Studien zu seriellen Verbkonstruktionen: Ihre Syntax und Semantik im Chinesischen [Reprint 2011 ed.] 9783110911404, 9783484303966

This study takes a close look at so-called serial verb constructions against a corpus of data from the Chinese. The auth

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Studien zu seriellen Verbkonstruktionen: Ihre Syntax und Semantik im Chinesischen [Reprint 2011 ed.]
 9783110911404, 9783484303966

Table of contents :
Vorwort
Abkürzungen
0 Einleitung
1 Die Thematik der seriellen Verben
1.1 Forschungsstand und Aufgabenstellung
1.2 Charakteristika der SVKen
1.3 Zwei frühere Analysen
2 Theoretische Grundlage
2.1 Zur Phrasenstruktur
2.2 Eine Skizze von Chomskys (1995) Minimalistischem Programm
3 Final-SVKen
3.1 Der kategoriale Status der leeren Kategorie
3.2 Die syntaktische Kategorie von Final-SVKen
3.3 Die strukturelle Realisierung von Final-SVKen
3.4 Ditransitive Verben als V1
3.5 Die Lizensierung von Final-SVK
4 Deskriptivsätze
4.1 Distributionsrestriktionen
4.2 Die leeren Kategorien in Deskriptivsätzen
4.3 Die interne Struktur der Deskriptivsätze
5 Resultativ-SVKen
5.1 Problemstellung
5.2 RKK: Komplement des Verbs
5.3 Anmerkungen zum resultativen de
5.4 RVK: subjektbezogen und objektbezogen
6 Schlußfolgerung
Anhang: Definitionen
Literatur

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Linguistische Arbeiten

396

Herausgegeben von Hans Altmann, Peter Blumenthal, Herbert E. Brekle, Gerhard Heibig, Hans Jürgen Heringer, Heinz Vater und Richard Wiese

Lyih-Peir Luo

Studien zu seriellen Verbkonstruktionen Ihre Syntax und Semantik im Chinesischen

Max Niemeyer Verlag Tübingen 1999

Für meine Eltern und Mark

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Luo, Lyih-Peir: Studien zu seriellen Verbkonstruktionen: ihre Syntax und Semantik im Chinesischen / LyihPeir Luo. - Tübingen : Niemeyer, 1999 (Linguistische Arbeiten ; 396) ISBN 3-484-30396-4

ISSN 0344-6727

D 355 Philosophische Fakultät IV, Sprach- und Literaturwissenschaften 1998 © Max Niemeyer Verlag GmbH, Tübingen 1999 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany. Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier. Druck: Weihert-Druck GmbH, Darmstadt Buchbinder: Nadele Verlags- und Industriebuchbinderei, Nehren

Inhaltsverzeichnis

Vorwort Abkürzungen 0

Einleitung

1 1.1 1.1.1 1.1.2 1.1.3 1.1.4 1.1.5 1.2 1.2.1 1.2.2 1.2.3 1.2.4 1.2.4.1 1.2.4.2 1.3 1.3.1 1.3.2

Die Thematik der seriellen Verben Forschungsstand und Aufgabenstellung Reanalyse Verbcluster Sekundäre Prädikate Zielrichtung Themabegrenzung Charakteristika der SVKen Feste Reihenfolge Objekt-Sharing Einheitliche Tempus/Aspekt-Markierung Formale Restriktionen über SVKen Extraktionsmöglichkeiten Negation Zwei frühere Analysen Baker (1989, 1991) Chang (1990)

2 2.1 2.1.1 2.1.2 2.1.3 2.1.4 2.2 2.2.1 2.2.2 2.2.3

Theoretische Grundlage Zur Phrasenstruktur Die Doppel-VP-Struktur Verbanhebung Reine-VP-Einbettung Postulat der Kasuszuweisung Eine Skizze von Chomskys (1995) Minimalistischem Programm Die Checking-Theorie Die X-bar-Theorie und die reine Phrasenstruktur Rektion und Kontrolle

3 3.1 3.1.1 3.1.2 3.1.3

Final-SVKen Der kategoriale Status der leeren Kategorie Deskriptive Vorüberlegung Die Nulloperatorhypothese Motivation des PRO-Subjekts

ix xi l 3 3 3 8 11 13 14 16 17 18 22 25 25 27 30 30 35 39 39 ....39 41 42 43 47 47 50 51 53 53 53 54 60

VI

3.2 3.2.1 3.2.2 3.2.3 3.2.4 3.3 3.4 3.5 3.5.1 3.5.2

Die syntaktische Kategorie von Final-SVKen Das Strukturerhaltungsprinzip Bindungsdaten Istgei in Comp? Argumente für eine ECM-Konstruktion Argumente gegen eine CP-Annahme und für eine reine-VP-Annahme Die strukturelle Realisierung von Final-SVKen Ditransitive Verben als VI Die Lizensierung von Final-SVK Aspektanforderungen Zur Theorie der Lizensierung

62 62 64 66 72 75 81 87 87 91

4 4.1 4.2 4.2.1 4.2.2 4.3 4.3.1 4.3.2

Deskriptivsätze Distributionsrestriktionen Die leeren Kategorien in Deskriptivsätzen Kontrolle der Subjekt-ECs Topik-gebundene Objekt-ECs Die interne Struktur der Deskriptivsätze Was die Prädikationsphrasen nicht sind Strukturelle Verortung der Prädikationsphrase

95 95 98 98 100 104 104 106

5 5.1 5.2 5.2.1 5.2.2 5.2.3 5.2.4 5.2.4.1 5.2.4.2 5.2.5 5.2.5.1 5.2.5.2 5.2.6 5.3 5.4 5.4.1 5.4.2 5.4.2.1 5.4.2.2 5.4.3 5.4.3.1 5.4.3.2 5.4.3.3

Resultativ-SVKen Problemstellung RKK: Komplement des Verbs Thematische Charakterisierung Quasi-ECM-Analyse Huang (1992): Komplexe Prädikate in Kontrolle Komplexe Prädikate: ein ereignisstruktureller Ansatz Die -Struktur des Verbs Stage-level-Prädikate vs. Individual-level-Prädikate Strukturelle Realisierung von RKKen Bei unakkusativischen Verben Bei unergativen und transitiven Verben Zusammenfassung Anmerkungen zum resultativen de RVK: subjektbezogen und objektbezogen Zur Datenlage Projektionen der RVKe als V°-Adjunkte Motivation der V°-Adjunktionsanalyse für RVKe Evidenz gegen die Mehrfach-Adjunktion an den V-Kopf Objektbezogene RVKe Drei Subtypen Basisposition des Matrixsatzobjektes Strukturelle Ableitungen

109 109 113 113 114 118 121 122 125 129 129 131 133 134 138 138 140 140 142 143 143 145 145

5.4.3.4 5.4.3.4.1 5.4.3.4.2 5.4.3.5 5.4.4 5.4.4.1 5.4.4.2 5.4.4.2.1 5.4.4.2.2 5.4.4.2.3 5.4.4.3 5.4.4.3.1 5.4.4.3.2 5.4.5 5.4.6 5.4.7 5.5

Postulat der Zuweisung der kausativischen Rollen Lis(1995) Kausativische Hierarchie Strukturelle Erklärung Supprimierung der internen -Rollevon VI Subjektbezogene RVKe Deskriptive Vorüberlegungen Die Basisposition des Matrixsatzobjekts Bei Experiencer-Verben Die Optionalität Die Referentialität Strukturelle Ableitungen Gruppe IV Gruppe V Ambiguitäten Die syntaktische Kategorie der Projektion des RVKs Ereignisstruktur: objektbezogene vs. subjektbezogene RVKe Zusammenfassung

6

Schlußfolgerung

150 150 151 153 153 153 156 156 159 ....159 162 162 170 171 175 176 177 179

Anhang: Definitionen

183

Literatur

185

Vorwort

An dieser Stelle möchte ich allen danken, die mir bei der Abfassung dieser Arbeit behilflich waren. Besonders herzlich danke ich Herrn Prof. Dr. Herbert E. Brekle, der meine Arbeit stets mit Verständnis und großzügigen Arbeitsbedingungen gefördert hat. Großen Dank gebührt weiterhin PD Dr. Helmut Weiß und Dr. Bernhard Staudinger, die sich mit bewundernswerter Geduld und Ausdauer mit meiner Arbeit intensiv auseinandergesetzt haben. Ebenso bedanke ich mich bei den Teilnehmern des Kolloquiums am Lehrstuhl für Allgemeine Sprachwissenschaft unter der Leitung von Herrn Prof. Dr. Herbert E. Brekle. Hier seien vor allem Dr. Brigitte Asbach-Schnitker, Dr. Edeltraud Dobnig-Jülch und Dipl.-Inform. (FH) Jürgen Reischer M.A. genannt. Dem letzteren bin ich dankbar für die zeitraubende Korrekturarbeit. Nicht zuletzt geht mein Dank an Prof. Dr. Peter Staudacher, bei dem ich nicht nur Syntax gelernt, sondern auch Spaß daran gefunden habe, und der mir zum Anfang dieser Forschung wertvolle Hinweise und Anregungen gab. Außerdem möchte ich hervorheben, daß ohne die psychologische und finanzielle Unterstützung meiner Familie aus Taiwan dieses Projekt nicht vollendet hätte werden können. Die Arbeit wurde teilweise finanziert durch ein Stipendium der Friedrich-Ebert-Stiftung. Vergessen möchte ich schließlich auch nicht meine Regensburger Freunde, denen ich für die lockere und freundschaftliche Atmosphäre und vieles mehr danke.

Regensburg, April 1998

Abkürzungen

ASP BEI CAUS CS CSC DE EC ECM ECP EPP FDRM-Ausdrücke FI GEN KL LF LIH MDP MP NEG ÖP PF PPH P & P-Theorie PSC PTS Q R-Ausdruck REL RKK RVK SC SPH SVK UP UTAH

Aspektpartikel/Aspektmarker Antipassivmarker ba Passivmarker bei Cause-marker z.B. shi Computational System Coordinate Structure Constraint Strukturelle Partikel (Resultativ-)ife Empty Category Exceptional Case Marking Empty Category Principle Extended Projection Principle Expressions of frequency, duration, result or manner Full Interpretation Possessivmarker de Klassifizierer Logische Form Lexical Integrity Hypothesis Minimal Distance Principle Minimalist Program Negationsmorphem Ökonomieprinzip Phonetische Form Primary Predicate Hypothesis Prinzipien- und Parameter-Theorie Postverbal Structure Constraint/Phrase Structure Constraint Principle of Temporal Sequence Fragepartikel Referentieller Ausdruck Relativsatzmarker de Resultative Komplementkonstruktion Resultatives Verbalkomplement Small Clause Secondary Predicate Hypothesis Serielle Verbkonstruktion Unambiguous Projection Uniformity of Theta Assignment Hypothesis

0

Einleitung

Als serielle Verbkonstruktionen (serial verb constructions, fortan SVKen) werden solche betrachtet, in denen sich zwei oder mehr Verben auf ein Argument beziehen. Weder bezeichnen die SVKen spezifische Konstruktionen, die sich auf eine einheitliche, zugrunde liegende Struktur zurückführen lassen, noch sind sie einem einzigen semantischen Typ zuzuordnen. Die Tatsache, daß in manchen Konstruktionen "object-sharing" bzw. "argument-sharing" vorliegt, wird deswegen oft als die ausschlaggebende Diagnose der SVKen angesehen. Bei der Analyse dieser Eigenschaft herrscht in der Literatur jedoch beachtliche Diskrepanz. Von daher ist es nicht verwunderlich, daß es bislang noch keine — mindestens von der Mehrheit vertretene — Definition der SVK gibt und in kurzer Zeit wohl auch nicht zustande gebracht wird, da die bislang behandelten Daten teilweise große Unterschiede bzw. keine Überschneidungen haben. Zudem kompliziert der Vergleich zwischen den angeblichen Serialisierungssprachen und Nicht-Serialisierungssprachen die Angelegenheit. Der Grund dafür ist nicht schwierig nachzuvollziehen, wenn man in Betracht zieht, daß der Status der SVK innerhalb einer eigenen Sprache noch nicht völlig aufgeklärt ist, und trotzdem zugleich mit den oberflächlich ähnlichen Konstruktionen in anderen (auch typologisch verschiedenen) Sprachen verglichen werden soll. Diese in gewisser Hinsicht chaotische Situation zeichnet sich insbesondere durch die von Zwicky (1990) in einem Aufsatztitel gestellte Frage aus: "what are we talking about when we talk about serial verbs?". Umso überraschender ist angesichts der Komplexität der Sachlage die übereinzelsprachlich einstimmige Charakterisierung der Funktion der SVK, wonach die SVK "one overall event" darstellt. Wie diese Intuition theoretisch zu begründen ist und wie ihr Inhalt aussieht, wird in dieser Arbeit am Beispiel von chinesischen Daten ausführlich behandelt. Die Frage, wie die oben erwähnte Eigenschaft von "object-sharing" abgeleitet wird, sowie die Frage, wie die serialisierten, verbalen Prädikate lizensiert werden können, da Kombinationen beliebiger VPn nicht ohne weiteres zulässig sind, werden in dieser Arbeit ebenfalls eingehend diskutiert. Die vorliegende Arbeit ist wie folgt organisiert: Im ersten Kapitel folgen einer Übersicht des Forschungsstands auf dem Gebiet der SVKen die Charakteristika der SVKen im Chinesischen und eine kritische Diskussion über zwei frühere Analysen. Das zweite Kapitel stellt die für die Analyse der SVKen relevanten, theoretischen Ansätze im Rahmen der P&P-Theorie dar. Dabei wird kurz über die neueste Entwicklung im Minimalistischen Programm (MP) berichtet. Kapitel drei bis fünf bilden den Schwerpunkt der Arbeit, in denen die Syntax und Semantik der Final-SVKen, der Deskriptivsätze und ResultativSVKen ausführlich behandelt werden. Kapitel sechs faßt das Ergebnis zusammen und gibt einen Ausblick auf die noch offenen Fragen im Zusammenhang mit dem SVK-Phänomen.

Die Thematik der seriellen Verben

l. l

Forschungsstand und Aufgabenstellung

Forschungen, die sich mit der Thematik der SVK beschäftigen, können im Hinblick auf ihre Herangehensweisen in drei Bereiche klassifiziert werden. Im folgenden werden sie diskutiert, woraus sich die wesentlichen empirischen Fragestellungen der Untersuchungen über SVK ableiten lassen. Im Anschluß daran wird die Abgrenzung bzw. Eingrenzung der in dieser Arbeit zu behandelnden Daten begründet und die Zielrichtung der vorliegenden Arbeit dargestellt.

1.1.1

Reanalyse1

Zum ersten Untersuchungsgebiet gehörend und zugleich das verbreitetste Verständnis von SVKen darstellend gilt, daß — im Vergleich zu indoeuropäischen Sprachen — sich eines der seriellen Verben bzw. eine der seriellen verbalen Phrasen (VPn) reanalysieren bzw. rekategorisieren läßt. Im Mittelpunkt des Interesses steht festzustellen, ob durch die Reanalyse funktionale sowie semanto-syntaktische Veränderungen beim reanalysierten Verb auftreten. Dieses verhält sich aus funktionaler Perspektive präpositional oder adverbial, indem es in erster Linie nicht als in prädikativer, sondern als in attributiver Verwendung aufgefaßt wird. Semantisch betrachtet repräsentiert das reanalysierte Veib nicht mehr den vollständigen Umfang seiner Bedeutungen, sondern ist mit einer bestimmten thematischen Rolle befestigt. So bringen die reanalysierten VPn oft thematische Rollen wie BENEFAKTIV, INSTRUMENTAL, GOAL usw. zum Ausdruck. In dieser Hinsicht sind die reanalysierten VPn mit PPn in europäischen Sprachen vergleichbar, wodurch typischerweise LOKATIV/DIREKTIONAL, GOAL und INSTRUMENTAL dargestellt werden. Beide können als auf das Hauptverb thematisch bezogene Konstituenten angesehen werden. Was das syntaktische Verhalten des reanalysierten Verbs betrifft, ist mithilfe unabhängiger Evidenzen wie der Beschränkung der Haftbarkeit eines Aspektmarkers oder der Extrahierbarkeit des dem Verb unmittelbar folgenden NP-Objekts, oder auch aufgrund einzelsprachlicher Tests wie der A-nicht-A-Fragebildung im Chinesischen festzustellen, daß es seine Verbeigenschaften nicht mehr ganz bewahrt hat. Da es auch mit speziellen grammatischen Funktionen verbunden ist, hat man dabei sowohl diachron als auch syn-

1

Der Begriff der "Reanalyse", definiert nach Lehmann (1995: 1261), bedeutet demzufolge auch Reinterpretation, Umdeutung oder Gliederungsverschiebung.

chron betrachtet einen Prozeß der Grammatikalisierung vorliegen.2 Das Satzprädikat macht konsequenterweise dasjenige Verb, das den Grammatikalisierungsprozeß nicht erfährt, aus. Zur Verdeutlichung der Sachlage sind die folgenden stereotypischen semantischen Typen von SVKen im Chinesischen anzuführen, vgl. (l)-(7). Die eingeklammerten Wn bzw. die sich darin befindenden Objekte stehen in der jeweils angegebenen thematischen Relation zu den ausgeklammerten verbalen Prädikaten. Anzumerken ist, daß hier größtenteils SVKen mit zwei VPn bzw. Verben angeführt sind. Dies bedeutet aber nicht, daß sich eine SVK auf nur zwei Wn beschränkt. Für parallele Konstruktionen im Westafrikanischen und in Kreolsprachen verweise ich den Leser u.a. auf Sebba (1987), Baker (1989, 1991), Dechaine (1994) und Bickerton (1995) sowie die dort zitierte Literatur. Für parallele Konstruktionen in anderen süd-ostasiatischen Sprachen ist auf Kühn (1990a) und Bisang (1991, 1992) zu verweisen. Eine Untersuchung zur Verbserialisierung in Paamese (einer Oceanischen Sprache) findet man in Crowley (1987). (1)

Instrumental a. Lisi [na Lisi nehmen b. Lisi [yong Lisi benutzen

dao] qie rou. Messer schneiden Fleisch maobi] xie xing. Pinsel schreiben Brief

(2)

Komitativ a. Lisi [dai quan jia] qu lüxing. Lisi fuhren/mitnehmen ganz Familie gehen reisen b. Lisi [pei/gen taitai] qu yiyuan. Lisi begleiten/mit (folgen) Gattin gehen Krankenhaus

(3)

Modal (manner) a. Lisi [gui xia-laij qiu Zhangsan. Lisi knien hinunter anflehen Zhangsan b. Lisi [kai ehe] shang-ban. Lisi fahren Auto gehen zur Arbeit

(4)

Benefaktiv a. Lisi [gei wo] xie xin. Lisi geben ich schreiben Brief b. Lisi [bang/ti/wei Wangwu] xie xin. Lisi helfen/um js Willen/für Wangwu schreiben Briefe

(5)

Goal/Dativ a. Lisi xie xin [gei wo]. Lisi schreiben Brief geben ich

Nach Lehmann (1995) ist die Grammatikalisierung eines Wortes in Form einer Skala oder eines Spektrums zu verstehen. In welchem Stadium sich das betreffende Wort (auch im Sinne von Morphem) befindet, ist von Fall zu Fall verschieden. Diese Tatsache sieht man insbesondere in den sog. Koverben im Chinesischen. In einer Verb-Präposition-Skala nähern sich manche Koverben dem Verb-Pol, während sich manche dem Präposition-Pol näher befinden. Vgl. dazu Paul (1982).

b. Lisi Lisi c. Lisi Lisi

song le schenken ASP mai [gei kaufen geben

yi-ben-shu [gei Wangwu]. ein-KL-Buch geben Wangwu Wangwu] yi-zhi-shoubiao. Wangwu ein-KL-Armbanduhr

(6)

Lokativ/Direktional a. Lisi [zai/dao/qu/lai riben] zuo shengyi. Lisi sichbefinden/ankommen/gehen/kommen Japan machen Geschäft b. Lisi diu yi-kuai-shitou [dao shui-li]. Lisi werfen ein-KL-Stein ankommen Wasser-in c. Lisi tiaowu [qu] le. Lisi tanzen gehen ASP

(7)

Final (purpose) a. Lisi kan Lisi hacken b. Lisi zhu Lisi kochen

chai [shao]. Holz verbrennen shuijiao [chi]. Maultasche essen

Oberflächlich betrachtet unterscheiden sich die Sätze in (l)-(7) in nichts voneinander. Sie lassen sich durch folgende Konstruktion erfassen: (8)

(NP)

V

(NP)

V

(NP)

Das linke V wird im folgenden angesichts der linearen Reihenfolge VI, und das rechte V2 genannt. Die Phrase, deren Kopf VI ist, wird als VP1, und die Phrase, deren Kopf V2 ist, als VP2 usf. bezeichnet. Darüber hinaus erscheint eine SVK in der Oberflächenstruktur als ein einziger Satz (single clause), der mehr als ein Verb enthält, deren syntaktische Beziehungen miteinander morphosyntaktisch nicht markiert sind. Diese deskriptive Charakterisierung wird am häufigsten als die Definition der SVK akzeptiert. Dabei gilt die asyndetische Abfolge von Verben als eine wichtige Eigenschaft der SVK. Da sich die SVK nicht auf eine einheitliche Klasse von Konstruktionen bezieht, dient eine solche Definition eigentlich hauptsächlich dazu, das zu beobachtende Phänomen zu beschreiben bzw. die zu behandelnden Daten einzuschränken. Aus funktional-semantischer Sicht besteht kein Zweifel, daß die oben aufgeführten Sätze in der Tat mehrdeutig sein können.3 Je nach Kontext (d.h. semantischen und pragmatischen Gegebenheiten) wird entschieden, welche Lesart präferent ist. So haben Li/ Thompson (1981: 595) vier semantische Relationen der SVKen aufgestellt: „Consecutive", „Purpose", „Iternating" und „Circumstance" Mit „Consecutive" wird auf die temporale Reihenfolge der von seriellen Verben denotierten Ereignisse oder Handlungen verwiesen. Am Beispiel von (1) nimmt Lisi zuerst das Messer und schneidet dann das Fleisch. In (3) fallt Lisi zunächst auf die Knie, dann fleht er Zhangsan an. In (7) wird Wangwu zunächst gerufen und dann folgt sein Eintritt. Mit „Purpose" wird die von V2 denotierte Handlung als Begründung oder Motivation der von VI denotierten Handlung angesehen. Der Satz in (3) kann neben der Lesart 'Lisi fleht Zhangsan an, indem er auf die Knie fällt' auch als Vgl. dazu Li/Thompson (1973).

'Lisi fallt auf die Knie, um Zhangsan anzuflehen.' paraphrasiert werden. Unter „Alternating" versteht man zwei alternative Handlungen, die vom gleichen Subjekt ausgeführt werden. Diese Lesart erzielt man allerdings besser, wenn zwischen den VPn eine längere Sprechpause eingesetzt wird, was ohnehin auf die Aufzählung oder Koordination der Handlungen bzw. Ereignisse deutet. Bei „Circumstance" richtet man das Augenmerk auf die von VI denotierte Handlung oder das Ereignis, das den Hintergrund angibt oder die Situation einschränkt, in der die von V2 denotierte Handlung geschieht. W l hat damit die topikalische Funktion (topical function) im Sinne von Lehmann (1988: 188). Die bislang vorgestellten großzügigen Interpretationsmöglichkeiten sind charakteristisch für SVKen. Bemerkenswert ist, daß keine Relation der Resultativität oder Kausalität bei der Semantik der SVKen in Li/Thompson beobachtet wurde. Dies führe ich darauf zurück, daß sie es ablehnen, die sog. resultativen V-V-Komposita (9) als Gegenstand der Syntax zu betrachten und in SVKen aufzunehmen. Ambivalente Konstruktionen, in denen finale und resultative Lesarten zusammenfallen könnten, gibt es im Chinesischen nicht, jedoch in Yoruba (einer in Nigeria gesprochene Kwa-Sprache), vgl. (10).4 Die syntaktischen Konfigurationen der Verben in (lOa) und die in (lOb) sind identisch. Da Baker (1989) ihnen die gleiche Struktur zugrunde legt, scheinen die Interpretatiortsvarianten nach Baker lexikosemantisch bedingt zu sein. Im Chinesischen ergibt sich die Unterscheidung allerdings strukturell. In (7) tritt V2 nach dem Objekt von VI auf, in (9) hingegen unmittelbar nach VI.5 Die hier beobachteten Aufgabenteilungen hinsichtlich der Konstellationen der Verben im Chinesischen ist aber kein Einzelfall. Dochaine (1994: 809) merkt an, daß in Igbo, einer anderen in Nigeria gesprochenen Kwa-Sprache, die semantischen Typen wie dative/benefaktive/resultative Ausdrücke ebenfalls durch V-V-Komposita (d.h. obligatorische Adjazenz der Verben) dargestellt werden, während instrumental/modal/komitativ/multievent durch serialisierte VPn repräsentiert werden. Dechaine bezeichnet die V-V-Komposita daher als coverte SVKen. (9)

(10)

4 5

Resultativ a. Zhangsan Zhangsan b. Zhangsan Zhangsan c. Zhangsan Zhangsan

da schlagen wan spielen ku weinen

[si] sterben/tot [Juan] müde [shi] naß

le ASP le ASP le ASP

Yoruba a. Bola so eran tä. Bola cook meat sell Bola cooked some meat and sold it.'

Lisi. Lisi lanqiu. Basketball shoupa. Handtuch (aus Baker 1989:513)

Die zitierten Daten behalten ihre originalen englischen Übersetzungen bei. Im Chinesischen ist die Grenze zwischen den Wortklassen Adjektiv und Verb transparent. Vgl. dazu Sackmann (1996) und Kupfer (1979).

b. Femi ti Akin subu. Femi push Akin fall "Femi pushed Akin down.'

Was die Syntax anbetrifft, so deutet die W mit einer gebundenen semantischen Funktion auf ihren subordinierten Charakter hin. Beispielsweise wird im Fall von „Circumstance" V(P)2 als das Matrixverb aufgefaßt, im Fall von „Purpose" dagegen V(P)1. Dementsprechend wird beim ersteren VP1 und beim letzteren VP2 als subordiniert angesehen. Man erwartet außerdem von Hauptverben, daß sie im Hinblick auf die semantischen und syntaktischen Eigenschaften intakt sind. Bei „Consecutive" und „Alternating" ist nicht auszuschließen, daß die beiden durch Koordination repräsentiert sind. In Dechaine (1994) wird aufgrund der Eigenschaft, daß bei einer SVK sowohl VI als auch V2 das Hauptverb darstellen kann, eine bivalente VP-Struktur für SVKen angenommen. Wie in Fußnote 2 bereits hingewiesen wurde, läßt sich im Chinesischen die grammatische Kategorie koverbaler Phrasen (KovPn) beobachten. Die Koverben haben einen besonderen Status in der chinesischen Grammatik. Sie bilden eine geschlossene Klasse.6 Sie zeichnen sich dadurch aus, daß sie den oben angesprochenen funktionalen und semantosyntaktischen Einschränkungen unterworfen sind. Bis auf ba können sie ansonsten als Vollverb und allein verwendet werden.7 Da das Chinesische abgesehen von der untersten Ebene der W kopffmal ist, ist es nicht erstaunlich, daß die KovPn kanonisch die präverbale Position einnehmen.8 Bezogen auf die KovPn ist in unserem Zusammenhang wichtig zu erkennen, daß die Reanalyse der SVKen nach dem Muster der KovPn erfolgen kann. Das bedeutet, die der Reanalyse zugrunde liegende Analogiebildung ergibt sich aus den Paradigmen der chinesischen Grammatik. Man kann sagen, daß die KovPn im Chinesischen gewisse Funktionen von Präpositionen in europäischen Sprachen übernehmen und je nach Kriterium einen vergleichbaren grammatischen Status haben. Aber die Identifikation der KovPn an sich ergibt sich durch den Vergleich mit oder die Relation zu Vollverben innerhalb einer Einzelsprache, nicht etwa durch den Vergleich mit den anderen (typologisch eventuell verschiedenen) Sprachen. In dieser Hinsicht spricht man auch von Umstrukturierung.9 Reanalyse ist also nicht nur von sprachtypologischer Bedeutung, sondern spielt auch eine Rolle in der Strukturierung der komplexen Sätze in einer einzelnen Sprache. Unter dem Kriterium, daß in einer SVK eines der Verben als Koverb reanalysiert wird, können die Modal-SVKen in (3), Final-SVKen in (7) und Resultativ-SVKen in (9) nicht

6 7 8

9

Die Anzahl beträgt 58 nach Li/Thompson (1981: 368). Die häufig verwendeten beschränken sich auf max. 10. Für jüngste Forschungen zur Syntax von ba ist u.a. auf Yoon (1989a,c) zu verweisen. Hier werde ich auf die Thematik der Koverben nicht eingehen, da ich mich mit einer anderen Fragestellung bezüglich des SVK-Phänomens befassen will. Für Kriterien zur Identifikation der Koverben beziehe ich mich hauptsächlich auf Paul (1982) und Ross (1991). Informationen über die historische Entwicklung einzelner Koverben liefert Bisang (1992). Vgl. Lehmann (1988, 1995).

8 als SVKen geltend gemacht werden.10 Zunächst haben die beteiligten Verben in solchen Konstruktionen ihre volle Semantik beibehalten. Die Entsemantisierung ist aber ein wichtiges Signal der Grammatikalisiening. Zweitens sind bislang keine KovPn für derartige thematische Beziehungen zum Hauptverb bekannt, so daß eine Analogiebildung schwer fällt.11 Da weder ein Granunatikalisierungsprozeß der beteiligten Verben beobachtbar noch ein analogischer Wandel vorhersehbar ist, liegt keine Evidenz vor, daß eines der Verben "koverbial" im definierten Sinne fungiert. Dagegen hat man sowohl empirische als auch theoretische Gründe, gei in (4a) und (5),nyong in (Ib), gen in (2b)13 und die die Richtung oder das Ziel anzeigenden Wörter in (6) als Koverben zu charakterisieren, weil sie eindeutig dem Grammatikalisierungsprozeß unterzogen sind. Die Tatsache, daß die Final-SVKen in (7) von den anderen SVKen in (l)-(6) zu differenzieren sind,14 ist bereits in Li/Thompson (1973) erkannt worden, weshalb sie für die Final-SVKen und den anderen SVKen unterschiedliche Strukturen ansetzen. Der Tatbestand, daß die Koverben ihre Verbeigenschaften nicht ganz behalten, scheint jedoch der Voraussetzung, daß eine SVK aus mehr als einem Verb besteht, zu widersprechen. Dies führt dazu, daß manche Linguisten Konstruktionen mit Koverben kategorial aus der SVK ausschließen, weil es sich dabei eben nicht mehr um Verben, sondern um Präpositionen oder Koverben handelt, während manche genau das Gegenteil behaupten, daß die SVK nichts anderes bezeichnet als Konstruktionen mit Koverben. Vertreter der ersteren Ansicht sind Li/Thompson (1973, 1981), Proponenten der letzteren Ansicht Chao (1968), Chang (1990) und Kühn (1990a).

1.1.2

Verbcluster

Im Mittelpunkt der zweiten Fragestellung steht das sog. Verbcluster. Man befaßt sich mit der syntaktischen und semantischen Kohärenz der Verben wie in (11). (12) ist nach Dai (1990b: 326) eine vergleichbare Konstruktion im Englischen. Seuren (1990: 15) macht die gleiche Beobachtung, lehnt es jedoch ab, Konstruktionen wie die in (12) als eine Instanz der SVK anzuerkennen, weil seiner Meinung nach der angesprochene Verbkomplex ein lexikalisiertes Verbkompositum sei. Stattdessen führt er das Beispiel in (13) als Exemplar einer SVK an. In (12) erscheint V2 in infiniter Form, in (13) als Gerundium. Damit sind die beiden V2 für ihre syntaktische Abhängigkeitsbeziehung morphosyntaktisch sichtbar.

10 11 12 13 14

Der Einfachheit halber bezeichnen die Begriffe der Final-SVK und der Resultat!v-SVK in dieser Arbeit sowohl die ganze Konstruktion als auch die Final- bzw. Resultativ-Teilkonstruktion. Lehmann (1995: 1262) merkt an, daß Reanalysen auch ohne analoges Vorbild vorkommen. Die ausschlaggebenden Argumente finden sich u.a. in Zhang (1990). Vgl. Jian/Peyraube(1994). Die funktionale, semantische Grenze zwischen Modal-SVKen und Final-SVKen ist fließend. Analysiert man VI als das Hauptprädikat, wird VP2 als subordinierter Finalsatz angesehen. Analysiert man V2 als das Hauptprädikat, wirkt W l modaladverbartig. Aufgrund dessen kann man (3) und (7) als gleichartig betrachten.

Ähnliche Konstruktionen finden sich auch im Deutschen, vgl. (14).15 Ein Beispiel aus dem Westafrikanischen ist in (15) angeführt. (11)

a. Ta [lai shang] ban. he come go-up shift comes to work.' b. Ta [qu guang] gongyuan. he go wander Park goes to see a park.'

(aus Dai 1990b: 327)

(12)

You should [go see] a doctor today.

(13)

John went fishing.

(14)

a. Ich [gehe einkaufen/baden/arbeiten].16 b. Er kommt (hierher) Bekannte (zu) besuchen. c. Er lernt Auto (zu) fahren. d. Das braucht er nicht zweimal sagen. (aus Lehmann 1995: 1263)

(15)

Kobon (aus Lehmann 1988: 190) Nipe waflib si du ar-öp. 3SG string bag illicitly take go-PERF 3SG stole the string bag.'

Wenn man Modalverben durch die Rektion eines infiniten Verbalkomplements definiert, sind die VI in (12), (14) und (15) wie die anderen infinitivregierenden Verben wie können, mögen, anfangen, lassen etc. als Modalverben zu charakterisieren.17 In der Funktion als Modalverben ist bei den ursprünglichen Bewegungsverben gehen/kommen die semantische Abstrahierung erkennbar, was letztlich auf Grammatikalisierung hindeutet. Zugleich rückt die Frage nach der Lexikalisierung der fraglichen Verbalkomplexe ins Blickfeld. Fishing in (13) bezeichnet Seuren (1990, 1991) als "pseudocomplementation". Dai (1990b) argumentiert für das Chinesische, daß Serialisierung von Hypotaxe (Subordination) und Parataxe (Koordination) typologisch zu unterscheiden ist. Alles, was sich auf Subordination oder Koordination reduzieren läßt, zählt nicht zur SVK. Nach ihm sind die gehen/kommen-Konstrvikuonen wie die in (11) echte SVKen. Sie unterscheiden sich von Subordination insbesondere dadurch, daß kein Element innerhalb des Verbalkomplexes (d.h. zwischen den serialisierten Verben) vorkommen kann. Dai führt aus, daß, sobald hinter gehen/kommen eine das Ziel oder Ort anzeigende Objekt-NP auftaucht, die Konstruktion der Subordination zugeordnet wird. Der Satz in (16) ist von der Struktur her nicht anders als die in (l)-(7), von denen keiner eine echte SVK sei.

15 16 17

Vgl. dazu Kühn (1990b), wo fünf Typen von Verbserien im Deutschen im Zusammenhang mit Kohärenzinfinitiven beobachtet werden. Vgl. dazu auch Fanselow (1989). Konstruktionen wie die in (14a,b) bezeichnet Lehmann (1988: 220, Fn. 10) als "motion purpose clauses". Vgl. Lötscher (1978), dazu (1993).

10

(16)

Ta lai zher shang ban le. he come here go-up shift ASP He came here to work.1

(aus Dai 1990b: 330)

Dais Argumentationen sind aber in vielerlei Hinsicht inkonsistent und problematisch. In bezug auf die Frage nach SVK oder Nicht-SVK ist über seine These das Folgende zu sagen: Die "echte Serialisierung" scheint nach Dai lexiko-syntaktisch auf nur zwei Wörter, die als VI in Frage kommen, beschränkt zu sein, nämlich lai und qu ('kommen1 und 'gehen'). Er zeigt aufgrund des Kontrasts zwischen (17d) und (18d), daß nur (17c) eine SVK ist, weil keine Modifikatoren (Attribute), die ansonsten bei einzelnen Verben möglich sind, vgl. die a,b-Sätze in (17)-(18), zwischen den serialisierten Verben auftreten können. (17)

(18)

a. Ta qu san xiaoshi le. he go three hour ASP He was away for three hours.' b. Ta shang ban san xiaoshi he go-up shift three hour He worked for three hours.' c. Ta qu shang ban le. he go go-up shift ASP went to work.' d. *Ta qu san xiaoshi shang he go three hour go-up

(aus Dai 1990b: 329) le. ASP

ban (le). shift (ASP)

a. Ta pao/zou san xiaoshi. he run/walk three hour He ran/walked for three hours.' b. Ta shang ban san xiaoshi. he go-up shift three hour worked for three hours.' c. Ta pao/zou zhe shang ban. he run/walk ASP go-up shift He went to work by running/walking.' d. Ta pao/zou san xiaoshi shang ban. he run/walk three hour go-up shift He needed three hours to run/walk to work.'

(16) gilt nach Dai aber nicht als das Gegenbeispiel von (17d), was mir mehr als unplausibel erscheint. Denn selbst wenn man Dais Differenzierung zwischen SVK-Gebrauch und Subordination-Gebrauch von lai/qu Glauben schenkt, drängt sich die Frage auf, warum (17d) im Gegensatz zu (16) nicht als Subordination aufgefaßt werden kann, um den Satz sozusagen wieder gut zu machen. Die in (16)-(18) aufgezeigten Fakten bieten meiner Ansicht nach einen eindeutigen Beweis dafür an, daß lai/qu in (17c) grammatikalisiert sind, indem sie die spezielle grammatische Funktion zum Ausdruck der Richtung besitzen, und nicht mehr in der vollverbalen Anwendung als Bewegungsverben sind. Als Bewegungsverben können lai und qu durch temporale Adverbien (z.B. F/D-Ausdrücke) modifiziert und durch ein NP-Objekt ergänzt werden (19). Im Vergleich dazu selegieren im Deutschen gehen und kommen ein PP-Objekt. Ansonsten können sie ebenfalls von einem temporalen Adverb modifiziert werden, vgl. (20).

11

(19)

a. Ta qu Taipei san tian le. er gehen Taipei drei Tage ASP ist drei Tage her, seitdem er nach Taipei gegangen ist.' b. Ta lai guo wo-jia san ci. er kommen ASP ich-Haus drei Mal "Er ist dreimal zu meinem Haus gekommen.'

(20)

a. Er ist zu uns gekommen. b. Er ist dreimal nach München gegangen.

Als Kopf einer direktionalen/lokativen Phrase können lai/qit allerdings nicht mehr von temporalen Adverbien modifiziert werden, erlauben aber weiterhin Ergänzungen durch eine Objekt-NP, die als Installierung oder Spezifizierung der Grundbedeutung von lai/qu angesehen werden können. Wenn die hier vertretene Auffassung von lai/qu aufrecht zu erhalten ist, dann besteht m.E. kein Grund, die /a;/grM-Konstruktionen in (l 1) in bezug auf die Frage der SVK oder Nicht-SVK anders als die KovPn zu behandeln. Genau wie die Koverben unterliegen lai/qu der Reanalyse und sind mit einer speziellen grammatischen Funktion verbunden. Der einzige oberflächliche Unterschied liegt nur darin, daß lai/qu gewöhnlich als intransitive Verben gelten, während die Koverben aus transitiven Verben bestehen. Dies erklärt zudem den bislang mysteriösen Tatbestand, daß Koverben immer transitive Verben sind. Dais postulierte Bedingung der Serialisierung, daß VI immer intransitiv sein muß,18 ist ad-hoc und kann den hier beobachteten Zusammenhang zwischen /«//^«-Konstruktionen und koverbalen Konstruktionen nicht erklären. Der Vergleich von (11) mit (12)-(15) ist außerdem etwas irreführend. Denn aufgrund der morphologischen Flexionsformen in den letzteren ist erkennbar, welches Verb jeweils das regierende Verb und welches das regierte Verb ist. In den chinesischen lai/qu-Konstruktionen (11) ist ein derartiges Rektionsverhältnis völlig unklar, zumal VI (d.i. lai/qu) nicht allein durch Aspektmarker suffigiert werden kann, vgl. (21) vs. (19b), was wiederum für seinen koverbalen Status in (21) bzw. (11) spricht. Wenn dem so ist, würde man erwarten, daß V2 in (11) das Hauptverb darstellt, was in den Konstruktionen von (12)-(15) aber genau umgekehrt ist. (21)

1.1.3

*Ta lai-le shang he come-ASP go-up

ban. shift

(aus Dai 1990b: 332)

Sekundäre Prädikate

Larson (1991b) macht eine interessante Beobachtung über die Parallelität zwischen Konstruktionen mit sekundären Prädikaten und SVKen. Den einzigen Unterschied zwischen Serialisierungssprachen und Nicht-Serialisierungssprachen sieht Larson in den verschiedenen lexikalischen Kategorien der sekundären Prädikate. In Nicht-Serialisierungsspra-

18

Vgl. die Tabelle in Dai (1990: 335).

12

chen, z.B. dem Englischen, sind die sekundären Prädikate [-V, +N], d.h. NP/PP/AP/*VP, in Serialisierungssprachen hingegen, z.B. Yoruba, [+V, -N], d.h. VP/PP/AP/*NP.19 SVKen repräsentieren also Konstruktionen verbaler Prädikate in Serie, die u.a. durch die thematischen Beziehungen der Prädikate zu einem gemeinsamen Argument (im Fettdruck) ausgezeichnet sind. Konstruktionen im Chinesischen, die diese Bedingung erfüllen, sind in (22)-(25) angeführt. (22)

a. Lisi Lisi b. Lisi Lisi c. Lisi Lisi

jiao wo jinlai. rufen ich herein(-kommen) quan Zhangsan chuguo. raten Zhangsan ins Ausland gehen qing wo chifan. einladen ich essen

(23)

a. Lisi Lisi b. Lisi Lisi

renshi kennenlernen mai le kaufen ASP

(24)

a. Lisi Lisi b. Lisi Lisi

zhong cai mai. pflanzen Gemüse verkaufen dao shui he. einschenken Wasser trinken

(25)

a. Lisi Lisi b. Lisi Lisi c. Lisi Lisi d. Lisi Lisi

qi-de ma hen lei.20 reiten-DE Pferd sehr müde qi-de hen lei. reiten-DE sehr müde shao hui le ziji-de fangzi. brennen ruinieren ASP sich-GEN Haus chi bao fan le. essen satt Reis ASP

le yi-ge-pengyou hen ASP ein-KL-Freund sehr yi-dong-fanzi hen gui. ein-KL-Haus sehr teuer

congming. intelligent

Alle Konstruktionen bis auf (25b,d) zeichnen sich durch den thematischen Bezug zwischen dem direkten Objekt des Matrixverbs und dem eingebetteten Prädikat aus. Sie sind aber im Hinblick auf die Argumentstruktur der Matrixverben unterschiedlicher Natur. Die Konstruktionen in (22) gehören zu Chaos (1968) Pivotal-Konstruktionen. Sowohl die Objekt-NP als auch die ihr unmittelbar folgende Phrase sind subkategorisierte Argumente. Die Matrixverben in (23) sind normale transitive Verben. Die sekundären Prädikate beziehen sich ausschließlich auf das NP-Objekt, indem sie die Eigenschaft des Objekts spezifizieren. Die Sätze in (23) bezeichnen Li/Thompson (1981) als Deskriptivsätze. Im Gegensatz zu (22) sind die Projektionen der sekundären Prädikate in (23) keine subkategorisierten Argumente, sondern Adjunkte.

19 20

Vgl. dazu Kapitel 4, wo gezeigt wird, daß NP im Chinesischen als sekundäres Prädikat in Frage kommt. Zur Begründung resultativer Komplementkonstruktionen in (25a,b) als SVKen verweise ich auf Kapitel 5.

13

In (24) sind die beteiligten Verben transitiv. Intuitiv nimmt man eine Ellipse des Subjekts und des Objekts von V2 an. Vor der Ellipse liegen zwei separate Ereignisse vor, die aneinander gereiht sind. Nach der Ellipse neigt man jedoch dazu, sie unter einer größeren Ereigniseinheit (one overall event) zu erfassen.21 So wie in (23) besteht kein -Selektionsverhältnis zwischen den sog. serialisierten Verben in (24). Um dem empirischen Faktum, daß die Konstruktionen in (24) jeweils eine Proposition ausdrücken, die syntaktisch von einem einzigen Satz getragen werden soll, Rechnung zu tragen, nimmt Baker (1989) eine dreifach verzweigende doppelköpfige VP-Struktur an, die ursprünglich aufgrund der Konstruktionen wie der in (10) abgeleitet ist. Li (1991) und Lefebvre (1991) lehnen eine derartige strukturelle Erklärung ab und versuchen stattdessen, eine lexiko-konzeptuelle oder lexiko-semantische Erklärung zu etablieren. Ein auf pragmatischen Kriterien beruhender Versuch findet sich in Chang (1990). Bemerkenswert ist, daß Baker (1989, 1991) zwischen SC-artigen Konstruktionen, die in (22)-(23) durch das Prädikationsverhältnis zwischen dem Matrixobjekt und dem sekundären Prädikat in Erscheinung treten, und echten SVKen, wie denen in (24), unterscheidet.22 Das entscheidende Kriterium besteht nach Baker darin, daß, was das geteilte Argument anbetrifft, es in SC-Konstrukten um die externe -Markierung geht, — d.h. das geteilte Argument ist zwar vom Matrixverb intern, aber vom SC-Prädikat extern -markiert —, während es sich in SVKen bei den beiden Verben um die interne -Markierung handelt. Dieses Kriterium ist jedoch streng theorieintern motiviert. In Abschnitt 1.3.1 wird auf die Probleme von Bakers Analyse näher eingegangen. Bei (25) handelt es sich um Resultativkonstruktionen. In (25a,c) ist V2 auf das Matrixobjekt bezogen, in (25b,d) dagegen auf das Matrixsubjekt. Wie am Beispiel (9) erwähnt, ist es im Chinesischen umstritten, wie die resultativen V-V-Komposita, die scheinbar syntaktische Regeln befolgen, behandelt werden sollen, und wie ihre Interpretationen abgeleitet sind. Mehr dazu vgl. Abschnitt 5.1. Sie dürfen jedenfalls nicht aus rein kategoriellen Gründen (Morphologie oder Syntax) in bezug auf das SVK-Phänomen unberücksichtigt bleiben.

1.1.4

Zielrichtung

Um die bis jetzt skizzenhaft vorgestellten Daten kreisen zwei grundsätzliche Fragen: Erstens, warum wird bei SVKen ein geschlossenes einheitlich umfassendes Ereignis (one overall event) verstanden, obwohl es sich dabei gerade um Verben in Serie handelt, die ja jeweils ein Ereignis denotieren? Zweitens, wie können die thematischen Beziehungen der jeweiligen verbalen Prädikate zu einer gemeinsamen NP systematisch aufgefaßt werden? Das Ziel der vorliegenden Arbeit liegt nicht darin, festzustellen, ob SVKen sich von Koordination und Subordination abgrenzen lassen, um damit einer Bezeichnung für einen eigenen Konstruktionstyp gerecht zu werden. Stattdessen steht im Vordergrund des In21 22

Vgl. Li/Thompson (1981: 620). Baker schließt Kontroll-Konstruktionen und Satzeinbettungen ebenfalls von SVKen aus.

14

teresses, zu klären, welche Struktur der als SVK in Frage kommenden Konstruktionen zugrunde liegt, wie die Interpretationen abgeleitet sind, und wie die Distribution der verbalen Prädikate in SVKen lizensiert werden. Die sich daraus ergebenden Resultate sollen schließlich Aufschluß über die oben genannten zwei Fragen liefern. Ein semanto-syntaktisch basierter Erklärungsversuch wird in dieser Arbeit vorgenommen. Aus der Datenlage geht hervor, daß der Begriff SVK syntaktisch und semantisch inhomogene Konstruktionen bzw. Typen umfaßt. In Zustimmung zu Seuren (1990: 14) betrachte ich SVKen (zumindest im Chinesischen) als ein Syndrom, zu dem nicht zuletzt die einzelsprachlichen Faktoren wie Mangel an morpho-syntaktischen Markierungen und unscharfe Grenzen zwischen grammatischen und lexikalischen Kategorien beigetragen haben.23 Ich werde zeigen, daß Parametrisierung in bezug auf die Verbserialisierung weder im Sinne von Baker (1989) noch im Sinne von Larson (1991b) zwingend ist. Möglicherweise liegt der Unterschied zwischen Serialisierungssprachen und Nicht-Serialisierungssprachen in der Natur von INFL, wie es Collins (1997) angenommen hat und in Dechaine (1994) daraufhingewiesen wurde. Ein Vergleich zwischen den SVKen im Chinesischen und ähnlichen Konstruktionen im Deutschen oder im Englischen spielt daher im Hintergrund der Diskussion eine wichtige Rolle. Bei Gelegenheit wird auch auf Daten aus westafrikanischen Sprachen verwiesen.

1.1.5

Themabegrenzung

Die in Abschnitten 1.1.1-1.1.3 dargelegten Daten können zusammenfassend in fünf natürliche Typen klassifiziert werden. Als die erstere gelten die Konstruktionen, die sich (durch Reanalyse) als KovPn enthaltende Konstruktionen interpretieren lassen, vgl. (1)(4), (6a), und (lla,b). Die KovPn können m.E. wie die normalen temporalen, lokativen oder modal-satzadverbialen Bestimmungen im Rahmen der Lizensierung der AdvPn aufgefaßt werden.24 Um sie von den herkömmlichen adverbialen Elementen zu unterscheiden, kann man die KovPn als -markierte Adjunkte im Sinne von Speas (1990) betrachten. Die Struktur für (1), hier in (26) wiederholt, läßt sich wie in (26') veranschlagen, wobei V2 das Hauptverb ist. Die Konstruktion (26) kann aber auch als eine Final-SVK analysiert werden. In diesem Fall gilt VI als das Hauptverb. Mit Final-SVKen werde ich mich in Kapitel 3 eingehend befassen. (26)

23 24

Lisi na dao qie rou. Lisi nehmen Messer schneiden Fleisch

Vgl. dazu Sebba (1987). Vgl. dazu Tang (1990a) und die dort zitierte Literatur.

15 (26')

na

dao

qie

rou

Zu den anderen vier Typen gehören also jeweils Final-SVKen, vgl. Bsp. in (7) und (24), Deskriptivsätze, vgl. Bsp. in (23), Pivotal-Konstruktionen, vgl. Bsp. in (22), und Resultativ-SVKen, vgl. Bsp. in (9) und (25). Dabei ist das Unterscheidungskriterium bei FinalSVKen, Deskriptivsätzen und Resultativ-SVKen ein semantisches, während die PivotalKonstruktionen, wie schon am Namen zu erkennen ist, eher durch ihren syntaktischen Status gekennzeichnet sind. Das hängt damit zusammen, daß die Pivotal-Konstruktionen sowohl final als auch resultativ interpretiert werden können. Das Pivot kennzeichnet die NP zwischen VI und V2, die die semantische Doppelrolle hat: einmal das Objekt von VI und einmal das Subjekt von V2. Bisang (1992: 199) bemerkt, daß zu dieser Verbkategorie Verben des Befehlens und Verben des Wahrnehmens gezählt werden. In europäischen Sprachen bilden Verben dieser Art meistens Kontrolloder ECM-Konstruktionen.25 Final-SVKen sind mit "purpose clauses" im Englischen zu vergleichen, indem das direkte Objekt von V2 niemals lexikalisch realisiert wird, wenn es mit dem Objekt des Matrixverbs koreferieren sollte.26 Im Englischen wird diese Eigenschaft insbesondere durch den Vergleich mit "in-order-to"-Sätzen (rational clauses), wie (27c) zeigt, deutlich. (27)

a. She brought it over for ray brother to review.27 b. *She gave it to me for my brother to review it. c. She gave it to me in order for my brother to review *(it).

Die Deskriptivsätze ähneln den Adjunkt-SCs enthaltenden Konstruktionen in europäischen Sprachen. Die Beispiele aus dem Deutschen sind in (28) angeführt. In (28a) liegt Objektkontrolle und in (28b) Subjektkontrolle vor. (28)

25 26 27

a. Andreas hat das Weißbierj [PROj warm] getrunken, b. ThomaSj hat das Zimmer [PROj wütend] verlassen.

Vgl. dazu Larson (l 991 a). Vgl. u.a. Chomsky (1980), Williams (1980, 1992), Roberts (1987) und Jones (1985). Beispiele aus Bach (1982: 35-36).

16 Weder die Final-SVKen noch die Prädikationsphrasen in den Deskriptivsätzen sind vom Matrixverb -selegiert. Sie sind von daher zusammen als Adjunkte den Pivotal-Konstruktionen, die Argumentstatus haben, gegenüberzustellen. Die Resultativ-SVKen umfassen zwei Subtypen: Resultative Komplementkonstruktionen (RKKen), vgl. (25a,b), und Resultative Verbalkomplemente (RVKe), vgl. (25c,d). Die RKK in (25b) wird gewöhnlich unter der Thematik der FDRM-Ausdrücke (Expressions of frequency, duration, result or manner) behandelt, während die in (25a) unter Kausativkonstruktionen. Obwohl der grammatische Status von de keineswegs klar ist, sind sich die Linguisten darüber einig, daß de irgendwie eine die Struktur kennzeichnende Funktion hat, weswegen de oft eine strukturelle Partikel genannt wird. Da in dieser Hinsicht die Verben in (25a,b) nicht asyndetisch aneinander gereiht sind, werden sie gewöhnlich nicht in die Thematik der SVKen eingeschlossen. In Kapitel 5 werde ich aber zeigen, daß Konstruktionen mit RKKen durchaus zu den SVKen gehören. Bei RVKen geht es um die in der Literatur bekanntlich als V-V-Komposita bezeichneten Konstruktionen. Anhand der Beispiele in (9) und (25c,d) ist leicht zu sehen, daß die Konfiguration der Resultativ-SVKen von der der Final-SVKen abweicht, wobei kein Element zwischen den beiden Verben in einer Resultativ-SVK vorkommen kann. Wie bereits durch die verwirrende Kennzeichnung V-V-Komposita impliziert wird, unterliegt diese Gruppe von Resultativ-SVKen der Diskussion, ob sie synchron syntaktisch zu handhaben ist. Der Rest der vorliegenden Arbeit beschäftigt sich eingehend mit der Struktur, der Interpretation und der Lizensierung von Final-SVKen, Deskriptivsätzen und ResultativSVKen. Alle drei sind nicht vom Hauptverb selegiert und gelten als Adjunkte. Ich werde zeigen, daß das zweite verbale Konjunkt einer SVK eine reine VP ist. In dieser Hinsicht machen die SVKen nur einen Teil der Deskriptivsätze aus. Die Pivotal-Konstruktionen werden vorläufig außer acht gelassen, da das phrasale Komplement vom Hauptverb subkategorisiert ist und deswegen durch die thematische Beziehung zum Hauptverb lizensiert wird. Damit sind die Struktur und die Lizensierung der Pivotal-Konstruktionen von den anderen drei Konstruktionen eindeutig verschieden. Es ist allerdings interessant zu untersuchen, was die syntaktische Kategorie der phrasalen Komplemente in Pivotal-Konstruktionen ist. Schließlich tragen die Pivotal-Konstruktionen auch zu SVK-Phänomenen bei. Ich werde dies der weiteren Forschung überlassen.

1.2

Charakteristika der SVKen

Obwohl Forscher über die Natur und den Inhalt der SVKen teilweise gegensätzliche Meinungen vertreten, ist man sich in den jüngsten Forschungen darüber einig, daß SVKen keine Koordinationen sind. Dieses Ergebnis ist eher überraschend, wenn man berücksichtigt, daß die Daten manchmal kaum Überschneidungen haben, vgl. die in 1.1.2 und die in 1.1.3. Der Grund liegt m.E. darin, daß die Relationen zwischen den verbalen Elementen

17 in SVKen trotz der scheinbaren Parataxe eindeutig über die Koordination hinausgehen. Obwohl es noch im Dunkeln liegt, was eine SVK außer Koordination noch sein kann, ist die Abgrenzung der Koordination aus SVKen immerhin ein guter Ausgangspunkt.28 Im folgenden werden die Eigenschaften, die die hier zu diskutierenden Typen von SVKen teilen, und die damit korrelierenden syntaktischen Eigenschaften dargestellt.

1.2.1

Feste Reihenfolge

Die lineare Abfolge der VPn in einer SVK folgt dem Prinzip der temporalen Konizität. Tatsächlich ereignet sich das, was VI denotiert, vor dem, was V2 denotiert. Deshalb könnte eine Änderung der Abfolge von Verben in Serie den Satz unverständlich machen, vgl. (29a) vs. (29b) und (30a) vs. (30b). (29)

a. Ta zhong cai chi. er pflanzen Gemüse essen pflanzt Gemüse zum Essen.' b. *Ta chi cai zhong. er essen Gemüse pflanzen

(30)

a. Ta zui dao le. er betrunken fallen ASP ist betrunken und (folglich) gefallen.1 b. *Ta dao zui le. er fallen betrunken ASP

Diese Tatsache faßt Tai (1985) unter dem "Principle of Temporal Sequence" (PTS) zusammen. Demnach spiegelt sich die temporale Abfolge der Ereignisse in unserer Wahrnehmungswelt in der Wortstellung wider. Da es sich hierbei um verbale Prädikationen handelt, und Verben — abgesehen von deverbalen Substantiven — die einzige lexikalische Kategorie sind, die Ereignisse (engl. event) denotiert, ist es nicht überraschend, daß unsere Kenntnisse über die Realwelt die Interpretation und die strukturelle Realisierung der SVKen determinieren, in denen es sonst keinerlei morpho-syntaktischen Hinweis auf die Relation der denotierten Ereignisse oder Propositionen gibt. Mithilfe von PTS argumentiert Chang (1990), daß sich SVKen von Koordinationen differenzieren lassen, indem letztere das PTS nicht unbedingt berücksichtigen müssen. (31) ist deshalb keine SVK, weil die umgekehrte Reihenfolge der VPn die Bedeutung kaum ändert, was der b-Satz belegt. (31)

28

a. Ta (tiantian) he jiu chi rou. er jeden Tag trinken Wein essen Fleisch trinkt Wein und ißt Fleisch jeden Tag.1

Lehmann (1988) merkt an, daß Koordination und Subordination nicht alle syntagmatischen Relationen der Satzkonstituente erschöpfen.

Ig

b. Ta (tiantian) chi rou he jiu. er jeden Tag essen Fleisch trinken Wein ißt Fleisch und trinkt Wein jeden Tag.1

(32a) ist ein Gegenbeispiel zu (31). Vertauscht man die VPn gegeneinander, ergibt sich eine andere Bedeutung (32b). (32)

a. Ta er i. ii. iii. iv. b. Ta er i. ii. iii. iv.

kai men jinqu. öffnen Tür hineingehen öffnet die Tür und geht hinein.' öffnet die Tür, um hineinzugehen.1 geht hinein, während/wobei er die Tür öffnet.' geht hinein, indem er die Tür öffnet.1 jinqu kai men. hineingehen öffnen Tür geht hinein und öffnet die Tür.' geht hinein, um die Tür zu öffnen.1 öffnet die Tür, während/wobei er hineingeht.' öffnet die Tür, indem er hineingeht.'

Obwohl der Unterschied nahe liegt, daß bei Koordination im Gegensatz zu SVK im Hinblick auf die semantischcn oder pragmatischen Interpretationen nicht die Abfolge der Konjunkte ausschlaggebend ist, geben weder semantische noch pragmatische Kriterien endgültigen Aufschluß darüber, ob es sich bei einer Konstruktion um Koordination, Subordination usw. handelt. In (32) juxtaponieren die beiden verbalen Prädikate, die zwar eine finale Lesart (ii) oder eine Auslegung als Instrumentale (iv) bevorzugen, aber durchaus auch die Lesarten (i) und (iii) haben können, die üblicherweise durch Koordination repräsentiert werden. Umgekehrt lassen sich die VPn in (33) trotz der overten Koordination mithilfe der Konjunktion und im allgemeinen als zwei aufeinander folgende und vermutlich konsekutiv aufeinander bezogene Handlungen interpretieren. (33)

Er öffnet die Tür und geht hinein.

Zusammenfassend kann man daran festhalten, daß die Reihenfolge der seriellen Verben in einer SVK bei der Interpretation eine wichtige Rolle spielt. Diese Eigenschaft läßt sich nicht allein auf Koordination zurückführen.

1.2.2

Objekt-Sharing

In Final-SVKen teilt V2 obligatorisch das direkte Objekt von VI, falls es vorliegt, vgl. (34)-(36). In (34) sind die beiden Verben transitiv. In (35) ist VI und in (36) V2 ditransitiv. In allen diesen Konstruktionen teilen sich die seriellen Verben das direkte Objekt. Darüber hinaus gibt es nur ein phonetisch realisiertes Subjekt in der jeweiligen Konstruktion. Die Relation der Koreferenz ist mithilfe der Koindizierung gekennzeichnet.

19 (34)

Taj zhong cai: [ej chi :], er pflanzen Gemüse essen pflanzt Gemüse, um es zu essen.'

(35)

Lisi gei xiaohaij tanguo: [Cj chi Lisi geben Kinder Bonbons essen Lisi gibt den Kindern Bonbons zum Essen.1

(36)

Lisij mai liwu. [e{ Lisi kaufen Geschenk "Lisi kauft mir ein Geschenk.'

e·].

song wo e·]. schenken ich

(37) ist (34) gegenüberzustellen. In (37) liegt kein Objekt-Sharing vor, und bei Änderung der Reihenfolge der VPn ändert sich die Bedeutung nicht. Außerdem kann beim Sprechen von (37) eine kurze Pause zwischen den zwei verbalen Phrasen vorkommen, so daß es berechtigt ist anzunehmen, daß in (37) in der Tat eine Konjunktion unterdrückt ist. (37) liegt also die Koordination zugrunde. In (34) wird hingegen keine Sprechpause zwischen den beiden VPn vorgenommen. (37)

Ta zhong cai, chi cai. er pflanzen Gemüse essen Gemüse pflanzt Gemüse und ißt Gemüse.'

Die Tatsache, daß die Konstruktionen in (34)-(36) keine Koordination sind, wird empirisch dadurch gestützt, daß sie generell als Beschreibung eines einzelnen geschlossenen Ereignisses verstanden werden, wohingegen die in (37) als Schilderung einer Reihe distinktiver Ereignisse aufgefaßt wird. Die Eigenschaft von Objekt-Sharing findet sich auch in koverbalen Konstruktionen, wo gei 'geben' als Koverb fungiert.29 In (38a) bekommt die von gei eingeleitete NP 'Kinder' die -Rolle BENEFAKTIV vom Hauptverb "kaufen1 zugeschrieben, in (38b,c) dagegen GOAL. Während in (38b) eine Dativ-Konstruktion enthalten ist, geht es in (38c) um eine Doppelobjekt-Konstruktion. Wie in (38) dargestellt, teilen das Hauptverb, und in (38c) zusätzlich das finale Verb, und das als Koverb reanalysierte gei 'geben* das direkte Objekt.30 (38)

29

30

a. Lisi Lisi b. Lisi Lisi c. Lisi Lisi

[gei geben mai kaufen mai kaufen

xiaohai Kinder tangguO| Bonbons [gei geben

e;] mai tanggucv. kaufen Bonbons [gei xiaohai ;]. geben Kinder xiaohai· ej tangguoi ([eKinder Bonbons

chi essen

ej).

