Treppen/Stiegen [2., aktualisierte Auflage] 9783035625523, 9783035625516

Know-how on vertical building access Know-how on vertical building access Vertical accessibility and circulation are

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Treppen/Stiegen [2., aktualisierte Auflage]
 9783035625523, 9783035625516

Table of contents :
Vorwort zur 1. Auflage
Vorwort zur 2. Auflage
Fachbuchreihe BAUKONSTRUKTIONEN
Inhaltsverzeichnis Band 10: Treppen / Stiegen
100/1 Grundlagen
100/2 Entwurfskriterien
100/3 Barrierefreie Erschließungen
100/4 Konstruktionsformen
100/5 Aufzüge
Quellennachweis, Mitwirkende
Literaturverzeichnis
Sachverzeichnis
Autoren

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Birkhäuser

100-0-20221116

Baukonstruktionen Band 10

Herausgegeben von Anton Pech

100-0-20221116

Anton Pech Andreas Kolbitsch

Treppen / Stiegen Zweite, aktualisierte Auflage

unter Mitarbeit von Bernhard Ployer

Birkhäuser Basel

100-0-20221116

FH-Hon.Prof. Dipl.-Ing. Dr. techn. Anton Pech Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. techn. Andreas Kolbitsch A-Wien

unter Mitarbeit von Dipl.-Ing. Bernhard Ployer A-Wien

Acquisitions Editor: David Marold, Birkhäuser Verlag, A-Wien Content & Production Editor: Bettina R. Algieri, Birkhäuser Verlag, A-Wien Korrektorat: Thomas Lederer, A-Wien Layout und Satz: Dr. Pech Ziviltechniker GmbH, A-Wien Reihencover: Floyd Schulze Druck: Beltz, D-Bad Langensalza Library of Congress Control Number: 2022943424 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. Der Abdruck der zitierten ÖNORMen erfolgt mit Genehmigung des Austrian Standards Institute (ASI), Heinestraße 38, 1020 Wien. Benutzungshinweis: ASI Austrian Standards Institute, Heinestraße 38, 1020 Wien. Tel.: +43-1-21300-300, E-Mail: [email protected] Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechts. Fehler können passieren! Um etwaige Korrekturen schon vor der Neuauflage einzusehen, gehen Sie bitte auf www.zt-pech.at und navigieren Sie zur Titelseite Ihres Buches. Dort finden Sie, falls Druckfehler bekannt sind, unter dem Inhaltsverzeichnis den Link „Druckfehlerberichtigung“. Laden Sie dort Ihr Korrektur-PDF für die aktuelle Auflage des Bandes herunter.

1. Auflage, Springer 2004 2., aktualisierte Auflage 2023: ISBN 978-3-0356-2551-6 e-ISBN (PDF) 978-3-0356-2552-3 ISSN 1614-1288

© 2023 Birkhäuser Verlag GmbH, Basel Postfach 44, 4009 Basel, Schweiz Ein Unternehmen der Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston

98765432

100-0-20221116

www.birkhauser.com

Vorwort zur 1. Auflage Die Fachbuchreihe Baukonstruktionen mit ihren 17 Basisbänden stellt eine Zusammenfassung des derzeitigen technischen Wissens bei der Errichtung von Bauwerken des Hochbaues dar. Es wird versucht, mit einfachen Zusammenhängen oft komplexe Bereiche des Bauwesens zu erläutern und mit zahlreichen Plänen, Skizzen und Bildern zu veranschaulichen. Der vorliegende Band „Treppen“, in Österreich auch mit „Stiegen“ bezeichnet umfasst die Grundlagen der Bauwerkserschließung und somit einen wesentlichen Aspekt im Entwurf und der Detailplanung von Gebäuden. Neben konstruktiven Aspekten und bauphysikalischen Anforderungen sind die formalen, sicherheitsrelevanten Randbedingungen besonders zu beachten, dabei kommt den Aspekten des barrierefreien Bauens besondere Bedeutung zu. Die Konstruktionsformen werden – baustoffabhängig – in detaillierten Teilabschnitten vorgestellt. Der vorliegende Basisband wird durch eine Darstellung der Planungskriterien bei Einbau von Aufzügen und Rolltreppen abgerundet. Der Herausgeber

zur 2. Auflage Da die Fachbuchreihe Baukonstruktionen mit ihren 17 Basisbänden eine Zusammenfassung des derzeitigen technischen Wissens bei der Errichtung von Bauwerken des Hochbaus darstellen soll, waren durch die Änderungen an der Normung und den gesetzlichen Vorgaben Anpassungen der Inhalte erforderlich. Das Ziel der Fachbuchreihe ist weiterhin, mit einfachen Zusammenhängen oft komplexe Bereiche des Bauwesens zu erläutern und mit zahlreichen Plänen, Skizzen und Bildern darzustellen und zu veranschaulichen. Speziell für Treppen wurde die Normung seit der 1. Auflage maßgeblich erweitert und die Anforderungen genauer, zum Teil bis ins Detail spezifiziert. Im Bereich der barrierefreien Planung sind für die Erschließung der Bauwerke über Rampen, Treppen und Aufzüge neue Bestimmungen formuliert worden, die ein Muss für die Planung und Ausführung darstellen. Eine weitere Planungsvoraussetzung stellen die neuen Anforderungen an Absturzsicherungen wie Geländer und Brüstungen sowie an Handläufe dar, deren Umsetzungen als sicherheitsrelevante Parameter für die Bauwerksnutzung anzusehen sind. Der Herausgeber

Vorwort | V

100-0-20221116

Fachbuchreihe BAUKONSTRUKTIONEN Band 1:

Bauphysik 010|1 010|2 010|3 010|4 010|5 010|6 010|7

2. Auflage 2018 Grundlagen Winterlicher Wärmeschutz Tauwasserschutz Sommerlicher Wärmeschutz Schallschutz Brandschutz Tabellen

Band 1/1:

Bauphysik — Erweiterung 1 3. Auflage 2018 Energieeinsparung und Wärmeschutz, Energieausweis — Gesamtenergieeffizienz 011|1 Grundlagen 011|2 Heizwärmebedarf 011|3 Beleuchtungsenergiebedarf 011|4 Kühlbedarf 011|5 Heiztechnikenergiebedarf 011|6 Raumlufttechnikenergiebedarf 011|7 Befeuchtungsenergiebedarf 011|8 Kühltechnikenergiebedarf 011|9 Bilanzierung 011|10 Energieausweis und Energiekennzahlen 011|11 Tabellen

Band 2:

Tragwerke 020|1 Grundlagen 020|2 Einwirkungen 020|3 Sicherheit 020|4 Linientragwerke 020|5 Flächentragwerke 020|6 Raumtragwerke 020|7 Bauwerke 020|8 Tabellen

2. Auflage 2018

Band 3:

Gründungen 030|1 Baugrund 030|2 Erddruck 030|3 Flachgründungen 030|4 Tiefgründungen 030|5 Baugruben 030|6 Bauen im Grundwasser

2. Auflage 2020

Band 4:

Wände 040|1 040|2 040|3 040|4 040|5 040|6

2. Auflage 2019 Grundlagen Gemauerte Wände Homogene Wände Holzwände Pfeiler und Stützen Trennwände

Decken 050|1 050|2 050|3 050|4 050|5 050|6

Grundlagen Massivdecken Holzdecken Verbunddecken Balkone und Loggien Unterdecken

Keller 060|1 060|2 060|3 060|4 060|5

Funktion und Anforderung Konstruktionselemente Feuchtigkeitsschutz Detailausbildungen Schutzräume

Band 5:

Band 6:

2. Auflage 2021

2. Auflage 2021

VI | Fachbuchreihe BAUKONSTRUKTIONEN

100-0-20221116

Band 7:

Dachstühle 070|1 Dachformen und Holztechnologie 070|2 Beanspruchungen und Bemessung 070|3 Verbindungsmittel 070|4 Dachstuhlarten 070|5 Sonderformen

2. Auflage 2017

Band 8:

Steildach 080|1 080|2 080|3 080|4 080|5 080|6

1. Auflage 2015 Grundlagen Dachdeckungen und Materialien Ungedämmte Dachflächen Gedämmte Dachflächen Metalldeckungen Dachentwässerung

Flachdach 090|1 090|2 090|3 090|4 090|5 090|6

Grundlagen Konstruktionsschichten und Materialien Nicht belüftete Dächer Zweischaliges Dach Genutzte Dachflächen Dachentwässerung

Band 9:

2. Auflage 2021

Band 10:

Treppen / Stiegen 100|1 Grundlagen 100|2 Entwurfskriterien 100|3 Barrierefreie Erschließungen 100|4 Konstruktionsformen 100|5 Aufzüge

2. Auflage 2023

Band 11:

Fenster 110|1 110|2 110|3 110|4 110|5

2. Auflage 2021 Grundlagen Typenentwicklung Funktionen und Anforderungen Verglasungs- und Beschlagstechnik Baukörperanschlüsse

Band 12:

Türen und Tore 120|1 Grundlagen 120|2 Funktionen und Anforderungen 120|3 Materialien 120|4 Beschläge und Zusatzbauteile 120|5 Türkonstruktionen 120|6 Torkonstruktionen

2. Auflage 2022

Band 13:

Fassaden 130.1 130.2 130.3 130.4 130.5 130.6 130.7

1. Auflage 2014 Grundlagen und Anforderungen Putzfassaden Wärmedämmverbundsysteme Leichte Wandbekleidung Massive Wandbekleidungen Selbsttragende Fassaden Glasfassaden

Fußböden 140|1 140|2 140|3 140|4 140|5

Grundlagen Konstruktionen und Materialien Bodenbeläge Fußbodenaufbauten und Details Sportböden

Band 14:

1. Auflage 2016

Fachbuchreihe BAUKONSTRUKTIONEN | VII

100-0-20221116

Band 15:

Heizung und Kühlung 150.1 Grundlagen 150.2 Wärmeversorgungsanlagen 150.3 Abgasanlagen 150.4 Kälteversorgungsanlagen 150.5 Wärme- und Kälteverteilung 150.6 Planung von Heizungs- und Kühlungssystemen 150.7 Nachhaltigkeit Lüftung und Sanitär 160.1 Grundlagen der Lüftungs- und Klimatechnik 160.2 Lüftungs- und Klimaanlagen 160.3 Wärmerückgewinnung 160.4 Planung von Lüftungs- und Klimaanlagen 160.5 Begriffsbestimmungen zur Sanitärtechnik 160.6 Wasserversorgung 160.7 Entwässerung 160.8 Planung von Sanitäranlagen

1. Auflage 2005

Band 17:

Elektro- und Regeltechnik 170.1 Grundlagen der Elektrotechnik 170.2 Erdungs- und Blitzschutzanlagen 170.3 Stromversorgung 170.4 Schalter, Steckgeräte, Leuchten, Lampen 170.5 Messwertgeber und Stellgeräte 170.6 Mess-, Steuer- und Regelanlagen 170.7 Kommunikationsanlagen 170.8 Planung Elektro- und Regelanlagen

1. Auflage 2007

Sonderband:

Parkhäuser – Garagen 1 Problematik Verkehr 2 Planungsprozess 3 Gesetzliche Rahmenbedingungen 4 Entwurfsgrundlagen Garage 5 Entwurf Bauwerk 6 Mechanische Parksysteme 7 Oberflächengestaltung 8 Technische Ausrüstung 9 Benützung und Betrieb 10 Ausführungsbeispiele 11 Entwurfsschablonen PKW Ziegel im Hochbau 1 Ziegelarchitektur 2 Baustoffe, Produkte 3 Bauphysik 4 Gebäudephysik 5 Mauerwerk – ein Verbundwerkstoff 6 Mauerwerksbemessung 7 Ausführung, Verarbeitung, Details 8 Nachhaltigkeit 9 Ausführungsbeispiele

3. Auflage 2018

Band 16:

Sonderband:

Sonderband:

Holz im Hochbau 1 Holzarchitektur 2 Holztechnologie – Baustoffe und Produkte 3 Bauphysik 4 Gebäudephysik 5 Konstruktionen des Holzbaus 6 Bemessung von Holzbauten 7 Bauteile, Aufbauten und Details 8 Ausführung und Vorfertigung 9 Verarbeitung und Qualitätssicherung 10 Ausschreibung 11 Nachhaltigkeit

VIII | Fachbuchreihe BAUKONSTRUKTIONEN

100-0-20221116

1. Auflage 2006

2. Auflage 2018

1. Auflage 2016

Inhaltsverzeichnis Band 10: Treppen / Stiegen 100|1  Grundlagen ................................................................................................................................ 1  100|1|1  Begriffe ..................................................................................................................................... 1  100|1|2  Ausführungstoleranzen ........................................................................................................ 8  100|1|3  Vorschriften ............................................................................................................................. 9  100|2  Entwurfskriterien ................................................................................................................... 17  100|2|1  Grundrissformen................................................................................................................... 17  100|2|2  Steigungsverhältnis ............................................................................................................. 18  100|2|3  Knicklinie ................................................................................................................................ 21  100|2|4  Gewendelte Treppen – Stufenverziehung..................................................................... 23  100|2|4|1  100|2|4|2  100|2|4|3  100|2|4|4  100|2|4|5  100|2|4|6  100|2|4|7  100|2|4|8 

Konstruktionsregeln ......................................................................................................................... 23  Abwicklungsmethode ...................................................................................................................... 26  Evolventenmethode ......................................................................................................................... 27  Proportionalitätsteilung ................................................................................................................. 28  Halbkreismethode ............................................................................................................................. 30  Rechnerische Methode.................................................................................................................... 31  Vergleich Verziehungsmethoden ................................................................................................. 31  Wendeltreppen .................................................................................................................................. 32 

100|2|5|1  100|2|5|2  100|2|5|3  100|2|5|4 

Lastannahmen .................................................................................................................................... 33  Konstruktionen ohne Faltwerkwirkung ..................................................................................... 34  Konstruktionen mit Faltwerkwirkung ........................................................................................ 37  Wendeltreppen .................................................................................................................................. 42 

100|2|6|1  100|2|6|2  100|2|6|3 

Bauliche Trennung des Treppenhauses ...................................................................................... 44  Elastische Auflagerung ................................................................................................................... 45  Wärmedämmung im Treppenbereich ......................................................................................... 47 

100|2|5 

Statische Systeme ................................................................................................................ 33 

100|2|6 

Bauphysikalische Aspekte .................................................................................................. 44 

100|3  Barrierefreie Erschließungen ............................................................................................... 53  100|3|1  Grundsätze der Barrierefreiheit ....................................................................................... 54  100|3|1|1  100|3|1|2 

Betroffene Personengruppen........................................................................................................ 54  Planungsgrundsätze ......................................................................................................................... 55 

100|3|2|1 

Rampen ................................................................................................................................................ 58 

100|3|3|1  100|3|3|2  100|3|3|3  100|3|3|4  100|3|3|5 

Eingänge und Türen ......................................................................................................................... 60  Verbindungswege, Treppen............................................................................................................ 62  Sanitärräume ...................................................................................................................................... 64  Anpassbarer Wohnbau und anpassbare Arbeitsstätten ....................................................... 65  Materialien, Farbgestaltung und Beleuchtung ....................................................................... 66 

100|3|4|1  100|3|4|2 

Aufzüge ................................................................................................................................................ 66  Aufstiegshilfen................................................................................................................................... 68 

100|3|5|1  100|3|5|2 

Bedienungselemente ....................................................................................................................... 69  Orientierungssysteme und Beleuchtung ................................................................................... 70 

100|3|2 

Außenanlagen ....................................................................................................................... 58 

100|3|3 

In Gebäuden .......................................................................................................................... 59 

100|3|4 

Aufzüge und Aufstiegshilfen ............................................................................................ 66 

100|3|5 

Einrichtung und Ausstattung ........................................................................................... 69 

100|4  Konstruktionsformen ............................................................................................................ 75  100|4|1  Außentreppen ....................................................................................................................... 76  100|4|2  Natursteintreppen................................................................................................................ 78  100|4|3  Stahlbetontreppen ............................................................................................................... 80  100|4|4  Holztreppen ........................................................................................................................... 86  100|4|5  Stahltreppen .......................................................................................................................... 91  100|4|6  Leitern...................................................................................................................................... 92  100|4|7  Geländer und Handlauf ...................................................................................................... 94

Inhaltsverzeichnis Band 10: Treppen / Stiegen | IX

100-0-20221116

100|5  Aufzüge .................................................................................................................................. 111  100|5|1  Aufzugstechnik .................................................................................................................. 112  100|5|1|1  100|5|1|2  100|5|1|3  100|5|1|4  100|5|1|5  100|5|1|6  100|5|1|7 

Antrieb................................................................................................................................................112  Förderleistung ..................................................................................................................................113  Antriebsleistung ..............................................................................................................................115  Fahrkabine .........................................................................................................................................116  Türen für Fahrschacht und Fahrkabine ...................................................................................116  Steuerung ..........................................................................................................................................117  Sicherheitseinrichtungen .............................................................................................................119 

100|5|2|1  100|5|2|2  100|5|2|3 

Hydraulikantriebe ...........................................................................................................................123  Seilantriebe .......................................................................................................................................124  Aufzüge ohne Triebwerksraum ..................................................................................................125 

100|5|3|1  100|5|3|2 

Triebwerksraum, Rollenraum ......................................................................................................129  Fahrschacht.......................................................................................................................................130 

100|5|4|1  100|5|4|2  100|5|4|3  100|5|4|4  100|5|4|5  100|5|4|6  100|5|4|7  100|5|4|8 

Personenaufzüge.............................................................................................................................132  Aufzüge in Hochhäusern ..............................................................................................................133  Sicherheitsaufzüge .........................................................................................................................133  Personen-Lastenaufzüge ..............................................................................................................134  Serviceaufzüge ................................................................................................................................134  Bettenaufzüge .................................................................................................................................135  Autoaufzüge .....................................................................................................................................135  Lastenaufzüge ..................................................................................................................................135 

100|5|2 

Antriebssysteme................................................................................................................. 122 

100|5|3 

Bauliche Maßnahmen ...................................................................................................... 126 

100|5|4 

Aufzugsarten ...................................................................................................................... 131 

100|5|5 

Fahrsteige, Fahrtreppen .................................................................................................. 136 

Quellennachweis, Mitwirkende ....................................................................................................... 145  Literaturverzeichnis ........................................................................................................................... 147  Sachverzeichnis .................................................................................................................................. 150  Autoren ................................................................................................................................................ 152 

X | Inhaltsverzeichnis Band 10: Treppen / Stiegen

100-0-20221116

100|1

Grundlagen Treppen, in Österreich auch oft als Stiegen bezeichnet, dienen der Überwindung des Höhenunterschiedes einzelner Geschoße. Der Treppenlauf wird dabei durch die Abfolge von senkrechten Steigungen und waagrechten Auftritten mit teilweise zwischengeschalteten Podesten gebildet. Treppen sollen bequem zu begehen sein und die zu erwartende Anzahl der Nutzer eines Gebäudes auch in Zeiten hohen Bedarfs aufnehmen können. Für die Planung und den Entwurf sind neben den Nutzerbedürfnissen gesetzliche Vorschreibungen und Normen, architektonische und statischkonstruktive Anforderungen wie auch bauphysikalische Aspekte zu beachten.

100|1 Treppen sollen bequem zu begehen sein und die zu erwartende Anzahl der Nutzer aufnehmen können.

Abbildung 100|1-01: Treppenansichten

Treppen können repräsentativ gestaltet werden und einem Gebäude ein besonderes Aussehen verleihen. Viele Beispiele aus der Baugeschichte zeigen, dass Treppen oft Symbole für Macht, Luxus oder Monumentalität sind oder in Bürgerhäusern eine vornehme Extravaganz ausstrahlen.

100|1|1

Begriffe

100|1|1

Für die Beschreibung von Treppen und deren Bauteilen steht eine Vielzahl von Fachausdrücken zur Verfügung, wobei für denselben Begriff auch unterschiedliche Bezeichnungen existieren. Abbildung 100|1-02: Schematische Darstellung Begriffe

Begriffe | 1

100-1-20221111

Absturzsicherung bauliche Maßnahme zur Sicherung gegen Absturz von allen im gewöhnlichen Gebrauch allgemein zugänglichen Bereichen

 Absturzsicherung

Antritt (Treppenantrittsstufe) erste Stufenhöhe eines Treppenlaufes (erste Stufe eines Treppenlaufes)

 Antritt

Arm, Lauf, Treppenlauf ununterbrochene Folge von mehr als einer Stufe zwischen zwei begehbaren Ebenen Ein Treppenlauf sollte bei Treppen im Freien und bei allgemeinen Gebäudetreppen nicht mehr als 15 Stufenhöhen, bei Wohnhaus- und Wohnungstreppen nicht mehr als 20 Stufenhöhen zählen. Im Bedarfsfall ist ein Zwischenpodest einzuplanen.

 Arm  Lauf  Treppenlauf

Auftritt, Trittfläche betretbare waagrechte Oberfläche einer Stufe

 Auftritt  Trittfläche

Auftrittsbreite, Stufenauftritt 𝒂 waagrechtes Maß zwischen den Stufenvorderkanten zweier aufeinanderfolgender Stufen, gemessen bei geraden Treppenlaufabschnitten auf der Lauflinie und bei gewendelten Treppenlaufabschnitten als Sehnenmaß zwischen den Schnittpunkten der Lauflinie mit den Stufenvorderkanten Die für das Steigungsverhältnis maßgebende Auftrittsbreite wird in der Lauflinie (Gehlinie, Ganglinie) gemessen.

 Auftrittsbreite  Stufenauftritt

Austritt (Treppenaustrittsstufe) letzte Stufenhöhe eines Treppenlaufes (letzte Stufe eines Treppenlaufes)

 Austritt

Bogentreppe in einem flachen Bogen oder als Teil einer Ellipse konstruierte Treppe mit überwiegend radial angeordneten Stufen

 Bogentreppe

Durchgangsbreite, Treppenlaufbreite 𝑩 (Stiegenbreite) waagrechtes Maß zwischen den seitlich begrenzenden Bauteilen (z. B. Wandoberfläche, Absturzsicherung) der Treppe

 Durchgangsbreite  Treppenlaufbreite

Die Treppenlaufbreite 𝐵 ist das bestimmende Maß für die Dimensionierung des Treppenlaufes und ist zumeist nicht ident mit der tatsächlichen Durchgangsbreite. Abbildung 100|1-03: Treppenlaufbreite, Durchgangsbreite

2 | Grundlagen

100-1-20221111

Durchgangshöhe, lichte Treppendurchgangshöhe lotrechtes Fertigmaß zwischen einer gedachten, durch die Trittkanten verlaufenden Fläche und den Unterkanten und/oder -flächen darüberliegender Bauteile In einigen Baugesetzen ist ein Mindestmaß von 2,10 m verlangt, größere Höhen sind aber immer wünschenswert. Da es sich bei dem Maß um ein Fertigmaß handelt, dürfen keinerlei Bauteile wie z. B. Rohre, Kanten, Unterzüge die Durchgangshöhe vermindern.

 Durchgangshöhe

Abbildung 100|1-04: Lichte Treppendurchgangshöhe, Durchgangsprofil [40]

Gehlinie, Ganglinie, Lauflinie jene Linie, in der eine Treppe hauptsächlich begangen und in der bei gewendelten Treppen das Steigungsverhältnis angegeben wird – Konstruktionslinie einer Treppe Bei geraden Treppen hat die eingezeichnete Lauflinie nur richtungsweisenden Charakter und wird in der Regel in der Treppenmitte gezeichnet. Der Abstand der Lauflinie ist bei gewendelten Treppen von der äußeren Begrenzung des Treppenlaufes zu messen und muss mindestens 40 cm betragen. Die Lauflinie wird als Linie mit Pfeilspitze dargestellt, wobei der Pfeil immer nach oben zeigt.

 Gehlinie  Ganglinie  Lauflinie

Abbildung 100|1-05: Lauflinie (Ganglinie, Gehlinie) [40]

Gehbereich Zone, in der eine Treppe hauptsächlich begangen wird und in der auch die Lauflinie (Gehlinie) liegt Die Breite und Lage des Gehbereiches ist dabei abhängig von der Situierung des Handlaufes. Bei Treppenlaufbreiten bis 100 cm muss der Gehbereich

 Gehbereich

Begriffe | 3

100-1-20221111

eine Breite von 20 % der Treppenlaufbreite aufweisen und im Mittelbereich der Treppen liegen. Über 100 cm Treppenlaufbreite beträgt die Breite des Gehbereiches 20 cm und liegt im Abstand von 40 cm von der äußeren oder inneren Begrenzung auf der Seite des Handlaufes [40]. Abbildung 100|1-06: Gehbereich am Beispiel einer viertelgewendelten Treppe mit einer Treppenlaufbreite über 100 cm [40]

Geländer Bauteil, welcher der Absturzsicherung und dem sicheren Begehen der Treppe dient Die Geländeroberkante liegt im Regelfall 100 bzw. 110 cm über der Vorderkante der Trittfläche (siehe 100|1|3).

 Geländer

Geschoßhöhe vertikaler Abstand der Fußbodenoberkanten zweier übereinanderliegender Geschoße

 Geschoßhöhe

Handlauf Element zum Festhalten für den Benutzer von Treppen Die Handlaufhöhe liegt mindestens 85 cm über der Trittkante der Stufe.

 Handlauf

Haupttreppe Treppe, die zur Erschließung von Aufenthaltsräumen, allgemein zugänglichen Bereichen sowie Räumen der täglichen Nutzung dient

 Haupttreppe

Innerer Stufenauftritt 𝒂𝐢 waagrechtes Maß zwischen den Stufenvorderkanten zweier aufeinanderfolgender Stufen, gemessen im Abstand von 20 cm von der inneren Begrenzung des Treppenlaufes

 Innerer Stufenauftritt

Meißel Neigung der Trittfläche gegen die Horizontale in Richtung der Stufenvorderkante Trittflächen dürfen einen Meißel von maximal 1,5 % aufweisen. Ausgenommen sind Trittflächen mit besonderen Anforderungen an die Rauigkeit oder im Freien mit einem Meißel von bis zu 3,0 %.

 Meißel

4 | Grundlagen

100-1-20221111

Abbildung 100|1-07: Meißel (= Gefälle) bei Stufen ohne Unterschneidung [40]

Nebentreppe Treppe, die zusätzlich zur Haupttreppe errichtet wird, sowie Treppe, die zu Räumen führt, die nicht der täglichen Nutzung dienen

 Nebentreppe

Podest eine die Stufenfolge unterbrechende bzw. begrenzende Fläche – begehbare Fläche oder Teil der Geschoßdecke an den Enden eines Treppenlaufes - Treppenpodest: waagrechter Bauteil am Anfang bzw. am Ende des Treppenlaufes - Geschoßpodest: Podest am Anfang bzw. am Ende einer Geschoßtreppe (Treppe zwischen zwei Geschoßen) - Zwischenpodest: Podest zwischen Treppenläufen aufgrund einer Richtungsänderung oder zufolge der Begrenzung der Stufenhöhenzahl

 Podest

Rampentreppe (Rampenstiege) Treppe mit einem Steigungswinkel von 15 bis 20

 Rampentreppe

Setzfläche, Stoßfläche, Spiegel lotrechte oder geneigte Fläche zwischen zwei Trittflächen – Vorderfläche einer Stufe

 Setzfläche  Stoßfläche  Spiegel

Setzstufe lotrechter oder geneigter Bauteil zwischen zwei Trittstufen

 Setzstufe

 Treppenpodest  Geschoßpodest  Zwischenpodest

Spindelmauer ein den Spindelraum ausfüllendes oder dessen Ränder einfassendes Mauerwerk Sie kann voll oder durchbrochen ausgeführt werden.

 Spindelmauer

Spindelraum, Treppenauge zwischen den Treppenläufen und Podesten verbleibender freier Raum Die Breite des Spindelraumes ist abhängig von der Konstruktion der Treppe, der Geländerausbildung und von allfälligen Einbauten. Regelungen über Mindest- oder Maximalabmessungen sind in den Vorschreibungen nicht enthalten.

 Spindelraum  Treppenauge

Spindeltreppe Treppe, bei der die Wendelstufen radial an einer Treppenspindel befestigt sind

 Spindeltreppe

Spitzstufe im Grundriss konisch (spitz) zulaufende Stufe einer gewendelten Treppe

 Spitzstufe

Begriffe | 5

100-1-20221111

Steigungsverhältnis das Verhältnis von Stufenhöhe ℎ zur Auftrittsbreite 𝑎, gemessen in der Lauflinie

 Steigungsverhältnis

Stufe jener Teil eines Treppenlaufes, der in der Regel mit einem Schritt überwunden wird Die Stufe ist begrenzt von Tritt- und Setzfläche. Die Schnittlinie von Trittund Setzfläche ist die Trittkante.

 Stufe

Abbildung 100|1-08: Stufenquerschnitte [40]

Stufen ohne Unterschneidung

Stufen mit Unterschneidung

Stufenformen Stufen, die sich hinsichtlich ihrer Querschnittsausbildung unterscheiden - Blockstufen sind Stufen mit rechteckigem oder annähernd rechteckigem Querschnitt. - Keilstufen sind massive Stufen mit keilförmigem Querschnitt. Keilstufen liegen gegenseitig auf einfachen oder gebrochenen Fälzen auf. Der waagrechte Teil des Falzes wird als Tragfalz (2-4 cm), der zur Steigungslinie normal ausgebildete Teil wird als Stoßfalz (5-7 cm) bezeichnet. - Plattenstufen haben einen rechteckigen oder annähernd rechteckigen Querschnitt, mit oder ohne Setzstufe, und können freitragend oder voll aufliegend ausgeführt werden. Um bei offenen Plattenstufen die Gefahr des Einklemmens zu verringern und ein Durchschlüpfen zu verhindern, ist ein lichter Abstand von 7 cm und 12 cm über der Trittfläche zur Unterkante der nachfolgenden Stufe auszuführen. Eine Unterschneidung 𝑢 muss mindestens 3 cm betragen. - Hohl- oder Mantelstufen sind Stufen mit winkelförmigem Querschnitt und ein- oder zweiseitigem, vollem Stufenkopf. - Winkelstufen (L-Stufen) haben einen winkelförmigen Querschnitt und sind auf einem Stufenkern vollflächig versetzt.

 Stufenformen  Blockstufe  Keilstufe  Plattenstufe  Hohlstufe  Mantelstufe  Winkelstufe  L-Stufe

Abbildung 100|1-09: Plattenstufen [40]

offen

6 | Grundlagen

100-1-20221111

geschlossen

offen mit oberen Abstandsleisten

offen mit unteren Anschlagleisten

Abbildung 100|1-10: Stufenformen [36]

𝒂 𝒉

Auftrittsbreite Stufenhöhe

𝒃 𝒖

Stufenbreite Überdeckung

𝒅 𝒖

Stufendicke Unterschneidung

Stufenhöhe 𝒉 lotrechtes Maß zwischen zwei aufeinanderfolgenden Trittflächen, gemessen an der Trittkante In Verbindung mit der Auftrittsbreite 𝑎 ergibt sich das Verhältnis ℎ/𝑎, das Steigungsverhältnis, eine der wichtigsten Kennzahlen zur Definition der Treppe.

 Stufenhöhe

Stufenlänge 𝒍, Stufenbreite 𝒃 von Plattenstufen die Abmessungen der kleinsten Grundrissprojektion eines umschreibenden Rechteckes, das an der Trittkante anliegt

 Stufenlänge  Stufenbreite

Abbildung 100|1-11: Stufenlänge, Stufenbreite [36]

Treppe Bauteil zur Überwindung von Höhenunterschieden, bestehend aus mindestens einem Treppenlauf und den allenfalls zugehörenden Zwischenpodesten

 Treppe

Begriffe | 7

100-1-20221111

Treppenlaufbreite 𝑩 (Stiegenbreite) waagrechtes Maß zwischen den seitlich begrenzenden Bauteilen (z. B. Wandoberfläche, Absturzsicherung) der Treppe Die Treppenlaufbreite ist zumeist nicht ident mit der Durchgangsbreite.

 Treppenlaufbreite

 Treppenspindel

Treppenspindel zentrale Säule einer Spindeltreppe Trittfläche betretbare Oberfläche einer Stufe

 Trittfläche

Trittkante Schnittlinie der Trittfläche und der anschließenden Setzfläche derselben Stufe Wenn die Stufenvorderkante mit einer Fase von höchstens 1 cm Breite oder mit einer Rundung von höchstens 1,5 cm Radius ausgebildet ist, wird der Stufenauftritt 𝑎 von der Stufenvorderkante, der Trittkante, gemessen. Werden diese Abmessungen 𝑧 der Fasen oder Rundungen überschritten, dürfen sie nicht dem Stufenauftritt 𝑎 zugerechnet werden.

 Trittkante

Abbildung 100|1-12: Fasen und Rundungen im Bereich der Trittkante [40]

Rundung Stufenvorderkante

Fase Trittkante

Trittstufe waagrechter, betretbarer Bauteil einer Treppe

100|1|2

Rundung Trittkante  Trittstufe

Unterschneidung 𝒖 waagrechtes Maß von der Hinterkante einer Stufe bis zur Vorderkante der darüberliegenden Stufe

 Unterschneidung

Wange seitlich sichtbarer Teil des Treppenlaufes

 Wange

Wendeltreppe Treppe mit kreisrundem oder elliptischem Treppenauge, deren Stufen überwiegend radial angeordnet sind Wendeltreppen können mit hohler oder voller Spindel ausgeführt werden.

 Wendeltreppe

Wohnungstreppe Haupttreppe, die sich in Wohnungen sowie in Gebäuden oder Gebäudeteilen mit nicht mehr als drei Wohnungen und in Reihenhäusern befindet

 Wohnungstreppe

Ausführungstoleranzen Das Istmaß der Stufenhöhe ℎ und des Stufenauftrittes 𝑎 darf gegenüber dem Sollmaß höchstens um 5 mm abweichen. Istmaße benachbarter Stufen dürfen dabei nicht um mehr als 5 mm voneinander abweichen. Bei Wohnungs- und Nebentreppen gilt für das Istmaß der Stufenhöhe ℎ der Treppenantrittsstufe bzw. der Treppenaustrittsstufe eine Toleranz von 15 mm. Die Mindestmaße von 𝑎 und die Maximalmaße von ℎ gelten davon unabhängig. 8 | Grundlagen

100-1-20221111

100|1|2 Istmaße benachbarter Stufen dürfen nicht um mehr als 5 mm voneinander abweichen.

100|1|3

Vorschriften Neben der Überwindung von Höhendifferenzen ermöglichen Treppen im Gefahrenfall, z. B. bei einem Brand, das rasche und sichere Verlassen eines Gebäudes. Treppen sind daher Fluchtwege, die besonderen Auflagen unterliegen. Man unterscheidet somit auch in notwendige und nicht notwendige Treppen. Entsprechend dieser Unterscheidung gelten Anforderungen an die Konstruktion und auch an die Werkstoffe. Notwendige Treppen müssen im Katastrophenfall über einen hinreichend langen Zeitraum die Flucht aus dem Gebäude bzw. die Rettung von Personen ermöglichen. Die Kapazität einer Treppe im Verlauf eines Fluchtweges wird durch ihre Treppenlaufbreite bestimmt. Auch im Bereich des Podestes muss diese Mindestbreite eingehalten werden.

100|1|3

Im Gefahrenfall ermöglichen Treppen das rasche und sichere Verlassen eines Gebäudes. Sie sind daher Fluchtwege.

Neben den Baugesetzen und den OIB-Richtlinien sind auch in nationalen und europäischen Normen Bestimmungen über die Planung und Konstruktion von Gebäudetreppen enthalten. Die Bauordnungen und Baugesetze legen nicht nur Fluchtweglängen notwendiger Verbindungswege fest, sondern vielmehr auch die Mindestanforderungen an die Treppenabmessungen, die Stufenabmessungen und die Ausbildung von Geländern und Podesten. Für die gesetzeskonforme Planung einer Gebäudetreppe ergeben sich daher regional unterschiedliche Kriterien, nachfolgend sind beispielhaft einige Bestimmungen angeführt. Bauordnung für Wien [12]: § 87.

§ 110.

§ 111.

