deutsche, 22,5% Tschechen, 4% Polen, 2% Ruthenen. SchR 10 50% Deutsche, 40% Tschechen, je 5% Polen und Ruthenen. SchR 11 55% Tschechen, 38% Deutsche, 6% Polen, 1% Italiener. SchR 12 86% Tschechen, 9% Deutsche, 4% Polen, 1% Ruthenen. SchR 13 50% Deutsche, 41% Tschechen, 9% Polen. SchR 14 83% Tschechen, 14% Deutsche, 2% Polen, 1% Ruthenen. SchR 15 65% Deutsche, 22% Tschechen, 12% Polen, 1% Ruthenen. SchR 16 90% Polen, 5% Deutsche, 3% Tschechen, 2% Ruthenen. SchR 17 77% Polen, 11% Ruthenen, 7% Deutsche, 4% Tschechen, 1% Rumänen. SchR 18 46% Ruthenen, 41% Polen, 9% Deutsche, 4% Tschechen. SchR 19 63% Ruthenen, 33% Polen, 3% Deutsche, 1% Tschechen. SchR 20 57% Ruthenen, 21% Polen, 14% Deutsche, 3% Rumänen, je 2% Tschechen und Kroaten, 1% Magyaren.

Anhang

347

SchR 21 63% Deutsche, 19% Slowenen, 14% Polen, 3% Ruthenen, 1% Tschechen. SchR 22 39% Ruthenen, 27% Rumänen, 22% Deutsche, 9% Polen, 2% Tschechen, 1% Magyaren. SchR 23 36% Kroaten, 20% Tschechen, 15% Deutsche, 11% Serben, je 8% Polen und Ruthenen, 2% Slowenen. SchR 24 76% Deutsche, 17% Tschechen, 5% Polen, je 1% Magyaren und Serben und Kroaten. SchR 25 88% Tschechen, 7% Deutsche, 3% Polen, 1% Ruthenen, 1% Slowenen. SchR 26 61% Slowenen, 31% Deutsche, je 3% Tschechen und Polen, je 1% Ruthenen und Kroaten. SchR 27 keine Angaben SchR 28 57% Tschechen, 21% Deutsche, 11% Polen, 5% Kroaten, 3% Serben, 2% Slowenen, 1% Ruthenen. SchR 29 49% Tschechen, 43% Deutsche, 5% Polen, 3% Ruthenen. SchR 30 77% Tschechen, 16% Deutsche, 6% Polen, 1% Ruthenen. SchR 31 50% Polen, 25% Deutsche, 22% Tschechen, 3% Ruthenen. SchR 32 81% Polen, 8% Deutsche, 6% Tschechen, 5% Ruthenen. SchR 33 62% Ruthenen, 23% Polen, 8% Tschechen, 7% Deutsche. SchR 34 46% Ruthenen, 43% Polen, 9% Deutsche, 2% Tschechen. SchR 35 60% Ruthenen, 23% Polen, 14% Deutsche, 2% Rumänen, 1% Tschechen. SchR 36 71% Ruthenen, 20% Polen, 6% Deutsche, 2% Tschechen, 1% Rumänen. SchR 37 46% Kroaten, 19% Deutsche, 17% Tschechen, 11% Polen, 3% Ruthenen, 2% Slowenen, je 1 % Italiener und Rumänen. κ . κ . KAISERSCHÜTZENREGIMENTER:

KSchR I 75% Deutsche, 9% Polen, 7% Ruthenen, je 3% Tschechen, Slowenen und Italiener. KSchR II 77% Deutsche, 8% Polen, 5% Tschechen, je 4% Ruthenen und Italiener, 2% Slowenen. KSchR III 83% Deutsche, 7% Tschechen, je 3% Italiener und Polen, je 2% Slowenen und Ruthenen. κ . κ . GEBIRGSSCHÜTZENREGIMENTER:

GbSchR 1 63% Deutsche, 27% Slowenen, 4% Polen, 3% Tschechen, je 1% Ruthenen, Kroaten und Italiener. GbSchR 2 88% Slowenen, 7% Deutsche, je 2% Tschechen und Ruthenen, 1% Polen.

348

Anhang

κ . u . HONVED-INFANTERIEREGIMENTER :

HIR 1 78% Magyaren, 15% Rumänen, 4% Deutsche, je 1,5% Kroaten und Serben. HIR 2 keine Angaben HIR 3 69% Magyaren, 23% Ruthenen, 3% Deutsche, je 2% Serben und Slowaken, 1% Kroaten. HIR 4 58% Magyaren, 31% Rumänen, 7% Slowaken, je 2% Deutsche und Serben. HIR 5 keine Angaben HIR 6 61% Magyaren, 15% Deutsche, 12,5% Serben, 5,5% Rumänen, 4% Slowaken, je 1 % Ruthenen und Kroaten. HIR 7 und 8 keine Angaben HIR 9 59% Magyaren, 37% Slowaken, 3% Deutsche, 1% Rumänen. HIR 10 96% Magyaren, 2% Slowaken, je 1 % Deutsche und Ruthenen. HIR 11 76,5% Magyaren, 15% Ruthenen, 4,5% Deutsche, 3% Slowaken, 1% Rumänen. HIR 12 42% Magyaren, 30% Rumänen, 23% Ruthenen, 4% Slowaken, je 0,5% Deutsche und Kroaten. HIR 13 48% Magyaren, 37,5% Slowaken, 14% Deutsche, 0,5% Kroaten. HIR 14 79% Magyaren, 18% Slowaken, 3% Deutsche. HIR 15 70% Slowaken, 24% Magyaren, 5% Deutsche, 1% Serben und Kroaten. HIR 16 55% Magyaren, 22% Slowaken, 12% Rumänen, 8% Deutsche, je 1% Ruthenen, Kroaten und Serben. HIR 17 74% Magyaren, 18% Rumänen, 6% Deutsche, 2% Serben und Kroaten. HIR 18 61% Magyaren, 25% Deutsche, 7% Slowenen, 3% Slowaken, je 2% Serben und Kroaten und Polen. HIR 19 65,5% Magyaren, 12,5% Rumänen, 11% Deutsche, 5% Kroaten, 4% Serben, je 1% Slowaken und Italiener. HIR 20 71% Magyaren, 12% Rumänen, 10% Kroaten, 4% Deutsche, 3% Slowaken. HIR 21 54% Magyaren, 42% Rumänen, 3% Deutsche, 1% Slowaken. HIR 22 53% Rumänen, 42% Magyaren, 3% Slowaken, 2% Deutsche. HIR 23 58% Rumänen, 33% Magyaren, 5% Deutsche, 4% Slowaken. HIR 24 51% Magyaren, 38% Rumänen, 7% Deutsche : 3% Ruthenen, 1% Serben. HIR 25 89% Kroaten, 9% Serben, 1,5% Slowaken, 0,5% Deutsche.

Anhang

349

HIR 26 65% Kroaten, 33% Serben, je 1% Slowaken und Magyaren. HIR 27 74% Kroaten, 21 % Serben, 2% Magyaren, je 1 % Deutsche, Slowaken und Polen. HIR 28 64% Kroaten, 26% Serben, 5% Deutsche, 3% Magyaren, 2% Slowaken. HIR 29 73% Magyaren, 23% Rumänen, 2% Serben und Kroaten, je 1% Deutsche und Slowaken. HIR 30 65% Magyaren, 16% Rumänen, 9% Deutsche, 4% Serben, 3% Kroaten, je 1% Slowaken, Polen und Slowenen. HIR 31 74% Magyaren, 15% Rumänen, 7% Slowaken, 3% Deutsche, 1% Serben und Kroaten. HIR 32 49% Rumänen, 42% Magyaren, 5% Deutsche, 4% Slowaken. HIR 33 75% Kroaten, 24% Serben, je 0,5% Deutsche und Magyaren. HIR 34 65% Magyaren, 14% Slowaken, 13% Deutsche, je 3% Kroaten und Rumänen, je 1% Serben und Slowenen. HIR 300 56% Magyaren, 17% Rumänen, 14% Deutsche, 9% Slowaken, 4% Serben und Kroaten. HIR 301 48% Magyaren, 16% Deutsche, 14% Serben, 12% Rumänen, 9% Slowaken, 1% Kroaten. HIR 302 51% Magyaren, 23% Deutsche, 19% Rumänen, 5% Serben, 2% Slowaken. HIR 305 50% Magyaren, 19% Rumänen, 14% Deutsche, 11% Slowaken, je 3% Kroaten und Serben. HIR 306 55% Magyaren, 35% Rumänen, 8% Deutsche, je 1% Slowaken und Serben. HIR 307 54% Magyaren, 15% Rumänen, 14% Slowaken, 13% Deutsche, 3% Serben, 1% Kroaten. HIR 308 62% Magyaren, 29% Rumänen, 5% Slowaken, 2% Deutsche, je 1% Serben und Kroaten und Serben. HIR 309 53% Magyaren, 35% Rumänen, 7% Deutsche, 3% Slowaken, 2% Serben. HIR 310 57% Magyaren, 37% Rumänen, 4% Deutsche, 2% Serben. HIR 313 51,5% Magyaren, 17% Rumänen, 13% Slowaken, 8,5% Ruthenen, 6% Deutsche, 3% Serben, 1% Kroaten. HIR 314 37% Magyaren, 35% Slowaken, 12% Rumänen, 11% Deutsche, 5% Serben. HIR 315 47% Magyaren, 31% Slowaken, 14% Rumänen, 5% Deutsche, 2% Serben, 1% Ruthenen. Κ. K. REITENDE SCHÜTZENREGIMENTER:

reit. SchR 1 keine Angaben (Schwadronen als Div.Kav. aufgeteilt) reit. SchR 2 48% Tschechen, 44% Deutsche, 5% Polen, 2% Italiener, 1% Ruthenen.

350

Anhang

reit. SchR 3 keine Angaben (Schwadronen als Div.Kav. aufgeteilt) reit. SchR 4 46% Polen, 23% Deutsche, 21% Tschechen, 9% Ruthenen, 1% Italiener. reit. SchR 5 56% Deutsche, 28% Tschechen, 12% Polen, 2% Italiener, je 1% Ruthenen und Slowenen. reit. SchR 6 58% Tschechen, 31% Deutsche, 8% Polen, 3% Italiener. κ . u . HONVED-HUSARENREGIMENTER :

HHR 1 92% Magyaren, je 2% Deutsche, Slowaken, Serben und Kroaten und Rumänen. HHR 2 84% Magyaren, 7% Slowaken, 6% Rumänen, 3% Slowenen. HHR 3 75% Magyaren, 12% Rumänen, 8% Deutsche, 3% Serben, 2% Slowaken. HHR 4 88% Magyaren, 6% Ruthenen, 3% Deutsche, 2% Polen, je 0,5% Tschechen und Kroaten. HHR 5 77% Magyaren, 16% Slowaken, 5% Deutsche, 2% Rumänen. HHR 6 90% Magyaren, je 4% Deutsche und Slowaken, je 1% Kroaten und Rumänen. HHR 7 90% Magyaren, 9% Slowaken, 1% Kroaten. HHR 8 80% Magyaren, 7% Deutsche, 4% Rumänen, je 3% Slowenen und Kroaten, 2% Serben, 1% Italiener. HHR 9 78% Magyaren, 14% Rumänen, 6% Deutsche, je 1% Slowaken und Serben. HHR 10 keine Angaben (Schwadronen als Div.Kav. aufgeteilt) κ . κ . LANDSTURM-INFANTERIEREGIMENTER:

Lst. IR Ι 74% Deutsche, 14% Tschechen, 8% Polen, 3% Ruthenen, 1% Kroaten. Lst. IR 2 54% Deutsche, 17% Tschechen, 14% Ruthenen, 13% Polen, je 1% Slowenen und Serben und Kroaten. Lst. IR 6 59% Deutsche, 32% Tschechen, 5% Polen, 3% Ruthenen, 1% Slowenen. Lst. IR 9 39% Deutsche, 21% Tschechen, 20% Italiener, 6% Polen, 5,5% Ruthenen, 4,5% Kroaten, 3,5% Slowenen, 0,5% Serben. Lst. IR 11 54% Tschechen, 28% Deutsche, 10% Polen, 6% Ruthenen, je 1% Slowenen und Kroaten. Lst. IR 13 47% Tschechen, 43% Deutsche, 10% Polen. Lst. IR 22 50% Ruthenen, 23% Polen, 12% Deutsche, 12% Rumänen, 2% Magyaren, 1% Tschechen. Lst. IR 25 69% Tschechen, 19% Deutsche, 11% Polen, 1% Ruthenen.

Anhang

351

Lst. IR 27 51% Slowenen, 25% Deutsche, 6% Tschechen, 7% Polen, 5% Ruthenen, je 2% Kroaten, Rumänen und Italiener. Lst. IR 31 38% Polen, 32% Deutsche, 22,5% Tschechen, 4,5% Ruthenen, 3% Slowenen. Lst. IR 32 82% Polen, je 6,5% Tschechen und Ruthenen, 4% Deutsche, 1% Rumänen. Lst. IR 51 keine Angaben Lst. IR 409 39% Tschechen, 27% Deutsche, 20% Polen, 7% Ruthenen, 3,5% Magyaren, 2% Italiener, 1% Slowenen, 0,5% Serben und Kroaten. κ . κ . LANDSTURM-INFANTERIEBATAILLONE

(Auszug):

Lst. IB 1123 52% Kroaten, 17% Polen, 13% Ruthenen, 9% Tschechen, 7% Deutsche, 1% Rumänen. Lst. IB 77/23 55% Kroaten, 17% Polen, 10% Deutsche, 8% Tschechen, 6% Ruthenen, 1,5% Magyaren, je 1% Rumänen und Slowenen, 0,5% Italiener. Lst. IB 24 52,5% Deutsche, 42,5% Tschechen, 4% Polen, 1% Ruthenen. Lst. IB 153 51 % Deutsche, 31 % Slowenen, je 5 % Polen und Italiener, 3 % Ruthenen, je 2 % Magyaren und Tschechen, 1% Rumänen. κ . u . LANDSTURM-INFANTERIEREGIMENTER:

Lst. IR 1 78% Magyaren, 9% Slowaken, 5,5% Deutsche, 3,5% Rumänen, 2% Polen, je 1% Tschechen und Serben und Kroaten. Lst. IR 3 60% Magyaren, 24% Rumänen, 6% Slowaken, 4% Ruthenen, 3% Deutsche, je 1,5% Kroaten und Serben. Lst. IR 5 50% Magyaren, 31% Rumänen, 9% Slowenen, 6% Deutsche, 2% Kroaten, je 1% Ruthenen und Serben. Lst. IR 6 62% Magyaren, 14% Rumänen, 11% Slowaken, 7% Deutsche, 4% Serben, 2% Kroaten. Lst. IR 17 79% Magyaren, 15% Deutsche, je 2% Slowaken und Slowenen, je 1% Kroaten und Rumänen. Lst. IR 19 54% Magyaren, 18% Deutsche, 13% Rumänen, 9% Serben und Kroaten, 6% Slowaken. Lst. IR 20 55% Magyaren, 25% Rumänen, 9% Slowaken, je 5% Deutsche und Kroaten, 1% Serben. Lst. IR 29 90% Magyaren, 6% Deutsche, 2% Kroaten, je 1% Slowaken und Ruthenen. κ . u . LANDSTURM-HUSARENREGIMENTER:

Lst. HR ι 81% Magyaren, 9% Deutsche, 4% Slowaken, 3% Kroaten, 2% Serben, 1% Rumänen. Lst. HR 4,7,11 und 12 keine Angaben

352

Anhang

Die Farbentabellen vom Mail918weisen überdies noch Angaben über die nationale Zusammensetzung folgender Truppenkörper aus: k. u. k. Kombiniertes Orient-Korps: IV/103, Vl/bh. 1, Vl/bh. 2, VIII/bh. 3 k. u. k. bh. Infanteriebataillone (selbständige Bataillone): VIII/1, VII/2, IX/2, VI/3, VI/4, VIII/4, III/7 k. u. k. Hochgebirgskompanien 12 — 32 k. u. k. Bergführerkompanien 1 — 13 k. u. k. Italienerbataillone SW 1 — 5 k. k. Italienerbataillone SW 6 — 8 k. u. k. Radfahrbataillone 1 und 2 k. u. Honved-Radfahrbataillon selbständige Bataillone von k. k. SchR: II/5, 111/22, IV/23 k. k. Kaiserschützen-Bataillon II/II k. u. HonvM-Infanteriebataillone: 1/311, 1/316 Russisches Bataillon k. k. Landsturm-Infanteriebataillone (selbständige Bataillone): IV/2, V/9, IV/16, V/33, I, II V, VI, VII/37, IV/39 k. k. Landsturm-Infanteriebataillone 10—174 (38 Bataillone) k. k. Tiroler Landsturm-Infanteriebataillone I—V k. u. Landsturm-Infanteriebataillone (selbständige Bataillone): IV/1, VI/3, IV/4, V/4, VI/4, 1/5, VI/8, VII/8, 1/9, IV/19, VII/19, IV/23, V/26, III/29, 1/30, 1/31, 11/32 Streifregiment „ S " und dessen I. Bataillon bh. Gendarmerie-Bataillon Gendarmerie-Bataillon „ S " Kärntner Freiwilliges Schützenregiment Oberösterreichisches Schützenbataillon Freiwilliges Schützenbataillon Marburg IV Freiwilliges Schützenbataillon Laibach VI Freiwilliges Schützenbataillon Triest VII Salzburger Freiwilliges Schützenbataillon Steirisches Schützenbataillon Ukrainische Legion Reitendes Tiroler Kaiserschützen-Halbregiment κ. υ. κ.

KRIEGSMARINE:

Quelle: Hugo SOKOL, Österreich-Ungarns Seekrieg 1914-1918. Zürich/Leipzig/Wien 1933.692. 34,1% Kroaten, Slowenen und Serben, 20,4% Magyaren, 16,3% Deutsche, 14,4% Italiener, 11% Tschechen und Slowaken, 3,8% Polen, Ruthenen und Rumänen.

Anhang 2. Nationalität

und Ergänzungszuständigkeit bataillone

353 der Ständigen

Assistenz-

Quelle: MKSM, ad Nr. 6.427 ex 1918, 21. IX. 1918 - KA, MKSM v. 1918, 6 9 - 4 / 2 1 - 5 . Die Quelle weist zumeist nur die für die Einheit dominanten Nationalitäten aus. Dislozierung in 3

vom Ersatzbataillon

nationale Zusammensetzung

ergänzungszuständig nach

Böhmen

IR 2

50% 30% 82% 83% 90% 87%

Magyaren, Rumänen Deutsche Magyaren Magyaren Deutsche

Brassö

82% 85% 90% 75% 10%

Theresienstadt Nagvkanizsa Szolnok Eger (Böhmen) Jaroslau Deutsche Komotau Deutsche Graz Serben und Kroaten Banjaluka Deutsche, Trient Polen

72% 20% 8% 92% 5% 40% 26% 24% 8% 85% 8% 58% 35% 86% 10% 75% 15% 82% 8% 70% 22% 72% 20% 8% 65% 22% 10%

Deutsche, Tschechen, Polen Deutsche, Tschechen Rumänen, Ruthenen, Deutsche, Polen Magyaren, Rumänen Deutsche, Tschechen Magyaren, Rumänen Deutsche, Tschechen Deutsche, Polen Deutsche, Tschechen Deutsche, Tschechen, Polen Deutsche, Tschechen, Polen

Troppau

52% 40% 88% 59% 23%

Magyaren, Deutsche Kroaten Magyaren, Slowaken,

IR 42 IR 48 IR 68 IR 73 IR 90 IR 92 FJB 9 bh. IR 2 KSchR I Galizien

IR 1

IR 14 IR 41

IR 46 IR 93 IR 101 SchR 1 SchR 3 SchR 6 SchR 9

SchR 15

Kroatien-Slawonien

IR 26 IR 53 IR 65



Linz Czernowitz

Szeged Mährisch Schönberg Bekescsaba Wien Graz Eger (Böhmen) Leitmeritz

Troppau

Esztergom Zagreb Munkäcs

354 Dislozierung in

Anhang vom Ersatzbataillon IR 91 IR 96 KSchR I HIR 5 HIR 25

Mähren und Schlesien

IR 27 IR 47 IR 49 IR 76 IR 84 bh. JgB 1

Nieder- und Oberösterreich, Steiermark

IR 60 IR 91 bh. IR 3 TKJR 3 bh. JgB 2

Ungarn

IR 19 IR 23

IR 32 IR 34 IR 38

IR 82 bh. IR 4 HIR 9 HIR 13

HIR 21 HIR 23 HIR 29

nationale Zusammensetzung 10% 52% 45% 87% 75% 10%

Ruthenen Deutsche, Tschechen Kroaten Deutsche Polen



88% Kroaten, 10% Serben

ergänzungszuständig nach Budweis Karlovac Trient Szeged Zagreb

75% 72% 20% 94% 46% 40% 75% 20% 90%

Deutsche Deutsche, Slowenen Deutsche Deutsche, Magyaren Deutsche, Italiener Serben und Kroaten

88% 52% 45% 96% 85% 94%

Eger (Ungarn) Magyaren Deutsche, Budweis Tschechen Serben und Kroaten Tuzla Trient Deutsche Serben und Kroaten

88% 8% 44% 35% 15% 76% 15% 94% 74% 10% 8% 78% 12% 53% 40%

Györ Magyaren, Tschechen Zombor Magyaren, Deutsche, Serben und Kroaten Budapest Magyaren, Tschechen Kassa Magyaren Kecskemet Magyaren, Rumänen, Tschechen Sz£kelyudvarhely Magyaren, Rumänen Mostar Serben, Kroaten Kassa Pozsony Magyaren, Slowaken, Deutsche Kolozsvär Magyaren, Rumänen Nagyszeben Budapest Magyaren, Rumänen



47% 35% 15% 54% 44% —

73% 20%

Graz Marburg/Drau St. Pölten Sopron Wien Banjaluka

Anhang 3. Bei den Ersatzkörpern Anzahl

der Kompanien

355

verwendungsfähige Assistenzkompanien Wochen Ausbildung in sämtlichen

Militärkommandobereichen

mit

1918

Quelle: KA, KM Abt. 5 v. 1918, 1 - 1 0 bis 1-10/58. Datum am

verwendungseventuell zu verwendende fähige Assistenzkompanien

5. II. 15. II. 25. II. 4. III. 11. III. 18. III. l.IV. 8. IV. 15. IV. 22. IV. 29. IV. 6. V. 13. V. 27. V. 3. VI. 10. VI. 17. VI. 24. VI. 1. VII. 15. VII. 22. VII.

