Texte zur Geschichte der ökumenischen Bewegung: Verlautbarungen der Weltkirchenkonferenzen 1910–1947 [Reprint 2020 ed.] 9783111355672, 9783110999815

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Texte zur Geschichte der ökumenischen Bewegung: Verlautbarungen der Weltkirchenkonferenzen 1910–1947 [Reprint 2020 ed.]
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KLEINE TEXTE

FÜR VORLESUNGEN

UND

ÜBUNGEN

B E G R Ü N D E T VON HANS LIETZMANN H E R A U S G E G E B E N V O N K U R T ALAND

'

171

:

Texte zur Geschichte der ökumenischen Bewegung Verlautbarungen der Weltkircheiikonferenzen 1910-1947

Herausgegeben von

Dr. Kurt Böhme

BERLIN V E R L A G VON WALTER DE G R U Y T E R & CO. 1948

Archiv-Nr. 33 32 48 Druck: E. H. Heckendorff, Berlin SO 36 (ISCS 114) Printed in Germany

INHALT I. D I E

WELTMISSIONSKONFERENZEN

Edinburg, Juni 1910 Jerusalem, März/April 1928 Tambaram (Südindien), Dezember 1938 Whitby (Canada), Juli 194?

7 . 10 22 24

II. D.IE W E L T K O N F E R E N Z E N F Ü R P R A K T I S C H E S CHRISTENTUM Stockholm, August 1925 Die Allgemeine Einladung Die Einladung der Europäischen Sektion Die Botschaft Oxford, Juli 1937

38 41 44 49

III. D I E W E L T K O N F E R E N Z E N F Ü R G L A U B E N UND KIRCHENVERFASSUNG Lausanne, August 1927 Edinburg, August 1937



56 80

IV. D E R W E L T B U N D F Ü R F R E U N D S C H A F T S A R B E I T DER K I R C H E N Prag, August 1928 Cambridge, September 1931 Chamby (Schweiz), August 1935

\

82 83 . 84

V. D E R O E K U M E N I S C H E RAT D E R K I R C H E N Einladungsbrief zur Teilnahme am Oekumenischen Rat Genf, Februar 1946 Aufruf an die Kirchen der Welt

. . .

88 90 92

Vorwort Die deutsche Geschichtsschreibung der ökumenischen Bewegung nahm in den zwanziger Jahren einen verheißungsvollen Anfang. Den beiden großen, offiziellen Charakter tragenden Werken von Adolf Deißmann und Hermann Sasse, die Vorgeschichte, Verlauf und Ergebnisse der Weltkirchenkonferenzen von Stockholm (1925) und Lausanne (1927) in umfassenden Darstellungen festgehalten haben, stehen kürzer gefaßte Berichte von Friedrich Siegmund-Schultze und anderen Teilnehmern zur Seite, die erste Eindrücke vermitteln und — mehr für den praktischen Gebrauch bestimmt — in großen Linien eine knappe Gesamtüberschau bieten. Die Reihe der ersten beiden deutschen Standardwerke ist nicht fortgesetzt worden, so daß z. B. heute die Botschaft der Weltmissionskonferenz von Jerusalem (1928) in deutscher Sprache kaum noch zugänglich ist. Als dann vollends „Die Eiche", die bis dahin über die ökumenische Arbeit fortlaufend berichtete, unter dem Druck der Verhältnisse 1933 ihr Erscheinen einstellen mußte und das von Siegmund-Schultze dann in der Schweiz herausgegebene „Oekumenische Jahrbuch", das die Aufgabe de* „Eiche" übernehmen sollte, nicht mehr als einmal — in einem Doppelband (1934/1935) — erscheinen konnte, war die deutsche Berichterstattung über den Fortgang der ökumenischen Arbeit praktisch lahmgelegt. Fast über ein Jahrzehnt lang waren die deutschen evangelischen Kirchen von der Teilnahme am ökumenischen" Geschehen so gut wie ausgeschlossen. Von einem entscheidenden Abschnitt der ökumenischen Entwicklung, der zur Bildung des Oekumenischen Rates führte, fehlen uns die elementarsten Kenntnisse. Die Berichte, die über die Weltkirchenkonferenzen in Oxford (1937) und Edinburg (1937) in die deutsche Presse gelangten, waren — wie bekannt — völlig einseitig und irreführend. Diese Lücke zu schließen, ist auch eine Aufgabe der deutschen Theologie. Ein Sammelwerk ökumenischer Dokumente 1010 bis 1948 zu schaffen — etwa in der Art, wie dies unter Leitung des Erzbischofs von Ganterbury, Dr. Davidson, für die fünf Lambeth-Konferenzen geschehen ist — würde einen wichtigen Dienst leisten. Da dafür zur Zeit noch die nötigen äußeren Voraussetzungen fehlen, wird in dem vorliegenden Heft der Versuch gemacht, wenigstens die wichtigsten ökumenischen Verlautbarungen zusammenzustellen. Sie sollen vor

allem der jungen Theologenschaft, die die letzten vier Jahrzehnte der ökumenischen Arbeit nicht oder nicht bewußt miterlebt hat, einen ersten Eindruck davon vermitteln, was die Oekumene erarbeitet und in Botschaften, Erklärungen, / Berichten niedergelegt hat. Die Auswahl beschränkt sich auf die Arbeitsgebiete i. der Weltmissionskonferenzen, die sich mit Fragen der Äußeren Mission beschäftigen, 2. der Weltkonferenz für Praktisches Christentum, die die Fragen des sozialen und internationalen Lebens in das Licht des Evangeliums zu stellen sucht, 3. der Weltkonferenz für Glauben und Kirchenverfassung, die sich damit beschäfigt, wie weit die christlichen Kirchen in ihren Lehren übereinstimmen und worin sie sich unterscheiden, 4. des Weltbundes für Freundschaftsarbeit der Kirchen, der sich der Fragen der Völkerbeziehungen in besonderer Weise annahm, und 5. des Oekumenischen Rates der Kirchen, der in Zukunft die Aufgabenkreise der Weltkirchenkonferenz für Praktisches Christentum und der Weltkonferenz für Glauben lind Kirchenverfassung in sich vereinigen will. Die Beschränkung auf diese Zweige der ökumenischen Arbeit bedeutet kein Werturteil gegenüber den anderen ökumenischen Organisationen. Ein für später geplantes Sammelwerk würde nur vollständig sein bei gebührender Berücksichtigung des Lutherischen Weltbundes, des Reformierten Weltbundes, der verschiedenen Weltverbände christlicher Jugend u . a . m . In der vorliegenden Auswahl werden die ökumenischen Dokumente in deutscher Sprache geboten, sofern dieser Wortlaut in offiziellen Berichten mitgeteilt, von deutschen Teilnehmern, die bei den Formulierungen in den Redaktionsausschüssen mitgearbeitet haben, hergestellt oder sonst von verantwortlichen Stellen als maßgeblicher deutscher Text anerkannt worden ist. Wo ein solcher deutscher Text fehlt, ist der englische Wortlaut mitgeteilt worden. Der zur Verfügung stehende Raum hat eine Kommentierung der Verlautbarungen, die in dieser Auswahl zusammengefaßt sind, nicht zugelassen, so daß eine kritische Stellungnahme, zu der einzelne Formulierungen herausfordern, dem für später geplanten Sammelwerk vorbehalte! bleiben muß. Jedenfalls — • wohl überflüssig zu sagen — sind für den Inhalt der Verlautbarungen, auch in ihren zeitbezogenen Äußerungen, die jeweils angegebenen Gremien a l l e i n v e r antwortlich.

I. DIE WELTMISSIONSKONFERENZEN Edinburg, Juni I 9 I 0 Zwei

Botschaften

An die Mitglieder der Kirche in christlichen Ländern Liebe Brüder der christlichen Kirche! Wir Mitglieder der Welt-Missions-Konferenz in Edinburg wünschen euch eine Botschaft zu senden, die uns sehr am Herzen liegt. Während der letzten zehn Tage sind wir mit eifrigem und anhaltendem Studium der Lage des Christentums in nichtchristlichen Ländern beschäftigt gewesen. In diesem Studium haben wir das Feld der Missionstätigkeit und die Kräfte, die zu seiner Besetzung verfügbar sind, überblickt. Zwei Jahre lang haben wir Zeugnisse von Sachkennern über alle Teilgebiete der christlichen Missionen gesammelt, und diese Zeugnisse haben unsere gesamte Konferenz zu gewissen Schlüssen geführt, die wir gerne darlegen möchten. Unser Überblick hat uns einen Eindruck von dem bedeutungsvollen Charakter der gegenwärtigen Stunde gegeben. Wir haben aus vielen Gebieten gehört von dem Erwachen großer Nationen, von der Öffnung lange verschlossener Türen und von Bewegungen, welche alle auf einmal der Kirche eine neue Welt vor Augen stellen, die für Christus gewonnen werden soll. Die nächsten zehn Jahre werden ^ller Wahrscheinlichkeit nach einen Wendepunkt in der Menschheitsgeschichte darstellen und können von entscheidenderer Bedeutung als viele Jahrhunderte gewöhnlichen Zeitlaufs sein in der Bestimmung der geistlichen Entwicklung des Menschengeschlechts. Wenn diese Jahre ungenützt verstreichen, kann eine Verwüstung angerichtet werden, welche Jahrhunderte nicht wieder gutzumachen vermögen. Wenn sie dagegen richtig verwandt werden, können sie zu den glorreichsten Jahren der Geschichte des Christentums gehören. Wir haben daher viel Zeit der eifrigen Erforschung der Wege gewidmet, durch welche wir die vorhandenen Missionsarbeitskräfte am besten ausnützen können, nämlich durch Einigung und Befestigung bestehender Gesellschaften, durch Verbesserung ihrer Verwaltung und der Ausbildung ihrer Sendboten. Wir haben alles getan, was in unserer Macht steht, im Interesse der Sparsamkeit und der Wirksamkeit; 7

u n d in diesem Bemühen h a b e n wir eine größere Einigkeit in gemeinsamer Aktion erreicht, als dies seit J a h r h u n d e r t e n in der ¡christlichen Kirche der Fall gewesen ist. , Aber es ist uns in steigendem Maße k l a r geworden, d a ß wir etwas viel Größeres b r a u c h e n , als d u r c h irgendwelche S p a r samkeit oder Reorganisation v o r h a n d e n e r K r ä f t e erreicht werden k a n n . W i r b r a u c h e n letztlich ein tieferes G e f ü h l der V e r a n t w o r t u n g gegen den allmächtigen Gott d a f ü r , d a ß er uns das große V e r t r a u e n bewiesen hat, u n s die Evangelisation der Welt a u f z u t r a g e n . Dieser A u f t r a g ist d u r c h a u s nicht in besonderer Weise u n s e r n Missionaren oder den Missionsgesells c h a f t e n oder uns als Gliedern dieser K o n f e r e n z erteilt. Er ist allen u n d j e d e m i n n e r h a l b der christlichen Familie erteilt, und er liegt ebenso j e d e m Mitglied der Kirche ob wie die Grundtugenden des christlichen Lebens: Glaube, H o f f n u n g uud Liebe. Dieser G r u n d s a t z wird v o n . u n s allen zugegeben; aber wir müssen dazu erweckt werden, i h n in einem ganz neuen G r a d e w i r k s a m zu m a c h e n . " G e r a d e wie eine große nationale G e f a h r ein neues Maß von Vaterlandsliebe u n d Dienst von j e d e m Bürger fordert, so f o r d e r t die gegenwärtige Weltlage und die Missionsaufgabe von j e d e m Christen u n d von j e d e r Gemeinde eine Steigerung im Missionseifer u n d Missionsdienst u n d die E r h ö h u n g unseres geistlichen Ideals. D e r alte M a ß s t a b u n d das alte Ideal w a r e n aufgestellt im Blick auf einen Z u s t a n d der Welt, ( der a u f g e h ö r t h a t zu bestehen. Sie passen nicht mehr f ü r die neue Welt, welche sich aus den T r ü m m e r n der alten erhebt. Nicht n u r von dem einzelnen Christen oder der einzelnen Gemeinde wird dieser neue Geist erfordert. Es ist eine unausweichliche F o r d e r u n g des Geistes, d a ß das nationale Leben u n d der nationale Einfluß als ein Ganzes christianisiert w e r d e : so d a ß die GesamtWirkung, einschließlich Handel u n d Politik, des Westens auf den Osten u n d der stärkeren Rassen auf die schwächeren die Missionsbotschaft b e k r ä f t i g t u n d nicht a b s c h w ä c h t . Die Vorsehung Gottes hat uns in eine neue Welt g e f ü h r t voll guter Gelegenheiten, voller G e f a h r e n u n d Pflichten. G o t t f o r d e r t von uns allein eine neue Regel unseres Lebens, eine Regel von strengerer u n d selbstverleugnenderer A r t als dir alte. Aber wenn, wie wir glauben, der Weg der P f l i c h t der Weg der O f f e n b a r u n g ist, so ist sicherlich in diesem unerbittlichen Ruf der P f l i c h t eine verborgene Gewißheit eingeschlossen, d a ß Gott größer, liebevoller, n ä h e r u n d hilfs8

bereiter ist, als irgendein Mensch sich hat träumen lassen. So sind wir denn gewißlich berufen, neue Entdeckungen von Gottes Gnade und Macht f ü r uns selber, f ü r die Kirche und f ü r die Welt zu machen und in der K r a f t dieses festeren und kühneren Glaubens an Gott dem neuen Zeitalter und der neuen Aufgabe mit neuer Hingebung entgegenzugehen. *

An die Mitglieder der christlichen Kirche in nichtchristlichen Ländern. Liebe Brüder in Christo! Wir wünschen euch einen Gruß in dem Herrn zu senden von der Welt-Missions-Konferenz in Edinburg. Zehn Tage laug sind wir in Gebet, Überlegung und dem Studium von Missionsproblemen vereint gewesen mit dem Hauptziel, das Werk Christi in den nichtchristlichen Ländern wirksamer zu machen, und in all unseren Besprechungen sind unsre Herzen zu euch gewandert in Gemeinschaft und Liebe. Viele Gründe zum Danken haben sich bei unsern Beratungen ergeben, als wir das ganze große Missionsfeld klar vor Augen hatten. Aber nichts hat mehr Freude verursacht, als das aus allen Gebieten kommende Zeugnis von dem steten Wachstum der jungen christlichen Kirche in neu erwachenden Ländern, einem Wachstum an Zahl, Eifer und Kraft. Niemand hat bei unsern Überlegungen mehr genützt als Glieder eurer eigenen Kirchen. Wir danken Gott f ü r den Geist der Energie in der Verkündigung des Evangeliums, den ihr zeigt, und f ü r die Siege, die dadurch gewonnen worden sind. Wir danken Gott f ü r das Verlangen nach Einheit, welches unter euch so hervorragend vorhanden ist und welches auch bei uns heute zu dem tiefsten Verlangen gehört. Unsre Herzen sind erfüllt von Dankbarkeit f ü r all die Anregung, die euer Beispiel uns in unsern Heimatländern gebracht hat. Dies Beispiel wird nur noch eindringlicher durch die besonderen Schwierigkeiten, welche die rühmliche Stellung umgeben, die ihr einnehmt in dem heißesten Teil des Schmelzofens, in welchem die christliche Kirche g e p r ü f t wird. Nehmt unsre tiefe und liebevolle Teilnahme an und seid unserer zuversichtlichen H o f f n u n g gewiß, daß Gott euch aus diesem Läuterungsfeuer hervorbringen wird als wohlgeschmiedete Werkzeuge, welche sein Werk in der Bekehrung eurer Volksgenossen vollbringen können. Ihr allein könnt schließlich dies Werk zu Ende bringen: das Wort, das unter Gottes 9

Leitung euer eigenes Volk überzeugt, muß euer Wort sein; und das Leben, welches sie für Christus gewinnen wird, muß ein Leben in Heiligkeit und sittlicher Kraft sein, das ihr, die Menschen ihrer eigenen Rasse, ihnen vorlebt. Aber wir freuen uns, eure Mithelfer in dem Werk zu sein und zu erfahren, daß ihr durch Gottes Gnade mehr und mehr gestärkt werdet, die Last desselben auf eure eigenen Schultern zu nehmen. Nehmet diese Verantwortung mit wachsendem Eifer auf, liebe Brüder, und erbittet euch von Gott die Kraft, die Aufgabe durchzuführen; dann können wir vor unsern eigenen Augen große Wunder geschehen sehen. Inzwischen freuen wir uns auch, selbst von den großen Völkern, die unser Herr jetzt zu sich zieht, viel zu lernen; und wir erwarten, daß sich aus der Einigung der Nationen in ihm für alle ein reicherer Glaube ergeben wird. Wir haben noch viel auf dem Herzen, was wir gerne sagen würden, aber wir müssen uns auf eins beschränken, und das ist das wichtigste von allem. Ein kräftiges Zusammenwirken im Gebet bindet das ganze Reich Christi in eins zusammen. Betet daher für uns, die christlichen Gemeinschaften in den Heimatländern, wie wir für euch beten. Denket unserer Schwierigkeiten vor Gott, wie wir der euren gedenken, daß er einem jeden von uns die Hilfe zuteil werden lasse, deren wir bedürfen, und uns beiden zusammen jene Gemeinschaft in dem Leibe" Christi, welche seinem heiligen Willen entspricht.

Jerusalem, März/April i9?8 The

Christian

Message

G o a n d m a k e d i s c i p l e s of a l l n a t i o n s Throughout the world there is a sense of insecurity and instability. Ancient religions are undergoing modification, and in some regions dissolution, as scientific and commercial development alter the current of men's thought. Institutions regarded with age-long veneration are discarded or called in question; well-established standards of moral conduct are brought under criticism; and countries called Christian feel the stress as truly as the peoples of Asia and Africa. On all sides doubt is expressed whether there is any absolute truth or goodness. A new relativism struggles to enthrone itself in human thought. Along with this is found the existence of worldwide suffering and pain, which expresses itself partly in a despair 10

Leitung euer eigenes Volk überzeugt, muß euer Wort sein; und das Leben, welches sie für Christus gewinnen wird, muß ein Leben in Heiligkeit und sittlicher Kraft sein, das ihr, die Menschen ihrer eigenen Rasse, ihnen vorlebt. Aber wir freuen uns, eure Mithelfer in dem Werk zu sein und zu erfahren, daß ihr durch Gottes Gnade mehr und mehr gestärkt werdet, die Last desselben auf eure eigenen Schultern zu nehmen. Nehmet diese Verantwortung mit wachsendem Eifer auf, liebe Brüder, und erbittet euch von Gott die Kraft, die Aufgabe durchzuführen; dann können wir vor unsern eigenen Augen große Wunder geschehen sehen. Inzwischen freuen wir uns auch, selbst von den großen Völkern, die unser Herr jetzt zu sich zieht, viel zu lernen; und wir erwarten, daß sich aus der Einigung der Nationen in ihm für alle ein reicherer Glaube ergeben wird. Wir haben noch viel auf dem Herzen, was wir gerne sagen würden, aber wir müssen uns auf eins beschränken, und das ist das wichtigste von allem. Ein kräftiges Zusammenwirken im Gebet bindet das ganze Reich Christi in eins zusammen. Betet daher für uns, die christlichen Gemeinschaften in den Heimatländern, wie wir für euch beten. Denket unserer Schwierigkeiten vor Gott, wie wir der euren gedenken, daß er einem jeden von uns die Hilfe zuteil werden lasse, deren wir bedürfen, und uns beiden zusammen jene Gemeinschaft in dem Leibe" Christi, welche seinem heiligen Willen entspricht.

Jerusalem, März/April i9?8 The

Christian

Message

G o a n d m a k e d i s c i p l e s of a l l n a t i o n s Throughout the world there is a sense of insecurity and instability. Ancient religions are undergoing modification, and in some regions dissolution, as scientific and commercial development alter the current of men's thought. Institutions regarded with age-long veneration are discarded or called in question; well-established standards of moral conduct are brought under criticism; and countries called Christian feel the stress as truly as the peoples of Asia and Africa. On all sides doubt is expressed whether there is any absolute truth or goodness. A new relativism struggles to enthrone itself in human thought. Along with this is found the existence of worldwide suffering and pain, which expresses itself partly in a despair 10

of all higher values, partly in a tragically earnest quest of a new basis for life and thought, in the birthpangs of rising nationalism, in the ever keener consciousness of race and class oppression. Amid, widespread indifference and immersion in material concerns we also find everywhere, now in noble forms and now in licence or extravagance, a great yearning, especially among the youth of the world, for the full and untrammelled expression of personality, for spiritual leadership and authority, for reality in religion, for social justice, for human brotherhood, for international peace. In this world, bewildered and groping for its way, Jesus Christ has drawn to Himself the attention and admiration of mankind as never before. He stands, before men as plainly greater than western civilization, greater than the Christianity that the world has come to know. .Many who have not hitherto been won to His Church yet find in Him their hero and their ideal. Within His Church there is a widespread desire for unity centred in His Person. Our

mess a g e

Against this background and in relation to it, we have to proclaim our message. Our message is Jesus Christ. He is the revelation of what God is and of what man through Him may become. In Him we come face to face with the ultimate reality of the universe; He makes known to us God as our Father, perfect and infinite in love and in righteousness; for in Him we find God incarnate, the final, yet ever unfolding, revelation of the God in whom we live and move and have our being. We hold that through all that happens, in light and in darkness, God is working, ruling and overruling. Jesus Christ, in His life and through His death and-"f£surrection, has disclosed to us the Father, the Supreme Reality, as almighty Love, reconciling the 'world to Himself b y the Cross, suffering with men in their struggle against sin and evil, bearing with them and for them the burden of sin, forgiving them as they, with forgiveness in their own hearts, turn to Him in repentance and faith, and Greating humanity anew for an ever-growing, ever-enlarging, everlasting life. The vision of God in Christ brings and deepens the sense of sin and guilt. We are not worthy of His love; we have by our own fault opposed His holy will. Yet that same vision 11

which brings the sense of guilt brings also the assurance of pardon, if only we yield ourselves in faith to the spirit of Christ so that His redeeming love may avail to reconcile \is to God, We reaffirm that God, as Jesus Christ has revealed Him, requires all His children, in all circumstances, at all times and in all human relationships, to live in love and rightheousness for His glory. By the resurrection of Christ and the gift of the Holy Spirit God offers His own power to men that they may be fellow-workers with Him, and urges them on to a life of adventure and self-sacrifice in preparation for the coming of His Kingdom in its fulness. We will not ourselves offer any further formulation of the Christian message, for we remember that as lately as in August 1927 the World Conference on Faith and Order met at Lausanne, and that a statement on this subject was issued from that Conference after it had been received with full acceptance. We are glad to make this our own. 'The message of the Church to the world is and must always remain the Gospel of Jesus Christ. 'The Gospel is the joyful message of redemption both here and hereafter, the gift of God to sinful man in Jesus Christ. 'The world was prepared for the coming of Christ through the activities of God's spirit in all humanity, but especially in His revelation as given in the Old Testament; and in the fulness of time the eternal Word of God became incarnate and was made man, Jesus Christ, the Son of God and the Son of Man, full of grace and truth. 'Through His life and teaching, His call to repentance, His proclamation of the coming of the Kingdom of God and of judgment, His suffering and death, His resurrection and exaltation to the right hand of the Father, and by the mission of the Holy Spirit, He has brought to us forgiveness of sins, and has revealed the fulness of the living God and His boundless love toward us. By the appeal of that love, shown in its completeness on the Cross, He summons us to the new life of faith, self-sacrifice, and devotion to His service and the service of men. 'Jesus Christ, as the crucified and the living One, as Saviour and Lord, is also the centre of the world-wide Gospel of the Apostles and the Church. Because He Himself is the Gospel, the Gospel is the message of the Church to the world. It is more than a philosophical theory; more than a theological system; more than a programme for material 12

betterment. The Gospel is rather the gift of a new world from God to this old world of sin and death; still more, it is the victory over sin and death, the revelation of eternal life in Him who has knit together the whole family in heaven and on earth in the communion of saints, united in the fellowship of service, of prayer and of praise. 'The Gospel is the prophetic call to sinful man to turn, to God, the j o y f u l tidings of justification and of sanctification to those who believe in Christ. It is the comfort of those who suffer; to those who are bound it is the assurance of the glorious liberty of the sons of God. The Gospel brings peace and joy to the heart, and produces in men self-denial, readiness for brotherly service and compassionate love. It offers the supreme gocil for the aspirations of youth, strength to the toiler', rest to the weary and the crown of life to the m a r t y r . 'The Gospel is the sure source of power for social regeneration. It proclaims the only w a y by which h u m a n i t y can escape from those class and race hatreds which devastate society at present into the enjoyment of national well-being and international friendship and peace. It is also a gracious invitation to the non-Christian world, East and West, to enter into the joy of the living Lord. 'Sympathizing with the anguish of our generation, with its longing for intellectual sincerity, social justice and spiritual inspiration, the Church in the eternal Gospel meets the needs and fulfils the Godgiven aspirations of the modern world. Consequently, as in the past so also in the present, the Gospel is t h e only w a y of salvation. Thus, through His Church, the living Christ still says to men, "Come unto me! . . . He that folic,weth me shall not walk in darkness, but shall have the light of life".' The missionary motive If such is our message, the motive for its delivery should be plain. The Gospel is the answer to the world's greatest need. It is not our discovery or achievement; it rests on what we recognize as an act of God. It is first and foremost Good News. It announces glorious Truth. Its very nature forbids us to say that it m a y be the right belief for some but not for others. Either it is true for all, or it is not true at all. But questions concerning the missionary motive have been widely raised, and such a change in the habits of men's thoughts as the last generation has witnessed must call for i re-examination of these questions. 13

Accordingly we would lay bare the motives that impel us to the missionary enterprise. We recognize that the health of our movement and of our souls demands a self-criticism that is relentless and exacting. In searching for the motives that impel us we find ourselves eliminating decisively and at once certain motives that may seem, in the minds of some, to have become mixed up with purer motives in the history of the movement. We repudiate any attempt on the part of trade or of governments, openly or covertly, to use the missionary cause for ulterior purposes. Our Gospel by its very nature and by its declaration of the sacredness of human personality stands against all exploitation of man by man, so that we cannot tolerate any desire, conscious or unconscious, to use this movement for purposes of fastening a bondage, economic, political, or social, on any people. Going deeper, on our part we would repudiate any symptoms of a religious imperialism that would desire to impose beliefs and practices on others in order to manage their souls in their supposed interests. We obey a God who respects our wills and we desire to respect those of others. Nor^have we the desire to bind up our Gospel, with fixed ecclesiastical forms which derive their meaning from the experience of the western Church. Rather the aim should be to place at the disposal of the younger "churches of all lands our collective and historic experience. We believe that much of that heritage has come out of reality and will be worth sharing. But we ardently desire that the younger churches should express the Gospel through their own genius and through forms suitable to their racial heritage. There must be not desire to lord it over the personal or collective faith of others. Our true and compelling motive lies in the very nature of the God to whom we have given our hearts. Since He is love. His very nature is to share. Christ is the expression in time of the eternal self-giving of the Father. Coming into fellowship w,iith Christ we find in ourselves an over-mastering impulse to share Him with others. We are constrained by the love of Christ and by obedience to His last command. He Himself said, "I am come that they might have life, and that they might have it more abundantly," and bur experience corroborates it. He has become life to us. We would share that life. 14

We are assured that Christ comes with an offer of life to men and to societies and to nations. We believe that in Him the shackles of moral evil and guilt are broken from h u m a n personality and that men are made free, and that such personal freedom lies at the basis of the freeing of society f r o m cramping custom and blighting social practices and political bondage, so that in Christ men and societies and nations m a y stand up free and complete. We find in Christ, and especially in His cross and resurrection, an inexhaustible source of power t h a t makes us hope when there is no hope. We believe that through it men and societies and nations that have lost their moral nerve to live will be quickened into life. We have a pattern in our minds as to what form that life should take. We believe in a Christ-like world. We know nothing better, we can be content with nothing ness. We do not go to the nations called non-Christian because they are the worst of the world and they alone a r e in need — we go because they are a p a r t of the world and share with us in the same h u m a n need — the need of redemption f r o m ourselves and f r o m sin, the need to have life complete and abundant and to be remade after this pattern of Christlikeness. We desire a world in which Christ will not be crucified but where His Spirit shall reign. We believe that men are made for Christ a n d cannot really live a p a r t from Him. Our fathers were impressed with the horror that men should die without Christ — we share that horror; we are impressed also with the horror that men should live without Christ. Herein lies the Christian motive; it is simple. We cannot live without Christ and we cannot bear to think of men living without Him. We cannot be content to live in a world that is un-Christ-like, We cannot be idle while the yearning of His Heart for His brethren is unsatisfied. Since Christ is the motive, the end of Christian missions fits in with that motive. This end is nothing less than the production of Clirist-like character in individuals and societies and nations through faith in and fellowship with Christ the living Saviour, and through corporate sharing of life in a divine society. Christ is our motive and Christ is our end. We must give nothing less, and we can give nothing more. 15

