Typen und Funktionen vor- und frühwikingerzeitlicher Handelsplätze im Ostseegebiet 3205036581, 9783205036586

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Typen und Funktionen vor- und frühwikingerzeitlicher Handelsplätze im Ostseegebiet
 3205036581,  9783205036586

Table of contents :
1. Die Fragestellung 5
2. Haithabu 6
3. Birka 10
4. Dorestad 12
5. Aarhus 13
6. Köpinge auf Öland 14
7. Paviken I auf Gotland 15
8. Helgö 18
9. Skandinavische Stützpunkte im westslawischen Gebiet 20
10. Skandinavische Stützpunkte im baltischen Gebiet 24
11. Zur Typengliederung der Handelsplätze 26
12. Zu den Funktionen der Handelsplätze 29
13. Die Ausrüstung der Handelsplätze 37
14. Zusammenfassung 37
15. Abbildungsverzeichnis 39

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Antonieek. Th.: Zur Pflege Händelscher Musik in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts. 8°. 1966 (Sph 2 5 0 /1 )............................................ — Das Archiv der Kirche St. Karl Borromäus in Wien. Die Drucke. 8f . 1968 (Tabulae musicae Austriacae IV) ...................................... — Italien. Musikerlebnisse Ferdinands II., 1598. 8°. 1968 (So. 4 aus Anz. 104/Nr. 16) ................... ................................................................. Bayer.-Österr. Wörterbuch I.: Österreich. Wörterbuch der Bayer. Mundarten in Österreich. 4°. 1, —4. Lfg. je 76, — , 5 .- 8 . Lfg. je Beethoven-Studien: Festgabe der Österr. Akademie der Wissen­ schaften zum 200. Geburtstag von Ludwig van Beethoven. 8°. 1970 (Sph 270), brosch. 460, — , geb.................................................... Birkhan. H .: Germanen und Kelten bis zum Ausgang der Römerzeit. 8°. 1970 (Sph 272) ................................................................................ — Zur Datierung, Deutung und Gliederung einiger Lieder Neidharts von Reuental. 8°. 1971 (Sph 2 7 3 /1 )................................................... Brunner, K.: Die Überlieferung der alt- und mittelenglischen Litera­ turwerke. 8°. 1958 (So. 7 aus Anz. 95/Nr. 6) .................................. Buhler, K.: Die Uhren der Lebewesen und Fragmente aus dem Nachlaß. 8°. 1969 (Sph 265/3) ........................................................... Castle, E.: Carl Künzels ,Schilleriana4. Briefe an Schiller und Schillers Familienmitglieder. 8°. 1955 (Sph 229/3) ........................................ — Analecta Schilleriana. 8°. 1959 (So. 7 aus Anz. 96/Nr. 9) ........... Dietrich, M .: Die Wiener Polizeiakten von 1854— 1867 als Quelle für die Thestergeschichte des Österr. Kaiserstaates. 8°. 1967 (Sph 251/4) — Vom Einfluß der Mathematik und Mechanik auf das Barock­ theater. 8°. 1970 (So. 1 aus Anz. 1 0 7 ) .............................................. Dressier, W .: Vorbericht über zwei linguistische Studienreisen in die Bretagne. 8°. 1969 (So. 5 aus Anz. 106) .......................................... — Studien zur verbalen Pluralität. 8°. 1968 (Sph 259/1) ................. Enzinger, M.: Zu Adalbert Stifters Erzählung ,Der Kuß von Sentze4. 8°. 1951 (So. 18 aus Anz. 88/Nr. 24) ............ ................................... — Ein unbekannter Aufsatz Adalbert Stifters ,Über Kopfrechnen4. 8°. 1957 (So. 6 aus Anz. 94/Nr. 10) ................................................ — Adalbert Stifter und die altdt. Literatur. 8°. 1961 (Sph 238/2) . — Franz Grillparzer und Therese Utsch. 8°. 1963 (Sph 242/3) . . . . — Mörikes Gedicht „A u f eine Lampe44. 8°. 1965 (Sph 245/4) ......... — Stifter im Urteil seiner Zeit. 8°. 1968 (Sph 256) brosch. 340, geb. — Stifter und Wien (s. Stifter-Gedenkfeier) Flotzinger, R.: Die Lautentabulaturen des Stiftes Kremsmünster. 8°. 1965 (Tabulae musicae Austriacae I I ) ........................................ — Eine Quelle ital. Frühmonodie in Österreich. 8°. 1966 (Sph 251/2) — Beobachtungen zur Notre-Dame-Hs. W x u. ihrem 11. Faszikel. 8°. 1969 (So. 12 aus Anz. 105)............................................................. Fuhrich, F.: Theatergeschichte Oberösterreichs im 18. Jh. 8°. 1968 Gaål, K.: Zum bäuerlichen Gerätebestand im 19. und 20. Jh. 8°. 1969 (Sph 261/1) ............................................................................................ Gabriel, E.: Die Entwicklung der ahdt. Vokalquantitäten in den ober dt. Mundarten. 4°. 1969 ............................................................... Goebl, H .: Die normandische Urkundensprache. 8°. 1970 (Sph 269). Gossen, C. Th.: Französische Skriptastuchen. 8°. 1967 (Sph 253) . . . Hamann, G.: Der Eintritt der südl. Hemisphäre in die europ. Ge­ schichte (Afrikaweg nach Asien). 8°. 1968 (Sph 260) ...................

64,— 164,— 24,— 96,— 4 9 2 ,5 8 0 ,6 8 ,12,— 1 9 6 ,1 7 6 ,16,— 196,— 40,— 16,— 220,— 1 2 ,2 8 ,32,— 96,— 48,— 368,— 328,— 64,— 2 4 ,212,— 2 8 0 ,232,— 380,— 296,— 396,—

Ö STE R R E IC H ISC H E A K A D E M IE D E R W ISSEN SCH AFTEN PHILOSOPHISCH-HISTORISCHE KLASSE SITZUNGSBERICHTE, 273. BAND, 5. ABHANDLUNG

HERBERT J A N K U H N

TYPEN UND FUNKTIONEN VORUND FRÜHWIKINGERZEITLICHER HANDELSPLÄTZE IM OSTSEEGEBIET

W IE N 1971 H E R M A N N B Ö H L A Ü S N A C H F . / W IE N -K Ö L N -G R A Z KOMMISSIONSVERLAG DER ÖSTERREICHISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN

Vorgelegt in der Sitzung am 7. Oktober 1970

Alle Rechte Vorbehalten - ISBN 3 205 03658 1 Copyright © 1971 by österreichische Akademie der Wissenschaften Wien Druck: Rudolf M. Rohrer, Baden bei Wien

INHALTSVERZEICHNIS Seite

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15.

D ie F ragestellung .................................................................... H aithabu ...................................................................................... B i r k a .............................................................................................. D orestad ...................................................................................... Aa r h u s ............................................................................................ K öpinge auf Öland .................................................................... P aviken I auf Gotland ............................................................... H e l g ö .............................................................................................. Skandinavische Stützpunkte im westslawischen Gebiet .. Skandinavische Stützpunkte im baltischen Ge b i e t .......... Z ur T ypengliederung der H andelsplätze ........................... Zu den F unktionen der H andelsplätze ............................... D ie A usrüstung der H andelsplätze....................................... Z usammenfassung ........................................................................ A bbildungsverzeichnis ...............................................................

5 6 10 12 13 14 15 18 20 24 26 29 37 37 39

1. DIE FRAGESTELLUNG Im Jahre 1930 hielt W altheb V ogel vor der Berliner Gesellschaft für Geographie einen viel beachteten Vortrag über die Typen frühmittel­ alterlicher Handelsplätze in Nord- und Nordosteuropa1. Er glaubte zwei nicht nur nach ihrer Form, sondern auch nach ihrer Genese und Funktion unterscheidbare Typen ausgliedern zu können: den durch einen halbkreisförmigen Wall befestigten Platz, wie er in Haithabu und Birka vorlag und eine andere unbefestigte, durch eine parallel zur Hafenlände verlaufende Straße gekennzeichnete Art, bei der an einem Ende der Straße die Kirche, an dem anderen eine Burg lag. Für diesen Typ führte er, ausgehend von dem Dorestad, wie es Holwerda auf Grund seiner Untersuchungen rekonstruieren zu können glaubte, einige norwegische Handelsstädte an (Abb. 1). Den ersten, mit einem bogenförmigen Wall befestigten Typ führte er auf die Niederlassung landfremder Kaufleute mit einem entsprechen­ den Schutzbedürfnis gegenüber der einheimischen Bevölkerung zurück und dachte bei Birka an Friesen, bei Haithabu an Schweden als Be­ gründer. In dem zweiten, „Ein-Straßen-Typ“ , sah er die Entwicklung ein­ heimischer Kräfte, für die im eigenen Lande weniger das Schutzbedürfnis zu befriedigen, als Machtverhältnisse maßgebend waren. Ihren Nieder­ schlag sah Vogel in der Herrenburg. Für seine Zeit — also noch vor Beginn der großen Ausgrabungen im Ost- und Nordseegebiet — erschien diese Analyse sehr überzeugend, sie entsprach weitgehend der allgemeinen Interpretation der bisherigen Quellen und Denkmäler und ordnete diese in sinnvoller Weise zu einem geschlossenen Bild zusammen. Gerade zu diesem Zeitpunkt allerdings, als V ogel seinen Vortrag hielt, begann mit den großen Grabungen in Haithabu eine Kette von zum Teil groß angelegten Untersuchungen in Mittel- und Nordeuropa, durch die sich nicht nur die Auffassung von der Entstehung und der Struktur der Handelsplätze änderte, die, wie Haithabu, Birka und Dore­ stad, V ogel als Ausgangspunkt seiner Betrachtung gedient hatten, sondern es wurden auch neue Quellen für andere Plätze erschlossen, die uns heute ein nicht nur stark verändertes, sondern auch ein vielfältig 1 W. V o g e l , Handelsverkehr, Städtewesen und Staatenbildung in Nordeuropa im früheren Mittelalter. Ztschr. d. Gesellsch. / . Erdkunde zu Berlin (1931) 257 ff.

differenziertes Bild vermitteln. Natürlich ist auch dieses Bild zeitbedingt und von dem Stand der heutigen Forschung abhängig, aber es zwingt zu einigen Korrekturen unserer Vorstellung, die auch durch künftige For­ schungen nicht mehr wesentlich verändert werden können, wiewohl neue, zusätzliche Erkenntnisse mit Sicherheit hinzukommen werden. Der zeitliche Rahmen bleibt auf die Merowinger- (im Norden die Vendel-) und die ältere Wikingerzeit beschränkt, reicht also vom 7. bis zum Be­ ginn des 10. Jahrhunderts. Geographisch werden im Ostseeraum vor­ wiegend die skandinavischen Anlagen behandelt, während die slawischen, baltischen und finnischen Plätze, die für den Handel Bedeutung gewan­ nen, hier nur in dem Umfange mit berücksichtigt sind, als sie für die Skandinavier von größter Wichtigkeit wurden. Dabei sind die großen Plätze wie W ollin, Danzig, Daugmale, Alt-Ladoga und Nowgorod hier ausgeklammert, weil sie zum Teil zeitlich nicht mehr in diesen Rahmen fallen, zum Teil ihre Hauptbedeutung in anderen historischen Zusam­ menhängen gewannen, als sie hier zu behandeln sind.

2. HAITHABU (Abb. 18) Schon zu dem Zeitpunkt, als W alther V ogel seinen Vortrag hielt, war klar, daß Haithabu nicht erst durch die Schweden um die Wende des 9. zum 10. Jahrhundert gegründet sein konnte, sondern mit seinen Wur­ zeln mindestens bis in die Mitte des 9. Jahrhunderts, also mit Sicherheit in die „vorschwedische“ Zeit, zurückreichte2. Die späteren Untersuchun­ gen haben das Bild von der Entstehung und der frühen Entwicklung dieses Handelsplatzes noch weitergehend verändert3. Die Anfänge reichen mindestens in die zweite Hälfte des 8. Jahr­ hunderts, wahrscheinlich in die Jahrhundertmitte zurück. Um 800 be­ stand die Ansiedlung am Haddebyer Noor aus drei Siedlungsplätzen, zu denen jeweils ein Friedhof gehörte. Diese Ansiedlungen, von denen die südliche und die mittlere fast ganz untersucht sind, die nördliche aber nur durch eine kurze Probegrabung nachgewiesen werden konnte4, 2 G. S c h w a n t e s , Die Ausgrabungen zu Haithabu. Congressus secun­ dus Archaeologocum Balticorum. Riga 1931, 217ff.; d e r s ., Jhrb. d. Schlesw.H olst. Universitätsgesellschqft (1930) 95ff.; d e r s ., Nachrichtenblatt fü r deut­ sche Vorzeit 7, (1931) 232ff.; d e r s ., Z tsch r.f. Ethnol. 63, (1932) 234ff. 8 Zuletzt: H. J a n k u h n , Haithabu y ein Handelsplatz der W ikingerzeit. 4. Aufl. 1963 und H. J a n k u h n , Zur Lage von Sliesthorp und Sliaswik, Nachr. A k . Gott. Philol.-hist. K l. 1963/3. 4 F. v . S c h r ö d e r , Geschichte und Beschreibung der Stadt Schleswig (1827) 387 A. 208, Schleswig-Holsteinische-Lauenburgische Provinzialberichte (1830)

verteilen sich locker über einen Uferstreifen von etwa 700 Meter Länge und konzentrieren sich auf Bachmündungen, die Süßwasser in das brackige Noor führten (Abb. 2). Möglicherweise fanden sich zwischen diesen drei heute erkennbaren Ansiedlungen noch weitere, bisher uner­ kannt gebliebene5. Die südliche Ansiedlung bestand aus fünf bis sechs gleichzeitig be­ stehenden Häusern6, die nördliche kann schon aus topographischen Gründen nicht größer gewesen sein. Wie groß die mittlere, im Mittelpunkt des späteren Halbkreiswaües gelegene, um 800 war, wird sich erst nach Durcharbeitung der Pläne und des Fundmateriales sagen lassen. Über Herkunft und Zusammensetzung der Bevölkerungsgruppen geben die Friedhöfe wenigstens zum Teil Auskunft. Der zur Südsiedlung gehörige Bestattungsplatz umfaßt Urnengräber, Kreisgräben mit zen­ traler Bestattung, Süd-Nord gerichtete Skelettgräber und orientierte Beisetzungen als jüngste Schicht, die alle anderen Grabtypen über­ schneiden7. Diese dem Norden völlig fremde Gräberfeldform fehlt auch in Schleswig-Holstein, hat aber gute Parallelen im Küstengebiet zwischen Weser und Ems8. Dorther muß der Kern der Bevölkerungsgruppe ge­ kommen sein, die auf diesem Friedhof bestattete und in der Südsiedlung lebte. Das Auftreten einzelner Schalenspangen aus der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts9 deutet darauf hin, daß auch — wenn wohl auch ver­ einzelt — Skandinavier zu den Bewohnern der Südsiedlung gehörten. Das zur mittleren Siedlung gehörende Gräberfeld ist zum großen Teil untersucht10, es beginnt am Anfang des 9. Jahrhunderts und reicht ins 11. Jahrhundert hinein. Die Ausstattung der Toten mit Beigaben ist spärlich, aber alle Funde, die eine geographisch-ethnische Zuweisung gestatten, weisen auf den Norden als Herkunftsland der hier bestatteten Bevölkerungsgruppe. Der Friedhof der Nordsiedlung ist nur aus der Literatur bekannt, er scheint sehr fundarm gewesen zu sein, Aussagen über die Herkunft der dort Bestatteten lassen sich vorerst nicht machen4. 347, K orr . BL des Gesamt-Vereins (1881) 6f., Verhandlungen der Berliner AnthropoL Ges. (1881) 44ff., Archiv f . Anthropoid u. Geol. Schleswig-Holsteins 4/2 (1903) 143f.; F. K n o b b , Schlesw . Heimatbwch 1 (1924) 28. 6 So nach einer Vermutung von H. S t e u e b . 6 H. S t e u e b , Die Südsiedlung von Haithabu. D ie Ausgrabungen in Haithabu 6 (im Druck). 7 Die Veröffentlichung dieses Friedhofes wird durch H. S t e u e b erfolgen. 8 Z. B. die Gräberfelder von Zetel, Drantum und Dunum. 9 T. Ca p e l l e , D er Metallschmuck von Haithabu. Neumünster 1968, Taf. 5,1 u. 2 aus Grab 134; a. O. Taf. 5, 3 u. 4.aus Grab 487 des Südgräberfeldes. 10 Die Publikation von H. J a n k ü h n steht bevor.