Man beachte, daß hier zwischen Koverb und Präpositionen nicht unterschieden wird, da die Differenzierung zwischen den beiden Kategorien für unseren Zweck unerheblich ist. Mai "kaufen* ist ein optionales ditransitives Verb.

20

(39b) und (39c) haben zwar die gleiche Konfiguration in der Oberflächenstruktur, erlauben aber unterschiedliche Interpretationen. In (39b) geht es um eine postverbale geiPhrase, die als selegiertes Argument des Hauptverbs die -Rolle GOAL zum Ausdruck bringt. In (39c) liegt hingegen eine ge/'-Clause vor, wobei gei die darauffolgende Clause einleitet.31 In allen drei Sätzen von (39) ist jeweils eine leere Kategorie in der Objektposition der eingeklammerten Phrase enthalten, deren Referenz vom direkten Objekt des Hauptverbs kontrolliert wird. (39)

a. Lisi Lisi b. Lisi Lisi c. Lisi Lisi

gei geben mai kaufen mai kaufen

xiaohai, mai Kinder kaufen tangguo· gei Bonbons geben tangguo- [gei Bonbons geben

tangguo- [PROBonbons xiaohai [PRO; Kinder xiaohai chi e Kinder essen

chi essen chi essen

ee

jJ

Bislang bezieht sich der Begriff von Objekt-Sharing auf die Koindizierung zweier Konstituenten bzw. zweier syntaktischer Positionen. Stellt man sie im Kettenformat [a, ß] vor, ergibt sich, daß nur ein Mitglied der Kette lexikalisch sein kann. "Objekt-Sharing" kann aber auch so verstanden werden, daß das Objekt eine semantische Doppelrolle hat. Diese ausgedehnte Auffassung von Objekt-Sharing wird bekanntlich als Argument-Sharing verteidigt. (40)

Lisi da si le yi-zhi-wenzi. Lisi schlagen tot/sterben ASP ein-KL-Mücke Lisi hat eine Mücke totgeschlagen.'

(40')

Lisi da [PROj si] le yi-zhi-wenzi·. Lisi schlagen tot/sterben ASP ein-KL-Mücke

(41)

Lisi qing Wangwu chifan. Lisi einladen Wangwu essen Lisi lädt Wangwu zum Essen ein.'

(4l1)

Lisi qing Wangwu; [ Lisi einladen Wangwu

;

chifan]. essen

In (40) ist die Mücke zugleich das Patiens von schlagen und das Thema von sterben. Die beiden thematischen Rollen werden von den Verben jeweils an deren internes Argument verteilt. Wie es aussieht, scheint das Objekt von VI der einzige Adressat zu sein, weshalb man auch von Teilen des internen Arguments spricht. Man könnte aber eine leere Kategorie annehmen, wie in (40') und (4 ) dargestellt ist. Da jedes Verb seine eigene Argumentposition -markiert, liegt hierbei kein Argument-Sharing im Sinne von Baker (1989, 1991) vor. Stattdessen versteht sich Argument-Sharing als Ergebnis der obligatorischen Kontrolle zwischen dem Objekt von VI als dem Kontrolleur und der leeren Kategorie in der eingeklammerten Phrase als dem Kontrollierten. 31

Näheres zu ge/'-Clause s. Abschnitt 3.2.3.

21

Aufmerksam gemacht werden soll darauf, daß Sätze wie (40) eine Instanz der Resultativ-SVKen in der vorliegenden Arbeit darstellen. Da hier davon ausgegangen wird, daß in (40) das einzige phonetische Satzobjekt allein von V2 -markiert ist, und VI der Supprimierung unterliegt, liegt hierbei in der Tat überhaupt kein Argument-Sharing im eigentlichen Sinne vor. Um eventuelle Mißverständnisse zu vermeiden, wird hier deshalb der Ausdruck von Objekt-Sharing bevorzugt. In (41) ist Wangwu zugleich das Patiens von einladen und das Agens von essen. Diese Überschneidung der thematischen Bezüge wird in der Literatur je nach syntaktischem Ansatz durch Kontrolle (SC-Ansatz oder Kontrolltheorie, in denen zwei getrennte Domänen der -Rollenzuweisung angesetzt werden) oder direkte -Markierung (KomplexePrädikate-Ansatz, in dem eine einzige -Rollenzuweisungsdomäne der beiden Verben stipuliert wird) abgeleitet. Auch hier wird je nach syntaktischem Ansatz entschieden, ob Argument-Sharing im strikten Sinne vorliegt oder nicht. Am Beispiel von (41) ist zu sehen, daß hier kein Internes-Argument-Sharing präsent ist. Wangwu ist zwar das interne Argument von VI, aber das externe Argument von V2. Wenn man Bakers Kriterium aufnimmt, daß Internes-Argument-Sharing die entscheidende Eigenschaft der SVK ist, dann sind Konstruktionen wie die in (41) auszuschließen. Baker lehnt schließlich ab, die Kontrollkonstruktionen als Instanz der SVKen zu betrachten. Mit diesem Eingrenzungskriterium gerät man jedoch in Schwierigkeiten, wenn man die Konstruktion in (42) betrachtet, wo V2 likai 'weggehen, verlassen1 unakkusativisch verwendet werden kann. Theoretisch können die beiden Verben in (42) gleichzeitig dem Objekt die interne -Rolle zuweisen. Damit wird die Bedingung vom Internen-ArgumentSharing erfüllt, so daß es durchaus berechtigt ist, (42) als eine Instanz der SVK anzusehen. (41) und (42) sind jedoch in vielerlei Hinsichten vom selben Konstruktionstyp (Pivotal-Konstruktionen). Es ist nicht nachvollziehbar, warum (41) und (42) in bezug auf die Serialisierbarkeit der Verben unterschiedlich behandelt werden sollen, in dem Sinne, daß das eine eine SVK ist, aber das andere nicht. Es sei denn, daß man grundsätzlich ablehnt, Kontrollkonstruktionen der Art in (41) und (42) in die Thematik der SVK aufzunehmen. In (41) und (42) geht es nämlich um Verben, die nach der Standardannahme eine NP und eine CP als Komplemente subkategorisieren. Eine derartige Klassifikation kann aber nichts zur Klärung des SVK-Phänomens beitragen. (42)

Lisi gan xiaohaij [PRO; likai]. Lisi jagen Kinder weggehen/verlassen "Lisi jagt die Kinder weg.'

In bezug auf Argument-Sharing sind weiterhin die folgenden Beispiele in Betracht zu ziehen. In (43) versteht sich der Stab und der Stein jeweils als derjenige Gegenstand, mit dem Lisi die Handlung Zhangsan-schlagen bzw. Hund-bewerfen ausübt. Zhangsan wird aber direkt von diesen Gegenständen berührt. In (44)-(45) jeweils drückt V2 den erreichten oder erzielten Zustand des Objekts von VI infolge der von VI denotierten Handlung

22

aus: die Bücher kommen; der Ball gelangt in den Korb; die Kinder gehen zur Schule.32 In (46) gibt das Objekt von VI den Ort an, wo die von V2 denotierte Handlung stattfindet. Funktionale Aspekte über die Sätze in (43)-(46) haben wir bereits in Abschnitt 1.1.1 besprochen. Hier geht es darum, daß Argument-Sharing auch in (43)-(46) gilt. (43)

a. Lisi Lisi b. Lisi Lisi

na gunzi da Zhangsan. nehmen Stab schlagen Zhangsan jian shitou diu gou. aufnehmen Steine werfen Hund

(44)

a. Lisi Lisi b. Lisi Lisi

na shu lai. nehmen Bücher kommen diu qiu dao lanzi-li. werfen Ball ankommen/in Korb-in

(45)

Ta pei xiaohai qu xuexiao. er begleiten Kinder gehen Schule

(46)

Ta qu Taipei mai diannao. er gehen Taipei kaufen Computer

Bemerkenswert ist, daß man zwischen SVKen und Koordination oft nicht unterscheiden kann, wenn ein oder beide Verben intransitiv sind, wie in (47). Dies liegt daran, weil in diesem Fall Objekt-Sharing aus offensichtlichen Gründen ausfällt. Wenn man aber anstatt Objekt-Sharing Argument-Sharing heranzieht, müssen die Beispiele in (47) allerdings erneut ausgewertet werden. In (47c) ist Lisi internes Argument von beiden Verben. In (47a,b) übt jeweils die zwei von Verben denotierten Handlungen aus. (47)

1.2.3

a. Ta gui xialai qiu Zhangsan. er knien nieder bitten Zhangsan b. Ta shang chuang shuijiao. er gehen Bett schlafen c. Lisi zui dao le. Lisi betrunken fallen ASP

Einheitliche Tempus/Aspekt-Markierung

Im Chinesischen können die Aspektmarker wie le und guo entweder unmittelbar hinter einem Verb, vgl. (48), man spricht manchmal auch von einer Suffigierung oder Klitisie32

V2 bzw. VP2 in (44) kann man als die Verbextension auffassen in dem Sinne, daß sie die Komplementstelle des zugrunde liegenden Verbs (VI) einnehmen und mit diesem gemeinsam über das direkte Objekt (d.i. das interne Argument von VI) prädizieren, das sich in der unteren SpecV einer Larsonianischen VP-Schale befindet. Da die vorliegende Arbeit sich auf die Analyse der postverbalen Adj unkte konzentrieren wird, wird auf derartige Konstruktionen nicht mehr weiter eingegangen. Vgl. dazu Koizumi (1994), wo argumentiert wird, daß die japanische lokative dePhrase den Status eines sekundären Prädikats hat. Vgl. dazu Levin/Rapoport (1988), Levin/ Rappaport (1992) und Napoli (1992).

23

rung am Verb, oder am Schluß des Satzes auftreten, wobei sie Skopus über den ganzen Satz haben, vgl. (49).33 In (49) kommen die Aspektpartikeln zwar hinter V2 vor, betreffen aber nicht allein V2, sondern den ganzen Satz. Dagegen referiert ein Aspektmarker, der unmittelbar hinter VI erscheint, allein auf VI. Wie (50) zeigt, können die zwei Handlungen temporal unterschiedlich spezifiziert sein. Dies trifft auch auf (48a) zu. In (48a) ist V2 gegenüber VI in bezug auf die Tempus/Aspekt-Markierung unspezifiziert. Je nach dem Kontext wird entschieden, ob die von V2 denotierte Handlung bis zur Sprechzeit vollzogen ist oder nicht. Obwohl die Tempus/Aspekt-Markierung in Final-SVKen in der Regel nur einmal vorkommt, entweder hinter VI oder am Satzende, ist eine Doppelsetzung von Tempus/Aspekt-Markierung wie in (51) auch möglich. (48)

a. Ta bao le shuijiao chi. er einwickeln ASP Maultasche essen hat Maultaschen zum Essen gemacht.' b. Ta yang guo zhu mai. er züchten ASP Schwein verkaufen hat (irgendwann mindestens einmal) Schweine zum Verkauf gezüchtet.1

(49)

a. Ta er b. Ta er

(50)

Ta bao le shuijiao mingtian chi. er einwickeln ASP Maultasche morgen essen "Er hat Maultaschen gemacht, damit er sie morgen ißt.1

(51)

a. Ta er b. ?Ta er

bao shuijiao chi le. einwickeln Maultasche essen ASP yang zhu mai guo. züchten Schwein verkaufen ASP

bao le shuijiao chi le. einwickeln ASP Maultasche essen ASP yang guo zhu mai guo. züchten ASP Schwein verkaufen ASP

Wenngleich le und guo beide in einem einfachen Aussagesatz miteinander erscheinen können (53), ist dies in den Final-Konstruktionen in (52) im Prinzip nicht zulässig. Man könnte (52a) vielleicht in einem geeigneten Kontext mit angemessener Betonung akzeptabel machen. Dies hängt vermutlich mit der Funktion der satzfinalen Partikel le zusammen. Li/Thompson (1981: 240, 244) argumentieren, daß die satzfinale Partikel le die Funktion hat, eine Aussage abzuschließen. Aus diesem Grund wird z.B. der Satz in (53) ohne das satzabschließende le von nativen Sprechern als nicht vollständig empfunden.34 Die Funktion der satzfinalen Partikel le ist in der Forschung noch nicht völlig geklärt.35 Auf jeden Fall ist (52b) schlecht. (51b) ist zwar ungebräuchlich, aber akzeptabel.

33

34 35

hi Gasde (1991) wird zwischen Aspektmarker und Aspektpartikel unterschieden. Die letztere tritt als freies Morphem am Satzende in Erscheinung, während der erstere als gebundenes Morphem angesehen wird. Vgl. dazu Xu (1993). Vgl. dazu die Haplologie in (Chao 1968: 247).

24

(52)

a. *Ta er b. *Ta er

yang züchten yang züchten

guo ASP le ASP

zhu Schwein zhu Schwein

mai verkaufen mai verkaufen

(53)

Wo xiang guo zhe jian shi le. ich denken ASP diese KL Sache ASP Ich habe über diese Sache nachgedacht.'

le. ASP guo. ASP

Epistemische Modalverben können nur vor VI erscheinen, aber nicht vor V2, vgl. (54). (54)

a. Ta mingtian hui bao shuijiao chi. er morgen werden einwickeln Maultasche essen "Er wird morgen Maultaschen zum Essen machen.' b. Ta bao shuijiao mingtian (*hui) chi. er einwickeln Maultasche morgen werden essen

Bei Resultativ-SVKen kann le oder guo nur an den Verbalkomplex suffigiert werden, nicht aber an dessen einzelne Bestandteile, vgl. (55b). Diese Eigenschaft wird oft als Argument dafür angesehen, daß VI und V2 zusammen ein morphologisches Wort darstel· len.36 (55c) scheint für diese Ansicht zu sprechen, weil wie in (53) auch in (55c) verschiedene Aspektmarker vorkommen können. (55c) ist aber kein Gegenbeispiel für die Generalisierung, daß die SVK eine vereinheitlichte Tempus/Aspekt-Markierung hat. Denn obwohl der Satz (55c) zwei verschiedene Aspektmarker enthält, befinden sich die beiden adjazenten Verben im Skopus desselben Aspektmarkers. (55)

a. Ta he zui guo/le hen-duo-ci. er trinken betrunken ASP mehrmals ist mehrmals betrunken gewesen.' b. *Ta he guo/le zui hen-duo-ci. er trinken ASP betrunken mehrmals c. Ta he zui guo hen-duo-ci le. er trinken betrunken ASP mehrmals ASP

Die Tatsache, daß SVKen eine einheitliche Tempus/Aspekt-Markierung aufweisen, ist ein wichtiges Indiz für die Abtrennung der SVK von der Koordination. Denn Verben in Koordination können problemlos durch unterschiedliche Aspektmarker suffigiert werden, vgl. (56). Da die Verben in (56) unterschiedlich aspektmarkiert sind, kann man davon ausgehen, daß die Verben jeweils von einer funktionalen Kategorie INFL dominiert sind, vorausgesetzt, daß Aspektmarker Inhalt von INFL sind. Daraus erhält man die Struktur in (57) für die Konstruktion in (56).37 Falls kein Aspektmarker vorliegt, ist von VP-Koordination oder V-Koordination auszugehen.

36 37

Die vorliegende Arbeit vertritt eine andere Auffassung, vgl. Kapitel 5. In Collins (1997: 483) wird die gleiche Struktur für die Koordination in der Ewe-Sprache vorgeschlagen.

25 (56)

Ta kai guo men, chuqu le. er öflhen ASP Tür ausgehen ASP hat (schon mal) die Tür geöffnet und ist (jetzt) ausgegangen.1

(57)

kai

1.2.4

men

chuqu

Formale Restriktionen über S VKen

1.2.4.1 Extraktionsmöglichkeiten Wie Li/Thompson (1973) hingewiesen haben, unterliegt das Chinesische dem Coordinate Structure Constraint (CSC), wonach Extraktion aus koordinierenden Konjunkten generell verboten ist, wie (58b) zeigt. Das Gegenteil zeigen die Final-SVKen, indem das Objekt von VI, wie (59b) und (60b) darstellen, und das Objekt von V2, vgl. (60c), generell extrahierbar sind. Die Grammatikalität von (58c) ist kein Gegenbeispiel für CSC. Denn (58c) erlaubt nur eine Subordinationslesart, wie die Übersetzung andeutet, wobei VP1 in eine modal-adverbartige Phrase reanalysiert wird. (58)

a. Ta tiantian hui ke he cha. er täglich treffen Gäste trinken Tee trifft Gäste und trinkt Tee jeden Tag.' b. ta tiantian hui he cha. 'i Gäste er täglich treffen trinken Tee c. Cha,, ta tiantian hui t·. ke he er täglich Tee Gäste trinken treffen Tee trinkt er jeden Tag, wenn/während er Gäste trifft.'

(59)

a. Ta shao-le shui he. er kochen-ASP Wasser trinken hat Wasser zum Trinken gekocht.' b. Shuij, ta shao-le t, he. Wasser er kochen-ASP trinken

26

(60)

a. Ta shao-le shui pao cha. er kochen-ASP Wasser aufgießen Tee hat Wasser zum Teeaufgießen gekocht.' b. Shuij, ta shao-le t; pao cha. Wasser er kochen-ASP aufgießen Tee c. Chai5 ta shao-le shui pao tj. Tee er kochen-ASP Wasser aufgießen

Ein weiteres Extraktionsfaktum liefern die Relativierungsdaten. Die Relativierung des Objekts von VI in Final-SVKen ist möglich, allerdings nur unter der Voraussetzung, daß VI vom Aspektmarker le oder von lai/qu 'kommen/gehen' gefolgt wird. In (61) ist de die den Relativsatz kennzeichnende Partikel im Chinesischen. (61)

a. *Ta dao t; he de er einschenken trinken REL Wasser b. Ta dao le t; he de shui^ er einschenken ASP trinken REL Wasser Das Wasser, das er zum Trinken eingeschenkt hat.'

(61b) ist m.E. ein Epiphänomen von (62b). In (62) fungiert lai 'kommen' bzw. qu 'gehen' wie ein Komplementierer 'um... zu1 oder 'damit' im Deutschen. Die herkömmliche Bedeutung 'kommen' oder 'gehen' ist unterdrückt. Beibehalten ist höchstens die Richtungsangabe, so wird etwa durch lai 'kommen' die Bewegung auf den Sprecher zu, durch qu 'gehen1 die Bewegung vom Sprecher weg ausgedrückt. Aus diesen Gründen nennt sie Tang (1990a) die direktionalen Aspektpartikeln. Historische Forschungen zeigen, daß sich ein Grammatikalisierungsprozeß vom Verb lai 'kommen1 zur Partikel le beobachten läßt. Da nach der Objektextraktion die Oberflächenstruktur (61b) in einer engen Beziehung zu (62b) steht, ist (61b) akzeptabel, wohingegen (63), wo statt le eine andere Tempus/ AspektPartikel guo vorkommt, schlecht ist. Die Relativierung des Objekts von V2 (64a) und von VI (64b) in Final-SVKen bereitet wie erwartet kein Problem. (62)

a. Ta er

dao shui lai/qu he. einschenken Wasser LAI/QU trinken schenkt Wasser zum Trinken ein.' b. [Ta dao tj lai/qu he de] shui;. er einschenken LAI/QU trinken REL Wasser "Das Wasser, das er zum Trinken eingeschenkt hat.'

(63)

*[Ta dao guo t; er einschenken ASP

(64)

a. [Ta shao shui pao t; de] cha;. er kochen Wasser aufgießen REL Tee "Der Tee, für den er zum Aufgießen Wasser gekocht hat.1 b. [Ta shao t( lai pao cha de] shui;. er kochen LAI aufgießen Tee REL Wasser Das Wasser, das er zum Teeaufgießen gekocht hat.'

he de] shui^ trinken REL Wasser

27 Wenn man (Pseudo-)Cleft-Sätze wie (65) als aus (62a) durch die Anhebung des Objekts von VI zur Fokussierung auffaßt, kann (65) als eine Evidenz für die Extraktionsmöglichkeit des Objekts in SVKen geltend gemacht werden.38 Aus Koordination kann allerdings kein Cleft-Satz gebildet werden, wie (66) beweist. (65)

Shuij shi dao t; lai/qu he de. Wasser sein einschenken LAI/QU trinken "Das Wasser ist zum Trinken eingeschenkt.'

(66)

*Fanj shi chi t; he jiu de. Reis sein essen trinken Wein

Passivierung mit bei sowie Objekt-Voranstellung mit ba und lian sind bei Final-SVKen generell zulässig, vgl. (67)-(69). Im Gegensatz dazu ist bei Koordinationen dieses syntaktische Verhalten von Objekten nicht möglich. (67)

Shuij bei dao t; Wasser BEI einschenken

(68)

Ta ba sheng-shui ye er BA angekochtes Wasser auch

t;

le/lai/qu he. ASP/LAI/QU trinken

(69)

Lian sheng-shui ta dou dao t; Sogar ungekochtes Wasser er alles einschenken

le/lai/qu he. ASP/LAI/QU trinken

1.2.4.2

le/lai/qu he. ASP/LAI/QU trinken dao einschenken

Negation

In (70a) bezieht sich der Skopus der Negation auf den ganzen Satz. In (70b) hat die Negation Skopus allein über VP2. Beide Konstruktionen in (70) sind Koordinationen. In (71a) kann entweder der ganze Satz negiert werden oder VP1 alleine. Der Satz in (71 a) kann z.B. vom Satz (72) gefolgt werden. Sollte VP2 alleine negiert werden, ergibt sich ein schlechter Satz, wie (71b) zeigt. Wenn der Satz aber fortgesetzt wird wie in (71c), kann er allerdings sozusagen wieder gut gemacht werden. (70)

38

a. Ta bu/mei chang ge tiao wu. er NEG singen Lieder tanzen Tanz singt nicht und tanzt nicht.'

Nach Ross (1983) ist shi in Cleft-Sätzen kein Verb, sondern eine Kopula wie in EquationalSätzen. Im Anschluß an Teng (1979) nimmt sie an, daß diese beiden Konstruktionen syntaktisch indifferent sind. Das genaue Gegenteil behauptet Tsao (1990), wonach shi in den Cleft-Sätzen ein Raisingverb ist, und das es begleitende Wort de eine satzfinale Partikel. In Anlehnung an Cheng (1983) hält Tsao de für eine aspektual-modale Partikel, die die unveränderte Situation denotiert. Andererseits analysiert Tsao de in Equational-Sätzen als ein den Relativsatz einleitendes Relativum. Dies hat zur Folge, daß die Cleft-Sätze und die Equational-Sätze zwei verschiedene Konstruktionen sind. Die Cleft-Sätze im Zusammenhang mit der Problematik des SVK-Phänomens werden hier nicht weiter berücksichtigt.

28 b. Ta er (71)

(72)

he jiu bu chou yan. trinken Wein NEG rauchen Tabak trinkt, aber raucht nicht.' a. Ta bu/mei dao shui he. er NEG einschenken Wasser trinken hat kein Wasser zum Trinken eingeschenkt.' b. *Ta dao shui bu/mei he. er einschenken Wasser NEG trinken c. Ta dao shui bu he, ershi jiao hua. er einschenken Wasser NEG trinken sondern gießen Blumen hat Wasser nicht zum Trinken, sondern zum Blumengießen eingeschenkt.1 Ta dao guozhi he. er einschenken Saft trinken schenkt Saft zum Trinken ein.'

Ernst (1995) beobachtet, daß die chinesischen Negationsmorpheme bu und mei inhärenten aspektuellen Anspruch auf die semantische Umgebung, in der sie vorkommen, haben. So ist bu im Prinzip mit telischen Situationen inkompatibel. Als ein Beweis gilt die in der Literatur bereits seit langem bekannte Tatsache, daß bu mit dem perfektiven Aspektmarker le inkompatibel ist, weshalb mei oder meiyou dafür eingesetzt werden muß. Dies verdeutlichen die Beispiele in (73). Die Ungrammatikalität in (73a) ist darauf zurückzuführen, daß der perfektive Aspektmarker le die Perspektive des Sprechers kennzeichnet, wonach die vom Verb denotierte Handlung abgeschlossen ist. Dadurch ist eine telische Situation konstatiert, die aber semantisch mit bu unverträglich ist. (73)

a. *Wo bu chi-le mugua. ich NEG essen-ASP Papaya b. Wo mei-you chi mugua. ich NEG essen Papaya Ich habe keine Papaya gegessen.'

(aus Ernst 1995:666)

Die Unakzeptabilität in (71b) läßt sich meiner Ansicht nach auf die semantischen oder konzeptuellen Widersprüche zurückführen, wenn man den oben geschilderten Charakter von bu einbezieht. Denn die SVK zeichnet sich gerade dadurch aus, daß sie ein abgeschlossenes einheitliches Ereignis ausdrückt. Obwohl in einer SVK [Vlf V2, ... Vn] theoretisch alle beteiligten Verben atelisch sein können, wird die Wirkung der "termination/ completion" bezüglich der von Vj n.j denotierten Handlungen von Vn ausgeführt. Genau dieser die Telizität bewirkende Charakter von V2 in (71b) ist mit bu unverträglich. Wenn es aber um die kontrastierende Negation geht wie in (71c), löst sich diese Beschränkung automatisch auf, da die Proposition anders gestaltet wird und folglich auch die vorgegebene semantische Situation. Warum mei in (71b) ebenfalls ausgesperrt ist, kann einerseits als Folge der Absenz von INFL in der Final-Konstruktion angesehen werden. Andererseits hat (71b) keinerlei overte Tempus/Aspekt-Markierung, und wird in diesem Fall per Default als Präsens interpretiert. Intuitiv ist klar, daß dies mit dem perfektiven Negator meiyou inkompatibel ist.

29

Die Tatsache, daß der Negator in (7la) immer Skopus über VP1 hat, steht in Einklang mit der Tatsache, daß sich VP1 als modal-adverbiale Phrase reanalysieren läßt. Denn modal-adverbiale Phrasen befinden sich immer im Skopus der Negation, wie die Beispiele in (74) belegen. Dafür liefert unter anderem das Beispiel in (74c) mithilfe der zhe-Konstruktion einen unabhängigen Beweis. Denn nach Li/Thompson (1976) ist die VP, deren Kopf das von zhe suffigierte Verb ist, als vom Matrixverb subordiniert aufzufassen. Daher ist V-zhe in (74c) adverbial. Wie erwartet befindet sich V-zhe im Skopus der Negation. Desweiteren ist darauf hinzuweisen, daß der durative Aspektmarker zhe auf eine atelische Situation hindeutet.39 Dies hat zur Folge, daß bu einsetzbar ist. Trotzdem kann bu in (74c) nur 'wollen nicht* bedeuten, aber nicht als Negator des Prädikats zhan-zhe fungieren. Letzteres ist aus semantischen Gründen auszuschließen. Es ist nämlich nicht möglich, daß eine gerade laufende Handlung nicht existiert.40 (74)

a. Ta bu dashengde chang ge. er NEG laut singen Lieder singt nicht laut.' b. Ta bu jian shitou diu gou. er NEG aufnehmen Stein werfen Hund wird den Hund nicht mit Steinen bewerten.' c. Ta bu zhan-zhe chi mangguo. er NEG stehen-ASP essen Mango Lit.: ißt Mango, aber nicht während er steht.'

Bei Resultativ-SVKen besteht die Möglichkeit, daß VI im Gegensatz zu V2 nicht im Skopus der Negation eingeschlossen werden kann. (75a) läßt sich so verstehen, daß der Lastwagen gegen jenes Haus gestoßen ist, aber das Haus nicht kaputt ist. Gleichfalls kann man (75b) folgendermaßen interpretieren: Er hat gegessen, aber satt ist er nicht. Auch die entsprechenden deutschen Übersetzungen zeigen diese Ambiguitäten. Dechaine (1994: 804) führt an: "while the adjunct verb is always within the scope of CN (constituent negation), the head verb never is". Das Chinesische hat zwar keine Konstituentennegation, sondern nur die Prädikatsnegation, zeigt aber bei den Beispielen in (75) das gleiche Phänomen. (75)

a. Kache meiyou zhuang huai na-dong-fangzi. Lastwagen NEG stoßen kaputt jenes-KL-Haus Der Lastwagen hat jenes Haus nicht kaputt gestoßen.' b. Ta meiyou chi bao. er NEG essen satt "Er hat sich nicht satt gegessen.'

Resultativ-SVKen können im allgemeinen nicht durch bu negiert werden, es sei denn, daß bu 'wollen nicht1 bedeutet. Mit anderen Worten, bu kann nicht als der Negator des resultativen Prädikats fungieren. Der Kontrast zwischen (76a) und (76b) bestätigt außerdem Ernsts Beobachtung über die aspektuelle Restriktion von bu, weil sich die Ungrammatika39 40

Vgl. dazu Pan (l996). Vgl. Li/Thompson (I976: 518).

30

lität in (76b) darauf zurückfuhren läßt, daß das telische Prädikat chi-guang 'aufessen' und bu miteinander inkompatibel sind. Für die syntaktische Restriktion von bu in ResultativenSVKen verweise ich auf den Abschnitt 5.4.1.2. (76)

a. Ta bu chi fan. er NEG essen Reis b. *Ta bu chi guang fan. er NEG essen aus Reis

l .3

Zwei frühere Analysen

1.3.1

Baker (1989, 1991)

Die von Baker vorgeschlagene Analyse der SVKen kann aus den folgenden Gründen nicht ohne weiteres auf das Chinesische übertragen werden. Zunächst argumentiert Baker (1989: 531), daß ein intransitives V2 einer SVK von der lexikalischen Klasse der unakkusativischen Verben sein muß, weil ein intransitives unergatives Verb kein internes Argument hat, das es mit VI teilen kann. Das Interne-Argument-Sharing ist jedoch nach Bakers struktureller Analyse zwingend, falls VI ein internes Argument hat. Diese Annahme wird durch die Beobachtung motiviert, daß nur (77a), aber nicht (77b) grammatisch ist. Die Asymmetrie ist nämlich darauf zurückzuführen, daß in Yoruba nur fall, aber nicht drink, ergativ sein kann. Die Ungrammatikalität von (77b) dient also einerseits als Beweis dafür, daß unergative Verben als V2 in einer SVK ausgeschlossen sind, andererseits soll sie die These untermauern, daß das Interne-Argument-Sharing in einer SVK obligatorisch ist. (77b) scheitert also daran, daß das intransitive unergative V2 dem Objekt von VI keine interne -Rolle zuweisen kann.41 Die von Baker vorgeschlagene doppelköpfige Struktur der SVK sieht wie (78) aus:42 (77)

41

42

a. Femi ti Akin Femi push Akin Temi pushed Akin down.' b. *Mo bu omi They pour water They poured water and drank.'

subu. fall

(Yoruba, aus Baker 1991:87ff.)

mumi. drink (intransitiv)

Baker (1989: 531) merkt an, daß mumi trinken' undjeun 'essen' in Yoruba zu den prototypischen unergativen Verben zahlen. Vgl. dazu Baker (1989: 530).

31

(78)

Femi

push

Akin

In (78) -markiert VI die Objekt-NP direkt, während V2 dieselbe NP indirekt -markiert. Dahingehend postuliert Baker, um den Unterschied zwischen Sprachen mit Verbserialisierung und Sprachen ohne Verbserialisierung zu erfassen, einen Serialisierungsparameter, demnach die VPn in Sprachen mit Verbserialisierung mehr als einen Kopf haben können, vgl. (79). (79)

Generalized Serialization Parameter (aus Baker 1989: 519) VPs {can/cannot} count as the projection of more than one distinct head. CAN: Yoruba, Sranan, Ijo ... CANNOT: English, French...

Die durch den Kontrast zwischen (77a) und (77b) dargestellte Bedingung der lexikalischen Eigenschaften der Verben in einer SVK scheint im Chinesischen auf den ersten Blick nicht aufrecht zu erhalten zu sein. Denn wenn man (80) mit (77) vergleicht, ergibt sich, daß die Einschränkung im Chinesischen eher das Gegenteil von der in Yoruba bedeutet. (80)

a. *Lisi tui Wangwu dao le. Lisi schieben Wangwu fallen ASP b. Lisi dao shui he. Lisi einschenken Wasser trinken "Lisi schenkt Wasser zum Trinken ein.1

Zugegebenermaßen ist man sich darüber nicht einig, ob he 'trinken' im Chinesischen unergativ ist oder nicht. Festzuhalten ist jedenfalls, daß he transitiv verwendet werden kann, so daß (80b) eigentlich mit dem Satz in (81) verglichen werden soll, statt mit (77b). Die Ungrammatikalität von (82), wo V2 eindeutig unergativ ist, bestätigt Bakers Beobachtung, daß intransitive unergative Verben als V2 in den gegebenen Konstruktionen nicht zulässig sind.

32

(81)

Won bu omi mu. they pour water drink (transitiv) They poured water and drank it.1

(82)

*Lisi Lisi

(Yoruba, aus Baker 1989:516)

da Wangwu ku le. schlagen Wangwu weinen ASP

Dennoch wird (80a) gemäß Bakers These fälschlicherweise als grammatisch prognostiziert. Denn dao ist ein unakkusativisches Verb und weist de facto die einzige interne Rolle an Wangwu zu. Keine der von Baker aufgestellten Bedingungen ist dabei verletzt. Trotzdem ist (80a) ungrammatisch. Betrachtet man (83a), wo V2 anstatt rechts links von der Bezugs-NP steht, könnte man vermuten, daß die Struktur (78) im Prinzip richtig wäre. Im Chinesischen muß man aber annehmen, daß V2 links von der Bezugs-NP positioniert ist, damit sich die Oberflächenstruktur ergibt. Daraus könnte aber fälschlicherweise ein ungrammatischer Satz wie der in (83b) abgeleitet werden. Außerdem würde die Adjazenzoedingung der Kasuszuweisung verletzt. Es sei denn, daß man annimmt, daß es sich bei (83) nicht um syntaktische Mechanismen handelt, die der Konfiguration in (80) und (82) Rechnung tragen sollen, sondern um morphologische Prozesse, die andersartigen Restriktionen unterliegen, wie sie etwa in Li (1990a) abgehandelt wurden. (83)

a. Lisi tui dao le Wangwu. Lisi schieben fallen ASP Wangwu "Lisi hat Wangwu geschoben, und (so daß) Wangwu fiel.1 b. *Lisi dao he shui. Lisi einschenken trinken Wasser c. Lisi da ku le Wangwu. Lisi schlagen weinen ASP Wangwu

Aus den Distributionsdaten in (80) und (82) läßt sich m.E. allenfalls feststellen, daß im Chinesischen ein unakkusativisches und ein intransitives unergatives V2 in der Tat nicht rechts vom zu prädizierenden NP-Objekt in einer Final-SVK stehen kann. Da Bakers Analyse präsupponiert, daß V2 in einer SVK ein unakkusativisches Verb sein kann, ist der Zweifel an der Übertragbarkeit seiner Analyse der SVK auf das Chinesische berechtigt. Die kontrastierenden Daten aus (84) und (85) machen die fundamentalen Unterschiede zwischen den von Baker beobachteten Sprachen und dem Chinesischen deutlich. (84)

a. Bolä se eran ta. Bola cook meat sell Bola cooked some meat and sold it.' b. Olu ti omo nää subu. Olu push child the fall Olu pushed the child down.'

(85)

a. Lisi kann chai mai. Lisi hacken Holz verkaufen "Lisi hackt Holz zum Verkaufen.' b. *Lisi shuai beizi po le. Lisi werfen Tasse brechen ASP

(Yoruba, aus Baker 1989:529)

33

Die Einschränkung, daß V2 in Final-SVKen transitiv sein muß, kann aus der Struktur (78) nicht abgeleitet werden. (78) läßt nämlich zu, daß ein intransitives V2 unakkusativisch sein kann. Wie (85b) belegt, macht diese Prognose eine falsche Aussage über die chinesischen Daten. Während Final- und Resultativ-SVKen im Chinesischen — außer den semantischen Differenzen — sich auch strukturell unterschiedlich geben, scheinen sie in den von Baker behandelten Sprachen, wie bereits in Abschnitt 1.1.1 erwähnt, rein lexiko-semantisch unterschieden zu sein. Ihnen wird deswegen die gleiche Struktur zugeschrieben. So unterscheiden sich (77a) und (81) nach Baker ausschließlich dadurch, daß V2 in (77a) keine Agens-9-Rolle hat, die zur W (vgl. (78)) perkoliert wird. Von daher gilt das Satzsubjekt nicht als das logische Subjekt von V2, weil es nicht von V2 -markiert ist. Hingegen hat V2 in (81) nicht nur die Thema-9-Rolle, die dem Objekt von VI zugewiesen wird, sondern auch die Agens-0-Rolle, die weiter zur VP perkoliert wird. Die doppelköpfige Struktur (78) sagt nun voraus, daß die Subjekte von VI und V2 dieselben sein müssen, weil beide die Köpfe der VP sind, die über das Subjekt prädizieren. Im Chinesischen ist das logische Subjekt von V2 in Final-SVKen zwar per Default mit dem Matrixsubjekt, d.i. dem Subjekt von VI, koreferent. Möglich ist aber auch eine nichtkoreferente Interpretation: In (86a) ist es vorstellbar, daß derjenige, der das Auto gefahren hat, nicht ich bin, obwohl ich derjenige bin, der das Auto gemietet hat. Ebenfalls muß der gemeinte Verkäufer in Satz (86b) nicht unbedingt der Verfasser Dr. Bai sein. Zugegebenermaßen sind die nicht-koreferenten Lesarten marginal. Im Kontext wie 'er schenkt Wasser zum Trinken ein1 wird man im normalen Fall interpretieren, daß die Personen des Einschenkens und des Trinkens die gleichen sind. (86)

a. Wo zuotian zu le yi-liang-che kai. ich gestern mieten ASP ein-KL-Auto fahren Ich habe gestern ein Auto zum Fahren gemietet.' b. Bai boshi xie le yi-ben-shu mai. Bai Dr. schreiben ASP ein-KL-Buch verkaufen Dr. Bai hat ein Buch zum Verkaufen geschrieben.'

Wenn man die oben geschilderte potentielle Interpretationsmöglichkeit wahrnimmt, dann trägt diese unmittelbar dazu bei, ein arbiträres PRO (PROar^,) für die Subjektposition des eingebetteten Prädikates anzusetzen, vgl. (87). Die Struktur (78) wäre dann zu restringiert, um die Fakten in (87) zu berücksichtigen. (87)

a. Wo ich b. Bai Bai

zuotian zu le yi-liang-che [PRO^ kai]. gestern mieten ASP ein-KL-Auto fahren boshi xie le yi-ben-shu [PROarb ma')· Dr. schreiben ASP ein-KL-Buch verkaufen

Zu erwähnen ist, daß im Gegensatz zu Final-SVKen eine Koordination, egal ob mit oder ohne Konjunktion, eine solche Möglichkeit nicht zuläßt, wie (88) zeigt. Optionale Kon-

34

trolle in Pivotal-Konstruktionen und Resultativ-SVKen ist ebenfalls ausgeschlossen, vgl. (89) und (90).43 le yi-ben-shu bingqie [PrOj du ta]. mai kaufen ASP ein-KL-Buch und lesen es jingchang chang-ge [PrOj tiao-wu]. oft singen-Lieder tanzen-Tanz

(88)

a. Taer b. Ta; er

(89)

a. Zhangsan pai Zhangsan delegieren b. Zhangsan qing Zhangsan einladen c. Zhangsan gan Zhangsan jagen

(90)

a. Zhangsan Zhangsan b. Zhangsan Zhangsan

Lisi( Lisi Lisij Lisi xiaohaij [ Kinder

;

dan daibiao]. tätig als Vertreter chifan] essen likai]. weggehen/verlassen

shao [PrOj hui] le ziji-de fangzij. verbrennen ruinieren ASP sich-GEN Haus da [PrOj shang] le Lisij. schlagen verwunden ASP Lisi

Desweiteren läßt Bakers Analyse nicht zu, daß ein dreistelliges VI vor einem zweistelligen V2 vorkommen kann, vgl. Baker (1989: 522). Im Chinesischen ist dies jedoch möglich, worauf Tang (1990a) hingewiesen hat (91). (91)

Lisi gei xiaohai tangguo chi. Lisi geben Kinder Bonbons essen Lisi gibt den Kindern Bonbons zum Essen.1

Anzumerken ist an dieser Stelle, daß gei 'geben' im Chinesischen nicht nur GOAL kennzeichnen, sondern auch BENEFAKTIV darstellen kann. Diese thematischen Rollen unterscheiden sich allein durch die syntaktischen Positionen. So denotiert das postverbale gei GOAL, das präverbale dagegen BENEF AKTIV, wie (92) zeigt. Eine vergleichbare BENEF AKTIV anzeigende Funktion von fön 'geben1 in Yoruba und von cho im Vietnamesischen scheint es laut der Angabe der die Beispiele in (93)-(94) anführenden Autoren nicht zu geben. (92)

43

44

a. Lisi na yifu gei Wangwu. Lisi nehmen Kleider geben Wangwu Lisi bringt die Kleider und gibt sie Wangwu' bzw. Lisi bringt Wangwu die Kleider.' b. Lisi gei Wangwu mai3 yifu (chuan).44 Lisi geben Wangwu kaufen Kleider (Anziehen) Lisi kaufte für Wangwu Kleider (zum Anziehen).'

Hier dient Pro ausschließlich dazu, die zu prädizierenden Entitaten von V2 zu kennzeichnen, und hat keine theoretisch begründeten Bedeutungen oder Implikationen bezüglich des kategorialen Status der EC. Die Nummer 3 in (92b) und 4 in (92c) kennzeichnen die verschiedenen Tonhöhen.

35 c. Lisi gei Wangwu mai4 yifu. Li si geben Wangwu verkaufen Kleider "Lisi verkaufte Kleider für Wangwu.1 (Z.B. Lisi ist der Verkäufer, Wangwu ist der Arbeitgeber.) (93)

Yoruba a. Bäbä fi ewü fun oba. Baba take gown give chief Baba gave the gown to the chief b. *Olu fun Sade ra aso. Olu give Sade buy dress Olu bought a dress for Sade.'

(94)

Vietnamesisch *to:i cho bä Hai mua cäi I give Mrs. Hai buy KL

1.3.2

(ausBakerl991:89ff.)

(aus Kühn 1992:247) 5ö:ng ho:5o. watch this

Chang (1990)

Chang schlägt vor, mithilfe einer Art Verb-Inkorporation (oder V-Bewegung) die in (80), (82) und (83) beobachteten Konstellationen der Verben abzuleiten. Dabei setzt sie für die Konstruktionen von (80) eine biclausale Tiefenstruktur wie in (95) an.45 Die Frage lautet nun, warum muß die Inkorporation in (95a) vollzogen werden, so daß (80a) ausgeschlossen werden und zugleich (83a) sich ergeben kann, und warum wird keine Inkorporation in (95b) ausgelöst, da das Ergebnis ansonsten, wie (83b) zeigt, ungrammatisch wird? (95)

a.

v

N

tui

Wangwu

Wangwu

dao

[Th]

[Ag, Pt] \

45

Argumente gegen die These, SVKen aus zugrunde liegenden biclausalen oder multi-clausalen Strukturen abzuleiten, finden sich u.a. in Foley/Olson (1985). Vgl. dazu Bruce (1988).

36

dao shui [Ag.Th]!^

e

-*In beiden Strukturen zeigt das zweite Konjunkt eine sog. reduzierte thematische Struktur, die durch die leeren Subjekte und in (95b) zusätzlich durch das leere Objekt ausgezeichnet ist. Die leeren Kategorien kommen nach Chang durch "deletion" zustande, weil ihre Referenzen durch die Elemente im ersten Konjunkt wieder aufzufinden sind. Die thematische Struktur von V2 und die von VI sind in (95a) aber nicht identisch. Das Gegenteil zeigt (95b), wo beide Verben das -Raster [Ag, Th] haben. Chang motiviert die Inkorporation von V2 in (95a) nun mit der Bedingung der Inferenz der thematischen Struktur. "Compounding occurs when there is a reduced thematic structure in the second conjunct, and the thematic role in the reduced structure cannot find a noun phrase within that conjunct to discharge its theta role" (Chang 1990: 303). In (95a) kann V2 dao deshalb nicht allein im zweiten Konjunkt bleiben, weil dieses eine reduzierte thematische Struktur enthält, aber es im ersten Konjunkt keinerlei Stütze gibt, wodurch die Informationen über die thematische Struktur von V2 zu ermitteln ist, wohingegen dies in (95b) möglich ist. Chang schlußfolgert daraus, daß in (95a), aber nicht in (95b) die V-Inkorporation vonstatten gehen muß. In (95a) liegt allerdings eine ECP-Verletzung vor, wenn sich V2 per Kopfbewegung nach VI begibt. Es ist also unklar und fragwürdig, warum die von Chang vorgeschlagene V-Bewegung bzw. V-Inkorporation das ECP nicht berücksichtigen muß. Changs Hypothese besitzt außerdem keine Gültigkeit, wenn man die Daten in (96) heranzieht und die Struktur (97) als die D-Struktur der Konstruktion (96b) ansetzen will. Wie (97) zeigt, liegt zum einen keine reduzierte thematische Struktur von V2 vor, da VI ku als ein intransitives unergatives Verb kein NP-Objekt hat, mit dem shoupa zu identifizieren ist, zum anderen hat das zweite Konjunkt eine phonetisch realisierte NP, der V2 die interne -Rolle zuweisen kann. Dies hat zur Folge, daß es im Rahmen von Changs Hypothese keinerlei Anlaß gibt, die Inkorporation von V2 durchzuführen. Das Ergebnis in (96a), abgeleitet durch die Tatsache, daß alle Elemente in deren Grundstellung verbleiben, ist jedoch ein ungrammatischer Satz. Changs Annahme schließt letztlich prinzipiell aus,

37 daß VI in einem V-V-Komposita ein intransitives, unergatives Verb sein kann. Wie die Grammatikalität von (96b) dokumentiert, macht Changs Hypothese eine falsche Voraussage. (96)

a. *Ta ku shoupa shi le. er weinen Handtuch naß ASP b. Ta ku shi shoupa le. er weinen naß Handtuch ASP hat das Handtuch naß geweint.'

(97)

NP

VP

NP

VP

ta

ku [Ag]

shoupa

shi [Th]

Theoretische Grundlage

Obwohl radikale Veränderungen bezüglich des Konzeptentwurfs der Grammatikmoduln im Rahmen der minimalisüschen Programme (zwischen 1988-1995) von Chomsky vorgenommen wurden, bedient sich die vorliegende Arbeit weiterhin der seit LGB (Lectures on Government and Binding, Chomsky 1981), Knowledge of Language (Chomsky 1986a) und Barriers (Chomsky 1986b) entwickelten und in der Literatur der generativen Grammatik konsistent angewandten Konzepte.1 Die Definitionen werden als bekannt vorausgesetzt und nicht weiter erläutert. Als Nachschlagewerke sind die Handbücher von Haegeman (1994) und Culicover (1997) empfehlenswert. Im folgenden werden zunächst die für diese Arbeit ausschlaggebenden Ansätze der Phrasenstruktur näher expliziert, dann die wichtigsten konzeptuellen Änderungen im Rahmen des MPs dargestellt.

2. l

Zur Phrasenstruktur

2.1.1

Die Doppel-VP-Struktur

In der vorliegenden Arbeit wird in bezug auf die Phrasenstruktur des Chinesischen im Anschluß an Larson (1988, 1990) und Hale/Keyser (1993) sowie in Übereinstimmung mit Chomsky (1995) davon ausgegangen, daß transitive und intransitive unergative Verben eine Doppel-VP-Struktur aufweisen (l)2, hingegen unakkusativische eine Einfach-VPStruktur. Dieser Tatbestand ergibt sich aus -theoretischen Gründen und steht im Einklang mit dem Erweiterten Projektionsprinzip (EPP). In (1) ist V der Kopf von Vmax, V der Kopf von W. Im Gegensatz zu V ist V nur mit Merkmalen, z.B. [Cause], gefüllt. (1)

...V...

1 2

Die Definitionen sind im Anhang zusammengestellt. Die deutschen Formulierungen sind von Stemefeld (1990) und Staudinger (1997) übernommen. Unergative Verben sind als "hidden transitives" aufzufassen, vgl. Chomsky (1995: 315).

40

Nach Hale/Keysers Ansatz muß die Argumentstruktur (lexical relational structure in der Terminologie von Hale/Keyser) in der Syntax sichtbar sein. Dabei sind das Prinzip der FULL INTERPRETATION (FI) und das Prinzip der nicht-ambigen Projektion (Unambiguous Projection, UP)3 heranzuziehen. Nach FI muß jedem Argument eine -Rolle zugeteilt werden, damit es in LF interpretierbar sein kann. Das bedeutet, bei der Projizierung vom Lexikon auf die syntaktisch relevante Struktur muß für jedes Argument die -Rollenzuweisung abgesichert sein. Andernfalls würde FI nicht erfüllt, und die Derivation abbrechen (CRASH nach Chomskys 1995 Terminologie).4Die Zuweisung der -Rollen an interne oder externe Argumente unterliegt einer strengen Lokalitätsbedingung. Es wird angenommen, daß die internen Argumente, falls es mehr als eins gibt, sich in der Komplementposition und der Specifierposition von V befinden. Damit sind die möglichen subkategorisierten Argumente eines Verbs auch schon erschöpft. Was die Projizierung des externen Arguments anbelangt, so fuhrt Chomsky in Anlehnung an Hale/Keyser einen konfigurationalen Ansatz ein, der auf das Erweiterte Projektionsprinzip (EPP) Bezug nimmt. Demnach impliziert bzw. erzwingt sogar die V-VP Konfiguration die Präsenz einer kausativischen oder agentivischen -Rolle, die in SpecVP durch das externe Argument zum Ausdruck kommt, über das das komplexe Prädikat V-VP prädiziert. "The external role is a property of the V-VP configuration, and a specifier bearing this role is therefore a necessary part of the configuration; a transitive verb assigns an external -role by definition." (Chomsky 1995: 316)

Die Tatsache, daß die -Rollenzuweisung innerhalb von Vmax in (1) vonstatten gehen muß, bietet unmittelbar eine Evidenz für die VP-interne Subjekthypothese. Da die semantische Struktur mit der syntaktischen Struktur eng miteinander verbunden ist; ist nach Hale/Keyser die Interpretation der -Rolle einer NP aus deren Konstellation in der syntaktischen Struktur zu erschließen. So erhält das Innere-Subjekt (die untere SpecVP) in der Doppel-VP-Struktur (2)5 gewöhnlich die semantische THEMA- oder "affected PATIENT'-Rolle, und das Äußere-Subjekt (die obere SpecVP) AGENS. In Kausativkonstruktionen wird die agentivische -Rolle als "Causee" interpretiert. Die UP garantiert die Binärverzweigung der Projektion.

3 4 5

Vgl. "unambiguous paths" in Kayne (1984). Das Gegenteil von CRASH ist CONVERGE. Eine convergente Derivation ergibt sich, gdw. die Bedingung der FI erfüllt ist. (2) ist mit (l) invariant.

41 (2)

Die strukturelle Beziehung zwischen den beiden VPn in einer Doppel-VP-Struktur wie (2) ist die der Komplementation, die sich durch die asymmetrische Relation des c-Kommandos zwischen den beiden Verben auszeichnet. Die maximale Projektion des unteren Verbs steht zum oberen Verb in einer Schwesterschaftsbeziehung, wird intuitiv als von diesem subordiniert interpretiert.6 Die semantische Relation in Verbindung mit der Struktur in (2) ist nach Hale/Keyser (1993: 68f) ebenfalls eine asymmetrische Relation zwischen zwei Ereignissen, d.i. eine Relation der Implikation. Derzufolge impliziert das vom Matrixverb denotierte Ereignis das vom eingebetteten Verb denotierte Ereignis. Die Relation der sog. Implikation ist bekanntlich auch als eine kausale Relation bezeichnet.

2.1.2

Verbanhebung

Larson motiviert den leeren V-Kopf der oberen VP der VP-Schale mit dem sog. "light verb" und "eventuality predicate" wie DO, CAUSE usw. Da in dieser Kopiposition zuerst nur Merkmale enthalten sind und deshalb an FI scheitern würde, muß ein Element in diese Position eingefügt oder hineinbewegt werden.7 Da es nicht darum geht ob eine neue Kategorie geschaffen wird oder nicht, ist die Unterscheidung der Bewegungsarten nach Chomsky (1995) nicht von Belang. Die Verbanhebung ist also in der Doppel-VP-Struktur Die untere VP ist zwar die maximale Projektion des unteren V-Kopfes, kann aber nicht als eine maximale Projektion im traditionellen Sinne angesehen werden, weil sie in der Tat nur einen Teil der komplexen VP-Struktur darstellt. Empirische Evidenzen für diese Ansicht liefern die Bewegungsdaten im Chinesischen, vgl. Abschnitt 5.2 und dazu Huang (1994). Die V°-Anhebung innerhalb der Doppel-VP-Struktur darf nicht als ein Widerspruch gegen das GREED-Prinzip (siehe Fn. 19) angesehen werden. Wenn man heranzieht, daß sich die Projektion des V-Kopfes in der Rektionsdomäne von rnfl (Kopf der IP) befinden muß, um die Informationen über Tempus und Kongruenz zu bekommen (vgl. Larson 1988: 343), dann steht die V°-Anhebung zweifellos in Einklang mit dem GREED-Prinzip.

42

erforderlich und im Hinblick auf die Kasuszuweisung obligatorisch. Denn erst nach der Anhebung von V zu V kann [ V] das eingebettete SpecVP c-kommandieren und von dort aus Kasus zuweisen, was~ja das Sichtbarkeitskriterium für die -Rollenzuweisung garantiert. Dies ist graphisch in (3) zu sehen. (3)

Dieser Algorithmus ist syntaktisch, insofern daß die betreffende Bewegung der syntaktischen Bedingung HMC (Head Movement Constraint) untersteht. Nach der neuesten Auffassung von Chomsky gilt der Kasusfilter nun nicht mehr als eine S-strukturelle Bedingung, da die S-Struktur nicht mehr existent sein sollte, sondern eine LF-Operation, die dazu dient, das Sichtbarkeitskriterium für die -Markierung zu untermauern. Daraufhin muß eine weitere Bewegung von V zu T, Kopf der T(empus)P, stattfinden. Im Englischen ist diese Bewegung jedenfalls im PF-Interface unsichtbar, während die Bewegung von V zu V sichtbar ist. Nach Chomsky müßten die erstere erst auf dem Weg von Spell-Out zu LF, die letztere aber vor Spell-Out stattgefunden haben. Dies wird in Abschnitt 2.2.1 noch näher erläutert.

2.1.3

Reine-VP-Einbettung

Die Verbanhebung in (3) ist eine Instanz der X°-Bewegung und untersteht folglich dem HMC. Dies wird in Li (1990b) mithilfe der Kettenbildung (chain formation) unter dem allgemeinen Wohlgeformtheitskriterium für Ketten aufgefaßt, wonach die Elemente in einer Kette von der gleichen Art sein müssen. Ansonsten geht es um "improper movement".8 Bekanntlich darf ein Kopf bei einer Kopfbewegung nach der Relativierten Minimalitätsbedingung von Rizzi (1990) sozusagen nicht einen anderen Kopf überspringen. Wenn nun in (3) zwischen V und V ein I- oder C-Kopf existent sein sollte, muß V zunächst an I bzw. an C adjungieren. Die dadurch entstandene Kette (V, C, I, V) enthalt Für näheres dazu ist direkt auf Li (1990b) zu verweisen.

43

aber sowohl funktionale Kategorien als auch lexikalische Kategorien und ist deswegen zum Scheitern verurteilt. Daß in der Doppel-VP-Struktur eine reine VP als Komplement eingebettet ist, so daß eine unerwünschte inhomogene Kette wie (V, C, I, V) auszuschließen ist, läßt sich also als eine unmittelbare Konsequenz aus dem allgemeinen Prinzip für Kopfbewegungen ableiten. Die Generalisierung, daß Elemente in einer Kette gleichartig sein sollten, ist dadurch motiviert, daß die Kettenbildung eine einzige Operation darstellen soll, so daß die Derivation im Hinblick auf das Ökonomieprinzip (ÖP) im Sinne von Chomsky (1995) "optimal" ist.9 Da das Ökonomieprinzip universal ist, gilt die gleiche Überlegung nicht nur der Kettenbildung maximaler Kategorien wie -Kette und A'-Kette, sondern auch der Kettenbildung nicht-maximaler Kategorien, was vorhin am Beispiel von Kopfbewegung zu konstatieren war.10

2.1.4

Postulat der Kasuszuweisung

In bezug auf die Kasuszuweisung nehme ich im Anschluß an Larson (1988) und Li (1990b) an, daß jedes lexikalische Item entweder mit (+C] oder mit [-C] gekennzeichnet ist, oder zuerst unspezifiziert bleibt, aber durch grammatische Mittel mit [+ C] zu aktivieren ist. Ich verfolge daraufhin die These des strukturellen Kasus, indem ein Verb mit dem Merkmal [+C] unter der Lokalitätsbedingung der Rektion sein Argument kasusmarkieren kann. Eine zusätzliche Bedingung der tatsächlichen Kasuszuweisung eines Verbs ist das unmittelbare c-Kommando von Infl oder eines anderen lexikalischen [+C]-Verbs. Das heißt, ein [+C]-Verb weist seinem internen Argument den Akkusativkasus tatsächlich zu, gdw. es entweder von Infl oder von einem anderen [+C]-Verb unmittelbar c-kommandiert wird. Eine der Motivationen dieser Annahme liegt darin begründet, daß das Chinesische eine Nominativ-Akkusativ-Sprache ist.'' Da Infl den Nominativkasus zuweisen kann, ist Infl mit [+C] spezifiziert. In diesem Fall ist Infl immer auch [+finit]. Nach Aoun/Li (1989) wird im Chinesischen dem Subjektsargument durch die Rektion von Infl der Kasus zugewiesen und muß deshalb nicht zur SpecIP angehoben werden. Nach Koopman/Sportiche (1991) und Huang (1993) ist die Anhebung des Subjektsarguments zur SpecIP im Englischen obligatorisch, weil im Englischen der Nominativkasus nur durch die Spec-Kopf-Kongruenz zugewiesen wird, wohingegen die Anhebung des Subjektsarguments zur SpecIP im Chinesischen optional ist, weil die Kasuszuweisung unter der Rektion von Infl stattfinden kann. Huang argumentiert außerdem, daß, falls das Subjektsargument doch angehoben werden soll, dies nur aus anderen Gründen erfolgt, nicht aber aus Kasusgründen. Die Frage, ob man im Chinesischen eine unabhängige, funktionale Kategorie IP annehmen soll oder nicht, bleibt noch offen. Ich verfolge hier die VP-interne-Subjekthypothese und gehe davon aus, daß das 9

ÖP betrifft die Evaluierung convergenter Derivationen (siehe Fn. 4). Unter den convergenten Derivationen sind diejenigen, die am ökonomischsten sind, zugleich die optimalen. 10 Vgl. dazu Collins (l994). 1 ' Vgl. dazu Larson (1988: 361) und Fn. 7 dieses Kapitels.

44

Subjektsargument in der Basisposition SpecVP durch die Rektion von Infl mit dem Merkmal [+finit] den Nominativkasus bekommen kann. Was die unergativen Verben betrifft, so nehme ich mit Li (1990b: 413) an, daß sie unter Umständen kasusmarkieren können und deshalb [+C] sind, da sie nicht zuletzt wie erwähnt als "hidden transitives" anzusehen sind. Informell kann man sich die intransitiven unergativen Verben als solche vorstellen, die kein internes Argument subkategorisieren oder die zwar Argumente selegieren12, deren Präsenz in der syntaktisch relevanten Ebene jedoch nicht obligatorisch ist. Solche Argumente werden in der Literatur gewöhnlich als "innere Objekte" klassifiziert, und sind von den gewöhnlich als "internen Argumenten" bezeichneten Objekten zu unterscheiden. Da die inneren Objekte durchaus in der syntaktischen Konfiguration realisiert werden können, ist anzunehmen, daß die sog. intransitiven unergativen Verben als die sie seiegierenden Köpfe die Fähigkeit besitzen, sie kasuszumarkieren. Der Inhalt der inneren Objekte ist Teil der semantischen Komponente des Kopfs, und ist deshalb von den gewöhnlichen -Rollen zu differenzieren. Im Gegensatz zu intransitiven, unergativen Verben subkategorisieren die unakkusativischen Verben ein internes Argument, dessen Präsenz in der syntaktischen Repräsentationsebene erforderlich ist. Infolge der Annahme der Einfach-VP-Struktur für unakkusativische Verben, die mit dem Merkmal [-C] im Lexikoneintrag spezifiziert sind, wird das einzige Argument in der Komplementstelle der VP basisgeneriert. Nach der Anhebung zur SpecVP, wobei die sie unmittelbar dominierende maximale Projektion sich in der Komplementposition von Infl befindet, erhält den Nominativkasus von Infl zugewiesen. Damit ist sowohl - als auch kasusmarkiert und erfüllt FI. Unabhängige, empirische Evidenzen für die Objekt-Anhebung zu einer nicht-0-markierten Position liefern beispielsweise Passivierungen. Sowohl Passivkonstruktionen als auch Unakkusativkonstruktionen stellen die prototypischen Konstruktionen, die NP-Bewegungen enthalten, dar. Zum Schluß ist anhand der Beispiele in (4) der bislang vorgestellte konfigurationale Ansatz zu demonstrieren. Die Asymmetrie zwischen Konstruktionen mit unakkusativischen (4a,b) und denen mit unergativen Verben (4c,d) kann meiner Ansicht nach unter der hier bevorzugten Hypothese, daß den ersteren die Einfach-VP-Struktur wie (5), den letzteren hingegen die Doppel-VP-Struktur wie (6) zugrunde liegt, eine einfache Erklärung gewinnen, (4)

12

The case was judged. (aus Collins 1994: 50) a. Then a lawyer with green eyes appeared. b. Then a lawyer appeared with green eyes. c. Then a lawyer with green eyes appealed. d. *Then a lawyer appealed with green eyes.

Nach Chomsky (1995: 226) sind SELECT und MERGE zwei nicht weiter zu definierende Operationen bezüglich der Derivation, und gehören zu Komponenten jeder Theorie über die natürliche Sprache.

45 (5) VP

v

Spec

A NP2

appear

the lawyer

with green eyes

(6)*

NP1

the lawyer appeal t . with green eyes. Wie ausgeführt, muß in (5) the lawyer aus Kasusgründen zur SpecVP-Position angehoben werden. Dies setzt allerdings voraus, daß das ECP erfüllt werden kann, wonach Spuren streng regiert sein müssen. Die Spur in (5) muß also entweder -regiert oder antezedensregiert sein. Die Tatsache, daß das unakkusativische Verb appear der Komplement-NP zwar keinen Kasus, jedoch eine -Rolle zuweisen kann, impliziert, daß V° seine Schwester-NP -markiert,13 und weil es sich zugleich um einen lexikalischen Kopf handelt, auch L-markiert. Da NP2 keine Barriere für NP1 darstellt, ist das ECP durch die Antezedensrektion erfüllt und (4b) kann abgeleitet werden. Der gesamte NP-Komplex NP2 kann problemlos angehoben werden, wie (4a) zeigt, weil die hinterlassene Spur -regiert ist. In (6) 13 Vgl. "direct

-marking" in Haegeman (1994: 72).