The

Spirit

of

our

Endeavour

Our approach to our task must be made in humility and penitence and love. In humility, because it is not our own message which we bring, but God's, and if in our delivery of it self-assertion finds any place we shall spoil that message and hinder its acceptance; in penitence, because our fathers and we ourselves have been so blind to many of the implications of our faith; in love, because our message is the Gospel of the Love of God, and only by love in our owji hearts for those to whom we speak can we make known its power or its true nature. Especially do we confess the sluggishness of the older churches to realize and discharge their responsibility to carry the Gospel to all the world; and all alike we confess our neglect to bring the ordering of men's lives into conformity with the spirit of Christ. The Church has not firmly and effectively set its face against race-hatred, race-envy, racecontempt, or against social envy and contempt and classbitterness, or against racial, national and social pride, or against the lust for wealth and exploitation of the poor or weak. We believe that the Gospel "proclaims the only way by which humanity can escape from class and race hatred." But we are forced to recognize that such a claim requires to be made good and that the record of Christendom hitherto is not sufficient to sustain it. Nor has it sufficiently sought out the good and noble elements in the non-Christian beliefs, that it might learn that deeper personal fellowship with adherents of those beliefs wherein they may be more powerfully drawn to the living Christ. We know that, even apart from conscious knowledge of Him, when men are true to the best light they have, they are able to effect some real deliverance from many of the evils that afflict the world: and this should prompt us the more to help them to find the fulness of light and power in Christ. But while we record these failures we are also bound to record with thankfulness the achievements of the Christian Church in this field. The difference between the Europe known to St Paul and the Europe known to Dante, to Luther, to Wesley is plain for all to see. From every quarter of the globe comes testimony to the liberation effected by Christ for women. Since the vast changes made by the development of industrialism have come to be appreciated, every country has had its Christian social movements, and the Universal 16

Conference on Life and Work, held at Stockholm in 1925, revealed how widespread and influential these have become. Truly our eftorts have not been commensurate with the needs of the world or with the jclaim of Christ; but in what has been accomplished and attempted we have already great encouragement for the days to come. In particular there is a growing sensitiveness of conscience with regard to war and the conditions that may lead up to it. For all these indications of the growing power of the spirit of Christ among Christians we thank God. And we call on all Christian peqple to be ready for pioneering thought and action in the name of Christ. Too often the Church has adopted new truth, or new goals for enterprise, only when the danger attached to them is over. There is a risk of rashness; but there is also possible an excessive caution by which, because His Church hangs back, the glory of new truth or enterprise which rightly belongs to Christ is in men's thoughts denied to Him. T h e c a l l to t h e w o r l d Filled with conviction that Jesus Christ is indeed the Saviour of the world, and conscious of a desperate need in ourselves and in all the world for what He only can supply, we call upon our fellow-Christians and all our fellow-men to turn again to Him for pardon and for power. 1. To all the Churches of Christ we call: that they stand firmly upon the rock of Christian conviction and wholeheartedly accept its missionary obligations; that they go forward in full loyalty to Christ to discover and to express, in the power and freedom of the Holy Spirit, the treasures in His unsearchable riches which it is the privilege and duty of each to win for the Universal Church; that they strive to deliver the name of Christ and of Christianity from complicity in any evil or injustice. Those who proclaim Christ's message must give evidence for it in their own lives and in the social institutions which they uphold. It is by living Christ among men that v,r n a y most effectively lift Him up before them. The spirit that returns love for hate, and overcomes evil with good, must be evidently present in those who would be witnesses for Christ. They are also bound to exert all their influence to secure that the social international and interracial relationships in the midst of which their work is done are subordinate to and expressive of His spirit. Especially must it be a serious obstacle to missionary effort if a non17

Christian country feels that the relation of the so-called Christian countries to itself is morally unsound or is alien from the principles of Christ, and the Church must be ready, for labour and sacrifice to remove whatever is justly so condemned. The task before us is beyond our powers. It can only be accomplished by the Holy Spirit, whose power we receive in its completeness only in the fellowship of Christ's disciples. We call all followers of Christ to take their full share as members of His Body, which is the Church; no discontent with its organization or tradition or failings should be allowed to keep us outside its fold; the isolated Christian is impoverished in his spiritual life and impotent in his activities; our strength both inward and outward is in.the living fellowship. But in these hurried and feverish days there is also more need than ever for the deepening of our spiritual life through periodical detachment from the world and its need in lonely communion with God. We desire also to call for a greater volume of intercessory prayer. The whole Church should be earnest and instant in prayer, each part for every other, and all together for the Church's unity and for the hallowing of God's Name throughout the world. Further, we call on Christians in all lands who are trained in science, art or philosophy to devote their talents to the working out of that Christian view of life and the world which we sorely need to secure us against instability, bewilderment and extravagance. Lastly, we urge that every possible step be taken to make real the fellowship of the Gospel. The churches of the West send missions and missions-of-help to the churches of Africa and Asia. We believe that the time is come when all would gain if the younger churches were invited to send missionsof-help to the churches of Europe and America, that they may minister of their treasure to the spiritual life of those to whom they come. 2. To non-Christians also we make our call. We rejoice to think that just because in Jesus Christ the light that ligliteneth every man shone forth in its full splendour, we find rays of that same light where He is unkown or even is rejected. We welcome every noble quality in non-Christian persons or systems as further proof that the Father, who sent His Son into the world, has nowhere left Himself without witness. 18

Thus, merely to give illustration, and making no attempt to estimate the spiritual value of other religions to their adherents, we recognize as p a r t of the one T r u t h that sense of the Majesty of God and the consequent reverence in worship, which are conspicuous in Islam; the deep s y m p a t h y for the world's sorrow and unselfish search for the w a y of escape, which are at the heart of Buddhism; the desire for contact with ultimate reality conceived as spiritual, which is prominent in Hinduism; the belief in a moral order of the universe and consequent insistence on moral conduct, which are inculcated by Confucianism; the disinterested pursuit of truth and of human welfare which are often found in those who stand for secular civilization but do not accept Christ as their Lord and Saviour. Especially we make our call to the Jewish people, whose Scriptures have bccome our own, and "of whom is Christ as concerning the flesh," that with open heart they turn to that Lord in whom is fulfilled the hope of their nation, its prophetic message and its zeal for holiness. And we call upon our fellow-Christians in all lands to show to Jews that lovingkindness that has too seldom been shown towards them. We call on the followers of non-Christian religions to join with us in the study of Jesus Christ as He stands before us in the Scriptures, His place in the life of the world, and His power to satisfy the h u m a n heart; to hold fast to faith in tho unseen and eternal in face of the growing materialism of the world; to co-operate with us against all the evils of secularism; to respect freedom of conscience so that men m a y confess Christ without separation f r o m home and friends; and to discern t h a t all the good of which men have conceived is fulfilled and secured in Christ. Christianity is not a western religion, nor is it yet effectively accepted by the western world as a whole. Christ belongs to the peoples of Africa and Asia as much as to the European or American. We call all men to equal fellowship in Him. But to come to Him is always self-surrender. We must not come in the pride of national heritage or religious tradition; he who would enter the Kingdom of God must become as a little child, though in that Kingdom are all the treasures of man's aspirations, consecrated and harmonized. Just because Christ is the self-disclosure of the One God, all human aspirations are towards Him, and yet of no human tradition is He merely the continuation. He is the desire of 19

all nations; but He is always more, and other, than they had desired before they learnt of Him. But we would insist that when the Gospel of the Love of God comes home with power to the human heart, it speaks to each man, not as Moslem or as Buddhist, or as an adherent of any system, but just as'man. And while we rightly study other religions in order to approach men wisely, yet at the last we speak as men to men, inviting them to share with us the pardon and the life that we have found in Christ. 3. To all who inherit thé benefits of secular civilization and contribute to its advancement we make our call. We claim for Christ the labours of scientists and artists. We recognize their servipe to His cause in dispersing the darkness of ignorance, superstition and vulgarity. We appreciate also the noble elements that are found in nationalist movements a n d in patriotism, the loyality, the self-devotion, the idealism, which love of country can inspire. But even these may lead to strife and bitterness and narrowness of outlook if they are not dedicated to Christ; in His universal Kingdom of Love all nations by right are provinces, and fulfil their own true destiny only in His service. When patriotism and science are not consecrated they are often debased into self-assertion, exploitation and the service of greed. Indeed, throughout all nations the great peril of our time arises from that immense development of man's power over the resources of nature which has been the great characteristic of our epoch. This power gives opportunity for wealth of interest, and, through facilities of communication, for freedom of intercourse such as has never beep known. But it has outgrown our spiritual and moral control. Amid the clashes of industrial strife the Gospel summons mefi to work together as brothers in providing for the human family the economic basis of the good life. In the presence of social antipathies and exclusiveness the Gospel insists that we are members of one family, and that our Father desires for each a full and equal opportunity to attain to His own complete development, and to make his special contribution to the richness of the family life. Confronted by international relations that constantly flout Christ's law of love, there is laid on all who bear His name the solemn obligation to labour unceasingly for a new world-order in which justice shall be secured for all peoples, and every occasion for war or threat of #war be removed. 20

Such changes can be brought about only through ^ n unreserved acceptance of Christ's way of love, and by the courageous and sacrificial living that it demands. Still ringing in our ears is the call, "Be not conformed to this world, but be ye transformed by the renewing of your minds." Conclusion In our conference together we have seen more clearly the fulness and sufficiency of the Gospel and our own need of the salvation of Christ. The enlarging thoughts of the generation find the Gospel and the Saviour ever richer and greater than men had known. This deepened assurance of the adequacy and universality of the Gospel, however, is not enough. More effective ways must be found for its proclamation, not to systems of opinion only, but to human beings, to men and women for whom Christ died. The most thorough and convincing intellectual statement of Christianity is necessary, but such statements cannot suffice. The Gospel must be expressed also in simplicity and love, and offered to men's hearts and minds by word and deed and life, by righteousness and lovingkindness, by justice, sympathy and compassion, by ministry to human needs and the deep want of the world. As together, Christians of all lands, we have surveyed the world and the needs of men, we are convinced of the urgent necessity for a great increase in the Christian forces in all countries, and for a still fuller measure of co-operation between the churches of all nations in more speedily laying the claim of Christ upon all the unoccupied areas of the world and of human life. We are persuaded that we and all Christian people must seek a more heroic practice of the Gospel. It cannot be that our present complacency and moderation are a faithful expression of the mind of Christ, and of the meaning of His Cross and Resurrection in the midst of the wrong and want and sin of our modern world. As we contemplate the work with which Christ has charged His Church, we who are met here on the Mount , of Olives, in sight of Calvary, would take up for ourselves and summon those from whom we'come, and to whom we return, to take up with us the Cross of Christ, and all that for which it stands, and to go forth into the world to live in the fellowship of His sufferings and by the power of His resurrection, in hope and expectation of His glorious Kingdom. 21

T a m b a r a m (Südindien), D e z e m b e r 1 9 3 8 Das

Glaubensbekenntnis

Der erste der angenommenen Sektionsberichte wirft u. a. die Frage auf, „welches ist der Glaube der Kirche", nicht in seiner ganzen Tiefe, aber doch in seiner ganzen Bedeutung für unsere Zeit, und antwortet darauf mit folgendem Zeugnis: Wir leben aus dem Glauben an Gott, den Vater unseres Herrn Jesu Christi. Uber allem, in allen und durch alles wirkt der heilige Wille, die schöpferische Absicht des Allerhöchsten. Die Welt ist sein, und er hat sie gemacht. Die Verwirrungen der Geschichte sind unter der Gewalt seiner vielfältigen Weisheit. Er herrscht und wirkt durch die Absichten der Menschen, macht ihre hartnäckige und aufrührerische Gier nach Macht zunichte und baut ihre Treue in das Gefüge seines Reiches auf Erden ein. Der Mensch ist Gottes Kind, nach seinem Bilde gemacht. Gott hat ihn bestimmt, in Gemeinschaft 'mit ihm und seinen Brüdern in der Hausgemeinde Gottes auf Erden zu leben. Doch in der geheimnisvollen Freiheit, die Gott ihm gegeben hat, erwählt der Mensch sich andere Wege, sucht er sich andere Ziele. Er trotzt dem Willen seines Vaters. Er sucht sich selbst Gesetz zu sein. Das ist die tiefste Ursache des Übels und Elends in seinem Leben. Fern von Gott sucht er seine Rettung, wo sie nicht zu finden ist. Unfähig, sich selbst zu retten, bedarf er immer der Bekehrung, der Vergebung, der Erneuerung. Wer soll dann retten? Gott rettet, durch Jesus Christus, unseru Herrn. „Also hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn gab, auf daß alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben." Das ist das Herz der christlichen Botschaft, der Botschaft, die wir verkündigen. Gott hat in seiner unendlichen Liebe die Rettung der Menschen bewirkt. Er ist in Jesus von Nazareth zu ihnen gekommen, sein Wort ward Fleisch. In ihm hat er die Macht der Sünde und des Todes überwunden. Durch sein Lehren und Leben einer vollendeten Liebe ruft Jesus Christus die Menschen dazu, wozu Gott sie haben will, und bringt sie zur Scham darüber, daß sie seine Erwartungen enttäuscht haben. Sein Glaube und sein vollkommener Gehorsam heifit sie dem allein treuen Gott trauen. Sein Leiden und Sterben auf Golgatha zeigt ihnen die abgrundtiefe Sündigkeit der Sünde und 22

versichert sie der Vergebung Gottes. Seine Auferstehung ist der Sieg heiliger Liebe über Tod und Verderben. Durch seine, des Auferstandenen und Lebendigen Gegenwart werden die Menschen, die ihm ihren Willen weihen, mit ihm des ewigen Lebens teilhaftig. In der Kraft und Freude der Vergebung, wie sie täglich zu Fiiflen des Kreuzes neu wird, werden sie zu mehr als zu Siegern über alles Böse. Für Christus stand das Reich Gottes im Mittelpunkt. Er forderte seine Nachfolger auf, zuerst nach dem Reich Gottes und seiner Gerechtigkeit zu trachten. Wenn die Menschen seinen Ruf zu leidender Liebe annehmen und auf Gottes Hilfe trauen, sind sie berufen, seine Mitarbeiter zu werden und Gerechtigkeit, Wahrheit und Bruderliebe auf Erden zu fördern. Sein Reich ist sowohl in dieser Welt wie höher als diese Welt. Es wird vollendet werden in der endgültigen Aufrichtung seiner herrlichen Herrschaft der Liebe und Gerechtigkeit, wenn der neue Himmel und die neue Erde kommen und Tod und Sünde nicht mehr sein werden. Zur Gabe seines Christus hat Gott in der Kirche die Gabe seines Heiligen Geistes gefügt. Die w a h r e Kirche Christi ist die Gemeinschaft derer, die Gott aus der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht berufen hat. Die Leitung und Macht des Geistes ist der Kirche gegeben, damit sie das Heilandswerk Christi in der Welt fortsetzen kann. Sie sucht ihre eigenen -Glieder in der Erkenntnis Christi zu erbauen, indem sie ihnen die Botschaft seiner erlösenden Liebe immer neu zuruft, indem sie sie tröstet durch die Versicherung, daß Gott in Christus die Sünde vergibt und indem sie sie den Weg der Liebe lehrt, die den Brüdern in Christus dient. Mit denen, die ohne Christus sind, empfindet die wahre Kirche Erbarmen aus der Liebe ihres Meisters und Herrn. Sie kommt zu ihnen mit der Botschaft seiner Gnade. Sie verwaltet sein Amt des Erbarmens und des Heilens. Sie legt Zeugnis ab gegen alle Unbilligkeit und Ungerechtigkeit im öffentlichen Leben. Sie trägt ihre Sorgen und ihr Herzeleid mit ihren Gebeten, und sie gibt ihnen das feierliche Recht, in die Gemeinschaft der Leiden Christi einzutreten. Ungeachtet all der Schwachheiten und Versäumnisse unserer Kirchen ist die wahre Kirche Christi in ihnen; und unsere H o f f n u n g f ü r die Erlösung der Menschheit hat ihren Mittelpunkt in dem Werk, das Christus durch die Kirchen tut. Durch die E r b a u u n g und die Zucht der Kirche kommt das christliche Leben zur Vollendung: in fröhlichem Dienst, 23

in der Gemeinschaft der Kirche erreicht die christliche Frömmigkeit ihr Ziel. *

An dieses Glaubensbekenntnis fügt der Bericht noch folgende Sätze: Wenn die Kirche diesen ihren Glauben in seiner Einzigartigkeit und K r a f t neu gewinnen will, dann fordert eins heute ganz besondere Betonung, nämlich daß sich das Leben dauernd aus der Bibel nähren muß. .Wir wagen es deshalb, alle Christen zu tieferem und anhaltenderem Studium der Bibel zu rufen, die durch alle Zeiten Lehrer und Träger des christlichen Glaubens gewesen ist. Nur wenn die Christen im Lichte der Bibel, in Gebet und Andacht die Führung des Heiligen Geistes suchen, können sie ihren Beruf in der Verwirrung und dem Unglauben unseres Zeitalters erfüllen.

W h i t b y (Canada), Juli 1947 Christian

Witness

in a Revolutionary

World

I. The Church to-day. Though separated from one another through six years of war, Christians have known by faith and in experience the reality of the Universal Church. Now, fuller expression is being given to this reality as Christians are again able to meet one another and to learn how each has fared in the days of storm and whirlwind. The first j o y f u l realization is that in no country or wide region of the world has the Church been obliterated by the war. Those who at close quarters have seen the Church survive the bitter experience of tyranny, of the sheer destructiveness of war, and of the undermining influence of antiChristian systems of thought can say with the deepest feeling: "We know that in everything God works for good with those who love Him, who are called according to His purpose." In some ways the strain of war has been of service to the spiritual life of the churches. When earthly helps are taken away, men are compelled to rest on God alone. From several countries comes the report: "During the war our people learned to p r a y as never before." Some churches under the pressure of t y r a n n y have suffered and resisted in the unshaken knowledge that Christ is the Lord of history. Amid imminent peril and uncertainty they have remained steadfast 24

in der Gemeinschaft der Kirche erreicht die christliche Frömmigkeit ihr Ziel. *

An dieses Glaubensbekenntnis fügt der Bericht noch folgende Sätze: Wenn die Kirche diesen ihren Glauben in seiner Einzigartigkeit und K r a f t neu gewinnen will, dann fordert eins heute ganz besondere Betonung, nämlich daß sich das Leben dauernd aus der Bibel nähren muß. .Wir wagen es deshalb, alle Christen zu tieferem und anhaltenderem Studium der Bibel zu rufen, die durch alle Zeiten Lehrer und Träger des christlichen Glaubens gewesen ist. Nur wenn die Christen im Lichte der Bibel, in Gebet und Andacht die Führung des Heiligen Geistes suchen, können sie ihren Beruf in der Verwirrung und dem Unglauben unseres Zeitalters erfüllen.

W h i t b y (Canada), Juli 1947 Christian

Witness

in a Revolutionary

World

I. The Church to-day. Though separated from one another through six years of war, Christians have known by faith and in experience the reality of the Universal Church. Now, fuller expression is being given to this reality as Christians are again able to meet one another and to learn how each has fared in the days of storm and whirlwind. The first j o y f u l realization is that in no country or wide region of the world has the Church been obliterated by the war. Those who at close quarters have seen the Church survive the bitter experience of tyranny, of the sheer destructiveness of war, and of the undermining influence of antiChristian systems of thought can say with the deepest feeling: "We know that in everything God works for good with those who love Him, who are called according to His purpose." In some ways the strain of war has been of service to the spiritual life of the churches. When earthly helps are taken away, men are compelled to rest on God alone. From several countries comes the report: "During the war our people learned to p r a y as never before." Some churches under the pressure of t y r a n n y have suffered and resisted in the unshaken knowledge that Christ is the Lord of history. Amid imminent peril and uncertainty they have remained steadfast 24

in the certain hope of His final appearing as Lord of Lords and King of Kings. The Bible has proved itself in new ways to be the Word of God, not only as the historical record of revelation but as a living contemporary Word, spoken sometimes with almost painful actuality into situations of today. Throughout the war, the spiritual unity which binds in one the Body of Christ has never been broken. In country after country, those whom man's laws had made enemies found that it was beyond the power even of the desperate crises of war to make them anything but brethren in Christ. Twice within a single generation, missions and churches cut off from their home bases have been maintained throughout the days of separation by united international Christian action on a very large scale. Immediately the war was over, the old fellowships began to reassert themselves. The war has caused grievous wounds, but already it is clear that the Holy Spirit, the Healer, has begun and is continuing His work of reconciliation. Under the stress of trial, Christians have been driven to realize as never before the oneness that underlies their divisions. Harsh reality tends to reduce to triviality many things that once seemed important; all have been forced to test again the essential and the accidental in their creeds; many have found that, without disloyalty to conscience and without placing expediency before principle, they have been able to work alongside other Christians in a fellowship that in other days would have been regarded as impossible. Even where actual union has not been achieved, deeper love and trust have prepared the way for it. All this is to the good. But it is not the whole picture. War is in its nature an evil thing; and though the omnipotence of God is most clearly seen in His power to bring good out of evil, most of the effects of war are harmful. Some Christians during years of testing have abandoned their Christian faith. Others have been driven by poverty to leave the service of the Church for other occupations. Nevertheless, we cannot but rejoice in the triumphant faith and courage of the great multitudes who have remained faithful. In many countries the effect of the war upon Christian leadership has been serious. The ministry of some churches has been sadly depleted by death. Theological training has been suspended for seven years or more. These churches face their new tasks with a ministry numerically inadequate or imperfectly trained to new responsibilities. 25

In many countries, the churches, and especially the leaders, are still suffering from, shock and the weariness which follows prolonged strain. The situation is like that of a patient from whom the fever has departed, but who gets up to find himself weak and shaken, in need of convalescence and rest before being capable of exacting effort. In some places where Christian recovery is urgently needed, spiritual lethargy is more evident than spiritual power. This is true of both Older and Younger Churches. The end of the war has brought an end to imminent peril, but it has not brought security. The atomic bomb has brought devastation and, in the minds of men everywhere, has shattered confidence. Antichristian forces are massing themselves and strengthening their positions. Not a few Christians feel themselves to be living on or near the top of a volcano, which may erupt at any moment, and are facing the future with anxiety, mitigated only by trust in the continuing presence of Christ. The Church shows an inveterate tendency to be more conscious of threats from without than of spiritual weakness within, and so to be more complacent about its own situation than it has any right to be. It is too commonly supposed that because a group or society has once been Christian it will remain so always. It is all too easy to forget that the Church has to be reconverted in every generation. Reports from many quarters indicate that there is 110 part of the world in which there is deep and widespread spiritual revival. The hope that the terrors of war would drive men back to God on a large scale has been disappointed in this decade as it was after the war of 1914—18. There are signs everywhere that God is at work, but there are many adversaries, and what can be seen is rather the promise of the revival which may be granted by God's grace to a Church which is faithful to Him than the reality of revival to-day. Christian realism demands that all these factors should be taken into consideration, but this means, only that now, as in the days of the Apostles, the confidence of the Church is not in itself or in anything- that it can do, but only in God who quickeneth the dead and calleth those things which be not as though they were and is pleased, through the weakness of the Church and its members, to carry forward the work of salvation and to manifest the exceeding greatness of His power. 26

11. The World Which Confronts

the

Church

Although the Church has a life of its own, it touches at every point the life of the world and cannot disassociate itself from it, even if it would. As Christ made Himself one with the life of humanity in every aspect save that of sin', so the Church is called to share, and to look with compassion on, those weaknesses, miseries, and' desolations of the world which it has been sent to heal. During the last few years the world situation has gravely deteriorated. The Church, while deeply penitent for its own failure and in no way wishing to separate itself from the general guilt of mankind, has to consider its tasks realistically ia the light of the actual situation which confronts it in the modern world. 1. The inhabitants of many countries have passed through an experience of suffering perhaps unparalleled in all the history of the world. The end of the war has set them free f r o m the worst forms of destruction. But the aftermath is almost as bitter as the war itself. Great and proud nations are suffering the spiritual agonies of defeat. Destruction in some countries has gone so far that reconstruction is a matter of decades, not of years. Millions of men are still segregated as prisoners-of-war or as displaced persons. Over immense areas the problem is that of sheer survival; starvation and malnutrition are exercising a slow power of mental and spiritual annihilation, which are almost worse than physical suffering and which will leave to coming generations a legacy of psychological instability the range and depth of which can as yet hardly be estimated. 2. A breakdown of well-established political systems and of traditional patterns of life has left hardly any p a r t of the world unaffected. The prevailing uncertainty, a n d the dccay of the family and of tribal and national organizations, tend to moral indifferentism, to lawlessness, and to cynicism about the value of human life. 3. In m a n y countries, the state is extending its control over every p a r t of the life of the citizen. The increase of state planning, however necessary to provide security, cannot but threaten individual, and sometimes spiritual, liberty; and men often seem ready to purchase security 27

even by the surrender of freedom. The fulfilment of personality by participation in communal living, though it has its values, is not healthy if it is attended by the surrender of personal spiritual development. 4. New political structures have resulted in the breaking down of some ancient barriers, and the . restoration of sòme natural unities. But they have also brought divisions between races and suspicion and hatred where the well-being of men demands unity and cooperation. 5. In many parts t>f the world there is manifest an increase of racial tensions and hatreds. In part this is due to the resurgence of pride of nation, race, and culture among peoples long kept in subjection. In part it is due to economic motives, the desire of some to maintain a superiority which they feel to be threatened, or the fear of exploitation. Antisemitism, though checked in its most violent forms, is still a factor to be reckoned with in many countries. 6. All these factors together have led to a widespread despair of the future of civilization. Some feel that Western civilization as it has grown up since the Renaissance is so unsatisfactory a thing that it is not worth the. effort to save it. Others feel that disintegration has gone so far that recovery is impossible without the experience of a new Dark Age. In the minds of many, there is a conviction tljat, with Western civilization, the Church and the Christian faith are also under condemnation, that they have failed to- fulfil their promises, and that there; fore no good thing can be expected from them in the future. 7. All these anxieties point inwards towards one most insistent anxiety. The hopes that, after the war, all nations would gather in concord for consultation and for mutual help have not been .fulfilled. Before our eyes, the nations of the world seem to be forming themselves, not deliberately but by a tragic drift, into two hostile camps. Already there are those who speak of the third world war as inevitable. Those who have not given up hope live in desperate anxiety, as men living under the menacing approach of doom. 28

8. The war was fought against totalitarianism. But though it has eliminated one totalitarian system, it has left at least three in active operation. A totalitarian system is one which claims an absolute and unrestricted loyalty, regards difference of opinion as sedition, and refuses liberty of belief and practice to those who are not of one mind with itself. All the systems referred to here have religious, political, and social aspects. It is not our concern to criticize other religions or to deny to those who sincerely profess them the liberty which we claim for ourselves. We are concerned about the threat to religious and personal liberty which" seems to us to be developing in certain countries under the influence or control of militant Communism, resurgent Islam, or political Roman Catholicism. Recent policies in Egypt tend to limit the spiritual- liberty of the Christian minority. The political activity of Roman Catholicism in Spain, in Italy, in Latin America, and in other countries seeks to deny to Protestants certain freedoms, such as the right to have their children educated in a way of which they approve, which are vital to the life of a civilized country. In spite of the m o d u s v i v e n d i established between the church in Russia and the state, Communism, as we have had experience of it in many lands, denies the spiritual principles for which the Church of Jesus Christ stands, and where it is in power, constitutes a major threat to the existence and progress of the Church. 9. We have learned with profound disquiet of acts of violence, cruelty, and terrorism which persist in some parts of the world. Such methods of the police state as arbitrary arrest and conviction without trial are still practised and strike at the very roots of justice and freedom. The bitter antagonisms which torment our world have their source in human pride, selfishness, intolerance and greed. We do not believe that any of the difficulties and problems of the present situation can be met or solved solely by political action. Our trust is in God and in the power of God to uphold and guide His Church. But that Church cannot make its witness relevant to and effective in the life of men unless it takes account, soberly and without dismay, of the situation in which it finds itself and by which in any generation its task is defined. 29