A uf der Hochburg liegt ein kleines Hügelgräberfeld von 30 bis 40 Grabhügeln, von denen nur wenige untersucht sind. Soweit Beobachtun­ gen über die Bestattungsart gemacht werden konnten, handelt es sich um Brandgräber bisher ohne datierende Beigaben. Schon die chrono­ logische Einordnung dieses Gräberfeldes stößt auf Schwierigkeiten, über die Herkunft der dort Bestatteten läßt sich vorerst nichts aussagen. Nur soviel scheint festzustehen, daß dieser Friedhof in der näheren und weiteren Umgebung von Haithabu bisher keine Parallele hat. Ein im Westen des Siedlungsgeländes gefundenes Skelettgrab aus der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts11 weist durch Bestattungsart und Form der Beigaben nach dem Westen und deutet an, daß schon so früh die Schleswiger Landenge eine Rolle gespielt zu haben scheint. Mitten auf der Landenge, in der Nähe des alten Tores im Kograben fand sich ein kleines Umengräberfeld des ausgehenden 8. oder beginnen­ den 9. Jahrhunderts, das durch die Eiform der Urnen und deren Be­ schaffenheit auf die Nordfriesischen Inseln oder die südliche Nordsee­ küste als Herkunftsgebiet der dort Bestatteten weist. Der älteste Handelsplatz am Haddebyer Noor bestand also keines­ wegs aus einem vom Halbkreiswall umgebenen Platz, sondern wurde durch locker über 700 m gestreute Gehöftgruppen mit zugehörigen Fried­ höfen gebildet, wobei die Bewohner der südlichen Gehöftgruppe offenbar von Westen, die der mittleren Ansiedlung anscheinend vom Norden gekommen sind. Eine Befestigung dieser weit verstreuten Ansiedlungen hat offenbar nicht bestanden, sie wäre auch technisch kaum möglich gewesen. Ob für diese Ansiedlungen der Burgberg den Schutz bildete, wie gelegentlich vermutet wurde, läßt sich deshalb nicht sagen, weil die Altersbestimmung der Befestigungsanlage auf der Hochburg noch aus­ steht12. Da aber für Birka eine solche Funktion des Burgberges historisch bezeugt ist13, bleibt sie auch für Haithabu weiterhin hypothetisch möglich. Daß der Halbkreiswall nicht zur ältesten Ansiedlung gehört hat, ist schon früher erkannt worden, ein gesicherter Anhalt für einen terminus ante quem non haben aber erst Grabungen des Jahres 1969 am Nord­ 11 H. J a n k u h n , Haithabu , ein Handelsplatz der W ikingerzeit. 4. Aufl. Neumünster 1963, 102ff. 12 Wie sich das zeitliche Verhältnis des innerhalb des Ringwalles ge­ legenen Gräberfeldes zur Befestigungsanlage erklärt, ist noch unbekannt; weder die Grabhügel noch der Wall sind bisher datiert. 13 Vita A nskarii Kap. 19 anläßlich des Überfalles auf Birka durch den von einer dänischen Flotte unterstützten König Anound.

ostende des Walles geliefert. Dort konnte festgestellt werden, daß der älteste Wall auf Siedlungsschichten des 10. Jahrhunderts aufliegt, also nicht älter als das 10. Jahrhundert sein kann. Wie früh oder auch wie spät im 10. Jahrhundert der Wall gebaut worden ist, wird sich erst er­ geben, wenn das Alter der jüngsten unter dem Wall angetroffenen Funde als terminus post quem für den Wallbau feststeht. Soviel jedenfalls läßt sich auch jetzt schon sagen: der Halbkreiswall in seiner heutigen Führung kann frühestens dem 10. Jahrhundert angehören. Da sich andere, ältere Befestigungsanlagen um den ältesten Siedlungskern innerhalb des Halb­ kreiswalles bisher nicht gefunden haben, wird man sagen dürfen, daß die Befestigung der Siedlung selbst frühestens im 10. Jahrhundert durch den Halbkreiswall erfolgt ist, dieser also am Ende einer Entwicklung steht und nicht als für die älteste Siedlung typisch angesehen werden darf. Der älteste Handelsplatz am Haddebyer Noor war offenbar unbe­ festigt, er wurde allenfalls durch eine Burg als Fluchtburg geschützt und bestand aus einzelnen locker gestreuten Ansiedlungen am Ufer des Noores, die möglicherweise ethnisch verschiedene Bewohner beherbergten. Die Südsiedlung ist im Laufe des 9. Jahrhunderts aufgegeben worden, das Gleiche scheint für die Nordsiedlung zu gelten, während die zentrale Ansiedlung im 9. und 10. Jahrhundert an Umfang zunahm und irgend­ wann, wohl im 10. Jahrhundert, durch den Halbkreiswall befestigt wurde. Welche Ursachen für diese Verlagerungen maßgebend waren, läßt sich nicht sagen, nur soviel scheint festzustehen, daß die Südsiedlung Zeit ihres Bestehens eine ungeordnete Gruppe von kleinen Häusern bil­ dete, während die mittlere Siedlung eine streng nach einheitlichem Schema mit Wegezügen und Hofgrenzen angelegte Niederlassung ge­ bildet zu haben scheint, hinter der man die regulierende Hand einer ordnenden Macht vermuten möchte. Das wesentliche Ergebnis einer 40jährigen Ausgrabungstätigkeit für die hier behandelte Frage bildet die Feststellung, daß am Anfang eine unbefestigte kleine, allenfalls durch eine Fluchtburg geschützte, Handelsniederlassung bestand, von der sich nur der zentrale, straff ge­ gliederte Teil weiterentwickelte und frühestens im 10. Jahrhundert zu der durch den Halbkreiswall geschützten Kaufmannssiedlung heran­ wuchs, die die ältere Forschung für die ursprüngliche Form und W alther V ogel für einen der beiden Idealtypen wikingerzeitlicher Handelsnieder­ lassungen hielten.

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H. Jankuhn, Vor* und frühwikingerzeitlich© Handelsplätze

3. B IRK A Ähnlich scheinen die Verhältnisse in Birka zu liegen, wenn auch hier das Fehlen moderner Grabungen die Interpretation der Geländedenkmäler erschwert oder unmöglich macht14. Eine neue Analyse des Fundmaterials durch Birgit Arrhenitjs scheint anzudeuten, daß auch die Anfänge Birkas ins 8. Jahrhundert — also wie in Haithabu vor den Beginn der Wikingerzüge — zurückreichen. Auch scheint das gewaltsame Ende des Platzes in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts nicht alle Reste der ehemaligen Ansiedlung beseitigt zu haben. Daß der den Siedlungsplatz umgebende bogenförmige Wall nicht an den Anfang gehören kann, war seit den großen Grabungen Stolpes und der Bearbeitung des Grabfundmaterials durch Arbman klar15. Der Wall ist überhastet, offenbar unter dem Eindruck akuter Be­ drohung gebaut. Er führt über ältere Hügelgräber hinweg, deren jüngste Funde einen terminus post quem angeben. Eine in einem vom Wall über­ deckten Hügelgrab gefundene kufische Münze aus der Mitte der 20er Jahre des 10. Jahrhunderts beweist, daß der Wall frühestens im zweiten Viertel des 10. Jahrhunderts angelegt sein kann16, andere Funde aus solchen vom Wall überdeckten Gräbern könnten für die Jahrhundertmitte oder das dritte Viertel des 10. Jahrhunderts als Bauzeit des Walles sprechen, jedenfalls ist sicher, daß der Wall nicht an den Anfang von Birka gehört, sondern ganz ans Ende des Platzes. Wie sah nun aber das ältere Birka der Zeit um 800 oder der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts aus ? Die Gruppierung der über 2000 Grabhügel um den Platz läßt eine Konzentration dicht außerhalb des ,,Stadtwalles“ und am Hang der Hochburg erkennen. Darüber hinaus finden sich aber auch größere und kleinere Grabhügelgruppen abseits dieser Konzentration, und zwar zum Teil weit entfernt vom Siedlungsgelände innerhalb des Bogenwalles (Abb. 3). Schon diese Verteilung der Grabhügel läßt die Vermutung ent­ stehen, daß auch die zu ihnen gehörenden Ansiedlungen in ihrer Nähe gelegen haben. Neuere Phosphatuntersuchungen auch außerhalb des 14 Die Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse durch H. A r b m a n , Birka , Sveriges äldsta Handelsstad. Stockholm 1939 und d e r s ., Birka, Unter­ suchungen und Studien 1, Die Gräber. Stockholm 1940—43; B. A r r h e n iu s , Birka, die älteste Stadt Schwedens. Sveagold und Wikingerschmuck, Rom .Germ. Zentralmuseum Mainz, Ausstellungskataloge 5 (1968) 140ff. 16 H. A r b m a n , Birka, Sveriges äldsta Handelsstad. Stockholm 1939,

70f. 16 H. A r b m a n , a. O.

Walles, z. T. in der Nähe der vereinzelten Grabhügelgruppen, weisen darauf hin, daß auch im Gebiet außerhalb des bogenförmigen Walles kleinere Ansiedlungen gelegen haben dürften17. Nicht bestimmbar ist nach dieser Methode allerdings deren Alter, aber dort, wo die Phosphatanreicherungen in der unmittelbaren Nähe von Grabhügelgruppen liegen, wird man einen Zusammenhang zwischen Siedlung und Gräberfeld vermuten und für die hypothetisch erschlossenen Siedlungen das Alter von den Friedhöfen herleiten dürfen. Für das isoliert Hegende Gräberfeld „Ormknös“ nimmt A rbman höheres Alter an, doch ist diese Vermutung durch Grabungen noch nicht bestätigt. Die Anordnung der Gräberfelder und das Ergebnis der Phosphatanalyse gestatten zumindest die Hypothese, daß auch Birka ursprünglich aus verstreut liegenden Gehöftgruppen mit dazugehörenden Grabfeldem bestand. Sicher ist jedenfalls die Tatsache, daß die Ansiedlung oder die Ansiedlungen des 9. Jahrhunderts unbefestigt waren und nur durch die Burg in ihrer Funktion als Fluchtburg geschützt wurden18. Daß dieser Schutz trotz der schwachen Befestigung durchaus auch bei stärkeren Angreifergruppen effektiv sein konnte, beweist eine Nachricht in der Vita Anskarii19. Der bogenförmige ,,Stadt“ -Wall ist jedenfalls jung und gehört dem 10. Jahrhundert, wahrscheinlich dessen Mitte oder der zweiten Hälfte an. Das sich darin ausdrückende stärkere Schutzbedürfnis scheint auch zur Stationierung einer festen Wachmannschaft auf der Burg geführt zu haben, die A rbman durch Grabungen erschlossen hat. Auch für Birka gilt das schon für Haithabu Gesagte: die großartigen Geländedenkmäler, die bisher zur Grundlage historischer Interpretation gemacht worden sind, müssen als das Ergebnis einer wohl 200jährigen Geschichte angesehen werden und können nicht als Ganzes so, wie sie sich heute dem Auge des Archäologen und Historikers darbieten, an den Anfang gesetzt werden. Der Typ der mit einem bogenförmigen Wall befestigten Kaufmannssiedlung ist jedenfaUs in Birka ebenso wie in Haithabu jung und gehört in das 10. Jahrhundert, vermutlich sogar in dessen jüngeren Teil, also in die späte Wikingerzeit. 17 H. Am m a n , B irka , Die Gräber. Textband, Stockholm 1943, Plan I —III. Übersicht Abb. 1 auf S. X II. Die erst kürzlich durchgeführten Phosphatuntersuchungen sind noch unveröffentlicht. 18 Das Ergebnis einer Ausgrabung auf dem Burgberg bringt H. Am ­ m a n , B irka , Sveriges äldsta Handelsstad. Stockholm 1939, 58ff. 19 Vita Anskarii Kap. 19.

