Tornow und Vorberg. Ein Betrag zur Frühgeschichte der Lausitz

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Tornow und Vorberg. Ein Betrag zur Frühgeschichte der Lausitz

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D 395/1 Verö:ffentlichungen des Museums für Ur- und Frühgeschichte Potsdam (Forschungsstelle für die Bezirke Potsdam, Gottbus und Frankfurt/Oder)

DEUTSCHE AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN SCHRIFTEN DER SEKTION FÜR VOR- UND FRÜHGESCHICHTE ----------------------BAND21 ----------------------

Band 1 enthält Beiträge aus der Ur- und Frühgeschichte Brandenburgsund den Nachbarwissenschaft 107 S. mit 88 Abb., 8 Taf. • Preis MDN 13,60

TORNOW UND VORBERG Band 2 enthiilt Untersuchungen zur Bronzezeit und Spätkaiser/Völkerwanderungszeit sowie zur Frühgeschichte Brandenburgs, ferner zwei anthropologische Artikel

EIN BEITRAG \

ZUR FRÜHGESCHICHTE DER LAUSITZ

123 S. mit 101 Abb., 20 Taf. • Preis MDN 14,90 von

Band 3

JOACHIM HERRMANN

mit Beiträgen zur Steinzeit, vorrömischen Eisenzeit und aus dem Mittelalter erscheint Ende 1965

mit Beiträgen' von

H.-J. BAUTSCH, H. JACOB, K.-D. JÄGER Band 4

und H.-H. MÜLLER

Dr. B. GRAMSCH, Das Mesolithikum im Flachland zwischen Eibe und Oder etwa 100 S., 12 Karten, 80 Taf., erscheint Frühjahr 1966

Band 5 Sammelband erscheint Ende 1966

Band 6 Dr. A. LEUBE, Die römische Kaiserzeit im östlichen Brandenburg erscheint Mitte 1967

Bestellungen durch eine Buchhandlung erbeten

AKADEMIE-VERLAG· BERLIN EIGENVERLAG MUSEUM FÜR UR· UND FRÜHGESCHICHTE POTSDAM

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TORNOW UND VORBERG EIN BEITRAG . ZUR FRÜHGESCHICHTE DER LAUSITZ

von

JOACHIM HERRMANN mit Beiträgen von

H.-J. BAUTSCH, H. JACOB, K.-D. JÄGER und H.-H. MÜLLER

Mit 56 Textabbildungen, 44 Tafeln und 13 Beilagen in Einlegemappe

AKADEMIE-VERLAG· BERLIN

1966

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Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0

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II. Die Ergebnisse der Ausgrabungen in Tornow

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Ao Die urgeschichtliche Besiedlung Bo Die Burg A 0 0 0 0 0 0 0 10 Ausdehnung und Größe 20 Die Befestigung 0 0 0 0 a) Die Wehrmauer So 13 b) Der Graben So 18 c) Das Tor So 19 30 Die Bebauung des Burghofes 0 0· 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 a) Südteil des Kasemattenheringes So 21 b) Gebäude am Tor So 22 c) Mahlhaus So 22 d) Brunnen So 22 e) Getreidesilo So 23

11 11 13

40 Die Funde der Burg A 0 0 0 0 0 0 a) Getreide So 24 b) Keramik So 24 c) Eisengegenstände So 27 d) Mahlsteine So 27 50 Die Zerstörung der Burg A 0 0 60 Die Rekonstruktion der Burg A

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Co Die Burg B 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1. Ausdehnung und Größe 20 Das zeitliche Verhältnis der Burg B zur Burg A