46 wird davon ausgegangen, daß das externe Argument direkt in der Specifierposition der oberen W eingesetzt wird, da die V-VP Konfiguration gegeben ist und als "billig" (costless) anzusehen ist.14 Die Extraktion der PP, wie (6) darstellt, fuhrt jedoch zur Verletzung des ECPs, weil einerseits die Beziehung des c- oder m-Kommandos nicht gegeben ist, andererseits die NP2 eine Barriere darstellt.15 Man erinnert sich, daß Extraktionen aus dem Matrixsubjekt generell verboten sind, weil die Subjekt-XP nie L-markiert werden kann. Die Ungrammatikalität in (4d) ist also die unvermeidbare Konsequenz der ECPVerletzung. Einer der grundsätzlichen Unterschiede zwischen (5) und (6) besteht darin, daß das Subjekt in (5) durch MOVE (raising) abgeleitet ist, in (6) aber durch MERGE erzeugt wird. Beide sind nach Chomsky (1995) die einzigen Operationen des Verarbeitungssystems (computational system CS). Man beachte, selbst wenn eine Einfach-VP-Struktur für appeal angenommen werden sollte, stellt der Subjekt-NP-Komplex eine L/M-Barriere dar und verbietet eine Derivation zu (4d). Dennoch wird hier im Anschluß an Chomsky eine einheitliche Struktur für transitive und intransitive, unergative Verben angesetzt. Ich nehme also an, daß das kontrastierende Verhalten zwischen appear in (4a,b) und appeal in (4c,d) strukturell zu begründen ist. Bemerkenswert ist, daß die Phrasenstruktur im MP nicht durch das X'-Schema, sondern durch die Merge-Operation16 konstruiert wird. Während das X'-Schema als eine "all-at-once" Operation (Chomsky 1995: 188) gilt, ist die Merge-Operation nach Haumann (1997: 172, Fn. 7) als eine Art "Selbstmontageoperation" zu betrachten.17 Die Herangehensweise, aufgrund der lexikalischen Eigenschaft des Verbs von einer Doppel-VP-Struktur bzw. einer Einfach-VP-Struktur auszugehen, ist kein Widerspruch gegen die Merge-Operation. Die Strukturen ergeben sich nämlich als die vorsehbaren Resultate der Strukturbildungsprozesse. Eine Frage bezüglich der Konstruktion in (6) muß allerdings noch beantwortet werden, warum die PP in (6) nicht in der Komplementposition des unteren V basisgeneriert wird. Den Grund führe ich auf das Prinzip der Lizensierung zurück. Wenn man annimmt, daß jede syntaktische Konstituente entweder durch seine thematische Relation zum Kopf oder durch eine Art ereignis-strukturelle Beziehung im Hinblick auf die semantisch raumzeitliche Relation zum Kopf lizensiert werden muß, dann ist die Tatsache, daß die PP von deren Kopf V nicht lizensiert wird, aus dem Faktum, daß sie zueinander nicht in einer modifizierenden Relaüon stehen können, zu erschließen. Die Bedingung der Lizensierung wird in Kapitel 3-5 noch näher erläutert.

14 15 10 17

Vgl. Chomsky (1995: 226). Vgl. die Definition der Rektion. Vgl. Fn. 12 dieses Kapitels und Abschnitt 2.2.2. Zu beachten ist, daß ich im Gegensatz zu Haumanns (1997: 173) Ansicht, derzufolge die MoveOperation immer nach der Merge-Operation zur Anwendung kommt, mit Lebeaux (1988) davon ausgehe, daß manche Adjunkte erst nach Bewegungen eingefügt werden können. Vgl. dazu Abschnitt 3.3.

47 2.2

Eine Skizze von Chomskys (1995) Minimalistischem Programm

Das Minimalistische Programm (MP) ist das Bemühen um eine Grammatiktheorie, die die Sprache bzw. die Sprachfähigkeit erklärt und beschreibt. Statt die Derivationen vom Lexikon zu den semantischen und phonetischen Repräsentationsebenen (LF und PF) Schritt für Schritt zu verfolgen und zu beschreiben, versucht Chomsky mit dem MP eine einfachere und damit vielversprechendere Theorie zu etablieren. Dabei werden die bislang im Rahmen der generativen Grammatik angesetzten, verschiedenen und anscheinend von der jeweiligen Derivationsrepräsentationsebene (d.i. D- und S-Strukturen) abhängigen Restriktionen (auch als Modulen bezeichnet) abgeschafft. Stattdesscn soll das "computational system" (CS) direkt ins Auge gefaßt werden. Das CS sorgt dafür, daß alle Objekte einer generalisierten Repräsentation in LF und PF legitim und interpretierbar sind. Ansonsten scheitert die Derivation (computation) und es gäbe diese Repräsentation nicht. Dabei ist Chomsky nach wie vor der Ansicht, daß das CS derivationaler Natur ist.18 Desweiteren wird davon ausgegangen, daß die Sprache das Produkt optimaler Bearbeitung der Bedeutungen und des phonologischen Inventars ist.19 Demzufolge müßte es Kriterien geben, die dazu dienen, Derivationen möglichst optimal und effektiv zu steuern oder einzuschränken, so daß das Ergebnis, was wir als Sprache bezeichnen, sich problemlos ergibt. Diese Kriterien sind im Chomskianischen Grammatikmodell als Prinzipien, die den Parametern gegenübergestellt werden, vorgestellt. Im folgenden wird kurz skizziert, welche Neuigkeiten und Änderungen an den seit Chomsky (1981) vertrauten Grammatikmodulen im MP vorgenommen worden sind. Da ich mich in erster Linie darum bemühe, durch die Erarbeitung des MPs die notwendigen konzeptuellen sowie theoretischen Grundlagen der vorliegenden Arbeit im Rahmen des aktuellsten Chomskianischen Grammatikmodells zu etablieren, wird auf einen vollständigen Kommentar zum MP verzichtet.

2.2.1

Die Checking-Theorie

Angesichts der Auseinandersetzung zwischen Lexikalisten und Autonom-Syntaktikern um die Kasuszuweisung, die nach letzteren in der universalen funktionalen Kategorie der InflProjektion manipuliert werden soll, führt Chomsky mit dem MP den Checking-Mechanismus ein. In diesem Konzept wird in Einklang mit der lexikalistischen Hypothese davon ausgegangen, daß Verben ganz wie Nomen bereits im Lexikon voll geformt sind.20 Bei der Projektion auf die syntaktisch relevante Ebene werden sie zusammen mit den zutreffenden morpho-syntaktischen Merkmalen als Ganzes aufgerufen. Der Checking-Mechanismus

18 19 20

Vgl. Chomsky (1995: 224). Diese Prämisse ist in der Literatur mehrfach attackiert worden, vgl. Johnson/Lappin (1997). Die Frage, wie ein Vollformenlexikon organisiert ist, bleibt offen. Außerdem betrifft das Vollformenlexikon im Prinzip alle flektierenden Wortarten, z.B. auch Adjektive im Deutschen.

48

wird dann zur Realisierung der Oberflächenrealisierung des Satzes eingeführt, indem er die morpho-syntaktischen Merkmale überprüft. Der Platz für Checking wird der Infl-Projektion, die die VP als das Komplement aufnimmt, zugeteilt. Gemäß Pollocks (1989) Split-Infl-Hypothese, derzufolge Infl in verschiedene funktionale Kategorien aufgespaltet wird, besteht bei Chomsky (1995) die Infl-Projektion aus zwei Kongruenzelementen, AGR^P und AGR0P, und einem Tempuselement, TP.21 Subjekt-DP und Objekt-DP werden entsprechend zur Spec-Position der AGRyP und der AGR0P bewegt. Dort werden der Kasus und die -Merkmale (Person, Numerus, Genus) mittels der Spec-Kopf-Kongruenz abgecheckt. In Anlehnung an Marantz (1995) werden die morpho-lexikalischen Merkmale, die eine Nominale Projektion (NP oder DP) bis zur LF abgecheckt haben muß, im folgenden als N-Merkmale bezeichnet. Verben werden zu T und AGR angehoben, um dort jeweils die Tempus- und Kongruenzmerkmale, d.i. die VMerkmale, abzuchecken. Wie vorhin erwähnt, sind nach der These des Vollformenlexikons sowohl N- als auch V-Merkmale lexikalische Eigenschaften des Nomens und des Verbs. Es ist nicht so, daß die Affixe allein diese Eigenschaften haben, sondern sie enthalten zusammen mit ihrem Stamm als Ganzes die Merkmale. Sie gehen also als eine Einheit in die transformationeilen Prozesse ein. Diese Einheiten, die auf die Syntax projiziert werden können, werden nach Chomsky "numerations", und nach Marantz "lexical resources" genannt. Affixe alleine sind keine Instanz von numerations oder lexical resources. Daher wird beim Checkingverfahren angenommen, daß V und DP zur jeweils betreffenden funktionalen Kategorie angehoben werden, aber nicht allein die Affixe. Man darf außerdem nicht vergessen, daß die V- und N-Merkmale nicht in allen Sprachen morphologisch realisiert sind. Die sog. unsichtbaren Affixe deuten keineswegs an, daß Verben oder Nomen keine V- bzw. N-Merkmale hätten. Chomsky geht davon aus, daß der Checking-Mechanismus universal angewandt wird. Verben, Subjekte und Objekte werden spätestens in LF aus der W heraus in die funktionalen Kategorien, AGRP und TP, angehoben, um dort mittels der Spec-Kopf-Kongruenz ihre V- und N-Merkmale abzuchecken.22 Bewegungen sind entweder sichtbar oder unsichtbar, je nachdem, ob sie vor oder nach dem Spell-Out stattgefunden haben. Chomsky nimmt an, daß das Spell-Out der Scheidepunkt ist, ab dem die Derivationen zur PF und zur LF geteilt werden, vgl. das Diagramm in (7). Wie (7) zeigt, sind die D- und S-Strukturen im MP aus dem Grammatikmodell getilgt worden. Die punktierte Linie symbolisiert das CS. Da Bewegungen syntaktische Mechanismen sind, betreffen sie allein das CS und daher nur die punktierte Linie in (7).

21 22

Weitere mögliche Split-Infl-Kategorien sind z.B. NegP, AspP etc., vgl. dazu Ouhalla (1990). Will man jedoch einen hybriden V/I-Kopf annehmen, wie es Staudinger (1997) ftlr das Deutsche vorgeschlagen hat, müßten die Merkmale quasi in-situ abgecheckt werden.

49 (7)

Lexikon I I I I Spell-Out

LF

In (7) ist deutlich zu sehen, daß die Wege zu LF und PF gespalten sind. Was auf dem Weg von Spell-Out zur LF passiert ist, hat keinen Einfluß auf die PF. Umgekehrt betreffen phonologische Regeln oder Operationen ebenfalls nur die Derivation von Spell-Out zur PF. Eine unsichtbare Bewegung findet laut dem PROCRASTiNATE-Prinzip nach Spell-Out und vor LF statt. Hingegen muß eine sichtbare Bewegung schon vor Spell-Out vonstatten gegangen sein, damit sie sowohl in PF als auch in LF Konsequenzen haben kann.23 Der Zeitpunkt, wann der Checking-Mechanismus vorgenommen wird, bzw. ob eine Bewegung sichtbar sein soll oder nicht, ist nach Chomsky von Sprache zu Sprache und von Satztyp zu Satztyp innerhalb einer Sprache unterschiedlich. Dies ist beispielsweise an den verschiedenen Wortstellungen zwischen Sprachen, d.h. am Interface der PF, zu erkennen. Dabei sollten noch zwischen starken Merkmalen und schwachen Merkmalen unterschieden werden, was meiner Meinung nach für das Chinesische unplausibel ist. Da das CS sich als von den Wohlgeformtheitsprinzipien der Sprache gesteuert versteht, und die Checking-Theorie den einzigen Mechanismus des CSs darstellt, werden die d- und s-strukturellen Phänomene im MP unter der Checking-Theorie erfaßt. Die unmittelbare Konsequenz ist die Eliminierung der d- und s-Strukturen als die syntaktisch relevanten Repräsentationsebenen. Man beachte, daß die Momente von Spell-Out in der Derivation zwar der traditionellen S-Struktur entsprechen, sie können aber nicht mehr als eine bestimmte syntaktische Repräsentationsebene, die durch ein gewisses Korrelat zu konfigurationellen Eigenschaften unterstützt wird, interpretiert werden. Nach dem MP wird die Kasustheorie durch die Checking-Theorie in LF ersetzt. Damit scheidet der Kasusfilter als die Stütze der SStruktur aus. Eine andere empirische Stütze für die S-Struktur waren die Bindungsdaten. Die in der Literatur erkannten Rekonstruktionseffekte haben aber bereits darauf hingewiesen, daß bestimmte Bindungsrelationen nur durch Rekonstruktion in LF gefaßt werden können. Im MP wird die Bindungstheorie nun endgültig als ein LF-Operator formuliert

23

Das PROCRASTINATE-Prinzip geht mit dem GREED-Prinzip einher. Das letztere besagt, daß eine Konstituente nur zum eigenen Nutzen bewegt werden kann. Das erstere besagt, daß eine Bewegung bei der Derivation möglichst spät stattfinden soll.

50

und erhebt daher keinen Anspruch mehr auf die Präsenz einer Schnittstelle wie der SStruktur. Der Ansatz einer d-strukturellen Repräsentation ist im MP ebenfalls überflüssig geworden. Die D-Struktur war als die Repräsentation der lexikalischen Eigenschaften wie der Subkategorisierungsrahmen, das -Raster und die kategoriale Information [+N, ±V] angesehen. Wie oben ausgeführt, wird die Frage, ob die V- bzw- N-Merkmale einer Konstituente auf die korrekten, syntaktischen Positionen projiziert sind, der Checking-Theorie überlassen. Von der Argumentstruktur und dem -Kriterium wird angenommen, daß sie einen direkten Bezug zu FI haben. FI verlangt nämlich, daß jedem Argument eine -Rolle zugewiesen wird, und durch das Last-Resort-Prinzip wird sichtbare Bewegung zwischen zwei -Positionen verboten. Damit ist die Aufgabe des -Kriteriums vollständig auf die LF-Prinzipien FI und LAST-RESORT verlegt. Die Natur der Abbildung zwischen einem subkategorisierten Argument und dessen entsprechender syntaktischer Position ist noch unklar.24 Im MP wird angenommen, daß sie ebenfalls unter FI fällt.

2.2.2

Die X-bar-Theorie und die reine Phrasenstruktur

Die X-bar-Theorie zählt zwar zu einem der Module im Grammatikmodell der P&P-Theorie, besitzt aber im Unterschied zu den anderen Modulen einen fundamentalen und unabhängigen Status, indem sie den Aufbau der Phrasenstruktur einschränkt, die für die anderen Wohlgeformtheitsprinzipien eine strukturelle Basis abliefert. Im Konzept des MPs wäre es nun wünschenswert, wenn sich die X-bar-Prinzipien durch die Derivation (computation) oder während der Strukturbildungsprozesse ergeben könnten. Denn dann kann auf konkrete Baumrepräsentationen wie die X-bar-Schemata verzichtet werden, die zwar schon immer als ein technisch anschauliches Darstellungsmittel angewandt werden, aber durchaus eine konzeptuelle Substanz enthalten. So hat die X-bar-Theorie z.B. vorgesehen, daß die W eine Spec-Position enthält, obwohl diese Position bis zu dem Vorschlag einer Internen-Subjekt-Hypothese kaum verwendet wurde. Durch die "label"-Technik wird die X-bar-Theorie im MP ersetzt. Der UP zufolge werden jeweils zwei lexikalische Items aus dem Lexikon selegiert und zusammengesetzt ("merge"), wobei eins davon den kategorialen Status des zusammengesetzten Paares bestimmt. Dasjenige, das die kategoriale Eigenschaft projiziert, nennt Chomsky "label". Demnach ist beispielsweise der Det(erminator) das "label" der durch die merge-Operation erzeugten Phrase [Det N(P)]. Solche Notationen, die früher die Phrasenmarker kennzeichneten, sollen allerdings im Rahmen des MPs nicht weiter verwendet werden. Stattdessen propagiert Chomsky (1994) eine Theorie der reinen Phrasenstruktur. Derzufolge hat die 24

Hypothesen bezüglich dieser Thematik sind u.a. UTAH, vgl. Baker (1988), Larson (1988), "lexical relational structure" (LRS), vgl. Hale/Keyser (1993), Speas (1990) oder "lexical conceptual structure" (LCS) mittels "predicate argument structure" (PAS), vgl. Rapoport (1993b), Rappaport et al. (1993), Lefebvre (1991); Vorschläge einer Thematischen oder Aspektuellen oder Kausativischen Hierarchie, vgl. Grimshaw (1990), Li (1990a, 1995), Belletti/Rizzi (1988) und Bresnan/Kanerva (1989).

51 Phrase the book die Form {the, {the, book}}. Das label ist the und die Phrase hat zwei Konstituenten, the und book. Die Expandierung der Konstituentenstniktur untersteht allen Prinzipien, die das CS erfüllen muß. Ansonsten bricht die Derivation zusammen (crash), und das Ergebnis würde zur Ungrammatikalität verurteilt. Denn schließlich stellt das CS die Strukturbildungsprozedur dar. Da Chomsky die Generierung der Phrasenstruktur der merge-Operation überläßt und die Einschränkungen darauf den das CS betreffenden Prinzipien wie UP und FI anvertraut, degradiert er die X-bar-Theorie zu einem "informellen" Demonstrationsdiagramm. Bemerkenswert ist, daß nach diesem Konzept die Bildung der Phrasenstruktur ein "bottom-up"-Prozeß ist. Dies ist inkompatibel mit der Perspektive des im Rahmen der P&P-Theorie einflußreichen Strukturerhaltungsprinzips.25 Außerdem sind die Begriffe des Kopfs (X°), der Zwischenprojektion (X1) und der Maximalen Projektion (XP oder X") relativiert. Dasjenige, das das "label" der Phrase kennzeichnet, ist der Kopf dieser Phrase. Die syntaktische Konstituente, die mit dem Kopf kombiniert, ist sowohl minimal als auch maximal, weil sie bis dato nicht prqjiziert hat bzw. nicht weiter projiziert. Im Laufe der weiteren Projizierung kann eine maximale Projektion nicht mehr maximal sein. Im nachhinein kann der Zustand des "Nicht-mehr-maximal-Seins" als eine Zwischenprojektion der Konstituente verstanden werden. Die Zwischenprojektion ist weder minimal, da sie vorher maximal war, noch maximal, da eine weitere merge-Operation vorgenommen werden wird. Schließlich wird angenommen, daß das CS nur Zugang zu minimalen und maximalen Projektionen hat.

2.2.3

Rektion und Kontrolle

Neben dem X-bar-Schema gilt die Rektion im Rahmen der P&P-Theorie als einer der ausschlaggebendsten Begriffe in bezug auf die Beschreibung der strukturellen Verhältnisse zwischen den Satzkomponenten. Im MP wird der Effekt der Rektion aber auf noch grundlegendere, strukturelle Relationen zurückgeführt, d.i. die Kopf-Komplement-Beziehung und die Specifier-Kopf-Beziehung. Daraufhin verliert die Rektion als ein fundamentales Grammatikmodul ihre Legitimität. Was die Rektion unmittelbar betrifft, ist zweifellos das PRO-Theorem. Mit dem Abschaffen der Rektion im MP geht u.a. das PRO-Theorem automatisch verloren. Chomsky nimmt stattdessen per Stipulation an, daß PRO "Null Case" besitzt, und deshalb wie alle andere DPn dem Checking-Mechanismus unterzogen werden muß. PRO wird also von SpecVP zu SpecTP angehoben, damit sein Null-Kasus abgecheckt werden kann. Der Kopf der TP, dessen Komplement die infinite Konstrukion ist, enthält [-finit], welches impliziert, daß keine AGRP projiziert wird. Die Kontrolltheorie, die Bezug auf die Distribution von PRO nimmt, muß folglich einige Änderungen vornehmen. Nicht weniger vom Abschaffen der Rektion betroffen ist das ECP. Allerdings hat es bereits seit Rizzi (1990) einen deutlichen Wandel in der Formulierung des ECPs von einer auf Rektion gestützten Version in Richtung der Relativierten Minimalität bzw. der Ein25

Vgl. dazu Chomsky (1995: 318).

52

schränkung auf die Kopfbewegung (HMC) mittels einer Kettenformation gegeben. Diese Vorschläge faßt Chomsky im MP unter der MLC (Minimal Link Condition) zusammen. Sie werden als empirische Evidenzen für die These des ÖPs angesehen.

Final-SVKen

3.1

Der kategoriale Status der leeren Kategorie

3.1.1

Deskriptive Vorüberlegung

In chinesischen Final-SVKen kann es die eingebettete Objekt- oder Subjekt-position sein, in der die leeren Kategorien (empty category, fortan EC) vorkommen, vgl. (1) bzw. (2); Es ist aber auch möglich, wie (3) zeigt, daß das Subjekt und das Objekt des zweiten Verbs zugleich ECs darstellen. (1)

Ta mai tangguo [gei xiaohai chi er kaufen Bonbons GEI Kinder essen "Er kauft Bonbons für die Kinder zum Essen.'

e].

(2)

Ta da-ling-gong [e yang-jia]. er Gelegenheitsarbeit verrichten Familie ernähren jobbt, um die Famile zu ernähren.'

(3)

Ta daochu pian qian [e hua er überall erschwindeln Geld ausgeben erschwindelt überall Geld zum Ausgeben.'

e].

Die Tatsache, daß die ECs in den betreffenden Positionen auftreten, ergibt sich aus den Subkategorisierungseigenschaften des Verbs und aus dem Erweiterten Projektionsprinzip (EPP). In (1) und (3) liegt die obligatorische Kontrolle der eingebetteten Objekt-EC durch das Matrixobjekt vor. Hier ist Kontrolle als eine Relation der referentiellen Abhängigkeit zwischen zwei Konstituenten im Sinne von Bresnan (1982:372) zu verstehen. In (2) und (3) ist die Subjekt-EC mit dem Matrixsubjekt koreferent. Ein optionales Kontrollverhältnis ist aber auch möglich. Das heißt, das leere Subjekt in (2) und (3) kann sich auf das Matrixsubjekt beziehen, es kann aber auch arbiträr interpretiert werden. Die arbiträre Lesart ist allerdings nur marginal akzeptabel. Es stellt sich nun die Frage, wie die ECs formal lizensiert werden und wie ihre Inhalte abgeleitet sind. Die Tatsache, daß die eingebetteten Objekt-ECs obligatorisch mit dem Matrixobjekt koindizieren, deutet an, daß sie entweder Spuren oder ein kontrolliertes PRO sind. Aufgrund der Bindungstheorie, derzufolge eine NP-Spur von einer Nicht-0-Position lokal -gebunden sein muß, und des PRO-Theorems, das vorschreibt, daß PRO nicht regiert werden darf, sind sowohl NP-Spur als auch PRO für die Objekt-ECs in (1) und (3) auszuschließen. Denn zum einen befindet sich das Antezedens offenbar in einer -Position, d.i. die Objektposition von VI, zum anderen ist die EC in einer Objektposition immer streng regiert.

54

Übrig bleibt daher nur noch die Annahme einer Variablen, wenn man sich der Ansicht von Huang (1984b) anschließt, wonach es universal kein Objekt-pro gibt.12 Der Bindungstheorie zufolge muß eine Variable (gleich wh-Spur) lokal nicht-A-gebunden sein.3 Dies erzwingt die Annahme, daß ein leerer Operator in SpecCP präsent ist, der die Variable bindet. Wie die Koreferenz zwischen dem Objekt von VI und der eingebetteten Objekt-EC mittels des phonetisch leeren Operators hergeleitet werden kann, ist eine andere Frage. Wie Huang (1984b: 568) darauf hinweist, betrifft die Bindungstheorie allein die Bedingung der syntaktischen Repräsentation, während die Bedingung der Koreferenz im allgemeinen der Kontrolltheorie überlassen wird.

3.1.2

Die Nulloperatorhypothese

In Chomsky (1980) wird die Objekt-EC in "purpose clauses" (PCs) des Englischen mit einer Variable, die von einem "null operator" in der eingebetteten COMP-Position (= SpecCP) lokal A'-gebunden ist, identifiziert. Die Koreferenz mit dem tatsächlichen, lexikalischen Kontrolleur, nämlich der Objekt-NP des übergeordneten Satzes, wird dann von dort aus über "Prädikation" geregelt. Dieses Ergebnis ist insofern wünschenswert, weil die betreffenden Objekt-ECs sonst nicht unter Chomskys Typologie der NPn (overt und covert) bzw. in seinem EC-Inventar untergebracht werden können. Motivation für die Nulloperatorhypothese ist das syntaktisch ähnliche Verhalten der fraglichen Objekt-EC mit der Objekt-wh-Spur im indirekten Fragesatz, wie (4a-c) zeigen. Die zugrunde liegende Struktur der Sätze in (4) ist in (5) dargestellt. (4)

a. It is unclear who to visit. b. John asked Bill who to visit. c. John told Bill who to visit.

(5)

. . . [cp whOj [jp PRO to visit tj]

Für die eingebettete Subjektposition ist PRO geeignet. Denn der CP-Knoten kann PRO vor Rektion von außen schützen. Rektion vom eingebetteten infiniten Verb ist ebenfalls auszuschließen. Überträgt man diese Analyse auf PCs, ergibt sich die folgende Struktur: (6)

I; bought the dogj [cp OPj [^ PROj to play with e·]].

Wenn man eine abstrakte Bewegung des Operators annimmt, dann ist e seine hinterlassene Spur t. So wie wh-EIemente begibt sich der Operator nach SpecCP. Nach Chomsky koindiziert der Operator aufgrund der "Prädikation" mit der NP the dog. Für den Fall, daß Diese Aussage betifft nicht die Sprachen mit Verb-Objekt-Kongruenz, vgl. dazu Huang (1989). Argumente gegen den universalen Ausschluß von Objekt-pro vgl. Cole (1987), Xu (1986) und Xu/Langendoen (1985). Man beachte, wh-Spur und Nulloperator-Spur haben nicht immer die gleichen Verteilungen, obwohl sie kategoriell Variablen sind. Vgl. dazu Chomsky (1986b).

55

PRO kontrolliert wird, kann die Referenz von PRO mittels zweier Zusatzregeln hergestellt werden, nämlich des sog. Top-to-down-Mechanismus und der Generalisierung, daß eine NP nicht zweimal koindiziert werden darf (d.i. cross over effect). Bevor wir die chinesischen Daten betrachten, muß zunächst ein Problem geklärt werden, das mit diesem Analysevorschlag aufgekommen ist. Bezüglich der Distribution des Nulloperators wirft Huang (1984b: 569) die Frage bezüglich des folgenden Datums auf: (7)

*John said Bill would see [e].

Bei der Frage, warum die Nulloperatoranalyse in (7) nicht anwendbar ist, nimmt Huang an, daß es zwischen "structures of predication" und "structures of complementation" zu unterscheiden gilt, und daß die Koindizierung des Nulloperators mit einer lexikalischen NP nur in der ersteren zugelassen ist. Dieselbe Begrenzung findet sich auch im Chinesischen:4 (8)

*Zhangsanj xiwang Zhangsan hoffen

[Op; [Lisi Lisi

keyi kanjian können sehen

e;].

Man beachte, daß (7) nur dann ungrammatisch ist, wenn see transitiv verwendet wird. Dies bedeutet, daß eine abstrakte Nulloperatorbewegung durch die Präsenz der Objekt-EC erzwungen ist, und der Nulloperator einen sichtbaren Koreferenten als Kontrolleur benötigt. Die Ungrammatikalität von (7) bzw. (8) liegt also darin, daß die Koindizierung des Nulloperators mit einem sichtbaren Referenzträger nicht ausgeführt werden kann, weil es sich bei den beiden Konstruktionen um eine Struktur der Komplementation im Sinne von Huang (1984b) handelt. Die Tatsache, daß der Nulloperator deshalb uninterpretiert bleiben muß, führt jedoch zur Verletzung des Wohlgeformtheitskriteriums FI. Die grundsätzliche Differenzierung zwischen der Struktur der Prädikation und der Struktur der Komplementation kann durch die Ambiguität zwischen Komplementsätzen und Relativsätzen bestätigt werden. In Comrie/Horie (1995: 67) ist das folgende Beispiel aus dem Englischen angefühlt. (9)

the fact [that the student knows]

Es wird argumentiert, daß ein Relativsatz vorliegt, wenn know transitiv verwendet wird, hingegen ein Komplementsatz, wenn know intransitiv verwendet wird. Im ersteren Fall ist ein leeres Objekt von know syntaktisch präsent. Nach der Nulloperatorhypothese, die ein leeres Element in der Objektposition die Operatorbewegung erzwingt, erhält (9) die Konfiguration in (9'), wobei that als das Relativum gilt. That ist an sich semantisch leer, gewinnt aber durch die Spec-Kopf-Kongruenz die Referenz. Dies belegt die Tatsache, daß that durch -which substituierbar ist. Die Relativsatz-Konstruktion gehört also zur Struktur der Prädikation.

4

Vgl. Huang(1984b:538).

56

(91)

the factj [cp Op; [c that [jp the student knows ;]]]

Im Fall, daß know intransitiv verwendet wird, modifiziert die betreffende Phrase die Bezugs-NP nicht, sondern ergänzt sie als deren Argument. That gilt dabei als ein Komplementierer, der das Komplement des N-Kopfes einleitet. In diesem Fall ist that nicht mit which austauschbar. Keine Operatorbewegung findet bei der Struktur der Komplementation statt. Ein ähnliches Phänomen ist in deutschen Konstruktionen mit zw-Infinitiven zu beobachten. (10)

a. Ich habe keinen Grund zum Essen. b. Wir möchten heute Muscheln zum Essen. c. Wir haben heute Leute zum Essen. d. Wir bekommen Muscheln zu essen. e. *Wir bekommen Leute zu essen.

In (10) ist Grund weder das logische Subjekt noch das Objekt von essen. 'Zum Essen' ist eindeutig das Komplement von Grund, man kann daher von einem N°-Komplement ausgehen. Wenn wir in (10b,d,e) annehmen, daß essen transitiv ist, und eine abstrakte Operatorbewegung stattgefunden hat, sind die Ergebnisse nicht verwunderlich. (lOe) ist nur deshalb schlecht, weil Leute mit dem Nulloperator koindiziert, dieser wiederum die Variable in der Objektposition von essen bindet, und daher die gewünschte Lesart, daß Leute das Subjekt von essen kontrollieren soll, nicht gegeben ist. Die Wohlgeformtheit von (lOc) kann nur gewährleistet werden, wenn man voraussetzt, daß das -Raster von essen intern gesättigt ist. Da keine Objektposition für den Operator präsent ist, gilt Leute als der Kontrolleur von PRO, dem Subjekt des zu-Infinitivs. Die gewünschte Lesart in (lOc) kann abgeleitet werden. Abschließend soll darauf aufmerksam gemacht werden, daß (8) akzeptabel ist, wenn man die Objekt-EC als von einer Topik gebunden versteht, deren Referenz im Diskurs klar ist.5 Diese Option hat das parallele englische Beispiel in (7) dagegen nicht. Im Deutschen wird ebenfalls keine Topik-gebundene Objekt-EC erlaubt, wie die folgenden, kontrastierenden Beispiele zwischen dem Deutschen und Chinesischen zeigen. (11)

A: Hast du Edeltraud heute schon gesehen? B: Nein, ich habe *(sie) nicht gesehen.

(12)

A:Ni jintian kanjian Xiaochen le ma? du heute sehen Xiaochen ASP Q Hast du Xiaochen heute schon gesehen? B: Hai mei kanjian. noch nicht sehen

Der Nulloperatorhypothese zufolge erhält die chinesische Final-SVK in (13) die D-Struktur in (131).

Näheres zur Eigenschaft der Topik-gebundenen Objekt-ECs vgl. Abschnitt 4.2.2.

57 (13)

Lisi zhu tang he. Lisi kochen Suppe trinken "Lisi kocht eine Suppe zum Essen.'

(13')

Lisij zhu tangJcpOP^jpPROj he

tg]].

Tang (1990a) beobachtet, daß die Nulloperatoranalyse auf Konstruktionen mit einer das GOAL kennzeichnenden ^/-Phrase ebenfalls zutrifft, vgl. (14), obwohl gei in (14) synchron betrachtet präpositionalen Status hat. (14)

Lisij song liwa [cp OP; [, PROj gei Zhangsan t;]]. Lisi schenken Geschenk geben Zhangsan Lisi schenkt Zhangsan ein Geschenk.'

Meiner Ansicht nach gilt (14) zwar nicht als Beweis für den Vollverbstatus des postverbales GOAL anzeigenden gei. Dennoch ist (14) ein Indiz dafür, daß Objekt-Sharing eine notwendige Bedingung der SVKen ausmacht. Obwohl (14) nicht als SVK im hier definierten Sinne angesehen werden kann,6 ist nicht abzustreiten, daß (14) die Restriktion der SVK erfüllen würde. Konstruktionen mit einem dreistelligen Verb vor einem zweistelligen lassen sich auch unter der Nulloperatoranalyse erfassen, wie (15) zeigt. (15)

Lisi gei xiaohaij tangguOj [cpOP(. [jpPRCV Lisi geben Kinder Bonbons "Lisi gibt den Kindern Bonbons zum Essen.'

chi t.]]. essen

Man stößt auf Schwierigkeiten, wenn man die folgenden Konstruktionen ebenfalls der Nulloperatoranalyse unterziehen will. (16)

a. *Lisi shuai beizi po. Lisi weifen Tasse brechen b. *Kache zhuang shu dao. Lastwagen stoßen Baum fallen

(l 6')

a. *Lisi. shuai beizij [cp ; [jp PRO. po tj]] b. "KachCj zhuang shUj [cp OP; [^ PRO· dao tjj.

(16') zeigt, daß die Nulloperatoranalyse bei solchen Konstruktionen eine falsche Prognose erstellt. Beide Konstruktionen in (16) sind ungrammatisch, obwohl nichts der Nulloperatorannahme entgegenzustehen scheint. Die zwei Konstruktionen in (16) haben aber eines gemeinsam, nämlich daß das V2 in ihnen jeweils intransitiv verwendet werden kann. In diesem Fall gibt es kein Objekt-Sharing. Man kann folglich davon ausgehen, daß in (16) keine Nulloperatorbewegung stattgefunden hat, da diese ohne die Präsenz einer Objekt-EC nicht ausgelöst wird. Die Ungrammatikalität von (16) kann man darauf zurückführen, daß die Objekt-Sharing-Bedingung der SVKen nicht erfüllt ist. Diese Erklärung erhält u.a. Begründungen dazu befinden sich am Ende des Abschnitts 3.3.

58 Unterstützung durch (17), wo V2 ein unergatives Verb ist und per Definition kein Objekt hat. Da in (17) grundsätzlich kein Objekt-Sharing möglich ist, ist (17) ausgeschlossen. (17)

*Lisi da Zhangsan ku. Lisi schlagen Zhangsan weinen

Die Generalisierung, daß in chinesischen Final-SVKen V2 transitiv bzw. ein zweistelliges Prädikat sein muß, damit die Bedingung von Objekt-Sharing eingehalten werden kann, ist zwar deskriptiv korrekt, es ist aber noch unklar, warum dem so ist. Insbesondere ist es merkwürdig, warum unakkusativische Verben als V2 in Final-SVKen blockiert werden müssen, wenn man die Hypothese einbezieht, nach der das interne Argument der unakkusativischen Verben als das tiefenstrukturelle Objekt des Verbs basisgeneriert wird. Am Beispiel von (18) muß also erklärt werden, warum derartige Ableitungen nicht zulässig sind, wenn man die Nulloperatorhypothese aufrecht erhalten will. (18)

*Lisi tui zhuozij [cpOPJ^tj Lisi schieben Tisch

dao t;]]. fallen

Die Bewegung aus der eingebetteten Objektposition in (18) ist durch EPP motiviert, nicht aus Kasusgründen, wie normalerweise angenommen wird. Denn hierbei handelt es sich um eine leere NP, die den Kasusfilter nicht berücksichtigen muß. Wenn nun eine derartige Objekt-Anhebung einwandfrei ist, drängt sich die Vermutung auf, daß die Operatorbewegung aus der Subjektposition in der Tat nicht erlaubt ist, weshalb (18) ungrammatisch ist. Dies klärt die Ungrammatikalität in (17) ebenfalls auf, wenn man Konfiguration (l7') dem Satz in (17) zugrunde legt. (17)

»Lisi da Zhangsanj [^ Lisi schlagen Zhangsan

^ ku]]. weinen

Die Schlußfolgerung, daß in der Subjektposition der Final-Konstruktion in (13)-(18) keine Nulloperator-Spur sein kann, ist nicht überraschend, da die Nulloperator-Spur eine Variable ist und aufgrund des Sichtbarkeitskriteriums nach Chomsky (1986a) sich in einer Kasusposition befinden muß. Im nächsten Abschnitt wird gezeigt, daß es gute Gründe gibt, anzunehmen, daß die betreffenden Final-Konstruktionen nicht-finit sind, und deren Subjektposition deshalb keine Kasusposition ist. Im Englischen wird beobachtet, daß in toug/r-Konstruktionen und Konstruktionen mit parasitic-gap die Subjekt-EC ebenfalls keine Nulloperator-Spur sein darf, vgl. Chomsky (1986b). Es scheint, daß die chinesischen Final-SVKen eine weitere Evidenz für diese Beschränkung abliefern.7 Außerdem erweist (18), daß die Nulloperator-Spur nach der S-Struktur lizensiert werden muß.

7

Nakayama/Tajima (1993) fassen folgende Konstruktionen als Nulloperator-Konstruktionen im Japanischen zusammen: thematische Topikalisierungen, Relativsätze, Finalsätze (purpose clause constructions), Cleft-Sätze, tough- und Komparativ-Konstruktionen.

59

Stoweil (1991: 203) schlägt vor, die distributionale Subjekt-Objekt-Asymmetrie der Nulloperator-Spuren unter der Bedingung der Identifikation aufzufassen. Diese ist in (19) zitiert. (19)

identifies if and only if a. a is in a chain with an overt head, and b. -govems , or antecedent-governs .

Obwohl die Nulloperator-Spur in der Subjektposition die Bedingung (19b) durch Antezedensrektion erfüllen kann, wird sie aber durch (19a) blockiert. Denn laut (19a) ist der Nulloperator nicht fähig, seine Spur zu identifizieren. Die Nulloperator-Spur kann aufgrund von (19a) nur identifiziert werden, wenn sie sich in einer -markierten Position befindet. Mit anderen Worten, die Nulloperator-Spur kann nur in der Objektposition auftreten. (20) ist kein Gegenbeispiel, wenn man statt (20'a) (20"b) als die zugrunde liegende Struktur annimmt. (20)

Lisi na gunzi da Zhangsan. Lisi nehmen Stab schlagen Zhangsan

(201)

a. *Lisi na gunzij [cp ; [ff t; da Zhangsan]]. b. Lisij na gunzij [cp OP{ [jp PRO· da Zhangsan [t;]]].

In der Konstruktion in (20) enthält das Objekt von VI die instrumentale thematische Relation zu V2. Man kann annehmen, daß dieses optionale, semantische Argument von V2 in einer Adjunktionsposition innerhalb der eingebetteten CP präsent ist. Dieses phonetisch leere Element ist nun von einem Nulloperator in SpecCP gebunden. Daraus ergibt sich die Struktur in (20*b), die von der den Final-SVKen zugrunde liegenden Struktur, vgl. (13), (14) und (15), indifferent ist. Allerdings muß die Bedingung in (19a) modifiziert werden, wenn sie das Faktum in (20*b) in Betracht ziehen will. In (20*b) befindet sich die Nulloperator-Spur zwar nicht in der Objektposition, steht aber wie die herkömmlichen Objekte in einer thematischen Beziehung (hier einer instrumentalen) zum Verb. Die Bedingung in (19a) muß also zulassen, daß im Fall von (20*b) das Verb (V2) auch als der Kopf der Instrumental-EC gilt. Mit dieser Auslegung läßt sich die Konstruktion in (21) unter der Nulloperatoranalyse ohne Zusatzannahme erfassen. In (21) enthält das direkte Objekt des dreistelligen Hauptverbs die instrumentale, thematische Beziehung zu V2. (21)

Wo gei Lisij yi-ba-dao, [cp ; [^ PROj qie rou [tj]]. ich geben Lisi ein-KL-Messer schneiden Fleisch Ich gebe Lisi ein Messer zum Fleischschneiden.'

Der Satz in (22) scheint auf den ersten Blick der Generalisierung, daß V2 in chinesischen Final-SVKen transitiv sein muß, zu widersprechen, da das Objekt von VI, d.i. der 'Stift', nicht das Objekt von xie 'schreiben' sein kann. Um die Lesart (22'a) zu vermeiden, würde

60

man vielleicht meinen, daß xie in (22) intransitiv wäre. Man kann aber genau das Gegenteil behaupten, daß xie transitiv ist, wobei das Objekt existentiell gebunden ist. Ein derartiges syntaktisches Verhalten wird den Verben gewährt, deren -Raster intern gesättigt werden kann.8 Da xie doch transitiv ist, gibt es keine Objekt-EC in (22). (22'a) kann also nicht die richtige zugrunde liegende Struktur von (22) sein. Die einzig erlaubte Lesart in (22) kann aber gewährleistet werden, wenn man eine Instrumental-EC ansetzt, die die Nulloperatorbewegung ebenfalls auslösen kann. (22)

Wo gei ni yi-zhi-bi xie. ich geben du ein-KL-Stift schreiben Ich gebe dir einen Stift zum Schreiben.1

(22')

a. *Wo gei ni b. Wo gei nij

yi-zhi-bij [cp Op{ [PRQ xie t;]], yi-zhi-bij [ xie [t;]]]. ; \PRO-

Als Fazit kann man festhalten, daß V2 in Final-SVKen immer transitiv sein muß, und die eingebettete obligatorische Objekt-EC oder Instrumental-EC eine Variable ist, die von einem Nulloperator in der satzinitialen Position A-bar-gebunden ist.

3.1.3

Motivation des PRO-Subjekts

Die Final-SVKen unterscheiden sich von den üblichen Komplementsätzen in bezug auf das Subjekt darin, daß in Final-SVKen das Subjekt durch gei 'geben, für' eingeführt werden muß, wenn es lexikalisch realisiert werden soll, wie der Kontrast zwischen dem b-Satz und dem c-Satz in (23)-(24) jeweils zeigt, während im Komplementsatz die Subjektposition direkt durch eine lexikalische NP besetzt werden kann, vgl. (25)-(26).

8 9

(23)

a. Lisi zu ehe [e] kai.9 Lisi mieten Auto fahren Lisi mietet ein Auto zum Fahren.' b. Lisi zu ehe [gei taitai] kai. Lisi mieten Auto GEI Frau fahren Lisi mietet ein Auto für seine Frau zum Fahren.' c. *Lisi zu ehe [taitai] kai. Lisi mieten Auto Frau fahren

(24)

a. Ta shao shui [e] xizao. er kochen Wasser baden Er kocht Wasser zum Baden.' b. Ta shao shui gei xiaohai xizao. er kochen Wasser GEI Kinder baden kocht Wasser für die Kinder zum Baden.' c. *Ta shao shui xiaohai xizao. er kochen Wasser Kinder baden

Mehr dazu vgl. Abschnitt 5.4.4.2.2. Um die Thematik zu verdeutlichen, werden hier nur die Subjekt-ECs gekennzeichnet.

61

(25)

a. Lisi jueding [e] mingtian kaihui. Lisi entscheiden morgen Sitzung abhalten "Lisi hat sich entschieden, morgen die Sitzung abzuhalten.' b. Lisi jueding [women] mingtian kaihui. Lisi entscheiden wir morgen Sitzung abhalten "Lisi hat sich entschieden, daß wir morgen die Sitzung abhalten.'

(26)

a. Lisi Lisi 'Lisi b. Lisi Lisi Lisi

shuo [e] bu renshi wo. sagen NEG kennen ich sagt, daß [er] mich nicht kennt.' shuo [Xiaochen/ta] bu renshi wo. sagen Xiaochen/er NEG kennen ich sagt, daß Xiaochen/er mich nicht kennt.'

Die ECs in allen a-Sätzen von (23)-(26) können sich auf Lisi oder auf jemand anderen beziehen. In (23a) und (24a) wird per Default — wie schon mehrfach vermerkt — die kontrollierte Interpretation bevorzugt. Der Kontrast zwischen (23c) und (24c) einerseits und (25b) und (26b) andererseits wird oft als ein unabhängiger Beweis dafür angesehen, daß im ersteren, aber nicht in den letzteren Infinitivkonstruktionen enthalten sind. Nach Huangs (1989) pro-drop-Typologie wird pro(-drop) im Chinesischen gewährleistet, gdw. in Infl das Merkmal [+finit] präsent ist. Denn anders als im Italienischen, wo pro durch [+AGR] in Infl lizensiert wird, wird pro im Chinesischen durch [+finit] lizensiert.10 Die Tatsache, daß in (25)-(26) die eingebetteten Subjektpositionen sowohl durch eine lexikalische NP als auch durch ein leeres Element zu besetzen sind, spricht für die Annahme, daß die leeren Elemente in (25)-(26) in der Tat pro's sind. Dies führt wiederum darauf zurück, daß die das pro enthaltenden Konstruktionen finit sind. Da in (23)-(24) genau das Gegenteil von (25)-(26) zu beobachten ist, ergibt sich, daß die Subjekt-ECs in (23a) und (24a) jeweils ein PRO sind, und die eingebetteten Konstruktionen in (23)-(24) nicht-finit sind. PRO und lexikalische NP sind nämlich in komplementärer Verteilung. Die Ungrammatikalität in (23 c) und (24) ist also darauf zurückzuführen, daß die eingebetteten lexikalischen Subjekte unregiert bleiben. Daraus ist als Konsequenz der Schluß zu ziehen, daß gei als Regierer und Kasuszuweiser der lexikalischen Subjekt-NP in (23b) und (24b) unentbehrlich ist. Der Ableitung der Interpretationen von PRO wird in der Syntax mittels der Kontrolltheorie Rechnung getragen. Was die Kontrolltheorie betrifft, ist sie in flektierenden Sprachen nichts anderes als Merkmalsübertragung. Da im Chinesischen die Merkmale zur Kennzeichnung von Genus, Person, Numerus morphologisch nicht sichtbar sind, ist das semantische Kriterium der Koreferenz das einzige empirische Indiz dafür. Also um FI zu gewährleisten, müssen alle ECs kontrolliert, d.h. technisch ausgedrückt, koindiziert sein. Wenn man PRO für die eingebettete Subjekt-EC ansetzt und die vorhin dargelegte Nulloperatoranalyse zugrunde legt, erhält (23a) die Struktur (27), was wir bislang ohnehin angenommen haben.

10

Vgl. dazu Ernst (1994a) und Gasde (1993b).

62

(27)

[taj zu chCj IcpOP^jpPRO^ kai e^]]. er mieten Auto fahren

In (27) koindiziert die Objekt-EC (mittels des Nulloperators) kontextunabhängig ausschließlich mit dem Objekt des Matrixsatzes. Gegenüber dieser obligatorischen Kontrolle von Objekt-ECs ist die Kontrolle der Subjekt-EC optional. Der Subjekt-EC wird entweder ein Index arb(iträr), da die Interpretation offen sein kann, oder derselbe Index wie dem Matrixsubjekt zugeteilt. Die freie Wahl, daß die Subjekt-EC entweder mit dem Matrixsubjekt koreferiert, oder ihre Referenz außerhalb des Satzes zu suchen ist, widerspricht der Natur von PRO, nämlich [+pronominal, +anaphorisch], nicht.11

3.2

Die syntaktische Kategorie von Final-SVKen

3.2.1

Das Strukturerhaltungsprinzip

Eine wichtige Konsequenz der Nulloperatorhypothese ist, daß davon auszugehen ist, daß die Final-SVK mit einer Objekt-EC eine CP ist. Denn aufgrund des Strukturerhaltungsprinzips können die Bewegungen keine Position schaffen.12 Das heißt, die Positionen, in die ein Element reinbewegt werden kann, müssen bereits vor der Bewegung vorhanden sein. Also sagt die Nulloperatorhypothese voraus, daß die betreffende Final-SVK eine CP sein muß. Nach Huang (1982: 106f.) ist gei in (23b) und (24b) als ein Komplementierer in Comp (Kopf der CP) ansässig und weist Kasus nach rechts zu. Dieser Vorschlag ist analog zu der englischen Konstruktion in (28). Nach Chomsky (1980) befindet sichyor in Comp. (28)

He bought a dog [cp for [jp Mary to play with]].

Wenn diese Analyse richtig ist, dann hat man eine empirische Evidenz für die Präsenz von Comp und folglich auch die Projektion der CP, und zwar gleichgültig, ob eine ObjektEC vorhanden ist oder nicht. Wie (23b) und (24b) zeigen, kann das lexikalische Subjekt von V2 in Begleitung von gei eingeführt werden, unabhängig davon, ob eine Objekt-EC vorhanden ist oder nicht. Die Analyse, gei als eine Instanz von Comp aufzufassen, hat jedoch einen spekulativen Charakter, zumal es im Chinesischen keinerlei unabhängige Evidenzen gibt, die erweisen können, daß ein Komplementierer Kasus zuweisen kann. Außerdem ist es unplausibel, warum gerade im Chinesischen, das kaum von Komplemen-

11 12

Für weitere syntaktische Tests zur Beurteilung der Satzspezifikation bezüglich [± finit] ist auf Tang (1990a) zu verweisen. Es ist daraufhinzuweisen, daß nach dem neuesten Theoriekonzept des MPs mit der Abschaffung von D-und S-Struktur dem Strukturerhaltungsprinzip der Boden entzogen ist. Vgl. Chomsky (1995:318).

63

tierern Gebrauch macht, dem Komplementierer die Eigenschaft der Kasuszuweisung zugeschrieben werden sollte. Tang (1990a) argumentiert, daß alle Final-SVKen CPn sind. Dabei macht Tang keinen Unterschied zwischen Final-SVKen mit zwei ECs und Final-SVKen mit einer einzigen EC in der Subjektposition. Gegen eine VP-Analyse wurden dort drei Argumente angeführt. Erstens hat das zweite Verb ein eigenes Subjekt und Objekt. Dies ist allerdings nach der VP-internen Subjekthypothese nicht mehr stichhaltig. Zweitens können temporale und lokale Ausdrücke sowie benefaktive KovPn zusammen mit dem zweiten Verb auftreten, vgl. (29). Alle diese Adjunkte müssen nach Tangs Adjunktlizensierungstheorie in ihren lokalen Domänen — und zwar von I — lizensiert werden, was nach Tang als ein Indiz für die Existenz von I angesehen werden könnte. (29)

a. Ta zhu tang [mingtian he], (aus Tang 1990a: 298f.) er kochen Suppe morgen trinken "Er kocht eine Suppe, um sie morgen zu essen.' b. Ta jie qian [zai Taipei mai fangzi]. er leihen Geld in Taipei kaufen Haus Er leiht Geld, um in Taipei ein Haus zu kaufen.1 c. Ta jie qian [ti erzi mai fangzi]. er leihen Geld für Sohn kaufen Haus leiht Geld, um für den Sohn ein Haus zu kaufen.'

Drittens kann das zweite Verb mit direktionalen Aspektpartikeln wie lai '(herkommen1 und qu '(hin)gehen' sowie mit der Negationspartikel bu markiert werden, vgl. (30). Projektionen von Aspekt- und Negationspartikel werden im Strukturbaum wesentlich höher als der VP-Knoten angesiedelt, wenn man sich der Hypothese des gesplitteten Infl-Knotens von Pollock (1989) anschließt. (30)

a. Wo jie qian lai/qu mai fangzi. (aus Tang 1990a: 299) ich leihen Geld LAI/QU kaufen Haus Ich leihe Geld aus, um ein Haus zu kaufen.' b. ?Ta jie qian bu mai fangzi. er leihen Geld NEG kaufen Haus "Er leiht Geld nicht zum Kaufen eines Hauses.'

Die von Tang in (29)-(30) aufgestellten Indizien für die Projektion von I oder/und von C sind rein theorieintern motiviert. Empirisch liegt es zwar nahe, daß die oben genannten Adjunkte einschließlich der Negationspartikel und direktionalen Aspektpartikel strukturell höher als VP anzusiedeln sind, dies beweist aber immer noch nicht, daß die Projizierung von I zwingend ist. Zum einen ist es unklar, ob die direktionalen Aspektpartikel lai und qu der Inhalt von Infl oder Comp sind. Sie können nämlich vor gei erscheinen, wie (31) darstellt. Wenn gei als Comp aufgefaßt werden sollte, wie Huang (1982) es vorgeschlagen

64

hat, dann stellt sich die Frage, wo lai bzw. qu anzusiedeln ist. Zum anderen ist iterative VP-Adjunktion m. W. nicht verboten.13 (32) ist völlig in Ordnung. (31)

Ta zhu tang lai/qu gei xiaohai he. er kochen Suppe LAI/QU GEI Kinder trinken kocht eine Suppe, damit die Kinder sie essen.'

(32)

Ta jie qian [ti erzi mingtian zai Taipei mai fangzi]. er leihen Geld für Sohn morgen in Taipei kaufen Haus leiht Geld, um für den Sohn morgen in Taipei ein Haus zu kaufen.'

Außerdem kann die Final-SVK nur kontrastierend negiert werden.14 Wenn die Negationspartikel in (3 Ob) eine Instanz von Infl sein sollte, stellt sich die Frage, warum (33) nicht zulässig ist, da mei generell als in Infl generiert angesehen wird. Meiner Ansicht nach spricht der Kontrast zwischen (33) und (30b) für die Annahme, daß bu in (30b) nicht in Infl, sondern am Verb kopfadjungiert ist. Denn in der Literatur geht man davon aus, daß im Gegensatz zu mei die Kopfadjunktion am Verb bei bu gewährt ist.15 Genau dieser Unterschied ist der Grund, warum (30b) besser ist als (33). Für Näheres zu der Eigenschaft von bu verweise ich auf Abschnitt 5.4.1.2 der vorliegenden Arbeit. (33)

*Ta jie le qian mei mai fangzi. er leihen ASP Geld NEG kaufen Haus

Da Tang dafür argumentiert, daß die Final-SVKen ein Subtyp der Kontroll-Konstruktionen sind, wird schließlich, um den Zusammenhang von SVK und Konstrollkonstruktionen herzuleiten, CP für beide Konstruktionen vorgeschlagen, wobei sie beide die Form [NP VP CP] aufweisen sollen. Im folgenden wird mittels der Bindungsdaten dieses Argument eingehend diskutiert.

3.2.2

Bindungsdaten

Aufgrund des Bindungstatbestands der Pronomen in (34)-(37) läßt sich feststellen, daß die Bindungsdomänen in (34)-(36) auf der einen Seite und die in (37) auf der anderen Seite verschieden sind. Man würde annehmen, daß in (34)-(36) der ganze Satz als die Bindungsdomäne gilt, in der das Pronomen frei sein muß, wohingegen in (37) die relevante Bindungsdomäne der eingebettete Satz ist, weshalb die Koreferenz mit einem R-Ausdruck im Hauptsatz möglich ist. (34)

13 14 15

Lisij na gunzi da ta»-. Lisi nehmen Stab schlagen er

Ernst (1994b) schlagt die Annahme von mehrfachen VP-Adjunktionen vor, mit der die Verteilung der präverbalen Adjunkte geregelt werden soll. Vgl. Abschnitt 1.3.4.2. Vgl. Huang (l982, 1988).

65 (35)

Lisij song liwu gei Lisi schenken Geschenk geben

ta*-. er

(36)

Lisij zhu tang gei ta»^· Lisi kochen Suppe GEI er

he. trinken

(37)

Zhangsarij bi Amei jia ta-. Zhangsan zwingen Amei heiraten er

Die oben dargestellten Beobachtungen über die Bindungsdomänen in (34)-(36) lassen sich jedoch ändern, wenn man davon ausgeht, daß die relevanten Bindungsdomänen die eingebetteten Sätze sind, wie (34')-(36') zeigen. Koreferenz zwischen dem Pronomen und dem Matrixsubjekt, das sich eigentlich außerhalb der relevanten Bindungsdomäne des Pronomens befindet, ist trotzdem nicht möglich, weil das Matrixsubjekt und das Subjekt-PRO koindiziert sind. Die Tatsache, daß das Pronomen und das Matrixsubjekt in (34)-(36) jeweils unzusammenhängende Referenz (disjointed reference) haben, läßt sich also durch den "strong crossover effect" ableiten. (341)

Lisij na gunzi [PRO; da Lisi nehmen Stab schlagen

(35')

Lisij song Lisi schenken

(36')

Lisij zhu lang [PROj gei ta,^ Lisi kochen Suppe GEI er

he]. trinken

(37)

Zhangsanj bi Ameij kp^PROj Zhangsan zwingen Amei

jia ta^]]. heiraten er

ta^]. er

liwu [PRO; gei Geschenk geben

ta»^]. er

Nun ist es unklar, welche syntaktische Kategorie die eingeklammerten Phrasen in (34')(36') haben. (37') ist unproblematisch. Bei (37') handelt es sich um eine Konstruktion mit einem Kontrollverb. Kontrollverben subkategorisieren eine NP und eine CP.16 Die Annahme der Präsenz von CP ist aufgrund des PRO-Theorems theorieintern motiviert. Denn als eine subkategorisierte Phrase wird sie vom Verb -markiert. Ohne die CP-Barriere würde das PRO in SpecIP -markiert und streng regiert, was dem PRO-Theorem widerspräche. Desweiteren könnte PRO nicht in SpecVP bleiben, wenn man Rektion über mKommando definiert. Man geht deshalb davon aus, daß PRO zu SpecIP angehoben ist. Diese Standardannahme von Kontrollstrukturen kann aber nicht ohne weiteres auf die Final-SVKen übertragen werden. Die eingeklammerten Phrasen in (34')-(36') befinden sich nämlich gegenüber der in (37*) nicht im Subkategorisierungsrahmen der Verben, folglich werden sie auch nicht -markiert. Die Motivation zur Projizierung von CP entfallt daher. Tangs Ansicht, daß sowohl Kontroll-Konstruktionen als auch Final-SVKen die syntaktische Form [NP VP CP] haben, ist also anzuzweifeln.

16

Diese Stipulation wurde neuerdings in Frage gestellt, vgl. BoSkovic (1996).

66

3.2.3

Ist gei in Comp? Argumente für eine ECM-Konstruktion

Dieser Abschnitt widmet sich hauptsächlich der Frage, ob gei in der Konstruktion (38) als ein den Finalsatz einleitender Komplementieren aufzufassen ist oder nicht. Die Antwort trägt unmittelbar dazu bei, aufzuklären, ob die eingeklammerte Konstruktion in (38) eine CP sein muß oder nicht, da der Komplementierer als der Kopf der CP gilt. (38)

Ta mai tangguo [gei xiaohai chi]. er kaufen Bonbons GEI Kinder essen kauft Bonbons für die Kinder zum Essen.1

Zunächst ist auszuschließen, daß in (38) \gei NP] als BENEFAKTIV anzeigende präverbale Phrase in Frage kommt. Im ersten Kapitel der vorliegenden Arbeit haben wir erwähnt, daß präverbale ge/-Phrasen in der Regel die BENEFAKTIV-0-Rolle denotieren, während postverbale ge/-Phrasen die GOAL-6-Rolle ausdrücken.17 In (38) befindet sich \gei NP] zwischen zwei VPn, so daß zunächst die Zuordnung der ge/-Phrase geklärt werden soll. Fangen wir mit den Beispielen in (39) an. Dort haben beide das Konstrukt \gei NP] in der präverbalen Position. (39)

a. Ta gei gou xizao. er GEI Hund waschen badet den Hund.' b. Ta gei Zhangsan gongzuo. er GEI Zhangsan arbeiten arbeitet für Zhangsan.'

(39')

a. Ta gei b. Ta; gei

gou; Zhangsan

[ej xizao. [ej gongzuo

Obwohl gou 'Hund' in (39a) und Zhangsan in (39b) beide sich als die Begünstigten der vom Matrixverb denotierten Handlung verstehen, haben sie unterschiedliche thematische Rollen bezüglich des Verbs. Während Zhangsan der "Benefaktive" von 'arbeiten' ist, ist gou der "Undergoer" der Handlung "baden1.>8 Dieses Verhältnis kann durch die Koindizierungen in (39') verdeutlicht werden. In (39'a) badet der Hund, aber in (39*b) arbeitet nicht Zhangsan, sondern er.19 Derselbe Unterschied findet sich auch zwischen (40a) und (40b).

17

18

19

Zwei Ausnahmen machen die Verben xie (xiri) 'schreiben (Brief)1 und ji 'senden'. Bei ihnen können die präverbalen ge/'-Phrasen auch GOAL (oder Rezipient) denotieren, vgl. Paul (1988: 29f.) Hier ist UNDERGOER gleich PATIENT im Sinne von Haegeman (1994: 49). Dort ist PATIENT als "the person or thing undergoing the action expressed by the predicate" definiert. Zieht man Jackendoffs (1993) Differenzierung zwischen "thematic tier" und "action tier" in Betracht, ist es m.E. angemessener, den Hund in (42a) als Undergoer denn als Patiens zu bezeichnen. Anzumerken ist, daß die Konfigurationen in (39'), (40') und (4 ) jeweils keine Implikation auf die eventuell zugrunde liegende Struktur von (39), (40) und (41) machen. Sie dienen ausschließlich dazu, das Prädikationsverhältnis zwischen dem Verb und dem Bezugsnomen zu kennzeichnen.

67 (40)

a. Ta gei xiaohai ting gushi. er GEI Kinder hören Geschichte läßt die Kinder Geschichten hören.' b. Ta gei xiaohai jiang gushi. er GEI Kinder erzählen Geschichte erzählt den Kindern Geschichten.'

(40')

a. Ta gei xiaohaij [ej ting gushi. b. Ta; gei xiaohai [ej jiang gushi

Die unterschiedliche Koindizierung in (40') macht deutlich, daß im a-Satz das Verb über das Objekt von gei prädiziert, im b-Satz dagegen über das Satzsubjekt. Das bedeutet, wenn man [gei NP] in (40) als BENEFAKTIV denotierende, präverbale KovP analysieren will, dann kommt allein (40b), aber nicht (40a) in Frage. Betrachten wir nun (38), ergibt sich, daß (38) in der Tat nur die a-Konfiguration von (39') und (40') haben kann, vgl. (38') unten. Das heißt, wenn die ge/-Phrase als präverbal interpretiert werden sollte, dann muß das die Finalität ausdrückende Konstrukt \gei NP VP] der Konfiguration in (41 a) entsprechen, aber nicht (41b). Dabei enthält das Objekt von gei nur in (41b) die benefaktive, thematische Beziehung zum Verb. (38')

Ta· mai tangguo gei xiaohaij [e^,,. chi]. er kaufen Bonbons GEI Kinder essen

(41)

a. Ta er b. Ta; er

gei GEI gei GEI

xiaohaij [ ;] chi Kinder essen xiaohai [e;] mai Kinder kaufen

tangguo. Bonbons tangguo. Bonbons

Die Kontraste in (39)-(41) zwischen den a-Sätzen auf der einen Seite und den b-Sätzen auf der anderen Seite können als ein Beweis dafür angesehen werden, daß [gei NP] in (38) sich nicht als eine KovP reanalysieren läßt, die gewöhnlich die BENEFAKTIV-9-Rolle ausdrückt. Die Tatsache, daß in (38) und in den a-Sätzen von (39)-(41)ge/ die Bedeutung 'zulassen, erlauben' hat, erhält außerdem Unterstützung dadurch, daß in diesem Fall gei mit rang 'lassen' oderjiao 'zulassen' substituierbar ist. Dies trifft sowohl auf die Konstruktion in (42) zu, wo gei durchaus als das Hauptprädikat in Frage kommt, als auch auf die in (43), wo gei als das Hauptverb des Finalsatzes gelten kann. Paul (1982: 7Iff.) erkennt gei in diesem Gebrauch als ein Vollverb an, und bezeichnet die Konstruktion in (39), und damit auch die in (40a) und (41 a), als Kausativkonstruktionen20

20

(42)

Yisheng bu gei/rang ta chu yuan. Arzt NEG erlauben er aus Krankenhaus Der Arzt läßt nicht zu, daß er aus dem Krankenhaus entlassen wird.'

