Strukturelle Auswirkungen der Energieverknappung und -verteuerung: Theoretische und empirische Analyse am Beispiel der Bundesrepublik Deutschland [1 ed.] 9783428455546, 9783428055548

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Strukturelle Auswirkungen der Energieverknappung und -verteuerung: Theoretische und empirische Analyse am Beispiel der Bundesrepublik Deutschland [1 ed.]
 9783428455546, 9783428055548

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Volkswirtschaftliche Schriften Heft 340

Strukturelle Auswirkungen der Energieverknappung und -verteuerung Theoretische und empirische Analyse am Beispiel der Bundesrepublik Deutschland

Von

Doris Larmann

Duncker & Humblot · Berlin

DORIS

LARMANN

Strukturelle Auswirkungen der Energieverknappung und -Verteuerung

Volkswirtschaftliche

Schriften

Herausgegeben von Prof. Dr. Dr. h. r. J. ß r o e r m a n n , Berlin

Heft 340

Strukturelle Auswirkungen der Energieverknappung und -Verteuerung Theoretische und empirische Analyse am Beispiel der Bundesrepublik Deutschland

Von

Dr. Doris Larmann

DUNCKER

&

H U M B L O T /

BERLIN

CIP-Kurztitelaufnähme der Deutschen Bibliothek Larmann, Doris: Strukturelle Auswirkungen der Energieverknappung und -Verteuerung: theoret. u. empir. Analyse am Beispiel d. Bundesrepublik Deutschland / von Doris Larmann. — Berlin: Duncker und Humblot, 1984. (Volkswirtschaftliche Schriften; H. 340) ISBN 3-428-05554-3 NE: GT

Alle Rechte vorbehalten © 1984 Duncker & Humblot, Berlin 41 Gedruckt 1984 bei Werner Hildebrand, Berlin 65 Printed in Germany ISBN 3-428-05554-3

Inhaltsverzeichnis Verzeichnis der Abbildungen

9

Verzeichnis der Tabellen

11

A. Einführung

13

B. Grundlagen einer Analyse struktureller Auswirkungen der Energieverknappung und -Verteuerung

15

I. Verknappungs- und Verteuerungstendenzen in der Energiewirtschaft

15

1. 2. 2.1. 2.1.1. 2.1.2. 2.2.

Optimale Allokation erschöpfbarer Energieressourcen . . Ursachen und Auswirkungen der Energiekrisen Ökonomische und politische Ursachen der Ölkrisen . . . Ölkrise 1973/74 Ölkrise 1978/80 Änderung der Preisrelationen als Folge der Ölkrisen . . .

II. Wirtschaftsstruktur und ihre Wandlungen 1. 2. 2.1. 2.1.1. 2.1.2. 2.2.

Begriffliche Abgrenzungen Theoretische Erklärungsansätze der Sektorstruktur Zur Problematik strukturbezogener Ansätze Anforderungen Kritische Würdigung vorliegender Ansätze Notwendige theoretische und methodische Grundlagen .

I I I . Allokationstbeoretische Bestimmung der Sektorstruktur 1. 2. 2.1. 2.2. 2.3. 3.

Vereinfachte Interdependenzmodelle Totalanalytische Strukturbestimmung Produktionsmöglichkeitengrenze Gesellschaftliche Indifferenzkurve Bestimmung der Sektorstruktur Totalanalytische Bestimmungsmöglichkeiten des Strukturwandels

15 19 19 19 23 26 29 29 32 32 32 35 38 39 39 41 41 45 46 48

6

Inhaltsverzeichnis

3.1. 3.2.

Wirtschaftswachstum und Strukturwandel Verknappung eines Produktionsfaktors und Strukturwandel

48 50

C. Theoretische Analyse der strukturellen Auswirkungen der Energieverknappung und-Verteuerung

55

I. Ableitung eines Referenzmodells

55

1. 2. 2.1. 2.2. 2.3. 3.

Theoretisch-methodische Vorgehensweise Partialanalytische Bestimmung eines Sektoranteils Produktionsseitige Determinanten Nachfrageseitige Determinanten Sektorales Gleichgewicht Konstruktion einer Referenzsituation

II. Determinanten der strukturellen Auswirkungen der Energieververteuerung 1. 1.1.

Verteuerung des Produktionsfaktors Energie Bedeutung der Elastizitäten bei kurzfristig limitationalen Produktionsverhältnissen 1.1.1. Identische Elastizitäten 1.1.2. Differierende Angebotselastizitäten 1.1.3. Differierende Nachfrageelastizitäten 1.2. Bedeutung sektoraler Anpassungsreaktionen 1.2.1. Faktorsubstitution als mittelfristige Anpassungsreaktion 1.2.2. Induzierter technischer Fortschritt als längerfristige Anpassungsreaktion . 1.2.2.1. Faktorpreise und Faktoreinkommen als Ursachen technischen Fortschritts 1.2.2.2. Erfassung energievermehrenden technischen Fortschritts im theoretischen Modell • 2. Verteuerung des Konsumgutes Energie 2.1. Bedeutung der Energieintensität im Konsum 2.2. Bedeutung von Präferenzänderungen I I I . Analyseergebnisse des Zwei-Sektoren-Referenzmodells 1. 1.1. 1.2. 1.3.

Ergebnisse für den energieintensiven Sektor Vorgehensweise Ergebnisse für die Verteuerung des Produktionsfaktors Energie Ergebnisse für die Verteuerung des Konsumgutes Energie

55 57 57 61 65 65

69 69 69 69 74 76 79 79 83 83 88 91 91 93 94 94 94 97 102

Inhaltsverzeichnis

1.4. 1.4.1. 1.4.2. 2. 2.1. 2.2. 2.3. 2.3.1. 2.3.2. 2.4.

Zusammenfassung und Interpretation der Ergebnisse . . Strukturanteilsänderungen des energieintensiven Sektors Bedeutung von Niveauvariationen Analyse und Interpretation der Ergebnisse im Hinblick auf gesamtwirtschaftliche Auswirkungen Vorgehensweise Ausmaß des Strukturwandels

108 108 110

Folgewirkungen des energiepreisbedingten Strukturwandels Auswirkungen auf den Energieverbrauch Auswirkungen auf die reale Produktion Einbettung in den Wachstumsprozeß

112 112 115 119

D. Empirische Analyse der strukturellen intensiver Branchen

Entwicklung

104 104 105

energie123

I. Zur Problematik empirischer Analysen

123

II. Empirische Analyse der Zusammenhänge zwischen Energieverteuerung und struktureller Entwicklung

125

1. 2. 2.1.

Abgrenzung und Vorgehens weise Identifikation energieintensiver Branchen Ansätze zur Ermittlung des mengen- und wertmäßigen Energieverbrauchs 2.2. Spezifische Energiekostenbelastung ausgewählter Branchen im Jahre 1973 3. Entwicklung der energieintensiven Branchen 3.1. Entwicklung der Güterpreise 3.2. Entwicklung der Energiekostenbelastung 3.2.1. Nominale Energiekostenbelastung 3.2.2. Analyse von Anpassungsreaktionen 3.2.2.1. Analyse der Substitutionselastizität 3.2.2.2. Analyse des induzierten technischen Fortschritts 3.2.3. Reale Energiekostenbelastung 3.3. Entwicklung der Umsatzanteile 4. Interpretation der strukturellen Entwicklung der energieintensiven Branchen 4.1. Erklärungsanteil der Energieverteuerung 4.2. Zusammenfassung der Ergebnisse 4.2.1. Einfluß der Energieverteuerung auf die branchenmäßigen Umsatzanteilsentwicklungen

125 127 127 134 137 137 138 138 142 142 145 149 152 159 159 173 173

8

Inhaltsverzeichnis

4.2.2. 4.2.3.

Einfluß der Ênergieverteuerung auf den gesamtindustriellen Strukturwandel Einfluß der Energieverteuerung auf das Wirtschaftswachstum

175 176

E. Schlußbemerkungen

178

Literaturverzeichnis

180

Verzeichnis der Abbildungen

1:

Preispfad im Konkurrenz- und im Monopolfall

19

2:

Entwicklung des Rohölpreises seit 1973

25

3:

Edgeworth-Boxdiagramm

42

4:

Transformationskurve

44

5:

Gesellschaftliche Indifferenzkurve

46

6:

Veränderungen der Transformationskurve im Wirtschaftswachstum

49

7:

Verknappung eines Produktionsfaktors im Boxdiagramm

51

8:

Veränderungen der Transformationskurve bei Verknappung

.

eines Produktionsfaktors

52

Minimalkostenkombination

59

10:

Angebotskurvenverläufe

60

11:

Nutzenmaximum

62

12:

Nachfragekurvenverläufe

63

13:

Referenzsituation

69

14:

Auswirkungen

9:

der

Energieverteuerung

bei

kurzfristiger

Limitationalität

70

15:

Differierende Angebotselastizitäten

76

16:

Differierende Nachfrageelastizitäten

78

17:

Faktorsubstitution

80

18:

Energievermehrender technischer Fortschritt

89

19:

Strukturanteilsänderungen des energieintensiven Sektors im Fall eines substituierbaren Gutes Strukturanteilsänderungen des energieintensiven Sektors im Fall eines vollständig substituierbaren Gutes

98

20:

99

10

21:

Verzeichnis der Abbildungen

Strukturanteilsänderungen des energieintensiven Sektors im Fall eines nicht substituierbaren Gutes

100

22:

Niveau Variationen

106

23:

Auswirkungen der Budgetrestriktion

111

24:

Schema der Energiebilanz

129

25:

Relative Preisentwicklung der energieintensiven Branchen (1970 = 100) 139, 140

26:

Umsatzanteilsentwicklung der energieintensiven Branchen 1956/58 — 1969/71 154, 155

27:

Umsatzanteilsentwicklung der energieintensiven Branchen 1970/72 — 1979/81 157, 158

Verzeichnis der Tabellen

1: 2: 3:

4: 5: 6: 7:

8: 9: 10:

Energiepreisbedingte Strukturanteilsänderungen des energieintensiven Sektors

96

Energiepreisbedingter Strukturwandel und gesamtwirtschaftliche Folgewirkungen

109

Direkte und gesamte Energiekostenbelastung der Branchen des Verarbeitenden Gewerbes 1973 (nominal, in D M je 100 D M Bruttoproduktion)

135

Branchen mit hoher Gesamtenergiekostenbelastung (nominal, in D M je 100 D M Bruttoproduktion)

136

1973

Prozentuale Veränderung der nominalen Gesamtenergiekostenbelastung der energieintensiven Branchen 1962-1978

141

Motive für durchgeführte und geplante Investitionen im Verarbeitenden Gewerbe 1965-1980

147

Motive für geplante und durchgeführte Investitionen im Verarbeitenden Gewerbe und seinen Hauptgruppen 19761980

148

Prozentuale Veränderung der realen Gesamtenergiekostenbelastung der energieintensiven Branchen 1962-1978

149

Index der Arbeitsproduktivität je Beschäftigten, 1970 = 100)

162

Einkommenselastizität 1978

1978 (Produktionsergebnis

der inländischen Nachfrage

1962162

Α. Einführung Die sektorale Struktur der Produktion verändert sich in einerwachsenden Wirtschaft ständig 1 . Während die Anpassung an allmähliche, kontinuierliche Datenänderungen i n Zeiten allgemeiner Prosperität und hoher Wachstumsrate meist ohne eine Gefährdung gesamtwirtschaftlicher Ziele verläuft, können größere, sprunghafte Variationen im Datenkranz, zumal wenn sie in Zeiten schwacher, labiler Konjunktur erfolgen, zu Friktionen in größerem Ausmaß führen 2 . Die deutsche Wirtschaft hat in der Nachkriegszeit ein hohes Maß an strukturellen Anpassungen bewältigt. Unter Bedingungen, wie sie zumindest bis etwa 1973 in der Bundesrepublik bestanden, ist der Strukturwandel gesamtwirtschaftlich reibungslos verlaufen 3. Zu Beginn der 70er Jahre wurde die bestehende Sektorstruktur jedoch mit kaum vorhersehbaren und abrupten Änderungen im gesamtwirtschaftlichen Rahmen konfrontiert. Die akuten binnen- und weltwirtschaftlichen Strukturprobleme 4 wurden zudem zu einer Zeit deutlich, in der die gesamtwirtschaftliche Situation aufgrund konjunktureller Einflüsse besonders ungünstig war. Dies führte zu einer weiteren Verschärfung der Anforderungen an die Anpassungsfähigkeit der Wirtschaft. Eine der wichtigsten Änderungen im volkswirtschaftlichen Datenkranz stellt das abrupte Ende der Ära der relativen Verbilligung des Mineralöls und anderer Energieträger dar. Die Fragestellung, inwieweit diese, als erste Energiekrise apostrophierte Entwicklung zur Verschärfung der strukturellen Probleme in der Bundesrepublik beigetragen hat, wurde bisher nur unzureichend bearbeitet und zudem kontrovers beantwortet. I m Rahmen dieser Arbeit wird daher analysiert, ob und inwieweit die durch die Energieverknappung und -Verteuerung in den 70er Jahren ausgelösten 1

Vgl. Niehans, J., Strukturwandlungen als Wachstumsprobleme, in: Neumark, F. (Hrsg.), Strukturwandlungen einer wachsenden Wirtschaft, Schriften des Vereins für Socialpolitik, N. F. Band 30/1, Berlin 1964, S. 24 ff. 2 Vgl. Kowalski, E., Wirtschaftlicher Strukturwandel — Krisenfaktor und Entwicklungschance, in: ifo-schnelldienst, H. 11-12, 30. Jg. (1977), S. 4. 3 Vgl. Fels, G., Strukturwandel und Beschäftigung, in: Allgemeines Statistisches Archiv, Bd. 61 (1977), S. 3. 4 Vgl. dazu ausführlich Gerstenberger, W., Strukturwandel unter dem Einfluß weltwirtschaftlicher Veränderungen, in: ifo-schnelldienst, H. 5, 34. Jg. (1981), S. 24 ff. sowie Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung, Analyse der strukturellen Entwicklung der deutschen Wirtschaft — Strukturberichterstattung 1980 —, Berlin — München 1981, S. 11 f.

14

Α. Einführung

Anpassungsreaktionen tatsächlich zu einer Beschleunigung des sektoralen Strukturwandels geführt haben. Den Ausgangspunkt der Analyse bilden die aus der ersten Energiekrise resultierende Umverteilung der Realeinkommen zugunsten der ölfördernden Länder sowie die Erhöhung des relativen Preises des Mineralöls und anderer Energieträger, die von den Unternehmen als Produktionsfaktoren und von den Haushalten für konsumtive Zwecke verwendet werden (Kapitel Β. I.). Es ist naheliegend, zunächst den strukturbezogenen Theorienvorrat daraufhin zu überprüfen, ob er eine differenzierte Analyse der energiepreisbedingten strukturellen Auswirkungen erlaubt. Dabei zeigt sich, daß ein für die Analyse der auf eine kurzfristig eintretende Friktion folgenden Anpassungsprozesse geeignetes strukturtheoretisches Modell nicht vorliegt (Kapitel Β. II. und B. III). Folglich wird auf der Basis allokationstheoretischer Überlegungen ein einfaches Modell konstruiert, das als Grundlage zur Ableitung überprüfbarer Hypothesen dient. Dabei werden neben den makroökonomischen auch die mikroökonomischen Bezüge, die der gewählte Problemkreis beinhaltet, berücksichtigt (Kapitel C. I.). In dieses Modell wird die Energieverteuerung eingeführt, und ihre Auswirkungen werden unter dem Einfluß verschiedener Variablenkonstellationen untersucht und weiterführend interpretiert (Kapital C.II, und C.III.). Zum Zweck der empirischen Analyse (Kapitel D.) werden jene Branchen ausgewählt, die aufgrund ihrer Energieintensität als besonders von der ersten Energiekrise gefährdet anzusehen sind. Diese Branchen werden im Hinblick auf ihre Preis-, Energieproduktivitäts- und Umsatzentwicklung in Relation zur jeweiligen Gesamtentwicklung analysiert. Die Ergebnisse der Analyse sind dann unter Einbeziehung der aus dem theoretischen Modell abgeleiteten Hypothesen derart interpretierbar, daß der Zusammenhang zwischen der ersten Energiekrise und dem Wandel der Sektorstruktur sowie dessen gesamtwirtschaftlichen Folgewirkungen vorsichtig abgeschätzt werden kann.

Β. Grundlagen einer Analyse struktureller Auswirkungen der Energieverknappung und -Verteuerung I. Verknappungs- und Verteuerungstendenzen in der Energiewirtschaft 1. Optimale Allokation erschöpfbarer Energieressourcen Ein besonderes Problem bei der Behandlung ökonomischer Knappheiten stellen die abbaubaren und erschöpfbaren Energieressourcen aufgrund ihrer absoluten Knappheit dar 1 . Werden sie zur volkswirtschaftlichen Güterproduktion genutzt, d. h. ist aus der Konsumgüternachfrage eine Nachfrage nach derartigen Ressourcen ableitbar, so erhält das ökonomische Knappheitsproblem 2 eine neue Dimension. Besteht ein aktueller Mangel an konventionellen Konsum- und Investitionsgütern, so kann man diesen durch Ausdehnung ihrer Produktion überwinden, indem man die benötigten Produktionsfaktoren anderen Verwendungen entzieht. Die Knappheit erschöpfbarer Energieressourcen unterscheidet sich fundamental von der Knappheit konventioneller Güter 3 . Ihre besondere Knappheit besteht darin, daß jede heute geförderte Einheit einen Verzicht auf die Gewinnung einer Ressourceneinheit in der Zukunft impliziert 4 . Die von der Ökonomie zu behandelnde relative Knappheit nimmt folglich im Fall erschöpfbarer Energieressourcen und einer gegebenen Nachfrage ständig zu. Zur Behandlung dieser besonderen Knappheitsproblematik wurden spezielle Modelle entwickelt 5 . 1 Streng genommen sind auch diese natürlichen Ressourcen nicht erschöpfbar, da sie sich ständig erneuern. Von Erschöpfbarkeit wird aber üblicherweise gesprochen, wenn "the rate of renewal is so slow that for practical purposes it can be ignored". Lecomber, R., The Economics of Natural Resources, London — Basingstoke 1979, S. 3. 2 Vgl. dazu beispielsweise Neumann, M., Theoretische Volkswirtschaftslehre I I I , München 1982, S. 76. ' Vgl. Schneider, H. K., Wirtschaftliches Wachstum — trotz erschöpfbarer natürlicher Ressourcen?, Vortrag zur 30. Jahresfeier der Rheinisch-Westfälischen Akademie der Wissenschaften am 11. Juni 1980, Vorträge Ν 303, Opladen 1981, S. 19. 4 "Non-renewable resources, typified by fossil fuels, are necessarily depleted by use — use of a unit of fuel in one period precludes its use in another." Lecomber, R., The Economics of Natural Resources, S. 3. Alle Modelle, die sich mit der Ausbeutung erschöpfbarer Ressourcen beschäftigen, basieren auf dem fundamentalen Ansatz von Hotelling, H., The Economics of Exhaustible Resources, in: Journal of Political Economy, Vol. 39(1931), S. 137 ff. Einen umfassenden Überblick über weiterführende Modelle vermittelt der Beitrag von Devarajan, S., Fisher, A. C , Hotelling's "Economics of Exhaustible Resources": Fifty Years Later, in: Journal of Economic Literature, Vol. X I X (1981), S. 65 ff. Zum gegenwärtigen Stand der

16

Β. Grundlagen

I m folgenden soll zunächst das optimale Angebot eines einzelnen Ressourcenanbieters untersucht werden 6 . Dazu wird angenommen, daß ein Marktpreis der Ressource bereits existiert und der einzelne Anbieter diesen Preis als gegeben hinnehmen muß 7 . Unter der Annahme der Gewinnmaximierung wird er die Ressource in der Weise fördern und anbieten, daß der Gegenwartswert aller Periodengewinne bis zur Erschöpfung des gegebenen und vom Umfang her bekannten Vorrats ein Maximum erreicht. Dazu muß unterstellt werden, daß Kosten- und Nachfrageverhältnisse über den gesamten Planungszeitraum hinweg bekannt sind und die laufenden Kosten nur von der Höhe der Förderung pro Periode abhängen. Die Förderung einer weiteren Einheit in der gegenwärtigen Periode erhöht den Gesamtgewinn aber nur dann, wenn der Gewinn aus der Förderung dieser letzten Einheit in der gegenwärtigen Periode höher ist als der abdiskontierte Gewinn, der für die Förderung dieser Einheit in einer späteren Periode erwartet wird. Die Entscheidung über die gegenwärtige Förderung muß somit neben den laufenden Kosten die Opportunitätskosten ("user costs") aus dem Verzicht auf den Verkauf heute geförderter Einheiten in späteren Perioden berücksichtigen 8 . Folglich erfordert die optimale Abbaustrategie in jeder Periode den Ausgleich zwischen dem Grenzgewinn aus der laufenden Förderung und den marginalen Opportunitätskosten des Vorratsabbaus 9 . Letztere sind durch den Grenzgewinn der letzten Förderperiode und den Umfang des Restvorrats bestimmt, der die zeitliche Entfernung bis zum Erschöpfungszeitpunkt und bei optimaler Förderentwicklung den Diskontierungszeitraum festlegt. Als notwendige Bedingung für das Gewinnmaximum ergibt sich, daß der Diskussion einer ökonomischen Theorie erschöpfbarer Ressourcen vgl. Siebert, H. (Hrsg.), Erschöpfbare Ressourcen, Schriften des Vereins für Socialpolitik, N. F. Bd, 108, Berlin 1980. 6 Die Vorgehensweise entspricht dem ursprünglichen Hotelling-Ansatz unter Einbeziehung von Förderkosten. Vgl. Siebert, H., Das intertemporale Angebot eines ressourcenabbauenden Unternehmens, in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium, 11. Jg. (1982), S. 469. 7 Denkbar sind derartige Überlegungen ζ. B. für ein Förderland, dessen Marktanteil so gering ist, daß seine Förderentscheidungen die Preisentwicklung der Ressource nicht spürbar beeinflussen. Vgl. dazu sowie zu den folgenden Ausführungen vor allem Schneider, Η . K., Schulz, W., Die optimale Nutzung erschöpfbarer Energieressourcen, in: Issing, O. (Hrsg.), Ökonomische Probleme der Umweltschutzpolitik, Schriften des Vereins für Socialpolitik, N. F. Bd. 91, Berlin 1976, S. 124 ff. sowie Schulz, W., Die optimale Nutzung erschöpfbarer Ressourcen, in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium, 6. Jg. (1977), S. 61 ff. 8

Vgl. dazu Schneider, Η . K., Schulz, W., Die optimale Nutzung erschöpfbarer Energieressourcen, S, 120 f. 9 Der Grenzgewinn der Extraktion bzw. die Rente der Ressource stellt den allokationstheoretisch befriedigenden Maßstab für die Knappheit einer erschöpfbaren Ressource in der Lagerstätte ("in situ") dar. Vgl. dazu Pethig, R., Die Knappheit natürlicher Ressourcen, in: Jahrbuch für Sozialwissenschaften, Bd. 30 (1979), S. 201, sowie Schneider, Η . K., Wirtschaftliches Wachstum — trotz erschöpfbarer natürlicherRessourcen?, S. 22. Für die extrahierte Ressource ist der Marktpreis der adäquate Knappheitsindikator.

I. Verknappugs- und Verteuerungstendenzen in der Energiewirtschaft

17

Grenzgewinn von Periode zu Periode mit der Rate des Diskontierungszinssatzes zunehmen muß 1 0 . Verhalten sich alle Anbieter entsprechend den oben getroffenen Annahmen, so kann im nächsten Schritt die Betrachtung auf das Gesamtangebot einer erschöpfbaren Ressource ausgedehnt werden. Gemäß der Theorie der optimalen Nutzung erschöpfbarer Ressourcen können die gleichgewichtigen Zeitpfade des Marktpreises und der Förderung unter den Annahmen eines homogenen, physisch begrenzten Ressourcenvorrats und vollständiger Konkurrenz bestimmt werden. Diese Annahmen sind so gewählt, daß der Einfluß des begrenzten Ressourcenvorrats auf die Preisentwicklung und die Ausbeutungsstrategie isoliert werden kann 1 1 . Die Annahme der vollständigen Konkurrenz beinhaltet, daß die Opportunitätskosten und damit der Kalkulationszinssatz für alle Anbieter gleich sind und daß der Marktpreis in jeder Periode der Summe aus den laufenden Gewinnungskosten und den Opportunitätskosten entspricht. Durch die Berücksichtigung der Opportunitätskosten des Vorratsabbaus wird die Förderpolitik von der Einschätzung der zukünftigen Entwicklung der Nachfrage- und Angebotsbedingungen abhängig. Die Annahme der Homogenität des gesamten Ressourcenvorrats bedeutet, daß die laufenden Förderkosten sich weder in Abhängigkeit von der kumulierten Förderung noch zeitabhängig verändern. Der physisch vorhandene und der wirtschaftlich gewinnbare Vorrat fallen zusammen 12 . Nimmt man an, daß die Nachfrageverhältnisse sich im Zeitablauf nicht verändern und unterstellt eine lineare Nachfragefunktion, so steht dieser das durch die Aggregation der individuellen Angebotskurven gewonnene Angebot einer erschöpfbaren Energieressource gegenüber 13 . Aus der Zusammenschau von Angebots- und Nachfragekurve zu verschiedenen Zeitpunkten erhält man das gleichgewichtige Förderprofil, d. h. den Zeitpfad der Förderrate, der den Grenzgewinn bzw. die Rente der Ressource maximiert, sowie den korrespondierenden gleichgewichtigen Preispfad 14 . Da die Begrenztheit des Ressourcenvorrats im Zeitablauf wachsende Knappheitsrenten entstehen läßt, deren Gegenwartswerte den Verlauf des gleichgewich1,1

Vgl. Schneider, H. K., Schulz, W., Die optimale Nutzung erschöpfbarer Energieressourcen, S. 125. 11

Vgl. Schulz, W., Die optimale Nutzung erschöpfbarer Ressourcen, S. 64. Zu den Implikationen eines heterogenen Vorrats vgl. die Ausführungen bei Schneider, Η . Κ., Schulz, W., Die optimale Nutzung erschöpfbarer Energieressourcen, S. 145 ff. 13 Da Gewinnmaximierung und vollständige Konkurrenz unterstellt werden, ist die Angebotskurve des Marktes identisch mit der Grenzkostenkurve des Gesamtangebots, die wegen des begrenzten Ressourcenvorrats wiederum die marginalen Opportunitätskosten einschließt. 14 Vgl. Schneider, H. K., Schulz, W., Die optimale Nutzung erschöpfbarer Energieressourcen, S. 131. 2 Larmann

Β. Grundlagen

18

tigen Preispfades bestimmen, führt die zunehmende Verknappung unter Berücksichtigung der Gewinnmaximierungsbedingungen zu einem monotonen Anstieg des Marktpreises 15 . I m Erschöpfungszeitpunkt erreicht der Marktpreis seinen höchsten Stand. Dieser Preis ist so hoch, daß die Nachfrage nach der erschöpfbaren Energieressource verschwindet oder daß die nächstbeste Energieressource abbauwürdig ist oder daß technischer Fortschritt neue Energieressourcen abbauwürdig und verfügbar macht 16 . Neben den dargestellten Bedingungen für den Fall der vollständigen Konkurrenz kommt aufgrund der realen Verhältnisse (OPEC-Kartell) der Frage, wie eine Monopolisierung des Angebots des erschöpfbaren Ressourcenvorrats den optimalen Preis- und Förderpfad beeinflußt, besondere Bedeutung zu 1 7 . Für einen Vergleich der optimalen Abbaustrategien im Konkurrenzund Monopolfall kann man annehmen, daß die Kostenfunktionen unabhängig von der Marktform sind, die im Konkurrenzfall angenommene Kostenfunktion des Gesamtangebots somit auch für den Monopolfall gilt. Die Monopolisierung des Angebots bewirkt, daß über die im Konkurrenzfall entstehenden Knappheitsrenten hinaus Monopolrenten die Preis- und Förderentwicklung beeinflussen 18. Da die marginalen Opportunitätskosten bei gewinnmaximaler Förderstrategie mit der Rate des Diskontierungszinssatzes steigen, nimmt die Monopolrente bei unveränderter Nachfrage mit der Annäherung an den Erschöpfungszeitpunkt ständig ab. In diesem Zeitpunkt hat die marginale Knappheitsrente ihren höchsten Wert erreicht, und die marginale Monopolrente ist Null. Da die marginale Knappheitsrente im Zeitpunkt der Erschöpfung des Ressourcenvorrats nur durch die Nachfrage- und Kostenfunktion bestimmt wird, ist sie im Konkurrenz- und im Monopolfall gleich hoch. Ist die marginale Monopolrente im Erschöpfungszeitpunkt gleich Null, so stimmt auch der Preis des Monopolisten p M mit dem Konkurrenzpreis p K , der dem maximalen Nachfragepreis ρ entspricht, überein. Die Erschöpfung des Ressourcenvorrats wird jedoch wegen der in den Anfangs15

Zu den Implikationen von unvollständiger Information, unterschiedlich hohen Zinssätzen und im Zeitablauf sich ändernder Nachfrage vgl. Schneider, Η. K., Schulz, W., Die optimale Nutzung erschöpfbarer Energieressourcen, S. 132 ff. 16 Vgl. Neumann, M., Wachstumspolitik, in: Handwörterbuch der Wirtschaftswissenschaften, Bd. 8, Stuttgart u. a. 1980, S. 469. 17 Vgl. dazu ausführlich Neumann, M., Theoretische Volkswirtschaftslehre III, S. 94 f. sowie Schneider, Η . K., Schulz, W., Die optimale Nutzung erschöpfbarer Energieressourcen, S. 140 ff. 18 Da die Monopolrente zu einem höheren Preis und damit zu geringeren Fördermengen führt, wird i. a. davon ausgegangen, daß Angebotsmonopole ressourcenschonend wirken. Vgl. Neumann, M., Theoretische Volkswirtschaftslehre III, S. 95. Zu den Ausnahmen vgl. Stiglitz, J. E., Monopoly and the Rate of Extraction of Exhaustible Resources, in: American Economic Review, Vol. 66 (1976), S. 656 ff.; Sweeney, J. L., Economics of Depletable Resources: Market Forces and Intertemporal Bias, in: Review of Economic Studies, Vol. 44 (1977), S. 125 ff.

I. Verknappungs- und Verteuerungstendenzen in der Energiewirtschaft

19

Perioden geringeren Förderung im Monopolfall erst zu einem späteren Zeitpunkt T M erreicht. Daraus folgt, daß sich die Preispfade im Konkurrenz- und im Monopolfall einmal schneiden müssen (vgl. Abb. I ) 1 9 . Abb. 1: Preispfad im Konkurrenz- und im Monopolfall

2. Ursachen und Auswirkungen der Energiekrisen

2.1 Ökonomische und politische Ursachen der Ölkrisen 2.1.1. Ölkrise 1973/74 Anhand der Rohölpreisentwicklung soll im folgenden überprüft werden, inwieweit die Ölkrise 1973/74 gemäß der im vorhergehenden Abschnitt dargestellten Theorie der optimalen Nutzung erschöpfbarer Energieressourcen erklärt werden kann 2 0 . Dazu wird zunächst der bis 1973 geltende Rohölpreispfad analysiert. Die Rohölversorgung der westlichen Welt lag bis zu diesem Zeitpunkt nahezu uneingeschränkt in den Händen konzessionierter internationaler Ölgesellschaften 21 . Die Förderländer waren finanziell ander Rohölförderung hauptsächlich in Form von Abgaben beteiligt, die auf der Basis sog. Vgl. Neumann, M., Theoretische Volkswirtschaftslehre III, S. 95. Ein alternativer Erklärungsansatz stammt ζ. B. von Gottinger, H.-W., Yaari,M.E., Endogeneous Changes of Preferences in the Energy Market, in: Siebert, H. (Hrsg.), Erschöpfbare Ressourcen, S. 113 ff. :1 Vgl. dazu die detaillierten Ausführungen von Schürmann, H. J., Multinationale Energieunternehmen in der Weltenergiewirtschaft, in: Zeitschrift für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, 100 Jg. (1980), S. 409 ff.; derselbe, Multinationale Energieunternehmen und ihre energiepolitische Beurteilung, Aktuelle Fragen der Energiewirtschaft, Bd. 16, München 1980.

2*

20

Β. Grundlagen

Steuerverrechnungs- oder Listenpreise ("posted prices") ermittelt wurden 2 2 . Zwischen 1958 und 1960 senkten die internationalen Ölgesellschaften die bis dahin geltenden Listenpreise erstmals, um die Förderländer an den Erlöseinbußen zu beteiligen, die in den Verbrauchsländern durch einen starken Angebotsdruck hingenommen werden mußten. Diese Senkung der Listenpreise führte schließlich 1960 zur Gründung der "Organization of the Petroleum Exporting Countries" 21 (OPEC), einer ständigen Einrichtung zur regelmäßigen Beratung zwischen den Mitgliedsländern 24 . Gemeinsames Ziel der Gründungsmitglieder war vor allem die Stabilisierung der Preise am internationalen Ölmarkt sowie die Verbesserung der Konditionen für Ölkonzessionen, um die Öleinnahmen auf längere Frist zu sichern 25 . Trotz der Gründung der OPEC gelang es den Förderländern anfänglich kaum, sich auf eine gemeinsame Ölpolitik zu verständigen. Gleichwohl hielt die Tatsache des Zusammenschlusses die internationalen Ölgesellschaften davon ab, die Listenpreise weiter herabzusetzen. Darüber hinaus mußten die Ölgesellschaften erste Zugeständnisse bei den Konzessionsbedingungen und den Abrechnungsmodalitäten einräumen. Der Sechstagekrieg im Jahre 1967 festigte den Zusammenhalt der OPEC-Länder nachhaltig. Sichtbares Zeichen dieser veränderten Situation am internationalen Ölmarkt waren die Forderungen der OPEC vom Juni 1968, in denen sie verlangte, daß — Teile der Konzessionsgebiete an die Regierungen der Förderländer zurückgegeben, — vertragliche Regelungen für Listenpreise und Abgaben und damit die uneingeschränkte Preis- und Abgabenkompetenz der internationalen Ölgesellschaften aufgehoben sowie — Staatsbeteiligungen an der Ölförderung zugelassen werden sollten 26 . 22

Vgl. dazu Rohde, Κ. E., Die „Organisation Erdöl exportierender Länder" (OPEC) — Strategien und energiewirtschaftliche Bedeutung eines internationalen Kartells, in: Wirtschaftspolitische Chronik, H. 2/3, 1967, S. 243 f. Je nach Rohölqualität und Förderlage wurden allerdings unterschiedliche Preise festgesetzt, so daß man nur vereinfachend von „dem" Listenpreis sprechen konnte. Vgl. v. Pilgrim, E., Zur Preispolitik der OPEC 1974/75, in: ifo-Schnelldienst, H. 2, 28. Jg. (1975), S. 25. 23 Gründungsländer waren der Iran, Irak, Kuwait, Saudi-Arabien und Venezuela. Heute gehören außerdem Algerien, Bahrain, Ecuador, Gabun, Indonesien, Katar, Libyen, Nigeria, Oman und die Vereinigten Arabischen Emirate zur OPEC. 24 Die Konzentration wurde durch eine Reihe von Bedingungen erleichtert. Vgl. dazu im einzelnen Burchard, H.-J., Die OPEC-Vereinbarungen und die Versorgung mit Rohöl aus nationaler Sicht, in: Röper, B. (Hrsg.), Wettbewerbsprobleme der Mineralölwirtschaft im Schatten des OPEC-Kartells, Schriften des Vereins für Socialpolitik, N. F. Bd. 101, Berlin 1979, S. 16 ff.; derselbe, Funktionsweise der internationalen Ölmärkte, in: Siebert, H. (Hrsg.), Erschöpfbare Ressourcen, S. 463; Kebschull, D., Nach Energiekrise — Rohstoffkrise?, Berlin 1981, S. 10 f.

" 5 Vgl. dazu die detaillierten Ausführungen bei Hartshorn, J. E., Erdöl zwischen Mächten und Märkten, Oldenburg — Hamburg 1962, S. 9 f. 26 Vgl. Gröner, H., Ölkrise und Marktmacht, in: ORDO, Bd. 26 (1975), S. 172.

I. Verknappugs- und Verteuerungstendenzen in der Energiewirtschaft

21

Es folgten Verhandlungen der OPEC mit den internationalen Ölgesellschaften, bei denen die Förderländer drohten, ihre Forderungen im Alleingang durchzusetzen. Schließlich einigten sich beide Seiten im Abkommen von Teheran im Februar 1971 über die mittelfristige Preisentwicklung bis zum Jahre 1975. So wurden u. a. — eine Aufhebung des Listenpreises, — ein jährlicher Inflationsausgleich bis 1975, — Sonderzuschläge für bestimmte Rohölsorten und Qualitätszuschläge sowie — der Wegfall aller Abzüge und Rabatte vereinbart 27 . In den darauffolgenden Jahren trat jedoch die von den Ölgesellschaften erhoffte Preisberuhigung nicht ein. Aufgrund des Absinkens des DollarKurses und weiterer Wechselkursschwankungen drängten die OPECLänder schon bald auf neue Verhandlungen, um ihre in den Währungen der Verbraucherländer gemessenen Verluste auszugleichen. In den beiden Genfer Abkommen vom Januar 1972 und Juni 1973 wurde zwischen den OPECLändern und den Ölgesellschaften eine erneute Erhöhung der Listenpreise vereinbart. Außerdem wurde beschlossen, die Listenpreise in der Folgezeit automatisch entsprechend der Entwicklung des arithmetischen Durchschnitts der Wechselkurse von neun, später elf Industrieländern gegenüber dem Dollar anzupassen. Daneben schlossen die Ölgesellschaften im Dezember 1972 mit einigen arabischen Ölländern ein Partizipationsabkommen, in dem als Rahmenvertrag festgelegt wurde, wie die Förderländer an bestehenden Ölkonzessionen beteiligt werden sollten 28 . Danach sollte der Staatsanteil an den Fördergesellschaften zunächst 25 % der Gesellschaftsanteile betragen und dann von 1978 bis Januar 1982 stufenweise auf 51 % erhöht werden. Die Verhandlungen der Jahre 1971 bis 1973 trugen dazu bei, den bis dahin eher lockeren Kartellzusammenhalt der OPEC-Länder zu festigen 21'. Diese Entwicklung verdeutlicht, daß den dort fördernden Ölgesellschaften bereits in den 60er Jahren bewußt war, daß sie langfristig nicht mehr nahezu autonom über die Fördermengen und Preise würden entscheiden können 30 . Vgl. hierzu Adelman, Μ. Α., The World Petroleum Market, Baltimore — London 1972, S. 250 ff. Vgl. v. Pilgrim, E., Zur Preispolitik der OPEC 1974/75, S. 27 sowie Rammert, H.-J., Das zweite Genfer Abkommen im Rahmen der jüngsten Entwicklungen auf dem Welterdölmarkt, in: Glückauf, 109, Jg. (1973), S. 837 f. Vgl. Gröner, H., Ölkrise und Marktmacht, S. 173. So haben die multinationalen Ölgesellschaften schon in den 60er Jahren begonnen, ihre Primärenergiebasis u. a. durch den Zukauf von Kohlebergbauunternehmen zu diversifizieren. Vgl. Schneider, Η. K., Wirtschaftswachstum — trotz erschöpfbarer Ressourcen?, S. 25.

22

Β. Grundlagen

Aufgrund dieser Unsicherheiten über die langfristigen Eigentumsverhältnisse und Nutzungsbedingungen verkürzte sich ihr Planungszeitraum beim Abbau des Ressourcen Vorrats drastisch. Nicht nur die unsicheren Beziehungen zwischen Ölgesellschaften und Förderländern, sondern auch die mangelnden Regelungen zwischen den Konkurrenten bei der gleichzeitigen Ausbeutung einer Lagerstätte führten dazu, daß jede Gesellschaft an einem möglichst schnellen Abbau interessiert war 3 1 . Ein „Raubbau" an den Lagerstätten 32 war die zwingende Folge. Da einige Ölländer durch eine liberale Lizenzvergabe den Kreis der ölfördernden Gesellschaften noch vergrößerte, verstärkte sich der Konkurrenzdruck zwischen den Ölgesellschaften zusätzlich 33 . Der kurze Planungshorizont, das Problem der "common pools" sowie der intensive Konkurrenzdruck führten dazu, daß die Opportunitätskosten des Vorratsabbaus nahezu irrelevant wurden und nicht mehr in die Entscheidungen der fördernden Ölgesellschaften einflossen 34 . Der durch die Mehrförderung bedingte zukünftige Grenzgewinnentgang war damit gleich Null, und die aus der expansiven Angebotsstrategie resultierenden Ölpreise spiegelten den im vorhergehenden Abschnitt abgeleiteten ökonomisch sinnvollen Knappheitspreis des Öls nicht wider. Der in den 60er Jahren geltende Rohölpreis lag somit noch unterhalb der Preispfade in Abb. 1. Für die Verbraucherländer (ζ. B. die Bundesrepublik Deutschland) bedeutete das , daß einerseits aufgrund des relativen Preisvorteils andere Energieträger durch Öl substituiert wurden 3 5 , andererseits keine rentablen Einsparinvestitionen möglich waren. Wegen der daraus resultierenden starken Ölabhängigkeit trafen die im folgenden dargestellten politischökonomischen Veränderungen die Verbraucherländer besonders hart. Der entscheidende politische Schritt vollzog sich 1973/74 mit dem endgültigen Übergang von einem ursprünglich auf die Stabilisierung der Öleinnahmen ausgerichteten Schutzbündnis zu einem auf Gewinnmaximierung 11 Zum Problem der sog. "common pools" vgl. Schneider, Η . K., Implikationen der Theorie erschöpfbarer natürlicher Ressourcen für wirtschaftspolitisches Handeln, in: Siebert, H. (Hrsg.), Erschöpfbare Ressourcen, S. 837. 32 Vgl. Neumann, M. Wachstumspolitik, S. 469. 33 Vgl. Schneider, Η . K., Implikationen der Theorie erschöpfbarer natürlicher Ressourcen für wirtschaftspolitisches Handeln, in: Siebert, H. (Hrsg.), Erschöpfbare Ressourcen, S. 836. 34 Vgl. Schneider, Η. K., Wirtschaftswachstum — trotz erschöpfbarer Ressourcen?, S. 25. 35 Teilweise bedingt durch das Abschotten des amerikanischen Marktes vor Ölimporten von 1959-1973 drängte überschüssiges Öl preisgünstig auf den freien deutschen Markt und verdrängte sukzessive die Kohle aus ihren traditionellen Anwendungsbereichen. Vgl. Rammner, P., „Weg vom Öl" durch Substitution und neue Technologien, in: ifoschnelldienst, H. 17-18, 33. Jg. (1980), S. 36.

