Strafrechtliche Aspekte des Pferdeleistungssports [1 ed.] 9783428523962, 9783428123964

Kern der vorliegenden Untersuchung ist die Strafbarkeit des Dopings im Reitsport. Nach kurzer geschichtlicher und begrif

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Strafrechtliche Aspekte des Pferdeleistungssports [1 ed.]
 9783428523962, 9783428123964

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Beiträge zum Sportrecht Band 28

Strafrechtliche Aspekte des Pferdeleistungssports

Von Silke Ackermann

asdfghjk Duncker & Humblot · Berlin

SILKE ACKERMANN

Strafrechtliche Aspekte des Pferdeleistungssports

Beiträge zum Sportrecht Herausgegeben von Kristian Kühl, Udo Steiner und Klaus Vieweg

Band 28

Strafrechtliche Aspekte des Pferdeleistungssports

Von Silke Ackermann

asdfghjk Duncker & Humblot · Berlin

Die Rechtswissenschaftliche Fakultät der Eberhard-Karls-Universität Tübingen hat diese Arbeit im Wintersemester 2005/2006 als Dissertation angenommen.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

D 21 Alle Rechte vorbehalten # 2007 Duncker & Humblot GmbH, Berlin Fremddatenübernahme: Klaus-Dieter Voigt, Berlin Druck: Berliner Buchdruckerei Union GmbH, Berlin Printed in Germany ISSN 1435-7925 ISBN 978-3-428-12396-4 Gedruckt auf alterungsbeständigem (säurefreiem) Papier ∞ entsprechend ISO 9706 *

Internet: http://www.duncker-humblot.de

Meinen Eltern

Vorwort Das Thema Doping ist nach wie vor zentrales Thema des Sports. Insbesondere die immer lauter werdende Forderung nach einem Eingreifen des Gesetzgebers beschäftigt aktuell die Sportwelt. Vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Thema der unerlaubten Leistungsbeeinflussung im Reitsport aus der Sicht des Strafrechtes und versucht unter der Berücksichtigung des besonderen Spannungsverhältnisses des Mitbewerberschutzes und des Tierschutzes die Frage eines gesetzgeberischen Handlungsbedarfes für den Bereich des Reitsports zu klären. Mein besonderer Dank gilt an dieser Stelle meinem Doktorvater, Herrn Prof. Dr. Dr. Kristian Kühl, der mit seinem Interesse an dem Thema und wertvollen Hinweisen das Entstehen dieser Arbeit erst möglich gemacht hat. Danken möchte ich ihm und den Mitherausgebern dieser Schriftenreihe, Herrn Prof. Dr. Udo Steiner und Herrn Prof. Dr. Klaus Vieweg für die Aufnahme der Arbeit in die „Beiträge zum Sportrecht“. Mein weiterer Dank gilt zudem Herrn Prof. Dr. Martin Heger für das Interesse an der Arbeit und die Erstellung des Zweitgutachtens. Für die stete Unterstützung bei fachlichen Fragen möchte ich den hilfsbereiten Personen bei der Reiterlichen Vereinigung (FN), insbesondere dem Justiziar Herrn Dr. Wann danken. Schließlich möchte ich meinem Ehemann Stefan Ackermann und meinen Eltern danken, die es mir durch ihren persönlichen Einsatz ermöglicht haben, neben meiner Arbeit als Rechtsanwältin und der Gründung einer Familie diese Arbeit fertigzustellen. Silke Ackermann

Inhaltsverzeichnis Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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1. Teil Einführung

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§ 1 Geschichtlicher Hintergrund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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§ 2 Problemstellung und Ziel der Untersuchung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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2. Teil Grundlagen

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§ 1 Begriffliches . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A. Reitsport . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . B. Pferderennsport . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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§ 2 Bedeutung und Geltung der Verbandsregeln der FN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A. Rechtliche Einordnung der Verbandsregelungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Problemstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II. Meinungsstand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Einordnung von Sportregeln als eigenständige rechtliche Regelungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Sportregeln als rechtlich gleichwertige Beurteilungsgrundlage . . . 3. Sportregeln als rechtlich relevante Kriterien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4. Stellungnahme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . III. Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . B. Geltung der LPO . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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§ 3 Ablauf einer Turnierteilnahme im Reitsport . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A. Nennung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . B. Meldung und tatsächliche Teilnahme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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§ 4 Täterkreis, unerlaubte Leistungsbeeinflussung und Folgen für das Pferd . . . . . A. Der mögliche Täterkreis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Reiter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II. Eigentümer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . III. Tierärzte und Stallpersonal . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Inhaltsverzeichnis IV. Trainer/Reitlehrer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . V. Außenstehende Dritte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . VI. Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . B. Unerlaubte Leistungsbeeinflussung und Doping . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Formen und Ziele der unerlaubten Leistungsbeeinflussung . . . . . . . . . 1. Dopen auf Sieg oder Niederlage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Doping zur Wiederherstellung der natürlichen Leistungsfähigkeit (therapeutisches Doping) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Doping zur Maskierung oder Verdünnung anderer Substanzen . . . 4. Doping durch Anwendung verbotener Methoden . . . . . . . . . . . . . . . 5. Leistungsbeeinflussung durch operative und technische Mittel . . . 6. Erlaubte und unerlaubte Leistungsbeeinflussung . . . . . . . . . . . . . . . 7. Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II. Bestehende Regelungen und Definitionen zum Doping im Reitsport 1. Gesetz und Verwaltungsvorschriften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Pferdesportverbände . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Dopingbestimmungen der FN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Dopingbestimmungen des HVT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Dopingbestimmungen des DVR . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . d) Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . e) Stellungnahme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4. Eigene Definition von Doping . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . III. Verhältnis der eigenen Dopingdefinition zur verbandsrechtlichen Dopingdefinition der FN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . C. Folgen der unerlaubten Leistungsbeeinflussung für das Pferd . . . . . . . . . . . I. Tod des Pferdes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II. Belastung des Organismus und Beeinträchtigung der Koordination . . III. Dauerhafte Schädigungen des Bewegungsapparates . . . . . . . . . . . . . . . IV. Verfälschung der Zucht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . V. Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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3. Teil Verstöße gegen Normen des Kernstrafrechts

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1. Kapitel: Betrugsstrafbarkeit gem. § 263 StGB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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§ 1 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A. Geschütztes Rechtsgut und Tathandlung des Betrugs . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Ansicht von Pawlik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II. Ansicht von Kindhäuser . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . III. Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . B. Bedeutung der verbandsrechtlichen Vorschriften für § 263 StGB . . . . . . .

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Inhaltsverzeichnis § 2 Strafbarkeit des Reiters gem. § 263 StGB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A. Strafbarkeit aus § 263 StGB des Reiters gegenüber dem Mitbewerber . . . I. Täuschung i. S. d. § 263 StGB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Täuschung durch positives Tun . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Ausdrückliches Vorspiegeln von Tatsachen . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Vorspiegeln von Tatsachen durch schlüssiges Verhalten . . . . . . aa) Die Ansicht der h. M. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . bb) Ansicht Lackners . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . cc) Stellungnahme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . dd) Bestimmung der Verkehrsanschauung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Täuschung durch Unterlassen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Unterlassen der möglichen und zumutbaren Aufklärung . . . . . . b) Garantenpflicht aus § 242 BGB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . aa) Sonderrechtsbeziehung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . bb) Aufklärungspflicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . cc) Besonderes Vertrauensverhältnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II. Irrtum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Begriff und Funktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Vorstellungsinhalt der Mitbewerber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Ansicht von Giehring . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Ansicht von Amelung und Hassemer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) H. M. in Literatur und Rechtsprechung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . d) Stellungnahme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Zusammenfassung und Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4. Kausalität zwischen Täuschung und Irrtum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5. Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . III. Vermögensverfügung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Funktion und Begriff . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Verfügungen, Ansprüche und Rechte der nachrangig platzierten Mitbewerber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Anspruch gegen den Preisspender . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . aa) Anspruchsgrundlage nach Ansicht der h. M. . . . . . . . . . . . . bb) Anspruchsgrundlage nach Ansicht von Cherkeh . . . . . . . . . cc) Stellungnahme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . dd) Sonderfall: Einladungsturnier . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ee) Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Anspruch gegen den Täter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . aa) Vertragliche Ansprüche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (1) Sonderrechtsbeziehung aufgrund Vereins- bzw. Verbandsmitgliedschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (2) Ansprüche aus einem Vertrag mit Schutzwirkung zugunsten Dritter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Inhaltsverzeichnis bb) Anspruch aus § 823 I BGB und § 826 BGB . . . . . . . . . . . . c) Rechte und weitere Verfügungen i. S. d. § 263 StGB des Mitbewerbers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Verfügung aller Mitbewerber durch Zahlung des Startgeldes . . . . 4. Vermögensbegriff . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Juristischer Vermögensbegriff . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Wirtschaftlicher Vermögensbegriff . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Juristisch-ökonomischer Vermögensbegriff . . . . . . . . . . . . . . . . . d) Personaler Vermögensbegriff . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5. Verfügung des Mitbewerbers über Vermögen i. S. d. § 263 StGB a) Nichtgeltendmachung der Ansprüche gegen den täuschenden Reiter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Nichtgeltendmachung der Ansprüche gegen den Preisspender c) Nichtgeltendmachung des Einspruchsrechts . . . . . . . . . . . . . . . . . d) Dulden der Platzierung des Täters . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . e) Zahlung des Startgeldes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6. Unmittelbar vermögensmindernde Wirkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Vermögensgefährdung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . aa) Behandlung der Vermögensgefährdung durch die rein wirtschaftliche Vermögenslehre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . bb) Behandlung der Vermögensgefährdung durch die juristisch-ökonomische Vermögenslehre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . cc) Behandlung der Vermögensgefährdung durch die personale Vermögenslehre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Konkrete Vermögensgefährdung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . aa) Günstigere Vermögenslage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (1) Anspruch des Mitbewerbers gegen den Preisspender . . (a) Staatliches Recht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (b) Verbandsrecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (c) Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (2) Einspruchsrecht des Mitbewerbers . . . . . . . . . . . . . . . . . bb) Konkrete Gefährdung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7. Verfügungsbewusstsein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8. Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9. Kausalität zwischen Irrtum und Vermögensverfügung . . . . . . . . . . a) Ansprüche gegen den Preisspender . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Nichtausübung des Einspruchs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Zahlung des Startgeldes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . d) Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . IV. Vermögensschaden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . V. Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . VI. Subjektiver Tatbestand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Vorsatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Inhaltsverzeichnis

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2. Absicht rechtswidriger Bereicherung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Absicht und Vermögensvorteil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Rechtswidrigkeit des erstrebten Vorteils . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Absicht rechtswidriger Bereicherung des Täters gegenüber dem Mitbewerber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Stoffgleichheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Unmittelbarkeitstheorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Kehrseitentheorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) „Auf Kosten“-Theorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . VII. Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . B. Strafbarkeit nach § 263 StGB des Reiters gegenüber dem Preisspender . . . I. Täuschung und Irrtum des Preisspenders . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II. Vermögensverfügung und Kausalität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . III. Vermögensschaden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . IV. Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . V. Vorliegen des subjektiven Tatbestandes im Falle der Täuschung des Preisspenders . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . C. Strafbarkeit aus § 263 StGB des Reiters gegenüber dem Veranstalter . . . . I. Mögliche Täuschungshandlungen des Reiters gegenüber dem Veranstalter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Nennung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Ausdrückliche Täuschung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Täuschung über Tatsachen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Meldung und tatsächliche Teilnahme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Konkludente Täuschung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Täuschung durch Unterlassen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Täuschung des Veranstalters bei Abschluss eines Antrittsvertrages a) Täuschungshandlung bei der Startzusage des Sportlers . . . . . . . b) Täuschungshandlung nach der Startzusage des Sportlers . . . . . 4. Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II. Irrtum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Irrtum des Veranstalters bei vereinbarter Zahlung eines Antrittsgeldes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Im Zeitpunkt der Startzusage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Nach der Startzusage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Irrtum des Veranstalters ohne vereinbarte Zahlung eines Antrittsgeldes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Kausalzusammenhang zwischen Täuschung und Irrtum . . . . . . . . . III. Vermögensverfügung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Vermögensverfügung bei Abschluss eines Antrittsvertrages . . . . . . a) Vermögensverfügung im Falle der Täuschung bei der Startzusage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Kausalität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Inhaltsverzeichnis 2. Vermögensverfügung im Falle der Täuschung durch tatsächliche Turnierteilnahme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Vermögensverfügung im Falle, dass kein Antrittsgeld gezahlt wird . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . IV. Vermögensschaden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Keine Schadenskompensation bei Vermögensschaden durch Täuschung bei Vertragsschluss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Keine Schadenskompensation bei Vermögensschaden durch Auszahlung des Antrittsgeldes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . V. Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . VI. Vorliegen des subjektiven Tatbestandes im Falle der Täuschung gegenüber dem Veranstalter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . VII. Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . D. Strafbarkeit aus § 263 StGB des Reiters gegenüber dem Zuschauer . . . . . I. Täuschung und Irrtumserregung gegenüber dem Zuschauer . . . . . . . . II. Vermögensverfügung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Ansprüche gegen den dopenden Sportler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Ansprüche gegen den Veranstalter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Zahlung des Eintrittsgeldes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . III. Vermögensschaden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . IV. Zusammenfassung und Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . E. Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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§ 3 Betrug durch Täuschung von Käufern und Züchtern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A. Strafbarkeit aus § 263 StGB gegenüber dem Käufer . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Täuschung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Ausdrückliche Täuschung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Konkludente Täuschung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II. Irrtum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . III. Vermögensverfügung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . IV. Vermögensschaden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . V. Zusammenfassung und Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . B. Strafbarkeit aus § 263 StGB gegenüber dem Züchter . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Täuschung, Irrtumserregung und Kausalität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II. Vermögensverfügung und Kausalität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . III. Vermögensschaden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . IV. Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . C. Vorliegen des subjektiven Tatbestandes im Falle der Täuschung gegenüber dem Käufer sowie gegenüber dem Züchter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . D. Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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§ 4 Versuch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A. Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Vollendung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II. Beendigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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III. Versuch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . IV. Rücktritt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . B. Mögliche Fallgestaltungen im Reitsport . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Kein Betrugsversuch gegenüber den Mitbewerbern . . . . . . . . . . . . . . . . II. Betrugsversuch gegenüber dem Veranstalter im Zusammenhang mit der Wettkampfteilnahme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Vorliegen einer unerlaubten Leistungsbeeinflussung bei Abschluss eines Antrittsvertrages . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Keine Vollendung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Tatentschluss und unmittelbares Ansetzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Rücktritt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Vorliegen einer unerlaubten Leistungsbeeinflussung nach der Startzusage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Keine Vollendung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Tatentschluss und unmittelbares Ansetzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . aa) Nennung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . bb) Meldung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . cc) Tatsächliche Teilnahme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Rücktritt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . III. Betrugsversuch gegenüber dem Preisspender . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Keine Vollendung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Tatentschluss und unmittelbares Ansetzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Rücktritt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . IV. Betrugsversuch gegenüber dem Käufer oder Züchter . . . . . . . . . . . . . . C. Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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§ 5 Täterschaft und Teilnahme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A. Täterschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . B. Teilnahme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . C. Untersuchung der am Reitsport Beteiligten hinsichtlich einer möglichen Täterschaft oder Teilnahme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Die Reiter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II. Der Pferdebesitzer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Strafbarkeit gem. § 263 StGB gegenüber und zulasten des Mitbewerbers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Strafbarkeit gem. § 263 StGB gegenüber und zulasten des Veranstalters . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Strafbarkeit gem. § 263 StGB gegenüber und zulasten des Preisspenders . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4. Strafbarkeit gem. § 263 StGB gegenüber und zulasten des Käufers oder Züchters . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . III. Der Tierarzt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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§ 6 Wette . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 150 A. Strafbarkeit des Wetters . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 150

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Inhaltsverzeichnis I.

Strafbarkeit des Wetters gem. § 263 StGB beim Abschluss einer Totalisatorwette in Kenntnis von Insiderinformationen . . . . . . . . . . . . 1. Allgemeine Bestimmungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Täuschungshandlung gegenüber dem Veranstalter . . . . . . . . . . . . . . a) Ausdrückliche Täuschung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Konkludente Täuschung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Täuschung durch Unterlassen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II. Strafbarkeit gem. § 263 StGB durch Manipulation des Rennens . . . . 1. Täuschungshandlung gegenüber und zulasten der Mitwetter . . . . . a) Täuschung durch aktives Tun . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Täuschung durch Unterlassen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Strafbarkeit gem. § 263 StGB gegenüber dem Totalisator und zulasten der Mitwetter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Konkludente Täuschung gegenüber dem Veranstalter . . . . . . . . b) Irrtum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Vermögensverfügung zulasten der Mitwetter . . . . . . . . . . . . . . . . aa) Näheverhältnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (1) Ansicht von Ditz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (2) Stellungnahme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . bb) Kausalzusammenhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . d) Vermögensschaden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . e) Subjektiver Tatbestand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . f) Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . B. Strafbarkeit des bestochenen Jockeys . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Keine Strafbarkeit gem. § 263 StGB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II. Strafbarkeit gem. §§ 263, 27 StGB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . III. Strafbarkeit gem. § 266 StGB zulasten des Pferdebesitzers . . . . . . . . IV. Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

150 150 151 151 152 153 154 154 154 154 155 155 156 156 156 157 158 159 160 162 162 163 163 163 163 163 164 165

2. Kapitel: Strafbarkeit gem. § 298 StGB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 165 3. Kapitel: Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 166

4. Teil Verstöße gegen Normen des Nebenstrafrechts § 1 Tierschutzgesetz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A. Leitbild des Tierschutzes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . B. Geschütztes Rechtsgut . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . C. Bedeutung der verbandsrechtlichen Vorschriften für das Tierschutzgesetz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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D. Relevante Verbotsvorschriften für den Pferdeleistungssport . . . . . . . . . . . . . I. Verstoß gegen § 3 TierSchG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Verstoß gegen das Überforderungsverbot nach § 3 Nr. 1 TierSchG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Verstoß gegen § 3 Nr. 1 a TierSchG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Verstoß gegen § 3 Nr. 1 b TierSchG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Verstoß gegen § 3 Nr. 5 TierSchG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Verstoß gegen § 3 Nr. 6 TierSchG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4. Verstoß gegen § 3 Nr. 11 TierSchG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II. Strafbarkeit gem. § 17 TierSchG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. § 17 Nr. 1 TierSchG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. § 17 Nr. 2 a) TierSchG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. § 17 Nr. 2 b) TierSchG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . E. Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . F. Mittäterschaft und Teilnahme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Reiter und Pferdebesitzer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II. Tierarzt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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§ 2 Betäubungsmittelgesetz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A. Ziel und Rechtsgut . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . B. Begriffsbestimmungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . C. Strafbarkeit nach § 29 BtMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. § 29 I Nr. 1 BtMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II. § 29 I Nr. 3 BtMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . III. § 29 I Nr. 6 BtMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Nichttierärzte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Tierärzte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . IV. § 29 I Nr. 9 BtMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . D. Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

188 188 189 189 190 191 191 192 192 193 194

§ 3 Arzneimittelgesetz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A. Zweck des Arzneimittelgesetzes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . B. Der Arzneimittelbegriff . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . C. Doping . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . D. Strafbarkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Strafbarkeit von Tierärzten gem. § 95 I Nr. 8 AMG . . . . . . . . . . . . . . . II. Strafbarkeit von Tierhaltern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Strafbarkeit gem. § 95 Nr. 9 AMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Strafbarkeit gem. § 95 I Nr. 10 AMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Strafbarkeit gem. § 96 Nr. 11 b) AMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4. Strafbarkeit der Tierhalter im Dopingfall . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . III. Strafbarkeit Dritter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

194 194 194 195 195 195 196 196 197 197 198 198

170 172 174 179 180 180 180 182 184 186 187 187 188 188

§ 4 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 199

18

Inhaltsverzeichnis 5. Teil Verfahren

200

§ 1 Prozessuale Garantien im staatlichen Strafverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A. Verbandsstrafverfahren der FN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . B. Die einzelnen Prozessgrundrechte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Rechtliches Gehör, Art. 103 I GG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II. Verbot der Doppelbestrafung nach Art. 103 III GG . . . . . . . . . . . . . . . 1. Doppelbestrafung bei zusätzlicher Bestrafung durch ein staatliches Gericht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Stellungnahme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . III. Anspruch auf den gesetzlichen Richter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

202 203 204 204 206

§ 2 Materielle Anforderungen an die Verbandsstrafe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A. Anforderungen an die Verbandsstrafe aus Art. 103 II GG . . . . . . . . . . . . . . B. Das Schuldprinzip . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Ermittlungsgrundsatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II. Anscheinsbeweis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . III. Beweislastumkehr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . IV. Stellungnahme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

213 213 215 216 217 218 218

207 208 210

§ 3 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 220

6. Teil Gesetzgeberischer Handlungsbedarf

221

§ 1 Unrechtsgehalt der unerlaubten Leistungsbeeinflussung im Pferdesport . . . . . A. Fairness . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . B. Chancengleichheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Doping und natürliche Leistungsfähigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II. Chancengleichheit und Verbandsregeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . C. Glaubwürdigkeit im Leistungssport . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . D. Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

221 222 222 222 224 224 224

§ 2 Folgerungen für den Unrechtsgehalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A. Schutz durch § 263 StGB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . B. Schutz durch § 17 TierSchG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . C. Schutz durch das Arznei- und Betäubungsmittelgesetz . . . . . . . . . . . . . . . . D. Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

225 225 226 226 227

§ 3 Staatliche Regelungsmöglichkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A. Schaffung einer Anti-Doping-Regelung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Ziele der Bekämpfung der unerlaubten Leistungsbeeinflussung . . . . . 1. Gesundheitsschutz des Athleten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

227 227 227 228

Inhaltsverzeichnis

19

2. Gesundheitsschutz des Tieres . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II. Voraussetzung der Strafbarkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Verletzung eines Rechtsgutes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Konkretes Rechtsgut und Verhältnismäßigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . III. Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . B. Änderung des Tierschutzgesetzes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Verletzung eines Rechtsgutes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II. Änderung des Tierschutzgesetzes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . III. Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

228 230 230 230 231 234 235 235 236 236

§ 4 Regelungen im außerstaatlichen Bereich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A. Training . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . B. Problem: Krankheit des Pferdes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . C. Problem: Grenzwerte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . D. Problem: Operativ veränderte Pferde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . E. Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

236 237 237 237 238 238

§ 5 Flankierende staatliche Regelungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A. Gesetzliche Regelungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . B. Finanzielle Förderung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . C. Einbeziehung der NADA/WADA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

239 239 239 240

§ 6 Schlussbetrachtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 240 Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 243 Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 265 Sachverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 281

Einleitung Die Olympischen Spiele 2004 in Athen haben den Reitsport nicht nur in den Mittelpunkt des Interesses der am Reitsport begeisterten, sondern aller am Sport interessierten Personen gerückt. Zunächst machten die deutschen Reiter auf sich aufmerksam, indem sie in allen drei olympischen Disziplinen, der Dressur, dem Springreiten und der Vielseitigkeit Mannschaftsgold erritten. Dann jedoch folgte durch den Nachweis von verbotenen Substanzen im Pferd „Goldfever“ des Springreiters Ludger Beerbaum und im Pferd „Ringwood Cockatoo“ der Militaryreiterin Bettina Hoy auf den Erfolg ein Dopingskandal. Obwohl schließlich auch im Pferd „Waterford Crystal“ des irischen Olympiasiegers im Springen Cian O’Conner verbotene Substanzen gefunden wurden, war die deutsche Reiterei mit zwei beschuldigten Reitern besonders schwer von den Dopingvorwürfen betroffen. Erst ein Jahr zuvor, im März 2003 war zudem das Pferd „Rusty“ der deutschen Dressurreiterin Ulla Salzgeber im Weltcup-Finale der Dressurreiter in Göteborg positiv auf einen erhöhten Testosteronspiegel getestet worden. Auf diesem Pferd gewann Ulla Salzgeber dann 2004 in Athen olympisches Mannschaftsgold und die Einzel-Silbermedaille in der Dressur. Dass der deutsche Pferdesport „nach einer erschreckenden Reihe von Dopingfällen in einer Krise von noch ungeahntem Ausmaß“ steckt und die Dopingvorwürfe gegen Beerbaum und Hoy „katastrophal für den deutschen Sport und imageschädigend für die Reiterei“ sind, wie Manfred von Richthofen, Präsident des deutschen Sportbundes (DSB) erklärt1, ist unbestritten. Andererseits ist der Reitsport nun auch in der öffentlichen Wahrnehmung dort angekommen, wo sich der Leistungssport generell bewegt: am Limit der natürlichen Leistungsfähigkeit, die oftmals nur durch die Verwendung unerlaubter Substanzen gesteigert oder erhalten werden kann. Schwierige Prüfungen auf großen Turnieren, viele Einsätze und weite Transportstrecken zu den Turnieren haben bei den Pferden sowohl physisch als auch psychisch negative Auswirkungen auf ihre Gesundheit und Leistungsfähigkeit. Im Spannungsverhältnis stehen nicht nur die Belange des Sports einerseits und das Interesse an der Vermarktung der Turniere und Pferde andererseits, sondern auch die Gesundheit der Pferde. Insbesondere bei den Beteiligten am Spitzensport drängen wirtschaftliche Interessen in den Vordergrund. Die Leistung des 1

Gäubote vom 11.10.2004.

22

Einleitung

Pferdes wird nicht mehr nur aus sportlichen Gesichtspunkten bewertet, sondern vermehrt aus wirtschaftlichen, denn sie bedeutet nicht nur Werbung für den Reiter, sondern auch für die Züchter, die die Nachkommen aus den Sportpferdelinien vermarkten. Folglich werden Turniere immer mehr zu Werbeveranstaltungen, bei denen das Pferd im Mittelpunkt der Vermarktung steht.2 Die stetig wachsende Kommerzialisierung3 des Reitsports hat zur Folge, dass der Turniersport eine Eigendynamik entwickelt, die durch die Verbände nur schwer zu kontrollieren ist.4 Zudem birgt das wachsende wirtschaftliche Interesse die Gefahr von Manipulationen der natürlichen Leistungsfähigkeit eines Pferdes im Rahmen von Training und Wettkampf. Diese Problematik ist seit Olympia 2004 wieder in das Bewusstsein der Reitsportinteressierten gedrungen und bildet die Grundlage für die vorliegende Arbeit, in der die Frage nach der Strafbarkeit der unerlaubten Leistungsbeeinflussung im Pferdeleistungssport aufgeworfen wird.

2

So auch Otte, Geschichte, S. 126. Allgemein zur Kommerzialisierung des Sports, Mailänder, in: Sport, Kommerz und Wettbewerb, S. 6 ff. 4 So auch Otte, Geschichte, S. 126. 3

1. Teil

Einführung § 1 Geschichtlicher Hintergrund Den aktuellen unerlaubten Leistungsbeeinflussungen gehen zahlreiche Beispiele aus früheren Zeiten voran. Dokumentiert wurden vor allem Fälle aus dem Pferderennsport: Schon die römischen Wagenlenker verabreichten ihren Pferden ein Gemisch aus Honig und Wasser („Hydromel“), um ihre Schnelligkeit zu steigern, die „Dopingsünder“ wurden damals durch die Kreuzigung bestraft.1 Später war das Doping von Rennpferden mit Alkoholika in England zunächst erlaubt. Doch am 14. Juni 1666 wurde in England ein Gesetz erlassen, das den Einsatz stimulierender Substanzen, ohne diese allerdings näher zu benennen, verbot.2 Bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts war das leistungsmindernde Doping auf den Rennplätzen vorherrschend. Dann aber nahm das leistungssteigernde Doping ausgehend von Amerika durch das Verabreichen von Drogen stark zu.3 Dennoch wurde erst im August 1904 vom Union Club Berlin eine Anti-DopingRegelung für Deutschland erlassen. Es folgte 1938 ein Verbot aller chemischen und mechanischen Dopingmittel in der Rennordnung für Trab- und Galopprennen des Deutschen Reichs.4 Entscheidenden Einfluss auf die Dopingbekämpfung hatte eine 1977 in Rom stattfindende internationale Dopingkonferenz mit führenden Fachleuten im Pferderennsport. So wurde auf dieser Dopingkonferenz eine noch heute in ihren Grundzügen gültige Dopingliste erarbeitet, die als Liste der „verbotenen Substanzen“ bezeichnet wird.5 Der Pferdesport mit den Disziplinen Springen, Dressur und Vielseitigkeit entstand in seinen wesentlichen, heute noch gültigen Grundzügen im Vergleich zum Pferderennsport sehr spät. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die ersten Turniere abgehalten.6 Das erste internationale Turnier in Deutschland fand 1 2 3 4 5 6

Schoene, Doping, S. 10; Ditz, Doping, S. 20 f. Schoene, Doping, S. 10; Ditz, Doping, S. 21. Schoene, Doping, S. 11; Ditz, Doping, S. 22. Ditz, Doping, S. 26. Ditz, Doping, S. 29. Otte, Geschichte, S. 123.

24

1. Teil: Einführung

1910 anlässlich der internationalen Luftfahrtausstellung in Frankfurt statt. Der nationale Turniersport gewann insgesamt erst mit Ende des Ersten Weltkriegs an Umfang.7 Der entscheidende Auslöser für die Entwicklung des heutigen Turniersports war dabei die Eingliederung des Reitsports in das olympische Programm. Die ersten olympischen Reiterspiele wurden 1912 in Stockholm durchgeführt. Am Start waren allerdings ausschließlich Offiziere, die mit eigenen oder der Armee ihres Landes gehörenden Pferden starteten. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Turniersport zunehmend von Zivilreitern beherrscht.8 Um für alle teilnehmenden Nationen allgemeingültige Regeln aufstellen zu können, wurde am 28.05.1921 während des olympischen Kongresses in Lausanne die internationale reiterliche Vereinigung (FEI) gegründet. Deutschland trat ihr noch im selben Jahr bei. Zunächst übernahm die FEI nur die Regelung der Olympischen Spiele, doch seit 1924 ist sie auch für die Organisation der internationalen Turniere verantwortlich.9 Ebenso wie im Rennsport war im Reitsport zunächst die Anwendung von Dopingmitteln erlaubt. Verbandsrechtlich war das erste Mal 1933 eine Regelung über Doping in der Leistungsprüfungsordnung (LPO) enthalten.10 Eine gesetzliche Regelung, die den Einsatz von Dopingmitteln verbot, ist erst 1986 in das Tierschutzgesetz aufgenommen worden.11 Anders als im Rennsport, in dem die Pferde zum Vorwärtsrennen veranlasst oder von Dritten daran gehindert werden sollen, kommt es im Turniersport vorwiegend darauf an, dem Pferd die Angst vor der Prüfung oder die Schmerzen zu nehmen.12 Besondere Bedeutung kommt dabei dem Stoff Phenylbutazon zu. Dieses Medikament nimmt den Schmerz und wirkt zudem entzündungshemmend. Wird das Pferd daraufhin allerdings auf einem Turnier eingesetzt, verschlimmert sich das Krankheitsbild, da der Schmerz als Warnfunktion des Körpers ausgeschaltet ist. Die Pferde gehen dann wie auf „Wolken“.13 Trotz der Gefahren wurde Phenylbutazon auf nationalen Turnieren erst im April 1977 verbandsrechtlich verboten. International war die Substanz verbandsrechtlich zunächst nur im Dressursport verboten.14 Auch heute noch gehört Phenylbutazon zu den am häufigsten nachgewiesenen Substanzen.15 7

Otte, Geschichte, S. 124. Otte, Geschichte, S. 125; Lenz, Parcours, S. 18 ff.; zur allgemeinen Zunahme von Zivilreitern und der Bedeutung der Pferdeausbildung für das Militär: Müller-Kranefeldt, St. Georg 1912, 1467. 9 Otte, Geschichte, S. 126; Lenz, Pacours, S. 27 ff. 10 Damals § 53 LPO, beschlossen am 07.12.1932. 11 Hirt, Tierärztl. Prax. 1997, 68/244. 12 Knoll, St. Georg 1980, 28 (29). 13 Knoll, St. Georg 1980, 28 (29). 14 Knoll, St. Georg 1980, 28 (29). 8

§ 1 Geschichtlicher Hintergrund

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Doch nicht nur der Einsatz von Dopingmitteln, sondern auch der Einsatz von operativ veränderten Pferden war lange Zeit im Turniersport geduldet. Als Beispiel kann insbesondere der Einsatz neurektomierter Pferde auf Turnieren, also Pferden, an deren Gliedmaßen zur Ausschaltung der Schmerzen ein Nervenschnitt durchgeführt wurde, angeführt werden. Ein verbandsrechtliches Verbot erfolgte erst 1997, das gesetzliche Verbot im Tierschutzgesetz wiederum ein Jahr später, also 1998.16 Doch auch die Manipulation der Pferde durch technische Hilfsmittel vor allem im Training war lange Zeit erlaubt und toleriert. Insbesondere das Barren, bei dem den Pferden über dem Sprung mit einer dünnen Holz- oder Eisenstange auf die Vorderbeine geschlagen wird, wurde schon von Anfang an in der Turnierreiterei praktiziert. So zeigen schon Abbildungen der Reiterzeitschrift von 1911 Pferde, die gebarrt werden.17 Doch gerade das Barren führte durch den großen Skandal von 1990 um Paul Schockemöhle18 dazu, dass von Verbandsseite Anstrengungen unternommen wurden, Richtlinien zu einer pferdegerechten Behandlung des Pferdes im Turniersport zu entwickeln. International wurde dazu von der FEI noch 1990 der „Code of Conduct“ formuliert.19 Die deutsche reiterliche Vereinigung (FN) verabschiedete anlässlich ihrer Jahreshauptversammlung im April 1991 eine Resolution zur Haltung gegenüber dem Pferd, die sie 1994 in ihre Leistungsprüfungsordnung aufnahm. 1995 wurden zusätzlich ethische Grundsätze des Pferdefreundes von der FN formuliert. Doch auch die Politik reagierte und erarbeitete 1992 Grundsätze für den Umgang mit dem Pferd im Sport, die als „Leitlinien zum Tierschutz im Pferdesport“ veröffentlicht wurden. Der Blick in die Geschichte des Pferdeleistungssports zeigt die steigende Tendenz der Verbände und des Gesetzgebers, das Pferd besser schützen zu wollen. Dennoch beweist gerade der Dopingskandal von Athen um den Olympiasieger Cian O’Connor, bei dessen Pferd Psychopharmaka festgestellt wurden, dass auf der anderen Seite weiterhin versucht wird, diesen Schutz zu umgehen. Physisch und psychisch geschädigt werden dabei immer die Pferde, doch gerade vom Spitzensport hängen auch wirtschaftliche Interessen der Mitbewerber sowie anderer am Reitsport beteiligter Personen ab, die ebenfalls durch die unerlaubte Leistungsbeeinflussung geschädigt werden.

15

Vgl. Düe, Dtsch. tierärztl. Wschr. 1998, 114 (116). Ort/Reckewell, § 3 TierSchG Rn 17. 17 St. Georg, 24. Heft vom 07.09.1911, 761; Barren als Teil der Ausbildung, Brandt, St. Georg 1949, 19. 18 Spiegel, vom 16.07.1990, S. 164 f. 19 Schüle/Herling, Pferdeheilkunde 2000, 127. 16

26

1. Teil: Einführung

§ 2 Problemstellung und Ziel der Untersuchung Ziel dieser Arbeit ist daher eine umfassende Untersuchung der unerlaubten Leistungsbeeinflussung im Pferdeleistungssport, bei der dem Doping im Reitsport und ergänzend dem Pferderennsport besondere Beachtung zukommen soll. Der inhaltliche Schwerpunkt der Arbeit liegt dabei auf der Bearbeitung der strafrechtlichen Tatbestände des StGB und des Nebenstrafrechts unter Berücksichtigung der speziellen rechtlichen und tatsächlichen Umstände im Reitsport. Zudem wird auf Besonderheiten im Zusammenhang mit einer unerlaubten Leistungsbeeinflussung im Rahmen einer Pferdewette eingegangen. Im zweiten Teil werden zunächst die Begriffe Reitsport und Pferderennsport erläutert und die Dachverbände vorgestellt. Anschließend wird die Bedeutung der Verbandsregelungen für diese Arbeit und der Umfang ihrer Geltung sowie der Ablauf einer Turnierteilnahme dargestellt. Den Abschluss des zweiten Teils bildet die Untersuchung des möglichen Täterkreises, die Definition der Tathandlung der unerlaubten Leistungsbeeinflussung sowie des Dopings und der Darstellung der Folgen dieser Handlungen für das Pferd. Im dritten und vierten Teil werden die strafrechtlichen Tatbestände des StGB und des Nebenstrafrechts untersucht. Dabei wird insbesondere auf eine mögliche Strafbarkeit wegen Betrugs eingegangen. Nicht behandelt wird eine mögliche Strafbarkeit wegen Körperverletzungsdelikten, da anders wie im Rennsport im Reitsport Massenstarts nicht üblich sind.20 Aus dem Bereich des Rennsports wird jedoch geprüft, ob eine Betrugsstrafbarkeit des täuschenden Wetters gegeben ist. In der Untersuchung einer Betrugsstrafbarkeit wird auch auf die Bereiche der Täterschaft und Teilnahme unter Berücksichtigung der Interessenlagen im Reitsport sowie auf eine mögliche Versuchsstrafbarkeit eingegangen. Im fünften Teil der Arbeit wird das Verbandsverfahren untersucht. Dazu wird zunächst das Verbandsgerichtsverfahren der FN dargestellt. Den Abschluss bildet die Erörterung, inwieweit strafrechtliche und strafprozessuale Gesichtspunkte im zivilrechtlichen Verbandsstrafverfahren zu berücksichtigen sind und im Verbandsstrafverfahren der FN berücksichtigt werden. Der sechste Teil befasst sich schließlich mit der Überlegung, ob mit Blick auf die Aufnahme des Tierschutzes in das Grundgesetz, „de lege ferenda“ die unerlaubte Leistungsbeeinflussung im Reitsport über die bestehenden Regelungen des Tierschutzgesetzes hinaus zu sanktionieren ist.

20

Zur Strafbarkeit wegen Körperverletzungsdelikten, Ditz, Doping, S. 438 ff.

2. Teil

Grundlagen Im Mittelpunkt der Untersuchung steht der organisierte Turnierreitsport in Deutschland. Zunächst soll der Begriff des Reitsports erläutert werden und die Dachverbände des Reitsports sowie des Pferderennsports kurz vorgestellt werden. Im Anschluss daran wird die Bedeutung der Verbandsregeln für die vorliegende Arbeit sowie der Umfang ihrer Geltung untersucht und der Ablauf einer Turnierteilnahme an einem nationalen Turnier dargestellt. Den Abschluss des ersten Teils bildet die Untersuchung des möglichen Täterkreises, der unerlaubten Leistungsbeeinflussung und ihrer Definition sowie ihrer Folgen für das Pferd.

§ 1 Begriffliches A. Reitsport Unter dem Begriff Reitsport werden die Disziplinen der Reiter, Fahrer und Voltigierer zusammengefasst. Diese sind in örtlichen Reit- und Fahrvereinen zusammengeschlossen. Dachverband aller deutschen Reit- und Fahrvereine ist die Deutsche Reiterliche Vereinigung (Fédération Equestre Nationale (FN)). Die FN lenkt und koordiniert als Spitzenfachverband den Reit-, Fahr- und Voltigiersport sowie das Leistungsprüfungswesen und erlässt die Leistungsprüfungsordnung (LPO). Internationaler Dachverband ist die Fédération Equestre Internationale (FEI). Die LPO regelt die Durchführung von Pferdeleistungsprüfungen und dient der Förderung des Reit-, Fahr- und Voltigiersports, der deutschen Pferdezucht und der Pferdehaltung. Sie gilt für alle nationalen Pferdeleistungsprüfungen. Für die internationalen Pferdeleistungsprüfungen gilt das Règlement Général (RG) der FEI. B. Pferderennsport Unter dem Begriff Pferderennsport werden in vorliegender Arbeit der deutsche Traber- und Galopprennsport zusammengefasst.

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2. Teil: Grundlagen

Dachverband der Vereinigungen, die der Traberzucht und dem Trabrennsport in Deutschland dienen, ist der Hauptverband für Traber-Zucht und -Rennen e.V. (HVT). Der Hauptverband fördert und beaufsichtigt die Traberzucht und deren Leistungsprüfungen sowie andere Trabrennen.1 Zur Regelung des Rennbetriebes hat der Hauptverband die Trabrennordnung (TRO) erlassen. In der TRO werden insbesondere die Zulassung der Pferde und Personen, die Organisation und Durchführung der Rennen sowie das Recht und das Verfahren geregelt.2 Dachverband für die deutsche Vollblutzucht ist das Direktorium für Vollblutzucht und Rennen e.V. (DVR). Der DVR fördert die deutsche Vollblutzucht, vertritt sie im In- und Ausland und beaufsichtigt die Rennen sowie den Totalisatorbetrieb im Gebiet der Bundesrepublik Deutschland. Zur Regelung der Aufgaben und Pflichten des DVR und der am Pferderennsport Beteiligten hat das DVR die Rennordnung (RO) erlassen.3

§ 2 Bedeutung und Geltung der Verbandsregeln der FN A. Rechtliche Einordnung der Verbandsregelungen I. Problemstellung

Für den Bereich des Sports ist bereits vielfach die Frage aufgeworfen worden, welche Auswirkungen die verbandsrechtlichen Regelungen auf die staatliche Rechtsordnung haben. Diskutiert wird diese Fragestellung vorwiegend für den Bereich der Rechtswidrigkeit, sowohl im Zivilrecht als auch im Strafrecht. Im Mittelpunkt der Diskussion stehen dabei im Wesentlichen so genannte sporttypische Regeln4, die die betreffende Sportart prägen und ihre Attraktivität für Sportler und Zuschauer bestimmen. Daneben bestehen zahlreiche Regelungen, mit denen insbesondere dem Leistungssport Rahmenbedingungen vorgegeben werden. Als Beispiel können hier Regelungen zur Lizenzerteilung oder finanziellen Förderung genannt werden. Auch die Regelungen über die unerlaubte Leistungsbeeinflussung fallen in diese Kategorie. Doch gerade diese Regelungen über die unerlaubte Leistungsbeeinflussung sind eigentlich sporttypischer Natur, da sie wesentliche Kernpunkte der Sportausübung an sich, wie die Chancengleichheit oder die Fairness, gewährleisten wollen. Allerdings gilt das Verbot der unerlaubten Leistungsbeeinflussung für alle Sportarten, unabhängig von der konkreten Ausprägung innerhalb der einzelnen Sportarten. Der Unterschied zwi1 2 3 4

§ 4 der Satzung des HVT. § 6 Nr. 3 der Satzung des HVT. Vgl. die Regelungen unter A) Direktorium, Nr. 2, 3 der Satzung des DVR. Pfister, FS Lorenz, S. 177.

§ 2 Bedeutung und Geltung der Verbandsregeln der FN

29

schen den Regelungen besteht somit auf den ersten Blick darin, dass es sich bei den Regelungen der ersten Kategorie um sportartspezifische Regelungen handelt, wohingegen die Regelungen der zweiten Kategorie allgemein sporttypisch sind. Auch bei den Regelungen über die unerlaubte Leistungssteigerung stellt sich jedoch die Frage, inwieweit ihr Vorliegen sich auf die Bewertung der strafrechtlichen Tat auswirkt. Auswirken könnten sich die verbandsrechtlichen Regelungen über die unerlaubte Leistungsbeeinflussung insbesondere auf die Rechtswidrigkeit der strafrechtlichen Tat. Aus diesem Grund soll zunächst ein kurzer Überblick über die unterschiedliche Beantwortung der allgemeinen Frage, welche Auswirkungen verbandsrechtliche Regelungen auf die staatliche Rechtsordnung haben, erfolgen, ohne dabei auf die Unterscheidung zwischen den beiden Kategorien von Sportregeln einzugehen. II. Meinungsstand

1. Einordnung von Sportregeln als eigenständige rechtliche Regelungen Manche Autoren5 sehen die Sportregeln als eigenständige rechtliche Regelungen an. Die Einordnung wurde damit begründet, dass Sportregeln bereits zum Gewohnheitsrecht6 geworden seien. Dagegen lässt sich jedoch einwenden, dass ein Gewohnheitsrecht nur in geschlossenen Gesellschaftssystemen möglich ist und nicht in einem offenen System wie dem Massensport.7 Des Weiteren ist eine Gleichordnung von Sportregeln mit staatlichem Recht aus rechtsstaatlichen Gründen nicht denkbar. So würde durch die Gleichordnung den Sportverbänden die Möglichkeit eröffnet, für den von ihnen geregelten Sportbereich einen rechtsfreien Raum zu schaffen, in dem zwingendes staatliches Recht frei umgangen werden könnte. Für die am Sport beteiligten Kreise würde dies unter Umständen zu einer erheblichen Einbuße staatlicher Rechte führen, die sie jedoch aufgrund der Monopolstellung der Sportverbände hinzunehmen hätten. Die Gleichordnung von staatlichen und verbandsrechtlichen Regelungen ist somit abzulehnen.

5

Vgl. etwas widersprüchlich Weisemann/Spieker, Sport, Rn 90 ff. Und durch regelmäßige Anwendung der Gerichte sogar zum Richterrecht, dazu Schild, Sportstrafrecht, S. 27 f. 7 So Schild, Sportstrafrecht, S. 26; Teichmann, JA 1979, 350. 6

30

2. Teil: Grundlagen

2. Sportregeln als rechtlich gleichwertige Beurteilungsgrundlage In der Rechtsprechung des BGH in Zivilsachen8 wurden die Sportregeln dagegen als Beurteilungsgrundlage für die Rechtswidrigkeit von Sportverletzungen herangezogen. So stellt das OLG Düsseldorf 9 fest: „Nach der Rechtsprechung des BGH bestimmt sich die Rechtswidrigkeit von Verletzungen, die ein Teilnehmer während eines Fußballspiels erleidet, maßgeblich nach den Sportregeln, nach denen die Sportmannschaft angetreten ist.“ Diese grundsätzliche Einordnung von Sportregeln als Grundlage für die Bestimmung der Rechtswidrigkeit lässt sich auch auf andere Sportarten übertragen, sofern diese nicht Spielregeln zugrunde legen, die sittenwidrig sind. Danach lösen Verletzungen, die nicht auf einem Regelverstoß beruhen, keine Schadensersatzpflicht aus, bzw. sind auch für den Bereich der strafrechtlichen Verantwortung unerheblich.10 Allerdings wird von der Rechtsprechung bei Regelverletzungen im Bereich der Verschuldensprüfung ausschließlich auf die staatlichen Bewertungsnormen abgestellt. Die Bedeutung der Spielregel liegt hier lediglich darin, dem Gericht eine Art sachverständige Konkretisierung des erforderlichen Sorgfaltsmaßstabes zu geben, an den das Gericht jedoch nicht gebunden ist.11 Nach anderer Ansicht wird zwar die funktionale Gleichwertigkeit der Sportregeln abgelehnt, und damit die unmittelbare Auswirkung auf die staatlichen Rechtsnormen, doch sei das sportregelgerechte Verhalten in strafrechtlicher Hinsicht als im Rahmen des erlaubten Risikos12 oder als keine Verletzung der rechtlich gebotenen Sorgfaltspflicht13 zu bewerten. Dies begründe sich trotz des deutlichen Rangunterschieds zwischen Rechtsnorm und Sportregel wiederum darauf, dass die Sportregeln von den Beteiligten auf der Grundlage von Art. 2 I, 9 I GG selbstgesetzte Verhaltensstandards aufstellen14, die damit zumindest mittelbar die Rechtswidrigkeit im Zivil- und Strafrecht15 ausschließen.

8 BGH NJW 1975, 109 (111); BGH NJW 1976, 957 (958); BGH NJW 1976, 2161 (2162); für die Untergerichte vgl. OLG Düsseldorf NJW – RR 2000, 1115 (1116); BGH VersR 1999, 461 u. 1115 (1116). 9 OLG Düsseldorf NJW – RR 2000, 1115 (1116). 10 So auch im Ergebnis Pfister, FS Lorenz, S. 188 und S. 192, der allerdings zwischen sporttypischen und weniger sporttypischen Regelungen unterscheidet und danach den Einfluss der Sportregeln auf die staatlichen Rechtsregeln bestimmt; so auch Summerer, in: Praxishandbuch, 2. Teil Rn 6. 11 BayObLG NJW 1961, 2072 (2073), Grunsky, JZ 1975, 109 (110). 12 Herzberg, JR 1986, 6 (7); Kretschmer, Jura 2000, 267 (271); Looschelders, JR 2000, 265 (271); Weisemann/Spieker, Sport, Rn 75 ff.; Roxin, Strafrecht AT I, § 10 Rn 38, § 11 Rn 61. 13 Klug, Doping, S. 136 ff.; Kühn, Sportstrafrecht, S. 35 f. 14 So Derksen, SpuRt 2000, 141 (143); Pfister, FS Lorenz, S. 187. 15 Sternberg-Lieben, Schranken, S. 339.

§ 2 Bedeutung und Geltung der Verbandsregeln der FN

31

3. Sportregeln als rechtlich relevante Kriterien Ähnlich wie die gerade genannte Ansicht, wenn auch noch weiter abgeschwächt, wird die Ansicht vertreten16, Sportregeln hätten keinen mittelbaren oder unmittelbaren Bezug zu den Rechtsnormen. Sie sind jedoch ein Indiz für die Bestimmung der rechtlich erforderlichen Sorgfalt oder bestimmen bei freiwilliger Sportteilnahme den Umfang der Einwilligung in eine mögliche Körperverletzung durch regelgerechtes Handeln.17 Damit binden sie den Richter nicht in seiner rechtlichen Beurteilung, geben jedoch wichtige Anhaltspunkte für diese.18 4. Stellungnahme Die letztgenannte Ansicht ist vorzugswürdig. Eine mittelbare oder unmittelbare Auswirkung der Sportregeln auf die Rechtswidrigkeit innerhalb eines Strafgesetzes ist abzulehnen, da andernfalls der strafrechtliche Schutz des jeweiligen Rechtsgutes stark eingeschränkt wird. Dennoch sind die bestehenden Spielregeln nicht gänzlich unerheblich für die Beurteilung der Rechtswidrigkeit, da sie den Rahmen der Sportausübung bilden und dadurch unmittelbar oder mittelbar Auswirkungen auf diejenigen Handlungen haben, die Gegenstand der strafrechtlichen Bewertung sind. Auf andere Weise können die Zusammenhänge der Tat nicht ausreichend beurteilt werden, da es ansonsten zu einer unnatürlichen Aufspaltung des Sportgeschehens kommt. Spricht man den Sportregeln hingegen eine Indizwirkung zu, so werden sie als mittelbar relevante Tatsachen mit in die Bewertung des Tatgeschehens einbezogen.19 Sie ermöglichen dann direkt oder mit Hilfe weiterer Zwischenglieder positive oder negative Schlüsse auf die Haupttatsachen, die unmittelbar für die Konkretisierung der abstrakten Merkmale des anzuwendenden Rechtssatzes erheblich sind.20 Als Indizien sind sie somit lediglich Beweisanzeichen.21

16 Kühl, Strafrecht AT, § 17 Rn 23; für die Frage der Vorhersehbarkeit des Geschehensablaufes Kühl, Strafrecht AT, § 17 Rn 19; Cramer/Sternberg-Lieben, in: S/S, § 15 Rn 220. 17 BayObLG NJW 1961, 2072 (2073). 18 So schon BayObLG, NJW 1961, 2072 (2073); Nach Schild, Sportstrafrecht, S. 38, 51 f., haben Sportregeln keinerlei rechtliche Relevanz, sondern beziehen sich „jedenfalls nur auf das Spiel, das durch sie verstanden werden kann“. Er betrachtet dabei die Spielregeln, die den Ablauf einer sportlichen Veranstaltung als solcher betreffen, sodass seine Ausführungen für diese Untersuchung nicht relevant sind. 19 Schöch, in: Alternativ Kommentar StPO, § 244 Rn 17 f.; Wassermann, in: Alternativ Kommentar StPO, § 267 Rn 10. 20 Schöch, in: Alternativ Kommentar StPO, § 244 Rn 16. 21 Wassermann, in: Alternativ Kommentar StPO, § 267 Rn 10.

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2. Teil: Grundlagen III. Zusammenfassung

Die verbandsrechtliche Regel stellt ein Indiz für die im jeweiligen Tatbestand zu beweisenden Haupttatsachen dar. Eine weitere Bedeutung kommt der Verbandsnorm nicht zu, insbesondere wird durch die Regelverletzung keine Bewertung als strafrechtliches Unrecht impliziert.22 Daraus folgt, dass eine verbandsrechtlich unerlaubte Leistungsbeeinflussung nicht zwingend ein Strafgesetz verletzt. Auf der anderen Seite kann aber auch eine an sich verbandsrechtlich erlaubte Handlung strafbar sein. Für diejenigen Personen, die sich dem Regelwerk unterworfen haben, erhöht sich zudem die Aussagekraft der Verbandsregeln, da durch die Unterwerfung auf eine genaue Kenntnis vom Inhalt des Regelwerkes geschlossen werden kann. Daraus ergibt sich eine sehr starke Indizwirkung, die nur schwer zu widerlegen sein wird im Hinblick auf die daraus folgende Feststellung der Haupttatsache. Für die anderen Beteiligten muss dies hingegen nicht gelten. Das Regelwerk des Verbandes kann hier nicht ohne Weiteres als Indiz herangezogen werden. B. Geltung der LPO Nach § 1 Nr. 3 LPO gilt die LPO verbindlich für alle natürlichen23 Personen, die eine Pferdeleistungsschau vorbereiten, durchführen und beaufsichtigen sowie für alle natürlichen Personen, die an ihnen teilnehmen. Für die Teilnahme an einer Leistungsprüfung24 ist der Besitz eines Reitausweises erforderlich, der jeweils für das laufende Kalenderjahr ausgestellt wird. Zudem erfolgt die Anerkennung der LPO mit der Nennung zur Leistungsprüfung, § 33 Nr. 5 LPO. Für die Reiter erfolgt somit die Anerkennung des Regelwerks sowohl durch Regelanerkennungsvertrag als auch durch Lizenz. Veranstalter müssen über den zuständigen Landesverband der FN kooperativ angeschlossen sein und die LPO mit Anmeldung des Veranstaltertermins anerkennen. Andere Personen hingegen, insbesondere Pferdebesitzer sind nicht in den Geltungsbereich der LPO einbezogen, außer sie nehmen die Nennung eines Reiters für ein Turnier selbst vor. Die Bestimmung auf dem Nennungsformular der FN, wonach mit der Abgabe der Nennung die LPO für alle an der Turnierteilnahme des Pferdes beteiligten Personen25 als verbindlich anerkannt wird, ist grundsätzlich unwirksam26, da es durch diese Regelung zu einem Vertrag zulasten Dritter27 kommt.

22 Kühl, Strafrecht AT, § 17 Rn 24; Roxin, Strafrecht AT I, § 24 Rn 20; Kretschmer, Jura 2000, 267 (271). 23 Ebenfalls genannt sind juristische Personen. 24 KAT. A und B, vgl. § 20 LPO. 25 Genannt werden z. B. Pfleger, Besitzer.

§ 4 Unerlaubte Leistungsbeeinflussung und Folgen für das Pferd

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§ 3 Ablauf einer Turnierteilnahme im Reitsport Der Pferdeleistungssport wird maßgeblich durch die Turnierteilnahme geprägt. Aus diesem Grund soll der Ablauf einer Turnierteilnahme dargestellt werden und dadurch ein Überblick über die zeitliche Abfolge ermöglicht werden. A. Nennung Für die Teilnahme an Leistungsprüfungen ist es nach §§ 33 ff. LPO erforderlich, bis zu einem festgelegten Nennungsschluss (meist einen Monat vor dem Wettkampf) ausgefüllte Nennungsvordrucke einzusenden. Nach § 33 Nr. 5 LPO erkennen die Teilnehmer mit Abgabe der Nennungen für nationale Turniere die LPO und für internationale Turniere die LPO und das RG der FEI an. Damit werden auch die Regelungen anerkannt, die zu einem Ausschluss des Pferdes in einem Wettbewerb führen. B. Meldung und tatsächliche Teilnahme Für die endgültige Teilnahmeerklärung ist zusätzlich eine Meldung des Pferdes nötig. Die Meldung muss bis spätestens eine Stunde vor Beginn der Prüfung an der Meldestelle erfolgen und besteht in der Bestätigung der Teilnahme. Nach § 45 Nr. 2 LPO sind nur bis zum Meldeschluss gemeldete Pferde startberechtigt. Nach der Meldung erfolgt die tatsächliche Teilnahme an der konkreten Prüfung, d. h., der Reiter beginnt mit seinem Pferd die Dressur-, Spring- oder Vielseitigkeitsprüfung.

§ 4 Täterkreis, unerlaubte Leistungsbeeinflussung und Folgen für das Pferd A. Der mögliche Täterkreis Im Pferdesport kommen als Täter einer unerlaubten Leistungsbeeinflussung diejenigen Personen in Betracht, die Zugang zum Pferd haben und ein meist wirtschaftliches Interesse an einer Leistungsbeeinflussung des Pferdes. Nach

26 Eine Ausnahme kann für die Einbeziehung der Pferdebesitzer bestehen, so Adolphsen, Internationale Dopingstrafen, S. 92 ff.; näher dazu 5. Teil § 2 A. 27 Palandt/Heinrichs, Einf v § 328 Rn 10.

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2. Teil: Grundlagen

diesen Kriterien sollen nun die möglichen Tätergruppen im Reitsport in Abgrenzung zum Pferderennsport erarbeitet werden. I. Reiter

Als potenzielle Täter müssen zunächst die Reiter der Pferde betrachtet werden. Anders als im Galopprennsport, wo die Jockeys oftmals erst am Renntag mit dem Pferd in Kontakt treten, sind im Reitsport die Reiter diejenigen Personen mit dem engsten Kontakt zum Pferd. Dies resultiert vor allem daraus, dass für eine optimale Dressur- oder Springdarbietung das Pferd auf den Reiter und umgekehrt „eingestellt“ sein muss. Für den Kreis der Reiter ist zudem die stärkste Interessenlage anzunehmen. Die Ausbildung eines Pferdes erstreckt sich über viele Jahre, und für ein gutes Pferd findet sich keineswegs leicht Ersatz. Die Werbung für den Reiter besteht jedoch in seinen Erfolgen. Zudem ist der Zeitraum, in dem ein Pferd die besten Erfolge bringen kann, naturgemäß zeitlich begrenzt, sodass der Ausfall eines Pferdes große finanzielle Einbußen für einen Reiter bringen kann. II. Eigentümer

Den Eigentümern28 der Pferde kommt neben den Reitern die stärkste Interessenlage zu. Hier ist zu berücksichtigen, dass der Wert des Pferdes sich sowohl für den Verkauf als auch in der Zucht maßgeblich nach den Erfolgen bestimmt. Demnach sind auch die Eigentümer in den möglichen Täterkreis mit einzubeziehen. Hier bestehen keine Unterschiede zum Pferderennsport. III. Tierärzte und Stallpersonal

Weitere mögliche Täter können die Tierärzte und das Stallpersonal sein. Die Interessenlage der Tierärzte liegt dabei in der Erhaltung des Kundenstammes, wohingegen beim Stallpersonal keine eigenständige Interessenlage angenommen werden kann. Beide Berufsgruppen haben sehr guten Zugang zum Pferd, was ebenfalls auf den Pferderennsport zutrifft.

28 Sie werden im weiteren Pferdebesitzer gem. der in der LPO verwendeten Terminologie genannt. Teilnehmer, Besitzer und Pfleger werden nach § 920 Nr. 2 e) LPO als Verantwortliche für Verstöße im Zusammenhang mit Verstößen auf einer Pferdeleistungsschau (PLS) ausdrücklich genannt.

§ 4 Unerlaubte Leistungsbeeinflussung und Folgen für das Pferd

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IV. Trainer/Reitlehrer

Der Trainer/Reitlehrer dagegen spielt im Gegensatz zum Galopprennsport29 eine eher untergeordnete Rolle, da er zwar für die Abstimmung zwischen Pferd und Reiter verantwortlich ist, jedoch ohne den jeweiligen Reiter in keinen dauerhaften unmittelbaren Kontakt zum Pferd tritt. Die Interessenlage ist hier als gering einzustufen. V. Außenstehende Dritte

Zuletzt sind die außenstehenden Dritten zu betrachten. Infrage kommen vor allem Mitbewerber und im Rennsport zusätzlich noch die Wetter. Mitbewerber haben im Reitsport grundsätzlich einen guten Zugang zu den Pferden und auch eine starke Interessenlage. Bei ihnen kommt das Negativdoping in Betracht, wobei Fälle von Negativdoping von Pferden im Reitsport nicht bekannt sind. Für andere Außenstehende ist kein Zugang zu den Pferden gegeben und auch keine Interessenlage ersichtlich, da im Reitsport keine Wetten abgeschlossen werden. Anders im Pferderennsport, bei dem eine starke Interessenlage der Wetter besteht. Aufgrund der strengen Kontrollen der Ställe ist ein eigenhändiges Doping im Pferderennsport jedoch nahezu ausgeschlossen. VI. Zusammenfassung

Im Mittelpunkt der Untersuchung werden nach den Kriterien „Zugang zum Pferd“ und „Interessenlage“ • die Reiter, • die Eigentümer und • die Tierärzte stehen. Ergänzend wird auf die Wetter eingegangen. B. Unerlaubte Leistungsbeeinflussung und Doping Zentrale Handlung der strafrechtlichen Aspekte des Pferdeleistungssports ist die unerlaubte Leistungsbeeinflussung oder das Doping eines Sportpferdes. Beide Begriffe müssen demnach zuerst definiert werden. Dazu werden zunächst die Formen und die Ziele der in Betracht kommenden Leistungsbeeinflussungen sowie ihre Einordnung als erlaubt oder unerlaubt herausgearbeitet, um dann in einem weiteren Schritt die bestehenden Dopingdefinitionen dahingehend zu un29 Nach Nr. 534 RO ist der Trainer verantwortlich dafür, dass ein von ihm trainiertes Pferd am Renntag nicht unter dem Einfluss eines verbotenen Mittels steht.

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2. Teil: Grundlagen

tersuchen, welche Formen und Ziele der Leistungsbeeinflussung von ihnen umfasst werden. I. Formen und Ziele der unerlaubten Leistungsbeeinflussung

1. Dopen auf Sieg oder Niederlage Das Dopen auf Sieg kann dabei nochmals in akutes und chronisches Doping unterteilt werden.30 Unter akutem Doping wird die Verabreichung unerlaubter Substanzen kurz vor dem Wettkampf verstanden. Hingegen versteht man unter chronischem Doping die meist tägliche Verabreichung von Medikamenten über einen längeren Zeitraum hinweg. Im Falle des akuten Dopings werden dabei hauptsächlich Stimulantien31, wie bspw. Amphetamine verwendet und im Falle des chronischen Dopings hauptsächlich Medikamente, die Körperfunktionen günstig beeinflussen, wie z. B. Anabolika32, die den Muskelaufbau fördern. Das Dopen auf Niederlage hat im Gegensatz zum Dopen auf Sieg die Leistungsminderung des Pferdes im Wettbewerb zum Ziel. Zur Anwendung kommen dafür vorwiegend Präparate, die kurz vor dem Wettbewerb verabreicht werden können, z. B. Tranquilizer.33 2. Doping zur Wiederherstellung der natürlichen Leistungsfähigkeit (therapeutisches Doping) Durch das Doping zur Wiederherstellung der natürlichen Leistungsfähigkeit soll keine Leistungssteigerung bewirkt werden, sondern es soll dem Pferd ermöglicht werden, seine vorhandene Leistungsfähigkeit, die durch Krankheiten beeinträchtigt ist, voll zu nutzen. Hierunter fallen z. B. Lokalanästhetika.34 3. Doping zur Maskierung oder Verdünnung anderer Substanzen Zur Maskierung von Substanzen werden den Pferden Medikamente verabreicht, die das Vorhandensein gleichzeitig applizierter, potenter Dopingmittel

30 Schoene, Doping, S. 26; Ditz, Doping, S. 187, der das chronische Doping als „tonic“ Doping beschreibt. 31 Zur ähnlichen Verwendung im Humansport Ahlers, Doping, S. 221. 32 Ditz, Doping, S. 187; Schoene, Doping, S. 26. 33 Schoene, Doping, S. 27; Ditz, Doping, S. 206 ff. 34 Schoene, Doping, S. 28; Ditz, Doping, S. 226 ff.; zur Verwendung beim Menschen Kern, Dopingproblem, S. 138 f.

§ 4 Unerlaubte Leistungsbeeinflussung und Folgen für das Pferd

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verschleiern, d. h. den chemischen Nachweis von Dopingmitteln verhindern oder ihre Ausscheidung verzögern, verringern oder beschleunigen sollen.35 Hingegen soll beim Doping zur Verdünnung von Substanzen erreicht werden, dass eine erhöhte Ausscheidung von Körperwasser bei unveränderter Menge an ausgeschiedenen Wirkstoffen stattfindet. Zur Anwendung kommen hier vor allem Diuretika.36 4. Doping durch Anwendung verbotener Methoden Merkmal dieser Art von Doping ist, dass nicht verbotene Substanzen verwendet werden. Dennoch wird durch diese Dopingmethode, die kurz vor dem Wettkampf angewendet werden, die Körperfunktionen für den Wettkampf optimiert. So wird z. B. durch die Infusion von Natriumhydrogencarbonat verhindert, dass der durch die Muskeltätigkeit erhöhte Anfall von Milchsäure den pH-Wert des Blutes absenkt. Dadurch wird der ermüdungsbedingte Leistungsabfall verzögert.37 5. Leistungsbeeinflussung durch operative und technische Mittel Im Reitsport werden zudem operative Mittel zur Leistungssteigerung des Pferdes eingesetzt. Darunter fallen insbesondere das Implantieren eines ständigen Tracheotubus, d. h. einer Kanüle im Schlund- oder Kehlkopfbereich, welche die Atmung bei Veränderungen dieser Bereiche während eines Wettkampfes oder Rennens verbessern soll, und die Neurektomie, bei der durch das Durchtrennen von Nerven eine Schmerzausschaltung und Desensibilisierung in einem Bereich der unteren Gliedmaßen erreicht werden kann.38 Eine Leistungssteigerung kann zudem durch den Einsatz von technische Mittel erreicht werden. Zu nennen sind in diesem Bereich Spezialvorrichtungen, die den Einsatz von Strom an dem Pferd ermöglichen, z. B. durch die Reitgerte oder Sporen, sowie im Springsport der Einsatz von Vorrichtungen, die Schmerzen beim Berühren der Hindernisstangen verursachen. Beispielhaft kann hier das Anbringen von Reißzwecken in den Gamaschen genannt werden oder das Barren.

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Schoene, Doping, S. 29; Kern, Dopingproblem, S. 139. Zur vergleichbaren Verwendung im Humansport Ahlers, Doping, S. 225; Kern, Dopingproblem, S. 136; Feiden/Blasius, Doping, S. 14. 37 Schoene, Doping, S. 31; auch das Blutdoping gehört in diese Kategorie, vgl. Ahlers, Doping, S. 227; Feiden/Blasius, Doping, S. 19 ff. 38 Straiton, Pferdekrankheiten, S. 180. 36

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2. Teil: Grundlagen

6. Erlaubte und unerlaubte Leistungsbeeinflussung Bestimmt werden muss nun noch, welche Formen der Leistungsbeeinflussung erlaubt sind und welche als unerlaubt gelten, mit Blick auf das Tier müssen hier Leistungsbeeinflussungen als unerlaubt gelten, die dem Tier Schmerzen, Schäden oder Leiden zufügen und aus diesem Grund tierschutzwidrig sind. Heilbehandlungen, die dem Pferd nützen, wären aus diesem Blickwinkel heraus grundsätzlich erlaubt. Im Zusammenhang mit einem sportlichen Wettbewerb können sie jedoch regelwidrig sein. Deshalb muss zum anderen mit Blick auf den Sport bestimmt werden, was als unerlaubt gilt. Dazu sind die Regeln der Pferdesportverbände zur Bestimmung der unerlaubten Leistungsbeeinflussung, zu beachten.

7. Zusammenfassung Zusammengefasst werden mit der Leistungsbeeinflussung drei Hauptziele verfolgt: • die Leistungssteigerung, • die Leistungsminderung und • der Leistungserhalt. Formen der Leistungsbeeinflussung sind dabei • die Anwendung körperfremder Substanzen, • die Anwendung körpereigener Substanzen, • die Anwendung operativer Verfahren und • die Anwendung technischer Hilfsmittel. Die Leistungsbeeinflussung ist unerlaubt, wenn sie • tierschutzwidrig und/oder • regelwidrig ist.

II. Bestehende Regelungen und Definitionen zum Doping im Reitsport

1. Gesetz und Verwaltungsvorschriften Im Tierschutzgesetz wird in § 3 Nr. 1 b TierSchG verboten, dass an einem Tier bei sportlichen Wettkämpfen oder ähnlichen Veranstaltungen Dopingmittel angewendet werden. Nach den Bestimmungen in den Allgemeinen Verwaltungsvorschriften zur Durchführung des Tierschutzgesetzes vom 9. Februar 2000 sind Dopingmittel pharmakologisch wirksame Stoffe, die einem Tier zur kurzfristigen Steigerung oder Minderung seiner Leistungsfähigkeit oder zum

§ 4 Unerlaubte Leistungsbeeinflussung und Folgen für das Pferd

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Überdecken eines vorliegenden Gesundheitsproblems mit dem Ziel verabreicht werden, das Ergebnis eines Wettkampfes zu beeinflussen. Problematisch ist nach dieser Verwaltungsvorschrift der Begriff der Kurzfristigkeit. Üblicherweise ist zwar eine Steigerung der Leistungsfähigkeit kurzfristig für die Dauer des Wettbewerbes angestrebt, dies erscheint jedoch nicht begriffsnotwendig.39 Vielmehr werden dabei Mittel wie Anabolika, die über einen längeren Zeitraum verabreicht werden, nicht erfasst. Doch auch hier kommt es zu einer Steigerung der Leistungsfähigkeit, die durch natürliche Trainingsmethoden nicht erreicht worden wäre.40 2. Literatur Nach Lorz41 werden unter Dopingmitteln körperfremde Substanzen verstanden, die aufgrund ihrer Art oder Dosierung die natürliche Leistungsfähigkeit steigern oder mindern. Ein Abstellen auf körperfremde Substanzen erfasst jedoch nicht Eigenbluttransfusionen.42 Demgegenüber wird von anderen Kommentatoren43 auch der Gebrauch von körpereigenen Mitteln in abnormer Dosis unter das Dopingverbot eingeordnet. 3. Pferdesportverbände a) Dopingbestimmungen der FN Nach den Bestimmungen der FN erfüllt den Tatbestand des Dopings, wer als Teilnehmer, Besitzer oder Pfleger in zeitlichem Zusammenhang mit einer Pferdeleistungsschau ein Pferd bei Vorhandensein einer nach § 67 a Nr. 1 LPO verbotenen Substanz44 oder bei Anwendung einer nach § 67 a Nr. 1 LPO verbotenen Methode einsetzt. In § 67 a LPO „Liste der verbotenen Substanzen“ wird zwischen Dopingsubstanzen (§ 67 a Nr. 1 LPO) und verbotenen Arzneimitteln (§ 67 a Nr. 2 LPO) unterschieden. Dopingsubstanzen sind danach Substanzen, die geeignet sind, die Leistung eines Pferdes im Wettkampf zu beeinflussen. Es folgt eine Liste der verbotenen Substanzen. Zudem wird bestimmt, dass die Verabreichung von 39 Lorz/Metzger, § 3 Rn 16; so auch Hirt, Tierärztl. Prax. 1997, 68/244 (69/245); a. A. Hackbarth/Lückert, Tierschutzrecht, S. 55. 40 Schoene, Doping, S. 27. 41 Lorz/Metzger, § 3 Rn 16. 42 Schoene, Doping, S. 30 f. 43 Vgl. Ort/Reckewell, § 3 Rn 22. 44 Oder bei Überschreitung des für die Substanz geltenden Grenzwertes einsetzt, § 920 Nr. 1 e) aa) LPO.

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2. Teil: Grundlagen

Vollblut und/oder Zubereitungen, die rote Blutkörperchen enthalten, sowie jede Manipulation einer Probe Doping ist. Verbotene Arzneimittel sind im Gegensatz dazu Substanzen, die als Arzneimittel eingesetzt werden, jedoch im Wettkampf verboten sind. Zusammengefasst liegt danach Doping vor, wenn trotz Vorhandenseins einer Dopingsubstanz oder der Verabreichung von Vollblut ein Pferd in zeitlichem Zusammenhang mit einer Pferdeleistungsschau eingesetzt oder eine Probe manipuliert wird. Verwirrend ist für die Definition des Dopingbegriffs die Unterscheidung zwischen Dopingsubstanzen und im Wettkampf verbotenen Arzneimitteln, da auch der Einsatz von Arzneimitteln geeignet sein kann, die Leistung eines Pferdes im Wettkampf zu beeinflussen, sodass diese eigentlich ebenfalls von der Definition der Dopingsubstanzen umfasst sind. Zudem finden keine Trainingskontrollen statt, die eine Unterscheidung zwischen generell verbotenen Dopingsubstanzen und Arzneimitteln erfordern würden. Des Weiteren wird die Manipulation einer Probe als Doping angesehen, nicht jedoch der Einsatz eines Pferdes, an dem operative Maßnahmen durchgeführt wurden. b) Dopingbestimmungen des HVT Der HVT bestimmt unter § 93 TRO „Doping“, dass ein Pferd in seinen Geweben, seinen Körperflüssigkeiten oder seinen Ausscheidungen in der Zeit zwischen dem Beginn der Rennveranstaltung und dem Ende des Rennens, an dem das Pferd teilgenommen hat oder für welches das Pferd als Starter angegeben worden ist, keine gemäß der Dopingliste verbotenen Substanzen aufweisen darf. Im Anschluss daran wird geregelt, wann ein positiver Dopingbefund vorliegt. Ein positiver Dopingbefund liegt nach der HVT-Regelung vor, wenn ein qualitativer Nachweis einer auf der Dopingliste des HVT aufgeführten Substanz oder ihres Umwandlungsproduktes geführt wurde oder wenn unabhängig von dem generellen Verbot der Verabreichung von Substanzen und Mitteln der Dopingliste, Pferde innerhalb von 72 Stunden vor Beginn des Rennens Injektionen oder Infusionen erhalten. Den Dopingtatbestand erfüllt weiterhin, wer gem. § 135 TRO „unerlaubte Mittel (Doping) anwendet, anwenden lässt oder die Anwendung duldet“. Im Gegensatz zur FN stehen beim HVT die Anwendung unerlaubter Mittel und nicht der Einsatz eines Pferdes, bei dem eine Dopingsubstanz angewendet wurde, im Mittelpunkt. Auch vom HVT wird der Einsatz operativ manipulierter Pferde nicht als Doping angesehen.

§ 4 Unerlaubte Leistungsbeeinflussung und Folgen für das Pferd

41

c) Dopingbestimmungen des DVR In der Rennordnung des DVR heißt es in Abschnitt XIV. „Unerlaubte Mittel – Doping: 1. Allgemeines“: Die Anwendung aller Mittel, die geeignet sind, die natürliche Leistungsfähigkeit eines Pferdes zu verändern, ist verboten. Sie werden als „unerlaubte Mittel“ bezeichnet, vgl. Nr. 529 RO. Einen Verstoß begeht, wer diese Mittel zu diesem Zweck anwendet, deren Anwendung versucht, bei ihr mitwirkt oder sie pflichtwidrig ermöglicht. Einen Verstoß begeht ein Trainer, bei dessen von ihm trainierten Pferden Substanzen solcher Mittel nachgewiesen werden. In Abschnitt XIV. „Unerlaubte Mittel – Doping: 2. Erlaubte und unerlaubte Mittel“ werden sodann die erlaubten und unerlaubten Mittel aufgelistet. Dopingsubstanzen sind in Liste III aufgeführt. Bestimmt wird, dass die Anwendung der in Liste III aufgeführten Dopingmittel grundsätzlich verboten ist, soweit sie nicht aus medizinischen Gründen indiziert wurden. Am Renntag dürfen die Dopingsubstanzen allerdings auch bei medizinischer Indikation nicht nachgewiesen werden. Die Verabreichung von Blut oder Blutbestandteilen sowie Nervenschnitte oder technische Hilfsmittel sind ebenfalls unerlaubte Mittel. d) Zusammenfassung Eine einheitliche Regelung zum Dopingbegriff lässt sich weder in der Kommentarliteratur zum Begriff Dopingmittel i. S. d. § 3 Nr. 1 b TierSchG finden, noch verfügen die aufgeführten Pferdesportverbände über eine einheitliche Dopingdefinition. Gemeinsam ist allen Definitionen, dass unter Doping eine Handlung verstanden wird, welche die natürliche Leistung eines Pferdes beeinflusst. Bis auf die Definition der FN liegt der Schwerpunkt bei der Anwendung von Dopingmitteln respektive in der Verabreichung von einer Dopingsubstanz. Zur Bestimmung, ob eine Dopingsubstanz vorliegt, wird auf Dopinglisten verwiesen, die alle eine Aufzählung von Wirkstoffgruppen enthalten. Dadurch soll gewährleistet werden, dass auch der Nachweis jedes neuen Medikaments, das in eine der aufgelisteten Wirkstoffgruppen fällt, als positiver Dopingbefund behandelt werden kann.45 Eine Einschränkung stellt die Unterscheidung der FN zwischen Dopingsubstanzen und verbotenen Arzneimitteln dar. Besonders streng ist dagegen die Dopingliste des HVT, die im Gegensatz zu FN und DVR keine Grenzwerte für bestimmte Substanzen, wie bspw. Testosteron enthält und damit jeglicher quantitativer Nachweis einer Substanz – oder ihrer Umwandlungsprodukte – als positiver Dopingbefund gewertet wird.

45

Schoene, Doping, S. 23.

42

2. Teil: Grundlagen

In allen Definitionen – außer nach Lorz – gilt auch das Verabreichen von Eigenblut als Doping. Das DVR bewertet zudem den Einsatz von unerlaubten Hilfsmitteln sowie operativ veränderter Pferde als Doping, die FN hingegen sieht auch in der Manipulation einer (Doping-)Probe den Dopingtatbestand erfüllt. In zeitlicher Hinsicht liegt nach dem HVT und der FN Doping nur im Rahmen eines Rennens bzw. einer Pferdeleistungsschau vor. Die Verwendung von Dopingmitteln im Training ist nicht ausdrücklich verboten.46 Entscheidend ist lediglich, dass die verwendeten Substanzen zum Zeitpunkt des Wettkampfes abgebaut sind. Auch das Gesetz beschränkt in § 3 Nr. 1 b TierSchG die Anwendung von Dopingmitteln auf sportliche Wettkämpfe oder ähnliche Veranstaltungen. Hingegen bestimmt das DVR nach Nr. 540 RO, dass die Verabreichung von „verbotenen Substanzen“ auch im Training verboten ist, mit Ausnahme des Vorliegens einer medizinischen Indikation, über die vom Tierarzt ein bestätigter Nachweis zu führen ist. e) Stellungnahme Im Interesse des Sports ist eine einheitliche Dopingdefinition anzustreben. Die Definition des Dopingbegriffs im Reit- oder Rennsport sollte sich nicht von einer Definition im Humansport unterscheiden, da andernfalls die komplexe Dopingproblematik nicht einheitlich erfasst wird und einheitliche Rahmenbedingungen verhindert werden. Abzulehnen ist deshalb die Dopingdefinition von Ditz47, die rein für den Pferderennsport entwickelt wurde und die sämtliche Möglichkeiten der Leistungsbeeinflussung unter dem Begriff des Dopings zusammenfasst. Im Gegensatz dazu zeigt jedoch ein Blick auf die Dopingdefinition des IOC vom 31.01.2001, die wie folgt lautet: „Doping besteht aus • der Verabreichung von Wirkstoffen, die verbotenen Gruppen pharmakologischer Wirkstoffe angehören und/oder • dem Einsatz verbotener Methoden.“,

dass durch diese Definition nicht alle Möglichkeiten der Leistungsbeeinflussung beim Pferd erfasst sind. Es bleibt demnach zu klären, ob eine weitergehende

46 Nach § 920 Nr. 1 LPO soll jedoch auch außerhalb des Turnierbetriebes eine Ordnungsstrafe verhängt werden können, wenn ein Verstoß gegen das Wohl des Pferdes vorliegt. Dies könnte im Fall des Dopings gegeben sein. Trainingskontrollen bestehen allerdings nicht. 47 Ditz, Doping, S. 38.

§ 4 Unerlaubte Leistungsbeeinflussung und Folgen für das Pferd

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Definition auch im Hinblick auf den Humansport möglich ist und wie der Begriff der unerlaubten Leistungsbeeinflussung bestimmt werden soll. Für die Einteilung der Begriffe „unerlaubte Leistungsbeeinflussung“ und „Doping“ gibt es zwei Ansatzpunkte und einen gemeinsamen Ausgangspunkt. Letzterer ist die Leistung im Sport. Um einen Vorteil vor den Mitbewerbern zu erreichen, kann die Leistung positiv oder negativ beeinflusst werden. Als Ansatzpunkt kommt zum einen in Betracht, den Begriff „Doping“ als Oberbegriff sämtlicher „unerlaubter Leistungsbeeinflussungen“ zu verstehen oder aber den Begriff „unerlaubte Leistungsbeeinflussung“ als Oberbegriff zu nehmen. In diesem Fall ist dann das „Doping“ eine spezielle Ausprägung einer unerlaubten Leistungsbeeinflussung. Da jedoch je nach Sportart die Möglichkeiten der Leistungsbeeinflussung stark variieren und unter Doping zumindest im Kern die Verabreichung von Substanzen verstanden wird, sollten sportartspezifische Möglichkeiten einer Leistungsbeeinflussung nicht Bestandteil einer Dopingdefinition sein. Für den Reit- und Rennsport hat dies zur Konsequenz, dass die Verwendung unerlaubter Hilfsmittel, wie es das DVR als Doping deklariert, nicht unter einen einheitlichen Dopingtatbestand fällt. Ebenso ist nach diesem Verständnis die Manipulation einer Dopingprobe, wie von der FN geregelt, kein Doping. Weiterhin ist die zeitliche Komponente des Dopings zu bestimmen. Es stellt sich die Frage, ob die Bestimmung, was Doping ist, an Handlungen, die im zeitlichen Zusammenhang mit Wettbewerben stehen, gebunden ist. Im Hinblick auf den Ansatzpunkt „Leistung“ ist eine derartige zeitliche Einschränkung abzulehnen. Dies würde eine Grauzone fördern, die zur unerlaubten Leistungsbeeinflussung im Training führt, mit dem Ziele eingesetzte Mittel „rechtzeitig“ vor dem Wettkampf abzusetzen. Im Humansport werden aus diesem Grund bereits Trainingskontrollen durchgeführt.48 Dasselbe sollte auch für die Pferdesportarten gelten, weshalb aus diesem Grund die zeitlichen Einschränkungen der FN und des HVT abzulehnen sind. Im Gegensatz dazu sind Bestimmungen, wie sie das DVR vorsieht, zu fordern. Durch das Führen von Nachweisen über den Einsatz von Medikamenten durch den Tierarzt ist zum einen der Schutz des Pferdes vor einer nicht medizinisch indizierten Verabreichung von Substanzen gewährleistet und zum anderen ist eine nötige ärztliche Behandlung möglich. Unter Berücksichtigung der soeben erarbeiteten Grundlagen wird eine eigene Definition des Begriffs „Doping“ bei Tieren vorgeschlagen, die ebenfalls für den Humansport verwendet werden könnte.

48 Auch bei den Reitern gibt es seit 2003 Trainingskontrollen durch die Welt-AntiDoping-Agentur WADA, Boewe, Die Welt vom 14.11.2003, http://www.welt.de/data/ 2003/11/14/196791.htm?prx=1.

44

2. Teil: Grundlagen

4. Eigene Definition von Doping Doping bei Tieren ist die künstliche Erhaltung, Steigerung oder Minderung der Leistungsfähigkeit durch Dopingmittel oder operative körperliche Eingriffe, die nicht zu Heilungszwecken durchgeführt werden.

Künstlich ist die Erhaltung, Steigerung oder Minderung der Leistungsfähigkeit, wenn sie nicht auf einer dem individuellen Körper entsprechenden physischen oder psychischen Veränderung durch Training oder Ausbildung entspricht. Unter den Begriff der Dopingmittel fallen alle körpereigenen oder körperfremden Substanzen, die aufgrund ihrer Verabreichungsform, Art oder Dosierung die natürliche Leistungsfähigkeit steigern oder mindern. Ebenfalls unter den Dopingbegriff fallen alle operativen körperlichen Eingriffe, die nicht zu Heilungszwecken durchgeführt werden, sodass auch die an Pferden zur Leistungserhaltung, -steigerung oder -minderung vorgenommenen Operationen, wie bspw. die Neurektomie unter den Dopingbegriff fallen. Nicht erfasst sind in dieser Definition mechanische oder elektrische Vorrichtungen49, die durchaus zur Leistungsbeeinflussung beim Tier führen können, doch soll hier der Dopingbegriff nicht überdehnt werden. Stattdessen sollte es das Bestreben einer Dopingdefinition für das Dopen von Tieren sein, dieselben Kriterien wie für das Dopen von Menschen aufzustellen. Eine einheitliche Definition schafft Rechtssicherheit und Rechtsklarheit. Vor dieser Aussage erscheint es zweifelhaft, weshalb der hier gefundene Dopingbegriff für den Sport mit Tieren neben der Verabreichung von Substanzen auch operative Eingriffe umfasst. Diese werden zwar – soweit bekannt – bisher nur an Tieren vorgenommen, stehen jedoch durch ihre leistungserhaltende Wirkung in engem Zusammenhang mit einem Kernanliegen des Dopings, und zwar dem Wunsch, die natürliche Leistungsfähigkeit für den Wettkampf vorteilhaft zu beeinflussen. Zudem ist durchaus ernsthaft darüber nachzudenken operative Eingriffe, die nicht die Heilung von Krankheiten zum Gegenstand haben, sondern allein der Leistungserhaltung oder Steigerung dienen, auch in die Definition des Dopingbegriffs für Menschen mit aufzunehmen. Dies scheint sogar geboten, wenn man bedenkt, welche körperliche Eingriffe der Mensch aus kosmetischen Gründen an sich vornehmen lässt. Durch eine Aufnahme in den Dopingbegriff können zumindest Eingriffe unterbunden werden, die eine dauerhafte Schädigung des Menschen zum Zweck der Leistungssteigerung bedeuten.

49

So aber Ditz, Doping, S. 37.