(43)

Ta zhu tang [gei/rang/jiao xiaohai he]. er kochen Suppe zulassen Kinder trinken kocht eine Suppe, damit die Kinder sie essen.'

Vgl. dazu Bisang (1992: 178).

68

Nun könnte man die bisher angeführte Analyse bestreiten, wenn man (43) in die Kombination dreier Handlungen, die von drei Vollverben zum Ausdruck gebracht würden, dekomponiert. Demnach sieht (43) wie (44) aus, wobei gei in (43) mit der Bedeutung 'geben' als ein dreistelliges Vollverb aufgefaßt wird. (44)

[Tak zhu tangj] [PROk gei xiaohaij ej \PRO- he ej. er kochen Suppe geben Kinder trinken

Eine derartige Dekomposition ist allerdings bei (48a) nicht haltbar. Die Ungrammatikalität in (45b) ist darauf zurückzuführen, daß 'Geschichte' eine abstrakte Entität ist, die deswegen nicht transportierbar ist.21 Diese Restriktion schließt also aus, daß gei in (45a) als 'geben1 zu interpretieren wäre. (45)

a. Ta jiang er erzählen b. *Ta jiang er erzählen

gushi Geschichte gushi Geschichte

gei GEI gei GEI

xiaohai ting. Kinder hören xiaohai. Kinder

Damit gehen wir zu der nächsten Frage über: Was für eine Konstruktion ist denn das Konstrukt \gei NP VP] in (45a) sowie in (42) und in (38)? In (38) ist das Konstrukt [gei NP VP] gleich dem in (43) als Adjunkt aufzufassen, da mai 'kaufen' ein optionales ditransitives Verb ist.22 Das heißt, das GOAL/DATIV-Argument von mai ist optional. (43) ist unproblematisch, da zhu 'kochen' ein transitives Verb ist. Im folgenden werde ich dafür argumentieren, daß es sich bei (39a), (40) und (42) sowie bei dem eingeklammerten Konstrukt in (38) und (43) um eine ECM-Konstruktion handelt. Diese Annahme hat folgende, wichtige Implikationen: Erstens subkategorisiert gei eine satzartige Phrase [NP VP], die Komplement von gei ist, das von diesem L-markiert ist. (46b,c) zeigen, daß weder das Prädikat noch das Subjekt der eingeklammerten Phrase weglaßbar ist. Die gleiche Einschränkung findet sich auch in (47), wo {gei NP VP] eingebettet ist. (46)

21 22

23

a. Ta gei/rang [shei lai]? er erlauben wer kommen Wem erlaubt er, zu kommen.' b. Ta gei/rang wo *(lai). er erlauben ich kommen c. Ta gei/rang *(wo) lai.23 er erlauben ich kommen

Vgl. Paul (l988). Die Argumentstruktur der ditransitiven Verben sieht nach Grimshaw (1990: 41) folgendermaßen aus: Ditransitive (x (V (z))) Agent Goal Theme Umgangssprachlich gibt es den Satz Ta bu gei zou oder Ta bu rang zou 'er erlaubt das Weggehen nicht'. Dabei ist das Subjekt von zou weggelassen. Meiner Ansicht nach ist bu-gei lexikalisiert und fungiert wie ein deontisches Modalverb.

69

(47)

a. Yisheng qianzi [gei/rang [bingren chu yuan]]. Arzt unterschreiben zulassen Patient aus Krankenhaus Der Arzt unterschreibt, damit der Patient entlassen wird.' Lit.:T)er Arzt unterschreibt, und damit ermöglicht bzw. erlaubt er, daß der Patient das Krankenhaus verlassen kann.' b. *Yisheng qianzi gei/rang bingren. Arzt unterschreiben zulassen Patient c. *Yisheng qianzi gei/rang chu yuan. Arzt unterschreiben zulassen aus Krankenhaus

Zweitens ist aus der Tatsache, daß gei die darauffolgende Phrase als Ganzes selegiert, der Schluß zu ziehen, daß gei mit der unmittelbar darauf folgenden NP keine Konstituente bildet. Dies kommt nicht nur durch (47b) zum Vorschein, sondern kann auch durch die Ungrammatikalität in (48c) belegt werden. Obwohl Konstituenz nicht zugleich Bewegbarkeit bedeutet, ist (48c) (49c) gegenüberzustellen. Der Kontrast zwischen (48c) und (49c) zeigt, daß gei mit der Bedeutung 'zulassen, erlauben' weder mit der unmittelbar darauf folgenden NP eine Konstituente bildet, noch ein Koverb ist.24 Denn gei als Koverb muß von einer NP gefolgt werden, wobei es mit dieser eine Konstituente bildet. Diese Eigenschaft ist in (49c) zu beobachten. Wie die Übersetzung in (49c) andeutet, wird gei uminterpretiert und das Konstmkt \gei NP] als eine KovP reanalysiert.25 In diesem Fall ist \gei NP] als KovP eine Konstituente, wohingegen es bei (48c) unmöglich ist. Aus diesem Grund handelt es sich bei (49b) und (49c) meiner Ansicht nach nicht mehr um das gleiche gei, weshalb (49c) nicht als Gegenbeispiel von (50c) angesehen werden kann.

24 25

(48)

Ni shuo wo bu hui qi ma. du sagen ich NEG können reiten Pferd "Du sagst, daß ich nicht reiten kann.' a. Wo qi [gei ni kan]. ich reiten zulassen/damit du sehen Ich reite, damit du (es) siehst.' d.h. Ich zeige es dir.' b. Wo qi [gei ni kan] wo hui (qi ma). ich reiten zulassen du sehen ich können reiten Pferd Ich reite, damit du siehst, daß ich es kann.' c. *Wo [gei ni] qi ma kan. ich zulassen du reiten Pferd sehen

(49)

Ni shuo wo bu hui zuo guilian. du sagen ich NEG können machen Grimassen "Du sagst, daß ich keine Grimassen machen kann.' a. Wo zuo gei ni kan. ich machen zulassen/damit du sehen Ich mache (Grimassen), damit du es siehst.' d.h. Ich zeige es dir.' b. Wo zuo [gei ni kan] wo hui (zuo guilian). ich machen zulassen du sehen ich können machen Grimassen Ich mache (Grimassen), damit du siehst, daß ich es kann.'

Die Beispiele in (48) und (49) sind aus Paul (1988: 39) übernommen, aber anders interpretiert. Die fast automatische Uminterpretation von gei in (49c) ist auch in Paul (a.a.O.) erkennbar.

70 c. Wo [gei ni] zuo ge-guilian kan. ich GEI du machen KL-Grimassen sehen Ich mache Grimassen für dich.'

Man beachte, die Konstruktion in (49c) kann auch als eine normale ECM-Konstruktion angesehen werden, wobei gei das Satzprädikat darstellt, und 'zulassen, erlauben' bedeutet. Damit erhält (49c) die Lesart "ich erlaube dir, Grimassen zum Sehen zu machen." Diese Lesart ist jedoch sehr markiert. Ebenfalls können die b-Sätze in (40) und (41) als ECMKonstruktionen mit gei als das Satzprädikat interpretiert werden. Sie bedeuten jeweils "er erlaubt den Kindern, Geschichten zu erzählen" und "er erlaubt den Kindern, Bonbons zu kaufen". Eine Interpretation analog zu solchen kann man (39b) jedoch nur schwer zutrauen. Möglicherweise hängt eine derartige Beurteilung mit der Häufigkeitsquote zusammen. Denn die Anwendung von gei als ECM-Verb mit der Bedeutung 'erlauben, zulassen' ist nicht repräsentativ. Dieser Tatbestand betrifft sowohl den Fall, wo gei als Hauptverb fungiert, als auch den Fall, wo gei als Prädikatskopf der Final-SVK dient. Aufgrund dessen habe ich Zweifel an der in der Literatur verbreiteten Meinung, daß das den Finalsatz einleitende gei entsemantisiert sei und deshalb als Komplementierer aufzufassen wäre. Drittens wird gei als ECM-Verb die lexikalische Eigenschaft, Barrieren aufheben zu können (die CP-Tilgung), zugeschrieben, die eventuell zwischen gei und dessen Komplementsatz vorliegen, sowie das Subjekt des Komplementsatzes regieren zu können. Dies erklärt ohne weiteres die Tatsache, warum in Final-SVKen die lexikalische NP von gei eingeleitet werden muß. Die Ungrammatikalität in (50) zeigt, daß, obwohl die direktionalen Aspektpartikeln als Finalsatz-Marker fungieren, sie aber nicht in der Lage sind, die lexikalische NP im eingebetteten Satz zu lizensieren (durch Rektion bzw. Kasuszuweisung). (50)

*Ta mai tangguo [lai/qu er kaufen Bonbons LAI/QU

xiaohai chi]. Kinder essen

Sollten lai/qu und gei beide Evidenz für Comp darstellen, ist zu schlußfolgern, daß die Rektion und die damit implizierte Kasuszuweisung bezüglich des eingebetteten lexikalischen Subjekts weder konfigurational erfolgt, noch abhängig davon, ob Comp im Chinesischen lexikalischen Charakter hat oder nicht,26 sondern von der lexikalischen Eigenschaft des betreffenden Elements abhängt. Von daher gibt es die Asymmetrie zwischen (50) und (38). Mit anderen Worten, man ist gezwungen anzunehmen, daß gei und lai/qu ihren transitiven bzw. intransitiven Status beibehalten, obgleich sie als Komplementierer fungieren. Ansonsten wäre der Kontrast zwischen (50) und (38) unerklärlich. Diese Stipulation kann jedoch erspart bleiben, wenn man davon ausgeht, daß das sogenannte, den Finalsatz einleitende gei ein Vollverb ist, und die betreffende Final-Konstruktion eine ECM-Konstruktion. Die Ungrammatikalität in (50) läßt sich darauf zurückführen, daß einerseits das Merkmal [-finit] das lexikalische Subjekt des Finalsatzes nicht identifizieren kann, ande26

Vgl. Picas (1991) Annahme der Parametrisierung in Ce bzw. CP.

71

rerseits kein geeigneter lexikalischer Regierer präsent ist. Genau diese Eigenschaft, daß der Kasuszuweiser und der -Rollenzuweiser des lexikalischen Subjekts der Final-Konstruktion nicht dieselben sind, macht die Final-Konstruktion in (38) zur ECM-Konstmktion. Die Frage, ob gei als ECM-Verb notwendigerweise (etwa per definitionem als lexikalische Eigenschaft) eine CP c-selegiert, werde ich hier offen lassen. Anzumerken ist, daß die hier für Final-SVKen mit einem einleitenden gei propagierte ECM-Konstruktion meiner Ansicht nach als eine Art Konstruktion mit einer Argument-SC angesehen werden kann. Der kategoriale Status der SCs ist bekanntlich umstritten, weshalb sie den Namen verdienen.27 Legt man die Annahme einer ECM-Konstruktion zugrunde, läßt sich die Ungrammatikalität in (51) dadurch erklären, daß Subjekte des Komplementsatzes von gei als ein ECM-Verb immer phonetisch realisiert sein müssen. ECM- Verben sind in der Regel transitive Verben. (51)

*Ta zhu tang [gei [he]]. er kochen Suppe zulassen trinken

Daß für lai/qu und gei auf jeden Fall verschiedene Positionen angenommen werden, klärt ohne weiteres auf, warum sie gleichzeitig erscheinen können, vgl. (52). (52)

Ta zhu lang [yp [v, lai gei] xiaohai he]. er kochen Suppe LAI zulassen Kinder trinken

Bislang ist hauptsächlich versucht worden, klar zu machen, daß die von gei eingeleitete Final-Konstruktion durchaus den Charakter einer ECM-Konstruktion haben kann, wobei gei als das Hauptprädikat (d.i. der Kopf) der Konstruktion gilt. Dies deutet zwar an, daß die Wahrscheinlichkeit besteht, daß gei sich nicht unbedingt in Comp befinden muß, aber es fehlt weiterhin ein positives Indiz für das Fehlen von CP. Im nächsten Abschnitt soll diskutiert werden, warum für die Final-S VK eine VP-Annahme vorzuziehen ist. Obwohl bisher argumentiert worden ist, daß ein die Final-Konstruktion einleitendes gei wie das in (38) kein präverbales (gegenüber V2) Koverb ist, das die BENEFAKTIV- Rolle kennzeichnet, darf man daraus aber nicht falsch schlußfolgern, daß ich propagiert hätte, daß V2 in Final-SVKen nicht in Begleitung von einer koverbalen ge/-Phrase auftreten könnte. Es gibt durchaus Fälle, wo die Ambiguität auftaucht, vgl. (53).

27

(53)

Ta zhao yao gei wo zhi bing. er suchen Medikamente GEI ich kurieren Krankheit a. Er sucht die Medikamente, damit ich (die Patienten) kuriere.' b. Er sucht die Medikamente, um mich zu kurieren.'

(53')

a. Ta zhao yaOj [Op; [PRO [gei [wo zhi bing [tj]]]]. b. Ta zhao yaOj [ ; [PRO [[gei wo] zhi bing [tj]]]].

Zur Problematik der SCs verweise ich auf Staudinger (1997) und die dort zitierte Literatur.

72

Die Interpretationen in (53a) und (53b) ergeben sich jeweils aus (53'a) und (53*b). In (53a) versteht sich wo als das Agens von zhi-bing, in (53b) aber als der Undergoer/Benefaktive. Diese Differenzierung kann man mithilfe der Substitution durch Synonyme feststellen. So läßt sich gei in (53a) durch rang 'zulassen, lassen1 ersetzen, in (53b) dagegen ti 'um jemandes Willen1 oder wei 'für'. Betrachten wir weitere Beispiele in (54) und (55), ergibt sich, daß derartige Ambiguitäten nur in Konstruktionen vorkommen, wo die geteilte Objekt-EC eine instrumentale ist. In (54) weist he wo eindeutig die AGENS-0-Rolle zu. In (55) ist dagegen nicht ersichtlich, welche thematische Rolle wo erhält. Es scheint, daß sowohl Agens als auch Undergoer/Benefaktiver in Frage kommen. Im Gegensatz zu (54) enthalten (53) und (55) keine geteilte thematische Objekt-EC, sondern eine instrumentale. (54)

Ta dao cha gei wo he. er einschenken Tee GEI ich trinken schenkt mir Tee zum Trinken ein.'

(55)

Ta dao cha gei wo zhi ke. er einschenken Tee GEI ich löschen Durst schenkt Tee ein, damit ich den Durst lösche.'

3.2.4

Argumente gegen eine CP-Annahme und für eine reine-W-Annahme

Gegen die CP-Annahme ist als erstes einzuwenden, daß die Projektion von Comp die Projektion von Infl impliziert. Es gibt jedoch keine empirische Evidenzen für die Präsenz von Infl. So hat die Diskussion in Abschnitt 3.1.3 ergeben, daß die Final-SVK nicht-finit ist, weshalb Infl das Merkmal [-finit] enthalten sollte und ein PRO-Subjekt zu konstatieren ist. Dies geht wiederum darauf zurück bzw. läßt sich dadurch untermauern, daß es keine Tempus/Aspekt-Markierung in Final-SVKen zu beobachten gibt. Die fehlende Tempus/Aspekt-Spezifikation spricht m.E. jedoch zugleich auch für die Absenz von IP in Final-SVKen. Darüber hinaus spricht die Tatsache, daß die Subjekt-EC keine Variable sein kann, für die Annahme, daß die Subjekt-EC keine Kasusposition ist, was die Absenz von Infl indiziert. Denn nach der Standardannahme geht der Nominativkasus von Infl aus. Zweitens, wenn ein Komplementierer präsent ist, würde man erwarten, daß der von ihm eingeleitete Satz normalerweise mit [+finit] spezifiziert ist, oder daß er mit einer infiniten Kopula, die die Finalität andeutet, komplementär verteilt ist. Derartige Verteilung im Deutschen faßt Staudinger (1997: 154) wie folgt zusammen: (56)

a. Peter kommt nach Regensburg, damit er seine alten Freunde wiedersehen kann. b. "damit seine alten Freunde wiedersehen zu können. c. um seine alten Freunde wiedersehen zu können. d. *um seine alten Freunde wiedersehen kann. e. seine alten Freunde wiedersehen zu können.

73 (57)

Lisi shao

shui

lai

gei

xiaohai xizao.

Lisi kochen Wasser LAI GEI Kinder baden "Lisi kocht Wasser für die Kinder zum Baden.'

Das chinesische Beispiel in (57) zeigt jedoch das gleichzeitige Auftreten des FinalsatzMarkers lai, des Komplementierers gei und zudem die Spezifikation der Final-SVK mit dem Merkmal [-infinit]. Es ist völlig rätselhaft, was diese Besonderheit bedeuten sollte und wie sie abzuleiten ist. Mit diesem Problem hat eine reine-VP-Annahme dagegen nicht zu kämpfen. Die Position der Finalsatz-Marker lai/qu muß m.E. nicht notwendigerweise Comp sein. Ich nehme an, daß sie als eine Art Aspektmarker am darauffolgenden Verb proklitisieren, wie (58) darstellt. Dafür spricht nicht zuletzt das phonologische Faktum, daß lai/qu dem darauffolgenden Element näher steht als dem vorangegangenen. Desweiteren werden lai und qu zwar oft in der Satzgrenze zwischen dem Matrixsatz und dem Finalsatz eingesetzt, um die Finalität hervorzuheben, sind aber nicht in der Lage, eine solche Relation zwischen dem Matrixsatz und dem Finalsatz herzustellen.28 Damit unterscheiden sie sich stark von den Konjunktionen wie 'um ... zu1, 'damit' im Deutschen oder 'in order to1 im Englischen. Stattdessen haben lai/qu in der Funktion als Finalsatz-Marker oder modalaspektuale Partikel Klitikastatus wie die üblichen strukturellen Partikel de 'DE' oder Tempus/Aspekt-Marker -le, -guo, -zhe usw. (58)

a. Ta zhu tang [yp [v, lai he]]. er kochen Suppe LAI trinken b. Ta zhu tang [yp [v, lai gei] xiaohai he]]. er

kochen Suppe

LAI zulassen Kinder trinken

Die angeblichen Indizien für die Projektion von funktionalen Kategorien wie die Präsenz der Finalsatz-Marker, Negation durch bu und die Lizensierung der temporalen/lokalen Phrasen wurden bereits im Laufe der Diskussion in Frage gestellt oder zurückgewiesen.29 Als die größte Herausforderung für die VP-Annahme gilt wohl die Nulloperatorhypothese, wenn man das Strukturerhaltungsprinzip bedenkt. Es stellt sich nun die Frage, ob SpecCP als Landeposition des Nulloperators im Chinesischen motiviert oder zwingend ist. Diese Frage ist durchaus berechtigt, wenn man miteinbezieht, daß im Chinesischen keine wh-Bewegung vor LF stattfindet. Die Tatsache, daß sie, obwohl die wh-Elemente im Chinesischen in der Syntax nicht vorangestellt werden, dennoch Skopuseffekte aufweisen, führt Huang (1982) zu der Annahme, daß die wh-Elemente im Chinesischen im Gegensatz zum Englischen nicht in der Syntax, sondern auf LF zur satzinitialen Position, d.i. SpecCP, angehoben werden müssen. Dabei fungieren die wh-Elemente wie Quantoren als LF-Operatoren und das Skopusverhalten kann damit erklärt werden. Es ist jedoch fragwürdig, wie Shi (1994) zurecht darauf hingewiesen hat.

28 29

Vgl. Paul (l988: 54). Zur Diskussion über die Verteilung der Negationsmorpheme vgl. Abschnitte l .2.4.2 und 5.4.2.2.

74

ob die Repräsentation des Skopus der LF-Operatoren zugleich in Verbindung mit einer parallelen, strukturellen Konfiguration in LF gesetzt werden kann.30 Motivation für die Annahme der LF-Bewegung der wh-Elemente ist die Selektionsrestriktion zwischen dem Verb und dem von ihm selegierten Komplementsatz. Man nimmt an, daß ein wh-Element im Komplementsatz zur relevanten Position, d.i. SpecCP des Komplementsatzes, angehoben werden muß, damit es dort mittels der Spec-Kopf-Kongruenz das Merkmal [± WH], das in C° spezifiziert ist, dessen Projektion Schwester vom seiegierenden Verb ist, abgecheckt werden kann. Die Motivation der Nulloperatorbewegung in Final-S VKen ist eine ganz andere. Es gibt keinerlei Selektionsverhältnis zwischen dem Matrixverb und der Final-Konstruktion, da diese ein Adjunkt ist. Folglich gibt es weder Merkmale abzuchecken noch ist eine bestimmte syntaktische Position zu diesem Zweck vorgesehen. Entscheidend dabei ist die strukturelle Restriktion, die das Koreferenzverhältnis zwischen dem Nulloperator und dessen Kontrolleur gewährleisten kann. Im folgenden postuliere ich, daß, um die strukturelle Konfiguration herzustellen, der Nulloperator sich zur satzinitialen Position der Final-SVK begeben muß.31 Diese Position ist aber nicht SpecCP, sondern die Adjunktionsposition an W, weil die Final-SVK eine, reine W ist. Adjunktion an VP bereitet kein Problem für den Nulloperator, der ohnehin als maximale Projektion anzusehen ist. Zum Schluß ist auf das bekannte PRO_blem zu verweisen.32 Wenn wir annehmen, daß die Final-SVK eine reine W ist und deren Subjekt PRO ist, dann befindet sich PRO aufgrund der m-Kommando-Bedingung von Rektion in einer regierten Position. In Abschnitt 3.1.3 haben wir erwähnt, daß man dem PRO-Theorem zuliebe die Anhebung von PRO zu SpecIP vornimmt. Ist dies ein Indiz für die Präsenz von Infl und damit IP? Da einerseits der Status von PRO umstritten ist, andererseits m. W. es außer theorieintern motivierten Gründen sonst keine unabhängige Evidenz für die Projektion von Infl in Final-SVKen gibt, werde ich diesen Faktor hier vorläufig außer acht lassen. Schließlich beeinträchtigt die Absenz der IP die Annahme eines PRO-Subjekts in Final-SVKen nicht. Zum einen spricht die VP-interne-Subjekthypothese dafür, daß PRO in SpecVP basisgeneriert ist. Zum anderen erweist die Tatsache, daß die Präsenz eines lexikalischen Subjekts von Final-SVKen auf den lexikalischen Regierer von außen angewiesen ist, die Nicht-Finitheit der Final-SVKen. Für das Subjekt einer nicht-finiten Konstruktion ist unter Berücksichtigung der Bindungsprinzipien A und B nach Chomsky (1981) genau PRO vorgesehen.

30 31

32

Ein alternativer Analysevorschlag, der die spekulative LF-Bewegung von wh-Elementen im Chinesischen ablösen sollte, ist in Shi (1994) zu lesen. Veenstra (1993: 159, Fn. 4) merkt an, daß nicht alle Nulloperatoren SpecCP als Zielposition haben. BoSkovic (1996: 291) argumentiert ebenfalls für diese Ansicht, wobei er die Adjunktionsposition an IP vorschlägt. Vgl. dazu Haider (1990) und Homstein/Lightfoot (1987).

75 3.3

Die strukturelle Realisierung von Final-SVKen

Der Konstruktion in (43), hier als (59) wiedergegeben, ist die Konfiguration in (60) zugrunde zu legen.33 (59)

Ta zhu tang [gei/rang/jiao xiaohai he]. er kochen Suppe zulassen Kinder trinken Er kocht eine Suppe, damit die Kinder sie essen.'

(60)

VP

tang

V° zhu

xiaohai

he

In (60)34 adjungiert die Final-SVK rechts an die untere VP der VP-Schale. Die syntaktische Kategorie der Final-SVK bleibt konstant eine VP, gleichgültig, ob sie von gei eingeleitet ist oder nicht, vgl. dazu (62). In der S-Struktur wird zhu 'kochen1 zur oberen V°Position angehoben. Für den Nulloperator, der die eingebettete Objekt-EC A'-bindet, wird angenommen, daß er an die VP, dessen Kopf in (60) gei 'lassen' und in (62) he 'trinken' ist, adjungiert wird. Daraus ergibt sich die Konfiguration wie (62). In (62) ist eine Teilstruktur von (61) repräsentiert. (61)

33 34

Ta zhu tangj [ [PRO he er kochen Suppe trinken kocht eine Suppe zum Essen.'

til]·

Man kann auch eine Doppel-VP-Struktur für gei annehmen, was hier aus Platzgründen unterlassen wurde. Folgt man der Auffassung, daß die Projektion der Spec-Position strukturell erzwungen ist, die der Komplement-Position aber nicht, muß XP in (60) nicht präsent sein.

76

(62)

tang .

zhu In (62) c-kommandiert die NP tang 'Suppe' den (Null-)Op(erator) nicht, weil der Nulloperator sich in einer Adjunktionsposition befindet. Die oberste VP in (59) dominiert zwar die NP, aber nicht die adjungierte VP (Op), weil nur ein Segment von ihr Op dominiert. Tang 'Suppe1 und der Nulloperator befinden sich jedoch in einer m-Kommando-Beziehung zueinander, wenn man berücksichtigt, daß die oberste W in (62) eigentlich die untere VP einer VP-Schale ist. Wie in Kapitel 2 erwähnt, wird angenommen, daß die untere W in einer Larsonianischen Doppel-VP-Struktur keine maximale Projektion im traditionellen Sinne ist. Die nächste maximale Projektion, die die NP lang dominiert, ist die oberste VP der VP-Schale, welche auch Op dominiert. Die Bedingung von m-Kommando ist somit erfüllt. Definiert man nun Prädikation über m-Kommando, dann ist eine Beziehung der Prädikation zwischen fang und dem Nulloperator in (62) gewährleistet. Im Sinne von Williams (1980) tragen das prädizierende Element und das prädizierte den gleichen Index. Daraus ergibt sich das Koreferenzverhältnis zwischen diesen zwei Elementen. Die Interpretation in (61) kann abgeleitet werden. Im weiteren ist Lebeaux' (1988) Hypothese zu berücksichtigen, derzufolge Argumente vor Bewegungen in die Phrasenstruktur eingeführt werden müssen, während Adjunkte entweder vor oder nach Bewegungen eingefügt werden können. Legt man diese Hypothese zugrunde, und faßt man den dynamischen Charakter der reinen Phrasenstruktur in Chomsky (1994) ins Auge, kann man die Adjunktion der Final-SVK in (60) derart interpretieren, daß sie vor der V°-Anhebung, aber nach der Generierung der unteren VP stattgefunden hat. Nach dieser Auffassung muß die Final-SVK nicht in der D-Struktur präsent sein. Dies erhält nicht zuletzt empirische Unterstützung dadurch, daß die Final-SVK und die Matrixprädikate nicht -bezogen sind. Die Finalität ist auch keine (potentielle) semantische Subkomponente des Prädikatskopfs. Lebeaux' Postulat beruht auf der Beobachtung über die Argument-Adjunkt-Asymmetrie bezüglich des Rekonstruktions- bzw. Anti-Rekonstruktions-Effekts.35 In (63a) ist Mary in einem Argument eingebettet. Nachdem das Argument zu seiner Basisposition 35

Vgl. dazu Huang (1993), wo statt einer Argument-Adjunkt-Asymmetrie eine Argument-PrädikatAsymmetrie propagiert wird.

77

"rekonstruiert" worden ist, wird Mary vom Subjekt she c-kommandiert. (63a) ist folglich wegen des Verstoßes gegen das Bindungsprinzip C auszuschließen. Diesen Tatbestand nennt man "Rekonstruktionseffekt". Im Gegensatz dazu weist (63b) den "Anti-Rekonstruktionseffekt" auf. Der einzige Unterschied zwischen (63a) und (63b) besteht allein darin, daß Mary in (63b) nicht in einem Argument, sondern in einem Adjunkt eingebettet ist. Nach Lebeaux ist das Adjunkt [that Mary painted} in (63b) in der D-Struktur nicht präsent, und wird erst nach der wh-Bewegung eingefugt. Von daher ist Mary in keinem Stadium der Derivation jemals von she c-kommandiert. Daraufhin gibt es auch keine Verletzung des Bindungsprinzips C. Dagegen ist Mary in (63a) bereits in der D-Struktur präsent, weshalb das Bindungsprinzip C verletzt ist. Lebeaux schlußfolgert daraus, daß Phrasen, die bereits in der D-Struktur präsent sind, dem Rekonstruktionseffekt unterliegen. (63)

a. *[Which pictures of MaryJ· does shej like t the most? b. [Which pictures that Maty painted]· does she{ like t the most?

In Speas (1990) wird allerdings darauf aufmerksam gemacht, daß nicht alle Adjunkte den Anti-Rekonstruktionseffekt aufweisen. Genauer gesagt gibt es zwei Typen von Adjunkten. Ihres kontrastierende Verhalten in bezug auf den Anti-Rekonstruktionseffekt belegt Speas mit den Beispielen in (64)-(67). (64)

Temporal location vs. locative: (aus Speas 1990: 51 f.) a. In Benj's office, hCj is an absolute dictator. b. *In fiends office, hCj lay on his desk.

(65)

Rationale vs. benefactive: a. For Mary/s valor, shej was awarded a purple heart. b. *For Maryj's brother, shCj was given some old clothes.

(66)

Temporal vs. locative: a. On Rosa^s birthday, shCj took it easy. b. *On Rosa^s lawn, shej took it easy.

(67)

Temporal vs. instrumental: a. With John's novel finished, he; began to write a book of poetry. b. *With John's computer, hef began to write a book of poetry.

In den b-Sätzen von (64)-(67) sind die Phrasen enthalten, die zwar nicht als vom Verb subkategorisiert anzusehen sind, sich jedoch in einer gewissen thematischen Beziehung zum Verb befinden. Speas (1990: 52) charakterisiert daraufhin die Phrasen "which bear thematic roles but are not arguments of a particular verb" als "theta-marked adjuncts" (oder "thematic adjunct", vgl. Speas 1990. 56). Da sie den Anti-Rekonstruktionseffekt nicht aufweisen, müssen sie in der D-Struktur präsent sein.36 Im Rahmen einer Theorie der Lizensierung argumentiert Speas, daß die sog. -markierten Adjunkte durch ihre the-

36

Vgl. dazu Lebeaux (1988).

78 malische Relation (bzw. von der -Theorie im Sinne von Speas) lizensiert werden. Dagegen sind die nicht-0-markierten Phrasen wie die rationale-clauses und die "temporalen" PPn in der D-Struktur nicht präsent, und werden durch ihre Prädikationsrelation zum Subjekt, in der Art wie sie Williams (1980) vorgeschlagen hat, lizensiert, vgl. Speas (1990: 72). Obwohl ich generell von Speas' These ausgehe, daß manche Adjunkte durch deren thematische Beziehung zum Prädikatskopf lizensiert werden und manche nicht,37 argumentiere ich dafür, daß die sog. nicht-8-markierten Adjunkte nicht allein durch ihre Prädikation über das Subjekt lizensiert werden, sondern durch ihre ereignisstrukturelle Relation zum Prädikatskopf. Darauf wird in Abschnitt 3.5 noch näher eingegangen. Die Stipulation, daß die Final-SVKen nicht-6-markierte Adjunkte sind, die nicht in der D-Struktur präsent sind, hat eine wichtige Konsequenz in der Phrasenstruktur. Man erinnert sich, daß nach Larsons (1988, 1990) Hypothese Adjunkte und Argumente in die Syntax analog projiziert werden. Bei Adjunkten als Träger der OBLIQUE-0-Rollen wird angenommen, daß sie in der Thematischen Hierarchie niedriger als AGENS, THEMA und GOAL rangieren, und deswegen auch in die innerste Komplementposition projiziert werden. Wenn dem so ist, stellt sich die Frage, warum dem Satz in (59) die Konfiguration (68) nicht zugrunde gelegt wird. (68)*

tan g



zhu

37

VP

gei

xiaohai

he

Im Chinesischen sind meiner Meinung nach die als KovPn zu reanalysierenden Phrasen der Klasse der -markierten Adjunkte zuzuordnen. Die hier als Final-SVKen bezeichneten postverbalen VPn, die nie koverbial im definierten Sinne fungieren können, zählen dagegen zu den nicht-e-markierten Adjunkten. Ich werde hier aber aus Zeitgründen nicht weiter auf diese Thematik eingehen.

79

Es gibt folgende Gründe, die für (60) und gegen (68) sprechen: Erstens impliziert die Struktur (68) laut dem Bottom-up-Prozeß der Merge-Operation,38 daß die Final-SVK vor dem direkten Objekt mit dem Verb in die Derivation eingegangen ist. Wenn man aber annimmt, daß Argumente in der D-Struktur präsent sind, dann ist man gezwungen anzunehmen, daß die Final-SVKen ebenfalls bereits in der D-Struktur präsent sind.39 Diese Schlußfolgerung kann jedoch die oben angeführten Beobachtungen von Lebeaux und Speas über die verschiedenen Typen von Adjunkten nicht erfassen. Dagegen bereitet dies der Struktur (60) kein Problem. Zweitens befindet sich die Final-SVK [PRO gei xiaohai he EC] nach Larsons Analyse in der c-Kommando-Domäne des direkten Objekts tang 'Suppe1. Weder MDP (zur Interpretation des PRO-Subjekts) noch Operatoranalyse (zur Interpretation der Objekt-EC) kann Anwendung finden. Es ist fraglich, wie die FI der ECs nach dieser Analyse gewährleistet wird. Drittens sprechen die Inkorporationsdaten für die strukturelle Unterscheidung zwischen Adjunkten und subkategorisierten Argumenten. Wenn gei in (14), hier als (69) wiedergegeben, als Vollverb mit der Bedeutung 'geben' behandelt werden sollte, erhält die Konstruktion (14)=(69) die Struktur (69'a), wobei [yp gei NP] nach der hier propagierten These rechts an VP adjungiert wird. Gilt die geiPhrase jedoch als ein subkategorisiertes Argument, das die GOAL-0-Rolle ausdrückt, ist sie als V-Komplement zu analysieren. Dementsprechend erhält (69) die Struktur (69*b). (69)

Lisi Lisi

(69')

a.

song liwu schenken Geschenk

gei GEI

v>

liwu

Zhangsan. Zhangsan

gei

Zhangsan



song

38 39

Vgl. Abschnitt 2.2.2 und Chomsky (1994). Hier wird der Begriff der D-Struktur verwendet, um ein bestimmtes Stadium der Derivation anzudeuten.

80

liwu song Zhangsan Es gibt gute Gründe, die bei Satz (69) gegen eine SVK (69'a) und für eine Dativ-Konstruktion (69*b) sprechen, wobei gei keinen Vollverbstatus hat. Als erstes ergibt sich aus dem Extraktionstest, daß gei in (69) nicht gestrandet werden kann, vgl. (70).40 Da, wie in Abschnitt 1.3.4.1 erwiesen, die Objekt-NPn in SVKen topikalisiert und relativiert werden können, widerspricht die Ungrammatikalität von (70) offenkundig der Eigenschaft der SVKen. Darüber hinaus kann (70) als Evidenz dafür angesehen werden, daß gei präpositionalen oder koverbalen Charakter hat. Denn im Chinesischen können weder Präpositionen noch Koverben gestrandet werden.41 (70)

a. *Zhangsanj, Lisi song Zhangsan Lisi schenken b. *[Lisi song liwu Lisi schenken Geschenk

liwu Geschenk gei t; GEI

gei t;. GEI de] Zhangsan^ REL Zhangsan

Desweiteren läßt sich die Selektionsbeziehung zwischen gei und dem Verb dadurch belegen, daß Inkorporation frei zugänglich ist. In (69"b) ist song dreistellig. Die gei-Phrase befindet sich im Subkategorisierungsrahmen von song und wird von diesem -markiert. Wie (71) zeigt, ist N-Inkorporation im Sinne von Hale/Keyser (1992) zulässig.

40 41

Vgl. dazu Zhang (l990). In Zhang (1990) wird als Kriterium für den präpositionalen Status von gei in (69) eingebracht, daß gei nicht mit Aspektmarkem versehen werden kann. Dieses Argument besitzt jedoch keine Aussagekraft. Denn wie argumentiert, wird in der vorliegenden Arbeit davon ausgegangen, daß das zweite Konjunkt (VP2) der SVKen eine reine W ist. In dieser Hinsicht ist der Test mit der Aspektmarkierung, um zwischen Verben und Präpositionen zu unterscheiden, nicht geeignet.

8i (71)

Lisi song (gei) Zhangsan yi-yang-liwu. Lisi schenken (GEI) Zhangsan ein-KL-Geschenk Lisi schenkt Zhangsan ein Geschenk.1

(69'a) stellt dagegen die Struktur eines zweistelligen Verbs dar. Zwischen dem Verb und dem Konstrukt [yp gei NP] besteht keinerlei -Selektionsverhältnis. Als ein zweistelliges Verb bedeutet song 'liefern, schicken und bringen1 und kommt oft in Begleitung von lai/qu 'kommen/gehen' vor, die die Richtung der Bewegung vom Aspekt des Sprechers aus spezifizieren, vgl. (72a). Denn anders als im Deutschen, wo nehmen und bringen die deiktisch spezifizierte Richtung als Bedeutungskomponente lexikalisch inhärent besitzen, sind song 'schicken', jie 'leihen' na 'nehmen', dai 'transportieren' bezüglich der Richtung der Bewegung neutral. In (72a) kommt song-lai diskontinuierlich vor. Wenn man nun auch zuläßt, daß Inkorporation von Final-SVKen in (72a), d.i. der von gei eingeleiteten VP, möglich wäre, ist es unerklärlich, warum (72b) schlecht ist. Außerdem bleibt zu fragen, warum gerade und ausschließlich die von gei eingeleiteten Final-SVKen für Inkorporation in Frage kommen sollen, v.a. weil die Final-SVKen gar nicht -markiert sind, so daß die Voraussetzung für die Inkorporation im Sinne von Hale/Keyser nicht erfüllt ist. Es liegt also auf der Hand, daß (71) nicht aus (69'a), sondern aus (69*b) abgeleitet ist. Wenn nun (69) (69*b) zugrunde gelegt wird, ergibt sich, daß (69) keine SVK ist. (72)

3.4

a. Lisi song-le yixie shuiguo lai (gei wo). Lisi bringen-ASP ein paar Früchte heimkommen) (geben ich) Lisi hat ein paar Früchte gebracht(, um mir sie zu geben).' b. *Lisi song gei wo yixie shuiguo lai. Lisi bringen geben ich ein paar Früchte heimkommen)

Ditransitive Verben als VI

Im Ausgang des vorhergehenden Abschnitts haben wir bereits vorweggenommen, daß ditransitive Verben wie song 'schenken' im Chinesischen zwei strukturelle Varianten haben, um die zwei subkategorisierten Argumente zu repräsentieren: zum einen die Doppelobjekt-Konstniktion (73a), wo gei optional ist, zum anderen die Dativ-Konstruktion (73b), wobei die GOAL-8-Rolle durch die ge/-Phrase dargestellt wird.42 (73)

42

a. Wo song (gei) ta yi-ben-shu. ich schenken (GEI) er ein-KL-Buch Ich schenke ihm ein Buch.' b. Wo song yi-ben-shu gei ta. ich schenken ein-KL-Buch GEI er Ich gebe ihm ein Buch.'

Eine Liste der chinesischen Verben, die die Doppelobjekt-Konstruktion erlauben, findet sich in T.-C. Tang (l979).

82

(74)

a. Wo song (gei) ta yi-ben-shu kan. ich schenken (GEI) er ein-KL-Buch lesen Teh schenke ihm ein Buch zum Lesen.' b. Wo song yi-ben-shu gei ta kan. ich schenken ein-KL-Buch GEI er lesen Ich gebe ihm ein Buch zum Lesen.'

In (74a) ist es unumstritten, daß eine SVK vorliegt, in der VI zwei NP-Argumente subkategorisiert. In (74b) ist es dagegen nicht ersichtlich, ob eine gei-Phrase oder eine geiClause vorliegt. Im ersteren Fall geht es um eine Konstituente, die vom Matrixverb 6markiert ist und dem Hauptsatz angehört. Im letzteren Fall geht es aber um eine FinalKonstruktion, die von gei eingeleitet ist. Die letztere Auffassung hat allerdings mit der Frage zu kämpfen, warum der Satz (74b) grammatisch ist, obwohl nur eines der Argumente des ditransitiven Verbs präsent ist. Wie der Kontrast zwischen (75a) und (75b) zeigt, ist das indirekte Objekt von song 'schenken1 erforderlich, was bei mal 'kaufen1 nicht der Fall ist. Dieser Unterschied läßt sich im allgemeinen zwischen geben-Verben (verbs of giving) und nehmen-Verben (verbs of taking) beobachten. Bei den ersteren ist der Satz eindeutig schlechter, wenn das indirekte Objekt entfällt. (75)

a. Wo ich b. Wo ich

song yi-ben-shu *(gei ta). schenken ein-KL-Buch GEI er mai yi-ben-shu (gei ta). kaufen ein-KL-Buch GEI er

Um die Analyse der ge/-Clause in (74b) zu untermauern, argumentiert Paul (1988: 47f.), daß der Finalsatz-Marker lai nicht vor V2, sondern nur vor gei vorkommen kann, vgl. (76a vs. b). Da der Finalsatz-Marker lai an der Satzgrenze erscheinen soll, glaubt Paul in (76) Evidenz dafür gesehen zu haben, daß gei in (74b) nicht mit der darauffolgenden NP eine Phrase bildet, sondern den Finalsatz einleitet. Als unmittelbare Konsequenz zieht Paul daraus den Schluß, daß gei in (73b) und (74b) nicht die gleiche Funktion haben kann. Daher postuliert Paul die Reduzierung eines Arguments von song in (74b). (76)

a. Wo song yi-ben-shu lai gei ta kan. ich geben ein-KL-Buch LAI GEI er lesen Ich gebe ihm ein Buch zum Lesen.1 b. *Wo song yi-ben-shu gei ta lai kan. ich geben ein-KL-Buch GEI er LAI lesen

Gegen Pauls Ansicht stellt sich zunächst die empirische Frage, ob (76a) und (74b) tatsächlich semantisch äquivalent sind. Wie schon erwähnt, können die Finalsatz-Marker lai/qu nur die Finalität hervorheben, nicht aber eine solche Relation herstellen. Das heißt, die Bedeutung des Satzes wird nicht durch die Einsetzung des Finalsatz-Markers geändert. Falls eine Bedeutungsdivergenz vorliegt, ist damit zu rechnen, daß es sich dabei in der Tat um verschiedene Konstruktionen handelt. In (76a) hat song m.E. eher die Bedeutung von

83

(77), wobei song nicht 'schenken, geben1 (Verben des Besitzwechsels) heißt, sondern 'abliefern, bringen* (Verben des Transportierens).43 (77)

Ta meitian song liang-xiang-guozhi dao gongsi. er jeden-Tag liefern zwei-KL-Saft nach Firma liefert jeden Tag zwei Kisten Säfte in die Firma.'

(78)

Wo song-le yi-ben-shu lai gei ta. ich geben-ASP ein-KL-Buch LAI geben er Ich brachte ein Buch hierher, um es ihm zu geben.1

(79)

Wo song-le yi-ben-shu lai daxue gei ta. ich geben-ASP ein-KL-Buch LAI Universität geben er Tch brachte ein Buch zur Universität, um es ihm zu geben.1

In (78) kennzeichnet lai entweder die Richtung 'wohin', wobei der implizierte Ort durch die Realisierung einer Objekt-NP ausgesprochen werden kann, wie (79) zeigt, oder leitet als Finalsatz-Marker den Finalsatz ein. Nach beiden Lesarten gilt gei mit der Bedeutung 'geben1 als das Prädikat der Final-Konstruktion, und in beiden Fällen zählt song zu Verben des Transportierens. Es ist also einerseits unplausibel in Pauls These, warum (76a) nicht auf (78), sondern auf (74b) zurückgeführt werden soll, andererseits fragwürdig, ob (76a) als Evidenz für die Reduzierung des Arguments von song in (74b) geltend gemacht werden kann. Denn es handelt sich offenbar um zwei verschiedene song. In (74b) gehört song zur Klasse der Verben des Besitzwechsels, in (76a) hingegen zur Klasse der Verben des Transportierens. Verben des Besitzwechsels, darunter die geben-Verben, und Verben des Transportierens unterliegen unterschiedlichen syntaktischen Bedingungen. Analog zu dem, was Hale/Keyser (1992,1993,1994) im Englischen über put und give beobachtet haben, vgl. (80), erlauben im Chinesischen nur die geben-Verben die N-Inkorporation des indirekten Objekts, wodurch Doppelobjekt-Konstruktionen ermöglicht werden, aber die Plazierungsverben nicht. Wie (81b) zeigt, kann^iwg 'legen' keine Doppelobjekt-Konstruktion bilden. Die Einschränkung der N-Inkorporation des indirekten Objekts begründen Hale/Keyser damit, daß die die Direktion kennzeichnenden Präpositionen genuine Präpositionen sind, wohingegen die Dativ-Präposition keine solche ist, weshalb diese keine Minimalitätsbarriere errichtet. Ansonsten haben geben-Verben und Plazierungsverben die gleiche Tiefenstruktur. Beide haben die das GOAL denotierende PP als das innerste Argument in der Komplementposition des Verbs, vgl. dazu das Diagramm in (69*b). (80)

43

a. John put his books on the shelf. b. *John put the shelf his books. c. John gives his money to the church. d. John gives the church his money.

Vgl. Helbig( 1983).

(aus Hale/Keyser 1992: 107)

84

(81)

a. Ta fang-le yi-shu-hua zai zhuo-shang. er legen-ASP ein-KL-Blumen auf Tisch-oben hat einen Strauß Blumen auf den Tisch gelegt.' b. *Ta fang zai zhuo-shang yi-shu-hua. er legen auf Tisch-oben ein-KL-Blumen

Wie die Ungrammatikalität in (82) ausweist, erlaubt song als ein Vertreter der Verben des Transportierens keine Doppelobjekt-Konstruktion. (82)

a. *Wo ich b. *Wo ich

song liefern song liefern

(gei) ta yi-ben-shu lai (GEI) er ein-KL-Buch LAI yi-ben-shu gei ta lai ein-KL-Buch GEI er LAI

(daxue). (Universität) (daxue). (Universität)

Wenn man nun die Distributionsrestriktion in (76a,b) entsprechend auf die in (78) und (82b) zurückführt, erhält man eine natürliche Erklärung, ohne Rekurs auf die Hypothese der Argument-Reduzierung nehmen zu müssen. Mit anderen Worten, da es in allen diesen Sätzen um Verben des Transportierens geht, machen sie somit m.E. keine Aussage über (73) und (74), in denen Verben des Besitzwechsels beteiligt sind. Weiterhin gibt es durchaus Evidenzen, die zeigen, daß eine Argument-Reduzierung beim ditransitiven VI in einer SVK nicht zwingend ist. (83)

Ta mai di gei erzi huanzhai. er verkaufen Grundstücke GEI Sohn Schulden-bezahlen a. verkauft Grundstücke, damit sein Sohn die Schulden bezahlen kann.' b. verkauft Grundstücke, damit er für seinen Sohn die Schulden bezahlen kann.' c. verkauft Grundstücke an seinen Sohn, damit er die Schulden bezahlen kann.'

Mai Verkaufen1 wird von Paul (1988) im Anschluß an Zhu (1983) den geben-Verben, d.i. Verben mit Doppelobjekten, zugerechnet. Wie (83a,b,c) zeigen, können verschiedene Lesarten abgeleitet werden, je nachdem, ob die Satzgrenze sich vor oder nach gei befindet. Dies läßt sich in (84) veranschaulichen. Für die Lesart (83a,b) ist (84a) und für (83c) (84b) zuständig. Die Einfügung des Finalsatz-Markers lai an der Satzgrenze soll die Satzbedeutung nicht ändern. Da der Finalsatz-Marker lai die Satzgrenze phonologisch kennzeichnet, ist zu erwarten, daß (83) die Lesart (c) verliert, wenn er vor gei erscheint, und die Lesarten (a,b), wenn vor V2. (84) sagt außerdem voraus, daß lai sowohl vor gei als auch vor V2 vorkommen kann. Dies kann durch (85) bestätigt werden. (84)

a. Ta er b. Ta er

(85)

Ta Er

mai verkaufen mai verkaufen

di Grundstücke di Grundstücke

(lai) (LAI) gei GEI

[gei erzi huanzhai]. GEI Sohn Schulden-bezahlen erzi (lai) [huanzhai]. Sohn (LAI) Schulden-bezahlen

mai di gei Zhangsan [lai gei erzi huanzhai]. verkaufen Grundstücke GEI Zhangsan LAI GEI Sohn Schulden-bezahlen verkauft Grundstücke an Zhangsan, damit (er für) sein(en) Sohn die Schulden bezahlen kann.'

85

Die Tatsache, daß in (84a) das indirekte Objekt von mal Verkaufen' syntaktisch nicht präsent ist, ist se man tisch klar zu erkennen, weil die von gei eingeleitete NP nicht das indirekte Objekt von mai sein kann. In Paul (1988) wird am Beispiel von (74b) postuliert, daß das indirekte Objekt von song deshalb weggelassen werden kann, weil es mittels der scmantisch-pragmatischen Inferenz im Finalsatz wieder aufzufinden ist. Denn obwohl gei in (73b) und (74b) unterschiedliche Funktion hat, versteht sich die gei unmittelbar folgende NP in beiden Konstruktionen als Empfänger der vom direkten Objekt des Hauptverbs denotierten Entität. Dies ist in (84a) und (84b) aber keineswegs der Fall. In (84b) ist der Sohn der Käufer, in (84a) aber nicht. (86) und (87) machen diesen semantischen Unterschied noch deutlicher. In (86) ist es nämlich sehr unwahrscheinlich, daß er an sich selbst die Grundstücke verkauft, wohingegen es in (87) gegen den normalen Menschenverstand wäre, daß jemand für seinen Kreditgeber dessen Schulden bezahlt. Dies hat zur Folge, daß, obwohl die Satzgrenze sowohl vor gei als auch vor V2 angenommen werden kann, aus semantisch-pragmatischen Gründen nur die hier vorgeschlagenen Auslegungen, bevorzugt sind. Um die Ambiguität zu vermeiden, wird gewöhnlich der Finalsatz-Marker verwendet. Obwohl es unklar ist, warum das indirekte Objekt von mai Verkaufen1 in (86) nicht präsent sein muß, ist aber aufgrund der durch (83), (85) und (87) dargelegten Fakten daran festzuhalten, daß eine Konstruktion wie die in (74b) nicht notwendigerweise der Argument-Reduzierung unterzogen werden muß. (86)

Ta er

mai di (lai) gei ziji huanzhai. verkaufen Grundstücke (LAI) GEI sich Schulden-bezahlen verkauft Grundstücke, um seine Schulden zu bezahlen.'

(87)

Ta er

mai di gei zhaizhu (lai) huanzhai. verkaufen Grundstücke GEI Kreditgeber (LAI) Schulden-bezahlen verkauft Grundstücke an den Kreditgeber, um die Schulden zu bezahlen.'

Ein weiteres anzuführendes Beispiel ist die Konstruktion mit jie 'leihen'. Neben song und mai istjie in Paul (1988: 34) ebenfalls als ein Verb mit Doppelobjekten angeführt, vgl. (88). (88)

Wo jie-le yi-zhi-bi gei ni xie. ich leihen-ASP ein-KL-Füller GEI du schreiben a. Ich habe dir einen Füller zum Schreiben geliehen.' b. Ich habe (von jemandem) einen Füller für dich zum Schreiben ausgeliehen.'

Was Paul nicht gesagt oder übersehen hat, ist, daß der Satz (88) ambig ist. Nur in (88a) kanny/e zu den geben-Verben gezahlt werden. Im Englischen wird zwischen lend (gebenVerb) und borrow (nehmen-Veib) unterschieden, indem das erstere die Realisierung der Doppelobjekte benötigt, das letztere sich hingegen meistens mit einem begnügt. Das Chinesische jie ähnlet eher leihen im Deutschen, indem die Differenzierung zwischen "jemandem etwas leihen" und "von jemandem etwas leihen" nicht im Lexikon registriert ist. Man muß nun darauf achten, mit welchem jie man es zu tun hat. In (89) erscheint lai

86

vor gei, und der Satz hat die Lesart, die sowieso von einem zweistelligen jie gewährt wird. Ich sehe also in (89) keinen Beweis für die angebliche Argument-Reduzierung von jie. (89)

Wo jie-le yi-zhi-bi lai gei ni xie. ich leihen-ASP ein-KL-Füller LAI GEI du schreiben Ich habe einen Füller für dich zum Schreiben ausgeliehen.1

Aus der bisherigen Diskussion geht hervor, daß bislang keine stichhaltigen Gründe bekannt sind, die die Analyse der ge/'-Phrase in (74b) gänzlich bestreiten können. Andererseits ist es durchaus wahrscheinlich, daß in manchen Fällen nicht die Verben des Besitzwechsels, sondern die des Transportierens vorliegen. Hierzu sind vor allem die folgenden zwei, für diese Ansicht scheinbar problematischen Konstruktionen, zu besprechen. Zum einen ist anzumerken, daß die Konfiguration in (90a) bzw. (76b) mit der in (87) zu vergleichen ist. Da sowohl song 'schenken' als auch mal Verkaufen' geben-Veiben sind, wäre es rätselhaft, warum man das eine akzeptiert, das andere für schlecht hält. Der Satz in (90a) sowie in (76b) ist m.E. jedoch nicht ganz unakzeptabel. Im Vergleich zu (90b) kann man (90a) jedenfalls als markiert ansehen. Eine Ursache, die zur Markiertheit von (90a) fuhrt, besteht wahrscheinlich im "viewpoint aspect" des Chinesischen. Wenn man berücksichtigt, daß die geben-Veiben eine kausativische Struktur haben und die Eigenschaft der Zustandsänderung spezifizieren, weil "X gave Z to " " received Z" zur Folge hat,44 dann würde man davon ausgehen, daß das Ereignis bereits vervollständigt worden wäre. Daß ein weiteres Ereignis nach dem vervollständigten Ereignis folgen soll, ergibt sich dann unerwarteterweise. Von daher ist (90a) markiert. (90b) ist dagegen völlig in Ordnung. Denn in Doppelobjekt-Konstruktionen sind die Handlung des Gebens und die Bewegimg der Entität "coextensive". In (90b) wird nicht das Ergebnis, was mit dem Pulli passiert ist, sondern das Ergebnis, daß er ihm einen Pulli schenkte, betont.45 Zur diesbezüglichen Aspekteinschränkung wird im nächsten Abschnitt mehr gesagt. (90)

a. ?Wo song-le yi-jian-maoyi gei ta (lai) chuan. ich geben-ASP ein-KL-Pullover GEI er (LAI) anziehen Ich habe ihm einen Pulli zum Anziehen geschenkt.' b. Wo song-le ta yi-jian-maoyi chuan. ich geben-ASP er ein-KL-Pullover anziehen Ich habe ihm einen Pulli zum Anziehen geschenkt.'

Zum anderen ist aufzuklären, warum (91) schlecht ist. Wenn man annimmt, daß song hierbei ein Verb des Transportierens ist, müßte der Satz in Ordnung sein. Wie (9l1) zeigt, ist es klar, daß das Matrixobjekt und die eingebettete Objekt-EC koreferent sind. Das einzig übriggebliebene Element im Hauptsatz, d.i. das Matrixsubjekt, müßte eigentlich als der Kontrolleur der eingebetteten Subjekt-EC dienen. Die Interpretation, daß "ich ein Buch abgebe/abliefere, um es zu lesen", ist aber semantisch-pragmatisch abwegig. (9 ) läßt sich folglich aus semantisch-pragmatischen Gründen ausschließen. Aus gleichen Gründen ist 44 45

Vgl. Jackendoff (l 990). Vgl. Jackendoff (l 993).

87

(92)=(92') blockiert. (91) und (92) sind in jeder Hinsicht unakzeptabel, wenn song als ein Verb des Besitzwechsels angesehen werden soll, vgl. (91") und (92"). (91)

*Wo song yi-ben-shu (lai) kan. ich liefern ein-KL-Buch LAI lesen

(9 )

WOj song yi-ben-shu. (lai) [e{ ich liefern ein-KL-Buch LAI

(9 )

Wo song Zhangsanj ej (lai) [e; kan e·]. ich geben Zhangsan LAI lesen

(92)

*Wo song Zhangsan kan. ich liefern Zhangsan lesen

(92')

WOj song Zhangsan. [ ; kan ich liefern Zhangsan lesen

e·].

(92")

Wo song e; yi-ben-shu. [et ich geben ein-KL-Buch

kann lesen

kan lesen

3.5

Die Lizensierung von Final-S VKen

3.5.1

Aspektanforderungen

e·].

e·].

In Zhu (1983) wird aufgrund der Fakten in (93) festgestellt, daß, um eine Final-Konstruktion anknüpfen zu können, das Prädikat des Hauptsatzes intentional sein muß. (93)

a. *Wo shu ta shi-kuai-qian hua. ich verlieren er zehn-KL-Geld ausgeben b. *Ta faxian-le yi-ben-shu gei wo er entdecken-ASP ein-KL-Buch GEI ich c. *Ta jian(-dao)-le yi-jian-maoyi er sehen(-erreichen)-ASP ein-KL-Pullover

kan. lesen gei wo chuan. GEI ich anziehen

Zieht man die von Hoekstra (1992: 158) aufgestellte Charakterisierung des Zustandsprädikats (speziell "cognitive state type") in Betracht, so läßt sich faxian in (93b) aufgrund der folgenden Tests in diese Klasse einordnen. Einerseits kann faxian weder im progressiven noch im imperativen Modus erscheinen, vgl. (94)-(95). Andererseits kann keine Konstruktion mit faxian als Prädikatskopf das Komplement von kaishi/tingzhi 'anfangen/aufhören' sein, vgl. (96). (94)

*Ta zhengzai faxian xin dalu. er gerade dabei entdecken neu Kontinent

88

(95)

*Qing faxian zhengque jieda! Bitte entdecken richtig Lösung

(96)

*Ta kaishi/tingzhi er anfangen/aufhören

faxian xin dalu. entdecken neu Kontinent

Verben bzw. Prädikate, die obigen Restriktionen unterliegen, werden von Hoekstra die Merkmale [-dynamic, -control] zugeschrieben. Hoekstra zufolge sind die Zustandsprädikate, die diese Merkmale innehaben, auf Individual-level-Prädikate beschränkt. Nach dem von Kratzer (1988) eingeführten Konzept haben die Individual-level-Prädikate keine eRolle (event-role) in ihrer Ereignisstruktur, weswegen sie nicht fähig sind, sich einem weiteren Ereignis anzuschließen.46 Diese ereignisstrukturelle Beschränkung spiegelt sich in der Syntax wider, indem keine sekundäre Prädikation und Ereignis denotierende Konstrukte als Adjunkt oder Komplement zugelassen sind. Die Ungrammatikalität in (93b) erhält damit eine natürliche Erklärung. Das Subjekt von shu Verlieren' in (93a) wird man eher als Experiencer denn als Agens interpretieren, und dies gilt ebenfalls beim Wahrnehmungsverb (perception-Veiben) jian 'sehen' in (93 c). Hoekstra (1992: 160) zufolge sind perception-VeTben wie see und hear (und wohl experiences Verben im allgemeinen) zwar den stage-level-Prädikaten zuzurechnen, aber sie sind nicht-dynamisch, weil "every point in the time-span within which the predicate holds is identical to every other". In Vendlers (1967) Klassifikation der Prädikate findet man see und hear schließlich unter der Kategorie des Zustandsverbs. Positionalverben wie sit, lie, etc. sind nach Hoekstra ebenfalls nicht-dynamisch. Sie unterscheiden sich dennoch von den perception-Verben dadurch, daß sie das Merkmal [+control] haben, indem das denotierte Ereignis durch den Einfluß des Subjektarguments mehr oder weniger determiniert werden kann. Dies ist dagegen bei perception-Verben ausgeschlossen. Faßt man diese Charakterisierungen zusammen, so haben auch die perceptionVerben die Merkmale [-dynamic, -control]. Anzumerken ist, daß die Eigenschaft der Fähigkeit der Kontrolle noch nicht gut definiert ist. Zaenen (1993) zufolge weisen Subjekte der [-control]-Verben nicht-agentivischen Charakter auf, und die sog. "controlability" bezieht sich auf das, was Dowty (1991) als "volition" bezeichnet. Zhus Interpretation von Intentionalität paßt in dieser Hinsicht ohne weiteres zu Dowtys Konzept von "volition" und der Vorstellung von [+control] in Hoekstra und Zaenen. Neben der Intentionalität gilt die Atelizität des Matrixprädikats als die zweite Aspektanforderung zur Lizensierung der Final-SVKen. Kimura (1984) verweist darauf, daß (97a) und (97b) zwar bedeutungsmäßig vergleichbar sind, die verschiedenen Konstellationen von lai 'kommen' wirken sich dennoch auf den Aspekt unterschiedlich aus.47

46 47

Es ist zu beachten, daß Kratzers (1988) Definition von e-Rolle sich von der Higginbothams (l 985) unterscheidet. Da anders als im Deutschen die temporale Verankerung im Chinesischen morpho-syntaktisch nicht obligatorisch ist und der Aspekt unspezifiziert bleiben kann, wird, um Mißverständnisse zu vermeiden, keine Übersetzung für die Sätze in (97X103) vorgeschlagen.

89

(97)

a. Ta dai er bringen b. Ta dai er bringen

yi-ben-shu lai. ein-KL-Buch kommen lai yi-ben-shu. kommen ein-KL-Buch

Kimura zufolge drückt der Satz (97a) eine Bewegung aus, wohingegen (97b) den aus dem Vorgang oder der Handlung resultierenden Zustand hervorhebt. Die Tatsache, daß den Prädikaten in (97a,b) unterschiedliche Aspekttypen in bezug auf die Ereignisstruktur des Satzes zuzuordnen sind, konstatiert Kimura u.a. mithilfe der folgenden zwei syntaktischen Tests. Zum einen die Modifikation durch Satzadverbien, vgl. (98): Wie erwartet, kann das Modaladverb congmang 'hastig* nur die Bewegung modifizieren, aber nicht den Zustand. (98)

a. Ta congmang er hastig b. "Ta congmang er hastig

quxia yanjing abnehmen Brille quxia qu abnehmen gehen

qu. (aus Kimura 1984: 269) gehen yanjing. Brille

Zum anderen ist am Beispiel von imperativen Sätzen zu sehen, daß mit der Konfiguration V-O-lai in (99a) eine Handlung dargestellt werden kann, aber nicht mit (99b), in dem lai vor dem Objekt und unmittelbar hinter dem Verb vorkommt. (99)

a. Ban vizi lai ba! tragen Stuhl kommen Partikel Trage den Stuhl hierher!1 b. *Ban lai yizi ba! tragen kommen Stuhl Partikel

(aus Kimura 1984:274)

Ausgehend von dieser Beobachtung argumentiere ich, daß die Asymmetrie zwischen (lOOa) und (lOOb) als unmittelbare Konsequenz der verschiedenen Ereignisstrukturen des jeweiligen Matrixprädikates anzusehen ist. (100)

a. Ta dai yi-ben-shu lai er bringen ein-KL-Buch kommen b. *Ta dai lai yi-ben-shu er bringen kommen ein-KL-Buch

[gei GEI [gei GEI

wo ich wo ich

kan]. lesen kan]. lesen

In allen b-Sätzen von (97) bis (100) kann das Bewegungsverb lai 'kommen' als das (direktionale) Resultative Verbkomplement (RVK)48 klassifiziert werden. RVKe spielen im chinesischen Aspektsystem eine spezifische Rolle, indem durch sie "a completed event, with emphasis on the final change of state" (Smith 1990: 313) dargestellt wird. Nach Smith ändern die RVKe den Ereignistyp des zugrunde liegenden Verbs, wobei man das Augenmerk auf das Ergebnis des Ereignisses richtet. Die temporale Eigenschaft von "completion" prognostiziert nun die Telizität des Ereignisses. Zieht man in Betracht, daß das denotierte Ereignis in (97b) "begrenzt" (bounded) ist, leuchtet ein, warum der Satz der

48

Vgl. dazu Abschnitt 5.4 der vorliegenden Arbeit.