303% 389 521 458 439 % 268 344% 417 483% 486% 775 690% 9251/4 894% 791 % 671% 351 y4 301 114%

122 so y2

46 48% 58 56% 491/4 40% 51 51 481/2 43i/2 501/4 47i/4 40 34% 42% 43 46 41 y2 4oy4 30i/2 231/4

29. VII. 5. VIII. 12. VIII. 19. VIII. 26. VIII. 2. IX. 9. IX. 16. IX. 23. IX. 30. IX. 7. X. 14.X. 21.X. 28. X.

103% 152y2 75 741/4 113% 145% 88 103i/2 1061/2 116 109 1161% 115% 1221/4

23% 251/4 28% 271/4 34% 29 36% 36% 29% 25% 301/4 23% 26 28%

sieben

Anmerkung

ohne XXXVII. Marschformationen

inklusive XL. Marschformationen

XLII. Marschformationen nicht Inbegriffen

356

Anhang

4. Verlegung von Ersatzköpern

im Frühjahr und Sommer 1918

Quelle: Dislokationsübersicht aller Formationen des k. u. k. Heeres, der k. k. Landwehr, der k. u. Honvöd, des k. k. u n d k . u. Landsturmes und der Gendarmerien im Hinterland. Wien 1918. Stand Juli 1918. nach Böhmen Ersatzkompanie FJB 9 von Feldbach nach Reichenberg; „ FJB 22 von Pilsenetz nach Reichenberg; nach

Bosnien-Herzegowina-Dalmatien

Ersatzbataillon

KSchR III von Schärding nach Doboj;

nach Galizien und in die Bukowina Ersatzbataillon „ „ „ „ „ „ „ „ „ „

IR 15 von Mährisch Ostrau nach Lemberg; IR 24 von Freudenthal nach Kolomea; IR 41 von Lemberg nach Czernowitz; SchR 15 von Troppau nach Krakau; SchR 17 von Krakau nach Rzeszöw; SchR 18 von Krakau nach Przemysl; SchR 19 von Mährisch Trübau nach Lemberg; SchR 20 von Wadowice nach Stanislau; SchR 22 von Mistek nach Czernowitz; SchR 34 von Krakau nach Jaroslau; SchR 36 von Mährisch Weißkirchen nach Kolomea;

nach Mähren und Schlesien Ersatzbataillon SchR 16 von Neutitschein nach Troppau; Ersatzschwadron reit. SchR 1 von Fulnek nach Proßnitz; reit. SchR 4 vonProßnitz nach Olmütz; in die österreichischen Alpenländer Ersatzbataillon „ „ „ „ „ „ „ „ „ Ersatzkompanie „ „ Ersatzschwadron

IR 7 von Hartberg nach Klagenfurt; IR 35 von Szekesfehervär nach Hermagor; IR 98 von Kaposvär nach Radkersburg; IR 102 von Bekescsaba nach Hartberg; SchR 3 von Feldbach nach Graz; SchR 10 von Wattens nach Schwaz; SchR 37 von Doboj nach Schärding; GbSchR 1 von Leoben nach Klagenfurt; GbSchR 2 von Admont nach Enns; KSchR II von Steyr nach Laibach; bh. JgB 2 von Nemetboly nach Judenburg; bh. JgB 3 von Villäny nach Leoben; bh. JgB 4 von Beremend nach Knittelfeld; reit. SchR 5 von Krems nach Stockerau;

nach Ungarn Ersatzbataillon „ „ „ „

IR IR IR IR IR

5 von Kisszeben nach Szatmir-Nemeti; 22 von Mostar nach Gyulafeh6rvär; 37 von Belgrad nach Nagy-Värad; 44 von Reichenberg nach Kaposvär; 46 von Gyulafehirvär nach Bek6scsaba;

Anhang „ „ „ „ „ „ „ Ersatzkompanie „ Ersatzschwadron „ Ersatzbataillon „ „ Ersatzschwadron

IR 48 von Pilsen nach Nagykanizsa; IR 50 von Palanka nach Hodmezö väsärhely; IR 65 von Szatmär-Nemeti nach Munkäcs; IR 66 von Eperjes nach Ungvär; IR 67 von Ungvär nach Eperjes; IR 71 von Kragujevac nach Besztercze; IR 97 von Radkersburg nach Sz6kesfehervär; FJB 19 von Uiice nach Komärom; bh. JgB 6 von Harkäny nach Nimetböly; H R 2 von Földes nach Medgyes; UR 12 von Sabac nach Tolna; H I R 21 von Szentes nach Kolozsvär; H I R 22 von Erzsebetväros nach Maros-Väsärhely; H I R 30 von Budapest nach Kecskem£t; H H R 9 von Medgyes nach Maros-Väsärhely;

in das besetzte Gebiet von Venetien

Ersatzbataillon IR 17 von Judenburg nach Villa Santina bei Tolmezzo; „ IR 40 von Sambor nach Palmanova; Ersatzkompanie FJB 7 von Murau nach Dogna.

357

ABKÜRZUNGS VERZEICHNIS Die Form der Abkürzungen entspricht im wesentlichen der in den zitierten Quellen und hatte sinngemäß auch im Text, soweit verwendet, nach Möglichkeit den Quellen zu folgen. Dementsprechend wurden auch übliche Differenzierungen, wie sie vor allem in Zusammensetzungen vorkamen — ζ. Β. Κ und Kmdo —, berücksichtigt. Α-, A. Armee A-, Art. Artillerie Abt., Abtlg. Abteilung a.D. außer Dienst Adm. z. Ah. Disp. Admiral zur Allerhöchsten Disposition A.d.V. Anmerkung des Verfassers AG Armeegruppe AGK Armeegruppenkommando AH Arhiv Hrvatske (Zagreb) Allerhöchst Ah. Armee im Felde A.i.F. AK Armeekommando alinea (=Zeilenabsatz) al. Armeeoberkommando AOK Apostolisch Ap. Art. ErsGruppe Artillerieersatzgruppe Assistenz Ass. Assistenzbataillon AssBaon AssKmdo Assistenzkommando Assistenzkompanie AssKomp. Aud. Auditor AÜD KSC Archiv Üstavu Dejin Komunistickd strany Ceskoslovenska (Praha) Auflage Aufl. Allgemeines VerwaltungsAVA archiv (Wien)

-B, Baon BÄK Bez. Hptm. Bgm. BH bh. BHD Br. Brig. BrigKmdo Btt.

Bataillon Bezirksartilleriekommando Bezirkshauptmann Bürgermeister Bezirkshauptmannschaft bosnisch-herzegowinisch Bosnien-HerzegowinaDalmatien Bronzen Brigade Brigadekommando Batterie

Ch.d.EW Ch.d. G. chiffr.

Chef des Ersatzwesens Chef des Generalstabs chiffriert

-D, Div. D-, Drag. DAG

Division Dragoner Divisionsausbildungsgruppe Drzavni arhiv Sarajevo Donau-DampfschiffahrtsGesellschaft Depesche des Generalstabs Disposition Distriktskommando Divisionsgericht

DAS DDSG Dep. d. G. Disp. Dist. Kmdo Div. Ger.

359

Abkürzungsverzeichnis DOHL DR DR.

Deutsche Oberste Heeresleitung Dragonerregiment Dienstreglement

Eh. EKO

Erzherzog Orden der Eisernen Krone ein. (ung.) PräsidialEM Eisenbahnministerium ErsBaon Ersatzbataillon ErsBaonKmdo Ersatzbataillonskommando ErsBatt. Ersatzbatterie ErsKomp. Ersatzkompanie ErsSchw. Ersatzschwadron erw. erweiterte EtBaon Etappenbataillon EtGrKmdo Etappengruppenkommando EtStatKmdo Etappenstationskommando Evb. Evidenzbüro EW Ersatzwesen Ew. D, Ew. Div. Edelweiß-Division Exh.Nr. Exhibiten-Nummer FABrig. FAR FASt

GDO Gem. FinMin. Gen. Genlnsp. GenKmdo GFM GG GLt. GM GO GrKmdo Gstb. GW h H-, Honv. H-, Hus. Halbrgt. HAZ HbHbBtt. HF HFAR

f.d.ges.bew. Macht Feldw. FEW FG FHR Fhr. FJB FKnBtt. FKR fl. FM FML FregKpt. FregLt. Frh. FsAR FZM

Feldartilleriebrigade Feldartillerieregiment FeindespropagandaAbwehrstelle für die gesamte bewaffnete Macht Feldwebel Feldeisenbahnwesen Feuergewehr Feldhaubitzregiment Fähnrich Feldjägerbataillon Feldkanonenbatterie Feldkanonenregiment Gulden Feldmarschall Feldmarschalleutnant Fregattenkapitän Fregattenleutnant Freiherr Festungsartillerieregiment Feldzeugmeister

HFK HG HGK HHR HIBrig. HIBrigKmdo

GA GbAR GbKnBtt. GbSchR Gdl GdK

Gesetzesartikel Gebirgsartillerieregiment Gebirgskanonenbatterie Gebirgsschützenregiment General der Infanterie General der Kavallerie

I-, Inf. IB IBrig. IBrigKmdo

HID HIDKmdo HIL HIR HHStA HKD HM HMer HMG Hptm. HR

ID

Gesamtdetailofifizier Gemeinsames Finanzministerium General Generalinspektor Generalkommando Generalfeldmarschall Generalgouvernement Generalleutnant Generalmajor Generaloberst Gruppenkommando Generalstab Granatwerfer Heller Honvid Husaren Halbregiment Historijski arhiv Zadar HaubitzHaubitzbatterie Heeresfront Honv6d-Feldartillerieregiment Heeresfrontkommando Heeresgruppe Heeresgruppenkommando Honved-Husarenregiment Honv6d-Infanteriebrigade Honvid-Infanteriebrigadekommando Honvid-Infanteriedi vision Honved-Infanteriedivisionskommando Hadtörtineti intezet leveltära (Budapest) Honvid-Infanterieregiment Haus-, Hof- und Staatsarchiv (Wien) Honved-Kavalleriedivision Honvid-Ministerium Honved-Minister Handmaschinengewehr Hauptmann Husarenregiment Infanterie Infanteriebataillon Infanteriebrigade Infanteriebrigadekommando Infanteriedivision

360

IDKmdo

Abkürzungsverzeichnis Lfa LRR LSchKpt. LSchLt. Lst. Lst.Arb.Komp.

Insp. Gen. IR

Infanteriedivisionskommando in der Reserve Infanteriegeschütz im Generalstab Innenminister Infanterie-Maschinengewehr-Instruktionskurs Infanterie-Maschinengewehrkompanie Inspizierender General Infanterieregiment

JgB

Jägerbataillon

LVMer

i. d.Res. IG i. G. IMer IMGIK IMGKomp.

Κ Κ-, K. K-, Kav. -Κ, Kmdo KA KabA KAdm. KBrig. KD Kgf. KHK KJKK KKpt. KLG KM Kmd. Gen. KMer KMGIK

Krone Korps Kavallerie Kommando Kriegsarchiv (Wien) Kabinettsarchiv Kontreadmiral Kavalleriebrigade Kavalleriedivision Kriegsgefangene Kriegshafenkommando KaiserjägerKorpskommando Korvettenkapitän Kriegsleistungsgesetz Kriegsministerium Kommandierender General Kriegsminister Kavallerie-Maschinengewehr-Instruktionskurs Komp. Kompanie Korp. Korporal KPAG Kriegs-Produkten-Aktiengesellschaft KPQu Kriegspressequartier kr Kreuzer (Währung) KrflKmdo Kreuzerflottillenkommando KSchKaiserschützenKSchKmdoDS Küstenschutzkommando Dalmatien Süd KÜA Kriegsüberwachungsamt KÜK Kriegsüberwachungskommission Ldw. Landwehr Ldw.Gr. Landwehrgruppe Ldw.StatKmdo Landwehr-Stationskommando

Lst. Bez. Kmdo Lt. LV LVM

LWG

Luftabwehr Landesregierungsrat Linienschiifskapitän Linienschiffsleutnant Landsturm Landsturm-Arbeiterkompanie Landsturm-Bezirkskommando Leutnant Landesverteidigung Landesverteidigungsministerium Landesverteidigungsminister Landwehrgesetz

MA Ma. MaKomp. Mdl MfLV

Marinearchiv Matrikel Marschkompanie Ministerium des Innern Ministerium für Landesverteidigung MG Maschinengewehr MGG Militärgeneralgouvernement MGKomp. Maschinengewehrkompanie MilKmdo (-den) Militärkommando (-den) MilKmdt Militärkommandant MilStatKmdo Militärstationskommando Minister d.i. Minister des Innern Major Mjr. M K im K M Ministerialkommission im Kriegsministerium MKSM Militärkanzlei Seiner Majestät MOL Magyar Orszägos Levέltär (Budapest) Ministerpräsident MP MRP Ministerratsprotokolle MS Marinesektion Militärstrafgesetz MStG MStPO Militärstrafprozeßordnung Militärverdienstkreuz MVK Militärverdienstmedaille MVM Minenwerfer MW Na-, Na. NaAbt. NaOffz. NaSt. nm. NÖB

NachrichtenNachrichtenabteilung Nachrichtenoffizier Nachrichtenstelle nachmittags Neue österreichische Biographie

Abkürzungsverzeichnis NÖLA NV Oblt. Obst. Obstlt. o.D. ÖG ÖMZ ÖOH Op.Abt. ö. StGG ÖU1K Ρ PA PI

Niederösterreichisches Landesarchiv (Wien) Narodno vijece Oberleutnant Oberst Oberstleutnant ohne Datum österreichisches Gesetz österreichische Militärische Zeitschrift österreichische Osthefte Operationsabteilung österreichisches Staatsgrundgesetz Österreich-Ungarns letzter Krieg

PK PolPolDion Präs. Prot.

Prozeßakten Politisches Archiv Pärttörtineti intizet (Budapest) Präsidialkanzlei Polizei Polizeidirektion PräsidialProtokoll

Qu.Abt. Qual.

Quartiermeisterabteilung Qualifikation

-R, Rgt. Res. RGBl. RRAbg. Rttm.

Regiment Reservat, Reserve Reichsgesetzblatt Reichsratsabgeordneter Rittmeister

sbkr. SchSchD SchR SchW

serbokroatisch SchützenSchützendivision Schützenregiment Scheinwerfer

SeebezKmdo sMG S.M.S. StadtRmdo StadtKmdt StatKmdo StatKmdt Statth.Präs. StB stmk. Stv. SÜA

Tb. Tel.-Dep. Telegr. TKJR TKSchR

361

Seebezirkskommando schweres Maschinengewehr Seiner Majestät Schiff Stadtkommando Stadtkommandant Stationskommando Stationskommandant Statthaltereipräsidium Sturmbataillon steiermärkisch Stellvertreter, Stellvertretender Stätni Ustredni Archiv (Praha) Torpedoboot Telephondepesche Telegramm Tiroler Kaiserjägerregiment Tiroler Kaiserschützenregiment

TM Tapferkeitsmedaille U-, U1 UOZV

vm.

Ulanen Odjel za unutarnje poslove Zemaljske vlade Ulanenregiment Vizeadmiral Verteidigungsbezirkskommando Vojensky Historicky Archiv (Praha) vormittags

WG

Wehrgesetz

Zgsf. ZI. ZTL

Zugsführer Zahl Zentraltransportleitung

UR VAdm. VBK VHA

QUELLEN- UND LITERATURVERZEICHNIS 1. Archivalische

Quellen

Α MAGYAR SZOCIALISTA MUNKÄSPÄRT KÖZPONTI BIZOTTSÄGÄNAK PÄRTÖRTfiNETI INTßZETE (Parteigeschichtliches Institut des Zentralkomitees der Ungarischen Sozialistischen Arbeiterpartei) Budapest [PI] Budapesti Büntetötörvenyszek 1919 (Strafgerichtshof Budapest 1919): Tisza-Prozeß, 23 Bände. Fonds 721, l/83.ö.e., II Bände: Fotärgyaläs Dr. Hamburger Jenö nepfelkelö föorvos es Sneif Jözsef ügyeben (Hauptverhandlung in der causa Dr. Hamburger Jenö, LandsturmOberarzt, und Sneff Jözsef). Röpiratgyiijtem£ny 1918—1919(Flugschriftsammlung 1918-1919), Fond II: Die Flugzettel der ungarischen bürgerlichen Oktoberrevolution. SZANTÖ, Bela, Umriß der Geschichte der ungarischen proletarischen Revolution im Jahre 1919. Moskau. (Maschinschriftliches Manuskript). ARCHIV tJSTAVU D f i j I N KOMUNISTICKfi STRANY CESKOSLOVENSKA (Archiv des Instituts für die Geschichte der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei) Praha [AÜD KSC] NITKA, Tom, Vzpoura nämofnikü Ν Boce Kotorske (Die Revolte der Matrosen im Golf von Kotor) — unveröffentlichte Erinnerungen. ARCHfV VOJENSKfiHO HISTORICKßHO ÜSTAVU (Archiv des militärhistorischen Instituts) Praha [VHA] 8. Korpskommando (Prag): Präsidialmaterien 1918. 9. Korpskommando (Leitmeritz): Präsidialmaterien 1918. ARHIV HRVATSKE (Archiv Kroatiens) Zagreb [AH] Narodno vijece SHS 1918 (Nationalrat der Slowenen, Kroaten und Serben 1918) [NV]. OstavStina Ciceric (Nachlaß Csicserics). Stampata (Druckschriften) 1918. Dnevnik (Tagebuch) Stephan Freiherr von Sarkotic. BUNDESARCHIV/MILITÄRARCHIV Freiburg im Breisgau [BA/MA] Nachlaß August von CRAMON. Nachlaß Hermann MERTZ von Quirnheim. Reichs-Marine-Amt, Korrespondenz mit Marine-Attach6 in Wien, IX. 9.3.12. Band 8, Aprli 1917 - Mai 1919.

Quellen- und Literaturverzeichnis

363

H A D T Ö R T ß N E T I INTfiZET LEVfiLTÄRA (Archiv des Instituts für Militärgeschichte) Budapest [HIL] M.kir. Honvedelmi miniszterium (k. u. Honved-Ministerium) [HM]. M.kir. honved föparancsnoksäg 1918 (k. u. Hom^d-Oberkommando 1918) [HOK], l.Viläghäborii 1 9 1 4 - 1 9 1 8 ( 1 . Weltkrieg 1914-1918), Divisionsakten (38., 39. und 51. HID). 1. Viläghäborü 1914-1918, Hadfelügyeleti bizottsäg, iratai (1. Weltkrieg 1914-1918, Kriegsüberwachungskommission, Schriften). HEYSSLER, Erich, unveröffentlichte Erinnerungen (Privatbesitz der Familie Heyssler). HISTORIJSKI ARHIV Zadar [ΗΑΖ] k. k. Statthalterei Zara 1915—1918. HOPPE, Viktor General a. D., unveröffentlichte Memoiren (Privatbesitz). LIECHTENSTEIN, Nachlaß (Privatbesitz): Brief Heyssler an Liechtenstein. MAGYAR ORSZÄGOS LEVfiLTÄR (Ungarisches Staatsarchiv) Budapest [MOL] Belügyminiszterium, elnöki iratok 1918 (Innenministerium, Präsidialschriften 1918). Miniszterelnöki iratok 1918 (Schriften des Ministerpräsidenten 1918). ÖSTERREICHISCHES STAATSARCHIV - ALLGEMEINES VERWALTUNGSARCHIV Wien [AVA] k. k. Ministerium des Innern [Mdl]: Präsidialabteilung 1917. Präsidialabteilung 1918: 19 (Militärangelegenheiten), 22 (genere, Böhmen-Mähren, Bukowina, Dalmatien, Galizien, Kärnten, Krain, Küstenland, Niederösterreich [ N ö ] , Oberösterreich-Salzburg, Schlesien, Steiermark, Tirol). Protokolle des österreichischen Ministerrates 1918 [MRP], ÖSTERREICHISCHES STAATSARCHIV - HAUS-, HOF- U N D STAATSARCHIV Wien [HHStA] Politisches Archiv [PA], rot 1056: Krieg 70, Rußland XI. ÖSTERREICHISCHES STAATSARCHIV - KRIEGSARCHIV Wien [KA] k. u. k. Armeeoberkommando 1918 [AOK]: Feindespropaganda-Abwehrstelle [FASt], Operationsabteilung [Op.Abt.]. Quartiermeisterabteilung [Qu.Abt.]. k. u. k. Chef des Ersatzwesens 1918 [Ch. d. EW]: Abteilung 49. Gerichtsakten: Divisionsgericht Budapest. Divisionsgericht Graz. Kommission zur Erhebung militärischer Pflichtverletzungen: Β 98/20: FML G6za Baron Lukachich. k. u. k. Kriegsministerium [KM]: Abteilung 10 von 1915. Abteilungen 5 und 10 von 1917. Präsidialabteilung, Abteilungen 2, 4, 4/G, 4/GA, 5, 7, 10, 10/Kgf., 10/KW, 11, 11 E, 12, 13 und 19 von 1918.

364

Quellen- und Literaturverzeichnis

Marinesektion, Präsidialkanzlei [MS, PK]: Prozeßakten (Cattaro) [P], Kriegswissenschaftliche Manuskripte zum Kriege 1914—1918: Allgemeine Serie, A — 6 4 Oberst BERGER, Studie, das Schicksal der österr.- ungar. Armee anläßlich des Umsturzes im Jahre 1918 betreffend. (1939). Serie Italien, 1/1918/18 GM Anton Ritter von PITREICH, Die k. u. k. Piavefront, Teil I I : Die Piaveschlacht. Marinereferat, Biographiensammlung: Nikolaus Horthy de Nagybänya. Militärkanzlei Seiner Majestät des Kaisers und Königs 1918 [MKSM]. Ministerialkommission im Kriegsministerium 1918 [MK im KM] (vorher Kriegsüberwachungsamt — KÜA). k. k. Ministerium für LandesVerteidigung 1918 [MfLV]: Präsidialabteilung, Abteilung 22. Nachlässe: FISCHER, Eduard (Berichte des Gendarmeriekommandos für Galizien und die Bukowina 1918). GLAISE - HORSTENAU, Edmund (Erinnerungen, Nürnberg 1 9 4 6 ) . GÖSSMANN, Otto, Edler von Majdan-Krynicki (Kriegserinnerungen, Tagebuch 2 ) . KONOPICKY, Theodor (Kriegsende an der Süd-Front). PÖSCHMANN, Eugen, von Wörthwehr (Erinnerungen eines ö.-u. Truppenoffiziers an seine Dienstzeit — 1877—1919, IV. Teil: Erinnerungen aus meiner Dienstzeit während des Weltkrieges im Hinterlande, Klagenfurt 1932). ZEYNEK, Theodor Ritter von (Das Leben eines österr.-ungar. Generalstabsoffiziers, Wien 1940). Neue Feldakten 1914-1918 [NFA]: HGK Boroevic Präs.Abt. 1918. Qualifikationslisten: GM Albrecht, GO Arz, F M L Bardolff, F M L Berndt, Gdl Bogät, F M L Cvrcek, F M L Czapp, F M L Dieterich, Hptm. Gebauer, F M L Gössmann, FZM Guseck, GM Herzmansky, F M L Kestranek, Obst. Kornmüller, GM Kosel, Gdl Lipoäcak, F M L Lukachich, GM Mader, Obstlt. Marx, Hptm. Maurer, F M L Mihaljevic, GM Nagy, GM Naumann, GM Pillepic, FML Poleschensky, GO Sarkotic, Mjr. Schediwy, Gdl Schenk, GM Schiessler, GdK Schönburg-Hartenstein, Gdl Snjaric, GM Stiller, GO Stöger-Steiner, Lt. Stöhr, F M L Stowasser, Mjr. Ulmansky, GM Waldstätten, Gdl Weber, F M L Wucherer, FML Zanantoni. Umsturzberichte: der Infanterie- und Schützenregimenter; der Infanterie-, Schützen- und Honνέά-Infanteriebrigaden; der Kavalleriedivisionen und Artilleriebrigaden; der Infanterie- und Schützendivisionen; der Korps- und Militärkommanden; der Heeresgruppen und Armeen. PARLAMENTSBIBLIOTHEK Wien Stenographische Protokolle der Geheimen Sitzungen vom 23., 24. und 25. Juli 1918 ( = 80., 81. und 82. Sitzung der XXII. Session des Abgeordnetenhauses des österreichischen Reichsrates). SCHÖNBURG-HARTENSTEIN,

Alois Fürst, unveröffentlichte Memoiren (Privatbesitz).

STÄTNI ÜSTÄEDNf ARCHIV V PRAZE (Staatliches Zentralarchiv in Prag) [SÜA] Presidium mistodriiitelstvi 1911 —1920 (Präsidium der Statthalterei 1911 — 1920).