4. DORESTAD Ähnlich wie für Haithabu und Birka hat sich auch das Bild für den Urtyp der zweiten von W alther V ogel herausgestellten Form früh­ mittelalterlicher Handelsplätze in Dorestad gewandelt. Im Nordseeküstengebiet, wenigstens im Bereich der Süd- und Ost­ küste haben fünf Handelsplätze eine erschöpfende Untersuchung er­ fahren : Dorestad, Emden, Hamburg, Kaupang und Bergen. Das histo­ risch bezeugte Ripen ist bisher weder im heutigen Stadtgebiet noch in seiner näheren Umgebung entdeckt worden. In Dorestad zwang die moderne Bauplanung zu umfangreichen Untersuchungen im alten Siedlungsgelände des 8. und 9. Jahrhunderts (Spuren der Siedlung des 7. Jahrhunderts sind noch nicht gefunden worden)20. Dabei ist das von H olwerda entworfene Bild des alten Handelsplatzes21, das der Gruppeneinteilung von W alther V ogel zugrunde lag, völlig verändert worden. Die Annahme einer Befestigung in Form einer curtis mit curticula hat sich als unhaltbar erwiesen. Auch die Vorstellung einer Ein-Straßen-Siedlung mit offenem, für einen Markt zu Verfügung stehendem Gelände zwischen der parallel zum Ufer ver­ laufenden Hauptstraße und der Hafenlände am Flußufer ist hinfällig geworden. Der Platz ist bis an das Ufer hin dicht mit großen Hallen bebaut, die offenbar senkrecht zum Ufer stehen. Insgesamt ist ein Gelände von etwa 100 ha bebaut gewesen (Haithabu umfaßte 24 ha, Birka 12 ha). Auch die hydrographischen Verhältnisse scheinen andere zu sein, als sie H olwerda seiner Rekonstruktion zugrunde gelegt hat22. Jedenfalls findet sich nach den Ergebnissen der neuen Ausgrabungen kein Anlaß, in Dorestad für das 8. und 9. Jahrhundert den Urtyp der zweiten Form wikingerzeitlicher Handelsplätze im Sinne W alther V ogels zu sehen. 20 Die älteren Ergebnisse der archäologischen Untersuchung bei J. H. H olwerda, Dorestad en onze vroegste Middeleeuven. Leiden o. J .; die histori­ schen Nachrichten sind zusammengestellt bei B arbara R ohwer. Der friesische Handel im frühen M ittelalter. Phil. Diss. Kiel 1937; vgl. auch E dith E nnen , Frühgeschichte der europäischen Stadt. 1953, 50ff. und F. P etri, Die Anfänge des mittelalterlichen Städtewesens in den Niederlanden und dem angrenzenden Frankreich. Studien zu den Anfängen des europäischen Städte­ wesens, Vorträge und Forschungen hrg. v. Theodor Mayer 4, Lindau-Kon­ stanz 1958, 227 ff. Die kürzlich neu begonnenen Grabungen haben das Büd stark verändert. Ein Vorbericht erscheint in den Berichten van de RijJcsdienst voor het oudheidkundig Bodemonderzoek.

21 J. H. H olwerda, a. O. Afb. 1. 22 Die durch Grabungen und Bohrungen erschlossenen Flußläufe ver­ laufen anders als bei H olwerda ; ein etwa 100 ha großes Gelände ist bis dicht an das Flußufer mit großen Holzhäusern besetzt.

Sowohl Haithabu wie Birka und auch Dorestad stimmen jedenfalls darin überein, daß sie im frühen 9. Jahrhundert unbefestigte, dicht mit Häusern bebaute, an der Hafenlände hegende Siedlungen darstellen, deren Schutz — wenn überhaupt — durch eine besondere Burg gewähr­ leistet war, wie das für Birka historisch bezeugt und archäologisch be­ legt und für Haitbahu immerhin möglich ist. Wie die Schutzfunktion in Dorestad gelöst war, ist unbekannt. Die Lage des schon für 689 bezeug­ ten castrums ist bisher unbekannt, unsicher auch, ob dieses auch noch im 8. und 9. Jahrhundert Bestand gehabt hat. In der Zwischenzeit sind auch außerhalb der großen, seit jeher im Mittelpunkt historischen Interesses stehenden Handelsplätze wie Dore­ stad, Birka und Haithabu Geländeaufnahmen und Untersuchungen an anderen wikingerzeitlichen Hafen- und Handelsplätzen durchgeführt worden, und zwar sowohl im Norden selbst, wie auch an der südlichen und östlichen Küste der Ostsee.

5. AARHUS Im skandinavischen Bereich sind es vor allem die Plätze Lund, Aarhus, Sigtuna, Köpinge auf Öland, Västergarn, Paviken I auf Gotland und besonders Helgö, die die historische wie auch die archäo­ logische Forschung ängezogen haben. Da Lund und Sigtuna erst der späten Wikingerzeit angehören, können diese Plätze hier außer Betracht bleiben. In Aarhus haben archäologische Untersuchungen in der von histori­ scher Seite entwickelten Alternative in der Frage der Lage des alten wikingerzeitlichen Stadtkerns eine Entscheidung ermöglicht23. Der für das 10. Jahrhundert historisch als Bischofssitz bezeugte Platz24 lag in der Nähe des Domes, wo im 10. Jahrhundert eine 4 —5 ha große, mit einem W all umgebene Siedlung auf einer Landzunge nördlich einer Auemündung in die Ostsee25 entstand. Dieser Platz geht also sowohl nach Angabe der historischen Quellen — in den ausführlichen für das 9. Jahrhundert, etwa der Vita Anskarii oder der Vita Rimberti, fehlen alle Angaben über Aarhus — wie auch nach Aussage der bisher bei den Ausgrabungen im Gebiet des Hotels 28 O. K l in d t -J e n s e n — H. A n d e r s e n . Kuml 1963, 75ff.; H. A n d e r ­ — H. J. M a d s e n , Kuml 1966, 7ff. 24 A d a m v . B r e m e n , 2 cap. 4; a. O. 2 cap. 46 (44) a. 0 . 4, Cap. 1; a. O. 4 cap. 4. 28 Kuml 1966, 7, Abb. 1.

sen

„Skandinavien“ gemachten Funde nur in das 10. Jahrhundert zurück. Ob der Platz gleich von Anfang an mit einem Wall geschützt war oder dieser erst im Laufe der Zeit hinzukam, läßt sich noch nicht entscheiden, aber im 10. Jahrhundert wäre auch der Bau eines durch einen Wall ge­ schützten Handelsplatzes durchaus denkbar. Die Anlage unterscheidet sich von den Handelsplätzen des 8. und 9. Jahrhunderts durch die Lage an der See. Dieser Platz gliedert sich also nach seinem Typ der Gruppe der jünger- oder spätwikingerzeitlichen Plätze mit Wall ein.

6. KÖPINGE AUF ÖLAND Die Lage an der See hat Aarhus mit einem anderen Handelsplatz gemein, nämlich mit Köpinge bei Klinta auf Öland (Abb. 4). Ungefähr in der Mitte der dem schwedischen Festland zugewandten Westküste der Insel liegt an einer zum Kalmarsund offenen Bucht der heutige Ort Köpinge, der schon durch seinen Namen26 auf die Funktion als Marktund Handelsplatz hinweist. Auf den die Bucht umgebenden Höhenzügen liegen heute noch viele Hügelgräber, die ursprünglich (Abb. 5) viel zahl­ reicher waren27; einige von ihnen sind untersucht; die ältesten gehen in die Zeit um 800 zurück, andere gehören dem 10. Jahrhundert an, alle zeichnet der Reichtum an Importen vornehmlich aus dem Osten aus. In der sich vom Ufer bis zur Kirche hinziehenden, teilweise mächtigen Kulturschicht ist bisher noch nicht gegraben worden. Zahlreiche Runen­ steine, vornehmlich des 11. Jahrhunderts, bezeugen die Bedeutung des Platzes auch noch in der ausgehenden Wikingerzeit. Hier liegt offenbar ein Handelsplatz schon der älteren Wikingerzeit vor, der bis in das Mittelalter hinein Bestand gehabt hat und der un­ mittelbar am Meeresufer, wenn auch am Strand eines Sundes, gelegen hat. Spuren einer Befestigung sind bisher nicht beobachtet worden, eine in unmittelbarer Nähe gelegene Burg, die — wie etwa in Birka — den Schutz des Platzes und seiner Bewohner hätte gewährleisten können, fehlt.

26 K. G. L ju n g g r e n , K öping, K öpinge och Kaupang , Namn och Bygd. 1937, 99ff.; Ch . B u n d h e im , Handelsplasser. Kulturhistorisk Leksikon fo r nordisk middelalder s. v. „Handelsplasser“ . 27 Für diesen Hinweis und die Führung an Ort und Stelle habe ich Herm U. E. H a g b e r g herzlich zu danken. Vgl. auch U. E. H a g b e r g , V ikin­ gar i Oärdslösa och K öpingsvik. Ölandsbladet 21. Dezember 1965.

Man wird Köpinge seit der Zeit um 800 als den Sitz einer vornehmen Familie betrachten dürfen, an deren H of Handel betrieben, vielleicht auch ein Markt abgehalten wurde. Dieser Platz stellt zwar keine Handels­ niederlassung stadtartigen Charakters dar, repräsentiert aber offenbar einen Typ von Stützpunkten für Handelsverbindungen über See, die zum Teil bis in den Orient gereicht zu haben scheinen. Hier ist es also nie zu einer Entwicklung auf eine „Stadt“ hin gekommen, doch haben die Handelsbeziehungen hier offenbar die Wikingerzeit überdauert, auch ohne daß — wie etwa in Hamburg oder Aarhus — ein Bischofssitz als Kern einer Tradition und Keimzelle für eine Kontinuität vorhanden war. Welche wirtschaftliche Funktion dieser Ort im Rahmen des Handels ganz allgemein ausgeübt hat, läßt sich nicht sagen.

7. PAVIKEN I AUF GOTLAND Wieder einen anderen Typ repräsentiert der Komplex VästergarnPaviken 1 an der Westküste Gotlands. Die Rätsel, die der mächtige halbkreisförmige Stein-Erde-Wall an der Westküste Gotlands 2 % Meilen südlich von Visby an der Mündung der Västergams-Au (Abb. 6) sowohl hinsichtlich seiner Datierung wie auch im Hinblick auf seine Funktion der Forschung aufgab und noch aufgibt, sind bisher noch nicht gelöst28. Neuere Untersuchungen von P er L undström sprechen für eine Datie­ rung der Anlage in die ausgehende Wikingerzeit, wohin sie ihrem Typ nach auch passen würde, aber die Funktion des Platzes bleibt nach wie vor im Dunkeln. Die Ähnlichkeit mit dem ältesten auch in die ausgehende Wikingerzeit zurückreichenden Visby ist auffallend und hat zu histori­ schen Spekulationen Anlaß gegeben29, ohne daß bisher eine wirkliche Klarheit hätte erreicht werden können. Stärker in den Mittelpunkt des Forschungsinteresses getreten ist der nördlich von Västergarn am Ostufer von Paviken gelegene Fundplatz Paviken l 30. 28 E. F loderus, Västergarn. Fomvännen 1934, 65ff.; B. N erman , D et forntida Västergam. a. O. 84ff.; H. H ansson, Gotländskt A rkiv (1967) 29ff. 22 A. S c h u c k , Sjöborgar och hamnstäder. Fomvännen 1924; G. F r it z e l l , Nya synpunkter på Visby stads äldsta historia. H istoria kring Gotland, Stockholm 1963, 50ff.; E. F l o d e r u s , a. O.; eine neue Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse bei P. L u n d s t r ö m , Västergarn vid den gotländska kusten, en topografisk studie. Sjöhistorisk Årsbok (1967/68) 3ff. 30 H . H a n s s o n .. Gotländska tingshamnar. Gotländskt A rchiv (1967) 29ff.; P. L u n d s t r ö m , Paviken 1, ett vikingatids varv på Gotland. Got­ ländskt A rkiv (1968) 99ff.

Die Västergarn-Au, an deren Mündung der Halbkreiswall von Västergam liegt, verbindet den Binnensee Paviken, einen vorzüglichen Naturhafen, mit dem Meer. Etwa in der Mitte des Ostufers von Paviken mündet die aus dem Inneren der Insel kommende Idau, die eine Ver­ bindung zum Inneren der Insel in ihrer Mitte herstellt. An der Mündung dieser Au in das Binnengewässer Paviken konnte H. H ansson auf dem hohen, zungenartig gegen Paviken vorspringenden Uferrücken eine Ansiedlung der Wikingerzeit feststellen und flüchtig untersuchen, die er für einen Handels- und Werftplatz hielt. Inzwischen haben systematische Untersuchungen an dieser Stelle durch P er L und ­ ström und P eder L amm eingesetzt.Sie geben zwar noch keine abschlie­ ßende Auskunft über den Charakter des Fundplatzes, haben aber doch schon einige wesentliche Hinweise erbracht. Bestätigt hat sich, daß hier an der Südseite der Idau-Mündung ein Handelsplatz der Wikingerzeit, hauptsächlich des 10. Jahrhunderts, lag, der aber möglicherweise in die Vendelzeit zurückreicht. Scherben von Glasbechern aus Westeuropa, Glasperlen, gläserne Spielsteine sprachen ebenso wie zahlreiche Frag­ mente kufischer Münzen, Edelmetallgewichte, aus Norwegen importierte Specksteinschalen und eingeführte Schieferwetzsteine für einen weit ausgedehnten Handel, der in diesen Funden seinen archäologischen Nie­ derschlag gefunden hat. Bestätigt hat sich auch die Annahme H anssons, daß hier ein wikin­ gerzeitlicher Werftplatz gefunden wurde. Gute Beobachtungen L und ­ ströms lassen erkennen, daß hier sowohl Reparaturen an schadhaften eisengenieteten Klinkerbooten, wie auch Neubauten ausgeführt wurden. Die Aufdeckung einer solchen W erft ist, wenn man von der W erft­ anlage des 7. Jahrhunderts in der Wurt Hessens absieht, eine wichtige neue Entdeckung. Ob und wie der Platz bebaut war, wann er begann und wie lange er erhalten blieb, sind noch ungeklärte Fragen, die sich erst nach einer Weiterführung der Grabungen über mehrere Jahre werden beantworten lassen. Für das Bild des Handels, seiner Organisation und seiner Stütz­ punkte und Hilfsmittel ergeben sich aber auch jetzt schon wichtige Gesichtspunkte. Die Insel Gotland ist ungewöhnlich reich an Schatzfunden der Wikingerzeit31. Sie verteilen sich recht einheitlich über die ganze Insel, auch über das Innere des Landes, so daß man aus der Verteilung dieser Münzschätze den Eindruck gewinnt, die ganze Bevölkerung der Insel 31 M. S t e n b e r g e r , D ie Schatzfunde Go:iands. 1. Text, 2. Fundbeschrei­ bung und Tafeln, Stockholm 1947 u. 1958.