Begriffsbestimmungen (10) Haupttreppen sind Treppen im Zuge eines notwendigen Verbindungsweges, die zu Aufenthaltsräumen bzw. Räumen der täglichen Nutzung führen. (11) Nebentreppen sind Treppen, die zusätzlich zu Haupttreppen errichtet werden. Erschließung (1) Alle Bauwerksteile sind so zu erschließen, dass sie entsprechend dem Verwendungszweck sicher zugänglich und benützbar sind. Die Durchgangshöhen bei Türen, Toren, Treppen sind so zu bemessen, dass eine gefahrlose Benützung möglich ist. (2) Die vertikale Erschließung hat durch Treppen oder Rampen zu erfolgen. Wenn es aufgrund des Verwendungszwecks unter Bedachtnahme auf die Bauwerkshöhe erforderlich ist, sind die Treppen in Treppenhäusern anzuordnen und zusätzlich Aufzüge zu errichten. Aufzüge (1) Im Zuge folgender Bauführungen müssen Personenaufzüge errichtet werden: a) Neubau von Gebäuden mit mehr als zwei Hauptgeschoßen, b) Neubau von Wohngebäuden mit Wohnungszugängen, die mehr als zwei Geschoße über oder unter dem barrierefreien Gebäudezugang liegen, c) Zubauten zur Schaffung neuer Wohnungen oder Betriebseinheiten, wenn das Gebäude vor oder nach diesem Zubau mehr als zwei Hauptgeschoße aufweist. d) Umbauten von mehr als zwei Hauptgeschoßen. Diese Personenaufzüge müssen alle Geschoße, auch Kellergeschoße und Geschoße, die Garagen enthalten, sowie Dachgeschoße, wenn in ihnen der einzige Zugang zu Wohnungen vorgesehen ist, miteinander verbinden. Sie müssen ständig betriebsbereit und über die notwendigen Verbindungswege auch für Rollstuhlfahrer erreichbar sein. Jedem für die vertikale Erschließung notwendigen Treppenhaus muss mindestens ein eigener Personenaufzug

Vorschriften | 9

100-1-20221111

§ 112.

zugeordnet sein. Mehrere dieser Personenaufzüge im selben Gebäude können auch an zentraler Stelle nebeneinander angeordnet werden. (2) Ausgenommen von der Verpflichtung gemäß Abs. 1 sind a) Wohngebäude mit nur einer Wohnung, b) Wohngebäude mit einer Gebäudehöhe von höchstens 7,50 m, die nicht mehr als zwei Wohnungen enthalten und in denen für Betriebs- oder Geschäftszwecke höchstens ein Geschoß in Anspruch genommen wird, c) Reihenhäuser, d) Kleingartenhäuser und Kleingartenwohnhäuser. (3) Müssen nicht mehr als zwei Geschoße barrierefrei erschlossen werden, sind anstelle von Personenaufzügen auch vertikale Hebeeinrichtungen zulässig. Diese müssen mit Fahrkörben und Fahrkorbtüren ausgestattet sein und die Anforderungen gemäß Abs. 8 erfüllen. (5) Aufzugsschächte mit allseitig geschlossener Schachtumwehrung müssen ausreichend belüftet werden. Aufzugsschächte dürfen nicht für die Be- oder Entlüftung aufzugsfremder Räume verwendet werden. Aufzugsschächte und Triebwerksräume sind von aufzugsfremden Leitungen und Einrichtungen freizuhalten. (6) Triebwerksräume müssen Wände, Böden und Decken aus nichtbrennbaren Baustoffen aufweisen und direkt aus dem Freien belüftet sein. Sie müssen unmittelbar vom Inneren des Gebäudes über Stiegen oder befestigte Leitern sicher erreichbar sein. Sofern sich der Aufzug nicht innerhalb einer Wohnung oder Betriebseinheit befindet, muss der Triebwerksraum von allgemeinen Teilen des Gebäudes erreichbar sein. Für Notbefreiungseinrichtungen von Personenaufzügen und vertikalen Hebeeinrichtungen ohne gesonderte Triebwerksräume gilt dies sinngemäß. (8) Für verpflichtend zu errichtende Personenaufzüge und vertikale Hebeeinrichtungen gilt Folgendes: 1. Schachttüren und Fahrkorbtüren sind als maschinell betätigte Schiebetüren auszubilden; sie müssen eine lichte Breite von mindestens 90 cm haben. 2. Fahrkörbe müssen für Rollstuhlfahrer und eine Begleitperson benutzbar sein. Bei einseitigen oder gegenüberliegend angeordneten Einstiegstellen dürfen die Fahrkorbinnenmaße eine lichte Breite von 1,10 m und eine lichte Tiefe von 1,40 m nicht unterschreiten. 3. Im Fahrkorb ist ein Handlauf in einer Höhe zwischen 85 cm und 1,00 m über dem Boden anzubringen; die lichten Maße des Fahrkorbes dürfen durch Handläufe um nicht mehr als 10 cm je Seite eingeengt werden. 4. Bedienungselemente müssen in einer Höhe von mindestens 85 cm und höchstens 1,20 m über dem Boden angebracht werden; innerhalb des Fahrkorbes muss ein Abstand von mindestens 40 cm von der Eingangswand eingehalten werden. 5. Der Bodenfläche vor den geschlossenen Aufzugsschachttüren muss eine Bewegungsfläche (Wendekreis für Rollstuhlfahrer) mit einem Durchmesser von mindestens 1,50 m eingeschrieben werden können. Ausgenommen davon sind Bodenflächen vor geschlossenen Aufzugsschachttüren innerhalb von Wohnungen. Schutz vor Rutsch-, Stolper- und Absturzunfällen (2) Treppen und Rampen sind entsprechend dem Verwendungszweck, insbesondere hinsichtlich ihrer Abmessungen, so auszuführen, dass sie sicher und bequem benutzt werden können.

OIB-Richtlinie 2 [18]: Brandschutz 3.1 3.1.3

Brandabschnitte Brandabschnitte sind durch brandabschnittsbildende Bauteile (z. B. Wände, Decken) gegeneinander abzutrennen. Bei Wänden von Treppenhäusern, die Brandabschnitte begrenzen, gelten abweichend davon die Anforderungen an Wände von Treppenhäusern gemäß Tabellen einschließlich der zugehörigen Türen.

10 | Grundlagen

100-1-20221111

 OIB-Richtlinie 2 Brandschutz

3.2 3.2.1

3.4 3.4.4

3.4.5

3.6 3.6.1

3.6.2

3.6.3

3.9 3.9.10

5.1 5.1.1

5.1.3 5.1.7

Trennwände und Trenndecken Wohnungen und Betriebseinheiten sind – ausgenommen Gebäude der Gebäudeklasse 1 – untereinander sowie zu anderen Gebäudeteilen (z. B. Gängen) entsprechend den Anforderungen der Tabelle 1b durch Trennwände und Trenndecken zu trennen. Mehrere Betriebseinheiten mit Büronutzung bzw. büroähnlicher Nutzung und Verkaufsstätten können hierbei bis zur maximal zulässigen Brandabschnittsfläche als eine Betriebseinheit betrachtet werden. Für Wände von Treppenhäusern gelten abweichend davon die Anforderungen gemäß den Tabellen 2a, 2b bzw. 3. Schächte, Kanäle, Leitungen und sonstige Einbauten In Treppenhäusern gemäß Tabelle 2a sowie in Treppenhäusern von Gebäuden ab der Gebäudeklasse 4 ist eine Verlegung von brennbaren Leitungen sowie von Leitungen für brennbare Medien jeweils ohne brandschutztechnische Vorkehrungen unzulässig. In Treppenhäusern gemäß Tabellen 2a, 2b und 3 sind Hauptverteiler, Stockwerksverteiler, Zähleinrichtungen von elektrischen Leitungen/Anlagen von Trennbauteilen zu begrenzen, wobei die Zugangsöffnungen mit einem Verschluss in EI2 30-S200 oder in EI 30 allseitig dicht angeschlagen zu versehen sind. Aufzüge Aufzüge, die Brandabschnitte miteinander verbinden, sind in eigenen Schächten zu führen, die von brandabschnittsbildenden Wänden und Decken begrenzt werden müssen. In Abhängigkeit der Nutzung der durch die Ladestellen der Aufzüge erschlossenen Räume ist durch geeignete brandschutztechnische Maßnahmen sicherzustellen, dass eine Übertragung von Feuer und Rauch wirksam eingeschränkt wird. Bei Gebäuden der Gebäudeklasse 3 und 4 ist bei Aufzugsschächten an der Schachtinnenseite eine Bekleidung in A2 erforderlich. Bei Gebäuden der Gebäudeklasse 5 müssen die Schachtumwehrungen von Aufzügen in A2 ausgeführt werden. Aufzüge zur Personenbeförderung sind mit einer Brandfallsteuerung (automatisch oder manuell) auszuführen, die den Fahrkorb im Brandfall in die Angriffsebene der Feuerwehr (Bestimmungshaltestelle bzw. Brandfallhaltestelle) rücksendet. Befindet sich die Bestimmungshaltestelle in einem sicheren Bereich (z. B. Treppenhaus), müssen die Aufzüge mit offenen Fahrkorb- und Schachttüren parken. Räume mit erhöhter Brandgefahr Die Aufstellung von Batterien/Batterieanlagen in Treppenhäusern gemäß Tabelle 2a, 2b und 3 sowie in Gängen, ausgenommen in Wohnungen, ist unzulässig. Fluchtwege Von jeder Stelle jedes Raumes – ausgenommen nicht ausgebaute Dachräume – muss in höchstens 40 m Gehweglänge erreichbar sein: a) ein direkter Ausgang zu einem sicheren Ort des angrenzenden Geländes im Freien oder b) ein Treppenhaus oder eine Außentreppe gemäß Tabelle 2a bzw. 2b mit jeweils einem Ausgang zu einem sicheren Ort des angrenzenden Geländes im Freien oder c) ein Treppenhaus oder eine Außentreppe gemäß Tabelle 3 mit jeweils einem Ausgang zu einem sicheren Ort des angrenzenden Geländes im Freien, … Zwischen Treppenhäusern und Gängen sind Türen gemäß Tabelle 2a, 2b bzw. 3 anzuordnen. Werden Treppenhäuser atrien- oder hallenähnlich ausgeführt, sind gegebenenfalls von den Anforderungen der Tabelle 2a, 2b bzw. 3 abweichende bzw. ergänzende Brandschutzmaßnahmen zu treffen.

Vorschriften | 11

100-1-20221111

5.3 5.3.1

Gänge, Treppen und Türen im Verlauf von Fluchtwegen Im Verlauf von Fluchtwegen zu Treppenhäusern gemäß Tabelle 2a, 2b bzw. 3 gelten für Decken zwischen übereinanderliegenden Gängen sowie für damit in Verbindung stehende Läufe und Podeste von Treppen die Anforderungen an Trenndecken gemäß Tabelle 1b. Tabelle 2a+2b: Anforderungen an Treppenhäuser bzw. Außentreppen im Verlauf des einzigen Fluchtweges Treppenläufe und Podeste in Treppenhäusern: GK 2: R 30; GK 3: R 60; GK 4: R 60 und A2; GK 5: R 90 und A2 Geländerfüllungen in Treppenhäusern: GK 4 und GK 5: B Tabelle 3: Anforderungen an Treppenhäuser bzw. Außentreppen im Verlauf von Fluchtwegen Treppenläufe und Podeste in Treppenhäusern: GK 2: R 30; GK 3 und GK 4: R 60; GK 5: R 90 und A2

OIB-Richtlinie 4 [20]: Nutzungssicherheit und Barrierefreiheit 2.1 2.1.2

2.1.3

2.1.4 2.1.5

2.3 2.3.1

2.3.2

2.3.3

Allgemeines Zur vertikalen Erschließung sind Treppen oder Rampen herzustellen. Für den Zugang zu nicht ausgebauten Dachräumen sind auch einschiebbare Treppen oder Leitern zulässig. Treppen und Gänge im Verlauf von Fluchtwegen müssen die gleichen Anforderungen dieser Richtlinie erfüllen wie die zur Erschließung erforderlichen Treppen und Gänge. Treppen im Verlauf von Fluchtwegen, ausgenommen Wohnungstreppen, sind bis zum Ausgangsniveau durchgehend auszubilden. In Gebäuden oder Gebäudeteilen, die barrierefrei zu gestalten sind, müssen zur Überwindung von Niveauunterschieden Rampen oder zusätzlich zu Treppen Personenaufzüge errichtet werden. Wenn nicht mehr als zwei Geschoße überwunden werden müssen, sind anstelle von Personenaufzügen auch vertikale Hebeeinrichtungen für Personen mit allseits geschlossenen Lastträgern und Lastträgertüren zulässig. Personenaufzüge und vertikale Hebeeinrichtungen für Personen Sind Personenaufzüge oder vertikale Hebeeinrichtungen für Personen erforderlich, – sind alle Geschoße, einschließlich Eingangsniveau, Keller- und Garagengeschoße, miteinander zu verbinden. Bei Wohnungen, die sich über mehrere Ebenen erstrecken, muss zumindest die Eingangsebene angefahren werden, – muss die Grundfläche des Fahrkorbes oder Lastträgers eine Breite von mindestens 1,10 m und eine Tiefe von mindestens 1,40 m aufweisen, wobei die Tür an der Schmalseite anzuordnen ist, – sind die Fahrkorb- oder Lastträgertüren sowie Schachttüren als waagrecht bewegte, selbsttätig kraftbetätigte Schiebetüren mit einer lichten Durchgangsbreite von mindestens 90 cm auszuführen, – muss vor den Schachttüren eine Bewegungsfläche (Wendekreis) mit einem Durchmesser von mindestens 1,50 m vorhanden sein. Liegt die Schachttür überwiegend gegenüber einer abwärtsführenden Treppe, ist ein Abstand zwischen Schachttür und Treppe von mindestens 2,00 m einzuhalten. Bei Gebäuden mit einem Fluchtniveau von mehr als 22 m ist zumindest ein Personenaufzug erforderlich, der eine Fahrkorbgrundfläche von mindestens 1,10 m Breite  2,10 m Tiefe aufweist. Bei Gebäuden mit einem Fluchtniveau von mehr als 32 m sind zumindest zwei Personenaufzüge erforderlich, wobei einer davon eine Fahrkorbgrundfläche von mindestens 1,10 m Breite  2,10 m Tiefe aufweisen muss.

12 | Grundlagen

100-1-20221111

 OIB-Richtlinie 4 Nutzungssicherheit und Barrierefreiheit

2.4 2.4.1

2.4.2

Durchgangsbreiten von Gängen und Treppen Hauptgänge müssen eine lichte Durchgangsbreite von mindestens 1,20 m aufweisen. Eine lichte Durchgangsbreite von 1,00 m genügt – bei Gebäuden oder Gebäudeteilen mit nicht mehr als drei Wohnungen, – bei Reihenhäusern, – in Wohnungen von nicht barrierefrei zu gestaltenden Gebäuden oder Gebäudeteilen, – in anpassbaren Wohnungen, wenn sichergestellt ist, dass bei Bedarf eine lichte Durchgangsbreite von 1,20 m herstellbar ist, – in anpassbaren Wohnungen, die sich über mehr als eine Ebene erstrecken, für jenen Teil, der nicht barrierefrei erreichbar sein muss, sowie – bei Nebengängen. Bei Treppen darf die lichte Treppenlaufbreite die Mindestmaße der Tabelle 100|1-01 nicht unterschreiten. Diese Anforderungen gelten sinngemäß auch für Podeste und Rampen. Abweichend zur Tabelle muss bei Wohnungstreppen in anpassbaren Wohnungen, die sich über mehr als eine Ebene erstrecken und bei denen die Funktionen Wohnen, Schlafen, Kochen und die Sanitäreinrichtungen nicht in der barrierefrei zugänglichen Wohnungsebene vorhanden sind, die Nachrüstung mit einem Treppenschrägaufzug mit Rollstuhlplattform möglich sein. Je nach Art der möglichen Führungsschiene des Treppenschrägaufzuges sind folgende lichte Treppenlaufbreiten einzuhalten: – bei Führungsschienen mit geradem Verlauf mindestens 1,10 m, – bei Führungsschienen mit gekrümmtem Verlauf (für Kurvenfahrt) mindestens 1,20 m. Die erforderlichen Anfahr- und Bewegungsflächen sind zu berücksichtigen.

Tabelle 100|1-01: Lichte Treppenlaufbreite – OIB-Richtlinie 4 [20] Treppenarten Haupttreppen, ausgenommen Wohnungstreppen Haupttreppen als Wohnungstreppen Nebentreppen

2.4.3

2.4.4

2.4.5

2.4.6

lichte Treppenlaufbreite [m] 1,20 0,90 0,60

Bei Gängen und Treppen im Verlauf von Fluchtwegen für mehr als 120 Personen muss die lichte Breite für jeweils weitere angefangene zehn Personen um jeweils 10 cm erhöht werden. Bei Stadien und Versammlungsstätten im Freien muss die lichte Breite von Gängen, Treppen und Türen im Verlauf von Fluchtwegen für nicht mehr als 300 Personen mindestens 1,20 m betragen. Für mehr als 300 Personen muss die lichte Breite für jeweils weitere angefangene 50 Personen um jeweils 10 cm erhöht werden. Die Mindestbreite von Gängen und Treppen darf durch Einbauten oder vorstehende Bauteile nicht eingeengt werden. Zulässig sind jedoch: – Einengungen durch Treppenschrägaufzüge in nicht betriebsbereitem Zustand (Parkstellung) um nicht mehr als 30 cm, – stellenweise Einengungen in Gängen um nicht mehr als 10 cm auf eine Länge von maximal 1,20 m (z. B. Pfeiler, Verzierungen), – Einengungen durch Handläufe um nicht mehr als 10 cm je Seite bei Haupttreppen, ausgenommen Wohnungstreppen, – Einengungen durch leicht entfern- oder öffenbare Zugangssicherungen vor abwärtsführenden Treppen in Altersheimen, Altenwohnheimen, Seniorenheimen, Seniorenresidenzen sowie anderen Gebäuden mit vergleichbarer Nutzung, Pflegeheimen und Krankenhäusern. Bei Treppen im Verlauf von Fluchtwegen sind zusätzliche Handläufe zur Unterteilung der Treppenlaufbreite (Zwischenhandläufe) erforderlich, wenn diese 2,40 m überschreitet.

Vorschriften | 13

100-1-20221111

Abbildung 100|1-13: Durchgangsbreiten Fluchtwege und Türen – OIB-Richtlinie 4 [20]

2.5

2.6

3 3.1.1

3.1.2 3.2 3.2.1

Durchgangshöhe von Treppen, Rampen und Gängen Die lichte Durchgangshöhe von Treppen, gemessen an der Stufenvorderkante, sowie von Rampen und Gängen muss mindestens 2,10 m betragen. Vermeidung des Unterlaufens von Podesten, Treppenläufen und Rampen In allgemein zugänglichen Bereichen sind Flächen vor und unter Podesten, Treppenläufen, Rampen, schrägen Bauteilen und dergleichen mit einer Durchgangshöhe von weniger als 2,10 m so zu sichern, dass eine Verletzungsgefahr durch unbeabsichtigtes Unterlaufen vermieden wird. Schutz vor Rutsch- und Stolperunfällen Bauwerkszugänge sowie Gänge, Treppen und Rampen in allgemein zugänglichen Bereichen müssen eben, befestigt und trittsicher sein und über eine dem Verwendungszweck entsprechend ausreichend rutschhemmende Oberfläche verfügen. Einzelstufen und sonstige einzelne Niveausprünge sind unzulässig – in Gängen in allgemein zugänglichen Bereichen und – bei Treppenpodesten. Treppen In einem Treppenlauf müssen die Stufen in dessen gesamten Verlauf gleich hoch und in der Lauflinie gleich tief sein. Die Stufenhöhe und der Stufenauftritt von Treppen müssen der Tabelle 100|1-02 entsprechen.

Tabelle 100|1-02: Stufenhöhe und Stufenauftritt – OIB-Richtlinie 4 [20] Treppenarten Haupttreppen, ausgenommen Wohnungstreppen Haupttreppen als Wohnungstreppen Nebentreppen

3.2.2

3.2.3

3.2.4

Stufenhöhe [cm] Höchstmaß 18 20 21

Stufenauftritt [cm] Mindestmaß 27 24 21

Bei Haupttreppen ist nach maximal 20 Stufen ein Podest zu errichten. Bei Podesten mit Richtungsänderung muss die Podesttiefe zumindest der lichten Treppenlaufbreite entsprechen. Haupttreppen mit gekrümmter Lauflinie müssen im Abstand von 20 cm von der inneren Begrenzung des Treppenlaufes (Absturzsicherung oder Wand ohne Berücksichtigung der Handläufe) einen Stufenauftritt von mindestens 15 cm aufweisen, bei Wohnungstreppen genügen 12 cm. In Gebäuden oder Gebäudeteilen, die barrierefrei zu gestalten sind, müssen Haupttreppen (ausgenommen Wohnungstreppen) geradläufig sein. Eine gekrümmte Lauflinie ist zulässig, wenn im Abstand von jeweils 40 cm von beiden seitlichen Begrenzungen des Treppenlaufes (Absturzsicherung oder Wand, ohne Berücksichtigung der Handläufe) die Steigungsverhältnisse der Schrittmaßregel (2 × Stufenhöhe + Stufenauftritt = 62 cm ± 3 cm) eingehalten werden.

14 | Grundlagen

100-1-20221111

3.2.5

3.2.6

3.2.7

4.2 4.2.1

4.2.3

4.2.4

In Gebäuden oder Gebäudeteilen, die barrierefrei zu gestalten sind, müssen zumindest die An- und die Austrittsstufe eines Treppenlaufes in der ganzen Treppenbreite an der Vorderkante auf der Trittstufe kontrastierend gekennzeichnet werden. Vor abwärtsführenden Treppen muss ein taktiles Aufmerksamkeitsfeld angeordnet werden. Davon ausgenommen sind: Treppen in Treppenhäusern und Treppen in Altersheimen, Altenwohnheimen, Seniorenheimen, Seniorenresidenzen sowie anderen Gebäuden mit vergleichbarer Nutzung, Pflegeheimen und Krankenhäusern. Bei Treppenläufen mit zwei oder mehr Stufen müssen auf beiden Seiten formstabile, durchgängig gut greifbare Handläufe angebracht werden. Bei folgenden Treppenläufen genügt ein Handlauf auf einer Seite: Treppen in Gebäuden oder Gebäudeteilen mit nicht mehr als drei Wohnungen, Treppen in Reihenhäusern, Nebentreppen sowie Wohnungstreppen. Die Handläufe sind in einer Höhe von 85 cm bis 90 cm anzuordnen. Abweichend davon dürfen Handläufe, die den oberen Abschluss einer Absturzsicherung bilden, in einer Höhe von bis zu 1,10 m angeordnet werden. In Gebäuden oder Gebäudeteilen, die barrierefrei zu gestalten sind, sind die Handläufe bei Treppenantritt und -austritt um 30 cm über die Stufenkante, gegebenenfalls auch seitlich um die Ecke, weiterzuführen. Bildet der Handlauf den oberen Abschluss einer Absturzsicherung und ist in mehr als 1,00 m Höhe angebracht, ist ein zweiter Handlauf in einer Höhe von 85 bis 90 cm anzuordnen. Für Außentreppen, die der Erschließung des Gebäudes oder anderer allgemein zugänglicher Bereiche dienen, gelten die Bestimmungen der Punkte 3.2.1 bis 3.2.6 sinngemäß. Anforderungen an Absturzsicherungen Die Höhe der Absturzsicherung hat mindestens 1,00 m, ab einer Absturzhöhe von mehr als 12 m mindestens 1,10 m zu betragen. Bei Wohnungstreppen genügt eine Höhe der Absturzsicherung von 90 cm. Die Höhe der Absturzsicherung wird von der Standfläche gemessen. Bei Absturzsicherungen mit einer oberen Tiefe von mindestens 20 cm (z. B. Brüstungen, Fensterparapete) darf die jeweils erforderliche Höhe um die halbe Brüstungstiefe abgemindert, jedoch ein Mindestmaß von 85 cm nicht unterschritten werden. Im Bereich von 15 bis 60 cm über fertiger Stufenvorderkante oder Standfläche dürfen keine horizontalen oder schrägen Elemente der Absturzsicherung angeordnet sein, es sei denn, ein Hochklettern wird erschwert, wie z. B. durch – horizontale oder schräge Elemente, die nicht um mehr als 3 cm vorspringen, – Öffnungen, die in der Vertikalen nicht größer als 2 cm sind, – Seilnetze mit einem Maschenumfang von höchstens 16 cm, – Lochbleche mit einem Lochdurchmesser von höchstens 4 cm, – eine nach innen um mindestens 15 cm überstehende Geländeroberkante. Öffnungen in Absturzsicherungen dürfen zumindest in einer Richtung nicht größer als 12 cm sein. Abweichend davon dürfen bei Versammlungsstätten Öffnungen in Absturzsicherungen im Bereich von mehr als 80 cm über der Standfläche auch größer als 12 cm sein. Bei Geländern über einer Standfläche ist der untere Abschluss so auszubilden, dass zwischen der Geländerunterkante und der Standfläche ein Würfel mit einer Kantenlänge von höchstens 12 cm durchgeschoben werden kann. Bei Geländern neben einer Standfläche ist der untere Abschluss so auszubilden, dass zwischen der Geländerunterkante und der Standfläche ein Würfel mit einer Kantenlänge von höchstens 7,5 cm durchgeschoben werden kann. Dabei darf der lichte Horizontalabstand zwischen dem Geländer und der Standfläche nicht mehr als 3 cm betragen. Bei offenen Setzstufen darf der lichte Abstand höchstens 12 cm betragen.

Vorschriften | 15

100-1-20221111

OIB-Richtlinie 5 [21]: Schallschutz 2.3

2.5

Anforderungen an den Luftschallschutz innerhalb von Gebäuden Wände, Decken und Einbauten zwischen Räumen sind so zu bemessen, dass bedingt durch die Schallübertragung durch den Trennbauteil und die SchallLängsleitung z. B. der flankierenden Bauteile die folgenden Werte der bewerteten Standard-Schallpegeldifferenz 𝐷 , nicht unterschritten werden: – aus allgemein zugänglichen Bereichen (z. B. Treppenhäuser): 35 bis 55 dB Anforderungen an den Trittschallschutz in Gebäuden Der bewertete Standard-Trittschallpegel 𝐿′ , in Räumen darf folgende Werte nicht überschreiten: – aus allgemein zugänglichen Bereichen (z. B. Treppenhäuser): 50 bis 55 dB

OIB-Richtlinie 6 [22]: Energieeinsparung und Wärmeschutz 4.4.1

4.10

Beim Neubau eines Gebäudes oder Gebäudeteiles dürfen bei konditionierten Räumen folgende Wärmedurchgangskoeffizienten (U-Werte) nicht überschritten werden: – WÄNDE zwischen Wohn- oder Betriebseinheiten oder konditionierten Treppenhäusern: 1,40 W/m²K Luft- und Winddichtheit Beim Neubau muss die Gebäudehülle luft- und winddicht ausgeführt sein, wobei die Luftwechselrate 𝑛 – gemessen bei 50 Pa Druckdifferenz zwischen innen und außen, gemittelt über Unter- und Überdruck und bei geschlossenen Ab- und Zuluftöffnungen – den Wert 3 h–1 nicht überschreiten darf. Wird eine mechanisch betriebene Lüftungsanlage mit oder ohne Wärmerückgewinnung eingebaut, darf die Luftwechselrate 𝑛 den Wert 1,5 h–1 nicht überschreiten. – Bei Wohngebäuden der Gebäudekategorie 1, Doppel- und Reihenhäusern ist dieser Wert für jedes Haus, bei Wohngebäuden der Gebäudekategorie 2 und 3 für jede Wohnung bzw. Wohneinheit einzuhalten. Ein Mitteln der einzelnen Wohnungen bzw. Wohneinheiten ist nicht zulässig. Der Wert ist auch für Treppenhäuser, die innerhalb der konditionierten Gebäudehülle liegen, inklusive der von diesen erschlossenen Wohnungen einzuhalten.

16 | Grundlagen

100-1-20221111

 OIB-Richtlinie 5 Schallschutz

 OIB-Richtlinie 6 Energieeinsparung und Wärmeschutz

100|2

Entwurfskriterien

100|2

Entscheidend für den Entwurf einer Treppe sind neben der Wahl der Grundrissform und des Steigungsverhältnisses auch die Ausbildung der Laufuntersichten (Knicklinie) und die bauphysikalischen Anforderungen sowie die Stufenformen und Materialien.

100|2|1

Grundrissformen Bei der Ausbildung der Grundrissformen einer Treppe ist zwischen einer Abwinkelung um einen bestimmten Winkel, die ein Zwischenpodest erfordert (bei 90° Viertelpodest, bei 180° Halbpodest), und einer Wendelung zu unterscheiden. Zwischenpodeste sind bei geraden Läufen mindestens alle 20 Stufen zwischenzuschalten. Für die zahlreichen Grundrissformen waren lange Zeit die unterschiedlichsten Bezeichnungen üblich. ÖNORM B 5371:2021 [40] regelt in einem informativen Anhang häufig verwendete Grundrissformen, wobei gewendelte und abgewinkelte Treppen nach ihrer Drehrichtung beim Aufwärtsschreiten als Linkstreppen oder als Rechtstreppen bezeichnet werden.

100|2|1 Bei den Grundrissformen einer Treppe unterscheidet man zwischen geraden Läufen, Abwinkelungen und Wendelungen.

Abbildung 100|2-01: Grundrissformen [40]

A B C D E F G H

einläufige, gerade Treppe I einläufige, im Antritt viertelgewendelte Rechtstreppe einläufige, gerade Treppe mit Zwischenpodest J einläufige, im Austritt viertelgewendelte Linkstreppe zweiläufige, gewinkelte Rechtstreppe mit Zwischenpodest K einläufige, viertelgewendelte Rechtstreppe zweiläufige, gegenläufige Rechtstreppe mit Zwischenpodest L einläufige, zweimal viertelgewendelte Linkstreppe einläufige, halbgewendelte Rechtstreppe M einläufige Bogentreppe (Rechtstreppe) dreiläufige, zweimal gewinkelte Linkstreppe mit zwei Zwischenpodesten Spindeltreppe (Rechtstreppe) N einläufige Bogentreppe (Linkstreppe) mit Zwischenpodest Wendeltreppe (Linkstreppe) O S-förmige Treppe (Treppe mit wechselnder Drehrichtung)

Durch die Wahl einer bestimmten Grundrissform ist bei gleicher Stufenanzahl und damit gleicher Lauflänge der Flächenbedarf der Treppenläufe zwar kaum unterschiedlich, der Bedarf der gesamten Treppenanlage inklusive Podesten sowie An- und Austrittsbereichen kann jedoch fast bis zum Doppelten der Grundrissfläche führen. Grundrissformen | 17

100-2-20221112

Abbildung 100|2-02: Flächenbedarf von Treppen

187 %

100|2|2

180 %

180 %

165 %

130 %

114 %

100 %

Steigungsverhältnis

100|2|2

Der wichtigste Parameter der Treppe ist das Steigungsverhältnis – das Verhältnis Stufenhöhe ℎ zur Auftrittsbreite 𝑎. Aufgrund von Untersuchungen hinsichtlich der Bequemlichkeit und des Energieverbrauches entstanden Maßregeln für das Steigungsverhältnis als Grundlage für die Konstruktion. Die wichtigste Formel zur Festlegung ist die Schrittmaßregel. Sie beruht auf der mittleren Schrittlänge des Menschen, die etwa 70 cm beträgt. Durch die übliche Neigung der Treppen von ca. 30° reduziert sich die Schrittlänge auf rund 63 cm. A. Schrittmaßregel B. Schrittmaßregel nach ÖNORM B 5371 C. Sicherheitsregel D. Bequemlichkeitsregel für flache Treppen ℎ ≤ 13 cm E. Sicherheitsregel für steile Treppen ℎ ≥ 18 cm Höhe der Stufe ℎ Auftrittsbreite der Stufe 𝑎

Das Steigungsverhältnis einer Treppe orientiert sich an der Bequemlichkeit und am Energieverbrauch der Benutzer.

2 ∙ ℎ 𝑎 63 cm 2 ∙ ℎ 𝑎 62 3 cm 𝑎 ℎ 46 cm 𝑎



𝑎

52

(100|2-01)

12 cm 3 ℎ 4

oder

𝑎

500 ℎ cm cm

Für sehr kleine und sehr große Steigungen ergeben sich nach der Schrittmaßregel extrem lange bzw. extrem kurze Auftrittsbreiten. In diesen Bereichen erscheint die Sicherheitsregel am geeignetsten. Als günstigstes Steigungsverhältnis aus der Schrittmaßregel und der Sicherheitsregel ergibt sich eine Stufenhöhe ℎ = 17 cm und eine Auftrittsbreite 𝑎 = 29 cm. Tabelle 100|2-01: Grenzwerte für Treppenmaße, ÖNORM B 5371 [40], OIB-Richtlinie 4 [20] Treppenarten Haupttreppen, ausgenommen Wohnungstreppen Haupttreppen als Wohnungstreppen Nebentreppen Treppen mit hohen Bequemlichkeitsanforderungen

18 | Entwurfskriterien

100-2-20221112

Stufenhöhe 𝒉 [cm] Höchstmaß 18 20 21 16

Stufenauftritt 𝒂 [cm] Mindestmaß 27 24 21 30

Treppenlaufbreite 𝑩 [cm] Mindestmaß 120 90 60 120

Die maximalen Abmessungen für die Stufenhöhe ℎ und die Minimalwerte für die Auftrittsbreite 𝑎 werden sowohl in der ÖNORM B 5371 [40] als auch in der OIB-Richtlinie 4 [20] festgelegt. Die ÖNORM unterscheidet dabei einerseits nach der Art der Benutzung, andererseits nach Notwendigkeit und Intensität der Benutzung und gibt dementsprechend Werte an (Tabelle 100|2-02). Tabelle 100|2-02: Stufenabmessungen nach der Schrittmaßregel Geschoßhöhe [mm] 1200 1300 1400 1500 1600 1700 1800 1900 2000 2100 2200 2300 2400 2500 2600 2700 2800 2900 3000 3100 3200 3300 3400 3500 3600

Stufenanzahl [Stück] 7 8 8 9 9 10 11 11 12 12 13 13 14 14 15 16 16 17 17 18 18 19 19 20 20

Stufenhöhe 𝒉 [mm] 171 163 175 167 178 170 164 173 167 175 169 177 171 179 173 169 175 171 176 172 178 174 179 175 180

Auftrittsbreite 𝒂 [mm] 287 305 280 297 274 290 303 285 297 280 292 276 287 273 283 293 280 289 277 286 274 283 272 280 270

Lauflänge [mm] 1722 2135 1960 2376 2192 2610 3030 2850 3267 3080 3504 3312 3731 3549 3962 4395 4200 4621 4432 4862 4658 5094 4896 5320 5130

Abbildung 100|2-03: Treppenbezeichnungen in Abhängigkeit von der Steigung

In der DIN 18065 [24] werden Treppenbezeichnungen in Abhängigkeit von der Steigung angeführt. Die eigentlichen Stufentreppen liegen bei Neigungswinkeln von 20 bis 45° und werden durch Rampentreppen mit nur 15° nach unten begrenzt (Abbildung 100|2-03). Aufgrund vorgegebener Grundrissformen kann es unter Umständen nötig sein, eine höhere oder niedrigere Stufenanzahl – damit auch eine höhere oder geringere Neigung – zu wählen. Die maximale Länge eines Treppenlaufes ist in den behördlichen Vorschreibungen geregelt und als Empfehlung in der Norm enthalten. Bei langen Treppenläufen sollte bei Treppen im Freien nach 15 und

Vorgegebene Grundrissformen können die Stufenanzahl beeinflussen.

Steigungsverhältnis | 19

100-2-20221112

muss bei Treppen im Inneren nach maximal 20 Steigungen (Stufenhöhen) ein Ruhepodest eingezogen werden. Zur Aufrechterhaltung des Gehrhythmus empfiehlt es sich, die Abmessungen der Zwischenpodeste auf das Schrittmaß abzustimmen. Die Podesttiefe 𝑡 kann durch Annahme von 𝑛 innerhalb der Bemessungsregel variabel gehalten werden und wird bei gewendelten Treppen in der Lauflinie gemessen. 𝑎 𝑡 2∙ 𝑛 ∙ Schrittlänge ⇒ 𝑡 𝑎 𝑛 ∙ 2 ∙ ℎ 𝑎 2 𝑡 𝑛

Podesttiefe Variable = 1, 2, 3 …

(100|2-02)

cm -

Speziell im Bereich der Treppenaustritte sind zur sicheren Benützung Mindestabstände zu Türen einzuhalten. Vor Türen, die gegen die Stufenvorderkanten öffnen oder gegenüber dem Treppenaustritt liegen, muss eine freie Podesttiefe 𝑡 von mindestens der Türflügelbreite zuzüglich 80 cm vorgesehen werden. Bei Türen, die nicht gegen die Stufenvorderkanten bzw. normal zur Lauflinie öffnen, reicht ein Abstand von 40 cm aus.

Im Bereich der Treppenaustritte sind Mindestabstände zu Türen einzuhalten.

Abbildung 100|2-04: Freie Podesttiefe 𝑡 vor Türen [40]

Bei Dachbodentreppen mit einem höheren Steigungsverhältnis kann auch die Ausführung einer Spartreppe, Raumspartreppe bzw. Sambatreppe, die abwechselnd bis zu halbseitig gekürzte Auftrittsflächen aufweist, oder einer Leitertreppe erfolgen. Als Haupttreppen sind diese Treppenarten nicht zulässig. Abbildung 100|2-05: Leitertreppe, Spartreppe, Sambatreppe

20 | Entwurfskriterien

100-2-20221112

Spartreppen, Raumspartreppen bzw. Sambatreppen oder Leitertreppen sind als Haupttreppen nicht zulässig.