Quellen- und Literaturverzeichnis

2. Gedruckte

365

Quellen

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PERSONENREGISTER

Ackermann, Rudolf, Korvettenkapitän I 123, 126, 138, 140 Adler, Friedrich I 64; II 324 Adler, Dr. Viktor, Reichsratsabgeordneter I 60, 70 f., 136 f., 141; II 19 Albrecht, Emil von Värkonyi, Generalmajor II 95, 259, 269 f. Alexandrowicz, Dr. Julius I 304 Allexin, Edmund, Oberleutnant II 136, 139 Andrässy, Gyula Graf von Csik-Szent-Kiräly und Kraszna Horka, Reichstagsabgeordneter, k. u. k. Minister des Äußern II 152, 236, 248, 257, 265 f., 321 f. Angjelinovic, Dr. II 200 f., 206 Antoncic, Leutnant I 352 Appolonio, Franz, Oberst II 242, 244—246 Apponyi, Albert Graf von Nagy-Appony, Reichstagsabgeordneter, k. u. Unterrichtsminister II 29 Arz, Arthur Freiherr von Straußenburg, General der Infanterie, Generaloberst I 89, 93, 95,162, 213, 221, 240; II 13 f., 16 bis 19, 24, 27, 53, 107—110, 182, 199, 236, 242, 296, 327 Attems, Heinrich Graf I 270; II 216 f., 219 f. Austerlitz, Friedrich II 320 Bacsa, Johann, Korporal I 389 Bacsko, Peter, Infanterist I 400 Bacso, Stephan Antal, Fähnrich I 330 Baczynsky II 245 Badaj, Dr. Sandor, Reichstagsabgeordneter II 206

Badeni, Graf I 91 Baierl, Oberleutnant I 368 Bajzelj, Franz, Matrose 1. Klasse I 142 Baläs, Baron, Feldzeugmeister II 263 Baläzs, Andreas, Infanterist I 398 Β alio, Oberstleutnant II 268 f. Bammer, Oberleutnant I 331 Banhans, Dr. Karl Freiherr von, k.k. Eisenbahnminister I 194 Baraniecki, Gefreiter I 309 f. Bardolff, Dr. Carl Freiherr von, Generalmajor, Feldmarschalleutnant I 50, 159 bis 163, 165, 176, 274; II 172, 324, 331 Bärdosy, Cornelius, Oberstleutnant-Auditor I 396 f. Bargret, Jan (Pater Zygmunt) II 127 Barsa, Adolf, Leutnantrechnungsführer 1353 Barth, Dr. Ludwig, Leutnant II 133 f. Bartha, Albert von, Oberstleutnant, k. u. Honved-Minister II 284 Bartonicsek, Hauptmann I 378 Batinica, Infanterist I 156 Battistella, Giovanni, Matrose 1. Klasse 1143 Bauer, Dr. Anton, Erzbischof II 206 Bayer, Oberleutnant I 308 Bednar, Feldwebel I 393 f. Bednarczyk, Olexa, Korporal I 297 Bednarik, Stephan, Infanterist I 398 Bednarski, Stanislaus, Zugsführer I 304 Beitier, Korporal I 329 Belitska, Alexander, Generalmajor I 213 Beller, Korporal I 358 f. Bellmond, Karl Edler von Adlerhorst, Feldmarschalleutnant II 243

Personenregister Benätsky, Josef II 180 Beneä, Dr. Edvard II 289 Benes-Sumavsky, Vaclav II 153 Benesch, Josef, Oberleutnant I 331 Benigni, Karl Graf II 299 Benigni, Siegmund Graf von, in Müldenberg, Feldzeugmeister II 296—298, 300 f. Benko, Paul, Fähnrich I 399 Benkovic, Dr. Ivan I 232, 344 Benyovszki, Korporal I 386 Benzia, Jure I 121 Beran, Julius, Generalmajor II 245 Berger, Rudolf I 109 Berger, Rudolf, Oberst II 240 Berger, Oberst II 281 Berle, Johann, Bootsmannsmaat I 126, 129 Bernard, Jakob, Landsturm-Schütze I 365 Berndt, Otto Ritter von, Feldmarschalleutnant 1 161, 163, 178; II 323 Bernhart, Leutnant I 373 Berti, Renato, Matrose 3. Klasse I 142 Bertsch, Leutnant I 376 Bethlen, Istvän Graf, Reichstagsabgeordneter I 243 Beyer, Franz, Oberst I 195 Bicsanik, Adam, Infanterist I 398 Bienert, Dr. Richard II 156, 168 Bilek, Ing. Johann, Oberst I 125 f. Bilmski, Dr. Leon Ritter von II 301 Blacher, Infanterist 1317 f., 320 Blasas, Hauptmann I 332 f. Blazek, Josef, Landsturm-Schütze I 365 Blümel, Oberstleutnant I 310 Blum, Josef von Siemikovce, Feldmarschallleutnant I 308 Bochenek, Johann, Korporal I 304 Böhm, Maschinenquartiermeister I 418 f. Böhm-Ermolli, Eduard Freiherr von, Generaloberst, Feldmarschall I 84, 160, 180 Böttner, von, Oberst I 122—124, 127, 138, 147 Bogat, Stephan von Kostanjevac und Panos, General der Infanterie I 382; II 250 f. Bogie, Dr. I 417 Bole, Andreas, Leutnant I 328 Boog, Adolf von, Feldmarschalleutnant I 241 Boroevic, Svetozar von Bojna, Feldmarschall II 197, 215, 221—223, 282, 327, 330 Boron, Johann, Infanterist I 304 Bozac, Josef, Zugsführer I 348 Brandl, Dr. Franz II 319, 321, 323 f., 328 Braunthal, Julius, Leutnant I 141 Brejc, Dr. Janko II 219, 222

385

Brna, Georg, Gefreiter I 388 f. Brnicevic, Mate, Matrose 1. Klasse I 143 bis 146 Brousil, Robert I 43 Bro2, Anton, Matrose 1. Klasse I 109 Brückner, Oberst II 308 Brückner, Dr. Eduard, Universitätsprofessor II 140 Brvenik, Andreas, Infanterist I 398 Bucek, Oberstleutnant I 361, 369 Budisavljevic, Velimir von Predor, Linienschiffsleutnant I 135 Budisavljevic, Waldemar Edler von Predor, I 139 Bukseg, Vilim II 238 Burchard, Sigismund II 32 Burda, Adolf, Hauptmann I 178 Buriän, Istvän Graf von Rajecz, k. u. k. Minister des Äußern (16. I V . - 2 4 . X. 1918), Gemeinsamer Finanzminister (22. XII. 1916-16 IV. 1918), Leiter des Gemeinsamen Finanzministeriums (16. IV.— 7. IX. 1918) 1 4 9 ; 1141,317 Bus, Fekete Läszlö II 258, 276 Buso, Infanterist I 389 Buza, Barna, k. u. Ackerbauminister II 258

Caesar, Rudolf von, Major I 342 Cais, Moritz, Hauptmann I 322 Call, Rudolf Freiherr von, zu Rosenburg und Kulmbach, Linienschiffsleutnant 1419 Cankar, Izidor II 216 Capek II 125 Capek, Dr. I 43 Casa, Anton, Linienschiffskapitän I 109 Castro, Alois, Oberstleutnant I 149 f., 153 f. Catinelli, Anton Edler von Obradich-Bevilacqua, Kontreadmiral II 239 Celiow, Michael, Schütze I 305 f. Cerveny, Offiziersstellvertreter I 359 Chlebowsky, Julius, Major I 313 Chmiel, Adam II 300 Choraz, Schütze II 56 Cicoli, Alfred, Kontreadmiral II 232 f. Cingr, Peter, Reichsratsabgeordneter II 52, 151 Clausewitz, Carl von, General II 333 Cok, Dr. Ivo II 238 Conrad, Franz Freiherr (Graf) von Hötzendorf, Feldmarschall I 180, 201 Coudenhove, Maximilian Graf I 74 f., 369 f.; II 51, 160, 162, 167 f. Cserni, Feldkurat I 400

386

Personenregister

Csernyäk, Imre, Hauptmann II 250, 253, 258, 271 Csicserics, Maximilian von Bacsäny, General der Infanterie II 197, 222 f. Csimbora, Vinzenz, Infanterist I 398 Csuvaj, Joseph, Infanterist I 398 Curan, Suljo II 86 Cvrcek, Franz, Feldmarschalleutnant I 263 bis 265 Cymbalij, Nikolaus, Infanterist I 299—301 Czapp, Karl von Birkenstetten, Feldmarschalleutnant, k. k. Minister für Landesverteidigung I 71, 104, 147, 163, 185, 189, 194 f., 233, 271; II 9, 81, 107 f., 165 Czartoryski, Fürst II 305 Czermak I 203 Czernin, Ottokar Graf von und zu Chudenitz, k. u. k. Minister des Äußern I 66, 70, 96 Czingel, Martin, Infanterist I 398 Daffe, Paul, Oberleutnant I 372—374, 376 Dandö, Päl I 265 Daniel, Franz Edler von Drinamünde, Feldzeugmeister I 365 Danis, Adam, Gefreiter I 398 Dankl, Viktor Freiherr von, Generaloberst II 327 Daszynski, Ignacy, Reichsratsabgeordneter I 105; 11 290,299 David, Oberleutnant I 380 Davtovic I 340 Decykevyc, Volodymyr II 306 Del Cott, Gustav, Hauptmann I 349 Deltreppo, Petar I 416 f. Demoulin, Bruno, Hauptmann II 48 Dequal, Guido, Oberleutnant I 351 f. Dernoga, Johann, Infanterist I 304 Deutsch, Erwin, Oberleutnant I 394 Deutsch, Dr. Julius, Leutnant I 80, 85, 138 f.; II 100, 128 f., 319, 321 Dietz, Emil, Oberleutnant I 328, 331 Dimpl, Fähnrich I 368 Dinghofer, Dr. Franz, Reichsratsabgeordneter II 322 f. Domes, Franz, Reichsratsabgeordneter I 71, 76 Dorotka, Augustin von Ehrenwall, Oberst II 130 f. Dowbör-Musnicki, Jözef, Generalmajor I 94 Drinkovic, Dr. Mate I 417; II 185, 211, 213, 221, 229, 235 Driial, Josef, Landsturm-Schütze I 365

Drobaszky, Daniel, Fähnrich I 399 Dubyna, Infanterist I 317 f., 320 Dujmich, Bruno, Linienschiffsleutnant I 125 Dulibic, Dr. Ante, Reichsratsabgeordneter I 147 Duszkiewicz, Johann, Infanterist I 304 Dutkiewicz, Infanterist I 316 Dvoräk, Josef, Matrose 1. Klasse I 132 Dvoräk II 50 Dvorszky, Georg, Gefreiter I 398 Dworacek, Alois, Matrose 3. Klasse I 110

Ehrenhöfer, Eugen, Major I 141, 144 f. Eiselt, Jan II 149 Eldersch, Matthias I 71 Ellenbogen, Dr. Wilhelm, Reichsratsabgeordneter I 70 Engel, Erwin, Oberleutnant II 299 Engelmüller II 125 Epstein, Julius, Fähnrich I 399 Ertl, Infanterist I 390 Escher, Ernst, Oberleutnant I 332 f. Esebeck, Heinrich, Freiherr von I 342 Eszterhäzy, Möricz Graf, Rittmeister, Reichstagsabgeordneter I 243 Ezdorf, Josef Graf II 316

Fabr, Johann, Korporal I 398 Fabris, Angelo Edler von Tempraforte, Oberstleutnant II 300 Fajfrlik II 180 f., 183 Fantl, Oberleutnant I 153 Farkas, Karl, Stabsmaschinenwärter I 116, 140 f. Feigl, Oskar, Hauptmann II 168, 175 Feliksiewicz, Feldwebel II 57 Fenyes, Läszlö, Reichstagsabgeordneter II 35, 258 Fery, Oskar, Generalmajor II 94, 101 f. Fetzer, Maximilian von, Oberst II 296 Feueregger-Franul, Carl Edler von Weißenthum, Oberst II 163, 168, 175 Fiedler, Paul von, Admiral I 76 Fink, Gottfried, Fähnrich I 331 Fink, Karl, Leutnant I 399 Fischer, Eduard, Generalmajor I 93, 233; II 315 Fischer, Leutnant II 59 Flibor, Rudolf, Hauptmann I 363, 365, 367 Flotow, Ludwig Freiherr von I 48 Foch, Ferdinand, Marschall II 122 Förster, Rudolf von, Korvettenkapitän 1117

Personenregister

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Forman, Alois, Gendarmeriewachtmeister II 149 Forstner, August, Reichsratsabgeordneter II 237 Fort, Johann, Landsturm-Schütze I 365 Fort, Prokop, Rittmeister I 351 f. Francescin, Feldwebel II 215 Franz Ferdinand, Erzherzog-Thronfolger I 160 Freier, Alfred, Rechnungsunteroffizier I 297 Friedländer II 324 Fries-Skene, Alfred Freiherr von I 194; II 235 Frnyak, Matthias, Infanterist I 398 Fürst, Leutnant II 275 Fürst, Leopold, Oberleutnant I 142

Grausei, Josef, Infanterist I 388 Grdjic II 245 Grimm, Ludwig von Szepes-Etelvär, Oberst II 292, 296—298 Gröller, Alexander Ritter von, Korvettenkapitän I 110 Gross, Leutnant I 368 Gruncl I 75 Güttner, Waldemar, Major I 177 Guseck, Oskar Edler von Glankirchen, Feldzeugmeister I 122, 124, 144, 147 Guttmann, Baron II 192 Gyargy, Leutnant I 104 Gylek, Rudolf, Linienschiffsleutnant I 109 Gyurkacs, Franz, Infanterist I 398 Gyurkovics II 247

Gabel, Ignaz, Leutnant I 399 Gärtier, Majer, Infanterist I 294—296 Gal, Alfons, Infanterist I 398 Garami, Ernö, k. u. Handelsminister I 72 Garbai, Sändor I 72 Gawron, Jan II 300 Gayer, Edmund Ritter von, k.k. Minister des Innern II 217, 317 f. Gebauer, Wilhelm, Hauptmann II 318 Gebsattel, Viktor Emil Freiherr von II 277 Gellirt II 287 Gembalczyk I 114 Gertler, Dr. Juljan, Hauptmann II 290 Giraldi, Antonio, Heizer 1. Klasse I 110 Gjurgjevic, Dr. Vojislav, Oberleutnant-Auditor I 142, 144 Glaise, Edmund von Horstenau, Major I 162, 242; II 101 Gömbös, Gyula von Jäkfa, Hauptmann 1243 Gössmann, Otto Edler von Majdan-Krynicki, Feldmarschalleutnant I 225, 377, 384; II 102, 135 Goiginger, Ludwig, Feldmarschalleutnant II 134—136 Gohr, Johann, Infanterist I 398 Goldbach, Anton Edler von Sulittaborn, Feldmarschalleutnant II 278 Gooß, Dr. Roderich, Hauptmann I 240 Gorecki, Dr., Hauptmann-Intendant I 97 Goräa, Peter, Oberstabstorpedomeister I 115, 143 Gottlieb, Nathan, Fähnrich I 300 f. Grabar, Anton, Matrose 2. Klasse I 117, 142—146 Grakalic, Infanterist I 348 Grassl II 245

Haala, Ing. Oskar, Feldmarschalleutnant II 245, 247 Habrmann, Gustav, Reichsratsabgeordneter II 9 Hadik, Jänos Graf von Futak, Reichstagsabgeordneter, k. u. Minister für Volksernährung (21. VIII. 1917-26. I. 1918), k. u. Ministerpräsident (30. X. 1918) I 47, 210-212; II 262 f., 266 f., 275 Hafner, Korporal I 327, 332, 334, 340 Hajdik, Josef, Infanterist I 398 Hajducki, Zugsführer I 295 Haiada I 203 Halasz II 247 Haller, Jozef von Hallenburg, Legionsoberst I 93 f. Haller, Karol, Oberleutnant II 127, 291 f. Hamburger, Dr. Jenö I 69 Hampu, Wasilj, Matrose 1. Klasse I 143 Hanisch-Paculy, Adolf, Major I 304 Hansa, Alexander, Kontreadmiral I 114 f., 117—119, 121, 125, 128 f., 136, 141 f. Hanusch, Ferdinand, Reichsratsabgeordneter 171 Hanzlicek, Frantiäek 11148—150 Harl, Ing. Alois von, Generalmajor I 381 Hartmann, Dr. Ludo Moritz, Universitätsprofessor II 141 Haus, Anton, Großadmiral I 114 Hausner, Artur, Oberst I 106 Havass, Oberstleutnant II 280 Hawlat, Waclav, Oberleutnant 1316 Hazai, Samuel Freiherr von, Generaloberst, Reichstagsabgeordneter I 44, 77, 96, 181,211; 11 27, 35, 65, 109, 197 Hefter, Dr. Adam, Fürstbischof 11 327

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Personenregister

Heiderich, Hochschulprofessor I 241 Heindel, Leutnant I 376 Heinold, Dr. Karl Freiherr von Udynski II 176 f. Heinrich, Oswald von, Linienschiffsleutnant I 119 Heinrich, Siegfried, Major-Auditor II 175 Heiss, Gottfried, Major I 154 Heltai, Rudolf, Oberleutnant II 269 Henriquez, Johann Ritter von, General der Infanterie I 160 Heraut, Leo, Major I 377 Herbay, Zeno de, Oberleutnant II 166 Herlt, Bruno, Oberleutnant I 297 f. Hermann, Feldwebel I 359 Hermann, Hugo, Seekadett I 118 Herszinyi, von, Oberstleutnant I 380, 382 Herzig, von, Oberst I 266 Herzmansky, Otto Edler von San, Generalmajor I 275, 354—356 Hess, Stabsmaschinenwärter I 146 Heyssler, Erich, Linienschiffskapitän, Kommodore I 115, 118 f., 137—140; II 239 Himmel, Oberleutnant I 360 Hirschmann, Dr. Armand, Landsturm-Hauptmann-Auditor I 339, 401 Hlävka, Thomas, Landsturm-Schütze I 365 Hochfelder, Markus, Oberleutnant I 399 Hock, Jänos, Reichstagsabgeordneter II 280 Hodula, Karl von Perbäl, Feldmarschalleutnant II 259, 270, 272, 275 Höberth, Eugen Edler von Schwarzthal, Major I 240 Höfer, Anton, Generalmajor, k. k. Minister ohne Portefeuille (23. VI. 1917-26. II. 1918), Leiter des Amtes für Volksernährung 1 56, 6 1 - 6 3 , 71, 104, 161 Hoffmann, Alfons Edler von, Generalmajor I 84 Homann, Ing. Emil Ritter von Herimberg, k. k. Minister für öffentliche Arbeiten I 189 Holaschka, Artur, Oberstleutnant I 206 Holub, Franz von, Vizeadmiral II 236 Hoppe, Viktor, Major, Oberstleutnant, Brigadegeneral a. D. II 159, 172, 174 Hora, Johann, Landsturm-Schütze I 365 Hordt, Theodor Freiherr von, General der Infanterie II 284 Horthy, Nikolaus de Nagybänya, Linienschiffskapitän, Kontreadmiral I 420; II 224 f., 231 f., 238 Hortwig, Major I 305 f.

Horväth, Marinepilot II 277 Hotyko, Joseph, Infanterist I 398 Hrachovina I 340 Hradecky, Franz, Landsturm-Schütze I 365 Hrasnica, Dr. II 245 Huber, Leopold Edler von Scheibenhain, Fregattenkapitän I 114, 142 Hucl I 258 Hugyesz, Johann, Zugsführer I 394, 398 Hunke, Ludwig, Feldmarschalleutnant II 276 Hustak, Oberleutnant II 294 Huyn, Karl Graf I 55, 65, 78, 91 f., 271, 274; I I 301, 303—306

Illuscig, Johann, Oberst I 123—127, 138 f. Issekutz, Eugen von, Oberstleutnant II 286 f. Iätvanovic, Nikolaus von Ivanska, Feldmarschalleutnant II 189, 208, 220 f., 224 Ivanetic, Franz, Leutnant I 331 Iwaszko, Ludwik, Oberleutnant II 295

Jabloriski, Dr. Josef I 304 Jagiellowicz, Anton, Feldwebel I 300 f. Jako, Alexander, Leutnant I 399 Jambrek, Josip, Gendarmeriewachtmeister I 85 Janda, Friedrich, Oberstleutnant II 307, 310 bis 313 Janicsek, Johann, Infanterist I 389—391 Jankulik, Josef, Feldwebel I 391 Jarjabka, Andreas, Infanterist I 398 Jäszi, Oszkär, k. u. Minister ohne Portefeuille, für die Nationalitäten II 271, 274, 278 Jeglic, Anton Bonaventura, Bischof I 271; II 218 Jekelfalussy II 189, 230 Jelacic, Josip Graf von Buzim II 199 Jenke, Zugsführer I 292 Jeräbek, Mathias, Musikmeister I 141 Jerzabek, Korporal I 295 Jese, Johann, Leutnant I 329 f. Jeszenszky, Denes, Infanterist I 398 Jindacsek, Josef, Leutnant I 399 Jindra, Hubert, Infanterist I 387—391 Jiräsek, Alois II 180 Joborn, Stephan, Fähnrich I 399 Joseph, Erzherzog, Generaloberst, Feldmarschall II 237, 257 f., 262—264, 267, 273, 275, 277 Jünger, Franz, Oberstleutnant II 111

Personenregister Jug, Dr. Richard, Marinestabsarzt Juriga, Dr. Ferdis II 285 Jurza, Martin, Infanterist I 322

II 228

Kacer, Josef, Landsturm-Schütze I 365 Kada, Stephan, Oberleutnant I 399 Kalb, Infanterist I 294 Kalhous, Rudolf, Major II 122 Kapp, Franz, Leutnant I 330 Kappel, Dr. Julius, Hauptmann-Auditor I 396 Karl, Kaiser und König I 44, 50, 55, 64, 66, 86, 90, 96 f., 114, 145, 159—161, 163, 199, 242, 252 f., 270, 274, 331, 397; II 85, 103 f., 109 f., 163, 173, 199, 204, 214, 225, 236, 238, 241, 244 f., 249, 251, 257, 262, 268, 272 f., 298, 311, 322, 326 f., 331 f. Karl Stephan, Erzherzog, Admiral I 146 Karlik, Hugo II 150 Karnitschnigg, Maximilian Ritter von, Oberst II 251 Kärolyi, Mihäly Graf von Nagy-Käroly, Reichstagsabgeordneter, k. u. Ministerpräsident I 136f.; II 213, 226, 248, 257 f., 261, 266 f., 269 f., 273, 275-277, 282 Kary, Bila von Gyergyöszentmiklös, Oberst I 44 Kasper, Johann, Infanterist I 398 Kasper, Leutnant I 368 Keil, Franz Ritter von, Admiral I 76; II 228, 236, 240 Keil, Hauptmann I 240 Keleti, Kellermann Emil, Leutnant II 249 Kendik, Vladimir II 150 Keri II 247 Kesselstatt, Klemens Graf, Seekadett II 232 Kesslitz, Dr. von I 76 Kestranek, Paul, General der Infanterie II 159—164, 168 f., 172—175, 265 Kestranek, Zdenko, Professor II 159 Kilian, Rittmeister I 103 Kirchbach, Karl Graf von, auf Lauterbach, General der Kavallerie, Generaloberst II 159 Kirnik, Paul, Oberleutnant I 312—314 Kisa, Andreas, Infanterist I 398 Kiss, Eugen, Leutnant I 372, 374 Klacsko, Anton, Fähnrich I 399 Klang, Leutnant I 99 Klavic, Korporal I 354 Klemensiewicz, Zygmunt, Reichsratsabgeordneter II 295

389

Klenyar, Paul, Gefreiter I 394 f., 398 Klepfer, Hauptmann I 359, 361 Klofäc, Väclav Jaroslav, Reichsratsabgeordneter II 147 Klose, Eugen, Oberst I 195 Kluge, Viktor, Landsturm-Hauptmann I 141 Knapp, Adolf Edler von, Generalmajor II 51 Knezevic, Krstofor, Marsgast I 112 Knoll, Leutnant I 331 Koch, Method, Fregattenkapitän II 233, 237 f. Kocka, Vojtech II 172 Kodl, Oberleutnant I 369 Kodolitsch I 403 Kodrin, Zugsführer I 352 Kövess, Herrmann Freiherr von Kövesshäza, Feldmarschall 195, 180; II 196 f., 246, 275, 284 Kohout, Alexander, Landsturm-Schütze I 365 Kojic, Gruja II 83 Kolibik, Viktor, Feldwebel I 398 Kollar, Ferdinand, Deckmatrose I 143 KoJodziejski, Ladislaus, Oberleutnant I 314 Konek, Emil Edler von Norwall, Linienschiffskapitän II 238 Konopicky, Theodor, Feldmarschalleutnant II 211 Kopeczky, Viktor, Oberleutnant II 288 Koritschoner, Franz II 324 Kornmüller, Emil, Oberst I 345 f., 348, 351 bis 354 Koroäec, Dr. Anton, Reichsratsabgeordneter 1 147,344, 403; 11 199, 201, 211, 218 Kosel, Anton von Val d'Assa, Generalmajor I 324, 327, 335—339, 343 f., 401 f.; II 45, 48 Kosina, Johann II 159 f. Kostrba, Jindrich, Hauptmann II 124 f. Koucky, Franz, Küchenquartiermeister I 418—420 Kovär, Adalbert, Schütze I 365 f. Kovarik, Georg, Landsturm-Schütze I 365 Kozak, Offiziersstellvertreter I 317 f. Koziel, Infanterist I 314 Kramär, Antonin, Hauptmann II 124 Kramdr, Dr. Karel II 152 Kraus, Ljubomir, Marsgast I 418—420 Kraus, Karel II 147 Kraus, Karl II 139, 397 Krauss, Alfred, General der Infanterie I 33, 161; II 323 Krecsanyi II 259

390

Personenregister

Krek, Dr. Janez, Reichsratsabgeordneter II 218 Kremen, Korporal I 394 Krilic, Jozo, Feldwebel I 151 Krische, Landsturm-Infanterist I 340 Kritek, Karl, Generaloberst 195; II 197 Kri2, Josef, Heizer 4. Klasse I 141 f. KriZ, Lacko II 238 Krizsan, Johann, Infanterist I 398 Krmpotic, Dr. Mario II 238 Kronowetter, Eugen, Fregattenkapitän I 114 Krupmski, Dr. Rudolf I 98; 11 292, 297 Kubalski, Edward II 297, 299 Kubät, Ing. Josef Jiri II 166 Kubicza, Paul, Infanterist I 398 Kucak, Oberstleutnant II 197, 206 Kucharzewski, Jan I 92 Kukuska, Infanterist I 290 Kulisek, Martin, Infanterist I 398 Kunfi, Zsigmond, Reichstagsabgeordneter, k. u. Minister für Arbeit und Volkswohlfahrt I 72; II 269, 271, 274 Kuruc, Wendelin, Feldwebel I 321 Kus, Infanterist I 312, 314 Kuzma, Paul, Gefreiter I 294 f. Kwiatkowski, General II 302 Laginja, Dr. Matko, Reichsratsabgeordneter II 204 Lamezan-Salins, Robert Graf, Generalmajor II 305 Lammasch, Dr. Heinrich, Universitätsprofessor, k. k. Ministerpräsident II 162, 165, 220 Landler, Dr. Jeno I 70; II 247, 261, 274 f. Landwehr, Ottokar von Pragenau, Generalmajor 147 f., 61, 210—213, 216, 223; II 107 Lang, Georg, Leutnant I 399 Lang, Hans Edler von Waldthurn, Linienschiffsleutnant, Fregattenkapitän II 227 Lasinski, Mieczysiaw, Hauptmann II 292, 296 Lasocki, Zygmunt Graf, Reichsratsabgeordneter I 233; II 126, 297 f., 301 f., 313 Lasso, Josef, Infanterist I 398 Laufberger, Johann, Fregattenkapitän I 142 Lauffer, Franz, Linienschiffskapitän, Kommodore II 238 tawruk, Wasyl, Infanterist I 301 Läzär, Miklös II 247, 265 f. Lazarowitsch II 40 f.