§ 4 Unerlaubte Leistungsbeeinflussung und Folgen für das Pferd

45

III. Verhältnis der eigenen Dopingdefinition zur verbandsrechtlichen Dopingdefinition der FN

Dieser Arbeit wird die soeben gefundene Definition des Begriffs Doping zugrunde gelegt. Oberbegriff für alle nicht regel- oder tierschutzgerechten Mittel der Leistungsbeeinflussung ist die unerlaubte Leistungsbeeinflussung. Sofern jedoch im Rahmen eines Straftatbestandes den Dopingregelungen der FN aufgrund ihrer Bekanntheit und Geltung eine besondere Bedeutung zu kommt, wird auf sie verwiesen. Ebenfalls sind die Dopingregelungen der FN bei der Prüfung der Verbandstrafbarkeit zugrunde zu legen. C. Folgen der unerlaubten Leistungsbeeinflussung für das Pferd I. Tod des Pferdes

Aufgrund von Maßnahmen der Leistungssteigerung oder -verminderung kann der Tod des Pferdes eintreten und zwar durch die Überwindung von Müdigkeit oder durch eine Überdosierung. Im Reitsport ist der Tod des Pferdes aufgrund von Maßnahmen der Leistungssteigerung oder -verminderung in einer Prüfung selten. Die Sparte des Reitsports, die am ehesten mit Todesfällen konfrontiert wird, ist die Disziplin der Vielseitigkeit, die durch lange Prüfungen, vergleichbar hohe Belastungen, wie im Pferderennsport aufweist, wodurch es bei der Verwendung von stimulierenden Dopingmitteln zu einem sehr hohen Blutdruck mit tödlichem Ausgang kommen kann.50 Häufiger als Todesfälle in den Prüfungen werden Todesfälle durch Koliken, die durch das Doping entstanden sind, vorkommen.51 II. Belastung des Organismus und Beeinträchtigung der Koordination

Die Eingabe bestimmter Medikamente führt zu einer Belastung des Organismus mit Stoffen, die die Organe dauerhaft schädigen können. Durch verschiedene Mittel kann es zudem zu einer Beeinträchtigung der Koordination des Bewegungsapparates kommen. Dies kann Stürze von Pferd und Reiter zur Folge haben.52 50

Schoene, Doping, S. 50 f.; Ditz, Doping, S. 223. Vgl. Schoene, Doping, S. 36, die darauf hinweist, dass es gerade durch das Doping mit Nichtsteroidalen Antiphlogistika (NSAID), zu denen auch Phenylbutazon gehört, zu Anreicherungen des NSAID in Magen, Nieren und Dünndarm mit der Folge von Läsionen kommt. 52 So bspw. bei der Anwendung von Opiaten, dazu Schoene, Doping, S. 54; Ditz, Doping, S. 225. 51

46

2. Teil: Grundlagen III. Dauerhafte Schädigungen des Bewegungsapparates

Dauerhafte Schäden am Bewegungsapparat treten vor allem als Folge des therapeutischen Dopens auf. In diesem Bereich wird durch das Ausschalten des Schmerzempfindens des Pferdes erreicht, dass dieses die verletzten Gliedmaßen überbeansprucht und damit dauerhaft schädigt.53 IV. Verfälschung der Zucht

Die unerlaubte Leistungssteigerung, die zu Erfolgen des Pferdes im Wettbewerb führt, hat auch negative Auswirkungen auf die Zuchtauswahl. Die Erfolge des Pferdes sind entscheidend für den Zuchteinsatz. Jedoch werden die durch künstliche Leistungsbeeinflussung erworbenen Fähigkeiten nach dem Prinzip der Darwinschen Evolutionstheorie nicht weitervererbt.54 V. Zusammenfassung

Als Folgen der unerlaubten Leistungsbeeinflussung für das Pferd kommen in Betracht: • Tod des Pferdes, • Belastung des Organismus und Beeinträchtigung der Koordination, • Dauerhafte Schädigungen des Bewegungsapparates, • Verfälschung der Zucht.

53 54

Schoene, Doping, S. 35 f., 54, 57; Ditz, Doping, S. 226 ff. Ditz, Doping, S. 515.

3. Teil

Verstöße gegen Normen des Kernstrafrechts Im Weiteren wird untersucht, ob die unerlaubte Leistungsbeeinflussung eines Pferdes auf einem Turnier eine strafbare Handlung nach dem Strafgesetzbuch darstellt. Im Reitsport kommt dabei eine Strafbarkeit nach § 263 StGB und § 298 StGB in Betracht. Eine Strafbarkeit wegen Körperverletzungsdelikten ist nicht zu prüfen.1 1. Kapitel

Betrugsstrafbarkeit gem. § 263 StGB Im Folgenden wird die Betrugsstrafbarkeit gem. § 263 StGB untersucht. An das Vorliegen des Betrugstatbestandes ist insbesondere bei einer unerlaubten Leistungsbeeinflussung des Pferdes während eines Turniers zu denken. Eine Betrugsstrafbarkeit kommt jedoch auch im Falle des Verkaufs oder der Zucht mit Pferden, die ihre Erfolge hauptsächlich durch eine unerlaubte Leistungsbeeinflussung erzielt haben, in Betracht. Besonderheiten könnten sich letztlich auch im Zusammenhang mit Wetten ergeben. In § 1 erfolgt eine einleitende Darstellung des Betrugstatbestandes. Sodann wird in § 2 untersucht, ob und gegenüber wem sich ein Reiter, der das Pferd, mit dem er startet, unerlaubt in seiner Leistung beeinflusst, gem. § 263 StGB strafbar macht. Im Anschluss daran wird in § 3 geprüft, ob sich der Verkäufer eines unerlaubt in der Leistung beeinflussten Pferdes gegenüber dem Käufer, und der Hengsthalter gegenüber dem Züchter gem. § 263 StGB strafbar machen. In § 4 werden die Fallkonstellationen aus § 2 und § 3 auf eine mögliche Versuchsstrafbarkeit hin untersucht. In § 5 wird unter Anwendung der Grundsätze von Täterschaft und Teilnahme unter Einbeziehung der rechtlichen und tatsächlichen Verhältnisse im Reitsport untersucht, inwieweit sich Reiter, Pferdebesitzer und Tierärzte gem. § 263 StGB strafbar machen können.

1

Siehe oben unter 1. Teil § 2.

48

3. Teil, 1. Kap.: Betrugsstrafbarkeit gem. § 263 StGB

Schließlich werden in § 6 Besonderheiten im Zusammenhang mit dem Abschluss von Wetten erörtert.

§ 1 Einleitung A. Geschütztes Rechtsgut und Tathandlung des Betrugs Geschütztes Rechtsgut ist nach h. M. ausschließlich das Vermögen und zwar als Ganzes.2 Daraus ergibt sich, dass Verletzter nur derjenige sein kann, der Träger des geschädigten Vermögens ist.3 Nicht erforderlich ist, dass der Verletzte und der Getäuschte, der über das fremde Vermögen verfügt hat, identisch sind.4 In objektiver Hinsicht ist zunächst eine Täuschungshandlung erforderlich, die zu einer Irrtumserregung führt. Aufgrund dieser Irrtumserregung wird eine Vermögensverfügung vorgenommen, die einen Vermögensschaden bewirkt. Die Merkmale müssen nach h. M. in einem kausalen Zusammenhang stehen.5 Die Kausalität wird dabei durch Anwendung der Bedingungstheorie bestimmt.6 In subjektiver Hinsicht ist die Absicht des Täters erforderlich, sich oder einen anderen zu Unrecht zu bereichern.7 Der Tatbestand ist vollendet mit dem Eintritt des Vermögensschadens beim Geschädigten. Auf eine tatsächliche Bereicherung des Täters oder eines anderen kommt es nicht an.8 Der Täter muss jedoch mit Bereicherungsabsicht gehandelt haben.9 Kennzeichnend für den Betrug ist, dass sich das Opfer selbst schädigt. Dies kommt durch das ungeschriebene Tatbestandsmerkmal der Vermögensverfügung zum Ausdruck.10 Der Betrug ist somit ein Delikt der Selbstschädigung.11 2 BGHSt 3, 99 (102); 16, 220 (221); 16, 321 (325); Cramer, in: S/S, § 263 Rn 1 und Rn 3; Lackner, in: LK, § 263 Rn 4; Tröndle/Fischer, § 263 Rn 3; Lackner/Kühl, § 263 Rn 2; Würz, Vermögensgefährdung, S. 47; Maurach/Schroeder/Maiwald, Strafrecht BT 1, § 41 Rn 18. 3 Cramer, in: S/S, § 263 Rn 4; Maurach/Schroeder/Maiwald, Strafrecht BT 1, § 41 Rn 20. 4 Maurach/Schroeder/Maiwald, Strafrecht BT 1, § 41 Rn 79. 5 RGSt 58, 215 (216); Tröndle/Fischer, § 263 Rn 5; zusätzlich einen funktionalen Zusammenhang fordern: Cramer, in: S/S, § 263 Rn 5; Lackner/Kühl, § 263 Rn 1. 6 Tröndle/Fischer, § 263 Rn 5; Cramer, in: S/S, § 263 Rn 32; Lackner/Kühl, § 263 Rn 54; a. A. im Fall von leicht vermeidbaren Täuschungen für eine Anwendung der Adäquanztheorie Naucke, FS Peters, S. 118. 7 Maurach/Schroeder/Maiwald, Strafrecht BT 1, § 41 Rn 10. 8 Cramer, in: S/S, § 263 Rn 5. 9 Lackner/Kühl, § 263 Rn 58; dazu ausführlich unter 3. Teil, 1. Kapitel § 2, A., VI., 2. 10 Maurach/Schroeder/Maiwald, Strafrecht BT 1, § 41 Rn 11; Cramer, in: S/S, § 263 Rn 3. 11 So die h. M., z. B. Lackner/Kühl, § 263 Rn 2; a. A. Pawlik, Verhalten, S. 241 f.

§ 1 Einleitung

49

Probleme entstehen bei der soeben dargestellten Betrugskonzeption der h. M. dadurch, dass lediglich ein durchgehender Kausalzusammenhang zwischen den einzelnen Tatbestandsmerkmalen gefordert wird, ohne weitere Eingrenzung.12 Dies hat eine ausufernde Kasuistik zufolge13, deren Restriktion Ziel zahlreicher Untersuchungen ist.14 Im Rahmen dieser Untersuchung werden die Konzeptionen von Pawlik und Kindhäuser vorgestellt, die eine Neukonzeption des Betrugstatbestandes befürworten. Gemein ist dabei beiden Konzeptionen, dass sie die Täterhandlung in den Mittelpunkt stellen und den Erfolg auf diese zurückführen.15 Dabei besteht im Gegensatz zur h. M. die Besonderheit, dass die eigentlich vom Getäuschten vorgenommene Vermögensverfügung dem Täter zugerechnet wird. Gelingt die Zurechnung nicht, und erscheint damit die Vermögensverfügung als vom Getäuschten vorgenommen, so scheidet Betrug i. S. d. § 263 StGB aus.16 Beide Konzeptionen des Betrugstatbestandes werden vorgestellt und im Hinblick auf eine Strafbarkeit von Täuschungshandlungen im Pferdesport untersucht. I. Ansicht von Pawlik

Pawlik stellt auf eine normativierende Interpretation des Täuschungsbegriffs ab. Danach liegt für ihn eine betrügerische Täuschung dann vor, wenn unter dem Anschein der Rechtlichkeit ein Mitteilungsrecht, „das in dem Recht auf Wahrheit wurzelt, welches dem Inhaber des angegriffenen Vermögensgegenstandes zusteht“, verletzt wird.17 Täuschungen sind nach dieser Ansicht strafbar, da sie das Vermögensverwaltungsrecht des Opfers unterminieren.18 Diese Ansicht unterscheidet in systematischer Hinsicht im Gegensatz zur h. M. nicht danach, ob die Täuschung ausdrücklich, konkludent oder durch Unterlassen begangen wurde, sondern ob der Täter für das Informationsdefizit des Opfers zuständig ist.19 12 Vgl. Wessels/Hillenkamp, Strafrecht BT 2, Rn 489; Maurach/Schroeder/Maiwald, Strafrecht BT 1, § 41 Rn 23; zusätzlich einen funktionalen Zusammenhang fordern: Cramer, in: S/S, § 263 Rn 5; Lackner/Kühl, § 263 Rn 1 (str.); im Rahmen der Vermögensverfügung gilt allerdings das Merkmal der Unmittelbarkeit, dass über eine einfache Kausalität hinausgeht, vgl. Tröndle/Fischer, § 263 Rn 45. 13 Tiedemann, in: LK 2005, vor § 263 Rn 25. 14 Restriktionsversuche aufgrund normativer Interpretationen einzelner Tatbestandsmerkmale wurden u. a. vorgenommen von Lackner, in: LK, § 263 Rn 79 ff. 15 Schild, Sportstrafrecht, S. 159. 16 Pawlik, Verhalten, S. 221 ff.; Kindhäuser, FS Bemmann, S. 351 ff. 17 Pawlik, Verhalten, S. 66. 18 Pawlik, Verhalten, S. 83. 19 Pawlik, Verhalten, S. 97.

50

3. Teil, 1. Kap.: Betrugsstrafbarkeit gem. § 263 StGB

Die Zuständigkeit des Täters für die Fehlinformationen ergibt sich aus dem Vertrauensverhältnis zum Opfer.20 Dies begründet nach Pawlik eine Garantenpflicht des Täters, deren „Grund“ sich aus „freiheitlichtheoretisch-interner Sicht“21 aus den normativen Garantien, die als Bedingung der Möglichkeit der Zubilligung von Organisationsfreiheit in einer konkreten Gesellschaft erforderlich sind22, ergibt. Maßgebend für das Vertrauensverhältnis ist wiederum nach Pawlik, ob ein betrugsrelevantes Auskunftsverhältnis gegeben ist. Dafür muss zum einen das Verhalten des Täters überhaupt in überzeugender Weise als Selbstbindung interpretiert werden können, und zum anderen muss sich das täuschende Verhalten auf solche Umstände beziehen, die für die Vermögensverwaltung des Opfers erheblich sein könnten.23 Nach Pawlik ist somit ein betrugsrelevantes Auskunftsverhältnis erst dann gegeben, wenn der Täter deutlich gemacht hat, dass das Opfer seine Vermögensverwaltungsmaßnahmen von seinem Informationsverhalten abhängig machen könne.24 Die Interpretation, ob ein Verhalten als Selbstbindung verstanden werden kann, richtet sich nach den sozialen Regeln.25 Der Täter schuldet demgemäß nur den Einsatz desjenigen Wissensniveaus, auf dessen Vorhandensein das Opfer aufgrund des vom Täter an den Tag gelegten Verhaltens oder seiner sozialen Stellung plausiblerweise vertrauen darf. Sonderwissen muss der Täter nicht offenbaren. Das Opfer ist zudem selbst zuständig für das wirtschaftliche Prognoserisiko.26 Anders verhält es sich jedoch, „sofern der Täter eine Lage schafft oder ausnutzt, in der die Nachprüfbarkeit seiner Angaben für das Opfer wesentlich erschwert oder gar faktisch ausgeschlossen ist“.27 Weiterhin ist das Opfer verpflichtet, sich soweit möglich selbst über die entscheidungserheblichen Tatsachen eines Geschäftes zu informieren oder diese selbst oder durch einen Sachverständigen zu kontrollieren.28 Für die Betrugsproblematik im Sport ergibt sich daraus folgende Bewertung: Für das von Pawlik geforderte Vertrauensverhältnis müsste das Verhalten des sich regelwidrig verhaltenden Sportlers eine Selbstbindung mit dem folgenden Inhalt enthalten: „Ich verhalte mich regelgerecht und stehe für diese Information ein, sodass ihr von dieser Information den Einsatz von Antritts- und Eintrittsgeldern oder Preisen abhängig machen könnt“.

20 21 22 23 24 25 26 27 28

Pawlik, Verhalten, S. 74. Pawlik, Verhalten, S. 138. Pawlik, Verhalten, S. 137. Pawlik, Verhalten, S. 144. Vgl. Pawlik, Verhalten, S. 140 ff. Pawlik, Verhalten, S. 74, 148 ff. Pawlik, Verhalten, S. 153. Pawlik, Verhalten, S. 156. Pawlik, Verhalten, S. 174.

§ 1 Einleitung

51

Die Annahme einer derartigen Selbstbindung des Sportlers durch sein Verhalten erscheint im Sport jedoch als zu weitgehend. Zwar ist der Sportler nicht berechtigt sich regelwidrig an einem Turnier zu beteiligen. Daraus kann jedoch nicht geschlossen werden, dass er durch sein Verhalten den Zuschauern und Mitbewerbern „Rechte“ gewähren will. Stattdessen steht im Mittelpunkt der Sportveranstaltung die Sportausübung.29 Sie bildet die Basis, auf der sich die Beteiligten begegnen, weitergehende Beziehungen, die eine Informationspflicht über die regelgerechte Teilnahme begründen könnten, entstehen nicht. Ein Vertrauensverhältnis im Sinne von Pawlik zwischen den Zuschauern und den Mitbewerbern ist somit abzulehnen. Eine Betrugsstrafbarkeit zulasten der Zuschauer und Mitbewerber ist nach Pawlik nicht gegeben. Ein Vertrauensverhältnis könnte jedoch in den Fällen, in denen der Veranstalter ein Antrittsgeld oder der Preisspender die Siegprämie auszahlt, in Betracht kommen. Zwischen dem Sportler und dem Veranstalter besteht bei Vereinbarung eines Antrittsgeldes ein Dienstvertrag.30 Der Dienstverpflichtete hat in diesen Fällen die Pflicht, seinen Dienstherren über seine Dienstfähigkeit aufzuklären.31 Der Preisspender erfüllt gegenüber dem Sportler eine vermeintliche Schuld mit der Preisübergabe. Durch die Entgegennahme des Preisgeldes „kommuniziert“ der Täter mit dem Getäuschten. Er gibt ihm zu verstehen, dass er der Berechtigte ist und der Preisspender sich somit durch die Übergabe des Preisgeldes wirksam von seiner Schuld befreien kann. In beiden Fällen vermittelt der Täter den Eindruck, für sein Verhalten einstehen zu wollen. Ein Vertrauensverhältnis kann damit angenommen werden. Eigene verhältnismäßige und unmittelbare Kontrollmöglichkeiten, bspw. durch Beantragung einer Dopingkontrolle, stehen weder dem Veranstalter noch dem Preisspender nach § 67 Nr. 1 LPO zu.32 Das selbe Ergebnis ergibt sich bei der Prüfung einer Betrugsstrafbarkeit des Täters zulasten von Züchtern und Käufern. Durch das Verhalten des Täters liegt ein Vertrauensverhältnis vor, aufgrund dessen die Opfer eine Vermögensverwaltungsmaßnahme in Form der Zahlung des Kaufpreises oder der Decktaxe vornehmen.

29

So auch Pfister, FS Gitter, S. 735. So Koller, RdA, 1982, 46 (47); Richtsfeld, SpuRt 1995, 153; Turner, NJW 1992, 720 (723); a. A. Schwab, in: Rechtliche Fragen, S. 47, der von einem Werkvertrag ausgeht. 31 Ähnlich die Fälle bei Pawlik, Verhalten, S. 170. 32 In Betracht kommt bei weiter Auslegung ein Einspruch, vgl. § 920 Nr. 1 LPO, da einspruchsberechtigt ist, wer durch einen Verstoß gegen die Bestimmungen der Ausschreibung oder der LPO benachteiligt ist. 30

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3. Teil, 1. Kap.: Betrugsstrafbarkeit gem. § 263 StGB II. Ansicht von Kindhäuser

Kindhäuser vertritt die These, der Betrugstatbestand sei eine vertypte mittelbare Täterschaft.33 Dem Opfer fehle eine primäre Strafbarkeitsvoraussetzung, und zwar die Verletzung eines fremden Vermögens, da es sich selbst schädigt.34. Der Täter sei für dieses Defizit verantwortlich. Die Verantwortlichkeit ergibt sich dabei aus den Zurechnungsregeln35, wobei die subjektive Zurechnung unproblematisch sei. Für die objektive Zurechnung fehle hingegen bei der mittelbaren Täterschaft eine allgemein anerkannte Lehre, da sowohl in der Rechtsprechung als auch im überwiegenden Schrifttum „weder die Täterschaft generell noch die mittelbare Täterschaft speziell nach Kriterien objektiver Zurechnung bestimmt wird“.36 Das Verantwortungsprinzip der objektiven Zurechnung fordert nach Kindhäuser für die mittelbare Täterschaft bei Selbstverletzung des Vordermannes, dass dieser gegenüber dem Hintermann einen Anspruch auf Wahrheit hat.37 Folglich wird im Rahmen der Täuschung dem Täter nur ein Verhalten in betrugsstrafrechtlicher Weise objektiv zugerechnet, das den Wahrheitsanspruch des Opfers verletzt.38 Ein derartiger Wahrheitsanspruch entstünde immer dann, wenn eine Person „eine in die Freiheitssphäre eines anderen fallende Angelegenheit zu seiner eigenen macht und dadurch Fremdverantwortung übernimmt“39. In diesem Fall müsse diese Person auch für die schadlose Abwicklung einstehen. Im Normalfall resultiert damit der Anspruch auf Wahrheit aus der Inanspruchnahme entsprechenden Vertrauens.40 Im Hinblick auf das Sportrecht lässt sich auch nach dem Ansatz von Kindhäuser generell keine Strafbarkeit begründen, da auch hier kein Vertrauensverhältnis erkennbar ist. Der sich nach Kindhäuser ergebende Wahrheitsanspruch müsste sich hier aus dem Eingriff der täuschenden Sportler in eine Angelegenheit, die in die Freiheitssphäre eines anderen gehört, und durch die damit verbundene Übernahme von Fremdverantwortung ergeben. Der Sportler müsste deshalb für die schadlose Abwicklung der Angelegenheit einstehen. Zumindest

33 Kindhäuser, FS Bemmann, S. 339 ff; so auch Hoyer, in: SK 2003, § 263 Rn 6; Mitsch, JuS 2003, 122 (126). 34 Kindhäuser, FS Bemmann, S. 351. 35 Kindhäuser, FS Bemmann, S. 346; Mitsch, JuS 2003, 122 (126); Hoyer, in: SK 2003, § 263 Rn 6. 36 Kindhäuser, FS Bemmann, S. 346. 37 Kindhäuser, FS Bemmann, S. 354. 38 Von Kindhäuser wurde die noch in ZStW 103 (1991), 398 ff. vertretene Ableitung des Wahrheitsanspruchs aus dem Eingriff in die Dispositionsfreiheit ausdrücklich aufgegeben, vgl. Kindhäuser, FS Bemmann, Fn 40; als Folge davon läge in der Täuschung keine betrugsspezifische Rechtsgutverletzung, sondern ein ubiquitäres Kriterium für mittelbare Täterschaft bei irrendem Vordermann. 39 Kindhäuser, FS Bemmann, S. 354. 40 Kindhäuser, FS Bemmann, S. 354.

§ 1 Einleitung

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hinsichtlich der Zuschauer kann ein derartiges Vertrauensverhältnis offensichtlich abgelehnt werden. Die Zahlung des Eintrittsgeldes macht sich der täuschende Sportler nicht durch den Zuschauer zu seiner Angelegenheit. Zum gleichen Ergebnis muss die Betrachtung des Verhältnisses des täuschenden Sportlers zu seinen Mitbewerber führen. Auch hier entsteht kein Anspruch auf Wahrheit durch Übernahme besonderen Vertrauens, denn die Startentscheidung ist für die Konkurrenten unabhängig und nicht durch den täuschenden Sportler fremdbestimmt. Überzeugend ist jedoch ebenfalls nicht Schilds Gegenargument, das Vertrauensverhältnis sei zwischen den Sportlern ohnehin nicht gegeben, da diese „die Szene genau kennen und sich keinen Illusionen hingeben“.41 Zumindest für Kindhäusers Konstruktion des Betrugstatbestandes als vertypte mittelbare Täterschaft schließen Zweifel des Opfers den Betrugstatbestand nicht aus. Seiner Ansicht nach führen Zweifel des Opfers nur dann zur Verneinung eines betrugsrelevanten Irrtums, wenn sie Vorsatzdichte erreichten, das Opfer also „bei seiner Vermögensverfügung mit einer ansonsten vorsatzbegründenden entscheidungsrelevanten Wahrscheinlichkeit von der Unwahrscheinlichkeit der einschlägigen Tatsache“ ausgeht.42 Für den Veranstalter und den Preisspender lässt sich das Vertrauensverhältnis nicht auf den ersten Blick verneinen. Hier erlangt der Sportler durch die Täuschungshandlung „Zugriff“ auf den Veranstalter und den Preisspender und kann dadurch deren Angelegenheiten beeinflussen. Mit der Folge, dass der Veranstalter die Starterlaubnis erteilt und der Preisspender die Siegesprämie auszahlt. Eine Fremdbestimmung liegt zumindest insoweit vor, dass durch die Erfüllung der Bedingungen durch den Sportler sowohl für den Veranstalter als auch für den Preisspender Pflichten entstehen. Die Möglichkeit des Ergreifens von Schutzmaßnahmen spielt im Gegensatz zu der Konzeption von Pawlik bei Kindhäuser keine Rolle. Allerdings lassen sich gewichtige Argumente gegen die Konstruktion des Betrugstatbestandes als vertypte mittelbare Täterschaft an sich vorbringen. Zum einen gibt es kein allgemeines Delikt der Schädigung fremden Vermögens.43 Dies widerspricht der Voraussetzung für die mittelbare Täterschaft, nach der der Hintermann selbst Täter sein könnte.44 Kindhäuser hält diesem Argument zwar entgegen, es bedürfe für die Zurechnungsfigur der mittelbaren Täterschaft nicht der Existenz eines explizit formulierten Deliktes, übergeht damit jedoch den Wortlaut des § 25 Abs. 1 StGB. Hiernach wird als Täter bestraft, wer die Straftat selbst oder durch einen anderen begeht. Vom Gesetz wird somit ausdrücklich eine Straftat gefordert. Erforderlich ist deshalb eine tatbestandsmäßige Hand41 42 43 44

Schild, Sportstrafrecht, S. 163. Kindhäuser, FS Bemmann, S. 358. Frisch, FS Bockelmann, S. 652. Kühl, Strafrecht AT, § 20 Rn 42 f.; Cramer/Heine, in: S/S, § 25 Rn 7.

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3. Teil, 1. Kap.: Betrugsstrafbarkeit gem. § 263 StGB

lung, nicht lediglich eine rechtlich missbilligte45, und zwar ausdrücklich auch für die Figur der mittelbaren Täterschaft. Dem Hinweis Kindhäusers, die zweite Alternative von § 25 Abs. 1 StGB könnte in ihrer Formulierung „lediglich deklaratorisch dem Umstand Rechnung tragen, dass mittelbare Täterschaft als Zurechnungsfigur des ,Allgemeinen Teils‘ nur dann strafrechtliche Relevanz hat, wenn es im ,Besonderen Teil‘ ein Delikt gibt, das einen Hintermann nach den Kriterien mittelbarer Täterschaft zurechenbar ist“46, kann nicht zugestimmt werden. Die Argumentation Kindhäusers erscheint konstruiert und im Hinblick auf Art. 103 Abs. 2 GG nicht haltbar. III. Ergebnis

Der Konzeption des Betrugstatbestandes von Kindhäuser wird aufgrund der dogmatischen Widersprüche nicht gefolgt. Ebenfalls wird der Konzeption des Betrugstatbestandes von Pawlik im weiteren Verlauf dieser Arbeit nicht gefolgt. Die Einengung der Täter-Opfer-Beziehung auf ein Vertrauensverhältnis nach dem Konzept von Pawlik wird den im Sport herrschenden Verhältnissen nicht gerecht.47 Eine umfassende Untersuchung der Täuschungsproblematik im Zusammenhang mit unerlaubtem Verhalten im Sport wäre nicht möglich. Im Weiteren wird daher der Betrugskonzeption der h. M. gefolgt. Zunächst wird die Bedeutung der verbandsrechtlichen Regelungen für § 263 StGB untersucht. Im Anschluss daran wird der Betrug des Reiters gegenüber den Mitbewerbern zuerst im Hinblick auf die Verwirklichung der objektiven, sodann im Hinblick auf die Verwirklichung der subjektiven Tatbestandsmerkmale nacheinander untersucht. B. Bedeutung der verbandsrechtlichen Vorschriften für § 263 StGB Die verbandsrechtlichen Vorschriften stellen die für das Turnier verbindlichen Regelungen auf und sichern damit die Chancengleichheit zwischen den Teilnehmern. Diese für alle Teilnehmer geltenden Regelungen sind für die betroffenen Kreise erkennbar Grundlage der Wettkämpfe und werden folglich maßgeblich als Indizien bei der Feststellung der objektiven Tatbestandsmerkmale der Täuschung und des Irrtums herangezogen.

45 46 47

Kindhäuser, FS Bemmann, S. 350. Kindhäuser, FS Bemmann, S. 350. So auch Schild, Sportstrafrecht, S. 163.

§ 2 Strafbarkeit des Reiters gem. § 263 StGB

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§ 2 Strafbarkeit des Reiters gem. § 263 StGB A. Strafbarkeit aus § 263 StGB des Reiters gegenüber dem Mitbewerber Im Folgenden wird mit der Prüfung der Betrugsstrafbarkeit des sich gegenüber seinen Mitbewerbern regelwidrig verhaltenden Reiters begonnen. Die Prüfung erfolgt anhand der Tatbestandsmerkmale des Betrugs, wobei zunächst mit allgemeinen Ausführungen zu den Tatbestandsmerkmalen begonnen wird, um dann jeweils konkret das Vorliegen der einzelnen Tatbestandsmerkmale für den sich regelwidrig verhaltenden Reiter zu prüfen. I. Täuschung i. S. d. § 263 StGB

Die Tathandlung besteht nach dem Wortlaut des Gesetzes darin, dass der Täter falsche Tatsachen vorspiegelt oder wahre Tatsachen entstellt oder unterdrückt. Unter Tatsachen werden gegenwärtige oder vergangene, nicht jedoch zukünftige Verhältnisse, Zustände oder Geschehnisse verstanden.48 Eine Tatsache im Sinne des § 263 StGB beschreibt darüber hinaus jedoch nicht nur äußere Vorgänge oder Zustände der Vergangenheit oder Gegenwart, sondern auch solche des menschlichen Innenlebens.49 Maßgebend ist die Möglichkeit zur Nachprüfbarkeit des Kerngehaltes der Tatsache.50 Nach h. M. werden zwei Täuschungshandlungen des Täters unterschieden.51 Die Täuschung durch positives Tun, die entweder durch ausdrückliches oder durch schlüssiges Vorspiegeln begangen werden kann, und die Täuschung durch Unterlassen bei bestehender Aufklärungspflicht. Nach h. M. ist eine Täuschung ein zur Irreführung bestimmtes und damit der Einwirkung auf die Vorstellung eines anderen dienendes Gesamtverhalten.52 Im Weiteren ist zu prüfen, worin eine Täuschungshandlung des gedopten Sportlers besteht. Zunächst wird untersucht, welche Tatsachen als Anknüpfungspunkt der Täuschungshandlung in Betracht kommen. Sodann wird geprüft, ob eine Täuschung durch aktives Tun vorliegt.

48

Tröndle/Fischer, § 263 Rn 6. Maurach/Schroeder/Maiwald, Strafrecht BT 1, § 41 Rn 27 f.; Cramer, in: S/S, § 263 Rn 8; Lackner/Kühl, § 263 Rn 4. 50 Maurach/Schroeder/Maiwald, Strafrecht BT 1, § 41 Rn 27; Tiedemann, in: LK 2005, § 263 Rn 14; Cramer, in: S/S, § 263 Rn 9; Lackner/Kühl, § 263 Rn 5. 51 Cramer, in: S/S, § 263 Rn 7; Lackner/Kühl, § 263 Rn 6 f.; Maurach/Schroeder/ Maiwald, Strafrecht BT 1, § 41 Rn 36. 52 Cramer, in: S/S, § 263 Rn 11; Lackner/Kühl, § 263 Rn 6; a. A. Kindhäuser, ZStW 103 (1991), 398 (399); ders., in: FS Bemmann, S. 354; Pawlik, Verhalten, S. 65 ff., 143; krit. zu Pawlik, Lampe, ZStW 112 (2000), 879 (884). 49

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3. Teil, 1. Kap.: Betrugsstrafbarkeit gem. § 263 StGB

Anknüpfungspunkt für eine Täuschungshandlung des Reiters bzw. Fahrers muss eine Täuschung über eine Tatsache sein. Als Tatsache kommt zum Zeitpunkt des Turniers sowohl die innere Bereitschaft, die Doping- bzw. Turnierbestimmungen während des Turniers einzuhalten, in Betracht als auch der bestehende Zustand des Pferdes. Findet die Täuschung vor dem Turnier statt, kommt lediglich die innere Bereitschaft zur Einhaltung der Regelungen als Tatsache in Betracht, da die Absicht etwas zu tun bereits eine gegenwärtige Tatsache darstellt53, dagegen liegt der Zustand des Pferdes erst in der Zukunft. Weiterhin ist an dieser Stelle zu überlegen, mit welchen Handlungen der sich regelwidrig verhaltende Reiter auf das Vorstellungsbild seiner Mitbewerber einwirken könnte. Zunächst ist an eine mündliche Erklärung zu denken, in der der sich regelwidrig verhaltende Reiter gegenüber seinem Mitbewerber erklärt, dass er sich regelgerecht verhält. In den meisten Fällen wird allerdings keine das Turnier betreffende Erklärung zwischen den Mitbewerbern abgegeben. Stattdessen werden die Mitbewerber erst zum Zeitpunkt der tatsächlichen Teilnahme, also am Start, Kenntnis vom Turnierstart des Täters erhalten, sodass zu untersuchen ist, ob möglicherweise in der Startteilnahme eine Täuschungshandlung liegt. Als Täuschungshandlungen des Reiters gegenüber dem Mitbewerber kommen somit zum einen die mündliche Erklärung der regelgerechten Teilnahme und zum anderen die tatsächliche Teilnahme in Betracht. Beide Handlungen sollen im Weiteren auf ihre Täuschungsqualität i. S. d. § 263 StGB hin untersucht werden. 1. Täuschung durch positives Tun a) Ausdrückliches Vorspiegeln von Tatsachen Vorausgesetzt wird, dass der Täter die unwahre Tatsache zum Gegenstand seiner Äußerung macht.54 Der Täter müsste demnach ausdrücklich gegenüber den Mitbewerbern erklären, dass er die Doping- und Turnierregelungen einhalte. Unproblematisch liegt dies im Fall der mündlichen Erklärung vor. Dieser Fall wird jedoch, da er als unwahrscheinlich eingestuft werden kann, von der weiteren Untersuchung ausgenommen. Dem Fall der tatsächliche Teilnahme kann hingegen nicht ohne weiteres ein ausdrückliches Vorspiegeln von Tatsachen entnommen werden. Die tatsächliche Teilnahme enthält nicht zusätzlich die ausdrückliche Aussage, sich regelgerecht zu verhalten. Möglicherweise kann hier erst durch weitere Reflexion ein zusätzlicher Erklärungswert ange53

Tröndle/Fischer, § 263 Rn 6. Cramer, in: S/S, § 263 Rn 13; Maurach/Schroeder/Maiwald, Strafrecht BT 1, § 41 Rn 38. 54

§ 2 Strafbarkeit des Reiters gem. § 263 StGB

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nommen werden.55 Der ausdrückliche Erklärungswert liegt allenfalls darin, dass tatsächlich teilgenommen wird. b) Vorspiegeln von Tatsachen durch schlüssiges Verhalten Das Vorspiegeln von Tatsachen durch schlüssiges Verhalten ist von dem Vorspiegeln von Tatsachen durch Unterlassen abzugrenzen. Die Täuschung durch Unterlassung ist auf die Fälle beschränkt, die nicht bereits als aktives Tun durch ausdrückliche oder konkludente Täuschung tatbestandsmäßig sind.56 Es wird somit zunächst untersucht, ob die tatsächliche Teilnahme des sich regelwidrig verhaltenden Sportlers am Turnier bereits eine konkludente Täuschung darstellt. Es kommt eine Täuschung i. S. e. Einwirkung auf die Vorstellung eines anderen in Betracht, wenn das rein tatsächliche Verhalten geeignet ist, auf die Vorstellung des Mitbewerbers einzuwirken. Ein tatsächliches Verhalten wird dann als geeignet zur Einwirkung auf die Vorstellung eines anderen angesehen, wenn ihm ein Erklärungswert zukommt, es also einer ausdrücklichen Erklärung entspricht.57 Für die Beurteilung, wann einem rein tatsächlichen Verhalten ein Erklärungswert zukommt, werden verschiedene Kriterien herangezogen. Im Weiteren wird die h. M. in der Literatur58 und in der Rechtsprechung59 sowie die Ansicht von Lackner dargestellt. aa) Die Ansicht der h. M. Nach h. M. liegt ein Vorspiegeln von Tatsachen durch schlüssiges Verhalten dann vor, wenn der Täter die Unwahrheit durch sein Verhalten miterklärt. Entscheidend ist somit, welcher Erklärungswert dem Gesamtverhalten des Täters nach der allgemeinen Verkehrsanschauung zukommt.60 Es wird somit zunächst auf die tatsächlich existente objektive Verkehrsanschauung aus Sicht des Emp55

Zu weitgehend RGSt 66, 56 (58); RG JW 26, 2924. RGSt 70, 151 (152); Maurach/Schroeder/Maiwald, Strafrecht BT 1, § 41 Rn 50; Volk, JuS 1981, 880 (883); Cramer, in: S/S, § 263 Rn 18. 57 Dies folgt nach einigen Ansichten im Schrifttum aus der Natur des Betrugs als Kommunikationsdelikt, so Tiedemann, in: LK 2005, § 263 Rn 4; Amelung, GA 1977, S. 17; Cramer, in: S/S, § 263 Rn 12, 37; a. A. Mitsch, Strafrecht BT 2/1, § 7 Rn 52, der nicht nur auf die kommunikative Einwirkung abstellt, sondern auch auf die Veränderung eines Wirklichkeitsabschnitts. 58 Maurach/Schroeder/Maiwald, Strafrecht BT 1, § 41 Rn 39; Wessels/Hillenkamp, Strafrecht BT 2, Rn 498; Rengier, Strafrecht BT I, § 13 Rn 5. 59 Vgl. BGHSt 3, 69 (71 f.); 8, 289; 16, 120 (121); 24, 386 (389); 29, 165 (167). 60 Cramer, in: S/S, § 263 Rn 14; Wessels/Hillenkamp, Strafrecht BT 2, Rn 498; Rengier, Strafrecht BT I, § 13 Rn 5. 56

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3. Teil, 1. Kap.: Betrugsstrafbarkeit gem. § 263 StGB

fängerhorizonts61 abgestellt. Ergänzend wird zum Teil die Risikoverteilung bei den jeweiligen rechtlichen Geschäftstypen herangezogen.62 Für den Fall eines unerlaubt in seiner Leistung beeinflussten Pferdes müsste demnach die Teilnahme an einem Turnier nach der Verkehrsanschauung für den Mitbewerber die Erklärung enthalten, dass dieses Pferd nicht in seiner Leistung beeinflusst ist bzw. wird. bb) Ansicht Lackners Lackner vertritt im Gegensatz zur h. M. einen normativierenden Ansatz. Dabei kommt es auch nach der normativen Deutung Lackners für die Konkludenz eines Verhaltens darauf an, wie die allgemeine Verkehrsanschauung das Verhalten des Täters in der jeweiligen Gesamtsituation objektiv bewertet.63 Allerdings ist entscheidend, ob sich der Geschäftspartner in der konkreten Situation auf das Vorliegen der konkludent „miterklärten“ relevanten Tatsache verlassen können muss. Was im Einzelnen als miterklärter Inhalt unterstellt werden darf, bestimmt sich nach Ansicht Lackners nach der allgemeinen Verkehrsanschauung über die für die verschiedenen Geschäftstypen charakteristischen Risikoverteilungen.64 Es sei demnach grundsätzlich zulässig, bessere Informationen und seine überlegene Sachkenntnis nicht dem Geschäftspartner zukommen zulassen. Die Grenze zum Betrug sei erst dann überschritten, wenn ein besonderer Grund vorliegt, der nach der Verkehrsanschauung dem Partner das mit diesem Grundsatz verbundene Orientierungsrisiko ganz oder teilweise abnimmt.65 Lackner versucht mit dieser normativen Deutung des schlüssigen Verhaltens, die Fiktion eines Erklärungswillens überflüssig zu machen und durch unmittelbaren Rückgriff auf die im Rechts- und Geschäftsverkehr maßgebenden Verhaltensnormen gewisse Fehlermöglichkeiten auszuschalten, „die sich aus dem Gegenstandspunkt ergeben“.66 Für den Fall eines in seiner Leistung beeinflussten Pferdes müsste demnach hinsichtlich der Teilnahme an einem Turnier normativ festgestellt werden, was diesem Verhalten nach der im Sport typischen Verteilung des Irrtumsrisikos als mitgegebener Inhalt unterstellt werden dürfte.

61 RGSt 62, 415 (416); BGHSt 8, 289 (291); BGH NStZ 1982, 70; BGH NJW 1995, 539; OLG Köln NJW 1961, 1735 (1736); BayObLG, MDR 1962, 70; OLG Düsseldorf NStZ 1982, 249; OLG Köln NJW 1981, 1851; OLG Hamm NJW 1982, 1405 (1406); OLG Köln wistra 1991, 115 (116). 62 Cramer, in: S/S, § 263 Rn 14. 63 Lackner, in: LK, § 263 Rn 29. 64 Lackner, in: LK, § 263 Rn 29. 65 Lackner, in: LK, § 263 Rn 29; zur normativen Deutung Hoyer, in: SK 2003, § 263 Rn 42 ff.; Seelmann, NJW 1980, 2545 (2548); Volk, JuS 1981, 880 (881 f.). 66 Lackner, in: LK, § 263 Rn 30.

§ 2 Strafbarkeit des Reiters gem. § 263 StGB

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cc) Stellungnahme Einigkeit besteht zwischen der normativen Deutung Lackners67 und der h. M. im Hinblick auf den Erklärungswillen, da es auf diesen nach beiden Ansichten nicht ankommt.68 Dieser wird vielmehr letztlich „unterstellt“.69 Im Gegensatz zur h. M. ergeben sich nach Ansicht Lackners jedoch Schwierigkeiten bei der Abgrenzung von konkludentem Tun und Unterlassen im Falle des Schweigens. So hängt nach Ansicht Lackners die Abgrenzung, ob Schweigen eine Täuschung durch Vorspiegeln oder ob es Unterlassen der gebotenen Aufklärung ist, allein davon ab, ob der Getäuschte aus dem Verhalten des Täters im Vertrauen auf dessen Pflichtmäßigkeit falsche Schlüsse zieht oder ob er die falsche Vorstellung bereits hat oder aus anderen Hinweisen entnimmt.70 Dieses Abstellen allein auf die innere Einstellung des Opfers, also ob es bereits irrte oder ein Irrtum erst entstand, widerspricht jedoch allgemeinen Grundsätzen. Danach ist nach h. M. zur Abgrenzung, ob Tun oder Unterlassen vorliegt, auf den Schwerpunkt des Täterverhaltens abzustellen.71 Die Beurteilung wird damit nicht aus der Situation des Opfers, sondern aus der Position des Täters vorgenommen. Unklar bleibt auch, ob Lackner mit seiner Äußerung, „der Grund für die Annahme von Konkludenz liege häufig in einer rechtlich begründeten Aufklärungspflicht“72, für die Annahme von Konkludenz eine solche Pflicht voraussetzt73, oder ob Lackner damit nur die Identität der Maßstäbe bei konkludenter Täuschung und Täuschung durch Unterlassen aufzeigen wollte.74 Im Hinblick auf das Sportrecht ergibt sich zudem durch den unmittelbaren Rückgriff auf die im Rechts- und Geschäftsverkehr maßgebenden Verhaltensnormen ein Spannungsverhältnis zwischen Strafrecht und Verbandsrecht. Indem Lackner nur das Vertrauen des Getäuschten in norm- und erfahrungsmäßiges Verhalten des Täters als geschützt ansieht, besteht zum einen die Gefahr, dass der Schutzbereich des Strafrechts durch eine Vermischung von Straf- und Verbandsrecht eingeschränkt wird. Denn entscheidend für die Bestimmung der Risikoverteilung muss das Verbandsrecht sein, da hier die wesentlichen Verhaltensnormen für die Beteiligten dargelegt sind. Und zum anderen besteht die Ge67

Lackner, in: LK, § 263 Rn 28. So wird lediglich auf den Erklärungswert der Täuschung abgestellt bei Cramer, in: S/S, § 263 Rn 12, 14; Wessels/Hillenkamp, Strafrecht BT 2, Rn 498; Tiedemann, in: LK 2005, § 263 Rn 23. 69 Tiedemann, in: LK 2005, § 263 Rn 30. 70 Lackner, in: LK, § 263 Rn 53 a. E. 71 BGHSt 6, 46 (59); 40, 257 (266) mit krit. Bspr. Stoffers, Jura 1998, 580; BGH NJW 1995, 204 (206); BGH NStZ 1999, 607; Tröndle/Fischer, vor § 13 Rn 11 a; Wessels/Beulke, Strafrecht AT, Rn 700. 72 Lackner, in: LK, § 263 Rn 53. 73 So Maaß, GA 1984, S. 266; Cherkeh, Betrug, S. 71. 74 So Tiedemann, in: LK 2005, § 263 Rn 29. 68

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3. Teil, 1. Kap.: Betrugsstrafbarkeit gem. § 263 StGB

fahr, dass durch das Strafrecht dem Verbandsrecht Maßstäbe vorgegeben werden, die gerade bei dem sich noch stark verändernden Gebiet des Sportrechts einen empfindlichen Eingriff in die Verbandsautonomie darstellen. Zudem lässt sich den Verbandsregelungen keine eindeutige Risikoverteilung entnehmen. Lackners Ansicht vermag aufgrund der angeführten Bedenken nicht zu überzeugen.75 Aus diesem Grund wird die Untersuchung anhand der Dogmatik der h. M. für das Vorliegen einer konkludenten Täuschung weitergeführt. Zusammenfassend müsste demnach der tatsächlichen Teilnahme des Reiters am Turnier ein Erklärungswert zukommen, aus dem sich die unwahre Behauptung erschließt. Der Erklärungswert bestimmt sich nach den objektiven Maßstäben der allgemeinen Verkehrsanschauung in dem jeweiligen Verkehrskreis.76 dd) Bestimmung der Verkehrsanschauung Abzustellen ist vorliegend auf die am Reitsport Beteiligten. Zugrunde zu legen ist daher als Maßstab für die Ansichten und Meinungen der Beteiligten in erster Linie die gültige Turnierordnung, da sie den allgemeinen Rahmen der Sportausübung bildet. Nach der Turnierordnung der FN ist gem. § 920 LPO die Teilnahme von gedopten oder operativ im Schmerzempfinden veränderten Pferden bzw. das Mitsichführen unerlaubter Mittel verboten und stellt somit für alle Beteiligten bereits ein Wettbewerbszulassungshindernis dar. Damit beinhaltet die Teilnahme des Reiters nach der Verkehrsanschauung aller im Reitsport Aktiven die stillschweigende und schlüssige Erklärung, der Reiter werde sich regelgerecht verhalten.77 Es erscheint jedoch bedenkenswert, ob nicht doch tatsächlich eine Änderung der Verkehrsanschauung stattgefunden hat, denn insbesondere die Dopingproblematik ist allgegenwärtig. Es erscheint somit sehr fragwürdig, ob denn wirklich von den Verkehrskreisen einer Meldung eines Reiters der Erklärungswert entnommen werden kann, er werde sich regelgerecht verhalten. Doch für die Bestimmung des Erklärungswertes sind zum einen objektive Maßstäbe zugrunde zu legen und zum anderen wird zusätzlich von der h. M. gefordert, dass zumindest ein Minimum an Redlichkeit im Geschäftsverkehr verbürgt bleiben muss.78 Das Minimum an Redlichkeit liegt im Bereich des Sports in der Annahme, dass 75

Im Ergebnis auch Cherkeh, Betrug, S. 71; Maaß, GA 1984, S. 267. Ellert, Verkehrsanschauung, S. 10. 77 So auch die überwiegende Meinung, vgl. Cherkeh, Betrug, S. 75 ff.; Kühl, in: (Vieweg) Doping, S. 86; Ditz, Doping, S. 501; Lackner/Kühl, § 263 Rn 9; Mestwerdt, Doping, S. 65; Otto, SpuRt 1994, 10 (15); Schild, Sportstrafrecht, S. 164; anders noch Schild, in: Rechtliche Fragen, S. 29; Tiedemann, in: LK 2005, § 263 Rn 31. 78 BGH NJW 2001, 2187 (2189) Täuschung durch Verwenden von Rechnungsmerkmalen im Angebotsschreiben; vgl. dazu Cramer, in: S/S, § 263 Rn 14. 76

§ 2 Strafbarkeit des Reiters gem. § 263 StGB

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die Wettkämpfe fair und chancengleich unter Einhaltung der jeweiligen Regeln ausgetragen werden. Eine andere Annahme würde das Wesen des Sports konterkarieren.79 Es bleibt somit festzuhalten, dass der Reiter seine Mitbewerber durch die tatsächliche Teilnahme konkludent täuscht. Es liegt somit eine Täuschung durch aktives Tun vor. 2. Täuschung durch Unterlassen An dieser Stelle soll nun ergänzend die Frage aufgeworfen werden, ob bei Verneinung der konkludenten Täuschung durch die tatsächliche Teilnahme möglicherweise eine Täuschung durch Unterlassen der Aufklärung über die regelwidrige Teilnahme des Reiters in Betracht kommt. Voraussetzung hierfür ist, dass der Unterlassende im Stande und rechtlich verpflichtet ist, die Entstehung des Irrtums zu verhindern, das Unterlassen der Verwirklichung des Betrugstatbestandes durch ein Tun entspricht und dass die gebotene Aufklärung dem Täter in der konkreten Situation zumutbar ist.80 a) Unterlassen der möglichen und zumutbaren Aufklärung Der täuschende Reiter ist grundsätzlich im Stande, die Entstehung eines Irrtums beim Mitbewerber zu verhindern, da er noch vor Beginn des Wettbewerbs über sein regelwidriges Verhalten aufklären könnte. Fraglich ist, ob ihm die Aufklärung auch zumutbar ist, da er sich durch die Aufklärung selbst bezichtigt. Die Zumutbarkeit entfällt jedoch nicht bereits dann, wenn die Aufklärung für den Täter die Gefahr eigener Strafverfolgung oder eines Disziplinarverfahrens mit sich bringt.81 Dem Sportler ist demnach die Aufklärung zumutbar, da er im Fall der Aufklärung bis zur Vermögensverfügung des Mitbewerbers gem. § 24 StGB strafbefreiend vom Betrugsversuch zurücktritt und ihm lediglich verbandsrechtliche Sanktionen drohen.

79 So auch Cherkeh, Betrug, S. 75; Ditz, Doping, S. 502, 508; a. A. noch Schild, in: Rechtliche Fragen, S. 28; jetzt aber zustimmend Schild, Sportstrafrecht, S. 164; Dury, Trainer, S. 23. 80 Wessels/Hillenkamp, Strafrecht BT 2, Rn 503; Maurach/Schroeder/Maiwald, Strafecht BT 1, § 41 Rn 49; Lackner, in: LK, § 263 Rn 57. 81 Lackner/Kühl, § 263 Rn 13; Lackner, in: LK, § 263 Rn 71.

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b) Garantenpflicht aus § 242 BGB Fraglich ist jedoch, ob sich zwischen dem täuschenden Reiter und den Mitbewerbern eine Rechtspflicht zur Offenbarung der für den Wettbewerb erheblichen Tatsachen herleiten lässt. Eine Aufklärungspflicht könnte sich allgemein • aus dem Gesetz, • durch eine ausdrückliche vertragliche Vereinbarung, • aus einem Vertragsverhältnis oder • aus dem Grundsatz von Treu und Glauben ergeben.82 In Betracht kommt jedoch lediglich eine Aufklärungspflicht aus § 242 BGB, da zwischen dem täuschenden Reiter und den Mitbewerbern keine durch das Gesetz bestimmte Aufklärungspflicht sowie keine ausdrückliche vertragliche Vereinbarung oder ein Vertragsverhältnis, aus dem eine Aufklärungspflicht über die regelwidrige Teilnahme abgeleitet werden könnte, besteht. Die Begründung einer Garantenstellung aus § 242 BGB wird überwiegend anerkannt, da das Gebot, „Treu und Glauben“ zu beachten, einen das ganze Recht beherrschenden Grundsatz beinhaltet.83 Allerdings wird für die Anwendung von § 242 BGB überwiegend eine Sonderrechtsverbindung gefordert.84 Der Begriff der Sonderrechtsbeziehung wird jedoch sehr weit gefasst, sodass jeder qualifizierte soziale Kontakt genügt.85 Zunächst ist somit zu prüfen, ob eine Sonderrechtsbeziehung zwischen den Reitern besteht. aa) Sonderrechtsbeziehung In Betracht kommt eine Sonderrechtsbeziehung aufgrund der Vereins- bzw. Verbandsmitgliedschaft zwischen den Mitbewerbern und dem täuschenden Reiter, aus der eine Offenbarungspflicht hergeleitet werden könnte. Nach h. M. besteht jedoch keine Sonderrechtsbeziehung aufgrund Vereins- bzw. Verbandsmitgliedschaft, da das Mitgliedschaftsverhältnis mit den aus ihm entspringenden Treue- und Förderpflichten nur zwischen dem Vereinsmitglied und dem Verein, nicht aber zusätzlich zwischen den Vereinsmitgliedern untereinander besteht.86 82

Lackner, in: LK, § 263 Rn 60 ff. RGSt 70, 151; vgl. BGH wistra 1988, S. 262 f.; BGHSt 30, S. 177 ff.; Tröndle/ Fischer, § 263 Rn 30; Maaß, Betrug, S. 142 ff.; ablehnend Kamberger, Treu und Glauben, S. 208, 266 f. 84 RGZ 160, 349 (357); BGHZ 95, 274 (279), 285 (288); offen in BGHZ 102, 95 (102); Heinrichs, in: Palandt, § 242 Rn 6. 85 Weber, JuS 1992, 631 (635); Roth, in: MÜKO Bd. 2a, § 242 Rn 74; Heinrichs, in: Palandt, § 242 Rn 6. 86 Vgl. BGH NJW 1990, 2877 (2879); Schröder/Bedau, NJW 1999, 3361 (3362); a. A. Lutter, AcP 180, 1980, 85, 126 f. 83

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Bei Konkurrenten, die nicht im gleichen Verein und nicht unmittelbare Mitglieder eines übergeordneten Sportverbandes sind, kommt nur eine „mittelbare kooperationsrechtliche Rechtsbeziehung zwischen den einzelnen Sportlern in Betracht, wenn die jeweiligen Vereine einem gemeinsamen Sportverband angehören“87, die jedoch keine rechtliche Verbundenheit zwischen den Sportlern begründet. Dies ist im Reitsport die Regel mit der Folge, dass eine Sonderrechtsbeziehung aufgrund einer Vereins- bzw. Verbandsmitgliedschaft nicht besteht. Eine Sonderrechtsbeziehung könnte sich jedoch vorliegend auch aus einer Turnierteilnahme ergeben. Die Reiter, die sich sportlich vergleichen wollen, melden sich zu einem Turnier an. Dabei sind sie auf die Teilnahme weiterer Mitbewerber angewiesen, da ansonsten ein sportlicher Vergleich nicht stattfinden könnte.88 Zwischen den Turnierteilnehmern entsteht dadurch ein gegenseitiges Abhängigkeitsverhältnis, das besonders im Spitzensport auch wirtschaftlichen Zwecken dient.89 Den Rahmen für das Turnier und damit auch für das Abhängigkeitsverhältnis bildet das Verbandsregelwerk. Das Regelwerk ist für alle Turnierreiter verbindlich und bildet die Grundlage für die Turnierteilnahme. Damit regelt es auch für alle Turnierteilnehmer voraussehbar die Verhältnisse untereinander, da es zumindest die Erwartungen der Turnierteilnehmer an einen regelgerechten Turnierablauf begründet. Grundsätzlich erfolgt somit die Turnierteilnahme im Vertrauen darauf, dass die Mitbewerber die Regeln einhalten. Zwischen den Mitbewerbern entsteht somit ein qualifizierter sozialer Kontakt.90 Eine Sonderrechtsbeziehung i. S. d. § 242 BGB liegt vor. bb) Aufklärungspflicht Des Weiteren müsste es „Treu und Glauben“ mit Rücksicht auf die Verkehrssitte erfordern, dass eine Aufklärungspflicht hinsichtlich der vorliegend verschwiegenen Tatsache der unerlaubten Leistungsbeeinflussung besteht. Die Aufklärungspflicht könnte sich dabei aus der Erheblichkeit für das Vermögen der Mitbewerber ergeben. Durch die unerlaubte Leistungsbeeinflussung entgeht den Mitbewerbern möglicherweise die Siegprämie oder lukrative Werbeverträge, sodass das Verschweigen der unerlaubten Leistungsbeeinflussung durchaus erheblich für das Vermögen der Mitbewerber ist.91 Allerdings bezwecken die Rege87

Schröder/Bedau, NJW 1999, 3361 (3362). So auch Schröder/Bedau, NJW 1999, 3363 f. 89 So auch Pfister, SpuRt 2002, 45 (48). 90 Pfister spricht von einer „Sonderverbindung“, die auch außerhalb eines Vertrages kraft objektiven Recht zwischen den Beteiligten besondere Schutzpflichten entstehen lässt, Pfister, SpuRt 2002, 45 (47). 88

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3. Teil, 1. Kap.: Betrugsstrafbarkeit gem. § 263 StGB

lungen zur unerlaubten Leistungsbeeinflussung nicht den Schutz des Vermögens der Mitbewerber. Dies mag vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen Bedeutung des Spitzensports unbefriedigend sein, doch die Regeln der Verbände dienen in erster Linie der Regelung des Turnierablaufs. Auswirkungen auf das Vermögen sind nur mittelbar. Unmittelbar dienen sie dem Konstrukt „Sport“, da sie dessen Kerninhalte der Chancengleichheit, Fairness und Glaubwürdigkeit92 schützen. Es erscheint fraglich, ob aus dieser lediglich mittelbaren Wirkung des Regelverstoßes eine Aufklärungspflicht zu Gunsten der Mitbewerber, die ja ebenfalls lediglich in einer mittelbaren Verbandsmitgliedschaft zueinander stehen, abgeleitet werden kann. Aus der ansonsten im Rahmen des § 242 BGB herangezogenen Verkehrssitte lassen sich jedenfalls keine Rückschlüsse auf eine Aufklärungspflicht ableiten. Zwar werden die Reiter, bei denen eine unerlaubte Leistungsbeeinflussung festgestellt wurde, disqualifiziert und die benachteiligten Mitbewerber erhalten die Siegprämien, doch bezweckt diese Maßnahme wiederum die Erhaltung des Konstruktes „Sport“. Doch selbst wenn man eine Aufklärungspflicht aus § 242 BGB annimmt, müsste als weitere Voraussetzung für eine Garantenpflicht im Rahmen des § 263 StGB ein besonderes Vertrauensverhältnis bestehen.93 Dies liegt dann vor, wenn der Unterlassende aufgrund einer besonders begründeten Einstandspflicht für die vermögensrechtliche Entscheidungsfreiheit des anderen „auf Posten gestellt“ ist.94 cc) Besonderes Vertrauensverhältnis In Betracht kommt ein besonderes Vertrauensverhältnis zwischen den Teilnehmern des sportlichen Wettbewerbes aufgrund eines qualifizierten sozialen Kontakts. Zur Beurteilung ist wiederum auf das Verbandsregelwerk als Grundlage des sportlichen Wettbewerbs und zwar konkret auf die verletzten Regeln zur unerlaubten Leistungsbeeinflussung abzustellen. Im Hinblick auf das Rechtsgut des Betrugs müssten diese gerade den Zweck haben, das Vermögen der Mitbewerber unmittelbar zu schützen, da die Strafbarkeit des Betrugs gerade in der Schädigung des Vermögens des Getäuschten durch Überlistung begründet ist und somit das Unterlassen der Aufklärung über die verletzten Regeln dem entsprechen und folglich ebenfalls einen unmittelbaren Angriff auf 91 So auch Pfister, SpuRt 2002, 45 (48); ders., FS Gitter, S. 736 f.; Schröder/Bedau, NJW 1999, 3361 (3364). 92 Siehe dazu auch Summerer, in: Praxishandbuch, 2. Teil, Rn 245. 93 Vgl. BGH wistra 1988, 262 f.; BGHSt 30, 177 ff.; BGHSt 39, 398; Tröndle/Fischer, § 263 Rn 30; allgemein ablehnend zu einer Garantenstellung aus § 242 BGB Kamberger, Treu und Glauben, S. 208, 266 f. 94 BGHSt 39, 398; Tiedemann, in: LK 2005, § 263 Rn 63; Ranft, Jura 1992, 66; Otto, JZ 1993, 653.

§ 2 Strafbarkeit des Reiters gem. § 263 StGB

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das Vermögen bedeuten muss. Wie bereits im vorherigen Absatz festgestellt wurde, bezwecken die Regelungen zur unerlaubten Leistungsbeeinflussung nicht den unmittelbaren Vermögensschutz95, sondern sind allenfalls mittelbar vermögensschützend, da sie vor allem die Herstellung und Gewährung der Chancengleichheit bezwecken. Aus dem lediglich mittelbaren Schutz durch die Verbandsregelungen entsteht jedoch keine besondere Einstandspflicht für das Vermögen der Mitbewerber. Ein besonderes Vertrauensverhältnis liegt demnach nicht vor. Ein besonderes Vertrauensverhältnis könnte sich jedoch dann ergeben, wenn zusätzlich zu dem qualifizierten sozialen Kontakt Meldepflichten hinzutreten. Als Beispiel kann der Dopingfall des Pferdes „Goldfever“ von Ludger Beerbaum angeführt werden. So wurde anlässlich der Olympiade 2004 im abschließenden FEI-Verfahren festgestellt, dass Herrn Beerbaum möglicherweise bei Anmeldung der unerlaubten Medikation, die Anwendung erlaubt worden wäre.96 In seinem Verhalten lag somit in jedem Fall ein Verstoß gegen die Meldepflichten. In Betracht kommt somit, dass die Meldepflicht als weitere Voraussetzung zum qualifizierten sozialen Kontakt nach § 242 BGB eine Aufklärungspflicht der Turnierteilnehmer untereinander begründet. Doch selbst wenn man eine Aufklärungspflicht über eine unerlaubte Leistungsbeeinflussung aufgrund der Meldepflicht bejaht, so müsste die Meldepflicht, um eine Garantenstellung im Rahmen eines Betrugs begründen zu können, auch den Schutz des Vermögens der Mitbewerber bezwecken97, da andernfalls kein besonderes Vertrauensverhältnis vorliegt. Zweck der Meldepflicht ist allerdings, die Behandlung von Pferden zu ermöglichen, ohne dass dies bei geringen Krankheitsbildern zwangsläufig zu einem Ausschluss vom Turnier führt. Im Falle der Anmeldung einer Medikation mit einer unerlaubten Substanz prüft der Tierarzt zwar, ob das Pferd durch die Medikation einen ungerechtfertigten Vorteil gegenüber anderen Pferden erlangt98, gewahrt werden soll damit allerdings wiederum die Chancen95 So auch Pfister, FS Gitter, S. 737; ders., SpuRt 2002, 45 (48), der nun angesichts der Kommerzialisierung einen Schadensersatzanspruch gegen den dopenden Sportler annimmt. 96 Urt. vom 06.01.2005 des Judical Comitee of the FEI gegen Ludger Beerbaum, Decision Ziff. 27, allerdings wurde nicht bestätigt, dass die Starterlaubnis auf jeden Fall trotz Meldung erteilt worden wäre. 97 Lackner, in: LK, § 263 StGB Rn 68. 98 FEI rules Article 1027 Ziff. 1 VR; auf nationalen Turnieren wurde die Möglichkeit zur Anmeldung einer Medikation wieder aus dem Regelwerk gestrichen, da oftmals die Anwendung in der Praxis als Freibrief zum Einsatz von behandelten Pferden missbraucht wurde. Allerdings war der Anwendungsbereich nicht lediglich wie im internationalen Regelwerk auf Behandlungen in Notfällen kurz vor dem Start beschränkt, sondern es sollten alle Behandlungen vor dem Turnier gemeldet werden. Vgl. Düe, Tierärztl. Wschr. 1998, 114 (116).

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3. Teil, 1. Kap.: Betrugsstrafbarkeit gem. § 263 StGB

gleichheit, der Vermögensschutz ist lediglich mittelbare Folge. Ein besonderes Vertrauensverhältnis kann die Meldepflicht auf internationalen Turnieren somit im Hinblick auf das Vermögen der Mitbewerber nicht begründen. c) Ergebnis Eine Täuschung durch Unterlassen kommt somit mangels Garantenstellung nicht in Betracht. II. Irrtum

1. Begriff und Funktion Durch die Täuschungshandlung muss ein Irrtum erregt oder unterhalten werden.99 Ein Irrtum liegt bei jeder unrichtigen Vorstellung über eine der Wirklichkeit widersprechenden Tatsache vor.100 Ein Irrtum liegt nicht vor, wenn sich der Betroffene überhaupt keine Vorstellung von der maßgebenden Tatsache gemacht hat.101 Andererseits ist jedoch auch nicht erforderlich, dass der Irrtum Ergebnis eines Denkprozesses ist. Es genügt ein unreflektiertes gedankliches Mitbewusstsein am Rande des Vorstellungsinhalts ebenso wie die aus bestimmten Tatsachen abgeleitete Vorstellung, dass in der betreffenden Hinsicht „alles in Ordnung“ sei, wenn sie sich mindestens auf konkrete Umstände und Verhältnisse bezieht, in deren Rahmen der vorgetäuschte Sachverhalt liegt.102 Miteinbezogen ist auch die Vorstellung über eine Chance, Möglichkeit oder Wahrscheinlichkeit.103 Die Erregung des Irrtums geschieht durch die Verursachung oder auch nur Mitverursachung seines Entstehens104, Unterhalten des Irrtums erfordert hingegen, dass der Unterhaltende den von ihm nicht herbeigeführten Irrtum bestärkt, vergrößert oder verlängert und nicht nur ausnutzt.105 99 Lackner/Kühl, § 263 Rn 18; Wessels/Hillenkamp, Strafrecht BT 2, Rn 508; Maurach/Schroeder/Maiwald, Strafrecht BT 1, § 41 Rn 55. 100 Lackner/Kühl, § 263 Rn 18; Maurach/Schroeder/Maiwald, Strafrecht BT 1, § 41 Rn 57; Tiedemann, in: LK 2005, § 263 Rn 77. 101 BGHSt 2, 325 (326); Lackner/Kühl, § 263 Rn 18; Tiedemann, in: LK 2005, § 263 Rn 78; Maurach/Schroeder/ Maiwald, § 41 Rn 57; Wessels/Hillenkamp, Strafrecht BT 2, Rn 508; anders Cramer, in: S/S, § 263 Rn 36, der unter Irrtum jede Fehlvorstellung versteht, die positive ebenso wie das Nichtkennen der Wahrheit. 102 BGHSt 24, 386 (389); OLG Hamburg NJW 1983, 768 (769); Wessels/Hillenkamp, Strafrecht BT 2, Rn 509; Lackner/Kühl, § 263 Rn 18; Blei, Strafrecht BT II, § 61 III 1. 103 Tröndle/Fischer, § 263 Rn 33; Seelmann, JuS 1982, 268 (270). 104 Tröndle/Fischer, § 263 Rn 36; Lackner/Kühl, § 263 Rn 20; Cramer, in: S/S, § 263 Rn 43. 105 Tröndle/Fischer, § 263 Rn 37; Lackner/Kühl, § 263 Rn 20; Cramer, in: S/S, § 263 Rn 45.

§ 2 Strafbarkeit des Reiters gem. § 263 StGB

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2. Vorstellungsinhalt der Mitbewerber An dieser Stelle gilt es nun zu ermitteln, welche Vorstellung die Mitbewerber vom regelgerechten Verhalten der anderen Mitbewerber haben. Dies soll anhand einer Einteilung in unterschiedliche Wahrscheinlichkeitskategorien erfolgen, um einen möglichst allgemein gültigen Vorstellungsinhalt zu erhalten. Als unwahrscheinlich kann angesehen werden, dass überhaupt nicht über die Möglichkeit eines regelwidrigen Verhaltens des Reiters reflektiert wird, da insbesondere das Dopingproblem allgemein bekannt ist und jeder Teilnehmer schon durch die Turnierzulassungsbedingungen darauf aufmerksam wird. Unwahrscheinlich ist zudem, dass es den Mitbewerbern gleichgültig ist, ob sich ihre Gegner regelgerecht verhalten, da sich dies, insbesondere im Fall des Dopings, unter Umständen erheblich auf das Turnierergebnis auswirkt.106 Ein Irrtum ist somit nicht ausgeschlossen. Auch die Annahme des allgemeinen regelwidrigen Verhaltens kann aufgrund der – zumindest im Spitzensport häufigen – Kontrollen, die insbesondere die Gewinner und Platzierten treffen107 und damit eine hohe Abschreckungswirkung haben, als unwahrscheinlich eingestuft werden. Ein Irrtum ist somit nicht deshalb ausgeschlossen, weil bei den Mitbewerbern keine Fehlvorstellung hervorgerufen werden kann. Im Gegensatz dazu kann als nahezu lebensfremd108 eingestuft werden, dass jeder Mitbewerber die Vorstellung hat, jeder Reiter verhalte sich regelgerecht. Ein Irrtum kann somit auch nicht ohne weiteres angenommen werden. Sehr wahrscheinlich ist folglich, dass der getäuschte Mitbewerber Zweifel hinsichtlich der konkludenten Behauptung des Täters hat. Diese Zweifel können sich schon aufgrund von Gerüchten ergeben, die in der Szene bekannt sind. Die Annahme eines Irrtums erscheint aus diesem Grund fraglich. In der Literatur wird kontrovers diskutiert, ob es für die Bejahung eines Irrtums ausreicht, wenn der Getäuschte ein mehr oder minder intensives „Für-möglich-halten“ eines Regelverstoßes miteinbezogen hat. Hintergrund der Diskussion in der Literatur ist die Frage nach der Notwendigkeit einer Berücksichtigung der Opfermitverantwortung bereits auf Tatbestandsebene. Diese ergibt sich in erster Linie aus der Überlegung, dass es sich beim Betrug um ein Selbstschädigungsdelikt handelt. Das Opfer, das sich demnach trotz Zweifeln selbst schädigt, erscheint weniger schutzwürdig als ein Opfer, das sich ohne Zweifel schädigt. Die Vertreter dieser kriminalpolitischen Er106

So auch Cherkeh, Betrug, S. 121. So bspw. nach den FEI Regulations for Equestrian Events at the Olympic Games, die in Article 615 – Control of prohibited Substances of Horses unter Ziff. 1.4.1. bestimmen, dass in jedem Einzelfinale die drei erstplatzierten Pferde getestet werden. 108 So auch Schild, Sportstrafrecht, S. 164; anders jedoch Cherkeh, Betrug, S. 111; Ditz, Doping, S. 502, 508. 107

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3. Teil, 1. Kap.: Betrugsstrafbarkeit gem. § 263 StGB

wägungen, die sog. Viktimo-Dogmatiker, vertreten dabei unterschiedliche Ansatzpunkte zur Berücksichtigung der Opfermitverantwortung. Im Folgenden werden die bis heute noch diskutierten Ansichten der Viktimo-Dogmatik dargestellt. a) Ansicht von Giehring Für Giehring irrt sich der Getäuschte nur dann im Sinne des § 263 StGB, wenn er die der Wirklichkeit nicht entsprechende Vorstellung, das Vorliegen (Nichtvorliegen) einer Tatsache sei sicher oder jedenfalls wahrscheinlicher als ihr Nichtvorliegen (Vorliegen), hat.109 Diese Einschränkung des Irrtumsmerkmales durch Abstellung auf den Wahrscheinlichkeitsgrad ergibt sich für Giehring aus einer teleologischen Auslegung des Schutzbereiches des Betrugstatbestandes. Danach schütze § 263 StGB das Vermögen gegen die besondere Angriffsart der Überlistung.110 Die Gefährlichkeit der List und damit die Schutzbedürftigkeit des Opfers verringere sich, je mehr der wahre Sachverhalt vom Opfer für möglich bzw. wahrscheinlich gehalten werde. Das Opfer gehe mit steigender Wahrscheinlichkeit das mit der zweifelhaften Tatsachengrundlage verbundene Risiko bewusst ein und erhalte als Ausgleich im Regelfall die Chance der Erlangung von Vorteilen, die seinen Vermögenseinsatz mehr oder weniger stark übersteigen.111 Lackner112 kritisiert, dass es keine einigermaßen verlässliche Beweismöglichkeit für die Feststellung der Intensität einer Möglichkeitsvorstellung gibt. Zudem lege sich der Getäuschte nicht innerlich auf einen bestimmten Intensitätsgrad fest oder treffe bei intuitivem Erfassen der Sachlage überhaupt keinen bewussten Abwägungsprozess. Hinzu kommt, dass das Erinnerungsbild des Opfers mit der Zeit verblassen könne. Die Argumente Lackners können jedoch nicht überzeugen. Dieselbe Problematik besteht auch im Bereich der Feststellung des Vorsatzes. Auch hier gibt es keine einigermaßen verlässlichen Beweismöglichkeiten für die Feststellung des Vorsatzinhaltes. Lackner begründet darüber hinaus nicht, weshalb sich das Opfer nicht innerlich auf einen Intensitätsgrad festlegen sollte. Das Argument, bei intuitivem Erfassen der Sachlage fände kein Abwägungsprozess statt, kann ebenfalls nicht überzeugen, da es in diesem Fall fraglich ist, ob überhaupt Zweifel bestehen können. Zweifel setzen immer eine bewusste Auseinandersetzung mit der Sachlage voraus. Schlussendlich kann auch das Argument nicht überzeugen, die Erinnerung des Opfers verblasse mit der Zeit, da dies ein all109 110 111 112

Giehring, GA 1973, S. 22. Giehring, GA 1973, S. 17. Giehring, GA 1973, S. 18. Lackner, in: LK, § 263 Rn 80.

§ 2 Strafbarkeit des Reiters gem. § 263 StGB

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gemeines Problem darstellt, das überhaupt die Feststellung von Tatsachen im Strafrecht erschwert. b) Ansicht von Amelung und Hassemer Auch Amelung stützt seine Theorie auf den von Giehring aufgeworfenen Aspekt der Berücksichtigung der Schutzwürdigkeit des Opfers.113 Allerdings sieht er im Gegensatz zu Giehring den Zweck des Irrtumsmerkmales im Betrugstatbestand als Einfallstor des Subsidiaritätsgrundsatzes.114 Aus der Subsidiarität des strafrechtlichen Rechtsgüterschutzes folge aus Sicht Amelungs, dass wenn das Opfer in der Lage ist, sich durch Selbstschutzmaßnahmen wie der Überprüfung der zweifelhaften Behauptung, der Schädigung zu entziehen115, der strafrechtliche Schutz ausscheide. Allerdings schließt auch nach Amelung nicht jeder Zweifel den Irrtum aus, sondern nur derjenige, der auf einem „konkreten Anhaltspunkt“ beruhe, wie z. B. die Widersprüchlichkeit der Tatsachenbehauptungen oder die äußeren Umstände des Geschäfts.116 Nicht ausgeschlossen ist dagegen der Zweifel, der nicht auf konkreten Anhaltspunkten beruht, da man ansonsten gerade unter den Bedingungen der anonymen Gesellschaft nicht mehr „relativ gefahrlos Vertrauen in die Behauptungen anderer“ investieren könne, was eine beträchtliche Erschwerung des Wirtschaftsverkehrs bedeuten würde.117 Hassemer beruft sich ebenfalls auf das Prinzip der Subsidiarität strafrechtlichen Rechtsgüterschutzes. Dieser solle nach Ansicht Hassemers den „Einsatz strafrechtlicher Mittel mit ihren auch heute noch häufig existenzvernichtenden Konsequenzen“118 verhindern, wenn die Rechtsgutverletzungen auch durch außerhalb des Strafrechts liegende, nicht staatliche, mildere Mittel verhindert werden können.119 Im Gegensatz zu Amelung unterscheide sich sein Konzept hinsichtlich dessen Abgrenzungskriterium der „konkreten Anhaltspunkte“, denn wenn das Irrtumsmerkmal des § 263 StGB die Aufgabe hat, die „listigen Angriffe auf das Vermögen des Opfers in selbstschutzgeeignete und selbstschutzungeeignete zu scheiden“, so sei ausschließlich auf das „kognitive Ergebnis“ des innerlich reflektierenden Rechtsgutträgers abzustellen. Entscheidend sei damit der Bezugspunkt des Zweifels, also wie das Opfer zur Wahrheit der vorgespiegelten Tatsache steht und nicht der Ansatzpunkt des Zweifels, mithin die Frage, weshalb das Opfer eine bestimmte Position zu einer Tatsachenbehaup113

Amelung, GA 1977, S. 3. Amelung, GA 1977, S. 6. 115 Amelung, GA 1977, S. 6 f. 116 Amelung, GA 1977, S. 7; ebenso Beulke, JR 1978, 390. 117 Amelung, GA 1977, S. 7. 118 Hassemer, Schutzbedürftigkeit, S. 24. 119 Hassemer, Schutzbedürftigkeit, S. 20, 23, 119; a. A. Herzberg, GA 1977, S. 294; Hillenkamp, Einfluß, S. 14. 114

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3. Teil, 1. Kap.: Betrugsstrafbarkeit gem. § 263 StGB

tung des Täuschenden einnimmt.120 Hassemer differenziert dabei zwischen verschiedenen „Kognitionslagen“ beim Rechtsgutträger. Im Einzelnen unterscheidet er dabei subjektive Gewissheit121, diffusen Zweifel122 und konkreten Zweifel.123 Sowohl bei subjektiver Gewissheit als auch beim diffusen Zweifel liege ein Irrtum i. S. d. § 263 StGB vor, da hier der Rechtsgutträger vorrangige positive Informationsentscheidungen entweder gar nicht oder zumindest nicht sinnvoll treffen könne und deshalb auf die Tatsachenbehauptungen des Täuschenden angewiesen sei. Anders beim konkreten Zweifel: Hier könne der Täuschende zumindest nicht wegen vollendetem Betrug bestraft werden, da der Rechtsgutträger in diesem Fall trotz der konkreten Zweifel an der Wahrheit der vorgespiegelten Tatsachen zweifle und damit seine Selbstschutzmöglichkeiten derart reduziere, dass vom Entfallen seiner Schutzbedürftigkeit ausgegangen werden müsse.124 Gemein ist allen drei Ansichten, dass sie je nach Intensität des Zweifels einen Irrtum des Opfers verneinen. Gegen diese Einschränkung des Tatbestandsmerkmales „Irrtum“ sprechen jedoch folgende Argumente: Die Einschränkung des Irrtumsmerkmales ist nicht vom Wortlaut des Gesetzes gedeckt.125 Danach ist ein Irrtum i. S. d. § 263 StGB jede unrichtige, der Wirklichkeit nicht entsprechende Vorstellung über Tatsachen. Der Irrtum wird durch die Täuschungshandlung des Täters erregt oder unterhalten. Ziel des Täters ist somit, das Opfer durch seine Täuschung so zu überlisten, dass es eine Vermögensverfügung vornimmt. Die Erregung oder Unterhaltung eines Irrtums ist damit entscheidendes Merkmal, ob der Angriff des Täters auf das Vermögen des Opfers durch Überlistung erfolgte. Überlistet ist das Opfer somit immer dann, wenn es auch trotz Zweifeln eine Vermögensverfügung vornimmt.126 Glaubt es hingegen nicht an die Wahrheit der vorgetäuschten Tatsachen oder ist es ihm gleichgültig127, ob die vorgetäuschten Tatsachen wahr sind, dann liegt schon begrifflich kein Irrtum i. S. d. § 263 StGB vor. Demnach irrt sich auch das zweifelnde Opfer.128 Auf den Intensitätsgrad eines Zweifels kann es folglich für das Vorliegen eines Irrtums nicht ankommen. Das Abstellen auf den 120

Hassemer, Schutzbedürftigkeit, S. 153. Hassemer, Schutzbedürftigkeit, S. 132. 122 Hassemer, Schutzbedürftigkeit, S. 133. 123 Hassemer, Schutzbedürftigkeit, S. 135 f. 124 Hassemer, Schutzbedürftigkeit, S. 147. 125 Hierzu sei nochmals auf Hillenkamp, Vorsatztat, S. 153 ff. verwiesen; im Ergebnis auch Hennings, Teleologische Reduktion, S. 168; Frisch, FS Bockelmann, S. 656. 126 Lackner, in: LK, § 263 Rn 80, denn dadurch wird i. d. R. offenbar, dass aufgrund einer Abwägung der jeweiligen Interessenlage die Erwartung der Wahrheit den Zweifel wirkungslos gemacht und dem Täter zur Erreichung seines Ziels verholfen hat. 127 Wessels/Hillenkamp, Strafrecht BT 2, Rn 510. 121

§ 2 Strafbarkeit des Reiters gem. § 263 StGB

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Intensitätsgrad eines Zweifels erfolgt vielmehr aus gesellschaftspolitischen Gründen. Das Tatbestandsmerkmal des Irrtums wird dadurch aus dem Sinn und Zweckzusammenhang des Tatbestandes herausgelöst.129 Dabei kommt es zu einer „teleologischen Tatbestandsreduktion“, die im Hinblick auf den Bestimmtheitsgrundsatz in Art. 103 II GG verfassungsrechtlich bedenklich ist.130 Von Amelung und Hassemer wird die Bedeutung des Subsidiaritätsprinzips verkannt. Dieses bedeutet nicht den Rückzug des Strafrechts aus den Bereichen, in denen sich das Opfer selbst schützen kann.131 Und zwar weder im strafrechtlichen noch im gesellschaftstheoretischen Sinn.132 Stattdessen soll das Strafrecht ultima ratio sein, wo mildere Mittel im Instrumentarium der Gesetzgebung nicht ausreichen.133 Der private Selbstschutz ist hingegen subsidiär zum staatlichen Recht. Allerdings würde das Argument der Schutzmöglichkeit des Opfers im Fall des Irrtums des Mitbewerber auch nach Ansicht Amelungs und Hassemers nicht zum Ausschluss der Irrtums führen, da es erkennbar an einer Schutzmöglichkeit des Opfers fehlt. Der Mitbewerber könnte selbst bspw. keine Dopingprobe durchführen lassen, da gem. § 67 LPO nur die zuständigen Richter oder der Beauftrage der Landeskommission (LK) ein Pferd zur Medikations- bzw. Pferdekontrolle bestimmen können. Dem Mitbewerber bliebe lediglich die Möglichkeit der Meldung der vermeintlichen Täuschung, was jedoch nicht als gleichwertiges Mittel zum strafrechtlichen Schutz angesehen werden kann. Zudem ist kein Unterschied zwischen einem zweifelnden und einem ungewöhnlich leichtgläubigen Opfer erkennbar, da sich der Getäuschte trotz seines Zweifels auf die Tatsachenbehauptung des Täters verlassen will.134 Das leichtgläubige Opfer irrt jedoch nach ganz h. M. auch dann, wenn es den Irrtum grob verschuldet hat.135 Eine Ungleichbehandlung ist nicht vom Wortsinn des Irrtums gedeckt und erscheint willkürlich. Die dargestellten Ansichten werden aus den genannten Gründen abgelehnt. 128 BGH wistra 1990, 305; BGH wistra 1992, 95 (97); Tiedemann, in: LK 2005, § 263 Rn 86; Frisch, FS Bockelmann, S. 663; Lackner/Kühl, § 263 Rn 18; Maurach/ Schroeder/Maiwald, Strafrecht BT 1, § 41 Rn 60. 129 So auch Lackner, in: LK, § 263 Rn 80; Herzberg, GA 1977, S. 289, 294; Frisch, FS Bockelmann, S. 647, 654. 130 Hillenkamp, Einfluß, S. 13, der überzeugende grundsätzliche Bedenken gegen den viktimologischen Ansatz vorträgt. 131 Hillenkamp, Einfluß, S. 13; Roxin, Strafrecht AT I, § 14 Rn 21; a. A. Kurth, Mitverschulden, S. 142; allerdings wendet er ein, dass sich das Opfer nicht mit „ebenso guten“ Mitteln schützen könne, gerade im Hinblick auf die Generalpräventionsmöglichkeit des Staates. 132 Hillenkamp, Einfluß, S. 14. 133 Roxin, Strafrecht AT I, § 14 Rn 20. 134 So auch Lackner, in: LK, § 263 Rn 80.

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3. Teil, 1. Kap.: Betrugsstrafbarkeit gem. § 263 StGB

c) H. M. in Literatur und Rechtsprechung Nach der h. M. in der Literatur136 und in der Rechtsprechung137 schließen Zweifel das Vorliegen eines Irrtums nicht aus.138 Die h. M. in der Literatur, an die sich die jüngere Rechtsprechung des BGH anschließt, nimmt an, dass es für das Vorliegen eines Irrtums nur entscheidend sein kann, ob sich das Opfer durch die Möglichkeit der Wahrheit trotz erheblicher Zweifel tatsächlich zu der Vermögensverfügung motivieren lässt. Auf den Intensitätsgrad des Zweifels kommt es nicht an.139 d) Stellungnahme Die Berücksichtigung des Intensitätsgrades eines Zweifels ist abzulehnen. Ziel der Unterscheidung zwischen unterschiedlichen Intensitätsgraden eines Zweifels ist allein die Berücksichtigung des Mitverschuldens des Opfers. Die Berücksichtigung des Mitverschuldens des Opfers auf Tatbestandsebene verbie-

135 St. Rspr.: vgl. BGHSt 34, 199, 201 = NJW 1987, 388 (389); BGH wistra 1992, 95 (97) = MDR 1972, 387; sowie in der Lit. Lackner, in: LK, § 263 Rn 80; Wessels/ Hillenkamp, Strafrecht BT 2, Rn 511; a. A. Ellmer, Betrug, S. 287; Naucke, FS Peters, S.118, allerdings mit der Einschränkung, dass als Voraussetzung für die Bestrafung wegen Betrugs „nur der adäquate Zusammenhang zwischen Täuschung und Irrtum“ ausreichen soll; die grundsätzlichen Überlegungen zur Einschränkung der Betrugsstrafbarkeit im Rahmen von bestimmten Fallgruppen von Naucke teilt auch Kurth, Mitverschulden, S. 167 f., allerdings will er das Ziel durch das Korrektiv der objektiven Zurechnung erreichen; ähnlich wie Kurth schon Seelmann, JuS 1982, 268 (270). 136 Wessels/Hillenkamp, Strafrecht BT 2, Rn 510; Kindhäuser, FS Bemmann, S. 357 f.; Maurach/Schroeder/Maiwald, Strafrecht BT 1, § 41 Rn 62; Cramer, in: S/S, § 263 Rn 40; Lackner, in: LK, § 263 Rn 80; Lackner/Kühl, § 263 Rn 18; Tröndle/ Fischer, § 263 Rn 33 a; Wessels/Hillenkamp, Strafrecht BT 2, Rn 510. 137 BGH wistra 1990, 305; BGH wistra 1992, 95 (97). 138 Angemerkt wird jedoch vom 3. Strafsenat (NStZ 2003, 314), dass es sich in den Entscheidungen der Rechtsprechung bisher nur um Fälle gehandelt habe, in denen das Opfer von einer überwiegenden Wahrscheinlichkeit der Wahrheit der behaupteten Tatsache ausgegangen ist. 139 Unklar allerdings der 3. Senat des BGH in seinem Urteil vom 05.12.2002 – 3StR 161/02 (LG Düsseldorf). Dieser führt hinsichtlich des Intensitätsgrades von Zweifeln aus: der Senat neigt „in Fortführung der bisherigen Rechtsprechung und in Übereinstimmung mit der (. . .) h. M. in der Literatur zu der Auffassung, dass – (. . .) – Zweifel solange nicht geeignet sind, die Annahme eines tatbestandsmäßigen Irrtums in Frage zu stellen, als das Opfer gleichwohl noch die Wahrheit der behaupten Tatsache für möglich hält und deswegen die Vermögensverfügung trifft, also trotz seiner Zweifel, seien sie auch noch so erheblich, der List des Täters zum Oper fällt“. Die Formulierung „Zweifel seien solange nicht geeignet“, lässt den Schluss zu, dass es eben doch Zweifel gibt, die das Vorliegen eines Irrtums ausschließen, denn die Überlegungen des 3. Senats, bis zu welcher Intensität ein Zweifel des Getäuschten die Annahme eines Irrtums nicht ausschließt, setzt gerade voraus, dass ein Zweifel den Irrtum entfallen lassen kann.