habe am Handel teilgenommen jedenfalls aber mindestens an seinen Erträgnissen partizipiert. So ist man schon für die Wikingerzeit zur Annahme der Existenz des für die Hansezeit typischen Bauernkaufmanns gekommen. Eine solche Struktur setzt gleichwohl Plätze für die Instandhaltung alter und den Bau neuer Boote voraus, die man sich nicht gut im Inneren der Insel, sondern nur an der Küste, jedenfalls aber an Punkten, von denen aus eine befahrbare Verbindung zur Ostsee bestand, denken kann. Ein solcher Platz scheint mit Paviken 1 entdeckt zu sein. Das zweite, was von „Bauemkaufleuten“ getragener Handel braucht, sind Lande­ plätze, von denen man abfährt, zu denen man zurückkehrt und an denen die Schiffe über Winter liegen bleiben können, auch wenn sie nicht repa­ raturbedürftig sind. Solche Plätze sind der Natur nach Orte, an denen Kaufleute, und zwar nicht solche der eigenen Insel, Zusammenkom­ men und gegebenenfalls überwintern, wenn sie nicht zu einem Bauern oder einem Kaufmann für den Winter „in Pension“ gehen, jedenfalls aber müssen auch solche Wintergäste für ihre Boote gesicherte und be­ aufsichtigte Liegeplätze haben. Außerdem haben solche Landeplätze, die auch kurzfristig von Kaufleuten aufgesucht wurden und deren Zugang man imgebetenen Gästen gegenüber leicht sperren konnte, auch den Charakter von Ver­ teilerstellen, auf denen die Inselbevölkerung von vorübergehend an Land gegangenen Kaufleuten Waren eintauschen konnte, wie das I bn F adlan so eindringlich bei den Normannen am Wolgastrand in der Nähe von Bolgar32 beschreibt. In solchem Zusammenhang gewinnen Plätze dieser Art auch den Charakter von Zentren für den Nahmarkt­ handel, so daß die Funktion eines solchen Handelsplatzes, wie er in Paviken 1 vorliegt, sehr verschiedenartig sein kann und von dem Bau neuer und der Reparatur schadhafter Schiffe über die Funktion des Liegeplatzes für die Schiffe weiter landeinwärts wohnender Kaufleute bis zum Austauschplatz für den Nahhandel reichen kann. Daß eine Be* festigung des Ortes selbst noch nicht gefunden ist, braucht bei dem ge­ ringen Umfang der bisherigen Untersuchungen noch nicht viel zu be­ sagen, aber eine Burg ist in der Nähe wohl nicht vorhanden. Wieweit hier Västergam mit seinem mächtigen, an der Mündung des Zuganges zu Paviken gelegenen Halbkreiswall in der späten Wikingerzeit Schutz­ funktionen ausgeübt hat8 2 83, bedarf noch weiterer Untersuchungen. 82 A. Z e e j V a l id i T o g a n , Ibn Fadtän’s Reisebericht. Leipzig 1939. 88 P. L u n d s tr ö m , Sjöhistorisk Årsbok (1967/68) lOff.; d e r s . Gotlandsark Archiv (1968) 112, 82ff. Für spätere Datierung H. H a n sso n , Gotländskt A rkiv 1967, 32.

8. HELGÖ Am weitestgehenden, wenn auch noch keineswegs erschöpfend unter­ sucht, ist der Handels- und Handwerksplatz auf Helgö in Mälar, west­ lich des heutigen Stockholm und südöstlich des alten Birka auf einer Insel gelegen34. Am Nordabhang eines Hügels, der eine noch nicht da­ tierte Burganlage trägt, lagen teilweise in unmittelbarer Nähe des alten Strandes, teilweise etwas entfernt davon fünf, vielleicht sogar sechs von­ einander getrennte Siedlungsgruppen (Abb. 7), zu denen zuweilen Gräber­ felder gehört zu haben scheinen35. Untersucht sind bisher nur die Sied­ lungsgruppen 1—4, sonst hegen nur Probegrabungen vor. Die Besiedlung des Platzes begann im 2. oder 3. nachchristlichen Jahrhundert und ging bis ins 11. Jahrhundert hinein. Die wirtschaftliche Blütezeit des Ortes lag im 6., 7. und 8. Jahrhundert, im 9. Jahrhundert ging die Bedeutung des Platzes offenbar unter der Konkurrenz des damals aufblühenden Handelsplatzes Birka zurück. Spuren landwirtschaftlicher Ansiedlungen sind auf Helgö noch nicht gefunden worden, freigelegt wurden Wohn­ bauten und Häuser, die als Werkstätten für Metallhandwerk aufzufassen sind36. Bronzegießer haben besonders im 6. und 7., aber auch noch im 10. und 11. Jahrhundert dort gearbeitet, soweit die bisherigen Publi­ kationen einen Schluß zulassen. Dabei sind keineswegs in allen Häusern Zeugnisse für eine handwerkliche Betätigung der jeweiligen Bewohner angetroffen worden. Das Haus 8 der Siedlungsgruppe 237 hat eine solche Fülle von Schmelztiegeln, Gußformen, Schmelzgruben und Eisenschlacke vornehmlich aus dem 6., aber auch noch aus dem 10. Jahrhundert ge­ liefert, daß man hier eine Werkstatt, vielleicht sogar über mehrere Jahr­ hunderte, annehmen darf. Die Fülle importierten Materials38 spricht für einen ausgedehnten Handel (Abb. 16 und 17). Funde und Befunde in Helgö lassen deutlich werden, daß hier keine landwirtschaftliche Siedlung, sondern eine solche von Kaufleuten und Handwerkern vorliegt. Beim Metallhandwerk sprechen die Beobachtun­ gen eindeutig für ein spezialisiertes Handwerk von Fachleuten in be­ 34 Eine al ]gemeinverstand] iche Zusammenfassung von W. H o l m q v ist , H elgö , den gåtfulla ön , Stockholm 1969. Die wissenschaftlichen Material­ publikationen erschienen in bisher 3 Bänden, Excavations at Helgö 1 (1961),

2 (1964), 3 (1970). 36 Plan bei W

H o lm q v ist , Helgö. Sveagöld und W ikingerschmuck, Röm.-Germ. Zentralmuseum M ainz , Ausstellungskalaloge 3, 121 ff., 122. 38 W. H olm q v ist , Excavations at Helgö 3 (1970). 37 W. H olmqvist, Excavations al Helgö 3 (1970) 3Off. 38 W. H o lm q v ist , Helgö, en internationell Handelsplats. Proxim a Thule, hyllingsskrift till H. M. Konungen, den 11. November 1962, 139ff.

stimmten Handwerksarten schon seit dem 6. Jahrhundert. Die An­ siedlung bestand aus einzelnen unbefestigten Gehöftgruppen mit dazu­ gehörigen Gräberfeldern. Ob die diese Siedlungsgruppen überragende Burg zeitlich dazu gehört und, wie etwa in dem Nachfolgeort Birka, die Funktion einer Fluchtburg ausübte, steht noch nicht fest, da die Burganlage noch nicht datiert ist. Die Hauptblütezeit fällt in die Völkerwanderungs- und Vendelzeit, und man könnte geneigt sein, in diesem Ort mit seinen reichen, vor allem westlichen Importen, den Einfuhrhafen und Verteilerplatz für den rei­ chen Westimport der vendelzeitlichen Häuptlingsfriedhöfe von Vendel, Valsgärde und Ulltuna, vielleicht auch der Königsgräber von Alt-Uppsala, zu sehen (Abb. 8). Jedenfalls geht der ungewöhnlich reiche Import von teilweise besonders kostbaren Trinkgefäßen wohl weit über den Be­ darf dieses Handelsplatzes hinaus, und eine Verteilung der westeuro­ päischen Gläser in Mittelschweden zeigt durch ihre Lage vornehmlich am und nördlich vom Mälar39 anscheinend das Absatzgebiet eines solchen Verteilerzentrums (Abb. 9). Abnehmer scheinen vor allem die mächtigen Häuptlingsgeschlechter in Uppland gewesen zu sein. Das Fehlen von Häuptlingshöfen in Helgö oder von Fürstengräbern an diesem Ort spricht mehr für die Ansiedlung genossenschaftlich organi­ sierter Händler und Handwerker als für die Existenz einer um einen Häuptlingssitz gescharten Händler- und Handwerkerkolonie, es sei denn, der dazugehörige Fürstenhof hätte an einer ganz anderen Stelle gelegen. Zweifellos hat es im skandinavischen Bereich des Ostseegebietes noch zahlreiche andere Handelsplätze der hier behandelten Epoche des 8. und 9. Jahrhunderts gegeben, darunter wohl auch solche ganz anderer Art, aber diese Übersicht kann sich nur auf solche Punkte stützen, an denen Untersuchungen durchgeführt worden sind. Aber auch sie genügen schon für den Nachweis, daß es Handelsplätze ganz verschiedener Art, Form und Funktion gegeben hat und daß die einseitige Beschränkung des Blickes auf die seit langem bekannten Punkte wie Birka und Haithabu die Vorstellung von Art und Aufgaben solcher vor- und frühwikinger­ zeitlicher Handelsplätze auf bestimmte Typen einengt. Man wird mit großer Wahrscheinlichkeit sagen dürfen, daß auch die bisher bekannt gewordenen Handelsplätze das breite Spektrum solcher Orte, das für einen entwickelten Handelsverkehr in der Wikingerzeit theoretisch ge­ fordert werden muß, noch nicht erschöpfend repräsentieren, aber sie 89 G b . A b w id s s o n , Vendelstüe, Emaü und Glas im 7 , - 8 » Jahrhundert.

Uppsala 1942, 119ff., Abb. 19.

erweitern das Bild des Handels, seiner Stützpunkte und seiner Hilfsvor­ richtungen doch wesentlich.

9. SKANDINAVISCHE STÜTZPUNKTE IM WESTSLAWISCHEN GEBIET Bevor an eine Auswertung der bisher vorgetragenen Untersuchungen auf Handels- und Handwerksplätzen des 8. und 9. Jahrhunderts im Norden herangegangen werden kann, ist ein Blick auf wikingische oder stärker wikingisch beeinflußte Handelsplätze am Süd- und Ostufer der Ostsee notwendig. Hier kann man Skandinavier als Händler und Hand­ werker nur im Verband anderer ethnischer Gruppen vermuten und die Fragestellung bereichert sich hier um das Problem des Nebeneinanders bzw. Untereinanders verschiedenartiger Bevölkerungsgruppen. Dabei sind als Gastvölker für eventuelle skandinavische oder unter stärkerem skandinavischem Einfluß stehende Händlerkolonien zwischen der Kieler Förde und der Weichselmündung Westslaven, zwischen der Weichsel und der Düna Balten, nördlich der Balten bis nach Österbotten hin ostseefinnische Völker und zwischen diesen an Wolchow und Lowat bis fast zur Ostseeküste hin Ostslaven anzunehmen. Dabei handelt es sich nicht nur um Völker verschiedener Sprachen, sondern wohl auch im kulturell verschiedenartig ausgestattete und sozial unterschiedlich struk­ turierte Gruppen. Ein Teil von ihnen, so vor allen die Slawen, aber wohl auch die Balten, sind zur Entwicklung eigener Handelsplätze, zum Teil solcher stadtartigen Charakters, gekommen, in denen zwar auch das Problem des Nebeneinanders verschiedener Bevölkerungsgruppen gegeben ist, die hier aber deshalb aus der Betrachtung ausgeklammert werden können, weil die großen Handelsplätze der Westslawen an der Ostseeküste, wie etwa Alt-Lübeck, Wollin, Kamin, Danzig ihre Bedeutung erst im 10. bzw. erst im 11. Jahrhundert erreichten. Das gilt unbeschadet der An­ nahme früheren Anfangs wohl auch für die ostslawischen Plätze, wie in Nowgorod und für das zum Teil finnische Altladoga. Dagegen ist im baltischen Bereich mit Truso ein Handelsplatz von internationaler Be­ deutung bezeugt40, der auch für die hier behandelte Frage von W ichtigkeit ist. 40 W. N eugebatjer , Truso und Elbing, ein Beitrag zur Frühgeschichte des Weichselmündungsgebietes. Studien zur europäischen Vor- und F rüh­ geschichte hrg. von M. Claus, W. Haamagel und K . Raddatz, Neumünster

Daß Dänen und Schweden schon im 9. Jahrhundert und teilweise so­ gar noch früher wirtschaftliche Interessen und Herrschaftsansprüche im slawischen und im baltischen Gebiet besaßen oder geltend machten, ist historisch hinreichend sicher bezeugt. Wenn der Dänenkönig im Bereich der westslawischen Abodriten im Orte Reric, der an der Meeresküste gelegen war, eine magna commoditas vectigalium41 besaß, und aus diesem Ort im Jahre 808 Kaufleute fort­ führen konnte, so bezeugt das ein Abhängigkeitsverhältnis mindestens des Handelsplatzes Reric vom dänischen Königtum, obwohl damit noch nicht gesagt ist, daß es sich in Reric um eine Kolonie dänischer Kauf­ leute gehandelt haben müsse. Ein Herrschaftsverhältnis zwischen den Schweden und dem balti­ schen Stamm der Kuren bezeugt schon für die Vorwikingerzeit die Vita Anskarii42, die auch einen befestigten schwedischen Stützpunkt Seeburg im baltischen Milieu nennt. Sowohl im westslawischen wie im baltischen Gebiet gehen die skandinavischen Beziehungen offenbar bis in die V öl­ kerwanderungszeit43 und die Vendelzeit44 zurück, werden aber im 7., 8. und 9. Jahrhundert auch archäologisch deutlicher faßbar. Die Aufarbeitung des wikingischen Importmaterials im westslawi­ schen45, baltischen und ostfinnischen Gebiet hat ergeben, daß zwischen Weichsel und Dünamündung mit skandinavischen Ansiedlungen bei Elbing, in Wiskiauten (Samland) und bei Grobin, östlich von Libau ge­ rechnet werden muß. An diesen Ansiedlungen sind sowohl gotländische wie uppländisch-festlandschwedische Bevölkerungsgruppen, zum Teil am gleichen Ort und in getrennten Gräberfeldern wie etwa bei Grobin, 1968, 213ff., mit Angabe der älteren Literatur und mit einer Auseinander­ setzung mit neuen polnischen Auffassungen von St . Mielczarski, a. O. 215ff. und 18. 41 A n n . regn . Franc, a. 808. 42 Vita A nskarii Kap. 30. 43 K. J azdzewski, Archaeologia Polona 2 (1959) 58ff. mit umfangreicher älterer Literatur; H. J ankuhn , Germanen und Slawen. 2. Internat. Kongreß f . slaw. Archäologie. Berichte 1 (1970) 55ff. bes. 69 für das westslawische Gebiet. 44 Für die skandinavischen Funde im baltisch-finnischen Gebiet der östl. Ostseeküste vgl. B. N erman, D ie Verbindungen zwischen Skandinavien und dem Ostbaltikum in der jüngeren Eisenzeit. Stockholm 1929; ders ., Grobin-Seeburg, Ausgrabungen und Funde. Stockholm 1958. 45 J. Z a k , ,,Im porty“ skandynawskie na ziemiach zachodnio-slowiaUskich od 9 do 11 wieku , 2 Bde. Poznan 1967; ders ., Z eitsch r.f. Archäologie 1 (1967) 305 ff. Für das baltische Gebiet: B. N erman, a. O. (vgl. 44) und L ubomir K oSnar (ungedr.).