Leitl, Franz, Fähnrich I 368 Lenarduzzi, Cäcilian, Hauptmann I 351 f. Lengyel, Jözsef II 254 Lenin, Vladimir ΙΠδ Uljanov II 332 Lenkey, Dr. Julius, Oberleutnant I 141 Leopold, Prinz von Bayern, Generalfeldmarschall I 84 Leuthner, Karl, Reichsratsabgeordneter II 9,11 Levyckyi, Dr. Kost', Reichsratsabgeordneter I 232; II 306 Liebermann, Dr. Hermann, Reichsratsabgeordneter I 97; II 62 f., 68, 92 Liechtenstein, Johannes Prinz von und zu, Fregattenkapitän I 118, 132—135 Linsingen, Alexander von, Generaloberst I 84, 175 Lipo§cak, Anton, General der Infanterie I 105 f., 309—311; II 314 f. Ljuba, Major II 281 Lobkowitz, Zdenko Prinz von, Herzog zu Reudnitz, Feldmarschalleutnant I 384 Lodron-Laterano, Karl Graf I 194 Löschner, Karl, Leutnant I 399 Loewenstein, Dr. Nathan von Opoka, Reichsratsabgeordneter I 97 Löwy, Franz II 86 Lonkai, Leutnant I 338 Lorenz, Dr. Albert I 378—380, 384 Lorkovic, Ivan, Reichstagsabgeordneter II 193 Lubomirski, Zdzistaw Fürst I 93 Lukachich, Baron Geza von Somorja, Generalmajor, Feldmarschalleutnant I 164, 178, 261 f.; II 103, 250—256, 259 f., 262, 264—273, 276 f. Lulek, Laurenz, Infanterist I 304 Lupaä, Zugsführer I 360 Maczynski, Czeslaw, Hauptmann II 305 f. Mader, Ing. Karl Edler von Manilowa, Generalmajor I 362 f. Magdic, Dr. II 209 Magyar, Zoltän, Oberleutnant I 399 Malek, Dr. I 43 Maly, Franz, Matrose 2. Klasse I 112 Mao Tse-tung II 333 Marko, Franz, Oberleutnant I 342 Martinek, Wenzel, Landsturm-Schütze I 365 Martinovic, Gefreiter I 354 Märton, Ladislaus, Oberst II 268 Maruäic, Bischof II 206

Personenregister Marx, Arthur, Oberstleutnant I 386, 392, 395, 397, 400 Masaryk, Dr. Tomää Garrigue, Universitätsprofessor II 185 Maäek, Ferdinand II 148 Mataja, Dr. Heinrich, Reichsratsabgeordneter II 41 Mataja, Dr. Viktor, k. k. Minister f. soziale Fürsorge I 189 Mattanovich, Erwin Edler von, General der Infanterie II 241, 244 f. MattuS, Jaroslav II 173 Medakovic, Dr. Bogdan II 206 f. Meiszner, Hauptmann I 380, 382 Melihen, Zugsflihrer I 350 Melzer, Wilhelm, Reichstagsabgeordneter II 280 Menkes, Dr. Josef, Leutnant I 141 Messner, Emmerich, Fähnrich I 330 Metnitz, Adolf Ritter von, Oberstleutnant I 326, 329 f., 335, 337 Metzler, Hermann, Hauptmann I 333 Mezerith, Infanterist I 347 Michovsky, Major II 174 Migdal, Oberleutnant I 99 Mihali, Teodor, Reichstagsabgeordneter II 280 Mihaljevic, Michael, Feldmarschalleutnant II 197 f., 204 f., 208, 215 Mihalovich, Antun I 212; II 186 f., 199, 202, 204, 206, 209, 212, 214 Mihok, Infanterist I 392 Miklusicsak, Karl, Infanterist I 398 Miko, Valentin, Infanterist I 398 Mikus, Andreas, Infanterist I 398 Mileta, Vlado I 416 Miliska, Karl, Fähnrich I 399 Milosevic, Alexander, Korvettenkapitän I 118; 11 228, 237 Mirk, Basilius, Oberleutnant I 151 Mitic, Infanterist I 156 Mitrovic, Dr. I 142, 144 f. Möbius, Rudolf, Major I 329 f., 340 Mohr, Anton, Zugsführer I 398 Mollini, Oberstleutnant I 123 Molnär, Emanuel, Leutnant I 376, 382 Mond, Bernhard, Oberleutnant I 297 f. Moor, Karl, Oberleutnant 1142 Morawetz, Alfred von Klienfeld, Major II 324 Morawski, Ludwig, Oberstleutnant II 291 f., 297 f. Morin, Franz, Fregattenkapitän II 238 Moskala, Leutnant II 56

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Moskalink, Petro, Gefreiter II 315 Mosler, Alois, Fähnrich II 300 Mossig, Johann Ritter von, Feldmarschallleutnant I 81; II 37, 276, 317 f., 320 f., 324 Mossner, Oberleutnant I 368 Moiina I 340 Mräz, Dr. Johann I 43 Münk, Alexander, Leutnant I 399 Muron, Infanterist I 314 Nädrazsky, Johann, Landsturm-Schütze I 365 Nagy, Paul Edler von, Feldmarschalleutnant II 72—76, 78 Naumann, Heinrich von, Generalmajor I 78, 101, 164, 193, 255; II 51, 53, 151, 179, 181, 183 Naworol, Dr. Roman II 297 Nechwatal, Johann, Oberst I 177 Nemec, Dr. Bohumil I 74 Neumair, Dr., Hauptmann I 245 Neumann, Leutnant I 320 Neumann, Leutnant II 59 Niederhafner, Major I 101 Njegovan, Maximilian, Admiral I 107 Njegovan, Viktor von, General der Infanterie I 305 Nobel, Oberleutnant I 265 Noha, Franz, Schütze I 358 f., 364—366 Northcliffe, Alfred Charles Viscount I 236 Novak, Dr. Andreas, Oberleutnant-Auditor I 141 Novak, Wenzel, Infanterist I 291 Novakovic, Korporal I 378 f. Novosel, Dr. Marko, Reichstagsabgeordneter II 206 f. Oedl, Franz Robert, Seekadett II 232 Okolowicz, Legions-Rittmeister I 97 Okunevskyj, Dr. Teofil, Reichsratsabgeordneter I 232 Olip, Sebastian, Unterjäger I 342—344, 403 Oljaia, Emil, Hauptmann I 142 Ondrka, Infanterist I 390 Ontl, August, Oberst I 276 Opocensky, Jan II 152 Orlik, August, Unteroffizier I 322 Orlinsky, Rudolf, Oberleutnant I 399 Ostojic, Mate, Oberheizer I 116 Ostojic, Mika II 83 Ozegovic, Hauptmann I 177

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Personenregister

Pachonski, Henryk, Professor II 127 Pälmay, Emmerich, Hauptmann I 373 f., 376, 382 Panic, Elias, Hauptmann II 246 Panich, Korporal I 156 Pantücek, Dr. Ferdinand II 167 Parizek II 148 Pa§ic, Nikola II 185, 218 Past, Viktor Ritter von, Generalmajor II 296 Päsztor, Bila II 258 Pauletich, Lino, Leutnant I 330 Paur, Franz, Landsturm-Schütze I 365 Pavel, Ottokar, Hauptmann II 163 Pavelic, Dr. Ante II 185 f., 199, 201, 204, 208 f., 211 Pech, Dr. Ladislav II 153 Pejacevic, Graf II 192 Pelnar, Johann, Landsturm-Schütze I 365 Peric, Mate, Marsgast, Torpedovormann I 420 Perpic, Hauptmann II 244 Pethes, Dr., Kadettoffiziersstellvertreter II 260 Petretic, Franjo, Marineunteroffizier I 416 f. Petricic, Dr. II 193 Petrovic, Major des Generalstabes I 240 Petruäevyc, Dr. Eugen, Reichsratsabgeordneter II 303, 305 Peuker, Rudolf, Leutnant I 368 Pfeffer, Rudolf, Feldmarschalleutnant II 305 Pfeffer II 40 Pflanzer-Baltin, Karl Freiherr von, Generaloberst I 154, 165, 170, 357, 371, 392; II 197 Pichler I 333 Pillepic, Rudolf von Lippahora, Generalmajor I 374, 376, 379, 381 Pipal, Feldwebel II 174 Pischely, Heinrich, Generalmajor I 178 Pitreich, Anton Ritter von, Generalmaj or 1119 Pittner, Johann, Infanterist I 398 Pittoni, Valentino, Reichsratsabgeordneter I 137 Pixa, Dr. Wenzel, Oberstabsarzt I 43 Placek, Leutnant I 125 f. Plank, von Uszok, General der Infanterie II 280, 282 Plaskan, Vinzenz, Oberleutnant 1151 Plass, Wenzel, Landsturm-Schütze I 365 Piatos, Petar, Infanterist I 398 Plivelic, Anton, Generalmajor II 208 Pluhard, Robert von Ulogponte, Generalmajor II 56

Pöschmann, Eugen Edler von Wörthwehr, Feldmarschalleutnant II 177 f. Pogacnik, Josip Ritter von, Reichsratsabgeordneter II 218-220, 2 2 2 - 2 2 4 Pokorny, Fähnrich II 88 Polcsa, Alexander, Oberleutnant I 375, 377 Poleschensky, Josef, Feldmarschalleutnant I 25, 164, 173 Pollak, Dr. Alfred, Oberleutnant-Auditor I 142, 144 Polonsky, Zugsführer 1313 Popovic, Kanonier I 156 Popovic, Reichstagsabgeordneter II 193 PospiSil, Dr. Vilem II 162 Potiorek, Oskar, Feldzeugmeister II 197 Prazäk, von, Oberst I 314 Prebeg, Dr. II 209 PremuS, Bischof II 206 Preradovic, Ivan von, Linienschiffsleutnant I 134 Presser, Josef 1116 Prettner, Oberst II 56 Pribicevic, Svetozar, Reichstagsabgeordneter II 185 f., 199, 201, 204, 206-208, 211 Prica, Dragutin von, Kontreadmiral II 237 Prileszky, Baron II 245 Prohaska, Erich, Linienschiffsleutnant I 118 Prokes, Jan, Reichsratsabgeordneter II 151, 180 f. Prokop, Oberst II 296 Proszek, Zugsführer II 56 Ptas, Dr. Jözef, Reichsratsabgeordneter I 104 Puchalski, Stanislaus von, Feldmarschalleutnant II 305, 307 f., 310-313 Purm, Hauptmann I 368 Pusak, Oberst I 293 Pusztai, Gazda Jen6, Leutnant II 249

Raabl, Heinrich Edler von, Militärintendant I 279 Racz, Stephan, Infanterist I 398 Radic, Stjepan II 185, 204, 209 f. Radzo, Stephan, Infanterist I 398 Rakovan, Laurenz, Infanterist I 398 Ramann, Wilhelm, Oberst I 81 f. Rangetiner, Ferdinand, Fähnrich I 316 f. Rasch, Franz, Titular-Bootsmaat I 128,130, 136, 141—146 Raäin, Dr. Alois II 155 f., 159 f., 167 f., 227 Ratzenhofer, Emil, Oberst II 63 Rauer II 206

Personenregister Redlich, Dr. Josef, Universitätsprofessor, Reichsratsabgeordneter, k. k. Finanzminister I 72; II 120 Reger, Thaddäus, Reichsratsabgeordneter II 52 Regnier, Johann Edler von Helenköw, Generalmajor II 150 Reinmüller I 334 Remenyi, Oberleutnant I 259 Renner, Dr. Karl, Reichsratsabgeordneter II 327 Resch, Johann, Fliegermeister I 130 Reumann, Jakob, Reichsratsabgeordneter II 41 Reymann, Hugo, Feldmarschalleutnant I 202 bis 204 Rhemen, Adolf Freiherr von, zu Barensfeld, Generaloberst I 398 Richter, Max, Fähnrich I 398 Riesz, Oberleutnant I 376 Riljak, Martin, Infanterist I 393 f., 398 Risko, Josef, Leutnant II 269 Ritzmann, Zugsführer I 372 Rodi6, Zugsführer I 330 Röszler, Carl, Linienschiffskapitän I 241 Rogalj I 341 Roja, Bolesiaw, Legionsoberst, Brigadier II 126 f., 2 9 1 - 2 9 3 , 2 9 5 - 3 0 1 Roja, Josef, Major II 174 Rojc, Milan, Reichstagsabgeordneter II 206 Ronge, Maximilian, Generalmajor II 63, 86 Ronzel, Marsgast I 418 Rosenberger, Ernst, Oberleutnant I 330 Rosenthal, Leutnant 1317 Rosicky, Jaroslav, Hauptmann II 123 f., 156, 165, 168 f. Rostohar, Dr. Michael, Oberleutnant II 218 Roth, Joseph Ritter von Limanowa-Lapanow, Generaloberst II 281 Roth, Dr. Otto II 284 Roth, Leutnant II 275 Roth, Oberstleutnant I 259 Rothziegel II 324 Rozwadowski, Tadeusz, Feldmarschalleutnant, General I 96; II 314 Rudnay, Nikolaus von Rudno und Diveküjfalu, Hauptmann I 399 Rumpert, Korporal I 340 Russ, Artur, Fregattenleutnant I 115 Sadrawetz, Julius, Hauptmann II 167 Sagner, Hugo, Bootsmannsmaat I 132 Saitz, Ferdinand, Leutnant I 399 Sajac, Major I 94

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Sajfert, Josef, Landsturm-Schütze I 365 Sajö, Hauptmann II 288 Salaga, Paul, Infanterist I 398 Salvini, Ritter von Meeresburg-Plawen, Linienschiffsleutnant I 112, 122 Sändor, Dr. Läszlö II 33, 249, 259, 261 Saphir, Fähnrich I 297 f. Sapieha, Dr. Stefan Adam, Fürstbischof I 65, 102; II 299 Saraca, Julius Nobile de, Oberstleutnant II 58 f. Sarkotic, Stephan Freiherr von Lovcen, Generaloberst 1122,124,135,137 f., 146 f., 152, 156—158, 165, 201, 243; II 65, 71, 80, 86—88, 191, 196, 240—247 Schacherl, Dr. Michael, Reichsratsabgeordneter I 147 Schauer, Hauptmann II 312 Schauer, Dr. Hugo Ritter von, k. k. Justizminister I 194 Schediwy, August, Major I 333, 336 Scheidlin, Johannes von, Rittmeister II 291 Scheiner, Dr. Josef II 152, 156, 159, 162 f., 168, 173 Schenk, Alfred Edler von, General der Infanterie II 12, 71 f., 197 Scheuchenstuel, Viktor Graf von, Generaloberst II 197 Schiessler, Oskar Edler von Treuenheim, Generalmajor I 193; II 53 Schilling, Johann, Feldmarschalleutnant I 94 Schlichting, Ludwig, Generalmajor I 381 Schluga, Friedrich, Oberleutnant I 328 Schmelzer, Dr. Franz, Landsturm-Leutnant I 399 Schmidt, Adolf, Linienschiffskapitän II 238 Schmidt, Emmerich, Oberstleutnant I 341, 343 f. Schneller, Johann, Quartiermeister I 143 Schnirch, Jaroslaus, Hauptmann I 307 Schober, Johann I 194; II 317, 319, 321 Schönburg-Hartenstein, Alois Fürst, General der Kavallerie, Generaloberst I 159 bis 163, 165, 178, 182; II 326 f. Schöpflin, Alfons, Oberstleutnant I 315, 318 f. Schoffan, Eugen, Fähnrich I 399 Schubert, Johann Edler von Drinawehr, Generalmajor II 308 Schubert, Dr., Oberleutnant II 254 Schulze, Ernst, Matrose 1. Klasse I 143 Schwarz, Rudolf, Leutnant I 321 Schweitzer, Karl I 334

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Personenregister

Schweyer, Gustav, Fregattenleutnant I 121, 143 Secco, Johann, Oberleutnant-Auditor I 142 Sedläfiek II 180 Seidensacher, Karl, Vizeadmiral I 139 Seidler, Dr. Ernst Ritter von, k. k. Ministerpräsident I 70, 210, 232, 236, 271, 406 f. Seitz, Karl, Reichsratsabgeordneter I 70 f., 141; II 323, 325, 327 Seliger, Alois, Gefreiter I 398 Semcö, Nikolaus II 81 Sendzialo, Nikolaus, Gefreiter 1315 Seniuga, Demeter, Schütze I 305 f. Sertic, Georg, Oberstleutnant I 152 Sesan, Anton, Seefähnrich 1130 f., 133, 136, 141 Seunig, Dr. Vinzenz, Oberleutnant I 331 Sever, Albert, Reichsratsabgeordneter II 237 Siegler, Konrad von Eberswald, Feldmarschalleutnant II 280, 282 Silovic, Dr. Josip, Reichstagsabgeordneter II 209 Silze, Rudolf, Tageskorporal I 295 f., 298 Simek, Franz, Landsturm-Schütze I 365 Simko, Infanterist I 391 Simon, Dr. Alexander von, Hauptmann I I 166 Siigoric, Jerko, Matrose 1. Klasse I 129, 143—146 Skalier, Dr. Lovro II 238 Skapik, Johann, Infanterist I 322 Skarbek, Dr. Alexander Graf, Reichsratsabgeordneter 1103; II 290, 292, 297 f., 301 f., 310 f. Slawinsky, Infanterist I 312, 314 Sloboda, Fähnrich I 292 f. Smolcic, Dr. II 235 Smoluchowski, Johann, Korporal I 301, 304 Snjaric, Lukas, Feldmarschalleutnant, General der Infanterie II 197 f., 203—206, 208, 210, 214 f., 265 Sös, Dr. II 264 Soukup, Dr. Frantiäek, Reichsratsabgeordneter II 155, 159 f., 162, 167 f., 173, 227 Sourek, Theresia I 330 Spira, Julius, Hauptmann I 389—392, 400 Spirhanzl, Väclav II 149 Spitzmüller, Dr. Alexander Freiherr von, Gemeinsamer Finanzminister I 165; I I 240 f. Srkulj I I 206 Srobär, Dr. Vavro I I 167, 286 Stalter, Jözsef I I 104

Stanaszek, Schütze II 56 Standenath, Dr. Rudolf, Hauptmann I 240 Stanek, Frantisek, Reichsratsabgeordneter I 137 Starinszky, Infanterist I 390 f. Stark, Dr. Karl I 141 Stastny, Anton, Landsturm-Schütze I 365 Stastny, Wenzel, Landsturm-Schütze I 365 Stawarz, Anton, Oberleutnant II 126f.,294f. Steed, Henry Wickham I 236 Stefän, Istvän, Hauptmann II 104 f. Stefancic, Infanterist I 331, 340 Stein, Steuermatrose I 418 Steinhardt, Hugo Edler von Radlöw, Generalmajor I 123, 126 f. Stepänek I 417; II 181 Stephanek, Josef, Leutnant I 156 f. Stiller, Josef Edler von, Generalmajor I 164, 173 Stöger-Steiner, Rudolf Freiherr von Steinstätten, Generaloberst, k. u. k. Kriegsminister I 87, 141, 162 f., 406 f.; I I 13 f., 1 6 - 1 8 , 63 f., 107 f., 177, 250 f., 255, 262, 318, 323 f., 331 Stöhr, Kurt von, Leutnant II 55 f. Stojka, Korporal I 296 Stonawski, Gustav, Elektromaat I 125 f. Stowasser, Ing. Gustav, Feldmarschalleutnant I I 307, 311 f. Straka, Ing. Frantisek, Rittmeister I I 169, 173 Stränsk^, Dr. Adolf, Reichsratsabgeordneter II 178 Straub, Johann, Generalmajor I 161 Straube, Oberleutnant I 99 Stribrnjr, Jifi, Reichsratsabgeordneter I 74; I I 155, 159 f., 167 f., 173, 227 Struz, Leutnant I 104 Stürgkh, Karl Graf I 184 Stusche, Viktor, Oberst II 159, 162f., 168 f., 175 Stych, Jaroslav, Redakteur I I 147 Sulz, Zugsführer I 352 Sunaric, Dr. I I 243—245 Svehla, Antonin II 155, 159 f., 163, 167 f., 227 Svehla, Heinrich, Landsturm-Schütze I 365 Svoboda, Infanterist I 388 Szabö, Franz, Heizer 1. Klasse I 143 Szabö, Istvän, Reichstagsabgeordneter I 226 f. Szänto, B61a, Leutnant II 254, 275 Szekeres, Kadettaspirant I 377

Personenregister Szemere, Oberleutnant I 368 Szepessy, Alädär Ritter von, Oberst II 261, 277 Szepessy, Alexander I 116 Szeptycki, Stanislaus Graf, Generalmajor I 93, 105 f. Szlezak, Johann, Infanterist I 398 Szmrtnik, Andreas, Infanterist I 398 Sznorak, Stephan, Infanterist I 398 Szokolik, Stephan, Infanterist I 398 Sztarna, Geza, Leutnant I 399 Szterenyi, Josef Freiherr von, Reichstagsabgeordneter, k. u. Handelsminister I 48 f., 261 f.; II 259 Szurmay, Alexander Freiherr von, General der Infanterie, Reichstagsabgeordneter, k. u. Honvid-Minister I 31, 163, 185, 216, 219, 221; II 11 f., 18, 63, 71, 94, 188, 194, 198, 215, 229, 248, 250 f., 253, 259, 262 f., 267 Tadic, Daniel, Matrose 2. Klasse I 142 Tägel, Leopold I 328 Tarjan II 247 Tasch, Franz, Hauptmann I 283, 386 Taube, Ludwig, Leutnant I 297 f. Taviar, Dr. Ivan I 270 T§cza, Stanislaw, Leutnant II 127 Tertil, Dr. Thaddäus, Reichsratsabgeordneter II 290 Testa, Heinrich Freiherr von, Generalmajor I 310 Tetmajer, Wlodzimierz Ritter von Przerwa, Reichsratsabgeordneter 1232 f.; II 127, 299 TeuS, Isidor, Generalmajor II 259, 268 Teutsch, Oberst II 281 Thun-Hohenstein, Emmerich Graf, Fregattenkapitän II 225 Ticholis, Korporal I 295 f. Tichy, Feldwebel I 360 Tirschek, Vinzenz, Oberst I 363 Tisza, Istvän Graf von Borosjenö und Szeged, Reichstagsabgeordneter II 259, 265, 277 Tkalcevic, Ivo, Marineunteroffizier I 416 Toblany, Infanterist I 389 Toggenburg, Friedrich Graf, k.k. Minister des Innern I 70f., 194, 252-254, 271; II 139 Tomic, Oberst I 373 f., 383 Toth, Jänos von, Reichstagsabgeordneter, k. u. Innenminister I 87, 261, 263 Töth, Kälmän, Korporal I 323 Trampus, Marius, Marinekurat I 420