§ 2 Strafbarkeit des Reiters gem. § 263 StGB

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tet sich jedoch aufgrund der erheblichen Einschränkung des Opferschutzes. Allein in der Strafzumessung ist ein etwaiges Mitverschulden zu berücksichtigen.140 3. Zusammenfassung und Ergebnis Bezugspunkt für den Irrtum ist die tatsächliche Teilnahme des Täuschenden. Diese ist an die Verbandsregeln gebunden, die eine unerlaubte Leistungsbeeinflussung verbieten. Die Verbandsregeln geben damit den Rahmen der Sportausübung vor. Nach der Vorstellung der Mitbewerber hält sich der Täuschende an diesen Rahmen. Trotz Zweifel der Mitbewerber ist somit davon auszugehen, dass sie zumindest denken, „alles sei in Ordnung“. Diese Vorstellung wird durch die tatsächliche Teilnahme des täuschenden Sportlers unrichtig. Es liegt ein Irrtum bei den Mitbewerbern vor.141 4. Kausalität zwischen Täuschung und Irrtum Zwischen der Täuschungshandlung und dem Irrtum ist Kausalität erforderlich.142 Der Irrtum muss also durch die Täuschungshandlung erregt oder unterhalten worden sein. Als Täuschungshandlung gegenüber den Mitbewerbern kommt die Turnierteilnahme in Betracht. Die Turnierteilnahme müsste demnach den Irrtum der Mitbewerber, also die Fehlvorstellung, der Täter sei bspw. ungedopt, verursachen. Der Täter gibt mit der Teilnahme seines Pferdes zu erkennen, dass dieses bspw. ungedopt ist, denn die Turnierteilnahme ist üblicherweise nur in ungedoptem Zustand erlaubt. Die Turnierteilnahme erregt somit in den Mitbewerbern die Fehlvorstellung, das Pferd des Täters sei nicht gedopt. Dabei ist es entgegen der Ansichten von Ordemann143 und Schild 144 unerheblich, wenn die Mitbewerber schon von vornherein die allgemeine Vorstel140

Siehe dazu Tröndle/Fischer, § 263 Rn 118. Zustimmend Cherkeh, Betrug, S. 120 f.; Ditz, Doping, S. 502; Schneider-Grohe, Doping, S. 148; Otto, SpuRt 1994, 10 (15); Schild, Sportstrafrecht, S. 166, noch ablehnend ders., in: Rechtliche Fragen, S. 29; wohl auch Mestwerdt, Doping, S. 65; Schröder/Bedau, NJW 1999, 3361 (3366); ablehnend Gutheil, Doping, S. 173; Linck, NJW 1987, 2545 (2551); Summerer, in: Praxishandbuch, 2. Teil, Rn 247; Turner, MDR 1991, 569 (574). 142 Cramer, in: S/S, § 263 Rn 32; Maurach/Schroeder/Maiwald, Strafrecht BT 1, § 41 Rn 55; Wessels/Hillenkamp, Strafrecht BT 2, Rn 508; Lackner/Kühl,§ 263 Rn 18. 143 Ordemann, MDR 1962, 623 (624) zur Vorstellung des Buchmachers in Spätwettfällen. 144 Schild, in: Rechtliche Fragen, S. 13, 29; offen lassend ders., Sportstrafrecht, S. 165 ff. 141

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lung haben, „alles sei in Ordnung“. Hinsichtlich des Täters individualisiert sich diese Vorstellung auf ihn erst mit seiner tatsächlichen Teilnahme.145 Vor der tatsächlichen Teilnahme ist die geplante Turnierteilnahme lediglich ein nicht vorhersehbares zukünftiges Ereignis und noch keine Tatsache, sodass sie damit nicht Bezugspunkt für einen Irrtum sein kann.146 Der Zeitpunkt einer bereits vor Turnierteilnahme vorgenommenen unerlaubten Leistungsbeeinflussung führt aus diesem Grund noch nicht zu einem Irrtum, den der Täter dann durch die Teilnahme lediglich ausnutzt.147 Richtigerweise liegt in einer vor der Turnierteilnahme vorgenommenen unerlaubten Leistungsbeeinflussung auch keine Täuschung i. S. d. § 263 StGB vor, da die Einwirkung auf das Vorstellungsbild eines anderen fehlt.148 Erst mit der Teilnahme wirkt der Einzelne konkret auf das Vorstellungsbild des Mitbewerbers ein. Insbesondere bei einer Einzelsportart, wie in den hier behandelten Pferdesportarten, findet eine Konkretisierung zum Zeitpunkt der Turnierteilnahme statt, da die Teilnahme jedes einzelnen Konkurrenten schon im Hinblick auf eigene Chancen betrachtet wird. Erst zu diesem Zeitpunkt kann sich somit eine Fehlvorstellung und somit ein Irrtum hinsichtlich eines bestimmten Teilnehmers ergeben.149 Entgegen der Ansicht von Schild 150 täuscht der sich regelwidrig verhaltende Sportler im Zeitpunkt der konkreten Turnierteilnahme vor, dass „alles in Ordnung sei“, denn sonst würde er – aus Sicht der Mitbewerber – nicht starten, da er in diesem Fall nicht zum Wettbewerb zugelassen worden wäre. Die allgemeine Vorstellung „alles sei in Ordnung“ konkretisiert sich mit der Turnierteilnahme auf den Täuschenden. 5. Zusammenfassung Der sich regelwidrig verhaltende Sportler täuscht seine Mitbewerber konkludent durch die tatsächliche Teilnahme. Die tatsächliche Teilnahme beinhaltet aus Sicht der Mitbewerber die Erklärung, dass sich der teilnehmende Sportler regelgerecht verhält. Besteht somit eine unerlaubte Leistungsbeeinflussung zum Zeitpunkt der tatsächlichen Teilnahme, entsteht durch diese bei den Mitbewerbern ein Irrtum. 145

So auch Cherkeh, Betrug, S. 123 ff. Cramer, in: S/S, § 263 Rn 34; Maurach/Schroeder/Maiwald, Strafrecht BT 1, § 41 Rn 57. 147 So jedoch Schild, in: Rechtliche Fragen, S. 29; Ordemann, MDR 1962, 623. 148 Lediglich im Hinblick auf den Kausalzusammenhang besprochen von Cherkeh, Betrug, S. 126. 149 So auch Lackner/Kühl, § 263 Rn 18, die Vorstellung „alles sei in Ordnung“ kann für einen Irrtum nur genügen, wenn sie sich auf konkrete Umstände und Verhältnisse bezieht; Wessels/Hillenkamp, Strafrecht BT 2, Rn 509. 150 Schild, Sportstrafrecht, S. 165. 146

§ 2 Strafbarkeit des Reiters gem. § 263 StGB

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III. Vermögensverfügung

Im Weiteren werden zunächst die allgemeinen Voraussetzungen der Vermögensverfügung hinsichtlich Funktion und Begriff dargestellt. Sodann wird erörtert, welche Handlungen des Mitbewerbers eine Vermögensverfügung darstellen. Innerhalb dieser Prüfung ist des Weiteren zu klären, was Vermögen i. S. d. § 263 StGB ist. Dazu wird eine allgemeine Darstellung der Vermögenslehren erfolgen, um dann zu untersuchen, ob der Mitbewerber über Vermögen i. S. d. § 263 StGB verfügt hat. 1. Funktion und Begriff Die Vermögensverfügung ist ungeschriebenes Tatbestandsmerkmal, das den ursächlichen Zusammenhang zwischen Irrtum und Vermögensschaden herstellt.151 Sie bezeichnet damit das notwendige Bindeglied zwischen dem Irrtum als psychologischem Sachverhalt und dem äußeren Ergebnis des Vermögensschaden. Gleichzeitig ist sie Ausdruck der für den Betrug typischen Selbstschädigung des Opfers und grenzt damit das Delikt gegen Fremdschädigungsdelikte ab.152 Nach herrschender Ansicht ist eine Vermögensverfügung jedes Handeln, Dulden oder Unterlassen des Getäuschten, das eine Vermögensminderung unmittelbar herbeiführt.153 Entscheidendes Kriterium der Vermögensverfügung ist die Unmittelbarkeit der Vermögensminderung. Das Verhalten des Geschädigten darf nicht nur ursächlich, sondern muss tragender Grund für die Vermögensminderung gewesen sein und somit das Verhalten als einen Gebeakt erscheinen lassen.154 Ausreichend ist eine tatsächliche Einwirkung auf das Vermögen, eine Willenserklärung oder eine zivilrechtliche Verfügung sind nicht erforderlich.155 Die Vermögensminderung kann in jedem wirtschaftlichen Nachteil bestehen156, sodass ihr Eintritt als solcher also Voraussetzung für das Merkmal der Vermö151 Cramer, in: S/S, § 263 Rn 54; Maurach/Schroeder/Maiwald, Strafrecht BT 1, § 41 Rn 71; Lackner/Kühl, § 263 Rn 21. 152 Wessels/Hillenkamp, Strafrecht BT 2, Rn 514. 153 Tiedemann, in: LK 2005, § 263 Rn 97; Cramer, in: S/S, § 263 Rn 55; Maurach/ Schroeder/Maiwald, Strafrecht BT 1, § 41 Rn 72, wobei hier darauf abgestellt wird, dass es lediglich auf eine Einwirkung auf das Vermögen und noch nicht auf einen Vermögensschaden ankommt; Lackner/Kühl, § 263 Rn 22; Wessels/Hillenkamp, Strafrecht BT 2, Rn 514. 154 Cramer, in: S/S, § 263 Rn 61; Maurach/Schroeder/Maiwald, Strafrecht BT 1, § 41 Rn 75; Lackner/Kühl, § 263 Rn 22; Tiedemann, in: LK 2005, § 263 Rn 98; Wessels/Hillenkamp, Strafrecht BT 2, Rn 515. 155 BGHSt 31, 178; Cramer, in: S/S, § 263 Rn 55; Lackner/Kühl, § 263 Rn 23; Tiedemann, in: LK 2005, § 263 Rn 99; Wessels/Hillenkamp, Strafrecht BT 2, Rn 514. 156 Wessels/Hillenkamp, Strafrecht BT 2, Rn 516.

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3. Teil, 1. Kap.: Betrugsstrafbarkeit gem. § 263 StGB

gensverfügung ist. Dadurch findet jedoch keine Vorwegnahme des Tatbestandsmerkmales des Vermögensschadens statt. Vielmehr ist im Rahmen des Vermögensschadens zu prüfen, ob eine Kompensation des Schadens erfolgt ist. Im Weiteren wird somit zunächst geprüft, welche Ansprüche oder Rechte dem Mitbewerber zustehen oder welche möglicherweise vermögensrechtlich erheblichen Verfügungen er vorgenommen hat, sodann wird untersucht, ob eine Verfügung über Vermögen i. S. d. § 263 StGB vorliegt. 2. Verfügungen, Ansprüche und Rechte der nachrangig platzierten Mitbewerber a) Anspruch gegen den Preisspender aa) Anspruchsgrundlage nach Ansicht der h. M. Nach der h. M. in der Rechtsprechung157 und in der Literatur158 ist Anspruchsgrundlage § 661 BGB, in dem das Preisausschreiben als Sonderfall der Auslobung geregelt wird. Erforderlich ist danach, dass durch öffentliche Bekanntmachung eine Belohnung für eine Handlung ausgesetzt wird. Der Anspruch auf den Preis entsteht durch Entscheidung des Preisgerichts, wenn sich die Interessenten innerhalb einer bestimmten Frist um den Preis bewerben.159 Weiterhin ist kennzeichnend für den Anspruch aus § 661 BGB, dass die Entscheidung des Preisgerichts bindend ist und der Kontrolle durch die staatlichen Gerichte entzogen ist.160 Der Unterschied zur gewöhnlichen Auslobung liegt somit darin, dass nur den Teilnehmern, die sich um den Preis bewerben, dieser versprochen wird und dass der Anspruch auf die Belohnung nicht bereits durch die Leistung des Bewerbers als solche, sondern erst durch das Zuerkennen des Preises entsteht.161 bb) Anspruchsgrundlage nach Ansicht von Cherkeh Cherkeh162 hingegen stellt als Anspruchsgrundlage auf § 657 BGB (Auslobung) ab. Als wichtigstes Argument seiner Entscheidung für § 657 BGB als Anspruchsgrundlage führt er an, § 661 BGB habe zur Konsequenz, dass sich 157 BGH MDR 1966, 572 (Disqualifikation in Galopprennen); OLG Köln VersR 1997, 125 (126) (Reitturnier). 158 Kotzian-Marggraf, in: Bamberger/Roth, § 661 Rn 1; Seiler, in: MÜKO Bd. 4, § 661 Rn 4 ff.; Wittmann, in: Staudinger, § 661 Rn 2. 159 Sprau, in: Palandt, § 661 Rn 1, 2. 160 Sprau, in: Palandt, § 661 Rn 3; Wittmann, in: Staudinger § 661 Rn 10. 161 So auch Wittmann, in: Staudinger § 661 Rn 1. 162 Cherkeh, Betrug, S. 138 ff.

§ 2 Strafbarkeit des Reiters gem. § 263 StGB

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die Verteilung der ausgelobten Preise allein nach der Reihenfolge richte, in der die Teilnehmer ins Ziel gekommen und vom Turniergericht bekannt gegeben sind.163 Die Tatsache, dass z. B. der zuerst ins Ziel eingelaufene Turnierteilnehmer gedopt war, müsste seiner Ansicht nach bei der Entstehung des Anspruchs aus § 661 BGB gegen den Auslobenden außer Betracht bleiben.164 Im Gegensatz dazu entstehe der Anspruch aus § 657 BGB gegen den Auslobenden erst dann, wenn der Sportler die Regeln der Turnierordnung eingehalten habe.165 Zudem passe § 661 BGB schon wegen seines Normzwecks nicht auf Sportveranstaltungen. So sei der Normzweck des § 661 BGB zum einen, den Auslobenden unter Entscheidungszwang zu setzen und zum anderen, die Entscheidung der Preisrichter weitgehend der gerichtlichen Kontrolle zu entziehen, weil bei Beurteilung der Bewerbung vielfach ein weiter Ermessensspielraum gegeben sei. Ziel des Auslobenden sei es, mittels der Preisausschreibung das für ihn günstigste Ergebnis zu erhalten. Bei Sportveranstaltungen sei es hingegen gerade nicht typisch, dass Lösungen unterschiedlichen Inhalts möglich sind. Hier sei es eben nicht Ziel des Auslobenden, das für ihn günstigste Ziel zu erreichen, weshalb es auch nicht darauf ankäme, den Auslobenden unter Entscheidungszwang zu setzen. Ebenfalls sei das Preisgericht bei Sportveranstaltungen, anders als bei der Beurteilung der Entwürfe im Bereich der Architektur und Kunst, kein Ermessensspielraum gegeben. Stattdessen hätten die Sportverbände mittels ihrer Turnierbestimmungen objektive Kriterien gesetzt, die im Einzelnen festlegten, wann welcher Athlet zu platzieren sei.166 Dies gelte auch bei Sportarten, bei denen jeder Turnierrichter die Einzelleistung der Athleten gesondert bewertet, da auch hier der Auslobende nicht unter Entscheidungszwang gesetzt werden müsse, da die Turnierbestimmungen solcher Sportarten in der Regel festlegten, dass derjenige Athlet den Siegpreis erhält, der bei einer Addition der Einzelbewertungen die höchste Punktsumme erziele. Für Ermessensentscheidungen sei somit angesichts der strengen Vorgaben der Turnierbestimmungen kein Raum.167

163 Er verweist an dieser Stelle auf die „Galopprennen“-Entscheidung des BGH MDR 1966, 572 (573); in dieser Entscheidung wird jedoch auch dargelegt, dass die Verteilung der Gewinne nach der Reihenfolge, in der die Pferde eingekommen sind, festgelegt wird, jedoch nur vorläufig. Endgültig steht die Reihenfolge erst im Zusammenwirken von Richter und Renngericht fest. 164 Cherkeh, Betrug, S. 140. 165 Cherkeh, Betrug, S. 138. 166 Cherkeh, Betrug, S. 141. 167 Cherkeh, Betrug, S. 142.

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3. Teil, 1. Kap.: Betrugsstrafbarkeit gem. § 263 StGB

cc) Stellungnahme Die Ansicht von Cherkeh vermag nicht zu überzeugen. Stellt man nämlich auf die Zulassungskriterien ab, so ergeben sich keine Unterschiede bei der Anwendung von § 657 BGB und § 661 BGB. Denn auch für das Preisausschreiben nach § 661 BGB, das lediglich ein Unterfall der Auslobung ist, ist es für die Teilnahme erforderlich, dass sich der Teilnehmer an die zuvor festgelegten Auslobungsbedingungen hält.168 Für den Bereich des Reitsports bedeutet dies, dass sich der Sportler durch seine Meldung zum Turnier der Turnierordnung und Disziplinargewalt der FN unterwirf.169 Nach deren Turnierordnung stellt das Verbot der unerlaubten Leistungsbeeinflussung bereits ein Zulassungshindernis für das Turnier dar.170 Somit erfüllt der sich regelwidrig verhaltende Reiter nicht die Anforderung einer Auslobung nach § 657 BGB, jedoch ebenfalls nicht die Zulassungsbedingung für ein Preisausschreiben nach § 661 BGB. Allein das Erbringen der Leistung lässt demnach ebenfalls nicht den Anspruch aus § 661 BGB entstehen.171 Cherkeh verkennt zudem, dass nicht zwischen dem Ergebnis der Leistung und der anschließenden Platzierung unterschieden werden kann.172 Es ist keinesfalls zwingend, dass die Reihenfolge des Zieleinlaufs allein die Entscheidung herbeiführt, erforderlich ist zudem die Bekanntgabe durch das Preisgericht. Bei einer Einzelsportart wie dem Dressur- oder Springsport steht die Bewertung durch das Preisgericht sogar noch deutlicher im Vordergrund, als die bloße Erbringung der Leistung. Auch kann Cherkehs Argument nicht überzeugen, der Normzweck des § 661 BGB widerspräche dem Charakter von Sportveranstaltungen. Denn gerade bei Sportveranstaltungen ist es zwingend, eine Entscheidung herbeizuführen und diese Entscheidung der gerichtlichen Überprüfung zu entziehen. Für Sportveranstaltungen ist es auch nicht untypisch, dass mehrere das Auslobungsziel erreichen. So kommt es nicht selten vor, dass mehrere das gleiche Ergebnis erzielen. Hier ist es wiederum Entscheidungssache der Preisrichter, eine gerechte Lösung zu finden. Die Argumentation Cherkehs, die Richter hätten aufgrund der genauen Regelungen durch die Sportverbände keinen Ermessensspielraum, kann nicht zugestimmt werden. Die Richter im Reitsport sind zwar gem. 168 Kotzian-Marggraf, in: Bamberger/Roth, § 661 Rn 5; Seiler, in: MÜKO Bd. 4, § 661 Rn 1; Sprau, in: Palandt, § 661 Rn 1. 169 Siehe oben unter 2. Teil § 2 B. 170 Allgemein für den Sport so auch Cherkeh, Betrug, S. 138. 171 So aber Cherkeh, Betrug, S. 140. 172 So aber ist der Zusammenhang zwischen der Aussage auf S. 140, in der Cherkeh für die Entstehung des Anspruchs aus § 661 BGB auf den Zieleinlauf abstellt, und der Fn 478 zu verstehen, in der die Entstehung der Leistung gerade von der Rechtslage nach der Entscheidung des Preisgerichts abhängen soll.

§ 2 Strafbarkeit des Reiters gem. § 263 StGB

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§ 55 LPO an die Ausschreibung und die LPO gebunden, dennoch sollen sie nach freiem Ermessen nach den in den Richtlinien für Reiten und Fahren festgelegten Grundsätzen beurteilen, was sie während des Wettbewerbs wahrnehmen und danach ihren Richterspruch fällen. Den Richtern verbleibt damit ein erheblicher Ermessensspielraum bei der Ergebnisfindung. Auch ist es Ziel des Auslobenden, im Rahmen einer Sportveranstaltung das für ihn günstigste Ergebnis zu bekommen, nämlich ein Ergebnis, das auf einem fairen Turnier beruht. Die reine körperliche Leistung ist gerade im Rahmen von Sportveranstaltungen nicht allein ausschlaggebend, sondern gerade auch die Einhaltung von Fairnessgrundsätzen und der Turnierbestimmungen. Anspruchsgrundlage gegen den Preisspender ist somit § 661 BGB. dd) Sonderfall: Einladungsturnier Der Anspruch aus § 661 BGB muss jedoch ausscheiden, wenn es sich um ein Einladungsturnier handelt, da hier eine öffentliche Bekanntmachung zwingend ist173. § 661 BGB ist weiterhin nicht einschlägig, wenn die Teilnahmegebühren zur Finanzierung der Preisgelder verwendet werden.174 In diesen Fällen liegt jedoch ein Anspruch des teilnehmenden Sportlers aus einem Vertrag „sui generis“ vor. Dieser entsteht dann folgerichtig bereits mit der Teilnahme, also der Vornahme der Handlung, sofern die Teilnahme entsprechend den Turnierbestimmungen erfolgt und die Leistung platzierungswürdig ist. ee) Ergebnis Als Ansprüche des Mitbewerber gegen den Preisspender kommen folglich der Anspruch aus § 661 BGB sowie ein Anspruch aus einem Vertrag „sui generis“ in Betracht. b) Anspruch gegen den Täter aa) Vertragliche Ansprüche (1) Sonderrechtsbeziehung aufgrund Vereins- bzw. Verbandsmitgliedschaft Nach h. M. besteht zwischen dem Täter und dem Mitbewerber keine Vertragsbeziehung, da das die Grundlage eines möglichen quasi-vertraglichen Scha173 174

Rn 4.

Kotzian-Marggraf, in: Bamberger/Roth, § 661 Rn 3. LG Marburg NJW 1955, 346 f.; Kotzian-Marggraf, in: Bamberger/Roth, § 657

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3. Teil, 1. Kap.: Betrugsstrafbarkeit gem. § 263 StGB

densersatzanspruches bildende Mitgliedschaftsverhältnis mit den aus ihm entspringenden Treue- und Förderpflichten nur zwischen dem Vereinsmitglied und dem Verein, nicht aber zusätzlich zwischen den Vereinsmitgliedern untereinander besteht.175 Bei Konkurrenten, die nicht im gleichen Verein und nicht unmittelbare Mitglieder eines übergeordneten Sportverbandes sind, kommt nur eine „mittelbare kooperationsrechtliche Rechtsbeziehung zwischen den einzelnen Sportlern in Betracht, wenn die jeweiligen Vereine einem gemeinsamen Sportverband angehören“176. Diese mittelbare kooperationsrechtliche Rechtsbeziehung begründet jedoch keine rechtliche Verbundenheit zwischen den Sportlern. Eine derartige mittelbare kooperationsrechtliche Rechtsbeziehung ist gerade im Reitsport regelmäßig gegeben, da hier keine unmittelbare Verbandsmitgliedschaft besteht, sondern die Regelanerkennung über Lizenz und/oder Regelanerkennungsvertrag erfolgt.177 (2) Ansprüche aus einem Vertrag mit Schutzwirkung zugunsten Dritter In Betracht kommen Schadensersatzansprüche des Mitbewerbers aus einem Vertrag mit Schutzwirkung zugunsten Dritter. Zunächst müsste ein Vertrag zwischen dem Veranstalter und den Teilnehmern bestehen, aus dem die Schutzwirkungen erwachsen können. Zwischen Veranstalter und Sportler kommt durch die Nennung ein Schuldverhältnis i. w. S.178 zustande. Der Veranstalter gibt dabei mit der Ausschreibung ein Angebot an die Teilnehmer ab. Hierbei handelt es sich nicht lediglich um eine „invitatio ad offerendum“, da der Veranstalter gem. § 34 Nr. 4 LPO verpflichtet ist, jede vollständige und termingerecht eingehende Nennung zu berücksichtigen. Aus diesem Angebot erwachsen dem Veranstalter insbesondere die durch die LPO genauer bezeichneten Pflichten, bspw. gem. § 51 LPO geeignete Prüfungs- und Vorbereitungsplätze zur Verfügung zu stellen sowie für die Anwesenheit von Sanitätsdienst, Tierarzt und Hufschmied zu sorgen, § 40 LPO. Es handelt sich somit um ein inhaltlich bestimmtes Angebot. Der Teilnehmer nimmt mit seiner Nennung das Angebot an und begründet gleichzeitig seine Pflicht gegenüber dem Veranstalter, sich nicht den Regeln der LPO widersprechend zu verhalten. Somit kommt für die Dauer der Leistungsprüfung 175 Vgl. BGH NJW 1990, 2877 (2879); Schröder/Bedau, NJW 1999, 3361 (3362); a. A. Lutter, AcP 180, 1980, 85, 126 f. 176 Schröder/Bedau, NJW 1999, 3361 (3362). 177 Siehe dazu 2. Teil § 2 B. 178 Unter einem Schuldverhältnis i. w. S. wird ein komplexes schuldrechtliches Rechtsverhältnis verstanden, aus dem sich eine ganze Reihe einzelner Forderungs- und Gestaltungsrechte sowie Rechtslagen ableiten können; siehe im Einzelnen dazu Kramer, in: MÜKO Bd. 2a, Einl. Rn 12.

§ 2 Strafbarkeit des Reiters gem. § 263 StGB

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ein Schuldverhältnis179 auch direkt zwischen dem Sportler und dem Veranstalter zustande, das inhaltlich durch die beiderseitige Anerkennung des LPO-Regelwerkes konkretisiert wird. Aus diesem Vertrag ergibt sich eine Schutzwirkung zugunsten der Mitbewerber. Die von der Rechtsprechung und Literatur geforderten Voraussetzungen der Vertragsnähe, Interesse am Schutz des Dritten, Erkennbarkeit des geschützten Personenkreises und das Schutzbedürfnis der dritten Person180 liegen vor. Es besteht die erforderliche Leistungsnähe181 des Mitbewerbers zur gegenüber dem Veranstalter geschuldeten Leistung, da der Konkurrent typischerweise mit der geschuldeten Leistung des Sportlers in Berührung kommt. Das Schutzinteresse kann bejaht werden, da der Verband bzw. Veranstalter mit der Verpflichtung des Sportlers nicht nur ein eigenes Interesse verfolgt. Durch die Garantie der Chancengleichheit durch Einhaltung von Dopingregelungen bspw. werden auch Vermarktungsinteressen der einzelnen Sportler vor schädigendem Verhalten von Mitbewerbern geschützt. Die Einbeziehung ist zudem für den Schuldner, also hier den Täter, erkennbar. Ein eigener vertraglicher Anspruch der Mitbewerber gegen die anderen Mitbewerber ist nicht gegeben.182 Der Mitbewerber kann Schadensersatzansprüche gegen den Täter aus einem Vertrag mit Schutzwirkung zugunsten Dritter geltend machen.183 bb) Anspruch aus § 823 I BGB und § 826 BGB In Betracht kommt ein Anspruch aus § 823 I BGB durch Verletzung des Rechts am Unternehmen und am allgemeinen Persönlichkeitsrecht.184 Daneben greift § 826 BGB ergänzend ein.185

179 Allerdings handelt es sich nicht um einen Austauschvertrag, da kein gegensätzliches Interesse besteht; siehe dazu Pfister, FS Lorenz, S. 184 f. 180 BGH NJW 1984, 355 f.; BGH NJW 1969, 269 (271); BGH NJW 1978, 883; Heinrichs, in: Palandt, § 328 Rn 16 ff. 181 So auch Schröder/Bedau, NJW1999, 3361 (3363). 182 Abzulehnen ist auch ein Anspruch aus § 705 ff. BGB sowie aus einem gesetzlichen Schuldverhältnis, näher dazu Schröder/Bedau, NJW 1999, 3361 (3363 ff.). 183 So auch Schröder/Bedau, NJW 1999, 3361 (3364); Bergermann, Doping, S. 226; a. A. Turner, NJW 1992, 720, (722); allgemein gegen Schadensersatzansprüche des Sportlers wegen Verletzung von Dopingregelungen Pfister, FS Gitter, S. 737; anders jetzt ders., SpuRt 2002; 45 (47); ablehnend auch Summerer, in: Praxishandbuch, 2. Teil Rn 245; Zeilner, Sport, S. 48. 184 Schröder/Bedau, NJW 1999, 3361 (3364 ff.); a. A. Bergermann, Doping, S. 225, der eine Verletzung von § 1 UWG annimmt. 185 Schröder/Bedau, NJW 1999, 3361 (3367).

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3. Teil, 1. Kap.: Betrugsstrafbarkeit gem. § 263 StGB

c) Rechte und weitere Verfügungen i. S. d. § 263 StGB des Mitbewerbers In Betracht kommt vorliegend das Recht des nicht platzierten Reiters, nach § 910 Nr. 1 LPO Einspruch einzulegen, wenn er durch einen Verstoß gegen die Bestimmungen der LPO oder der Ausschreibung benachteiligt ist. Durch die Platzierung eines Reiters mit gedoptem Pferd ist der nachfolgende Mitbewerber zumindest dann benachteiligt, wenn er eine schlechtere oder keine Platzierung mehr erreicht hat. Die Platzierung eines Reiters mit gedoptem Pferd stellt einen Verstoß gegen die LPO dar. Der Mitbewerber, der nicht von seinem Einspruchsrecht Gebrauch macht, da er nicht weiß, dass der vor ihm Platzierte gedopt war, könnte somit eine Vermögensverfügung vornehmen, indem er ein Recht nicht ausübt.186 Als Vermögensverfügung kommt des Weiteren in Betracht, dass der Mitbewerber die Platzierung des Täters duldet. 3. Verfügung aller Mitbewerber durch Zahlung des Startgeldes Weiterhin kann eine Vermögensverfügung in der Zahlung des Startgeldes liegen. Fraglich ist, ob diese Verfügungen unter den Vermögensbegriff des § 263 StGB fallen, wobei der Vermögensbegriff des § 263 StGB ohnehin umstritten ist. Aus diesem Grund werden nun vier Ansichten zur Bestimmung des Vermögensbegriffes dargestellt. Sodann wird untersucht, welche Konsequenzen sich aus den dargestellten Ansichten für die Verfügungen ergeben. 4. Vermögensbegriff Im Folgenden juristischen und die dazwischen lehre, sowie ein werden.

werden zunächst die zwei gegensätzlichen Ansichten der rein rein wirtschaftlichen Vermögenslehre dargestellt. Sodann soll stehende Ansicht der juristisch-ökonomischen Vermittlungskurzer Überblick über die personale Vermögenslehre gegeben

a) Juristischer Vermögensbegriff Hauptsächlich vertreten von Merkel 187 und Binding188 und lange Zeit in der Praxis vorherrschend189, wurde unter Vermögen die Summe aller Vermögens186 Auch die Nichtausübung eines Rechtes kann eine Vermögensverfügung sein; vgl. Tiedemann, in: LK 2005, § 263 Rn 104; Wessels/Hillenkamp, Strafrecht BT 2, Rn 514.

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rechte einer Person verstanden. Als Schaden wurde der formale Verlust eines solchen Rechts oder die Belastung mit einer entsprechenden Verbindlichkeit verstanden. Aufgrund ihres formalen Ausgangspunktes berücksichtigt diese Ansicht nicht, dass gerade im Wirtschaftsverkehr in großem Umfang Güter, die sich noch nicht zu einem Recht verdichtet haben, wie z. B. Exspektanzen, d. h. die Möglichkeit oder Wahrscheinlichkeit, künftig einen Vermögenswert zu besitzen190 aus dem Schutzbereich ausscheiden.191 Ebenso wenig gehören nach dieser Ansicht Rechte, die widerrechtlich erworben oder nichtig sind, zum Schutzbereich.192 Die juristische Vermögenslehre wird heute nicht mehr vertreten.193 Sie findet auch im Rahmen dieser Arbeit keine Berücksichtigung. b) Wirtschaftlicher Vermögensbegriff Die lange Zeit insbesondere in der Rechtsprechung h. M.194 vertritt den wirtschaftlichen Vermögensbegriff. Danach ist das Vermögen einer natürlichen oder juristischen Person die Summe aller wirtschaftlichen, geldwerten Güter nach Abzug der Verbindlichkeiten. Folge dieser rein wirtschaftlichen Betrachtungsweise ist eine Lösung von den Bindungen an das Zivilrecht und eine Hinwendung zum materiellen Kern der Vermögenssubjekte, zu den Wirtschaftsgütern.195 Dadurch sind auch rein tatsächliche Erwerbsaussichten sowie nichtige Ansprüche aus sittenwidrigen oder verbotenen Geschäften geldwert, sofern sie faktisch realisierbar sind.196 Nicht erfasst werden hingegen subjektive Rechte ohne wirtschaftlichen Wert.197

187

Merkel, KrimAbh. II, S. 10. Binding, Strafrecht BT, 1. Bd., S. 238. 189 Bis RG Bd. 16, 1. 190 Geerds, Wirtschaftsstrafrecht, S. 131. 191 Lackner, in: LK, § 263 Rn 121; Maurach/Schroeder/Maiwald, Strafrecht BT 1, § 41 Rn 92; Tiedemann, in: LK 2005, § 263 Rn 128. 192 Maurach/Schroeder/Maiwald, Strafrecht BT 1, § 41 Rn 92. 193 Lackner/Kühl, § 263 Rn 33; Lackner, in: LK, § 263 Rn 121; Cramer, in: S/S, § 263 Rn 79; Wessels/Hillenkamp, Strafrecht BT 2, Rn 531. 194 St. Rspr. seit RGSt 44, 230 (233); siehe BGHSt 1, 262 (264); 2, 364 (365 ff.); 3, 99 (102); 16, 220 (221); einschränkend jedoch BGH NStZ 1987, 407; Tröndle/Fischer, § 263 Rn 54; es bestehen jedoch geringe Abweichungen in der Definition des Vermögensbegriffes, ablehnend zum wirtschaftlichen Vermögensbegriff, da dieser eine nach Art. 103 Abs. 2 GG unzulässige objektive Interpretation sei, Naucke, Lehre, S. 215. 195 Lackner, in: LK, § 263 Rn 122; Cramer, Vermögensbegriff, S. 90. 196 Tiedemann, in: LK 2005, § 263 Rn 130. 197 Tiedemann, in: LK 2005, § 263 Rn 130; Cramer, in: S/S, § 263 Rn 85. 188

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c) Juristisch-ökonomischer Vermögensbegriff Im Gegensatz zur Rechtsprechung198 wird in der Literatur199 zunehmend der juristisch-ökonomischen Vermittlungslehre der Vorzug gegeben. Diese Lehre wendet sich im Kern gegen die Sichtweise der wirtschaftlichen Vermögenslehre und deren Zuteilung der Wirtschaftsgüter an das Vermögenssubjekt, das faktisch darüber verfügen kann.200 Stattdessen gehen die Vertreter dieser Lehre zwar nicht generell davon aus, dass die faktische Position nicht in den Schutzbereich des Betrugstatbestandes einbezogen ist, knüpfen sie jedoch an weitere Voraussetzungen.201 So wird zum Teil gefordert, die Verfügbarkeit eines Gutes müsse „unter dem Schutz der Rechtsordnung“ stehen202 oder die Verfügbarkeit müsse zumindest „mit Billigung“ der Rechtsordnung realisiert werden können.203 d) Personaler Vermögensbegriff Die Vertreter des personalen Vermögensbegriffes204 gehen im Wesentlichen davon aus, dass das Vermögen Grundlage der Persönlichkeitsentfaltung ist und somit ein Vermögensschaden nicht nur bei einem Wertverlust des Vermögens, sondern auch schon bei einer Störung der konkreten Vermögensorganisation des Rechtssubjekts in ihrer Funktion205 vorliegt. Dabei soll der individuellen Dispositionsfreiheit des Menschen im Bereich wirtschaftlicher Betätigung – über den in der Judikatur bereits berücksichtigten persönlichen Einschlag bei der Schadensberechnung hinaus – stärkerer Schutz verliehen werden.206 198 Hier wurde jedoch zum Teil schon eine dem juristisch-ökonomischen Vermögensbegriff nahe stehende Auffassung vertreten, so bspw., in: RGSt 16, 1 (3); 65, 99 (100 f.); 66, 281 (285); BGHSt 4, 373; 20, 136 (138). 199 Tiedemann, in: LK 2005, § 263 Rn 132; Lackner, in: LK, § 263 Rn 123; Cramer, JuS 1966, 472 (475); Mitsch, Strafrecht BT 2/1, § 7 Rn 84; Maurach/Schroeder/ Maiwald, Strafrecht BT 1, § 41 Rn 99; Gallas, FS Eb. Schmidt, S. 401, 408 f., 427; Seelmann, JuS 1982, 509; einen intersubjektiv-juristischen Vermögensbegriff vertritt Hoyer, in: SK 2003, § 263 Rn 117. 200 Tiedemann, in: LK 2005, § 263 Rn 132; Lackner, in: LK, § 263 Rn 123. 201 Lackner, in: LK, § 263 Rn 123. 202 Foth, GA 1966, S. 42; Gutmann, MDR 1963, 3 (5). 203 Cramer, Vermögensbegriff, S. 100; zu den Unterschieden innerhalb der einzelnen Vermittlungslehren vgl. Hoyer, in: SK 2003, § 263 Rn 108 ff.; Cramer, in: S/S, § 263 Rn 82. 204 So von Alwart, JZ 1986, 563 (564 f.), Geerds, Wirtschaftsstrafrecht, S. 116 ff.; Bockelmann, FS Kohlrausch, S. 248, ders., Strafrecht BT 1, S. 88 f.; ders., FS Mezger, S. 378; Hardwig, GA 1956, S. 17 ff.; Heinitz, JR 1968, 387 f.; Otto, Struktur, S. 69 f.; ders., BT, S. 133 ff., 223; ders., JZ 1985, 69 (71). 205 Otto, Struktur, S. 65. 206 Riemann, Vermögensgefährdung, S. 16; dies führt nach Bockelmann, Strafrecht BT 1, S. 88 teils zu einer Einengung und teils zu einer Erweiterung des Anwendungsbereichs des Vermögensstrafrechts; nach Geerds, Wirtschaftsstrafrecht, S. 182 f., seien

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5. Verfügung des Mitbewerbers über Vermögen i. S. d. § 263 StGB a) Nichtgeltendmachung der Ansprüche gegen den täuschenden Reiter Inhaltlich handelt es sich dabei um Schadensersatzansprüche. Gegenstand des Schadens sind entgangene Aussichten auf Erwerbschancen aufgrund der besseren Platzierung. Zu denken ist vor allem an Werbeverträge, da sich „Gewinner“ besser verkaufen, oder an verpasste Qualifikationen.207 In beiden Fällen ist der wirtschaftliche Nutzen jedoch noch nicht greifbar, da bspw. die Werbewirksamkeit nicht nur von der Platzierung abhängt oder die Qualifikation keine sichere Platzierung verspricht. Stattdessen ist regelmäßig erst von einer Hoffnung auf eine Gewinnmöglichkeit auszugehen, die sich eben noch nicht zu einer realen Erwerbschance verdichtet hat. Ein durch die Ansprüche durchsetzbarer Vermögenszuwachs erscheint nicht hinreichend wahrscheinlich.208 Ein Vermögenswert kommt nach h. M. solchen Gewinnmöglichkeiten nicht zu, da ihnen der Wirtschaftsverkehr vor der Verfügung noch keinen wirtschaftlichen Wert beimisst.209 Die Ansprüche des Mitbewerbers gegen den Täter stellen demnach regelmäßig kein Vermögen i. S. d. § 263 StGB dar. Einige Autoren lehnen die Ansprüche des Mitbewerbers jedoch erst bei der Kausalität ab oder verneinen überhaupt das Bestehen von Ansprüchen gegen den Täter. Diese Ansichten sollen kurz dargestellt und bewertet werden. Nach Ansicht von Linck, der auf die unterlassene Geltendmachung von Forderungen des Mitbewerbers gegenüber dem gedopten Sportler abstellen, liegt kein Kausalzusammenhang zwischen Vermögensverfügung und Irrtum vor. Für Linck ergibt sich dieses Ergebnis daraus, dass bisher keine Fälle aus der Praxis bekannt geworden sind, in denen es je zu Forderungen unterlegener Sportler gegenüber gedopten Gewinnern gekommen ist und aus diesem Grund der Verzicht „augenscheinlich auf sonstigen Erwägungen“ beruhe.210 Nach Cherkeh, der die Ansicht von Linck als konsequent ansieht, begründet sich dieses Ergebnis schon einerseits auf dem Umstand, dass zivilrechtlich bei der Schadensberechnung jedoch nur die wirtschaftlichen Zwecke der Vermögensverfügung zu berücksichtigen, nicht irgendwelche ideellen Ziele. Damit soll die Gefahr des Abgleitens des Betrugs in ein Delikt zum Schutz der Dispositionsfreiheit gebannt sein. 207 So auch Pfister, SpuRt 2002, 45 (48). 208 Im Ergebnis auch Hefendehl, Vermögensgefährdung, S. 202 ff. 209 BGHSt 17, 147 (148); Cramer, in: S/S, § 263 Rn 87 a; Lackner/Kühl, § 263 Rn 34. 210 Linck, NJW 1987, 2545 (2551); auch Mestwerdt, Doping, S. 65, lehnt die Kausalität hinsichtlich der Geltendmachung der höheren Gewinnpreise ab, jedoch ohne nähere Begründung.

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keine Ansprüche gegen den gedopten Sportler bestünden211 und andererseits die Turnierordnungen den gedopten Sportler im „Entdeckungsfall“ disqualifizieren, sodass die Prämie dann in der Regel unmittelbar an den Nächstplatzierten ausgezahlt wird. Die von Linck angeführte „Turnierpraxis“ als Begründung für die „sonstigen Erwägungen“212, die zu einem Verzicht auf Forderungen gegen den Täter führen, kann nicht die Kausalität zwischen Irrtum und Vermögensverfügung entfallen lassen. Möglicherweise bestehende „sonstige Erwägungen“ sagen nichts darüber aus, ob der Irrtum nicht zumindest mitbestimmend für die Vermögensverfügung war. Dies ist nach ständiger Rechtsprechung jedoch ausreichend für die Bejahung eines Kausalitätszusammenhangs.213 Auch der Einwand, der Getäuschte würde ohnehin das Preisgeld bei Kenntnis des Dopingfalles erhalten und allein aus diesem Grund keine Ansprüche gegen den dopenden Sportler geltend machen214, kann schon im Hinblick auf die zunehmende kommerzielle Bedeutung des Sports nicht überzeugen. Abschließend kann somit festgestellt werden, dass eine Vermögensverfügung des Mitbewerbers durch Nichtgeltendmachung von Ansprüchen gegen den Täter ausscheidet, da diese Ansprüche regelmäßig kein Vermögen i. S. d. § 263 StGB sind. b) Nichtgeltendmachung der Ansprüche gegen den Preisspender Der Mitbewerber hat einen Anspruch gegen den Preisspender aus § 661 BGB oder aus einem Vertrag „sui generis“. Forderungen stellen nach allen Ansichten Vermögen i. S. d. § 263 StGB dar. c) Nichtgeltendmachung des Einspruchsrechts Der Getäuschte kann durch Einlegung des Einspruchs bereits die Vergabe der Preise in der Platzierung an den Täter verhindern bzw. zumindest die Einziehung der Preise durch den Veranstalter.215 Dadurch wird der Anspruch des wahren Berechtigten geschützt. Das Recht zum Einspruch beinhaltet somit einen wirtschaftlichen Wert und stellt nach allen Ansichten Vermögen dar.

211

Cherkeh, Betrug, S. 159 f. stellt allein auf Ansprüche gegen den Preisspender

ab. 212 213 214 215

Linck, NJW 1987, 2545 (2551). So schon BGHSt 13, 13 (15). So Cherkeh, Betrug, S. 159. Vgl. § 916 LPO.

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d) Dulden der Platzierung des Täters Fraglich ist, ob der Platzierung an sich ein Vermögenswert zukommt. Dazu soll zunächst näher auf die Bedeutung der Platzierung am Beispiel des Reitsports eingegangen werden. Durch die Platzierung wird die Reihenfolge der Reiter festgelegt, die am Turnier teilgenommen haben und platzierungswürdig waren. Sie bildet den Rahmen für die Auszeichnung des Siegers und der weiteren Platzierten und zieht dadurch nochmals alle Aufmerksamkeit der Zuschauer auf sich. Sie stellt zugleich den Schlusspunkt und Höhepunkt des Turniers dar. Der Platzierung kommt damit eine zentrale Bedeutung im wettkampforientierten Sport zu. Dies wirkt sich auch in den Medien aus, die in ihrer Berichterstattung vom Ergebnis des Turniers berichten und dabei vorwiegend Bilder von der Platzierung zeigen. Nicht nur die Zuschauer des Turniers, sondern auch Dritte erlangen durch die Bekanntgabe der Platzierung in den Medien Kenntnis vom platzierten Sportler. Ebenfalls können Sponsoren auf den Platzierten aufmerksam werden. Die Platzierung eines Sportlers ist somit für ihn von zentraler Bedeutung, da durch sie sein Bekanntheitsgrad mitbestimmt wird. Darüber hinaus kommt bei der Platzierung folgende Besonderheit des Sports zu tragen: Der Leistungssport lebt vom ständigen Wettkampf. Der einzelne Wettkampf ist jedoch zeitlich begrenzt. In dieser Zeit zieht er alle Aufmerksamkeit auf sich. Danach nimmt das Interesse des Publikums am Wettkampf allerdings schlagartig wieder ab. Daraus entsteht die Besonderheit, dass Veränderungen des Ergebnisses, die durch Entscheidungen „am runden Tisch“ erfolgen, bspw. durch Disqualifikationen, zwar wahrgenommen werden, jedoch nicht den gleichen Stellenwert besitzen wie die Platzierung.216 Die publikumswirksame Platzierung lässt sich darüber hinaus nicht nachholen und auch der nachträgliche Erwerb der Siegprämie kann nicht den Verlust der publikumswirksamen Platzierung ersetzen. Dem getäuschten Mitbewerber wurde somit durch die Täuschung des Täters ein wichtiges Instrument zur Steigerung seines Bekanntheitsgrades entzogen. Im Gegensatz zu den Schadensersatzansprüchen des Mitbewerbers gegen den Täter217 handelt es sich bei der Platzierung nicht lediglich um eine vage Aussicht auf einen besseren Gewinn. Die publikumswirksame Platzierung hat konkret stattgefunden und ist dem Mitbewerber damit tatsächlich als Instrument zur Steigerung seines Bekanntheitsgrades entzogen worden. Fraglich ist jedoch, welcher wirtschaftliche Wert in diesem Instrument liegt. 216 217

Siehe dazu auch die Ausführungen von Pfister, SpuRt 2002, 45 (48). Dazu oben unter 3. Teil, 1. Kapitel § 2 A. III. 2. b).

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Der Sportler stellt ein Werbemedium dar. Sein Bekanntheitsgrad ist wesentlich für Werbepartner und Sponsoren. Einen Vermögenswert i. S. d. § 263 StGB könnte dem Sportler jedoch nur zugewiesen werden, wenn sich der wirtschaftliche Wert konkret feststellen ließe. Zur Bestimmung des Wertes müssten dazu vergleichbare Sportler herangezogen werden und sodann ein Durchschnittswert ermittelt werden.218 Voraussetzung hierfür wäre jedoch ein homogener Markt. Dieser fehlt im Sport. Zum einen gibt es erhebliche Unterschiede hinsichtlich der Werbewirksamkeit zwischen den Sportarten, sodass schon die Bildung von Vergleichspaaren schwierig ist. Zum anderen ist jeder Sportler für sich ein „individuelles Produkt“. Nicht jeder Sieger eignet sich zum Werbeträger.219 Dem Bekanntheitsgrad eines Sportlers lässt sich somit kein wirtschaftlicher Wert zuordnen. demgemäß kann auch nicht auf einen wirtschaftlichen Wert der Platzierung als wesentliches Instrument zur Herstellung des Bekanntheitsgrades geschlossen werden. Die Platzierung ist kein Vermögen i. S. d. § 263 StGB. e) Zahlung des Startgeldes Das für den Start verwendete Geld ist nach allen Ansichten Vermögen i. S. d. § 263 StGB. 6. Unmittelbar vermögensmindernde Wirkung Für eine Betrugsstrafbarkeit ist weiterhin erforderlich, dass die Vermögensverfügung eine unmittelbar vermögensmindernde Wirkung hat.220 Dies kann unproblematisch für die Zahlung des Startgeldes angenommen werden. Ein Vergleich der Vermögenslage vor und nach der Verfügung belegt hier eine unmittelbare Vermögensminderung in Höhe der Zahlung des Startgeldes. Hinsichtlich des Anspruchs gegen den Preisspender sowie im Falle der Nichtausübung des Einspruchs ist jedoch eine genauere Betrachtung erforderlich. Die Erforderlichkeit einer genaueren Betrachtung ergibt sich insbesondere aus dem Umstand, dass die aufgezählten Rechte bestehen und somit theoretisch jederzeit geltend gemacht werden könnten. Die unmittelbar vermögensmindernde Wirkung muss sich hier aus der Nichtgeltendmachung des Anspruchs gegen den Preisspender bzw. des Einspruchs ergeben. 218

Vgl. zur Bewertung einer Sache BGH NStZ 1991, 488. Entscheidend ist der Identifikationsgrad mit dem Sportler, Körner, Die rechtliche Stellung, S. 3. 220 Lackner, in: LK, § 263 Rn 99; Wessels/Hillenkamp, Strafrecht BT 2, Rn 514 ff.; Cramer, in: S/S, § 263 Rn 61. 219

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a) Vermögensgefährdung Die Nichtgeltendmachung führt allenfalls zu einer Gefährdung des Anspruchs. Der Bestand des Anspruchs bleibt unberührt. Ob der Gefährdung eines Anspruchs bereits eine unmittelbar vermögensmindernde Wirkung zukommt, wird von den Vertretern der oben dargestellten Ansichten zum Vermögensbegriff unterschiedlich bewertet. Es wird daher ein kurzer Überblick sowie eine kritische Betrachtung über die Bewertung der Vermögensgefährdung durch die unterschiedlichen Ansichten gegeben. Im Anschluss daran werden die Vermögensverfügungen des Mitbewerbers im Hinblick auf ihre unmittelbar vermögensmindernde Wirkung untersucht. aa) Behandlung der Vermögensgefährdung durch die rein wirtschaftliche Vermögenslehre Nach der rein wirtschaftlichen Vermögenslehre wird ein Vermögensschaden bereits dann angenommen, wenn das wirtschaftliche Potenzial messbar beeinträchtigt wird221. Allerdings stellt ein Rechtsverlust keinen Schaden dar, wenn er nicht zu einer wirtschaftlichen Werteinbuße führt.222 Ausgehend von dieser vom Zivilrecht losgelösten wirtschaftlichen Betrachtung des Schadens, kann eine Vermögensgefährdung dann eine Gleichstellung mit einem Vermögensschaden erlangen, wenn die Ungewissheit eines zukünftigen Schadens bereits jetzt den Gesamtwert des Vermögens mindert.223 Kritisiert wird, dass durch die Einbeziehung jeder Vermögensgefährdung eine Überdehnung des Straftatbestandes224 stattfindet. Es müsste bspw. bei wirtschaftlicher Betrachtung die Gefahr, später selbst leichtfertig zu handeln, als Schaden angesehen werden, mit der Folge, dass selbst wenn dem Getäuschten noch Gewährleistungsrechte oder Anfechtungsrechte zustehen, ein Schaden angenommen werden muss, obwohl das Zivilrecht nicht von einem Schaden spricht. Diese Ausdehnung des Straftatbestandes durch Einbeziehung bzw. Gleichstellung der Vermögensgefährdung mit dem Vermögensschaden wird vor allem von Naucke225 als gem. Art. 103 Abs. 2 GG unzulässige Analogie zuungunsten des 221

Cramer, Vermögensbegriff, S. 123; Hefendehl, Vermögensgefährdung, S. 95. Cramer, Vermögensbegriff, S. 123; Hefendehl, Vermögensgefährdung, S. 61. 223 So schon das RGSt 16, 1 (11), hier jedoch noch als Korrektur zu der bisherigen juristischen Vermögenslehre, RGSt 9, 168 (169 f.); 44, 230 (233 f.) mit Bekenntnis zum wirtschaftlichen Vermögensbegriff; völlig abgelehnt wird die Einbeziehung der Vermögensgefährdung von Naucke, Lehre, S. 215. 224 Auch Riemann, Vermögensgefährdung, S. 13, kritisiert die fehlende dogmatisch und kriminalpolitisch zufriedenstellende Abgrenzung des Schadens vom Nichtschaden. 225 Naucke, Lehre, S. 215. 222

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Täters angesehen. Zuzustimmen ist dieser Ansicht soweit nicht tatsächlich eine Wertminderung des Vermögens vorliegt.226 Damit wird jedoch deutlich, dass das Problem des Analogieverbotes weniger auf der Einbeziehung der Vermögensgefährdung, als auf der begrifflichen Unsicherheit, wann eine Vermögensgefährdung einem Vermögensschaden gleichkommt, besteht.227 Weiter wird eingewandt, dass durch die Einbeziehung der Vermögensgefährdung der Betrug zu einem Vermögensgefährdungsdelikt umgewandelt wird und dabei der Vollendungszeitpunkt zulasten des Deliktsversuches vorverlagert wird.228 Dieser Kritik ist zwar zu zustimmen, doch sie vermag letztlich nicht zu überzeugen. Im Kern handelt es sich wiederum um das Problem der begrifflichen Unsicherheit. Denn vollendet ist der Betrug mit Eintritt des Vermögensschadens.229 Liegt somit eine Vermögensgefährdung vor, die einem Vermögensschaden entspricht, ist der Betrug vollendet. Für eine Versuchstrafbarkeit ist kein Raum mehr. Entscheidend ist im Bereich der Vermögensgefährdung, dass die Kriterien zur Bestimmung des Zeitpunktes einer schadensgleichen bzw. schadensentsprechenden Vermögensgefährdung restriktiv ausgelegt werden. bb) Behandlung der Vermögensgefährdung durch die juristisch-ökonomische Vermögenslehre Hier ergeben sich keine grundlegenden Unterschiede im Hinblick auf die Einbeziehung der Vermögensgefährdung, da prinzipieller Ausgangspunkt der Vertreter dieser Lehre ebenfalls die wirtschaftliche Betrachtungsweise ist.230 Nur ausnahmsweise ist das Strafrecht akzessorisch, wenn ansonsten die Ergebnisse mit der Rechtsordnung unvereinbar erscheinen.231 Das Vorliegen einer schadensgleichen Vermögensverfügung wird dabei von den einzelnen Vertretern, je nach dem wie eng sie die Verknüpfung des Strafrechts mit dem Zivilrecht beurteilen, unterschiedlich bewertet. Cramer232 bewertet bspw. eine Vermögensgefährdung nur dann als Nachteil, wenn auch die übrige Rechtsordnung an die Gefährdung rechtliche Konsequenzen knüpft, da aus seiner Sicht eine Bestrafung ohne zivilrechtlichen Interessen226

So auch Geerds, Wirtschaftsstrafrecht, S. 105. Ähnlich auch Hefendehl, Vermögensgefährdung, S. 66, „denn reduziert man die Gefährdung richtigerweise auf eine tatsächliche Wertminderung, wird der Begriff der Gefährdung nicht lediglich durch einen Ausdruck der Umgangssprache mit einem größeren Begriffskern substituiert, sondern sogleich eines Teils des Begriffshofs der Vermögensgefährdung beraubt.“ Dies zeigt die Inadäquanz des Oberbegriffs der ,Gefahr‘. 228 Samson/Günther, in: SK, § 263 Rn 164 ff.; Lackner, in: LK, § 263 Rn 153. 229 Vgl. Lackner/Kühl, § 263 Rn 63; Cramer, in: S/S, § 263 Rn 178. 230 Cramer, Vermögensbegriff, S. 125; Lackner, in: LK, § 263 Rn 123. 231 Lackner, in: LK, § 263 Rn 123. 232 Cramer, Vermögensbegriff, S. 132. 227

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ausgleich sinnlos ist. Im Übrigen lehnt sich der überwiegende Teil der Literatur an die Kasuistik der Rechtsprechung an, versucht jedoch oftmals unter Rückgriff auf zivilrechtliche Regelungen die Kasuistik einzugrenzen.233 Im Falle des Anspruchs gegen den Preisspender sowie im Falle des Rechts zum Einspruch ergeben sich keine Unterschiede bei der Anwendung der rein wirtschaftlichen Vermögenstheorie zu der Anwendung der juristisch-ökonomischen Vermögenstheorie, da beide Rechte nicht losgelöst vom Zivilrecht bestehen. Aufgrund der überwiegenden Übereinstimmung hinsichtlich der Behandlung von Vermögensgefährdungen soll daher keine nähere Auseinandersetzung zwischen beiden Vermögenslehren geführt werden. cc) Behandlung der Vermögensgefährdung durch die personale Vermögenslehre Die Ansichten innerhalb der personalen Vermögenslehre unterscheiden sich zum Teile. So nimmt Bockelmann234 eine Gleichstellung von Vermögensgefährdung und Vermögensschaden an, wohingegen sowohl nach Otto235 als auch nach Geerds236 eine bloße Vermögensgefährdung dem Erfordernis des Vermögensschadens nicht genügt, da Gefährdung das Drohen eines Schadens, nicht aber den Schadenseintritt bedeute. Allerdings könne die Gefährdung eines bestimmten Vermögensgutes X bereits eine effektive Minderung der wirtschaftlichen Potenz des Berechtigten in Bezug auf das Vermögensgut Y bedeuten237. Dann liege jedoch keine Vermögensgefährdung, sondern bereits eine reale Schädigung vor. Die Einschränkungen der Vermögensverfügung auf Fälle, in denen eine Minderung des Vermögens eingetreten ist, entspricht den Einschränkungen der Rechtsprechung und der h. M. zur Eingrenzung der Vermögensgefährdung. Eine Besonderheit ergibt sich jedoch aus dem in den personalen Vermögenslehren in den Mittelpunkt gerücktem Erfordernis der Zweckerreichung bei der Schadensberechnung.238 Wohingegen es aus Sicht der Vermögenslehren, die zunächst von einer wirtschaftlichen Betrachtungsweise zur Schadensberechnung ausgehen, auf einen Vergleich des Vermögens vor und nach der Vermögensverfügung ankommt239, ist es aus Sicht der personalen Vermögenslehre zur Fest233 Bspw. Cramer, in: S/S, § 263 Rn 132; ders., Vermögensbegriff, S. 130 ff.; Lenckner, JZ 1971, 320 ff. 234 Bockelmann, Strafrecht BT 1, S. 81. 235 Otto, Struktur, S. 275 f. 236 Geerds, Wirtschaftsstrafrecht, S. 105 f. 237 So Otto, Struktur, S. 276. 238 Geerds, Wirtschaftsstrafrecht, S. 125 f.; Alwart, JZ 1986, 563 (565); Otto, Struktur, S. 56 ff.; Weidemann, MDR 1973, 992 (993). 239 Erst dann ist u. U. auf der Grundlage der objektiv-individuellen Schadensberechnung der h. M. eine Zweckverfehlung zur Schadensbegründung heranzuziehen: näher

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stellung einer Vermögensbeschädigung maßgeblich, ob derjenige, der sein Vermögen mindert, den durch diese Vermögensminderung angestrebten wirtschaftlichen240 Zweck erreicht oder nicht.241 Die Bestimmung des wirtschaftlichen Zweckes in einer Vereinbarung242 ist jedoch im Einzelfall sehr schwierig.243 Gerade im Sport wird eine Grenzziehung zwischen ideellen und wirtschaftlichen Zielen nicht leicht durchzuführen sein. Nach der Konstruktion von Otto ergeben sich zudem Schwierigkeiten bei der Bewertung, ob ein Vermögensschaden des Mitbewerbers vorliegt. Stellt man mit Otto244 auf den erklärten Willen des Verfügenden ab, so ergibt dies zunächst, dass dieser an dem Turnier teilnehmen möchte, um mit seiner Leistung die Chancen auf einen Gewinn zu nutzen. Eine wirtschaftliche Zweckverfehlung lässt sich an dieser Stelle durch die Teilnahme eines gedopten Sportlers noch nicht herleiten. Vergegenwärtigt man sich nochmals die Voraussetzungen des Anspruchs, den der Mitbewerber gegen den Preisspender hat, so ergibt sich eine Vergleichbarkeit mit Betrugsfällen im Subventionsrecht.245 Für Otto246 ist in diesen Fällen allein entscheidend, ob der begünstigte Personenkreis die ihm zugedachten wirtschaftlichen Vorteile erlangt oder nicht. Erhält, wie im Falle des getäuschten Mitbewerbers, die begünstigte Person die ihr zugedachten wirtschaftlichen Vorteile nicht, hat nur der die Begünstigung Gewährende – hier somit der Preisspender – durch die Zweckverfehlung einen Schaden.247 Ein Schaden der Mitbewerber ist nach Otto somit unabhängig von der Frage, ob eine Vermögensgefährdung vorliegt, nicht gegeben.

dazu 3. Teil, 1. Kapitel § 2 B. III.; ablehnend zur Heranziehung individueller Kriterien insb. Hoyer, in: SK 2004, § 263 Rn 112 ff. 240 Von Weidemann, Kompensationsproblem, S. 199 ff., 215; ders., MDR 1973, 992 f. wird sogar jede auch nur ideelle Zwecksetzung des Vermögensinhabers berücksichtigt, auch bei Jakobs, JuS 1977, 228 (230 f.). 241 Otto, Struktur, S. 74 ff., 281, 284 ff., 288; Geerds, Wirtschaftsstrafrecht, S. 126; Hardwig, GA 1956, S. 18; Bockelmann, JZ 1952, 461 (464); Heinitz, JR 1968, S. 388. 242 Mit Hilfe der Verkehrsanschauung soll dabei bestimmt werden, was als wirtschaftliche Güter einer Person zu betrachten sind, so insbes. Bockelmann, FS Kohlrausch, S. 227 (248); Otto, Struktur, S. 64. 243 Nach Hefendehl, Vermögensgefährdung, S. 113, ist sie der Schwachpunkt, selbst Geerds, Wirtschaftsstrafrecht, S. 127 f., räumt ein, dass die Grenzziehung zwischen ideellen und wirtschaftlichen Zielen schwierig ist; so auch schon im Ergebnis Lackner, in: LK, § 263 Rn 124; Gerhold, Zwecksetzung, S. 26. 244 Otto, Struktur, S. 288. 245 Ausführlich dazu unter 3. Teil, 1. Kapitel § 2 B. III. 246 Otto, Struktur, S. 289. 247 Das von der h. M. gefundene Ergebnis, wonach auch die eigentlich Begünstigten einen Schaden haben, bezeichnet Otto, Struktur, S. 289 in Fn 100 als einfach schiefe Konstruktion.

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Aufgrund der bisher ungeklärten Bestimmung des wirtschaftlichen Zwecks, die zu einer erheblichen Rechtsunsicherheit führt, und der mangels objektiver Kriterien drohenden Subjektivierung248 wird die personale Vermögenstheorie in der folgenden Untersuchung nicht weiter berücksichtigt. Die weitere Untersuchung wird aus diesem Grund an den von der Rechtsprechung und der h. M. aufgestellten Kriterien zur Feststellung einer schadensgleichen Vermögensgefährdung fortgeführt. Danach kann die Gefährdung eines Vermögensstückes die Minderung des ganzen Vermögens zur Folge haben, falls sie dieses verschlechtert.249 Erforderlich ist in jedem Fall eine konkrete Vermögensverfügung, d. h. die sie begründenden Tatsachen müssen feststehen und nicht nur wahrscheinlich oder gar nur möglicherweise vorliegen250 und bei lebensnaher Betrachtung einer Wertminderung gleichkommen.251 b) Konkrete Vermögensgefährdung Für den hier vorliegenden Fall des Unterlassens der Geltendmachung oder baldigen Geltendmachung eines Anspruchs bzw. Rechts liegt eine vermögensmindernde Wirkung nur vor, wenn sich feststellen lässt, dass die Vermögenslage des Getäuschten bei rechtzeitiger Geltendmachung günstiger gewesen wäre, die Rechtsverfolgung also zu einem besseren Ergebnis geführt hätte.252 Die bloße Verzögerung der Geltendmachung führt nicht zu einer Vermögensminderung, mit Ausnahme der Fälle, in denen es durch die Hinauszögerung zu einer nach dem Schadensbegriff relevanten wirtschaftlichen Entwertung des Anspruchs kommt.253 Im Weiteren muss somit untersucht werden, ob tatsächlich eine konkrete Gefährdung der Ansprüche des Mitbewerbers vorliegt. aa) Günstigere Vermögenslage (1) Anspruch des Mitbewerbers gegen den Preisspender Es müsste eine günstigere Vermögenslage des Mitbewerbers bestehen, wenn ihm der Anspruch gegen den Preisspender bekannt gewesen wäre. Eine günstigere Vermögenslage ist immer dann anzunehmen, wenn der Anspruch nicht 248 So auch Gerhold, Zwecksetzung, S. 26, Lackner, in: LK, § 263 Rn 124; Hoyer, in: SK 2004, § 263 Rn 114; Tiedemann, ZStW 86 (1974), 897 (911). 249 Tröndle/Fischer, § 263 Rn 94 ff. 250 Siehe BGH StV 1995, 24. 251 BGH wistra 1995, 222 (223); BayObLG NJW 1988, 2550; BayObLG NJW 1999, 663 f. 252 St. Rspr.: OLG Köln, NJW 1967, 836; OLG Hamm, GA 1958, 250; sowie in der Lit.: Lackner, in: LK, § 263 Rn 107; Cramer, in: S/S, § 263 Rn 58. 253 Lackner, in: LK, § 263 Rn 107.

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wirtschaftlich wertlos ist.254 Der Anspruch auf eine bessere Platzierung und eine höhere Platzierungsprämie hat einen wirtschaftlichen Wert. Ein Anspruch kann jedoch auch wirtschaftlich wertlos sein, wenn er gänzlich uneinbringlich ist.255 Dazu werden im Folgenden die verfahrensrechtlichen Möglichkeiten des Mitbewerbers untersucht. An dieser Stelle ist nochmals auf die Besonderheit des Reitsports hinzuweisen, wonach insbesondere das Doping im Training nicht ausdrücklich verboten ist.256 Dies bedeutet für den Mitbewerber, der hinter einem gedopten Reiter platziert ist, dass er noch am Turniertag verfahrensrechtlich die Möglichkeit haben muss, den Dopingverdacht geltend zu machen, da ansonsten eine später durchgeführte Dopingprobe keinen sicheren Beweis erbringen kann, ob tatsächlich im konkreten Turnier Dopingmittel angewendet wurden. In Betracht kommt für den betroffenen Mitbewerber dabei zunächst zur möglichen Sicherung seiner Ansprüche durch Überprüfung des Dopingverdachts sowohl das selbstständige Beweisverfahren gem. §§ 485 ff. ZPO als verfahrensrechtliches Mittel des staatlichen Rechts als auch der Einspruch gem. §§ 910 ff. LPO als verfahrensrechtliches Mittel des Verbandsrechts. (a) Staatliches Recht Die Anwendung des staatlichen Rechts ist für die Durchführung des selbstständigen Beweisverfahrens nicht durch die regelmäßig auch zwischen den Beteiligten257 geltende Schiedsgerichtsvereinbarung der LPO ausgeschlossen.258 Zweck des selbstständigen Beweisverfahrens ist die vorsorgliche Beweiserhebung vor Beginn eines möglichen Prozesses. Es ermöglicht den Zustand einer Sache zu ermitteln und im Beweisverfahren der ZPO festzustellen. Diese Feststellungen lassen meist die Beurteilung zu, ob ein Anspruch begründet ist und in welcher Höhe.259 Grundsätzlich ist somit das Beweisverfahren geeignet, einen möglichen Doping- oder Regelverstoß festzustellen, da nach § 485 I ZPO sowohl die Vernehmung von Zeugen als auch die Begutachtung durch einen 254

Lackner/Kühl, § 263 Rn 45, 34. Lackner, in: LK, § 263 Rn 127, 142; Tiedemann, in: LK 2005, § 263 Rn 157; davon zu unterscheiden sind die Fälle von klaglosen Forderungen. 256 § 3 TierSchG sowie § 920 Nr. 2 e) LPO. 257 § 900 Nr. 2 LPO schließt die Anrufung der ordentlichen Gerichte aus, soweit und solange die Zuständigkeit eines Schiedsgerichts der LPO begründet ist; das gilt insbesondere für die in § 920 Nr. 2 e LPO aufgeführten Verstöße gegen die Dopingbestimmungen und die unerlaubte Leistungsbeeinflussung. 258 OLG Koblenz, MDR 1999, 502; Thomas/Putzo, § 485 ZPO Rn 10; Pauly, JR 1996, 269 (271); zudem handelt es sich bei dem Schiedsgerichtsverfahren der LPO nicht um ein echtes Schiedsgericht i. S. d. § 1025 ff. ZPO, vgl. § 900 Nr. 1 LPO. 259 Thomas/Putzo, § 485 ZPO, Vorbem. Rn 1. 255

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Sachverständigen beantragt werden kann. Die Zustimmung des Gegners wird zudem regelmäßig nicht erforderlich sein, da die Gefahr besteht, dass das Beweismittel verloren geht oder seine Benutzung erschwert wird. Dies trifft zumindest auf die Verwendung von Dopingmitteln zu, da diese wiederum nicht nach dem Turniertag nachgewiesen werden können. Problematisch ist jedoch auch der Nachweis anderer Regelverstöße, sodass auch hier eine Gefahr i. S. d. § 485 I ZPO bejaht werden muss. (b) Verbandsrecht Der Einspruch ist in §§ 910 ff. LPO geregelt. Die Voraussetzungen für einen Einspruch sind im Falle eines Verstoßes gegen die Bestimmungen der LPO, also insbesondere im Falle der Platzierung eines gedopten Reiters, für den benachteiligten Mitbewerber gegeben. Der Einspruch kann nach § 912 Nr. 2 LPO noch während der Pferdeleistungsprüfung beim Veranstalter eingelegt werden. Bis zur endgültigen Entscheidung über den Einspruch soll der Veranstalter gem. § 916 LPO Geld- und Ehrenpreise zurückbehalten bzw. zurückfordern. Damit ist der Einspruch verfahrensrechtlich die schnellste und zunächst einfachste Möglichkeit, die Ansprüche des Mitbewerbers zu sichern. (c) Ergebnis Der nachrangig platzierte Mitbewerber hat verfahrensrechtlich die Möglichkeit, sowohl Einspruch bei der Turnierleitung zu erheben als auch mittels eines selbstständigen Beweisverfahrens i. S. d. §§ 485 ff. ZPO noch am Turniertag eine Dopingkontrolle bei dem gedopten Sportler bewirken zu können.260 Der Anspruch ist demnach nicht gänzlich uneinbringlich und somit wirtschaftlich nicht wertlos. Eine günstigere Vermögenslage besteht, wenn dem Mitbewerber der Anspruch gegen den Preisspender bekannt ist. (2) Einspruchsrecht des Mitbewerbers Fraglich ist auch hier, ob eine günstigere Vermögenslage des Mitbewerbers bestanden hätte, wenn ihm seine Einspruchsberechtigung bekannt gewesen wäre. Eine günstigere Vermögenslage liegt vor, da durch die Einlegung des Einspruchs die Auszahlung der Siegprämie verhindert wird bzw. eine Zurückforderung der Siegprämie erfolgt.

260 So auch Cherkeh, Betrug, S. 154; Bedenken bestehen jedoch hinsichtlich der Schnelligkeit.

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bb) Konkrete Gefährdung Das Erfordernis konkreter Gefahr für das Vermögen261 ist von der Rechtsprechung und der Literatur eingeführt worden, um nicht jede Gefährdung als schadensrelevant einzustufen, wie es aus der uneingeschränkten Anwendung der wirtschaftlichen Vermögenstheorie folgen würde.262 Die Tatsachen, die eine Gefährdung begründen, müssen feststehen, d. h. bei lebensnaher Betrachtung müssen sie einer Wertminderung entsprechen.263 Unter Berücksichtigung der persönlichen Verhältnisse der Beteiligten und der besonderen Umstände des jeweiligen Falles muss also mit einem Verlust des gefährdeten Wirtschaftsgutes oder anderen wirtschaftlichen Nachteilen ernstlich zu rechnen sein.264 Eine so bewirkte Wertminderung der gegenwärtigen Vermögenslage entsteht nach herkömmlicher Auffassung etwa dann, wenn sich das Opfer nicht mehr in der Lage sieht, den drohenden Rechtsverlust noch abzuwenden oder aus sonstigen Gründen der Schadenseintritt nur noch eine Frage der Zeit ist.265 Für das Einspruchsrecht endet gem. § 913 Nr. 1 b) LPO die Frist zur Einlegung des Einspruchs bei Beanstandungen von Verstößen während der Prüfung zudem eine halbe Stunde nach der Platzierung. Wesentliche Bedeutung bei der Beweissicherung kommt den Pferdekontrollen, insbesondere den Dopingkontrollen zu. Bei nationalen Turnieren ist jedoch regelmäßig keine zwingende Pferdekontrolle, insbesondere nicht eine Dopingprobe für die ersten Platzierungen vorgesehen.266 Allenfalls werden Stichproben durchgeführt.267 Bei Stichproben hängt es jedoch vom Zufall ab, ob der Täter überprüft wird. Der Schadenseintritt ist somit nur noch eine Frage der Zeit, da kein Verbot der unerlaubten Leistungsbeeinflussung für das Training besteht. Für den Fall des Dopings wäre eine konkrete Vermögensgefährdung lediglich dann auszuschließen, wenn zwingend eine Dopingkontrolle für die ersten Plätze vorgesehen ist.268 Denn dann besteht noch nicht die Gefahr einer Erschwerung des Nachweises der Anspruchsvoraussetzungen. Problematisch bleiben immer 261 St. Rspr.: vgl. RGSt 73, 61 (64); BGHSt 3, 370 (372); 15, 83 (87); 21, 112 (113); ferner OLG Stuttgart NStZ 1985, 365. 262 Kritisch zur Verwendung des Begriffs der ,konkreten Gefahr‘: Hefendehl, Vermögensgefährdung, S. 55 f. 263 Tröndle/Fischer, § 263 Rn 94 ff.; BGH wistra 1995, (222) 223; BGH StV 1995, 24. 264 Zu den Voraussetzungen auch Beulke, NJW 1977, 1073; Haft, Strafrecht BT, S. 208 f. 265 Vgl. BGHSt 23, 300 (303 f.); Eser, Strafrecht IV, Nr. 13 A Rn 34; Beulke, NJW 1977, 1073 mit Kritik an LG Mannheim NJW 1977, 160. 266 Dies gilt regelmäßig auch für internationale Turniere, Ausnahmen gelten für die Olympischen Spiele und Championate , Veterinary Regulations 1016 und FEI Regulations for Equestrian Events at the Olympic Games Article 615 Nr. 1. 267 Vgl. Durchführungsbestimmungen zu § 67 Ziff. 1 und 2 LPO.

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die Fälle der unerlaubten Leistungsbeeinflussung durch operative Eingriffe, da hier der Nachweis der Eingriffe erschwert ist269. Setzt der täuschende Reiter ein solches Pferd ein, liegt immer eine Vermögensgefährdung vor. Im Fall des nachrangig platzierten Mitbewerbers liegt eine konkrete Vermögensgefährdung vor. 7. Verfügungsbewusstsein Nach der herrschenden Ansicht in der Rechtsprechung270 und in der Literatur271 ist es nicht erforderlich, dass der Verfügende sich darüber bewusst ist, dass er eine Vermögensverschiebung veranlasst.272 Der Mitbewerber verfügt unbewusst. Dies ist jedoch nach der h. M. unproblematisch, da der Betrug eben keine bewusste Selbstschädigung voraussetzt.273 8. Zusammenfassung Die Vermögensverfügung i. S. d. § 263 StGB liegt • in der Nichtgeltendmachung der Ansprüche gegen den Preisspender274, • der Nichtausübung von Rechten, insbesondere des Rechts auf Einspruch nach der LPO und • der Zahlung des Startgeldes. 268 So insbesondere auch Cherkeh, Betrug, S. 156; im Falle der Dopingvorwürfe von Athen wäre somit eine Vermögensgefährdung der Ansprüche gegen den Preisspender für die Reiter in Bezug auf die ersten drei Plätze ausgeschlossen gewesen, da nach den FEI-Regel siehe dazu FEI Regulations for Equestrian Events at the Olympic Games Article 615 Nr. 1 eine Medikationskontrolle der ersten drei Plätze vorgesehen war. 269 Auch im internationalen Turniersport gibt es bisher keine Kontrolle; vgl. Annex V der Veterinary Regulations der FEI. 270 Vgl. RGSt 70, 225 (227); BGHSt 19, 37 (45); 14, 172; OLG Düsseldorf, NJW 1988, 923; OLG Hamm NJW 1969, 620. 271 Wessels/Hillenkamp, Strafrecht BT 2, Rn 517; Maurach/Schroeder/Maiwald, Strafrecht BT 1, § 41 Rn 73; Lackner/Kühl, § 263 Rn 24, 26; a. A. Hoyer, in: SK 2004, § 263 Rn 181; Ranft, Jura 1992, 66 (71). 272 BGHSt 14, 170 (172); Maurach/Schroeder/Maiwald, Strafrecht BT 1, § 41 Rn 73; Lackner/Kühl, § 263 Rn 24; Cramer, in: S/S, § 263 Rn 60; anders z. T. bei Vorliegen eines Sachbetrugs: Wessels/Hillenkamp, Strafrecht BT 2, Rn 517; OLG Hamm, NJW 1969, 620 (621). 273 So auch Ditz, Doping, S. 504 f.; Cherkeh, Betrug, S. 145; a. A. Faber, Doping, S. 175, der der Ansicht ist, man könne nicht auf einen Anspruch verzichten, dessen Existenz man nicht kenne. 274 Im Ergebnis auch Cherkeh, Betrug, S. 157; Otto, SpuRt 1994, 10 (15); Schneider-Grohe, Doping, S. 148; Ditz, Doping, S. 504.

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3. Teil, 1. Kap.: Betrugsstrafbarkeit gem. § 263 StGB

9. Kausalität zwischen Irrtum und Vermögensverfügung Zwischen der Vermögensverfügung und dem Irrtum muss ein Ursachenzusammenhang bestehen.275 Dieser Ursachenzusammenhang wird von der h. M.276 nach der „conditio sine qua non“-Formel bestimmt. Der Getäuschte muss demnach die Vermögensverfügung infolge des Irrtums, jedoch nicht ausschließlich wegen des Irrtums vornehmen.277 Hierbei handelt es sich um eine psychisch vermittelte Kausalität, die naturwissenschaftlich nicht als gesetzmäßiger Zusammenhang beweisbar, sondern nur als Motivzusammenhang erklärbar ist.278 Ausreichend ist demnach, wenn die Erregung oder Unterhaltung des Irrtums für die Vermögensverfügung des Getäuschten zumindest mitbestimmend war.279 Der Kausalzusammenhang besteht danach nicht, wenn der Getäuschte sich zwar irrt, die Vermögensverfügung aber aus ganz anderen Gründen vorgenommen hat.280 Zur Begründung der Kausalität dürfen zudem keine Ersatzursachen hinzugedacht werden.281 Unerheblich ist für die Kausalität, ob dem Getäuschten der vermögensmindernde Charakter seiner Verfügung bewusst war oder nicht.282 Bei der hier zu bestimmenden psychisch vermittelten Kausalität kommt es darauf an, ob gerade der Falschheitsgrad der Fehlvorstellung den Getäuschten zur Vornahme der Vermögensverfügung motiviert oder zumindest mitmotiviert hat.283 Abzustellen ist für Feststellung, ob gerade der Falschheitsgrad der Fehlvorstellung den Getäuschten zur Vornahme der Vermögensverfügung motiviert oder zumindest mitmotiviert hat ausschließlich auf den wirklichen Geschehensablauf und seine Verknüpfung mit dem konkreten Erfolg.284 Hypothetische Ersatzursachen, die auch bei Kenntnis der wahren Sachlage zu einer Vermögensverfügung geführt hätten, müssen demnach außer Betracht bleiben.285 Vorliegend ergibt sich der hier zu beurteilende wirkliche Geschehensablauf aus der

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Tröndle/Fischer, § 263 Rn 36. BGHSt 2, 20 (24); OLG Stuttgart, NJW 1971; 632; Lackner, in: LK, § 263 Rn 117; Engisch, FS Weber, S. 269; a. A. Naucke, FS Peters, S. 118, der die Bestimmung aufgrund der Adäquanztheorie vornimmt. 277 Tröndle/Fischer, § 263 Rn 52; Lackner, in: LK, § 263 Rn 117. 278 Siehe Lackner/Kühl, vor § 13 Rn 10; Koriath, Kausalität, S. 217. 279 RGSt 76, 82; BGH wistra 1999, 419; Cramer, in: S/S, § 263 Rn 77; Maurach/ Schroeder/Maiwald, Strafrecht BT 1, § 41 Rn 83; Wessels/Hillenkamp, Strafrecht BT 2, Rn 520. 280 Wessels/Hillenkamp, Strafrecht BT 2, Rn 523. 281 Kühl, Strafrecht AT, § 4/1 Rn 12; Lackner, in: LK, § 263 Rn 118. 282 Wessels/Hillenkamp, Strafrecht BT 2, Rn 524. 283 BGHSt 13, 13 (15); Dallinger, MDR 1958, 139 (140); OLG Stuttgart, NJW 1971, 632 (633); Lackner, in: LK, § 263 Rn 117. 284 Wessels/Hillenkamp, Strafrecht BT 2, Rn 520. 285 Eingehend dazu BGHSt 13, 13 (14 f.); Lenckner, NJW 1971, 599. 276

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tatsächlichen Turnierteilnahme durch den täuschenden Reiter und die dadurch erregte Vorstellung der Mitbewerber „alles sei in Ordnung“. Im Einzelnen ist somit zu prüfen, ob die Vorstellung der Mitbewerber „alles sei in Ordnung“ die in Betracht kommenden Vermögensverfügungen zumindest mitmotiviert hat.286 a) Ansprüche gegen den Preisspender Der konkrete Erfolg der Täuschung besteht in der Nichtgeltendmachung der Ansprüche gegen den Preisspender. Fraglich ist somit, ob der durch die Täuschung, also der Aussage „Ich verhalte mich regelgerecht“, die konkludent in der tatsächlichen Teilnahme steckt, erregte Irrtum, also die Vorstellung „alles sei in Ordnung“, tatsächlich zumindest mitbestimmendes Motiv war für die Nichtgeltendmachung der Ansprüche. Davon kann regelmäßig ausgegangen werden, da bei der Vorstellung „alles sei in Ordnung“ aus Sicht des Mitbewerbers keine Ansprüche gegen den Preisspender entstehen. b) Nichtausübung des Einspruchs Ebenso kann davon ausgegangen werden, dass bei der Vorstellung des Mitbewerbers, „alles sei in Ordnung“, da der Täter an den Start geht, kein Einspruch wegen einer unerlaubten Leistungsbeeinflussung gegen das Ergebnis des Täters eingelegt wird, da die Voraussetzungen des Einspruchs im Fall der ordnungsgemäßen Teilnahme des Täters regelmäßig nicht gegeben sind. c) Zahlung des Startgeldes Keine Kausalität zwischen Irrtum und Vermögensverfügung liegt jedoch im Fall der Zahlung von Startgeld vor, da die Nennung287 und damit die Zahlung des Startgeldes zeitlich vor der tatsächlichen Teilnahme des Täuschenden liegt. Die Vorstellung „alles sei in Ordnung“ hervorgerufen durch die tatsächliche Teilnahme des Täters, ist damit unerheblich für die Zahlung des Startgeldes. d) Zusammenfassung Der Irrtum des getäuschten Mitbewerbers ist kausal für • die Nichtgeltendmachung von Ansprüchen gegenüber dem Preisspender und • die Nichtausübung von Rechten, insbesondere des Einspruchs. 286

So auch Lackner, in: LK, § 263 Rn 118. Dasselbe gilt für die Zahlung von Startgeld in hohen Prüfungen der Kat. A, da dieses bis zum Meldeschluss gezahlt werden muss, § 26 LPO. 287

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3. Teil, 1. Kap.: Betrugsstrafbarkeit gem. § 263 StGB IV. Vermögensschaden

Unter dem Punkt des ungeschriebenen Tatbestandsmerkmals der Vermögensverfügung wurde bereits untersucht, in welchen Fällen eine Vermögensminderung eingetreten ist. Unter dem Tatbestandsmerkmal des Vermögensschadens ist somit noch die Frage zu diskutieren, ob eine Kompensation des Schadens stattgefunden hat. Der Vermögensschaden wird anhand eines objektiv individualisierenden Beurteilungsmaßstabes nach dem Prinzip der Gesamtsaldierung festgestellt.288 Der Schaden wird dabei nach der Rechtsprechung und der herrschenden Ansicht in der Literatur durch eine Gesamtsaldierung289 berechnet, bei der die Vermögenslage vor und nach der Vermögensverfügung des Getäuschten durch einen Vergleich zu ermitteln ist, um sodann zu ermitteln, ob eine Vermögensminderung eingetreten ist, die nicht durch einen unmittelbar aus der Vermögensverfügung resultierenden Vermögenszuwachs wirtschaftlich voll ausgeglichen wird.290 Einen Schaden stellt dabei nicht lediglich das Ausbleiben einer Vermögensmehrung291 oder das bloße Gefühl des Getäuschten, geschädigt zu sein292 dar. Allerdings kann ein Schaden trotz wertmäßigem Entsprechen von Gegenleistung und Leistung nach den Grundsätzen des individuellen Schadenseinschlages vorliegen, wenn besondere Umstände hinzukommen.293 Der maßgebliche Zeitpunkt der Schadensberechnung ist der Zeitpunkt der Verfügung.294 Hinsichtlich der Nichtgeltendmachung von Ansprüchen gegen den Preisspender liegt der Zeitpunkt der Vermögensverfügung in der Platzierung, da durch sie der Anspruch entsteht. Zum gleichen Zeitpunkt fließt dem Mitbewerber kein wirtschaftlich gleichwertiges Äquivalent zu, sodass ein Vermögensschaden des Mitbewerbers vorliegt. Hinsichtlich der Nichtausübung des Einspruchs liegt der Zeitpunkt der Verfügung bereits nach Abschluss der Prüfung, jedoch noch vor der Platzierung. Mit Abschluss der Prüfung entsteht das Einspruchsrecht. Sein wirtschaftlicher Wert

288 BGHSt 16, 220 (221); 321 (325); 22, 88 (89); 23, 300 (303); 34, 199 (203); BGH wistra 1999, 263 (265); Wessels/Hillenkamp, Strafrecht BT 2, Rn 538. 289 Tröndle/Fischer, §263 Rn 71. 290 BVerfG NStZ 1998; 506; BGHSt 16, 220 (221); Tröndle/Fischer, § 263 Rn 71. 291 BGH NJW 1985, 2428; BGH NJW 1991, 2573; OLG Köln NStZ 2000, 481; Lackner/Kühl, § 263 Rn 36. 292 BGH NStZ – RR 2001, 42; zur Begründung führt der BGH aus, der Betrug würde ansonsten zum Vergehen gegen die Wahrheit im Geschäftsverkehr umfunktioniert. 293 BGHSt 16, 321 (326 ff.); Lackner/Kühl, § 263 Rn 48 ff.; Wessels/Hillenkamp, Strafrecht BT 2, Rn 547. 294 BGHSt 30, 388 f.; BGH wistra 1993, 265; 1995, 222; BGH NStZ 1999, 352 (354); 1999, 555; BGH Düsseldorf NJW 1994, 3367; Tröndle/Fischer, § 263 Rn 71.

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liegt jedoch schon in der Verhinderung der Platzierung. Zu diesem Zeitpunkt fließt dem Mitbewerber kein gleichwertiges wirtschaftliches Äquivalent zu. Eine Kompensation kommt somit in beiden Fällen nicht in Betracht. Insbesondere sind nicht kompensationsfähig alle gesetzlichen Ansprüche und Rechte, die dem Getäuschten aufgrund der Täuschung erwachsen. Es liegt ein Vermögensschaden vor. V. Zusammenfassung

Durch die Teilnahme täuscht der Täter den Mitbewerber, bei dem dadurch ein Irrtum erregt wird, da der Mitbewerber aus der Teilnahme des Täters schließt, dieser verhalte sich regelgerecht. Aufgrund dieses Irrtums unterlässt es der Mitbewerber, den ihm zustehenden Anspruch gegen den Preisspender geltend zu machen oder seine Rechte auszuüben. Eine Kompensation der dadurch entstehenden konkreten Vermögensgefährdung findet nicht statt, sodass ein Vermögensschaden entsteht. Der sich regelwidrig verhaltende Reiter hat den objektiven Tatbestand des Betrugs gegenüber und zulasten des Mitbewerbers erfüllt. VI. Subjektiver Tatbestand

Begonnen wird die Prüfung des subjektiven Tatbestandes mit der Darstellung der wesentlichen Voraussetzungen. Im Anschluss daran wird auf das Vorliegen des subjektiven Tatbestandes beim Täter eingegangen. 1. Vorsatz Der Täter muss vorsätzlich handeln. Dabei muss sich der Vorsatz auf alle objektiven Tatbestandsmerkmale unter Einbeziehung der sie verbindenden Kausalbeziehungen erstrecken.295 Ausreichend ist Eventualvorsatz.296 Die dafür ausreichende Möglichkeitsvorstellung kann sich dabei auf alle oder auf einzelne Tatbestandsmerkmale beziehen297, insbesondere auf den Eintritt eines Vermögensschadens oder auf die motivierende Wirkung des Irrtums für die Vermö295 Wessels/Hillenkamp, Strafrecht BT 2, Rn 578; Rengier, Strafrecht BT I, § 13 Rn 102; Lackner/Kühl, § 263 Rn 57; Cramer, in: S/S, § 263 Rn 165. 296 BGH 4 StR 100/74 bei Dallinger, MDR 1975, 21 (22); Wessels/Hillenkamp, Strafrecht BT 2, Rn 578; Tiedemann, in: LK 2005, § 263 Rn 240; Cramer, in: S/S, § 263 Rn 165; Lackner/Kühl, § 263 Rn 57; Mitsch, Strafrecht BT 2/1, § 7 Rn 112; a. A. für die Irrtumserregung durch konkludente Täuschung BGH NJW 2001, 2187 (2189). 297 BGH wistra 1992, 233 (234).