nachgewiesen. Im westslawischen Gebiet fehlen solche Ansiedlungen fast ganz und außerdem sind Spuren gotländischer Gruppen bisher nicht nachzuweisen. Dafür deuten die kürzlich bei Menzlin in Vorpommern in der Nähe von Anklam gemachten Grabfunde mit ihrer Grabarchitektur auf dänisches oder festlandschwedisches Gebiet als Ausgangspunkt der Einwanderer hin. Hier scheint also — wenigstens nach dem heutigen Stand der Funde zu urteilen — die Weichselmündung die westliche Grenze einer stärkeren gotländischen Aktivität und Expansion zu bilden. Im westslawischen Gebiet bieten die neuen Untersuchungen S c h o K n e c h t s in Menzlin neue Gesichtspunkte für das Verhältnis von Nord­ germanen zu Slawen4 4 *46. Inmitten eines seit dem 8. Jahrhundert dicht von Slawen besiedelten Gebietes bildet sich im ausgehenden 8. Jahrhundert südlich von Menzlin am Nordrande des Peenetals auf einer von drei Seiten von der Peeneniederung umschlossenen sandigen Kuppe eine etwa 8,5 ha große Ansiedlung, die schon 1931 durch die Auffindung einer fragmentarischen gleicharmigen Fibel skandinavischen Typs Aufmerk­ samkeit erregte (Abb. 10). Die Größe der Siedlung läßt sich durch die Lesefunde slawischer, zur Feldberger und Fresendorfer Gruppe47 ge­ hörender Keramik bestimmen, östlich der Siedlung, dort, wo sie mit dem diluvialen Höhengelände in Verbindung steht, liegt auf einer von Dünen überwehten Anhöhe ein großes Gräberfeld. Kreisrunde und schiffsförmige Steinsetzungen beherbergen Brandbestattungen, zum Teil in slawischen Tongefäßen, teilweise mit skandinavischen Beigaben. Die Grabarchitek­ tur ist im slawischen Gebiet völlig fremd, hat aber genauere Parallelen, etwa in Lindholm H 0je bei Aalborg, an einigen anderen Stellen in Däne­ mark, auf dem schwedischen Festland und auf Öland. Auf der Ansied­ lung konnten bei Probeuntersuchungen mehrere Hausgrundrisse frei­ gelegt werden. Ein langgestrecktes Grubenhaus des 9. Jahrhunderts enthielt große Mengen von Werkstattresten und Halbfertigprodukten eines Kammachers, der überwiegend aus Hirschgeweih Kämme von skandinavischem Typ48 herstellte. 44 U. S c h o k n e c h t , Zeitschr. f , ArchaeoL 1 (1967) 3 2 9 f. ; d e r s ., A u s­ grabungen und Funde 13 (1968) 204ff., d e r s ., 2. Internat. K ongr. f . slaw. Archaeologie in B erlin , Exkursionsführer. Berlin 1970, 17f f .; d e r s ., Bodendenkmaipflege in Mecklenburg , Jahrbuch 1969 (1970) 223 ff. 47 Zu diesen Typen vgl. E. Schuldt , D ie slawische Keram ik in M eck­ lenburg, Berlin 1956 und J. H e r r m a n n , Siedlung, W irtschaft und gesell­ schaftliche Verhältnisse der slawischen Stämme zwischen OderjNeisse und E lbe. Berlin 1968, 18ff. 48 Zu den Kämmen W . D. T em pel , D ie Kämme von Haithabu . (ungedr.) Phil. Diss. Göttingen 1969.

In der gleichen Werkstatt wurde auch Bernstein verarbeitet; Zeugnisse dieser Tätigkeit vom Rohbernstein über Halbfertigfabrikate bis zu fertigen Perlen fanden sich im gleichen Haus. A uf der Siedlung gefundene Eisenschlacken deuten Eisengewinnung und -Verarbeitung an. Die zahlreichen Oberflächenfunde, zum großen Teil skandinavischen Charakters, deuten zusammen mit der ausge­ sprochen skandinavischen Grabarchitektur auf eine Ansiedlung skandi­ navischer Handwerker und wohl auch Händler hin. Ob auf dieser Sied­ lung auch slawische Bevölkerungsgruppen wohnten, steht noch nicht fest. Ein entsprechendes slawisches Gräberfeld ist bisher noch nicht entdeckt worden, kann aber noch unter den Dünen verborgen liegen. Die Ansiedlung selbst war offenbar unbefestigt, und eine Burganlage in der Nähe des Platzes fehlt, so daß man es hier zweifellos mit einer offenen Ansiedlung von Skandinaviern allein oder gemeinsam mit einer slawi­ schen Bevölkerungsgruppe zu tun hat. Im 10. Jahrhundert wird die Siedlung aufgegeben, vielleicht nicht zufällig zu dem Zeitpunkt, als etwas weiter seewärts, an der Dieveno wmündung der Handelsplatz Wollin seine erste Blüte erlebte. Menzlin ist deshalb wichtig, weil die dortige Untersuchung eine offene skandinavische Ansiedlung inmitten eines dicht von Slawen be­ siedelten Gebietes mit einer über die Peene führenden Verbindung zur Ostsee kennen gelehrt hat. Funde wie Bruchstücke der sog. Tatinger Kannen und friesischer Kugeltöpfe, Scherben von aus dem Westen im­ portierten Gläsern, eingeführte Fibeln und anderes mehr zeigen die Bedeutung des Ortes für den Handel mit dem Norden und Westen an. Die Kammacherwerkstatt lehrt darüber hinaus, daß skandinavische Handwerker hier produziert haben. Eine etwas anders geartete Situation haben die Grabungen H e r f e r d s bei Ralswiek am Jasmunder Bodden auf Rügen erschlossen49. In einer slawischen Siedlung von 0,7 km Länge und 0,2 km Breite, auf einem Strand­ wall an der Südküste gelegen, die von der Mitte des 9. bis ins 12. Jahr­ hundert zu datieren ist, mit ihren Anfängen also noch in die hier be­ handelte Zeitstufe gehört, fanden sich zwischen den dominierenden slawischen Funden auch solche skandinavischer Herkunft, so daß der Ausgräber an eine skandinavische Kolonie in dieser slawischen Siedlung denkt.

49 P. H e r f e r t , Ausgrabungen und Funde 13 (1968) 211 ff.; d er s ., 2. Internat. K ongr . / . slaw. Archäologie in B erlin , Exkursionsführer. Berlin 1970, 29ff.

Die bei der Siedlung gemachten Bootsfunde — es wurden drei Wracks gefunden — gehören zum Typ der slawischen Boote50, wie sie auch an anderen Stellen des westslawischen Küstengebietes, etwa bei Charbrow, Lebafelde, Stettin und Mechlinken zutage gekommen sind. Diese Bootsfunde lehren bei aller Verwandtschaft mit skandinavischen Schiffen, daß die Westslawen auf dem Gebiet des Bootsbaues eigene Wege gingen und schon im 9. und 10. Jahrhundert über seegehende Fahr­ zeuge eigener Bauweise verfügten51. In Menzlin und Ralswiek liegen im Siedlungsgebiet westslawischer Stämme zwei offene Handels- und Handwerkersiedlungen vor, bei denen mit einer Beteiligung skandinavischer Händler und Handwerker in ver­ schiedener Form zu rechnen ist: Einmal eine entweder rein skandinavi­ sche oder doch mit dominierendem skandinavischem Bevölkerungs­ anteil ausgestattete Siedlung in Menzlin, zum anderen eine slawische Siedlung mit skandinavischen Händlern.

10. SKANDINAVISCHE STÜTZPUNKTE IM BALTISCHEN GEBIET Für das baltische Gebiet zwischen Weichsel und Düna fehlen ent­ sprechende Siedlungsgrabungen bisher und nur die untersuchten Gräber­ felder gestatten gewisse Rückschlüsse. Die Lage des im Wulfstan-Bericht genannten Handelsortes Truso ist immer noch umstritten52. Das in den 30er Jahren in Elbing auf dem sog. Neustädter Feld ausgegrabene Gräber­ feld skandinavischer Prägung63 spricht eindeutig für die Ansiedlung von Gotländern, vielleicht mit einem festlandschwedischen Anteil, in einem Gebiet, das eine dichte altpreußische Besiedlung aufweist, und deutet auf eine Siedlung am Elbingfluß oder am Drausensee und damit am Wasserweg zur Ostsee hin. Das Gräberfeld selbst besitzt rein skandinavi­ sches Gepräge und läßt vermuten, daß auch die dazu gehörende Sied­ lung mehr oder weniger geschlossen von Skandinaviern bewohnt war.

50 P. H erbert, a. O. (1970) 31ff. 61 Zur slawischen Seefahrt auf der Ostsee vgl. einen im Druck be­ findlichen Vortrag, den Sl a s k i auf dem 2. Intern. Kongr. f. slaw. Archaeologie in Berlin (1970) gehalten hat. «a VgJ. A. 40. 68 W. N e u g e b a u e r , Bericht über die Tagung des Ahnenerbes 1939 . Neu­ münster 1944, 154ff.

In ihrer Nähe fanden sich altpreußische Friedhöfe und Ansiedlungen64 und in ihnen zum Teil auch skandinavische Funde, was für enge K on­ takte der altpreußischen und der skandinavischen Bevölkerung spricht. Da die skandinavische Siedlung selbst bisher nicht gefunden ist, läßt sich auch nicht feststellen, ob sie offen oder befestigt war. Eine Burg­ anlage ist jedenfalls in der Nähe nicht vorhanden. Das skandinavische Gräberfeld von Wiskiauten im Samland, an der Basis der kurischen Nehrung gelegen (Abb. 11), läßt die Anwesenheit von Schweden, Gotländem und wohl auch von Dänen in einem alt­ preußischen Milieu erkennen. Die wahrscheinlich zu dem Gräberfeld gehörende Siedlung ist von Max E bert entdeckt, aber nicht mehr unter­ sucht worden. Für das Nebeneinander von Altpreußen und Skandinaviern läßt sich beim derzeitigen Stand der Forschung nicht mehr sagen, als was sich dem vielfach erörterten Befund des Gräberfeldes entnehmen läßt. Anders liegen die Dinge bei Grobin, östlich von Libau55. Auf drei getrennt liegenden Friedhöfen des 7. bis 9. Jahrhunderts sind getrennt Gotländer und Festlandschweden bestattet worden, was wohl darauf hindeutet, daß auch die Ansiedlungen der Lebenden getrennt nebenein­ ander lagen. Auf der Siedlung selbst, die der Lage nach bekannt ist, wurde bisher kaum gegraben. Es läßt sich also auch nichts über den Charakter der Ansiedlung selbst sagen. Das Auffinden von Eisenschlacke spricht für Eisengewinnung am Ort. Ob die Siedlung befestigt war oder offen, ist ungeklärt. Der im Ort gelegene Burgberg ist jedenfalls zur Zeit der Gräberfelder benutzt worden, er hat also auch für die Siedlung eine Schutzfunktion ausgeübt. Gleichzeitige Funde der einheimischen Bevölkerung scheinen in der näheren Umgebung zu fehlen, stattdessen finden sich in der Nähe von Grobin weitere skandinavische Funde, so daß Grobin das Zentrum eines kleinen skandinavischen Siedlungsgebietes inmitten der kurischen Bevölkerung gebildet haben könnte. Ob es sich bei dem Ort um einen Handelsplatz gehandelt hat, ist aus Mangel an Funden von der Siedlung nicht zu sagen, doch läßt sich die Anwesenheit verhältnismäßig großer skandinavischer Bevölkerungs­ gruppen, vor allem der Gotländer, schwerlich anders als mit Handels­ interessen erklären. Diese Frage muß allerdings vorerst noch offen blei­ ben. Die schwedischen Bestattungen hören um 800, die gotländischen um 850 n. Chr. Geb. auf.*5 6 64 W. N ettgebauer in: Studien zur europäischen Vor- und Frühge­ schichte hrg. v. M. Claus, W. Haamagel, K. Raddatz, Neumünster 1968, 213ff. mit älterer Literatur. 56 B. N e r m a n , Gröbin-Seeburg, Ausgrabungen und Funde. Stockholm 1958. Besprechung dazu: J. Werner, Germania 38 (1960) 242ff.

Wie man sich auch immer den Charakter der Ansiedlungen vorstellt, fest steht, daß hier inmitten des kurischen Siedlungsraumes ein skandi­ navisches, von Schweden und Gotländern getragenes kleines Kolonisa­ tionsgebiet hegt, in dessen Zentrum Grobin Schweden und Gotländer ge­ trennt nebeneinander bestatteten und auf einer großen Ansiedlung am Fuße eines Burgberges vielleicht auch getrennt siedelten (Abb. 12). Dem Schutz der ganzen Niederlassung diente offenbar der gleichzeitig benutzte Burgberg. Die große, kurz vor dem 2. Weltkrieg untersuchte Burgsiedlung von Daugmale mit einer großen offenen Siedlung am Fuße eines Burg­ berges an der Düna kann hier außer Betracht bleiben. So finden sich nicht nur im baltischen Gebiet — was seit langem be­ kannt war —, sondern auch bei den an der Küste wohnenden west­ slawischen Stämmen Handelsplätze mit rein skandinavischer Bevölke­ rung oder doch skandinavischen Bevölkerungsanteilen; für die Frage nach Typ und Funktionen frühwikingischer Handelsplätze sind auch diese Ansiedlungen in einem fremden Milieu kennzeichnend.