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Trepov, Petar I 416 f. Tresic-Pavicic, Dr. Ante, Reichsratsabgeordneter 1137; II 238 Tfestik, Tomas, Gendarmeriewachtmeister II 149 Triller, Dr. Karel II 219 Trojer, Infanterist I 347 Trumbic, Dr. Ante II 218 Turkovic, Eduard, Oberst II 206 Tusar, Vlastimil, Reichsratsabgeordneter II 162, 227 Übersberger, Dr. Hans, Universitätsprofessor I 241 Ugron, Stefan von, zu Abränfalva I 93 Ujdur, Simun, Matrose 1. Klasse I 117, 129, 141 Ukovic, Korporal I 352 Ummenhofer, Franz, Landsturm-Schütze II 103-105 Ungar, Stephan, Oberleutnant I 399 Urban, Leodegar, Oberleutnant I 291 Urbanski, Anton II 295 Vaida-Voievod, Alexandru von, Reichstagsabgeordneter II 278, 285 Värnai, Zseni II 260 Väry, Dr. Albert II 260 Vauhnik, Wladimir, Oberleutnant I 327, 331 Velebil, Dr. Neklan, Linienschiffsarzt I 132 Veäin, Oberleutnant I 368 Vessely, Hugo, Oberintendant II 290, 292, 299 Vidläk, Viktor, Marsgast I 134 f. Vido, Infanterist I 389 Visbarini, Maschinenwärter I 109 Viszolaj, Gustav, Fähnrich I 399 Vitovskyj, Dmytro, Major II 128, 305 Vlach, Feldwebel I 359 Vnuk, Ivan, Matrose 1. Klasse 1115 Vodiika, Stanislav, Korporal I 360, 364 bis 366 Vojar, Alois, Infanterist I 398 Voncina, Vitus von, Kontreadmiral II 239 Vratovich, Dr. Mirko II 238 Vukovic, Janko de Podkapelski, Linienschiffskapitän II 237—239 Wagner, Major II 145, 168 Waldmann, Korporal I 390 Waldstätten, Alfred Freiherr von, Generalmajor 11111,327 Waldstätten, Egon Freiherr von, Oberst I 239; II 134

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Personenregister

Wallenstorfer, Norbert, Oberst I 71 Wdowiak, Anton, Infanterist I 304 f. Weber, Dr. Max, Universitätsprofessor I 242 Weber, Viktor Edler von Webenau, General der Infanterie I 161—164; II 246 Weglarz, Offiziersstellvertreter I 317 Weil, Oberleutnant I 378 Weiser, Hauptmann I 360 f. Weiskirchner, Dr. Richard II 40 Weissmann, Hauptmann I 138 Wekerle, Dr. Sändor, Reichstagsabgeordneter, k. u. Ministerpräsident I 42, 67, 72, 87, 210, 218, 230, 262, 406 f., 415; II 40, 105, 186, 250 f., 2 5 7 - 2 5 9 , 262 f. Wenczel, Leo, Fähnrich I 399 Wendler, Franz, Hauptmann II 163 Werminski, Roman, Infanterist I 301—305 Wiederwohl, Steuerassistent I 216 Wilhelm II., Deutscher Kaiser I 277 Wilson, Thomas Woodrow II 185, 187, 207 f., 214, 218, 230, 317 Winder, Arnold, Leutnant I 329 f. Windischgrätz, Ludwig Prinz zu, Reichstagsabgeordneter, k. u. Minister für Volksernährung I 49, 212 f., 215 f., 218, 221, 223, 225,227f., 230; II 247-249,257,322 Wirfei, Oskar, Leutnant in der Reserve II 49 f. Witos, Wincenty, Reichsratsabgeordneter II 290 Witt, Dr. Zigmund, Reichsratsabgeordneter II 184 Wittmayer, Otto, Hauptmann I I 88 Wölz, Josef, Infanterist I 291 Wolf-Schneider, Oskar Freiherr von, Oberstleutnant II 20 f. Wolgner, Gustav, Oberst I 294, 299 Wondräcek, Major II 168 Wossala, Ernst, Feldmarschalleutnant I I 80 Wucherer, Friedrich Freiherr von Huldenfeld, Feldmarschalleutnant I 152

Wurm, Ing. Wenzel Freiherr von, Generaloberst II 222—224 Wutscher, Franz, Fregattenkapitän II 237

Zadkovic, Feldwebel I 350, 352 Zahajkiewicz, Dr. Wladimir, Reichsratsabgeordneter II 310, 313 Zahradnik, Dr. Isidor, Reichsratsabgeordneter I I 154 Zahumensky, Stephan, Korporal I 400 Zakrzewski, Feldwebel I 295 f. Zaleski, Mieczyslaw Edler von, Feldmarschallleutnant I 98; II 292, 296, 299 Zamecnik, Infanterist I 389 Zamolo, Hauptmann I 377 Zanantoni, Eduard, Feldmarschalleutnant II 124, 160—163 Zaretzky, Generalintendant II 297 Zavady I I 33 Zawada, Oberst I 306 Zec, Korporal I 352 Zeidler-Daublebsky, Egon Freiherr von Sterneck, Generalmajor II 242 Zelenka, Josef, Landsturm-Schütze I 365 Zentel, Vladimir, Oberleutnant II 124 Zeynek, Theodor Ritter von, Oberst I 55 Zic, Franjo I 416 2ic, Valentin I 416 f. Zichy, Gyula Graf, Bischof I 384 Zielinski, Zygmunt, Generalmajor I 94 Zieritz, Gustav, Oberstleutnant I 339 Zipperer, Egon Ritter von Arbach, Korvettenkapitän I 115, 143 Zivec, Zugsführer I 354 Zselyonka, Gendarmeriemajor II 33 Zsigmond, Josef, Matrose 4. Klasse I 116 Zsorial, Josef, Korporal I 398 Zudich, Luigi, Bootsmannsmaat I 112 Zupanc, Major I 359, 366, 368 Zymierski, Oberstleutnant I 94 Zyweniuk, Peter, Infanterist I 296 f.

ORTSREGISTER Vorbemerkungen Als Hauptstichwort wurde folgende, mit der Schreibung im Text und in den Karten identische Form angenommen: in ,,Cisleithanien" — die amtliche Form für den deutschen Schriftverkehr der Zentralbehörden für das Jahr 1918; in Ungarn, ohne Kroatien-Slawonien — die amtliche ungarische Form für das Jahr 1918; in Kroatien-Slawonien — die amtliche serbokroatische Form (kroatische Variante) für das Jahr 1918; in Bosnien-Herzegowina — die amtliche serbokroatische Form (kroatische Variante) für das Jahr 1918; im MGG Polen — die amtliche polnische Form für das Jahr 1918; im MGG Serbien — die amtliche serbokroatische Form (serbische Variante) für das Jahr 1918. Die Sprachbezeichnungen sind nicht etymologisch, sondern lexikalisch, d. h. dem Wortschatz einer Sprache zugehörig, zu verstehen. Für dalmatinische Orte hatten die österreichischen Zentralbehörden durchwegs die italienische Form übernommen, ebenso im Küstenland, sofern es keine deutsche Form gab. F ü r Galizien verwendeten die Wiener Zentralbehörden meist die polnische Ortsnamensform. Die ungarischen Zentralbehörden zogen im Falle von Fiume, ihrem corpus separatum, die italienische Form heran. Hauptstädte — wie Belgrad, Warschau, Sofia, Konstantinopel — und andere außerhalb der Donaumonarchie gelegene Orte mit sehr geläufigen deutschen Namen — wie Odessa — sind in dieser Form aufgenommen. Im albanischen Bereich wurde meist die damals dort sehr geläufige italienische Ortsnamensform verwendet. Als Verweisstichwörter wurden folgende Formen verwendet: a) die heute amtliche Form, soweit sie nicht Hauptstichwort ist. Diese amtliche Form ist ausschließlich kursiv gesetzt, ebenso die dazugehörige Bezeichnung der Amtssprache. Bei Orten in der Ukrainischen SSR sind sowohl die ukrainisch- als auch die russischtransliterierte Form angeführt. Im Bereich Südtirols — Alto Adige — gelten die deutsche und die italienische Ortsnamensform als gleichberechtigt. Die albanischen Namen sind in ihrer bestimmten Form wiedergegeben. b) im kroatisch-slawonischen Bereich die ungarische Form als zweite Amtssprache; c) im Falle des Vorhandenseins die damals noch geläufige deutschsprachige Form, wenn diese weder für 1918 noch für heute als Amtssprachenform gilt; d) wichtige Ortsnamensformen, die weder 1918 noch heute die amtliche Form darstellen. Namen von militärischen Stützpunkten und Lagern, die mit einem Ortsnamen nicht übereinstimmen, wurden in dieses Register nicht aufgenommen, ebenso die Ortsnamen in Karten, Quellenangaben und im Anhang nicht ausgewiesen.

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Ortsregister

Agram dt., s. Zagreb Alba Iulia rurnän., s. Gyulafehervär Alipasin Most sbkr. 1156 Alsolehnicz ung., Niinie Sväby slowak., heute Gerveny-Kldstor I 43 Altbetsche dt., s. öbecse Altbunzlau dt., Starä Boleslav tschech., 1955 Zusammenschluß mit Brandis nad Labem I I 170 Altsohl dt., s. Zölyom Ampezzo ital., heute Cortina d'Ampezzo I 201 Ancona ital. I 418 Antivari ital., Bar sbkr. I 155 Apatin ung., sbkr. u. dt. I 172, 225 Arad ung., rumän. u. dt. I 68, 175, 183, 218; II 34, 279, 281 Aradu Nou rumän., s. Ujarad Arandjelovac sbkr. I 399 f. Aszöd ung. I 68 Aurisina ital., s. Nabresina Auscha dt., Ostik tschech. I 363, 365 Auschwitz dt., s. Oiwi^cim Auspitz dt., Hustopece tschech. II 98 Aussig dt., Üstt nad Labem tschech. I 256, 361 Avtovac sbkr. I I 79 Baika Palanka sbkr., s. Palänka Baden dt. I 66, 82, 86,93, 177, 179,182, 221, 274; II 14, 121, 142, 182, 224 f., 242, 262, 264, 270, 296, 326 Baja ung. II 274 Bakcmczyce-Krowniki poln. (Gutsgebiet) II 312 Bakostörek ung., Velke Teriakovce slowak. I 319 Balassagyarmat ung. I 220 Banjaluka sbkr., heute Banja Luka I I 70, 79, 243 Banja Luka sbkr., s. Banjaluka Banska Bystrica slowak., s. Beszterczebänya Banska Stiavnica slowak., s. Selmecz-es Belabänya Baaste sbkr. I 109 Bar sbkr., s. Antivari Bastaji sbkr. II 212 Batrina sbkr. I 223; I I 191 f., 195 BeSej sbkr., s. Öbecse Bekhcsaba ung. I 40, 42, 44, 220; II 91 Belgrad dt., Beograd sbkr. I 38, 156, 231, 387, 389, 392; II 77, 142, 194, 196, 284 Belluno ital. 11116,142 Belovär ung., s. Bjelovar

Beneschau dt., Benesov tschech. I 40, 79, 275 BeneSov tschech., s. Beneschau Beograd sbkr., s. Belgrad (s. auch Zemun) Beraun dt., Beroun tschech. I 40, 79; II 170 Bereczk ung., Bretcu rumän. I 216, 219 Beregovo russ., s. Beregszäsz Beregszäsz ung., Berehove ukrain., Beregovo russ., Sächsisch-Bereg dt. I I 96 Berehove ukrain., s. Beregszäsz Beremend ung. I 344 Berezany russ., s. Brzezany Berezany ukrain., s. Brzezany Berlin dt. I 49, 62, 160; II 155 Berndorf dt. II 110 Beroun tschech., s. Beraun Besztercze ung., Bistrita rumän., Bistritz dt. 1 4 0 , 4 0 0 ; 11 31, 70, 118, 280, 282 Beszterczebänya ung., Banskä Bystrica slowak., Neusohl dt. II 112 Biala poln., heute Teil von Bielsko-Biala I 179, 205 Bicske ung. II 273 Biecz poln. I 207 Biedermannsdorf dt. I 176 Bielitz dt., heute Teil von Bielsko-Biala poln. 1 41, 205, 253, 299, 3 0 5 - 3 0 7 ; I I 293 Bielsko-Biala poln., s. Bielitz und Biala Bierzanöw poln. I I 32 Bileca sbkr. I I 84 Bistrita rumän., s. Besztercze Bistritz dt., s. Besztercze Bjelovar sbkr., Belovär ung. 1 223; II 77, 212 Blottendorf dt., Polevsko tschech. I 363 Blumau dt. I 66, 82 Bochnia poln. 1 251, 305; 11 89, 117, 293 Böhmisch Kamnitz dt., Geskä Kamenice tschech. I 362, 365 Böhmisch Leipa dt., Geskä Lipa tschech. I 291, 3 6 1 - 3 6 3 , 365 Böhmisch Trübau dt., Ceskd Tfebovä tschech. I 204, 252, 258 f.; II 147 Bolevec tschech., s. Bolewetz Bolewetz dt., Bolevec tschech. II 49 f. Böly ung., s. Nimetböly Bolzano ital., s. Bozen Bony had ung. I I 61 Bori dt., Boureni rumän. I 59 Borislav russ., s. BorysJaw Borfa rumän., s. Borsa Borsa ung., Borsa rumän. 1217 Boryslav ukrain., s. Boryslaw Borysiaw poln., Boryslav ukrain., Borislav russ. II 307

Ortsregister Bosanska GradiSka sbkr., Bosnisch-Gradiska dt. II 79 Bosanski Brod sbkr., Bosnisch-Brod dt. I 156; 11110,195 Bosanski Novi sbkr. I I 79 Bosanski Petrovac sbkr. II 79 Bosanski Samac sbkr. II 84, 86 Boskovice tschech., s. Boskowitz Boskowitz dt., Boskovice tschech. II 98 Bosnisch-Brod dt., s. Bosanski Brod Bosnisch-Gradiska dt., s. Bosanska Gradiska Boureni rumän., s. Bori Bozen dt., Bolzano ital. II 130 Brandeis a. d. Elbe dt., Brandis nad Labem tschech. II 148 Brandis nad Labem tschech., s. Brandeis a. d. Elbe dt., (s. auch Altbunzlau) Brasov rumän., s. Brassö Brassö ung., Brasov rumän., Kronstadt dt. I 38, 40, 2 8 4 ; ' II 166, 278 f., 283 Bratislava slowak., s. Pozsony Brcko sbkr. II 79, 86 Breclav tschech., s. Lundenburg Bressanone ital., s. Brixen Brest russ., s. Brest-Litovsk Brest-Litovsk russ., heute Breit I 12, 60, 63, 66, 70,92, 102, 162,205,273, 279; II 222 Brefcu rumän., s. Bereczk Briganziolo ital. I 164 Brixen dt., Bressanone ttal. I 201 Brixlegg dt. II 58 Brno tschech., s. Brünn Brod na Savi sbkr., Brod Szäva mellet ung., heute Slavonski Brod sbkr., SlawonischBrod dt. II 73, 86, 190 f., 1 9 3 - 1 9 6 , 211 f., 247 Brod Szäva mellet ung., s. Brod na Savi Brody poln., ukrain. u. russ. I 281 Bronowice Male poln. I 233 Bronowice Wielkie poln. I 233; II 90 Broos dt., s. Szäszväros Brladin sbkr. II 71 Bruck an der Leitha dt. I 21,40, 201; II 31, 77, 92, 99, 117, 119, 320, 326 Bruck an der Mur dt. I 40, 66; II 13 Brünn dt., Brno tschech. 140, 66, 79, 85, 164, 175, 182, 194; II 15, 24, 28, 30, 53, 91, 97-99,101,112,117, 150, 170,175 bis 178 Brüx dt., Most tschech. I 38, 75, 187, 252, 256, 258; II 14 f., 53, 110, 117, 318 Bruneck dt., Brunico ital. I 201 Brunico ital., s. Bruneck Bruntdl tschech., s. Freudenthal Brzeszcze poln. I 101

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Brzezany poln., Berezany ukrain., Berezany russ. I 41 Buchlovice tschech., s. Buchlowitz Buchlowitz dt., Buchlovice tschech. II 88 Bucuresti rumän., s. Bukarest Budapest ung. I 37 f., 40 f., 48, 53, 62, 68, 70, 72, 74, 78 f., 83, 8 6 - 8 8 , 136 f., 164, 171 bis 176, 183, 209, 213, 215—220, 222, 225 f., 230, 242, 244, 2 6 0 - 2 6 3 , 2 6 5 - 2 6 8 , 275, 277, 288f., 356, 376-379, 382, 385, 411; I I 16, 18, 22, 28, 31, 33, 37, 64, 77, 81,91,95, 101-104, 108, 111-113, 118, 122, 132, 135, 138, 187, 189, 193, 202, 213, 223, 229f., 241 f., 244, 2 4 7 - 2 5 9 , 261 bis 265, 267, 270, 2 7 2 - 2 7 9 , 282, 285 f., 321, 324, 329 Budua ital., Budva sbkr. 1126 Budva sbkr., s. Budua Budweis dt., Geske BudSjovice tschech. I 40, 75, 79, 84, 175 f., 179, 182; II 77, 92, 115-117,147 Bukarest dt., Bucuresti rumän. I 49 Buschtehrad dt., BuStihrad tschech. I 74, 257 Bustihrad tschech., s. Buschtehrad Capljina sbkr. I 148, 155 Caslau dt., Gaslav tschech. I 40, 79; II 148 Gaslav tschech., s. Caslau Cassian ung. I 380 Castelnuovo ital., Hercegnovi sbkr. I 109, 123, 126 f., 132, 138, 156 Cattaro ital., Kotor sbkr. I 107-109, 111, 118, 122 f., 136 f., 141, 145-147, 150, 417; II 2 2 4 - 2 2 7 , 229 f., 2 3 4 - 2 3 6 , 239 Cegled ung., s. Czegled Celje slowen., s. Cilli Cernäufi rumän., s. Czernowitz Gernivci ukrain., s. Czernowitz Cernovcy russ., s. Czernowitz Gerveny-Kldstor slowak., s. Alsölehnicz Cervignano ital. II 222 Ceskä Kamenice tschech., s. Böhmisch Kamnitz Geskd Lipa tschech., s. Böhmisch Leipa Geski Tfebovd tschech., s. Böhmisch Trübau Geske BudSjovice tschech., s. Budweis Cesky Tlsin tschech., s. Teschen Cetinje sbkr. I 38 Cheb tschech., s. Eger Chelm poln., s. Cholm Cholm dt., Chelm poln. I 92, 101, 105, 281; II 315 Chomutov tschech., s. Komotau Chrast dt., Christ tschech. I 232 Christ tschech., s. Chrast

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Ortsregister

Chfibskä tschech., s. Kreibitz Chrzanow poln. I 179, 182, 205, 271; I I 15, 53 Chust ukrairt. u. russ., s. Huszt Chyriv ukrain., s. Chyr0w Chyrov russ., s. Chyröw Chyröw poln., Chyriv ukrain., Chyrov russ. 1 179, 183, 205; II 15 Ciersza poln. I 101 Cieszyn poln., s. Teschen Cilli dt., Celje slowen. I I 54, 71 Cluj rumän., s. Kolozsvär Cordigna.no ital. II 24 Cortina d'Ampezzo ital., s. Ampezzo Cortkiv ukrain., s. Czortköw Gortkov russ., s. Czortköw Csäkfalva ung., Kubrd slowak. I 321 Csepelung. 1 6 8 ; I I 252 Csikszereda ung., Miercurea Ciuc rumän. II 283 Czegted ung., heute Cegled I 68, 175, 218 f. Czernowitz dt., Cernivci ukrain., Cernovcy russ., Cernäuti rumän. I 38, 94, 205 f., 219, 233, 284;' II 14, 142, 301, 303, 314f. Czortköw poln., Cortkiv ukrain., Cortkov russ. I 281, 293

Dqbrowa poln., Dombrowa dt. I 106, 178, 268, 272; II 13 Dacice tschech., s. Datschitz Dalj sbkr. II 63 Daruvar sbkr., Daruvär ung. II 86, 211 f. Daruvär ung., s. Daruvar Datschitz dt., Dacice tschech. II 98 Davidoviii sbkr. II 84 D^bica poln. I 205; II 308 Debrecen ung., s. Debreczen Debreczen ung., heute Debrecen, Debreczin dt. 1 40, 68, 218; 1 1 1 6 , 3 4 Debreczin dt., s. Debreczen D&cin tschech., s. Tetschen Derventa sbkr. I I 86 Deutsch-Boly dt., s. Nemetböly Deutsch Gabel dt., Jablonni ν PodjestSdi tschech. I 365 Deutsch-Palanka dt., s. Palänka Diakovär ung., s. Djakovo Diösgyör ung., 1945 in Miskolc eingegliedert II 34 Diosviszlo ung. I 220 Djakovo sbkr., Diakovär ung. II 196, 212 Doboj sbkr. II 86, 242 Dobrljin sbkr. II 79

Dogna ital. I 344, 415 Dolina poln., Dolyna ukrain., Dolina russ. I 93 Dolina russ., s. Dolina Dolyna ukrain., s. Dolina Dolnt Ehrenberk tschech., s. Niederehrenberg Dolni Suchä tschech., s. Niedersuchau Domazlice tschech., s. Taus Dombdvdr ung. I 220; II 54, 61 Dombrowa dt., s. Dqbrowa Donawitz dt., heute Teil von Leoben I 66, 337 Donja Tuzla sbkr., heute Tuzla I 79; 11 79, 110, 195, 241, 243, 247 Dorna Cindrelinor rumän., s. Dorna Kandranj Dorna Kandranj ung., Dorna Cindrelinor rumän. I 217 Dorog ung. I 69 Dresden dt. I 160 Drogobyc russ., s. Drohobycz Drohobyc ukrain., s. Drohobycz Drohobycz poln., Drohobyc ukrain., Drogobyc russ. I 92, 183, 205, 271; I I 14 f., 17, 21, 30, 117, 304, 307 Dubrovnik sbkr., s. Ragusa Duchcov tschech., s. Dux Dugo selo sbkr. I I 193 Dunakeszi ung. II 252 Durazzo ital., Durresi alban. 1131 Durresi alban., s. Durazzo Dux dt., Duchcov tschech. I 38, 73, 75, 252, 258 Dvur Krälove nadLabem tschech. s. Königinhof an der Elbe Dziedzice poln., s. Dziedzitz Dziedzitz dt., Dziedzice poln. 1101; II 90

Eger dt., Cheb tschech. I 256 Eger ung., Erlau dt. I 40, 258 Eisenerz dt. 1 66,268; 1115,110,114,116, 118 Elbogen dt., Loket tschech. I 187 Ennsdt. 1171,271; II 47 Eperies dt., s. Eperjes Eperjes ung., Presov slowak., Eperies dt. I I 286-288 Eppenstein dt. I 336, 338 Erlau dt., s. Eger firsckiijvär ung., Νονέ Zämky slowak., Neuhäusel dt. I 68 f., 80; II 34, 36 Esseg dt., s. Osijek Eszek ung., s. Osijek Esztergom ung., Gran dt. I 175, 215, 218; II 36, 77, 91, 96, 273

Ortsregister

401

Falkenau dt., Sokolov tschech. I 187, 252, 258, 362 Feldbach dt. I 341; II 40, 41 Feldkirch dt. I 234 Felixdorf dt. I 176 Felsöborgö ung., Susenii-Birgäului rumän. I 219 Felsögalla ung., 1947 in Tatabänya eingemeindet, Obergalla dt. I 260, 268 Fischbach dt. 1231 Fiume ital., Rijeka sbkr. I 38, 181, 183, 219 f.; II 16, 18, 31, 87, 110, 113, 116, 118, 142, 184, 1 8 7 - 1 9 0 , 193 f., 208 f., 213, 220 f., 224, 227, 230, 234, 236 Floridsdorf dt., seit 1905 Stadtteil von Wien 1 6 3 ; II 99 Foca sbkr. II 79 Fohnsdorfdt. I 333, 337, 339; II 29, 31, 118 Formin dt., slowen. I 231 Forte ζ za ital., s. Franzensfeste Franzensfeste dt., Fortezza ital. I 201; II 130 Freistadt dt. II 47 f. Freudenthal dt., Bruntäl tschech. I 253 Fünfkirchen dt., s. Pees Fürstenfeld dt. I 275 Fuzine sbkr. II 119, 188, 213