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gensverfügung. Die rechtliche Einordnung der konkreten Vermögensgefährdung ist für die Vorstellung des Täters irrelevant. Vielmehr ist ausreichend, wenn der Täter die sachliche Bedeutung der Tatumstände, die zu der Gefährdung führen, erfasst.298 Der Täter braucht nicht zu wissen, wer der wirklich Geschädigte ist.299 Bei der konkludenten Täuschung muss der Täter die sie begründende Verkehrsauffassung, aber auch die normative Risikoverteilung bei einzelnen Geschäftstypen kennen.300 Ebenso muss der Vorsatz den Irrtum des Opfers umfassen. Nicht ausreichend ist es daher, wenn der Täter davon ausgeht, das Opfer würde sich keine Vorstellungen machen.301 Auf der Wollens-Seite erfordert der Vorsatz eine Billigung von Tathandlung und Erfolgseintritt302 bzw. billigende Inkaufnahme im Rahmen des Eventualvorsatzes. Maßgeblicher Zeitpunkt für die Bestimmung des Vorsatzes ist die Vornahme der Täuschungshandlung.303 Von einem vorsätzlichen Handeln zum Zeitpunkt der Täuschungshandlung kann vorliegend ausgegangen werden. Der Reiter, der sein Pferd bspw. dopt, wird zumindest mit der Möglichkeit rechnen, dass er durch das Dopen eine bessere Platzierung erreicht als seine Mitbewerber. Unerheblich ist, ob er den Vorteil tatsächlich erreicht.304 Des Weiteren kann im Regelfall unterstellt werden, dass der Täter die Auswirkungen seiner Täuschung auf die Mitbewerber zumindest für möglich hält, so insbesondere dass diese durch seine Teilnahme davon ausgehen, dass er sich regelgerecht verhält und dass sie aus diesem Grund keine Ansprüche auf die von ihm erreichte Platzierung geltend machen werden oder ihre Rechte auf Einspruch ausüben. Hinsichtlich der konkreten Vermögensgefährdung durch die Nichtgeltendmachung der Ansprüche gegen den Täter bzw. den Preisspender kann davon ausgegangen werden, dass dem Täter bewusst ist bzw. er es zumindest für möglich hält, dass die unerlaubte Leistungsbeeinflussung durch Dopingmittel entweder technisch oder durch Zeitablauf nicht nach gewiesen werden kann und dadurch der Nachweis seiner ungerechtfertigten Platzierung für den Mitbewerber erschwert bzw. unmöglich wird. Damit sind auch in diesem Fall die eine Vermögensgefährdung begründenden Umstände vom Vorsatz des Täters umfasst.

298 BGH wistra 1996, 261 (262); Tiedemann, in: LK 2005, § 263, Rn 241; Lackner/ Kühl, § 263 Rn 57. 299 Tiedemann, in: LK 2005, § 263, Rn 241; Wessels/Hillenkamp, Strafrecht BT 2, Rn 578; Lackner, in: LK § 263 Rn 257; Cramer, in: S/S, § 263 Rn 165; Tröndle/Fischer, § 263 Rn 106. 300 Tiedemann, in: LK 2005, § 263 Rn 242; BayObLG, NJW 1999, 1648 (1649). 301 So über Bonität OLG Frankfurt NStZ – RR 1998, 333 (334). 302 Tiedemann, in: LK 2005, § 263, Rn 245. 303 Tiedemann, in: LK 2005, § 263 Rn 247; Mitsch, Strafrecht BT 2/1, § 7 Rn 114. 304 Cramer, in: S/S, § 263 Rn 165.

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2. Absicht rechtswidriger Bereicherung a) Absicht und Vermögensvorteil Erforderlich ist weiterhin die Absicht, sich oder einem Dritten einen rechtswidrigen Vermögensvorteil zu verschaffen. Sie ist dann gegeben, wenn es dem Täter auf die Erlangung des Vorteils ankommt.305 Allerdings braucht der Vorteil weder der einzige, der maßgebende oder auch nur der überwiegende Zweck, noch die letzte Triebfeder zum Handeln sein.306 Jedoch ist es nicht ausreichend, wenn der Vorteil nur notwendige oder mögliche Folge einer ausschließlich auf einen anderen Zweck gerichteten Folge ist.307 Unter Vermögensvorteil wird jede Verbesserung der Vermögenslage verstanden. Er stellt somit das Gegenteil des Vermögensschadens dar.308 b) Rechtswidrigkeit des erstrebten Vorteils Des Weiteren muss der Vermögensvorteil rechtswidrig sein.309 Nach h. M.310 ist der Vermögensvorteil rechtswidrig, wenn kein nach bürgerlichem oder öffentlichem Recht begründeter Anspruch auf ihn besteht.

305 Lackner/Kühl, § 263 Rn 58; Wessels/Hillenkamp, Strafrecht BT 2, Rn 579; Tiedemann, in: LK 2005, § 263 Rn 248; Cramer, in: S/S, § 263 Rn 176; Mitsch, Strafrecht BT 2/1, § 7 Rn 116. 306 BGHSt 16, 1; 18, 246 (248); Lackner/Kühl, § 263 Rn 58; Wessels/Hillenkamp, Strafrecht BT 2, Rn 570; Tiedemann, in: LK 2005, § 263 Rn 250; Cramer, in: S/S, § 263 Rn 176; Mitsch, Strafrecht BT 2/1, § 7 Rn 116; Fahl JA 1997, 110; Rengier, JZ 1990, 321 (324); Welzel, NJW 1962, 20 (21). 307 BGH NJW 1988, 2623 f.; Lackner/Kühl, § 263 Rn 58; Tiedemann, in: LK 2005, § 263 Rn 251; Lackner, in: LK, § 263 Rn 262 m.w. N.; Cramer, in: S/S, § 263 Rn 176. 308 Lackner/Kühl, § 263 Rn 59; Wessels/Hillenkamp, Strafrecht BT 2, Rn 580; Tiedemann, in: LK 2005, § 263 Rn 254; Cramer, in: S/S, § 263 Rn 167; Mitsch, Strafrecht BT 2/1, § 7 Rn 117; anders Dencker, FS Grünwald, S. 75, 82 ff. 309 Nach der Rspr. und der h. M. handelt es sich bei dem Merkmal der Rechtswidrigkeit um einen Tatumstand, der lediglich vom Vorsatz umfasst sein muss, BGHSt 31, 178, (181); 42, 268 (272 f.) mit Anm. Arzt, JR 1997, 469 (470) und Kudlich, NStZ 1997, 432; Maurach/Schroeder/Maiwald, Strafrecht BT 1, § 41 Rn 143; Rengier, Strafrecht BT I, § 13 Rn 110; Hoyer, in: SK 2004, § 263 Rn 274; Tiedemann, in: LK 2005, § 263 Rn 268; Lackner/Kühl, § 263 Rn 62; Wessels/Hillenkamp, Strafrecht BT 2, Rn 581; Cramer, in: S/S, § 263 Rn 176 a. E.; a. A. Mitsch, Strafrecht BT 2/1, § 7 Rn 121. 310 BGHSt 19, 206 (216); 3, 160 (162 f.); 20, 136 (137); Lackner/Kühl, § 263 Rn 61; Wessels/Hillenkamp, Strafrecht BT 2, Rn 581; Tiedemann, in: LK, § 263 Rn 264; Cramer, in: S/S, § 263 Rn 171 f. weist zudem richtigerweise darauf hin, dass dadurch der rein wirtschaftliche Vermögensbegriff im Ergebnis korrigiert wird.

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c) Absicht rechtswidriger Bereicherung des Täters gegenüber dem Mitbewerber Der Vermögensvorteil des Täters besteht im Verhältnis zum Mitbewerber in der Erlangung der Siegprämie sowie in einer besseren Platzierung. Es kann im Regelfall davon ausgegangen werden, dass es dem Täter auf die Erlangung der Siegprämie sowie einer besseren Platzierung ankommt. Dabei braucht diese Vorteilserlangung weder der einzige, noch der in erster Linie verfolgte Zweck gewesen zu sein. So liegt auch Bereicherungsabsicht vor, wenn der Reiter das Pferd in erster Linie zunächst lediglich auf seine Turniertauglichkeit hin prüfen, dabei jedoch auch eine möglichst gute Platzierung erreichen wollte. Keine Bereicherungsabsicht ist hingegen gegeben, wenn die Platzierung nicht gewollt war, da bspw. so das unerfahrene Pferd im kommenden Jahr in Basisprüfungen nicht startberechtigt ist oder der Täter lediglich aus Sportleidenschaft seine Zulassung zum Turnier erschleicht.311 Unerheblich für die Annahme der Bereicherungsabsicht ist auch hier, ob der Täter die tatsächliche Erlangung des Vorteils nur für möglich hält, solange er den Vorteil erstrebt.312 Es besteht zudem kein Rechtsanspruch des Täters auf die bessere Platzierung sowie die Geldprämie, da sich der Täter nicht an die Turnierteilnahmebedingungen gehalten hat. Der täuschende Reiter hat somit die Absicht, sich rechtswidrig um die Siegprämie und die bessere Platzierung zu bereichern. Keine Absicht liegt für die Erlangung des Vorteils, der durch die Nichtausübung der Rechte des Mitbewerbers entsteht vor, da dieser Vorteil nur mögliche Folge einer ausschließlich auf einen anderen Zweck gerichteten Folge, nämlich der Erlangung der Siegprämie und der besseren Platzierung ist. 3. Stoffgleichheit Die Stoffgleichheit313 ist ein objektives Element der Bereicherungsabsicht.314 Sie stellt die Beziehung zwischen dem beabsichtigten Vorteil des Täters und dem Nachteil des Betrogenen her. Mit dem Merkmal der Stoffgleichheit wird zum einen bezweckt, eine Einschränkung der Betrugsstrafbarkeit zu erreichen315 und zum anderen eine Sicherung des Charakters des Betrugs als Vermögensverschiebungsdelikt.316 Durch das Merkmal der Stoffgleichheit soll wei311 Vgl. BGHSt 16, 1 (6); Cramer, in: S/S, § 263 Rn 176; Welzel, NJW 1962, 22; Köln JR 1970, 468 (469) m. Anm. Schröder. 312 Welzel, NJW 1962, 21. 313 Gegen diesen Begriff Wessels/Hillenkamp, Strafrecht BT 2, Rn 585; als irreführend erachtend im Fall der Vereitelung von Gewinnaussichten BGHSt 34, 379 (391); BayObLG MDR 1964, 777; Eser, GA 1962, 299 f. 314 Straßer, Stoffgleichheit, S. 20. 315 Straßer, Stoffgleichheit, S. 24; Mohrbotter, Stoffgleichheit, S. 108 ff.

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terhin verhindert werden, dass externe Vorteile in die Betrugsstrafbarkeit miteinbezogen werden, also Konstellationen, in denen der Täter den Vorteil aus dem Vermögen eines Dritten für die listige Schädigung eines anderen bekommt und nicht aus dem Vermögen des Betrogenen.317 Des Weiteren sollen mittelbare Schäden, die der Getäuschte nach Eintritt des unmittelbaren Vermögensschadens durch weitere Handlungen herbeiführt318 und Folgeschäden, die durch eine völlig neue Kausalkette und in Abgrenzung zu den mittelbaren Schäden erst nach der Betrugsstrafbarkeit entstehen319, durch das Merkmal der Stoffgleichheit ausgeschieden werden. Wohingegen Zweck und Funktion des Merkmales der Stoffgleichheit weitgehend unstrittig sind, ist die Bestimmung des Begriffsgehalts höchst umstritten.320 So wurde von Merkel auf der Grundlage der juristischen Vermögenslehre die Identitätstheorie begründet.321 Nach dieser Theorie wurde der Betrug in Parallele zu den Zueignungsdelikten als Vermögensverschiebungsdelikt im strengeren Sinn angesehen, mit der Folgerung dass sich wie bei § 242 BGB das Vermögensobjekt zum Bereicherten verschieben müsse und eine einheitliche Vermögensumverteilung stattfinde.322 Nur dann, wenn sich das vom Täter erstrebte Objekt seine inhaltliche Identität bewahrt, sei die erforderliche Strafwürdigkeitsgrenze überschritten, weil eine gewisse Endgültigkeit und eine kriminelle, zivilrechtlich nicht mehr korrigierbare, rechtswidrige Vermögensverschiebung bestehe.323 316 Arzt/Weber, Strafrecht BT, § 20 Rn 122; Dencker, FS Grünwald, S. 76; Gallas, FS Eberhard Schmidt, S. 431; Tiedemann, in: LK 2005, § 263 Rn 3; Maurach/Schroeder/Maiwald, Strafrecht BT 1, § 41 Rn 138; Ranft, Jura 1992, 77; Rengier, Strafrecht BT I, § 13 Rn 106; Samson, JA 1978, 625 (630); Hoyer, in: SK 2004, § 263 Rn 269; Wessels/Hillenkamp, Strafrecht BT 2, Rn 585. 317 Arzt/Weber, Strafrecht BT, § 20 Rn 122; Blei, Strafrecht BT II, § 61 VI 1; Eser, Strafrecht IV, Fall 14 A Rn 12 ff.; Fahl, JA 1995, 198 (204); Joecks, § 263 Rn 117; Tiedemann, in: LK 2005, § 263 Rn 258; Lackner, in: LK, § 263 Rn 268; Maurach/ Schroeder/Maiwald, Strafrecht BT 1, § 41 Rn 138; Mohrbotter, GA 1967, S. 214 f.; Kindhäuser, in: NK, § 263 Rn 419; Otto, Grundkurs, § 51 Rn 90; Rengier, Strafrecht BT I, § 13 Rn 106; Rengier, JuS 1989, 802 (804); Samson, JA 1978, 625 (630); Cramer, in: S/S, § 263 Rn 168; Samson/Günther, in: SK 2001, § 263 Rn 188; Wolfs, Stoffgleichheit, S. 62 f. 318 So BayObLGSt 1955, 8 (10); BayObLG, NJW 1999, 663; Tiedemann, in: LK 2005, § 263 Rn 257; Lackner, in: LK § 263 Rn 269; Kindhäuser, in: NK, § 263 Rn 421; Tröndle/Fischer, § 263 Rn 108; a. A. Mohrbotter, GA 1975, S. 42; Cramer, in: S/ S, § 263 Rn 141; Weidemann, MDR 1973, 992, die bereits das Merkmal des Vermögensschadens verneinen. 319 BGH NJW 1989, 918; Tiedemann, in: LK 2005, § 263 Rn 257; Martin, JuS 1999, 507 f.; Rengier, JuS 2000, 644 (645). 320 Lackner/Kühl, § 263 Rn 59; zusammenfassend zum Streitstand: Tiedemann, in: LK 2005, § 263 Rn 256 ff.; Straßer, Stoffgleichheit, S. 36 ff. 321 Merkel, Krim. Abh. II, S. 118. 322 Merkel, Krim. Abh. II, S. 115 f. 323 Merkel, Krim. Abh. II, S. 118 f.; Binding, Strafrecht BT, 1. Bd., S. 340 f., 364.

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3. Teil, 1. Kap.: Betrugsstrafbarkeit gem. § 263 StGB

Mit der Entwicklung des wirtschaftlichen Vermögensbegriffes wurde die reine Identitätstheorie, bei der Substanzgleichheit gefordert wurde, abgelöst, da nunmehr der Schaden durch eine Saldierung festgestellt wurde und somit eine Wertverschiebung ausreichend war.324 Diese grundsätzliche Wandlung verschärfte jedoch die Frage, wie der Zusammenhang zwischen Vorteil und Schaden zu bestimmen ist. In der Folgezeit wurden zahlreiche Theorien entwickelt, von denen drei grundlegende Theorien, die sich in zahlreichen Kombinationen in weiteren Theorien325 wiederfinden, dargestellt werden. a) Unmittelbarkeitstheorie Grundlage der Unmittelbarkeitstheorie ist die These von der Vermögensverschiebung.326 Aus ihr wird die Annahme hergeleitet, dass sich unter Berücksichtigung der Voraussetzung, dass nur zwischen den Parteien des Betruges eine Vermögensverschiebung stattfinden darf, diese sich auch unmittelbar zwischen diesen Personen vollziehen muss. Der für § 263 StGB relevante Vorteil somit nach der Tätervorstellung durch die selbstschädigende Handlung des Opfers herbeigeführt werden soll und/oder aus dem eingetretenen Schaden herrührt.327 Entscheidendes Kriterium der Unmittelbarkeitstheorie328 ist, dass der Vermögensvorteil durch dieselbe Verfügung des Getäuschten vermittelt werden muss, die auch zum Vermögensschaden geführt hat.329 Der Vermögensvorteil muss sich ohne Zwischenschritte aus der Verfügung des Getäuschten ergeben oder zwingend impliziert sein, sodass der Vorteil ohne sie gar nicht zum Entstehen gelangen kann.330 b) Kehrseitentheorie Nach der Kehrseitentheorie331 wird gefordert, dass der Vorteil die Kehrseite des Schadens sein müsse. Der Schaden soll dabei durch die Täuschung und Vermögensverfügung verursacht werden. Der Vorteil sei dann Kehrseite des Schadens, wenn er aus dem Vermögen des Geschädigten und nicht aus dem

324

Tiedemann, in: LK 2005, § 263 Rn 256. So stellt bspw. die Theorie von Mohrbotter, Stoffgleichheit, S. 190, 204 f. eine Kombination der „auf Kosten“ – Theorie sowie der Unmittelbarkeitstheorie dar. 326 Mohrbotter, Stoffgleichheit, S. 19; ders., GA 1971, S. 328. 327 Siehe dazu auch Straßer, Stoffgleichheit, S. 43. 328 Zum formellen Unmittelbarkeitserfordernis auch Gössel, MDR 1973, 177 (178) Lackner, in: LK, § 263 Rn 265, 274. 329 Eser, GA 1962, S. 300 spricht von einem kausalem Zusammenhang. 330 Straßer, Stoffgleichheit, S. 42 f. 331 Siehe BGHSt 6, 115 (116); Arzt/Weber, Strafrecht BT, § 20 Rn 122. 325

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Vermögen eines Dritten stammt. Der Begriff der Kehrseite beschreibt demnach die innere Verknüpfung von Vorteil und Schaden.332 c) „Auf Kosten“-Theorie Die „auf Kosten“-Theorie fordert als Minimalforderung der Verschiebungslehre, dass der Vermögensvorteil aus dem Vermögen des durch die Täuschung Geschädigten stammen muss. Der Vermögensvorteil muss somit das Vermögen des Geschädigten verlassen, um dann in das Vermögen des Bereicherten eingegliedert zu werden.333 Die dargestellten Theorien werden zumeist in Kombinationen herangezogen, um die wesentlichen Ziele des Merkmals der Stoffgleichheit – Sicherung des Vermögensverschiebungscharakters, ausscheiden externer Vorteile sowie von mittelbaren und Folgeschäden – vor dem Hauptziel der Einschränkung der Betrugsstrafbarkeit zu gewährleisten. So kombiniert auch die Formel der Rechtsprechung334, nach der Grundsatzentscheidung des BGH335, die dargestellten Theorien zur Begriffsbestimmung und bestimmt, dass Stoffgleichheit vorliegt, wenn dieselbe Vermögensverfügung des Getäuschten, die der Täter in der Absicht, sich zu Unrecht zu bereichern, veranlasst, die Vermögensbeschädigung unmittelbar herbeiführt. Der vom Täter erstrebte Vermögensvorteil und der verursachte Vermögensschaden müssen einander entsprechen. Das Eine muss gleichsam die Kehrseite des Anderen sein. Dabei muss der Vermögensvorteil nicht das genaue Gegenstück des Schadens bilden. Ausreichend ist, dass Vorteil und Schaden auf derselben Vermögensverfügung beruhen, also nicht auf jeweils verschiedene Verfügungen zurückzuführen sind, und dass der Vorteil zulasten des geschädigten Vermögens geht.336 Im Weiteren soll nun anhand der dargestellten Theorien und mit Anlehnung an die Kombination der Rechtsprechung untersucht werden, ob Stoffgleichheit zwischen dem Vorteil des täuschenden Reiters und dem Schaden des getäuschten Mitbewerbers vorliegt. Zunächst ist festzustellen, dass zwei voneinander unabhängige Vermögensverfügungen vorliegen. Zum einen die Vermögensverfügung des Preisspenders, die in der Hingabe der Siegprämie liegt und zum anderen die Vermögensverfü332

Straßer, Stoffgleichheit, S. 45. BGHSt 34, 379 (390 f.); BayObLG JR 1972, 344 (345). 334 BGH NJW 1989, 918; BGH StV 1995, 255; BGH NStZ 1998, 85; BGH StV 2002, 81. 335 BGHSt 6, 115 (116). 336 Näher dazu BGHSt 6, 115 (116); 21, 384 (385 f.); 34, 379 (391); BayObLG NJW 1987, 1654 (1656) und NStZ 1994, 491 f.; OLG Düsseldorf NJW 1993, 2694 (2695). 333

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3. Teil, 1. Kap.: Betrugsstrafbarkeit gem. § 263 StGB

gung des Mitbewerbers, die in der Nichtgeltendmachung der Ansprüche gegen den Preisspender zu finden ist. Der Vermögensvorteil in Form der Siegprämie wird dabei unmittelbar durch die Vermögensverfügung des Preisspenders vermittelt. Zwischen dem Vermögensvorteil in Form der Siegprämie und der Vermögensverfügung des Mitbewerbers durch Nichtgeltendmachung seines Anspruchs gegenüber dem Preisspender besteht damit kein Unmittelbarkeitszusammenhang. Nach der Unmittelbarkeitstheorie und der kombinierten Formel der Rechtsprechung ist damit keine Stoffgleichheit gegeben. Ein Betrug gegenüber dem Mitbewerber scheidet aus. Gegen dieses Ergebnis wendet sich eine Auffassung337 mit dem Argument, dass im Fall des Dopings Schaden und Vorteil ein faktisches zweiaktiges Geschehen innerhalb einer normativen Vermögensverfügung darstellen. Die Vermögensverfügung in Form der Zahlung des Preisgeldes sei in normativer Hinsicht identisch mit dem irrtumsbedingt nicht geltend gemachten Anspruch der Nachplatzierten. Der eine Akt bedinge untrennbar den anderen. Diese Auffassung verkennt jedoch den Charakter des Betruges als Vermögensverschiebungsdelikt. Der Vorteil in Form des nichtgeltend gemachten Anspruch geht nicht in das Vermögen des Täuschenden über. Der Anspruch auf die Siegprämie verbleibt beim Getäuschten, wenngleich die Geltendmachung durch die Täuschung wesentlich erschwert wird. Der sich regelwidrig verhaltende Reiter hat keinen Anspruch gegen den Preisspender.338 Der Anspruch auf Auszahlung der Siegprämie wird auch nicht „wertmäßig“ in das Vermögen des täuschenden Reiters übergeleitet, sondern bleibt in vollem Wert im Vermögen des Getäuschten erhalten, da das Risiko der Uneinbringlichkeit im Falle der Rückforderung der Preisspender trägt. Auch das Argument, der Akt der Auszahlung der Siegprämie sei untrennbar mit dem Akt der Nichtgeltendmachung des Anspruchs verbunden, kann nicht vollständig überzeugen. Der sich regelwidrig verhaltende Reiter bekommt die Siegprämie in erster Linie, weil er den sportlichen Sieg errungen hat. Der regelgerecht errungene Sieg lässt zwar den Anspruch zivilrechtlich entstehen und damit ist die Nichtgeltendmachung des Anspruchs durch den wahren Berechtigten Voraussetzung für das „Behaltenkönnen“, aber nicht in erster Linie für das durch die sportliche Leistung bestimmte „Bekommen“. Die Akte sind somit – zumindest faktisch – nicht untrennbar miteinander verbunden. Die Stoffgleichheit zwischen dem Vorteil des sich regelwidrig verhaltenden Reiters und dem Schaden des Mitbewerbers ist somit unter Berücksichtigung der dargestellten Theorien und der Formel der Rechtsprechung nicht gegeben.

337 338

Kerner/Trüg, JuS 2004, 140 (144). Siehe dazu oben, 3. Teil, 1. Kapitel § 2 A. III. 2. a) cc).

§ 2 Strafbarkeit des Reiters gem. § 263 StGB

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VII. Ergebnis

Der täuschende Reiter hat im Fall des Betrugs gegenüber dem Mitbewerber lediglich den objektiven Tatbestand erfüllt. Ein Betrug gegenüber und zulasten der Mitbewerber scheidet aus. B. Strafbarkeit nach § 263 StGB des Reiters gegenüber dem Preisspender Gegenüber dem Preisspender, der nicht zugleich Veranstalter ist, kommt eine Täuschung des sich regelwidrig verhaltenden Sportlers regelmäßig erst durch die Entgegennahme des Preises in Betracht. I. Täuschung und Irrtum des Preisspenders

In der Entgegennahme des Preises liegt eine konkludente Täuschung.339 Es wird die Fehlvorstellung des Preisspenders erregt, der Sportler habe sich regelgerecht verhalten und somit einen Anspruch gegen den Preisspender auf Auszahlung der Siegprämie. Dabei ist es unerheblich, ob dem Preisspender das Regelwerk im einzelnen bekannt ist, da sich seine Vorstellung regelmäßig auf die Anspruchsberechtigung des täuschenden Reiters bezieht, die dieser bereits durch die Entgegennahme der Siegprämie konkludent zum Ausdruck bringt. Somit liegt ein Irrtum des Preisspenders vor. II. Vermögensverfügung und Kausalität

Die unmittelbar vermögensmindernd wirkende Verfügung des Preisspenders ist in der Hingabe des Sachpreises bzw. in der Auszahlung der Gewinnprämie an den gedopten Sportler sowie in der Nichtgeltendmachung von Ansprüchen aus § 812 I 1. Alt. BGB, § 823 II BGB i.V. m. § 263 StGB und aus § 826 BGB zu sehen.340 Die Fehlvorstellung, der Sportler sei anspruchsberechtigt, da er sich regelgerecht verhalten hat, war ursächlich bzw. zumindest mitbestimmend für die Vermögensverfügung, da regelmäßig der Schuldner – hier der Preisspender – nur erfüllt, wenn er von der Anspruchsberechtigung des vermeintlichen Gläubigers ausgeht. Der erforderliche Kausalitätszusammenhang ist somit gegeben.

339 Im Ergebnis auch Cherkeh, Betrug, S. 78; Ditz, Doping, S. 508; Otto, SpuRt 1994, S. 10 (15); Schild, Sportstrafrecht, S. 166 f. 340 So auch Cherkeh, Betrug, S. 172; Otto, SpuRt 1994, 10 (15).

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3. Teil, 1. Kap.: Betrugsstrafbarkeit gem. § 263 StGB III. Vermögensschaden

Nach der wirtschaftlichen Vermögenslehre ergibt ein Vergleich des Vermögens vor und nach der Verfügung eine Vermögensminderung zumindest in der Höhe der an den Täuschenden übergebenen Preise. Ein Vermögensschaden liegt damit vor. Gegen einen Vermögensschaden im Sinne des § 263 StGB spricht jedoch, dass der Preisspender als Geschädigter bewusst sein Vermögen hingibt. Er schädigt sich bewusst selbst, indem er die ausgelobten Preise weggibt. Dabei steht seiner Leistung keine Gegenleistung gegenüber, sodass ein Schaden aufgrund eines persönlichen Schadenseinschlages nicht gegeben ist. Die bewusste Selbstschädigung widerspricht dem Deliktcharakter des Betrugs als unbewusstem Selbstschädigungsdelikt.341 Eine betrugsrelevante bewusste Selbstschädigung wird nur dann angenommen, wenn der Zweck, der mit der Vermögenshingabe erreicht werden sollte, verfehlt wurde. Grundlage der Zweckverfehlungslehre ist die Erkenntnis, dass das Vermögen den „Wirkungsbereich und Daseinsraum“342 seines Trägers im Ganzen verkörpert und somit die Erfassung des Schadensereignisses die konkreten Auswirkungen im Lebensbereich dieser Person und nicht nur eine abstrakte Wertminderung ihres wirtschaftlichen Potenzials erfordert.343 Folge dieser Lehre ist, dass auch bei einer bewussten Selbstschädigung ein Vermögensschaden i. S. d. § 263 StGB vorliegen kann, wenn der mit der Vermögensverfügung verfolgte Zweck nicht erreicht wurde. Maßgebliche Bedeutung erlangt die Lehre von der Zweckverfehlung namentlich beim Bettel-, Spenden- und Subventionsbetrug.344 Zunächst soll nach einer Vergleichbarkeit mit den vorwiegend unter dem Aspekt der Zweckverfehlung diskutierten Fallgruppen im Falle des Preisspenders gesucht werden und im Anschluss daran die Anwendung der Zweckverfehlungslehre diskutiert werden. Dem Bettel-, Spenden- und Subventionsbetrug liegt eine bewusste Selbstschädigung zugrunde, die vorgenommen wird, um einen bestimmten Zweck zu erreichen. Ebenso verhält es sich im Falle der Preishingabe durch den Preisspender. Auch der Preisspender gibt bewusst einen Preis weg, um einen bestimmten Zweck – Förderung des Sports, eigene Imagepflege – zu erreichen.345 Entscheidend ist weiterhin, dass dieser Leistung kein gleichwertiges wirtschaftliches Äquivalent gegenübersteht. Im Falle von Subventionen ist jedoch zu be341

Maurach/Schroeder/Maiwald, Strafrecht BT 1, § 41 Rn 121. Bockelmann, FS Kohlrausch (1944), S. 226 (248). 343 Cramer, Vermögensbegriff, S. 103; Maurach/Schroeder/Maiwald, Strafrecht BT 1, § 41 Rn 113 ff.; Hartmann, Zweckverfehlung, S. 77. 344 Merz, Bewusste Selbstschädigung, S. 1. 345 So auch Cherkeh, Betrug, S. 206; Ditz, Doping, S. 511 f. 342

§ 2 Strafbarkeit des Reiters gem. § 263 StGB

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achten, dass vom Fehlen eines gleichwertigen Äquivalents nur ausgegangen werden kann, wenn keine Rechtsvorschriften für die Vergabe der Subvention bestehen, aus denen sich ein Rechtsanspruch des Täters auf sie ergibt.346 In den Fällen, in denen somit der Täter vortäuscht, er habe einen Anspruch auf die Subvention, und die Vergabestelle leistet daraufhin zur Erfüllung des vermeintlichen Anspruchs, tritt mangels Kompensation durch das Fehlen der Leistungsverpflichtung eine Minderung des objektiven Werts des Vermögens des Subventionsgebers ein.347 Allerdings handelt es sich hierbei nicht um eine bewusste Selbstschädigung, da der Getäuschte nicht weiß, dass in Wirklichkeit die Verbindlichkeit nicht besteht.348 Ein Rückgriff auf die Lehre der Zweckverfehlung ist nicht erforderlich, da in der Minderung des objektiven Vermögenswertes bereits der Schaden gesehen wird.349 Der Fall der Preisvergabe durch den Preisspender im Reitsport ist ebenso zu behandeln wie der Fall der Subventionsvergabe aufgrund eines Rechtsanspruch. Ähnlich wie im staatlichen Subventionsverfahren350 bestehen auch im Reitsport genaue Regelungen in der LPO, die Zulassung und Durchführung von Wettbewerben und Leistungsprüfungen regeln. Ebenso wie im staatlichen Subventionsrecht ist das Verfahren an einen Zweck gebunden. So ist in § 1 Nr. 1 LPO bestimmt, dass die Durchführung von Wettbewerben und Leistungsprüfungen zur Förderung des Reit-, Fahr- und Voltigiersports, der deutschen Pferdezucht und -haltung dient. Ebenso wie im staatlichen Subventionsverfahren besteht bei diesem Verfahren ein Rechtsanspruch auf die Auszahlung einer Siegprämie, da die Platzierung gem. § 59 Nr. 1 LPO ein Bestandteil des Wettbewerbs bzw. der Leistungsprüfung ist und wenigstens ein Viertel der Teilnehmer, jedoch mindestens vier Teilnehmer zu platzieren sind, sofern sie die in § 5 a) und b) LPO bestimmten Platzierungsvoraussetzungen erfüllen. Die Platzierung kann damit anders als im Bettel- oder Spendenbetrug nicht nach freiem Ermessen des Preisspenders zugesprochen werden. Gegen den Preisspender besteht dagegen bei Zusage einer Preisspende für eine bestimmte Platzierung bzw. bei Zusage einer Preisspende für eine Prüfung, bei Erreichen der Platzierungsvoraussetzungen ein Anspruch aus § 661 BGB.351 346 Lackner/Kühl, § 263 Rn 56; Hartmann, Zweckverfehlung, S. 25; Lackner, in: LK, § 263 Rn 155 m.w. N. und Rn 164 Fn 293. 347 So auch Hack, Subventionsbetrug, S. 43; Lackner, in: LK, § 263 Rn 165, Fn 293. 348 So auch Hartmann, Zweckverfehlung, S. 25; für Lackner, in: LK, § 263 Rn 243 liegt ein Schaden vor, wenn der Getäuschte eine nur vermeintlich bestehende Verbindlichkeit erfüllt, da jegliches Äquivalent für das Vermögensopfer fehle. 349 RGSt 70, 33 (35 f.); Hack, Subventionsbetrug, S. 44; Tiedemann, Subventionskriminalität, S. 312; ders., ZStW 86 (1974), 897 (908 f.), der den Rückgriff auf die Lehre der Zweckverfehlung im Zusammenhang mit Subvention zudem für dogmatisch ungenau hält. 350 Hierzu instruktiv Schmoller, JZ 1991, 117 (124). 351 Siehe oben 3. Teil, 1. Kapitel § 2 A. III. 2. a).

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3. Teil, 1. Kap.: Betrugsstrafbarkeit gem. § 263 StGB

Mit Erfüllung dieser Verbindlichkeit durch Auszahlung des Geldpreises oder Hingabe der Sachspende erlischt der Anspruch aus § 661 BGB, sodass weder der Preisspender ärmer noch der Empfänger reicher geworden ist.352 Zur Begründung des Vermögensschadens ist somit die Feststellung ausreichend, dass es sich um die Erfüllung einer vermeintlichen Verbindlichkeit gehandelt hat.353 Es muss nicht weiter auf den vom Preisspender verfolgten Zweck eingegangen werden.354 Angesprochen werden soll noch die Vergleichbarkeit mit einer Ausnahmeregelung für den Fall der staatlichen Subventionserschleichung. Danach soll kein Vermögensschaden vorliegen, wenn der Täter die materiell-rechtlichen Vergabevoraussetzungen erfüllt, jedoch hinsichtlich formeller Vergabevoraussetzungen, die die verwaltungsmäßige Modalität der Auszahlung regeln, täuscht, um mit weniger Aufwand an die Auszahlung zu gelangen.355 Ein derartiger Fall liegt jedoch in den hier untersuchten Fällen der unerlaubten Leistungsbeeinflussung nicht vor. Die Regelung der LPO zur unerlaubten Leistungsbeeinflussung der Pferde sind materielle Voraussetzungen, denn sie dienen zum einem dem Zweck der LPO, die deutsche Pferdezucht zu erhalten. So ist es für die Fortführung einer gesunden und leistungsorientierten Pferdezucht unerlässlich, dass ein Leistungsvergleich auf der Grundlage des natürlichen Leistungsvermögens des Pferdes erfolgt und nicht auf der Grundlage eines durch den Menschen manipulierten Leistungsvermögens, da dieses insbesondere nicht vererbt werden kann.356 Zum anderen dient die Regelung auch dem Zweck der Förderung des Pferdesports, da die Festlegung von Regelungen über die unerlaubte Leistungsbeeinflussung zudem gewährleisten soll, dass ein fairer und ausgeglichener sportlicher Leistungsvergleich, in dem alle Teilnehmer von der gleichen Grundlage ausgehen, stattfindet. Ein Ausnahmefall liegt somit nicht vor. IV. Zusammenfassung

Der Reiter täuscht durch Entgegennahme des Preises den Preisspender, da er durch die Entgegennahme konkludent erklärt, er habe sich regelgerecht verhalten und aus diesem Grund tatsächlich einen Anspruch aus § 661 BGB gegen

352

So auch im Ergebnis für den Subventionsbetrug Schmoller, JZ 1991, 117 (124). A.A. für den preisspendenden Veranstalter Schneider-Grohe, Doping, S. 149. 354 Anders Ditz, Doping, S. 511 f., der auf das Verfehlen des mit der Preisspende verfolgten Zwecks abstellt. Allgemein ablehnend zur Zweckverfehlungslehre: Schmoller, JZ 1991, 117 ff. 355 Schmoller, JZ 1991, 117 (125); Lackner/Kühl, § 263 Rn 56; Lackner, in: LK, § 263 Rn 176; außerhalb von Subventionen im Rahmen eines sog. straflosen „Selbsthilfebetrugs“: vgl. BGHSt 20, 136 (137); zum Problem der „materiellen“ Zweckerreichung auch Hartmann, Zweckverfehlung, S. 142 ff. 356 So auch für den Galopprennsport Ditz, Doping, S. 511. 353

§ 2 Strafbarkeit des Reiters gem. § 263 StGB

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den Preisspender. Durch die Täuschung wird beim Preisspender der Irrtum erregt, der Täter habe einen Anspruch gegen ihn. Um diesen Anspruch zu erfüllen, nimmt der Preisspender eine Vermögensverfügung vor, indem er das Preisgeld auszahlt bzw. die Sachprämie übergibt. Der Preisspender erleidet durch die Vermögensverfügung einen Vermögensschaden, da er lediglich einen vermeintlichen gegen ihn bestehenden Anspruch erfüllt. V. Vorliegen des subjektiven Tatbestandes im Falle der Täuschung des Preisspenders

In der Regel liegt eine vorsätzliche Täuschungshandlung gegenüber dem Preisspender vor. Der sich regelwidrig verhaltende Reiter wird zumindest mit der Möglichkeit rechnen, dass sich der Preisspender hinsichtlich der Einhaltung der Regeln irrt und aus diesem Grund den vermeintlichen Anspruch des Täters gegen ihn erfüllt. Auszugehen ist zudem im Regelfall von der Absicht rechtswidriger Bereicherung. Dem Reiter kommt es auf die Erlangung der Siegprämie an, Drittbereicherungsabsicht ist ausreichend.357 Ein Anspruch auf die Siegprämie besteht jedoch nicht.358 Zwischen Vorteil und Schaden besteht die erforderliche Stoffgleichheit. Der sich regelwidrig verhaltende Reiter begeht somit einen Betrug gegenüber und zulasten des Preisspenders. C. Strafbarkeit aus § 263 StGB des Reiters gegenüber dem Veranstalter I. Mögliche Täuschungshandlungen des Reiters gegenüber dem Veranstalter

1. Nennung Mit der Nennung359 tritt der Reiter bereits im Vorfeld des Turniers mit dem Veranstalter in Kontakt. Bereits zu diesem Zeitpunkt kann somit eine Täuschungshandlung vorliegen. a) Ausdrückliche Täuschung Der Reiter erklärt mit Abgabe der Nennung die Einhaltung der Regelungen der LPO. Diese Erklärung geht dem Veranstalter in schriftlicher Form zu. Frag357 Nach verbandsinterner Regelung stehen gem. § 24 LPO dem Besitzer die Geldpreise und dem Reiter die Ehrenpreise zu. 358 Siehe oben unter 3. Teil, 1. Kapitel § 2 A. III. 2. a). 359 Siehe oben 2. Teil § 3 A.

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3. Teil, 1. Kap.: Betrugsstrafbarkeit gem. § 263 StGB

lich ist, ob darin eine Täuschung über Tatsachen gesehen werden kann, wenn dem Reiter bekannt ist, dass das genannte Pferd am Turniertag unerlaubt in seiner Leistung beeinflusst ist. b) Täuschung über Tatsachen Tatsachen sind gegenwärtige oder vergangene Verhältnisse, Zustände oder Geschehnisse.360 Keine Tatsachen sind dagegen Verhältnisse, Zustände oder Geschehnisse, die in der Zukunft liegen.361 Der Zustand des Pferdes ist damit keine Tatsache, da es auf den Zustand des Pferdes am Tag des Turniers, also einen zukünftigen Zustand ankommt. Allerdings ist die Absicht, etwas in Zukunft zu tun bereits eine gegenwärtige Tatsache.362 Mit Abgabe der Nennung erklärt der Reiter die Einhaltung der LPO und damit auch die Absicht, mit einem startberechtigten Pferd am Turnier teilzunehmen. Es liegt somit eine Täuschung über eine Tatsache vor. Mit der Nennung täuscht der Reiter den Veranstalter ausdrücklich über die Einhaltung der Regelungen der LPO. 2. Meldung und tatsächliche Teilnahme Am Turniertag selbst kann eine Täuschungshandlung in der Meldung zum Start liegen. a) Konkludente Täuschung Mit der Meldung erklärt der Reiter gegenüber dem Veranstalter, dass er tatsächlich starten wird. Ausdrücklich wird damit lediglich die Startbereitschaft erklärt. Allerdings liegt in der Erklärung der Startbereitschaft eine konkludente Täuschung durch schlüssiges Verhalten. Das Verhalten der Erklärung der Startbereitschaft enthält neben dem ausdrücklich erklärten Willen zum Start auch die konkludente Erklärung der Startberechtigung. Es kommen dieselben Grundsätze zur Ermittlung des Erklärungswertes zur Anwendung wie bei der tatsächlichen Teilnahme.363 Mit der Meldung täuscht der Reiter den Veranstalter konkludent über die Startberechtigung. 360

Tröndle/Fischer, § 263 Rn 6. RGSt 56, 227 (232). 362 Maurach/Schroeder/Maiwald, Strafrecht BT 1, § 41 Rn 27; Wessels/Hillenkamp, Strafrecht BT 2, Rn 494. 363 Siehe oben 3. Teil, 1. Kapitel § 2 A. I. 1. b) dd). 361

§ 2 Strafbarkeit des Reiters gem. § 263 StGB

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Ebenfalls kommt eine konkludente Täuschung des Veranstalters durch die tatsächliche Teilnahme des Reiters in Betracht. b) Täuschung durch Unterlassen Verneint man die konkludente Täuschung durch Meldung oder tatsächliche Teilnahme ist eine Täuschung durch Unterlassen zu prüfen. Fraglich ist, ob eine Aufklärungspflicht zwischen dem täuschenden Reiter und dem Veranstalter besteht. Zu denken ist an eine Aufklärungspflicht aus dem zwischen dem Veranstalter und dem Reiter bestehenden „Teilnahmevertrag“.364 Zur Begründung einer Aufklärungspflicht müsste dieser Vertrag wesentlich den Schutz des Vermögens des Veranstalters bezwecken. Der Vertrag zwischen dem Veranstalter und dem Reiter regelt im Wesentlichen die Voraussetzungen einer geordneten Turnierteilnahme. Die Verpflichtung zur Einhaltung der LPO durch die Nennung beinhaltet zwar auch die Verpflichtung zur Einhaltung der Bestimmungen über die unerlaubte Leistungsbeeinflussung und dient damit dem Anliegen und der Verpflichtung des Veranstalters, ein regelgerechtes Turnier abzuhalten. Ein darüber hinausgehender Schutz seines Vermögens kann daraus jedoch nicht geschlossen werden. Eine Täuschung durch Unterlassen liegt demnach nicht vor. 3. Täuschung des Veranstalters bei Abschluss eines Antrittsvertrages In Betracht kommt zudem, dass der Veranstalter dem Sportler ein Antrittsgeld für seine Teilnahme auszahlt. Ein Antrittsgeld wird meistens bekannten Sportlern gezahlt, damit diese in jedem Fall am Turnier teilnehmen und somit die Attraktivität des Turniers für die Zuschauer und Werbepartner erhöhen. Bei dieser Konstellation verpflichtet sich der Sportler, an einem Turnier teilzunehmen, der Veranstalter verpflichtet sich im Gegenzug zur Zahlung eines Antrittsgeldes. Von der überwiegenden Ansicht im Schrifttum wird dabei der zwischen dem Veranstalter und dem Sportler geschlossene Vertrag als Dienstvertrag gem. § 611 BGB qualifiziert.365 Die Leistung des Sportlers ist eine höchstpersönliche, das heißt sie kann nur von ihm selbst erbracht werden.366 364

Siehe dazu bereits oben unter 3. Teil, 1. Kapitel § 2 A. III. 2. b) aa) (2). So Koller, RdA, 1982, 46 (47); Richtsfeld, SpuRt 1995, 153; Turner, NJW 1992, 720 (723). 366 Dies ergibt sich im Fall des Dienstvertrages bereits kraft Gesetzes gem. § 613 S. 1 BGB. Nimmt man hingegen einen Werkvertrag an, so wird sich die Verpflichtung zur Leistung in Person entweder aus einer Vereinbarung oder im Regelfall aus dem 365

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3. Teil, 1. Kap.: Betrugsstrafbarkeit gem. § 263 StGB

a) Täuschungshandlung bei der Startzusage des Sportlers Weiß somit der täuschende Sportler, dass das Pferd, mit dem er startet, am Tag des Turniers gedopt ist, oder kommt es zudem gerade auf einen Start mit diesem bestimmten Pferd an, dann begeht er schon bei der Startzusage eine konkludente Täuschung, indem er über seine Erfüllungsfähigkeit täuscht. Denn geschuldet wird nicht die bloße Turnierteilnahme, sondern die regelgerechte Teilnahme.367 In Betracht kommt in diesen Fällen sowohl ein Eingehungs- als auch ein Erfüllungsbetrug.368 Zunächst soll jedoch auf die der Erfüllung zeitlich vorhergehende Eingehung einer vertraglichen Verpflichtung abgestellt werden. Demgemäß beinhaltet die Eingehung einer vertraglichen Verpflichtung in der Regel nach der Verkehrsanschauung die stillschweigende Erklärung des Schuldners, dass er zur Erfüllung des Vertrages bereit und fähig ist.369 Nach Lackner370 gehört der „Erfüllungswille des Schuldners zu den Bedingungen, die im Rahmen des unerlässlichen Minimums an Redlichkeit im Geschäftsverkehr liegen“. Weiterhin folgt aus dem erforderlichen Vorliegen des Erfüllungswillens in der stillschweigenden Erklärung des Schuldners, dass sich dieser Vorstellungen über seine künftige Leistungsfähigkeit gemacht hat, da das Bewusstsein des Unvermögens zur Erfüllung den ernsthaften Erfüllungswillen dazu ausschließt. Aus diesem Grund ist in der stillschweigenden Erklärung des Schuldners auch die nach seinem Urteil gegebene Erfüllungsfähigkeit enthalten.371 Insbesondere ein Reiter, der weiß, dass sein Pferd zum Zeitpunkt der Turnierteilnahme wegen unerlaubter Leistungsbeeinflussung nicht startberechtigt ist, hat nach den soeben festgestellten Voraussetzungen keinen Erfüllungswillen. Im Falle des sich regelwidrig verhaltenden Reiters liegt damit bereits bei der Startzusage eine konkludente Täuschung gegenüber dem Veranstalter vor, wenn er weiß, dass er entweder die Teilnahme mit einem bestimmten Pferd zusagt, das am Turniertag unerlaubt in seiner Leistung beeinflusst ist, oder wenn er

Wesen des Schuldverhältnisses, hier also der Turnierteilnahme ergeben; siehe dazu Krüger, in: MÜKO Bd. 2a, § 267 BGB Rn 6, 7. 367 Cherkeh, Betrug, S. 76; Friedrich, SpuRt 1995, 8 (10); Schwab, in: Rechtliche Fragen des Dopings, S. 35 (47); Turner, NJW 1992, 720 (723). 368 Cramer, Vermögensbegriff, S. 182 Fn 66; Bedeutung erlangt die Unterscheidung jedoch erst im Rahmen der Prüfung, ob ein Vermögensschaden bereits bei der Eingehung des Vertrages vorgelegen hat. 369 St. Rspr. vgl. BGH wistra 1998; 177; RGSt 41 ,27 (31); BGHSt 15, 24 (26); BGH NJW 1954, 1414 (1415); BGH GA 1972, 209; BGH NStZ 1982, 70; BGH BB 1992, 523; OLG Stuttgart NJW 1958, 1833; OLG Braunschweig NJW 1959, 2175 (2176); OLG Köln NJW 1967, 740; auch Cramer, in: S/S, § 263 Rn 16 a; Lackner, in: LK, § 263 Rn 34. 370 Lackner, in: LK, § 263 Rn 34. 371 St. Rspr. BGH NJW 1954, 1414; BGH GA 1965, 208; OLG Hamm BB 1958, 934; Maurach/Schroeder/Maiwald, Strafrecht BT 1, § 41 Rn 41.

§ 2 Strafbarkeit des Reiters gem. § 263 StGB

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zusagt, dass er teilnimmt obwohl der Start für ihn nur mit einem unerlaubt in seiner Leistung beeinflussten Pferd möglich ist. b) Täuschungshandlung nach der Startzusage des Sportlers Hier handelt es sich um den Fall, in dem der Täter seinen Erfüllungswillen und die darin enthaltene Erfüllungsfähigkeit wahrheitsgemäß konkludent bei Vertragsschluss zugesichert, den Erfüllungswillen jedoch nach Vertragsschluss aufgegeben hat. Es liegt ein sog. Erfüllungsbetrug vor.372 Gekennzeichnet ist diese Fallgestaltung des Betrugs dadurch, dass der Täter „mehr oder bessere“ Qualität hätte leisten müssen.373 Dies ist mit der hier vorliegenden Fallkonstruktion vergleichbar. Der Sportler, der bspw. mit einem gedopten Pferd startet, erfüllt zwar streng genommen den Antrittsvertrag nicht, da er die regelgerechte Turnierteilnahme schuldet, dies jedoch für den Veranstalter nicht ohne Prüfung erkennbar ist. Vergleichbar ist dieser Fall somit mit der Konstellation, in welcher der Täter schlechtere Qualität leistet als er geschuldet hat. Abzustellen ist für die Täuschungshandlung in diesem Fall auf die Erfüllungshandlung des Täters, also vorliegend die tatsächliche Teilnahme am Turnier. In der tatsächlichen Teilnahme liegt die schlüssige Erklärung, der Sportler werde sich regelgerecht verhalten.374 Liegt eine unerlaubte Leistungsbeeinflussung des Täters nach Vertragsschluss vor, dann wird der Veranstalter durch die tatsächliche Teilnahme getäuscht. 4. Zusammenfassung Als Täuschungshandlungen des Reiters gegenüber dem Veranstalter kommt • die Nennung, • die Meldung, • die tatsächliche Teilnahme sowie • der Abschluss eines Antrittsvertrages in Betracht.

372 373 374

Cramer, Vermögensbegriff, S. 182. So auch Lackner, in: LK, § 263 Rn 227. Siehe dazu 3. Teil, 1. Kapitel § 2 A. I. 1. b) dd).

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3. Teil, 1. Kap.: Betrugsstrafbarkeit gem. § 263 StGB II. Irrtum

1. Irrtum des Veranstalters bei vereinbarter Zahlung eines Antrittsgeldes a) Im Zeitpunkt der Startzusage Ist der Erfüllungswillen des Reiters schon bei der Startzusage nicht vorhanden, weil er sicher weiß, dass er bspw. nur mit einem gedopten Pferd starten kann, wird schon mit der Startzusage eine Fehlvorstellung in dem Veranstalter erregt, da dieser regelmäßig davon ausgehen wird, dass sich sein Vertragspartner vertragsgemäß verhalten wird, somit auch Erfüllungswillen hat. Dabei ist zudem davon auszugehen, dass dem Veranstalter das Regelwerk bekannt ist.375 b) Nach der Startzusage Die Fehlvorstellung wird in diesem Fall mit Vornahme der Erfüllungshandlung, also mit der tatsächlichen Teilnahme des Reiters am Turnier erregt. In diesem Fall wird der Veranstalter davon ausgehen, dass die Leistung seines Vertragspartners dem entspricht, was vertraglich geschuldet ist. Diese Vorstellung kann zumindest als sachliches Mitbewusstsein unterstellt werden. Der Veranstalter wird somit regelmäßig davon ausgehen, dass der Reiter sich regelgerecht verhält. Durch die Teilnahme des täuschenden Reiters wird diese Vorstellung falsch. Ein Irrtum des Veranstalters liegt vor. 2. Irrtum des Veranstalters ohne vereinbarte Zahlung eines Antrittsgeldes Eine Fehlvorstellung kann hier wiederum in allen drei Phasen der Bekanntgabe der Turnieranmeldung entstehen, regelmäßig jedoch schon mit der Nennung. 3. Kausalzusammenhang zwischen Täuschung und Irrtum Der Kausalzusammenhang zwischen der Täuschungshandlung und dem Irrtum ist in allen drei Fällen gegeben. Der Veranstalter wird in der Regel davon ausgehen, dass der teilnehmende Reiter sich regelgerecht verhält. Der Irrtum wird somit erst durch die jeweilige Täuschungshandlung des Täters hervorgerufen, da erst durch die Täuschungshandlung auf das Vorstellungsbild des Getäuschten eingewirkt wird. 375

Siehe oben unter 2. Teil § 2 B.

§ 2 Strafbarkeit des Reiters gem. § 263 StGB

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III. Vermögensverfügung

Des Weiteren muss eine Vermögensverfügung des Getäuschten vorliegen. Dabei muss wiederum zwischen den drei Fallkonstellationen unterschieden werden. 1. Vermögensverfügung bei Abschluss eines Antrittsvertrages a) Vermögensverfügung im Falle der Täuschung bei der Startzusage Eine Vermögensverfügung des Veranstalters kann im Falle der Täuschung bei der Startzusage bereits zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses mit dem Täter vorliegen. Der Abschluss des Vertrages müsste sich dann unmittelbar vermögensmindernd auswirken. Da sich im Falle des Eingehungsbetrugs die vertraglich geschuldete und die tatsächlich erbrachte Leistung noch nicht miteinander vergleichen lassen, kann eine unmittelbare Vermögensminderung nur im Falle einer bereits konkreten Vermögensgefährdung vorliegen.376 Dabei wird von der Rechtsprechung377 vorausgesetzt, dass ein Vergleich der Vermögenslage vor und nach dem Eingehen der schuldrechtlichen Verbindlichkeit ergibt, dass der Betroffene durch den Vertrag wirtschaftlich schlechter gestellt ist. Eine wirtschaftliche Schlechterstellung wird immer dann angenommen, wenn das Versprochene gegenüber der Leistung des Getäuschten minderwertig oder der Versprechende leistungsunwillig oder -unfähig ist. Demnach liegt vorliegend schon in der Verpflichtung zur Zahlung eines Antrittsgeldes eine Vermögensverfügung, die sich unmittelbar vermögensmindernd auswirkt, da der Täter schon bei Abschluss des Vertrages über seine Leistungsfähigkeit täuscht.378 Der Veranstalter ist bereits dadurch wirtschaftlich schlechter gestellt. Der Anwendung der Grundsätze der konkreten Vermögensgefährdung könnte im vorliegenden Fall jedoch entgegenstehen, dass der Täter gem. § 614 BGB 376 Bockelmann, Strafrecht BT 1, S. 81; Lackner, in: LK § 263 Rn 222; Wessels/ Hillenkamp, Strafrecht BT 2, Rn 540; a. A. Cramer, in: S/S § 263 Rn 91, 102, 137 ff.; Schröder, JZ 1965, 513 (516); Naucke, Lehre, S. 91, 120 ff., 215; ders. StV 1985, 187. 377 Vgl. RGSt, 16,1 (10); 16, 93 (95); 48, 187 (188); 68, 379 (380); 73, 61 (62); 74, 129 (130); 76, 49 (50); RG JW 1935, 2963 Nr. 24; 1938, 503 Nr. 5; BGHSt 1, 13 (14); 15, 24 (26); 16, 220 (221); 16, 367 ( 373); 21, 384 (385 f.); 22, 88 (89); 23, 300 (302); BGH NJW 1953, 836; 1978, 2042 (2043); BGH 4 StR 544/ 72 bei Dallinger, MDR 1973, 369 (370); 2 StR 95/ 74 bei Dallinger, MDR 1975, 194 (196); 3 StR 232/ 79 bei Holtz, MDR 1980, 271 (273). 378 Der von Cherkeh, Betrug, S. 163 ff. besprochene Fall eines gem. § 306 BGB a. F. unwirksamen Vertrages ist nach der neuen Rechtslage nicht mehr relevant, da gem. § 311 BGB der Vertrag trotz anfänglichem Unvermögen wirksam ist.

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3. Teil, 1. Kap.: Betrugsstrafbarkeit gem. § 263 StGB

vorleistungspflichtig ist. Der Getäuschte könnte sich somit noch vor einer effektiven Vermögenseinbuße schützen.379 Die Annahme eines vollendeten Betrugs zum Zeitpunkt des Abschluss des Vertrages könnte zudem bei Vorleistungspflicht des Täters zu einer Vorverlagerung der Vollendungsstrafbarkeit führen und damit dem Täter die Möglichkeit des Rücktritts vor Inanspruchnahme der erstrebten Leistung nehmen.380 Zur Verhinderung dieses dogmatisch und kriminalpolitisch zweifelhaften Ergebnisses wird in Fällen, in denen dem Getäuschten rechtlich institutionalisierte Schadensverhinderungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen, die unabhängig von der Täuschung sind, aus diesem Grund von der Rechtsprechung381 und großen Teilen der Literatur382 zunehmend ein vollendeter Betrug verneint. Anders ist jedoch der vorliegende Fall zu beurteilen, da die Rechte zur Lösung vom Vertrag des Getäuschten gerade aufgrund der Täuschung gegeben sind. In diesem Fall kennt der Getäuschte somit seine Rechte nicht, und der Ausübung stehen zudem erhebliche Hindernisse entgegen.383 Gegen diese Ansicht wendet Lackner384 ein, dass dem Getäuschten auch bei Verschleierung seines Leistungsverweigerungsrechtes durch die Täuschung seine vertraglichen Rechte, die es ihm ermöglichen den Schaden zu verhüten, erhalten bleiben. Außerdem sei eine irgendwie geartete Verschlechterung seiner Beweislage nicht ersichtlich. Es hänge daher allein vom Getäuschten ab, ob er sich durch eine weitere Vermögensverfügung einen Schaden zufügen wird.385 Lackners Ansicht kann nicht zugestimmt werden. Gerade im Hinblick auf die Beweislage besteht im vorliegenden Fall eine erhebliche Verschlechterung dieser im Gegensatz zu den üblichen in diesem Zusammenhang diskutierten Fällen.386 Zum einen kann der Veranstalter ohne Dopingprobe bzw. Pferdekon379 Dies wird insb. angenommen bei einer Zug-um-Zug-Einrede des Getäuschten, so OLG Düsseldorf JR 1994, 522 mit Anm. Ranft; BGH wistra 1998, 59 (60); BGH wistra 2001, 423 (424) oder sonstige institutionalisierte Schadensverhinderungsmöglichkeiten, die unabhängig von der Täuschung sind. 380 Tiedemann, in: LK 2005, § 263 Rn 175; Hefendehl, Vermögensgefährdung, S.138 ff. (Subsidiaritätsprinzip); Mitsch, Strafrecht BT 2/1, § 7 Rn 97; Rengier, Strafrecht BT I, § 13 Rn 84; Riemann, Vermögensgefährdung, S. 71 ff., 91 ff.; Samson/ Günther, in: SK 2001, § 263 Rn 167. 381 BGH GA 1962, 213 f.; BayObLG JZ 1986, 1122, 1123; BGH NStZ 1998, 570; a. A. BGHSt 23, 300 (303 f.). 382 Tiedemann, in: LK 2005, § 263 Rn 176; Lackner/Kühl, § 263 Rn 44; Samson/ Günther, in: SK 2001, § 263 Rn 167 c. 383 Für eine konkrete Vermögensgefährdung in diesen Fällen auch Wessels/Hillenkamp, Strafrecht BT 2, Rn 539 a. E.; Krey/Hellmannn, Strafrecht BT 2, Rn 452. 384 Lackner, in: LK, § 263 Rn 223. 385 Im Ergebnis so auch Cramer, in: S/S, § 263 Rn 132; Samson/Günther, in: SK 2001, § 263 Rn 167; Cramer, Vermögensbegriff, S. 179 f. 386 Siehe dazu auch Cramer, Vermögensbegriff, S. 179 f.; ders. in: S/S, § 263 Rn 133.

§ 2 Strafbarkeit des Reiters gem. § 263 StGB

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trolle an der tatsächlichen Teilnahme des Sportlers dessen Leistungsunfähigkeit nicht erkennen. Zu anderen ergeben sich Beweisschwierigkeiten auch aus folgender Überlegung: Der Leistung an sich kann man den Mangel nicht ansehen. Ist sie einmal erbracht, dann ist eine Prüfung des regelgerechten Verhaltens nur noch am Turniertag möglich. Im Gegensatz dazu ist in der Regel bei einer arglistigen Täuschung im Rahmen eines Kaufvertrages der Kaufgegenstand zumindest noch körperlich vorhanden oder im Fall eines Dienstvertrages die Folgen der erbrachten Leistung. Der Veranstalter selbst kann zudem nicht direkt387 auf dem Turnier eine Prüfung des Sportlers veranlassen. Veranlasst werden kann sie gem. § 67 Nr. 1 LPO nur durch Anordnung der Richter bzw. eines FN-Beauftragten.388 Damit ist die Beweisführung erheblich eingeschränkt. Zur Beurteilung, ob eine Vermögensverfügung bereits eine konkrete Vermögensgefährdung beinhaltet, ist zudem auf den Zeitpunkt der Vornahme der Verfügung abzustellen389, beim Eingehungsbetrug somit auf den Zeitpunkt des Vertragsschlusses. Zum Zeitpunkt des Vertragsschlusses steht jedoch noch nicht fest, ob bei dem Pferd des Täters eine Medikationskontrolle durchgeführt wird. Sicher ist in dieser Konstellation jedoch, dass das Pferd nicht teilnahmeberechtigt ist. Für den Veranstalter ergibt sich somit bereits zum Zeitpunkt des Vertragsschlusses eine konkrete Vermögensgefährdung.390 Bereits der Abschluss des Vertrages stellt für den Veranstalter eine Vermögensverfügung dar. b) Kausalität Zwischen der Fehlvorstellung des Veranstalters – der Sportler werde sich regelgerecht verhalten – und der Vermögensverfügung – dem Vertragsabschluss – besteht zudem der erforderliche Kausalzusammenhang. 2. Vermögensverfügung im Falle der Täuschung durch tatsächliche Turnierteilnahme In dem nun zu untersuchenden Fall hat der Sportler den Vertrag mit Erfüllungswillen abgeschlossen. Seine Leistung war jedoch nicht vertragsgemäß, da er vor Turnierteilnahme sein Pferd gedopt hat bzw. sich regelwidrig verhalten hat. In diesem Fall liegt ein sog. Erfüllungsbetrug vor, da sich der Vertragspartner erst nach Vertragsabschluss entschließt, nicht vertragsgemäß zu leisten und 387 388 389 390

Möglich wäre jedoch ein selbständiges Beweisverfahren nach § 485 ZPO. Siehe auch Durchführungsbestimmungen zu § 67 LPO. Tiedemann, in: LK 2005, § 263 Rn 161. Im Ergebnis so auch Cherkeh, Betrug, S. 169.

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3. Teil, 1. Kap.: Betrugsstrafbarkeit gem. § 263 StGB

hierüber zu täuschen.391 Unmittelbar vermögensmindernd kann in diesem Fall zum einen bereits die Annahme der Leistung als Erfüllung sein392 sowie zum anderen die Auszahlung des Antrittsgeldes durch den Veranstalter. Dabei ist zwischen den möglichen regelwidrigen Handlungen zu differenzieren. Handlungen, die zur Disqualifikation führen würden, jedoch erst während des Turniers vorgenommen werden, stellen minderwertige Leistungen dar, deren Annahme als Erfüllung gem. § 362 I BGB bereits unmittelbar vermögensmindernd ist, da das Schuldverhältnis i. e. S. erlischt und somit der Schuldinhalt verwirklicht wird.393 Bei Handlungen, bei denen das Pferd vor der Turnierteilnahme gedopt wird, sodass nur eine Turnierteilnahme unter Einfluss von Dopingmitteln in Betracht kommt, kann hingegen durch die tatsächliche Turnierteilnahme keine Erfüllung eintreten, da die geschuldete Leistung, also die regelgerechte Turnierteilnahme gem. § 275 I BGB unmöglich ist. In diesem Moment erlischt jedoch auch das Schuldverhältnis, ohne dass das Leistungsinteresse des Gläubigers befriedigt wird.394 Ein Anspruch des Veranstalters auf Erfüllung besteht nicht mehr, sodass eine Vermögensverfügung durch die Annahme der Leistung des Sportlers nicht in Betracht kommt. Allerdings liegt in diesen Fällen die Vermögensminderung in der Ausbezahlung des Antrittsgeldes.395 Täuscht der Reiter den Veranstalter konkludent durch seine tatsächliche Teilnahme, nimmt der Veranstalter mit Auszahlung des Antrittsgeldes eine Vermögensverfügung vor. Der Irrtum des Veranstalters ist zumindest mitbestimmend für die Vermögensverfügung. Es kann zwar davon ausgegangen werden, dass gerade die Zahlung eines Antrittsgeldes in erster Linie angeboten wird, um durch die Verpflichtung eines bekannten Reiters die Attraktivität des Sportereignisses zu steigern, allerdings ist der Irrtum zumindest mitbestimmend für die Vermögensverfügung, da es aus dem gleichen Grund im Interesse des Veranstalters liegt, dass sich auf dem von ihm ausgerichteten Turnier die Teilnehmer regelgerecht verhalten. 3. Vermögensverfügung im Falle, dass kein Antrittsgeld gezahlt wird In dem Regelfall, dass kein Antrittsgeld an die teilnehmenden Sportler gezahlt wird, kann von einer Vermögensverfügung des Veranstalters nur ausgegan391

Wessels/Hillenkamp, Strafrecht BT 2, Rn 540; Lackner, in: § 263 Rn 227. So Wessels/Hillenkamp, Strafrecht BT 2, Rn 540; Cramer, in: S/S, § 263 Rn 136. 393 Wenzel, in: MÜKO Bd. 2a, § 362 Rn 1. 394 Wenzel, in: MÜKO Bd. 2a, vor § 362 Rn 3. 395 So auch Cherkeh, Betrug, S. 171. 392

§ 2 Strafbarkeit des Reiters gem. § 263 StGB

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gen werden, wenn ihm Ansprüche gegen den täuschenden Reiter zustehen. Zwischen dem Veranstalter und dem Reiter kommt mit der Nennung ein Schuldverhältnis zustande.396 Aus diesem Schuldverhältnis stehen dem Veranstalter Ansprüche gegen den Reiter zu, insbesondere auf Einhaltung der LPO-Regelungen. Bei Verletzung der LPO-Regelungen, namentlich der Dopingbestimmungen, liegt somit eine Vertragsverletzung des Reiters gegenüber dem Veranstalter vor. Diese Vertragsverletzung führt jedoch nur dann zu einer Vermögensverfügung i. S. d. § 263 StGB, wenn dem Veranstalter durch die Regelverletzung des Sportlers ein Schaden entstanden ist. Erst dann kann in der Nichtgeltendmachung von Ansprüchen gegen den Täter eine Vermögensverfügung liegen. Ein Schaden des Veranstalters kommt bei einer Regelverletzung des täuschenden Sportlers namentlich dann in Betracht, wenn die Regelverletzung zu einer Annullierung des gesamten Turniers oder eines mit einer Annullierung vergleichbaren Ergebnisses geführt hat, denn dann ist der Veranstalter dem Zuschauer gegenüber schadensersatzpflichtig.397 Diesen Schaden müsste ihm der sich regelwidrig verhaltende Vertragspartner ersetzen. Eine Vermögensverfügung kann demnach in der Nichtgeltendmachung dieser Schadensersatzansprüche gegen den täuschenden Reiter gesehen werden. Im Reitsport ist allerdings eine Annullierung des gesamten Turniers nicht üblich, und ein mit einer Annullierung vergleichbares Ergebnis stellt einen kaum denkbaren Sonderfall dar, sodass davon ausgegangen werden kann, dass dem Veranstalter keine Ansprüche gegen den Täter zu stehen. Ein Betrug zulasten des Veranstalters, der dem Täter kein Antrittsgeld zahlt, scheidet mithin im Regelfall aus. IV. Vermögensschaden

Der Eintritt eines Vermögensschadens beim Veranstalter ist wie die vorherige Untersuchung ergeben hat somit nur für die Fälle zu untersuchen, in denen sich der Veranstalter gegenüber dem Sportler zur Zahlung eines Antrittsgeldes verpflichtet hat, damit dieser sich wiederum zur Teilnahme am Turnier verpflichtet. Im Rahmen der Vermögensverfügung wurde dabei untersucht, dass vorliegend ein Schaden bereits bei Vertragsschluss vorliegt, wenn zu diesem Zeitpunkt eine Täuschung über die Leistungsfähigkeit gegenüber dem Veranstalter stattfindet und dass bei Täuschung über die Leistungsfähigkeit gegenüber dem Veranstalter nach Vertragsschluss der Schaden in der Auszahlung des Antrittsgeldes liegt. Damit ist im Weiteren zu prüfen, ob eine Schadenskompensation der vermögensmindernden Wirkung der irrtumsbedingten Verfügung in Betracht kommt. 396 397

Siehe oben 3. Teil, 1. Kapitel § 2 A. III. 2. b) aa) (1). Siehe ausführlich dazu unter 3. Teil, 1. Kapitel § 2 D. II. 2.

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3. Teil, 1. Kap.: Betrugsstrafbarkeit gem. § 263 StGB

1. Keine Schadenskompensation bei Vermögensschaden durch Täuschung bei Vertragsschluss Im Falle der Täuschung bei Vertragsschluss besteht eine konkrete Vermögensgefährdung.398 Diese führt zu einer Vermögensminderung, die aufgrund der fehlenden Leistungsfähigkeit des Sportlers nicht kompensiert, also mit einem unmittelbar mit der Vermögensminderung verbundenen Vermögenszuwachs voll ausgeglichen wird. 2. Keine Schadenskompensation bei Vermögensschaden durch Auszahlung des Antrittsgeldes Zahlt der Veranstalter das Antrittsgeld an den dopenden Reiter aus, ergibt sich der Vermögensschaden daraus, dass er einen Vermögenswert weggibt, um eine nur vermeintlich bestehende Verbindlichkeit zu erfüllen. Der Anspruch des dopenden Reiters auf Auszahlung ist gem. § 275 I BGB erloschen, da ihm die Erbringung seiner geschuldeten Leistung aufgrund des Dopens vor Turnierteilnahme unmöglich geworden ist. In der weiteren Folge entfällt der Anspruch auf die Gegenleistung gem. § 326 I BGB, der Sportler hat somit keinen Anspruch auf Auszahlung des Antrittsgeldes. Die Verbindlichkeit besteht nicht mehr.399 Der Vermögensschaden entsteht in der Höhe des ausgezahlten Antrittsgeldes, ein gleichzeitiger Vermögenszuwachs kommt mangels eines wirtschaftlich gleichwertigen Äquivalents nicht in Betracht. Insbesondere kommt keine Kompensation des Vermögensschadens durch Zahlung der Eintrittsgelder der Zuschauer in Betracht, da die Kompensation des Vermögensschadens voraussetzt, dass die erlangten Vorteile unmittelbar auf der maßgebenden Vermögensverfügung beruhen.400 Nicht unmittelbar aus der maßgebenden Vermögensverfügung erlangt sind dagegen Vorteile, die dem Geschädigten aus Gründen zufließen, die nur in einem äußeren Zusammenhang stehen.401 So verhält es sich jedoch vorliegend mit den Eintrittsgeldern der Zuschauer. Diese werden nämlich letztlich nur aufgrund des zwischen Veranstalter und Zuschauer geschlossenen Vertrages bezahlt. Ein unmittelbarer Zusammenhang mit der Zahlung des Antrittsgeldes scheidet aus. Aus denselben Gründen scheidet auch eine Schadenskompensation durch Zahlung der Nenn- und Startgelder aus. Diese sind auch von Reitern, denen ein Antrittsgeld gezahlt wird gem. § 26 Nr. 1 LPO zu entrichten. Nach § 26 Nr. 7 398

Siehe oben 3. Teil, 1. Kapitel § 2 C. III. 1. a). Im Ergebnis auch Cherkeh, Betrug, S. 192, der jedoch das BGB vor der Schuldrechtsmodernisierung seiner Prüfung zugrunde gelegt hat. 400 RGSt 74, 129 (130); Wessels/Hillenkamp, Strafrecht BT 2, Rn 544; Cramer, in: S/S, § 263 Rn 106; Lackner, in: LK, § 263 Rn 143 f., 187, 189. 401 BGH NStZ 1999, 353. 399

§ 2 Strafbarkeit des Reiters gem. § 263 StGB

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LPO verbleiben Mehreinnahmen aus Nenn- und Startgeld gegenüber den auszuzahlenden Geldpreisen dem Veranstalter zur Bereitstellung der erforderlichen Infrastruktur, der Ehrenpreise, des notwendigen Personals, der Notfallvorsorge sowie zur Begleichung der Gebühren. Ein unmittelbarer Zusammenhang mit der Zahlung des Antrittsgeldes ist nicht gegeben. V. Zusammenfassung

Der sich regelwidrig verhaltende Reiter täuscht den Veranstalter, der ihm ein Antrittsgeld auszahlt, entweder bereits bei Vertragsschluss, wenn er bereits zu diesem Zeitpunkt weiß, dass er am Turniertag nicht startberechtigt ist, oder mit Teilnahme am Turnier, wenn er nach Vertragsschluss unerlaubt die Leistungsfähigkeit seines Pferdes beeinflusst. Durch die Täuschung wird ein Irrtum beim Veranstalter hervorgerufen, durch den der Veranstalter veranlasst wird, eine Vermögensverfügung vorzunehmen. Die Vermögensverfügung liegt dabei im ersten Fall im Abschluss des Vertrages mit dem Täter und im zweiten Fall in der Auszahlung des Antrittsgeldes. Eine Schadenskompensation durch das Start- bzw. Nenngeld oder durch die Eintrittsgelder der Zuschauer ist nicht gegeben. VI. Vorliegen des subjektiven Tatbestandes im Falle der Täuschung gegenüber dem Veranstalter

Vom Vorsatz des Täters hinsichtlich der objektiven Tatbestandsmerkmale sowie der Kausalzusammenhänge kann ausgegangen werden. Im Regelfall wird es dem Täter auch auf die Erlangung des Antrittsgeldes ankommen. Auf das Antrittsgeld besteht jedoch kein Anspruch, sodass eine rechtswidrige Bereicherung vorliegt. Die erforderliche Stoffgleichheit zwischen Vorteil und Schaden ist ebenfalls gegeben. VII. Ergebnis

Der sich regelwidrig verhaltende Reiter begeht gegenüber und zulasten des Veranstalters, der ihm für seine Teilnahme ein Antrittsgeld zahlt, einen Betrug. Eine Betrugsstrafbarkeit scheidet hingegen bei einer Turnierteilnahme ohne Zahlung eines Antrittsgeldes aus.

D. Strafbarkeit aus § 263 StGB des Reiters gegenüber dem Zuschauer Zwischen dem Täter und dem Zuschauer bestehen in der Regel keine Kontakte vor oder außerhalb des Turniers. Täuschungshandlung ist somit die tatsächliche Teilnahme.

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3. Teil, 1. Kap.: Betrugsstrafbarkeit gem. § 263 StGB I. Täuschung und Irrtumserregung gegenüber dem Zuschauer

Der sich regelwidrig verhaltende Täter täuscht die Zuschauer konkludent durch seine tatsächliche Teilnahme. Durch die Täuschung wird beim Zuschauer ein Irrtum erregt, da dieser davon ausgehen wird, dass sich der teilnehmende Reiter regelgerecht verhält. Eine genaue Kenntnis des Verbandsregelwerks ist nicht erforderlich. Ausreichend ist vielmehr das „Mitbewusstsein“, dass Regeln des Verbandes bestehen, die für eine Turnierteilnahme zur Wahrung der Chancengleichheit einzuhalten sind. II. Vermögensverfügung

Hinsichtlich des ungeschriebenen Tatbestandsmerkmals der Vermögensverfügung ist auch beim Zuschauer zu differenzieren. Zunächst ist zu untersuchen, welche Vermögensverfügungen des Zuschauers in Betracht kommen. Generell kommt auch hier wiederum sowohl das Nichtgeltendmachen von Ansprüchen gegen den Täuschenden, sowie den Veranstalter als auch die Zahlung des Eintrittsgeldes in Betracht. 1. Ansprüche gegen den dopenden Sportler Ansprüche gegen den dopenden Sportler sind nicht ersichtlich. Es bestehen keine vertraglichen Beziehungen zwischen dem dopenden Sportler und dem Zuschauer. Auch eine Einbeziehung in einen Vertrag mit Schutzwirkung zugunsten Dritter verbietet sich hier, da die Erkennbarkeit des geschützten Personenkreises nicht gegeben ist. Ebenfalls sind keine Schadensersatzansprüche aus § 823 BGB sowie § 826 BGB gegeben, da im Verhältnis zum Zuschauer hinsichtlich des Schadens nur auf die Zahlung des Eintrittsgeldes abgestellt werden kann, und dies stellt lediglich einen nicht durch die §§ 823 BGB ff. ersetzungsfähigen reinen Vermögensschaden dar.402 2. Ansprüche gegen den Veranstalter Hauptleistungspflicht des Veranstalters ist es, dem Zuschauer ein Sportereignis unmittelbar neben dem Sportfeld zu ermöglichen. Hauptleistungspflicht des Zuschauers ist die Zahlung des Eintrittsgeldes.403 Bisher werden ZuschauerVeranstalter-Verträge in der Rechtsprechung und Literatur als Werkverträge ein402 So auch Bergermann, Doping, S. 231; Cherkeh, Betrug, S. 173; Friedrich, SpuRt 1995, 8 (10); Schild, in: Rechtliche Fragen, S. 13 (29); Turner, NJW 1992, 720 (722). 403 Fritzweiler, in: Praxishandbuch, 3. Teil, Rn 89.

§ 2 Strafbarkeit des Reiters gem. § 263 StGB

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geordnet.404 Andere Stimmen nehmen eine Einordnung als sog. typengemischten Vertrag mit werk-, miet- sowie werklieferungsvertraglichen Elementen405 vor. Die hier möglicherweise durch den täuschenden Reiter beeinträchtigte Leistung des Veranstalters betrifft als wesentlichen Teil dessen Hauptleistungspflicht. Wesentlicher Teil der Hauptleistungspflicht ist es nämlich nach einhelliger Ansicht406, ein regelgerechtes Turnier abzuhalten bzw. für die Einhaltung der einschlägigen Regelwerke bei der Durchführung des Turniers zu sorgen. Hinsichtlich der Pflichtverletzungen muss unterschieden werden, ob eine eigene Pflichtverletzung des Veranstalters oder eine fremde durch den täuschenden Reiter, die dem Veranstalter jedoch zugerechnet werden kann, vorliegt. Hinsichtlich der eigenen Pflichtverletzung kann nur auf Fälle abgestellt werden, in denen nicht für die Einhaltung der einschlägigen Regelwerke gesorgt wird. Dopingkontrollen sind jedoch auch hier nur durchzuführen, wenn sie vom Regelwerk vorgesehen sind. Eine zwingende Verpflichtung des Veranstalters bzw. die Prüfung bestimmter Platzierter kann außerhalb der einschlägigen Regelwerke nicht hergeleitet werden. Dopingkontrollen sind im Rahmen der LPO für den Veranstalter nur dann zwingend durchzuführen, wenn die von ihm durchgeführte Veranstaltung von der LK bzw. FN für die routinemäßigen Stichprobenkontrolle ausgewählt wurde407, sodass regelmäßig keine eigene Pflichtverletzung des Veranstalters angenommen werden kann. Im Weiteren wird von einigen Autoren neben der Sorge für die Einhaltung des Regelwerkes auch die Anerkennung eines regelgerechten Turniers als vertraglich geschuldeter Erfolg angesehen.408 Dies hat zur Folge, dass im Fall der Annullierung des gesamten Turniers aufgrund eines Dopingverstoßes der geschuldete Erfolg des Veranstalters unmöglich und er gem. § 275 I BGB von seiner Leistungspflicht frei409 wird. Die Eintrittsgelder sind den Zuschauern zurückzuzahlen. Darüber hinaus trifft den Veranstalter ein Verschulden an der Annullierung, da er sich die Pflichtverletzung des dopenden Sportlers zurechnen lassen muss. Dieser ist Erfüllungsgehilfe des Veranstalters gem. § 278 BGB.410 404 Vgl. RGZ 127, 313 (314); 133, 388 (389); BGH VersR 1955, 444 ( der sog. „Schaustellungsvertrag“ als Unterfall des Werkvertrages); BGH VersR 1957, 228; Bergermann, Doping, S. 227. 405 So Fritzweiler, in: Praxishandbuch, 3. Teil, Rn 91; Koller, RdA 1982, 46 (51). 406 Bergermann, Doping, S. 228; Cherkeh, Betrug, S. 174; Schwab, in: Rechtliche Fragen, S. 35 (46); Friedrich, SpuRt 1995, 8 (10 f.); Turner, NJW 1992, 720 (722); Schild, in: Rechtliche Fragen, S. 13 (30). 407 Vgl. Durchführungsbestimmungen zu § 67 LPO. 408 Cherkeh, Betrug, S. 174; Friedrich, SpuRt 1995, 8 (10 f.); Turner, NJW 1992, 720 (722); a. A. Fritzweiler, in: Praxishandbuch, 3. Teil, Rn 94. 409 Dies ergibt sich aus dem absoluten fixgeschäftlichen Charakter einer Sportleistung: Wiedemann, in: Soergel, § 275 BGB Rn 28; Bergermann, Doping, S. 228. 410 Der Sportler selbst braucht von seiner Funktion als Erfüllungsgehilfe des Veranstalters keine Kenntnis zu haben: Grünemann, in: Bamberger/ Roth, § 278 Rn 11.

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3. Teil, 1. Kap.: Betrugsstrafbarkeit gem. § 263 StGB

Etwas anderes gilt jedoch für den Fall, dass das Regelwerk lediglich die Disqualifikation des dopenden Sportlers vorsieht, denn hier wird das Turnierergebnis weiterhin als regelgerecht anerkannt. Der Zuschauer hat in diesem Fall keine Rückforderungs- oder Schadensersatzansprüche, da ein Anspruch auf eine bestimmte Wertung des Turniers nicht vorliegt.411 In der LPO wird die Annullierung von Turnierergebnissen nicht ausdrücklich geregelt. Vorgesehen ist gem. § 66 Nr. 3 LPO lediglich eine Disqualifikation. Damit scheiden im Regelfall Ansprüche des Zuschauers gegen den Veranstalter aus. 3. Zahlung des Eintrittsgeldes Bereits die Zahlung des Eintrittsgeldes stellt eine Vermögensverfügung dar, wenn sie unmittelbar zu einer Vermögensminderung im wirtschaftlichen Sinn führt. Dies ist unproblematisch zu bejahen. Allerdings ist hinsichtlich der Kausalität zu differenzieren. Wird das Eintrittsgeld noch vor Entstehen der Fehlvorstellung gezahlt, also bspw. wenn noch nicht feststeht, dass der täuschende Sportler an der Sportveranstaltung teilnimmt, dann beruht die Zahlung des Eintrittsgeldes nicht auf einem durch eine Täuschungshandlung des dopenden Sportlers hervorgerufenen Irrtum, die Vermögensverfügung ist also nicht kausal. Kausalität liegt hingegen vor, wenn der dopende Sportler seine Teilnahme bereits erklärt hat, damit also beim Zuschauer den Irrtum erregt, er verhalte sich regelgerecht, und dieser um die Teilnahme eben diesen Sportlers zu erleben, das Eintrittsgeld entrichtet. III. Vermögensschaden

Nach dem zuvor Gesagten ist die Frage der Kompensation innerhalb des Prüfungspunktes des Vermögensschadens somit nur für den Fall zu prüfen, in dem der Zuschauer Eintrittsgeld entrichtet hat, um den täuschenden Reiter zu sehen. Hier kommt jedoch nur ein Vermögensschaden aufgrund eines individuellen Schadenseinschlages in Betracht, da der Zuschauer aus rein wirtschaftlicher Betrachtungsweise für den Eintrittspreis eine gleichwertige Leistung, nämlich ein als regelgerecht anerkanntes Turnier erhalten hat. Zunächst sollen im Folgenden die allgemeinen Grundsätze des individuellen Schadenseinschlages412 dargestellt werden. Sodann wird die Möglichkeit des individuellen Schadenseinschlages im Hinblick auf den Zuschauer untersucht. 411 So Bergermann, Doping, S. 228; Cherkeh, Betrug, S. 175; Richtsfeld, SpuRt 1995, 153 (155); Turner, NJW 1992, 720 (722); Schild, in: Rechtliche Fragen des Dopings, S. 13 (30). 412 Für Mitsch, Strafrecht BT 2/1, § 7 Rn 102 ist dieses Problem bereits unter dem Prüfungspunkt der Täuschung zu prüfen.