I. Verknappugs- und Verteuerungstendenzen in der Energiewirtschaft

23

bedachten Erzeugerkartell. Die institutionellen Voraussetzungen für die Realisierung des monopolistischen Förderprofils sowie der korrespondierenden Preisentwicklung waren damit gegeben. Die getroffenen Preis- und Lieferabsprachen wurden kurzfristig gebrochen. Gleichzeitig kam es in den meisten Ölländern bereits 1974 zu höheren Staatsbeteiligungen als geplant bzw. sogar zu vollständiger Verstaatlichung der Ölgesellschaften, die damit endgültig die freie Verfügungsgewalt über Rohölmengen und -preise verloren 36 . Entscheidungen darüber wurden nicht mehr von den Ölgesellschaften, sondern ausschließlich von den Regierungen der Förderländer getroffen 37 . Diese Neuregelung der Eigentumsverhältnisse und Nutzungsbedingungen führte folglich zu dem als erste Ölkrise gekennzeichneten abrupten Ölpreissprung 1973/74. Innerhalb weniger Monate erhöhte sich der Rohölpreis von 3 auf nahezu 12 US-Dollar pro Barrel. In diesem Preissprung spiegelte sich nicht nur die Berücksichtigung der Opportunitätskosten der Ressourcennutzung durch die neuen Ölanbieter wider; zusätzlich zur Knappheitsrente enthielt der Preissprung auch eine Monopolrente 38 . „Der jeweilige Beitrag dieser beiden Komponenten zum Preisanstieg läßt sich aber nicht isoliert berechnen 39 ." In Abb. 1 stellt dies eine Erhöhung des Preises auf den in /? M beginnenden Preispfad im Monopolfall dar.

2.1.2. Ölkrise 1978/80 Der Dollar-Preis für Rohöl, der von Anfang Oktober 1973 bis Anfang Januar 1974 auf das Vierfache anstieg, nahm in der Folgezeit bis Herbst 1978 nochmals um ein weiteres Drittel zu. In einem beschleunigten Anstieg zwischen Ende 1978 und Frühjahr 1980 hat sich der Rohölpreis noch einmal mehr als verdoppelt 40 . Vgl. Mohnfeld, J., Strukturelle Veränderungen an den Welterdölmärkten, in: Wirtschaftsdienst, 60. Jg. ( 1980), S. 75 sowie v. Pilgrim, E., Zur Preispolitik der OPEC 1974/75, S. 28. ,7 Zur neuen Rolle der Ölgesellschaften als Dienstleistungsanbieter bei der Förderung und als Rohölkäufer vgl. Burchard, H.-J., Die OPEC-Vereinbarungen und die Versorgung mit Rohöl aus nationaler Sicht, S. 29. Vgl. Schneider, H. K., Schulz, W., Die optimale Nutzung erschöpfbarer Energieressourcen, S. 156. Anders als ein Einzelmonopol hat es das Kollektivmonopol der OPECLänder mit den Problemen des Kartellzusammenhalts zu tun, da die Kartellmitglieder in verschiedener Hinsicht differierende Interessen haben. Zu den Stabilitätsproblemen des OPEC-Kartells vgl. ebenda, S. 160 f., sowie Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, Vollbeschäftigung für morgen, Jahresgutachten 1974/75, Stuttgart — Mainz 1974, TZ 444; derselbe, Herausforderung von außen, Jahresgutachten 1979/80, Stuttgart — Mainz 1979, TZ 374. Hoffmeyer, M., Neu, A. D., Zu den Entwicklungsaussichten der Energiemärkte, in: Die Weltwirtschaft, H. 1, 1979, S. 174. 411 Vgl. Herberg, H., Gesamtwirtschaftliche Auswirkungen der Ölpreiskrisen, in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium, 10. Jg. (1981), S. 359.

24

Β. Grundlagen

Unmittelbarer Anlaß für die erste Welle der Ölpreissteigerungen Ende 1978/Anfang 1979 waren die revolutionären Ereignisse im Iran, in deren Verlauf die Ölförderung und der -export dieses wichtigen Ölanbieters Anfang 1979 fast ganz zum Erliegen kamen. Der Ausfall der Iran-Förderung wurde rein mengenmäßig schnell durch eine erhöhte Förderung in den anderen OPEC-Ländern als auch in den übrigen ölfördernden Ländern ausgeglichen 41 . Obwohl auch die Förderung im Iran im Sommer 1979 teilweise wieder aufgenommen wurde, konnten die OPEC-Länder eine Welle von Preiserhöhungen durchsetzen. Zum einen hatten sich die Lagerbestände an Rohöl aufgrund der Witterungsverhältnisse in zahlreichen Verbraucherländern stark vermindert 42 . Diese Marktlage erlaubte somit erhebliche Preissteigerungen, deren Boden allerdings auch dadurch vorbereitet war, daß sich die Preise für Exportgüter der Industrieländer stark erhöht hatten und damit der reale Ölpreis gesunken war 4 3 . Weiterhin hat die Erwartungshaltung der Marktteilnehmer, daß sich die Versorgungsbedingungen eher noch verschlechtern könnten, das Entstehen einer tatsächlichen Mengenkrise begünstigt bzw. Preissteigerungen Vorschub geleistet 44 . Betrachtet man die Preisentwicklung am Ölmarkt seit Ende 1980 (vgl. Abb. 2), so liegt die Vermutung nahe, daß der Ölpreisanstieg um + 125 % von Ende 1978 bis Anfang 1980, der als zweite Ölkrise apostrophiert wird, nicht nur die zunehmende Knappheit des Rohöls, sondern zu einem erheblichen Teil auch die Marktmacht der OPEC widerspiegelt. Allerdings stellt sich die Frage, ob die konsequente Ausnutzung dieser Marktmacht nicht auf einen Preispfad führte, der noch oberhalb des „ökonomisch richtigen" Preispfades 45 verlief. Eine mögliche Erklärung dafür könnte darin gesehen werden, daß die Erwartung steigender Preise die Opportunitätskosten der Förderung der OPEC-Länder erhöht und den im oben genannten Sinn überhöhten Preispfad bewirkt hat. Diese Einschätzung der Opportunitätskosten beruhte jedoch vermutlich auf Erwartungstäuschungen 46 im Hinblick auf die Einsparpotentiale und damit die Ölnachfrage der Verbraucherländer. Außerdem ist davon auszugehen, daß die Entwicklung des Ölpreises selbst

41 Vgl. Schmitt, D., Wie entwickeln sich die Ölpreise?, in: Wirtschaftsdienst, 60. Jg. (1980), S. 127. 42 Vgl. Deutsche Bundesbank, Ölrechnung und Zahlungsbilanz der Bundesrepublik Deutschland, in: Monatsberichte der Deutschen Bundesbank, H. 7, 1980, S. 12. 43 Vgl. dazu Scharrer, H.-E., Die Weltwirtschaft nach dem zweiten Ölpreisschub, in: Energiewirtschaft und gesamtwirtschaftliche Entwicklung— internationale und nationale Aspekte, Beihefte zur Konjunkturpolitik, H. 28, Berlin 1981, S. 59. 44 Vgl. Schmitt, D., Wie entwickeln sich die Ölpreise?, S. 127 f. 45 Vgl. dazu die theoretischen Ausführungen im ersten Abschnitt dieses Kapitels. 4h Derartige Erwartungstäuschungen wurden im theoretischen Modell durch die Annahme vollständiger Information ausgeschlossen.

I. Verknappuiigs- und Verteuerungstendenzen in der Energiewirtschaft

25

zusätzliche Einsparungen induziert hat 4 7 . Alle realisierten Einsparpotentiale, „welche die user cost der Förderung dieser Länder senken, üben einen Druck auf den Ölpreis aus 48 . Verglichen mit der Vervierfachung des Rohölpreises 1973/74 nimmt sich der relative Ölpreisanstieg der zweiten Ölkrise zwar vergleichsweise gering aus, der absolute Preisanstieg war dagegen doppelt so hoch wie in der ersten Ölkrise 49 . Insgesamt ist der Dollar-Preis für Rohöl (fob) von Anfang Oktober 1973 bis Ende Mai 1980 etwa auf das Zwölffache gestiegen50. Abb. 2: Entwicklung des Rohölpreises seit 1973 ÜS- Donar pro berrH, log Mjflstab

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1975 1976 1977 1978 1979 1980 1981 1982 1983

1) Staatlicher OPEC-Verkaufspreis, bis 1978 Preis für Saudi-arabisches Rohöl (34 API), ab 1979 gewogener Durchschnittspreis aller OPEC-Länder. 2) Staatlicher OPEC-Verkaufspreis, deflationiert mit dem UN-Index der Durchschnittswerte für verarbeitete Exporterzeugnisse (auf Dollarbasis, 1970 = 100) der Industrieländer. Quelle: v. Pilgrim, E., Rohstoffpreise haben die Talsohle erreicht, in: ifoschnelldienst, H. 4, 36. Jg. (1983), S. 3.

Die Bundesrepublik wurde von den Ölkrisen nicht in dem Maße getroffen, wie es die Entwicklung der Ölpreise in Abb. 2 andeutet. Insgesamt hat sich der DM-Preis für Rohöl im Zeitraum zwischen Ende 1973 und Mai 1980 versechsfacht, d. h. er ist nur halb so stark gestiegen wie der Dollar-Preis 51 . 47

Vgl. Schneider, H. K., Schulz, W., Die optimale Nutzung erschöpfbarer Energieressourcen, S. 155. 4S Ebenda, S. 156. 4

" Vgl. Schmitt, D., Wie entwickeln sich die Ölpreise?, S. 128. " Vgl. Herberg, H., Gesamtwirtschaftliche Auswirkungen der Ölpreiskrisen, S. 359. " Vgl. Deutsche Bundesbank, Ölrechnung und Zahlungsbilanz der Bundesrepublik Deutschland, S. 12. s

Β. Grundlagen

26

Ursache dafür w a r hauptsächlich die anhaltende A u f w e r t u n g der D M gegenüber d e m U S - D o l l a r 5 2 . H i n z u k a m , daß die T r a n s p o r t k o s t e n zwischen den Verschiffungs- u n d E i n f u h r h ä f e n langsamer z u n a h m e n als der D o l l a r - P r e i s für R o h ö l u n d somit den A n s t i e g der Einfuhrpreise b r e m s t e n 5 3 . 2.2 Änderung

der Preisrelationen

als Folge der

Ölkrisen

A l s Resultat der beiden Ö l k r i s e n ist der Ö l v e r b r a u c h i n der Bundesrepub l i k D e u t s c h l a n d deutlich zurückgegangen 5 4 . D e r Ö l m a r k t ist aber nach wie v o r der wichtigste T e i l m a r k t innerhalb der deutschen Energieversorgung. Das gilt z u m einen a u f g r u n d seines M a r k t v o l u m e n s 5 5 , z u m anderen v o r allem angesichts der Rolle des Öls als wesentlichem Preisführer i n der nationalen E n e r g i e w i r t s c h a f t 5 6 . D i e R o h ö l p r e i s e n t w i c k l u n g e n haben Preiserhöhungen anderer Energieträger ζ. T . verursacht, ζ. T . erst e r m ö g l i c h t u n d s o m i t aus der Ölkrise eine nationale Energiekrise gemacht. A l l e r d i n g s haben sich die Preise der anderen Energieträger meist m i t zeitlicher Verzögerung u n d i n unterschiedlichem A u s m a ß ölpreisbedingt erhöht. D i e Preissteigerungen bei anderen Energieträgern waren insoweit ölpreisi n d u z i e r t , als sie a u f der A b s c h ö p f u n g v o n D i f f e r e n t i a l r e n t e n 5 7 u n d / o d e r a u f einer Mehrnachfrage infolge v o n Substitutionsvorgängen b e r u h t e n 5 8 . E i n s: Vgl. Koopmann, G. u. a., Der deutsche Außenhandel seit der Ölkrise, in: Wirtschaftsdienst, 61. Jg. (1981), S. 122. 53

Vgl. Herberg, H., Gesamtwirtschaftliche Auswirkungen der Ölpreiskrisen, S. 359. Vgl. dazu Flemig, G., Der Einfluß der Preise auf Einfuhr und Verbrauch von Mineralöl, Kieler Diskussionsbeiträge Nr. 62, Kiel 1979. 55 Während der Anteil des Öls am Primärenergieverbrauch in der Bundesrepubik Deutschland in den 70er Jahren stets über 50 % lag, betrug sein Anteil 1981 immer noch 45 %. Vgl. dazu Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (Hrsg.), Energiebilanzen der Bundesrepublik Deutschland, Frankfurt/Main, verschiedene Jahrgänge. 56 Vgl. Schürmann, H. J., Anpassungsaufgaben für die deutsche Mineralölwirtschaft und die Rolle des Staates, in: VIK-Mitteilungen, Η . 1, 1982, S. 1. 57 Derartige Marktlagengewinne oder "windfall profits" sind Gewinne, die in der Bundesrepublik nach den Ölkrisen im Geschäft mit inländischen Energieträgern anfallen. Vgl. dazu Welbergen, J. C., Erdölindustrie in der Marktwirtschaft — Möglichkeiten und Grenzen, in: Weißbuch Energie, hrsg. von der Aktionsgemeinschaft Soziale Marktwirtschaft, Bonn 1980, S. 130. So erklärt sich beispielsweise die Zunahme des Verbraucherpreises für Naturgas seit 1978 aus den Bemühungen der Gasproduzenten, die als Folge des gestiegenen Heizölpreises eingetretenen Differentialrenten des Gases auf den Verbrauchermärkten durch erhöhte Lieferpreise für sich zu beanspruchen. Vgl. Schneider, Η . K., Energie und Strukturwandel, in: Gahlen, B. (Hrsg.), Strukturberichterstattung der Wirtschaftsforschungsinstitute — Analyse und Diskussion —, Tübingen 1982, S. 97. 58 „Es wird also die Mehrnachfrage nach diesen anderen Energieträgern zunehmen, und deren Preise werden steigen." Herberg, H., Gesamtwirtschaftliche Auswirkungen der Ölpreiskrisen, S. 361. Zum Vorliegen derartiger Marktinterdependenzen vgl. auch Jürgensen, H., Energieverknappung und -Verteuerung — Auswirkungen auf Weltwirtschaft und Lebensstandard, in: Entwicklung des Energiebedarfs und Möglichkeiten der Bedarfsdeckung, VDI-Berichte Nr. 300, Essen 1978, S. 179. 54

I. Verknappugs- und Verteuerungstendenzen in der Energiewirtschaft

27

derartiges Substitutionsverhalten k a n n a u f g r u n d der E n t w i c k l u n g der relativen Energiepreise vermutet werden. Zugleich m i t den Ölpreissteigerungen haben sich die Energiepreisrelationen n ä m l i c h derart verändert, daß sich ehemals relativ preiswerte Energieträger außerordentlich verteuerten, w ä h rend andere, vorher relativ teuere Energieträger jetzt relativ preiswert w u r den. I m Vergleich z u m Energiepreisniveau stieg der relative Rohölpreis v o n 1970 bis 1978 u m das 1,7-fache, der relative Preis der Ölderivate leichtes u n d schweres H e i z ö l 5 9 u m das 1,2-bzw. 1,1-fache, w ä h r e n d die Preise für S t r o m 6 0 u n d K o k e r e i - bzw. Stadtgas relativ z u r ü c k g i n g e n 6 1 . V o n entscheidender Bedeutung für das A u s m a ß der Substitutionsvorgänge sind die Elastizitäten zwischen den Energieträgern, die i n ö k o n o m e t r i s c h e n Studien s o w o h l für die Haushalte u n d K l e i n v e r b r a u c h e r als auch für die Industrie überwiegend > 1 geschätzt w e r d e n 6 2 . D i e Ölpreissteigerungen haben nicht n u r die relativen Energiepreise verändert, sondern auch das Energiepreisniveau maßgeblich b e e i n f l u ß t 6 3 . A u f g r u n d des dualen Charakters der Energie 6 4 als P r o d u k t i o n s f a k t o r 6 5 u n d als Zum Preisverbund zwischen dem Rohöl und seinen Derivaten, vor allem mit leichtem und schwerem Heizöl sowie mit den Kraftstoffen, auf die zusammen über 80 % des Verbrauchs an Mineralölprodukten entfallt, vgl. Rammner, P., „Weg vom Öl" durch Substitution und neue Technologien, S. 37. ft " Absolut gesehen haben sich auch die Strompreise erhöht, was zumindest ζ. T. auf den Einsatz von direkt oder indirekt ölpreisverteuerten Energieträgern zurückgeführt werden kann. So mußten die Stromerzeuger seit der ersten Ölkrise eine Verfünffachung der Ölpreise hinnehmen, während sich die Kohle- und Gaspreise um etwa 250 % erhöhten. Vgl. Nickel, R., Zur Stromkostenbelastung der Industrie, in: VIK-Mitteilungen, H. 2, 1982, S. 33. M Vgl. Hillebrand, B., Energiesparen — langfristig die einzige Alternative? in: Mitteilungen des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung, 32. Jg. (1981), S. 166. ft: Vgl. dazu die Literaturangaben bei Schneider, H. K., Weltweite Entwicklung des Energieangebots, in: Energiewirtschaft und gesamtwirtschaftliche Entwicklung — internationale und nationale Aspekte, Beihefte der Konjunkturpolitik, H. 28, 1981, S. 17. Je leichter die einzelnen Energieträger gegeneinander substituierbar sind, desto elastischer ist auch die Nachfrage nach den einzelnen Energieträgern. Entsprechende Schätzungen der Preiselastizitäten der einzelnen Energieträger in der Bundesrepublik hat z. B. Lehbert, B., Untersuchungen der kurz- und langfristigen Elastizitäten der Energienachfrage in bezug auf die Energiepreise in der Bundesrepublik Deutschland, Kieler Arbeitspapier Nr. 59, Kiel 1977, vorgenommen. Eine Synopsis von Schätzungen kurz- und langfristiger f'reiselastizitäten auf internationaler Ebene gibt das Department of Energy (ed.), Report of the Working Group on Energy Elasticities, Energy Paper No. 17, London 1977. M Schneider geht sogar davon aus, daß der Rohölpreis auch „weiterhin das Energiepreisniveau maßgeblich bestimmen" wird. Vgl. Schneider, H. K., Weltweite Entwicklung des Energieangebots, S. 27 f. Vgl. Kruse, J., Energiewirtschaft, in: Struktur und Wachstum, Reihe Industrie, hrsg. vom Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung, H. 16, Berlin — München 1972, S. 17. Produktionstheoretisch ist die in der Produktion eingesetzte Energie als Produktionsfaktor anzusehen. „Energie ist Produktionsfaktor, wie Arbeit und Kapitel". Schneider, H. K., Anstöße zum wirtschaftlichen Strukturwandel durch die Ölkrise, in:

Β. Grundlagen

28

K o n s u m g u t 6 6 hat der A n s t i e g des Energiepreisniveaus nachhaltige A u s w i r k u n g e n a u f die relativen F a k t o r - u n d Güterpreise gezeigt. So stieg der Preisindex für den gesamten Energieeinsatz i m Vorleistungsbereich der I n d u s t r i e v o n 1970 = 100 a u f 1978 = 210,7 a n 6 7 , w ä h r e n d sich der I n d e x der Erzeugerpreise i n der gleichen Periode n u r u m 43,2 I n d e x p u n k t e e r h ö h t e 6 8 . F ü r die privaten Haushalte ergab sich i n diesem Z e i t r a u m b e i m Lebenshaltungskostenindex für E l e k t r i z i t ä t , Gas, Brennstoffe u. ä. eine Steigerung u m fast 84 I n d e x p u n k t e u n d b e i m entsprechenden Index f ü r Kraftstoffe u m 59,2 P r o z e n t p u n k t e 6 9 . D e r gesamte Lebenshaltungskostenindex erhöhte sich i m relevanten Z e i t r a u m u m 50,1 I n d e x p u n k t e 7 0 . D i e V e r ä n d e r u n g der veschiedenen Preisindices läßt d a r a u f schließen, daß sich s o w o h l der relative Preis f ü r die k o n s u m t i v genutzte Energie als auch f ü r den P r o d u k t i o n s f a k t o r Energie zumindest zwischen 1970 u n d 1978 wesentlich erhöht h a t 7 1 . D a bei den übrigen G ü t e r n u n d F a k t o r e n keine Preissenkungen stattgefunden h a b e n 7 2 , ist es offensichtlich, daß die Energieverteuerung eine zusätzliche E r h ö h u n g des inländischen Preisniveaus b e w i r k t h a t 7 1 . D e r d a d u r c h ausgelöste Inflationsschub ü b e r t r u g gleichsam die höheren

Ansprüche

der

Energiequellenländer

an

das

Sozialprodukt

der

Bundesrepublik.

Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung (Hrsg.), Technischer Fortschritt — Ursache und Auswirkung wirtschaftlichen Handelns, Referate und Diskussionsbeiträge der zweiten Innovationstagung vom 3.-5. April 1974, München 1974, S. 41. 66 Konsumtheoretisch stellt die Energie kein direktes Konsumgut dar; sie ist komplementär zum Konsum anderer Güter notwendig. 67 Vgl. Hillebrand, B., Energiesparen — langfristig die einzige Alternative?, S. 166. 6X Vgl. Statistisches Bundesamt (Hrsg.), Statistisches Jahrbuch 1979 für die Bundesrepublik Deutschland, Stuttgart — Mainz 1979, S. 473. M Vgl. Deutsche Bundesbank, Energieaufwand der privaten Haushalte nach dem zweiten Ölpreisschock, in: Monatsberichte der Deutschen Bundesbank, H. 4, 1981, S. 18 ff. 711 Vgl. Statistisches Bundesamt (Hrsg.), Statistisches Jahrbuch 1979 für die Bundesrepublik Deutschland, S. 487. 1 Vgl. Wissenschaftlicher Beirat beim Bundesministerium für Wirtschaft, Wirtschaftspolitische Folgerungen aus der Ölverknappung, Bonn 1980, S. 2. 72 „Die relevanten Preisverschiebungen, die im Anschluß an die Energiepreissteigerungen . . . eingetreten sind, haben sich bekanntlich in Gestalt eines inflationistischen Anpassungsprozesses und nicht durch kompensatorische Preissenkungen bei NichtEnergieerzeugnissen vollzogen". Lamberts, W., Die künftige Stellung der Bundesrepublik in der internationalen Arbeitsteilung und Implikationen für die Branchenstruktur, Wachstum, Beschäftigung, Einkommensverteilung, in: Energiewirtschaft und gesamtwirtschaftliche Entwicklung — internationale und nationale Aspekte, Beihefte der Konjunkturpolitik, H. 28, Berlin 1981, S. 144. 73 Vgl. Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, Herausforderung von außen, Jahresgutachten 1979/80, TZ 381 ff.

II. Wirtschaftsstruktur und ihre Wandlungen

29

M a n k a n n d a v o n ausgehen, daß s o w o h l die V e r ä n d e r u n g der relativen Preise als auch die des Preisniveaus s t r u k t u r e l l bedeutsam gewesen s i n d 7 4 . Z u m einen k ö n n e n Substitutionseffekte zuungunsten der Energie u n d energieintensiver G ü t e r vermutet werden. Z u m anderen ist anzunehmen, daß die m i t d e m A n s t i e g des Preisniveaus verbundenen R e a l e i n k o m m e n s m i n d e r u n g e n 7 5 zu sektoral ungleich verteilten realen Nachfrageeinbußen

führten.

Strukturelle A u s w i r k u n g e n der Energieverteuerung k ö n n t e n somit s o w o h l d u r c h Substitutionsvorgänge als auch d u r c h differierende reale W a c h s t u m s einbußen hervorgerufen w o r d e n sein.

I I . Wirtschaftsstruktur und ihre Wandlungen 1. Begriffliche Abgrenzungen D a unterschiedliche D e f i n i t i o n e n des Strukturbegriffs i n einzelnen Bereichen der ö k o n o m i s c h e n F o r s c h u n g V e r w e n d u n g finden 76, m j i ß eine Analyse der W i r t s c h a f t s s t r u k t u r u n d deren W a n d l u n g e n v o n einer geeigneten begrifflichen D e f i n i t i o n des Strukturbegriffs ausgehen. I n dieser A r b e i t w i r d u n t e r S t r u k t u r die A r t u n d Weise verstanden, „ w i e die Teile eines Ganzen untereinander u n d zu diesem Ganzen verbunden s i n d " 7 7 . D e r begriffliche Schwerp u n k t liegt dabei a u f dem inneren A u f b a u einer Niveaugröße, wie es f ü r den

74

Vgl. Ehrenberg, H., Ordnungspolitische Probleme bei der Bewältigung des Strukturwandels und der Sicherung der Ressourcen, in: Walter-Raymond-Stiftung (Hrsg.), Wohlstand und Stabilität bei begrenztem Wachstum (II), Kleine Reihe H. 13, Köln 1976, S. 9 ff. 75

Die deutsche Volkswirtschaft hat im Jahre 1979 etwa 43 Mrd. D M mehr für Mineralöleinfuhren aufgewendet als im Jahre 1970. Diese Mehrbelastungen sind im wesentlichen durch die starken Preissteigerungen verursacht worden. Vgl. Lamberts, W., Die künftige Stellung der Bundesrepublik in der internationalen Arbeitsteilung und Implikationen für die Branchenstruktur, Wachstum, Beschäftigung, Einkommensverteilung, S. 149. Vgl. auch (Jutowski, Α., Härtel, H.-H., Richtung des Strukturwandels und Anpassungsfriktionen, in: Gahlen, B. (Hrsg.), Strukturberichterstattung der Wirtschaftsforschungsinstitute — Analyse und Diskussion —, Tübingen 1982, S. 141; Herberg, H., Gesamtwirtschaftliche Auswirkungen der Ölpreiskrisen, S. 362; Wissenschaftlicher Beirat beim Bundesministerium für Wirtschaft, Wirtschaftspolitische Folgerungen aus der Ölverknappung, S. 2 ff. 7h Vgl. dazu Bombach, G., Der Strukturbegriff in der Ökonomie, in: Neumark, F. (Hrsg.), Strukturwandlungen einer wachsenden Wirtschaft, Schriften des Vereins für Socialpolitik, N. F. Bd. 30/1, Berlin 1964, S. 10 ff. sowie Kieps, K., Strukturwandlungen in der Wirtschaft und Aufgaben staatlicher Strukturpolitik, in: Kieps, K., u. a. (Hrsg.), Grundfragen staatlicher Strukturpolitik, Linz 1972, S. 11 ff. 77

Thalheim, K. C., Aufriß einer volkswirtschaftlichen Strukturlehre, in: Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft, Bd. 99 (1939), S. 466. Vgl. auch Machlup, F., Structure and Structural Change: Weaselwords and Jargon, in: Zeitschrift für Nationalökonomie, Bd. 18 (1958), S. 280 ff.

30

Β. Grundlagen

statistischen Strukturbegriff typisch ist 7 8 . Strukturwandlungen werden damit zu Verschiebungen in der Proportionierung der Teilelemente, zu Abweichungen von der gleichmäßigen, homogenen Entwicklung aller Teile 7 9 . Angesichts der Vielzahl der Aspekte, unter denen sich wirtschaftliche Niveaugrößen in Teile aufspalten lassen, können beliebig viele Strukturphänomene abgeleitet werden 80 . Eine Möglichkeit zur Strukturbildung ist die sektorale Proportionierung von Niveaugrößen, wobei ein Sektor zunächst ein nicht weiter spezifiziertes Teilelement darstellt 81 . Seine Abgrenzung hängt vom jeweiligen Analysezweck, dem Abgrenzungskriterium sowie von den verfügbaren statistischen Unterlagen ab 8 2 . Im Rahmen der theoretischen Analyse dieser Arbeit finden zur Abgrenzung der sektoralen Teilelemente sowohl das funktionelle als auch das institutionelle Prinzip Verwendung 83 . Entsprechend dem funktionellen Prinzip wird dabei die Gesamtwirtschaft nach dem Kriterium der Energieintensität bei der Produktion in zwei homogene Gütergruppen unterteilt. Dem institutionellen Prinzip entsprechend wird zudem unterstellt, daß jedes energieintensiv oder nicht-energieintensiv hergestellte Gut von selbständigen Entscheidungs- und damit Risikoträgern, die sich gleichartig verhalten bzw. gleichartigen Verhaltensbedingungen unterliegen 84 , produziert wird. Bis zu einem gewissen Grad ist es sogar zulässig, die den theoretischen Ausführungen zugrundeliegende Sektorenabgrenzung auch im Hinblick auf einzelne Branchen, die wiederum sektorale Teilelemente darstellen, zu interpretieren 85 . 78 Der Strukturbegriff des Statistikers sollte am Anfang jeder strukturellen Betrachtung stehen. „Er ist nicht anspruchsvoll in dem Sinne, Erklärungsbestandteile in sich aufzunehmen, wie das bei den . . . anderen Strukturbegriffen der Fall ist". Oppenländer, Κ . H., Begründung, Funktion und Fundierung der Strukturberichterstattung, in: Gahlen, B. (Hrsg.), Strukturberichterstattung der Wirtschaftsforschungsinstitute — Analyse und Diskussion —, Tübingen 1982, S. 153. Vgl. auch Bombach, G., Der Strukturbegriff in der Ökonomie, S. 12 sowie Klatt, S., Die Problematik einer Steuerung des Strukturwandels der Wirtschaft, in: Klatt, S., Willms, M. (Hrsg.), Strukturwandel und makroökonomische Steuerung, Festschrift für Fritz Voigt, Berlin 1975, S. 13. 79 Vgl. Niehans, J., Strukturwandlungen als Wachstumsprobleme, S. 19. 8,1 Möglichkeiten zur Proportionierung wirtschaftlicher Strukturen stellt Niehans, J., Strukturwandlungen als Wachstumsprobleme, S. 20 vor. 81 Vgl. Finking, G., Grundlagen der sektoralen Wirtschaftspolitik, Köln 1978, S. 260. 82 Gebräuchliche Arten der Sektorbildung zeigt Peters, H.-R., Grundlagen der Mesoökonomie und Strukturpolitik, Bern — Stuttgart 1981, S. 94 f. sowie S. 110 ff. auf. 83 Vgl. dazu im einzelnen Holub, H.-W., Schnabl, H., Input-Output-Rechnung: InputOutput-Tabellen, München 1982, S. 34 ff. 84 Vgl. HWWA-Institut für Wirtschaftsforschung, Analyse der strukturellen Entwicklung der deutschen Wirtschaft — Strukturbericht 1980 —, Hamburg 1981, S. 3 f. 85 Zur branchenspezifischen Interpretation der Ergebnisse der theoretischen Ausführungen vgl. Kapitel C.III. 1.

II. Wirtschaftsstruktur und ihre Wandlungen

31

In der empirischen Analyse kann diese theoretisch befriedigende Sektorenabgrenzung, die nach beiden Prinzipien zu gleichermaßen eindeutigen Ergebnissen kommt, selbstverständlich nicht beibehalten werden. Den in Kapitel D betrachteten Branchen liegt die vom Statistischen Bundesamt verwendete Abgrenzung gemäß dem Schwerpunktprinzip 86 zugrunde. Das bedeutet, daß im Vergleich zur Abgrenzung der Sektoren bzw. Branchen im theoretischen Teil nur das institutionelle Prinzip realisiert wird. In bezug auf die funktionelle Abgrenzung erfolgt eine gewisse Auflockerung, da die strikte Zuordnung von einzelnen Unternehmen zu einer Branche danach erfolgt, welches Gut überwiegend produziert wird. Die betrachtete Gütergruppe ist somit nicht vollständig, sondern nur überwiegend funktionell abgegrenzt 87 . Die Auswahl der Branchen entsprechend der Energieintensität bezieht sich daher genaugenommen auf die der den Branchen zugerechneten Güter. Diese Tatsache ist lediglich dann zu berücksichtigen, wenn struktureller Wandel innerhalb der Branchen auf der Ebene einzelner Unternehmen zu untersuchen ist. Da jedoch das Verhalten der gesamten Branchen analysiert werden soll, braucht diesem Unterschied keine entscheidende Bedeutung beigemessen zu werden. Es gibt eine Reihe von Niveaugrößen, die unter sektoralem bzw. branchenmäßigem Aspekt betrachtet werden können 88 . In dieser Arbeit erfolgt eine Konzentration auf die mit relativen Preisen gewichtete Produktionsstruktur 8 y , worunter das Anteilsverhältnis der Sektoren bzw. Branchen an einer das gesamte Produktionsergebnis repräsentierenden Größe verstanden und als Sektorstruktur bezeichnet wird. Aus dem breiten Spektrum möglicher Meßgrößen der wertmäßigen Produktionsstruktur wird hier die Struktur des Gesamtumsatzes1"1 betrachtet, die sich aus einer Mengen- und Preisstruktur zusammensetzt 91 .

86 Vgl. V. d. Lippe, P., Wirtschaftsstatistik, Stuttgart 1973, S. 15 sowie Statistisches Bundesamt (Hrsg.), Systematik der Wirtschaftszweige, Grundsystematik mit Erläuterungen, Stuttgart — Mainz 1961, S. 10 f. 87 Vgl. ebenda, S. 9. 88 Vgl. Peters, H.-R., Grundlagen der Mesoökonomie und Strukturpolitik, S. 43 f. 84 Zu den verschiedenen Verwendungen des Begriffs „Produktionsstruktur" in der Literatur vgl. Herdzina, K., Wirtschaftliches Wachstum, Strukturwandel und Wettbewerb, Quaestiones Oeconomicae, Bd. 7, Berlin 1981, S. 122 ff. l,n Im theoretischen Teil dieser Arbeit besteht aufgrund der modellhaften Vereinfachungen kein Unterschied zwischen Brutto- und Nettoproduktionswert sowie dem Gesamtumsatz. Der Begriff Gesamtumsatz wird jedoch bereits in den theoretischen Ausführungen verwendet, da er aufgrund methodischer Erfordernisse in der empirischen Analyse beibehalten werden muß. Vgl. dazu Kapitel D.H.3.3. 1,1 und gerade diese Auflösung macht die Strukturanalyse eigentlich erst interessant". Bombach, G., Der Strukturbegriff in der Ökonomie, S. 15.

32

Β. Grundlagen 2. Theoretische Erklärungsansätze der Sektorstruktur

2.1 Zur Problematik strukturbezogener

Ansätze

2.1.1. Anforderungen Die wissenschaftliche Analyse des energiepreisbedingten Strukturwandels in dieser Arbeit ist prozeßorientiert 92 . Aus der Perspektive dieser Vorgehensweise bilden die energiepreisbedingten strukturellen Veränderungen das primäre Erkenntnisobjekt. Eine fundierte Analyse dieses Strukturwandels ist selbstverständlich nicht ohne eine entsprechende Theorie möglich. Die dafür zuständige Theorie ist die Allokationstheorie 93 . Sind die Voraussetzungen oder Rahmenbedingungen der neoklassischen Allokationstheorie bzw. der daraus entwickelten Wachstumstheorie erfüllt, so ist das zentrale Problem geklärt, wie die Güterund Faktorallokation zwischen den Sektoren im Hinblick auf gegebene Präferenzen der Gesellschaftsmitglieder und ein vorgegebenes technisches Wissen erfolgen soll. Das Allokationsoptimum und damit auch die optimale Größe der am Wirtschaftsprozeß beteiligten Sektoren ist dieser Theorie zufolge durch die Erfüllung der sogenannten Marginalbedingungen definiert 9 4 . Die Annahme konvexer Indifferenz- und konkaver Transformationskurven sichert dabei die Stabilität des Allokationsprozesses 95 . Entsprechend dieser Theorie muß man jedoch davon ausgehen, daß auch der energiepreisbedingte Strukturwandel in einer Marktwirtschaft problemlos bewältigt wird, solange der marktmäßige Allokationsprozeß aufgrund der rahmenpolitischen Voraussetzungen funktioniert. Es ist somit nicht erforderlich, weitere Theorien struktureller Prozesse zu konzipieren. 92

Zum Unterschied zwischen prozeß- und rahmenorientierter Strukturanalyse vgl. Helmstädter, E., Ordnungspolitische Probleme der Strukturberichterstattung, in: Gahlen, B. (Hrsg.), Strukturberichterstattung der Wirtschaftsforschungsinstitute — Analyse und Diskussion —, Tübingen 1982, S. 52 ff. 93 Vgl. Neumann, M., Theoretische Volkswirtschaftslehre II, München 1982, S. 2. „Eine eigenständige Theorie des sektoralen Strukturwandels gibt es nicht". Rahmeyer, F., Strukturberichterstattung: Zur Konzeption der Wirtschaftsforschungsinstitute, in: WSIMitteilungen, 34. Jg. (1981), S. 469. 94 Vgl. Boulding, Κ . E., Welfare Economics, in: Haley, Β. F. (ed.), A Survey of Contemporary Economics, Vol. 2, Homewood/Ill. 1952, S. 1 ff. sowie Sohmen, E., Allokationstheorie und Wirtschaftspolitik,Tübingen 1976, S. 32 ff. 95 Die Arbeiten über die Existenz und Stabilität von Allokationsprozessen erfordern die Kenntnis fortgeschrittener mathematischer Methoden. An dieser Stelle ist es ausreichend zu wissen, daß derartige Arbeiten existieren. Vgl. dazu z. B. Intrilligator, M., Mathematical Optimization and Economic Theory, Englewood Cliffs/New Jersey 1971, insbesondere Kapitel 3 sowie Lancaster, Κ., Mathematical Economics, London 1968, Kapitel 4 und 5.

II. Wirtschaftsstruktur und ihre Wandlungen

33

Von einer strukturtheoretischen Lücke kann man erst dann sprechen, wenn der Allokationsprozeß zu Ergebnissen führt, die aus politischer Sicht als korrekturbedürftige Schwachstellen betrachtet werden. Derartige politisch unerwünschte Ergebnisse können auftreten, wenn — aufgrund unzureichender Erfüllung der Rahmenbedingungen der Ablauf des Strukturbildungsprozesses gestört wird, — das pareto-optimale Allokationsergebnis nicht akzeptabel ist, — aufgrund exogener Störungen Anpassungserfordernisse auftreten, die innerhalb der vom Marktprozeß zur Verfügung gestellten Anpassungszeit zu unerwünschten Friktionen führen 96 . In der Energieverknappung und -Verteuerung muß eine entscheidende exogene Störgröße des friktionsfreien Wirtschaftsablaufs gesehen werden 97 . Sie wird politisch sogar als derart gravierend angesehen, daß gesonderte Untersuchungen ihrer Auswirkungen im Rahmen der von der Bundesregierung bei den fünf großen Wirtschaftsforschungsinstituten in Auftrag gegebenen „Analyse der strukturellen Entwicklung der deutschen Wirtschaft" 9 8 veranlaßt wurden 99 . Die dort dargestellten Ergebnisse sind eindeutig in bezug auf die realen Verluste bzw. die Umverteilung des Produktionsergebnisses zugunsten der ölfördernden Länder 1 0 0 . Sie sind jedoch vage und ζ. T. widersprüchlich im Hinblick auf den energiepreisbedingten Strukturwandel 1 0 1 .

%

Zu den daraus resultierenden strukturpolitischen Korrekturansätzen vgl. Klaus, J., Strukturpolitik in der Bundesrepublik Deutschland: Begründungsprobleme, Schwachstellen und Ansatzpunkte für eine verbesserte Konzeption, unveröffentlichtes Manuskript, Nürnberg 1981, S. 3, sowie Willms, M., Strukturpolitik, in: Vahlens Kompendium der Wirtschaftstheorie und Wirtschaftspolitik, Bd. 2, München 1982, S. 351 ff. 1.7 „. . . können Strukturveränderungen . . . auf bezüglich der Gütermärkte autonome Veränderungen der Faktormärkte zurückgehen." Streißler, E., Theorie der Wirtschaftsstruktur (Was ist Gegenstand der Strukturberichterstattung?), in: Gahlen, B. (Hrsg.), Strukturberichterstattung der Wirtschaftsforschungsinstitute — Analyse und Diskussion —, Tübingen 1982, S. 4. Zu exogen verursachtem Strukturwandel vgl. auch Niehans, J., Strukturwandlungen als Wachstumsprobleme, S. 24. 1.8 Vgl. dazu allgemein Gahlen, B., Rahmeyer, F., Die Strukturberichterstattung der Wirtschaftsforschungsinstitute, in: Zeitschrift für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, 102 Jg. (1982), S. 173 ff.; Klaus, J., Larmann, D., Strukturberichterstattung — Konzeption und Ergebnisse —, in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium, 11. Jg. (1982), S. 544 ff.; Rahmeyer, F., Strukturberichterstattung: Zur Konzeption der Wirtschaftsforschungsinstitute, S. 462 ff. l)t> „Wegen ihrer weitreichenden Konsequenzen wurden die Auswirkungen der Ölverteuerung und die bisherigen Reaktionen der Wirtschaft und der privaten Haushalte auf die veränderte Energiepreissituation einer eingehenden Analyse unterzogen". Gerstenberger, W., Strukturwandel unter dem Einfluß weltwirtschaftlicher Veränderungen, S. 24. ,,,,, Vgl. z. B. Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung, Analyse der strukturellen Entwicklung der deutschen Wirtschaft — Strukturberichterstattung 1980 —, S. 16; HWWA-

3 Larmann

34

Β. Grundlagen

So hält es das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) für verfrüht, die Auswirkungen der starken Energiepreissteigerungen auf die Wirtschaftsstruktur zahlenmäßig belegen zu wollen 1112 . Auch das Η WWA-Institut geht davon aus, daß die strukturellen Wirkungen der ersten Ölkrise am Ende des Berichtszeitraums im Jahr 1978 noch nicht voll eingetreten und deshalb noch nicht zu ermessen sind 1 0 3 . Das Ifo-Institut und das Kieler Institut (IfW) machen zwar Aussagen zu den strukturellen Auswirkungen der Ölkrisen, kommen aber zu kontroversen Ergebnissen. Während das Ifo-Institut feststellt, daß selbst in energieintensiven Industrien strukturelle Probleme nicht direkt der Ölverteuerung zuzurechnen sind 1 0 4 , folgert das IfW, daß steigende Energiepreise den sektoralen Strukturwandel verschärfen 105 . Der Zeitraum seit 1973/74 erscheint ausreichend, um die strukturellen Auswirkungen der ersten Öl- bzw. Energiekrise genauer zu analysieren. Dazu müssen zunächst in einer theoretischen Betrachtung Hypothesen formuliert werden, unter welchen Voraussetzungen die realen Einbußen zu intersektoral differierenden Anpassungsproblemen und damit zu einer Veränderung des ohnehin stattfindenden Strukturwandels führen können. M i t anderen Worten: es muß erklärt werden, welche Sektoren in welcher Richtung und in welchem Ausmaß von der Energieverteuerung betroffen sind. Grundlegend für eine derartige Untersuchung ist die Erkenntnis, daß die Energieverknappung und -Verteuerung — sowohl die Faktorpreisrelationen Güterpreisrelationen,

als

auch

damit

indirekt

die

— aufgrund des dualen Charakters der Energie auch direkt die Güterpreisrelationen — sowie das Preisniveau Institut für Wirtschaftsforschung, Analyse der strukturellen Entwicklung der deutschen Wirtschaft — Strukturbericht 1980 —, S. 9*. 1,11 Vgl. auch Gahlen, B., Rahmeyer, F., Die Strukturberichterstattung der Wirtschaftsforschungsinstitute, S. 182, die zu dem Schluß kommen, daß die Analyse der Institute im Hinblick auf den strukturellen Wandel, der von der Entwicklung in der Energiewirtschaft herrührt, „im Ergebnis nicht einheitlich" ist. Vgl. Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung, Analyse der strukturellen Entwicklung der deutschen Wirtschaft — RWI-Strukturberichterstattung 1980 —, Bd. 1, Essen 1980, S. 18+ f. 1,13 Vgl. Η WWA-Institut für Wirtschaftsforschung, Analyse der strukturellen Entwicklung der deutschen Wirtschaft — Strukturbericht 1980 —, S. 8*. 104 Vgl. Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung, Analyse der strukturellen Entwicklung der deutschen Wirtschaft — Strukturberichterstattung 1980 —, S. 358 ff. 1,15 Vgl. Fels, G., Schmidt, K.-D., Die deutsche Wirtschaft im Strukturwandel, Kieler Studien,Bd. 166, Tübingen 1981, S. 123 ff.