Bei der Dimensionierung von Viertel- oder Halbpodesten ist grundsätzlich die volle Durchgangsbreite des Treppenlaufes einzuhalten. Zusätzlich ist zu empfehlen, auf die Möglichkeit des Transports von Möbeln oder Krankentragen Rücksicht zu nehmen und gegebenenfalls eine größere Podesttiefe vorzusehen. Bei Treppen in Gebäuden mit barrierefreier Ausbildung wird in der ÖNORM B 1600 [29] eine Bewegungsfläche im Podestbereich von mindestens 150 cm Durchmesser ohne Berücksichtigung des Handlaufes gefordert. Abbildung 100|2-06: Transporte im Podestbereich

100|2|3

Knicklinie Die Lauflänge geradläufiger Treppen wird nach der Anzahl der Steigungen und der Auftrittsbreite berechnet. Da das Podest den letzten Auftritt bildet, ist die Anzahl der Auftritte stets um eins geringer als die Zahl der Steigungen. Will man bei Stahlbetontreppen eine klare Podestuntersicht erzielen, so müssen die Knicklinien der Lauf- und Podestplatten durchgehen. Senkrecht über diesen Knicklinien treffen sich auch die Oberkanten des ankommenden und aufsteigenden Handlaufes. Der Abstand der Knicklinien ergibt sich, wenn zur Lauflänge noch zwei halbe Auftritte bzw. ein ganzer Auftritt hinzugezählt werden. Innerhalb des Abstandes der Knicklinien werden die Vorderkanten der Stufen an den Podesten entweder übereinandergelegt (größte Podesttiefe) oder gegeneinander verschoben. Alle diese Maßnahmen haben Konsequenzen sowohl für die Stärke der Podestplatte als auch für die Höhe des Geländers an der Knicklinie. Ist die Ausbildung einer durchlaufenden Knicklinie nicht erforderlich, so ist für die Höhe des Geländers ausschließlich die Lage des Anund Austrittes und des Spindelraumes maßgebend.

100|2|3 Die Anzahl der Steigungen und die Auftrittsbreite bestimmen die Lauflänge geradläufiger Treppen.

Beispiel 100|2-01: Variante A: Antritt über Knicklinie, Austritt eine Stufe versetzt Liegt die Vorderkante der Stufe des aufsteigenden Laufes über der Knicklinie, so liegt die Oberkante des Handlaufes 100 cm (Geländerhöhe) + 1 Stufenhöhe hoch. Das Geländer ist damit am Treppenauge sehr hoch, die Stärke der Podestplatte dagegen geringer als bei den anderen Varianten.

Knicklinie | 21

100-2-20221112

Beispiel 100|2-02: Variante B: An- und Austritt übereinander, Knicklinie ½ Stufe versetzt Liegen die Vorderkanten der beiden Läufe übereinander, so beträgt die Geländerhöhe in der Knicklinie 100 cm + ½ Stufenhöhe. Die Podestplatte ist um ½ Stufenhöhe stärker als bei Variante A.

Beispiel 100|2-03: Variante C: Austritt über Knicklinie, Antritt eine Stufe versetzt Liegt die letzte Steigung des ankommenden Laufes am Podest in der Knicklinie, so ist das Geländer am Podest 100 cm hoch und die Podestplatte um eine ganze Stufenhöhe stärker als bei Variante A.

Beispiel 100|2-04: Variante D: An- und Austritt übereinander, Knicklinie beliebig Die Knicklinie ist an der Untersicht versetzt, die Vorderkanten der beiden Läufe liegen übereinander. Die Podeststärke resultiert aus statischen Vorgaben, im grundrisslichen Bereich des Spindelraumes weist der Handlauf einen Höhenversprung auf.

Bei durchlaufender Knicklinie wird meist Variante B ausgeführt. Bei engen Treppen- und Podestverhältnissen wirkt das hohe Geländer am Treppenauge wie bei Variante A beengend, und man wird eher der Variante C den Vorzug geben oder auf eine durchlaufende Knicklinie verzichten.

22 | Entwurfskriterien

100-2-20221112

Beispiel 100|2-05: Stufenausteilung 1) Treppenart: zweimal rechts gewinkelte Stiege mit zwei Läufen und einem Zwischenpodest 2) Geschoßhöhe 2,84 m, maximale Stufenhöhe = 18 cm, minimale Auftrittsbreite = 27 cm 3) Annahme Stufenhöhe ~17 cm 4) gerade Stufenanzahl = 284 / 17 = 16,7  gewählt 16 Steigungen 5) Stufenhöhe ℎ = 284 / 16 = 17,75 cm < 18 cm 6) Auftrittsbreite 𝑎 = 63 – 2  17,75 = 27,5 cm  gewählt 𝑎 = 28 cm > 27 cm 7) Stufenausteilung wählen Variante A Variante B Variante C

100|2|4

Gewendelte Treppen – Stufenverziehung

100|2|4

Aus fertigungstechnischen und damit auch wirtschaftlichen Gründen werden heute meist geradläufige Treppen gebaut. Gewendelte Ausführungen finden fast nur mehr im Einfamilienhausbau oder aus besonderen architektonischen Erwägungen Verwendung. Zieht man bei gewendelten Treppen wie bei der Bogentreppe die Stufen im Grundriss zum Mittelpunkt der Krümmung, so ergeben sich, falls der Spindelraum oder die Spindel nicht sehr breit ist, an der Innenwange sehr schmale und damit schlecht begehbare Spitzstufen.

Verwendung finden gewendelte Treppen hauptsächlich im Einfamilienhausbau oder aus besonderen architektonischen Erwägungen.

Abbildung 100|2-07: Planungsgrundlagen Stufenverziehung

gerade Treppe

100|2|4|1

verzogene Stufen

Bogentreppe

Konstruktionsregeln

100|2|4|1

Die Basis für eine Stufenverziehung ist ausgehend vom möglichen Grundriss der Treppe die Festlegung der Lauflinie, die sich innerhalb des Gehbereiches Gewendelte Treppen – Stufenverziehung | 23

100-2-20221112

befinden muss. In der ÖNORM B 5371 [40] wird der Gehbereich bis zu Treppenlaufbreiten von 100 cm mit einer Breite von 20 % der Treppenlaufbreite und darüber mit 20 cm Breite definiert. Seine Lage im Treppenlauf ist bis zu Treppenlaufbreiten von 100 cm mittig anzunehmen und bei Treppenlaufbreiten über 100 cm in einem seitlichen Abstand von 40 cm von der äußeren Begrenzung der Laufbreite an der Handlaufseite. Bei Spindeltreppen ist die Breite des Gehbereiches auch mit 20 % der Treppenlaufbreite definiert und seine Lage bis zu Treppenlaufbreiten von 130 cm so festgelegt, dass die innere, spindelseitige Begrenzung des Gehbereiches in der Mitte der Treppenlaufbreite liegt. Bei Treppenlaufbreiten über 130 cm darf der äußere Abstand des Gehbereiches 40 cm nicht überschreiten. Tabelle 100|2-03: Gehbereich gemäß ÖNORM B 5371 [40] Treppenlaufbreite 𝑩 [cm] Randabstand außen [cm] Breite Gehbereich [cm] 60 24 12 Neben70 28 14 treppen 80 32 16 90 36 18 Wohnungstreppen 100 40 20 Haupt40 20 120 treppen 50 15 10 60 18 12 70 21 14 80 24 16 90 27 18 Spindel100 30 20 treppen 110 33 22 120 36 24 130 39 26 140 40 28 150 40 30

Die Krümmungsradien der inneren und äußeren Begrenzungslinien des Gehbereiches müssen bei Richtungsänderungen mindestens 30 cm betragen. Die Lauflinie muss innerhalb des Gehbereiches liegen, wobei ihre Lage im Gehbereich variabel ist. Als besondere Anforderungen an die Lauflinie wird in der ÖNORM B 5371 [40] die Forderung einer stetigen Ausbildung ohne Knickpunkte und ein Mindestkrümmungsradius von 30 cm festgelegt, jedoch für eine bessere Begehbarkeit der Eckstufen von mindestens 45 cm empfohlen. Für die Lage und Form der gewendelten Stufen gelten nachfolgende Konstruktionsregeln: - Im geraden Verlauf der Lauflinie dürfen gewendelte Stufen nur bis zu einer Länge von 4𝑎 angeordnet werden, wobei die Anordnung einer weiteren gewendelten Stufe noch zulässig ist. Die Länge ist vom Konstruktionsmittelpunkt aus in Richtung Stufenantritt oder Stufenaustritt zu messen. - Der Stufenauftritt 𝑎 und der innere Stufenauftritt 𝑎 sind als Sehnenmaß auf der Lauflinie bzw. der inneren Begrenzungslinie zu messen. - Im an den Bogenbereich anschließenden, geraden Verlauf der Lauflinie dürfen die Stufenauftritte 𝑎 der gewendelten Stufen um bis zu 3 cm

24 | Entwurfskriterien

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Die Lauflinie sollte eine stetige Ausbildung ohne Knickpunkte und einen Mindestkrümmungsradius von 30 cm aufweisen.

vergrößert werden, soweit dadurch ein gleichmäßigeres Stufenbild erreicht wird. - Bei Haupttreppen müssen die Stufen im Abstand von 20 cm von der inneren Begrenzung des Treppenlaufes einen inneren Stufenauftritt 𝑎 von mindestens 15 cm und bei Wohnungstreppen von 12 cm aufweisen. Abbildung 100|2-08: Konstruktionsregeln für gewendelte Treppen – ÖNORM B 5371 [40]

Die Anzahl der zu verziehenden Stufen kann unter Berücksichtigung der Konstruktionsregeln frei gewählt werden, jedoch ist zu bedenken, dass bei einer zu geringen Anzahl der Übergang von der geraden Treppe zu abrupt erfolgt und für die Benutzer Stolpergefahr besteht. Bei einer zu großen Anzahl verzogener Stufen liegen diese zu schräg zur Wange, wodurch ebenfalls eine schlechte Begehbarkeit und ein optisch unschöner Eindruck entstehen. Bei allen Lösungen sollte zusätzlich versucht werden, dass keine Stufenkante direkt in eine Außenecke läuft. Hinsichtlich der Art der Verziehung der Stufen bestehen keine Vorschreibungen, sofern die Konstruktionsregeln eingehalten werden. Zwischen den folgenden Methoden kann gewählt werden, wobei außer bei der Abwicklungsmethode nur die grundrissliche Gestaltung in die Planung eingeht. Als weitere Verziehungsmethoden werden in der Literatur die Winkelmethode, die Kreisbogenmethode oder die Leistenmethode angeführt, nachfolgend jedoch nicht weiter erläutert.     

Unter Einhaltung der Konstruktionsregeln können die Anzahl der zu verziehenden Stufen und die Art der Verziehung frei gewählt werden.

Abwicklungsmethode Evolventenmethode (Fluchtlinienmethode) Proportionalitätsteilung Halbkreismethode rechnerische Methode

Gewendelte Treppen – Stufenverziehung | 25

100-2-20221112

100|2|4|2

Abwicklungsmethode Die Abwicklungsmethode kann für eine beliebige Wendelung angewendet werden. Die eigentliche Abwicklungskonstruktion erfolgt im Aufriss, wo die Innenwange aus dem Grundriss und den Stufenhöhen abzuwickeln ist. Dazu werden die festgelegten geraden Stufen und die abgewickelte Wangenlänge aufgetragen. Nach dem Verbinden der Punkte A und E mit an die geraden Stufen tangierenden Kreisbögen erhält man die ausgeglichene Steigungslinie der gewendelten Stufen. Die Vorderkanten der Stufen ergeben sich in den Schnittpunkten der Stufenhöhen mit der Steigungslinie. Damit sind die Auftrittsbreiten der Spitzstufen an der Innenwange bekannt, und die Maße sind in den Grundriss übertragbar. Durch Eintragen der inneren Begrenzung im Abstand von 20 cm von der Treppeninnenseite können die inneren Stufenauftritte 𝑎 gemessen werden, eine Vorgabe der inneren Mindestauftrittsbreite ist nicht möglich. Abbildung 100|2-09: Stufenverziehung – Abwicklungsmethode mit 90°-Wendelung

Beispiel 100|2-06: Ablauf Stufenverziehung Abwicklungsmethode 90°-Wendelung 1) Lauflinie einzeichnen und mit der Regelauftrittsbreite 𝑎 unterteilen 2) Zwischen den geraden Stufen 10-19 sollen 9 Wendelstufen angeordnet werden. 3) Die Innenwange wird im Aufriss abgewickelt und die erforderlichen Stufenhöhen eingetragen. 4) Die Steigungslinien 9–10 und 19–20 werden eingezeichnet, und zwischen 10 und 19 wird eine S-förmige Linie aus zwei Kreisbögen, welche die Steigungslinien tangieren, konstruiert. Die Mittelpunkte M erhält man durch Schneiden der Streckensymmetralen von A–C bzw. C–E mit der Normalen zu den Steigungslinien in den Punkten 10 bzw. 19. 5) Die Schnittpunkte der Höhen mit der S-förmigen Steigungslinie ergeben die Trittkanten der Stufen. 6) Die Stufenvorderkanten werden aus der Abwicklung im Aufriss in den Grundriss übertragen. 7) Die Punkte auf der Innenwange, verbunden mit den entsprechenden Punkten auf der Lauflinie, ergeben die Trittkanten der gewendelten Stufen. 8) Eintragen der inneren Begrenzung im Abstand von 20 cm von der Treppeninnenseite, Messen der inneren Stufenauftritte 𝑎

26 | Entwurfskriterien

100-2-20221112

100|2|4|2 Die Abwicklungskonstruktion erfolgt im Aufriss.

Abbildung 100|2-10: Stufenverziehung – Abwicklungsmethode mit 180°-Wendelung

100|2|4|3

Evolventenmethode

100|2|4|3

Die Stufenverziehung erfolgt hier nur im Grundriss und basiert auf der mathematischen Beziehung einer Abwicklungskurve (Evolvente), wobei nicht die eigentliche Evolvente, sondern nur die mit den Trittkanten identen Tangenten ermittelt werden. In der Literatur wird diese Methode auch als Fluchtlinienmethode bezeichnet. Für die Konstruktion ist vorerst die Festlegung des Bereiches der geraden Stufen und der kleinsten inneren Stufenauftritte 𝑎 (Spitzstufenabmessung) erforderlich. Die jeweiligen Abschnitte der in der Krümmung liegenden Trittkanten (𝑥, 𝑦) ergeben als Verbindung mit den vorgegebenen Punkten auf der Lauflinie die verzogenen Stufen. Bei sehr engen Krümmungsradien können schleifende Schnitte mit der inneren Begrenzung entstehen und die inneren Stufenauftritte die Mindestwerte unterschreiten.

Bei der Evolventenmethode erfolgt die Stufenverziehung im Grundriss.

Beispiel 100|2-07: Ablauf Stufenverziehung Evolventenmethode 90°-Wendelung 1) Lauflinie einzeichnen und mit der Regelauftrittsbreite 𝑎 unterteilen 2) Annahme: Die Achse der Stufe 14 soll durch die Mauerecke gehen. 3) An der inneren Begrenzung im Abstand von 20 cm von der Treppeninnenseite wird 𝑎 /2 aufgetragen (𝑎 ≥15 cm). 4) Diese Punkte, mit den Punkten 14 und 15 auf der Lauflinie verbunden, ergeben die Verziehung der Eckstufe. 5) Die Verlängerung dieser Kanten ergeben auf der Verlängerung der letzten bzw. ersten geraden Stufe die Strecken 𝑥 bzw. 𝑦. 6) 𝑥 und 𝑦 sind in der jeweiligen Richtung so oft aufzutragen, als zu verziehende Stufen vorhanden sind, und dann die Punkte mit den entsprechenden Punkten auf der Lauflinie zu verbinden. 7) An der inneren Begrenzung im Abstand von 20 cm von der Treppeninnenseite sind die inneren Stufenauftritte 𝑎 zu kontrollieren.

Gewendelte Treppen – Stufenverziehung | 27

100-2-20221112

Abbildung 100|2-11: Stufenverziehung – Evolventenmethode 90°-, 180°-Wendelung

100|2|4|4

Proportionalitätsteilung

100|2|4|4

Bei proportionaler Teilung kann nach Literaturangaben zwischen gerader und ungerader Stufenanzahl unterschieden werden, wobei die zugrunde gelegte Theorie auf einer proportionalen Teilung der nach Abzug der inneren Auftrittsbreiten 𝑎 in der inneren Begrenzung und dem Verziehungsende verbleibenden Länge beruht. Die auf der Krümmungsachse A resultierende Strecke wird im Längenverhältnis 1:2:3: … 𝑛 in so viele Abschnitte 𝑛 geteilt, wie noch innere Auftrittsbreiten (Spitzstufen) vorgesehen sind. Die Lage der Trittkanten ergibt sich aus der Verbindung dieser Teilungspunkte auf der Krümmungsachse mit den Stufenauftritten auf der Lauflinie. Δ𝑙 Δ𝑙 Δ𝑙 𝑛 𝑗

2 ⋅ Δ𝑙 ⋅ 𝑗 𝑛 1 ⋅𝑛 Strecke TP auf der Krümmungsachse A 𝑗-te Abschnittslänge auf der Krümmungsachse A Anzahl innere Auftrittsbreiten Abschnitt 𝑗 mit 𝑗 = 1 bis 𝑛

28 | Entwurfskriterien

100-2-20221112

Bei proportionaler Teilung ist zwischen gerader und ungerader Stufenanzahl zu unterscheiden.

(100|2-03) mm mm -

Abbildung 100|2-12: Stufenverziehung – Proportionalitätsteilung 90°-, 180°-Wendelung

Beispiel 100|2-08: Ablauf Stufenverziehung Proportionalitätsteilung 180°-Wendelung 1) Lauflinie einzeichnen und mit der Regelauftrittsbreite 𝑎 unterteilen 2) An der inneren Begrenzung wird im Abstand von 20 cm von der Treppeninnenseite die kleinste innere Auftrittsbreite 𝑎 aufgetragen (𝑎 ≥ 15 cm) und mit den entsprechenden Punkten auf der Lauflinie verbunden. In der Verlängerung dieser Stufen ergibt sich auf der Krümmungsachse A der Punkt P. 3) Durch den Punkt P wird in beliebigem Winkel zur Achse A eine Hilfsgerade gezeichnet. Auf dieser Geraden werden 𝑛 Abschnitte mit den Längen 𝑥, 2𝑥, 3𝑥 ... 𝑛𝑥 (𝑛 = Anzahl zu verziehender Stufen) aufgetragen. 4) Der Endpunkt S wird mit dem Schnittpunkt der letzten geraden Stufe mit der Treppenachse verbunden (Punkt T). 5) Die Gerade ST wird nun parallel durch die Teilungspunkte auf der Hilfsgeraden SP verschoben und mit der Achse A geschnitten. Alternativ zu Punkt 3) bis 5) kann eine Teilung der Strecke TP auf der Krümmungsachse A nach Formel (100|2-03) in 𝑛 Abschnitte erfolgen. 6) Die Schnittpunkte auf der Achse A, mit den entsprechenden Punkten auf der Lauflinie verbunden, ergeben die Stufenteilung. 7) An der inneren Begrenzung im Abstand von 20 cm von der Treppeninnenseite sind die inneren Stufenauftritte 𝑎 zu kontrollieren.

Gewendelte Treppen – Stufenverziehung | 29

100-2-20221112

100|2|4|5

Halbkreismethode Ähnlich der Proportionalitätsmethode erfolgt bei der Halbkreismethode (eigentlich wird nur ein Viertelkreis benötigt) die Abtragung von 𝑛 Abschnitten auf einem Kreisbogen, die dann auf die Krümmungsachse A projiziert werden und so eine kontinuierlich steigende Teilung auf der Krümmungsachse ergeben. Abbildung 100|2-13: Stufenverziehung – Halbkreismethode 90°-, 180°-Wendelung

Beispiel 100|2-09: Ablauf Stufenverziehung Halbkreismethode 180°-Wendelung 1) Lauflinie einzeichnen und mit der Regelauftrittsbreite 𝑎 unterteilen 2) An der inneren Begrenzung wird im Abstand von 20 cm von der Treppeninnenseite die kleinste innere Auftrittsbreite 𝑎 aufgetragen (𝑎 ≥ 15 cm) und mit den entsprechenden Punkten auf der Lauflinie verbunden. In der Verlängerung dieser Stufen ergibt sich auf der Krümmungsachse A der Punkt P. 3) Der Viertelkreisbogen um T mit dem Radius 𝑟 TP wird in so viele Teile 𝑥 geteilt, wie Stufen verzogen werden. 4) Die Teilungspunkte auf dem Kreisbogen werden parallel zur letzten geraden Stufe zur Achse gelotet und mit den entsprechenden Punkten auf der Lauflinie verbunden. 5) An der inneren Begrenzung im Abstand von 20 cm von der Treppeninnenseite sind die inneren Stufenauftritte 𝑎 zu kontrollieren.

30 | Entwurfskriterien

100-2-20221112

100|2|4|5

100|2|4|6

Rechnerische Methode

100|2|4|6

Bei der rechnerischen Methode werden an der inneren Begrenzung die inneren Stufenauftritte 𝑎 (Spitzstufenbreiten) mathematisch ermittelt und ebenfalls nur im Grundriss abgetragen. Die jeweiligen Abmessungen der inneren Stufenauftritte resultieren aus der Mindestauftrittsbreite und einer im Längenverhältnis von 𝑛 (1 : 2 : 3 : … 𝑛) bzw. 2 (2 : 2 : 2 : … 2 ) aufgeteilten Restlänge. Innere Stufenauftritte proportional 𝒏 Δ𝑙 𝑙 𝑛 ⋅ 𝑎 , 2 ⋅ Δ𝑙 ⋅ 𝑗 𝑎, 𝑎, 𝑛 1 ⋅𝑛 𝑙 𝑎i,j 𝑛 𝑗 𝑎,

Bei den rechnerischen Methoden können die Mindestauftrittsbreiten auf der inneren Begrenzung garantiert werden.

(100|2-04)

Strecke AB auf der inneren Begrenzung 𝑗-te Abschnittslänge auf der inneren Begrenzung Anzahl innere Auftrittsbreiten für Stufenverziehung Abschnitt 𝑗 mit 𝑗 = 1 bis 𝑛 kleinste innere Auftrittsbreite = 𝑎i,0 = 150 mm (bzw. 120 mm)

mm mm mm

Innere Stufenauftritte proportional 𝟐𝒏 Δ𝑙 𝑙 𝑛 ⋅ 𝑎 , Δ𝑙 ⋅ 2 𝑎, 𝑎, 2 1

(100|2-05)

Abbildung 100|2-14: Stufenverziehung – rechnerische Methode 90°-,180°-Wendelung

Beispiel 100|2-10: Stufenverziehung rechnerische Methode 180°-Wendelung 1) Lauflinie einzeichnen und mit der Regelauftrittsbreite 𝑎 unterteilen 2) Annahme der zu verziehenden Stufen (z. B. 𝑛 = 8) 3) Ermittlung der Strecke AB = 𝑙 auf der inneren Begrenzung 4) Ermittlung der Differenzlänge Δ𝑙 unter Ansatz der kleinsten inneren Auftrittsbreite 𝑎, = 𝑎 , und der Anzahl der zu verziehenden Stufen 𝑛 5) Ermittlung der inneren Stufenauftritte 𝑎 , nach Formel (100|2-04) oder (100|2-05) 6) Stufenauftritte auf der inneren Begrenzung abtragen und mit den Punkten auf der Lauflinie verbinden

100|2|4|7

Vergleich Verziehungsmethoden

100|2|4|7

Vergleicht man die angeführten Verziehungsmethoden, ist festzustellen, dass bei den grafischen Verfahren einerseits ein relativ großer Zeichenaufwand Gewendelte Treppen – Stufenverziehung | 31

100-2-20221112

entsteht und andererseits nicht sicherzustellen ist, dass die vorgegebene innere Mindestauftrittsbreite auch eingehalten wird. Eine Vorgabe dieser inneren Auftrittsbreite im Verziehungsbereich ist beispielsweise bei der Abwicklungsmethode gar nicht möglich. Sowohl bei der Evolventenmethode als auch bei der Proportionalitätsteilung und der Halbkreismethode können sich bei größeren Spindelraumbreiten auch wieder Verkürzungen in den Auftrittsbreiten ergeben. Hier wäre dann zu empfehlen, die innere Mindestauftrittsbreite mehrmals bis in den geraden Stufenbereich aufzutragen und erst anschließend eine methodenkonforme Teilung des geraden Wangenbereiches vorzunehmen. Bei allen Methoden ist darauf zu achten, dass der eigentliche Grundsatz eines kontinuierlichen Überganges von der geraden Stufe in die verzogene Stufe beachtet, d. h., dass der Verziehungsbereich entsprechend lang gewählt wird.

100|2|4|8

Wendeltreppen

100|2|4|8

Wendel- und Spindeltreppen stellen Sonderkonstruktionen von Treppen dar, bei denen die Lauflinie der Trittstufen in Schraubenlinienform um eine lotrechte Mittelachse geführt wird. Bei einer Spindeltreppe ist diese Mittelachse durch eine statisch wirksame Säule repräsentiert, in die die Einzelstufen einbinden. Bei der echten Wendeltreppe ist die Mittelachse ausgespart, der Spindelraum ist dadurch offen. Die Stufen laufen, von Wangen oder Holmen getragen, nicht bis zum Zentrum der Treppe durch. Der Abstand der Stufen zur Treppenachse entspricht dem Radius des Treppengangs. Im allgemeinen Sprachgebrauch werden sowohl Spindeltreppen als auch Wendeltreppen als „Wendeltreppen“ bezeichnet. Abbildung 100|2-15: Wendeltreppen

Ausecken der Stufen

Die häufigste Ausführung dieses Treppentyps, der hauptsächlich als Nebentreppe Verwendung findet, ist die Platz sparende Spindeltreppe. Die Lauflinie, in der das Steigungsverhältnis aller Treppen gemessen wird, erstreckt sich bei geraden Treppen in der Laufmittelachse und bei gewendelten Treppen je nach behördlicher Vorschreibung 40 bis 50 cm von der äußeren Begrenzung entfernt. Bei engen Wendel- und Spindeltreppen ist die Lauflinie mit 25 bis 35 cm von der äußeren Begrenzung anzunehmen. Dieser Wert stellt ein Erfahrungsmaß dar, da der entsprechende Abstand vom Benutzer einer derartigen Treppe 32 | Entwurfskriterien

100-2-20221112

Bei allen Methoden ist auf den kontinuierlichen Übergang von der geraden Stufe in die verzogene Stufe zu achten.

Bei Wendel- und Spindeltreppen wird die Lauflinie der Trittstufen in Schraubenlinienform um eine lotrechte Mittelachse geführt.

unwillkürlich eingehalten wird. Die Auftrittsbreiten nehmen von der Spindel bis zur Umfangslinie zu und sollten entweder an der Spindel bzw. in einem Abstand von 15 cm vom Innenhandlauf das Mindestmaß von 10 bis 13 cm aufweisen. Bei Wendeltreppen mit voller Spindel werden die Stufen auch ausgeeckt, um die Spindel dann freier erscheinen zu lassen. Ein weiteres Maß beim Entwurf von Schraubenlinientreppen stellt der Einzelverdrehungswinkel dar. Dies ist der Winkel zwischen Vorder- und Hinterkante einer Stufe oder der Winkel zwischen den Vertikalprojektionen der Vorderkanten zweier aufeinanderfolgender Stufen. Der Gesamtverdrehungswinkel resultiert aus der Summe der Einzelverdrehungswinkel. Nachdem bei einem Gesamtverdrehungswinkel über 360° der Treppenaustritt über dem Antritt zu liegen kommt, wird dadurch auch die Durchgangshöhe der Stiege beeinflusst, wodurch auch Vorgaben für die Stufenhöhe resultieren.

100|2|5

Statische Systeme

100|2|5

Die statischen Systeme, die einer Treppenbemessung zugrunde liegen, sind in Abhängigkeit von den verwendeten Materialien zu sehen. Im Allgemeinen ist zwischen Träger- und Plattensystemen zu unterscheiden. Sonderformen eingespannter Stufen, Einholmtreppen oder Spindeltreppen ergänzen die Konstruktionssysteme.

Die verwendeten Materialien sind Vorgaben für die statischen Systeme der Treppenbemessung.

Abbildung 100|2-16: Möglichkeiten der Auflagerung von Treppen

Trägersysteme

100|2|5|1

Plattensysteme

Lastannahmen

100|2|5|1

Die Belastungsannahmen für die Nutzlasten von Treppen sind in Österreich durch die ÖNORM EN 1991-1-1 [50] und die ÖNORM B 1991-1-1 [32] festge∆𝑞 legt. Je nach Nutzungsart und Gebäudetyp ist mit einer Flächenlast 𝑞 von 3,0 bis 6,0 kN/m² bzw. einer an der ungünstigsten Stelle wirkenden

Statische Systeme | 33

100-2-20221112

Einzellast 𝑄 von bis zu 5,0 kN rechnen. Diese Lastannahmen gelten gleicherweise für Treppenläufe wie auch für Podeste. Zu achten ist allerdings auf die unterschiedlichen Lastbereiche, die sich aus den verschiedenen Eigengewichten der Lauf- und Podestplatten ergeben. Abbildung 100|2-17: Nutzlasten auf Wohn-, Büro-, Verkaufs-, Versammlungsflächen [32] Nutzungsart Wohnflächen Wohngebäude, Hotels, Heime etc. nicht ausbaubare, begehbare Dachböden Büroflächen Büroflächen in bestehenden Gebäuden Büroräume in Bürogebäuden Flächen mit Personenansammlungen Flächen mit Tischen, Schulen, Restaurants Flächen mit fester Bestuhlung, Kirchen, Theater, Kinos Flächen mit mäßiger Personenfrequenz, Treppen in Bürogebäuden Schulen, Kasernen, Gaststätten, Verkaufsgebäude etc. Flächen mit möglichen körperlichen Aktivitäten, Bühnen, Turnsaal Flächen mit Menschenansammlungen Verkaufsflächen in Einzelhandelsgeschäften in Kaufhäusern

Kategorie A A1 A2 B B1 B2 C C1 C2 C3.1 C3.2 C4 C5 D D1 D2

𝒒𝐤 [kN/m²]

𝑸𝐤 [kN]

2,0 1,5

2,0 2,0

2,0 3,0

2,0 3,0

3,0 3,0 4,0 5,0 5,0 5,0

3,0 4,0 4,0 5,0 4,0 4,0

4,0 5,0

4,0 5,0

Die Nutzlasten 𝑞 der Kategorien A bis D sind für spezielle Bereiche wie Balkone, Loggien und Fluchtwege um einen Zuschlag ∆𝑞 bis zu maximal 6,0 kN/m² zu erhöhen. 𝑞

∆𝑞 ∆𝑞 ∆𝑞 ∆𝑞 ∆𝑞

100|2|5|2

6,0 kN/m²

2,0 kN/m² 1,0 kN/m² 1,0 kN/m² 0,0 kN/m²

für Balkone für Loggien für Treppen und Gänge als Fluchtwege für Terrassen als widmungsgemäß begehbare Dächer

Konstruktionen ohne Faltwerkwirkung Einige Treppenkonstruktionen können auf ein System idealisierter Stabtragwerke zurückgeführt werden. Das Grundsystem für die statische Berechnung einer beiderseits gelenkig gelagerten Laufplatte (d. h., die Lasten werden ausschließlich über Biegemomente abgetragen) ist eine einläufige, gerade Treppe ohne Podest. Ihr statisches System entspricht einem Träger auf zwei Stützen. Zur vereinfachten Berechnung projiziert man den Träger (= Stab) in die Horizontale, oder man betrachtet das tatsächliche schräg liegende Tragwerk. Als Spannweiten gelten die Entfernungen der Auflagermitten. Einwirkungen bezogen auf 1 m² Grundrissprojektion 𝑔 𝐸𝑖𝑔𝑒𝑛𝑔𝑒𝑤𝑖𝑐ℎ𝑡⁄𝑚 𝑞 𝑁𝑢𝑡𝑧𝑙𝑎𝑠𝑡 ⁄𝑚 𝑔⁄cos 𝛼 𝑞 𝑞 𝑔 𝑔 0 𝑞 0

34 | Entwurfskriterien

100-2-20221112

(100|2-06)

100|2|5|2 Einige Treppenkonstruktionen können auf ein System idealisierter Stabtragwerke zurückgeführt werden.

(100|2-07)

Einwirkungen bezogen auf 1 m² schräge Fläche 𝑔 𝐸𝑖𝑔𝑒𝑛𝑔𝑒𝑤𝑖𝑐ℎ𝑡⁄𝑚 𝑞 𝑁𝑢𝑡𝑧𝑙𝑎𝑠𝑡 ⁄𝑚 𝑔 𝑔 ∙ cos 𝛼 𝑞 𝑞 ∙ cos 𝛼 𝑔 𝑔 ∙ sin 𝛼 𝑞 𝑞 ∙ sin 𝛼 ∙ cos 𝛼

(100|2-08)

Ortbetontreppen mit durchgehenden Lauf- und Podestplatten können ohne Berücksichtigung der Scheibenwirkung der Podeste vereinfacht als Einfeldträger berechnet werden (System A). Ist die Aktivierung einer horizontalen Unverschieblichkeit der Podeste möglich (Scheibenwirkung), ergibt sich ein Durchlaufsystem, bei dem zusätzlich zur nunmehr stark verminderten Momentenbeanspruchung noch Normalkräfte wirken (System B). Abbildung 100|2-18: Momentenverlauf und Lastannahmen von Treppen

System A

System B

Gerade Treppen mit einem Lauf stellen für die statische Betrachtung eine geneigte Platte oder einen geneigten Träger dar. Die Berechnung erfolgt analog zu einem Träger auf zwei Stützen. Zu achten ist auf die Bestimmung der Auflagerlinie bzw. der Stützweite. Im Betonbau entsprechen vor allem Treppen mit Fertigteilläufen diesem statischen System. Gerade Treppen mit einem Lauf und einem Podest sind, wenn ein Auflager als verschieblich angenommen werden kann, wie ein geknickter Träger zu behandeln. Wichtig ist wiederum die Bestimmung der Auflagerlinie bzw. der Knicklinie, die für die statische Berechnung im Schnitt der Mittellinien (Systemachsen) von Lauf- und Podestplatte entstehen. Ähnlich verhalten sich Treppen mit einem Lauf und zwei Podesten, die an den Enden der Podeste aufgelagert sind. Unterscheiden sich obere und untere Podestlänge nur unwesentlich, kann für Zwecke der Vorbemessung mit einer mittleren Podestlänge gerechnet werden, was die Rechnung wesentlich vereinfacht.

Statisch betrachtet sind gerade Treppen mit einem Lauf geneigte Platten oder Träger.

Statische Systeme | 35

100-2-20221112

Vertikale Einwirkungen bezogen auf 1 m Podest- und Laufplatte 𝑝, 𝑏∙ 𝑔 𝑞 𝑝, 𝑏 ∙ 𝑔 ⁄cos 𝛼 𝑞 𝑔 ,𝑞 𝑔 ,𝑞 𝑝 , ,𝑝 𝑏

,

Eigengewicht, Nutzlast Podestplatte Eigengewicht, Nutzlast Laufplatte vertikale Einwirkungen Podestplatte, Laufplatte Podest- bzw. Laufplattenbreite

Abbildung 100|2-19: Statisch bestimmte Trägersysteme – Laufplatte, Podest

36 | Entwurfskriterien

100-2-20221112

(100|2-09) kN/m2 kN/m2 kN/m m

Einläufige Treppen mit zwei Podesten auf Podestbalken gelagert werden von Unterzügen in den Knickpunkten getragen. Diese Unterzüge ihrerseits liegen entweder auf den Seitenwänden des Treppenhauses oder auf Stützen bzw. einem Spindelpfeiler auf. Einen wesentlichen Nachteil dieses Treppentyps stellt die optisch nicht einwandfreie Lösung der Untersicht dar, weshalb eine derartige Konstruktion nur mehr selten anzutreffen ist. Es ist noch eine Reihe weiterer Varianten denkbar, die hier angeführten Beispiele sollen lediglich einen Denkanstoß darstellen. Vor allem bei Mehrfeldträgersystemen sind unterschiedliche Lastfälle zur Ermittlung der maximalen Momente in Podest- und Laufplatten zu berücksichtigen.