11. ZUR TYPENGLIEDERUNG DER HANDELSPLÄTZE Die Zahl der bisher bekannt gewordenen Handelsplätze ist klein und die der untersuchten noch kleiner. Die hier vorgelegten Plätze stellen — vielleicht mit Ausnahme der großen Orte wie Haithabu und Birka, zu denen kaum wesentliche neue Parallelen zu erwarten sind — eine auf Zufall beruhende Auswahl aus einer sicher wesentlich größeren Gesamtzahl dar. Man kann auch nicht annehmen, daß die bekannt gewordenen Orte repräsentativ für die ganze Gruppe der Han­ delsplätze sind. Neuentdeckungen wie etwa die von Menzlin lehren eindringlich, daß neue Gesichtspunkte aus Entdeckungen weiterer Plätze zu erwarten sind, das heute zu gewinnende Bild also zwangsläufig lückenhaft bleiben muß. Gleichwohl lassen sich doch auch aus dem heute vorliegenden Beobachtungsmaterial Rückschlüsse auf zeitlich und regional differenzierte Typen und sehr verschiedenartige Funktionen der Orte, die man generalisierend und vereinheitlichend „Handelsplätze“ nennt, ziehen. Für eine Typenbildung, sofern eine solche, die historische Ein­ maligkeit generalisierende Zusammenordnung überhaupt angebracht ist, sind Probleme der Lage zu den naturräumlichen und anthropogeographischen Gegebenheiten, der Befestigung oder des Schutzes und sol­ che der sozial- und verfassungsgeschichtlichen Einordnung von Inter­

esse. Sie können sich aus historischen Quellen und archäologischen Zeug­ nissen ergeben. Auch für jeden Versuch einer Rekonstruktion der Funktionen sind beide Quellengattungen von gleicher Bedeutung. Für die geographische Lage der Handelsplätze galt seit langem unein­ geschränkt die Auffassung, sie hätten abseits der Seeküsten im Binnen­ land, aber mit dem Meer durch schiffbare und leicht zu sperrende Fahr­ rinnen verbunden, gelegen55. Diese These trifft zweifellos für die meisten Plätze auch zu; darüber hinaus bieten auch historische Quellen Hin­ weise darauf, daß die Sicherheit solcher Orte für die sie frequentierenden Kaufleute von großer Bedeutung war5 6 57, und daß die Bewohner solcher Plätze, wie etwa die „Bircani“ , den natürlichen Schutz durch künstliche Bauten verstärkten58. Allerdings liegen einige Orte der hier interessieren­ den Art auch direkt am offenen Meer. Mag das im Falle von Köpinge auf Öland vielleicht auch damit zu erklären sein, daß dieses offenbar ein von einer bedeutenden Familie allein geschaffener und unterhaltener Marktplatz war, der nur gelegentlich von vorüberfahrenden Kaufleuten besucht wurde und deshalb kein eigentlich für Plünderungszüge ge­ eignetes Angriffsziel abgab, so liegen die Dinge bei Aarhus — allerdings erst für das 10. Jahrhundert — anders. Die ältesten bisher bekannten Funde gehen in das 10. Jahrhundert zurück und 948 ist der Platz schon als Bischofssitz bezeugt. Er liegt am Nordufer eines Flüßchens unmittel­ bar an dessen Mündung in die Ostsee. Der Ort selbst wies damals eine gewisse Größe auf und ist mit einem Wall geschützt, von dem vorerst nicht feststeht, ob er zur Ostsee hin offen oder auch dort geschlossen war. Aarhus hat jedenfalls danach am offenen Meeresufer gelegen und muß ein bedeutender Platz gewesen sein. Das gleiche gilt für Västergarn auf Gotland, nur sind Alter und Funktion dieses Platzes immer noch unbe­ kannt59, aber er gehört wohl frühestens der jüngeren Wikingerzeit, wenn nicht gar erst der Nachwikingerzeit an. Auch hinsichtlich der Befestigung hat sich das bisher vorherr­ schende Bild, nach dem ein Teil der Orte, wie etwa Birka, schon im 9. Jahrhundert befestigt war, geändert. Die Anlagen des 8. und 9. Jahr­ hunderts scheinen durchgehend unbefestigt gewesen zu sein, es sei denn, 56 H. J An k u h n , D ie Wehranlagen der W ikingerzeit zwischen Schlei und Treene. Neumünster 1937, 82ff. 67 von Birka sagt A dam v . B remen 1, 60 (62): „A d quam stationem (sc. Birka), quia tutissima est in maritimis Suevoniae regionibus, solent omnes Danorum vel Nortmannorum itemque Sclavorum c Semborum naves aliique Scithiae populi pro diversis commerciorum necessitatibus sollempniter convenire.“ 68 A d a m v . B r e m e n 1, 60 (62). 69 vgl. oben S. 16ff.

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H. Jankuhn, Vor- und frühwikingerzeitliche Handelsplätze

sie hätten schwache Verteidigungsanlagen ohne heute noch oberflächlich erkennbare Spuren besessen. In Haithabu reichen aber wohl auch die bisher schon gemachten Beobachtungen zu der Feststellung aus, daß in der Tat selbst große und in ihrer Zeit bekannte und bedeutende Anlagen unbefestigt waren. Das überrascht gerade auch für Orte in einem fremden ethnischen Milieu wie etwa Menzlin. Bisher hat sich für keinen Handels­ platz des 8. und 9. Jahrhunderts eine eigene Befestigung nachweisen lassen. Dagegen haben gelegentlich Burgen in unmittelbarer Nähe solcher Handelsplätze eine Schutzfunktion für diese ausgeübt. Solche Burgen können in zweifacher Hinsicht wirksam sein, einmal als einfache be­ festigte Zufluchtsorte für eine in einer offenen Siedlung wohnende Be­ völkerung, zum anderen aber als Sitz einer Macht, die den Schutz des Ortes durch eine Besatzung sicherstellte. Burgen bei Handelsplätzen sind archäologisch mehrfach bezeugt, und von den Burgen in Birka und Grobin kann man auch sagen, daß sie zeitgleich mit den Ansiedlungen sind, also wohl auch in einem funktionalen Zusammenhang mit ihnen zu sehen sein werden. Die an kontinentalen Verhältnissen orientierte Forschung möchte in diesen Burgen Sitze einer herrschaftsrechtlichen Organisation des Königs oder eines Großen sehen. Dafür fehlen bisher alle Anhaltspunkte. Soweit Untersuchungen stattgefunden haben, hat sich ergeben, daß die Burgen im 8. und 9. Jahrhundert durchweg unbewohnt waren. Die daraus zu folgernde Rolle als befestigte Zufluchtsorte — Fluchtburgen also — wird für Birka historisch ausdrücklich bezeugt60. Dabei waren diese Burgen im Ostseegebiet nur schwach gebaut und nicht auf lange Belagerung eingerichtet. Ihre Wirksamkeit beruhte auf dem für Angreifer gegebenen Risiko eines jeden Eroberungsver­ suches; daß Verluste schon weniger hervorragender Krieger ein angrei­ fendes Heer so schwächen konnten, daß es sich zum Rückzug ent­ schloß, bezeugt eindringlich der Bericht der fränkischen Reichsannalen aus dem Jahre 808 über den Zug Göttriks gegen die Abodriten61; auch die Schilderung von Angriffen dänischer Wikinger unter der Führung eines aus Schweden geflohenen Königs Anound auf Birka läßt erkennen, daß selbst eine schwach befestigte Höhenburg62 für den Angreifer offenbar ein großes Risiko bedeutete und ihm jedenfalls Verhandlungen mit dem Ziel eines angemessenen Lösegeldes vorteilhafter als einen unter Um­ ständen verlustreichen, wenn vielleicht auch erfolgreichen Angriff er60 Vita A nskarii Kap. 19. 61 A nn. regn. Frane a 808. 62 Vita A nskarii Kap. 19.

scheinen ließen. Hier war es nun in der Tat der Repräsentant des Königs, der „präfectus ipsius loci“ , der den Schutz der Kaufleute organisierte63. In Hamburg übernahm im Jahre 845 bei dem großen Dänenangriff in Abwesenheit des comes der Erzbischof selbst die Organisation des Schutzes64. Das Fehlen einer Befestigung des Ortes selbst konnte also durch eine Burg ausgeglichen werden, doch war eine solche keineswegs bei allen Plätzen vorhanden. Es überrascht vor allem, daß gerade auch Handelsplätze in einer fremden ethnischen Umwelt, wie etwa Menzlin und Elbing, solche Schutzanlagen offenbar nicht besessen haben, hier also die Sicherheit der Kaufleute und Handwerker durch ein friedliches Zusammenleben mit der einheimischen Bevölkerung genügend gewähr­ leistet schien und auswärtige Bedrohungen offenbar fehlten oder keine große Rolle spielten.

12. ZU DEN FUNKTIONEN DER HANDELSPLÄTZE Für eine Kenntnis der Einbettung solcher Handelsplätze in die soziale Struktur ihres Gebietes reichen die archäologischen Funde zu­ meist nicht aus, und wenn historische Quellen fehlen, läßt sich zu diesem Problem wenig sagen. Der Handelsplatz auf Helgö liegt an einem der Hauptzugänge zu dem Gebiet der uppländischen Vendelkultur der Svear. Das Zentrum der Könige aus dem Ynglinge-Geschlecht in Alt-Uppsala und die Fürsten­ gräber von Vendel, Valsgärde und Ulltuna kennzeichnen eine von einer Kriegeraristokratie politisch bestimmte Gesellschaft mit großen Be­ dürfnissen an Schmuck und ausländischen Luxusgütem, wie etwa Glas (Abb. 9). Man könnte geneigt sein, in Helgö den Handels- und Hand­ werkerplatz für die Bedarfsdeckung der Vendelkultur zu sehen, indessen gehören die Gußformen als Zeugnisse eines gehobenen Kunsthandwerkes der Vorvendelzeit an und sind etwa gleichzeitig mit dem ältesten der drei großen Königshügel von Alt-Uppsala. In Birka liegt ganz offenbar der Verteilerplatz für die westlichen und wohl auch östlichen Importe im Mälar zur Wikingerzeit vor. Der Ort selbst besaß ein eigenes Ding65, auf dem der König eine Rolle spielte, 68 Vita A nskarii Kap. 19. 64 Vita A nskarii Kap. 16. 65 Schon beim ersten Besuch Ansgars in Birka im Jahre 830 berichtet Rimbert von einer Beratung des Königs Björn mit „seinen Getreuen“ (cum suis . . . pertractans fidelibus) und von einem einhelligen Beschluß (omnium

nicht aber allein entscheidend für die Beschlußfassung war*66, ein Königshof ist für Birka nicht, wohl aber für das benachbarte Adelsö bezeugt67. Im Orte selbst fungierte ein „ präfectus vici“ 68 oder „praefectus loci“ 69, der als consiliarius regis bezeichnet wurde und zu dessen Funktionen offenbar auch der Schutz des Ortes gegen äußere Bedrohungen gehörte70, wofür ihm aber offenbar keine eigenen Machtmittel zur Verfügung standen. Auch für Haithabu ist ein comes vici bezeugt, ohne daß über seine Funktionen mehr gesagt wird, als daß er nach dem Tode des dänischen Königs Horich des Älteren die christliche Kirche in Schleswig schließen ließ71 und das Christentum verfolgte. Der Schutz des vicus Hamburg lag anscheinend in den Händen eines comes72, der die praefectura des Platzes in der Hand hatte, und in seiner Abwesenheit beim Dänenangriff des Jahres 845 organisierte Ansgar die Abwehr selbst. Das Amt eines comes vici ist auch an anderen Stellen im Westen bezeugt73. pari voto atque consensu); beim 2. Besuch Ansgars in Birka im Jahre 852 war zwar der König einverstanden, er mußte aber das Ding von Birka be­ fragen ( Vita A nskarii Kap. 26); der Dingversammlung voraus ging eine Beratung mit den „principes“ („congregatis primo principibus suis“ vgl. Vita A nskarii Kap. 27) und eine Losbefragung (qui sortibus quaerendum statuerunt, quae super hoc deorum esset voluntas vgl. Vita A nskarii Kap. 27). 66 Rimbert berichtet darüber in der Vita A nskarii Kap. 26: „Quaproter et ego ham legationem vestram confirmare nec possum nec audeo, priusquam sortibus deos nostros consulam et populi quoque super hoc volun­ tatem interrogem“ . Erläuternd fügt Rimbert über diese ihm wohl nicht so ge­ läufige Prozedur hinzu „Sic quippe apud eos moris est, ut quodcumque negotium publicum magis in populi unanimi voluntate quam in regia con­ stet potestate“ (Vita A nskarii Kap. 26). 67 H. A r b m a n , „ Adelsö“ in H oops Reall. 1, Lfg. 1 (1968) 77f. mit älterer Literatur. 68 Vita Anskarii Kap. 11 zu 830 oder 831 und Kap. 19. 69 Vita A nskarii Kap. 19. 70 Vita A nskarii Kap. 19. 71 Vita A nskarii Kap. 31 zum Jahre 854. 72 Vita A nskarii Kap. 16. 73 W. V o g e l , Hans Gesch. Bl. 60 (1935) 39f.; E . E n n e n , Frühgeschichte der europäischen Stadt. Bonn 1953, 62ff.; 82f.; 167; d ie s ., Vierteljschr. / . Wirtsch. und Sozialgesch. 38/1 (1949) 48ff.; bes. 55. H. P l a n it z , Zeitschr. f . Rechtsgesch. Germ . A bt. 63 (1943) 50ff.; F r . T im m e , Braunschweigische Heimat 36, (1950) 16; P . J . J ä rg en sen , Danske Retshistorie (1947) 428f.; V. l a C o u r , in : Schultz Danmarkshistorie 1, (1941) 505; A. S c h u c k , Studier rörande det svenska stadsväsendets uppkomst och äldsta utveckling . Stockholm 1926, 57.