II. Wirtschaftsstruktur und ihre Wandlungen

35

verändert hat 1 0 6 . Ein geeigneter theoretisch-methodischer Ansatz muß folglich diese Änderungen als explizite Variablen enthalten und die Berücksichtigung interdependenter Vorgänge zwischen den Variablen und zwischen den Sektoren ermöglichen. Zudem muß ein derartiger Ansatz für die Analyse eines Wandels der Sektorstruktur ausreichend disaggregierbar sein.

2.1.2. Kritische Würdigung vorliegender Ansätze Eine Überprüfung des strukturbezogenen Theorienvorrats 107 zeigt, daß bisher kein den Anforderungen gerecht werdender theoretisch-methodischer Ansatz vorliegt. So finden sich strukturtheoretische Bezüge bei den Zyklentheorien, wozu beispielsweise die Theorie der Kondratieff-Wellen und die Innovationstheorien von Schumpejter 108 und Mensch 109 zählen. Alle diese Ansätze stellen in erster Linie Versuche zur Erklärung und gegebenenfalls auch zur Prognose schubweise auftretender Disproportionalitäten im wirtschaftlichen Entwicklungsprozeß aufgrund von Basisinnovationen dar. Selbst wenn man sich darauf beschränkt, das Eintreffen zyklischer Basisinnovationen zu prognostizieren, bleiben die strukturellen Komponenten dieser Ansätze theoretisch nur bedingt aussagefähig. Alle Zyklentheorien enthalten Innovationsbebegriffe, die Leerformeln sind. Auch bei zeitlich zutreffender Fixierung von Basisinnovationen kann man nichts darüber sagen, welcher Art die Innovation sein wird, welche Sektoren die neue Entwicklung tragen und welche in Abhängigkeit davon schrumpfen werden 1 1 0 . Stufentheorien versuchen, aus beobachtbaren Regelmäßigkeiten des Wirtschaftsablaufs generelle, auf die Gesamtwirtschaft bezogene Entwicklungsgesetze abzuleiten. Die Stufen bzw. Stadien, die Volkswirtschaften nach der Historischen Schule, nach Marx oder Rostow durchlaufen sollen 1 1 1 , können 1,16

Vgl. dazu 1.2.2. sowie die dort angegebene Literatur. Für einen Überblick vgl. Finking, G., Grundlagen der sektoralen Wirtschaftspolitik, S. 65 ff. 1,,K Zur Darstellung der Schumpeter'schen Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung vgl. Dürr, E.,Wachstumspolitik, Bern — Stuttgart 1977, S. 100 ff. sowie die dort angegebene Literatur. 1(17

I,,l, Vgl. Mensch, G., Wechseltrends im Strukturwandel und im qualitativen Wachstum, in: Wirtschaftsdienst, 56 Jg. (1976), S. 173 ff.; derselbe, Stalemate in Technology, Innovations Overcome the Depression, Cambridge/Mass. 1979. " " Zur kritischen Würdigung der Zyklentheorien vgl. Finking, G., Grundlagen der sektoralen Wirtschaftspolitik, S. 110 f. 111 Für einen Überblick über die zahlreichen stufentheoretischen Varianten vgl. Kellenbenz, H., Wirtschaftsstufen, in: Handwörterbuch der Sozialwissenschaften, Bd. 12, Stuttgart — Tübingen — Göttingen 1965, S. 260 ff. Zum strukturtheoretischen Gehalt der Stufentheorien vgl. Görgens, E., Wandlungen der industriellen Produktionsstruktur im

3*

36

Β. Grundlagen

bei weiter begrifflicher Fassung als ein Prozeß des Strukturwandels interpretiert werden. Allerdings beschränken sich die entsprechenden Ansätze darauf, längerfristige globale Entwicklungslinien herauszuarbeiten, während die Frage nach Art und Ausmaß der damit verbundenen strukturellen Verschiebungen unbeantwortet bleibt. Darüber hinaus ist aus theoretischer Sicht die deterministische Struktur dieser Ansätze ohne Informationsgehalt, da das Eintreffen einzelner Entwicklungsstufen nicht kausal, sondern „bestenfalls plausibilisierend" 112 bestimmt wird. Sektortheorien sind, ähnlich wie die Stufentheorien, auf die gesamtwirtschaftliche Entwicklung ausgerichtet, betonen aber stärker die simultanen Verschiebungen zwischen einzelnen Sektoren. Ihr bekanntester Ansatz ist die Drei-Sektoren-Hypothese, deren Vertreter behaupten, daß die wirtschaftliche Entwicklung sich als Folge kontinuierlicher Verschiebungen der Sektorstruktur vom primären (landwirtschaftlichen) über den sekundären (industriellen/handwerklichen) hin zum tertiären (Dienstleistungs-)Sektor charakterisieren läßt 1 1 3 . I m Gegensatz dazu muß im Rahmen dieser Arbeit jedoch eine Friktion auf einem im Zeitpunkt der Energiekrise gegebenen wirtschaftlichen Entwicklungsstand analysiert werden 114 . Nutzt man die im Rahmen der empirischen Überprüfung für den derzeitigen Entwicklungsstand festgestellte Bedeutung des sekundären (industriellen) Sektors 115 , der zudem am stärksten von der Energieverteuerung betroffen ist 1 1 6 , so kann sich die Analyse des energiepreisbedingten Strukturwandels auf den industriellen Bereich konzentrieren. Zur tieferen Erforschung des Strukturwandels ist es unumgänglich, den Wandel auf der Ebene einzelner Branchen zu untersuchen. Die Arbeiten zum strukturellen Wandel auf dieser Aggregationsebene sind zahlreich 117 . Die grundsätzliche Frage wirtschaftlichen Wachstum, Sozialökonomische Forschungen, Bd. 3, Bern — Stuttgart 1975, S. 2 sowie Voss, G., Trend zur Dienstleistungsgesellschaft?, Köln 1976, S. 2. 112 Kern, M., Strukturtheoretische Ansätze in der Strukturberichterstattung, in: WSIMitteilungen, 34. Jg. (1981), S. 492. 113 Zu einer ausführlichen Darstellung der Drei-Sektoren-Hypothese und zu ergänzenden Quellenangaben vgl. Finking, G., Grundlagen der sektoralen Wirtschaftspolitik, S. 78 ff.; Peters, H.-R., Grundlagen der Mesoökonomie und Strukturpolitik, S. 114 ff.; Voss, G., Trend zur Dienstleistungsgesellschaft?, S. 10 ff. 1,4 Vgl. dazu auch Kapitel C.I.2.2. 115 Vgl. dazu Görgens, E., Wandlungen der industriellen Produktionsstruktur im wirtschaftlichen Wachstum, S. 20. 116 Vgl. dazu die empirische Analyse in Kapitel D.II.2.2. 117 Derartige Arbeiten haben insbesondere Kuznets, Chenery und Taylor sowie die Vereinten Nationen vorgelegt. Vgl. Kuznets, S., Modern Economic Growth, Rate, Structure, and Spread, 3. Aufl., New Haven — London 1969; Chenery, H. B., Patterns of Industrial Growth, in: American Economic Review, Vol. 50 (I960), S. 624 ff.; Chenery, H. B., Taylor, L., Development Patterns: Among Countries and Over Time, in: Review of bconomics and Statistics, Vol. 51 (1968), S. 391 ff.; United Nations, A Study of Industrial

II. Wirtschaftsstruktur und ihre Wandlungen

37

aller diesbezüglichen Untersuchungen lautet, ob es entwicklungsbedingte Normalstrukturen und damit einen im wirtschaftlichen Entwicklungsprozeß typischen Strukturwandel gibt. Die mutmaßliche Hauptdeterminante des Strukturwandels ist demnach der Entwicklungsprozeß selbst, wobei als Indikator des erreichten Entwicklungsniveaus meist die Höhe des Pro-Kopf-Einkommens herangezogen wird 1 1 8 . Eine Anwendung der dabei gewonnenen Erkenntnisse ist, selbst wenn man bei Kenntnis des realisierten Entwicklungsniveaus mittels allokationstheoretischer Überlegungen eine Normalstruktur definieren würde, nicht direkt möglich. Der im Rahmen dieser Arbeit wesentliche Punkt der Ausstattung mit natürlichen Ressourcen stellt in den oben genannten Untersuchungen nur eine aus einer Vielzahl von „Randvariablen" dar 1 1 9 , die nur in Einzelfällen untersucht 120 und als wesentlich erkannt worden sind. Da von der Energieverknappung und -Verteuerung die gesamte Industrie betroffen ist, wäre zudem ein für alle Branchen gültiges, einheitliches Erklärungsmuster notwendig, das derzeit jedoch nicht vorliegt 1 2 1 . Es ist vielmehr festzustellen, „daß mehr als eine nur grobe und vermutlich unvollständige Aufzählung der Determinanten des Strukturwandels bislang noch nicht möglich ist" 1 2 2 . Aus diesem Grund ist es notwendig, die Frage der Determinanten eines energiepreisbedingten Strukturwandels erneut aul theoretischer Ebene zu stellen.

Growth, New York 1963. In Deutschland liegen Untersuchungen von Fels, Schatz und Wolter, von Scheper und Reichenbach sowie von Görgens vor. Vgl. Fels, G., Schatz, K. W., Wolter, F., Sektoraler Strukturwandel im weltwirtschaftlichen Wachstumsprozeß, in: Die Weltwirtschaft, H. 1, 1970, S. 49 ff.; dieselben, Der Zusammenhang zwischen Produktionsstruktur und Entwicklungsniveau — Versuch einer Strukturprognose für die westdeutsche Wirtschaft, in: Weltwirtschaftliches Archiv, Bd. 106 (1971), S. 240 ff.; Scheper, W., Reichenbach, H., Die Entwicklung der Anteile der Wirtschaftbereiche am Bruttoinlandsprodukt — Eine Strukturprognose, in: Weltwirtschaftliches Archiv, Bd. 109 (1973), S. 291 ff.; Görgens, E., Wandlungen der industriellen Produktionsstruktur im wirtschaftlichen Wachstum. 1 Vgl. Herdzina, K., Wirtschaftliches Wachstum, Strukturwandel und Wettbewerb, S. 152. 114

Zu einer Aufzählung derartiger Randvariablen vgl. Fels, G., Schatz, K. W., Wolter, F., Der Zusammenhang zwischen Produktionsstruktur und Entwicklungsniveau — Versuch einer Strukturprognose, S. 245. 12,1 Ein Beispiel dafür ist die Untersuchung des Anteils der Industrieexporte am Gesamtexport. Vgl. ebenda, S. 252. Erste Ansätze zur Untersuchung der Energieverknappung und -Verteuerung liegen im Rahmen der Strukturberichterstattungen vor. Vgl. dazu die Ausführungen in II.2.1.1. 121

Vgl. Görgens, E., Wandlungen der industriellen Produktionsstruktur im wirtschaftlichen Wachstum, S. 283. 122 Herdzina, K., Wirtschaftliches Wachstum, Strukturwandel und Wettbewerb, S. 152.

Β. Grundlagen

38

2.2 Notwendige theoretische und methodische Grundlagen Berücksichtigt man die obigen Feststellungen über die Auswirkungen der Energieverteuerung als exogene Störgröße der Marginalbedingungen eines Allokationsoptimums, so liegt es nahe, die Allokationstheorie auch zur Bestimmung der Determinanten und der damit verbundenen strukturellen Auswirkungen heranzuziehen. Obwohl die neoklassische Allokationstheorie nur die Bedingungen für die Realisierung einer Optimalstruktur unter statischen Annahmen nennt und strukturellen Wandel nicht thematisiert 123 , läßt sich dieser gleichwohl in einer komparativ-statischen Betrachtung erfassen, da diese Theorie über das grundlegende Argumentationsmuster für die durch die Energieverteuerung beeinflußte Bildung neuer relativer Preise und Produktionsmengen verfügt. Die Interpretation der Energieverteuerung als exogene Störung des bestehenden Gleichgewichts führt danach zu Veränderungen der Grenzraten der Substitution und Transformation und wird „durch entsprechende Reallokations- und Tauschprozesse, die zu einem neuen Allokationsoptimum führen, absorbiert" 124 . Die für die strukturellen Auswirkungen der Energieverteuerung entscheidenden Variablen werden vorrangig in den mikroökonomischen Ansätzen der Produktions-, Haushalts- und Preistheorie untersucht 125 . Der partialanalytische Charakter dieser Theorieansätze ist jedoch nicht geeignet, die Interdependenzen zwischen den Sektoren zu verdeutlichen, die für eine Analyse strukturellen Wandels zweifelsohne von entscheidender Bedeutung sind 1 2 6 . Eine Möglichkeit zur Berücksichtigung der Interdependenzen zwischen Sektoren stellen die aus der allgemeinen Allokationstheorie abgeleiteten totalen Gleichgewichtsanalysen dar, in denen alle Sektoren und Faktormärkte mit der Absicht zu einem Gesamtsystem zusammengeführt werden, die Zusammensetzung der Produktion zu erklären.

123

Vgl. ebenda, S. 140. Schumacher, Η., Diversifikation, Wettbewerb und Strukturflexibilität, Wirtschaftspolitische Studien aus dem Institut für Europäische Wirtschaftspolitik der Universität Hamburg, H. 40, Göttingen 1976, S. 41. 125 Da in makroökonomischen Modellen die Produktion stark vereinfacht als ein Bereich dargestellt wird, der ein einziges aggregiertes Gut produziert und die Analysen sich auf die Wahl zwischen Konsum und Sparen, das Geld, den Zinssatz und die Investitionsentscheidungen konzentrieren, sind diese Modelle selbstverständlich für eine Strukturanalyse nicht direkt verwendbar. Vgl. Lancaster, Κ., Moderne MikroÖkonomie, Frankfurt/Main — New York 1981, S. 312. 126 „Erst wenn die wichtigsten relevanten Interdependenzen zwischen allen Wirtschaftsbereichen bzw. Branchen untersucht werden, können auch die Entwicklungen einzelner Bereiche hinlänglich interpretiert werden". Raabe, Κ. H., Befunde zu Analysen des Strukturwandels der Wirtschaft in der Bundesrepublik Deutschland, in: Allgemeines Statistisches Archiv, Bd. 61 (1977), S. 18. 124

I I I . Allokationstheoretische Bestimmung der Sektorstruktur

39

I I I . Allokationstheortische Bestimmung der Sektorstsruktur 1. Vereinfachte Interdependenzmodelle

Für die Beantwortung der Frage, ob und in welchem Ausmaß ein Wandel der Wirtschaftsstruktur aufgrund der Energieverteuerung auftritt, müssen offensichtlich alle intra- und intersektoralen Interdependenzen berücksichtigt werden. Wegen der durch die weitreichende Arbeitsteilung moderner Volkswirtschaften bedingten Komplexität erweist sich diese Forderung als nahezu unerfüllbar. Eine Vereinfachung der Darstellung ist jedoch möglich, indem die zahlreichen Produktionseinheiten der Volkswirtschaft zu wenigen Sektoren zusammengefaßt und die Beziehungen zwischen ihnen untersucht werden. Diese Vorgehensweise führt im einfachsten Fall zur Verwendung sogenannter Zwei-Sektoren-Modelle 127 . Dabei nimmt man an, daß die Volkswirtschaft aus nur zwei Sektoren besteht und jeder Sektor unter Einsatz von zwei Faktoren nur ein einziges, nach einer bestimmten Eigenschaft aggregiertes Gut produziert, wobei diese Eigenschaft letztlich vom Verwendungszweck der Analyse abhängig gemacht werden kann 1 2 8 . I m Rahmen eines derartigen Modells kann eine vereinfachte Gleichgewichtsanalyse für eine Wirtschaft auf Basis des walrasianischen Gedankengutes durchgeführt werden 129 . Auch hier werden die Annahmen der vollständigen Konkurrenz unterstellt 130 . Die Verwendung des vereinfachten Modells kann damit begründet werden, daß es sich relativ leicht handhaben läßt und seine Funktionsweise durchaus repräsentativ für die einer Wirtschaft mit η Gütern ist. Die ZweiSektoren-Modelle stellen quasi „Minimalmodelle" einer Volkswirtschaft dar und sind in der wirtschaftstheoretischen Literatur zahlreich vorhanden 131 . In derartigen Modellen werden die beiden Sektoren und Faktormärkte zu einem Gesamtsystem zusammengefügt, und es wird geprüft, ob sich Preise finden lassen, die in jedem Sektor und für jeden Faktormarkt ein Gleichgewicht gewährleisten. Dazu werden interdependente Angebots-und Nachfragefunktionen vorausgesetzt, die auf individuelle Entscheidungen von Unternehmen bzw. Haushalten zurückgeführt werden können. Lassen sich für beide Sektoren und Faktormärkte Gleichgewichtspreise finden, so bewir127 Vgl. Hesse, H., Linde, R., Gesamtwirtschaftliche Produktionstheorie, Teil II, Würzburg — Wien 1976, S. 55. 128 Vgl. Lancaster, Κ., Moderne MikroÖkonomie, S. 314. Zur inhaltlichen Abgrenzung der Sektoren vgl. I I . l . 129 Für eine ausführliche Darstellung eines derartigen Modells und seiner Grundlagen vgl. Johnson, H. G., The Two-Sector Model of General Equilibrium, London 1971. 130

Vgl. dazu Sohmen, E., Allokationstheorie und Wirtschaftspolitik, S. 71. Mit ihrer Hilfe werden ζ. B. Lehrsätze der Theorie des internationalen Handels abgeleitet. Auch in der Wachstumstheorie finden Zwei-Sektoren-Modelle Verwendung. 131

Β. Grundlagen

40

ken diese zusammen mit den angebotenen und nachgefragten Güter- und Faktormengen ein allgemeines Gleichgewicht der Wirtschaft, in dem alle Preise und Mengen interdependent determiniert sind 1 3 2 . Ausgehend von einem allgemeinen Gleichgewicht kann die Auswirkung einer Störung, wie ζ. B. der Energieverteuerung, analysiert werden. Die damit verbundene Änderung der Deteminanten der Angebots- und Nachfragefunktionen schafft eine Ungleichgewichtssituation, so daß sich aufgrund der bestehenden Interdependenzen die relativen Preise aller Güter anpassen müssen. Der Einfluß der ursprünglichen Störung pflanzt sich durch das gesamte System fort, bis ein neues allgemeines Gleichgewicht erreicht wird, bei dem die angebotenen Mengen beider Güter und Faktoren den nachgefragten Mengen entsprechen 133 . Auf die formale Darstellung des entsprechenden Modells soll hier verzichtet werden, da in der mathematischen Formulierung nur die Gleichgewichtswerte der Variablen simultan bestimmt werden, ohne die dahinter stehenden Anpassungsprozesse sichtbar machen zu können. Der Verzicht auf die mathematische Darstellung impliziert, daß die vereinfachenden Annahmen der vollkommenen Information der beteiligten Wirtschaftssubjekte über gegenwärtige und zukünftige Preise bzw. Preisrelationen und unendlich schneller und kostenloser Anpassung an Datenänderungen, was die Existenz symmetrisch flexibler Faktor- und Güterpreise voraussetzt, notwendig sind 1 3 4 . Die folgenden Ausführungen beschränken sich zwecks Veranschaulichung der Anpassungsprozesse sowie leichterer Nachvollziehbarkeit auf eine graphische Darstellung, die zudem den Vorteil hat, bereits auf Basis qualitativer Restriktionen in bezug auf den Verlauf der relevanten Verhaltensfunktionen signifikante Ergebnisse liefern zu können 1 3 5 .

132

Zum Interdependenzgedanken dabei vgl. Lancaster, Κ., Moderne MikroÖkonomie, S. 301 sowie Schumann, J., Grundzüge der mikroökonomischen Theorie, Berlin — Heidelberg — New York 1971, S. 163 ff. m

Anschauliche Beispiele dazu findet man bei Haveman, R. H., Knopf, Κ . Α., The Market System, New York — London — Sydney 1966, S. 141 ff. sowie bei Schumpeter, J., The Theory of Economic Development, Cambridge 1934, S. 7. 134 Die vor allem im Rahmen der Neuen MikroÖkonomie formulierte Berücksichtigung der Zeitdauer von Preisbildungsprozessen kann daher nur rudimentär eingeführt werden (vgl. Kapitel C.II.). Zur Übersicht über die inzwischen umfangreiche Literatur zur Neuen MikroÖkonomie vgl. Weintraub, E. R., The Microfoundations of Macroeconomics, A Critical Survey, in: Journal of Economic Literature, Vol. 15 (1977), S. 1 ff. 135 Vgl. Johnson, H. G., The Two-Sector Model of General Equilibrium, S. 10.

I I I . Allokationstheoretische Bestimmung der Sektorstruktur

41

2. Totalanalytische Strukturbestimmung

2.1 Produktionsmöglichkeitengrenze Der erste Schritt zur Darstellung eines totalen Gleichgewichtsmodells ist die produktionstheoretische Anlayse der beiden Sektoren 136 . Dabei stellt sich die Frage der Verteilung der Produktionsfaktoren auf die beiden das Gut 1 bzw. das Gut 2 produzierenden Sektoren. Gut 1 und 2 stellen zwei homogene Konsumgutgruppen dar, die mit Hilfe von zwei Produktionsfaktoren hergestellt werden. Von den beiden Faktoren sind die Bestände E und V vorhanden. Dabei wird E als der Gesamtbestand an Energie und V als Vektor der übrigen Produktionsfaktoren aufgefaßt. Die Faktoreinsätze bei der Produktion von Gut 1 sind E\ und V\ bzw. Ei und V 2 entsprechend bei Gut 2. Die Abhängigkeit der jeweiligen Produktionshöhe der beiden Güter vom Faktoreinsatz wird durch die Produktionsfunktionen X\ = Fi (Eu Vi)

und

Xi = F 2 (E 2, VI) beschrieben. Wegen der Annahme der Vollauslastung der Faktoren muß stets gelten Ei + E i = E

und

Vi + V 2 = V Jedes Gut wird also separat produziert und erfordert jeweils den Einsatz beider Faktoren. Lieferverflechtungen zwischen den Sektoren sind ausgeschlossen. Die Allokation der Faktoren soll dem Effizienzprinzip genügen. Dabei müssen die in den Produktionsfunktionen enthaltenen technischen Produktionsbedingungen und die Faktormengenbeschränkungen als Nebenbedingungen berücksichtigt werden. Die effiziente Faktorallokation kann für eine Zwei-Sektoren-Wirtschaft geometrisch mit Hilfe einer sogenannten Edgeworth-Box dargestellt werden 1 3 7 . Dabei werden die Isoquantenschemata 138 der beiden Güter in einem Diagramm in der Weise zusammengefügt, daß ihre Ursprünge in den einander gegenüberliegenden Ecken 0\ bzw. 02 in Abb. 3 liegen. Die Isoquanten 136

Zum folgenden vgl. vor allem Hesse, H., Linde, R., Gesamtwirtschaftliche Produktionstheorie, Teil I I , S. 55 ff. sowie Neumann, M., Theoretische Volkswirtschaftslehre II, S. 171 fî. 137 Dieses Instrument ist nach dem Ökonomen Edgeworth benannt, der es für nutzentheoretische Zwecke entwickelt hat. In die Produktionstheorie wurde es von Stolper, W. F., Samuelson, Ρ. Α., Protection and Real Wages, in: Review of Economic Studies, Vol. 9 (1941/42), S. 58 ff. eingeführt. In der deutschsprachigen Literatur findet man auch die Ausdrücke Box-Diagramm oder Schachteldiagramm. 138

Vgl. dazu Kapitel C.I.2.1.

42

Β. Grundlagen

für das Gut 1 verlaufen dann konvex zum Ursprung 0\ und konkav zum Ursprung Οι, entsprechendes gilt für die Isoquanten des Gutes 2. Abb. 3: Edgeworth-Boxdiagramm

Die insgesamt verfügbaren Faktormengen kommen in den Seitenlängen des Boxdiagramms zum Ausdruck. Im Punkt Ζ5 verfügt der Sektor 1 über die Mengen E\ und V\, der Sektor 2 über die Mengen Ei und Vi. Jeder Punkt innerhalb des Diagramms repräsentiert eine mögliche Allokation der beiden Faktoren £ u n d Vzwischen den Sektoren. Der Wechsel von einem Punkt zu einem anderen stellt eine Reallokation dar, bei der die Zunahme eines Faktors in einem Sektor stets durch die entsprechende Abnahme im anderen Sektor kompensiert werden muß. Der Punkt Ρ liegt auf den beiden Isoquanten l\ und /:. Jeder Punkt innerhalb der von diesen beiden Isoquanten gebildeten Linse bedeutet für beide Sektoren eine gegenüber Ρ bevorzugte Situation. Durch eine Umschichtung der Faktoren ist es nämlich möglich, mehr von einem Gut zu erzeugen, ohne daß die Produktion des anderen Gutes eingeschränkt werden muß. Man kann vom Punkt ^entlang der Isoquante/1, also bei Konstanz der Produktion des Gutes 1, die Produktion von Gut 2 ausdehnen und maximal das Produktionsniveau l\ realisieren. Ebenso könnte bei Konstanz der Produktion von Gut 2 eine Umschichtung der Faktoren entlang der Isoquante l \ vorgenommen und die Produktion von Gut 1 auf maximal /î erhöht werden. Eine Reallokation erscheint solange vorteilhaft, wie sich die Isoquanten noch in einem Punkt schneiden. Erst wenn sich die Isoquanten in R tangieren, ist die Marginalbedingung gleicher Grenzraten des Faktoreinsatzes erfüllt.

I I I . Allokationstheoretische Bestimmung der Sektorstruktur

43

Verbindet man die Vielzahl der Punkte, in denen sich die Isoquanten der beiden Sektoren tangieren, gelang man zur Kontraktkurve 1 3 9 . Sie hängt sowohl von den technischen Bedingungen der beiden Sektoren als auch von den vorgegebenen Faktormengen ab. Man kann sie definieren „als eine geometrische Darstellung aller Möglichkeiten effizienter Faktorallokation der vorhandenen Faktormengen" 140 . Der Wechsel von einem Punkt auf der Kontraktkurve zu einem anderen ist gleichbedeutend mit einem Übergang von einem Punkt der effizienten Faktorallokation zum nächsten. Die Interdependenz zwischen den Sektoren bedingt folglich, daß jeder Produktionsmenge des Gutes 1 eine spezifische Menge des Gutes 2 entspricht et vice versa. Die Eckpunkte 0\ und 02 kennzeichnen somit die alternativ realisierbaren, maximalen Produktionsmengen der beiden Güter. In der spezifischen Form der Kontraktkurve kommt eine wichtige Beziehung zwischen den technischen Produktionsbedingungen der beiden Sektoren zum Ausdruck. Ausgehend von linear-homogenen Produktionsfunktionen 1 4 1 kann das Verhältnis der Faktorintensitäten zwischen den Sektoren analysiert werden. Ist die Kontraktkurve mit der Diagonale identisch, so ist das Faktoreinsatzverhältnis bei der Produktion beider Güter gleich. Ein dauernder Verlauf unterhalb der Diagonale zeigt, daß zur Produktion des Gutes 1 relativ viel vom Faktor Ε, zur Produktion von Gut 2 relativ viel vom Faktor V eingesetzt wird. Ein Übergang von einem Punkt der effizienten Faktorallokation zu einem auf einer neuen Kontraktkurve bedeutet, daß gleichzeitig das Faktorpreisverhältnis und damit auch die relativen Anteile der Faktoreinkommen am Gesamteinkommen der Zwei-Sektoren-Wirtschaft variieren. Veränderungen des Produktionsanteils eines Sektors wirken sich wegen der überproportional ansteigenden Faktornachfrage also nicht nur auf den Anteil des anderen Sektors, sondern auch auf das Faktorpreisverhältnis und die Einkommensverteilung aus. Die relativen Faktorpreise sind folglich von den relativen Ausbringungsmengen der beiden Sektoren abhängig. Hat man mit Hilfe der Kontraktkurve alle technisch möglichen Gütermengenkombinationen ermittelt, die die verfügbaren Faktormengen ausschöpfen, so kann man die Beziehungen zwischen den Ausbringungsmengen der beiden Sektoren anhand einer weiteren Graphik veranschaulichen. Die Mengen der beiden Güter werden dazu an den Achsen eines Koordinatensystems abgetragen. Den maximalen Ausbringungsmengen von Gut 1 und Gut 2 in Οι bzw. Oi der Abbildung 3 entspricht dann jeweils ein Punkt auf einer 139 Man spricht auch von der Faktormarktgleichgewichtskurve. Vgl. Lancaster, Κ., Moderne MikroÖkonomie, S. 317. 140

Hesse, H., Linde. R., Gesamtwirtschaftliche Theorie, Teil II, S. 62. Zu den Eigenschaften von Produktionsfunktionen vgl. ζ. B. Neumann, M., Theoretische Volkswirtschaftslehre II, S. 54 ff. 141

Β. Grundlagen

44

der beiden Achsen in Abbildung 4, während alle anderen Kombinationen auf einer Verbindungslinie zwischen X\ max und X 2max liegen, die als Transformations» oder Produktionsmöglichkeitenkurve bezeichnet wird. Entlang dieser Kurve wird also X\ indirekt in Xi transformiert. Abb. 4: Transformationskurve

Die Form der Transformationskurve hängt von den Faktorintensitäten bei der Produktion von Gut 1 und Gut 2 und vom Homogenitätsgrad der beiden Produktionsfunktionen ab 1 4 2 . Gleiche Faktorintensitäten in der Produktion der beiden Güter führen zu einem linearen Verlauf der Transformationskurve, Unterschiede in den Faktorintensitäten bewirken einen zum Ursprung hin konkaven Verlauf der Transformationskurve. Bei einem derartigen Verlauf der Transformationskurve nimmt die Grenzrate der Transformation, gemessen durch die Steigung, von links oben nach rechts unten zu. Es läßt sich zeigen, daß die Grenzrate der Transformation dem Verhältnis der Grenzprodukte eines Faktors in den beiden Verwendungsrichtungen und dem Verhältnis der Grenzkosten entspricht 143 . 142

Das geometrische Verfahren, mit dessen Hilfe der Einfluß der beiden Determinanten auf den Kurvenverlauf gezeigt werden kann, geht zurück auf Savosnick, K., M.,The Box Diagram and the Production Possibility Curve, in: Ekonomisk Tidskrift, Bd. 60 ( 1958), S. 183 ff. Vgl. dazu auch Hesse, H., Linde, R., Gesamtwirtschaftliche Produktionstheorie, Teil II, S. 64 ff. sowie Schumann, J., Grundzüge der mikroökonomischen Theorie, S. 189 ff. 143 Zum mathematischen Beweis vgl. Lancaster, Κ., Moderne MikroÖkonomie, S. 330 f. und Neumann, M., Theoretische Volkswirtschaftslehre II, S. 173 ff.

I I I . Allokationstheoretische Bestimmung der Sektorstruktur

2.2. Gesellschaftliche

45

Indifferenzkurve

I m folgenden kann abgeleitet werden, welches Verhältnis zwischen der Produktion der beiden Güter gesellschaftlich erwünscht ist. Zur Beantwortung dieser Frage wird angenommen, daß die Gesellschaft aus nur zwei Individuen besteht, für die sich eine Präferenzordnung bezüglich der Güterkombinationen nach dem Pareto-Kriterium aufstellen läßt. Ausgehend von einer gegebenen Anfangsverteilung der Produktion auf die beiden Sektoren läßt sich eine gesellschaftliche Indifferenzkurve durch alle diejenigen Kombinationen beschreiben, bei denen sich der Nutzen beider Individuen gegenüber der Ausgangssituation nicht verändert. In der Abbildung 5 können durch den Punkt Pi auf der gesamtwirtschaftlichen Transformationskurve die von Gut 1 und Gut 2 gewünschten und möglichen Mengen Xf und Xt eimittelt werden. In dem auf diese Weise gebildeten Rechteck können analog zur Vorgehensweise bei der Ableitung der Kontraktkurve die Punkte effizienter Verteilung der beiden Güter auf die beiden Individuen ermittelt werden. Verwendet man dieses Rechteck als Boxdiagramm, so können anstelle der Isoquanten die Indifferenzkurvensysteme 144 der beiden Individuen eingetragen werden. Alle Tangentialpunkte, ζ. Β. Ζ in Abb. 5, erfüllen dann die Bedingungen des Pareto-Optimums: die Übereinstimmung des Verhältnisses der individuellen Grenznutzen der Güter für beide Individuen 1 4 5 . Es ist nicht möglich, die durch Ζ bezeichneten Gütermengen so zwischen den beiden Individuen umzuverteilen, daß beide gleichzeitig eine Nutzensteigerung erfahren. Wählt man als Ausgangspunkt die durch Zgekennzeichnete Nutzenverteilung, so kann man eine gesellschaftliche Indifferenzkurve I d u r c h den Punkt P2 konstruieren 146 . Weitere Punkte dèrselben Kurve erhält man durch Verschiebung der Eckpunkte P\ und Pi des Boxdiagramms in der Weise, daß sich die Indifferenzkurve des einen Individuums entlang der des anderen verschiebt. A u f dieser Kurve entsprechen die individuellen der gesellschaftlichen Grenzrate der Substitution. Die Tangente im Punkt Pi der gesellschaftlichen Indifferenzkurve / muß dieselbe Steigung haben wie die sich im Punkt Ζ berührenden Indifferenzkurven der beiden Individuen. Darin kommt die gemeinsame relative Bewertung der beiden Güter in der 144

Vgl. dazu Kapitel C.I.2.2. Vgl. dazu Schumann, J., Grundzüge der mikroökonomischen Theorie, S. 174 ff.; Sohmen, E., Allokationstheorie und Wirtschaftspolitik, S. 46 f. 146 Die geometrische Konstruktion geht zurück auf Scitovsky, T., A Consideration of the Theory of Tariffs, in: Review of Economic Studies, Vol. 9 (1942), S. 89 ff. Zur geometrischen Konstruktion der Kurve vgl. auch Neumann, M., Theoretische Volkswirtschaftslehre II, S. 178 ff. und Sohmen, E., Allokationstheorie und Wirtschaftspolitik, S. 48 ff. 145

Β. Grundlagen

46

Abb. 5: Gesellschaftliche Indifferenzkurve

χ

I

Ρ

xf

^x.

aus zwei Individuen bestehenden Gesellschaft zum Ausdruck. Ebenfalls durch den Punkt Pz verlaufende gesellschaftliche Indifferenzkurven erhält man aus unterschiedlichen Ausgangsverteilungen der Nutzen der beiden Individuen. Indifferenzkurven mit einem höheren oder niedrigeren gesellschaftlichen Nutzen können nur auf der Grundlage anderer Produktionsverteilungen oder anderer Transformationskurven konstruiert werden 147 .

2.3. Bestimmung der Sektorstruktur A u f der Grundlage der in Punkt Ζ gegebenen Nutzenausgangsverteilung und der daraus konstruierten gesellschaftlichen Indifferenzkurve läßt sich die gleichgewichtige Produktions- bzw. Nachfragestruktur ableiten. Diese wird durch den Tangentialpunkt von gesellschaftlicher Indifferenzkurve und Produktionsmöglichkeitenkurve im Punkt P2 in Abb. 5 determiniert. Bei dem in der Steigung der Tangente im Punkt P2 zum Ausdruck kommenden Güterpreisverhältnis p i / p i wird dann vom Gut 1 die Menge Xa und von Gut 2 die Menge X2 produziert und nachgefragt. Man könnte den Punkt P2 auch als ein Wettbewerbsgleichgewicht auffassen 148 , das sich ergibt, wenn sich alle Anbieter und Nachfrager an gegebene Preise anpassen. Die Konsumenten 147

Vgl. dazu Neumann, M., Theoretische Volkswirtschaftslehre II, S. 179 f. Zum formalen Nachweis, daß jedes Wettbewerbsgleichgewicht einen paretooptimalen Zustand darstellt et vice versa vgl. Arrow, K. J., Debreu,G., Existence of an Equilibrium for a Competitive Economy, in: Econometrica, Vol. 22 (1954), S. 265 ff. sowie Quirk, J., Saposnick, R., Introduction to General Equilibrium Theory and Welfare Economics, New York 1968, S. 137 f. 148

I I I . Allokationstheoretische Bestimmung der Sektorstruktur

47

passen sich mit ihren Käufen an ein für sie gegebenes Preisverhältnis an, so daß ihre gemeinsame Grenzrate der Substitution mit dem Preisverhältnis übereinstimmt. Die Produzenten passen ihre Produktion derart an, daß das Verhältnis der Grenzkosten dem Güterpreisverhältnis gleich wird. Da das Verhältnis der Grenzkosten der Grenzrate der Transformation entspricht, stimmen die Grenzrate der Substitution und die Grenzrate der Transformation in Pi überein. Es sind spmit alle Marginalbedingungen einer optimalen Allokation erfüllt 1 4 9 . Zur Preis-, Produktions- und Nachfragestruktur im Punkt Pi in Abb. 5 korrespondieren eine gleichgewichtige Faktorpreisstruktur sowie eine durch Preis- und Produktionsstruktur bestimmte gleichgewichtige Sektorstruktur im Sinne der in I I . l . vorgenommenen Definition. Änderungen des Güterpreisverhältnisses können durch Veränderungen der Transformationskurve und der gesellschaftlichen Indifferenzkurve ausgelöst werden 150 . Die Transformationskurve ist bisher unter den Annahmen abgeleitet worden, daß die zur Verfügung stehenden Mengen an Produktionsfaktoren und der Stand der Technik gegeben sind und sich nicht ändern. Diese Annahmen sind ein anderer Aspekt der Feststellung, daß die Zwei-Sektoren-Wirtschaft zu einem bestimmten Zeitpunkt oder während einer sehr kurzen Zeitspanne betrachtet wird. Für eine längere Periode erscheint es unrealistisch, von derart restriktiven Annahmen auszugehen 151 . Die gesellschaftliche Indifferenzkurve, die ausschließlich durch die individuellen Präferenzen determiniert w i r d 1 5 2 , wurde bisher für eine gegebene Transformationskurve sowie eine gegebene Nutzenausgangsverteilung hergeleitet. Die individuellen Präferenzen hängen jedoch neben der durch die Transformationskurve bestimmten Einkommenshöhe auch von physiologischen, psychologischen und soziologischen Faktoren ab. Aufgrund physiologischer Bestimmungsgründe ergeben sich teils für die Individuen gleiche, teils interpersonell verschiedene und auch voneinander unabhängige Bedürfnisstrukturen. Daneben wirken soziologische und psychologische Faktoren, wie z. B. die Stellung eines Individuums in der Gesellschaft, seine Umweltbedingungen sowie seine Motivation auf die Bedürfnisstrukturen ein 1 5 3 . 149

Vgl. Boulding, K. E., Welfare Economics, S. 1 fî. Das Güterpreisverhältnis bildet quasi das „Scharnier" zwischen der Transformationskurve und der gesellschaftlichen Indifferenzkurve. 151 Vgl. McConnell, C. R., Volkswirtschaftslehre, Bd. 1, Köln 1975, S.44f. 152 Vgl. Neumann, M., Theoretische Volkswirtschaftslehre II, S. 178. 153 Am verbreitetsten und einflußreichsten ist wohl das Schema der konsekutiven Bedürfnisebenen von Maslow. Vgl. Maslow, Α., A Theory of Human Motivation, in: Psychological Review, Vol. 50 (1943), S. 370 ff. 15(1

48

Β. Grundlagen

Werden die der Transformationskurve sowie der gesellschaftlichen Indifferenzkurve zugrundeliegenden Annahmen verändert, so kann sich eine neue gleichgewichtige Sektorstruktur und damit Strukturwandel einstellen.

3. Totalanalytische Bestimmungsmöglichkeiten des Strukturwandels

3.1. Wirtschaftswachstum

und Strukturwandel

Das oben beschriebene Allokationsmodell kann auch dazu verwendet werden, die Grundzüge der wechselseitigen Zusammenhänge zwischen Strukturwandel und Wirtschaftswachstum zu analysieren. Für die Darstellung der Produktion in Form der Transformationskurve bedeutet Wirtschaftswachstum eine Verschiebung der Kurve nach außen. Das Ausmaß der Verschiebung ist dabei von der durch quantitative und/oder qualitative Faktorvermehrung möglichen Mehrproduktion abhängig 154 . Unterstellt man faktorvermehrenden technischen Fortschritt, so erfolgt in Abb. 6 eine Verschiebung der Transformationskurve ΓοΓο nach außen. Treten bei beiden Faktoren gleiche Fortschrittsraten auf, so kommt es zu einer symmetrischen Verschiebung und somit zu einer Transformationskurve, wie sie durch T\T\ gekennzeichnet ist. Divergierende Fortschrittsraten sowie der Extremfall technischen Fortschritts bei nur einem Faktor 1 5 5 führen zu asymmetrischen Verschiebungen, wie ζ. B. durch die Transformationskurve T\Ti dargestellt. Die Frage, „inwieweit das Wachstum zu Strukturwandlungen Anlaß geben kann" 1 5 6 , läßt sich nicht eindeutig beantworten. Das Verhältnis der wertmäßigen sektoralen Produktion hängt von der im neuen Tangentialpunkt bestimmten mengenmäßigen Produktionsstruktur und von dem in diesem Punkt geltenden Güterpreisverhältnis ab. Beides ist jedoch von den Determinanten der neuen gesellschaftlichen Indifferenzkurve abhängig, die ihrerseits von den technischen Änderungen, die zur Verschiebung der Transformationskurve führten, unabhängig ist. Die Realisierung des Punktes P\ in Abb. 6 würde aufgrund identischer Produktions- und Preisstruktur bedeuten, daß kein Strukturwandel gegenüber der Ausgangssituation in P stattgefunden hat. Voraussetzung dafür ist jedoch, daß die durch die Punkte T\ gekennzeichneten maximalen Produktionsmengen identisch sind und zudem 154

Vgl. dazu Rose, K., Grundlagen der Wachstumstheorie, Göttingen 1973, S. 12 f. Diese Verschiebung entspricht einem durch die Verlängerung der Achsen vergrößerten Boxdiagramm in Abb. 3. 155 Zu den Auswirkungen dieses Extremfalls auf die Lage der neuen Transformationskurve vgl. Hesse, H., Linde, R., Gesamtwirtschaftliche Produktionstheorie, Teil II, S.194 f. 156

Niehans, J., Strukturwandlungen als Wachstumsprobleme, S. 24.