100|2|5|3

Konstruktionen mit Faltwerkwirkung Bei Trägersystemen sind Laufplatte und Podest konstruktiv nur als Platte beansprucht. Bei Systemen mit Faltwerkwirkung ist neben dieser Beanspruchung auch eine Scheibenwirkung der Tragwerksteile in Rechnung zu stellen. In den Knickpunkten bilden, entsprechende Randbedingungen vorausgesetzt, anschließende Plattenbereiche unterschiedlicher Neigung einen fiktiven Träger, der eine starre bzw. elastische Stützung bewirkt. Die auftretenden Momente werden entsprechend geringer, ändern mitunter sogar ihr Vorzeichen. Diese Betrachtungsweise ist nur dann gerechtfertigt, wenn die Laufplatte unverschieblich gelagert ist. Bei der statischen Berechnung sind Scheiben- und Plattenwirkung zu überlagern. Treppen mit einem Lauf und einem Podest wirken als geknickte Zweifeldplatte. Die statische Behandlung zufolge Plattenwirkung kann also analog zu den Beispielen zuvor erfolgen. Allerdings wird bei der Berechnung zunächst so vorgegangen, als ob das Tragwerk in der Knicklinie durch einen Unterzug unterstützt würde, und es entsteht eine ideelle Auflagerkraft 𝐴. Zu den sich aus diesem Belastungsfall ergebenden Schnittgrößen der Tragwerksteile müssen dann noch die Schnittgrößen gezählt werden, die sich aus der Belastung des Gesamttragwerks durch die theoretische Auflagerkraft 𝐴 ergeben. Dabei wird die Scheibenwirkung der Tragwerksplatten aktiviert und eine Aufteilung von 𝐴 in Lastkomponenten, die in den Plattenebenen liegen, durchgeführt.

100|2|5|3 Bei Trägersystemen weisen Treppenlauf und Podest nur eine Plattenbeanspruchung auf.

Abbildung 100|2-20: Faltwerksystem Biegung – Laufplatte und Podest

Bei oben liegendem Podest werden beide Plattenteile durch eine Druckkraft belastet, liegt das Podest unten, wirkt auf beide Teile Zug. Im einen Fall stellt sich also ein Sprengwerk, im anderen Fall ein Hängewerk ein. Die Ableitung der

Statische Systeme | 37

100-2-20221112

in den Plattenebenen wirkenden Scheibenkräfte erfolgt je nach Auflagerung der Treppe: 1. Sind die Auflager an den Enden des Tragwerks unverschieblich, werden dort die Scheibenkräfte aufgenommen. 2. Sind Laufplatte und Podest seitlich in eine Treppenhauswand eingebunden, werden die Scheibenkräfte zu dieser Seitenwand geleitet. Ein in den Auflagern entstehendes Kräftepaar muss das sich dabei ergebende Versatzmoment aufnehmen. An den Auflagern werden somit die Reaktionskräfte 𝐻 und 𝐻 aktiviert. Längs der Knicklinie wirkt die Kraft 𝐻. Bei oben liegendem Podest ist 𝐻 eine Zugkraft, bei unten liegendem Podest eine Druckkraft. Diese Horizontalkräfte müssen durch die Treppenhauswände aufgenommen werden. 𝐴 𝐴 𝑁 𝑁 tan 𝛼 ℎ⁄𝐿 sin 𝛼 tan 𝛼 𝐻 𝑁 𝑁 𝐻 𝐻

𝑏 ∙𝐴 2 ∙ 𝐿 tan 𝛼

𝐻

𝐿 ∙𝐻 𝐿

𝐻

𝐻

𝐻

Normalkraft Laufplatte Normalkraft Podestplatte Horizontalkraft Laufplatte Horizontalkraft Podestplatte

Abbildung 100|2-21: Faltwerksystem Biegung – Laufplatte und zwei Podeste

38 | Entwurfskriterien

100-2-20221112

kN kN kN kN

Je nach Auflagerung der Treppe erfolgt bei Aktivierung der Faltwerkwirkung die Ableitung der Scheibenkräfte.

(100|2-10)

Die Querschnitte an der Knicklinie werden in beiden Fällen mit den Auflagerkräften 𝐻 und der Längskraft 𝑁 bzw. 𝑁 bemessen. Die Laufplatte bemisst man im ersten Fall mit dem Moment 𝑀 und der Normalkraft 𝑁 auf ausmittigen Druck bzw. Zug. Analog dazu ist die Vorgangsweise bei der Podestplatte. Im zweiten Fall kann der Einfluss der Normalkraft meist vernachlässigt werden. Treppen mit einem Lauf und zwei Podesten sind in ihrer Tragwirkung ähnlich den Treppen mit einem Lauf und zwei Podesten, die an ihren Enden und auf zwei Podestträgern gelagert sind. Die Wirkung der Podestträger wird hier durch die Scheibenwirkung der beteiligten Platten ersetzt. Das System verhält sich wie ein geknickter Dreifeldträger mit zwei gedachten Innenauflagern. Die ideellen Auflagerkräfte, die man an diesen Stellen erhält, teilen sich im Faltwerk in je zwei in die Plattenebenen fallende Komponenten 𝑁 und 𝑁 auf. Damit ergeben sich in der Laufplatte zur Aufrechterhaltung des Gleichgewichtes im oberen Bereich Druck- und im unteren Bereich Zugkräfte. Die Weiterleitung dieser Komponenten erfolgt je nach der Lagerung der Konstruktion: 1. Bei Einbindung in eine tragende Wand werden 𝑁 und 𝑁 in diese Wand übertragen. Die dabei entstehenden Versatzmomente werden durch Kräftepaare aufgenommen. Gebildet werden diese Kräftepaare durch Auflagerkräfte 𝐻 an den Treppenenden und durch Längskräfte an den Knicklinien 𝐻. Diese Kräfte müssen von entsprechenden, das Treppenhaus bildenden Bauteilen aufgenommen werden. 2. Ist keine Einbindung in eine Treppenhauswand vorhanden, muss die Auflagerkraft durch seitliche Unterstützungen der Knicklinien abgeleitet werden. Die horizontalen Auflagerkräfte entsprechen jenen vom ersten Fall. 𝐻

𝑏 ∙𝐴 2 ∙ 𝐿 ∙ tan 𝛼

𝐻

1

2∙𝐿 𝐿

∙𝐻

Je nach Lagerung der Konstruktion erfolgt die Weiterleitung der Druck- und Zugkräfte in die Wände.

(100|2-11)

Besonders bei den häufig ausgeführten zweiläufigen Treppen wäre die Berücksichtigung der Faltwerkwirkung vorteilhaft. 

Plattenwirkung: Die Knicklinien werden durch die Scheibenwirkung zu Linienauflagern des Systems. Man kann diese Treppe daher als eine Kombination von zwei einläufigen Treppen mit zwei Podesten, die je vierfach gelagert sind, betrachten.



Scheibenwirkung: Je nach Lagerung von Podest- und Laufplatten auf den Treppenhauswänden sind unterschiedliche Bemessungsfälle zu unterscheiden.

Statische Systeme | 39

100-2-20221112

𝐻

1 2

𝐻

𝐴∙𝑏 ℎ

𝜆

𝜆 𝐴∙𝐿 ∙ 𝜆 ℎ

𝐻 𝜆

1

𝜆 ∙𝐿 2∙𝐿 ∙𝐴 2 𝜆 ∙ℎ

𝑏 ⁄𝑏

Verhältnis der Spindelraumbreite 𝑏 zur Treppenlaufbreite 𝑏

Fall 1

(100|2-12)

-

Fall 2



Fall 1: Die Platten sind in die Treppenhauswände eingebunden, die Wände können normal zu ihren Ebenen wirkende Kräfte 𝐻 aufnehmen. Die fiktiven Auflagerkräfte an den Knicklinien werden in die Scheibenkräfte 𝑁 und 𝑁 aufgespalten. Dies führt zu einer Momentenbelastung in den Podesten, die durch entsprechende Kräftepaare 𝐻 an die Seitenwände weitergegeben werden muss. Die Scheibenkräfte 𝑁 in den Laufplatten werden in die Seitenwände des Treppenhauses abgetragen. Die dabei entstehenden Versatzmomente 𝑏 ∙ 𝑁 werden durch die in Richtung der Knicklinien wirkenden Kräfte 𝐻 aufgenommen.



Fall 2: Die Platten sind in die Treppenhauswände eingebunden, die Wände können keine normal zu ihren Ebenen wirkenden Kräfte aufnehmen. Deshalb müssen diese Kräfte durch das Podest zur Treppenhausstirnwand geleitet werden. Es entsteht wiederum ein Versatzmoment, diesmal von der Größe 2 ∙ 𝐻 ∙ 𝐿 , das durch ein Kräftepaar an den Podestseitenwänden abgeleitet werden muss. Dort überlagert sich dieses Kräftepaar mit den bereits ermittelten Kräften 𝐻 zur Kraft 𝐻.



Fall 3: Nur die Podestplatten sind in die seitlichen Treppenhauswände eingebunden, und die Wände können normal zu ihren Ebenen wirkende Kräfte aufnehmen. Wenn nur die Podestplatten in die Treppenhauswände eingebunden sind, ist im Bereich der Knicklinie mit einer fiktiven Auflagerkraft 𝐴 zu rechnen, die von den Treppenhauswänden aufgenommen werden muss. Ungeachtet dessen erfolgt die Aufteilung dieser Auflagerkräfte 𝐴 in die Scheibenkräfte 𝑁 und 𝑁 . Auf die Podestplatten wirkt daher ein Moment 𝑀 in ihrer Ebene. Dieses Moment wird analog zu Fall 1 von einem Kräftepaar in den Podestseitenwänden aufgenommen. Die Kräfte 𝑁 werden zu den Unterstützungen am Rand der Knicklinie geleitet, die dort entstehenden Auflagerkräfte spalten sich in einen Vertikalanteil mit der Größe der ideellen Auflagerkraft 𝐴 und einen Horizontalanteil mit der Größe von 𝑁 . Der Vertikalanteil muss lokal von den Treppenhauswänden aufgenommen werden, der Horizontalanteil überlagert sich mit der Komponente aus dem Podestmoment zu 𝐻 . Da die Kräfte in der Laufplatte aus der Laufachse zu dem Auflager im Bereich der Knicklinie geleitet werden, entsteht wiederum ein Versatzmoment 𝑏 ∙ 𝑁 , das von einem Paar längs der Knicklinie wirkender Kräfte 𝐻 aufgenommen werden muss.

40 | Entwurfskriterien

100-2-20221112

𝑀

𝑏∙ 1

𝐻

𝐿 2

𝜆 ∙

𝐴∙𝐿 𝑏

2∙𝐿 ∙𝐴 𝜆 ∙ℎ

Fall 3

𝐻 𝐻

1 2

𝐴∙𝐿 ℎ 𝜆 ∙

(100|2-13)

𝐴∙𝑏 ℎ

Fall 4



Fall 4: Nur die Podestplatten sind in die Treppenhauswände eingebunden, die Wände können keine normal zu ihren Ebenen wirkenden Kräfte aufnehmen. Wenn 𝐻 nicht von der Treppenhauswand aufgenommen werden kann, sondern zur Treppenhausstirnwand geleitet werden muss, entsteht ein Versatzmoment von 2 𝐻 𝐿 , das durch Kräfte in den Podestauflagern aufgenommen werden muss. Die dabei entstehenden Kräfte überlagern sich mit den zuvor ermittelten zu 𝐻. Für andere Auflagerungsarten der Lauf- und Podestplatten ist im Sinne der dargestellten Beispiele vorzugehen. In vielen Fällen geschieht dies bei komplizierten Lagerungsarten durch den Einsatz räumlicher Finite-ElementProgramme.

Bei komplizierten Lagerungsarten werden häufig räumliche FiniteElement-Programme zur Bemessung eingesetzt.

Abbildung 100|2-22: Statische Wirkungsweise verschieden gelagerter Treppenläufe

Statische Systeme | 41

100-2-20221112

Vor allem bei mehrgeschoßigen freistehenden Treppenhäusern aus Ziegelmauerwerk ist die Einleitung der Längskräfte aus der Faltwerkwirkung zu beachten. Die Horizontalkräfte sind bei entsprechender Auflast über Reibung ins Mauerwerk einzuleiten. Besonders bei transparent gestalteten Treppenhäusern mit oft nur wenigen Wandscheiben kann zur Aufnahme der Kräfte aus der Faltwerkwirkung die Situierung von Zugbändern oder Stützriegeln erforderlich werden.

100|2|5|4

Wendeltreppen

100|2|5|4

Bei der Berechnung der Laufplatten von Wendeltreppen ohne Spindelpfeiler ist zwischen einer seitlich auf der Treppenhauswand aufliegenden Laufplatte oder einer über die Höhe freitragenden Laufplatte zu unterscheiden. Wendeltreppen mit Spindelpfeiler errechnen sich als Einfeldträger zwischen der Treppenhauswand und dem Spindelpfeiler. Gewendelte Treppenläufe Bei seitlich auf der Treppenhausmauer aufgelagerten, gewendelten Treppen werden die Beanspruchungen 𝑝 (ständige und veränderliche Einwirkungen) auf den Treppenlauf zum Großteil als Kräfte in Laufrichtung (Membrankräfte) abgetragen und in die tragenden Wände übertragen. Nur ein kleiner Teil der Beanspruchung muss dabei über Biegung aufgenommen werden. Die Rechenansätze [3] [7] gehen davon aus, dass am äußeren Rand keine Membranverschiebungen auftreten und am inneren Rand die Kräfte zu Null werden.

𝑆

𝑝 ∙𝑅 ∙𝑐∙ 3 36 ∙ 𝑘

𝑝

𝑚 ∙ 1 𝜀

𝑝 ∙𝑅 1 ∙𝑐∙𝜑∙𝜌∙ 6∙𝑘 𝜀

𝑁 𝑁

2∙𝜀

𝑝 ∙𝑅 𝜑 ∙𝑐∙ 𝜀 12 ∙ 𝑘 𝜌 3 𝑝 ∙𝑐∙ 𝜀 18

2 𝜀

1

2∙𝜀 𝑚 𝜀

2∙𝑛

1

𝑚∙ 1

𝑛

2𝑛 (100|2-14)

𝑚

𝑎 𝑅

𝑛

𝑏 𝑅

𝑟

𝜀∙𝑅

𝑘

ℎ 2∙𝜋∙𝑅

𝜀

𝑟 𝑅

𝜌

𝜀

𝑐

𝜑 𝑝 ℎ

ln

1 𝑚

𝑘

𝑛 ∙ 1 2∙𝑚 𝑛 ∙ 6 3∙𝑛 2∙𝑛 6 positiv mit steigender Treppe gleichmäßig verteilte Vertikalbelastung Ganghöhe der Treppe

42 | Entwurfskriterien

100-2-20221112

° kN/m m

Dabei ist 𝑝 der Anteil der Belastung, der allein über die Membrantragwirkung abgetragen werden kann, der Belastungsrest 𝑝 – 𝑝 ist über Biegebeanspruchung in die Auflager aufzunehmen. Freitragende Wendeltreppen 𝑁

𝑄 ∙ sin 𝛼

𝑄

𝑄 ∙ cos 𝛼

𝑄

𝑄 ;

𝑀

𝑀 ∙ sin 𝛼

𝑀

𝑀;

𝑀

𝑀 ∙ cos 𝛼

𝑁 ∙ cos 𝛼 ; 𝑁 ∙ sin 𝛼 ; 𝑀 ∙ cos 𝛼 ;

(100|2-15)

𝑀 ∙ sin 𝛼 ;

Die oben und unten eingespannte und freitragende Treppe stellt den Regelfall im Stahlbetonbau dar. Dieses Tragwerk hat einen signifikanten „Schaleneffekt“, das bedeutet, dass ein erheblicher Anteil der Beanspruchungen über die Aktivierung der Momente 𝑀 abgetragen wird. Eine rechnerische Modellierung der Treppe als Kreisringträger (durch Projektion auf die Grundrissebene) würde diesen Vorteil vernachlässigen.

Bei Wendeltreppen aus Stahlbeton kommt meist die oben und unten eingespannte freitragende Treppe zum Einsatz.

Beispiel 100|2-11: Schnittkräfte freitragende Wendeltreppe [7] Öffnungswinkel 𝜑 =180° tan 𝛼 = 0,40 𝑏 = 1,50 m 𝑟 = 1,50 m

Statische Systeme | 43

100-2-20221112

100|2|6

Bauphysikalische Aspekte

100|2|6

Aus der Sicht der Bauphysik ergeben sich beim Entwurf von Treppen vor allem Probleme im Hinblick auf den Schallschutz. Nach OIB-Richtlinie 5 [21] wird in Abhängigkeit von der Raumnutzung ein höchstzulässiger bewerteter StandardTrittschallpegel 𝐿′ , vorgeschrieben. Tabelle 100|2-04: Höchstzulässiger bewerteter Standard-Trittschallpegel 𝐿′ Treppen gemäß OIB-Richtlinie 5 [21] Objektbereich in Aufenthaltsräumen aus allgemein zugänglichen Bereichen (z. B. Treppenhäusern) in Nebenräumen aus allgemein zugänglichen Bereichen (z. B. Treppenhäusern) in Aufenthaltsräumen von Reihenhäusern aus angrenzenden Gebäuden bzw. angrenzenden Reihenhauseinheiten in Nebenräumen von Reihenhäusern aus angrenzenden Gebäuden bzw. angrenzenden Reihenhauseinheiten

,

von

In Abhängigkeit von der Raumnutzung wird ein höchstzulässiger Trittschallpegel vorgeschrieben.

𝐿′ , 50 dB 55 dB 43 dB 48 dB

Bei herkömmlichen Treppenkonstruktionen ist durch die direkte Auflagerung von meist massiven Stufen auf einer Laufplattenkonstruktion und durch die biegesteife Überleitung der Laufplatte in die Podeste, verbunden mit einer unmittelbaren Auflagerung auf den Wänden des Treppenhauses, der Weg für die unerwünschte Weiterleitung von Körperschall vorgezeichnet. Die schallschutztechnischen Anforderungen an Treppenkonstruktionen können erfüllt werden durch:    

bauliche Trennung des Treppenhauses vom übrigen Gebäude elastische Auflagerung von Teilen des Treppentragwerks oder der gesamten Treppenkonstruktion Trittschalldämmung über die gesamte Treppenkonstruktion Maßnahmen in Hinsicht auf die Raumaufteilung

Beispiele für Treppenausführungen mit 𝐿′ , < 50 dB sind auch in der ÖNORM B 8115-4 [42] angeführt. Eine einfache Möglichkeit, störenden Trittschalleinfluss in den Aufenthaltsräumen zu vermindern, besteht darin, keine derartigen Räume in der direkten Umgebung des Treppenhauses anzuordnen.

100|2|6|1

Bauliche Trennung des Treppenhauses Diese Lösung erfordert die vollständige Unterbrechung aller Körperschallwege durch eine zweischalige Ausführung der Treppenhauswände. In der Regel lagern nur Podest bzw. Podestträger auf der inneren Wandschale auf (Auflagertiefe = Wandschalendicke). Die Laufplatten werden aus arbeitstechnischen Gründen meist nicht in die Treppenhauswand eingespannt, sondern lagern frei von Podest zu Podest. Sie liegen an der Wandschale an oder werden durch eine Fuge von dieser getrennt. Schalldämmende Maßnahmen im Bereich von Laufplatte und Podest sind nicht erforderlich. Allein die Verhinderung von Schallbrücken durch die sorgfältige Planung und Ausführung des Schalenzwischenraumes gewährleistet die schalltechnische Wirksamkeit. Eine Herausforderung bei dieser Konstruktion liegt in der Notwendigkeit der Vermeidung aller möglichen Schallbrücken, was eine genaue Erarbeitung aller Detailpunkte im Bereich des Treppenhausmauerwerks erfordert. So muss die Fuge zumindest 3 cm breit sein und mit einem weichen Material ausgefüllt werden, um jegliche Kontaktpunkte von der inneren zur äußeren Schale zu unterbinden.

44 | Entwurfskriterien

100-2-20221112

100|2|6|1 Die zweischalige Ausführung der Treppenhauswände ermöglicht die vollständige Unterbrechung aller Körperschallwege.

Abbildung 100|2-23: Zweischalige Ausführung vom Treppenhaus und Aufzugsschacht

100|2|6|2

Elastische Auflagerung

100|2|6|2

Die Unterbrechung der Schallübertragung kann entweder durch eine elastische Auflagerung der Podeste in der Treppenhauswand – dann muss auch auf eine komplette Trennung des Laufes von der Wand geachtet werden – oder des Laufes auf den Podesten erfolgen. Die Industrie bietet eine Vielzahl von Lösungsmöglichkeiten an. Unter anderem ist auch ein Produkt für die trittschallgedämmte Lagerung der Trittplatten auf dem Markt. Für die schalltechnisch erforderlichen und kraftübertragenden Zwischenlagen (z. B. Elastomerlager) ist gemäß ÖNORM B 8115-4 [42] eine Resonanzfrequenz 𝑓 < 80 Hz anzustreben. Abbildung 100|2-24: Auflagerung der Podeste auf Konsolen – Fertigteilbauweise

Werden nur die Laufplatten schalltechnisch getrennt, müssen die Podestplatten zur Erfüllung des Schallschutzes mit einem vollflächigen Trittschallschutz versehen werden. Es ist unbedingt darauf zu achten, dass die elastisch gelagerten Bauteile durch eine Fuge von der Wand getrennt werden (Schallbrücken!). Bei Ortbetontreppen besteht auch die Möglichkeit des

Elastisch gelagerte Bauteile müssen durch eine Fuge von der Wand getrennt werden.

Bauphysikalische Aspekte | 45

100-2-20221112

Einbaues von schalldämmenden Bauteilen („Tronsolen“) sowohl im Podest- als auch im Laufplattenbereich. Abbildung 100|2-25: Auflagerung der Podeste auf Konsolen – Ortbetonbauweise [63]

Elastische Lagerung des Podestes in der Treppenhauswand Ähnlich wie für die thermische Trennung der Balkone von der Geschoßdecke gibt es Bauteile für den Anschluss des Podestes an die Decke. Dies ist aber nur bei Geschoßpodesten möglich, für Zwischenpodeste kommen Schallschutzkästen zum Einsatz, die sowohl mit fertigem Bewehrungskorb als auch für Betonfertigteile erhältlich sind. Speziell für Fertigteiltreppenläufe sind auch schalldämmende Dornsysteme („Querkraftdorne“) zur Kraftweiterleitung auf dem Markt. Abbildung 100|2-26: Aufgelagerte Laufplatten – Fertigteilbauweise

Elastische Lagerung des Treppenlaufes auf dem Podest Für Ortbetontreppenläufe stehen Bewehrungselemente zur Verfügung, Fertigteilläufe werden üblicherweise auf Elastomerstreifen gelagert. Dieser Elastomerstreifen wird auf die unbedingt erforderliche Breite bemessen und erstreckt sich meist nicht über den gesamten Auflagerbereich. Die so 46 | Entwurfskriterien

100-2-20221112

entstehenden Fugen müssen daher sorgfältig sauber gehalten werden bzw. durch die Einlage eines weichen Dämmstreifens geschützt sein. Die Baustoffindustrie bietet auch hier bereits Komplettlösungen an. Abbildung 100|2-27: Tronsolen Podeste – Laufplatte – Ortbetonbauweise [63]

Abbildung 100|2-28: Schwimmend aufgelegte Winkel- und Plattenstufen [42]

Elastische Lagerung einzelner Stufen Eine elastische Lagerung von Einzelstufen wird meist nur bei Sanierungen oder dem nachträglichen Einbau gesetzt, da sie mit einem bedeutenden Mehraufwand verbunden ist. Jede einzelne Trittplatte muss mit einer Trittschalldämmung versehen werden. Produkte, die diese Arbeit erleichtern und sowohl für gerade als auch für gewendelte Treppen anwendbar sind, befinden sich auf dem Markt. Konstruktiv leichter ist die Ausbildung einer auf der Laufplatte elastisch gelagerten Stufenplatte, wie sie auch in der ÖNORM B 8115-4 [42] enthalten ist.

100|2|6|3

Wärmedämmung im Treppenbereich

Die elastische Lagerung einzelner Stufen ist mit erheblichem Aufwand verbunden.

100|2|6|3

Die Anordnung einer Wärmedämmung im Bereich einer Treppenkonstruktion stellt bautechnisch eine Sonderlösung dar. Im Regelfall befinden sich Treppen entweder zur Gänze im Bauwerk oder bei Freitreppen außerhalb. Sollten die Lauf- und Podestplatten dennoch eine wärmetechnische Trennung zwischen

Bauphysikalische Aspekte | 47

100-2-20221112

Außen- und Innenklimaten erfordern, empfiehlt sich die Anordnung einer Wärmedämmung an der Plattenunterseite und eine bautechnische Ausführung entweder als Außendämmung oder als Innendämmung (mit Dampfbremse). Nachdem Treppen im Allgemeinen einen notwendigen Verbindungsweg (Fluchtweg) darstellen, ist bei Anbringung der Wärmedämmung an der Treppenunterseite im Fluchtwegbereich eine entsprechend brandsichere Ausführung zu wählen. 100|2|7

Farbteil 100|2

48 | Entwurfskriterien

100-2-20221112

Bild 100|2-01

Bild 100|2-02

Einläufige, gerade Treppe mit zwei Zwischenpodesten Links gewendelte Bogentreppe aus Naturstein mit einem Zwischenpodest

Bild 100|2-03

Bild 100|2-04

Bild 100|2-05

Zweiläufige, gegenläufige Rechtstreppe mit Zwischenpodest Dreiläufige Treppe mit Blockstufen im Antritt Links gewendelte Spindeltreppe

Bild 100|2-06

Gegenläufige Treppen Links gewendelte Bogentreppe mit Zwischenpodest

Bild 100|2-01 Bild 100|2-02

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Farbteil 100|2 | 49

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Treppenhaus eines Parkhauses Überdachte Außentreppe

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Gerade Außentreppe mit mehreren Zwischenpodesten Einläufige halbgewendelte Rechtstreppe aus Naturstein

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Zweiläufige, gerade Treppe mit Zwischenpodest Gerade Treppe aus Stahlbeton mit Zwischenpodest Natursteintreppe

50 | Entwurfskriterien

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Dreiläufige, zweimal rechts gewinkelte Treppe mit zwei Zwischenpodesten Spartreppe aus Holz Rechts gewendelte Spindeltreppe

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Links gewendelte Spindeltreppe Einläufige, halbgewendelte Linkstreppe

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Mustertreppe Holz – Messemodell Links gewendelte Bogentreppe aus Stahl

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Farbteil 100|2 | 51

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Spitzstufendetails

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Knicklinien- und Spindelraumdetails

52 | Entwurfskriterien

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Bilder 100|2-28 bis 36

Holztragwerke

Hochbauplanung

Turmschwingungen

Tiefbauplanung

Blower-Door-Test

Betonsanierung

Flachdach- und Parkdecksanierung

Garagensanierung

Dachgeschoßausbau

Natursteinbefundung

Geländer- und Brüstungsprüfung

Fassadenbefundung

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Tragwerksplanung und Bauphysik Sachverständigengutachten und Zustandsbewertungen Bestandsuntersuchungen und Materialprüfungen Ausführungsplanung und Bauüberwachung Lehre, Forschung und Entwicklung

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100|3

Barrierefreie Erschließungen

100|3

Bedingt durch die Veränderungen der Altersstruktur der Bevölkerung und das massive Ansteigen der „70+“-Generation in den kommenden Jahren sind die bisherigen Planungsgrundsätze in Richtung einer barrierefreien Erschließung und baulichen Gestaltung nach den „Universal Design for All“-Prinzipien so zu verändern, dass die gebaute Umwelt heute und morgen den besonderen Bedürfnissen aller Menschen entgegenkommt. Dazu gehören auch die Menschen, die durch Krankheit, Verletzungen oder Unfälle vorübergehend beeinträchtigt sind, ebenso Eltern mit Kleinkindern, die ebenfalls bei der Bewältigung ihres täglichen Lebens mitunter vor fast unüberwindlichen Hindernissen stehen. Alle baulichen Einrichtungen so zu gestalten, dass sie auch für Menschen mit Behinderungen – und jeder von uns kann einmal auf irgendeine Weise, und sei es auch nur temporär, davon betroffen sein – akzeptabel und benutzbar sind, sollte für jeden Planer selbstverständlich sein. Rückblickend hat bereits 1995 die Europäische Kommission eine Entschließung des Rates verabschiedet, die fordert: „Die Staaten sollten Aktionsprogramme einleiten, um die natürliche Umgebung zugänglich zu machen.“ Weiters sollten von den europäischen Mitgliedsstaaten auch so genannte AntiDiskriminierungsklauseln bei der Revision von Gesetzen und Verträgen aufgenommen werden, um allen Menschen mit ihren unterschiedlichen Fähigkeiten die gebaute Umwelt zugänglich zu machen. Im August 1997 wurde daher der Artikel 7, Absatz 1, in die österreichische Bundesverfassung neu aufgenommen: „Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden. Die Republik (Bund, Länder und Gemeinden) bekennt sich dazu, die Gleichbehandlung von behinderten und nicht behinderten Menschen in allen Bereichen des täglichen Lebens zu gewährleisten.“ Im Jahre 2001 hat dann der Europarat in der Resolution ResAP(2001)1 „On the introduction of the principals of universal design into the curricula of all occupations working on the built environment” die Einbeziehung der Planungsgrundsätze des „Universal Design for All“ in alle Ausbildungsbereiche des Bauwesens gefordert. Am 30. März 2007 unterzeichnete Österreich die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen, die am 3. Mai 2008 völkerrechtlich in Kraft trat. Der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen kann entnommen werden, „dass alle Menschenrechte und Grundfreiheiten allgemein gültig und unteilbar sind“ und dass Menschen mit Behinderungen „der volle Genuss dieser Rechte und Freiheiten ohne Diskriminierung garantiert werden muss“. Damit sind neue Herausforderungen für entsprechende Änderungen und Anpassungen der österreichischen Baugesetze gegeben, wie sie teilweise auch schon in der OIB-Richtlinie 4 [20] „Nutzungssicherheit und Barrierefreiheit“ enthalten sind. Die in der ÖNORM B 1600 [29] beschriebenen Planungsgrundsätze zum barrierefreien Bauen umfassen bauliche Maßnahmen, Einrichtungen und Ausstattungen sowie Kennzeichnungen, die notwendig sind, um die unterschiedlichen physischen Möglichkeiten von Menschen berücksichtigen zu können. Die angeführten Maßnahmen ermöglichen behinderten Menschen und vorübergehend bewegungs- oder sinnesbehinderten Personen die sichere Nutzung von Gebäuden und Anlagen weitgehend ohne fremde Hilfe. Sie können auch Gipsverbandträgern, Schwangeren, Menschen mit Kinderwagen oder Lasten sowie Kindern und älteren Menschen die Benützung von Gebäuden

Die gebaute Umwelt muss immer den besonderen Bedürfnissen aller Menschen entgegenkommen.

Grundsätze der Barrierefreiheit | 53

100-3-20221116

und Anlagen erleichtern. Die Einhaltung der ÖNORM-Bestimmungen erleichtert auch bei unvorhergesehener Behinderung und im Alter einen Verbleib in der gewohnten Umgebung bei gegebenenfalls geringfügigen Adaptierungen.

100|3|1

Grundsätze der Barrierefreiheit Bauliche Barrieren und Hindernisse schließen viele Menschen mit Behinderungen von der Teilnahme am Gemeinschaftsleben vollkommen aus. Es gibt keine so genannten „Durchschnittsmenschen“ bzw. „genormten“ Personen. Jedes Individuum weicht in der einen oder anderen Form von der „Norm“ ab, z. B. durch Alter, Größe, Umfang, Gewicht, Stärke, Schnelligkeit, Durchhaltevermögen, Sehen und Hören, geistige Fähigkeiten. Die unterschiedlichen Phasen unseres Lebens wie Geburt, Kindheit, Erwachsensein, Alter, Krankheit, zeitweise oder ständige Behinderung stellen natürliche Lebensereignise dar und müssen bei jeder Planung miteinbezogen werden. Das integrierte Planungskonzept „Universal Design for All“ hat das Ziel, den jeweiligen Bedürfnissen des Einzelnen weitestmöglich entgegenzukommen, damit jeder Einzelne jeden beliebigen Bauteil so unabhängig wie möglich betreten und nutzen kann. Die Vermeidung von baulichen Barrieren bringt darüber hinaus durch Gefahrenminimierung und aktive Unfallvermeidung vermehrte Sicherheit für alle. Architekten und Planer tragen die Mitverantwortung für die Integration aller Menschen mit ihren unterschiedlichen Fähigkeiten und Bedürfnissen.

100|3|1|1

Betroffene Personengruppen Die Konzentration auf den individuellen Menschen mit seinen Lebensfunktionen und Bedürfnissen bestimmt die Formen der Architektur. In einer zunehmend älter werdenden Gesellschaft sind bewegungs- und sinnesbehinderte Menschen vermehrt als betroffene Personengruppen zu berücksichtigen. 

Menschen mit Mobilitätsbehinderungen - Menschen mit Gehbehinderungen: Personen, die sehr langsam gehen oder ein hinkendes Gangbild haben, Personen mit Gehhilfen wie Stock, Krücken - Menschen mit Greifschwierigkeiten: Menschen mit einer Hand, Menschen mit einem Arm, Menschen mit eingeschränkter Fingerfunktion, Menschen mit Muskelerkrankungen, Menschen mit rheumatischen Beschwerden - kleinwüchsige Menschen: Menschen mit geringer Körpergröße und/oder verkürzten Extremitäten - Menschen, die darauf angewiesen sind, einen mechanischen Rollstuhl zu benutzen: Benutzer von muskelkraftbetriebenen Rollstühlen (Selbstfahrer) oder Menschen, die darauf angewiesen sind, dass ihr Rollstuhl von einer Assistenzperson bewegt wird - Menschen, die darauf angewiesen sind, einen elektrischen Rollstuhl zu benutzen: Benutzer von elektrischen Rollstühlen oder von sonstigen elektrischen Kleinstfahrzeugen (Selbstfahrer) mit möglicherweise eingeschränktem Greifbereich, verringerter Sitz- und Augenhöhe,

54 | Barrierefreie Erschließungen

100|3|1

Jeder Mensch soll jeden beliebigen Bauteil so unabhängig und sicher wie möglich betreten und nutzen können.

100|3|1|1 Betroffene Personen können Menschen mit Mobilitätsbehinderungen, mit Sinnesbehinderungen oder mit intellektuellen Behinderungen sein.

geringerer Muskelkraft, fehlenden Extremitäten, Verkrümmung der Wirbelsäule und damit veränderter Sitz- oder Liegeposition

100|3|1|2



Menschen mit Sinnesbehinderungen - Menschen mit Sehbehinderungen: Personen mit z. B. eingeschränktem Sehfeld, herabgesetzter Sehschärfe, Farbenblindheit, Nachtblindheit - blinde Menschen: Personen, die keine oder kaum visuelle Informationen empfangen können - Menschen mit Hörbehinderungen: Personen, die akustische Informationen nur eingeschränkt verstehen können - gehörlose Menschen: Personen, die keine oder kaum akustische Informationen empfangen können



Menschen mit intellektuellen Behinderungen - Menschen, für die eine vereinfachte Sprache notwendig ist, um Informationen zu verstehen

Planungsgrundsätze

100|3|1|2

Zum besseren Verständnis und als Hintergrundinformation sind nachfolgend die Planungsgrundsätze der ÖNORM B 1600 [29] für die betroffenen Personengruppen detailliert beschrieben (siehe auch Abbildung 100|3-01 bis Abbildung 100|3-04). Menschen mit Gehbehinderungen Menschen mit Gehbehinderungen benötigen größere Durchgangsbreiten wie z. B. mit Stock 70 cm, mit Krücken 90 cm (bei Türen und Durchgängen genügen jedoch 80 cm), mit Rollator oder Gehgestell 80 cm, mit Mehrpunkt-Gehstöcken 100 cm. Die Greifhöhe im Stehen beträgt maximal 160 cm, die Sitzhöhen sollten 45 bis 50 cm betragen. Rückenlehnen und Armstützen sind erforderlich. Menschen mit Arm- oder Handbehinderungen Arm- oder handbehinderte Menschen haben häufig eine eingeschränkte Greifhöhe, im Stehen 85 bis 120 cm, im Sitzen 70 bis 100 cm. Kleinwüchsige Menschen Für wachstumsbehinderte Menschen (Kleinwüchsige) können spezifische Maße erforderlich sein, z. B. eingeschränkte Greifhöhe von maximal 100 cm und durchschnittliche Augenhöhe von 85 cm. Auf die leichte Bedienbarkeit aller Elemente ist zu achten. Menschen, die darauf angewiesen sind, einen Rollstuhl zu benutzen Rollstuhlfahrer sind für ihre Fortbewegung zeitweise oder ständig auf einen Rollstuhl angewiesen. Das Standardmaß für einen mechanisch getriebenen Rollstuhl weist gemäß DIN ISO 7176-5 [25] eine Breite von 70 cm und eine Länge von 120 cm auf. Das Standardmaß für einen elektrisch getriebenen Rollstuhl weist eine Breite von 70 cm und eine Länge von 130 cm auf. Die Sitzhöhe von Rollstühlen beträgt 50 bis 55 cm, die Höhe von Armstützen 60 bis 76 cm, die Höhe der Schiebegriffe 80 bis 95 cm. Es wird eine Fahrbreite von 90 bis 100 cm benötigt. Bei Türen genügt jedoch eine Durchfahrtsbreite von 80 cm. Der Aktionsradius (Greifradius) – von der Körpermitte aus – beträgt nach der Seite von 45 bis 70 cm, nach vorne von 35 bis 60 cm. Die Bewegungsfläche für den Rollstuhl ist die mindesterforderliche Fläche zum Grundsätze der Barrierefreiheit | 55

100-3-20221116

Reversieren des Rollstuhls. Diese hat einen Durchmesser von mindestens 150 cm. Elektrorollstühle benötigen eine Bewegungsfläche mit einem größeren Durchmesser. Die Greifhöhe vom Rollstuhl aus liegt in Abhängigkeit von Körpergröße und Art der Behinderung zwischen 40 und 120 cm. Die eingeschränkte Greifhöhe liegt zwischen 70 und 100 cm. Die optimale Höhe von Bedienungselementen liegt bei 85 cm. Die Kraft zum Greifen wird durch fehlende Muskelfunktionen, Verkürzungen, Verformungen oder durch Prothesen eingeschränkt. Der Kraftaufwand für Bedienungselemente liegt in direkter normaler Richtung unter 2 N, wenn die Bedienhöhe bei 85 cm (Höhe der Joystick-Steuerung des Rollstuhls ca. 75 cm) eingehalten wird. Die Augenhöhe liegt zwischen 100 und 120 cm, die Kniehöhe bei 65 bis 70 cm. Die Mindesthöhe für die Unterfahrbarkeit mit den Knien bei abgesetzten oder fehlenden Armstützen beträgt 70 cm. Soll jedoch bei nicht abgesetzten Armstützen auch mit dem Rollstuhl unterfahren werden, sind mindestens 76 cm erforderlich. Die Mindestbreite für die Unterfahrbarkeit sollte 80 cm, muss jedoch mindestens 70 cm betragen. Für die Unterfahrbarkeit mit den Füßen ist eine Höhe von mindestens 35 cm und eine Tiefe von mindestens 20 cm erforderlich. Menschen mit Sehbehinderungen Es existiert eine Vielzahl unterschiedlicher Sehbehinderungen. Dabei sind im Wesentlichen die Sehkraft oder Sehschärfe, das Kontrastsehen, das Helligkeitssehen und die Blendungsresistenz, das Gesichtsfeld, das Farbsehen, das räumliche Sehen, das Bewegungssehen sowie die Fähigkeit, Objekte zu fixieren bzw. zu fokussieren, einzeln oder in Kombination eingeschränkt. Im Gegensatz zu blinden Menschen nützen Menschen mit Sehbehinderungen den Sehsinn als primären Sinn zur Aufnahme von Informationen. Blinde Menschen Für blinde Menschen sind Informationen und die Avisierung von Situationsänderungen, z. B. Hindernissen, taktil (mit Händen, Füßen oder Blindenstock wahrnehmbar) und/oder akustisch zu vermitteln. Beschriftungen sind vorzugsweise in taktiler Normalschrift und ergänzend in Braille-Schrift vorzunehmen.

