Studien über Aufgaben der Fernsprechtechnik: Teil 2 Fernverkehr [2. Aufl. Reprint 2019] 9783486771282, 9783486771275

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Studien über Aufgaben der Fernsprechtechnik: Teil 2 Fernverkehr [2. Aufl. Reprint 2019]
 9783486771282, 9783486771275

Table of contents :
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Einleitung
Fernbetrieb
Fernnetz
Wählersysteme
Ferngebühren
Fernverbindungsaufbau
Fernwahl
Konstruktionen
Besonderheiten
Zusammenfassung
Literatur Vom Verfasser
Sachregister

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STUDIEN ÜBER AUFGABEN DER FERNSPRECHTECHNIK Von Max Langer Abteilungs=Direktor der Siemens 'SD Halske A G Berlin^Siemensstadt

2. Teil

FERNVERKEHR 2. Auflage

M Ü N C H E N

U N D

B E R L I N

1939

V E R L A G V O N R. O L D E N B O U R G

C o p y r i g h t 1939 b y R. Oldenbourg, München und Berlin

Drudi von R.Oldenbourg, Mündien Printed in G e r m a n y

Inhaltsverzeichnis. Seite

Einleitung

7

Fernbetrieb 1. Die Technik des Fernbetriebes

10 10

Fernnetz 2. F e r n n e t z g e s t a l t u n g 3. Die B ü n d e l u n g der Fernleitungen im europäischen Fernnetz 4. Die verschiedenen Arten der I r ernleitungen und deren M e h r f a c h a u s n u t z u n g durch K a n ä l e 5. Die Z u s a m m e n s c h a l t u n g der Fernleitungen in den F e r n ä m t e r n 0. Die Z u s a m m e n s c h a l t u n g der Leitungen in den X e t z g r u p p e n ä m t e r n . . . 7. D ä m p f u n g und V e r s t ä r k u n g

20 20 48 59 64 73 -5

Wählersysteme 8. Wirtschaftlichste Betriebsform der Landanlagen 9. Halb- und vollselbsttätige W ä h l e r s y s t e m e 10. Wirtschaftlicher A u f b a u ländlicher F e r n s p r e c h ä m t e r

80 So 93 104

Ferngebühren 11. Die E n t w i c k l u n g , Ausgestaltung und Anordnung der Z e i t z o n e n z ä h l e r . . 12. Die verschiedenen selbsttätigen Yerrechnungsarten der F e r n g e b ü h r e n . 13. Ferngebiihrentarif und W ä h l e r t e c h n i k

109 109 124 131

Fernverbindungsaufbau 14. Der F e r n v e r b i n d u n g s a u f b a u und die X u m m c r n v e r t e i l u n g in den gruppen und im großen F e r n n e t z 15. Umsteuerwähler und Weichen 16. Die A u s d e h n u n g des Selbstwählfernverkehrs

135 Xetz135 143 149

Fernivahl 17. Die F e r n w a h l iS. Die v o m CC1F a n g e n o m m e n e und empfohlene T o n f r e q u e n z f e r n w a h l für zwischenstaatliche Fernleitungen 19. Stromstoßentzerrer

162 170

Konstruktionen 20. Der E i n f l u ß der W ä h l e r t e c h n i k auf die Ausgestaltung der F e r n ä m t e r 21. Die im großen Fernnetz zur Anwendung k o m m e n d e n W ä h l e r 22. Der zweckmäßigste Zahlengeber f ü r die F e r n b e a m t i n n e n

174 174 187 190

.

23. Münzfernsprecher für den halb- und vollselbsttätigen F e r n v e r k e h r . . .

152 152

192

Besonderheiten 24. Besondere Forderungen bei der E i n f ü h r u n g der Wählertechnik im Weitfernverkehr

197 197

Zusammenfassung

201

L i t e r a t u r v o m Verfasser

204

Sachregister

205

I*

Vorwort. Die zweite Auflage der „ S t u d i e n über A u f g a b e n der Fernsprechtechnik" erscheint in zwei B ä n d e n ; erster B a n d „ O r t s v e r k e h r " , zweiter B a n d „Fernverkehr".

D a die Einführung der Wählertechnik in den Fernverkehr heute

im Vordergründe des Interesses steht und auf diesem Gebiet sich die größte und umfangreichste Entwicklung vollzieht, soll der zweite B a n d „ F e r n v e r k e h r " zuerst erscheinen. Dieser B a n d ist bedeutend durch die neuesten Studien erweitert; es sind wichtige Abschnitte hinzugefügt worden, die besondere A u f g a b e n des Fernverkehrs behandeln.

Der B a n d enthält ferner viele neue Vorschläge über

die Einführung der Wählertechnik besonders in den Weitfernverkehr, die noch der Prüfung unterliegen. Berlin, F e b r u a r 1939. Der

Verfasser.

Einleitung. Der Fernsprechbetrieb in allen Staaten der Erde befindet sich in einem Zustand großer Umwälzungen; einmal dringt die selbsttätige Verbindungsherstellung in die Betriebe ein und stellt diese grundlegend um, zum anderen hat die Verstärkerröhre die unmittelbare Verständigung über den ganzen Erdball ermöglicht. Da auch immer neue Gebiete fernsprechtechnisch erschlossen und in das Weltfernsprechnetz eingegliedert werden, so werden, um den gesteigerten Ansprüchen zu genügen, die öffentlichen Fernsprechanlagen aller Staaten an den zunehmenden Weltverkehr angepaßt und leistungsfähiger in bezug auf Umfang, Güte und Beschleunigung des Verkehrs ausgestaltet. Die Umänderungen und Anpassungen sind nicht nur technisch, sondern auch wirtschaftlich schwierig; denn in den Anlagen sind mehr als 33 Milliarden Mark angelegt. Man kann daher die Anlagen nicht einfach durch neue ersetzen, sondern muß diese in möglichst einfacher Weise auf Grund umfangreicher Wirtschaftsrechnungen den neuen Bedingungen langsam nach und nach anpassen. Der Fernsprech-Ortsbetrieb hat sich in den letzten 30 Jahren in allen Kulturstaaten durch die Einführung der selbsttätigen Betriebsform erheblich geändert. Die Umänderung, die in Europa mit der Einschaltung des Amtes Hildesheim 1908 begann, ist zwar überall noch nicht vollkommen beendet, doch sind in vielen Staaten schon etwa 70 bis 98° 0 des Ortsverkehrs zum Selbstanschlußbetrieb umgeschaltet. Von den 37 Millionen Sprechstellen in der Welt sind 5 0 % , von den 13,5 Millionen Sprechstellen in Europa 6 8 % und von den 3,6 Millionen in Deutschland sind etwa 8 8 % umgeändert. Der Fernsprech-Fernbetrieb ist dagegen fast noch unverändert; denn die Fernverbindungen werden zum größten Teil heute noch von Hand vermittelt, trotzdem das erste selbsttätige Fernamt der Welt mit Herstellung der Fernverbindungen über kurze Entfernungen durch die Teilnehmer selbst schon im J a h r e 1923 in Weilheim in Betrieb genommen wurde. Da aber die für den Fernbetrieb neu zu lösenden Aufgaben nicht einfach sind, sondern viel verwickelter, weitreichender und durchgreifender als diejenigen des Ortsbetriebes, so ist es gar nicht verwunderlich, daß die Fortschritte zunächst nur gering waren und mitunter die Meinung geäußert wurde, im Fernbetrieb seien die Beamtinnen f ü r die Regelung des Verkehrs, Herstellung und Überwachung der vielen verschiedenartigen Fernverbindungen sowie Errechnung und Verrechnung der verwickelten Gebühren nicht zu entbehren, oder die Einführung der Wählertechnik im Fernbetrieb sei eine Angelegenheit der

7

fernen Zukunft. Die Wälllertechnik bringt aber auch im Fernbetrieb viele technische, wirtschaftliche und betriebliche Vorteile für Teilnehmer und Verwaltung und hat in der Praxis längst überzeugende Beweise erbracht, daß alle schwierigen Aufgaben des umfangreichen Fernbetriebes in einfacher und billiger Weise gelöst werden können. Bei der Einführung der Wählertechnik im Fernverkehr treten folgende neue Aufgaben besonders hervor: a) Die Umgestaltung der Fernnetze, die Bündelung der Fernleitungen, die Beseitigung der Wartezeiten, die Bildung von Netzgruppen. b) Die verwickeitere Berechnung und Verrechnung der Gebühren, die von der Entfernung und von der Gesprächszeit abhängen. c) Die Fernwahl, das ist die Übertragung der Wahlstromstöße über große Entfernungen. d) Die Berücksichtigung der zunehmenden Dämpfung der Fernvermittclungsleitungen mit zunehmender Größe der Xetzgruppen. Bevor das erste Fernamt mit Wählerbetrieb eingeschaltet werden konnte, waren daher eine Reihe von verwickelten Aufgaben zu lösen, die weit über den Rahmen der Erfahrungen, die in den Ortsnetzen mit Selbstanschlußbetrieb gesammelt worden waren, hinausgingen. Im einzelnen ist über diese neuen Aufgaben folgendes zu sagen: Zu a: Die Einführung der Wählertechnik hat Sofortverkehr zur Voraussetzung. Die Fernnetze sind bisher f ü r Handbetrieb allgemein als Maschennetze entwickelt worden, bei denen möglichst alle wichtigen Orte unmittelbar mit Leitungen untereinander verbunden waren, unter möglichster Vermeidung des Durchgangsverkehrs, der bei Handbetrieb sehr umständlich ist. Derartige Maschennetze, mit ihren kleinen Leitungsbündeln, haben aber nur dann eine befriedigende Leistung, wenn teilweise erhebliche Wartezeiten zugelassen werden. Für den Sofortverkehr der Wählertechnik müßte, weil die Wartezeiten fortfallen, die Zahl der Fernleitungen im Maschennetz erheblich gesteigert werden, was wirtschaftlich untragbar ist. Um die Erhöhung der Leitungszahl zu vermeiden, formt man die Maschennetze um und bildet Sternnetze mit großen Leitungsbündeln und guter Ausnutzung der Leitungen. Das hat aber eine erhebliche Steigerung des Durchgangsverkehrs zur Folge, der sich im Wählerbetrieb im Gegensatz zum Handbetrieb in der einfachsten Weise zwanglos von selbst ergibt; denn ob die Wähler im eigenen Amt oder in einem fremden Amt stehen, ist im Wählerbetrieb ohne jede Bedeutung. Eine Anzahl zusammenhängender Orte wird zu einer sog. Netzgruppe zusammengefaßt mit dem Interessenmittelpunkt als Mittelpunkt des Fernsprechverkehrs, weil dieser stets in der Richtung der Interessen verläuft. Der Umfang einer Xetzgruppe richtet sich nach den allgemeinen Beziehungen. Die Teilnehmer einer derartigen Netzgruppe erhalten Selbstwählfernverkehr untereinander, mit Zeitzonenzähler f ü r Errechnung und Verrechnung der Gebühren.

8

Zu b : Die Gebührenberechnung erfolgt im Fernverkehr nach der Entfernung der Teilnehmer und der Gesprächszeit, und zwar galt früher die Zeiteinheit von je 3 min zu 3 min, herrührend aus der Handamtstechnik. Heute erfolgt die Berücksichtigung der Zeit schon nach den ersten 3 min je min, und es ist nicht ausgeschlossen, daß später bei zunehmender Einführung der Wählertechnik die Berücksichtigung von vornherein je min erfolgen kann, weil die Ursache dafür, der zeitraubende Aufbau der Fernverbindungen mit Handbetrieb, fortfällt. Die Gebührenverrechnung erfolgt im Selbstwählfernverkehr größtenteils als Mehrfachzählung auf den Teilnehmerzähler für die Ortsgebühren, wobei Voraussetzung ist, daß die Ferngebühr ein Mehrfaches der Ortsgebühr betragen muß. Durch eine Unterteilung in zwei- oder dreifache Zählung der Ortsgebühr kann eine weitere Anpassung der Gebühren des Fernverkehrs an die Ortsgebühr erfolgen. Die Gebühren für die vom Teilnehmer selbsttätig hergestellten Fernverbindungen werden demnach gemeinsam mit den Ortsgebühren verrechnet, ohne daß Gebiihrenzcttel ausgestellt werden. Eine besondere Einrichtung, der sog. Zeitzonenzähler, ermittelt selbsttätig die Gebühr aus Entfernung und Zeit und veranlaßt die Mehrfachzählung. Der Zeitzonenzähler bildet daher die Grundlage der Berechnung und Verrechnung der Ferngebühren und ist damit ein grundsätzlicher Bestandteil des Selbstwählfernverkehrs. E r ist im Laufe der Zeit immer umfangreicher geworden, weil der Selbstwählfernverkehr der Teilnehmer sich über immer größere Entfernungen erstreckt. Die Gebührenverrechnung läßt sich aber auch durch selbsttätige Gebührendrucker ermöglichen, die selbsttätig einen Gebührenzettel mit allen erforderlichen Angaben herstellen. Dazu gehört die Nummer des Rufenden und Gerufenen, das J a h r , der Tag mit Tageszeit, die Gebührenhöhe, die laufende Nummer des Zettels und des Druckers. Der Gebührendrucker ermöglicht wieder den Gebührenzettel und eine Unabhängigkeit des Fern- vom Ortstarif, doch ist die wirtschaftliche Grundlage für denselben heute noch nicht gefunden. Zu c : Zur Steuerung der Wähler über Fernleitungen gehört die F'ernwabl. Die Fernwahl kann erfolgen mit Gleichstrom, Induktionsstrom und Wechselstrom verschiedener Frequenzen, wobei bisher die Fernwahl mit Wechselstrom die größere Bedeutung erlangt hat. Die Wechselstromfernwahl erfolgt mit 50, 100 oder 150 Hertz für kürzere, mit Tonfrequenz von 600 und 750 Hertz über größere und größte Entfernungen. Die Wechselstromfernwahl mit 50 Hertz und die Wahl mit Induktionsströmen haben eine groiie Ausbreitung für die kurzen Entfernungen erlangt ; sie werden heute allgemein für kurze Fernleitungen verwendet. Die Tonfrequenzfernwahl mit 600 und 750 Hertz hat eine große Zukunft, weil sie die Fernwahl über jede große Entfernung und jede Art von Leitungen und Kanälen zuläßt. Alle größeren Fernleitungen, besonders auch im internationalen Verkehr, werden künftig bei Einführung der Wählertechnik mit Tonfrequenz betrieben werden. Aus diesem Grunde hat das CCI F (Comité Consultatif International des Communications Téléphoniques à Grandes Distances) Empfehlungen für die 9

Grundlagen der Tonfrequenzfernwahl für internationalen Verkehr festgelegt, die später noch eingehend behandelt werden. Die Fernwahl selbst wird auf kurze Entfernungen durch die Teilnehmer und auf große und größte Entfernungen durch die Fernbeamtin ausgeführt. Die Ausdehnung der Teilnehmerfernwahl ist ständig gewachsen. Während in der ersten Zeit die Fernwahl nur bis etwa 1 5 km Entfernung vorgesehen war, wird heute in Deutschland beabsichtigt, sie bis etwa 75 km auszudehnen, weil etwa 8 1 ° 0 aller Fernverbindungen innerhalb dieser Entfernung verlaufen und die Bedenken, die man früher gegen die unmittelbare Benutzung der Fernleitungen durch die Teilnehmer hatte, sich für diese Entfernungen als nicht begründet ergeben haben. Man kann demnach sagen: Bis 75 km Entfernung empfiehlt sich Teilnehmerfernwahl, darüber hinaus Fernwahl durch die Beamtin. Zu d: Der Einfluß der Fernvermittlungsleitungen mit ihren Dämpfungen trat in der ersten Zeit des Fernwahlbetriebes nicht besonders in Erscheinung, weil nur kurze Fernleitungen in Betrieb waren. Mit der Ausdehnung der Fernwahl und der Netzgruppen trat aber immer mehr die unerwünschte Zunahme der Dämpfungen hervor, die sich mit den inzwischen vom CC.IF festgelegten zulässigen Dämpfungen nicht ohne weiteres in Übereinstimmung bringen ließen. Die Dämpfung zwischen Fernamt und Ortsamt war zu groß. Besondere selbsttätige Verstärker wurden entwickelt und in Betrieb gesetzt, um diese Dämpfungen herabzusetzen. Auch heute noch wird an einer allgemein zufriedenstellenden Lösung gearbeitet, die zulässigen Dämpfungen nicht zu überschreiten, ohne die Pfeifsicherheit der Fernleitungen herabzusetzen, oder aber die zulässigen Dämpfungen durcli andere Verteilung der Gesamtdämpfungen auf den zusammengeschalteten Fernleitungen zu erhöhen. Seit der Einschaltung des ersten selbsttätigen Fernamtes sind aber sehr viele wertvolle Erfahrungen gesammelt worden, die zweckmäßig bei der weiteren Entwicklung des selbsttätigen und halbselbsttätigen Fernverkehrs verwertet werden.

Fernbetrieb. 1. Die Technik des Fernbetriebes. Die heute noch am weitesten verbreitete Art der Fcrnverbindungsherstellung ist folgende: Wenn ein Teilnehmer ein Ferngespräch wünscht, so meldet er es am Meldeplatz an, wo ein Gcsprächszettel mit den notwendigen Angaben ausgefüllt wird. Der Zettel wird gewöhnlich durch Rohrpost über eine Zettelverteilungsstelle zum Fernplatz geschickt, und die Verbindung wird dort dann hergestellt, wenn die Fernleitung frei und die betreffende Verbindung an der Reihe ist. Abb. 1 oben zeigt diesen Betrieb. Der Teilnehmer muß warten, damit auf der Fernleitung zur besseren Ausnutzung

10

derselben ein Gespräch an das andere gereiht werden k a n n . entstehenden Wartezeiten

sind recht

b e m ü h e n sich, diese nach Möglichkeit

unangenehm,

und alle

Die

dadurch

Verwaltungen

herabzusetzen.

Die v o m Meldeamt einlaufenden G e s p r ä c h s z e t t e l werden a u f die P l ä t z e gleicher R i c h t u n g möglichst g l e i c h m ä ß i g verteilt und n a c h der Zeit ihres E i n g a n g e s geordnet. Die V o r b e r e i t u n g zur Herstellung einer F e r n v e r b i n d u n g geschieht d e r a r t , daß die F e r n b e a m t i n schon während des B e s e t z t s e i n s der F e r n l e i t u n g die neue V e r b i n d u n g im eigenen Ort mit dem rufenden Teiln e h m e r e n t w e d e r über V o r s c h a l t e s c h r a n k oder über W ä h l e r herstellt, wobei zu e r w ä h n e n ist, d a ß die V o r s c h a l t e s c h r ä n k e ganz allgemein i m m e r m e h r verschwinden und durch W ä h l e r ersetzt werden. Auch im fernen Ort hat die F e r n b e a m t i n die Verbindung mit dem gewünschten T e i l n e h m e r , dessen N u m m e r sie in vielen Fällen telegraphisch durch S u m m e r m e l d e b e t r i e b erh a l t e n h a t , vorbereitet. I n d e m Augenblick, wo die bestehende F e r n v e r b i n dung beendet ist, trennen die beiden B e a m t i n n e n die alte V e r b i n d u n g , stellen auf beiden Seiten eine neue V e r b i n d u n g m i t den vorbereiteten T e i l n e h m e r n her und rufen diese an, so d a ß möglichst keine Zeit verloren g e h t . Auf diese W e i s e wird auf der F e r n l e i t u n g ohne Z e i t v e r l u s t ein Gespräch an das andere gereiht. F ü r D u r c h g a n g s v e r k e h r h a t e n t w e d e r bei kleinen Ä m t e r n jede F e r n b e a m t i n alle F e r n l e i t u n g e n in V i e l f a c h s c h a l t u n g in ihrem Klinkenfeld, oder bei großen Ä m t e r n werden D u r c h g a n g s Verbindungen über besondere D u r c h g a n g s p l ä t z e hergestellt, denen alle d a f ü r vorgesehenen F e r n l e i t u n g e n zur Verfügung s t e h e n .







Heidephtz

Fernplr'-

Fernleitung

Rohrpost Fernverkehr mit Wartezeiten

|

r f - f - H ^

Fernph _

iefernplstz Fernleitung

W-tmt

K Fernverkehr

Abi), i .

Rohrpost zum Teil ohne

Wartezeiten

Grundsätzliche Darstellung des Fernverkehrs.

II

I m allgemeinen haben die Fernämter eine ganze Anzahl von Gruppen verschiedener Fernplätze. Bei großen Fernämtern kann man folgende Plätze finden: Meldeplätze f ü r die Anmeldung von Ferngesprächen. Plätze f ü r abgehenden Verkehr, die noch nach Richtungen unterteilt sind. Plätze f ü r ankommenden Verkehr, die ebenfalls unterteilt sind. Plätze f ü r Sofortverkehr. Plätze f ü r Durchgangsverkehr, unverstärkt. Plätze f ü r Durchgangsverkehr, verstärkt. Sammelplätze für den Nachtverkehr f ü r alle Gruppen. Den normalen Fernplätzen werden 2 bis 5 Fernleitungen, je nach Länge und Wichtigkeit, möglichst einer Richtung, mit ihren Anrufzeichen zur Bedienung unmittelbar zugeteilt. Sind es zwischenstaatliche Leitungen, so müssen die Beamtinnen die entsprechende Sprache beherrschen. Die Fernleitungen werden bei größeren Bündeln i m Richtungsverkehr, bei kleineren Bündeln in doppeltgerichtetem Verkehr betrieben. Bei Richtungsverkehr stellt die B e a m t i n in ankommender Richtung nur Gespräche ohne Gesprächszettel her; sie kann daher mehr Fernleitungen bedienen als die Beamtinnen in abgehender Richtung der Fernleitungen. Bei den doppeltgerichteten Fernleitungen wird die Reihenfolge in der Herstellung der Gespräche so geregelt, daß abwechselnd Gespräche von der einen Seite, dann von der anderen Seite hergestellt werden. Nur die Beamtin am Anmeldeort hat einen Gesprächszettel und überwacht die Verbindung, während in ankommender Richtung die B e a m t i n nur die Verbindung herstellt, ohne sie zu überwachen. I m allgemeinen Fernverkehr gibt es die verschiedensten Arten von Ferngesprächen, die von den Beamtinnen unterschiedlich behandelt und tarifiert werden müssen, und die besonders bezeichnet sind. 1. Normale

Gespräche,

Gebühr abhängig von der Entfernung.

Sie beträgt: bis 1 5 km „



>. ,, darüber je über

25 ,, 50 .. 75 .. 1 0 0 ,, 1 0 0 ,, 600 ,,

0,30 R M 0,40 ,, 0,60 0,90 1,20 0,30 3,oo

bei einer Gesprächszeit von 3 min, dann steigend von min zu min um je 1 j 3 der Gebühr. 2. Blitzgespräche mit i o f a c h e r Gebühr normaler Gespräche. 3. D-Gespräche (dringend) mit doppelter Gebühr normaler Gespräche. 4. V-Gespräche mit Voranmeldung mit normaler Gebühr und Zuschlag von 1 / 3 der Gebühr eines normalen Dreiminutengesprächs. 5. XV-, XVL-Gespräche mit Herbeirufung einer Person. Normale Ge-

12

bülir mit Zuschlag von 1 ,' 3 der Gebühr eines normalen Dreiminutengesprächs. Weiterer Zuschlag von 30 Rpf., wenn Person von anderem Grundstück, 80 R p f . , wenn vom Nachbarort zu rufen ist. 6. R-Gespräche, die der Angerufene bezahlen soll. Normale Gebühr mit Zuschlag von 1 / 3 der Gebühr eines normalen Dreiminutengesprächs. Außerdem gibt es noch eine ganze Anzahl anderer Arten von Gesprächen, für die besondere Gebühren bestehen, z. B . Fcstzcitgespräche, Börsen-, Dienst- und Staatsgespräche, Zugfunk- und Seefunkgespräche, Dauerverbindungen usw. Die angegebenen Gebühren gelten für die Tageszeit von 8 bis i g Uhr, für die Nachtzeit von 19 bis 8 Uhr werden nur 2 / 3 der Gebühren für innerstaatliche und 3 / 5 für zwischenstaatliche Gespräche erhoben. Die Zuschläge ändern sich nur für V- und XP-Gespräche von 40 bis 60 Rpf. je nach Entfernung. Die Beamtinnen müssen die aufgelaufenen Gebühren errechnen und auf dem Gesprächszettel notieren. Kommen Verbindungen aus irgendwelchem Grunde nicht zustande, so muß die Ursache auf dem Gesprächszettel ebenfalls angegeben werden. Die Herstellung der Fernverbindungen geschieht vielfach im Interesse der guten Ausnutzung der Fernleitungen mit Vorzug gegenüber Ortsverbindungen. Diese Betriebsmethode ist aber in den verschiedenen Ländern nicht einheitlich geregelt, sondern recht verschieden. Man kann 3 Gruppen unterscheiden : 1. Fernverbindungen haben einen vollkommenen Vorzug gegenüber Ortsverbindungen. Die Fernbeamtin tritt in eine bestehende Ortsverbindung ein, benachrichtigt die Teilnehmer und trennt die Verbindung zugunsten der Fernverbindung. Diese Methode ist in Italien und Holland eingeführt. 2. Die Fernverbindungen haben nur einen gewissen Vorzug. Die Fernbeamtin tritt wohl in eine Ortsverbindung ein, trennt aber nicht, sondern überläßt die Annahme oder Ablehnung dem Teilnehmer. Diese Methode ist in England und z. T. in der Schweiz eingeführt. 3. Die Fernverbindungen haben gar keinen Vorzug. Bei ortsbesetzten Teilnehmern kann eine Fernverbindung nicht hergestellt werden. Diese Methode ist in Deutschland, Amerika und Spanien eingeführt. Zu diesen verschiedenen Methoden ist folgendes zu sagen: Zu 1. Der vollkommene Vorzug ermöglicht die beste Ausnutzung der Fernleitungen und ist bei Herstellung der Fernverbindungen von Hand besonders im Durchgangsverkehr begründet, verursacht aber unter Umständen durch schnelle Trennung Verärgerung der Teilnehmer. Zu 2. Wenn man die Fernverbindungen nur anbietet, wird vielleicht in einzelnen Fällen die Ausnutzung der Fernleitungen etwas herabgesetzt, man vermeidet aber Verärgerung der Teilnehmer, die bei vorzeitigem Trennen entstehen kann. 13