323, 332, 3 3 5 - 3 3 9 , 345 f., 348, 351 f., 354,401,403f.; II 13, 15, 28 f., 4 1 - 4 3 , 53, 91, 100, 110, 114, 116, 118 f., 129, 132, 139 Grödek poln. I 206 Grodzisko Dolne poln. II 93 Großbetschkerek dt., s. Nagybecskerek Groß Ebersdorf dt. II 42 Großkanizsa dt., s. Nagykanizsa Groß Meseritsch dt., Velke Mezifici tschech. II 98 Großsteffelsdorf dt., s. Rimaszombat Großwardein dt., s. Nagy-Varad Gruda sbkr. II 84 Gryböw poln. I 207 Gyergyöszentmiklos ung., Gheorghieni rumän. 1216 Gyergyövärhegy ung., Subcetate rumän. I 216 Gyimes ung., Ghimes rumän. I 216 Györ ung., Raab dt. 1 6 8 f . ; 1 1 9 1 , 9 6 , 1 1 7 , 319 Gyula ung. I 40 Gyulafehervär ung., Alba Iulia rumän., Karlsburg dt. I 41, 154

Gabelasbkr. 1155 Gaya dt., Kyjov tschech. II 98 Gelnica-Zakarovce slowak., s. Märiahuta-Zakärfalva Geneve frz., s. Genf Genf dt., Geneve frz. II 170 Gheorghieni rumän., s. Gyergyöszentmiklos Ghimes rumän., s. Gyimes Gjenovic sbkr. 1108,110f., 120,122,139,140 Gloggnitz dt. I 82 Glusk russ., s. Glusk Glusk poln., Glusk russ. I 177 Göding dt., Hodonin tschech. II 98 Gödöllo ung. II 95,249 Görz dt., Gorizia ital., seit 1945 auch jugoslawischer Teil: Nova Gorica slowen. I 290; 11116,209 Gorizia ital., s. Görz Gornja Radgona slowen., s. Oberradkersburg Gospava sbkr. II 84 Gottwaldov tschech., s. Zlin Gran dt., s. Esztergom Granica poln. II 32 Graz dt. I 37, 39, 50, 66, 83, 96, 160, 171 f., 182, 194, 200 f., 216, 222, 268 f., 275, 288,

Hainburg an der Donau dt., s. Hainburg Hall dt., heute Solbad Hall in Tirol I 171 Handlovä slowak., s. Nyitrabänya Hartberg dt. I 40, 44 Havifov tschech., s. Niedersuchau Hercegnovi sbkr., s. Castelnuovo Hermagor dt. I 40 Hermannstadt dt., s. Nagyszeben I 40 Hidas ung. II 61 Hodonin tschech., s. Göding Hohenmauth dt., Vysoke Myto tschech. I 79 Holeiov tschech., s. Holleschau Holleschau dt., HoleSov tschech. II 98 Hornijindfichov tschech., s. Oberhennersdorf Hofovice tschech., s. Horowitz Horowitz dt., Hofovice tschech. 175; II 148 Hostivice tschech., s. Hostiwitz Hostiwitz dt., Hostivice tschech. II 269 Hradec Krälove tschech., s. Königgrätz Hüttenberg dt. II 100 Humpolec tschech., s. Humpoletz Humpoletz dt., Humpolec tschech. II 148 Hustopece tschech., s. Auspitz Huszt ung., Chust ukrain. u. russ. I 96 Hutovo sbkr. I 155

Haida dt., Novy Bor tschech. I 362 — 366 Hainburg dt., heute Hainburg an der Donau I 21

402

Ortsregister

Idria dt., Idrija slowen. II 40, 42 Idrija slowen., s. Idria Igalo ital. u. sbkr. I 122f., 126, 138 Iglau dt., Jihlava tschech. I 101, 175, 179, 182, 201; II 98 f., 124 Iglö ung., Spisskd Νονά Ves slowak., (Zipser) Neudorf dt. I 262 Ilok sbkr., Üjlak ung. I 223 Imst dt. I 201 India ung., s. Indjija Indjija sbkr., India ung. I 223, 382; II 77, 81, 196 Innsbruck dt. 126,37,50,83,171,173,200 f., 275,288; II 28,46,48, 92, 119, 130, 132, 141 Inota ung. II 258 f. Ipolysäg ung., Sahy slowak. I 220, 322 Istanbul türk., s. Konstantinopel Ivanii-grad sbkr., Ivanic vär ung. II 212 Ivanic vir ung., s. Ivanid-grad Ivano-Frankivs'k ukrain., s. Stanislau Ivano-Frankovsk russ., s. Stanislau Jablonne ν PodjestSdi tschech., s. Deutsch Gabel Jänosi ung., Rimavske Janovce slowak. I 319 Janow poln. I 106,178 Jaroslau dt., Jaroslaw poln. I 103, 183, 205 f. 292; II 70, 93, 293, 308 Jaroslaw poln., s. Jaroslau Jasa Tomiö sbkr., s. M6dos Jaslo poln. I 179, 205, 207, 251 Jaworzno poln. I 101,268,271 f.; II 117 Jedlovd tschech., s. Tannenberg Jicin dt., Jicin tschech. I 291 f.; II 30,101, 117 Jicin tschech., s. Jicin Jihlava tschech., s. Iglau Jindfichüv Hradec tschech., s. Neuhaus Judenburg dt. I 41, 324, 326 f., 3 3 3 - 3 4 5 , 348 f., 352, 384, 4 0 1 - 4 0 3 , 415; II 29, 31, 100, 118 Jungbunzlau dt., Mladd Boleslav tschech. I 74; II 117, 148, 175 Kaaden dt., Kadan tschech. I 258 Kadan tschech., s. Kaaden Kaisersteinbruch dt., s. Kirdlyhida Kalocsa ung. I 220 Kaisdorf dt. I 66 Kalus ukrain. u. russ., s. Kahisz Kalusz poln., Kalus ukrain. u. russ. I 93, 206 Kalwarya poln. I 205 Kamenari sbkr. 1123 Kameno sbkr. I 122 f., 127

Kapfenberg dt. I I 13 Kaposvdr ung. I 68,175,218-220, 377,415, II 54, 61 f., 128, 232 Karlovac sbkr., Karlstadt dt. 1 183,220; I I 16, 18, 31, 70 f., 78, 86, 113, 118, 186, 190, 221 Karlsburg dt., s. Gyulafehirvär Karlsruhe dt. I 160 Karlstadt dt., s. Karlovac Karvind tschech., s. Karwin Karwin dt., Karvind tschech. I 85, 179, 187, 253 f.; II 21 Kasan dt., s. Kazan' Kaschau dt., s. Kassa Kassa ung., KoHce slowak., Kaschau dt. I 37 f., 41, 50, 68 f., 83, 87, 164, 171 f., 176, 183, 215, 217, 220, 244, 261 f., 288, 319, 323; II 28, 31, 34, 91, 96, 111-113, 118, 132, 251, 273 f. Katowice poln., s. Kattowitz Kattowitz dt., Katowice poln. I 272 Kazan' russ., Kasan dt. I 165 Kecskemet ung. 1183; 1195, 103-105, 112 Kenyermezö ung. I 104, 262, 289, 391; I I 119, 274 Kevevära ung., Kovin sbkr. I 220 Kielce poln. I 41, 106, 309, 312 Kiev russ., Ky'iv ukrain., Kiew dt. I 279 Kiew dt., s. Kiev Kirälyhida ung., Kaisersteinbruch dt. I I 91, 119 Kirchbichl dt. II 47 Kiskunfelegyhdza ung. I 219 f.; I I 101 Kiskunhalas ung. I 172 Kitlice tschech., s. Kittlitz Kittlitz dt., Kitlice tschech. I 362 Kitzbühel dt. I 201 Kladno dt. u. tschech. 173f., 252, 257f., 277; II 30, 53, 148 Klagenfurt dt. I 39, 44; II 221, 327 Klatovy tschech., s. Klattau Klattau dt., Klatovy tschech. II 97 Klausenburg dt., s. Kolozsvär Klinci sbkr. 1137 Klosenica sbkr. II 246 Klosterneuburg dt. 1 8 2 ; II 20 Klucze poln. I 106 Knin sbkr. I 417 Knittelfeld dt. I 66, 332, 335, 344, 401; II 13, 29, 40 f. Königgrätz dt., Hradec Krdlove tschech. 140, 75, 259, 291, 361; II 148, 269 Königinhof an der Elbe dt., Dvur Krdlove nad Labern tschech. I 74 f.

Ortsregister Königliche Weinberge dt., Krälovske Vinohrady tschech., heute Stadtteil von Praha I 231, 251; II 147 Königsbrunn dt. II 42 Körmendung. 1131,112 Koros ung., s. Krizevci Kötschach dt. 1415 Kolin dt., Kolin tschech. I 49, 75; II 148, 175 Kolin tschech., s. Kolin Kolomea dt., Kolomyja ukrain. u. russ. I 92 Kolomyja ukrain. u. russ., s. Kolomea Kolozsvär ung., Cluj rumän., Klausenburg dt. 1 38, 41, 68, 282; II 28, 34, 111 f., 279-283 Komärno slowak., s. Komärom Komärom ung., Komärno slowak., Komorn dt. I 40, 175, 218, 322; II 36, 96, 237 Komorn dt., s. Komärom Komotau dt., Chomutov tschech. I 39, 75, 187, 256, 258; 11 30, 92, 148, 150 Konjic sbkr., s. Konjica Konjica sbkr., heute Konjic I 148, 156 Konstantinopel dt., Istanbul türk. II 85 Koprivnica sbkr. 1 223; II 193 Korfa alban., s. Korea Korea sbkr., Korfa alban. II 81 Kornalovici russ., s. Kornalowice Kornalovyci ukrain., s. Kornalowice Kornalowice poln., Kornalovyci ukrain., Kornalovici russ. I 303 Korneuburg dt. I 66, 82; II 42 Kosice slowak., s. Kassa Kotor sbkr., s. Cattaro Kovel' russ. u. ukrain., Kowel poln. I 281 Kovin sbkr., s. Kevevära Kowel poln., s. Kovel' Kragujevac sbkr. I 9, 40, 231, 385, 387, 389, 391 f., 395-399 Krakau dt., Krakow poln. I 37, 41, 50, 61, 65 f., 78 f., 91 f., 97 f., 100-103, 163 f., 171 f., 178 f., 182, 200 f., 205-207, 233, 252, 268, 271-273, 288, 292 f., 299, 305; II 15, 18, 2 8 - 3 2 , 5 3 - 5 5 , 57, 59 f., 89 bis 91, 93 f., 117, 119, 122, 125, 127, 129, 132, 289-293, 295 f., 299, 301, 306 f., 309 f. Kraköw poln., s. Krakau Krälove Dvür nad Labem tschech., s. Königinhof an der Elbe Krälovsk6 Vinohrady tschech., s. Königliche Weinberge Kräsnä Lipa tschech., s. Schönlinde Krainik poln. I 106, 178, 309, 311 Kräsno tschech., s. Schönfeld

403

Krasnystaw poln. I 178 Kreibitz dt., Chfibskä tschech. I 361 f., 364 Kremsier dt., Kromeriz tschech. II 70, 98 f., 177 Krenice tschech., s. Kienitz Kienitz dt., Kfenice tschech. I 232 Kreuz dt., s. Krizevci Krickerhäu dt., s. Nyitrabänya Kfivoklät tschech., s. Pürglitz Kriz sbkr. II 212 Krizevci sbkr., Koros ung., Kreuz dt. I 223; II 193, 200, 212 Kromeriz tschech., s. Kremsier Kronstadt dt., s. Brassö Krstac sbkr. I 123 Krzeczowice poln. I 101 Kubrä slowak., s. Csäkfalva Kufstein dt. I 201 Kumbor sbkr. I 122, 125, 128, 138 f. Kutnä Hora tschech., s. Kuttenberg Kuttenberg dt., Kutnä Hora tschech. I 40; II 30, 108, 112, 117, 148, 175 Kytv ukrain., s. Kiev Kyjov tschech., s. Gaya Laibach dt., Ljubljana slowen. I 41, 62, 237, 268-271, 275, 403 f.; II 14 f., 19, 24, 42 f., 73, 110, 118, 216 f., 219-223 Lana dt., Läny tschech. I 257 Landeck dt. I 38 Landskron dt., LanSkroun tschech. I 74 Lanskroun tschech., s. Landskron Läny tschech., s. Lana Laun dt., Louny tschech. I 75, 204; II 154 Laxenburg dt. I 66, 81, 84, 86, 175 f.; II 15, 110, 114, 116 f. Lebring dt. II 91 Ledenice sbkr. I 122 Leitmeritz dt., LitomSfice tschech. I 25, 37, 40, 50, 83, 85, 163 f., 171, 173, 175, 179, 182, 200, 232, 256,288,291 f., 357, 361 bis 363, 368 f.; II 14 f., 28, 30, 92, 97, 115, 117, 119, 130-132, 171, 175 f. Lemberg dt., L'viv ukrain., L'vov russ., Lwow poln. I 37 f., 41, 50, 79, 83, 90, 92, 102 f., 163 f., 171, 173, 178, 182, 194, 200, 202, 205-207, 251 f., 254, 271, 274, 284, 288, 293, 298, 308, 311, 391; II 14 f., 18, 24, 2 8 - 3 0 , 58, 90, 93f., 115-117, 119, 127, 132, 289, 291, 301-307, 309-315 Leningrad russ., s. Petrograd Leoben dt. (s. auch Donawitz) I 85, 182, 201, 268, 332, 335, 337; II 13, 15, 110, 114, 116, 118

404

Ortsregister

L6va ung., Levice slowak., Lewenz dt. II 31, 36, 113, 118 Levice slowak., s. Leva Lewenz dt., s. L6va Lezajsk poln. II 117 Liberec tschech., s. Reichenberg Lienz dt. I 201 Linz dt. I 39, 49, 61 f., 66, 83, 171, 176, 194; II 92, 130, 221 Liptöszentmiklös ung., Liptovsky Sväty Mikulä§ slowak., heute Liptovsky Mikuläi II 285 Liptovsky Mikuläi slowak., s. Liptöszentmiklös Liptovsky Sväty Mikulää slowak., s. Liptöszentmiklös LitomSfice tschech. s. Leitmeritz Ljubija sbkr. I I 243 Ljubljana slowen., s. Laibach Lobositz dt,,Lovosice tschech. I 361; II 15, 115-117, 130 Lodygowice poln. I 207 Loket tschech., s. Elbogen Lönyatelep ung., Petrila rumän. I 264 Lopud sbkr., s. Mezzo LoHnj sbkr., s. Lussin Losoncz ung., Luienec slowak., Losontz dt. I 68, 315, 319, 321 Losontz dt., s. Losoncz Louny tschech., s. Laun Lovosice tschech., s. Lobositz Lublin poln. I 38, 41, 93, 105 f., 177 f., 272, 309 f., 310, 315; II 12, 24, 126, 301, 314 f. Lucenec slowak., s. Losoncz Lugoj rumän., s. Lugos Lugos ung., Lugoj rumän., Lugosch dt. I 220; 1131,113 Lugosch dt., s. Lugos Luhacovice tschech., s. Luhatschowitz Luhatschowitz dt., Luhacovice tschech. II 88 Lundenburg dt., Bfeclav tschech. II 179 Lupeni rumän., s. Lupiny Lupeny ung., Lupeni rumän. I 264 Lussin ital. und dt., LoHnj sbkr. I 420 Luzan dt., Luzany tschech. I 94 Luzany tschech., s. LuZan L'viv ukrain., s. Lemberg L'vov russ., s. Lemberg Lwöw poln., s. Lemberg

Madefalva ung., Siculeni rumän. II 283 Mährisch Budwitz dt., Moravske Bud&jovice tschech. I I 98

Mährisch Neustadt dt., IJnitov tschech. I I 98 Mährisch Ostrau dt., (Moravskä) Ostrava tschech. I 38, 66, 78, 85, 9 0 - 9 2 , 100, 163-165, 173, 175-179, 182, 187, 195, 200, 205 f., 252-255,277,288,293,298f.; II 15, 2 0 - 2 2 , 24, 29 f., 49, 51, 53, 115 bis 117, 150 f., 175 f., 179-183, 304, 318 bis 320 Mährisch Schönberg dt., Sumperk tschech. I 253, 291, 293, 298; I I 90, 294 Mährisch Trübau dt., Moravskä Tfebovä tschech. 1 253; I I 304 Magyarövär ung., Ungarisch-Altenburg dt., 1939 mit Moson ung., Wieselburg dt., zu Mosonmagyarövär ung., Wieselburg-Ungarisch-Altenburgdt., vereinigt. 168 f., 80; I I 34 Makö ung. I 220 Märamarossziget ung., Sighetul Marmafiei rumän.

I 97

Marburg dt., Maribor slowen. I 39, 83, 176, 338, 354f.; II 29, 54, 71, 91, 100, 219 Märiahuta-Zakärfalva ung.,Gelnica-Zakarovce slowak. I 59 Maria Piain dt. II 47 Maria-Theresiopel dt., s. Szabadka Maribor slowen., s. Marburg Marosüjvär ung., Uioara rumän., heute Ocna Mures II 31, 34 f. Martin slowak., s. Turöczszentmärton Meda sbkr., s. Pärdäny Meljine sbkr. I 126 Meran dt., Merano ital. II 130 Merano ital., s. Meran Mestrovac sbkr. II 84 Mezzo ital., Lopud sbkr. 1131 Miechow poln. 1177 Miercurea Ciuc rumän., s. Csikszereda Mies dt., Stfibro tschech., II 49, 53 Milovice tschech., s. Milowitz Milowitz dt., Milovice tschech. II 119 Miskolc ung., s. Miskolcz (s. auch Diosgyör) Miskolcz ung., heute Miskolc I 220, 323; II 16, 18, 31, 34, 113, 118, 256 Mistelbach dt. II 99 Mitrovica sbkr., heute Sremska Mitrovica II 31, 113 Mladä Boleslav tschech., s. Jungbunzlau Modisch dt., s. Mödos Mödos ung., Jasa Tomic sbkr. Modisch dt. I 220 Mogilev russ., heute Mohyliv-Podil's'kyj ukrain., Mogilev-Podol'skij russ. II 286 Mogil'ev-PodoTskij russ., s. Mogilev

Ortsregister Mohyliv-PodiVs'kyj ukrain., s. Mogilev Mohdcs ung. I 381 Monor ung. II 95 Moravskd Trebovä tschech., s. Mährisch Trübau Moravske Budijovice tschech., s. Mährisch Budwitz Moskau dt., Moskva russ. II 332 f. Moskva russ. s. Moskau Moson ung., s. Magyarövär Mosonmagyarövdr ung., s. Magyarövär Most tschech., s. Brüx Mostar sbkr. 1 37, 40, 79, 148-155, 173, 201, 288; 11119,132 Mürzzuschlag dt. I 66; II 13 Muggia ital. I 66 Mukaceve ukrain., s. Munkäcs Mukacevo russ., s. Munkäcs Munkäcs ung., Mukaceve ukrain., Mukacevo russ. 1177,91,112,118 Muraszombat ung., Murska Sobota slowen., Olsnitz dt. I 347, 356 Muraudt. I 324, 332, 341-345, 348, 401 bis 403, 415 Mureck dt. I 355 Murska Sobota slowen., s. Muraszombat My slenice poln. II 117 Nabresina ital., heute Aurisina I 290 Nachod dt., Ndchod tschech. I 75 Ndchod tschech., s. Nachod Naduge sbkr. I 126 Nagybecskerek ung., Zrenjanin sbkr., Großbetschkerek dt. I 40, 175, 183, 218, 290 Nagykanizsa ung., Großkanizsa dt. I 40, 68 f., 80, 176, 183, 218, 220; II 96, 112 Nagyszalonta ung., Salonta rumän. I 220 Nagyszeben ung., Sibiu rumän., Hermannstadt dt. I 37, 40 f., 50, 69, 83, 164, 171, 173, 176, 201, 215, 244, 264, 288; II 28, 31, 77, 97, 113, 118, 132, 251, 278-283 Nagyszöllös ung., Vynohradiv ukrain., Vinogradov russ. I 175, 217 f. Nagy-Värad ung., Oradea rumän., Großwardein dt. 1 41, 183, 216,220; 11112,278 Napajedl dt., Napajedla tschech. II 88 Napajedla tschech., s. Napajedl Naiice sbkr. II 73, 190-193, 196, 200 Ndmetboly ung., ab 1950 Böly, Deutsch-Boly dt. I 341, 381 Neuarad dt., s. Ujarad (Zipser) Neudorf dt., s. Iglö Neugradiska dt., s. Nova Gradiüka Neuhäusel dt., s. firsekujvär

405

Neuhaus dt., Jindfichüv Hradec tschech. 140, 79 Neukirchen dt. II 46 f. Neumarkt (Steiermark) dt. I 333, 335, 339 Neumarkt dt., s. Nowy Targ Neunkirchen dt. 1 62, 85 f., 175-179, 182; II 15, 108, 112, 118, 317 Neupaka dt., Novd Paka tschech. I 252, 257 Neusandez dt., s. Nowy Sqcz Neusatz dt., s. Üjviddk Neusiedl am See dt., s. Nezsider Neusohl dt., s. Beszterczebänya Neustraschitz dt., Νονέ StraSeci tschech. I 257 Neutra dt., s. Nyitra Nezsider ung., Neusiedl am See dt. I 231 Niederehrenberg dt., Dolni Ehrenberk tschech. I 360 Nieder Ohlisch dt., Olszdwka Dolna poln. I 307 Niedersuchau dt., Dolni Suchä tschech., 1955 zu Havtfov I 254 Niepolomice poln. II 90 M i sbkr., Nisch dt. I 243 Nisch dt., s. NtS Nisko poln. II 15 Nitra slowak., s. Nyitra Niinie Sväby slowak., s. Alsölehnicz Nova Gorica slowen., s. Görz Nova Gradiika sbkr., Neugradiska dt. I 220; II 73, 195, 200, 211 Nova Kapela sbkr. II 190-192, 195 Nova Paka tschech., s. Neupaka Novesinje sbkr. I 151 Νονέ StraSeci tschech., s. Neustraschitz Nove Zdmky slowak., s. firseküjvär Novi Sad sbkr., s. Üjvidik Nowo Radomsk poln., heute Radomsko I 106 Novoselica russ., s. Nowosielica Novoselycja ukrain., s. Nowosielica Novska sbkr. II 191 Novy Bor tschech., s. Haida Nowosielica poln., Novoselycja ukrain., Novoselica russ. I 281; II 286 Nowy Sqcz poln., Neusandez dt. I 41, 182, 205, 207; II 15, 30, 54, 59, 90, 94, 293 Nowy Targ poln., Neumarkt dt. I 103 Nürnberg dt., I 162 Nürschan dt., Nyfany tschech. II 49, 53 Nyitra ung., Nitra slowak., Neutra dt. I 182, 218-220; II 96 Nyitrabänya ung., Handlovd slowak., Krickerhäu dt. I 69; II 31, 36

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Ortsregister

Nyfany tschech., s. Nürschan Obdach dt. I 338 0bccse ung., Beiej sbkr., Altbetsche dt. I I 95 Obere Fellach dt. II 44 Obergalla dt., s. Felsögalla Oberhennersdorf dt., Horm Jindfichov tschech. I 360, 368 Oberradkersburg dt., Gornja Radgona slowen. I 345, 348 Oberweg dt. I 335 Obrez sbkr. II 83 Ocna Mures rumän., s. Marosüjvär Oderberg dt., Startf Bohumin tschech. I 49, 69, 165 Oderfurt dt., Pfivoz tschech. I 179 Odesa ukrain., s. Odessa Odessa russ. u. dt., Odesa ukrain. I 180 ödenburg dt., s. Sopron Örkeny ung., II 119, 274 f. Ofen dt., s. Buda Ogulin sbkr. II 190, 194, 197, 212 Okucani sbkr. I I 212 Oläh Toplicza ung., Toplifa rumärt., Toplitza dt. I 217 Olajos ung. II 103 Olmütz dt., Olomouc tschech. I 40, 83, 176, 182; II 90 Olomouc tschech., s. Olmütz Olsnitz dt., s. Muraszombat Olszöwka Dolna poln., s. Nieder Ohlisch Opava tschech., s. Troppau Opine sbkr. 1153 Öpiski ung., Simeria rumän. I 69 Oradea rumän., s. Nagy-Värad Orahovica sbkr. II 184, 190 f., 1 9 3 - 1 9 5 Orastie rumän., s. Szäszväros Orlau dt., Orlovd tschech. I 254 Orlovd tschech., s. Orlau Oroshäza ung. I 220 Orsova ung., Orsova rumän. I 49 Orsova rumän., s. Orsova Osijek sbkr., Eszek ung., Esseg dt., I 83, 176, 183, 220, 381; II 16, 70 f., 73, 78, 86, 118, 190, 192, 194, 196, 198, 210, 212 (Moravskä) Ostrava tschech., s. Mährisch Ostrau Ostrava tschech., s. Polnisch Ostrau Ostrawa Polska poln., s. Polnisch Ostrau O-iwi^cim poln., Auschwitz dt. I 205; II 21, 89, 117, 182 Otocac sbkr. II 70 f., 78, 142, 187, 190, 194 Özd ung. I I 34 Ozidov russ., s. Ozydöw Ozydiv ukrain., s. Ozydöw