111. The Given Word In every time of crisis the Church is called by God to the twofold task of inner revival and reformation. Revival is the rediscovery of that life, in the power of which alone new situation can be faced. It must mean turning back to the old, since the Gospel of God does not change with every generation. Revival of the Church's life comes from the rediscovery of that which it had forgotten in the truth Of God. It has always been connected with a return to the Bible, and within the Bible to the Lord of all truth, Jesus Christ Himsel f. The biblical affirmation is that God reveals Himself not in ideas or in propositions, but in history, in events, in a person. "The word became flesh and dwelt among us." The earliest confession of the Church was that Jesus Christ is Lord. This was the first proclamation, the essential Gospel. It is the essential Gospel of the Church today; it must be proclaimed until the Kingdom of God comes with power. The Gospel begins with the divine activity. It does not end there. What Christ made possible for men was a new type of life, in which the new relationship with God found its expression in new fellowship with men. The believer entered into the fellowship of the Holy Spirit, a new society, in which all things were ordered and controlled by love. It was in this transforming fellowship that he experienced the life of the age to come; all the commandments and ordinances of the Christian life were seen as applications to daily life of the one principle of love. In a world in which all social cohesion was breaking down, it was the experience of this true fellowship that gave the Church its power to win men and to give them victory over the world. Wherever the lordship of Christ is honestly accepted, the experience of fellowship follows through the breaking down of even the most stubborn natural barriers and the reconciliation of the bitterest anmities. That fellowship still exists and is a vital part of what the Church has to offer to the world today. In this enlarged meeting of the International Missionary Council, we have had notable experience of the reality of it; we have found it to be based on a regard for truth, which demands the honest facing of everything in ourselves and in others, and which, because it derives from the life of God Himself, has power to overcome every natural prejudice and source of division and to make men truly one in Christ. 30

The power of the Gospel is little felt unless it is proclaimed by life as well as by word. The Church is much more than a philanthropic society; but from the earliest time it has been concerned about all the needs and sufferings of man. When true to itself, it shows the most tender concern for the feeble and neglected; it is filled with a passion for social justice and for the righting of every wrong. The education of the young, the healing of the body, care for orphans and provision for the aged are integral and inseparable parts of the proclamation of the Kingdom of God. When the action of the Church is inspired by the example of Christ and His indwelling power, men have to take notice of it, and it arouses, either their devotion or their bitter opposition. Mere preaching, without the quality of Christian living, is not evangelism in the sense in which the proclamation of the Gospel was understood by those to whom it was first committed. But mere activity, without interpretation, is also defective as an expression of the Gospel. The medical missionary who heals in the name of Christ finds that his work is imperfect unless he is able to make clear to those who seek the gift of health in what Name the work is done, and why that Name has power to inspire men to sacrificial service of others. The Gospel must be made intelligible to the minds of men, as well as visible to their eyes and appealing to their feelings. It is never easy to make the Gospel intelligible. Christ Himself was often misunderstood. The experience brought by Clutfst into the life of men was so revolutionary, so far beyond the limits of what had been imagined by men before His time, that even with the help of the Old Testament the available vocabulary was found inadequate. Christians had to invent new terms or to fill old terms with new significance. This problem of language persists. The richest language in the world is not an adequate vehicle fot the conveyance of the message of Christ. But the problem of communication is not concerned with language only. There is a recalcitrance in the mind of man to accept the message of the Gospel, even when it is most clearly set forth; he has an inveterate tendency to modify it, to make it a little more congenial to his own established ways of thought. The mind of man is not empty. It is filled with ideas, thoughts, and aspirations. Unless the Gospel can be seen as relevant to his condition, it will awaken no response. Unless 31

it can be shown that men's problems have already been considered in the Christian revelation, and a better answer indicated than that which they have thought out for themselves, there will be little inducement to leave ancient ways of thought. Unless it can be made clear that what the Gospel offers to meet the highest and purest of all men's aspirations is far higher than the best that they can conceive — to put it in plain language, that the Kingdom of God made real in Christ is far more satisfying than the kingdom of man devoutly believed in and proclaimed by the Communist — there is no hope that the Gospel will verify itself as the power of God unto salvation in the present age. Hence the necessity of the third element in the proclamation of the Christian Gospel, theological interpretation. Of this we find great types in the New Testament; the variety and boldness of these inspired interpretations is part of the richness of the original Christian heritage. That work continues today. The reasoned statement of the Christian case, presented theologically, but in its relevance to the situation of modern man, is one of the most effective evangelistic methods in our revolutionary world. But it would be utterly wrong to suggest that the proclamation of the Gospel is primarily the work of theologians. It was not so in the earliest days. They who believed went everywhere preaching the Word. The gvangelistic task of the Church is much too large and varied to be the prerogative of one order or one privileged class in the Church. No Christian group can be effective in evangelism until its ordinary lay members are set on fire with the conviction that on them is laid the task of making Christ known, and that, in the power of the Spirit, the task is one that they can fulfil. One of the chief tasks of the ordained minister is to train the faithful for the work of witness. It is for the layman to carry Christ out into the ordinary ways of life. A vivid experience of Christ, reliance on His promise, and the selfemptying which desires only His glory are the qualities that make men fit to be evangelists. It is largely through the laymen that he Church can enter into the life of the woilcl and be identified with it, thus fulfilling its prophetic and priestly ministry as the Body of Christ. Churches which have developed lay evangelism are those which have not merely increased most rapidly in numbers, but those also which have developed most rapidly in self.32

government and self-support. C h u r c h e s in which this a c t i v i t y of witness is defective or nonexistent are selfcondemned to stagnation and inner decay. Much talk of evangelism and the planning of evangelistic campaigns brings with it the danger that men m a y come to rely on themselves and their own powers as the means by which the Kingdom of God will come in. It is necessary that the C h u r c h should remind itself that it is the Word of God which is quick and powerful, and that it is through the Holy Spirit alone that the W o r d becomes effective unto life. This truth works in both directions; there is no h u m a n heart in which the Word c a n become effective unto life, e x c e p t through the working of the H o l y Spirit, the life-giver; there is ntt human heart so sealed and set against the W o r d t h a t it cannot be penetrated and quickened b y the Spirit. Sometimes there is in the C h u r c h the defeatist spirit w h i c h supposes that the B r a h m i n , the Moslem, the Communist cannot be converted. O u r own fellowship gives the lie to a n y such idea. W h e r e to faith, p r a y e r , and proclamation is added the power of the Spirit, no miracle is impossible. T h e original Gospel is penetrated through and through by the supernatural. It is all an a c t i v i t y of God Himself, making Himself known in wondrous ways. Evangelism is wrongly thought of, if it is conceived in other than Gospel terms. T h e form of the m i r a c l e m a y have changed, t h e nature of activity of God remains the same. T h e birth b y which man enters into the Kingdom of God and is m a d e partaker of the powers of the age to come is always miraculous. T h e fact that men are still born again is evidence that the original Gospel is still valid today, and that Jesus Christ is the same yesterday, today, and for eve?. IV. What

next?

T h e experience of those who have taken part in the enlarged meeting of the International, Missionary Council may be summarized in the words " o n e world, one C h r i s t . " W e have entered as never before into the reality and the meaning of the world-wide C h u r c h . I t has been brought before us by the testimony of m a n y voices. It has been seen b y us against the b a c k g r o u n d of a world torn and scarred by intolerable suffering and sorrow, a world at one only in it's agonies and perplexities. And more than ever before, we 3

33

have been convinced of the sufficiency of Christ. Evangelism means the proclamation of His Cross to a world which is baffled by the tragedy of apparently meaningless suffering; it means the proclamation of His risen Life to a wotld, which, a thirst for life, seems to be sinking down into death without hope. We have been burdened with the sense of two great needs— the desperate need of the world for Christ, and the unsatisfied yearning of Christ over the world. We are impelled to this tasks both by the authority and by the compassion of Christ. As Christians, we are pledged to the service of all those who are h u n g r y or destitute or in need; we are pledged to the support of every movement for the removal of injustice and oppression. But we do not conceive these things, good in themselves, to be the whole of . evangelism, since we are convinced that the source of the world's sorrow is spiritual, through the entry of the risen Christ into every part of the life of the world. The task of world evangelism starts today f r o m the vantage ground of a Church which, as never before, is really worldwide. The universal fellowship is, in the oft-quoted words of Archbishop Temple, the great new fact of our era. It is working itself out today in a real partnership between Older and Younger Churches. The sense both of a common faith in Christ, and of a common responsibility for an immense and unfinished task, have brought us out of the mist of tension and readjustment to a higher level, from which we have been able to see our world task in a new perspective. The Gospel is to be preachcd to all men. Can it be so •preached in our generation? To preach to men is not the same as to convert them. God alone can command success, and it is always open to men to resist His will. Yet, when we consider the present extension of the Church, and the divine and human resources available, we dare to believe it possible that, before the present generation has passed away, the Gospel should be preached to almost all the inhabitants of the world in such a w a y as to make clear to them the issue of faith or disbelief in Jesus Christ. If this is possible, it is the task of the Church to see that it is done. If the Churches are to be found w o r t h y of the call of Christ to them in our day, four things are needed: 34

1. United action: Corporate union cannot be the work of a year or two. But in facing a task too great for all the churches, we must learn new "ways of working to. getlier. Wherever devotion to local or denominational loyalities stands in the way of response to the larger call of Christ, it must be transcended. Those who have abundance must be willing to make their wealth available for churclics which are in need. Where the pooling of resources promises more rapid advance, tradition must not be allowed to stand in the way. Where new tasks ' are to be undertaken, churches must be willing to consult together and to take or share responsibility, as the will of God is revealed in answer to their faith and prayer. 2. Men and Women: In the Younger Churches, literally tens of thousands of leaders are needed for countless tasks of which the following are among the most urgent: to care for the churches which exist and to deepen their spiritual life, to carry the message of Christ further than it lias yet gone, to minister in the growing industrial areas, to build up anew on a Christian foundation the life of innumerable villages, to meet the intelligentsia on equal terms and enable them to see the relevance of the Gospel to their need, to confront the student world, Christian and nonChristian, with the Gospel. From the Older Churches the Younger Churches are asking for literally thousands of men and women as missionary helpers — to go into immense areas where the name of Christ has never been heard and where there is no hindrance to the preaching of the Gospel but the lack of a messenger, to take immediate advantage of opportunities in lands where it seems likely that the Gospel will not have free entry for more than another ten or fifteen years, to help in building up the Church in countries where thousands are beeing gathered in every year, to share in the training of leaders, up to the highest level for theological, educational, social, medical and pastoral work. 3*

35

The Younger Churches ask for men and women of tried spiritual quality, and of the humility which rejoices to lead by serving. Within this general requirement, they can use well-trained missionaries of every type, and with the rtiost varied qualifications. 3. Resources and Equipment: There is no lack of wealth and resources in the world-wide Church. The trouble is that for the most part^these are not mobilized for worldwide evangelization, and are not available in the areas of the greatest need. Here it is not possible to do more than indicate a few of the most urgent priorities. The Leadership of the Church: The recruitment, and training of national leaders and missionaries must have a first claim upon available resources. The Bible: The world shortage of Bibles and New Testaments is reckoned in m a n y millions of copies. This shortage must be made up at the earliest possible date. Literature: There is still a famine of books in hundreds of languages, both for the up-building of the. Church and for evangelism. United world-wide planning, including the appointment of personnel and arrangements for printing and distribution is m a n y years overdue. Modern methods of instruction and evangelism: A beginning has been made in the use of radio, audio-visual aids, and other modern techniques; but availability and use should be increased a hundred fold in the next ten years. Christian Councils: In m a n y areas, Christian effort is coordinated by National or Regional Christian Councils! The m a j o r i t y of these are hindered from more than limited usefulness by lack of staff and funds. In other areas where the Church is growing rapidly, such councils do not exist. United planning and action will depend on the establishment of new councils and the strengthening of existing ones. Increased Funds: No advance is possible anywhere without fuller consecration of the money of Christians to thp work of God. In spite of widespread education in Christian stewardship, in most countries less than half the Christian constituency supports the work of the world-wide Church. The churches must wake up, and awaken their members to realise the demands which 36

God is making on them through their membership in the one Universal Church of Christ. 4. Total Commitment: World-wide evangelism will remain an unfulfilled ideal unless all churches in the world, Younger and Older alike, and all Christians who are members of them take seriously the demand that Christ be Lord of all. The terror and the splendour of the present age call for nothing less than whole-hearted loyalty to God in Christ. The first need is the renewal of the inner life of the Church by a return to the message of the Bible and to the Lord of the Bible. The local worshipping congregation must become again, as under the stress of war in some places it became, the place of divine encounter, the dwelling place of the Holy Spirit, and the spearhead of evangelism. The Church must revive its passionate concern for, and its leadership in the true social revolution — the fight against ignorance, want, disease, oppression and sin. The Christian home must become again the Church in miniature, the place in which all things are continously ruled by the love of Christ, and in which children grown up naturally to the understanding of that love. Education must be dominated again by the insight that Christ is the truth, and that in Him alone the separate subjects of study find their cohesion and their significance. In the end, renewal comes down to the individual. Total evangelism demands the cooperation of every single Christian. Each one must bring his gift of service and all must be partners by prayer in the enterprise of the Church. The demand of the hour is that every Christian should face the challenge of Christ, should sanctify himself by the power of the Holy Spirit, should learn to live as a Christian in his own place and vocation and should witness boldly for Christ by both life and word, trusting the power of Christ to use him, and leaving the result of his work in the hands of God.

37,

II. DIE WELTKONFERENZEN FUR PRAKTISCHES CHRISTENTUM Stockholm, August 1925 Die

Allgemeine

Einladung

Dear Brothers in Christ, You have doubtless heard that as a result of Conferences held at the Hague in 1919, and in Geneva in 1920, arrangements have now been made for holding a Universal Conference of Christian Communions at Stockholm during the month of August, 1925. We believe that there is a longing on the part, not merely of the trusted servants of the Church, but of all followers of our Lord and Master, to see Christendom so f a r united as to be able to work together in applying the principles taught by Him to the problems which confront us both in national and international life. These problems bewilder and b a f f l e us so long as we are content to seek solutions which rely upon motives lower than the highest that wc can discern for them. No Christian can doubt that the world's greatest need is the C h r i s i a n , w a y of Life not merely in personal and social behaviour but in, public opinion and its outcome in public action. The responsibility for helping to meet this need which rests upon all who name the Name of Christ cannot be exaggerated. The common purpose of our Conference therefore will be to discover lines along which we m a y all unite in endeavouring to meet this grave responsibility. Tn our deliberations we do not propose to deal with matters of Faith and Order, although we are not u n m i n d f u l of their importance. Our prayer and our hope is that through this Conference a new impetus will be given to the various movements and strivings for reunion, but the world's need is so urgent and the demand for common action on the part of all Christians so insistent at this juncture, that we cannot a f f o r d to await the fulfilment of that great hope of a reunited Christendom before putting our hearts and our hands into a united e f f o r t ' t h a t God's will m a y be done on earth as it is in heaven. To this .end we will consider such concrete questions as that of industry and property, in relation to the 38

Kingdom of God; what the Church should teach a n d do to help to create right relations between the different and at times warring classes a n d groups in the community; how to promote friendship between the nations and thus lay the only sure foundation upon which permanent international peace can be built. In short, we hope under the guidance of the Spirit of God, through the counsel of all, to be able to formulate programmes and devise means for making them effective, whereby the fatherhood of God and the brotherhood of all peoples will become more completely realized through the Church of Christ. The following subjects have been decided upon, after very careful consideration, as best expressing these ideas, and they will therefore form the basis of our studies preliminary to the conference, and upon them will be based all actions and resolutions: 1. The Church's Obligation in view of God's Purpose for the World. 2. The Church and Econoriiic and Industrial Problems. 3. The Church and Social and Moral Problems. 4.. The Church and International Relations. 5. The Church and Christian Education. 6. Methods of Co-operative and Federative Efforts by the Christian Communions. Much work has already been done on these subjects, in particular in connection with the reports of the Conference )n Christian Politics, Economics and Citizenship held at Birmingham^ England. C a r e f u l preparation is also going forward in the countries of continental Europe and in the United States of America. It is distinctly understood that the Resolutions passed will not be in any w a y binding on the Christian Communions •(•presented at the Conference, unless and until they are presented to and accepted by the authorities of each Communion. The Conference will meet in Stockholm from August nineteenth to August thirtieth of next year (August 19-30, 1925) and during that time its members will e n j o y the hospitality of the Swedish people, whose King and leading men are taking a keen interest in the enterprize. Indeed a high and widespread appreciation for the Conference is being manifested throughout the whole Church in the North. 39

Therefore at the request of the International Executive Committee of the Universal Christian Conference on Life and Work, we who are its officers have the honour and very great pleasure of inviting your Communion to be represented by members appointed for this purpose, who will add their prayer and counsel to our common deliberations. This letter goes forward to you as the official invitation and call for the Conference. For purposes of administration and in order that all Communions m a y be adequately and justly represented, the Conference has been organized in four sections,, one for Europe, one for the British Empire, one for America, and one for the Eastern Orthodox Church. F r o m the section of which your Nation and Communion is a part, a statement of the number of your apportioned delegates is being sent. The Conference, we believe, will a f f o r d a unique opportunity for stirring the mind and conscience of Christendom and for acquiring a clearer common vision on our Christian duties in the world today, and we .therefore confidently trust that your Communion will not only appoint its full number of delegates, .but will do all in its power to secure for the Conference the interest, s y m p a t h y and prayers of its me^nbers. We depend for succes from first to last upon the Guidance of the Holy Spirit. Accepting this letter as a message f r o m your fellow workers, will you kindly send your formal reply to the General Secretary Henry A. Atkinson, 4 Avenue Calas, Geneva, Switzerland, to whom or to the Bureau on Life and Work, Sancta Clara, Stockholm, Sweden, requests for additional information may be addressed. Signed on behalf of the International Committee Theodore Winter (Winchester, England), N a t h a n Soderblom (Upsala), Arthur Brown (New York), Patriarch Gregorios (Constantinople), Mocller (Berlin), 1. A. McClymont (Edinbourgh, Scotland), Germanos, Thyateira, Charles S. Macfarland (New York), Henry A. Atkinson (New York), E. Choisy (Geneva), Th. Nightingale (London), Adolf Keller (Ziirich). Stockholm the Bureau on Life and Work April 1924 40

Die Einladung

der

Europäischen

Sektion

Liebe Mitchristen! „Also hat Gott die Welt geliebet, daß er seinen eingeborenen Sohn gab, auf daß allé, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben." (Joh. 3, 16.) Das Heil und der Friede der einzelnen Seele ist und bleibt dus A und O des Christentums. Kein Eifer, die Welt zu verbessern und keine theoretischen Interessen dürfen das verdunkeln. Nur durch Konzentration auf das eine, was not ist*), gewinnen der einzelne Christ und die Kirche diu K r a f t , die Welt zu überwinden. Das innere Leben muß erstarken. Die Liebe zu Gott ist und bleibt die wichtigste Angelegenheit des Christen. Die Liebe aber zu Gott läßt sich nicht scheiden von der Liebe zu den Brüdern. Es gibt nichts, was Jesus so oft und so nachdrücklich den Seinen eingeschärft hätte. Das ganze Leben und Sterben des Heilands ist ein Siegel unter diese Wahrheit. Jesus lag in erster Linie die Rettung der Seelen am Herzen. F ü r sie ging er in den Tod. Aber sein Herz schlug auch f ü r die leibliche Not. Sein Beruf war ebensosehr, zu helfen und zu heilen, wie zu predigen. Und durch den Dienst der Liebe p r ü f t e er den Wert der Herzen. „Wahrlich, ich sage euch: was ihr nicht getan habt einem unter diesen Geringsten, das habt ihr mir auch nicht getan" (Matth. 25. 45). Schwere äußere Verhältnisse können das Leben der Seele geradezu hemmen und ersticken. Aber die christliche Barmherzigkeit und Gerechtigkeit kann das Auge der Welt öffnen f ü r eine Macht, die stärker ist als die menschliche Liebe. Die christliche Barmherzigkeit jedoch kann nicht mit wahrem Ernst ihr Werk ausrichten, ohne auf soziale Mißstände zu stoßen, deren Beseitigung unerläßlich ist, wenn die christliche Liebe ihr Ziel erreichen will. Die Liebespflicht des einzelnen Christen läßt sich nicht trennen von den Angelegenheiten des Gemeinwesens. Wir müssen als Christen gedanklich klar und bestimmt unsere Stellung zum Besitz erfassen, ebenso wie andere soziale Probleme, die unsere Zeit aufs tiefste bewegen. Die Kirche kann sich nicht zum Anwalt einer bestimmten wirtschaftlichen Theorie unter vielen machen. Sie verleugnet aber ihren Meister, wenn sie nicht aus der Offenbarung klare Grundsätze in der Beurteilung dieser Fragen schöpft und mit vereinten Kräften sie durchzuführen sucht. *) Luk. 10, 42.

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Das gleiche gilt von dem Zusammenleben der Völker untereinander. Die Liebe zu den Brüdern ist nach dem Evangelium nicht begrenzt durch die natürliche Zuneigung. Jesus umfaßt mit seiner Bruderliebe auch andere Völker. Der Samariter*) wird in Seinem Munde für den Juden zum Vorbild fürsorglicher Menschenliebe. Hat die Kirche Christi Ernst gemacht mit diesem Grundsatz Jesu im Blick auf die Stimmung zwischen den verschiedenen Völkern? Die brennenden sozialen Probleme und die Spannung zwischen den Völkern zeigen, wie ernst und dringend für uns Christen und für die christliche Gemeinde als solche die Notwendigkeit ist, Klarheit zu gewinnen über die Pflicht der Kirche im Volksleben und im Völkerleben und im gemeinsamen zielbewußten Streben, Christus zu gehorchen und seinen Geist zur Geltung zu bringen. Es handelt sich hier nicht um peripherische Dinge. Man kann das Heil nicht besitzen und behalten, ohne dem Meister bis zuletzt zu folgen. Er hat uns gelehrt**), zu beten, daß Gottes Wille geschehen möge auf Erden wie im Himmel. Mutige Christen haben ihre ganze Persönlichkeit dafür eingesetzt, mit dem Christentum Ernst zu machen auch in den Angelegenheiten des Gemeinwesens und des Lebens der Völker untereinander. Die Mächte des Bösen sind schnell auf dem Plane und wohl organisiert. Die Bekenner unseres Herrn sind unentschlossen und zersplittert. Getreu unserem Beruf als Christen wollen wir deshalb zusammenkommen und unter Gebet, Betrachtung und Aussprache vor Gottes Angesicht uns das anzueignen suchen, was der christliche Gedanke und die christliche Erfahrung in diesen Stücken bereits erreicht haben, und mit Gottes Hilfe zu klarerer Einsicht und gemein^ samem Handeln kommen. Denn wie soll die innige Zusammengehörigkeit der Christen anders in die Erscheinung treten, als in der Nachfolge des Heilands? Kommen wir ihm näher durch klarere Einsicht in seinen Willen und durch Völle innere Bereitschaft, auf seine Stimme zu hören und seinem Geist in allen menschlichen Angelegenheiten Geltung zu verschaffen, so kommen wir dadurch auch einander innerlich Häher. Wir sind berufen zur * ) L u k . 10, 30 B . * * 1 M a t t h . 6, 10.

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Gemeinschaft des Lehens und der Arbeit. Wir sollen, wie der Apostel schreibt*), „Mitarbeiter f ü r Gottes Reich" sein. In Ubereinstimmung mit der Überzeugung brennen der Herzen überall in der Welt und in den verschiedenen Kirchengemeinschaften, sowie nach mehrjähriger Vorbereitung wird deshalb eine Konferenz in Stockholm abgehalten werden vom 19. bis 30. August nächsten Jahres. Diese soll bestehen aus erwählten Vertretern der verschiedenen Kirchengemeinschaften in begrenzter Anzahl, die soweit als möglich der Bedeutung und Stellung der betreffenden Kircheilgemeinschaft im Ganzen der Christenheit entspricht. Die Verteilung ist schwer, denn die Religionsstatistik, soweit es eine solche gibt, ist irreführend. Viele Religionsgemeinschaften zählen alle Getauften, andere nur die Konfirmierten, andere nur die aktiven Kommunikanten. Ein gründliches Studium ist dieser Statistik gewidmet worden, um einen gerechten Mafistab zu finden. Damit auch kleinere Kirchengemeinschaften zur Geltung kommen, ist eine stark fallende Skala f ü r die höheren Mitgliederzahlen zur Anwendung gekommen. Aber die Bedeutung einer christlichen Kirchengemeinschaft kommt nicht nur in der Zahl ihrer Mitglieder zum Ausdruck. Auch andere Faktoren müssen hierbei in Betracht gezogen werden. Nach reiflicher Überlegung und den notwendigen Vergleichen, die teils durch das Internationale Komitee und eme von ihm eingesetzte Kommission, teils durch jede der besonderen Sektionen angestellt worden sind, wird hierdurch Ihre Kirchengemeinschaft, unter Hinweis auf die Allgemeine Einladung durch das Internationale Komitee, dessen vier Vorsitzenden, vier stellvertretenden Vorsitzenden, und dessen Sekretäre, gebeten, 66 Vertreter**) zu wählen f ü r die Allgemeine Christliche Konferenz f ü r Praktisches Christentum in Stockholm (Universal Christian Conference on Lifo and Work). Die Konferenz soll am Mittwoch, den 19. August, eröffnet werden und bis Sonntag, den 30. August 1925 tagen. Wir bitten, Namen und Adressen der erwählten Vertreter freundlichst sowohl an das Sekretariat des Internationalen Komitees in Genf, Avenue Calas 4, als auch an die Adresse des Lokalkomitees in Stockholm, Liv och Arbete, Sancta Klara, senden zu wollen. *) Kol. 4,11. Das Wort steht als Wahlspruch griechisch über beiden Einladungen. **) Dies ist die Zahl der deutschen Vertreter.

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..Dom aber, der überschwenglich tun kann über alles, das wir bitten oder verstehen, nach der Kraft, die da in uns wirket, Dem sei Ehre in der Gemeinde, die in Christo Jesu ist, zu aller Zeit, von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen." (Eph. 3. 20—21.)

Jm Namen der Europäischen Sektion gez. Nathan Söderblom gez. Lic. Stange Präsident Sekretär Bureau on Life and Work, Sancta Klara, Stockholm, Schweden, Juli 1924.