I I I . Allokationstheoretische Bestimmung der Sektorstruktur

49

Abb. 6: Veränderungen der Transformationskurve im Wirtschaftswachstum

beide Sektoren gleichermaßen an der mengen- und wertmäßigen Produktion beteiligt waren. In allen anderen Fällen würde selbst bei gleicher Produktionsstruktur aufgrund der veränderten Steigungen der Transformationskurve und der damit verbundenen Änderung der relativen Preise ein wertmäßig meßbarer Strukturwandel stattfinden. Dies gilt beispielsweise auch für den Punkt Pi auf der asymmetrisch verschobenen Transformationskurve Γι 72. Gemessen am Wert der Produktion bedeutet die damit verbundene relative Preissenkung für das Gut 1 trotz unveränderter Produktionsstruktur einen Strukturwandel zugunsten von Sektor 2. Eine genauere Untersuchung der Voraussetzungen für Richtung und Ausmaß des Strukturwandels wäre analog zu den Analysen in Kapitel C durchzuführen. Inwieweit eine Wechselwirkung zwischen Strukturwandel und inländischem Realeinkommen besteht, kann aus diesem einfachen Modell nicht erklärt werden. Struktureffekte, wie sie z.T. durch die hypothetische Betrachtung von Situationen mit geringerem Wachstum besonders produktiver Sektoren errechnet werden 1 5 7 , sind entsprechend diesem Modell nur 157

Zum Berechnungsverfahren vgl.Bombach, G., Quantitative und monetäre Aspekte des Wirtschaftswachstums, in: Hoffmann, W. G. (Hrsg.), Finanz- und währungspolitische Bedingungen stetigen Wirtschaftswachstums, Schriften des Vereins für Socialpolitik, N. F. Bd. 15, Berlin 1959, S. 219 ff.; Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, Stabilisierung ohne Stagnation, Jahresgutachten 1965/66, Stuttgart — Mainz 1965, S. 197 ff; Reuss, G. E., Produktivitätsanalyse, Tübingen 1960, S. 121 ff. 4larmann

Β. Grundlagen

50

dann korrekt, wenn trotz der hypothetischen Umschichtung der Produktion die relativen Preise nicht beeinflußt werden. Geht man von abnehmenden Grenzerträgen der Faktoreinsätze auch nach Einführung von technischem Fortschritt aus, so daß ein konvexer Verlauf der Transformationskurve unterstellt werden kann, so würde dies in Abb. 6 bedeuten, daß im Punkt P 2 und Punkt PI das gleiche Preisverhältnis herrscht. Tatsächlich muß jedoch angenommen werden, daß im Punkt P 2 ein relativ höherer Preis des Gutes 1 vorliegt, da der Sektor 1 gegenüber einer Situation im Punkt P\ relativ stärker gewachsen ist. Bei der hypothetischen Berechnung der Produktionswerte für einen Punkt P 2 mit proportionalem Wachstum des produktiveren Sektors 1 müßte dann jedoch aufgrund der hypothetischen Produktionsumschichtung ein relativ gestiegener Preis für das Gut 2 angenommen werden, da die das Preisverhältnis messende Tangente in P 2 eine geringere Steigung besitzt. Es ist folglich zu vermuten, daß bei der Berechnung von Struktureffekten ein an dieser Stelle nicht genau analysierbarer Fehler gemacht w i r d 1 5 8 .

3.2. Verknappung eines Produktionsfaktors

und Strukturwandel

Eine Verschiebung der Transformationskurve kann auch durch eine Veränderung der zur Verfügung stehenden Faktormengen bewirkt werden. Der Thematik dieser Arbeit entsprechend interessieren primär die Auswirkungen der Verknappung der zur Verfügung stehenden Menge des Produktionsfaktors Energie. Eine Analyse mit dem Ausgangsfall der Verknappung kann gewählt werden, da, wie in 1.2.1.1. festgestellt wurde, als Ursache der ersten Ölkrise die Realisierung der tatsächlichen, höheren Knappheit des Rohöls betrachtet werden muß. Die aus der Verknappung des Produktionsfaktors Energie resultierenden strukturellen Auswirkungen sollen zunächst anhand des Boxdiagramms hergeleitet werden. Es wird weiterhin angenommen, daß die Faktorintensitäten derart differieren, daß das Gut 1 relativ energieintensiv erzeugt wird. Sinkt die zur Verfügung stehende Energiemenge bei konstanter Menge des Faktors V, so wird das Box-Diagramm schmaler, behält aber seine Höhe bei. In der Abb. 7 verschiebt sich der Ursprung 02 hin zu 02. Die neue Kontraktkurve OiC^kann auf einfache Weise konstruiert werden: wählt man einen beliebigen Punkt Ρ auf der alten Kontraktkurve 0\0 2, in dem die Isoquantensteigungen für beide Güter definitionsgemäß übereinstimmen, so sind in allen Punkten des Fahrstrahls I aus dem Ursprung 0\ die 158

Ebenfalls kritisch zum Berechnungsverfahren von Struktureffekten und ihrem Aussagewert äußern sich Görgens, E., Wandlungen der industriellen Produktionsstruktur im wirtschaftlichen Wachstum, S. 27 ff. sowie Schlösser, H.-J., Wirtschaftswachstum, Strukturwandel und Energie: der Einfluß von Innovationen auf den sektoralen und regionalen Endenergieverbrauch, Frankfurt/Main — Bern 1981, S. 51 ff.

I I I . Allokationstheoretische Bestimmung der Sektorstruktur

51

Abb. 7: Verknappung eines Produktionsfaktors im Boxdiagramm

ν

Steigungen der Isoquanten des Gutes 1 dieselben wie in P. Entsprechendes gilt für den Fahrstrahl I I aus dem Ursprung 02 sowie den dazu parallelen Fahrstrahl IF aus dem neuen Ursprung 0\. Der Punkt F stellt den Schnittpunkt der beiden Ursprungsstrahlen I und I F dar. Bei gegebenem Faktorpreisverhältnis werden in F beide Güter kostenminimal produziert 1 5 9 . Damit sind auch die Steigungen der Isoquanten der beiden Güter identisch. F stellt bereits einen Punkt der neuen Kontraktkurve dar, die nach dem in III.2.1. beschriebenen Verfahren konstruiert werden kann. Dieser neuen Kontraktkurve 0\F0i tionskurve T\T\ in Abb. 8.

entspricht die neue Transforma-

Es ist klar ersichtlich, daß für jenes Gut, zu dessen Herstellung überwiegend der verknappte Faktor notwendig ist, ein stärkerer Rückgang der in den Achsenschnittpunkten der Transformationskurve gekennzeichneten maximalen Produktionsmengen verzeichnet werden muß. Die Transformationskurve ΓοΓο wird folglich wegen der unterschiedlichen Faktorinten'sitäten der beiden Sektoren asymmetrisch zum Ursprung verschoben, wodurch ihre Steigung zunimmt. U m diesen Effekt auszugleichen, muß bei konstantem Güterpreisverhältnis und damit konstanter Grenzrate der Transformation der neue Tangen tialpunkt F auf der Transformationskurve T\T\ liegen. Die Produktion des Gutes 1 ist gesunken und die des Gutes 2 gestiegen. Auch das Faktorpreisverhältnis bleibt gleich, d. h. der Preis des Faktors V steigt proportional zum Energiepreis. Bei der Umstrukturierung der Produktion 159

4*

Für jedes andere Faktorpreisverhältnis gelten andere Gleichgewichtspunkte.

52 Abb.

Β. Grundlagen 8:

Veränderungen

der

Transformationskurve

bei Verknappung

eines

Produktionsfaktors

bzw. der Nachfrage wird im Sektor 1 relativ viel Energie und relativ wenig vom Faktor V freigesetzt, im Sektor 2 dagegen relativ wenig Energie und relativ viel vom Faktor F zusätzlich benötigt. Der Fehlbetrag des Faktors V führt zu einem Druck auf seinen Preis, bis das Faktorpreisverhältnis wieder dem im Punkt Ρ entspricht. Allgemein bedeutet das: nimmt die Menge eines Produktionsfaktors bei konstanter Menge des anderen Faktors ab, so sinkt bei fest vorgegebenem Güterpreisverhältnis die Produktionsmenge des Gutes, bei dessen Herstellung der vermindert vorhandene Faktor vergleichsweise intensiv eingesetzt wird, die Produktionsmenge des anderen Gutes nimmt relativ zu 1 6 0 . Der Vergleich der Punkte Ρ und F zeigt einen deutlichen Wandel der Sektorstruktur gegenüber P, da sich bei gleicher Preisstruktur die Produktions- und Nachfragestruktur zugunsten von Sektor 2 verschoben haben. Der Punkt F kann jedoch nur dann realisiert werden, wenn das Gut 2 inferior 1 6 1 ist. Das gilt, da jeder Punkt auf der neuen Transformationskurve 16,1

Die umgekehrte Aussage wurde von Rybczynski für den Fall der Erhöhung der Menge eines Produktionsfaktors hergeleitet (Rybczynski-Theorem). Vgl. Rybczynski, T. M., Factor Endowment and Relative Commodity Prices, in: Economica, Vol. 22 (1955), S. 333 ff. 161

Vgl. dazu Kapitel C.I.2.2.

I I I . Allokationstheoretische Bestimmung der Sektorstruktur

53

ein geringeres Einkommen repräsentiert. Entsteht, wie in Abb. 8 verdeutlicht, trotz dieser Minderung eine Mehrnachfrage nach Gut 2, so ist dies gemäß der Theorie der Nachfrage nur bei Inferiorität möglich 1 6 2 . Ist weder Gut 1 noch Gut 2 inferior, muß der neue Tangentialpunkt zwischen den Punkten Q und R der Transformationskurve T\T\ liegen, in dem von keinem der beiden Güter mehr, zumindest aber von einem weniger nachgefragt wird. I n dem gesamten Bereich ist die Steigung der neuen Transformationskurve und damit das Gütepreisverhältnis größer als im Punkt F. Das Güterpreisverhältnis p\/pi muß sich also als Folge der Verknappung der Energie zuungunsten des energieintensiven Gutes erhöht haben. Damit geht auch eine Änderung des Faktorpreisverhältnisses einher, die in Abb. 7 in einer Bewegung auf der Kontraktkurve 0\F0\ nach rechts oben zum Ausdruck kommt. Der neue gleichgewichtige Punkt P" liegt dann oberhalb des Fahrstrahls I, so daß die Grenzrate der Substitution und damit das Faktorpreisverhältnis höher sein müssen als im Punkt F. Die Verknappung des Produktionsfaktors Energie ist folglich mit einem relativen Ansteigen des Faktorpreises verbunden. Der neue Gleichgewichtspunkt auf der Transformationskurve T\T\ in Abb. 8 kann ohne zusätzliche Annahmen nicht exakt bestimmt werden. Nimmt man an, daß der Punkt Ρ auf der Transformationskurve Γ»Γο einen Punkt gleicher Produktionsanteile der beiden Sektoren repräsentiert, so sind verschiedene Ergebnisse denkbar 1 6 3 . Der Punkt F* liegt auf dem gleichen Ursprungsstrahl wie Ρ und repräsentiert somit die gleiche Produktions- und Nachfragestruktur. In Punkt F ' hat sich die Sektorstruktur zugunsten von Sektor 1 geändert, da sich bei gleicher Mengenstruktur wie in Ρ das Güterpreisverhältnis p i / p i erhöht hat. Eindeutige Aussagen sind auch für den zwischen F' und R liegenden Bereich möglich. Hier ändern sich sowohl die Produktions- als auch die Preisstruktur zugunsten von Sektor 1, sodaß sein Strukturanteil gegenüber dem in Ρ zunimmt. I m Punkt Q haben sich, verglichen mit P, die Produktions- und Nachfragestruktur zugunsten von Sektor 2 verschoben. I m Gegensatz zum Punkt Ρ hat sich jedoch das Güterpreisverhältnis zugunsten des Sektors 1 verändert. Eine exakte Aussage über die Änderung der Sektorstruktur ist daher weder für den Punkt Q noch für alle anderen zwischen Q und F' liegenden Punkte möglich. 162

Vgl. Neumann, M., Theoretische Volkswirtschaftslehre II, S. 188 f. „Hinter gleich großen Wertgrößenstrukturen können sich fundamental verschiedene Mengenwelten verbergen, kompensiert durch entsprechend unterschiedliche Preisstrukturen. Umgekehrt können gleichartige Mengenstrukturen als Folge von abweichenden Preisrelationen zu unterschiedlichen Wertgrößenstrukturen führen 44. Bombach, G., Der Strukturbegriff in der Ökonomie, S. 15. 163

54

C. Theoretische Analyse

Lediglich für den Bereich zwischen F' und R kann von einer relativen Zunahme des Sektors 1 ausgegangen werden, deren Höhe jedoch nicht genau bestimmt werden kann. Ohne weitere Explizierung der Annahmen über die Größen, die den Verlauf der Transformationskurve T\T\ und den der neuen gesellschaftlichen Indifferenzkurve bestimmen, ist es nicht möglich, Richtung und Ausmaß des stattfindenden Strukturwandels exakter anzugeben.

C. Theoretische Analyse der strukturellen Auswirkungen der Energieverknappung und -Verteuerung

I. Ableitung eines Referenzmodells 1. Theoretisch-methodische Vorgehensweise

Zur Analyse des energiepreisbedingten Strukturwandels wird auf Basis der Allokationstheorie ein Zwei-Sektoren-Modell mit zwei Gütern und zwei Faktoren konstruiert 1 . Wie im vorhergehenden Kapitel bereits gezeigt, führt die Anwendung des totalanalytischen Modells nur zu undetaillierten Aussagen. Die energiepreisbedingten Auswirkungen betreffen vor allem jene Determinanten, die zur Veränderung der im totalanalytischen Modell vorausgesetzten Gleichgewichte der Nachfrage- und Produktionsseite führen 2 . U m den in Kapitel B.II.2.1.1. formulierten Anforderungen an geeignete theoretische Grundlagen zu genügen, werden daher die zu diesen Gleichgewichten gehörenden Theorieteile explizit in die Analyse eingeführt. Diese mikroökonomischen Ansätze besitzen jedoch den Nachteil, daß stets nur marginale Ausschnitte der ökonomischen Realität betrachtet werden 3 , was zum Ausschluß substitutions- und einkommensbedingter Interdependenzen zwischen verschiedenen Sektoren führt. I m folgenden wird daher eine partialanalytisch fundierte Betrachtung zweier Sektoren um die zwischen ihnen bestehenden Interdependenzen ergänzt. Durch diese Vorgehensweise wird sichergestellt, 1

Diese Vorgehensweise wird in der wirtschaftstheoretischen Literatur häufig zur Darstellung der Interdependenz zwischen zwei Konkurrenzmärkten verwendet. Vgl. ζ. B. Bilas, R. Α., Microeconomic Theory: A Graphical Analysis, New York 1967, Kap. 12; Haveman, R. H., Knopf, Κ . Α., The Market System, Kap. 5; Helmstädter, E., Wirtschaftstheorie I, München 1974, S. 198 ff.; Johnson, H. G., The Two-Sector Model of General Equilibrium; Watson, D. S., Price Theory and its Uses, Boston 1963. 2 Die explizite Einführung aller das Ergebnis beeinflussenden Variablen in das totalanalytische Modell ist zwar prinzipiell möglich, würde jedoch in einer graphischen Analyse zu einer Komplexität führen, die eine verständliche und nachvollziehbare Darstellung der Ergebnisse verhindert. 3

Vgl. Schumann, J., Grundzüge der mikroökonomischen Theorie, S. 163 ff. sowie Siebke, J., Preistheorie, in: Vahlens Kompendium der Wirtschaftstheorie und Wirtschaftspolitik, Bd. 2, München 1981, S. 59 f.

C. Theoretische Analyse

56

daß ein totalanalytisches Gleichgewicht „bei Erfüllung aller partiellen Gleichgewichte" 4 herrscht. Die aus Gründen der Anschaulichkeit gewählte graphische Analyse verlangt jedoch wesentliche Einschränkungen bei der Interpretation der Ergebnisse des Modells. So kann die durchgeführte komparativ-statische Analyse nicht dazu dienen, Aussagen über die absolute Höhe der Strukturanteilsänderungen der Sektoren zu begründen. Es ist lediglich möglich, Hypothesen darüber zu formulieren, — welche Determinanten die relativ stärksten Auswirkungen auf strukturelle Veränderungen haben, — welche Variablenkonstellationen Einfluß auf die Richtung der strukturellen Entwicklung besitzen und — welche Variablenkonstellationen zu Unterschieden im Ausmaß der strukturellen Betroffenheit führen. Die komparativ-statische Vorgehensweise kann ebenfalls nicht dazu dienen, prozeßendogene Entwicklungsmuster der Sektorstruktur im Sinne einer „allgemeinen Strukturtheorie" 5 zu liefern. Die gewählte Vorgehensweise besitzt den Vorteil, daß zunächst die absolute Preisänderung eines Sektors unabhängig von der des anderen Sektors bestimmt werden kann und anschließend unter Berücksichtigung der intersektoralen Interdependenzen eine Ableitung der Veränderung der relativen Preise möglich ist. A u f diese Weise kann mittels der veränderten Preisrelationen ein neues intersektorales Gleichgewicht bestimmt werden. Die mit einem derartigen Modell mögliche Betrachtung der wesentlichen strukturrelevanten Determinanten wurde in der bisher vorliegenden Literatur noch nicht zur Analyse struktureller Probleme genutzt. In seiner Grundstruktur kann das Modell auch als Ausgangspunkt einer Analyse anderer, durch Friktionen bedingter struktureller Anpassungsprobleme verwendet werden 6 , da es ein aus allen zuständigen Theorieteilen deduzierbares mikromakroökonomisches 7 Grundmodell darstellt, das ein systemisches, gedankliches Konstrukt zur Untersuchung struktureller Auswirkungen von exogenen Friktionen des Wirtschaftsablaufs zur Verfügung stellt.

4 5

Helmstädter, E., Wirtschaftstheorie I, S. 203.

Vgl. dazu Herdzina, K., Wirtschaftliches Wachstum, Strukturwandel und Wettbewerb, S. 135 f. sowie Kern, M., Strukturtheoretische Ansätze in der Strukturberichterstattung, S. 488 f. 6 Vgl. dazu die grundlegenden Ausführungen bei Johnson, H. G., The Two-Sector Model of General Equilibrium, S. 33 ff. 7 Diesen Ausdruck verwendet Lancaster, Κ., Moderne MikroÖkonomie, S. 314.

I. Ableitung eines Referenzmodells

57

2. Partialanalytische Bestimmung eines Sektoranteils

2.1. Produktionsseitige

Determinanten

Um die Determinanten, die die sektoralen Produktionsmöglichkeiten bestimmen, explizit in die Analyse einführen zu können, muß entsprechend der mikroökonomischen Produktionstheorie das Unternehmen als kleinste wirtschaftliche Einheit, die Entscheidungen über die Produktion treffen kann, betrachtet werden. Grundlage dazu ist die in der Produktionstheorie übliche Darstellung der technischen Produktionsbedingungen eines Unternehmens, wie sie in der Produktionsfunktion zum Ausdruck kommen. Eine Produktionsfunktion mit den Faktormengen Energie (ZT) und einem beliebigen Vektor anderer Produktionsfaktoren ( V) kann in allgemeiner Form 8 wie folgt geschrieben werden X = F (E, V) M i t Hilfe der Faktoren E und V wird auf der Grundlage einer vorgegebenen Technologie die Produktmenge À'hergestellt. Die Produktionsfunktion ist damit „ein formalisiertes Abbild des Transformationsprozesses zwischen Input und Output" 9 . Ist bekannt, welche Gütermenge Xm\i einer bestimmten Kombination der Produktionsfaktoren maximal erstellt werden kann, wird im allgemeinen durch die Darstellungsweise der Isoquante gekennzeichnet, mit welchen^ weiteren Faktormengenkombinationen die gleiche Produktionsmenge Χ— X realisierbar ist. Der Verlauf einer derartigen Isoquante hängt von den Eigenschaften der Produktionsfunktion ab. Für kontinuierlich substituierbare Produktionsfaktoren ergibt sich ein streng konvexer Isoquantenverlauf 10 , da ein Faktor umso schwerer zu ersetzen ist, je weniger von ihm noch eingesetzt ist. Einen Ausdruck für die Substitutionsmöglichkeiten in einem bestimmten Isoquantenpunkt stellt die Grenzrate der Substitution dar. Verfolgt man die Steigung der Isoquante in den sich bei fortlaufender Faktorsubstitution ergebenden Punkten, so erhält man folglich eine abnehmende Grenzrate der Substitution 11 . Die von den Produktionsmöglichkeiten abhängige Krüm-

8

In dieser allgemeinen Form ist die Produktionsfunktion identisch mit den in Kapitel B.III.2.1. verwendeten Produktionsfunktionen. 9 Klaus, J., Produktions- und Kostentheorie, Stuttgart 1974, S. 15. 1,1 Zur Ableitung von Isoquanten bei kontinuierlich substituierbaren Faktoren vgl. Hesse, H., Linde, R., Gesamtwirtschaftliche Produktionstheorie, Teil I, Würzburg — Wien 1976, S. 38 ff. 11 Vgl. Müller, J. H., Produktionstheorie, in: Ehrlicher, W., u. a. (Hrsg.), Kompendium der Volkswirtschaftslehre, Bd. 1, Göttingen 1975, S. 64 ff.

C. Theoretische Analyse

58

mung der Isoquante bestimmt somit, in welchem Maß Energie durch den Faktor F ersetzt werden kann 1 2 . Der Produktionsfunktion entspricht eine Schar von Isoquanten, die sich jedoch erst zeichnen läßt, wenn Klarheit über die Lage und den Abstand von Isoquanten gleicher Produktionsmengendifferenzen herrscht. Eine proportionale Erhöhung der Faktormengen bei unverändertem Einsatzverhältnis kann eine proportionale, über- oder unterproportionale Reaktion der Produktionsmenge X bewirken. Die Beziehungen zwischen der relativen Erhöhung des Outputs bei einer bestimmten relativen Zunahme beider Einsatzfaktoren um denselben Betrag können mit Hilfe der Skalenelastizität erfaßt werden 13 . Die Technologie, die in der Produktionsfunktion zum Ausdruck kommt, wird für ein Unternehmen nur von mittelbarem Interesse sein. Erst wenn die Preise der Produktionsfaktoren berücksichtigt und damit die Kosten der Produktion erfaßt werden, erhält ein Unternehmen die für eine wirtschaftliche Erfolgsrechnung wichtige Wertgröße des Produktionsaufwandes. Da die Faktorpreise und die in der Produktionsfunktion zum Ausdruck kommende Technologie somit gemeinsam die Kosten bestimmen, müssen bei gegebenen Faktorpreisen die Kostenfunktion und damit die zu jedem Produktionsniveau gehörenden Kosten direkt aus der Produktionsfunktion ableitbar sein. Nimmt man als Zielsetzung Gewinnmaximierung an 1 4 , so müssen die Faktoren derart eingesetzt werden, daß eine gegebene Produktmenge mit minimalen Kosten erstellt wird. Die Kosten Κ werden bei gegebenen Faktorpreisen e (für den Faktor E) und ν (für den Faktor V) durch die Gleichung K=e

- E+v-

V

bestimmt. Sollen für eine gegebene Produktmenge X die Kosten durch Variation der Faktoreinsätze minimiert werden, so ist auf der Isoquante der Produktion X in Abb. 9 diejenige Faktorkombination zu bestimmen, bei der die Kosten ein Minimum erreichen. Dazu müssen die Isokostenlinien mit Hilfe der aus der Kostengleichung abgeleiteten Formel V-L· v

ν ν ermittelt werden. Sie repräsentieren verschiedene Kostenniveaus ÄTi, K 2, Ky in Abb. 9, mit denen die Produktionsmenge X = JP produziert werden kann. Gemäß seiner Zielsetzung wird das Unternehmen die Isokostenlinie mit dem niedrigsten Kostenniveau K 2 auswählen. Dieses Verhalten läßt sich 12

Zu den Zusammenhängen zwischen der Grenzrate der Substitution und der Substitutionselastizität vgl. die Ausführungen in II. 1.2.1. 13 Vgl. Fehl, U., Oberender, P., Grundlagen der MikroÖkonomie, München 1976, s. 70 fr. 14 Das Verhalten eines nach einem befriedigenden Gewinn strebenden Unternehmens wird bei Klaus, J., Produktions- und Kostentheorie, S. 97 ff. diskutiert.

I. Ableitung eines Referenzmodells

59

Abb. 9: Minimalkostenkombination

auch durch die Tangentialbedingung beschreiben, nach der die Steigung der Isoquante gleich der Steigung der Isokostenlinie sein muß, die dem Faktorpreisverhältnis ψ- entspricht 15 . Der Energieeinsatz ist folglich durch das Zusammenspiel zwischen technischen Möglichkeiten und dem relativen Energiepreis bestimmt. Wurden bisher für eine gegebene Produktionsmenge X die minimalen Kosten bestimmt, so müssen zur Aufstellung einer Kostenfunktion die Minimalkostenkombinationen verschiedener Produktmengen ermittelt werden. Die Verbindungslinie der Minimalkostenkombinationen, der Expansionspfad, ist dann jene Linie, auf der das Unternehmen bei gegebener Produktionstechnik und konstanten Faktorpreisen optimal operiert. Ist der Expansionspfad eine Gerade, so handelt es sich um homogene Produktionsfunktionen. Liegen entlang dieser Gerade konstante Skalenerträge vor, so spricht man von linearhomogenen Produktionsfunktionen. Entsprechend werden Expansionspfade mit zunehmenden (abnehmenden) Skalenerträgen als über-(unter-)linearhomogen bezeichnet 16 . Der Expansionspfad kann als Grundlage für die Ableitung der Kostenkurve eines Unternehmens dienen. Ist die Produktionsfunktion linear-, überlinearoder unterlinearhomogen, so muß die Kostenkurve entsprechend linear, unter- bzw. überlinear verlaufen. Die Grenzkosten als erste Ableitung der 15

Formal läßt sich das Minimierungsproblem mit Hilfe einer Lagrange-Funktion lösen. Vgl. dazu Neumann, M., Theoretische Volkswirtschaftslehre II, S. 70 f. sowie die dort angegebene Literatur. 16 Vgl. Fehl, U., Oberender, P., Grundlagen der MikroÖkonomie, S. 74 ff. sowie Henderson, J. M.,Quandt, R. E., Mikroökonomische Theorie, 3. Aufl., München 1973, S. 71 ff.

60

C. Theoretische Analyse

Kostenfunktion spiegeln diese Eigenschaft der Produktionsfunktion ebenfalls wider: je nach Skalenelastizität ist die Grenzkostenkurve konstant, fällt oder steigt 17 . Wird angenommen, daß auf dem Gütermarkt vollkommene Konkurrenz herrscht, so kann aus der Grenzkostenkurve die Angebotskurve des nach Gewinnmaximierung strebenden Unternehmens direkt hergeleitet werden 18 . Die Angebotsfunktion eines Unternehmens informiert folglich darüber, welche Gütermengen bei alternativen Konstellationen bestimmter unabhängiger Variablen zum Verkauf angeboten werden. Ihre wesentlichen Determinanten sind die aus den produktionstechnischen Verhältnissen im Zusammenspiel mit den Faktorpreisrelationen bestimmbaren Kostengrößen. Der relative Energiepreis bestimmt somit indirekt über die Lage der Minimalkostenkombinationen und den Expansionspfad den Verlauf und die Lage der Angebotskurve eines Unternehmens. In Abb. 10 sind die zu den verschiedenen produktionstechnischen Differenzierungen gehörenden Angebotskurven dargestellt. Abb. 10: Angebotskurvenverläufe

Eine stetig ansteigende Angebotskurve läßt sich aus einer unterlinearhomogenen Produktionsfunktion herleiten (vgl. A\ in Abb. 10). Eine horizontale Angebotskurve ergibt sich aus einer linearhomogenen Produktionsfunktion (vgl. Αι in Abb. 10); eine sinkende Angebotskurve resultiert aus einer überlinearhomogenen Produktionsfunktion (vgl. As in Abb. 10) 19 . Die Angebotskurve verläuft also umso steiler d. h. die Mengenreaktionen bei Preisänderungen sind umso unelastischer, je geringer die Skalenerträge sind. 17

Vgl. dazu ausführlich Fehl, U., Oberender, P., Grundlagen der MikroÖkonomie, S. 107 ff. IK Vgl. Klaus, J., Produktions- und Kostentheorie, S. 94 ff. 19 Vgl. dazu ausführlich ebenda sowie Klaus, J., Hahn, G., Die Angebotsfunktion des Unternehmens — Allgemeines Modell und spezielle Ausprägungen aus produktionstheoretischer Sicht, in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium, 3. Jg. (1974), S. 10 f.

I. Ableitung eines Referenzmodells

2.2. Nachfrageseitige

61

Determinanten

U m auch die Determinanten, die die sektorale Nachfrage bestimmen, explizit in die Analyse einführen zu können, muß entsprechend der mikroökonomischen Nachfragetheorie der Haushalt als kleinste selbständige Einheit, die Entscheidungen über die Nachfrage treffen kann 2 0 , betrachtet werden. Die in diesem Abschnitt vorgenommenen Deduktionen für einen Haushalt decken sich weitgehend mit jenen im Rahmen der Produktionstheorie. Da im Prinzip das gleiche Axiomensystem den Ausgangspunkt der Überlegungen bildet, spricht man auch von einer Isomorphic zwischen Produktions- und Nachfragetheorie 21 . Wichtigste Grundlage für die in der Haushaltstheorie übliche Darstellung der subjektiv empfundenen Relationen 22 zwischen Gütern ist die Nutzenindexfunktion 23 . Für den im theoretischen Teil im Vordergrund stehenden Zweigüterfall 24 kann der Nutzenindex eines Güterbündels in Abhängigkeit von den Gütermengen selbst definiert werden. Die allgemeine Form der Nutzenfunktion 2 5 lautet dann U=F(X

U

X2)

Aus dieser Nutzenfunktion können Indifferenzkurven auf die gleiche Weise wie Isoquanten aus der Produktionsfunktion abgeleitet werden. Eine Indifferenzkurve ist dann der geometrische Ort derjenigen Gütermengenkombinationen, die im Urteil des Haushalts als gleichwertig gelten, d. h. sie erfaßt alle Gütermengenpaare, die den gleichen Nutzenindex besitzen. Die Krümmung der Indifferenzkurve bringt somit zum Ausdruck, bis zu welchem Grad ein Gut durch das andere ersetzt werden kann, ohne daß dabei Nutzeneinbußen auftreten. Das Krümmungsmaß, die Grenzrate der Substitution, ist analog wie in der Produktionstheorie definiert. Die Annahme der Konvexität der Indifferenzkurve 26 führt folglich dazu, daß die Grenzrate der 2,1

In der theoretischen Analyse kann der Haushalt als nur aus einem Individuum bestehend aufgefaßt werden. Vgl. Gabisch, G., Haushalte und Unternehmen, in: Vahlens Kompendium der Wirtschaftstheorie und Wirtschaftspolitik, Bd. 2, München 1981, S. 4. 21 Vgl. Fehl, U., Oberender, P., Grundlagen der MikroÖkonomie, S. 181 f.sowieHelmstädter, E., Wirtschaftstheorie I, S. 127 ff. 22 Hier liegt ein grundsätzlicher Unterschied zur Produktionsfunktion, die objektive Relationen zum Ausdruck bringt, vor. 23 Zur ordinalen Nutzentheorie vgl. z. B. Fehl, U., Oberender, P., Grundlagen der MikroÖkonomie, S. 164 ff. 24 Die Zwei-Güter-Betrachtung kann derart interpretiert werden, daß das Gut 1 ein bestimmtes Gut aus dem in den Begehrkreis des Haushalts fallenden Güterbündels darstellt, wohingegen das Gut 2 stellvertretend für die übrigen in dem Güterbündel enthaltenen Güter steht. 25 Zu den Bedingungen für die Existenz einer stetigen Nutzenfunktion vgl. Neumann, M., Theoretische Volkswirtschaftslehre II, S. 104 ff. 26 Vgl. Schumann, J., Grundzüge der mikroökonomischen Theorie, S. 8 ff.

62

C. Theoretische Analyse

Substitution des Gutes 1 durch das Gut 2 mit zunehmender Substitution abnimmt 2 7 . Das Indifferenzkurvensystem stellt die Bewertung aller denkbaren Gütermengenkombinationen durch den Haushalt dar. U m ermitteln zu können, welche Kombinationen für einen nutzenmaximierenden Haushalt optimal sind, müssen den denkbaren die bei einem bestimmten Einkommen realisierbaren Kombinationen gegenübergestellt werden. Diese ergeben sich aus dem Zusammenspiel der Güterpreise p\, pi und des Einkommens Y. I m Zweigüterfall ergibt sich somit folgende Gleichung für die in Abb. 11 eingetragene Einkommens- oder Budgetgerade Y = pi · X\ +P2 · Χι Diese Gerade hat in formaler Hinsicht die gleichen Eigenschaften wie die Isokostenlinie in der Produktionstheorie. Analog zur Minimalkostenkombination wird in Abb. 11 die optimale Gütermengenkombination durch den Tangentialpunkt Ρ der Budgetgerade und der Indifferenzkurve h ermittelt 2 8 . Abb. 11: Nutzenmaximum

In der für das Nutzenmaximum relevanten Lage des Indifferenzkurvensystems kann die Verbindung zu den in Kapitel B.II.2.1.2. dargestellten, längerfristig ausgerichteten Strukturtheorien gesehen werden. Je nach Einkommen bzw. Entwicklungsstand wird der Tangentialpunkt einer Indifferenzkurve mit der Budgetgerade ein bestimmtes Verhältnis zwischen der Nachfrage nach Gütern der verschiedenen Sektoren festlegen. Bezeichnet die Abszisse in Abb. 11 Güter des sekundären und tertiären Sektors, so wäre ζ. B. für die Drei-Sektoren-Hypothese ein Indifferenzkurvensystem derart einzuzeichnen, daß eine Einkommens-Konsum-Kurve mit positiver, aber 27

Vgl. ebenda, S. 12 ff. Zur algebraischen Ableitung der Maximumsbedingung vgl. Neumann, M., Theoretische Volkswirtschaftslehre II, S. 108 f.

I. Ableitung eines Referenzmodells

63

ständig abnehmender Steigung resultiert, so daß der relative Anteil dieser Güter an der gesamten Nachfrage bei im Zeitablauf zunehmendem Einkommen ständig wächst 29 . I n der vorliegenden Analyse kann dieser Effekt jedoch außer Betracht bleiben, da derartige Entwicklungen für Zeiträume und für Einkommensdifferenzen gelten, die wesentlich länger bzw. höher als die hier zu betrachtenden sind. Zur Ableitung einer Nachfragekurve wird angenommen, daß sich ζ. B. der Preis des Gutes 1 bei gegebenem Einkommen vermindert. Die Budgetgerade dreht sich dann um den Achsenabschnitt des im Preis unveränderten Gutes 2 nach außen. Die Verbindungslinie der entsprechenden Nutzenmaxima wird als Preis-Konsumkurve bezeichnet. M i t ihrer Hilfe kann, analog zur Herleitung der Angebotskurve aus dem Expansionspfad, eine Nachfragekurve des Haushalts nach dem Gut 1 abgeleitet werden 30 . Bei der Ableitung einer derartigen mikroökonomischen Nachfragekurve geht man davon aus, daß das jeweilige Gut nur einen marginalen Bestandteil des Budgets darstellt und somit kein Einkommenseffekt in der Nachfragekurve enthalten ist 3 1 . Abb. 12: Nachfragekurvenverläufe

2y

Zu den im Zeitablauf auftretenden Einkommensänderungen und den Wirkungen auf die gütermäßige Zusammensetzung der Nachfrage vgl. die ausführlichen Darstellungen bei Dorner, K., Strukturverschiebungen in modernen Industriewirtschaften, Diss. Köln 1964, S. 47 ff. und Schmidt, K., Marktstruktur und wirtschaftliche Entwicklung, Volkswirtschaftliche Schriften, H. 193, Berlin 1972, S. 55 ff. sowie die dort angegebene Literatur. 3,1 Vgl. dazu ausführlich Gabisch, G., Haushalte und Unternehmen, S. 15 f. 31 Die Aufspaltung in einen Einkommens- und Substitutionseffekt geht auf Slutsky und Hicks zurück. Die entsprechende formale Beziehung ist in der Wirtschaftstheorie als die Gleichung von Slutsky und Hicks bekannt. Siehe dazu Henderson, J. M., Quandt, R. E., Mikroökonomische Theorie, S. 26 ff. sowie die dort angegebene Originalliteratur. Zur Problematik der Trennung von Einkommens- und Substitutionseffekten vgl. Böbel, I., Das Konzept der Konsumentenrente, in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium, 8. Jg. (1979), S. 206 ff.

64

C. Theoretische Analyse

Die Nachfragekurve Λ^ in Abb. 12 bildet den Normalfall eines negativen funktionalen Zusammenhangs zwischen der Nachfrage nach einem Gut und seinem Preis ab. Es ist jedoch grundsätzlich auch ein anderer Verlauf möglich. So kann sich bei einem Preisanstieg eine Erhöhung der nachgefragten Menge ergeben. Dieser durch N 2 in Abb. 12 gekennzeichnete positive Zusammenhang zwischen Preis und Nachfrage, der als Giffen-Fall bezeichnet wird 3 2 , soll im folgenden nicht betrachtet werden. Welcher Verlauf der Nachfragekurve im konkreten Fall eintritt, hängt von den aus der Nutzenfunktion abgeleiteten Indifferenzkurven, den relativen Güterpreisen und dem Einkommen ab.

2.3. Sekt or ales Gleichgewicht In 1.2.1. und 1.2.2. wurden die ökonomischen Entscheidungen eines Unternehmens und eines Haushalts getrennt voneinander behandelt. Dabei wurde ein funktionaler Zusammenhang zwischen angebotener bzw. nachgefragter Menge und den Preisen ermittelt. Unberücksichtigt blieb jedoch die Koordination des unterschiedlich motivierten Anbieter- und Nachfragerverhaltens. Gegenstand dieses Abschnitts ist die Betrachtung der Preisbildung in einem einzelnen Sektor im Rahmen einer Partialanalyse. Auswirkungen auf und Rückwirkungen durch das Geschehen in den übrigen Sektoren bleiben dabei unberücksichtigt. Der betrachtete Sektor wird gleichsam aus der gesamtwirtschaftlichen Sektorstruktur herausgelöst, und die Preisbildung wird unter der ceteris paribus-Annahme analysiert, daß die Einflußgrößen aus den anderen Sektoren, insbesondere die Preise, gegeben sind und unverändert bleiben. I m Vordergrund dieser partialtheoretischen Analyse steht das Interesse am sektoralen Gleichgewicht, bei dem die Angebotsvorstellungen der Produzenten und die Kaufwünsche der Nachfrager übereinstimmen. Der zu erklärende Preis ist ein absoluter Preis, der das Tauschverhältnis des betrachteten Gutes in Geldeinheiten ausdrückt 33 . Bei den Überlegungen zur Koordination der Planungen der Anbieter und Nachfrager wird von den Annahmen der vollkommenen Konkurrenz ausgegangen. Dadurch wird der für alle wirtschaftenden Einheiten in diesem Sektor entstehende Preis zur vorgegebenen, durch die eigenen wirtschaftlichen Aktivitäten nicht mehr beeinflußbaren Größe 34 . Werden nun die 32

Giffen stellte fest, daß bei Beziehern niedriger Einkommen ein steigender Brotpreis einen Anstieg der mengenmäßigen Nachfrage auslöste. Vgl. dazu Schumann, J., Grundzüge der mikroökonomischen Theorie, S. 38 ff. 33

Vgl. ebenda, S. 163 sowie Siebke, J., Preistheorie, S. 59. Aus der Konzentration des Angebots oder der Nachfrage bei wenigen Wirtschaftseinheiten können Machtpositionen entstehen, die eine aktive Einflußnahme auf die Höhe des Preises ermöglichen. Eine Bestimmung des Sektoranteils bei unvollständigem Wettbe34

I. Ableitung eines Referenzmodells

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Angebots- und Nachfragefunktionen der einzelnen Unternehmen und Haushalte aggregiert 35 , so ist davon auszugehen, daß die in einem Aggregat zusammengefaßten Unternehmen bzw. Haushalte in jeder Hinsicht gleiche Wirtschaftseinheiten darstellen 36 . Graphisch wird der Gleichgewichtspreis des Sektors durch den Schnittpunkt von aggregierter Angebots- und Nachfragekurve bestimmt. Nur bei diesem Preis entsprechen sich die angebotene und nachgefragte Gütermenge. Weicht der Preis vom Gleichgewichtspreis ab, so werden Unternehmer und Haushalte ihre Erwartungen korrigieren und sich durch Änderungen der Angebots- bzw. Nachfragemengen anpassen. Unter der Voraussetzung, daß überhaupt eine gleichgewichtige und stabile Lösung existiert 37 , tendiert der Preisbildungsprozeß für gegebene Angebots- und Nachfragekurven somit in eine gleichgewichtige Lage 38 . Hat sich ein Gleichgewicht in einem Sektor eingestellt, so wird dieses solange Bestand haben, wie sich die Angebots- und/oder Nachfragekurven nicht drehen bzw. verschieben. Grundsätzlich kann eine Veränderung jeder der geschilderten Determinanten der Angebots- und Nachfragekurven das Gleichgewicht verändern. I m Hinblick auf die gewählte Thematik wird der Einfluß der von der Energieverteuerung betroffenen Determinanten ausführlich untersucht.

3. Konstruktion einer Referenzsituation

Der strukturelle Einfluß der Verknappung bzw. Verteuerung des Produktionsfaktors Energie wurde bereits in Kapitel B.III.3.2. im Rahmen der totalanalytischen Betrachtungen untersucht. I m Hinblick auf die Art und das Ausmaß des energiepreisbedingten Sektorstrukturwandels konnte dabei lediglich der relevante Bereich zwischen den Punkten Q und R in Abb. 8 abgesteckt werden. A u f der Grundlage der dort gewonnenen Erkenntnisse über die sektoralen Interdependenzen wird im folgenden unter Berücksichtiwerb soll hier jedoch nicht vorgenommen werden. Vgl. dazu beispielsweise Heuss, E., Allgemeine Markttheorie, 2. Aufl., Tübingen — Zürich 1976; Krelle, W., Preistheorie, 2. Aufl., Tübingen 1976; Ott, A. E., Grundzüge der Preistheorie, Göttingen 1970. 35 Zur Vorgehensweise vgl. Schumann, J., Grundzüge der mikroökonomischen Theorie, S. 48 ff. und S. 133 ff. 36 Unter dieser Voraussetzung können die Funktionen auf ein beliebig hohes Niveau aggregiert werden. Zur Aggregation von Nachfragefunktionen vgl. die kritischen Ausführungen von Farrell, M. J., Some Aggregation Problems in Demand Analysis, in: Review of Economic Studies, Vol. 21 (1953/54), S. 193 ff. 37 Zur Stabilität eines derartigen Gleichgewichts vgl. Helmstädter, E., Wirtschaftstheorie I, S. 31 ff. 38 Vgl. dazu vor allem die anschaulichen Darstellungen bei Haveman, R. H., Knopf, Κ. Α., The Market System, S. 112 ff. 5 Larmann

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C. Theoretische Analyse

gung der in der Produktions-, Haushalts- und Preistheorie in 1.2. identifizierten Determinanten versucht, genauere Aussagen über jene Variablenkonstellationen zu machen, die Auswirkungen auf Richtung und Ausmaß des energiepreisbedingten Strukturwandels haben. Dazu wird zunächst eine Situation abgeleitet, in der die beiden Sektoren identische Angebots- und Nachfrageverhältnisse besitzen. Diese Referenzsituation, die dem Punkt Ρ auf der Transformationskurve Γ0Γ0 in Abb. 8 entspricht, definiert eine Ausgangssituation, von der aus unterschiedliche Annahmen über die Konstellation der Strukturdeterminanten abgeleitet werden können. Die bereits in der Totalanalyse vorgenommene Betrachtung differierender Energieintensitäten 39 soll dazu weiter expliziert und in ihrer produktions- und haushaltstheoretischen Bedeutung dargestellt werden. I m folgenden ist zunächst zu prüfen, unter welchen Voraussetzungen sich identische Angebotskurven für beide Sektoren begründen lassen40. Aufgrund der differierenden Energieintensitäten ergeben sich selbst bei linearhomogenen Produktionsfunktionen in beiden Sektoren Angebotskurven mit stetig zunehmender Steigung, da die Ausdehnung der Produktion des energieintensiven Sektors 1 bei begrenzten Faktormengen aufgrund der interdependenten Betrachtungsweise nur zu Lasten des Sektors 2 möglich ist 4 1 . Die relativ hohe Energieintensität in Sektor 1 bewirkt, daß mehr vom Faktor E als vom Faktor V erforderlich ist und sich somit das Faktorpreisverhältnis e/v wegen der überproportional ansteigenden Energienachfrage bei Ausdehnung der Produktion erhöht 4 2 . Da analoge Überlegungen für die F-Intensität im Sektor 2 gelten, haben beide Angebotskurven einen stetig zunehmend ansteigenden Verlauf. Die beiden Angebotskurven sind identisch, wenn Isoquantenschemata unterstellt werden, die dazu führen, daß die Freisetzung von V bei Ausdehnung der Produktion in Sektor 1 derjenigen von £ b e i Expansion der Produktion des Sektors 2 in der Art entspricht, daß diese Effekte einen identischen Einfluß auf die jeweiligen relativen Preise bewirken. Zudem werden bei Ausdehnung der Produktion in Sektor 1 aufgrund der mit den relativen Energiepreisänderungen einhergehenden Änderungen der Vgl. dazu die Ableitung einer strikt konkaven Transformationskurve in Kapitel B.III.2.1. 4,1 Zur graphischen Ableitung von Angebotskurven bei linearhomogenen Produktionsfunktionen und differierenden Faktorintensitäten im Interdependenzmodell vgl. Johnson, H. G., The Two-Sector Model of General Equilibrium, S. 17 ff. 41 Vgl. auch die Ausführungen in Kapitel Β. III.2.1. Die Möglichkeit umschlagender Faktorintensitäten wird für den in der folgenden Betrachtung relevanten Bereich ausgeschlossen. 42 Vgl. dazu Lancaster, Κ., Moderne MikroÖkonomie, S. 318 f.; Neumann, M., Theoretische Volkswirtschaftslehre II, S. 176 f. sowie Salter, W. E. G., Productivity and Technical Change, Cambridge 1969, S. 23 ff.