30 Die Befestigung der Burg B 4, Zugang und Tor der Burg B 50 Die Innenbebauung 0 0 0 0 a) Die Bauten hinter dem Wall So 37 b) Der Inhalt der Spe:cherbauten S. 43 c) Das Zentralgebäude So 48 d) Der Brunnen So 51 e) Weitere Bauten im Innenraum So 52 60 Die Funde 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 . 0 0 0 0 0 0 0 0 0 . . a) Keramik So 53 b) Lehmwannen So 78 c) Spinnwirtel So 86 d) Geräte aus Stein So 86 e) Metallgegenstände So 88 f) Mahlsteine S 92 g) Knochen- und Horngeräte So 95 h) Funde aus organischem Material So 95 III. Die Ergebnisse der Ausgrabungen in Vorberg Erschienen im Akademie-Verlag GmbH, 108'Berlin, Leipziger Straße 3-4 Copyright 1965 by Akademie-Verlag GmbH

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Lizenznummer: 202 . 100/30/66 o Mdl der DDR Nro: 1440/64 Gesamtherstellung: VEB Druckhaus "Maxim Gorki", Altenburg Bestellnummer: 2044/21 o ES 14 C/E · 100,-

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Ao Die Burg A 1. Ausdehnung und Größe 20 Die Befestigung 0 30 Die Bebauung des Burghofes 40 Die Funde der Burg A 50 Das Ende der Burg A

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27 28 29 29 30 30 34 37

53

97 97 97 97 100 101 103

Inhaltsverzeichnis

4

B. Die Burg B . . . . . 1. Ausdehnung und Größe

2. 3. 4. 5.

Die Befestigung . . . . Die Bebauung des Burginnenraumes . Die Funde der Burg B Das Ende der Burg B . . .

C. Die Siedlung westlich der Burg

103 103 103 104 105 105 106

I. Einleitung

IV. Die archäologisch.kulturellen Beziehungen der Tornower und Vorherger Funde und die Datierung der Burgen 108 A. Die Metallfunde . . . . .

108

B. Die Datierung der Burgen

116

C. D:e Keramik vom Tornower Typus .

117

1. Verbre tung . . . . . . . . . 2. Datierung . . . . . . . . . . 3. Die Herkunft des Tornower Typus

V. Die geschichtliche Bedeutung der Burgen von Tornow und Vorberg

117 122 124 127

A. Das Stammesgebiet der Lusizi . . . . . . . . . .

127

B. Die historische Bedeutung der Burg A von Tornow

130

C. Die Burg B von Tornow und das Problem früher slawischer Grundherrschaft 134 VI. Zusammenfassung.

141

Abkürzungsverzeichnis .

143

Literaturverzeichnis

144

Anhang 1. H.-J. Bautsch, Petrographische Untersuchungen der Gesteinsproben von

den in Tornow gefundenen Drehmühlen . . . . . . . . . . . . . . . . 155 2. H. Jacob, Die Ergebnisse der pollenanalytischen Untersuchungen von Material aus den Burganlagen Tornow und Vorberg . . . . . . . . . . . . . 161 3. K.-D. Jäger, Die pflanzlichen Großreste aus der Burgwallgrabung Tornow, Kr. Calau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 164 4. H.-H. Müller, Die Tierreste der slawischen Burgen von Tornow und Vorberg, Kr. Calau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 190 Tafeln 1-44 Beilagen 1- 13