Die

Botschaft

I. 1. Die Weltkonferenz f ü r Praktisches Christentum, versammelt in Stockholm vom 19. bis 30. August 1925 und beschickt von Vertretern der meisten Kirchen aus 37 verschiedenen Völkern der Alten und der Neuen Welt, des Nahen u n d des Fernen -Ostens, richtet hierdurch eine brüderliche Botschaft an alle Nachfolger Christi mit der herzlichen Bitte, sich in Gebet, Bekenntnis und Dank, in Denkarbeit und Dienst mit der Konferenz zu vereinen. Wir bedauern, daß nicht alle christlichen Kirchen es f ü r möglich hielten, die Einladung anzunehmen. Denn angesichts der lebenswichtigen und weitreichenden Fragen, mit denen wir uns beschäftigt haben, müssen wir ein Zusammenarbeiten aller Teile der Kirche Christi erhoffen; das Zeugnis und der Einfluß der Konferenz wären sonst unvollständig. 2. D u r c h Arbeit und Gebet christlicher Männer und Frauen ist unsere Konferenz seit fünf Jahren vorbereitet worden. Ernstes Bemühen um engere Verbindung zwischen den Kirchen hat der Konferenz den Weg bereiten helfen. Sie hat sich als der bisher umfassendste Ausdruck der Gemeinschaft und Zusammenarbeit der Kircheji über die Grenzen von Nation und Konfession hinaus erwiesen. Die Sünden und Sorgen, Kämpfe und Verluste der christlichen Kirchen in und nach dem Kriege haben sie zu der beschämenden Erkenntnis geführt, daß gegenüber einer in sich uneinigen Christenheit die Welt die Ubermacht hat. Unter, Beiseitelassung aller Fragen des Bekenntnisstandes und der Kirchenverfassung hat die Konferenz sich das Ziel gesetzt, sich in gemeinsamer praktischer Arbeit zu betätigen. Die Konferenz ist bei alledem, so weithin sichtbar sie auch in die Erscheinung trat, ein erster Anfang. 44

3. Wir bekennen vor Gott und der Welt die Sünden und Versäumnisse, deren die K i r c h e sich durch Mangel an Liebe und mitfühlendem Verständnis schuldig gemacht hat. Mensclicn, die mit Ernst nach W a h r h e i t und Gerechtigkeit t r a c h teten, haben sich von Christus ferngehalten, weil seine Nachfolger ihn vor der Menschheit so unvollkommen vertreten haben. D e r R u f der gegenwärtigen Stunde an die K i r c h e m u ß deshalb ein B u ß r u f sein und doch auch ein R u f zu einem freudigen Neuanfang aus der unerschöpflichen K r a f t q u e l l e Jesus Christus. 4. Es erfüllt uns mit tiefster D a n k b a r k e i t , daß n a c h Gottes gnädigem Willen und geleitet durch seinen Geist die Vertreter so vieler christlicher G e m e i n s c h a f t e n zusammengeführt worden sind, daß sie in solcher G e m e i n s c h a f t ihren Glauben, ihre Hoffnung und ihre Liebe zu i h r e m Herrn und Heiland Jesus Christus erneuert haben. Es erfüllt uns mit tiefer D a n k barkeit, daß wir, trotz deutlich vorhandener starker Verschiedenheit des Standpunktes, imstande gewesen sind, uns über so viele schwere F r a g e n in W a h r h e i t und Liebe auseinanderzusetzen und dabei a u c h j e n e R ü c k s i c h t n a h m e auf den anderen zu üben, wie sie nur der Geist Gottes schenken kann. Wenn wir alle zusammen, ein j e d e r in seiner Muttersprache, das Gebet des Herrn beteten, dann wurden wir unseres gemeinsamen Glaubens froh und erlebten wie nie zuvor die wahre Einheit der K i r c h e Christi. II. 5. D i e Konferenz hat unsere H i n g a b e an den Herzog unserer Seligkeit vertieft und geläutert. Auf seinen R u f h i n : „Folge mir n a c h " haben wir unter seinem Kreuz die P f l i c h t anerkannt, sein Evangelium a u f allen Gebieten des menschlichen Lebens zu der entscheidenden M a c h t zu machen — im industriellen, sozialen, politischen und internationalen Leben. 6. So habeil wir auf dem Gebiete des Wirtschaftslebens uns dazu bekannt, daß die Seele der höchste Wert ist, der den Rechteij des Besitzes oder dem Mechanismus der Industrie nicht untergeordnet werden darf, und daß die Seele als ihr Grundrecht das R e c h t a u f ihre Rettung beanspruchen kann. Wir k ä m p f e n deshalb für eine freie und vollkommene E n t wicklung der menschlichen Persönlichkeit. Im Namen des Evangeliums h a b e n wir von neuem betont, daß die Industrie sich nicht gründen darf a u f den bloßen W u n s c h nach persönlichem Gewinn, sondern daß sie als ein Dienst an der Gemeinschaft das Eigentum als ein anvertrautes G u t ansehen 45

muß, für das wir Gott Rechenschaft schuldig sind. Zusammenarbeit muß an die Stelle einer nur selbstsüchtigen Konkurrenz treten. Arbeitgeber und Arbeitnehmer sollen in die Lage versetzt werden, ihren Anteil an der Industrie als Erfüllung ihres Berufes anzusehen. So allein kann das Wort unseres Herrn befolgt werden: „Alles, was ihr wollt, das euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen auch!" 7. Wir haben alsdann die moralischen und sozialen Fragen behandelt: Wohnungsnot, Arbeitslosigkeit, Unsittlichkeit, Alkoholmißbrauch und Verbrechen. Wir sind da zu der Erkenntnis geführt worden, daß diese schweren Probleme nicht aus der Kraft des einzelnen wirklich gelöst werden können, sondern daß die Gesamtheit die Verantwortung hierfür übernehmen und eine soziale Kontrolle über die individuellen Handlungen insoweit ausüben muß, als dies in jedem einzelnen Fall für das allgemeine Wohl notwendig ist. Wir haben uns auch mit den Fragen beschäftigt, welche aus einer höheren Wertung der Persönlichkeit der Frau, des Kindes und'des Arbeiters auf dem Gebiet der Erziehung, der Familie und des Berufes stammen. Die Kirche soll nicht für die Rechte des Individuums als solchen, wohl aber f ü r die Rechte der sittlichen Persönlichkeit eintreten, da alles, was Mensch heißt, reicher wird durch die volle Entfaltung jeder einzelnen Seele. S. Wir haben auch die für die internationalen Beziehungen maßgebenden christlichen Gedanken durchbcraten, die von völkischer Selbstvergötterung ebenso weit entfernt sind wie von einem matten Kosmopolitismus, dem jedes beliebige Land gleichviel bedeutet. Wir haben die Verpflichtung des Einzelgewissens dem Staat gegenüber betrachtet. Wir haben den universalen Charakter der Kirchen und ihre Pflicht, die Bruderliebe zu predigen und auszuüben, anerkannt. Wir habi'n das Rassenproblem, die Frage nach Recht und Schiedsgerichtsbarkeit sowie nach der Herstellung einer internationalen Ordnung untersucht, die friedliche Methoden zur Entfernung der Kriegsursachen enthalten könnte, Fragen, welche uns in der Tragik unserer Tage so tief berühren. Wir bitten die Kirchen, mit uns ein Gefühl zu haben für die Schrecken des Krieges, wie auch für seine Unzulänglichkeit für die wirkliche Lösung internationaler Streitfragen und dafür zu beten und zu arbeiten, daß unter dem Szepter des Friedefürsten „Güte und Treue einander begegnen, Gerechtigkeit und Friede sich küssen". 46

9. Wir haben nicht versucht, genau formulierte Lösungen zu geben, haben auch nicht durch Abstimmungen die Ergebnisse unserer freundschaftlichen Aussprache festgelegt. Hierzu hat uns nicht nur die tiefe Achtung vor den Überzeugungen anderer Menschen oder Gruppen bestimmt, sondern mehr noch das Bewußtsein, daß die Kirche Grundsätze und Ideale aufzustellen hat, es aber dem einzelnen Gewissen und den einzelnen Gemeinschaften überlassen muß, mit Liebe, Weisheit und Mut nach der Anwendung jener Grundsätze zu suchen. III. 10. Wenn aber dies Ziel erreicht werden soll, muß die dringende Notwendigkeit einer Erziehung anerkannt werden, und zwar sowohl einer Erziehung des einzelnen durch die Kirche, damit der einzelne in allen diesen Dingen sich ein christliches Urteil bilden kann, wie auch eine Erziehung der Kirchen selbst durch Denkarbeit, Austausch und Beten, so daß sie in den Stand gesetzt werden, in immer wachsendem Maße die Gesinnung Christi zu erfassen, vom Geist der Wahrheit in alle Wahrheit geleitet. Wir erkennen an, daß die Wurzel des Übels in dem menschlichen Willen liegt. Wir betonen daher mit aller Deutlichkeit, daß dieser Wille dem hohen und heiligen Gotteswillen unterworfen werden muß, dem zu dienen vollkommene Freiheit bedeutet. Auch christliche Gedanken und Ideale als solche können die Welt nicht retten, wenn sie von der persönlichen Kraftquelle, dem Vater unseres Herrn Jesu Christi getrennt, oder wenn sie nicht in das persönliche Leben des Gläubigen voll aufgenommen werden. 11. Wir richten diesen Aufruf in erster Linie an alle Christen. Jedermann soll, seinem eigenen Gewissen folgend und seine Überzeugung ins praktische Leben umsetzend, seine volle Verantwortung für das Tun des Willens Gottes auf Erden und für die Arbeit an Gottes Reich einsetzen. Er soll in voller Treue zu seiner Kirche seinen Anteil an der weiteren Gemeinschaft und Zusammenarbeit der christlichen Kirchen suchen, für die unsere Konferenz Verheißung und Unterpfand ist. Aus dieser weltweiten Gemeinschaft heraus möchten wir allen denen einen Gruß besonderen Mitgefühls senden, die ihren christlichen Beruf nur unter Verfolgungen und schweren Prüfungen ausüben können, und möchten sie trösten mit dem Hinweis, daß sie dadurch in die Leidensgemeinschaft mit Christus eingetreten sind. 47

12. Indem wir diesen Appell in erster Linie an die Kirchen richten, erkennen wir d a n k b a r an, daß wir auf diesem heiligen Wege auch Verbündete finden. Wir richten unser Auge auf die jungen Menschen in allten Landern. Wir haben mit herzlicher Freude von dem Streben und Ringen der Jugendbewegung vieler Völker um eine bessere Gestaltung des Gemeinschaftslebens gehört. Den Eifer und die frische K r a f t der Jugend möchten wir völlig einstellen in den Dienst des Reiches Gottes. Wir gedenken ferner an die, die auf irgendwelchem anderen Wege nach der Wahrheit suchen und bitten sie um ihre Hilfe. D a Christus die Wahrheit ist und den Geist der Wahrheit verheißen hat, so möchte die Kirche Christi jeden Fortschritt im Denken und inneren Erfassen willkommen heißen. Insbesondere erbitten wir die Mitarbeit der Lclirer und Forscher, die in ihren besonderen Gebieten die Erkenntnis erfolgreich fördern. Ohne sie können wir die vor uns liegenden Fragen nicht lösen. Wir richten diese Botschaft im Namen des Menschensohnes, des Zimmermanns von Nazareth, auch an die Arbeiter der Welt, voll Dankbarkeit gegen alle, welche unter den heutigen schwierigen Verhältnissen ihr Handeln durch Jesus .Christus haben bestimmen lassen. Wir beklagen die noch vorhandenen Lirsachen von E n t f r e m d u n g oder mangelndem Einvernehmen und wollen sie zu beseitigen suchen. Wir teilen ihr Streben nach einer sozialen Ordnung, in der durch Gerechtigkeit und Brüderlichkeit die Möglichkeit f ü r eine Entwicklung jedes einzelnen und des ganzen Menschengeschlechtes nach Gottes Willen gesichert ist. 13. Unsere Konferenz ist nur ein Anfang, aber wir können nicht auseinandergehen, ohne irgendwelche Vorkehrungen f ü r die F o r t f ü h r u n g des so glücklich begonnenen Werkes zu treffen. Wir haben uns deshalb entschieden, einen Fortsetzungsausschufi zu bilden, der das Begonnene weiterführen, die verschiedenen hier gemachten Vorschläge weiterberaten und zur A u s f ü h r u n g bringen, die Möglichkeit der künftigen Einberufung einer weiteren Weltkonferenz p r ü f e n und insbesondere die ferneren Schritte tun soll, um die schweren Fragen, die uns beschäftigt haben, weiter zu durchdenken, unsere eigene Arbeit an diesen Fragen zu fördern und mit alldem jener Selbsterziehung der einzelnen und der Kirche zu dienen, die das Fundament ist f ü r das Urteilen und Handeln. Sollten wir nicht hoffen dürfen, daß durch die Arbeit 48

dieser Körperschaft und durch die wachsende Gemeinschaft und Zusammenarbeit der Christen aller Völker in einem Geiste unsere Einheit in Christus der Welt mehr und mehr im Leben und im Wirken offenbar werde? 14. Nur soweit wir* jeder einzelne, durch Innerlichkeit zur Einheit gelangen, werden wir zur wahrhaften Geistes- und Gesinnungseinheit vordringen. Je näher wir dem gekreuzigten Christus kommen, um so näTier kommen wir einander, wie verschieden auch die Farben sein mögen, in "denen unser Glaube das Licht widerstrahlen läßt. Unter dem Kreuze Jesu Christi strecken wir einander die Hände entgegen, denn der gute Hirte starb, dafür, daß er die zerstreuten Kinder Gottes zusammenführe. In dem gekreuzigten und auferstandenen Herrn allein liegt die Hoffnung der Menschheit. „Dem aber, der überschwenglich tun kann über alles, was wir bitten oder verstehen, nach der Kraft, die da in uns wirket, Ihm sei Ehre in der Gemeinde, die in Christus Jesus ist, zu aller Zeit und von Ewigkeit zu Ewigkeit!" Amen! Oxford,

Botschaft

Juli

1937

an die christlichen

Kirchen*)

Die Delegierten der Weltkonferenz der Kirchen, die vom 12. bis 26. Juli 1937 in Oxford zusammengekommen sind, um über „Kirche, Yolk und Staat" zu beraten, richten zum Schluß an die Kirchen Jesu Christi auf der ganzen Welt die folg-ende Botschaft: Im Namen Christi, Gruß zuvor! Unsere Zusammenkunft fällt in eine Zeit, wo die Menschheit sich keinen Rat mehr weiß und unter dem Druck der Angst lebt. Fast unerträglich sind ihre Nöte und ausweglos ihre Schwierigkeiten. Auch in Ländern, die sich des Friedens erfreuen dürfen, zehren Arbeitslosigkeit und Unterernährung am Mark der Völker. In anderen Länden tut der Krieg sein Teufelswerk und droht, uns alle in eine Katastrophe ohnegleichen hineinzureißen. Wir gehen an unsere Aufgabe nicht von politischen Erwägungen aus als Angehörige verschiedener Völker, die voll ängstlicher Sorge .nach einer Lösung Ausschau halten, son* ) Die Konferenz nahm die Botschaft entgegen, ve.-wies sie zur Überarbeitung und Ergänzung an den beauftragten Ausschuß iind empfahl sie den Kirchen zu ernster und freundlicher Erwägung. 4

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dieser Körperschaft und durch die wachsende Gemeinschaft und Zusammenarbeit der Christen aller Völker in einem Geiste unsere Einheit in Christus der Welt mehr und mehr im Leben und im Wirken offenbar werde? 14. Nur soweit wir* jeder einzelne, durch Innerlichkeit zur Einheit gelangen, werden wir zur wahrhaften Geistes- und Gesinnungseinheit vordringen. Je näher wir dem gekreuzigten Christus kommen, um so näTier kommen wir einander, wie verschieden auch die Farben sein mögen, in "denen unser Glaube das Licht widerstrahlen läßt. Unter dem Kreuze Jesu Christi strecken wir einander die Hände entgegen, denn der gute Hirte starb, dafür, daß er die zerstreuten Kinder Gottes zusammenführe. In dem gekreuzigten und auferstandenen Herrn allein liegt die Hoffnung der Menschheit. „Dem aber, der überschwenglich tun kann über alles, was wir bitten oder verstehen, nach der Kraft, die da in uns wirket, Ihm sei Ehre in der Gemeinde, die in Christus Jesus ist, zu aller Zeit und von Ewigkeit zu Ewigkeit!" Amen! Oxford,

Botschaft

Juli

1937

an die christlichen

Kirchen*)

Die Delegierten der Weltkonferenz der Kirchen, die vom 12. bis 26. Juli 1937 in Oxford zusammengekommen sind, um über „Kirche, Yolk und Staat" zu beraten, richten zum Schluß an die Kirchen Jesu Christi auf der ganzen Welt die folg-ende Botschaft: Im Namen Christi, Gruß zuvor! Unsere Zusammenkunft fällt in eine Zeit, wo die Menschheit sich keinen Rat mehr weiß und unter dem Druck der Angst lebt. Fast unerträglich sind ihre Nöte und ausweglos ihre Schwierigkeiten. Auch in Ländern, die sich des Friedens erfreuen dürfen, zehren Arbeitslosigkeit und Unterernährung am Mark der Völker. In anderen Länden tut der Krieg sein Teufelswerk und droht, uns alle in eine Katastrophe ohnegleichen hineinzureißen. Wir gehen an unsere Aufgabe nicht von politischen Erwägungen aus als Angehörige verschiedener Völker, die voll ängstlicher Sorge .nach einer Lösung Ausschau halten, son* ) Die Konferenz nahm die Botschaft entgegen, ve.-wies sie zur Überarbeitung und Ergänzung an den beauftragten Ausschuß iind empfahl sie den Kirchen zu ernster und freundlicher Erwägung. 4

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d e m als Christen, die den A u f t r a g erhalten haben, das Wort der Versöhnung zu verkünden: „Gott war in Christo und versöhnte die Welt mit sich selbst." Die Kirche hat keine wichtigere Aufgabe und k a n n der Welt keinen größeren Dienst leisten, als wenn sie w a h r h a f t Kirche ist, d. h. wenn sie im Glauben das Wort Gottes verkündet, sich gebunden weiß an den Willen Jesu Christi, ihres einzigen Herrn, und in ihm eins ist als wahre Gemeinschaft der dienenden Liebe. Wir rufen die Welt nicht auf zu werden, wie wir sind; sind wir doch selbst allzusehr so, wie die Welt ist. Nur eine Kirche, die in allen ihren Gliedern Und als ganze Buße tut, kann die Menschheit zur Buße rufen. Der Ruf, der so an uns selbst wie an die ganze Welt ergeht, ist der Ruf des Heilands Jesus Christus. Trotz unserer Untreue hat der treue Gott durch seine Kirche Großes gewirkt. Eins seiner größten Wunder ist dies, daß die weltumspannende Bruderschaft der Christen eine Wirklichkeit ist, trotz der unseligen Spaltungen in der Kirche und trotz der Tatsache, daß auch wir in vielen wichtigen Fragen noch kein gemeinsames Wort der Kirche haben sprechen können. Einheit in Christus ist f ü r uns nicht ein Ziel, das wir uns setzen; sie i s t eine Wirklichkeit, die wir aus E r f a h r u n g kennen. Wir dürfen sie fröhlich bezeugen, da sie in unserer Konferenz deutlich in Erscheinung getrt ist. Aus vielen Völkern und vielen verschiedenen Gemeinschaiten sind wir hier zusammengekommen, aus Kirchen mit vielhundertjähriger Vergangenheit und jungen Kirchen, die erst vor wenigen Jahrzehnten ins Leben gerufen wurden. Aber wir sind eins in Christus. Diese Bruderschaft und Einheit ist nicht von Menschen zuwege gebracht worden, so wie etwa eine Reihe von kleineren Staaten sich zu einem Bundesstaat zusammenschließen, sie ist ausschließlich begründet im freien gnädigen Wirken Jesu Christi, ihres Herrn und Hauptes, der sie, seinen Leib, durch seine Liebe, durch seinen Leben schaffenden Geist erhält und regiert und den Willen der Menschen sich Untertan macht. Das Bestehen verschiedener Rassen gehört nach unserer christlichen Auffassung zum Plane Gottes, der die Menschheit durch die Mannigfaltigkeit seiner Gaben bereichern will. Die Kirche muß deshalb allen Rassenhochmut u n d allen Rassenkampf als Auflehnung gegen Gott bedingungslos be50

kämpfen. Vor allem darf es im kirchlichen Leben und im Gottesdienst keine Schranken geben, die in der Rasse oder der H a u t f a r b e begründet liegen. Auch das Volkstum geht nach christlicher Auffassung darauf zurück, daß Gott das menschliche Leben durch Unterschiede reicher machen will. Es ist deshalb der göttliche Beruf eines jeden Menschen, seinen Brüdern im eigenen Volke zu dienen. Aber wenn nationaler Selbstbehauptungsdrang zur Unterdrückung fremden Volkstums oder von Minderheiten f ü h r t , so ist das genau so wie persönliche Selbstsucht eine Sünde gegen den, der alle Völker und Rassen geschaffen hat. Vollends ist die Vergottung des Volkes, der Rasse oder der Klasse — ebenso wie die eines politischen oder kulturellen Ideals — Götzendienst. Sie kann nur zur Verschärfung der Gegensätze und zu furchtbarem Unglück führen. Überall sehen wir die Menschen auf der Suche nach einer Gemeinschaft, in der sie sich ihrer Zusammengehörigkeit bewußt werden können. Aber sie suchen diese Gemeinschaft auf einer falschen Grundlage zu verwirklichen, und so f ü h r t ihr leidenschaftliches Streben nach Gemeinschaft zu Streit und Auflösung. In einer solchen Welt ist die Kirche dazu berufen, in ihrem eigenen Leben die Gemeinschaft zu sein, in der die Menschen durch ihre gemeinsame Zugehörigkeit zu Gott zusammengehalten werden, und in der dadurch alle trennenden Schranken des Standes, der Rasse und des Volkstums aufgehoben werden. Es folgt aus dem Wesen der Kirche als der wahren Gemeinschaft, daß sie die Völker a u f r u f t , in der Gestaltung ihrer gegenseitigen Beziehungen ihre göttliche Bestimmung, eine Völkerfamilie zu sein, nicht zu verleugnen. D a r u m m u ß die Kirche Christi, die ihre Glieder in allen Völkern hat, den Krieg ohne Vorbehalt und ohne Einschränkung verurteilen. Krieg ist immer Folge und Ausbruch der Sünde. Dieser Satz hat Gültigkeit, was immer die Pflicht eines Volkes sein möge, das zwischen dem Krieg und einer Politik, die es als Verrat an seinem Recht empfindet, wählen muß, oder was immer die Pflicht des einzelnen christlichen Staatsbürgers sein möge, dessen Land in einen Krieg verwickelt ist. Die Verurteilung des Krieges bleibt bestehen, ebenso wie die Verpflichtung, Mittel u n d ' W e g e zu finden, die Menschheit von seinen physischen, moralischen und geistigen Verheerungen zu befreien. Wenn Krieg ausbricht, m u ß die Kirche erst recht und in unverkennbarer Weise Kirche sein, dann erst 4*

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recht muß sie eins bleiben als der eine Leib des Christus, trotzdem die Völker, unter denen sie lebt, gegeneinander kämpfen. Sie muß erst recht dieselben Gebete sprechen, nämlich daß G o t t e s Name geheiligt werde, daß s e i n Reich/ komme und s e i n Wille geschehe in beiden oder allen kriegführenden Nationen. Diese Gemeinschaft des G r e t e s muß, koste es was es wolle, unversehrt bleiben. Ebenso „auß die Kirche ihre Glieder in der Einheit christlicher Bruderschaft zusammenhalten, wenn sie verschiedener Ansicht darüber sind, was im Kriegsfälle ihre Pflicht als christliche Staatsbürger ist. Mit der Verurteilung des Krieges ist es nicht getan. Es gibt einen Scheinfrieden, der in Wirklichkeit ein k a u m verhüllter Kriegszustand ist. Christen müssen alles tun, was in ihrer Macht steht, um unter den Völkern Gerechtigkeit und friedliche Zusammenarbeit zu fördern und auch f ü r deren sich wandelnde Lebensbedingungen Mittel des friedlichen Ausgleichs zu finden. Ganz besonders sollten die Christen in Ländern, die von der Natur besonders begünstigt sind, mit allem Nachdruck Gerechtigkeit f ü r weniger begünstigte Länder fordern. Dieses Einstehen f ü r Gerechtigkeit m u ß auch zu der Forderung führen, daß die einzelnen Staaten darauf verzichten, ihre Souveränität so zu interpretieren, daß jeder iu seiner eigenen Sache selbst Richter sein will. Wir. erkennen, daß der Staat innerhalb seines eigenen Bereiches die oberste Autorität ist. Gott hat ihm zum Ziele gesetzt, innerhalb dieses Bereiches f ü r Recht. Ordnung und Sicherheit zu sorgen. „Es ist keine Obrigkeit außer von Gott." Aber da er seine Autorität von Gott hat, steht er auch unter seinem Gericht. Nicht der Staat, sondern Gott ist die Quelle der Gerechtigkeit. Der Staat ist nicht Herr über sie, sondern ihr Diener. Der Christ k a n n d a r u m keine letzte Autorität anerkennen außer den alleinigen Gott. Sein Gehorsam gegen den Staat ist umschlossen von seinem Gehorsam gegenüber Gott und darf deshalb niemals an die Stelle dieses ursprünglichen und einzig uneingeschränkten Gehorsams treten wollen. Die Kirche hat Aufgaben, die ihr von Gott übertragen sind, u n d die sie deshalb um jeden Preis erfüllen muß. Ihre wichtigste Aufgabe besteht darin, die Menschen durch die Verkündigung des Wortes Gottes zu Jüngern Christi zu machen und ihr eigenes Leben zu ordnen aus der K r a f t des Heiligen Geistes, der ihr verliehen ist. Weil das ihre gottgebotene 52

Pflicht ist, muß es die Kirche tun, ob der Staat dazu Ja sage oder nicht. Der Staat seinerseits sollte das anerkennen und ihr volle Freiheit f ü r die Erfüllung ihres Auftrages geben. Die Kirche k a n n diese Ansprüche nur dann mit gutem Gewissen -erheben, wenn sie ihrerseits' auch auf die Rechte und Freiheiten anderer bedacht ist. Im Bereiche der Wirtschaft m u ß die Kirche vor allem darauf mit Nachdruck hinweisen, daß das Wirtschaftsleben genau so wie alles andere menschliche Tun dem Urteil unseres Herrn und Heilands unterstellt ist. Das christliche Gewissen kann deshalb das Bestehen wirtschaftlich bedingter Klassenunterschiede schlechterdings nicht ertragen, denn sie sind Schranken f ü r brüderliches Zusammenleben zwischen Mensch und Mensch. Immer noch gibt es Ungleichheiten der Büdungs-, Entwicklungs- und Lebensmöglichkeiten, die schlechterdings nicht zu rechtfertigen sind. Die heutige Wirtschaftsordnung hat zu einer einseitigen Betoming des Gewinnstrebens geführt und hat dadurch falsche Maßstäbe geschaffen f ü r das, was im sozialen und wirtschaftlichen Leben als Erfolg zu gelten hat. Die Menschen können den christlichen Berufsgedanken nicht auf ihr Leben anwenden, wenn ihnen keine 'Wahl f ü r die Art ihrer Beschäftigung gelassen wird, oder wenn sie keine Beschäftigung finden. Wir sehen, wie sich heute zur Abwehr dieser Schäden neue Bewegungen bilden. Ihren Kampf gegen soziale Ungerechtigkeit verknüpfen sie mit einer Ablehnung aller Religion. Die Kirche kann jedoch nicht übersehen, wie sehr die Sünde eine Wirklichkeit ist, und so weiß sie, daß eine bloß äußerliche Änderung der menschlichen Lebensbedingungen die sozialen Schäden niemals mit der Wurzel ausrotten kann. Die Kirche kann sich deshalb die utopischen H o f f n u n g e n dieser Bewegungen nicht zu eigen machen, und zu ihrer Verwerfung des Gottesglaubens m u ß sie in eindeutigster Weise Nein sagen. Freilich muß sie dabei auch zugeben, daß die Christen selbst zum Teil mitverantwortlich sind f ü r den antireligiösen Charakter dieser Bewegungen, denn sie haben die Schäden der Wirtschaftsordnung nicht als eine A u f f o r d e r u n g an sich selbst auffassen wollen. Christen haben somit eine doppelte Pflicht — ihren Glauben in der gegenwärtigen Wirtschaftsordnung in Wort u n d Tat zu bezeugen, aber ebenso alle Formen und Methoden des wirtschaftlichen Lebens am göttlichen Willen zu messen. Die Mächte des Bösen, gegen die Christen zu k ä m p f e n haben, 53

wohnen nicht nur in den Herzen der Menschen und in ihren ptrrsönlichen Beziehungen, sondern gewinnen auch Gestalt in der S t r u k t u r des W i r t s c h a f t s l e b e n s und müssen darum aucji dort b e k ä m p f t werden. D i e K i r c h e muß dafür sorgen, daß religiöse und w i r t s c h a f t l i c h e W e r t e zueinander in rechte Beziehung g e b r ä c h t werden. Kein Mensch k a n n leben ohne täglich Brot, aber der Mensch lebt doch auch nicht von Brot allein. Unser w a h r e r R e i c h t u m ist die G e m e i n s c h a f t mit Gott und die G e m e i n s c h a f t , die wir in ihm mit unserem Nächsten haben. D i e ganze W i r t s c h a f t s o r d n u n g muß in den Dienst solcher G e m e i n s c h a f t gestellt werden. D i e F r a g e n , denen das Interesse der Konferenz zugewandt war, sind größtenteils solche, deren praktische V e r w i r k lichung von den Laien abhängt. Diejenigen, die für das Alltagsleben der Industrie, des Staates und des öffentlichen Lebens die Verantwortung' tragen, müssen selbst herauszufinden suchen, wie in den i m m e r neuen Lagen des Lebens die rechte Anwendung der christlichen Grundsätze aussieht. Sie können aber nur dann von der K i r c h e Unterstützung finden in ihrem Suchen nach einem Handeln aus christlicher Verantwortung, wenn die K i r c h e ganz neue T y p e n des kirchlichen Amtes entwickelt. D i e Erfüllung der Aufgaben, welche der K i r c h e heute gestellt sind, liegt zu einem großen Teil in den Händen der J u n g e n . So viele laute S t i m m e n erheben heute Anspruch a u f sie und wollen sie für politische oder soziale Ideale gewinnen, daß es oft nicht leicht für sie ist, die S t i m m e Jesu Christi zu hören, der sie zum Dienst in seinem ewigen Reich ruft. Und doch wenden sich ihm ihrer viele zu, oftmals trotz Spott und sogar Verfolgung, und arbeiten einzeln oder in christlichen Jugendbewegungen mit ganzem Herzen an der Erneuerung der Kirche, um die frohe Botschaft von Jesus Christus durch Wort lind T a t b c k a n n t z u m a c h c n . Wir freuen uns ihres tapferen Zeugnisses. I n der Erziehung der J u g e n d hat die K i r c h e eine doppelte Aufgabe. E i n m a l sollte es ihr ernstes Anliegen sein, jedem "Volksgenossen größtmögliche Entwickluugsmöglichkeit für die G a b e n zu sichern, die Gott ihm verliehen hat. I m besonderen aber muß die K i r c h e die Ungleichheiten hinsichtlich der Bildungsmöglichkeiten als ein Haupthindernis wahrer Volksgemeinschaft verurteilen. D a d u r c h ist die K i r c h e an aller Erziehung interessiert. Es ist ihr aber ganz besonders aufgetragen, sich selbst den Sinn 54

und das Ziel aller Erziehung im Blick auf Gott deutlich zu machen. Es gilt von der Erziehung, was von allen Lebensgebieten gilt: wenn m a n Gott nicht ausdrücklich anerkennt, kümmert man sich auch nicht um ihn. D i e Kirche muß die Freiheit in A n s p r u c h nehmen, ihren Kindern eine christliche Erziehung zu geben. Hier im Gebiet der Erziehung wird der Gegensatz zwischen dem christlichen Glauben und nichtchristlichen Weltanschauungen, zwischen Kirche und allumfassender Volksgemeinschaft, die den Anspruch erhebt, die Q u e l l e und das Ziel des Menschenlebens zu sein, in vielen Teilen der Welt a m schärfsten. Hier geht es u m alles, und die Kirche muß sich gürten f ü r diesen K a m p f . Indem wir unseren Blick in die Zukunft richten, ist es unsere H o f f n u n g und unser Gebet, daß der Geist Gottes neues Leben s c h a f f e , daß er da und dort an vielen Orten hervorbreche und daß «ich so allmählich zahlreiche kleine G r u p p e n von christlichen Männern und F r a u e n bilden, die neue Wege suchen, um Gott und ihren Mitmenschen dienen zu können. Schmerzlich haben wir zugleich die Abwesenheit der Kirchen empfunden, die nicht durch Vertreter an der Gemeinschaft dieser Konferenz teilhaben konnten. G r a m erfüllt uns, wenn wir an die Leiden der russischen Kirche denken. G a n z besonders haben sich unsere Herzen in Teilnahme und D a n k b a r k e i t unseren christlichen Brüdern in Deutschland zugewendet. Ihr standhaftes Zeugnis f ü r Christus ist uns ein Ansporn zum lebendigen Glauben, und wir bitten, daß uns Gott die G n a d e schenken möge, ebenso klar f ü r unseren Herrn Zeugnis abzulegen. In den zwölf J a h r e n seit der Stockholmer Konferenz ist vieles geschehen, was uns ermutigen kann. D a s Verständnis f ü r die Einheit der Kirche wächst von J a h r zu J a h r in allen Teilen der Welt. Wir haben das Vertrauen, daß diese unsere Sache noch weitere Förderung erhalten wird durch einen „Oekumenischen R a t der Kirchen", f ü r dessen S c h a f f u n g unsere Konferenz bereits Vorschläge gemacht hat, deren Annahme wir allen Kirchen empfehlen. Wir haben während dieser T a g e in O x f o r d versucht, illusionslos hineinzuschauen in das Chaos und die A u f l ö s u n g der Menschheit, in die Ungerechtigkeiten der Gesellschaftsordnung, in die K r i e g s g e f a h r und die Kriegsschrecken. D i e Welt ist erfüllt mit Angst und Ratlosigkeit, Furcht und Schmerzen. Auch wir sind bekümmert, aber wir sind nicht verzweifelt. 55

Unsere Hoffnung ist verankert im lebendigen Gott. Trotz all dieser Übel hat das Leben einen Sinn in Christus, in der Gemeinschaft der Menschen mit Gott und der gottgeschaffenen Bruderschaft der Menschen. So machen wir uns in Jesu Namen als Diener Gottes und einer als Diener des anderen an unsere Aufgabe, Gottes Botschaft der Erlösung zu verkündigen, als seine Kinder zu leben und gegen Ungerechtigkeit, Grausamkeit und Haß zu kämpfen. Die Kirche darf getrost sein, denn ihr Herr spricht zu ihr: „Siehe, ich habe die Welt überwunden."