I. Ableitung eines Referenzmodells

67

Steigung der Isokostenlinie Minimalkostenkombinationen mit ständig abnehmender Energieintensität realisiert. Folglich nimmt im Fall kontinuierlich substituierbarer Faktoren bei Produktionsausdehnung die Energieintensität in Sektor 1 ständig ab. Die beiden Angebotskurven müssen nun, anders als in der Partialanalyse, als interdependent betrachtet werden, d. h. wird auf einer der Kurven eine Produktionsmenge realisiert, so ist damit aufgrund der vorgegebenen Faktorbestände der zugehörige Punkt auf der anderen Angebotskurve simultan bestimmt. Zwei derart abgeleitete Angebotskurven À [ 2 in Abb. 13 stellen somit eine Entzerrung der in Abb. 8 dargestellten strikt konkaven Transformationskurve ΓηΓο dar. Eine Vereinfachung stellt die Übernahme der linearen Angebotskurven Ai 5 2 aus der Partialanalyse dar. Ein gravierender Fehler würde, Wie aus Abb. 13 ersichtlich, nur bei Annäherung an die maximal möglichen Produktionsmengen der beiden Sektoren entstehen. Dies gilt, da sich das Preisverhältnis wegen der ständig steiler werdenden Preistangente überproportional erhöht. Bei Annäherung an die Produktionsgrenzen würde die Verwendung linearer Angebotskurven folglich zu einem gravierenden Fehler führen. Der durch die Nichtberücksichtigung der stetig zunehmenden Steigung der totalanalytisch abgeleiteten Angebotskurven entstehende Fehler kann jedoch im relevanten Bereich als geringfügig betrachtet werden, da alle im folgenden analysierten Produktionsmengen links von Gi,2 in Abb. 13 liegen. Da im realen Interdependenzmodell die Produktion gleichzeitig das Einkommen bzw. den Konsum darstellt, erfordert die Ableitung der tatsächlichen Angebotsmengen in der entzerrten Darstellung auch die Berücksichtigung von Interdependenzen mit der Nachfrageseite, so daß die Sektorstruktur „das Ergebnis simultaner Entwicklungen auf der Angebotsund Nachfrageseite darstellt" 43 . Diese Bedingung ist erfüllt, konstruiert man als Referenzsituation den Fall identischer Sektoren. In der anschließenden Betrachtung einer auf einen Haushalt reduzierten Nachfrageseite müssen die Annahmen also derart gewählt werden, daß die Nachfragestruktur zu einer identischen Produktions- und Sektorstruktur führt. Für die Haushaltsseite muß dazu ein Indifferenzkurvenschema 44 mit streng konvexen Indifferenzkurven voraus43

Görgens, E., Wandlungen der industriellen Produktionsstruktur im wirtschaftlichen Wachstum, S. 129. 44 Um eine exakte Einbeziehung der Haushaltsseite in das Modell zu ermöglichen, ist es notwendig, die individuelle Präferenzfunktion in der Weise zu interpretieren, daß sie über Faktoren und nicht über Güter definiert ist. Das ist im vorliegenden Fall möglich, da durch die Angebotsfunktionen die dazu notwendigen Grenzraten der Transformation bei der Produktion der beiden Güter expliziert sind. Vgl. dazu Laing, N. F., A Diagrammatic

5*

C. Theoretische Analyse

68

gesetzt werden, in das eine 45°-Linie als Spiegelachse eingezogen werden kann. Geht man zudem davon aus, daß aufgrund der im Punkt Ρ in Abb. 8 geltenden identischen Preise beider Sektoren die Budgetgerade eine Steigung von eins besitzt, so wird ein optimaler Konsumpunkt realisiert, der zu einer identischen Produktions- und Sektorstruktur führt. Die Ableitung der Nachfragekurven kann, wie in der Partialanalyse, mittels Nutzung der methodischen Isomorphic zwischen Produktions- und Haushaltstheorie derart erfolgen, daß eine identische Nachfragekurve für beide Sektoren resultiert. Dazu wird zudem ein Indifferenzkurvenschema unterstellt, aus dem sich lineare Nachfragekurven ableiten lassen45. Auch auf der Nachfrageseite müssen aufgrund der Budgetrestriktion Interdependenzen berücksichtigt werden, so daß stets nur simultan bestimmte Mengen nachgefragt werden können. Gegenüber der partialanalytischen Ableitung muß jedoch im folgenden darauf geachtet werden, daß aufgrund der Reduktion auf nur zwei Güter die Nachfragekurven beträchtliche Einkommenseffekte beinhalten 46 . Gegenüber der in Kapitel B.III.2.2. verwendeten gesellschaftlichen Indifferenzkurve stellt die hier vorgenommene Reduktion der Nachfrageseite auf einen Haushalt eine Vereinfachung dar. Diese ist jedoch zwingend notwendig, um ohne unzulässige interpersonelle Nutzenvergleiche 47 genauere Aussagen zur anstehenden Problematik machen zu können. Zudem ist diese Vorgehensweise bei der Behandlung gesellschaftlicher Probleme im Rahmen ökonomischer Modelle durchaus üblich 4 8 . In der Abb. 13 kann somit unter Beachtung aller aufgezeigten Interdependenzen eine Referenzsituation definiert werden, in der eine identische Preis-, Produktions- und Nachfragestruktur vorliegt, woraus für beide Sektoren gleiche Strukturanteile resultieren. Diese Referenzsituation entspricht dem Punkt Ρ auf der Transformationskurve ΓηΓο in Abb. 8.

Approach to General Equilibrium Analysis, in: Review of Economic Studies, Vol. 30/1 (1963), S. 43 fi. 45

Vgl. dazu ausführlich Haveman, R. H., Knopf, Κ. Α., The Market System, S. 125 ff. In der Partialanalyse konnten diese Effekte ausgeschlossen werden. Vgl. dazu die Ausführungen in 1.2.2. 47 Vgl. Neumann, M., Nutzen, in: Handwörterbuch der Wirtschaftswissenschaften, Bd. 5, Stuttgart u. a. 1980, S. 349 ff. Eine umfassende Darstellung dieser Problematik gibt Möller, R., Zur Möglichkeit interpersoneller Nutzenvergleiche und ihrer Bedeutung für die Wirtschafts- und Sozialpolitik, Habil. Nürnberg 1981. 46

48 Vgl. dazu ζ. B. die Betrachtung eines repräsentativen Individuums zur Ableitung der Wohlfahrtseffekte indirekter Steuern bei Neumann, M., Theoretische Volkswirtschaftslehre II, S. 253 ff.

II. Determinanten der strukturellen Auswirkungen der Energieverteuerung

69

Abb. 13: Referenzsituation

II. Determinanten der strukturellen Auswirkungen der Ertergieverteuerung

1. Verteuerung des Produktionsfaktors Energie

/. 1. Bedeutung der Elastizitäten bei kurzfristig Produktionsverhältnissen

limitationalen

1.1.1. Identische Elastizitäten Unter Verwendung der in 1.3. konstruierten Referenzsituation können nun die in Kapitel Β explizierten Folgen der ersten Energiekrise in bezug auf ihre Bedeutung für den Strukturwandel einer theoretischen Analyse unterzogen werden 49 . Entsprechend der partialanalytischen Erkenntnisse in 1.2.1. ist zunächst die Änderung der Faktorpreisrelation e/v auf der Produktionsseite zu untersuchen. Die der Referenzsituation zugrundegelegte produktionsseitige Ausgangslage ist in Abb. 14 a graphisch dargestellt. Die Isokostenlinie Kr 2 5() impliziert ein dem Güterpreisverhältnis entsprechendes Faktorpreisverhält49 Für eine allgemeine Darstellung der hier gewählten Vorgehensweise vgl. Haveman, R. H., Knopf, Κ. Α., The Market System, S. 136 ff. 5,1 Im folgenden werden die hochgestellten Indices zur Kennzeichnung der beiden Sektoren, die tiefgestellten Indices zur Kennzeichnung unterschiedlicher Variablenausprägungen verwendet.

70

C. Theoretische Analyse

Abb. 14: Auswirkungen der Energieverteuerung bei kurzfristiger Limitationalität

ι Ä2

II. Determinanten der strukturellen Auswirkungen der Energieverteuerung

71

nis von 1 : 1 und bestimmt zusammen mit den Isokostenlinien /! u n d / i die in der Referenzsituation identischen Angebotsmengen beider Sektoren. Der durch die Minimalkostenkombinationen der Sektoren verlaufende Ursprungsstrahl legt gleichzeitig die Verteilung der Kostensumme auf die Faktoren und damit die Kostenanteile fest. Die Form der Indifferenzkurven verdeutlicht, daß aufgrund des plötzlich aufgetretenen Energiepreissprungs kurzfristig limitationale Verhältnisse im Produktionsbereich unterstellt werden müssen 51 . Um trotz der vereinfachenden Annahmen zu realistischen Ergebnissen zu gelangen, wurde, wie aus Abb. 14 a ersichtlich, für den energieintensiven Sektor 1 eine Energieintensität von 20 %, für den Sektor 2 eine Energieintensität von 3 % angenommen 52 . 51

Da die Nachfrage nach einem Produktionsfaktor bei einer Änderung des Faktorpreises langfristig im allgemeinen stärker reagiert als kurzfristig, ist es zulässig, zunächst von limitationalen Produktionsverhältnissen auszugehen. Die darin zum Ausdruck kommende Gesetzmäßigkeit wurde von Samuelson als „Le Chatelier-Prinzip" bezeichnet. Vgl. Samuelson, P. Α., Foundations of Economic Analysis, Cambridge 1963, S. 36 ff. 52 Diese Annahmen entsprechen in etwa den empirischen Werten für besonders energieintensive bzw. nicht-energieintensive Branchen. Vgl. dazu die Ausführungen in Kapitel D.II.2.2.

C. Theoretische Analyse

72

Geht man von der Konstanz des Preises ν für den Produktionsfaktor V aus, so bedeutet die Vervierfachung des Energiepreises e 5 3 für eine gegebene Kostensumme eine Drehung der Isokostenlinie zu K\ 2. Entsprechend den Isoquanten l \ und l \ , welche ein niedrigeres Produktionsniveau repräsentieren, kann ohne Erhöhung der Kosten das ursprüngliche Produktionsniveau nicht beibehalten werden. Soll die in der Referenzsitutation produzierte Menge aufrechterhalten werden, so muß die Isokostenlinie K\ im Sektor 1 realisiert werden. Da aufgrund der limitationalen Verhältnisse trotz der veränderten Steigung der Isokostenlinie eine Energieintensität von 20 % vorliegt, ergibt sich bei Vervierfachung des Energiepreises eine Erhöhung der Kosten um 60 % 5 4 . In Abb. 14 b kann somit, ausgehend vom Gleichgewicht G!' 2 , der Punkt A ermittelt werden, in dem der aufgrund des Konkurrenzmodells gültige neue Kostenpreis für die in der Referenzsituation abgesetzte Menget!» 2 gilt. Die neue Angebotskurve A\ muß durch den Punkt A verlaufen. Aufgrund der Limitationalität in der partialanalytischen Betrachtung kann eine parallele Verschiebung der Angebotskurve unterstellt werden. Wesentlich geringer sind die Auswirkungen der Vervierfachung des Energiepreises im Sektor 2. Die durch K\ verdeutlichte Verschiebung der Isokostenlinie in Abb. 14 a, die zur Aufrechterhaltung des ursprünglichen Produktionsniveaus notwendig ist, fällt entsprechend geringer aus. Sie stellt, bei 3 % Energieintensität, lediglich eine Erhöhung der Kosten um 9 % dar. Analog zur Vorgehensweise im Sektor 1 kann der Punkt Β für den Sektor 2 und damit die neue Angebotskurve A\ in Abb. 14 b ermittelt werden. A u f der Haushaltsseite findet eine Drehung der Budgetgerade Y\ in Abb. 14 c entlang der Indifferenzkurve I\ statt, wenn zunächst das durch diese Indifferenzkurve gekennzeichnete Nutzenniveau der Referenzsituation aufrechterhalten werden soll. Die Steigung von Y 2 entspricht dem für die Mengen Xr 2 durch die Punkte A und Β in Abb. 14 b definierten neuen relativen Preis der beiden Güter. Der durch den Tangentialpunkt C bestimmte Substitutionseffekt mit den zugehörigen Gütermengen X\ und X\ bedingt eine relative und absolute Zunahme der Nachfrage nach Gut 2. In Abb. 14 b kann dies vereinfacht durch die gestrichelt eingetragene Verschiebung der Nachfragekurve nach rechts zu N] verdeutlicht werden. Die im Punkt C erreichte Situation kann jedoch nur als Hilfskonstruktion zur Ermittlung des Substitutionseffektes aufgefaßt werden. Da entsprechend den Ausführungen in Kapitel B.I.2.2. die in der Drehung der Isokostenlinie zum Ausdruck kommende Faktorpreisentlohnung als Realtransfer an das 53

Zum Realitätsgehalt dieser Annahme vgl. Kapitel B.I.2.1. Zum Berechnungsverfahren vgl. Neumann, M., Theoretische Volkswirtschaftslehre II. S. 85 f. 54

II. Determinanten der strukturellen Auswirkungen der Energieverteuerung

73

Ausland abfließt, muß im Rahmen des lediglich auf das Inland bezogenen vereinfachten Interdependenzmodelles neben dem Substitutionseffekt auch ein Einkommenseffekt berücksichtigt werden 55 . Die in den Punkten A und Β geltenden Preise bedeuten somit eine Realeinkommensverminderung, die in Abb. 14 c durch die Parallelverschiebung der Budgetgerade Yi nach Y 3 zum Ausdruck gebracht wird. A u f dem zu diesem Einkommen gehörenden maximalen Nutzenniveau h können nur noch die durch den Punkt Β gekennzeichneten Mengen X\> 2 realisiert werden. Der durch die Bewegung von C nach Β ausgedrückte Einkommenseffekt bedingt eine entsprechende Linksverschiebung der Nachfragekurven. Die damit verbundene Bewegung auf der Angebotskurve bewirkt einen Produktionsrückgang, der aufgrund der gleichzeitig zunehmenden Grenzerträge zu sinkenden Preisen in beiden Sektoren führt. Aufgrund der insgesamt größeren Verschiebungen der Angebots- und Nachfragekurve 56 im Sektor 1 wirkt sich dieser Preiseffekt stärker aus als im Sektor 2. Diese aus dem „Primäreffekt" resultierende erneute Änderung der absoluten und relativen Güterpreise führt bei interdependenter Betrachtung wiederum zu einer Verschiebung und Drehung der Budgetgerade. Aufgrund des dadurch auftretenden positiven Einkommenseffektes erfolgt eine Rückverschiebung der beiden Nachfragekurven nach rechts, wodurch ein umgekehrter Vorgang wie oben ausgelöst wird. Die Verschiebungen setzen sich mit immer geringer werdenden Amplituden fort, bis das in Abb. 14 b durch die Gleichgewichtspunkte G\ bzw. G\ gekennzeichnete neue Interdependenzgleichgewicht erreicht ist 5 7 . Die den neuen Gleichgewichtspunkten zugehörenden Preise p\ bzw. p\ sowie die Mengen X\ bzw. X\ in Abb. 14 b können nun als Ergebnis der Verteuerung des Produktionsfaktors Energie bei der Variablenkonstellation der Referenzsituation interpretiert werden. Insgesamt kann man feststellen, daß — die mengenmäßige Nachfrage nach beiden Gütern gesunken ist, — die mengenmäßige Nachfrage nach Gut 1 stärker gesunken ist als die nach Gut 2 und 55 Vgl. dazu auch die entsprechenden Ausführungen in 1.2.2. sowie Böbel, I., Das Konzept der Konsumentenrente, S. 206 ff. Zur mathematischen Formulierung vgl. Neumann, M., Theoretische Volkswirtschaftslehre II, S. 120 ff. Es wird dementsprechend in der folgenden Analyse eine Nachfrageelastizität im Hicks'schen Sinn unterstellt, die sowohl Einkommens- als auch Substitutionseffekte enthält. Vgl. dazu Johnson, H. G., The Two-Sector Model of General Equilibrium, S. 41 ff. 56 Für eine Übersicht über Mengen- und Preiseffekte bei unterschiedlichen Angebotsund Nachfragekurvenverschiebungen vgl. Haveman, R. H., Knopf, Κ. Α., The Market System, S. 125, Abb. 5-1. 57 In allen folgenden Abbildungen werden jeweils die neuen Gleichgewichtspunkte nach Ablauf der „Sekundäreffekte" eingetragen.

74

C. Theoretische Analyse

— ein realer Konsumverlust, d. h. ein Nutzenmaximum auf einer niedrigeren Indifferenzkurve realisiert wird. Die Preissituation im neuen Gleichgewicht stellt sich derart dar, daß gegenüber der Referenzsituation — die Preise beider Güter gestiegen sind, — das relative Preisverhältnis sich zuungunsten von Sektor 1 verändert hat, — die durch A und Β gekennzeichnete Preisdifferenz zwischen Gut 1 und Gut 2 durch die Auswirkungen der nachfrageseitigen Effekte im Produktionsbereich verringert wurde. Für die hier definierte Variablenkonstellation führt die Energieverteuerung folglich zu einer Veränderung der am Umsatz gemessenen Sektorstruktur. Der in der Referenzsituation gleich große Sektor 1 hat im neuen Gleichgewicht einen relativ geringeren Anteil am verbleibenden Produktionswert. Verdeutlichen kann man dieses Ergebnis durch einen Vergleich der Flächeninhalte der beiden Rechtecke p\ Gl X\ Ο und p\ G\ X\ Ο in Abb. 14 b, welche den Umsatz der beiden Sektoren nach Ablauf der von der Energieverteuerung ausgelösten Wirkungen widerspiegeln. Mittels der expliziten Einführung der Partialanalyse und ihrer totalanalytischen Verknüpfung können somit die Bedingungen für die Sektorstruktur in einem bestimmten Punkt auf der Transformationskurve T\T\ zwischen Q und P" in Abb. 8 genannt werden. Die Tatsache, daß die im entzerrten Modell ermittelten Gleichgewichtspunkte problemlos als ein Punkt einer nach der Verknappung des Produktionsfaktors Energie ermittelten Transformationskurve interpretiert werden können, verdeutlicht die analytische Identität von Verknappung und Verteuerung im Hinblick auf die in dieser Arbeit behandelte Problematik. Die dem deduzierten Ergebnis zugrundeliegende Variablenkonstellation verdeutlicht, daß neben der Energieintensität 58 vor allem die Steigungen bzw. die Elastizitäten von Angebots- und Nachfragekurven die analysierten Veränderungen determinieren. I m folgenden werden die Auswirkungen von Veränderungen der Variablenkonstellation der Referenzsituation analysiert.

1.1.2. Differierende Angebotselastizitäten Als erste Differenzierung gegenüber den Annahmen der Referenzsituation wird der Einfluß unterschiedlicher Angebotselastizitäten untersucht. Dazu 58

Die Annahme identischer Energieintensitäten in beiden Sektoren hätte im Vergleich zur Referenzsitutation lediglich zu realen Einbußen ohne strukturelle Auswirkungen geführt. Verdeutlichen läßt sich dieses Ergebnis anhand des Punktes auf der Transformationskurve TnTn im Vergleich zum Punkt P\ auf der Transformationskurve T\T\ in Abb. 6.

II. Determinanten der strukturellen Auswirkungen der Energieverteuerung

75

wird angenommen, daß die unterschiedlichen Steigungen der Angebotskurven aus differierenden Isoquantenschemata resultieren. Dadurch wird sichergestellt, daß sowohl die Faktorintensitäten als auch die in Abb. 14 b durch die Punkte A und Β gekennzeichneten Preissteigerungen gegenüber dem Punkt G V 2 unverändert bleiben. Weiterhin ist eine Einschränkung der Analyse auf unterschiedlich stark steigende Angebotskurven, d. h. auf Fälle abnehmender Skalenerträge notwendig. U m fallende Kurven bzw. zunehmende Skalenelastizitäten 59 untersuchen zu können, müßte man von unrealistisch hohen Zunahmen ausgehen, die sicherstellen, daß die Angebotskurve steiler als die bisher verwendete Nachfragekurve verläuft. Dies ist notwendig, da für den Fall zunehmender Skalenerträge und flacherem Verlauf der Angebotskurve oberhalb des Gleichgewichtspunktes ein Nachfrageüberschuß entsteht. Entsprechend den für dieses Modell zu beachtenden Voraussetzungen für Walras-Stabilität 60 wäre eine derartige Situation mit Instabilität des Gleichgewichtes verbunden, was für einen real existierenden Sektor jedoch ausgeschlossen werden muß. Geht man zunächst von gering abnehmenden Skalenerträgen im energieintensiven Sektor 1 aus, so erhält man die relativ elastische Angebotskurve t A + in Abb. 15. Der Vergleich von G\ mit in dieser Abbildung zeigt, daß damit eine wesentlich stärkere negative Auswirkung für den Sektor 1 verbunden ist als im Fall der „normalen" Angebotselastizität e A n . Der im Vergleich zu pn relativ höhere Preis und die im Vergleich zu X" relativ geringere Menge sind außer durch den Verlauf der Kurve eA + zusätzlich durch eine stärkere Linksverschiebung der Nachfragekurve N\ nach N ] im neuen Gleichgewicht begründet. Diese kommt dadurch zustande, daß nach der durch den primären Einkommenseffekt bedingten Nachfragekurvenverschiebung im Fall einer relativ elastischen Angebotskurve nur sehr geringe Preissenkungen und damit geringere positive Sekundäreffekte als unter den Bedingungen der Referenzsituation auftreten. Die unterstellte Elastizität der Nachfragekurve führt zudem dazu, daß auch der durch die Fläche p+ G+ X+ Ο gemessene Umsatz des Sektors 1 stärker als bei e A n abnimmt. Wie man sich durch die zu G~ gehörenden Koordinaten verdeutlichen kann, gelten für den Fall relativ stark abnehmender Skalenerträge entsprechend gegensätzliche Aussagen. I m Fall der unelastischen Angebotskurve eA_ in Abb. 15 treten somit relative Umsatzanteilsgewinne für den Sektor 1 auf. Da für den Sektor 2 grundsätzlich dieselben Überlegungen bei geringerer primärer Preiserhöhung gelten (vgl. Punkt Β in Abb. 14 b, muß man davon sy

Vgl. dazu Abb. 10. Vgl. dazu ausführlich Henderson, J. M.,Quandt, R. E., Mikroökonomische Theorie, S. 121 ff. 6,1

76

C. Theoretische Analyse Abb. 15: Differierende Angebotselastizitäten

ausgehen, daß der stärkste negative Gesamteffekt in bezug auf Preise und nachgefragte Mengen im Fall besonders elastischer Angebotskurven in beiden Sektoren auftritt. Steht einer elastischen Angebotskurve im Sektor 1 eine unelastische Angebotskurve im Sektor 2 gegenüber, so ist dadurch der Fall der größtmöglichen angebotsseitig bedingten Differenz zwischen den sektoralen Strukturanteilen, d. h. die Konstellation für den stärksten Strukturwandel im Vergleich zur Referenzsituation definiert. Alle anderen Variablenkonstellationen führen zu Ergebnissen, die zwischen diesem und dem durch eine unelastische Angebotskurve im Sektor 1, kombiniert mit einer elastischen Angebotskurve im Sektor 2, liegen 61 .

1.1.3. Differierende Nachfrageelastizitäten Besondere Bedeutung im Hinblick auf die Auswirkungen der Energieverteuerung kommt der Nachfrageelastizität zu 6 2 . Da aufgrund der Interdepen61 Zur genaueren Darstellung der Ergebnisse für Sektor 1 vgl. Abb. 19 sowie die Spalten 13-15 der Tab. 1 und die zugehörige Interpretation in C.III. 1. 62 "A solid grasp of this (elasticity, d. V.) concept is a necessity if one is to understand how parts or sectors of an economy function and how the operation of some sectors of the economy affect behavior in other sectors." Haveman, R. H., Knopf, Κ. Α., The Market System, S. 130.

II. Determinanten der strukturellen Auswirkungen der Energieverteuerung

77

denzen im Haushaltssektor die Nachfragekurven nicht unabhängig voneinander bestimmt werden können, wird zur Verdeutlichung der Auswirkung der Nachfrageelastizität der Extremfall gewählt, in dem eine Nachfrae n e m geelastizität i Sektor einer Nachfrageelastizität e N _ 0 im anderen Sektor gegenübersteht. Derart interdependente Nachfragekurven resultieren aus einem Indifferenzkurvensystem, in dem eines der beiden Güter bei jedem Preis in der gleichen Menge nachgefragt wird. Sieht sich der energieintensiv produzierende Sektor 1 einer unelastischen Nachfrage, der nicht-energieintensiv produzierende Sektor 2 demnach einer elastischen Nachfrage gegenüber (vgl. Abb. 16 a), so beträgt der absolute Umsatzanteilsgewinn des Sektors 1 p\ AGp\. Weiterhin wird aus der Abbildung deutlich, daß unterschiedliche Angebotselastizitäten in Sektor 1 keinerlei Änderung bewirken 63 . Sektor 2 muß wiederum die durch den Punkt Β gekennzeichnete geringe Verschiebung seiner Angebotskurve nach oben hinnehmen. Allerdings muß er den aus der Erhöhung des Güterpreisverhältnisses resultierenden negativen Einkommenseffekt allein tragen. Sein Anteilsverlust ändert sich in Abhängigkeit von seiner Angebotselastizität. Es gilt auch hier, daß der Anteilsverlust des Sektors 2 umso gravierender ausfallt, je elastischer seine Angebotskurve ist. Die gesamte reale Einbuße, der zudem eine beträchtliche Umsatzsteigerung im Sektor 1 gegenübersteht, wird bei dieser Variablenkonstellation vom nicht-energieintensiven Sektor 2 getragen. Der Strukturwandel fällt folglich in diesem Fall stärker aus als unter den für die Referenzsituation getroffenen Annahmen und wird zudem entsprechend den Ausführungen in II. 1.1.2. umso mehr verschärft, je elastischer die Angebotskurve des Sektors 2 verläuft. Steht der energieintensiv produzierende Sektor 1 einer elastischen, der nicht-energieintensiv produzierende Sektor 2 demnach einer unelastischen Nachfrage gegenüber, so ergibt sich eine starke Einbuße für den Sektor 1 (vgl. Abb. 16 b), der zudem noch den Einkommenseffekt der Verschiebung der Angebotskurve im Sektor 2 zu tragen hat. Dieser Einkommenseffekt aus dem Sektor 2 kann unter den hier getroffenen Annahmen nur durch eine Verschiebung der Nachfragekurve nach unten verdeutlicht werden, was zum neuen Gleichgewichtspunkt G\ im Fall e A n führt. Der im Sektor 1 auftretende Einkommenseffekt bewirkt trotz Linksverschiebung der Nachfragekurve aufgrund der elastischen Nachfrage keine Änderung. Wie der Vergleich der Gleichgewichtspunkte G\ und G j , zeigt, kommt dieser Variablenkonstellation bei differierenden Angebotselastizitäten eine 63

Dieser Variablenkonstellation entspricht der Punkt R auf der Transformationskurve

T\T\ in Abb. 8.

78

C. Theoretische Analyse Abb. 16: Differierende Nachfrageelastizitäten

II. Determinanten der strukturellen Auswirkungen der Energieverteuerung

79

besondere Bedeutung zu. Bei einer unelastischen Angebotskurve tritt gegenüber den für die Referenzsituation getroffenen Annahmen aufgrund des starken Preisrückgangs kaum eine Änderung auf. Besonders gravierende Auswirkungen hat jedoch die Annahme einer elastischen Angebotskurve, die in Verbindung mit der elastischen Nachfragekurve zum Ausscheiden eines im Referenzfall definierten Sektors führen würde. Analog zum Fall unelastischer Nachfrage im Sektor 1 bedingen differierende Angebotselastizitäten für den Sektor 2 keine Veränderungen. Bei konstanter Menge kommt es lediglich zu einem geringfügigen Umsatzzuwachs entsprechend der energiepreisbedingten Preiserhöhung. Zusammenfassend kann man feststellen, daß die negativen Auswirkungen umso größer sind, je elastischer die Angebots- und die Nachfragekurven beider Sektoren sind. I m Extremfall kann es sogar zum Ausscheiden eines Sektors kommen, wie ζ. B. in Abb. 16 b durch den Punkt G T ! für Sektor 1 verdeutlicht. Da bei derartigen Variablenkonstellationen gleichzeitig absolute Umsatzzunahmen auftreten, sind damit auch die Bedingungen für die gravierendsten Auswirkungen auf den energiepreisbedingten Strukturwandel formuliert. Die Ergebnisse verdeutlichen auf anschauliche Weise die ausschlaggebende Bedeutung der Nachfrageelastizitäten für den strukturellen Wandel 6 4 . Im Gegensatz zu den Auswirkungen der Referenzfallkonstellation, wo beide Sektoren Anteilsverluste hinnehmen mußten, können nämlich entsprechende Konstellationen auf der Nachfrageseite dazu führen, daß selbst der produktionsseitig von der Energieverteuerung stärker betroffene Sektor 1 relative und absolute Anteilsgewinne zu Lasten des anderen Sektors verzeichnen kann. 1.2. Bedeutung sektoraler Anpassungsreaktionen 1.2.1. Faktorsubstitution als mittelfristige Anpassungsreaktion Die bisherige Darstellung ging davon aus, daß die Energieverteuerung aufgrund der kurzfristigen Limitationalität in voller Höhe kostenwirksam wird. Gibt man die kurzfristige Betrachtungsweise auf, so sind sektorale Anpassungsreaktionen wahrscheinlich. In diesem Abschnitt soll gezeigt werden, wie sich Faktorsubstitution auf der Produktionsseite des Modells auswirkt. Derartige Anpassungen der 64 Zur besonderen Bedeutung der Nachfrage als Determinante für Strukturwandel vgl. allgemein Dorner, K., Strukturverschiebungen in modernen Industriewirtschaften, S. 39 ff.; Görgens, E., Wandlungen der industriellen Produktionsstruktur im wirtschaftlichen Wachstum, S. 52 ff.; Niehans, J., Strukturwandlungen als Wachstumsprobleme, S. 24 ff.; Schmidt, K., Marktstruktur und wirtschaftliche Entwicklung, S. 51 ff.

C. Theoretische Analyse

80

Sektoren sind möglich, wenn bei mittelfristiger Betrachtung substitutionale Produktionsverhältnisse unterstellt werden 65 . Die Energieverteuerung bewirkte in beiden Sektoren eine Drehung der Isokostenlinie K\ in Abb. 17 um den Ordinatenabschnitt des Faktors VzuK\ hin. Sowohl in dem in der Abb. 17 dargestellten Sektor 1 als auch im Sektor 2 wurde ein Tangentialpunkt mit einer limitationalen Isoquante l \ auf einem niedrigeren Niveau realisiert. Werden jetzt konvexe Isoquanten zugelassen, so fallt der Produktionsrückgang geringer aus, da mit den gleichen Kosten K\ ein Tangentialpunkt mit einer ein höheres Produktionsniveau repräsentierenden Isoquante l \ realisiert werden kann. Der Vergleich der Punkte E und F i n Abb. 17 zeigt, daß die durch die Energieverteuerung veränderte Faktorpreisrelation zu einer Substitution der Produktionsfaktoren bei gegebener Produktionsfunktion führt. Jede Faktorsubstitution ändert neben der Grenzrate der Substitution auch das Verhältnis der zur Herstellung der jeweiligen Gütermenge notwenAbb. 17: Faktorsubstitution

ν

ο

65

E

Zu dem darin zum Ausdruck kommenden "Le Chatelier-Prinzip" vgl. Neumann, M., Theoretische Volkswirtschaftslehre II, S. 82 ff.

II. Determinanten der strukturellen Auswirkungen der Energieverteuerung

81

digen Mindesteinsatzmengen der Produktionsfaktoren 66 und damit die Minimalkostenkombinationen. Bei einer Bewegung auf der Isoquante l \ von Ρ nach F nimmt die Energieintensität ab bzw. die F-Intensität zu. Als Maßgröße zur Bestimmung dieser Veränderungen kann die Substitutionselastizität σ herangezogen werden. Eine gebräuchliche Formulierung erhält man, indem man die relative Änderung der Faktorintensität auf die relative Änderung der Grenzrate der Substitution bezieht 67 . Die Substitutionselastizität steht folglich in enger Beziehung zur Krümmung der Isoquante. Es läßt sich zeigen 68 , daß σ sich umgekehrt proportional zur Krümmung der Isoquante verhält: je größer σ, desto flacher verläuft die Isoquante. Wird durch das zugrundegelegte Konkurrenzmodell die Gleichheit von Faktorpreisverhältnis und Grenzproduktivitätsverhältnis bei einer Entlohnung der Faktoren nach dem Wertgrenzprodukt sichergestellt, so kann die Definition der Substitutionselastizität in eine Form gebracht werden, in der sie für die hier behandelte Problematik verwendbar ist. Die Substitutionselastizität ist dann gleich dem Verhältnis aus der relativen Änderung des Faktoreinsatzverhältnisses und der relativen Änderung des Grenzproduktivitäts- bzw. des Faktorpreisverhältnisses 69 . Da zwischen der Faktorintensität und dem Faktorpreisverhältnis eine gegenläufige Beziehung besteht, d . h . der relativ verbilligte Faktor vermehrt eingesetzt wird, ist σ bei substitutiven Produktionsfaktoren negativ. Der Faktorpreismechanismus steuert dabei den Einsatz der Faktoren derart, daß Energie durch den Faktor V substituiert wird und die Energieintensität sinkt. Vergrößert sich der Einsatz des Faktors V relativ zu dem des Faktors Energie, so folgt bei linearhomogenen Produktionsfunktionen und unbegrenzt substituierbaren Faktoren zwingend, daß die partielle Grenzproduktivität des Faktors V sinkt und die das Faktors Energie steigt 70 . Der Anpassungsprozeß durch Faktorsubstitution dauert solange an, wie Diver66

Die Beziehungen zwischen der Grenzrate der Substitution und dem Verhältnis der Faktoreinsatzmengen können mit Hilfe der auf Lerner zurückgehenden Substitutionsfunktion erfaßt werden. Vgl. dazu ausführlich Hesse, H., Linde, R., Gesamtwirtschaftliche Produktionstheorie I, S. 55 ff. 67 Verschiedene Formulierungen der Substitutionselastizität sind möglich. Für einen Überblick vgl. Harbrecht, W., Bedeutung und Problematik der Substitutionselastizität in der neoklassischen Theorie, Diss. Nürnberg 1973, S. 22 ff. Es läßt sich zeigen, daß die verschieden definierten Substitutionselastizitäten in einem gegebenen Isoquantenpunkt denselben absoluten Wert haben. Zum Beweis vgl. Hesse, H., Linde, R., Gesamtwirtschaftliche Produktionstheorie, Teil I, S. 47 f. 68 Den mathematischen Beweis findet man bei Allen, R. G. D., Mathematik für Volks-und Betriebswirte, Berlin 1967, S. 355 ff. 69 Vgl. dazu Fehl, U., Oberender, P., Grundlagen der MikroÖkonomie, S. 83 ff. 7,1 Wird nach der Produktionsänderung als Folge des Mehreinsatzes eines Faktors um eine Einheit gefragt, sind das Grenzprodukt und die Grenzproduktivität zahlenmäßig gleich. Es ist dann nicht notwendig, zwischen den beiden Begriffen zu unterscheiden.

6 Larmann

82

C. Theoretische Analyse

genzen zwischen den Grenzproduktivitäten und den Faktorpreisen bestehen. I m neuen Tangentialpunkt F in Abb. 17 verhalten sich die Grenzproduktivitäten der Faktoren wieder wie das in der Steigung von K\ zum Ausdruck kommende neue Faktorpreisverhältnis. Wie aus Abb. 17 deutlich ersichtlich, ist die Einführung substitutionaler Produktionsverhältnisse mit einer Verringerung der durch die Energieverteuerung bedingten zusätzlichen Kosten verbunden. W i l l man das ursprüngliche Produktionsniveau /}, das jetzt durch die Isoquante l \ gekennzeichnet wird, beibehalten, so ist eine Rechtsverschiebung der Isokostenlinie nur bis K\ notwendig. Dort wird der neue Tangentialpunkt Ή auf der das ursprüngliche Produktionsniveau repräsentierenden Isoquante l \ mit geringeren zusätzlichen Kosten erreicht. In reinen Partialanalysen geht man davon aus, daß ein Sektor einen so kleinen Ausschnitt aus der Gesamtwirtschaft repräsentiert, daß seine Aktivitäten die gesamtwirtschaftlichen Variablen einschließlich der Faktorpreise unberührt lassen. In einem Zwei-Sektoren-Interdependenzmodell kann diese Annahme keine Gültigkeit besitzen, d. h. man kann nicht mehr davon ausgehen, daß die Faktorsubstitution in einem Sektor keine Rückwirkungen auf die Nachfrage und damit die Knappheits- und Preisrelationen der Faktoren hat. Die verstärkte Nachfrage nach dem Faktor V wird seinen Preis erhöhen, da in der Ausgangssituation bei gegebener Nachfrage ein Gleichgewicht auf den Faktormärkten realisiert war. Es werden somit Sekundäreffekte ausgelöst, die mit denen der Drehung der Budgetgerade auf der Nachfrageseite vergleichbar sind 71 und die zu einer erneuten Drehung der Isokostenlinie führen. Der Substitutionseffekt wird auf diese Weise in seiner Wirkung wieder abgeschwächt, und die das Kostenniveau K\ repräsentierende Isokostenlinie, die eine geringere Steigung als K\ bzw. K\ besitzt, wird realisiert. Die neue Energieeintensität wird durch den Punkt Η bestimmt. Infolge der stattfindenden Faktorsubstitution wandeln sich auch Kostenund Angebotskurven der beiden Sektoren: die jeweilige Verschiebung der Angebotskurve nach oben fällt geringer aus. „Der Substitutionsvorgang führt also zu einer Abschwächung in der Verschiebung der Angebotskurve" 7 2 . Es werden folglich Ausgangspunkte für die Verschiebung der Angebotskurven realisiert, die in Abb. 14 b unterhalb der Punkte A bzw. Β liegen.

71

Vgl. dazu II. 1.1.1. Klaus, J., Produktions- und Kostentheorie, S. 102.Man kann jedoch nicht allgemein angeben, ob dabei eine Parallelverschiebung der Angebotskurve stattfindet, oder ob sich auch die Steigung der Kurve ändert. Aus diesem Grund ist die in III. erstellte Tab. 1 derart aufgebaut, daß entsprechende Fälle mit Änderungen der Angebotselastizität durch die Anpassungsreaktion über Faktorsubstitution konstruiert werden können. 72

II. Determinanten der strukturellen Auswirkungen der Energieverteuerung

83

Die folgende Analyse geht davon aus, daß etwa ein Drittel der Erhöhung der Gesamtkosten durch eine Faktorsubstitution im Sektor 1 eingespart werden kann. Günstigere Annahmen für die Auswirkungen von σ sind unrealistisch, da umso mehr vom Faktor V benötigt wird, je höher der Wert von σ ist. Der durch die Energieeinsparung bedingte Effekt würde folglich aufgrund der Preissteigerungen für den Faktor V wieder aufgehoben. Die geringere Verschiebung der Angebotskurven führt dazu, daß in allen in II. 1.1. analysierten Fällen für unterschiedliche Angebots- und Nachfragesituationen das jeweilige Ergebnis abgeschwächt wird 7 3 . In diesem Abschnitt wurde als mittelfristige Anpassungsreaktion ausschließlich die Substitution von Produktionsfaktoren dargestellt. M i t dem gleichen methodischen Ansatz und mit identischen Ergebnissen für ein sich jeweils analog verteuerndes Gut können auch Substitutionsbeziehungen zwischen einzelnen Energieträgern sowie zwischen verschiedenen Vorleistungen dargestellt und behandelt werden 74 .

1.2.2. Induzierter technischer Fortschritt als längerfristige Anpassungsreaktion 1.2.2.1. Faktorpreise und Faktoreinkommen als Ursachen technischen Fortschritts Bei längerfristiger Betrachtung ist zu prüfen, ob neben der preisbedingten Faktorsubstitution auch eine sektorale Anpassung an die Energieverteuerung durch die Einführung technischen Fortschritts erfolgt. Kann man davon ausgehen, daß durch die Verteuerung des Produktionsfaktors Energie technischer Fortschritt induziert wird, so wäre dieser als weitere strukturrelevante Variable zu berücksichtigen. Sind nur die produktionstheoretischen Auswirkungen von Interesse, wird bei der Darstellung des technischen Fortschritts im allgemeinen von den Ursachen abstrahiert 75 . Ist hingegen entscheidend, welche Kräfte technischen Fortschritt verursachen und in welche konkrete Fortschrittsrichtung er erfolgt, so ist die Problematik eines induzierten technischen Fortschritts zu untersuchen.

73 Für eine genauere graphische Analyse der Ergebnisse vgl. den Punkt G° in den Abb. 19, 20, 21 in III. 74 Vgl. dazu die entsprechenden Interpretationen in Kapitel D.II.3.2. Wird das Vorliegen eines technischen Fortschritts nur konstatiert, so spricht man von autonomem Fortschritt.