Ozydöw poln., Ozydiv ukrain., Ozidov russ. I 281 Pakrac sbkr., Pakräcz ung. II 86, 193, 211 f. Pakräcz ung., s. Pakrac Paks ung. II 95 Palänka ung., Bocka Palanka sbkr., DeutschPalanka dt. I 41 Palmdfa ung. I 347 Palmanova ital. I 41, 415 Pancevo sbkr., s. Pancsova Pancsova ung., Pancevo sbkr., Pantschowa dt. I 220; I I 142 Pantschowa dt., s. Pancsova Pärdäny ung., Meda sbkr. I 220 Pardubice tschech., s. Pardubitz Pardubitz dt., Pardubice tschech. I 75, 204, 232, 252, 259 f. Parenzo ital., Porec sbkr. 1117 Parnig dt., Parrvik tschech. I 232 Pärnik tschech., s. Parnig Pavlovac sbkr. II 85 Payerbach dt. I 82 Pees ung., Fünfkirchen dt. I 40, 69, 172, 175, 183, 2 1 8 - 2 2 0 , 253, 255, 261, 370, 376 bis 385; II 16, 18, 31, 34, 70, 86, 95, 112, 118, 252 Pecsbänyatelep ung. I 370, 374, 379 — 381, 384 Picsudvard ung. 1381 Pecsvdrad ung. I 381 Petervärad ung., s. Petrovaradin Petrila rumän., s. Lönyatelep Petrinja sbkr. II 119 Peterwardein dt., s. Petrovaradin Petrograd russ., ab 1924 Leningrad, St. Petersburg dt. I 279 Petroqeni rumän., s. Petrozsiny Petrovaradin sbkr., Pitervärad ung., Peterwardein dt. I 40, 381; II 26, 31 Petrozs6ny ung., Petroseni rumän. I 59, 264; II 16, 18, 31, 113, 118, 282 Pettau dt., Ptuj slowen. I 216, 231 Pidvolocys'k ukrain., s. Podwoioczyska Pikulice poln. II 21 Pilisvörösvdr ung. II 252 Pilsen dt., Plzen tschech. I 40, 74 f., 79, 82 bis 85, 175 f., 182, 2 0 2 - 2 0 4 , 232, 251 f., 256, 258, 277, 357, 361 f.; II 13, 15, 18, 22, 26, 28, 30, 49 f., 53, 92, 97, 108, 112, 148, 150 Pinczöw poln. I 106 Piotrköw poln., heute Piotrköw-Trybunalski I 106, 309, 3 1 2 - 3 1 4

Ortsregister Piotrköw-Trybunalski poln., s. Piotrköw Pisek dt.,Pisek tschech. 140,75,79; II 116f., 148-150 Pisek tschech., s. Pisek Pitesti rumän. I 38, 284 Plesch dt. I 337 Pleternica sbkr. II 190 f., 194 Plzen tschech., s. Pilsen Podebrad dt., Podibrady tschech. II 148 PodtZbrady tschech., s. Podebrad Podgörze poln. 1104; II 60, 293 f. Podkze poln. II 89 Podvolocisk russ., s. Podwoioczyska Podwoloczyska poln., Pidvolocys'k ukrain., Podvolocisk russ. I 281 Pola ital., Pula sbkr. I 19, 48, 75 f., 118, 135, 139, 146, 243, 417 f., 420; II 13, 106, 116, 215, 2 2 4 - 2 3 1 , 233 f., 2 3 6 - 2 3 9 Polevsko tschech., s. Blottendorf Polnisch Ostrau dt., Polska Ostrava tschech., Ostrawa Polska poln., nach 1918: Slezskä Ostrava tschech., nach 1945 zu Ostrava II 180 Polska Ostrava tschech., s. Polnisch Ostrau Porec sbkr., s. Parenzo Porto Recanati ital. I 418 Porto Rose ital., Rose sbkr. I 121 Postelberg dt., Postoloprty tschech. I 258 Postoloprty tschech., s. Postelberg Pozega sbkr., heute Slavonska Pozega I 183, 220, 223; II 16, 190-192, 194 f., 200, 211 f. Pozsony ung., Bratislava slowak., Preßburg dt. I 14, 37 f., 40, 43, 50, 68 f., 80, 83, 87 f., 97, 100, 164, 171 f., 176, 213, 215, 217, 220, 222, 231, 244, 261, 266, 270, 275, 288 f., 315, 321 f., 392, 411; II 18, 28 f., 31, 34, 36,91,96, 111-113, 118, 132,251, 273 Prag dt., Praha tschech. I 26, 37, 40 f., 50, 61, 74f., 82 f., 85, 89, 137, 163 f., 171 f., 175 f., 179, 182, 194 f., 200,202 f., 231, 237, 251, 257 f., 275, 277, 288, 361-363, 402; II 15, 22, 28, 30, 51, 53 f., 60 f., 97 f., 110, 114-116, 119, 122-125, 130-132, 142, 144-147, 150, 152, 155-162, 165 f., 169 bis 176, 180, 183, 223, 226, 253, 264 f., 274, 311, 321, 324, 331 Praha tschech., s. Prag (s. auch Königliche Weinberge, Wrschowitz und 2izkow) Prcanj sbkr. I 145 Prerau dt., Pferov tschech. I 83, 85, 175 f., 179, 205; 11 115-117, 150, 320 Pferov tschech., s. Prerau

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Preicru slowak., s. Eperjes Preßburg dt., s. Pozsony Pribram dt., Pribram tschech. II 147 Pribram tschech., s. Pribram Prijedor sbkr. II 191, 243 Pfivoz tschech., s. Oderfurt Proßnitz dt., Prostijov tschech. II 150 ProstSjov tschech., s. Proßnitz Protivin tschech., s. Protiwin Protiwin dt., Protivin tschech. II 148 Przemyü poln. I 37, 41, 50, 83, 91 f., 103, 171, 173, 183, 200, 205 f., 233, 273, 285, 288, 292, 299, 305, 405; II 15, 21, 24, 30, 62, 70, 90 f., 93 f., 115-117, 119, 132, 263, 293, 301 f., 304, 3 0 6 - 3 1 2 Przeworsk poln. II 308 Ptuj slowen., s. Pettau Pürglitz dt., Kfivoklät tschech. I 257 Pula sbkr., s. Pola Putinjce sbkr. II 196

Raab dt., s. Györ Radkersburg dt. I 41, 345-351, 3 5 4 - 3 5 6 , 384, 401, 403, 415, Radom poln. I 106, 177 f.; II 302, 314 Radomsko poln., s. Nowo Radomsk Ragusa ital., Dubrovnik sbkr. I 37, 110, 131, 146 Rakonitz dt., Rakovnik tschech. I 257 Rakovnik tschech., s. Rakonitz Ranizow poln. II 308 Rarancze poln., Ridkivci ukrain., Redkovcy russ. I 94 Raudnitz dt., Roudnice nad Labern tschech. I 75 Rava-Rus'ka ukrain., s. Rawa-Ruska Rava-Russkaja russ., s. Rawa-Ruska Rawa-Ruska poln., Rava-Rus'ka ukrain.,RavaRusskaja russ. I 103, 205 f. Redkovcy russ., s. Rarancze Reichenberg dt., Liberec tschech. I 74, 291 f., 415; 1130,117,145 Reifling dt. I 335 Reschitza dt., s. Resiczabänya Resiczabänya ung., Resita rumän., Reschitza dt. I 260, 263, 265, 268 Resita rumän., s. Resiczabänya Reutte dt. I 201 Ridkivci ukrain., s. Rarancze Rijeka sbkr., s. Fiume (s. auch Susak) Rimaszombat ung .,Rimavskd Sobota slowak., Großsteffelsdorf dt. I 41, 315 f., 319 f. Rimavskd Sobota slowak., s. Rimaszombat

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Ortsregister

Rimavske Janovce slowak., s. Jänosi Risan sbkr., s. Risano Risano ital., Risan sbkr. I 122 f., 135 Rogatica sbkr. II 240 f. Rose sbkr., s. Porto Rose Roudnice nad Labem tschech., s. Raudnitz Rovereto ital., I 201 Rozwadöw poln. I 182, 205; II 20, 93 Rumasbkr. 1175,216,218 f.,223; 1116,76, 82 f., 86, 113, 118, 194, 196 Rumburg dt., Rumburk tschech. I 252, 256, 357, 361—369, 401 f., 404 Rumburk tschech., s. Rumburg Ruttka ung., Vrütky slowak. I 69, 80; II 34 Rybnüti tschech., s. Teichstatt Rzeszöw poln. I 41, 103, 182, 205 f., 305; I I 15, 30, 70, 93, 117, 293, 308 f., 312

Sabac sbkr. 1415 Säcälaz rumän., s. Szakälhäza Sackelhausen dt., s. Szakälhäza Sadagöra poln., Sadhora ukrain., Sadgora russ. I 94, 217 Sadgora russ., s. Sadagöra Sadhora ukrain., s. Sadagöra Sächsisch-Bereg dt., s. Beregszäsz Sahy slowak., s. Ipolysäg Sajöecseg ung. 1 315, 322 f. Salgötarjän ung. I 68; II 34 Saloniki dt., Thessalonike griech. I 157; II 218, 240 Salonta rumän., s. Nagyszalonta Salzburg dt. I 39, 171, 364, 367; II 40, 4 4 - 4 8 , 130 Sambir ukrain., s. Sambor Sambor poln., Sambir ukrain., Sambor russ. I 183, 299, 3 0 1 - 3 0 4 , 415; II 21, 30, 117, 304 Sambor russ., s. Sambor Sankt Andrä dt., s. Szentendre Sankt Georgen (an der Stiefing) dt. I 346 Sankt Johann im Pongau dt. II 47 Sankt Martin dt., s. Turöczszentmärton Sankt Michael dt. I 335 Sankt Petersburg dt., s. Petrograd Sankt Pölten dt. I 39, 62, 201; II 99 San Michele ital. I I 114 Sanokpoln. 1 4 0 ; 11 21, 30, 117, 304 Sarajevo sbkr. I 37, 79, 83, 156, 164 f., 171, 173, 201, 288 f.; I I 79, 86, 122, 132, 216, 2 4 0 - 247 Sathmar dt., s. Szatmär-Nemeti Sätoraljaüjhely ung. 1 220; II 113

Satu Mare rumän., s. Szatmär-Nimeti Saybusch dt., s. Zywiec Schärding dt. 1171; I I 47 Scheibbs dt. I 82 Schemnitz dt., s. Selmecz-6s Bdlabänya Schlan dt., Slanij tschech. I 74, 252, 257 f. Schluckenau dt., Sluknov tschech. I 357 Schönfeld dt., Krdsno tschech. I 362 Schönlinde dt., Krdsnd Lipa tschech. I 362 Schwaz dt. I 201 Schwechat dt. I 82 Sebenico ital., Sibenik sbkr. 1131,415—418; II 78, 229, 235 f., 239 Seebach dt., heute Villach I I 43 Seifersdorf dt., Vratislavice tschech. I 368 Sellye ung. I 220 Selmecz-6s Bdlabdnya ung., Banskd Stiavnica slowak., Schemnitz dt. I 69, 80 Semlin dt., s. Zemun Sereth dt., Sir et rumän. I I 303 Shkodra alban., s. Skutari Sibenik sbkr., s. Sebenico Sibiu rumän., s. Nagyszeben Siculeni rumän., s. Madifalva Sighetul Marmatiei rumän., s. Märamarossziget Siklös ung. I 377, 379, 381; II 91 Sillein dt., s. Zsolna Simeria rumän., s. Öpiski Sinj sbkr. I 40, 146, 153, 156 f. Siret rumän., s. Sereth Sisak sbkr., Sziszek ung., Sissek dt. I 220; II 16, 71, 78, 191, 193 Sissek dt., s. Sisak Skaljari sbkr. I 145 Skutari dt., Shkodra alban. I 155 Slant) tschech., s. Schlan Slatin sbkr. II 86 Slavonska Mitrovica sbkr. II 85 Slavonska Pozega sbkr., s. Poiega Slavonski Brod sbkr., s. Brod na Savi Slawonisch-Brod dt., s. Brod na Savi Slezskä Ostrava tschech., s. Polnisch Ostrau Sluknov tschech., s. Schluckenau Slunj sbkr. II 212 Sofia dt., Sofija bulg. II 85 Sofija bulg., s. Sofia Sokolov tschech., s. Falkenau Solbad Hall in Tirol dt., s. Hall Sollenau dt. 11 20, 110, 326 Sombor sbkr., s. Zombor Somsdly ung. I 260, 265 f. Sopjesbkr. I 21 Sopron ung., ödenburg dt. 1 83, 176; II 96

Ortsregister Spalato ital., Split sbkr. I 146, 157, 416; II 87 Spielfeld dt. I 352, 354 Spilice sbkr. 1132 Spihkd Νονά Ves slowak., s. Iglö Split sbkr., s. Spalato Srbobran sbkr., s. Szenttamis Sremska Mitrovica sbkr., s. Mitrovica Stammersdorf dt., heute Stadtteil von Wien II 42 Stanislau dt., Ivano-Frankivs'k ukrain., IvanoFrankovsk russ., Stanislaw poln. I 92, 103, 205, 309; 11 30, 117, 304 Stanislaw poln., s. Stanislau Starä Boleslav tschech., s. Altbunzlau Stara Söl poln., Staryj Sol' ukrain. u. russ. I 232 Stary Bohumin tschech., s. Oderberg Staryj Sol' ukrain. u. russ., s. Stara Söl Steinamanger dt., s. Szombathely Steinbrück dt., Zidani Most slowen. II 193 Sternberg dt., Sternberk tschech. I 253 Sternberk tschech., s. Sternberg Steyr dt. I 53, 66, 171; II 24, 31, 109, 118 Stockerau dt. I 201 Storozinec russ., s. Storozynetz Storozynec' ukrain., s. Storozynetz Storozynetz poln., Storozynec' ukrain., Storozinec russ. II 303 Stos slowak., s. Stösz Stoß dt., s. Stösz Stösz ung., Stos slowak., Stoß dt. I 59 Strakonice tschech., s. Strakonitz Strakonitz dt., Strakonice tschech. I 75, 252, 257; II 147 Stribro tschech., s. Mies Ströze poln. I 179, 205, 207 Stryj poln., Stryjukrain. u. russ. I 103,182 f., 205, 268, 272; II 15, 17, 20 Stryj ukrain. u. russ., s. Stryj Stuhlweißenburg dt., s. Szekesfehervdr Subcetate rumän., s. Gyergyövärhegy Subotica sbkr., s. Szabadka Subotiste sbkr. II 83 Sumperk tschech., s. Mährisch Schönberg Sunjasbkr. 11191,212 Su5ak sbkr., heute Stadtteil von Rijeka II 187 Susenii-Birgäului rumän., s. Fesoborgö Szabadka ung., Subotica sbkr., Maria-Theresiopel dt. I 68, 148, 183, 217, 220, 261; II 26, 31, 34, 86, 95, 252 Szabolcs ung. I 381; II 255 Szakälhäza ung., S&cälaz rumän., Sackelhausen dt. I 220

409

Szdszvdr ung. II 62 Szäszväros ung., Orästie rumän., Broos dt. 141; 11 31, 118, 280, 282 Szatmär-Nemeti ung., Satu Mare rumän., Sathmar dt. I 21, 220 Szeged ung., Szegedin dt. I 38, 68 f., 148, 175, 183, 216, 218, 220; II 28, 34, 87, 111 f., 256 Szegedin dt., s. Szeged Szikesfehervdr ung., Stuhlweißenburg dt. I 40 f.,44,175,218-220,356,415; II 34 Szekszdrd ung. I 175, 218, 225 Szentendre ung., Sankt Andrä dt. II 252 Szentjdnos ung. I 380 Szentlörinc ung., s. Szentlörincz Szentlörincz ung., heute Szentlörinc I 220 Szenttamäs ung., Srbobran sbkr. 1382; II 16

Sziszek ung., s. Sisak Szolnok ung. I 40, 69, 183, 220, 225, 261; II 60, 95 Szombathely ung., Steinamanger dt. I 40, 68 f., 183, 219, 322; II 18, 34, 96, 118 Tabor dt., Tdbor tschech. I 204 Tdbor tschech., s. Tabor Tannenberg dt., Jedlovd tschech. I 362 Tarnobrzeg poln. II 30, 117, 312 Tarnopol dt., Temopil' ukrain., Ternopol' russ. 1 103, 219, 281; II 304 Tarnöw poln. I; 103, 182, 205, 207, 251; II 15, 30, 60, 90, 117, 126, 293 Tatabdnya ung. (s. auch Felsögalla) I 68 f., 260, 267 f.; II 34 Taus dt., Domazlice tschech. I 74 Teichstatt dt., Rybniüti tschech. I 361 Temesvar dt., s. Temesvär Temesvar ung., Timisoara rumän., Temesvar dt. I 37, 3 9 - 4 2 , 50, 61, 68, 83, 87, 171, 173, 175 f., 183, 215-220, 244, 266, 288; II 16, 28, 34, 91, 95 f., 132, 251, 273 f., 283 f. Teodo ital., Tivat sbkr., I 121, 126 f., 157 Teplice tschech., s. Teplitz-Schönau Teplice-Sanov tschech., s. Teplitz-Schönau Teplitz-Schönau dt., Teplice-Sanov tschech., ab 1945 Teplice I 187, 252, 256, 258; II 110, 117, 318 Terezin tschech., s. Theresienstadt Τ emitζ dt. 162; II 14 f., 108,112, 118, 317 Ternopil' ukrain., s. Tarnopol Ternopol russ., s. Tarnopol Teschen dt., poln. Teil: Cieszyn poln., tschech. Teil: Ceshj Tisin tschech. II 90, 126

410

Ortsregister

Tetschen dt., Decin tschech. I 364 f. Thalheim dt. I 333 Theresienstadt dt., Terezin tschech. I 39, 83, 176,291,310,365,367; II 112,117,130, 145, 164 Thessalonike griech., s. Saloniki Thörl dt. I 66 Timisoara rumän., s. Temesvär Tischnowitz dt., Tisnov tschech. II 98 Tisnov tschech., s. Tischnowitz Titel ung. u. sbkr. II 95 Titovo Uzice sbkr., s. Uzice Tivat sbkr., s. Teodo Tokod ung. I 69 Tolmezzo ital. I 41, 341, 356, 415 Tolna ung., Tolnau dt. I 415 Tolnau dt., s. Tolna Topla sbkr. I 123 Toplita rumän., s. Oläh Toplicza Toplitza dt., s. Oläh Toplicza Topusko sbkr. II 212 Tovarnik sbkr. II 83 Travnik sbkr. II 241, 245 Trbovlje slowen., s. Trifail Treble tschech., s. Trebitsch Trebinje sbkr. I 156; II 119, 320 Trebitsch dt., Tfebtc tschech. I 175, 179; II 98, 150 Tfeboh tschech., s. Wittingau Trencianske Teplice slowak., s. Trencsenteplicz Trencin slowak., s. Trencsen Trencsen ung., Trencin slowak., Trentschin dt. I 40, 42, 315, 320, 385; II 31, 36, 96, 113, 118, 286 Trencsenteplicz ung., Trencianske Teplice slowak. 143 Trento ital., s. Trient Trentschin dt., s. Trencsen Trient dt., Trento ital. II 19, 58, 77 Triest dt., Trieste ital. I 38, 41, 45, 61 f., 65 f., 76, 131, 194, 243, 345; II 70, 116, 209, 234, 236 Trieste ital., s. Triest Trifail dt., Trbovlje slowen. II 40, 42 Tfinec tschech., s. Trzynietz Troppau dt,,Ορανα tschech. I 194; II 51, 90, 151 Trzebinia poln. I 101, 179, 205, 271 Trzebuska poln. II 93 Trzynietz dt., Tfinec tschech. II 51 Tulln dt. I 201 Turciansky Sväty Martin slowak., s. Turöczszentmärton Tumau dt., Turnov tschech. I 79

Turnern tschech., s. Turnau Turöczszentmärton ung., Turciansky Sväty Martin slowak., heute Martin, Sankt Martin dt. 11 31, 36, 285 f Tusnad Bai rumän., s. Tusnäd-fürdö Tusnäd-fürdö ung., Tusnad Bäi rumän. I 216 Tuzla sbkr., s. Donja Tuzla Tynischt dt., Tynisti tschech. I 75 TynistZ tschech., s. Tynischt

Udine ital. I 323; II 16, 19, 189 Üszög ung. I 381 Uherske Hradisti tschech., s. Ungarisch Hradisch Uhersktf Brod tschech., s. Ungarisch Brod Uioara rumän., s. Marosüjvär Ujarad ung., Aradu Nou rumän., Neuarad dt. I 220 Ujlak ung., s. Ilok IJjvidek ung., Novi Sad sbkr., Neusatz dt. I 40, 172, 215, 370, 382; II 16, 70, 95, 112, 196, 275, 284 Ungarisch-Altenburg dt., s. Magyarovär Ungarisch Brod dt., Uhersky Brod tschech. II 98 Ungarisch Hradisch dt. Uherske Hradisti tschech. II 97 f. Unhoscht dt., Unhost' tschech. I 257 Unhost' tschech., s. Unhoscht Unicov tschech., s. Mährisch Neustadt Unzmarkt dt. I 335 f. Uricani rumän., s. Urikäny Urikäny ung., Uricani rumän. I 264 Urz^döw poln. I 178 ÜstSk tschech., s. Auscha tjsti nad Labem tschech., s. Aussig

Vac ung., Waitzen dt. I 68; II 252 Valasske Mezifici tschech., s. Wallachisch Meseritsch Varasd ung., s. Varazdin Varazdin sbkr., Varasd ung., Warasdin dt. I 233; 11 200, 202 Varnsdorf tschech., s. Warnsdorf Veitsch dt. I 66 Velden am Wörthersee dt. II 222 f. Velke Mezifici tschech., s. Groß Meseritsch Vel'ke Teriakovce slowak., s. Bakostörek Veröcze ung., s. Virovitica Veseli tschech., s. Weseli Veszprem ung., Veszprim dt. I 220, 231, 322; II 96

Ortsregister Veszprim dt., s. Veszprem Villach dt. II 40, 43 f., 220 f. Villäny ung. I 344, 377, 379, 381 Villa Santina ital. I 41, 341, 415 Vinkovci sbkr., Vinkovcze ung., Winkowitz dt. I 220; II 16, 73 f., 86, 196 Vinkovcze ung., s. Vinkovci Vinogradov rtiss., s. Nagyszollos Virovitica sbkr., Veröcze ung., Virovititz dt. 1 220, 223 II 16, 200, 212 f. Virovititz dt., s. Virovitica Vitkovice tschech., s. Witkowitz Vittorio Veneto ital. II 19 Vladimir-Volynskij russ., s. Volodymyr-Volyns'kyj Vodfiany tschech., s. Wodnan Vöcklabruck dt. 1 1 7 1 ; II 46 f. Vörösbereny ung. I 220, 322 Voitsberg dt. II 13 Vojnic sbkr. II 212 Volodymyr-Volyns'kyj ukrain., Vladimir-Wolynskij russ. 1281 Vratislavice tschech., s. Seifersdorf Vrdnik sbkr. II 31, 35 Vrsovice tschech., s. Wrschowitz Vrütky slowak., s. Ruttka Vsett'n tschech., s. Wsetin Vukovar sbkr., Vukovär ung. I 49, 382; II 73 f., 81, 211 Vukovär ung., s. Vukovar Vulcan rumän., s. Vulkäny Vulkäny ung., Vulcan rumän. I 264 Vynohradiv ukrain., s. Nagyszollos Vyskov tschech., s. Wischau Vysoke Myto tschech., s. Hohenmauth Wadowice poln. I 41, 103, 253; II 90, 293 Waitzen dt., s. Vdc Wallachisch Meseritsch dt., Valasske Mezifici tschech. II 98 Warasdin dt., s. Varazdin Warnsdorf dt., Varnsdorf tschech. I 364 f. Warschau dt., Warszawa poln. I 90; II 126 f., 303, 305, 311 Warszawa poln., s. Warschau Wasendorf dt. I 337, 339 Wattens dt. 1 1 7 1 , 2 7 5 Weinburg dt. I 346 Weißkirchen dt. I 330, 336 Wetz dt. I 66 Wels dt. 1 1 7 1 ; II 46 f., 77, 92 Weseli dt., Veseli tschech. II 130 Wien dt. (s. auch Floridsdorf u. Stammersdorf) I 25, 37, 3 9 - 4 1 , 4 8 - 5 0 , 54 f.,