III. DIE WELTKIRCHENKONFERENZEN FÜR GLAUBEN UND KIRCHENVERFASSUNG Lausanne, August 1927*) Präambel**) Einig in dem gemeinsamen Bekenntnis des Glaubens an Jesus Christus, den Sohn Gottes, unseren Herrn und Heiland, und von der Gewißheit beseelt, daß der Geist Gottes mit uns ist, sind wir Vertreter vieler christlicher Gemeinschaften der ganzen Welt versammelt, um darüber zu beraten, was uns gemeinsam ist und was uns trennt. W7ir nehmen nunmehr die folgende Reihe von Berichten entgegen als eine Sammlung von Material, das den Kirchen, denen wir angehören, in ihrem gemeinsamen Streben nach Einheit als Beratungsstoff dienen soll. * ) Vgl. dazu die Verlautbarungen der Weltkirchenkonferenz in Edinburg (1937): „l-'ortschritt in zehn J a h r e n " (I), „Die Gnade unseres Herrn Jesu C h r i s t i " (II). „Die K i r c h e Christi und das W o r t G o t t e s " ( I I I ) . „Die Gemeinschaft der Heiligen" ( I V ) , „Die K i r c h e Christi: Amt und Sakram e n t " (V), „Die Einheit der K i r c h e in Leben und Gottesdienst" (VI). * * ) Die Präambel sowie der nachfolgende „ R u f zur E i n h e i t " wurden „von der Konferenz einstimmig angenommen, die unter II—VI mitgeteilten Verlautbarungen nemine contradicente entgegengenommen.

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Unsere Hoffnung ist verankert im lebendigen Gott. Trotz all dieser Übel hat das Leben einen Sinn in Christus, in der Gemeinschaft der Menschen mit Gott und der gottgeschaffenen Bruderschaft der Menschen. So machen wir uns in Jesu Namen als Diener Gottes und einer als Diener des anderen an unsere Aufgabe, Gottes Botschaft der Erlösung zu verkündigen, als seine Kinder zu leben und gegen Ungerechtigkeit, Grausamkeit und Haß zu kämpfen. Die Kirche darf getrost sein, denn ihr Herr spricht zu ihr: „Siehe, ich habe die Welt überwunden."

III. DIE WELTKIRCHENKONFERENZEN FÜR GLAUBEN UND KIRCHENVERFASSUNG Lausanne, August 1927*) Präambel**) Einig in dem gemeinsamen Bekenntnis des Glaubens an Jesus Christus, den Sohn Gottes, unseren Herrn und Heiland, und von der Gewißheit beseelt, daß der Geist Gottes mit uns ist, sind wir Vertreter vieler christlicher Gemeinschaften der ganzen Welt versammelt, um darüber zu beraten, was uns gemeinsam ist und was uns trennt. W7ir nehmen nunmehr die folgende Reihe von Berichten entgegen als eine Sammlung von Material, das den Kirchen, denen wir angehören, in ihrem gemeinsamen Streben nach Einheit als Beratungsstoff dienen soll. * ) Vgl. dazu die Verlautbarungen der Weltkirchenkonferenz in Edinburg (1937): „l-'ortschritt in zehn J a h r e n " (I), „Die Gnade unseres Herrn Jesu C h r i s t i " (II). „Die K i r c h e Christi und das W o r t G o t t e s " ( I I I ) . „Die Gemeinschaft der Heiligen" ( I V ) , „Die K i r c h e Christi: Amt und Sakram e n t " (V), „Die Einheit der K i r c h e in Leben und Gottesdienst" (VI). * * ) Die Präambel sowie der nachfolgende „ R u f zur E i n h e i t " wurden „von der Konferenz einstimmig angenommen, die unter II—VI mitgeteilten Verlautbarungen nemine contradicente entgegengenommen.

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Unsere Konferenz ist e i n b e r u f e n worden, u m ü b e r F r a g e n cles Glaubens u n d der Kirchen Verfassung zu beraten. Sie lehnt es mit Entschiedenheit ab, die Bedingungen der k ü n f t i g e n Wiedervereinigung festzusetzen. I h r Ziel besteht vielmehr darin, festzustellen, wie weit i n n e r h a l b der K o n f e r e n z die offensichtliche U b e r e i n s t i m m u n g in grundlegenden F r a g e n geht und welche schwerwiegenden P u n k t e der Nicht-Übereinstimmung noch verbleiben; sowie darin, Anregungen f ü r die weitere D e n k a r b e i t zu geben, die sich in Z u k u n f t als Richtlinien f ü r die M e h r u n g der Ü b e r e i n s t i m m u n g erweisen könnten. Jeder der a u f dem K o n f e r e n z p r o g r a m m stehenden Verhandlungsgegenstände w u r d e zunächst im P l e n u m der Konferenz erörtert. Er w u r d e d a n n einer der Sektionen überwiesen, in welche die G e s a m t k o n f e r e n z geteilt w o r d e n w a r u n d von denen jede m e h r als h u n d e r t Mitglieder u m f a ß t e . N a c h gründlicher A u s s p r a c h e in Subsektionen formulierte schließlich j e d e Sektion den Bericht, mit dessen A b f a s s u n g sie b e a u f t r a g t w a r , u n d n a h m ihn entweder einstimmig oder mit großer S t i m m e n m e h r h e i t an. Zweimal h a t alsdann jeder Bericht der Vollversammlung der Konferenz zu weiterer Ber a t u n g vorgelegen u n d ist d a n n in der gegenwärtigen F o r m a n die Kirchen überwiesen worden. O b w o h l wir selbst wissen, daß- die Berichte nicht ers c h ö p f e n d sind u n d d a ß sie a u c h nicht jedes Mitglied der Konferenz in allen Einzelheiten befriedigen, u n t e r b r e i t e n wir sie den Kirchen dennoch in der E r w a r t u n g , d a ß diese sie eingehender beraten werden, als wir es w ä h r e n d der k u r z e n D a u e r unserer T a g u n g t u n konnten. Mit D a n k gegen Gott f r e u e n wir uns der erreichten Verständigung. Auf das, worin wir eifrig sind, bauen wir weiter. Wo die Berichte aber D i f f e renzen verzeichnen, da möge m a n tind wir r u f e n die ganze christliche Welt dazu auf — die widerstreitenden Meinungen, wie sie zur Zeit vertreten werden, einer ernsten N a c h p r ü f u n g unterziehen und in dem Bemühen nicht erlahmen, die in Gottes G e d a n k e n v o r h a n d e n e W a h r h e i t zu finden, auf welche die Einheit der Kirche sich g r ü n d e n m u ß . T.

Der

Ruf

zur

Einheit

Gott will d i e Einheit. Unsere Anwesenheit auf dieser Konferenz legt Zeugnis d a f ü r ab, d a ß wir begehren, unseren 57

Willen unter Seinen Willen zu beugen. Wie immer wir die Anfänge der Entzweiungen rechtfertigen mögen, wir beklagen ihre Fortdauer und erkennen unsere Pflicht, fortan bußfertig und gläubig d a f ü r zu wirken, dafi die zerstörten Maiuern der Christenheit wieder aufgebaut werden. Gottes Geist ist in unserer Mitte gewesen. Er war es, der uns hierher gerufen hat. D a ß Er bei uns war, w u r d e in unseren Gottesdiensten, unseren Beratungen und in unserem gesamten brüderlichen Verkehr offenbar. Er hat uns geholfen, uns einander zu erschließen. Er hat unseren Horizont erweitert, unser Verständnis beseelt und unsere H o f f n u n g angefeuert. Ein Wagnis haben wir unternommen, und Gott hat unserem Wagnis recht gegeben. Wir können niemals wieder dieselben sein, die wir ehedem waren. Unsere tiefe D a n k b a r keit muß ihren Ausdruck finden in dem unermüdlichen Streben, die weiten Ausblicke, die uns hier geschenkt worden sind, den Sondergruppen unserer Heimatkirclien, in die unser Schicksal verflochten ist, zu vermitteln. Mehr als die halbe Welt wartet noch auf das Evangelium. Daheim und draußen werden ungezählte Menschen voll Verdrossenheit an der Kirche irre und wenden sich von ihr ab, weil sie als Gemeinschaft keine K r a f t besitzt. Was wir geneigt sind, als Luxussache anzusehen, das betrachten unsere Missionen als Notwendigkeit. So lehnt sich das Missionsfeld denn bereits in Ungeduld wider die Zerspaltungen der Kirche des Westens auf und unternimmt auf eigene Faust das kühne Wagnis der Einigung. Wir Glieder der auf dieser Konferenz vertretenen Kirchen dürfen du nicht dulden, dafi unsere geistlichen Kinder uns zuvorkommen. Mit ihnen zusammen müssen wir uns zu dem Werke rüsten, dessen erste Anfänge Gott so reich gesegnet hat, und Schulter an Schulder mit ihnen arbeiten, b?s unser gemeinsames Ziel erreicht ist. Manche von uns,' die Pioniere dieser Arbeit, sind alt geworden in dem Streben nach Einheit. Auf die Jugend lichten wir unseren Blick: möge sie die Fackel hochhalten! Viel zu lange haben wir Männer sie allein getragen: den Frauen muß hinfort ihr Anteil an der Verantwortung zugewiesen sein. So soll die gesamte Kirche ertüchtigt werden zu lefsten, was keine Teilkirche jemals zu vollbringen hoffen darf. Gottes unmißverständlicher Ruf war es, der uns hierher zusammengeführt hat. Seine F ü h r u n g hier hat unseren Glauben gestärkt, und in diesem Glauben schreiten wir vorwärts. 58

II.

Bericht der Zweiten Sektion Die

Botschaft der Kirche,an die Welt: Das Evangelium Die Botschaft der Kirche an die Welt ist und bleibt das Evangelium. Das Evangelium ist die Freudenbotschaft von der Erlösung, die Gott der sündigen Menschheit in Jesus Christus f ü r Zeit und Ewigkeit schenkt. " In einer durch das Walten des Geistes Gottes in der Menschheit, insonderheit durch seine O f f e n b a r u n g im Alten Bunde, vorbereiteten Welt kam das ewige Wort Gottes in der Fülle der Zeit ins Fleisch und ward Mensch: Jesus Christus, der Gottessohn und der Menschensohn, voller Gnade und Wahrheit. Er hat uns durch sein Leben und seine Lehre, seinen Bußrnf, seine Verkündigung des Kommens des Reiches Gottes und des Gerichtes, sein Leiden und Sterben, seine Auferstehung und Erhöhung zur Rechten des Vaters und durch die Sendung des Heiligen Geistes Vergebung der Sünden gebraciit und die Fülle des lebendigen Gottes und seine unergründliche Liebe gegen uns geoffenbart. Er beruft lins durch den höchsten Erweis dieser Liebe am Kreuz zu einem neuen Leben des Glaubens und der opferbereiten Hingabe zum Dienste f ü r Ihn lind zum Dienste an den Menschen. Jesus Christus steht als der Gekreuzigte und Lebendige, als der Heiland und Herr auch im Mittelpunkt des weltweiten Evangeliums seiner Apostel und seiner Kirche. Und weil Er selbst das Evangelium, ist, ist das Evangelium als die Botschuft der Kirche an die Welt mehr als eine philosophische Theorie, mehr als ein theologisches System, mehr als ein Programm irdischer Wohlfahrt. Das Evangelium ist vielmehr die Gabe der neuen Welt Gottes an diese alte Welt der Sünde und des Todes und damit der Sieg über Sünde und Tod, die O f f e n b a r u n g des ewigen Lebens in Ihm, der alles, was Kind heifit im Himmel und auf Erden, zu einer einzigen, Gott dienenden, Gott anbetenden und Gott preisenden Gemeinschaft der Heiligen vereint. Das Evangelium ist der prophetische Weckruf zur Umkehr zu Gott an die Sünder, und es ist die Freudenbotschaft der Rechtfertigung und Heiligung der Christusgläubigen. Es ist der Trost der Leidenden, und es ist den Gebundenen die Bürgschaft der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes. Das 59

Evangelium bringt Frieden und Freude in die Herzen, wirkt in uns Selbstverleugnung, brüderliche Dienstbereitschaft und barmherzige Liebe; es steckt der strebenden Jugend d^e höchsten Ziele, gibt K r a f t dem Schaffenden, Erquickung dem Müden und die Krong des Lebens dem Märtyrer. Das Evangelium ist die Kraftquelle der sozialen Erneuerung und gibt den einzigen Weg an, auf welchem die Menschheit Befreiung von dem sie jetzt verwüstenden Klassenhaß und Rassenhaß, wie auch Veredelung des Volkslebens sowie Freundschaft und Frieden unter den Völkern finden kann. Zu alledem ist das Evangelium auch f ü r die nichtchristliche Welt in Ost u n d West die gnadenreiche Einladung, einzugehen in die Freude des lebendigen Herrn. In liebevollem Verständnis f ü r das Elend unseres Zeitalters, f ü r seinen D r a n g nach intellektueller Ehrlichkeit, nach sozialer Gerechtigkeit und nach neuer Geistigkeit nimmt sich die Kirchc durch dieses alte Evangelium der Nöte der Menschen von heute an und stillt das gottgewollte Verlangen der Emporstrebenden. So ist das Evangelium heute wie ehedem der einzige Weg des Heils, und heute wie ehedem ist es Christi Ruf, der durch seine Kirche an die Menschen ergeht: „Kommet hör zu M i r ! . . . Wer Mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben." III.

Bericht der Dritten Sektion Das Wesen der Kirche Gott, der uns das Evangelium zum Heil der Welt gegeben hat, hat Seine Kirche gestiftet, damit sie durch ihr Leben und ihre Verkündigung die erlösende Macht dieser frohen Botschaft bezeuge. Die Kirche des lebendigen Gottes ist allein durch Seinen Willen gegründet, nicht durch den Willen, den Ratschluß oder die Glaubensüberzeugungen von Menschen, seien es einzelne Menschen oder menschliche Gemeinschaften, wenn Gott sich auch des menschlichen Willens als Seines Werkzeuges bedient. Das H a u p t dieser Kirche ist Jesus Christus, der Heilige Geist ihr beständiges Leben. Die Kirche als die Gemeinschaft der an Jesus Christus Glaubenden ist nach dem Neuen Testament das Volk des Neuen Bundes, der Leib Christi, der Tempel Gottes, erbaut auf dem Grund der Apostel und Propheten, da Jesus Christus der Eckstein ist. 60

Die Kirche ist das von Gott erwählte. Werkzeug, mittels dessen Christus durch den Heiligen Geist die Menschen durch den Glauben mit Gott versöhnt, indem Er ihren Willen Seiner unbeschränkten Herrschaft unterwirft, sie durch die Gnadenmittel heiligt und sie in Liebe und Dienst vereinigt, damit sie Seine Zeugen und Mitarbeiter seien f ü r die Ausbreitung Seines Regiments auf Erden, bis daß Sein Reich in Herrlichkeit kommt. Da es nur e i n e n Christus gibt, e i n Leben in I h m u n d e i n e n Heiligen Geist, der uns in alle Wahrheit leitet, - so gibt es und kann es nur geben e i n e Kirche, die heilige, katholische und apostolische. ' Die Kirche auf Erden besitzt gewisse Merkmale, an denen sie von den Menschen erkannt werden kann. Es waren seit den l a g e n der Apostel mindestens die folgenden: 1. Der Besitz und die Anerkennung des Wortes Gottes, wie es in der Heiligen Schrift gegeben ist und wie der Heilige Geist es der Kirche und dem einzelnen Christen auslegt (Anmerkung 1); 2. das Bekenntnis des Glaubens an Gott, wie Er in Christo Mensch geworden und geoffenbart ist; 3. der Gehorsam gegen den Befehl Christi, aller Kreatur das Evangelium zu predigen; 4. der Gebrauch der Sakramente; 5. ein Amt f ü r den Hirtendienst, f ü r die Predigt des Wortes und die Verwaltung der Sakramente; 6. Gemeinschaft im Gebet, im Gottesdienst, in allen Gnadenmitteln, im Streben nach Heiligung und im Dienst an den Menschen. Wieweit und in welcher Weise die Kirche, die wir so beschrieben haben, sich in den bestehenden Kirchen darstellt, darüber sind wir verschiedener Meinung. Unsere Meinungsverschiedenheit betreffen hauptsächlich: 1. das Wesen der sichtbaren und der unsichtbaren Kirche, ihr gegenseitiges Verhältnis und den Kreis von Menschen, den jede u m f a ß t (Anmerkung 2); 2. die Bedeutung der Kirchenspaltungen in Vergangenheit und Gegenwart (Anmerkung 3). Wie immer wir über diese Punkte denken, so sind wir doch der Überzeugung, daß es der Wille Christi ist, daß das eine Leben des einen Leibes vor der Welt offenbar werden soll. 'Ol

Um zweifelnden, sündigen und irre gewordenen Menschen das Evangelium nahezubringen, bedarf es eines einheitlichen Zeugnisses. Daher dringen wir mit höchstem Ernst darauf, daß alle Christen in E r f ü l l u n g des Gebetes des Heilandes, daß Seine Jünger eins seien, sich aufs neue Gott weihen, damit unter dem Beistand Seines Geistes der Leib Christi erbaut werde, seine Glieder in Glauben und Liebe geeint und die Hindernisse, die der O f f e n b a r u n g ihrer Einheit in Christo heute entgegenstehen, beseitigt werden, auf daß die Welt glaube, daß der Yater Ihn gesandt hat. Wir vereinigen uns in dem Gebet, daß die Zeit nicht mehr ferne sei, da in dem Namen Jesu sich aller Knie beugen u n d alle Zungen bekennen sollen, d a ß Jesus Christus der Herr sei, zur Ehre Gottes des Vaters. Anmerkungen 1. Manche glauben, daß diese Auslegung durch die Tradition der Kirche gegeben sei; andere, daß sie unmittelbar durch den Geist, der sich dem Herzen und Gewissen des Gläubigen bezeugt, gegeben werde. Wieder andere finden sie sowohl in der Tradition wie in dem unmittelbaren Zeugnis des Geistes. 2. Zum Beispiel: a) Manche glauben, die unsichtbare Kirche sei allein im Himmel. Andere rechnen zu ihr alle w a h r h a f t Gläubigen auf Erden, ob sie nun einer verfaßten Kirche angehören oder nickt. b) Manche glauben, daß die sichtbare Erscheinungsform der Kirche von Christus selbst bestimmt und daher unveränderlich sei; andere, d a ß die eine Kirche sich unter der Leitung des Heiligen Geistes in mannigfachen Bildungen ihre Ausdrucksformen schaffen könne. c) Manche glauben, daß die eine oder andere der bestehenden Kirchen die allein wahre Kirche sei; andere, daß die Kirche, wie wir sie beschrieben haben, in mehreren der bestehenden Kirchengemeinschaften oder in allen zusammengenommen zu finden sei. d) Manche erkennen zwar andere christliche Gemeinschaften als Kirchen an, sind jedoch davon überzeugt, daß eine bestimmte Form des geistlichen Amtes von Gott vorgesehen und durch die Geschichte als notwendig f ü r das Gedeihen der Kirche erwiesen 62

worden ist. Andere sind der Meinung, daß keiner einzelnen Form der Verfassung an sich der Vorrang zukomme, wieder andere, daß überhaupt keine Verfassung notwendig sei. 3. Eine Auffassung geht dahin, daß niemals eine Spaltung der Christenheit ohne Sünde entstanden sei. Eine andere Anschauung behauptet, daß die Spaltungen das unvermeidliche Ergebnis der Verschiedenheit der Geistesgaben und der Verschiedenheit des Verständnisses der Wahrheit gewesen seien. Zwischen diesen Auffassungen steht eine dritte, deren Anhänger auf die Spaltungen der Vergangenheit in Buße und Schmerz zurückblicken, dabei aber zugleich ein lebhaftes G e f ü h l f ü r die Barmherzigkeit Gottes haben, der trotz dieser Spaltungen, j a sogar durch sie, Seine Sache in der Welt gefördert hat. IV.

Bericht der Vierten Sektion Das

gemeinsame der

Glaubensbekenntnis Kirche

Wir Mitglieder der Konferenz f ü r Glauben und Kirchenverfassung, die wir zur Förderung der Einheit der Christenheit aus allen Teilen der Welt zusammengekommen sind, haben voll tiefer Dankbarkeit gegen Gott erfahren dürfen, wie wir in gemeinsamem Gebet eins waren, in Gott, unserem himmlischen Vater, und Seinem Sohne Jesus Christus, unserem Heiland, in der Gemeinschaft des Heiligen Geistes. Ungeachtet der zwischen uns bestehenden Lehrunterschiede sind wir einig in dem gemeinsamen christlichen Glauben, wie er in der Heiligen Schrift verkündet wird, wie er in dem gemeinhin als Nicaenum bezeichneten ökumenischen Bekenntnis sowie im Apostolikum bezeugt und bewahrt ist u n d wie er zu allen Zeiten seine Bestätigung gefunden hat in der geistlichen E r f a h r u n g der Kirche Christi. Wir glauben, daß der Heilige Geist, der die Kirche in alle Wahrheit leitet, sie auch befähigen kann, bei vollem Festhalten an dem Zeugnis dieser Bekenntnisse, die unser aller gemeinsames Erbe von der alten Kirche her sind, die W a h r heiten der O f f e n b a r u n g in neuen Formen auszusprechen, wenn solche durch neu auftauchende Probleme von Zeit zu Zeit notwendig werden. 63

Zum Schluß möchten wir feierlich ein einmütiges Zeugnis d a f ü r ablegen, daß äußere, geschriebene Glaubensnormen etwas ganz Unzulängliches sind, wenn nicht die innere, persönliche E r f a h r u n g des Christen von seiner Verbundenheit mit Gott in Christo hinzukommt. Anmerkungen 1. Es muß bemerkt werden, daß die Morgenländisch-Orthodoxe Kirche das Nicaenische Glaubensbekenntnis nur in seiner nicht interpolierten Gestalt, das heißt ohne den Zusatz des filioque, annehmen kann und daß das Apostolikum zwar in den Formularen dieser Kirche keinen Platz hat, aber dennoch mit ihrer Lehre in Einklang steht. 2. Ebenso m u ß folgendes bemerkt werden: manche der auf unserer Konferenz vertretenen Kirchen verbinden mit der Schrift die Tradition; andere ordnen die Glaubensbekenntnisse ausdrücklich der Schrift unter. Einige legen einen H a u p t n a c h d r u c k auf ihre Sonderbekenntnisse, einzelne Kirchen schließlich haben Glaubensbekenntnisse ü b e r h a u p t nicht im Gebrauch. 3. Es versteht sieh von selbst, daß in jeder Kirche die Anwendung dieser Glaubensbekenntnisse von den zuständigen Stellen festzusetzen ist und daß die einzelnen Kirchen von ihren Sonderbekenntnissen auch fernerhin Gebrauch machen werden. V.