Zu 3. Wenn genügend Fernleitungen zur Verfügung stehen, die Fernleitungen schon gebündelt sind und der Aufbau der Fernverbindungen durch Fernwahl sehr schnell erfolgt, kann diese Methode ohne Nachteile angewendet werden, die jede Beeinflussung telephonischer Gespräche vermeidet. Die jeweilige Methode richtet sich daher nach der Art der Herstellung der Fernverbindungen. Während bei der alten, teilweise umständlichen und zeitraubenden Herstellungsweise aus wirtschaftlichen Gründen eine gewisse Notwendigkeit der Trennung von Ortsverbindungen vorlag, fällt diese beim Wählerbetrieb fort. Man kann allgemein den Grundsatz aufstellen, daß, wenn mehrere Beamtinnen an dem Aufbau einer Fernverbindung tätig sind, eine Aufschaltung auf Ortsverbindungen und eine Trennung wünschenswert ist, daß aber, wenn nur eine Beamtin die Fernverbindung mittelst Fernwahl aufbaut, ohne weiteres auf die Trennung, j a sogar unter Umständen auf die Aufschaltung verzichtet werden kann. Wenn der Wählerbetrieb mit Fernwahl auf den Fernleitungen in einem Lände eingeführt ist, so kann man zu der in Deutschland üblichen Praxis übergehen und nur Fernverbindungen herstellen, wenn der gewünschte Teilnehmer frei ist. Ist der Teilnehmer besetzt, wird die aufgebaute Fernverbindung wieder aufgelöst und später wieder hergestellt. Die Trennung von Ortsverbindungen ist bisher stets eine unerfreuliche Angelegenheit gewesen, die viel Mißstimmung in Teilnehmerkreisen verursacht hat. Diese Mißstimmung bei der Trennung von Ortsgesprächen hat ihre Ursache darin, daß: a) Ortsgespräche unter Umständen wichtiger als Ferngespräche sein können, b) eine Benachrichtigung der Teilnehmer vor der Trennung gar nicht oder ungenügend erfolgt, c) für unbeendete, unter Umständen gerade begonnene Gespräche bezahlt werden muß, was besonders im selbsttätigen Yorortsverkehr recht unangenehm ist, weil höhere Beträge in Frage kommen, d) zu frühzeitig getrennt wird und man noch auf das Ferngespräch warten muß, während man in dieser Zeit das Ortsgespräch hätte zu Fnde führen können. e) Trennung falscher Teilnehmer vorkommt, f) bei Mehrfachanschlüssen wohl immer ein anderer Teilnehmer der Nebenstellenzentrale verlangt wird als der, der am Fernsprecher ist, und viele andere Gründe mehr. Man ersieht aus den angegebenen Gründen also deutlich, daß man die Trennung von Ortsgesprächen auf das denkbar kleinste Maß zurückführen sollte, was durch die Einführung der Wählertechnik im Fernverkehr ermöglicht wird. Es ist früher die Vorbereitung einer Fernverbindung zum Teilnehmer ohne Sperrung desselben für Ortsverkehr gefordert worden. Diese Forderung 14

h a t t e n u r e i n e gewisse B e r e c h t i g u n g i m a l t e n F e r n v e r k e h r m i t l a n g e n W a r t e zeiten. I m n e u z e i t l i c h e n , schnell b e t r i e b e n e n F e r n v e r k e h r stellt die B e a m t i n i m Ort die V e r b i n d u n g her u n d b e n a c h r i c h t i g t d e n T e i l n e h m e r s o f o r t ü b e r die H e r s t e l l u n g der F e r n v e r b i n d u n g , die in d e n n ä c h s t e n S e k u n d e n erfolgen w i r d , d a m i t der T e i l n e h m e r a m F e r n s p r e c h e r die F e r n v e r b i n d u n g e r w a r t e t u n d keine L e e r l a u f z e i t auf der F e r n l e i t u n g e n t s t e h t . An Stelle d e r f r ü h e r e n V o r b e r e i t u n g o h n e S p e r r u n g ist j e t z t eine k u r z e V o r b e r e i t u n g mit S p e r r u n g g e t r e t e n . D e r T e i l n e h m e r wird also s t e t s s o f o r t bei der H e r s t e l l u n g der V e r b i n d u n g d u r c h die F e r n b e a m t i n a n g e r u f e n u n d b e n a c h r i c h t i g t . F s ist v o r g e s c h l a g e n w o r d e n , u m die A u f s c h a l t u n g auf b e s e t z t e Teiln e h m e r z u v e r m e i d e n , eine v o r b e r e i t e t e V e r b i n d u n g h e r z u s t e l l e n , die d u r c h schaltet in d e m Augenblick, w e n n der T e i l n e h m e r frei wird. Diese M e t h o d e wird sich n i c h t recht e m p f e h l e n , weil e i n m a l , wenn die V e r b i n d u n g ü b e r die F e r n l e i t u n g hergestellt ist, diese n i c h t s o l a n g e n u t z l o s belegt bleiben k a n n , bis der T e i l n e h m e r frei wird, was m i t u n t e r r e c h t lange d a u e r n k a n n , z u m anderen Doppelverbindungen entstehen, wenn mehrere vorbereitete Fernv e r b i n d u n g e n auf d a s F r e i w e r d e n des T e i l n e h m e r s w a r t e n u n d keine besond e r e Ruf Verteilung v o r g e s e h e n ist. Der W ä h l e r b e t r i c b ist bisher z. T. n u r f ü r die H e r s t e l l u n g der V e r b i n d u n g e n v o m F e r n a m t z u m T e i l n e h m e r d e r eigenen A n l a g e e i n g e f ü h r t , n u r in sehr w e n i g e n Fällen wird der ferne T e i l n e h m e r ü b e r die F e r n l e i t u n g m i t t e l s F e r n w a h l ü b e r W ä h l e r g e r u f e n . T r o t z d e m h a t der W ä h l e r b e t r i e b d e n B a u der F e r n ä m t e r schon wesentlich b e e i n f l u ß t . Durch den W ä h l e r b e t r i e b war es m ö g l i c h , die alten V e r b i n d u n g s m i t t e l , Stöpsel, S c h n ü r e u n d K l i n k e n , zu v e r m e i d e n u n d d u r c h f e s t e i n g e b a u t e S c h a l t e r zu ersetzen. Die V e r b i n d u n g s h e r s t e l l u n g geschieht v o m Fern p l a t z in der eigenen A n l a g e ü b e r W ä h l e r ,

Abb. i .

F e r n p l ä t z e in S c h r a n k - und Tischform.

15

entweder zum Vorschalteschrank oder unmittelbar zum Teilnehmer, über die Fernleitung mit Hilfe der Beamtin des fremden Fernamtes. Abb. 2 zeigt ein Schrankamt mit Stöpsel und Klinken und ein neuzeitliches Tischamt ohne Stöpsel und ohne Vielfachfeld. Abb. 3 zeigt grundsätzlich die Verbindungsweise der Fernleitungen mit den Teilnehmern durch Tasten. Um die Wartezeiten abzukürzen, sind Systeme mit vereinigten Meldcund Fernplätzen entwickelt worden, bei denen die Meldebeamtin nach Ausfüllung des Gesprächszettels sofort die Verbindung herstellt, wenn Fernleitungen frei zur Verfügung stehen. Der Teilnehmer kann am Fernsprecher bleiben und erhält sofort die verlangte Verbindung. Man erspart den Transport der Zettel mit Rohrpost zum Fernplatz und das Finarbeiten der zweiten Beamtin. Ist die Fernleitung besetzt, so wird der Zettel entweder wie früher zu den gewöhnlichen Fernplätzen geschickt oder er bleibt am eigenen Platz

A b b . 3.

Meldefcrnplatz eines T i s c h f e r n a m t e s mit Tasten.

liegen, worauf später in alter Weise mit Wartezeiten die Herstellung der Fernverbindung erfolgt. Bei diesem Betrieb werden im allgemeinen die Verbindungen in schwachen Verkehrszeiten sofort, in starken Verkehrszeiten zum Teil mit Wartezeiten hergestellt. Abb. 1 unten läßt auch diese Betriebsart erkennen. Solche Systeme sind in verschiedenen Ländern mit geringen Abweichungen unter den verschiedensten Namen in Betrieb. In Deutschland wird diese Art des Verkehrs beschleunigter Fernverkehr, wartezeitloser Fernverkehr, Sofortverkehr, Schnellverkehr und Überweisungsverkehr genannt; in den Vereinigten Staaten Combined Line and Recording Traffic, in England Demand Traffic oder No-delay Service, in Frankreich Trafic direct oder Trafic sans delai. J e mehr Fernleitungen nun für diesen Verkehr zur Verfügung stehen, ein um so größerer Prozentsatz des Verkehrs wird sofort erledigt werden können. In Amerika z. B . , wo sehr viele Leitungen vorhanden sind, werden 90° 0 des gesamten Fernverkehrs auf diese Weise sofort hergestellt. Ein derartiger Betrieb wird in Europa heute größtenteils nur für diejenigen

kürzeren Fernleitungen vorgesehen, wo gewöhnlich starker Verkehr Leitungen und kürzeren Wartezeiten als bei langen Fernleitungen ist. Erst wenn der Wählerbetrieb mit Fernwahl und Bündelung leitungen weiter auf den großen Fernleitungen fortgeschritten wird ein umfassenderer Sofortverkehr möglich werden.

mit vielen vorhanden der Fernsein wird,

Für den Schnellverkehr sind teilweise vom Fernverkehr getrennte Meldefernplätze, mitunter getrennte Amter, teilweise sogar getrennte Netze vorgesehen. Diese Trennung ist dann ohne Mehrkosten möglich, wenn starker Verkehr in großen Leitungsbündeln vorhanden ist, so daß durch die Spaltung des Betriebes nichts verloren wird. In den deutschen Schnellverkehrsnetzen, die Bezirke mit starkem Verkehr umfassen und besonders dafür ausgewählt und gebaut sind, werden alle Verbindungen wartezeitlos hergestellt.

Eine Schwierigkeit bei diesem Verkehr besteht darin, daß man die eigene Nummer des rufenden Teilnehmers prüfen muß, damit nicht fremden Teilnehmern irrtümlicherweise Gespräche angerechnet werden, die sie gar nicht geführt haben. Die dazu erforderliche Rückprüfung geschieht auf verschiedene Weise, entweder durch eine besondere Prüfbeamtin oder durch die Fernbeamtin selbst, indem eine neue Verbindung rückwärts zum rufenden Teilnehmer hergestellt wird, entweder beim Handbetrieb über Vorschalteschrank oder bei selbsttätigem Betrieb über Wähler. Abb. 4 zeigt diese Betriebsart. Die Beamtin prüft dann mittels Summer, ob sie mit dem meldenden Teilnehmer über den neuen Weg richtig verbunden ist, ob also die angegebene Nummer stimmt. Da die Rückprüfung umständlich und zeitraubend ist, besonders bei Teilnehmern mit mehreren Anschlußleitungen, wird sie deshalb nicht in allen Fällen, sondern nur. stichprobenweise durchgeführt. Auf die unbequeme Rückprüfung und die Ausfüllung und Ver2

17

rechnung eines Gesprächszettels kann man dann verzichten, wenn die aufgelaufene Gebühr als Mehrfachzählung auf den Teilnehmerzähler unmittelbar übertragen wird, was aber bis jetzt nur in wenigen Anlagen erfolgt. Der Teilnehmer muß dann auf einen besonderen Nachweis über das Ferngespräch verzichten. Möchte man nun die Wartezeiten noch weiter herabsetzen, als es schon durch die Schaffung von vereinigten Meldefernplätzen erreicht ist, so kann dies natürlich durch Zubau von weiteren Fernleitungen geschehen, was aber kostspielig ist. Der Verminderung der unangenehmen Wartezeiten, die erheblich sein können und bis 500 km Fernleitungslänge 1 / 1 h und bis 1000 km 1 h betragen können, stehen also wirtschaftliche Schwierigkeiten gegenüber. Durch die Einführung selbsttätiger Betriebsmethoden in den eigentlichen Fernbetrieb, d. h. Fernwahl des gewünschten Teilnehmers über die Fernleitung, hat man aber die Möglichkeit, ohne besondere Vergrößerung des Fernleitungsnetzes, aber durch Anpassung des Netzes an diese Betriebsform, die Wartezeiten zu beseitigen. Mit der Einführung des Wählerbetriebes auf den Fernleitungen muß im Netz etwas geschehen, weil mit diesem Betriebe der Sofortverkehr ohne Wartezeiten zwangläufig verbunden ist. Der einfachen Übertragung der Wählertechnik des Ortsverkehrs auf den Fernverkehr stellen sich aber Schwierigkeiten in den Weg, weil im Fernverkehr Bedingungen besonderer Art gegenüber dem Ortsverkehr zu erfüllen sind. Das ist, wie erwähnt, die verwickelte Erfassung und Verrechnung der Gebühren und die Nummernwahl über Fernleitungen, gegebenenfalls mit Verstärkern. Selbst wenn diese Schwierigkeiten überwunden sind, so erreicht man noch nicht unmittelbar durch die Wählertechnik die Beseitigung der Wartezeiten ohne Leitungsvermehrung, sondern erst durch die dadurch ermöglichte Umgestaltung des Fernnetzes. Die Leitungen der Fernnetze müssen so umgruppiert werden, daß eine natürliche Leistungssteigerung der Fernleitungen durch Bildung möglichst großer Bündel entsteht. Da das Fernnetz sowieso in einer Umänderung, nämlich Anpassung an den zwischenstaatlichen Weltverkehr begriffen ist, wird die Umänderung gleich so getroffen werden, daß sowohl die Beseitigung der Wartezeiten durch Bildung großer Bündel als auch die Anpassung an den Weltverkehr erfolgt. Der Fernverkehr von Hand erfolgt möglichst unter Verwendung unmittelbarer Leitungen zwischen den in Betracht kommenden Ämtern, weil sonst Durchgangsverkehr über mehrere hintereinandergeschaltete Ämter entsteht, der weitere Beamtinnen in den Durchgangsämtern erfordert, deren Tätigkeit durch Herstellen, Überwachen und Trennen der Verbindungen noch größere Verzögerungen verursacht. Außerdem bedeutet der Durchgangsverkehr aber auch noch Warten auf das Freisein mehrerer hintereinandergeschalteter Fernleitungen und damit wachsende Gesamtwartezeit und Verminderung der Leitungsausnutzung, so daß Durchgangsverkehr möglichst vermieden wird. Nach dem „Handbuch des elektrischen Fernmeldewesens" verliert im handbedienten Durchgangsverkehr eine Fernleitung 2 5 ° 0 ihrer Ausnutzungsmöglichkeit. 18

Bei der alten Herstellungsform der Fernverbindungen waren zunächst zwei Fernbeamtinnen in den beiden Städten, zwischen denen die Fernverbindung hergestellt werden sollte, tätig. Sie stellten zuerst die Verbindung der Teilnehmer mit dem eigenen Fernamt, gewöhnlich über Vorschalteschränke her, wodurch weitere zwei Beamtinnen zum A u f b a u der Verbindung erforderlich wurden. Waren in beiden Orten die Teilnehmer mit ihrem Fernamt über Vorschalteschrank verbunden, so schalteten die beiden Fernbeamtinnen die im Ort vorbereiteten Verbindungen über die betreffende Fernleitung zusammen. Im ganzen waren also vier Beamtinnen zum Aufbau einer Fernverbindung tätig. Bestanden keine unmittelbaren Fernleitungen

A b b . 5.

A u f b a u einer hundbedienten Fernverbindung (oben) und einer halbselbsttätigen F e r n v e r b i n d u n g (unten).

zwischen den beiden Städten, sondern konnte eine Verbindung der Teilnehmer erst über ein Hilfsfernamt — Durchgangsamt — hergestellt werden, so waren in diesem Durchgangsamt mindestens eine, mitunter auch zwei weitere Beamtinnen erforderlich (Abb. 5), J e mehr derartige Durchgangsämter nötig waren, um so mehr Fernbeamtinnen mußten zum Aufbau einer Fernverbindung in Anspruch genommen werden. Das war, besonders bei Verbindungen nach kleinen Orten, eine recht umständliche, zeitraubende und kostspielige Angelegenheit, und man konnte verstehen, daß gefordert wurde, möglichst „Durchgangsämter zu vermeiden". Dadurch waren sehr viele Leitungen in vielen kleinen Bündeln, vielfach nur Einzelleitungen mit schlechter Ausnutzung erforderlich, ein Kennzeichen des alten Fernleitungsnetzes. Damit nun die Zahl der Fernleitungen nicht allzu groß wurde, wurden die Gespräche auf den Fernleitungen planmäßig aneinandergereiht, was nur dadurch erreicht werden konnte, daß man die Teilnehmer auf ihr angemeldetes 19

Ferngespräch warten ließ. Diese Wartezeiten waren mitunter recht lang und konnten in Stunden ausgedrückt werden. Andererseits war es verständlich, daß, wenn endlich eine Fernverbindung mit großer Mühe und Zeitverlust unter Mitwirkung von vier und mehr Beamtinnen aufgebaut war, diese unter allen Umständen hergestellt werden mußte, auch unter harten Bedingungen, z. B. der T r e n n u n g von Ortsgesprächen. Der alte Fernamtsbetrieb mit Verbindungsherstellung durch H a n d und mit Teilnehmerwartezeiten erforderte daher zwingend eine Aufschaltung auf besetzte Ortsverbindungen und u . U . eine Trennung des bestehenden Gespräches. Beamtinnenbedienung bedeutet stets W a r t e z e i t e n ; denn jede Beamtin bringt eine gewisse Verzögerung in den V e r b i n d u n g s a u f b a u hinein. Je größer die Zahl der Beamtinnen, die an einer Verbindung beteiligt sind, ist, um so größer ist die Verzögerung, um so größer ist die Wartezeit, um so größer ist der volkswirtschaftliche Verlust an Arbeitszeit. Deshalb besteht für den Netza u f b a u die Bestimmung, daß zwischen 2 Orten bis zu 50 k m Entfernung dann die Errichtung einer besonderen Fernleitung gerechtfertigt ist, wenn 20 Ferngespräche je T a g gefordert werden. Das entspricht etwa einer A u s n u t z u n g der Fernleitungen von 9/6O Verkehrseinheiten (VE) = 9 min je Hauptverkehrsstunde. Das typische Fernnetz für einen derartigen Verkehr mit Handbetrieb und Wartezeiten ist durch die unmittelbare Verbindung der Fernämter untereinander maschenförmig. Durch die E i n f ü h r u n g des Wählerbetriebes auf den Fernleitungen kann nun der Durchgangsverkehr so vereinfacht werden, daß beim N e t z a u f b a u dieser Verkehr nicht mehr so sehr zu vermeiden ist, wie beim Verbindungsa u f b a u von Hand. Im Durchgangsverkehr mit Wählerbetrieb wird keinerlei Beamtinnenarbeit benötigt, sondern der Verbindungsaufbau erfolgt über Wähler ebenso einfach und schnell, auch über mehrere Durchgangsämter, wie im Ortsbetrieb. Durch die Vergrößerung des Durchgangsverkehrs und die dadurch ermöglichte Vergrößerung der Bündel ist die fast kostenlose Einführung des Sofort Verkehrs möglich. Außerdem werden noch die Leerlaufzeiten auf den Fernleitungen durch Verkürzung der Herstellungs- und Trennzeiten wesentlich verkleinert. E s besteht nun die Frage, in welcher Weise das Fernleitungsnetz gestaltet werden muß, u m die beste A u s n u t z u n g der Fernleitungen zu erreichen.

Fernnetz. 2, Fernnetzgestaltung. Die richtige Gestaltung des Ortsleitungsnetzes von Fernsprechanlagen ist bekanntlich f ü r die Wirtschaftlichkeit von ausschlaggebender Bedeutung, weil mitunter mehr als 6 0 % des gesamten Anlagekapitals allein für das Netz benötigt werden. Dieser hohe, für das Netz erforderliche Prozentsatz des Anlagekapitals wird mit der zunehmenden Ausdehnung der Anlage, also mit

20

wachsender Lange der Leitungen, immer größer und größer. Je länger demnach die Leitungen werden, um so wichtiger wird die Einführung einer richtigen Netzgestaltung, durch die die größtmögliche A u s n u t z u n g der Leitungen und d a m i t Verminderung des A u f w a n d e s für das Netz angestrebt wird. Die Erkenntnis über die besondere Notwendigkeit eines wirtschaftlichen A u f b a u e s der N e t z e gilt aber nicht nur für Ortsanlagen, sondern in viel höherem Maße, wegen der zunehmenden L ä n g e der Leitungen, auch für Anlagen mit Vorortund Fernverkehr, so daß also auch Vorort- und Fernnetze, wenn der Betrieb verbessert und leistungsfähiger gestaltet werden soll, nach den Grundsätzen richtiger Netzgestaltung aufgebaut werden sollten. Hierbei soll unter Verbesserung des Betriebes die Erzielung der größten Wirtschaftlichkeit in Verbindung mit dem besten Gütegrad verstanden werden, wozu die Einführung des Sofortverkehrs ohne jede Wartezeit und die selbsttätige oder halbselbsttätige Fernwahl gehört. Bei den großen zwischenstaatlichen Fernleitungen wird wohl der Sofortverkehr zunächst noch nicht in Betracht kommen, obwohl Vorschläge dafür vorliegen, wohl aber bei allen anderen Fernleitungen innerhalb eines Landes, die mitunter als Zubringerleitungen bezeichnet werden. Wird Sofort verkehr im Fernnetz eingeführt, so gelten für die Netzgestaltung dieselben Grundsätze, wie sie für die Ortsnetzgestaltung gefunden worden sind, weil dann die Ausnutzung der Fernleitung auch nur noch von der Bündelgröße abhängt. Die Ü b e r t r a g u n g der Netzgrundsätze von Ortsanlagen auch auf Landesfernnetze, die bisher nach anderen Gesichtspunkten entwickelt worden sind, mag zunächst befremden; denn mit zunehmender Länge der Leitungen treten, zunächst abgesehen von der Überwachung, die Forderungen nach einer guten Verständigung mehr und mehr in den Vordergrund, wodurch gewissermaßen etwas andere Bedingungen als bei Ortsanlagen bestehen. T r o t z d e m gelten auch hier die Grundsätze für Ortsnetze, und es soll deshalb die Zweckmäßigkeit der Ü b e r t r a g u n g derselben auf Landesfernnetze mit Sofort verkehr hier nachgewiesen werden. F"ür den Vorort- und Fernverkehr werden bekanntlich höhere Gebühren als i m Ortsverkehr berechnet, die die Mehrkosten des Netzes und neben anderen Betriebsunkosten auch besonders die des Personals decken sollen. T r o t z d e m wird natürlich die Wirtschaftlichkeit derartiger Anlagen gesteigert, wenn eine zweckmäßige Netzgestaltung mit größtmöglicher Leitungsausnutzung eingeführt wird, wodurch Ersparung an Leitungen und Leitungsführungen erreicht werden soll. Auch die Personalkosten lassen sich durch Einführung des selbsttätigen oder halbselbsttätigen Betriebes mit Fernwahl wesentlich herabsetzen. W i e schon erwähnt, läßt sich eine gute A u s n u t z u n g der Fernleitungen durch Wartezeiten erreichen, so daß die Beamtinnen planmäßig auf den Fernleitungen ein Gespräch an das andere reihen können. Diese Methode, bei der die Teilnehmer so lange auf die Verbindung warten müssen, bis die Leitung frei ist und sie an der Reihe sind, hatte früher für Vorort- und Fernverkehr allgemein A n w e n d u n g gefunden. Wenn aber der Betrieb verbessert und

21

diese den Verkehr äußerst hemmenden Wartezeiten, die mitunter Stunden betragen haben und die volkswirtschaftlich als Verlust anzusehen sind, beseitigt und den Teilnehmern ein Sofortverkehr geboten werden soll, was wohl in allen Ländern mehr und mehr angestrebt wird, so werden damit f ü r den Verkehr und für das Netz vollkommen neue Bedingungen geschaffen, die einen anderen A u f b a u des Netzes erfordern. In demselben Augenblick, wo an Stelle des alten Verkehrs mit Wartezeit neuzeitlicher Sofortverkehr auf den Fernleitungen eingeführt wird, müssen die Fernleitungsnctze anders gestaltet werden. Die Leitungen werden nicht mehr nach einem durch Beamtinnen geregelten Plan benutzt, und es wird nicht mehr Verbindung an Verbindung gereiht, sondern die B e n u t z u n g der Leitungen ist vollkommen willkürlich, also dem reinen Zufall überlassen. Sie unterliegen daher bezüglich ihrer Ausnutzung denselben Bedingungen wie Verbindungsleitungen im Ortsverkehr. Die Ausnutzung der Leitungen hängt nur noch ab von der Größe der Bündel, zu denen sie zusammengef a ß t sind, wobei zu beachten ist, daß in den meisten Fällen gegenüber den Ortsleitungsbündeln die Fernleitungsbündel bisher äußerst klein waren. E s müssen daher f ü r die Fernleitungen dieselben Gesetze und Bcrechnungsmethoden wie für Verbindungsleitungen gelten, wobei dann auch bei Fernleitungen aus wirtschaftlichen Gründen gewisse Verluste an Rufen zugelassen werden, wenn alle Fernleitungen einer Richtung besetzt sind. Den Berechnungen der Fernleitungszahl wird daher eine gewisse Betriebsgüte, d. i. ein Verlust an Rufen, zugrunde gelegt. Aber während bei der Berechnung der Verbindungsleitungen im allgemeinen ein verhältnismäßig kleiner Verlust, z. B. 0,1 bis i ° 0 in der Hauptverkehrsstunde, angenommen wird, kann man bei den viel teureren Fernleitungen etwas höhere Verluste, I bis 5 ° 0 , zulassen. Mit der E i n f ü h r u n g größerer Verluste, durch die die Leistung kleiner B ü n d e l wohl stark gesteigert wird, sollte man allerdings vorsichtig sein, weil bei mehreren hintereinandergeschalteten Leitungen die Verluste zunehmen, besonders durch die Rückwirkungen, die die Lcerlaufzeiten auf den Leitungen vergrößern. Die bedeutende Ausnutzungssteigerung durch Bildung großer vollkommener Bündel k a n n aus A b b . () für einen Verlust von i°/ 00 , i % und 5°/0 ersehen werden. Während eine Leitung bei i 0 ? 0 Verlust etwa 2,5/()o V E in der Hauptstunde leistet, steigt die Ausnutzung im 100 er Bündel bei demselben Verlust auf 50/60 V E je Leitung, was eine Leistungssteigerung auf das 20fache bedeutet. V o n Verlusten wie im Ortsverkehr kann man eigentlich im halbselbsttätigen Fernverkehr nicht sprechen, weil die Fernverbindung nicht verl o r e n g e h t sondern nur von Sofortverkehr auf W a r t e v e r k e h r umgelegt wird; denn der Gesprächszettel bleibt am Fernplatz erhalten und wird kurze Zeit später erledigt. Man sollte daher im halbselbsttätigen Fernverkehr den A u s d r u c k ,.Verlust" durch „ W a r t e v e r k e h r " ersetzen. A u c h die A u s n u t z u n g der Fernleitungen in der Hauptverkehrsstunde wird in Minuten oder auch in Prozenten der Zeit angegeben. Wird z. B. eine Leitung

22

mit 40/60 V E ausgenutzt, so heißt das, die Leitung ist in der Hauptverkehrsstunde 40 min lang belegt. Diese Belegungszeit setzt sich zusammen aus einer tatsächlichen Gesprächszcit, für die bezahlt wird, und aus einer Leerlaufoder Verlustzeit, für die nicht bezahlt wird. In die Leerlaufzeiten fallen: die Verbindungsherstellung und Trennung, Besetztverbindungen, Wartezeiten bis zur Meldung des Gerufenen, Bedienungsfehler usw. Aus wirtschaftlichen Gründen muß natürlich eine möglichst kleine Leerlauf- oder Verlustzeit und eine möglichst große Gesprächszcit angestrebt werden. Zur Entscheidung der Frage, halbsclbsttätigen oder vollselbsttätigen Betrieb W60

Leitungen

A b b . 6.

Ausnutzung der Leitungen in vollkommenen Bündeln bei i % 0 , 5" „Verlust.