§ 2 Strafbarkeit des Reiters gem. § 263 StGB

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Hintergrund der Überlegungen zur Einbeziehung individueller Komponenten in die Schadensfeststellung sind die Bestrebungen, von der rein wirtschaftlichen Bewertung der Vermögensgüter ausschließlich nach ihrem abstrakten Marktoder Verkehrswert wegzukommen, um Interessen des Vermögenssubjektes miteinbeziehen zu können.413 Diesen Bestrebungen liegt die allgemeine Erkenntnis zugrunde, dass das Vermögen als wirtschaftliche und soziale Lebensgrundlage des Einzelnen dazu dient, der Person seines Trägers einen „Wirkungsbereich und Daseinsraum“ zu sichern.414 Die heute herrschende Auffassung in der Rechtsprechung und Literatur vertritt vor diesem Hintergrund auf der Grundlage der wirtschaftlichen Vermögenslehre eine Schadensauffassung, die objektive und subjektive Elemente verbindet, die sog. objektiv-individuelle Schadensauffassung.415 Im Rahmen der objektiv- individuellen Schadensberechnung bildet zunächst der abstrakte Markt- oder Verkehrswert der Vermögensgegenstände den Ausgangspunkt der Bewertung. Erst für den Fall, dass nicht schon auf dieser Ebene ein Schaden vorliegt, kommt in einem zweiten Schritt eine Bewertung anhand der individuellen Elemente, also an der Person des Vermögensträgers orientierter Gesichtspunkte in Betracht.416 Wohingegen dieses schrittweise Vorgehen bei der Schadensfeststellung sowie die allgemeine Berücksichtigung der individuellen Elemente allgemein anerkannt ist, bestehen doch zum Teil erhebliche grundsätzliche Unterschiede hinsichtlich des genauen Inhalts, der Grenzen und der näheren Begründung der Individualisierung des Schadens. Nach der Rechtsprechung liegt grundsätzlich ein persönlicher Schadenseinschlag vor, wenn einer Leistung zwar eine nach abstrakten wirtschaftlichen Maßstäben gleichwertige Gegenleistung gegenübersteht, die Gegenleistung aber für den Betroffenen nicht oder nicht in vollem Umfang zu dem vertraglich vorausgesetzten Zweck brauchbar ist und er sie auch nicht in anderer zumutbarer Weise verwenden kann.417 Die Brauchbarkeit bestimmt sich dabei im Allgemeinen nach der tatsächlichen Verwendbarkeit des Gegenstandes innerhalb des jeweiligen Vermögenszusammenhanges.418 Unterschiedlich bewertet wird hingegen die Frage, unter welchen näheren Voraussetzungen die Möglichkeit besteht, eine Gegenleistung „in anderer zumutbarer Weise“ zu verwenden.419 An dem

413

Hartmann, Zweckverfehlung, S. 23. Hartmann, Zweckverfehlung, S. 23. 415 Seit RGSt 16, 1 ff. st. Rspr. 416 Vgl. Maurach/Schroeder/Maiwald, Strafrecht BT 1, § 41 Rn 113 ff.; Wessels/ Hillenkamp, Strafrecht BT 2, Rn 538. 417 BGHSt 16, 220 (222); 16, 321 (325); BGH JR 1968, 387 mit Anm. Heinitz; BGH NJW 1953, 836; RGSt. 16, 1 ff.; 23, 430 (434); 42, 49 f.; 49, 21 (23); 68, 212 (214); 73, 382 (383); 76, 49 (51). 418 Lackner, in: LK, § 263 Rn 157; OLG Köln NJW 1976, 1222; BGHSt 16, 220 (222). 419 RGSt 23, 430 (435); 49, 21 (32); Beispiele bei BGHSt. 16, 321 (327). 414

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3. Teil, 1. Kap.: Betrugsstrafbarkeit gem. § 263 StGB

Kriterium der Zumutbarkeit selbst420 oder an den unterschiedlichen Meinungen in der Rechtsprechung dazu421 knüpft deshalb auch die Kritik der Literatur an. Im Weiteren liegt nach der Rechtsprechung ein persönlicher Schadenseinschlag vor, wenn der Empfänger der Gegenleistung durch die eingegangene Verpflichtung zu vermögensschädigenden Maßnahmen genötigt wird oder infolge der Verpflichtung nicht mehr über die Mittel verfügen kann, die zur ordnungsmäßigen Erfüllung seiner Verbindlichkeiten oder sonst für seine persönlichen Verhältnisse angemessene Wirtschafts- oder Lebensführung unerlässlich sind.422 Auch an diesen Kriterien der Rechtsprechung setzen unterschiedliche Auffassungen der Literatur zur Kritik an423, die hier jedoch nicht dargestellt werden. Vielmehr wird im Folgenden untersucht, inwieweit die von der Rechtsprechung aufgestellten Kriterien zur Herleitung eines persönlichen Schadenseinschlages des Zuschauers geeignet sind. Nach rein wirtschaftlicher Betrachtungsweise liegt kein Schaden des Zuschauers vor, da er für seine Leistung, die Zahlung des Eintrittspreises, eine Gegenleistung also den Zutritt zu der Sportveranstaltung, erhalten hat. Um dennoch zu einer Schadensfeststellung zu gelangen, müssten demnach die Grundsätze des persönlichen Schadenseinschlages eingreifen. Allein in Betracht kommt das von der Rechtsprechung aufgestellte Schadenskriterium, wonach ein Schaden gegeben ist, wenn die Gegenleistung für den Betroffenen nicht oder nicht in vollem Umfang zu dem vertraglich vorausgesetzten Zweck brauchbar ist und er sie auch nicht in anderer zumutbarer Weise verwenden kann. Vorliegend hat der Zuschauer das Eintrittsgeld gezahlt, um einen bestimmten Sportler zu sehen. Dieser hat sich nicht den Turnierbedingungen gemäß verhalten. Aus Sicht des Zuschauers mag damit der mit dem Eintrittsgeld verfolgte Zweck nicht erreicht sein, allerdings ist dieser Zweck nicht Vertragsinhalt gegenüber dem Veranstalter geworden und ist für diesen auch nicht erkennbar gewesen. Damit handelt es sich um einen reinen Motivirrtum, der einen Vermögensschaden nicht begründen kann, da der erkennbar vertraglich vorausgesetzte Zweck, als der Eintritt zu der Sportveranstaltung, für den Zuschauer weiterhin bestehen bleibt. Damit kann abschließend festgestellt werden, dass kein Vermögensschaden des Zuschauers vorliegt.

420 So Jakobs, JuS 1977, 228 (230), der meint, im Bereich des privaten Konsums sei eine Individualisierung nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten nicht möglich, sondern bedeute Schutzlosigkeit durch Fremdbestimmung. 421 So bspw. Eser, Strafrecht IV Nr. 13 A Rn 9 ff.; auf Basis der personalen Vermögenslehre Heinitz, JR 1968, 387. 422 BGHSt 16, 321 (326); BGH GA 1966, 52; RGSt 76, 51; BayObLG NJW 1973, 633. 423 Nachweise bei Lackner, in: LK, § 263 Rn 160.

§ 3 Betrug durch Täuschung von Käufern und Züchtern

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IV. Zusammenfassung und Ergebnis

Beim Zuschauer wird durch die Teilnahme des Sportlers ein Irrtum erregt. Für den Fall, dass der Zuschauer das Eintrittsgeld gezahlt hat, um einen bestimmten Sportler zu erleben, und dieser Sportler sich regelwidrig verhält, stellt die Zahlung des Eintrittsgeldes eine Vermögensverfügung dar. Allerdings fehlt es regelmäßig an einem Vermögensschaden. Ein Betrug des sich regelwidrig verhaltenden Reiters gegenüber und zulasten der Zuschauer scheidet aus. E. Zusammenfassung Der Reiter, der sein Pferd auf einem Turnier unerlaubt in seiner Leistung beeinflusst, macht sich in der Regel wegen vollendeten Betrugs gegenüber • dem Preisspender sowie • dem Veranstalter, der ein Antrittsgeld auszahlt, strafbar.

§ 3 Betrug durch Täuschung von Käufern und Züchtern Im zweiten Teil wird die Strafbarkeit von Verkäufern und Züchtern untersucht, die Pferde vermarkten, die ihre Platzierungen durch unerlaubte Leistungsbeeinflussung erzielt haben. Dabei wird zunächst der objektive Tatbestand getrennt geprüft. Im Anschluss daran findet eine gemeinsame Prüfung des subjektiven Tatbestandes statt. A. Strafbarkeit aus § 263 StGB gegenüber dem Käufer Behandelt wird der Fall, in dem ein Pferd verkauft wird, an dem leistungssteigernde Maßnahmen vorgenommen wurden, die zu Erfolgen im Reitsport geführt haben, die ohne diese Maßnahmen nicht erzielt worden wären.424 Unstreitig handelt es sich bei den Platzierungen eines Pferdes um wertsteigernde Merkmale, sodass eine betrugsrelevante Täuschung nicht ausgeschlossen ist. Im Folgenden wird untersucht, welche Begehungsart der Täuschung vorliegen könnte.

424

Ähnlich auch der von Ditz untersuchte Fall, Ditz, Doping, S. 518 f.

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3. Teil, 1. Kap.: Betrugsstrafbarkeit gem. § 263 StGB I. Täuschung

Eine Täuschungshandlung des Täters kommt vorliegend insbesondere im Rahmen eines Verkaufsgesprächs gegenüber dem Käufer in Betracht. 1. Ausdrückliche Täuschung Eine ausdrückliche Täuschung setzt voraus, dass der Täter die unwahre Tatsache zu seiner Äußerung macht. Allein der Äußerung, das Pferd habe gewisse Platzierungen, ist somit keine ausdrückliche Täuschung zu entnehmen. Der Verkäufer müsste schon ausdrücklich erklären, die Platzierungen seien regelgerecht entstanden. Das gleiche gilt für die Nennung der Lebensgewinnsumme eines Pferdes. 2. Konkludente Täuschung Eine konkludente Täuschung liegt vor, wenn dem Gesamtverhalten des Verkäufers nach der allgemeinen Verkehrsanschauung ein Erklärungswert dahingehend zukommt, dass die Platzierungen des Pferdes ohne leistungssteigernde Maßnahmen erreicht worden sind, das Pferd folglich in gesundem Zustand weiterhin in der Lage ist, ähnliche Erfolge zu erzielen. Diese Vorstellung liegt der allgemeinen Verkehrsanschauung zugrunde. Das Zugrundelegen einer gegenteiligen Verkehrsanschauung mit dem Inhalt, die Platzierungen seinen aufgrund regelwidrigen Verhaltens zustande gekommen, wäre sinnwidrig, denn dann würden die Pferdeleistungsschauen und die dort erreichten Platzierungen bedeutungslos, da sie in diesem Fall kein Indikator mehr für die natürlichen Fähigkeiten eines Pferdes wären.425 Vielmehr würde der Erfolg zusätzlich von der leistungserhöhenden Maßnahme abhängen. Ein werterhöhender Faktor kommt den Platzierungen dann nicht mehr zu. Zusammenfassend kann damit festgestellt werden, dass derjenige, der ein Pferd verkauft und dabei die Platzierungen des Pferdes als wertsteigernd anpreist, obwohl er weiß, dass leistungssteigernde Maßnahmen an dem Pferd vorgenommen wurden, den Käufer zumindest konkludent täuscht. Denn ebenso wie die Teilnahme als regelgerecht nach der Verkehrsanschauung erwartet wird, wird erwartet, dass die Erfolge des Sportpferdes regelgerecht erworben wurden. Hinsichtlich von Zweifeln an dieser Einstellung gegenüber der Turnierpraxis sei auf die Ausführungen zum Minimum der Redlichkeit verwiesen.426

425 426

Im Ergebnis auch Ditz, Doping, S. 518. Siehe dazu 3. Teil, 1. Kapitel § 2 A. I. 1. b) dd).

§ 3 Betrug durch Täuschung von Käufern und Züchtern

133

Des Weiteren ist eine gegenteilige Verkehrsanschauung auch im Hinblick auf den zivilrechtlichen Teil des Kaufs sinnwidrig. Die Platzierungen dienen als Indikator für die Leistungen des Pferdes und sind somit werterhöhend. Als maßgeblicher Wertfaktor sind die Platzierungen damit wesentliche Geschäftsgrundlage des Kaufvertrages. Das Erreichen der Platzierungen aufgrund der natürlichen Leistungsfähigkeit des Sportpferdes kann daher als stillschweigend mitvereinbarte Vertragsbedingung angesehen werden, da ansonsten der werterhöhende Faktor der Platzierungen entfallen würde.427 II. Irrtum

Der Käufer wird regelmäßig davon ausgehen, dass die Platzierungen des Pferdes auf dessen natürlichem Leistungsvermögen beruhen.428 Ausreichend ist die Vorstellung, dass „alles in Ordnung sei“.429 Somit liegt regelmäßig ein Irrtum des Käufers vor. Dieser Irrtum wurde auch durch die Täuschungshandlung des Verkäufers erregt, die erforderliche Kausalität zwischen Täuschungshandlung und Irrtum ist somit gegeben. III. Vermögensverfügung

Die Vermögensverfügung des Käufers ist vorliegend in der Eingehung der Kaufpreisverpflichtung bzw. in der Zahlung des Kaufpreises zu sehen. Ein auf Grundlage der wirtschaftlichen Vermögenslehre vorgenommener Vergleich des Vermögens des Käufers vor und nach Vertragsschluss macht deutlich, dass bereits im Zeitpunkt des Vertragsschlusses dem Kaufpreisanspruch kein gleichwertiger Gegenleistungsanspruch entgegensteht, da sich der Kaufpreis wesentlich nach den angegebenen Platzierungen richtet. Das Pferd hat diese Platzierungen jedoch nicht durch sein natürliches Leistungsvermögen erlangt, sodass es objektiv den vereinbarten Kaufpreis nicht wert ist. Die Belastung des Vermögens des Käufers mit der vertraglichen Verpflichtung zur Zahlung des Kaufpreises wirkt sich somit unmittelbar vermögensmindernd aus, da keine weiteren Zwischenhandlungen zur Schädigung des Vermögens des Käufers erforderlich sind. Ein Vermögensschaden liegt ebenfalls vor, wenn man den Vertrag als nichtig wegen Wegfalls der Geschäftsgrundlage ansieht. Die Vermögensverfügung beruht kausal auf dem Irrtum. Zumindest war dieser mitbestimmend, da der Irrtum über einen wertbildenden Faktor regelmäßig 427

Im Ergebnis auch Ditz, Doping, S. 519. So auch Ditz, Doping, S. 520; für die Leistungen eines Sportlers im Rahmen eines Sponsoringvertrages auch Cherkeh, Betrug, S. 212 f. 429 Siehe schon oben unter 3. Teil, 1. Kapitel § 2 A. II. 2. sowie nochmals BGHSt 24, 386 (389). 428

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3. Teil, 1. Kap.: Betrugsstrafbarkeit gem. § 263 StGB

zur Zahlung eines überhöhten Kaufpreises führt bzw. im Fall des Wegfalls der Geschäftsgrundlage der Irrtum über das Bestehen des Vertrages regelmäßig zu einer Erfüllung der vermeintlichen Schuld führt. IV. Vermögensschaden

Beim Käufer eines gedopten Pferdes ist ein Vermögensschaden eingetreten. Eine Kompensation des Vermögensschadens durch ein wirtschaftlich gleichwertiges Äquivalent scheidet aus. V. Zusammenfassung und Ergebnis

Der Täter täuscht den Käufer durch Angabe der Platzierungen des Pferdes, die lediglich durch eine unerlaubte Leistungssteigerung erreicht wurden. Bei dem Käufer wird dadurch ein Irrtum erregt, der zumindest mitbestimmend für den Kauf des Pferdes ist. Im Abschluss des Vertrages liegt bereits eine Vermögensverfügung, die sich unmittelbar vermögensmindernd auswirkt. Der objektive Tatbestand ist erfüllt. B. Strafbarkeit aus § 263 StGB gegenüber dem Züchter Untersucht wird der Fall, in dem ein Hengsthalter einem Züchter einen Hengst zur Zucht anpreist, der seine Platzierungen aufgrund regelwidriger leistungssteigender Maßnahmen erreicht hat.430 Auch im Falle der Zucht sind die Platzierungen werterhöhend, da sie aus Sicht der Züchter ein Indikator für die Leistungsfähigkeit eines Hengstes und damit Rückschlüsse auf seine Vererbungsqualität zulassen sollen. Insoweit ist es wie beim Verkauf eines Sportpferdes unerheblich, ob der Hengst tatsächlich diese Vererbungseigenschaften aufweist, da lediglich die theoretische Möglichkeit ausreichend für die Zahlung einer höheren Decktaxe ist. Werterhöhend und damit maßgebend für die Decktaxe ist dabei zum einen, wie viele erfolgreiche Nachkommen der Hengst hat und zum anderen vor allem die Eigenleistung. Wird diese durch regelwidrige, leistungssteigernde Maßnahmen beeinflusst, liegen keine züchterisch verwertbaren Eigenleistungen vor, da die „künstliche“ Leistung nicht vererbbar ist. Eine Täuschungshandlung des Täters gegenüber dem Züchter wird regelmäßig im Rahmen der Anpreisung des Zuchtpferdes begangen.

430 Nicht untersucht wird der Fall eines Pferdes, das zur Zucht verkauft wird, da dieser Fall wie der Verkauf zu Sportzwecken zu behandeln ist.

§ 3 Betrug durch Täuschung von Käufern und Züchtern

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I. Täuschung, Irrtumserregung und Kausalität

Der Hengsthalter, der mit Platzierungen des Hengstes wirbt, die dieser lediglich durch regelwidrige leistungssteigernde Maßnahmen erworben hat, täuscht den Züchter zumindest konkludent über die Leistungsfähigkeit des Hengstes.431 Durch die Täuschungshandlung wird beim Züchter die Fehlvorstellung erregt, die Platzierungen seien ein Indikator für die natürliche Leistungsfähigkeit des Hengstes. II. Vermögensverfügung und Kausalität

Die Vermögensverfügung liegt hier im Abschluss des Deckvertrages bzw. der Zahlung der Decktaxe. Die Vermögensverfügung beruht zudem kausal auf dem Irrtum, da der Irrtum zumindest als mitbestimmend für die Vermögensverfügung angesehen werden kann. III. Vermögensschaden

Eine Kompensation aufgrund eines gleichwertigen wirtschaftliche Äquivalents liegt nicht vor. Der Züchter hat somit auch einen Vermögensschaden erlitten. Eine gute Vererbungsqualität des Hengstes trotz schlechter Eigenleistung hat für die Schadenskompensation außer Betracht zu bleiben, da der möglicherweise so erreicht Vermögenszuwachs durch ein „gutes“ Fohlen nicht unmittelbar zum Zeitpunkt der Vermögensverfügung die Vermögensminderung ausgleicht und lediglich vom Zufall abhängt. IV. Zusammenfassung

Der Täter, der ein Pferd zum Zuchteinsatz anbietet und dabei Platzierungen des Pferdes zur Erhöhung des Zuchtwerts angibt, obwohl diese Platzierungen lediglich durch unerlaubte Leistungsbeeinflussung möglich waren, täuscht den Züchter. Dadurch wird beim Züchter ein Irrtum erregt, der zumindest mitbestimmend dafür ist, dass dieser das Pferd zur Zucht einsetzt. Der für den Zuchteinsatz aufgewendeten Decktaxe steht kein gleichwertiges wirtschaftliches Äquivalent gegenüber, sodass ein Vermögensschaden des Züchters vorliegt.

431

Siehe dazu die Ausführungen im 3. Teil, 1. Kapitel § 3 A. I. 2.

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3. Teil, 1. Kap.: Betrugsstrafbarkeit gem. § 263 StGB

C. Vorliegen des subjektiven Tatbestandes im Falle der Täuschung gegenüber dem Käufer sowie gegenüber dem Züchter Es kann in beiden Fällen davon ausgegangen werden, dass der Täter hinsichtlich der objektiven Tatbestandsmerkmale sowie der Kausalzusammenhänge vorsätzlich handelt. Demnach liegt hinsichtlich der konkludenten Täuschung über die Leistungsfähigkeit des Pferdes, bzw. Hengstes sowie hinsichtlich des dadurch erregten Irrtums beim Getäuschten zumindest Eventualvorsatz vor. Im Regelfall wird es dem Täter zudem auf das durch die Platzierungen erhöhte Deckgeld bzw. den erhöhten Kaufpreis ankommen. Weder auf das Deckgeld noch auf den Kaufpreis besteht ein einredefreier Anspruch, Vorteil und Schaden sind zudem stoffgleich. Der subjektive Tatbestand ist erfüllt. D. Zusammenfassung Der Täter, der ein Pferd vermarktet, das Platzierungen erzielt hat und dabei unerlaubt in seiner Leistung beeinflusst war, begeht einen Betrug gegenüber dem Käufer oder Züchter.

§ 4 Versuch Im folgenden Abschnitt soll untersucht werden, welche Fallgestaltungen eine Versuchsstrafbarkeit des Täter begründen können. Dazu sollen zunächst die allgemeinen Kriterien zur Begründung einer Versuchsstrafbarkeit aufgezeigt werden, und im Anschluss daran erfolgt eine Untersuchung der im Reitsport denkbaren Konstellationen. A. Einführung I. Vollendung

Die Vollendung des Betrugs liegt im Eintritt des Vermögensschadens.432 Der Vermögensvorteil braucht hingegen (noch) nicht erreicht oder auch nur erreichbar sein.433 Dies gilt auch bei der Verfügung des Getäuschten durch Unterlassen.434 Der Vermögensschaden liegt hier regelmäßig in der schadensgleichen Vermögensgefährdung. In den Fällen eines Vermögensschadens durch Nichtgel432 Tiedemann, in: LK 2005, § 263 Rn 272; Lackner/Kühl, § 263 Rn 63; Lackner, in: LK, § 263 Rn 290; Wessels/Hillenkamp, Strafrecht BT 2, Rn 580; Tröndle/Fischer, § 263 Rn 114.

§ 4 Versuch

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tendmachung eines Anspruchs, ist für die Vollendung der Zeitpunkt maßgebend, in dem der Geschädigte bei Kenntnis der Sachlage den Anspruch hätte geltend machen können. Eine spätere Geltendmachung ist als nachträgliche Schadensbeseitigung dagegen unerheblich.435 II. Beendigung

Beendigung des Betrugs tritt mit Abschluss der Tat im Ganzen ein. Erforderlich ist aus diesem Grund, dass der erstrebte Vermögensvorteil tatsächlich erlangt wird.436 Liegen Eingehungs- und Erfüllungsbetrug nacheinander vor, ist der Betrug mit Abschluss des Verpflichtungsgeschäfts und Eintritt des Eingehungsschadens vollendet, aber erst mit Verwirklichung der tatsächlichen Wertminderung in der Erfüllungsphase beendet.437 III. Versuch

Voraussetzung für den Versuch ist einerseits, dass der Tatentschluss des Täters alle Tatbestandsmerkmale umfasst, diese jedoch noch nicht in ihrer Gesamtheit verwirklicht sind.438 Möglich ist das Fehlen des Irrtums, wenn der Betroffene keine Kenntnis von der Täuschung erlangt439 oder die Täuschung durchschaut.440 Andererseits muss der Täter nach seiner Vorstellung von der Tat unmittelbar zur Begehung des Betrugs angesetzt haben. Hierfür genügt die Ausführung der relevanten Täuschungshandlung.441 Dabei ist jedoch hinsichtlich der Ansatzformel, da es sich beim Betrug um einen mehrgliedrigen Tatbestand handelt, nicht auf die Verwirklichung des ersten tatbestandlichen Handlungsmerkmales, sondern auf die Tatbestandsverwirklichung im Ganzen abzustellen.442

433 BGHSt 19, 342 (343); 32, 236 (243); BGH NStZ 1987, 223; Tiedemann, in: LK 2005, § 263 Rn 272; Lackner/Kühl, § 263 Rn 63; Lackner, in: LK, § 263 Rn 290; Wessels/Hillenkamp, Strafrecht BT 2, Rn 580; Tröndle/Fischer, § 263 Rn 114. 434 Tiedemann, in: LK 2005, § 263 Rn 272; Lackner/Kühl, § 263 Rn 63; Lackner, in: LK, § 263 Rn 290. 435 Tiedemann, in: LK 2005, § 263 Rn 272; Lackner, in: LK, § 263 Rn 290. 436 Tiedemann, in: LK 2005, § 263 Rn 273; Lackner/Kühl, § 263 Rn 63; Lackner, in: LK, § 263 Rn 291; Cramer, in: S/S § 263 Rn 178; Tröndle/Fischer, § 78 a Rn 3. 437 Tiedemann, in: LK 2005, § 263 Rn 274; Lackner/Kühl, § 263 Rn 64 und § 78 a Rn 4; Lackner, in: LK, § 263 Rn 292; Cramer, in: S/S § 263 Rn 178. 438 Tiedemann, in: LK 2005, § 263 Rn 276. 439 Tröndle/Fischer, § 263 Rn 114. 440 OLG Saarbrücken VRS 1975, 345, 346. 441 Tiedemann, in: LK 2005, § 263 Rn 276. 442 Tiedemann, in: LK 2005, § 263 Rn 276; Lackner/Kühl, § 22 Rn 10.

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3. Teil, 1. Kap.: Betrugsstrafbarkeit gem. § 263 StGB

Ist es noch nicht zur Vornahme einer vermögensrelevanten Täuschungshandlung gekommen, ist eine Abgrenzung zur straflosen Vorbereitungshandlung erforderlich. Dabei ist zu untersuchen, ob der Täter nach seiner Vorstellung von der Tat zur Täuschung bereits unmittelbar angesetzt hat. Nach der Rechtsprechung ist hierfür entscheidend, dass der Täter subjektiv die Schwelle zum „jetzt geht’s los“ überschreitet und objektiv sein Tun ohne Zwischenakte in die Tatbestandsverwirklichung übergeht.443 IV. Rücktritt

Ein Rücktritt vom Versuch ist gem. § 24 I StGB möglich, wenn der Täter entweder freiwillig die weitere Ausführung der Tat aufgibt (§ 24 I S. 1, 1. Alt StGB) oder deren Vollendung verhindert (§ 24 I S. 1, 2. Alt StGB). B. Mögliche Fallgestaltungen im Reitsport I. Kein Betrugsversuch gegenüber den Mitbewerbern

Ein Betrugsversuch gegenüber den Mitbewerbern scheitert am Tatentschluss. Dieser setzt voraus, dass der subjektive Tatbestand des Betrugs gegeben ist.444 Im Fall des Betrugs gegenüber und zulasten der Mitbewerber kommt folglich kein Betrugsversuch in Betracht, da das Merkmal der Stoffgleichheit zwischen dem Vermögensvorteil und dem Vermögensnachteil nicht gegeben ist. II. Betrugsversuch gegenüber dem Veranstalter im Zusammenhang mit der Wettkampfteilnahme

1. Vorliegen einer unerlaubten Leistungsbeeinflussung bei Abschluss eines Antrittsvertrages a) Keine Vollendung Bereits der Abschluss des Antrittsvertrages stellt eine Vermögensverfügung dar.445 Vollendungszeitpunkt ist somit der Abschluss der Antrittsvertrages. Eine Verhinderung der Vollendung ist lediglich durch eine Insiderinformation denkbar, da keine Trainingskontrollen der Pferde bestehen.

443 444 445

BGHSt 37, 294 (297 f.); Tiedemann, in: LK 2005, § 263 Rn 277. Lackner, in: LK, § 263 StGB. Siehe dazu 3. Teil, 1. Kapitel § 2 C. III. 1.

§ 4 Versuch

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b) Tatentschluss und unmittelbares Ansetzen Der Reiter, der beim Abschluss des Antrittsvertrages weiß, dass sein Pferd unerlaubt in der Leistung beeinflusst und somit nicht startberechtigt ist, handelt mit dem erforderlichen Tatentschluss, sofern er die Absicht hat, sich um das Antrittsgeld zu bereichern. Der Reiter setzt unmittelbar zur Tat an, wenn er die Vertragsverhandlungen aufnimmt und dabei ernsthaft mit der Möglichkeit rechnet, der Veranstalter werde den Vertrag annehmen. c) Rücktritt Ein Rücktritt ist möglich bis zum Abschluss des Antrittsvertrages. 2. Vorliegen einer unerlaubten Leistungsbeeinflussung nach der Startzusage a) Keine Vollendung Der Vollendungszeitpunkt liegt hier in der Auszahlung des Antrittsgeldes. Keine Vollendung tritt insbesondere dann ein, wenn eine Pferdekontrolle oder Dopingkontrolle noch vor der Auszahlung des Antrittsgeldes die unerlaubte Leistungsbeeinflussung aufdeckt. b) Tatentschluss und unmittelbares Ansetzen Der erforderliche Tatentschluss liegt im Regelfall vor.446 In der vorliegenden Fallgestaltung hat der Reiter bei Abschluss des Antrittsvertrages den Veranstalter nicht getäuscht. Fraglich ist somit zu welchem Zeitpunkt der Täter nach seiner Vorstellung unmittelbar zur Tat ansetzt. Es wird die Fallgestaltung untersucht, nach der sich der Reiter trotz Antrittsvertrag zum Turnier nennen und melden muss. aa) Nennung Ein unmittelbares Ansetzen zur Tat kommt damit bereits zum Zeitpunkt der Nennung in Betracht. Die Nennung erfolgt allerdings bereits ca. einen Monat vor dem Turnier, sodass Pferd oder Reiter bspw. noch verletzungsbedingt aus-

446

Siehe oben unter 3. Teil, 1. Kapitel § 2 C.

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3. Teil, 1. Kap.: Betrugsstrafbarkeit gem. § 263 StGB

fallen könnten. Regelmäßig wird somit aus Sicht des Reiters zu diesem Zeitpunkt noch nicht die Schwelle zum „jetzt geht’s los“ überschritten sein. bb) Meldung Als Versuchsbeginn könnte auf die Meldung zum Turnier abzustellen sein, die in der Regel spätestens 60 Minuten vor dem Start zu erfolgen hat. Gegenüber dem Veranstalter kann zum Zeitpunkt der Meldung regelmäßig von einem Versuchsbeginn ausgegangen werden. Der Reiter kann zwar sein Pferd noch vor der Prüfung vom Start zurückziehen, doch liegt in der Meldung keine bloße Vorbereitungshandlung mehr, da durch die Meldung konkret für eine Prüfung die Starterlaubnis erteilt wird. Aus Sicht des Reiters wird damit regelmäßig die Schwelle zum „jetzt geht’s los“ überschritten sein. cc) Tatsächliche Teilnahme Spätestens mit der tatsächlichen Teilnahme liegt regelmäßig der Versuchsbeginn vor, da aus Sicht des Reiters mit Beginn der Prüfung durch seine Täuschung die Voraussetzungen zur Erlangung des Antrittsgeldes geschaffen werden. c) Rücktritt Ein Rücktritt ist möglich bis zur Entgegennahme des Antrittsgeldes. III. Betrugsversuch gegenüber dem Preisspender

1. Keine Vollendung Die Vollendung tritt mit der Hingabe der Siegprämie ein. Keine Vollendung tritt insbesondere dann ein, wenn eine Pferdekontrolle oder Dopingkontrolle noch vor der Hingabe der Siegprämie die unerlaubte Leistungsbeeinflussung aufdeckt. 2. Tatentschluss und unmittelbares Ansetzen Beim Betrugsversuch gegenüber dem Preisspender hat der täuschende Reiter regelmäßig den erforderlichen Tatentschluss.447

447

Siehe oben unter 3. Teil, 1. Kapitel § 2 B.

§ 5 Täterschaft und Teilnahme

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Ein unmittelbares Ansetzen könnte bereits in der tatsächlichen Teilnahme gesehen werden. Durch die tatsächliche Teilnahme ist es zwar regelmäßig noch nicht zu einer vermögensrelevanten Täuschungshandlung gegenüber dem Preisspender gekommen, allerdings ist auch nicht lediglich von einer straflosen Vorbereitungshandlung auszugehen. Mit der tatsächlichen Teilnahme schafft der Reiter die Voraussetzungen für den vermeintlichen Anspruch gegenüber dem Preisspender. Damit hat der Reiter regelmäßig subjektiv die Schwelle zum „jetzt geht’s los“ überschritten. Nach dem Ritt steht zudem ein Ergebnis fest, das maßgeblich die Platzierung bestimmt. Sein Tun geht demnach objektiv ohne Zwischenakte in die Tatbestandsverwirklichung über. 3. Rücktritt Ein Rücktritt ist möglich bis zur Entgegennahme der Siegprämie. IV. Betrugsversuch gegenüber dem Käufer oder Züchter

Die Vollendung ist in beiden Fällen mit dem Vertragsschluss anzunehmen, sodass zur Begründung einer Betrugsstrafbarkeit auf die Ausführungen zum Betrugsversuch gegenüber dem Veranstalter verwiesen werden kann. C. Zusammenfassung Ein Betrugsversuch kommt gegenüber • dem Veranstalter bei Abschluss eines Antrittsvertrages, • dem Preisspender sowie • den Käufern und Züchtern in Betracht.

§ 5 Täterschaft und Teilnahme Im folgenden Abschnitt wird näher untersucht, welche Rolle die am Reitsport Beteiligten im Falle eines Betrugs durch eine unerlaubte Leistungsbeeinflussung einnehmen. Zu unterscheiden ist dabei bei einer Beteiligung mehrerer Personen an einer Straftat zwischen Täterschaft und Teilnahme. Unter Täterschaft wird die unmittelbare, mittelbare oder gemeinschaftliche Begehung einer eigenen Straftat verstanden, wohingegen Teilnahme die Beteiligung an einer fremden Tat darstellt.448 Die Täterschaft ist somit vor der Teilnahme zu prüfen. 448

Wessels/Beulke, Strafrecht AT, Rn 510 ff.; Lackner/Kühl, vor § 25 Rn 1.

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3. Teil, 1. Kap.: Betrugsstrafbarkeit gem. § 263 StGB

Im Weiteren werden zunächst die allgemeinen Grundsätze zur Täterschaft und ihre Behandlung im Rahmen des Betrugstatbestandes dargestellt. Im Anschluss daran folgt die Darstellung für die Teilnahme. Den Abschluss bildet die Untersuchung der am Reitsport Beteiligten aus einer allgemeinen Sichtweise heraus hinsichtlich möglicher Motive und Möglichkeiten zur Begehung eines Betrugs und die darauf aufbauende Einordnung in eine mögliche Rolle als Täter oder Teilnehmer. A. Täterschaft Die Voraussetzungen für das Vorliegen einer Täterschaft ergeben sich aus § 25 StGB. Danach wird unterschieden zwischen dem unmittelbaren Täter, der die Tat eigenhändig begeht (§ 25 I Alt. 1 StGB), dem mittelbaren Täter, der die Tat durch einen anderen begehen lässt (§ 25 I, Alt. 2 StGB) sowie der Mittäterschaft, wenn mehrere die Straftat gemeinschaftlich begehen (§ 25 II StGB). Da Täterschaft und Teilnahme nicht gleichzeitig an derselben Straftat möglich sind, ist zunächst die Täterschaft von der Teilnahme abzugrenzen. Zur Abgrenzung von Täterschaft und Teilnahme stehen sich im Wesentlichen zwei Theorien gegenüber. Zum einen die von der Rechtsprechung449 im Ansatz noch vertretene subjektive Theorie und zum anderen die von der Literatur450 überwiegend vertretene Tatherrschaftslehre. Nach der subjektiven Theorie kommt es für die Abgrenzung zwischen Täterschaft und Teilnahme auf die innere Willensrichtung der Beteiligten an. Täter ist, wer die Tat als eigene will (animus auctoris), Teilnehmer, wer sie als fremde will (animus socii).451 Allerdings werden auch objektive Gesichtspunkte zur Ermittlung des Täter- bzw. Teilnehmerwillens mit herangezogen. Die Ermittlung des Täterwillens erfolgt in einer wertenden Betrachtung, wobei die gesamten Umstände, die von der Vorstellung des Beteiligten umfasst sind, zu berücksichtigen sind.452 Für die Bewertung sind als wesentliche Anhaltspunkte der Grad des eigenen Interesses am (Tat-)Erfolg, der Umfang der Tatbeteiligung und die Tatherrschaft oder der Wille zur Tatherrschaft heranzuziehen.453 449

Vgl. BGHSt 6, 226 (248); 8, 70; 28, 346 (348). Kühl, Strafrecht AT, § 20 Rn 26 ff.; Samson, Strafrecht II, S. 72; Jeschek/Weigand, Strafrecht AT, S. 651; Krey, Strafrecht AT 2, Rn 52; Roxin, Strafrecht AT II, § 25, Rn 17. 451 Kühl, Strafrecht AT, § 20 Rn 30; Cramer/Heine, in: S/S, Vorbem. §§ 25 ff. Rn 58. 452 Vgl. BGHSt 34, 124 (125), 36, 363 (367); 37, 289 (291); 38, 315 (319) mit Bespr. Wiegmann, JuS 1993, 1003; BGH wistra 2001, 420 m. Bspr. Baier, JA 2002, 273. 453 BGHSt 37, 289 (291); 38, 315 (319); 43, 219 (232); BGH NStZ 1991, 91; BGH StV 1994, 241 (242); BGH NJW 1998, 2149 f.; BGH NJW 1999, 2449 u. 3131 f. mit 450

§ 5 Täterschaft und Teilnahme

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Nach der Tatherrschaftslehre ist Täter, wer die Tat beherrscht, das Tatgeschehen damit „in Händen“ hält, über das „ob“ und „wie“ der Tat maßgeblich entscheidet, mithin als „Zentralgestalt“ bei der Tatbestandsverwirklichung fungiert454. Ausgegangen wird somit vom objektiven Ansatzpunkt der Tatbeherrschung. Aufgrund der überwiegend gleichen Entscheidung im Falle der Abgrenzung der Täterschaft von der Teilnahme kann an dieser Stelle eine Entscheidung für eine der beiden Theorien unterbleiben. Besonderheiten ergeben sich für § 263 StGB hinsichtlich der allgemeinen Voraussetzungen zur Beurteilung, ob eine Täterschaft vorliegt, nach §§ 25 ff. StGB daraus, dass auch eine fremdnützige Begehung möglich ist. Eine Abgrenzung von (Mit-)Täterschaft und Beihilfe anhand des von der Rechtsprechung entwickelten Kriteriums des eigenen Tatinteresses greift hier somit ins Leere.455 Mittäterschaft liegt bei bewusstem und gewolltem Zusammenwirken mehrerer Personen bei Begehung ein und derselben Tat vor.456 Voraussetzung für die Annahme von Mittäterschaft ist zum einen ein gemeinsamer Tatplan, d. h. ein gemeinschaftlicher Entschluss, eine bestimmte Tat durch gemeinsames arbeitsteiliges Handeln zu begehen457, und zum anderen ein Beitrag zur Tatbestandsverwirklichung.458 Für die Mittäterschaft ist dabei eine Mitwirkung bei der Vorbereitung ausreichend459, eine Mitwirkung im Ausführungsstadium ist nicht erforderlich. Mittäterschaft beim Betrug ist grundsätzlich auch in der Form möglich, dass ein Mittäter nur die Bereicherung eines anderen anstrebt. Allerdings tritt in diesem Fall neben einer Präzisierung des Absichtsmerkmals das Abgrenzungskriterium gleichgeordneten arbeitsteiligen Vorgehens aufgrund eines gemeinsamen Tatplanes und Tatherrschaft oder wenigstens der Wille dazu in den Vordergrund.460

Bespr. Martin, JuS 2000, 96 f.; BGH NStZ – RR 2001, 148 f. u. 2002, 74 f.; BGH NStZ 2002, 145 f. 454 Cramer/Heine in: S/S, Vorbem. §§ 25 ff., Kühl, Strafrecht AT Rn 26 ff. 455 BGHSt 40, 299 (301); Tiedemann, in: LK 2005, § 263 Rn 283. 456 Lackner/Kühl, § 25 Rn 9 ff. 457 Lackner/Kühl, § 25 Rn 10; Cramer/Heine, in: S/S, § 25 Rn 81; BGHSt 6, 248 (249); BGH NStZ 1994, 339; BGH StV 1992, 376. 458 BGH NStZ 1985, 165; BGH NJW 1993, 1405; BGHSt 39, 381 (386); BGH NStZ 1999, 609 f.; BGH NJW 1999, 2449; BGH NStZ – RR 2002, 74 f.; BGH NStZ 2002, 145 f.; strittig ist, ob jede beliebige und noch so geringfügige Mitwirkung im Vorbereitungsstadium Mittäterschaft begründen kann, so die Rspr. siehe vorherige Nachweise, oder ob der Tatbeitrag für die Tatbestandsverwirklichung ursächlich sein musste, so Kühl, Strafrecht AT § 20 Rn 112. 459 BGH StV 1999, 317; BGH NStZ 2002, 145 f.; BGH wistra 1992, 181 (182); OLG Celle NJW 1994, 142; Cramer, in: S/S, § 263 Rn 180. 460 Tiedemann, in: LK 2005, § 263 Rn 283.

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3. Teil, 1. Kap.: Betrugsstrafbarkeit gem. § 263 StGB

Der mittelbare Täter steuert den Vordermann, der die Tat begeht, bei der Tatbegehung, er setzt ihn also als menschliches Werkzeug ein461 oder hat sonst als der entscheidende Veranlasser der Tat Verantwortung für das Gesamtgeschehen.462 Typischerweise kommt mittelbare Täterschaft in Betracht, wenn das Werkzeug objektiv oder subjektiv nicht tatbestandsmäßig bzw. nur teilweise tatbestandsmäßig handelt.463 Auch beim Betrug ist mittelbare Täterschaft nach den allgemeinen Regeln möglich.464 B. Teilnahme Als Teilnahmehandlungen kommen Anstiftung gem. § 26 StGB und Beihilfe gem. § 27 StGB in Betracht. Anstifter ist, wer vorsätzlich einen anderen zu dessen vorsätzlich begangener rechtswidrigen Tat bestimmt hat.465 In Abgrenzung zur mittelbaren Täterschaft besitzt der Anstifter keine Tatherrschaft.466 Ein Bestimmen i. S. d. § 26 StGB liegt vor, wenn der Täter den Entschluss zur Tat in einem anderen hervorruft. Demnach kommt nur psychische Beihilfe oder versuchte Anstiftung nach § 30 StGB in Betracht, wenn der andere bereits zur Tat entschlossen ist.467 Weiterhin muss der Anstifter einen sog. „doppelten Anstiftervorsatz“ haben.468 Demnach muss der Vorsatz des Anstifters zum einen die Anstiftungshandlung als solche erfassen und zum anderen in Bezug auf die Haupttat ausreichend konkretisiert sein. Dies ist dann der Fall, wenn dem Vorsatz die Vorstellung der in ihren Grundzügen bekannten, nicht notwendigerweise schon in allen Einzelheiten umschriebenen Tat zugrunde liegt.469 Der Vorsatz des Anstifters muss alle Umstände umfassen, die hinsichtlich der Haupttat die Strafbarkeit begründen. Dazu gehören nicht nur die äußeren Tatumstände der Tatausführung, sondern auch die für die Strafbarkeit erforderliche innere Beteiligung des Täters an seiner Tat. Demnach muss er wissen, dass der von ihm zum Betrug bestimmte Täter den Vermögensschaden des Opfers in der

461

Kühl, Strafrecht AT § 20 Rn 38 ff. Cramer/Heine, in: S/S, Vorbem. §§ 25 ff. Rn 76 ff. 463 Cramer/Heine, in: S/S, § 25 Rn 8. 464 Cramer, in: S/S, § 263 Rn 180; Tiedemann, in: LK 2005, § 263 Rn 284. 465 Lackner/Kühl, § 26 Rn 1; Cramer/Heine, in: S/S, § 26 Rn 1 f. 466 Lackner/Kühl, § 25 Rn 5; Cramer/Heine, in: S/S, § 25 Rn 45 ff. 467 BGH NSTZ – RR 1996, 1; Lackner/Kühl, § 26 Rn 2 a; Cramer/Heine, in: S/S, § 26 Rn 4/7; auch Mitverursachen, BGHSt 45, 373 (374); BGH NStZ 2000, 421 (422). 468 Lackner/Kühl, § 26 Rn 4; Kühl, Strafrecht AT, § 20 Rn 195 ff. 469 BGHSt 34, 63 (64 f.) mit krit. Anm. Roxin, JZ 1986, 908; BGHSt 42, 332 (334 f.). 462

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von § 263 StGB geforderten Vermögensvorteilsabsicht begeht. Beim Anstifter selbst muss diese Absicht nicht vorliegen.470 Als Gehilfe wird bestraft, wer vorsätzlich einem anderen zu dessen vorsätzlich begangener rechtswidriger Tat Hilfe leistet. Auch hier darf der Gehilfe keine Tatherrschaft haben.471 Hilfeleistung für die Begehung der Haupttat liegt immer dann vor, wenn ein kausaler Tatbeitrag, der die Haupttat ermöglicht oder verstärkt oder die Durchführung der Tat erleichtert oder absichert, vorliegt und nicht Täterschaft oder Anstiftung ist.472 Für die Beihilfe genügt es, dass sie hinsichtlich der Haupttat zu einer strafbaren Versuchshandlung führt.473 Der Gehilfe muss zumindest bedingt vorsätzlich474 hinsichtlich seiner eigenen Hilfeleistung handeln und die Haupttat in ihren wesentlichen Merkmalen erfassen. Dabei ist es nach der Rechtsprechung ausreichend, wenn vom Vorstellungsbild des Gehilfen der wesentliche Unrechtsgehalt und die Angriffsrichtung der von ihm unterstützten Tat erfasst wird. Einzelheiten der Tat hingegen muss er nicht kennen.475 Teilnahme ist auch beim Betrug bis zur tatsächlichen Beendigung möglich476 und zwar auch dann, wenn nach Vollendung keine Tatbestandsmerkmale mehr verwirklicht werden.477 In Abgrenzung zur Mittäterschaft spielt der Gehilfe objektiv nur eine untergeordnete Rolle.478 Beihilfe ist demnach auch bei Drittbereicherungsabsicht gegeben, wenn der Gehilfe weder Tatherrschaft noch den Willen dazu hat. Demgegenüber ist Täter, wer mit Drittbereicherungsabsicht alle Tatbestandsmerkmale des Betrugs selbst erfüllt.479 Weiterhin ist für den Gehilfenvorsatz keine präzise Vorstellung von der Haupttat erforderlich. Ausreichend ist, wenn der Gehilfe davon ausgeht, sein Beitrag werde vom Haupttäter zu Schädigungen potenzieller Tatopfer ausgenutzt.480 Die Bereicherungsabsicht ist kein besonderes persönliches Merkmal im Sinne des § 28 I StGB. Eine Strafmilderung für den Anstifter oder Gehilfen nach dieser Vorschrift kommt 470

Kühl, Strafrecht AT § 20 Rn 197. Lackner/Kühl, § 27 Rn 1; Cramer/Heine, in: S/S, § 27 Rn 1 ff. 472 Lackner/Kühl, § 27 Rn 2; Cramer/Heine, in: S/S, § 27 Rn 6 ff. 473 RGSt 59, 376 (379); 61, 360 (362); BGH StV 1994, 429; BGH NStZ 1995, 122; Lackner/Kühl, § 27 Rn 3; Cramer/Heine, in: S/S, § 27 Rn 13. 474 BayObLG NStZ 1999, 627 (628); OLG Düsseldorf StV 2002, 312 (313); LG Bochum NJW 2000, 1430 (1432) m.w. N.; Kühl, Strafrecht AT, § 20 Rn 241. 475 BGH NStZ 1990, 501; BayObLG JR 1992, 427 f. m. krit. Anm. Wolf, JR 1992, 428 (428 ff.) und Wild, JuS 1992, 911. 476 St. Rspr. vgl. statt vieler: BGH wistra 1999, 21; Cramer, in: S/S, § 263 Rn 180. 477 Str. Tiedemann, in: LK 2005, § 263 Rn 286. 478 Kühl, Strafrecht AT § 20 Rn 211. 479 Wessels/Hillenkamp, Strafrecht BT 2, Rn 587; Cramer, in: S/S, § 263 Rn 180. 480 BGHSt 42, 135 (137 ff.) mit krit. Anm. Kindhäuser, NStZ 1997, 273 ff.; BGH NStZ – RR 2000, 326; Roxin, JZ 1997, 210; Fahl, JA 1997, 11 (14); Scheffler, JuS 1997, 598 (599). 471

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3. Teil, 1. Kap.: Betrugsstrafbarkeit gem. § 263 StGB

somit nicht in Betracht. Stattdessen ist die Absicht des Täters als subjektives Unrechtselement tatbezogen und muss somit nach den allgemeinen Grundsätzen der Akzessorietät dem Teilnehmer bekannt, also zumindest von dessen dolus eventualis umfasst sein.481 C. Untersuchung der am Reitsport Beteiligten hinsichtlich einer möglichen Täterschaft oder Teilnahme Im Weiteren sollen nun die am Turniersport Beteiligten hinsichtlich ihrer möglichen Täterschaft oder Teilnahme untersucht werden. Beleuchtet werden soll dabei insbesondere die Rolle der Reiter, Trainer, Pferdebesitzer und Tierärzte. I. Die Reiter

Eine Teilnahmehandlung an dem begangenen Betrug durch eine unerlaubte Leistungsbeeinflussung auf einem Turnier scheidet regelmäßig aus, da der Betrug i. S. d. § 263 StGB von ihm selbst begangen wird, er bestimmt somit weder einen anderen zur Tatausführung, als Anstifter, noch hat er selbst keine Tatherrschaft, wie ein Gehilfe. In Betracht kommt jedoch regelmäßig Beihilfe, wenn der Reiter bestochen wurde, um die unerlaubte Leistungsbeeinflussung zu begehen.482 In Betracht kommt eine Teilnahme allerdings bei einem Verkauf des Pferdes. Zu denken ist jedoch auch an eine Mittäterschaft, wenn der Reiter das Pferd zuvor unter Anwendung einer unerlaubten Leistungsbeeinflussung auf dem Turnier einsetzt, um durch die dadurch erreichten Platzierungen den Wert für den Verkauf durch den Eigentümer zu steigern. Auf eine eigene Bereicherung müsste es ihm in diesem Fall nicht ankommen, da Drittbereicherungsabsicht ausreichend ist. Erhält er dafür jedoch eine Belohnung, dann scheidet Betrug regelmäßig aus, da es an der Stoffgleichheit fehlt.483 In Betracht kommt dann allerdings immer noch Beihilfe zum Betrug des Eigentümers gegenüber dem Käufer. II. Der Pferdebesitzer

Wie bereits im ersten Teil festgestellt wurde, haben die Besitzer der Pferde ein starkes eigenes Interesse an den Erfolgen des Pferdes. Sie sind jedoch an 481 H. M. vgl. Tiedemann, in: LK 2005, § 263 Rn 288; Lackner, in: LK, § 263 Rn 297; Herzberg, ZStW 88 (1976), 68 (90 ff.). 482 Dazu ausführlich unter 3. Teil, 1. Kapitel § 6 B. II. 483 Siehe oben 3. Teil, 1. Kapitel § 2 A. IV. 3.

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der Turnierteilnahme des Pferdes nicht im gleichen Umfang wie die Reiter beteiligt. 1. Strafbarkeit gem. § 263 StGB gegenüber und zulasten des Mitbewerbers Fraglich ist, worin eine Täuschungshandlung des Pferdebesitzers gesehen werden könnte, da dieser nicht direkt mit den Mitbewerbern in Kontakt tritt. Eine ausdrückliche Täuschung wird ebenso ausscheiden wie eine konkludente Täuschung, da eine Handlung gegenüber dem Mitbewerber, die eine ausdrückliche oder nach der Verkehrsanschauung eine stillschweigende Erklärung beinhaltet, dass der Reiter auf einem ungedopten Pferd starte, regelmäßig nicht in Betracht kommt. Ebenfalls scheidet eine Täuschung durch Unterlassen aus, da keine Garantenstellung des Pferdebesitzers gegenüber den Mitbewerbern zum Schutz ihres Vermögens vor einer Verletzung durch die Teilnahme eines gedopten Pferdes besteht. 2. Strafbarkeit gem. § 263 StGB gegenüber und zulasten des Veranstalters Gegenüber dem Veranstalter kommt eine ausdrückliche Täuschung durch die Nennung des Reiters in Betracht. Nach § 33 Nr. 5 LPO erkennen auch die Nenner mit Abgabe der Nennung die LPO und damit auch die Dopingvorschriften an. Die Nennung enthält damit die ausdrückliche Erklärung des Nenners, der Reiter werde sich regelgerecht verhalten. Durch die Abgabe der Nennung wird die Vorstellung des Veranstalters, nur Reiter die sich regelgerecht verhalten werden am Turnier teilnehmen, falsch. Es kommt somit zu einem Irrtum des Veranstalters. Allerdings liegt keine Vermögensverfügung des Veranstalters vor, da regelmäßig keine Schadensersatzansprüche gegenüber dem Reiter entstehen.484 In Betracht kommt auch ein eigenhändiger Betrug gegenüber dem Veranstalter durch Aushandeln eines Antrittsgeldes für den sich regelwidrig verhaltenden Reiter. Im Aushandeln eines Antrittgeldes kann durchaus die Erklärung der regelgerechten Turnierteilnahme gesehen werden. Eine andere Annahme wäre sinnwidrig. Dadurch entsteht beim Veranstalter ein Irrtum, da dieser für den Fall, dass ein Antrittsgeld ausgehandelt wird, regelmäßig von einer Startberechtigung des Reiters ausgehen wird. Die Vermögensverfügung ist dabei in der Auszahlung des Antrittsgeldes zu sehen und beruht auf dem Irrtum des Veranstalters. Eine Schadenskompensation kommt nicht in Betracht. Der Pferdebesitzer, der von einer unerlaubten Leistungsbeeinflussung an dem Pferd weiß und dennoch ein Antrittsgeld aushandelt, wird in der Regel vorsätz484

Siehe oben 3. Teil, 1. Kapitel § 2 D. II. 2.

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3. Teil, 1. Kap.: Betrugsstrafbarkeit gem. § 263 StGB

lich hinsichtlich der objektiven Tatbestandsmerkmale sowie der Kausalzusammenhänge handeln. Für die Bereicherungsabsicht ist eine Drittbereicherungsabsicht ausreichend. Dabei braucht der zielgerichtete Wille, den Vorteil zu erlangen, weder der einzige, der maßgebende oder auch nur der überwiegende Zweck zum Handeln sein, da ausreichend ist, wenn ihn der Täter neben anderen Zielen oder nur als Mittel für einen anderen Zweck anstrebt.485 Neben dem Fall des eigenhändigen Betrugs gegenüber dem Veranstalter kommt zudem eine Mittäterschaft mit dem dopenden Reiter in den von diesem begangenen Betrugskonstellationen in Betracht. Ein Tatbeitrag im Vorbereitungsstadium wäre dafür ausreichend. Des Weiteren müsste ein gemeinsamer Tatplan bestehen. Hinsichtlich der Bereicherungsabsicht wäre es wiederum ausreichend, wenn nur die Bereicherung des anderen angestrebt wird. Zu denken ist zudem noch an eine mittelbare Täterschaft kraft Willens- oder Wissensherrschaft, wenn der Tatmittler tatbestandslos handelt. In Betracht kommen hier insbesondere die Fälle, in denen der Tatmittler, also der Reiter, nicht weiß, dass sein Pferd gedopt ist, dem Pferdebesitzer dies jedoch bekannt ist und er den Reiter dennoch starten lässt. Weiterhin ist für den Pferdebesitzer eine Teilnehmerrolle denkbar und zwar sowohl als Anstifter als auch als Hilfeleistender. Diese Fälle sind immer dann denkbar, wenn gerade keine Bereicherungsabsicht bzw. Drittbereicherungsabsicht und/oder keine Tatherrschaft gegeben ist.486 Die Bereicherungsabsicht muss jedoch nach Akzessorietätsgrundsätzen zumindest vom dolus eventualis des Teilnehmers umfasst sein, d. h. er muss es zumindest für möglich halten, dass der Täter Bereicherungsabsicht hat. Im Falle des Betrugs gegenüber und zulasten des Veranstalters ist bei Vereinbarung eines Antrittsgeldes durch den Reiter regelmäßig davon auszugehen, dass der täuschende Reiter Bereicherungsabsicht hat. Diese wird dementsprechend vom Pferdebesitzer zumindest für möglich gehalten werden. 3. Strafbarkeit gem. § 263 StGB gegenüber und zulasten des Preisspenders Ein Betrug des Pferdebesitzers gegenüber dem Preisspender scheidet regelmäßig aus, da es bereits an einer Täuschungshandlung fehlt. So ist aus Sicht des Preisspenders der Reiter anspruchsberechtigt. In Betracht käme allenfalls eine mittelbare Täterschaft, wenn der Reiter keine Kenntnis von der unerlaubten Leistungsbeeinflussung seines Pferdes hat. Ausreichend ist in diesen Fällen, 485 Lackner/Kühl, § 263 Rn 58; Cramer, in: S/S, § 263 Rn 176; BGHSt 16, 1; Welzel, NJW 1962, 20 (21). 486 Primärer Täterbegriff, siehe dazu Lackner/Kühl, § 25 Rn 5.

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dass der Pferdebesitzer Drittbereicherungsabsicht hat. Allerdings ist die Drittbereicherungsabsicht zu verneinen, wenn die Vorteilserlangung in Form der Auszahlung der Siegprämie an den Reiter für ihn unerheblich ist, da es ihm nur auf die Platzierung des Pferdes ankommt. In Betracht kommt dann, dass der Pferdebesitzer Teilnehmer an der Tat des Reiters sein. Die Kenntnis von der Bereicherungsabsicht des täuschenden Reiters im Fall des Betrugs gegenüber dem Preisspender wird regelmäßig vorliegen und dementsprechend vom Pferdebesitzer zumindest für möglich gehalten werden. 4. Strafbarkeit gem. § 263 StGB gegenüber und zulasten des Käufers oder Züchters Für den Pferdebesitzer ist zusätzlich noch an eine unmittelbare Täterschaft beim Verkauf des Pferdes gegenüber dem Käufer sowie bei Nutzung für die Zucht gegenüber dem Züchter zu denken. Zudem wird beim Pferdebesitzer im Regelfall Bereicherungsabsicht gegeben sein, da sich zum einen durch die Platzierungen und zum anderen durch die Lebensgewinnsumme, die sich aus den Geldpreisen zusammensetzt, ein eigener wirtschaftlicher Gewinn für den Pferdebesitzer ergibt. III. Der Tierarzt

Anders stellt sich hingegen die Rolle des Tierarztes dar. Für ihn scheidet eine unmittelbare Täterschaft aus. Ebenso kann im Regelfall nicht von einer Mittäterschaft oder einer mittelbaren Täterschaft ausgegangen werden. In beiden Fällen fehlt regelmäßig die Bereicherungs- bzw. Drittbereicherungsabsicht. Die Vorteilserlangung wird sich stattdessen eher als notwendige Nebenfolge darstellen, da davon auszugehen ist, dass der Tierarzt die unerlaubte Leistungsbeeinflussung vornimmt, um seinen Kunden zufrieden zu stellen und zu erhalten. Auch Anstiftung wird im Regelfall nicht gegeben sein. Im Gegensatz dazu kommt regelmäßig Beihilfe zum Betrug in Betracht, wenn nämlich der Tierarzt von dem geplanten Turniereinsatz mit dem aufgrund seiner Behandlung nicht startberechtigten Pferd weiß. Allerdings liegt Beihilfe bei berufstypischem und damit „neutral“ erscheinendem Verhalten nur vor, wenn die Förderung einem erkennbar tatgeneigten Haupttäter gilt und sich der Gehilfe mit diesem solidarisiert.487 Berufstypisches Verhalten ist insbesondere bei der Heilbehandlung ei487 BGH wistra 2000, 340 (341 ff.), 459 (460); BGH StV 2000, 479 (480); Wessels/ Hillenkamp, Strafrecht BT 2, Rn 587; Hillenkamp, 28. AT Problem, S. 181 ff.

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3. Teil, 1. Kap.: Betrugsstrafbarkeit gem. § 263 StGB

nes Pferdes gegeben, sodass hier die Förderung und Sozialisierung mit dem täuschenden Reiter besonders festgestellt werden muss. Als nichtberufstypisches Verhalten muss jedoch jede Verabreichung von Substanzen aufgefasst werden, für die keine medizinische Indikation vorliegt. Besondere Feststellungen sind dann nicht mehr zu treffen.

§ 6 Wette In diesem Abschnitt der Arbeit sollen nun im Folgenden einige ausgewählte Probleme der Leistungsbeeinflussung im Zusammenhang mit Pferderennen und Pferdewetten untersucht werden. Als Täter steht dabei der Wetter im Mittelpunkt, der für den Ausgang eines Pferderennens eine Totalisatorwette abgibt. Auf eine mögliche Strafbarkeit hin untersucht werden sollen dabei die folgenden Fallgestaltungen, die einen Informationsvorsprung des Wetters beim Abschluss der Wette beinhalten: • dem Wetter ist die Leistungsbeeinflussung eines Pferdes bekannt (Insiderinformationen) oder • der Wetter hat einen Jockey bestochen oder selbst ein Pferd in der Leistung beeinflusst (Manipulation des Rennens). A. Strafbarkeit des Wetters I. Strafbarkeit des Wetters gem. § 263 StGB beim Abschluss einer Totalisatorwette in Kenntnis von Insiderinformationen

1. Allgemeine Bestimmungen Zunächst sind die Begriffe der Insiderinformation und der Totalisatorwette zu erläutern. Einige Wetter werden über Informationen verfügen, die den anderen Wettern nicht zugänglich sind. Dieser Informationsvorsprung kann sich zum einen aus einer umfassenderen Sachkenntnis des Wetters selbst oder aus Beziehungen zu Jockey, Pferdebesitzern, Trainern oder Tierärzten ergeben. Vorliegend wird unter dem Begriff „Insiderinformation“ diejenige Information verstanden, die aus Beziehungen zum genannten Personenkreis stammen und die inhaltlich das Wissen über eine unerlaubte Leistungsbeeinflussung beinhalten. Unter einem Totalisator wird eine mechanische Wettmaschine verstanden, die seit 1871 von den Veranstaltern auf den Rennplätzen in Deutschland verwendet wird.488 Am Totalisator laufen alle eingesetzten Wettgelder ein und werden zu-

§ 6 Wette

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sammengezählt. Nach Abzug der behördlich genehmigten Gelder für den Veranstalter und Steuern werden die Gelder nach der Höhe der einzelnen Wetteinsätze anteilig an die Gewinner ausgeschüttet.489 Das Besondere an dieser Art der Wette ist, dass die Wetter nicht gegen den Veranstalter oder einen Buchmacher wetten, sondern gegeneinander.490 2. Täuschungshandlung gegenüber dem Veranstalter Als Täuschungshandlung kommt die Verwendung des Informationsvorsprungs bei Abschluss des Spielvertrages in Betracht. a) Ausdrückliche Täuschung Die Verwendung des Informationsvorsprungs bei Abschluss eines Spielvertrages könnte eine ausdrückliche Täuschung sein, wenn der Wetter ausdrücklich mündlich oder schriftlich erklärt, keinen Informationsvorsprung bei Abschluss des Wettvertrages zugrunde gelegt zu haben. Eine ausdrückliche Erklärung liegt im Regelfall nicht vor. In Betracht kommt eine schriftliche Erklärung bei Abschluss des Spielvertrages. Zu betrachten sind somit die Bestimmungen des Spielvertrages, der zwischen dem Wetter und dem Totalisator unter Anerkennung der Teilnahmebedingungen zustande kommt.491 Gegenstand des Vertrages ist die Voraussage der Einlaufreihenfolge der am Rennen beteiligten Pferde.492 Geregelt wird der Abschluss des Wettvertrages in § 1 der Vorschriften für den Wettbetrieb.493 Darin wird lediglich das Verfahren zur Abgabe und Annahme einer Totalisatorwette geregelt. Eine Bestimmung, mit welchem Inhalt die Voraussagen getroffen werden müssen, ist hingegen in den Vorschriften für den Wettbetrieb nicht enthalten. Dem Abschluss des Wettvertrages liegt somit keine ausdrückliche Erklärung über die Verwendung eines Informationsvorsprungs zugrunde.494 488

Deselaers, in: Rechtsprobleme, S. 18; Behrens, Vermögensstraftaten, S. 1. Deselaers, in: Rechtsprobleme, S. 18. 490 Behrens, Vermögensstraftaten, S. 2; Pfister, in: Rechtsprobleme, S. 78; Deselaers, in: Rechtsprobleme, S. 18. 491 Pfister, in: Rechtsprobleme, S. 77. 492 Weber, in: Rechtsprobleme, S. 52. 493 Der Untersuchung werden die Vorschriften für den Wettbetrieb eines aufgrund des § 1 des Rennwett- und Lotteriegesetzes vom 08.04.1922 in der Fassung der letzten Änderung vom 20.12.1993 zum Unternehmen eines Totalisators zugelassenen Rennvereins, dessen Rennen das Direktorium für Vollblutzucht und Rennen e.V. oder der Hauptverband für Traber-Zucht und Rennen e.V. bzw. deren Aufsichtsorganisationen genehmigt haben, zugrunde gelegt. 494 So auch Weber, in: Rechtsprobleme, S. 52. 489

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3. Teil, 1. Kap.: Betrugsstrafbarkeit gem. § 263 StGB

b) Konkludente Täuschung In Betracht kommt des Weiteren eine konkludente Täuschung. Dann müsste der Erklärung des Wetters bei Abschluss eines Wettvertrages über das ausdrücklich Erklärte hinaus ein weiterer Erklärungsinhalt beigemessen werden können. Abzustellen ist bei der Auslegung des Erklärungsinhaltes auf die Verkehrsanschauung der an der Wette beteiligten Personen. Als Indiz für die Feststellung der Verkehrsanschauung sind die Vorschriften für den Wettbetrieb, die gem. Teil 1 der Vorschriften über den Wettbetrieb auf der Rennbahn und in den Wettannahmestellen aushängen und somit den beteiligten Verkehrskreisen bekannt sind, heranzuziehen. Die Vorschriften für den Wettbetrieb enthalten keine ausdrückliche Regelung zum Inhalt der Voraussagen des Wetters über die Reihenfolge der Zieleinläufe der am Rennen beteiligten Pferde (Wette).495 Allerdings ist in § 1 (7) der Vorschriften für den Wettbetrieb geregelt, dass der Rennverein oder die Wettannahmestelle berechtigt ist, eine Totalisatorwette bei Vorliegen eines wichtigen Grundes von dem Totalisatorbetrieb auszuschließen oder bis zum Zeitpunkt des Starts aus wichtigem Grund vom Vertrag zurückzutreten. Ein wichtiger Grund liegt nach dieser Bestimmung u. a. vor, wenn der Verdacht einer strafbaren Handlung besteht. Nicht näher ausgeführt wird jedoch worauf sich die strafbare Handlung bezieht. Da jedoch diese Bestimmung unter dem Regelungspunkt des Wettvertrages getroffen wurde sowie aus der Folge der Regelung, nämlich dem Ausschluss der Totalisatorwette oder dem Rücktritt vom Wettvertrag, könnte aus dem Zusammenhang geschlossen werden, dass die strafbare Handlung sich auf die Wette zu beziehen oder zumindest mit ihr im Zusammenhang zu stehen hat. Folgt man dieser Auslegung anhand der Wettordnung, dann enthält die Abgabe der Totalisatorwette aus der Sicht der am Wettbetrieb Beteiligten die konkludente Erklärung, dass der Wette keine strafbare Handlung zugrunde liegt. Zur Beurteilung, ob demnach ein Informationsvorsprung bei Abschluss der Totalisatorwette eine konkludente Täuschung darstellt, ist aus dieser Sicht entscheidend, ob der Informationsvorsprung eine strafbare Handlung darstellt. Dies kann allein auf den Informationsvorsprung abgestellt verneint werden. Der Informationsvorsprung stellt keine strafbare Handlung im Zusammenhang mit der Totalisatorwette dar.496 Etwas anderes könnte sich jedoch dann ergeben, wenn die Kenntniserlangung der Informationen eine strafbare Handlung darstellt. Hinsichtlich der Art der Erlangung von Informationen sind folgende Möglichkeiten zu unterscheiden: 495 496

Siehe dazu 3.Teil, 1. Kapitel § 6 A. I. 2. a). Im Ergebnis auch Behrens, Vermögensstraftaten, S. 68.

§ 6 Wette

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Zum einen können Informationen erlangt werden, indem die Pferdebesitzer Auskunft erteilen über Krankheiten oder den Trainingszustand des Pferdes. Diese Form der Erlangung von Informationen stellt keine strafbare Handlung im Zusammenhang mit der Wette dar und wäre somit als zulässige Insiderinformation zu bezeichnen. Zum anderen können Informationen erlangt werden, indem bspw. der Tierarzt des Pferdes bestochen wird, um so Informationen über den Gesundheitszustand des Pferdes zu erlangen. Dies ist strafbar als Anstiftung zum Geheimnisverrat §§ 203, 26 StGB. Diese Form der Erlangung von Informationen stellt somit eine strafbare Handlung dar und könnte eine unzulässige Insiderinformation sein, die wiederum eine konkludente Täuschung im Rahmen des Betrugs sein könnte. Diese Wertung überdehnt jedoch die Möglichkeit der Auslegung als konkludente Täuschung im Rahmen eines Betrugs. Das im Rahmen eines Betrugs geschützte Rechtsgut ist das Vermögen. Die strafbare Informationserlangung verletzt jedoch andere Rechtsgüter und kann schon aus diesem Grund nicht vom Tatbestand des Betrugs umfasst sein.497 In der Verwendung von Insiderinformationen beim Abschluss eines Wettvertrages liegt keine konkludente Täuschung. c) Täuschung durch Unterlassen Die Täuschung ist auch durch Unterlassen möglich, wenn eine Garantenpflicht zur Aufklärung besteht, das Unterlassen der Verwirklichung des § 263 StGB durch ein Tun entspricht und die Aufklärung zumutbar ist.498 Vorliegend müsste demnach für den Wetter eine Pflicht zur Offenbarung der Insiderinformationen bei Abschluss des Wettvertrages bestehen. Eine derartige Offenbarungspflicht kann nach allgemeiner Ansicht nicht allein schon aus dem allgemeinen „Grundsatz von Treu und Glauben“ hergeleitet werden499, vielmehr ist zudem für das Vorliegen einer Offenbarungspflicht ein besonderes Vertrauensverhältnis zu fordern, wonach der Unterlassende aufgrund einer besonders begründenden Einstandspflicht für die vermögensrechtliche Entscheidungsfreiheit des anderen „auf Posten gestellt“ ist.500 Ein derartiges besonderes Vertrauensverhältnis liegt jedoch beim Abschluss einer Pferdewette nicht vor.501 Grundlage des Abschlusses einer Pferdewette ist die Vorhersage der Reihenfolge der Pferde beim Zieleinlauf durch den Wetter und die unabhängige 497

So auch Weber, in: Rechtsprobleme, S. 55; Behrens, Vermögensstraftaten, S. 69. Tröndle/Fischer, § 263 Rn 22. 499 Siehe dazu bereits oben BGHSt 39, 400, m. Anm. Joerden , JZ 1994, 422; Naucke, NJW 1994, 2809 (2810); Schwane, JA 1994, 540 (542); Achenbach, NStZ 1995, 430 (431); BGH StV 1988, S. 386. 500 BGHSt 39, 392, (398); Ranft, Jura 1992, 66 (67); Otto, JZ 1993, 653 f. 498

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3. Teil, 1. Kap.: Betrugsstrafbarkeit gem. § 263 StGB

Festlegung der Gewinnquoten durch den Veranstalter. Die Vorhersage der Reihenfolge der Pferde beim Zieleinlauf wird zwar innerlich beim Wetter durch die Insiderinformationen bestimmt, das Ergebnis oder der Ablauf des Rennens wird durch die Insiderinformationen jedoch nicht beeinflusst und damit wird auch die Pflicht des Veranstalters zur Festlegung der Gewinnquoten nicht berührt. Der Ausgang des Rennens hängt von Leistungsfähigkeit und Willen der Teilnehmer und von nicht kalkulierbaren Umständen und Zufällen ab.502 Eine Täuschung durch Unterlassen liegt also nicht vor. 3. Ergebnis Der Wetter, der über einen Informationsvorsprung verfügt, begeht mangels Täuschungshandlung keinen Betrug i. S. d. § 263 StGB gegenüber dem Veranstalter und zulasten der anderen Mitwetter. II. Strafbarkeit gem. § 263 StGB durch Manipulation des Rennens

Im Unterschied zum vorhergehenden Fall des Ausnutzens eines Informationsvorsprungs wird hier das Rennen, das der Totalisatorwette zugrunde liegt, manipuliert. Der Wetter nimmt dadurch direkt Einfluss auf das Wettergebnis. 1. Täuschungshandlung gegenüber und zulasten der Mitwetter a) Täuschung durch aktives Tun Tathandlung ist die Täuschung über Tatsachen. Vorliegend kommt als Tatsache das Pferderennen in Betracht. Dieses Rennen wird durch das Verhalten des Wetters verändert. In Betracht kommt somit eine Täuschung durch Tatsachenveränderung. Eine Täuschung durch die Manipulation des Pferderennens setzt jedoch weiterhin voraus, dass das Rennen Gegenstand der Vorstellung des Opfers ist und dass durch die Manipulation des Rennens auf das Vorstellungsbild des Opfers eingewirkt wirkt. Das Rennen bildet die Grundlage für den Abschluss von Wetten. Gegenstand der Vorstellung der Mitwetter ist somit das jeweilige Rennen. Des Weiteren ist von der Vorstellung mitumfasst, dass das Rennen regelgerecht durchgeführt wird.503 Durch die Manipulation des Rennens würde dieses somit nicht mehr regelgerecht ausgetragen. Die Vorstellung der Mitwetter, es handle sich bei dem 501 Behrens, Vermögensstraftaten, S. 74; BGHSt 16, 120 (122); RGSt 62, 415 (416); Weber, in: Rechtliche Probleme, S. 52. 502 Weber, in: Rechtsprobleme, S. 54. 503 So Weber, in: Rechtsprobleme, S. 60.

§ 6 Wette

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der Wette zugrunde liegenden Rennen um ein regelgerecht durchgeführtes, würde folglich durch die Manipulation falsch.504 Erforderlich ist jedoch, dass durch die Täuschung auf das Vorstellungsbild des Opfers eingewirkt wird. Die bloße Veränderung von Tatsachen stellt keine Täuschung dar.505 Die Vorstellung der Mitwetter über das jeweilige Rennen beim Abschluss der Wette wird unbeeinflusst von der Täuschung gebildet. Durch die Manipulation des Rennens wird somit nicht auf das Vorstellungsbild der Mitwetter eingewirkt, auch wenn dadurch die zunächst richtige Vorstellung der Mitwetter, das Rennen werde regelgerecht ablaufen, unrichtig wird.506 Mangels Einwirkung auf die Vorstellung der Mitwetter liegt keine (ausdrückliche oder konkludente) Täuschung gegenüber den Mitwettern vor. b) Täuschung durch Unterlassen Eine Täuschung durch Unterlassen kommt vorliegend in Betracht, wenn für den Täter gegenüber den Mitwettern eine Pflicht zur Aufklärung über die Manipulation des Pferderennens besteht. Eine Aufklärungspflicht könnte sich vorliegend aus der Besonderheit der Totalisatorwette ergeben, wonach die Wetter gegeneinander wetten. Zu beachten ist jedoch, dass der Wettvertrag mit dem Totalisator geschlossen wird. Zwischen den Wettern kommt keine vertragliche Bindung zustande. Ebenso ist kein besonderes Vertrauensverhältnis ersichtlich. Eine Aufklärungspflicht liegt nicht vor. c) Ergebnis Ein Betrug gegenüber und zulasten der Mitwetter liegt mangels Täuschungshandlung nicht vor. Allerdings müssen Getäuschter und Geschädigter nicht identisch sein.507 Zu prüfen ist somit, ob ein Betrug gegenüber dem Totalisator zulasten der Mitwetter in Betracht kommt.

504

So Weber, in: Rechtsprobleme, S. 60; ablehnend Klimke, JZ 1980, 581. Lackner, in: LK, § 263 Rn 18; Lackner/Kühl, § 263 Rn 6; Cramer, in: S/S, § 263 Rn 37, der erst das Entstehen eines Irrtums verneint; a. A. Arzt/Weber, Strafrecht BT, § 20 Rn 46. 506 So auch Ditz, Doping, S. 491; Bockelmann, FS Eb. Schmidt, S. 439. 507 St. Rspr. vgl. namentlich RGSt 73, 382 (384); BGHSt 18, 221 (223). 505

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3. Teil, 1. Kap.: Betrugsstrafbarkeit gem. § 263 StGB

2. Strafbarkeit gem. § 263 StGB gegenüber dem Totalisator und zulasten der Mitwetter In Betracht kommt vorliegend eine konkludente Täuschung gegenüber dem Angestellten des Veranstalters (Totalisator) zulasten der Mitwetter. a) Konkludente Täuschung gegenüber dem Veranstalter Grundlage des Wettvertrages ist das vom Zufall abhängende Wettrisiko.508 Wird ein Rennen manipuliert, dann entfällt das vom Zufall abhängende Wettrisiko und somit die Grundlage des Wettvertrages. Die Geschäftsgrundlage ist wesentliches Element eines Vertrages, sodass sie beim Abschluss eines Vertrages immer schlüssig miterklärt wird.509 Indem der Täter mit dem Angestellten des Veranstalters einen Wettvertrag schließt, täuscht er diesen konkludent über seine Bereitschaft, das Wettrisiko einzugehen.510 b) Irrtum Die Vorstellung des Angestellten des Veranstalters müsste durch die Täuschungshandlung des Wetters unrichtig geworden sein. Dazu ist zunächst zu fragen, ob sich der Angestellte des Totalisators beim Abschluss des Wettvertrages überhaupt Vorstellungen über die Bereitschaft des Wetters, das Wettrisiko einzugehen, macht. Der Abschluss von Wetten in der Annahmestelle eines Totalisators stellt ein Massengeschäft dar. In Erwägung zu ziehen ist somit, dass sich der Angestellte keine Vorstellungen über die Bereitschaft des Wetters das Wettrisiko einzugehen, macht. Allerdings handelt es sich bei dem Wettrisiko um die wesentliche Grundlage des Wettvertrages. In Betracht kommt folglich, dass die Angestellten des Totalisators zumindest die Vorstellung „alles sei in Ordnung“ hinsichtlich des Wettrisikos haben. Die Vorstellung, Grundlage des Wettvertrages sei ein vom Zufall abhängendes Wettrisiko, wird durch die Manipulation des Rennens unrichtig. Bezugspunkt des Irrtums ist dabei der Abschluss des Wettvertrages. Bei dem Angestellten des Totalisators wird somit durch die Täuschung kausal ein Irrtum erregt.

508

BGHSt 29, 165 (167). Cramer, in: S/S, § 263 Rn 16 e; Lackner, in: LK, § 263 Rn 43. 510 BGHSt 29, 165 (167); Lackner/Kühl, § 263 Rn 9; Cramer, in: S/S, § 263 Rn 16 e. 509

§ 6 Wette

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c) Vermögensverfügung zulasten der Mitwetter In Betracht kommt eine Vermögensverfügung durch die Annahme des Wettangebotes, da dadurch dem Wetter ein Gewinnanspruch eingeräumt wird, der die Gewinnquote der übrigen Wetter beeinflusst. Diese Veränderung der Gewinnquote durch die Annahme des Wettangebotes müsste für die übrigen Wetter unmittelbar vermögensmindernd sein. An der Unmittelbarkeit könnten jedoch Zweifel bestehen, da die Gewinnaussichten der Mitwetter bereits durch die Manipulation des Rennens nachteilig durch weitgehende Ausschaltung des Zufalls verändert wurden.511 Diese Überlegung ist jedoch irreführend, da die Gewinnaussicht der Wetter bei einer Totalisatorwette nicht nur vom Zufall abhängt, der tatsächlich durch die Manipulation des Rennens verändert wird, ohne dass es auf die Wette des Täuschenden ankäme, sondern auch von der Gewinnquote, die durch die Anzahl der teilnehmenden Wetter bestimmt wird. Diese verändert sich jedoch erst durch die Annahme des Wettangebotes des täuschenden Wetters durch den Angestellten des Totalisators. Diese Veränderung der Gewinnquote ist für die übrigen Wetter unmittelbar vermögensmindernd, da dadurch ihr Anspruch auf eine vom Zufall bestimmte und auf einem unmanipulierten Rennen beruhende Gewinnaussicht vernichtet wird. Die Manipulation des Rennens entzieht damit den Wettverträgen die Geschäftsgrundlage.512 Gegenstand der Vermögensverfügung ist somit die Gewinnaussicht der Mitwetter.513 Hinsichtlich der Gewinnaussicht der Mitwetter ist jedoch fraglich, ob der Angestellte des Veranstalters überhaupt wirksam darüber verfügen konnte.514 Überwiegend wird in den Fällen, in denen der Verfügende und der Geschädigte nicht ein und dieselbe Person sind (sog. Dreiecksbetrug) ein Näheverhältnis des Verfügenden zur Vermögenssphäre des Geschädigten gefordert.515 Umstritten sind jedoch die Erfordernisse, die an ein derartiges Näheverhältnis gestellt werden müssen.

511

So Klimke, JZ 1980, 581 (582). Im Ergebnis wohl auch Weber, in: Rechtsprobleme, S. 55. 513 So auch BayObLG, NJW 1993, 2820 (2821). 514 Nicht weiter problematisiert in BGHSt 29, 165, 168; BayObLG, NJW 1993, 2820 (2821); kritisch jedoch auch Ditz, Doping, S. 493 ff.; Klimke JZ 1980, 581 (582). 515 Das Erfordernis eines „Näheverhältnisses“ ist schon zur Wahrung des Betrugs als Selbstschädigungsdeliktes zu fordern, so auch Wessels/Hillenkamp, Strafrecht BT 2, Rn 649. 512

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3. Teil, 1. Kap.: Betrugsstrafbarkeit gem. § 263 StGB

aa) Näheverhältnis Das Problem der Bestimmung der Erfordernisse an ein Näheverhältnis hat sich vordergründig aus der Abgrenzung des sog. Dreiecksbetrugs vom Diebstahl in mittelbarer Täterschaft ergeben. Dieselben Kriterien gelten jedoch auch mit Einschränkungen bei einem „Dreiecksbetrug“ in Bezug auf Forderungen, Rechte oder tatsächliche Erwerbsaussichten, sodass sie auch im vorliegenden Fall von Bedeutung sind.516 Im Wesentlichen stehen sich zu diesem Problemkreis zwei Theorien gegenüber. Zum einen die Befugnis- oder Ermächtigungstheorie517 und zum anderen die Lagertheorie.518 Einigkeit besteht zwischen zahlreichen Vertretern beider Theorien dahingehend, dass es an einer Vermögensverfügung fehlen soll, wenn der Getäuschte sich zu einer Handlung verleiten lässt, zu der er, wie er weiß, nicht befugt ist.519 Ansonsten unterscheiden sich beide Ansichten jedoch zum Teil erheblich hinsichtlich der Anforderungen an eine Beziehung des Getäuschten zum Vermögensinhaber, sodass nun zunächst beide Theorien dargestellt werden. Nach der Befugnis- oder Ermächtigungstheorie kann dem Vermögensinhaber das Verhalten des Getäuschten nur dann wie ein eigenes Handeln zugerechnet werden, wenn sich der Getäuschte subjektiv auf eine Ermächtigungsgrundlage stützen kann.520 Danach genügen den Anforderungen des § 263 StGB nur solche Näheverhältnisse, denen bereits nach außerstrafrechtlichen Regelungen521 die Wirkung einer Vertretung bzw. Ermächtigung zur Eigentumsübertragung zukommt. Nach der sog. Lagertheorie kommt es für das erforderliche Näheverhältnis hingegen lediglich darauf an, dass der Dritte bildlich gesprochen im „Lager“ des Geschädigten und damit „im Machtbereich“ des Berechtigten als „Gehilfe und Schützer“522 steht.

516 Tiedemann, in: LK 2005, § 263 Rn 117, Wessels/Hillenkamp, Strafrecht BT 2, Rn 649, strittig ist insbesondere, ob das Näheverhältnis schon vor der Tat bestanden haben muss; dafür Schröder, JZ 1972, 707 (709). 517 Amelung, GA 1977, S. 15; Mitsch, Strafrecht BT 2/1, § 7 Rn 74; Samson/Günther, in: SK, § 263 Rn 92 ff; Roxin/Schünemann, JuS 1969, 372 (375). 518 Sie wird sowohl von der Rspr., vgl. BGHSt 18, 221 (223); als auch überwiegend in der Lit. – Lackner, in: LK, § 263 Rn 114; Cramer, in: S/S, § 263 Rn 65 ff.; Haft, Strafrecht BT, S. 211; Maurach/Schroeder/Maiwald, Strafrecht BT 1, § 41 Rn 80; Rengier, Strafrecht BT I, § 13 Rn 47; Wessels/Hillenkamp, Strafrecht BT 2, Rn 638 ff. vertreten. 519 Siehe im Einzelnen dazu die Nachweise bei Pawlik, Verhalten, S. 215. 520 Amelung, GA 1977, S. 15; Schünemann, GA 1969, S. 53. 521 Darunter sind vor allem Normen des Zivilrechts zu verstehen, vgl. Pawlik, Verhalten, S. 214. 522 So Schröder, ZStW 60, S. 71.

§ 6 Wette

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Nach der hier vertretenen Ansicht wird im Grundsatz der Lagertheorie gefolgt. Die Befugnis- oder Ermächtigungstheorie wird im Wesentlichen deshalb abgelehnt, da ihre zivilrechtliche Orientierung nicht zu dem hier vertretenen wirtschaftlich ausgerichteten Vermögens- und Verfügungsbegriff im Rahmen des § 263 StGB passt. Darüber hinaus kann mit ihr nicht die nötige Eigenständigkeit der strafrechtlichen Begriffsbildung gegenüber anderen Rechtsgebieten herausgehoben werden523, da sich die Bestimmung der Befugnis- bzw. Ermächtigung wiederum aus Normen anderer Rechtsgebiete, insbesondere des Zivilrechts ableitet. Allerdings ist innerhalb der Lagertheorie strittig, ob das Näheverhältnis auch im Falle des Betrugs hinsichtlich tatsächlicher Erwerbschancen bereits vor der Tat vorgelegen haben muss. Dargestellt wird aus diesem Grund zunächst die Ansicht von Ditz524, der mit einem Teil der Literatur525 fordert, dass der Verfügende zum Vermögen des Geschädigten bereits vor der Verfügung in einem gewissen Näheverhältnis gestanden haben muss. (1) Ansicht von Ditz Ausgangspunkt seiner Untersuchung ist ebenfalls die Frage, ob der Angestellte des Veranstalters, der den unredlichen Wetter526 zur Wette zulässt, im Verhältnis zu den geschädigten Mitwettern überhaupt eine Vermögensverfügung i. S. d. § 263 StGB treffen konnte.527 Für Ditz ergibt sich zunächst aus dem Erfordernis, bereits vor der Verfügung tatsächlich auf das Vermögen der Wetter einwirken zu können, dass es nicht auf die rechtliche Legitimation ankommt528, sondern darauf, ob die Angestellten des Totalisators wirtschaftlich in der Lage sind, auf das Vermögen der Wetter vor der Zulassung des unredlichen Wetters einzuwirken. Die Wetter erlangten zwar mit dem Anlegen der Wette bei dem Totalisator eine Gewinnchance, die ebenso wie der durch die richtige Vorhersage des Rennausgangs bedingte Anspruch auf Auszahlung des Gewinns einen Vermögenswert darstelle. Allerdings habe der Totalisator über diese Vermögenswerte keine tatsächliche Verfügungsmöglichkeit. Gegen die Machtbefugnis des Totalisators, über das Vermögen der Wetter verfügen zu können, spräche das streng 523

So auch Wessels/Hillenkamp, Strafrecht BT 2, Rn 639; Pawlik, Verhalten, S. 217. Ditz, Doping, S. 493 ff. 525 So insbesondere Schröder, ZStW 60, S. 33, 71, 73; Samson, JA 1978, 564 (567 f.). 526 Im Rahmen von Ditz’ Untersuchung hat der Wetter die Pferde negativ gedopt, siehe Ditz, Doping, S. 490. 527 Ditz, Doping, S. 496. 528 Darauf stellt seiner Ansicht nach insbesondere Klimke, JZ 1980, 581 ab, vgl. Ditz, Doping, S. 497. 524

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3. Teil, 1. Kap.: Betrugsstrafbarkeit gem. § 263 StGB

formalisierte Wettverfahren. So habe der Totalisator jedem Wetter, der gewonnen hat, entsprechend dessen Einsatz die gleiche Gewinnsumme auszubezahlen, sodass es von vornherein nicht möglich sei, bei gleichem Einsatz und der gleichen Wettart einem Wetter mehr bzw. einem anderen Wetter weniger auszuzahlen, was nach der Ansicht von Ditz einer Vermögensverfügung gleichkäme. Die Höhe der Auszahlung hänge somit nicht vom Totalisator ab, sondern von der Anzahl derjenigen Personen, die den Ausgang des Rennens ebenfalls richtig vorhergesagt haben.529 Zudem könne der Totalisator nicht vor der Zulassung des manipulierenden Wetters über die Gewinnchancen der Wetter eine Verfügung treffen, da er verpflichtet sei, alle Wetten bis zum Start des Rennens anzunehmen. Eine Vermögensverfügung finde deshalb erst in dem Zeitpunkt statt, in dem der Veranstalter durch die Annahme des Wettangebotes des unredlichen Wetters diesem einen durch den Ausgang des Rennens bedingten Gewinnanspruch einräumt und dadurch die Gewinnchancen der anderen Wetter wegfallen oder gemindert werden.530 Folglich besteht für Ditz kein Näheverhältnis, da keine Verfügungsmacht vor der Vermögensverfügung gegeben ist. (2) Stellungnahme Der Ansicht von Ditz kann nicht vollständig zugestimmt werden. Zuzustimmen ist ihm zwar grundsätzlich darin, dass auch im Falle von tatsächlichen Erwerbsaussichten eine Nähebeziehung zu fordern ist, da andernfalls der Charakter des Betrugs als Selbstschädigungsdelikt nicht gewahrt werden kann.531 Denn gerade durch das Erfordernis des Näheverhältnisses wird der Verfügende bildlich gesprochen zum „verlängerten Arm“ des Getäuschten, sodass sich die Verfügung wiederum als durch den Getäuschten selbst vorgenommen darstellen lässt. Sie muss ihm folglich zugerechnet werden können. Dies erfordert jedoch zum einen nicht zwingend, dass das Näheverhältnis bereits vor der Verfügung bestanden hat. Dieses Erfordernis würde stattdessen zu einer starken Einengung der Betrugsstrafbarkeit in diesen Fällen führen, denn im Gegensatz zum Sachbetrug, wo dieses Erfordernis zur Abgrenzung von Diebstahl in mittelbarer Täterschaft vom Sachbetrug dient, führt die zwingende Anwendung in den vorliegenden Fällen zur Straflosigkeit, obwohl der Täter durch die Täuschung das Vermögen des Geschädigten angreift. Zum anderen ist nicht zwingend erforderlich, dass der Getäuschte nicht nur „verlängerter Arm“, sondern wie Ditz fordert auch eigenständige Verfügungsmacht über das Vermögen des Geschädigten hat. Ausreichend ist vielmehr, 529 530 531

Ditz, Doping, S. 497. Ditz, Doping, S. 498. So auch Wessels/Hillenkamp, Strafrecht BT 2, Rn 649.