Bericht der Fünften Sektion Das Geistliche Amt der Kirche Wir Mitglieder der Konferenz f ü r Glauben u n d Kirchenverfassung freuen uns, berichten zu können, daß volle Einmütigkeit zwischen uns besteht über folgende fünf Sätze: 1. Das geistliche Amt ist eine Gabe, die Gott durch Christus Seiner Kirche verliehen hat. Es ist wesensnotwendig f ü r das Dasein und das Gedeihen der Kirche. 2. Das geistliche Amt e m p f ä n g t dauernd seine Vollmacht und W i r k u n g s k r a f t durch Christus und Seinen Geist. 3. Die Aufgabe des geistlichen Amtes besteht darin, den Menschen die erlösenden u n d heiligenden Wohltaten Christi durch den .Hirtendienst, die Predigt des Evangeliums und die Verwaltung der Sakramente zu vermitteln. Diese durch das Amt vermittelten Wohltaten werden wirksam erst durch den Glauben. 64

4. Das geistliche Amt ist mit der Leitung der Kirche und der Ausübung der Kirchenzucht betraut, in der Gesamtkirche und in ihren Teilen. 5. Durch einen Akt der Ordination unter Gebet und Handauflegung werden diejenigen, welche die Gaben für das geistliche Amt besitzen, durch den Geist berufen und von der Kirche anerkannt sind, mit der Ausübung der Funktionen des Amtes beauftragt. Innerhalb der vielen christlichen Gemeinschaften, in welche die Christenheit sich im Lauf der Geschichte geteilt hat, sind mannigfache Formen des Amtes eitstanden, je nach den besonderen Verhältnissen der einzelnen Gemeinschaften und nach ihren Glaubensüberzeugungen in bezug auf Christi Willen und auf die Anleitung des Neuen Testaments. Durch die göttliche Vorsehung hat der Heilige Geist diese Gemeinschaften offensichtlich in überreichem Maße in den Dienst Seines Werkes gestellt, die Welt zu erleuchten, die Sünder zu bekehren und die Heiligen vollzubereiten. Aber die Verschiedenheiten in der Auffassung der Vollmacht und der Funktionen des geistlichen Amtes, die sich mit den verschiedenen Amtsformen herausgebildet haben, waren und sind noch heute der Anlaß zu mannigfachen Zweifeln, Fragen und Mißverständnissen. Diese Verschiedenheiten betreffen das Wesen des geistlichen Amtes — ob es ein einziges ist oder aus mehreren ordines besteht —, das Wesen der Ordination und der in der Ordination übertragenen Gnade, die Funktion und die Autorität der Bischöfe und das Wesen der apostolischen Sukzession. Wir glauben, daß der erste Schritt zur Überwindung dieser Schwierigkeiten darin besteht, daß man ihr Vorhandensein offen anerkennt und daß man ihr Wesen klar bestimmt. Wir fügen daher unserem Bericht anhangsweise eine Feststellung darüber bei und empfehlen diese den Kirchen, die wir vertreten, zu sorgsamer Beratung. Infolge dieser Verschiedenheiten haben sich die Schwierigkeiten, die einer Abendmahlsgemeinschaft im Wege stehen, zum Leidwesen und Schadcn vieler gläubiger Seelen verschärft. Gleichzeitig empfinden die jungen Kirchen auf dem Missionsfelde, wo die Kirche ihre vornehmste Aufgabe erfüllt, nämlich aller Kreatur das Evangelium zu predigen, den Mangel an Einheit als ein sehr ernstes Hindernis der Ausbreitung des Evangeliums. Infolgedessen ist die Schaffung eines Amtes, das in jedem Teil der Kirche als von der gesamten Kirche sanktioniert anerkannt ist, ein dringendes Bedürfnis. 5

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Unsere Konferenz hat nicht Zeit gehabt, alle in der Frage des geistlichen Amtes zwischen uns bestehenden Meinungsverschiedenheiten mit der Sorgfalt und Geduld zu beraten, die allein zu völliger Verständigung führen könnten. Dasselbe gilt auch für die Vorschläge zur Verfassung der geeinten Kirche. Es sind gewisse Anregungen für eine etwa mögliche Kirchenverfassung gegeben worden, die wir den Kirchen zur Erwägung in der Hoffnung weitergeben, daß das gemeinsame Studium dieser Fragen von den Gliedern der verschiedenen auf unserer Konferenz vertretenen Kirchen fortgesetzt werden wird. In Anbetracht der Stellung, welche die Bischöfe, die Kollegien der Presbyter und die Gemeinde der Gläubigen, alle an ihrem Teil, in der Verfassung der alten Kirche gehabt haben, in Anbetracht der Tatsache ferner, daß jede der drei Verfassungsformen, die bischöfliche, die presbyterische und die kongregationale, heutzutage wie seit Jahrhunderten bei großen Gemeinschaften innerhalb der Christenheit Annahme gefunden haben, und schließlich in Anbetracht dessen, daß jede der drei Verfassungsformen, die bischöfliche, die presbyterische und die kongregationale, von ihren vielen jeweiligen Anhängern als notwendig f ü r die richtige Verfassung der Kirche betrachtet wird, sprechen wir es als unsere Uberzeugung aus, daß alle diese verschiedenen Elemente unter Bedingungen, die im einzelnen noch geklärt werden müssen, ihren angemessenen Platz in der Lebensordnung einer wieder geeinten Kirche haben müssen und daß jede einzelne Kirchengemeinschaft in dem Bewußtsein des reichen Segens, den Gott ihrem Amt in der Vergangenheit gewährt hat, freudig die ihr eigenen geistlichen Schätze dem gemeinsamen Leben der geeinten Kirche zuführen muß. Sollte die vorstehende Anregung aufgengmmen und befolgt werden, dann ist es notwendig, daß die Annahme einer bestimmten Form der Ordination als der regelmäßigen und normalen Methode der Einführung in das geistliche Amt der Kirche nicht so ausgelegt wird, als schlösse sie die Anerkennung einer bestimmten Theorie über den Ursprung, das Wesen oder die Funktion eines der kirchlichen Ämter ein. Ebensowenig darf diese Annahme einer bestimmten Form der Ordination die Zustimmung zu einem ungünstigen Urteil über die Gültigkeit der Ordination in denjenigen Zweigen der allgemeinen Kirclie bedeuten, die davon überzeugt sind, daß sie gültige apostolisch:- Ämter unter anderen Formen Co

der Ordination bewahrt haben. Auch soll dadurch das Amt des Wortes und des Sakraments, wie es in verschiedener F o r m in der Vergangenheit bestanden hat oder noch heute besteht, und dessen der Geist Gottes sich segensvoll bedient hat, nicht Verworfen oder in seinem Wert herabgesetzt werden. Da der Heilige Geist jedem Gläubigen verliehen wird und jeder Gläubige unmittelbaren Zugang zu Gott durch Jesus Christus hat, und weil besondere Gaben des Heiligen Geistes, wie die Gaben der Lehre, der Predigt und der seelsorgerlichen Beratung, Güter sind, die sowohl die Kirche wie der einzelne Christ besitzt, ist es notwendig und natürlich, daß die Kirche sich dieser Gaben in vollstem Maße zu bedienen hat zur Entwicklung ihres geistlichen Gemeinschaftslebens und zur Ausbreitung des Reiches Jesu Christi, unseres Herrn. Insbesondere teilen wir jene Überzeugung, die wiederholt auf unserer Konferenz ausgesprochen worden ist: Auch solange die Lösung der Fragen des Glaubens und der Kirchenverfassung, in denen gegenwärtig eine Verständigung sich noch nicht hat erreichen lassen, noch offen bleibt, ist es uns doch möglich, und zwar nicht nur den einzelnen, sondern auch den Kirchen, uns zu vereinen in der Betätigung des brüderlichen Dienstes, den Christus Seinen Jüngern aufgetragen hat. Wir empfehlen daher unseren Kirchen, über die Schritte zu beraten, die schon jetzt praktisch d u r c h f ü h r b a r sind, um die bereits bestehende Einheit im Dienste noch wirksamer zum Ausdruck zu bringen. Zum Schluß geben wir unserem D a n k gegen den allmächtigen Gott Ausdruck f ü r den großen Fortschritt, der in den letzten Jahren in der gegenseitigen Annäherung der Kirchen gemacht worden ist. Auch möchten wir es als unsere Uberzeugung aussprechen, daß wir gläubig und tapfer vorwärtsschreiten müssen in der Zuversicht, daß wir unter Gottes Segen imstande sein werden, die Probleme zu lösen, die vor uns liegen. Anmerkungen 1. Folgendes ist die Anschauung der Orthodoxen Kirche, wie deren Vertreter sie f ü r uns formuliert haben: „Die Orthodoxe Kirche betrachtet das geistliche Amt als von Christus selbst in der Kirche eingesetzt. Sie sieht in der Geistlichkeit eine Körperschaft, die k r a f t eines besonderen Charisma das Organ ist, durch welches die Kirche ihre Gnadenmittel, wie zum Beispiel die Sakramente, austeilt. Sie glaubt, daß das geistliche Amt 5*

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der Bischöfe, der Presbyter und der Diakonen keine andere Grundlagen haben kann, als die ununterbrochene apostolische Sukzession.' Daher bedauert sie, außerstande/ zu sein, mit vielen der auf dieser Konferenz vertretenen Kirchen zu irgendeiner Verständigung über das geistliche Amt zu gelangen. Doch bittet sie Gott, daß Er durch Seinen Heiligen Geist auch an diesem schwierigen Punkte, an dem die Meinungen auseinandergehen, eine Einigung herbeiführen möge." 2. Auch innerhalb der Christenheit des Westens bestehen deutlich erkennbare Unterschiede. Eine der typischen Anschauungen u m f a ß t folgende Gedanken: a) Es h a t ' stets verschiedene Stufen des geistlichen Amtes gegeben, von denen jede einzelne ihre eigene Funktion besitzt. b) Die Ordination ist ein von Gott eingesetzter sakramentaler Akt und daher unerläßlich. Sie verleiht das besondere Charisma f ü r ein bestimmtes Amt. c) Nur Bischöfe, die ihr Amt in apostolischer Sukzession empfangen haben, könneji die Ordination vollziehen. d) Die apostolische Sukzession in diesem Sinne ist die notwendige Voraussetzung f ü r die Vollmacht des geistlichen Amtes, f ü r die sichtbare Einheit der Kirche und f ü r die Gültigkeit der Sakramente. Auf der anderen Seite wird von vielen an der Konferenz beteiligten Kirchen folgende Anschauung vertreten: a) Es gibt im Grunde nur ein geistliches Amt, das Amt des Wortes und der Sakramente. b) Die in diesen Kirchen bestehenden Amtsformen sind mit dem Neuen Testament vereinbar und werden durch die Früchte, die sie bringen, beglaubigt. Die Träger dieser Ämter haben die nötige Vollmacht in der Kirche, und die von ihnen verwalteten Sakramente sind gültig. c) Es gibt keine bestimmte Form des Amtes, deren Annahme notwendig und Glaubenssache wäre. d) Die Gnade, welche zum Amt fähig macht, wird dem Menschen unmittelbar von Gott gegeben und in der Ordination nicht verliehen, sondern nur anerkannt. Des weiteren stellen wir fest, daß es Ansichten über das geistliche Amt gibt, welche eine Mittelstellung zwischen den eben erwähnten Typen einnehmen. So betrachtet zum Beispiel 68

mancher Anhänger eines bischöflichen Systems der Kirchenregierung die apostolische Sukzession, wie wir sie eben beschrieben haben, nicht als ein notwendiges Element der bischöflichen Verfassung, oder verwirft sie ganz. Andere betrachten das historische Bischofsamt überhaupt nicht als notwendig. Die Anhänger des presbyterischen Systems der Kirchenregierung glauben, daß das apostolische Amt übertragen werden kann und übertragen worden ist durch Presbyter, die zu diesem Zweck ordnungsmäßig zusammengetreten sind. Die Anhänger des kongregationalen Systems sehen in ihrem Amt ein Amt, das heute wie früher nach dem Vorgang und Beispiel des Neuen Testaments übertragen wird. VL

Bericht der Sechsten Sektion Die Sakramente Wir sind der Uberzeugung, daß' es dem Ziel, das wir auf unserer Konferenz im Auge haben, nicht entspricht, wenn wir uns bei der Erörterung der Sakramente — in manchen Kirchen heißen sie Mysterien — auf Einzelheiten einlassen. Der Zweck der folgenden Erklärung ist daher, zu zeigen, daß es einen gemeinsamen .Weg zum Verständnis der Sakramente und eine gemeinsame Wertschätzung derselben auch bei denen geben kann, die sonst in der Auffassung und Deutung der Sakramente voneinander abweichen. Wir bezeugen es als Tatsache, daß die christliche Welt ganz offenbar ein stärker werdendes Gefühl für Bedeutung und Wert der Sakramente zeigt, und mochten unsere Meinung dahin aussprechen, daß diese Bewegung der Förderung und Leitung bedarf; denn sie vermittelt eine Vertiefung des Lebens und der geistlichen Erfahrung der Kirchen. In diesem Zusammenhang erkennen wir an, daß die Sakramente in einer besonderen Beziehung zum körperschaftlichen und Gemeinschaftsleben der Kirche stehen und daß der Heilige Geist es ist, der die Gnade übermittelt; denn Er nimmt aus dem, Weis Christi ist, und bringt es der Seele nahe durch den Glauben. Wir stimnten darin überein, daß die Sakramente auf göttlicher Stiftung beruhen und daß die Kirche sie dankbar als göttliche Gaben gebrauchen soll. Wir halten dafür, daß zu jedem Sakrament ein äußeres Zeichen und eine innere Gnadengabe gehören und daß die Sakramente Gnadenmittel sind, durch welche Gotl unsicht69

bar in uns wirkt. Wir erkennen auch an, daß Gott die Gaben Seiner Gnade spenden kann, ohne an Seine Sakramente gebunden zu sein. Die Orthodoxe Kirche und andere halten d a f ü r , daß es sieben Sakramente gibt und daß zu ihrer gültigen Verwaltung die rechte Form, die rechte Materie und das rechte Amt notwendig sind. Andere können nur die T a u f e und das Abendmahl als Sakramente betrachten. Andere wieder legen zwar der sakramentalen Idee einen hohen Wert bei, machen aber keinen Gebrauch von den äußeren Zeichen der Sakramente, sondern halten d a f ü r , daß alle geistlichen Güter in der unmittelbaren Berührung mit Gott durch Seinen Geist gegeben werden. Auf dieser Konferenz betonen wir nur die beiden Sakramente der T a u f e und des Abendmahls, weil sie diejenigen Sakramente sind, die ganz allgemein von den Mitgliedern der Konferenz anerkannt werden. Wir glauben, daß wir durch die im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes zur Vergebung der Sündeii mit Wasser vollzogene Taufe durch einen Geist alle zu einem Leibe getauft sind. Mit dieser E r k l ä r u n g beabsichtigen wir nicht, -die Unterschiede in Auffassung, Deutung und Gebrauch der Taufe zu verwischen, die zwischen uns bestehen. Wir glauben, daß in der Heiligen Kommunion unser Herr gegenwärtig ist und daß wir darin Gemeinschaft mit Gott, unserem Vater, haben in Seinem Sohne Jesus Christus, unserem lebendigen Herrn, der da ist unser eines Brot, gegeben f ü r das Leben der Welt und erhaltend das Leben aller derer, die Sein sind, und daß wir dabei zugleich in der Gemeinschaft mit allen anderen stehen, die mit Ihm verbunden sind. Wir stimmen darin überein, daß das Sakrament des heiligen Abendmahls die heiligste gottesdienstliche Handlung der Kirche ist, eine Feier, in welcher der erlösende Tod des Herrn ins Gedächtnis gerufen und verkündigt wird und daß dieses Sakrament zugleich ein Lob- und D a n k o p f e r ist und ein Akt feierlicher Selbstdarbringung. Es gibt unter uns verschiedene Anschauungen besonders über folgende Punkte: 1. Die Art und Weise der Gegenwart unseres Herrn, 2. den Gedächtnis- und Opfergedanken, 3. das Verhältnis der Elemente zu der Gnade, die übermittelt wird, 4. die Beziehung zwischen dem Geistliehen, der das Sakrament verwaltet, und der Gültigkeit und Wirksamkeit der heiligen Handlung. Wir sind uns dessen wohl bewußt, daß die Wirklichkeit der göttlichen Gegenwart und der gött70

liehen Gabe in diesem Sakrament Ton menschlichem Denken niemals völlig begriffen und in menschlichen Worten niemals vollkommen ausgesprochen werden kann. Wir schließen diese Erklärung mit dem Gebetswunsch, dafl die Verschiedenheiten, welche gegenwärtig noch die volle Abendmahlsgemeinschaft hindern, beseitigt werden mögen. VII.

Bericht über den Siebenten Verhandlungsgegenst and Vorbemerkung Der Bericht der Siebenten Sektion Uber „Die Einheit der Christenheit und das Verhältnis der bestehenden Kirchen zu ihr" wurde der Konferenz a m 18. August 1927 vom Vorsitzenden der Sektion, dem Erzbischof von Uppsala, vorgelebt. Nach einer Aussprache darüber, in der verschiedene Abänderungen beantragt wurden, verwies die Konferenz den Bericht mit den Abänderungsanträgen zu erneuter Beratung an den Redaktionsausschuß der Sektion. Der Text des ersten Entwurfs ist mit einer kurzen Wiedergabe der Aussprache im Amtlichen Verhandlungsbericht (Bericht über die 17. Plenarsitzung) abgedruckt. In Abwesenheit des Erzbischofs von Uppsala legte der Erzbischof von Armagh als stellvertretender Vorsitzender der Sektion am 20. August dem Plenum der Konferenz eine revidierte Fassung des Berichts vor. Als es ' sich in der anschließenden Debatte herausstellte, daß diese Fassung nicht die einmütige Billigung der Versammlung finden würde, machte der Präsident der Konferenz angesichts der bestehenden Schwierigkeiten den Vermittlungsyorschlag, die Konferenz solle den Bericht der Siebenten Sektion ebenso entgegennehmen wie die Berichte der anderen Sektionen, jedoch mit dem Bemerken, daß er zu weiterer Beratung an den Fortsetzungsausschuß verwiesen werde, und zwar sollte es — dies wurde des weiteren klargestellt — dem Fortsetzungsausschuß überlassen bleiben, welche Maßnahmen er auf Grund seiner Kenntnis der Sachlage zu treffen gedächte. Die Konferenz stimmte diesem Vorschlag zu. Der Text des Berichts in der revidierten Fassung und eine kurze Wiedergabe der Aussprache darüber findet sich im Amtlichen Verhandlungsbericht (Bericht über die 22. Plenarsitzung). Der Fortsetzungsausschuß traf in seiner Sitzung vom 20. August 1927 folgende,Maßnahme. Er beschloß, eine Kommission einzusetzen, welche den ihm von der Konferenz f ü r 71

Glauben und Kirchenverfassung überwiesenen Bericht VII gründlich beraten und dem Geschäftsführenden Ausschuß (Business Committee) darüber Bericht erstatten sollte. Zu Mitgliedern dieser Kommission wurden gewählt: der Bischof von Gloucester (Einberufer), Professor William Adams Brown, D. D., Bischof James De Wolf Perry, D. D., Generalsuperintendent D. Dr. Otto Dibelius, Rev. Timothy Tingfang Lew, Ph. D. Auf Anregung des Präsidenten der Konferenz wurde nachträglich noch der Erzbischof von Uppsala hinzugewählt. Dem ihr gegebenen Auftrag gemäß entwarf die Kommission eine neue Fassung des Berichts über den Siebenten Verhandlungsgegenstand. Sie vermied es dabei, von sich aus irgendwelchen neuen Stoff in den Bericht einzuführen, und bemühte sich, der Kritik, die an den früheren Fassungen des Berichts geübt worden war, dadurch gerecht zu werden, daß sie dem Inhalt eine neue Anordnung gab, daß sie auf die vorangegangenen Beschlüsse der Konferenz genauer bezug nahm und daß sie mit größerer Konsequenz sich an die Methode der anderen Berichte hielt, an Punkten, wo die Anschauungen auseinandergingen, die verschiedenen Standpunkte nebeneinanderzustellen. Im Verlauf ihrer Beratungen gingen der Kommission wertvolle Vorschläge von vielen Mitgliedern der Konferenz zu, besonders vom Erzbischof von Armagh, von Pastor Merle d'Aubigne und von Erzbischof Germanos. Der letztere steuerte wertvolle Anmerkungen bei über die Stellung der Orthodoxen Kirche zu gewissen Fragen, die der Bericht aufwirft. Nachdem der Bericht in dieser Weise ergänzt und revidiert worden war, wurde er dem Geschäftsführenden Ausschuß (Business Committee) am 21. Dezember 1927 vorgelegt. Dieser hat ihn gründlich beraten, einzelne kleine Verbesserungen darin vorgenommen und unterbreitet ihn nunmehr den Kirchen mit der Bitte, ihn nach freiem Ermessen weiterzuberaten. Die E i n h e i t der C h r i s t e n h e i t und das V e r h ä l t n i s d e r B e s t e h e n d e n K i r c h e n zu i h r Die Berichte II bis VI stellen fest, wie weit die Einheit in der Auffassung der Kirche geht, zu welcher die Konferenz bisher gelangt ist. Diesem letzten Bericht verbleibt die Aufgabe, zu erwägen, welche Folgerungen sich daraus für die bestehenden Kirchen ergeben. 72

I. In Bericht II wird erklärt: „Die Botschaft der Kirche an die Welt ist und bleibt das Evangelium... die Freudenbotschaft von der Erlösung, die Gott der sündigen Menschheit in Jesus Christus für Zeit und Ewigkeit schenkt." In Bericht III wird erklärt: „Gott, der uns das Evangelium zum Heil der Welt gegeben hat, hat Seine Kirche gestiftet, damit sie durch ihr Leben und ihre Verkündigung die erlösende Macht dieser frohen Botschaft bezeuge... Da es nur einen Christus gibt, ein Leben in ihm und einen Heiligen Geist, der uns in alle Wahrheit leitet, so gibt es und kann es nur geben eine Kirche, die heilige, katholische und apostolische." In Bericht IV. wird erklärt: „Ungeachtet der zwischen uns bestehenden Leliruntcrschiede sind wir. einig in dem gemeinsamen christlichen Glauben, wie er in d"r Heiligen Schrift verkündet wird, wie er in dem gemeinhin als Nicaenum bezeichneten ökumenischen Glaubensbekenntnis sowie im Apostolikum bezeugt und bewahrt ist und wie er zu allen Zeiten seine Bestätigung gefunden hat in der geistlichen Erfahrung der Kirche Christi!" In Bericht V wird erklärt: „Das geistliche Amt ist eine Gabe, die Gott durch Christus Seiner Kirche verliehen hat. Es ist wesensnotwendig für das Dasein und das Gedeihen der K i r c h e . . . Die Aufgabe des geistlichen Amtes besteht darin, den Menschen die erlösenden und heiligenden Wohltaten Christi durch den Hirtendienst, die Predigt des Evangeliums und die Verwaltung der Sakramente zu vermitteln. Diese durch das Amt vermittelten Wohltaten werden wirksam erst durch den Glauben." In Bericht VI wird erklärt: „Daß die Sakramente auf göttlicher Stiftung beruhen und daß die Kirche sie dankbar als göttliche Gaben gebrauchen soll," ferner, daß sie „in einer besonderen Beziehung zum körperschaftlichen und Gemeinschaftsleben der Kirche stehen und daß der Heilige Geist es ist, der die Gnade übermittelt; denn Er nimmt aus dem, was Christi ist, und bringt es der Seele nahe durch den Glauben". II. Zur Einheit der Kirche gehört die Einheit im Glauben und in der Kirchenverfassung, aber Einheit bedeutet nicht Gleichförmigkeit. Es muß Raum für verschiedene Typen der Gestaltung geben, vorausgesetzt, daß die Dinge, welche die Ein73

heit in dem garantieren, was wesentlich ist, unangetastet bleiben. Die verschiedenen Kirchengemeinschaften müssen zu dem Gesamtleben der Kirche das beitragen, worin ihre besonderen Gaben sich darstellen. Es soll nichts von der reichen Mannigfaltigkeit verlorengehen, welche die christliche Erfahrung auszeichnet. Auch soll die christliche Freiheit der Auslegung innerhalb der Grenzen gewahrt bleiben, die der Glaube, zu dem wir uns bekennen, uns setzt. Nun wird die Frage verschieden beantwortet, welche endgültige Gestalt die Kirche nach Gottes Willen haben soll. Manche sind der Ansicht, daß diese Gestalt „von Christus selbst bestimmt und daher unveränderlich sei; andere, daß die eine Kirche sich unter der Leitung des Heiligen Geistes in mannigfachen Bildungen ihre Ausdrucksformen schaffen könne". (Bericht III.) Diese letzteren lassen dementsprechend in ihrer Auffassung von der zukünftigen Kirche Raum für Verschiedenheit in der Lehre, im Kultus und in der Verfassung. Wieder andere geben zu, daß es zwar "Verschiedenheit im Kultus und in der Verfassung geben darf, aber nicht in der Lehre. Diese Unterschiede im Kirchenideal beeinflussen nun insofern die Ansichten über die Schritte, die zur Verwirklichung des Ideals führen, als man die Grenze der erlaubten Verschiedenheit in der Feststellung der Lehre und im Vollzug der heiligen Handlungen der Kirche bald mehr, bald weniger eng zieht. Aber es herrscht weithin Einverständnis darüber, daß eine gewisse Einheit des Glaubens und der kirchlichen Praxis sich mit einer gewissen Freiheit im Verständnis der Gnadenwirkung der Sakramente und in der Anschauung von Wesen und Vollmacht des geistlichen Amtes verbinden muß. (Vgl. die Anmerkung zu Abschnitt II.) III. Wie der einzelne Jünger an seinen Früchten erkannt wird, so zeigt sich die Einheit der Jünger in ihrer Gemeinschaft im Dienste des Meisters. In Bericht V wird erklärt: „Auch solange die Lösung der Fragen des Glaubens und der Kirchenverfassung, in denen gegenwärtig eine Verständigung sich noch nicht hat erreichen lassen, noch offen bleibt, ist es uns doch möglich, und zwar nicht nur den einzelnen, sondern auch den Kirchen, uns zu vereinen in der Betätigung des brüderlichen Dienstes, den Christus Seinen Jüngern aufgetragen hat." Aber über die Frage, welche Form diese Zusammenarbeit im einzelnen annehmen soll, gehen die Ansichten auseinander. 74

Der Oekumenische Patriarch hat in seiner Enzyklika vom Jahre 1920 den Vorschlag gemacht, „einen Bund oder Rat der Kirchen f ü r praktische Zwecke zu gründen". Man hat den Gedanken geäußert, ein derartiger Rat könnte sich aus bereits bestehenden Organisationen entwickeln, zum Beispiel aus dem Fortsetzungsausschuß der Weltkonferenz f ü r Praktisches Christentum, der aus amtlichen Vertretern fast aller christlichen Gemeinschaften besteht, sowie aus anderen Organisationen ähnlicher Art. Manche unter uns sind der Meinung, daß ein solcher Rat,-wenn er zustande kommt, zwei Arbeitszweige umfassen müßte, einen f ü r Fragen des praktischen Christentums und einen anderen f ü r Fragen des Glaubens und der Kirchenverfassung. Andere glauben, daß es gegenwärtig f ü r die beiden durch die Konferenzen von Stockholm und Lausanne vertretenen Bewegungen besser ist, wenn sie sich unabhängig voneinander entwickeln, wenn also jede ihren eigenen Weg geht. Aber allgemeine Übereinstimmung herrscht darüber, daß im letzten Grunde „Leben, Arbeit (Praktisches Christentum), Glaube und Kirchenverfassung" (Life, Work, Faith, and Order) der Ausdruck einer bereits bestehenden Einheit im Geiste sind u n d daß die beiden Bewegungen einander brauchen, wenn sie ihre Ziele ganz erreichen wollen. „Wir empfehlen daher unseren Kirchen, über die Schritte zu beraten, die schon jetzt praktisch d u r c h f ü h r bar sind, um die bereits bestehende Einheit im Dienste noch wirksamer zum Ausdruck zu bringen." (Bericht V.) TV. Als Material f ü r eine derartige Beratung werden folgende Anregungen, die in Lausanne nicht genügend erörtert werden konnten, den Kirchen übermittelt: 1. Zur Anbahnung einer engeren Gemeinschaft muß jede Kirche sich um eine tiefere Kenntnis des Glaubens und Lebens, des Kultus und der Verfassung der anderen Kirchen bemühen. Besonderheiten, die aus komplizierten historischen Entwicklungen erwachsen sind, können eine Seite der Wahrheit oder ein Stück Leben bewahren, die f ü r die Kirche als Ganzes von Wert sind. Manchmal werden sie sich vielleicht auch als nicht so wichtig erweisen, wie m a n gemeint hat. Je mehr 'die verschiedenen Kirchengemeinschaften einander kennenlernen, um so mehr werden ihr Verständnis füreinander und ihre wechselseitige Hochschätzung wachsen. 2. Es ist der Konferenz nicht möglich gewesen, die Frage nach dem Verhältnis der bestehenden Kirchen zueinander 75

oder nach der Stellung, die alle oder einzelne von ihnen in einer ungeteilten Kirche einnehmen sollen, mit der Sorgfalt zu erörtern, welche diese Frage verdient. Wir bitten die Kirchen um Beachtung der Anregungen, die dazu in den bpi der Konferenz gehaltenen Reden gegeben worden sind. Bis es zu einer Klärung dieser Frage kommt, begrüßen wir die gegenwärtige Bewegung f ü r einen Zusammenschluß derjenigen Kirchenkörper, die sich in Lehre, Verfassung u n d Kultus nahestehen, und hoffen zuversichtlich, daß diese Bewegung weitergeht und immer größeren Erfolg hat. 3. D a vorläufig noch keine völlige organische Union der verschiedenen Kirchen möglich ist, stellen wir mit Befriedigung fest, daß es eine Reihe von Bewegungen gibt, die f ü r Arbeitsgemeinschaft in praktischer Betätigung sozialer, evangelistischer und anderer Art eintreten. Die E r f a h r u n g beweist, daß es auch Kirchenkörpern, die sich sonst gar nicht nahestehen, möglich ist, in solchen Bewegungen zu gegenseitigem Nutzen u n d ohne Preisgabe ihrer Grundsätze zusammenzuwirken (vgl.'die Anmerkung A zu Abschnitt IV). Es hat sich immer wieder herausgestellt, daß Gemeinschaften, die gemeinsam an die heilige Aufgabe herantreten, die Liebe Christi denen zu bringen, die Ihn noch nicht kennen, auch einander näherkommen. Wir empfehlen den Kirchen besonders zu erwägen, welche Schritte getan werden können, um unnötiges Übereinandergreifen und unnötigen Wettbewerb von Gemeinden an denselben Orten zu vermeiden, damit es in einer Weise, die sich mit dem Geiste der verschiedenen Kirchengemeinschaften verträgt, der Welt kund wird, daß wir in Christo eins sind (vgl. die Anmerkung B zu Abschnitt IV). V. Mit Dankbarkeit gegen Gott stellen wir fest, daß auf den Missionsfeldern in jüngster Zeit immer mehr eine wirksame Arbeitsgemeinschaft sich entwickelt hat. Der Zweck aller Missionsarbeit ist der, das ewige Evangelium bis an die Enden der Erde zu tragen, damit es das religiöse Verlangen aller Völker stille u n d alle Menschen zum Heiland führe. Mehr als anderswo ist auf diesem Gebiet die Einheit notwendig. Mit Sympathie bemerken wir die Einigung, die in vielen Ländern bereits weit fortgeschritten ist, u n d begrüßen die Pläne und Vorschläge zu weiterer Einigung. Wir empfehlen den Kirchen eine sorgfältige Beratung dieser Pläne. Von den Kirchen auf dem Missionsfelde ergeht die Bitte an die Kirchen in der Heimat, ihnen größere Freiheit des 76

