Spiegelbilder des Klimawandels: Die Fotografie als Medium in der Umweltbildung 9783839442708

How can pictures in the media be analyzed and be made productive for (geography) didactics? Eva Nöthen developed a new a

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Spiegelbilder des Klimawandels: Die Fotografie als Medium in der Umweltbildung
 9783839442708

Table of contents :
Inhalt
Einleitung
Teil I: Konzeption
1 Verortung
2 Bilder als Momente von Raumproduktion
TEIL II: DURCHFÜHRUNG
3 Mediale Kommunikation globaler Wandlungsprozesse
4 Konzeption einer phänomenologisch-semiotischen Analyse
Farbtafeln
5 Exemplarische Analyse
TEIL III: REFLEXION
6 Methodische Reflexionen
Schluss
Literatur
Anhang
Dank

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Eva Nöthen Spiegelbilder des Klimawandels

Sozial- und Kulturgeographie | Band 23

Eva Nöthen (Dr. phil.), geb. 1977, forscht und lehrt am Institut für Humangeographie der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Sie hat Bildende Kunst an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe und Geographie an der Humboldt-Universität zu Berlin studiert und war mehrere Jahre als Studienrätin für Bildende Kunst und Geographie an einem Gymnasium tätig. Ihr Forschungsinteresse gilt den methodischen und erkenntnistheoretischen Grenzbereichen zwischen Bildender Kunst und Geographie und den Möglichkeiten eines fachdidaktischen Brückenschlags.

Eva Nöthen

Spiegelbilder des Klimawandels Die Fotografie als Medium in der Umweltbildung

© 2018 transcript Verlag, Bielefeld Die Verwertung der Texte und Bilder ist ohne Zustimmung des Verlages urheberrechtswidrig und strafbar. Das gilt auch für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und für die Verarbeitung mit elektronischen Systemen. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Umschlaggestaltung: Maria Arndt, Bielefeld Umschlagabbildung: Thomas Wrede/VG Bild-Kunst, Bonn: Bauruinen, 2012 Druck: Majuskel Medienproduktion GmbH, Wetzlar Print-ISBN 978-3-8376-4270-4 PDF-ISBN 978-3-8394-4270-8 Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier mit chlorfrei gebleichtem Zellstoff. Besuchen Sie uns im Internet: http://www.transcript-verlag.de Bitte fordern Sie unser Gesamtverzeichnis und andere Broschüren an unter: [email protected]

Inhalt

Einleitung | 9

TEIL I: KONZEPTION 1

Verortung | 17

1.1 1.2 1.3 1.4

Allgemeine und geographische Bildung | 18 Lehren und Lernen in einer Mediengesellschaft | 27 Lehren und Lernen im Kontext globaler Wandlungsprozesse | 35 Konturen einer medienreflexiven (geographischen) Umweltbildung | 46

2 Bilder als Momente von Raumproduktion | 53 2.1 Bilder in geographischer Forschung und Vermittlung | 54 2.2 Bilder als „kommunikative Medien“ | 60 2.3 Konzeption des phänomenologisch-semiotischen Analyseinstruments | 83

TEIL II: DURCHFÜHRUNG 3

Mediale Kommunikation globaler Wandlungsprozesse | 89

3.1 Stand der Klimaforschung | 91 3.2 Meilensteine wissenschaftlicher und politischer Diskurse und ihre mediale Adaption | 107 3.3 Forschungsansätze zu (Natur-)Darstellungen in der Klimawandel-Berichterstattung | 112 3.4 Anknüpfungspunkte für weitere Forschungen | 133 4

Konzeption einer phänomenologisch-semiotischen Analyse | 137

4.1 4.2 4.3 4.4

Fragestellung | 138 Analysefokus | 139 Analyseinstrument | 147 Datengrundlage | 180

Farbtafeln | 193

5 Exemplarische Analyse | 211 Schritt 0: Selbstbeobachtung | 212 Schritt I: Fixierung des Wesens des Gegenstandes | 214 Schritt II: Erschließung des ikonischen Gehalts | 221 Schritt III: Erschließung des genealogischen Sinns | 231 Schritt IV: Erschließung der kommunikativen Bedeutung | 246 Schritt 0ƍ: Synthetisierende Deutung | 255

TEIL III: REFLEXION Methodische Reflexionen | 275 6.1 Bildbezogene Operationalisierung von Natur-Begriffen | 275 6.2 Instrument zur polyperspektivischen Analyse von Bildern als kommunikative Medien | 281 6

Schluss | 287 Literatur

| 291

Anhang | 323 Dank | 337

„Zum Teufel mit der Würde, ziehe die Stiefel aus, stopfe die Socken tief in die Spitzen hinein und rolle die Hose an meinen dürren Beinen hoch. Bis zu den Schienbeinen tauche ich ein in das badewannenwarme Wasser, klemme mir die Stiefel unter den Regenmantel, ziehe die Baskenmütze gegen den Wind in die Stirn, und los geht’s über den Parkplatz. Fast macht es sogar Spaß, das Planschen, soviel Wasser dort, wo es nicht hingehört, und es erinnert mich an ein Erlebnis vor fünfundsechzig Jahren, den Hurrikan Donna und einen schulfreien Tag in Peterskill, New York, auch so eine Riesenplanscherei. (Früher dachten die Leute ja, der Zusammenbruch der Biosphäre wäre das Ende von allem, aber weit gefehlt! Genau das Gegenteil ist der Fall – es gibt einfach von allem noch mehr: mehr Sonne, Wasser, Wind, Staub und Schlamm.)“ Tom Coraghessan Boyle (2010 [2000]: 19)

Einleitung

Samstag, den 21. April 2017, gegen 20.00 Uhr: Jens Riewa berichtet in der tagesschau von einem Haftbefehl gegen Attentäter auf den Mannschaftsbus des BVB, dem Tod eines Polizisten nach einem Anschlag in Paris, der angespannten Situation vor dem AfD-Parteitag in Köln, dem Treffen der G20-Finanzminister, der Billigung eines Vergleichs im VW-Abgasskandal durch den US-Bundesrichter, einer Millionenstrafe für die Deutsche Bank, den Protesten Oppositioneller gegen die Regierung in Venezuela, einer umstrittenen Hinrichtung in Arkansas, … Es sind Nachrichten über persönliche Schicksale, gesellschaftliche Herausforderungen wie Terrorismus, politische Krisen und globale wirtschaftliche Zerwürfnisse, wie sie Tag für Tag durch die Berichterstattung aus der Welt an uns herangetragen werden. Plötzlich, die tagesschau neigt sich schon ihrem Ende, erscheint hinter Jens Riewa ein Bild, das mich aufmerken lässt. Es zeigt den Blick auf einen wenig besiedelten Küstenstreifen, den ich aufgrund der erkennbaren Vegetation und der farbig gefassten Architektur in Holzbauweise in den nördlicheren Regionen der Nordhabkugel verorten würde. Auf der Straße, die an der Küste entlang führt, parken einige Autos. Vereinzelte Menschen stehen am Rand der Straße und blicken aufs Meer. Doch anders, als es zu erwarten gewesen wäre, weitet sich dort nicht der Blick auf den Horizont. Stattdessen sieht man einen Eisberg. Er treibt auf dem offenen Meer und doch scheint er so nah, als könne man ihn schwimmend erreichen. Hoch ragt er auf und schimmert im Licht der flach einfallenden Sonne bläulich-weiß. Vor dem Blau des Himmels löst er sich optisch beinahe auf und doch hat er eine unglaubliche Präsenz. Es scheint fast, als würde er aus sich heraus strahlen. Ich bin gebannt von der Erhabenheit dieses Anblicks. Und dennoch: die Situation im Vordergrund und der Eisberg passen nicht zusammen. Es scheint als würden hier zwei unterschiedliche Welten aufeinander prallen, die des unberührten ewigen Eises und die der vom Menschen besiedelten und bewirtschafteten Kulturlandschaft. Mein Eindruck entsteht im Bruchteil einer Sekunde. Dann klärt Jens Riewa darüber auf, was sich gerade vor

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unseren Augen „wirklich“ ereignet: „Ein besonderes Naturschauspiel vor Neufundland lockt derzeit viele Touristen in den Norden Kanadas. Im Atlantik treiben dort aktuell ungewöhnlich viele Eisberge. Die Eismassen wurden in den vergangenen Wochen von starken nördlichen Winden weit nach Süden getrieben und stellen nun eine erhebliche Gefahr für die Schifffahrt dar. Es kam bereits zu einer Kollision.“ (tagesschau, 21.4.2017, 20:13:45-20:14:06) Ich denke sofort daran, dass es hier einen Zusammenhang mit außerordentlichen Wetterereignissen oder sogar mit veränderten klimatischen Bedingungen geben muss. Die folgende Kurzreportage bestätigt meine Einschätzung. Ein Korrespondent informiert darüber, dass die riesigen Eisberge vor Neufundland derzeit eine touristische Attraktion darstellten, aber auch als Boten des fortschreitenden Klimawandels zu betrachten seien. Die Anzahl, die Größe und der frühe Zeitpunkt des Erscheinens der Eisberge wichen deutlich vom langjährigen Mittel ab. Hinzu komme, dass das Eis in diesem Jahr sehr nah vor der Küste treibe und damit die Schifffahrt gefährde. Ein Experte beschreibt die Zugbahnen der Eisberge aus dem Norden Grönlands durch die sogenannte „Eisbergallee“ Richtung Süden bis vor die Küste Neufundlands. Angaben zu Höhen und Breiten der Eisberge unterstreichen das Besondere des Ereignisses. Die Bilder der Kurzreportage zeigen jedoch etwas ganz anderes: Einblendungen von Amateurfotografien bannen das atmosphärisch Außergewöhnliche des Moments. Kameraflüge über das Wasser und die darin treibenden Eisberge eröffnen ungewöhnliche Perspektiven auf die bizarren Formen des Eises, auf seine diaphane Materialität. Das Spiel von Licht und Schatten auf der Oberfläche – gebannt durch das Auge der Kamera – lässt bei mir den Wunsch entstehen, selbst vor Ort zu sein, selbst zu sehen. Was allerdings nicht gezeigt wird, sind Bilder von Schiffen, die durch die Eisberge in Gefahr geraten, oder von anderen Situationen, die das Auftreten der Eisberge als Problem erscheinen lassen. Ich erfahre nicht, wie es dazu kommt, dass die Eisberge immer früher vor der Küste Neufundlands erscheinen, immer mehr werden und immer größer sind. Ich erfahre auch nicht, welche Folgen diese Veränderungen mit sich bringen, ob und in welcher Form Handlungsbedarf besteht. Das Problem des anthropogenen Klimawandels bleibt abstrakt zwischen den Zeilen stehen. Wäre ich nicht – zumindest bis zu einem gewissen Maße – über den Forschungsstand bezüglich des Klimawandels informiert, hätte die Kurzreportage mehr Fragen als Antworten hinterlassen. So bliebe mir an diesem Abend nach der tagesschau kaum mehr als die Erinnerung an faszinierend schöne Aufnahmen von treibenden Eisbergen. Und wäre ich nicht gerade kurz davor, die vorliegende Arbeit fertigzustellen, wären auch diese Erinnerungen vermutlich wenig später schon wieder verblasst. Nun bietet das Erlebte jedoch einen passenden Anlass, um darzulegen, warum es sinnvoll und notwendig sein kann, sich aus

Einleitung | 11

geographiedidaktischer Perspektive mit der Klimawandel-Berichterstattung und insbesondere mit ihrer Bildgebung zu befassen. Nahezu tagtäglich konfrontiert die Berichterstattung uns mit Nachrichten, Meldungen oder Reportagen, die Hinweise auf den anthropogenen Klimawandel enthalten. Ausschlaggebend für eine mediale Aufmerksamkeit gegenüber diesem Phänomen war die Veröffentlichung des Buches The Limits to Growth (Meadows et al. 1972) Mitte der 1970er-Jahre. Sie führte erstmals zu einer öffentlichen Debatte um eine mögliche Erwärmung des globalen Klimas – als Folge eines kontinuierlichen Weltbevölkerungswachstums – und der daraus resultierenden Bedrohung für nachfolgende Generationen. Mittlerweile können seit Jahrzehnten wissenschaftliche Messreihen und Klimamodellierungen belegen, dass menschliches Handeln durch den verstärkten Ausstoß von Treibhausgasen und deren Anreicherung in der Atmosphäre einen signifikanten Klimawandel provoziert hat (WMO 1979, IPCC 1990a, 1996, 2001, 2007a, 2014a). Die klimatischen Auswirkungen auf die ozeanische Zirkulation, die Dynamik der polaren Eismassen sowie atmosphärische Prozesse sind zu einer Gewissheit und zugleich zu einem Kernproblem für Umwelt und Menschen geworden. Was jedoch die Öffentlichkeit über den Klimawandel weiß, entstammt in erster Linie den Massenmedien (Brulle et al. 2012). Diese erfüllen in demokratisch verfassten Staaten die Aufgabe des Wissenstransfers von wissenschaftlichen Erkenntnissen und politischen Entwicklungen an die breite Öffentlichkeit (Pötzsch 2009). Die Vermittlung von Wissen über den Klimawandel birgt jedoch zwei zentrale Schwierigkeiten: Einerseits handelt es sich beim Klimawandel um einen hochkomplexen Prozess, der sich auf großen zeitlichen und räumlichen Skalen ereignet und sich damit der individuellen Erlebbarkeit entzieht, andererseits weisen auch die wissenschaftlichen Ergebnisse aufgrund der Integration verschiedener Erkenntnismodi sowie die große Zahl der in den Klimamodellen verwendeten Einflussfaktoren eine hohe Komplexität auf (Neverla und Schäfer 2012: 16). Hinzu kommen spezifische Arbeitsweisen der Massenmedien, die insbesondere in der Klimawandel-Berichterstattung dazu führen, dass die gesellschaftliche Wahrnehmung dieses globalen Problems vom Forschungsstand der Wissenschaft abweicht. So verknüpft die Berichterstattung häufig konkrete regionale Extremereignisse mit dem globalen Klimawandel, obwohl Zusammenhänge wissenschaftlich zwar vermutet, aber nicht bewiesen werden können (vgl. ebd.: 18). Außerdem führt ein Interesse an der Steigerung des Nachrichtenwerts immer wieder dazu, dass mögliche Folgen des Klimawandels dramatisiert und wissenschaftliche Unsicherheitsmaße verschwiegen werden (vgl. ebd.). Wenn jedoch die mediale Begegnung zum zentralen Moment der Wissensvermittlung über den anthropogenen Klimawandel wird, bedarf es eigentlich seitens jeder Rezipientin und

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jedes Rezipienten der Fähigkeit, den spezifischen Voraussetzungen massenmedialer Vermittlung reflektiert zu begegnen, um selbstbestimmt und mündig handeln zu können. Kinder und Jugendliche stehen damit vor einer Herausforderung, der sie alleine kaum gewachsen sind. So sehen sich viele Jugendliche gerade im Hinblick auf den Klimawandel aufgrund einer in ihren Augen widersprüchlichen Informationslage nicht im Stande, zu einem eigenen Urteil zu kommen (vgl. Calmbach et al. 2016: 278). Als Antwort auf diese Problemlage steht die vorliegende Arbeit für eine geographische Bildung, die sich einerseits in der Verantwortung sieht, ein fachliches und analytisches Problembewusstsein für die Ursachen und Folgen des anthropogenen Klimawandels zu schaffen und anderseits Heranwachsende darin zu unterstützen, mediale Wirklichkeiten als soziale Konstruktionen zu begreifen. Eine Möglichkeit, dies durch vermittelnde Intervention zu erreichen, wird in der Praxis einer medienreflexiven (geographischen) Umweltbildung gesehen, welche im Rahmen der einführenden Verortung entwickelt wird (vgl. Kapitel 1). Grundsätzliche Überlegungen über einen möglichen Beitrag der Geographie(-didaktik) zu einer gegenwartsbezogenen Allgemeinen Bildung münden in der Reflexion möglicher Potentiale einer Integration kompetenzorientierter und bildungstheoretischer Perspektiven auf Unterricht (vgl. Kapitel 1.1). Es schließen sich zwei Teilkapitel an, die jeweils aus Sicht umwelt- und medienbezogener Bildungsansätze zunächst einen Rückblick auf diskursiv dominante Leitbilder im zeitlichen Wandel geben und sodann Schlüsse für eine gegenwartsbezogene geographische Bildung ziehen (vgl. Kapitel 1.2 und 1.3). Zusammenfassend wird die Perspektive einer medienreflexiven Umweltbildung in Hinblick auf die Geographie konturiert (vgl. Kapitel 1.4). Die Bewältigung der Herausforderungen, die das fachdidaktische Anliegen mit sich bringt, bedarf einer vertieften Auseinandersetzung mit theoretischen Forschungsperspektiven und Methoden der Wissenschaftsdisziplin Geographie sowie deren (forschungs-)praktischer Anwendung auf konkrete Gegenstände. Aus der Überzeugung von einer gesellschaftlichen Bedeutsamkeit massenmedialer Kommunikation und insbesondere deren visueller Dimensionen für die Vermittlung geographischen Wissens wird die Forschungsperspektive Visueller Geographien entfaltet (vgl. Kapitel 2). So werden zunächst die fachwissenschaftliche und die fachdidaktische Auseinandersetzung mit Bildern und Bildlichkeit in der jüngeren Disziplingeschichte rekonstruiert (vgl. Kapitel 2.1), welche schließlich zu einer disziplinären Grenzöffnung in Richtung der Bildwissenschaften geführt haben. In Anlehnung an die Positionen des Kommunikationswissenschaftlers Klaus Sachs-Hombach werden sodann die Potentiale eines phänomenologische und semiotische Positionen verbindenden Bildbegriffs aufgezeigt (vgl. Ka-

Einleitung | 13

pitel 2.2) und in die Konzeption eines phänomenologisch-semiotischen Analyseinstruments überführt (vgl. Kapitel 2.3). Die Information der Öffentlichkeit über die großen globalen Problemfelder der Gegenwart erfolgt vornehmlich über die Massenmedien. Daher eignet sich eine Analyse der in nahezu allen Formaten bilddominierten KlimawandelBerichterstattung, um das Potential des Analyseinstruments mit Blick auf die Lebenswelt zu konkretisieren (vgl. Kapitel 3). Die Darstellung von Meilensteinen wissenschaftlicher und politischer Diskurse und deren Transformation durch die Berichterstattung schärft zunächst den Blick für das Verhältnis von wissenschaftsgeneriertem, politisch als relevant erachtetem und medial vermitteltem Wissen über den Klimawandel (vgl. Kapitel 3.1). Unter Fokussierung auf das Verhältnis von wissenschaftsgeneriertem und medial vermitteltem Wissen folgt eine Zusammenfassung zum aktuellen Stand der Klimaforschung (vgl. Kapitel 3.2). Dieser folgt ein Überblick über sozialwissenschaftliche Forschungsansätze zur medialen Adaption der Klimadiskurse (vgl. Kapitel 3.3), wodurch schließlich die Entwicklung des phänomenologisch-semiotischen Analyseinstruments nicht nur als bildtheoretische, sondern auch als fachmethodische Notwendigkeit bestätigt wird (vgl. Kapitel 3.4). Die erkannten Forschungsdesiderata aufgreifend, schließt sich die Konzeption einer empirischen Studie an (vgl. Kapitel 4). Die Ausführungen verdeutlichen am Beispiel der Analyse der visuellen Konstruktion von Natur im Kontext der Klimawandel-Berichterstattung, wie das Analyseinstrument in einen Forschungszusammenhang eingebunden werden kann. Der Formulierung einer Fragestellung (vgl. Kapitel 4.1) folgt die theoretische Herleitung des Analysefokus (vgl. Kapitel 4.2). Das in seinen konzeptionellen Grundzügen bereits vorgestellte Analyseinstrument wird sodann hinsichtlich der in seinem Vollzug vorzunehmenden Analysehandlungen ausgeführt. Der Blick auf den der Studie zugrunde liegenden Bildkorpus (vgl. Kapitel 4.4) leitet zur exemplarischen Analyse über. Anhand einer ausgewählten Motivgruppe wird die Anwendung des Analyseinstruments schließlich in einem Gesamtdurchlauf beispielhaft vollzogen (vgl. Kapitel 5). Das Durchlaufen aller Analyseschritte und das Zueinander-in-Beziehung-Setzen der aus den einzelnen Analyseschritten gewonnenen Erkenntnisse erfolgt in gebotener Ausführlichkeit, um das Erkenntnispotential der prozessualen Anlage des Analyseinstruments nachvollziehbar zu machen. Als Zusammenführung der theoretischen Vorüberlegungen zur Konzeption des Analyseinstruments und deren Anwendung auf das Beispiel der Klimawandel-Berichterstattung folgt eine Reflexion der zentralen methodischen Erträge der vorliegenden Arbeit (vgl. Kapitel 6). Diese nimmt zunächst die im Wechsel von deduktivem und induktivem Vorgehen erfolgte, bildbezogene Operationali-

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sierung von Natur-Vorstellungen in den Blick (vgl. Kapitel 6.1) und leuchtet daran anschließend die Potentiale und Grenzen des am Fall erprobten Instruments zur polyperspektivischen Analyse von Bildern als kommunikativen Medien aus (vgl. Kapitel 6.2). Die Schlussbetrachtungen greifen das einleitend formulierte Problem wieder auf und fassen jene Lösungvorschläge zusammen, die mit der vorliegenden Arbeit angeboten werden. Ein Ausblick auf sich potentiell anschließende Forschungen runden die Arbeit ab.

Teil I: Konzeption

1

Verortung

Die Gegenwart ist durch eine Vielzahl von Wandlungsprozessen gekennzeichnet, welche zugleich auch Gegenstand geographiedidaktischer Debatten sind. So beschäftigt die Bildungswissenschaften und Fachdidaktiken seit vielen Jahren die Auseinandersetzung mit sich wandelnden Bildungsbegriffen, den damit zusammenhängenden Bildungskonzepten und der gesellschaftlichen Bedeutung von Bildung, was als Reaktion auf Entwicklungsprozesse hin zu einer „Wissensgesellschaft“ zu deuten ist. Zudem werden auch gesellschaftliche Veränderungen im Zusammenhang mit einer zunehmenden Durchdringung alltäglicher Lebenswelten mit unterschiedlichen Medien offenbar. Diese Beobachtungen führen dazu, dass in der Wissenschaft das Phänomen der „Mediengesellschaft“ diskutiert wird. Schließlich begleitet die Geographiedidaktik – vor ihrem fachwissenschaftlichen Hintergrund – auch das mittlerweile unüberschaubare Feld international aufgestellter natur- und sozialwissenschaftlicher Forschungen zu globalen Wandlungsprozessen im System Mensch-Umwelt und den mit diesen verbundenen Erscheinungen. Die inhaltliche Ausrichtung dieser Arbeit setzt an einer Vielzahl von Aspekten dieser Forschungs-, Bildungs- und Handlungsfelder an. Deren systematische wissenschaftliche Aufarbeitung ist im Folgenden weder möglich noch sinnvoll. Stattdessen werden einige fokussierte Klärungen vorgenommen. So wird in diesem einführenden Kapitel das Ziel verfolgt, bezugnehmend auf die beschriebenen gesellschaftlichen Prozesse, Konturen einer „medienreflexiven (geographischen) Umweltbildung“ zu skizzieren, die als didaktischer Rahmen für den in den nachfolgenden Kapiteln entwickelten Gedankengang zur Notwendigkeit und Praxis einer polyperspektivischen Analyse von Bildern der Klimawandel-Berichterstattung dient. Die Arbeit versteht sich als Beitrag zur geographiedidaktischen Diskussion im Schnittfeld von geographischer Medien- und Umweltbildung, so dass zunächst eine Positionierung innerhalb der aktuellen (geographischen) Bildungsde-

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batten erfolgt, die vereinfachend auf die Positionen der „Kompetenzorientierung“ und der „Aufklärungsorientierung“ zugespitzt werden (vgl. Kapitel 1.1). Anschließend erfolgt eine Darstellung relevanter Aspekte der (geographischen) Medienbildung (vgl. Kapitel 1.2), der (geographischen) Umweltbildung (vgl. Kapitel 1.3) sowie der geographischen Raumbegriffe. Diese dient als Grundlage des abschließend konturierten Rahmens einer „medienreflexiven (geographischen) Umweltbildung“ (vgl. Kapitel 1.4).

1.1 ALLGEMEINE UND GEOGRAPHISCHE BILDUNG Die Frage nach dem Beitrag der Geographie zu einer allgemeinen Bildung des Menschen stellt sich, seit erste Versuche unternommen wurden, einen fächerbezogenen Bildungskanon für die Schule zu entwickeln. Das Bestreben um eine Systematisierung der Wissenschaften führte zu einer Auffächerung der akademischen Disziplinen, die eher das Ergebnis eines gesellschaftlichen Aushandlungsprozesses darstellt, denn einer „finalen Logik“ (Schultz 2012: 70) folgt. Dennoch diente sie der Kanonisierung der Schulfächer zum Vorbild. Mit Beginn des 19. Jahrhunderts nahm sich der Staat der Lehrpläne an und „bestimmte immer definitiver das Was und Wie des Unterrichts. Bildungsfragen wurden zu (gesellschafts-)politischen Fragen und damit Lehrpläne und Stundentafeln auch abhängig von politischen Konstellationen und Konjunkturen […]“ (ebd.). Die Geographie – als Schulfach oft auch als Erdkunde bezeichnet – hat sich, so zeigt es der Blick in die Geschichte, zur Instrumentalisierung für eine Gesinnungsbildung als besonders geeignet erwiesen (ebd.). Folglich unterlagen auch vorherrschende Paradigmen in der fachbezogenen Forschung und Bildung dem Einfluss gesellschaftlicher oder politischer Leitbilder. Zur Zeit Alexander von Humboldts, welcher die Geographie als empirische Wissenschaft mitbegründete, galt das Hauptaugenmerk der wissenschaftlich-forschenden Arbeit, die „neue Welt“ und damit bislang unbekannte Landschaften, Vegetationsformationen, Lebens- und Wirtschaftsformen zu entdecken, zu beschreiben, zu systematisieren und so kommunizierbar zu machen. Entsprechend waren geographische Bildungsprozesse vornehmlich darauf ausgerichtet, eben dieses „neue Wissen“ zu vermitteln. Diese paradigmatische Tradition geographischer Bildung ist durch die globale Mediengesellschaft vor neue Herausforderungen gestellt. Es gibt kaum noch weiße Flecken auf den Landkarten und um jene in den Köpfen zu überwinden, bedarf es scheinbar kaum mehr als einer effektiven Recherche in nutzergenerierten online-Enzyklopädien. Binnen kürzester Zeit sind Filme, Fotografien, Grafiken und Texte verfügbar, die als Medien in ihrer je spezifischen Weise geogra-

Verortung | 19

phische Vorstellungsbilder vermitteln und zugleich zur Prägung von umfassenden Weltbildern beitragen. Dass diese sich von jenen Humboldts und seiner Zeitgenossen unterscheiden, liegt nicht zuletzt daran, dass sich die Beziehung des Menschen zu der ihn umgebenden Welt und zur Natur maßgeblich verändert hat. Die Rolle der Forschungsreisenden als Mediatoren zwischen der alltäglichen Lebenswelt und den „fernen Landschaften“ ist in einer Gesellschaft obsolet geworden, die eigene Reiseerfahrungen einem großen Teil der Bevölkerung zugänglich macht und in der die omnipräsente Verfügbarkeit von Medien visuelle und auditive Raumerfahrungen distanzunabhängig in Echtzeit ermöglicht. Vor diesem Hintergrund richtet sich der Fokus auf die gegenwärtige Debatte um den möglichen Beitrag einer gegenwartsbezogenen Geographiedidaktik zu einer umfassenden humanistischen Bildung, d. h. zu einer ganzheitlichen Bildung, die darauf ausgerichtet ist, mündige Individuen zu einer raumbezogenen Handlungsfähigkeit zu führen. Hierfür ist es jedoch wichtig, sich der Relativität von Weltbildern und resultierenden Bildungsentscheidungen bewusst zu sein (Schultz 2012: 70). So ist die Frage nach der Rolle der Geographie im schulischen Bildungskanon eng an übergeordnete Fragen nach dem Wert und der erforderlichen Gestaltung allgemeiner Bildungsprozesse gekoppelt. Die Bedeutung übergeordneter bildungstheoretischer und -politischer Debatten soll im Folgenden an zwei für die aktuelle Debatte als besonders zentral erachteten Bildungsansätzen erfolgen: der kompetenzorientierten Bildung (vgl. Kapitel 1.1.1) und der emanzipations- bzw. aufklärungsorientierten Bildung (vgl. Kapitel 1.1.2). 1.1.1 Kompetenzorientierte (geographische) Bildung Im politischen Bemühen um einen demokratischen Wiederaufbau Deutschlands nach dem zweiten Weltkrieg entbrannte in den 1960er-Jahren eine Debatte hinsichtlich der institutionellen Architektur des deutschen Bildungssystems. Um die Demokratisierung der Gesellschaft voranzutreiben, wurde eine Reform des Schul- und Hochschulsystems gefordert. Dazu gehörte die Verwissenschaftlichung des Schulunterrichts ebenso wie die Aufwertung der Berufsausbildungen und die Ermöglichung eines Hochschulzugangs für breitere Bevölkerungsschichten. Zu Beginn der 2000er-Jahre kam es in Deutschland erneut zur Diskussion um die Notwendigkeit der Neuordnung der schulischen Bildung. Diese entbrannte, als aufgrund internationaler Vergleichsstudien wie Trends in International Mathematics and Science Study (TIMSS, erstmalig durchgeführt 1995) und Programme for International Student Assessment (PISA, erstmalig durchgeführt 2000) dem deutschen Bildungssystem eklatante Mängel attestiert wurden. Die Ergebnisse riefen zwei zentrale Diskussionsstränge hervor: Auf der einen Seite

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geriet die in der deutschen Bildungsdebatte seit den 1970er-Jahren vorherrschende Ausrichtung des Unterrichts am Paradigma der Lernzielorientierung sowohl in Hinblick auf den Bildungserfolg des Einzelnen als auch aus gesamtgesellschaftlicher Perspektive in die Kritik. Auf der anderen Seite wurde das dreigliedrige Schulsystem, wie es von der Kultusministerkonferenz (KMK) Anfang der 1960er-Jahre erarbeitet und am 28. Oktober 1964 von den Ministerpräsidenten der Länder beschlossen worden war, aufgrund der ihm attestierten Tendenz zur Aufrechterhaltung und Reproduktion sozialer Ungleichheit in Frage gestellt. Aus Sicht der Fachdidaktik wird im Folgenden ersterem Diskursstrang vermehrt Aufmerksamkeit gewidmet, da dieser das eigentliche Vermittlungsgeschehen im Fachunterricht in den Blick nimmt. Auf der Suche nach einer sinnhaften Neuausrichtung des Bildungssystems wurde die Verknüpfung von Kompetenzorientierung und Standardisierung als Instrument zur Qualitätsentwicklung von Schule und Unterricht zum bildungspolitischen Leitbild erhoben (Drieschner 2009: 10). So hat die Forderung nach einer unterrichtlichen Förderung von Kompetenzerwerb – wie ihn u. a. die PISA- und die TIMMS-Studie zu überprüfen versprechen – eine diskursive Stärkung erfahren. Der „pädagogische Grundgedanke, prozedurales und in vielfältigen Kontexten anwendbares Handlungswissen zu vermitteln, findet unter dem Leitbegriff der Kompetenz […] besondere Beachtung“ (ebd.: 9). Der geschärfte Blick auf die Lernergebnisse der Schülerinnen und Schüler fordert aber zugleich auch einen veränderten Blick auf den unterrichtlichen Bildungsprozess selbst. So steht ein kompetenzorientierter Unterricht vor der Herausforderung, einerseits curriculare Zielvorgaben zu berücksichtigen und andererseits in einem Wechsel von instruktiven und konstruktivistischen Lehr-Lern-Arrangements die Schülerinnen und Schüler an selbstverantwortliches Arbeiten heranzuführen. Seit der Einführung nationaler Bildungsstandards für ausgewählte Fächer durch die KMK im Schuljahr 2004/2005 wurde verbindlich festgelegt, welche fachbezogenen Kompetenzen Schülerinnen und Schüler bis zum Ende bestimmter Jahrgangsstufen erworben haben sollen (Hemmer und Hemmer 2007: 3). Die Umsetzung und Überprüfung einer an Standards orientierten unterrichtlichen Kompetenzvermittlung stellt viele Lehrende vor neue Herausforderungen. Aufgrund eines bislang noch unzureichenden Erfahrungswissens müssen sie ihr Tun fortwährend in Hinblick auf die Bildungsstandards, die eigenen praktischen Erfahrungen sowie ihr fachdidaktisches und methodisches Wissen reflektieren (Drieschner 2009: 13). Mit Blick auf die Lernenden stellt eine Standardisierung für die Lehrenden eine (vermeintliche) Absicherung in mehrfacher Hinsicht dar. Einerseits soll die Entwicklung von Kompetenzstufenmodellen ermöglichen, die Lernprogression und damit die Bewertung von Leistungen zu objektivieren; an-

Verortung | 21

dererseits suggeriert die Einführung nationaler Bildungsstandards, dass die Lernenden bundesweit fortan die gleichen Kompetenzen erwerben und nach ihrem Schulabschluss – sei es Hauptschulabschluss, Mittlerer Schulabschluss, Fachhochschulreife oder Abitur – mit vergleichbaren Voraussetzungen den sich anschließenden (Aus-)Bildungsabschnitt antreten. Es deutet sich damit also eine Orientierung an Leitzielen an, die durch die Kompetenzorientierung an einer Befähigung der Heranwachsenden zu einer gelingenden Alltagsbewältigung ausgerichtet sind und durch die Standardisierung eine Vereinheitlichung von Bildungsgängen befördern, um vermeintlich gleiche Ausgangsbedingungen für alle zu schaffen. Der durch die TIMSS- und die PISA-Studien ausgelöste Paradigmenwechsel wirkte sich auch auf die Fachdidaktiken aus. Im Jahr 2002 erschien mit Grundsätze und Empfehlungen für die Lehrplanarbeit im Schulfach Geographie zunächst ein erstes offizielles Dokument der Deutschen Gesellschaft für Geographie (DGfG), das die Implementierung von Kompetenzen in GeographieLehrpläne forderte (DGfG 2002). Breitere Aufmerksamkeit erfuhr der Paradigmenwechsel aber erst mit Veröffentlichung der Bildungsstandards im Fach Geographie für den Mittleren Schulabschluss im Jahr 2006 (DGfG 2006). Konzeption und Aufbau der Bildungsstandards orientieren sich an den Vorgaben der KMK. Als fachspezifischer Bildungsbeitrag der Geographie werden darin neben der zentralen Beschäftigung mit der Kategorie Raum die Auseinandersetzung mit den „Wechselbeziehungen zwischen Natur und Gesellschaft in Räumen verschiedener Art und Größe“ (DGfG 2014: 5) als spezieller Beitrag hervorgehoben. Zudem werden die Kernelemente geographischer Bildung in den sechs Kompetenzbereichen Fachwissen, Räumliche Orientierung, Erkenntnisgewinnung/Methoden, Kommunikation, Beurteilung/Bewertung und Handlung gebündelt. Konkretisiert werden diese schrittweise durch die Ausweisung von Kompetenzen, Standards und ausgewählten Aufgabenbeispielen (ebd.). Mit diesem Papier positionierte sich die Geographie ganz zentral als jenes Schulfach, das Schülerinnen und Schüler dazu befähigt, globale Wandlungsprozesse in ihren raumbezogenen Ursachen und Folgen zu erfassen, zu verstehen, zu bewerten und ihnen verantwortungsvoll handelnd zu begegnen. 1 Seit Erscheinen der Bildungs1

In Fortführung widmete sich das HGD-Symposium 2010 in Braunschweig unter dem Titel „Geographische Bildung: Kompetenzen in Forschung und Praxis“ der Diskussion von Kompetenzmodellen für verschiedene geographische Kompetenzbereiche (Meyer et al. 2011). Ziel der Entwicklung und empirischen Validierung dieser Kompetenzmodelle ist die Ermöglichung belastbarer Aussagen darüber, wie einzelne Kompetenzen aufgebaut sind und im Unterricht gezielt gefördert werden können (Hemmer und Hemmer 2013: 28).