90

Anschluß einer Final-Konstruktion nicht zuläßt (lOOb). Aus gleichen Gründen läßt sich der Satz in (93c) ausschließen, in dem durch das RVK dao 'erreichen' den Schluß des Ereignisses eindeutig zum Ausdruck gebracht wird, und das Ereignis somit mit der semantischen Eigenschaft [+begrenzt] klassifiziert wird. Technisch formuliert, ist die Ungrammatikalität in (lOOb) bzw. in (93c), in denen die Matrixverben durch die RVKe suffigiert sind, darauf zurückzuführen, daß das Matrixprädikat keine e-Rolle im Sinne von Kratzer (1988) hat, durch die die Final-SVK lizensiert werden kann.49 Aufmerksam gemacht werden soll an dieser Stelle darauf, daß es noch unklar ist, ob das Chinesische neben der Atelizität und Zustandsänderung (change of state) den Ereignistyp der Telizität hat, vgl. Tai (1984), Smith (1990) und Yong (1997). Sind Atelizität und Zustandsänderung als gegenseitig auszuschließende Begriffe zu betrachten, ist die Bedingung der Lizensierung der Final-SVK sicherlich auf die Atelizität des Matrixprädikats festzulegen. Diese Bedingung schließt zugleich die Möglichkeit aus, daß ein eine FinalSVK lizensierender Prädikator RVKe enthält, da RVKe eindeutig den Ereignistyp der Zustandsänderung markieren. Dies bietet außerdem eine Erklärung für das Phänomen an, warum die von Final-SVKen gefolgten Verben überwiegend monomorphemisch sind, wenn man berücksichtigt, daß die sog. V-V-Komposita im Chinesischen, insbesondere die V-RVK-Bildung, sehr produktiv sind. Im Vergleich dazu gibt es die koordinierenden VV-Komposita wie das in (101) weniger.50 In (101) beschreibt das Matrixprädikat ein Ereignis ohne offensichtlich erkennbare Zeitreferenz bezüglich Anfang und Ende des Ereignises, was eindeutig auf die semantische Eigenschaft eines unbegrenzten Ereignisses hindeutet. Wie erwartet, kann die Final-SVK in (101) lizensiert werden. (101)

Ta gou-mai yi-jian-canting jingying. er kaufen-kaufen ein-KL-Restaurant betreiben

Zum Schluß ist auf Smiths (1990, 1991) Beobachtung hinzuweisen, daß im Unterschied zum Englischen im Chinesischen "completion" und "termination" unabhängig markiert werden können. Smith zufolge stellen die sog. einfachen perfektiven Sätze (simple perfectives), die allein vom Perfektiv-Morphem le markiert sind, semantisch nicht unbedingt "completion" dar, sondern in erster Linie "termination". Denn ein abgeschlossenes Ereignis muß nicht zugleich bedeuten, daß es zu Ende gebracht wurde. Dies kann nun erklären, warum in (103a) die Final-SVK lizensiert werden kann, und die Tatsache, daß die Matrixverben in SVKen von Aspektmarkern überhaupt markiert werden können. Lai in (103a) kann allerdings auch als Finalsatzmarker interpretiert werden. Ein Grammatikalisierungsprozeß des Bewegungsverbs lai durch die deiktische Anwendung als die Richtung kennzeichnende Aspektpartikel bis zum Finalsatz-Marker läßt sich angesichts der günstigen Stellung in der Satzgrenze vermuten.

49 50

In Hoekstra (1992: 160) wird hinsichtlich der Lizensierung von Komplement-SCs im Englischen beobachtet, daß das vom Matrixprädikat denotierte Ereignis inhärent unbegrenzt sein muß. Vgl. "coordinate compounds" in Chao (1968: 372) und dazu "parallel verb compounds" in Li/ Thompson(1981:68ff).

91

(102)

a. Ta dai-le yi-ben-shu lai. er bringen-ASP ein-KL-Buch kommen b. Ta dai lai le yi-ben-shu. er bringen kommen ASP ein-KL-Buch

(103)

a. Ta dai-le yi-ben-shu lai [gei wo kan]. er bringen-ASP ein-KL-Buch kommen GEI ich lesen b. *Ta dai lai le yi-ben-shu [gei wo kan]. er bringen kommen ASP ein-KL-Buch GEI ich lesen

Ich werde hier nicht weiter auf das Aspektsystem des Chinesischen eingehen. Es genügt hier zu zeigen, daß ein von einer Final-SVK gefolgtes Prädikat semantisch nicht-stativ bzw. dynamisch und in bezug auf die temporale Struktur atelisch bzw. inhärent unbegrenzt sein muß.

3.5.2

Zur Theorie der Lizensierung

Nach den empirischen Betrachtungen rückt die Frage nach einer theoretischen Erwägung in den Mittelpunkt. Zunächst liegt es nahe, daß die oben beobachteten ereignisstrukturellen Einschränkungen der Matrixverben bzw. Prädikate nicht von der syntaktischen Struktur abgeleitet sein können. Im Gegenteil wirken die semantischen Restriktionen auf das syntaktische Verhalten, und wenn man Chomskys (1981) These heranzieht, wonach Syntax aus dem Lexikon projiziert wird, so sind sie als Konsequenz der Abbildung der lexikalischen Repräsentation des Prädikats auf die Syntax anzusehen. Obwohl Chomsky seine Theorie überwiegend auf die Betrachtung der syntaktischen Konfiguration stützt, und die Frage nach dem Interface zwischen der syntaktischen Ebene und der semantischen, lexikalischen Ebene vernachlässigt, gewinnt die letztere Fragestellung jüngst immer mehr Aufmerksamkeit. An Forschungen, die versuchen, die für die Syntax relevanten grammatischen Informationen im Lexikon zu etablieren, sind u.a. der von Grimshaw (1990) vertretene Ansatz der Argumentstruktur, der von Hale/Keyser (1993) vorgeschlagene Ansatz der LRS (lexical relational structure) und die hauptsächlich von Rappaport et al. (1993) propagierte Hypothese der PAS (predicate argument structure) zu erwähnen, die als das Interface zwischen der D-Struktur und der "lexical semantic structure" bzw. "lexical conceptual structure" gilt, die die lexikalische Bedeutung repräsentiert. Im folgenden werde ich Rapoports (1991, 1993a,b) These der Lizensierung, die sich im Rahmen der obigen Konzepte bewegt, anführen, wobei versucht wird, das SVK-Phänomen unter diesem Konzept aufzufassen. Im Rahmen der P & P-Theorie bestehen im Hinblick auf die Lizensierung der syntaktischen Komponenten Unterschiede zwischen Prädikaten und Argumenten. Argumente befinden sich in einer thematischen Relation zu einem Prädikatskopf. Die lexikalische Repräsentation bzw. die Argumentstruktur eines Prädikatskopfes enthält die Informationen darüber, ob er interne Argumente selegiert, und ob er externe Argumente -markieren kann. Wenn ein Argument von keinem Prädikatskopf markiert werden kann, kann es in LF nicht interpretiert werden. Konstruktionen, die ein

92

nicht -markiertes Argument enthalten, werden von daher aufgrund des Wohlgeformtheitsprinzips FI blockiert, und ihre Ungrammatikalität ergibt sich als die natürliche Folge. Obwohl Argumente durch ihre Beziehung zum -Rollen zuweisenden Prädikatskopf lizensiert werden können, weist Rapoport (1991, 1993a) darauf hin, daß es bei Prädikaten nicht der Fall zu sein scheint, daß sie allein durch ihre lexikalische Eigenschaft der Rollenzuweisung lizensiert werden können. Aufgrund der Daten aus den SC-Konstruktionen im Englischen schlägt sie in der Richtung von Hale/Keyser (1993 etc.) vor, neben der Argumentstruktur die Ereignisstruktur in die lexikalische Repräsentation des Verbs, wie sie (104) darstellt,51 aufzunehmen. Dabei werden Argumentstruktur und Ereignisstruktur unter dem Begriff der " -Struktur" aufgefaßt. (104)

syntax:

V [a][e]

t lexicon: V: [e.structure [argument-structure] [event structure]]

Ausgehend vom Projektionsprinzip von Chomsky (1981), nach dem lexikalische Bedingungen auf der syntaktischen Ebene repräsentiert sind, und zwar nicht auf einer einzigen syntaktischen Ebene (z.B. der D-Struktur), sondern auf allen syntaktischen Repräsentationsebenen, postuliert Rapoport ein Prinzip der Lizensierung wie folgt: (105)

Licensing Principle52 Every phrase in a syntactic structure must be licensed through the direct linking of a position in its -structure to a position in the -structure of the head of its clause, within the government domain ofthat head.

Die Lizensierung der Final-SVKen ist diesem Ansatz zu unterwerfen. Da die Final-SVK nicht vom Matrixverb subkategorisiert ist, d.h. sie ist kein thematisch bezogenes Argument des Matrixverbs, kann sie nur durch ihre ereignisstrukturelle Beziehung zum Matrixverb lizensiert werden. Nach der Analyse, derzufolge die Final-SVK rechts an die untere W einer VP-Schale basisadjungiert, ist die Final-SVK vom V-Kopf regiert, und befindet sich damit in dessen Rektionsdomäne. Der Tatbestand, daß die -Struktur des Matrixprädikats einen e-Platz hat, steht aufgrund des Ergebnisses des vorangegangenen Abschnitts, daß es die Merkmale [+dynamic, +control] im Sinne von Hoekstra (1992) innehat, außer Frage. Ebenfalls deutet die Beschränkung auf transitive Verben als Prädikatskopf der Final-SVK darauf hin, daß ein e-Platz in ihrer -Struktur präsent ist.53 Betrachtet man die Sachlage aus dem Aspekt des Unterschieds zwischen Individual-levelPrädikate und Stage-Ievel-Prädikate im Sinne von Kratzer (1988) kann man allenfalls 51 52

53

Vgl. Rapoport (1993a: 159) ebd. Diese Einsicht geht auf die stoische Klassifikation zurück, wonach transitive Verben den "Gegenstand in einem Zustand relativ zu etwas sein" beschreiben, während intransitive Verben den "Gegenstand in einem Zustand sein" denotieren. Vgl. Brekle (1985: 57).

93

daran festhalten, daß die Final-SVK als Stage-level-Prädikate interpretiert werden müssen. Diese Aussage erhält unter anderem empirische Unterstützung durch die Tatsache, daß die Final-SVK in einer temporalen, und möglicherweise auch in einer räumlichen Relation zu dem Matrixprädikat steht. Zusammenfassend kann man davon ausgehen, daß die Lizensierung der Final-SVK aus dem Postulat in (10S) erfolgen kann. In Anlehnung an Hoekstra (1992: 172) nehme ich an, daß die Einbindung der Final-SVK in die Ereignisstruktur des Matrixprädikats schließlich die Interpretation der Finalität ergibt, und damit auch die Interpretation eines einzigen Ereignisses (d.i. one overall event) in dem Sinne, daß die komplexe Proposition ein "cognitive pattern" darstellt.

Deskriptivsätze

4. l

Distributionsrestriktionen

Die Konstruktionen in (1) werden in Li/Thompson (1981) als Realis-Deskriptivsätze bezeichnet. Die dort den Realis-Deskriptivsätzen entgegengesetzten Irrealis-Deskriptivsätze sind in der vorliegenden Arbeit unter den Final-SVKen subsumiert. Beide Typen von Deskriptivsätzen zählen in Li/Thompson zu SVKen. Hier beschränke ich den Begriff der Deskriptivsätze auf den Typ von Realis-Deskriptivsätzen. Die Irrealis-Deskriptivsätze werden weiterhin als Final-SVKen aufgefaßt. Im folgenden wird gezeigt, daß die Deskriptivsätze sich nicht nur semantisch, sondern auch syntaktisch von Final-SVKen unterscheiden. (1)

a. Wo mai-le yi-jian-yifüj [ef tai da]. ich kaufen-ASP ein-KL-Kleid zu groß Ich habe ein Kleid gekauft, das zu groß war.' b. Wo dapo-le yi-ge-chabeij [Cj hen zhiqian]. ich zerbrechen-ASP ein-KL-Tasse sehr wertvoll Ich habe eine Tasse zerbrochen, die sehr wertvoll war.' c. Ta yang-le yi-tiao-goU; [wo yao mai e^. er züchten-ASP ein-KL-Hund ich wollen kaufen Er hat einen Hund gezüchtet, den ich kaufen will.' d. Ta chao-le yi-ge-caij [wo hen xihuan chi e;]. er braten-ASP ein-KL-Speise ich sehr mögen essen Er hat eine Speise gekocht, die mir sehr gut schmeckt.'

In allen Sätzen in (1) steht die eingeklammerte Phrase in einer prädikativen Beziehung zum Matrixobjekt. Nimmt man in (lc,d) jeweils eine Objekt-EC und in (la,b) jeweils eine Subjekt-EC in der eingeklammerten Phrase an, so haben sowohl Subjekt-ECs als auch Objekt-ECs das Matrixobjekt als Kontrolleur. Huang (1987b) betrachtet derartige Deskriptivsätze als einen Subtyp der Existenzsätze des Chinesischen, die einheitlich die Konfiguration (2) aufweisen. (2)

...NP1 ... V ... NP2 ... XP ...

In (2) prädiziert XP über NP2. XP ist ein Adjunkt, weil zwischen V und XP kein -Selektionsverhältnis besteht, so daß XP jeder Zeit weglaßbar ist. Allerdings können die Konstruktionen in (1) nur dann als "have to do with existence of some sort" (Huang 1987b: 231) verstanden werden, wenn XP vorhanden ist. Das bedeutet, um sich für eine Art Existenzsätze zu qualifizieren, ist die Prädikationsphrase XP im Fall der Deskriptivsätze unentbehrlich. Dagegen bestehen die genuinen Existenzsätze aus Verben, die die Grundbedeutung von oder die Hinweise auf "(Nicht-)Existenz" innehaben, z.B. you 'es gibt, es existiert', fasheng 'geschehen, passieren', lai 'kommen (zur Existenz)', si 'sterben.

96

(Verlassen der Existenz)1 etc. In genuinen Existenzsätzen kann XP weggelassen werden, ohne den betreffenden semantischen Status des Satzes zu verändern. Wenn in (2) XP gleich W ist, dann haben wir ein SVK-Phänomen vorliegen, wobei die SVK dazu dient, die Existenzsätze zu bilden. Die Final-SVKen haben die gleiche Oberflächenkonfiguration (2), in der X = V ist. Mit Final-SVKen werden aber Finalsätze gebildet. Während in Final-SVKen XP sich auf eine reine W beschränkt, ist dies bei Deskriptivsätzen nicht der Fall. Wie (lc,d) zeigen, kann die Prädikationsphrase (d.i. XP in (2)) die funktionale Projektion IP sein. Dies hat zur Folge, daß, während die Final-SVKen und Resultativ-SVKen einheitlich durch die SVKen dargestellt werden, nur ein Teil der Deskriptivsätze aus SVKen besteht. In Li/Thompson (l981: 611) wird auf zwei Beschränkungen bezüglich der Distribution von Deskriptivsätzen hingewiesen. Zum einen muß das Bezugswort der Prädikationsphrase indefinit sein. Nach Huang (1987b: 238) ist eine NP indefinit, wenn sie einen existentiellen Quantor enthält oder als nicht-generisch interpretiert wird. Die Beispiele in (3) zeigen, daß das Bezugswort weder definit noch nicht-referentiell sein kann. (3)

a. Lisi mai-le yi-liang-qichej [e( hen gui]. Lisi kaufen-ASP ein-KL-Auto sehr teuer Lisi hat ein Auto gekauft, das sehr teuer ist.' b. *Lisi mai-le na-liang-qichej [e; hen gui]. Lisi kaufen-ASP jenes-KL-Auto sehr teuer c. *Lisi mai-le qichCj [e; hen gui]. Lisi kaufen-ASP Auto sehr teuer

(4)

a. Zhangsan you yi-ben-shUj [wo kan-bu-dong ej.1 Zhangsan haben ein-KL-Buch ich lesen-nicht-verstehen 'Zhangsan hat ein Buch, das ich nicht verstehen kann.' b. *Zhangsan you na-ben-shUj [wo kan-bu-dong ej. Zhangsan haben jenes-KL-Buch ich lesen-nicht-verstehen c. Zhangsan you shu; [wo kan-bu-dong e^. Zhangsan haben Buch ich lesen-nicht-verstehen

'Zhangsan hat ein Buch/manche Bücher, das/die ich nicht verstehen kann.' Im Chinesischen kann eine reine NP generisch/nicht-generisch, referentiell/nicht-referentiell oder definit/indefinit interpretiert werden. In (4c) ist der Satz nur dann grammatisch, wenn shu als nicht-generisch und indefinit interpretiert wird. Diese Beschränkung ist in der Literatur über Existenzsätze als Definitheitseffekt bekannt. Die Konstruktionen in (3) sind im Gegensatz zu den genuinen Existenzsätzen in (4) a priori Deskriptivsätze. (3c) zeigt, daß eine nicht-referentielle Bezugs-NP den Satz zur Unakzeptabilität führt. Die Tatsache, daß das Bezugsnomen in Deskriptivsätzen referentiell indefinit sein muß, erfaßt Huang (1987b: 249) unter dem Spezifizitätseffekt (specificity effect). Die Deskriptivsätze und die genuinen Existenzsätze unterscheiden sich also darin, daß die ersteren gegenüber den letzteren nicht nur einen Definitheitseffekt, sondern auch einen Spezifizitätseffekt aufweisen.

Beispiel aus Huang (1994: 569).

97

Zum anderen lassen die Deskriptivsätze, wie schon der ursprüngliche Name "RealisDesktriptivsatz" impliziert, nur eine Realis-Interpretation zu. Mit anderen Worten, die Deskriptivsätze können nur das beschreiben, was bereits in der realen Welt passiert ist, vgl. (5). (5)

a. *Zhangsan xiang mai yi-dong-fangzi· [wo hao xihuan e·]. Zhangsan möchten kaufen ein-KL-Haus ich sehr mögen b. *Ta xiang dapo yi-ge-chabeij [e; hen zhiqian]. er möchten zerbrechen ein-KL-Teetasse sehr wertvoll

Die Ungrammatikalität der Sätze in (5) kann man darauf zurückführen, daß die IrrealisInterpretation des Hauptsatzes, die vom Modalverb xiang 'möchten' zum Ausdruck gebracht wird, und die Realis-Interpretation, die vom Deskriptivsatz erzwungen wird, miteinander im Konflikt stehen. Diese Einschränkung betrifft nicht Konstruktionen mit restriktivem Relativsatz (6). Die kanonische Position der (restriktiven) Relativsätze im Chinesischen ist vor den jeweiligen Bezugswörtern, wobei sie diese mittels der strukturellen Partikel de anknüpfen.2 (6)

a. Zhangsan xiang mai yi-dong [wo hao xihuan e· de] fangzl. Zhangsan möchten kaufen ein-KL ich sehr mögen REL Haus 'Zhangsan möchte ein Haus, das mir gut gefällt, kaufen.' b. Ta xiang dapo yi-ge ( e j hen zhiqian de] chabei^ er möchte zerbrechen ein-KL sehr wertvoll REL Teetasse "Er möchte eine wertvolle Teetasse zerbrechen.1

Außerdem beobachtet Huang (1987b: 230), daß die Hauptverben der Deskriptivsätze im allgemeinen mit dem perfektiven Aspektmarker le oder dem Erfahrung hervorhebenden guo versehen sind. Ihre Funktion besteht vermutlich darin, die Existenz der vom Verb denotierten Handlung/Vorgang oder die der vom Objekt denotierten Entitäten eindeutig zu kennzeichnen. Eine weitere Restriktion für Deskriptivsätze ist, daß die Bezugs-NP der Prädikationsphrase sich auf das Matrixobjekt beschränkt. Die Konstruktionen in (7) sind keine Deskriptivsätze. In (7) ist zwar semantisch klar, daß sich die Prädikationsphrasen auf das Matrixsubjekt beziehen, indem sie auf den Gemütszustand der denotierten Person referieren. Dennoch ist es wichtig zu erkennen, daß sich aus (7a) die Interpretation 'Amei hat ein Kleid gekauft, als sie extrem glücklich war' und aus (Tb) 'Xiaochen hat eine Tasse zerbrochen, als er traurig war' nicht ergeben kann. Stattdessen versteht sich der von der eingeklammerten Phrase dargestellte Zustand als die Folge des vom vorhergehenden Satz ausgedrückten Ereignisses. Das bedeutet, die eingeklammerten Phrasen in (7) prädizieren nicht allein über die Satzsubjekte, sondern über den ganzen, ihnen vorhergehenden Satz.

2

Huang (1984b: 569) merkt an, daß die hier als Deskriptivsätze bezeichneten Konstruktionen den semantischen Status eines nicht-restriktiven Relativsatzes haben. Den syntaktischen Status eines Relativsatzes haben sie aber nicht.

98

Die Sätze in (7) sind daher von Deskriptivsätzen in (1) zu unterscheiden, und lassen sich unter Konstruktionen mit satzartigen Subjekten auffassen. (7)

a. Ameij mai-le yi-jian-yiru [ ; gaoxing ji le]. Amei kaufen-ASP ein-KL-Kleid glücklich extrem ASP 'Amei hat ein Kleid gekauft, und war extrem glücklich.1 b. Xiaochen{ dapo-le yi-ge-beizi [e; hen shangxin]. Xiaochen zerbrechen-ASP ein-KL-Tasse sehr traurig "Xiaochen hat eine Tasse zerbrochen, und ist darüber sehr traurig.'

4.2

Die leeren Kategorien in Deskriptivsätzen

4.2. l

Kontrolle der Subjekt-ECs

Wie erwähnt, beschränken sich die Prädikate der Prädikationsphrasen in Deskriptivsätzen nicht auf die verbale Kategorie. In der Tat umfassen sie alle syntaktischen Kategorien, wie (8) zeigt. (8)

a. Wo yujian yi-ge-ren [^ hong toufa]. ich begegnen ein-KL-Person rotes Haar Ich bin einer Person begegnet, die rotes Haar hat.' b. Wo renshi yi-ge-ren [pp zai deguo]. ich kennen ein-KL-Person in Deutschland Ich kenne eine Person, die in Deutschland ist.' c. Ta jiang-le yi-ju-hua [^ hen nanting]. er sprechen-ASP ein-KL-Wort sehr böse hat ein Wort gesagt, das sehr böse war.1 d. Ta zhaodao yixie xuesheng [yp ai tiaowu]. er finden ein paar Studenten lieben tanzen "Er hat ein paar Studenten gefunden, die gerne tanzen.' e. Zhangsan xie-le yi-ben-shu [jp wo kan-bu-dong]. Zhangsan schreiben-ASP ein-KL-Buch ich nicht-verstehen 'Zhangsan hat ein Buch geschrieben, das ich nicht verstehe.1

In (8a-c) kann man annehmen, daß es sich bei den Prädikationsphrasen um Kopula-Konstruktionen mit weggelassener Kopula handelt. Ihnen kann man Satzstatus zuschreiben, indem man aufgrund der Tatsache, daß maximale Projektionen aller syntaktischen Kategorien im Chinesischen prädikativ verwendet werden können, und aufgrund des EPPs eine Subjekt-EC für das jeweilig eingebettete Prädikat annimmt. Daraus ergibt sich eine den SCs ähnliche Konstruktion, wie in (9) dargestellt, wobei das eingeklammerte Prädikat der Kopf der SC ist. Was der kategoriale Status der stipulierten Subjekt-ECs in (9) ist, ist aber unklar. (9)

a. Wo yujian yi-ge-ren; ich begegnen ein-KL-Person

[

;

hong toufa]. rotes Haar

99

b. Wo ich c. Ta er

renshi yi-ge-reiij [Proj zai deguo]. kennen ein-KL-Person in Deutschland jiang-le yi-ju-huaj [Pro, hen nanting]. sprechen-ASP ein-KL-Wort sehr böse

In (8e) läßt sich beobachten, daß im Gegensatz zu Final-SVKen ein lexikalisches Subjekt innerhalb der Prädikationsphrase lizenziert werden kann, ohne Hilfe von einem Regierer von außen. Dies kann nun als ein Indiz für die Präsenz von Infl mit dem Merkmal [+finit] in der Prädikationsphrase angesehen werden. Weitere Hinweise auf die Projektion von Infl sind (10) zu entnehmen. (10)

a. Ta pengdao yixie xueshengj [pro; hui chuguo]. er begegnen einige Studenten werden ins Ausland gehen ist einige Studenten begegnet, die ins Ausland gehen werden.' b. Ta yang-le yi-tiao-goUj [prOj yao-guo ren]. er züchten-ASP ein-KL-Hund beißen-ASP Menschen hat einen Hund, der schon einmal Menschen gebissen hat.'

Für epistemische Modalverben wie hui in (lOa) und Aspektmarker wie guo in (lOb) wird üblicherweise angenommen, daß sie höher als VP angesiedelt, und als Inhalt von Infl aufzufassen sind. Wenn dem so ist, kommt pro für die Subjekt-ECs in Frage, weil pro durch das Merkmal [+finit] identifiziert werden kann. Aus diesem Grund scheidet PRO gleichzeitig aus. Für die Frage, ob das Prädikat der Prädikationsphrase in Begleitung von Modalverben oder Aspektmarker erscheinen kann, scheint der Unterschied zwischen Individual-levelPrädikaten oder Stage-level-Prädikaten eine Rolle zu spielen. Daraus ergibt sich z.B. die Asymmetrie zwischen (lib) und (12b). In (lla)=(8d) ist 'lieben tanzen1 eine permanente Eigenschaft der Studenten. Dagegen ist 'lernen tanzen' keine. Nur die Stage-level-Prädikate können mit Aspektmarkern wie guo, der die Erfahrung in der Vergangenheit hervorhebt, versehen werden. Ebenfalls würde man bei (8b) davon ausgehen, daß der Bekannte den Wohnsitz in Deutschland hat, oder sich für längere Zeit dort aufhält. (8b) ist z.B. (13) entgegenzusetzen. In (14) ist davon auszugehen, daß die Person ihre Haare mal rot gefärbt hat, wohingegen man in (8a) eher dazu neigt, rote Haare als die natürliche Haarfarbe der Person zu interpretieren. (11)

a. Ta zhaodao yixie xuesheng [ai tiaowu], er finden einige Studenten lieben tanzen "Er hat einige Studenten gefunden, die gerne tanzen.' b. *Ta zhaodao yixie xuesheng [ai-le/guo tiaowu]. er finden einige Studenten lieben-ASP tanzen

(12)

a. Ta zhaodao yixie xuesheng [xue tiaowu]. er finden einige Studenten lernen tanzen *Er hat einige Studenten gefunden, die tanzen lernen.' b. Ta zhaodao yixie xuesheng [xue-le/guo tiaowu]. er finden einige Studenten lemen-ASP tanzen "Er hat einige Studenten gefunden, die tanzen gelernt haben.1

100

(13)

Wo renshi yi-ge-ren [zhu-guo deguo]. ich kennen ein-KL-Person wohnen-ASP Deutschland Ich kenne eine Person, die (mal) in Deutschland gelebt hat.1

(14)

Wo renshi yi-ge-ren [you-guo hong toufa]. ich kennen ein-KL-Person haben-ASP rotes Haar Ich kenne eine Person, die (mal) rotes Haar gehabt hat.'

Obwohl man aufgrund der Präsenz von Aspektmarkern in den eingeklammerten Phrasen in (12b), (13) und (14) von pro-drop in den Prädikationsphrasen ausgehen kann, bleibt es weiterhin unklar, ob PRO für die Subjekt-ECs in den anderen Fällen, wo ausschließlich der Prädikationskopf ohne Aspektmarkierung vorliegt, auszuschließen ist. Im Fall von Individual-level-Prädikaten scheint es angemessener zu sein, PRO anzusetzen. Zu beachten ist, daß die Präsenz der Aspektmarkierungen und der epistemischen Modalverben zwar als Evidenz für die Projektion von Infl [+finit] geltend gemacht werden kann, aber ihre Absenz nicht zugleich das Gegenteil, nämlich daß kein Infl vorliegt, oder der Inhalt von Infl [-finit] ist, erweist. Festzustellen ist jedenfalls, daß es sowohl in (8a-d) als auch in (9)-(14) um kontrollierte Subjekt-ECs geht, seien sie PRO oder pro. Im folgenden wird eine gemischte Form Pro verwendet. Anzumerken ist, daß für die Subjektposition, die von Infl [+finit] regiert ist, das Kasus zuweisen kann, eine von einem Nulloperator in SpecCP A'-gebundene Variable ebenfalls in Frage kommen würde, was für die Subjekt-ECs in Final-SVKen ausgeschlossen ist. Diese Annahme ist aber problematisch wegen der allgemeinen Eigenschaft des Nulloperators, daß das Argument, das mit dem Nulloperator koindiziert, ihn nicht c-kommandieren kann. Es sei denn, daß es sich hierbei um eine Topik-gebundene Variable handelt. Darüber wird in den nächsten Abschnitten mehr gesagt.

4.2.2

Topik-gebundene Objekt-ECs

In (lc,d) haben wir ohne weitere Kommentare angenommen, daß in den Prädikationsphrasen Objekt-ECs enthalten sind. Auf den ersten Blick scheint es, daß die vorhin für die Final-SVKen vorgeschlagene Nulloperatoranalyse hier ebenfalls Anwendung findet. Demnach erhält (Ic) die Struktur (15). (15)

Ta yang-le yi-tiao-goUj [Opjwo yao mai tj]. er züchten-ASP ein-KL-Hund ich wollen kaufen

Diese Analyse ist jedoch aus der folgenden Überlegung heraus anzuzweifeln. Zunächst ist heranzuziehen, daß (15) und (16) die gleiche Struktur zuzusprechen ist, da es einheitlich um Deskriptivsätze geht und keinerlei Gründe bestehen, die darauf hindeuten, daß Prädikationsphrasen mit Subjekt-ECs und Prädikationsphrasen mit Objekt-ECs unterschiedlich zu verorten sind.

101

(16)

a. Wo ich b. Ta er

renshi kennen you haben

yi-ge-reiij \ { hong toufa]. ein-KL-Person rotes Haar yi-tiao-gou; [ ; yao-guo ren]. ein-KL-Hund beißen-ASP Menschen

Wenn man nun in (16) die Koreferenz zwischen Pro und dem Matrixobjekt mithilfe von MDP ableiten will, präsupponiert man zugleich die strukturelle Umgebung für c-Kommando. Das bedeutet, wenn das MDP aufrecht zu erhalten ist, dann c-kommandiert in (16) das Matrixobjekt als Kontrolleur Pro in der Prädikationsphrase. Dies impliziert jedoch, daß auch in (15) das Matrixobjekt den Nulloperator c-kommandieren und binden kann. Der Tatbestand, daß das Matrixobjekt den Nulloperator c-kommandiert und bindet, fuhrt jedoch zur Verletzung des Bindungsprinzips C. Denn aufgrund des Bindungsprinzips C darf eine Variable, die den Status eines coverten R-Ausdrucks innehat, mit einem sie ckommandierenden R-Ausdruck nicht koreferieren. Es steht natürlich außer Frage, daß das hier angesprochene Problem nicht existent ist, wenn die Prädikationsphrase sich überhaupt nicht in der vom Matrixobjekt c-kommandierenden Domäne befindet. Diese Ansicht ist jedoch im Hinblick auf die Fakten in (16) problematisch. Im folgenden werde ich dafür argumentieren, daß das oben geschilderte Problem nicht am c-Kommando, sondern am kategorialen Status der Objekt-ECs in den Prädikationsphrasen liegt. Genauer gesagt, ich gehe davon aus, daß die Prädikationsphrase in Deskriptivsätzen sich doch in der vom Matrixobjekt c-kommandierten Domäne befindet, aber der Objekt-EC in Prädikationsphrasen ein anderer Status als in Final-SVKen zugeschrieben werden soll. Zur Klärung der Problematik der Objekt-ECs in Prädikationsphrasen ist die bekannte Subjekt-Objekt-Asymmetrie folgender Art (17) zu berücksichtigen. Während in (17a) das Pronomen als von Topik gebunden verstanden wird, schließt man in (lTb) die Koreferenz zwischen dem Pronomen und Topik aus. Stattdessen wird Topik als Antezedens einer Objekt-EC interpretiert. Daraus ergibt sich, daß die Koreferenz der Topik-gebundenen Objekt-EC mit dem Subjekt sowohl vom Bindungsprinzip B als auch vom Bindungsprinzip C blockiert wird, weil zum einen die Topik-gebundene Objekt-EC ein coverter R-Ausdruck ist, der überhaupt nicht gebunden sein darf, zum anderen das Subjekt-Pronomen in dessen Bindungsdomäne, d.i. dem Satz, -frei sein muß. (17)

a. Zhangsanj, \a.( lai-le. Zhangsan er kommen-ASP 'Zhangsan, er kam.' b. ZhangsaHj, ta«^ renshi. Zhangsan er kennen 'Zhangsan, er kennt (ihn).'

(aus Huang 1987a: 322)

Da die Topik-gebundenen Objekt-ECs nicht in allen Sprachen zulässig sind, ist es nicht erstaunlich, daß sie sich nur schwierig in Chomskys (1986a) Typologie der ECs zuordnen lassen. Es ist vor allem umstritten, ob sie pronominalen Charakter haben.3 Nach Lasniks (1991) Typologie der ECs sind Pronomen/pro [+pronominal, -referentiell], R-Ausdrücke/ Vgl. dazu Huang (l991).

102

Variable [-pronominal, +referentiell]. Die Topik-gebundenen Objekt-ECs scheinen aber [+pronominal, +referentiell] zu sein. Darüber hinaus muß, wenn man die Topik-gebundene Objekt-EC als pro auffassen will, die Konsequenzen für die pro-drop-Hypothese in Betracht gezogen werden. Um fur die Variable-Analyse und gegen die Objekt-pro-Annahme zu argumentieren, hat Huang (1984b, 1987a) nun das folgende Beispielpaar eingeführt.4 (18)

a. Zhangsaüj shuo \ · kanjian-le Lisi]. Zhangsan sagen sehen-ASP Lisi 'Zhangsan sagt, daß (er) Lisi gesehen hat.' b. Zhangsanj shuo [Lisi kanjian-le *e; /ta^]. Zhangsan sagen Lisi sehen-ASP er

Nach Huang folgt die Nicht-Koreferenz zwischen der Objekt-EC und dem Matrixsubjekt direkt aus dem Bindungsprinzip C, wenn die Objekt-EC eine Variable ist. Wie bereits in Abschnitt 3.1.2 ausgeführt, löst die Variable die Nulloperatorbewegung automatisch aus. Die Landeposition des Nulloperators ist eine A'-Position, wo er die Variable (d.i. seine hinterlassene Spur) lokal A'-bindet. Damit ist zwar die Bedingung der syntaktischen Repräsentation der Variablen garantiert, dennoch muß der Nulloperator, da er sich nicht selbst identifizieren kann, mit einem sichtbaren Referenzträger koindizieren, um FI auf LF zu erfüllen. Das Matrixsubjekt in (18b) gilt als das nächste c-kommandierende Element und kommt von daher als Kontrolleur des Nulloperators in Frage. Dies spricht jedoch gegen das Faktum, daß in (18b) das Matrixsubjekt und die eingebettete Objekt-EC nicht koreferent sind. Die Variable-Annahme sagt also korrekt voraus, daß das leere Objekt nicht mit dem Matrixsubjekt koindiziert sein kann. Gleichzeitig spricht (18b) gegen die Objekt-pro-Annahme. Denn wenn die Objekt-EC in (18b) ein pro wäre, müßte die Koreferenz mit dem Matrixsubjekt, das sich ja außerhalb der relevanten Bindungsdomäne im Sinne von Chomsky (1986a) befindet, möglich sein, was durch die parallele Konstruktion mit einem Pronomen bestätigt werden kann. In (18b) kann die Objekt-EC aber nicht mit dem Matrixsubjekt koreferieren, was von einer Objektpro-Annahme nicht vorgesehen ist. Dagegen ist die pro-Annahme für die Subjekt-EC in (18a) unproblematisch. Nach Chomsky (1986a) ist der Komplementsatz die relevante Bindungsdomäne von pro, in der pro frei sein muß. Koreferenz mit einem c-kommandierenden R-Ausdruck außerhalb der Bindungsdomäne ist wie erwartet zulässig. Aufgrund der obigen Diskussion kann man daran festhalten, daß, wenn man in (18b) überhaupt eine Objekt-EC annimmt, sie nur ein coverter R-Ausdruck, d.i. eine Variable, sein kann, aber kein pro. Da die Präsupposition der Existenz einer Objekt-EC in (18b) nach der Standardannahme zwangsläufig zu einer unzulässigen Interpretation führt, liegt die Schlußfolgerung nahe, daß in (18b) entweder hinter kanjian in der Tat keine syntaktische Objekt-Position vorhanden ist, wobei man annimmt, daß das Objekt von kanjian existentiell gebunden ist, oder die stipulierte Objekt-EC eine Topik-gebundene Variable

Vgl. dazu Huang (l989).

103

ist, deren Referenz im Diskurs aufzufinden ist. Dies hat zur Folge, daß der grammatische Satz (18b) nicht die Konfiguration (19a) hat, sondern (19b). (19)

a. *Zhangsanj shuo [^.OpjfLisi kanjian-le tj]]. Zhangsan sagen Lisi sehen-ASP b. e;, Zhangsan shuo [Lisi kanjian-le ej. Zhangsan sagen Lisi sehen-ASP

(19a) ist wegen der Anti-c-Kommando-Bedingung des Nulloperators ausgeschlossen, derzufolge ein Nulloperator nur mit einem Argument koindizieren kann, solange dieses ihn nicht c-kommandiert.5 Wenn man die Koindizierung zwischen der leeren Topik und der eingebetteten Objekt-EC in (19b) durch Bewegung ableiten will, muß man aber mit einer Subjazenzverletzung rechnen. In Huang (1984b: 570) wird das gleiche Problem bereits bei der in einem Relativsatz eingebetteten Topik-gebundenen Objekt-EC beobachtet. Dort schlägt er vor, daß die Objekt-EC eine Zwischenlandung in der eingebetteten Topik-Position vornimmt. Legt man diese Annahme zugrunde, so sieht die Ableitungsgeschichte von (19b) wie (20) aus. Nach dieser Erwägung scheint die Objekt-EC allerdings anaphorischen Charakter zu haben. (20)

e;, Zhangsan shuo [TopücP t; [Lisi kanjian-le tj]. Zhangsan sagen Lisi sehen-ASP

In unserem Zusammenhang ist es nun wichtig zu erkennen, daß es nicht auszuschließen ist, daß die stipulierten Objekt-ECs in (lc,d) in der Tat Topik-gebundene Variablen sind, obwohl es noch unklar ist, wie dieser Typ von EC lizensiert werden soll. Bemerkenswert ist, daß in Huang (1991) darauf hingewiesen wurde, daß die Topik-gebundenen ObjektECs eine Art "epithets" sind.6 Im Englischen gibt es zwar keine Objekt-NP-Ellipsis, wohl aber VP-Ellipsis. Dies läßt sich im Deutschen ebenfalls beobachten: (21)

A: Hast du Charly gestern noch getroffen? B: Nein, habe ich nicht.

In Deskriptivsätzen im Chinesischen findet man nun die folgende Ambiguität zwischen Objekt-NP-Ellipsis und VP/IP-Ellipsis: (22)

Weijun tao-le yi-ge-laopo [dajia dou hen xihuan e]. Weijun heiraten-ASP ein-KL-Frau alle Leute alle sehr mögen a. "Weijun hat eine Frau geheiratet, die wir alle mögen.' b. Daß Weijun eine Frau geheiratet hat, gefallt uns allen.'

Nach der Lesart (22a) bezieht sich die EC auf das Matrixobjekt, nach der Lesart (22b) aber auf den ganzen, der eingeklammerten Phrase vorhergehenden Satz. (22) kann m.E. als Evidenz dafür angesehen werden, daß die Objekt-EC in der Prädikationsphrase eine To5 6

Vgl. Chomsky (l986b). Vgl. dazuLasnik(1991).

104

pik-gebundene Variable ist. In (22a) ist die Bezugs-NP der Prädikationsphrase Topik der eingebetteten Objekt-EC, in (22b) hingegen der Bezugssatz.

4.3

Die interne Struktur der Deskriptivsätze

4.3.l

Was die Prädikationsphrasen nicht sind

Man erinnert sich, daß am Beispiel von (9) in Abschnitt 3.1.2, hier als (23) wiedergegeben, ausgeführt wurde, daß zwischen Komplementsatz und Relativsatz unterschieden werden soll. In (23) liegt ein EC-Objekt von know nur dann vor, wenn es um die Struktur der Prädikation geht, die der Relativsatz-Konstruktion zugrunde liegt. Wenn das Objekt von know aber existentiell gebunden ist, wird nach Comrie/Horie (1995) keine syntaktische Objekt-EC angenommen. Die eingeklammerte Konstruktion wird daraufhin als NKomplement analysiert. Die Möglichkeit, daß hierbei eine Topik-gebundene Objekt-EC vorliegt, ist ausgeschlossen, weil es sie, wie schon mehrfach erwähnt, im Englischen nicht gibt. (23)

the fact [that the student knows]

So klar es im englischen Beispiel sein mag, gibt es dennoch gute Gründe, die Prädikationsphrasen in (lc,d) weder als N-Komplemente noch als Relativsätze zu analysieren. Als erstes gilt die bekannte Wortstellungsrestriktion im Chinesischen, daß die NP streng kopffinal ist. Weder Komplemente noch Modifikator der Nomen können rechts vom NKopf basisgeneriert werden. Die Strukturen (24a,b) sind daher auszuschließen. (24) a.*

b.*

N1



NP

Präd-P

NP

Präd-P

Es ist vor allem verwirrend, wenn man das englische Beispiel in (23) und das chinesische in (Ic) miteinander vergleichen will. Geht man davon aus, daß es in der Tat keine ObjektEC in (Ic) gibt, würde man meinen, daß die Prädikationsphrase analog zum Englischen ein N-Komplement wäre. Dies ist aber, wie gesagt, wegen der Restriktion der chinesischen Phrasenstruktur, wonach die NP strikt kopffinal ist, nicht haltbar. Die Prädikationsphrasen haben zwar den semantischen Status eines nicht-restriktiven Relativsatzes, sind aber von syntaktischen Relativsätzen zu differenzieren. Um den Konstruktionstyp des Relativsatzes festzustellen, stützen sich die Sprachwissenschaftler, die

105

sich mit dem Chinesischen befassen, traditionell auf die folgenden Kriterien:7 Erstens ist die prototypische Anwendung des Relativsatzes ein Attribut eines bestimmten Arguments im übergeordneten Satz. Zweitens ist das Bezugsnomen in semantischer Hinsicht eine Konstituente des subordinierten Satzes. Drittens ist eine phonologische Lücke im Relativsatz enthalten, die sich auf ein Argument im übergeordneten Satz bezieht. Berücksichtigt man nur diese Kriterien, wird man kaum Differenzierungen zwischen Relativsätzen und den Prädikationsphrasen in den Deskriptivsätzen erkennen. Sie sind aber in folgenden Hinsichten voneinander zu unterscheiden: Erstens nehmen sie verschiedene syntaktischen Positionen ein, wie an den Beispielen von (1) und (6) zu sehen war. Relativsätze sind im Chinesischen ausnahmslos pränominale Modifikatoren. Zweitens wird bei den Prädikationsphrasen im Gegensatz zu Relativsätzen keine strukturelle Partikel de verwendet. Drittens können die Prädikationsphrasen nicht zusammen mit ihrem Bezugswort bewegt werden. Huang (1987b: 234) beobachtet, daß sie im Gegensatz zu NPn mit Relativsätzen nicht dort erscheinen können, wo eigentlich NPn vorgesehen sind. Die von Huang eingeführten Beispiele sind in (25) und (26) wiedergegeben. (25)

a. Ta bei yi-ge [hen keqi de] ren pian le. er BEI ein-KL sehr höflich REL Menschen betrügen ASP "Er wurde von einer höflichen Person betrogen.' b. *Ta bei yi-ge-ren [hen keqi] pian le. er BEI ein-KL-Menschen sehr höflich betrügen ASP

(26)

a. Wo ba liang-ge [hen congming de] ren pian le. ich BA zwei-KL sehr schlau REL Menschen betrügen ASP Ich habe eine schlaue Person betrogen.' b. *Wo ba liang-ge-ren [hen congming] pian le. ich BA zwei-KL-Menschen sehr schlau betrügen ASP

Die Ungrammatikalität in (25b) und (26b) deutet an, daß weder die Prädikationsphrasen in einer NP eingebettet sind, noch die Prädikationsphrase und ihre Bezugswörter eine NPKonstituente bilden, weshalb sie im Gegensatz zu der den Relativsatz einbettenden NP in (25a) und (26a) nicht zusammen bewegt werden können.8 Außerdem widerspricht die Auffassung, daß die Prädikationsphrasen nachgestellte, satzartige oder adjektivische Attribute der Bezugs-NP seien, der allgemeinen Modifikant-vor-Modifikatum-Wortstellung im Chinesischen. Viertens unterliegen die Prädikationsphrasen bezüglich ihren Bezugswörtern nicht der Adjazenzbedingung. Wie (27b) darstellt, befindet sich eine GOAL denotierende ge/-Phrase zwischen dem prädikativen Deskriptivsatz und dessen Bezugswort, d.i. dem direkten Objekt des Matrixverbs. Eine kaum erwähnte, aber vorausgesetzte, selbstverständliche definierende Bedingung für den Relativsatz im Chinesischen ist aber dessen Adjazens zu den Bezugswörtern.

7 8

Vgl. dazuTsao(1990). Zur Struktur der die Relativsätze einbettenden NP vgl. Tang (1990a,b) und Gao (1994). Tangs Analyse zufolge kann ein Relativsatz an NP, KP oder DP adjungiert werden, Gaos Ansicht nach aber an NP oder N1.

106 (27)

a. Xiaochen song-le Xiaochen schenken-ASP "Xiaochen hat mir ein Bild b. Xiaochen song-le Xiaochen schenken-ASP

wo yi-fu-huaj [e; dang baishi]. ich ein-KL-Bild dienen als Dekoration als Dekoration geschenkt.' yi-fu-huaj gei wo [e; dang baishi]. ein-KL-Bild geben ich dienen als Dekoration

Eine SC-Analyse, wonach der Prädikatskopf am rechten Rand des Satzes zusammen mit seiner Bezugs-NP eine SC bilden, ist möglicherweise bei genuinen Existenzsätzen mit you haltbar, wobei you sich wie ein Auxiliarverb verhält.9 Bei Deskriptivsätzen ist es aber naheliegend, daß die Matrixverben keine SC subkategorisieren.10 Übrig bleibt nun die Analyse der Prädikation.

4.3.2

Strukturelle Verortung der Prädikationsphrase

Intuitiv läßt sich die Beziehimg zwischen der Prädikationsphrase und deren Bezugs-NP als eine Art Thema-Rhema-Relation bzw. eine Subjekt-Prädikat-Relation klassifizieren. Ausgehend davon nehme ich für die Konstruktion (la) die zugrunde liegende Struktur (28) an. (28)

wo

Pro: tai da

v

mai

9 10

Vgl. Huang(1987b). Man beachte, es ist nicht abzustreiten, daß eine Prädikationsphrase an sich eine SC mit einer Subjekt-EC sein kann. Hier wird allein die Möglichkeit ausgeschlossen, daß das Bezugsnomen und die Pradikationsphrase eine satzartige Konstituente bilden.

107

In (28) prädiziert V, das XP und V unmittelbar dominiert, über die Objekt-NP als das innere Subjekt. Die Koreferenz zwischen der NP yi-jian-yifu 'ein Kleid' und der SubjektEC der Prädikationsphrase kann mithilfe des MDPs abgeleitet werden. Zugleich wird die Koreferenz zwischen dem Matrixsubjekt und Pro blockiert, weil die Objekt-NP als der nächste c-kommandierende Kontrolleur von Pro den Minimalitätseffekt auslöst. Die Oberflächenstruktur der Deskriptivsätze erhält man nach der V-Anhebung. (29)

VP

yi-tao-gou

Topik

wo yao mai

yang

In (29) ist eine Teilstruktur von (Ic) repräsentiert, wobei angenommen wird, daß die eingebettete Objekt-EC eine Topik-gebundene Variable ist, und die Koreferenz zwischen ihr und dem Matrixobjekt mittels einem abstrakten Antezedenz in der Topik-Position vermittelt wird. Die Inferenzregel wie das MDP findet hierbei Anwendung, da die NP die Topik c-kommandiert. Der Deskriptivsatz mit einem ditransitivcn Hauptverb in (27a) läßt sich durch zwei Schritte ableiten. Erstens findet eine N-Inkorporation im Sinne von Hale/Keyser (1992) statt.'' Zweitens wird das komplexe V° zur oberen V°-Position angehoben. (27b) kommt zustande, indem song alleine angehoben wird, und die Prädikationsphrase extraponiert wird, wie (30) darstellt. Der Grund zum Extraponieren liegt wahrscheinlich darin, daß für die Prädikationsphrase die Satzendstellung in PF vorgesehen ist. Die Tatsache, daß die Satzendstellung der Prädikationsphrase in (27b) abgeleitet ist, führt dazu, daß (27b) zwischen einem Deskriptivsatz und einer Final-SVK ambig ist. Dies ist nicht überraschend, weil die abgeleitete Struktur und die Basiskonfiguration von Final-SVKen zusammenfallen.

1

' Vgl. dazu Abschnitt 3.4 der vorliegenden Arbeit.

108 (30)=(27b)

Xiaochen

yi-fu-hua ;

wo

Resultativ-SVKen

5. l

Problemstellung

Während es wenig umstritten ist, daß die Bildung von resultativen Komplementkonstruktionen (RKKen) ein syntaktischer Prozeß ist, wobei das durch de suffigierte Matrixverb eine resultative Phrase als Komplement aufnimmt (1), ist es nicht klar, ob die resultativen Verbalkomplemente (RVKe) Wortbildungskomponenten sind, die der Morphologie unterworfen sind, oder Instanzen der SVKen, die in der Syntax zu handhaben sind (2). In beiden Sätzen von (1) und (2) kommt eine kausale Beziehung zwischen den von den beteiligten Verben denotierten Sachverhalten zum Ausdruck. (1) (2)

Zhangsan ku-de shoupa dou shi le. Zhangsan weinen-DE Taschentuch ganz naß ASP 'Zhangsan hat das Taschentuch ganz naß geweint.' Zhangsan ku-shi-le shoupa. Zhangsan weinen-naß-ASP Taschentuch 'Zhangsan hat das Taschentuch naß geweint.'

In (1) ist im Hinblick auf die thematische Abhängigkeit klar, daß shoupa 'Handtuch' nicht das Objekt von ku 'weinen' ist, sondern das Subjekt des Prädikats shi. Mit anderen Worten, shoupa ist das Thema, über das shi 'naß' prädiziert. In (2) ist die gleiche thematische Beziehung festzustellen. Im Gegensatz zu (2) ist in (1) nicht klar, ob shoupa in der grammatischen Funktion eines Satzobjektes ist. Huang (1992) zufolge liegt in (1) ein komplexes Prädikat vor, wobei shoupa als das innere Subjekt im Sinne von Larson (1988: 312) gilt, über das das komplexe Prädikat prädiziert.1 Nach dieser Auffassung ist shoupa das Objekt des Matrixsatzes, das sozusagen kompositionell -markiert wird. In dieser Hinsicht sind (1) und (2) nicht different. In der Tat plädiert Huang, daß RKK und RVK die gleiche syntaktische Position einnehmen. Die D-Struktur für (1) und (2) sieht nach Huang wie folgt aus.

Vgl. dazu Bowers (1993).

110

(3)"

Zhangsan

RVK od. RKK Pro

shi le

Der einzige Unterschied besteht darin, daß RKK eine phrasale, RVK dagegen eine lexikalische Kategorie ist. Um die Oberflächenstruktur zu erhalten, muß nach Huang die V-zuV-Reanalyse bei RVK obligatorisch vollzogen werden, damit der Komplex mithilfe der Kopfbewegung angehoben werden kann. Huangs Analyse (3), RVK und RKK die gleiche syntaktische Position zuzuschreiben, hat jedoch in vielerlei Hinsicht sowohl mit konzeptuellen als auch mit empirischen Problemen zu kämpfen. Dieser Sachverhalt wird im Rest dieses Kapitels ausführlich diskutiert. Eine alternative Analyse der RKK führt Dai (1992) auf, indem er de als ein gebundenes Flexionsmorphem ansieht. Er geht davon aus, daß in (1) ku-de eine Proposition,2 die durch die RKK zum Ausdruck kommt, subkategorisiert. Nach diesem Postulat s-selegiert und -markiert ku-de die RKK als Ganzes. Dies hat zur Folge, daß zwischen ku-de und shoupa als Subjekt des eingebetteten resultativen Prädikats kein s-Selektionsverhältnis besteht, weil shoupa nur ein Teil der selegierten Phrase ist. Dais Annahme ähnlet Tangs (1990a) SC-Analyse. Nach Tang bilden die eingebettete NP und das resultative Prädikat einen Satz (d.i. SC nach Tangs Terminus), wobei die erstere das basisgenerierte Subjekt des letzteren ist. Im Gegensatz zu Dai lehnt Tang jedoch ab, die SC als von V-de subkategorisiert aufzufassen. Ihrer Analyse zufolge ist die SC ein in der Komplementstelle basisgeneriertes Adjunkt. Dabei dient de als ein Subordinator oder ein Komplementierer, der zwar die SC einleitet, sich aber phonetisch an das vorhergehende adjazente Verb anlehnt.3 In dieser Hinsicht bekommt de Klitikstatus zugeschrieben. Wenn man Tangs These als eine Adjunkt-SC-Analyse ansieht, dann sollte Dais Auffassung der Argument-SC-Analyse nahe sein. Bemerkenswert ist, daß der grammatische Status von de umstritten ist. Man weiß also letztlich nicht, ob die RKK ein Argument des Verbs, ein Verbbestandteil oder ein Adjunkt ist.

2 3

Hier könnte man die Proposition als einen Spezialfall der Thetarolle RESULTAT auffassen. Vgl. dazu Huang (1988: 277).

Ill An dieser Stelle sind zwei konträre Ansätze für (1) zu erwähnen. Chao (1968), Li/Thompson (1981), C.-R. Huang/Mangione (1985) und C.-R. Huang (1990) plädieren für die PPH (Primary Predicate Hypothesis), derzufolge das zweite Verb das Matrixverb ist, wobei die von de gefolgte Konstituente als ein phrasales Attribut aufzufassen ist. Das genaue Gegenteil behauptet die SPH (Secondary Predicate Hypothesis), deren Vertreter Huang (1982, 1988), A. Li. (1990), Tang (1990a) und Dai (1992) sind. Ein endgültiges Ergebnis steht noch aus. Um die Parallelität zwischen (1) und (2) deutlich zu machen, verfolge ich die SPH, indem ich das von de suffigierte Verb als das Matrixverb festlege. Sollte diese Herangehensweise richtig sein, kann das Ergebnis als Evidenz für die SPH angesehen werden. Was das RVK anbetrifft, so streiten Thompson (1973), Li/Thompson (1981), Gu (1992) und Li (1990a, 1993, 1995) ab, daß Kompositionen mit RVKen syntaktischen Restriktionen unterliegen. Betrachtet man die interne Struktur von ku-shi in (2), drängt sich der Verdacht auf, daß es sich hierbei um ein morphologisch hergeleitetes Wort zu handeln scheint. Denn als ein unergatives Verb kann ku alleine als der -Rollenzuweiser für shoupa nicht in Frage kommen. Das Adjektiv oder Zustandsverb (Stative verb) shi könnte als ein unakkusativisches Verb charakterisiert werden.4 Dennoch ist es nicht unproblematisch anzunehmen, daß der Kasus von shoupa von shi stammt. Denn ein unakkusativisches Verb ist gerade dadurch ausgezeichnet, daß es seine Komplementstelle nicht kasusmarkieren kann, so daß das von ihm -markierte, interne Argument aus Kasusgründen zu SpecVP angehoben werden muß.5 Wenn dem so ist, stellt sich die Frage, warum in (2) shoupa postverbal auftreten kann, wenn es tatsächlich von V2 lizensiert ist. Aufgrund dessen, daß shoupa in (2) möglicherweise vom gesamten Verbkomplex lizensiert ist, ist infolge der LIH (Lexical Integrity Hypothesis) davon auszugehen,6 daß der betreffende Verbkomplex im Lexikon registriert ist und den lexikalischen Regeln (Redundanzregeln) unterliegt, die von syntaktischen Regeln absolut different sind, weil eine syntaktische Operation der internen Struktur eines bereits in die Syntax eingelesenen lexikalischen Items keine Änderungen zufügen kann. Mit anderen Worten, das Lexikon ist gegenüber syntaktischen Mechanismen opak. Da ein Zugriff der syntaktischen Operationen auf die Subkomponenten eines syntaktischen Primitives ausgeschlossen ist, lassen sich die oben geschilderten Probleme mit - und Kasus-zuweisung dadurch umgehen, daß man annimmt, daß man es bei dem Verbkomplex mit einem "Wort" mit zwei Subkomponenten zu tun hat. Diesem ist ein eigener Subkategorisierungsrahmen zuzuschreiben und das Objekt kann lizensiert werden. Im Sinne von DiSciullo/Williams (1987) ist der betreffende Verbkomplex ein morphologisches Objekt. Empirisch ist festzustellen, daß in (2) das Kompositum von VI die Eigenschaft, die externe -Rolle zu markieren, und von V2, das interne Argument -zumarkieren, erbt. Da 4

5 6

Unakkusativische Verben gelten als einstellige Prädikate, die über ihr internes Argument pradizieren. Prädikativ verwendete Adjektive und Zustandsverben weisen in dieser Hinsicht nicht nur das gleiche syntaktische Verhalten, sondern auch die gleiche lexikalische Eigenschaft in bezug auf die Argumentstruktur auf. Vgl. theoretische Grundlage in Kapitel 2. Vgl. Selkirk (1982) und DiSciullo/Williams (1987).

112

beide Subkomponenten ihre -Rolleneigenschaften an das Kompositum vererben, ist dieses im Prinzip doppelköpfig (double-headed), was stark für die Auffassung spricht, daß die V-V-Komposita durch einen autonomen Wortbildungsmechanismus abgeleitet sind, und gemeinsam als ein Atom in die Syntax eintreten.7 Phrasen und Wörter unterscheiden sich nämlich dadurch, daß die ersteren im Gegensatz zu den letzteren nur einen Kopf, der den syntaktischen Status der Phrase bestimmt, enthalten können.8 Die bislang angefühlten Argumente erweisen sich als oberflächlich, wenn man DiSciullo/Williams' (1987) Vorbehalt heranzieht, daß nicht alle syntaktischen Atome morphologische Objekte sein müssen. Sie motivieren dies u.a. durch romanische Komposita, deren interne Struktur "syntaktischen Regeln" zu folgen scheint. Beobachtungen über phrasale und deverbale Komposita im Englischen liefern das gleiche Ergebnis.9 Diese Fakten führen z.B. Lieber (1988) dazu, solche Komposita gänzlich in der Syntax abzuleiten. Ich werde hier nicht auf die Debatte über "Morphologie in Syntax" oder "Syntax in Morphologie" oder ähnliche Konzepte eingehen. Für unsere Zwecke genügt es hier zu zeigen, daß das Postulat der Adjunktion phrasaler Kategorien (maximaler Projektionen) an X° nicht ohne theoretische und empirische Basis dasteht. Zu erwägen sind in unserem Zusammenhang insbesondere der "isolierende" Charakter des Chinesischen und die Tatsache, daß die nicht-monosyllabischen, syntaktischen Primitiva überwiegend Komposita sind, deren Linksköpfigkeit auch für die Syntax gilt.10 So sind sowohl NP als auch N° kopffinal, während VP und V° kopfinitial sind. Ich gehe also davon aus, daß sowohl in (1) als auch in (2) VI jeweils von einer phrasalen Kategorie, deren Kopf V2 ist, gefolgt wird. Unter diesem Postulat projiziert jedes Verb eine eigene Kategorie. Das scheinbare Gegenargument in bezug auf die doppelköpfige, syntaktische Kategorie verschwindet. VI erweist sich als der Kopf der Konstruktion, weil diese die V- und N-Merkmale im Sinne von Marantz (1995) allein von VI erbt. Hinzu kommt, daß in dieser Hinsicht das Kompositum syntaktisch endozentrisch ist, was für eine phrasale Kategorie spricht, und in Einklang mit der Annahme steht, daß V-V-Komposita im Chinesischen linksköpfig sind." In Anlehnung an DiSciullo/Williams nehme ich an, daß der Wortstatus des resultativen V-V-Kompositums durch Reanalyse erfolgt. Die strukturellen Bedingungen, die die Reanalyse voraussetzt, sind zum einen, daß die Projektion von V2 an VI kopfadjungiert ist, zum anderen, daß die Projektion von V2 sozusagen entleert ist, indem das von V2 subkategorisierte Argument, falls es existiert, bis dato herausbewegt wird. Als Konsequenz dieser Analyse gilt, daß morphosyntaktische Wortbildungen von lexikalischen zu unterscheiden sind. 7

8 9 10 11

In Baker (1989) wird eine "dual-headed^Struktur für SVKen angesetzt, in der eine VP zwei Köpfe enthält. Dies widerspricht allerdings der allgemeinen Annahme der P&P-Theorie, daß jeder Kopf eine eigene Kategorie projiziert. Vgl. Huang(1984a). Evidenzen aus den anderen germanischen Sprachen vgl. Neeleman/Weerman (1993) für das Niederländische, Stiebeis/Wunderlich (1994) und Staudinger (1997) für das Deutsche. Vgl. Yoon(1989c:59). Vgl. dazu Packard (1990). Argumente gegen Linksköpfigkeit der W-Komposita findet man in T.-C. Tang (1992a: 164ff., 1992c: 151). Sie sind nach der hier vorgeschlagenen Analyse als falsch zurückzuweisen.

113

Im folgenden werden hauptsächlich Parallelen zwischen RKKen und RVKen aufgeführt. Aufgezeigt und geklärt werden außerdem die fundamentalen Unterschiede zwischen subjektbezogenen und objektbezogenen RVKen, die meines Wissens von der Forschung über die resultativen Komposita kaum zur Kenntnis genommen wurden, und die für eine Komplizierung in der Sachlage sorgen. Ich erhebe jedoch keinen Vollständigkeitsanspruch bei der Analyse von RVK und RKK. Das Hauptanliegen dieses Kapitels besteht darin zu zeigen, daß Resultativkonstruktionen, sei es mittels RVK oder RKK, im großen und ganzen in der Syntax, und zwar unter den vertrauten SVK-Schemata zu handhaben sind.