Handelns zu lassen und. ihre H o f f n u n g e n auf Einheit nicht dadurch zu vereiteln, daß m a n sich in der Heimat immer wieder mit dem herkömmlichen Zustand der Zersplitterung abfindet und sich damit die Erkenntnis erschwert, wie verhängnisvoll die Zersplitterung f ü r die jungen Eingeborenenkirchen ist. VI. Völlige kirchliche Gemeinschaft wird erst dann zur Wirklichkeit werden, wenn allen Kindern Gottes der Weg offensteht zur Gemeinschaft am Tisch des Herrn. D u r c h Gebet und ernstes Nachdenken müssen wir eine Antwort auf die Frage suchen, wclche Schritte a m sichersten zu dem Ziele führen. Zweideutige Erklärungen und voreilige Maßnahmen werden da das Werk der Einigung nicht beschleunigen, sondern nur aufhalten. Wenn wir jedoch jemals eins werden wollen, dann dürfen wir vor der Aufgabe nicht zurückschrecken. Manche von uns glauben, daß jene völlige Gemeinschaft erst am Ende des Einigungsprozesses stehen kann. Eine andere Meinung ist die, daß Gott sich ihrer als eines Mittels zur vollen Einigung bedienen kann. Aber welcher Weg auch immer zum Ziel f ü h r e n mag, die vollständige Einheit setzt eine Umwandlung der Kirchen in dem Sinne voraus, daß die Glieder aller Kirchengemeinschaften in einem Verhältnis voller gegenseitiger Anerkennung stehen. Nichts wird mehr dazu beitragen, daß die Einigung, nach der wir alle uns sehnen, bald zustandekommt, als wenn wir alle, die einzelnen und die Kirchen, täglich in unserem Gebet gegenseitig einander gedenken. Es ist angeregt worden, im Namen der Konferenz ein gemeinsames Gebet ausgehen zu lassen, von dem alle christlichen Kirchen zu gegebener Zeit Gebrauch machen könnten. Insbesondere möchten wir unsere Brüder, die im Leiden stehen, auf betendem Herzen tragen, bittend, daß ihnen die Gnade gegeben werde, in ihren Trübsalen fest zu bleiben, und daß Gott ihnen und uns den Geist der Opferbereitschaft schenke, im Gedenken an das Wort des Herrn Jesus: „Wer Mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich täglich und folge Mir nach." Gott gebe uns allen, den einzelnen und den Kirchen, Weisheit und Mut, Seinen Willen zu tun. A n m e r k u n g zu A b s c h n i t t II Es muß bemerkt werden, daß die Vertreter der Orthodoxen Kirche sich mit der Aussage über mögliche Verschieden77

heiten in Fragen des Glaubens und der Kirchenverfassung (Abschnitt II) nur mit folgenden Einschränkungen einverstanden erklären können: a) Die „Typen der Gestaltung", soweit sie von den Ö k u menischen Synoden festgelegt worden sind, müssen gewahrt bleiben. b) Die „Freiheit der Auslegung" steht der Kirche als Gesamtheit zu, nicht den verschiedenen Teilen derselben oder dem einzelnen Christen. c) Sie können dem nicht zustimmen, daß es „eine gewisse Freiheit im Verständnis der Gnadenwirkung der Sakramente und in der Anschauung von Wesen und Vollmacht des geistlichen Amtes" geben müsse. d) Sie gestehen zu, daß es verschiedene Formen des Kultus so weit geben darf, als diese nicht von der gemeinsamen Lehrgrundlage abweichen, auf welche die, Heilige Liturgie, wie sie von den Zeiten der Apostel an überliefert worden ist, sich gründet. A n m e r k u n g e n zu A b s c h n i t t I V , A b s a t z 3 A. Manche vertreten die Meinung, daß die Arbeitsgemeinschaft die Form der Föderation annehmen sollte, sei es lokale, nationale oder internationale Föderation. Andere sprechen sich gegen die Föderation aus, in der Besorgnis, sie werde nur ein Ersatz sein für völlige organische Union. Im Interesse der Klarheit der Gedanken ist es wichtig, sich daran zu erinnern, daß das Wort „Föderation" in mindestens drei verschiedenen Bedeutungen gebraucht wird: Es kann bedeuten-' 1. einen Ersatz für die organische Union, 2. einen Schritt auf dem Wege zu organischer Union, 5. eine Form der organischen Union. Bei allen Erörterungen der Frage der Föderation ist es wichtig, daß man sich darüber klar wird, in welcher dieser drei Bedeutungen das Wort gemeint ist. B. Man hat den Gedanken geäußert, daß da, wo Kirchengemeinschaften in Frage kommen, die in Lehre und Verfassung einander nahestehen, ein freundschaftliches Entgegenkommen der Denominationen untereinander in vielen Fällen der beste Weg ist, um der Einheit den ersehnten Ausdruck zu geben. Da aber, wo es sich um Gemeinschaften handelt, die durch grundlegende Verschiedenheiten der Anschauungen getrennt sind, ist das Problem schwieriger und erfordert besondere Beratungen. 78

Schlußwort Auf Ersuchen der Konferenz verfaßt von ihrem Präsidenten. Unsere nächstliegende Aufgabe ist beendet. Unser Ergebnis von A n f a n g bis zu Ende können wir in Sätzen aussprechen, die dem A u f b a u dienen, und wir haben sie, ob sie nun Ubereinstimmung oder Verschiedenheit feststellen, in brüderlicher Liebe und in gegenseitiger Rücksichtnahme aufgestellt und entgegengenommen. Sie sind das Ergebnis der Gedankenarbeit von Menschen, deren ernstes Begehren und Bemühen es war, sich ständig der Leitung des Heiligen Geistes Gottes ru unterstellen. Die menschlichen Unvollkommenheiten, die diese Sätze enthalten, möge Gott, das ist unser Gebet, vergeben. Wenn wir Ihm das Werk unserer Hände darbringen, dann geben wir Ihm nur zurück, was Er uns geschenkt hat. Wir beten darum, daß Er unsere Opfergabe annehme und segne. Indessen, unsere Gesamtaufgabe ist noch nicht gelöst. Wir haben nur einen Schritt getan auf einer langen Wanderung. Die Konferenz bedeutete nur einen neuen Ausgangspunkt. Was wir auf ihr getan haben, wird in Staub zerfallen, es sei denn, daß die Teilnehmer an der Lausanner Konferenz, wenn sie zu ihren Kirchen heimkehren, diesen die verantwortungsvolle Pflicht ans Herz legen, die Berichte zu durchdenken, die wir j a ausdrücklich mit dieser Zwecksetzung entgegengenommen haben. Die Konferenz müßte eine Wiederholung finden in jeder kirchlichen Volltagung sowohl wie in jeder einzelnen Gemeinde der gesamten Christenheit, wenn wir den Fortschritt, den wir haben feststellen dürfen, uns voll zunutze machen wollen. Dadurch, daß wir in Lausanne wareu und an den Verhandlungen teilgenommen haben, haben wir die ernste Pflicht auf uns genommen, jeder in seinem Kreis zu Hause den Geist und die Methode zur Geltung zu bringen, welchc die Weltkonferenz f ü r Glauben und Kirchenverfassung zu dem gemacht haben, was sie war. „Erfüllet meine Freude, daß ihr eines Sinnes seid, gleiche Liebe habt, einmütig und einhellig seid. Nichts tut durch Zank oder eitle Ehre, sondern durch Demut achte einer den anderen höher denn sich selbst; und ein jeglicher sehe nicht auf das Seine, sondern auch auf. das, was des andern ist. Bewähret in eurem gegenseitigen Verkehr die Gesinnung, die ihr e r f a h r t ia der Gemeinschaft- mit Christus Jesus"*). *) D e r P r ä s i d e n t s c h l i e ß t s i c h in d i e s e m Z i t a t v o i P h i l . 2, 2—5 a n d i e ( a u c h von d e u t s c h e n B i b c l a u s l e g e r n g e f o r d e r t e ) w ö r t l i c h e Ü b e r s e t z u n g ( n a c h MoiTaU) a n .

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Wir, die wir haben zusammenarbeiten dürfen, haben es getan in dem frohen Besitze einer ungehemmten Freiheit. Ist solche Freiheit für uns etwas Selbstverständliches, so dürfen wir nicht die Leiden vergessen, in denen so mailche unserer christlichen Brüder in diesem Augenblick stehen. Der Freiheit beraubt, von Feinden umgeben, schreien sie zu Gott aus der Zwingburg ihres Martyriums. Unsere Gebete umgeben sie, und unsere Arme recken wir ihnen in herzlich mitfühlender Liebe entgegen. Zuletzt befehlen wir die christlichen Kirchen, ob sie auf dieser Konferenz vertreten waren oder nicht, der Leitung und Obhut unseres himmlischen Vaters und blicken voll Inbrunst hin auf den Tag, da Gott in der Fülle Seines Geistes über alles Tun und Treiben der Menschheit gebieten wird.

E d i n b u r g , A u g u s t 1937 B e z e u g u n g der E i n h e i t im G e h o r s a m g e g e n u n s e r 11 H e r r n J e s u s C h r i s t u s Die zweite Weltkonfcrenz für Glauben und Kirclienverfassung, die im August 1937 in Edinburg abgehalten wurde, vereinigte 414 Abgesandte von 122 christlichen Kirchen aus 43 verschiedenen Ländern. Die Delegierten kamen zusammen, um die Ursachen zu erörtern, die die christlichen Kirchen voneinander trennen, und die Punkte, in denen sie in christlicher Gemeinschaft vereint sind. Die Konferenz gab widerspruchslos der folgenden Erklärung ihre Zustimmung: Wir sind eins im Glauben an unsern Herrn Jesus Christus, das fleischgewordene Wort Gottes. Wir sind eins in unserm Gehorsam, Ihm, dem Haupt der Kirche, dem König der Könige, dem Herrn der Herren gegenüber. Wir sind eins im Bekenntnis, daß dieser Gehorsam den Vorrang hat gegenüber allen andern Gehorsamsverpflichtungen, die Ansprüche auf uns erheben. Diese Einheit besteht nicht in der Übereinstimmung- in unserm Denken oder in der Zustimmung unsers Willens. Sie ist in Jesus Christus selbst gegründet, in Ihm, der lebte, starb und wieder auferstand, um uns zum Vater zu bringen, und der durch den Heiligen Geist in Seiner Kirche wohnt. Wir sind eins, weil wir alle der Gegenstand der göttlichen Liebe und Gnade sind, und weil wir von Ihm gerufen sind, von Seinem Evangelium in der ganzen Welt Zeugnis abzulegen. Unsre Einheit ist eine Einheit des Herzens und Geistes. Unser Leben in Christus, ist in seinen äußeren Formen gespal80

Wir, die wir haben zusammenarbeiten dürfen, haben es getan in dem frohen Besitze einer ungehemmten Freiheit. Ist solche Freiheit für uns etwas Selbstverständliches, so dürfen wir nicht die Leiden vergessen, in denen so mailche unserer christlichen Brüder in diesem Augenblick stehen. Der Freiheit beraubt, von Feinden umgeben, schreien sie zu Gott aus der Zwingburg ihres Martyriums. Unsere Gebete umgeben sie, und unsere Arme recken wir ihnen in herzlich mitfühlender Liebe entgegen. Zuletzt befehlen wir die christlichen Kirchen, ob sie auf dieser Konferenz vertreten waren oder nicht, der Leitung und Obhut unseres himmlischen Vaters und blicken voll Inbrunst hin auf den Tag, da Gott in der Fülle Seines Geistes über alles Tun und Treiben der Menschheit gebieten wird.

E d i n b u r g , A u g u s t 1937 B e z e u g u n g der E i n h e i t im G e h o r s a m g e g e n u n s e r 11 H e r r n J e s u s C h r i s t u s Die zweite Weltkonfcrenz für Glauben und Kirclienverfassung, die im August 1937 in Edinburg abgehalten wurde, vereinigte 414 Abgesandte von 122 christlichen Kirchen aus 43 verschiedenen Ländern. Die Delegierten kamen zusammen, um die Ursachen zu erörtern, die die christlichen Kirchen voneinander trennen, und die Punkte, in denen sie in christlicher Gemeinschaft vereint sind. Die Konferenz gab widerspruchslos der folgenden Erklärung ihre Zustimmung: Wir sind eins im Glauben an unsern Herrn Jesus Christus, das fleischgewordene Wort Gottes. Wir sind eins in unserm Gehorsam, Ihm, dem Haupt der Kirche, dem König der Könige, dem Herrn der Herren gegenüber. Wir sind eins im Bekenntnis, daß dieser Gehorsam den Vorrang hat gegenüber allen andern Gehorsamsverpflichtungen, die Ansprüche auf uns erheben. Diese Einheit besteht nicht in der Übereinstimmung- in unserm Denken oder in der Zustimmung unsers Willens. Sie ist in Jesus Christus selbst gegründet, in Ihm, der lebte, starb und wieder auferstand, um uns zum Vater zu bringen, und der durch den Heiligen Geist in Seiner Kirche wohnt. Wir sind eins, weil wir alle der Gegenstand der göttlichen Liebe und Gnade sind, und weil wir von Ihm gerufen sind, von Seinem Evangelium in der ganzen Welt Zeugnis abzulegen. Unsre Einheit ist eine Einheit des Herzens und Geistes. Unser Leben in Christus, ist in seinen äußeren Formen gespal80

ten, weil wir Seinen Willen f ü r Seine K i r c h e in verschiedener Weise verstehen. W i r glauben indessen, daß ein tieferes Verstehen uns zu einer geeinten E r f a s s u n g der W a h r h e i t leiten wird, die in Jesus gegeben ist. Wir bekennen in aller D e m u t , daß unsre Spaltungen gegen den Willen Christi sind, und wir bitten Gott in seiner B a r m herzigkeit, die T a g e unsrer T r e n n u n g abzukürzen und uns durch Seinen Geist in die volle Einheit z-u führen. Wir empfinden voll Dank,- daß wir in den letzten J a h r e n einander näher gekommen sind, daß Vorurteile überwunden und Mißverständnisse beseitigt wurden, und daß ein wirklicher, wenn auch begrenzter F o r t s c h r i t t a u f dem Wege zu unserm Ziele, der Einheit des Geistes, g e m a c h t worden ist. Wir können in aller D e m u t für uns in Anspruch nehmen, daß uns der Geist Gottes a u f dieser K o n f e r e n z die Bereitwilligkeit geschenkt hat, voneinander zu lernen, und daß E r uns eine vollere Sicht der W a h r h e i t verliehen und unsre geistliche E r f a h r u n g bereichert hat. Gemeinsam haben wir unsre Herzen im Gebet erhoben; wir haben dieselben Lieder gesungen; gemeinsam haben wir alle die gleiche Heilige S c h r i f t gelesen. W i r erkennen einer im Andern, über die uns trennenden S c h r a n k e n hinweg, eine gemeinsame christliche A u f f a s s u n g und einen gemeinsamen W e r t m a ß s t a b an. W i r haben deshalb die Gewißheit einer Einheit, die tiefer ist als unsre Spaltungen. Es ist unsre Überzeugung, daß die Einheit, die wir in G e sinnung und Ziel besitzen, in einer Weise Gestalt gewinnen muß, durch die sie auch der W e l t kund wird; wir wissen aber freilich noch nicht genau, was für eine äußere Gestalt sie annehmen soll. Wir glauben, daß j e d e r a u f r i c h t i g e Versuch einer Zusammenarbeit in den D i n g e n des Reiches Gottes clie ^ getrennten K i r c h e n in wachsendem gegenseitigen Verständnis und freundschaftlicher Gesinnung einander näher bringt. Wir fordern all unsre Mitchristen in allen K i r c h e n auf, solche Zusammenarbeit zu pflegen; alle Anlässe zu Uneinigkeit voll Geduld zu überdenken, um sie zu überwinden; willig von denen zu lernen, clie anders sind als sie selbst; sich darum zu bemühen, all das zu beseitigen, was als eine Folge unsrer Spaltungen der Ausbreitung des Evangeliums in der nichtchristlichen W e l t hinderlich ist; und anhaltend um die E i n heit zu beten, die, wie wir glauben, unser H e r r für Seine Kirche haben will. 6

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Wir möchten schließlich all denen, die hören wollen, deutlich sagen, daß wir gewiß sind, daß angesichts der Zerrissenheit und der Gegensätze der Gegenwart Christus allein unsrer Welt Hoffnung auf Einigkeit bietet. Wir wisssn,, daß unser Zeugnis durch unsre Spaltungen beeinträchtigt wird. Gleichwohl sind wir eins in Christus und in der Gemeinschaft Seines Geistes. Wir beten darum, daß alle Menschen an allen Orten, in einer gespaltenen und in Verwirrung geratenen Welt, sich zu Jesus Christus, unserm Herrn, kehren mögen, der uns eins macht trotz unsrer Spaltungen, daß Er die zusammenschließen möge, die durch die vielerlei Ansprüche der Welt geschieden sind, und daß die Welt schließlich in Ihm Frieden und Einheit finden möge. Ihm sei Ehre in Ewigkeit!

IV. DER WELTBUND FÜR FREUNDSCHAFTSARBEIT DER KIRCHEN Prag, August 1928 Angesichts der Tatsache, daß weithin die Gefühle von Unruhe und Unsicherheit sich eher vermehren als vermindern, und zwar in dem Maße, in dem die Staaten dein Problem der Abrüstung ausweichen oder sich zu seiner Lösung unfähig erweisen; da ferner die Abrüstung aller Länder, und zwar „bis zu einem Grade, der mit der nationalen Sicherheit und der gemeinschaftlichen Durchführung internationaler Verpflichtungen vereinbar ist", wie es der Völkerbundpakt vorsieht, allein die Katastrophe eines neuen Krieges verhindern kann; da ferner die Verminderung und Beschränkung der Rüstungen, die durch die Friedensverträge von 1919 gewissen Ländern auferlegt wurde, als Maßnahme gedacht war, die eine Verminderung der Rüstungen in allen Ländern ermöglichen sollte; und da die 55 Staaten, die den Völkerbund bilden, sich daraufhin formell verpflichteten, die allgemeine Abrüstung, die der Artikel 8 der Völkerbundsatzung vorsieht, durchzuführen; da ferner diese gegenseitigen Zusagen auf alle beteiligten Völker Verpflichtungen feierlichster Art und von bindender Kraft legen; 82

Wir möchten schließlich all denen, die hören wollen, deutlich sagen, daß wir gewiß sind, daß angesichts der Zerrissenheit und der Gegensätze der Gegenwart Christus allein unsrer Welt Hoffnung auf Einigkeit bietet. Wir wisssn,, daß unser Zeugnis durch unsre Spaltungen beeinträchtigt wird. Gleichwohl sind wir eins in Christus und in der Gemeinschaft Seines Geistes. Wir beten darum, daß alle Menschen an allen Orten, in einer gespaltenen und in Verwirrung geratenen Welt, sich zu Jesus Christus, unserm Herrn, kehren mögen, der uns eins macht trotz unsrer Spaltungen, daß Er die zusammenschließen möge, die durch die vielerlei Ansprüche der Welt geschieden sind, und daß die Welt schließlich in Ihm Frieden und Einheit finden möge. Ihm sei Ehre in Ewigkeit!

IV. DER WELTBUND FÜR FREUNDSCHAFTSARBEIT DER KIRCHEN Prag, August 1928 Angesichts der Tatsache, daß weithin die Gefühle von Unruhe und Unsicherheit sich eher vermehren als vermindern, und zwar in dem Maße, in dem die Staaten dein Problem der Abrüstung ausweichen oder sich zu seiner Lösung unfähig erweisen; da ferner die Abrüstung aller Länder, und zwar „bis zu einem Grade, der mit der nationalen Sicherheit und der gemeinschaftlichen Durchführung internationaler Verpflichtungen vereinbar ist", wie es der Völkerbundpakt vorsieht, allein die Katastrophe eines neuen Krieges verhindern kann; da ferner die Verminderung und Beschränkung der Rüstungen, die durch die Friedensverträge von 1919 gewissen Ländern auferlegt wurde, als Maßnahme gedacht war, die eine Verminderung der Rüstungen in allen Ländern ermöglichen sollte; und da die 55 Staaten, die den Völkerbund bilden, sich daraufhin formell verpflichteten, die allgemeine Abrüstung, die der Artikel 8 der Völkerbundsatzung vorsieht, durchzuführen; da ferner diese gegenseitigen Zusagen auf alle beteiligten Völker Verpflichtungen feierlichster Art und von bindender Kraft legen; 82

da ferner, selbst wenn die Begrenzung der Rüstungen durchgeführt sein wird, es notwendig sein wird, die Wirksamkeit dieser Begrenzung in jeder Weise sicherzustellen; und da endlich es in gleicher Weise notwendig ist, daß alle Völker ein allgemein verpflichtendes Schiedsgerichtssystem oder andere rechtliche Methoden zur Lösung internationaler Streitigkeiten annehmen; angesichts dieser Tatsachen r u f t der in Prag im August 1928 auf Veranlassung des Weltbundes f ü r internationale Freundschaftsarbeit der Kirchen versammelte Kongreß die christlichen Kirchen auf, ihren Gliedern die vorgenannten Erwägungen vorzulegen und die feierliche Verpflichtung klarzumachen, daß alle Staaten, die Mitglieder des Völkerbundes sind, ihre bewaffneten Kräfte' gemäß dem Völkerbundpakt einschränken ünd begrenzen müssen und ein allgemeines Schiedsgerichtssystem annehmen, wodurch Streitigkeiten durch friedliche rechtliche Mittel beigelegt werden sollen; er r u f t die Kirchen auf, ihren sittlichen Einfluß zusammen mit dem Völkerbund und den eigenen Regierungen dazu zu verwenden, daß dieselben mit aller Beschleunigung die internationalen Abmachungen treffen, die f ü r diesen Zwcck notwendig sind; er r u f t die Kirchen auf, ihre Geisteskräfte und ihren erzieherischen Einfluß d a f ü r einzusetzen, daß die Völker fortan ihre brüderliche Solidarität und ihre Verpflichtung zu zielbewußter Zusammenarbeit bejahen und so auf die völlige Ungebundenheit durch internationale Verpflichtungen verzichten. Die Kirche Jesu Christi nimmt als bindende Norm die heilige O r d n u n g an, die ihr H a u p t ihr im Evangelium gegeben h a t : „Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes".

Cambridge, September I93i Die Botschaft an die Welt, welche der Christlichen Kirche aufgetragen ist, ist das Evangelium von der göttlichen Liebe und dem Opfer, welches in Jesus Christus und seinem Kreuz sich offenbart. In Übereinstimmung mit dieser Botschaft übermittelt der Internationale Rat den Kirchen folgende Erklärung, die sich mit der kommenden Abrüstungskonferenz in Genf befaßt, damit sie dazu Stellung nehmen und danach handeln können. Der Internationale Rat des Weltbundes f ü r Freundschaftsarbeit der Kirchen, der am 4. September 1931 in Cambridge (England) versammelt ist, spricht erneut die Uberzeugung 6*

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da ferner, selbst wenn die Begrenzung der Rüstungen durchgeführt sein wird, es notwendig sein wird, die Wirksamkeit dieser Begrenzung in jeder Weise sicherzustellen; und da endlich es in gleicher Weise notwendig ist, daß alle Völker ein allgemein verpflichtendes Schiedsgerichtssystem oder andere rechtliche Methoden zur Lösung internationaler Streitigkeiten annehmen; angesichts dieser Tatsachen r u f t der in Prag im August 1928 auf Veranlassung des Weltbundes f ü r internationale Freundschaftsarbeit der Kirchen versammelte Kongreß die christlichen Kirchen auf, ihren Gliedern die vorgenannten Erwägungen vorzulegen und die feierliche Verpflichtung klarzumachen, daß alle Staaten, die Mitglieder des Völkerbundes sind, ihre bewaffneten Kräfte' gemäß dem Völkerbundpakt einschränken ünd begrenzen müssen und ein allgemeines Schiedsgerichtssystem annehmen, wodurch Streitigkeiten durch friedliche rechtliche Mittel beigelegt werden sollen; er r u f t die Kirchen auf, ihren sittlichen Einfluß zusammen mit dem Völkerbund und den eigenen Regierungen dazu zu verwenden, daß dieselben mit aller Beschleunigung die internationalen Abmachungen treffen, die f ü r diesen Zwcck notwendig sind; er r u f t die Kirchen auf, ihre Geisteskräfte und ihren erzieherischen Einfluß d a f ü r einzusetzen, daß die Völker fortan ihre brüderliche Solidarität und ihre Verpflichtung zu zielbewußter Zusammenarbeit bejahen und so auf die völlige Ungebundenheit durch internationale Verpflichtungen verzichten. Die Kirche Jesu Christi nimmt als bindende Norm die heilige O r d n u n g an, die ihr H a u p t ihr im Evangelium gegeben h a t : „Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes".

Cambridge, September I93i Die Botschaft an die Welt, welche der Christlichen Kirche aufgetragen ist, ist das Evangelium von der göttlichen Liebe und dem Opfer, welches in Jesus Christus und seinem Kreuz sich offenbart. In Übereinstimmung mit dieser Botschaft übermittelt der Internationale Rat den Kirchen folgende Erklärung, die sich mit der kommenden Abrüstungskonferenz in Genf befaßt, damit sie dazu Stellung nehmen und danach handeln können. Der Internationale Rat des Weltbundes f ü r Freundschaftsarbeit der Kirchen, der am 4. September 1931 in Cambridge (England) versammelt ist, spricht erneut die Uberzeugung 6*

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aus, daß der Krieg als Mittel zur Schlichtung internationaler Streitigkeiten unvereinbar ist mit der Gesinnung und der Art Christi und daher auch unvereinbar ist mit der Gesinnung und der Art Seiner Kirche. Der Internationale Rat begrüßt daher die Tatsache, daß der Völkerbund eine Weltabrüstungskonferenz einberufen hat, und erklärt, d a ß es die Pflicht aller Kirchen ist, ihren ganzen Einfluß auf diese Konferenz auszuüben, damit die dort versammelten Vertreter der Völker wissen, daß die religiösen u n d sittlichen K r ä f t e der Welt ein internationales Übereinkommen in folgenden Punkten wünschen: 1. daß eine wesentliche Verminderung der Rüstungen aller Art erreicht werde; 2. daß ein Maßstab f ü r die Rüstungen der Völker aufgestellt werde, der gerecht und billig ist und zu der Tatsache stimmt, daß alle den Krieg geächtet und es auf sich genommen haben, etwa entstehende Streitigkeiten nur durch friedliche Mittel zu regeln; 3. daß Sicherheit f ü r alle Völker gegen einen Angriff geschaffen werde. Der Internationale Rat ist der Meinung, daß in der heutigen Welt die Kirchen f ü r keine anderen Mittel zur Regelung internationaler Streitigkeiten als f ü r Schlichtungsverfahren, Schiedsverfahren oder gerichtliche Entscheidung eintreten können, und daß der wahre Weg zur Beseitigung aller Kriegsmittel in der Entwicklung eines Systems internationaler Gerechtigkeit, in dem Wachsen von Achtung und Vertrauen füreinander und in der nationalen Opferbereitschaft f ü r das allgemeine Wohl liegt. Üer Internationale Rat richtet an die christlichen Kirchen aller Länder den Ruf, sie möchten den Regierungen ihrer Länder ihre Bereitschaft zu aktiver Mitarbeit in der f r a g e der Herabminderung der Rüstungen auf den niedrigsten Stand erklären, und bittet dringend alle Glieder christlicher Gemeinschaften um ihr Gebet in Kirche und Haus, daß. die kommende Abrüstungskonferenz uriter göttlicher Leitung alle ersehnten Ergebnisse erreicht.