Für blinde Menschen müssen Informationen tastbar oder hörbar sein.

Menschen mit Hörbehinderungen Für Menschen mit Hörbehinderungen müssen akustische Informationen unverzerrt übertragen und durch induktive Höranlagen ergänzt werden. Eine visuelle Umsetzung der Informationen ist hilfreich. Eine ausreichende Beleuchtung für das Absehen (Ablesen) von den Lippen ist vorzusehen. Gehörlose Menschen Für gehörlose Menschen müssen akustische Informationen visuell umgesetzt werden (ruhende oder laufende Leuchtschriftanzeige, Bildschirm u. dgl.). Eine simultane Übersetzung in Gebärdensprache ist hilfreich. Eine ausreichende Beleuchtung für die Erkennung der Gebärdensprache sowie für das Absehen (Ablesen) von den Lippen ist vorzusehen.

56 | Barrierefreie Erschließungen

Für gehörlose Menschen müssen Informationen sichtbar sein.

Abbildung 100|3-01: Platzbedarf von Menschen mit Behinderungen [29]

A A B C

B Stockgeher Rollator, Gehgestell Krückengeher

C D E F D blinde Person mit Langstock oder Blindenführhund E 4-Fuß-Gehhilfen, Mehrpunktgehstöcke F Kinderwagen mit Begleitperson

Abbildung 100|3-02: Platzbedarf von Menschen mit Rollstühlen [29]

Rollstuhl-Fahrbreite

Rollstuhl + Fußgänger

Rollstuhl + Rollstuhl

Abbildung 100|3-03: Sitz- und Greifhöhen [29]

A B C D

A B C Sitzhöhe WC Sitzhöhe allgemein Sitzhöhe Kind (3–10 Jahre) Greifhöhe kleinwüchsiger Mensch

D E F G H

E F G H Greifhöhe Kind Greifhöhe arm- oder handbehinderter Mensch Greifhöhe im Stehen allgemein Greifhöhe im Sitzen

Abbildung 100|3-04: Rollstuhlmaße und Platzbedarf [29]

Rollstuhlmaße

Greifhöhen vom Rollstuhl

Greifbereich in Raumecken

Grundsätze der Barrierefreiheit | 57

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100|3|2

Außenanlagen Die nutzbare Breite von Gehsteigen bzw. Gehwegen muss mindestens 150 cm betragen und darf durch Vorsprünge oder Vitrinen, Automaten, Bauteile, Masten, Hydranten u. dgl. nicht unter eine Durchgangsbreite von 90 cm eingeschränkt werden. Die örtliche Einschränkung auf eine Durchgangsbreite unter 120 cm darf eine Länge von 100 cm nicht überschreiten. Sind seitliche Vorsprünge größer als 15 cm, so müssen diese unter Beachtung der ÖNORM V 2102 [56] bis in eine Höhe von 210 cm gegen das Unterlaufen abgesichert werden. An Gehwegen sollten in Abständen von etwa 100 m Sitzmöglichkeiten vorgesehen werden. Wenn Gehsteige und Gehwege ein Längsgefälle von mehr als 6 % (ca. 3,5°) aufweisen, muss eine griffige Oberfläche (z. B. Gussasphalt mit Riffelung, Körnung oder Quarzsandeinstreuung) aufgebracht werden. Sind Gehwege mit einem Längsgefälle von mehr als 10 % (ca. 5,5°) unvermeidbar, sollte mindestens an einer Seite ein Handlauf vorgesehen werden. Das Quergefälle von Gehsteigen und Gehwegen sollte nicht mehr als 2 % (ca. 1°) betragen. Grenzen Bewegungsflächen an Böschungen mit mehr als 10 % (ca. 5,5°) Neigung, sind zur Abgrenzung geeignete bauliche Maßnahmen in der Höhe von 10 cm, z. B. Radabweiser, vorzusehen. Der Zugang zu angrenzenden Nutzungsbereichen (z. B. Spielplatz, Liegewiese) ist niveaugleich auszubilden. Gehwege sollten gegen Rasen, Erdreich u. dgl. durch einen Höhenunterschied von mindestens 3 cm abgegrenzt sein. Stufen, insbesondere Einzelstufen, sind im Verlauf von Gehwegen zu vermeiden. Stufen in Gehwegen müssen zumindest an einer Seite mit einem Handlauf ausgestattet werden und sind zu markieren.

100|3|2|1

Rampen Rampen sollten geradläufig sein, und ihre Breite muss mindestens 120 cm betragen. Wendelrampen müssen mindestens 150 cm breit sein. Das Längsgefälle von Rampen darf 6 % (ca. 3,5°) nicht überschreiten. Sind aus technischen Gründen bei Um- oder Zubauten 6 % (ca. 3,5°) nicht ausführbar, dürfen diese mit einem Längsgefälle bis max. 10 % (ca. 5,5°) ausgeführt werden. Rampen müssen ab einem Längsgefälle von mehr als 4 % in Abständen von maximal 10 m durch horizontale Zwischenpodeste von mindestens 120 cm Länge unterbrochen werden. Zur Entwässerung darf ein Längsgefälle der Zwischenpodeste von maximal 2 % (ca. 1,1°) ausgeführt werden. Rampen dürfen kein Quergefälle aufweisen. In unmittelbarer Verlängerung einer Rampe darf keine abwärtsführende Treppe angeordnet sein. Erforderlichenfalls sind horizontale Zwischenpodeste anzuordnen. Am Anfang und am Ende der Rampen müssen horizontale Bewegungsflächen von mindestens 150 cm Länge vorgesehen werden. Vor Türen im Verlauf von Rampen sind Bewegungsflächen auszubilden. Bei Umoder Zubauten bzw. Adaptierungen können aus technischen oder räumlichen Gründen an beiden Enden von Rampen reduzierte horizontale Bewegungsflächen von mindestens 120 cm Länge vorgesehen werden. Bei Richtungsänderungen von Rampen von mehr als 45° müssen horizontale Podeste mit einer Bewegungsfläche mit einem Durchmesser 150 cm für Rollstühle vorgesehen werden.

58 | Barrierefreie Erschließungen

100|3|2

Bei Außenanlagen müssen seitliche Vorsprünge, die größer als 15 cm sind, bis in eine Höhe von 210 cm gegen das Unterlaufen abgesichert werden.

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Bei jeder Rampe muss am Anfang und am Ende eine horizontale Bewegungsfläche von mindestens 150 cm Länge zur Verfügung stehen.

Abbildung 100|3-05: Rampen – Richtungsänderung, Absturzsicherung [29]

Rampen sind in ihrer ganzen Länge beidseitig mit Handläufen in Höhen von 85 bis 90 cm und zusätzlich mit einem zweiten Handlauf in 75 cm Höhe auszustatten, wenn die Höhe des oberen Handlaufes über 90 cm liegt. Handläufe sind an den Enden der Rampe mindestens 30 cm waagrecht weiterzuführen. Beträgt die Höhendifferenz zwischen Rampe und tiefer liegendem anschließendem Niveau mehr als 50 cm, muss eine Absturzsicherung, z. B. mit Handlauf und Radabweiser-Sockel (mindestens 10 cm Höhe), vorgesehen werden. Handläufe und Radabweiser sind laufseitig lotrecht in einer Ebene zu führen. Bei Rampen zur Überwindung von Gehsteigkanten und Einzelstufen dürfen Handlauf und Radabweiser entfallen. Ergibt sich dadurch seitlich ein Höhenunterschied zum umgebenden Niveau, muss eine 10 cm breite Markierung nach Kontraststufe I (𝐾 ≥ 50) angebracht werden. Rampen müssen eine griffige bzw. rutschhemmende Oberfläche (z. B. Gussasphalt mit Riffelung, Körnung oder Quarzsandeinstreuung) im Sinne der ÖNORM Z 1261 [59] aufweisen. Rampen mit einem Gefälle von mehr als 4 % sind an beiden Enden in der gesamten Breite mindestens 10 cm breit farblich kontrastierend gemäß Kontraststufe I (𝐾 ≥ 50) zu markieren oder die gesamte Rampenoberfläche ist in Kontraststufe II (𝐾 ≥ 30) auszuführen. Rampen, welche Nutz- und Verkehrsflächen erschließen, sind durch nahe liegende, für gehbehinderte Menschen geeignete Treppenläufe zu ergänzen, welche vor dem Betreten der Rampe sichtbar sein sollten.

100|3|3

In Gebäuden

Rampen sind in ihrer ganzen Länge beidseitig mit Handläufen auszustatten.

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Bei der Planung der baulichen und technischen Ausführung der Flucht- und Rettungswege sowie notwendiger Verbindungswege einschließlich Treppen sind der Transport mit Krankentrage sowie die eingeschränkte Mobilität bzw. Orientierungsfähigkeit von behinderten Menschen zu berücksichtigen. Für die Flucht bzw. Rettung von behinderten Menschen ist ein Evakuierungskonzept in

In Gebäuden | 59

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die Fluchtwegs- bzw. Brandschutzpläne einzuarbeiten. Bei Fluchtrampen, die ausschließlich für die Räumung von Gebäuden im Alarmierungsfall verwendet werden, darf das Längsgefälle der Fluchtrampe auf maximal 10 % erhöht werden. Auf die Rutschhemmung der Bodenoberfläche ist besonders Bedacht zu nehmen. Fluchtwege müssen taktil gekennzeichnet werden.

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Eingänge und Türen

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Zumindest ein Eingang, möglichst der Haupteingang, und ein Aufzug des Gebäudes müssen stufenlos erreichbar sein. Für Gebäude mit nur einer Wohneinheit, z. B. Einfamilienhäuser, Klein- und Sommerhäuser, sollten diese Bestimmungen ebenfalls berücksichtigt werden. Zumindest sollte die Möglichkeit einer späteren Adaptierung vorgesehen werden. Alle Türen müssen gemäß ÖNORM B 5330-1 [35] eine Breite der nutzbaren Durchgangslichte bei 90° geöffnetem Türflügel von mindestens 80 cm haben. Bei zweiflügeligen Türen muss der Gehflügel diese Breite der nutzbaren Durchgangslichte aufweisen. Alle Zugänge zu Nutzungseinheiten wie z. B. Haus- und Wohnungseingangstüren müssen eine Breite der nutzbaren Durchgangslichte von mindestens 90 cm aufweisen. Die Breite von Türflügeln sollte 100 cm nicht überschreiten. Türen mit einer Breite der nutzbaren Durchgangslichte von mehr als 85 cm sollten an der Schließseite einen horizontalen Handgriff haben (Höhe 75 bis 100 cm). Türschwellen und Niveauunterschiede sollten grundsätzlich vermieden werden. Notwendige Türanschläge sowie Niveauunterschiede bei Innentüren dürfen nicht größer als 2 cm sein. Notwendige Türanschläge sowie Niveauunterschiede bei Außentüren, die der direkten Bewitterung ausgesetzt sind, sollten unter 2 cm liegen, dürfen jedoch maximal 3 cm betragen. Auf gut überrollbare Türschwellen sollte geachtet werden.

Zumindest ein Eingang und ein Aufzug eines Gebäudes müssen barrierefrei erreichbar sein.

Abbildung 100|3-06: Anfahrbereiche vor Türen – ÖNORM B 1600 [29]

Maße in cm

Drehflügeltür

Hauptzugang

Schiebetür

Wohnungszugang Gangverbreiterung

Auf beiden Seiten der Türen muss ein Anfahrbereich mit mindestens 120 cm Tiefe und mindestens 150 cm Breite vorgesehen werden, der durch keinerlei Einbauten eingeschränkt werden darf (siehe Band 12: Türen und Tore [10]). Der seitliche Abstand des Anfahrbereiches muss an der Türdrückerseite, von der Stocklichte aus gemessen, mindestens 50 cm betragen. Vor Drehflügeltüren muss an der Aufgehseite ein größerer Anfahrbereich mit einem Mindestmaß von 200  150 cm vorgesehen werden, wobei auch eine Interpolation bis zu einem Rechteck von 120  250 cm möglich ist, wenn eine Mindestfläche von 3 m² eingehalten wird. Die Anfahrbereiche sind insbesondere auch bei Windfängen, Schleusen, Vorräumen, Nebenräumen, Aufzügen mit Drehflügeltüren

60 | Barrierefreie Erschließungen

Tür am Gangende

Der Anfahrbereich auf beiden Seiten der Türen darf durch keinerlei Einbauten eingeschränkt werden.

u. dgl. einzuhalten. In Wohngebäuden dürfen, ausgenommen vor Wohnungseingangstüren und Sanitärräumen, die Anfahrbereiche vor Drehflügeltüren auf eine Mindestgröße von 150 cm  120 cm reduziert werden. Ergänzend zu den Anfahrbereichen ist vor Hauseingangstüren eine Bewegungsfläche von mindestens 150 cm Durchmesser sicherzustellen. Abbildung 100|3-07: Anfahrbereiche bei Schleusen – ÖNORM B 1600 [29]

Türflügel müssen leicht zu öffnen sein. Der maximale Kraftaufwand, sowohl zum Bedienen des Türdrückers beim Lastangriffspunkt (Türdrückerlänge minus 2 cm) als auch zum Öffnen und Schließen des Türflügels, darf nach ÖNORM B 1600 [29] die Bedienkräfte und -momente der Klasse 3 nach ÖNORM EN 12217 [52] mit 25 N nicht überschreiten. Türflügel (Gehflügel), die einen Kraftaufwand zum Öffnen von mehr als 25 N (gemessen in der Drückachse) benötigen, müssen mit einer motorisch unterstützten Öffnungshilfe und einer Schließverzögerung ausgestattet sein (siehe ÖNORM EN 1154 [48]). Die Verwendung von Selbstschließeinrichtungen ist zu vermeiden und nur vorzusehen, wenn sie aus sicherheitstechnischen Gründen wie z. B. bei Brandschutztüren erforderlich ist. Wenn Türschließer aus betrieblichen oder organisatorischen Gründen eingebaut werden, ist zu empfehlen, nur Türschließer der Türschließer-Größe 1 oder 2 nach ÖNORM EN 1154 [48] vorzusehen. Bei Feuer- und Rauchschutztüren sowie Gebäudeeingangstüren im nicht öffentlichen Bereich sind die Bedienkräfte mit Türschließer-Größe 3 nach ÖNORM EN 1154 [48] zu begrenzen. Im Brandfall wären nach ÖNORM B 1600 [29] auch höhere Bedienkräfte und Öffnungsmomente zulässig. Pendeltüren müssen eine Schließvorrichtung und eine Feststellvorrichtung erhalten, die das Durchpendeln der Türen verhindern (siehe ÖNORM EN 1154 [48]). Drehgriffe und eingelassene Griffe sind zu vermeiden. Griffe bei Schiebetüren sollten als Bügelgriffe ausgeführt werden. Bei der Anordnung mehrerer Türen, die zum gleichen Bereich und zu Umwegen von nicht mehr als 20 m führen, genügt obige Ausstattung für nur eine Tür. Bei Türen (Brandabschnittstüren), bei denen sichergestellt ist, dass sie im Regelbetrieb offen stehen, gelten die vorgenannten Bedingungen nicht. Glastüren und Glasfüllungen in Türen sind zumindest als Einscheiben-Sicherheitsglas auszuführen. Drehtüren (Karusselltüren) und Drehkreuze müssen barrierefrei umgehbar bzw. umfahrbar sein. Automatische Türen müssen sich frühzeitig öffnen und eine verzögerte Schließbewegung aufweisen. Impulsgeber müssen auch die Bewegungsfläche im Türbereich erfassen. Bei automatischen Drehflügeltüren ist der Schwenkbereich optisch kontrastreich zu markieren und davor eine taktile Aufmerksamkeitsfläche gemäß ÖNORM V 2102 [56] in Türbreite mit einem Abstand von 𝑎 = 10 cm außerhalb des Schwenkbereiches anzubringen.

Türflügel müssen leicht zu öffnen oder mit einer motorisch unterstützten Öffnungshilfe und einer Schließverzögerung ausgestattet sein.

Drehtüren und Drehkreuze müssen barrierefrei umgehbar bzw. umfahrbar sein.

In Gebäuden | 61

100-3-20221116

Abbildung 100|3-08: Aufmerksamkeitsfelder bei Drehflügeltüren – ÖNORM V 2102 [56]

einflügelig

zweiflügelig mit Steh- und Gehflügel

zweiflügelig mit zwei Gehflügeln

Pendeltür mit zwei Gehflügeln

Drehflügeltüren in schmalen Gängen

Glastüren sowie große Glasflächen sind innerhalb eines Bereiches von 90 bis 150 cm über dem Fußboden mit durchgehenden kontrastierenden optischen Markierungen zu versehen. Diese Markierungen sind sowohl mit einem hellen als auch einem dunklen Anteil zu versehen, um auf wechselnde Lichtverhältnisse im Hintergrund Rücksicht zu nehmen (Kontraststufe I: 𝐾 ≥ 50, siehe Tabelle 100|3-02). Abbildung 100|3-09: Beispiele für Glasmarkierungen bei Türen – ÖNORM B 1600 [29]

Glaswand mit Doppeltür

100|3|3|2

Glaswand mit Doppeltür

Glaswand mit Sockel

Verbindungswege, Treppen Horizontale Verbindungswege müssen eine lichte Breite des Bewegungsraumes von mindestens 120 cm aufweisen. Am Ende horizontaler Verbindungswege oder bei notwendigen Richtungsänderungen muss die Bewegungsfläche mindestens 150 cm Durchmesser aufweisen. Horizontale Verbindungswege müssen grundsätzlich stufenlos ausgeführt werden. Unvermeidbare Niveauunterschiede müssen durch Rampen, durch Aufzüge oder andere Aufstiegshilfen wie Hebebühnen, Schrägaufzüge (gemäß ISO 9386-2 [26]) u. dgl. ausgeglichen werden. In das angegebene Lichtraumprofil von mindestens 210 cm × 120 cm dürfen keine Hindernisse hineinragen. Unberücksichtigt bleiben stellenweise Einengungen von maximal 10 cm auf einer Länge von maximal 100 cm wie z. B. durch Pfeiler, Beschläge oder Türen im geöffneten Zustand. Freitragende Stiegen, Rampen, Rolltreppen und andere um mehr als 15 cm auskragende Konstruktionselemente sind bis zu einer Höhe von 210 cm gegen das Unterlaufen durch sehbehinderte und blinde Menschen abzusichern. Haupttreppen müssen geradläufig sein und eine nutzbare Treppenlaufbreite zwischen den Handläufen von mindestens 120 cm aufweisen. Bei der Planung des Podestes ist der Transport mit der Krankentrage (siehe Haupttrage in ÖNORM EN 1865 [49]) zu beachten und eine Bewegungsfläche von mindestens

62 | Barrierefreie Erschließungen

100|3|3|2

Horizontale Verbindungswege sind grundsätzlich stufenlos auszuführen.

150 cm Durchmesser ohne Berücksichtigung des Handlaufes einzuhalten. Nach maximal 20 Stufen ist ein Podest vorzusehen, empfohlen wird ein Zwischenpodest bereits nach 12 Stufen. Haupttreppen mit einer nutzbaren Treppenlaufbreite ab 120 cm müssen in ihrer ganzen Länge beidseitig mit einem Handlauf mit sicher umfassbarem, abgerundetem Querschnitt (Durchmesser 3,0 bis 4,5 cm) ausgestattet sein. Kantige Profile sind unzulässig. Der Wandabstand muss mindestens 4 cm betragen, die Befestigung muss mindestens 8 cm, gemessen von der Oberkante des Handlaufes, vertikal nach unten geführt werden. Werden breite Treppenanlagen mit zusätzlichen Handläufen geteilt, sind auch diese beidseitig benutzbar auszuführen. Die Enden der Handläufe müssen beim An- und Austritt mindestens 30 cm über die Trittkante weitergeführt werden, wobei frei auslaufende Enden gegen das Unterlaufen mit dem Taststock zu sichern sind. Diese Enden sind so zu gestalten, dass ein Hängenbleiben verhindert wird. Der Handlauf entlang des Treppenauges (Spindelraumes) ist durchlaufend auszuführen und darf nicht außerhalb des betretbaren Bereiches der Treppe liegen. Der Handlauf ist in einer Höhe zwischen 85 und 90 cm anzuordnen. Bei Anordnung des Handlaufes in mehr als 90 cm Höhe ist ein zweiter Handlauf in einer Höhe von 75 cm anzuordnen. Die Handläufe sind über die Zwischenpodeste fortzuführen. Die Farbe der Handläufe muss zur Wand entsprechend der Kontraststufe II (𝐾 ≥ 30) kontrastieren. Anfang und Ende des Treppenlaufes sollten am Handlauf gemäß ÖNORM V 2105 [58] taktil avisiert werden, vorzugsweise durch eine Stockwerksbezeichnung in taktiler Normalschrift.

Die Farbe der Handläufe muss zur Farbe der Wand kontrastieren.

Abbildung 100|3-10: Beispiele von Treppen [29]

Die Stufen müssen eine rutschhemmende Oberfläche aufweisen. Offene Plattenstufen und geschlossene Plattenstufen mit zurückgesetzten Setzstufen sind unzulässig. Eine nach hinten geneigte Setzfläche (maximal 3 cm) ist zulässig. Einzelstufen sollten vermieden werden. Die Stufenhöhe darf 16 cm nicht über-, die Stufenbreite 30 cm nicht unterschreiten. Bei allgemein zugänglichen Baulichkeiten müssen die An- und die Austrittsstufe eines Treppenlaufes in der ganzen Treppenbreite an der Vorderkante der Trittstufe farblich kontrastierend mit der Kontraststufe I (𝐾 ≥ 50) markiert werden. Die Breite des Markierungsstreifens ist mindestens 5 cm. Bei Treppen, die aus maximal 5 Stufen bestehen, ist jede Treppe zu markieren. Ausgenommen bei räumlich abgeschlossenen Treppenhäusern muss vor abwärtsführenden Treppen, beginnend in einem Abstand von 30 bis 40 cm vor der ersten Stufe, ein taktiles Aufmerksamkeitsfeld über die ganze Treppenbreite in einer Tiefe von mindestens 40 cm angebracht werden. In Gebäuden | 63

100-3-20221116

100|3|3|3

Sanitärräume

100|3|3|3

Alle Gebäude, ausgenommen Wohnbauten bzw. Wohnbereiche, müssen in jedem Geschoß, in dem Sanitäranlagen ausgeführt werden, mindestens einen barrierefreien WC-Raum aufweisen (geschlechtsneutral angeordnet oder mit je einem für Damen und Herren). Bei Wohnbauten oder Wohnbereichen gelten die Regelungen für den anpassbaren Wohnbau. In barrierefreien WC-Bereichen müssen eine seitliche, eine frontale und eine rechtwinkelige Anfahrt sichergestellt sein. Beim Einbau von nur einseitig anfahrbaren WCs sollte die Anfahrrichtung zur WC-Schale in den jeweiligen Geschoßen abwechseln. Die Türen dürfen nicht nach innen aufgehen, müssen eine nutzbare lichte Durchgangsbreite von mindestens 80 cm haben, von innen versperrbar und im Notfall auch von außen entriegelbar sein. Auf ergonomische Bedienbarkeit des Türdrückers und der Verriegelung ist Rücksicht zu nehmen. Ein Drehknopf oder Ähnliches ist zur Verriegelung nicht geeignet. Wird der WC-Raum aus betriebstechnischen Gründen versperrt gehalten, sollte eine zusätzliche Ausstattung mit Doppelzylindersystem mit einem europaweit gültigen Schließsystem für Behinderteneinrichtungen vorgesehen werden. Im barrierefreien WC-Raum muss eine Bewegungsfläche für den Rollstuhl von mindestens 150 cm Durchmesser sichergestellt sein, wobei eine Unterfahrbarkeit des Handwaschbeckens bis maximal 20 cm Tiefe miteinbezogen werden kann. Ein universell anfahrbarer WC-Sitz erfordert eine Raumbreite von mindestens 220 cm und eine Raumtiefe von mindestens 215 cm, ein einseitig anfahrbarer WC-Sitz eine Raumbreite von mindestens 165 cm und eine Raumtiefe von mindestens 215 cm. Abbildung 100|3-11: Systemskizze für anfahrbare WC-Sitze – ÖNORM B 1600 [29]

universell Anfahrbar

einseitig Anfahrbar

Werden in WC-Räumen zusätzliche Elemente (z. B. Wickeltisch, größere Abfallkübel, Warmwasseraufbereitung, Möblierungen) angebracht, sind die Mindestabmessungen zu vergrößern, um die Bewegungsfläche von mindestens 150 cm Durchmesser sicherzustellen. Die Einrichtung und Ausstattung der barrierefreien WC-Räume (WC-Sitz, Waschtisch, Halte- und Stützgriffe, Notrufeinrichtung u. dgl.) ist gemäß ÖNORM B 1600 [29] auszuführen. Besteht im Rahmen von Zu- und Umbauten an Bestandsgebäuden aufgrund der beengten Verhältnisse keine andere Möglichkeit, so ist der barrierefreie WCRaum dem Damen-WC zuzuordnen.

64 | Barrierefreie Erschließungen

Alle öffentlichen Gebäude müssen mindestens einen barrierefreien WCRaum aufweisen.

Anpassbarer Wohnbau und anpassbare Arbeitsstätten

100|3|3|4

Anpassbarer Wohnbau und anpassbare Arbeitsstätten bedeuten, dass später notwendige Änderungen in möglichst kurzer Bauzeit und kostengünstig ohne Änderung von Installationen, Technik, Dämmung oder Tragfähigkeit vorgenommen werden können. Anpassbare Bereiche sind durch die barrierefreie Erschließung aller erforderlicher Räume möglich. Bei der Planung von tragenden Elementen, Installationen und technischen Einrichtungen sind die Mindestanforderungen der ÖNORM B 1600 [29] (z. B. Durchgangsbreiten, Mindesttürbreiten, Mindestbewegungsflächen, Anfahrbereiche zu Türen, erreichbare Höhe von Bedienelementen) zu beachten. Besondere Beachtung sollte der Anordnung von Treppenhäusern zur nachträglichen Ausstattung mit Aufzügen gewidmet werden. Wichtigster Bereich hinsichtlich der Anpassbarkeit sind die Sanitärräume. Die Planung der Sanitärräume hat, soweit sie nicht von vornherein barrierefrei ausgeführt werden, so zu erfolgen, dass durch Zusammenlegung von Räumen (wie WC und Bad, Bad und Abstellraum, WC und Abstellraum) die erforderlichen Bewegungsflächen für die Benutzung mit Rollstühlen geschaffen werden können. Aus diesem Grund dürfen in den Trennwänden zwischen diesen zusammenzulegenden Räumen keinerlei Installationen untergebracht werden. Der Estrich und die Feuchtraumabdichtung müssen unter den entsprechenden Trennelementen durchgehen. Diese dürfen nicht tragend sein, um ihre rasche und kostengünstige Entfernung zu ermöglichen. Barrierefreie Sanitärräume benötigen keinen Vorraum.

Anpassungen an die Barrierefreiheit sollen in möglichst kurzer Bauzeit und kostengünstig vorgenommen werden können.

vorher

Abbildung 100|3-12: Anpassbare Sanitärbereiche bei Wohnungen [29]

nachher

100|3|3|4

WC in Kombination mit Bad

WC in Kombination mit Abstellraum

zweiter WC-Anschluss im Bad

Bei einer Wohnung über mehrere Geschoße sind für die Wohnungstreppe die Anforderungen der ÖNORM B 5371 [40] ausreichend, wenn die Funktionen Wohnen, Schlafen, Kochen und die Sanitäreinrichtungen zumindest für eine Person in der barrierefrei zugänglichen Wohnebene im Sinne des „anpassbaren Wohnbaus“ vorhanden sind oder z. B. mit einem Plattformaufzug mit geneigter Fahrbahn und den erforderlichen Bewegungsflächen nachgerüstet werden können. Dafür muss die nutzbare Treppenlaufbreite mindestens 110 cm betragen, bei geradeläufigen Treppen darf sie auf 100 cm reduziert werden.

In Gebäuden | 65

100-3-20221116

100|3|3|5

Materialien, Farbgestaltung und Beleuchtung Die Auswahl der Materialien für Bodenbeläge bzw. Wand- und Deckenoberflächen hat im Zusammenhang mit der natürlichen Belichtung und der künstlichen Beleuchtung zu erfolgen, um eine direkte Blendung bzw. Reflexblendung von Menschen (Augenhöhe 100 cm bis 180 cm) zu vermeiden. Wände und Fußböden sollten farblich zueinander kontrastierend sein. Für sehbehinderte Menschen ist eine kontrastreiche Farbgestaltung mindestens der Kontraststufe II (𝐾 ≥ 30) wichtig, um z. B. Türen, Handläufe, Treppenstufen und andere wichtige visuelle Informationen überhaupt wahrnehmen zu können. Auf ausreichende Beleuchtung ist ebenfalls zu achten, wobei für seh- und hörbehinderte Menschen in Arbeitsbereichen und in Bereichen mit wichtigen Informationen eine Verdoppelung der Beleuchtungsstärke empfohlen wird. Bei Pflasterungen und Bodenbelägen mit Fugen darf die Differenz zwischen Belagoberfläche und Verfugung nicht mehr als 0,5 cm betragen. Bodenbeläge im Freien müssen mit dem Rollstuhl leicht und erschütterungsarm befahrbar sein. Beläge von Rampen und Treppen im Freien sind rutschhemmend auszuführen. Bei Bodenbelägen in Gebäuden müssen die Fußböden eine ausreichende Rutschhemmung aufweisen, rollstuhlgeeignet sein und dürfen sich nicht elektrostatisch aufladen. Hochflorige Teppiche sind für Rollstühle ungeeignet. Die Lochgrößen oder Rippenabstände von Gitterrosten, Bodengittern u. dgl. dürfen die Größe von maximal 2 cm Durchmesser oder bei eckiger Ausführung von 4 cm² Öffnungsfläche nicht überschreiten. Schmutzabstreifer müssen so beschaffen sein, dass sie das Lenkverhalten von Rollstühlen nicht beeinflussen.

100|3|4

Aufzüge und Aufstiegshilfen Ist ein Aufzug im Gebäude vorgesehen, so muss dieser stufenlos erreichbar sein. Bei Aufzugsgruppen ist zumindest ein barrierefrei erreichbarer Aufzug auszuführen. Aufzüge, Hebebühnen oder andere Aufstiegshilfen müssen die stufenlose Erreichbarkeit aller allgemein zugänglichen Nutzräume (auch Sanitärräume) ermöglichen. Aufzüge dürfen nicht durch Fahrtreppen oder Fahrsteige ersetzt werden. Aufzugsanlagen und Aufstiegshilfen sollten über eine unabhängige Stromquelle (Notstromversorgung oder Anschlussmöglichkeit für mobile Notstromversorgung an gut zugänglicher Stelle der Außenfassade) verfügen, insbesondere wenn sie für die Erschließung bei öffentlichen Veranstaltungen erforderlich sind.

100|3|4|1

Aufzüge Für die Beförderung behinderter Personen sind in ÖNORM B 1600 [29] und ÖNORM EN 81-70 [44] unter anderem folgende Planungsgrundsätze angeführt:  Aufzüge müssen entweder von der Straße oder von der Garage stufenlos erreichbar sein. 

Aufzugsanlagen sollen mit automatischen Kabinen- und Schacht-Horizontalschiebetüren ausgerüstet sein.



Der oberste Knopf aller Bedienungselemente darf nicht höher als 110 cm über dem Boden angeordnet sein.

66 | Barrierefreie Erschließungen

100|3|3|5

Für sehbehinderte Menschen sind kontrastreiche Farbgestaltung und ausreichende Beleuchtung wesentlich.

100|3|4 Zumindest ein Aufzug in einem Gebäude muss barrierefrei erreichbar sein.

100|3|4|1



Der Fahrkorb muss folgende lichte Mindestabmessungen aufweisen: Breite  110 cm, Tiefe  140 cm, Türbreite  90 cm. Für Personenaufzüge mit Übereckbeladung muss eine Bewegungsfläche Durchmesser von 150 cm eingehalten werden.



Eine horizontale Anordnung der Befehlsgeber in einer Höhe von 90 cm (Mittellinie) wird empfohlen.



Optische und akustische Anzeigen ermöglichen das einfache Erkennen des Aufzugs; akustische Ankündigung beim Aufleuchten der Richtungspfeile für „aufwärts“: ein Ton, für „abwärts“: zwei Töne.



Akustische Informations- und Notrufeinrichtungen sollten zusätzlich mit einer induktiven Höranlage ausgestattet sein.



Tastbare Zeichen bzw. Beschriftungen mit einer Zifferngröße von 15 bis 40 mm (Braille-Schrift wird zusätzlich empfohlen) sind eventuell in Form einer Telefontastatur anzubringen.



Farbe und Farbton von Türrahmen und Schachttüren sollten zur umgebenden Wand kontrastierend gemäß der Kontraststufe II (𝐾 ≥ 30) ausgeführt sein, um das Auffinden der Schachttüren zu erleichtern.



Spiegel oder reflektierende Fläche gegenüber der Schachttür: 30 cm über FBOK bis mindestens 150 cm über FBOK, um rückwärtsfahrenden Rollstuhlfahrern die Sicht in die Bewegungsfläche vor dem Aufzug zu ermöglichen In den öffentlich zugänglichen Bereichen müssen Aufzüge, falls versperrt, zusätzlich auch mit einem europaweit gültigen Schließsystem für Behinderteneinrichtungen ausgestattet sein. Abbildung 100|3-13: Aufzugskabinen mit Bewegungsfläche vor dem Aufzug [29] Maße in cm

Das Innere des Fahrkorbes gemäß ÖNORM EN 81-70 [44] muss eine Breite von mindestens 110 cm und eine Tiefe von mindestens 140 cm aufweisen. Bei diesen Abmessungen muss die Tür an der Schmalseite angeordnet sein. Für Aufzüge mit Übereckbeladung ist eine Mindestgröße (Innenlichte des Fahrkorbes) von 150 × 150 cm vorzusehen. Die Fahrkorb- und Schachttüren sind als selbsttätig maschinell betriebene, waagrecht bewegte Schiebetüren mit einer lichten Durchgangsbreite von mindestens 90 cm auszuführen. Der freie Bereich vor den Schachttüren muss eine Tiefe von mindestens 150 cm aufweisen. Grundsätzlich ist ein abwärtsführender Treppenlauf gegenüber der Schachttür zu vermeiden. Ist dies nicht zu vermeiden, so muss der Abstand von der Schachttür mindestens 200 cm betragen.