5.2

RKK: Komplement des Verbs

5.2.1

Thematische Charakterisierung

Verben, die von RKKen gefolgt werden, können intransitiv (4)-(5), und transitiv (6)-(8) sein. Bei transitiven Verben, bei denen das Objekt und die RKK gleichzeitig auftreten, muß wegen des PF-Filters PSC das Verb dupliziert werden, vgl. (6a) und (7a). In allen Sätzen wird das Weglassen des resultativen Prädikats zur Ungrammatikalität fuhren, wie (4) darstellt. Das heißt, die durch de suffigierten Verben fordern Komplemente. Eine Konstruktion wie [NP V-de] existiert nicht. Da ein c-Selektionsverhältnis zwischen V-de und dem Komplement besteht, indem dieses eine [+V]-Kategorie sein muß, darf eine NP in der Komplementstelle von V-de nicht auftreten, vgl. (9a). (4)

a. Zhangsan ku-de *(hen shangxin). Zhangsan weinen-DE sehr traurig 'Zhangsan hat so geweint, daß er selbst sehr traurig wurde.' b. Zhangsan ku-de Lisi *(hen shangxin). Zhangsan weinen-DE Lisi sehr traurig 'Zhangsan hat so geweint, daß Lisi sehr traurig wurde.'

(5)

a. Zhangsan zui-de zhan-bu-qi-lai. Zhangsan betrunken-DE stehen-nicht-auf 'Zhangsan ist so betrunken, daß er nicht aufstehen kann.' b. Na-ping-jiu zui-de Zhangsan zhan-bu-qi-lai. jener-KL-Wein betrunken-DE Zhangsan stehen-nicht-auf 'Jener Wein ließ Zhangsan so betrunken sein, daß er nicht aufstehen kann.'

(6)

a. Zhangsan (qi ma) qi-de hen lei. Zhangsan (reiten Pferd) reiten-DE sehr müde 'Zhangsan hat (ein Pferd) geritten und wurde müde.' b. Zhangsan qi-de ma hen lei. Zhangsan reiten-DE Pferd sehr müde 'Zhangsan hat das Pferd müde geritten.'

114

(7)

a. Zhangsan (chi fan) chi-de hen bao. Zhangsan (essen Reis) essen-DE sehr satt 'Zhangsan hat gegessen und wurde satt.' b.*Zhangsan chi-de fan hen bao. Zhangsan essen-DE Reis sehr satt

(8)

a. Zhangsan chi-de hen cheng. Zhangsan essen-DE sehr vollstopfen 'Zhangsan hat sich überessen.' b. Zhangsan chi-de duzi hen cheng. Zhangsan essen-DE Bauch sehr vollstopfen

(9)

a. *Lisi tiao-de sheng. Lisi springen-DE Seil b. Lisi tiao-de shengzi dou duan le. Lisi springen-DE Seil alles zerreißen ASP Lisi ist so gesprungen, daß das Seil zerrissen ist.'

In den a-Sätzen von (4)-(8) beziehen sich die resultativen Prädikate auf das Matrixsubjekt. In den b-Sätzen von (5)-(6) jeweils hat die eingebettete NP eine semantische Doppelrolle. Diese semantische Doppelfunktion haben die eingebetteten NPn in den b-Sätzen von (7)(8) dagegen nicht. In (Tb) kommt fan 'Reis' als Subjekt des resultativen Prädikats bao 'satt1 und in (8b) duzi 'Bauch' als das thematische Objekt des Matrixverbs chi nicht in Frage. In (4b) ist zwar verständlich, daß Lisi von der vom Matrixverb denotierten Aktivität betroffen ist, es ist aber suspekt, von einer thematischen Abhängigkeit auszugehen. Ebenfalls wenig einsichtig ist der thematische Zusammenhang zwischen der eingebetteten NP und dem Matrixverb in (1). Dies liegt nicht zuletzt daran, daß das Matrixverb in (4b) und (1) ein unergatives Verb ist.

5.2.2

Quasi-ECM-Analyse

Angenommen, daß durch die Suffigierung von (oder Komposition mit) de der Subkategorisierungsrahmen des zugrunde liegenden Verbs geändert wird, so daß alle V-de eine Proposition [ Resultat] oder [ Zustandl subkategorisieren, dann steht zu vermuten, daß die eingebettete NP und das resultative Prädikat eine sogenannte SC-Konstituente bilden. Unter diesem Postulat lassen die oben dargestellten, thematischen Zusammengehörigkeiten sich durch das Prädikationsverhältnis zwischen dem resultativen Prädikat und dessen Subjekt am besten erklären. Z.B. ist (Tb) gegenüber (8b) deshalb schlecht, weil eine Prädikationsrelation zwischen fan und hen-bao semantisch absurd ist. Man könnte somit die Konfiguration (10) für (4)-(8) veranschlagen. Vertreter dieser Auffassung sind Tang (1992b), Dai (1992) und Yoon (1989b).

115 (10)*

Die RKK als eine Art Argument-SC unterscheidet sich dennoch von den normalen Objektsätzen (11) dadurch, daß sie nicht verschoben werden kann (12). Dies ist zwar kein Argument gegen den Konstituentenstatus der RKK in (10). Forschungen haben nämlich ergeben, daß Konsumenten nicht maximal sein müssen, aber nur maximale Projektionen können extrahiert werden. Dennoch ist die Stipulation, daß die RKK keine maximale Projektion sein könnte, mit der Annahme, daß die RKK ein subkategorisiertes Argument ist, konzeptuell inkompatibel. Denn wenn die RKK in (10) als ein subkategorisiertes Argument aufgefaßt wird, sieht die X-bar Theorie vor, daß es eine maximale Projektion sein muß. Hinzu kommt, daß die RKK als internes Argument in der V-Komplementstelle streng regiert ist, so daß Extrahierung aus dieser Position im Hinblick auf ECP im Prinzip zulässig sein sollte. Warum die Sätze in (12) ungrammatisch sind, muß also unabhängige Gründe haben. Man könnte beispielsweise annehmen, daß rfe-Stranding nicht zulässig ist. Allerdings würde dies eher dafür sprechen, daß de kein Flexionsmorphem ist, sondern ein ans Verb klitisierter Komplementierer. Denn Komplementierer wie daß oder that können auch nicht gestrandet werden. (11)

a. ni xiang du denken Was denkst b. [wo zenme ich wie

(12)

a. *[Hen sehr b. *[Lisi Lisi

[wo zenme ban ne). (aus Chao 1968: 125) ich wie machen Q du, wie ich es mache?1 ban ](, ni xiang t;. machen Q du denken

shangxinjj, Zhangsan ku-de t|. traurig Zhangsan weinen-DE hen shangxinlj, Zhangsan ku-de tj. sehr traurig Zhangsan weinen-DE

Schließlich ist die Tatsache, daß die RKK in (12) nicht topikalisiert werden kann, nichts Aufregendes, wenn man in Betracht zieht, daß im Chinesischen nicht alle phrasalen Kategorien topikalisiert werden können. (13) belegt, daß die W sich nicht in der TopikPosition befinden kann.12 12

Zur Analyse der Konstruktion in (13) vgl. Abschnitt 3.2.3 der vorliegenden Arbeit.

116

(13)

a. Wo gei [yp xiaohai xizao]. ich lassen Kinder baden b. *[yp xiaohai xizao]^ wo gei tj. Kinder baden ich lassen

Es ist jedenfalls problematisch, wenn man auch den a-Sätzen in (4)-(8) die Konfiguration in (10) zugrunde legen will. Denn aufgrund der Tatsache, daß die Subjektposition der RKK phonetisch leer ist, und obligatorische Kontrolle durch das Matrixsubjekt vorliegt, würde man aus -theoretischen Gründen ein PRO-Subjekt in der RKK ansetzen. Im Rahmen der P&P-Theorie ist jedoch vorgesehen, daß PRO und ein lexikalisches Element aus Kasusgründen bzw. wegen der Rektion komplementär verteilt sind. Der Ausweg, statt PRO ein pro anzunehmen, ist nicht haltbar. Denn nach dem Prinzip B der Bindungstheorie (Chomsky 1986a: 166) müssen Pronomen in ihrer lokalen Domäne frei sein. Dabei haben lexikalische Pronomen und ihr unsichtbares Pendant pro die gleichen Distributionen. Wie (14) zeigt, gilt der ganze Satz als die lokale Domäne, in der das Pronomen frei sein muß. In den a-Sätzen von (4)-(8) wird aber obligatorische Koreferenz erwartet, daher ist die Ansetzung von pro nicht möglich. Raising-Konstruktionen kommen übrigens nicht in Frage, da beide Verben -Rollen zuweisen können, so daß eine NP-Bewegung das Kriterium verletzen würde. (14)

Zhangsanj ma-de [ta.^ hen bu gaoxing]. Zhangsan schimpfen-DE er sehr nicht fröhlich

Um allen Sätzen in (4)-(8) die gleiche Konfiguration zuschreiben zu können, nimmt Tang (1990a) an, daß die RKKen in den a-Sätzen einerseits und in den b-Sätzen andererseits unterschiedliche, interne Strukturen haben. Sie argumentiert, daß der Unterschied zwischen inchoativen Konstruktionen (vgl. die a-Sätze in (4)-(8)) und kausativischen Konstruktionen (vgl. die b-Sätze in (4)-(8)) sich darauf zurückführen läßt, daß bei den ersteren die RKK eine CP ist, bei den letzteren dagegen eine IP. Obwohl Tang ebenfalls die Konfiguration (10) ansetzt, lehnt sie die Auffassung ab, daß die RKK von V-de subkategorisiert ist. Stattdessen nimmt sie an, daß V-de der RKK die OBLIQUE-9-Rolle zuweist, wobei die RKK im Prinzip eine CP ist.13 Im Fall einer kausativischen Konstruktion, aber nicht einer inchoativen Konstruktion, kann der CP-Knoten getilgt werden. Die semantische Doppelrolle der eingebetteten NP in kausativischen Konstruktionen leitet Tang mithilfe der Rektionsrelation ab, indem durch die Aufhebung der CP-Barriere das Matrixverb die eingebettete NP regieren kann. Tang weist darauf hin, daß die betreffende inchoativekausativische-Alternation mit dem englischen Konstruktionspaar (15) zu vergleichen ist.14 Man beachte, nach Tang seien die b-Sätze in (4)-(8) keinesfalls ECM-Konstruktionen, weil die eingebettete Objekt-NP als das RKK-Subjekt innerhalb der RKK sowohl - als auch kasusmarkiert ist. Die CP-Tilgung dient ausschließlich dazu, die Rektionsbeziehung 13 14

Vgl. Tang(1990a: 194,232). Angesichts dieses Vergleichs und der von ihr plädierten Eigenschaft der Rektion des eingebetteten Subjekts in kausativischen Konstruktionen durch die CP-Tilgung bezeichne ich Tangs Analyse als "Quasi-ECM-Analyse".

117 zwischen dem Matrixverb und dem RKK-Subjekt herzuleiten, um der semantischen Doppelrolle des RKK-Subjekts Rechnung tragen zu können. Bei den a-Sätzen in (4)-(8) kann vom ECM sowieso nicht die Rede sein, weil das eingebettete Subjekt eine EC ist und den Kasusfilter nicht berücksichtigen muß. (15)

a. I see [jp him running]. b. I see [cp that he is running].

(aus Tang 1990a: 233)

In Tangs Analyse sind viele Unklarheiten enthalten. Ich werde aber nicht detailliert auf Tangs Argumentationen eingehen, da ich einen anderen Ansatz verfolgen werde. Nur soviel sei angeführt: Tang nimmt an, daß de als Komplementierer die resultative Konstruktion einleitet, aber auf der PF unter der Kopf-zu-Kopf-Bewegung an das vorhergehende Verb klitisieren muß. Die Präsenz von de sollte schließlich als Indiz für die Präsenz von Comp und damit für den CP-Status der RKK gelten. Schließt man sich jedoch ihrer Annahme an, daß de ein Komplementierer ist, würde man erwarten, daß die Konfiguration V-de-KKK nur (15b) entsprechen würde, weil gleichgültig, ob eine inchoative oder eine kausativische Konstruktion vorliegt, de immer präsent ist. In (15a) fehlt nämlich im Gegensatz zu (15b) der Komplementierer, weshalb die CP-Tilgung und damit ECM möglich ist. Dies ist am Beispiel von (16)15 zu verdeutlichen. Meiner Ansicht nach würde Tangs Betrachtung der inchoativen Konstruktion eher der Konfiguration in (16b) entsprechen, wo eine CP selegiert wird, aber die Subjektposition der eingebetteten IP leer ist. Da auch in kausativischen Konstruktionen der Komplementierer de vorliegt, ist in Tangs Argumentation völlig unplausibel, warum nicht konsequent von (16c), sondern von (16a) bzw. (15a) die Rede sein sollte. (16)

a. I know [^ John to be the best candidate]. b. I dont know [cp whether [^ to go to the party]]. c. *I dont know [cp whether [^ John go to the party]].

Desweiteren ist empirisch anzuzweifeln, ob die Projektion des resultativen Prädikats tatsächlich eine CP ist. Abgesehen von dem syntaktischen Status von de geht man im Chinesischen im allgemeinen davon aus, daß CP und NP die gleichen Distributionen haben. Wenn Tangs Beobachtung richtig ist, muß erklärt werden, warum gerade hier eine Asymmetrie vorliegt. Darüber hinaus stellt Tang fest, daß das RKK-Subjekt innerhalb der RKK kasusmarkiert ist. Dies würde dafür sprechen, pro als das eingebettete Subjekt der inchoativen Konstruktionen anzusetzen. Dabei muß die RKK die lokale Domäne sein, in der pro frei ist, damit eine Koindizierung zwischen pro und dem Matrixsubjekt möglich ist. Wie am Beispiel (14) ausgeführt, ist der Ansatz mit pro jedoch problematisch. Außer man nimmt an, daß zwei unterschiedliche Lexikoneinträge der Verben vorliegen, ansonsten ist völlig unklar, warum V-de einmal fähig sein sollte, den CP-Knoten abzuschaffen, und einmal nicht. Die Eigenschaft der CP-Tilgung kann nämlich nicht die lexikalische Eigenschaft des jeweils von de suffigierten Verbs sein. Denn die angebliche Fä15

Beispiele aus Haegeman( 1994: 170).

118

higkeit der CP-Tilgung erwerben die Verben offenbar erst, nachdem sie von de suffigiert wurden. Die Auffassung, daß die inchoative-kausativische-Alternation rein eine CP-IPDüferenzierung ist, ist also nicht nur nicht überzeugend, sondern fragwürdig.

5.2.3

Huang (1992): Komplexe Prädikate in Kontrolle

Huang (1992) schlägt vor, die Sätze in (4)-(8) als Kontrollkonstruktionen zu behandeln. Nach der Kontrollanalyse liegt in den a-Sätzen Subjektkontrolle und in den b-Sätzen Objektkontrolle vor. Dabei vergleicht er die inchoative-kausativische-Alternation mit den englischen Kontrolldaten wie die in (17). Diese Analyse mag attraktiv erscheinen, ist aber bei Konstruktionen wie (1) und (8b) hinsichtlich der thematischen Abhängigkeit schwer nachvollziehbar. Denn bei Kontrollkonstmktionen geht man davon aus, daß die eingebettete lexikalische NP tatsächlich das subkategorisierte, thematische Objekt des Matrixverbs ist, weshalb man anstatt (lTb) (18) annimmt. Weder shoupa Taschentuch1 in (1) noch duzi 'Bauch1 in (8b) kann aber das thematische Objekt des Matrixverbs sein. Von daher ist es fragwürdig, ob sie sich überhaupt im Subkategorisierungsrahmen des Verbs befinden. Im folgenden wird zunächst Huangs These diskutiert, und dann eine eigene Analyse zu etablieren versucht. (17)

a. John expected [PRO to leave]. b. John expected [Bill to leave].

(18)

John expected Bill [PRO to leave].

(aus Huang 1992: 111)

Huang zufolge läßt sich (4) mithilfe der Komplexen-Prädikat-Analyse erfassen. Dabei zieht er das MDP heran und stellt in (4a) die Subjektkontrolle und in (4b) die Objektkontrolle fest. Unter Berufung auf die Larsonianische VP-Schale nimmt er an, daß in (4b) das Objekt in der unteren SpecVP basisgeneriert wird. Das Matrixverb selegiert und -markiert die RKK, in deren Subjektposition eine EC vorliegt, und bildet mit dieser ein komplexes Prädikat V, das über das Objekt, dessen Projektion der Schwesterknoten von V ist, prädiziert, wobei das Objekt vom komplexen Prädikat die Patiens- oder AffiziertesThema-G-Rolle zugewiesen wird. Die Konfiguration ist in (19) repräsentiert. Nach der Anhebung des V-Kopfes kann das Objekt strukturellen Kasus von ihm erhalten und der Kasusfilter ist damit erfüllt. Dem MDP zufolge gilt in (19) bzw. (4b) Lisi als der nächst höhere Kontrolleur von Pro (eine Mischung von PRO und pro). Da die untere SpecVP leer ist, gilt in (4a) das Matrixsubjekt Zhangsan in der oberen SpecVP als der Kontrolleur. Um der obligatorischen Kontrolle Rechnung zu tragen, verläßt sich Huang auf die Generalisierte Kontrollregel (Generalized Control Rule, GCR).16

16

Vgl. dazu Huang (1989).

119 (19) = (4b)

NP

hen shangxin Nach Huang handelt es sich bei (4b) um ein transitives und bei (4a) um ein intransitives komplexes Prädikat. Komplexe Prädikate seien strukturell nichts anderes als ihre einfachen Pendants (20). Parallel zu (19) sieht die D-Struktur von (20) wie in (21) aus.17 In (21) ist die V-zu-V-Reanalyse des Verbs mit dem RVK zwingend, damit das komplexe Prädikat als Ganzes mithilfe der Kopibewegung angehoben werden kann, um schließlich die Oberflächenstruktur zu erreichen. (20)

a. Ta ku-xing-le Lisi. er weinen-aufwachen-ASP Lisi Er hat geweint und (als Folge) Lisi ist aufgewacht.1 b. Ta ku-xing-le. er weinen-aufwachen-ASP weinte und ist (daraufhin) wach geworden.'

(21)*

ta

RVK ku 17

xing le

In (19) ist das originale Strukturdiagramm von Huang (1992: 125) leicht modifiziert.

120

Der einzige Unterschied zwischen RVK und RKK besteht darin, daß das erstere eine lexikalische Kategorie, das letztere hingegen eine phrasale ist. Dies motiviert Huang damit, daß das MDP im Fall des RVKs nicht aufrecht erhalten werden könnte, wenn man in RVK ebenfalls eine Subjektposition annehmen würde. Denn wenn man für (22) anstatt der Konfiguration in (21) die in (19) annähme, würde gemäß dem MDP fan 'Reis' in der unteren SpecVP das Pro in der Subjektposition von RVK kontrollieren. Wie (23a) zeigt, ist die daraus abgeleitete Lesart semantisch absurd. (22a) ist dennoch gut. Huang schlußfolgert deshalb, daß, um das MDP aufrecht zu erhalten, RVK eine lexikalische Kategorie sein muß. Das heißt, RVK enthält nur den V-Kopf. (22)

a. Ta chi-bao fan le. (aus Huang 1992: 127) er essen-satt Reis ASP aß Reis und ist (dabei) satt geworden.' b. Ta chi-bao le. er essen-satt ASP aß und ist (dabei) satt geworden.'

(23)

a. *Ta chi-de er essen-DE b. Ta chi-de er essen-DE

fan Reis hen sehr

hen bao le. sehr satt ASP bao le. satt ASP

Es stellt sich nun die Frage, warum (24a) schlecht ist, da in (24a) zi 'Wörter' sowohl als Subjekt des resultativen Prädikats hen-hao-kan 'sehr gut aussehend1, vgl. (24b), als auch als thematisches Objekt von xie "schreiben1 in Frage kommt, vgl. (24c). Die Ungrammatikalität von (24a) bleibt nach Huangs transitiv/intransitiv-Hypothese der komplexen Prädikate weiterhin rätselhaft. (24)

a. *Ta xie-de zi hen hao-kan.18 er schreiben-DE Wörter sehr gut-aussehend b. Ta-de zi hen hao-kan. er-GEN Wörter sehr gut-aussehend 'Seine Schrift ist sehr schön.' c. Ta zai xie zi. er ASP schreiben Wörter schreibt gerade.'

Desweiteren ist nicht klar, warum das RVK ebenfalls in der Komplementstelle von V° basisgeneriert werden sollte. Analog zu (19) würde man in (21) erwarten, daß ku "weinen* das RVK xing "aufwachen" selegiert, was gerade der allgemeinen Auffassung widerspricht, daß unergative Verben kein Komplement selegieren. Außerdem darf die RKK auf keinen Fall weggelassen werden. Dagegen kann das RVK in (20b) ohne weiteres weggelassen werden. In (20a) kann das RVK zwar nicht alleine ausfallen, aber wenn das S-strukturelle Satzobjekt gleichzeitig ausfallt, erhält man durchaus einen grammatischen Satz. Aufgrund 18

Man beachte, hier geht es nicht um einen Relativsatzmarker de, sondern ein resultatives de. Nur die letztere Lesart macht den Satz ungrammatisch.

121

der thematischen Zusammengehörigkeit vom RVK und dem S-strukturellen Satzobjekt und ausgehend von der Tatsache, daß sie zusammen weglaßbar sind, nehme ich in der vorliegenden Arbeit an, daß sie als eine syntaktische Konstituente aufzufassen sind. Da die Weglaßbarkeit generell mit der Nicht-9-Markierung einhergeht, gehe ich davon aus, daß es sich dabei nicht um Argumente, sondern um Adjunkte des Verbs handelt.19

5.2.4

Komplexe Prädikate: ein ereignisstruktureller Ansatz

Aufgrund der bisherigen Diskussion kann man zwar daran festhalten, daß die durch de suffigierten Verben Komplemente fordern, und daß funktional gesehen de die Komplexbildung zweier verbaler Prädikate indiziert. Aber es ist nicht ohne weiteres klar, warum die folgenden Asymmetrien vorliegen. Die a-Sätze in (25)-(27) gehören traditionell zu Deskriptiven Komplementkonstruktionen, die c-Sätze zu RKKen. Nur bei den letzteren kann das eingebettete Prädikat ein eigenes Subjekt haben, vgl. die b-Sätze vs. die dSätze.20 Ein Erklärungsversuch mit der transitiven/intransitiven-Alternation, wie Huang (1992) vorgeschlagen hat, ist unbefriedigend.

19 20

(25)

a. Zhangsan ku-de hen dasheng. Zhangsan weinen-DE sehr laut 'Zhangsan hat so geweint, daß es laut wurde.' b. *Zhangsan ku-de Lisi hen dasheng. Zhangsan weinen-DE Lisi sehr laut c. Zhangsan ku-de hen shangxin. Zhangsan weinen-DE sehr traurig 'Zhangsan hat so geweint, daß er selbst sehr traurig wurde.' d. Zhangsan ku-de Lisi hen shangxin. Zhangsan weinen-DE Lisi sehr traurig 'Zhangsan hat so geweint, daß Lisi sehr traurig wurde.'

(26)

a. Ta qi-de hen kuai. er reiten-DE sehr schnell b. *Ta qi-de ma hen kuai. er reiten-DE Pferd sehr schnell c. Ta qi-de hen lei. er reiten-DE sehr müde ist so geritten, daß er müde wurde.' d. Ta qi-de ma hen lei. er reiten-DE Pferd sehr müde hat das Pferd so geritten, daß es müde wurde.'

(27)

a. Ta ma-de hen er schimpfen-DE sehr b. *Ta ma-de wo er schimpfen-DE ich

nanting. grob hen nanting. sehr grob

Sybesma (1993) ist zwar der Ansicht, daß das S-strukturelle Satzobjekt und RVK (V2) eine SC bilden, geht jedoch davon aus, daß sie Komplement des Matrixverbs (VI) wäre. Vgl. Huang (l988).

122

c. Ta ma-de ku-le-chu-lai. er schimpfen-DE weinen-ASP-heraus hat so geschimpft, daß er (selbst) zum Weinen kam.' d. Ta ma-de wo bu zhi suozuo. er schimpfen-DE ich NEG wissen sich-verhalten hat so geschimpft, daß ich nicht weiß, wie ich mich benehmen soll.' e. *Ta ma-de wo hen ben. er schimpfen-DE ich sehr dumm f. Ta ma-de wo hao can. er schimpfen-DE ich sehr elend (28)

a. Zhangsan zui-de zhan-bu-qi-lai. Zhangsan betmnken-DE stehen-nicht-auf 'Zhangsan ist so betrunken, daß er nicht aufstehen kann.1 b. Na-ping-jiu zui-de Zhangsan zhan-bu-qi-lai. jener-KL-Wein betrunken-DE Zhangsan stehen-nicht-auf 'Jener Wein ließ Zhangsan so betrunken sein, daß er nicht aufstehen konnte.'

Eine Generalisierung der Verteilung in (25)-(28) nach rein syntaktischen Kriterien wie der thematischen Abhängigkeit scheint aussichtslos zu sein. Im folgenden werden die Daten in (25)-(28) im Rahmen der Komplexen-Prädikat-Theorie unter besonderer Berücksichtigung aspektueller Restriktionen betrachtet. Anschließend wird versucht, mithilfe der dadurch gewonnenen Erkenntnisse die Distribution der RKKen in Verbindung mit der Phrasenstruktur zu setzen. 5.2.4. l Die -Struktur des Verbs Um die Verteilung der resultativen Prädikate zu erfassen, ist Rapoports (1991, 1993 a) Prinzip der Lizensierung heranzuziehen.21 Demnach muß jedes Element in der Syntax durch seine Beziehung zu dem Kopf der betreffenden Phrase, sprich dem Prädikatskopf, lizensiert werden. Ansonsten ist der Satz nicht wohlgeformt. Die Lizensierung ergibt sich, wenn eine Verbindung zwischen einer Position in der -Struktur des Prädikatskopfs und einer in der des zu lizensierenden Elements gewährleistet werden kann, wobei die Struktur die Argumentstruktur und die Ereignisstruktur des Prädikatskopfs bzw. des zu lizensierenden Elements umfaßt. Unter Berufung auf Rapoports These nehme ich an, daß die Präsenz von de die lexikalische Bedingung des von ihm suffigierten V-Kopfes indiziert. V-de benötigt nämlich als Komplement ein verbales Prädikat, um die Ereignisstruktur des Verbs zu spezifizieren oder zu modifizieren. Im Sinne von Rapoport postuliere ich, daß V-de immer einen offenen e-Platz (event place) hat, der durch ein Prädikat gefüllt werden muß. Durch das resultative Prädikat bzw. Komplement-Prädikat wird die Ereignisstruktur des von de suffigierten Verbs begrenzt. Sie bilden gemeinsam ein komplexes Prädikat, das kompositionell seiner Schwester eine -Rolle zuweist, über die es prädiziert.

21

Vgl. Rapoport (1993a: 159) und Abschnitt 3.5.2 der vorliegenden Arbeit.

123

Intuitiv ist es plausibel, daß die Ereignisstruktur des Verbs zunächst spezifiziert bzw. vervollständigt wird, bevor ein Argument, das in der Tat auf das gesamte Ereignis Bezug nimmt, realisiert wird. Diese Rangordnung trifft auf das interne Argument und das externe Argument gleichermaßen zu. Das bedeutet, daß das resultative Prädikat Priorität vor dem internen Argument hat, was die Kombination mit dem Verb betrifft, falls das Verb ein internes Argument hat, vgl. (28a). In (28a) gilt Zhangsan als das interne Argument des unakkusativischen Verbs zui Tjetrunken1. Da ein resultatives Prädikat zhan-bu-qi-lai 'nicht aufstehen können* vorliegt und es die Priorität hat, sich vor dem Argument mit dem Verb zu verbinden, wird die -Rollenzuweisung vom Verb zunächst sozusagen aufgeschoben. Mit Rücksicht auf die "Single-Complement-Hypothesis" von Larson (1988) wird das interne Argument in SpecVP basisgeneriert, weil die einzige Komplementstelle in der VP vom resultativen Prädikat besetzt ist. In der SpecVP erhält das Argument die -Rolle durch seine Schwesterschaft zu V. Die Realisierung des Arguments ist sogar obligatorisch, da die -Rolle einen Träger braucht, und nach Stoweil (1983) ein Argument realisiert werden muß, wenn es das -Kriterium erfordert. Da V aus dem Verb und dem resultativen Prädikat besteht, bekommt das Argument die -Rolle in der Tat nicht allein vom Verb zugewiesen, sondern vom komplexen Prädikat. Dies klärt die semantische Doppelrolle des S-strukturellen Subjekts in (28a) und des S-strukturellen Objekts in (28b) auf. Die Frage, ob es sich beim resultativen Prädikat um ein Argument von V-de, eine Erweiterung des Verbs (z.B. diskontinuierliche Verbbestandteile)22 oder ein Adjunkt handelt, ist hierbei irrelevant. Denn allein aufgrund der ereignisstrukturellen Beziehung zwischen der RKK und dem Verb läßt sich im Sinne von Rapoport eine direkte -strukturelle Relation feststellen und die RKK kann lizensiert werden. Man kann meiner Ansicht nach aber auch annehmen, daß die zu beobachtende ereignisstrukturelle Beziehung in der Tat auf eine thematische Beziehung deutet. In Larson (1988) wird z.B. vorgeschlagen, gewisse "Adverbien", die sich wie Argumente von Verben verhalten, als das OBLIQUE in die Thematische Hierarchie einzuordnen. Aufgrund der Nähe derartiger Adverbien ist im Hinblick auf die UTAH (Baker 1988: 46) zu erwarten, daß das OBLIQUE in der niedrigsten Etage der Thematischen Hierarchie rangiert.23 In der D-Struktur werden sie entsprechend in der Komplementposition von V° generiert. Speas (1990) vertritt eine vergleichbare Ansicht, nach der die den Argumenten ähnelnden Prädikate der Klasse der -markierten Adjunkte zuzurechnen sind. Darüber hinaus ist aufgrund der Tatsache, daß das resultative Prädikat vor dem subkategorisierten Argument mit dem Verb in den Bildungsprozeß der Phrasenstruktur (computation) eingeht, im Rahmen von Lebeaux1 Theorie (1988) davon auszugehen, daß es in der D-Struktur (d.i. dem Interface zwischen dem Lexikon und der Syntax) präsent ist.24 Diese Annahme erfährt außerdem empirische Evidenzen dadurch, daß die ursprünglich atelischen Verben durch die Realisierung eines effizierten, direkten Objekts telisch werden

22 23 24

Vgl. dazuSteube(1994). Hierauf beruht die vorhin diskutierte These der Oblique-G-Rollenzuweisung von Tang (1990a). Vgl. dazu Abschnitt 3.3 der vorliegenden Arbeit.

124

können. Die FDRM-Ausdrücke üben den gleichen Effekt aus, obwohl sie traditionell gesehen nicht als vom Verb selegiert anzusehen sind.25 Aufgrund dieser Tatsache könnte man annehmen, daß die Präsenz von de indiziert, daß das zugrunde liegende Verb dessen Komplement, den R/M-Ausdrücken, die Resultat-0-Rolle zuweist.26 Ich werde hier jedoch nicht weiter spekulieren und lasse die Frage für die weitere Forschung offen. Anzumerken ist, daß nach Tang (1990a) die F/D-Ausdrücke und die R/M-Ausdrücke unterschiedlichen syntaktischen Positionen zuzuordnen sind.27 Die F/D-Ausdrücke unterscheiden sich von R/M-Ausdrücken dadurch, daß sie kategoriell gesehen den Status einer NP haben. Da F/D-Ausdrücke als NP zu klassifizieren sind, fallen sie aus dem Rahmen der vorliegenden Arbeit. Vorsichtshalber ist an manchen Stellen statt von FDRM-Ausdrücken explizit von R/M-Ausdrücken die Rede. Die Stipulation, daß die Verben, die von de suffigiert werden können, immer einen ePlatz in ihrer -Struktur haben, kann durch folgende empirische Evidenzen untermauert werden. (29)

a. Tarnen pao-de hen kuai. sie laufen-DE sehr schnell b. *Tamen pao-le-de hen kuai. sie laufen-ASP-DE sehr schnell c. *Tamen pao-de-le hen kuai. sie laufen-DE-ASP sehr schnell

Die Ungranunatikalität von (29b,c) zeigt, daß de und der Perfektiv-Marker le nicht gleichzeitig auftreten dürfen. Huang (1988: 292) erklärt die Ungranunatikalität von (29b) damit, daß (29b) eine "complex Stative construction" im Sinne von Li/Thompson (1981) ist, und deshalb mit dem Perfektiv markierenden Aspektsuffix -le semantisch inkompatibel ist. Nach der hier propagierten Auffassung läßt die Ungranunatikalität von (29b,c) sich mittels des Konflikts in der Ereignisstruktur des Verbs erklären. In Abschnitt 3.5.1 haben wir erwähnt, daß der Perfektiv-Marker le die semantische Eigenschaft des Ereignisses "termination" oder "completion" auslöst. Die sog. semantische Inkompatibilität kann man sich so vorstellen, daß der von le ausgelöste Effekt im Widerspruch zu der Tatsache steht, daß durch die Suffigierung von de ein e-Platz aufgemacht wird. Aus gleichen Gründen sind RVKen mit de semantisch inkompatibel, vgl. die Ungrammatikalität in (3 Ob). (30)

25 26 27

a. Ta mai-dao-le er kaufen-erreichen-ASP b *Ta mai-dao-de er kaufen-erreichen-DE

Vgl. dazuLiu(1987). Vgl. dazu Huang (1994: 24). Vgl. dazuYoon(1989b).

na-ben-shu. jenes-KL-Buch na-ben-shu. jenes-KL-Buch

125

5.2.4.2 Stage-level-Prädikate vs. Individual-level-Prädikate Da es um die Verknüpfung zweier Prädikate geht, muß berücksichtigt werden, ob die Struktur des resultativen Prädikats die Verknüpfung mit dem Matrixprädikator zuläßt. Nach Rapoport haben aber nur Stage-level-Prädikate, jedoch keine Individual-level-Prädikate einen e-Platz in ihrer -Stniktur. Dies klärt manche Asymmetrie in (25)-(27) auf. Gegenüber (27d,f) sind die resultativen Prädikate in (27b,e) nämlich Individual-levelPrädikate. Da sie keinen e-Platz innehaben, kann keine Verbindung zu dem Matrixprädikat hergestellt werden. (27b,e) erfüllen deshalb das Prinzip der Lizensierung nicht. Aus den gleichen Gründen läßt sich die Asymmetrie in (25b vs. d) und in (26b vs. d) erklären. Die Grammatikalität der a-Sätze in (25)-(27) sowie die Kontraste zwischen den aSätzen und den b-Sätzen in (25)-(27) müssen noch näher erläutert werden. In Rapoport (1993a: 178, Fn.16) wird vermerkt, daß die Interpretation des Prädikats bezüglich stagelevel und individual-level vom seiegierenden Verb abhängt. In (31e) erlaubt sick deshalb nur die Individual-level-Interpretation ('insane/ perverted') aber nicht die Stage-level-Interpretation ('ill'). (31)

a. *I consider him off his rocker. b. *She finds you in your seat. c. *I expect that island off the route. d. I expect that man dead by tomorrow. e. I consider/find him sick.

(aus Rapoport 1993a: 166f.)

Faßt man diese Tatsache ins Auge, läßt sich vermuten, daß die resultativen Prädikate in den c,d-Sätzen von (25)-(27), (27f) und in (28) von Haus aus Stage-level-Prädikate sind, die in den a,b-Sätzen von (25)-(27) und (27e) dagegen Individual-level-PrädUcate. Jedoch lassen die Individual-level-Prädikate in den a-Sätzen offenbar auch Stage-level-Interpretationen zu. Genauer gesagt, in den a-Sätzen werden die sonstigen Individual-level-Prädikate zwangsläufig als Stage-level interpretiert. Wenn dem so ist, erhält man eine Erklärung für die Grammatikalität der a-Sätze in (25)-(27). Zudem läßt sich feststellen, daß resultative Prädikate sich auf Stage-level-Prädikate beschränken. Die Frage konzentriert sich nun darauf, warum die resultativen Prädikate in den bSätzen von (25) bis (27) keine Stage-level-Interpretation haben können wie ihre Pendants in den a-Sätzen. Um es hier vorwegzunehmen, der Grund liegt in der Differenzierung der inchoativen und kausativischen Konstruk-tionen. Wunderlich (1997: u.a. 34-37) unterscheidet im Rahmen einer lexiko-semantischen Theorie zwischen "direct causation" (32a) und "indirect causation" (32b). "Causation" ist eine Relation zwischen Situationen (Ereignissen). Bei dem ersteren kontrolliert das Subjektargument sozusagen auch den Resultatzustand. Dagegen kontrolliert es bei dem letzteren nur die Eingangssituation, aber nicht alle intervenierenden Phasen. Dabei nennt er (32a) eine kausativische Konstruktion und (32b) eine resultative Konstruktion. In (32a) wird die Ereignisstruktur verbinhärent (lexikalisch), in (32b) verbextern (syntaktisch) begrenzt.

126 (32)

a. Er leerte die Flasche.

(aus Wunderlich 1997: 35)

b. Er trank die Flasche leer.

Im gegenwärtigen Chinesisch sind Verbalkomplemente, z.B. die RVKe, neben den V-OKomposita die üblichen Mittel, die Telizität eines (meistens mono-morphemischen) Verbs zu bestimmen.28 Wenn man die V-V-Komposita im Lexikon abhandelt, dann wird die Telizität verbinhärent reguliert. Sollten sie aber in der Syntax abgeleitet sein, dann erfolgt die Telizität verbextern. Die RKKen in (25)-(27) dienen ebenfalls zur Einschränkung der Ereignisstruktur des Verbs. Allerdings können gegenüber den b,d-Sätzen nur die a,c-Sätze als ein einziges Ereignis mit zwei temporal aufeinander folgenden Segmenten verstanden werden. Genauer gesagt, kontrolliert allein das Subjekt in den a,c-Sätzen alle intervenierenden Phasen, während das Subjekt in den b,d-Sätzen nur die Eingangssituation kontrolliert. Wunderlichs Charakterisierung zufolge stellen die a,c-Sätze "direct causation" dar, die b,dSätze dagegen "indirect causation". Es ist darauf hinzuweisen, daß in der vorliegenden Arbeit im Unterschied zu Wunderlichs Definition die Konstruktionen in den a,c-Sätzen gemäß der Konvention in der Literatur über das Chinesische mit inchoativen Konstruktionen identifiziert werden. Die b,d-Sätze werden dagegen als kausativische Konstruktionen bezeichnet, weil sie die Paraphrase "A tut B was, und B trägt die Konsequenz" ha" ben.29 Der Begriff der Resultativkonstruktionen umfaßt beide Typen. Um den Unterschied zwischen inchoativen Konstruktionen, vgl. die a,c-Sätze in (25)(27), und kausativischen Konstruktionen, vgl. die b,d-Sätze in (25)-(27), näher zu betrachten, ist Nakajimas (1990) Unterscheidung zwischen sekundären und primären Prädikaten heranzuziehen. Subjekte der sekundären Prädikate sind bereits durch die primären Prädikate -markiert. Die -Markierung durch primäre Prädikate ist obligatorisch, während die durch sekundäre Prädikate fakultativ ist. Projektionen der primären Prädikate sind Komplemente der funktionalen Kategorie INFL, wohingegen die Projektionen der sekundären Prädikate nicht notwendigerweise von INFL begleitet sein müssen. Legt man Nakajimas These zugrunde, sind die resultativen Prädikate in inchoativen Konstruktionen mit dem Status sekundärer Prädikate zu identifizieren. Da die -Markierung der Subjekte durch die sekundären Prädikate optional ist, liegt es nahe, warum in den a-Sätzen von (25)-(27) gegenüber den c-Sätzen kein direkter thematischer Bezug zwischen den Subjektsargumenten und den resultativen Prädikaten zwingend ist. Dabei dienen die resultativen Prädikate als sekundäre Prädikate in erster Linie dazu, die temporale Struktur des Matrixverbs zu begrenzen. Zum Beispiel gilt in (25a), daß er weinte, bis es laut wurde, und in (26a) gilt, daß er ritt, bis der Zustand "schnell sein" erreicht wurde. Logischerweise ist Zhangsan bzw. er auch laut bzw. schnell. Unter dieser Lesart stellt man sich eine Zeitdauer zwischen dem Anfang und dem Schluß der Handlung vor. Im Gegensatz dazu wird man eher eine direkte, thematische Beziehung zwischen dem Subjekt und dem resultativen Prädikat in (25c) und (26c) annehmen. In (25c) ist Zhangsan traurig, und in (26c) ist der

28 29

Vgl. dazu Abschnitt 3.5.1 der vorliegenden Arbeit. Vgl. dazu Li (1993).

127

Reiter müde. Diese Eigenschaften können auch als Modifikation des gesamten Ereignisses angesehen werden. In den kausativischen Konstruktionen ist zwar klar, daß bei intransitiven Matrixverben die resultativen Prädikate primäre Prädikate der eingebetteten NP sind, aber bei transitiven Verben ist umstritten, ob die resultativen Prädikate primär oder sekundär aufzufassen sind. Denn, obwohl formal gesehen das Verb als das primäre Prädikat gilt, weil es von INFL begleitet ist, ist unklar, ob die Verben in den b,d-Sätzen in (26)-(27) transitiv oder intransitiv verwendet sind. Nakajimas rein auf der -Markierung basierenden These kann hier also nicht weiterhelfen. Die Tatsache, daß in den d-Sätzen von (25)-(27) die Objekte eine semantische Doppelrolle haben, einmal als das Subjekt (Agens oder Thema) des resultativen Prädikats, einmal als das Objekt (Thema oder Patiens) des Matrixverbs, berücksichtigt der hier propagierte Ansatz des Komplexen Prädikats dadurch, daß das Satzobjekt von diesem kompositionell -markiert wird. Dies deutet nun darauf hin, daß die resultativen Prädikate in kausativischen Konstruktionen sich nicht darauf beschränken, die temporale Struktur des Verbs zu modifizieren, so wie es bei inchoativen Konstruktionen der Fall ist. Sondern es handelt sich dabei um zwei möglicherweise eigenständige Ereignisse (oder Situationen im Sinne von Wunderlich 1997), deren Kombination kausal interpretiert wird. Da in kausativischen Konstruktionen erwartet wird, daß das Geschehen des zweiten Ereignisses die Konsequenz des ersten Ereignisses reflektieren kann, läßt sich vermuten, daß das resultative Prädikat von Haus aus ein Stage-level-Prädikat sein muß, damit es überhaupt in einer kausativischen Konstruktion auftreten kann. Die b-Sätze in (25)-(27) lassen sich somit aufgrund der aspektuellen Einschränkungen ausschließen. Mithilfe der aspektuellen Restriktion läßt sich auch der Kontrast zwischen (33) und (34) erklären. (33a) ist ungrammatisch, weil sich das Prädikat hen-hao-kan im Gegensatz zu hen-hao in (34b) offenbar nicht als ein Stage-level-Prädikat uminterpretieren läßt, da es die temporale Struktur des Matrixverbs nicht modifizieren kann. (33)

a. *Ta er b. *Ta er

xie zi xie-de hen hao-kan. schreiben Wörter schreiben-DE sehr gut-aussehend xie-de zi hen hao-kan. schreiben-DE Wörter sehr gut-aussehend

(34)

a. Ta er b. *Ta er

xie zi xie-de hen hao. schreiben Wörter schreiben-DE sehr gut xie-de zi hen hao. schreiben-DE Wörter sehr gut

An dieser Stelle ist darauf hinzuweisen, daß die Einschränkung der resultativen Prädikate auf Stage-level-Prädikate im Englischen von der lexikalischen Eigenschaft des seiegierenden Verbs abhängig ist. Im Englischen beobachtet Kitagawa (1985), daß expect ein Komplement selegiert, das "change of state" ausdrückt, während find und consider ein Komplement, das "state of affairs" darstellt, selegiert, vgl. (35). In (35a) darf sich das Adverb at 14:00 nur mit dem Prädikat find, aber nicht mit dem SC-Prädikat off the dock verknüpfen. In (35b) zeigt sich das Gegenteil.

128 (35)

a. You'll find the ship off the dock at 14:00. (aus Kitagawa 1985: 212) b. We expect the ship off the dock at 14:00, sir.

Im Chinesischen markiert das resultative-ife die Selektionseinschränkung. Alle durch de suffigierten Verben selegieren als Komplemente Stage-level-Prädikate. Abschließend ist die von Rothstein (1991a: 126) vorgeschlagene Direkte-Objekt-Restriktion (direct object restriction) zu besprechen. Derzufolge können resultative Prädikate nur über ein tiefenstrukturelles direktes Objekt prädizieren. So brauchen unergative Verben im Deutschen sog. Pseudoreflexive, um diese Bedingung zu erfüllen (36). Staudinger (p.M.) merkt an, daß in (36) die Realisierung des Pseudoreflexivs für ein resultatives Prädikat zwingend ist. Ansonsten könnte Peter lacht krank nur modale Lesart haben, z.B. 'Peter lacht wie ein Kranker1. (36)

a. Peter lacht sich krank. b. Peter läuft sich die Füße wund.

(aus Staudinger 1997: 80)

Im Chinesischen ist der Unterschied zwischen postverbalen resultativen Ausdrücken und postverbalen modalen Ausdrücken nach der obigen Analyse nur funktional zu erkennen. Sie sind strukturell indifferent. Als Fazit kann man festhalten, daß die Direkte-ObjektRestriktion auf die kausativischen Konstruktionen zutrifft. Bei den inchoativen Konstruktionen muß man unterscheiden, je nachdem, ob unakkusativische oder unergative Verben vorliegen. Die Direkte-Objekt-Restriktion wird bei unakkusativischen Verben ohnehin eingehalten, da das Oberflächensubjekt nach Burzio (1986) eigentlich das tiefenstrukturelle Objekt ist.30 Huang (1994: 23) weist darauf hin, daß in bezug auf Adverbien zwischen "ad-verbs" und "ad-VPs" unterschieden werden soll. Die ersteren haben Skopus nur über das Verb, die letzteren hingegen über die VP. Nach dieser Auffassung stellen FDRM-Ausrücke gegenüber den sonstigen Adverbialen, die in der Regel präverbal vorkommen, eine Art "ad-VERBiale" Phrase dar.31 Dies zeichnet sich insbesondere durch ihre Adjazenz zu Verben aus. Im Anschluß an Larson (1988) und Tang (1990a) hat Huang (1994) dafür argumentiert, daß die FDRM-Ausdrücke als das innerste Argument in der Komplementposition des unteren V-Kopfes einer Larsonianischen VP-Schale generiert werden sollen. Sie bilden nach Huang mit dem Matrixverb zusammen ein komplexes Prädikat. Diese Herangehensweise ist mit der hier auf Rapoports Theorie der Lizensierung beruhenden Analyse kompatibel. Die R/M-Ausdrücke werden als Komplement von V-de behandelt und aufgrund ihrer -strukturellen Relation zum Verb lizensiert. Bemerkenswert ist, daß Zustandsverben (inkl. Adjektive) durch die Präfigierung mit hen in Adverbiale verwandelt werden können, Aktivitätsverben hingegen nicht. Z.B. gibt es *hen-pao, *hen-chi nicht.32 Wie (4a) zeigt, führt das Weglassen der AdvP zur

30 31 32

Vgl. dazu Belletti (1988) und Keyser/Roeper (1984). Vgl. dazu Li/Thompson (1981: 352). Li/Thompson (1981: 339) merken an, daß gewisse experiential-Verben durch hen modifiziert werden können.

129

Ungrammatikalität. Nun ist dieses Phänomen etwas eigenartig. Denn AdvPn sind in der Regel optional. Optionalität ist oft ein Indiz für die Nicht-9-Markierung, die die AdvP als Adjunkte auszeichnet. Damit ist man in der sonderbaren Situation, daß ein Adjunkt in einer Komplementposition auftritt. Huang nennt schließlich die FDRM-Ausdrücke innere Adjunkte. Staudinger (p.M.) hat mich darauf aufmerksam gemacht, daß hen in SpecAdjP generiert werden könnte und deshalb den kategorialen Status der Projektion des Zustandsverbs bzw. Adjektives nicht ändert. Diese Annahme läßt sich damit motivieren, daß hen neutral gesprochen wird und gewissermaßen entsemantisiert ist.33 Wenn dem so ist, ist das resultative Prädikat keine AdvP und dies ist in Einklang mit dem Ergebnis aus anderen Sprachen, z.B. dem Englischen und dem Deutschen, wo resultative Prädikate, abgesehen von denen in der Konfiguration des kausativischen Verbs, wie make im Englischen und lassen/machen im Deutschen, offenbar nur PP oder AdjP sein können. Allerdings ist unklar, warum im Englischen und Deutschen die VP als resultatives Prädikat kategorial nicht in Frage kommt.

5.2.5

Strukturelle Realisierung von RKKen

5.2.5. l Bei unakkusativischen Verben In (28a), hier in (37a) wiederholt, geht es um eine inchoative Konstruktion mit einem unakkusativischen Verb. Wie in Kapitel 2 ausgeführt, ist für unakkusativische Verben eine Einfach-VP-Struktur vorgesehen. Da das resultative Prädikat Priorität hat, sich mit dem Verb zu verbinden, und es nur eine Komplementstelle gibt, wird das interne Argument sozusagen vom resultativen Prädikat zu SpecVP verdrängt. Nach der Anhebung zur SpecIP erhält es den Nominativkasus von Infl, dessen Komplement die VP ist, vgl. (37a). Bei (28b), hier als (3 Tb) wiedergegeben, handelt es sich um eine kausativische Konstruktion. Man erhält also Konfiguration (37*b) für die Konstruktion (28b), wenn man eine Doppel-VP-Struktur ansetzt und davon ausgeht, daß aus Kasusgründen und um die Oberflächenstruktur zu erhalten, das untere V° angehoben werden muß. (37)

33

a. Zhangsan zui-de zhan-bu-qi-lai. Zhangsan betrunken-DE stehen-nicht-auf 'Zhangsan ist so betrunken, daß er nicht aufstehen kann.' b. Na-ping-jiu zui-de Zhangsan zhan-bu-qi-lai. jener-KL-Wein betrunken-DE Zhangsan stehen-nicht-auf 'Jener Wein ließ Zhangsan so betrunken sein, daß er nicht aufstehen konnte.'

Vgl. Li/Thompson (1981: 340)

130 (37')

a.

IP NP VP NP

V

Zhangsan

RKK

V° Prt

zhan-bu-qi-lai

de

ZUI

VP V

NP na-ping-jiu

VP

V

NP

V

Zhangsan

RKK



Prt

ZUI

de

zhan-bu-qi-lai

In (37b) ist Zhangsan streng regiert. Passivierung ist generell möglich (38a), vgl. dazu auch (39c). (38b) zeigt, daß die obere V°-Position durch ein mit dem Merkmal [Cause] kompatibles, lexikalisches Element gefüllt werden kann, wobei V-de in-situ verbleibt. Sowohl (38b) als auch (39d) sind kausativische Konstruktionen. Die Auswahl zwischen den zwei Optionen, die obere V°-Position durch die Einfügung von shi zu besetzen, oder mithilfe der Hineinbewegung des Elements aus der unteren V°-Position, ist frei. In (39a,b)34 und (40a,b) sind weitere unakkusativische/kausativische Paare repräsentiert.

34

Beispiele aus Huang (l992: 127).

131

Bezüglich der Passivierung durch bei und der jA/-Konstruktionen zeigen sie die gleiche Eigenschaft. Die Anwendungen in (40a,c) sind ungebräuchlich, aber akzeptabel. (38)

a. Zhangsan bei Zhangsan BEI b. Na-ping-jiu jener-KL-Wein

na-ping-jiu zui-de zhan-bu-qilai. jener-KL-Wein betrunken-DE stehen-nicht-auf shi Zhangsan zui-de zhan-bu-qilai. CAUS Zhangsan betrunken-DE stehen-nicht-auf

(39)

a. Zhe-jian-shiqing jidong-de Lisi liu-chu-le yanlei. diese-KL-Sache aufregen-DE Lisi fließen-aus-ASP Tränen Diese Sache hat Lisi so aufgeregt, daß er zu weinen anfing.1 b. Lisi jidong-de liu-chu-le yanlei. Lisi aufregen-DE fließen-aus-ASP Tränen Lisi fing vor Aufregung zu weinen an.1 c. Lisi bei zhe-jian-shiqing jidong-de liu-chu-le yanlei. Lisi BEI diese-KL-Sache aufregen-DE fließen-aus-ASP Tränen d. Zhe-jian-shiqing shi Lisi jidong-de liu-chu-le yanlei. diese-KL-Sache CAUS Lisi aufregen-DE fließen-aus-ASP Tränen

(40)

a. ?Aizheng bing-de Lisi toufa dou diao-guang le. Krebs krank-DE Lisi Haare alle fallen-aus ASP Der Krebs machte Lisi so krank, daß alle seine Haare ausgefallen sind.' b. Lisi bing-de toufa dou diao-guang e. Lisi krank-DE Haare alle fallen-aus ASP Lisi ist so krank, daß alle seine Haare ausgefallen sind.' c. ?Lisi bei aizheng bing-de toufa dou diao-guang le. Lisi BEI Krebs krank-DE Haare alle fallen-aus ASP d. Aizheng shi Lisi bing-de toufa dou diao-guang le. Krebs CAUS Lisi krank-DE Haare alle fallen-aus ASP

5.2.5.2 Bei unergativen und transitiven Verben

35

(41)

a. Zhangsan ku-de Lisi hen shangxin. Zhangsan weinen-DE Lisi sehr traurig. 'Zhangsan hat so geweint, daß Lisi sehr traurig wurde.' b. Lisi ku-de hen shangxin. Lisi weinen-DE sehr traurig. Lisi weinte sich traurig.' c. Lisi bei Zhangsan ku-de hen shangxin. Lisi BEI Zhangsan weinen-DE sehr traurig d. Zhangsan shi Lisi ku-de hen shangxin. Zhangsan CAUS Lisi weinen-DE sehr traurig.

(42)

a. Zhangsan tiao-de Lisi hen shengqi.35 Zhangsan springen-DE Lisi sehr ärgerlich 'Zhangsan ist so gesprungen, daß Lisi ärgerlich wurde.' b. Lisi tiao-de hen shengqi. Lisi springen-DE sehr ärgerlich Lisi ist gesprungen und wurde ärgerlich.'

Springen ist ein unakkusativisches Verb im Deutschen, aber unergativ/transitiv im Chinesischen, vgl. dazu Gu(1992: 89).

132

c. Lisi bei Lisi BEI d. Zhangsan Zhangsan

Zhangsan tiao-de hen shengqi. Zhangsan springen-DE sehr ärgerlich shi Lisi tiao-de hen shengqi. CAUS Lisi springen-DE sehr ärgerlich

In (41)-(42) sind unergative Verben enthalten. Während in (39a,b) Lisi konstant als Experiencer oder Patiens interpretiert wird, erhält Lisi in den b-Sätzen von (41)-(42) im Gegensatz zu den a-Sätzen von (41)-(42) die agentivische -Rolle vom Verb. Da unergativen Verben die Doppel-VP-Struktur zugesprochen wird, ist anzunehmen, daß Lisi in den bSätzen von (41)-(42) in der oberen Spec W basisgeneriert wird. (43)

a. Zhangsan qi-de ma hen lei. Zhangsan reiten-DE Pferd sehr müde 'Zhangsan hat das Pferd müde geritten.1 b. *Ma qi-de hen lei. Pferd reiten-DE sehr müde c. Ma bei Zhangsan qi-de hen Pferd BEI Zhangsan reiten-DE sehr d. *Zhangsan shi ma qi-de hen Zhangsan CAUS Pferd reiten-DE sehr

lei. müde lei. müde

(43b) ist im Vergleich zu (41b) und (42b) deshalb schlecht, weil qi-de nach außen die Agens-O-Rolle zuweist.36 Das Pferd kommt aber semantisch als das Agens des Reitens nicht in Frage. Andererseits erweist (43b), daß qi bzw. qi-de kein unakkusativisches Verb ist, so daß es nach außen -markieren kann. In kausativischen Konstruktionen mit shi wie in (43d), da qi-de in-situ verbleibt und ma in der SpecVP konsistent extern -markiert (vgl. das Baumdiagramm in (43')), ist die Unakzeptabilität von (43d) zu erwarten. (43a) ist dagegen unproblematisch, weil qi-de zur oberen V°-Position angehoben wird und von dort aus an Zhangsan die externe -Rolle zuweist. Da Zhangsan als das Agens des Reitens in Frage kommt, ist der Satz in (43a) wohlgeformt.

36

Staudinger (p.M.) macht mich darauf aufmerksam, daß es im Deutschen anscheinend zwei reiten gibt, einmal unakkusativisch und einmal transitiv, weshalb man zwischen er ist geritten und er hat ein Pferd geritten zu unterscheiden hat, vgl. dazu Staudinger (1996).

133 (43')=(43d)

VP NP Zhangsan

V V

VP

shi

Die Doppel-VP-Struktur erklärt zudem, warum die Sätze in (12) ungrammatisch sind. Huang (1994) merkt an, daß in der Larsonianischen VP-Schale die untere W nicht als maximale Projektion angesehen wird. Da das resultative Prädikat und das praktizierende Argument innerhalb der unteren VP basisgeneriert sind und weil nur eine maximale Projektion verschoben werden kann, liegt nahe, warum die Sätze in (12) ungrammatisch sind.

5.2.6

Zusammenfassung

In dieser Arbeit wird die These vertreten, daß die RKKen als Verberweiterung hinsichtlich der Ereignisstruktur des Prädikators des Matrixsatzes zu betrachten sind. Zusammen mit V-de bilden die RKKen komplexe Prädikate. Einerseits ist die Präsenz der RKK wegen des offenen (durch die Suffigierung von de aufgemachten) e-Platzes in der Ereignisstruktur des Prädikators erforderlich. Andererseits werden die semantischen Doppelrollen der Objekt-NP in kausativischen und die der Subjekt-NP in inchoativen Konstruktionen mithilfe der Prädikation durch die komplexen Prädikate erfaßt. Nach der hier aufgestellten Analyse werden die R/M-Ausdrücke nur funktional unterschieden. Huangs ebenfalls im Rahmen der Komplexen-Prädikat-Theorie propagierten These der transitiven/intransitiven-Alternation wird hier durch die der inchoativen/kausativischen-Alternation ersetzt, wobei, wie erläutert, die aspektuellen Bedingungen in bezug auf die Differenzierung zwischen Stage-level-Prädikaten und Individual-level-Prädikaten miteinbezogen werden müssen. Bei der strukturellen Ableitung wird behauptet, daß VI als das Matrixverb eine entscheidende Rolle spielt. Dabei wird nicht wie bei Huang davon ausgegangen, daß es auch bei den komplexen Prädikaten zwischen transitiver oder intransitiver Anwendung zu unterscheiden gilt, sondern es wird allein der Unakkusativität bzw. Unergativität des Matrixverbs überlassen, welche Konstruktionen zulässig sind und welche Interpretationen

134

sich ergeben. Die Theorie sieht zudem vor, daß unakkusativischen Verben die EinfachVP-Struktur zugesprochen wird, während die Doppel-VP-Struktur den transitiven, unergativen und kausativischen Konstruktionen zugrunde gelegt wird.

5.3

Anmerkungen zum resultativen de

Auf der prosodischen Ebene und aufgrund der Abhängigkeit von einem Anschlußwort ist de als ein gebundenes Morphem anzusehen. Der kategoriale Status von de ist aber umstritten. Dai (1992) argumentiert, daß das resultative de kein Klitikum, sondern ein gebundenes Flexionssuffix ist. Im folgenden werde ich einige kritische Punkte zu Dais Argumentationen im Zusammenhang mit den resultativen Konstruktionen anmerken. Erstens beobachtet Dai, daß ein resultatives de sich von einem adjektivischen, adverbialen, oder einem possessiven de dadurch unterscheidet, daß zwischen dem Anschlußverb und dem resultativen de kein lexikalisches Material vorkommen kann, wohingegen die anderen als freie Morpheme (Wörter) dieser Bedingung nicht unterliegen, vgl. unten (44)(45). (44)

a. Ta er b. Ta er

tiao springen han schreien

(*sheng) (Seil) (*ren) (Leute)

de hen kuai. (aus Dai 1992: 99) DE sehr schnell de sangzi dou ya le. DE Rachen alles stumm ASP

(45)

a. Wo zai kann nahen (zuotian mai gei meimei de) shu. ich ASP lesen jenes (gestern kaufen GEI Schwester REL) Buch 'Ich lese gerade das Buch, das meiner Schwester gestern gekauft wurde. ' b. Ta dasheng (ru lei si) de zai wuzi-li changge. er laut (wie Donner ähnlich) ADJ in Haus-innen singen

In (45) verbindet de immer zwei Kategorien, die maximal sind. In (45a) verbindet de ein S (den Relativsatz) und eine NP (shu), und in (45b) eine AP, die wiederum aus zwei APn (dasheng und ru-lei-si) besteht, und eine VP, die aus einer PP (zai wuzi-li) und einer VP (chang-ge) besteht. Dagegen kann de in (44) die vorhergehende VP, die ein Verb und ein Objekt enthält, an die nachfolgende Phrase nicht anbinden. Daraus folgert Dai, daß das resultative de als Flexionsmorphem des unmittelbar vorhergehenden Verbs anzusehen ist. Die in (44)-(45) aufgeführten Daten geben m.E. ausschließlich Aufschluß darüber, daß das resultative de nicht an V oder VP, sondern an V° "klitisieren" muß. Dies verdeutlicht das Beispiel in (46). (46)

Xiaochen danxin-de shui-bu-hao-jiao. Xiaochen sorgen-DE schlafen-nicht-gut 'Xiaochen sorgt sich so, daß er nicht gut schlafen kann.'

135

In (46) kommt dan-xin 'tragen Herz1 als Wirt (engl. host) für de in Frage, weil im Gegensatz zu tiao-sheng bzw. han-ren in (44) es sich dabei um ein lexikalisiertes V-O-Kompositum und folglich eine X°-Projektionsebene handelt. Die PSC wird dadurch nicht verletzt. Xin 'Herz' verhindert in diesem Fall die Adjazenzbedingung von de zum Anschlußwort nicht. Hingegen besitzen die Objekte in (44) eine eigene syntaktische Position, so daß eine Reduplikation des Verbs nötig ist. In (47) kommt nach der Reduplikation des Verbs jeweils nur eine Konstituente hinter dem Verb. Die PSC ist damit erfüllt. (47)

a. Ta er b. Ta er

tiao-sheng tiao-de hen springen-Seil tiao-DE sehr han-ren han-de schreien-Leute schreien-DE

kuai. schnell sangzi dou ya le. Rachen alles stumm ASP

Da in (44) die Präsenz des Objekts gleichzeitig zur Verletzung der PSC und der Adjazenzbedingung führen würde, ist letztlich unklar, wer von den beiden ausschlaggebend für die Ungrammatikalität ist. In dieser Hinsicht ist (44) als Datum für den hier angestrebten Zweck m.E. nicht brauchbar. Zweitens ist Dais Beobachtung, daß im Chinesischen die Kategorie PP ebenfalls von den resultativen Prädikaten ausgeschlossen ist, auf den ersten Blick überraschend. Denn nach der allgemeinen Auffassung sind Präpositionen im Chinesischen aufgrund ihrer verbalen Herkunft stark vom verbalen Status geprägt und deshalb mit [+V] zu kennzeichnen. Wenn diese Auffassung richtig ist, müßten PPn eigentlich wie VPn auch dazu fähig sein, Resultatszustände auszudrücken. Dai betrachtet die PP schließlich als eine [-VjKategorie. Nun gibt es im Chinesischen die sog. Potentialkonstruktionen, vgl. (48a), die Dais Beispiel in (48b) gegenüberzustellen sind. (48)

a. Ta pao-de dao zhongdian. er laufen-DE in/erreichen Ziel kann zum Ziel laufen.' b. *Ta tiao-de zai ma-shang. (aus Dai 1992: 103) er springen-DE in/sichbefinden Pferd-oben kann auf das Pferd klettern.' c. Ta pao-bu-dao zhongdian. er laufen-nicht-in Ziel kann nicht zum Ziel laufen.' d. Ta shu fang-de dao shujiashang. er Bücher legen-DE in/erreichen Bücherregal-oben Er kann die Bücher auf das Bücherregal legen.'