I%

und

auf den Fernleitungen, spielen diese Zeiten eine ausschlaggebende Rolle. Die bei großen Verlusten auftretenden Rückwirkungen rühren von den Teilnehmern und Beamtinnen her, die bei erfolglosen Rufen immer und immer wieder versuchen, doch zu ihrer Verbindung zu kommen, wodurch die Leerlaufzeiten natürlich vergrößert werden. Die bekannten Grundsätze für den richtigen Netzaufbau bei Sofortverkehr und selbsttätigen Systemen, abgesehen von weitgehender Dezentralisation, sind: 1. Zusammenfassung vieler kleiner Bündel zu großen, möglichst 100 erBündeln, weil die Ausnutzung der Leitungen mit der Bündelgröße steigt. 23

2. E i n f ü h r u n g von Durchgangs- und K n o t e n ä m t e r n unter Vermeidung von unwirtschaftlichen Querverbindungen. Wenn auch, besonders im Fernverkehr, i o o e r - B ü n d e l in vielen Fällen nicht z u erzielen sind, so muß doch die größtmögliche Leitungszahl in den Bündeln zur Erzielung der besten Ausnutzung angestrebt werden. Der wirtschaftliche E i n f l u ß auf das Netz ist durch die A n w e n d u n g der neuzeitlichen Grundsätze um so größer, je kleiner die Leitungsbündel bisher waren. D a im alten Fernleitungsnetz im allgemeinen sehr kleine Bündel, in vielen Fällen mit nur einer Leitung, vorhanden waren, deren A u s n u t z u n g im Sofortverkehr äußerst klein ist, so ist der wirtschaftliche Erfolg bei Einführung der Grundsätze besonders groß. Eine Leitung leistet bei i 0 / 0 Verlust überhaupt nur etwa 2,5/60 V E in der Hauptstunde. In Bündeln von 2 Leitungen steigt die Leistung je Leitung auf 7,5/60 V E . Weil eine Leitung so wenig leistet, treten auch verhältnismäßig große Verluste im Ortsverkehr in der Zahl der Besetztverbindungen auf. Dort sind z u m größten Teil nur Teilnehmereinzelleitungen vorhanden, die also bei 1 % Verlust etwa 2,5/60 V E leisten. D a aber in der Hauptverkehrsstunde jede Teilnehmerleitung im Mittel mit e t w a 2 bis 8/60 V E belastet ist, so sind die als Besetzt Verbindungen beobachteten hohen Verluste von 10 bis 2 5 % vollkommen erklärlich und als Beweis für die geringe Leistung von Einzelleitungen anzusehen. Eine Leitung, aber auch Bündel mit nur 2 Leitungen, können daher f ü r Sofortverkehr wegen ihrer geringen Leistung nicht in Betracht kommen. Daher muß eine Bildung möglichst großer B ü n d e l angestrebt werden. E s fragt sich, welche Leistungen k o m m e n nun eigentlich im gewöhnlichen Fernverkehr vor und welche Bündel sind zu bilden. Die mittleren Leistungen, wie sie bisher im Fernverkehr vorhanden sind, können aus dem „ H a n d w ö r t e r b u c h des elektrischen Fernmeldewesens" abgeleitet und so für Sofort verkehr die erforderlichen Bündelgrößen bei 1 % Verlust errechnet werden, wobei 3,5 min mittlere Gesprächsdauer und 1 3 % Konzentration zugrunde gelegt worden sind. Diese Werte gelten für Fernwahlbetrieb, während für Handbetrieb noch erhebliche Zeiten f ü r die Leerlaufarbeit hinzuzurechnen wären. Folgende Tabelle gibt darüber A u f s c h l u ß : Ausnutzung je IIVSt

l'eriiloitiui^sgospriichc LiinfiC j je Tat,' 1 0 — 25 k m

- 6 — 50 51--100 101—200 201—400 401- -Ooo

,, ,, ,, ,, ,,

ü b e r 600

,,

40 5° 60 7° 80 erfp

Le'tvn^

1

370 OSO

Anpassung der Xetzgruppenleitungen.

bindungsleitungen. Die Teilnehmerleitungen werden deshalb und weil die K o s t e n der Anpassung erheblich sein würden, nicht verbessert. D u r c h diese A n p a s s u n g der Verbindungsleitungen erreicht man eine bessere X a c h b i l d b a r keit, bessere Stabilität und damit bessere Übertragungsgüte der G e s a m t leitung.

Herti

W i e groß der verbessernde E i n f l u ß dieser Mittel ist, geht aus A b b . 46 hervor, a u s der die L e i t u n g s d ä m p f u n g und die E c h o d ä m p f u n g für angepaßte und nicht angepaßte Leitungen innerhalb der Sprechfrequenzen von 300 bis 2400 Hz zu ersehen ist. Die K u r v e n sind durch Messungen v o m E n d f e r n a m t aus ermittelt worden. Angepaßte Leitungen haben eine geringere Ä n d e r u n g der L e i t u n g s d ä m p f u n g und eine erheblich höhere E c h o d ä m p f u n g f ü r die verschiedenen Sprechfrequenzen als nicht angepaßte Leitungen.

A b b . 46. D ä m p f u n g e n angepaßter und nicht a n g e p a ß t e r Leitungen in X e t z g r u p p e n .

Die Verbindungsleitungen innerhalb der Netzgruppe mit dem

¿Vfungt

7 nicht

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2tOO £c/iodo Z o n e n p u n k t e .

• • K f K

A b b . 62.

Z e i t z o n e n z ä h l e r f ü r 300 Z o n e n p u n k t e .

III

Bei

noch

größeren

Anlagen

wurden

zwei

Hebdrehwähler

verwendet,

die

6 A r m e e n t h i e l t e n u n d d a m i t 600 O r t e erfassen k o n n t e n , w i e aus A b b . 63 z u e r s e h e n ist.

Dieser Z e i t z o n e n z ä h l e r e r l a u b t a u ß e r den 600 Z o n e n p u n k t e n bei

5 F e r n z o n e n eine G e s p r ä c h s z e i t von 12 min, unterteilt in 4 m a l 3 min, u n d cr-

112

A b b . 63.

Z e i t z o i u n z ä h l e r f ü r 600 Z o n e n p u n k t e .

A b b . 64.

Z e i t z o n e n z ä h l e r f ü r 800 Z o n e n p u n k t c .

möglicht ioo Zählstromstöße. Xeucrdings verwendet man einen 100teiligen Motorwähler mit 9 Armsätzen, der 800 Orte erfassen kann und in Abb. 64 gezeigt ist. Außer den 800 Zonenpunkten läßt er bei 6 Fernzonen und je einer Orts- und Nahzone eine Gesprächszeit von 1 2 min, unterteilt in 3 -jgmal 1 min, und eine Zahl von 100 Zählstromstößen zu. Die Wahl des gewünschten Ortes erfolgte in den ersten Anlagen mit 1 bis 2 Stromstoßreihen, in den größeren Anlagen mit 2 bis 3 Stromstoßreihen, durch die einmal die Ferngruppenwähler und parallel dazu die Zonenschalter eingestellt wurden. Ein neuzeitlicher Zonenschalter für einen großen Bereich muß in der Lage sein, 2, 3, u. U. auch 4 Stromstoßreihen aufzunehmen und die Zonen von 800 Orten zu erfassen. Wenn Teilnehmer mit bis zu 800 Orten in selbsttätigen Fernverkehr treten können, so genügt dies für sehr große Anlagen. Durch die erste Stromstoßreihe wird der I. Ferngruppenwähler eingestellt und parallel dazu der Arm des Zonenschalters durch einen kleinen Hilfsschalter ausgewählt. Die zweite Stromstoßreihe stellt den I L Ferngruppenwähler ein und parallel dazu den Zonenschalter in die Zehnerdekade, die dritte Stromstoßreihe den I I I . Ferngruppenwähler und parallel dazu den Zonenschalter in die Einerdekade. Nachdem die Zone durch die Stromstoßreihen bestimmt ist, beeinflussen die weiteren Stromstoßreihen den Zonenschalter nicht mehr. A n den Kontakten des Zoncnschalters werden die verschiedenen Orte, die zu einer Zone gehören, in Vielfachschaltung zusammengefaßt und zu den Kontaktarmen des Zeitschalters geführt. Diese Zusammenfassung der Kontakte am Zonenschalter muß in einfacher Weise und leicht durchgeführt werden können. Zu diesem Zweck ist das Kontaktfeld mit einer übersichtlichen Nummernbezeichnung versehen, die die Vielfachschaltung wesentlich erleichtert. Man kann je nach dem Umfang des selbsttätigen Betriebes 1 bis 6 oder noch mehr Fernzonen an den Kontakten des Zonenschalters bilden. Außer der Zonenbestimmung übernimmt der Zonenschalter auch gegebenenfalls die Aufgabe eines Mitlaufwerkes, wodurch Umschaltungen im Umsteuerwähler bei Umleitungen von Verbindungen veranlaßt werden. b) D e r Zeitschalter. Der Zeitschalter, der die Dauer eines Ferngespräches überwacht, ist ein Drehwähler mit so vielen Kontaktarmen, wie Fernzonen vorgesehen werden, und zunächst so vielen Kontakten, wie Zeiteinheiten für die Höchstdauer eines Ferngespräches zugelassen sind. Sobald sich der angerufene Teilnehmer meldet, also das Gespräch beginnt, wird der Stromkreis des Zeitschalters über einen Uhrenkontakt geschlossen, der in bestimmten Zeiträumen, also in den zugrunde gelegten Zeiteinheiten — z. B. alle 2, 5 oder 10 s — betätigt wird. Die Schaltzeit des Uhrenkontaktes, das ist die Zeiteinheit, richtet sich nach der Genauigkeit, mit der die Gesprächszeit zu überwachen ist. J e genauer die Zeit erfaßt werden soll, um so größer wird der Zeitschalter. Wird der Uhrenkontakt z. B . alle 5 s geschlossen, so beträgt die Toleranz der Zeit 5 s. Der Zeitschalter wird dann innerhalb von 3 min 3Ömal betätigt, so daß 8

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die K o n t a k t a r m e dann auf dem 36. K o n t a k t stehen. B e e n d e t der rufende Teilnehmer innerhalb dieser Zeit das Gespräch, so wird, wie noch gezeigt werden wird, ein Dreiminuten-Gcspräch verrechnet. Spricht der Teilnehmer aber weiter, so wird der Zeitschalter wieder alle 5 s weitergeschaltet und erreicht nach 4 min den 48. Kontakt. H ä n g t der Teilnehmer innerhalb dieser Minute ein, so wird ein Vierminuten-Gespräch v e r r e c h n e t ; spricht er aber weiter, so l ä u f t der Zeitschalter innerhalb der 5. Minute auf den 60. K o n t a k t , innerhalb der 6. Minute auf den 72. K o n t a k t usw. Der Zeitschalter muß daher zunächst so viel K o n t a k t e haben, wie das längste zulässige Gespräch in min m a l Zeiteinheit je min, in diesen F a l l e 1 2 , beträgt. Entsprechend der zu verrechnenden Zeit sind die K o n t a k t e a m Zeitschalter untereinander vielfachgeschaltet, und z w a r die K o n t a k t e 1 bis 36, 37 bis 48, 49 bis 60, 61 bis 72 usw. Die K o n t a k t a r m e des Zeitschalters sind mit je einer a m Zonenschalter z u s a m m e n g e f a ß t e n Zone verbunden, damit bei der Zählung jede Zone verschieden behandelt werden kann. c) D e r

Zahlschalter.

A m Schluß des Gesprächcs wird zur eigentlichen Z ä h l ü b e r t r a g u n g der Zählschalter eingeschaltet, der so viele K o n t a k t e u m f a ß t , wie Zählstromstöße im Höchstfalle gegeben werden können. E r hat zunächst n u r einen K o n t a k t arm. Die K o n t a k t e der verschiedenen Zonen des Zeitschalters sind mit den K o n t a k t e n des Zählschalters in bestimmter Weise verbunden, und zwar die K o n t a k t e 1 bis 36 der ersten Zone des Zeitschalters mit dem K o n t a k t 3 des Zählschalters, weil f ü r die erste Fernzonc 3 Zählstromstöße f ü r 3 min erforderlich sind, die K o n t a k t e 37 bis 48 mit K o n t a k t 4, weil dann 4 Zählstromstöße nötig sind, die K o n t a k t e 49 bis 60 mit K o n t a k t 5 usw. F ü r die anderen Zonen sind die Verbindungen zwischen Zeitschalter und Zählschalter entsprechend, wobei gewisse nicht schädliche Yielfachschaltungen entstehen. Der S c h a l t a r m des Zählschalters führt zu einem Prüfrelais P , das über Zeitund Zonenschalter anspricht und den Z ä h l v o r g a n g beendet. Der Zählschalter l ä u f t , indem er bei jedem Schritt einen Zählstromstoß auf den Teilnehmerzähler gibt, so lange, bis er den K o n t a k t des Zeitschalters erreicht hat, der den Stromkreis über den Zonenschalter schließt. Darauf kann das Prüfrelais ansprechen, wie A b b . 60, das einen Zeitzonenzähler mit den drei Schaltern in grundsätzlicher Darstellung zeigt, erkennen läßt. N a c h d e m nunmehr die grundsätzlichen Vorgänge in einem Zeitzonenzähler gekennzeichnet sind, wäre als A u f g a b e zu untersuchen, welche besonderen B e d i n g u n g e n erfüllt werden müssen, welche Art der Zählung möglich ist, welcher A u f b a u und welche Anordnungen sich a m besten empfehlen. Die allgemeinen Bedingungen der Wählertechnik, die als bekannt anzusehen sind, sollen dabei nicht behandelt werden. Welche F r a g e n können nun a u f g e w o r f e n werden, und welche zweckmäßigen Lösungen kann man d a r a u s ableiten ? 1 . Soll a m Schluß oder während des Gespräches gezählt w e r d e n ? Soll beschränkte oder unbeschränkte Gesprächszcit zugelassen werden, und welche B e s c h r ä n k u n g ist zweckmäßig ?

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2. Welche Sicherheiten sind gegen Fehlzahlungen, besonders gegen Dauerzählungen vorzusehen ? 3. W a s geschieht, wenn der Teilnehmer die F e r n w a h l nicht vollendet oder nicht erreichbare Orte wählt ? Wie werden derartige N u m m e r n im Y i e l f a c h f e l d des Zonenschalters behandelt? 4. W i e und wann wird von T a g - auf Nachttarif umgeschaltet ? 5. Sollen Zonenschalter unterteilt, Zeit- und Zählschalter z u s a m m e n g e f a ß t werden ? Bringen Hilfsschalter in irgendeiner F o r m Vorteile ? I s t vielleicht eine mehr mechanische oder eine elektrische L ö s u n g vorzuziehen ? 6. W i e werden T a r i f - und Zonenänderungen in einfacher Weise erfaßt ? 7. Soll eine Karenzzeit für die Z ä h l u n g vorgesehen werden ? Soll dem Teilnehmer ein Warnsignal vor dem Ablauf der Zeiteinheiten gegeben werden ? 8. W o sind die Zeitzonenzähler einzuschalten ? Sind sie den Leitungen als Ganzes unmittelbar zuzuordnen oder sind gewisse Teile als Zentraleinrichtungcn empfehlenswert ? E m p f i e h l t sich Zentralisierung oder Dezentralisierung ? D e m n a c h gibt es f ü r die A u s g e s t a l t u n g und Anordnung der Zeitzonenzähler viele wichtige Kragen, die einzeln der Reihe nach hier untersucht werden sollen. Zu 1 : Die Krage, Zählung a m Schluß oder während des Gespräches, ist von außerordentlicher B e d e u t u n g ; denn sie beeinflußt die gesamten technischen E i n r i c h t u n g e n . Beide A r t e n der Zählung haben ihre Vor- und Nachteile ; die hauptsächlichsten sind: Die Z ä h l ü b e r t r a g u n g am Schluß des Gespräches über die V e r b i n d u n g s leitungen und u. U. über die Teilnehmerleitungen f ü r die Gebührenanzeige beim Teilnehmer ist einfach und beeinflußt bestehende Gespräche nicht, gestattet aber keine unbeschränkte Gesprächszeit, hält die Leitungen a m Schluß des Gespräches noch einige Zeit für die Z ä h l u n g besetzt und erfordert im Zeitzonenzähler einen größeren Zeit- und Zählschalter. Bei der Z ä h l u n g am Gesprächsschluß überwacht der Zeitschalter die Verbindung bis zu einer Höchstzeit, die 9, 1 2 oder 1 5 min betragen kann. Diese Höchstzeit kann f ü r alle Gespräche gleich, sie kann aber auch verschieden sein, und z w a r f ü r kleine l i n t f e r n u n g e n länger als f ü r große E n t f e r n u n g e n , jedoch derart, daß die höchstmögliche Zählstromstoßzahl nicht überschritten wird. A u c h der Zählschalter muß in seiner Größe der höchstmöglichen Zählstromstoßzahl entsprechen. l r ü r die Z ä h l u n g während des Gespräches müssen besondere Mittel in Verbindungs- und Teilnehmerleitungen aufgewendet werden, u m die Beeinflussung des Gespräches durch die Zählung zu verhindern. Sie g e s t a t t e t aber u n b e s c h r ä n k t e Gcsprächszeit, kleine Zeit- und Zahlschalter, die nur f ü r Dreiminuten-Gesprächszeit auszureichen brauchen, und gibt die L e i t u n g e n a m Schluß des Gespräches schnell frei. Man wird aber auch in diesem F a l l irgend8*

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eine endliche Begrenzung der Gespräche mit einfachen Mittel vorsehen. Bei der Z ä h l u n g während des Gespräches k a n n die Zählung bei Beginn und am Schluß jedes Zeitabschnitts erfolgen, also beim Beginn der ersten 3 min oder am Schluß und weiter beim Beginn oder Schluß jeder darauf folgenden Minute. Die Zählung bei Beginn jedes Zeitabschnitts vermindert die Verzögerung bei der Auslösung auf ein Mindestmaß. B e i d e A r t e n der Zählung, während des Gespräches oder a m Schluß, werden im B e t r i e b e verwendet und haben sich bewährt. Sie können von F a l l zu F a l l eingeführt werden, je nachdem m a n ihre Vor- und Nachteile bewertet. E b e n s o k a n n die Begrenzung der Zeit beliebig gewählt werden, jedoch verteuern sich mit zunehmender Zeit bei Zählung a m Schluß die Zeit- und Zählschalter. Zu 2 : Dauerzählungen können a u f t r e t e n , wenn z . B . auf dem S t r o m wege v o m Zählschalter über den Zeitschalter zum Zonenschalter die V e r d r a h t u n g an irgendeiner Stelle unterbrochen ist. In diesem Falle würde der Z ä h l s c h a l t e r dauernd laufen und dabei Zählstromstöße geben, weil das P r ü f relais nicht ansprechen und die Zählung nicht beenden kann. Man kann z w a r die Z ä h l u n g stets nach einem Umlauf des Zählschalters unterbrechen, der d a n n nur die höchstens möglichen Stromstöße gibt, doch ist diese Lösung nicht befriedigend. E i n w a n d f r e i und daher besser ist es, zuerst die P r ü f u n g über die verschiedenen Schalter stattfinden zu lassen und dann die Zählung einzuschalten. Der Zählschalter läuft dann zunächst über die K o n t a k t e , ohne zu zählen, bis das Prüfrelais prüft und die Z ä h l u n g einschaltet, die dann beim Heimlauf des Zählschalters erfolgt. Dabei muß natürlich die Ruhestellung des Zählschalters mit Sicherheit gewährleistet sein, was leicht zu erreichen ist. E i n Zählschalter mit Vorwärts- und R ü c k w ä r t s l a u f würde dieser Bedingung genügen. Man kann aber die B e d i n g u n g auch mit einem einfachen Drehschalter erfüllen, wenn die Verdrahtungen anders vorgenommen werden. D a z u g e n ü g t , die Verbindungen zwischen Zeit- und Zählschalter a m Zählschalter in umgekehrter Reihenfolge, also v o m letzten K o n t a k t aus r ü c k w ä r t s anzuschließen. E s zählt dann der Zählschalter nach Ansprechen des P r ü f relais beim L a u f in die Nullstellung. H a t das Prüfrelais nach einem Umlauf des Zählschalters nicht angesprochen, so tritt keine Zählung ein; der Teilnehmer wird freigegeben, aber der Zeitzonenzähler gesperrt und gleichzeitig ein optisches und u. U . auch akustisches Zeichen eingeschaltet. Zu 3 : B e i irgendwelchen Handhabungsfehlern der Teilnehmer oder G e r ä t e f e h l e r n soll eine Abschaltung, d. h. eine Außerbetriebsetzung des Zeitzonenzählers, erfolgen, damit die nachfolgenden Fernleitungen nicht unnötig belegt, sondern freigeschaltet werden. Wählt der Teilnehmer nach der B e l e g u n g des Zeitzonenzählers eine erreichbare N u m m e r nicht zu E n d e oder meldet sich der richtig angerufene Teilnehmer nicht, so soll nach einer gewissen Zeit, z. B . 2 min, die Verbindung bis zum Zeitzonenzähler ausgelöst werden. Der Teilnehmer erhält dann v o m Zeitzonenzähler das Besetztzeichen. Wählt der Teilnehmer eine nicht erreichbare A m t s n u m mer, so soll er sofort das Besetztzeichen erhalten, was durch eine P r ü f u n g

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der Einstellung des Zonenschalters unmittelbar nach der Wahl der Amtsnummer herbeigeführt werden kann. Am Zonenschalter sind nur die erreichbaren K o n t a k t e zu Fernzonen zusammengefaßt, während die nicht erreichbaren K o n t a k t e offen sind, so daß nach der Wahl einer nicht angeschlossenen Amtsnummer kein Stromkreis über die Kontakte des Zonenschalters zustande kommen kann. In diesem Falle wird sofort dem Teilnehmer das Besetztzeichen gegeben und die Fernleitung freigeschaltet. Zu 4: Tag- und Nachttarif kann dadurch berücksichtigt werden, daß ein zweiter Arm am Zählschalter vorgesehen wird, an dessen Kontakten die Zonen entsprechend dem Nachttarif angeschlossen sind. Dabei muß aber Vorsorge getroffen werden, daß durch das Parallelschalten der verschiedenen Zonen keine falschen Zählungen entstehen, liin von einer Uhr gesteuertes Relais bewirkt die Umschaltung vom Tag- auf den Nachttarif, und zwar stets außerhalb der Gcsprächs- oder Zählzeit, so daß bestehende Gespräche nacli dem Tarif am Gesprächsbeginn verrechnet werden. Zu 5: Die Frage des zweckmäßigsten und wirtschaftlichsten Aufbaues der Zeitzonenzähler ist naturgemäß von großer Bedeutung. Als Zonenschalter mehrere Hebdrehwähler zu verwenden, ist teurer, als wenn nur ein großer Wähler, z. B. ein Motorwählcr, verwendet wird. Die Auflösung des Zonenschalters in mehrere Drehwähler lohnt sich nur bei einer geringen Ausdehnung des vollselbsttätigen Betriebes und bringt Einschränkungen in der Numerierung mit sich; sie ist daher für größere Anlagen nicht zu empfehlen. Weiter hat man auch Zeit- und Zählschalter zu einem sogenannten T a r i f g e r ä t vereinigt, das vorwärtsschreitend die Zeit überwacht und rückwärtslaufend die Zählung veranlaßt. Das Tarifgerät besteht aus einer Anzahl auswechselbarer gezahnter Scheiben, entsprechend der doppelten Zahl der Fernzonen, je eine für Tag- und Nachtverkehr, die in bestimmter Weise auf Kontakte wirken. Die Schrittzahl des Gerätes ist gleich der im Höchstfalle möglichen Zahl von Zählstromstößen. Es wird bei Gesprächsbeginn eingeschaltet u n d macht so viele Schritte, wie die Gebühr des Gespräches für 3 min beträgt. Die Steuerung dieser Schritte geschieht mit Hilfe der durch die Zahnscheiben betätigten Kontakte. Durch den Zonenschalter wird wieder die Fernzone bestimmt; sie ist mit einem K o n t a k t am Tarifgerät verbunden, der wieder zu dem Prüfrelais führt. Wird der Fortschaltemagnet des Tarifgerätes bei Gesprächsbeginn eingeschaltet, so macht das Gerät einen Schritt. Dabei p r ü f t es, ob ein Stromkreis über einen der Kontakte geschlossen ist. Fst das der Fall, so macht das Gerät einen weiteren Schritt, prüft wieder, und es wiederholt sich dieser Vorgang so lange, bis der Stromkreis offen bleibt. Bei Beginn jeder Zeiteinheit, die durch einen kleinen Zeitschalter gegeben wird, also 3 — 1 — 1 usw. min, findet dieser Vorgang statt. In der Ruhe und während der Bewegung der Zahnscheiben sind die Kontakte durch Bügel abgehoben, so dai3 die unbelasteten Zahnscheiben bewegt werden. Nach jedem Schritt werden die Kontakte zur Prüfung gegen die Scheiben gedrückt. Während des Gespräches schreiten also die Zahnscheiben so viele 117

A bb. 6 5. Tari fgerät.

ZäNkontakt

nur bei Rüde/auf

geschlossen.

Hilfszonenschalten 1. Dekade

Zonenschalter Z.U.3.

Dekade

Zone 3

Hilfszeitschalter Tarifgerät

Zur des

T

mit Steuerscheiben irt Vor - u. Rücklauf

Einstellung Tarifgerätes

Abb. 06. Zeitzonenzähler mit Tarif gerät in grundsätzlicher Darstellung.

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Schritte v o r w ä r t s , wie die augenblickliche G e b ü h r betragt. A : n Schluß des Gesprächs laufen die Zahnscheiben in die R u h e l a g e zurück und geben dabei so viele Zählstromstöße, wie die Zahnscheiben Schritte bis zur Ruhelage inachen. A b b . 65 zeigt ein solches T a r i f g e r ä t , dessen Scheiben durch Ausbrechen der Zähne oder Auswechseln der Scheiben jeder Verzollung angepaßt werden können. I n A b b . ()() ist ein derartiger Zeitzonenzähler in seiner Grundschaltung dargestellt, aus der die Scheiben f ü r T a g - und Nachttarif je Zone mit der Tag- und X a c h t u m s c h a l t u n g zu ersehen sind. Abb. b j zeigt einen Zeitzonenzähler, dessen Zonenschalter aus (> Drehwählern besteht und der an Stelle des Zeit- und Zählschalters ein derartiges T a r i f g e r ä t enthält.

A b b . 67.

Z e i t z o n e n z ä h l e r u n d T a r i f g e r ä t f ü r 200 Z o n e n p u n k t e .