Aufzüge und Aufstiegshilfen | 67

100-3-20221116

Es sollte eine einheitliche akustische Signalisierung verwendet werden. Außen an der Türzarge der Fahrschachttür – rechts für den Einsteigenden – sollte in einer Höhe von 100 cm eine tastbare Stockwerksnummerierung angebracht sein. Für die Gestaltung der Bedienungselemente von Aufzügen ist die ÖNORM EN 81-70 [44] anzuwenden.

100|3|4|2

Aufstiegshilfen In Neubauten ist die vertikale Erschließung grundsätzlich mit Aufzügen vorzunehmen. Schrägaufzüge, Hebebühnen und Hebeplattformen sind Sonderlösungen für behinderte Menschen. Können bauliche Barrieren (Stufen) in bestehenden Gebäuden weder durch Aufzug noch durch Rampeneinbauten überwunden werden, sind Schrägaufzüge oder Hebebühnen eine Alternative. Behinderte Personen können mit Schrägaufzügen stehend auf einer Plattform oder auf einem Sitz oder im Rollstuhl auf einer großen Plattform über Treppen zwischen festgelegten Zugangsstellen befördert werden. Die Fahrbahn kann dabei geradlinig oder gekrümmt über Flure, Podeste, Treppen oder Rampen verlaufen. Grundsätzlich sollten solche Anlagen selbstständig benutzbar zur Verfügung stehen. Ist bei öffentlich zugänglichen Anlagen eine Sperrung vorgeschrieben, darf diese nur der Freischaltung dienen. Zur Sperrung kann das EuroSchließsystem (europaweit gültiges Schließsystem für Behinderteneinrichtungen) verwendet werden. Die Bedienung der Aufstiegshilfen hat durch eine so genannte Totmannschaltung mit geringer Druckkraft zu erfolgen, die Bedienelemente sind an den beiden Haltestellen und am Gerät anzubringen. Auf die Absturzsicherheit ist besonders zu achten. Für den Einbau eines Schrägaufzuges sind folgende Mindesterfordernisse zu erfüllen: 

Mindestdurchgangshöhe im gesamten Treppenbereich von 2 m



Mindestgröße der Plattform bei vertikalen Plattformaufzügen: Breite 110 cm, Tiefe 140 cm, Tragfähigkeit Nennlast = 385 kg



Mindestgröße der Plattform bei Plattformschrägaufzügen: Breite 80 cm, Tiefe 100 cm, Tragfähigkeit Nennlast = 300 kg



Bei beiden Haltestellen hat die Bewegungsfläche vor der Plattform einen Durchmesser von 150 cm zu betragen.



Die abklappbare Plattform und deren Sicherungsbügel können im öffentlichen Bereich automatisch abgesenkt werden, die Bedienungselemente sind daher im Bereich der Bewegungsfläche leicht erreichbar anzubringen.



Ein Schrägaufzug sollte auch für gehbehinderte Personen, die keine Stufen überwinden können, benutzbar sein (eventuell mit Klappsitz). Hebebühnen dürfen in Österreich Höhenunterschiede bis zu 199 cm überwinden und müssen eine Mindestgröße der Plattform von 80  130 cm aufweisen, Zu- und Abgang müssen niveaugleich mit der Umgebungsfläche sein. Sollte ein Schacht erforderlich sein, ist der vermehrte Platzbedarf zu berücksichtigen. Hebeplattformen sind die preisgünstige Form von Aufstiegshilfen, da für ihre Aufstellung nur geringe Bauarbeiten notwendig sind. Durch die bauartbedingte Auffahrtsrampe mit größerer Steigung stellen sie für einige Rollstuhlfahrer keine gute Lösung dar und sind im öffentlichen Bereich zu vermeiden.

68 | Barrierefreie Erschließungen

100|3|4|2

Grundsätzlich sollten in Gebäuden alle Anlagen zur vertikalen Personenbeförderung selbstständig benutzbar sein.

Abbildung 100|3-14: Treppenlift und Hebeplattform

Hebeplattform

Treppenlift

100|3|5

Einrichtung und Ausstattung

100|3|5

100|3|5|1

Bedienungselemente

100|3|5|1

Alle Bedienungselemente wie Schalter, Taster, Gegensprechanlagen, Regelungselemente u. dgl. müssen in einer Höhe zwischen 80 und 110 cm über der Fußbodenoberkante angebracht werden und einen seitlichen Abstand von der angrenzenden Wand von mindestens 50 cm aufweisen. Die optimale Höhe für Bedienungselemente liegt bei 80 bis 100 cm. Tabelle 100|3-01: Braille-Vollschrift mit Lautgruppenabkürzungen – ÖNORM V 2105 [58]

1|a

2|b

3|c

4|d

5|e

6|f

7|g

8|h

9|i

0|j

k

l

m

n

o

p

q

r

s

t

u

v

w

x

y

z

ß

st

au

eu

ei

ch

sch

ü

ö

ä

äu

ie

.

-

()

,

;

:

/

Zahlzeichen

Taster müssen mit einer Maximalkraft von 5 N bedienbar und der Schaltpunkt muss fühlbar sein, empfohlen wird eine Maximalkraft von 2,5 N. Sensortasten und Taster ohne definierten Druckpunkt sind unzulässig. Einzeltaster von elektrischen Türöffnern, Lichtschalter und Ruftasten von Torsprechstellen u. dgl. sollen innen und außen generell in 85 cm Höhe angebracht werden. Taster von elektrischen Türöffnern müssen mindestens 50 cm außerhalb des Öffnungsbereiches der Türflügel angebracht sein und dürfen sich nicht in Mauernischen oder in Bereichen von Stufen befinden. Steckdosen sollten in einer Höhe von mindestens 50 cm über FBOK angebracht sein. Informationen bei Gegensprechanlagen müssen akustisch und optisch eindeutig angezeigt werden, optische Signale müssen mindestens 30 Sekunden lang leuchten.

Symbole auf Bedienungselementen müssen taktil ausgeführt und beschriftet werden.

Sensortasten und Taster müssen einen definierten Druckpunkt aufweisen.

Einrichtung und Ausstattung | 69

100-3-20221116

Die taktile Beschriftung von Bedienungselementen und die Braille-Schrift sind gemäß ÖNORM V 2105 [58] auszuführen. Sind Bedienungselemente mit Symbolen versehen, müssen diese taktil ausgeführt und beschriftet werden. Die Taster sind farblich kontrastierend zu gestalten.

100|3|5|2

Orientierungssysteme und Beleuchtung

100|3|5|2

Als Mindestanforderung für die Beleuchtungsstärken gelten die Werte gemäß ÖNORM EN 12464-1 [53] und -2 [54], wobei diese auch für vergleichbare Nutzungsbereiche gelten. Direkt- und Reflexblendung sind zu vermeiden. Für Sehbehinderte müssen stark kontrastierende visuelle Informationen vorgesehen werden. Für Warnung, Sicherheit und Beschriftung ist die Kontraststufe I (𝐾 ≥ 50) zu berücksichtigen. Um die Orientierung und Führung zu unterstützen, ist die Kontraststufe II (𝐾 ≥ 30) einzuhalten. Bevorzugte Farbe für Beschriftungen und Symbole ist Schwarz auf weißem oder gelbem Hintergrund. Für Stufenmarkierungen wird Gelb auf dunklem Hintergrund bevorzugt. Tabelle 100|3-02: Funktionsabhängige Mindestwerte für den Helligkeitskontrast – ÖNORM B 1600 [29] Kontraststufe Funktion

I

II

Kontrast 𝑲 zwischen dem Lichtreflexionsgrad 𝑳𝑹𝑽 von zwei Oberflächen 𝑲 𝑳𝑹𝑽𝟏 – 𝑳𝑹𝑽𝟐

Warnung, Sicherheit, Beschriftung: potenzielle Gefahren und Hindernisse (z. B. Stufen, Poller, Glasflächen), Information (z. B. Beschilderung, Leitsystem) Orientierung, Führung: große Oberflächen (z. B. Wände, Fußboden, Türen, Decke), Elemente und Bauteile, welche die Orientierung erleichtern (z. B. Handläufe, Schalter und Taster, Panikstangen, Türdrücker)

𝐾 ≥ 50

𝐾 ≥ 30

Die Messung des 𝐿𝑅𝑉 (Light Reflectance Value) erfolgt mittels Spektralphotometer. 𝐿𝑅𝑉-Werte zwischen 0 (schwarz) und 100 (weiß) werden von Herstellern von Farben und Oberflächenmaterialien ermittelt und zur Verfügung gestellt.

Bei Orientierungs- und Informationssystemen sind die Schriftgröße und die Höhe über dem Fußboden gemäß ÖNORM A 3012 [28] auszuführen. Das ZweiSinne-Prinzip ist generell zu berücksichtigen: Informationen müssen für zwei einander ergänzende Sinne eindeutig ausgegeben werden. Akustische Informationen sind auch optisch anzuzeigen. Optische Informationen sind akustisch oder taktil auszugeben. Soweit technisch möglich, sollten akustische Informationen über Lautsprecheranlagen zusätzlich induktiv ausgegeben werden. Um Informationen für Menschen mit mehrfacher Sinnesbehinderung zugänglich zu machen, kann das Zwei-Sinne-Prinzip auf das Drei-Sinne-Prinzip erweitert werden. Alle Informationselemente müssen gut ausgeleuchtet sein und sollten farblich kontrastierende Buchstaben haben, ergänzend auch in Braille-Schrift. Mindestens eine WC-Anlage pro Geschoß muss für Blinde und sehbehinderte Menschen gekennzeichnet sein. Ist diese nach Geschlechtern getrennt, muss je ein WC gekennzeichnet sein. Dies hat zumindest durch Anbringung eines Leitstreifens quer zur Gehrichtung im Gangbereich (Auffanglinie gemäß ÖNORM V 2102 [56]) und einer taktilen Beschriftung auf dem Türblatt gemäß ÖNORM V 2105 [58] zu erfolgen. Alarmsysteme müssen nach dem Zwei-SinnePrinzip optische und akustische Signale auslösen. Bei Flucht- und Rettungswegen ist eine Ausstattung mit visuellen und akustischen Informationssystemen und mit geeigneten Bergetüchern sowie taktilen Symbolen an den Handläufen, die die Fluchtrichtung angeben, vorzusehen. 100|3|6

Farbteil 100|3

70 | Barrierefreie Erschließungen

Orientierungssysteme müssen immer nach dem Zwei-SinnePrinzip ausgeführt werden.

Bild 100|3-01

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Kombinierte Rampen- und Treppenanlage Metallische Außenrampe

Bild 100|3-03

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Außenrampe als Zugangsergänzung zur Außentreppe Nachträglich montierte metallische Außenrampe Innenrampe

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Innenrampe Außenrampe ohne seitliche Sicherung

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Bild 100|3-07

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Farbteil 100|3 | 71

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Kurze Außenrampe Treppenaufgang mit seitlicher Rampenausbildung (nicht zu empfehlen)

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Außenrampe mit Umwehrung Außenrampe – Detail

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Negativbeispiele für Planung und Absicherungen Positivbeispiele für Planung und Absicherungen

72 | Barrierefreie Erschließungen

Bilder 100|3-12 bis 14 Bilder 100|3-15 bis 17

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Aufzugsbedienelemente mit taktilen Informationen Aufzugsbedienelemente mit taktilen Informationen Handlauf mit taktiler Information

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Hebeplattform Hebelplattform mit Glasverkleidung (Plattformlift)

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Taktile Bodenmarkierung – U-Bahn Taktile Bodenmarkierung – Abzweigung

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Farbteil 100|3 | 73

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Markierung Türen Taktile Bodenmarkierung – Leiteinrichtung

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Niveaugleiche Ausführung von Türstaffeln Niveaugleiche Ausführung von Türstaffeln

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Barrierefreie Ausführung Sanitärraum Barrierefreie Ausführung Sanitärraum Beispiel für barrierefreien Arbeitsplatz

74 | Barrierefreie Erschließungen

Bild 100|3-27 Bild 100|3-28

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100|4

Konstruktionsformen

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Gerade, einläufige Treppen unterscheiden sich hinsichtlich der Konstruktionsformen durch Stufen, die auf einer Unterkonstruktion (Platten, Wangen, Holmen) aufgelagert oder in Seitenwänden eingespannt sind, sowie durch Sonderkonstruktionen. Eine materialgebundene Einteilung der Treppenkonstruktion ist oft nicht möglich, vielfach bestehen tragende Bauteile, Stufen oder Geländer aus unterschiedlichen Materialien (Mischbauweise). Abbildung 100|4-01: Treppenbauarten

A B C D

Massivtreppe Wangentreppe Holmtreppe (aufgesattelte Stufen) Einholmtreppe

E F G H

Spindeltreppe Kragtreppe Bolzentreppe abgehängte Stufen

Massivtreppen (A) stellen den häufigsten Bautyp in herkömmlichen Baukonstruktionen dar. Die Lastabtragung erfolgt über die Laufplatten und Podestplatten entweder als schräge Plattenbalken oder als Faltwerkkonstruktionen. Wangentreppen (B) eignen sich besonders für massenaktive Konstruktionstypen, die durch biegebeanspruchte Primärkonstruktionen charakterisiert sind, das sind vor allem Treppen, deren Einzelstufen von schrägen Balken aus Holz, Metall oder Glas getragen werden. Holmtreppen (C) mit aufgesattelten Stufen sind vor allem bei Stahl- und Holztreppen anzutreffen. Die Stufen werden auf den Trägern (= Holmen) aufgelagert, wobei im Verbindungsbereich besonders auf die Vermeidung von Körperschall (das typische „Knarren“ der Treppen) zu achten ist. Einholmtreppen (D) sind besonders für Anwendungen im Stahlbau geeignet, aber auch im Beton- und Holzbau vertreten. Besonderes Augenmerk ist einerseits auf die Biegetragfähigkeit der Trittstufen als beidseitiger Kragarm und andererseits auf die Befestigung der Trittstufen auf dem Holmträger zu legen. Spindeltreppen (E) sind vor allem als Holz- und Stahltreppen, zum Teil nach tradierten Bauformen aus Gusseisenelementen hergestellt. Kragtreppen (F) waren die bevorzugte Bauform bei Natursteintreppen der Spätgründerzeit. Dabei wurden die aus Naturstein („Werksteinelementen“) hergestellten Stufen in der Treppenhausmauer eingespannt, wobei abhängig von der Bauweise zuerst das Mauerwerk hochgezogen und anschließend die Stufen eingespannt oder die Treppenkonstruktion gemeinsam mit dem tragenden Mauerwerk errichtet wurde. Konstruktive Sonderformen wie Bolzentreppen (G) sind durch Trittstufen charakterisiert, die einseitig auf dem Treppenhausmauerwerk auflagern und an der Außenseite durch Zugelemente abgehängt sind. Speziell bei abgehängten Stufen (H) werden die Trittstufen an einem räumlich gekrümmten Geländerträger, meist aus Stahlprofilen gebildet, aufgehängt.

Der häufigste Bautyp von Treppen in herkömmlichen Baukonstruktionen ist die Massivtreppe.

Außentreppen | 75

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100|4|1

Außentreppen Beginnend von einer Treppe im Gelände mit Rundholzkanten über Natursteinstufen bis zu gemauerten Treppen und Betonfertigteilen existiert für Außentreppen eine Vielzahl von Ausbildungsmöglichkeiten. Die grundsätzliche Wahl eines Systems hängt dabei von der Anforderung an die Oberfläche und die Benutzbarkeit ab.

100|4|1 Anforderungen an die Oberfläche und die Benutzbarkeit bestimmen die Wahl des Materials.

Abbildung 100|4-02: Außentreppen mit Hölzern und Naturstein

Bei der Verwendung von Rundhölzern und plattigen Natursteinen entsteht eine naturnahe Ausbildung der Abtreppung, die je nach Witterung und Untergrund in Intervallen von drei bis fünf Jahren auszubessern ist. Hinsichtlich der Stufenhöhen und Auftrittsbreiten sind bedingt durch die konstruktive Ausbildung größere Schwankungen der Abmessungen zu erwarten, die aber auf die Nutzung keine negativen Auswirkungen haben. Abbildung 100|4-03: Außentreppen mit Naturstein

Abbildung 100|4-04: Außentreppen mit Fertigteilstufen

76 | Konstruktionsformen

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Naturnahe Ausbildungen von Außentreppen müssen alle drei bis fünf Jahre ausgebessert werden.

Bei der Verlegung von Natursteinen im Sand- oder Mörtelbett ist immer auf eine gute Verdichtung des Untergrundes zu achten sowie auf die Vermeidung von Frosthebungen über die Wintermonate. Daher sollte der gewachsene Boden unterhalb der Treppe immer ein Gefälle aufweisen, damit sich innerhalb der Frostzone keine Wasseransammlungen bilden können. Unter Umständen kann auch die Ausbildung einer seitlichen Drainage erforderlich werden. Außentreppen aus Klinkerziegeln können unter Verwendung von nur einem Format angefertigt werden. Die Klinker werden dabei flach in ein Mörtel- oder Betonbett verlegt und die Fugen nachträglich ausgegossen.

Unterhalb der Treppe sollte der gewachsene Boden immer ein Gefälle aufweisen.

Abbildung 100|4-05: Außentreppen mit Klinkermauerung [64]



Bei Hauseingangsstufen ist besonders auf die Auflagerung, vollflächig auf entsprechend massiven Fundamentkörpern oder seitlich auf Wangenträgern oder Wangenmauern, zu achten.



Die Ausbildung einer frostsicheren Gründung des Primärtragwerks durch frostfrei gegründete Streifenfundamente unter dem Treppenansatz und dem Treppenaustritt ist erforderlich.



Werden nur die Setzstufen auf Betonstreifen gelagert, kann bei einfachen Konstruktionen von dieser Forderung abgegangen werden, falls durch einen kapillarbrechenden oder nicht feuchtigkeitsbelasteten Untergrund (z. B. Fels) sichergestellt ist, dass keine bestandsgefährdende Eislinsenbildung auftreten kann.



Bei Verwendung von Werksteinstufen im Außenbereich ist darauf zu achten, dass keine frostgefährdeten Materialien verwendet werden.

Abbildung 100|4-06: Werksteinstufen mit Untermauerung

Außentreppen | 77

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Abbildung 100|4-07: Hauseingangstreppen – Blockstufen

Abbildung 100|4-08: Hauseingangstreppen – Plattenstufen auf Fertigteilbalken

100|4|2

Natursteintreppen Natursteintreppen bestehen aus frostbeständigen Steinen mit hoher Abriebfestigkeit wie Granit, Basalt oder Sandstein. Geschoßtreppen aus Naturwerkstein gelten nicht als brandbeständig. Bei der Ausbildung kann unterschieden werden in:    

Freitreppen - nach drei Seiten abgestuft - seitlich durch Geländer/Wangenträger abgeschlossen Auflagerung auf Stahlbetonwangen/Stahlwangen/-holmen Untermauerung Einspannung (erforderliche Einbindetiefe beachten)

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100|4|2 Natursteintreppen bestehen aus frostbeständigen Steinen mit hoher Abriebfestigkeit.

Natursteintreppen stellen neben einfachen Holztreppen die ältesten Ausführungsformen dar. Einfache Bauformen, aus einzelnen Blockstufen gebildet, wurden entweder frei gestaltet oder durch seitliche Brüstungen abgeschlossen. Später wurden untermauerte Formen ausgebildet und einzelne Natursteinstufen auf Wangen oder Trägern gelagert. Bei einer Einspannung der Natursteinstufen ist einerseits auf die Biegezugfestigkeit der Einzelstufen sowie den Verband des Treppenlaufes zu achten. Die Untersuchungen des „Stiegenstufen-Ausschusses im Österreichischen Ingenieur- und ArchitektenVerein“ zeigten bereits am Ende des 19. Jahrhunderts, dass etwa die Hälfte der Beanspruchungen über die Tragwirkung der Einzelstufen, die andere Hälfte über die Laufwirkung erfolgt. Abbildung 100|4-09: Werksteinstufen – Ausbildungsformen

Blockstufen

Keilstufen

Blockstufen sind einfache Stufenformen, meist aus Werksteinblöcken gebildet, und liegen jeweils aufeinander auf, wodurch vor allem die Lauftragwirkung maßgebend ist. Derartige Treppenformen werden auch bei beidseitig aufgelagerten Stufen ausgeführt. Abbildung 100|4-10: Auflagerung von Werksteinstufen

frei aufliegend

beidseitig eingemauert

beidseitig eingespannt

einseitig eingespannt

Die Auflagertiefe bei gemauerten Treppenwänden sollte mindestens 15 cm bzw. die halbe Steinlänge der Mauersteine betragen. Für eine Einspannung sind die Einspanntiefen (15 bis 30 cm) in Abhängigkeit vom Steinmaterial und der Kraglänge zu dimensionieren. Bei Stahlbeton- oder Betonmauerwerk ist bei beidseitiger Auflagerung eine Auflagertiefe von rund 6 cm vorzusehen. Wendeltreppen aus Naturstein bestehen aus einem durchgehend gewendelten Treppenlauf, wobei die Trittstufen entweder - in der durchgehenden Spindel im Treppenauge eingespannt sind, - auf der Treppenspindel und auf dem umlaufenden Treppenhausmauerwerk aufgelagert sind - oder auf den gewendelten Laufplatten aufliegen.

mit Einspannung und Steinwange Bei gemauerten Treppenwänden sollte die Auflagertiefe mindestens 15 cm bzw. die halbe Steinlänge der Mauersteine betragen.

Bei der Planung derartiger Treppenkonstruktionen ist auf die Ausbildung der Spitzstufen mit den inneren Stufenauftritten 𝑎 an der inneren Begrenzung des Treppenlaufes von mindestens 15 cm, bei Wohnungstreppen mindestens 12 cm zu achten. Natursteintreppen | 79

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Abbildung 100|4-11: Werkstein Wendeltreppen

100|4|3

Stahlbetontreppen

100|4|3

Treppen in Stahlbetonbauweise im Bereich der Wohn- und Verwaltungsgebäude machen aufgrund der rigorosen Bestimmungen hinsichtlich des Brandschutzes den überwiegenden Anteil aller Treppenkonstruktionen aus. Unter den Stahlbetontreppen bilden wiederum aus arbeitstechnischen Gründen diejenigen mit einer Laufplattenkonstruktion den Hauptanteil. Treppen mit freitragenden Einzelstufen werden nur dann gebaut, wenn ein besonders leichter Eindruck der Konstruktion erzielt werden soll. Die konstruktive Ausbildung der Laufplatten, Wangen und Holme erfolgt als Einfeldträger, die auf den Podesträndern auflagern, als geknickte Träger oder als Kragträger.

Die häufigste Treppenkonstruktion in Wohn- und Verwaltungsgebäuden ist die Treppe in Stahlbetonbauweise.

Abbildung 100|4-12: Konstruktive Ausbildungsformen – Stahlbetontreppen

Einfeldträger

geknickter Träger

Die früher vorherrschende Form der auf dem Treppenhausmauerwerk allseitig oder an den Seitenwänden aufliegenden geknickten Träger wird wegen der notwendigen Körperschalltrennung zunehmend zugunsten einer schalltechnisch getrennten Auflagerung einfacher Laufplatten auf den Podestplatten (mit schwimmendem Estrich) aufgegeben. Dementsprechend stellen Einfeldträger die heute gängigste Bauform im Wohn- und Verwaltungsbau dar. Das Material der Stufenbeläge besteht dabei aus Natur-, Betonwerkstein oder keramischen Platten, die satt im Mörtel verlegt werden. Für die Stufenausbildung sind

80 | Konstruktionsformen

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Kragträger

Laufplatten mit aufgesetzten oder integrierten Stufen bis zu ganzen Treppenläufen aus Stahlbetonfertigteilen möglich. Abbildung 100|4-13: Stahlbetontreppen – Ausbildungsformen

A B

Tritt- und Setzplatten Winkelstufen

C D

L-Stufen (Winkelstufen) Keilstufen

E F

Hohlstufen (Winkelstufen) Belag (Fliesen, Teppich)

Bei zweiläufigen Treppen sollte aus architektonischen Erwägungen die Knicklinie an der Untersicht des Überganges von Laufplatte zu Podestplatte durchgehen. Lotrecht über den Knicklinien schneiden sich auch die Oberkanten des ankommenden und des aufsteigenden Geländerteiles. Grundsätzlich kann, wie in Kapitel 100|2 dargestellt, zwischen mehreren Fällen in der Ausbildung der Knicklinie unterschieden werden. Vor allem für die Erstellung eines Schalungsplanes ist es notwendig, den Abstand der Knicklinie von der Vorderkante der letzten Stufe zu berechnen. Immer häufiger finden auch Fertigteiltreppen Verwendung, die nicht mehr nur dann zum Einsatz kommen, wenn viele gleiche Bauteile vorliegen, sondern auch schon für Einzelteile gefertigt werden. Die Vor- und Nachteile sind generell jene des Fertigteilbaus, wobei speziell Treppen sehr aufwändig zu schalen sind und Fertigteile daher ihre besondere Berechtigung haben. Bei der Konzeption der Fertigteiltreppen ist auf eine für die Fertigung günstige Form zu achten, vor allem, wenn nur der Treppenlauf vorgefertigt wird, die Podeste aber aus Ortbeton bestehen. Üblicherweise wird der Treppenlauf in Negativlage gefertigt, d. h., die Untersicht der Treppe sollte eine Ebene bilden, aus der keine Teile hervorstehen, da dies mit einem bedeutenden Mehraufwand und damit auch mit Mehrkosten verbunden wäre. Anders verhält es sich, wenn die gesamte Treppe vorgefertigt wird. Die Hersteller bieten üblicherweise maßgeschneiderte Lösungen für alle erdenklichen Treppenformen an. Bei konventionellen Treppengeometrien kann die erforderliche Körperschalldämmung der Treppenläufe einfach durch Einbau elastisch gelagerter Fertigteiltreppenläufe erreicht werden. Bei komplizierteren Treppengeometrien ist diese Trennung durch Ortbetonkonstruktionen mit integrierten Körperschall-Trennelementen („Tronsolen“) erzielbar.

Da Treppen sehr aufwändig zu schalen sind, finden vermehrt Fertigteiltreppen Verwendung.

Stahlbetontreppen | 81

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Abbildung 100|4-14: Stufenausteilung – Details Bereich Knicklinie – Ortbetontreppen

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Abbildung 100|4-15: Stufenausteilung – Details Bereich Knicklinie – Tronsolen

Stahlbetontreppen | 83

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Abbildung 100|4-16: Stufenausteilung – Details Bereich Knicklinie – Fertigteil

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Beispiel 100|4-01: Grundrissformen für Fertigteiltreppen [61]

Abbildung 100|4-17: Auflagerdetails Fertigteiltreppen [61]

Verhängung mit Zahnhaltelasche

Querkraftdorn

Brüstungsanker

Fußdetail

Abbildung 100|4-18: Ortbetontreppenlauf Einbaudetails Tronsole [63]

Antrittsdetail

Austrittsdetail

Stahlbetontreppen | 85

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Abbildung 100|4-19: Fertigteiltreppenlauf Ausbildung Auflager

Antrittsdetail

100|4|4

Austrittsdetail

Holztreppen

100|4|4

Holztreppen dürfen als Haupttreppe nur in Gebäuden bis zur Gebäudeklasse GK 3 [18] oder als Nebentreppe verwendet werden. Sie werden aus Vollholz oder Holzwerkstoffen hergestellt. Einheimische Nadelhölzer wie z. B. Tanne, Fichte, Kiefer und Lärche eignen sich gut für den Bau von Wangen und Setzstufen, für Trittstufen sind sie allerdings zu weich. Dazu sind Laubhölzer wie Eiche, Esche oder gedämpfte Rotbuche wegen ihrer Härte besser geeignet. Bei der Konstruktion von Holztreppen unterscheidet man in Konstruktionen mit: - Blockstufen - eingeschobenen Stufen - halbgestemmten Stufen - eingestemmten Stufen - aufgesattelten Stufen Bei Einsatz von Holztreppen müssen besonders die Brandschutzbestimmungen beachtet werden. Die erforderliche Feuerwiderstandsdauer wird durch Bekleidungen oder die Einhaltung von Mindestquerschnitten erreicht. Die Verleimung von Massivhölzern erfolgt als stumpfe Verleimung, KeilzinkenVerleimung oder Feder-Verleimung. Abbildung 100|4-20: Holztreppen Ausbildung der Trittstufen [1]

A B C

Vollholzstufe federverleimte Stufe federverleimte Stufe – Stumpf

D E

federverleimte Stufe – Minizink Verbundstufe mit und ohne Umleimer

Besonders bei Verwendung von Vollholzquerschnitten ist auf die Lage des Kernes zu achten, da durch das Schwinden der Hölzer die gesicherte Auflagertiefe der Trittstufen gefährdet sein kann und ein ungewolltes Knarren bei der Benutzung eine Lärmbelästigung darstellt. Die Verbindung der Trittstufen mit den Wangenträgern kann ohne Schraubenbolzen mittels schwalbenschwanzförmiger Nut (bei eingeschobenen Stufen) oder über Keile erfolgen. Treppenschrauben verspannen entweder beide Wangenträger gegen die Trittstufen, oder es werden kurze Schraubenbolzen an den Enden der Trittstufen versetzt.

86 | Konstruktionsformen

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Holztreppen werden aus Vollholz oder Holzwerkstoffen hergestellt.

Abbildung 100|4-21: Holztreppen Lage der Bretter, Bohlen [4]

Abbildung 100|4-22: Holztreppen Verbindung Trittstufe – Wangenträger [1]

SchwalbenschwanzVerbindung

ZugstabVerbindung (Kurz)

ZugstabVerbindung

Setzstufe und Trittstufe sind im Regelfall mit einer Vernutung verbunden, wobei zur Vermeidung von Knarrgeräuschen eine vertikale Berührung nur in Treppenmitte erfolgen sollte. Abbildung 100|4-23: Holztreppen Verbindung Trittstufe – Setzstufe [2]

Abbildung 100|4-24: Auflager von Treppenholmen und -wangen [2]

Rissgefahr am Holmauflager

Bolzensicherung der Holme gegen Rissgefahr

Holmauflager mit Tragbolzen oder Stahlwinkel

Holztreppen | 87

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Die Auflagerung der Wangenträger kann bei unsachgemäßer Ausführung zu Rissbildungen in den Wangenträgern führen. Aus diesem Grund ist entweder eine Bolzensicherung im Auflagerbereich oder ein Stahleinbauteil mit Tragbolzen für die Auflagerausbildung vorzusehen. Blockstufen Blockstufen bestehen aus Massivholz oder brettschichtverleimten Stufen, die auf zwei oder mehreren Tragholmen, Treppenbalken, -bäumen aufgedübelt oder aufgenagelt werden. Die Stoßflächen der Einzelstufen sind dabei waagrecht oder rechtwinkelig zur Treppenbalkenoberfläche ausgebildet. Abrutschsicherungen werden durch versatzförmige Einkerbungen hergestellt. Bei den eingestemmten und eingeschobenen Stufen ist die unterste bzw. die oberste Stufe meist als Blockstufe ausgebildet.

Blockstufen bestehen aus Massivholz oder brettschichtverleimten Stufen.

Abbildung 100|4-25: Holztreppen – Blockstufen

Aufgesattelte Stufen Bei den aufgesattelten Stufen werden die Trittstufen auf die Wangen (Holme) gesetzt. Die Stufenform wird also nicht in die Wangen eingestemmt, sondern aus den Wangen ausgeschnitten oder mithilfe von Zwischenstücken aufgesetzt. Durch ein abgestuftes Ausschneiden werden die Wangen geschwächt und ihre Tragfähigkeit reduziert. Aufgesattelte Stufen eignen sich normalerweise nicht für gewendelte Treppen. Durch das Verschieben der Tragholme nach innen entstehen auskragende Stufen, die eine Reihe von Gestaltungsmöglichkeiten bieten. Auch eine Kombination von Materialien ist leicht möglich. Eingeschobene Stufen Zwei Holzwangen werden auf dem unteren Podestbalken aufgeklaut und an den oberen Podestbalken gelehnt. Die Trittstufen werden „auf Grat“ von vorne oder hinten in seitliche Nuten der Wangenträger eingeschoben. Die Sicherung der Stabilität erfolgt durch schwalbenschwanzförmige Holzverbindungen oder Schraubenbolzen. Die Wangen sind durch Stahllaschen an den Decken und den Podesten befestigt. Die Trittstufen können an ihrer Rückseite parallel zu den Wangen abgeschrägt und eventuell verkleidet werden. Eingeschobene Stufen stellen einfache Konstruktionen für untergeordnete Zwecke dar und können nur für gerade Treppenläufe mit steiler Steigung gefertigt werden. Die Konstruktion ist mit einer flach liegenden Leiter vergleichbar.

88 | Konstruktionsformen

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Eingeschobene Stufen stellen einfache Konstruktionen für untergeordnete Zwecke dar.

Abbildung 100|4-26: Holztreppen – aufgesattelte Stufen

Abbildung 100|4-27: Holztreppen – eingeschobene Stufen

Halbgestemmte Stufen Bei halbgestemmten Stufen werden die Trittstufen vor dem Zusammenfügen der Wangen in ausgestemmte Nuten gesteckt (nicht von vorne eingeschoben). Die Wangen laufen ober- oder unterhalb der Trittstufen ca. 5 cm breit ohne Nuten durch. Da bei dieser Treppenart keine Schwalbenschwanznuten ausgeführt werden können, müssen die Wangen durch unter den Trittstufen geführte Treppenschrauben zusammengehalten werden, dies erfolgt ungefähr bei jeder vierten Stufe. Holztreppen | 89

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Abbildung 100|4-28: Holztreppen – halbgestemmte Stufen

Abbildung 100|4-29: Holztreppen – eingestemmte Stufen

Eingestemmte Stufen Eingestemmte Stufen stellen für Holztreppen die beste und häufigste Konstruktion dar. Sowohl die Tritt- als auch Setzstufen werden in gestemmte oder gefräste Nutungen im mittleren Bereich der Wangen eingesetzt. Durch die Verbindung und Verspannung von Wangen, Tritt- und Setzstufen entsteht eine Konstruktion von hoher Steifigkeit, die die auftretenden Lasten gut verteilt und auch eine Wendelung der Treppe gestattet. Der Zusammenhalt der Wangen erfolgt durch Schraubenbolzen unter der Trittstufe. Die Antrittsstufe ist als Blockstufe ausgebildet und durch in den Fußboden eingelassene Bolzenanker gesichert.

90 | Konstruktionsformen

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Eingestemmte Stufen sind die beste und häufigste Konstruktion für Holztreppen.

Die Trittstufen sind etwa 4 bis 5 cm stark und werden seitlich 2 cm in die Wangen eingestemmt. Die Setzstufen dienen zur Unterstützung der Trittstufen und zur Verhinderung der Durchsicht. Sie sind meist 20 bis 25 mm stark und werden in die obere Trittstufe eingenutet und an die untere Trittstufe von hinten angenagelt. Dadurch kann auch leicht eine Vorspannung hergestellt werden, die ein Knarren der Stufen beim Begehen verhindert. Einholmtreppe Die Montage der Trittstufen kann bei Einholmtreppen entweder mit einer sichtbaren Verschraubung von der Oberseite oder Versetzen von verleimten Stabdübeln erfolgen. Bei besonders langen Treppenläufen ist auf die Bemessung der Torsionskräfte aus einer einseitigen Belastung zu achten. Zur Reduktion der Biegebeanspruchung der beidseitig auskragenden Trittstufen ist die Ausführung von konisch auf den Tragholm zulaufenden Setzstufen möglich, wodurch es einerseits zu geringeren Befestigungsmaßnahmen der Trittstufen, andererseits auch zu einer Behinderung des freien Durchblickes kommt.

Bei Einholmtreppen werden die Trittstufen entweder mit einer sichtbaren Verschraubung oder mit verleimten Stabdübeln montiert.

Abbildung 100|4-30: Holztreppen – Einholmtreppe

100|4|5

Stahltreppen Aufgrund der mechanischen Eigenschaften und der damit realisierbaren Querschnitte und Knotenpunkte lassen sich aus Stahl leichte Konstruktionen mit hohen Nutzlasten bauen. Stahltreppen werden vorwiegend im Industriebau und als Rettungswege in mehrgeschoßigen Bauten eingebaut. Beim Einsatz in Wohnräumen werden die Trittstufen oft aus Holzwerkstoffen oder Steinplatten hergestellt. Zur Gewährleistung des baulichen Brandschutzes sind zusätzliche Vorkehrungen wie eine Betonummantelung von tragenden Wangen oder Holmen, die Montage von Feuerschutzplatten oder die Aufbringung aufschäumender Anstriche erforderlich. Die Trittstufen bestehen aus abgekanteten Stahlblechen, Stahlhohlprofilen, Gitterrosten, Naturwerkstein, Betonwerkstein, Massiv- oder Brettschichtholz. Stahltreppen lassen sich herstellen als: - Zweiwangentreppen mit zwischengespannten Stufen - Zweiholmtreppen mit aufgesetzten Stufen

100|4|5 Aus Stahl lassen sich leichte Konstruktionen mit hohen Nutzlasten bauen.