C h a m b y (Schweiz), A u g u s t 1935 Der Internationale Rat des Weltbundes f ü r internationale Freundschaftsarbeit der Kirchen, der sich im August 1935 in C h a m b y bei Montreux in der Schweiz versammelt hat, f ü h l t sich gedrungen, an die christlichen Kirchen, ihre Diener und ihre Glieder, folgenden Aufruf zu richten: 84

aus, daß der Krieg als Mittel zur Schlichtung internationaler Streitigkeiten unvereinbar ist mit der Gesinnung und der Art Christi und daher auch unvereinbar ist mit der Gesinnung und der Art Seiner Kirche. Der Internationale Rat begrüßt daher die Tatsache, daß der Völkerbund eine Weltabrüstungskonferenz einberufen hat, und erklärt, d a ß es die Pflicht aller Kirchen ist, ihren ganzen Einfluß auf diese Konferenz auszuüben, damit die dort versammelten Vertreter der Völker wissen, daß die religiösen u n d sittlichen K r ä f t e der Welt ein internationales Übereinkommen in folgenden Punkten wünschen: 1. daß eine wesentliche Verminderung der Rüstungen aller Art erreicht werde; 2. daß ein Maßstab f ü r die Rüstungen der Völker aufgestellt werde, der gerecht und billig ist und zu der Tatsache stimmt, daß alle den Krieg geächtet und es auf sich genommen haben, etwa entstehende Streitigkeiten nur durch friedliche Mittel zu regeln; 3. daß Sicherheit f ü r alle Völker gegen einen Angriff geschaffen werde. Der Internationale Rat ist der Meinung, daß in der heutigen Welt die Kirchen f ü r keine anderen Mittel zur Regelung internationaler Streitigkeiten als f ü r Schlichtungsverfahren, Schiedsverfahren oder gerichtliche Entscheidung eintreten können, und daß der wahre Weg zur Beseitigung aller Kriegsmittel in der Entwicklung eines Systems internationaler Gerechtigkeit, in dem Wachsen von Achtung und Vertrauen füreinander und in der nationalen Opferbereitschaft f ü r das allgemeine Wohl liegt. Üer Internationale Rat richtet an die christlichen Kirchen aller Länder den Ruf, sie möchten den Regierungen ihrer Länder ihre Bereitschaft zu aktiver Mitarbeit in der f r a g e der Herabminderung der Rüstungen auf den niedrigsten Stand erklären, und bittet dringend alle Glieder christlicher Gemeinschaften um ihr Gebet in Kirche und Haus, daß. die kommende Abrüstungskonferenz uriter göttlicher Leitung alle ersehnten Ergebnisse erreicht.

C h a m b y (Schweiz), A u g u s t 1935 Der Internationale Rat des Weltbundes f ü r internationale Freundschaftsarbeit der Kirchen, der sich im August 1935 in C h a m b y bei Montreux in der Schweiz versammelt hat, f ü h l t sich gedrungen, an die christlichen Kirchen, ihre Diener und ihre Glieder, folgenden Aufruf zu richten: 84

I. Die Wirren und Gefahren der Welt dieser Tage sind eine Sorge, die schwer auf der Kirche lastet, einmal darum, weil sie in Liebe allen Menschen verpflichtet ist und dann darum, weil die tiefsten- Grundlagen und Prinzipien der christlichen Religion und ihrer sittlichen Überzeugungen auf dem Spiele stehen. Ein verweltlichter u n d heidnischer Geist verkündet offen die Selbstsucht des von den Interessen der Nation, der Partei und der Klasse beherrschten Staates als höchste Norm für das, was recht und gerecht ist. Die Kirche m u ß ihrer Berufung treu bleiben, und d a r u m muß sie viel entschiedener als bisher den Kampf aufnehmen, u m die Uberzeugung pnseres Glaubens in den Dingen des öffentlichen Lebens zur Geltung zu bringen. Dieser Kampf ist eine gemeinsame Aufgabe, zu der sich die Christen in allen Ländern vereinigen müssen. Dieser allen auferlegte Widerstreit mit der Welt zwingt die Christen in allen Ländern, sich zusammenzufinden in dem Versuch, eine einheitliche Auffassung zu finden f ü r das, was unsere Pflicht ist in dieser Stunde der Krisis. • II. Gegenüber der Verherrlichung des Staates als der höchsten A'itorität muß das erste Gebot die absolute Richtschnur bleiben. Der Gehorsam gegenüber dem Staate als einem Werkzeug der Gerechtigkeit ist eine von Gott auferlegte Verpflichtung. Ab'er das Recht steht über dem Staate und nicht der Staat über dem Recht. D a r u m m u ß der Staat die Rechte sowohl der Einzelpersönlichkeit als der anderen Staaten achten. Es kann nicht anders sein, denn daß die Kirchen es immer wieder deutlich aussprechen, daß die Christen überall Gott mehr gehorchen müssen als den Menschen, und daß d a r u m ein Christ, wo immer ein Staat Forderungen stellt, die das christliche Gewissen als den göttlichen Gesetzen zuwiderlaufend empfindet, Folge und Mitarbeit verweigern muß. Das mag ebensowohl schweres Leid mit sich bringen, das daraus entsteht, daß der Staat und die aufgeregte Volksseele sich dem widersetzen, wie auch innere Konflikte zwischen dem Gehorsam gegen Gott und dem, was vaterländische Pflicht zu sein scheint. Aber im letzten ist der Gehorsam gegen Gott die wahre Vaterlandsliebe, weil das, was den Gesetzen Gottes zuwiderläuft, im Laufe der Geschichte sich immer als ein Fluch und nicht als ein Segen für den Staat erweist. III. Vor allem ist es dringend nötig, zu k ä m p f e n gegen die Kräfte, die auf den Krieg hinarbeiten. Die schrecklichen Lehren des Weltkrieges d ü r f e n nicht vergessen werden. Trotz 85

der Tatsache, daß er — gleichwie andere große Katastrophen — peisönliches Heldentum, Opfergeist, kameradschaftlichen Sinn und Zusammengehörigkeitsgefühl auslöste, war er doch noch viel mehr ein unvergleichliches Werkzeug der Zerstörung, das Millionen von Opfern, von Getöteten, Verstümmelten, seelisch Gebrochenen, Vereinsamten schuf, die Seelen der Menschen mit Haß und Lüge erfüllte, die geschlechtliche Reinheit und das Familienleben zerstörte und gar oft den Glauben in Verzweiflung oder zynische Gleichgültigkeit wandelte — nicht zu sprechen von den ungeheuren materiellen Verlusten und der Verwirrung des wirtschaftlichen Lebens. Ein kommender Krieg würde noch viel grausamer sein. Und doch wagen es Menschen, mit dem Gedanken an ihn zu spielen. Feierliche Verpflichtungen, den Krieg nicht als Werkzeug zur Beilegung zwischerivölkischer Schwierigkeiten zu benützen, scheinen mißachtet zu werden; Wiederaufrüstung ist in vielen Ländern an Stelle der versprochenen Abrüstung getreten. Die Völker verabscheuen den Krieg, aber sie sind oft gelähmt durch das, was manchem ein unausweichliches Verhängnis zu sein scheint. Die christlichen Kirchen können nicht schweigen in dieser Stunde der Gefahr. Wir begrüßen die Anstrengungen der Staatsmänner, die sich bemühen, den Frieden zu bewahren, aber die erreichten Erfolge sind zumeist ungewiß und können morgen in Frage gestellt werden. Ein neuer Grund muß gelegt werden durch eine feste Entschlossenheit, den Krieg zu bannen durch die Förderung der Schiedsgerichtsbarkeit und der allgemeinen Abrüstung und durch die Erweckung von Achtung für Verträge und durch Stärkung der Kraft und der Wirkungsmögiichkeiten des Völkerbundes. Allein auf diesen Wegen können begründete Beschwerden wirklich beseitigt werden, während auch ein siegreicher Krieg immer die Ursache eines Gegenschlages ist. Viele Kirchen und einzelne christliche Persönlichkeiten haben schon feierlich erklärt, daß sie unter keinen Umständen einen Krieg billigen wollen, wenn ihr Staat ein ehrlich gemeintes Angebot einer schiedsgerichtlichen Entscheidung abgelehnt hat. Weitere Schritte in dieser Richtung können erforderlich werden. IV. Im tiefsten .Grunde aber tut ein neuer Wille not, dessen Quellen Christen immer in Gott finden werden. Aber wir haben nur dann ein Recht, Widerspruch gegen einen verweltlichten und heidnischen Geist zu erheben, wenn wir selbst bereit sind, wahre Jünger Christi zu sein. Alles, was in den nationalen und sozialen Bewegungen unserer Zeit groß 86

ist, sollte als ein Anstoß zu Buße und Wiedergeburt genommen werden. Das starke Gefühl für Zusammengehörigkeit von Klassen und Volk, das in der Tat Millionen aus einem kleinlichen Individualismus in ein umfassenderes Leben herausgehoben hat, das aber ebenso auch dauernd Ubergriffe auf die Freiheit anderer sich zu Schulden kommen läßt, sollte urs anfeuern, die Kirche Christi als eine die Geister beeinflussende Wirklichkeit zu schauen, die die Männer und l r rauen aller Nationen und Rassen zusammenschließt in gemeinsamer Liebe und gemeinsamem Gehorsam zu demselben Meister. Und als einzelne Persönlichkeit müssen wir uns tiefer in den Frieden Gottes durch seine Gnade in Christus, die Sünden vergibt und das Leben wandelt, hineinführen lassen. Und so rufen wir die Kirchen auf, im Geiste der Liebe das Werk der Gerechtigkeit und des Friedens zu unterstützen durch Wort und Tat und vor allem durch das Gebet z LI dem allmächtigen Gott, er möge die Führpr der Völker in ihrer ungeheuren Verantwortung so führen, daß sie das Recht sehen und im Lichte dieser Vision tapfer handeln. Möge Gottes Geist uns lehren, immer glaubensvoller zu beten: Unser Vater in dem Himmel, Dein Name werde geheiligt, Dein Reich komme, Dein Wille geschehe auf Erden wie im Himmel.

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V. DER ÖKUMENISCHE R A T DER KIRCHEN Einladungsbrief zur T e i l n a h m e am Ö k u m e n i s c h e n Rat der K i r c h e n Lieber Bruder in Christo, wir senden diese Einladung zur Teilnahme an der G r ü n dung eines Ökumenischen Rates der Kirchen zu einer kritischen Zeit. Die ganze christliche Kirche sieht sich Problemen, Nöten und K r ä f t e n gegenüber, die f ü r ihre Grundsätze eine Herausforderung, j a sogar eine Bedrohung ihres Lebens selbst darstellen. Schon oft in ihrer langen Geschichte hat die Kirche bei einer solchen Herausforderung Gelegenheit gehabt, der Welt ihren Charakter und ihre Einheit neu darzutun. Der jetzt unterbreitete Vorschlag, eine beratende Körperschaft zu errichten, die alle Kirchen, die ihre Grundsätze annehmen und ihre Ziele billigen, vertritt und zu der jede ihr eigenes besonderes Zeugnis mitbringen soll, ist die Folge einer unvermeidbaren Entwicklung verschiedener Bewegungen seit 1910 — uud ganz besonders aus jenen Bewegungen, die gemeinhin Weltkouferenzen „ f ü r Praktisches Christentum" und „ f ü r Glauben und Kirchenverfassung" genannt werden. Er bietet sich uns jedoch in einem Augenblick dar, da das Bedürfnis nach einer Bekundung der Einheit der Christenheit angesichts unchristlicher und antichristlicher Bestrebungen in der Welt von besonderer Bedeutung ist. Wir hoffen, daß er in bezug auf die besonderen Aufgaben der weltumspannenden Kirche in der heutigen Welt erwogen werden wird. Doch nicht nur oder ausschließlich empfehlen wir diesen Plan; weil er von praktischer Nützlichkeit sein könnte, vielmehr wegen der Natur der kirchlichen Belange selbst, damit er der Welt die Einheit in Christo aller derer, die an ihn glauben, offenbar machen möge. Die vollkommene Einheit der Kirche ist etwas, wofür wir noch wirken und worum wir beten müssen. Aber es besteht eine Einheit in der Treue zu unserem Herrn, f ü r deren Bekundung wir verantwortlich sind. Wir dürfen nicht behaupten, daß die unter den Christen bestehende Einheit größer sei, als sie in der Tat ist; aber soweit sie bereits eine Wirklichkeit ist, sollten wir nach ihr handeln. Wir können dies tun durch freimütige Erörterung dessen, worin wir uns in der kirchlichen Lehre bei allem 88

gemeinsamen Bekenntnis zu dem einen Herrn unterscheiden — worin die Aufgabe der Bewegung „für Glaubsn und Kirchenverfassung" besteht — wie auch dadurch, da3 wir unser Zeugnis gegenüber den Nöten der Welt gemeinsam festlegen — worin die Aufgabe der Bewegung „für Praktisches Christentum" besteht. Viel könnte aber durch die Vereinigung dieser beiden Bewegungen gewonnen werden; denn schon sind die beiden Bewegungen durch die Logik ihrer eigenen Grundsätze dahin gelangt, auf demselben Boden zu stehen. Und beide werden gewinnen, wenn sie diese besonderen Probleme auf dem Hintergründ der Hauptaufgabe der Kirche betrachten: der Evangelisation der Welt. Hinsichtlich des Zieles unserer Vorschlage geben wir uns keinen Täuschungen hin. Nicht einen Augenblick lang nehmen wir an, daß wir den Triumph christlicher Grundsätze dadurch gewährleisten könnten, daß wir darnach handeln. Das Heilmittel für die Übel, welche die Welt bedrohen, steht nicht bei uns, sondern bei Gott. Wenn wir diese Vorschläge vorbringen, von denen wir annehmen, daß sie die Möglichkeit zu einem wahren Fortschritt gewähren, so möchten wir auch uns selbst und alle Mitchristen dazu aufrufen, alle ihre Sorge auf Gott zu werfen in tieferer Treue und in vertrauensvollerem Gebet um die Kraft, die Er allein zu geben vermag. Christen können nie in Furcht geraten, wenn sie sich von der Welt herausgefordert sehen. Im Hinblick auf den Auferstandenen \cinehmen sie in dieser Herausforderung den Ruf, in seinem Namen vorwärtszuschreiten. Ihre ergebenen: M. E. Aubrey (London) G. F. Barbour (Fincastle, Schottland) Marc Boegner (Paris) William Adams Brown (New York) George Cicestr (Bischof von Chichester, England) H. Fuglsang-Damgaard (Bischof, Kopenhagen) William Ebor (Dr. Temple, Erzbischof von York, später von Canterbury) Erling Eidem (Erzbischof, Uppsala) G. Florovsky (Orthodoxe Akademie, Paris) Germanos (Erzbischof von Thyatira, London) John R. Mott (New York) S. F. H. J . Berkelbach van der Sprenkel (Utrecht) J. Ross Stevenson (Princeton, N. J., USA.) George Craig Stewart (Chicago, III.) 89

Genf, Februar 1946 Entschließungen in Europa

über Notstand und Asien

Angesichts der verzweifelten Lage von Millionen von Flüchtlingen und sonst aus ihren Heimatländern entfernten Menschen, welche Obdach, Nahrung, Wärme und verdienstbietende Beschäftigung entbehren, bringt der Vorläufige Ausschuß des ökumenischen Rates der Kirchen seine tiefste Besorgnis um die leidenden Völker zum Ausdruck. Es ist sein ernsthafter Wunsch, daß alles nur Mögliche von zwischenstaatlichen und staatlichen Instanzen sowie seitens der freien Verbände geschehe, um die gegenwärtige Notlage zu mildern, sowie um für die Ansiedlung und Eingliederung der entwurzelten Volksgruppen ohne Ansehen ihrer Herkunft zu sorgen. Der Vorläufige Ausschuß nimmt mit Dankbarkeit Kenntnis davon, daß verschiedene Regierungen, insbesondere Großbritannien und USA, Einschränkungen in der Lebensmittelversorgung beschlossen haben, um ein Höchstmaß von Nahrung an den europäischen Kontinent und Asien abgeben zu können. Der Vorläufige Ausschuß ersucht dringend das von der Generalversammlung der Vereinten Nationen bestellte Gremium, bei Einstellung der Tätigkeit der UNRRA, Ende dieses Jahres, Vorkehrungen für Fortsetzung und Ausdehnung der Hilfs- und Wiederaufbauarbeiten in Europa zu treffen; er ersucht insbesondere, für Einfuhr von Saatkorn, Düngemittel, Zuchtvieh sowie landwirtschaftlichen Geräten zu sorgen, damit überall die künftigen Ernten vorbereitet werden können. Der Vorläufige Ausschuß ersucht die dem ökumenischen Rat angeschlossenen Kirchen in Auswirkung der besonderen Christenpflicht, für die heute so schwer leidenden Menschen zu sorgen, den Dienst geistiger und materieller Hilfe für die notleidenden Völker in Europa und Asien aufrechtzuerhalten und nach Kräften auszudehnen.

Christen

jüdischer

Herkunft

Der Vorläufige Ausschuß bezeugt hierdurch, daß für alle Christen jüdischer Herkunft die Kirche Christi ebenso wahre Heimat ist wie für alle anderen Christen und daß sie deshalb ohne Einschränkung an Rechten und Pflichten teilhaben, die zu der Gliedschaft und dem Dienst der Kirche 90

gehören. — In Zeiten von Verfolgung oder anderer Not sollen die Christen jüdischer H e r k u n f t versichert sein, daß die Kirche stets ihre Zuflucht bleibt, ob in ihrer ursprünglichen Heimat, oder im Auslande oder auf der Wanderung nach einer neuen Heimat. Der Kirchliche Dienst f ü r geistliche und materielle Hilfe wird ihnen überall zur Verfügung stehen. — Diese Zusicherung gründet sich auf Lehre u n d Botschaft der Heiligen Schrift, wonach die Kirche ihrem Wesen nach eine sich über die gesamte Menschheit erstreckende Gemeinschaft ist, eins in ihrem einen Herrn.

Antisemitismus

und die

Judenfrage

Der Vorläufige Ausschuß des ökumenischen Rates der Kirchen bringt seinen tiefen Abscheu über die noch nie dagewesene Tragödie zum Ausdruck, deren O p f e r das jüdische Volk bei dem Versuche der Nazis, die europäische Judenheit auszurotten, geworden ist; er drückt sein herzliches Mitgefühl den Uberlebenden dieser Tragödie sowie ihren jüdischen Brüdern in der Welt aus. Der Vorläufige Ausschuß anerkennt d a n k b a r das treue Zeugnis vieler Christen, welche unter großer Lebensgefahr gegen den Antisemitismus Protest erhoben und seine O p f e r geschützt haben. — Der Vorläufige Ausschuß bekennt bußfertig das Versagen der Kirchen, im Geiste Christi eine menschliche Haltung zu überwinden, welche das Übel des Antisemitismus hervorgerufen hat und es heute verstärkt, eines Übels, das die jüdischen wie die christlichen Gemeinschaften in gleicher Weise bedroht. Der Vorläufige Ausschuß r u f t daher dringlich alle Christen der Welt auf, dieses Übel mit allen ihnen zu Gebote stehenden Mitteln zu bekämpfen, und zwar besonders auf folgende Weise: a) Gegen den Antisemitismus als Gedanken und praktische Haltung zu zeugen, weil er Geist u n d Lehre unseres Herrn Jesus Christus verleugnet. b) Wenn immer möglich die Nöte derer zu lindern, welche noch unter den Folgen antisemitischer Entrechtung u n d Verfolgung zu leiden haben. c) Durch Unterstützung aller Bestrebungen, f ü r Juden, die von ihrer Heimat getrennt sind oder an ihren jetzigen Wohnstätten nicht bleiben können, neue, f ü r sie annehmbare Heimstätten zu finden. 9t

d) Durch Zusammenarbeit mit Juden im Sinne beiderseitiger Bemühungen um Beseitigung von Reibungsflächen im Bereiche persönlicher und kollektiver Beziehungen. / e) Durch Förderung gegenseitigen Verständnisses u n d guten Willens zwischen Christen und Juden, um so gemeinsam Zeugnis abzulegen f ü r die Pflicht guter Nachbarschaft zwischen allen Menschen, und f ü r Gerechtigkeit, Wahrheit und Liebe, als Grundlage jeder wohlgeordneten menschlichen Gesellschaft.

Aufruf an d i e K i r c h e n der W e l t Der Vorläufige Ausschuß des Ökumenischen Rates der Kirchen hat an die Kirchen der Welt den folgenden Aufruf gerichtet: I. Im August 1948 findet in Amsterdam die e r s t e V e r s a m m l u n g d e s Ö k u m e n i s c h e n R a t e s der Kirchen statt, zu der alle Mitgliedskirchen ihre Vertreter entsenden werden. D a ß nach langen Jahren der Trennung und so bald nach dem verheerendsten Krieg der Weltgeschichte die christlichen Kirchen in der ganzen Welt Gelegenheit haben werden, ihre geistliche Einheit zu bekunden, erfüllt uns mit tiefem D a n k . Wir wissen, daß das nicht unser eigenes Verdienst ist, sondern ein Geschenk unseres Herrn an die christlichen Kirchen entgegen aller menschlichen E r w a r t u n g und weit darüber hinaus. D u r c h die Heimsuchung und die Verfolgungen der letzten Jahre ist ein neues Bewußtsein der Gemeinschaft erwacht und wirksam geworden. Eine starke Welle des Gebets ist ausgelöst worden und hat alle kirchlichen Schranken und nationalen Gegensätze überflutet. Wir haben in einer ganz neuen Weise gelernt, daß, „wenn ein Glied leidet, alle Glieder mitleiden". Und aus dieser E r f a h r u n g ist uns reicher Segeu zuteil geworden. So haben wir allen Grund, Gott, „der allein Wunder tut", Lob und D a n k zu sagen. Aber dieses gnädige Erbarmen Gottes m a h n t uns «owohl an unsere Verantwortung wie auch an unsere Unzulänglichkeiten. Das H a u p t t h e m a der Konferenz: „ D i e U n o r d n u n g in d e r M e n s c h e n w e l t u n d d e r H e i l s p l a n G o t t e s " zeigt an sich schon, daß die Kirchen Christi bei 92

d) Durch Zusammenarbeit mit Juden im Sinne beiderseitiger Bemühungen um Beseitigung von Reibungsflächen im Bereiche persönlicher und kollektiver Beziehungen. / e) Durch Förderung gegenseitigen Verständnisses u n d guten Willens zwischen Christen und Juden, um so gemeinsam Zeugnis abzulegen f ü r die Pflicht guter Nachbarschaft zwischen allen Menschen, und f ü r Gerechtigkeit, Wahrheit und Liebe, als Grundlage jeder wohlgeordneten menschlichen Gesellschaft.

Aufruf an d i e K i r c h e n der W e l t Der Vorläufige Ausschuß des Ökumenischen Rates der Kirchen hat an die Kirchen der Welt den folgenden Aufruf gerichtet: I. Im August 1948 findet in Amsterdam die e r s t e V e r s a m m l u n g d e s Ö k u m e n i s c h e n R a t e s der Kirchen statt, zu der alle Mitgliedskirchen ihre Vertreter entsenden werden. D a ß nach langen Jahren der Trennung und so bald nach dem verheerendsten Krieg der Weltgeschichte die christlichen Kirchen in der ganzen Welt Gelegenheit haben werden, ihre geistliche Einheit zu bekunden, erfüllt uns mit tiefem D a n k . Wir wissen, daß das nicht unser eigenes Verdienst ist, sondern ein Geschenk unseres Herrn an die christlichen Kirchen entgegen aller menschlichen E r w a r t u n g und weit darüber hinaus. D u r c h die Heimsuchung und die Verfolgungen der letzten Jahre ist ein neues Bewußtsein der Gemeinschaft erwacht und wirksam geworden. Eine starke Welle des Gebets ist ausgelöst worden und hat alle kirchlichen Schranken und nationalen Gegensätze überflutet. Wir haben in einer ganz neuen Weise gelernt, daß, „wenn ein Glied leidet, alle Glieder mitleiden". Und aus dieser E r f a h r u n g ist uns reicher Segeu zuteil geworden. So haben wir allen Grund, Gott, „der allein Wunder tut", Lob und D a n k zu sagen. Aber dieses gnädige Erbarmen Gottes m a h n t uns «owohl an unsere Verantwortung wie auch an unsere Unzulänglichkeiten. Das H a u p t t h e m a der Konferenz: „ D i e U n o r d n u n g in d e r M e n s c h e n w e l t u n d d e r H e i l s p l a n G o t t e s " zeigt an sich schon, daß die Kirchen Christi bei 92

der Verhütung der menschlichen Unordnung versagt haben und wieder versagen werden, solange wir ihre Überwindung anstreben ohne die Gnade Gottes und ohne eine Wesenserneuerung unseres eigenen Lebens. Wir haben versagt bei der Verkündigung des Wortes von Christus und beim Dienst in Seinem heilenden und rettenden Werk. II. Mit Gottes Segen kann diese Versammlung zu einer neuen Erfahrung der Herrlichkeit Gottes werden u n d zu einer neuen Bejahung der V e r a n t w o r t u n g von Christen und christlichen Kirchen in dem Verlangen, daß das ganze menschliche Leben und alle menschlichen Beziehungen u n t e r die Königsherrschaft Christi kommen. Doch bevor wir einen neuen Anfang wagen, sollten wir die G r ü n d e unseres Versagens begreifen und anerkennen und darum bitten, daß uns Gottes Güte zur wahren Buße leite. Gottes Heilsplan offenbart sich in den neuen Lebensbedingungen, die Gottes Handeln in Christus f ü r uns geschaffen hat. In Seinem Leben, Seinem Sterben und Seiner Auferstehung und in dem Werden der Kirche ist in der Menschheitsgeschichte ein neuer A n f a n g gesetzt worden. „Das Alte ist vergangen, siehe, es ist alles neu geworden." Aber in der heutigen Existenzkrisis der Menschheit müssen wir bekennen, daß der Gegensatz zwischen der hohen Berufung der Kirche und den sichtbaren Institutionen, die wir Kirchen nennen, nur zu offensichtlich ist. Wir haben versagt, weil wir s e l b s t m i t s c h u l d i g sind an der Unordnung in der Menschenwelt. Was wir vor allem und zutiefst brauchen, ist keine neue Organisation, sondern eine Erneuerung oder besser die W i e d e r g e b u r t d e r g e g e n w ä r t i g e n K i r c h e n . Gott schenke uns, daß wir auf den Ruf des Heiligen Geistes hören. III. Wir bekennen, daß die Spaltung der Kirchen eiu weiterer Grund d a f ü r ist, daß wir bei dem von uns geforderten Zeugnis f ü r Christus versagt haben. Unsere Kirchen sind zerrissen und durch ihre Spaltungen leidet der ganze Dienst der Kirche, sowohl in ihrer Verkündigung als auch in ihrem Handeln, schwersten Schaden. Wir sehnen uns nach dem Tage, wenn der Herr Jesus Christus die Kirchen wieder erobern und durch die O f f e n b a r u n g Seiner Herrlichkeit dazu führen wird, einstimmig und klar zu sprechen und zu handeln als solche, die' ihm allein als einzigem Herrn dienen. In 93

solcher Einheit wollen wir unsere K r ä f t e z u s a m m e n f a s s e n , um unseren Dienst zu tun, nämlich den Hungrigen zu speisen, den Nackten zu bekleiden, den Gefangenen zu besuchen und den Kranken zu heilen. Seine Gnade u ^ d Wahrheit zu erfahren u n d zu verkündigen u n d so Sein Königreich auszurufen. IY. Der Ökumenische Rat der Kirchen ist selbst sowohl eine Kundgebung der geistlichen Einheit seiner Mitgliedskirchen als auch ein Mittel, durch das sie diese Einheit im Handeln zum Ausdruck bringen können. Bereits sind ihm ü b e r h u n d e r t K i r c h e n aus der alten und der neuen Welt, v o n O s t e n u n d v o n Westen, beigetreten — ein deutliches Zeichen f ü r das Verlangen der Kirchen nach einer tieferen Gemeinschaft in Christus. Der Rat hat seinen G r u n d in dem Glauben an unseren Herrn Jesus Christus als Gott und Heiland; er ist eine Gemeinschaft der Kirchen, die diesen Glauben annehmen. Er dient den Kirchen und beansprucht in keiner Weise die Gesetzgebung f ü r oder die Aufsicht über sie. Es ist sein Streben, dieser Einheit so Ausdruck zu geben, daß Christen und christliche Kirchen sich freudig in Jesus Christus eins wissen, immer voller in die Einheit hineinwachsen und so in Zeiten der Not einander Trost und Hilfe reichen und jederzeit einer den andern mahnen und anspornen, würdig zu leben in der gemeinsamen Gliedschaft am Leibe Christi. Immer mehr möchte er die Kirchen instand setzen, bei der Förderung der Königsherrschaft Christi gemeinsam H a n d anzulegen. Wir glauben zuversichtlich, daß mit Gottes gnädiger Hilfe anläßlich der Versammlung von Amsterdam der Ökumenische Rat von allen seinen Mitgliedskirchcn anerkannt werde als ein deutliches Zeichen ihrer Gemeinschaft und als ein kraftvolles Werkzeug zu ihrer Förderung. D a r u m fordern wir alle Christen auf, sich uns in der ernsten Fürbitte anzuschließen, daß die erste Versammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen von Gott benutzt werde f ü r eine Wiedergeburt der Kirchen und f ü r ihre erneute Hingabe an die g e m e i n s a m e A u f g a b e d e r V e r k ü n d i g u n g Seines Wortes und der Erfüllung Seines Werkes unter den Völkern in der Einheit des Glaubens. 94

QUELLEN UND LITERATUR Zu

Kapitel

1

A. W. Schreiber, „Die Edinburger Weltmissionskonferenz", Verlag der Basler Missionsbuchhandlung, Basel 1910. "The Christian Life and Message in Relation to NonChristian Systems, Report of the Jerusalem Meeting of the International Missionary Council March 24