Dieser Zeitzonenzähler erfaßt 200 Zonenpunkte, hat 6 Fernzonen, läßt eine Gesprächszeit von 1 2 min, unterteilt in 3 - - cjmal 1 min, zu und kann 1 0 0 Zählstromstöße geben. T r o t z dieser Z u s a m m e n f a s s u n g der Zeit- und Zählschalter zu einem T a r i f g e r ä t wurden aber wirtschaftliehe E r f o l g e dadurch nicht erreicht, denn das T a r i f g e r ä t mit den dazugehörenden Steuereinrichtungen ist bisher stets teurer gewesen als die einfachen Drehschalter mit ihren Steuerorganen. Mehr wird erreicht, wenn die Schalter anders z u s a m m e n g e f a ß t und mehrfach ausgenutzt werden. Man kann einen kleinen Hilfsschalter einfügen, der die Zone nach der Einstellung des Zonenschalters e r f a ß t ; dieser wird dann frei und kann als v i e l k o n t a k t i g e r Zählschalter V e r w e n d u n g finden, so daß 119

gewissermaßen der große Zahlschalter durch den kleinen 1 0 kontaktigen Hilfsschalter ersetzt wird. Weitere wirtschaftliche E r f o l g e lassen sich folgendermaßen erreichen: Der Zeitschalter z. B . hat sehr viele A r m e und K o n takte. Wird ein einfacher Hilfsschalter benutzt, der die Zeit überwacht und nur den eigentlichen Zeitschalter nach 3 min und dann nach jeder folgenden Minute weiterschaltet, so wird damit die K o n t a k t z a h l des Zeitschalters ganz erheblich verringert. E i n e Überschlagsrechnung läßt das ohne weiteres erkennen. B e i 9 min zulässiger Gesprächszeit braucht der Zeitschalter bei 6 Fernzonen 9 • 6 • 1 2 = 648 K o n t a k t e , mit Hilfsschalter dagegen nur (9 — 2) • 6 = 42 K o n t a k t e , zu denen noch die 36 K o n t a k t e des Hilfsschalters h i n z u k o m m e n ; i m ganzen sind also nur 78 K o n t a k t e erforderlich und außerdem noch d a s kleine Schaltwerk. Der kleine Hilfsschalter läßt sich auch weiter zur A u s w a h l der Arme des Zonenschalters verwenden, so daß der d a f ü r vorzusehende Schalter erspart wird. D u r c h zweckmäßige E i n f ü g u n g von Hilfsschaltern, die eine mehrfache V e r w e n d u n g der großen Schalter gestatten, können demnach wirtschaftliche Vorteile erzielt werden. Wenn man die einfachen, bekannten und bewährten Drehschalter durch neue mechanische Konstruktionen, wie z. B . das erwähnte T a r i f g e r ä t , das sich natürlich verschiedenartig ausgestalten läßt, ersetzen will, so wird der Zeitzonenschalter nicht billiger, wohl aber werden neue K o n struktionsformen eingeführt, die ihre praktische B e w ä h r u n g erst dartun müssen. E i n e L ö s u n g von Schaltaufgaben mit mechanischen Mitteln hat immer e t w a s S t a r r e s und wenig Anpassungsfähiges an sich, weil Änderungen und A n p a s s u n g e n von Konstruktionen umständlich sind, besondere J u s t i e rungen und langwierige Erprobungen erfordern und sich im B e d a r f s f a l l e nicht immer ohne weiteres ausführen lassen. Demgegenüber ergeben Lösungen mit elektrischen Mitteln unter Verwendung bekannter Schalter eine viel größere B e w e g l i c h k e i t ; denn die Schaltungen können nötigenfalls mit ganz einfachen Vorrichtungen — einem Lötkolben — leicht geändert und den jeweiligen B e d i n g u n g e n ohne Schwierigkeit angepaßt werden. Z u 6: T a r i f - und Zonenänderungen lassen sich bei einer elektrischen L ö s u n g der Zeitzonenzählcrfrage mit einfachen Drehschaltern durch Umlegung der D r ä h t e an den entsprechend eingerichteten und mit übersichtlicher Bezeichnung versehenen K o n t a k t f e l d e r n der Zonen- und Zählschalter leicht ausführen. B e i konstruktiver Lösung (Tarifgerät) müssen besondere Konstruktionsteile erst angefertigt werden, die an allen Stellen richtig eingesetzt und justiert werden müssen. Gerade hier zeigt sich die große B e w e g lichkeit der elektrischen Lösung, die jede Ä n d e r u n g und Anpassung ohne umständliche Vorbereitungen in der einfachsten Weise durch Drahtumlegungen, wie sie allgemein in der Fernmeldetechnik üblich sind, ermöglicht. Zu 7 : F ü r den F a l l , daß ein Teilnehmer eine falsche N u m m e r wählt, ist es empfehlenswert, die Zählung erst nach Ablauf einer Karenzzeit von e t w a 1 0 s nach Meldung des angerufenen Teilnehmers einsetzen z u lassen, damit der Teilnehmer f ü r seinen I r r t u m nicht durch die Verrechnung eines

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u. U. verhältnismäßig hohen Gebührenbetrags zu empfindlich bestraft wird. Man kann aber während der Karenzzeit die Ortsgebühr verrechnen, die im Ortsverkehr ebenfalls bei Irrtümern erhoben wird. Die Einführung eines nicht störenden Warnzeichens vor Ablauf jeder Zeiteinheit kann für die Teilnehmer zweckmäßig sein, sie wird aber von den Verwaltungen verschieden günstig beurteilt. Wird das Warnzeichen gewünscht, so läßt es sich mit einfachen Mitteln einfügen. Zu 8: Zeitzonenzähler werden nicht bei Ortsgesprächen benötigt, sondern nur bei Ferngesprächen. Sic sind demnach nur in Richtung nach den Fernleitungen zu einzuschalten. Da von den 3 Teilen des Zeitzonenzählers, dem Zonenschalter, dem Zeitschalter und dem Zählschalter, nur der Zeitschalter zur Überwachung der Gespräche dauernd in der Leitung liegen muß, so könnten Zonen- und Zählschalter zentral angeordnet und nach Bedarf in die Leitung eingeschaltet werden. Der Zonenschalter muß aber beim Beginn des Aufbaues der Verbindung unverzüglich in die Leitung eingeschaltet werden, damit er ohne Zeitverlust die Zone auf Grund der Stromstoßgabe richtig ermitteln kann. Ist die Zone erfaßt, so könnte er abgeschaltet werden, sofern die Zone durch andere Schaltmittel — Schalter oder Relais —, deren U m f a n g von der Zahl der Zonen abhängt und mit diesen wächst, in der Leitung festgehalten wird. Ob sich diese Maßnahme aber lohnt, ist eine andere Frage; denn wenn man wirklich etwas an Schaltgliedern spart, so treten dafür die Nachteile zentralisierter Einrichtungen mit ihrem ungünstigen Einfluß bei Fehlern und demzufolge mit erhöhten Wartungskosten in die Erscheinung. Ebenso könnte der Zahlschalter zentral angeordnet werden. Dies dürfte sich aber noch weniger lohnen als die Zentralisierung des Zonenschalters, weil der Zählschalter wenig Schaltarme hat und daher über sehr viele Schaltglieder angeschaltet werden müßte. Wenn nicht ganz erhebliche wirtschaftliche Vorteile erzielt werden, sollte man auf die Einführung zentraler Glieder verzichten. Wichtiger als diese Frage ist die Zentralisierung oder Dezentralisierung der Zeitzonenzähler selbst. Die Zentralisierung der Zeitzonenzähler im Hauptamt einer Netzgruppe hat wohl den Vorteil der leichteren Überwachung, dafür sind aber besondere Mittel aufzuwenden, um den Ursprung einer Verbindung, wenn sie von einem Unteramt über Knotenämter zum Hauptamt führt, richtig festzustellen. Die Dezentralisierung, bei der man diese Mittel spart, hat den Nachteil, daß wichtige, nicht ganz einfache Schaltglieder an den äußersten Ausläufern des Netzes in den Unterämtern, wo vielfach keine ständige Überwachung vorhanden ist, aufgestellt werden müssen. Die günstigste Lösung ist wohl ein Mittelweg, indem man die Zeitzonenzähler für die Unterämter in den Knotenämtern, die größtenteils Überwachung haben, aufstellt. Man spart dadurch die besonderen Mittel zur Bestimmung des Ursprungs einer Verbindung und kann trotzdem die Zeitzonenzähler leicht überwachen. In Abb. 68 ist die Anordnung der Zeitzonenzähler in einer Netzgruppe mit Kennzahlenwahl dargestellt. Die jeweilige Amtskennzahl und die mög121

liehen Teilnehmernummern sind in der Abbildung angegeben. Bei Ortsverbindungen braucht die Kennzahl nicht gewählt zu werden, sondern nur die Teilnehmernummer; bei Fernverbindungen dagegen wird erst die Kennzahl, dann die Teilnehmernummer gewählt. Die Zeitzonenzähler sind nur im Hauptamt und in den Knotenämtern, aber in keinem Unteramt aufgestellt. Sie werden nur, wenn eine Kennzahl gewählt wird, also bei Fernverbindungen und bei Verbindungen mit bestimmten Dienststellen, z. B. mit dem Fernamt K o , benutzt. Für jedes Amt oder für jedes Ortsnetz, also für jede Verzonungsart, gibt es nur eine Gruppe von Zeitzonenzählern, was aus wirtschaftlichen Gründen sehr wichtig ist. Das Unteramt K 4 und das Knotenamt K 4 bilden zusammen ein Ortsnetz mit Ortsgebühr, so daß Zeitzonenzähler für den Verkehr der Teilnehmer untereinander nicht erforderlich sind. Demzufolge er-

Abb. 08.

A n o r d n u n g der Zeitzonenzähler in X e t z g r u p p e n mit vollselbsttätigem Betrieb.

folgt auch die Wahl der Teilnehmer zwischen diesen beiden Ämtern ohne Kennzahl. Im Verkehr über Fernleitungen zum Hauptamt ist für beide Ämter nur eine Gruppe von Zeitzonenzählern vorhanden. Die Fernleitungen werden doppeltgerichtet ausgenutzt. Das Unteramt K 5 hat seine Zeitzonenzähler im Hauptamt, weil es unmittelbar daran angeschlossen ist, wobei ebenfalls doppeltgerichteter Verkehr auf den Fernleitungen stattfindet. Auf den Knotenämtern K 3 und K 6 stehen die Zeitzonenzähler in je einer Gruppe für die eigenen Teilnehmer und für die Teilnehmer der angeschlossenen Unterämter. Die Wahl erfolgt mit Kennzahl, und die Verbindungen enthalten Zeitzonenzähler, weil es sich um Fernverbindungen handelt. Der Verkehr zwischen Knotenamt und dem eigenen Unteramt und in umgekehrter Richtung verläuft über Umsteuerwähler im Knotenamt, die durch den Zeitzonenzähler bei Wahl der entsprechenden Kennzahl gesteuert werden. Die

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Fernleitungen werden hierbei gerichtet betrieben. Natürlich lassen sich die Fernleitungen in allen gezeigten Fällen auch gemischt, d. h. zum Teil doppeltund zum Teil einfachgerichtet betreiben, wodurch aber grundsätzlich nichts geändert wird. Wichtig ist, daß in jeder aufgebauten Fernverbindung aus wirtschaftlichen Gründen nur ein Zeitzonenzähler eingeschaltet ist. Die Anordnung der Zeitzonenzähler in einer Netzgruppe ohne Kennzahlen ist grundsätzlich dieselbe; im Verbindungsaufbau werden in den Knoten- und Unterämtern dann teilweise Gruppenwähler durch Umsteuerwähler ersetzt. In dem einfachen Beispiel der Abb. 68 braucht der Zeitzonenzähler für den Verkehr innerhalb der Xetzgruppe nur ein- und zweistellige Kennzahlen zu erfassen. Erstreckt sich der vollselbsttätige Fernverkehr über die eigene

Abb. 6y.

Zeitzonenzähler in erweiterter grundsätzlicher

Darstellung.

Netzgruppe hinaus zu anderen Netzgruppen, so werden die Fernleitungen an den Ferngruppenwählern angeschlossen, wie aus Abb. 68 zu ersehen ist. In diesem Falle müssen die Zeitzonenzähler aus dreistelligen Kennzahlen die Zone ermitteln. In Abb. 69 ist ein Zeitzonenzähler in erweiterter grundsätzlicher Darstellung gezeigt, der neben dem Hilfszonen- und Zonenschalter den Zeitschalter, den Hilfszeitschalter und den Zählvorgang nach der Prüfung mit den in umgekehrter Reihenfolge am Zählschalter angeschlossenen Leitungen sowie die Tag- und Nachtumschaltung erkennen läßt. In Abb. 70 wird noch ein Zeitzonenzähler mit Motorwähler gezeigt, der eine Weiterentwicklung des Zeitzonenzählers in Abb. 64 mit allen von diesem erfüllten Bedingungen darstellt. Alle in dieser Arbeit behandelten technischen und wirtschaftlichen Maßnahmen sind bei dieser Weiterentwicklung 123

angewendet worden. D e r dadurch erzielte Gewinn im erforderlichen A u f w a n d ist aus dem Vergleich der beiden A b b . 64 und 70 ohne weiteres zu ersehen. Durch B i l d u n g von Zonengruppen, bei denen man eine Anzahl von Ä m tern zu einer Zone zusammenfaßt und nicht mehr die genaue A m t s e n t f e r nung, sondern die mittlere Zonenentfernung der Gebührenberechnung zugrunde legt, kann man den Zonenschalter und damit den Zeitzonenzähler vereinfachen, wie in A b s c h n i t t 1 3 behandelt werden wird. J e einfacher die Bedingungen gestellt werden, desto einfacher wird der Zeitzonenzähler.

A b b . 70.

Xeitzonenzähler

f ü r 800 Z o n e n p u n k l c ( g e r i n g e r e r A u f w a n d als die f ü h r u n g n a c h A b b . 64).

Aus-

Zeitzonenzähler bilden die Grundlage des selbsttätigen Fernverkehrs und damit der K i n n a h m e n der V e r w a l t u n g e n ; sie sollten deshalb so einfach und betriebssicher wie möglich ausgebildet werden. Sie lassen mit ihren drei Teilen (Zonenschalter, Zeitschalter, Zahlschalter) verschiedenen A u f b a u zu, wobei eine Unterteilung der drei Schalter und eine W i e d e r z u s a m m e n f a s sung der Teile in anderer F o r m technische und wirtschaftliche Vorteile bringt. E i n f a c h e elektrische Lösungen mit bekannten Schaltelementen (DrehWählern) empfehlen sich wegen ihrer leichten Anpassungsfähigkeit an alle Zonen- und T a r i f ä n d e r u n g e n mehr als mechanische Lösungen. Die Zeitzonenzähler in Netzgruppen sollten nur im H a u p t a m t und in den K n o t e n ä m t e r n jeder Netzgruppe aufgestellt werden, wobei in jeder Fernverbindung nur ein Zeitzonenzähler eingeschaltet sein darf.

12. Die verschiedenen selbsttätigen Verrechnungsarten der Ferngebühren, Iis gibt verschiedene Arten der Gebührenverrechnung i m selbsttätigen F e r n v e r k e h r , die sich zunächst dadurch unterscheiden, daß den Teilnehmern verschiedenartige Rechnungen zugehen. B e i m alten B e t r i e b der Herstellung

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der Fernverbindungen durch Hand war es üblich, dem Teilnehmer monatlich Rechnungen über die Zahl der Ortsgespräche und getrennt davon die Zahl der verschiedenen Ferngespräche zu übersenden, wobei er noch die ausgestellten Gebührenzettel für jedes Kerngespräch zur Prüfung erhielt. Bei der selbsttätigen Herstellung der Kernverbindungen sind folgende Arten der Gebührenverrechnung möglich und zum Teil eingeführt: a) Die Gebühren für die selbsttätig hergestellten Fernverbindungen werden zusammen mit den Gebühren für die Ortsgespräche auf denselben Zähler verrechnet. Die Teilnehmer erhalten die Orts- und Ferngebühren in einer Summe verrechnet, ohne einen besonderen Nachweis der Gebühren für die einzelnen FernVerbindungen. b) Ks werden getrennte Zähler für Orts- und Ferngespräche vorgesehen, wobei die Ferngebühren wie die Ortsgebühren in einer Summe erhalten werden. Die Teilnehmer erhalten zwei getrennte Summen für Ortsund für Ferngebühren verrechnet, aber ohne Nachweis der Gebühren für die einzelnen Fernverbindungen. c) Ks werden selbsttätige Gebührendrucker verwendet, die den früheren Gesprächszettel mit allen erforderlichen Angaben selbsttätig drucken, so daß die Teilnehmer neben den Ortsgebühren wieder den Nachweis über die Gebühren jeder einzelnen Kernverbindung in der früheren Art erhalten. d) U m die beim Handbetrieb nach einem Ferngespräch mögliche Gebührenansage zu erreichen, können Gebührenanzeiger beim Teilnehmer vorgesehen werden, die die jeweilige Gesprächsgebühr unmittelbar nach einem Gespräch angeben. Gebührenanzeiger können f ü r alle vorgesehenen Verrechnungsarten von a bis c verwendet werden. Zu diesen verschiedenen Verrechnungsarten ist zu sagen: Zu a : Die einfachste, wirtschaftlichste und verbreitetste Art der Gebührenverrechnung ist, die Ferngebühren auf den Teilnehmerzähler als .Mehrfachzählung gemeinsam mit den Ortsgebühren zu verrechnen, wobei natürlich die Ferngebühren ein Mehrfaches der Ortsgebühren oder die Orts- und Ferngebühren ein Mehrfaches der gleichen Kinhcit betragen müssen. Diese Art erfordert keinerlei zusätzliche Kinrichtungen bei den Teilnehmeranschlüssen und wurde schon bei der ersten Netzgruppe in Weilheim eingeführt. Die Teilnehmer erhalten je Monat in ihrer Gebührenrechnung nur eine Gesamtsumme für Orts- und selbsttätig hergestellte Kernverbindungen, die nicht die Zahl der Gespräche, sondern die Zahl der Gebühreneinheiten enthält. Wenn die Teilnehmer durchaus Gesprächszettel für derartige Kernverbindungen wünschen, so können sie die Kernverbindungen in der alten Art von der Fernbeamtin im Endfernamt fordern, die dann wieder die Zettel in gewöhnlicher Weise ausstellt. Sie tauschen damit aber für die schnelle selbsttätige Verbindungsherstellung die verzögerte Herstellung der Verbindung durch die Beamtin ein. In der Praxis hat sich in allen Fällen gezeigt, daß die Teilnehmer nach der Überleitung zum Wählerbetrieb nach ganz 125

kurzer Zeit in den weitaus meisten Fällen den unmittelbaren selbsttätigen V e r k e h r unter bewußtem Verzicht auf den Gebührenzettel vorziehen. Diese A r t der Verrechnung h a t sich seit 1 9 2 3 in vielen Netzgruppen des In- und Auslandes bestens bewährt. Z u b : E s lassen sich getrennte Zähler f ü r Orts- und Ferngebühren bei den Teilnehmeranschlußstellen anordnen, ohne dabei die Amtseinrichtungen besonders verwickelter zu gestalten. In diesem Falle bekommen die Teilnehmer in ihrer Gebührenrechnung eine S u m m e f ü r die Ortsgespräche und eine S u m m e f ü r die Ferngespräche verrechnet, jedoch nicht unterteilt in Z a h l und Wert und ohne Gebührcnzettel. E s gibt nun verschiedene Arten, wie die Zähler betätigt w e r d e n ; entweder zählt ein Zähler die reinen Ortsgebühren und der zweite Z ä h l e r die S u m m e von Orts- und Ferngebühren, so daß eine S u b t r a k t i o n die reinen F e r n g e b ü h r e n ergibt, oder ein Zähler zählt die reinen Ferngebühren und dei

Abb. 71.

Grundsätzliche Darstellung eines Doppelzählers f ü r Orts- und f ü r Orts- und Ferngespräche.

zweite die Orts- und Ferngebühren, so daß eine Subtraktion die reinen Ortsgebühren ergibt, oder aber, die Zähler zählen klar nur die Ortsgebühren und nur die Ferngebühren. Alle diese Fälle sind möglich, der A u f w a n d f ü r die Steuerung der Zähler ist aber sehr verschieden. E s gibt d a f ü r elektrische Lösungen mit Hilfe von mehreren Relais und mechanische Lösungen, die durch gewisse K u p p e l u n g e n der beiden Zähler untereinander erreicht werden. Eine einfache mechanische Lösung mit geringem A u f w a n d ist diejenige, bei der ein Zähler die reinen Orts- und der zweite Zähler die S u m m e von Orts- und Ferngebühren angibt. In A b b . 7 1 ist als Beispiel eine derartige L ö s u n g grundsätzlich dargestellt. Oben ist der Zähler f ü r Orts- und Ferngebühren, darunter der Zähler f ü r die reinen Ortsgebühren gezeichnet. Die K u p p l u n g besteht aus einer Feder, die den A n k e r des Ortszählers sperren kann, und aus einem D a u m e n am A n k e r des Orts- und Fernzählers, der die Sperrfeder in die Spcrrlage drückt. Die Wirkungsweise ist folgende: W i r d ein Ortsgespräch gezählt, so sprechen die A n k e r beider Zähler an, der A n k e r des Ortszählers fällt bei der Ausschaltung früher a b als der A n k e r des Ortsund Fernzählers, weil dieser eine kleine elektrische D ä m p f u n g durch das parallel geschaltete T - R e l a i s des I. Vorwählers in der bekannten S c h a l t u n g

126

hat. E i n e W i r k u n g der Sperrfeder und des D a u m e n s tritt bei der Ortszählung nicht ein. B e i der Zahlung von Ferngesprächen dagegen sprechen zwar beim ersten Zählstromstoß ebenfalls beide A n k e r der Zähler an, doch fällt w ä h r e n d der Mehrfachzählung der A n k e r des Ortszählers infolge eines bestehenbleibenden Haltestromes nicht a b ; nur der A n k e r des Orts- und Fernzählers arbeitet entsprechend den Zählstromstößen. Am Schluß der Mehrfachzählung fällt, weil der H a l t e s t r o m noch kurzzeitig bestehen bleibt, erst der A n k e r des Orts- und Fernzählers ab, dessen Daumen jetzt die Feder in die Sperrlage d r ü c k t , wodurch der A n k e r des Ortszählers auch nach Ausschaltung des Haltestromes am Doppelzähler für Orts- und für OrtsAbb. A b f a l l e n gehindert wird. Da und F e r n g e s p r ä c h e . das Z ä h l w e r k nur beim Ankera b f a l l betätigt wird, so tritt eine Ortszählung nicht ein. Dieser V o r g a n g wiederholt sich bei jeder Mehrfachzählung. E r s t wenn wieder ein Ortsgespräch gezählt wird, fällt der A n k e r des Ortszählers mit ab. In der A b b . 7 1 ist links die R u h e l a g e der Zähleranker nach einem Ortsgespräch ohne Sperrung und rechts nach einem Ferngespräch mit S p e r r u n g dargestellt. A b b . 72 zeigt die A u s f ü h r u n g der beiden Zähler als Doppelzähler, A b b . 73 die Schaltung derselben. D e r Ortszähler ZO liegt niederohmig in der Leitung, der Orts- und Fernzähler Z F mit gewöhnlichem W i d e r s t a n d eines Zählers parallel zu einer Wicklung des T - R e l a i s . Bei der V e r w e n d u n g von zwei Zählern braucht die Ferngebühr nicht mehr ein Mehrfaches der Ortsgebühr zu sein, sondern die Grundeinheit kann eine andere sein. Z u c: L'm bei dem alten Z u s t a n d zu bleiben und keine Änderung in der Verrechnung der Gebühren einzuführen, hat man Gebührendrucker entwickelt, die die Gebührenzettel mit allen erforderlichen Angaben selbsttätig herstellen. Sie enthalten die N u m m e r des Gerufenen, die N u m m e r des R u f e n den, die Gesprächsgebühren, die Zeit beim Beginn des Ferngespräches, das D a t u m , die laufende N u m mer und die N u m m e r des Gebührendruckers. Alle diese Einstellungen erfolgen elektromagnetisch durch Stromstöße, durch die mit Hilfe von Schaltwerken T y p e n r ä d e r eingestellt werden, und zwar werden die Stromstöße gegeben: F ü r die N u m m e r des Gerufenen durch die Wahlstromstöße, f ü r die N u m m e r des

Abb. 73. Schaltung des Doppclzählers. 127

R u f e n d e n durch S t r o m s t ö ß e v o n einer besonderen E i n r i c h t u n g i m ü r t s a m t des R u f e n d e n , f ü r die G e s p r ä c h s g e b ü h r e n a m Schluß des G e s p r ä c h e s v o m Z e i t z o n e n z ä h l e r , f ü r die B e g i n n z e i t d u r c h eine U h r , b e e i n f l u ß t d u r c h den Z e i t z o n e n z ä h l e r , f ü r die E i n s t e l l u n g des D a t u m s e b e n f a l l s durch eine U h r , f ü r die l a u f e n d e N u m m e r eine E i n r i c h t u n g im G e b ü h r e n d r u c k e r selbst. Die

52301527

9„ 31

N u m m e r des D r u c k e r s feste E i n s t e l l u n g .

678966

ist

eine

A l l e diese E i n s t e l l u n g e n der T y p e n r ä d e r w e r d e n mit H i l f e v o n D r u c k m a g n e t e n auf einen l a u f e n den P a p i e r s t r e i f e n g e d r u c k t , der 67201527 732566 9» 27 dann g e w i s s e r m a ß e n die G e b ü l i 00,90 010 39 H6 134 renzcttel a n e i n a n d e r g e r e i h t enthält. D i e einzelnen Gebühren72323456 832122 zettel k ö n n e n vom Gebühren9„ 22 drucker nach dem Druckvorgang 010 39 01, 50 H6 133 gleich a b g e s c h n i t t e n werden, sie können aber auch zusammen66342106 743124 9„ 15 hängend aufgerollt am Drucker bleiben. Die A r t des T r e n n e n s 010 39 H6 132 00, 90 und der A u f b e w a h r u n g der Gebührenzettel n a c h dem D r u c k e n Nr des Rufenden Tageszeit Nr. des Oerufenden hängt v o n der N a c h b e h a n d l u n g Oebühr Tag Jahr Nr. d. Druckers lfd. Nr. derselben ab. A b b . 74 zeigt zusammenhängende Gebührenzettel, A b b . 74. Gebührenzettelstrcifen des Gebiihrendruckers. aus denen die A n g a b e n u n d deren B e d e u t u n g ersichtlich ist. S c h w i e r i g ist bei allen diesen verschiedenen N u m m e r n e i n s t e l l u n g e n n u r die E r m i t t l u n g der N u m m e r des R u f e n d e n . D a f ü r gibt es v e r s c h i e d e n e Methoden, v o n denen eine die folgende ist: 01,20

010

39

H6

135

D e r g e w ö h n l i c h e T e i l n e h m e r z ä h l e r erhält einen besonderen K o n t a k t , der im G e g e n s a t z zur g e w ö h n l i c h e n Z ä h l u n g längere Z e i t geschlossen bleibt, w e n n die N u m m e r des R u f e n d e n ermittelt werden soll. Die Z ä h l e r k o n t a k t e der T e i l n e h m e r sind k o o r d i n a t e n m ä ß i g je l o o e r - G r u p p e z u s a m m e n g e s c h a l t e t . D e n K o o r d i n a t e n l e i t u n g e n sind E i n e r - und Zehnerrelais z u g e o r d n e t , die b e i m längeren Geschlossensein eines K o n t a k t e s a n s p r e c h e n u n d sich g e g e n s e i t i g sperren, so daß die g e w ö h n l i c h e n Z ä h l s t r o m s t ö ß e , die die T e i l n e h m e r z ä h l e r n u r kurzzeitig erregen, die R e l a i s nicht m e h r beeinflussen können. J e i o o e r G r u p p e sind noch b e s o n d e r s Relais v o r h a n d e n , die die b e t r e f f e n d e 1 0 0 e r G r u p p e kennzeichnen. E b e n s o sind R e l a i s je i o o o e r - G r u p p e v o r h a n d e n , so daß d u r c h die erregten E i n e r - und Z e h n e r - K o o r c l i n a t e n r e l a i s , die 1 0 0 e r - u n d i o o o e r - G r u p p e n r e l a i s die N u m m e r des R u f e n d e n e i n w a n d f r e i g e g e b e n ist, die d a n n durch irgendeinen S t r o m s t o ß g e b e r z u m G e b ü h r e n d r u c k e r übertragen wird. Die E r m i t t l u n g der N u m m e r der v e r s c h i e d e n e n r u f e n d e n T e i l n e h m e r erfolgt n a c h e i n a n d e r , w a s zeitlich geregelt w i r d . Die Z a h l der

128

Abb. 75. (k'bülnvndrucker 0I11H' Abdeckkappe mit zimick»ezoLicnem I'apierstreifen.

erforderlichen Einrichtungen

je A m t richtet sich nach der S t ä r k e des Ver-

kehrs. A b b . 75 zeigt einen einzelnen auswechselbaren Gebührendrucker mit Schrittschaltantrieb der T y p e n räder o h n e A b d e c k k a p p e und m i t , j m — zurückgezogenem Papierstreifen, so daß der innere A u f b a u ^^k Druck^ ¡¡jJ^^^^ÖL 'S h ä m m e r n ersichtlich ist. A b b . 7 6 zeigt den Gebührendrucker geschlossen unter Schutzkappe. A b b . 77 zeigt die Ansicht eines vollständigen Amtsgestelles mit Gebührendruckern. B e i Verwendung des Gebührendruckers ist es ebenfalls nicht mehr erforderlich, daß die Ferngebühren ein Mehrfaches der Ortsgebühren betragen 9

Abb. 7O. Gebührendrucker unter Schutzkappe. 129

müssen, sondern die Grundeinheit kann eine andere sein. Der allgemeine A u f w a n d f ü r die Verrechnung der Ferngebühren mit Gcbiihrendrucker ist natürlich größer als bei der einfachen Verrechnung der Ferngebühren gemeinsam mit den Ortsgebühren auf denselben Gesprächszähler wie unter a. Gebiihrendruckcr empfehlen sich im zwischenstaatlichen Fernverkehr, wo die Gebührenzettel die Grundlage zur gegenseitigen Verrechnung der Gebühren bilden können. Die Gebührendrucker, die f ü r diesen Zweck einfach sein können, denn die E r m i t t lung der Nummer des Kufenden ist nicht erforderlich, werden unmittelbar in die zwischenstaatlichen Fernleitungen eingeschaltet. A u c h in Nebenstellenanlagen und f ü r andere besondere Z w e c k e lassen sie sich \ erwenden. Zu d: Die im H a n d b e t r i e b auf Anforderung übliche sofortige Ansage der Gebühren von Fernverbindungen ist beim Wählerbetrieb durch den Gebührenanzeiger, der beim Teilnehmer aufgestellt wird, möglich. Der Gebührenanzeiger ist wichtig f ü r Hotels und Geschäfte, bei denen Sprechgäste den Fernsprecher benutzen. E r bestellt aus einem elektroA b b . 77.