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standards für den Mittleren Schulabschluss hat die Kompetenzorientierung sukzessive ihren Niederschlag in „den Kernlehrplänen einzelner Bundesländer, in schulinternen Curricula, in den Schulbüchern und Materialangeboten, in vielfältigen Beiträgen der geographiedidaktischen und unterrichtspraktischen Zeitschriften sowie in der Aus- und Weiterbildung von [Geographielehrerinnen und] Geographielehrern, in der geographiedidaktischen Kompetenzforschung und nicht zuletzt im Geographieunterricht vor Ort“ (Hemmer 2013: 159) gefunden. Dennoch hat die Kompetenzorientierung auch in der Geographiedidaktik Kritik hervorgerufen (vgl. z. B. Dickel 2011, Hoffmann et al. 2012, Gryl und Naumann 2016). 1.1.2 Aufklärungsorientierte (geographische) Bildung Die Kritik am bildungstheoretischen Paradigma der Kompetenzorientierung und der damit verbundenen Standardisierung lenkt den Blick auf Bildungsansätze, denen es im Besonderen um die Bildung von Heranwachsenden zu denkenden und reflektiert handelnden Individuen geht. Ein Ansatz, der für dieses Bildungsideal bereits seit mehr als 30 Jahren steht, ist die kritisch-konstruktive Didaktik des Erziehungswissenschaftlers Wolfgang Klafki. Dieser Ansatz stellt eine Weiterentwicklung des didaktischen Modells der Kategorialen Bildung dar, mit welchem Klafki Ende der 1950er-Jahre den Widerspruch zwischen materialen und formalen Bildungskonzepten zu überwinden suchte (Klafki 1957). Da dieser Ansatz in den 1970er-Jahren stark in die Kritik geriet, formulierte Klafki Mitte der 1980er-Jahre eine Neufassung seines Modells: die kritisch-konstruktive Didaktik (Klafki 1985). 2 Die Begriffe kritisch und konstruktiv verweisen hierbei auf die beiden ideellen Säulen des Modells: Als kritisch versteht Klafki sein Modell insofern, als es dem Unterricht als grundlegende Zielstellungen aufgibt – entsprechend einem aufklärerischen, humanistischen Menschenbild – Lernende zu Selbstbestimmungsfähigkeit, Mitbestimmungsfähigkeit und Solidaritätsfähigkeit zu führen (Klafki 1991: 89 f.). Zugleich fordert Klafki aber auch, den Tatbestand ernst zu nehmen, dass die Wirk2

Klafki bettet seine konzeptionellen Überlegungen in die ausführliche Reflexion der pädagogischen Traditionslinien ein, auf welche er sich bezieht (Klafki 1991: 15 ff.). Dies nachzulesen lohnt sich insofern, als Klafki selbst fordert, den heutigen Bildungsbegriff immer vor dem Hintergrund seiner Problemgeschichte zu betrachten und vermeiden möchte, das Problemniveau und den Differenzierungsgrad vorhergehender bildungstheoretischer Reflexion zu unterschreiten (vgl. ebd.: 16). Eine detailliertere Wiedergabe der Argumentation Klafkis wird im Rahmen dieser Arbeit jedoch aus pragmatischen Gründen unterlassen.

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lichkeit der Bildungsinstitutionen eben dieser Zielstellung oft nicht genüge tut und „erforderliche Weiterentwicklungen und Veränderungen – im Sinne permanenter Reform – nur im Zusammenhang mit gesamtgesellschaftlichen Demokratisierungsbemühungen vorangetrieben werden können, Bemühungen, die starken gesellschaftlich-politischen Widerständen und Gegenströmungen abgerungen werden müssen“ (ebd.: 90). Als konstruktiv hingegen versteht Klafki seinen Ansatz aufgrund seines Bemühens um einen durchgehenden Theorie-Praxis-Bezug in Form von theoretisch begründetem Handlungs-, Gestaltungs- und Veränderungsinteresse (ebd.). Dieser Theorie-Praxis-Bezug besteht aber laut Klafki nicht nur „in der Aufklärung des Praktikerbewußtseins [!] über Voraussetzungen, Möglichkeiten und Grenzen pädagogischen Handelns, sondern […] schließt Vorgriffe der Theorie, Modellentwürfe für mögliche Praxis, begründete Konzepte für eine veränderte Praxis, für eine humanere und demokratischere Schule und einen entsprechenden Unterricht […] und zugleich für neue Formen der Kooperation von ‚Praxis‘ und ‚Theorie‘ [ein]“ (ebd., Hervorhebungen im Original). Jank und Meyer ergänzen diese Selbstaussage Klafkis um das Argument für einen konstruktiven Charakter in dem Umstand, dass Klafki sich nicht – wie noch in seinem vorhergehenden Modell der Kategorialen Bildung – mit den herrschenden institutionellen und curricularen Rahmenbedingungen arrangiere, sondern, Schwachstellen des Bestehenden kennend, eine umfassende Utopie einer humaneren und demokratischeren Schule entwerfe (Jank und Meyer 2005: 229). Dabei schließt das Didaktik-Verständnis Klafkis alle erziehungswissenschaftlich ausgerichtete Forschung, Theorie- und Konzeptbildung ein, die sich mit jeglichen „Formen intentionaler (zielgerichteter), systematisch vorbedachter ‚Lehre‘ (im weitesten Sinne von reflektierter Lern-Hilfe) und auf das im Zusammenhang mit solcher ‚Lehre‘ sich vollziehende Lernen“ (Klafki 1991: 91) befasst. Mit den von Klafki abgeleiteten relevanten Problembereichen (ebd.: 92 f.) erscheint die kritisch-konstruktive Didaktik als ein umfassender Bildungsansatz, der im Sinne der Sache auf allen Ebenen zwischen Theorie und Praxis zu vermitteln sucht. Geht man schließlich mit Klafki davon aus, dass Bildungstheorie und Bildungspraxis auf gesellschaftliche Verhältnisse und Entwicklungen nicht nur reagieren, „sondern sie unter dem Gesichtspunkt der pädagogischen Verantwortung für gegenwärtige und zukünftige Lebens- und Entwicklungsmöglichkeiten jedes jungen Menschen der nachwachsenden Generation, aber auch jedes Erwachsenen, dessen Interesse an Weiterbildung bereits vorhanden […] ist“ (ebd.: 50 f.), beurteilen und mitgestalten können, offenbart sich das Potential einer kritisch-konstruktiven Didaktik.

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Das Konzept des emanzipations- und aufklärungsorientierten Lernens umfasst im Gegensatz zum kulturtechnologisch bestimmten Lernen die Zielsetzung der Bildung eines handlungsfähigen Subjekts, das in der Lage ist, den Herausforderungen seiner Lebenswelt verantwortungsvoll entgegenzutreten (Hasse 1994a: 5) und selbst die Bezugs- und Bedingungsrahmen des eigenen Handelns und Wissens kritisch zu reflektieren (Gryl und Naumann 2016: 25). Einen wesentlichen Beitrag zur Umsetzung einer aufklärungsorientierten geographischen Bildung leistet die Förderung kritischer (Selbst-)Reflexion (Hasse 1994a: 5). Der wesentliche Schritt, der hierfür im Vollzug von geographischen Lernprozessen zu tun sei, bestehe im Aufbrechen von scheinbaren Plausibilitäten mit dem Ziel, für Differenzen zu sensibilisieren und eine Haltung von Toleranz zu etablieren (ebd.). Um Lernende auf diesem Weg begleiten zu können, ist es unabdingbar, dass die Lehrenden sich selbst auf diesen Weg einlassen und bereit sind, sich selbst und das eigene Denken und Handeln kritisch zu reflektieren. Zunehmend finden sich Ansätze, die sich darum bemühen, eine emanzipatorische Bildung als Leitbild in der Geographiedidaktik zu etablieren. So stellt Reflexivität auf theoretischer Ebene einen zentralen Eckpunkt moderner Geographiedidaktik nach Rhode-Jüchtern dar (Rhode-Jüchtern 2009). Konkreter werden in Bezug auf Gegenstand und Umsetzung Ansätze, welche z. B. Raumkonzepte – verstanden als spezifische Blickweisen auf Raum – als differenzierendes Erkenntnisinstrument des Geographieunterrichts diskutieren (vgl. Wardenga 2002a, Dickel und Kanwischer 2006, Dickel und Scharvogel 2012). Aus der Fachwissenschaft in die Fachdidaktik überführte Ansätze von spatial citizenship oder critical cartography schaffen aus der unterrichtlichen Vermittlung heraus Anschlussstellen an alltägliche Praktiken (vgl. z. B. Gryl et al. 2011, Gryl und Jekel 2012). Dem Lernen mit Geoinformation und digitalen Geomedien kommt in diesem Zusammenhang eine besondere Bedeutung zu (vgl. z. B. Jekel et al. 2011, Kanwischer 2014, Brendel 2017). Aber auch der unterrichtliche Umgang mit Bildern, Bildlichkeit 3 und Visualität 4 wird vor dem Hintergrund einer gesellschaftlichen Hinwendung zum Bild vermehrt diskutiert (vgl. z. B. Jahnke 2011, Dickel und Hoffmann 2012, Schlottmann 2013, Nöthen und Schlottmann 2015). Zudem ist ein zentrales Element kritisch-konstruktiver Didaktik die Gründung unterrichtlicher Lehr-Lern-Prozesse auf „epochaltypischen Schlüsselprob3

Der Begriff Bildlichkeit bezeichnet die bildliche Beschaffenheit bzw. Aussagekraft materieller und immaterieller „Gegenstände“ wie z. B. rhetorischer Figuren.

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Der Begriff Visualität – theoretisch eng verbunden mit dem Forschungsfeld der visual culture – bezeichnet den Bereich des optisch Wahrnehm- und Vorstellbaren. Die visual culture befasst sich im Hinblick auf Visualität mit dem Austausch und der Produktion von Bedeutung durch visuelle Formen (Lobinger 2015: 91).

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lemen“ (Klafki 1991: 43 ff.). Als Schlüsselprobleme können im Sinne Klafkis grundlegende Probleme von Mensch und Gesellschaft in einer bestimmten Epoche bezeichnet werden. Einem an Schlüsselproblemen ausgerichteten Unterricht geht es weniger darum, dass durch sie ein inhaltlicher Kanon festgelegt wird, sondern dass gesellschaftlich relevante Probleme zum sinnstiftenden Moment von Lern- bzw. Bildungsprozessen werden, erfordert doch die (theoretische) Lösung von Schlüsselproblemen den Erwerb bestimmter Fähigkeiten und Fertigkeiten. Dass diese Schlüsselprobleme zum Gegenstand unterrichtlicher Vermittlung werden, bedeutet allerdings nicht, dass sie im Unterricht zu lösen seien (Schultz 2013: 60). Vielmehr geht es darum, bei Lernenden ein Verständnis für übergeordnete Zusammenhänge zu wecken, das es ihnen erlaubt, auch eigenes Handeln als Bestandteil globaler Probleme einzuordnen. Die Auseinandersetzung mit Schlüsselproblemen zielt aus bildungstheoretischer Sicht auf einen Bildungsbereich, der zwischen materialen und formalen Aspekten zu verorten ist und auf beide übergreift (Jank und Meyer 2005: 233). Jank und Meyer sehen somit im Konzept des problemorientierten Unterrichts die bildungstheoretisch angelegte Verflechtung von materialen, formalen und prozessorientierten Aspekten auch unterrichtspraktisch umsetzbar (ebd.). Die Entscheidung darüber, welche Schlüsselprobleme als epochaltypisch zu betrachten sind, ergibt sich aus dem gesellschaftlichen Diskurs. Klafki führt mit Blick auf seine gesellschaftliche Gegenwart zunächst fünf Schlüsselprobleme an: Frieden, Umwelt, gesellschaftliche Ungleichheit, Steuerungs-, Informations- und Kommunikationsmedien und zwischenmenschliche Beziehungen. Die Liste ist nicht als endgültig oder vollständig zu betrachten, Klafki selbst erweitert sie in den Folgejahren (Klafki 1995: 12). Dennoch ist sie auch nicht beliebig erweiterbar, da es sich „um epochaltypische Strukturprobleme von gesamtgesellschaftlicher, meistens sogar übernationaler bzw. weltumspannender Bedeutung handelt, die gleichwohl jeden einzelnen [!] zentral betreffen“ (Klafki 1991: 60). In der Geographiedidaktik hat dieser Ansatz – angestoßen durch SchmidtWulffen (1994) – bereits in den 1990er-Jahren Fuß gefasst (Schultz 2013: 59) und wurde auch von der Arbeitsgruppe Curriculum 2000+ für die Formulierung ihrer Leitlinien für die Lehrplanarbeit im Schulfach Geographie aufgegriffen (DGfG 2002: 8). Man fokussierte sich aufgrund der inhaltlichen Schwerpunkte der Geographie insbesondere auf die von Klafki aufgeworfene Umweltproblematik, also „die in globalem Maßstab zu durchdenkende Frage nach Zerstörung oder Erhaltung der natürlichen Grundlagen menschlicher Existenz“ (Klafki 1991: 58). Die mit dem Klimawandel verbundenen Veränderungsprozesse stellen in diesem Zusammenhang aktuell die größte Herausforderung für die Weltgemeinschaft dar. Ein zweites für die Geographie zentrales Schlüsselproblem ist

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jenes der gesellschaftlichen Ungleichheit unter besonderer Berücksichtigung ihrer raumbezogenen Ausprägung (Schultz 2013: 60). Darüber hinaus stellt aber auch für die Geographie die Auseinandersetzung mit einer sich verändernden medialen Welt eine Herausforderung dar. Klafki fordert als kritische informations- und kommunikationstechnologische Grundbildung die Einführung in die Nutzung und in ein elementarisiertes Verständnis der modernen, elektronisch arbeitenden Kommunikations-, Informations- und Steuerungsmedien. Wichtig ist ihm die Reflexion der Wirkung von Medien auf die sie benutzenden Menschen, der möglichen sozialen Folgen des Einsatzes solcher Medien und des möglichen Missbrauchs (Klafki 1991: 60). Für die Geographie wird ein solcher Ansatz genau dann relevant, wenn geographische Sachverhalte oder Räume Gegenstand der medialen Vermittlung sind und auf dem Wege der medialen Vermittlung Weltbilder konstruiert werden. 1.1.3 Kompetenzorientierte versus aufklärungsorientierte Bildung Die skizzierten Positionen von Vertreterinnen und Vertretern kompetenzorientierter bzw. bildungstheoretischer Bildung werden in der herrschenden Debatte als antagonistisch wahrgenommen. Einer Wendung gegen die Implementierung von BiIdungsstandards liegt die Befürchtung zugrunde, dass bildungstheoretische Diskussionen verflachen, wenn sie sich ausschließlich am Kriterium der Messbarkeit orientieren (BMBF 2007: 55). Kritikerinnen und Kritiker sehen schulische Bildungsprozesse unter den beschriebenen Rahmenbedingungen der Gefahr ausgesetzt, auf eine Form der Ausbildung reduziert zu werden, während die Förderung eines reflektierten Verhältnisses der nachwachsenden Generationen zu sich selbst, zu ihren Mitmenschen und zur Welt in den Hintergrund tritt (vgl. z. B. Gruschka 2006, 2011, Euler 2012). So wird Befürwortenden kompetenzorientierter Bildung letztlich sogar das erklärte Interesse, einen Beitrag zu Selbstbestimmung, Partizipation, Kritikfähigkeit und Mündigkeit leisten zu wollen, als unrealistische Unterstellung vorgeworfen (Heid 2007: 31). Umgekehrt wird der bildungstheoretisch fundierten Allgemeinen Bildung vorgeworfen, sie verliere die Lernenden selbst aus dem Blick, indem sie dem Ideal einer von Stand, Geschlecht, Herkunft oder Ethnizität unabhängigen Bildung (Tenorth 2013: o. S.) folge. Dieser Kritik unterlag zunächst auch der Ansatz Klafkis. Nur aufgrund mehrfacher Überarbeitungen ist das in der Tradition Allgemeiner Bildung stehende Modell der kritisch-konstruktiven Didaktik (in Deutschland) grundsätzlich auf breite Anerkennung gestoßen. Trotzdem wurde es nie von politischer Seite – dem Ansatz der Kompetenzorientierung vergleich-

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bar – flächendeckend als Prinzip zur Sicherung der Qualität schulischer Bildung lanciert. Die Kritik an der kritisch-konstruktiven Didaktik entzündete sich vor allem daran, dass das Perspektivenschema zur Unterrichtsplanung (Klafki 1985: 215) in Bezug auf die Unterrichtsplanung nicht konkret genug sei, so dass es in der Praxis kaum umgesetzt werden könne. In dem Bewusstsein der skizzierten Unterschiede der Positionen von kompetenzorientierten und kritisch-konstruktiven Bildungskonzepten werden im Folgenden die jeweiligen Potenziale beider Ansätze für die geographische Vermittlungspraxis herausgearbeitet. Um hierbei ein Gleichgewicht zwischen mit der Kompetenzorientierung einhergehenden Standardisierung von Bildung einerseits und aufklärungsorientierten bildungstheoretischen Konzepten andererseits zu wahren, bedarf es – aus Sicht der Autorin – eines ernsthaften Ringens um die Gründung einer gemeinsamen Position. Das bedeutet, dass die Stärkung von Kompetenzen nicht als Inwertsetzung von Wissen und Fähigkeiten zum Selbstzweck werden sollte, sondern an der Idee der Hinführung von Lernenden zu wertegeleiteter Mündigkeit und Selbstbestimmung ausgerichtet werden muss. Die vorliegende Arbeit leistet auf der Ebene konkreter forschungsmethodischer und vermittlungspraktischer Konzeption und Reflexionen vor allem mit den Kapiteln 2, 4 und 6 hierzu einen Beitrag.

1.2 LEHREN UND LERNEN IN EINER MEDIENGESELLSCHAFT Die Folgen gesellschaftlicher Transformation im Übergang von einer industriellen zu einer postindustriellen Gesellschaft zeigen sich unter anderem in der veränderten Bedeutung von Bildung und Wissen. Der eingangs aufgeworfene Begriff der Wissensgesellschaft bezeichnet gemeinhin eine Form der postindustriellen Gesellschaft, in welcher Wissen große Bedeutung für das Selbstverständnis sowie für die ökonomische und soziokulturelle Entwicklung beigemessen wird (Jahnke 2014: 155). Der Kultur- und Medienwissenschaftler Hans-Dieter Kübler weist jedoch darauf hin, dass jede bisherige gesellschaftliche Formation immer auch Wissensgesellschaft gewesen sei, dass sich lediglich „die technischen Optionen, die Rekonstruktions-, Distributions- und Verbreitungsmodalitäten – gemeinhin: die Medien – und damit natürlich die Parameter der Zugänglichkeit, Quantität, Beschleunigung, Vervielfältigung, Dokumentation und Speicherung, die Codierungen und Formen“ (Kübler 2009: 8) geändert hätten. Seit dem frühen 19. Jahrhundert haben sich Zeitungen und Magazine sukzessive eine bedeutende Position in Kultur und Gesellschaft erobert, bis sie zu Be-

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ginn des 20. Jahrhunderts als Massenmedien Teile des Alltags, vor allem aber Meinungen und Einstellungen von Millionen von Menschen beeinflussten (Giddens et al. 2009: 149). Ohne dass die genannten Printmedien oder auch die traditionellen audiovisuellen Medien wie Film, Fernsehen und Radio ihre gesellschaftliche Bedeutung verloren hätten, haben technologische Entwicklungen wie Digitalisierung, Internet und die breite Verfügbarkeit mobiler Endgeräte die Welt der Medien bis heute grundlegend verändert (KMK 2012: 3). Galt der Zugang zu Medien im 19. Jahrhundert noch als Privileg, wurde in den 1920er-Jahren im englischsprachigen Raum bereits von mass media gesprochen (Bösch 2011: 9). Der Begriff implizierte eine Zugänglichkeit breiter Bevölkerungsschichten zu industriell produzierten Medien. Als Massenmedien werden im Allgemeinen publizistische Organe verstanden, die sich zur Verbreitung ihrer Kommunikate technischer Mittel der Vervielfältigung wie z. B. Druck, Funk oder Digitalisierung bedienen und so eine große Zahl unbestimmter Adressaten erreichen. Während dies bis Ende der 1990er-Jahre vor allem Presse, Film, Funk und Fernsehen waren, haben seit der Jahrtausendwende Internet und soziale Netzwerke zunehmend an Bedeutung gewonnen. In demokratisch verfassten Staaten ermöglichen Massenmedien durch Informationsvermittlung die Herstellung von Öffentlichkeit sowie gesellschaftliche Teilhabe und politische Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger. Diese können aber politische Entscheidungen nur treffen, wenn sie umfassend informiert sind, unterschiedliche Meinungen kennen und gegeneinander abwägen können (Pötzsch 2009: o. S.). Die besondere Verantwortung, die mit dieser gesellschaftlichen Funktion der Massenmedien einhergeht, wird umso schwerwiegender, wenn man davon ausgeht, dass wir das, „[w]as wir über unsere Gesellschaft, ja über die Welt, in der wir leben, wissen, [durch die Massenmedien wissen]“ (Luhmann 2004: 9, grammatikalische Anpassungen E. N.). Damit kommt den (Massen-)Medien eine zentrale Rolle nicht nur als Informations- bzw. Vermittlungsinstanz, sondern auch als Bildungsinstanz zu (Deutscher Bundestag 2010: 16, Artikel 5 Absatz 1). Diese Rolle zeichnet sich zudem dadurch aus, dass Massenmedien einerseits unterhalten, zugleich aber auch Informationen zur Verfügung stellen, die das Handeln beeinflussen können (Giddens et al. 2009: 650). Durch die universelle Verfügbarkeit z. T. interaktiver Medienangebote und sozialer Netzwerke sind neue Möglichkeiten des Mediengebrauchs entstanden, die ihrerseits Herausforderungen und Gefahren bergen (KMK 2012: 3). Zugleich prägen neue Lerntechnologien Prozesse von Unterricht, Erziehung und Bildung. Dabei sind gerade Heranwachsende gegenüber den Einflüssen von (Massen-)Medien nur unzureichend gewappnet, weil sie oftmals entweder nicht in Lage sind, Medien als solche zu interpretieren und ei-

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ne entsprechende Quellenkritik zu leisten, oder weil die Rahmenbedingungen, unter denen sie mit Medieninhalten konfrontiert werden, sie nicht dabei unterstützen, diese aufzufangen (Giddens et al. 2009: 150). Als Reaktion auf die veränderte gesellschaftliche Bedeutung medialer Kommunikation hat sich in den Bildungswissenschaften die Medienbildung als neue theoretisch, konzeptionell und vermittlungspraktisch zu bewältigende Aufgabe herausgebildet. Die Entwicklung von umfassender Medienkompetenz durch Medienbildung ist zu einer gesamtgesellschaftlichen Aufgabe geworden, derer sich auch die Geographiedidaktik angenommen hat. Nach einem kurzen Überblick über die zentralen Positionen der Medienpädagogik in ihrem zeitlichen Wandel (vgl. Kapitel 1.2.1) erfolgt eine Klärung der der vorliegenden Arbeit zugrunde liegenden Auffassung gelingender Medienbildung im Kontext geographischer Vermittlung (vgl. Kapitel 1.2.2). 1.2.1 Medienbezogene Bildungsansätze im zeitlichen Wandel Die Medienpädagogik befasst sich – im Gegensatz zur Medienerziehung, die dezidiert angewandt ausgerichtet ist – theoretisch mit der Gesamtheit aller pädagogisch relevanten, handlungsanleitenden Überlegungen mit Medienbezug einschließlich medientechnischer und medientheoretischer bzw. empirischer und normativer Grundlagen (Tulodziecki und Herzig 2004: 249). Auch wenn es in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts bereits pädagogische Bemühungen und eine Auseinandersetzung mit den damaligen Medienangeboten gab, etablierte sich die Medienpädagogik im deutschsprachigen Raum erst in den 1960er-Jahren als eigenständige Teildisziplin der Erziehungs- und Bildungswissenschaften (Süss et al. 2013: 61). Die im Folgenden skizzierten medienpädagogischen Positionen sind jeweils im Kontext gesellschaftlicher, politischer und technologischer Entwicklungen zu sehen und stehen damit bezogen auf ihre Entstehung in einem gewissen zeitlichen Zusammenhang. Dennoch sind sie nicht auf eine zeitliche Phasenabfolge festzulegen. Manche Positionen lassen sich als Tendenzen bis in gegenwärtige Diskurse erkennen (ebd.: 62). 5 So werden im Folgenden fünf zentrale Diskursstränge bzw. Grundpositionen medienpädagogischer Debatten vorgestellt: kulturkritisch-geisteswissenschaftliche, bildungstechnologisch-funktionale, gesellschaftskritisch-emanzipative und handlungsorientierte Positionen sowie aktuelle Tendenzen zum Ende des 20. und zu Beginn des 21. Jahrhunderts. 5

Die folgende Darstellung setzt in Parallelisierung zu den Ausführungen zur Umweltbildung erst in der Nachkriegszeit an. Zur Rolle der Medien im Dritten Reich und dem erzieherischen Umgang mit selbigen finden sich vertiefende Ausführungen z. B. bei Bernd Podehl (2008).

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Kulturkritisch-geisteswissenschaftliche Positionen Im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert kam es mit der Ausbreitung von Industrialisierung, Verstädterung, Entmachtung der Kirchen und Standesorganisationen zu wichtigen gesellschaftlichen Reformen. Mit den Veränderungen wuchsen aber auch die Verunsicherung und der Wunsch nach Erhalt des Alten (Hoffmann 2008: 42). So erstarkte beispielsweise mit Aufkommen eines breiteren Medienangebotes zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Form von sogenannten „Groschenheften“ und (Kino-)Filmen die Auffassung, dass von diesen populären Medienangeboten eine Gefährdung ausgehe, vor der Kinder und Jugendliche zu schützen seien (Süss et al. 2013: 63). Insbesondere reformpädagogische Kritik entzündete sich an der Frage nach der Eignung der „Groschenhefte“ als literarisches Material für Heranwachsende (Moser 2008: 15). Die Ansätze dieser Zeit werden entsprechend auch als normativ und/oder bewahrpädagogisch gekennzeichnet. Neben der vorherrschenden, dezidiert kritischen Haltung gegenüber den zum damaligen Zeitpunkt neuen Medienformaten etablierte sich in den 1920er-Jahren zugleich eine staatlich geförderte und kontrollierte Schulfilmbewegung. Diese setze sich für Nutzung des Mediums Film als Ressource ein (ebd.: 17 f.). Der Reformpädagoge Berthold Otto zeigte sich als einer von wenigen dem Schulfilm gegenüber aufgeschlossen, da er das pädagogische Potential in der Anschaulichkeit des Mediums erkannte (ebd.: 18). Bis in die Mitte der 1960er-Jahre dominierte jedoch in den medienpädagogischen Diskursen die Sorge vor negativen Einflüssen der (Massen-)Medien. Im Fokus vornehmlich erzieherischer Interventionen stand der Schutz von Kindern und Jugendlichen als Mediennutzerinnen und -nutzer. Darüber hinaus sollten die Heranwachsenden aber auch an als pädagogisch wertvoll erachtete Medien wie z. B. „das guten Buch“ oder „den guten Film“ herangeführt werden (Süss et al. 2013: 63). Bildungstechnologisch-funktionale Positionen Im Anschluss an den Zweiten Weltkrieg begann eine neue Phase der Medienpädagogik, die einerseits an die bewahrpädagogischen Ansätze der Vor- bzw. Zwischenkriegszeit anknüpfte, zugleich aber auch durch Einflüsse der Besatzungsmächte geprägt wurde (ebd.: 66). Einschneidende technologische Errungenschaft dieser Zeit war die Einrichtung des ersten bundesdeutschen Fernsehsenders und die damit verbundene häusliche Verfügbarkeit bewegter Bilder. Diesem Medium galten ähnliche Vorbehalte wie zuvor dem Kinofilm (ebd.). Eine gesellschaftliche Reaktion dieser Zeit war z. B. die „Freiwillige Selbstkontrolle“ (FSK) der Filmwirtschaft, welche 1948 eingeführt und 1949 zum ersten Mal umgesetzt wurde (Frank 2012: 170). Im Zuge curricularer Reformen und der Übernahme bildungstechnologischer Lehr-Lern-Konzeptionen aus dem US-amerikanischen

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Raum wurden in den 1970er-Jahren zudem Medien als geeignete Mittel einer systematischen Planung und Steuerung von Unterricht gesehen. Der Fokus der didaktischen Reflexionen ruhte stärker auf Überlegungen zum Einsatz von Medien im Unterricht, denn auf der Vermittlung von Fähigkeiten zum Umgang mit Medien (ebd.: 171). In der unterrichtlichen Praxis zeigten sich die Folgen inhaltlich in der Einbindung informationstechnischer Bildung in die Lehrpläne und materiell z. B. in der Einrichtung von Sprachlaboren. Gesellschaftskritisch-emanzipative Positionen Als gesellschaftskritisch-emanzipativ wird jene Phase der Medienpädagogik in den 1960er und 1970er-Jahren bezeichnet, „die sich bewusst in den Dienst von Aufklärung, Emanzipation und Gesellschaftsveränderung stellte“ (Ganguin und Sander 2008: 61). Die theoretischen Grundannahmen dieser Position basierten auf der Kritischen Theorie der Frankfurter Schule. Diese wirkte auch in die medienpädagogische Debatte der 1960er-Jahre hinein. So wurden die Massenmedien als Teilelement einer gesamtgesellschaftlichen Logik der Unterdrückung gesehen (ebd.). Im Fokus der Kritik stand die vermeintlich manipulative Wirksamkeit der Kulturindustrie. Ähnlich den bewahrpädagogischen Positionen ging man von passiven, nicht mündigen Rezipierenden aus, die den medialen Einflüssen hilflos ausgesetzt wären (Süss et al. 2013: 68). Die Stärke der gesellschaftskritisch-emanzipativen Medienpädagogik lag in ihrer theoretischen Fundierung und ihrer großen Nähe zu aktuellen politisch-gesellschaftstheoretischen Diskursen (Ganguin und Sander 2008: 62). Die proklamierte Forderung nach Aufklärung und Emanzipation war damit jedoch eher eine politische denn eine pädagogische. Damit fehlte es der kritisch-emanzipativen Medienpädagogik an Konzepten für eine handlungsorientierte Medienpraxis. Es wurden kaum didaktische Modelle entwickelt und auch die tatsächliche Mediennutzung durch Rezipientinnen und Rezipienten wurde empirisch kaum erforscht. Damit kam es zu einer Diskrepanz zwischen wissenschaftlicher Theoriebildung einerseits und Handlungswissen andererseits (ebd.: 62 f.). Handlungsorientierte Positionen Ausgelöst durch die gesellschaftlichen Unruhen Ende der 1960er-Jahre kam es in den 1970er-Jahren zu einem Paradigmenwechsel auch innerhalb der Medienpädagogik (Süss et al. 2013: 69). Richtungweisend waren vor allem Ansätze, die auf der Theorie des Symbolischen Interaktionismus basierten und die Rezipierenden nicht länger als passive Objekte und Opfer von Medienwirkungen, sondern als handelnde Subjekte begriffen, die in der Lagen waren, sich aktiv mit den Medieninhalten auseinanderzusetzen (ebd.). Eingeleitet wurde diese Umorientie-

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rung von der Entwicklung bezahlbarer Geräte zur Ton- und Bildaufzeichnung, die es einer Mehrheit von Verbraucherinnen und Verbrauchern ermöglichten, selbst Ton- und Bildaufnahmen zu produzieren. Die Medienpädagogik sah in dieser Zeit ihre Aufgabe vor allem darin, die Nutzerinnen und Nutzer darin zu stärken, die ihnen verfügbaren Medien zur Auseinandersetzung mit der eigenen Lebenswelt, zur Artikulation eigener Haltungen sowie zur Partizipation zu nutzen und so aus den Rezipierenden aktiv handelnde Produzierende zu machen (ebd.). So wurde u. a. auch die unterrichtliche Arbeit an und mit Medien zunehmend produktorientiert (Frank 2012: 171). In den 1980er-Jahren versuchte die Medienpädagogik vor dem Hintergrund der jüngeren medialen und gesellschaftlichen Entwicklung, wie u. a. dem Aufkommen des Privatfernsehens, ihre eigene Position zu entwickeln und diese an neuen medienbezogenen Errungenschaften oder problematischen Ereignissen immer wieder neu zu schärfen. Medienpädagogik am Ende des 20. und zu Beginn des 21. Jahrhunderts Die gegenwärtige Medienpädagogik steht vor der Herausforderung, auf medientechnische und -kulturelle Entwicklungen wie Digitalisierung, Internet oder soziale Netzwerke mit interdisziplinären Konzepten reagieren zu müssen. In dem Maße, in dem die Medienpädagogik für das instrumentelle Handlungswissen zur Nutzung der modernen Multimediatechnologien sorgt, sollte sie zugleich auch Orientierung innerhalb der vernetzten Medienwelt schaffen. Handlungs- bzw. Anwendungswissen wird entsprechend eingebettet in Orientierungswissen, das Subjekte in die Lage versetzen soll, jene Probleme zu analysieren, welche durch Multimedia-Technologien entstehen, und das außerdem dazu befähigen soll, die herrschenden Bedingungen als Rahmung des eigenen Handelns zu begreifen (Hüther und Podehl 2005: 127). Mit Aufkommen der bereits oben dargestellten gesellschaftlichen Debatte um eine Neuausrichtung von Bildungsprozessen – weg von einer Lernzielorientierung hin zu einer Kompetenzorientierung – befasste sich auch die Medienpädagogik seit den 1990er-Jahren verstärkt mit einer Klärung ihres Verständnisses von Medienkompetenz (vgl. z. B. Baacke 1997). Aufgrund der rasanten Entwicklung und Verbreitung neuer und vor allem digitaler Medientechnologien wurde die Frage nach den notwendigen Kompetenzen handelnder Subjekte in einer Medien-, Informations- und Wissensgesellschaft virulent (Süss et al. 2013: 75).