411

6 0 - 6 3 , 6 5 - 6 8 , 70f., 73, 76, 78, 8 0 - 8 9 , 100 f., 136 f., 147, 152, 1 6 1 - 1 6 3 , 165, 1 7 1 - 1 7 3 , 1 7 5 - 1 8 0 , 182, 194f., 200 bis 202, 2 0 8 - 2 1 0 , 217, 232, 239, 241 f., 244, 260, 268 f., 274, 276 f., 288 f., 292, 308, 310, 332, 339, 349, 369, 392, 399, 401; II 12, 15, 20, 22, 28, 3 7 - 4 2 , 49 f., 55 bis 57, 65, 91, 9 8 - 1 0 1 , 108, 110, 1 1 4 - 1 1 8 , 121, 123,128 f., 132,135,145 f., 150 f., 153, 155, 1 5 8 - 1 6 2 , 167, 1 6 9 - 1 7 1 , 1 7 4 - 1 7 6 , 179f., 182 f., 189,196,198f., 204,214,217f., 220, 223, 225, 229, 233, 235, 2 4 1 - 2 4 4 , 247, 257, 262, 266, 272 f., 282, 290 f., 296, 299 f., 305, 3 1 2 - 3 1 4 , 3 1 6 - 3 2 8 Wiener Neustadt dt. I 61—63, 72, 78, 82, 85 f., 164 f., 1 7 4 - 1 7 7 , 179, 182,201,269, 338, 341; II 15, 99, 108, 112, 118, 252, 317, 327 Wieselburg dt., s. Magyarövär Wieselburg (a. d. Erlauf) dt. I 289 Wieselburg-Ungarisch-Altenburg dt., s. Magyarövär Wimpassing dt. I 62 Winkowitz dt., s. Vinkovci Wischau dt., Vyskov tschech. II 98 Witkowice poln. I 272 Witkowitz dt., Vitkovice tschech., heute Ostrava I 85, 253 f.; II 26,49, 51 f., 151,180, 182 Wittingau dt., Treben tschech. I 75 Wodnan dt., Vodfiany tschech. II 148 Wollersdorf dt. I 82 Wörgl dt. II 54, 57 Wolbrom poln. I 106 Wolfsberg dt. I 3 3 8 f.; 11 100 Wrschowitz dt., Vrsovice tschech., heute Stadtteil von Praha I 251, II 124,166 f. Wsetin dt.. Vsettn tschech. II 98

Zabierzow poln. I 104 Zadar sbkr., s. Zara Zagorz poln. I 179, 183, 205; II 15 Zägräb ung., s. Zagreb Zagreb sbkr., Zägräb ung., Agram dt. I 14 f., 37 f., 41, 50, 83, 87, 137, 164, 171, 173, 183, 216, 220, 223, 244, 288; II 11 f., 16, 18, 28, 31, 34, 63 f., 70 f., 7 3 - 7 8 , 81 f., 86 f., U l f . , 118, 122, 132, 140 f., 184, 186, 1 8 9 - 1 9 1 , 1 9 3 - 2 0 8 , 2 1 0 - 2 1 6 , 2 1 9 - 2 2 1 , 223, 226, 229, 2 3 5 - 2 3 8 , 240 f., 244, 247, 264 f., 321, 324, 331 Zakliköw poln. I 178 Zakopane poln. II 20 Zaläu rumän., s. Zilah

412

Ortsregister

Zamosi poln. 141,106,309,314f.; 1154,58 Zara ital., Zadar sbkr. I 83; II 85 Zelenika sbkr. I 109, 123, 126, 128, 138 f., 154 f. Zeliezovce slowak., s. Zseliz Zeltweg dt. I 330, 333, 337 Zemborzyce poltt. I 178 Zemun sbkr., Zimony ung., Semlin dt., heute Stadtteil von Beograd I 41; II 77, 82 f. Zenica sbkr. II 241, 243, 245 Zichlice tschech., s. Michlitz Michlitz dt., Zichlice tschech. I 252, 257 Zidacov russ., s. 2ydaczöw Zidani Most slowen., s. Steinbrück Zilah ung., Zal&u rumän., Zillenmarkt dt. II 259 Zilina slowak., s. Zsolna

Zillenmarkt dt., s. Zilah Zimony ung., s. Zemun 2izkov tschech., s. Ziikow Zirkow dt., Ziikov tschech., heute Stadtteil von Praha I 232 Zlin dt., Zlin tschech., heute Gottwaldov II 88, 97

Zlin tschech., s. Zlin Ztoczöw poln., Zolociv ukrain., Zolocev russ. I 41, 79, 317 Znaim dt., Znojmo tschech., I 39, 201; II 97, 99, 133 Znojmo tschech., s. Znaim Zolocev russ., s. Zloczöw Zolociv ukrain., s. Zloczöw Zolyom ung., Zvolen slowak., Altsohl dt. I 69; II 34 Z o m b o r ung., Sombor sbkr.

bis 220; 118, 252

I 175, 183, 218

II 16, 26, 31, 86, 91, 95, 112,

Zrenjanin sbkr., s. Nagybecskerek Zseliz u n g . , Zeliezovce slowak. I 231

Zsolna ung., Zilina slowak., Sillein dt. I 43; II 286 Zurawica poln. I 299, 301; I I 21, 308 Zvolen slowak., s. Zölyom ZydaSiv ukrain., s. Slydaczow 2ydaczöw poln., Zydaciv ukrain., Zidacov russ. I 206, 232 Zywiec poln., Saybusch dt. I 182, 205;

II 15, 30, 117, 182

ABBILDUNGEN VERZEICHNIS

Abb.

1.

Abb. 2. Abb. Abb. Abb. Abb. Abb.

3. 4. 5. 6. 7.

Abb.

8.

Abb. 9. Abb. 10. Abb. 11. Abb. 12. Abb. 13. Abb. 14. Abb. 15. Abb. 16. Abb. 17. Abb. 18.

Kaiser Karl und Kriegsminister G O Rudolf Stöger-Steiner von Steinstätten (Bildersammlung Kriegsarchiv Wien — KA) Minister für Landesverteidigung F M L Karl Czapp von Birkenstetten (KA) Honved-Minister G d l Alexander Baron von Szurmay (KA) F M L Dr. Carl Freiherr von Bardolff (KA) GdK Alois Fürst Schönburg-Hartenstein (KA) G O Stephan Sarkotic Freiherr von Lovcen (KA) Matrose 1. Klasse Mitrailleusenvormeister Jerko Sizgoric (Pomorski muzej Kotor) Titular-Bootsmann Artillerie-Instruktor Franz Rasch (Archiv vojenskeho historickeho ustavu Praha — A V H Ü ) Matrose 1. Klasse Mitrailleusenvormeister Mate Brnicevic (Pomorski muzej Kotor) Panzerkreuzer „Sankt Georg" (KA) Linienschiffskapitän Erich Heyssler (KA) FZM Oskar Guseck Edler von Glankirchen (Bildarchiv der Nationalbibliothek Wien — NB) Fregattenkapitän Johannes Prinz von und zu Liechtenstein (KA) Postenquantum (KA) Verhaftete Matrosen vor der Festungsmauer von Cattaro (Hadtörtenelmi muzeum fenykeptara Budapest — H M F ) Demonstrationen in Krakau gegen den Frieden von Brest-Litovsk (Muzeum Historyczne m. Krakowa — MH) Kaiser Karl bei der Polnischen Legion (Jugoslavenski leksikografski zavod Zagreb — J L Z ) Judenburg: Eskorte zur Hinrichtung (Landesmuseum Joanneum Graz — Joanneum)

414

Abbildungen

Abb. 19. Abb. 20. Abb. 21. Abb. 22. Abb. 23. Abb. 24. Abb. 25. Abb. Abb. Abb. Abb.

26. 27. 28. 29.

Abb. 30. Abb. Abb. Abb. Abb. Abb. Abb.

31. 32. 33. 34. 35. 36.

Abb. Abb. Abb. Abb.

37. 38. 39. 40.

Abb. 41. Abb. 42. Abb. 43. Abb. 44. Abb. 45. Abb. 46. Abb. 47. Abb. 48. Abb. 49. Abb. 50. Abb. 51.

Unterjäger Sebastian Olip (Muzej narodne osvoboditve Maribor — NO) Exekution in Radkersburg (Joanneum) Exekution in Radkersburg: Wache von IR 59 (Domov za valky V. Praha 1931. —Domov) Einj.-Freiw.-Tit.-Korporal Stanislav Vodicka (Domov) Hinrichtung in Haida (Domov) Kragujevac: Marsch zur Exekution (Trencianske muzeum Trencin — TM) Slowakische Heimkehrer in Kragujevac: In der Mitte Feldwebel Viktor Kolibik (TM) Hingerichtete 71er (TM) Heuablieferung im MGG Serbien (JL2) Soldaten im Ernteeinsatz (KA) Hungersnot: Wiener auf abgeernteten Feldern (österreichisches Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien) Budapest: Waffengebrauch der Gendarmerie in der MÄVAG (HMF) Assistenzen in Budapester Straßen (HMF) Gdl Lukas Snjaric (KA) Gdl Paul Kestfanek (KA) FZM Siegmund Graf von Benigni in Müldenberg (KA) FML Geza Lukachich Baron von Somorja (KA) Svetozar Pribicevic (D. Loncarevic, Jugoslawiens Entstehung. Zürich/Leipzig/Wien 1929) Dr. Josef Scheiner (NB) Josip Ritter von Pogacnik (NB) Mihaly Karolyi Graf von Nagy-Karoly (HMF) Oberst-Brigadier Boleslaw Roja (A. Chmiel, Oswobodzenie Krakowa. Krakow 1929) Lt. Dr. Julius Deutsch (NB) Prag, 14. Oktober: Truppen vor dem Nationalmuseum (AVHIJ) Prag, 28. Oktober: Militär an der Spitze eines Umsturzzuges (AVHtJ) Prag: Menschenmenge vor dem Wenzels-Denkmal (AVHtJ) Prag: Matrosen auf der Sophieninsel (NB) Prag: Jubelnde Demonstranten in den Straßen (AVHtJ) Prag — Polizeidirektion: Sturz des Doppeladlers (AVHtJ) Prag — Militärkommando: Matrosenwache (NB) Zagreb, 21. Oktober: Offiziere im Demonstrationszug (JLZ) Zagreb, 22. Oktober: Banus Mihalovich spricht vor dem Nationaltheater (JLZ) Zagreb, 29. Oktober: Demonstranten vor der Universität (Muzej grada Zagreba)

Abbildungen

Abb. 52. Abb. 53. Abb. 54. Abb. 55. Abb. 56. Abb. 57. Abb. 58. Abb. 59. Abb. 60. Abb. 61. Abb. 62. Abb. 63. Abb. 64. Abb. 65. Abb. 66. Abb. 67. Abb. 68. Abb. 69. Abb. 70. Abb. 71. Abb. 72.

415

Zagreb: Serbische, kroatische und slowenische Fahnen im Demonstrationszug (JL2) Zagreb: Die Generale treffen vor dem Sabor ein (Muzej grada Zagreba) Zagreb: Eid der Menge auf dem Markusplatz (JLZ) Zagreb: Saborsitzung (JLZ) Zagreb: Proklamation der Unabhängigkeit vom Balkon des Saborgebäudes (JLZ) Zagreb: Kroatische Sokoln (JLZ) Zagreb: Demonstrationszug nach der Unabhängigkeitserklärung (JLZ) Umsturz in Laibach, 29. Oktober: Die Menge auf dem Kongreßplatz (J. Pleterski, Ljubljana) Budapest: Der Ungarische Nationalrat — am Präsidium Hock Janos (HMF) Budapest: Der Soldatenrat — in der Mitte Hauptmann Csernyak Imre (HMF) Budapest, 28. Oktober: Kordon vor der Kettenbrücke (HMF) Budapest: Kampf an der Kettenbrücke (HMF) Budapest: Assistenzen (HMF) Budapest: Revolutionäre (HMF) Budapest: Maschinengewehre vor dem Hotel Astoria (NB) Krakau, 31. Oktober: Die Menge vor der Hauptwache (MH) Krakau: Die erste polnische Wache im Rathaus (MH) Krakau: Manifestation vor dem Grunwald-Denkmal (MH) Krakau — Podgorze: Artillerie-Kaserne in polnischer Hand (MH) Umsturz in Lemberg (NB) Wien, 30. Oktober: Demonstration in der Herrengasse (NB)

NACHWEIS

Archiv vojenskeho historickeho ustavu Praha (AVHtJ): Abb. 8, 42, 46, 47. Bildarchiv der österreichischen Nationalbibliothek Wien (NB): Abb. 38,41,45,48, 66, 71, 72. Bildersammlung Kriegsarchiv Wien (KA): Abb. 1, 2, 3, 4, 5, 6, 10, 14, 28, 32, 33, 34, 35. Adam Chmiel, Oswobodzenie Krakowa. Krakow 1929: Abb. 40. Domov za valky V. Praha 1931 (Domov): Abb. 21, 22, 23. Hadtörtenelmi muzeum fenykeptara Budapest (HMF): Abb. 15, 30, 60, 61, 62, 63, 64, 65.

43, 44, 12, 37, 11, 13,

31, 39,

416

Abbildungen

Jugoslavenski leksikografski zavod Zagreb (JLZ): Abb. 17, 27, 49, 50, 52, 54, 55,56,57,58. Landesmuseum Joanneum Graz (Joanneum): Abb. 18, 20. Dusan Loncarevic, Jugoslawiens Entstehung. Zürich/Leipzig/Wien 1929: Abb. 36. Muzej grada Zagreba: Abb. 51, 53. Muzej narodne osvoboditve Maribor: Abb. 19. Muzeum Historyczne m. Krakowa (MH): Abb. 16, 67, 68, 69, 70. österreichisches Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien: Abb. 29. Janko Pleterski, Ljubljana: Abb. 59. Pomorski muzej Kotor: Abb. 7, 9. Trencianske muzeum Trencin (TM): Abb. 24, 25, 26.

KARTEN VERZEICHNIS UND QUELLENHINWEISE

Entwurf und Gestaltung der Karten stammen von den Autoren. Als Vorlagen dienten meist Skizzen aus den Beständen des Kriegsarchivs Wien, die jedoch an Hand von Detailangaben in den Akten ergänzt werden mußten. Karte

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8.

Karte 9. Karte 10. Karte 11.

Ersatzkörper der Infanterie, der Jägertruppe und der Kavallerie (KA, M K S M v. 1918, 28-1/5) Feldtruppen gegen den Generalstreik (23. Jänner 1918) (KA, M K S M v. 1918,28-1/5 [Oleate]) Mobile Truppen des Hinterlandes am 9. März 1918 (KA, K M Abt. 5 v. 1918, 7-27 und 1-10/61) Truppen der Armee im Felde auf Getreiderequisition Ende März 1918 (k. u. LVM, 7.580/eln. 1 — 1918 — KA, K M Abt. 5 v. 1918, 1-10/61) Situation der Assistenz-Feldtruppen am 27. April 1918 (KA, M K S M v. 1918, 69-4/21 und 28-1/5) Meutereien bei Ersatzkörpern des Heeres und in der Kriegsmarine 1918 (KA, K M Abt. 5 v. 1918, mehrere Faszikel) Truppen der Armee im Felde im Hinterland um den 20. Juni 1918 (KA, M K S M v. 1918, 69-4/21) Die hauptsächlichsten Aufenthaltsräume der Deserteure in Kroatien-Slawonien im Sommer 1918 (KA, K M Abt. 5 v. 1918, 1-7/48, Beilage 1) Feldbaone, Ständige Assistenzbaone, Landsturmassistenzen Mitte August 1918 (KA, K M Abt. 5 v. 1918,1-10/61 und 1-3/4-77) Sicherheitsbesatzung für das Hinterland 20. September 1918 (KA, K M Abt. 5 v. 1918,1-10/61 und 1-19/15) Feld- und Assistenzbaone an der Inneren Front 21. Oktober 1918 (KA, M K S M v. 1918, 28-1/3-4)

INHALTSÜBERSICHT BEIDER BÄNDE Erster Band VORWORT

9 EINLEITUNG VORAUSSETZUNGEN, ORGANISATIONSFORMEN, RESERVEN

A . D I E RECHTLICHEN VORAUSSETZUNGEN

17

B.

33

D I E KRÄFTEMÄSSIGEN V O R A U S S E T Z U N G E N I.

A.

B.

C.

HERAUSFORDERUNG

R E V O L U T I O N Ä R E A N S Ä T Z E IM Z I V I L B E R E I C H

59

1. Der Streik im Jänner 2. Demonstrationen in Galizien

59 90

R E V O L U T I O N Ä R E A N S Ä T Z E IM MILITÄRISCHEN B E R E I C H

107

1. Die Matrosenrevolte in Cattaro 2. Erste Unruhen im Heer

107 148

A K T I V I E R U N G DER MILITÄRISCHEN M A C H T P O S I T I O N E N

159

1. 2. 3. 4.

159 183 209 233

Um die Zusammenfassung der Sicherungskräfte Militarisierung in Industrie und Verkehr Requisition in der Landwirtschaft Ideologische Entlastungsoffensive I I . ZERREISSPROBE IN DEN EIGENEN R E I H E N

A.

I M H I N T E R G R U N D DER M E U T E R E I E N

1. Demonstrationen, Streiks, Plünderungen im Zivilbereich 2. Die Heimkehrer aus Rußland

251

.

.

.

251 278

Inhaltsübersicht beider Bände B.

419

AKTIONSHERDE AUF BREITER F R O N T

291

1. Böhmen und Mähren — Böhmisch Leipa, Reichenberg, Jicin, Mährisch Schönberg 2. Galizien — 2urawica, Sambor, Krakau, Bielitz 3. Militärgeneralgouvernement Lublin — Lublin, Krasnik, Kielce, Piotrkow, Zamosc 4. Oberungarn — Rimaszombat, Trencsen, Losoncz, Pozsony, Sajoecseg C . D I E GROSSEN E M P Ö R U N G E N

1. 2. 3. 4. 5. D.

291 299 309 315 324

Judenburg — Murau Radkersburg Rumburg Pees Kragujevac

324 345 357 370 385

F O L G E R U N G E N UND PARALLELE GEFAHRENHERDE

401

1. Auswertung und Konsequenz der Untersuchungen 2. Konspirativer Widerstand in der Marine — Sebenico Torpedoboot 80

401 und 415

Zweiter Band I I I . D E R AUFLÖSUNG ENTGEGEN A.

B.

BEREITSTELLUNGEN IM SOMMER

9

1. Revision der Assistenzaufgebote 2. Schwelender ziviler Widerstand — geforderte Assistenzen . . .

9 31

D E R KRÄFTEVERZEHR DER D E S E R T I O N E N

54

1. Zwischen Unruhe und Flucht 2. Schwerpunktbereich südslawische Länder 3. Deserteure im Gesamtgebiet des Staates

54 70 89

I V . D U R C H B R U C H DER N A T I O N E N A . D A S LETZTE A U F G E B O T

B.

106

1. Um die „Minimalbesatzung" 2. Loyalitäten im Widerstreit

106 123

D I E Z E N T R E N FALLEN

142

1. Prag 2. Zagreb 3. Laibach, Pola, Sarajevo

143 184 216

420

Inhaltsübersicht beider Bände

4. 5. 6. 7.

Budapest Krakau Lemberg, Przemysl, Lublin, Czernowitz Wien

247 289 301 316

NACHWORT

329

ANHANG

335

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS

358

Q U E L L E N - UND L I T E R A T U R V E R Z E I C H N I S

362

PERSONENREGISTER

384

ORTSREGISTER

397

ABBILDUNGEN

413

KARTEN

417

Abb. 1. Kaiser Karl und Kriegsminister Generaloberst Rudolf Stöger-Steiner von Steinstätten (auf dem Bild als General der Infanterie) A b b . 2. Minister f ü r L a n d e s v e r t e i d i g u n g F e l d m a r s c h a l l e u t n a n t K a r l C z a p p von B i r k e n stetten

Abb. 3. H o n v e d - M i n i s t e r General der Infanterie Alexander Baron v o n Szurmay

Abb. 4. Feldmarschalleutnant Dr. Carl Freiherr von Bardolff (auf dem Bild als Generalmajor)

Abb. 5. General der Kavallerie Alois Fürst Schönburg-Hartenstein

Abb. 6. Generaloberst Stephan Sarkotic Freiherr von Lovcen (auf dem Bild als General der Infanterie)

Abb. 7. Matrose 1. Klasse Mitrailleusenvormeister Jerko Sizgoric

Abb. 9. Matrose 1. Klasse Mitrailleusenvormeister Mate Brnicevic

Abb. 8. Titular-Bootsmann Artillerie-Instruktor Franz Rasch

Abb. 10. Panzerkreuzer „Sankt Georg"

Abb. 11. Linienschiffskapitän Erich Heyssler

Abb. 12. Feldzeugmeister Oskar Guseck Edler von Glankirchen (auf dem Bild als Feldmarsdiallleutnant)

Abb. 13. Fregattenkapitän Johannes Prinz von und zu Liechtenstein

Abb. 14. Postenquantum

Abb. 15. Verhaftete Matrosen vor der Festungsmauer von C a t t a r o

Abb. 16. Demonstrationen in Krakau gegen den Frieden von Brest-Litovsk

Abb. 17. Kaiser Karl bei der Polnischen Legion

Abb. 18. J u d e n b u r g : E s k o r t e zur H i n r i c h t u n g

Abb. 19. Unterjäger Sebastian O l i p

Abb. 20. Exekution in Radkersburg

Abb. 21. Exekution in Rumburg: Wache vom IR 59

Abb. 22. Einj.-Freiw.-Tit.-Korporal Stanislav Vodicka

Abb. 23. Hinrichtung in Haida

Abb. 25. Slowakische Heimkehrer in Kragujevac: In der Mitte Feldwebel Viktor Kolibik Abb. 26. Hingerichtete 71er

Abb. 29. Hungersnot: Wiener auf abgeernteten Feldern

Abb. 30. Budapest: Waffengebrauch der Gendarmerie in der MÄVAG

Abb. 31. Assistenzen in Budapester Straßen

Abb. 32. General der Infanterie Lukas Snjaric

Abb. 34. Feldzeugmeister Siegmund Graf von Benigni in Müldenberg

Abb. 33. General der Infanterie Paul Kestranek (auf dem Bild als Feldmarschalleutnant) Abb. 35. Feldmarschalleutnant Geza Lukachich Baron von Somorja (auf dem Bild als Generalmajor)

Abb. 36. Svetozar Pribicevic Abb. 39.

Mihaly

Karolyi

Graf

Abb. 37. Dr. Josef Scheiner A b b . 40. Oberst-Brigadier

Bole-

Abb. 38. Josip Ritter v. Pogacnik Abb. 41.

Leutnant Deutsdi

Dr. Julius

Abb. 42. Prag, 14. O k t o b e r : Truppen vor dem Nationalmuseum

Abb. 43. Prag, 28. O k t o b e r : Militär an der Spitze eines Umsturzzuges

Abb. 45. Prag: Matrosen auf der Sophieninsel Abb. 46. Prag: Jubelnde Demonstranten in den Straßen

Abb. 49. Zagreb, 21. O k t o b e r : Offiziere im Demonstrationszug

Abb. 50. Zagreb, 22. O k t o b e r : Banus Mihalovich spricht vor dem Nationaltheater

Abb. 51. Zagreb, 29. O k t o b e r : Demonstranten vor der Universität

Abb. 52. Zagreb: Serbische, kroatische und slowenische Fahnen im Demonstrationszug

Abb. 53. Zagreb: Die Generale treffen vor dem Säbor ein

Abb. 54. Zagreb: Eid der Menge auf dem Markusplatz

Abb. 55. Zagreb: Die Saborsitzung

Abb. 56. Zagreb: Proklamation der Unabhängigkeit vom Balkon des Saborgebäudes

Abb. 60. Budapest: Der Ungarische N a t i o n a l r a t — am Präsidium Hock Jänos

Abb. 61. Budapest: Der Soldatenrat — in der Mitte H a u p t m a n n Csernyik Imre

Abb. 62. Budapest, 28. Oktober: Kordon vor der Kettenbrücke

Abb. 63. Budapest: Kampf an der Kettenbrücke

Abb. 64. Budapest: Assistenzen

Abb. 65. Budapest: Revolutionäre

Abb. 67. Krakau, 31. Oktober: Die Menge vor der Hauptwache

Abb. 68. Krakau: Die erste polnische Wache im Rathaus

Karte 1

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Karte 1 E R S A T Z K Ö R P E R DER I N F A N T E R I E , DER J Ä G E R T R U P P E U N D DER

KAVALLERIE

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