§ 6 Wette

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wenn der Getäuschte aufgrund eines Näheverhältnisses zum Geschädigten im Zeitpunkt der Vermögensverfügung Reflexwirkungen im Vermögen des Geschädigten und nicht nur in dessen Dispositionsfreiheit erzeugen kann. Dies setzt zumindest eine besondere Beziehung zwischen dem Getäuschten und dem Geschädigten voraus. Diese kann und wird sich zwar in der Regel aus einer auf einer Norm eines anderen Rechtsgebiets begründeten Rechtsstellung des Getäuschten zum Geschädigten ergeben oder aus einer Vereinbarung.532 Dies ist jedoch nicht zwingend. Vielmehr kann sich diese besondere Beziehung auch aus allgemein anerkannten Grundsätzen533 oder dem angewendeten Verfahren ergeben. Vorliegend ist die Fallgestaltung, in der sich die besondere Beziehung aus dem angewendeten Verfahren ergibt, von Bedeutung. Erforderlich ist für ein derartiges Verfahren, dass es sich streng nach vorgegebenen Regeln richtet und keine von den Voraussetzungen abweichende Einzelfallentscheidung zulässt.534 Dies dient dazu, bereits vor dem Verfahren eine Vertrauensbeziehung aufzubauen, da zum einen für die Teilnehmenden genaue Regelungen ausgegeben werden, an die sie sich halten können, und zum anderen seitens der Verfahrensstelle die Verpflichtung besteht, sich ihrerseits an die Regelungen zu halten. Ein festes Verfahren sorgt somit für eine Gleichbehandlung zum Schutz der Teilnehmenden. Das Wettverfahren stellt ein derartiges formalisiertes Verfahren dar.535 Die zumindest mittelbar aus dem Verfahren folgende Verpflichtung zum Schutz der Teilnehmer ist ausreichend, um ein Näheverhältnis im hier verstandenen Sinn zu erzeugen. Der Charakter des Betrugs als Selbstschädigungsdelikt bleibt gewahrt, da der Totalisator nicht wie ein beliebiger Dritter dem Vermögen des Geschädigten gegenübersteht. Ein Näheverhältnis zwischen dem Totalisator und den Wettern liegt demnach aufgrund des formalisierten Wettverfahrens vor. Durch die Annahme der Wette des manipulierenden Wetters nimmt der Angestellte des Totalisators eine Vermögensverfügung für den Geschädigten vor, da durch die Manipulation des Pferderennens der Anspruch auf eine vom Zufall bestimmte Gewinnchance vernichtet wird.

532 So bei BGHSt 33, 244 (249) (Garantiehaftung eines Kreditkartenausstellers); BGHSt 24, 386 (389). 533 So kann sich die besondere Beziehung zwischen einem Gläubiger und einem Schuldner aus dem allgemeinen Grundsatz von Treu und Glauben ergeben, wonach beide aufgrund des zwischen ihnen bestehenden Schuldverhältnisses bspw. zur gegenseitigen Rücksichtnahme verpflichtet sind, anders Krack/Radtke, JuS 1995, 17 (19); oder aus Rechtsscheinsgrundsätzen, vgl. OLG Celle NJW 1994, S. 143. 534 Für das formalisierte Vergabeverfahren bspw. BGHSt 17, 147 (148). 535 So auch Ditz, Doping, S. 497.

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3. Teil, 1. Kap.: Betrugsstrafbarkeit gem. § 263 StGB

bb) Kausalzusammenhang Der Irrtum des Angestellten des Totalisators ist regelmäßig mitbestimmend für die konkrete Vermögensverfügung, da der Angestellte des Totalisators regelmäßig nur dann mit einem Wetter einen Wettvertrag abschließt, wenn er durch das Verhalten des Wetters die Vorstellung hat, dass „alles in Ordnung sei“. d) Vermögensschaden Fraglich ist, ob um Zeitpunkt der Vermögensverfügung eine Schadenskompensation in Betracht kommt. Zu denken ist dabei an eine Schadenskompensation durch erfolgte Gewinne, sodass nur diejenigen Mitwetter geschädigt sind, die nicht gewonnen haben. In der Entscheidung des BGH vom 19.12.1979536, der ein Sachverhalt zugrunde gelegen hat, in dem ein Wetter durch Bestechung von Jockeys das Rennen manipulierte, heißt es: „Der durch den Angeklagten getäuschte, für den Veranstalter handelnde Angestellte räumte dem Angeklagten durch die Annahme des Wettangebots einen durch den Ausgang des Rennens bedingten Gewinnanspruch ein, bewirkte also eine Vermögensverfügung. Dadurch wurden (. . .) die Wetter geschädigt, deren Gewinnchancen durch den vom Angeklagten veranlassten irregulären Rennverlauf wegfielen oder gemindert waren.“ Der BGH sieht in diesem Fall von Wettbetrug nur diejenigen Mitwetter als geschädigt an, deren Gewinnchancen durch die Manipulation wegfielen oder gemindert waren. Die Vermögensverfügung liegt nach Ansicht des BGH allerdings bereits in der Annahme des Wettangebotes des täuschenden Wetters. Die unmittelbar vermögensmindernde Wirkung muss somit zum Zeitpunkt der Annahme des Wettangebotes des täuschenden Wetters vorgelegen haben. Die vermögensmindernde Wirkung wird deshalb konsequent in dem Anspruch des Mitwetters auf eine vom Zufall bestimmte und auf einem unmanipulierten Rennen beruhende Gewinnaussicht gesehen. Folge dieser Ansicht ist jedoch, dass eine Schadenskompensation bereits zum Zeitpunkt des Vermögensschadens, also des veränderten Gewinnanspruchs erfolgen müsste.537 Zu diesem Zeitpunkt steht jedoch noch nicht fest, ob der einzelne Wetter durch die Manipulation des Rennens gewinnt oder verliert. Eine Schadenskompensation durch spätere Gewinne muss demnach außer Betracht bleiben. Entgegen der Ansicht des BGH538 liegt somit ein vollendeter Betrug gegenüber allen Mitwettern vor und nicht nur gegenüber denen, die durch die Rennmanipulation keine oder eine lediglich geminderte Gewinnchance hatten. 536 537

Abgedruckt in BGHSt 29, 165 (168). So auch Klimke, JZ 1980, 581.

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e) Subjektiver Tatbestand Der Vorsatz sowie die Bereicherungsabsicht liegen vor. Auf die eingeräumte Gewinnchance besteht kein Anspruch, da durch die Manipulation der Wettvertrag nichtig ist. Zudem besteht zwischen der durch die Manipulation erreichten höheren Gewinnchance und dem Vermögensnachteil der Mitwetter die erforderliche Stoffgleichheit. f) Ergebnis Der Wetter, der den Ausgang eines Rennens manipuliert, macht sich gem. § 263 StGB strafbar. B. Strafbarkeit des bestochenen Jockeys I. Keine Strafbarkeit gem. § 263 StGB

Im Fall der sog. Belohnungsfälle, bei denen der Vermögensvorteil des Täters in der Belohnung liegt, somit aus einem externen Vermögen stammt, wird die Stoffgleichheit nach allen Ansichten abgelehnt539. Der Jockey, der sein Pferd unerlaubt in der Leistung beeinflusst, um eine Belohnung von einem Dritten zu erhalten, macht sich somit nicht gem. § 263 StGB strafbar, da zwischen dem von ihm erstrebten Vermögensvorteil und dem Vermögensnachteil der Wetter, Veranstalter, Preisspender und Pferdebesitzer keine Stoffgleichheit besteht. II. Strafbarkeit gem. §§ 263, 27 StGB

In Betracht kommt eine Strafbarkeit des Jockey wegen Beihilfe zum Betrug durch den manipulierenden Wetter. Voraussetzung ist, dass der Jockey dem Wetter zu dessen vorsätzlich begangenen rechtswidrigen Betrug540 Hilfe leistet. Hilfeleistung für die Begehung der Haupttat liegt u. a. vor, wenn ein kausaler Tatbeitrag, der die Haupttat ermöglicht, vorliegt.541 Indem sich der Jockey bereit erklärt, sein Pferd in seiner Leistung zu beeinflussen, leistet er einen kausalen Tatbeitrag, da ohne die Leistungsbeeinflussung und damit die Manipulation des Rennens der vom Wetter begangene Betrug nicht ermöglicht würde. Des Weiteren muss der Gehilfe zum 538

BGHSt 29, 165 (168). Vgl. Straßer, Stoffgleichheit, S. 26; Fahl, JA 1995, 198 (204); Hartmann, Zweckverfehlung, S. 158; Rengier, Strafrecht BT I, § 13 Rn 106. 540 Siehe oben 3. Teil, 1. Kapitel § 6 A. II. 541 Lackner/Kühl, § 27 Rn 2; Cramer/Heine, in: S/S, § 27 Rn 6 ff. 539

164

3. Teil, 1. Kap.: Betrugsstrafbarkeit gem. § 263 StGB

einen vorsätzlich hinsichtlich seiner eigenen Hilfeleistung handeln, wobei bedingter Vorsatz ausreichend ist542, und zum anderen muss der Gehilfe die Haupttat in ihren wesentlichen Merkmalen erfassen. Ausreichend ist, wenn der Gehilfe davon ausgeht, sein Beitrag werde vom Haupttäter zu Schädigungen potenzieller Tatopfer ausgenutzt.543 Der Jockey, der sein Pferd in der Leistung beeinflusst, handelt vorsätzlich hinsichtlich seines Tatbeitrages. Ihm ist auch bewusst, dass er sich dadurch regelwidrig verhält und das Rennen somit manipuliert wird. Weiterhin kann davon ausgegangen werden, dass ihm bewusst ist, dass es durch die Manipulation des Pferderennens zu einer „Täuschung“ und auch „Schädigung“ der am Rennen Beteiligten kommt. Damit hat er die Haupttat in ihren wesentlichen Merkmalen erfasst. Der Jockey begeht damit Beihilfe zum Betrug des manipulierenden Wetters. III. Strafbarkeit gem. § 266 StGB zulasten des Pferdebesitzers

In Betracht kommt ebenfalls ein Treuebruch gem. § 266 I Alt. 2 StGB gegenüber dem Pferdebesitzer. Erforderlich ist ein Treueverhältnis qualifizierter Art. Zwischen Jockey und Pferdebesitzer wird üblicherweise ein Dienstvertrag544 geschlossen, in dem sich der Jockey verpflichtet, das Pferd des Pferdebesitzers in einem bestimmten Rennen zu reiten. In Abgrenzung zum Werkvertrag wird lediglich die Leistung, also das Reiten des Pferdes und nicht zusätzlich ein bestimmter Erfolg, wie etwa ein Sieg geschuldet. Der Dienstverpflichtete hat jedoch darüber hinaus im Rahmen seiner Treuepflicht gegenüber dem Dienstherrn die Verpflichtung, den Vertragszweck weder zu gefährden noch zu vereiteln.545 Vertragszweck ist regelmäßig das Pferd entsprechend seiner Leistung in einem bestimmten Rennen546 zu reiten. Durch die regelwidrige Leistungsbeeinflussung wird der Vertragszweck vereitelt. Diese Vertragsverletzung hat auch vermögensrechtliche Konsequenzen für den Pferdebesitzer, da ihm bspw. eine höhere Siegprämie entgeht oder sein Pferd bei Auffliegen der Leistungsbeeinflussung für weitere Pferderennen gesperrt wird. Die Tätigkeit des Jockeys hat damit Auswirkungen auf das Vermö542 Kühl, Strafrecht AT, § 20 Rn 241; BayObLG NStZ 1999, 627 f.; OLG Düsseldorf StV 2002, 312 (313); LG Bochum NJW 2000, 1430 (1432) m.w. N. 543 BGHSt 42, 135, 137 ff. mit Anm. Kindhäuser, NStZ 1997, 273 ff.; BGH NStZ – RR 2000, 326; Roxin, JZ 1997, 210; Fahl, JA 1997, 11 (14); Scheffler, JuS 1997, 598 (599). 544 In Abgrenzung zum Werkvertrag wird lediglich die Leistung, also das Reiten des Pferdes und nicht zusätzlich ein bestimmter Erfolg, wie etwa ein Sieg geschuldet. 545 Palandt/Heinrichs, § 611 Rn 39 f. 546 Möglich ist natürlich auch, dass der Jockey bei dem Pferdebesitzer fest angestellt ist, daraus folgende zivilrechtliche Konsequenzen sind jedoch vorliegend nicht relevant.

§ 6 Wette

165

gen des Pferdebesitzers. Allerdings müsste der Jockey darüber hinaus zur fremdnützigen Vermögensfürsorge verpflichtet sein.547 Die Tätigkeit des Jockeys beschränkt sich jedoch darauf, das Pferd im Pferderennen seiner Leistung entsprechend zu reiten. Eine weitergehende Vermögensfürsorgepflicht ist darin nicht enthalten. Ein qualifiziertes Treueverhältnis besteht somit nicht. IV. Zusammenfassung

Der Jockey, der aufgrund einer Bestechung sein Pferd in der Leistung beeinflusst, begeht keinen Betrug zulasten des Pferdebesitzers oder der Wetter. Er leistet gem. §§ 263, 27 StGB jedoch Beihilfe zu dem vom manipulierenden Wetter begangenen Betrug gegenüber dem Totalisator und zulasten der Mitwetter. Eine Strafbarkeit des Jockeys gem. § 266 I, 2. Alt. StGB zum Nachteil des Pferdebesitzers scheidet aus, da kein qualifiziertes Treueverhältnis besteht. 2. Kapitel

Strafbarkeit gem. § 298 StGB Bei der Prüfung der Betrugsstrafbarkeit gem. § 263 StGB hat sich herausgestellt, dass das Vermögen der Mitbewerber zwar durch das Verhalten eines sich regelwidrig verhaltenden Reiters geschädigt wird, dass jedoch eine Bestrafung nach § 263 StGB ausscheidet. In Betracht kommt jedoch eine Strafbarkeit des Täters aus § 298 StGB, die auch die Vermögensinteressen der anderen (Mit-) Wettbewerber schützt.548 Die Strafvorschrift des § 298 StGB schützt den freien Wettbewerb.549 Der objektive Tatbestand setzt eine Ausschreibung über Waren oder gewerbliche Leistungen voraus.550 Unter Leistungen werden Tätigkeiten für einen anderen, dem der Erfolg zufällt, verstanden. Gewerblich sind die Leistungen, wenn sie im geschäftlichen Verkehr und nicht lediglich im privaten Verkehr erbracht werden.551 Des Weiteren wird als Tathandlung die Abgabe eines Angebots, das auf einer rechtswidrigen Absprache beruht, verstanden. Eine Anwendung im Falle des sich regelwidrig verhaltenden Reiters scheitert bereits an der Voraussetzung der gewerblichen Leistung. Die angebotene sport547 548 549 550 551

BGHSt 3, 289 (294); Tröndle/Fischer, § 266 Rn 9. Lackner/Kühl, § 298 Rn 1. Heine, in: S/S, Vorbem. §§ 298 ff. Rn 2, § 298 Rn 1; Lackner/Kühl, § 298 Rn 1. Heine, in: S/S, § 298 Rn 3; Lackner/Kühl, § 298 Rn 2. Heine, in: S/S, § 298 Rn 5; Lackner/Kühl, § 298 Rn 2.

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3. Teil, 3. Kap.: Zusammenfassung

liche Leistung stellt sich als Leistung im privaten Bereich dar. Zudem handelt es sich bei einer regelwidrigen Teilnahme nicht um eine Absprache. Eine Strafbarkeit gem. § 298 StGB ist bei regelwidrigem Verhalten im Sport nicht gegeben.552 3. Kapitel

Zusammenfassung Im Rahmen des Strafgesetzes begründet die unerlaubte Leistungsbeeinflussung eine Strafbarkeit gem. § 263 StGB des Reiters gegenüber • dem Preisspender und • dem Veranstalter, mit dem ein Antrittsvertrag besteht. Allerdings nicht gegenüber den Mitbewerbern, die durch die Täuschung des Täters besonders betroffen sein können553, da sie nicht nur den Verlust der Siegprämie, sondern zusätzlich auch den Verlust von Förderleistungen oder Sponsorenverträgen hinzunehmen haben. Der Pferdebesitzer mit Drittbereicherungsabsicht macht sich mit der Nennung des Reiters oder im Falle des Aushandelns eines Antrittsvertrages gegenüber dem Veranstalter gem. § 263 StGB strafbar. Gegenüber dem Preisspender ist bei mittelbarer Täterschaft und Drittbereicherungsabsicht eine Strafbarkeit nach § 263 StGB gegeben. Eine Strafbarkeit gem. § 263 StGB ist darüber hinaus im Falle des Verkauf des Pferdes gegeben sowie im Falle der Zucht. Der Tierarzt, der den Reiter oder Pferdebesitzer bei einer unerlaubten Leistungsbeeinflussung hilft, macht sich durch Beihilfe zum § 263 StGB strafbar. Der Wetter, der den Ausgang eines Rennens manipuliert, in dem er einen oder mehrere Jockeys besticht, macht sich durch Täuschung des Totalisators zu Lasten der anderen Mitwetter gem. § 263 StGB strafbar. Der bestochene Jockey leistet gem. §§ 263, 27 StGB Beihilfe zu dem vom manipulierenden Wetter begangenen Betrug gegenüber dem Totalisator und zulasten der Mitwetter.

552 553

Im Ergebnis auch Cherkeh/Momsen, NJW 2001, 1745 (1750). So schon Cherkeh, Betrug, S. 237 ff.; Pfister, SpuRt 2002, 45 (48).

4. Teil

Verstöße gegen Normen des Nebenstrafrechts § 1 Tierschutzgesetz Der Pferdeleistungssport wird im Folgenden unter dem Aspekt des Tierschutzgesetzes betrachtet. Es wird dabei zunächst auf die allgemeinen Verbotsnormen eingegangen und untersucht, welche Verbotsnormen für den Bereich des Pferdeleistungssports im Reit- und Rennsport einschlägig sein könnten. Im Anschluss daran werden die rechtlichen Folgen dargestellt, die an einen Verstoß gegen die Verbotsvorschriften geknüpft sind. Ausführlich wird dargestellt, welches Handeln eine Strafbarkeit begründen kann. A. Leitbild des Tierschutzes Zentrale Normen des Tierschutzgesetzes sind für die Tierhaltung und -nutzung zum einen die §§ 2, 2 a TierSchG, die die Voraussetzungen für die Haltung und § 3 TierSchG, der ergänzende Verbote im Umgang normiert.1 Die §§ 2, 2 a und 3 TierSchG stellen nach allgemeiner2 Ansicht dabei die Mindestanforderungen an eine tierschutzgerechte Haltung dar. Eine Beurteilung des Vorliegens der Mindestvoraussetzungen hat zudem immer vor dem Hintergrund des § 1 TierSchG zu erfolgen3, der als Auslegungsgrundsatz Geltung für das gesamte Tierschutzrecht hat.4 Leitbild für das Tierschutzgesetz ist danach ein ethischer5 und nicht ein emotionaler6 oder sogar rein wirtschaftlicher7 Tierschutz, der das Tier als fühlendes Mitgeschöpf8 sieht, dessen Schutz ein moralisches Gebot für den wegen seines Geistes überlegenen Menschen darstellt.9 1

Schiwy, § 3 S. 2, § 2 S. 1. Hackbarth/Lückert, Tierschutzrecht, S. 53; Schiwy, § 3 S. 2; Hirt/Maisack/Moritz, § 2 Rn 1, § 3 Rn 1. 3 Schiwy, § 1 S. 2; Lorz/Metzger, § 1 Rn 3; von Loeper, § 1 Rn 43. 4 So auch Caspar, NuR 1997, 577; Hirt/Maisack/Moritz, § 1 Rn 1; von Loeper, § 1 Rn 3. 5 BVerfGE 36, 47 (56 f.); Lorz/Metzger, § 1 Rn 1; von Loeper, § 1 Rn 44. 6 Hackbarth/Lückert, Tierschutzrecht, S. 1. 7 Lorz/Metzger, Einf. Rn 21 ff. 8 In der Formulierung spiegelt sich jedoch ein christliches Verständnis wider. Das Tier bildet danach einen Teil der Erde, die der Mensch sich nach dem Auftrag seines 2

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4. Teil: Verstöße gegen Normen des Nebenstrafrechts

Der ethisch ausgerichtete Tierschutz hat zum Ziel, das Tier vor nachteiligen Einwirkungen zu schützen. Diese können sowohl vom Menschen als auch von anderen Tieren oder Umwelteinflüssen ausgehen. Der Schutz umfasst die Erhaltung des Lebens von Tieren und ihres Wohlbefindens. Im Einzelnen soll den Tieren dabei, sofern sie sich in der Obhut von Menschen befinden, ein artgerechtes Leben und ein angst- und schmerzfreier Tod gewährt werden. Hintergrund der Bestimmungen des Tierschutzgesetzes ist es, dem Tier die Wahrung seiner geschöpflichen Würde zu ermöglichen.10 Jedoch soll der Schutz der Tiere nicht bedingungslos gewährt werden, da das Tierschutzgesetz nicht anstrebt, dem Tier jegliche Beeinträchtigung seines Wohlbefindens zu ersparen.11 Vielmehr steht das Tierschutzgesetz unter dem Eingriffsvorbehalt des „vernünftigen Grundes“, der generalklauselartig in § 1 S. 2 TierSchG normiert ist. Dieser bestimmt, dass niemand einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen darf. Dieser Satz gewährleistet, dass auch die Interessen der Tiernutzer bei der Anwendung des Tierschutzgesetzes berücksichtigt werden.12 Der Eingriffsvorbehalt des vernünftigen Grundes stellt jedoch keine generelle Einschränkung dar13, sondern soll den Schutz des Tieres erweitern. So folgt aus dem Erfordernis des „vernünftigen Grundes“, dass ohne sein Vorliegen auch Handlungen, die Tieren Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen und die noch nicht die Voraussetzungen einer spezialgesetzlichen Gebots- oder Verbotsnorm erfüllen, rechtlich missbilligt werden. Dies hat zur Folge, dass derartige Handlungen die zuständige Behörde zu einem Einschreiten nach § 16 a S. 1 oder nach § 11 II a TierSchG veranlassen.14 Schließlich gilt für § 1 TierSchG der Grundsatz der Subsidiarität, sodass ein Rückgriff auf diese Vorschrift nur dann in Betracht kommt, wenn keine spezialgesetzlichen Verbots- oder Gebotsnormen gegeben sind.15

göttlichen Schöpfers untertan zu machen hat (Genesis 1, 28). Dies impliziert eine Überordnung des Menschen. 9 Lorz/Metzger, Einf. Rn 26; Hirt/Maisack/Moritz, Einf. Rn 21; von Loeper, Einf. Rn 48. 10 Lorz/Metzger, Einf. Rn 12. 11 BverfGE 36, 47 (57); 48, 376 (389). 12 Caspar, NuR 1997, 577; Schiwy, § 1 S. 5; von Loeper, § 1 Rn 45; Meyer, Pferdeheilkunde 2000, 229. 13 Hirt/Maisack/Moritz, § 1 Rn 31; Caspar, NuR 1997, 577; VGH Kassel NuR 1997, 296 (298). 14 Im Ergebnis auch Hirt/Maisack/Moritz, § 1 Rn 31. 15 Caspar, NuR 1997, 577; von Loeper, § 1 Rn 47; Röckle, Probleme, S. 113.

§ 1 Tierschutzgesetz

169

B. Geschütztes Rechtsgut Geschütztes Rechtsgut des Tierschutzgesetzes ist nach h. M. in erster Linie die sittliche Ordnung in den Beziehungen zwischen Mensch und Tier als soziales Anliegen.16 Die sittliche Ordnung bestimmt sich dabei wesentlich nach den Moral- und Gerechtigkeitsvorstellungen der Gesellschaft und stellt den entscheidenden Maßstab bei der Auslegung und Abwägung im Rahmen des Tierschutzgesetzes dar. Basis der sittlichen Ordnung ist, folgend aus der ethischen Grundkonzeption, der Schutz des Tieres um seiner selbst willen. Daraus ergibt sich, dass auch die Unversehrtheit und das Wohlbefinden des Tieres mitgeschützte Güter sind.17 Dass Tiere keine Rechtsfähigkeit besitzen18 steht dem nicht entgegen19, vielmehr ist der Mensch als Treuhänder für den Schutz des Tieres verantwortlich.20 C. Bedeutung der verbandsrechtlichen Vorschriften für das Tierschutzgesetz Die verbandsrechtlichen Vorschriften können im Tierschutzgesetz lediglich als Indizien für Verstöße gegen die Vorschriften des Tierschutzgesetzes herangezogen werden, soweit sie selbst den Schutz des Pferdes bezwecken. Auch die Dopinglisten der Pferdesportverbände können lediglich ergänzend herangezogen werden, jedoch wird dies von den Verwaltungsbehörden ausdrücklich befürwortet.21 D. Relevante Verbotsvorschriften für den Pferdeleistungssport I. Verstoß gegen § 3 TierSchG

Der Pferdeleistungssport ist insbesondere im Lichte des § 3 TierSchG zu betrachten, da dieser innerhalb allgemeiner Regeln für den Umgang mit dem Tier auch spezielle Regelungen für Wettkampf und Training trifft. § 3 TierSchG selbst steht dabei nicht unter dem Vorbehalt des „vernünftigen Grundes“, der normiert in § 1 S. 2 TierSchG die Grenzen des Tierschutzes festlegt.22 Stattdessen konkretisiert § 3 TierSchG die Generalklausel des § 1 S. 2 TierSchG.23 Das 16 von Loeper, Einf. Rn 84; Lorz/Metzger, Einf. Rn 62; Hirt/Maisack/Moritz, Einf. Rn 22. 17 Vgl. im Ergebnis auch von Loeper, Einf. Rn 83 f. 18 VG Hamburg NVwZ 1988, 1058. 19 von Loeper, Einf. Rn 83 f.; Roxin, Strafrecht AT I, § 2 Rn 21, § 15 Rn 34; a. A. Röckle, Probleme, S. 87 f. 20 So auch von Loeper, Einf. Rn 84; Erbel, DVBl 1986, 1235 (1256). 21 Feiden/Blasius, Doping im Sport, S. 107.

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4. Teil: Verstöße gegen Normen des Nebenstrafrechts

bedeutet, dass Schmerzen, Leiden oder Schäden eines Pferdes, die durch einen Verstoß gegen § 3 TierSchG entstanden sind, nicht durch einen „vernünftigen Grund“ gerechtfertigt sein können.24 Es findet keine weitere Güter- und Pflichtenabwägung zwischen dem Interesse des Tierschutzes und des Tierhalters25 statt. Berufliche oder wirtschaftliche Interessen der Pferdehalter, -reiter und -trainer finden bei einem Verstoß gegen § 3 TierSchG somit keine Berücksichtigung mehr. 1. Verstoß gegen das Überforderungsverbot nach § 3 Nr. 1 TierSchG In § 3 Nr. 1 TierSchG wird ein generelles Überforderungsverbot verankert, das durch die im Jahr 1998 eingeführten Nummern 1 b und 1 a noch weiter konkretisiert wird. Inhaltlich normiert die Vorschrift des § 3 Nr. 1 TierSchG das Verbot, einem Tier außer in Notfällen Leistungen abzuverlangen, denen es wegen seines Zustandes nicht gewachsen ist.26 Unter der Formulierung des Abverlangens von Leistungen ist die auf ein bestimmtes Verhalten des Tieres gerichtete Inanspruchnahme tierischer Kräfte und Fähigkeiten für Zwecke des Menschen27 zu verstehen. Leistungen eines Tieres sind dabei sowohl die körperlichen Leistungen in Form von Zug-, Lauf- oder Kraftleistungen als auch die physiologischen (Zuchtleistung) und psychischen Leistungen (Konzentrationsfähigkeit, Lernvermögen).28 Das Überforderungsverbot hat demnach Bedeutung für alle Bereiche des Pferdeleistungssports während des Trainings und der Wettkämpfe. Diese Leistungen sind dann verboten, wenn das Tier ihnen wegen seines Zustandes offensichtlich nicht gewachsen ist oder sie offensichtlich seine Kräfte übersteigen. Die Überforderung liegt demnach in einem erkennbaren Missverhältnis zwischen dem Zustand oder den Kräften des Tieres und der verlangten Leistung.29 Der Tatbestand der Überforderung kann nur durch eine Einzelfallbetrachtung ermittelt werden, bei der die konkrete abverlangte Leistung mit Alter, Gesundheit, Kondition, aber auch z. B. dem Beschlag des Tieres verglichen wird.30 Eine Überforderung kann folglich auch 22 So auch OLG Hamm NStZ 1985, 275 (276); Caspar, NuR 1997, 577; von Loeper, § 1 Rn 47; ders., NJW 1980, 410. 23 Lorz/Metzger, § 3 Rn 2; OLG Hamm NStZ 1985, 275 (276); VGH Kassel NuR 1997, 296 (298). 24 VGH Kassel NuR 1997, 296 (298); Caspar, NuR 1997, 577. 25 Caspar, NuR 1997, 577; von Loeper, § 1 Rn 47; Röckle, Probleme, S. 113. 26 § 3 Nr. 1 TierSchG in der Fassung der Bekanntmachung vom 25.05.1998. 27 Lorz/Metzger, § 3 Rn 6; Ennulat/Zoebe, § 3 Rn 6. 28 Hackbarth/Lückert, Tierschutzrecht, S. 53; Ort/Reckewell, § 3 Rn 9 a. 29 So auch Lorz/Metzger, § 3 Rn 6; Ort/Reckewell, § 3 Rn 11, Rn 12. 30 Lorz/Metzger, § 3 Rn 7; Ort/Reckewell, § 3 Rn 12; Hackbarth/Lückert, Tierschutzrecht, S. 54.

§ 1 Tierschutzgesetz

171

dann gegeben sein, wenn ein an sich gut trainiertes Pferd deutlich erschöpft ist oder nicht fachgerecht bzw. rechtzeitig beschlagen wurde.31 Für die Beurteilung, ob das Tier der abverlangten Leistung im Einzelfall aufgrund seines Zustandes „nicht gewachsen“ ist oder ob die abverlangte Leistung seine Kräfte „übersteigt“, ist nicht erforderlich, dass die Überforderung zu Schmerzen, Leiden oder Schäden führt. Ausreichend ist bereits, dass die Gefahr von Schmerzen, Leiden oder Schäden besteht.32 Weitere Voraussetzung ist, dass die Überforderung offensichtlich ist. Strittig ist insoweit jedoch die Bewertung des Begriffs der Offensichtlichkeit. Der Gesetzgeber sah im Begriff der Offensichtlichkeit eine Beweiserleichterung, wohingegen die Literatur dies mit dem Hinweis auf die Folgen einer verbotenen Beweislastumkehr ablehnte.33 Eine Meinung beurteilt das Vorliegen der Offensichtlichkeit danach, ob es vom Täter und jedermann ohne unzumutbare Anstrengung erkennbar ist.34 Ein Abstellen auf jedermann führt jedoch zu einer unhaltbaren Einschränkung des Tatbestandes. Es ist insoweit zu berücksichtigen, dass viele Menschen speziell mit Pferden keinerlei Erfahrung besitzen und selbst die Tierhalter oft ohne die erforderlichen Kenntnisse ein Tier erwerben. Deshalb ist zur Beurteilung der Offensichtlichkeit auf Personen, die zumindest über eine allgemein fundierte Sachkunde im fraglichen Bereich verfügen35, abzustellen. Das Merkmal der Offensichtlichkeit ist auf jeden Fall dann nicht mehr erfüllt, wenn das Vorliegen einer Überforderung erst durch das Hinzuziehen eines Tierarztes festgestellt werden kann.36 Der Tatbestand des § 3 TierSchG ist nicht einschlägig, wenn die Überforderung aufgrund eines Notfalls eintritt. Der Begriff des Notfalls ist eng auszulegen.37 Ein Notfall liegt nur dann vor, wenn die Notlage nicht anders als durch die Leistung des Tieres behoben werden kann und keine Schonung des Tieres gestattet. Beispielhaft sind in diesem Zusammenhang Kriege, Brände oder Katastrophen zu nennen. Keinen Notfall stellt hingegen die wirtschaftliche Notlage eines Menschen dar.38 Im Bereich des Pferdeleistungssports ist sowohl im Training, als auch im Wettkampf stets an eine Überforderung des Pferdes denkbar. Aus diesem Grund 31

So auch M. Pick/J. Pick, BvT, S. 636. Lorz/Metzger, § 3 Rn 7. 33 Ennulat/Zoebe, § 3 Rn 28; Ort/Reckewell, § 3 Rn 15. 34 Ennulat/Zoebe, § 3 Rn 29; Hackbarth/Lückert, Tierschutzrecht, S. 54; im Ergebnis auch Ort/Reckewell, § 3 Rn 15; ohne nähere Bestimmung Schiwy, § 3 S. 1. 35 Lorz/Metzger, § 3 Rn 8; Hirt/Maisack/Moritz, § 3 Rn 6. 36 Hackbarth/Lückert, Tierschutzrecht, S. 54. 37 Hackbarth/Lückert, Tierschutzrecht, S. 54; Lorz/Metzger, § 3 Rn 9; Hirt/Maisack/Moritz, § 3 Rn 8. 38 Ort/Reckewell, § 3 Rn 16; Hirt/Maisack/Moritz, § 3 Rn 8; Ort/Reckewell, § 3 Rn 16; Lorz/Metzger, § 3 Rn 9. 32

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4. Teil: Verstöße gegen Normen des Nebenstrafrechts

wurden bspw. in der LPO zahlreiche Bestimmungen geschaffen, die eine Überforderung des Pferdes bei Turnieren verhindern sollen.39 Bestimmungen im Bereich des Pferdeleistungssports, die vor einer Überforderung des Pferdes bewahren sollen, sind insbesondere Bestimmungen über das Mindestalter für Einsatz und Ausbildung des Pferdes, Begrenzungen der Wettbewerbseinsätze und Erholungszeiten sowie Verfassungsprüfungen40, bei denen eine Überprüfung des Gesundheitszustandes durch einen Tierarzt erfolgt. Sie können daher als Indizien zur Beurteilung ob eine Überforderung vorliegt herangezogen werden. Ein Ausschluss des Tatbestandes durch einen Notfall ist im sportlichen Bereich nicht denkbar. a) Verstoß gegen § 3 Nr. 1 a TierSchG Als Fall der Überforderung ist nach § 3 Nr. 1 a TierSchG des Weiteren verboten, einem Tier, an dem Eingriffe und Behandlungen vorgenommen worden sind, die einen leistungsmindernden körperlichen Zustand verdecken, Leistungen abzuverlangen, denen es wegen seines körperlichen Zustandes nicht gewachsen ist. Auf die Offensichtlichkeit der Überforderung kommt es im Gegensatz zu § 3 Nr. 1 TierSchG nicht an. In der Gesetzesbegründung41 werden dabei ausdrücklich für den Bereich des Pferdesports Pferde, an denen eine Neurektomie durchgeführt oder denen eine Luftröhrenkanüle (Tracheotubus)42 eingesetzt worden ist, nicht mehr zu Leistungsprüfungen, Distanz- oder Jagdritten zugelassen. Kritisch diskutiert wird unter dem Aspekt der Überforderung, ob neurektomierte Pferde an sich noch als Reitpferde genutzt werden können43, da durch die Neurektomie der Schmerz zwar ausgeschaltet wird, ebenso jedoch auch seine Funktion als entzündungshemmende Barriere.44 Folge davon ist die rasche Verschlechterung des Krankheitsbildes45, wobei es zu folgenden Komplikationen kommen kann: – Bildung von Nervengeschwulsten (Neuromen), – Reinnervierung,

39

Klimke, BvT, S. 620. Arbeitsgruppe für Tierschutz und Pferdesport, Leitlinien, S. 6 ff. 41 BT-Dr. 13/7015 S. 16. 42 Arbeitsgruppe Tierschutz und Pferdesport, Leitlinien, S. 12. 43 Dafür Klimke, BvT, S. 623; dagegen Pick, TVT Merkblatt Nr. 19, S. 2, der allgemein die Neurektomie bei Pferden aus tierschutzrechtlichen Gründen ablehnt; Zeller, Dtsch. tieräztl. Wschr. 1994, 93 (94); ders., in: Dtsch. tierärztl. Wschr. 1995, 51 (52). 44 Zeller, Dtsch. tierärztl. Wschr. 1995, 51; Pick, TVT Merkblatt Nr. 19, S. 2. 45 Pick, Merkblatt des TVT Nr. 19, S. 2; Zeller, Dtsch. tierärztl. Wschr. 1995, 51 (52). 40

§ 1 Tierschutzgesetz

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– Zerreißung (Ruptur) der Beugesehne in der Fesselbeuge, – Fraktur des Strahlbeins, – Loslösung der Hornkapsel (Ausschuhen) des Pferdes, – keine vollständige Schmerzbeseitigung. Die Neurektomie ist keine Heilbehandlung, sondern nur die Möglichkeit ein Pferd trotz erheblicher, z. T. auch unheilbarer Krankheitsbilder46, noch für eine gewisse Zeit47 weiter zu nutzen.48 Geschieht dies unvermindert mit der Folge einer Verschlechterung des Krankheitsbildes, so stellt dies einen Verstoß gegen § 3 Nr. 1 TierSchG dar, da hier wiederum der Tatbestand der Überforderung erfüllt ist. Hinsichtlich der gesundheitlichen Probleme, die mit einer Neurektomie verbunden sind, ist zu fragen, ob der Schutz, der durch § 3 Nr. 1 a TierSchG gewährt werden soll, für Pferde im Leistungssport erreicht werden kann. Dazu ist zunächst festzustellen, dass alle drei Pferdesportverbände in ihren Satzungen den Einsatz neurektomierter Pferde in Leistungsprüfungen verbieten.49 Problematisch ist jedoch das Erkennen von Pferden, an denen operative Eingriffe vorgenommen wurden, da bei den heutigen Operationsmethoden nicht ohne Weiteres eine Narbe zu erkennen ist.50 Für Turnierärzte ist somit trotz der Pflicht zur Überprüfung des Zustandes der Extremitäten51 in einer Pferdekontrolle ein derartiger Eingriff nur schwer festzustellen. Darüber hinaus bestehen keine Kennzeichnungspflichten nach den Verbandssatzungen oder dem TierSchG. Hier besteht Handlungsbedarf52, um den Tierschutz wirkungsvoll zu gewährleisten. Zu denken wäre insbesondere an eine Eintragungspflicht durch den operierenden Tierarzt, im Pferdepass oder, falls ein solcher nicht vorliegt, im Abstammungsnachweis. Weiterhin fällt unter § 3 Nr. 1 a TierSchG auch das Verabreichen von Schmerzmitteln oder das Einreiben der Beine mit schmerzlindernden Salben sowie alle Mittel, durch die vorhandene Krankheiten unterdrückt werden.53 Erfasst 46 Hauptindikationsgebiet für die Neurektomie ist die Podotrochlose, eine Erkrankung im Bereich des Strahlbeins, die als unheilbar gilt; Zeller, Dtsch. tierärztl. Wschr. 1995, 51 (52); Pick, TVT Merkblatt Nr. 19, S. 2. 47 In der Regel zwischen 6 Monaten und zwei Jahren; Zeller, Dtsch. tierärztl. Wschr. 1995, 51 (52). 48 Zeller, Dtsch. tierärztl. Wschr. 1995, 51 (52); Pick, TVT Merkblatt Nr. 19, S. 2. 49 RO des DVT Nr. 541, LPO der FN § 66 Nr. 4.2., TRO des HVT § 28 Nr. 4 d). 50 Schatzmann/Meier, BvT, S. 649; Die FEI hat bisher keine Reglung für die Kontrolle von Nervenempfindungen, siehe Annex V der Veterinary Regulations. 51 Schüle/Herling, Pferdeheilkunde 2000, 127 (132). 52 So auch Ort/Reckewell, § 3 Rn 20, die eine Kennzeichnungspflicht über Rechtsverordnung gem. § 5 IV Nr. 2 TierSchG für sinnvoll erachten; a. A. Zeller, Dtsch. tierärztl. Wschr. 1995, 51 (52).

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4. Teil: Verstöße gegen Normen des Nebenstrafrechts

werden somit alle Fälle, in denen eine Verletzung, Erkrankung oder sonstige Schwäche nicht zu Heilungszwecken, sondern zur Überdeckung der Schwächen behandelt wurde.54 Für den Pferdeleistungssport ist § 3 Nr. 1 a TierSchG somit insbesondere im Falle des therapeutischen Dopings von Bedeutung. b) Verstoß gegen § 3 Nr. 1 b TierSchG In § 3 Nr. 1 b TierSchG werden Verbote für eine Leistungsbeeinflussung in Training, Wettkampf oder bei ähnlichen Veranstaltungen aufgestellt. Dabei können Training und Ausbildung nicht scharf voneinander abgegrenzt werden. Allgemein55 wird Training vorliegen, wenn das Tier ein Können, das ihm bereits zu eigen ist, verbessert. Ausbildung liegt vor, wenn unter Mitwirkung des Tieres diesem ein Gefüge von Verhaltensweisen vermittelt wird.56 Das Verbot der Leistungsbeeinflussung im Training wird durch § 3 Nr. 5 TierSchG ergänzt. Danach ist es verboten, ein Tier auszubilden oder zu trainieren, sofern damit erhebliche Schmerzen, Leiden oder Schäden für das Tier verbunden sind. Ein Verhalten, das nicht unter § 3 Nr. 1 b TierSchG fällt, ist somit von § 3 Nr. 5 TierSchG erfasst. Unter sportlichen Wettkämpfen werden nach dem allgemeinen Verständnis Kämpfe um die beste sportliche Leistung verstanden. Unter ähnliche Veranstaltungen fallen Veranstaltungen ohne sportlichen Charakter.57 Beispielhaft können hier Reiterspiele oder Orientierungsritte genannt werden, bei denen der Wettkampf nicht im Vordergrund steht. Nötig ist weiter eine Beeinflussung der Leistungsfähigkeit des Tieres. Es ist somit verboten, die Fähigkeit des Tieres, die von ihm im Rahmen der jeweiligen Veranstaltung gefordert wird, zu beeinflussen. Dabei ist nicht erforderlich, dass die Leistung tatsächlich beeinflusst wird, ausreichend ist der Nachweis, dass die Maßnahme bei Tieren dieser Art zu einer Leistungsbeeinflussung führen kann.58 Es werden dabei zwei unterschiedliche Begehungsweisen verboten: zum einen die Anwendung von Maßnahmen, die mit erheblichen Schmerzen und Leiden verbunden sind und die Leistungsfähigkeit beeinflussen können, und zum anderen die Anwendung von Dopingmitteln. Grundsätzlich ist jede Verabreichung einer Substanz, die auf der Liste der verbotenen Substanzen steht, eine Anwendung von Dopingmitteln im Sinne von 53

Lorz/Metzger, § 3 Rn 11; Hackbarth/Lückert, Tierschutzrecht, S. 55; Schiwy, § 3

S. 3. 54 55 56 57 58

Hirt/Maisack/Moritz, § 3 Rn 9. Hackbarth/Lückert, Tierschutzrecht, S. 55; Lorz/Metzger, § 3 Rn 14. Schiwy, § 3 S. 4; Hirt/Maisack/Moritz, § 3 Rn 28; Ort/Reckewell, § 3 Rn 45. Hirt/Maisack/Moritz, § 3 Rn 12. Lorz/Metzger, § 3 Rn 15.

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§ 3 Nr. 1 b TierSchG. Darüber hinaus ist dies aber auch bei einer Substanz gegeben, deren Aufnahme in die Dopingliste eines Pferdesportverbandes umstritten war. Der Grundsatz in dubio pro reo kann hier nicht zur Anwendung kommen59, da dies zulasten der zu schützenden Tiere gehen würde und für den Täter aus den Listen ersichtlich hervorgeht, welche Substanzen von ihm nicht verwendet werden dürfen. Die Ansicht von Lorz60, die Eingruppierung als Dopingmittel müsse sicher sein, um als verwaltungsrechtliche Eingriffsnorm oder als Bußgeldtatbestand wirken zu können, verengt den Schutz des Tieres und lässt die wissenschaftliche Forschung auf dem Gebiet der Dopingsubstanzen, die sich naturgemäß im ständigen Wandel befindet, gänzlich unberücksichtigt. In Abgrenzung dazu werden unter der Anwendung von Maßnahmen alle anderen Arten der Einwirkung auf ein Tier zur Steigerung der Leistungsfähigkeit verstanden.61 Zu denken ist dabei im Rahmen des Springsports vor allem an das Barren62, das Springen von Hindernissen von der falschen Seite oder das absichtlich In-das-Hindernis-Springen von Pferden als indirektes Barren sowie das Blistern63 der Schienbeine des Pferdes. Allgemein fällt auch das Verwenden von scharfen Sporen oder Zäumungen sowie der übermäßige Gebrauch der Peitsche darunter. Im Trabrennsport ist an das „Aufladen“ des Pferdes mit einem elektrischen Viehtreiber64 sowie die Benutzung von Ohrstöpseln, die dem Pferd beim Zieleinlauf mittels eines Fadens aus dem Ohr gezogen werden65, zu denken. Hinsichtlich der Verwendung technischer Hilfsmittel findet im Gegensatz zur Verwendung von Dopingmitteln jedoch insoweit eine Beschränkung statt, als dass sie nur dann verboten sind, wenn sie mit erheblichen Schmerzen, Leiden oder Schäden verbunden sind. Eine Definition des Schmerzbegriffes gibt es in der Veterinärmedizin nicht. Es kann jedoch auf die Definition der International Association for the Study of Pain (IASP) von 1979, die diesen Begriff für die Humanmedizin definiert hat,

59

So auch Ort/Reckewell, § 3 Rn 22 a. E. Lorz/Metzger, § 3 Rn 17. 61 Hackbarth/Lückert, Tierschutzrecht, S. 55. 62 Dabei wird mit einer Holz- oder Eisenstange gegen die Vorderbeine des über dem Sprung befindlichen Pferdes geschlagen, damit dieses beim nächsten Sprung nicht die oberste Stange touchiert oder abwirft; Lessing, Dtsch. tierärztl. Wschr. 1995, 48. 63 Darunter versteht man das Einreiben der Schienbeine des Pferdes mit scharfen Salben oder Tinkturen, die die Haut reizen, sodass das Touchieren der Stange äußerst schmerzhaft für das Pferd ist; Lessing, Dtsch. tierärztl. Wschr. 1995, 48. 64 Dabei wird der elektrische Viehtreiber gegen die Sitzbeinhöcker des Pferdes gedrückt; der dadurch entstehende Schmerz löst Fluchtgefühle des Pferdes aus; wenn daraufhin der Fahrer im Rennen dieselbe Stelle am Pferd mit der Peitsche berührt, soll dies wiederum Fluchtgefühle und damit verbunden eine Geschwindigkeitssteigerung auslösen; Wintzer, Dtsch. tierärztl. Wschr. 1995, 49 (50). 65 Meyer, Pferdeheilkunde 2000, 381 (387). 60

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zurückgegriffen werden.66 Danach ist Schmerz ein unangenehmes Sinnes- und Gefühlserlebnis, das im Zusammenhang mit tatsächlicher oder potenzieller Schädigung steht oder mit den Begriffen einer solchen Schädigung beschrieben wird.67 Zu unterscheiden sind sowohl akute als auch chronische Schmerzen sowie körperliche und psychische Schmerzen.68 Eine unmittelbare Einwirkung auf das Tier ist nicht erforderlich.69 Die Erheblichkeit bestimmt sich aus der Art und dem Umfang des Eingriffs. Dabei entspricht es der gesetzlichen Gleichsetzung des menschlichen mit dem tierischen Schmerzbegriff, davon auszugehen, dass Einwirkungen, die von einem Menschen als beträchtlich schmerzhaft empfunden werden, auch bei Wirbeltieren beträchtliche Schmerzempfindungen auslösen.70 Des Weiteren gibt es Indizien, mit deren Hilfe auf die Erheblichkeit von Schmerzen geschlossen werden kann. Beim Pferd können dabei folgende Erscheinungsweisen, Symptome und Auswirkungen von akuten und chronischen Schmerzen genannt werden: – Abwehr- und Meideverhalten gegenüber dem Reiz oder dem Reizauslöser; – Kompensatorisches Verhalten, z. B. Suchverhalten nach dem Schmerz auslösenden Reiz, Schonung der betroffenen Körperteile; – Steigerung oder Minderung der Aktivität; – Veränderung der Haltung; – Mimik; – Vokalisation in Form von Stöhnen, Seufzen, Zähneknirschen, Schreien; – Endokrinische Veränderungen, also erhöhte Produktion indizieller Stoffe wie bspw. von Adrenalin, erhöhter Ausstoß des Stressindikators Cortisol.71 Unter Leiden werden in der Literatur72 und der Rechtsprechung73 alle vom Begriff des Schmerzes nicht erfasste Beeinträchtigungen des Wohlbefindens, die über ein schlichtes Unbehagen hinausgehen und die eine nicht ganz unwesentliche Zeitspanne fortdauern, zusammengefasst. Der Begriff des Leidens stellt dabei einen eigenständigen Begriff des Tierschutzrechtes dar.74 Unter dem Begriff 66 So auch Hackbarth/Lückert, Tierschutzrecht, S. 30; Lorz/Metzger, § 1 Rn 20; Hirt/Maisack/Moritz, § 1 Rn 12. 67 Im Ergebnis auch Ort/Reckewell, § 1 Rn 21. 68 Hackbarth/Lückert, Tierschutzrecht, S. 30. 69 Hackbarth/Lückert, Tierschutzrecht, S. 30; Ort/Reckewell, § 1 Rn 21; Lorz/Metzger, § 1 Rn 20; Ennulat/Zoebe, § 1 Rn 5. 70 Hirt/Maisack/Moritz, § 17 Rn 51. 71 Meyer, Pferdeheilkunde 1999, 193 (211 f.). 72 Lorz/Metzger, § 1 Rn 33; Schiwy, § 1 S. 4; Ort/Reckewell, § 1 Rn 23; Hackbarth/Lückert, Tierschutzrecht, S. 30. 73 BGH NJW 1987, 1833 (1834); OLG Düsseldorf NuR 1994, 517; OLG Hamm NStZ 1985, 275; OLG Frankfurt NStZ 1985, 130 f. 74 Lorz/Metzger, § 1 Rn 32; Schiwy, § 1 S. 4; Hirt/Maisack/Moritz, § 1 Rn 17.

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Wohlbefinden wird dabei ein Zustand physischer und psychischer Harmonie des Tieres mit sich und der Umwelt, ausgerichtet an seinen angeborenen Lebensbedürfnissen, verstanden.75 Von dem Verbot der Leidenszufügung ist zudem das Verbot der Verursachung von Angst umfasst.76 Als Kriterien für Leiden gelten insbesondere Verhaltens- oder Funktionsstörungen.77 Die Ursachen können sowohl in körperlichen als auch psychischen Beeinträchtigungen liegen.78 Es ist keine andauernde oder nachhaltige Beeinträchtigung erforderlich, allerdings reichen bloßes Unbehagen und augenblickliche Empfindungen nicht aus.79 Die Erheblichkeit wird wiederum durch die Art, dem Ausmaß und der Zeitdauer des Eingriffs bestimmt. Als Symptome für ein Leiden beim Pferd gelten insbesondere80 die im Folgenden aufgeführten: – Abwehr- und Meideverhalten, das in Apathie übergehen kann; – Erregung, Zittern und Verhaltensstereotypen wie Scharren, Weben, Koppen, Bewegung im Kreis; – Hypertonie; – Verhaltensdepressionen; – Veränderung der Haltung; – Veränderte Nahrungsaufnahme; – Gestörte Verarbeitung der Nahrung: Kolik, Durchfall; – Physiognomie: trübe Augen, starrer Blick, kein Ohrenspiel mehr; – Gestörtes Sozialverhalten; – Vernachlässigte Körperpflege; – Endokrinologische Veränderungen. Unter Schaden im Sinne des Tierschutzgesetzes wird die körperliche oder psychische, nicht unbedingt dauerhafte Verschlechterung des Zustandes eines Tieres verstanden.81 Danach liegt ein Schaden bei jeder Beeinträchtigung der physischen oder psychischen Unversehrtheit vor. Nicht erforderlich ist, dass durch die Beeinträchtigung eine Minderung oder Verletzung der körperlichen Substanz erfolgt oder eine Dauerwirkung eintritt. Lediglich völlig geringfügige Beeinträchtigungen bleiben außer Betracht.82 Der Begriff des Schadens ist un75

Hirt/Maisack/Moritz, § 1 Rn 18. Ort/Reckewell, § 1 Rn 23; Ennulat/Zoebe, § 1 Rn 5; Hirt/Maisack/Moritz, § 1 Rn 22. 77 BGH NJW 1987, 1833 (1834); Hirt/Maisack/Moritz, § 17 Rn 53. 78 Ort/Reckewell, § 1 Rn 30; Lorz/Metzger, § 1 Rn 34. 79 Lorz/Metzger, § 1 Rn 35; Hackbarth/Lückert, Tierschutzrecht, S. 31. 80 Meyer, Pferdeheilkunde 2000, 45 (63). 81 Lorz/Metzger, § 1 Rn 52; Ort/Reckewell, § 1 Rn 41; Hirt/Maisack/Moritz, § 1 Rn 24. 82 Hirt/Maisack/Moritz, § 1 Rn 24. 76

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abhängig von der Feststellung von Schmerzen oder Leiden.83 Es ergeben sich jedoch einige Abgrenzungsschwierigkeiten. Zum einen ist für die Bestimmung der Schäden eine Abgrenzung der gegebenen „physiologischen“ und „pathologischen“ Abweichungen von den „idealen“ Funktionen erforderlich, da mit Schäden im Sinne des Tierschutzgesetzes nicht Schäden gemeint sein können, die bereits im Pferd veranlagt sind. Zum anderen ist der „normale“, durch das Alter und die mäßige Nutzung bedingte Verschleiß von dem Begriff des Schadens zu unterscheiden. Für den Pferdeleistungssport ist insbesondere die Bestimmung der Schäden infolge der Nutzung von Bedeutung. Schäden können hier schon aufgrund der zu frühen Nutzung noch im Wachstum befindlicher Pferde oder aufgrund von zu häufigen Wiederholungen extremer Spezialbelastungen verursacht werden, aber auch allgemein durch die vom Ziel eines schnellen Turniereinsatzes geprägte Ausbildung, die nicht die körperlichen und geistigen Voraussetzungen eines Pferdes berücksichtigt. Die Feststellung von Schäden ist hier oftmals nicht unmittelbar möglich, sondern zeigt sich erst nach einiger Zeit. Beispielhaft können hier die Podotrochlose, die oftmals als Berufskrankheit von Springpferden bezeichnet wird84, sowie das „kissing spines syndrom“, das durch eine unphysiologische Belastung des Rückens85 entstehen kann, genannt werden. Auch der Tod stellt einen Schaden dar.86 Um einen Verstoß gegen § 3 Nr. 1 b TierSchG begründen zu können, müssen die Schmerzen, Leiden oder Schäden zudem erheblich sein. Zur Bestimmung der Erheblichkeit ist Ansatzpunkt § 1 TierSchG. Danach sollen Tiere nicht vor jeder Beeinträchtigung ihres Wohlbefindens geschützt werden.87 Dies folgt aus dem Eingriffsvorbehalt des vernünftigen Grundes. Es wird also nicht jeder Eingriff, der mit Schmerzen, Leiden oder Schäden verbunden ist, sanktioniert, sondern nur diejenigen mit Erheblichkeit. Eingriffe, die mit erheblichen Schmerzen, Leiden oder Schäden verbunden sind, sind nur unter speziellen Voraussetzungen erlaubt. Als Beispiel dafür kann u. a. § 7 Abs. 3 S. 2 TierSchG angeführt werden. Die Erheblichkeit stellt damit auch in dem hier relevanten Bereich des Leistungssports die Grenze für die erlaubte Beeinträchtigung des Wohlbefindens des Pferdes dar. Die Feststellung, ob im Einzelfall eine erhebliche Beeinträchtigung des Pferdes gegeben ist, wird einem Sachverständigen vorbehalten bleiben, dennoch 83 Lorz/Metzger, § 1 Rn 57; Hackbarth/Lückert, Tierschutzrecht, S. 31; Hirt/Maisack/Moritz, § 1 Rn 26. 84 Zeller, Dtsch. tierärztl. Wschr. 1994, 93 (94). 85 Meyer, Pferdeheilkunde 2000, 157 (163). 86 Hirt/Maisack/Moritz, § 1 Rn 25. 87 Hirt/Maisack/Moritz, § 17 Rn 50.

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werden verschiedene Kriterien für das Vorliegen der Erheblichkeit aufgestellt.88 Der BGH89 nennt als Kriterien bspw. „Anomalien, Funktionsstörungen oder generell spezifische Indikatoren im Verhalten der Tiere, die als schlüssige Anzeichen und Gradmesser eines Leidenszustandes taugen“. Allgemein ist festzuhalten, dass sich die Erheblichkeit aus einer Wechselwirkung zwischen Qualität und Quantität der Beeinträchtigung bestimmt.90 So kann ein geringer Eingriff aufgrund seiner mehrmaligen Wiederholung und auf der anderen Seite ein starker Eingriff trotz seiner nur kurzen Dauer erheblich sein. Zur Bestimmung der Erheblichkeit ist somit der Eingriff, die Intensität der Folgen, also der Schmerzen, Leiden oder Schäden, sowie die Dauer zu betrachten und abzuwägen. Dabei kann die Feststellung der Erheblichkeit im Pferdeleistungssport nur im Einzelfall getroffen werden.91 Sie erfordert eine Abwägung zwischen allgemeinen Verhaltensweisen der Pferde und den jeweiligen Eigenschaften des betroffenen Pferdes und kann sich neben der Intensität der Maßnahme auch aus der zeitlichen Dauer ergeben.92 An die Feststellung der Erheblichkeit sind dabei keine zu strengen Anforderungen zu stellen, da es in erster Linie um die Abgrenzung von Bagatellfällen und geringfügigen Beeinträchtigungen geht.93 Die Erheblichkeit muss nicht offensichtlich, jedoch erkennbar sein.94 2. Verstoß gegen § 3 Nr. 5 TierSchG Nach dieser Vorschrift ist es verboten, Tiere auszubilden oder zu trainieren, sofern damit erhebliche Schmerzen, Leiden oder Schäden für das Tier verbunden sind. Diese Norm ist damit weiter gefasst als § 3 Nr.1 b TierSchG, da sie sowohl Training als auch Ausbildung betrifft und nicht erfordert, dass mit der jeweiligen Methode eine Leistungssteigerung verbunden ist.95 Die Schmerzen müssen dabei nicht zwingend während der Trainings- oder Ausbildungszeit auftreten, sondern können auch davor oder danach auftreten.96 Hinsichtlich der Feststellung von Schmerzen, Leiden oder Schäden, sowie zu den Kriterien der Erheblichkeit wird auf die obigen Ausführungen zu § 3 Nr. 1 b TierSchG verwiesen.

88

Ort/Reckewell, § 17 Rn 84 f.; Hackbarth/Lückert, Tierschutzrecht, S. 224. BGH NJW 1987, 1833 (1835). 90 So auch Ort/Reckewell, § 17 Rn 83. 91 Hackbarth/Lückert, Tierschutzrecht, S. 60. 92 Hackbarth/Lückert, Tierschutzrecht, S. 60. 93 Hirt/Maisack/Moritz, § 17 Rn 50; Ort/Reckewell, § 17 Rn 85. 94 Ort/Reckewell, § 17 Rn 81; Hackbarth/Lückert, Tierschutzrecht, S. 224; Lorz/ Metzger, § 17 Rn 31; Hirt/Maisack/Moritz, § 17 Rn 50. 95 Ort/Reckewell, § 3 Rn 45. 96 Lorz/Metzger, § 3 Nr. 5. 89

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3. Verstoß gegen § 3 Nr. 6 TierSchG Durch diese Norm wird verboten, einem Tier durch die Heranziehung zu einer Filmaufnahme, Schaustellung, Werbung oder ähnlichen Veranstaltung Schmerzen, Leiden oder Schäden zu zufügen. Pferdesportveranstaltungen gelten dabei als ähnliche Veranstaltungen i. S. v. § 3 Nr. 6 TierSchG, wenn es im Rahmen der Veranstaltung um die Zurschaustellung der Leistungen von Pferd und Reiter vor Publikum geht.97 § 3 Nr. 6 TierSchG ist demnach für den hier untersuchten Bereich des Pferdeleistungssports im Rahmen von Turnieren regelmäßig einschlägig. Nicht erforderlich ist, dass die mit der Veranstaltung verbundenen Schmerzen, Leiden oder Schäden erheblich sind. Ausreichend ist genauso wie bei § 3 Nr. 1 b, Nr. 5 TierSchG, dass die Veranstaltung eine nicht hinwegdenkbare Bedingung für den unerwünschten Erfolg darstellt.98 Einen Verstoß im Sinne der Vorschrift stellt bspw. ein zu nasses und damit rutschiges Geläuf bei einem Pferderennen oder ein unverhältnismäßig schwerer Parcours auf einem Springturnier dar. 4. Verstoß gegen § 3 Nr. 11 TierSchG Durch diese Norm werden Geräte mit direkter Stromeinwirkung auf das Tier verboten.99 Erforderlich ist jedoch auch hier, dass dem Tier dadurch nicht unerhebliche Schmerzen, Leiden oder Schäden zugefügt werden.100 Zu denken ist hierbei an Vorrichtungen, mit denen das Tier zu bestimmten Bewegungen gezwungen werden soll.101 Das unter § 3 Nr. 1 b TierSchG angesprochene „Aufladen“ eines Trabrennpferdes erfüllt beispielweise den Tatbestand nach § 3 Nr. 11 TierSchG. Ausnahmen von diesem Verbot sind in bundes- oder landesrechtlichen Vorschriften geregelt102, betreffen jedoch nicht den Pferdeleistungssport. II. Strafbarkeit gem. § 17 TierSchG

Der vorsätzliche oder fahrlässige Verstoß gegen die im letzten Abschnitt dargestellten, für den Pferdeleistungssport relevanten Verbotsvorschriften stellt gem. § 18 TierSchG eine Ordnungswidrigkeit dar. Strafbar ist ein Verstoß ge97

Hirt/Maisack/Moritz, § 3 Rn 36; Ort/Reckewell § 3 Rn 58. Hirt/Maisack/Moritz, § 3 Rn 34. 99 Diese Norm geht auf eine Empfehlung des Agrarausschusses vom 9.12.1997 zurück, BT-Dr. 922/1/97, S. 5. 100 Schiwy, § 3 S. 6; Ort/Reckewell, § 3 Rn 104; Hirt/Maisack/Moritz, § 3 Rn 63. 101 Hackbarth/Lückert, Tierschutzrecht, S. 66; Hirt/Maisack/Moritz, § 3 Rn 61 f.; Klimke, BvT, S. 623. 102 Lorz/Metzger, § 3 Rn 84; Hirt/Maisack/Moritz, § 3 Rn 69; Ort/Reckewell, § 3 Rn 108. 98

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gen die Vorschriften nur dann, wenn dadurch der Tatbestand des § 17 TierSchG erfüllt ist. Strafbar im Sinne des Tierschutzgesetzes macht sich derjenige, der den Tatbestand des § 17 TierSchG erfüllt. Strafbar ist danach, ein Wirbeltier ohne vernünftigen Grund zu töten (§ 17 Nr. 1 TierSchG) oder einem Wirbeltier aus Rohheit erhebliche Schmerzen oder Leiden (§ 17 Nr. 2 a) TierSchG) oder länger anhaltende oder sich wiederholende erhebliche Schmerzen oder Leiden (§ 17 Nr. 2 b) TierSchG) zuzufügen. Ein Pferd ist taugliches Tatobjekt, da es ein Wirbeltier ist. Täter i. S. d. § 17 TierSchG kann jede natürliche103 Person sein, unabhängig von einer rechtlichen Stellung als Eigentümer104, da auch ein Eigentümer gemäß § 903 S. 2 BGB nur im Rahmen der Tierschutzgesetze mit dem Tier verfahren darf. Zwischen dem Tier und dem Täter muss also keine besondere rechtliche oder tatsächliche Beziehung bestehen.105 Der Tatbestand des § 17 TierSchG kann sowohl durch aktives Tun als auch durch Unterlassen begangen werden.106 Erforderlich für die Tatbegehung durch Unterlassen ist eine Garantenstellung i. S. d. § 13 StGB, die eine rechtliche Pflicht zum Handeln begründet. Eine Garantenstellung kann sich aus dem Gesetz107, aus einer tatsächlichen Gewährübernahme, die durch Vertrag aber auch durch ein bloßes Gefälligkeitsverhältnis108 begründet sein kann, sowie aus der Sachherrschaft über die Sache, deren Zustand das Tier in Gefahr bringt, oder aus Ingerenz ergeben.109 Eine Garantenpflicht ergibt sich insbesondere auch für den Amtstierarzt und den praktischen Tierarzt. Nach den Berufsordnungen der Landestierärztekammern ist dieser generell Garant für das Tierwohl.110 In subjektiver Hinsicht ist nur die vorsätzliche Begehung des § 17 TierSchG strafbar. Die fahrlässige Begehung ist nicht strafbar, kann jedoch eine Ordnungswidrigkeit gem. § 18 TierSchG darstellen. Hinsichtlich der Zufügung erheblicher Schmerzen, Leiden oder Schäden ohne vernünftigen Grund ist für die fahrlässige Begehung § 18 I Nr. 1 TierSchG einschlägig, der jedoch lediglich eine Ordnungswidrigkeit für den Halter oder Betreuer des Tieres begründet. 103 Nach § 30 OWiG kommt auch eine Ordnungswidrigkeit von juristischen Personen und Personenvereinigungen in Betracht. 104 Hackbarth/Lückert, Tierschutzrecht, S. 170 f. 105 Ort/Reckewell, § 17 Rn 93. 106 Hackbarth/Lückert, Tierschutzrecht, S. 171; Lorz/Metzger, § 17 Rn 6. 107 Hier ist insbesondere an die Pflicht des Halters oder Betreuers zur Pflege des Tieres gem. § 2 TierSchG zu denken. 108 Lorz/Metzger, § 17 Rn 6; Hirt/Maisack/Moritz, § 17 Rn 3; Ort/Reckewell, § 17 Rn 102. 109 Hirt/Maisack/Moritz, § 17 Rn 3; Ort/Reckewell, § 17 Rn 102; siehe zur Garantenstellung allgemein Lackner/Kühl, § 13 Rn 7 ff.; Stree, in: S/S, § 13 Rn 17 ff. 110 Ort/Reckewell, § 17 Rn 110a.

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Des Weiteren handelt es sich aufgrund des Strafrahmens, der lediglich eine Freiheitsstrafe bis zu 3 Jahren vorsieht, bei § 17 TierSchG gem. § 12 II StGB um ein Vergehen, sodass der Versuch des § 17 TierSchG nicht strafbar ist, da in diesem Fall die Strafbarkeit des Versuchs gem. § 23 I StGB ausdrücklich im Gesetz bestimmt sein müsste. 1. § 17 Nr. 1 TierSchG § 17 Nr. 1 verbietet die Tötung eines Wirbeltieres ohne vernünftigen Grund. Tathandlung ist somit die Tiertötung, worunter jedes Verhalten, das den Tod eines Tieres herbeiführt, fällt.111 Es ist dabei nicht erforderlich, dass die Tötung schmerzhaft ist. Auch die Tötung eines betäubten Tieres fällt darunter.112 Darüber hinaus ist der finanzielle oder ideelle Wert oder Nutzen des Tieres unerheblich.113 Im Bereich des Pferdeleistungssports ist dabei insbesondere an die Tötung eines Pferdes zum Zwecke des Erhalts einer Versicherungssumme und im Falle des Nichterreichens gewisser Zuchtziele zu denken. Auch durch die Verwendung von Dopingmitteln kann es zum Tod eines Pferdes kommen. Eine Tötung durch Unterlassen begeht der Täter, der eine Garantenstellung innehat, wenn er eine ihm mögliche Handlung unterlässt, die den Erfolg abgewendet hätte.114 Zu denken ist im Pferdeleistungssport insbesondere an die unterlassene Herbeiholung eines Tierarztes trotz objektiver Notwendigkeit. In subjektiver Hinsicht ist es erforderlich, dass der Täter des § 17 Nr. 1 TierSchG vorsätzlich handelt. Der Vorsatz setzt das Wissen und Wollen der Tatbestandsverwirklichung voraus.115 Dies umfasst im einzelnen die Kenntnis aller objektiver Tatbestandsmerkmale, der Tatmittel und des Taterfolgs.116 Ausreichend ist jedoch auch Eventualvorsatz117, der immer dann gegeben ist, wenn der Täter den Erfolg zwar nicht erstrebt, ihn aber zur Erreichung seines Endzieles billigend in Kauf nimmt. Gerade im Bereich des Dopings eines Pferdes kann es zum Tod des Pferdes kommen. Dieser wird jedoch – außer im Fall des Dopens auf Niederlage – nicht vom Vorsatz des Täters umfasst sein. Denkbar ist jedoch, dass der Täter, der regelmäßig das Pferd dopt, den Tod des Pferdes billigend in Kauf nimmt. Jedenfalls ist eine Begehung durch Unterlassen gegeben, wenn der Täter von der Verabreichung der Dopingmittel weiß, jedoch bei

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Hackbarth/Lückert, Tierschutzrecht, S. 172; Lorz/Metzger, § 17 Rn 5. Lorz/Metzger, § 17 Rn 5; Ort/Reckewell, § 17 Rn 22. 113 Hackbarth/Lückert, Tierschutzrecht, S. 172. 114 Lackner/Kühl, § 13 Rn 5; Stree, in: S/S § 13 Rn 61. 115 Tröndle/Fischer, § 15 Rn 3; Lackner/Kühl, § 15 Rn 3. 116 Tröndle Fischer, § 15 Rn 3 f. 117 Hackbarth/Lückert, Tierschutzrecht, S. 172; Schiwy, § 17 S. 1; Lorz/Metzger, § 17 Rn 8. 112

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der Verschlechterung des Zustandes des Pferdes keinen Tierarzt holt, um so das Doping weiter verheimlichen zu können. Die Tat muss zudem vollendet sein. Eine versuchte Tiertötung ist nicht strafbar. Hier ist jedoch zu beachten, dass der Tötungsvorsatz regelmäßig den Vorsatz der Schädigung des Tieres mitumfasst, mit der Folge, dass eine versuchte Tötung, die zu einer Schädigung des Tieres führt, als Ordnungswidrigkeit geahndet werden kann oder in schweren Fällen zu einer Strafbarkeit nach § 17 Nr. 2 TierSchG führt. Bei Vorliegen eines „vernünftigen Grundes“ entfällt die Strafbarkeit der Tiertötung. Das Merkmal „ohne vernünftigen Grund“ umschreibt nach herrschender Ansicht118 das Merkmal der Rechtswidrigkeit der Tötung. Der „vernünftige Grund“ stellt in § 17 Nr. 1 TierSchG somit einen Rechtfertigungsgrund für das Töten eines Wirbeltieres dar. Zu untersuchen ist nunmehr, ob ein „vernünftiger Grund“ für eine Handlung des Pferdeleistungssports gegeben ist, die den Tod des Pferdes zur Folge hat und vorsätzlich begangen wurde. Zu denken ist dabei zum einen an das Verabreichen von Dopingmitteln oder den Einsatz von Pferden, an denen operative Eingriffe vor einem Wettkampf vorgenommen wurden. Der Tod des Pferdes muss dabei vom Täter zumindest billigend in Kauf genommen worden sein. Ein „vernünftiger Grund“ scheidet in diesem Fall des Dopings ohne Abwägung der einzelnen Interessen aus. Dies lässt sich mit der Wertung des Gesetzgebers in § 3 Nr. 1 a und Nr. 1 b TierSchG begründen. So gilt der Eingriffsvorbehalt des „vernünftigen Grundes“ nicht für die Verbote des § 3 TierSchG. Eine Rechtfertigung aus einem „vernünftigen Grund“ ist somit bei Vorliegen einer der Tatmodalitäten des § 3 TierSchG nicht möglich. Nach § 3 Nr. 1 a TierSchG, der verbietet von Tieren, an denen Eingriffe vorgenommen wurden, die einen leistungsmindernden Zustand verdecken, Leistungen abzuverlangen, denen das Tier wegen seines Zustandes nicht gewachsen ist und nach § 3 Nr. 1 b TierSchG, der die Anwendung von Dopingmitteln während eines Wettkampfes verbietet, kann demnach das Dopen eines Pferdes im Rahmen eines Wettkampfes nicht von einem „vernünftigen Grund“ gerechtfertigt sein. Dies gilt insbesondere auch deswegen uneingeschränkt, da durch die beschriebenen Handlungen keine erheblichen Schmerzen, Leiden oder Schäden hervorgerufen werden müssen, vielmehr sind keine zusätzlichen Feststellungen erforderlich. Problematisch erscheint die Anwendung von Dopingmitteln im Training, da dies von § 3 Nr. 1 b TierSchG nicht erfasst wird. Kommt es danach durch die 118 Hackbarth/Lückert, Tierschutzrecht, S. 173; Schiwy, § 17, S. 1; Lorz/Metzger, § 17 Rn 10; Ort/Reckewell, § 17 Rn 29; Hirt/Maisack/Moritz, § 17 Rn 8; a. A. Röckle, Probleme, S. 135 f.; Jescheck/Weigend, Strafrecht AT, S. 251; Maurach/ Schroeder/Maiwald, Strafrecht BT 2, § 59 Rn 13; Wiegand, Tierquälerei, S. 48, die eine Einordnung als Tatbestandsmerkmal vornehmen.

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Anwendung von Dopingmitteln zum Tod eines Pferdes im Training und wurde dies vom Täter billigend in Kauf genommen, so ist grundsätzlich durch Abwägung zu prüfen, ob nicht ein „vernünftiger Grund“ für die Tiertötung vorgelegen hat. Von vornherein ausgeschlossen ist dabei das Vorliegen eines „vernünftigen Grundes“ nicht, wenngleich auf den zweiten Blick auf der Stufe der Verhältnismäßigkeit i. e. S.119 zu beachten ist, dass der Eingriff nicht außer Verhältnis zur Bedeutung der Sache und der Belastung der Tiere stehen darf. Daraus ergibt sich auch, dass das Leben des Tieres nur dann beeinträchtigt werden darf, wenn dies zur Erhaltung des menschlichen Lebens unerlässlich ist. Beim Doping stehen wirtschaftliche Interessen im Vordergrund. Die Erhaltung menschlichen Lebens durch Sicherung der wirtschaftlichen Lebensgrundlage kann jedoch keinen „vernünftigen Grund“ für den Tod eines Pferdes durch die Verwendung von Dopingmitteln darstellen, da der erstrebte Erfolg außer Verhältnis zur Belastung des Tieres steht. Eine Rechtfertigung der Tiertötung durch das Dopen eines Pferdes aus einem „vernünftigen Grund“ scheidet folglich aus. Neben dem Doping von Pferden ist zum anderen im Bereich des Pferdeleistungssports an eine Tiertötung zu denken, wenn das Pferd nicht mehr die gewünschten sportlichen Leistungen erbringt. Das Vorliegen eines „vernünftigen Grundes“ scheidet in diesem Fall nicht von vornherein aus. Zu beachten ist jedoch die Wertung des Gesetzgebers aus § 9 II Nr. 3 TierSchG, in der bestimmt ist, dass u. a. Schäden den Tieren nicht aus Gründen der Arbeits-, Zeit- oder Kostenersparnis zugefügt werden dürfen, und führt man sich vor Augen, dass der Tod den größtmöglichen Schaden darstellt, den man einem Lebewesen zufügen kann, dann scheidet ein „vernünftiger Grund“ für eine Tiertötung allein aus dem Grund der Unbrauchbarkeit für den Sport aus. Zusammenfassend lässt sich somit feststellen, dass Handlungen, die den Tod eines Pferdes zur Folge haben und die eine Leistungsveränderung des Pferdes bezwecken oder aus Gründen der Unbrauchbarkeit des Pferdes für den Sport vorgenommen wurden, nicht durch einen „vernünftigen Grund“ gerechtfertigt sind. 2. § 17 Nr. 2 a) TierSchG Nach § 17 Nr. 2 a) TierSchG macht sich strafbar, wer einem Wirbeltier aus Rohheit erhebliche Schmerzen oder Leiden zufügt. Tathandlung ist das Zufügen erheblicher Schmerzen oder Leiden aus Rohheit. Zum Vorliegen von erheblichen Schmerzen oder Leiden wird auf die obigen Ausführungen zu § 3 Nr. 1 b TierSchG verwiesen. Insbesondere auf die Offensichtlichkeit der Schmerzen oder Leiden kommt es nicht an, denn dies würde 119

Vgl. zum Abwägungsprozess Hirt/Maisack/Moritz, Art. 20 a Rn 23 ff.

§ 1 Tierschutzgesetz

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gerade für Pferde eine Einschränkung bedeuten, da sie in ihrer Leidensäußerung stark eingeschränkt sind.120 Rohheit ist anzunehmen, wenn das Zufügen der Schmerzen oder Leiden einer gefühllosen, fremde Leiden missachtenden Gesinnung entspringt.121 Gefühllosigkeit ist dann anzunehmen, wenn der Täter das hemmende Gefühl für den Schmerz des Tieres verloren hat, welches sich bei jedem verständigen Menschen eingestellt hätte.122 Die Gefühllosigkeit braucht dabei keine dauernde Charaktereigenschaft zu sein123, sondern kann bspw. auch erst unter Alkoholeinfluss hervortreten.124 In subjektiver Hinsicht muss die Handlung „aus Rohheit“ erfolgen. Dabei muss der Vorsatz die Tatsachen umfassen, welche die Rohheit begründen. Die Eigenwertung des Täters ist dabei jedoch unerheblich. Der Täter muss nicht wissen, dass seine Handlung einer gefühllosen Gesinnung entspricht.125 Das Vorliegen eines „vernünftigen Grundes“ kann die Tat nicht rechtfertigen. So bezieht sich das Merkmal „ohne vernünftigen Grund“ nur auf die Tiertötung in § 17 Nr. 1 und nicht auf § 17 Nr. 2 a) oder 2 b TierSchG.126 Teilweise wird jedoch die Auffassung vertreten, dass der Rechtfertigungsgrund des „vernünftigen Grundes“ auch für den Tatbestand der Tierquälerei gem. § 17 Nr. 2 TierSchG gelte und es sich lediglich um ein unbeachtliches gesetzgeberisches Redaktionsversehen handle, dass das Merkmal des „vernünftigen Grundes“ nicht in der Formulierung enthalten sei.127 Von einem redaktionellen Versehen kann nicht ausgegangen werden, da andernfalls eine Änderung im Rahmen späterer Gesetzesänderungen des seit 1972 bestehenden Tatbestandes erfolgt wäre. Das „Hineinlesen“ des „vernünftigen Grundes“ widerspricht dem Gesetzeswortlaut und kann auch nicht mit dem Hinweis auf § 1 S. 2 TierSchG erfolgen, da dieser gegenüber der Spezialvorschrift des § 17 TierSchG subsidiär ist.128 Stattdessen ergibt sich aus dem fehlenden Merkmal des „vernünftigen Grundes“ in § 17 Nr. 2 TierSchG, dass der Gesetzgeber hier schon eine Wertung vorgenommen hat. Weitere Grenzen für einen Eingriff in die Interessen eines Tieres sind 120

So auch Ditz, Doping, S. 458. BGHSt 3, 105 (109); Ort/Reckewell, § 17 Rn 31; Hackbarth/Lückert, Tierschutzgesetz, S. 176; zur Kommentierung des gleichen Tatbestandsmerkmals in § 225 StGB: Tröndle/Fischer, § 225 Rn 9. 122 OLG HAMM NStZ 1985, 275 f.; Ort/Reckewell, § 17 Rn 33. 123 BGHSt 3, 105 (109); Tröndle/Fischer, § 225 Rn 9. 124 Hirt/Maisack/Moritz, § 17 Rn 103; Tröndle/Fischer, § 225 Rn 9. 125 Lorz/Metzger, § 17 Rn 34; Ort/Reckewell, § 17 Rn 38 a, Rn 121; Hirt/Maisack/ Moritz, § 17 Rn 104. 126 So auch Ort/Reckewell, § 17 Rn 25. 127 So aber Röckle, Probleme, S. 107; Dietlein, NStZ 1994, 21 (22); Maurach/ Schroeder/Maiwald, Strafrecht BT 2, § 59 Rn 14. 128 von Loeper, § 1 Rn 50. 121

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4. Teil: Verstöße gegen Normen des Nebenstrafrechts

somit die Tatmodalitäten des § 17 Nr. 2 TierSchG, die nicht durch einen vernünftigen Grund gerechtfertigt sein können. Im Bereich des Pferdeleistungssports ist hauptsächlich an Misshandlungen im Training zu denken. Tathandlungen wie das Barren von Pferden stellen dabei regelmäßig ein Handeln aus Rohheit dar, da aus der Tatausführung Rückschlüsse auf die subjektiven Gegebenheiten beim Täter möglich sind.129 Hinsichtlich der Tatausführung darf jedoch nicht übersehen werden, dass die Dressur von Tieren in den meisten Fällen aus einer Kombination von Strafe und Lob besteht.130 Damit ist gemeint, dass eine Einwirkung auf das Pferd dieses zu einem bestimmten Verhalten bewegen soll. Die Grenze ist jedoch erreicht, wenn dadurch bei dem Pferd erhebliche Schmerzen oder Leiden hervorgerufen werden. Auch ein Gertenschlag oder der Einsatz von Sporen kann über eine reine Beeinträchtigung des Wohlbefindens hinausgehen. Zusammen mit dem Erfordernis der Erheblichkeit und der subjektiven Einschränkung der Rohheit wird jedoch bei Verwendung von Gerte und Sporen eine Verwirklichung des § 17 Nr. 2 a) TierSchG außer in Ausnahmefällen, z. B. bei Züchtigungsexzessen, nicht einschlägig sein. 3. § 17 Nr. 2 b) TierSchG Nach § 17 Nr. 2 b) TierSchG macht sich strafbar, wer einem Wirbeltier länger anhaltende oder sich wiederholende erhebliche Schmerzen oder Leiden zufügt. Bei dieser Tatmodalität wird für die Strafbarkeit auf den qualifizierten Taterfolg abgestellt. Die Zeitdauer der Misshandlung an sich ist unerheblich.131 Unter „länger anhaltend“ werden Schmerzen oder Leiden verstanden, die eine gewisse Zeitspanne andauern und von ihrer Dauer her eine lediglich kurzfristige Störung des Wohlbefindens ausschließen.132 Dabei ist hinsichtlich der Bestimmung der Dauer nicht auf das Zeitempfinden des Menschen, sondern vielmehr auf das Vermögen des Tieres, dem ihm ausgesetzten psychischen oder physischen Druck standhalten zu können, abzustellen.133 Das Feststellen des Vorliegens von „sich wiederholenden“ Schmerzen und Leiden bereitet bei sachverständiger Beurteilung keine Schwierigkeiten134 und ist anzunehmen, wenn das Tier den Schmerz bzw. das Leiden (auch Angst) mehrmals durchlebt.135 129

So auch Ort/Reckewell, § 17 Rn 121. Meyer, Pferdeheilkunde 2000, 45 (52 f.). 131 Hirt/Maisack/Moritz, § 17 Rn 54. 132 Ort/Reckewell, § 17 Rn 91; Hirt/Maisack/Moritz, § 17 Rn 54. 133 OLG Düsseldorf MDR 1993, 1231 (1232) = NStZ 1994, 43 (44); OLG Hamm NStZ 1985, 275; Ort/Reckewell, § 17 Rn 91; Hirt/Maisack/Moritz, § 17 Rn 54. 134 Ort/Reckewell, § 17 Rn 90; Hackbarth/Lückert, Tierschutzrecht, S. 177. 130

§ 1 Tierschutzgesetz

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In subjektiver Hinsicht ist wiederum Vorsatz erforderlich, wobei Eventualvorsatz ausreicht. Für Berufsreiter und -trainer liegt ein verschärfter Verhaltensmaßstab vor, da aufgrund ihrer Erfahrung und Ausbildung davon auszugehen ist, dass sie wissen, welche Handlungen länger anhaltende oder sich wiederholende erhebliche Schmerzen oder Leiden hervorrufen können. Für den Bereich der unerlaubten Leistungsbeeinflussung ist insbesondere § 17 Nr. 2 b) TierSchG einschlägig. Gerade die Verabreichung einiger leistungssteigernder Dopingmittel führt zu erheblichen Nebenwirkungen. Darunter fallen bspw. Psychopharmaka, wie sie dem Pferd des Olympiasiegers von Athen 2004, Cian O’Connor, verabreicht wurden.136 Aber auch Anabolika haben über längere Zeit verabreicht erhebliche Nebenwirkungen.137 Doch nicht nur das leistungssteigernde Doping, sondern vor allem auch das therapeutische Doping kann länger anhaltende oder sich wiederholende erhebliche Schmerzen hervorrufen. Schmerz- oder entzündungshemmende Dopingmittel unterdrücken die natürliche Reaktion des Körpers auf einen Reiz.138 Anstatt das schmerzende Körperteil zu schonen werden die Pferde durch die Dopingmittel veranlasst, die kranken Körperteile maximal zu belasten. Dies führt zum einen dazu, dass sich die bestehenden Krankheitsbilder verschlechtern, und zum anderen können aufgrund einer Betäubung erneute Verletzungen entstehen.139 Der Täter, der gedopte Pferde im Wettkampf oder Training einsetzt, wird regelmäßig die Folgen für das Pferd zumindest billigend in Kauf nehmen. E. Zusammenfassung Im Pferdeleistungssport sind zahlreiche Verbote aus § 3 TierSchG zu beachten. Eine Strafbarkeit kann sich insbesondere aus § 17 Nr. 1 TierSchG ergeben, wenn das Pferd getötet wurde, oder aus § 17 Nr. 2 b) TierSchG, der insbesondere in den Fällen des Dopings einschlägig ist. F. Mittäterschaft und Teilnahme Grundsätzlich gelten für die Teilnahme an den Tathandlungen des § 17 TierSchG die allgemeinen Vorschriften der §§ 25 StGB. Im Rahmen des § 17 Nr. 2 b) TierSchG handelt es sich bei dem Tatbestandsmerkmal „länger anhaltend oder sich wiederholend“ um ein tatbezogenes Merkmal. Es gelten in diesem Fall die allgemeinen Regeln der Akzessorietät, nach denen der Teilnehmer 135 136 137 138 139

Hirt/Maisack/Moritz, § 17 Rn 54; Hackbarth/Lückert, Tierschutzrecht, S. 177. FAZ vom 10.11.2004, S. 35; Schoene, Doping, S. 57. Knoll, St. Georg 1980, 28 (31). Ditz, Doping, S. 462; Grahwit, Dtsch. tierärztl. Wschr. 1995, 46. Schoene, Doping, S. 34 ff.

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4. Teil: Verstöße gegen Normen des Nebenstrafrechts

nach derselben Strafandrohung zu bestrafen ist wie der Täter. Im Falle der Beihilfe mildert sich die Strafe nach §§ 49 I, 27 StGB. Im Weiteren sind die Beteiligten am Reitsport auf eine Strafbarkeit gem. § 17 Nr. 2 b) TierSchG hin zu untersuchen. I. Reiter und Pferdebesitzer

Der Reiter, der sein Pferd trotz Dopings bspw. auf einem Turnier einsetzt, sowie der Pferdebesitzer, der veranlasst, dass das Pferd in seiner Leistung während des Trainings unerlaubt beeinflusst oder dass das gedopte Pferd auf einem Turnier eingesetzt wird, machen sich regelmäßig nach § 17 Nr. 2 b) TierSchG strafbar. II. Tierarzt

Täterschaft liegt beim Tierarzt lediglich im Falle des akuten sowie des chronischen Dopings vor. Hinsichtlich des therapeutischen Dopings ist zu beachten, dass das Zufügen der erheblichen länger anhaltenden oder sich wiederholenden Schmerzen oder Leiden erst durch den Einsatz der Tiere verwirklicht wird. Die Behandlung mit schmerz- oder entzündungshemmenden Mitteln an sich verursacht nicht die Folgen des § 17 Nr. 2 b) TierSchG. Allerdings kann Beihilfe vorliegen, wenn der Tierarzt durch Verabreichung schmerzlindernder Mittel den Einsatz des Tieres auf einem Turnier durch den Täter ermöglichen wollte.