Gestell mit

A b b . 78.

130

Gebührendruckern.

Gebührenanzeiger.

magnetischen Schaltwerk, das T y p e n r ä d e r wciterschaltet, die die Zahl der Zählstromstöüe und damit unmittelbar die G e b ü h r angeben. Durch Betatigen eines Schaltergriffes kann der Gebührenanzeiger in die R u h e l a g e zurückgebracht und der S p r e c h a p p a r a t gesperrt werden. K s sind mehrere Gespräche hintereinander möglich, deren Gebühren der Gebührenanzeiger summiert. B e t ä t i g t wird der Gebührenanzeiger am Schluß oder während des Gespräches je nach der A r t der Z ä h l u n g durch Zählstromstöße v o m A m t , • ^ 1 1 / • die über die Sprechleitungen mit ' Wechselstrom gegeben werden. Der E l e k t r o m a g n e t besteht aus zwei getrennten magnetischen K r e i s e n , in denen die Teilströme wie beim Wechselstromrelais, das Abb. 79. S c h a l t u n g des Gebühren' noch behandelt wird, u m go° anzeigers. phasenvcrschoben sind, und aus einem gemeinsamen A n k e r , der durch Stoßklinken das Z ä h l w e r k fortschaltet. D a s Zählwerk gibt die Zahl der Gebühreneinheiten an und kann unmittelbar in Geldwerten bezeichnet werden. A b b . 78 zeigt den Gebührenanzeiger selbst, geöffnet und geschlossen. A b b . 7 9 läßt seine Schaltung erkennen, bei der während der Z ä h l u n g Wechselstrom 50 Hertz gleichzeitig über beide Sprechadcrn zum Gebührenanzeiger beim Teilnehmer fließt. E r läßt sich bei allen Verrechnungsarten von a bis c verwenden, wenn bei c neben dem Gebührendrucker auch die Zählstromstöüe f ü r die Ferngebühren auf den Teilnehmerzähler übertragen werden. D e r Gebührenanzeiger erfordert, wenn er die Gebühren von mehreren Orts- und Ferngesprächen summieren soll, daß die Ferngebühren ein Mehrfaches der Ortsgebühren betragen.

13. Ferngebührentarif und Wählertechnik. D e r Ferngebührentarif ist ganz natürlich der ursprünglich allgemein verwendeten H a n d a m t s t e c h n i k angepaßt worden. Bei der E i n f ü h r u n g der Wählertechnik, die sich erheblich von der H a n d a m t s t e c h n i k unterscheidet, k ö n n t e geprüft werden, ob dieser Tarif noch vollkommen zurecht besteht, oder o b er nicht in der einen oder anderen Weise der neuen Technik zweckmäßig angepaßt werden könnte, um unter U m s t ä n d e n Vereinfachungen des Betriebes oder der Technik zu erzielen. E i n e gewisse Anpassung ist schon in vielen S t a a t e n dadurch eingeführt worden, daß die Ferngebühren als Mehrfaches der Ortsgebühren festgelegt w u r d e n , wodurch es möglich w a r , die Gebühren der Ferngespräche gemeinsam mit denjenigen der Ortsgespräche in Mehrfachzählung auf den Teilnehmerzähler zu verrechnen. Diese Anpassung hat sich außerordentlich bew ä h r t ; denn sie ermöglicht die wirtschaftlichste Verrechnungsmethode der Ferngespräche. E s f r a g t sich, ob es nicht noch andere Möglichkeiten gibt, u m V e r e i n f a c h u n g e n zu erzielen. 9*

Die F e r n g e b ü h r ist bekanntlich abhängig von der E n t f e r n u n g der Ortsä m t e r der Teilnehmer, die ein Gespräch führen, und von der Gesprächszeit. B e i d e E i n f l ü s s e sollen hier auf ihre Bedeutung und ihre Anpassungsfähigkeit an die neue B e t r i e b s f o r m untersucht werden. Die E r f a s s u n g der genauen E n t f e r n u n g der Orte, zwischen denen ein Berngespräch s t a t t f i n d e t , erfordert im S e l b s t w ä h l f e r n v e r k e h r einen gewissen A u f w a n d an E i n r i c h t u n g e n ; denn f ü r jede einzelne Fernverkehrsbeziehung muß am Zonenschalter des Zeitzonenzählers, an dem die genaue E n t f e r n u n g ermittelt wird, ein besonderer K o n t a k t vorhanden sein. J e mehr Orte demnach zum S e l b s t w ä h l f e r n v e r k e h r zugelassen sind, u m so größer ist der Zonenschalter. Hierbei machen besonders die kurzen E n t f e r n u n g e n gewisse Schwierigkeiten, weil die S t u f e n der Tarifzonen bei kurzen E n t f e r n u n g e n klein, bei großen E n t f e r n u n g e n groß sind. Bei den kurzen E n t f e r n u n g e n ändert sich der Tarif bei 1 5 , 25, 50, 75 und 100 km, während er sich darüber hinaus nur von 100 zu 1 0 0 k m ändert. Vereinfachungen könnten daher nur in den kurzen E n t f e r n u n g e n in Betracht kommen. B e i kurzen Entfernungen könnte man, wie es schon vorgeschlagen und auch teilweise eing e f ü h r t ist, sogenannte Zonengruppen bilden, indem man eine Gruppe von Ortsämtern zu einer Zone zus a m m e n f a ß t und die Gebühren nicht mehr nach der genauen E n t fernung der Ä m t e r , sondern nach der mittleren E n t f e r n u n g der Zonen bestimmt. A m zweckmäßigsten lassen sich die Knotenamtsbezirke als Zonen ausbilden. In A b b . 80 ist als Beispiel eine Xetzg r u p p c dargestellt, die in 7 Zonen eingeteilt ist. J e d e s K n o t e n a m t mit den dazugehörigen Unterämtern bildet eine Zone, ebenso das A b b . 80. X c t z g r u p p e , e i n g e t e i l t in Z o n e n H a u p t a m t mit seinen Unterämtern. gruppen. Die Zonen sind als Kreise angegeben, sie können natürlich auch jede andere der L a n d s c h a f t angepaßte F o r m haben. Die Gebühren innerhalb dieser X c t z g r u p p e könnten zunächst wie folgt vorgesehen w e r d e n : Innerhalb jeder Zone, die einen R a d i u s von e t w a 5 bis 1 0 k m haben könnte, wird die einfache Ortsgebühr erhoben. Die G e b ü h r zwischen zwei anliegenden Zonen könnte das Doppelte oder D r e i f a c h e der Ortsgebühr, die Gebühr zwischen nicht anliegenden Zonen k ö n n t e das Dreifache bis Sechsfache betragen. B e i dieser Gebührenbestimmung würde aber unter Umständen ein A u s f a l l an Ortsgebühren eintreten, weil der Ortstarif den bis-

herigen 5 - k m - K r e i s überschreitet. U m das zu verhindern, könnte der Ortstarif wie bisher bestehen bleiben, und die Gebühren für die Gespräche innerhalb der eigenen und zwischen den anderen Zonen könnten entsprechend ihrer Größe und der Größe der Netzgruppe festgelegt werden. H a t eine Netzgruppe n Ä m t e r , so gibt es innerhalb derselben n •

^

verschiedene Kntfernungen. In jedem A m t müssen n — 1 E n t f e r n u n g e n erf a ß t werden, und mindestens ebenso viele K o n t a k t e muß der Zonenschaltcr haben. Um aber frei in der Numerierung der Ä m t e r zu sein, müssen bedeutend mehr K o n t a k t e am Zonenschalter vorgesehen werden. Man k o m m t daher mit einem einfachen Drehwähler als Zonenschalter nicht mehr aus, sondern m a n muß außer diesem noch andere Wähler, unter Umständen Hebdrehwähler oder Motorwähler mit zu Hilfe nehmen. Der Zonenschaltcr ist im allgemeinen mit dem M i t l a u f w e r k vereinigt, das die Freischaltung der Y e r b i n d u n g s l e i t u n g bei Ortsverbindungen veranlaßt. F ü r diesen Mitläufer, der nur die eigene A m t s n u m m e r feststellt, genügt ein ganz kleiner einfacher Drehwähler, der auch für eine dreistellige A m t s r u f n u m m e r vollkommen ausreicht. Dieser Schalter würde auch als Zonenschalter ohne weiteres genügen, wenn m a n auf die genaue E r f a s s u n g der L u f t l i n i e n e n t f e r n u n g verzichtet und die ganze Netzgruppe in gewisse Gruppen von zusammenliegenden Ä m t e r n , sog. Z o n e n g r u p p e n , einteilt, wie es schon behandelt wurde. Gegen die E i n f ü h r u n g der vereinfachten Zonenerfassung wird mitunter eingewendet, daß gezogene Grenzen immer H ä r t e n mit sich bringen; das ist richtig, aber allgemein sind in der ganzen Welt bei den verschiedensten Unternehmungen aus Gründen der E i n f a c h h e i t derartige Grenzen längst eingeführt, ohne daß besonderer Anstoß daran genommen wird. Z. B . ein G e s p r ä c h von B e r l i n - F r o h n a u nach Berlin-Lichtenrade auf 30 k m E n t f e r n u n g kostet nur 1 0 P f . , während ein Gespräch von B e r l i n - F r o h n a u nach Hohenneuendorf auf 5 k m E n t f e r n u n g 30 Pf. kostet. Diese B e o b a c h t u n g e n können überall an den verschiedensten l r ernsprechanlagen des In- und Auslandes g e m a c h t werden. A b e r auch andere Nachrichtenmittel verwenden derartige V e r e i n f a c h u n g e n , denn z. B . ein Brief von Aachen nach Insterburg über 1 1 4 0 k m E n t f e r n u n g kostet 1 2 P f . , während ein Brief von Aachen nach Maastricht über 3 0 k m E n t f e r n u n g 25 Pf. kostet. A u c h bei den Verkehrsmitteln können ähnliche Maßnahmen gefunden werden. E i n e F a h r t z. B . von BerlinTegel nach Berlin-Mariendorf auf 20 k m E n t f e r n u n g kostet 25 Pf., eine F a h r t v o n Tegel nach Glienicke auf 5 k m E n t f e r n u n g kostet 30 Pf. Wenn überall von derartigen Vereinfachungen der Methoden Gebrauch g e m a c h t wird, so wird es zweckmäßig sein, aus Gründen der Wirtschaftlichkeit auch in den Netzgruppen derartige Vereinfachungen einzuführen, zumal solche großen Unterschiede wie besprochen, gar nicht v o r k o m m e n können. I m allgemeinen wird in den Netzgruppen bei dieser Methode niemand geschädigt, weil sich im Durchschnitt die Plus- und Minuswerte sowohl f ü r die Teilnehmer als auch f ü r die V e r w a l t u n g aufheben werden. Tarif und Technik sind nun einmal aufeinander angewiesen und müssen aufeinander Rücksicht nehmen, wenn

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das Günstigste erreicht werden soll. W i r d der Tarif ohne R ü c k s i c h t auf die Technik aufgestellt, so wird die Technik teuer und unter U m s t ä n d e n sogar der B e t r i e b recht unwirtschaftlich. Da bei L a n d a n l a g e n ganz allgemein die Wirtschaftlichkeit sehr in F r a g e gestellt ist, so müssen unter allen Umständen alle nur denkbaren Vereinfachungsmöglichkeiten zur wirtschaftlichen Ausgestaltung des Betriebes herangezogen werden. Vereinfachungen in dieser Weise würden sich günstig auf die Große des Zonenschalters im Zeitzoncnzähler auswirken, der dann erheblich einfacher und kleiner ausgebildet werden könnte. E s müßte aber von F a l l zu Fall g e p r ü f t werden, ob die jährlichen Ersparnisse im Zeitzoncnzähler nicht durch den unter U m s t ä n d e n vorhandenen A u s f a l l an Gebühren aufgehoben werden. Der zweite F a k t o r in der Berechnung der Ferngebühren ist die Gesprächszeit. E s gibt L ä n d e r , in denen für die kürzeren E n t f e r n u n g e n die Zeit wie bei einem Ortsgespräch nicht berücksichtigt w i r d ; das bedeutet eine Vereinf a c h u n g der Einrichtungen aber auch einen A u s f a l l an Gebühren, und es fragt sich, ob dies allgemein empfehlenswert ist. Die Zeit spielt überall bei allen Unternehmungen eine wichtige Rolle, und sie ist von erheblicher volkswirtschaftlicher und erzieherischer Bedeutung. B e i Berücksichtigung der Zeit werden die Ferngespräche kürzer und von allen unnötigen Mitteilungen und B e m e r k u n g e n entlastet, was an sich nicht als Verlust sondern als volkswirtschaftlicher Gewinn angesehen werden muß. Wenn andererseits ein Teilnehmer ein stundenlanges wichtiges Gespräch zu führen hat, so ist dies f ü r ihn wertvoll, und er kann dann auch mehr d a f ü r bezahlen, als wenn es sich nur um eine kurze Mitteilung handelt. Aus diesen Überlegungen heraus ist sogar vielfach vorgeschlagen und auch schon eingeführt worden, die Zeit auch im Ortsverkehr zu berücksichtigen. E s wird sich also nicht empfehlen, auf die Zeit im Fernverkehr auch über kleine E n t f e r n u n g e n zu verzichten. Man kann aber die Zeitberechnung beim Wählerbetrieb etwas anders als beim H a n d b e t r i e b gestalten. V o m H a n d b e t r i e b her ist es eingeführt, auch f ü r ganz kurze Ferngespräche mindestens 3 min zu verrechnen, um ein E n t g e l t f ü r den zeitraubenden Verb i n d u n g s a u f b a u zu erhalten. Nach den ersten 3 min wurden immer weitere 3 min in Anrechnung gebracht. U m die Gebühren wenigstens f ü r längere Gespräche besser anzupassen, hat man nach den ersten 3 min jetzt die minutliche Verrechnung der weiteren Zeit eingeführt. Man berechnet daher die Gesprächszeit 3 — 1 -j- 1 — 1 usw. min. Da nun der A u f b a u einer F e r n v e r bindung beim Wählerbetrieb erheblich schneller erfolgt als im Handbetrieb, so könnte unbedenklich auf die Anrechnung der gesamten ersten 3 min verzichtet werden und die Ferngebühren von A n f a n g an je min in Anrechnung gebracht werden. Dieser Vorschlag wird sich aber wahrscheinlich erst verwirklichen lassen, wenn die Wählertcchnik im F e r n v e r k e h r weitere Ausbreitung gefunden hat. Die A n p a s s u n g der Faktoren des Tarifes, Zone und Zeit, an den neuzeitlichen Wählerbetrieb muß daher von F a l l zu F a l l auf Wirtschaftlichkeit untersucht werden.

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Fernverbindungsaufbau. 14. D e r F e r n v e r b i n d u n g s a u f b a u und die Nummernverteilung in den N e t z g r u p p e n und im großen Fernnetz. a) D e r V e r b i n d u n g s a u f b a u u n d die X u m m e r n v e r t e i l u n g in den Xetzgruppen. Der Verbindungsaufbau und die damit zusammenhängende Xummernverteilung in den Netzgruppen erfolgt im Sternnetz stets vom H a u p t a m t aus. Wie das H a u p t a m t aber erreicht wird, hängt von den Interessen der Teilnehmer und von der Art der Verteilung des Verkehrs ab. Wenn in einer Netzgruppe, wie es häufig der Fall ist, der größte Teil des Verkehrs der Unterämter zum wirtschaftlichen Mittelpunkt, dem Hauptamt, fließt, so ist es zweckmäßig, alle Teilnehmer bei der Finleitung einer Verbindung sofort mit dem H a u p t a m t zu verbinden. In diesem Falle ist die Numerierung der Teilnehmer in der ganzen Netzgruppe einheitlich wie in einem großen Ortsnetz. Wenn ein Unteramtsteilnehmer eine Verbindung einleitet, so wird er zunächst selbsttätig bis zum H a u p t a m t durchgeschaltet, wo die ersten Nummernempfänger aufgestellt sind. Wählt er eine Verbindung zum H a u p t a m t , so erfolgt der Verbindungsaufbau im H a u p t a m t in gewöhnlicher Weise, wählt er aber eine Ortsverbindung oder eine Verbindung zu einem Knotenamt, das in seinem Leitungszuge liegt, so werden die belegten, aber für die Sprechverbindung nicht benötigten Verbindungsleitungen zum H a u p t a m t freigegeben, und er wird über Umsteuerwähler unmittelbar auf die Wähler des eigenen Unteramtes oder des betreffenden Knotenamtes geschaltet. Ein Kennzeichen dieser Betriebsform ist eine einheitliche Nummernverteilung, aber eine Blindbelegung der Verbindungsleitungen bis zum H a u p t a m t bei der Herstellung von Orts- oder Knotenamtsverbindungen. Diese Blindbelegungen wirken sich bei dem vorausgesetzten geringen Ortsverkehr wegen ihrer kurzen Dauer nicht besonders nachteilig aus. Fließt dagegen der größere Teil des Verkehrs der Unterämter nicht zum H a u p t a m t , sondern bleibt im eigenen oder in den zugehörigen Knotenämtern, so ist ein Verbindungsaufbau vom eigenen Unteramt mit einer sogenannten Kennzahl, für die gewöhnlich Null gewählt wird, vorteilhafter. In diesem Falle wählt der Teilnehmer eine Ortsverbindung mit der gewöhnlichen Amtsnummer des gewünschten Teilnehmers und eine Verbindung zu anderen Ämtern derselben Netzgruppe mit einer besonderen Kennzahl, die gewöhnlich zunächst aus einer Null zur Erreichung des Hauptamtes und dann aus ein oder zwei weiteren Ziffern zur Erreichung des betreffenden Amtes besteht, und dann die Amtsnummer des gewünschten Teilnehmers. Bei diesem Verbindungsaufbau spart man die Blindbelegung bei Ortsverbindungen, doch hat der Teilnehmer zu überlegen, ob er im eigenen Amt ohne Kennzahl bleiben oder ein anderes Amt mit Kennzahl wählen will. Beim Fehlleiten 135

einer Verbindung bleibt die Verbindung zunächst im eigenen A m t und wird erst dann bis zum H a u p t a m t durchgeschaltet, wenn die K e n n z a h l gewählt wird, worauf der weitere V e r b i n d u n g s a u f b a u wieder v o m H a u p t a m t aus in gewöhnlicher Weise erfolgt. Haben die U n t e r ä m t e r besonders starke Beziehungen zu ihren zugehörigen K n o t e n ä m t e r n und weniger zum H a u p t a m t , so kann man auch den V e r b i n d u n g s a u f b a u von den Knotenämtern aus erfolgen lassen. Die Teilnehmer einer K n o t e n a m t s g r u p p e bilden dann eine Gruppe mit einheitlicher Numerierung, und erst wenn Verbindungen über das K n o t e n a m t hinaus gewünscht werden, wird die Kennzahl gewählt. Man hat dann Blindbelegungcn nur von den U n t e r ä m t e r n bis zum K n o t e n a m t , aber nicht bis zum H a u p t a m t . Bei Ortsverbindungen erfolgt wieder Umsteuerung auf die Wähler des eigenen A m t e s . Der V e r b i n d u n g s a u f b a u und die Numerierung in einer Netzgruppe richtet sich daher neben deren Größe nach den Beziehungen der Teilnehmer untereinander und nach der Art des Verkehrsflusses. Der eigentliche N u m m e r n a u f b a u in einer Netzgruppe erfolgt sowohl bei einheitlicher Numerierung als auch bei der W a h l mit Kennzahl stets v o m H a u p t a m t aus. Der Unterschied der beiden A r t e n ist der, daß bei einheitlicher Numerierung nach der Nummernverteilung keine Veränderung eintritt, während bei der W a h l mit Kennzahlen von der gesamten N u m m e r die K e n n z a h l bis zur E r r e i c h u n g des A m t e s von der A m t s n u m m e r des Teilnehmers getrennt und dieser Kennzahl zur E r r e i c h u n g des H a u p t a m t e s noch, eine Null vorgesetzt wird. Die Zahl der zur W a h l eines Teilnehmers in einer Netzgruppe erforderlichen Ziffern richtet sich nach deren Größe und Unterteilung. D e r dekadische A u f b a u bringt die günstigsten und einfachsten Verhältnisse, d. h. es sollen nur bis zu 1 0 K n o t e n ä m t e r und bei diesen wieder nur bis zu je 1 0 Unterä m t e r vorgesehen werden. E ü r die jeweilige Größe der Ä m t e r sind keine besonderen B e d i n g u n g e n zu berücksichtigen, es muß aber die weitere zukünftige E n t w i c k l u n g und der A u s b a u der Anlagen beachtet werden. Bei der W a h l mit Kennzahlcn ist die Z a h l der zu wählenden Z i f f e r n bei Ortsverbindungen kleiner, weil nur die A m t s n u m m e r gewählt wird, während bei der Wahl von Netzgruppenverbindungen die Zahl um mindestens eine Stelle, z. B . Null, größer ist als bei einheitlicher Numerierung. A u c h daraus kann man ableiten, daß, um mit der geringsten Stellenzahl bei der W a h l auszukommen, bei großem Ortsverkehr der U n t e r ä m t e r Kennzahlen, bei kleinem Ortsverkehr einheitliche Numerierung zweckmäßig ist. D a man im großen Kernnetz ohne Kennzahlen sowieso nicht a u s k o m m t , so hat man auch schon Entscheidungen derart g e t r o f f e n , daß man b e s t i m m t e : I m Ortsverkehr mit einfacher Gebühr einheitliehe Numerierung, im F e r n verkehr mit m e h r f a c h e r Gebühr W a h l mit Kennzahlen, so daß die Teilnehmer bei der W a h l einer Kennzahl mit Bewußtsein ein höherwertiges Gespräch einleiten. B e i einheitlicher Numerierung erhält m a n Blindbelegungen, deren E i n -

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f l u ß herabgesetzt werden kann, wenn die Belegung der Yerbindungsleitung nicht beim Abnehmen des Handapparates, sondern erst beim Beginn der Nummernwahl mit dem ersten Wählstromstoß erfolgt. Die Blindbelegungszeit ist dann nur gleich dem A b l a u f der Nummernschalter, also höchstens i s. Der Yerbindungsaufbau und die Nummern Verteilung, die einheitlich ohne Kennzahl sind, werden dabei nicht beeinflußt. D a der Einfluß der Blindbelegungen vielfach überschätzt wird, so soll er hier sowohl für den Fall a, Belegung der Yerbindungsleitungen beim A b n e h m e n des Hörers, als auch für Fall b, Belegung der Yerbindungsleitungen erst beim Beginn der Wahl, ermittelt werden. Yerglichen werden soll hierbei die Belastung der Yerbindungsleitungen zum H a u p t a m t bei einheitlicher Numerierung mit den h'ällen a und b, mit der Belastung bei Anwendung einer Kennzahl. Der Errechnung wird je Yerbindung eine Blindbelegungszeit im Mittel von 4 s für den Fall a zugrunde gelegt, die sich aus einer Wartezeit vor dem Wählen von 3 s und einer Wählzeit für die erste Ziffer von 1 s zusammensetzt, für Fall b eine Blindbelegungszeit von 1 s nur für die Wahl. Für die YerbinMehrbelastung » dungen über das H a u p t a m t wird eine mittlere Belegungsdauer von 3,5 min angenommen, weil es sich um Fernverbindungen handelt. Die geringere Zeitdauer der Ortsanrufe hat auf das Ergebnis keinen Einfluß, weil die Ortsanrufe die YerbindungsDrfsverbmdungen leitungen nur mit der z u berückA b b . 81. M e h r b e l a s t u n g der V e r b i n d u n g s leitungen d u r c h B l i n d b e l e g u n g in P r o z e n t e n sichtigenden Blindbelegungszeit bedes V e r k e h r s , a b h ä n g i g v o m P r o z e n t s a t z der lasten. Die Rechnungen sind für Ortsverbindungen. verschieden großen Ortsverkehr a Mehrbelastung durch Belegen der Verbindun^sdurchgeführt worden, deren Ergebleuuiificn beim A b h e b e n , h -- M e h r b e l a s t u n g d u r c h Helenen d e r Verbiuduni>snis aus den K u r v e n der A b b . 81 zu k'ituni,'en b e i m W ü h l e n . ersehen ist. Es ist die Mehrbelastung der Yerbindungsleitungen in Prozenten des Yerkehrs abhängig v o m Prozentsatz des Ortsverkehrs aufgetragen. K u r v e « gibt die Mehrbelastung der Yerbindungsleitungen für den Fall a an, bei dem die Yerbindungsleitungen beim A b h e b e n belegt werden, K u r v e b gibt für den Fall b die Mehrbelastung an, wenn die Yerbindungsleitungen erst beim Wählen belegt werden. Man ersieht, d a ß bei 5 0 ° 0 Ortsverkehr eine Mehrbelastung für den Fall a von etwa 4 ° 0 und für den Fall b nur von i ° 0 auftritt. Nur wenn der Ortsverkehr sehr stark ist, z . B . 8 o ° 0 , tritt eine Mehrbelastung der Yerbindungsleitungen im Fall a von i o ° 0 , im Fall b von nur 3 ° 0 ein. Daraus ergibt sich, daß f ü r starken Ortsverkehr entweder Kennzahlen zu verwenden sind oder aber, d a ß die Belegung der Yerbindungsleitungen erst beim Wählen zu erfolgen hat. Bei einem geringen Prozentsatz des Ortsverkehrs ist die Mehrbelastung der Yerbindungsleitungen durch die Blindbelegungen nach diesen Rechnungen ohne jede Bedeutung.