6*

84

C. Theoretische Analyse

Die Frage nach den Einflußgrößen der Existenz des Fortschritts, die auch für energiepreisbedingten technischen Fortschritt verantwortlich sind, ist nur schwer zu beantworten, da sie unmittelbar nach einer Theorie des technischen Fortschritts verlangt. Bisherige Versuche zur Erfassung der verschiedenen Ursachen in der ökonomischen Literatur sind größtenteils spekulativ und nur mit erheblichen Einschränkungen, wenn überhaupt, als testbare Hypothesen anzusehen76. Die wesentlichsten Erklärungsansätze 77 , die zwar in verschiedene Richtungen zielen, sich jedoch keineswegs gegeneinander ausschließen, erklären das Entstehen des technischen Fortschritts als Folge ( 1 ) von Verschiebungen der Faktorpreisstruktur bzw. aus der Verteilungsrelation (faktorpreis- bzw. faktoreinkommensinduzierter Fortschritt), (2) der Bruttoinvestitionstätigkeit bzw. der kumulativen Bruttoinvestitionen (investitionsinduzierter Fortschritt), (3) von Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten (forschungsinduzierter Fortschritt), (4) der Entwicklung der Nachfrage und der Verschiebung der Nachfragestruktur (nachfrageinduzierter Fortschritt), (5) von Angebotskomponenten wie etwa der unternehmerischen Motivation, der Unternehmensgröße und -organisation sowie der Marktstruktur (motivations-, großen- bzw. organisations- sowie strukturinduzierter Fortschritt) 78 . Während die Erklärungsansätze (2)-(5) sich mit der Existenz des Fortschritts beschäftigen, wird diese im Ansatz (1) vorausgesetzt und ausschließlich untersucht, warum der Fortschritt einen bestimmten „Drall" bekommt. Da sich, wie in Kapitel B.I.2.2. festgestellt, als Folge der Energieverteuerung die Faktorpreisrelationen geändert haben, ist eine genauere Betrachtung dieses Ansatzes erforderlich. Das Konzept des faktorpreisinduzierten technischen Fortschritts ist bislang nur für den Faktor Arbeit untersucht worden und geht ursprünglich auf Hicks zurück 7 9 . Er unterscheidet ausdrücklich zwei Fortschrittsarten: " . . . those inventions which are the result of a change in the relative prices of the

76 Vgl. Walter, H., Der technische Fortschritt in der neueren ökonomischen Theorie, Quaestiones Oeconomicae, Bd. 4, Berlin 1969, S. 176. 77 Zur Darstellung insbesondere der modelltheoretischen Ansätze des induzierten technischen Fortschritts vgl. Renz, E., Theoretische Beiträge zu einigen Problemen des technischen Fortschritts, Diss. Tübingen 1973. * 7 8 Vgl. dazu ausführlich Herdzina, K., Wirtschaftliches Wachstum, Strukturwandel und Wettbewerb, S. 64 ff. sowie die zahlreichen Literaturangaben zu den Ansätzen (2)-(5). 74 Vgl. Hicks, J. R., The Theory of Wages, London 1932, S. 112 ff.

II. Determinanten der strukturellen Auswirkungen der Energieverteuerung

85

factors; let us call these 'induced inventions 4 . The rest we may call 'autonomous inventions' 80 ". Die Häufigkeit sowie die Bedeutung des Auftretens faktorpreisinduzierten technischen Fortschritts begründet Hicks mit folgender Überlegung: da autonome technische Neuerungen unabhängig von relativen Faktorpreisänderungen erfolgen und nur von (zufälligen) wissenschaftlichen und technologischen Entwicklungen abhängen, nimmt er an, daß sie langfristig keine bestimmte Richtung aufweisen. Bei einer bestimmten Anzahl autonomer Erfindungen erwartet er, daß diese je zur Hälfte arbeits- bzw. kapitalsparend ausfallen 81 . Da autonome kapitalsparende Neuerungen vergleichsweise selten sind, müssen autonome arbeitssparende Erfindungen ebenfalls relativ selten auftreten. Der überwiegende Teil des arbeitssparenden technischen Fortschritts muß folglich induziert sein 82 , was auf eine entsprechende Bedeutung des induzierten technischen Fortschritts schließen läßt. Eine dynamisierte Version des Hicks'schen Konzeptes stammt von Fellner 83 . Er argumentiert, daß die Unternehmer nicht nur aufgrund von Änderungen des Faktorpreisverhältnisses, sondern auch in Anbetracht eines ansteigenden Trends der Kapitalintensität zukünftig mit einem zunehmenden Lohn-Zins-Verhältnis rechnen. Sie handeln unter diesen Umständen rational, wenn sie unter mehreren technisch möglichen Verfahren dasjenige mit dem geringsten Arbeitskoeffizienten einsetzen bzw. neu entwickeln. Die infolge der Existenz des ansteigenden Trends der Faktorpreisrelation und der Erwartung der Unternehmer, daß dieser Trend auch in der Zukunft existiert, zu vermutenden Gewinneinbußen sollen auf diese Weise zumindest für eine gewisse Zeitspanne hinausgezögert werden 84 . Das Lohnkostenargument muß jedoch nicht zwangsläufig allein auf die Höhe oder die erwartete Entwicklung des Lohnsatzes relativ zum Zinssatz gestützt werden. Selbst wenn man der Veränderung des relativen Lohn- und Zinssatzes keinen oder nur einen sehr geringen Einfluß auf die Entwicklung neuer Techniken einräumt, könnte man dennoch aus dem Anteil der beiden Kostengrößen an den Gesamtkosten auf einen „Drall" des faktorsparenden 8,1

Ebenda, S. 125. "In the absence of special knowledge we may reasonably assume a random dispersion." Ebenda. 82 Vgl. Bloom, G. F., Note on Hicks's Theory of Invention, in: American Economic Review, Vol, 36 (1946), S. 85. 83 Vgl. Fellner, W., Two Propositions in the Theory of Induced Innovations, in: Economic Journal, Vol. 71 ( 1961), S. 305 ff.; derselbe, Appraisal of the Labour-saving and Capital-saving Character of Innovations, in: Lutz, F. Α., Hague, D. C. (eds), The Theory of Capital, Proceedings of a Conference held bv the International Economic Association, London — New York 1961, S. 58 ff. 84 Vgl. Walter, H., Der technische Fortschritt in der neueren ökonomischen Theorie, S. 182. 81

86

C. Theoretische Analyse

Fortschritts in eine bestimmte Richtung schließen 85 . Dieser faktoreinkommensinduzierte technische Fortschritt ("high cost induced inventions") wird dann durch das Bestreben ausgelöst, einen Faktor wegen seines hohen Kostenanteils an den Gesamtkosten der Produktion einzusparen 86 . Die vorgestellten Konzepte des faktorpreis- und faktoreinkommensinduzierten technischen Fortschritts gehen von den Produktionsfaktoren Arbeit und Kapital aus. Unter Berücksichtigung der Kritik an diesen Konzepten muß jetzt geprüft werden, inwieweit die Argumentation inhaltlich abstrahierbar und unter Beibehaltung der Ergebnisse in bezug auf Existenz und Bedeutung induzierten technischen Fortschritts auf den Faktor Energie übertragbar ist. A m Konzept des faktorpreisinduzierten Fortschritts wird kritisiert, daß die Bestrebungen zur Ersetzung des relativ teuer gewordenen Faktors sekundär sind und sich nur im Rahmen der technologisch gegebenen Naturgesetzlichkeiten vollziehen können. Diese Naturgesetzlichkeiten schreiben vor, daß technischer Fortschritt primär auf eine Steigerung der Effizienz des Faktors Kapital und damit auf eine relative Zinssatzsenkung, d. h. eine relative Lohnsatzsteigerung hinwirkt. Der technische Fortschritt wird also nicht mehr als lohnkosteninduziert betrachtet, sondern die ständige relative Lohnsatzsteigerung wird als direkte Folge des technischen Fortschritts aufgefaßt, die wiederum einen Rückkopplungseffekt auf die Richtung des zukünftigen technischen Fortschritts auslösen kann. Liegt eine derartige zirkuläre Beziehung vor, so ist es müßig, nach Ursachen und Wirkungen des technischen Fortschritts zu fragen 87 . Diese Kritik steht einer Übertragung der vorgestellten Konzepte auf die Betrachtung des Faktors Energie nicht entgegen, da die Energiepreisänderung exogen auf die endogenen Größen der betrachteten zirkulären Beziehung einwirkt und somit nicht auf Rückkopplungseffekten beruht 8 8 . Weiterhin wird am Konzept des faktorpreisinduzierten technischen Fortschritts kritisiert, daß geringfügige Änderungen der relativen Faktorpreise auch im Hinblick auf zukünftige Erwartungen nur den Einsatz von VerfahKS

Dieser Gedanke geht zurück auf Bloom, G. F., Note on Hicks's Theory of Invention, S. 83 ff. Der gedankliche Ansatz des faktoreinkommensinduzierten technischen Fortschritts ist in jüngster Zeit in modifizierter Form von Kennedy, Drandakis und Phelps, Samuelson, v. Weizsäcker u. a. wieder aufgenommen worden, wobei dem Tatbestand Rechnung getragen wird, daß es zur Hervorbringung des technischen Fortschritts des Einsatzes von Ressourcen bedarf. Für eine grundlegende Darstellung vgl. Hesse, H., Linde, R., Gesamtwirtschaftliche Produktionstheorie, Teil II, S. 220 ff. sowie die dort angegebene Originalliteratur. K? Vgl. Walter, H., Der technische Fortschritt in der neueren ökonomischen Theorie, S. 188 ff. ** Vgl. dazu die Ausführungen in Kapitel B.I.

II. Determinanten der strukturellen Auswirkungen der Energieverteuerung

87

ren induzieren, deren Produktionstechnik bereits bekannt war, die aber bei der ursprünglichen Faktorpreisrelation aus Rentabilitätsgründen nicht angewendet werden konnten 89 . Diesen Fall kann man entweder der Faktorsubstitution oder dem technischen Fortschritt zuordnen. Rechnet man ihn nicht zum technischen Fortschritt, so muß neben der Faktorsubstitution bei gegebener Produktionsfunktion (Bewegung auf einer Isoquante) ein weiterer Fall von Substitution unterschieden werden, der einen Übergang zu einer neuen Produktionsfunktion (neues Isoquantensystem) bedeutet. Obwohl der Einsatz bekannter Produktionsverfahren im Extremfall nur einen Substitutionseffekt bewirkt, erscheint eine Zuordnung zur Kategorie des technischen Fortschritts sinnvoller. Zum einen liegt nämlich ein Übergang zu einer neuen Produktionsfunktion vor 9 0 , womit ein deutlicher Unterschied zur Faktorsubstitution gegeben ist 9 1 , zum anderen wird potentieller damit zu aktuellem technischen Fortschritt 9 2 . Die in den 70er Jahren aufgetretenen sprunghaften Verteuerungen des Faktors Energie sind nicht als geringfügig zu bezeichnen 93 . Dementsprechend werden auch für die zum Zweck der theoretischen Analyse definierten Sektoren in Anbetracht der differierenden Energieintensitäten nach der Energieverteuerung unterschiedliche Ersparnisanreize auftreten. Allerdings kann man nur für den energieintensiven Sektor davon ausgehen, daß der Energiekostenanteil aufgrund der angenommenen Vervierfachung des Energiepreises eine bedeutende Kostengröße darstellt 94 . Man kann folglich im energieintensiv produzierenden Sektor damit rechnen, daß neben Faktorsubstitution und dem Einsatz bekannter Produktionsverfahren Neuentwicklungen von Produktionsverfahren im Sinne von "high cost induced inventions" induziert werden. In der Realität kann man kaum mehr feststellen, ob eine Branche unter dem Einfluß einer Veränderung der Faktorpreisrelation zu einer neuen 89 Vgl. ζ. B. Bloom, G. F., Note on Hicks's Theory of Invention, S. 90. "Such methods would be only new in the sense they were new designs; they would involve little or no new knowledge but would be largely a rearrangement of existing technological knowledge into forms appropriate to the new factor prices." Salter, W. E. G., Productivity and Technical Change, S. 24. 90 Vgl. dazu auch die Ausführungen in II. 1.2.2.2. 91 Vgl. Ott, Α. E., Zum Problem des technischen Fortschritts, in: Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik, Bd. 172 (1980), S. 167 f. 92 Das Begriffspaar des potentiellen und des aktuellen technischen Fortschritts wird in der angelsächsischen Literatur mit den Begriffen 'invention* und 'innovation 4 umschrieben. Vgl. dazu Ihlau, T., Rail, L., Die Messung des technischen Fortschritts, Schriftenreihe des Instituts für Angewandte Wirtschaftsforschung — Tübingen —, Bd. 15, Tübingen 1970, S. 23. w Vgl. dazu Kapitel B.I.2. 94 So bewirkt eine Vervierfachung des Energiepreises in der konstruierten Referenzsituation einen Anstieg des Energiekostenanteils des energieintensiven Sektors von 20 % auf 50%.

88

C. Theoretische Analyse

Produktionsfunktion übergeht 95 , d. h. ob eine neue Produktionstechnik gleichzeitig mit einer Veränderung des Faktorpreisverhältnisses erfunden wird. Nur in diesem Fall liegt, im Gegensatz zu dem in II. 1.2.1. beschriebenen Substitutionseffekt, eindeutig technischer Fortschritt vor. Ob zusätzlich und in welcher Höhe ein Substitutionseffekt aufgrund einer Änderung der Faktorintensität eintritt, kann a priori nicht festgestellt werden. „Diese Verbindung ist in der Praxis so eng, daß weder die Substitution ohne einen technischen Fortschritt, noch der technische Fortschritt ohne eine Substitution denkbar ist" 9 6 . In den folgenden theoretischen Betrachtungen ist es jedoch möglich, Substitutions- und Fortschrittseffekt deutlich voneinander zu trennen. 1.2.2.2. Erfassung energievermehrenden technischen Fortschritts im theoretischen Modell Die Art und Weise der Erfassung des technischen Fortschritts im theoretischen Modell stellt eine wesentliche Determinante der strukturellen Auswirkungen der Energieverteuerung dar. Es ist folglich notwendig, die der Einarbeitung des induzierten technischen Fortschritts in das bisherige Modell zugrundegelegten Annahmen explizit zu verdeutlichen. Zur besonderen Hervorhebung der möglichen Wirkungen des technischen Fortschritts wird die extreme Annahme getroffen, daß diese langfristige Anpassungsreaktion eine RückVerschiebung der Angebotskurve im energieintensiven Sektor 1 in die ursprüngliche Lage vor der Energieverteuerung bewirkt. Die Implikationen einer derartigen Annahme werden anhand des Isoquantenschemas eines energieintensiv produzierenden Sektors in Abb. 18 graphisch dargestellt 97 . Aufgrund des reinen Substitutionseffektes kommt es in Abb. 18 zu einer Bewegung entlang der Isoquante l \ von A nach B. U m auf die Berücksichtigung der durch die Faktorsubstitution bewirkten gravierenden Änderungen der relativen Faktorpreise verzichten zu können, muß der induzierte technische Fortschritt derart eingeführt werden, daß der Zwang zur Faktorsubstitution weitgehend entfällt. Eine erste Überlegung könnte dahin gehen, die in Punkt A realisierte Faktorintensität beizubehalten. Dazu wäre es notwendig, durch technischen 1,5 Vgl. Basler, Η.-Ρ., Lohnentwicklung und Lohnpolitik als Bestimmungsgründe konjunktureller Verläufe und struktureller Verschiebungen, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung, Sonderheft 134, Berlin 1981, S. 78. Vgl. dazu auch die Ausführungen in Kapitel D.II.3.2.3. % Krengel, R., Wachstumskomponenten der westdeutschen Industrie. Ein Quantifizierungsversuch, in: Konjunkturpolitik, Bd. 5 (1959), S. 20. 1,7

Vgl. dazu auch die Darstellung bei Walter, H., Der technische Fortschritt in der neueren ökonomischen Theorie, S. 82.

II. Determinanten der strukturellen Auswirkungen der Energieverteuerung

89

Fortschritt die Isoquante l\ entlang der Isokostenlinie K\ derart zu drehen, daß zunächst der Punkt F als neuer Tangentialpunkt erreicht wird. Typisch für diesen Substitutionseffekt des technischen Fortschritts ist die Tatsache, daß bei einer Drehung der Isoquante in der dargestellten Weise die Grenzrate der Substitution zunimmt, d. h. die Steigung des neuen Isoquantensystems ist in allen Punkten gleicher Faktorintensität größer als die des ursprünglichen Isoquantenschemas 98 .

Abb. 18: Energievermehrender technischer Fortschritt

E

Soll nun ein den Kostenanstieg ausgleichender Fortschrittseffekt eingeführt werden, so würde sich bei vollständigem Ausgleich der energiepreisbedingten Produktionseinbußen der Tangentialpunkt J auf der das ursprüngliche Kostenniveau repräsentierenden Isokostenlinie K\ mit einer das ursprüngliche Produktionsniveau darstellenden Isoquante als neuer Optimalpunkt ergeben. Hier müßte jedoch bei zunehmendem Kostenanteil der Energie in starkem Maß auch der Faktor Feingespart werden. Wird die Vgl. Prosi, G., Technischer Fortschritt als mikroökonomisches Problem, Bern — Stuttgart 1966, S. 57.

90

C. Theoretische Analyse

Analyse a u f faktorgebundenen technischen F o r t s c h r i t t " beschränkt, so wäre es ausreichend, einen O p t i m a l p u n k t a u f der neuen Isokostenlinie anzustreben, der den Einsatz des F a k t o r s F gegenüber d e m i n P u n k t e unverändert läßt. M i t H i l f e einer Parallele d u r c h A zur Abszisse k a n n H als der gesuchte P u n k t ermittelt werden. Betrachtet m a n die ursprüngliche Isoquante / ! , so w i r d mittels eines Fahrstrahls d u r c h / / a n g e z e i g t , daß bereits ein Substitutionseffekt des technischen F o r t s c h r i t t s , der einer D r e h u n g der Isoquante v o n Β bis z u m T a n g e n t i a l p u n k t G entspricht, ausreichen w ü r d e . W i r d A d u r c h den P r o d u k t i o n s p u n k t H ersetzt, so k a n n m a n den technischen F o r t s c h r i t t als energievermehrend i n t e r p r e t i e r e n 1 0 0 , d. h. er w i r k t asymmetrisch i n der Weise, daß bei k o n s t a n t e m Energiepotential die E n e r g i e p r o d u k t i v i t ä t genau i n d e m M a ß erhöht w i r d , daß die V e r t e u e r u n g d u r c h eine Effizienzsteigerung

kompensiert

wird101.

Die

F (E, V, Ο 1 0 2 geht d a n n über i n X = F{B(t)

X~

Produktionsfunktion

· E, F ) 1 0 3 .

D e r Effizienzfaktor B(t) k o m m t i n der A b b . 18 i m Verhältnis 1 OEÌ

1 :

OE\

=

ÔË\ OE\

=

V\Ä V\H

z u m A u s d r u c k . B e i gleicher P r o d u k t i o n wie i n A bleibt der Einsatz des F a k t o r s V i m P u n k t H gleich. D e r i n Effizienzeinheiten gemessene Energieeinsatz sowie der Energiekostenanteil sind i n / / e b e n f a l l s u n v e r ä n d e r t 1 0 4 . w

Faktorgebundener technischer Fortschritt liegt vor, wenn neues technisches Wissen nur mit Hilfe von Produktionsfaktoren in den Produktionsprozeß eingebracht werden kann. Zur Unterscheidung von gebundenem und ungebundenem technischen Fortschritt vgl. Ihlau, T., Rail, L., Die Messung des technischen Fortschritts, S. 25 ff. ,nn Der Energieeinsatz wird bei gegebenem physischen Faktoreinsatz quasivervielfacht. Diese quasi-vervielfachten Faktormengen werden auch als Leistungseinheiten bzw. "efficiency units" des jeweiligen Faktors bezeichnet. Vgl. Allen, R. G. D., Macroeconomic Theory, London — New York 1962, Kap. 13. 1,11 In Abb. 8 würde die durch die Verknappung des Produktionsfaktors Energie nach innen verschobene Transformationskurve T\T\ wieder derart asymmetrisch nach außen verschoben, daß der untere Fußpunkt der ursprünglichen Transformationskurve Tt)Tu auf der Abszisse erreicht wird. 1(12 Es ist üblich, Änderungen der Produktionsbedingungen aufgrund des technischen Fortschritts in ihrem zeitlichen Verlauf zu erfassen, indem die Produktion einer Periode / von den eingesetzten Faktormengen und zusätzlich dem Zeitindex der Periode abhängig gemacht wird. In der Funktion X = F(E, V, t) steht (t) noch als unspezifizierter Ausdruck des zeitabhängigen technischen Fortschritts. 1.13 Vgl. dazu Walter, H., Der technische Fortschritt in der neueren ökonomischen Theorie, S. 61. B(t) stellt dabei eine allgemeine Bezeichnung für den Effizienzparameter dar. Der technische Fortschritt kann als Veränderung dieses Effizienzparameters interpretiert werden. Allerdings ist es nur unter bestimmten Voraussetzungen zulässig, Stand und Veränderung des technischen Wissens mit einer derartigen Produktionsfunktion zu erfassen. Vgl. dazu Phelps, E. S., Golden Rules of Economic Growth, Amsterdam — New York 1967, S. 21 ff. sowie Rose, K., The Condition for Factor-Augmenting Technical Change, in: Economic Journal, 78 Jg. (1968), S. 966 ff. 1.14

Mittels der gewählten Vorgehensweise ist es möglich, analoge Schlußfolgerungen

II. Determinanten der strukturellen Auswirkungen der Energieverteuerung

91

Wird A durch //ersetzt, ist es nicht erforderlich, bei der weiteren Analyse des strukturellen Wandels wesentliche produktionstechnisch bedingte Faktorpreisänderungen zu berücksichtigen 105 . Eine Verschiebung der Angebotskurve im Sektor 1 entfällt aufgrund der hier unterstellten Wirkungsweise des technischen Fortschritts, da der energievermehrende Fortschritt eine Erhöhung der Grenzproduktivität des Faktors Energie darstellt 106 . Diese hat zur Folge, daß sich die Grenzkostenkurve nach unten verschiebt und der Sektor 1 somit wieder die ursprüngliche Menge zum ursprünglichen Preis anbieten kann. Die bisherigen Ergebnisse im Hinblick auf die strukturellen Auswirkungen der Verteuerung des Produktionsfaktors Energie werden damit entscheidend abgeschwächt 107 .

2. Verteuerung des Konsumgutes Energie

2.7. Bedeutung der Energieintensität

im Konsum

In I I . l . wurde analysiert, welche Auswirkungen eine Verteuerung des Produktionsfaktors Energie hat. Aufgrund der Doppelfunktion der Energie für Produktion und Konsum 1 0 8 ist es notwendig, die Analyse auch auf Auswirkungen einer Verteuerung des Konsumgutes Energie auszudehnen. Die Erweiterung des bisher zugrundegelegten Modells zur Berücksichtigung dieser Problematik ist leicht möglich, wenn man bedenkt, daß Energie im strikten Sinn nicht Gegenstand des Haushaltsbedarfs ist. „Der Haushalt bedarf der Energieträger lediglich, um damit diejenigen Güter zu erzeugen (z. B. Wärme, Licht, Rundfunkempfang), die Gegenstand seines eigentlichen Bedarfs sind 1 0 9 ." Dabei tritt Energie jedoch stets als komplementäres Gut zur wie beim Vorliegen von Harrod-neutralem technischen Fortschritt zu ziehen. Vgl. dazu beispielsweise Rose, K., Grundlagen der Wachstumstheorie, S. 154 ff. sowie Walter, H., Der technische Fortschritt in der neueren ökonomischen Theorie, S. 80 ff. Zur graphischen Analyse anderer Arten des technischen Fortschritts in einem Zwei-SektorenInterdependenzmodell vgl. Johnson, H. G., The Two-Sector Model of General Equilibrium, S. 40 ff. 1.15 Dabei soll H derjenige Punkt sein, der produktionsseitig nach Ablauf aller Anpassungsprozesse durch induzierten technischen Fortschritt erreicht wird. 1.16 Vgl. Ott, A. E., Technischer Fortschritt, in: Handwörterbuch der Sozialwissenschaften, Bd. 10, Stuttgart u. a. 1959, S. 308. 1.17 Zur genaueren Analyse vgl. die Punkte G r F in den Abb. 19, 20, 21. 1.18 Vgl. dazu die entsprechenden Ausführungen in Kapitel B.1.2.2. 109 Luhmann, H.-J., Wirtschaftspolitische Maßnahmen zur Einsparung von Energie im Sektor 'Haushalte und Kleinverbraucher 4, in: Meyer-Abich, K. M. (Hrsg.), Energieeinsparung als neue Energiequelle, München — Wien 1979, S. 203. Zu den verschiedenen Bedarfsarten vgl. auch Ebersbach, K. F., Geiger, B., Überblick über die Gesamtentwicklung, in: Schaefer, H., Struktur und Analyse des Energieverbrauchs der Bundesrepublik Deutschland, München 1980, S. 74 f.

92

C. Theoretische Analyse

Nutzung eines anderen Gutes auf. Diese Sichtweise ermöglicht es, den nachfrageseitigen Energieverbrauch „als Folgeerscheinung anderer Kaufakte" 1 1 0 aufzufassen. So ist ζ. B. die Nachfrage nach Benzin abgeleitet von der Nachfrage nach Transportleistungen 111 . Damit ist auch die Höhe der Nachfrage nach den einzelnen Gütern „von den auf sie gerichteten Verbrauchsausgaben" 112 der einzelnen Haushalte abhängig. Interpretiert man die im bisherigen Analysemodell auf der Haushaltsseite allein durch die Preise determinierte Steigung der Budgetgerade derart, daß sie von den Verbrauchsausgaben für die einzelnen Güter abhängig ist, so kann eine Berücksichtigung der angesprochenen Problematik im Modell erfolgen. U m deutliche Aussagen im Hinblick auf die Auswirkungen der Energieverteuerung vor allem im energieintensiven Sektor 1 zu ermöglichen, wird im folgenden angenommen, daß Gut 1 sowohl energieintensiv in der Produktion als auch im Konsum ist. Als Folge der Energieverteuerung auf der Haushaltsseite dreht sich die durch die Verbrauchsausgaben bestimmte Budgetgerade um den Schnittpunkt mit der Ordinate nach innen. Diese Drehung führt zu Substitutions- und Einkommenseffekten, die analog zu den aufgrund produktionsseitiger Verteuerung der Energie bewirkten Effekten zu ermitteln sind 1 1 3 . Vereinfachend wird hier angenommen, daß sich die Energieintensität im Konsum derart auswirkt, daß aufgrund des durch die Drehung der Budgetgerade bewirkten Substitutionseffektes keine spürbaren Veränderungen im Sektor 2 auftreten. Für den Sektor 1 wird unterstellt, daß die einkommensmindernd wirkende Erhöhung der Verbrauchsausgaben nach Ablauf der Primär- und Sekundäreffekte 114 zu einer Verschiebung der Nachfragekurve führt, die einen 10%-igen mengenmäßigen Rückgang der in der Referenzsituation definierten Ausgangsmenge bewirkt. Aufgrund der unterstellten nachfrageseitigen Wirkung ergeben sich für alle Variablenkonstellationen reale Produktions- bzw. Konsumeinbußen. Die Auswirkungen auf den Strukturanteil des Sektors 1, die von den jeweiligen Annahmen über die Elastizitäten und die Anpassungsreaktionen abhängen, werden in I I I . 1.3. näher analysiert. Im Fall eines induzierten technischen Fortschritts, der sich auf der Haushaltsseite derart auswirkt, daß die Haushalte trotz der Energieverteuerung keine Erhöhung ihrer Verbraüchsausgaben für das energieintensive Gut zu verzeichnen haben (ζ. B. kraftstoffsparende Kfz), kann von der Berücksichtiu " Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung, Analyse der strukturellen Entwicklung der deutschen Wirtschaft — Strukturberichterstattung 1980 —, S. 343. 111 Vgl. Dickler, R., Zum Stand der Energiesystem-Analyse in den USA, in: Matthöfer, H. (Hrsg.), Energiebedarf und Energiebedarfsforschung, Argumente in der Energiediskussion, Bd. 2, Villingen 1977, S. 294. 112 Dorner, K., Strukturverschiebungen in modernen Industriewirtschaften, S.43. 1.3 Vgl. dazu die Ausführungen in II. 1.1.1. 1.4 Vgl. ebenda.

II. Determinanten der strukturellen Auswirkungen der Energieverteuerung

93

gung dieser Determinante abgesehen werden. Bei der Interpretation in I I I . kann dieser Fall einbezogen werden, indem das jeweilige Endergebnis für die Strukturanteilsänderung des Sektors 1 in den Spalten 13-15 der Tabelle 1 um den Beitrag der Energieintensität im Konsum „bereinigt" wird.

2.2. Bedeutung von Präferenzänderungen Neben der Energieintensität im Konsum können nachfrageseitig auch veränderte individuelle Präferenzen im Hinblick auf die Energieproduktion oder die Energieverwendung 115 , die die qualitativen Anforderungen der Nachfrager beeinflussen und quantitative Nachfragestrukturänderungen zur Folge haben können, bedeutsam sein. Ihre Veränderlichkeit könnte durch eine gezielte Beeinflussung mittels Werbung und/oder wirtschaftspolitische Maßnahmen 1 1 6 hervorgerufen werden, die andere Nutzenempfindungen für energieintensive Güter bedingen 117 . I m hier betrachteten Analysemodell bedeutet eine Präferenzverlagerung eine Änderung der bisher unterstellten Nutzenfunktion, die sich in der graphischen Betrachtung in einer Verlagerung des aus der Nutzenfunktion abgeleiteten Indifferenzkurvenschemas widerspiegelt 118 . I m neuenTangentialpunkt mit der Budgetgerade wird dadurch eine geänderte Aufteilung des gegebenen Einkommens bedingt: das energieintensive Gut 1 wird weniger nachgefragt. Für die folgende Analyse wird unterstellt, daß die Präferenzänderung, ebenso wie die Energieintensität im Konsum, einen 10%-igen mengenmäßigen Rückgang der Nachfrage nach Gut 1 bewirkt. Anders als bei der Energieintensität im Konsum kann diese Änderung jedoch nicht für alle Variablenkonstellationen sinnvoll eingeführt werden. Auszuschließen sind zunächst alle Variablenkonstellationen mit rigiden Nachfrageverhältnissen, die eine Präferenzänderung definitionsgemäß nicht zulassen, da es sich, zumindest im betrachteten Bereich, um Bedarfsgüter handeln muß. Weiterhin ist davon auszugehen, daß politische und private Werbekampagnen zur Energieeinsparung vor allem bei jenen Gütern tatsächlich Präferenzänderungen bewirken, die wegen fehlender Möglichkeiten zur Realisierung tech115

Vgl. Schneider, H. K., Energie und Strukturwandel, S. 95. Vgl. dazu Bauerschmidt, R., Ströbele, W., Strategien einer alternativen Energiepolitik, in: WSI-Mitteilungen, 30 Jg. (1977), S. 169 f.; Döhrn, R., Die Energienächfrage der privaten Haushalte, in: Mitteilungen des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung, 31. Jg. (1980), S. 12. 1,6

117 Zum Entstehen von Konsumentenwünschen sowie den damit verbundenen Änderungen der Nachfragestruktur vgl. insbesondere Schmidt, K., Marktstruktur und wirtschaftliche Entwicklung, S. 80 ff. 118 Für eine allgemeine graphische Darstellung vgl. Woll, Α., Allgemeine Volkswirtschaftslehre, 4. Aufl., München 1974, S. 98.

94

C. Theoretische Analyse

nischer Fortschritte von Preissteigerungen betroffen sind. Die genaue Analyse der Auswirkungen für die verbleibenden Variablenkonstellationen erlogt in I I I . 1.3.

I I I . Analyseergebnisse des Zwei-Sektoren-Referenzmodells 1. Ergebnisse für den energieintensiven Sektor

1.1. Vorgehensweise In II. wurde im Rahmen des Zwei-Sektoren-Interdependenzmodells die Bedeutung der wesentlichen produktions- und nachfrageseitigen Determinanten dargestellt. Nur auf der Grundlage dieses einfachen Modells könen aus der Kenntnis relativ gut überschaubarer Zusammenhänge Hypothesen über die Strukturanteilsänderungen beider Sektoren und damit über die Richtung und das Ausmaß des energiepreisbedingten Strukturwandels aufstellt werden 119 . Die Tabelle 1 enthält die abgeleiteten Hypothesen über die Auswirkungen der in II. betrachteten Variablen auf die absoluten Strukturanteilsänderungen des Sektors 1 — unter impliziter Berücksichtigung der Ergebnisse für Sektor 2. Zur Kenntlichmachung der Veränderungen ist der Umsatzanteil des Sektors 1 vor der Energieverteuerung 120 in sechs gleichgroße Teile aufgegliedert worden, damit die aus den jeweiligen Variablenkonstellationen resultierenden Umsatzänderungen zu vergleichbaren Gruppen zusammengefaßt werden können. Ein Minuszeichen repräsentiert dabei den Verlust einer Sektoranteilsgruppe gegenüber der Referenzsituation, ein Pluszeichen entsprechend den Gewinn einer Anteilsgruppe 121 . Die absolute Bedeutung eines Minus- bzw. Pluszeichens kann dabei unterschiedlich sein, jedoch muß in jedem Fall - - > - und + + > + gelten. Um nicht eine Genauigkeit vorzutäuschen, die selbst unter restriktiven Annahmen nur bei Formalisierung der Angebots- und Nachfragefunktionen zu erzielen wäre, werden keine weiteren Ergebnisse innerhalb der sechs unterteilten Strukturanteilsgruppen unterschieden. m

In rudimentärer Form liegen derartige Hypothesen über die strukturellen Auswirkungen des Wachstums bei alternativen Variablenkonstellationen bereits vor.Vgl. die in ihrem Aufbau sehr ähnlichen Übersichten bei Dorner, K., Strukturverschiebungen in modernen Industriewirtschaften, S. 96 ff.; Görgens, G., Wandlungen der industriellen Produktionsstruktur im wirtschaftlichen Wachstum, S. 75; Herdzina, K., Wirtschaftliches Wachstum, Strukturwandel und Wettbewerb, S. 205 ff.; Schmidt, K., Marktstruktur und wirtschaftliche Entwicklung, S. 77 f. 12(1 Vor der Energieverteuerung waren annahmegemäß die Umsatzanteile der Sektoren gleich groß, u. z. wurde in beiden Sektoren die gleiche Menge mit dem gleichen Preis bewertet. Zur Referenzsituation vgl. 1.3. 121 Vgl. die Legende zu Tabelle 1.

I I I . Analyseergebnisse des Zwei-Sektoren-Referenzmodells

95

Die Spalten 1-6 der Tab. 1 enthalten die Auswirkungen der Verteuerung des Produktionsfaktors Energie für die zwölf möglichen Kombinationsfälle aus Nachfrageelastizität (e N ), Substitutionselastizität (σ) und technischem Fortschritt (TF) bei unterschiedlichen Annahmen über die Angebotselastizität (e A ). In den Spalten 7-12 sind zusätzliche Änderungen eines Strukturanteils enthalten, wenn Energie auch als Konsumgut nachgefragt wird. In den Spalten 13-15 werden die gesamten Auswirkungen der Energieverteuerung auf die Strukturanteilsänderungen des Sektors 1 gegenüber der Referenzsituation zusammengefaßt. Im folgenden werden die in der Tabelle 1 unterschiedenen Fälle (Zeilen 1-12) gemäß der hier vorgenommenen Spalteneinteilung analysiert. Dabei wird der Einfluß der verschiedenen Strukturdeterminanten auf die Richtung und das Ausmaß der Anteilsänderungen des Sektors 1 aufgezeigt. Für eine Interpretation der Ergebnisse ist es sinnvoll, jeden der beiden Sektoren als „Durchschnittssektor" aufzufassen, in dem der überwiegende Teil der in ihm enthaltenen Branchen den bisher getroffenen Annahmen genügt 122 . Der Sektor 1 umfaßt dementsprechend alle Branchen, die überdurchschnittlich energieintensiv ein bestimmtes Gut produzieren, der Sektor 2 jene Branchen, die überdurchschnittlich F-intensiv ein Gut produzieren. Es ist jedoch auch zulässig, die einzelnen Zeilen derart zu interpretieren, daß die Annahmen auf ganz bestimmte Branchen des energieintensiven Sektors bezogen werden 123 . Diese branchenspezifische Interpretation dient auch als „Suchanleitung" für das Auffinden besonders gefährdeter Branchen in Kapitel D. Für die Nachfrageseite gilt analog, daß Gut 1 die Gesamtmenge der energieintensiv konsumierten Güter repräsentiert, Gut 2 entsprechend die nicht-energieintensiv konsumierten Güter. Man kann jedoch die Nachfrage auch als Investitionsgüternachfrage bzw. als Nachfrage nach Vorleistungen interpretieren 124 . Aufgrund der in formaler Hinsicht bestehenden Isomorphic zwischen Produktions- und Nachfragetheorie 125 ergeben sich im Hinblick auf die Ergebnisse keine Änderungen. Analog zur Energieintensität im Konsum müßte eine energieintensive Weiterverarbeitung unterstellt werden. Präferenzänderungen ( = neues Indiffe122

Zur Abgrenzung der Sektoren bzw. Branchen vgl. Kapitel B.II. 1. Im Extremfall kann diese Interpretation auch fiir ein Unternehmen Gültigkeit besitzen. 124 Vgl. dazu Herdzina, K., Wirtschaftliches Wachstum, Strukturwandel und Wettbewerb, S. 205. Zu einer ausfuhrlichen Darstellung der Determinanten der Nachfrage nach Investitionsgütern und Vorprodukten vgl. Görgens, E., Wandlungen der industriellen Produktionsstruktur im wirtschaftlichen Wachstum, S. 92 ff. 125 Vgl. dazu auch 1.2.2. 123

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AUSWIRKUNGEN DER VERTEUERUNG DES KONSUMGUTES AUSWIRKUNGEN DER VERTEUERUNG DES PRODUKTIONSFHERfilE,, FAKTORS ENERGIE ENERGIE|NTENSITÄT IM PRAFE^E^IZÀNDERUNGEN GESAMTERGEBNIS

1

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Tab. 1: E n e r g i e p r e i s b e d i n g t e S t r u k t u r a n t e i l s ä n d e r u n g e n des e n e r g i e i n t e n s i v e n S e k t o r s 96 C. Theoretische Analyse

I I I . Analyseergebnisse des Zwei-Sektoren-Referenzmodells

97

renzkurvensystem) wären analog zu technischen Änderungen ( = neues Isoquantensystem) im Produktionsprozeß der Investitions- bzw. Vorleistungsgüter nachfragenden Branchen zu interpretieren. Die in der Tab. 1 dargestellten Variablenkonstellationen sind in den Abb. 19, 20, 21 graphisch wiedergegeben. Abb. 19 beschreibt den Fall eines substituierbaren Gutes, die Abb. 20 bzw. 21 gelten für den Fall eines vollständig bzw. nicht substituierbaren Gutes des Sektors 1. In diesen Abbildungen ist für die verschiedenen nachfrageseitigen Ausgangssituationen jeweils der Ausgangspunkt bei kurzfristiger Limitationalität (G° = °), der Ausgangspunkt bei Anpassung durch Faktorsubstitution (CP > °) und der Ausgangspunkt bei Anpassung durch technischen Fortschritt ( G T F ) gekennzeichnet. Die zu diesen Ausgangspunkten gehörenden Gleichgewichte Gi sind jeweils durch die Angebotselastizität, die in I I . 1.1. abgeleiteten Sekundäreffekte (G^) sowie die Nachfragekurvenverschiebungen für konsumseitig bedingte Veränderungen (G^bzw. GJ) bestimmt 1 2 6 . In I I I . 1.4. werden die Ergebnisse für Sektor 1 zusammengefaßt und nach Lockerung der restriktiven Annahmen über die Determinanten und die Niveaugrößen weiterführend interpretiert. 7.2. Ergebnisse für die Verteuerung

des Produktionsfaktors

Energie

In den Spalten 1-3 der Tab. 1 werden für die Substitutionselastizität (σ), den technischen Fortschritt (TF) und die Nachfrageelastizität (e N ) die zwölf möglichen Kombinationsfalle bei „normaler" Angebotselastizität ( c A n ) abgeleitet. Die Spalte 4 enthält das Gesamtergebnis für die Variablen der ersten drei Spalten. Die hier verzeichneten Anteilsgruppenveränderungen entsprechen den durch die graphische Analyse ermittelten Punkten G^in den Abb. 19, 20, 21. In den Spalten 5 und 6 ist lediglich die durch die Annahme anderer Werte für die Angebotselastizität ( e A + , e A _ ) bedingte Veränderung gegenüber dem in Spalte 4 eingetragenen Ergebnis verzeichnet. Zunächst sollen jedoch die Ergebnisse der Spalten 1-4 dargestellt werden. Der Einfluß der Substitutionselastizität (σ) in Spalte 1 kann durch den paarweisen Vergleich der Fälle 1-12 ermittelt werden. Es wird deutlich, daß σ nur in den Fällen ohne technischen Fortschritt einen Einfluß besitzt. Wiegt der technische Fortschritt in Sektor 1 die energiepreisbedingten Produktionseinbußen vollständig auf, hat σ selbstverständlich keinen Einfluß mehr auf das Ergebnis. Für die Fälle ohne technischen Fortschritt (Fälle 1/2,5/6, 9/10) zeigt sich jeweils ein Unterschied von einer Strukturgruppe, σ hat in allen Fällen nur einen Einfluß auf das Ausmaß der Strukturanteilsänderung. Günstigere Annahmen für σ sind nicht denkbar 1 2 7 . Aufgrund der einge126 127

Vgl. auch die Legende zu den Abb. 19, 20, 21. Zur Begründung vgl. II. 1.2.1.

7 Larmann

98

C. Theoretische Analyse Abb. 19: Strukturanteilsänderungen des energieintensiven Sektors im Fall eines substituierbaren Gutes

Legende zu den Abb. 19, 20, 21 G G« G

Ausgangsgleichgewicht TF

Ausgangspunkt bei Energieverteuerung und technischem Fortschritt

Ga>0

Ausgangspunkt bei Energieverteuerung und einer Substitutionselastizität größer Null

G a "°

Ausgangspunkt bei Energieverteuerung und einer Substitutionselastizität von Null

GJ

Angebotsbedingte Preisreaktion auf die Energieverteuerung· j « l , . . . , 9 Gleichgewicht nach nachfragesei tiger Reaktion auf die Preisänderung j 1 « 1 Gleichgewicht nach Reaktion auf relative und absolute Preisänderung j 1 = 2 Gleichgewicht für 1=1 und C i = 3 Gleichgewicht fUr 1«2 und Ρ

I I I . Analyseergebnisse des Zwei-Sektoren-Referenzmodells

99

Abb. 20: Strukturanteilsänderungen des energieintensiven Sektors im Fall eines vollständig substituierbaren Gutes

schränkten Wirkungsmöglichkeiten stellt σ eine relativ unbedeutende Strukturdeterminante dar. Auch der technische Fortschritt (vgl. Spalte 2) kann die Richtung der Strukturanteilsänderung des Sektors 1 nicht beeinflussen. I m Unterschied zu den Wirkungen von σ können jedoch durch technischen Fortschritt die strukturellen Auswirkungen der Energieverteuerung nahezu bzw. vollständig (vgl. die Fälle 9/10 mit 11/12) kompensiert werden. Dabei ist die Wirkung des technischen Fortschritts dann am stärksten, wenn er aufgrund unelastischer (elastischer) Nachfrageverhältnisse entstehende starke Strukturanteilsänderungen verhindert (vgl. ζ. B. die Fälle 6 und 8). Den neuen Gleichgewichten entsprechen die Punkte GÎ' 8 ' 9 in den Abb. 19, 20 sowie der Punkt G = C F ¥ in der Abb. 21. Es wird dabei berücksichtigt, daß die durch den technischen Fortschritt entfallenden bzw. zurücknehmbaren Preiserhö7*

100

C. Theoretische Analyse

Abb. 21: Strukturanteilsänderungen des energieintensiven Sektors im Fall eines nicht substituierbaren Gutes

hungen auch zu einer geringeren Verschiebung der Nachfragekurven führen. Können durch den technischen Fortschritt die angebotsseitigen Auswirkungen der Energieverteuerung nicht vollständig kompensiert werden, so resultiert daraus ein neuer Ausgangspunkt zwischen dem ursprünglichen Gleichgewicht G und Go>0 mit entsprechend zu verändernden Ergebnissen. Wirkt der technische Fortschritt dagegen stärker als hier angenommen, so kann theoretisch auch ein Umschlagen der Richtung der Strukturanteilsänderung nicht ausgeschlossen werden. I m Gegensatz zu σ kann keine Einschränkung der Wirkungsmöglichkeiten angenommen werden. Der technische Fortschritt muß daher als eine sehr wichtige Strukturdeterminante angesehen werden, die um so mehr an Bedeutung gewinnt, je extremer die Nachfrageverhältnisse sind. Die Nachfrageelastizität (e N ) in Spalte 3 stellt die entscheidende Größe für die Richtung der Strukturanteilsänderung dar. Auch das Ausmaß der Strukturanteilsänderung des Sektors 1 wird erheblich von e N beeinflußt (vgl. ζ. B.