§ 2 Betäubungsmittelgesetz Eine Strafbarkeit kann sich für die am Reitsport beteiligten Personen auch aus dem Betäubungsmittelgesetz ergeben. Im Weiteren wird aus diesem Grund untersucht, unter welchen Voraussetzungen eine Strafbarkeit nach dem Betäubungsmittelgesetz in Betracht kommt. Dazu werden zunächst der Begriff des Betäubungsmittels erläutert und die für ein Doping im Pferdesport in Betracht kommenden Betäubungsmittel benannt. A. Ziel und Rechtsgut Ziel des Betäubungsmittelgesetzes ist, die medizinische Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen und gleichzeitig den Missbrauch von Betäubungsmitteln sowie das Bestehen oder Erhalten einer Betäubungsmittelabhängigkeit so weit wie möglich auszuschließen, (vgl. § 5 I Nr. 6 BtMG). Rechtsgüter sind danach zum einen die Gesundheit des Einzelnen und der Bevölkerung im Ganzen140, sowie zum anderen die Gestaltung des sozialen Zusammenlebens in ei-

§ 2 Betäubungsmittelgesetz

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ner Weise, die dieses von den sozialschädlichen Wirkungen des Umgangs mit Drogen freihält.141 B. Begriffsbestimmungen Betäubungsmittel sind Stoffe, die nach wissenschaftlicher Erkenntnis wegen ihrer Wirkungsweise eine Abhängigkeit hervorrufen können, deren betäubende Wirkungen wegen des Ausmaßes einer missbräuchlichen Verwendung unmittelbar oder mittelbar Gefahren für die Gesundheit begründen oder die der Herstellung von Betäubungsmitteln dienen.142 Der Begriff Betäubungsmittel bildet den Oberbegriff für Stoffe und Zubereitungen. Beide Begriffe sind in § 2 BtMG legal definiert. Welche Stoffe jedoch im Einzelnen unter den Begriff des Betäubungsmittels im Sinne des Gesetzes fallen, hat der Gesetzgeber in einer Positivliste geregelt. Danach sind Betäubungsmittel im Sinne des Gesetzes nur die in den Anlagen I bis III genannten Stoffe und Zubereitungen.143 Die Anlagen bilden damit den Ausgangspunkt für eine Untersuchung der Strafbarkeit nach dem Betäubungsmittelgesetz. Sie sind in nicht verkehrsfähige144 (Anl. I), verkehrsfähige, aber nicht verschreibungsfähige145 (Anl. II) und in verschreibungsfähige146 (Anl. III A bis C) Betäubungsmittel gegliedert. C. Strafbarkeit nach § 29 BtMG Im Folgenden werden die nach § 29 BtMG strafbewehrten Verhaltensweisen dargestellt, die im Zusammenhang mit der Verabreichung von Betäubungsmitteln zur Leistungsbeeinflussung beim Pferd einschlägig sind.

140

BVerwG DVBl 2001, 816 (818). BVerfGE 90, 145 (174); Weber, § 1 BtMG Rn 3. 142 BVerfG, NJW 1998, 669 f.: Körner, § 1 BtMG Rn 1; Weber, § 1 BtMG Rn 9, 13, 139; Franke/Wienroeder, § 1 BtMG Rn 4; Joachimski/Haumer, § 1 BtMG Rn 1. 143 Körner, § 1 BtMG Rn 4. 144 Hierbei handelt es sich um gesundheitsschädliche Stoffe, die für medizinische Zwecke ungeeignet sind oder deren therapeutischer Wert in keinem vernünftigen Verhältnis zu ihrer Schädlichkeit steht. Diese Stoffe dürfen nicht nach § 13 I 3 BtMG verschrieben, verabreicht und zum unmittelbaren Verbrauch überlassen werden; vgl. Körner, § 1 BtMG Rn 7; Joachimski/Haumer, § 1 BtMG Rn 3; Franke/Wienroeder, § 1 BtMG Rn 5. 145 Betäubungsmittel, die nur in der Pharmaindustrie als Rohstoffe, Grundstoffe, Halbsynthetika und Zwischenprodukte verwendet werden, die jedoch in Zubereitungen ebenso wie die Stoffe der Anl. I gem. § 13 I 3 BtMG nicht als Betäubungsmittel verschrieben, verabreicht oder zum Gebrauch überlassen werden dürfen. 146 Körner, § 1 BtMG Rn 9. 141

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4. Teil: Verstöße gegen Normen des Nebenstrafrechts I. § 29 I Nr. 1 BtMG

Nach § 29 I Nr. 1 BtMG macht sich strafbar, wer unerlaubt Betäubungsmitteln anbaut, herstellt, mit ihnen Handel treibt, sie ohne Handel zu treiben einführt, ausführt, veräußert, abgibt, sonst in den Verkehr bringt, erwirbt oder sie in sonstiger Weise verschafft. Erforderlich ist somit eine Erlaubnis, die gem. § 3 BtMG vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte erteilt wird. Ausnahmen von der Erlaubnispflicht sind in § 4 BtMG normiert. Für Tierhalter gilt danach eine Befreiung von der Erlaubnispflicht gem. § 4 I Nr. 3 a) BtMG für den Erwerb von Betäubungsmitteln der Anlage III, wenn der Erwerb aufgrund einer ärztlicher Verschreibung erfolgte.147 Ist dem Tierhalter jedoch bekannt, dass die Verschreibung nicht ärztlich begründet war und aus diesem Grund missbräuchlich erfolgte, wird er behandelt als habe er die Betäubungsmittel ohne Verschreibung erworben.148 Erfolgte somit der Erwerb von Dopingmitteln auf Rezept, so ist dennoch der Erwerb nicht von der Erlaubnispflicht befreit, wenn die Verschreibung nicht ärztlich begründet war. Ebenso können Tierärzte mit einem Rezept für die Tierklinik Betäubungsmittel der Anlage III erwerben, doch auch sie sind nicht von der Erlaubnispflicht befreit, wenn sie das Betäubungsmittel nicht zur Heilung von Patienten oder zum Praxisbedarf erwerben.149 Einschlägig ist diese Norm somit für alle Personen, die Dopingmittel verbreiten oder sie in ihren Besitz bringen, ohne die erforderliche Erlaubnis dafür zu besitzen. Darüber hinaus ist diese Norm auch für am Doping unbeteiligte Personen einschlägig, die rechtmäßig im Besitz des Betäubungsmittels sind, wenn für diese die Begehungsweise des sonstigen In-Verkehr-Bringens vorliegt. Denn durch die Tatmodalität soll verhütet werden, dass Betäubungsmittel in den Verkehr gelangen.150 Es handelt sich dabei um einen Auffangtatbestand151, der weit auszulegen ist. Unter sonstiges In-Verkehr-Bringen ist jedes gleichwie geartete, Eröffnen der Möglichkeit, dass ein anderer die tatsächliche Verfügungsmacht über ein Betäubungsmittel erlangt, zu verstehen.152 Diese Begehungsweise wird oft durch Unterlassen begangen, wobei sich die Garantenstellung daraus ergibt, dass derjenige, der Verfügungsgewalt über das Betäubungsmittel hat, für diese Gefahrenquelle in seinem Herrschaftsbereich einzustehen hat.153 Die Tat kann vorsätzlich oder fahrlässig154 begangen werden. Damit könnten sich auch unbeteiligte Dritte, bspw. Tierärzte oder Pferdebesitzer, strafbar machen, wenn sie 147 148 149 150 151 152 153

Körner, § 4 BtMG Rn 15. RGSt 62, 369 (383); RGSt 73, 392 (393). Körner, § 4 BtMG Rn 18. Weber, § 29 BtMG Rn 672. Schoreit, NStZ 1992, 320 (322). RGSt 62, 369 (389). Weber, § 29 BtMG Rn 683.

§ 2 Betäubungsmittelgesetz

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Dopingmittel, die dem Betäubungsmittelgesetz unterliegen, unbeaufsichtigt und frei zugänglich aufbewahren würden. II. § 29 I Nr. 3 BtMG

Nach dieser Vorschrift ist das Besitzen von Betäubungsmitteln ohne zugleich im Besitz einer schriftlichen Erlaubnis zum Erwerb zu sein strafbar. Unter besitzen im Sinne der Vorschrift wird das tatsächliche Innehaben mit Besitzwillen verstanden, der darauf gerichtet ist, sich die Möglichkeit ungehinderter Einwirkung auf die Sache zu erhalten.155 Die Strafbarkeit knüpft dabei an die Herbeiführung oder Aufrechterhaltung des illegalen Zustandes an.156 Des Weiteren darf keine schriftliche Erlaubnis zum Erwerb (vgl. § 3 BtMG) vorliegen. Erforderlich wäre somit ein Rezept aufgrund einer begründeten Verschreibung oder ein Erwerb zur Behandlung von Patienten bzw. für den Klinikbedarf. Liegt dies nicht vor, dann ist bereits der Besitz strafbar. Die Strafbarkeit ist also allein an den Besitz ohne Erlaubnis zum Erwerb geknüpft und kann somit alle am Doping beteiligten Personen, die die Voraussetzungen erfüllen, gleichermaßen betreffen. III. § 29 I Nr. 6 BtMG

Diese Vorschrift betrifft insbesondere die Tierärzte, da diese sich strafbar machen, wenn sie entgegen § 13 I BtMG Betäubungsmittel verschreiben, (§ 29 I Nr. 6 a) BtMG), verabreichen oder zum unmittelbaren Gebrauch überlassen, (§ 29 I Nr. 6 b) BtMG). Zunächst ist ein Blick auf § 13 BtMG erforderlich, der den Betäubungsmittelverkehr zu therapeutischen Zwecken regelt.157 In § 13 I BtMG werden drei Fälle des ärztlichen Handelns geregelt. Im Vordergrund steht dabei die Verschreibung in Form eines ausgefertigten Betäubungsmittelrezeptes, (vgl. § 1 II BtMVV). Ein Rezept ist die persönlich von einem Arzt, Zahnarzt oder Tierarzt ausgestellte schriftliche Anweisung an einen Apotheker auf Verabfolgung eines bestimmten Mittels.158 Im Weiteren wird zunächst die Verabreichung geregelt. Unter Verabreichung wird die unmittelbare Anwendung des Betäubungsmittels am Körper des Patienten verstanden.159 Schließlich wird die Verbrauchsüberlassung geregelt. Von der Verbrauchsüber154 Dies gilt gem. § 29 IV BtMG für alle Begehungsweisen nach § 29 I Nr. 1 BtMG. 155 BGH NStZ – RR 1998, 148 (149); BGHSt 27, 380 (381 f.). 156 BGHSt 27, 380 (381); BverfG NJW 1994, 2412 f.; Weber, § 29 BtMG Rn 831. 157 Körner, § 13 BtMG Rn 1. 158 RGSt 62, 281 (284); Weber, § 4 BtMG Rn 12. 159 Körner, § 29 BtMG Rn 1254; Weber, § 13 BtMG Rn 10.

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4. Teil: Verstöße gegen Normen des Nebenstrafrechts

lassung ist nur ein Überlassen zum unmittelbaren Verbrauch in den Praxisräumen erfasst. Wird dem Patient das Betäubungsmittel mitgegeben, liegt eine Abgabe vor, die nach § 3 BtMG einer Erlaubnis bedarf.160 Weitere Voraussetzung ist, dass der Arzt im Rahmen eines Heilauftrages handelt.161 Der Heilauftrag erfasst dabei die Aufgabe des Arztes Leben zu erhalten, Krankheiten zu heilen und Leiden zu lindern, wozu auch die Behandlung schwerer Schmerzzustände gehört.162 Ein Betäubungsmittel darf daher nur zu therapeutischen Zwecken in Rahmen einer Heilbehandlung oder zur Schmerzlinderung angewendet werden und auch nur dann, wenn dies unumgänglich ist.163 Des Weiteren muss der Arzt sich im Rahmen einer Untersuchung selbst von dem Krankheitszustand überzeugen, um dann aufgrund seiner Diagnose zu entscheiden, ob und welches Medikament zur Heilung oder Linderung dieses speziellen Krankheitszustandes notwendig ist.164 Zudem muss die Anwendung des Betäubungsmittels indiziert sein. Zunächst ist zwischen zwei unterschiedlichen Täterkreisen zu unterscheiden, da die Strafbarkeit von unterschiedlichen Voraussetzungen abhängt. So kommen als Täter zum einen Tierärzte und zum anderen Nichttierärzte in Betracht. 1. Nichttierärzte Für Nichttierärzte sind alle Tathandlungen des Verschreibens, Verabreichens und der Verbrauchsüberlassung strafbar, da immer ein Verstoß gegen § 13 BtMG vorliegt. Erforderlich ist jedoch ein vorsätzliches Handeln, wenngleich bedingter Vorsatz ausreicht.165 Ein Fahrlässigkeitstatbestand ist nicht vorgesehen, (vgl. § 29 IV BtMG). Ein Zusammenhang mit der Verwendung als Dopingmittel ist nicht erforderlich. 2. Tierärzte Grundsätzlich sind die Tathandlungen des Verschreibens, Verabreichens und der Verbrauchsüberlassung von Betäubungsmitteln der Anlage III durch Tierärzte unter den Voraussetzungen des § 13 BtMG nicht strafbar. Auch hinsichtlich von Betäubungsmitteln, die der Leistungsbeeinflussung dienen, kann nicht ohne weiteres von einer Strafbarkeit ausgegangen werden, denn ist die Ver160

Weber, § 13 BtMG Rn 11; Körner, § 29 BtMG Rn 1255. BGHSt 29, 6; Helgerth, JR 1992, 170 (171); Weber, § 13 BtMG Rn 13. 162 BGHSt 29, 6. 163 Weber, § 13 BtMG Rn 14, 16. 164 BayObLGSt 1969, 148; BGHSt 9, 370; Weber, § 13 BtMG Rn 18 f.; Körner, § 29 BtMG Rn 1203. 165 Weber, § 29 BtMG Rn 966, 1009. 161

§ 2 Betäubungsmittelgesetz

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schreibung des Betäubungsmittels geboten, bspw. zur Schmerzlinderung, und kommt keine andere Heilmethode in Betracht, kann es für die Strafbarkeit des Tierarztes nicht darauf ankommen, ob das Betäubungsmittel auch als Dopingmittel geeignet ist. Ebenfalls muss eine Strafbarkeit des Tierarztes ausscheiden, wenn er gem. § 13 BtMG handelt, obwohl er weiß, dass der Tierhalter das nun schmerzfreie Pferd bei einem Turnier oder Rennen einsetzt. Ist die Behandlung geboten, so ist sie auch gerechtfertigt. Eine Meldepflicht besteht für den Tierarzt nicht, da er ansonsten das Arztgeheimnis, das gem. § 203 I Nr. 1 StGB auch für Tierärzte gilt, verletzen würde.166 Eine Strafbarkeit kommt jedoch in Betracht, wenn es an einem ärztlichen Heilauftrag fehlt, da der Tierarzt das Betäubungsmittel ausschließlich für das Dopen des Tieres verschreibt, verabreicht oder zum Verbrauch überlässt.167 Dasselbe gilt, wenn er das Betäubungsmittel nur verschreibt, um sich Drohungen oder Erpressungen der Patienten bzw. hier des Tierhalters zu erwehren oder aus anderen persönlichen Interessen, wie dem Erlangen von Vorteilen.168 Zum anderen muss der Tierarzt das Pferd selbst untersucht haben. Hat er dies nicht, sondern verlässt er sich lediglich auf die Angaben des Tierhalters, dann macht er sich strafbar. Erforderlich ist in subjektiver Hinsicht auch hier ein zumindest bedingt vorsätzliches Handeln. Fahrlässigkeit ist nicht strafbar, (vgl. § 29 IV BtMG). IV. § 29 I Nr. 9 BtMG

Nach § 29 I Nr. 9 BtMG macht sich derjenige strafbar, der durch unrichtige oder unvollständige Angaben bezweckt, für ein Tier die Verschreibung eines Betäubungsmittels zu erlangen. Die Angaben sind unrichtig, wenn sie nicht mit der Wirklichkeit übereinstimmen.169 Unvollständig ist eine Angabe, wenn der Täter einen einheitlichen Lebenssachverhalt nur teilweise wiedergibt und durch das Weglassen wesentlicher Tatsachen ein falsches Gesamtbild vermittelt, insbesondere durch Verschweigen von Kontraindikationen.170 Ziel der Täuschung muss die Erlangung der Verschreibung sein. Dagegen ist nicht erforderlich, dass die Verschreibung unbegründet ist.171 Nach § 29 I Nr. 9 BtMG kann sich folglich jeder strafbar machen, der durch unrichtige oder unvollständige Angaben die Verschreibung eines Betäubungsmittels erschleichen möchte. Pferdebesitzer, Reiter und Außenstehende kommen gleichermaßen in Betracht. 166 167 168 169 170 171

So auch für den Arzt eines Sportlers, Gutheil, Doping, S. 134. Weber, § 13 BtMG Rn 15. Körner, § 29 BtMG Rn 1195, 1196; Weber, § 13 BtMG Rn 15. Weber, § 29 BtMG Rn 1066. Weber, § 29 BtMG Rn 1067; Körner, § 29 BtMG Rn 1355. Weber, § 29 BtMG Rn 1068; Franke/Wienroder, § 29 BtMG Rn 186.

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4. Teil: Verstöße gegen Normen des Nebenstrafrechts

D. Zusammenfassung Das Betäubungsmittelgesetz sieht für viele Handlungsweisen, die im Zusammenhang mit dem Doping von Pferden vorkommen, Strafen vor. Allerdings ist zu beachten, dass das Betäubungsmittelgesetz nur für wenige heute noch im Pferdeleistungssport relevante Dopingmittel einschlägig ist. Angewandt wurden früher insbesondere im Pferderennsport Morphium172 oder Amphetamine173. Aufgrund der zum Teil erheblichen Nebenwirkungen und der genauen Analysemöglichkeiten für derartige Drogen ist ihre Verwendung jedoch im Sport allgemein stark zurückgegangen.174 Die heutzutage am häufigsten benutzten Dopingmittel, wie bspw. die anabolen Stereoide175, sind nicht vom Betäubungsmittelgesetz umfasst. Ist eine Substanz nicht vom Betäubungsmittelgesetz umfasst, so ist jedoch regelmäßig zu prüfen, ob sie nicht als Arzneimittel der arzneimittelrechtlichen Kontrolle unterliegen.176 Im Weiteren wird somit eine mögliche Strafbarkeit nach dem Arzneimittelgesetz geprüft.

§ 3 Arzneimittelgesetz Im Folgenden sollen zunächst die Grundzüge des Arzneimittelrechts dargestellt werden. Sodann folgt eine Darstellung ausgewählter Straftatbestände des Arzneimittelgesetzes, die für das Doping im Pferdesport relevant sind. A. Zweck des Arzneimittelgesetzes In § 1 AMG ist der Zweck des Gesetzes genannt, wonach die Vorschriften des Arzneimittelgesetzes im Interesse einer ordnungsgemäßen Arzneimittelversorgung von Mensch und Tier für die Sicherheit im Verkehr mit Arzneimitteln und insbesondere für die Qualität, Wirksamkeit und Unbedenklichkeit der Arzneimittel Sorge tragen. Hier wird im Gegensatz zum Betäubungsmittelgesetz die Tiergesundheit ausdrücklich genannt. B. Der Arzneimittelbegriff Der Begriff des Arzneimittels ist in § 2 I AMG legal definiert. U. a. sind Arzneimittel danach Stoffe und Zubereitungen aus Stoffen, die dazu bestimmt sind,

172 173 174 175 176

(259).

Schoene, Doping, S. 52. Schoene, Doping, S. 48; Ditz, Doping, S. 305. Schoene, Doping, S. 49. Vgl. Schoene, Doping, S. 41 ff. Körner, § 1 BtMG Rn 12; BGH NJW 1998, 836 (837) = BGH NStZ 1998, 258

§ 3 Arzneimittelgesetz

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durch Anwendung am oder im menschlichen oder tierischen Körper Krankheiten, Leiden, Körperschäden oder krankhafte Beschwerden zu heilen, zu lindern, zu verhüten oder zu erkennen, aber auch alle Mittel, die die Körperfunktionen beeinflussen sollen, wie z. B. Aufputschmittel. C. Doping In § 6 a AMG ist ein Verbot von Arzneimitteln zu Dopingzwecken normiert. Allerdings ist Voraussetzung der Verbotsvorschrift das Verabreichen von Dopingmitteln an Menschen. Das Doping von Tieren fällt nicht darunter.177 Damit entfällt auch eine Strafbarkeit gem. § 95 I Nr. 2 a AMG, wonach sich Dritte, die an einem Sportler Arzneimittel anwenden, strafbar machen.178 D. Strafbarkeit Die Strafbarkeit nach dem Arzneimittelgesetz ist in §§ 95 ff. AMG geregelt. Im Weiteren werden Begehungsweisen des § 95 AMG dargestellt, die im Zusammenhang mit dem Doping eines Pferdes gegeben sein können. Dargestellt werden soll dabei zunächst die Strafbarkeit von Tierärzten. Sodann folgt die Darstellung der Strafbarkeit von Tierhaltern, während die Betrachtung einer möglichen Strafbarkeit von Dritten den Abschluss bildet. I. Strafbarkeit von Tierärzten gem. § 95 I Nr. 8 AMG

Nach § 95 I Nr. 8 AMG macht sich ein Tierarzt strafbar, der entgegen § 56 a I AMG Arzneimittel, die nur auf Verschreibung an Verbraucher abgegeben werden dürfen, verschreibt, abgibt oder anwendet. Die Vorschrift befasst sich ausschließlich mit Tierarzneimitteln, die apothekenpflichtig sind179, und kann nur von Tierärzten begangen werden. Vorausgesetzt wird weiterhin ein Verstoß gegen § 56 a AMG. Dieser stellt eine Beschränkung der grundsätzlichen Erlaubnis von Tierärzten nach § 43 IV AMG dar, apothekenpflichtige Arzneimittel an Tierhalter abzugeben, soweit er dessen Tiere behandelt.180 Ein Verstoß gegen § 56 a AMG liegt 177 Rehmann, § 6 a AMG Rn 2; Deutsch, § 6 a AMG; eine Regelung für das Doping von Tieren findet sich dagegen in § 3 Nr. 1 b) TierSchG, siehe dazu bereits oben 4. Teil § 1 D. I. 1. b). 178 Der Eigenkonsum von Dopingmitteln bleibt für den Sportler straflos, nähere Ausführungen zu § 95 I Nr. 2 a AMG finden sich im Aufsatz von Heger, SpuRt 2001, 92 ff. 179 Körner, § 95 AMG Rn 96. 180 Rehmann, § 43 AMG Rn 6.

196

4. Teil: Verstöße gegen Normen des Nebenstrafrechts

u. a. vor, wenn die Anwendung nicht gem. § 56 a I Nr. 4 AMG nach Anwendungsgebiet und Menge nach dem Stand der tierärztlichen Wissenschaft gerechtfertigt ist, um das Behandlungsziel zu erreichen. Subjektiv ist für § 95 I Nr. 8 AMG vorsätzliche, aber auch fahrlässige Begehung möglich, (vgl. § 95 IV AMG). Hinsichtlich der vorsätzlichen Begehung ist es ausreichend, wenn der Verstoß nicht das eigentliche Ziel seines Handeln ist, er ihn aber billigend in Kauf nimmt.181 Der Tierarzt, der Arzneimittel zu Dopingzwecken verschreibt, abgibt oder anwendet, macht sich gem. § 95 I Nr. 8 AMG strafbar. Es liegt in diesem Fall ein Verstoß gegen § 56 a I Nr. 4 AMG vor, da eine Anwendung zu Dopingzwecken nicht veterinärmedizinisch gerechtfertigt ist.182 Eine fahrlässige Begehung kann vorliegen, wenn er bspw. seiner Sorgfaltspflicht als Tierarzt nicht nachkommt, indem er das Tier nicht ausreichend untersucht183 und aus diesem Grund das Arzneimittel ohne Indikation verschreibt, abgibt oder anwendet. Wiederum liegt jedoch keine Strafbarkeit nach dem Arzneimittelgesetz vor, wenn er das Arzneimittel gem. § 56 a AMG verschreibt, abgibt oder anwendet, auch wenn er weiß, dass der Tierhalter das dadurch gedopte Pferd bei einem Turnier oder Rennen einsetzt. II. Strafbarkeit von Tierhaltern

1. Strafbarkeit gem. § 95 Nr. 9 AMG Nach § 95 Nr. 9 AMG macht sich derjenige Tierhalter strafbar, der Arzneimittel, die i. S. d. § 57 I AMG nur auf Verschreibung abgegeben werden dürfen, nicht in einer Apotheke, beim behandelnden Tierarzt oder in zugelassenen Fällen beim Hersteller direkt erwirbt. § 57 AMG sowie § 95 I Nr. 9 AMG dienen der Überwachung des Verkehrs mit Tierarzneimitteln.184 Nach dem BayObLG185 soll durch die Einengung der Bezugswege der Sicherung der Qualität von Lebensmitteln tierischer Herkunft gedient werden und somit einer möglichen Gesundheitsschädigung der Verbraucher vorgebeugt werden. Zu bedenken ist jedoch, dass eine Einengung der Bezugswege auch dem Schutz der Tiere dient und damit die Vorschrift auch in den hier untersuchten Fällen des Tierdopings, bei dem die Lebensmittelgewinnung nicht im Vordergrund steht, einschlägig ist.

181 182 183 184 185

Rehmann, § 95 AMG Rn 1. So auch Feiden/Blasius, Doping im Sport, S. 107. Siehe auch § 12 II TÄHAV. Körner, § 95 AMG Rn 102. BayObLG NStZ 1987, 179.

§ 3 Arzneimittelgesetz

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Tatgegenstand des § 95 I Nr. 9 AMG sind nur verschreibungspflichtige Tierarzneimittel und Tierfütterungsarzneimittel, so bspw. Hormonpräparate wie Testosteron.186 Strafbar kann sich gem. § 95 I Nr. 9 AMG nur der Tierhalter machen. Tierhalter ist, wer an der Haltung des Tieres ein eigenes Interesse, eine auch mittelbar und grundsätzlich nicht nur vorübergehende Besitzstellung und die Befugnis hat, über die Betreuung und die Existenz des Tieres zu entscheiden.187 Dies können eine oder mehrere Personen sein. Tathandlung ist der Erwerb von Arzneimitteln entgegen § 57 AMG. Entgegen § 57 AMG handelt der Tierhalter u. a., wenn er die Arzneimittel nicht in der Apotheke oder beim behandelnden Tierarzt erwirbt. Subjektiv ist wiederum vorsätzliches sowie fahrlässiges Handeln strafbar. 2. Strafbarkeit gem. § 95 I Nr. 10 AMG Nach § 95 I Nr. 10 AMG macht sich der Tierhalter strafbar, wenn er entgegen § 58 I S. 1 AMG Arzneimittel, die nur auf Verschreibung an Verbraucher abgegeben werden dürfen, bei Tieren anwendet, die der Gewinnung von Lebensmitteln dienen. Dabei werden unter Tieren, die der Lebensmittelgewinnung dienen, nicht nur die Tiere verstanden, die nach ihrer konkreten Zweckbestimmung im Einzelfall hierzu dienen sollen, sondern alle Tiere, die nach ihrer jeweiligen Art zur Lebensmittelgewinnung geeignet sind.188 Somit fallen auch Sportpferde unter diese Regelung. In § 58 I S. 1 AMG ist weiterhin bestimmt, dass diese Mittel nur nach einer Behandlungsanweisung durch den Tierarzt angewendet werden dürfen. In subjektiver Hinsicht ist somit vorsätzliches und fahrlässiges Handeln strafbar. 3. Strafbarkeit gem. § 96 Nr. 11 b) AMG Ein Tierhalter macht sich gem. § 96 Nr. 11 b) AMG strafbar, wenn er Arzneimittel in Besitz hat, bei denen es durch Rechtsverordnung vorgeschrieben ist, dass sie nur durch den Tierarzt selbst angewendet werden dürfen, oder die der Tierarzt wegen der Gefährdung für die Gesundheit von Mensch und Tier nur selbst anwenden darf. Darunter fällt insbesondere die Verwendung bestimmter Stoffe mit hormonaler Wirkung und von ß-Antagonisten.189 Subjektiv ist Vorsatz erforderlich, da die fahrlässige Begehung lediglich eine Ordnungswidrigkeit darstellt. 186

Körner, § 95 AMG Rn 104. Anker, § 57 AMG Rn 2. 188 Rehmann, § 58 AMG Rn 1. 189 Vgl. Richtlinie 96/22/EG vom 29.04.1996 (Abl. Nr. L 125 vom 23.05.1996, S. 3), dazu insbesondere Art. 4 der Richtlinie. 187

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4. Teil: Verstöße gegen Normen des Nebenstrafrechts

4. Strafbarkeit der Tierhalter im Dopingfall Als Tierhalter kommen nur die Eigentümer oder Pferdebesitzer, die ein eigenes Interesse an der Haltung des Tieres, eine nicht nur vorübergehende Besitzstellung und die Befugnis über die Betreuung und die Existenz des Tieres zu entscheiden haben, in Betracht. Reiter, die fremde Pferde ausbilden und auf Turnieren vorstellen, haben meist nur eine vorübergehende Besitzstellung. Selbst bei langjährigen Ausbildungsverhältnissen wird in der Regel die Befugnis, über die Existenz des Tieres zu entscheiden, fehlen. Ebenso wird es sich mit Trainern und Betreuern der Pferde verhalten. Eine Strafbarkeit dieser Personen nach § 95 I Nr. 9 AMG sowie § 96 Nr. 11 b) AMG scheidet somit in erster Linie aus unmittelbarer Täterschaft aus. Für die Tierhalter hingegen ist nach § 95 I Nr. 9 AMG der Erwerb entgegen § 57 AMG sowie nach § 96 Nr. 11 b) AMG der Besitz eines Arzneimittels entgegen § 57 I a S.1 i.V. m. einer Rechtsverordnung nach § 56 a III Nr. 2 AMG strafbar. Da von diesem Verbot insbesondere hormonelle Wirkstoffe erfasst sind, ist eine Strafbarkeit des dopenden Tierhalters nach diesen Vorschriften sehr wahrscheinlich, da die Verwendung hormoneller Wirkstoffe eine große Rolle im Tierdoping spielt.190 Erfasst wird zudem der Erwerb der Arzneimittel von nicht zugelassenen Dritten, die Verwendung von Arzneimitteln ohne tierärztliche Behandlungsanweisung und der Besitz bestimmter hormoneller Arzneimittel. III. Strafbarkeit Dritter

Andere Personen, die nicht Tierärzte sind, können sich ebenfalls durch die Anwendung verschreibungspflichtiger Arzneimittel ohne tierärztliche Behandlungsanweisung an Tieren, die der Lebensmittelgewinnung dienen, strafbar machen. Subjektiv ist in den Fällen des § 95 I Nr. 9 und 10 AMG wiederum die vorsätzliche sowie die fahrlässige Begehung möglich. Diejenigen Reiter, Trainer und Betreuer, die ein fremdes Pferd nur vorübergehend in Ausbildung oder nicht die Befugnis haben, über die Existenz des Pferdes zu entscheiden, sind andere Personen i. S. d. § 95 I Nr. 10 AMG mit der Folge, dass die Anwendung der Arzneimittel ohne tierärztliche Behandlungsanweisung strafbar ist. Ein strafbarer Besitz ist für alle, die nicht Tierhalter sind, nicht vorgesehen.

190 Als Beispiel sei hier nochmals der eingangs erwähnte Fall der Dressurreiterin Ulla Salzgeber erwähnt, bei deren Pferd ein über den zulässigen Grenzwert erhöhter Testosteronwert gefunden wurde.

§ 4 Zusammenfassung

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§ 4 Zusammenfassung Durch die unerlaubte Leistungsbeeinflussung im Pferdeleistungssport werden zahlreiche Normen des Tierschutzgesetzes verletzt. Das Doping von Pferden kann insbesondere eine Strafbarkeit nach § 17 Nr. 1 und 2 b) TierSchG begründen. Bei der Verwendung von Dopingmitteln kommt abhängig von der verwendeten Substanz darüber hinaus eine Strafbarkeit nach dem Betäubungsmittelgesetz oder dem Arzneimittelgesetz in Betracht.

5. Teil

Verfahren In den vorherigen Teilen wurde dargestellt, welche kern- oder nebenstrafrechtlichen Normen bei Verstößen im Zusammenhang mit Maßnahmen der unerlaubten Leitungsbeeinflussung einschlägig sein können. Die Verstöße gegen die aufgezeigten Normen werden im Rahmen eines staatlichen Strafverfahrens verfolgt. Unabhängig vom staatlichen Strafverfahren findet zudem in den meisten Fällen ein Verbandsstrafverfahren statt, da Maßnahmen der unerlaubten Leistungsbeeinflussung neben Verstößen gegen staatliches Recht auch Verstöße gegen Verbandsrecht darstellen.1 Grundlage des Verbandsstrafverfahrens ist die aus der Vereinigungsfreiheit in Art. 9 I GG folgende Vereinsautonomie. Sie ermächtigt die Verbände in erster Linie dazu, sich eine eigene Rechtsordnung zu geben2, deren Einhaltung durch die Verbandsstrafgewalt gewährleistet wird.3 Die Verbandsstrafe stellt nach der h. M.4 ein eigenes verbandsrechtliches Institut dar, deren Legitimation im Zivilrecht aus der Privatautonomie folgt.5 Im Hinblick darauf, dass die Verbandsstrafe ihre Grundlage in der zivilrechtlichen Privatautonomie findet, kann nicht ohne weiteres gefordert werden, dass die im Strafverfahren geltenden prozessualen Garantien auch im Verbandsstrafverfahren gelten müssen.6 Innerhalb der Nachprüfung von Verbandsgerichtsentscheidungen vor staatlichen Gerichten7 wird die Einhaltung prozessualer Garantien, deren Ursprung im Grundgesetz liegen, jedoch über die Generalklausel des 1 So stellt bspw. die Verwendung von Dopingmitteln im Sinne von § 67 LPO im zeitlichen Zusammenhang mit einer PS/PLS einen Verstoß gegen § 920 Nr. 2 e) aa) bzw. bb) und ein Eingriff oder eine Manipulation zur Beeinflussung der Leistung, der Leistungsfähigkeit oder Leistungsbereitschaft einen Verstoß gegen § 920 Nr. 2 e) cc) LPO dar. 2 BVerfGE 50, 290 (354); Vieweg, Normsetzung, S. 148 ff. 3 BGHZ 29, 352 (355); BGH JZ 1995, 461 (462), mit Anm. von Pfister; MeyerCording, Vereinsstrafe, S. 79 f.; Vieweg, Normsetzung, S. 149; Petri, in: Sportler, S. 251. 4 Vgl. statt vieler BGHZ 21, 370 (375); a. A. van Look, Vereinsstrafen 1990, S. 134 ff. 5 Westermann, in: Erman, zu § 25 BGB Rn 5; Petri, in: Sportler, S. 252. 6 So auch Adolphsen, SpuRt 2000, 97. 7 Die Nachprüfung wird von der h. M. als zulässig erachtet, vgl. statt vieler, Heinrichs, in: Palandt, § 25 Rn 18.

5. Teil: Verfahren

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§ 242 BGB geprüft.8 So müssen sie im Rahmen der Auslegung nach § 242 BGB beachtet werden.9 Des Weiteren erscheint ihre Einhaltung im Hinblick auf die zum Teil drastischen Strafen geboten. Dies gilt insbesondere im Falle einer mehrjährigen Sperre. Sie stellt einen erheblichen Eingriff in die Rechte des Athleten dar, da sie oftmals einem Berufsverbot gleichkommt.10 Zudem enthalten Verbandsstrafen, deren Gegenstand ein Verstoß gegen Dopingvorschriften ist, ein sozialethisches Unwerturteil und dienen zudem präventiven Zwecken. Zusammen betrachtet weisen sie damit den Charakter staatlicher Strafmaßnahmen auf. Grundsätzlich darf die Sanktion im Privatrecht jedoch nicht den Charakter einer staatlichen Strafmaßnahme innehaben.11 Dennoch sind es gerade die Merkmale einer staatlichen Strafmaßnahme, die den Verbänden ein wirksames Mittel gegen Manipulationen der Leistungsfähigkeit an die Hand geben. Manipulationen an der Leistungsfähigkeit berühren den Kernbereich der Sportausübung, den Vergleich von Leistungen unter gleichen und somit fairen Bedingungen. Manipulationen in diesem Bereich sind aus Sicht der Verbände besonders gravierend, da sie nicht nur im Verhältnis zu den Mitsportlern ein Ungleichgewicht herstellen, sondern auch das Bild der Sportart in der Öffentlichkeit schädigen.12 Neben dem Interesse der Sportverbände, diese Auswirkungen zu unterbinden, ist zu bedenken, dass nur eine Strafe, die im direkten Zusammenhang mit der Sportausübung steht, wirksam auf die Täter einwirken und weitere Manipulationen verhindern kann. Zudem geht der durch eine Verbandsstrafe geschützte Bereich über den durch das Strafgesetz, Tierschutzgesetz oder Arznei- und Betäubungsmittelgesetz geschützten Bereich hinaus,13 da mit der Verbandsstrafe sportspezifische Besonderheiten umfassend geregelt werden können. Wesentliche Beschränkungen der Strafgewalt der Sportverbände in diesem Bereich würden somit die Verbandsautonomie erheblich einschränken und gleichzeitig eine wirksame Bekämpfung von Manipulationen an der Leistungsfähigkeit verhindern. Zudem können vor allem durch die Verbandsstrafe Besonderheiten der Sportart angemessen berücksichtigt werden. Allerdings muss neben einer möglichst umfassenden Strafgewalt der Verbände auch der Schutz der Sportler gewährleistet sein. Diese sind im Verhältnis zu den Verbänden oft benachteiligt, da sie aufgrund des Ein-Platz-Prinzips von den Verbänden abhängig sind.14 Es stehen sich somit im Verbandsstrafverfahren Parteien gegenüber, die nicht auf gleicher Ebene stehen. Der Sportler muss 8

Buchberger, SpuRt 1996, 122 (123). Buchberger, SpuRt 1996, 122 (123); BGH NJW 1994, 2610 (2611) m.w. N.; BGH NJW 1995, 583 (587) m.w. N. 10 So auch Petri, in: Sportler, S. 255. 11 Vgl. BGHZ 21, 370 (374); 29, 352 (356); Westermann, in: Erman, § 25 Rn 5, 7; Hadding, in: Soergel, § 25 Rn 51. 12 Siehe dazu Petri, in: Sportler, S. 261. 13 Dazu ausführlich im 6. Teil. 9

202

5. Teil: Verfahren

somit vor einer möglichen Willkür des Verbandes geschützt werden. Schutz erhält der Sportler zum einen durch die Möglichkeit, die Verbandsstrafe gerichtlich nachprüfen zu lassen.15 Zum anderen ist jedoch zu fordern, dass bereits auf der Ebene des Verbandsstrafverfahrens die Rechte des Sportlers gestärkt werden. Der Schutz auf der Ebene des Verbandsstrafverfahrens ist gerade im Hinblick auf die oft zeitlich dringenden Entscheidungen im Sport geboten. Des Weiteren wird durch ein Verfahren, das die Rechte des Sportlers nicht berücksichtigt, das Verhältnis zwischen dem Verband und dem Sportler belastet. Dies kann sich für den Sportler, der von dem Verband abhängig ist, bspw. im Hinblick auf Förderleistungen oder Nominierungen, nachteilig auswirken. Zudem erfolgt durch die Verbandsstrafe gerade in Dopingfällen bereits eine Verurteilung in der Öffentlichkeit, die das Ansehen des Sportlers nachhaltig beschädigen kann. Darüber hinaus wird durch Verbandsstrafen, wie z. B. einer mehrjährigen Sperre, in die Grundrechte des Sportlers aus Art. 2 GG und bei einem Profisportler auch in Art. 12 GG eingegriffen. Zusammenfassend lässt sich somit feststellen, dass je einschneidender die Folgen einer Verurteilung für den Sportler sind, desto mehr muss der Schutz des Sportlers bereits auf der Ebene des Verbandsstrafverfahrens gewährleistet werden.16 Ein wirkungsvoller Schutz des Sportlers ist durch die Berücksichtigung wesentlicher Strafverfahrens- und Strafrechtsgrundsätze in den Verbandsregelungen zu erreichen und ist damit Voraussetzung für eine umfassende Strafgewalt der Verbände.

§ 1 Prozessuale Garantien im staatlichen Strafverfahren Die prozessualen Garantien im staatlichen Strafverfahren werden im Wesentlichen aus den sog. Prozessgrundrechten gewonnen und leiten sich zum Teil auch aus dem Rechtsstaatsprinzip ab.17 Wesentliche Rechte im staatlichen Verfahren sind danach die Rechte aus Art. 103 GG, Art. 101 I 1 GG, sowie die aus dem Rechtsstaatprinzip abgeleiteten Rechte. Im Einzelnen handelt es sich dabei um den Anspruch auf rechtliches Gehör, (Art. 103 I GG), den Bestimmtheitsgrundsatz aus Art. 103 II GG, das Verbot der Mehrfachbestrafung (Art. 103 III GG), das Recht auf den vorab gesetzlich festgelegten Richter (Art. 101 I 1 GG)

14 Zur Monopolstellung der Sportverbände auch Petri, in: Sportler, S. 255; Apolphsen, Internationale Dopingstrafen, S. 42 ff. 15 Die gerichtliche Nachprüfbarkeit von Verbandsstrafen ist h. M., vgl. statt vieler in der Rspr. BGHZ 128, 93 (101) und in der Lit. Vieweg, Normsetzung, S. 243 f. 16 So im Ergebnis auch Petri, in: Sportler, S. 263 ff. 17 Buchberger, SpuRt 1996, 122 (123).

§ 1 Prozessuale Garantien im staatlichen Strafverfahren

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sowie dem Prinzip der Gewaltenteilung, das Prinzip der Verhältnismäßigkeit, das Übermaßverbot und das Fairness-Prinzip. Im Weiteren sollen nun die Prinzipien des staatlichen Verfahrens dargestellt und die Regelungen des Verbandsverfahrens der FN auf die etwaige Übernahme der prozessualen Garantien hin untersucht werden. Zuvor soll jedoch eine kurze Darstellung der Regelungen des FN Verbandsstrafverfahrens erfolgen. A. Verbandsstrafverfahren der FN Das Verbandsstrafverfahren der FN findet seine Grundlage in § 22 der Satzung der FN. Darin wird bestimmt, dass sich die FN eine Rechtsordnung gibt, die Bestandteil der LPO ist. Zur Einhaltung der Bestimmungen der Rechtsordnung werden Schiedsgerichte berufen, für die nach § 23 der Satzung eine hier nicht näher behandelte Schiedsgerichtsordnung erstellt wird. Bezug genommen wird im Weiteren insbesondere auf die LPO, in der die Einzelheiten zum Verbandsstrafverfahren geregelt werden. Zunächst soll nun der in der LPO vorgesehene Aufbau in Verfahren, die Ordnungsmaßnahmen zum Gegenstand haben, dargestellt werden. Zur Entscheidung über Einsprüche und Ordnungsmaßnahmen sind drei Schiedsgerichte vorgesehen: 1. das Schiedsgericht der Pferdeleistungsschau gem. § 901 LPO, das vom Veranstalter berufen wird; 2. das Schiedsgericht der LK gem. § 902 LPO, das aus auf die Dauer von 3 oder 4 Jahren gewählten Mitgliedern18 besteht, und schließlich 3. das große Schiedsgericht gem. § 903 LPO, das aus zwei Senaten mit je auf die Dauer von 4 Jahren gewählten drei Mitgliedern und einem stellvertretendenden Mitglied19 besteht. Als Ordnungsmaßnahmen für Teilnehmer sind Verwarnungen, Geldbußen bis zu 25.000,00 Euro, zeitlicher oder dauernder Ausschluss von der Teilnahme an einzelnen oder allen Pferdeleistungsschauen oder der zeitliche oder dauernde Verweisung von einzelnen oder von allen Pferdeleistungsschauen sowie die zeitliche Sperre eines Pferdes, wenn der Besitzer oder Teilnehmer hinsichtlich des Pferdes einen Verstoß im Zusammenhang mit der Beeinflussung der Leistungsfähigkeit in zeitlichem Zusammenhang mit einer Pferdeleistungsschau begeht, (vgl. § 920 Nr. 2. e) LPO oder das Pferd nicht zu einer angeordneten Medikationskontrolle gestellt hat. 18 Mindestens zwei der Mitglieder müssen die Befähigung zum Richteramt im Sinne des deutschen Richtergesetzes haben. 19 Der Vorsitzende und der stellvertretende Vorsitzende müssen die Befähigung zum Richteramt im Sinne des deutschen Richtergesetzes haben.

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5. Teil: Verfahren

Die Befugnis zur Verhängung aller Ordnungsmaßnahmen haben lediglich die Schiedsgerichte der LK und das große Schiedsgericht der FN. Darüber hinaus hat ausschließlich das große Schiedsgericht der FN die Befugnis, Ordnungsmaßnahmen gegen Verstöße gegen § 920 Nr. 2. e) LPO sowie gegen Verstöße in internationalen Leistungsprüfungen zu verhängen. Für die im Rahmen dieser Arbeit untersuchten Beeinflussungen der Leistungsfähigkeit im Pferdeleistungssport ist demnach im Wesentlichen das große Schiedsgericht der FN zuständig. Im Weiteren wird deshalb ausschließlich das Verfahren vor dem großen Schiedsgericht der FN auf die Gewährung strafrechtlicher Verfahrensrechte hin untersucht. B. Die einzelnen Prozessgrundrechte I. Rechtliches Gehör, Art. 103 I GG

Jedermann hat danach aus der Verfassung das Recht auf rechtliches Gehör vor Gericht. Der Anspruch bedeutet, dass dem Betroffenen Gelegenheit gegeben werden muss, sich dem Gericht gegenüber zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen zu äußern20, Anträge zu stellen und Ausführungen zu machen21, und dass das Gericht seine Ausführungen zur Kenntnis nehmen und in Erwägung ziehen muss.22 Nicht gewährleistet ist ein subjektives verfassungsmäßiges Recht, von allen Behörden vor jeglichen belastenden Maßnahmen gehört zu werden.23 Der Anspruch auf rechtliches Gehör soll gewährleisten, dass der Mensch nicht zum bloßen Objekt eines Verfahrens gemacht wird.24 Im Einzelnen regelt der Anspruch auf rechtliches Gehör, dass jedermann, der nach der maßgebenden Verfahrensordnung an einem gerichtlichen Verfahren als Beschuldigter, Partei oder in ähnlicher Stellung beteiligt ist, zu hören ist.25 Erforderlich ist weiterhin, dass der Beteiligte weiß, dass ein Verfahren gegen ihn anhängig ist.26 Der Beteiligte muss Gelegenheit zur Äußerung erhalten, und zwar in Kenntnis des Entscheidungsthemas zum Sachverhalt, zum Tatsachenstoff des Prozesses, den Tatsachen und den Beweisergebnissen27. Die Äußerung kann auch lediglich schriftlich erfolgen, ein Anspruch auf eine mündliche Verhandlung besteht nicht.28 Als 20 21 22 23 24 25 26 27 28

BVerfGE 60, 175 (210) = NJW 1982, 1579. BVerfGE 6, 19 (20) = NJW 1957, 17 L. BVerfGE 65, 305 (307) = NJW 1984, 1026. Meyer-Großner, Einl Rn 23. BVerfGE 9, 89 (95) = NJW 1959, 427. BVerfGE 17, 356 (361). Meyer-Großner, Einl. Rn 25. Meyer-Großner, Einl. Rn 28. BVefGE 5, 9 (11); 11, 232 (234); BGH NJW 1980, 443 (444).

§ 1 Prozessuale Garantien im staatlichen Strafverfahren

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weiterer Grundsatz folgt aus dem Anspruch auf rechtliches Gehör im Gegenzug das „nemo tenetur-Prinzip“, das besagt, dass niemand verpflichtet ist sich selbst anzuklagen oder Zeugnis gegen sich selbst abzulegen.29 Auch aus Art. 103 I GG folgt, dass die gerichtliche Entscheidung grundsätzlich zu begründen ist.30 Die Anhörung ist oberster Maßstab eines gerechten Verfahrens und gilt daher auch für das Verbandsstrafverfahren.31 Für das Verbandsstrafverfahren ist zudem zu fordern, dass dem Beschuldigten zumindest die Möglichkeit gegeben wurde, sich schriftlich in angemessener Frist zu den Vorwürfen zu äußern32 und ihm Belastungsmaterial uneingeschränkt zugänglich gemacht wird.33 Des Weiteren ist auch für Verbandsentscheidungen eine Begründungspflicht zu fordern34, da nur so dem Betroffenen die Prüfung seiner rechtlichen Lage und damit die Entscheidung über die Einlegung etwaiger Rechtsmittel möglich ist. Die Gewährung dieser Rechte bedeutet keine Einschränkung der Rechte des Verbandes, im Gegensatz wird dadurch ein besserer Schutz der Sportler erreicht. Fraglich ist, ob auch der nemo tenetur-Grundsatz von den Verbänden zum Schutz der Sportler beachtet werden muss. Dieser Grundsatz steht im engen Zusammenhang mit den Aufklärungsmöglichkeiten des Staates und bezweckt den Schutz des Aussagenden vor einer Verfolgung durch den Staat.35 Dem Verband stehen nicht die gleichen Aufklärungsmöglichkeiten wie dem Staat zur Verfügung, stattdessen ist er auf die Mitwirkung der Sportler und anderer Beteiligter angewiesen, um durch die Verbandsstrafe letztlich den Verbandszweck zu schützen. Verbandszweck der FN ist u. a. gem. § 3 der Satzung die Förderung des Leistungssports, der Pferdezucht und des Tierschutzes. Durch den Regelanerkennungsvertrag, der zwischen dem Reiter und dem Verband geschlossen wird, hat sich der Reiter verpflichtet, diesen Verbandszweck durch die Einhaltung der Regeln zu fördern. Durch die Verpflichtung zum Schutz des Verbandszwecks wird der Kernbereich der Verbandsausübung und somit letztlich die durch das Grundgesetz geschützte Vereinigungsfreiheit betroffen.36 Insofern kann der Sportler sich nicht durch die Verweigerung an der Mitwirkung der Aufklärung entziehen, da die Belange des Verbandes schutzwürdiger als die des Sportler sind.37 Insbesondere durch die unerlaubte Leistungsbeeinflussung wird der Verbandszweck ge29

Meyer-Großner, Einl. Rn 29a. BVerfGE 63, 80 (85 ff.); 86, 133 (144 f.). 31 Reichert, Handbuch, Rn 1666; Hadding, in: Soergel, § 25 Rn 47. 32 BGH NJW 1980, 443 f.; Hadding, in: Soergel, § 25 Rn 47; Reichert, Handbuch, Rn 1666. 33 Reichert, Handbuch, Rn 1666. 34 Reichert, Handbuch, Rn 1691; BGH NJW 1990, 40 (41). 35 Meyer-Großner, § 55 Rn 4; Petri, in: Sportler, S. 273. 36 Siehe dazu auch Petri, in: Sportler, S. 274. 37 Zum eingeschränkten Schutz der Pflicht vor der Selbstbezichtigung, wenn schutzwürdige Belange Dritter betroffen sind: BVerfGE 56, 37 (42). 30

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5. Teil: Verfahren

fährdet38, sodass in diesem Bereich eine Mitwirkungspflicht des Reiters besteht. Der Grundsatz „nemo tenetur“ ist somit nicht zum Schutz der Sportler anzuwenden. Die FN hat den Anspruch auf rechtliches Gehör in § 906 Nr. 1 a) LPO verankert. Danach entscheidet das Schiedsgericht nach mündlicher Verhandlung, zu der die Parteien ordnungsgemäß i. S. v. § 906 Nr. 2 b) LPO geladen worden sein müssen. Des Weiteren ist in § 927 Nr. 2 LPO geregelt, dass dem Beschuldigten vor der Verhängung der Ordnungsmaßnahme Gelegenheit zu geben ist, sich schriftlich oder mündlich zu äußern. Zudem ist aus § 906 Nr. 1 f) LPO zu entnehmen, dass die Entscheidung schriftlich mit den tatsächlichen Feststellungen sowie einer rechtlichen Begründungen abgefasst werden soll. Die Bestimmungen der LPO genügen damit im Kern dem Anspruch auf rechtliches Gehör, allerdings sollte eine Bestimmung aufgenommen werden, die es dem Beschuldigten ermöglicht, das Belastungsmaterial einzusehen, z. B. in Form der Gewährung von Akteneinsicht, da andernfalls zu befürchten ist, dass sich der beschuldigte Reiter nicht angemessen gegen die Vorwürfe verteidigen kann. II. Verbot der Doppelbestrafung nach Art. 103 III GG

Danach darf niemand aufgrund der allgemeinen Strafgesetze wegen derselben Tat mehrmals bestraft werden. Der Grundsatz des „ne bis in idem“ gilt abgeleitet aus dem Rechtsstaatsprinzip auch für das Verbandsstrafverfahren39, da andernfalls kein Rechtsfrieden durch die Verbandsentscheidung hergestellt werden kann. Einen Verstoß gegen den Grundsatz des „ne bis in idem“ stellt es darüber hinaus dar, wenn bei gleichbleibenden Umständen trotz Freispruch weiterermittelt wird.40 Die LPO enthält keine klarstellenden Regelungen hinsichtlich eines Doppelbestrafungsverbots. Geregelt wird vielmehr die Zulässigkeit der Wiederaufnahme eines durch eine unanfechtbare Entscheidung abgeschlossenen Verfahrens. Danach ist gem. §§ 950, 951 LPO auf schriftlichen Antrag eines am Verfahren Beteiligten die Wiederaufnahme des Verfahrens bei Nachweis eines wichtigen Grundes, der vor der Entscheidung nicht hätte geltend gemacht werden können, zulässig. Eine nähere Bestimmung, was unter einem wichtigen Grund im Sinne der Vorschrift zu verstehen ist, ist nicht gegeben.41 Ebenso fehlt eine Beschränkung zur Wiederaufnahme des Verfahrens zuungunsten des Verurteilten. Die Vorschriften der LPO sind in diesem Bereich nicht ausrei38

Dazu ausführlich im 6. Teil § 1. RGZ 125, 338 (340); BGHZ 55, 381 (385). 40 Pieroth/Schlink, Grundrechte, Rn 1114. 41 Zur Auslegung des Begriffs sind im Streitfall die Regelungen der StPO, in denen die verfassungsrechtlichen Grundsätze umgesetzt wurden, heranzuziehen. 39

§ 1 Prozessuale Garantien im staatlichen Strafverfahren

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chend. Bei dem Verbot der Doppelbestrafung handelt es sich um ein verfassungsrechtlich garantiertes Recht, von dem nur unter engen Voraussetzungen Ausnahmen zulässig sein können. Dies muss im Hinblick auf den Schutz des Sportlers auch im Verbandsverfahren gelten, da keine schutzwürdigen Interessen des Verbandes ersichtlich sind. Eine Klarstellung ähnlich des § 362 StPO für die Aufnahme zuungunsten des Angeklagten empfiehlt sich im Rahmen der LPO somit. Die bestehende Regelung genügt nicht dem „ne bis in idem“Grundsatz. 1. Doppelbestrafung bei zusätzlicher Bestrafung durch ein staatliches Gericht Nach der h. M.42 gilt im Verhältnis der Verbandsstrafbarkeit zur staatlichen Strafjustiz das Verbot der Doppelbestrafung nicht, sodass diese nebeneinander bestehen. Dies wurde in neuerer Zeit in Frage gestellt.43 Reinhart stellt bspw. die These auf, dass das Doppelbestrafungsverbot auch im Verhältnis zwischen der Sportrechtsstrafe, verhängt durch die Verbandsgerichtsbarkeit, und der Kriminalstrafe, verhängt durch staatliche Gerichte, gelten sollte44. Als Referenz zieht er die Rechts- und Verfahrensordnung des DFB heran. Nach Ansicht Reinharts lasse der Wortlaut des Art. 103 III GG nicht mit hinreichender Sicherheit erkennen, dass mit dem Doppelbestrafungsverbot nur eine mehrfache Verfolgung nach Kriminalstrafrecht gemeint sein soll, da die Verwendung des Begriffes „Strafbarkeit“ uneinheitlich sei und ein besonderer Hinweis darauf, dass unter Strafgesetzen i. S. d. Art. 103 III GG nur Kriminalstrafgesetze im eigentlichen Sinn zu verstehen sein sollen, fehle45, da jedenfalls das Adjektiv „allgemein“ keinen derartigen Hinweis beinhalte. Auch aus der Entstehungsgeschichte des Art. 103 III GG könne auf die Unanwendbarkeit des Doppelbestrafungsverbotes nicht ohne weiteres geschlossen werden. Zweck der Beschränkung des Doppelbestrafungsverbotes auf allgemeine Gesetze sei gewesen, das Nebeneinander von gerichtlichen und traditionell disziplinarischen Strafen zu erhalten, da beide auf gänzlich unterschiedlichen Grundlagen beruhten. Die Verbandsgerichtsbarkeit des Profisports hatte nach Ansicht Reinharts bei dieser Überlegung keine Rolle spielen können, da sie sich erst weit nach dem 2. Weltkrieg entwickelt hat. Zudem liege auch keine Vergleichbarkeit der Sportgerichtsbarkeit mit dem Disziplinarrecht der Beamten und Soldaten sowie der Standesgerichtsbarkeit der freien Berufe vor, die vom Verbot der Doppelbestrafung ausgenommen sein sollen. Das Disziplinarrecht der Beamten und Soldaten 42 43 44 45

Vgl. statt vieler BGHZ 21, 370 (374). Vgl. Reinhart, SpuRt 2001, 45 ff. Reinhart, SpuRt 2001, 45 (46). Reinhart, SpuRt 2001, 45 (46).

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5. Teil: Verfahren

nehme im Gegensatz zum Sportrecht eine Sonderstellung ein, da der betroffene Personenkreis aufgrund der Bindung an den Staat diesem gegenüber zur Einhaltung weitergehender Pflichten verpflichtet sei. Aus vergleichbaren Gründen sei die stärkere Bindung der Freiberufler an ihren Stand begründet.46 Im Gegensatz dazu sei der Profisportler niemandem gegenüber besonders verpflichtet und erbringe allenfalls wie ein Arbeitnehmer, jedoch nicht wie ein Freiberufler seine Dienstleistung gegenüber dem „Auftraggeber“. Ebenfalls spräche auch nicht der zivilrechtliche Charakter der Verbandsstrafen gegen die Anwendung des Doppelbestrafungsverbots, da es heute kaum noch bestritten werde, dass Grundrechte auf den Privatrechtsverkehr einzuwirken vermögen. Des Weiteren richte sich das Doppelbestrafungsverbot praktisch ohnehin nur gegen den Staat, da die Verbandsgerichtsbarkeit regelmäßig zuerst tätig werden wird, es somit vorrangig wiederum um die Abwehr staatlicher Zugriffe auf den Bürger geht.47 Daraus folge als weiteres Argument, dass sich der Staat dem Verdacht der Willkür oder zumindest des widersprüchlichen Verhaltens aussetzen würde, da er nach heute üblicher Praxis nicht einschreitet und somit ein Einschreiten nach einer Verbandsstrafe den Eindruck erwecken würde, er sei mit der jeweiligen Entscheidung nicht einverstanden. Zu bedenken sei auch, dass die Sportgerichtsbarkeit deutlich in die Nähe einzelner berufsgerichtlicher Strafgewalten, die auf Basis einer öffentlich-rechtlichen Kammerorganisation mit Zwangsmitgliedschaft ausgeübt werden, gerückt ist und deshalb das Doppelbestrafungsverbot nicht einfach mit dem Hinweis auf die Privatstrafe abgelehnt werden könne. Weiteres Argument für die Anwendung des Doppelbestrafungsverbots seien die ausgefeilten Tatbestände, die die Sportgerichtsbarkeit dort kennzeichnen, wo sie es mit Fällen strafrechtlicher Relevanz zu tun hat, die nicht nur auf Prävention zielen, und als Folge dessen in die Nähe von Kriminalstrafen rücken.48 2. Stellungnahme Die Ansicht Reinharts vermag nicht zu überzeugen. Zunächst ist zu bedenken, dass es sich bei dem Verbot der Doppelbestrafung um ein Prozesshindernis handelt, das in jeder Lage des Verfahrens zu beachten ist.49 Danach ist eine erneute Strafverfolgung gegen denselben Täter wegen derselben Tat unzulässig.50 Als Folge dieser Auswirkung besteht die Gefahr, dass es zwischen dem Verbandsstrafverfahren und dem staatlichen Strafverfahren zu einem Wettlauf 46 47 48 49 50

Reinhart, SpuRt 2001, 45 (47). Reinhart, SpuRt 2001, 45 (48). Reinhart, SpuRt 2001, 45 (48). BVerfGE 12, 62 (66); BGHSt 9, 190 (192); 20, 292 (293). Meyer-Großner, Einl. Rn 171; BGHSt 20, 292 (293).

§ 1 Prozessuale Garantien im staatlichen Strafverfahren

209

kommt.51 Eine direkte Anwendung des Doppelbestrafungsverbots verbietet sich darüber hinaus, da Ausgangspunkt für das Doppelbestrafungsverbot das Merkmal „aufgrund der allgemeinen Strafgesetze“ in Art. 103 III GG ist, das nach der Entstehungsgeschichte nur für das Kriminalstrafrecht Geltung besitzt.52 Wiederum kann somit die Geltung des Doppelbestrafungsverbots für das Verbandsstrafverfahren nur aus dem Rechtsstaatsgebot und dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit hergeleitet werden.53 Dabei ist jedoch zu beachten, dass das Verbandsstrafverfahren und das Kriminalstrafrecht unterschiedliche Zweckbestimmungen und Schutzziele aufweisen, sodass eine Doppelbestrafung auch über die Herleitung aus dem Rechtsstaatsgebot und dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit nicht unzulässig ist. Der Zulässigkeit steht zudem nicht entgegen, dass staatliches Recht und Verbandsstrafe oft den gleichen einheitlichen Geschehenskomplex sanktionieren.54 So wird bspw. das Doping sowohl von der Verbandsstrafe als auch von der Kriminalstrafe erfasst, da die Handlung des Dopings auch straf- und nebenstrafrechtliche Tatbestände erfüllt. Dennoch besteht ein wesentlicher Unterschied in der Sanktionierung. Das strafrechtliche Delikt sanktioniert die schuldhafte Verletzung eines für alle gewährleisteten Rechtsgutes und die damit verbundene Störung des allgemeinen Rechtsfriedens, wohingegen die Verbandstrafe zum einen nur auf Verbandsangehörige beschränkt55 ist und zum anderen ausschließlich deren durch die Verbandsangehörigkeit begründeten Pflichten sowie das Fair-Play-Prinzip betrifft. Die Verbandsstrafe hat darüber hinaus nicht nur die Herstellung des allgemeinen Rechtsfriedens zum Ziel, vielmehr soll der Rechtsfrieden lediglich innerhalb des Verbandes hergestellt werden. Zudem dient die Verbandsstrafe der Sicherung des Gruppeninteresses56, das nicht mit den Zielen, die durch die jeweilige Kriminalstrafe gesichert werden, identisch ist. Zusammenfassend lässt sich somit feststellen, dass keine Vergleichbarkeit der Verbandsstrafe mit der Kriminalstrafe hinsichtlich der wesentlichen Ziele vorliegt. Hinsichtlich des „Ob“ einer Doppelbestrafung ist, ein direktes Verbot aus Art. 103 III GG nicht gegeben, da dieser bei der Verbandsstrafe nicht direkt anwendbar ist und aus dem Rechtsstaatsgebot lässt sich ebenfalls kein Verbot herleiten, da zwei unterschiedliche Regelungsinhalte vorliegen. In Bereichen, wo das Strafrecht um Schutz von Rechtsgütern berufen ist, kann somit die Ver51

Fahl, SpuRt 2001, 181. Pieroth/Schlink, Grundrechte, Rn 1107. 53 Vgl. BverfGE 66, 337 (356 f.) für Berufsstrafrecht. 54 So aber Reinhart, SpuRt 2001, 184; grundsätzlich zur Möglichkeit der Doppelbestrafung BGHZ 21 370 (374); Krogmann, Grundrechte, S. 179. 55 Baecker, Grenzen, S. 87; Reuter, in: MüKo Bd. 1, § 25 Rn 46. 56 Vgl. Baecker, Grenzen, S. 90. 52

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5. Teil: Verfahren

bandsstrafe nicht diesen Schutz an sich reißen, und ebenso würde es einen unzulässigen Eingriff in die verfassungsrechtlich garantierte Vereinigungsfreiheit bedeuten, wenn das staatliche Recht die Verbandsstrafe ausschließen würde. Zum Schutz des Sportlers ist das Verbot der Doppelbestrafung durch eine Entweder-oder-Regelung darüber hinaus nicht erforderlich, da er vor unverhältnismäßiger Beeinträchtigung durch beide Strafen geschützt werden kann, indem das Doppelbestrafungsverbot durch den Grundsatz der Verhältnismäßigkeit in der Strafzumessung Berücksichtigung findet.57 Demnach sind im Rahmen der Strafzumessung sowohl bei der Kriminalstrafe als auch bei der Verbandsstrafe zuvor erfolgte Verurteilungen zu berücksichtigen.58 Das Regelwerk der FN enthält hierfür keine Bestimmung. Das Regelwerk entspricht nach der hier vertretenen Auffassung in diesem Punkt nicht dem Verbot der Doppelbestrafung. Es empfiehlt sich eine klarstellende Regelung in § 922 (Bemessen der Ordnungsmaßnahmen), die lauten könnte: Staatliche Strafen aufgrund desselben Geschehenskomplexes, für den die Ordnungsmaßnahme verhängt werden soll, sind bei der Bemessung der Ordnungsmaßnahme zu berücksichtigen.59 III. Anspruch auf den gesetzlichen Richter

In Art. 101 I 2 GG wird bestimmt, dass niemand seinem gesetzlichen Richter entzogen werden darf. Daraus wird geschlossen, dass die Zuständigkeit im voraus abstrakt-generell festgelegt sein muss.60 Unter einem gesetzlichen Richter im Sinne des Art. 101 I 2 GG wird das erkennende Gericht als Spruchkörper und die zur Entscheidung berufenen Richter verstanden.61 Diese Vorschrift gilt jedoch unmittelbar nur für Richter und Gerichte der staatlichen Gerichtsbarkeit62 und ist nicht unmittelbar auf Verbandsgerichte anwendbar. Inhaltlich soll durch diese Bestimmung gesichert werden, dass durch die Auswahl der Richter nicht schon das Ergebnis der Entscheidung beeinflusst wird.63 Eine grundsätzliche Übernahme der Regelung in die Regelungen des Verbandsstrafverfahrens kann nicht gefordert werden. Dazu müssten die Verbände ähn57

Vgl. dazu Buchberger, SpuRt 1996, 125; Krogmann, Grundrechte, S. 179. Im Ergebnis auch die Empfehlungen der Studie „Legal Comparison and the Harmonisation of Doping Rules“ mitgeteilt von Vieweg, SpuRt 2004, 194 (197). 59 Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass die verbandsrechtliche Ordnungsmaßnahme regelmäßig vor der staatlichen Strafe verhängt wird, sodass in der Praxis diesem Zusatz lediglich deklaratorische Bedeutung zukommen wird; so auch Reinhart, SpuRt 2001, 45 (48). 60 BVerfGE 6, 45 (50 f.); 21, 139 (145); 63, 77 (79). 61 BVerfGE 17, 294 (298 f.); 18, 344 (349). 62 Vgl. Buchberger, SpuRt 1996, 122 (125). 63 BVerfGE 17, 294 (299); 48, 246 (254). 58

§ 1 Prozessuale Garantien im staatlichen Strafverfahren

211

lich wie der Staat über eine namentlich bekannte Anzahl von Richtern verfügen. Im Verband werden die Positionen jedoch meist ehrenamtlich ausgeübt, sodass die persönliche Teilnahme einzelner Richter nicht für die Zukunft sicher festgelegt werden kann.64 Die FN hat jedoch in § 903 Nr. 3 LPO bestimmt, dass die Mitglieder auf die Dauer von 4 Jahren vom Beirat Sport des FN-Bereichs Sport gewählt werden. Die FN verfügt damit während der Amtszeit der gewählten Richter über namentlich feststehende Personen. Diese sowie ihre Vertreter werden zudem gem. § 903 Nr. 2 LPO vom Vorsitzenden für die Geschäfte eingeteilt. Die Zusammensetzung des großen Schiedsgerichts wird sodann gem. § 904 LPO im Kalender bekannt gegeben. Weiterhin wird in Art. 101 I 2 GG nicht nur das Recht auf den gesetzlich zuständigen Richter, sondern darüber hinaus das Recht auf Gerichte, die den Anforderungen des Grundgesetzes entsprechen, gesehen.65 Grundlegende Anforderungen des Grundgesetzes an den Richter, insbesondere aus dem Rechtsstaatsprinzip folgend, sind seine Unabhängigkeit nach Art. 97 GG und seine Unparteilichkeit.66 Grundsätzlich können an die Unabhängigkeit und die Unparteilichkeit von Verbandsrichtern nicht die gleichen Anforderungen wie bei staatlichen Richtern gestellt werden.67 So handelt es sich bei den Verbandsgerichten in der Regel nicht um echte Schiedsgerichte i. S. d. §§ 1025 ff. ZPO. Von der FN wird dies in § 900 Nr. 1 LPO ausdrücklich festgelegt. Stattdessen handelt es sich bei den Verbandsgerichten regelmäßig um in die Verbandsstruktur eingebettete Organe, denen die grundsätzlich der Mitgliederversammlung zustehende Strafgewalt übertragen wurde.68 Dennoch sind auch an die Verbandsgerichte hinsichtlich der Unparteilichkeit am Maßstab eines fairen Verfahrens ausgerichtete Anforderungen zu stellen.69 Als Kriterien für eine Ausgestaltung eines unparteilichen Richteramtes dienen die Vorschriften der StPO.70 Es handelt sich beim Verbandsstrafverfahren zwar wie oben bereits ausgeführt, um ein zivilrechtliches Verfahren, da jedoch die Verbandsstrafe den Charakter einer staatlichen Strafmaßnahme besitzt, ist hinsichtlich der Auslegung und Ausgestaltung von Verbandsstrafverfahren eine Orientierung an straf- und verfahrensrechtlichen Grundsätzen geboten.

64

So auch Buchberger, SpuRt 1996, 122 (125); Krogmann, Grundrechte, S. 177. Vgl. BVerfGE 3, 377 (381); 60, 175 (214). 66 BVerfGE 21, 139 (145). 67 So auch Buchberger, SpuRt 1996, 157; Krogmann, Grundrechte, S. 176. 68 Vgl. Heinrichs, in: Palandt, § 25 Rn 16. 69 A.A. Meyer-Cording, Die Vereinsstrafe, S. 79 f. 70 A.A. Reichert, Handbuch, Rn 1673 ff., der die Geltendmachung der allgemeinen Ausschließungsgründe des § 42 ZPO nur dann für möglich hält, wenn eine Regelung darüber in der Satzung enthalten ist. 65

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5. Teil: Verfahren

Zunächst sind die §§ 22, 23 StPO zur Auslegung heranzuziehen. Sie enthalten Ablehnungsgründe, die zu einem Ausschluss des Richters kraft Gesetz führen. Es handelt sich dabei um Ablehnungsgründe, die nach der Wertung des Gesetzgebers eine Parteilichkeit befürchten lassen. Nach § 22 StPO ist damit die Mitwirkung eines Richters u. a. ausgeschlossen, wenn er selbst Verletzter ist oder in einer engen persönlichen Beziehung, bspw. durch Ehe oder Verwandtschaft, zu dem Beschuldigten steht. Nach § 23 StPO ist der Richter kraft Gesetzes u. a. von der Mitwirkung bei einer Entscheidung in einem höheren Rechtszug ausgeschlossen, wenn er bei der durch ein Rechtsmittel angefochtenen Entscheidung mitgewirkt hat. Im Verbandstrafverfahren, in dem aufgrund der Verbandszugehörigkeit der Richter und der Beschuldigten die Kriterien nur eingeschränkt angewendet werden können, ist zumindest zu fordern, dass keine Richter mitwirken, die selbst durch das angeschuldigte Mitglied in ihren Rechten verletzt wurden71 oder, die in einem durch Ehe oder Verwandtschaft begründeten engen Verhältnis zu dem Verletzten oder dem Beschuldigten stehen. Des Weiteren ist zu fordern, dass ein Richter ausgeschlossen sein sollte, der an einer Entscheidung einer unteren Instanz mitgewirkt hat. Der Ausschluss dieser Richter garantiert im Verbandsstrafverfahren eine zusätzliche objektive Bewertung und bietet damit einen Ausgleich zur Verbandszugehörigkeit der Richter. Weiteres Auslegungskriterium sind die Voraussetzungen, unter denen eine Ablehnung eines Richters wegen dem Besorgnis der Befangenheit i. S. d. § 24 II StPO gegeben sind. Voraussetzung für die Ablehnung eines Richters ist danach aus Sicht des Ablehnenden ein Ablehnungsgrund, der geeignet ist, Misstrauen gegen die Unparteilichkeit eines Richters zu begründen.72 Das Misstrauen in die Unparteilichkeit des Richters ist immer dann gerechtfertigt, wenn der Ablehnende Ablehnungsgründe vorbringt, die auch für einen unbeteiligten Dritten die Annahme nahe legen, dass der abgelehnte Richter ihm gegenüber eine innere Haltung einnimmt, die die Unparteilichkeit und Unvoreingenommenheit störend beeinflusst.73 Als Ablehnungsgründe können insbesondere persönliche Beziehungen des Richters zu Beschuldigten, Verletzten oder Zeugen die Ablehnung rechtfertigen.74 Überträgt man diese Grundsätze auf das Verbandsstrafverfahren ist derjenige als Richter ausgeschlossen, dessen Verein am Verfahren beteiligt ist75, da die Zugehörigkeit zu einem Verein im Allgemeinen ein enges Verhältnis zwischen Verein und Mitglied begründet. 71 72 73 74 75

BGH NJW 1981, 744 f.; Buchberger, SpuRt 1996, 157 (158). Meyer-Großner, § 24 Rn 6 ff. BVerfGE 32, 288 (290); BGHSt 1, 34 (39); 21, 334 (341); 24, 336 (338). Meyer-Großner, § 24 Rn 11. Buchberger, SpuRt 1996, 157 (158).

§ 2 Materielle Anforderungen an die Verbandsstrafe

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Die FN schließt von der Mitwirkung an einem Verfahren aus, wer selbst oder als Angehöriger eines Vereins an dem Verfahren beteiligt oder interessiert ist. Des Weiteren ist ausgeschlossen, wer bei einer angefochtenen Entscheidung einer unteren Instanz mitgewirkt hat, LK-Beauftragter der Pferdeleistungsschau ist oder war und damit als Sachverständiger gem. § 53 Nr. 4. LPO bereits seine Zustimmung zum Tätigwerden bei jeder Art von Verstößen gegen die LPO erteilt hat, sowie derjenige, der sich für befangen hält. Den Anforderungen an die Unparteilichkeit wurde durch diese die wesentlichen Kriterien für eine Unparteilichkeit beinhaltende Vorschrift genüge getan.

§ 2 Materielle Anforderungen an die Verbandsstrafe A. Anforderungen an die Verbandsstrafe aus Art. 103 II GG Aus Art. 103 II GG folgt, dass eine Tat nur bestraft werden kann, wenn die Strafbarkeit gesetzlich bestimmt war, bevor die Tat begangen wurde. Aus diesem Grundrecht wird der Bestimmtheitsgrundsatz entnommen.76 Danach erfordert ein rechtsstaatliches Strafrecht bestimmte Gesetze, aus denen der einzelne von vornherein ersehen kann, welches Verhalten strafrechtlich verboten ist und mit welcher Strafe es sanktioniert wird.77 Dieser Grundsatz ist auch im Verbandsstrafrecht zu beachten. So müssen die angedrohten Strafen sowie die Straftatbestände in der Satzung enthalten sein, da die Vereinsstrafe zu den wesentlichen Grundentscheidungen gehört, die das Vereinsleben bestimmen.78 Aufgrund der vielfältigen in der sportlichen Praxis vorkommenden möglichen Verstöße gegen die anerkannten Grundsätze sportlichen Verhaltens wird es allerdings als ausreichend angesehen, wenn eine allgemein gehaltene Strafandrohung in die Satzung aufgenommen wird.79 Allerdings ist auch für das Verbandsstrafverfahren zu fordern, dass die Strafvorschrift umso präziser sein muss, je schwerer die angedrohte Strafe ist.80 Die Satzung der FN regelt in § 22 die Grundentscheidungen zur Rechtsordnung. In § 22 Nr. 4 wird die Befugnis zur Verhängung von Ordnungsmaßnahmen geregelt sowie ein allgemein formulierter Tatbestand, der zur Verhängung von Ordnungsmaßnahmen führt. Danach werden im Rahmen des Turnierbetrie76

Pieroth/Schlink, Grundrechte, Rn 1091. BVerfGE 78, 374 (382); 75, 329 (341); 73, 206 (234); 47, 109 (120). 78 RGZ 151, 229 (232); 125, 338 (340); BGHZ 47, 172 (178); Krogmann, Grundrechte, S. 176; Petri, in: Sportler, S. 261. 79 BGHZ 47; 172 (177); Reuter, in: MüKo Bd. 1, § 25 Rn 5, 10; Hadding, in: Soergel, § 25 Rn 49; Reichert, Handbuch, Rn 1656. 80 BVerfGE 75, 329 (342 f.). 77

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5. Teil: Verfahren

bes Ordnungsmaßnahmen verhängt, wenn gegen die Grundsätze sportlich-fairer Haltung und gegen sonstige Bestimmungen der LPO verstoßen wird, sowie außerhalb des Turnierbetriebes, wenn gegen das Wohl des Pferdes verstoßen wird. Als weitere Grundsätze zur Verhängung von Ordnungsmaßnahmen werden die Gewährung des rechtlichen Gehörs sowie das Erfordernis eines schuldhaften Verstoßes aufgeführt. In § 22 Nr. 5 werden die möglichen Ordnungsmaßnahmen aufgelistet. Aus Sicht desjenigen Verbandsmitglieds gegen das Ordnungsmaßnahmen verhängt werden können, ist somit die Zuständigkeit, seine wesentlichen Rechte im Verfahren sowie die Folge eines Verstoßes ersichtlich. Eine weitergehende Konkretisierung erfolgt im Verbandsregelwerk. Dies ist insbesondere für die betroffenen Reiter entscheidend, die nicht unmittelbare Mitglieder des Verbandes sind.81 Für sie enthält das Verbandsregelwerk die inhaltliche Ausgestaltung des Regelanerkennungsvertrages, den sie durch Nennung und Reitausweis mit dem Verband abschließen. Dort sind die möglichen Ordnungsmaßnahmen in § 921 LPO aufgelistet. In § 922 LPO wurden Richtlinien für das Bemessen der Ordnungsmaßnahmen aufgestellt, wobei für Verstöße, die Manipulationen der Leistungsfähigkeit zum Inhalt haben, nach § 922 Nr. 4 a) LPO genaue Rahmenbestimmungen zur Bemessung der Ordnungsmaßnahme dargelegt sind. Die Betroffenen können somit aus dem Regelwerk genau erkennen, welches Verhalten mit Ordnungsmaßnahmen geahndet wird und welche Ordnungsmaßnahmen im Regelfall verhängt werden. Dem Bestimmtheitsgrundsatz wurde damit auf Satzungsebene in Verbindung mit der Rechtsordnung genüge getan. Unklar bleibt in den Regeln der LPO inwieweit Pfleger und Pferdebesitzer, gegen die bspw. wegen unerlaubter Leitungsbeeinflussung gem. § 920 Nr. 2 e) LPO Ordnungsmaßnahmen verhängt werden können, überhaupt in die Geltung der LPO-Regelungen einbezogen und folglich der Strafgewalt der FN unterworfen sind. Für Pfleger muss die Strafgewalt verneint werden, solange sie das Pferd nicht selbst für das Turnier genannt haben, da ansonsten in der Regel kein Regelanerkennungsvertrag zwischen den Pflegern und der FN besteht. Einer Einbeziehung der Pfleger steht das Verbot des Vertrages zu Lasten Dritter entgegen. Fraglich ist, ob das Verbot des Vertrages zu Lasten Dritter auch für die Einbeziehung der Pferdebesitzer anzuwenden ist. Sie werden zwar an verschiedenen Stellen der LPO genannt, es kommt aber außer bei einer eigenhändigen Nennung kein eindeutiger Regelanerkennungsvertrag zwischen ihnen und der FN zustande.82 In Betracht kommt jedoch eine konkludente Vollmachtserteilung für den Reiter zur Verpflichtung des Pferdebesitzers, dem die Nennungsformulare zum Zwecke der Nennung des Pferdes zu Turnieren übergeben wurden so81

Dazu auch Petri, in: Sportler, S. 283. Vgl. § 33 Nr. 8 LPO Anerkennung der Regeln der LPO durch Besitzer im Zusammenhang mit der Nennung. 82

§ 2 Materielle Anforderungen an die Verbandsstrafe

215

wie eine konkludente Unterwerfungserklärung durch Inanspruchnahme der Einrichtung Sport.83 Letzteres Argument wird damit begründet, dass jeder Pferdebesitzer, der sein Pferd am organisierten Wettkampfgeschehen teilnehmen lässt, weiß, dass Turniere nach einem festen Regelwerk ablaufen und der Verstoß gegen diese Regeln sanktioniert wird.84 Die Begründung der konkludenten Unterwerfung entweder durch konkludente Vollmachtserteilung oder durch konkludente Unterwerfungserklärung unter das Regelwerk der FN durch tatsächliche Teilnahme eines Pferdes an einem Turnier wirkt allerdings konstruiert. Zu empfehlen ist hier eine eindeutige Regelung zwischen Pferdebesitzern und FN im Rahmen der Registrierung von Turnierpferden, denn bereits dann, wenn der Pferdebesitzer durch Beantragung der Eintragung des Pferdes in die Turnierpferdeliste die Entscheidung für den möglichen Einsatz des Pferdes auf Turnieren trifft, hat durch ihn die Anerkennung des Regelwerkes der FN zu erfolgen. Der Antrag auf Fortschreibung der Nennungsformulare für das neue Turnierjahr ist dann als Bestätigung der Anerkennung der jeweiligen Fassung des Regelwerkes zu werten. B. Das Schuldprinzip Aufgrund der Ähnlichkeit der Verbandsstrafe zur Kriminalstrafe ist die Einhaltung wesentlicher Strafrechtsgrundsätze zu fordern. Dazu gehört insbesondere das Schuldprinzip. Einheitlich wird daher von der h. M. gefordert, dass das Verschulden Voraussetzung der Vereinsstrafe ist.85 Verschuldensunabhängige Regelungen86 können demnach im Hinblick auf die über § 242 BGB einfließenden verfassungsrechtlichen Wertungen vor ordentlichen Gerichten keinen Bestand haben. Allerdings ist hinsichtlich der in Frage kommenden Strafen zu unterscheiden. Zu unterscheiden sind Strafen im Hinblick auf bestehende unerlaubte Leistungsbeeinflussungen und Strafen, die unabhängig davon, ob die Leistung noch beeinflusst ist, verhängt werden. Strafen, die aufgrund einer noch bestehenden unerlaubten Leistungsbeeinflussung verhängt werden, erfordern kein Verschulden des Sportlers. In diesen Fällen fehlen oder fehlten nämlich die objektiven Startvoraussetzungen.87 Zu nennen sind Disqualifikationen und die damit verbundene Aberkennung von Preisen und Platzierungen sowie der Aus-

83

Im Ergebnis auch Adolphsen, Internationale Dopingstrafen, S. 93. So Adolphsen, Internationale Dopingstrafen, S. 93 f. 85 Siehe dazu Hadding, in: Soergel, § 25 Rn 50; a. A. Prokop, Grenzen, S. 243, der aufgrund der Treuepflichten des Sportlers gegenüber dem Verein und des überwiegenden Interesses des Vereins an der Ausrichtung eines chancengleichen Wettbewerbes ein verschuldensunabhängiges Dopingverbot befürwortet. 86 Bspw. das „strict liability“ Prinzip, das allein auf das Vorhandensein einer verbotenen Substanz im Körper des Sportlers abstellt, vgl. dazu Paul, Grenzwerte, S. 124. 87 So auch Adolphsen, SpuRt 2000, 97 (98); Summerer, in: Praxis, S. 263 ff. 84

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5. Teil: Verfahren

schluss von Wettkämpfen, solange nach medizinisch anerkannten Erfahrungssätzen die unerlaubte Beeinflussung der Leistungsfähigkeit noch andauert. Das Verschulden muss hingegen festgestellt werden, wenn durch die Strafe nicht lediglich die Chancengleichheit gesichert werden soll, sondern in erster Linie eine „echte“ Bestrafung des Sportlers angestrebt wird, da in diesen Fällen mit der Strafe ein Unwerturteil verbunden ist.88 Dies ist insbesondere bei der Verhängung von Geldbußen und Sperren der Fall. Hinsichtlich des Schuldprinzips ist jedoch umstritten, welche Anforderungen an den Beweis der Schuld im Verbandsstrafverfahren gestellt werden müssen, wenn das Vorliegen des Verschuldens nicht geklärt werden kann. Nach den Grundsätzen des Zivilrechts kommt die Anwendung von Beweislastregeln in Betracht, im Strafrecht allerdings gilt der Grundsatz „in dubio pro reo“, wenn das Verschulden nicht geklärt werden kann. Im Spannungsverhältnis stehen hier die Interessen der Verbände an einer effektiven Dopingbekämpfung und die Interessen der Athleten an einem fairen Verfahren. Es gilt auch hier ein angemessenes Verhältnis zwischen zivil- und strafrechtlichen Grundsätzen zu finden. Aus diesem Grund sollen nun verschiedene Ansätze zum Beweis der Schuld dargestellt werden. I. Ermittlungsgrundsatz

Im Strafverfahren gilt der Ermittlungsgrundsatz. Danach hat das Gericht die Sache mit der es befasst ist von Amts wegen aufzuklären.89 Kann es die Schuldfrage nicht klären, gilt der Grundsatz „in dubio pro reo“. Der Angeklagte ist freizusprechen. Die uneingeschränkte Übertragung des Ermittlungsgrundsatzes auf das Verbandsstrafverfahren ist nicht angemessen, da den Verbandsrichtern nicht dieselben Mittel zur Erforschung der Wahrheit zur Verfügung stehen wie den staatlichen Richtern. So können sie nicht sämtliche Unterlagen einsehen oder Zeugen, die nicht Verbandsmitglieder sind, befragen. Weiterhin ist zu bedenken, dass die Sportler näher an dem Geschehensablauf sind. Beim Pferdesport gibt es zwar den Unterschied zum Humansport, dass im Falle des Dopings das Pferd nicht so umfassend vor Eingriffen Dritter geschützt werden kann wie ein Sportler sich selbst schützen kann. Dennoch ist es für den Reiter möglich, Maßnahmen zur Überwachung seines Pferdes zu treffen. Für den Fall, dass trotz dieser Maßnahmen ein Dopingvorfall aufgetreten ist, kann er aufgrund seiner Einwirkungsmöglichkeit auf das Pferd detaillierter über den Geschehensablauf aufklären. 88 Adolphsen, SpuRt 2000, 97 (98); Hadding, in: Soergel, § 25 Rn 50; Fenn/Petri, SpuRt 2000, 232. 89 Meyer-Großner, Einl. Rn 10.