Stahltreppen | 91

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-

Einholmtreppen mit aufgespannten Stufen Kragtreppen mit frei auskragenden Stufen Hängetreppen mit aufgehängten Stufen

Abbildung 100|4-31: Konstruktionsmöglichkeiten von Stahltreppen [1]

Bei Wangentreppen werden die Stufen fest zwischen den seitlichen Wangen montiert. Setzstufen fehlen häufig, weil sie konstruktiv nicht notwendig sind. Die Wangenausbildung erfolgt aus geschnittenen Blechen oder verschweißten Normalprofilen. Geländerstäbe und Pfosten werden auf oder seitlich an den Wangen befestigt. Ihre Anordnung ist von der Stufeneinteilung abhängig. Einholmtreppen mit aufgespannten Stufen bilden eine konstruktive Einheit. Der Holmquerschnitt und das Stufenauflager müssen ausreichen, um die Stufen in der Laufmitte fest anzuschließen. Breite Läufe erfordern zusätzlich Unterstützungen, die vom Mittelholm ausgehen und in Form von Kragarmen flächig, linienförmig oder punktweise wirken. Bei zweiholmigen Treppen ruhen die Stufen seitlich auf konsolenartigen Stützelementen, die auf den Holmoberkanten aufgesattelt sind. Die Stützelemente sind geschweißte Bleche, abgekantete Flachstähle, gebogene Stäbe oder geschnittene Profile. Abbildung 100|4-32: Stahltreppen – Auflagerung Trittstufen [2]

Konsolen auf Tragholm

Flachstahl auf Tragholm

Flachstahl, seitlich montiert

Stiegen mit auskragenden oder einseitig aufgehängten Stufen sind durch die Art der Stufenbefestigung bestimmt. Entweder ist die einzelne Stufe als Kragarm z. B. an einer Spindel ausgebildet, oder der freie Arm der Stufe ist von tragenden Bauteilen mit Seilen oder Stäben abgehängt.

100|4|6

Leitern Für behelfsmäßige Aufstiege zu Dachböden, Flachdächern oder untergeordneten Bereichen können Leitern oder Leitertreppen situiert werden. Bei Leitern ist ab einer Höhe von 3 m eine durchlaufende Rückensicherung erforderlich, höchstens alle 10 m sind Plattformen anzuordnen. Für die 92 | Konstruktionsformen

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100|4|6 Leitern oder Leitertreppen eignen sich für behelfsmäßige Aufstiege.

Konstruktion und Montage von Leitern am Bauwerk sind in der ÖNORM Z 1600 [60] Anforderungen angeführt. 

Leitern mit Stufen dürfen nur für Aufstiegshöhen bis maximal 5 m verwendet werden. Die Trittflächen von Stufen müssen waagrecht sein.



Die lichte Weite zwischen den Holmen muss zwischen 300 und 600 mm und der Abstand der Oberkanten von einem Auftritt bis zum nächstgelegenen zwischen 250 und 300 mm betragen. Der Freiraum für die Füße oberhalb jedes Auftrittes darf 200 mm in der Höhe und 200 mm in der Tiefe nicht unterschreiten.



Der Ausstieg ist mit einer lichten Weite von 500 bis 700 mm auszuführen. Im Bereich des oberen Ausstieges sind geeignete Anhaltevorrichtungen vorzusehen, die mindestens 1,0 m über den Ausstieg hochzuführen und so auszuführen sind, dass ein Hängenbleiben möglichst vermieden wird. Beim Ausstieg sind die Halteholme der Leiter mindestens 300 mm über die Ausstiegsvorderkante nach hinten zu führen.

Abbildung 100|4-33: Leitern – ÖNORM Z 1600 [60]



Sprossen müssen so ausgeführt sein, dass sie sicher mit der Hand umfasst werden können. Bei allen Profilformen darf der Umfang 120 mm nicht übersteigen, wobei der Sprossenquerschnitt so gewählt werden muss, dass ein Kreis mit 20 mm Durchmesser eingeschrieben werden kann. Runde Sprossen müssen einen Durchmesser zwischen 20 und 35 mm, quadratische Sprossen eine Seitenlänge zwischen 20 und 30 mm aufweisen.



Der vertikale Abstand des obersten Auftrittes vom oberen Ausstieg darf maximal 100 mm betragen. Der unterste Auftritt muss 100 bis 400 mm vom unteren Einstieg bzw. vom Boden entfernt sein.



Leitern sind in Abständen von maximal 10 m durch Ruhebühnen zu unterteilen. Ruhe- bzw. Umsteigbühnen sind so zu gestalten, dass sie auch Schutz gegen Absturz bzw. Durchfallen bieten.

Leitern | 93

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Die Rückensicherung muss eine lichte Weite zwischen 600 und 800 mm aufweisen, Querringe sind in Abständen von höchstens 5 Sprossen anzuordnen. Die Rückensicherung muss in einer Höhe von mindestens 2 m, jedoch höchstens 3 m beginnen. Besonders bei Wohnhäusern werden für den Aufstieg zum Dachboden oft Leitertreppen, die mit einschiebbaren, einklappbaren oder scherenartig ausziehbaren Stufen versehen sind, angeordnet. Die erforderlichen Lukenmaße liegen dabei bei Breiten ab 80 cm und Längen von 120 bis 160 cm. Abbildung 100|4-34: Einschubtreppe, Leitertreppe [12]

einklappbare Einschubtreppe

100|4|7

einschiebbare Einschubtreppe

Geländer und Handlauf

100|4|7

Bei Treppenläufen und Podesten sind die freien Seiten mit einer Absturzsicherung in Form einer Umwehrung – Geländer, Brüstung, Balustrade etc. – zu versehen. Die Anforderungen an diese Absturzsicherungen sind in der OIBRichtlinie 4 [20] enthalten und werden in der ÖNORM B 5371 [40] noch näher erläutert. Abbildung 100|4-35: Geländerformen – Geländerstäbe

Die erforderlichen Abstützkräfte sind in Abhängigkeit von der Nutzungskategorie in der ÖNORM B 1991-1-1 [32] geregelt. Anforderungen an Absturzsicherungen – OIB-Richtlinie 4 [20] Die vertikale Höhe der Absturzsicherung und die Absturzhöhe werden immer von der Standfläche aus gemessen, im Bereich des Treppenlaufes ist das an der Trittkante der Trittfläche. Sie hat mindestens 1,00 m, ab einer Absturzhöhe von mehr als 12 m mindestens 1,10 m zu betragen. Bei Wohnungstreppen genügt eine Höhe von 90 cm. Bei Absturzsicherungen

94 | Konstruktionsformen

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Gemessen wird die vertikale Höhe der Absturzsicherung und die Absturzhöhe immer von der Standfläche aus.

mit einer oberen Tiefe von mindestens 20 cm darf die jeweils erforderliche Höhe um die halbe Brüstungstiefe abgemindert werden, jedoch ein Mindestmaß von 85 cm nicht unterschreiten. Im Bereich von 15 bis 60 cm über der fertigen Stufenvorderkante (Trittkante) oder der Standfläche dürfen keine horizontalen oder schrägen Elemente der Absturzsicherung angeordnet sein, es sei denn, ein Hochklettern wird erschwert, wie z. B. durch - horizontale oder schräge Elemente, die nicht um mehr als 3 cm vorspringen, - Öffnungen, die in der Vertikalen nicht größer als 2 cm sind, - Seilnetze mit einem Maschenumfang von höchstens 16 cm (entspricht einem quadratischen Seilabstand von 4 cm), - Lochbleche mit einem Lochdurchmesser von höchstens 4 cm, - eine nach innen um mindestens 15 cm überstehende Geländeroberkante. Öffnungen in Absturzsicherungen dürfen zumindest in einer Richtung nicht größer als 12 cm sein, bei Versammlungsstätten dürfen diese Öffnungen im Bereich von mehr als 80 cm über der Standfläche auch größer als 12 cm sein. Abbildung 100|4-36: Anforderungen an Treppengeländer – Querschnitte

Abbildung 100|4-37: Anforderungen an Treppengeländer

Geländer über dem Treppenlauf

Geländer neben dem Treppenlauf

Bei Geländern über der Standfläche ist der untere Abschluss so auszubilden, dass zwischen der Geländerunterkante und der Standfläche ein Würfel mit

Geländer und Handlauf | 95

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einer Kantenlänge von höchstens 12 cm durchgeschoben werden kann. Befindet sich das Geländer neben der Standfläche ist der untere Abschluss so auszubilden, dass zwischen der Geländerunterkante und der Standfläche ein Würfel mit einer Kantenlänge von höchstens 7,5 cm durchgeschoben werden kann. Dabei darf der lichte Horizontalabstand zwischen dem Geländer und der Standfläche nicht mehr als 3 cm betragen. Für die Befestigung der Geländerstäbe und Tragstäbe bestehen folgende grundsätzliche Möglichkeiten: - A, B auf oder zwischen den Stufen - C seitlich an den Laufplatten - D auf oder seitlich an den Wangen - E an Kragarmen - F zwischen Fußboden und Decke Abbildung 100|4-38: Befestigung von Geländerstäben [2]

A

B

C

D

E

F

Geländer und Brüstungen müssen nach den ÖNORMen EN 1991-1-1 [50] und B 1991-1-1 [32] für die Aufnahme von definierten horizontalen Streckenlasten in der Höhe von bis zu 1,20 m über der Standfläche bemessen sein. Die Größe der Horizontalkräfte ist dabei abhängig von der jeweiligen Nutzung der zugeordneten Räume (siehe Band 2: Tragwerke [9]). Tabelle 100|4-01: Horizontale Streckenlasten auf Absturzsicherungen [32] Gebäude-, Raum- bzw. Flächennutzung Horizontalkraft 𝒒𝐤 [kN/m] Kategorien A, B1: Wohnflächen, Büroflächen in bestehenden 0,5 Gebäuden Kategorien B2, C1 bis C4, D, E: Büroräume in Bürogebäuden, Schulen, Restaurants, Kirchen, Theater, Kinos, 1,0 Verkaufsflächen, Lagerflächen Kategorie C5: Gebäude und Flächen mit möglichen Menschenansammlungen, z. B. Konzertsäle, Bahnsteige, Sporthallen 3,0 mit Tribünen

Je nach verwendetem Treppenbaustoff können unterschiedliche Befestigungsmethoden der Geländerstäbe an den Treppenwangen oder Trittstufen zur Ausführung kommen. Bei einem nachträglichen Setzen von Dübeln ist auf die jeweiligen Mindestrandabstände der Dübelsysteme zu achten, da andernfalls eine gesicherte Einleitung der Kräfte aus dem Geländer in die Treppenkonstruktion nicht gewährleistet werden kann. Wegen verstärkter Korrosion und Frosteinwirkung sollten Befestigungen an Treppen im Freien immer so situiert sein, dass sich keine Oberflächenwässer darin sammeln können. Anforderungen an Handläufe – OIB-Richtlinie 4 [20], ÖNORM B 5371 [40] Bei Treppenläufen mit zwei oder mehr Stufen sind auf beiden Seiten formstabile, durchgängig gut greifbare Handläufe anzubringen. Bei Treppen in Gebäuden und Gebäudeteilen mit nicht mehr als drei Wohnungen, in Reihenhäusern, bei Nebentreppen sowie bei Wohnungstreppen genügt ein Handlauf auf nur einer Seite. 96 | Konstruktionsformen

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Je nach Treppenbaustoff können unterschiedliche Befestigungsmethoden der Geländerstäbe zur Ausführung kommen.

Bei Treppenläufen mit zwei oder mehr Stufen sind formstabile, durchgängig gut greifbare Handläufe anzubringen.

Die Handläufe sind in einer Höhe von 85 bis 90 cm anzuordnen und dürfen als oberer Abschluss einer Absturzsicherung in einer Höhe von bis zu 110 cm angeordnet werden. In barrierefrei zu gestaltenden Gebäuden oder Gebäudeteilen sind die Handläufe bei Treppenantritt und -austritt um 30 cm über die Stufenkante, gegebenenfalls auch seitlich um die Ecke, weiterzuführen. Bildet der Handlauf den oberen Abschluss einer Absturzsicherung und ist er in mehr als 100 cm Höhe angebracht, ist ein zweiter Handlauf in einer Höhe von 85 bis 90 cm anzuordnen. Handläufe sind grundsätzlich ohne Unterbrechung auszuführen. Bei einer allenfalls notwendigen Unterbrechung muss der lichte Abstand einer Handlaufunterbrechung mindestens 5 cm und maximal 20 cm betragen. Der Höhenversatz der Handläufe an der Oberkante darf nur zwischen der aus dem Steigungsverhältnis unter dem Handlauf resultierenden Handlaufsteigung und der Höhe des weiterführenden Handlaufes liegen. Der Wandabstand muss bei glatten Wandoberflächen mindestens 4 cm betragen und ist bei rauen Wandoberflächen entsprechend zu vergrößern. Die zu greifende Breite des Handlaufes muss mindestens 2,5 cm und höchstens 6 cm betragen und sollte im greifbaren Bereich abgerundet oder abgefast sein. Der lotrechte Abstand zwischen der Oberkante des Handlaufes und der Oberkante seitlicher Befestigungen muss mindestens 8 cm groß sein. Abbildung 100|4-39: Befestigung von Geländerstäben – Details [2]

Geländer und Handlauf | 97

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Abbildung 100|4-40: Handläufe bei Haupttreppen [40]

Abbildung 100|4-41: Handlaufführung – ÖNORM B 1600 [29]

Abbildung 100|4-42: Materialien für Handläufe [2]

A B C D E F 100|4|8

Holz Flachstahl mit Messingauflage Flachstahl mit Kunststoffauflage Stahlrohrprofil Leichtmetall-System Kunststoffrohr

Farbteil 100|4

98 | Konstruktionsformen

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Bild 100|4-01

Bild 100|4-02

Spartreppe

Bilder 100|4-01 und 02

Bild 100|4-03

Bild 100|4-04

Außentreppen mit Hölzern

Bilder 100|4-03 und 04

Bild 100|4-05

Bild 100|4-06

Außentreppen mit Hölzern

Bild 100|4-07

Außentreppen – Naturstein

Bilder 100|4-05 und 06

Bild 100|4-08

Bild 100|4-09

Bilder 100|4-07 bis 09

Farbteil 100|4 | 99

100-4-20221112

Bild 100|4-10

Bild 100|4-11

Hauseingangstreppe – Plattenstufen auf Fertigteilbalken Hauseingangstreppe – Detail

Bild 100|4-10 Bild 100|4-11

Bild 100|4-12

Bild 100|4-13

Bild 100|4-14

Bild 100|4-15

Bild 100|4-16

Bild 100|4-17

Außentreppen

Bild 100|4-18

Werksteintreppe – Wendelung Werksteintreppe – Austrittsdetail

100 | Konstruktionsformen

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Bilder 100|4-12 bis 17

Bild 100|4-19

Bild 100|4-18 Bild 100|4-19

Bild 100|4-20

Bild 100|4-21

Stahlbeton-Fertigteiltreppe mit abgetreppter Untersicht Stahlbetontreppe mit Spindelwand

Bild 100|4-22

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Außentreppe aus Stahlbeton Werkstein-Keilstufen auf Stahlbetonlaufplatte

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Gerade Wohnhaustreppe mit mehreren Zwischenpodesten Einholm-Stahlbetontreppe (Untersicht) Winkelstufen bei Einholm-Stahlbetontreppe (Untersicht)

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Farbteil 100|4 | 101

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Betonierte Stufen Bewehrung der Laufplatte

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Schalung der Stufen Schalung der Stufen – Grundriss

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Herstellung einer Stahlbetontreppe

102 | Konstruktionsformen

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Fertigteiltreppe – Einbau

Bilder 100|4-37 und 38

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Fertigteiltreppe – Einbau

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Fertigteiltreppe – Ansichten

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Fertigteiltreppe – Auflagerdetails

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Farbteil 100|4 | 103

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Auflagerungen von Fertigteiltreppen

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Tronsolenformen

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Einbau Tronsolen

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Einbau Tronsolen

104 | Konstruktionsformen

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Halbgestemmte, einseitig aufgesattelte Holztreppe Halbgestemmte Holztreppe Eingestemmte Stufen

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Einholmtreppe Einholmtreppe – Detail

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Wendeltreppe Spindeldetail – Wendeltreppe

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Farbteil 100|4 | 105

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Viertelgewendelte halbgestemmte Treppe Wangenansicht halbgestemmte Treppe

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Belagvariationen für Stufensanierung Geländerdetail

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Halbgewendelte, halbgestemmte Holztreppe Treppenantritt Spindeldetail

106 | Konstruktionsformen

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Stahltreppe – Tragbalkenkonstruktion Stahltreppe – Wangenträger auf Unterkonstruktion

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Stahlwendeltreppe Stahlwendeltreppe – Untersicht Stahlwendeltreppe – Trittstufen

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Wendeltreppe Wendeltreppe

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Farbteil 100|4 | 107

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Stahlaußentreppe – Wangenkonstruktion Stahlaußentreppe – Detail

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Details

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Stahltreppe Stahltreppe – Podestdetail

108 | Konstruktionsformen

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Stahlgeländer – Außentreppe Stahlhandlauf – U-Bahn

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Stahlgeländer mit Holzhandlauf Geländer mit Glaspaneele und Stahlhandlauf

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Handlaufformen

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Farbteil 100|4 | 109

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Leiter mit Rückenschutz Leiter mit Rückenschutz, Plattform und Sicherung gegen unbefugten Aufstieg Einschubtreppe

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Leiter mit Rückenschutz – Detail Einschubtreppe

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Dachzugangsleiter Klettersteig

110 | Konstruktionsformen

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100|5

Aufzüge Aufzüge dienen der vertikalen Erschließung verschiedener Ebenen eines Gebäudes und der Überwindung großer Höhenunterschiede. Ohne sie wäre der Betrieb eines Hochhauses oder verschiedener technischer Einrichtungen wie Fernsehtürme nicht möglich. Aufzüge bilden somit die Voraussetzung, dass solche Bauwerke überhaupt realisiert werden können. Neben der Möglichkeit, große Höhenunterschiede in kurzer Zeit überwinden zu können, sind Aufzüge für den Transport von Lasten und Personen im Zusammenhang mit der heutigen Anforderung des barrierefreien Zuganges unverzichtbar. Entsprechend ihrer Bestimmung müssen Aufzüge konsequent in die Quellpunkte der Erschließungslogistik einbezogen werden. Bei turmartigen Gebäuden haben Aufzüge selbstverständlich eine konzeptionelle Priorität. Hier werden die von den Aufzügen belegten Flächen möglichst minimiert und die in den Ebenen daran anschließenden Flächen maximiert. Dabei geraten Treppen in den Hintergrund und sind nur noch in Fluchttreppenhäusern zu finden. In öffentlich zugänglichen Bereichen werden Aufzüge zunehmend transparent ausgeführt, nicht nur aus gestalterischen Gründen, sondern weil dies den Fahrgästen eine höhere passive Sicherheit bietet als abgeschlossene, nicht einsehbare Kabinen. In Abhängigkeit vom Anwendungsbereich haben Aufzüge unterschiedliche Zweckbestimmungen und damit auch Ausführungsarten. Größere Aufzugsfirmen beherrschen im Allgemeinen das gesamte Produktspektrum, während sich kleinere Firmen meist auf bestimmte Anwendungen und Ausführungsarten beschränken. Da Aufzüge behindertengerecht nutzbar sein sollen, wie es die Ratserklärung zur europäischen Aufzugsrichtlinie 95/16/EG fordert, müssen sie in ihren Abmessungen, ihrer Bedienbarkeit und der Zugänglichkeit hierfür geeignet sein. Richtige Anordnung und Ausgestaltung der Ruftaster und Befehlsgeber sowie der Anzeigeelemente sind wichtig. Die Zielvorstellung ist, dass in diesem Sinn alle Aufzüge behindertengerecht sein sollten. Der Begriff Behindertenaufzug bezieht sich demgegenüber nur auf schräg und senkrecht fördernde spezielle Einrichtungen, z. B. so genannte Treppenlifte, vorwiegend für in der Mobilität stark eingeschränkte Personen. Ihnen ist gemeinsam, dass sie nur eine sehr geringe Fahrgeschwindigkeit aufweisen und auf den behinderten Benutzer abgestimmt und als Hilfsmittel zu verstehen sind. (Zur barrierefreien Nutzung von Aufzügen und Aufstiegshilfen siehe Kapitel 100|3|4.) Im Idealfall müssen Aufzüge so angeordnet und gestaltet sein, dass sie eine generelle Nutzung ermöglichen. Als „behindert“ sind jedoch nicht nur Rollstuhlfahrer zu verstehen, sondern auch Personen mit Mobilitätsbeschränkung und in Bezug auf die Bedienungs- und Anzeigeeinrichtungen auch Personen mit eingeschränktem Hör- und Sehvermögen, hinzu kommen Personen mit Kinderwagen oder Traglasten. Eine vernünftige konzeptionelle Einbindung von behindertengerechten Aufzügen ist auch bei sonstigen Bauten wie Verkehrsanlagen (Bahn, U-Bahn) wesentlich. Sie müssen in der Nähe der übrigen Treppenanlagen untergebracht werden und sollten aus dem Gesichtspunkt der passiven Sicherheit transparent sein. Im öffentlichen Bereich sollten auf jeden Fall größere Aufzüge vorgesehen werden, als die Normen vorsehen, und im Hinblick auf die Verfügbarkeit möglichst in Dreiergruppen eingebaut werden.

100|5

Aufzüge bilden die Voraussetzung für die Realisierung hoher, turmartiger Bauwerke.

Aufzüge sind für die behindertengerechte Erschließung öffentlicher Gebäude unumgänglich.

Aufzugstechnik | 111

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Sowohl die Errichtung als auch der Betrieb von Aufzugsanlagen wird in Österreich durch Landesgesetze geregelt. Darüber hinaus bestehen technische Richtlinien und Normen, deren Einhaltung fallweise in Gesetzen, Verordnungen oder Bescheiden vorgeschrieben wird.

100|5|1

Aufzugstechnik Vertikale Transportvorrichtungen wurden im Verlauf der Geschichte auf vielfältige Weisen verwirklicht und mit der Kraft von Menschen, Tieren oder Wasser bewegt. Ab dem 18. Jahrhundert wurden für den Antrieb Maschinen eingesetzt. Ein erhebliches Sicherheitsrisiko war mit dem Einsatz von Hanfseilen verbunden, die als Hubseil auf Antriebstrommeln aufgewunden wurden. Bei einem Riss des Hubseiles war der Absturz der Fahrkabine unvermeidlich. Im Jahr 1853 überwand der Mechanikermeister Elisha Otis dieses Sicherheitsrisiko mit seiner Erfindung einer Sicherheitsvorrichtung, die bei einem Seilriss eine selbsttätige zuverlässige Verkeilung der Fahrkabine an den Führungsschienen herbeiführte. Diese Sicherheitsvorrichtung bildete eine wesentliche Voraussetzung für die darauf einsetzende stürmische Entwicklung von „Sicherheitsaufzügen“ zur Personenbeförderung. Im Jahr 1857 wurde der erste Sicherheitsaufzug für Personen in einem Geschäftshaus in New York in Betrieb genommen. Zwei Jahrzehnte später waren bereits mehr als 2000 Sicherheitsaufzüge in Betrieb. Der Aufzugsbau wurde auch durch die Einführung des elektrischen Antriebes durch Werner von Siemens stimuliert, der etwa um das Jahr 1880 einsetzte. 1889 wurde der erste Aufzug mit elektrischem Antrieb in New York in Betrieb genommen. In diesem Zeitraum kamen auch leistungsfähige Stahldrahtseile auf den Markt, die dem Aufzugsbau weitere Möglichkeiten eröffneten. Weil Räume in den oberen Etagen von Gebäuden mit Aufzügen komfortabel und sicher erreichbar waren, wurden sie zunehmend nachgefragt. Damit ergab sich eine Trendwende im Mietwesen, welche den Bau von Hochhäusern forcierte. Im Jahr 1890 entstand in Europa der erste elektrisch betriebene Aufzug auf den Mönchsberg in Salzburg mit einer Förderhöhe von 56 m. Mehr als ein Jahrhundert danach scheint die Aufzugstechnik noch keineswegs zu einem Abschluss gekommen zu sein. Sowohl bei den Antrieben als auch bei Steuerungen und Sicherheitseinrichtungen bewirken Verbesserungen eine kontinuierliche technische Entwicklung.

100|5|1|1

Antrieb Für die technische Lösungsmöglichkeit zur Überwindung der Höhe stehen unterschiedliche Verfahren zur Verfügung. Die Wahl des Antriebes von Aufzugsanlagen hat maßgebenden Einfluss auf die Gestaltung des Baukörpers. Folgende Antriebsbauarten werden derzeit angeboten: - Treibscheibenantrieb (bei Seil- oder Gurtaufzügen) - Hydraulikantrieb - indirekt hydraulischer Antrieb (seilhydraulisch) - Kletterantrieb Bei Treibscheibenantrieben hängt die Fahrkabine an Tragseilen oder Traggurten, die über die Treibscheibe einer Winde geführt werden und an deren anderem Ende ein Gegengewicht befestigt ist. Beim klassischen hydraulischen Antrieb ist ein Druckkolben mittig unter der Fahrkabine angeordnet. Der Zylinder dieses Druckkolbens befindet sich in einer Brunnenbohrung unterhalb der 112 | Aufzüge

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100|5|1

Der erste elektrisch betriebene Aufzug in Europa entstand 1890 auf den Mönchsberg in Salzburg.

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Schachtgrube. Diese Bauart eignet sich für Förderhöhen bis 20 m und für ein Gesamtgewicht bis 30 Tonnen. Werden die beiden Antriebssysteme – Seilantrieb und Hydraulikantrieb – miteinander kombiniert, dann spricht man von indirekt hydraulischen Antrieben. Abbildung 100|5-01: Antriebsarten für Aufzüge

1 1 2 3

2

Pneumatikaufzug Hydraulikaufzug Spindelaufzug

3 4 5

Kletteraufzug Trommelaufzug

4

5 6 7

6

7

Umlaufaufzug Treibscheibenaufzug

Bei Kletterantrieben ist das Antriebsaggregat mit der Kabine verbunden. Seilaufzüge sind so aufgebaut, dass Kabinengewicht und halbe Nennlast durch ein Gegengewicht ausgeglichen sind. Je nach Belastung der Kabine treten unterschiedliche Beanspruchungen des Antriebsmotors auf, wobei sowohl Generator- als auch Motorbetrieb möglich ist. Als Kenngröße für die Bemessung des Antriebsmotors gilt das Volllasthubmoment, das bei Fahrten mit voll belasteter Kabine in Aufwärtsrichtung auftritt.

100|5|1|2

Förderleistung

100|5|1|2

Nach den mittlerweile zurückgezogenen Bestimmungen der ÖNORM B 2455 [34], die als Richtwerte heranziehbar sind, waren Aufzugsanlagen so zu bemessen, dass für eine festzulegende Personenbelegung des Gebäudes sowohl über der genormten erforderdie errechnete 5-Minuten-Förderkapazität 𝑐 lichen 5-Minuten-Förderkapazität 𝑐 lag, wie auch das errechnete Intervall 𝐼 (Wartezeit) unter dem genormten maximal zulässigen Intervall 𝐼 lag. Förderkapazität 𝒄 Unter Förderkapazität einer Aufzugsanlage wird jener Anteil der Personenbelegung eines Gebäudes verstanden, der innerhalb eines bestimmten Zeitraumes befördert werden kann. Nach den zurückgezogenen Bestimmungen der ÖNORM B 2455 [34] sollten für Aufzugsanlagen festgelegte Mindestnicht unterwerte einer erforderlichen 5-Minuten-Förderkapazität 𝑐 schritten werden. 𝑐 𝑐 𝑐 𝐵 𝐾 𝑛 𝑇 𝑃

𝐵 ∙𝐾 100

𝑐

300 ∙ 𝑃 ∙𝑛 𝑇

erforderliche 5-Minuten-Förderkapazität errechnete 5-Minuten-Förderkapazität Belegung des Gebäudes erforderliche 5-Minuten-Förderkapazität von B Anzahl der Aufzüge Rundreisezeit je Aufzug reduzierte Nennlast

Die Förderleistung wird unter anderem bestimmt von der Belegung des Gebäudes, den Rundreisezeiten, der Förderkapazität und den Wartezeiten bei den Haltestellen.

(100|5-01) Personen Personen Personen % s Personen

Aufzugstechnik | 113

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Wartezeit, Intervall 𝑰 Unter Wartezeit oder Intervall wird der Zeitraum zwischen Kabinenruf und Kabinenankunft in einer Station verstanden. Nach den zurückgezogenen Bestimmungen der ÖNORM B 2455 [34] sollten für Aufzugsanlagen nicht festgelegte Maximalwerte zulässiger Wartezeiten (Intervalle) 𝐼 überschritten werden. Für die Errechnung der Wartezeit waren in dieser Norm Gleichungen angeführt. Einzelaufzug 𝐼 𝑇 gleiche Aufzugsgruppen verschiedene Aufzugsgruppen 𝐼 𝑛

𝑇 𝑛 1 1 ∑ 𝑇

𝐼 𝐼

(100|5-02)

errechnete Wartezeit Anzahl der Aufzüge

s -

Rundreisezeit je Aufzug 𝑻𝐑 Unter der Rundreisezeit wird jener Zeitraum verstanden, den eine Aufzugskabine bei Normalbetrieb zwischen Verlassen und Ankunft in derselben Station benötigt. Für die Errechnung der Rundreisezeit 𝑇 wurden in ÖNORM B 2455 [34] Gleichungen und Richtwerte angeführt. 𝐻 𝑆

Für 𝑐

𝑎∙

→ 𝑇

1∙𝐻 𝑣

Für 𝑣

𝑣

→ 𝑇

𝑎∙

2∙𝐻 𝑎∙

𝑣 𝑣 𝑎 𝐻 𝑆 𝑇 𝑡 𝑡 𝑃

𝑣 𝑎

𝐻 𝑆

𝑡

∙ 𝑆

1

𝑡 ∙𝑃 (100|5-03)

𝐻 𝑆 𝐻 𝑣

𝑣 𝑎

𝑡 ∙ 𝑆

1

𝑡 ∙𝑃

Nenngeschwindigkeit Grenzwert für die Nenngeschwindigkeit Beschleunigungs- und Verzögerungswert des Fahrkorbes Förderhöhe über Haupthaltestelle wahrscheinliche Halte über der Haupthaltestelle Rundreisezeit je Aufzug Türverlustzeit Ein- und Ausstiegszeit je Person reduzierte Nennlast

m/s m/s m/s2 m s s s Personen

Tabelle 100|5-01: Richtwerte für die Bemessung von Aufzugsanlagen Gebäude

Wohnhaus

Ermittlung der Belegung eines Gebäudes Kriterium je Wohnung für den ersten Wohnraum für jeden weiteren Wohnraum

Hotel Büro- und Verwaltungsgebäude Schulgebäude Krankenhaus

je Bett je 10 m² Arbeitsfläche je 10 m² Klassenzimmerfläche je Bett

Art

114 | Aufzüge

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Personen Anzahl 2 1

Nebenräume und Küche werden nicht als Wohnraum gezählt

1 1 6 1,5

𝒄𝟓𝐞𝐫𝐟 erf. 5-minFörderkapazität [%]

max. zul. Wartezeit 𝑰𝐳𝐮𝐥 [s]

7,5 bis 10

80 bis 120

12 bis 15

30 bis 50

15 bis 20

30 bis 50

25 bis 30

30 bis 40

Mit dem Zahlenwert für die Förderkapazität kann noch nicht ausgesagt werden, wie viele, wie große und wie schnelle Aufzugsanlagen notwendig sind. Bei der Auslegung von Aufzugsanlagen ergeben sich dann folgende Möglichkeiten: 

Auswahl weniger großer Aufzüge Vorteil: geringe Investitions- und Betriebskosten, wenig umbauter Raum - Nachteil: lange Fahr- und Wartezeiten, geringe Verfügbarkeit bei Wartungs- und Instandsetzungsarbeiten, ungünstig für internen Verkehr außerhalb der Spitzenzeiten Auswahl mehrerer kleiner Aufzüge - Vorteil: kurze Warte- und Fahrzeiten, hohe Verfügbarkeit bei Wartungsund Instandsetzungsarbeiten, günstig für internen Verkehr - Nachteil: höhere Investitions- und Betriebskosten, mehr umbauter Raum -



100|5|1|3

Antriebsleistung

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Der elektrische Anschluss von Einzelaufzügen erfolgt häufig direkt von der Hauptverteilung des Gebäudes. Bei größeren Anlagen können eigene Aufzugshauptverteilungen und Transformatoren erforderlich werden. Am Eingang zum Triebwerksraum ist ein Lastschalter anzubringen, durch den die Anlage allpolig abgeschaltet werden kann. Für den elektrischen Anschlusswert von Aufzugsanlagen ist der kurzzeitig erforderliche Einschaltstrom der eingesetzten Drehstrommotore maßgebend. Tabelle 100|5-02 enthält Richtwerte, die von den neueren und energieoptimierten Aufzugssystemen weit unterschritten werden. Erst eine Rückfrage beim Aufzugshersteller liefert die realen und derzeit ansetzbaren Werte. Das Gleiche gilt für die Werte der thermischen Dauerbelastung (Tabelle 100|5-03). Tabelle 100|5-02: Richtwerte – Einschaltstrom Aufzugsanlagen Personen [Anzahl] Nennlast [kg] Geschwindigkeit [m/s] 0,63 1,00 1,60 2,50

4 400 18 22 35 50

6 10 630 1000 kurzzeitiger Leistungsbedarf [kVA] 25 43 42 67 65 85 85 105

13 1250 54 85 105 130

Ein Großteil der elektrisch zugeführten Antriebsleistung und der betriebsbedingten Bremsleistung fällt im Triebwerksraum als Wärmeleistung an und erwärmt dort die Raumluft. Um die Funktion der dort in Schaltschränken angeordneten Steuer- und Regelanlagen sicherzustellen, soll die Raumlufttemperatur im Triebwerksraum einen oberen Grenzwert von +40 °C nicht überschreiten. Wenn diese Forderung mit natürlicher Raumlüftung nicht erfüllbar ist, wird eine mechanische Raumluftkühlung erforderlich, die mit Raumthermostaten bedarfsabhängig schaltbar ist. Für die Bemessung der Raumluftkühlung ist die thermische Dauerbelastung maßgebend.

Eine Raumtemperatur im Triebwerksraum von unter +40 °C wird entweder durch natürliche Lüftung oder durch eine mechanische Raumluftkühlung gewährleistet.

Tabelle 100|5-03: Richtwerte – thermische Dauerbelastung Aufzugsanlagen Personen [Anzahl] Nennlast [kg] Geschwindigkeit [m/s] 0,63 1,00 1,60 2,50

4 400 5 7 10 18

6 10 630 1000 thermische Dauerleistung [kVA] 7 12 12 19 20 30 35 45

13 1250 15 30 40 55

Aufzugstechnik | 115

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100|5|1|4

Fahrkabine

100|5|1|4

Die Kabinentragkonstruktion wird üblicherweise in kugelgelagerten Rollenführungen auf vertikalen Schienen im Förderschacht geführt. Bei Seilaufzügen wird die Aufhängung im oberen Bereich der Kabinentragkonstruktion federnd ausgeführt. Abbildung 100|5-02: Fahrkabine – Konstruktion und Aufhängung

Die Fahrkabine besteht aus einer massiven Bodenplatte, die Seitenverkleidungen werden aus beschichteten Blechelementen oder Verbundplatten zusammengesetzt. Es besteht auch die Möglichkeit, diese aus Sicherheitsglasflächen zu gestalten. Die Kabinendecke muss Schutz gegen herabfallende Gegenstände bieten und so stabil ausgeführt sein, dass sie für Wartungs- und Inspektionsarbeiten begehbar ist. In der Kabinendecke wird meistens die Kabinenbeleuchtung untergebracht. Fahrkabinen müssen im oberen und im unteren Bereich Lüftungsöffnungen aufweisen. Als wirksamer Lüftungsquerschnitt ist nach ÖNORM EN 81-20 [43] jeweils mindestens 1 % der Nutzfläche des Fahrkorbes erforderlich.

100|5|1|5

Türen für Fahrschacht und Fahrkabine Abbildung 100|5-03: Fahrschachttüren

Sowohl der Fahrschacht als auch die Fahrkabine sind durch eine eigene Türkonstruktion abzuschließen. Bei älteren Bestandsanlagen findet man noch Aufzüge, bei denen nur der Fahrschacht mit einer Tür (meist Drehtür) abgeschlossen ist. Diese Systeme sind aber aus sicherheitstechnischen Gründen

116 | Aufzüge

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Die Seitenverkleidungen der Fahrkabine können auch aus Sicherheitsglasflächen gestaltet werden.