Tornow und Vorberg liegen im Niederlausitzer Braunkohlengebiet, 9 km südwestlich bzw. 4 km süd-südwestlich von Lübbenau im Kreise Calau, Bez. Cottbus. Die flachbewegte Altmoränenlandschaft aus Geschiebemergeln, zumeist jedoch Geschiebesanden des Luckauer und Calauer Beckens (E. Scholz 1962, S. 16ff.) findet eine natürliche Südgrenze im sogenannten Lausitzer Grenzwall, einem schmalen Hügelrücken, der sich aus der Gegend von Dahme in Fortsetzung des Flämings nach Ostsüdost über Spremberg und Weißwasser nach Muskau erstreckt. Die nördliche und nordöstliche Landschaftsscheide bildet das Glogau-Baruther Urstromtal, in dessen Verlauf sich der Oberspreewald zwischen Cottbus und Lübben gleichermaßen als nordöstliche Barriere vor das Niederlausitzer Siedlungsgebiet legt. An kleinen Flüssen, die im Lausitzer Grenzwall entspringen und z. T. in breiten Tälern dem nördlichen Urstromtal zufließen, bildeten sich in slawischer Zeit Siedlungskammern (unten S. 127 Abb. 53). An der Schrake entstand u. a . die Burg von Tornow (Mbl. 4149, W 7,0; S 7,5) (Taf. 1), an der Dobra u. a. die Burg von Vorberg (Mbl. 4149, 0 16,5; S 15,5) (Taf. 32). Der Untergrund der Niederlausitz ist reich an Braunkohle. Zwei Drittel aller Braunkohlenvorräte der DDR lagern hier. In den letzten Jahren wurden im Zusammenhang mit dem Energieprogramm der DDR und der Errichtung der Großkraftwerke Lübbenau und Vetschau besonders die Kohlevorkommen im Kreis Calau in den Tagebauen Schiabendorf-Nord und Seese-West durch den,VEB Braunkohlenwerk "Jugend" aufgeschlossen (E. Schultze 1960, S. 359ff.). Die Anlage des Tagebaues Schiabendorf führte zu einer Gefährdung des mitten im geplanten Auskohlungsgebiet . gelegenen Burgwalles von Tornow. Die Gefährdung des Burgwalles von Vorberg trat durch die Anlage des Tagebaues Seese ein. Während das Dorf Vorberg, auf dessen Gemarkung der Burgwall liegt, bereits im Abbruch begriflen ist, kommt der Burgwall selbst unmittelbar an der Tagebaukante zu liegen, und nur ein Teil des Siedlungsgeländesvor der Burg wird abgebaggert. Eine völlige Sicherheit für die Erhaltung des Burgwalles ist jedoch unter diesen Bedingungen nicht gegeben. Daher sah sich das Institut für Vor- und Frühgeschichte der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin veranlaßt, in Übereinstimmung mit. dem Museum für Ur- und Frühgeschichte Potsdam, dem als Forschungsstelle für die Bezirke Potsdam, Frankfurt und Cottbut die Wahrnehmung der Bodendenkmalpflege obliegt, beide Burgwälle zu untersuchen. Diese Arbeiten wurden im Jahre 1961 im Rahmen der Burgwallaufnahme im Bezirk Cottbus und ab 1962 als selbständiges Forschungsunternehmen innerhalb des Institutes für Vor- und Frühgeschichte der DAW vom Verfasser durchgeführt. Der Burgwall von Tornow war bis auf einen alten Einschnitt an der nördlichen Wallböschung, der jedoch keine größeren Zerstörungen verursacht hatte, und bis auf die Spuren einer älteren Ausgrabung im Wallkessel sehr gut erhalten. Die Wälle überragten den Wallkessel noch um 4 m und das umliegende Wiesengelände um 5 m. Das Burgareal ist zuletzt als Weide genutzt worden, eine ackerbauliche Nutzung hatte nie stattgefunden. Die erste Beschreibung des Burgwalles veröffentlichte Hirschherger (ZfE XII, 1880, S. 292). E. Siehe führte 1885 (ZfE Verh. XVII, S. 154f.) eine kleinere Ausgrabung im süq-