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1.2.2 Aspekte gegenwartsbezogener medienreflexiver (geographischer) Bildung Um (Massen-)Medien in ihrer gegenwartsbezogenen Bedeutung als Bildungsinstanz reflektieren zu können, hilft es, zunächst den hier vertretenen Medienbegriff zu klären. Dies erfordert den Blick zurück auf die Geschichte medienbezogener Reflexionen sowie ergänzend eine Verortung im gegenwärtigen Diskurs: Aus dem Lateinischen abgeleitet, bedeutet der Begriff Medium etymologisch so viel wie Vermittler oder vermittelndes Element (Kluge und Seebold 2011: 611). So kann noch in der klassischen Philosophie alles Vermittelnde Medium sein (Leschke 2003: 12). Diese funktionale Zuschreibung hat sich bis in die gegenwärtige Diskussion um die Bestimmung des Medienbegriffs erhalten. Sören Kirkegaard erweiterte jedoch schon Mitte des 19. Jahrhunderts diese sehr schlichte philosophische Idee, indem er einerseits die Anbindung von Medien an kommunikative Kontexte sowie andererseits eine Kopplung an eine bestimmte materielle Basis annahm (Kierkegaard 1843 zit. nach Leschke 2003: 13). Kirkegaard betrachtete Medien vor allem als Gegenstände künstlerischer Kontexte. Eine maßgebliche Erweiterung dieses Bezugssystems erfolgte durch den Publizisten Emil Dovifat, der den Medienbegriff auf zeitungswissenschaftliche Kontexte anwandte (Leschke 2003: 13). Mit einem von der US-amerikanischen Forschung ausgehenden erstarkenden Interesse an massenmedialer Kommunikation seit Ende der 1940er-Jahre setzte schließlich eine stark disziplinengebundene Ausdifferenzierung des Medienbegriffs ein: Ein erweiterter Medienbegriff, wie ihn der Medientheoretiker Marshall McLuhan vertritt, betrachtet das Medium nicht nur als Vermittler von Inhalten, sondern selbst als Botschaft (McLuhan 1997: 112 f.). Niklas Luhmann baut hingegen seine systemtheoretisch angelegten Überlegungen zur medialen Konstruktion von Welt auf der Begriffsbestimmung von Massenmedien als „alle Einrichtungen der Gesellschaft […], die sich zur Verbreitung von Kommunikation technischer Mittel der Vervielfältigung bedienen“ (Luhmann 2004: 10). Jürgen Habermas wiederum problematisiert in der Tradition der Sozialtheorie der Frankfurter Schule den Einfluss von Massenmedien auf die demokratische Debatte in modernen Gesellschaften. Er macht u. a. darauf aufmerksam, wie Politik im Parlament und in den Medien inszeniert wird und so zugleich kommerzielle Interessen über jene der Allgemeinheit triumphieren (Giddens et al. 2009: 620 f.). In der Vermittlung geographischer Gegenstände spielen Medien insofern eine besondere Rolle, als es mit Klimadiagramm, Karte, Globus oder auch Geoinformationssystem eine Reihe von fachspezifischen Medien gibt, die aus der Geographie heraus entwickelt wurden. Im Kontext geographischer Vermittlung fin-

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den darüber hinaus auch Bilder, Filme oder originale Gegenstände als Arbeitsmittel ihren Einsatz. Alle diese Medien sind im Verständnis konstruktivistischer Geographiedidaktik Repräsentationen (eines Ausschnittes) von Welt (Gryl und Kanwischer 2013: 199). Durch sie ist es möglich, sich mit Gegenständen bzw. Sachverhalten auseinanderzusetzen, die in situ nicht sinnlich erfahrbar sind oder sich aufgrund ihrer Nicht-Dinglichkeit grundsätzlich sinnlicher Erfahrung entziehen. In Vermittlungskontexten werden sie unter anderem dafür eingesetzt, verständnisbildend und -intensivierend zu wirken. Damit stellen sie ein zentrales Mittel der Konstruktion von Weltverstehen und -wissen dar (ebd.: 200). Die Vielfalt der Medien und die schier endlosen Möglichkeiten der medialen Unterstützung von Vermittlungsprozessen werfen jedoch Fragen nach der Auswahl und Verlässlichkeit von Quellen auf (ebd.: 198). Ziel medienreflexiver Bildungsprozesse ist die Hinführung der Lernenden als Nutzerinnen und Nutzer medialer Angebote zu einem kritischen und verantwortungsvollen Umgang (Schneider 2013b: 187). Dies zeichnet sich einerseits in dem Bestreben um Konturierung einer allgemeinen oder fachspezifischen Medienkompetenz ab sowie andererseits in der Diskussion um reflexive Strategien im Umgang mit der umgebenden Medienwirklichkeit (vgl. z. B. Gryl 2009, Jahnke 2012a). Die DGfG weist im Rahmen der Bildungsstandards im übergeordneten Kompetenzbereich Beurteilung/Bewertung einen Standard zur Medienkompetenz aus, in welchem sie die Fähigkeit „ausgewählte geographisch/geowissenschaftlich relevante Informationen aus Medien kriteriengestützt zu beurteilen“ (DGfG 2014: 24) ausdifferenziert in das Vermögen a) die aus Quellen und Ergebnissen der Geländearbeit gewonnene Informationen hinsichtlich ihres generellen Erklärungswertes und ihrer Bedeutung für die Fragestellung zu beurteilen und b) zur Beeinflussung von interessengeleiteten Darstellungen in geographisch relevanten Informationsträgern kritisch Stellung zu nehmen. Dieser Ausdeutung von Medienkompetenz ist letztlich ein reflexiver Umgang mit Medien bereits eingeschrieben. So kann als Voraussetzung für das Erreichen von Medienkompetenz vor allem die Kenntnis der Vielfalt der Medien in ihren unterschiedlichen Ausprägungen und Ausdrucksformen (Medienkunde), das Erkennen der Wirkmächtigkeit von Medien und das kritische Betrachten von Inhalten und Aussagen als Grundlage der Meinungsbildung (Medienkritik) sowie das Beherrschen des Einsatzes von Medien (Mediennutzung/-gestaltung) angeführt werden (vgl. Schneider 2013b: 187-188, Gryl und Kanwischer 2013: 204). Denn ein Verständnis der komplexen Hintergründe der Eigenschaften, des Entstehens und Wirkens von Medien im gesellschaftlichen Kontext ist – in Tradition gesellschaftskritisch-emanzipativer Positionen mit handlungsorientierter Fokusverschiebung – Grundlage eines gelingenden Umgangs mit Medien sowohl im Ge-

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ographieunterricht als auch im Alltag. Hier kommt der Geographie bei der Förderung eines verantwortungsvollen Umgangs mit Medien eine besondere Bedeutung zu (Schneider 2013b: 188). Entsprechend ist es unerlässlich, einerseits Routinen im Umgang mit bestimmten Formen medialer Repräsentation einzuüben sowie andererseits der Produktion von Medien sowie ihres massenkulturellen Gebrauchs kritisch zu begegnen (Hasse 2013: 187) und in beiderlei Hinsicht Handlungsoptionen abzuwägen und als Routinen einzuüben.

1.3 LEHREN UND LERNEN IM KONTEXT GLOBALER WANDLUNGSPROZESSE Es hat in der Geschichte keinen Zeitraum gegeben, in welchem die durch den Menschen verursachten Eingriffe in die natürliche Umwelt mit jenen seit Einsetzen der Industrialisierung vergleichbar gewesen wären. Der Wandel des Globalen Nordens von einer Agrar- zu einer Industriegesellschaft in Verbindung mit einer exponentiell wachsenden Weltbevölkerung in vielen Regionen des Globalen Südens brachte grundlegende Veränderungen und Schädigungen natürlicher Ökosysteme und bislang funktionierender Mensch-Natur-Symbiosen mit sich. 6 Resultierende Probleme sind zu globalen Herausforderungen geworden. Der Begriff Globaler Wandel – oder auch global change – bezeichnet dieses Geflecht weltumspannender Prozesse, die sowohl naturbezogene Themenbereiche wie z. B. Bodendegradation und Desertifikation oder steigende Müllbelastung betreffen als auch (mit diesen in Zusammenhang stehenden) soziale Themenbereiche wie z. B. demographische Veränderungen oder internationale Migrationsbewegungen. Den zentralen diskursiven Strang bildet jedoch die Auseinandersetzung mit globalen Umweltveränderungen (Flitner 2014: 81). Eine besonders prominente Rolle nimmt der anthropogene Klimawandel ein, da es sich hier um einen Prozess handelt, der durch menschliche Aktivitäten hervorgerufen wird und in seinem Verlauf zu Folgeeffekten sowohl für natürliche Ökosysteme als auch für menschliche Zivilisationen führt. Die Wirkungszusammenhänge sind äußerst komplex und werden seit über 150 Jahren wissenschaftlich untersucht. Heute gilt als sicher, dass die überwältigende Mehrzahl der menschlichen Aktivitäten – seien es industrielle Produktion oder alltägliche Verkehrsmittelwahl – in irgendeiner Weise klimarelevant ist (ebd.: 84). Für den Umgang mit den Folgen gibt es daher zwei Handlungsstrategien: die Mitigation der Ursachen durch Minimie-

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Zur Problematik der Begriffe Globaler Norden und Globaler Süden findet sich eine Darstellung bei Stefan Ouma und Peter Lindner (2010).

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rung der den Klimawandel forcierenden menschlichen Einflüsse und die Adaption an die Folgen des Klimawandels. Zur Beförderung beider Strategien kann eine umweltorientierte Bildung einen Beitrag leisten. So stellen die Biologiedidaktiker Wilhelm Killermann, Peter Hiering und Bernhard Starosta fest: „Viele Probleme müssen, auch wenn sie kurzfristig nicht lösbar scheinen, auf lange Sicht hin bewältigt werden. Dazu ist auch ein verändertes Bewusstsein vieler Menschen, eine andere Haltung zu Natur und Umwelt notwendig.“ (Killermann et al. 2011: 279) Aus dieser offenbaren Notwendigkeit begründen sie den Anspruch an Bildung und Erziehung, auf umweltbezogene Einstellung und entsprechendes Handeln im positiven Sinne einzuwirken (ebd.). Nach einem kurzen Überblick über zentrale Leitbilder umweltbezogener Pädagogik in ihrem zeitlichen Wandel (vgl. Kapitel 1.3.1) erfolgt eine Klärung der der vorliegenden Arbeit zugrunde liegenden Auffassung gelingender geographischer Umweltbildung (vgl. Kapitel 1.3.2). 1.3.1 Umweltbezogene Bildungsansätze im zeitlichen Wandel Die Vorstellungen dessen, was umweltpädagogische Ansätze zu leisten hätten, waren insbesondere in den vergangen 50 Jahren einem Wandel unterlegen. Die Bandbreite der Erziehungs- und Bildungsansätze mit Umweltbezug schlägt sich in einer mittlerweile unüberschaubaren Anzahl an Publikationen in unterschiedlichen Disziplinen nieder. Stark vertreten sind als Grundlagendisziplinen die Erziehungswissenschaften und die Psychologie sowie als Fachwissenschaften die Biologie und die Geographie, darüber hinaus aber auch Chemie und Physik, Wirtschafts- und Sozialkunde, Religion, Ethik und Deutsch (ebd.: 280). Rückblickend zeigt sich, wie eng eben diese Vorstellungen an sich wandelnde gesellschaftliche und politische Leitbilder von Mensch-Umwelt-Verhältnissen gebunden sind. Die Versuche einer begrifflichen Fassung dessen, was Erziehung und Bildung im Hinblick auf die sich zunehmend abzeichnenden Umweltprobleme zu leisten habe, und die Antworten, die vor dem Hintergrund des jeweils vorherrschenden (ideologischen) Paradigmas gefunden wurden, sind vielfältig. Begriffe wie Umweltbildung oder Umwelterziehung werden immer wieder verwendet, ohne dass ihr Gebrauch durchgehend einheitlich wäre. Dennoch soll hier der Versuch unternommen werden, zentrale Debatten und ihre Schwerpunktsetzungen im Rahmen unterrichtlicher Umweltbildung sowie deren Entwicklung nachzuzeichnen. Hierzu werden vier grundsätzlich voneinander unterscheidbare Ansätze vorgestellt: Umwelterziehung, Ökopädagogik, Naturerleben und Bildung für nachhaltige Entwicklung. Dies geschieht, um einerseits die didaktische De-

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batte zu strukturieren und um andererseits die Wurzeln des dieser Arbeit zugrunde liegenden Verständnisses des Begriffs Umweltbildung darzulegen. Umwelterziehung Die seit den 1960er-Jahren stetig zunehmende öffentliche Wahrnehmung von Umweltproblemen führte in den 1970er-Jahren zum Erwachen der Umweltbewegung. Anfang der 1970er-Jahre kam es in Westdeutschland zur Gründung erster Umweltinitiativen, Aktionsbündnisse sowie Nichtregierungsorganisationen. Durch das zivilgesellschaftliche Engagement fanden ökologische Probleme und daraus resultierende Handlungsnotwendigkeiten auch über die Medien Eingang in den zivilgesellschaftlichen Diskurs und führten zur Konstitution einer Umweltpolitik, die sich jedoch erst ab den 1980er-Jahren konsolidieren konnte. Angeregt durch das Erstarken eines öffentlichen Umweltbewusstseins entwickelten sich auch im Bildungsbereich seit den frühen 1970er-Jahren Bestrebungen einer umweltbezogenen Ausrichtung unterrichtlicher Zielsetzungen. Mit beginnender Reflexion ökologischer Problemlagen in den zentralen bildungsbezogenen Diskussionen wurde in prominenter Weise der Begriff der Umwelterziehung verwendet (Haan 1985: 18). So veröffentlichte die Bundesregierung 1971 ihr erstes Umweltprogramm, in welchem erzieherische Maßnahmen im Sinne der Umweltpflege und des Umweltschutzes schulartenübergreifend gefordert wurden (Braun 2004: 2). Sowohl die Geographie- als auch die Biologiedidaktik griffen damals diesen Impuls auf. Da der Begriff der Umwelterziehung seit seiner Prägung oft synonym mit anderen umweltbezogenen Bildungskonzepten wie z. B. dem eigentlich übergeordneten Bildungsziel der Umweltbildung verwendet wird, erweist sich auch hier eine genauere Betrachtung des sprachlichen Kompositums unter Berücksichtigung seines Entstehungszusammenhangs als gewinnbringend für eine Abgrenzung. Eine Konkretisierung für den ersten Teil des Wortes hat bereits oben stattgefunden. Die vorgenommene Ausdeutung gilt auch in diesem Fall. Eine neue Perspektive eröffnet jedoch die Betrachtung des zweiten Teils des Wortes. Aus sozialisationstheoretischer Perspektive ist unter dem allgemeineren Begriff der Erziehung die gezielte und bewusste Einflussnahme auf Bildungsprozesse und eine damit im Zusammenhang stehende Persönlichkeitsentwicklung zu verstehen (Hurrelmann 2008: 17). Diese Einflussnahme vollzieht sich durch „absichtsvolle Interaktionen […] zwischen Eltern/Pädagogen und Kindern“ (ebd.). Die Umschreibung der absichtsvollen Interaktion verweist dabei auf eine hierarchische Vermittlungssituation zwischen Erziehenden und Zu-Erziehenden, in welcher den Kindern als Zu-Erziehenden die Fähigkeit zur Eigenständigkeit als lernende Subjekte in gewisser Weise aberkannt wird. Interpretiert man also den

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Terminus der Umwelterziehung wörtlich im Sinne Hurrelmanns, so geht es darum, den Lernenden zu vermitteln, was „richtiges“ – also schützendes – Verhalten bezogen auf die umgebende natürliche Umwelt ist. Der Umwelterziehung wird damit die Aufgabe zugwiesen, einen Beitrag zur Lösung herrschender Umweltprobleme zu leisten (Bolscho und Seybold 2000: 81). Eine solche Interpretation erscheint unter Berücksichtigung der herrschenden gesellschaftlichen Diskurse zu Beginn der 1970ern plausibel, als vor dem Hintergrund einer allgemeinen Fortschrittsgläubigkeit vor allem sozial-technische Lösungen der Umweltprobleme im Vordergrund standen. So schlagen sich diese auch in den inhaltlichen Konkretisierungen von Erziehungskonzepten nieder (Haan 1985: 19), die von einer Lernziel- und Wissenschaftsorientierung geprägt waren (Braun 2004: 2). Wenn Rinschede auch Mitte der 2000er-Jahre noch von Umwelterziehung als einem Unterrichtsprinzip spricht, welches das Ziel verfolge, Schülerinnen und Schüler durch die Auseinandersetzung mit ihrer Umwelt zur Bereitschaft und Handlungskompetenz unter Berücksichtigung ökologischer Zusammenhänge zu führen (Rinschede 2007: 199), 7 dann zeigt sich eine deutliche Nähe zu den Leitbildern von Nachhaltigkeit oder auch Nachhaltiger Entwicklung, die in den 1990er-Jahren zunehmend Einfluss auf bildungspolitische Debatten genommen haben. Ökopädagogik Bei der Ökopädagogik handelt es sich um ein Konzept, das Mitte der 1980er-Jahre die fachdidaktische Diskussion hinsichtlich der Ziele und Aufgaben umweltbezogener Bildung neu entfachte (Bolscho und Seybold 2000: 86). Es ist nicht eindeutig zu rekonstruieren, wann genau und durch wen die Ökopädagogik (auch: Ökologisches Lernen) im Kontext umweltbezogener Bildungsdebatten erstmalig als eigenständiges Konzept artikuliert wurde, dennoch findet sich sein Ursprung im Gedankengut der Umweltbewegung dieser Zeit. Entsprechend wendet sich die Ökopädagogik gegen eine technisch-ökonomische Ausbeutung der Natur und diese begünstigende Gesellschaftsstrukturen (ebd.) und fordert eine Veränderung der Lebens- und Lernweisen, die dabei helfen soll, gerade den bislang vorherrschenden sozial-technischen Reaktionen auf eine drohende Überlebenskrise zu entkommen (Haan 1985: 19). Die Verwendung einzelner Begrifflichkeiten dieses Wortfeldes erscheint nicht durchgehend konsensuell, dennoch lassen sich zentrale Gemeinsamkeiten feststellen. Die Ansprache des Ökologischen verweist darauf, dass Wechselbe7

Rinschede bezieht sich hier auf Hemmers Definition von Umwelterziehung in Didaktik der Geographie. Begriffe (Hemmer 1999).

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ziehungen zwischen Organismen und deren natürlicher Umwelt im Fokus der zu initiierenden Lernprozesse stehen. Ein Verstehen dieser Beziehungen soll dazu befähigen, die eigene Lebensweise und das umweltbezogene Handeln zu reflektieren und zu Gunsten eines Schutzes der natürlichen Umwelt zu modifizieren. Vor dem Hintergrund dieser inhaltlichen Ausrichtung stellen sowohl die Geographie als die Biologie die zentralen Disziplinen unterrichtlicher Vermittlung dar. In den fachdidaktischen Diskussionen beider Disziplinen zeichnen sich entsprechende Konzepte ab. Jenseits der im schulischen Fächerkanon vertretenen Disziplinen schlägt sich die gesellschaftliche Debatte jedoch auch in der Psychologie nieder. Ausgehend von verhaltenspsychologischen Betrachtungen werden Modelle zur möglichen Einflussnahme auf umweltbezogenes Verhalten entwickelt (vgl. z. B. Fietkau und Kessel 1981). Die Ökopädagogik steht in ihrem grundsätzlichen Anliegen – dem Schutz der Natur – der Umwelterziehung nahe (Haan 1985: 19), dennoch erfolgt eine Abgrenzung in zweierlei Hinsicht: Einerseits werfen die Vordenker der Ökopädagogik der Umwelterziehung vor, dass diese das Ziel des Schutzes von Natur und Umwelt lediglich im Hinblick auf den Erhalt derselben in ihrer Funktion für eine Überlebenssicherung des Menschen verfolge, anstatt um der Natur selbst willen (Bolscho und Seybold 2000: 87 f.). Andererseits wird der Umwelterziehung eine Funktionalisierung der Bildung mit dem Ziel der Überlebenssicherung vorgeworfen (ebd.: 88). Diese Kritik erscheint rückblickend jedoch nur bedingt haltbar bzw. kann in umgekehrter Weise zurückgespiegelt werden: Indem der Erhalt der Natur zur Norm ökologischen Handelns wird, wird der Mensch in seiner Lebensweise der Natur untergeordnet und die gegenseitige Bezogenheit beider Teilsysteme bleibt unberücksichtigt. Dass aufgrund einer Fokussierung des Ökologischen der Blick auf soziale wie ökonomische Aspekte in den Hintergrund tritt, erweist sich insbesondere vor dem Hintergrund des zunehmend in die politischen Debatten Einzug haltenden Begriffs der Nachhaltigkeit als problematisch. Dieser wurde im Bericht der Brundtland-Kommission im Kontext einer Perspektiventwicklung für eine weltweite Entwicklungspolitik erstmals konzeptionalisiert und im Abschlussdokument Unsere gemeinsame Zukunft – veröffentlicht im Jahre 1987 – als Entwicklungskonzept etabliert. So fordert schließlich auch Obermann für eine an der Umweltbildung ausgerichteten Geographiedidaktik das „Zusammenführen von ökologischem Lernen mit globalem Lernen“ (Obermann 1997: 8) und somit die Integration und Stärkung eines Leitbildes der Nachhaltigkeit in umweltbezogenen Bildungsprozesse (ebd.: 9).

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Naturerleben Beeinflusst durch reformpädagogische Ansätze entwickelte sich in den 1980er-Jahren die Überzeugung, dass nicht allein Wissen und Verständnis ökologischer Zusammenhänge zur Verbundenheit mit der Natur beitrügen, sondern die unmittelbare Begegnung mit der Natur wesentliche Voraussetzung für einen verantwortungsvollen Umgang mit derselben sei (vgl. Killermann et al. 2011, Michelsen 1998, Schrüfer und Schockemöhle 2012). Indem vor allem Gefühle bezogen auf das Erleben von Natur zum Gegenstand des umweltbezogenen Lernens gemacht wurden, hoffte man darauf, dass die Lernenden „intakte Natur“ als Wert an sich und eben nicht nur als notwendige Lebensgrundlage für den Menschen erkennen würden – und so zu umweltschonendem Handeln zu motivieren seien (Killermann et al. 2011: 282). Als geeignet erscheinendes didaktischmethodisches Konzept zur Umsetzung einer derartig ausgerichteten Umweltbildung erfuhren in diesem Zusammenhang das erlebnis- und handlungsorientierte Lernen vor Ort eine Stärkung. „Im Vordergrund dieses Konzeptes steht die Begegnung mit den Lebewesen durch Wahrnehmen und Beobachten und auch durch spielerisches Erfassen. Das Erleben und Wahrnehmen mit allen Sinnen (multisensorisch) soll für die Vielfalt, den Formenreichtum und die Schönheit der Natur aufschließen. Es soll eine vielleicht verloren gegangene MenschNatur-Beziehung entwickeln und zugleich die Jugendlichen für die Belange der Umwelt, für Schutz und Erhalt der Organismen, sensibilisieren.“ (ebd.: 282 f.) Erstaunlicherweise scheinen sich jedoch diese Ansätze bis heute nicht erhalten bzw. durchgesetzt zu haben. So gibt es bislang weder Handlungsmodelle, die den Einfluss der Gefühlswelt auf das Handeln ausreichend berücksichtigen (Kals 2000: 128), noch empirische Befunde, welche Ausmaß und Wirkungsweise von Naturerleben auf umweltbezogenes Handeln nachweisen. Dies mag nicht zuletzt daran liegen, dass den hier unter Naturerleben zusammengefassten Ansätzen eine Vernachlässigung politischer und gesellschaftlicher Aspekte und damit eine Vernachlässigung komplexer Problemzusammenhänge vorgehalten werden kann (Michelsen 1998: 61). So wendet sich z. B. das Prinzip der Handlungsorientierung ausschließlich an die unmittelbare Interaktion mit der Natur, nicht jedoch an ein perspektivisches umweltbezogenes Handeln mit gesellschaftlicher Relevanz. Bildung für nachhaltige Entwicklung Das Leitbild des Umweltschutzes, welches maßgeblich für die Ideen von Umwelterziehung, Ökopädagogik und Naturerleben verantwortlich war, wurde abgelöst, als 1992 im Rahmen der Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro das Konzept des sustainable development –

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der nachhaltigen Entwicklung – als Leitbild für eine weltweite Entwicklung vereinbart wurde. Unter nachhaltiger Entwicklung wurde und wird bis heute – unter Bezugnahme auf den Bericht der sogenannten Brundtland-Kommission 1987 (WCDE 1987) – ein Entwicklungsprozess verstanden, der darauf angelegt ist, künftigen Generationen zu ermöglichen, unter gleichen Bedingungen wie heute zu leben, bei allgemeiner Teilhabe an materiellen, natürlichen und kulturellen Gütern (Schrüfer und Schockemöhle 2012: 108). Dabei basiert das Konzept nachhaltiger Entwicklung auf zwei Säulen: Einerseits gilt es, die Grundbedürfnisse der Ärmsten zu achten und andererseits die Limitierungen der Faktoren Ökonomie, Ökologie und Soziales zu berücksichtigen 8. Dabei fordert der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) ein grundsätzliches Verbot aller Handlungen, die globale Regelkreise nachweislich und irreversibel gefährden (Leitplankenmodell) (WBGU 1999: 41). Die Umsetzung dieses Grundansatzes in einen Handlungsplan erfolgte in Form der Agenda 21, die – mit Einsetzen ihrer Gültigkeit im Juni 1992 und unterschrieben von 178 Teilnehmerstaaten des Weltgipfels – verbindliche Leitlinien formuliert, welche es im Sinne nachhaltiger Entwicklung einzuhalten gilt (vgl. UNCED 1992). In den Folgejahren der Konferenz in Rio entwickelten die Vereinten Nationen einen Plan zur Umsetzung und Kontrolle der mit der Agenda 21 verabschiedeten Beschlüsse. Einen zentralen Baustein stellt das Postulat von Bildung für nachhaltige Entwicklung als neuem Leitbild dar. Denn, so die Annahme, nur durch eine flächendeckende Bildung der Bevölkerung – entsprechend den Leitzielen der Agenda 21 – könne deren Umsetzung gelingen. Durch die Integration ökologischer, ökonomischer und sozialer Aspekte erweist sich das Konzept Bildung für nachhaltige Entwicklung im Vergleich zu den bereits dargestellten Ansätzen der Umweltbildung als deutlich umfassender. So kann Bildung für nachhaltige Entwicklung eher als eine Art der Zusammenführung von Umweltbildung, Politischer Bildung und Globalem Lernen denn als eine Weiterführung des einen oder anderen Konzepts betrachtet werden: „Neben der starken Rezeption des Nachhaltigkeitsdiskurses ist dieser neue pädagogische Zweig dadurch gekennzeichnet, dass die Umweltbildung und die entwicklungspolitische Bildung (mit dem Ziel des Globalen Lernens) sich unter diesem ge8

Im sogenannten Brundtland-Report heißt es wörtlich: „Sustainable development is development that meets the needs of the present without compromising the ability of future generations to meet their own needs. It contains within its two key concepts: the concept of ‚needs‘, in particular the essential needs of the world’s poor, to which overriding priority should be given; and the idea of limitations imposed by the state of technology and social organizations on the environment’s ability to meet present and future needs.“ (WCDE 1987: 54)

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meinsamen Deckmantel um eine stärkere Zusammenarbeit bemühen“ (Rieß 2006: 10). 9 Zur Umsetzung von Bildung für nachhaltige Entwicklung hatten die Vereinten Nationen die Jahre 2005-2014 zur UN-Dekade Bildung für nachhaltige Entwicklung ausgerufen. Das Programm richtete sich sowohl an die Politik als auch an die Zivilgesellschaft und rief zu Engagement auf. Ziel war es, das Leitbild „mit geeigneten Inhalten, Methoden und einer entsprechenden Lernorganisation“ (BMBF 2002: 4) in allen Bildungsbereichen zu verankern und so „Lernprozesse zu initiieren, die zum Erwerb von für eine nachhaltige Entwicklung erforderlichen Analyse-, Bewertungs- und Handlungskompetenz beitragen“ (ebd.). In diesem von den Vereinten Nationen lancierten Programm wird deutlich, dass es sich bei Bildung für nachhaltige Entwicklung um ein politisches Instrument handelt, das dazu dient nachhaltige Entwicklung unter kontrollierten Bedingungen gesellschaftlich zu implementieren (vgl. hierzu auch Hasse 2006). Insbesondere der Umstand, dass der im Rahmen von Bildung für nachhaltige Entwicklung angestrebte Kompetenzerwerb unmittelbar darauf ausgerichtet ist, nachhaltiger Entwicklung zuträglich zu sein, deutet auf ein normatives Bildungsverständnis hin. Trotz der scheinbar klaren Vorstellungen des Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), was wie durch Bildung für nachhaltige Entwicklung erreicht werden soll, findet der Begriff in der Praxis eine sehr heterogene Verwendung (Künzli David und Kaufmann-Hayoz 2008: 10). Christine Künzli David und Ruth Kaufmann-Hayoz weisen darauf hin, dass Bildung zwar „in sämtlichen wichtigen politischen Dokumenten zu Nachhaltiger [!] Entwicklung sowohl auf der internationalen als auch auf der nationalen Ebene erwähnt“ (ebd.) wird, die inhaltliche Analyse jedoch zeigt, „dass unter dem Begriff ‚Education for Sustainable Development‘ eine Vielzahl unterschiedlicher Funktionen von Bildung zusammengefasst“ werden (ebd.). So führt die Adaption dieses Konzepts durch verschiedene Fachdidaktiken dazu, dass jeweils entsprechend des fachlichen Hintergrundes nur Teilaspekte berücksichtigt werden (ebd.: 11). Aber auch innerhalb der Geographiedidaktik gehen die Einschätzungen der Bildungspotentiale dieses Konzepts auseinander. Während Wulf Habrich Bildung für nachhaltige Entwicklung als einen „innovativen Schub“ (Habrich 1999: 4) für die Umweltbildung betrachtet und die Potentiale in der verzahnenden Betrachtung von Fragestellungen sieht, stellt Wilhelmi vor allem die Möglichkeiten einer unterrichtlichen Förderung von gesellschaftlichem Verantwortungsbewusstsein gegenüber Natur unter Berücksichtigung menschlicher Bedürfnisse einer9

Eine ausführlichere Diskurssion findet sich bei Gabriele Schrüfer und Johanna Schockemöhle (2012).

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seits und naturräumlicher Kapazitäten andererseits heraus (vgl. z. B. Wilhelmi 2004b: 151 f.). Hasse hingegen zeigt sich skeptischer und wirft dem Leitziel der Nachhaltigkeit vor, „die Umweltbildung zu einer bildungspolitischen Konsensmaschine weichgespült“ (Hasse 2006: 29) zu haben und vor allem deswegen systemisch erfolgreich zu sein, da es „angesichts global zunehmender sozioökonomischer Krisen die stillen Wasser bildungspolitischer Übereinkünfte“ suche und „alles mit dem Siegel der Verstehbarkeit gegen mögliche Problemwahrnehmung“ (ebd.) imprägniere. Er zweifelt daran, dass es mit diesem neuen Leitziel gelingen könne, die inhaltliche Erschöpfung der Umweltbildung im Sinne eines neuen Bildungsansatzes zu substituieren, da es sich vor allem um ein Konzept handele, das politisch dirigiert werde, aber nicht „in personalem Begehren und vitalem Wollen konkreter Individuen“ (ebd.) begründet sei. 1.3.2 Aspekte gegenwartsbezogener (geographischer) Umweltbildung Wie sich in den vorangegangenen Ausführungen angedeutet hat, erweist sich der Diskurs um umweltbezogene Bildungsschwerpunkte terminologisch als nicht sehr eindeutig. Ein Begriff, der über den betrachteten Zeitraum hinweg immer wieder in der Literatur – oft auch synonym zu vorherrschenden Leitbildern – verwendet wird, ist jener der Umweltbildung. Wenngleich sich die Verwendung sehr uneinheitlich darstellt, scheint der Begriff sich doch in besonderer Weise zu eignen, um eine umweltpädagogische Position zu kennzeichnen, welche sich der Bildung eines subjektbezogenen (Um-)Weltbewusstseins als Voraussetzung verantwortlichen umweltbezogenen Handelns verpflichtet sieht. In dem Anliegen, diesen Begriff vertiefend mit Sinn zu füllen, wird zunächst der Bedeutung des Wortes selbst nachgegangen, um von dieser ausgehend Perspektiven einer gegenwartsbezogenen geographischen Umweltbildung zu entwickeln. Umweltbildung ist ein Kompositum bestehend aus den beiden Nomen Umwelt und Bildung, die im Folgenden zunächst getrennt und dann in ihrer Verbindung näher betrachtet werden. In seiner ursprünglichen Verwendung bezeichnet Umwelt „die den Menschen umgebende Welt“ (Grimm und Grimm 1971 [18541961]). Diese Umschreibung schließt alles Natürliche und vom Menschen Geformte gleichermaßen ein. Sowohl die Natur- als auch die Geistes- und Gesellschaftswissenschaften haben den Begriff adaptiert und vor dem Hintergrund ihrer jeweiligen theoretischen Prämissen differenziert. Im Hinblick auf die Begriffsbildung innerhalb der Bildungswissenschaften, die im unmittelbaren Zusammenhang mit der politisch-ökologischen Debatte zu sehen ist, scheint die Gleichsetzung von Umwelt mit Natur bzw. natürlicher Umwelt zu dominieren.