Zugegebenermaßen ist im Chinesischen zwischen Richtung-anzeigenden Präpositionen und Verben schwer zu unterscheiden. Potentialkonstruktionen werden in der Literatur als Gegenstand der Wortbildung aufgefaßt. So wie de in (48a) fungiert bu in (48c) als ein Infix, das zwei Verbalkomponenten bindet. (48c) stellt das Pendant von (48a) dar. Obwohl die Interpretation von (48a) nicht resultativ im eigentlichen Sinne ist, ist die Konfiguration meiner Meinung nach "resultativ" eingerichtet. Anders formuliert kann man in (48a) den durch die PP/VP dargestellten Sachverhalt als den Resultatszustand der vom Matrix-

136

veib denotierten Handlung ansehen. Deutlicher ist dies vor allem in Konstruktionen mit Plazierungsverben -wie fang 'stellen, legen1 in (48d). Zunächst spricht nichts dagegen, auch in (48d) die Phrase dao shujiashang 'auf das Bücherregal1 als eines der von dem dreistelligen Verb subkategorisierten Argumente aufzufassen. Es handelt sich nach wie vor um eine Direktional-PP. Aus dem Satz in (48d) kann allerdings keine resultative Lesart erschlossen werden, so daß eine Reanalyse der Konstruktion [v, fang-de [pp dao shujiashang]] in [v, fang-de-dao [^, shujiashang]] unvermeidbar ist. Weil die Potentialkonstruktionen einerseits sehr produktiv sind, und andererseits direkten syntaktischen Reflex zeigen, gehe ich davon aus, daß der Prozeß derartiger Bildungen in der Syntax stattfindet. Sie sind als ein Spezialfall der RKK aufzufassen. Damit ist der überraschende angebliche Ausfall der PP als resultatives Prädikat als nicht angemessen zurückzuweisen, und man muß ihn nicht als ein einzelsprachliches Phänomen in Kauf nehmen. Drittens merkt Dai im Gegensatz zu Huang (1988) an, daß de als eine Instanz für Comp nicht in Frage käme. Er vergleicht dabei de mit that im Englischen. Phonologisch gesehen lehnt sich de im Gegensatz zu that an der vorhergehenden Konstituente an. Wenn man aber nun die Annahme der Satzendpartikeln als C°-Belegungen ins Auge faßt,37 dann scheint dieses phonologische Kriterium eher dafür zu sprechen, daß de doch womöglich ein Comp sein könnte. Diese Auffassung befürwortet allerdings die PPH, derzufolge die von de gefolgte Satzkonstituente als subordiniert aufzufassen ist, was im Hinblick auf den Relativsatz in (45a) zutreffend ist. Ob de als ein lexikalischer Komplementierer mit that zu vergleichen, oder bloß als ein Indiz für die vorhandene C°-Position anzunehmen ist, ist hierbei irrelevant. Denn das phonologische Kriterium entlarvt schließlich auch nicht, ob de ein Flexiv oder ein Klitikum ist, da de in dieser Hinsicht durchaus ein an die C°Position klitisiertes Element sein könnte. Daß de nach dieser Auffassung offenbar keinen Träger hat, weil das Chinesische über kein relativsatzeinleitendes Reflexivum verfügt, ist aber nichts Sonderbares. Im Bairischen, einer typologisch andersartigen Sprache, beobachtet Weiß (1996: Kap. C, S. 78), daß die Trägerkategorie C° für klitische Pronomina phonologisch leer sein kann, vgl. (49). (49)

den Mo, [cp den [c, 'e] gseng hob] 'den Mann, den ich gesehen habe'

Will man jedoch die SPH verfolgen und zugleich an der Auffassung, daß CP kopffinal ist, festhalten, kann man in Zustimmung zu Dai die Analyse von de als Komplementierer abstreiten. Tatsache ist, selbst wenn man ausschließen kann, daß de kein Komplementierer ist, kommt man immer noch nicht zu dem Schluß, daß de ein Flexiv, aber kein Klitikum wäre. Viertens führt Dai aus, daß de gegenüber seinem Anschlußverb selektiv vorgeht. Das heißt, de kann nicht beliebig an alle Verben klitisieren, was stark gegen den Klitikstatus von de sprechen würde. Dai beobachtet, daß de weder an Auxiliarverben wie neng 'können', yinggai 'sollen* und keyi 'dürfen' noch an Raisingverben wie haoxiang 'scheinen', 37

Vgl. dazu Gasde (1993a,b) und Gasde/Paul (1996).

137

xiande 'erscheinen' noch an bestimmte Brückenverben wie yiwei Vermuten' und remvei 'glauben' und auch nicht an etliche andere Vollverben suffigieren kann. Da die diesbezüglichen Selektionen nach Dai nicht semantisch begründet sind und keine syntaktische Regularität beobachtbar war, sei dies auf morphologische Lücken zurückzuführen, was impliziert, daß de kein Klitikum sein könnte. Dagegen ist Folgendes einzuwenden. Wenn man V-de im Lexikon erfassen will, müßte man damit rechnen, daß sie zusätzlich zu den Anschlußverben als Lexikoneintrag aufgenommen werden müssen. Dies ist keinesfalls ein attraktiver Lexikonentwurf, der kognitive Adäquatheit für sich in Anspruch nehmen könnte. Nach Brekle, Staudacher et al. (1994) sollte das Lexikon unter dem kognitiven Aspekt idealiter so gestaltet sein, daß es nur idiosynkratische Informationen enthält, die während des Spracherwerbs erlernt werden müssen. Schließlich ist nicht auszuschließen, daß die Klitisierung von de strukturell bedingt ist, so daß u.U. trotz der erfüllten semantischen Bedingungen keine Klitisierung möglich ist. Empirisch ist beispielsweise anzunehmen, daß Auxiliarverben im Strukturbaum höher als Vollverben anzusiedeln sind. Das Selektionsverhältnis von de gegenüber den Auxiliarverben kann damit begründet werden, daß de nur VP-intern generiert werden kann. Fünftens führt Dai die Bewegungsdaten (50) an, und plädiert für den Konstituentenstatus von V-ife.38 Technisch gesehen muß dies aber nicht unbedingt die Eigenschaft eines Flexivs sein. Im Westflämischen beobachten Haegeman/Zanuttini (1991), daß das Negationsklitikum en- mit bewegt werden muß, vgl. (51a vs. b). Weiß (1996: Kap. D, S.40) merkt mit Rücksicht auf das Mittelhochdeutsche an, daß hierbei möglicherweise eine morphologische Negation vorliegt, die obligatorisch an V° "klitisiert". (50)

a. Zhege shiyan, lian zui you naixin de ren dou dieses Experiment, sogar am meisten haben Geduld REL Leute alles zuo de bu naifan le. machen DE NEG geduldig ASP b. Zhege shiyan, zuo de lian zui you naixin de ren dieses Experiment, machen DE sogar am meisten haben Geduld DE Leute dou bu naifan le. alles NEG geduldig ASP Dieses Experiment durchzuführen, macht selbst die Leute, die am meisten Geduld haben, ungeduldig.1

(51)

a. niets en-peinzen-k da ze wilt doen. nichts en-denke-ich daß sie will tun Ich denke, daß sie nichts tun will.' b. *niets peinzen-k da ze en-wilt doen. nichts denke-ich daß sie en-will tun

In Forschungen über den Grammatikalisierungsprozeß oder den Sprachwandel ist die Begebenheit der Entwicklung vom Klitikum zum flexionalen Affix bekannt.39 Der entscheidende Unterschied zwischen den beiden besteht darin, daß Klitika Wortstatus haben

38 39

Vgl. Dai (l992: 102). Vgl. dazu T.-C. Tang (1992b).

138

und ihre Verteilung syntaktischen Restriktionen unterliegt, wohingegen ein Flexiv morphologisches Mittel der Flexion oder der Wortbildung ist. Man kann allenfalls daran festhalten, daß de bezüglich der morpho-syntaktischen Wortbildung eine Rolle spielt. Da es für die Zwecke der vorliegenden Arbeit nicht von entscheidender Bedeutung ist, ob de ein Klitikum oder ein Flexiv ist, weiche ich auf die Bezeichnung DE aus.

5.4

RVK: subjektbezogen und objektbezogen

5.4. l

Zur Datenlage

Nach Yongs (1997) ursprünglich auf Chao (1968) und Li/Thompson (1981) zurückgehender Beobachtung können die chinesischen Verbalkomplemente in drei lexikalische Subklassen eingeteilt werden: Resultative Verbalkomplemente (RVKe), Direktionale Verbalkomplemente (DVKe) und Phasale Vetbalkomplemente (PVKe). Dabei merkt er an, daß die Grenze zwischen diesen drei Subklassen transparent ist. Das heißt, gegebenfall s sind DVKe und PVKe als RVKe aufzufassen. Auch im Deutschen gehen Smith/ Staudinger (1997) davon aus, daß Direktionale ein Sonderfall von Resultativen sind. Der Einfachheit halber wird im folgenden manchmal das RVK angesichts der Abfolge als V2, und das zugrunde liegende Verb als VI bezeichnet. (52)

Zhangsan tui-fan-le *(yi-zhang-zhuozi). Zhangsan schieben-umkippen-ASP ein-KL-Tisch 'Zhangsan hat einen Tisch umgekippt.'

(53)

Zhangsan zui-dao (zai dishang) Zhangsan betrunken-fallen (auf Boden) 'Zhangsan fiel betrunken (auf den Boden).1

(54)

Zhangsan xiao-cha-le *( )· Zhangsan lachen-abweichen-ASP Atem 'Zhangsan hat so gelacht, daß er Stiche in der Rippengegend verspürte.'

(55)

a. Lisi xia-ku-le meimei. Lisi schrecken-weinen-ASP jüngere Schwester "Lisi hat die jüngere Schwester durch Erschrecken zum Weinen gebracht.' b. Lisi dou-xiao-le meimei. Lisi narren-lachen-ASP jüngere Schwester 'Lisi hat die jüngere Schwester zum Lachen gebracht.'

(56)

a. Lisi ting-dong-le na-ju-hua. Lisi zuhören-verstehen-ASP jenes-KL-Wort T^isi hat jenes Wort gehört und verstanden.1 b. Lisi wan-wang-le ta-de zhize. Lisi spielen-vergessen-ASP er-GEN Aufgabe "Lisi hat gespielt und vernachlässigt dadurch seine Aufgabe.'

le. ASP

139

Wie (52)-(56) darstellen, kann VI transitiv, vgl. (52), (55), und (56a), unakkusativisch, vgl. (53), und unergativ, vgl. (54) und (56b), sein. V2 kann ebenfalls unakkusativisch (52)-(54), unergativ (55) und transitiv (56) sein. Allerdings lassen sich die Subjekte von V2 in (55)-(56) eher als Experiencer denn als Agens interpretieren.40 Nach Gu (1992) liegt die Nicht-Agentivität von V2 darin begründet, daß die resultativen Komposita dazu dienen, den Aspekt der Zustandsänderung zum Ausdruck zu bringen. Die Folge der NichtAgentivität von V2 ist, daß transitive Verben, die ein agentivisches Subjekt selegieren, nicht als V2 vorkommen können, vgl. (57). (57)

*Lisi qi-da-le Zhangsan. Lisi ärgem-schlagen-ASP Zhangsan

(58)

a. Zhangsan qi-lei-le (jiaotache). Zhangsan fahren-müde-ASP (Fahrrad) 'Zhangsan ist radgefahren, und dadurch müde geworden.' b. Baoyu qi-lei-le nei-pi-ma. Baoyu reiten-müde-ASP jenes-KL-Pferd i. Baoyu hat sich müde geritten.' ii. Baoyu hat das Pferd müde geritten.'

Die Direkte-Objekt-Restriktion wird bis auf (56) und (58) eingehalten. (58a) ist problematisch, weil Zhangsan offenbar das externe Argument von qi 'reiten' ist, so daß man auf der einen Seite nicht wie in (53) davon ausgehen kann, daß das Subjekt in der Tat das tiefenstrukturelle Objekt ist. Auf der anderen Seite kommt semantisch nicht in Frage, daß V2 über das Satzobjekt jiaotache 'Fahrrad' prädiziert. Läßt dies die Semantik jedoch zu, gibt es Ambiguitäten, vgl. (58b). Darauf wird in Abschnitt 5.4.5 gesondert eingegangen. In (56) ist es einerseits semantisch naheliegend, daß V2 nicht über das Satzobjekt prädiziert, andererseits ist im Hinblick auf die thematische Abhängigkeit davon auszugehen, daß das Satzobjekt eigentlich das thematische Objekt von V2 ist. Gemeinsam prädizieren sie über das Satzsubjekt, das wie erwähnt als Experiencer aufzufassen ist. Ob sie in der Tat über ein eingebettetes PRO-Subjekt prädizieren, dessen Kontrolleur das Satzsubjekt ist, ist eine andere Frage. Es ist allenfalls in Erwägung zu ziehen, zu welchem Typ der "Psych-Verben" im Sinne von Belletti/Rizzi (1988) sich die V2 in (55)-(56) zuordnen lassen. Darauf wird in Abschnitt 5.4.4 näher eingegangen. (58a) unterscheidet sich von (52)-(55) außerdem dadurch, daß parallele RKKen nur zu den letzteren möglich sind, vgl. (63) vs. (59)-(62). Da die RVKen in (52)-(55) konstant objektbezogen sind, werden sie in dieser Arbeit als objektbezogene RVKen bezeichnet. Objektbezogene RVKen haben im Prinzip RKK-Pendants wie die in (59)-(62). Das Gegenteil stellen die subjektbezogenen RVKen wie das in (58a) bzw. (63) dar. (56) wird wie (58a) in dieser Arbeit unter den subjektbezogenen RVKen behandelt. Ihre RKK-Gegenstücke sind in (64) dargestellt.

40

Vgl. Gu(1992: 91 und 101-105).

140 (59)

Zhangsan tui-de zhuozi fan le. Zhangsan shieben-DE Tisch umkippen ASP 'Zhangsan hat den Tisch so geschoben, daß er umkippte.'

(60)

Zhangsan zui-de dao zai dishang le. Zhangsan betrunken-DE fallen auf Boden ASP 'Zhangsan ist so betrunken, daß er auf den Boden fiel.'

(61)

Zhangsan xiao-de cha-le qi. Zhangsan lachen-DE abweichen-ASP Atem 'Zhangsan hat so gelacht, daß er Stiche in der Rippengegend verspürte.'

(62)

Lisi xia-de meimei (dou) ku le. Lisi erschrecken-DE jüngere Schwester weinen ASP Lisi hat die jüngere Schwester so erschreckt, daß sie weinte.'

(63)

*Zhangsan qi-de (jiaotache) lei le. Zhangsan fahren-DE (Fahrrad) müde ASP

(64)

a. *Lisi Lisi b. *Lisi Lisi

5.4.2

ting-de zuhören-DE wan-de spielen-DE

na-ju-hua jenes-KL-Wort zijide zhize eigene Aufgabe

dong le. verstehen ASP wang le. vergessen ASP

Projektionen der RVKe als V°-Adjunkte

Staudinger (1997) schlägt im Rahmen einer SC-Analyse für die Resultativkonstruktionen des Deutschen vor, daß das resultative Prädikat und das vermeintliche Satzobjekt zusammen ein Sätzchen (SC) bilden, wobei dieses strukturell am Matrixverb kopf-adjungiert basisgeneriert ist. Ich werde zeigen, daß seine V°-Adjunktionsanalyse von deutschen Resultativkonstruktionen auf die chinesischen Daten bezüglich der RVKen zutrifft. Es wird gezeigt, daß unter Berücksichtigung der strukturellen Realisierung von RVKen und grundsätzlich unterschiedlichen Phrasenstrukturen für kausativische und unakkusativische Konstruktionen, — die ersteren haben zwangsläufig die Doppel-VP-Struktur, die letzteren die Einfach-VP-Struktur —, die chinesischen resultaüven Konstruktionen abgeleitet werden können. Als Konsequenz können viele in Lis (1990a, 1993, 1995) im Rahmen der Thematischen und/oder Kausativischen Hierarchie aufgestellten Beobachtungen eine natürliche Erklärung erhalten, und machen die betreffenden ad-hoc Generalisierungen überflüssig. Wenn die hier vorgeschlagene Analyse richtig ist, dann untermauert sie den syntaktischen Aspekt der Argumentstruktur von Hale/Keyser (1993 etc.). 5.4.2. l Motivation der V°-Adjunktionsanalyse für RVKe Wie bereits am Schluß des Abschnitts 5.2.3 hingewiesen wurde, sehe ich keine zwingenden Gründe, die Projektion des RVKs als Argument des Verbs und sie deswegen in der Komplementstelle des Verbs basisgeneriert anzunehmen. Im Gegenteil gibt es Indizien, die zur Kopfadjunktionsanalyse führen. Als erstes gilt die Verbnähe des RVKs, indem es

141

dem zugrunde liegenden Verb unmittelbar folgt. Kein lexikalisches Material kann dazwischen auftreten. Im Chinesischen nehmen Adverbiale gewöhnlich die präverbalen Positionen ein. Eine Modifizierung des RVKs durch Adverbiale ist jedoch ausgeschlossen. Zweitens gibt es Evidenzen, die auf die komplementäre Verteilung von de und RVK verweisen, vgl. (65)-(66). (65)

a. Ta er

xi-ganjing-le yifü. waschen-sauber-ASP Kleider hat die Kleider sauber gewaschen.' b. Ta xi-de yifu hen ganjing. er waschen-DE Kleider sehr sauber Er hat die Kleider sauber gewaschen.' c. *Ta xi-ganjing-de yifii hen rouruan. er waschen-sauber-DE Kleider sehr weich "Er hat die Kleider so sauber gewaschen, daß sie sehr weich geworden sind.'

(66)

a. Ta er

shao-hu-le yi-dao-cai. kochen-angebrannt-ASP ein-KL-Speise hat eine Speise verkocht.' b. Ta shao-de cai dou hu le. er kochen-DE Speise alles angebrannt ASP hat so gekocht, daß die Speise angebrannt ist.' c. *Ta shao-hu-de cai hen nanchi. er kochen-angebrannt-DE Speise sehr schlecht-schmecken hat die Speise verkocht, so daß sie schlecht schmeckt.'

(65c) und (66c) zeigen, daß die durch Zufügung eines RVKs entstandenen Verbkomplexe keine ^-Konstruktionen bilden können. Wenn man die in Abschnitt 5.2.4.1 aufgestellte Einschränkung der Ereignisstruktur heranzieht und davon ausgeht, daß V2 den e-Platz von VI sättigen kann, erhält man eine Erklärung für die Ungrammatikalität von (65c) und (66c), weil hier die RKK nicht lizensiert werden kann. Eine Antwort darauf, inwiefern die aspektuellen Restriktionen syntaktisch von Relevanz sind bzw. unter welcher Bedingung der e-Platz eines Verbs gesättigt werden kann, so daß dieses nicht mehr fähig ist, ein weiteres Ereignis-Argument zu binden, steht aber noch aus. Was in unserem Zusammenhang von Belang ist, ist der Verdacht, daß RVK und de um die gleiche Position konkurrieren könnten. Wenn V und de zusammen unter einer X°-Projektionsebene aufzufassen sind, die, wie Dai (1992) zeigt, für die syntaktische Bewegung, d.i. die V°-Bewegung, sichtbar ist, ist bei RVKen m.E. ebenfalls von einer Kopfadjunktionsanalyse auszugehen. Wie später gezeigt wird, unternehmen das RVK und das zugrunde liegende Verb in kausativischen Konstruktionen gemeinsam die V°-Bewegung. Theorieintern setzt dies voraus, daß das RVK und sein Anschlußverb eine V°-Kategorie bilden. Bemerkenswert ist, daß de verbaler Herkunft ist,41 so daß historisch gesehen die Annahme durchaus begründet ist, daß ein RVK die gleiche Position wie de besetzen kann. Beides sind verbale Kategorien. Da de erheblich entsemantisiert worden ist, wird de als ein Flexionsmorphem oder ein Klitik aufgefaßt. Hingegen werden V-V, da beide Be41

Vgl. dazu Huang (1982: 83) und T.-C. Tang (1992b).

142

standteile ihre volle Semantik beibehalten, in der Grammatik kategorial als Komposita klassifiziert.42 Schließlich sprechen die Fakten aus dem Negationstest für den Adjunktstatus von RVK. Wie in Abschnitt 1.2.4.2 ausgeführt, befindet sich ein adjungiertes Verb nach Dechaine (1994) immer im Skopus der Konstituentennegation, das Hauptverb dagegen nie. Die Sätze in (67) sind mehrdeutig. Es besteht die Möglichkeit, V2 innerhalb, aber VI außerhalb des Skopus der Negation zu interpretieren. (67)

a. Ta er

meiyou tui dao Lisi. NEG schieben fallen Lisi hat Lisi geschoben, aber Lisi ist nicht gefallen.' b. Ta meiyou bing si. er NEG krank tot war krank, aber ist nicht gestorben.1

5.4.2.2 Evidenz gegen die Mehrfach-Adjunktion an den V-Kopf In Staudinger (1997) wird darauf aufmerksam gemacht, daß eine Mehrfach-Adjunktion an den V-Kopf generell auszuschließen ist. Im Chinesischen liefert die Verteilung des Negationsmorphems bu einen Beweis dafür, vgl. (68). Huang (1988: 285) beobachtet, daß VI nicht durch bu negiert werden kann, wenn es von resultativen oder deskriptiven Ausdrücken gefolgt wird. Dies liegt nach Huang daran, daß bu an V° kopfadjungiert ist und deshalb nur Skopus über das Verb hat, vgl. (68b). (68b) ist aber semantisch auszuschließen, weil "they assert that someone is fast with respect to some event, but at the same time presuppose the non-existence of, or question the existence of, the relevant event." (ebd.) (68c) ist dagegen gut, weil meiyou in Infl generiert wird und Skopus über die ganze W hat. (68a) kann nur akzeptabel sein, wenn man bu als Modalität des Futurs oder des Willens interpretiert. Huang argumentiert, daß in diesem Fall bu nicht allein "nicht", sondern "will nicht" bedeutet, und daß bu deshalb nicht an V° kopfadjungiert ist, sondern wie meiyou in (68c) in Infl angehängt wird. Die Tatsache, daß (68b) nicht zulässig ist, kann als Evidenz dafür angesehen werden, daß bu und de um die einzige syntaktische V°Adjunktionsposition konkurrieren. Gegenüber de nimmt bu allerdings die proklitische Position ein. Aber die Restriktion, daß es nur eine Adjunktionsposition am V-Kopf gibt, besteht. (68)

42

a. *Tamen bu-pao-de hen kuai. sie NEG-laufen-DE sehr schnell b. Tarnen [[bu-pao]-de hen kuai] c. Tarnen meiyou pao-de hen kuai. sie NEG laufen-DE sehr schnell 'Sie waren nicht schnell gelaufen.' d. TTamen bu tui dao zhuozi. sie NEG schieben fallen Tisch

Eine historische Untersuchung über die Morphologisierungsprozesse des Verbs findet man in Dai (1990a).

143

e. ?Gou bu yao shang youchai. Hund MEG beißen verwunden Briefträger

Die Tatsache, daß bu in (68d,e) nur "will nicht" bedeuten kann, um die Akzeptabilität des Satzes überhaupt zu ermöglichen, untermauert ebenfalls die Hypothese, daß bu und das RVK um die einzige syntaktische V°-Adjunktionsposition konkurrieren müssen. Da dies offenbar nicht möglich ist, griff man automatisch die andere Option auf, nämlich, daß bu nicht an V°, sondern an Infl angehängt wird. Die Annahme, daß nur die Einfach-Adjunktion an V° zulässig ist, hat zusammen mit der Hypothese der Kopf-Adjunktion von RVK eine wichtige Konsequenz. Durch die V°Adjunktion von RVK (V2) ist die einzig freie Klitik-Position des zugrunde liegenden Verbs (VI) besetzt. Dies hat zur Folge, daß zum einen kein Element zwischen den Verben auftauchen kann, zum anderen das Resultativ-tfe und RVK komplementär verteilt sind. Die Tatsache, daß die Aspektmarker und RVKen gleichzeitig erscheinen können, ist unproblematisch, wenn man davon ausgeht, daß die Aspektmarker Instanzen von Infl, und nicht an V-Kopf wörtlich "suffigiert" sind.

5.4.3

Objektbezogene RVKe

5.4.3.1 DreiSubtypen Verben mit objektbezogenen RVKen können in bezug auf die vier aufgestellten Paradigmen in drei Gruppen eingeteilt werden. Gruppe I: (69)

a. Na-ping-jiu zui-dao-le Zhangsan. Jener-KL-Wein betrunken-fallen-ASP Zhangsan 'Jener Wein hat Zhangsan zum Fallen betrunken gemacht.' b. Zhangsan zui-dao-le. Zhangsan betrunken-fallen-ASP 'Zhangsan fiel betrunken.1 c. Zhangsan bei na-ping-jiu zui-dao-le. Zhangsan BEI Jener-KL-Wein betrunken-fallen-ASP 'Zhangsan wurde von jenem Wein zum Fallen betrunken gemacht.1 d. Na-ping-jiu shi Zhangsan zui-dao-le. jener-KL-Wein CAUS Zhangsan betrunken-fallen-ASP 'Jener Wein hat Zhangsan zum Fallen betrunken gemacht.'

(70)

a. Zhangsan qi-ku-le meimei. Zhangsan argem-weinen-ASP jüngere Schwester 'Zhangsan hat die jüngere Schwester zum Weinen geärgert.' b. Meimei qi-ku-li. jüngere Schwester ärgern-weinen-ASP Die jüngere Schwester weinte aus Ärger.'

144 c. Meimei bei Zhangsan qi-ku-li. jüngere Schwester BEI Zhangsan ärgem-weinen-ASP Die jüngere Schwester wurde von Zhangsan zum Weinen geärgert.' d. Zhangsan shi meimei qi-ku-li. Zhangsan CAUS Schwester ärgern-weinen-ASP 'Zhangsan hat die jüngere Schwester zum Weinen geärgert.1 Gruppe : (71)

a. Daiyu ku-zou-le keren.43 Daiyu weinen-weggehen-ASP Gäste Daiyu hat so geweint, daß die Gäste gegangen sind.1 b. "Keren ku-zou-le. Gäste weinen-gehen-ASP c. Keren bei Daiyu ku-zou-le. Gäste BEI Daiyu weinen-gehen-ASP Die Gäste sind durch Daiyus Weinen gegangen.' d. *Daiyu shi Keren ku-zou-le. Daiyu CAUS Gäste weinen-gehen-ASP

(72)

a. Ta tui-dao-le yi-zhang-zhuozi. er schieben-fallen-ASP ein-KL-Tisch hat einen Tisch umgekippt.' b. *Zhe-zhang-zhuozi tui-dao-le. dieser-KL-Tisch schieben-fallen-ASP c. Zhe-zhang-zhuozi bei ta tui-dao-le. dieser-KL-Tisch BEI er schieben-fallen-ASP "Dieser Tisch wurde von ihm umgekippt.' d. *Ta shi zhe-zhang-zhuozi tui-dao-le. er CAUS dieser-KL-Tisch schieben-fallen-ASP

Gruppe ffl:

43

(73)

a. ??Jiaolian pao-lei ta le. Trainer laufen-müde er ASP b. Ta pao-lei le. er laufen-müde ASP ist müde gelaufen.' c. ??Ta bei jiaolian pao-lei le. er BEI Trainer laufen-müde ASP d. Jiaolian shi ta pao-lei le. Trainer CAUS er laufen-müde ASP Der Trainer hat ihn durch das Laufen müde gemacht.'

(74)

a. *Jiankude-gongzuo bing-dao-le Zhangsan. harte-Arbeit krank-fallen-ASP Zhangsan b. Zhangsan bing-dao-le. Zhangsan krank-fallen-ASP 'Zhangsan liegt krank im Bett.'

Gu (1992: 89) merkt an, daß zou sowohl unergative als auch unakkusativische Verben sein können. In der ersteren Anwendung bedeutet zou 'gehen' und pao laufen1, in der letzteren Verlassen, weggehen' bzw. 'fliehen'.

145 c. *Zhangsan bei jiankude-gongzuo bing-dao-le. Zhangsan BEI harte-Arbeit krank-fallen-ASP d. Jiankude-gongzuo shi Zhangsan bing-dao-le. harte-Arbeit CAUS Zhangsan krank-fallen-ASP Die harte Arbeit hat Zhangsan krank gemacht.'

Allen Konstruktionen in den drei Gruppen, abgesehen von den b-Sätzen, wird die folgende D-Struktur (75) zugeschrieben, wobei Vmax die maximale Projektion des resultativen Prädikates (d.i. RVK) ist. Für die b-Sätze wird anstatt der zweistufigen VP nur eine einstufige VP angesetzt. Die V°-Adjunktionsstruktur des RVKs bleibt gleich. Der Einfachheit halber wird im Rest der Arbeit der V°-Knoten, der V° und V111^ unmittelbar dominiert, als der V-Komplex bezeichnet. (75)

VP NP

V VP



V

NP V

NP



V1

... V2...

5.4.3.2 Basisposition des Matrixsatzobjektes Aufgrund der Tatsache, daß unabhängig davon, ob VI transitiv oder intransitiv ist, die resultativen verbalen Prädikate, d.i. V2, objektbezogen sind, gehe ich mit Staudinger davon aus, daß das vermeintliche Satzobjekt innerhalb von Vmax in (75) -markiert ist. Dies wird vor allem dadurch unterstützt, daß das vermeintliche Satzobjekt nicht notwendigerweise das thematische Objekt von VI sein muß, vgl. (71), wohingegen es immer von V2 prädiziert wird, so daß man von einer thematischen Abhängigkeit zwischen den beiden Konstituenten ausgehen kann. 5.4.3.3 Strukturelle Ableitungen Die Sätze in (69) bzw. in Gruppe I lassen sich nun wie folgt ableiten (vgl. dazu das Baumdiagramm in (76)). Zhangsan erhält als das interne Argument des unakkusativischen

146

Verbs dao 'fallen' eine -Rolle von ihm, aber keinen Kasus. Folglich muß eine syntaktische Bewegung aus Kasusgründen vorgenommen werden. Zhangsan bewegt sich zunächst zu NP2, d.i. die nächsthöhere NP-Position. NP2 kann aber aufgrund der V°Adjunktionsposition nie eine Kasusposition sein, so daß Zhangsan weiter zu NP3 angehoben werden muß. NP3 ist ebenfalls keine Kasusposition, weil der V-Komplex die Eigenschaft von zui "betrunken1, dem Kopf des V-Komplexes, erbt, und somit mit [-C] spezifiziert ist. NP4 könnte eine Kasusposition sein, wenn die W, deren Spec-Position NP4 ist, Komplement von Infl wäre. Das bedeutet, falls die Ableitung hier aufhört, dann haben wir eine Einfach-VP-Struktur konstruiert, die in der Tat der Konstruktion (69b) zugrunde liegt. Für kausativische Konstruktionen ist aber eine Doppel-VP-Struktur vorgesehen. V° ist zunächst nur mit Merkmalen wie [Cause] versehen, so daß sie, um die FI und die korrekte PF zu gewährleisten, entweder durch direkte Einfügung eines lexikalischen Items gefüllt werden muß oder durch Hineinbewegung eines Verbs aus einer anderen Position. (69d) ergibt sich, wenn erstere Option gewählt wird, wobei shi in V° eingesetzt wird; wird stattdessen der V-Komplex zu V° angehoben, kann die Konstruktion in (69a) abgeleitet werden. Die Wahl zwischen den beiden Optionen ist frei. Man beachte, shi ist mit [+C] spezifiziert und von Infl regiert, so daß es Zhangsan in NP4 kasusmarkieren kann. Im anderen Fall kann NP4 nach der Anhebung des V-Komplexes, der nun wegen der Adjunktion am Merkmal [Cause] erneut mit [+C] überschrieben wird, durch diesen strukturell kasusmarkiert werden. Denn Burzios Generalisierung zufolge kann ein Verb eine regierte NP kasusmarkieren, genau dann, wenn es sein Subjekt -markiert. Wie die Fakten zeigen, kann zui-dao 'betrunken-fallen1 das Subjekt, d.i. NP5, lizensieren, was impliziert, daß NP4 kasusmarkiert wird. NP5 wird durch die Merge-Operation lexikalisch realisiert, d.i. na-ping-jiu 'jener Wein' in (69a,d). Denn die V-VP-Konfiguration erzwingt, wie in Kapitel 2 ausgeführt, die Präsenz der externen -Rolle, die einen lexikalischen Träger braucht.

147

(76) = (69) [Gruppe I]

NP5

NP1

Zhangsan

+ theta Die Ableitungsgeschichte von (71) bzw. Gruppe II ist im Prinzip dieselbe wie die von (69). Gegenüber der Grammatikalität von (69b) deutet die Ungrammatikalität von (71b) jedoch an, daß im Fall der Einfach-VP-Struktur NP4 trotzdem nicht als die geeignete Landeposition für keren "Gäste1 in Frage kommt, vgl. das Baumdiagramm in (77). (71b) ist aber nicht ein Opfer des Kasusfilters, weil als Subjekt die NP keren von Infl den Nominativkasus erhalten kann. Der Grund scheint auf eine Verletzung des -Kriteriums zurückzuführen zu sein. Denn in der Subjektposition NP4 würde keren vom V-Komplex, dessen Kopf ku 'weinen1 ist, extern -markiert. Somit hat keren zwei -Rollen, eine aus zou 'weggehen1 und eine aus ku. (71b) wird daher aufgrund eines Verstoßes gegen das Kriterium blockiert, wonach Bewegungen zwischen zwei -Positionen nicht zulässig sind. (71d), wo keren in NP4 verbleibt, ist aus den gleichen Gründen auszuschließen. Man beachte, (69b) weist keine Verletzung des -Kriteriums auf. Denn gegenüber ku als ein transitives/unergatives Verb kann zui als ein unakkusativisches Verb keine externe -Rolle nach außen zuweisen. (71a) kann im Gegensatz zu (71d) eine Verletzung des -Kriteriums vermeiden, weil der V-Komplex angehoben worden ist. In (71 a) -markiert der VKomplex das externe Argument in der oberen Spec W, d.i. das Satzsubjekt Daiyu, nachdem es zu V° angehoben worden ist. Gleichzeitig wird unter Rektion die Kasusmarkierung von NP4, wo sich keren befindet sichergestellt.

148

(77) = (72) [Gruppe II]

NP5

tui MP2 [+C] NP 1

V

l

dao [-C]

yi-zhang-zhuozi

+ theta Für (72) gilt es zu beachten, daß die Kasusbedingung in NP3 nicht erfüllt werden kann, obwohl tui 'schieben1 als ein transitives Verb das Merkmal [+C] besitzt und dies dem Kopf des V-Komplexes weiter vererbt, so daß es durchaus möglich ist, daß dieser sein Komplement kasusmarkieren kann, vgl. die Struktur in (77). Der Grund dafür ist, daß der VKomplex zwar ein potentieller Kasuszuweiser, aber bis dato weder von einem Infl noch von einem lexikalischen Verb regiert ist, weshalb er keine Kasuszuweisung ausüben kann. Sollte hier aber eine Einfach-VP-Struktur vorliegen, so daß der V-Komplex sich in der Rektionsdomäne von Infl befindet, ergibt sich die pro-drop-Konstruktion (78a). Bemerkenswert ist, daß eine unmotivierte Bewegung im MP wegen des ÖPs gar nicht zugelassen wird. (72b), wo yi-zhang-zhuozi 'ein Tisch1 sich offenbar nach NP4 begeben hat, ist zum einen unmotiviert, zum anderen aufgrund des -Kriteriums auszuschließen, weil yi-zhangzhuozi gleichzeitig -Rollen von dao 'fallen', Teil des V-Komplexes, und von tui-dao 'schieben-fallen', dem V-Komplex, bekommt. Die Ungrammatikalität in (72d) läßt sich ebenfalls auf diesen Grund zurückführen. (78b) wäre die Konstruktion, wenn yi-zhang-zhuozi in NP3 bleiben würde. (78b) scheidet jedoch aus, weil shi sich wie ein ECM-Verb verhält, so daß NP4 lexikalisch realisiert werden muß. Gegenüber (78b) ist (78c) unproblematisch. Lisi wird vom V-Komplex markiert, aber von shi kasusmarkiert.

149

(78)

a. [pro] tui-dao-le yi-zhang-zhuozi. schieben-fallen-ASP ein-KL-Tisch '[Jemand] hat einen Tisch umgekippt.' b. *Ta shi tui-dao-le yi-zhang-zhuozi. er CAUS schieben-fallen-ASP ein-KL-Tisch c. Ta shi Lisi tui-dao-le yi-zhang-zhuozi. er CAUS Lisi schieben-fallen-ASP ein-KL-Tisch "Er läßt Lisi diesen Tisch umkippen.'

Desweiteren ist anzumerken, daß in (72b) zhe-zhang-zhuozi 'dieser Tisch1 aus semantischen Gründen die obere SpecVP der VP-Schale nicht einnehmen kann, weil tui 'schieben' dem externen Argument die Agens-9-Rolle zuweist. Für (71b) steht m.E. im Prinzip nichts im Wege, eine Doppel-VP-Struktur anzunehmen, und keren 'Gäste' direkt in der oberen SpecVP einzufügen, da für unergative Verben eine Doppel-VP-Struktur vorzusehen ist. Daß (71b) trotzdem schlecht ist, kann semantisch-pragmatische Gründe haben. Sätze wie in (73) und (74) führt Li (1995) als eines der Hauptargumente gegen eine Ableitung der a-Sätze in Gruppen I und II aus einer syntaktischen kausativischen Struktur an. Wie (73d) und (74d) zeigen, sind die kausativischen ^/-Konstruktionen durchaus gut, aber eine Bewegung des V-Komplexes zu V° scheint blockiert zu sein, weshalb (73a) und (74a) ungrammatisch sind. Bei (71) und (72) ist die Situation genau umgekehrt: die kausativischen sA/-Konstruktionen bleiben ausgesperrt, während eine Bewegung des VKomplexes zu V° möglich ist. Aufgrund dieser Asymmetrie schlußfolgert Li, daß ein leeres kausativisches Verb mit einem lexikalischen kausativischen Verb wie z.B. shi nichts miteinander zu tun hätte. Im folgenden werde ich gegen Li argumentieren, daß (71)-(74) nicht als Gegenbeispiele geltend gemacht werden können. Nach einer näheren Betrachtung der Daten sollte die Gruppe III meiner Meinung nach nicht direkt der Gruppe II gegenübergestellt werden, sondern der Gruppe I, was auf den ersten Blick wenig einleuchtend erscheint. Die Begründung lautet wie folgt: Die Grammatikalität der b-Sätze in (73) und (74) deutet an, daß eine Generierung bis zur EinfachVP-Struktur möglich ist. Daraus ist zu schließen, daß der V-Komplex nach außen, d.i. das Subjekt, nicht -markiert, weil nach der hier propagierten These das Oberflächensubjekt in der Tat ein tiefenstrukturelles Objekt von V2, einem Bestandteil des V-Komplexes, ist, so daß es bereits -markiert ist. Das Erwerben einer weiteren -Rolle ist verboten. Damit weisen die V-Komplexe in den Gruppen I und III die gleichen Eigenschaften in bezug auf die Kasus- und -Markierung auf. Man kann daran festhalten, daß in den b-Sätzen unakkusativische Verben enthalten sind. In den a-Sätzen sind ihre kausativischen bzw. transitiven Pendants repräsentiert. Sie unterscheiden sich dennoch dadurch, daß das Satzsubjekt allein in Gruppe III als Verursacher der vom V-Komplex denotierten Ereignisse nicht gebilligt werden kann. Mit anderen Worten, lediglich die unakkusativischen VKomplexe in Gruppe III lassen keine kausativischen Pendants zu. Die V-Komplexe in Gruppe II sind gegenüber Gruppe I und III als unergative/transitive Verben zu erfassen. Wie oben diskutiert, läßt sich die Ungrammatikalität der b,d-Sätze in (71) und (72) auf einen Verstoß gegen das -Kriterium zurückfuhren. Mit anderen Worten, die Frage, warum die Verben in Gruppe II keine inchoativen Gegenstücke haben können, ist mithilfe des -Kriteriums beantwortet. Keine zusätzliche Annahme der lexi-

150

kaiischen Regeln, wie sie Gu (1992) vorgeschlagen hat, ist nötig. Außerdem geht aus den Daten hervor, daß VI als Kopf den Verbalstatus des Kompositums (V-Komplex) in bezug auf die Transitivität und Unakkusativität determiniert. Damit ist die "linksköpfige"-Hypothese für resultative V-V-Komposita konstatiert. Die Frage, warum nicht alle resultativen Komposita eine Kausativ-Alternation eingehen können, wird uns im nächsten Abschnitt beschäftigen. 5.4.3.4 Postulat der Zuweisung der kausativischen Rollen Im folgenden werde ich dafür argumentieren, daß die a-Sätze von (73) und (74) nicht daran gescheitert sind, daß der V-Komplex nicht zu V° angehoben werden kann, sondern weil es von dort aus an das externe Argument, d.i. das Satzsubjekt, keine kausativische Rolle (causative roles, fortan c-Rolle) im Sinne von Li (1995) zuweisen kann. Wie die d-Sätze zeigen, können ta (73) bzw. Zhangsan (74) bis zu NP4 angehoben werden. Dort werden sie von shi kasusmarkiert, und da der in-situ verbliebene V-Komplex nach außen nicht -markiert und das Satzsubjekt in NP5 von shi -markiert wird, ergibt sich die Grammatikalität der d-Sätze wie erwartet. Die Anhebung des V-Komplexes zu V° bereitet keine Schwierigkeiten. Wie die Verben in Gruppe I können die angehobenen VKomplexe von Gruppe III entsprechend das Satzobjekt kasusmarkieren und das Satzsubjekt -markieren. Es drängt sich die Frage auf, was der Unterschied zwischen den VKomplexen in Gruppe I und denen in Gruppe III ist. Eine Erklärung erhält man durch die Annahme, daß in den a-Sätzen von (73) und (74) keine c-Rollen von den V-Komplexen verteilt werden. Dies wird empirisch dadurch gestützt, daß keine Passivkonstruktion mit bei gebildet werden kann, vgl. die c-Sätze. Bekanntlich kann ein internes Argument als Subjekt der /^/-Konstruktion nur dann erscheinen, wenn es sozusagen affiziert ist.44 Die Frage konzentriert sich nun darauf, wie man erkennt, daß ein Verb c-Rollen zuweisen kann, und unter welcher Bedingung die c-Rollenzuweisung stattfindet. 5.4.3.4.1 Lis (1995) Kausativische Hierarchie Li (1995) schlägt vor, daß in kausativischen Konstruktionen zusätzlich zu -Rollen zwei c-Rollen, d.i. Cause und Affectee, zuzuweisen sind. Dabei interagiert die Kausativische Hierarchie, die die Prominenz, Cause vor Affectee, reguliert, mit der Thematischen Hierarchie, um die Verbindung zwischen -Rollen und syntaktischen Argumentpositionen zu determinieren. Gegebenenfalls kann die Kausativische Hierarchie die Thematische Hierarchie überstimmen. Li beobachtet, daß die c-Rollen nicht Entitäten der Argumentstrukturen der beteiligten Verben eines Kompositums sind. Das heißt, Cause und Affectee sind nicht vom Verb s-selegiert in dem Sinne, daß z.B. bei pao-lei 'laufen-müde1 das VI pao Cause und das V2 lei Affectee selegiert. Mit anderen Worten, die einzelnen Verbbestandteile sind nicht mit kausativischen oder resultativischen Argumenten verbunden. Eine Hypothese in bezug auf die c-Rollenzuweisung stellt er wie folgt auf: 44

Vgl. Li/Thompson (1981).

151

(79)

C-roles are assigned by a predicate P only if the internal structure of a causal event is overtly represented by P. (Li 1995: 267)

Damit grenzt er zwar die resultativen Komposita von den einfachen Verben ab, weil im Gegensatz zu monomorphernischen Verben die V-V-Komposita die interne Struktur des denotierten, kausalen Ereignisses offen durch Vcaus und \res repräsentieren, kann aber zwischen den Verben in Gruppe III einerseits und denen in Gruppen I und II andererseits nicht differenzieren. Es scheint keine verbindliche Bedingung dafür zu geben, daß gerade bei bestimmten V-V-Komposita (V-Komplexe) die Rollenverteilung, Vcaus und Vres nicht möglich ist. V-Komplexe, die der Gruppe III zugeordnet werden sollen, weisen nämlich die Eigenschaft auf, daß sie keine c-Rollen zuteilen. Allerdings variieren die Beurteilungen der Grammatikalität der Sätze in Gruppe III. Für manche nativen Sprecher sind die kausativischen Anwendungen durchaus akzeptabel, obwohl die Passiv-Konstruktionen im Prinzip als schlecht beurteilt werden. Dies deutet schließlich darauf hin, daß die Eigenschaft der c-Rollenzuweisung eines resultativen Kompositums stark idiosynkratisch geprägt ist. Was die Bedingung für die c-Rollenzuweisung betrifft, gehe ich nicht mit Li davon aus, daß sie rein der lexikalischen Eigenschaft der resultativen Komposita zuzuschreiben ist, indem die Kausativische Hierarchie alles erklären sollte. Im folgenden führe ich aus, inwieweit die Struktur, die wie oben diskutiert den resultativen Komposita zugrunde liegt, mitagiert. 5.4.3.4.2 Strukturelle Erklärung Die hier postulierte, syntaktisch-strukturelle Bewegungsanalyse kann für die vielen von Li aufgestellten, deskriptiven Generalisierungen eine natürliche Erklärung anbieten. Erstens beobachtet Li, daß c-Rollen nur an -Positionen zugewiesen werden dürfen. Nach unserer Analyse wird die Position des Empfängers der Cause-c-Rolle auf die obere SpecVP-Position einer Doppel-VP-Struktur eingeschränkt. Da die V-VP Konfiguration, wie mehrfach erwähnt, die Präsenz einer externen -Rolle erzwingt, ist die Voraussetzung der -Position für die c-Rollenzuweisung immer sichergestellt. Dies ist zwar keine hinreichende Bedingung für die c-Rollenzuweisung, aber eine notwendige. Daß gerade an diese Position eine c-Rolle zugewiesen werden kann, überrascht also nicht. Zweitens beschränkt unsere Analyse die Position des Zuweisers der Cause-c-Rolle auf V°, also die obere V°-Position einer Doppel-VP-Stmktur. Diese Position wird entweder durch direkte Einfügung oder durch Hineinbewegung eines lexikalischen Items lexikalisch besetzt. Das RVK ist nach der hier vertretenen Analyse am unteren V° adjungiert basisgeneriert. Zur oberen V°-Position angehoben werden nicht die einzelnen Verben, sondern der gesamte V-Komplex.45 Dies ist konform mit Lis Behauptung, daß die c-Rollen nicht von den einzelnen Verbbestandteilen, sondern vom resultativen Kompositum als Ganzes zugewiesen werden. Der Vorschlag der Generierung resultativer Komposita erst in V° ist 45

Allerdings enthält der V-Komplex in der Tat nur die zwei verbalen Köpfe, weil die eingebettete NP bereits angehoben worden ist.

152

nicht haltbar, weil man sonst nicht ausschließen kann, daß ein nicht-komplexes Verb die c-Rollen vor seiner Kombination mit RVK zuweist. Synchron betrachtet ist nämlich auszuschließen, daß c-Rollen Bedeutungskomponenten nicht-komplexer Verben sind.46 Wenn Levin/Rappaport-Hovavs (1995) Annahme, daß bestimmte Bedeutungskomponenten eines Wortes dessen syntaktische Repräsentationen bedingen, aufrecht zu erhalten ist, dann muß die Eigenschaft der c-Rollenzuweisung, die im Grunde genommen semantischen Gehalt hat, den nicht-V-V-Komposita vorenthalten werden. Drittens wird in dieser Arbeit angenommen, daß das vermeintliche Satzobjekt in den aSätzen von (69)-(74) jeweils innerhalb der Projektion des RVKs basisgeneriert ist, indem es von diesem irgendwie -markiert wird. Um das -Kriterium aufrecht zu erhalten, darf es deshalb im Laufe der Ableitungen keine weitere -Rolle erwerben. Diese Restriktion erklärt auf eine natürliche Weise Lis Generalisierung, daß, egal ob Vcaus der Objektposition eine -Rolle zuweist oder nicht, es keinen Einfluß auf die Zuweisung der AffecteeRolle hat. In unserer Analyse ist die -Rollenzuweisung von Vcaus an das vermeintliche Satzobjekt wegen des -Kriteriums ganz ausgeschlossen.47 Wie das vermeint-liche Satzobjekt die Affectee-Rolle erworben hat, ist daher sicherlich unab-hängig davon, ob es zugleich von Vcaus -abhängig ist oder nicht. Wir können sogar einen Schritt weiter gehen und behaupten, daß die Zuweisung der Affectee-Rolle thematisch von Vcaus unabhängig ist. Viertens ist die von Li aufgestellte Bedingung für die c-Rollenzuweisung, daß ein Argument in der Subjektposition die Cause-c-Rolle von einem resultativen Kompositum bekommen kann, gdw. es die -Rolle allein vom V„t ._ bekommen hat, in unserer struktuG14 M 3 rellen Analyse überflüssig. In unserer V°-Adjunktionshypothese für die RVKe wird davon ausgegangen, daß die -Rollenzuweisung von V2 bereits durch die -Markierung des Objekts erschöpft ist, während in der gleichen Phase die von VI noch nicht ausgeübt wird, vgl. dazu die Argumentation am Beispiel von (71). Da VI der Kopf des Kompositums ist, wird diese Eigenschaft weiter an dieses vererbt. Es ist vorstellbar, daß nach der Anhebung zur oberen V°-Position die sozusagen vorerst aufbewahrte -Rolle an das externe Argument in der Satzsubjektposition zugewiesen wird. Daher ist es nicht erstaunlich, daß die Rolle allein aus VI entstammen könnte. Man darf jedenfalls nicht vergessen, daß die Rollenzuweisung an das externe Argument in der Tat vom Kompositum (V-Komplex) ausgeübt wird, nicht aber, wie Li annimmt, allein von VI (V--««,). Da einerseits, wie GUMi3 erwähnt, V2 nicht mehr in der Lage ist, -zumarkieren, andererseits das Satzsubjekt aufgrund der konfigurationalen Gegebenheit de facto irgendwie -markiert werden müßte, sieht es deshalb so aus, als ob die -Markierung allein von VI entstammen würde. Außer-

46

47

Eine kausativische Anwendung monomorphemischer Verben (einschließlich Adjektiven) ist im antiken Chinesisch noch möglich. Nach Ren (1991) entwickeln sich die resultativen V-VKomposita zwischen der Han-Zeit (206 B.C.-220 A.D.) und der Tang-Dynastie (618 A.D.- 907 A.D.) drastisch und ersetzen die kausativischen Anwendungen der monomorphemischen Verben. Im gegenwärtigen Chinesisch findet man noch Beispiele wie mei-rong Verschönem-Gesicht', das mit 'das Gesicht schön zu machen' zu paraphrasieren ist; dao-sirenbang 'stürzen-Viererbande1 bedeutet "stürze die Vierer-Bande". Vgl. dazu Abschnitt 5.4.3.5.

153

dem ist anzumerken, daß, da eine externe -Rolle in diesem Fall konfigurational erzwungen ist, Burzios Generalisierung verbindlich ist. Daraus ergibt sich, daß Verben, die die obere V°-Position einer Doppel-VP-Struktur besetzen, Burzios Generalisierung immer erfüllen müssen. Die zweite Bedingung von Li für die c-Rollenzuweisung, daß ein Argument in der Objektposition die Affectee-c-Rolle von einem resultativen Kompositum bekommen kann, gdw. es die -Rolle mindestens vom V„to ÖC bekommen hat, ist aus den hier bekannten Gründen ebenfalls überflüssig. Denn in unserer Annahme ist das oberflächenstrukturelle Objekt in der Projektion von V2 (d.i. Vres) -markiert. 5.4.3.5 Supprimierung der internen -Rolle von VI Vergegenwärtigt man sich noch einmal die Strukturen in (76) und (77), stellt sich die Frage, warum NP3 nicht vom V-Komplex -markiert wird, da das Merkmalsvererbungsprinzip konstant eingehalten werden soll. Im Hinblick auf die lexikalische Eigenschaft können sowohl das unakkusativische zui "betrunken1 in (76) als auch das transitive tui 'schieben' in (77) ihre Komplementstelle -markieren. Eine Verletzung des Kriteriums scheint unvermeidbar zu sein, wenn ein bereits woanders -markiertes Element in diese Position hineinbewegt wird, was wir ja gerade tun wollen. Die Sätze in (69) und (72) sind trotzdem grammatisch. Im Rahmen einer auf der Thematischen Hierarchie basierenden Theorie nimmt Li (1990a) an, daß die -Identifikation im Sinne von Higginbotham (1985) durch die Komposition der zwei Verben vollzogen wird. Das ist immer dann der Fall, wenn VI transitiv ist, vgl. dazu auch Li (1995). In einer syntaktischen Analyse schlägt Staudinger (1997) anhand der deutschen Daten vor, eine Supprimierung der internen -Rolle des zugrunde liegenden Verbs anzusetzen. Nach ihm lassen sich durch V°-Adjunktion häufig Änderungen in der Argumentstruktur des zugrunde liegenden Verbs beobachten.48 Parallel zur Präfigierung und Partikelverbbildung nimmt er folglich an, daß die interne -Rolle des Matrixverbs durch die Adjunktion der Resultativ-SCs supprimiert wird. Anders formuliert, markiert das zugrunde liegende Verb in diesem Fall seine Komplementposition nicht. Folgt man Staudingers Annahme, liegt es nahe, daß NP3 in (76) und (77) keine -Position ist. Die Grammatikalität von (69) und (72) kann damit erklärt werden.

5.4.4

Subjektbezogene RVKe

5.4.4.1 Deskriptive Vorüberlegungen In (80)-(81)49 prädizieren V2, unabhängig davon, ob VI transitiv oder intransitiv ist, ausnahmslos über die Subjekte. In (80a-g) und (81), wo VI transitiv ist, scheinen alle Satzobjekte die thematischen Objekte von VI zu sein. Die Beispiele in (80a-g) unterscheiden 48 49

Vgl. dazu Stiebeis/Wunderlich (1994). Die Beispiele sind überwiegend aus Gu (1992) und Li (1990a, 1995) übernommen.

154

sich von denen in (81) dennoch dadurch, daß das Weglassen der Objekte in (80a-g) nur im Diskurs gewährleistet werden kann, während die Realisierung der Objekte in (81) optional erfolgt. In (80h,i) besteht die thematische Abhängigkeit zwischen V2 und den Matrixsatzobjekten, da VI intransitive Verben sind. Das Weglassen von Objekten in (80h,i) verschlechtert jedoch erheblich den Grad der Grammatikalität der Sätze. Gruppe IV: (80)

a. Baoyu xia-shu-le qi. Baoyu spielen-verlieren-ASP Schach. Baoyu spielte Schach und verlor.' b. Baoyu bei-hui-le shi. Baoyu auswendig lernen-können-ASP Gedicht Baoyu hat Gedichte auswendig gelernt.' c. Jiaoda da-ying-le zhang. Jiaoda schlagen-gewinnen-ASP Kampf 'Jiaoda hat einen Kampf geschlagen und gewonnen.' d. Baoyu yong-guan-le maobi. Baoyu benutzen-gewöhnen-ASP Pinsel Baoyu hat sich an die Pinselbenutzung gewöhnt.' e. Baoyu chi-ni-le hao dongxi. Baoyu essen-überdrüssig gute Sache Baoyu ist des guten Essens überdrussig geworden.' f. Zhangsan qi-lei-le jiaotache. Zhangsan reiten-müde-ASP Fahrrad 'Zhangsan ist müde geworden durch das Radfahren.' g. Zhangsan chang-fan-le zhe-shou-ge. Zhangsan singen-stören-ASP dieses-KL-Lied 'Zhangsan wurde über das Singen dieses Liedes verdrießlich.' h. Zhangsan wan-wang-le shijian. Zhangsan spielen-vergessen-ASP Zeit/Termin 'Zhangsan spielte und vergaß dabei die Zeit/den Termin.' i. Zhangsan ku-hong-le yanjing. Zhangsan weinen-röten-ASP Augen 'Zhangsan weinte, so daß die Augen gerötet waren.'

Gruppe V: (81)

a. Lisi chi-bao-le fan. Lisi essen-satt-ASP Reis *Lisi hat sich satt gegessen.1 b. Lisi zou-lei-le lu. Lisi gehen-müde-ASP Straße "Lisi ist durch Gehen müde geworden.' c. Lisi he-zui-le jiu. Lisi trinken-betrunken-ASP Wein Lisi hat sich betrunken.'

155

Auffallend ist, daß die Konstruktionen in (80)-(81) ausschließlich inchoative Lesart haben.50 Die Tatsache, daß die Sätze in (80)-(81) nicht kausativisch interpretiert werden können, läßt sich insbesondere daran erkennen, daß sie keine Kausativ-Alternation in Form der RKKen haben, vgl. (82)-(83). Die Ungrammatikalitäten in (82)-(83) belegen außerdem die Tatsache, daß die V2 in (80)-(81) nicht über die Satzobjekte prädizieren. Die einzige Ausnahme zeigt sich in (82i). Dort wird hang aber unakkusativisch verwendet, weshalb eine objektbezogene Lesart (Gruppe I) ermöglicht werden kann. Es drängt sich nun die Frage auf, welcher Klasse von Verben sich die V2 in (80)-(81) zuordnen lassen, wenn sie weder unakkusativisch noch transitiv verwendet werden können. Die Annahme, daß sie nicht transitiv wären, geht zurück auf die Stipulation am Anfang dieses Abschnitts, derzufolge die Satzobjekte die thematischen Objekte von VI sein könnten. Da das Objekt von V2 nicht präsent ist, könnte man entweder den Schluß ziehen, daß V2 intransitiv ist, oder man muß erklären können, warum das Objekt von V2 nicht realisiert werden muß. (82)

a. *Baoyu xia-de qi shu le. Baoyu spielen-DE Schach verlieren ASP b. *Baoyu bei-de shi hui le. Baoyu auswendig lemen-DE Gedicht können ASP c. *Jiaoda da-de zhang ying le. Jiaoda schlagen-DE Kampf gewinnen ASP d. *Baoyu yong-de maobi guan le. Baoyu benutzen-DE Pinsel gewöhnen ASP e. *Baoyu chi-de hao dongxi ni le. Baoyu essen-DE gute Sache überdrüssig ASP f. *Zhangsan qi-de jiaotache lei le. Zhangsan reiten-DE Fahrrad müde ASP g. *Zhangsan chang-de zhe-shou-ge fan le. Zhangsan singen-DE dieses-KL-Lied stören ASP h. *Zhangsan wan-de shijian wang le. Zhangsan spielen-DE Zeit vergessen ASP i. Zhangsan künde yanjing hon le. Zhangsan weinen-DE Augen rot ASP 'Zhangsan hat geweint, so daß die Augen rot wurden.'

(83)

50

a. *Lisi Lisi b. *Lisi Lisi c. *Lisi Lisi

chi-de fang bao le. essen-DE Reis satt ASP zou-de lu lei le. gehen-DE Straße müde ASP he-de jiu zui le. trinken-DE Wein betrunken ASP

Vgl. "noncausatives" in Huangs (1988).

156 5.4.4.2 Die Basisposition des Matrixsatzobjekts 5.4.4.2.1 Bei Experiencer-Verben Die oben erw hnte These, da die Satzobjekte in (80) von VI θ-markiert sind, ist nicht stichhaltig, wenn man heranzieht, da V2 Experiencer-Verben sind. Denn in diesem Fall kommen die Satzobjekte als thematische Objekte von V2 durchaus in Frage, so da man diese M glichkeit nicht ausschlie en kann. Nach Belletti/Rizzi (1988) gibt es drei Subtypen von "Psych-Verben": preoccupare-Typ (worry-Typ), piacere-7yp (please-Typ) und femere-Typ (fear-Typ), vgl. (84). Die Unterscheidung machen insbesondere die verschiedenen Tiefenstrukturen (84') deutlich. (84)

a. Gianni teme questo. Gianni fears this b. Questo preoccupa Gianni, this worries Gianni c. A Gianni piace questo. to Gianni pleases this

(aus Belletti/Rizzi 1988:291)

(84')

a. temere-Typ

(aus Belletti/Rizzi 1988: 293)

Gianni

teme

questo

b. preoccupare-Ύγρ und piacere-Ύγρ S

NP

ec

V

NP

preoccupa piace

questo

Gianni a Gianni

157 Nach Belletti/Rizzis Analyse sind die Subjekte der Verben des preoccupare/piacere-Typs abgeleitet, die der Verben des temere-Typs dagegen nicht. Auf die Wiederholung ihrer Argumentation verzichte ich hier. Zu unserem Zweck sind zwei Schlußfolgerungen wichtig: Zum einen ist die Rangordnung der thematischen Hierarchie "EXPERIENCER > THEMA" aufrecht zu erhalten. Sowohl in (84'a) als auch in (84T>) ist EXPERIENCER syntaktisch-strukturell konstant höher angesiedelt als THEMA. Zum anderen ist davon auszugehen, daß die Subjekte der temere-Verben extern -markiert werden und keinen inhärenten Kasus haben. Unter dieser Perspektive sind die Verben des temere-Typs nicht anders als die normalen transitiven Verben. Dagegen können die preoccupare/piacereVerben keine externe -Rolle zuweisen und das EXPERIENCER ausdrückende Argument ist als mit inhärentem Kasus spezifiziert zu betrachten.51 Unterzieht man die V2 in (80) dem von Belletti/Rizzi aufgestellten Kriterium, wonach Verben vom preoccupareergativ sind, die vom temere-Typ dagegen nicht, ergibt sich, daß V2 in (80a-e) dem temere-Typ angehören, vgl. (85)-(86). Zum preoccupare-Typ gehören V2 in (80f,g) und z.B.ji 'reizen, irritieren', vgl. (87)-(89).