100|5|1|5

mit Kabinentüren nachzurüsten, was in vielen Fällen zu einem Einbau eines neuen Aufzugssystems führen wird. Für die Abmessungen von Fahrkabine und Türen sind neben konstruktiven Einzelheiten der Aufzugshersteller vor allem Tragkraft, Fahrgeschwindigkeit, Art der Fahrkabinentür und Anordnung des Gegengewichtes von wesentlicher Bedeutung. Die nachfolgend angeführten Richtwerte für den Entwurf liegen weitgehend in plausiblen Bereichen und sind nur für jene Anwendungsfälle gedacht, bei welchen vom jeweiligen Aufzugshersteller noch keine Daten vorliegen. Abbildung 100|5-04: Teleskoptür – zentral öffnende Tür [62]

Teleskoptür

zentral öffnende Tür

Tabelle 100|5-04: Richtwerte für Kabinenabmessungen Personenaufzüge mit einseitig öffnender Teleskop-Schiebetür Personen [Anzahl] 5 Nennlast [kg] 400

8 630

Kabinenbreite

[mm]

𝑏 = 𝑏 – 440 𝑏 > (1,5  Türbreite – 150)

Kabinentiefe

[mm]

𝑡 = 𝑡 – 785

Personenaufzüge mit zweiteiliger zentral öffnender Teleskop-Schiebetür Personen [Anzahl] 5 8 13 16 Nennlast [kg] 400 630 1000 1250 𝑏 = 𝑏 – 440 Kabinenbreite [mm] 𝑏 > (2,0  Türbreite – 150) Kabinentiefe

[mm]

𝑡 = 𝑡 – 700

Lastaufzüge mit zweiflügeliger, schlossloser Drehtür Personen [Anzahl] Nennlast [kg] Kabinenbreite [mm] Kabinentiefe 𝑡 = Schachttiefe

100|5|1|6

𝑏 = Schachtbreite

[mm] 𝑡 = Kabinentiefe

𝑡 = 𝑡 – 740

21 26 1600 2000 𝑏 = 𝑏 – 500 𝑡 = 𝑡 – 460 𝑏 = Kabinenbreite

Steuerung

100|5|1|6

Als elektrische Verbindung zwischen der festen Anschlussstelle im Schacht und der Aufzugskabine ist bei Aufzügen mit mittlerer Hubhöhe eine bewegliche flexible Steuerleitung als Leitungsträger zweckmäßig. Bei Gebäuden, in denen Aufzüge eine große Hubhöhe überwinden, ist für diesen Leitungsträger ein

Aufzugstechnik | 117

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Stahldrahtseil einzusetzen. Die automatisch arbeitenden Steuerungen von Aufzugsanlagen lassen sich in folgende Hauptgruppen einteilen: Einzelfahrtsteuerung Bei Einzelfahrtsteuerung wird jeweils nur ein Fahrbefehl angenommen und ausgeführt. Ein Anhalten der Fahrkabine zum Zusteigen anderer Aufzugsbenutzer ist dabei nicht möglich. Diese Steuerung ist vor allem für Lastenaufzüge vorzusehen, bei denen ein Anhalten während der Fahrt wegen der beladenen Fahrkabine nicht sinnvoll ist. Richtungsunabhängige Sammelsteuerung Bei dieser Steuerung werden alle Fahrbefehle der Innen- und Außensteuerung gespeichert. Der Aufzug arbeitet alle vorliegenden Steuerbefehle in der vorliegenden Fahrtrichtung ab. Diese Steuerung eignet sich für Personenaufzüge in Wohngebäuden bis zu etwa fünf Haltestellen. Richtungsabhängige Sammelsteuerung Bei dieser Steuerung werden ebenfalls alle Fahrbefehle der Innen- und Außensteuerung gespeichert. In den Außensteuertafeln der Zwischenhaltestellen sind jedoch zwei Befehlsschalter vorhanden, jeweils für die gewünschte Fahrtrichtung „aufwärts“ oder „abwärts“. Der Aufzug hält nur, wenn die von der Fahrkabine eingeschlagene Fahrtrichtung mit der gewünschten Fahrtrichtung übereinstimmt. Durch diese Steuerung ergibt sich besonders bei häufigem Zwischenstockverkehr eine wirtschaftliche Verkehrsabwicklung. Gruppensammelsteuerung Bei Gruppensammelsteuerung werden die Fahrtwünsche mehrerer räumlich nebeneinander angeordneter Aufzüge richtungsabhängig gespeichert und nach einem bestimmten System ausgeführt. Fährt zum Zeitpunkt des Eintreffens des Rufes kein Aufzug, so erhält der nächststehende Aufzug den Befehl übertragen. Befinden sich die Aufzüge in Fahrt, dann wird der Außensteuerbefehl dem Aufzug zugeteilt, der sich in der gewünschten Fahrtrichtung am nächsten befindet. Bei größeren Gruppensammelsteuerungen empfiehlt sich der Einsatz zusätzlicher Einrichtungen zur Verkehrserfassung. Abbildung 100|5-05: Hochhausaufzüge Fahrbereichszuordnung

118 | Aufzüge

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Die Einzelfahrtsteuerung ist vor allem bei Lastenaufzügen sinnvoll.

Die richtungsabhängige Sammelsteuerung ermöglicht eine wirtschaftliche Verkehrsabwicklung bei häufigem Zwischenstockverkehr.

Besetzteinrichtungen Besetzteinrichtungen ermöglichen eine weitere Verbesserung der Förderleistung, weil bei voll besetzten Fahrkabinen das Anhalten wegen eines Außensteuerbefehles unnötige Fahrtverzögerungen herbeiführt. Durch eine Besetzteinrichtung wird die Annahme eines Außensteuerbefehles so lange verhindert, bis eine Entlastung der Fahrkabine (Aussteigen von Personen) erfolgt. Die Besetzteinrichtung kann im Bereich von 60 bis 80 % der Nennlast eingestellt werden. Bei Aufzugsgruppen in Hochhäusern lassen sich Wartezeiten durch Zuordnung von Aufzügen zu bestimmten Fahrbereichen verringern. Nach dem Schema in Abbildung 100|5-05 würde demnach Aufzug 1 vom KG bis in das 16. OG. führen, während Aufzug 2 nur die Stationen KG, EG und 16. OG bis 28. OG bedient. Nur im 16. OG, EG und KG besteht die Möglichkeit, von einem Aufzug in den anderen umzusteigen. Bei Aufzugsgruppen mit mehreren Aufzügen lässt sich dieses Prinzip auf mehrere Fahrbereiche erweitern.

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Sicherheitseinrichtungen Sicherheitseinrichtungen werden in technischen Richtlinien und Normen wie der Normenserie ÖNORM EN 81-xx angeführt und in Verordnungen und Gesetzen vorgeschrieben, ältere Bestimmungen waren in der zurückgezogenen ÖNORMen B 2450 [33] und B 2455 [34] enthalten. Die Empfehlungen und Vorschriften werden der technischen Entwicklung ständig angepasst und es empfiehlt sich deshalb, in der Planungsphase vor der Präzisierung von Sicherheitseinrichtungen den aktuellen Stand der für das Bauvorhaben relevanten Sicherheitsvorschriften und Empfehlungen zu erheben. In Österreich sind diese Vorschreibungen auch in Bauordnungen und Landesgesetzen festgelegt, wodurch bei manchen Sicherheitsvorschriften regionale Unterschiede auftreten können. Fahrbahnumwehrung Fahrbahnen von Fahrkabinen und Gegengewichten sind zu umschließen, eine Trennung von Fahrbahnen ist nicht erforderlich. Jene Stellen, wo bewegte Teile einen geringeren Abstand als 0,7 m von Gängen, Treppen, Fenstern u. dgl. haben, sind in einer Höhe von 2 m zu umwehren. Endet ein Fahrschacht in einer begeh- oder befahrbaren Fläche, dann muss auch die Fahrbahn mindestens 2 m hoch ortsfest umwehrt sein. Fahrschachtbeleuchtung Der Fahrschacht muss mit einer künstlichen Beleuchtung ausreichend hell beleuchtet werden können. Die Beleuchtungskörper sind fest anzubringen und zwar jeweils 0,5 m von der höchsten und niedrigsten Stelle des Schachtes beginnend im Abstand von jeweils mindestens 7 m. Zur Schaltung der Fahrschachtbeleuchtung sind Wechselschalter im Triebwerksraum und im Fahrschacht anzubringen. Reicht die Umgebungsbeleuchtung aus, ist eine eigene Schachtbeleuchtung nicht erforderlich. Schutzräume Durch Anschläge in der Schachtgrube ist zu gewährleisten, dass nach dem Aufsetzen der Fahrkabine zwischen der Tragkonstruktion der Fahrkabine und der Schachtgrubensohle ein mindestens 0,5 m hoher Schutzraum verbleibt. Wenn das Gegengewicht aufsitzt, muss über dem höchsten Konstruktionsteil der Fahrkabine ein Schutzraum verbleiben, dessen Höhe sich als Differenz von Überfahrtshöhe und Fahrkabinenhöhe ergibt.

Die Besetzteinrichtung verhindert die Annahme eines Außensteuerbefehles, bis eine Entlastung der Fahrkabine erfolgt.

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Über und unter der Fahrkabine müssen Schutzräume verbleiben.

Aufzugstechnik | 119

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Schauöffnungen Wenn am Schachtzugang keine Anwesenheitsanzeige vorgesehen ist, sind handbetätigte Schachttüren mit Schauöffnungen auszuführen. Diese sind so anzuordnen, dass Personen verschiedener Größe die Anwesenheit der Fahrkabine feststellen können. Selbsttätig schließende Türen Ein- und zweiflügelige Drehtüren können selbstschließend ausgeführt werden. Die Schließbewegung ist zu dämpfen, sodass niemand gefährlich eingeklemmt werden kann. Schachttürverriegelungen Das Öffnen der Schachttüren darf nur möglich sein, wenn der Antrieb abgeschaltet ist und sich der Fahrkabinenboden in der Entriegelungszone befindet. Das In-Bewegung-Setzen der Fahrkabine darf nur möglich sein, wenn alle Schachttüren geschlossen und verriegelt sind. Entriegeln einer Schachttür muss im Normalbetriebsfall die sofortige Stillsetzung des Aufzugs bewirken. Notentriegelung Schachttüren müssen mit einer Einrichtung zur Notentriegelung versehen sein, die im Notfall die Entriegelung der Türen von außen in jeder Stellung des Fahrkorbes im Schacht ermöglicht. Als Mittel zur Notentriegelung sind nur besondere Schlüssel zugelassen. Die Notentriegelung darf nicht feststellbar sein. Notzugänge zum Fahrschacht Bei einer Entfernung der Haltestellen von mehr als 15 m voneinander sind Notzugänge einzurichten. Die Türen der Notzugänge müssen verschließbar und mit einem Türschalter versehen sein. Fangvorrichtungen Eine aufgehängte Fahrkabine muss mit einer selbsttätig wirkenden, einfach überprüfbaren Fangvorrichtung ausgerüstet sein. Gegengewichte sind mit derartigen Fangvorrichtungen auszurüsten, wenn die Gegengewichtsbahnen nicht bis auf den Erdboden oder bis auf die Gebäudeteile schützende Widerlager geführt werden. Eine Fangvorrichtung muss bei übermäßiger Dehnung oder bei Bruch von Tragmitteln bei Erreichen der Auslösegeschwindigkeit wirken. Fangvorrichtungen dürfen nicht in Aufwärtsrichtung wirken. Bei Aufzügen mit Betriebsgeschwindigkeiten bis 2 m/s muss die Fangvorrichtung durch Anfahren in der Gegenrichtung selbsttätig in die Ausgangsstellung zurückkehren. Geschwindigkeitsbegrenzer Bei Überschreiten der festgelegten Betriebsgeschwindigkeit muss ein Geschwindigkeitsbegrenzer die Fangvorrichtung auslösen und einen Sicherheitsschalter betätigen, der den Antrieb abschaltet. Triebwerksbremse Das Triebwerk muss mit einer elektrisch gesteuerten Triebwerksbremse ausgerüstet sein. Die Triebwerksbremse muss bei abgeschaltetem Antrieb stets wirksam sein. Nur bei eingeschaltetem Antrieb wird die Bremse angehoben. Die Triebwerksbremse muss durch einen einfachen Griff von Hand aus angehoben werden können. Bei Loslassen der Bremsanhebevorrichtung oder bei Inbetriebsetzen des Antriebsmotors muss die Triebwerksbremse selbsttätig betriebsbereit werden.

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In jeder Stellung des Fahrkorbes im Schacht ermöglicht die Notentriegelung die Entriegelung der Türen von außen.

Handnotbetrieb Das Triebwerk muss so eingerichtet sein, dass es im Notfall von Hand aus angetrieben und dadurch die Fahrkabine gehoben oder gesenkt werden kann. Zu diesem Zweck dürfen nur nicht durchbrochene Scheibenräder verwendet werden. Die Drehrichtung für Auf- und Abwärtsfahrt und die Stellung der Fahrkabine müssen beim Triebwerk gekennzeichnet sein. Aufzüge mit direktem hydraulischem Antrieb müssen mit einer von Hand zu betätigenden, durch ein Hinweisschild gekennzeichneten Notablassvorrichtung versehen sein. Aufzüge mit indirekt hydraulischem Antrieb müssen mit einer fest eingebauten Handpumpe ausgerüstet sein. Erdung Fahrkabinen und Türrahmen, an denen Sicherheitsschalter angebracht sind, müssen durch einen grün/gelb gekennzeichneten Leiter miteinander und mit dem Schutzleiter der Anlage verbunden werden. Nothalteschalter In der Fahrkabine muss ein als solcher gekennzeichneter Nothalteschalter vorhanden sein, dessen Betätigungsorgan rot gefärbt ist. Betriebsschalter Im Triebwerksraum ist ein handbetätigter Lastschalter (Hauptschalter) in der Nähe der Zugangstür anzubringen. Durch diesen Schalter muss die Energiezufuhr zum Aufzug allpolig abgeschaltet werden können. Die Schaltstellung muss durch Hebel oder Drehgriff einwandfrei erkennbar sein. Steigleitungsschalter In Wohn- und Bürogebäuden ist im Erdgeschoß oder bei der untersten Haltestelle zur allpoligen Abschaltung der Aufzugssteigleitung ein gegen Betätigung durch Unbefugte geschützter Steigleitungsschalter anzubringen. Überlastungsschutz Der Antriebsmotor muss gegen Überlastung geschützt werden. Durch Einsatz einer Überlasteinrichtung lässt sich das Anfahren einer überladenen Fahrkabine vermeiden. Beleuchtung Die Beleuchtung von Triebwerks- und Rollenräumen, von deren Zugängen und von Fahrschächten muss unabhängig von den Stromkreisen des Aufzugs sein. Betriebsendschalter Die Steuerung muss so eingerichtet sein, dass die Fahrkabine bei Erreichen der Endstellungen durch betriebsmäßige Endabstellung selbsttätig zum Stillstand kommt. Bei Betriebsgeschwindigkeiten über 2 m/s muss die Endabstellung zumindest durch zwei mechanisch voneinander unabhängige Schaltergruppen erfolgen. Inspektionsschalter Am Fahrkorbdach ist ein Inspektionsschalter anzuordnen, der bei Einschalten der Dachsteuerung zwangsläufig die Innen- und Außensteuerung abschaltet. Notrufvorrichtung In der Fahrkabine ist bei den Befehlsschaltern ein entsprechend gekennzeichneter Notruf-Druckknopf in gelber Farbe anzuordnen. Das Signal der

Im Notfall muss die Fahrkabine von Hand aus angetrieben und dadurch gehoben oder gesenkt werden können.

Der Überlastungsschutz verhindert das Anfahren einer überladenen Fahrkabine.

Aufzugstechnik | 121

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Notrufvorrichtung muss außerhalb des Fahrschachtes hörbar sein. Eine Fernsprecheinrichtung im Fahrkorb ersetzt die Notrufanlage. Stromlaufpläne Im Triebwerksraum müssen aktuelle Stromlaufpläne mit Legende der elektrischen Anlagen vorhanden sein, aus denen ersichtlich ist, wie die schaltungstechnischen Anforderungen erfüllt werden. Kennzeichnung von Triebwerksräumen An den Türen von Triebwerks- und Rollenräumen und an den Türen zu Schachtgruben ist das Eintrittsverbot für Unbefugte ersichtlich zu machen.

100|5|2

Antriebssysteme

100|5|2

Für den Planer sind der Schachtquerschnitt, die Anordnung des Triebwerksraumes und die Art der Schachttüren wesentliche Planungsgesichtspunkte. Voraussetzung für eine funktionsgerechte Erschließung eines Gebäudes ist eine Förderleistungsberechnung, die bei der gegebenen Gebäudestruktur und den Nutzungsanforderungen mit Berücksichtigung der Wartezeiten die erforderliche Anzahl, Größe und Fahrgeschwindigkeit der Aufzüge ermittelt. Danach ist die Aufzugsart festzulegen. Als Antriebstechnik gibt es vorwiegend den Treibscheibenantrieb bei Seilaufzügen, dessen Seile über eine Treibscheibe laufen, oder einen hydraulischen Heber bei Hydraulikaufzügen. Konstruktionsbedingt sind für den Hydraulikaufzug geringe Förderhöhen und große Lasten der bevorzugte Einsatzbereich. Über eine indirekte Heberanordnung oder durch mehrstufige Teleskopheber kann die Förderhöhe die geometrische Beschränkung der Heberlänge überschreiten. Abbildung 100|5-06: Funktionsprinzipien Aufzugssysteme

Treibscheibenaufzug

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Im Fahrkorb muss entweder eine Fernsprecheinrichtung oder eine Notrufanlage vorhanden sein.

Hydraulikaufzug

Kletteraufzug

Geringe Förderhöhen und große Lasten sind der bevorzugte Einsatzbereich für den Hydraulikaufzug.

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Hydraulikantriebe

100|5|2|1

Aufzüge mit hydraulischem Antrieb werden durch einen oder mehrere Hubstempel bewegt, die unterhalb oder seitlich der Aufzugskabine angeordnet werden. Bei dieser Antriebsart werden das Kabinengewicht und die volle Nutzlast gehoben – das erfordert eine im Vergleich zum Seilantrieb erhöhte Motorleistung. Die wirtschaftlich erreichbare Förderhöhe liegt bei ca. 20 m (5 bis 6 Vollgeschoße). Abbildung 100|5-07 zeigt schematisch verschiedene Heberanordnungen ohne eine Kombination mit Teleskophebern. Der frühere klassische Hydraulikheber arbeitete auf Druck und war zentral unter der Kabine angebracht. Aufgrund der inzwischen geltenden wasserrechtlichen Vorschriften kommt diese Art heute nur noch zur Anwendung, wenn der Heber unterhalb der Schachtgrube so platziert werden kann, dass er nicht in das Erdreich hineinragt. Abbildung 100|5-07: Systeme Hydraulikaufzüge

Bei den heute üblichen Ausführungen von Hydraulikaufzügen steht ein Druckzylinder entweder direkt neben der Kabine oder wirkt indirekt über eine Seilrolle. In der Regel befinden sich hier die Führungsschienen für die Kabine in der Ebene des Hebers bzw. des Seilangriffspunktes der Kabine (Rucksackführung). Mit einem indirekt wirkenden Zugkolben eines in der Schachtgrube stehenden Hebers kann die Kabine über Seile und Rollen bewegt werden. Weitere Heberanordnungen sind durch so genannte hängende Heber möglich, wobei sowohl der direkte Zugkolben als auch der indirekt wirkende Druckkolben zum Einsatz kommen. Die derzeitigen Vorschriften gestatten, dass die Totlast der Kabine weitgehend durch ein Gegengewicht ausgeglichen wird, sodass die Dimensionierung sowohl des Hebers als auch des Hydraulikaggregates günstiger wird. Durch doppelt beaufschlagte Heber bzw. hydraulische Ausgleichseinrichtungen gibt es auch Lösungen, die über den reinen Totlastausgleich hinausgehen und damit in Bezug auf die erforderliche installierte Antriebsleistung nahe an einen Seilaufzug herankommen. Ohne solche Ausgleichsmaßnahmen ist die installierte Leistung für einen Hydraulikaufzug rund doppelt so hoch wie bei einem Seilaufzug. Als Vorteil gilt bei Hydraulikaufzügen, dass der Triebwerksraum nicht grundsätzlich direkt am Schacht liegen muss, obwohl dies aus verschiedenen Gründen anzustreben ist. Besonders ist zu beachten, dass Hydraulikleitungen über ihre gesamte Länge immer einsehbar sind, damit austretendes Lecköl erkannt und fachgerecht entsorgt werden kann. Hydraulikaggregate können in einer Entfernung bis zu maximal 10 m von der Schachtgrube angeordnet werden. Über verhältnismäßig dünne Hydraulikleitungen wird ihre Verbindung mit den im Fahrschacht angeordneten Hydraulikzylindern hergestellt. Bis zu einer Tragkraft von ~1200 kg kann der Antrieb über einen Hydraulikstempel erfolgen. Für Tragkräfte bis 5000 kg kommen zwei Hydraulikstempel zum Einsatz.

Bei Hydraulikaufzügen muss der Triebwerksraum nicht direkt am Schacht liegen.

Antriebssysteme | 123

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100|5|2|2

Seilantriebe

100|5|2|2

Der Antrieb erfolgt über eine mit dem Elektromotor gekoppelte Treibscheibe, welche über Reibung die Hälfte der Nutzlast (ohne Berücksichtigung des Seilgewichtes) auf die Antriebswelle überträgt. Die andere Hälfte und das Eigengewicht der Kabine werden über ein Gegengewicht ausgeglichen. Sowohl im unbelasteten als auch im belasteten Zustand wird daher immer nur maximal die halbe Nutzlast gehoben. Unter Berücksichtigung der Gewichte von Seilen und Hängekabeln ergeben sich dann die tatsächlichen Kräfte 𝑈 und 𝑈 auf den Treibscheibenantrieb. Die Übertragung der Kräfte aus dem Seil erfolgt über Reibung an der Treibscheibe und ist abhängig von der Rillenform. Abbildung 100|5-08: Gewichtsausgleich Seilaufzüge

Lastfall Kabine leer

𝑈

𝑄

𝐸

𝑈

𝐺

𝑞 ∙𝑧 ∙ℎ

𝑈 𝑄 𝐸 𝐺 𝑞 𝑞 𝑞 𝑧 ,

𝑈

𝐺

Lastfall Kabine voll

𝑞 ∙𝑧 ∙ℎ

𝐸

𝐺

𝐸 𝑄 2

𝑞 𝑞

Nutzlast Eigengewicht Gegengewicht Meterlast-Oberseil Meterlast-Unterseil Meterlast-Hängekabel Zahl der Seilstränge

𝑞

∙𝑧 ∙ℎ

∙𝑧 ∙ℎ ℎ 4

𝑄 2

𝑞

𝑞 4

ℎ∙ 𝑞 ∙𝑧

(100|5-04)

𝑞

∙𝑧

𝑞 4 N N N N/m N/m N/m -

Die beste Antriebsanordnung ist direkt über dem Schacht. Dies gilt sowohl für eine direkte Aufhängung von Kabine und Gegengewicht als auch für eine Aufhängung 2:1. Eine solche Anordnung hat die geringste Anzahl von Seilumlenkungen, was für die Seillebensdauer sehr förderlich ist. Um die Höhe

124 | Aufzüge

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des Triebwerksraumes zu reduzieren, ist eine Aufstellung des Antriebes direkt neben dem Schacht möglich, was allerdings eine Verlängerung der Seile und Erhöhung der Umlenkung ergibt (Seilverschleiß, Verluste). Abbildung 100|5-09: Systeme Seilantriebe

Der Antrieb unten neben dem Schacht erfordert zur Seilumlenkung oberhalb des Schachtes etwa die gleiche Höhe wie die Position oben neben dem Schacht und benötigt zudem rund die doppelte Seillänge. Hinzu kommen zusätzliche Umlenkungen, was wiederum der Seillebensdauer abträglich ist. Weiterhin werden Geräusche aus dem Antrieb nicht durch eine Eigenmasse reduziert, da die gesamte Treibscheibe auf Zug nach oben belastet ist und damit der Antrieb gegen die Schachtwand in Richtung nach oben abgestützt werden muss.

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Aufzüge ohne Triebwerksraum

100|5|2|3

Neue Entwicklungen bieten die Möglichkeit, ohne einen besonderen Triebwerksraum auszukommen: 

Bei Seilaufzügen wird dabei der Antrieb im Schachtkopf untergebracht, wobei dieser in seiner Höhe praktisch unverändert bleibt, da ohnehin ein Schutzraum für Inspektions- und Wartungszwecke vorgeschrieben ist. Das Kabinendach wird dabei zu einer Wartungsplattform ausgebaut.

Abbildung 100|5-10: Systeme ohne Triebwerksraum



Kletteraufzüge entsprechen einem praktikablen Konzept, bei dem der Antrieb unter dem Kabinenboden angebracht ist. Die Antriebskräfte werden von drehzahlgeregelten Motoren auf vier mit Polyurethan beschichtete Laufräder übertragen, wobei jeweils ein Antriebs- und ein Laufrad durch konstanten Federdruck an das Laufprofil der Führungsschienen angepresst werden, um die erforderliche Haftreibung für den Vortrieb zu erhalten. Die Fahrkabine wird damit zu einem Fahrzeug, das sich aus eigener Kraft auf und ab bewegt und dafür weder Tragseile noch sonstige Hebevorrichtungen benötigt. Es besteht keine Notwendigkeit, jedoch die Möglichkeit, das

Kletteraufzüge benötigen weder Tragseile noch sonstige Hebevorrichtungen.

Antriebssysteme | 125

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Fahrzeuggewicht und 25 % der Nennlast über Gegengewichte mit Seilführungen zu kompensieren.

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Bauliche Maßnahmen Aufzugsanlagen erfüllen wesentliche Gebäudefunktionen und sind deshalb sowohl bei der Konzeption als auch bei der Errichtung und bei Betrieb von Gebäuden mit sonstigen baulichen Maßnahmen unter Beachtung nachfolgender Grundsätze sorgfältig abzustimmen. Temperatur Im Aufzugsschacht und in Maschinenräumen soll die Raumlufttemperatur im Bereich von +5 °C bis +40 °C liegen. In diesem Temperaturbereich muss der Aufzugshersteller einen ordnungsgemäßen Betrieb der Aufzugsanlage gewährleisten. Bautoleranzen Die Angaben der Schacht- und Maschinenraumabmessungen bedeuten immer Fertigmaße. Die zulässige Bautoleranz beträgt ±20 mm. Diese gilt auch für die Lotabweichung auf die gesamte Schachthöhe. Bauzustand Die Schachtwände müssen zumindest staubfrei (patschokiert) sein. Betonschächte sollten mit C 16/20 als Mindestbetongüte ausgeführt werden. Wenn der Aufzugsschacht nicht betoniert wird (Mauerwerk, Mantelbeton etc.), müssen dem Aufzugsplan entsprechend Betongründe für die Dübelmontage hergestellt oder Halfenschienen versetzt werden. Bei Stahlschächten müssen Halfenschienen als Befestigungsgründe, entsprechend dem Aufzugsplan, vorgesehen werden. Schachtgrube Bei elektrohydraulisch betriebenen Aufzugsanlagen muss die Schachtgrube als öldichte Wanne (Fassungsvermögen > Ölvolumen des Antriebes) ausgebildet werden. Bei Seilaufzügen mit Maschinenraum und bei maschinenraumlosen Anlagen sind ein staubfreier Anstrich und ein Schutz gegen eindringende Feuchtigkeit ausreichend. Bei Seilaufzügen muss der Bereich unter der Gegengewichtsfahrbahn gewachsener Boden sein. Zugang außerhalb der Baulichkeit Wenn ein Aufzugsausstieg ins Freie mündet, muss dafür gesorgt werden, dass alle direkten Witterungsverhältnisse von den Anlagentüren abgehalten werden. Nach Möglichkeit ist ein Vordach mit seitlicher Verblendung anzuordnen. Der Aufzugsvorplatz ist möglichst mit ansteigendem Gefälle auszuführen, damit kein Niederschlag in die Schachtgrube gelangen kann. Maschinenraum Der Zugang zum Maschinenraum bzw. zum Schaltschrank bei maschinenraumlosen Anlagen muss jederzeit ungehindert möglich sein. Der Zugang soll möglichst vom Gebäudeinneren erfolgen. Bei Anlagen mit elektrohydraulischem Antrieb kann die Anordnung des Maschinenraumes bis zu 10 m entfernt vom Aufzugsschacht erfolgen. Eine möglichst geradlinige Verbindung zum Aufzugsschacht muss jedoch sichergestellt sein. Schallschutz Zur Vermeidung von Schallübertragungen sind die in ÖNORM B 8115-4 [42] festgelegten Bestimmungen einzuhalten. In dieser Norm wird hauptsächlich eine zweischalige Ausführung der Schachtwände als zweckmäßig

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Ein Aufzugsausstieg ins Freie ist so auszuführen, dass kein Niederschlag in die Schachtgrube gelangen kann.

angesehen und bei einschaliger Ausführung im Regelfall eine flächenbezogene Wandmasse von über 450 kg/m² empfohlen. Beispiel 100|5-01: Ausschnitte Baueinreichung – Seilaufzug Teil 1 [62]

Bauliche Maßnahmen | 127

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Beispiel 100|5-02: Ausschnitte Baueinreichung – Seilaufzug Teil 2 [62]

Entlüftung Die Entlüftungen des Aufzugsschachtes sowie des Maschinenraumes müssen jeweils einen Öffnungsquerschnitt von 1 % der Grundfläche des Schachtes bzw. des Maschinenraumes aufweisen. Wenn mit der Aufzugsanlage einzelne Brandabschnitte verbunden werden (brandhemmende Schachtausbildung), erhöht sich der erforderliche Lüftungsquerschnitt auf 2,5 % der jeweiligen Grundfläche. Notruf-Kommunikation Alle Aufzüge müssen mit einem Notrufkommunikationssystem ausgerüstet sein. Ein Telefonanschluss (Zuleitung bis zum Schaltschrank oder Maschinenraum) ist herzustellen. Installationen Im Aufzugsschacht sind grundsätzlich keine aufzugsfremden Leitungen zu installieren. Wenn sich Leitungsführungen im Aufzugsschacht nicht vermeiden lassen, dann sind diese brandhemmmend gegen den Aufzugsschacht abzuschotten und dürfen im Aufzugsschacht keine Wartungs- oder Revisionsöffnungen aufweisen. Elektrische Zuleitungen An den Stromzuleitungen der Aufzugsanlage dürfen keine anlagenfremden Stromverbraucher angeschlossen werden. Es sind getrennte Stromzuleitungen für 400 V (50 Hz) und 230 V (50 Hz) Nennspannung herzustellen.

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Grundsätzlich sind im Aufzugsschacht keine aufzugsfremden Leitungen zu installieren.

Beleuchtung Im Bereich des Aufzugsschachtes sind nach ÖNORM EN 81-20 [43] für definierte Bereiche Mindestbeleuchtungen mit Leuchtstärken von 50 lx einzuhalten. Speziell in den Bereichen von Triebwerk und Steuerung ist die Beleuchtungsstärke auf 200 lx zu erhöhen. Für die Kabinenbeleuchtung sind mindestens 100 lx erforderlich. Potenzialausgleich Die Aufzugskonstruktion im Schacht muss an die Erdungs- und Blitzschutzanlage angeschlossen werden. Schachtverkleidung von Kleingüteraufzügen Nach Einbau der Aufzugsanlage einschließlich Schachtgerüst muss das Gerüst (gemäß Bauvorschrift) verkleidet werden. Die Verkleidungslasten dürfen nicht auf das Aufzugsgerüst abgeleitet werden. Montageöffnung für Kleingüteraufzüge Für die Anlagenmontage sollte die gesamte Vorderwand offen sein, um die Einbringung der Aufzugskomponenten zu erleichtern.

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Triebwerksraum, Rollenraum

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Die Triebwerksräume von Seilaufzügen werden in der Regel über dem Schacht angeordnet. Für die Einbringung der Aufzugswinde und des Schaltschrankes sollte im Boden des Triebwerksraumes eine Montageluke mit Mindestabmessungen von 1,0 x 1,5 m vorgesehen werden. Zur Erleichterung der Montage und für Reparaturfälle ist unter der Decke über dem Triebwerk ein Montageträger anzuordnen. Dort wo an Triebwerken und Schaltgeräten Wartungs- und Prüfarbeiten durchzuführen sind, ist ein mindestens 70 cm breiter Wartungsbereich freizuhalten. In einem Triebwerksraum können auch mehrere Triebwerke einer Aufzugsgruppe gemeinsamen angeordnet werden. Triebwerksräume für Seilantriebe lassen sich neben dem Fahrschacht in beliebiger Höhe anordnen, wenn über dem Fahrschacht ein Rollenraum für Umlenkrollen angeordnet wird. Liegen betretbare Räume unter der Fahrbahn, der Fahrkabine oder dem Gegengewicht, dann müssen die von den Führungsschienen und Anschlägen aufgenommenen Kräfte auf die Gebäudefundamente übertragen werden. Die Decken dieser Räume sollten für eine Belastung von mindestens 5 kN/m² bemessen sein. Gegengewichte sind in diesem Fall mit Fangvorrichtungen auszurüsten, und unter den Fahrbahnen der Fahrkabinen und den Gegengewichten sind Energie verzehrende Puffer anzuordnen, die für die Auslösegeschwindigkeit ausgelegt sind. Beispiel 100|5-03: Belastungsangaben Triebwerksraum und Schachtsohle [62] beispielhafte Belastungsangaben [N] P1 13000 P2 13000 P3 13500 P4 13500 P5 26000 P6 19000 P7 2300 P8 41000 P9 63000 P10 91000 P11 43000

Bauliche Maßnahmen | 129

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Tabelle 100|5-05: Abmessungen Triebwerksräume für Seilaufzüge Nennlast Höhe Breite Tiefe

[kg] [m] [m] [m]

400 1,8 2,2 3,2

630 1,8 2,2 3,2

1000 1,8 2,4 4,2

1250 1,8 3,2 4,9

1600 1,8 3,2 5,5

Bei hydraulischen Antriebsarten liegt der Triebwerksraum mit dem Antriebsaggregat meist unmittelbar neben dem Schacht auf der Höhe der untersten Haltestelle. Dieser Triebwerksraum erfordert weniger Platz, verglichen mit dem Platzbedarf für Seilaufzüge, und er kann auch einige Meter vom Schacht entfernt angeordnet werden. Gesonderte Triebwerksräume sind bei Ausführungen entbehrlich, welche den Antrieb im Bereich des Schachtkopfes oder an der Kabine unterbringen. Für die Zugänglichkeit dieser Antriebe sind geeignete Wartungsbereiche vorzusehen.

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Fahrschacht

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Eine zentrale Lage und damit Zusammenfassung aller Personenaufzüge im Verkehrsmittelpunkt eines Gebäudes ist zweckmäßiger als eine Verteilung auf Einzelaufzüge über die Gebäudegrundfläche. Aufzüge mit Lasttransport sollten räumlich getrennt von Personenaufzügen angeordnet werden. Schächte von Aufzügen sind brandbeständig auszuführen. Aufzugsfremde Leitungen und Bauteile dürfen in Aufzugsschächten nicht angeordnet werden. Die Schachtabmessungen sind von der Bauart des Aufzuges abhängig und mit Lüftungsund Rauchabzugsöffnungen zu versehen. Fahrschachtwände dürfen keine Vorsprünge aufweisen. In einem Fahrschacht können bis zu drei Aufzüge untergebracht werden. Tabelle 100|5-06: Richtwerte Schachtabmessungen – Einzelaufzug Nennlast Breite Tiefe Fassungsvermögen

[kg] [m] [m] [Personen]

400 1,6 1,6 5

630 1,8 2,1 8

1000 1,8 2,6 13

1250 2,4 2,3 16

1600 2,6 2,6 21

Aufzugsschächte werden dann entbehrlich, wenn für die Befestigung der vertikalen Laufprofile selbsttragende Fahrbahnstrukturen zur Verfügung stehen. In diesem Fall sind für unbefugte Personen jene Bereiche zu sichern, in welchen Verletzungsgefahr besteht. Schachtkopf Die Überfahrtshöhe wird von der Fußbodenoberkante der höchsten Station bis zur Unterkante der Schachtdecke gemessen und muss den Normvorschriften entsprechen. Tabelle 100|5-07: Richtwerte Überfahrtshöhe Geschwindigkeit bis Höhe über Fußbodenniveau der obersten Haltestelle bis Richtwert für Haltestellen Richtwert für Förderhöhe

[m/s]

0,63

1,0

1,6

2,5

[m]

3,7

3,8

4,0

5,0

Anzahl [m]