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Der Begriff Bildung steht in einer langen geisteswissenschaftlichen Tradition. So wird in älteren Definitionen darunter „die Kultivierung der verschiedenen Facetten von Menschlichkeit verstanden, um an den in einer Gesellschaft üblichen Lebensformen teilhaben zu können“ (Hurrelmann 2008: 16). Während der geistesgeschichtlichen Phasen des Idealismus und Neuhumanismus erfuhr dieser Akzent eine Fokussierung auf Herausformung von inneren Werten und die Vervollkommnung der subjektiven Erlebnistiefe als Voraussetzung fruchtbarer gesellschaftlicher Teilhabe. In der Moderne wird schließlich unter Bildung „die Förderung der Eigenständigkeit und Selbstbestimmung eines Menschen verst[and]en, die durch die intensive sinnliche Aneignung und gedankliche Auseinandersetzung mit der ökonomischen, kulturellen und sozialen Lebenswelt entsteht“ (ebd.: 17, grammatikalische Anpassung E. N.). Nach Hurrelmann setzt Selbstbestimmung die subjektbezogene Entwicklung von Fähigkeiten der Selbststeuerung voraus, welche den Erwerb von Kenntnissen, Informationen und Wissen einschließt, „die ein eigenständiges Handeln in der sozialen Umwelt erlauben“ (ebd.). Vor diesem Hintergrund ist der Begriff der Umweltbildung als ein umfassendes Konzept zu verstehen, das darauf ausgerichtet ist, den Menschen zu befähigen, eigenständig und selbstbestimmt gegenüber seiner natürlichen Umwelt zu handeln und dabei idealerweise frei von sozialer und kultureller Funktionalisierung individuelle Entscheidungen zu treffen. Dieses Konzept richtet sich zugleich an alle Altersstufen und Bevölkerungsschichten, die Situationen des SichBildens ausgesetzt sind (Killermann et al. 2011: 279). Eine entsprechende Ausrichtung des schulischen Unterrichts am Ziel der Förderung verantwortlichen umweltbezogen Handelns stellt so ebenfalls spätestens seit Erstarken der internationalen Umweltschutzbewegung ein übergeordnetes Unterrichtsprinzip von fächerübergreifender Relevanz dar (vgl. z. B. Hemmer 1999: 161). Obwohl das Leitbild der Umweltbildung in der Praxis vielfach und in sehr unterschiedlicher Weise adaptiert worden ist, lassen sich nahezu durchgehend Handlungs- und Problemorientierung als zentrale Unterrichtsprinzipien in vielen dieser Adaptionen wiederfinden (vgl. Obermann 1997, Wilhelmi 2004a). Dies ist auch nicht anders zu erwarten, begründet sich doch die Umweltbildung im Erkennen der Notwendigkeit einer Veränderung des umweltbezogenen Handelns. Das Spektrum der Ideen zur Integration in konkrete Erziehungs- und Bildungshandlungen reicht von unmittelbar unterrichtsbezogenem Handeln bis hin zur Befähigung zu alltagsweltlichem Handeln jenseits unterrichtlicher Kontexte. Die Problemorientierung, eine andere begriffliche Fassung des Konzepts des Forschenden Lernens, ist letztlich der Handlungsorientierung – wie oben dargestellt – inhärent. Das Aufmerksam-Werden auf ein Problem, das mehr oder weniger in Selbsttä-

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tigkeit von den Lernenden erforscht wird, ist der erste Schritt, um Problemlösungen zu denken und handelnd umzusetzen. Aufgrund ihrer disziplinären Auffächerung in einen naturwissenschaftlichen und einen geistes- bzw. gesellschaftswissenschaftlichen Zweig und in dem Bemühen, diese bei der Analyse von umweltbezogenen Problemen zusammenzudenken, kommt der Geographie als einer in sich schon fächerverbindenden Disziplin eine zentrale Bedeutung zu. Obwohl die Umweltbildung in ihrem Kern auf die Vermittlung verantwortlicher umweltbezogener Handlungsfähigkeit ausgerichtet ist, finden sich in der Literatur keine expliziten Ausweisungen von zugehörigen Kompetenzbereichen. Schaut man in die Bildungsstandards der DGfG, wird Umweltbildung zwar als fächerverbindende Bildungsaufgabe des Faches Geographie hervorgehoben, jedoch nicht konkretisiert, wie eine kompetenzorientierte Vermittlung erfolgen könnte bzw. sollte (vgl. DGfG 2014: 7). Allerdings finden sich in den Kompetenzbereichen Fachwissen, Beurteilung/Bewertung und Handlung Hinweise darauf, welche Aspekte im Hinblick auf Umwelt als relevant erachtet werden. So lautet die zentrale fachwissenschaftliche Kompetenz, Wechselbeziehungen zwischen Mensch und Umwelt analysieren zu können. In der Formulierung eines sich anschließenden Standards erfolgt eine Konkretisierung, die darauf hindeutet, dass es um Fähigkeiten geht, welche durch den Bereich der Systemkompetenz 10 abgedeckt sind. Als zu entwickeln wird das Vermögen genannt, Erkenntnisse zum funktionalen und systemischen Zusammenwirken der natürlichen und anthropogenen Faktoren bei der Nutzung und Gestaltung von Räumen beschreiben und analysieren sowie Auswirkungen der Nutzung und Gestaltung zu möglichen Maßnahmen der Entwicklung und des Schutzes von Räumen unterschiedlicher Maßstabsebene in Beziehung setzen zu können (ebd.: 15). Im Kompetenzbereich Beurteilung/Bewertung wird im Hinblick auf eine Auseinandersetzung mit umweltrelevanten Fragen der Fokus auf die Fähigkeit gelegt, ausgewählte geographische/geowissenschaftliche Erkenntnisse und Sichtweisen hinsichtlich ihrer Bedeutung und Auswirkungen für die Gesellschaft angemessen zu beurteilen und zu ausgewählten geographischen Aussagen hinsichtlich ihrer gesellschaftlichen Bedeutung kritisch Stellung nehmen zu können (ebd.: 25). Hier werden Aspekte von geographischer Kommunikations- und Argumentationskompetenz 11 angesprochen. Die Standards im Bereich der Handlungskompetenz 10 Ausführliche Auseinandersetzungen mit dem Bereich der geographischen Systemkompetenz finden sich u. a. bei Rainer Mehren (früher Uphues) und Armin Rempfler (vgl. z. B. Rempfler 2010, Rempfler und Uphues 2011, Mehren et al. 2015). 11 Ausführliche Auseinandersetzungen mit dem Bereich der geographischen Argumentationskompetenz finden sich u. a. bei Alexandra Budke, Miriam Kuckuck und Anke Uhlenwinkel (vgl. z. B. Budke et al. 2010, Kuckuck 2014).

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nehmen mehrfach Bezug auf umweltbezogene Aspekte. Zu entwickeln sind in diesem Kompetenzbereich sowohl die Kenntnis handlungsrelevanter Informationen und Strategien bezüglich umwelt- und sozialverträglicher Lebens- und Wirtschaftsweisen, Produkte und Lösungsansätze sowie die Bereitschaft zum konkreten Handeln in geographisch/geowissenschaftlich relevanten Situationen durch fachlich fundierte Partzipation an raumpolitischen Entscheidungsprozessen. Ergänzt wird dies um die Bereitschaft, sich auch im Alltag für eine bessere Qualität der Umwelt einzusetzen (ebd.: 27 f.). Aus Perspektive emanzipations- und aufklärungsorientierter Bildung stellt Umweltbildung grundsätzlich eine lohnende Herausforderung dar, geht doch die problemorientierte Konstitution dieses Bildungsbereichs originär mit der Erkenntnis eines Ungleichgewichts im Verhältnis Mensch-Natur einher. Mit Ulrich Eisel können Natur-Vorstellungen als Ausdruck von Selbstbestimmung bzw. von Weltverständnissen von Subjekten betrachtet werden: Somit ist davon auszugehen, dass diese umweltbezogenes Handeln maßgeblich bestimmen (Eisel 2004). 12 Die reflexive Auseinandersetzung mit individuellen und gesellschaftlichen Verhältnissen zur Natur bzw. deren Konstruktion bietet sich damit als Intervention im Kontext von Umweltbildungsprozessen an. Auf die Erkenntnispotentiale der unterrichtlichen Reflexion von Natur-Vorstellungen verweist Hasse theoretisch in der Anwendung von Natur-Begriffen auf einen Wildbach (Hasse 1994b), Schlottmann mit einem Unterrichtsvorschlag zum Natur-Konsum im Kontext des Outdoor-Booms (Schlottmann 2006) oder auch Schlottmann und Wucherpfennig anhand einer Analyse von Natur-Konstruktionen anhand von Alpen-Bildern in Schulbüchern (Schlottmann und Wucherpfennig 2015).

1.4 KONTUREN EINER MEDIENREFLEXIVEN (GEOGRAPHISCHEN) UMWELTBILDUNG Die Idee einer medienreflexiven (geographischen) Umweltbildung, wie sie das didaktische Fundament dieser Arbeit bildet, orientiert sich in erster Linie am Bildungsziel einer kritisch-konstruktiven Didaktik (Jank und Meyer 2005: 228 ff.). Vor diesem Hintergrund erwächst der pädagogische Anspruch, Heranwachsende dazu zu befähigen, sich aus einem medial bestimmten Lebensumfeld heraus mit den mit dem globalen Wandel verbundenen (Um-)Weltproblemen kritisch und reflektiert auseinanderzusetzen. Ziel ist es, durch die Beförderung kritischen Hinterfragens Prozesse der Meinungsbildung und umweltbezogene

12 Eine ausführlichere Darstellung mit der Position Eisels folgt in Kapitel 4.2.

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Handlungen auf dem Selbstverständnis von Eigen- und Mitverantwortlichkeit zu gründen. Die Entwicklung entsprechender Kompetenzen in den Bereichen von Kommunikation, Beurteilung und Handlung ist hierfür wesentliche Gelingensvoraussetzung. Die vorangegangenen Ausführungen zusammenfassend werden im Folgenden die Konturen einer medienreflexiven (geographischen) Umweltbildung skizziert und so die vorliegende Arbeit im Feld der geographiedidaktischen Forschung verortet. Wie bereits dargestellt, basiert ein medienreflexiver Ansatz, wie er mit dieser Arbeit vor- und zur Diskussion gestellt wird, auf der grundlegenden Annahme, dass geographische Medien Repräsentationen von Welt sind, die es ermöglichen, sich mit nicht gegenwärtigen oder in der abstrahierenden Form des Mediums nicht erfahrbaren Gegenständen bzw. Sachverhalten auseinanderzusetzen. Für die unterrichtliche Praxis im Umgang mit (Unterrichts-)Medien bedeutet dies, dass Lernende dazu befähigt werden sollen, interessengeleitete Darstellungen in geographisch relevanten Informationsträgern zu erkennen, kritisch zu hinterfragen und zu beurteilen. Denn nur ein Verstehen der spezifischen Eigenschaften eines Mediums, seiner Entstehungsbedingungen und seiner Wirkungsweisen führt zu einer emanzipiert-aufgeklärten Haltung. Die Reflexion der eigenen Position zum vermittelten Gegenstand sowie zum Medium ist dabei nicht außer Acht zu lassen. Auf diese Weise kann und sollte die geographieunterrichtliche Praxis auf einen alltagsweltlichen Umgang mit massenmedialen Repräsentationen geographischer Gegenstände vorbereiten. Gerade für eine umweltbezogene Bildung scheint das Moment der Reflexion von Bedeutung. Noch entscheidender ist jedoch, dass sie auf das Erkennen von individueller umweltbezogener Handlungsfähigkeit und -verantwortung seitens der Lernenden abzielt, denn diese beiden Dimensionen stellen die Grundlagen verantwortungsvollen umweltbezogenen Handelns im Alltag dar. Voraussetzung für ein Erreichen dieser Zielsetzung ist allerdings die Befähigung der Lernenden, auf umweltbezogene Probleme aufmerksam zu werden, diese in ihren rahmenden Bedingungen zu erfassen und zu verstehen, inhärente System-Zusammenhänge zu erkennen sowie Lösungsansätze und individuelle Handlungsmöglichkeiten fachlich fundiert zu entwickeln. Zur Schärfung des potentiellen Beitrags medienreflexiver Umweltbildung für eine geographische Bildung erweist es sich als hilfreich, die derzeit in der Geographiedidaktik ausführlich diskutierten Perspektiven auf Raum hinsichtlich möglicher Anschlussstellen in den Blick zu nehmen. Im Jahr 2002 veröffentlichte die Arbeitsgruppe Curriculum 2000+ der DGfG die Grundsätze und Empfehlungen für die Lehrplanarbeit im Schulfach Geographie (DGfG 2002). Dieses Papier stellt einen Orientierungsrahmen dar, wie in Anbetracht der bestehenden globalen Herausforderungen – aus Sicht des Ver-

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bandes – gelingende Lehrpläne für das Schulfach Geographie gestaltet werden können und letztlich auch sollen. Unter der Prämisse eines „modernen Geographieunterrichts“ (ebd.: 5) werden inhaltlich wie formal innovative Schwerpunkte gesetzt und dabei Verhaltensdispositionen der Schülerinnen und Schüler berücksichtigt. Darüber hinaus werden Such- und Prüfinstrumente für die Lehrplanerstellung zu Verfügung gestellt. Leitziele des Geographieunterrichts sind den Empfehlungen der Arbeitsgruppe zufolge die „Hinführung zum Verstehen von räumlichen Zusammenhängen in der Welt und zu raumbezogener Handlungskompetenz“ (ebd.: 8). Um diese Ziele zu erreichen, empfehlen die Autorinnen und Autoren, Räume gezielt aus vier Perspektiven zu betrachten: als Container, als System von Lagebeziehungen, als Kategorie der Sinneswahrnehmung und als soziale Konstruktion (ebd.: 8 f.). Was sich theoretisch hinter diesen Raumkonzepten verbirgt und in welcher Weise sie den Blick auf Raum verändern, macht Ute Wardenga deutlich, indem sie ausführt, inwiefern diese als charakteristisch für die Phasen der jüngeren Fachentwicklung betrachtet werden können und so in Vermittlungskontexten berücksichtigungswürdig sind (Wardenga 2002a). 13 Während die beiden Konzepte Raum als Container und Raum als System von Lagebeziehungen in der Tradition abbildender Ansätze wie der Länderkunde oder den Raumwissenschaften stehen, treten mit der kognitiven Wende – in der deutschsprachigen Geographie markiert durch den Kieler Geographentag von 1969 – vermehrt subjektbezogene Ansätze in den Vordergrund. Stellvertretend für wahrnehmungsgeographische Ansätze steht Raum als Kategorie der Sinneswahrnehmung und für sozialgeographische Ansätze Raum als soziale Konstruktion. 14 Tritt man in Zusammenführung der vorangegangenen Überlegungen an die genannten Raumkonzepte heran, erscheint insbesondere letztgenannte Perspektive geeignet, um den diskutierten Ansprüchen einer kompetenz- sowie aufklärungsorientierten und zugleich medienreflexiven Umweltbildung zu genügen. Die folgende Abbildung verdeutlicht dies, indem sie aufzeigt, welche Fragen sich aus Sicht der jeweiligen Raumkonzepte zu einem globalen Problemfeld wie 13 Die von Wardenga vorgenommene Unterscheidung hat sich mittlerweile sowohl in der Fachwissenschaft als auch in der Didaktik als gängige Differenzierung von Zugriffsweisen auf Raum etabliert. Sie ist jedoch nicht als umfassende Systematisierung sondern als ein grundsätzlicher Ansatz zu verstehen, um die Relativität von Raumkonzepten zu verdeutlichen. 14 Eine anschauliche Grafik zu prominenten Forschungsanschauungen der Geographie und ihren jeweiligen Konzeptionalisierungen von Raum, eingebettet in paradigmatische Veränderungen im wissenschaftlichen Diskurs, findet sich bei Tobias Nehrdich (2010: 151).

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dem anthropogenen Klimawandel an (Unterrichts-)Medien formulieren lassen (vgl. Tabelle 1.1). Tabelle 1.1: Raumkonzepte und ihr Fragepotential im Kontext einer medienreflexiven Umweltbildung Raumkonzept

Theoretische Position

Raum als Container

Länderkunde

Raum als System von Lagebeziehungen

Raumstrukturforschung

Raum als Kategorie der Sinneswahrnehmung

Wahrnehmungsgeographie

Raum als soziale Konstruktion

Kultur- und Sozialgeographie

Mögliche Fragestellungen Wie wirken sich die Folgen des Klimawandels in unterschiedlichen erdräumlichen Ausschnitten aus? Welche Wechselbeziehungen bestehen zwischen unterschiedlichen Auswirkungen des Klimawandels in verschiedenen Orten oder Regionen? Wo werden Folgen des Klimawandels unter welchen Bedingungen wie erlebt bzw. wahrgenommen? Wie werden Folgen des Klimawandels von wem und warum raumbezogen konstruiert?

Quelle: eigene Darstellung

Der vornehmlich im Bereich der Geisteswissenschaften verankerte Sozialkonstruktivismus gründet auf der Annahme, dass „eine objektive (materielle) Realität existiert, die jedoch in ihrer ‚wirklichen Art und Beschaffenheit‘ vom Menschen nicht erfahrbar ist“ (Reuber und Gebhardt 2007: 86). Entsprechend befassen sich aus diesem Ansatz hervorgehende Forschungstraditionen mit der Frage, welche Rolle die sozialen Konstruktionen als Elemente der Kommunikation und als Strukturierungsprinzipien der Gesellschaft spielen (ebd.: 88). Das Vorgehen ist dabei in erster Linie interpretativ-verstehend ausgerichtet. Das bedeutet, dass die Gegenstände der Untersuchung „nicht als naturgegebene Fakten, sondern als mit spezifischen Bedeutungen versehene Phänomene betrachtet“ (Lamnek 2005: 243) werden. Besonders zu berücksichtigen sind als integrative Bestandteile des Forschungsprozesses die Kontextualität der Forschung, die Subjektivität der befragten Menschen – oder auch der zu analysierenden Medien – sowie die Subjektivität der Forschenden selbst (Reuber und Pfaffenbach 2005: 107). Damit sind aber auch die Ergebnisse von Forschung nicht mehr als absolut zu betrachten, sondern vielmehr als kontingent. In der geographischen Forschung finden sich sozialkonstruktivistische Ansätze vor allem in der Kultur- und Sozialgeographie: Die Wurzeln der deutschsprachigen Kultur- und Sozialgeographie gründen nach Werlen in den Arbeiten von Hans Bobek und Wolfgang Hartke. Während im Zentrum der Sozialgeographie Bobeks die kulturlandschaftsprägenden Lebensformen bestimmter sozialer Gruppen standen, ging es Hartke um die Landschaft als unabhängige Variable, die soziales Handeln formt. Karl Ruppert und Franz Schaffer – als prominenteste Vertreter der Münchener Schule – ver-

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standen die Sozialgeographie in Fortführung insbesondere des Ansatzes von Bobek als Wissenschaft von räumlichen Organisationsformen und raumbildenden Prozessen der Daseinsgrundfunktionen (vgl. Werlen 2000: 82 f.). In Überwindung des in der strikten Anwendung der Daseinsgrundfunktionen angelegten – der Länderkunde vergleichbaren – Schematismus erfolgte, ausgelöst durch den cultural turn Ende der 1980er, eine Weitung der Annäherung an Räume im Hinblick auf ihre soziale, technische und gesellschaftliche Konstruiertheit. Helmut Klüter griff 1986 mit Raum als Element sozialer Kommunikation als erster in der deutschsprachigen Geographie konsequent auf einen konstruktivistischen Raumbegriff zurück. Er richtete den Blick darauf, „wie in verschiedenen, funktional getrennten sozialen Systemen […] Räume zu Elementen einer sozialsystemspezifischen Kommunikation gemacht werden und […] welche Raumabstraktionen und kommunikationsrelevanten Raumbegriffe dabei von welchem System zu welchem Zweck produziert und reproduziert werden“ (Wardenga 2002b: o. S.). In diesem Sinne interpretiert auch Ansi Paasi 1986 mit The institutionalization of regions: a theoretical framework for understanding the emergence of regions and the constitution of regional identity Region als historischen Prozess, im Verlauf dessen räumliche Strukturen durch gesellschaftliches Handeln und Bewusstseinsprozesse zu einer Einheit erklärt werden. Die Positionen Klüters und Paasis erweiternd, erklärt Benno Werlen in dem dreibändigen Werk Sozialgeographie alltäglicher Regionalisierungen, erschienen 1995, 1997 und 2007, die durch alltägliche Handlungen von Subjekten vollzogenen Regionalisierungen und leistet damit die Einführung handlungstheoretischer Ansätze in die Sozialgeographie (Wardenga 2002a: 11). Die Sozialgeographie wirkt letztlich erst seit Ende der 1960er-Jahre in die Fachdidaktik hinein (Rinschede 2007: 104). Der Durchbruch insbesondere sozialkonstruktivistischer Ansätze erfolgte jedoch erst mit der prominenten Verankerung der Raumkonzepte in den Grundsätzen und Empfehlungen für die Lehrplanarbeit im Schulfach Geographie (DGfG 2002) und in den Bildungsstandards im Fach Geographie für den Mittleren Schulabschluss (DGfG 2006). Mit dem Übertrag des sozialkonstruktivistischen Ansatzes in die Vermittlungspraxis geht es auch im Rahmen von Geographieunterricht nicht länger darum, Handlungen oder Kommunikationen im Raum zu verorten, sondern Raum als Element von Handlung und Kommunikation zu fassen (Wardenga 2002b). Um das didaktische Potential dieses Ansatzes herauszustellen, erläutert Wardenga am Beispiel von medial verbreiteten Selbstdarstellungen von Tourismusgebieten, welche an der Haltung handlungszentrierter Sozialgeographie ausgerichteten, unterrichtlichen Fragestellungen differenzierte Antworten auf die in den Empfehlungen für die Lehrplanarbeit skizzierten aktuellen gesellschaftlichen Probleme möglich

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machen (ebd.). Übertragen auf die mediale Berichterstattung über globale Mensch-Umwelt-Probleme könnten diese lauten: Wie werden einzelne Regionen hinsichtlich ihrer Resilienz bzw. Vulnerabilität dargestellt? In welchem Verhältnis stehen Mensch und Umwelt in bestimmten räumlichen Kontexten zueinander? Wer stellt bestimmte Regionen wie dar? Welche Strategien werden damit verfolgt? In welchem Zusammenhang stehen die Darstellungen mit den vorgesetzten Zwecken, dem angesprochenen Adressatenkreis und den gesellschaftlichen Diskursen im Umfeld von globalen Mensch-Umwelt-Problemen? Was bedeutet es, wenn in der medialen Berichterstattung raumbezogene Sprache und Visualisierungen eingesetzt werden? Wie werden durch raumbezogene Sprache und Visualisierungen neue räumliche Entitäten aufgebaut? Wie wirken Verknüpfungen von bestimmten Räumen mit bestimmten klimawandelbezogenen (Umwelt-)Phänomenen auf ein globales Kräftegleichgewicht? Ausgehend von einer solchen Analyse werden – z. B. bezugnehmend auf Werlens Ansatz einer handlungszentrierten Sozialgeographie (Werlen 1997) – Vermutungen darüber möglich, für welche Handlungen bestimmte mediale Kontexte die bestimmenden Elemente der Situation darstellen. Durch die der sozialkonstruktivistischen Perspektive zugrunde liegende Annahme, dass die Wirklichkeit, die man zu erkennen glaubt, immer eine konstruierte ist, wird das Subjekt herausgefordert anzuerkennen, dass es immer auch eine alternative Sichtweise gibt. Es muss sich in einer kontingenten Welt zurechtzufinden. Das bedeutet, das Individuum organisiert und konstruiert sein Wissen nicht mehr nach dem Prinzip der Wahrheit, sondern nach dem der Viabilität, also danach, wie das von ihm Wahrgenommene an seine bisherigen Wirklichkeitskonstruktionen anknüpft (Schüßler 2005: 90). Durch eine geographieunterrichtliche Auseinandersetzung mit den epistemologischen Konsequenzen einer sozialkonstruktivistischen Perspektive können Denkprozesse angestoßen werden, die Lernende dazu befähigen, sich selbst und ihrer Umwelt gegenüber eine reflexive Haltung einzunehmen und nicht zuletzt ihr eigenes Handeln sowohl in seiner äußeren Bedingtheit als auch in seiner potentiellen Raumwirksamkeit zu begreifen. Es sei jedoch angemerkt, dass das Hervorheben der besonderen Anschlussfähigkeit des handlungszentriert-sozialgeographischen Raumkonzepts nicht bedeutet, dass andere Raumperspektiven im Rahmen einer medienreflexiven Umweltbildung keine Relevanz haben können oder sollen. Im Gegenteil erscheint es erst dann möglich, Probleme des globalen Wandels umfänglich zu verstehen, wenn sie aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet werden. Dennoch besteht die besondere Stärke des dargestellten Ansatzes in der Forderung und Förderung der Lernenden hinsichtlich der Übernahme einer (selbst-)reflexiven Perspektive.

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Somit sei in Anerkennung des Potentials einer sozialkonstruktivistischen Haltung im Kontext einer medienreflexiven (geographischen) Umweltbildung das didaktische Anliegen dieser Arbeit entfaltet: Durch die Transformation wissenschaftlicher Erkenntnisse bezüglich globaler Problemfelder zu medialen Großereignissen werden diese mit Bedeutungen aufgeladen und gezielt meinungsbildend eingesetzt. Eine theoretisch wie methodisch gegenwartsbezogene geographische Bildung kann Lernende darin unterstützen, dieser Situation ausgestattet mit einer inhaltlich wie methodisch fundierten Reflexions- und Handlungskompetenz als mündige Subjekte (selbst-)bewusst, reflektiert und verantwortungsvoll entgegenzutreten. Dies gelingt, wenn das Moment der Reflexion sowohl auf die Art und Weise des Umgangs mit den herangezogenen Medien der Vermittlung angewendet wird als auch auf das verhandelte Problemfeld selbst. Zur Unterstützung der reflektierten methodischen Annäherung an visuelle massenmediale Kommunikation über den anthropogenen Klimawandel wird im Rahmen dieser Arbeit ein polyperspektivisches Analyseinstrument entwickelt, das sich in seiner Konzeption auf unterrichtliche Arbeit am visuellen Medium übertragen lässt. Für die inhaltliche Auseinandersetzung mit globalen Problemen wird ausgehend von der begründet angenommen Bedeutung von NaturVorstellungen für umweltbezogenes Handeln eine Matrix entwickelt, die es auch Schülerinnen und Schülern ermöglicht, medial vermittelte Natur-Vorstellungen als Produkt intentionaler Bildgebung zu erkennen.

2

Bilder als Momente von Raumproduktion

In der Geographie wurden über lange Zeit Forschungsinteressen vor allem dinglich bestimmt, heute dominieren kritisch-reflexive Perspektiven viele fachliche Debatten – dies gilt im Besonderen für den Umgang mit Bildern und Bildlichkeit. Scheint es auf den ersten Blick plausibel, das „geographische Bild“ über den abgebildeten Gegenstand zu bestimmen – wie es über lange Zeit in der Geographie auch gängige Praxis war –, zeigt sich auf den zweiten Blick, bei dem das Bild in seinem kommunikativen Zusammenhang erfasst wird, dass visuelles Material kaum als genuin geographisch betrachtet werden kann (Miggelbrink und Schlottmann 2009: 190 f.). Vielmehr bestimmt die Art und Weise des geographisch gerichteten Blickens auf ein Bild, was in diesem in Bezug auf gesellschaftliche Raumverhältnisse erkannt wird. Dies gilt z. B. für Bilder, die durch eine erdräumlich-landschaftliche Bildsprache eine realräumliche Verortung erzeugen, oder für Bilder, mit deren visuellen Registern räumliche Ordnungen illustriert, definiert und kommuniziert werden (Miggelbrink 2009: 192). So sind Visuelle Geographien – wie sie seit nunmehr über zehn Jahren in der geographischen Forschungslandschaft sichtbar werden – als Geographien der Praxis zu verstehen, die sich im Moment des Abbildens bzw. der Bildbetrachtung ereignen, wenn Bildliches als Weltordnungsbeschreibung verstanden wird. (ebd.: 199). Diesem Ansatz folgt auch die vorliegende Arbeit. In diesem Kapitel wird zunächst rekonstruiert, wie sich die fachwissenschaftliche und parallel auch die fachdidaktische Auseinandersetzung mit Bildern von der Produktion bzw. Selektion raumbezogener Bilder hin zur Reflexion von bildlichen Raumproduktionen verschoben hat (vgl. Kapitel 2.1). Dabei ist diese Entwicklung in engem Zusammenhang mit gesamtgesellschaftlichen Veränderungsprozessen zu sehen, welche – mit besonderem Einsatz seitens der Bildwissenschaften – eine sowohl theoretisch als auch methodologisch bzw. methodisch geführte Debatte über einen adäquaten wissenschaftlichen Umgang ausgelöst haben. Aus dem Feld der artikulierten Positionen sticht jene des Kommunikati-

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onswissenschaftlers Klaus Sachs-Hombach hervor, da dieser – im Bemühen um einen polyperspektivischen Zugang zu bildlicher Bedeutungserzeugung – einen phänomenologische und semiotische Theorien integrierenden Ansatz vorlegt. Dieser wird nachfolgend vorgestellt (vgl. Kapitel 2.2). Da Sachs-Hombach bislang in einer methodischen Konkretion noch vage geblieben ist, schließen sich Überlegungen zu möglichen und Überblicke zu bereits praktizierten Bildzugängen an, die in der Konzeption eines phänomenologisch-semiotischen Analyseinstruments münden (vgl. Kapitel 2.3).

2.1 BILDER IN GEOGRAPHISCHER FORSCHUNG UND VERMITTLUNG Die Betrachtung der Geographie als bildgenerierende wie bildanwendende Disziplin steht in einer langen Tradition (Thornes 2004: 787): Karten, Fotografien oder auch Grafiken sind gleichsam Produkte und Gegenstände von geographischer Forschung und Lehre. Diese Bilder sind somit Vehikel der inner- wie interund transdisziplinären Kommunikation, aber auch jener zwischen Wissenschaft und Gesellschaft. Die Erscheinung dieser Bilder und der Umgang mit ihnen haben sich in der Zeit seit der Konstitution der Geographie als akademische Wissenschaft mehrfach verändert. Dass und in welcher Qualität diese visuellen Repräsentationen geographischer Gegenstände Hinweise auf die Verfasstheit der Disziplin liefern, zeigt sich, wenn man die Praktiken der Bildgebung und des Blickens auf Bilder und damit einhergehende Visualitätsregime in ihrem jeweiligen zeitlichen Zusammenhang betrachtet (Michel 2015: 209). 2.1.1 Landschaftsbilder, Anschauungsbilder, Charakterbilder Die Landschaft als Gegenstand der klassischen Geographie konstituierte sich aus dem vom Individuum visuell wahrnehmbaren Ausschnitt der Erdoberfläche (Jahnke 2012b: 4). Das Landschaftsbild war zugleich das, was sich dem sehenden Auge in Anbetracht der Landschaft zu erkennen gab, zugleich aber auch die malerische Notation desselben. Die im Überschneidungsbereich von Wissenschaft und Kunst entstandenen Gemälde können als Schlüssel zur Blick-Logik der Geographie betrachtet werden (ebd.). Alexander von Humboldt dienten Bilder in Form von Skizzen und Zeichnungen, um Beobachtungen „aus dem Feld“ zu dokumentieren und kommunizierbar zu machen. Bekannte Beispiele hierfür sind die zahlreichen im Rahmen von Expeditionen entstandenen Profilzeichnungen von Gebirgs- bzw. Berglandschaften, die Humboldt später in Form von Kup-

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ferstichen vervielfältigen ließ. Die Kunstwissenschaftlerin und Medientheoretikerin Birgit Schneider zeigt an einer, nach Stand der Forschung nicht in einen Kupferstich überführten, Skizze aus dem Nachlass Humboldts von ca. 18201830, wie das visuelle Denken und das Interesse Humboldts an neuen grafischen Methoden zum zentralen Gelingensmoment der geographischen Erforschung und Darstellung von Welt als ökologischem System wurde (vgl. Schneider 2013a). Die Skizze, in welcher Humboldt klimageographischen Überlegungen bezüglich der weltweit unterschiedlich hohen Schneegrenzen in Gebirgen nachgeht, zeigt die Profilansicht einer Gebirgskette, bestehend aus fünf Bergen. Die Gipfel sind jeweils beschriftet und weisen Zahlenwerte auf. Drei Achsen flankieren die skizzierte Gebirgskette jeweils an den Seiten und unten. Aufgrund der schweren Lesbarkeit der Handschrift Humboldts ist eine inhaltliche Entschlüsselung zunächst kaum möglich. Doch gerade der unfertige Charakter des Diagramms eröffnet Einblicke in den „den epistemischen Stellenwert zeichnerischer Praktiken“ im Werk Humboldts (ebd.: 26). Das Landschaftsbild als bildliche Fassung der Erscheinungsform eines sinnlich erfassbaren Raumausschnitts ist seit der frühen wissenschaftlichen Geographie zentraler Bestandteil geographischer Reflexion (Jahnke 2012b: 4); gleichermaßen ist es auch in geographische Vermittlungskontexte eingebunden, denn die frühe geographische Bildung begreift ihre Betrachtungsgegenstände selbst als Bilder (ebd.). Mit Erstarken einer Anschauungspädagogik, verstanden als primär sinnlich-visuell erfahrbarer Unterricht, wurde im 19. Jahrhundert die direkte Anschauung zur zentralen Quelle geographischer Bildung (ebd.: 5). Dabei reduzierte sich der Anschauungsbegriff nicht auf die visuelle Wahrnehmung der Umwelt, sondern war vielmehr „Mittel der Bildung innerer Anschauung“ (ebd.). Der Einsatz von Bildern ermöglichte die Veranschaulichung von geographischen Sachverhalten, welche der unmittelbaren Anschauung aufgrund von räumlicher Distanz o. ä. nicht zur Verfügung standen (Schultz 2015: 175). Neben dem landschaftlichen Bild fand auch die Karte als geographisches Bild ihren Einsatz in der Vermittlungspraxis (Jahnke 2012b: 5). Mit der Verbreitung der Geographie als Schulfach in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erfuhren sogenannte Charakterbilder zunehmende Verbreitung. Es handelte sich zumeist um Sammlungen von schriftlichen Aufzeichnungen und literarische Schilderungen erlebter Landschaft wie z. B. jene Alexander von Humboldts.