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Einleitung

JOACIDM HERRMANN

östlichen Teil des Burginnenraumes durch, deren Spuren sich bei unseren Arbeiten feststellen ließen (Beilage 5, m-m', n-n', o-o'). Er gelangte damals nur bis in den Oberteil des Speicherschuttes der BurgBund stellte dort angeblich einen Herd von3m 2 Ausdehnung (die während unserer Ausgrabungen beobachtete Gesteinsschicht, die vom Oberbau des Walles B abgestürzt war) und Asche, Holzkohle sowie "bedeutende Lager verkohlter Getreidekörner" (Roggen und Weizen) fest. Spätere Erwähnung fand der Burgwall bei H. J entsch (1885, S. 19), H. Söhnel (1886, S. 49) und R. Behla (1888, S. 110). Während der Ausgrabungen vom 29. 5. - 29. 7. 1961 wurden der Wall im Norden und die westliche Hälfte des Burginnenraumes untersucht (J. Herrmann 1962, S. 126:ff.; J. Knebel1962, S. 126). Vom 5. 6. bis 4. 8. 1962 konnten der südliche Wallteil und die Tore durch größere Schnitte erforscht werden. Außerdem wurde der Ostteil des Burginnenraumes abgedeckt (J. Herrmann 1962 A, S. 63:ff.; 1963, S. 15l:ff.). Ungünstiger war die Erhaltung des Burgwalles von Vorberg. Bereits um 1872 sind große Teile des Walles im Osten und Westen zum Zwecke der Wiesenmelioration abgetragen worden (Abb. 43; Taf. 32). R. Virchow besuchte den Burgwall von Vorberg in dieser Zeit. Er beobachtete u. a. den Aufbau des Walles aus Ton, Mergel und Wiesenkalk sowie an der Wallbasis gut erhaltene Äste und junge Stämme aus Eisenholz. Auch die "mit Moorerde gefüllte Vertiefung" inmitten des Kessels (Brunnen - unten S. 51) konnte damals bereits festgestellt werden. Knochen von Haustieren (Schwein, Schaf, Ziege, Huhn), seltener von Wildtieren (Reh), Keramik und Fischschuppen wurden geborgen. Die gefundene Keramik bestimmte R. Virchow als Burgwallkeramik, d. h. als slawisch (ZfE Verh. IV, 1-872, S. 233). In der folgenden Literatur wurde der Burgwall von Vorberg mehrfach erwähnt (H. Jentsch 1885, S.19; H. Söhnel1866, S. 49; R. Behla 1888, S.llO), eingehendere Untersuchungen fanden jedoch nicht statt. Nach Ankauf des Geländes des Burgwalles und der westlich davon gelegenen unbefestigten Siedlung durch das BKW "Jugend" stand es uns zur Untersuchung zur Verfügung. Vom 14. 5.-20. 7. 1963 konnte durch einen großen Wallschnitt der Aufbau des Walles, ein großer Teil des Innenraumes sowie ein Teil der westlich der Burg gelegenen unbefestigten Siedlung untersucht werden. Da die Fundverhältnisse ungünstig waren und die Ausgrabungsergebnisse entsprechend lückenhaft blieben, ist auf vollständige Freilegung von Burg und Siedlung verzichtet worden (J. Herrmann 1964, S. 143:ff.). Grundlage fur die Vermessungsarbeiten war in beiden Burgen ein annähernd nach der Nord-Südrichtung orientiertes Koordinatensystem (Beilage 1,2; Abb. 43). Zur Vereinfachung der Vertikalvermessung wurde jeweils an der höchsten Stelle des Walles ein Punkt mit T. 10m angenommen (Beilage 2; Abb. 43). In Tornow war dieser Punkt identisch mit einem Vermessungspunkt des topographischen Dienstes. Ausgehend von diesen Punkten erfolgte die Schichten- und Fundvermessung. T. 6,5 bedeutet z. B. , daß der betreffende Meßpunkt 3,5 m unterhalb von T. 10m liegt usw. Eine Umrechnung auf die absoluten Höhenwerte ist im Bedarfsfalle leicht durchführbar. Der Punkt T. 10,0 m liegt in Tornow 64,50 m über NN, in Vorberg 59 m über NN. Zur Erleichterung der Orientierung für den Benutzer wurden alle veröffentlichten Profilschnitte und Plana an den Seiten jeweils mit ·großen oder kleinen Buchstaben bezeichnet. Die gleichen Buchstaben sind, !"enn es sich um Abbildungen von der Ausgrabung Tornow handelt, auf Beilage 2 in den Grundplan von Tornow, wenn es sich um Abbildungen von Vorberg handelt, auf Abb. 43 in den Grundplan von Vorberg eingetragen. Das Ziel der Ausgrabungen in der Niederlausitz war von Anbeginn die vollständige Untersuchung einer slawischen Burganlage, um eine verläßliche Grundlage für die Bestimmung der Funktion und der historischen Rolle der in größerer Anzahl in der Niederlausitz vorhandenen Burgwälle zu gewinnen. Die besonders günstigen Fundumstände in Tornow förderten diese Zielsetzung. So konnte in der vorliegenden Veröffentlichung nicht nur eine Darlegung des Grabungsbefundes erfolgen, sondern der Versuch unternommen werden, ein archäologisch-kulturelles Gebiet, das sich in altslawischer Zeit über die Niederlausitz,