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b) D e r F e r n v e r b i n d u n g s a u f b a u und die N u m m e r n v e r t e i l u n g im großen F e r n n e t z . Der Fernverbindungsaufbau und die Numerierung im großen Fernnetz können praktisch nur mit Kennzahlen erfolgen. F s fragt sich, welches die beste Kennzahlenverteilung in dem großen Fernnetz eines Landes ist, wobei man bestrebt sein sollte, die Stellenzahl der Kennzahlen so klein wie möglich zu halten. Der Verbindungsaufbau und die Numerierung gehen im großen Fernnetz genau wie in den Netzgruppen vom Hauptamt je Netzebene aus, weil Wählerbetrieb ein Sternnetz voraussetzt und im Sternnetz Verbindungsaufbau und Numerierung vom Hauptamt aus erfolgen. Der A u f b a u erfolgt daher im Endfernnetz vom Verteilerfernamt, im Verteilerfernnetz vom Durchgangsfernamt, im Durchgangsfernnetz vom Weltfernamt aus usw. Zweckmäßig ist die Numerierung der End-, Verteiler- und Durchgangsfernämter, genau wie auch innerhalb der Netzgruppen selbst, streng nach dem dekadischen System, weil dadurch der einfachste, verständlichste und daher wirtschaftlichste Verbindungsaufbau und auch die einfachste Numerierung mit der geringsten Stellenzahl der Kennzahl ohne jede Verwickelung erhalten werden. Die Anwendung des dekadischen Systems innerhalb der verschiedenen Netzebenen bedeutet, daß einem Weltfernamt bis zu 10 Durchgangsfcrnämter, einem Durchgangsfernamt bis zu ro Verteilerfernämter, einem Verteilerfernamt bis zu 10 FZndfernämter, einem Netzgruppenhauptamt bis zu i o Knotenämter und einem Knotenamt bis zu 10 Unterämter zugeteilt sind. Dabei sind nicht i o getrennte Richtungen von jedem Amt höherer Ordnung erforderlich, sondern die Fernämter können auch teilweise in Reihe an demselben Leitungszug liegen. E s empfiehlt sich, zunächst nur bis 8 Richtungen in jeder Ebene vorzusehen, um gewisse Reserven zu behalten, wobei Null sowieso dazu dient, die nächsthöhere Netzebene zu erreichen. Beim dekadischen Verbindungsaufbau mit nicht mehr als i o Ämtern je Netzebene braucht man nur je eine Stelle in der Kennzahl je Ebene für den Auf- und Abstieg der Fernverbindungen. Natürlich kann auch jede beliebige andere Verteilung mit mehr als i o Richtungen gewählt werden, man erreicht aber dann nicht den geringsten Aufwand an Schaltmitteln und nicht die geringste Stellenzahl. Liegen bei einem Verbindungsaufbau mehrere gleichwertige Fernämter in Reihe, so kommt zweckmäßig Umsteuerverkehr bei der Auswahl der Fernämter zur Anwendung. Sind verschiedenartige Fernleitungen für dieselbe Richtung vorhanden, so kann ebenfalls durch Umsteuerung die jeweils ausreichende Fernleitung für die betreffende Fernverbindung selbsttätig ausgewählt werden, wie im Abschnitt 17 noch näher erläutert werden wird. Zur Erreichung der Hauptfernämter, von denen der eigentliche Aufbau der Verbindung erfolgt, wählt der Teilnehmer noch gewisse Stellen. Bei Kennzahlenwahl innerhalb der Netzgruppe wählt er zuerst eine Null und kommt zum Endfernamt, bei der Wahl der zweiten Null kann er zum Ver138

teilerfernamt, bei der W a h l der dritten Null zum D u r c h g a n g s f e r n a m t kommen. V o n j e d e m dieser F e r n ä m t e r baut sich dann die V e r b i n d u n g mit den nun folgenden N u m m e r n innerhalb der betreffenden Ebenen a u f . In einem der folgenden Abschnitte wird gezeigt, daß der Selbstwählfernverkehr zunächst nicht über 75 k m ausgedehnt wird. Diese E n t f e r n u n g liegt also innerhalb des Bereiches eines Verteilerfernamtes, so daß bei Kennzahlenwahl innerhalb der Netzgruppe nur zweimal Null und ohne K e n n z a h l nur eine Null zur E r r e i c h u n g des Verteilerfernamtes zu wählen ist. D a n n wählt der Teilnehmer die weiteren Z i f f e r n der K e n n z a h l und darauf die N u m m e r des Teilnehmers. E i n e Kennzahl mit Teilnehmernummer sieht e t w a wie folgt aus, wobei die erste G r u p p e von Ziffern die K e n n z a h l , die zweite G r u p p e die T e i l n e h m e r n u m m e r ist: 00

335

bei K e n n z a h l e n w a h l innerhalb der Netzgruppe und W a h l bis zum Verteilerfernamt,

03

35426

bei einheitlicher Numerierung innerhalb der Netzgruppe

und

W a h l bis z u m Verteilerfernamt. J e d e Netzebene steigert demnach z u n ä c h s t die Stellenzahl um je eine Stelle f ü r die Erreichung des H a u p t a m t e s , also des Verteiler- oder Durchg a n g s f e r n a m t e s ; man kann jedoch die Stellenzahl der Nullen bei der A n steuerung der H a u p t f e r n ä m t e r dadurch verkleinern, daß m a n entweder bei der W a h l der ersten Null die Verbindung bis zum höchstmöglichen F e r n a m t sofort steuert, mit V e r w e n d u n g von Umsteuerwählern wie in den Netzgruppen, oder die A u s w a h l z. B . durch nur eine Stelle aber mit den Zahlen 8, 9 oder o a u s f ü h r t . U m in diesem l r alle eine B ü n d e l s p a l t u n g der Fernleitungen zu verhindern, muß die A u s w a h l durch Weichen erfolgen, deren W i r k u n g später noch gezeigt wird. Man verliert aber Richtungen in der unteren E b e n e . In A b b . 25 ist der Numerierungsplan des Bereiches eines Durchgangsfernamtes auf dekadischer Grundlage gezeigt, ohne die Z i f f e r n zur Ansteuerung des Ourchgangsfernamtes, weil diese wie gezeigt wurde, verschieden gewählt werden können. Man ersieht, daß innerhalb jeder E b e n e , von der höchsten bis zur tiefsten, jedes A m t mit n u r einer Z i f f e r ausgewählt wird. Beim dekadischen A u f b a u der Netzebenen wird der Numerierungsplan, wie auf der A b b . 25 zu ersehen ist, sehr einfach. Man kann noch die Forderung stellen, daß die K e n n z a h l e n der E n d f e r n ä m t e r von allen Teilen eines L a n d e s gleich sein sollen, m a n kann aber auch eine gewisse Verschiedenheit zulassen, weil ein Austausch der B e a m t i n n e n , die die F e r n v e r b i n d u n g e n durch F'ernwahl ausführen, zwischen den verschiedenen F'ernämtern nicht h ä u f i g erfolgen wird. Gewisse Schwierigkeiten entstehen n u r dann, wenn v o m dekadischen A u f b a u abgewichen wird und an Stellenzahl der K e n n z a h l gespart werden soll. F'ür den A u f b a u der Fernverbindungen mit der kleinsten Stellenzahl der K e n n z a h l und auf dem kürzesten und zweckmäßigsten Wege, gegebenen-

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f a l l s auch auf einem U m w e g e beim Besetztsein der kürzesten Fernleitungen stehen folgende besonderen Schaltmittel zur V e r f ü g u n g : 1 . U m s t e u e r v e r k e h r auf kürzere Wege, auf Querverbindungen oder auf andere Fernleitungsarten. 2. B e t r i e b mit Weichen, um Stellen in der K e n n z a h l zu ersparen oder um U m w e g e beim Besetztsein der unmittelbaren Fernleitung ohne Zeitverzögerung zu ermöglichen. Der Umsteuerverkehr mit Umstcuerwählern ist im ersten Teil dieses B u c h e s unter „ M i t l a u f w e r k e und ihre verschiedenartige A n w e n d u n g in der P r a x i s " beschrieben, wird aber, wie der Betrieb mit Weichen unter „ U m steuerwähler und W e i c h e n " im Abschnitt 1 7 nochmals ausführlich behandelt.

Endfernamt 2*7

A b b . 82.

Endfernamt 2*6

Endfernamt 135

Endfernamt 111

Die F a g e der Xetzgruppen, der verschiedenen F e r n ä m t e r und der verschiedenen Fernnetzebenen im großen Fernnetz.

In der Abb. 82 ist die L a g e der verschiedenen F e r n ä m t e r und der verschiedenen Fernnetzebenen mit den Xetzgruppen im großen Fernnetz grundsätzlich in S t u f e n unter Verwendung von Wählern f ü r den Verbindungsa u f b a u dargestellt. Die unterste S t u f e bildet das U n t e r a m t s n e t z mit den U n t e r ä m t e r n der X e t z g r u p p e n , dann folgt das K n o t e n a m t s n e t z , das die K n o t e n ä m t e r der X e t z g r u p p e n enthält, dann k o m m t das F n d f e r n n e t z mit den E n d f e r n ä m t e r n der X e t z g r u p p e n , dann das Verteilerfernnetz mit den Verteilerfernämtern und dann das Durchgangsfernnetz mit den D u r c h g a n g s f e r n ä m t e r n usw. Man sieht, daß Teilnehmer nur an die Ä m t e r der X e t z g r u p p e n angeschlossen sind, w ä h r e n d die eigentlichen F e r n ä m t e r keine Teilnehmeranschlüsse haben. E i n D u r c h g a n g s f e r n a m t enthält stets ein Verteilerfernamt und ein E n d f e r n a m t mit dazugehöriger Xetzgruppe. Die Fernleitungen liegen stets innerhalb der einzelnen Stufen, sind nur f ü r den V e r k e h r zwischen den ent-

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sprechenden Ämtern bestimmt und entsprechend ausgebildet. Eine zusammengcschaltete Fernverbindung verläuft stets aus dem Netz einer Netzgruppe aufwärts bis zu dem für die Fernverbindung erforderlichen Fernnetz und dann wieder abwärts bis in das N e t z der entsprechenden Netzgruppe. E i n mehrmaliges Auf- und Absteigen ist nicht möglich. Der Fernverbindungsa u f b a u erfolgt stets über das niedrigste Netz, über das die Verbindung ermöglicht werden kann. In den Netzgruppen sind die Umsteucrwähler gezeigt, über die die Verbindungen auf dem kürzesten Wege hergestellt werden. Es sind die Nummern der Kennzahlen im Großnetz eingetragen, so daß der W e g einer Fernverbindung verfolgt werden kann. Für das Anwählen des Weltfernamtes müßte der Teilnehmer, wenn keine besonderen Mittel vorgesehen sind, dreimal Null wählen und dann mit dem Wählen der eigentlichen K e n n z a h l beginnen. Die Teilnehmerfernwahl wird aber, wie schon erwähnt, vorläufig nicht über so große Entfernungen ausgeführt werden, sondern schon bei der zweiten oder dritten Null wird der Teilnehmer zu einer Beamtin kommen, die dann den weiteren Fernverbindungsaufbau ausführt. In den verschiedenen Fernnetzebenen sind die Fernleitungen verschieden, aber gleichwertig in derselben Ebene. Im Verteiler-, Durchgangs- und Weltfernnetz wird man Vierdrahtleitungen, Trägerfrequenzkanäle oder drahtlose Verbindungen verwenden, die sich aber in den einzelnen Ebenen z. B. durch die Belastung oder Eaufzeit unterscheiden können. Im Endfernnetz können noch Zweidrahtleitungen verwendet werden, wenn es nicht vorgezogen werden könnte, ebenfalls Vierdrahtleitungen zu verwenden. A m gün-

vzrleiterftrnnelz

no/enemtsnetz

—{Öf"---•

Knotenämter UniertmtsneU Unterämter

Endfernamt

Verteiler Endfernamt

fernamt

Durchgangs fernamt Verteiterfernamt Endfernamt

A b b . 83. Die Lage der Xetzgruppen, der verschiedenen Fernämter und der verschiedenen Kernnetzebenen im großen Fernnetz (zwei- und vieradrige Durchschaltung).

141

stigsten wären Vierdrahtleitungen oder -kanäle vom Endfernamt über das große Fernnetz bis wieder zum Endfernamt, bei allgemeiner vieradriger Durchschaltung der Leitungen in den Schaltstellen. In Abb. 83 ist in dem Yerbindungsaufbau der Abb. 82 noch die vieradrige Durchschaltung der Fernleitungen im großen Fernnetz gezeigt, wobei die Durchschaltung innerhalb der Netzgruppen zweiadrig erfolgt. Im Endfernnetz sind noch Zweidrahtleitungen, im Verteiler- und Durchgangsfernnetz Yierdrahtleitungen vorgesehen. Werden auch im Endfernnetz Vierdrahtleitungen eingeführt, so gelten die Anordnungen wie sie innerhalb des V F und D F angegeben sind. Durch die vieradrige Durchschaltung im Endfernamt ist es möglich, einen besonderen Verstärker für Fernvermittlungslcitungen mit besonders großer Dämpfung vorzusehen, ohne die Pfeifsicherheit der Fernleitung zu beeinflussen, wodurch die Bildung großer Netzgruppen ermöglicht wird.

Netzgruppenverbinaung

A b b . 84.

Fernverbindung über äis SnSfernnetz

Fermerbinaunf über Das Verteilerfernnetz

F e r n v e r b i n d u n g e n über versehiedene

Fernnetzebenen.

In Abb. 84 sind noch Fernverbindungen gezeigt, wie sie in der Netzgruppe, über das Endfernnetz und über das Verteilerfernnetz verlaufen. Der Auf- und Abstieg zu und von den verschiedenen Netzebenen ist deutlich zu erkennen. Aus den höheren Netzebenen müssen die Fernverbindungen immer wieder zu tieferen herab, nur die Lage in den Ebenen der Netzgruppe kann verschieden sein, weil Teilnehmer in allen Ebenen der Netzgruppe angeschlossen sind. Natürlich lassen sich Querverbindungen im großen Fernnetz innerhalb derselben Ebene ohne weiteres schaffen, wenn ihre Zweckmäßigkeit erkannt sein sollte. Die dafür erforderlichen Mittel, Umsteuerwähler usw. sind dieselben, wie sie in den Netzgruppen zwischen den Wählern der gleichen Ebene im gleichen Amt dargestellt sind. E s ändert nichts am Aufbau, wenn die Leitungen zu anderen Ämtern verlaufen. Im großen Fernnetz ist dieser Aufbau in gleicher Weise möglich. 142

E s sollen Beamtinnen beim Fernwahlbetrieb nur in den Endfernämtern vorhanden sein, die Weitfernvcrbindungen ausführen. Verteiler-, Durchgangs- und Weltfernämter sind reine Durchgangsämter mit selbsttätiger Durchschaltung der Fernverbindungen, erfordern daher keinerlei Beamtinnenhilfe. Iis ist denkbar, daß später die Beamtinnen für den Weitfernverkehr von den Endfernämtern in die Verteilerfernämter überführt werden, um die Zahl der von Beamtinnen bedienten Fernämter zu vermindern. Das ist möglich, weil die Teilnehmer in den Netzgruppen und teilweise im Endfernnetz ihre Fernverbindungen selber herstellen und ihre Weitfernvcrbindungen von den Beamtinnen in den Verteilerfernämtern erhalten können. D a die Fernbeamtinnen die Fernverbindungen auch durch Fernsteuerung herstellen können, so k a n n der Ort für die Aufstellung der eigentlichen Fernplätze beliebig gewählt werden.

15, U m s t e u e r w ä h l e r und Weichen. Unter gewissen Umständen können im großen Fernnetz besondere Bedingungen gestellt werden, z u deren Erfüllung der A u f w a n d besonderer Mittel notwendig wird. Solche Mittel bilden die Umsteuerwähler und Weichen. Umsteuerwähler und Weichen sind Schaltmittel, die unter dem mittelbaren E i n f l u ß der N u m m e r n w a h l bestimmte Schaltvorgänge auslösen. Weichen insbesondere sind Richtungswähler, die die Auswahl in der kürzesten Zeit, viel kürzer als bei der gewöhnlichen Nummernwahl, ausführen. Umsteuerwähler sind schon im ersten Teil dieses Buches unter „ M i t l a u f w e r k e " beschrieben worden, sie sollen hier aber nochmals kurz mit Rücksicht auf ihre A n w e n d u n g in großen Fernnetzen behandelt werden. Die Anwendung

m

EF2

m

EFl A b b . 85. Verbindungsaufbau im E n d f e r n n e t z über Umsteuerwähler. M = Mitläufer

U\V

=

Umsteuenvähler.

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und Arbeitsweise der Weichen soll ebenfalls erläutert werden. Mit diesen Mitteln lassen sich, wie gezeigt werden wird, eine ganze Reihe von A u f gaben lösen. Liegen im großen Fernnetz in einer Netzebene eine Reihe von gleichwertigen F e r n ä m t e r n hintereinander, oder sind Querverbindungen zwischen gleichwertigen F e r n ä m t e r n vorhanden, oder ist innerhalb der Netzgruppen in der R i c h t u n g zum H a u p t a m t Umsteuerung vorgesehen, so finden Umsteuerwähler in der folgenden Anordnung A n w e n d u n g . In A b b . 85 ist ein derartiger Fall im E n d f e r n n e t z eines Verteilerfernamtes dargestellt. Ü b e r das E n d f e r n a m t E F S sei zur Ansteuerung des Verteilerfernamtes Null gewählt worden. Die FernVerbindung ist über einen Umsteuerwählcr des Findfernamtes E F 2 zum Verteilcrfernamt V F \ durchgcschaltet worden. Wird jetzt irgendeine Zahl gewählt, so wird damit die betreffende F e r n v e r b i n d u n g bis zu dem entsprechenden E n d f e r n a m t g e f ü h r t . W i r d z. FS. 1 gewählt, so l ä u f t die Verbindung in das eigene E n d f e r n a m t des Verteilerfernamtes V l ' \ , wird aber 2 gewählt, so soll die Verbindung zum E n d f e r n amt F3F"2 v e r l a u f e n . In diesem Fall hat ein im Findfernamt E F 2 mit den Stromstoßreihen mitlaufender Wähler M, Mitläufer genannt, der nicht innerhalb der Sprechverbindung liegt und nur die Stromstöße überwacht, einen E i n f l u ß auf den Umsteuerwähler genommen, diesen veranlaßt, die Verbindung zum Verteilerfernamt freizugeben und einen freien Ortswähler zu belegen. Die vorher durch das E n d f e r n a m t E I \ 2 durchlaufende Verbindung ist daher durch den Umsteuerwähler auf die Wähler des eigenen A m t e s umgesteuert worden. Wird in dem früheren Fall der bis zum V F X durchgeschalteten Verbindung aber 4 gewählt, so wird der Umsteuerwähler im E F , durch den Mitläufer ebenfalls veranlaßt, die L e i t u n g zum Verteilerfernamt freizugeben, jetzt aber eine freie Querverbindung zum E n d f e r n a m t E l r 4 auszusuchen. D e r a r t i g e Umsteuerungen mit Mitläufer und Umsteuerwähler können in beliebiger Zahl hintereinander liegen, und es können auch mehrere Richtungen a m Umsteuerwähler angeschlossen werden. Mit zunehmender Z a h l der R i c h t u n g e n und damit Größe des Umsteuerwählers wird es zweckmäßig, diesen in mehrere Wähler zu unterteilen. An dem grundsätzlichen V e r b i n d u n g s a u f b a u wird dadurch nichts geändert. Umsteuerwähler haben eine H a u p t r i c h l u n g , die bei der Belegung benutzt wird, und eine A n z a h l Neben- oder Umsteuerrichtungen, die nach der Nummernwahl unter Freigabe der Hauptrichtung belegt werden. Wird der Umsteuerwähler in der V o r w a h l s t u f e , also in den Netzgruppen, benutzt, so kann die A u s w a h l einer freien Leitung in der H a u p t r i c h t u n g nach der Belegung erfolgen, wie in A b b . 82 dargestellt. Wird er aber zwischen den Gruppenwahlstufen benutzt, so muß die Auswahl in der H a u p t r i c h t u n g bei großen Leitungsbündeln v o r der Belegung erfolgen, der Wähler muß also mit Voreinstellung arbeiten, weil nach der Belegung keine Zeit zur A u s w a h l einer freien L e i t u n g zur V e r f ü g u n g steht. Sind in einem Netzplan die F e r n ä m t e r einer Netzebene zur B ü n d e l u n g der Fernleitungen über K n o t e n ä m t e r geführt, so kann die A u s w a h l der Fern-

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ämter entweder durch einen Nummernwähler im K n o t e n a m t mit Zusatzziffer erfolgen, oder aber die Auswahl erfolgt mit Hilfe von sog. Weichen. In A b b . 86 ist ein solcher Fall im Endfernnetz eines Yerteilerfernamtes mit Weichen ohne Zusatzziffer dargestellt. V o m Verteilerfernamt sollen die Endfernämter E F 2 , E F 3 und E F 4 mit nur je einer Ziffer über eine Fernleitungsrichtung angesteuert werden. Die Fernleitung wird über so viele Z u gänge belegt, wie verschiedene Richtungen auszuwählen sind. Im Gegenfernamt hat die Fernleitung ebenso viele Ausgänge zu den verschiedenen Richtungen. Entsprechend dem belegten Z u g a n g wird durch eine Relaisübertragung mit Weichensender (UeWS) selbsttätig ein besonderer Belegungsstromstoß über die Fernleitung gesandt, der im Gegenamt, dem als

£F*

A b b . 86.

Auswahl der Richtungen im Endfernnetz über Weichen. L'^II'S — Übertragung mit Weichcnsender L'eWE

Übertragung mit W c i c h c n e m p f ä n g e r

K n o t e n a m t geschalteten E n d f e r n a m t E F 2 , die Anschaltung der entsprechenden R i c h t u n g über einen voreingestellten Mischwähler veranlaßt. Voreinstellung dieser Mischwähler ist erforderlich, weil die Zeit zur Auswahl einer freien Leitung oder eines freien Wählers fehlt. W i r d im Verteilerfernamt 2 gewählt, so wird im K n o t e n a m t der W ä h ler des Endfernamtes E F 2 durch den besonderen Belegungsstromstoß unmittelbar angeschaltet, wird 3 gewählt, so wird im K n o t e n a m t die Fernleitung zum Endfernamt E F 3 angeschaltet, wird 4 gewählt, so wird die Fernleitung z u m Endfernamt E F 4 angeschaltet. In dieser Weise kann eine ganze Reihe von Richtungen ausgewählt werden. Die A u s w a h l jeder R i c h t u n g erfolgt stets durch einen einzigen besonderen Stromstoß, weil für eine Stromstoßreihe keine Zeit zur V e r f ü g u n g steht. IO

145

A l s Auswahlstromstöße für die verschiedenen Richtungen werden folgende verwendet: R i c h t u n g i ein Stromstoß von t ms mit xX mit x 2t 2 t v 3 v 2t 4 t .V ~ 5 6 2t t .V 7 2 t V 8 2 t .V t

Hertz

und und

t wird allgemein mit 40 ms ( = Millisekunden) eingesetzt; als Frequenzen werden bei der Wechselstromwahl mit Niederfrequenz für v = 50 Hertz, für y = 100 Hertz verwendet, bei der Tonfrequenzwahl für .v = 600 Hertz, für i' = 750 Hertz. Wie groß der Gewinn an Zeit bei der A n w e n d u n g der Weichen im Vergleich mit gewöhnlicher Auswahl über gewöhnliche Xummernwähler ist, geht aus der folgenden Gegenüberstellung hervor: Zur Auswahl der Richtungen werden über einen großen Nummernwähler bis zu 1300 ms, über Weichen nur e t w a 100 ms benötigt. Mit Umsteuerwähler und mit Weichen läßt sich jede beliebige Bündelung der Fernleitungen ohne Vermehrung der Stcllenzahl der K e n n z a h l in einfacher Weise, wie gezeigt wurde, durchführen. Weiter läßt sich mit diesen Mitteln ein beliebiger Umwegverkehr — wenn wünschenswert — herstellen und verschiedenwertige Fernleitungen in derselben Richtung je nach Anfor£F3

EF£

A77

m A b b . 87.

146

Umsteuerung auf anderswertige

Fernleitungen.

dcrung in eine Fernverbindung einschalten. Blindbelegungen der Fernleitungen, wenn sie einen bemerkenswerten Einflul3 haben sollten, können durch Weichen beseitigt werden. Der Umwegverkehr ist schon in Abb. 85 gezeigt worden. Sind bei der W a h l von 4 die Querverbindungen zwischen E F 2 und E F 4 besetzt oder sonstwie außer B e t r i e b , so erfolgt keine Umsteuerung, und der Verkehr verläuft von E F , über V F j zu E F 4 . Bei allen anderen Aufgaben ähnlicher Art können dieselben Mittel in derselben Weise eingesetzt werden. Sind zwischen EF., und V F , zwei Gruppen von Fernleitungen, hochwertige und weniger gute in B e t r i e b , wie es in Abb. 87 gezeigt ist, so erfolgt die Auswahl der in Frage kommenden Fernleitung durch Umsteuerwähler. Wenn eine Weitfernverbindung von E F 2 über Y F j zu einer höheren E b e n e verläuft, so erfolgt keine Umsteuerung; verläuft aber eine Fernverbindung nur zwischen E F , und YF-L ZU deren eigener Xetzgruppe, so reicht eine einfachere Fernleitung für diese Zwecke aus. Uer Umsteuerwähler in E F 2 steuert, nachdem in V I 7 ! die Ziffer 1 gewählt wurde, auf die andere Fernleitungsgruppe um,

EF3

EFi

VF1

Abb. 88. Ersparung der Blindbelegung durch Weichen. üVH'S : Übertragung mit Weichcnsemler UelVE — Übertragung mit Weichenempfänger

die unmittelbar auf einen Wähler der nächsten Stufe in V F X führt, wodurch noch ein Nummernempfänger erspart wird. Sind diese weniger guten Fernleitungen besetzt, so wird auch in diesem Falle die Umsteuerung unterbunden, und die Fernverbindung wird über die hochwertige Fernleitung hergestellt. Wenn in Abb. 87 die Blindbelegung zwischen EF~2 und V F \ beim Aufbau einer Verbindung nach E F 2 und über die Querverbindung nach E l 7 4 verhindert werden soll, so kann dies durch die Anwendung von Weichen geschehen. 10*

147

In Abb. 88 sind zu diesem Zwcck zwischen EF., und Y F [ Weichen vorgesehen. Eine Verbindung, die eigentlich bis VF X durcligeschaltct werden sollte, wird dann nur bis E F 2 durchgeführt. Wird jetzt 2 gewählt, so wird unmittelbar ein Ortswähler belegt, wird aber 4 gewählt, so wird eine Querverbindung zu E F 4 genommen, ohne bei all diesen Vorgängen die Leitung zu VF X zu benutzen. Wird aber nun eine an V F 4 angeschlossene Richtung gewählt, so wird die Fernleitung zu V F \ über den betreffenden Zugang belegt und durch den besonderen Belcgungsstromstoß in V F , die betreffende Richtung über Mischwähler angesteuert. Wenn die Querverbindungen wie in dem früher angenommenen Fall zu E F 4 besetzt waren, so wird die Ver-

bindung mit Hilfe der Weiche auch über \ T 1 ; 1 zu E F 4 geführt, also wieder selbsttätige Steuerung des Umwegverkehrs. In Abb. 89 ist noch die Auswahl der in einem Leitungszuge liegenden Verteilerfernämter im Verteilerfernnetz mit einer Ziffer gezeigt. Sie erfolgt in derselben Weise wie in Abb. 86 dargestellt. E s wird in D F entweder 2, 3 oder 4 gewählt, und in V F 2 erfolgt die Auswahl der Richtung durch den entsprechenden Belegungsstromstoß über voreingestellte Mischwähler. Über die Weiche kommt man je nach der Wahl entweder zu VF 2 , Y F ; , oder V F 4 ; und dann von den V F wieder je nach der Wahl zu den zugehörigen E F , z. B . zu E F 4 1 , E F 4 2 oder E F 1 3 . Mit Umsteuerwählern und Weichen lassen sich demnach viele besondere Forderungen in einfacher Weise erfüllen. Solche Forderungen sind: Auswahl 148

von Querverbindungen, beliebiger U m g e h u n g s v e r k e h r , A u s w a h l verschiedenwertiger Leitungen, E r s p a r u n g von Z i f f e r n , Beseitigung von Blindbelegungen, B i l d u n g großer Leitungsbiindel und manche andere mehr. Dabei ersparen U m s t e u e r w ä h l e r X u m m e r n c m p f ä n g e r , Weichen ersetzen dieselben. Die Z w e c k mäßigkeit derartiger Forderungen sollte man aber von Fall zu Fall p r ü f e n ; denn erfüllen kann man zwar jede Forderung, doch ihre Zweckmäßigkeit kann nur durch eine Wirtschaftsrechnung, die alles F ü r und Wider berücksichtigt, entschieden werden.