I I I . Analyseergebnisse des Zwei-Sektoren-Referenzmodells

101

die Fälle 1 und 5). Nur in den Fällen, in denen technischer Fortschritt wirksam wird, kommt e N eine geringe Bedeutung für das Ausmaß der Anteilsänderung zu (vgl. die Fälle 7/8 mit 11/12). Für die in der Spalte 4 dargestellten Strukturanteilsänderungen des Sektors 1 muß e N somit der entscheidende Einfluß zugeschrieben werden. Bei weniger extremen Annahmen über die Höhe von e N werden die Ergebnisse der Fälle 5/6 bzw. 9/10 abgeschwächt. Allgemein kann man feststellen, daß die Anteilseinbußen (-gewinne) einer energieintensiv produzierenden Branche aufgrund einer Energieverteuerung um so geringer (höher) ausfallen müssen, je unelastischer (elastischer) ihre Nachfrage ist. Für die Ergebnisse in der Spalte 4 kann man somit feststellen, daß je nach Variablenkonstellation sowohl Strukturanteilsgewinne als auch -verluçte des Sektors 1 theoretisch konstruierbar sind. Die absoluten Anteilsänderungen sind in den Fällen ohne technischen Fortschritt sowie bei extremen Nachfrageverhältnissen am größten (Fälle 5/6 sowie 9/10). Der technische Fortschritt kann jedoch auf diese Ergebnisse eine stark dämpfende Wirkung ausüben, was ζ. B. ein Vergleich der Fälle 9/10 mit den Fällen 11/12 zeigt. Von den bisher betrachteten Strukturdeterminanten üben die Nachfrageelastizität und der technische Fortschritt die stärksten Einflüsse aus. Die Wirkung der Substitutionselastizität ist wesentlich geringer zu veranschlagen. Zusätzlich werden jetzt die sich aus anderen Annahmen über die Höhe der Angebotselastizität ( e A ) ergebenden Strukturanteilsänderungen in den Spalten 5 bzw. 6 berücksichtigt. Ein derart detaillierter Aufbau der Tabelle war erforderlich, um auch die Fälle nachvollziehbar zu machen, die aus Änderungen der Angebotselastizität aufgrund von Anpassungsreaktionen durch Substitution und technischen Fortschritt auftreten können 1 2 8 . Ein hoher Wert der Angebotselastizität ( e A + ) beeinflußt in keinem der Fälle die bisherige Richtung der Anteilsänderung. Im Vergleich zu e A n wirkt e A + in allen Fällen nur zusätzlich verstärkend bzw. hat keinen Einfluß (Fälle 9-12). Besonders starke Einflüsse sind zu erwarten, wenn e A + und eine elastische Nachfrage zusammentreffen. In den Fällen 5/6 würde der Sektor 1 sogar ausscheiden, was durch die mit einem ! versehenen Minuszeichen in Spalte 5 zum Ausdruck kommt (vgl. die Punkte G T ! in Abb. 20). Nahezu keinen Einfluß gegenüber e A n hat die Annahme von e A + , wenn bei identischen Nachfrageverhältnissen ( e N n ) technischer Fortschritt realisiert wird (vgl. die Fälle 3/4). In der Abb. 19 bestätigt ein Vergleich der Punkte G] und G? dieses Ergebnis: einem geringen Mengenverlust steht ein geringer Preisanstieg gegenüber. Keinen Einfluß auf das Ergebnis in Spalte 4 besitzt e A + in allen Fällen, in denen die Nachfrage im Sektor 1 unelastisch ist (vgl. G T F , I2X σ >0 und technischer Fortschritt bewirken i. a. einen neuen Expansionspfad und verändern daher den Verlauf der Angebotskurve. Vgl. dazu die entsprechenden Ausführungen in II. 1.2.

102

C. Theoretische Analyse

sowie G a ' i n Abb. 21). Allgemein kann man feststellen, daß der Anteilsverlust einer Branche um so größer ist, je elastischer ihr Angebot reagiert. Verfügt die Branche außerdem über eine elastische Nachfrage, so erhöht sich ihre Anteilsverlust. Kann sie zudem keinen technischen Fortschritt realisieren, so besteht unter den hier zugrundegelegten Annahmen die Gefahr, daß die Branche aus dem Produktionsprozeß ausscheidet. Eine relativ geringe Angebotselastizität ( e A _ ) wirkt sich in den Fällen 1-8 dämpfend auf die Ergebnisse in Spalte 4 aus. Der Ergebnisse sind gegenüber den Auswirkungen von e A + wesentlich geringer, d. h. daß die Auswirkungen keineswegs symmetrisch sind (vgl. z. B. G] mit G* bzw. Gi in Abb. 20.) Die stärksten Auswirkungen von e A __ sind dann zu erwarten, wenn ein relativ großer Teil der auf einer elastischen Nachfrage beruhenden Anteilsverluste kompensiert werden kann (Fälle 5/6). I n allen anderen Fällen sind kaum spürbare ((0)) bzw. gering positive Auswirkungen ((+)) zu erwarten. I n den Fällen 9-12 ergeben sich, ebenso wie bei e A + , keine Änderungen gegenüber den Ergebnissen in Spalte 4. Insgesamt gesehen ist damit die Bedeutung von e A _ wesentlich geringer einzuschätzen als die von e A + . Für die Spalten 1 -6 läßt sich zusammenfassend festhalten, daß signifikante Anteilsänderungen einer Branche bei einer Verteuerung des Produktionsfaktors Energie auftreten können. Besonders gravierend wirkt sich das Zusammentreffen einer Substitutionselastizität von N u l l (σ=0), einer extremen Nachfrageelastizität (^ν-^ο sowie einer relativ hohen Angebotselastizität (eA_|_) aus. Eine Dämpfung der Auswirkungen ist möglich, — wenn technische Möglichkeiten existieren, die zunächst in einer relativ hohen Substitutionselastizität zum Ausdruck kommen, — wenn es gelingt, neue technische Verfahren einzuführen, — wenn durch die Anpassungsreaktionen die Angebotselastizität einen höheren Wert als vor den Anpassungsreaktionen annimmt.

1.3. Ergebnisse für die Verteuerung

des Konsumgutes Energie

Die Spalten 7-12 fassen die in II.2. begründeten Auswirkungen einer Verteuerung des Konsumgutes Energie zusammen. I n diesem Teil der Tabelle werden somit zusätzliche, von der Nachfrageseite ausgehende Wirkungen betrachtet. Da die Auswirkungen für eine Branche durch die jeweiligen Verschiebungen der Nachfragekurve von der Lage der Angebotskurven abhängig sind, wurde auch für diesen Teil der Tabelle eine Untergliederung nach Maßgabe der Angebotselastizität vorgenommen. Die Spalten 7-9 enthalten die Ergebnisse für Energieintensität im Konsum (C) entsprechend den Ausführungen in II.2.1. Es zeigt sich deutlich, daß in allen Fällen durch C eine Erhöhung der bisherigen Anteilsverluste auftritt.

I I I . Analyseergebnisse des Zwei-Sektoren-Referenzmodells

103

Analog zu den Ergebnissen für die Verteuerung der Energie als Produktionsfaktor ergibt sich ein um so höherer Verlust, je elastischer das Angebot reagiert (vgl. ζ. B. Fall 6 in den Spalten 7-9). Die stärksten Änderungen treten auf, wenn ein relativ elastisches Angebot mit einer elastischen Nachfrage zusammentrifft (vgl. ζ. B. Fall 8 in Spalte 7). Zur Verdeutlichung der differierenden Ergebnisse können die Punkte G^ in den Abb. 19 und 20 herangezogen werden. Keine Auswirkungen für den energieintensiven Sektor treten annahmegemäß bei vollkommen unelastischer Nachfrage auf (vgl. die Gleichgewichtspunkte in Abb. 21), da in diesen Fällen die mit den erhöhten Verbrauchsausgaben verbundenen Konsumeinbußen allein vom Sektor 2 getragen werden müssen. Durch unterschiedliche Annahmen über die Höhe von C kann das bisherige Ergebnis variiert werden. Eine Beurteilung der relativen Bedeutung dieser Determinante kann jedoch nur unter Verwendung empirischer Daten vorgenommen werden. Wie bereits dargestellt, ist eine eindeutige Aussage nur im Hinblick auf die Richtung der durch C bedingten Anteilsänderungen möglich. Bei der Identifizierung besonders stark von der Energieverteuerung betroffener Branchen muß folglich zusätzlich beachtet werden, ob das von einer Branche produzierte Gut energieintensiv im Konsum ist. Da C in allen Fällen, mit Ausnahme der Fälle mit unelastischer Nachfrage, eine weitere Verminderung des Strukturanteils bedingt, sind vor allem solche Branchen betroffen, die über eine elastische Nachfrage, ein elastisches Angebot und zusätzliche Energieintensität im Konsum verfügen. Die Gefährdung dieser Branchen wird um so stärker, je höher C im jeweiligen Fall ist. In den Spalten 10-12 sind die Ergebnisse für Präferenzänderungen (Ρ) zusammengefaßt. Entsprechend den Ausführungen in II.2.2. sind nur die Fälle 1/2 in Tab. 1 relevant (vgl. G^in Abb. 19). Ausmaß und Richtung der von Ρ bedingten Änderungen sind analog zu denen von C zu beurteilen. Die tatsächliche relative Bedeutung von Ρ kann jedoch ebenfalls nur anhand empirischer Daten ermittelt werden. Man muß davon ausgehen, daß bei weniger extremen Annahmen über die Nachfrageverhältnisse kaum eine Branche theoretisch ausgeschlossen werden kann. Da jedoch individuelle Präferenzänderungen auf psychologischen Vorgängen beruhen, wird sich jede empirische Betrachtung auf besonders prägnante Fälle beschränken müssen. Analog zum energievermehrenden technischen Fortschritt auf der Produktionsseite kann selbstverständlich auch ein entsprechender technischer Fortschritt induziert werden, der auf der Konsumseite wirksam w i r d 1 2 9 . Kann eine Branche derartigen Fortschritt durchführen, so werden die Anteilsverluste durch C bzw. Ρ — bei analoger Wirkungsweise des Fortschritts wie auf der Produktionsseite — aufgefangen. 129

Vgl. dazu auch II.2.2.

104

C. Theoretische Analyse

1.4. Zusammenfassung und Interpretation der Ergebnisse 1.4.1. Strukturanteilsänderungen des energieintensiven Sektors In den Spalten 13-15 werden die bisherigen Ergebnisse für die Anteilsänderungen des Sektors 1 bei unterschiedlichen Annahmen über eA zusammengefaßt. Dabei zeigt sich deutlich, daß trotz unterschiedlicher Variablenkonstellationen „gleiche" Fälle auftreten, die auf der Basis der-verwendeten Gruppenbildung nicht weiter unterschieden werden können. In den Fällen 1-8 zeigt sich in allen drei Spalten eine Abnahme des Strukturanteils des Sektors 1, die für e A + am stärksten ausfallt. Für die einzelnen Fälle kann man vor allem in der dazu gehörenden Spalte 13 eine deutliche Abstufung der Strukturanteilsänderungen erkennen: — Die geringsten Anteilseinbußen ergeben sich in den Fällen 3/4, was hauptsächlich aus der Anpassung durch induzierten technischen Fortschritt resultiert. — Gravierende Auswirkungen auf den Strukturanteil zeigen sich in den Fällen 2,7 und 8. Im Fall 2 könnten sowohl durch eine Verbesserung der Angebotselastizität (vgl. dazu die Spalten 13 und 15) als auch durch die Einführung von technischem Fortschritt (vgl. den Fall 2 mit 4 in Spalte 13) die Anteilseinbußen vermindert werden. In den Fällen 7 und 8 ergeben sich trotz technischem Fortschritt auf der Produktionsseite gravierende Einbußen. Ein Vergleich mit den Ergebnissen in Spalte 15 deutet darauf hin, daß diese nur durch eine mögliche Verbesserung der Angebotselastizität reduziert werden könnten. — Im Fall 1 scheidet der Sektor 1 aufgrund fehlender Anpassungsreaktionen aus. Eine derartige Situation ließe sich mittelfristig durch Substitutionsvorgänge, längerfristig durch technischen Fortschritt wie im vergleichbaren Fall 3 verhindern. — Die Ursachen für das Ausscheiden des Sektors 1 in den Fällen 5/6 sind hauptsächlich in den elastischen Nachfrageverhältnissen zu sehen. Durch technischen Fortschritt könnte zumindest das Ausscheiden des Sektors verhindert werden (vgl. z. B. Fall 6 mit Fall 8 in Spalte 13). In den Fällen 9/10 kann der Sektor 1 Anteilsgewinne verzeichnen. Das bedeutet jedoch, daß der Sektor 2 die Kaufkrafteinbußen aus den Preisüberwälzungen des Sektors 1 tragen muß. Die entsprechenden Ergebnisse in den Spalten 13-15 werfen folglich Probleme für den Sektor 2 und damit auch für den noch zu betrachtenden Strukturwandel auf. Eine Abschwächung der Anteilszunahme ist durch Faktorsubstitution möglich (vgl. Fall 9 mit Fall 10).

I I I . Analyseergebnisse des Zwei-Sektoren-Referenzmodells

105

Die Fälle 11/12 zeigen, daß längerfristig nur durch technischen Fortschritt die Anteilsgewinne des Sektors 1 reduziert werden können. In Tab. 1 ergeben sich im Fall 5, Spalte 13, die gravierendsten Anteilseinbußen des Sektors 1, da — sein Angebot relativ elastisch ist (e A +), — seine Nachfrage elastisch ist ( e ^ ^ ) , — er von Energieintensität im Konsum (C) betroffen ist und — über keine Anpassungsmöglichkeiten verfügt (σ = 0 und kein TF).

1.4.2. Bedeutung von Niveauvariationen In den bisherigen Betrachtungen war die Gesamtwirtschaft in einen energieintensiven Sektor 1 und einen nicht-energieintensiven Sektor 2 unterteilt, wobei unterstellt war, daß in der Referenzsituation beide Sektoren gleiche Strukturanteile besaßen. I m folgenden ist zu prüfen, welchen Einfluß die Annahme unterschiedlicher Strukturanteile in der Referenzsituation auf die bisherigen Ergebnisse besitzt. Es ist leicht nachvollziehbar, daß die absoluten Auswirkungen bei Unterstellung eines überdurchschnittlich großen und eines unterdurchschnittlich kleinen Sektors in der Ausgangslage erheblich beeinflußt werden. Ist ζ. B. der Sektor 1 relativ größer als der Sektor 2, so sind die in der Tab. 1 dargestellten Ergebnisse wesentlich gravierender im Hinblick auf die Bedeutung von Produktions- bzw. Konsumeinbußen et vice versa. Vor allem für die in Tab. 2 zusammengefaßten Ergebnisse kommt der relativen Größe der beiden Sektoren erhebliche Bedeutung zu. Gleiche Strukturanteile in der Referenzsituation wurden in den bisherigen Betrachtungen durch die Annahme gleicher Preise und Mengen in beiden Sektoren realisiert. I m folgenden ist zu untersuchen, welche Bedeutung unterschiedlichen Preis- und Produktionsniveaus in der Referenzsituation für die Ergebnisse in den Spalten 13-15 der Tab. 1 zukommt. Dabei wird unterstellt, daß die Preis- bzw. Mengenvariationen den Umsatzanteil des Sektors 1 nicht verändern. Auch in dieser Ausgangssituation sind folglich, bei unveränderten Annahmen für den Sektor 2, beide Umsatzanteile gleich groß. Unterstellt man, daß der energieintensiv produzierende Sektor 1 sein Gut in geringer Stückzahl bei einem relativ hohen Preis produziert (vgl. (ß" in Abb. 22), so ist, bei unveränderten Annahmen über die Energieintensität, der absolute Energieeinsatz bei der Produktion pro Einheit größer als in der Referenzsituation. Die durch die Energieverteuerung bedingte Verschiebung der Angebotskurve fällt dementsprechend im Sektor 1 stärker aus und hat

106

C. Theoretische Analyse Abb. 22: Niveauvariationen

eine höhere Veränderung des absoluten Stückpreises zur Folge. Bei identischen Nachfrageverhältnissen in beiden Sektoren ( e N n ) wird dadurch der auf der Angebotskurvenverschiebung beruhende Mengeneffekt über die Nachfragekurvenverschiebung zusätzlich verstärkt. Wie in Abb. 22 im Punkt G S | deutlich wird, scheidet der Sektor 1 bereits ohne nachfrageseitige Reaktion allein aufgrund der angebotsseitigen Veränderungen durch die Energieverteuerung aus. Es ist leicht nachvollziehbar, daß alle anderen Variablen analog zu den bisherigen Ausführungen strukturanteilsverändernd wirken. In den Fällen mit unelastischer Nachfrage ergibt sich umsatzmäßig keine Veränderung gegenüber den Ergebnissen in Tab. 1. Die Anteilserhöhung beruht hier jedoch auf einem höheren Preis bei geringerer Menge.

I I I . Analyseergebnisse des Zwei-Sektoren-Referenzmodells

107

Die angenommene Niveauvariation stellt somit eine zusätzliche Verschlechterung der Ausgangslage des Sektors 1 bei Energieverteuerung dar. Besitzt der Sektor zudem einen überdurchschnittlich großen Anteil an der Gesamtproduktion, ergeben sich gesamtwirtschaftlich besonders nachteilige Auswirkungen im Hinblick auf das Produktions- bzw. Konsumniveau, da aufgrund der damit verbundenen stärkeren Nutzung der Energie höhere Realtransfers als in der Referenzsituation vorliegen. Bei realitätsnaher Betrachtung besitzt diese zusätzliche Gefährdung durch die angenommene Niveauvariation jedoch nur eine relativ geringe Bedeutung, da es sich bei derartigen Produktionen in geringer Stückzahl und zu hohem Preis zumeist um handwerkliche Produkte mit geringer Energieintensität oder um industrielle Sonderfertigungen handelt, bei denen nur Teile eines Unternehmens betroffen sind. Zudem werden diese Produkte häufig unelastisch nachgefragt. Dabei sind sogar Situationen denkbar, in denen aufgrund fehlender Budgetrestriktion bei den Nachfragern dieser Produkte keine nachteiligen Auswirkungen für andere Güter auftreten. Wird bei der Niveauvariation in der Ausgangssituation eine Massenproduktion im Sektor 1 angenommen, so zeigt der Punkt G M l in Abb. 22, daß zwar auch hier eine Verschlechterung gegenüber der Ausgangssituation Vgl. Gahlen, B., Strukturwandel und Strukturpolitik, in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium, 7. Jg. (1978), S. 593 f. sowie Willms, M., Strukturpolitik, S. 333. 7 100 zu gelangen. Somit ist es nicht entscheidend, ob wachstumsstarke oder -schwache Jahre vorlagen, da die Meßziffern stets das tatsächliche Verhalten der einzelnen Branche im Vergleich zum Gesamtaggregat widerspiegeln. Durch diese Berechnungsweise sollen, entsprechend den theoretischen Überlegungen, nur jene Wirkungen für die einzelnen Branchen erfaßt werden, die über die mit der Energieverteuerung verbundenen Realeinkommenstransfers bzw. Wachstumsverluste für die Gesamtwirtschaft hinausgehen, d. h. es wird versucht, den Strukturwandel bewirkenden Substitutionseffekt zu ermitteln. Eine derartige Berechnung der strukturellen Umsatzentwicklung aller Branchen der Verarbeitenden Industrie hat das Ifo-Institut für den Zeitraum von 1956/58 bis 1969/71 durchgeführt 78 . Abb. 26 a, b zeigen die Umsatzanteilsentwicklung der energieintensiven Branchen gemäß den vom Ifo-Institut durchgeführten Berechnungen. Aus dem Vergleich mit der Entwicklung des Gesamtaggregats ( = 100) wird deutlich, daß sich die Umsatzanteile der einzelnen Branchen im Zeitraum von 1956/58 bis 1969/71 z.T. erheblich geändert haben. Strukturell 77

Zur Unterscheidung zwischen struktureller und konjunktureller Entwicklung vgl. Halstrick, M., Sektoraler Strukturwandel im konjunkturellen Verlauf, in: Mitteilungen des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung, 31. Jg. (1980), S. 17 ff. 78 Vgl. Scholz, L., Strukturwandel der deutschen Wirtschaft — Folgewirkungen von Verknappungs- und Verteuerungstendenzen im Energiebereich, in: Hauff, V. (Hrsg.), Energie — Wachstum — Arbeitsplätze, Argumente in der Energiediskussion, Bd. 4/5, Villingen 1978, S. 303 ff.

154

D. Empirische Analyse

Abb. 26: Umsatzanteilsentwicklung der energieintensiven Branchen 1956/58 bis 1969/71

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60

61

62

63

64

65

66

67

68

69

70

71

155

II. Energie Verteuerung und strukturelle Entwicklung

56/ 57/ 58 59

58/ 59/ 60 61

60/ 62

61/ 63

62/ 64

63/ 64/ 65 66

65/ 67

66/ 67/ 68 69

68/ 70

69/ 71

Quelle: Scholz, L., Strukturwandel der deutschen Wirtschaft — Folgewirkungen von Verknappungs- und Verteuerungstendenzen im Energiebereich, S. 303 ff.

156

D. Empirische Analyse

besonders stark gewachsen ist die Chemische Industrie, wohingegen die Feinkeramik auffallend stark geschrumpft ist. Die übrigen Branchen hatten eine weniger ausgeprägte Veränderung ihres Umsatzanteils zu verzeichnen. U m Aussagen über mögliche Auswirkungen der Energieverteuerung 1973/74 auf die Veränderung der Strukturanteilsentwicklung der energieintensiven Branchen treffen zu können, wurde eine eigene Berechnung der Strukturanteile der einzelnen Branchen für den Zeitraum von 1970/72 bis 1979/81 auf der Preisbasis von 1970 gemäß der oben beschriebenen Methode durchgeführt. In der amtlichen Statistik hat es allerdings eine Reihe von Änderungen gegeben, die berücksichtigt werden mußten. So machte ζ. B. die in den letzten Jahren vorgenommene Umstellung der Preisindexstatistik vom Basisjahr 1970 auf das Basisjahr 1976 eine Rückrechnung auf die alte Basis erforderlich. Die Abb. 27 a, b spiegeln die strukturelle Umsatzentwick^ lung der ausgewählten Branchen der Verarbeitenden Industrie im Zeitraum 1970/72 bis 1979/81 (in gleitenden Dreijahresdurchschnitten) graphisch wider. Damit liegen Ergebnisse für die strukturelle Entwicklung der enegieintensiven Branchen von 1956/58 bis 1979/81 vor. Dieser Zeitraum erscheint ausreichend, um strukturelle Brüche in der Umsatzentwicklung der einzelnen Branchen erkennen zu können. Aus dem Vergleich der Abb. 26 b mit Abb. 27 b wird deutlich, daß die Chemische Industrie die einzige Branche ist, die sowohl vor und nach der Energiekrise 1973/74 deutliche strukturelle Anteilsgewinne zu verzeichnen hatte. Ein Vergleich der Ergebnisse für die 60er und 70er Jahre zeigt jedoch, daß die Zunahme abgeschwächt wurde: während im ersten Zeitintervall Zuwächse von ca. 50 Indexpunkten erzielt wurden, machten die Zuwächse im zweiten Zeitintervall nur etwa 20 Punkte aus. Zudem zeigte sich in den letzten Jahren erstmals ein abnehmender Trend der Anteilsentwicklung. Sowohl die Glasindustrie als auch die Industrie der Steine und Erden und die Papier- und Pappeverarbeitung konnten bis 1969/71 überwiegend eine Anteilszunahme verzeichnen, wogegen die Anteilsentwicklung seitdem in allen drei Branchen unterdurchschnittlich verlief. Die Glasindustrie, die bis 1969/71 kaum über dem Industriedurchschnitt lag und anschließend eine Anteilsschrumpfung hinnehmen mußte, konnte jedoch seit 1975/77 wieder eine Anteilszunahme verzeichnen — wenngleich die Branche sich auch 1979/81 noch unterhalb des industriellen Durchschnitts befand. Die Industrie der Steine und Erden gehörte bis 1969/71 zu den Branchen mit überdurchschnittlichem Strukturanteil. Seitdem hat sie jedoch einen rückläufigen Anteil zu verzeichnen. Nach einer über dem Industriedurchschnitt liegenden Anteilsentwicklung der Papier- und Pappeverarbeitung bis 1969/71 war die strukturelle Umsatzentwicklung in den 70er Jahren deutlich negativ.

II. Energieerteuerung und strukturelle Entwicklung

157

Abb. 27: Umsatzanteilsentwicklung der energieintensiven Branchen 1970/72 — 1979/81

72

73

74

75

76

77

78

79

80

81

Quelle: Statistisches Bundesamt (Hrsg.), Beschäftigung, Umsatz und Energieversorgung der Unternehmen und Betriebe im Bergbau und im Verarbeitenden Gewerbe, Fachserie 4, Reihe 4.1.1., Stuttgart - Mainz lfd. Jahrgänge; derselbe, Preise und Preisindizes für industrielle Produkte (Erzeugerpreise), Fachserie 17, Reihe 2, Stuttgart — Mainz, lfd. Jahrgänge. Eigene Berechnungen.

158

D. Empirische Analyse

Die Feinkeramik sowie die Ziehereien und Kaltwalzwerke hatten während des gesamten Zeitraums zwischen 1956/58 und 1979/81 ständig zunehmende Anteilsverluste hinzunehmen. Während die Feinkeramik zwischen 1956/58 und 1969/71 jährliche Verluste von etwa 2 Indexpunkten realisierte, nahmen die Anteile zwischen 1970/72 und 1979/81 jährlich um etwa 2,5 Punkte ab. Allerdings stagniert diese Entwicklung seit 1977/79. Eine noGh stärkere Zunahme der Anteilsverluste zeigt sich bei den Ziehereien und Kaltwalzwerken. Die jährlichen Verluste, die in den 60er Jahren etwa 1 Indexpunkt ausmachten, erhöhten sich in den 70er Jahren ebenfalls auf nahezu 2,5 Punkte.

II. Energie Verteuerung und strukturelle Entwicklung

159

Die NE-Metallindustrie konnte nach einer stark rückläufigen und unter dem Durchschnit liegenden Anteilsentwicklung seit 1956/58 in den 70er Jahren Positionsgewinne verzeichnen. Seit 1974/76 stagniert diese Entwicklung. Sowohl die Eisenschaffende Industrie als auch die Holzschliff-, Zellstoff-, Papier- und Pappeerzeugung zeigten zwischen 1956/58 und 1969/71 Positionsverluste und zwischen 1970/72 und 1979/81 eine um den Durchschnitt schwankende Entwicklung. Die Entwicklung der Eisenschaffenden Industrie kann insgesamt auch als struktureller Schrumpfungsprozeß mit zunehmenden Amplituden interpretiert werden.

4. Interpretation der strukturellen Entwicklung der energieintensiven Branchen 4.1. Erklärungsanteil

der Energieverteuerung

Die für die folgende Interpretation der empirischen Daten verwendete Vorgehensweise wurde mit dem Ziel gewählt, trotz der in der ex postBetrachtung nur in ihrer Gesamtwirkung enthaltenen Interdependenzen Rückschlüsse auf den Einfluß der Energieverteuerung auf die Entwicklung der energieintensiven Branchen zu ermöglichen. Zur methodischen Unterstützung werden dabei die im theoretischen Modell abgeleiteten Hypothesen als gedankliches Analysegerüst verwendet. Ausgangspunkt der empirischen Strukturanalyse der einzelnen Branchen ist der Vergleich der Umsatzanteilsentwicklung vor und nach der Energieverteuerung 1973/74. Dabei wurde für die Zeit nach der Energiekrise in den Abb. 27 a, b die Entwicklung bereits ab 1970 erfaßt, um einen direkten Vergleich für eventuell kurzfristig aufgetretene Strukturbrüche zu erhalten. Aufgrund der gewählten Darstellung als Abweichung vom gesamtindustriellen Wachstum könnte aus diesen Ergebnissen bereits unmittelbar darauf geschlossen werden, inwieweit die einzelnen Branchen zu einer Verschärfung oder Abschwächung des strukturellen Wandels in der Industrie beigetragen haben. Da jedoch entsprechend dem gewählten Thema festgestellt werden soll, ob und inwieweit die Energieverteuerung eine Ursache für die strukturelle Entwicklung darstellte, ist eine Vertiefung dieser einfachen Voranalyse zwingend notwendig. Entsprechend dem vorliegenden und berechneten empirischen Material wird mittels der realen und nominalen Energiekostenbelastung ein erster Rückschluß auf die im Modell dargestellten Verschiebungen der Angebotskurve in den einzelnen Branchen versucht. Da jedoch die Meßgrößen für die Energiekostenanteilsänderungen auch durch Einsparungen bei anderen

D. Empirische Analyse

160

Tab. 9: Index der A r b e i t s p r o d u k t i v i t ä t 1978 (Produktionsergebnis je Beschäftigten, 1970=100) Verarbeitendes

136,4

Gewerbe insgesamt

114,6

Eisenschaffende Industrie Zellstoff-, Holzschliff-, Papierund Pappeerzeugung NE-Metallerzeugung und -halbzeugwerke

170,6 151,6

Gewinnung und Verarbeitung von Steinen und Erden Ziehereien und Kaltwalzwerke

136,8 123,4

Chemische Industrie

147,0

Papier- und Pappeverarbeitung

144,5

Herstellung und Verarbeitung von Glas

173,5

Feinkeramik

119,8

Quelle: Statistisches Bundesamt (Hrsg.), Statistisches Jahrbuch 1979 fUr die Bundesrepublik Deutschland, S. 181.

Tab. 10: Einkommenselastizität 1962-1978

der inländischen Nachfrage

Verarbeitende Industrie insgesamt

0,974

Eisenschaffende Industrie

0,811

Zellstoff-, Holzschliff-, Papierund Pappeerzeugung

0,894

NE-Metallerzeugung und -halbzeugwerke

0,980

Gewinnung und Verarbeitung von Steinen und Erden Ziehereien und Kaltwalzwerke

0,915 0,852

Chemische Industrie

1,180

Papier- und Pappeverarbeitung

0,950

Herstellung und Verarbeitung von Glas

1,078

Feinkeramik

0,852

Quelle: Fels, G., Schmidt, K.-D., Die deutsche Wirtschaft im Strukturwandel, S. 125. Kostenarten beeinflußt sind, k ö n n e n n u r vorsichtige Rückschlüsse a u f den tatsächlichen Einfluß der Energieverteuerung a u f notwendige Preisveränderungen gezogen werden. Es w i r d folglich zur weiteren Analyse die tatsächliche Preisentwicklung relativ zur Gesamtindustrie einbezogen. U m möglichen Fehlinterpretationen a u f g r u n d v o n Einsparungen bei anderen Kostenarten u n d a u f g r u n d v o n Verschiebungen der Nachfragek u r v e i m Wachstumsprozeß vorzubeugen, werden zusätzlich die A r b e i t s p r o -

II. Energieerteuerung und strukturelle Entwicklung

161

duktivität und die Einkommenselastizität zur Interpretation der branchenspezifischen Entwicklung herangezogen (vgl. Tab. 9 und 10). Nach Analyse aller vorliegenden empirischen Daten entsprechend den theoretischen Vorarbeiten ist es möglich, unter zusätilicher Berücksichtigung der Größe einer Branche sowie bekannter starker Verflechtungen im Inland bzw. mit dem Ausland signifikante Rückschlüsse auf die Bedeutung der Energieverteuerung für die strukturelle Entwicklung der einzelnen Branchen sowie für das gesamtwirtschaftliche Wachstum vorzunehmen. Eine besondere Berücksichtigung politischer Eingriffe erscheint nicht notwendig, denn „das Verarbeitende Gewerbe bildet eine Art Insel im Meer staatlicher Interventionen" 79 . Abgesehen von der außenwirtschaftlichen Protektion, die bei der Interpretation entsprechend berücksichtigt wird, „sind hier lediglich vereinzelt Finanzhilfen, Steuervergünstigungen und verschiedene Formen der Regulierung von Belang" 80 .

a) Eisenschaffende

Industrie

M i t Ausnahme einer kurzen Periode vor der ersten Energiekrise war die umsatzmäßige Anteilsentwicklung der Eisenschaffenden Industrie stets unterdurchschnittlich (Abb. 26 a und 27 a). Während jedoch im Zeitintervall zwischen 1956 und 1971 der Rückgang etwa -25 Prozentpunkte ausmachte, betrug er im Zeitintervall zwischen 1970 und 1981 nur etwa -12 Prozentpunkte. Obwohl dieser verlangsamte Rückgang des Umsatzanteils nicht einer modellmäßigen Entwicklung entspricht, muß untersucht werden, ob die Energieverteuerung für diese Entwicklung von Bedeutung gewesen sein könnte. Dazu muß zunächst die Veränderung der nominalen Energiekostenbelastung zwischen 1970 und 1978 herangezogen werden (Tab. 5). Der Wert von +29,6 % deutet darauf hin, daß die Energieverteuerung für die Eisenschaffende Industrie zusätzliche Preissteigerungen hätte nach sich ziehen müssen. Es stellt sich die Frage, inwieweit die Veränderung der nominalen Energiekostenbelastung durch reales Verhalten beim Energieeinsatz oder durch andere Kostenarten bedingt war. Die Veränderung der realen Energiekostenbelastung im gleichen Zeitraum zeigt eine Einsparung um -16,9% (Tab. 8). Obwohl die Eisenschaffende Industrie mit diesem Wert an dritter Stelle der betrachteten Branchen steht, bleibt zu prüfen, ob und inwieweit der Zuwachs des nominalen Energiekostenanteils mit Hilfe der realen Energieeinsparungen erklärt werden kann. Gründe für den erfolgten Anstieg könnten zum einen darin liegen, daß mögliche Einsparungen aufgrund der 79 80

Fels, G., Schmidt, K.-D., Die deutsche Wirtschaft im Strukturwandel, S. 266. Ebenda.

11 Larmann

162

D. Empirische Analyse

schlechen Ertragslage der Branche nicht durchgeführt und somit nicht genügend Einsparpotentiale ausgeschöpft wurden, um die Energieverteuerung im wertmäßigen Energieverbrauch abzufangen. Zum anderen könnten selbst real geringere Einsparungen bei anderen Kostenarten zu einer Verschiebung der Kostenbelastung zuungunsten der Energie geführt haben, wenn dadurch Güterpreissteigerungen geringer waren als aufgrund der Energiekostensteigerung notwendig gewesen wäre 81 . Auch hier wäre ein Ansteigen der nominalen Energiekostenbelastung die Folge gewesen. Überprüft werden kann dies, indem man aus der Preisentwicklung (Abb. 25 a) Rückschlüsse auf die Kostenentwicklung zu ziehen versucht. Die unterdurchschnittliche Entwicklung der Preise, die 1979/81 um 16 Indexpunkte unter dem industriellen Durchschnitt lagen, würde die Vermutung nahelegen, daß der Anstieg der nominalen Energiekostenbelastung tatsächlich auch durch Einsparungen bei anderen Kostenarten bedingt war. Weiterhin wäre es jedoch auch denkbar, daß aufgrund der anhaltenden Stahlkrise auf Gewinne verzichtet wurde oder die Preise unter den Gestehungskosten lagen 8 ", was ebenfalls die nominale Energiekostenbelastung erhöht haben könnte. Diese Vermutung liegt besonders nahe, wenn man berücksichtigt, daß ζ. B. die Arbeitsproduktivität in dieser Branche im betrachteten Zeitraum nur um +14 Indexpunkte anstieg und damit nur halb so hoch war wie die gesamtindustrielle Arbeitsproduktivitätserhöhung. Wie bereits dargestellt, war trotz relativ starker Preisrückgänge in den 70er Jahren die Umsatzanteilsentwicklung — wenn auch abgeschwächt gegenüber der in den 60er Jahren — ebenfalls rückläufig. Erklärbar wäre dieser Zusammenhang eventuell durch eine sehr preisunelastische Nachfrage und/oder eine relativ schlechte Einkommenselastizität, d. h. die wachstumsbedingte Verschiebung der Nachfragekurve fiele relativ geringer aus als in den anderen Branchen. Zumindest für die Einkommenselastizität wird diese Vermutung durch den zwischen 1962 und 1978 um -16 % unter dem industriellen Durchschnitt liegenden Wert bestätigt (vgl. Tab. 10). Eine weitere Erklärung könnte darin gesehen werden, daß trotz des starken Zollschutzes für diese Branche aufgrund der subventionierten Konkurrenz in den EG-Ländern die Preise der Eisenschaffenden Industrie international relativ angestiegen sind 83 . Da die Eisenschaffende Industrie 1978 eine reale

81

Immerhin hatten die übrigen Kostenarten trotz der hohen Energiekostenbelastung der Eisenschaffenden Industrie 1973 einen Anteil von 77 % an der gesamten Kostenbelastung pro 100 D M Bruttoproduktionswert (vgl. Tab. 4). 82 Vgl. dazu Kuhn, K., Anpassungsprobleme in der Stahlindustrie, in: Zeitschrift für betriebswirtschaftliche Forschung, 29. Jg. (1977), S. 609 ff. 83 Vgl. Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung, Analyse der strukturellen Entwicklung der deutschen Wirtschaft — Strukturberichterstattung 1980 —, S. 278 f.

II. Energie Verteuerung und strukturelle Entwicklung

163

Exportquote (Export/Umsatz) von fast 34 % hatte 84 , kann auch darin eine wichtige Erklärung für die Umsatzanteilsentwicklung der Branche gesehen werden. Insgesamt betrachtet dürfte weniger die Energieverteuerung als andere Gründe bestimmend für die Anteilsentwicklung des Umsatzes in den 70er Jahren gewesen sein, da die reale Energieeinsparung rein rechnerisch nicht zu einem derart starken Zuwachs der nominalen Energiekostenbelastung hätte führen dürfen. Es wäre jedoch denkbar, daß die Energieverteuerung sich indirekt in der strukturellen Entwicklung der Eisenschaffenden Industrie niedergeschlagen hat. Dies wäre der Fall, wenn durch die vorgenommenen Einsparungen bei der Energie andere Kosten nicht hätten eingespart werden können. Dieser indirekte Einfluß kann u. a. aufgrund des unterdurchschnittlichen Anstiegs der Arbeitsproduktivität angenommen werden. Für einen strukturellen Einfluß der zweiten Energiekrise von 1978/1980, der sich zwar aufgrund der Kürze des Zeitraums kaum ausmachen läßt, liegen bisher keine Anzeichen vor. Im Hinblick auf den Teil des gesamtindustriellen Strukturwandels, der von der Umsatzanteilsentwicklung der Eisenschaffenden Industrie bestimmt wurde, kann aufgrund des verlangsamten Rückgangs in den 70er Jahren auf eine geringfügige Dämpfung geschlossen werden.

b) Zellstoff -, Holzschliff -, Papier- und Pappeerzeugung Die Umsatzanteile dieser Branche haben sich in den 60er Jahren stets unterdurchschnittlich entwickelt (Abb. 26 a). Im Zeitraum zwischen 1956/58 und 1969/71 nahm der Anteil um etwa -28 Indexpunkte ab. Seit 1970/72 schwankt die Entwicklung zwischen einer Abnahme um ca. -5 Indexpunkte bis 1975/77 und einer Zunahme von ca. + 3 Prozentpunkten in der Zeit bis 1979/81 (Abb. 27 a). Sollte diese Branche unter negativen strukturellen Auswirkungen der Energieverteuerung gelitten haben, deutet zumindest die Entwicklung der Umsatzanteile nicht daraufhin. Der bis 1969/71 eindeutig abnehmende Trend wurde nicht fortgesetzt bzw. verstärkt, sondern es ergab sich eine Stabilisierung des Umsatzanteils. Die Annahme, daß die strukturelle Entwicklung dieser Branche nicht energiepreisabhängig erklärt werden kann, wird auch durch eine genauere Betrachtung der Energiekostenentwicklung bestätigt. Während im Zeitraum 1962/1970 der nominale Energiekostenanteil um -15,8 % abnahm, stieg er in der Zeit zwischen 1970/1978 um + 59 % an (Tab. 5), was die dritthöchste Steigerung aller betrachteten Branchen darstellt. Mit diesem Ergebnis ging 84 Vgl. Statistisches Bundesamt (Hrsg.), Statistisches Jahrbuch 1979 für die Bundesrepublik Deutschland, S. 174.

1*

164

D. Empirische Analyse

eine Zunahme des realen Energiekostenanteils um 12,5 % zwischen 1970/78 einher, welcher ebenfalls eine Abnahme von -11,1 % im Zeitraum 1962/1970 gegenüberstand (Tab. 8) 8 5 . Die bisherige Annahme, daß die Entwicklung dieser Branche nicht in erster Linie durch die Energieverteuerung beeinflußt war, wird auch durch die Preisentwicklung in den Jahren nach der Energiekrise bestätigt (Abb. 25 a). Die Preise der Zellstoff-, Holzschliff-, Papier- und Pappeindustrie lagen 1981 etwa um -11 Indexpunkte unterhalb des Industriedurchschnitts. Das ist ein Wert, der nur von drei anderen Branchen übertroffen wird. Der Trend der Preisentwicklung war jedoch zwischen 1978 und 1981 wieder ansteigend. Entsprechend den Überlegungen im theoretischen Teil dieser Arbeit könnte die Stabilisierung der branchenmäßigen Anteilsentwicklung trotz nominal und real stark gestiegener Energiekostenanteile nur durch eine relativ unelastische Nachfrage erklärt werden 86 . Dies würde zwingend steigende Preise implizieren, was tatsächlich jedoch nicht der Fall war. Eine Begünstigung der Branche im Wachstumsprozeß, die aufgrund relativ starker einkommensbedingter Verschiebungen der Nachfragekurve nach rechts bei elastischem Angebot denkbar wäre, lag nicht vor. Die Einkommenselastizität lag mit einem Wert von 0,894 deutlich unter dem Industriedurchschnitt (Tab. 10). Insgesamt muß daher festgestellt werden, daß die Entwicklung dieser Branche in erster Linie auf die relativ geringen Preissteigerungen zurückzuführen ist. Diese waren jedoch keineswegs durch induzierte Einsparungsmaßnahmen bedingt, sondern müssen auf Einsparungen bei anderen Kostenarten zurückgeführt werden. Man kann sogar vermuten, daß in dieser Branche trotz der gestiegenen Energiepreise andere Faktoren durch Energie substituiert worden sind, da trotz zunehmender Energiekostenanteile unterdurchschnittliche Preissteigerungen zustande kamen. Diese Vermutung wird vor allem durch die Entwicklung der Arbeitsproduktivität bestätigt, die im Zeitraum 1970 bis 1978 um ungefähr+34 Punkte über dem Durchschnitt der Gesamtindustrie lag (Tab. 9). Da die Umsatzanteilsentwicklung dieser Branche nach der Energieverteuerung wesentlich kongruenter mit der gesamtindustriellen Entwicklung verlief als in den 60er Jahren, hat die Zellstoff-, Holzschliff-, Papier- und Pappeindustrie nicht zu einer Verschärfung, sondern eher zu einer AbschwäKS Vergleicht man die Werte der Energieintensitäten im Jahr 1973 (Tab. 4), so fällt auf, daß die Zellstoff-, Holzschliff-, Papier- und Pappeerzeugung nahezu doppelt so energieintensiv produziert hat wie die Papier- und Pappeverarbeitung. Die in den Tab. 5 und 8 ausgewiesenen Veränderungen der realen und nominalen Energiekostenbelastung stellen nur einen Durchschnittswert für beide Branchen dar und müssen entsprechend vorsichtig interpretiert werden. 86 Vgl. Abb. 21.