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2.1.2 Kartografische Rationalitäten, fotografische Illustrationen und Modelle Während den Landschaftszeichnungen und Profilskizzen Humboldts die besondere Wertschätzung der genauen Beobachtung als entdeckende und ästhetisch genießende Hinwendung zur Natur und ein Interesse an der Begegnung mit dem Unbekannten anzusehen ist (vgl. Nöthen und Jahnke 2017), verändert sich in Folge die Qualität der in geographischen Kontexten produzierten Bilder. Mit Erstarken des länderkundlichen Ansatzes im beginnenden 20. Jahrhundert verband Geographinnen und Geographen die Auffassung, dass „es eine (einseitige) Abhängigkeit des Menschen, seiner Kultur, Wirtschaft und Geschichte von den Naturbedingungen gebe“ (Freytag et al. 2015: 7). Diese geodeterministische Grundprägung äußerte sich auf Ebene der Visualisierung in Bildgebungen z. B. in Form von Karten, die auf Basis kartografischer Konventionen Räumen bestimmte Attribute zuwiesen, aber auch fotografischen oder malerischen Darstellungen konkreter Landschaften mit dem Ziel ihrer möglichst detailgetreuen Wiedergabe (Michel 2015: 212 f.). Ziel dieser Darstellungen – unabhängig von der Form ihrer konkreten Ausführung und Multiplikation – war die Produktion und Artikulation wissenschaftlicher Aussagen (ebd.: 214). Oft werden diese Visualisierungen ohne konkrete Bezugnahme dem wissenschaftlichen Text beigefügt und „illustrieren und stabilisieren damit das Geschriebene durch visuelle Korrespondenz und Verdopplung, ohne dass dies expliziert würde“ (ebd.). Darüber hinaus übernehmen insbesondere die Fotografien keine weitere epistemische Funktion, sondern zeigen vielmehr, was Lesende sehen würden, ständen sie selbst am Ort der Aufnahme. Zu einer erneuten Relevanzverschiebung kommt es mit zunehmendem Einfluss des raumwissenschaftlichen Paradigmas auf die Gegenstände und Praktiken geographischer Forschung in den 1950er-Jahren. Vor allem die Wirtschafts- und die Sozialgeographie suchen nach „Raumgesetzen der Gesellschaft“ (Freytag et al. 2015: 8). In einer Tradition abstrakt-analytischen Denkens und unter Verwendung neuer Möglichkeiten der Datenverarbeitung und -visualisierung entstehen zu dieser Zeit grafische Umsetzungen theoretischer Modelle zur Veranschaulichung vermeintlicher Gesetzmäßigkeiten (vgl. z. B. Christaller 1933). Die Bilder sind nicht Ersatz der „realen Begegnung“ sondern vielmehr Sichtbarmachung unsichtbarer Muster und Gesetze (Michel 2015: 218). In dieser fortbestehenden Neigung zur Visualisierung geographischer Sachverhalte zeigt sich, dass auch eine quantitativ-theoretisch ausgerichtete Geographie in einer Disziplintradition verhaftet bleibt, die ihre Erkenntnisse visuell kommuniziert (ebd.: 217).

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Mit dem Erkennen der Grenzen verbaler Beschreibungen von Raumausschnitten, wie sie die Charakterbilder darstellten, wurden auch in die unterrichtliche Vermittlung zunehmend illustrierende Bilder eingebunden. Bei diesen handelte es sich zunächst vor allem um gemalte Typenbilder, welche zumeist geographische Ideallandschaften zeigten (Jahnke 2012b: 7). Anhand dieser fiktiven Darstellung sollten idealtypische Ausprägungen geographischer Sachverhalte in raum-zeitlicher Einheit gezeigt werden. Die fehlende Abbildtreue scheint – aus didaktischer Perspektive – entbehrlich gewesen zu sein (ebd.: 8). Der neu aufkommenden Fotografie wurde hingegen über längere Zeit im Hinblick auf ihre Eignung für die unterrichtliche Vermittlung mit Skepsis begegnet (ebd.: 8 f.). Erst mit zunehmender Verbreitung und Etablierung der Fotografie in der Fachwissenschaft wurde diese auch als Medium unterrichtlicher Vermittlung akzeptiert. Der Übertrag der für die professionelle Herstellung geographischer Bilder geltenden Standards auf die Bildauswahl für den Unterricht leistete hierzu einen wesentlichen Beitrag (ebd.: 9). 2.1.3 Mental Maps Die seit Ende der 1970er-Jahre zunehmende Adaption verhaltenswissenschaftlicher Ansätze führt zu einer paradigmatischen Orientierung mit Blick auf spezifische Wahrnehmungen von Räumen durch Einzelpersonen oder Gruppen und eine aus diesen Wahrnehmungen resultierende räumliche Differenzierung von Welt (Wardenga 2002a: 10). Um unterschiedliches menschliches Verhalten in Räumen auf Basis der Wahrnehmung erklären zu können, wird auf das StimulusResponse-Modell der behavioristischen Psychologie zurückgegriffen. Im Fokus der Forschung stehen damit u. a. auch von Probanden hergestellte mental maps als Visualisierungen mentaler Vorstellungsbilder von Räumen (vgl. z. B. Lynch 1989 [1960]). In der Vermittlungspraxis stießen die wahrnehmungsgeographischen Ansätze auf große Resonanz. Die aus dieser Tradition heraus entwickelte Verfahrensweise des mental mapping diente in unterrichtlichen Kontexten zunächst als Instrument zur Erfassung lücken- oder fehlerhafter Raumvorstellungen. Erst im Kontext einer stärker sozialgeographisch ausgerichteten Schulgeographie wurde den zeichnerischen Protokollen ein Eigenwert beigemessen (Bagoly-Simó 2013: 189).

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2.1.4 Geovisualisierungen Jenseits paradigmatischer Strömungen haben technologische Entwicklungen der Bildproduktion und -verwendung insbesondere in den vergangenen zwei Jahrzehnten dazu geführt, dass neue Visualisierungen Einzug in die geographische Wissensproduktion gehalten haben: Neue Verfahren der Fernerkundung eröffnen die Möglichkeit, Raumausschnitte unterschiedlichen Maßstabs in hoher zeitlicher Auflösung zu erfassen. Durch die Möglichkeit der Verarbeitung raumbezogener Daten anhand von Geographischen Informationssystemen (GIS) hat vor allem die Raumplanung ein neues Instrument zur Umsetzung und Visualisierung von Raum- und Standortanalysen hinzugewonnen. Die Entwicklung von raumbezogenen Informationstechnologien und hier insbesondere von solchen, die durch ihre Nutzerinnen und Nutzer mit Informationen gespeist werden, ermöglichen einerseits, überall und zu jeder Zeit Informationen über den Zustand der Welt einzuholen; andererseits stellen sie für ihre Nutzerinnen und Nutzer ein Werkzeug dar, ihren eigenen Erfahrungen und Vorstellungen von Welt in Form von interaktiven Karten eine sichtbare Form zu geben. Aufgrund der rasanten Entwicklungen in der Visualisierungstechnologie erstarkte seit Beginn des 21. Jahrhunderts auch die Forderung nach einer Implementierung informationstechnischer Bildung in die schulische Lehre. Dies galt und gilt in besonderer Weise für das Fach Geographie, erreicht doch der Einfluss von Geoinformationen, mittlerweile weite Teile des gesellschaftlichen Lebens. Didaktische Ansätze der kritischen Kartografie fokussieren unmittelbar den konstruktiven Charakter von Geomedien, indem sie die Intentionalität bei der Produktion und Nutzung problematisieren und die Förderung einer Geomedienkompetenz fordern (Gryl und Schulze 2013). Dahinter steht die Überlegung, dass ein verantwortungsvoller Umgang mit Geoinformationen nur gelingen kann, wenn theoretische und technische Grundlagen der Technologie verstanden und reflektiert genutzt werden. 2.1.5 Visuelle Raumproduktionen Yi-Fu Tuan merkte noch 1979 im Hinblick auf seine wissenschaftliche Gegenwart an: „The impact of the visual media on the grasp of geographical reality has not received comparable critical attention“ (Tuan 1979: 413). Im Bewusstsein dieses Defizits lässt sich in Folge des seit den 1970er-Jahren im Diskurs der deutschsprachigen Geographie zunehmenden Einflusses handlungstheoretischer Ansätze ein grundsätzlich veränderter Umgang mit Bildlichkeit erkennen. Das Interesse gilt weniger der Produktion von Bildern als vielmehr deren metarefle-

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xiver Betrachtung hinsichtlich der durch sie vollzogenen Raumproduktionen. So werden z. B. im Kontext akteurszentrierter Forschung visuelle Konstruktionen von Regionen in der Tourismusbranche als machtvolles Handeln bei der Durchsetzung von Interessen untersucht (vgl. z. B. Müller und Backhaus 2007) oder aber die mediale Einflussnahme auf die Konstitution von Mensch-NaturVerhältnissen problematisiert (vgl. z. B. Schlottmann 2009). Zu Beginn der 2000er-Jahre deutet sich in der wachsenden Zahl an Publikationen – vornehmlich in der englischsprachigen Geographie – ein aufkommendes Interesse an Fragen zur Visualität von Geographie an (vgl. z. B. Sui 2000, Rose 2003, Driver 2003, Thornes 2004). Dennoch stellen Antje Schlottmann und Judith Miggelbrink auch 2009 noch fest, dass eine systematische Auseinandersetzung mit dem Bild als Medium kaum stattgefunden hat (Schlottmann und Miggelbrink 2009: 13). Zugleich markieren die Autorinnen aber mit ihrem Editorial des Themenheftes Visuelle Geographien der Zeitschrift social geography einen Wendepunkt im innerfachlichen Diskurs nicht nur in der deutschsprachigen Geographie. 1 Seit Ende der 2000er-Jahre zeigt sich in einer großen Zahl von Veröffentlichungen, die sich mit den (erkenntnis-)theoretischen Grundlagen (vgl. z. B. Miggelbrink 2009, Hasse 2015, Strüver 2015, Felgenhauer 2015) sowie deren methodologischen und methodischen Konsequenzen (vgl. z. B. Rose 2001, Dirksmeier 2007, Müller et al. 2007, Miggelbrink und Schlottmann 2009, Manz 2015, Wintzer 2015) befassen, dass zunehmend die Herausforderung einer systematischen theoriegeleiteten Auseinandersetzung mit Bildlichkeit gesucht wird. 2 In einem parallelen Prozess – durch zum Teil gleiche Akteure vorangetrieben – haben sich auch in der Geographiedidaktik handlungszentrierte Positionen entwickelt und etabliert. Bezugnehmend auf das Forschungsfeld der Visuellen Geographien argumentiert Holger Jahnke, wenn er unter Berücksichtigung medienpädagogischer und bildwissenschaftlicher Debatten dafür plädiert, im unterrichtlichen Einsatz „Bilder ‚geographisch‘ als Raumbilder zu verstehen“ (Jahnke 2011: 93) und so bei den Lernenden den Blick für den Unterschied zwischen Bild und Wirklichkeit zu schärfen. Im Bereich der reflexiven Auseinandersetzung mit Visualisierungen im Unterricht ist in den letzten Jahren eine Reihe von Publikationen erschienen, welche die Bandbreite von didaktischen Grundlagen (vgl. z. B. Jahnke 2011, Reuschenbach und Jahnke 2015, Schneider 2015, Rho1

Das Editorial ist sowohl in deutscher als auch in englischer Sprache erschienen.

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Selbstverständlich gibt es auch eine große Zahl empirischer Arbeiten, die in Teilen einen Beitrag zur Theorie- und Methodenentwicklung leisten. Da in den meisten Fällen der Fokus jedoch dem konkreten Fall gilt, werden in den folgenden Ausführungen Beispiele dort angeführt, wo sie Überlegungen zur Anwendbarkeit von theoretischen oder methodologischen Modellen konkretisieren.

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de-Jüchtern 2015) über methodische Zugänge (vgl. z. B. Dickel und Hoffmann 2012, Dickel 2015) bis hin zu konkreten unterrichtspraktischen Anregungen (vgl. z. B. Nöthen 2012, Plien 2012, Heinrich Schoch et al. 2015) abdeckt. In diesem bildtheoretisch bzw. bildwissenschaftlich fundierten Diskurs verortet sich die vorliegende Arbeit. Denn ausgehend von einem der Allgemeinen Bildwissenschaft entlehnten Bildbegriff des Bildes als wahrnehmungsnahem Zeichen wird zunächst ein methodisches Instrument zur Bildanalyse vor dem Hintergrund der visuell-geographischen Forschung theoretisch entwickelt. Dieses wird anschließend empirisch erprobt und auf sein Potential für eine unterrichtliche Adaption ausgelotet.

2.2 BILDER ALS „KOMMUNIKATIVE MEDIEN“ Die exemplarische – und damit zwangsläufig vereinfachende – Darstellung des Wandels im Umgang mit Visualisierungen in der Geographie lässt durchgehend eine Wechselbeziehung zwischen Erkenntnisinteresse einerseits und Bildproduktion und -anwendung andererseits erkennen. Der Einsatz von und die Auseinandersetzung mit Bildlichkeit werden gleichsam zum Spiegel von Strategien geographischer Wissensproduktion und -kommunikation. Die skizzierte Entwicklung der (human-)geographischen Debatte ist jedoch nicht losgelöst von einem gesellschaftlich übergreifenden, bildbezogenen Diskurs zu betrachten. Zwar stellten sowohl die Erfindung maschineller Verfahren der Bildreproduktion als auch die Entwicklung fotografischer Techniken einschneidende Ereignisse im gesellschaftlichen Umgang mit Bildern und Bildlichkeit dar; spätestens seit den 1990er-Jahren hat die bildmediale Durchdringung der Lebenswelt jedoch ein Ausmaß erreicht, das bis zur Beschwörung von kulturbedrohenden „Bilderfluten“ (Flusser 1997: 71 f.) bzw. „Bilderströmen“ (Belting 2007: 17) geführt hat. Die erkannte Notwendigkeit, diesen „Drohbildern“ theoretisch und methodisch gewappnet entgegenzutreten, ist zum Anlass einer mittlerweile breiten Debatte geworden. Mit der Interpretation von in kommunikative Prozesse eingebundenen Bildern als wahrnehmungsnahen Zeichen entwickelt Sachs-Hombach eine zunächst theoretische Perspektive, die geeignet erscheint, den durch „Fluten“ und „Ströme“ herangetragenen Bildern auf mehreren Ebenen der Bedeutungsbildung verstehend entgegenzutreten. Die theoretischen und methodischen Grundlagen dieser Perspektive werden im Folgenden erläutert.

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2.2.1 Bildtheoretische Perspektiven Der US-amerikanische Kunsthistoriker William John Thomas Mitchell prägte 1992 den Ausdruck pictorial turn (Mitchell 1992) zur Fassung für den von ihm beobachteten Prozess der Hinwendung der Kunstgeschichte zu einer Bildwissenschaft, die sich an der Materialität des Bildes orientiert. Durch ihre Verknüpfung mit sozialen und politischen Fragen erhält die Bildwissenschaft eine sozialwissenschaftliche Dimension. 3 Mitchell hält für seine Gegenwart fest, dass das Bild zu einem aktuellen Topos geworden ist, welcher nicht nur im Rahmen von Politik und Massenmedien, sondern gerade auch „in den allgemeinsten Reflexionen zur menschlichen Psychologie und zum menschlichen Sozialverhalten ebenso wie in der Struktur des Wissens selbst“ (Mitchell 2009: 321) eine besondere Rolle spielt. Mit dem pictorial turn, so die Literatur- und Kulturwissenschaftlerin Doris Bachmann-Medick, wird die Kunstwissenschaft unter Einbeziehung von Medientheorien zur Leitwissenschaft. Mit dieser Entwicklung wird verstärkt danach gefragt, „welche Fähigkeit Bilder und andere visuelle Erfahrungen haben, Wissen überhaupt erst zu formen“ (Bachmann-Medick 2006: 42). Statt um das direkte Erkennen gehe es zunehmend um ein Erkennen durch Bilder und Visualität und um ein Verständnis von Welt in Bildern sowie um spezifische Kulturen des Sehens und Blickens. Mit einem gegenüber dem pictorial turn leicht verschobenem Fokus prägt der Philosoph und Medienwissenschaftler Klaus Sachs-Hombach mit visualistic turn zu Beginn der 2000er-Jahre einen weiteren Begriff zur Bezeichnung einer Tendenz in der Bildforschung, die sich weniger auf die Bilderflut an sich als vielmehr auf eine von ihm so genannte „Unhintergehbarkeit des Bildhaften“ (Sachs-Hombach 2003: 10) bezieht. 4 Diesen etwas anderen Blick auf die Entwicklungen im wissenschaftlichen Umgang mit Bildlichkeit nimmt SachsHombach u. a. zum Anlass für die theoretische Gründung einer Allgemeinen Bildwissenschaft. Hierzu schlägt er die Betrachtung von Bildern als wahrnehmungsnahen Zeichen und ihre Erforschung im Verbund von wahrnehmungstheoretischen bzw. phänomenologischen und semiotischen Überlegungen vor (ebd.: 13). Dabei sind seine Ausführungen „von der Auffassung geleitet, dass […] eine Bildwissenschaft möglich ist, sofern es gelingt, einen gemeinsamen Theorierah3

Der Kunsthistoriker Gottfried Boehm prägte kurze Zeit später den Begriff iconic turn und bezeichnete damit eine wissenschaftliche Wende mit stärkerer Fokussierung der Eigenlogik des Bildlichen (vgl. Boehm 1994).

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Sachs-Hombach bleibt der Ausführung dessen, was er unter der Unhintergehbarkeit des Bildhaften versteht, vage und beschreibt diese als noch konkret zu formulieren (Sachs-Hombach 2003: 10) bzw. zu fassen (Sachs-Hombach 2008: 261).

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men zu entwickeln, der für die unterschiedlichen Disziplinen ein integratives Forschungsprogramm liefert“ (ebd.: 12) 5. So werden nachfolgend die aus der jeweiligen theoretischen Blickrichtung resultierenden Implikationen für eine empirische Annäherung beleuchtet, bevor anschließend das Potential einer synthetisierenden Zusammenführung beider Blickweisen herausgestellt wird. Phänomenologische Perspektive Das Wort Phänomenologie, etymologisch aus dem Altgriechischen stammend, setzt sich zusammen aus den Wortteilen Phänomen und Logos und bedeutet im ursprünglichen Wortsinn so viel wie Lehre von den Erscheinungen (Kluge und Seebold 2011: 583, 701). Dies deutet bereits darauf hin, dass es der Phänomenologie als erkenntnistheoretischer Haltung um die Ergründung des Wesens der Dinge auf Grund ihrer Erscheinung – nicht zu verwechseln mit ihrem äußeren Schein – geht. Als philosophische Strömung befasst sich die Phänomenologie mit der Bedeutung der Wahrnehmung von Erscheinungen oder auch Phänomenen – also einzelnen wahrnehmbaren Ereignissen – als Grundlage von Erkenntnisgewinnung. Die begrifflichen Wurzeln der Phänomenologie liegen im 18. Jahrhundert; das bis heute die Philosophie prägende phänomenologische Denkmodell geht zurück auf den Philosophen und Mathematiker Edmund Husserl. Kern des Husserl’schen Denkgebäudes ist die Annahme, dass jedes Bewusstsein durch eine Intentionalität – also die Gerichtetheit auf einen Gegenstand – ausgezeichnet ist (Hügli und Lübcke 2001: 489 f.). Aus dieser Annahme leitet sich die Beschreibung der Verknüpfung von unterschiedlichen Gegenständen mit bestimmten Arten von Bewusstseinsakten als Aufgabe der Phänomenologie ab (ebd.: 490). In den Werken Logische Untersuchungen (erschienen in zwei Bänden 1900 und 1901), Ideen zu einer reinen Phänomenologie und phänomenologischen Philosophie (erschienen 1913) und Cartesianische Meditationen (erschienen 5

Wiesing (2005) erweitert die Unterscheidung von lediglich zwei bildphilosophischen Strömungen, nämlich der Semiotik und der Phänomenologie, um die der Anthropologie. Ihm zufolge lassen sich in der gegenwärtigen Bildphilosophie drei fundierte Denktraditionen ausweisen: die anthropologische, die semiotische und die phänomenologische. Aus einer anthropologischen Tradition heraus werden Bilder als Artefakte des Menschen betrachtet, deren Herstellung spezifischer Fähigkeiten des Menschen bedarf (vgl. ebd.). Philosophisch interessant ist hier die besondere Betrachtung prinzipieller „Bedingungen und Möglichkeiten des Bildmachens“ (Jonas 1961: 35, zit. nach Wiesing 2005: 18). Dabei geht es in der anthropologischen Auseinandersetzung vor allem um die Fähigkeit des Subjekts zur Vorstellungsbildung als notwendiger Voraussetzung für eine Bildproduktion (ebd. 19).

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1931) entwickelt Edmund Husserl in einem Zeitraum von über 30 Jahren seinen Ansatz einer Phänomenologie als erkenntnistheoretischer Grundlegung jedweder Wissenschaft (Danner 2006: 136 ff.). Diesem selbstformulierten Anspruch stellt er sich, indem er mit der Phänomenologie eine Denkstrategie konzipiert, die ihre Aufmerksamkeit darauf richtet, „wie uns ‚Welt‘ in unserem Bewusstsein und Erleben gegeben ist und zwar im Hinblick auf Wesensstrukturen“ (ebd.: 140, Hervorhebungen im Original). Mit dem Begriff des Wesens fasst Husserl das einem Phänomen innewohnende Invariante, das Unveränderliche (ebd.: 148). Husserl legt zudem den Grundstein für eine phänomenologische Bildtheorie, welche mit der hier verfolgten phänomenologischen Blickweise in ihren Ansätzen nachvollzogen wird. Er entfaltet seine Position aus der Annahme heraus, dass ein Gegenstand, der dem Bewusstsein zur direkten Anschauung zur Verfügung steht, als Phänomen, also als eine unmittelbare Erscheinung gegeben ist. Eine solche Erscheinung gilt es nach Husserl in ihrer Spezifizität wahr- und damit auch ernst zu nehmen, bevor sie abstrakt begrifflich gefasst wird (Husserl 1986). Einsichten über betrachtete Phänomene sind nach Husserl nur dann zu erreichen, wenn sie zuerst – ausgehend von der sinnlichen Wahrnehmung – als Bewusstseinsakt und nicht gleich wissenschaftlich-analytisch beschrieben werden (Ruffing 2006: 233). Wendet man sich also mit einer phänomenologischen Grundhaltung dem Bild zu, so wird dieses sowohl als Gegenstand als auch als Abbild bedeutsam (Müller 2003: 133). Beide Perspektiven gilt es in Kürze im Sinne Husserls zu umreißen. Nach Husserl wird ein Bild zum Gegenstand, wenn es als solches von einem sehenden Betrachter aufgefasst wird. Geht man hingegen davon aus, dass der Betrachter, der den Bildträger anschaut, in erster Linie das im Bild Dargestellte sieht, wird dieses zu einem Abbild und kann als eine Form „artifizieller Präsenz“ (Wiesing 2005: 31) interpretiert werden. Die mit dieser Form der Ansicht eng verbundene innerliche Repräsentation spielt vor allem „für die ästhetische Bildbetrachtung eine Rolle, denn mit ihr ‚schauen wir uns in das Bild‘ und in das Sujet hinein und dieses Sich-Hineinschauen, Sich-Einleben und SichHineinphantasieren bildet den Grundakt der Husserl’schen Ästhetik“ (Kapust 2009: 258). Husserl unterscheidet bei der Betrachtung eines physischen Bildes zwischen dem darstellenden Material (= Bildträger), dem abgebildeten realen Objekt (= Bildsujet) und der im Bild sichtbaren Darstellung des Bildsujets (= Bildobjekt) (Husserl 2004 [1893-1912]: 349 ff.). Bei einer phänomenologischen Bildbetrachtung nach Husserl werden alle drei Aspekte von Bildlichkeit mehr oder weniger getrennt voneinander in den Blick genommen. Der Bildträger ermöglicht es, ein Bild als Gegenstand von seiner Umgebung abzugrenzen und ist dafür verantwortlich, dass das Bild als Einheit wahrgenommen wird. Das Bildsujet ent-

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spricht dem intendierten Objekt und kann damit als eine mentale Referenz interpretiert werden. Die Darstellung selbst interpretiert Husserl als Bildobjekt, das im Bild sichtbar wird und gibt ihr damit einen eigenständigen ontologischen Status (Wiesing 2005: 30). Die Ausdifferenzierung der drei Betrachtungsebenen, wie Husserl sie vornimmt, bildet den Ausgangspunkt für die Entwicklung eines analytischen Bildzugangs durch seinen Schüler Maurice Merleau-Ponty, welcher zudem den Akt des Sehens in der Bedeutungsentstehung berücksichtigt. Dieser greift Husserls Ansatz in Phénoménologie de la perception von 1945 auf und führt ihn in einer Weise weiter, der den Akt des Sehens als performativ interpretiert (MerleauPonty 1974 [1966]). Merleau-Ponty widmet sich der Rolle des Sehens für die menschliche Erfahrung und Wahrnehmung (Müller 2003: 134). Ausgangspunkt der Betrachtungen Merleau-Pontys ist das Werk des Malers Paul Cézanne, der malerisch als einer der vier „patres“ (Hofmann 1966: 217) des 20. Jahrhunderts gilt. Er war maßgeblich an der Entstehung des Impressionismus beteiligt, von dem er sich jedoch im Laufe der Zeit distanzierte (ebd.: 218). Wesentlich für die Arbeitsweise Cézannes ist die Auseinandersetzung mit der Naturerscheinung (ebd.). Der bildnerische Zugang, den er wählt, orientiert sich nicht an einer mimetischen Abbildhaftigkeit. Vielmehr entwickelt er einen bildnerischen Realismus, welcher das Erleben im Moment des Wahrnehmens selbst zum Gegenstand der Darstellung werden lässt. Dahinter steckt mehr als das bloße Bestreben „flüchtige […] Wirklichkeitseindrücke zu verfestigen“ (ebd.: 219), wie Hofmann ein charakteristisches Merkmal der impressionistischen Malweise beschreibt. Cézanne geht es nach Hofmann vielmehr darum, „die Dichte der Form in gewaltlose Übereinstimmung mit der definitorischen Strenge ihrer Gegenstandsaussage [zu] bringen“ (ebd.: 223). Merleau-Ponty schätzt an der Malerei Cézannes das von Hofmann umschriebene urteilsfreie Schöpfen aus unverarbeiteten Sinneserfahrungen (Müller 2003: 134). Denn für Merleau-Ponty ist nicht der Leib Gegenstand des Bewusstseins, sondern der Körper, der die Welt um sich herum entwirft und damit zum eigentlichen Subjekt der Wahrnehmung wird (Ruffing 2006: 234). So sind das Sehen und die körperlichen Vorgänge während des Sehens für Merleau-Ponty maßgeblich für die Erforschung der Bedeutung des Visuellen für die Wahrnehmung (Müller 2003: 135), sind doch die Möglichkeiten dessen, was man erblicken kann, durch den Körper, seine Haltung und Bewegung bedingt (ebd.). Die auf Merleau-Ponty zurückgehende phänomenologische Tradition ist stark subjektzentriert und fokussiert den durch das Sehen und die Sichtbarkeit möglichen Erkenntnisprozess (ebd.). Die Berücksichtigung des Sehaktes im Hinblick auf das Zustandekommen von Erkenntnis wie sie bei Husserl angelegt und von Merleau-Ponty weiterge-

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führt wird, ist im Rahmen dieser Arbeit zentral, geht es doch unter anderem darum, aufzuzeigen, inwiefern das Betrachten von Medienbildern – ausgehend sowohl von Praktiken des Sichtbarmachens als eben auch des Sehens selbst – Einfluss auf die Konstitution geographischer Wissensbestände nimmt. Da der Bildbegriff Merleau-Pontys jedoch vor allem durch die Auseinandersetzung mit der Malerei geprägt ist, ist sein Ansatz vor allem als Zugang zum Verstehen künstlerischer Schaffens- und Selbstfindungsprozesse geeignet und weniger für die Betrachtung nicht-künstlerischer Bilder (ebd.). So wird im Rahmen dieser Arbeit der Ansatz Husserls als Möglichkeit weiterverfolgt, die Wesensstrukturen des zu analysierenden Bildmaterials denkend zu rekonstruieren. Semiotische Perspektiven Die Semiotik – auch Zeichentheorie – ist in ihren Ursprüngen ein philosophischsprachwissenschaftlicher Theorieansatz, der von den Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften bereits seit längerem adaptiert wird. Gegenüber anderen sprachwissenschaftlichen Ansätzen zeichnet sich die Semiotik durch einen weiter gefassten Zeichenbegriff aus, der neben der Sprache auch andere menschliche Ausdrucksmittel, z. B. Bilder, einschließt (ebd.: 159). Die Ursprünge semiotischer Theoriebildung gehen auf Ferdinand de Saussure und Charles Sanders Peirce zurück. Saussure betrachtet das Zeichen als Grundeinheit von Sprache. Ihm zufolge bezeichnet ein Zeichen dann, wenn es mit einem Vorstellungsbild verknüpft ist und sich zu gleich auf konkrete Dinge beziehen lässt. Seine Erkenntnis manifestiert sich in der Beschreibung eines Zeichens als zusammengesetzt aus dem Bezeichneten (signifié = Konzept oder Vorstellungsbild) und dem Bezeichnenden (signifiant = Laut oder Bild, das auf ein Bezeichnetes verweist) (Saussure 1967 [1907-1911]). Peirce hingegen steht für die Loslösung des Zeichenbegriffs von seiner engen Bindung an die Sprache. Diesen entwickelt er im Rahmen seiner Pragmatismus-Vorlesungen 1903 (Peirce 1976). Peirce greift zur Beschreibung des Zeichens als vermittelndem Medium auf das Modell eines Dreiecks zurück. Dabei fokussiert er auf die Beziehung des Zeichens – Peirce spricht hier vom Zeichenmittel – zum Objekt, welches es repräsentiert und dem Interpretant, der Bedeutung des Zeichens im Bewusstsein des Interpreten. Damit wird neben der Bedeutung des Zeichens auch dessen Beziehung zum bezeichneten Objekt zum Analysegegenstand der Semiotik. Während nach dem Saussure’schen Verständnis Zeichen Ideen eines wie auch immer gearteten Urhebers ausdrücken und somit eingebunden sind in ein System von Sender und Empfänger, ist der Ansatz von Peirce auch auf Phänomene anwendbar, die keinen Sender im engeren Sinne haben und damit deutlich variabler in der Anwendung (Eco 1994: 30). Auf Grundlage des von Peirce entwickelten

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Zeichenmodells und den diesem eingeschriebenen Beziehungen zwischen Zeichenmittel, Objekt und Interpretant leitet Charles William Morris die drei Dimensionen der Semiose ab: Syntaktik, Semantik und Pragmatik (Morris 1972 [1938]: 23). Die formale Relation der Zeichen zueinander entfaltet sich entlang der syntaktischen Dimension. Die semantische Dimension fokussiert auf die Beziehung von Zeichen und jenen Gegenständen, auf die sie anwendbar sind. Die Untersuchung des Verhältnisses von Zeichen und Interpret zielt schließlich auf die pragmatische Dimension des Zeichenprozesses. Der Philosoph Roland Barthes richtet in seinem Essay Rhetorik des Bildes von 1964 (Barthes 1990b: 28 ff.) erstmals den Blick auf Bilder als kommunikative Zeichensysteme. Im Titel des Essays deutet sich jedoch an, dass Barthes noch vor einem linguistischen Hintergrund über die kommunikative Bedeutsamkeit von Bildern reflektiert. Hier geht Umberto Eco einen Schritt weiter. In seiner Einführung in die Semiotik stellt er die Frage, ob und unter welchen Umständen auch Bilder Zeichen sind bzw. sein können (Eco 1994: 20 ff.). Zur Beantwortung dieser Frage greift er im Kapitel zur Semiotik visueller Codes das semiotische Dreieck von Peirce zwar auf, distanziert sich jedoch zugleich von einer ausschließlich linguistischen Interpretation von Zeichen (ebd.: 197 ff.). Er appelliert an die Autonomie der Semiotik gegenüber der Sprachwissenschaft und fordert die Entwicklung von autonomen Kategorien zur Bezeichnung von „Kommunikationstatbeständen“ (ebd.: 197). Der Anglist und Semiotiker Winfried Nöth knüpft an diese Überlegungen Ecos an und bestimmt die möglichen Fassungen eines Zeichenbegriffs im Kontext der programmatischen Beschreibung einer Bildsemiotik (Nöth 2009): Er unterscheidet einen engeren und einen weiteren Zeichenbegriff: Im Sinne eines enger gefassten Zeichenbegriffs gelten nur solche Bilder als Zeichen, die etwas abbilden und damit etwas repräsentieren. Für diese Konzeption von Zeichen muss jedoch der Begriff der Repräsentation als kognitiver Prozess einer gegenwärtigen Bezugnahme auf frühere Kognitionen jeglicher Art gefasst werden (ebd.: 236). Ein weiter gefasster Zeichenbegriff basiert hingegen auf der Annahme, dass es keine Bilder gibt, die keine Zeichen sind (ebd.: 236). Geht man – vor dem Hintergrund des Erkenntnisinteresses dieser Arbeit – von einem engeren Zeichenbegriff aus, offenbart sich das besondere Potential semiotischer Betrachtung von Bildern darin, dass diese im Moment einer Bedeutungsschreibung nicht ausschließlich auf ihre sichtbare Erscheinung begrenzt sind – im Gegenteil hebt Nöth hervor, dass Bilder durch eine sprachliche Einbettung eine veränderte oder auch ergänzende Bedeutung bzw. Bedeutsamkeit erhalten können (Nöth 2012: 300). Exemplarisch führt er die kommunikative Überlegenheit von visueller gegenüber sprachbasierter Kommunikation an, wenn

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es darum geht, Raumsituationen wiederzugeben: „Pictures, by contrast, are superior to verbal communication when spatial configurations have to be represented. An architectural plan, for exampIe, cannot be very well translated into words, and it is difficult to convey the appearance of an unknown person by means of words only“ (ebd.). Scheint sich hier Nöth vor allem auf eher planerische Zeichnungen bzw. kartografische Darstellungen zu beziehen, lässt sich das Argument aber in vergleichbarer Weise auf Bilder übertragen, die komplexe Geschehnisse und Raumsituationen wie soziale Interaktionen oder Schäden in Folge eines Naturereignisses fotografisch abbilden. Die im ersten Absatz vollzogene Unterscheidung der drei Zeichendimensionen Syntaktik, Semantik und Pragmatik ist dabei wesentlich für die Schrittfolge des dem empirischen Teil dieser Arbeit zugrunde liegenden Analyseinstruments. Sie wird im Rahmen von dessen theoretischer Konzeption auf die spezifischen Kennzeichen visueller Zeichen übertragen, wie sie im zweiten und dritten Abschnitt näher bestimmt wurden. In der die Semiotik kennzeichnenden Fokussierung auf das intentionale Zu-Sehen-Geben wird der zentrale Unterschied zur Phänomenologie offenbar. Phänomenologisch-semiotische Perspektive Die beiden zuvor skizzierten theoriegeleiteten Blickweisen auf Bilder zeigen, dass und wie Phänomenologie und visuelle Semiotik den Sehakt bzw. den Akt des Zu-Sehen-Gebens in der Reflexion des Prozesses der Erkenntnisgewinnung berücksichtigen. Sachs-Hombach führt diese in seinem Verständnis von Bildern als wahrnehmungsnahen Zeichen zusammen. Die Verschränkung von Wahrnehmungs- und Zeichenaspekten impliziert dabei ein Verständnis von wahrnehmungstheoretischen und semiotischen Denktraditionen als Ansätze mit unterschiedlicher Schwerpunktsetzung, nicht als sich gegenseitig ausschließende Theorien (Sachs-Hombach 2003: 87). So betrachtet Sachs-Hombach einen Gegenstand – respektive ein Bild – als wahrnehmungsnahes Zeichen, sofern ihm auf Grundlage einer gewissen Wahrnehmungskompetenz seitens der oder des Rezipierenden ein wie auch immer gearteter Inhalt zugewiesen wird. Der Begriff der Wahrnehmungsnähe ist in diesem Zusammenhang insofern relevant, als er darauf hinweist, dass für die Interpretation ikonischer Zeichen 6 eine Wahrnehmungskompetenz konstitutiv ist und die Struktur des Bildträgers Hinweise auf die Bedeutung beinhaltet (ebd.: 88). Dies gilt in besonderer Weise für darstellende Bilder mit einem relativ hohen illusionistischen Grad, wie Fotografien. Zwar 6

Sachs-Hombach wählt diesen Begriff bezugnehmend auf die Typologie von Peirce, der ikonische, indexikalische und symbolische Zeichen unterscheidet (vgl. Peirce 1976: 362).