Während in Birka Kaufleute und andere Bevölkerungsgruppen wohnten, wie die Vita Anskarii ausdrücklich bezeugt74, und in Haithabu — wie übrigens auch in Birka — die große Zahl der auf den Friedhöfen um die Ansiedlung bestatteten Männer, Frauen und Kinder eine zahl­ reiche ortsansässige Bevölkerung nahelegt, sind andere Handelsplätze wie z. B. Köpinge auf Öland wohl nur als Wohnsitze eines vornehmen Geschlechtes und der dazu gehörenden Leute zu denken. Hier bestand also offenbar keine zahlreiche ortsansässige Einwohnerschaft. Solche an den H of eines vornehmen Geschlechtes gebundenen Handelsplätze muß es im Norden in großer Zahl gegeben haben. Dafür, daß bedeutende Plätze auch ohne dicht besiedeltes Hinterland bestehen konnten, ist Haithabu ein beredtes Zeugnis, das seine Bedeutung nicht aus der Rolle als Mittelpunkt einer Landschaft, sondern aus seiner günstigen Ver­ kehrslage an einem Fernhandelsweg herleitete. Diese Betrachtungen leiten schon zur Besprechung der Funktionen solcher Plätze über. Sie im einzelnen zu kennzeichnen, ist nur auf dem Hintergrund einer genauen Kenntnis der wirtschaftlichen Verhältnisse im allgemeinen möglich. Als Handel wird hier die Deckung des Bedarfs an Gütern oder Lebewesen verstanden, die nicht durch eigene Produktion erzeugt oder gewonnen werden konnten, deren Bedarf aber entweder einem lebens­ notwendigen Bedürfnis oder den speziellen Wünschen eines einzelnen oder ganzer Gruppen entsprach. Als Handel wird hier sowohl der reine Gütertausch wie der Geldhandel verstanden, wobei der Wertmesser „G eld“ sehr verschiedener Art sein konnte. Der Handel der frühen Wikingerzeit ist, wenn man vom Sklaven­ handel und dem Handel mit Tieren absieht, ein Handel mit Luxuswaren oder gehobenen Verbrauchsgütern, der sich großenteils —* aber wohl nicht ausschließlich — an eine Oberschicht wandte. Er wurde von Be­ rufskaufleuten betrieben, die auch, wie die Nachricht der Vita Anskarii für Birka bezeugt757 6 , in den großen Handelsplätzen des Ostseegebietes ansässig waren. Daneben gab es den Typ des Bauernkaufmannes, für den der sog. Ottar-Bericht im Anhang zur englischen Übersetzung der Weltgeschichte des Orosius, die Alfred der Große veranlaßte, ein typi­ sches Beispiel bietet. Sie vermittelten Güter des gehobenen Bedarfs, über deren Herstellungs- bzw. Gewinnungsorte wir nur sehr ungenügende Vorstellungen haben. Am besten bekannt ist noch der Handel mit Skla­ 74 Vita A nskarii Kap. 19 cum eis qui ibi manebant negotiatoribus et populis.

76 Vita A nskarii Kap. 19.

ven76. Die Vermittlung von Rohstoffen beschränkte sich nicht nur auf den Handel mit Pelzen, sondern erstreckte sich auch auf andere Güter, wie z. B. Eisenerz, Schiefer für Schleifsteine und anderes mehr. Daneben wurden Gebrauchsgüter wie Schieferschleifsteine, Specksteingefäße, Textilien, um nur einige Beispiele zu nennen, verhandelt und an Nah­ rungs- und Genußmitteln Wein und Salz. Die Aufgabe der Kaufleute lag in der Feststellung des regionalen Bedarfs und in der Kenntnis der Möglichkeiten, diesen Bedarf zu be­ friedigen. Sie konnte ebenso von Bewohnern eines Gebietes mit Über­ produktion von Qualitätserzeugnissen oder starker Erzeugung von Gebrauchsgütem ausgeübt werden, die für diese Produktion Absatzgebiete erschlossen, wie auch von Händlern aus Unterschußgebieten, die den Versuch machten, die Bedürfnisse dieses Raumes durch Einfuhr zu decken. Daß diese Bedarfsdeckung zum Teil über weite Räume hin er­ folgte, bezeugen historische Quellen ebenso wie vor allem archäologi­ sche Zeugnisse. Der Handel des 8. und 9. Jahrhunderts war also zu einem beträchtlichen Teil ein ausgesprochener Fernhandel. Diesem Fernhandel muß ein Nahmarktverkehr entsprochen haben, der historisch für den Nord- und Ostseebereich überhaupt nicht und archäologisch kaum zu erschließen ist. Der Nahmarkthandel brauchte entweder zentrale Markt­ plätze, in denen die Bewohner kleinerer Gebiete ihren Bedarf decken konnten, oder einen neben dem Femhandel bestehenden Hausierer­ handel. Wie die Kaufleute in den Besitz ihrer Waren kamen, wissen wir nicht. Daß der Handel nicht oder nicht nur ein Markthandel war, bei dem die Kaufleute ihre Waren an die Kleinverbraucher direkt abgaben,7 6 76 G. K a r o , Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Juden im M ittelalter und in der N euzeit 1, 1905; B. H a h n , D ie wirtschaftliche Tätigkeit der Juden im fränkischen und deutschen Reich bis zum zweiten Kreuzzug. Freiburg 1911; F r . R ö r ig , Magdeburgs Entstehung und die ältere Handelsgeschichte. M iszellaneay Berlin 2/1 (1960) 103ff., bes. 106ff. und llß ff.; H. P ir e n n e , Geburt des Abendlandes. 1939, 73ff.; F. L. G a n s h o p , in Algemeene Geschiednis der Nederlande 1 (1949) 294; H. G e b h a b t , Deutsches Jahrbuch fü r N um is­ matik 1 (1938) 164ff.;C n V e r b in d e n , L'esclavage dans le monde ibérique médiéval. Teil 1, Madrid 1934; S t . B o l in , Scandia 12 (1939) 205ff.; G. J a c o b , Welche Handelsartikel bezogen die Araber des M ittelalters aus den nordisch­ baltischen Ländern . 2. Aufl. Berlin 1891, 6ff.; E. E n n e n , Frühgesch . der europ . Stadt. 1953, 145 u. 291; S t . B o l in , Scandin . E con. H istor . R ev. 1 (1953) 7ff.; J. W. T h o m pso n , The commerce in France in the ninth Century. J oum . P ol. Econ. 23 (1915) 857ff.; Ch . V e r b in d e n , W o , wann und warum gab es einen Großhandel mit Sklaven während des Mittelalters ? K ölner Vor­ träge zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 11 (1970), Köln.

sondern auch als Messehandel zu denken ist, könnte die Notiz in der Vita Anskarii für Schleswig-Haithabu nahelegen77 „ubi conventus fiebat nego­ tiatorum ex omni parte“ . Bedenkt man dabei, daß um die Mitte des 9. Jahrhunderts die weitere Umgebung des Handelsplatzes praktisch unbesiedelt war, so kann dieser conventus negotiatorum nicht der Bedarfs­ deckung für die Bewohner der umliegenden Landschaft gedient haben. Entweder haben hier Kaufleute an Kaufleute Waren abgegeben, also einen Messehandel entwickelt, oder der durch den conventus negotiatorum entstandene Markt wurde von Käufern besucht, die weither kamen. Die geographische Lage dieses Ortes bezeugt hier eindeutig einen Umschlag­ platz im Femhandel und nicht ein Zentrum für Nahmarkt, wohl aber schon seit der Mitte des 9. Jahrhunderts eine eigene auf Export ausgerich­ tete handwerkliche Produktion von Schmuck, und zwar sowohl von Massenwaren wie auch von Qualitätserzeugnissen. Anders lagen die Dinge wohl in Birka. Der Ort lag inmitten des dichtbesiedelten Mälargebietes mit guten Schiffsverbindungen, nicht nur zu dessen Küsten, sondern über die in den Mälar fließenden Flüsse auch in das teilweise ebenfalls dicht besiedelte Hinterland. Die Ver­ teilung der wikingeizeitlichen Schatzfunde um den Mälar78 läßt diesen Raum, in dessen Mitte eben Birka liegt, als ein am Handel ganz allge­ mein stark partizipierendes Gebiet erkennen (Abb. 13). Die Verteilung der westlichen Importfunde mit der starken Häufung in Birka selbst und der Ausstrahlung auf die Ufer des Mälar veranschaulicht wohl die Verteilerfunktion Birkas für die durch den Fernhandel ins Land ge­ kommenen Waren (Abb. 14). Im Orte liefen mindestens drei Fernhandels­ wege zusammen: der eine, der von Westeuropa über Haithabu in den Ostseeraum verlief, der zweite, der von Byzanz über Dnjepr, Lovat und Wolchow in den Finnischen Meerbusen eintrat, und ein dritter endlich, der aus dem Nahen Osten kommend über das Kaspische Meer und die Wolga zur Ostsee führt (Abb. 15). A rbman vermutet weiterhin, daß auch die Pelzhandelswege von Nordskandinavien und dem Gebiet der Eismeer­ küste in Birka endeten. Dafür gibt es allerdings keine historischen Nach­ richten und keine beweisenden archäologischen Quellen. Immerhin handelt es sich um eine einleuchtende Vermutung. Die historischen Nachrichten79 bezeugen auch einen Handelsverkehr des Ortes mit Dänen, Norwegern, Slawen, Samländem und anderen an der Ostsee wohnenden 77 Vita A nskarii Kap. 24. 78 M. St e n b e r g e r , Schatzfunde aus dem wikingerzeitlichen Schweden. Sveagold und Wikingerschmuck, Röm.-Germ. Zentralmuseum M ainz, A u s­ stellungskataloge 3 (1969) 64ff. bes. Karte auf S. 66. 79 A d a m

v.

B r e m e n 1, 60 (62).

Völkern. Der in Birka endende Femhandel beschränkte sich also nicht auf einige transkontinentale Handelsverbindungen, sondern bezog auch den sich auf der Ostsee zwischen den Anrainervölkern abspielenden Seehandel mit ein. W ie weit auch ein sich auf Landwegen vollziehender Handel auf Birka ausgerichtet war, läßt sich nicht erkennen. Als Ansgar auf seiner ersten Reise nach Birka, die er mit Kaufleuten zusammen un­ ternahm, von Seeräubern angegriffen und ausgeplündert wurde80, auch die Schiffe an die Wikinger verloren gingen, setzte er den Weg zu Lande nach Birka fort. Es muß also damals auch bekannte, nach Birka führende Landwege gegeben haben, und da Ansgar und seine Begleiter zum ersten Mal im Norden waren, können wohl nur die Kaufleute diese Landwege gekannt haben. Für Birka wird man aus der geographischen Lage, den spärlichen historischen Nachrichten und den archäologischen Funden im wesent­ lichen wohl drei Funktionen im Handelsverkehr erschließen können: Endpunkt eines sich über transkontinentale Handelswege abspielenden Fernhandels, der ähnlich wie in Haithabu Kaufleute aus verschiedenen Teilen Europas und des Orients zusammenbrachte, Ziel eines Femhandels zwischen den an der Ostsee selbst siedelnden Völkern und einen Nah­ markthandel im Mälargebiet. Dazu kam auch eine eigene handwerk­ liche Produktion mit einem Export der dort erzeugten Waren. W irft man einen Blick auf den dritten der großen, historisch bezeugten Handels­ plätze des 9. Jahrhunderts, Skiringssal, das heutige Kaupang, so kommt man durch diesen im Nordseeküstenbereich liegenden Platz zu verschie­ denen Funktionen. Der Ottar-Bericht bezeugt die Rolle des Platzes als Stützpunkt für die an der Küste des Landes entlang führende Handels­ route von Nordnorwegen nach dem Süden und ins Ostseegebiet nach Haithabu; die archäologischen Funde lehren den Ort als Endpunkt mehrerer über die Nordsee nach England und ins Frankenreich, bzw. nach Friesland führender Handelswege kennen und schließlich als Stand­ ort eines bescheidenen Kunsthandwerks, vor allem aber als Verarbeitungs- und Verschiffungsplatz des in der weiteren Umgebung gewonnenen Specksteins und der aus diesem hergestellten Produkte und vielleicht auch des Schiefers für Schleifsteine81. Zwei andere Typen mit offenbar anderen, auch untereinander ver­ schiedenen Funktionen repräsentieren die Plätze Köpinge und Paviken 1. In Köpinge siedelte offenbar ein dem Femhandel zugeneigtes vornehmes Geschlecht, an dessen H of sich wohl vorüberfahrende Kauf­ 80 Vita A nskarii Kap. 10. 81 Ch . B u n d h e im , Viking 1969, 5 ff., bes. 18.

leute aufhielten und aus fremden Ländern stammende Waren absetzten, wenn nicht etwa Mitglieder der Familie selbst als „Fährmänner“ aktiv am Handel beteiligt waren. Dabei stellt sich dann die Frage nach den für einen solchen Fernhandel lohnenden Gegenwerten, die auf der Insel schwer vorzustellen sind, es sei denn, Mitglieder der Familie selbst oder andere Inselbewohner konnten auf eigenen Fahrten gewonnene Güter tauschen oder aus eigenen Femhandelsverbindungen stammende Kapitalien zur Bezahlung begehrter Waren benutzen. In Paviken 1 läßt sich beim derzeitigen Stand der erst begonnenen Untersuchungen noch nicht viel sagen, hier aber wird eine Funktion solcher Handelsplätze sichtbar, die zwar immer postuliert, aber nie nachgewiesen wurde: als Werften für Reparaturen und Schiffsneubauten. Dazu kam möglicherweise auch noch die Rolle als Liegeplatz für seegehende Schiffe, die den im Inneren der Insel wohnenden Kaufleuten gehörten. Der reiche, schon bei den ersten kleinen Grabungen gefundene Import läßt aber darüberhinaus erkennen, daß die Bewohner des Platzes selbst ebenfalls an den Erträgnissen des Handels teilnahmen. An einem solchen Platz muß also der Fernhandel umgeschlagen sein in ein System der Güterverteilung oder auch der Dienstleistungen für Bewohner der Insel selbst. Hier hat offenbar die Ausrüstung für die Fahrten eine be­ trächtliche Rolle gespielt. Es sollen noch einige kurze Überlegungen über mutmaßliche Funk­ tionen skandinavischer Niederlassungen in anderen ethnischen Bereichen angeschlossen werden. Die unbefestigte Siedlung von Menzlin bei Anklam hat auf der einen Seite durch handwerkliche Produktion, von der Eisengewinnung, Kammherstellung und Bernsteinverarbeitung nachgewiesen sind, für den Bedarf der eigenen Bewohner und wohl auch den der umliegenden An­ siedlungen gearbeitet. A uf keinen Fall reichte diese Produktion, soweit sie bis heute bekannt ist, aus, um als Gegenwert für die bisher nachge­ wiesenen westlichen und nördlichen Importe zu gelten. Hier muß, da ein Transithandel großen Stils wegen der Lage des Ortes wenig wahrschein­ lich ist, ein Handel mit den Produkten der näheren und der weiteren Umgebung angenommen werden. Welche Güter das waren, ist schwer zu sagen. Ibrahim ibn Jaqüb nennt den Handel mit Pferden82, auch an Sklaven könnte man denken. Von Gütern sind wertvolle Felle kaum an­ zunehmen, und so bleibt die Frage vorerst offen. Auffallend ist, daß sich

82 G. J a c o b , Arabische Berichte von Gesandten an germanischen F ü r­ stenhöfen aus dem 9 . und 10. Jahrhundert. Berlin-Leipzig 1927, 11.

an der Peene bis nach Menzlin hin die Silberschätze häufen83. Nur einer allerdings, der Fund von Pinnow, entstammt der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts, gehört also in die Zeit der Siedlung. Die anderen sind nach 970 niedergelegt worden, können also mit dem in Menzlin konzen­ trierten Handel nicht Zusammenhängen, wenn die bisher auf den Anfang des 10. Jahrhunderts bestimmte Schlußdatierung des Ortes wirklich zutrifft. Immerhin muß der Unterlauf der Peene bis Peenemünde hin, das auch durch einen reichen Fund wikingischer Goldringe ausgezeich­ net ist, noch in der Zeit um 1000 eine besondere Bedeutung für den Fern­ handel besessen haben. Das überrascht, weil nur wenig östlich an der Diewenow-Mündung, damals der Handelsplatz W ollin seine große Blüte erlebte. Was schließlich die Ansiedlung gotländischer und festlandschwedi­ scher Bevölkerungsgruppen bei Grobin wirtschaftlich bedeutet, ist weitgehend unklar. Aber ein in der Vita Anskarii erhaltener Bericht über einen schwedischen Kriegszug gegen die Kuren im 9. Jahrhundert wirft ein gewisses Licht auf die dort bestehenden Möglichkeiten84. Der schwedische Zug führte zur kurischen Burg Apulia (heute: Apuole); dort wurde eine große Zahl von kurischen Kriegern acht Tage belagert. Nach wechselvollem Verlauf der Kämpfe kam es schließlich zu Ver­ handlungen. Die jüngeren schwedischen Krieger wollten davon nichts wissen und drangen auf Kampf, um die eingeschlossenen Kuren gefangen zu nehmen und als Sklaven fortzuführen. Hier gewinnt ein solcher Kriegs­ zug fast den Charakter einer Sklavenjagd. Schließlich kam aber doch ein Vertrag zustande, in dem sich die Belagerten bereit fanden, Edel­ metall und Waffen aus einer älteren Kriegsbeute herauszugeben und ein tributäres Verhältnis wieder anzuerkennen. W orin solche Tribute be­ standen, sagen die Quellen nicht. Es mag durchaus sein, daß diese Tribute wie im Kiever Rußland, den sie Empfangenden Waren für den Handel lieferten. Zahlungen in Edelmetall und Tribute bilden hier die Alternative zur Versklavung. Daß auch die ländliche Bevölkerung etwa im slawischen Gebiete im Besitz größerer Silbermengen war, haben Untersuchungen verschiedentlich gezeigt85.