16. Die Ausdehnung des Selbstwählfernverkehrs. D i e F r a g e , bis zu welcher E n t f e r n u n g sollen die Teilnehmer ihre Fernverbindungen selber herstellen und von welcher E n t f e r n u n g an tritt die halbselbsttätige Herstellung der Fernverbindungen durch nur eine B e a m t i n mittels F e r n w a h l ein, ist äußerst wichtig. Ursprünglich bestand die Absicht, die Teilnehmer nur die Fernverbindungen innerhalb ihrer eigenen X e t z g r u p p e selbsttätig herstellen zu lassen. B a l d ging man aber über diese Grenzen h i n a u s ; denn der U m f a n g des Selbstwählfernverkehrs braucht mit der Größe der X e t z g r u p p e n nicht zusammenzuhängen. Uber die zweckmäßige Ausdehnung des Selbstwählfernverkehrs besteht in den verschiedenen S t a a t e n noch keine einheitliche A u f f a s s u n g , und die Ausdehnung ist deshalb noch sehr verschieden. Z u r Beurteilung dieser F r a g e können folgende Überlegungen angestellt werden: F ü r die zunehmende Ausdehnung des Selbstwählfernverkehrs spricht die schnelle Herstellung der Fernverbindungen und die Ersparnis an B e a m t i n n e n . Dagegen spricht die Belastung der teuren Fernleitungen mit den unvermeidlichen Handhabungsfehlern der Teilnehmer und die Höhe der zu verrechnenden Gebühren, die bei Ferngesprächen über große Entfernungen und bei größerer Sprechzeitdauer erheblich sein können und über die kein besonderer Gebührenzettel ausgestellt wird, wenn die Gebühren auf den TeilnehmerOrtszähler mitverrcchnet werden. Bei der Verrechnung größerer B e t r ä g e wird wohl mitunter noch der Wunsch nach einer schriftlichen Unterlage bestehen bleiben; dann steht es den Teilnehmern stets frei, die F e r n v e r b i n dung über eine B e a m t i n anzufordern, wodurch sie wieder den üblichen Gebührenzettel erhalten. Erstrebenswert ist demnach, möglichst viele Ferngespräche im Selbstwählfernverkehr zu erfassen, die sich aber nicht über zu weite E n t f e r n u n g e n mit hoher G e b ü h r ausdehnen. A l s sehr brauchbare Unterlage f ü r die Beurteilung dieser F r a g e kann eine S t a t i s t i k über die Verteilung des Fernverkehrs auf die verschiedenen E n t f e r n u n g e n verwendet werden, wie sie im „ J a h r b u c h f ü r Post und Telegraphie 1 9 3 0 / 3 1 " veröffentlicht worden ist. In der nachfolgenden Tabelle ist diese Verteilung der Ferngespräche, umgerechnet in 3-min-Einheiten v o m H u n d e r s a t z des gesamten Fernverkehrs angegeben, wobei noch die Gebühren für j e eine 3-min-Einheit wälirend des T a g e s mit angegeben sind.

149

E s verteilen sich die 3-min-Ferngesprächseinheiten auf die verschiedenen Entfernungen wie folgt: 15 km =

4 1 , 2 6 % mit . . . 0,30 R M Gebühr je 3 min

15

bis „

25 ,,

=

1 5 . 1 7 % mit . . . 0,40





„ 3

,,

25

,,

50 „

=

56,43% 1 5 , 9 4 % mit . . . 0,60



,,

„ 3

,,

75

,,

=

,

,,

„ 3

,,

,,



,, 3

,,

75

,,

100 ,,

=

72,37% 8 , 8 1 % mit . . . 0,90 81,18% 3,47° 0 mit , . . 1,20

100

,,

200

,,

=

7,8O°0 mit . . . 1,50

,,

,,

,,

3

,,

200

,,

300

,,

=

3,6O°0 m i t . . . 1,80

,,

,,

,,

3

,,

über 300 ,,

=

3,Q5% mit . . . 0,30



50

84,65%

mehr für je 100 km

100,00% des gesamten Fernverkehrs. Aus dieser sehr wichtigen Tabelle, die einen klaren Aufschluß über die Verteilung des gesamten Fernverkehrs gibt, ist zu ersehen, daß der größte Teil des Verkehrs auf die kurzen Entfernungen entfällt, so daß man einen großen Teil des Fernverkehrs selbsttätig herstellen lassen kann, ohne daß die Entfernungen und damit die fälligen Gebühren allzu groß werden. Wenn der Selbstwählfernverkehr nur bis zu einer Entfernung von 25 km ausgedehnt wird, so erfaßt man schon 5 6 % von 3-min-Einheiten, die je bis 0,40 RM Gebühren erfordern. Wird der Verkehr bis 50 km Entfernung ausgedehnt, so werden 7 2 % von 3-min-Einheiten erfaßt, die je bis 0,60 RM Kosten verursachen. Bei einer Ausdehnung bis 75 km werden 8 i ° 0 der Einheiten von

A b b . yo.

V o r t e i l u n g d e s F e r n v e r k e h r s auf die v e r s c h i e d e n e n E n t f e r n u n g e n u n d die j e w e i l i g e n G e b ü h r e n zu je 3 min. a — Allteil

150

des

Fernverkehrs

b =

Gebühren

je

3 min.

je bis 0,90 R M erfaßt. Bis zu diesen Entfernungen wird man mit dem Selbstwählfernverkehr unbedenklich gehen können, weil die Gebühren noch nicht erheblich sind, die Handhabungsfehler der Teilnehmer auf Fernleitungen dieser Entfernungen noch nicht so ins Gewicht fallen und schon ein großer Teil des Verkehrs erfaßt wird. Steigert man die E n t f e r n u n g noch weiter, so wird nur noch wenig Fernverkehr d a v o n betroffen. Eine Steigerung v o n 75 auf 100 k m bringt nur noch 3 , 4 7 % des Verkehrs, so daß sich dieser Schritt nicht recht lohnt. In A b b . 90 ist die Verteilung des Fernverkehrs auf die verschiedenen E n t f e r n u n g e n in einer K u r v e dargestellt; die Gebühren je 3 min Gesprächszeit sind ebenfalls in einer K u r v e gezeichnet. Der früher als z w e c k m ä ß i g abgeleitete W e r t von 75 k m Entfernung für den Selbstwählfernverkehr findet in der K u r v e seine B e s t ä t i g u n g , denn er liegt oberhalb des Knies der K u r v e . A u ß e r d e m ist der Zusammenhang zwischen Gebühr und Verkehr deutlicli zu ersehen. W e n n nach dem 0 0 -Satz der erforderlichen Fernleitungen für die verschiedenen Entfernungen gefragt wird, so entspricht dieser nicht dem °/ 0 -Satz des Verkehrs, weil die Fernleitungen für die verschiedenen Entfernungen eine verschiedene Leistung haben, die in Abschnitt 2 Tabelle 1 angegeben ist. Unter Berücksichtigung dieser Leistungen ergeben sicli für die verschiedenen E n t f e r n u n g e n folgende 0 /„-Sätze der Fernleitungen: bis

15 km E n t f e r n u n g

15

..

25



25 50

,, „

50 75

,, ,,

75 .. 100 ,, 200 ,, über

100 „ 200 „ 300 ,, 300 ,,

48,3° 0 I7.8° 0 i5,o% 7.o% 2.7% 5,i% 2.3% T CO

100,0® c 88° 0 der Fernleitungen werden von den Teilnehmern unmittelbar im Selbstwählfernverkehr benutzt, bei 60 bis 8 o ° 0 der Fernleitungen bleiben die Fernverbindungen innerhalb großer Netzgruppen. D e r Selbstwählfernverkehr bis zu einer Entfernung von 75 k m wird sich n u r auf einen Teil des dazugehörigen Verteilerfernamtes erstrecken, dessen Bereich bis etwa 140 k m u m f a ß t . Daher ist die unmittelbare Erreichung des Durchgangsfernamtes durch die Teilnehmer unter diesen Voraussetzungen nicht erforderlich. Erst wenn die Teilnehmer über Entfernungen von m e h r als 140 k m die Fernverbindungen selber herstellen sollen, wird sich die Notwendigkeit ergeben, das Durchgangsfernamt unmittelbar ansteuern zu lassen. Fernverbindungen über größere Entfernungen werden durch Beamtinnen halbselbsttätig mittelst Fernwahl hergestellt. Die Anmeldung derartiger Fern-

151

Verbindungen erfolgt in gewöhnlicher Weise am Fcrnplatz, ein Gebührenzettel wird ausgestellt, worauf, wenn möglich, sofort die Herstellung der Fernverbindung erfolgt. In jeder halbselbsttätig hergestellten Fernverbindung ist grundsätzlich nur eine Beamtin im F n d f e r n a m t des anrufenden Teilnehmers tätig.

Fernwahl. 17. Die Fernwahl. In welcher Weise und mit welchen Mitteln die W a h l über Fernleitungen ausgeführt wird, soll nun gezeigt werden. Zur Fernwahl gehört auch die Schaltkennzeichengabe; denn es sind nicht nur Wählstromstöße, sondern auch Schaltkermzcichenstromstöße über die Leitung zu übertragen. Man m u ß demnach W a h l - und Zeichenstromstöße gleichzeitig betrachten. Walilund Schaltkcnnzeichcnströme sind auf derselben Leitung aus wirtschaftlichen Gründen stets gleichartig, aber verschieden für die verschiedenen Arten von Fernleitungen. E s gibt gemäß A b b . 91 verschiedene Arten der Fernwahl: 1. Gleichstromwahl und Schaltkennzeichen über: a) nicht abgeriegelte Leitungen ohne Verstärker, b) abgeriegelte Leitungen ohne Verstärker. 2. Wechselstromwahl und Kennzeichen mit 50 oder 100 Hertz über abgeriegelte Leitungen ohne oder mit einem Verstärker, der für die W a h l umgangen werden muß. 3. I n d u k t i v w a h l und Kennzeichen über abgeriegelte Leitungen ohne oder mit einem Verstärker, der ebenfalls besonders zu umgehen ist. a (ileielistroni-Stromstoßgabe b — Glciehstrom-Stroinstoßgabe leitungen,

ü b e r kur/.e F e r n l e i t u n g e n , HIHT k u r z e a b g e r i e g e l t e F e r n -

c — W e e h s e l s t r o m - S t r o m s t o ß g a b e über mittlere F e r n l e i t u n g e n , d — i n d u k t i v e S t r o m s t o ß g a b e über mittlere Fernleitungen, e — T o n f r e q u e n z - S t r o m s t o ß g a b e über lange Fernleitungen.

152

4. Tonfrequenzwahl und Kennzeichen über Leitungen ohne und mit einer beliebigen A n z a h l

von Verstärkern in Zwei- und Yierdralitschaltung und über Trägerfrequenzkanäle sowie über drahtlose Verbindungen. D i e Gleichstromwahl und Zeichenabgabe über eine nicht abgeriegelte L e i t u n g ohne Verstärker (Abb. 91a) ist die einfachste. Sie erfordert keinerlei U m f o r m u n g , weil sie der Wahl- und Zeichenabgabe der Ortsämter genau entspricht. Sie ist aber nur für kurze, nicht beeinflußte Fernleitungen geeignet. Sämtliche anderen Stromstoß- und Zeichengaben von A b b . 9 1 b bis e unterscheiden sich aber grundsätzlich von dieser ersten Art, weil eine U m f o r m u n g der Stromstöße und Anpassung derselben an die betreffende Fernleitung erfolgen muß. Zu diesem Zwecke befindet sich am A n f a n g der Fernleitung eine Relaisiibcrtragung, die die gewöhnlichen Gleichstrom-Wahl- und Zeiclienströme in die der Fernleitung angepaßte Stromart umformt, und am Ende der Fernleitung eine ähnliche Relaisübertragnng, die die einlaufenden Stromstöße wieder in die Gleichstrom-Wahl- und Zeichenströme der Ortsämter zurückformt. B e i der abgeriegelten Gleichstromwahl (Abb. 9 1 b ) werden die (Tieichstromstöße entsprechend der Art des Zeichens durch Relaisübertragungen umgeformt und auf die Leitung als Gleichstromstöße besonderer A r t übertragen und am linde durch eine Relaisübertragung wieder in die alte Form zurückgeformt. Die verschiedenen Arten der Schaltkennzeichen werden, da nur ein Stromkreis zur Verfügung stellt, als verschieden lange Stromstöße übertragen, wie später noch gezeigt wird. B e i der Stromstoßübertragung durch Gleichstrom können aber Schwierigkeiten auftreten. Sind die Leitungen beeinflußt durch Kraftübertragungsanlagcn und besonders durch elektrische Bahnen, so können unter Umständen crhebliche Spannungen in Teile der Amtseinrichtungen gelangen, die diese zerstören und daran beschäftigte Personen verletzen können. Kurzschlüsse auf der Strecke bei Bahnen können mitunter mehrere 100 V Längsspannung in den Fernleitungen hervorrufen, die dann an den Relaiswicklungen und den Relaiskontakten wirksam werden. Irgendwelche Erdverbindungen sind besonders gefahrvoll. Man vermeidet daher in solchen Fällen möglichst jede Anordnung von Amtsteilen auf den Leitungen zwischen den Abriegelungsübertragern und ist deshalb gezwungen, die Zeichen in besonderer Art durch die Übertrager hindurchzusenden. B e i der Wechselstromwahl (Abb. 91c) überträgt die Relaisübertragung in derselben A r t wie vorher Wechselstromstöße, die an der Empfangsseite durch entsprechende Relais empfangen und wieder in Gleichstromstöße zurückgeformt werden. Die Stromstöße werden aber im Gegensatz zur Gleichstromwahl durch die Abriegelungsübertrager hindurchgesendet und empfangen, so daß in der eigentlichen Fernleitung weder Relais noch Relaisk o n t a k t e enthalten sind, wodurch ein vollkommener Schutz erreicht und auch die Bildung von Phantomkreisen ermöglicht wird. Bedingung ist, daß alle Stromstöße möglichst unverzerrt übertragen wer-

153

den. D a z u gehört ein gut arbeitendes W e c h s e l s t r o m r e l a i s , z . B . mit zwei magnetischen Kreisen, in denen der K r a f t f l u ß u m go° verschoben ist, damit der gemeinsame Anker nicht auf jede Schwingung, sondern nur auf einen Z u g von Schwingungen, den Stromstößen, anspricht und in der Arbeitsstellung verharrt, ohne zu schwirren. E s gibt zwei Methoden, phasenverschobene Felder im Wechselstromrelais zu erzielen. Einmal, indem man bei Verwendung eines Kernes die

Abb. yj.

Wechselstromrelais.

Polfläche teilt und über einen Teil ein Kupferrohr aufbringt, das ein nacheilendes Feld verursacht, und zum anderen zwei getrennte magnetische Kreise mit Spulen, die aber einen gemeinsamen Anker besitzen. Durch Yorschaltung von entsprechenden Kondensatoren können in den Spulen phasenverschobene Felder von 900 erzielt werden. In beiden Fällen arbeitet bei richtiger Anpassung der Anker beim Stromdurchgang ruhig, ohne zu schwirren.

A b b . 92 zeigt ein Wechselstromrelais mit zwei getrennten magnetischen Kreisen, deren Kerne der Wirbelströme wegen noch unterteilt sind, aber einen gemeinsamen Anker besitzen. A b b . -- phasenverschobene Ströme. gramm der Erregerströme, aus dem die Phasenverschiebung der Teilströme in den Relaiswicklungen untereinander und mit dem Hauptstrom zu ersehen ist.

Der Phasenstrom ist ; ' =

, worin / der Hauptstrom ist. I2 D a die Wechselstromrelais ständig in Brücke zu der Sprechleitung liegen, so soll die D ä m p f u n g der Sprechströme dadurch natürlich so klein wie möglich sein, d. h. der Scheinwiderstand der Relais für die Sprechfrequenzen m u ß möglichst groß sein. F ü r die Zeichengabe mit Wechselstrom ist aber ein verhältnismäßig kleiner Scheinwiderstand erwünscht, damit genügend Energie zur Erregung der Relais über die Feitung fließen kann und die erforderliche Wechselstromspannung nicht zu groß wird. Hier sind K o m promisse zu machen, die auch die-Xachbildbarkeit bei Verstärkern berücksichtigen müssen. E s fragt sich, welche Frequenz wird zweckmäßig für die W a h l genomm e n ? Eine niedrige F r e q u e n z begünstigt eine Verzerrung der Stromstöße,

154

weil diese ungünstig in die Phase, z. B . in oder kurz vor dem Nullpunkt einfallen können und dann das Wechselstromrelais erst nach einer gewissen Zeit, die abhängig von der Frequenz ist, in welcher der Strom genügend angestiegen ist, ansprechen kann. Andererseits nimmt mit zunehmender Frequenz die Sicherheit des Wechselstromrelais ab, weil der Scheinwiderstand des Relais sehr groß und dann der Erregerstrom des Relais zu klein wird. Einer beliebigen Steigerung der Wechselstromspannung steht die Grenze in der zulässigen Spannungsbelastung bei den Kabeln und Amtsteilen gegenüber. Aus diesem Grunde nimmt man eine mittlere Frequenz, den bekannten Wechselstrom von 50 Hertz, den man dem Starkstromnetz über einen Transformator ohne weiteres entnehmen kann. Folgende Werte sind bei dem Wechselstromrelais von Interesse: Schein widerstand bei 800 Hertz Scheinwiderstand bei 50 Hertz Aus der bekannten Formel P

=

für y

ß" •

60000 Ohm, 3600 Ohm.

die Zugkraft Q

V

eines

Elektromagnets



in g

ergibt sich für P = 30 g, ein B von 1000 Gauß, und aus B

=

0,4

Tl • 11 • i



II

l

eine effektive Amperewindungszahl von 80 AW. Bei einem Wechselstrom von 50 Hertz kommen auf einen Stromstoß von 50 bis 60 ms 2,5 bis 3 Schwingungen. Der Phaseneinfluß beim Beginn des Stromstoßes kann daher beträchtlich sein, was zu Stromstoßverzerrungen führen kann. Dafür können Entzerrer vorgesehen werden, wie noch gezeigt werden wird. Auf derselben Grundlage sind auch Wechselstromübertragungen mit 100 und 150 Hertz entwickelt worden, die wegen des höheren Scheinwiderstandes und des kleineren Stromes entsprechend empfindlichere Relais erfordern. Abb. 91 c läßt die Schaltung bei Wechselstromwahl erkennen, die in Abb. 94 etwas ausführlicher mit den Sperrkreisen für 50 Hertz dargestellt ist.

Reteisubertrapung

A b b . 94.

ffe/ats

Übertragung

Grundsätzliche Darstellung der Wechselstromwahl. 155

E i n e weitere Methode, über abgeriegelte Leitungen zu wählen und Kennzeichen zu geben, ist die Methode der induktiven Stromstoßübertragung nach A b b . 91 d. Bei der Stromstoßgabe wird die primäre Seite des Übertragers an B a t t e r i e gelegt, wodurch ein Induktions-Schlicßungsstrom erzeugt wird und über die L e i t u n g fließt, durch den auf der E m p f a n g s s e i t c ein Relais erregt wird. D a s R e l a i s kann polarisiert sein oder eine H a l t e w i c k l u n g zur A u f r e c h t e r h a l t u n g der E r r e g u n g haben. Ist der Stromstoß beendet, so hört der Gleichstromfluß über den T r a n s f o r m a t o r a u f , ein Induktions-Öffnungsstrom v o n entgegengesetzter Richtung wird erzeugt und fließt durch die Leitung, der das Relais wieder in die R u h e l a g e umlegt. E i n gewöhnlicher Stromstoß mit Gleichstrom wird daher in der Ü b e r t r a g u n g in zwei einander entgegengesetzte I n d u k tionsstromstöße aufgeteilt. Der Z w i s c h e n r a u m zwischen den beiden Induktionsstößen gibt die L ä n g e des Zeichens an ; und zwar liegt die L ä n g e genau zwischen den A n f ä n g e n der beiden Induktionsstöße. Ein Phaseneinfluß wie bei der Wechselstromwahl ist hierbei nicht vorhanden. Die Sicherheit der Stromstoßübertragung hängt natürlich von der Energie der Induktionsströme und von der E m p f i n d l i c h k e i t des E m p f a n g s r e l a i s ab. Abb. 95 zeigt ein leicht auswechselbares polarisiertes Relais, wie es f ü r diese Wahl verwendet wird. E s besteht aus je 2 Elektro- und 2 permanenten Magneten mit einem gemeinsamen Anker, der keine neutrale L a g e hat. D e r A n k e r w i r k t auf Doppelkontaktc, die leicht einstellbar sind. Das R e l a i s ist sehr empfindlich und h a t trotzdem einen hohen K o n t a k t d u r c k . I n dieser Weise läßt sieh allein durch induktive Stromstöße die Ü b e r t r a g u n g aller Vorgänge erreichen. Soll die Stromstoßübertragung über lange Fernleitungen erfolgen, in denen eine Reihe von Verstärkern eingeschaltet ist, so müßten bei den bisher beschriebenen Zeichenarten mit Wechselstrom-, induktiven und Gleichstromstößen die Stromstöße bei jedem V e r s t ä r k e r besonders übertragen werden. Das wäre unbequem und erforderte außerdem in jedem Verstärker unter U m s t ä n d e n einen besonderen Stromstoßentzerrer. E i n f a c h e r wird die Übertragung in diesen Fällen, wenn die S t r o m s t o ß g a b e mit Tonfrequenzwech.se!strömen erfolgt, die durch jeden V e r s t ä r k e r ungehindert hindurchfließen und wie die Sprache v e r s t ä r k t werden. A m A n f a n g der L e i t u n g tritt an Stelle der Wechselstromquelle mit Niederfrequenz eine Tonfrequenzquelle, am E n d e der L e i t u n g eine Empfangseinrichtung, die die Zeichenfrequcnz aussiebt, mit einem Gleichrichter, der die Zeichenfrequenz gleichrichtet, und einem E m p f a n g s r e l a i s , das durch diesen Gleichstrom beeinflußt wird. Die Mittel

sind ähnlich wie bei der Tonfrequenztelegraphic, doch treten hier neue Schwierigkeiten hinzu, weil die Sprcchströme bekanntlich alle Frequenzen von 300 bis 2700 umfassen, und auch natürlich die Frequenz, mit der gewählt wird. E s besteht daher die G e f a h r , daß Zeichcn beim Sprechen, wenn die Zeichenfrequenz in den Sprechströmen enthalten ist, ausgelöst werden, was unter allen Umständen vermieden werden muß. D a die Sprache stets aus einer großen Zahl verschiedener Frequenzen besteht, so kann man die Beeinflussung der Zeichengabe durch die S p r a c h e durch eine P r ü f u n g verhindern, durch die ermittelt wird, ob weitere Frequenzen als die reine Zeichenfrequenz in dem ankommenden Ton enthalten sind. In diesen Millen wird die E i n w i r k u n g der Frequenzen auf die Zeichengabe gcwöhlich durch Verlagerung der G i t t e r v o r s p a n n u n g unterbunden. Zeichen können daher nur durch reinen sinusförmigen Strom, der keine Oberschwingungen enthält, gegeben werden. D e r Schutz der Zeichen vor Beeinflussung durch die Sprache läßt sich auch auf andere Weise als angegeben erreichen. Zunächst kann durch A u f t r e n n e n oder Nichtzusammenschalten der Fernleitungen, wo es möglich ist, ein vollkommener Schutz erreicht w e r d e n ; dann können die Zeichen kodiert und kann auch die Zeit zu Hilfe genommen werden, indem die Zeichen möglichst zu verlängern sind; weiter kann ein _ IMalsi- Belegen KclaisVorbereitungszeichen einge- V b ert ra gung 60m Übertragunz r-v« ~ —f ü h r t werden. Alle diese Mittel werden noch behandelt bei Sti'omsloßgabe der E r l ä u t e r u n g der v o m C C I F f ü r zwischenstaatlichen Verkehr angenommenen Tonfrequenzfernwahl. A b b . 9 1 e zeigt j., 4., 5. Aufschalten, Trennen, Hufen eine Schaltung mit Tonfre-.¿00ms-- _ quenzwahl in grundsätzlicher Darstellung. 6.

B e i der T o n f r e q u e n z w a h l erfolgt die Stromstoß- und Zeichengabe mit Tonfrequenz, z. B . 600 oder 750 Hertz. Man kann auch beide Frequenzen gleichzeitig nehmen. A m E m p fangsende werden durch Tonfrequenzrelais derartige Stromstöße a u f g e n o m m e n und wieder in Gleichstromstöße umgesetzt wie bei den anderen Fernwahlarten. Die Reichweite der Gleichstrom-, Wechselstrom- und Ind u k t i v w a h l ist praktisch be-

/

a.

Melden

Schlußzeichen 200 ms

76.

Schlußzeichen BOms 8. Auslösen 600ms

A b b . 96.

Stromstoß- und Zeichengabe auf abgeriegelten Fernleitungen.

157

grenzt auf etwa 100 bis 1 5 0 km, die der Tonfrequenzwahl ist unbegrenzt. Man kann über jede Entfernung und über alle Leitungen und Kanäle wählen und Zeichen geben, über die man noch sprechen kann. Während bei der Ortswahl verschiedene Stromkreise für die Wahl und für die verschiedenen Schaltkennzeichen vorhanden sind, steht bei abgeriegelten Fernleitungen nur ein einziger Stromkreis zur Verfügung, über den die Wahl und die verschiedenen Schaltkennzeichen eindeutig zu übertragen sind. Die Wahl und die verschiedenen Zeichen sind: 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8.