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muss der Rezipient das Bild als Zeichen und somit als Repräsentation verstanden haben, dennoch kann er zur Bestimmung von Inhalt und Bedeutung auf alltagsweltliche Erfahrungen von Gegenstandswahrnehmung zurückgreifen (ebd.). Bildwahrnehmung lässt sich also damit charakterisieren, dass sowohl ein Bildträger als physisch-materielles Bild als auch auf dessen Oberfläche ein Bildsujet wahrgenommen wird (ebd.: 92). 7 Betrachtet man nun Bilder als Zeichen, so bestehen sie – folgt man Sachs-Hombach – im semiotischen Verständnis aus einem Bildträger, einem Bildinhalt und einem Bildreferenten (ebd.: 80). Beim Bildträger handelt es sich um den physischen Gegenstand, der betrachtet und dem aufgrund seiner sichtbaren Beschaffenheit eine Inhaltlichkeit zugeschrieben werden kann. Was ein Bild zeigt, wird als Bildinhalt bezeichnet. Der Bildreferent ist schließlich das, worauf sich das Bild bezieht. In dieser Differenzierung der Bildebenen sind für die visuelle Semiotik die der Zeichenhaftigkeit der Bilder im Prozess der Produktion eingeschriebenen Bedeutungen relevant, die den Fokus verstärkt auf das Moment der Repräsentation und damit auf Praktiken des ZuSehen-Gebens und deren Einfluss auf die Konstitution von (geographischem) Wissen richten. Um sich Bildern als wahrnehmungsnahe Zeichen in wissenschaftlich angemessener Weise nähern zu können, fokussiert Sachs-Hombach seine Aufmerksamkeit auf externe gegenständliche Bilder und schließt „Phänomene wie mentale Bilder oder sprachliche Bilder“ (ebd.: 74) zunächst einmal aus der Betrachtung aus. Ausgehend von dieser engen Begriffsbestimmung „lassen sich [Bilder] als artifiziell hergestellte oder bearbeitete, flächige und relativ dauerhafte Gegenstände charakterisieren, die in der Regel innerhalb eines kommunikativen Aktes zur Veranschaulichung realer oder auch fiktiver Sachverhalte dienen“ (ebd.). 8 Sachs-Hombach hebt damit hervor, dass mit jenen Bildern, um die es ihm geht, i. d. R. etwas zum Ausdruck gebracht, jemandem etwas gezeigt werden soll. Mit dieser Ausrichtung auf die besonderen Informations- oder auch Vermittlungsqualitäten scheint sich ein Verständnis von Bildern als quasisprachlichen Kommunikaten anzudeuten. Sachs-Hombach verwehrt sich jedoch dagegen, Bilder wie sprachliche Zeichen untersuchen zu wollen und fordert stattdessen explizit, die Eigenständigkeit des Bildhaften zu berücksichtigen (ebd.: 13), 7

Sachs-Hombach bezieht sich hier auf Richard Wollheim, der in Objekte der Kunst (im Original Art and its Objekts erschienen 1980) die Begriffe „Seeing-in“ für Bildwahrnehmung und „Twofoldness“ für das Sehen von etwas in etwas geprägt hat.

8

Was hier zunächst als Einschränkung erscheinen mag, ist Sachs-Hombach selbst bestrebt in der sukzessiven Entwicklung seiner Überlegungen soweit zurückzunehmen, dass sich sein Konzept schließlich auch auf einen deutlich weiter gefassten Bildbegriff anwenden lässt (Sachs-Hombach 2003: 74).

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da das Spezifische des Bildlichen eng an dessen Wahrnehmung gekoppelt sei. Die folgenden methodologischen Überlegungen schlüsseln nochmals auf, wie Bildern als wahrnehmungsnahen Zeichen unter Berücksichtigung ihrer einzelnen Bedeutungsebenen analytisch begegnet werden kann. 2.2.2 Bildwissenschaftliche Methoden in sozialwissenschaftlicher Adaption Was vorangehend für ein Verständnis von Bildern als wahrnehmungsnahen Zeichen ausgeführt wurde, hat methodologische Konsequenzen. Während die Phänomenologie die Bedeutung der konkreten Erfahrungswelt als Ausgangspunkt für ihre Theoriebildung betont (Ruffing 2006: 232), fokussiert die Semiotik auf Zeichen als Regelsystem für die Kommunikation innerhalb einer Gemeinschaft (Hügli und Lübcke 2001: 573). Aus diesen unterschiedlichen erkenntnistheoretischen Anliegen ergeben sich Konsequenzen für das Blicken auf Bilder. Während die Phänomenologie von den Sehenden im interpretierenden Umgang mit dem Visuellen ein „sinnliches Gegenwartsbewusstsein“ (Händler 2011: 12) fordert, das allerdings als Handwerkszeug nur schwer analytisch zu fassen ist, sind aus Sicht der Semiotik Bilder mit Hilfe eines erlernbaren Handwerkszeugs zu dekodieren. Dennoch soll gerade dies im Folgenden versucht werden: Die voneinander epistemologisch kategorial verschiedenen methodischen Ansätze von Phänomenologie und Semiotik – mit den drei ihr untergeordneten Analysedimensionen Syntaktik, Semantik und Pragmatik – werden hierzu zunächst in ihren jeweiligen Entstehungszusammenhang eingeordnet und das jeweils zentrale Erkenntnisinteresse herausgestellt. Sodann erfolgt jeweils der Blick auf den methodischen Kern und die blinden Flecken der jeweiligen Zugänge, bevor bisherige Adaptionen in den Gesellschafts- und Sozialwissenschaften vorgestellt werden. Phänomenologische Bildzugänge In den Grundlagenwerken zur qualitativen (Sozial-)Forschung wird die Phänomenologie durchgehend als zentrale erkenntnistheoretische Perspektive aufgeführt, die ein wahrnehmungsbasiertes individuelles Erleben als Grundstein jeglichen Erkennens betrachtet (vgl. z. B. Flick 2007, Hitzler und Eberle 2008, Lamnek 2005). Diesem epistemologischen Anliegen folgen auch die Ansätze der phänomenologischen Methode nach Husserl, die im Folgenden in ihren Grundzügen dargestellt wird.

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Phänomenologische Methode Husserl geht es mit der phänomenologischen Methode nicht um eine umfassende Beschreibung bestimmter Gegenstandsfelder, sondern um die gezielte Analyse einzelner Phänomene. Der Weg der Erkenntnis, wie ihn insbesondere Husserl denkt, führt hier von der gedanklichen Variation dessen, was durch das Phänomen in Erscheinung zu treten scheint, hin zu einer Reduktion auf das allen gedachten Variationen gemeinsame Wesen. Nach Husserl lassen sich unter Anwendung der phänomenologischen Methode drei aufeinander aufbauende Bewusstseinszustände im Hinblick auf ein zu untersuchendes Phänomen durchleben: das natürliche Bewusstsein, das phänomenologische Bewusstsein und das absolute Bewusstsein. Unter dem natürlichen Bewusstsein oder auch der natürlichen Einstellung versteht Husserl den geistigen Zustand, in dem das Ich sinnlich wahrnehmend der Welt begegnet (Husserl 1985: 131). Diese Begegnung mit der Welt beschränkt sich jedoch nicht auf die sinnliche Wahrnehmung, sondern schließt die emotional-soziale Ebene mit ein. Zur Fixierung des natürlichen Bewusstseins ist bei einer Umsetzung der Methode die Reflexion von Generalthesis und Intentionalität zu erbringen (vgl. Godina 2012). Mit Generalthesis bezeichnet Husserl die innere Verfasstheit des Bewusstseins des wahrnehmenden Individuums. Die Intentionalität hingegen beschreibt die Art und Weise, mit der das wahrnehmende Individuum sich einem Gegenstand zuwendet. Die präzise Beschreibung der Intentionalität des Bewusstseins ist Voraussetzung, um in eine größere Nähe zum Gegenstand zu treten und um die Korrelationsverhältnisse beleuchten zu können. Mit dem phänomenologischen Bewusstsein bezeichnet Husserl einen Zugang zur Welt, bei dem die Welt nicht einfach hingenommen, sondern in ihrem wesenhaften Kern erkannt wird. Dieses Bewusstsein ist durch die eidetische Variation und Reduktion des Gegenstandserlebens zu erreichen. In der eidetischen Variation wird die Intentionalität, also das BewusstseinGegenstands-Erlebnis, gezielt in seinen Möglichkeiten bzw. Korrelationen in der Phantasie weitergeführt. D. h., das gewählte/vorgegebene Phänomen wird zunächst definiert (Mayring 2002: 108). Anschließend wird das Phänomen in seinen unterschiedlichen Erscheinungskontexten verglichen, oder aber die Kontexte werden gedankenexperimentell variiert (ebd.). Dabei gilt es darauf zu achten, sich nicht in der Variation zu verlieren, sondern dem Wesen des Gegenstandes konsequent „nachzuspüren“, indem immer wieder das allen denkbaren Variationen innenwohnende Gemeinsame herausgestellt wird. Was dann invariant bleibt, gibt im Sinne der eidetischen Reduktion Hinweise auf das Wesen des Phänomens (ebd.: 109). In ihrer Reinform geht es der Phänomenologie in der letzten Stufe um das Erreichen eines „reinen Bewußtseins“ (Held, 1998a:143f., zit. nach Godina 2012: 45) und damit letztendlich um die Begründung einer neuen Philo-

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sophie, die sich der allumfassenden Frage nach der Konstitution der Welt stellt (ebd.). Mit dem absoluten Bewusstsein umschreibt Husserl die „Metaebene des Bewusstseins über die Bewusstseinsakte“. Husserl nennt diese Enthaltung von jeglicher Stellungnahme und die daraus resultierende Neutralität gegenüber allen möglichen Variationen Epoché, was so viel bedeutet wie „Innehalten“ (Held 1998: 36, zit. nach Godina 2012: 45). Gemeint ist die möglichst vollkommene Zurücknahme der subjektiven Einflussnahme auf das Ergebnis der Betrachtung. Durch Epoché wird nach Husserl der Akt des Betrachtens eines Gegenstandes zum eigentlichen Gegenstand der Betrachtung. Das Subjekt nimmt also gleichsam eine metareflexive Haltung ein. In der Auslegung Husserls erscheint es damit unerheblich, um welchen Gegenstand es sich bei der phänomenologischen Betrachtung handelt. Theoretisch macht es somit auch keinen Unterschied, ob ein Text, ein Bild oder eine Situation betrachtet werden. Für die phänomenologische Methode bieten insbesondere die Sozialwissenschaften theoretische wie methodische Anschlussstellen. Der Soziologe Thomas S. Eberle entfaltet grundsätzliche Möglichkeiten der Anwendung exemplarisch entlang sozialwissenschaftlicher Paradigmen der Psychologie, Soziologie und Ökonomie (Eberle 1984). Etwas konkreter werden Ronald Hitzler und Thomas S. Eberle, indem sie die theoretische Perspektive einer phänomenologischen Lebensweltanalyse als Instrument zur „Analyse des Sinn-Verstehens mittels einer formalen Beschreibung invarianter Grundstrukturen der Sinnkonstitution“ (Hitzler und Eberle 2008: 110) für die qualitative Sozialforschung rekonstruieren. Für einen Bildzugang aus einem phänomenologischen Verständnis heraus gibt es hingegen eher wenige methodische Konkretisierungen. Diese Wenigen finden sich dann aber vor allem in Kontexten ästhetischer Forschung. Im Bewusstsein der oft an der phänomenologischen Denkweise geäußerten Kritik zu starker Subjektzentrierung betont die Kunstpädagogin Merle Flannery gerade die Notwendigkeit einer gleichwertigen Berücksichtigung phänomenologischer und (natur-)wissenschaftlicher Betrachtung (Flannery 1980). Sie stellt ein Lehrprojekt zur ästhetischen Erfahrung vor, in dem Studierende dazu aufgefordert wurden, sich „dem Phänomenalen“ (ebd.: 35) – ihres Erlebens zu öffnen und phänomenologische Beschreibungen dessen anzufertigen, was sie sehen. Auf diese Weise waren die Studierenden gefordert, ihre (Selbst-)Wahrnehmung zu reflektieren und dabei leibliches Erleben zu kognitiven Prozessen in Beziehung zu setzen. Auf diese Weise gelangten sie zu Erkenntnissen, die ihnen allein durch konzeptionelles Denken nicht möglich gewesen wären. Der Geograph und Phänomenologe Jürgen Hasse geht einen Schritt weiter und konkretisiert die Potentiale einer phänomenologischen Annäherung an (Alltags-)Fotografien mit besonderem Fokus auf die in diesen festgehaltenen atmo-

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sphärischen Qualitäten von Räumen (Hasse 2012). So sind nach Hasse phänomenologisch jene Bildproduktions- und Bildrezeptionsprozesse von Interesse, in denen kulturindustrielle Praktiken standardisierter Bildverbreitung und Bilddeutung nicht beschleunigt, sondern verlangsamt bzw. reflexiv gebrochen werden. Wenn Fotografien durch den Akt ihrer Verbreitung zur Referenz für die Beurteilung von „Wirklichkeit“ werden, kann deren phänomenologische Betrachtung zu einer vertieften Erkenntnis verhelfen. Hierzu ist es erforderlich, die dem Objektiven zuteilgewordene Überhöhung und die daraus resultierende ästhetische Form zum Gegenstand der Reflexion zu machen. Damit ein solcher Reflexionsprozess gelingen kann, ist es Hasse zufolge erforderlich, dass der Erlebnisprozess im Moment der Betrachtung der Fotografie auf leiblicher Teilhabe gründet (Hasse 2012: 49). Das besondere Potential der Betrachtung von Fotografien sieht Hasse, bezugnehmend auf das Buch Rauchzeichen aus dem Labyrinth. Der ontologische Anspruch der Photographie von Steffen Kammler von 2009, wenn diese dazu führt, dass sich das resultierende Nachdenken „erlebter, erinnerter oder imaginierter Selbst- und Weltbeziehung öffnet“ und ein „nachdenkendes Stutzen weckt“ (ebd.). Für diese Arbeit stellen sowohl die empirischen Erfahrungen Flannerys als auch die theoretischen Überlegungen Hasses eine wichtige Argumentationsgrundlage dar. Forschungspraktische Ableitungen finden als Fixierung des Wesens des Gegenstandes Eingang in Schritt I des phänomenologisch-semiotischen Analyseinstruments, das in Kapitel 2.3 konzeptionell umrissen wird. Semiotische Bildzugänge Im Unterschied zur Phänomenologie, die bislang insgesamt über ein weniger konkret elaboriertes bildbezogenes Instrumentarium verfügt, finden sich – in den Kunst- und Theaterwissenschaften ebenso wie in den Natur- und Kommunikationswissenschaften – zahlreiche methodische Ansätze, die von einem zeichentheoretischen Bildbegriff ausgehen. Als Teilbereich der angewandten Semiotik liegt der visuellen Semiotik ein Verständnis von Produktion sichtbarer Zeichen als gesellschaftlicher Kraft zugrunde (Schade und Wenk 2011: 97). Gemeint ist damit kein ideologischer Überbau, sondern die machtvolle Wirksamkeit der Produktion und Kommunikation von gesellschaftlichen Werten durch Bilder (ebd.). Ansätze für die Anwendung semiotischer Bildzugänge im Rahmen empirischer Arbeiten finden sich in nahezu allen sozial- und gesellschaftswissenschaftlichen Disziplinen. Je nach Erkenntnisinteresse und Forschungsfrage setzen sie an den unterschiedlichen Betrachtungsebenen der Semiotik an. Eher seltener werden diese integrierend betrachtet. Letzteres wird – bezugnehmend auf die Kunstpädagogen Günter Kerner und Rolf Duroy – in dieser Arbeit versucht. In

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ihrem zweibändigen Lehrbuch Bildsprache 1 (erschienen 1977) 9 und Bildsprache 2 (erschienen 1981) 10 unternehmen die Autoren den Versuch, zeichentheoretische Prämissen der sprachbasierten Kommunikationsforschung auf die Betrachtung visueller Kommunikation 11 zu übertragen. Mit ihrer Annahme, dass „Kommunikation, die auf visuellem Weg stattfindet, im Prinzip in gleicher Weise geschieht wie die Nachrichtenvermittlung durch sprachliche, auditive oder taktile Zeichen“ (Kerner und Duroy 1977: 11), verlieren sie zwar das Besondere des Bildes gegenüber der Sprache aus den Augen; dennoch nimmt ihre These, dass „die Kunstwissenschaft im tradierten Sinne Methoden der Untersuchung anwendet, die in hohem Maße auch zeichentheoretischen Prinzipien gerecht werden können“ (Kerner und Duroy 1981: 45), für die vorliegende Arbeit einen zentralen Stellenwert ein. Kerner und Duroy stützen ihre These, indem sie den Analysedimensionen der Semiotik – a) Syntaktik, b) Semantik und c) Pragmatik – methodische Verfahren der Bildinterpretation zuordnen, die in den Kunstwissenschaften etabliert sind. Die kritisch-konstruktive Sichtung dieser Zuordnung bildet den Ausgangspunkt für die methodische Konkretisierung der semiotischen Bildzugänge im Hinblick auf das zu entwickelnde Analyseinstrument. a) Die auf den Kunsthistoriker Hans Sedlmayr zurückgehende Strukturanalyse setzt sich – in Entsprechung zur syntaktischen Analyse, so Kerner und Duroy (1981: 45) – mit werkimmanenten stilprägenden Merkmalen wie Motiv, Komposition und Farbgebung eines Kunstwerkes auseinander, verbunden mit dem Ziel, Merkmale einer Epoche und diesen zugrunde liegenden gesellschaftliche sowie geistes- und kulturgeschichtliche Paradigmen zu erschließen (Schmidt-Maiwald 2009b: 51). Grundsätzlich ist hier die von Kerner und Duroy vorgeschlagene Entsprechung nachvollziehbar, da die Strukturanalyse mit der Untersuchung der 9

In Bildsprache 1 liegt der Schwerpunkt „auf der Darstellung der syntaktischen Eigenschaften visueller Zeichen […] sowie auf ihren semantischen, pragmatischen […] Aspekten“ (Kerner und Duroy 1977: 12). In der ausführlichen Auseinandersetzung mit einzelnen Gestaltungselementen wie u. a. Form, Farbe und Material schaffen die Autoren eine Art Elementarlehre visueller Zeichen.

10 In Bildsprache 2 untersuchen die Autoren Kunstwerke als visuelle Zeichen nicht an sich, sondern eingebettet in ihren kommunikativen Kontext und damit „vorwiegend soziologisch, wahrnehmungspsychologisch, philosophisch und historisch“ (Kerner und Duroy 1977: 12). 11 Visuelle Kommunikation ist hier im engeren Sinn als Bezeichnung für eine Richtung innerhalb der Kunstpädagogik seit dem Ende der 1960er zu verstehen. Auslöser für die Betrachtung von Kunst im Hinblick auf ihren kommunikativen Gehalt war die Einbeziehung von Architektur, Pop- und Alltagskultur in künstlerisch-ästhetische Reflexionen.

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sichtbaren formalen Merkmale und deren besonderer Ausprägung direkt beim Werk selbst ansetzt. Doch in der Weiterentwicklung der Strukturanalyse gibt es Ansätze, symbolischen Gehalt von Struktur oder Bedeutungen, die über das Werk hinausweisen und sich z. B. auf Entstehungskontexte beziehen, zur Analyse und Interpretation hinzuzuziehen (Hahne 2006: 44). Damit bleibt die Arbeit am Bild nicht werkimmanent, wie es die Syntaktik eigentlich vorsieht. In ihrem Anliegen, sich durch eingehende Betrachtung und Beschreibung dem Begreifen des Werkes anzunähern, bewegt sich die Strukturanalyse aber in unmittelbarer Nähe zum Ansatz der Ikonik des Kunsthistorikers Max Imdahl, welcher vor allem die Eigenlogik des Bildlichen in den Fokus nimmt und ebenfalls versucht, externe Bedeutungszuschreibungen zunächst außen vor zu lassen (Imdahl 1996a). Dennoch beziehen sich Kerner und Duroy nicht auf Imdahl. Das liegt vermutlich daran, dass sein Ansatz bis in die 1980er-Jahre hinein äußerst kritisch betrachtet und wenig rezipiert wurde. Allerdings scheint die Ikonik aufgrund ihrer ausschließlichen Fokussierung auf das Werk als methodisches Vehikel zur Erschließung der Syntaktik geeigneter als die Strukturanalyse und wird daher als analytischer Zugang zur Syntaktik des Bildes weiter verfolgt. b) Die ikonografisch-ikonologische Methode nach Erwin Panofsky zielt auf die Bedeutungsbestimmung von Bildern in ihrem geschichtlichen Entstehungszusammenhang (Panofsky 1996 [1955]). Durch vor-ikonografische Beschreibung und ikonografische Analyse wird unter Berücksichtigung von Gestaltungsund Typengeschichte eine Interpretation im Hinblick auf Darstellungstraditionen und auf in diesen begründete Bedeutungszuschreibungen möglich. Hier finden sich Entsprechungen zur Semantik. Die ikonologische Interpretation ermöglicht bei Berücksichtigung eines zeit- und geistesgeschichtlichen Kontextes das Aufspüren von den Bildern eingeschriebenen weltanschaulichen Tendenzen. Das Korrektiv hierzu bildet die Geschichte kulturell spezifischer Symptome und Symbole. Kerner und Duroy heben diesen analytischen Zugriff als methodische Entsprechung zum Erkenntnisinteresse der Semantik hervor (Kerner und Duroy 1981: 45 f.). Als solcher wird er hier für das Analyseinstrument übernommen. c) Kunst- wie bildsoziologische Ansätze schließlich befassen sich mit der gegenseitigen Bezogenheit von Bildern und sozialer Wirklichkeit. Dabei spielen Formen des Umgangs mit Bildern wie Produktion, Distribution und Rezeption und daraus resultierende gesellschaftliche Wirksamkeiten eine zentrale Rolle. Die pragmatische Frage nach Meinungen und Verhaltensweisen, die Bilder durch die Einflussnahme auf die emotionale Ebene auslösen können, ist darin eingeschlossen. Kerner und Duroy halten sich hier mit Versuchen einer methodischen Konkretisierung zurück (Kerner und Duroy 1981: 45). Wohl nicht zuletzt deswegen, weil kunst- und bildsoziologische Ansätze zumeist auf analytische

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Grundzüge von Ikonografie und Ikonologie zurückgreifen und diese „nur“ durch spezifische Fragerichtungen erweitern. Thomas Friedrich und Gerhard Schweppenhäuser – Semiotiker aus dem Bereich der Visuellen Kommunikation – setzen sich mit dem Zusammenwirken von Bild und Text und der daraus resultierenden kommunikativen Bedeutung auseinander (Friedrich und Schweppenhäuser 2009: 16 ff.). Damit verfolgen sie einen bildpragmatischen Ansatz, vor dessen Hintergrund sie den jeweiligen Kontext kommunikativer Ereignisse als maßgeblich für die Generierung von Bedeutung herausstellen. Aufgrund mangelnder Angebote wird hier ein eigener Ansatz zur Kontext-/Umbildanalyse entwickelt. Im Folgenden werden also die von Kerner und Duroy zu den Analysedimensionen der Semiotik in Beziehung gesetzten kunstwissenschaftlichen Methoden Ikonik und Ikonografie/Ikonologie, ergänzt um die Kontext-/Umbildanalyse in drei Abschnitten in ihrer jeweils spezifischen Vorgehensweise, vorgestellt und in ihrer Bedeutsamkeit für eine phänomenologisch-semiotische Analyse diskutiert. Ikonik Die Ikonik, welche als Analysemethode an der Bildstruktur ansetzt, geht zurück auf den Künstler und Kunsthistoriker Max Imdahl. Ziel der Ikonik ist es, die der formalen Struktur eines Bildes eingeschriebene Sinnhaftigkeit aufzudecken. Dieser Sinn entwickelt sich nach Imdahl jenseits dessen, was das Motiv zeigt. Die ikonische Betrachtungsweise berücksichtigt also nicht nur das, was ein Bild abbildet, sondern das Bildhafte des Bildes selber. So finden neben den wiedererkennbaren, natürlich-gegenständlichen, figürlichen und dinglichen Bildobjekten vor allem formale Relationen, wie Linien und Flächen sowie sich aus diesen ergebende Richtungen und Achsen im Bild eine Berücksichtigung. Das Bild wird so in einer Weise zugänglich, in der „gegenständliches, wiedererkennendes Sehen und formales sehendes Sehen sich ineinander vermitteln zur Anschauung einer höheren, die praktische Seherfahrung prinzipiell überbietenden Ordnung und Sinnkomplexität“ (Imdahl 1996a: 432). Die Grundlage der Ikonik bildet das von Imdahl sogenannte „erkennende Sehen“ (Thürlemann 2009: 223). Dieses vermittelt zwischen dem, was der Kunstphilosoph Konrad Fiedler einerseits das „wiedererkennende Sehen“ und andererseits das „sehende Sehen“ nennt (ebd.). Während es beim wiedererkennenden Sehen darum geht, Gegenstände zu identifizieren und zu benennen, nimmt das sehende Sehen Ausdruckskräfte in den Blick, welche dem Dargestellten nicht auf semantischer Ebene, sondern in seiner Art und Weise der Darstellung innewohnen. Nach Imdahl sind beide analytischen Zugriffe für sich genommen einseitig, da sie mögliche Bildleistungen der figurativen Malerei ignorieren (ebd.). Erst durch ihre Zusammenführung im erkennenden Sehen werde es möglich, die Bedeutung eines Bildes in komplexerer Weise

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zu erfassen. Imdahl entwickelt drei Dimensionen formaler Bildstruktur: die perspektivische Projektion, die szenische Choreografie und die planimetrische Komposition, die im Vollzug des sehenden Sehens nacheinander betrachtet werden (Imdahl 1996b: 471 ff.). Die perspektivische Projektion ist verantwortlich für die Art und Weise, wie Räumlichkeit und Körperlichkeit im Bild konstruiert werden (ebd.: 471). Ihre Analyse gibt unmittelbar Hinweise auf die Perspektive der abbildenden Bildproduzenten und ihren Blick auf den abgebildeten Ausschnitt von Welt. In der Fotografie kommt aufgrund der technischen Rahmenbedingungen grundsätzliche die Zentralperspektive zum Tragen. Dabei spielen jedoch die Einstellung und der Modus der Zentralperspektive eine wichtige Rolle. Die Analyse der szenischen Choreografie widmet ihre Aufmerksamkeit der Konstellation der im Bild verorteten und sich (zueinander) verhaltenden Figuren, worin sich deren soziale Bezogenheit ausdrückt (ebd.: 473). Der Bezug des Bildproduzenten zum Geschehen kommt dabei z. B. über die gewählte Einstellung der Kamera und Perspektive zum Ausdruck. Die Beschreibung der szenischen Choreografie bedient in erster Linie die vor-ikonografischen Aspekte des Bildes. Erst im Moment der Interpretation der Beschreibung der Analyseergebnisse kommt es zu einer ikonografisch-ikonologischen Sinnzuschreibung. Ein Problem in der Beschreibung der szenischen Choreografie ist, dass sie weniger formal fassbar ist als die perspektivische Projektion oder die planimetrische Komposition. In der Analyse der planimetrischen Komposition wird schließlich die Konstruktion des Bildes in der Fläche erfasst (ebd.: 475). Die daraus resultierende Rekonstruktion einer planimetrischen Gesamtstruktur des Bildes deckt die Eigengesetzlichkeit des Bildes als geschlossenes, evidentes System auf. Die planimetrische Kompositionsanalyse ist das zentrale Moment der bildimmanenten und damit auf die Eigenlogik des Bildes bezogenen Analyse. Sie sollte ganz am Anfang der Interpretation stehen, da sie werkimmanent und somit unabhängig von ikonografischen Sinngehalten vollzogen wird. 12 12 Seine Überlegungen zur planimetrischen Komposition konkretisiert Imdahl beispielhaft anhand der Betrachtung der „Gefangennahme Christi“ von Giotto di Bondone, entstanden ca. 1300 n. Chr. In diesem Fresko ist es das Zusammenspiel von Bilderzählung und der flächenhaft angelegten Bildkomposition, welches das Spannungsverhältnis zwischen Jesus und dem Pharisäer offenbar macht. Der Pharisäer weist einerseits anschuldigend auf Jesus und wird zugleich von oben herab von ihm angesehen. In dieser kompositorischen Schräge, so Imdahl, sind „offensichtliche Daten der Unterlegenheit und der Überlegenheit Jesu wechselseitig ineinander transformiert“ (Imdahl 1996a: 433). An diesem Beispiel wird klar, wie Imdahl das „wiedererkennende Sehen“ und das „sehende Sehen“ in einem dialektischen Prozess zu einem erkennenden Sehen aufeinander bezieht (Thürlemann 2009: 225).

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In der interpretierenden Zusammenführung der Ergebnisse von wiedererkennendem und sehendem Sehen im von Imdahl sogenannten erkennenden Sehen findet die Methode ihren Abschluss. Er begreift es als besonderen Vorteil der ikonischen Methode, dass Sinnzuschreibungen, die über das im Bild Sichtbare hinausgehen und damit die Ikonizität 13 des Bildes verlassen, aus der Interpretation ausgeschlossen werden können. Er betrachtet somit das Bild als etwas, das in erster Linie immanenten Gesetzen folgt und ein in seiner Eigengesetzlichkeit evidentes System ist. In diesem Punkt finden sich die Parallelen zur semiotischen Betrachtungsebene der Syntaktik. Vermutlich aufgrund der über lange Zeit sehr verhaltenen Rezeption der Ikonik innerhalb der Kunstwissenschaften hat diese auch in anderen Disziplinen bislang eher wenig Berücksichtigung gefunden. Eine Ausnahme bildet der Soziologe und Erziehungswissenschaftler Ralf Bohnsack, der namentlich für die Entwicklung der Dokumentarischen Methode und insbesondere deren Anwendung auf die Bild- und Videointerpretation steht (Bohnsack 2009). Er greift bei der Entwicklung seiner Methode u. a. auf den Ansatz der Ikonik zurück, indem er „den (ästhetischen) Formalstrukturen des Bildes (insbesondere der Planimetrie) einen zentralen Stellenwert“ (ebd.: 55) einräumt. In Forschungsarbeiten, welche in Anlehnung an Bohnsack die Dokumentarische Methode auf Bilder anwenden, finden daher auch Analyseschritte der Ikonik – insbesondere des sehenden Sehens – ihren Einsatz, so z. B. in einer Studie zum Umgang mit Altersbildern im Kontext lebenslangen Lernens von Olaf Dörner, Peter Loos, Burkhard Schäffer und Christoph Wilke (Dörner et al. 2011). In den geographischen Diskurs hat Mirka Dickel den Ansatz von Imdahl eingeführt (vgl. Dickel 2015). Anhand einer durch die Ikonik geleiteten Bildbetrachtung erschließt sie die Bedeutung der Erscheinung eines Denkmals als Denkbild im städtischen Raum. Die Ikonik bildet mit der Erschließung des ikonischen Gehalts den methodischen Ausgangspunkt für Schritt II des phänomenologisch-semiotischen Analyseinstruments (vgl. Kapitel 2.3). Ikonografie/Ikonologie In dem ikonografisch-ikonologischen Ansatz des Kunsthistorikers Erwin Panofskys liegen die Wurzeln systematischer Bildinterpretation. Ziel des Ansatzes ist es, die Bedeutung eines Werkes der Bildenden Künste in seiner Entstehungs13 Bei dem Begriff Ikonizität handelt es sich um einen Fachbegriff, der linguistisch und kunstgeschichtlich unterschiedlich verwendet wird. In der Linguistik bezeichnet er Wörter oder grammatische Strukturen, die in ihrer Form abbilden, was sie bedeuten. Übertragen auf Bildlichkeit fokussiert der Begriff auf die formale Struktur eines Bildes, die zum Bedeutungsträger wird.