51

(85)

a. Lisi shu-le hen-duo qian. Lisi verlieren-ASP sehr viel Geld "Lisi hat sehr viel Geld verloren.' b. *Henduo qian shu le. viel Geld verlieren ASP

(86)

a. Lisi hui fawen le. Lisi können Französisch ASP *Lisi kann das Französische verstehen.' b. *Fawen hui le. Französisch können ASP

(87)

a. Bie fan Lisi! NEG stören Lisi Belästige Lisi bitte nicht!1 b. Lisi fan le. Lisi verdrießen ASP Lisi wurde verdrießlich.1

(88)

a. Tian xia yu haiyao lei ni pao yitang. Himmel fallen Regen noch bemühen du laufen einmal Obwohl es regnet, möchte ich dich trotzdem bitten, dich auf den Weg zu machen.' b. Wo lei le. ich müde ASP Ich bin müde.'

(89)

a. Ni ji ta ye meiyong. du jemandem bange machen er auch nutzlos Es hilft auch nichts, wenn du ihm bange machst.'

Vgl. Belletti/Rizzi (1988: 344f.)

158

b. Wo mei xiangdao ta zhen ji le. ich NEG denken er echt aufgebracht ASP Ich hatte nicht damit gerechnet, daß er so ärgerlich wurde.1

Da nichts dagegen spricht, die Objekte in (80) als das interne Argument von V2 aufzufassen, gehe ich in dieser Arbeit davon aus, daß sie innerhalb der Projektion von V2 -markiert sind. Dieses Postulat erhält u.a. empirische Unterstützung durch die Beispiele in (90) und (91). (91a) zeigt, daß Baoyu in (90) als eingebettetes Subjekt vom V2 und dem Objekt kompositionell extern -markiert werden kann. Zugegebenermaßen gilt, daß Baoyu und na-shou-shi 'jenes Gedicht1 genau so gut als von VI subkategorisiert anzusehen sind (91b). Ich werde jedoch zeigen, daß erstere Analyse vielversprechender ist. (90)

Jiazheng jiao-hui-le Baoyu na-shou-shi. Jiazheng lehren-können-ASP Baoyu jenes-KL-Gedicht 'Jiazheng hat Baoyu jenes Gedicht beigebracht.'

(91)

a. Baoyu hui na-shou-shi. Baoyu können jenes-KL-Gedicht Baoyu kann jenes Gedicht.' b. Jiazheng jiao-le Baoyu na-shou-shi. Jiazheng lehren-ASP Baoyu jenes-KL-Gedicht 'Jiazheng hat Baoyu jenes Gedicht beigebracht.'

(90) ist aber von (92) zu unterscheiden. Wie die Übersetzung klar macht, gilt in (92) Jiazheng als das GOAL und Baoyu als der EXPERffiNCER von V2, vgl. (93a). Obwohl yi-pan-qi sowohl das thematische Objekt von VI als auch von V2 sein kann, ist Jiazheng nicht von VI selegiert, vgl. (93b). Dies liegt daran, daß nur shu Verlieren' ditransitiv verwendet werden kann, aber nicht xia 'spielen1. Der Unterschied zwischen (90) und (92) wird in der strukturellen Ableitung genauer expliziert. (92)

Baoyu xia-shu-le Jiazheng yi-pan-qi. Baoyu spielen-verlieren-ASP Jiazheng ein-KL-Schachpartie "Baoyu hat an Jiazheng eine Partie verloren.'

(93)

a. Baoyu shu-le Jiazheng yi-pan-qi. Baoyu verlieren-ASP Jiazheng ein-KL-Schachpartie Baoyu hat an Jiazheng eine Partie verloren.' b. Baoyu xia-le (*Jiazheng) yi-pan-qi. Baoyu spielen-ASP Jiazheng ein-KL-Schachpartie

Der Kontrast zwischen (94b) und (95b) ist nicht überraschend, wenn man berücksichtigt, daß V2 in (94) und (95) zu unterschiedlichen Typen von Psych-Verben gehören. Inversionen der Art in (95b) sind bei fernere-Verben generell nicht zulässig. (94)

a. Zhangsan chang-fan-le zhe-shou-ge. Zhangsan singen-verdrießen-ASP dieses-KL-Lied b. Zhe-shou-ge chang-fan-le Zhangsan. dieses-KL-Lied singen-verdrießen-ASP Zhangsan

159

(95)

a. Baoyu xia-shu-le qi. Baoyu spielen-verlieren-ASP Schach b. *Zhe-pan-qi xia-shu-le Baoyu. dieses-KL-Schach spielen-verlieren-ASP Baoyu

5.4.4.2.2 Die Optionalität Zunächst kann man beobachten, daß die Objekte in (80)-(81) weggelassen werden können. In diesem Fall ist die Bedeutung der Objekte entweder kontextabhängig oder existentiell gebunden. Im letzteren Fall dienen die Objekte vielmehr als eine Instantiierung oder Spezifizierung des Verbinhalts, wobei die Grundbedeutung des Verbs eingeschränkt wird, vgl. (96). In (96) werden die Verben traditionell als "transitive" Verben bezeichnet. (96)

a. Bernhard trinkt (ein Bier). b. Susi liest (ein Buch/einen Krimi). c. Max malt (ein Bild).

Bei Objekten der Verben, die die lexikalische Eigenschaft haben, das -Raster intern zu sättigen, handelt es sich um sog. innere Objekte, die nach Staudinger (1997) in der Komplementstelle der "intransitiven" Verben generiert werden können, aber nicht von diesen -markiert sind, vgl. (97). Innere Objekte sind deshalb von internen Argumenten des Verbs zu unterscheiden.52 (97)

a. Brigitte tanzt einen/jenen Tango. b. Jürgen schläft den Schlaf des Gerechten.

Bevor man sich der Frage nach dem Status der Objekte in (80)-(81) zuwendet, ist die Tatsache zu berücksichtigen, daß im Chinesischen die Objekte der transitiven Verben phonetisch unrealisiert bleiben können. Sie können entweder als Variablen, die von einer Topik gebunden sind, oder als pros, deren Referenzen diskursbedingt sind, aufgefaßt werden.53 De facto ist nicht zu leugnen, daß das Weglassen der Objekte in (80) gegenüber den anderen in (81) einen größeren Anspruch an den Kontext stellt. Sie können nur weggelassen werden, wenn die Referenzen im Kontext eindeutig sind, wohingegen die Objekte in (81) existentiell gebunden bzw. innere Objekte sind, deren Referenzen mehr oder weniger in der Grundbedeutung des Verbs verankert sind. 5.4.4.2.3 Die Referentialität Die Vermutung, daß es sich bei den Objekten in (80) um interne Argumente des Verbs handelt, während es bei den in (81) um innere Objekte, die nicht syntaktisch realisiert werden müssen, geht, kann durch Referentialitätstests und PSC-Fakten bestätigt werden.

52 53

Vgl. dazu Abschnitt 2. l.4 der vorliegenden Arbeit. Vgl. dazu Huang (l984b, 1989, 1991).

160

Wie (98)-(99) belegen, ist die Modifizierung der Objekte durch Determinatoren und Numeralia in (81) nicht möglich, in (80) hingegen schon. (98)

a. *Lisi Lisi b. *Lisi Lisi c. *Lisi Lisi

(99)

a. Baoyu Baoyu b. Baoyu Baoyu c. Jiaoda Jiaoda

chi-bao-le zhe/san-wan-fang. essen-satt-ASP dieser/drei-KL-Reis zou-lei-le na/ji-tiao-lu. reiten-müde-ASP jene/einpaar-KL-Straße he-zui-le na/xuduo jiu. trinken-betrunken-ASP jener/viel Wein xia-shu-le na/liang-pan-qi. spielen-verlieren-ASP jenes/zwei-KL-Schach bei-hui-le na/ji-shou shi. auswendig lernen-können-ASP jenes/einpaar-KL Gedicht da-ying-le zhe/xuduo-chang zhang. schlagen-gewinnen-ASP dieser/viele-KL Kampf

Desweiteren sind nicht-referentielle Objekte nach Huang (1994: 26) keine echten Argumente, was bedeutet, daß sie die Position eines normalen subkategorisierten Arguments, d.i. nach Huang die untere SpecVP der Larsonianischen VP-Schale, nicht besetzen können. Stattdessen bilden sie mit dem Verb ein komplexes Prädikat. In dieser Hinsicht verhalten sie sich wie die FDRM-Ausdrücke und es wird erwartet, daß sie mit diesen aufgrund der PSC nicht kookkurieren können, vgl. (100a,c vs. b,d). (100)

a. *Ta kan-le shu liangci le. er lesen-ASP Bücher zweimal ASP b. Ta kan-le na-ben-shu liangci le. er lesen-ASP jenes-KL-Buch zweimal ASP hat jenes Buch zweimal gelesen.' c. *Ta da-Ie ren yi-ge-xiaoshi er schlagen-ASP Menschen eine-KL-Stunde d. Ta da-le Zhangsan yi-ge-xiaoshi er schlagen-ASP Zhangsan eine-KL-Stunde hat Zhangsan eine Stunde lang geschlagen.1

le. ASP le. ASP

Im Rahmen des MPs und infolge der Theorie der reinen Phrasenstruktur von Chomsky (1994) kann man davon ausgehen, daß die Verkettung des Verbs mit einer Prädikats-XP, die die Ereignisstruktur des zugrunde liegenden Verbs modifiziert, vor der Verbindung mit einer thematischen Arguments-XP, die vom Verb subkategorisiert ist, vonstatten geht. Dies führt dazu, daß, wenn eine Prädikats-XP und eine Arguments-XP um die gleiche syntaktische Position, d.i. die innerste Komplementposition des V-Kopfes, konkurrieren müssen, erstere die Präferenz hat. Die Arguments-XP wird daraufhin sozusagen zur nächsthöheren -Position, d.i. die untere SpecVP einer Doppel-VP-Struktur, verdrängt. Um die -Position zu beanspruchen, muß das Element jedoch referentiell sein. Da die sog. inneren Objekte nicht referentiell sind, dürfen sie diese Position nicht einnehmen. Die Derivationen (100a,c) müssen deshalb abbrechen, weil shu 'Bücher' bzw. ren 'Menschen' als nicht-referentielle Objekte im Gegensatz zu na-ben-shu 'jenes Buch' in (lOOb) und Zhangsan in (lOOc) keinen Anspruch auf die untere Spec W (d.i. eine -Position) erheben

161

können. Daraus ergibt sich die Ungrammatikalität in (101a,c). Die in (101)-(103) dargestellten Fakten bestätigen diese Diagnose weiterhin. (101)

a. *Baoyu xia-shu-le qi liang-tian le. Baoyu spielen-verlieren-ASP Schach zwei-Tage ASP b. Baoyu xia-shu-le na-pan-qi liang-tian le. Baoyu spielen-verlieren-ASP jenes-KL-Schach zwei-Tage ASP

(102)

a.*Baoyu bei-hui-le shi san-tian le. Baoyu auswendig lemen-können-ASP Gedicht drei-Tage ASP b. Baoyu bei-hui-le zhe-shou-shi san-tian Baoyu auswendig lemen-können-ASP dieses-KL-Gedicht drei-Tage

(103)

a. *Jiaoda Jiaoda b. Jiaoda Jiaoda

le. ASP

da-ying-le zhang wu-nian le. schlagen-gewinnen-ASP Kampf fünf-Jahre ASP da-ying-le na-chang-zhang wu-nian le. schlagen-gewinnen-ASP jener-KL-Kampf fünf-Jahre ASP

Es ist nun darauf hinzuweisen, daß im Chinesischen eine reine NP sowohl referentiell als auch nicht-referentiell interpretiert werden kann. Die a-Sätze in (101)-(103) verbessern sich eindeutig, wenn die Objekt-NPn betont werden. Diese Intuition untermauert insbesondere die Tatsache, daß die Objekt-NPn vorangestellt werden können, wenn ba präsent ist, wie die Sätze in (104) darstellen. Bekanntlich muß das vorangestellte Objekt in BAKonstruktionen "seitens des Sprechers bzw. Sprechers und Hörers referentiell festlegbar sein" (Paul 1982: 57). Im Gegensatz zu Verben der Gruppe VI können die Objekte der Verben der Gruppe V jedoch nicht durch ba vorangestellt werden, vgl. (105). (104)

a. Baoyu Baoyu b. Baoyu Baoyu c. Jiaoda Jiaoda

ba BA ba BA ba BA

qi Schach shi Gedicht zhang Kampf

xia-shu le. spielen-verlieren ASP bei-hui le. auswendig lemen-können ASP da-ying le. schlagen-gewinnen ASP

(105)

a. *Lisi Lisi b. *Lisi Lisi c. *Lisi Lisi

ba BA ba BA ba BA

fang Reis lu Straße jiu Wein

chi-bao le. essen-satt ASP zou-lei le. reiten-müde ASP he-zui le. trinken-betrunken ASP

Eine weitere Evidenz liefern die Daten in (106). (106a) ist nur akzeptabel, wenn fan nicht generell das Essen oder die Mahlzeit, sondern spezifisch den Reis bedeutet. Dies ist u.a. daran zu erkennen, daß nur bestimmte Klassifizierer — zhong für den Reis, dun für die Mahlzeit — verwendet werden können, vgl. (106b). Die referentielle Lesart in (106a) wird dadurch gewährleistet, da&fan betont wird und den Fokus des Satzes darstellt. Daher ist nicht verwunderlich, daß die -Bildung akzeptabel ist (106c). In dieser Hinsicht verhalt sich fan in (106) im Gegensatz zu (81a), (98a) und (105a) wie ein echtes Argument des

162

Verbs. Nach dem oben angenommenen Postulat handelt es sich dabei um ein internes Argument, das -markiert ist. (106)

a. Zhangsan Zhangsan 'Zhangsan b. Zhangsan Zhangsan 'Zhangsan c. Zhangsan Zhangsan

chi-ni-le fan. essen-überdrüssig-ASP Reis ist des Reises Überdrüssig geworden.' chi-ni-le na-zhong/*dun-fan. essen-überdrüssig-ASP jener-KL-Reis ist einer bestimmen Art von Reis überdrüssig geworden.' ba (na-zhong/*dun-) fan chi-ni le. BA jener-KLReis essen-überdrüssig ASP

Aufgrund der Kontraste, (98) vs. (99) und (104) vs. (105), läßt sich feststellen, daß die Objekte in (81) von Haus aus innere Objekte bzw. existentiell gebunden sind.54 wohingegen in (80) subkategorisierte Argumente vorliegen. Ich nehme also an, daß, während die Objekte in (80) in der Komplementstelle von V2 basisgeneriert sind, die in (81) in der Komplementstelle von VI erzeugt werden. Denn nach dem hier propagierten Ansatz der -Supprimierung von Staudinger (1997) ist die Komplementstelle von VI wegen der Kopfadjunktion der Projektion von V2 eine nicht-G-markierte Position. Innere Objekte unterscheiden sich von internen Argumenten ja gerade dadurch, daß sie nicht zum Subkategorisierungsrahmen gehören und deshalb in einer nicht-0-markierten Position vorkommen sollen. 5.4.4.3 Strukturelle Ableitungen 5.4.4.3.l Gruppe IV Legt man die V°-Adjunktionsanalyse von RVKen zugrunde, kann man aufgrund der oben aufgestellten Hypothese, daß das Satzobjekt innerhalb der Projektion von V2 basisgeneriert ist, für den Satz (80a) folgende Konfiguration veranschlagen.

54

In dieser Arbeit werden die inneren Objekte und die existentiell gebundenen Objekte der Einfachheit halber zusammen unter dem Begriff der "inneren Objekte" aufgefaßt.

163 (107)

NP

xia (exp) PRO

shu In (107) erhält qi 'Schach' von shu Verlieren' die Thema-G-Rolle. Die Experiencer-e-Rolle bekommt PRO in SpecVP von V, das shu und qi unmittelbar dominiert. Qi muß sich jedoch aus Kasusgründen zunächst nach NP2, dann zu NP3 begeben. Dort kann qi, nachdem der V-Komplex angehoben worden ist, von diesem kasusmarkiert werden. In der oberen V°-Position wird PRO vom Satzsubjekt unmittelbar c-kommandiert und kontrolliert. Damit läßt sich der Satz (80a) ohne irgendeine Zusatzannahme ableiten. Man beachte, daß das ECP ohne weiteres erfüllt ist, da NP1 eine -regierte Position ist. Die hier vorgeschlagene Analyse sagt übrigens voraus, daß (108a) aufgrund der Verletzung des Kriteriums auszuschließen ist, und daß ein Element in die untere SpecVP eingefügt werden kann und muß, falls der V-Komplex in-situ bleibt (108b). Zu berücksichtigen ist weiterhin eine Variante von (80a), wo eine Dativ-NP eingeschoben werden kann, vgl. (91), hier als (109) wiedergegeben. (108)

a. *Baoyu shi na/yi-pan-qi xia-shu-le. Baoyu CAUS jenes/ein-KL-Schach spielen-verlieren-ASP b. Baoyu shi Jiazheng xia-shu-le na/yi-pan-qi. Baoyu CAUS Jiazheng spielen-verlieren-ASP jenes/ein-KL-Schach Baoyu verursacht, daß Jiazheng eine Partie verlor.1

(109)

Baoyu xia-shu-le Jiazheng yi-pan-qi. Baoyu spielen-verlieren-ASP Jiazheng ein-KL-Schach. Baoyu hat an Jiazheng eine Partie verloren.'

164 (110)

Baoyu

NP2

xia

yi-pan-qi V° shu

(gei)

Jiazheng

In (110) nimmt V2 shu Verlieren' eine GOAL kennzeichnende gei-Phrase als Komplement auf.55 Hale/Keysers (1992) These folgend liegt in (110) eine N-Inkorporation vor, indem gei nicht als eine genuine Präposition gilt, und deshalb kein Hindernis bereitstellt. Man kann auch eine V-Reanalyse im Sinne von Larson (1988) annehmen. Die V-Reanalyse setzt voraus, daß in V eine nicht vergebene interne -Rolle enthalten ist. Da das Raster von shu als nicht gesättigt anzusehen ist, ist eine V-zu-V° Reanalyse berechtigt. In (110) werden das Verb shu und die inkorporierte NP Jiazheng zuerst zum nächsthöheren V° angehoben, dann zusammen mit dem Verb xia 'spielen* als der V-Komplex zum höchsten V°. Von dort aus kann der V-Komplex die bis dato bereits über NP2 zu NP3 herausbewegte NP yi-pan-qi 'eine Partie' kasusmarkieren. Damit ist (109) abgeleitet. Im Anschluß an die Diskussion von (110) ist ein von Gu (1992: 196-202) beobachtetes Problem zu besprechen. 55

Vgl. dazu Abschnitt 3.4 der vorliegenden Arbeit.

165 (111)

a. Zhangsan zui-dao zai dishang. Zhangsan betrunken-fallen-ASP auf Boden 'Zhangsan fiel betrunken auf den Boden.' b. Na-ping-jiu zui-dao-le Zhangsan. jener-KL-Wein betrunken-fallen-ASP Zhangsan 'Jener Wein hat Zhangsan zum Fallen betrunken gemacht.' c. *Na-ping-jiu zui-dao-le Zhangsan zai dishang. jener-KL-Wein betrunken-fallen-ASP Zhangsan auf Boden d. Na-ping-jiu shi Zhangsan zui-dao zai dishang. jener-KL-Wein CAUS Zhangsan betrunken-fallen auf Boden 'Zhangsan wurde von jenem Wein zum Fallen betrunken gemacht.'

(112)

Zhangsan fang-le yi-ben-shu zai zhuozishang. Zhangsan legen-ASP ein-KL-Buch auf Tisch-oben 'Zhangsan hat ein Buch auf den Tisch gelegt.'

Zunächst vergleicht Gu (l 12) mit (l l lb,c) und stellt fest, daß die Lokativ-PP in (l l la,c,d) jeweils nicht vom Kompositum -markiert sein kann. Obwohl eine enge thematische Beziehung zwischen V2 und der Lokativ-PP naheliegt, ist es im Rahmen einer lexikalischen Analyse der Komposita nicht möglich, daß die Lokativ-PP von V2 -markiert ist. Denn "V2 can always percolate this theta-role to the theta-grid of the compound" (Gu 1992: 197). Um die Ungrammatikalität von (lllc) zu erklären, nimmt sie an, daß im Chinesischen die Inkorporation der postverbalen, Lokativ-PP ins Kompositum obligatorisch ist und die Adjazenz die Voraussetzung für eine Inkorporation bildet. Den Unterschied zwischen (112) und (lllc) leitet sie im Rahmen der Prädikationstheorie von Bower (1993) daraus ab, daß sich in (112) nur das Verb alleine nach Pr (Kopf der Prädikationsprojektion) begeben kann. Da zui-dao "betrunken-fallen1 offenbar kausativisch verwendet werden kann und deshalb obligatorisch zu Pr, das das Merkmal [+Cause] enthält, bewegt werden muß, führt die gestrandete Lokativ-PP in (l l Ic) zur Ungrammatikalität. Ein erster Einwand gegen GUS Analyse ist ihre Auslegung der Inkorporation von Baker (1988). Nach Baker (1988) setzt Inkorporation -Markierung voraus. Wenn nun auch die nicht-B-markierten Elemente zur Inkorporation zugelassen werden sollten, dann ist der Begriff der Inkorporation m.E. entkräftet bzw. zu mächtig. Zweitens wäre völlig unklar, warum (113) ungrammatisch ist. Zum einen ist die Adjazenzbedingung nicht verletzt. Zum anderen wäre es nach der angeblichen Inkorporation wohl möglich, zui-dao zai dishang gemeinsam zu Pr anzuheben. Außerdem bleibt die enge, thematische Beziehung zwischen der Lokativ-PP und V2 unerklärt. (113)

*Na-ping-jiu zui-dao zai dishang Zhangsan. jener-KL-Wein betrunken-fallen auf Boden Zhangsan

Das in (111) aufgeführte syntaktische Verhalten von zui-dao kann meiner Ansicht nach ohne einzelsprachliche Zusatzannahme aufgeklärt werden, wenn man die Konfiguration (110) dafür annimmt und Hale/Keysers (1992) These heranzieht. Die Teilkonfiguration für die an V° (z«/) kopfadjungierte VP ist in (l 14) dargestellt.

166 (114)

NP1

Zhangsan

v

dao zai

dishang

Wie (l 14) zeigt, wird Zhangsan, das interne Argument von dao 'fallen1, durch die LokativPP, die als das innerste Komplement gilt, gezwungen, sich höher anzusiedeln. Da NP1 und NP2 (vgl. das Baumdiagramm (110)) keine Kasuspositionen sind, ist Zhangsan schließlich in NP3 gelandet. (114) unterscheidet sich jedoch von (110) dadurch, daß zai 'sich befinden, in' eine genuine Präposition ist, so daß eine Inkorporation im Sinne von Hale/Keyser (1992) nicht möglich ist. Eine analoge Asymmetrie im Englischen ist in (115) zu sehen. Dies ist offenbar der Grund, warum die Anhebung des V-Komplexes in (113) gesperrt ist. (lllc) kann nicht abgeleitet werden, weil nur ein Teil des V-Komplexes angehoben ist. (114) kann nur gerettet werden, wenn man die obere V°-Position mit einem lexikalischen Item direkt füllt, das Zhangsan strukturell kasusmarkieren kann, wobei der V-Komplex in-situ bleibt, (llld) ist, wie erwartet, grammatisch. Da die hier vorgeschlagene Analyse alle fraglichen Konstruktionen behandeln kann, ohne einzelsprachspezifische Zusatzannahmen aufgreifen zu müssen, ist sie der von Gu propagierten Analyse offensichtlich vorzuziehen. (115)

a. John put his books on the shelf. b. *John put the shelf his books. c. John sent a book to his sister. d. John sent his sister a book.

Desweiteren ist die Konstruktion (89), hier als (116) wiedergegeben, zu besprechen. Die Ableitungsgeschichte von (116) wird in (117) symbolisiert. Wie (117) zeigt, kann der VKomplex angehoben werden, weil die in der Projektion von V2 basisgenerierten Argumente aus Kasusgründen bis dato herausbewegt worden sind. Zunächst begibt sich nashou-shi 'jenes Gedicht1 zur Komplementstelle des V-Komplexes. Danach begibt sich Baoyu zur unteren SpecVP. Das ECP wird bei dem ersteren durch die -Rektion, bei letzterem durch Antezedensrektion erfüllt. Da der Kopf des V-Komplexes jiao 'lehren' als eine Art Brückenverb gilt, kann man davon ausgehen, daß er in der Basisposition die NP in der Komplementstelle kasusmarkieren kann und nach der Anhebung die NP in der unteren

167 SpecVP ebenfalls. Die -Supprimierung von VI wird, wie in Abschnitt 5.4.3.5 ausgeführt, durch die Kopfadjunktion der Projektion von V2 vollzogen, so daß hierbei keine Verletzung des -Kriteriums vorliegt. (116)

(

Jiazheng jiao-hui-ie Baoyu na-shou-shi. Jiazheng lehren-können-ASP Baoyu jenes-KL-Gedicht 'Jiazheng hat Baoyu jenes Gedicht beigebracht.'

7)

Jiazheng

^k jiao-hui Baoyu.

t Im weiteren sind auf die Struktur des Satzes in (80g), hier in (118a) wiederholt, und die Inversionsvariante (118b) einzugehen. Die Teilstruktur für die Projektion von V2 ist in (l 19) dargestellt. (118)

a. Zhangsan chang-fan-le zhe-shou-ge. Zhangsan singen-stören-ASP dieses-KL-Lied 'Zhangsan verdroß das Singen dieses Liedes.' b. Zhe-shou-ge chang-fan-le Zhangsan. dieses-KL-Lied singen-stören-ASP Zhangsan Oas Singen dieses Liedes macht Zhangsan Verdruß.'

168 (119)

b.

a.

VP

VP NP

fan

NP

Pro (exp)

zhe-shou-ge (th)

VP

V

NP

V V°

NP

VP

NP



NPzhangsan (exp)

fan

Pro(th)

In (119a) ist zhe-shou-ge 'dieses Lied* als das thematische Objekt von V2 in dessen Komplementstelle basisgeneriert, wobei fan als ein unakkusativisches Verb gilt. Aus Kasusgründen wird es zur unteren SpecVP der W-Schale angehoben. Die Projektion von Pro als Träger der Experiencer-e-Rolle ist optional. Nach der Anhebung des V-Komplexes kann Pro vom Matrixsubjekt Zhangsan kontrolliert werden. Somit sind die Konstruktion und die Lesart (118a) erfaßt. In (119b) wird angenommen, daß Zhangsan aus Kasusgründen zur untersten SpecVP der VP-Schale herausbewegt wird.56 Nachdem der V-Komplex angehoben ist, kann die Koindizierung zwischen dem Matrixsubjekt und Pro vonstatten gehen. Dabei versteht sich die Thema-9-Rolle des Matrixsubjekts nach Belletti/Rizzi (1988: 299) als "the nonintentional trigger and content of the psychological process" und die Experiencer-9-Rolle stellt den Gegenstand (the object) dar. Im Hinblick auf die kausativische Relation erhält in (118b) das Matrixsubjekt zhe-shou-ge die Cause-c-Rolle im Sinne von Li (1995) und Zhangsan die Affectee-c-Rolle. Damit läßt sich (118b) im Rahmen unserer Analyse problemlos abhandeln. Vergleicht man (l 19a,b) mit (107), so läßt sich die Ungrammatikalität in (94b), hier als (120) wiedergegeben, mithilfe des Verstoßes gegen die thematische Hierarchie erklären, wonach EXPERIENCER in der Syntax höher als THEMA anzusiedeln ist. Da zhe-pan-qi 'diese Partie' vom V-Komplex, dessen Kopf xia 'spielen' ist, offenbar nicht als AGENS lizensiert werden kann, was angesichts seines höheren Rangs als der EXPERIENCER als die einzige Lösung geltend gemacht werden könnte, ist der Satz (120) als unakzeptabel zu beurteilen.57 Man beachte, daß die Subjekt-NP zhe-pan-qi in (120) wegen des -Kriteriums nicht durch NP-Bewegung abgeleitet sein kann. Die einzige Möglichkeit, (120) ab56

57

Belletti/Rizzis (1988) Analyse zufolge dürfte Zhangsan inhärenten Kasus haben, so daß keine Bewegung vonstatten gehen muß. Ich nehme jedoch im Chinesischen an, daß Zhangsan als ein internes Argument strukturellen Kasus fordert. Da innerhalb der Projektion von V2 aus bekannten Gründen keine Kasuszuweisung ausgeübt werden kann, muß es angehoben werden. Außerdem nehme ich an, daß Zhangsan von V (kompositioneil) -markiert ist, so daß keine ECP-Verletzung verursacht wird. Diese Stipulationen benötigen jedoch weitere Evidenzen und haben im Moment spekulativen Charakter. Diese Prämisse setzt allerdings voraus, daß die UTAH gilt.

169 zuleiten, ist durch die vorhin vorgeschlagene merge-Operation, indem zhe-pan-qi direkt in die obere SpecVP einer Doppel-VP-Strukrur eingefügt wird. Da sie, wie ausgeführt, nicht lizensiert werden kann, ist (120) als ungrammatisch verurteilt. (120)

*Zhe-pan-qi xia-shu-le Baoyu. dieses-KL-Schach spielen-verlieren-ASP Baoyu

(121)

(exp) Baoyu

shu

Zum Schluß ist zu erwähnen, daß Experiencer-Verben auch als VI dienen können. In (122) gehört guan Verwöhnen1 zum temere. Da es extern -markieren kann, sind die Sätze in (122b,d) aufgrund des -Kriteriums, wie erwartet, ausgeschlossen. Unterzieht man guan-hui den in (122a-d) aufgestellten Paradigmen, kann man es der Gruppe II zuordnen. In (123) wird davon ausgegangen, daß fan als ein preoccttpare- Verb keine externe -Rolle zuweisen kann. In dieser Hinsicht verhält sich der V-Komplex unakkusativisch und kann der Gruppe I zugeordnet werden. (122)

a. Zhangsan guan-hui-le xiaohai. Zhangsan verwöhnen-schlecht-ASP Kinder b. *Zhe-ge-xiaohai guan-hui-le. dieses-KL-Kind verwöhnen-schlecht-ASP c. Zhe-ge-xiaohai bei Zhangsan guan-hui-le. dieses-KL-Kind BEI Zhangsan verwöhnen-schlecht-ASP d. *Zhangsan shi zhe-ge-xiaohai guan-hui-le. Zhangsan CAUS dieses-KL-Kind verwöhnen-schlecht-ASP

(123)

a. Zhe-ge-xiaohai fan-si wo le. dieses-KL-Kind verdrießen-sterben ich ASP "Dieses Kind hat mich zu Tode verdrossen.' b. Wo fan-si le. ich verdrießen-sterben ASP Ich bin zu Tode verdrossen.' c. Wo bei zhe-ge-xiaohai fan-si le. ich BEI dieses-KL-Kind verdrießen-sterben ASP Mich hat dieses Kind zu Tode verdrossen.' d. Zhe-ge-xiaohai shi wo fan-si le. dieses-KL-Kind CAUS ich verdrießen-sterben ASP "Dieses Kind hat mich zu Tode verdrossen gemacht.1

170

5.4.4.3.2 Gruppe V Wie argumentiert, sind die Satzobjekte in (81) als die inneren Objekte von VI aufzufassen. Demnach sieht die Tiefenstruktur des Satzes in (81a), hier in (124) wiederholt, folgendermaßen aus: (124)

Lisi chi-bao-le fang. Lisi essen-satt-ASP Reis Lisi hat sich satt gegessen.'

(125)

Lisi ;

PRO:

V° bao

Wie (125) darstellt, enthält die Projektion von V2 nicht nur den Prädikatskopf, sondern auch sein Argument. Dies liegt darin begründet, daß V2 in der Gruppe V, empirisch gesehen, sowohl als Experiencer-Verben als auch als unakkusativische Verben anzusehen sind. Da V2 in jeder Hinsicht prädikativ ist, ist aufgrund des EPPs die Projektion des Subjekts erforderlich. Der VP-intemen Subjekthypothese zufolge wird ein thematisches PRO-Subjekt in SpecVP von V2 angenommen.58 Der obligatorische Kontrolleur ist de facto das Matrixsatzsubjekt. Es stellt sich nun die Frage, warum das MDP, demzufolge der lokal am nächsten befindliche, potentielle Kontrolleur auch tatsächlich kontoliiert, nicht eingehalten werden kann, da fan 'Reis' offenbar näher steht als Lisi. Zieht man Rizzis (1990) Theorie der Relativierten Minimalität in Betracht und geht davon aus, daß ein Argument-Adjunkt-Unterschied vorliegt, erhält man eine Erklärung, warum fan in (125) nicht als der

58

Zum PRO blem verweise ich auf den Abschnitt 3.2.3.

171 potentielle Kontrolleur fungieren kann. Wie oben diskutiert, ist ./an kein echtes Argument, sondern das innere Objekt des Verbs. Innere Objekte werden nicht -regiert und verhalten sich wie postverbale Adjunkte. Das PRO-Subjekt ist aber aus -theoretischen Gründen erzwungen und gilt als ein thematisches (externes) Argument. Außerdem sind innere Objekte nicht referentiell, so daß Koreferenz mit inneren Objekten grundsätzlich nicht möglich ist.59 Innere Objekte können von daher keine Antezedentien einer thematischen Kategorie sein, weil FI sonst nicht erfüllt werden kann. Außerdem kann man annehmen, daß die Koindizierung von PRO und dem Matrixsubjekt nach der V-Anhebung stattfindet. Das heißt, erst in LF wird die Koindizierung abgecheckt. Was den Kasus betrifft, so scheint fan als inneres Objekt wie die nominalen F/D-Ausdrücke inhärenten Kasus zu haben. Denn wie diskutiert, karmfan als ein inneres Objekt in (125) die untere SpecVP nicht einnehmen. Es kann deshalb nicht vom in die obere V° angehobenen V-Komplex kasusmarkiert werden, da die Adjazenzbedingung nicht erfüllt ist. Bemerkenswert ist, daß das Sichtbarkeitskriterium, nach dem ein Element sichtbar für die -Markierung ist, wenn es Kasus hat,60 hier keine Rolle spielt, da fan nicht -markieit wird.

5.4.5

Ambigui täten

In (80) ist die Zuordnung der -Rollen semanüsch eindeutig. In (126) kann das RVK aber sowohl subjektbezogen als auch objektbezogen sein. In (127) kommt sogar eine dritte Auslegung hinzu, der wie auch (128) sog. Inversionen im Hinblick auf die -Rollenzuweisung zugrunde liegen, wenn man daran festhalten will, daß die syntaktischen Argumentpositionen sich von der Thematischen Hierarchie determinieren lassen.61 (128) könnte im übrigen als Beweis für die SPH herangezogen werden. Denn nach PPH erlaubt (128) nur die b-Lesart.

59 60 61

(126)

Baoyu qi-lei-le na-pi-ma. Baoyu reiten-müde-ASP jenes-KL-Pferd a. Baoyu hat das Pferd müde geritten.' b. Baoyu hat sich mUde geritten.1

(127)

Taotao zhui-lei-le Youyou le. Taotao nachlaufen-müde-ASP Youyou ASP a. Taotao ist Youyou hinterhergelaufen, bis Youyou müde war.' b. Taotao ist Youyou hinterhergelaufen, bis Taotao müde war.' c. 'Youyou ist Taotao hinterhergelaufen, bis Youyou müde war.' d. *"Youyou ist Taotao hinterhergelaufen, bis Taotao müde war.1

Ich verdanke Helmut Weiß (p.M.) diese Anmerkung. Vgl. Chomsky (1986a: 64). Eine Auseinandersetzung mit der Problematik des Konzepts der sog. Thetarollen-Hierarchie findet sich in Brekle, Staudacher et al. (1994).

172

(128)

Taotao zhui-de Youyou feichang lei. Taotao nachlaufen-DE Youyou sehr müde a. Taotao ist Youyou hinterhergelaufen, bis Youyou sehr müde war.1 b. Youyou ist Taotao hinterhergelaufen, bis Youyou sehr müde war.'

Die Lesart (127c) fuhrt Li (1995) an, um die Konflikte zwischen Thematischer und Kausativischer Hierarchie zu zeigen. Wie die Oberflächenstruktur aussieht, scheinen in (127c) die höhere, syntaktische NP-Position mit der weniger prominenten Patiens-9-Rolle und die niedrigere, syntaktische NP-Position mit der prominentesten Agens-9-Rolle gebunden zu sein, was aber gegen die Thematische Hierarchie spricht.62 Nach Li ist Taotao in (127c) zwar derjenige, der gejagt wird, versteht sich aber auch als der Grund/die Ursache, der die Aktion Youyous (Laufen) auslöst. Diese fuhrt wiederum dazu, daß Youyou müde wurde. Dabei gilt Youyou gleichzeitig als der Affectee, der von dieser Aktion betroffen ist, und das Agens des Laufens. Diese Beschreibung trifft übrigens auch auf (128b) zu. Wenn man die Kausativische Hierarchie heranzieht, so werden die Cause-c-Rolle an das Subjekt, und die Affectee-c-Rolle an das Objekt zugewiesen.63 Angesichts dieses Tatbestands geht Li davon aus, daß die Kausativische Hierarchie die Thematische Hierarchie überstimmt: (129)

Theta roles can be assigned contrary to the thematic hierarchy if the arguments receiving them are assigned c-roles in ways compatible with the causative hierarchy. (Li 1995:275)

Obwohl Lis Beobachtung in bezug auf die c-Rollenzuweisung den Fakten entspricht, ist die Generalisierung in (129) inkorrekt. Man beachte, daß die a,b-Sätze in (126)-(127) und (127c) im Rahmen der hier vorgeschlagenen Analyse problemlos abgeleitet werden können: die a-Sätze gehören zur Gruppe II und die b-Sätze sowie (127c) zur Gruppe IV. Im ersteren Fall gilt lei 'müde1 als ein unakkusativisches Verb und im letzeren Fall als ein Experiencer-Verb des preoccupare-Typs. Die folgenden Baumdiagramme in (130a) für (127a), in (130b) für (127b) und in (130c) für (127c) machen diesen Unterschied deutlich.

62

63

Unabhängig davon, ob eine übereinzelsprachliche Thematische Hierarchie anzusetzen ist oder wie die Thematische Hierarchie im Chinesischen aussieht, ist im unmarkierten Fall davon auszugehen, daß die Rangfolge AGENS vor THEMA/PATIENS gilt. Vgl. dazu u.a. Baker (1996> Li merkt zurecht an, daß "Subjekt" und "Objekt" Begriffe für strukturelle Positionen sind, in denen die Kausativische Hierarchie Anwendung findet. Diese notwendige Bedingung erhält in der hier vorgeschlagenen strukturellen Analyse — wie in Abschnitt 5.4.3.4.2 ausgeführt — eine natürliche Erklärung.

173 (130)

a.

Taotao



NP

t . (pat, th) b.

VP NP

V

Taotao. V° J^-\ k zhui lei Pro :

NP

J

NP

t.(th)

Pro. (exp)

174 c. VP V

NP

Taotao. J

V

Pro. (th) Die -Rollenzuordnung in (130a) widerspricht der Thematischen Hierarchie nicht. Wie erwartet, erhält Taotao die Agens-0-Rolle und Youyou die Patiens-9-Rolle. In (130b) dient Taotao als das Antezedens von Pro (exp). Auf der physikalischen Ebene kann Taotao zwar als AGENS, auf der psychologischen Ebene aber auch als EXPERIENCER interpretiert werden. In beiden Fällen sind sie in der Struktur höher als THEMA, das von Youyou zum Ausdruck gebracht wird, angesiedelt. In (130c) ist Taotao als das Antezedens bzw. der Kontrolleur oder Koreferent von Pro (th) anzusehen. Wie vorhin am Beispiel von (118b) ausgeführt, stellen die Thema-0-Rolle hier den nicht-intentionalen Auslöser und Inhalt des psychologischen Prozesses und die Experiencer-9-Rolle den Gegenstand dar.64 Obwohl in der Oberflächenstruktur Taotao höher als Youyou erscheint, folgen ihre verketteten koindizierten ECs der Thematischen Hierarchie. Darüber hinaus ist die externe -Rolle in einem konfigurationalen Ansatz durch die Konfiguration V-VP erzwungen. Die Zuweisung der externen -Rolle erfolgt sozusagen blind. Da der V-Komplex, dessen Kopf zhui 'hinterherlaufen1 ist, nach außen -markieren kann, wird das -Kriterium bezüglich Taotao jedenfalls gewährleistet. Man erinnert sich, daß die Doppel-VP-Struktur zugleich für kausativische Konstruktionen zuständig ist. Tatsächlich erhält Taotao in der oberen SpecVP der Doppel-VP-Struktur bei der kausati-

64

Vgl. Belletti/Rizzi (1988: 299).

175 vischen Interpretation wie erwartet die Cause-c-Rolle, und Youyou in der untere SpecVP die Affectee-c-Rolle. Damit lassen sich sowohl die Konstruktion als auch die Interpretation in (127c) im Rahmen unserer Analyse abhandeln. (127d) ist wegen des Verstoßes gegen die Kausativische Hierarchie und die Thematische Hierarchie in jeder Hinsicht schlecht. Zu erwähnen ist am Schluß, daß den zwei Lesarten in (128) die gleiche Struktur zugrunde gelegt wird. Die unterschiedlichen Interpretationen ergeben sich dadurch, daß Taotao einmal als AGENS, einmal als Causer interpretiert wird. Sowohl für die kausativische als auch agentivische -Rolle ist nach dem hier übernommenen, konfigurationalen Ansatz von Chomsky (1995) und Hale/Keyser (1993 etc.) vorgesehen, daß sie durch das in der oberen SpecVP der VP-Schale basisgenerierte, externe Argument zum Ausdruck gebracht wird.

5.4.6

Die syntaktische Kategorie der Projektion des RVKs

In der vorliegenden Arbeit wird davon ausgegangen, daß, abgesehen von inneren Objekten, das vermeintliche Satzobjekt in der Tat das von V2 (d.i. RVK) subkategorisierte thematische Objekt ist. Dies trifft sowohl auf objektbezogene als auch auf subjektbezogene RVKe zu. Es wird außerdem angenommen, daß die Projektion von V2, in dessen Komplementposition das vermeintliche Satzobjekt basisgeneriert ist, an VI kopfadjungiert wird. Desweiteren wird postuliert, daß innerhalb der Projektion von RVK keine Kasuszuweisung ausgeübt werden kann, weshalb die betreffenden NPn herausbewegt werden muß. Damit ist der V-Komplex sozusagen entleert, so daß nach Staudinger (1997) eine basisgenerierte Inkorporationsstruktur bereit gestellt wird. Dies setzt allerdings voraus, daß die Projektion vom RVK eine reine VP ist. Denn wenn die Projektion des RVKs eine IP oder CP wäre, würde es sich bei der Inkorporation um "improper movement" handeln, und man hätte eine Kette von nicht-gleichartigen Elementen, vgl. dazu Abschnitt 2.1.3. Es ist aber fragwürdig, ob wir hierbei tatsächlich mit einer Verb-Inkorporation im Sinne von Baker (1988) konfrontiert sind. Denn der Adjunktstatus des RVKs zeichnet sich gerade dadurch aus, daß es nicht vom zugrunde liegenden Verb -markiert ist. Deshalb ist die Voraussetzung der -Markierung zwischen dem inkorporierenden und dem inkorporierten Element nicht erfüllt. Angesichts dieses Tatbestands gibt es m.E. keinen inkorporationstheorieintera motivierten Ansatzpunkt dafür, daß die syntaktische Kategorie der Projektion des RVKs eine reine W sein muß. Dennoch ist aufgrund der Tatsache, daß innerhalb der Projektion des RVKs keine Kasuszuweisung ausgeübt werden kann, festzustellen, daß über die Projektion des RVKs keine funktionale Kategorie wie IP vorliegen kann. Denn ansonsten wäre es unerklärlich, warum ein von Infl unmittelbar c-kommandiertes RVK mit dem Merkmal [+C] sein Komplement nicht kasusmarkiert. Schließlich würde es keine Motivation zur NP-Bewegung geben, wenn die betreffende NP in ihrer Basisposition kasusmarkiert werden würde. Obwohl die objektbezogenen RVKen überwiegend unakkusativische Verben und deshalb [-C] sind, müßte das zur SpecVP angehobene interne Argument von Infl kasusmarkiert werden

176

können, falls die maximale Projektion des RVKs Komplement von Infl wäre. Die weiteren Bewegungen nach die Komplementposition des zugrunde liegenden Verbs (VI) und schließlich zu dessen SpecVP wären nicht motiviert und im MP wegen des ÖPs sogar verboten. Es ist also naheliegend, daß die Projektion des RVKs eine reine W sein muß. Andererseits ist empirisch festzustellen, daß die Projektionen der RVKe weder durch Adverbien weiter modifiziert werden können noch Evidenzen für die Präsenz funktionaler Kategorien aufweisen. Ich nehme folglich an, daß die Projektion des RVKs sowohl minimale als auch maximale, verbale, lexikalische Eigenschaften hat. Sie ist minimal, weil sie keine Adjunkte wie Adverbien enthält. Sie ist maximal, indem sie nicht nur den Prädikatskopf enthält, sondern auch dessen internes und externes Argument. Damit läßt sich eine reine W als syntaktische Kategorie des RVKs annehmen.

5.4.7

Ereignisstruktur: objektbezogene vs. subjektbezogene RVKe

Im Hinblick auf die semantisch temporale Struktur ist in den a-Sätzen der Gruppen I, II und III festzustellen, daß durch Hinzufügung von V2 der aspektuelle Zeitfluß des von VI denotierten Ereignisses nicht direkt betroffen ist. Dies ist vor allem am Beispiel von (71 a), hier als (131) wiedergegeben, deutlich zu sehen. Bei (131) ist es durchaus möglich, daß Daiyu weiter geweint hat, nachdem die Gäste gegangen sind. Es ist also daran festzuhalten, daß das von VI denotierte Ereignis (Zustand oder Aktivität) durch V2 modifiziert bzw. erweitert wird, indem ein selbständiges Ereignis (Zustand oder Aktivität) angeschlossen wird. Die Tatsache, daß das Subjektargument den Resultatszustand sozusagen nicht kontrolliert, zeigt, daß die a-Sätze der Gruppen I-III eine "indirect causation" im Sinne von Wunderlich (1997) darstellen. (131)

Daiyu ku-zou-le keren. Daiyu weinen-weggehen-ASP Gäste Daiyu hat so geweint, daß die Gäste gegangen sind.'

Im Gegensatz dazu stellt das Subjektargument der Verben in den Gruppen IV und V im unmarkierten Fall zugleich das Agens, das die Aktivität durchführt, und das Patiens, das die Zustandsänderungen erfährt, dar. Während VI sich als atelisches Verb charakterisieren läßt, ist V2 aufgrund seiner Bedeutung inhärent telisch (z.B. verlieren, gewinnen usw.). V2 gibt sozusagen einen bestimmten Zustand an, in den das Subjektargument eintritt. Dabei läßt sich das Ereignis als zwei temporale Segmente derselben Handlung auffassen. Die Änderung des Zustande des Subjektarguments kommt darin zum Ausdruck, daß die zeiüiche Kontinuität der von VI denotierten Aktivität durch die Denotation von V2 begrenzt wird. Da das Subjektargument den Resultatszustand sozusagen auch kontrolliert, stellen die Konstruktionen der Gruppen IV und V eine "direct causation" im Sinne von Wunderlich (1997) dar. Obwohl Prädikate mit subjektbezogenen und objektbezogenen RVKen unterschiedliche Ereignisstruktur aufweisen, steht es außer Zweifel, daß sowohl das zugrunde liegende Verb als auch das RVK in ihrer -Struktur im Sinne von Rapoport (1993a) einen e-Platz

177 haben, so daß sie lizensiert werden können. Die ereignisstrukturelle Beziehung des RVKs zum zugrunde liegenden Verb ergibt schließlich die resultative Interpretation.65 Wie Li (1995: 280) vermerkt hat, können manche resultativen V-V-Komposita die cRollenzuweisung nicht ausüben. Aus der hier eingeführten Klassifikation der Daten geht nun hervor, daß Verben mit objektbezogenen RVKen, die Gruppe III zugeordnet werden sollen, und die unakkusativischen Pendants der V-Komplexe (vgl. die b-Sätze) der Gruppen I-III, im Prinzip keine c-Rollen zuweisen können. Dementsprechend ergeben sie keine kausativischen Lesarten. Bei unakkusativischen Konstruktionen ist die Natur von "noncausatives" darin begründet, daß die der c-Rollenzuweisung zugrunde liegende Doppel-VP-Struktur nicht gegeben ist. Was die Verben in Gruppe III anbetrifft, bin ich nach wie vor der Auffassung, daß sie lexikalisch-idiosynkratischen oder semantisch-pragmatischen Restriktionen unterliegen, so daß eine kausativische Interpretation solcher Verben schlecht ist. Da kausativische Konstruktionen solcher Verben durchaus grammatisch sind, ist nicht abzustreiten, daß eine kausativische Lesart marginal akzeptabel sein kann. Man erinnert sich, daß in Abschnitt 5.2 in bezug auf die RKKen argumentiert wurde, daß zwischen inchoativen und kausativischen Konstruktionen zu unterscheiden ist. Diese Teilung trifft für die Konstruktionen mit RVKen auch zu. Die inchoativen Konstruktionen umfassen die Sätze von Gruppe IV, V und die b-Sätze von Gruppe I und III. Die a-Sätze von Gruppe I-III sind dagegen kausativische Konstruktionen.

5.5

Zusammenfassung

In diesem Kapitel ist bislang versucht worden, die chinesischen Resultativkonstruktionen aus zwei unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten. Um an die Verteilung der RKKen heranzugehen, wurde im Rahmen der Komplexen Prädikate-Analyse von einer aspektuellen Restriktion ausgegangen. Dann wurde die daraufhin postulierte Phrasenstruktur auf die syntaktischen Wohlgeformtheitskriterien hin überprüft. Bei Betrachtung der RVKe ist die Herangehensweise genau umgekehrt. Zunächst wurden die Satzkomponenten hinsichtlich ihrer thematischen Abhängigkeit den strukturellen Konfigurationen zugeordnet. Infolge dessen wird dann die inchoative/kausativische-Alternation beobachtet. Wie sich herausstellt, entsprechen sich die Ergebnisse. Die hier vorgeschlagene Analyse zeigt außerdem, daß die unterschiedlichen, syntaktischen Verhalten der resultativen Konstruktionen mithilfe der allgemeinen Bedingungen der Kasus- und -Markierung erklärt werden können, wenn man den Ansatz des Komplexen Prädikats den RKKen bzw. die V°-Adjunktionshypothese dem RVK zugrunde legt und die Doppel-VP-Struktur für die kausativischen Konstruktionen voraussetzt. Zudem 65

Man beachte: In dieser Arbeit umfaßt der Begriff der Resultativkonstruktion sowohl die kausativischen als auch die inchoativen Konstruktionen, vgl. Abschnitt 5.2.4.2.

178

sollen noch die lexiko-idiosynkratischen Eigenschaften der Verben in bezug auf die cRollenzuweisung berücksichtigt werden. Schließlich hat die Untersuchung die folgende kanonische strukturelle Verortung der relevanten Konstituenten ergeben, wobei die VP in (132) die untere VP einer Doppel-VPStruktur repräsentiert. (132)

internes Argument FDRM-Ausdrücke Innere Objekte

V IM max Vollverb

Schlußfolgerung

In dieser Arbeit wurden die Final-SVKen, die Prädikationsphrasen der Deskriptivsätze und die Resultativ-SVKen eingehend untersucht. Bei allen handelt es sich um postverbale Phrasen, die nicht durch ihre thematische Beziehung zum zugrunde liegenden Matrixverb lizensiert werden, sondern durch eine ereignisstrukturelle Beziehung. Sie sind deshalb als nicht-9-markierte Adjunkte anzusehen. Außerdem haben sie, abgesehen von manchen Prädikationsphrasen der Deskriptivsätze, die syntaktische Kategorie einer reinen VP. Die Einbindung der Ereignisstruktur der verbalen Prädikate in die des zugrunde liegenden Prädikats liefert zum einen eine Erklärung für die Interpretation der SVK, daß sie "one overall event" darstellt, obwohl zwei oder mehr verbale Prädikate eingeschlossen sind, zum anderen gibt sie Aufschluß über die eingeschränkte Kombinierbarkeit der verbalen Prädikate der SVK. Nicht zuletzt spricht dieses Ergebnis für die Auffassung, neben der Argument-Struktur die Ereignisstruktur in die lexikalische Repräsentation des Verbs aufzunehmen, in der Art wie etwa die von Rapoport (1993a) vorgeschlagene -Struktur. Desweiteren hat die Untersuchung ergeben, daß bei Resultativ-SVKen das verbale Prädikat dem Matrixverb näher steht als dessen internes Argument Dies bedeutet nach dem neuen Konzept des Strukturbildungsprozesses im MP nichts anderes, als daß das verbale Prädikat vor dem internen Argument des Matrixverbs in die Derivation eingegangen ist. Diese Einsicht kann man insbesondere mithilfe folgender wichtiger Konsequenzen konstatieren. So kann das verbale Prädikat, d.i. die Projektion des RVKs, Veränderungen in der thematischen Struktur des Matrixverbs bewirken. In dieser Arbeit wurde angenommen, daß das vermeintliche Satzobjekt in der Tat das interne Argument des RVKs ist. Das Objekt-Sharing-Phänomen kommt dadurch zustande, daß das interne Argument des RVKs aus Kasusgründen aus der Basisposition herausbewegt werden muß und schließlich in der unteren SpecVP einer Doppel-VP-Struktur landet, die eigentlich für das interne Argument des Matrixverbs vorgesehen ist. Diese Position kann deshalb als die Landeposition zur Verfügung stehen, weil durch die Kopfadjunktion der Projektion des RVKs am Matrixverb Veränderungen bezüglich der thematischen Struktur des Matrixverbs herbeigeführt worden sind, indem dieses eine -Supprimierung im Sinne von Staudinger (1997) erfährt und deshalb kein internes Argument existent ist. Obwohl die RKK wegen des Verbots der Mehrfach-Kopfadjunktion vom resultativen de zur Komplementstelle des Matrixverbs verdrängt ist, bildet sie mit diesem ein komplexes Prädikat, das über das sog. innere Subjekt im Sinne von Larson (1988) prädiziert. Faßt man den Bottom-up-Prozeß der Derivation ins Auge, so kann man aus der syntaktischen Konfiguration erschließen, daß die RKK früher als die Satzobjekt-NP mit dem Matrixverb in die Derivation eingegangen ist. Der Grund dafür, warum nicht alle aus diesem Prozeß gebildeten, komplexen Prädikate kausativische Pendants haben können, sondern einige nur inchoative Konstruktionen erlauben, ist folglich darauf zurückzuführen, daß die ereignisstrukturellen Beschränkungen der RKK auf die Absenz bzw. Präsenz der Satzobjekt-NP Einfluß nehmen. Im allgemeinen gilt: Wenn der Prädikatskopf der RKK ein Stage-level-

180

Prädikat ist, dann gibt es eine inchoative/kausativische-Alternation; liegt dagegen ein Individual-level-Prädikat vor, wird erwartet, daß nur inchoative Konstruktionen zulässig sind, wobei das betreffende Prädikat sich durch seine temporale bzw. raumzeitliche Relation zum Matrixverb, das vom resultativen de suffigiert ist, als ein Stage-level-Prädikat uminterpretieren läßt. Wenn diese Betrachtung aufrecht zu erhalten ist, dann kann RKK als eine Diagnose für die Differenzierung zwischen Stage-level-Prädikaten und Individuallevel-Prädikaten angesehen werden. Um diese Stipulation zu verifizieren, sind aber weitere Forschungen erforderlich. Im Gegensatz zu Resultativ-SVKen, die einheitlich ihre Verbnähe zeigen, gehen FinalSVKen später als das interne Argument des Matrixverbs in die Derivation ein. Es wurde gezeigt, daß die Final-SVK sich an der W beteiligt, die das Matrixverb und dessen internes Argument unmittelbar dominiert. Einerseits prädizieren die Final-SVK und die Anschluß-VP gemeinsam über das externe Argument, das als das einzige, phonetisch realisierte Subjekt des Satzes gilt. Andererseits ist die konfigurationelle Voraussetzung für die Koreferenz der Objekt-EC der Final-SVK und des internen Arguments des Matrixverbs, wie ausgeführt, sicher-gestellt. Was die Frage betrifft, warum die Final-SVKen immer eine phonologische Lücke in der Objekt-Position enthalten, kann man aufgrund der Tatsache, daß das interne Argument des Matrixverbs wie gesagt vor der Final-SVK in die Derivation eingegangen ist, annehmen, daß hinsichtlich der Sprachökonomie das interne Argument des Prädikatskopfs der Final-SVK phonetisch leer bleibt, da es ja referentiell mit dem Antezedens identisch ist. Darüber hinaus läßt sich vermuten, daß durch eine derartige Bildung des prädikativen Komplexes ein kognitives Schema zum Ausdruck der Finalität im Laufe der Sprachentwicklung immer mehr Stabilität gewonnen hat. Damit grenzt es sich sowohl von der Koordination als auch von der Subordination ab. Die Prädikationsphrasen der Deskriptivsätze werden ebenfalls durch ihre raumzeitliche Relation zum Matrixverb lizensiert. Ausgehend von der These, daß das, was dem Matrixverb in der syntaktischen Konfiguration näher steht, als früher in die Derivation eingegangen angesehen wird, und deshalb auch Einfluß darauf ausüben kann, was später geschieht, läßt sich der Spezifizitäts-effekt des internen Arguments des Matrixverbs der Deskriptivsätze auf seine topic-comment-Relation zur Prädikationsphrase zurückführen. Als ein weiteres wesentliches Ergebnis der vorliegenden Arbeit gilt, daß die SVKen die Eigenschaft des "externen Argument-Sharing" aufweisen. Aus der Analyse geht nämlich hervor, daß sowohl Final-SVKen, Resultativ-SVKen als auch die Prädikationsphrasen der Deskriptivsätze innerhalb der VP basisgeneriert und zusammen mit dem Matrixprädikai von einem einzigen Infl regiert sind.' Als Folge dieses Tatbestands zeigt sich erstens die einheitliche Tempus/Aspekt-Markierung der SVK, zweitens daß nur ein phonetisch realisiertes Subjekt möglich ist. Abgesehen von unakkusativischen Konstruktionen, bei denen kein externes Argument lizensiert wird, wird in der vorliegenden Arbeit gemäß des konfigurationalen Ansatzes angenommen, daß die Projektion eines externen Arguments in der oberen SpecVP der Doppel-VP-Struktur erzwungen und durch die -Markierung des Kopfes lizensiert wird, wobei ihm der Nominativkasus durch die Rektion von Infl, das das Dies betrifft bei den Deskriptivsätzen nur diejenigen Prädikationsphrasen, die reine VPn sind.

181

Merkmal [+finit] enthält, zugewiesen wird. Da alle verbalen Prädikate in einer SVK von einem einzigen Infl regiert sind, ergibt sich, daß sie das externe Argument teilen. Diese Eigenschaft findet sich im übrigen auch bei KovPn enthaltenden Konstruktionen sowie Konstruktionen, in denen subkategorisierte VPn vorliegen. Im Gegensatz zu den in dieser Arbeit ausführlich behandelten Phrasen werden sie als solche betrachtet, die durch ihre thematische Beziehung zum zugrunde liegenden Matrixprädikat lizensiert werden. Da für eine ausführliche Behandlung derartiger Konstruktionen eine eigenständige Arbeit erforderlich ist, können sie in dieser Arbeit nicht berücksichtigt werden. Wenn man Chomskys Checking-Theorie Glauben schenkt, daß alle V- und N-Merkmale spätestens in LF in den funktionalen Kategorien abgecheckt werden müssen, dann kann man ausgehend von der Tatsache, daß alle verbalen Prädikate in einer SVK von einem einzigen Infl regiert werden, mit Collins (1997: 493) annehmen, daß der Unterschied zwischen Serialisierungs-sprachen (z.B. Chinesisch, Ewe) und Nicht-Serialisierungssprachen (z.B. Englisch, Deutsch) darin liegt, daß bei ersteren das I(nfl) mehrfache Verben lizensieren kann. Eine derartige Hypothese ist aber spekulativ, zumal für das Chinesische keinerlei empirische Evidenzen für den Checking-Mechanismus beobachtbar sind, so daß er nur auf einer abstrakten Ebene realisiert werden könnte, falls man ihn tatsächlich ansetzen wollte. Ich glaube aber in dieser Arbeit gezeigt zu haben, welche Faktoren zum SVK-Phänomen im Chinesischen beitragen und wie die Syntax und die Semantik der SVKen aussehen.

Anhang: Definitionen

Barrieren und Rektion

(1) L-Markierung α L-markiert β gdw. α eine lexikalische Kategorie ist, die β θ-regiert. (2) θ-Rektion α θ-regiert β gdw. α eine X°-Kategorie ist, α und β Schwestern sind und β von α Θmarkiert wird. (3) L-Barriere α ist eine Barriere f r β gdw. (a) oder (b) gilt: (a) γ dominiert unmittelbar δ, wobei δ eine BC f r β ist. (b) γ ist eine BC f r β, Ύ * IP. (4) Dominanz α wird von β dominiert gdw. α von jedem Segment von β dominiert wird. (5) Blockierende Kategorie (BC) γ ist eine BC f r β gdw. γ nicht L-markiert ist und β dominiert. (6) M-Barriere γ ist eine M-Barriere f r β gdw. gilt: (a) γ inkludiert , (b) 7 ist die n chste Projektion eines nicht-leeren Kopfes, und (ο)γ*Γ. (7) Inklusion α inkludiert , wenn jedes Segment von α β dominiert. (8) Exklusion α exkludiert , wenn kein Segment von α β dominiert. (9) Rektion α regiert gdw. gilt: (a) α m-kommandiert , und (b) es gibt kein γ, das f r eine Barriere ist, die α exkludiert. (10) m-Kommando α m-kommandiert gdw. α β nicht dominiert und jede maximale Projektion y, die α dominiert, dominiert. (11) Empty Category Principle (ECP) Spuren m ssen streng regiert sein.

(12) Strenge Rektion α regiert streng, gdw. (a) α θ-regiert , oder (b) α antezedensregiert .

184

(13) Antezedensrektion α antezedensregiert β gdw. (a) α ist in einer Kette mit β koindiziert, und (b) α regiert .

Bindung und Kontrolle

(14) Bindung α bindet β gdw. (a) oc c-kommandiert , und (b) α und sind koindiziert. (15) c-Kommando α c-kommandiert gdw. (a) α β exkludiert, und (b) jedes γ, das α dominiert, auch dominiert. (16) Bindungsprinzipien (A) Anaphern m ssen in ihrer regierenden Kategorie gebunden sein. (B) Pronomen m ssen in ihrer regierenden Kategorie frei sein. (C) Referentielle Ausdr cke sind berall frei. (17) Regierende Kategorie Die regierende Kategorie f r α ist die minimale Dom ne, die α und seinen Regierer und ein Subjekt enth lt. (18) PRO-Theorem PRO ist unregiert θ-Kriterium Eine Α-Kette hat genau eine sichtbare θ-Position. Sichtbarkeitskriterium Ein Element ist sichtbar f r θ-Markierung, wenn es Kasus hat. Uniformity of Theta Assignment Hypothesis (UTAH) Identische thematische Beziehungen zwischen Items sind durch identische strukturelle Beziehungen zwischen diesen Items auf der D-Struktur repr sentiert. Phrase Structure Condition (PSC) (aus Huang 1994: 15) 1 a. XP -» YP X b. X1 -» YP X1 c. X' -> a. X° YP iff X = [+V], . YP X° otherwise.

Literatur

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