§ 2 Materielle Anforderungen an die Verbandsstrafe

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Für das ohnehin zivilrechtliche Verbandsstrafverfahren bedeutet somit die Anwendung des Ermittlungsgrundsatzes eine unverhältnismäßige Beschränkung bei der Durchsetzung des Verbandsrechts. Es muss daher in erster Linie bei der Anwendung zivilrechtlicher Grundsätze bleiben. Nach der Grundregel im Zivilrecht hat jede Partei diejenigen Tatsachen zu beweisen, die für sie günstig sind.90 Dies sagt jedoch nicht aus, welche Partei grundsätzlich die beweisbelastete Partei ist, der Verband oder der Sportler. Aus den genannten Gründen erscheint es zumindest nicht unbillig, den Verbänden entweder eine Beweiserleichterung an die Hand zu geben oder sogar eine Beweislastumkehrung i. S. e. Verschuldensvermutung zu fordern. Beide Möglichkeiten werden im Folgenden dargestellt. Im Anschluss daran erfolgt eine Stellungnahme unter Einbeziehung der Beweisregelungen der FN. II. Anscheinsbeweis

Als Beweiserleichterung kommt die Anwendung des Anscheinsbeweises91 zugunsten der Verbände in Betracht. Die Anwendung des Anscheinsbeweises erfordert einen typischen Geschehensablauf, d. h. in Fällen, in denen ein gewisser Tatbestand feststeht, der nach der Erfahrung des Lebens auf eine bestimmte Ursache hinweist.92 Im Falle des Dopings kann von einem typischen Geschehensablauf ausgegangen werden93, bei dem der Reiter dem Pferd das Dopingmittel entweder selbst verabreicht oder zumindest das Dopingmittel mit seinem Wissen verabreicht wird. Die beweisbelasteten Verbände müssen bei Anwendung des Anscheinsbeweises somit den Dopingfall durch Dopingproben belegen mit der Folge, dass aus Sicht des Verbandsgerichts das Verschulden des Sportlers bewiesen ist. Diese Überzeugung des Gerichts muss der Gegner, also der Sportler, im Wege des Gegenbeweises erschüttern, indem er das Gericht von der Möglichkeit eines atypischen Geschehensablaufes oder eines anderen typischen Geschehensablaufes überzeugt.94 Der Gegenbeweis gilt dabei als erbracht, wenn er Zweifel an der Behauptung erweckt.95 Gelingt der Gegenbeweis, so muss die beweisbelastete Partei, in diesem Fall der Verband, nunmehr für die zunächst prima facie bewiesene Ursache selbst unmittelbar den Beweis erbringen. Dieser Hauptbeweis ist erst dann erbracht, wenn er dem Gericht die volle Überzeugung verschafft.96 Es handelt sich somit bei der Anwendung des 90

Thomas/Putzo, Vorbem. § 284 Rn 23. Jauernig, Zivilprozessrecht, S. 210. 92 Jauernig, Zivilprozessrecht, S. 211. 93 So auch Fenn/Petri, SpuRt 2000, 232 (233). 94 Jauernig, Zivilprozessrecht, S. 211; Rosenberg/Schwab/Gottwald, Zivilprozessrecht, § 112 Rn 36. 95 Jauernig, Zivilprozessrecht, S. 201; BGH NJW 2001, 2096 (2099). 96 Jauernig, Zivilprozessrecht, S. 201, S. 211. 91

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5. Teil: Verfahren

Anscheinsbeweises nicht um eine Beweislastumkehr, sondern lediglich um eine Beweiserleichterung.97 III. Beweislastumkehr

Die Beweislastumkehr hat dagegen zur Folge, dass die Beweislast völlig auf den anderen Teil, hier den Sportler, verlagert wird, mit der Folge, dass auch die materiell-rechtliche Haftung übergeht.98 Der Sportler muss somit im Falle der Beweislastumkehr zur vollen Überzeugung des Gerichts darlegen, dass ihn an dem Doping des Pferdes kein Verschulden trifft. Die Beweislastumkehr findet sich im Zivilprozess vor allem in Fällen der Beweisvereitelung, der groben Verletzung von Berufspflichten sowie der Produkthaftung.99 In § 920 Nr. 3 LPO wird durch die FN bestimmt, dass es im Falle einer unerlaubten Leistungsbeeinflussung i. S. d. § 920 Nr. 2 e) LPO dem Beschuldigten obliegt sich zu entlasten. Die Regelungen der FN beinhalten somit eine Verschuldensvermutung, die eine Beweislastumkehr zur Folge hat. IV. Stellungnahme

Für eine Verschuldensvermutung und die damit verbundene Beweislastumkehr spricht zum einen die Vergleichbarkeit der Fälle einer unerlaubten Leistungsbeeinflussung durch den Sportler mit den Fällen der Haftung wegen Verletzung von Organisationspflichten des Herstellers für fehlerhafte Produkte.100 Argument für diese Beweislastumkehr ist insbesondere, dass die Produktionsabläufe für den Verbraucher nicht einsehbar sind, der Hersteller hingegen in der Lage und aus Gründen des Verbraucherschutzes verpflichtet ist, die Abläufe in seinem Organisationsbereich zu überwachen.101 Das Verhältnis zwischen Verband und Sportler ist damit vergleichbar. So hat der Verband ebenfalls nur wenige Möglichkeiten, die Pferde der Reiter vor dem Start zu überwachen. Training, Transport und Stallbereich unterliegen dem Organisationsbereich der Reiter. Für die Reiter bestehen zudem erhöhte Sorgfaltspflichten, da sie durch die Nutzung des Pferdes zu Sportzwecken im besonderen Maße dazu verpflichtet sind, für das Wohlergehen des Pferdes, das sich nicht selbst vor unerlaubter Leistungsbeeinflussung schützen kann, zu sorgen. 97

Vgl. BGHZ 100, 31 (34). Jauernig, Zivilprozessrecht, S. 212; Rosenberg/Schwab/Gottwald, Zivilprozessrecht, § 114 Rn 20 ff. 99 Jauernig, Zivilprozessrecht, S. 212, S. 213; Rosenberg/Schwab/Gottwald, Zivilprozessrecht, § 114 Rn 20 ff. 100 In den Fällen der Produkthaftung wird die Beweislastumkehr uneingeschränkt bejaht, Rosenberg/Schwab/Gottwald, Zivilprozessrecht, § 114 Rn 29. 101 Sprau, in Palandt: § 823 Rn 170. 98

§ 2 Materielle Anforderungen an die Verbandsstrafe

219

Zusammenfassend lässt sich somit feststellen, dass es den Sportlern aufgrund ihrer Organisationsherrschaft eher möglich ist, ihr fehlendes Verschulden darzulegen und sie auch Nichtverbandsmitglieder als Zeugen benennen können, wohingegen dem Verband keine Zwangsmöglichkeiten gegen Nichtverbandsmitglieder zustehen und sie in besonderem Maße den Schutz des Pferdes zu gewährleisten haben. Hinsichtlich der von der FN im Regelfall bei Doping verhängten Sperre von sechs Monaten102 erscheint eine Beweislastumkehr trotz zusätzlicher Geldbuße zudem nicht unbillig. Allerdings ist in der LPO eine mögliche Höchstsperre von fünf Jahren vorgesehen.103 Im Falle einer fünfjährigen Sperre liegt ein erheblicher Grundrechtseingriff in die Rechte des betroffenen Reiters vor, der an die Ausgestaltung von Sanktionen erhebliche Anforderungen hinsichtlich des Schutzes der betroffenen Sportler stellt. Den größten Schutz für den Sportler unter gleichzeitiger Berücksichtigung der Verbandsinteressen gewährt hier der Anscheinsbeweis.104 Er stellt durch die Beweiserleichterung einen Ausgleich zur fehlenden Einsicht des Verbandes in den Organisationsbereich der Reiter einerseits und zur fehlenden Möglichkeit der Befragung von Nichtverbandsmitglieder andererseits dar. Der Reiter wird umfassend geschützt, da er allein durch das Darlegen einer ernsthaften Möglichkeit eines atypischen Geschehensverlaufs oder eines anderen typischen Geschehensablaufes dem prima facie-Beweis die Grundlage entziehen kann, der Verband somit den vollen Beweis des Verschuldens des Reiters führen muss. Gelingt dies nicht, dann trifft den Reiter kein Verschulden, er ist also selbst wenn noch Zweifel bestehen freizusprechen. Die Anwendung des Anscheinsbeweises bei Zweifel am Verschulden des Reiters kommt damit dem im Strafrecht geltenden Schuldprinzip am nächsten.105 Im Hinblick auf langjährige Sperren ist somit die Anwendung des Anscheinsbeweises vorzugswürdig. Eine Verschuldensvermutung zulasten der Sportler führt gerade bei einer langjährigen Sperre zu einer unverhältnismäßigen Gefährdung von Grundrechten, da Zweifel an dem Verschulden des Sportlers zunächst nicht berücksichtigt werden. Allerdings wird durch die Anwendung des Anscheinsbeweises der Schutz der Pferde wiederum nicht ausreichend berücksichtigt. Diese sind lediglich solange von Wettbewerben ausgeschlossen, solange noch leistungsbeeinflussende Maßnahmen bestehen.106 Danach können sie unabhängig vom Verschulden der Reiter wieder eingesetzt werden. Zum Schutz der Pferde ist somit zu fordern, dass diese zusätzlich für mindestens drei Mo102

Vgl. § 922 Nr. 4 a) LPO. Vgl. § 922 Nr. 2 LPO. 104 Petri, in: Sportler, S. 279; Fenn/Petri, SpuRt 2000, 232 (233 f.); Adolphsen, SpuRt 2000, 97 (99 f.). 105 Vgl. auch BVerfGE 84, 82 (87 f.). 106 Vgl. § 921 Nr. 5 LPO. 103

220

5. Teil: Verfahren

nate unabhängig vom Verschulden ihrer Reiter gesperrt werden. Nur so kann auch bei Anwendung des Anscheinsbeweises der Tierschutz angemessen berücksichtigt werden. Eine Sperre des Pferdes beinhaltet darüber hinaus kein Unwerturteil über den Reiter. Die damit verbundene faktische Sperre des Reiters ist aus Gründen des Tierschutzes hinzunehmen. Die Verschuldensvermutung der FN ist demnach im Falle der fünfjährigen Sperre unwirksam. Allerdings kann das Regelwerk in diesem Bereich bspw. durch die Einführung gestaffelter Sperren verbessert werden, ohne dass die Verschuldensvermutung vollständig aufgegeben werden muss. So können bspw. für Manipulationen an Dopingproben107 andere Maßstäbe an den Nachweis des Verschuldens gestellt werden, da hier der Reiter regelmäßig zusätzlich zu einem Dopingverstoß gegen seine Mitwirkungspflicht gegenüber dem Verband verstößt.

§ 3 Zusammenfassung Für das Verbandsstrafverfahren lässt sich der Grundsatz aufstellen, dass je einschneidender die Folgen einer Verurteilung für den Sportler sind, desto mehr muss der Schutz des Sportlers bereits auf der Ebene des Verbandsstrafverfahrens gewährleistet werden. Dies gilt vor allem für Dopingstrafen, die mehrjährige Sperren zur Folge haben. Die Interessen des Verbandes an der Aufklärung der Dopingvorwürfe werden durch die Anwendung des Anscheinsbeweises als Beweiserleichterung berücksichtigt. Darüber hinaus kann für kurze Sperren die Verschuldensvermutung weiterhin bestehen bleiben. Im Reitsport sind zudem aus Gründen des Tierschutzes vom Verschulden des Reiters unabhängige Sperren für das Pferd in Betracht zu ziehen, die über die Zeit, in der die Dopingmittel noch im Pferd wirksam sind, hinausgehen, da durch sie gewährleistet wird, dass dem Pferd eine ausreichende körperliche Erholung von den Wirkungen der Dopingmittel gewährt wird.

107

Nach der FN handelt es sich dabei ebenfalls um Doping, vgl. § 67 a LPO.

6. Teil

Gesetzgeberischer Handlungsbedarf In diesem Abschnitt der Untersuchung wird die Frage aufgeworfen, ob und ggf. in welchem Umfang ein gesetzgeberischer Handlungsbedarf zur Regelung der unerlaubten Leistungsbeeinflussung im Reitsport erforderlich ist. Dabei kommt ein Tätigwerden des Gesetzgebers insbesondere dann in Betracht, wenn der unerlaubten Leistungsbeeinflussung ein Unrechtsgehalt innewohnt, der von den bestehenden Gesetzen bisher nicht sanktioniert wird.

§ 1 Unrechtsgehalt der unerlaubten Leistungsbeeinflussung im Pferdesport Zur Bestimmung des Unrechtsgehalts der unerlaubten Leistungsbeeinflussung im Pferdesport werden zunächst mit Blick auf die Verbandsregelung die Leitprinzipien im Pferdesport erarbeitet, um anschließend zu prüfen, ob die unerlaubte Leistungsbeeinflussung gegen diese verstößt. Zur Feststellung der Leitprinzipien im Pferdesport sind zunächst die vom Verbandsrat der FN beschlossenen ethische Grundsätze heranzuziehen.1 Diese räumen der physischen und psychischen Gesundheit des Pferdes unabhängig von seiner Nutzung oberste Bedeutung ein. Für den in dieser Untersuchung einschlägigen Bereich des Leistungssports bestimmen die ethischen Grundsätze, dass sich die Nutzung des Pferdes immer an seinen natürlichen Möglichkeiten orientieren soll. Weiterhin werden in § 6 der LPO die am Turniersport Beteiligten verpflichtet, sich gegenüber dem Pferd reiterlich und „sportlich fair“ untereinander zu verhalten. Zur Interpretation, was unter reiterlichem Verhalten gegenüber dem Pferd zu verstehen ist, kann auf die soeben vorgestellten ethischen Grundsätze gegenüber dem Pferd verwiesen werden. Was unter „sportlich fair“ gegenüber den anderen Turniersportteilnehmern zu verstehen ist, ist hingegen auszulegen. Der Ausdruck „sportlich faires Verhalten gegenüber anderen Turnierbeteiligten“ umschreibt den Begriff des Sportethos. Wesentliche Inhalte des Sportethos sind

1 Sie sind in der LPO veröffentlicht und können auch als unabhängige Broschüre bezogen werden.

222

6. Teil: Gesetzgeberischer Handlungsbedarf

nach allgemeiner Ansicht2 die Fairness, die Chancengleichheit sowie die Glaubwürdigkeit im Leistungssport. A. Fairness Unter Fairness wird die untadelige Haltung eines Sportsmannes verstanden, der die Sportregeln beachtet, einhält und anwendet und damit durch sein tatsächliches Verhalten, dem „Fairplay“, Geltung verschafft. Neben der Regeltreue sind weitere Merkmale die Fairness, der Respekt vor der Leistung des Gegners, die Achtung der Chancengleichheit, die vom Spielsinn geprägte Einstellung zu Sieg und Niederlage und das Bestreben, durch den Einsatz seiner eigenen Kräfte gerechte Vorteile zu erlangen unter gleichzeitiger Missbilligung des Einsatzes von ungerechten Mitteln.3 Die Fairness ist damit eine zentrale ethische Kategorie im Sport.4 B. Chancengleichheit Chancengleichheit im Sport bedeutet, dass jeder Sportler seine körperliche Leistung allein durch seine individuelle natürliche Leistungsfähigkeit erbringt.5 Eine weitergehende Chancengleichheit ist nicht zu erreichen, da die Sportler schon von Natur aus unterschiedlich sind. Dazu kommt, dass nicht für alle gleiche Trainings- oder Fördermöglichkeiten bestehen.6 Fraglich ist, wie sich das Verhältnis von Doping und natürlicher Leistungsfähigkeit darstellt. I. Doping und natürliche Leistungsfähigkeit

Oft wird von den betroffenen Sportlern die Behauptung aufgestellt, sie hätten durch die verwendeten Substanzen keinen Wettbewerbsvorteil erlangt. Für einen Verstoß gegen die Chancengleichheit ist jedoch die abstrakte Eignung zur Erreichung eines Wettbewerbsvorteils ausreichend, da durch das Abstellen auf konkrete Wettbewerbsvorteile der Nachweis eines Verstoßes unverhältnismäßig erschwert würde. Dagegen ist für den Sportler das Abstellen auf eine abstrakte Eignung zumutbar, da er für den Zustand seines Körpers bzw. des Pferdekörpers aufgrund der Möglichkeit, diesen zu überwachen, verantwortlich ist.7 2 Cherkeh, Betrug, S. 238; Steiner, NJW 1991, 2729 (2733); Turner, ZRP 1992, 121 (122). 3 Kuchler, Sportethos, S. 156; Becker, in: Für einen humanen Sport, S. 43. 4 Becker, in: Für einen humanen Sport, S. 42; Kuchler, Sportethos, S. 156. 5 Prokop, Grenzen, S. 235; Ditz, Doping, S. 531. 6 So auch Schild, Sportstrafrecht, S. 56; Prokop, Grenzen, S. 235; Paul, Grenzwerte, S. 213. 7 Dazu ausführlich Prokop, Grenzen, S. 237 ff.

§ 1 Unrechtsgehalt der unerlaubten Leistungsbeeinflussung

223

Eine weitere Behauptung der betroffenen Sportler besteht darin, der Dopingverstoß sei medizinisch gerechtfertigt gewesen, da die verbotene Substanz zur medizinischen Behandlung eines für den Wettbewerb unerheblichen Krankheitsbildes, etwa eines Hautausschlages8, erforderlich gewesen sei. Gegen diese Behauptung könnte man auf zweierlei Weise argumentieren. Zum einen könnte die Ansicht vertreten werden, dass auch Krankheiten zu den von der Natur gegebenen Unterschieden gehören, die im Interesse der Chancengleichheit hinzunehmen sind. So ist die Wiederherstellung der normalen Leistungsfähigkeit durch die Behandlung von Krankheiten ebenfalls eine Leistungssteigerung, da der IstZustand der körperlichen Leistung eben aufgrund der Krankheit herabgesetzt ist. Durch die medizinische Behandlung entsteht somit ein Wettbewerbsvorteil. Dagegen könnte wiederum eingewendet werden, dass die Wunde in der Fesselbeuge des Pferdes von Ludger Beerbaum9 bspw. nicht die Springleistung des Pferdes betrifft und deshalb die Behandlung unerheblich für den Wettkampf ist. Zu bedenken ist jedoch, dass das Pferd möglicherweise durch den Juckreiz abgelenkt sein könnte, sodass es sich nicht auf das Springen konzentrieren kann und deshalb seine Springleistung durchaus beeinflusst ist. Dennoch ist es als unverhältnismäßig anzusehen, ein Pferd an einem Juckreiz ,leiden‘ zu lassen, um die natürliche Leistungsfähigkeit zu erhalten und dadurch den Wettkampf nicht zu gefährden. Ebenso ist es unverhältnismäßig, dem Reiter den Zugang zum Wettkampf zu verwehren, weil das Pferd ein kleineres, von der körperlichen sportlichen Leistung unabhängiges Gesundheitsproblem hat, das durch den Einsatz im Wettkampf nicht verschlimmert wird. Zum anderen könnte man jedoch argumentieren, dass auch eine medizinische Behandlung einen Dopingverstoß nicht rechtfertigen könne. Diesem Argument ist zuzustimmen, da es sich trotz der vordergründigen Behandlung einer Krankheit um Doping handelt. Für die Bewertung, ob Doping vorliegt, kann es nicht auf die Behandlung ankommen, sondern darauf ob eine verbotenen Substanz im Pferdekörper gefunden wurde.10 Die Heilbehandlung an sich ist damit nicht verboten, nur die Verwendung der gefundenen Substanz. Weitere Anhaltspunkte auf die Heilbehandlung, als dass eine verbotene Substanz verwendet wurde, kann man auch aus der Dopingprobe nicht erhalten, da durch die Dopingprobe nicht ersichtlich wird, ob die Substanz lediglich auf einen Hautausschlag gesalbt oder an eine Sehne gespritzt wurde. In beiden Fällen tritt eine entzündungshemmende Wirkung ein, einmal mit und einmal ohne direkten Zusammenhang mit der körperlichen Leistung im Sport. Eine Rechtfertigung des Dopings scheidet somit aus.11

8

So bspw. die Erklärung von Ludger Beerbaum und Ulla Salzgeber. Pochhammer, SZ vom 11.10.2004, S. 33. 10 Statt vieler Prokop, Grenzen, S. 243. 9

224

6. Teil: Gesetzgeberischer Handlungsbedarf

Die Chancengleichheit wird folglich nur gewahrt, wenn die individuelle natürliche Leistung nicht durch Doping wiederhergestellt wird, unabhängig von tatsächlich erreichten Wettbewerbsvorteilen. Die natürliche Leistungsfähigkeit ist demnach die Leistung des Körpers, die dieser ohne Doping erbringen kann. II. Chancengleichheit und Verbandsregeln

Die Chancengleichheit bestimmt sich zwar in erster Linie danach, ob die Leistungen unter Zuhilfenahme der natürlichen Leistungsfähigkeit erbracht wurden, andererseits sind wesentlicher Bestandteil der Chancengleichheit aber auch die sportartspezifischen Verbandsregelungen. Sie geben den Rahmen für jede Sportart vor und somit auch die Richtlinien für eine Sportausübung, bei der jeder Sportler die gleichen Chancen hat. Letztlich sind sie damit im Sport entscheidend für die Regelung der Chancengleichheit, da eine unerlaubte Leistungsbeeinflussung, die die Chancengleichheit zerstört, vor allem dann vorliegt, wenn gegen die Regelungen verstoßen wird. C. Glaubwürdigkeit im Leistungssport Die Glaubwürdigkeit im Leistungssport zu erhalten, ist Aufgabe der Verbände und beinhaltet sowohl einen sportethischen als auch einen kommerziellen Aspekt. Der ethische Aspekt ist auf der Vorbildfunktion des Sports begründet.12 So verkörpert der Sport das Idealbild einer Leistungsgesellschaft, die trotz Konkurrenz das Prinzip der Chancengleichheit wahrt. Daraus begründet sich ebenfalls die Vorbildrolle des Sportlers, der zwar gewinnen möchte, aber nicht um jeden Preis, da er in jeder Lage des sportlichen Wettkampfs den Gegner respektiert und gerecht behandelt. Die Vorbildfunktion des Sports für die Gesellschaft ermöglicht zudem den Sportvereinen neben der Werbung für ihre Sportart auch die kommerzielle Verwertung ihrer sportartspezifischen Besonderheiten.13 D. Zusammenfassung Das Fairness-Prinzip umfasst alle Aspekte des Sportethos und kann daher als Oberbegriff verstanden werden, da es sowohl das umfassende Prinzip des Sports an sich darstellt als auch die Charaktereigenschaft eines idealen Sportlers beschreibt. Kerninhalt des Sportethos ist das Prinzip der Chancengleichheit als wesentliche Grundlage des Leistungsvergleichs und damit dem Kern dessen, 11 Gegen eine Rechtfertigung eines Dopingverstoßes wegen medizinischer Indikation auch Prokop, Grenzen, S. 243 f. 12 So auch Paul, Grenzwerte, S. 218; Prokop, Grenzen, S. 253. 13 Näher dazu Prokop, Grenzen, S. 253; Paul, Grenzwerte, S. 220.

§ 2 Folgerungen für den Unrechtsgehalt

225

was Sport ausmacht.14 Die Glaubwürdigkeit im Leistungssport dient lediglich als Unterstützung und begründet sich im Wesentlichen darauf, dass die selbstgesetzten Regeln des Sport als Teil der Chancengleichheit eingehalten werden. Fasst man das soeben Gesagte in den Kernaussagen zusammen, ergeben sich folgende Leitprinzipien für die Ausübung des Turniersports mit Pferden:15 • Die Gesundheit des Pferdes steht an erster Stelle. • Die sportliche Nutzung hat sich an den natürlichen Leistungsmöglichkeiten des Pferdes zu orientieren. • Die für alle Turniersportbeteiligten gültigen Regeln sind einzuhalten.

§ 2 Folgerungen für den Unrechtsgehalt Die unerlaubte Leistungsbeeinflussung gefährdet die Gesundheit des Pferdes und beeinflusst dessen natürliche Leistungsmöglichkeit. Des Weiteren widerspricht sie den für alle Turniersportbeteiligten geltenden Regelungen und vernichtet damit die Chancengleichheit. Sie gefährdet auch die Glaubwürdigkeit des Produktes „Sport“ und damit letztlich den Sport selbst, da sie ihm die Attribute „gesund“, „natürlich“ und „fair“ nimmt. Die unerlaubte Leistungsbeeinflussung greift damit die Kernprinzipien des Turniersports an.16 Der Unrechtsgehalt der unerlaubten Leistungsbeeinflussung begründet sich somit im Wesentlichen auf der Verletzung des Sportethos im Reitsport. Fraglich ist nun, ob der Sportethos durch die bestehenden staatlichen Gesetze bereits ausreichend geschützt wird. A. Schutz durch § 263 StGB Rechtsgut des § 263 StGB ist allein das Vermögen. Nicht geschützt ist somit die Erwartung der Turnierbeteiligten auf einen fairen und regelbeachtenden Wettbewerb. Des Weiteren hat die bisherige Prüfung gezeigt, dass auch der Mitbewerber nicht durch § 263 StGB geschützt ist. Gerade auch seinem Schutz gilt jedoch eines der leitenden Prinzipien des Turniersports und zwar das Prinzip des fairen und sportlichen Verhaltens gegenüber den anderen Turnierbeteiligten.17

14

So auch Prokop, Grenzen, S. 233. Im Ergebnis auch Ditz, Doping, S. 531 f. 16 Im Ergebnis auch Vieweg, in: Doping (Vieweg), S. 27; Prokop, Grenzen, S. 233 ff. 17 Zur Prüfung des § 263 StGB siehe 3. Teil, 1. Kapitel. 15

226

6. Teil: Gesetzgeberischer Handlungsbedarf

Durch § 263 StGB kann folglich kein umfassender Schutz vor dem Unrecht der unerlaubten Leistungsbeeinflussung erreicht werden. B. Schutz durch § 17 TierSchG In Betracht kommt bei einer unerlaubten Leistungsbeeinflussung die strafbare Tathandlung des Zufügens von länger anhaltenden oder sich wiederholenden Schmerzen oder Leiden gem. § 17 Nr. 2 b) TierSchG. Die Tathandlung ist nicht zeitlich auf ein Turnier beschränkt und erfasst somit auch die Medikamentengabe während des Trainings, sofern damit eine akute Verletzung unterdrückt werden soll, um das Pferd voll zu belasten. Dennoch wird von § 17 Nr. 2 b) TierSchG nur ein kleiner Teil der Täter erfasst, da zum einen der Nachweis von länger anhaltenden oder wiederkehrenden Schmerzen oder Leiden schwierig ist und zum anderen der Täters vorsätzlich handeln muss, da eine fahrlässige Begehung nicht strafbar ist. Zudem wird es viele Fälle geben, in denen ein durch Medikamente fit gemachtes Pferd aufgrund einer zu kurzen Rekonvaleszenzzeit Schäden an seiner Gesundheit erleidet, die jedoch nicht unmittelbar zu länger anhaltenden oder wiederkehrenden Schmerzen oder Leiden führen. Des Weiteren werden Fälle, in denen neurektomierte Pferde auf Turnieren eingesetzt werden, nicht erfasst. Bei ihnen können zwar durch das ausgeschaltete Schmerzempfinden bei den hohen Belastungen des Turniersports Schäden entstehen, aufgrund des ausgeschalteten Schmerzempfindens entstehen jedoch zunächst nicht die von § 17 Nr. 2 b) TierSchG geforderten länger anhaltenden oder wiederkehrenden Schmerzen oder Leiden. Die Anwendung von Dopingmitteln im Wettkampf sowie der Einsatz von neurektomierten Pferden ist nach dem Tierschutzgesetz zwar verboten, stellt jedoch regelmäßig lediglich eine Ordnungswidrigkeit dar. Eine Strafbarkeit der unerlaubten Leistungsbeeinflussung in Wettkampf oder Training ist nach dem Tierschutzgesetz damit nur unter engen Voraussetzungen gegeben.18 Folglich kann ein Schutz der leitenden Prinzipien im Turniersport nicht durch das Tierschutzgesetz erreicht werden. C. Schutz durch das Arznei- und Betäubungsmittelgesetz Rechtsgüter des Arzneimittelgesetzes sind zum einen die Gesundheit des Einzelnen und der Bevölkerung im Ganzen sowie zum anderen die Gestaltung des sozialen Zusammenlebens in einer Weise, die dieses von sozialschädlichen Wirkungen des Umgangs mit Drogen freihält. Ein spezieller Schutz von Tieren 18

Ausführlich zum Tierschutzgesetz unter 4. Teil § 1.

§ 3 Staatliche Regelungsmöglichkeiten

227

wird nicht vorgesehen. Lediglich im Betäubungsmittelgesetz wird auch die Tiergesundheit genannt. Auch ein Schutz der Mitbewerber oder anderer Turnierbeteiligter wird durch das Arznei- und Betäubungsmittelgesetz außerhalb eines Schutzes der Gesundheit nicht vorgesehen.19 Ein Schutz der leitenden Prinzipien im Turniersport kann somit weder durch das Arzneimittel- noch durch das Betäubungsmittelgesetz erreicht werden. D. Ergebnis Bisher wird der Sportethos im Reitsport nicht umfassend durch die bestehenden staatlichen Strafgesetze geschützt.

§ 3 Staatliche Regelungsmöglichkeiten Als staatliche Regelungsmöglichkeit bietet sich zum einen die Schaffung eines strafrechtlichen Anti-Doping-Gesetzes und zum anderen eine Änderung des Tierschutzgesetzes an. A. Schaffung einer Anti-Doping-Regelung In der Bundesrepublik Deutschland gibt es bisher kein Strafgesetz, das den Tatbestand der unerlaubten Leistungsbeeinflussung umfassend für Mensch und Tier regelt. Für das Tier gibt es lediglich die Regelungen im Tierschutzgesetz, die nur in bestimmten Fällen zu einer Strafbarkeit führen und allgemein als unzureichend zur Abdeckung der Problematik erachtet werden müssen. Für den Humansport existiert lediglich eine Regelung im Arzneimittelgesetz, die nach § 6 a i.V. m. § 95 I, II AMG die Strafbarkeit von Sportlern oder Trainern, die Dopingmittel in den Verkehr bringen, verschreiben oder bei anderen verwenden, begründet, allerdings nicht die Selbstmedikation unter Strafe stellt. Fraglich ist, ob die Schaffung eines Strafgesetzes, das sowohl den Mensch als auch das Tier schützt, möglich ist. Dazu müssen zunächst die Ziele der Bekämpfung der unerlaubten Leistungsbeeinflussung mit einander verglichen werden. I. Ziele der Bekämpfung der unerlaubten Leistungsbeeinflussung

Für den Humansport wurden als Ziele für die Dopingbekämpfung der Schutz der Gesundheit des Athleten, die Sicherung der Chancengleichheit sowie die 19

Ausführlich zum Arznei- und Betäubungsmittelgesetz unter 4. Teil §§ 2 und 3.

228

6. Teil: Gesetzgeberischer Handlungsbedarf

Erhaltung des Ansehens einer Sportart angegeben.20 Ähnlich sind die Ziele im Pferdesport. Im Mittelpunkt steht hier jedoch der Schutz der Gesundheit des Pferdes. Hinsichtlich Chancengleichheit und Schutz des Ansehens der Sportart bestehen keine Unterschiede. 1. Gesundheitsschutz des Athleten Der Schutz der Gesundheit ist in Art. 2 II GG als Grundrecht konstituiert. Für den Staat ergibt sich daraus die Verpflichtung, die Gesundheit der Menschen zu schützen. Im Bereich des Sports stellt sich diese Verpflichtung allerdings als problematisch dar. Zum einen müsste der Leistungssport als gesund bezeichnet werden können, um ihn unter den Schutz des Art. 2 II GG stellen zu können, und zum anderen kollidiert der Gesundheitsschutz mit dem Selbstbestimmungsrecht des Athleten. Vielfach wird schon bestritten, dass Leistungssport gesund ist.21 Doch generell scheitert ein Eingreifen des Staats am Selbstbestimmungsrecht des Athleten. Das Recht zur Selbstbestimmung beinhaltet auch das Recht zur Selbstgefährdung.22 Abschließend kann damit festgestellt werden, dass dem Gesundheitsschutz des Menschen grundsätzlich ein hoher Stellenwert zukommt, dieser im Rahmen der Bekämpfung der unerlaubten Leistungssteigerung allerdings keine brauchbare Rechtfertigungsgrundlage bildet.23 2. Gesundheitsschutz des Tieres Nach der Aufnahme des Tierschutzes als Staatszielbestimmung24 in Art. 20 a GG kommt dem Gesundheitsschutz des Tieres ein besonderer Stellenwert zu. Staatszielbestimmungen sind Verfassungsnormen mit rechtlich bindender Wirkung, die der Staatstätigkeit die fortdauernde Beachtung oder Erfüllung bestimmter Aufgaben vorschreiben. Art. 20 a GG ist demnach in einem dynamischen Prozess zu erreichen.25 Aus dem Staatsziel des Tierschutzes können keine Pflichten oder subjektiven einklagbaren Rechte des Bürgers abgeleitet werden26, er hat grundsätzlich nur objektivrechtliche Wirkung. Allerdings können kon20

Prokop, in: Doping, S. 80 ff.; Steiner, NJW 1991, 2729 (2736). So Prokop, in: Doping, S. 81; Schild, Sportstrafrecht, S. 137. 22 Steiner, NJW 1991, 2729 (2734); Prokop, in: Doping, S. 81; Krogmann, Grundrechte, S. 141. 23 So auch Prokop, in: Doping, S. 82; Cherkeh/Momsen, NJW 2001, S. 1747; Steiner, NJW 1991, 2729 (2734). 24 Bernsdorff, in: Umbach/Clemens, Art. 20 a Rn 12; von Loeper, Einf. Rn 104 c, 104 e. 25 Bernsdorff, in: Umbach/Clemens, Art. 20 a Rn 12; von Loeper, Einf. Rn. 104 d. 26 Bernsdorff, in: Umbach/Clemens, Art. 20 a Rn 13, 60; von Loeper, Einf. Rn 104 a. 21

§ 3 Staatliche Regelungsmöglichkeiten

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krete Rechtswirkungen entstehen, da die Wertentscheidung des Art. 20 a GG nunmehr bei der Konkretisierung und Anwendung anderer Verfassungsnormen zu beachten ist.27 Es ist dabei von einer prinzipiellen Gleichordnung des Staatsziels mit allen anderen Verfassungsprinzipien und Verfassungsgütern auszugehen.28 Diese Gleichordnung gilt auch im Verhältnis zu vorbehaltlos gewährten Grundrechten, die nunmehr keinen generellen Vorrang mehr haben. Stattdessen muss auch im Verhältnis der vorbehaltlos gewährten Grundrechte zu der Staatszielbestimmung des Tierschutzes im Wege der Abwägung ein verhältnismäßiger Ausgleich hergestellt werden, wobei insbesondere der jeweilige Grad der Zielbetroffenheit entscheidend ist.29 Der Eingriff in den Tierschutz darf seiner Intensität nach nicht außer Verhältnis zur Bedeutung der Sache und der Belastung der Tiere stehen.30 Daraus folgt auch, dass grundsätzlich die Rechte des Menschen vorgehen können. Allerdings folgt daraus auch, dass Leben und Gesundheit der Tiere nur beeinträchtigt werden dürfen, soweit dies unablässig ist zur Wahrung des menschlichen Lebens und seiner Gesundheit. Es muss demnach eine Vergleichbarkeit der kollidierenden Ebenen von Mensch und Tier bestehen.31 Im Bereich des Sports kommt es zur Kollision der Grundrechte des Sportlers aus Art. 2 II GG sowie Art. 12 GG und der Staatszielbestimmung des Tierschutzes aus Art. 20 a GG. Nach dem Prinzip der praktischen Konkordanz hat deshalb ein möglichst schonender Ausgleich zwischen den Belangen des Staatsziels Tierschutz und den Grundrechten des Sportlers aus Art. 2 II GG sowie Art. 12 GG zu erfolgen. Dabei ist schon problematisch, ob vor dem Hintergrund der potenziellen Schädlichkeit des Leistungssports bereits die Heranziehung von Tieren zum Leistungssport tierschutzwidrig ist. Tiere haben jedenfalls im Gegensatz zum menschlichen Sportler kein Entscheidungsrecht über die Verwendung ihrer körperlichen Kräfte und nicht die Wahl, in körperliche Spätfolgen einzuwilligen. Billigt man jedoch die Nutzung der Tiere im Leistungssport, dann besteht zumindest ein Vorrang des Schutzes von Leben und Wohlbefinden der Tiere und somit auch des Gesundheitsschutzes, soweit wie die reguläre Nutzung im Leistungssport diesen nicht einschränkt. Die unerlaubte Leistungsbeeinflussung geht über die normale Beeinträchtigung der Gesundheit hinaus. Im Rahmen der 27

Jarass, in: Jarass/Pieroth, Art. 20 a GG Rn 88; von Loeper, Einf. Rn 104 b. Bernsdorff, in: Umbach/Clemens, Art. 20 a Rn 17; vgl. BT-Drucks. 12/6000 S. 65, 67. 29 Bernsdorff, in: Umbach/Clemens, Art. 20 a GG Rn 18. 30 Vgl. für die Einschränkung von Grundrechten, Jarass, in: Jarass/Pieroth, Art. 20 a Rn 86. 31 So auch Hirt/Maisack/Moritz, § 1 Rn 48. 28

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6. Teil: Gesetzgeberischer Handlungsbedarf

Bekämpfung der unerlaubten Leistungssteigerung im Reitsport bildet somit gerade der Gesundheitsschutz des Tieres die entscheidende Rechtfertigungsgrundlage für ein Gesetz. 3. Ergebnis Obwohl dem Gesundheitsschutz des Athleten grundsätzlich ein höherer Stellenwert als dem Gesundheitsschutz eines Tieres zukommt, kann der Gesundheitsschutz des Athleten nicht zur Rechtfertigung einer umfassenden gesetzlichen Regelung herangezogen werden. Im Gegensatz dazu bildet gerade der Gesundheitsschutz des Tieres die wesentliche Rechtfertigungsgrundlage für ein Einschreiten des Gesetzgebers gegen die unerlaubte Leistungsbeeinflussung. Als gemeinsames Schutzgut eines Anti-Doping-Gesetzes, das sowohl die unerlaubte Leistungsbeeinflussung beim Menschen als auch beim Tier strafrechtlich sanktioniert, kommt folglich allein der Sportethos in Betracht. Fraglich ist, ob der Sportethos allein, ohne den Gesundheitsschutz des Athleten mit einzuschließen, ein Rechtsgut darstellt, das durch das Strafrecht geschützt werden kann. II. Voraussetzung der Strafbarkeit

1. Verletzung eines Rechtsgutes Voraussetzung für die Strafbarkeit ist die Verletzung eines Rechtsgutes.32 Weitgehend strittig ist jedoch die inhaltliche Bestimmung des Rechtsgutbegriffs.33 Die Frage dazu lautet: Welche Rechtsgüter sollen durch das Strafrecht geschützt werden können? Dazu muss man sich zunächst das Instrument des Strafrechts im Allgemeinen vergegenwärtigen: Das Strafrecht ist das stärkste Instrument, das dem Staat gegenüber seinen Bürgern zur Verfügung steht, da es die härtesten aller Eingriffe in die Freiheit der Bürger ermöglicht34 und gleichzeitig ein sozial-ethisches35 Urteil über den Täter fällt. Rechtsgüter, die den Schutz durch das Strafrecht verdienen, müssen deshalb fundamentale Wertentscheidungen beinhalten, da an32 So weitgehend anerkannt in der neueren Literatur z. B. Roxin, Strafrecht AT I, § 2 Rn 2; ders., JuS 1966; 377 ff.; Rudolphi, FS Honig, S. 151; Armin Kaufmann, Aufgabe, S. 5; Maurach/Zipf, Strafrecht AT 1, § 19 Rn 4 ff.; a. A. Jescheck/Weigend, Strafrecht AT, 258; Welzel, Strafrecht, S. 2; zweifelnd Androulakis, ZStW 108 (1996), 300 (302). 33 So Roxin, Strafrecht AT I, § 2 Rn 5 ff.; Rn 48; Rudolphi, FS Honig, S. 151. 34 Roxin, Strafrecht AT I, § 2 Rn 39. 35 Roxin, Strafrecht AT I, § 3 Rn 46.

§ 3 Staatliche Regelungsmöglichkeiten

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dernfalls kein Gleichgewicht zwischen dem zu Schützenden und dem Schützenden gegeben ist. Ein Ungleichgewicht würde jedoch gegen den in allen Rechtsbereichen geltenden Verhältnismäßigkeitsgrundsatz, der Ausfluss des Rechtsstaatsprinzips ist, verstoßen. Allerdings ist mit Blick auf den präventiven36 Zweck des Strafrechts ein leichtes Übergewicht des drohenden Instruments möglich.37 Zur inhaltlichen Bestimmung des Rechtsgutbegriffs müssen demnach fundamentale Wertentscheidungen gefunden werden, die dann selbst unter den Schutz des Strafrechts fallen können, oder aber wegen des möglichen Übergewichtes der strafrechtlichen Sanktion zumindest von ihnen abgeleitete Wertentscheidungen. Fundamentale Wertentscheidungen der deutschen Gesellschaft sind in der Verfassung festgelegt. Die Verfassung ist damit die Grundlage zur Bestimmung der Rechtsgüter38 und den von ihnen abgeleiteten Wertentscheidungen. Zusammenfassend kann somit festgestellt werden, dass vorliegend inhaltlich unter dem Begriff des Rechtsgutes fundamentale Wertentscheidungen, die ihre Grundlage in der Verfassung haben, oder von der Verfassung abgeleitete Wertentscheidungen verstanden werden. 2. Konkretes Rechtsgut und Verhältnismäßigkeit Fraglich ist, ob der Sportethos als gemeinsames Ziel einer Anti-Doping-Regelung ein Rechtsgut darstellt. Der Sport ist bisher kein von der Verfassung geschütztes Rechtsgut, sodass der Sportethos nicht aus einem Sportgrundrecht abgeleitet werden könnte. Kerninhalt des Sportethos ist jedoch die Chancengleichheit. Das Prinzip der Chancengleichheit findet sich als fundamentale Wertentscheidung der Gesellschaft in der Verfassung wieder, insbesondere in Art. 1 III GG sowie in Art. 3 I GG, sodass die Chancengleichheit wiederum ein Rechtsgut darstellt. Allerdings ist die Chancengleichheit im Sport nach dieser Herleitung lediglich ein aus der Verfassung abgeleitetes Rechtsgut und nicht ein direkt durch die Verfassung geschütztes.39 Der Angriff auf das Rechtsgut der Chancengleichheit im Sport durch die unerlaubte Leistungsbeeinflussung müsste somit einem Angriff auf die durch die Verfassung direkt geschützte Chancengleichheit entsprechen. Dies wirft die Frage auf, ob der Angriff durch die unerlaubte Leistungsbeeinflussung tatsächlich direkt die Chancengleichheit im Sport betrifft. 36 37

H. M. so statt vieler, Roxin, Strafrecht AT I, § 3 Rn 37. Für einen Ausgleich kann in diesem Fall die Anwendung des Schuldprinzips sor-

gen. 38 So auch Roxin, Strafrecht AT I, § 3 Rn 9; Rudolphi, FS Honig, S. 158; Schöch, FS Schüler-Springorum, S. 25. 39 So auch Fritzweiler, in: Praxishandbuch, 1. Teil, Rn 10.

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6. Teil: Gesetzgeberischer Handlungsbedarf

Streng genommen wird die Chancengleichheit im Sport durch die Verbände und deren Regelwerk gewährleistet. Ein Angriff auf die Chancengleichheit im Sport, der einem Angriff auf die verfassungsrechtlich gewährte Chancengleichheit entspricht, ist somit in einer Nichtbeachtung der Chancengleichheit durch die Verbände aufgrund ihrer Monopolstellung zu sehen. Der Angriff durch den Sportler, der eine unerlaubte Leistungsbeeinflussung begeht, ist ein Angriff unter Gleichgeordneten und hat letztlich das Vermögen zum Ziel, die Verletzung der Chancengleichheit ist lediglich Mittel zum Zweck. Zu schützendes Rechtsgut einer Anti-Doping-Regelung müsste demnach das Vermögen und nicht die Chancengleichheit sein. Stellt man auf das Vermögen als zu schützendes Rechtsgut ab, ist zu beachten, dass das Vermögen nicht vor jedem Eingriff geschützt wird. Im Bereich des Strafrechts wird demnach bei einem gewaltfreien Eingriff vor allem Schutz vor Überlistung durch den Straftatbestand des Betrugs gem. § 263 StGB gewährt. Dieser ist jedoch gerade bei der Täuschung der Mitbewerber nicht einschlägig, obwohl deren Vermögen durch die unerlaubte Leistungsbeeinflussung regelmäßig gefährdet ist.40 Folglich müsste Ziel einer Anti-Doping-Regelung der Schutz dieser Vermögensgefährdung sein. Problematisch ist in diesem Zusammenhang allerdings, ob wirklich bei jedem Sportler eine Vermögensgefährdung durch die unerlaubte Leistungsbeeinflussung eintritt, die den Einsatz des Strafrechts vor dem Hintergrund des ultimo ratio-Gedankens rechtfertigt. Eine Rechtfertigung wird hier regelmäßig nur bei Berufssportlern vorliegen, sodass eine Anti-Doping-Regelung auf Berufssportler beschränkt werden müsste.41 Beschränkt man die Anti-Doping-Regelung auf Berufssportler ist jedoch bereits fraglich, ob das Gesetz zum Schutz des Vermögens geeignet ist, da die Wettbewerbe vorwiegend international stattfinden, sodass die Anwendung des deutschen Strafrechts ausgeschlossen sein könnte. Die Chancengleichheit könnte allerdings aufgrund der Bedeutung des Sport als Rechtsgut zu schützen sein. Dazu soll zunächst auf die Bedeutung des Sports eingegangen werden. Der Sport ist wesentliches Instrument zur Integration, da er unabhängig von Unterschieden in Sprache, Hautfarbe und Religion ausgeübt wird. Zudem unterstützt er positiv durch Werte wie dem der Fairness42 das Verhalten im Alltagsleben. Der Spitzensport wiederum beeinflusst den Breitensport, indem er die Attraktivität der jeweiligen Sportart erhöht. Er fördert die nationale und lokale Identi40

Siehe dazu 3. Teil, 1. Kapitel § 2 A. Siehe zu dem Ansatz auch Vieweg, SpuRt 2004, 194 (195 f.); für Amateursportler könnte hingegen eine Schadensersatzregelung in Betracht zu ziehen sein. 42 Zur Bedeutung siehe oben unter 6. Teil § 1 A. 41

§ 3 Staatliche Regelungsmöglichkeiten

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tät und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung eines Zusammengehörigkeits- und Selbstwertgefühls. Zudem ermöglicht er die regionale, nationale und internationale Repräsentation. Dabei trägt das Verhalten und die Leistungen deutscher Sportler wesentlich zum Ansehen Deutschlands in der Welt bei. Durch seine allgemeine Unabhängigkeit von Sprache, Hautfarbe und Religion dient er zudem der internationalen kulturellen Verständigung.43 Der Sport leistet somit einen zentralen Beitrag zur individuellen und sozialen Entfaltung der Menschen. Folglich kommt dem Sport eine bedeutende Stellung in der deutschen Gesellschaft zu. Fraglich ist, ob aufgrund der Bedeutung des Sports ein strafrechtliches AntiDoping-Gesetz gefordert werden muss. Zum einen ist auch hier zu fragen, ob ein Anti-Doping-Gesetz geeignet ist. Gerade mit Blick auf den Spitzensport muss dies verneint werden, da sich Probleme im Zusammenhang mit der nationalen Zuständigkeit und der Möglichkeit der Beweisgewinnung im Ausland ergeben. Zum anderen ist fraglich, ob das möglicherweise beschädigte Ansehen Deutschlands durch ein nationales Gesetz wiederhergestellt werden kann. Eine Verbandsstrafe kann auch hier wiederum wirkungsvoller und schneller eingesetzt werden. Es ergeben sich zudem Bedenken gegen eine staatliche Regelung im Hinblick auf die Durchführbarkeit in der Praxis. Zum einen müssten Personen mit besonderer Sachkenntnis bereitgestellt werden. Und zwar nicht nur im Hinblick auf die speziellen rechtlichen Fragen, sondern auch hinsichtlich medizinischer Fragen. Die Bildung von Schwerpunktstaatsanwaltschaften, die durch spezialisierte Arbeitsgruppen und polizeiliche Sonderermittler unterstützt werden, wäre für eine einheitliche Verfolgung von Dopingdelikten unerlässlich.44 Dies könnte nach bestehender Justizstruktur jedoch nur auf Länderebene erfolgen, da die Errichtung einer zentralen Staatsbehörde gegen Art. 30 GG und Art. 96 V GG verstoßen würde, aus denen folgt, dass die Strafverfolgung grundsätzlich Ländersache ist. Gerade im Bereich der unerlaubten Leistungsbeeinflussung müssten zudem staatliche Kontrollen durchgeführt und geeignete Kontrolllabore errichtet oder beauftragt werden. Dies würde den Staat schon im Hinblick auf die finanziellen Mittel, die für eine derartige Einrichtung aufgewendet werden müssten, vor Probleme stellen45 und zu einer weiteren Überlastung der Justiz und der Polizeibehörden führen.46 Darüber hinaus ist ein Tätigwerden der Staatsanwaltschaft nach geltendem Recht gem. §§ 160 I, 152 II StPO nur möglich, wenn ein Anfangsverdacht besteht. Eine reine Initiativ- oder Vorfeldermitt43

Sportbericht, BT-Dr. 14/9517, S. 10. Jahn, SpuRt 2005, 141 (145). 45 In Frage gestellt auch von Vieweg, SpuRt 2004, 194 f.; auch Steiner, NJW 1991, 2729 (2734) sieht im Staat einen Regulierungs-Amateur in Sportangelegenheiten. 46 Dury, FS Röhricht, S. 1107. 44

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6. Teil: Gesetzgeberischer Handlungsbedarf

lung kommt somit grundsätzlich nicht in Betracht.47 Weitere Probleme entstehen jedoch auch dann, wenn die Beschuldigteneigenschaft durch die zuständige Strafverfolgungsbehörde begründet wurde. So gilt im Strafrecht der Grundsatz, dass sich niemand selbst belasten muss. Der Beschuldigte muss somit nicht durch aktives Handeln zu seiner Strafverfolgung beitragen und kann sich auf sein Schweigerecht gem. §§ 136 I2, 136 a, 163 a III 2, 243 IV 1 StPO berufen. Dieses Aussageverweigerungsrecht im staatlichen Verfahren steht zudem im Spannungsverhältnis zur faktischen Aussagepflicht vor der Verbandsgerichtsbarkeit.48 So muss der Sportler, im Reitsport der Tierhalter, der wohl überwiegend auch der Reiter sein wird, aufgrund vertraglicher Vereinbarungen mit dem Sportverband bei der Durchführung der Dopingkontrolle mitwirken. Sollte das auf diese Weise gewonnene Kontrollergebnis in einem späteren Beweisverfahren verwertet werden, dann läge eine Verletzung des Verbots der Anwendung von Zwang zur Herbeiführung einer selbstbelastenden Aussage vor.49 Die im Verhältnis zum Verband bestehenden Mitwirkungspflichten bestehen gegenüber dem Staat nicht.50 Unabhängig davon, ob man als zu schützendes Rechtsgut das Vermögen oder den Sportethos für ein staatliches Anti-Doping-Gesetz annehmen will, ist fraglich, ob hier nicht ein milderes jedoch gleich wirksames Mittel in Betracht kommt und eine strafrechtliche Regelung somit nicht erforderlich ist. Zwar wurde bereits festgestellt51, dass der private Selbstschutz des Opfers subsidiär zum Schutz durch das staatliche Recht ist und somit ein Rückzug des Strafrechts nicht einfach gefordert werden kann. Allerdings ist hinsichtlich des Schutzes vor unerlaubten Leistungsbeeinflussungen auf die Schutzmöglichkeiten durch die Verbände abzustellen. Diesen kommt aufgrund des Ein-Platz-Prinzips eine Monopolstellung zu52, die ihren Regelungen ein bedeutendes „staatsähnliches“ Gewicht verleiht. Zudem sind die ihnen zustehenden „Strafmöglichkeiten“, wie bspw. die Sperre, auf den Sport zugeschnitten. III. Ergebnis

Die Schaffung eines Anti-Doping-Gesetzes zum Schutz der Chancengleichheit durch den Staat wird abgelehnt.

47

So auch Jahn, SpuRt 2005, 141 (143). Jahn, SpuRt 2005, 141 (146). 49 So auch Vieweg, SpuRt 2004, 194 (196); Jahn, SpuRt 2005, 141 (146); Dury, FS Röhricht, S. 1108. 50 Siehe ausführlich oben 5. Teil. 51 Siehe dazu 3. Teil, 1. Kapitel § 2 A. II. 2. b). 52 Zur Monopolstellung internationaler Sportverbände, Adolphsen, Internationale Dopingstrafen, S. 42 ff. 48

§ 3 Staatliche Regelungsmöglichkeiten

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B. Änderung des Tierschutzgesetzes Als gemeinsame Ziele eines für Menschen und Tiere einheitlichen Anti-Doping-Gesetzes wurde die Wahrung der Chancengleichheit im Sport herausgearbeitet. Kein gemeinsames Ziel kann hingegen der Gesundheitsschutz sein. Gerade beim Sport mit Tieren kommt dem Gesundheitsschutz vor Beeinträchtigungen durch unerlaubte Leistungsbeeinflussung jedoch entscheidende Bedeutung zu. Es ist demnach die Frage zu klären, ob es erforderlich ist, zum Schutz der Tiere vor unerlaubten Leistungsbeeinflussungen im Sport einen strafrechtlichen Schutz zu schaffen. Zu denken ist hier an eine Änderung des Tierschutzgesetzes. I. Verletzung eines Rechtsgutes

Als vorliegend verletztes Rechtsgut kommt der Tierschutz in Betracht. Die unerlaubte Leistungsbeeinflussung geht über die grundsätzlich erlaubte sportliche Nutzung hinaus, da die unerlaubte Leistungsbeeinflussung in keinerlei (zwingendem) Zusammenhang mit der erlaubten sportlichen Nutzung steht. Aus diesem Grund ist auch nicht zu prüfen, ob eine mehr als geringfügige Beeinträchtigung des Wohlbefindens des Pferdes vorliegt. Die unerlaubte Leistungsbeeinflussung kann nicht auf Grundrechte oder von ihnen abgeleitete Rechte gestützt werden. Damit ist der Einsatz des Strafrechts als Instrument zum Schutz der Tiere durch eine unerlaubte Leistungsbeeinflussung grundsätzlich möglich. Fraglich ist jedoch, ob eine strafrechtliche Sanktionierung auch erforderlich ist, da bereits mit § 18 I Nr. 4 TierSchG ein Ordnungswidrigkeitstatbestand, der die Verwendung von Dopingmitteln im Wettkampf an Tieren verbietet, besteht. Angesichts der Aufnahme des Tierschutzes als Staatszielbestimmung in das Grundgesetz kann das Verbot durch ein Ordnungswidrigkeitsgesetz jedoch nicht als ausreichend angesehen werden. Gerade im Spitzensport, der ohnehin schon große körperliche Anforderungen an die Tiere stellt und somit zugunsten der Tiernutzer den Tierschutz wesentlich einschränkt, ist ein stärkerer Schutz der Tiere erforderlich. Doch auch auf kleinen Turnieren ist ein Schutz der Tiere durch das Strafrecht gerechtfertigt, da sie im Gegensatz zum menschlichen Athleten nicht entscheiden können, ob sie einer Schädigung durch Doping zustimmen. Dies gilt jedenfalls für das vorsätzliche Dopen von Pferden. Hinsichtlich des fahrlässigen Dopings ist hingegen eine strafrechtliche Sanktion unverhältnismäßig, da trotz eines möglicherweise erheblichen Rechtsgüterschadens nur ein geringer sozialethischer Unwertgehalt53 angenommen werden kann.

53

Roxin, Strafrecht AT I, § 2 Rn 40.

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6. Teil: Gesetzgeberischer Handlungsbedarf II. Änderung des Tierschutzgesetzes

§ 17 TierSchG könnte die Tathandlung der unerlaubten Leistungsbeeinflussung hinzugefügt werden. Diese müsste zeitlich jedoch weitgehend auf die Wettkampfteilnahme beschränkt werden, da der sozialethische Unwertgehalt der unerlaubten Leistungsbeeinflussung erst durch das Streben nach Anerkennung und Vorteilen ohne Rücksicht auf die Tiere begründet wird. Auch die Nutzung neurektomierter Pferde und die medizinische Behandlung werden erst im Zusammenhang mit der Wettkampfteilnahme zu einer tierschutzwidrigen Handlung. III. Ergebnis

Eine Änderung des Tierschutzgesetzes ist durch die Aufnahme des Tierschutzes in Art 20 a GG grundsätzlich in Erwägung zu ziehen. Die Tathandlung der unerlaubten Leistungsbeeinflussung könnte beschränkt auf die Wettkampfteilnahme in § 17 TierSchG aufgenommen werden. Eine umfassende Regelung, die alle Ziele der Dopingbekämpfung umfasst, kann allerdings letztlich nur von den Verbänden getroffen werden. Somit ist im Weiteren auf die Verbandsregelungen einzugehen.

§ 4 Regelungen im außerstaatlichen Bereich Bisher wird die Regelung und Bestrafung von unerlaubten Leistungsbeeinflussungen im Sport mit Pferden auf deutschen Turnieren von der FN vorgenommen. Hinsichtlich der Gewährung von Chancengleichheit und dem Schutz des Ansehens des Sports sind dies originäre Aufgaben.54 Doch auch der Gesundheitsschutz der Pferde dient dem Verband, da nur durch nicht manipulierte Pferde aussagekräftige Leistungen für die Zucht gewonnen werden können.55 Zudem ist der Tierschutz ein wesentliches Kriterium um das Ansehen des Pferdesports zu schützen. Neben dem originären Interesse der Verbände, die unerlaubte Leistungsbeeinflussung zu sanktionieren, stehen ihnen auch die dazu erforderlichen fachlichen Mittel zur Verfügung. Zum einen verfügt der Pferdesportverband über die erforderliche Sachkunde und zum anderen können Kontrollen auf der Grundlage des Verbandsregelwerks schnell und kompetent durchgeführt werden.56

54

So auch Steiner, NJW 1991, 2729 (2733). Grahwit, Dtsch. tierärztl. Wschr. 1995, 46 (47); Cronau, BvT, S. 640. 56 Vgl. § 67 Nr. 1 LPO; danach können bei jeder Leistungsprüfung Pferde zur Medikationskontrolle bestimmt werden. 55

§ 4 Regelungen im außerstaatlichen Bereich

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Allerdings sind die bestehenden Regelungen unzureichend. Gerade in der aktuellen Dopingdiskussion, die durch die Dopingfälle von Athen ausgelöst wurde, zeigt sich, dass Handlungsbedarf besteht. Es werden deshalb die bestehenden Probleme mit Blick auf die Ziele der Dopingbekämpfung dargestellt und Änderungsvorschläge erarbeitet. A. Training Bisher werden im Pferdereitsport keine Pferdekontrollen während der Trainingsphase vorgenommen. Trainingskontrollen dienen jedoch zum einen dem Tierschutz, da verhindert wird, dass Pferden Dopingmittel z. B. in Form von Muskelaufbaustoffen verabreicht werden, die noch rechtzeitig vor dem Wettkampf abgesetzt werden können. Zum anderen dienen sie dadurch auch der Wahrung der Chancengleichheit, da nur durch Trainingskontrollen verhindert werden kann, dass im Training durchgeführte unerlaubte Leistungssteigerungen sich noch im Wettkampf auswirken können.57 B. Problem: Krankheit des Pferdes Im Krankheitsfall gebietet es schon der Tierschutz, dass das Pferd behandelt werden können muss.58 Dabei ist es möglich, dass ein behandeltes Pferd in eine Dopingkontrolle gerät und infolgedessen positiv getestet wird. Die Behauptung der Verantwortlichen, das Pferd sei krank gewesen und nur aus diesem Grund behandelt worden, könnte eine Schutzbehauptung sein. Es ist deshalb erforderlich, einen unabhängigen Nachweis für die Behandlung erbringen zu können. Es sollte aus diesem Grund ein Medikationspass eingeführt werden, in den der behandelnde Tierarzt die Erkrankung sowie die angewendeten Medikamente einträgt. Eine durchgeführte Neurektomie ist darüber hinaus in den Pferdepass einzutragen. Durch einen Medikationspass werden zudem auch die Reiter geschützt. Gerade im Falle des Pferdes „Goldfever“ von Ludger Beerbaum wäre ersichtlich gewesen, dass ein Medikament, das nicht auf der Dopingliste steht, unwirksam war und deshalb die Anwendung einer verbotenen Substanz erforderlich war. Fragen bezüglich der Verwendung der verbotenen Substanz hätten somit im Vorfeld beantwortet werden können. C. Problem: Grenzwerte In der aktuellen Diskussion wurde im Zusammenhang mit der erforderlichen medizinischen Behandlung von Pferden während der Trainingszeit immer wie57 58

Vgl. auch Steiner, NJW 1991, 2729 (2736). Siehe dazu auch die Ausführungen unter 6. Teil § 1 A. I. 2.

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6. Teil: Gesetzgeberischer Handlungsbedarf

der gefordert, dass Grenzwerte für bestimmte Mittel eingeführt werden müssten.59 Andernfalls sei es nicht möglich, die Pferde ausreichend medizinisch versorgen zu können, da man befürchten müsse, dass die behandelten Pferde anschließend im Rahmen eines Turniers positiv getestet würden. Zudem seien die Wirkstoffe größtenteils ohnehin nicht leistungssteigernd.60 Zu dem Argument, man könne ohne Grenzwerte Pferde nicht mehr ausreichend medizinisch versorgen, ist anzumerken, dass dieses Argument am Tierschutz vorbeigeht. Der angeführte Schutz der Pferde kann eben gerade nicht durch die Einführung von Grenzwerten erreicht werden. So wird durch die „Null-Lösung“ zumindest dafür gesorgt, dass den Pferden, die mit im Wettkampf verbotenen Medikamenten behandelt wurden, die nötige Zeit zur Heilung und Rekonvaleszenz gegeben wird.61 Für die „Null-Lösung“ spricht zudem, dass bei vielen Medikamenten sowohl eine Leistungssteigerung, als auch eine Behandlung möglich sind. Anhand der Proben lässt sich somit nicht mehr feststellen, aus welchem Grund das Medikament verabreicht wurde. D. Problem: Operativ veränderte Pferde Ein Problem, das wenig Beachtung findet, ist die Tatsache, dass bei Pferden zur Beeinflussung der Leistung auch operative Maßnahmen in Betracht kommen. Die Pferde werden weder von der FN noch von der FEI zum Wettkampf zugelassen. Kontrollen gibt es jedoch nicht, sodass hier ein erheblicher Handlungsbedarf besteht. Das Beispiel Neurektomie zeigt, dass bei Pferden, an denen eine Neurektomie vorgenommen wurde, durch den Einsatz auf Turnieren erhebliche Gesundheitsschäden zu befürchten sind.62 Eine Kontrolle ist demnach aus Tierschutzgründen zwingend. E. Zusammenfassung Die Regelungen der LPO bieten einen weitgehend umfassenden Schutz der Leitprinzipien des Turniersports. Sie enthalten detaillierte Regelungen zur Verwendung von Dopingmitteln und verbotenen Arzneimitteln und verbieten den Einsatz neurektomierter Pferde auf Turnieren. Bestraft wird vorsätzliches und 59 So bspw. die viermalige Olympiasiegerin Isabell Werth und der Bundestrainer der Springreiter Kurt Gravemeier, FAZ, vom 10.11.2004, S. 35. 60 So Professor Manfred Kietzmann von der Tierärztlichen Hochschule Hannover, der ein Gutachten im Auftrag von Herrn Beerbaum erstellt hat, FAZ vom 13.11.2004, S. 31. 61 So die Gesellschaft für Pferdemedizin, SZ vom 30.11.2004, S. 32. 62 Siehe oben unter 4. Teil § 1 D. I. 1. a).

§ 5 Flankierende staatliche Regelungen

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fahrlässiges Verhalten. Einen Verstoß gegen das Verbot der unerlaubten Leistungsbeeinflussung stellt es zudem dar, wenn keine geeigneten Maßnahmen ergriffen werden um sicherzustellen, dass keine unerlaubte Leistungsbeeinflussung an dem Pferd vorgenommen wird. Um dem Tierschutz jedoch gerecht zu werden sind folgende weitere Maßnahmen erforderlich: • Trainingskontrollen, • Medikamentenbuch, • Beibehaltung der Null-Lösung, • Kontrolle von operativen Eingriffen.

§ 5 Flankierende staatliche Regelungen A. Gesetzliche Regelungen Die Einführung eines Medikamentenbuches sowie die Dokumentationspflicht von Medikamenten und operativen Eingriffen könnte durch staatliche Regelungen unterstützt werden, die im Hinblick auf Art. 20 a GG zum Schutz von Reitpferden erforderlich sind. Ergänzend ist eine berufsrechtliche Verpflichtung für Tierärzte, durchgeführte operativen Eingriffe zu dokumentieren, anzustreben. Sie müssen als berufene Tierschützer stärker in die Verantwortung gezogen werden. Dies kann nur durch staatliche Regelungen und Maßregeln der Tierärztekammern erfolgen. Die sportrechtlichen Sanktionen greifen bei ihnen nicht. Problematisch ist in diesem Zusammenhang, dass ihnen häufig in der Praxis die Schuld zugeschoben wird. Dem Reiter kann dann meist nur noch Fahrlässigkeit vorgeworfen werden. Es entsteht eine „Strafbarkeitslücke“. B. Finanzielle Förderung Die Bewilligung von Bundesmitteln steht bisher schon unter der Bedingung, dass die Empfänger dem Doping-Kontroll-System der gemeinsamen Anti-Doping-Kommission (ADK) des Deutschen Sportbundes (DSB) und des Nationalen Olympischen Komitee (NOK) angehören.63 Weiterhin könnte die Bewilligung an die Durchführung von Trainingskontrollen von Pferden geknüpft werden.

63

Sportbericht BT-Dr. 14/9517, S. 11.

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6. Teil: Gesetzgeberischer Handlungsbedarf

C. Einbeziehung der NADA/WADA Auf nationaler Ebene wurde von der Bundesregierung und den Sportverbänden die NADA als unabhängige Stiftung gegründet. Ziel der NADA ist es, das bestehende Anti-Doping-System in Deutschland zu optimieren und auf eine Harmonisierung von Sportrecht und Sportgerichtsbarkeit auf nationaler und internationaler Ebene effektiv hinzuwirken. International wird diese Aufgabe durch die 1999 gegründete WADA wahrgenommen.64 Bisher werden durch die WADA auf internationalen Turnieren und durch die NADA auf nationaler Ebene jedoch nur die Reiter und nicht die Pferde kontrolliert. Hier ist auf eine Einbeziehung der Pferde in die Kontrollen hinzuwirken.

§ 6 Schlussbetrachtung Die vorliegende Arbeit hat gezeigt, dass durch die unerlaubte Leistungsbeeinflussung von Pferden im Leistungssport die Täter gegen straf- und nebenstrafrechtliche Normen verstoßen. Allerdings sind auch Strafbarkeitslücken aufgezeigt worden. Gerade im Bereich des Tierschutzes und im Bereich des Schutzes der Mitbewerber sind die bestehenden strafrechtlichen Regelungen nicht ausreichend. Ein umfassender Schutz des Sports und somit auch der Tiere und der Mitbewerber kann jedoch nur über Regelungen der Verbände erreicht werden. Die Aufgabe des Gesetzgebers besteht dabei in der Schaffung von flankierenden gesetzlichen Regelungen und der Konzentration auf den Tierschutz. Die Unterstützung der Sportverbände bei ihrer Aufgabe, die unerlaubte Leistungsbeeinflussung zu bekämpfen, zählt demnach zu den Aufgaben des Staates. Nur durch eine Zusammenarbeit kann eine spürbare Verbesserung erreicht werden. Zum Abschluss wird noch ein Blick auf die Verfahren gegen die deutschen Reiter Ludger Beerbaum und Bettina Hoy geworfen. Ludger Beerbaum ist von der FEI disqualifiziert worden, mit der Folge, dass er alle Sach- und Geldpreise zurückgeben muss und so behandelt wird, als ob er nicht an den Olympischen Spielen teilgenommen hätte. Die deutsche Springreiterequipe musste in der Folge das Mannschaftsgold zurückgeben.65 Beerbaum hat gegen das Urteil der FEI am 07.02.2005 Einspruch am Internationalen Sportgerichtshof (CAS) eingelegt66, der jedoch am 05.09.2005 abgewiesen wurde.67 Im Wesentlichen wurde in der Begründung darauf abgestellt, dass es Herr Beerbaum unterlassen hat, bei dem zuständigen FEI-Tierarzt eine Geneh64 65 66 67

Sportbericht BT-Dr. 14/9517, S. 62 ff.; Haas, SpuRt 2000, 5 (6 ff.). Decision of the JUDICAL COMMITTEE of the FEI, E. Ruling Nr. 35 ff. URL:http://focus.msn.de/sport/news?id=136181&oid=3. CAS 2005/A/829 Ludger Beerbaum v/FEI.

§ 6 Schlussbetrachtung

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migung für die Anwendung der nach seiner Behauptung verwendeten Salbe „Soderm“ zu beantragen68, obwohl die Erteilung einer Genehmigung für die Behandlung mit einer verbotenen Substanz grundsätzlich nach den FEI Regeln möglich ist.69 Im anschließenden nationalen Verfahren der FN wurde gegen Ludger Beerbaum eine Sperre von einem Monat mit freier Wahl des Zeitraumes innerhalb von sechs Monaten sowie eine Geldstrafe in Höhe von 1.000 EUR mit der Begründung verhängt, er habe lediglich fahrlässig gehandelt und durch das lange internationale Verfahren, das erst im September 2005 beendet war, sollen Ihm keine weiteren Nachteile entstehen.70 Bettina Hoy hingegen wurde von der FEI freigesprochen, da die Juristische Kommission dem Mannschaftstierarzt Karsten Weitkamp Glauben schenkte, der angab, er habe die Behandlung des Pferdes mit der festgestellten Substanz „Benadryl“ mit einem offiziellen, wenn auch unbekannt gebliebenen Veterinär abgesprochen.71 Trotz der Dopingfälle dürfte sich damit der Schaden für den deutschen Reitsport in Grenzen halten. Grundsätzlich ist jedoch mit Blick auf den Einsatz von Psychopharmaka durch den Olympiasieger Cian O’Connor Handlungsbedarf gegeben. Es wird immer wieder versucht werden, die Leistung eines Pferdes unerlaubt zu beeinflussen, dazu werden immer bessere Mittel und Wege erforscht, um in Dopingkontrollen nicht aufzufallen. Neben dem Schaden, den dieses Verhalten dem Reitsport zufügt, muss besonderes Augenmerk auf den Schaden gerichtet werden, der den Pferden zugefügt wird. Die Pferde können nicht in ihre Nutzung als Hochleistungssportler einwilligen, sondern stellen ihre Veranlagung den Reitern bedingungslos zur Verfügung. Erst recht aber können sie nicht in eine Schädigung durch Doping einwilligen. Deshalb muss der Mensch als Treuhänder für ihre Rechte eintreten und den Tierschutz im Leistungssport verbessern.

68

CAS 2005/A/829 Ludger Beerbaum v/FEI; page 26. FEI General Regulations 20th edition, effective 1st January 2000, Chapter VII, Article 146 Nr. 3; Veterinary Regulations, 9th edition, effective 1st January 2002, Chapter VII, Article 1027. 70 Mitteilung der FN vom 24.05.2006: http://www.fn-dokr.de/isy.net/servlet/broad cast/page586.html. 71 FAZ vom 04.12.2004, S. 32. 69

Anhang

Auszüge aus der Leistungsprüfungsordnung der Deutschen Reiterlichen Vereinigung e.V. Allgemeine Bestimmungen 1. §§ 65, 66 LPO: Teilnahmebeschränkungen von Reitern und Pferden 2. §§ 67, 67a LPO: Medikationskontrollen und Liste der verbotenen Substanzen 3. Durchführungsbestimmungen zu § 67 LPO Rechtsordnung 1. Abschnitt CIII: Ordnungsmaßnahmen §§ 920–932 LPO 2. Resolution zur reiterlichen Haltung gegenüber dem Pferd 3. Die ethischen Grundsätze des Pferdefreundes

Die

Deutsche Reiterliche Vereinigung e. V. Bundesverband für Pferdesport und Pferdezucht – Fédération Equestre Nationale (FN) – erlässt die nachstehende, von der Delegiertenversammlung des FN-Bereiches Sport am 7. Mai 2003 beschlossene

Leistungs-Prüfungs-Ordnung LPO In Kraft getreten am 1. Januar 2004

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Literaturverzeichnis Achenbach, Hans: Aus der 1994 veröffentlichten Rechtsprechung zum Wirtschaftsstrafrecht, in: NStZ 1995, S. 430–433. Adolphsen, Jens: Anforderungen an Dopingstrafen nationaler Sportverbände – am Beispiel des Falles Dieter Baumann, in: SpuRt 2000, S. 97–100. – Internationale Dopingstrafen, in: JUS PRIVATUM, Beiträge zum Privatrecht, Band 78, 2003 Tübingen. Ahlers, Rainer: Doping und strafrechtliche Verantwortlichkeit – Zum strafrechtlichen Schutz des Sportlers vor Körperschäden durch Doping, in: Kieler Schriften zum Strafrecht, hrsg. von Eckhard Horn und Erich Samson, Band 10, 1. Aufl., BadenBaden 1994. Alternativ Kommentar StPO, Kommentar zur Strafprozessordnung, hrsg. von Rudolf Wassermann, Band 2, Teilband 2, §§ 213–275, 1993 Neuwied/Kriftel/Berlin. (zit. Bearb., in: Alternativ Kommentar, § Rn) Alwart, Heiner: Über die Hypertrophie eines Unikums (§ 265a StGB) – Die unbemerkte Straflosigkeit des Schwarzfahrens im Massenverkehr, in: JZ 1986, S. 563– 569. Amelung, Knut: Irrtum und Zweifel des Getäuschten beim Betrug, in: GA für Strafrecht, hrsg. von Paul-Günter Pötz, Hamburg/Heidelberg 1977, S. 1–17. Androulakis, Nikolaos K.: Über den Primat der Strafe, in: ZStW 108 (1996), S. 300– 332. Anker, Kerstin, in: Kommentar zum Arzneimittelgesetz (AMG), hrsg. von Erwin Deutsch und Hans-Dieter Lippert, Berlin/Heidelberg/New York 2001. Arzt, Gunther: Anmerkung zum Urteil des BGH v. 17.10.1996 – 4 StR 389/96 (BGHSt 42, 268), in: JR 1997, S. 469–471. Arzt, Gunther/Weber, Ulrich: Strafrecht, Besonderer Teil, Lehrbuch, Bielefeld 2000. Baecker, Wolfgang: Grenzen der Vereinsautonomie im deutschen Sportverbandswesen, in: Münsterische Beiträge zur Rechtswissenschaft, Band 9, Berlin 1985. Baier, Helmut: Mittäterschaft, in: JA 2002, S. 273–275. Bamberger/Roth: Kommentar zum Bürgerlichen Gesetzbuch, Band 2, §§ 611–1296, ErbbauVO, WEG, hrsg. von Heinz Georg Bamberger und Herbert Roth, München 2003. Beckemper, Katharina/Wegner, Carsten: Anmerkung zu BGH, Urt. v. 5.12.2002 – 3 StR 161/02 (LG Düsseldorf), in: NStZ 2003, S. 315–317. Becker, Hartmut: Zur Bedeutung der Fairneß als Gegenstand der Übungsleiter und Trainerausbildung (1985), in: Für einen humanen Sport, gesammelte Beiträge zum

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Sachverzeichnis Absicht(s) 13, 48, 56, 103, 104, 107, 113, 114, 139, 145, 146 – -merkmal 143 – Bereicherungs- 48, 104, 113, 145, 148, 149, 163 – Drittbereicherungs- 145, 146, 148, 149, 166 – Vermögensvorteils- 145 Akzessorietät 146, 187 – akzessorisch 90 – Akzessorietätsgrundsätzen 148 Amphetamine 36, 194 Anabolika 36, 39, 187 Angst 24, 168, 177, 186 Annullierung 123, 127, 128 Anscheinsbeweis 14, 217, 218, 219, 220 Ansehen – des Pferdesports 236 – des Sportlers 202 – des Sports 236 – Deutschlands 233 – einer Sportart 228 Anstifer 144, 145, 146, 148 – doppelter Anstiftervorsatz 144 Anti-Doping– Gesetzes 227, 230, 233, 234, 235 – Kommission 239 – Regelung 18, 23, 227, 231, 232 – System 240 Antrittsgeld 13, 14, 51, 115, 118, 119, 122, 123, 124, 125, 131, 139, 140, 147, 148 Arzneimittel 17, 39, 40, 41, 190, 194, 195, 196,197, 198, 238 – arzneimittelrechtliche Kontolle 194 – Begriff 194

– Gesetz 194, 195, 196, 197, 199, 227 – Recht 194 – Tierarzneimittel 195, 196, 197 – Tierfütterungsarzneimittel 197 – Versorgung 194 „Auf Kosten“-Theorie 13, 107 Aufklärung(s) 11, 61, 64, 153, 155, 220 – -möglichkeiten 205 – -pflicht 11, 55, 59, 62, 63, 64, 65, 155 Auskunft(s) 153 – -verhältnis 50 Auslegung(s) 68, 152, 153, 169, 211, 212 – -grundsatz 167 – -kriterium 212 Außenstehende Dritte 10, 35, 193

226,

205,

115,

201,

Barren 25, 37, 175, 186 Befugnis-Ermächtigungstheorie 158, 159 Beihilfe 143, 144, 145, 146, 149, 163, 164, 165, 166, 188 Bekanntheitsgrad 87, 88 Bestimmtheitsgrundsatz 71, 102, 213, 214 Betäubungsmittel 188, 189, 190, 191, 192, 193 – -abhängigkeit 188 – -gesetz 17, 188, 189, 191, 194, 199, 201, 226, 227 – -rezept 191 – -verkehr 191 Beweislastumkehr 18, 171, 217, 218, 219

282

Sachverzeichnis

CAS 240 Chancengleichheit 18, 28, 54, 64, 65, 81, 126, 216, 222, 223, 224, 225, 227, 228, 231, 232, 234, 235, 236, 237 Code of conduct 25 „Conditio sine qua non“-Formel 98 Dienst – -fähigkeit 51 – -herren 51, 164 – -leistung 208 – -vertrag 51, 115, 121, 164 – -verpflichtete 51 – Sanitätsdienst 80 Disqualifikation 87, 122, 128, 215 Diuretika 37 Doping 10, 17, 18, 23, 24, 26, 35, 36, 37, 38, 39, 40, 41, 42, 43, 44, 45, 56, 67, 94, 96, 108, 174, 182, 183, 184, 187, 188, 190, 191, 194, 195, 199, 209, 2166, 217, 218, 219, 222, 223, 224, 235, 241 – -befund 40, 41 – -begriff 40, 41, 44 – -bekämpfung 23, 95, 216, 227, 236, 237 – -bestimmungen 10, 39, 40, 41, 123 – -definition 35, 41, 42, 43, 44, 45 – -delikt 233 – -diskussion 237 – -fall 17, 21, 65, 86, 198, 202, 217, 237, 241 – -konferenz 23 – -kontrolle 26, 51, 95, 96, 127, 139, 140, 234, 237, 241 – -liste 23, 40, 41, 169, 175, 237 – -methode 37 – -mittel 23, 24, 25, 36, 37, 38, 39, 41, 42, 44, 45, 94, 217, 220, 226, 227, 235, 237, 238 – -probe 43, 71, 94, 96, 120, 217, 220, 223 – -problem 67 – -problematik 42, 60

– -regelungen 45, 81 – -skandal 21, 25 – -strafen 220 – -substanzen 39, 40, 41 – -sünder 23 – -tatbestand 40, 42, 43 – -verbot 39 – -verdacht 94 – -verstoß 123, 220, 223 – -vorfall 216 – -vorschrift 147, 201 – -vorwürfe 21, 220 – -zwecken 195, 196 – Negativdoping 35 – Tierdoping 196, 198 Doppelbestrafungsverbot 206, 207, 208, 209, 210 Dreiecksbetrug 157, 158 DVR 10, 28, 41, 42, 43 Eigenblut 42 – -tranfusion 39 Ein-Platz-Prinzip 201, 234 Einspruch(s) 12, 82, 86, 88, 91, 94, 95, 96, 97, 99, 100, 102, 240 – -berechtigung 95 – -recht 12, 82, 86, 96, 100 Erklärungswert 56, 57, 60, 114, 132 -willen 58, 59 Ermessen(s) 79, 111 – -entscheid 77 – -spielraum 77, 78, 79 Ermittlungsgrundsatz 18, 216, 217 Erwerbschancen 85, 159 Eventualvorsatz 101, 102, 136, 182, 187 Fahrlässigkeit 193, 239 – fahrlässiges Handeln – Begehung 180, 181, 190, 196, 197, 198, 226, 239, 241 – Doping 235 – Fahrlässigkeitstatbestand 192 Fair-Play-Prinzip 209

Sachverzeichnis Fairness 18, 28, 64, 222, 232 – -grundsätze 79 – -Prinzip 203, 224 Fehlinformation 50 FEI 24, 25, 27, 33, 65, 238, 240, 241 FN 9, 10, 18, 25, 26, 27, 28, 29, 31, 32, 39, 40, 41, 42, 43, 45, 60, 78, 121, 127, 203, 204, 205, 206, 210, 211, 213, 214, 215, 217, 218, 219, 220, 221, 236, 238, 241 Freiheit – Dispositionsfreiheit 84, 161 – Organisationsfreiheit 50 – Vereinigungsfreiheit 200, 205, 210 Freiheitssphäre 52 Fremdverantwortung 52 Garantenpflicht 11, 50, 62, 64, 153, 181 – -stellung 62, 65, 66, 147, 181, 182, 190 Gehilfe 145, 146, 149, 158, 163, 164 – -vorsatz 145 – Erfüllungsgehilfe 127 Gehör, rechtliches 18, 202, 204, 205, 206, 214 Gesetzgebung 71 Gesundheitsschutz 17, 19, 228, 229, 230, 235, 236 Gewinnaussicht 152, 162 Gewohnheitsrecht 29 Glaubwürdigkeit 18, 64, 222, 224, 225 Grenzwert 19, 41, 237, 238 Grundrechte 202, 208, 213, 219, 228, 229, 235 – -rechtseingriff 219 – Prozessgrundrecht 18, 202, 204 – Sportgrundrecht 231 Heilungszwecke 44, 174 Hintermann 52, 53, 54 HVT 10, 28, 40, 41, 42, 43

283

Information(s) 50, 58, 150, 152, 153 – -defizit 49 – -entscheidungen 70 – -erlangung 153 – -pflicht 51 – -verhalten 50 – -vorsprung 150, 151, 152, 154 Insiderinformationen 16, 138, 150, 153, 154 Invitatio ad offerendum 80 IOC 42 Kehrseitentheorie 13, 106 Kompensation 76, 100, 101, 111, 124, 128, 134, 135 – Schadenskompensation 14, 123, 124, 125, 135, 147, 162 Konkordanz 229 Koordination 10, 45, 46 Krankheit(s) 19, 36, 44, 153, 173, 192, 195, 223, 237 – -bild 24, 65, 172, 173, 187, 223 – -fall 237 – -zustand 192 – Berufskrankheit 178 Lagertheorie 158, 159 Leiden 38, 168, 170, 171, 174, 175, 176, 177, 178, 179, 180, 181, 183, 184, 185, 186, 187, 188, 192, 195, 226 – -äußerung 177 – -zufügung 185 – -zustand 179 Liste verbotener Substanzen 23, 39, 174, 243 Lizenz 28, 32, 80 Lokalanästhetika 36 Manipulation 16, 22, 25, 40, 42, 43, 150, 154, 155, 156, 157, 161, 162, 163, 164, 201, 214, 220 Medikamentenbuch 239 Mehrfachbestrafung 202

284

Sachverzeichnis

Minimum 60, 116, 132 Mittäterschaft 17, 142, 143, 145, 146, 148, 149, 187 Mittelbare Täterschaft 52, 53, 54, 142, 144, 148, 149, 160, 166 Monopolstellung 29, 202, 232, 234 NADA 19, 240 Näheverhältnis 16, 157, 158, 159, 160, 161 „ne bis in idem“ 206, 207 „nemo tenetur“ 205, 206 Neurektomie 25, 37, 44, 172, 173, 226, 236, 237, 238 Normzweck 77, 78 „Null-lösung“ 238, 239 Offensichtlichkeit 171, 172, 184 Opfermitverantwortung 67, 68 Ordnungsmaßnahme 203, 204, 206, 210, 213, 214, 243 Ordnungswidrigkeit(s) 180, 181, 183, 197, 226 – -gesetz 235 – -tatbestand 235 Organisationsbereich 18, 219 – -freiheit 50 – -herrschaft 219 – -pflichten 218 Pferdebesitzer 15, 16, 17, 32, 47, 146, 147, 148, 149, 150, 153, 164, 165, 166, 188, 190, 193, 198, 214, 215 Pferderennen 150, 154, 155, 161, 164, 165, 180 Pferderennsport 9, 23, 26, 27, 28, 34, 35, 42, 45, 194 Phenylbutazon 24 Prognoserisiko 50 Prozessgrundrechten 18, 202, 204 Prozesshindernis 208

Rechtsgut 10, 16, 17, 19, 31, 48, 64, 153, 169, 188, 225, 230, 231, 232, 234, 235 – -begriff 230, 231 – -träger 69, 70 – -verletzungen 69 Rechtssicherheit 44 Rechtsstaatsprinzip 202, 206, 211, 231 Rekonvaleszenzzeit 226, 238 RG 27, 33 RO 28, 41, 42 Schadensersatzansprüche 80, 81, 85, 87, 123, 126, 128, 147 – -pflicht 30, 123 Schiedsgerichte 203, 204, 206, 211 – -ordnung 203 – -vereinbarung 94 Schmerz 24, 25, 37, 38, 168, 170, 171, 172, 174, 175, 176, 178, 179, 180, 181, 183, 184, 185, 186, 187, 188, 226 – -ausschaltung 37 – -begriff 175, 176 – -beseitigung 173 – -empfindung 46, 60, 176, 226 – -linderung 192, 193 – -mittel 173 – -zustände 192 – schmerzfreier Tod 168 – schmerzlindernde Salbe 173 – schmerzlinderndes Mittel 188 Schuldprinzip 18, 215, 216, 219 Schuldverhältnis 80, 81, 122, 123 Schutzbereich 59, 68, 83, 84 – -bedürftigkeit 68, 81 – -behauptunng 237 – -interesse 81 – -maßnahmen 53 – -wirkung 11, 80, 81, 126 – -würdigkeit 69, 70 – Möglichkeit des Opfers 71, 234 Selbstbindung 50, 51

Sachverzeichnis Selbstschutz 71, 234 – -maßnahmen 69 Sonderrechtsbeziehung 11, 62, 63, 79 Sportethos 221, 224, 225, 227, 230, 231, 234 Stimulantien 36 Subsidiarität(s) 69 – -grundsatz 69 – -prinzip 71 Subvention(s) 110, 111 – -betrug 110 – -erschleichung 112 – -gebers 111 – -recht 92, 111 – -verfahren 111 – -vergabe 111 „Sui generis“ 79, 86 Tierärzte 149, 171, 182, 193 Totalisator 16, 150, 151, 155, 156, 157, 159, 160, 161, 162 – -betrieb 28, 152 – -wette 16, 150, 151, 152, 154, 155, 157 Tracheotubus 37, 172 Trainingskontrollen 40, 43, 138, 237, 239 Tranquilizer 36 Treu und Glauben 62, 63, 153 Treueverhältnis 164, 165 TRO 28, 40 „Ultima ratio“ 71 Unmittelbarkeitstheorie 13, 106, 108 Unparteilichkeit 211, 212, 213 Unwerturteil 201, 216, 220 Verbandsstrafe 18, 200, 201, 202, 205, 208, 209, 210, 211, 213, 215, 217, 219, 233

285

Vereinigungsfreiheit 200, 205, 210 Vereinsautonomie 200 Verfassung(s) 204, 231 – -güter 229 – -normen 228, 229 – -prinzipien 229 – -prüfungen 172 Verhältnismäßigkeit(s) 184, 203, 209, 210, 231 – -grundsatz 231 Verkehrsanschauung 11, 57, 58, 60, 116, 132, 133, 147, 152 Verkehrskreis 60, 152 Vermögensgefährdung 12, 89, 90, 91, 92, 93, 96, 97, 101, 102, 119, 121, 124, 136, 232 Vermögensverwaltungsrecht 49 Vertrauensverhältnis 11, 50, 51, 52, 53, 54, 64, 65, 66, 153, 155 Viktimo-Dogmatik 68 WADA 19, 240 Wahrheitsanspruch 52 Wettrisiko 156 Zucht 10, 34, 46, 47, 134, 149, 166, 236 – -auswahl 46 – -einsatz 46, 135 – -leistung 170 – -wert 135 – -ziele 182 Zurechnung 49, 52 Zurechnungsfigur 53, 54 Zurechnungsregeln 52 Zweckverfehlung(s) 92, 110, 111 – -lehre 110 Zweifel 53, 67, 68, 69, 70, 71, 72, 73, 132, 157, 217, 219