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zeit zu bestimmen (vgl. Schmidt-Maiwald 2009a: 89). Dabei war es das zentrale Anliegen Panofskys, eine Methode für die Bildinterpretation zu entwickeln, welche nicht der „subjektiven Willkür“ der Interpretierenden unterliegt (vgl. Thürlemann 2009: 218). Vor diesem Hintergrund entwickelte er über einen Zeitraum von mehr als 20 Jahren ein Analysemodell – heute allgemein als PanofskySchema bekannt – zur Inhaltsdeutung von Kunstwerken, welches Korrektivprinzipien der Interpretation aus der Traditionsgeschichte der Bildenden Künste einschließt. Das Schema geht in seiner ersten Version von 1932 von drei zentralen Gegenständen der Interpretation aus: dem Phänomensinn, dem Bedeutungssinn und dem Dokumentsinn. Panofsky ordnet in seiner zweiten Version von 1955 diesen Gegenständen der Interpretation drei Schritte der Bildanalyse zu: dem Phänomensinn die vor-ikonografische Beschreibung, dem Bedeutungssinn die ikonografische Analyse und dem Dokumentsinn die ikonologische Interpretation. Für diese drei Schritte der Bildanalyse benennt er jeweils die aus seiner Sicht notwendige „Ausrüstung für die Interpretation“ sowie „Korrektivprinzipien“ (Panofsky 1996 [1955]: 43 ff.). Die vor-ikonografische Beschreibung – von Panofsky auch als pseudo-formale Analyse bezeichnet – stellt sich der Herausforderung, ausgehend von Alltagserfahrungen zu bestimmen, welche Objekte im Bild zu sehen/ zu erkennen sind und welcher Ausdruck ihnen eigen ist. Mit der ikonografischen Analyse erfolgt die Klärung des Bildthemas durch die Bestimmung des „sekundäre[n] oder konventionale[n] Sujets“, welches durch die dem Bildlichen zugrunde liegenden Vor-Bilder, Erzählungen oder auch Allegorien geprägt wird. Über die ikonologische Interpretation erschließt sich nach Panofsky durch ein aufmerksames Erspüren der dem Bild eigenen Welt symbolischer Werte die eigentliche Bedeutung (vgl. ebd.: 48). Die strikte Trennung der drei Analyseschritte ist nach Panofsky vor allem als ein theoretisches Modell zu betrachten. Für die praktische Anwendung der Methode ist hingegen davon auszugehen, dass es zu einem Verschmelzen der einzelnen drei Analysephasen kommt (vgl. ebd.: 49). Die Ikonografie ist als induktive Methode angelegt. Die Intuition der Forschenden bedingt ganz wesentlich den Verlauf der Analyse und damit die Ergebnisse der empirischen Arbeit: „Although systematic, iconography as a method is also highly subjective, raising questions about the validity of the interpretation of results“ (Müller 2012: 287). Man kann diese starke Abhängigkeit von den persönlichen Voraussetzungen des Forschers als ein Defizit der Methode begreifen; man kann darin aber auch das besondere Potential sehen. So zeigt der Blick in die Geschichte der Methode, dass bedeutende Vertreter wie der Kunsthistoriker Aby Warburg für den Umgang mit den Korrektivprinzipien ganz eigene Formen entwickelten. Warburg legte sich durch die Sammlung von Abbil-

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dungen zu Kunstwerken ein großes Bildarchiv an. Dieses Archiv bestand aus einer umfangreiche Sammlung von pinnwandähnlichen Bildtafeln, auf denen Warburg Skizzen und Fotografien von Werken aller Gattungen der Bildenden Kunst (Grafik, Malerei, Bildhauerei und Architektur) von der Antike bis in seine Gegenwart gesammelt und optisch zueinander in Beziehung gesetzt und somit versucht hat, aus dem Bildarchiv heraus eine Genealogie von sichtbaren Stilund Gestaltungelementen herzuleiten. Dazu bildeten schriftliche Quellen wie Bücher und in Zettelkästen zusammengestellte Notizen das sprachliche Komplement (vgl. Diers 2009: 189). In der Praxis arrangierte Warburg sein Archiv in einem extra zu diesen Zwecke möblierten Raum und bewegte sich sehend und denkend zwischen Zettelkästen, Tischen mit Büchern und Bildgestellen und hielt in diesem Arrangement auch seine Vorträge (vgl. ebd.: 192). So war es ihm möglich, zu kommentierende Phänomene in ihrer mannigfachen Verflochtenheit und Abhängigkeit von künstlerischen Bild- und Weltentwürfen aufzuzeigen (vgl. ebd.: 194). Bekannt und diskutiert wurde dieses Archiv unter dem Namen Atlas Mnemosyne. Die ikonografisch-ikonologische Methode stellt bis heute eine der zentralen Säulen kunstwissenschaftlicher Werkanalyse dar, wurde im Laufe der Zeit aber auch in den Geistes- und Sozialwissenschaften als Zugang zum empirischen Material adaptiert. Im Kontext erziehungs- und sozial- sowie medienwissenschaftlicher Forschung ist der Ansatz mehrfach aufgearbeitet und insbesondere im Hinblick auf die Arbeit mit Fotografien weiterentwickelt worden. Die Übertragung der Methode auf das Medium Fotografie erfordert vor allem im Zusammenhang mit der vorikonografischen Beschreibung eine veränderte Schwerpunktsetzung, da die Deutung des Dargestellten in seiner Dinghaftigkeit durch das abbildende Verfahren der Fotografie weniger problematisch erscheint. Ulrike Pilarczyk und Ulrike Mietzner haben den Ansatz als Erste für die Erziehungswissenschaft nutzbar gemacht und daraus die seriell-ikonografische Fotoanalyse zur Deutung (massen-)medialer Bilder der Gegenwart abgeleitet (vgl. Pilarczyk und Mietzner 2003, 2005). In ihrer Untersuchung zum „gestischen Repertoire und körperlichen Habitus von Lehrerinnen und Lehrern in der deutschen Schule nach 1945“ erarbeiten Pilarczyk und Mietzner z. B. eine Typologie pädagogischer Gesten, wie sie in verschiedenen bildungsbezogenen Publikationsorganen der DDR und der BRD zu finden waren (vgl. Pilarczyk und Mietzner 2005). Dabei fokussieren sie auf die Interaktion der dargestellten Personen in ihren sozialen Rollen und arbeiten so einen für die abgebildeten Personen(-gruppen) typischen Habitus heraus. Winfried Marotzki und Katja Stoetzer adaptieren die Methode in biografie- und bildungstheoretischer Absicht (vgl. Marotzki und Stoetzer 2006). Sie entwickeln den Ansatz unter Einbeziehung von Impulsen aus den Filmwissenschaften weiter

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und wenden ihn auf die Analyse von fotografischen Darstellungen sozialer Situationen an. Im Rahmens ihres Dissertationsprojekts Raumbiographien untersucht Stoetzer anhand von Fotografien von Wohnraumsituationen, wie Studierende ihre Wohnsituationen selbst sehen und bildlich kommunizieren (vgl. ebd.: 29). Bohnsack liefert – vor dem Hintergrund eines wissenssoziologischen Erkenntnisinteresses – einen Ansatz zur Integration von Bild- und Filminterpretation und dokumentarischer Methode und greift dabei ebenfalls auf die ikonografisch-ikonologische Methode zurück (vgl. z. B. Bohnsack 2003). Am Beispiel des Projekts Erziehung und Tradition. Tradierungsprozesse in Familien, zeigt Bohnsack, dass die Interpretation von Familienfotos Erkenntnisse über einen familienspezifischen Habitus der Kommunikation und Erziehung liefert (vgl. Bohnsack 2009: 73). Der Ansatz Panofskys findet auch in der Visuellen Kommunikationsforschung breite Verwendung. Im Zusammenhang der Analyse der Bildproduktion, des Bildes als Produkt und dessen Rezeption wird unter Einsatz von Ikonografie und Ikonologie untersucht, wie sich visuelle Phänomene in Bildern gleichsam materialisieren (vgl. z. B. Knieper und Müller 2001, Müller 2003). Elke Grittmann und Ilona Amman stellen im Zusammenhang mit der quantitativen Bildtypenanalyse ein standardisiertes Verfahren vor, das den qualitativ ikonografisch-ikonologischen Ansatz mit der quantitativen Inhaltsanalyse verbindet und sich „dazu eignet, die formalen Gestaltungsaspekte und Darstellungsweisen von Bildern sowie einzelne Bildelemente (wie Akteure, Orte) und generelle Themenbezüge zu erfassen“ (Grittmann und Amman 2011: 168). Am Beispiel der Darstellung von Politikern entwickeln die Autorinnen eine Typologie medialer Inszenierungen in der Politikberichterstattung. Die Vielzahl der konzeptionell sehr unterschiedlich ausgerichteten Adaptionen der ikonografisch-ikonologischen Methode zeigt deren theoretische wie empirische Anschlussfähigkeit. Diese Zugänge zur Erschließung des genealogischen Sinns seien sich im Schritt III des phänomenologisch-semiotischen Analyseinstruments zu Nutze gemacht. Kontext-/Umbildanalyse Die zuvor beschriebenen Annäherungen an Bilder stellen sich der Herausforderung, durch werkimmanente Beschreibung von Struktur und Motiv Bedeutungen zu erschließen und hierfür externes Wissen zu tradierten Funktionen von Bildsystemen und Bildfunktionen hinzuzuziehen (vgl. Sachs-Hombach 2003: 157). Die explikativen Möglichkeiten vor allem im Hinblick auf visuelle Wirksamkeiten sind damit jedoch nicht ausgeschöpft. Die Syntaktik und Semantik ergänzend, richten sich pragmatische Überlegungen auf Bildbedeutungen, die sich aus dem Verwendungszusammenhang bzw. dem „Bildhandeln“ ergeben (vgl. Sachs-

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Hombach 2001a). So muss aus pragmatischer Perspektive berücksichtig werden, dass Bilder als Zeichen in einem Kommunikationsprozess „durch das Weitergeben von Informationen Handlungen auslösen, Verhaltensweisen und Meinungen beeinflussen, Denkanstöße geben und die Gefühlslage der Nachrichtenempfänger verändern“ (Duroy und Kerner 1996: 263 f.) und so folglich in Gesellschaft hineinwirken. Konkret untersucht die Pragmatik Verwendungsbedingungen einer als Zeichen bestimmten Ganzheit in einem kommunikativen Zusammenhang und rückt damit „den Zeichenverwender [der sowohl Produzent als auch Rezipient sein kann, EN] in den Mittelpunkt der Überlegungen“ (Sachs-Hombach 2003: 159). In Anlehnung an Sachs-Hombach (2003) und Miggelbrink und Schlottmann (2009) wird hier ein enger Pragmatik-Begriff vertreten, demzufolge ein Bild seine Bedeutung nicht aus sich selbst heraus, sondern aufgrund seiner Eingebundenheit in einen Verwendungszusammenhang und damit in ein semantisches Umfeld hinein entfaltet. Der Pragmatik geht es dabei im Unterschied zur Semantik nicht um die Bestimmung „lexikalischer Bedeutungen“, sondern um jene Bedeutungen, die sich aus den jeweiligen Kontextbedingungen eines Bildes ergeben (vgl Sachs-Hombach 2003: 160). Diese Kontextbedingungen bestehen sowohl in „internen Aspekten“ bezogen auf den Zeichenproduzenten und/ oder -rezipienten als auch in „externen Aspekten“ wie Zeit oder Ort der Zeichenverwendung (vgl. ebd.). Damit untersucht die Pragmatik eben jene semantisch relevanten Aspekte, „die sich aus den konkreten Bildtypen und -medien, aus den jeweiligen Bildfunktionen und -umgebungen sowie aus den spezifischen kognitiven Kompetenzen ergeben“ (ebd.: 163 f.). Ein eigenständiges analytisches Instrumentarium zur Erschließung pragmatisch begründeter Bildbedeutungen hat sich bislang nicht durchgesetzt. Mit der Segmentanalyse hat Roswitha Breckner zwar aus soziologischer Perspektive eine Methode zur Erschließung von Sinn- und Bedeutungsgehalten von Bildern entwickelt, welche darauf ausgerichtet ist, Bilder in ihren kommunikativen Wirkungszusammenhängen zu erfassen (vgl. Breckner 2010). Die sich aus der Verwendung der betrachteten Bilder ergebende Kontextualisierung stellt jedoch neben der Analyse und Interpretation einzelner Bildsegmente sowie der Analyse der kompositorischen Strukturierung des Bildfeldes nur eine von drei Säulen der Methode dar. In dem methodischen Handbuch Die Entschlüsselung der Bilder von Thomas Petersen und Clemens Schwender werden zwei weitere, kommunikationswissenschaftliche Verfahren zur Kontextanalyse vorgestellt (vgl. Petersen und Schwender 2011). Diese beiden Modelle stellen in jeweils unterschiedlicher Weise eine Erweiterung der von Panofsky entwickelten Ikonologie dar, indem sie den Kontext durch Berücksichtigung soziokultureller und -politischer Aspekt

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als Einflussfaktoren im visuell-kommunikativen Produktions- und Rezeptionsprozess in die Methode integrieren und nicht lediglich als Korrektiv berücksichtigen (vgl. Müller 2011: 45). Die Unterschiede der beiden Modelle beruhen dabei einerseits im jeweils zugrunde liegenden Bildbegriff sowie andererseits in der Anzahl der betrachteten Kontexte (vgl. ebd.). Während Marion G. Müller den Begriff des Kontextes auf die Form, die Produktion und die Rezeption bezieht (vgl. ebd.: 46), berücksichtigen Annekatrin Bock, Holger Isermann und Thomas Knieper die Strategie, das Ereignis, die Produktion, die Distribution, die Rezeption und die kognitive Verarbeitung jeweils als für den gesamten kommunikativen Prozesse relevante Kontexte (vgl. Bock et al. 2011: 63). In allen drei angeführten Analyseansätzen fokussiert die Analyse des Kontextes auf im weitesten Sinne soziokulturelle Rahmenbedingungen, während jedoch Breckner den Verwendungszusammenhang aus pragmatischer Perspektive eher reduziert betrachtet, wird sowohl bei Müller als auch bei Bock et al. der Kontextbegriff – aus kommunikationswissenschaftlicher Perspektive nachvollziehbar – sehr weit angelegt. Da sich der Fokus der vorliegenden Arbeit vor allem auf das Bild als Möglichkeitsbedingung von Bedeutungsentfaltung richtet, wird der Kontextbegriff enger gefasst und auf den konkreten Verwendungszusammenhang bezogen. Es gilt somit also, einen bildpragmatischen Analyseschritt zu entwickeln, der kontextuelle Bedingungen von Bildern fokussiert und auf spezifisch verwendungsrelevante Bildaspekte hin analysiert. Vor allem stärker sozialwissenschaftlich ausgerichtete Disziplinen der Bildforschung wie die Soziologie, die Kulturwissenschaften oder die Erziehungswissenschaften greifen auf pragmatische Perspektiven zurück, um Bilder im Akt der Verwendung und einer daraus resultierenden Wirksamkeit in Gesellschaft hinein zu betrachten: Aus kunstsoziologischer Perspektive werden – ohne formalästhetische Qualitäten in ihrer Bedeutsamkeit in Frage zu stellen – vor allem das gesellschaftliche Umfeld eines Kunstwerkes sowie die sozialen Anlässe und Bedingungen seiner Entstehung betrachtet (vgl. Müller 2003: 208). Die Kulturwissenschaften oder auch Visuellen Kulturen hingegen fokussieren stärker auf die Visualisierung von Welt und damit verbundene Konzepte der Ordnung, Strukturierung und Organisation in Prozessen der Gestaltung, Betrachtung und Interpretation. Dabei geht es zunächst um die Veränderung von Rolle, Beschaffenheit und Funktion eines Bildes. Zudem befragen die Kulturwissenschaften aber auch unterschiedliche kulturelle Erscheinungen wie museale Inszenierungen oder Geschichtsschreibung nach den durch sie hervorgebrachten visuellen Repräsentationen und Imaginationen, Sicht- und Unsichtbarkeiten sowie einem spezifischen Bildgebungs- und Rezeptionsverhalten (vgl. Schade und Wenk 2011). Diese Perspektiven erweiternd, untersuchen Teilbereiche der erziehungswissenschaftli-

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chen Forschung bildhaftes Material in unterschiedlichen Kontexten pädagogischen Handelns mit Blick auf ihren Sozialisations-, Erziehungs- und Bildungswert (vgl. Pilarczyk 2007). Betrachtet man das von den verschiedenen Disziplinen zur Erschließung der pragmatischen Dimension angewendete Methodenspektrum, zeigt sich dieses sehr divers und in hohem Maße abhängig von den konkreten Verwendungszusammenhängen und den jeweils untersuchten spezifischen Thematiken. In der Geographie finden sich pragmatische Ansätze zum Bild beispielsweise im Hinblick auf die visuelle Konstruktion räumlicher Identitäten in (massen-)medialen Kontexten (vgl. z. B. Felgenhauer und Schlottmann 2007, Fleischmann 2004, Müller et al. 2007). Im Rahmen dieser Arbeit soll eine stärkere theoriebasierte Systematisierung eines eben solchen pragmatischen Bildzugangs erfolgen, um die vier Dimensionen eines wahrnehmungsnahen Zeichens gleichermaßen erschließen zu können. Die an die Kontextanalyse gekoppelte Erschließung der kommunikativen Bedeutung bildet somit den methodischen Kern für Schritt IV des phänomenologischsemiotischen Analyseinstruments – wird aber theoretisch zur Kontext-/Umbildanalyse.

2.3 KONZEPTION DES PHÄNOMENOLOGISCHSEMIOTISCHEN ANALYSEINSTRUMENTS Die vorangehend vorgeschlagene Verzahnung von phänomenologischen und semiotischen Bildzugängen bedarf für die Anwendung im Kontext empirischer Forschung der Klärung, wie sich im praktischen Vollzug die durch phänomenologische und semiotische Bildzugänge erfassten Bildbedeutungen zu einander in Beziehung setzen lassen. Als Vorgehensweise sind zwei grundsätzlich zu unterscheidende Arten denkbar: in enger Verzahnung oder in geordneter Folge mit abschließend integrierender Betrachtung von Teilergebnissen. Näher an SachsHombach wäre die erstgenannte Art und Weise, also der Vollzug einer dreischrittigen Analyse, welche die einzelnen Analysedimensionen Syntaktik, Semantik und Pragmatik abdeckt und in jedem Schritt wahrnehmungsbezogene Reflexionen der semiotischen Analyseergebnisse integriert. Dieser Ansatz mag der grundsätzlichen theoretischen Verortung Sachs-Hombachs in der Semiotik geschuldet sein. Im Rahmen dieser Arbeit ist die Entscheidung jedoch für ein Vorgehen in vier Schritten gefallen, von denen sich jeder einer der ausgewiesenen Analysedimension widmet. Auf diese Weise werden wahrnehmungsbezogenen und zeichenbezogenen Bildzugängen vergleichbare Bedeutungen eingeräumt (vgl. Tabelle 2.1).

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Tabelle 2.1: Teilschritte des phänomenologisch-semiotischen Analyseinstruments Analysedimension

Methode

Teilschritte

Phänomen

Phänomenologische Methode

Schritt I: Fixierung des Wesens des Gegenstandes

Syntaktik

Ikonik

Schritt II: Erschließung des ikonischen Gehalts

Schritt 0: Selbstbeobachtung

Semantik Pragmatik

Ikonographie/ Ikonologie Kontext-/ Umbildanalyse

Schritt III: Erschließung des genealogischen Sinns Schritt IV: Erschließung der kommunikativen Bedeutung 6FKULWWƍ: Synthetisierende Deutung

Quelle: eigene Darstellung

Eine kurze Erläuterung der Teilschritte zeigt, inwiefern sich im Analyseinstrument die zuvor diskutierten phänomenologischen und semiotischen Bildzugänge wiederfinden: Mit der Selbstbeobachtung (Schritt 0) werden das Analysehandeln eröffnet und die dem gesamten folgenden Tun zugrunde liegenden subjekt- und fokusspezifischen Prämissen offengelegt. Die Fixierung des Wesens des Gegenstandes (Schritt I) eröffnet auf der Ebene der Analysedimension des Phänomens die Möglichkeit, Bedeutungsschichten durch die Reflexion emotional-leiblichen Erlebens zu erschließen, ohne dass sogleich kognitive Konzepte die Sinnzuschreibungen bestimmen. In der sich anschließenden Abfolge von Erschließung des ikonischen Gehalts (Schritt II), des genealogischen Sinns (Schritt III) und der kommunikativen Bedeutung (Schritt IV) finden nacheinander die drei Analysedimensionen Syntaktik, Semantik und Pragmatik Berücksichtigung. Diese Abfolge wurde so angelegt, dass im Idealfall des Vollzugs aller Analyseschritte die Auseinandersetzung mit dem Analysematerial ausgehend von der rein materialimmanenten Betrachtung über die Hinzuziehung externer Wissensbestände bis hin zur Berücksichtigung der kontextuellen Einbettung erfolgt. In der abschließenden synthetisierenden Deutung (6FKULWWƍ) werden die Analyseergebnisse der einzelnen Schritte zueinander in Beziehung gesetzt und auf dieser Grundlage der Erkenntniszuwachs formulierbar. Ein idealtypischer Durchlauf aller sechs Analyseschritte ist nicht zwangsläufig erforderlich und in Abhängigkeit vom Analysematerial u. U. auch gar nicht sinnvoll, um sich dem jeweils betrachteten Bild in seinen spezifischen Qualitäten als wahrnehmungsnahem Zeichen zu nähern. Bereits die Kombination von zwei zentralen Analyseschritten, von denen aber einer unbedingt Schritt I sein sollte, ermöglicht es, sowohl wahrnehmungsbezogene als auch zeichenbezogene Ansätze zueinander in Beziehung zu setzen und einen mehrdimensionalen Zugang zu den jeweils bildinhärente Bedeutungen zu

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entfalten. Eine detaillierte Darstellung der im Zuge einer Anwendung der Teilschritte notwendigen Analysehandlungen folgt in Kapitel 5.

Teil II: Durchführung

3

Mediale Kommunikation globaler Wandlungsprozesse Das Beispiel Klimawandel

Der verantwortungsvolle Umgang mit globalen Wandlungsprozessen wie dem Klimawandel ist zu einer Herausforderung für die Weltgemeinschaft geworden, die aus verschiedenen Gesellschaftsbereichen heraus in jeweils spezifischer Weise agiert. Forschung und Wissenschaft obliegt es in diesem Zusammenhang, die messbaren Veränderungen des Weltklimas zu erfassen, die anthropogenen Ursachen zu bestimmen, zu erwartende Folgen möglichst genau zu modellieren und Handlungsoptionen aufzuzeigen. Aufgabe der Politik ist es auf nationaler wie internationaler Ebene, sowohl der Zivilgesellschaft als auch der Wirtschaft für den Umgang mit dem anthropogenen Klimawandel einen mehr oder weniger verbindlichen Handlungsrahmen vorzugeben. In welchem Verhältnis dabei Wachstum bzw. nachhaltige Entwicklung als handlungsleitende Maximen stehen, hängt von den jeweils herrschenden nationalstaatlichen Interessen ab. Darüberhinaus stellt auch die Wirtschaft ein zentrales Handlungsfeld dar. Naturräumliche Standortbedingungen können sich unter Einfluss des Klimawandels verändern und Produktionsinfrastrukturen gefährdet werden. Anpassung, Restrukturierung und Entwicklung von Standorten, Produkten und Produktionsbedingungen werden erforderlich und politisch gefordert. Während Wesentliches innerhalb von Expertenkreisen verhandelt wird, partizipiert die breite Öffentlichkeit an den Diskursen in erster Linie durch die mediale Berichterstattung. Denn Massenmedien – sei es in Form von Rundfunk, Presse oder Internet – sind als Distribuenten von Informationen für eine freie und unabhängige Meinungsbildung in demokratisch verfassten Staaten von zentraler Bedeutung (vgl. Pötzsch 2009: o. S.). Wenngleich Freiheit und Unabhängigkeit tragende Prinzipien des Journalismus sind, so kommt der Art und Weise der medialen Informations-

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aufbereitung und -vermittlung zentrale Bedeutung für das Verständnis und die Meinungsbildung im Hinblick auf komplexe Themenzusammenhänge zu. Die Notwendigkeit eines kritisch-reflexiven Umgangs mit (massen-)medialer Berichterstattung in Wort, vor allem aber auch in Bild lässt sich am Beispiel des Klimawandels besonders gut aufzeigen. Denn es handelt sich hierbei um einen sich sukzessive vollziehenden, global wirksamen Wandlungsprozess, der nur in lokal auftretenden Ereignissen wie z. B. dem Elbe-Hochwasser von 2002 oder dem Hurrikan Katrina im Jahr 2005 individuell erlebbar wird und daher einer medialen Vermittlung bedarf, um in seiner Komplexität begreifbar zu werden. So belegt der Erziehungswissenschaftler Udo Kuckartz anhand der Studie Spezial Eurobarometer 300 – Einstellungen der europäischen Bürger zum Klimawandel – 2008 durchgeführt von der Europäischen Kommission –, dass das, was von der breiten Öffentlichkeit in Deutschland über den Klimawandel bekannt ist, in erster Linie den Massenmedien entstammt (vgl. Kuckartz 2010: 147). 1 Folgeerscheinungen, die in den Medien im Kontext von Klimawandel nicht oder nur selten erwähnt werden, sind im Bewusstsein der Bevölkerung kaum verankert (vgl. ebd.). Eine öffentliche Wirkung ergibt sich jedoch erst dann, wenn die (laien-)öffentliche Problemwahrnehmung des Ereignisses und das resultierende Umweltbewusstsein in ein Handeln überführt werden, das als umweltrelevant betrachtet werden kann (vgl. Weber 2008: 24). Der Frage, welche Bedeutung in diesem Zusammenhang der Bildgebung und hier insbesondere der Darstellung von Natur als (potentiellem) Bedingungsfaktor im Hinblick auf umweltbezogenes Handeln zukommt, widmet sich diese Arbeit. Mit einer Darstellung der Meilensteine der wissenschaftlichen und politischen Klimadiskurse und ihrer Adaption durch die Berichterstattung erfolgt zunächst der Blick zurück auf die historisch zentralen Momente, in denen neueste Erkenntnisse wissenschaftlicher Forschung und politische Debatten mit Klimabezug mediale Aufmerksamkeit gefunden haben (vgl. Kapitel 3.1). Die anschließende Zusammenfassung zum aktuellen Stand der Klimaforschung leistet eine grundlegende Klärung des Gegenstandes, der unter dem Begriff des anthropogenen Klimawandels gefasst wird (vgl. Kapitel 3.2). Schließlich führt die systematische Übersicht über Forschungsansätze (vgl. Kapitel 3.3), die sich mit (Natur-)Darstellungen in der medialen Adaption der Klimadiskurse auseinandersetzen, zur Ableitung lohnender Fragen zur Visualität massenmedialer Kommunikation in der Klimawandel-Berichterstattung (vgl. Kapitel 3.4).

1

Kuckartz spricht hier explizit über Deutschland, innerhalb Europas können abweichende Beobachtungen gemacht werden (vgl. Kuckartz 2010: 147-148).

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3.1 STAND DER KLIMAFORSCHUNG Es folgt eine kurze Zusammenfassung der zentralen fachwissenschaftlichen Erkenntnisse zum globalen Klimawandel. Diese stützt sich im Wesentlichen auf Grundlagenliteratur zur Funktionsweise des Klimasystems (vgl. Endlicher 1991, Hendl 1997, Rahmstorf und Schellnhuber 2006, Schönwiese 2008, Kuttler 2009, Kappas 2009, Weischet und Endlicher 2012) sowie auf die beiden letzten Sachstandsberichte des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) von 2007 und 2013/2014. Im Aufbau orientiert sich das Kapitel an den Forschungsschwerpunkten der drei Arbeitsgruppen des IPCC: Naturwissenschaftliche Grundlagen (vgl. Kapitel 3.1.1), Beobachtete und prognostizierte Folgen (vgl. Kapitel 3.1.2), Anpassungsmaßnahmen (Adaptation) (vgl. Kapitel 3.1.3) und Minderung des Klimawandels (Mitigation) (vgl. Kapitel 3.1.4). Da sich der empirische Teil dieser Arbeit auf einen Bildkorpus des Zeitraums von 2001-2010 erstreckt, wird auf Forschungsfortschritte, die innerhalb dieses Zeitfensters gelungen sind, dann gesondert hingewiesen, sofern diese aufgrund vermuteter Auswirkungen auf die Berichterstattung relevant erscheinen. 3.1.1 Naturwissenschaftliche Grundlagen Innerhalb des folgenden Abschnittes geht es im Kern um eine kurze fachliche Klärung der Funktionsweise des Treibhauseffekts und damit zusammenhängend des Strahlungshaushalts der Erde. Mit Blick auf die derzeit beobachtbare, globale Klimaänderung werden daran anschließend die Wirksamkeit der natürlichen und anthropogenen Antriebskräfte beleuchtet und eine Abschätzung künftiger Klimaentwicklungen vorgenommen. Strahlungshaushalt der Erde Die Sonne ist das Zentralgestirn unseres Sonnensystems und versorgt als Hauptquelle die Erde mit der lebensnotwendigen Energiezustrahlung. Innerhalb des Gesamtsystems Erde-Atmosphäre finden komplexe Strahlungs- bzw. Energieströme zwischen den drei Ebenen Erdoberfläche, Atmosphäre und Sonne bzw. Weltraum statt. Diese Strahlungsströme werden nach lang- und kurzwelliger Strahlung unterschieden. Ihre Summe bildet im globalen Mittel nach Abzug von reflektierter und effektiv wieder abgestrahlter Energie die Strahlungsbilanz (vgl. Hendl 1997: 340). Nach Aufsummierung aller Energiezu- und -abfuhren ergibt sich für die Erdoberfläche ein Energieüberschuss, der für zwei verschiedene Prozesse verbraucht wird: die Erwärmung der bodennahen Luftschichten (fühlbarer Wärmestrom) sowie die Umwandlung von Wasser in Wasserdampf (latenter

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Wärmestrom) (vgl. Endlicher 1991: 16). Fühlbarer und latenter Wärmestrom sind für den Wärmehaushalt der Erdatmosphäre von zentraler Bedeutung, da die langwellige Wärmestrahlung zu großen Teilen von in der Atmosphäre enthaltenen Gasen und Aerosolen zurückgestrahlt wird. Der in Richtung der Erdoberfläche, gerichtete Teil dieser Strahlung, der die unteren Luftschichten der Atmosphäre erwärmt, führt zum sogenannten Treibhauseffekt. Entsprechend werden die verantwortlichen Gase auch Treibhausgase genannt. Die Änderung der Konzentration von Treibhausgasen und von Aerosolen in der Atmosphäre wirkt sich neben jener der Intensität der Sonneneinstrahlung sowie der Beschaffenheit der Landoberfläche maßgeblich auf den Strahlungsantrieb 2 des jeweiligen Faktors und damit zugleich auf die globale Durchschnittstemperatur aus. Ein positiver Antrieb führt tendenziell zu einer Erwärmung ein negativer Antrieb tendenziell zu einer Abkühlung. Die Veränderung der Struktur und Häufigkeit von Bewölkung sowie die Konzentration strahlungsaktiver (= strahlungsabsorbierender, asymmetrischer) Moleküle beeinflusst die Wirksamkeit des Treibhauseffektes. D. h. für die Einschätzung möglicher Veränderungen des natürlichen Treibhauseffekts gilt es, alle menschlichen Emissionen hinsichtlich ihrer Strahlungsabsorption zu bewerten. Die wichtigsten bekannten Treibhausgase sind Wasserdampf (H2O), Kohlendioxid (CO2), Methan (CH4), Lachgas (N2O) und Ozon (O3). Die Effektivität dieser Gase hängt dabei sowohl von ihrer Art als auch von ihrer Konzentration ab (vgl. Kuttler 2009: 218). Dabei wird der natürliche Treibhauseffekt zu etwa 60 % durch H2O 3, zu 26 % durch CO2, zu 2 % bzw. 4 % durch CH4 und N2O sowie zu 8 % durch troposphärisches O3 hervorgerufen (vgl. Schönwiese 2008: 348). Globale Erwärmung Das Klima der Erde war schon immer Schwankungen unterworfen. Einen Temperaturanstieg, wie er für die letzten 150 Jahre rekonstruiert werden kann, hat es jedoch nie zuvor gegeben: Global ermittelte, kombinierte Land- und Oberflächentemperaturdaten zeigen im Trend einen Temperaturanstieg von 0,85 [0,651,06] °C von 1880 bis 2012 (vgl. IPCC 2013: 5). Auch die Ozeane und Meere, welche einen Großteil der dem Klimasystem zugeführten Energie speichern, ha2

Mit dem Begriff des Strahlungsantriebs wir der Einfluss benannt, den einer der genannten Faktoren auf die Änderung des Gleichgewichts von einfallender und abgehender Energie im System Erde-Atmosphäre hat (vgl. IPCC 2007b: 2).

3

Dem Wasserdampf fällt unter den Treibhausgasen als nicht permanentes Gas eine Sonderrolle zu. Bei Unterschreiten der Taupunkttemperatur ändert Wasserdampf seinen Aggregatzustand und tritt dann nicht mehr in gasförmiger Form auf (vgl. Kuttler 2009: 221).

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ben sich mit nahezu 100 %iger Wahrscheinlichkeit in ihrer oberen Schicht (0700m) zwischen 1971 und 2010 erwärmt (vgl. ebd.: 8). Zudem lässt sich ein Temperaturanstieg über die Veränderung der Eisschilde in Grönland und der Antarktis sowie beinahe aller Gletscher weltweit nachweisen. Von 1990 bis 2010 haben diese an Masse verloren. Ebenso haben auch die Ausdehnung des arktischen Meereises sowie die Schneebedeckung der Landmassen der Nordhemisphäre im Frühjahr abgenommen (vgl. ebd.: 9). Der seit Mitte des 19. Jahrhunderts beobachtete Meeresspiegelanstieg war größer als in den vorangegangenen zwei Jahrtausenden. Zwischen 1901 und 2010 lag er im globalen Mittel bei 0,19 m (vgl. ebd.: 11). Der Anstieg des Meeresspiegels seit den frühen 1970er-Jahren lässt sich zu 75 % über den Massenverlust der Eisschilde und Gletscher sowie eine thermische Ausdehnung des Ozeans durch Erwärmung erklären (vgl. ebd.). Parallel zum Temperaturanstieg und seinen ganz unmittelbaren Auswirkungen ist auch eine Zunahme der Konzentrationen von Treibhausgasen festzustellen. Die Konzentration von Kohlendioxid, Methan und Lachgas in der Atmosphäre ist auf Werte angestiegen, die in dieser Höhe – soweit es die Datenreihen hergeben – seit den letzten 800000 Jahren noch nie vorgekommen sind (vgl. ebd.). Die Erwärmung verläuft schneller als alle bisher bekannten Erwärmungsphasen der Erdneuzeit. Natürliche und anthropogene Antriebskräfte der globalen Erwärmung Natürliche und anthropogene Stoffe und Prozesse, welche auf die Energiebilanz der Erde wirken, sind Antriebskräfte von Klimaänderung 4. Zu den wichtigsten natürlichen Einflussfaktoren zählen – auf unterschiedlichen räumlichen und zeitlichen Skalen – die plattentektonischen Verschiebungen der Landmassen, die periodischen Schwankungen der Erdumlaufbahn um die Sonne, die Veränderungen der Sonnenaktivität sowie der Vulkanismus. Hinzu kommen klimatische Veränderungen im globalen atmosphärischen Zirkulationssystem wie z. B. die El Niño-Southern Oscillation (ENSO) (vgl. Weischet und Endlicher 2012: 305). Im Falle der globalen Erwärmung seit Einsetzen der Industrialisierung handelt es sich um eine Klimaänderung, welche mit äußerster Wahrscheinlichkeit als menschenverursacht betrachtet werden kann (vgl. IPCC 2013: 15). Denn der wirtschaftende Mensch verändert sowohl durch a) seine Landnutzung die Erdoberfläche, als auch durch b) das Einbringen von Treibhausgasen und Aerosolen die Zusammensetzung der Atmosphäre (vgl. Weischet und Endlicher 2012: 306). 4

Der Begriff der Klimaänderung bezieht sich in seiner Anwendung durch den IPCC auf jegliche klimatische Änderung im Verlauf der Zeit, unabhängig davon, ob diese natürlich oder menschlich verursacht ist (vgl. IPCC 2007b: 2).