B e l e g e n für Beginn der Verbindungsherstellung, S t r o m s t o ß g a b e für die Einstellung der Wähler, A u f sc h a l t e n der Beamtin auf ortsbesetzte Teilnehmerleitung, T r e n n e n der ortsbesetzten Teilnehmerleitung, R u f e n des gewünschten Teilnehmers, M e l d e n des gerufenen Teilnehmers, S c h l u ß z e i c h e n des Teilnehmers, A u s l ö s e n der bestehenden Verbindung.

Alle Schaltkennzeichen müssen eindeutig über einen einzigen Stromkreis gegeben werden, der nur Stromschließungen und Stromöffnungen zuläßt; denn mit Stromdifferenzen kann unmöglich über Fernleitungen gearbeitet werden. E s lassen sich natürlich verschiedene Frequenzen für verschiedene Zeichen benutzen, doch die Einrichtungen verteuern sich dadurch und werden verwickelter, so daß eine Stromart für alle Zeichen vorzuziehen ist. Die verschiedenen Zeichen können sich demnach nur durch verschiedene Zeiten unterscheiden, deren Zahl sich aber durch Aufeinanderfolgen bestimmter Vorgänge vermindern läßt. Folgende Zeiten können z. B . , wie Abb. 96 erkennen läßt, verwendet werden: 1. Belegen: Ein Stromstoß von 60 ms Länge. 2. Wählen: Ebenfalls Stromstöße von 60 ms Länge. Die gleichen Zeiten sind möglich, weil der Belegungsstromstoß nur als einzelner Stromstoß stets am Anfang der Belegung gegeben wird. 3. Aufschalten: Kann ein Stromstoß von z . B . 2 0 0 m s sein. 4. Trennen: Kann auch ein Stromstoß von 200 ms sein, weil nach der Aufschaltung stets Trennen oder Auslösen erfolgt. 5. R u f e n : Kann ebenfalls ein Stromstoß von 200 ms sein, weil Rufen, Aufschalten und Trennen praktisch gleichartige Vorgänge sind; denn die Beamtin will mit dem Teilnehmer in Verbindung treten, entweder durch Aufschalten, Trennen oder Rufen. (>. Melden des Teilnehmers: Kann durch einen kurzen Stromstoß von 60 ms erfolgen, der rückwärts vom Gerufenen zum Rufenden fließt. 7. Schlußzeichen: K a n n entweder ein längerer Stromstoß von 200 ms oder ein Zug von Stromstößen von je 60 ms Dauer sein, die sich vom Meldestromstoß unterscheiden. 8. Auslösen: Kann durch einen langen Stromstoß, z . B . von 600 ms, erfolgen, der sich grundsätzlich von allen anderen unterscheidet.

158

Zu diesen Zeichen ist zu sagen, daß ein besonderes Belegungszcichen nur für Fernleitungen erforderlich ist, die in beiden Richtungen benutzt werden. Bei Richtungsverkehr kann der erste Wahlstromstoß die Belegung verursachen. Aufschalten und Trennen werden in Deutschland nicht mehr ausgeführt, diese Zeichen können hier fortfallen. Bei Fernleitungen mit Echosperren müssen besondere Vorkehrungen getroffen werden, damit durch die Echosperren nicht die Übertragung der Zeichen in Frage gestellt wird. Abb. 96 läßt auch die Richtung der verschiedenen Zeichen erkennen. Der Schutz der Wahl- und Zeichenströme bei der Tonfrequenzwahl gegen Beeinflussung durch Sprache wird für die einzelnen Vorgänge wie folgt erreicht:

' Sfromstoö

| Pause I

I Stromstoß ' ' I

'1

1

V

I ! 1

'

1

LJ 1 1

.

1

G/eichsfromivdhl

1 v. 1 ' 1

1

Der Belegungsstromstoß bedarf keines Schutzes. Die Wahlstromstöße werden durch Abschalten der ankommenden von der weitergehenden Leitung geschützt. Aufschalten, Trennen und Rufen sind zunächst durch Abschalten, dann durch einen längeren Stromstoß geschützt. Melden bedarf nur dann eines Schutzes, wenn es gebührenfreie Tonfrequenz wähl 600 oder 750 Her/z Verbindungen gibt, die aber sehr Abb. 97. Stromstoßarten auf der Fernleitung. selten sind. Schlußzeichen ist durch einen langen Stromstoß oder durch einen Zug von Stromstößen, Auslösung ist durch einen besonders langen Stromstoß geschützt. In Abb. 97 sind die Stromstöße bei der Fernwahl mit den verschiedenen Stromarten zusammengestellt. Man ersieht deutlich, daß bei der Gleichund Wechselstromwahl die Wahlströme sich innerhalb der Stromzeichen befinden, während bei der Induktivwahl Anfang und Ende des Stromzeichens durch die Anfänge der beiden entgegengesetzt gerichteten Induktionsströme bezeichnet werden. Die verschiedenen Arten der Wahl- und Zeichenstromstöße werden nun nicht durch den Teilnehmer oder die Beamtin bestimmt, sondern sind der betreffenden Leitung, die zum Verbindungsaufbau belegt ist, fest zugeordnet, so daß stets selbsttätig durch die vorgesehenen Relaisübertragungen eine 159

Umformung der Stromstöße am Anfang der betreffenden Leitung und Kückformung am Ende der Leitung erfolgt. An den Fernplätzen geschieht die Wahl und Zeichengabe stets mit Gleichstrom. Die Umformung der Stromstöße in die der Fernleitung angepaßte Stromart erfolgt immer am Anfang der Fernleitung durch entsprechende Relaisübertragung oder Umformer, wie Abb. 98 erkennen läßt. — ( H H ^

Bleichstromwihl

kOQkm Fernleitung

TonfrequenzUmformer . WOkm .. *'Fernleitung Wechselstrom* -Umformer •ßleichstrom-Umformer

Ortsnetz 15 km Fernleitung Oleichstromwahl ohne Umformung

Abb. 98. Umformung der Stromzeichen.

Setzt sich eine Fernleitung aus mehreren Fernleitungen verschiedener Art zusammen, so erfolgen stets am Anfang und Ende jedes Fernleitungsabschnittes die Umformungen in die entsprechenden Stromarten, wobei in den Durchgangsämtern stets Stromstöße mit Gleichstrom verwendet werden. Abb. 99 zeigt die mehrfache Umformung und die jeweils verwendete Stromart in den Fernlcitungsstrecken.

Ortssmt Yeneilerferna.vi

Abb. 99. Mehrfache Umformung der Fernwahlstromstöße. IÖO

Die F e r n w a h l kann auch teilweise ausgeführt werden, wenn sie noch nicht überall eingeführt worden ist. Sie endet dann in den Ä m t e r n an Plätzen, bis zu denen F e r n w a h l möglich ist. Die Verbindungen werden dann von diesen Plätzen vollendet oder, wenn Wartezeiten entstehen, von diesen Plätzen aus nach beiden Seiten a u f g e b a u t . A b b . 100 läßt diesen A u f b a u über die verschiedenen Arten von Fernämtern erkennen. Ü b e r diesen aufgebauten F e r n w e g verlaufen nicht nur die Wahlstromstöße, sondern auch alle erforderlichen Schaltkennzeichen, gemäß A b b . 96; sie werden ebenfalls

in den Ä m t e r n und auf den Leitungen entsprechend umgeformt. D e r Fernbetrieb und die F e r n w a h l sind uneingeschränkt über die weitesten E n t fernungen mit allen Schaltkennzeichen und Bedingungen einwandfrei möglich. Die vielen Umsetzungen der Stromstöße und Schaltkennzeichen bedeuten heute keine Schwierigkeit mehr. Die F e r n w a h l mit T o n f r e q u e n z hat bisher n u r in den innerstaatlichen Netzen V e r w e n d u n g gefunden, wo aber schon viele größere Fernleitungen mit T o n f r e q u e n z w a h l betrieben werden. Im zwischenstaatlichen X e t z ist n u r einmal ein größerer Versuch zwischen Berlin und Helsingfors im J a h r e 1 9 3 1 11

161

auf 1600 km Entfernung gemacht worden, der gut gelungen ist und den Beweis des guten Arbeitens der Fernwahl auch im zwischenstaatlichen Netz erbracht hat. Bei den kurzen Fernleitungen ist die Fernwahl mit Wechselstrom weiter verbreitet; es sind in Deutschland im öffentlichem Netz etwa 5000 Fernleitungen mit dieser Wahlart in Betrieb. In nichtöffentlichen Netzen arbeiten in Deutschland über 400 Leitungen mit Tonfrequenzwahl und über 1500 Leitungen mit Induktivwahl. Die Herstellung der Fernverbindungen auf größere Entfernungen erfolgt durch Beamtinnen von Hand oder mittels Fernwahl, auf kürzere Entfernungen können sich die Teilnehmer die Fernverbindungen, wenn es als zweckmäßig erkannt wird, selbst herstellen. Die Fernwahl ist für die Teilnehmer genau so einfach und schnell wie die Ortswahl. Schwierig ist nur die Ermittlung und Verrechnung der Gebühr, die aber selbsttätig, wie schon behandelt, durch Zeitzonenzähler erfolgt. Verrechnet wird die Gebühr nach der wirtschaftlichsten Methode, indem der Teilnehmerzähler mehrmals entsprechend der aufgelaufenen Gebühr betätigt wird.

18. Die vom C C I F angenommene und empfohlene Tonfrequenzfernwahl für zwischenstaatliche Fernleitungen. Das C C I F hat für zwischenstaatliche Fernleitungen eine Tonfrequenzwahl mit zwei Frequenzen angenommen, die näher erläutert werden soll. Für die Fernwahl mit Tonfrequenz werden Frequenzen des Sprachbandes verwendet, weil sie wie alle anderen Frequenzen dieses Bandes von den Übertragungsmitteln in gleicher Weise beeinflußt, also sowohl gedämpft als auch verstärkt werden. Sie durchlaufen die Teile des Übertragungssystems, das sind Leitungen, Kanäle, drahtlose Beziehungen, Übertrager usw. und auch die Verstärker und gelangen an das Ende des Systems in derselben Verfassung wie die anderen Frequenzen des Sprachbandes. Wo demnach Sprache übertragen wird, werden auch die Wahlfrequenzen übertragen. Die Tonfrequenzfernwahl hat aber neben diesem Vorteil einen großen Nachteil gegenüber anderen Wahlarten, sie ist durch die Sprache beeinflußbar. Um diesen Nachteil zu bekämpfen, sind daher besondere Mittel aufzuwenden. Zunächst sind deshalb zwei Frequenzen für die Zcichengabe gewählt worden, und zwar 600 und 750 Hertz. Der Schutz der Fernwahl selbst durch Sprache kann in einfacher Weise durch Nichtzusammenschalten der Fernleitungsabschnitte während des Aufbaues der Fernverbindung erreicht werden, so daß das Mikrophon der aufbauenden Stelle nicht mit der Fernleitung in Verbindung steht. E s kann dann die Fernwahl mit nur einer Frequenz erfolgen, weil irgendwelche Beeinflussungen durch Sprache nicht auftreten können. Gefahr für Beeinflussung besteht nur im Sprachzustand bei durchgeschalteter Verbindung. In diesem Zustand ist zur Verhinderung der Beeinflussung ein besonderes Vorbereitungszeichen eingeführt worden, das keinerlei Steuerzeichen veranlaßtt, sondern nur die Fernleitungen nach einer gewissen Zeit öffnet, da-

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durch das Durchlaufen der weiteren Zeichen über zusammengeschaltete Fernleitungen verhindert und die Beeinflussung durch die Sprache ausschaltet. E s können dann die eigentlichen Steuerzeichen wie die Fernwahl selbst ohne jede Sprachbeeinflussung übertragen werden. Beeinflußbar durch Sprache ist demnach nur das Vorbereitungszeichen, das daher mit den größten Sicherheiten auszustatten ist. Diese vorgesehenen Sicherheiten bestehen aus der Verwendung a) der beiden Frequenzen gleichzeitig, b) eines besonderen Frequenzschutzes, c) der Zeit. Das C C I F hat beschlossen, über die Wirksamkeit dieser Schutzmittel besondere Untersuchungen anzustellen, insbesondere, um wieviel größer der Schutz durch Verwendung der zwei Frequenzen gegenüber einer Frequenz ist. Diese Untersuchungen sind in Deutschland angestellt worden, wobei gleichzeitig die Wirkung des besonderen Frequenzschutzes und der Zeit ermittelt wurde. Der Frequenzschutz besteht darin, daß das Zeichen unterdrückt wird, wenn andere als die Zeichenfrequenzen in dem ankommenden Frequenzgemisch enthalten sind. A b b . 1 0 1 . Anzahl der F e h l e r j e G e s p r ä c h s s t u n d e

Abb. 1 0 1 zeigt die Häufigbei T o n f r e q u e n z e m p f ä n g e r mit einer und zwei keit der Fehler bei Verwendung F r e q u e n z e n ohne und mit l'requenzschutz, a b :. E m p f i n einer Frequenz und zwei FrePegel o. quenzen gleichzeitig ohne und mit Frequenzschutz, in allen Fällen abhängig von der Zeitdauer des Fehlzeichens. Auf der Vertikalen sind die beobachteten Fehler je Gesprächsstunde, auf der Horizontalen die Dauer der Fehlzeichen aufgetragen. Zeichen geringerer Dauer sind jeweils gefahrlos. Man ersieht deutlich den günstigen Einfluß der vorgesehenen Sicherheitsmaßnahmen, wie die Verwendung der beiden Frequenzen gleichzeitig, des Frequenzschutzes in dieser Form und der Zeit. Z. B . bei einer Fehlzeichendauer von 100 ms Länge kommen in einer Gesprächsstunde bei Verwendung nur einer Frequenz ohne Frequenzschutz etwa 280 Fehler, bei zwei Frequenzen ohne Frequenzschutz nur etwa 70 Fehler, bei einer Frequenz

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mit Frequenzschutz etwa 10 Fehler, bei zwei Frequenzen nur e t w a 0,28 Fehler vor. Bei einer Zeit von 150 ms sinkt die Fehlerzahl bei zwei Frequenzen und Frequenzschutz auf etwa 0,12 Fehler je Gesprächsstunde. Die Sicherheit gegen Beeinflussung durch Sprache wird demnach verbessert bei Verwendung von zwei Frequenzen gleichzeitig gegenüber einer Frequenz, in beiden Fällen ohne Frequenzschutz, bei verschiedenen Zeiten um das 3- bis 6fache, mit Frequenzschutz um das 25- bis 50fache. Der Frequenzschutz allein verbessert die Sicherheit bei einer Frequenz um das 20- bis 50fache, bei zwei Frequenzen um das 170- bis 360fache, bei einer Frequenz ohne und zwei Frequenzen mit Frequenzschutz um das 800- bis 1000fache. Die Verbesserung beträgt bei Verdoppelung der Zeit das 2- bis 10 fache. Danach ist die Verwendung von zwei Frequenzen mit Frequenzschutz für das Vorbereitungszeichen zu empfehlen, wobei eine Zeitdauer von etwa 150 ms genommen werden kann. In diesem Falle würde e i n Fehler in 10 Gesprächsstunden auftreten und die Fernverbindung um e t w a 300 ms auftrennen, was zulässig erscheint. Nach 150 ms dürfen erst die Empfänger ansprechen und die Fernleitung öffnen, während das Zeichen selbst aus Sicherheitsgründen wegen der unvermeidbaren Toleranzen noch eine Zeitlang aufrechterhalten wird. Das Vorbereitungszeichen dauert etwa 300 ms, nach 150 ms können aber schon die Empfänger ansprechen. Die über die Fernleitung forbereifungsre/chen Zeichen S/euerze/c/ien ff/chfg zu übertragenden Zeichen sind in zwei große Gruppen, in Be/effpn grundsätzliche Zeichen, die in Msfi/en Esa ez3 E m allen Fällen verwendet werden müssen, und in zusätzliche Gespröchsbeg/nn WZ — Zeichen, die von Fall zu Fall von den beteiligten Verwalmm BeobacMeo — tungen bestimmt werden, eingeteilt worden, von denen zu'msueattnuM'iW», W s N /t/3/ösen er — nächst nur die grundsätzlichen — fSSSä Aus/ösen 6 Zeichen festgelegt worden sind. E K S S S S S S S S S ; — Diese sind in A b b . 102 nacli Bedeutung, Art, Frequenz und SOO'750 Hz 750Hz 600Hz R i c h t u n g dargestellt. Sie beA b b . 102. G r u n d s ä t z l i c h e Z e i c h e n d e r T o n f r e q u e n z stehen aus einfachen Zeichen Fernwahl. für Belegung und Fernwahl und aus zusammengesetzten Zeichen nach aufgebauter Verbindung mit dem schon behandelten Vorbereitungszeichen und darauf folgendem Steuerzeichen für Melden, Beobachten und Auslösen. Die Zeitdauer der Zeichen ist festgelegt, wie es später noch angegeben wird. Die zusätzlichen Zeichen sollen später bestimmt werden. B e i m Auslösen fällt auf, daß zwei Möglichkeiten vorgesehen sind, die sich aus zwei Methoden ergeben, die Schwierigkeiten der Unterwegs-Echosperren zu meistern. Bei solchen Echosperren m u ß Vorsorge getroffen wer-

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den, daß das ausgesandte Zeichcn auch richtig empfangen wird. Das kann entweder dadurch erreicht werden, daß es nur ausgesandt wird, wenn die Echosperre nicht die Richtung sperrt — Methode a —, oder es wird so lange wiederholt, bis ein Antwortzeichen den Empfang bestätigt — Methode b. Bei der Methode a, die in Deutschland angewandt wird, ist ein Sprachrelais vorgesehen, das auf alle Frequenzen anspricht. Wenn Sprache auf der Leitung vorhanden ist, die die Echosperre erregt, so ist auch das Sprachrelais erregt. Demnach überwacht das Sprachrelais die Echosperre und läßt erkennen, wann die Leitung frei zur Übertragung von Zeichen ist. Ein Zeichen wird daher nur abgesandt, wenn das Sprachrelais nicht erregt ist. Tritt eine Verstümmelung oder Unterdrückung des Zeichens ein, weil die Echosperre nach der Absendung des Zeichens wieder angesprochen hat, was das Sprachrelais anzeigt, so wird das Zeichen wiederholt. Dieser Vorgang wird so lange

A b b . 1 0 3 . T o n f r e q u e n z e m p f ä n g e r f ü r zwei Frequenzen m i t

Frcquenzschutz.

wiederholt, bis sichergestellt ist, daß das Zeichen empfangen worden ist. Dieselbe Methode wird für den sicheren Empfang des Meldezeichens angewendet, weil davon gegebenenfalls die Durchschaltung der Verbindung und die Zählung des Ferngespräches abhängt. Sie ist nicht wichtig für das Zeichen „Beobachten", weil dieses durch ein dauernd wiederholtes Zeichen gegeben wird, so daß gelegentliches Ausfallen einiger Zeichen ohne jede Bedeutung ist. Künftig, wenn die Unterwegs-Echosperren durch Gabel-Echosperren ersetzt werden, werden die Verhältnisse einfacher, weil sich dann diese Echosperren leichter überwachen lassen. In welcher Weise in Deutschland der Zeichencmpfänger für zwei Frequenzen mit Frequenzschutz und Sprachrelais geschaltet ist, zeigt Abb. 103. E s sind zwei Resonanzkreise für 600 und 750 Hertz vorgesehen, die je durch zwei weitere Resonanzkreise für 600 und 750 Hertz — den Frequcnzschutz — unwirksam werden, wenn andere als die Zeichenfrequenzen in dem ankommenden Frequenzgemisch enthalten sind. Die Resonanzkreise wirken in besonderer Weise auf einen Verstärker und dieser auf die entsprechenden 165

Frequenzrelais. W e i t e r ist der besondere Kreis des Sprachrelais Sp gezeigt, das auf alle Frequenzen anspricht. D a s ankommende Frequenzgemisch durchläuft ein Potentiometer I', einen Vorübertrager VÜ, einen Vorverstärker, einen Nachübertrager NU und wird dann durch die Zwischenübertrager ZU1 und ZU2 auf die Kreise des Frequenzrelais mit dem Frcquenzschutz verteilt, die möglichst unabhängig voneinander gestaltet sind. Der Verstärker des Sprachrelais ist unmittelbar mit dem Vorverstärker verbunden. Mit dem S/fome /naen impfongsre/ais S7ÌÀ ¿e/chenfretjuenten 600t>i» e/mefn

7S0H?

Seicfìenfreyuemen fi00 btw- 7Sß Mi gietcbzeifig

Frequenz- und Sprachrelaiskontakten werden die Relais eines Satzes gesteuert, die die verschiedenen Zeiten überwachen und die empfangenen Zeichen weitergeben.

A b b . 104 zeigt den Erregerstrom in den Frequenzrelais, abhängig von dem Pegel der Fernleitung, wenn nur die Zeichenfrequenzen allein, einzeln oder A b b . 104. S t r ö m e in d e n Limpfangsrelais, a b hängig von der D ä m p f u n g . gleichzeitig eintreffen. Man ersieht, d a ß der Strom in einem großen Bereich unabhängig von dem Pegel ist, so daß verhältnismäßig große Pegelschwankungen auf die Frcquenzrelais keinen E i n f l u ß haben. Wie der Frequenzschutz beim Auftreten von Störfrequenzen auf die Erregerströme wirkt, kann am besten an der Veränderung des Erregerstromes der Frcquenzrelais ersehen werden, wenn andere als die Zeichenfrequenzen auf den E m p f ä n g e r auftreffen. In A b b . 105 ist der E i n f l u ß dargestellt. Sind nur die Zeichenfrequenzen vorhanden, so ist der Erregerstrom in a dargestellt, der d e m Strom der A b b . 104 entspricht. Treten Störfrequenzen auf, so sinkt der Erregerstrom in den Frequenzrelais je nach dem Pegel der Störströme. Bei /r>A

K>*Hz

A b b . 105. E r r e g e r s t r o m in d e n F r c q u e n z r e l a i s , abhängig v o n Störfrequenzen. a — ulinc Störfrequenz, b — mit Störfrequenz: l'egei — 2 Neper c - mit Störfrequenz: l'egei — 1,5 Neper d - mit Störfrequenz: Pe^el - - 1 Neper f — mit Stürfrequcuz: Pegel 0,7 Neper

l66

gleichem Pegel ist der Erregerstrom gleich Null. In A b b . 105 sind die Erregerströme dargestellt, wenn die Störströme einen Pegel von — 0 , 7 Neper, dargestellt in K u r v e e, — 1,0 in K u r v e d, — 1,5 in K u r v e c und — 2 in K u r v e b besitzen. Der Frcquenzschutz wirkt bis zum Pegel — 1,5 Neper der Störströme, weil bis z u diesem Wert die Frcquenzrelais nicht ansprechen. Der Frcquenzschutz in dieser Form ist daher sehr wirkungsvoll. Wie

Tonfrequenz-Sender

Tonfrequenz - Jender

und

Empfänger**

a. Einschaltung in ¿usammengeschalteten fernleHungen.

Abb. 1 0 6 .

E i n s c h a l t u n g der T o n f r e q u e n z - S e n d e r und - E m p f ä n g e r in Eernleitungen.

und - E m p f ä n g e r in einer Vierdrahtleitung eingeschaltet sind, läßt Abb. 106 erkennen. Die Abbildung zeigt in a die Tonfrequenz-Sender und -Empfänger in einer aus mehreren Fernleitungen zusammcngeschalteten Fernverbindung, in b in einer einzelnen Fernverbindung, in der auch die Unterwegs-Echosperren eingezeichnet sind. Am Anfang und Ende jeder Fernleitung erfolgt demnach die Umformung der Tonfrequenzzeichen. Beim Auftrennen der Fernleitung durch das Vorbereitungszeichen erfolgt ein Abschluß der Teile durch 600 Ohm. Außer den Zeichenfrequenzen selbst sind noch folgende Werte festgelegt worden: a) Die zulässigen Frequenzschwankungen am Sender dürfen — 0,5° 0 betragen. Der Zeichenempfänger muß aber auch auf Frequenzschwankungen 22,5 Hertz noch richtig ansprechen. b) Die aufzuwendende Leistung am Anfang der Fernleitung soll je Frequenz 1 mW am Pegel 0 mit einer Toleranz von — 0,1 Xeper betragen. c) Der Einfügungsverlust des Empfängers darf nicht größer als 0,035 Neper sein. d) Die Einschaltung des Empfängers muß am Pegel o bis — 1 , 2 Xeper möglich sein, bei einer Pegelschwankung von zz 0,5 Neper. e) Die Fernwahlzeichengeschwindigkeit beträgt 10 Zeichen je Sekunde 3 ; 1. f) Bedeutung, Art, Frequenz und Richtung der grundsätzlichen Zeichen sind in Abb. 1 0 2 angegeben. 167

g) Die Z e i t d a u e r der Zeichen soll für kurze Zeichen 60 bis 1 0 0 ms, f ü r lange Zeichen 300 bis 400 ms betragen. h) Die Z e i t d a u e r der Pause zwischen Yorbereitungszeichen und Steuerzeichen soll 30 bis 50 ms betragen, bei der Wiederholung der Zeichen f ü r B e o b a c h t e n 550 ms und mehr.

[ A b b . 107. Tonirequenzfernwahl-Hnipfänger, ohne Schutzkappen, für zwei Frequenzen.

Z u m Schutz der Tonfrequenzfernwahl im zwischenstaatlichen N e t z sind noch folgende B e s t i m m u n g e n getroffen worden, wenn in den innerstaatlichen Netzen dieselben Zeichenfrequenzen 600 und 750 Hertz verwendet w e r d e n : E i n Zeichen mit einer Zeichenfrequenz darf nicht länger als 400 ms, mit den beiden Zeichenfrequenz.cn nicht länger als 1 5 0 ms dauern. I n Abb. 107 wird der T o n f r e q u e n z f e r n w a h l - E m p f ä n g e r mit den vier Köhren und den drei Tonfrequcnzrelais ohne Schutzkappen und in A b b . io. Selbsttätige Steuerung der Leitungsverlängerungen bei Fernleitungen mit F2ndVerstärkern, wenn überhaupt erforderlich. 7. Die Zusammenarbeit der verschiedenen Wählersysteme über Fernleitungen. 8. Keine Verminderung der Pfeifsicherheit bei zunehmender Zahl der Schaltstellen. Zu diesen Forderungen ist zu sagen: Zu 1 : Die höchste Ausnutzung der Fernleitungen wird erreicht, wenn die Leerlaufzeiten ein Mindestmaß betragen. Zu den Leerlaufzeiten sind zu rechnen: a) Die Freizeiten, in denen die Fernleitungen nicht belegt sind, b) die Auf- und Abbauzeiten der Fernverbindungen, c) die Wartezeiten auf Antwort des gerufenen Teilnehmers nach hergestellter Verbindung, d) die Verlustzeiten durch irrtümliche Belegungen, Fehlverbindungen und Prüfungen.

197

Diese Leerlaufzeiten lassen sich durch folgende Maßnahmen v e r m i n d e r n : Zu a : Durch weitgehende Bündelung der Fernleitungen zur Steigerung der Leistung, wie in Abschnitt 3 gezeigt wurde. Z u b : D u r c h V e r w e n d u n g schnell und ohne Wartezeiten arbeitender \\ ahlersysteme. Zu c: Durch sofortigen und durch wirkungsvolleren R u f im Fernverkehr, wenn der g e w ä h l t e Teilnehmer erreicht ist. Handbetrieb 60 a

SO

W

WählerbeMeb

a

a-freizeit

i 1 I s -teriust/eifen

b+c*d

b+Ctd

30

20

Betegungszeit

•Ceipüchszeif

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