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das mittlere Odergebiet, Niederschlesien (VR Polen) und vielleicht auch die Oberlausitz ausdehnte, zu erfassen. Für die Lösung des Problems der slawischen Einwanderung in dieses Gebiet scheinen sich einige neue Aspekte zu ergeben. Das Bemühen um eine sozialökonomische Analyse konnte sich vor allem auf die eingehenden Aufschlüsse über den Aufbau der beiden Burgen von Tornow sowie auf die Ergebnisse der botanischen, mineralogischen und zoologischen Untersuchungen stützen. So erbrachten die Ausgrabungen in Tornow und Vorberg nicht nur einen Einblick in die Entwicklungsgeschichte zweier slawischer Burgen des 7.-10. Jh., sondern sie führten zu einigen bemerkenswerten Ausblicken auf die Geschichte der Niederlausitz in der Frühzeitl ). 1)

Die Forschungsarbeiten in Tornow und Vorberg wurden von verschiedenen Seiten tatkräftig unterstützt. Der VEB Braunkohlenwerk "Jugend" half durch zeitweise Überlassung eines kleinen Baggers vom Typ UB 20, einer Planierraupe S 100 und eines Förderbandes für die Erledigung grober Erdarbeiten sowie durch verschiedene kleine Dienstleistungen. Besondere Förderung erfuhr das Unternehmen durch den Werkdirektor Bräuniger und H. Müller, der mit der Wahrnehmung der Bodendenkmalpflege im Braunkohlenwerk beauftragt war, sowie durch den technischen Direktor Sehröder und Tagebauleiter Kummer. Die Grabungsarbeiten sel.bst wurden vor allem mit Schülern und Abiturienten der Erweiterten Oberschule Luckau (Direktor S. Kühnast) sowie mit Studenten der Pädagogischen Hochschule Potsdam (Betreuer Dr. W. Padberg) und der Humboldt-Universität Berlin durchgeführt. Im Jahre 1961 nahm Dipl. phil. J. Knebel vom Institut für sorbische Volksforschung der Deutschen Akademie der Wissenschaften in Bautzen als fachwissenschaftlicher Mitarbeiter teil, während 1963 Dipl. phil. V. Weber und Dipl. phil. D, Warnke, Absolventen am Institut für Vor- und Frühgeschichte der Deutschen Akademie der Wissenschaften, einen Teil der wissenschaftlichen Dokumentationsarbeiten durchführten. Die Zeichenarbeiten besorgte zum größten Teil K. Lücke von der Pädagogischen Hochschule in Potsdam. Vielfältige Unterstützung gewährten Dipl. phil. G. Krüger, Direktor des Spreewaldmuseums Lübbenau und seine Mitarbeiter. Allen genannten Institutionen, ihren Mitarbeitern und den Fachkollegen, die die Forschungen in Tornow unterstützten, möchte ich an dieser Stelle verbindlich danken. Mein Dank gilt auch Frau Dr. Jacob und den Herren Dr. H.-J. Bautsch, Dr. H.-H. Müller und K.-D. Jäger, die die naturwissenschaftliche Bearbeitung des entsprechenden Fundmaterials durchführten, sowie den zahlreichen Damen und Herren, die während ihrer Besuche durch ihre Anregungen und Hinweise die kritische Interpretation der Ausgrabungesergebnisse förderten. Dies geschah im besonderen Maße durch die Teilnehmer der internationalen Tagung "Aufnahme und Erforschung vor- und frühgeschichtlicher Burgen" vom 1.-6. Oktober 1962 in Berlin, deren Exkursion u. a . nach Tornow führte (W. Hensel1963, S. 436; St. Stancev 1963, S. 69).