II. Energieerteuerung und strukturelle Entwicklung

165

chung des industriellen Strukturwandels in der Folgezeit der Energiekrise beigetragen. Dieses Ergebnis ist jedoch vor allem durch Produktivitätssteigerungen des Faktors Arbeit bedingt. Es kann daher keineswegs auf eine Falsifizierung der in Tab. 1 in Kapitel C zusammengefaßten Hypothesen über die Anteilsentwicklung energieintensiver Sektoren geschlossen werden. Die Annahme energiepreisinduzierter technischer Fortschritte könnte für diese Branche nur dann bestätigt werden, wenn die sehr hohen Einsparungen beim Faktor Arbeit auf den Energiekostendruck zurückzuführen wären. Die im Zeitraum 1978-1981 sich abzeichnende Tendenz einer Abnahme der Umsatzanteile (ca. um -1 Prozentpunkt) sowie die Umkehrung des Trends in der Preisentwicklung in dieser Zeitspanne lassen es angeraten erscheinen, diese Branche bei einer Betrachtung der Auswirkungen der zweiten Energiekrise zu einem späteren Zeitpunkt besonders zu beachten. c) NE-Metallindustrie Nach einer stets rückläufigen Umsatzanteilsentwicklung in den 60er Jahren (bis -18 Indexpunkte Anteilsverlust 1969/71) konnte in den 70er Jahren eine stetige Zunahme des Umsatzanteils bis 1974/76 (+ 14 Indexpunkte) verzeichnet werden (Abb. 26 a und 27 a). Anschließend schlug diese zunehmende Entwicklung um in eine Anteilserhaltung mit geringfügigen Zu- und Abnahmen im Zeitablauf. Da der nominale Energiekostenanteil, der im Zeitraum 1962/70 noch um -21,8% gesunken war, zwischen 1970/78 um + 1 1 4 % zunahm (Tab. 5), könnte die Energieverteuerung für das Abknicken des positiven Entwicklungstrends nach der Energiekrise durchaus eine Rolle gespielt haben. Dies gilt vor allem auch deshalb, da man wegen der Zunahme des realen Energiekostenanteils um +23,3 % im Zeitraum 1970/78 (Tab.8) ausschließen kann, daß die nominale Entwicklung ausschließlich auf Einsparungen bei anderen Kostenarten zurückzuführen war. Die tatsächliche Preisentwicklung, die im Zeitraum 1970/81 einen Extremwert von -60 Indexpunkten unterhalb des Industriedurchschnitts erreichte, läßt jedoch darauf schließen, daß der überproportional hohe Anstieg des nominalen Energiekostenanteils zumindest teilweise auf Einsparungen bei anderen Kostenarten beruhte. Diese Überlegung wird auch durch die um + 15 Punkte über dem Industriedurchschnitt liegende Arbeitsproduktivität gestützt (Tab. 9). Zudem kann aufgrund der absoluten Preissenkungen dieser Branche darauf geschlossen werden, daß die Zunahme des Umsatzanteils zur besseren Kapazitätsauslastung oder sogar zur Realisierung von large scale effects genutzt werden konnte. In diesem Fall befand sich die Branche auf der Angebotskurve in einem Bereich negativer Elastizi-

166

D. Empirische Analyse

täten. Das bedeutet, daß trotz der aus einer leicht überdurchschnittlichen Einkommenselastizität von 0,980 (Tab. 10) resultierenden Rechtsverschiebung der Nachfragekurve Preissenkungen zustande kommen konnten. Dieser Fall wurde zwar im theoretischen Teil in Kapitel C nicht explizit behandelt, ist jedoch leicht nachvollziehbar. Die für diese Branche empirisch festgestellte geringe Preiselastizität von -0,2 87 für die Zeit zwischen 1970 und 1978 trägt bei einer Verschiebung der Nachfragekurve nach unten ebenfalls zu Preissenkungstendenzen bei. Aus diesen Beobachtungen kann zudem darauf rückgeschlossen werden, daß die tatsächliche Produktionsausweitung höher war als durch die Entwicklung des Umsatzanteils angezeigt wird. Da, wie oben festgestellt, die Entwicklung des Umsatzanteils seit der ersten Energiekrise parallel zur Entwicklung der Gesamtindustrie verlief, liegt aufgrund der empirischen Analyse von Energiekostenanteilen und relativer Preisentwicklung in der NE-Metallindustrie eher eine aus der Abschwächung des Wachstums resultierende Mindernachfrage als Erklärung für diese Entwicklung nahe als branchenspezifisches Verhalten. Die enorme Zunahme des Umsatzanteils zu Beginn der 70er Jahre kann sicherlich teilweise auf die Ausweitung der Mikroelektronik, für die die NEMetallindustrie einen wichtigen Lieferanten darstellt 88 , zurückgeführt werden. Die Analyse der empirischen Datenreihen dieser Branche läßt zum heutigen Zeitpunkt keinen Einfluß der zweiten Energiekrise erkennen. Insgesamt wurde durch diese Branche in den 70er Jahren eine Verstärkung des gesamtindustriellen Strukturwandels ausgeübt, die jedoch ursächlich nur indirekt auf die Energieverteuerung zurückgeführt werden kann. Die Stabilisierung des Anteils nach der ersten Energiekrise könnte jedoch, berücksichtigt man die gestiegene Energiekostenbelastung sowie wachstumsbedingte Nachfragerückgänge, die ihrerseits auf die Energieverteuerung zurückzuführen sein könnten, vorsichtig als Dämpfung des industriellen Strukturwandels durch die Energieverteuerung interpretiert werden. d) Industrie der Steine und Erden Die Industrie der Steine und Erden lag bis Anfang der 70er Jahre umsatzanteilsmäßig fast ständig über dem industriellen Durchschnitt, wohingegen ihre Entwicklung nach der ersten Energieverteuerung deutlich hinter der durchschnittlichen Entwicklung der Industrie zurückblieb (Abb. 26 a und 27 a). *7 Vgl. Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung, Analyse der strukturellen Entwicklung der deutschen Wirtschaft — Strukturberichterstattung 1980 —, S. 362. *K Vgl. dazu die Ausführungen ebenda, S. 374 ff.

II. Energieerteuerung und strukturelle Entwicklung

167

Die nominale Energiekostenbelastung erreichte mit +4,3 % zwischen 1970 und 1978 die geringste Zunahme aller betrachteten Branchen (Tab. 5). Da dies einherging mit der höchsten Abnahme der realen Belastung der betrachteten Branchen (-26,9 % in Tab. 8), dürfte selbst bei Beeinflussung der nominalen Werte durch überdurchschnittliche Preissteigerungen auf die Energieverteuerung als Ursache für die schlechte Umsatzanteilsentwicklung geschlossen werden. Da zudem die tatsächliche Preisentwicklung 1981 um -7 Prozentpunkte unter dem Industriedurchschnitt lag (Abb. 25 a) und eine durchschnittliche Entwicklung der Arbeitsproduktivität (Tab. 9) nicht auf verlustbringende Preissenkungen wie bei der Eisenschaffenden Industrie schließen läßt, kann die Entwicklung dieser Branche nicht ohne Verschiebung der Nachfragekurve erklärt werden, da die Angebotskurve nicht stärker als im Durchschnitt verschoben werden mußte. Da dies auch nicht durch die mit 0,915 knapp unter dem Industriedurchschnitt liegende Einkommenselastizität (Tab. 10) zu begründen ist, muß die Ursache zweifellos in der engen Verflechtung mit der Bauindustrie gesehen werden, die 1970 immerhin 83 % des Outputs der Industrie der Steine und Erden nachfragte 89 . Die Entwicklung der Industrie der Steine und Erden stand daher vor allem in Zusammenhang mit der Konstanz der volkswirtschaftlichen Investitionsquote für Bauten und dem Vordringen von Baumaterialien aus den Bereichen der Holz- und Kunststoffverarbeitung 90 . Ein direkter Zusammenhang zwischen der Branchenanteilsentwicklung und der Energieverteuerung kann somit nicht gesehen werden. Es kann jedoch ein starker indirekter Einfluß der Energieverteuerung über Verflechtungen vermutet werden, falls die These zutrifft, daß u. a. durch die Energieverteuerung eine rückläufige Konjunkturentwicklung bedingt war und die Bauindustrie sehr konjunkturunabhängig ist. Allerdings bleibt offen, inwieweit die Beendigung des Baubooms in den 70er Jahren durch die Energieverteuerung bedingt oder auf den „gesättigten Nachholbedarf 4 der Nachkriegszeit zurückzuführen war. Der Beitrag der Indùstrie der Steine und Erden zum Tempo des industriellen Strukturwandels in den 70er Jahren war entsprechend der oben analysierten Entwicklung zweifellos positiv. In der Energieverteuerung kann jedoch bestenfalls eine indirekte Ursache für die Verschärfung des Wandels gesehen werden.

Vgl. Grefermann, K., Industrie der Steine und Erden, in: Struktur und Wachstum, Reihe Industrie, hrsg. vom Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung, H. 33, Berlin 1981, S. 14. g " Vgl. Hoppen, H. D., Industrieller Strukturwandel. Eine empirische Untersuchung der sektoralen und regionalen Veränderungen im Sekundärbereich der Bundesrepublik Deutschland, S. 40.

168

D. Empirische Analyse e) Ziehereien und Kaltwalzwerke

Die anteilige Umsatzentwicklung dieser Branche war in der ersten Zeitperiode stetig rückläufig. Die Abnahme des Anteils summierte sich von 1956/58 — 1969/71 auf etwa-19 Prozentpunkte (Abb. 26 b). Dieser negative Trend verschärfte sich im Verlauf der 70er Jahre (Abb. 27 b). So machte die Abnahme des Anteils von 1970/72 bis 1979/81 etwa 30 Indexpunkte aus. Gegenüber den Werten im ersten Zeitintervall hat sich die durchschnittliche Abnahme des Anteils p. a. nahezu verdoppelt. Da über die Entwicklung der Energiekostenbelastung in dieser Branche keine Werte vorliegen, ist es nur möglich, Rückschlüsse aus der Preisentwicklung zu ziehen. Diese lag zwischen 1970 und 1980 insgesamt um 27 Prozentpunkte unter dem Industriedurchschnitt (Abb. 25 b). Daraus folgt, daß sowohl bei der Energie als auch bei anderen Kostenarten deutliche Einsparungen bzw. Produktivitätssteigerungen notwendigerweise hätte realisiert werden müssen, falls nicht negative Angebotselastizitäten (zunehmende Grenzprodukte) im relevanten Bereich der Angebotskurve bei gleichzeitiger Zunahme der Nachfrage für diese Preissenkungen verantwortlich waren. Sowohl der starke Rückgang des Umsatzanteils als auch die ungefähr -12 % unter dem Industriedurchschnitt liegende Einkommenselastizität (Tab. 10) sprechen jedoch eindeutig gegen diese Erklärung. Eine Begründung für die branchenmäßige Umsatzanteils- und Preisentwicklung kann, da zudem die Zunahme der Arbeitsproduktivität um +13 Punkte unterhalb des industriellen Durchschnitts lag (Tab. 9), nicht direkt aus der Energieverteuerung erfolgen. Eigentliche Ursache dieser relativen Entwicklungen waren mit großer Wahrscheinlichkeit die enge Verflechtung mit der Eisenschaffenden Industrie sowie vergleichbare Probleme auf den internationalen Märkten. Bei einer Exportquote von immerhin 26,5 % im Jahre 197891 könnte dies eine spürbare Linksverschiebung der Nachfragekurve aufgrund ausbleibender Auslandsnachfrage bedeutet haben, was bei normaler Nachfrageelastizität sowohl den Anteilsrückgang als auch den Preisverfall der Branche hinreichend erklären würde. Eine relativ hohe Nachfrageelastizität, für die jedoch kein empirischer Wert vorliegt, könnte die Entwicklung noch unterstützt haben. Da sich ab 1978 noch einmal ein verstärkter Preisverfall und Umsatzanteilsrückgang einstellte (Abb. 25 b und 27 b), kann trotz des kurzen Zeitraums bereits vorsichtig auf eine zusätzliche Auswirkung der zweiten Energiekrise geschlossen werden. 1,1

Statistisches Bundesamt (Hrsg.), Statistisches Jahrbuch 1979 fur die Bundesrepublik Deutschland, S. 174.

II. Energieerteuerung und strukturelle Entwicklung

169

Der Einfluß der Energieverteuerung auf die strukturelle Entwicklung dieser Branche ist insgesamt trotz allem als gering einzuschätzen. Selbst wenn man eventuell mögliche indirekte Auswirkungen der Energieverteuerung in Form von Gewinnrückgängen sowie daraus folgenden Hemmnissen für produktivitätssteigernde Investitionen allgemein in Betracht zieht, wäre die Energieverteuerung als Hauptursache zweifelhaft. Auch in diesem Fall muß berücksichtigt werden, daß fehlende internationale Wettbewerbsfähigkeit und sinkende Gewinne entsprechend den derzeit vertretenen Thesen in erster Linie auf das Subventionsverhalten im stahlproduzierenden Ausland zurückgeführt werden können 92 . In bezug auf den Strukturwandel kann festgestellt werden, daß die Umsatzanteilsentwicklung der Ziehereien und Kaltwalzwerke zweifelsohne zu einer Verschärfung des gesamtindustriellen Strukturwandels beigetragen haben muß. f) Chemie Betrachtet man die relative Umsatzentwicklung der Chemischen Industrie (Abb. 26 b und 27 b) so erkennt man, daß der stark ansteigende Trend der 60er Jahre bis etwa zur zweiten Energiekrise aufrecht erhalten werden konnte. Der insgesamt doch deutliche Rückgang der durchschnittlichen jährlichen Zunahmen in den 70er Jahren von +3,7 auf +2,3 Indexpunkte ist nicht unwesentlich durch die erstmalige Trendumkehr der Branchenanteilsentwicklung in der Folge der zweiten Energiekrise bedingt. Die Veränderung der nominalen und realen Energiekostenbelastung in den 70er Jahren (Tab. 5 und Tab. 8) zeigt, daß ein direkter Einfluß der Energieverteuerung nicht vermutet werden kann: die nominale Energiekostenbelastung stieg nur um +9,7 % bei einem gleichzeitig sehr hohen Rückgang des realen Energiekostenanteils um -29,2 %. Der geringfügige nominale Anstieg war vermutlich zudem durch die überdurchschnittlich gute Entwicklung der Arbeitsproduktivität, die um +10,6 Punkte über dem Industriedurchschnitt lag (Tab. 9) bedingt. In bezug auf das theoretische Modell muß daher ein der Abb. 19 entsprechender Fall des vollständigen technischen Fortschritts vorgelegen haben. Da die Preisentwicklung außerdem deutlich unter dem Industriedurchschnitt lag (insgesamt zwischen 1970/1978 etwa um -13 Indexpunkte in Abb. 25 b) und die Einkommenselastizität mit 1,180 den höchsten Wert aller Industriebranchen aufwies (Tab. 10), istdie Umsatzanteilsentwicklung damit zunächst hinreichend erklärt. Die Abschwächung der starken Zunahme der 60er Jahre kann somit vor allem aus geringer gestiegenen Realeinkommen und damit geringeren Verschiebungen der Nachfragekurve erklärt werden. Vgl. dazu Fußnote 83.

170

D. Empirische Analyse

Sollte jedoch aufgrund einer indirekten Wirkung der Energieverteuerung über andere Faktoren auf die Gesamtproduktivität dieser Branche gerade in der Chemie, die mit etwa 11 % einen sehr hohen Anteil am Gesamtumsatz der Industrie hat, eine spürbare Verminderung der Realeinkommenszuwächse resultiert haben, so wäre für diese relativ große Branche sogar eine „doppelte" indirekte Wirkung der Energieverteuerung auf die gebremste Entwicklung denkbar. Ein Einfluß der Energieverteuerung auf die Umsatzanteilsentwicklung dieser Branche ist somit hauptsächlich über indirekte Zusammenhänge erkennbar. Es ist zudem zu berücksichtigen, daß die Anteilsentwicklung der Chemischen Industrie innerhalb des Verarbeitenden Gewerbes durch starke Substitutionen zu Lasten der „traditionellen" Grundstoff- und Produktionsgüterbranchen erfolgte 93 . Inwieweit der ab 1978 erstmalig zu beobachtende Rückgang der Branchenanteilsentwicklung in direktem Zusammenhang mit der zweiten Energiekrise steht, kann derzeit noch nicht abschließend beurteilt werden. Das gilt vor allem, da der geringe direkte Einfluß der Energieverteuerung nach der ersten Energiekrise auf die stark positive Energieproduktivitätsentwicklung zurückgeführt werden muß, das empirische Datenmaterial jedoch nur eine Analyse dieser Werte bis einschließlich 1978 zuläßt. Der in den 60er Jahren sehr starke Einfluß auf die Beschleunigung des industriellen Strukturwandels hat sich in den 70er Jahren abgeschwächt. Diese Tendenz ist jedoch wegen der Größe der Chemie von besonderer Bedeutung. g) Papier- und Pappeverarbeitung Bei der papier- und pappeverarbeitenden Industrie kann ein Trendknick bei der Umsatzanteilsentwicklung in der Folgezeit der ersten Energiekrise festgestellt werden. Während bis 1970 der Anteil in etwa gehalten wurde (Abb. 26 b), trat von 1970 bis 1981 eine Abnahme um -9 Indexpunkte auf (Abb. 27 b). Die Betrachtung der Veränderung der Energiekostenbelastungen dieser Branche legt die Vermutung nahe, daß ein direkter Zusammenhang mit der Energieverteuerung besteht. Die nominale Energiekostenbelastung stieg im Zeitr aum zwischen 1970 und 1978 um +59 %, die reale Energiekostenbelastung nahm um +12,5 % zu (Tab. 5 und 8). Der in etwa durchschnittliche Wert der Einkommenselastizität von 0,950 (Tab. 10) führte zu entsprechenden Verschiebungen der Nachfragekurve. Da die Preisentwicklung insge1)3 Vgl. Hoppen, H. D., Industrieller Strukturwandel. Eine empirische Untersuchung der sektoralen und regionalen Veränderungen im Sekundärbereich der Bundesrepublik Deutschland, S. 40.

II. Energieerteuerung und strukturelle Entwicklung

171

samt um etwa + 5 Indexpunkte über dem industriellen Durchschnitt lag (Abb. 25 b), obwohl die Arbeitsproduktivität sich um + 8 Punkte gegenüber dem Industriedurchschnitt verbesserte (Tab. 9), muß bei zunächst konstanter Nachfragekurve von einer energiepreisbedingten Verschiebung der Angebotskurve analog der Ergebnisse im theoretischen Teil ausgegangen werden. Bereits bei normaler Nachfrage- und Angebotselastizität kann daher der Rückgang im Umsatzanteil auf Basis der theoretischen Vorüberlegungen erklärt werden (vgl. Abb. 19). Da die Preisentwicklung nach 1978 besonders auffällig zunahm und der Umsatzanteil nach vorhergehender leichter Erholung nach der zweiten Energiekrise wieder zurückging, kann ad hoc auch ein erkennbarer Einfluß der Energieverteuerung 1978/80 vermutet werden. Für den Strukturwandel kann man feststellen, daß er durch die Trendveränderung in der Anteilsentwicklung der Papier- und Pappeverarbeitung in den 70er Jahren leicht verschärft wurde. Es muß vermutet werden, daß die Verschärfung des Strukturwandels hier eine direkte Folge der Energieverteuerung ist. h) Glasindustrie Betrachtet man die relative Umsatzentwicklung der Glasindustrie (Abb. 26 b und 27 b), so liegt die Vermutung nahe, daß die potentielle strukturelle Gefährdung durch die Energieverteuerung zu einer tatsächlichen Gefährdung wurde. Ähnlich wie in der Papier- und Pappeverarbeitung kippte der in den 60er Jahren weitgehend neutrale Trend in den 70er Jahren in eine insgesamt leicht negative Entwicklung der Umsatzanteile um. Dabei ist jedoch besonders zu beachten, daß die anteilige Umsatzentwicklung bis 1975/77 relativ stark, d.h. um -11 Indexpunkte zurückging, sich in den folgenden Jahren jedoch bis auf -4 Indexpunkte wieder ihrem Ausgangswert von 1970 annäherte. Es ist daher zu prüfen, ob diese zweite Trendveränderung im Verlauf der 70er Jahre auf erfolgreiche Anpassungsmaßnahmen zurückgeführt werden kann. Die Entwicklung der nominalen Energiekostenbelastung kann bei einer Zunahme von +28,6% in den 70er Jahren (Tab. 5) die obige These nicht bestätigen. Berücksichtigt man jedoch die reale Abnahme um -9,5 % im gleichen Zeitraum (Tab. 8) sowie einen möglichen negativen Einfluß der mit dieser Branche zusammen ausgewiesenen Feinkeramik, so kann vorsichtig auf einen positiven Anpassungseinfluß rückgeschlossen werden. Dies wird um so wahrscheinlicher, berücksichtigt man, daß der Anstieg der nominalen Energiekostenbelastung durch einen Preisrückgang um -17 Prozentpunkte (Abb. 25 b) im betrachteten Zeitraum beeinflußt war und zudem eine extreme hohe Steigerung der Arbeitsproduktivität (+ 37,1 Punkte über dem

172

D. Empirische Analyse

Industriedurchschnitt, Tab. 9) vorlag. Wird zudem der relativ hohe Wert der Einkommenselastizität von 1,078 beachtet (Tab. 10), so kann die Erholung der Branche bereits bei normalen Elastizitäten des Angebots und der Nachfrage modelladäquat erklärt werden. Die direkte Ursache dafür ist jedoch nicht in energiesparendem technischen Fortschritt, sondern hauptsächlich in der starken Steigerung der Arbeitsproduktivität zu sehen. Ein indirekter Einfluß der Energieverteuerung könnte höchstens dann vorgelegen haben, wenn mit dem Ziel der Energieeinsparung durchgeführte Investitionen zusätzlich sehr arbeitssparend waren bzw. der energiepreisbedingte Kostendruck Einsparungen bei anderen Faktoren induziert hat. Ein struktureller Einfluß der zweiten Energiekrise kann anhand der vorliegenden Daten bisher nicht festgestellt werden. A u f den Strukturwandel ging von der Glasindustrie in den 70er Jahren keine nennenswerte Änderung aus. i) Feinkeramik Die strukturelle Umsatzentwicklung der Feinkeramik verlief in den betrachteten Zeitintervallen stets unter dem industriellen Durchschnitt (Abb. 26 b und 27 b). Allerdings läßt sich in den 70er Jahren eine deutliche Beschleunigung des negativen Trends von durchschnittlich etwa -2 auf -3 Prozentpunkte feststellen. Es erscheint zunächst problematisch, diese Entwicklung auf die Energieverteuerung zurückzuführen. Die nominale Energiekostenbelastung nahm um +28,6 % in den 70er Jahren zu (Tab. 5), während die reale Belastung um -9,5 % zurückging (Tab. 8). Es liegt nahe, wegen der günstigen Energiekostenentwicklungen und der Entwicklung der Arbeitsproduktivität, die mit etwa -17 Punkten unter dem Industriedurchschnitt einen relativ schlechen Wert aufweist (Tab. 9), die Preisentwicklung und damit zumindest einen Teil der negativen Umsatzanteilsentwicklung nicht auf die Energieverteuerung zurückzuführen. Da zudem die Einkommenselastizität um etwa 12 % unter dem Industriedurchschnitt lag (Tab. 10), muß angenommen werden, daß die Umsatzanteilsentwicklung zwar ohne extreme Annahmen über einzelne Elastizitäten erklärbar ist, jedoch insgesamt kaum ursächlich auf die Energieverteuerung zurückgeführt werden kann. Ein besonderer Einfluß der zweiten Energiekrise kann bislang nicht festgestellt werden, da in den letzten Jahren eine Stabilisierung des Umsatzanteils eingetreten ist. In bezug auf den gesamtindustriellen Strukturwandel muß bei einer Abnahme der Branche um etwa -30 Indexpunkte zwar von einer erkennba-

II. Energieerteuerung und strukturelle Entwicklung

173

ren Beschleunigung gesprochen werden. Diese ist jedoch einerseits nicht direkt auf die Energieverteuerung zurückzuführen und fällt zudem aufgrund der geringen Größe der Branche kaum ins Gewicht. 4.2. Zusammenfassung der Ergebnisse 4.2.1. Einfluß der Energieverteuerung auf die branchenmäßigen Umsatzanteilsentwicklungen Entsprechend den in II.4.1. analysierten Umsatzanteilsänderungen muß den energieintensiven Branchen ein beachtlicher Einfluß auf den Strukturwandel sowie daraus resultierende Probleme beigemessen werden. Die als energieintensiv identifizierten Branchen repräsentieren 1981 immerhin etwa ein Viertel des gesamtindustriellen realen Umsatzes 94 . Die Gewichtigkeit der einzelnen Branchen differiert jedoch stark. Nahezu die Hälfte der analysierten Umsatzanteile entfallt auf die Chemie. Die Eisenschaffende Industrie, die Industrie der Steine und Erden und die NEMetallindustrie weisen eine etwa durchschnittliche Größe auf, wohingegen die übrigen Branchen lediglich Umsatzanteile zwischen 1,23 % (Papier- und Pappeverarbeitung) und 0,29 % (Feinkeramik) besitzen. Die bisher analysierten Branchenergebnisse sind folglich entsprechend zu gewichten. Der direkt feststellbare Einfluß der Energieverteuerung auf die strukturelle Entwicklung muß als relativ gering veranschlagt werden. Lediglich für die Chemische Industrie und die Papier- und Pappeverarbeitung kann vorsichtig auf einen direkten negativen Einfluß entsprechend der theoretischen Vorüberlegungen geschlossen werden. Die Entwicklung der übrigen Branchen zeigt zwar ζ. T. signifikante Veränderungen im Zeitraum nach der ersten Energiekrise, jedoch ist es in den meisten Fällen nur möglich, auf einen indirekten Einfluß der Energieverteuerung zurückzuschließen. Dies trifft ζ. B. die Industrie der Steine und Erden, die über ihre enge Verflechtung zur Bauindustrie vermutlich sehr starke Nachfrageeinbußen aufgrund der Konjunkturempfindlichkeit ihres Hauptabnehmers hinnehmen mußte. Die Konjunktur- bzw. Wachstumsproblematik kann jedoch zu einem nicht geringen Teil auf die Energieverteuerung zurückgeführt werden. Der Einfluß der zweiten Energiekrise kann aufgrund des sehr kurzen Zeitraums und der damit verbundenen Datenproblematik nur unzureichend ermittelt werden. In einigen Branchen, ζ. B. in der Chemischen Industrie und der Papier- und Pappeverarbeitung, zeichnet sich jedoch aufgrund der Umsatzanteils- und Preisentwicklung nach 1978 ein negativer Einfluß ab. 94 Vgl. Statistisches Bundesamt (Hrsg.), Statistisches Jahrbuch 1982 für die Bundesrepublik Deutschland, Stuttgart-Mainz 1982, S. 167. Zur gesamtwirtschaftlichen Bedeutung der energieintensiven Branchen vgl. auch Rammner, P., Die Bedeutung der Energiewirtschaft für die Bundesrepublik, in: Hauff, V. (Hrsg.), Energie — Wachstum — Arbeitsplätze, Argumente in der Energiediskussion, Bd. 4/5, Villingen 1978, S. 259.

174

D. Empirische Analyse

In bezug auf das im theoretischen Modell unterstellte induzierte Anpassungsverhalten im technischen Bereich kann insgesamt ein positives Ergebnis festgestellt werden. Mit Ausnahme der NE-Metallindustrie und der Zellstoff-, Holzschliff-, Papier- und Pappeerzeugung sowie der Papier- und Pappeverarbeitung wurden in den 70er Jahren in allen betrachteten Branchen beträchtliche reale Energieeinsparungen realisiert (bis zu +29,2 % in der Chemie). Dies erscheint besonders signifikant, berücksichtigt man, daß in der Gesamtindustrie vergleichsweise nur geringe reale Einsparungen stattgefunden haben 95 . Die tatsächliche Preisentwicklung in den einzelnen Branchen deutet desweiteren darauf hin, daß der energiepreisbedingte Kostendruck auch zu überdurchschnittlichen Rationalisierungsbemühungen bei anderen Kostenarten führte 96 . Lediglich die Feinkeramik, die offensichtlich nur sehr geringe Rationalisierungspotentiale besaß, lag in ihrer Preisentwicklung deutlich über dem Industriedurchschnitt. Für alle anderen Branchen läßt sich feststellen, daß ihre Preisentwicklung unterdurchschnittlich war (ζ. B. Industrie der Steine und Erden sowie Chemie); d. h. in den Branchen, in denen es offensichtlich nicht gelang, in größerem Maß Energie zu sparen, hat der Kostendruck zumindest dazu geführt, in verstärktem Maß andere Faktoren einzusparen. Besonders deutlich wird dies am Beispiel der NEMetallindustrie und der Zellstoff-, Holzschliff-, Papier- und Pappeindustrie, in denen der Zunahme des realen Energieverbrauchs eine weit über dem Durchschnitt der Gesamtindustrie liegende Steigerung der Arbeitsproduktivität gegenüberstand. Dementsprechend unterdurchschnittlich war in diesen Branchen auch die Preisentwicklung. In diesem Zusammenhang muß jedoch die Sonderrolle der Eisenschaffenden Industrie hervorgehoben werden, deren Preisentwicklung offensichtlich nicht durch Rationalisierungs- und Einsparerfolge erklärt werden kann 9 7 . Die bisher implizierte Annahme, die Preise seien in erster Linie durch Veränderungen der Kosten und nicht etwa durch Gewinnverzichte und ähnliches bedingt, kann nicht ohne weiteres allein aufgrund der Preisentwicklung, die größtenteils unterhalb des Industriedurchschnitts verlief, aufrecht erhalten werden. Es ist zu berücksichtigen, daß bereits vor der ersten Energiekrise alle Branchen mit Ausnahme der Industrie der Steine und Erden, der Chemie und der Papier- und Pappeverarbeitung, eine negative Tendenz in der Umsatzanteilsentwicklung zeigten. Preiszugeständnisse, die dazu dienen sollten, diese Entwicklung trotz der Energieverteuerung zu bremsen, wären daher durchaus denkbar. M i t Ausnahme der Eisenschaffenden Industrie muß jedoch aufgrund der sehr hohen Rationalisierungserfolge 1.5

Vgl. Hillebrand, B., Energiesparen — langfristig die einzige Alternative?, S. 176. Vgl. dazu auch Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung, Analyse der strukturellen Entwicklung der deutschen Wirtschaft — Strukturberichterstattung 1980 —, S. 360. 1.7 Vgl. die entsprechenden Ausführungen in II.4.1. 1.6

II. Energie Verteuerung und strukturelle Entwicklung

175

in allen Branchen darauf geschlossen werden, daß keineswegs unter 'den Gestehungskosten liegende Preise, die selbstverständlich jede Investitionstätigkeit hätten hemmen müssen, vorlagen. Betrachtet man die Anteilsentwicklung der Branchen, kann man daher insgesamt davon ausgehen, daß sich überwiegend der positive Effekt der Energieverteuerung in Form induzierter technischer Fortschritte durchsetzte 98 . Das stellt vemutlich auch den ursächlichen Grund dafür dar, daß ein direkter Einfluß der Energieverteuerung auf die Umsatzanteilsentwicklung der energieintensiven Branchen nur in geringem Maß nachgewiesen werden kann 9 9 .

4.2.2. Einfluß der Energieverteuerung auf den gesamtindustriellen Strukturwandel Anhand der in dieser Arbeit vorgenommenen Betrachtungen kann selbstverständlich nicht der gesamtindustrielle Strukturwandel analysiert werden, sondern nur der Teil, der von den ausgewählten energieintensiven Branchen getragen wurde. Da, wie oben festgestellt, der Anteil dieser Branchen am realen Gesamtumsatz der Industrie 1981 immerhin etwa 25 % betrug, kann auf eine spürbare Beeinflussung des industriellen Wandels geschlossen werden. Entsprechend den theoretischen Übelegungen und empirischen Ergebnissen für den technischen Fortschritt ergibt sich auch hier nicht jener signifikante Einfluß, der aufgrund des einfachen theoretischen Modells ohne technischen Fortschritt 1 0 0 hätte erwartet werden müssen. Lediglich in der NE-Metallindustrie kann eine strukturwandelwirksame Umkehrung des Trends in den 60er Jahren festgestellt werden. Gerade in dieser Branche zeigt sich deutlich, daß über positives Verhalten im technischen Produktionsbereich der bisher abnehmende Trend in starke Anteilsgewinne verändert wurde. Für diese Branche ist außerdem zu beachten, daß die Entwicklungen im Bereich der Mikroelektronik eine zusätzliche positive Wirkung ausübten. 101 . Eine ebenfalls positive Entwicklung — offensichtlich auch mittels technischer Fortschritte — nahm die Zellstoff-, Holzschliff-, Papier- und PappeinVgl. die Punkte GTF in den Abb. 19, 20, 21. Ähnliche Überlegungen muß auch das Ifo-Institut im Zusammenhang mit der Ölverteuerung angestellt haben: „Strukturelle Probleme in diesen Bereichen (ζ. B. in der Stahlindustrie) können also nicht direkt der Ölverteuerung zugerechnet werden, zumal diese Bereiche, . . ., durch Reduzierung ihres spezifischen Ölverbrauchs die Kostenbelastung aufgefangen haben." Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung, Analyse der strukturellen Entwicklung der deutschen Wirtschaft — Strukturberichterstattung 1980 —, S. 363. m 11,1

Vgl. dazu Kapitel C.II. 1.1. Vgl. die entsprechenden Ausführungen in II.4.1.

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D. Empirische Analyse

dustrie, die den bis Ende der 60er Jahre negativen Trend in den 70er Jahren in etwa stabilisieren konnte. Ebenfalls einen spürbaren, wenn auch geringen Einfluß auf den Strukturwandel dürfte die Entwicklung in den Branchen Steine und Erden sowie Papier- und Pappeverarbeitung gehabt haben, die sich bis 1970 in etwa gleichlaufend mit der Gesamtindustrie entwickelten, in den 70er Jahren jedoch spürbare Anteilsverluste hinnehmen mußten. Für alle anderen Branchen können lediglich Verstärkungen bzw. Abschwächungen von bereits in den 60er Jahren vorliegenden Trends festgestellt werden, was eine leichte Beschleunigung bzw. leichte Abschwächung des gesamtindustriellen Wandels bedeutet. Von besonderer Bedeutung ist dabei jedoch die Entwicklung der Chemischen Industrie, bei der die deutliche Verlangsamung der zunehmenden Anteilsentwicklung bereits einen spürbaren Einfluß auf das gesamtwirtschaftliche Wachstum gehabt haben dürfte. Es muß jedoch besonders darauf hingewiesen werden, daß diese Entwicklung zu einer vom Volumen her beachtlichen Abschwächung des industriellen Wandels beigetragen hat. Im Gegensatz zu entsprechenden Aussagen u. a. im Rahmen der Strukturberichterstattung 102 kann folglich keineswegs festgestellt werden, daß die von der Energieverteuerung besonders betroffenen Branchen zu einer fühlbaren Verschärfung des gesamtindustriellen Wandels beigetragen haben.

4.3.2. Einfluß der Energieverteuerung auf das Wirtschaftswachstum Wie bereits die oben angesprochene Problematik der strukturellen Entwicklung der Chemie zeigt, können durchaus signifikante Auswirkungen der energieintensiven Branchen auf das gesamtwirtschaftliche Wachstum unterstellt werden. Die Chemie, die Industrie der Steine und Erden sowie die Papier- und Pappeverarbeitung verzeichneten in den 70er Jahren eine geringere Zunahme bzw. Abnahme ihrer Anteile. Für die Feinkeramik, die Glasindustrie und die Ziehereien und Kaltwalzwerke kann eine Verschärfung des negativen Trends festgestellt werden. Nur für die Zellstoff-, Holzschliff-, Papier- und Pappeerzeugung ergab sich eine Verringerung der Abnahme und damit eine weniger negative Auswirkung auf das Wachstum. Einen positiven, zusätzlichen Wachstumsbeitrag im Zeitraum 1970-1981 leistete von den betrachteten Branchen lediglich die NE-Metallindustrie. 1,12

Vgl. Fels, G., Schmidt, K.-D., Die deutsche Wirtschaft im Strukturwandel, S. 127.

II. Energieerteuerung und strukturelle Entwicklung

177

Für die gesamte Industrie muß jedoch eine deutliche Verlangsamung des Wachstums aufgrund der vermehrten realen Abgaben an die Energiequellenländer angenommen werden. Dies wird besonders dann deutlich, vergegenwärtigt man sich anhand der theoretischen Überlegungen, daß die Energieverteuerung und die insgesamt nur geringe Anpassung mit Sicherheit zu gestiegenen Preisen und damit zu Realeinkommensverlusten und/oder, bei sehr hohen Nachfrageelastizitäten, zu hohen Konsumverlusten geführt haben müssen. Diese insgesamt feststellbare Verlangsamung des Wachstums dürfte selbstverständlich auch auf die Nachfrage nach energieintensiv produzierten Gütern zurückgewirkt haben, so daß zweifellos von einem indirekten Einfluß der Energieverteuerung auf die Anteilsentwicklung der betrachteten Branchen ausgegangen werden muß. I m Hinblick auf den Einfluß der Energieverteuerung auf das Wirtschaftswachstum kann festgestellt werden, daß aufgrund eines verlangsamten Wachstums selbst ein verringerter Strukturwandel wesentlich schwieriger zu bewältigen ist 1 0 3 . Vergrößert haben sich vermutlich eher die Probleme, strukturelle Wandlungen ohne Friktionen zu bewältigen, als das Tempo des strukturellen Wandels selbst. Unter diesem Aspekt kann trotz der bisher analysierten Ergebnisse auf einen bedeutenden Beitrag der ersten Energiekrise und der daraus resultierenden Wirkungen auf den Strukturwandel zu den derzeit existierenden Wirtschaftsproblemen geschlossen werden.

103

Vgl. dazu Dürr, E., Wachstumspolitik, S. 24; Fels, G., Strukturwandel und Beschäftigung, S. 2 f.; Gahlen, B., Wirtschaftliche und soziale Strukturprobleme in der Bundesrepublik Deutschland als Folge verengter Wachstumsspielräume, in: Walter-RaymondStiftung (Hrsg.), Wohlstand und Stabilität bei begrenztem Wachstum (I), Kleine Reihe H. 12, Köln 1976, S. 9 ff. sowie Kowalski, E., Wirtschaftlicher Strukturwandel — Krisenfaktor und Entwicklungschance, S. 4; Schlecht, O., Konsequenzen fiir die Wirtschaftspolitik aus veränderten Wachstums- und Strukturbedingungen, in: Besters, H. (Hrsg.), Wachstum und Konjunktur unter veränderten Bedingungen, Gespräche der List Gesellschaft e. V., N. F. Bd. 2, Baden-Baden 1976, S. 107 ff. 12 Larmann

E. Schlußbemerkungen

Gegenstand der theoretischen und empirischen Analyse dieser Arbeit war die Untersuchung der Bedeutung der Energieverknappung und -Verteuerung in den 70er Jahren für die strukturelle Entwicklung der Wirtschaft in der Bundesrepublik Deutschland. Zur Analyse des energiepreisbedingten Strukturwandels wurde ein aus allen Zuständigen Theorieteilen deduziertes mikro-makroökonomisches Referenzmodell erstellt. Anhand der vereinfachten Modellbetrachtung wurde der Stellenwert der Energieverteuerung für die strukturelle Entwicklung energieintensiver Sektoren bzw. Branchen abgeschätzt. Das Analyseergebnis ermöglichte die Ableitung theoretisch fundierter Hypothesen über die absolute und relative Bedeutung der wesentlichen strukturrelevanten Determinanten. So zeigte sich vor allem die besondere Bedeutung der Nachfrageelastizität und des technischen Fortschritts. Weiterhin konnten Hypothesen darüber formuliert werden, welche Variablenkonstellationen Einfluß auf die Richtung der strukturellen Entwicklung besitzen und welche zu Unterschieden im Ausmaß der strukturellen Betroffenheit einzelner Branchen führen. Das verwendete Modell stellt ein systemisches, gedankliches Konstrukt dar, das auch als Ausgangspunkt einer Analyse anderer, durch exogene Friktionen bedingter struktureller Anpassungsprobleme verwendet werden kann. Im Rahmen der empirischen Analyse wurden ausgewählte, durch die Energieverteuerung besonders belastete Branchen im Hinblick auf die identifizierten strukturrelevanten Variablen betrachtet. Die auf der Basis der theoretisch abgeleiteten Hypothesen vorgenommene Interpretation der Ergebnisse verdeutlicht, daß die von der Energieverteuerung besonders betroffenen Branchen im betrachteten Zeitraum nicht zur Verschärfung des gesamtwirtschaftlichen Strukturwandels beigetragen haben. Dieses Ergebnis beruht zum einen auf dem überdurchschnittlichen Anpassungsverhalten in diesen Branchen, zum anderen auf verminderten Zuwachsraten bis dahin besonders expansiver, d. h. den Strukturwandel beschleunigender Branchen, wie z. B. der Chemischen Industrie. Da daraus zweifelsohne Wachstumseinbußen resultierten, ist die mit der Energieverteuerung verbundene Problematik in erster Linie bei der Bewältigung der Folgen des Strukturwandels anzusiedeln. Insgesamt gesehen ist also davon auszugehen, daß die Auswir-

E. Schlußbemerkungen

179

kungen der Energieverknappung und -Verteuerung auf das Gesamtaggregat dominiert haben. Betrachtet man das Ergebnis der vorliegenden Arbeit im Hinblick auf mögliche wirtschaftspolitische Maßnahmen zur Bewältigung der zweiten Energiekrise 1978/80, so bieten sich konsequenterweise vor allem eine Förderung energiesparender technischer Entwicklungen sowie eine Unterstützung des gesamtwirtschaftlichen Wachstumsprozesses an, um eine bessere Bewältigung der aus dieser Krise resultierenden zusätzlichen Anpassungserfordernisse zu gewährleisten.

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