83 J. H e r r m a n n , Siedlung, Wirtschaft und gesellschaftliche Verhältnisse der slawischen Stämme zwischen Oder/Neiße und Elbe. Berlin 1968, Beüage Abb. 18. 84 Vita A nskarii Kap. 30. 85 Die beste Zusammenfassung bei Ch . W a r n k e , D ie Anfänge des Fernhandels in P olen . Würzburg 1964; J. H e r r m a n n , a. O. (vgl. A. 83) 113ff., bes. 127ff. (mit weiterer Literatur).

13. DIE AUSRÜSTUNG DER HANDELSPLÄTZE Wie diese Handelsplätze ihre Aufgabe technisch erfüllen konnten, d. h. über welche technischen Hafeneinrichtungen sie verfügten, ist fast unbekannt. Wohl kennt man nachwikingerzeitliche Kaianlagen, etwa in Bergen oder in Uppsala, aus der hier behandelten Zeit sind Uferbe­ festigungen nur aus Hamburg bekannt, wo es S c h in d l e r gelang, eine Kaianlage freizulegen. In Haithabu endlich haben die Unterwasser­ untersuchungen im Hafenbecken dreierlei als künstliche Zurichtung er­ geben : eine Palisade, die bogenförmig den Hafen umschloß und ruhiges Wasser für die dort liegenden Schiffe schuf, Pfähle und Pfahlgruppen nach Art heutiger ,,Dückdalben“ zum Vertäuen tiefer gehender Fahr­ zeuge, die nicht an den Strand gezogen werden konnten, und durch das flache Wasser am Strand und die versumpfte Uferzone führende Brücken, die das Entladen der Schiffe erleichterten. Uferbefestigungen selbst waren in dieser Zeit wohl auch deshalb überflüssig, weil man die Schiffe im Winter auf den Strand zog. Schiffs­ häuser, wie sie archäologisch schon für die Merowingerzeit und — wenn auch für etwas spätere Zeit *— auch historisch bezeugt sind, wurden bisher nicht gefunden. Von Birka aus wurden endlich sogar die Zufahrten zum Mälar durch Kunstbauten gesichert. Hier wird man auch für den Hafen der Siedlung selbst künstliche Verbesserungen annehmen dürfen. Ein viereckiges Hafenbecken, Salviksgropen (Abb. 3), ist offenbar künstlich ausgeschachtet und bietet einen besonders geschützten Liege­ platz. Der Schiffahrt dienten anscheinend auch Leuchtfeuer, deren Spu­ ren A r b m a n in Birka gefunden zu haben glaubt. Ladevorrichtungen und Lagerhäuser braucht man für diese Zeit, die einen Handel mit Massengütern noch nicht kannte, nicht anzunehmen, wohl aber Unter­ künfte für die Besatzung im Hafen liegender Schiffe.

14. ZUSAMMENFASSUNG Werften sind zwar bisher nur in der Wurt Hessens aus dem 7. Jahr­ hundert für W ollin und für Paviken 1 aus der Wikingerzeit nachgewiesen, doch wird man sie auch für alle größeren Hafenplätze annehmen dürfen. Faßt man das, was man über die Funktionen der Handelsplätze des 8. und 9. Jahrhunderts weiß oder vermutungsweise erschließen kann, zusammen, so ergibt sich ein sehr buntes Bild der Aufgaben, die solche Handelsplätze zu erfüllen hatten: Umschlaghäfen an Femhandelsrouten und Treffpunkte von Kaufleuten zu Messen, Verteilerstellen von Gütern

38

H. Jankuhn, Vor- und frühwikingerzeitliche Handelsplätze

für die nähere und weitere Umgebung oder auch für einen Femhandel mit begrenzter Reichweite, Endpunkte von Zubringerwegen aus der weiteren Umgebung, über die von der Bevölkerung des Landes oder spezialisierten Gruppen Güter, die für die Femkaufleute wichtig waren, herangebracht wurden, Zentren des Nahmarkthandels und Standorte arbeitsteiligen, für den Export arbeitenden Handwerks, Verarbeitungs­ und Verschiffungsplätze für Rohstoffe der näheren Umgebung. Neben Höfen, auf denen Bauernkaufleute saßen, stehen große Siedlungen mit einer ansässigen Kaufmannschaft, die, wie das Beispiel der Witwe Friedeburg und ihrer Tochter Catla in Birka86 lehrt, auch fremder Herkunft sein konnten. Nach welchen rechtlichen Regeln sich endlich der Handel abspielte, welche Bestimmungen für das Recht der Kaufleute und welche Marktrechtsbestimmungen galten, entzieht sich der Kenntnis, aber soviel lassen die historischen Quellen doch erkennen, daß sich der Femhandel zum Teil auf dem Hintergrund von Handelsverträgen ab­ spielte87. 81 Vita Anskarii Kap. 20, dazu B. R o h w e r , D er friesische Handel im frühen M ittelalter. Phil. Diss. Kiel. 1937. 87 A nn. Fuldenses auctore Meginhardo, a. 873.

15. ABBILDUNGSVERZEICHNIS Abb.

1: Typentafel der Handelsplätze (nach W. Vogel)

Abb.

2: Haithabu um 800 n. Chr.

Abb.

3: Plan von Birka

Abb. 4: Lage von Köpinge auf Öland Abb. 6: Alter Plan der Grabmonumente um Köpinge Abb. 6: Karte von Paviken und Västergam (nach Lundström) Abb.

7: Plan von Helgö (nach Holmqvist): 1—6 Siedlungen; 10—13, 114—118, 148 Gräberfelder; 14 Burg

Abb.

8: Uppland zur Vendelzeit

Abb.

9: Fundorte vendelzeitlicher Gläser im Mälargebiet (nach G. Arwidsson und E. Bakka)

Abb. 10: Plan von Menzlin (nach Schoknecht) Abb. 11: Plan von Wiskiauten im Samland (nach Kleemann) Abb. 12: Archäologisch erkennbare Fundprovinzen im baltischen Gebiet mit skandinavischen Fundplätzen um Grobin Abb. 13: Schatzfunde der Wikingerzeit in Schweden (nach M. Stenberger) Abb. 14: Westlicher Import zur Wikingerzeit in Mittelschweden Abb. 15: Haupthandelswege in Nord- und Osteuropa Abb. 16: Irischer Bischofs- oder Abtsstab des 8. Jahrhunderts, gefunden in Helgö, Schweden (nach W. Holmqvist) Abb. 17: Buddhastatuette aus Bronze; nordindische Arbeit des 6. oder 7. Jahrhunderts (nach W. Holmqvist) Abb. 18: Runenstein für Erik (um 1000), gefunden südwestlich des Waldes von Haithabu. Der Name des Ortes ist als haitha bu auf dem Stein inschriftlich bezeugt

Abb. 1 : Typentafel der Handelsplätze (nach W. Vogel)

Abb. 2: Haithabu um 800 n. Chr.

Abb. 3: Plan von Birka

Abb. 4: Lage von Köpinge auf Oland

Abb. 5: Alter Plan der Grabmonumente um Köpinge

Abb. 6: Karte von Paviken und Västergarn (nach Lundström)

Abb. 7: Plan von Helgö (nach Holmqvist): 1—6 Siedlungen; 10— 13, 114— 118, 148 Gräberfelder; 14 Burg

Abb. 8: Uppland zur Vendelzeit

Abb. 9: Fundorte vendelzeitlicher Gläser im Mälargebiet (nach G. Arwidsson und E. Bakka)

Abb. 10: Plan von Menzlin (nach Schoknecht) Abb. 11 : Plan von Wiskiauten im Samland (nach Kleemann)

Abb. 12: Archäologisch erkennbare Fundprovinzen im baltischen Gebiet mit skandinavischen Fundplätzen um Grobin

Abb. 13: Schatzfunde der Wikingerzeit in Schweden (nach M. Stenberger)

Abb. 14: Westlicher Import zur Wikingerzeit in Mittelschweden

Abb. 15: Haupthandelswege in Nord- und Osteuropa

Abb. 16: Irischer Bischofs- oder Abtsstab des 8. Jahrhunderts, gefunden in Helgö, Schwede! (nach W . Holmqvist)

Abb. 17: Buddhastatuette aus Bronze; nordindische Arbeit des 6. oder 7. Jahrhunderts (nach W. Hohnqvist)

Abb. 18: Runenstein für Erik (um 1000), gefunden südwestlich des Waldes von Haithabu. Der Name des Ortes ist als haitha bu auf dem Stein inschriftlich bezeugt

S jhbx. Fu und Sprachpathologisches zum Problem d v qpraehlichexi Fehlleistungen. 8°. 1956 (Sph 230/5) ................. 120,— — *\u m liilmm li wln ' zum Problem der Kommunikationssysteme T ' 15 a is Anz. 94/Nr. 23) .......... ............ 32,— — Etvmologie und historische Semantik. 8°. 1969 @ ^ 2 6 2 /4 ) . . .................................................................................. 112,— Km i ermann. H.: Conrad Ekhofs Schauspieler-Akademie. 8°. 1956 (Sph 230 2) ............................................................................................. 8 8 ,— Bühne und Zuschauerraum. 8°. 1964 (Sph 2 4 2 /1 )......................... 64,— — Shakespeare und das Burgtheater. 8°. 1964 (Sph 245/1) ............. 52,— — Grillparzer und das Theater seiner Zeit. 8°. 1967 (So. 3 aus Anz. 103) 32,— — Schauspielkunst und Lebensform des Impressionismus. 8°. 1968 (So. aus Almanach, Jg. 1967) ............................................................... 24,— — Max Reinhardts Weltwirkung. 8°. 1969 (Sph 261/5) ................... 48,— — Hofmannsthal und die Schauspielkunst. 8°. 1969 (Sph 262/5) . . 56,— — Die Funktion des Publikums im Theater. 8°. 1971 (Sph 273/3). . 44,— Knaus, H .: Wiener Hofquartierbücher als biographische Quelle für Musiker des 17. Jhs. 8°. 1965 (So. 8 aus Anz. 1 0 2 )....................... 32,— — Beiträge zur Geschichte der Hofmusikkapelle des Erzherzogs Leopold Wilhelm. 8°. 1967 (So. 5 aus Anz. 103) ........................... 16,— — Die Musiker im Archivbestand des kaiserlichen Obersthofmeister­ amtes 1637-1705, I. Bd. 8°. 1967 (Sph 254/1) .............................. 1 8 4 ,------- II. Band. 8°. 1968 (Sph 259/3) ....................................................... 1 9 6 ,— - III. Band. 8°. 1969 (Sph 264/1) .................................................. 1 8 8 ,— Die Musiker in den geheimen kais. Kammerzahlamtsrechnungsbüchern (1669, 1705-1711). 8°. 1969 (So. 2 aus Anz. 1 0 6 ) ........ 2 8 ,Kralik, D.: Passau im Nibelungenlied. 8°. 1951 (Anz. 87/Nr. 20) . . . 16,— — Die Elegie Walthers von der Vogelweide. 8°. 1952 (Sph 228/1) 96,— — Walther gegen Reinmar. 8°. 1955 (Sph 2 3 0 /1 )................................ 84,— — Die dänische Ballade von Grimhilds Rache und die Vorgeschichte des Nibelungenliedes. 8°. 1962 (Sph 241/1) .................................... 24,— Kranzmayer, E.: Die steirische Reimchronik Ottokars und ihre Sprache. 8°. 1950 (Sph 2 2 6 /4 )..................... ....................................... 120,— — Histor. Lautgeographie des gesamtbair. Dialektraumes. 4°. 1956 232,— — Die bairischen Kennwörter und ihre Geschichte. 4°. 1960 ........... 48,— — Die hochmittelalterlichen Burgennamen Kärntens. 8°. 1969 (So. 16 aus Anz. 106) .................................................................................... 16,— Kubik, G.: Mehrstimmigkeit und Tonsysteme in Zentral- und Ost­ afrika. 8°. 1968 (Sph 254/4) ............................................................... 8 4 ,Lach, R.: W . A. Mozart als Theoretiker. 4°. 1918 (Dph 6 1 /1 ) ........... vergr. — Eine Tiroler Liederhandschrift aus dem 18. Jh. 8°. 1923 (Sph 198/5) 52, — Lesky, E.: Österreichs Gesundheitswesen im Zeitalter des aufge­ klärten Absolutismus. 8°. 1959 (Archiv 122/1) ............................. 136,— — Carl v. Rokitansky. Selbstbiographie und Antrittsrede. 8°. 1960 (Sph 234/3) ............................. 6 0 ,— Ignaz Philipp Semmelweis und die W r. 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s

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