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Die Ergebnisse der Ausgrabungen in Tornow. Die urgeschichtliche Besiedlung

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II. Die Ergebnisse der Ausgrabungen in Tornow

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nehmen würde. Der häufige deutliche Nachweis der Wulstung bei allen Gefäßgrößen spiegelt die Einheitlichkeit der in Tornow angewandten Technik wider. In der Tonmagerung und im Brand sind, von dem Gefäß Abb. 30 c, das sich durch besondere Härte auszeichnet, abgesehen, bei den einzelnen Gefäßen keine großen Unterschiede vorhanden. Unter dem Gesichtspunkt der Herstellungstechnik und der technischen Beschaffenheit der Keramik handelt es sich bei dem Tornower Material danach um eine geschlossene, nicht unterteilbare Gruppe. 2. Eine Aufteilung des Keramikmaterials ist vor allem durch die Berücksichtigung des Aufbaues und der Form der Gefäßkörper möglich. Diese Merkmale gestatten die Zusammenfassung der Keramik zu einzelnen Gruppen. 3. Durch die Berücksichtigung der Ausbildung der Randteile der Gefäße ist rein typologisch eine weitere Untergliederung möglich. 4. Als viertes Merkmal wird die Verzierung der Gefäße berücksichtigt. Die Grundform der Keramik ist der Doppelkonus in verschiedener Ausbildung. Der Umbruch liegt zumeist im oberen Drittel des Gefäßes und kann vom scharfen Knick bis zur leichten Rundung reichen. Die Gefäßhöhe des Doppelkonus beträgt 5 cm bis über 40 cm, entsprechend variieren die übrigen Maße. H. A. Knorr (1937, S. 124) unterschied zwei Formen des Doppelkonus. "A. Roher schlanker, sich trichterförmig erweiternder Topf, im oberen Drittel kann die Wandung leicht geknickt sein, so daß eine kaum sichtbare doppelkonische Form entsteht. Der Rand ist steil und die Lippe rundlich ... B. der Doppelkonus mit hohem Unterteil und scharfem Schulterknick, eine zweigliedrige Form, der Haupttyp des Nordgebietes. Der Oberteil der Wandung ist meist sehr steil oder nur leicht einwärts gebogen ... " Beide von H. A. Knorr genannte Varianten sind in Tornow häufig vertreten und bilden die Masse der Gefäßformen. Die Bezeichnung "Doppelkonus" für die mit A bezeichnete Variante erscheint allerdings wenig zutreffend. Die Töpfe sind steilwandig (Ab b. 29 h; 30 b ), bzw. sie vertreten Formen, die zu den bauchigen Töpfen des Elbgebietes überleiten. Wir möchten daher die Einteilung der Gefäßformen von Z. Vaiia (1960) übernehmen, der unter den Doppelkoni Formen mit Bauchknick und solche mit Schulterknick unterschieden hat. Beide Varianten sind in Tornow vertreten und kommen unmittelbar nebeneinander in einem Horizont vor. Die erste Variante mit Bauchknick ist verhältnismäßig selten (Abb. 22a, b, 23e, 24c, Taf. 18a, b). DagegenüberwiegtdieVariantemitSchulterknick in verschiedener Abwandlung, die durch unterschiedliche Härte und Höhe des Knickes sowie verschiedene Gestaltung der oberen Wandung erreicht wurde. Die Form Vaiia B sind Töpfe mit abgerundetem Profil in großem Variantenreichtum: Daneben kommen vereinzelt Sonderformen vor wie eine Flasche, Henkelgefäße, Teller und Schalen. In Verbindung mit der Gestaltung der Gefäßteile im einzelnen läßt sich das Material in folgende Formenreihen aufteilen .

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