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a) Zu den besonders klimarelevanten Landnutzungsänderungen gehören die Rodung großer Waldflächen sowie ganz grundsätzliche Veränderungen in der agrarischen Wirtschaftsweise, die sich auf CO2-Speicherung und Albedo auswirken. Während mit der Rodung insbesondere von Regenwäldern – z. B. zur Anlage von Plantagen – Vegetationsflächen mit einer hohen Biomasse und damit wichtige CO2-Speicher verloren gehen, kann die Umnutzung von Flächen zur landwirtschaftlichen Produktion auch dazu führen, dass sich die Albedo und damit die Fähigkeit zur Reflexion von Strahlung ändert. So kann z. B. der Ersatz von Waldflächen durch ackerbaulich genutztes Land zu einer Erhöhung der Albedo führen, da Ackerflächen im Mittel heller sind und somit eine höhere Reflexionsfähigkeit haben. Dennoch kann eine solche Veränderung der Oberflächenbeschaffenheit den Verlust der Vegetation als CO2-Speicher im Hinblick auf die klimatischen Folgen nicht ausgleichen. b) Für den vermehrten Eintrag von Treibhausgasen in die Atmosphäre gibt es verschiedene Ursachen. Insbesondere für CO2, CH4, N2O und O3 ist für die letzten 150 Jahre eine starke Zunahme im atmosphärischen Gasgemisch festzustellen. 5 So kann parallel zum beobachteten globalen Temperaturanstieg ein Anstieg der globalen atmosphärischen CO2-Konzentration zwischen 1850 und heute von 280 ppm (± 10 ppm) auf über 380 ppm festgestellt werden (vgl. Schönwiese 2008: 344). Diese Erhöhung ist primär durch die Emissionen aus fossilen Brennstoffen wie z. B. Energieerzeugung, industrielle Produktion oder Verkehr und sekundär durch Emissionen aufgrund der Zerstörung von Vegetation wie z. B. das Abholzen der tropischen Regenwälder verursacht. Zudem wirkt sich auch die Verschmutzung der Ozeane auf den CO2-Gehalt der Atmosphäre aus, sofern durch eine Einschränkung der Fotosynthese des Phytoplanktons die Aufnahme des atmosphärischen CO2 reduziert wird (vgl. Kuttler 2009: 221). Auch der Anteil von CH4 ist im gleichen Zeitraum von 0,72 ppm auf über 1,7 ppm angestiegen. Wichtige Emissionsquellen sind hier – in Abhängigkeit von einem veränderten Konsumverhalten der rasant wachsenden Weltbevölkerung – u. a. die Intensivierung der Rinderhaltung und der Reisanbau. Hinzu kommen aber auch Leckagen von Erdgaspipelines sowie entweichendes Methan aus steinkohlefördernden Zechen. Darüber setzen auch die erwärmten Ozeane und auftauender Permafrost Methan frei (vgl. ebd.). N2O wird durch mikrobiologische Prozesse der bakteriellen Oxidation von Ammoniak im Boden in die Atmosphäre freigesetzt. Für den Zeitraum der rezenten globalen Erwärmung ist ein Anstieg von 0,27 ppm auf 0,32 ppm zu verzeichnen. Die ist vermutlich auf die 5

Neben den genannten Treibhausgasen sind auch Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) klimatisch wirksam. Aufgrund der angepassten Produktion von z. B. Kühlschränken werden diese jedoch nur noch in geringem Maße emittiert.

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(Brand-)Rodung tropischer Regenwälder sowie den zunehmenden Einsatz stickstoffhaltiger Mineraldünger in der Landwirtschaft zurückzuführen (vgl. ebd.). Das troposphärische (auch: bodennahe) O3 hat im betrachteten Zeitraum von ~5 ppb auf ~40 ppb zugenommen. Dies steht in engem Zusammenhang mit der bereits beschriebenen Zunahme von Lachgas, da es nämlich durch fotochemische Reaktionen vor allem im Zusammenhang mit Stickoxiden gebildet wird, die sowohl anthropogener als auch biogener Herkunft sein können (vgl. Endlicher 1991: 66). Dies geschieht überwiegend im Sommer während warmer, strahlungsreicher Hochdruckwetterlagen (vgl. Kuttler 2009: 222). Der Beitrag der einzelnen Spurengase zum anthropogenen Treibhauseffekt ist unterschiedlich zu gewichten: CO2 ist mit ~76,7 %, CH4 mit ~14,3 % und N2O mit ~7,9 % beteiligt (vgl. Schönwiese 2008: 348). Außer den Spurengasen wirken aber auch Aerosole auf den Strahlungs- und Wärmehaushalt der Atmosphäre ein. Diese – festen oder flüssigen – Schwebteilchen treten meist fein verteilt in der Atmosphäre auf. Man unterscheidet direkt in die Atmosphäre eingebrachte primäre Aerosole und durch chemische Prozesse in der Atmosphäre entstandene sekundäre Aerosole (vgl. ebd.: 226). Je nach Oberflächenbeschaffenheit, Größe und Albedo der umgebenden Erdoberfläche können Aerosole kühlend oder erwärmend auf die Atmosphäre wirken. Natürlicherweise lassen sowohl Vulkanausbrüche als auch Staubstürme den Anteil von Aerosolen in der Atmosphäre ansteigen. Unter menschlichem Einfluss kann ein Anstieg durch den Verbrauch fossiler Brennstoffe sowie bodennah emittierter Feinstäube z. B. durch KFZ-Verkehr erfolgen, aber auch durch wasserdampf- und rußhaltige Triebwerksabgase von Flugzeugen (vgl. ebd.: 227). So kann parallel zur Zunahme der Treibhausgase auch eine Zunahme von Aerosolen festgestellt werden. Allerdings ist mit mehr als 80 %iger Sicherheit davon auszugehen, dass Aerosole in der Wechselwirkung mit Wolken einen wesentlichen Anteil des globalen mittleren Strahlungsantriebs durch Treibhausgase kompensieren (vgl. IPCC 2013: 14). Einen zentralen Einflussfaktor der globalen Erwärmung stellen die verstärkenden Rückkopplungseffekte dar. Diese betreffen sowohl die Treibhausgase Kohlenstoffdioxid, Methan und Wasserdampf, als auch die Oberflächenbedeckung durch Eis und Schnee. Die Kohlenstoffkreisläufe reagieren empfindlich auf Klimaveränderungen auf längeren wie kürzeren Zeitskalen und erfordern daher eine komplexe Modellierung (vgl. Kappas 2009: 164). Die Mehrzahl der vorliegenden Klimamodelle zeigt eine positive Rückkopplung, die durch die verringerte Aufnahme von CO2 durch die Meere und die terrestrische Biosphäre bei erhöhter Temperatur erklärt werden kann (vgl. ebd.: 164 ff.). Ähnliches gilt für Methan. Durch eine Klimaerwärmung werden die festen Bindungen von Methan im Permafrost bzw. als Methanhydrat im Meeresboden gelöst und Methan frei-

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gesetzt. Die steigende globale Durchschnittstemperatur führt außerdem zu einem steigenden mittleren Wasserdampfgehalt in der Atmosphäre. Auch hier kommt es zu Rückkopplungseffekten. Schließlich führt auch der Rückgang von schneeund eisbedeckten Flächen aufgrund steigender Temperaturen in den betroffenen Regionen zu einer Verminderung der Albedo. Das Reflexionsvermögen wird herabgesetzt und vermehrt Energie gespeichert, wodurch es zu einer Verstärkung des Erwärmungsprozesses kommt. Zusammenfassend kann man festhalten, dass der gesamte anthropogene Strahlungsantrieb positiv ist. Den größten Einfluss auf den gesamten Strahlungsantrieb hat der Anstieg der atmosphärischen CO2-Konzentration (vgl. IPCC 2013: 13). Klimamodelle Anhand von Klimamodellen versuchen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler durch die Kombination von Beobachtungen, Studien zu Rückkopplungsprozessen und Modellsimulationen ein Verständnis für die jüngsten Veränderungen im Klimasystem zu entwickeln. Vom vierten zum fünften Sachstandsbericht des IPCC haben längere Beobachtungen und damit verbunden verbesserte Modellrechnungen eine genauere quantitative Abschätzung des Strahlungsantriebs ermöglicht (vgl. ebd.: 15). Durch den Einsatz der Representative Concentration Pathways (RCP) ist es z. B. dem IPCC möglich, mit äußerster Wahrscheinlichkeit den menschlichen Einfluss als Hauptursache der beobachteten globalen Klimaerwärmung seit Mitte des 20. Jahrhunderts zu benennen (vgl. ebd.: 17) und darüber hinaus Projektionen von Änderungen durch anthropogenen Antrieb im globalen Klimasystem zu berechnen. Im fünften Sachstandsbericht werden die anhand der RCPs modellierten Ergebnisse vorgestellt. Der Schwerpunkt dieser Szenarien liegt auf der Variation der Konzentration der Treibhausgase und des Strahlungsantriebs. Das Besondere ist, dass die RCPs auch die potentielle Umsetzung klimapolitischer Ziele – in unterschiedlichem Ausmaß – berücksichtigen. Den Modellierungen des IPCC zufolge ist bei einer fortgesetzten Emission von Treibhausgasen von einer weiteren Erwärmung und Veränderungen in allen Komponenten des Klimasystems (Temperatur, Wasserkreislauf und Luftqualität der Atmosphäre, Ozeane, Kryosphäre, Meeresspiegel und Kohlenstoff- sowie andere biogeochemische Kreisläufe) auszugehen (vgl. ebd.: 19). Welche Aussagen die Modelle möglich machen, wird im Folgenden am Beispiel des Wasserkreislaufes der Atmosphäre ausgeführt. Für den Wasserkreislauf werden die zu erwartenden Veränderungen nicht einheitlich sein, sondern regional variieren. Das bedeutet, dass im Mittel die Gegensätze der Niederschlagssummen zwi-

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schen trockenen und feuchten Regionen zunehmen werden. Für die hohen Breitengrade sowie den äquatorialen pazifischen Ozean ist bis Ende dieses Jahrhunderts wahrscheinlich von einem Anstieg der mittleren Jahresniederschläge auszugehen. In trockenen Regionen der mittleren Breiten und Subtropen werden die mittleren Niederschläge wahrscheinlich abnehmen, während sie in feuchten Regionen bis Ende dieses Jahrhunderts wahrscheinlich zunehmen werden (vgl. RCP8.5-Szenario). Über den Landmassen der mittleren Breiten und feuchten Tropen ist zudem einer Zunahme an Intensität und Häufigkeit extremer Niederschlagsereignisse sehr wahrscheinlich. Im Hinblick auf das Monsun-System erscheint es wahrscheinlich, dass sich die berührten Flächen – bei schwächeren Winden aber intensiveren Niederschlägen – ausdehnen werden. ENSO wird nach wie vor die dominierende Form jährlicher Niederschlagsvariabilität im tropischen Pazifik bleiben. Aufgrund der Zunahme der in der Atmosphäre verfügbaren Feuchtigkeit werden die Niederschlagsschwankungen im regionalen Maßstab wahrscheinlich stärker. Dabei ist von einer großen natürlichen Variabilität in der Stärke und den räumlichen Mustern auszugehen (vgl. ebd.: 21 f.). 3.1.2 Beobachtete Folgen und prognostizierte Folgen Der 2013 verabschiedete Beitrag der Arbeitsgruppe I des IPCC konnte zeigen, dass ein Anstieg der globalen Mitteltemperatur um +/- 0,86 °C bereits eingetreten ist und ein weiterer Anstieg sehr hohe Gefährdungspoteniale für natürliche Ökosysteme und Menschen mit sich bringen würde und ohne aktiven Klimaschutz durchaus wahrscheinlich wäre. Eine solche Entwicklung wäre unumkehrbar und mit hohem Risiko verbunden, sobald Kipppunkte überschritten werden, die eine Rückkehr zu einem vorherigen Stadium unmöglich machen. Das Ziel der internationalen Klimapolitik besteht darum darin, die globale Erwärmung auf einen Wert von 2 °C gegenüber der vorindustriellen Zeit zu begrenzen. 6 Würde diese Grenze überschritten, ist mit schwerwiegenden Folgen sowohl für natürliche Ökosysteme als auch für die menschliche Zivilisation zu rechnen. Eine Reihe von Folgen der globalen Erwärmung sind bereits sowohl für natürliche Ökosysteme (z. B. in Form von Extremtemperaturen, Dürreperioden, Überflutungen, Ozeanerwärmung und -versauerung sowie daraus resultierenden Verlusten an Biodiversität) als auch für Menschen und ihre Lebensräume (z. B. in Form von Erkrankungen, Verlust an Produktivität von Ökosystemen und Landwirtschaft, Schäden an Infrastrukturen und Landverluste) zu beobachten. 6

Im Rahmen der Klimakonferenz in Paris im Jahr 2015 vereinbarten die beteiligten Staaten mit der Nations Framework Convention on Climate Change (UNFCCC) sogar, sich um die Einhaltung einer Obergrenze von 1,5° C zu bemühen.

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Unter den natürlichen Ökosystemen zeigen sich aufgrund der erhöhten Wassertemperaturen z. B. die tropischen Korallenriffe als besonders gefährdet, die bei steigenden Temperaturen ausbleichen und abstreben. Dies liegt daran, dass bei Algen, die unter normalen Umständen mit gesunden Korallen in Symbiose leben und ihnen ihre braune Farbe verleihen, durch höhere Konzentrationen von Stickstoffmonoxid im wärmeren Wasser der Fotosyntheseapparat geschädigt wird (vgl. Kappas 2009: 230). Für die Regenwälder des Amazonas-Gebietes kann die Veränderung des Niederschlagsregimes bedeuten, dass sich das Ökosystem auf wechselfeuchte oder gar trockene Bedingungen einstellen und damit komplett verändern muss. In den Küstengebieten wie Hochgebirgen der mittleren Breiten kann es zur Zerstörung von Pflanzengesellschaften und in den nördlichen Polarregionen bei Abtauen der Eisschilde zur Beeinträchtigung von Lebensräumen kommen (vgl. IPCC 2014b: 30 ff.). Auch die Folgen für Gesellschaft und Wirtschaft werden gravierender, je weiter die 2 °C-Obergrenze überschritten wird (vgl. ebd.: 11 ff.): Extremereignisse wie Starkniederschläge, Hitze- oder Trockenperioden werden künftig voraussichtlich weiter zunehmen und damit zur Bedrohung von Menschen, Infrastrukturnetzen und entscheidenden Dienstleistungen wie Strom-, Wasser- und Gesundheitsversorgung sowie Notdiensten v. a. in Ballungsräumen auf allen Kontinenten. In vielen Regionen sind erhebliche Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit zu erwarten. Gerade Hitzewellen können bei empfindlichen urbanen Bevölkerungsgruppen und jenen, welche in städtischen oder ländlichen Regionen im Freien arbeiten, zu schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen und erhöhter Sterblichkeit führen. In vielen Regionen können Änderungen des Wasserkreislaufs durch veränderte Niederschläge sowie Eis- und Schneeschmelze Einfluss auf Wasserverfügbarkeit und -qualität sowie Hochwasserrisiko und Energiegewinnungspotenzial nehmen. Eine steigende Nachfrage nach Wasser z. B. für die landwirtschaftliche Bewässerung oder den privaten Gebrauch kann – vor allem in semi-ariden Gebieten – zu Engpässen in der Wasserversorgung führen. Ohne Anpassung können landwirtschaftliche Erträge deutlich zurückgehen. Ein solcher Rückgang könnte schon in näherer Zukunft zu Problemen bei der Versorgung mit Nahrungsmitteln führen. Der zunehmende Klimawandel kann die wirtschaftliche Entwicklung beeinträchtigen. Das kann zu einer Verschärfung der Armut vor allem in Ballungsräumen führen und erhöht das Risiko von zusätzlichen Migrationsbewegungen und gewaltsamen Konflikten. Vor dem Hintergrund dieser Erkenntnis werden zunehmend auf der Ebene von Politik und Risikomanagement Anpassungsmaßnahme zur Minderung der Risiken reflektiert und (weiter-)entwickelt. Der IPCC konkretisiert anhand von Beobachtungen und Modellierungen inwiefern diese Folgen für die verschiedenen Kontinente bereits eingetreten bzw. zu erwarten sind. Die

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Ergebnisse werden im Folgenden zunächst in großräumigen Trends für Temperatur und Niederschlag zusammengefasst und dann beispielhaft im Hinblick auf Folgeerscheinungen von klimabedingten Überflutungs- und Überschwemmungsereignissen 7 konkretisiert: Afrika Die Datenlage für zurückliegende Veränderungen ist für Afrika nicht so umfassend und flächendeckend wie für andere Regionen der Erde. Dennoch lassen sich einige verallgemeinernde Aussagen treffen. Die Oberflächentemperatur ist im Mittel in den vergangenen 50-100 Jahren um 0,5 °C gestiegen. Zudem ist es in den letzten Jahrzehnten in den nördlichen wie in den südlichen Regionen Afrikas – bei Änderung von Dauer und Niederschlagsintensität – zu einer leichten jahreszeitlichen Verschiebung der Niederschläge zu Gunsten der Herbstmonate gekommen. Die Sahel-Zone scheint sich von den starken Rückgängen der Niederschläge im 20. Jahrhundert in den vergangenen 20 Jahren in Ansätzen zu erholen (vgl. IPCC 2014c: 1206 ff.). Für die südwestafrikanischen Küstengebiete werden Veränderungen projiziert, die – allerdings mit großen Unsicherheiten – vermuten lassen, dass es aufgrund einer Zunahme von tropischen Wirbelstürmen zu intensiven Überschwemmungen kommen könnte. Diese würden ggf. Schäden für die Infrastruktur des Nahrungsmittelsystems mit sich bringen (vgl. ebd.: 1216). Bei steigendem Meeresspiegel ist mit Überschwemmungen in Flussdeltas zu rechnen. In diesen Gebieten könnte es auch aufgrund der größeren Feuchte zur Ausbreitung von gesundheitsgefährdenden Schädlingen und Krankheiten kommen (vgl. ebd.: 1223). In Gebieten Ostafrikas kam es zudem bereits in den vergangenen Jahren zu Überschwemmungen und Erdrutschen in Folge von schweren Regenfällen, die zehntausende Menschen zwangen, ihre Häuser zu verlassen. Eine Zunahme vergleichbarer Ereignisse ist auch für die Zukunft zu erwarten. Europa Die durchschnittliche Temperatur in Europa hat in den vergangenen Jahrzehnten deutlich zugenommen, wobei die regional wie saisonal unterschiedlichen Wachstumsraten in den hohen Breiten Nordeuropas am höchsten sind. Seit 1950 sind extreme Hitzeereignisse häufiger und extreme Kälteereignisse seltener geworden. Im gleichen Zeitraum hat sich der jährliche Niederschlag in Nordeuropa (bis zu +70 mm pro Jahrzehnt) erhöht und ist in Teilen Südeuropas zurückge7

Die Fokussierung auf Überflutungs- und Überschwemmungsereignisse begründet sich in der inhaltichen Passung zu dem für die exemplarische Analyse in Kapitel 5 gewählten Fallbeispiel der Motivgruppe „Zunahme Überschwemmungen“.

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gangen (vgl ebd.: 1275 f.). Diese Veränderungen haben zu Belastungen der Landwirtschaft, aber auch der Gesundheit der Menschen geführt. Darüber hinaus ist bei einer Zunahme von Starkniederschlägen und einem Anstieg des Meeresspiegels für in Flussgebieten und entlang von Küsten gelegenen Besiedlungen mit erhöhten infrastrukturellen und wirtschaftlichen Schäden aufgrund von erhöhten Scheiteldurchflüssen, Küstenerosion und Landverlust zu rechnen (vgl. IPCC 2014b: 22). In den Regionen der winterfeuchten, sommertrockenen Mediterranklimate des europäischen Südens wird sich der modellierte Erwärmungstrend vor allem in der Zunahme von extremen Temperaturen und Trockenheit äußern. Mit diesem klimatischen Antrieb gehen bei geringeren Niederschlägen und erhöhter Verdunstung Einschränkungen bezüglich der Verfügbarkeit von Wasser einher, die sich in der Wasserführung von Flüssen und Grundwasserressourcen äußern. Zugleich ist aber von einem erhöhtem Wasserbedarf (z. B. für Bewässerung, Energie und Industrie, Haushaltszwecke) auszugehen. Asien Es ist sehr wahrscheinlich, dass die jährliche Durchschnittstemperatur in den meisten Regionen Asiens im Laufe des vergangenen Jahrhunderts zugenommen hat. Es gibt jedoch Regionen in Zentralasien und in den hohen Breiten, für welche die Datenreihen nicht für die Modellierung zukünftiger Trends ausreicht. Feststellen lässt sich allerdings, dass die Anzahl der warmen Tage und Nächte seit 1950 in den meisten asiatischen Ländern gestiegen ist und sich die Frequenz von Hitzewellen seit Mitte des 20. Jahrhunderts in weiten Teilen Asiens erhöht hat. Auch bezüglich des Niederschlags fehlen Aufzeichnungen, um wirklich sichere Aussage treffen zu können. Die Niederschlagstrends zeugen recht eindeutig von einer hohen Variabilität, die jedoch je nach Teilraum leicht variieren. Ergänzend zeigt sich, dass sowohl die ostasiatische Sommer- als auch die Wintermonsunzirkulation seit den 1970er-Jahren eine Schwächung erfahren haben (vgl. IPCC 2014c: 1333). Infolge der klimatischen Veränderungen sind viele Flussläufe und Küsten in Asien Bedrohungen durch Überschwemmungen und Küstenüberflutung ausgesetzt. Besonders betroffen sind Indien, Bangladesch und China. Die zentralen Ursachen liegen hier in der Zunahme von Starkniederschlägen und Wirbelstürmen sowie dem Meeresspiegelanstieg. Es ist mit großen Schäden an Infrastruktur, Erwerbsgrundlagen und Siedlungen zu rechnen (ebd.: 1346 ff.).

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Australasien 8 Die Region Australasiens schließt ein breites Spektrum unterschiedlicher Klimazonen ein. Von zentraler Bedeutung für die klimatischen Ausprägungen des Raumes sind die Einflüsse von Monsun und Südost-Passat, vom subtropischen Hochdruckgürtel sowie von den Westwinden der mittleren Breiten. Aufgrund tropischer Wirbelstürme und ENSO ist die natürliche Klimavariabilität sehr hoch und stellt eine besondere Herausforderung für die Erfassung und Projektion des anthropogenen Klimawandels und seiner Auswirkungen in der Region dar. Dennoch lässt sich sowohl eine Erwärmung als auch eine Änderung der Niederschläge mit unterschiedlicher Ausprägung nachweisen (vgl. ebd.: 1377). Es ist zudem erkennbar, dass der Klimawandel bereits zu einer Erwärmung der Ozeane um Australien und der Tasmansee nordwestlich von Neuseeland geführt hat. Diese Erwärmung führt insbesondere im Südosten und -westen Australien zur Ausprägung von Temperatur-Hotspots, was bei einer erhöhten CO2-Aufnahme des Ozeans zu dessen Versauerung führen kann. Erwärmung und Versauerung wirken sich schädigend auf die marinen Ökosysteme aus, insbesondere auf die Mortalität der Korallen (vgl. ebd.: 1392). Auch wenn die Auswirkungen der Klimaerwärmung auf die Lebensräume der Küste bislang schwer abzuschätzen sind, ist grundsätzlich von negativen Folgen auszugehen: küstennahe Vegetationsformationen werden vom steigenden Meeresspiegel ins Landesinnere verdrängt werden und Deltagebiete durch sich ändernde Niederschläge und Sedimentablagerungen in ihrer Verbindung zum Meer betroffen sein. Der Verlust der küstennahe Lebensräume wird sich erheblich auf die Besiedlung und Infrastruktur auswirken und die Bedrohung durch Sturmfluten den Tourismus einschränken (vgl. ebd.). Nordamerika Die Daten zeigen, dass die Jahresdurchschnittstemperatur im Verlauf des letzten Jahrhunderts nahezu über die gesamte Fläche Nordamerikas angestiegen ist. Zudem zeigen die Beobachtungen im ausgehenden 20. Jahrhundert auch eine Zunahme extremer Hitzeereignisse bei gleichzeitiger Abnahme der Frosttage. Es ist auch wahrscheinlich, dass der jährliche Niederschlag im vergangenen Jahrhundert über Gebieten der östlichen USA und an der Nordwestküste gestiegen ist. Die Beobachtungen zeigen eine Zunahme von Starkregenereignissen von Mexiko bis nach Kanada seit Mitte des 20. Jahrhunderts (ebd.: 1452). Verursacht durch Starkregenereignisse und Wirbelstürme drohen Nordamerika Über8

Der Begriff Australasien wird vom IPCC zur Bezeichnung der Region um Australien, Neuseeland und Neuguinea einschließlich der umliegenden kleineren Inselgruppen verwendet.

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schwemmungen von Städten in Fluss- und Küstengegenden. Es ist davon auszugehen das diese Überschwemmungsereignisse Schäden an Eigentum und Infrastruktur verursachen, Beeinträchtigung der Wasserqualität, Störung von Versorgungsketten, Ökosystemen und sozialen Systemen bedingen und entsprechend Belastungen für das Gesundheitswesen mit sich bringen werden (ebd.: 1459 ff.). Der prognostizierte Anstieg der Meeresspiegel, der vor allem entlang der Küsten von Florida, Louisiana, North Carolina und Texas erwartet wird, wird Küstenökosysteme unter Druck setzen. Zudem wird eine fortgesetzte Versauerung der Ozeane das Korallenwachstum verringern und Wechselwirkungen mit Temperaturerhöhungen zu einem erhöhten Risiko der Korallenbleiche führen, was wiederum zu Abnahmen der Artenvielfalt der marinen Ökosysteme führen wird (vgl. ebd.: 1460). Mittel- und Südamerika Im Fall von Mittel- und Südamerika ist es schwer, eindeutige Aussage über den Zusammenhang von globaler Erwärmung und regionaler Klimavariabilität herzustellen, da großflächige Landnutzungsänderungen sich ebenfalls als klimawirksam erweisen. In beiden Fällen ist allerdings von menschlichem Einfluss auszugehen. Trends, die dennoch zu beobachten sind, verweisen auf eine Abkühlung der mittleren Lufttemperatur von 1 °C entlang der südamerikanischen Westküste. Für die Zentralanden zeichnet sich ein Rückgang an Niederschlägen ab. Östlich der Anden zeigen die Bereiche nördlich des Äquators eine hohe Niederschlagsvariabilität (vgl. ebd.: 1507 f.). Die Bevölkerung der Küstenanrainerstaaten Lateinamerikas und der Karibik umfasst mehr als 600 Millionen Menschen. Drei Viertel von ihnen leben in einer Distanz von bis zu 200 km zur Küste und sind im Besonderen den klimatisch bedingten Veränderungen der Küstengebiete ausgesetzt. Zu den beobachteten und erwartbaren Veränderungen gehören temperaturbedingte Schädigungen der marinen Ökosysteme – u. a. auch der Korallenbestände und Mangrovenwälder – inklusive der fischereiwirtschaftlich relevanten Fischbestände, aber auch Bedrohungen von Orten der Erholung und des Tourismus. Zudem kann es zur Ausbreitung von Schädlingen kommen (vgl. ebd.: 1524). Dabei sind die Küstengebiete nicht gleichermaßen betroffen. Während die Küsten der Westseite des Kontinents vor allem in den Breiten Mexikos aber auch weiter südlich in Peru und Chile von erosiven Prozessen betroffen sind und sein werden, steigt für den Bereich der östlichen Südküste die Wahrscheinlichkeit von Überflutungsereignissen. Schädigende Auswirkungen sind für Metropolregionen wie Rio de Janeiro oder Montevideo sowie weitere urbane Verdichtungsräume zu erwarten (vgl. ebd.: 1525). Die Bedrohung durch Über-

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schwemmungen und Erdrutsche entsteht hier insbesondere bedingt durch extreme Niederschläge (ebd.: 1532). Kleine Inseln Als einen Sonderfall betrachtet der IPCC kleine Inseln in den tropischen Breiten des südlichen und westlichen Pazifischen Ozeans, des zentralen und westlichen Indischen Ozeans, des Karibischen Meeres, des Ostatlantiks sowie im Mittelmeer. Diese teilen aufgrund ihrer klimatischen Exposition eine gewisse Verwundbarkeit aufgrund von Variationen der Luft- und Ozeantemperaturen, des ozeanischen Chemismus, der Niederschläge, der Windstärke, der Windrichtung und des Meeresspiegels (vgl. ebd.: 1618). Insbesondere der Meeresspiegelanstieg bedeutet für die kleineren Inselgruppen und niedrigen Küstenregionen den Verlust von Fläche. In Kombination mit einer Zunahme von Wirbelstürmen erhöht sich zudem die Gefahr der Überschwemmung und Zerstörung von Ökosystemen wie Zivilisationen (vgl. IPCC 2014b: 24). 3.1.3 Anpassungsmaßnahmen (Adaptation) Die dargestellten naturwissenschaftlichen Grundlagen und Folgen, die sich zu großen Teilen auf die Ausführungen der Arbeitsgruppen I und II des IPCC stützen, bilden die Basis einer Bewertung zukünftiger Entwicklungen des Klimawandels und gelten insbesondere für die globalen Abschätzungen der Klimawirkungen. Auf regionaler Ebene werden sie durch Einzelstudien ergänzt (vgl. Kappas 2009: 238). Diese Erkenntnisse bilden den Ausgangspunkt der Entwicklung globaler und staatlicher vor allem aber auch regionaler und lokaler Anpassungsmaßnahmen. Schließlich haben Gesellschaften vor allem aber auch lokale Gruppen individuelle Interessen und Bedarfe im Umgang mit den Folgen des Klimawandels. Zudem sind Entwicklung und Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen zunehmend in Politik sowie in das Risikomanagement von Unternehmen integriert. Grundsätzlich geht es aber darum durch Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel die von diesem ausgehenden – regional spezifizierten – (Schlüssel-)Risiken zu mindern und Resilienz aufzubauen. Eine ausführliche Darstellung – gegliedert nach Kontinenten – findet sich im Beitrag der Arbeitsgruppe II zum fünften Sachstandsbericht des IPCC (vgl. IPCC 2014c). Um hier einen Eindruck der Qualität der vom IPCC vorgeschlagenen Anpassungsstrategien zu vermitteln, werden diese im Folgenden exemplarisch für die auf den jeweiligen Kontinenten von Überflutungs- und Überschwemmungsereignissen betroffen Regionen vorgestellt.

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Afrika Als Anpassungsmaßnahmen schlägt der IPCC für die in Afrika von Überschwemmungen betroffen Regionen im Westen und Südwesten eine Stärkung der technischen Infrastrukturen zur Anpassung (z. B. verbesserte Beobachtungssysteme) sowie von politischen Institutionen auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene zur Unterstützung der Landwirtschaft einschließlich der Errichtung von Frühwarnsystemen vor (vgl. ebd.: 1237 f.). Europa Notwendige Maßnahmen zur größtmöglichen Eindämmung der Folgen von Überschwemmungen in Flussgebieten und entlang von Küsten sind dem IPCC zufolge der Einsatz von Forschung zu technischen Lösungen zum Hochwasserschutz sowie die Revitalisierung von Auen als Retentionsflächen. Diese Maßnahmen würden hohe Kosten verursachen. Nach Modellierungen des IPCC könnten sie jedoch die meisten der projizierten Schäden verhindern. Ein potentielles Hemmnis stellt jedoch bei einer relativ hohen Bevölkerungsdichte in Europa der grundsätzliche Bedarf an Land sowie national divergierende Haltungen zum Umwelt- und Landschaftsschutz dar. Als Anpassungsstrategien für den von extremen Temperaturen und Trockenheit betroffenen europäischen Süden empfiehlt der IPCC bereits bewährte Maßnahmen wie die Übernahme von Technologien mit größerer Wassereffizienz und Strategien zur Einsparung von Wasser (z. B. für Bewässerung, Arten von Nutzpflanzen, Landüberdeckung, Industrien, Haushaltszwecke) sowie die Fortführung bereits etablierter Steuerungsinstrumente in Managementplänen für Flusseinzugsgebiete und integriertes Wassermanagement (vgl. ebd.: 1302). Asien In den vergangenen 10-15 Jahren wurden den lokalen Regierungen Asiens bereits verschiedene Maßnahmen zur Unterstützung bei der Umsetzung klimapolitischer Ziele an die Hand gegeben. Großes Potential sieht der IPCC hier insbesondere in GIS-basierten Systemen zur Gefährdungsbeurteilung, die dabei helfen sollen, lokale Anpassungsmaßnahmen hinsichtlich ihrer Wirksamkeit abzuschätzen (vgl. ebd.: 1351). Eher kritisch betrachtet der IPCC den Einsatz von baulichen Schutzvorrichtungen wie Kanalisierung oder Dämmen, da diese die natürlichen Ökosysteme (z. B. Mangrovenwälder) schädigen und damit die Kohlenstoffbindung negativ beeinflussen könnten. Positiv hingegen ist die Einschätzung bezüglich landseitiger Pufferzonen entlang von Flüssen und Küsten (vgl. ebd.: 1352).

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Australasien Zum Schutz gegen die Zunahme von Häufigkeit und Ausmaß durch Starkniederschläge verursachter Überflutungen fordert der IPCC für den Bereich Australasiens eine signifikante Verbesserung hinsichtlich der Wirksamkeit bisheriger Anpassungsmaßnahmen. Die Empfehlungen zielen insbesondere auf Landnutzungsregelungen und Umsiedlungen. Ähnliches gilt für den Schutz der Küsteninfrastruktur und niedrig gelegener Ökosysteme vor Wirbelstürmen und steigendem Meeresspiegel vor allem in Australien und Neuseeland (ebd.: 1404). Nordamerika Um auf die beobachteten und prognostizierten Folgen – Überschwemmungen aufgrund von Starkregenereignissen und Wirbelstürmen – angemessen zu reagieren, hat der IPCC mehrere Handlungsoptionen entwickelt, die auf unterschiedlichen Ebenen ansetzen. Grundsätzlich empfiehlt der IPCC einen Erhalt küstennaher Feuchtgebiete als natürlicher Hochwasserschutz (ebd.: 1460 ff.), ergänzt um Frühwarnsysteme, welche zu mehr Resilienz gegenüber Stürmen und Überschwemmungen führen sollen (vgl. ebd.: 1466). Darüber hinaus erscheint es gerade für dicht besiedelte Gebiete geboten, einerseits ihre Kanalisationssysteme den gegenwärtigen bzw. erwarteten klimatischen Bedingungen anzupassen sowie andererseits die Bodenversiegelung zu mindern und durchlässigere Oberflächen zu schaffen, welche mehr Grundwasserneubildung zulassen (ebd.: 1477). Mittel- und Südamerika Zum Schutz städtischer Agglomerationen in Küstennähe vor Überschwemmungen in Mittel- und Südamerika plädiert der IPCC für den Ausbau des städtischen wie ländlichen Hochwassermanagements – unter Berücksichtigung eines integrierten Managements von Wasserressourcen – einschließlich der hierzu erforderlichen Infrastrukturen, den Ausbau von Frühwarnsystemen und der Wetterbeobachtung zur besseren Vorhersagen des Wetters und der Abflussmengen sowie die Kontrolle von infektiösen Erkrankungen (ebd.: 1545). Kleine Inseln Für die im Vergleich zur Landmasse großen Küstengebiete der kleinen Inseln werden die Anpassungen zu einer signifikanten Herausforderung hinsichtlich Finanzierung und Ressourcen. Der Erhalt und die Rekultivierung der von Überschwemmungen betroffenen Landschaftsräume und Ökosysteme – z. B. durch ein verbessertes Management von Boden und Süßwasserressourcen und angemessene Baunormen und Siedlungsmuster – sollte dennoch im Vordergrund stehen (ebd.: 1626 f.).

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Da das derzeit wissenschaftliche gesicherte Wissen über Gelingensbedingungen, Erfolgsaussichten und mögliche Hemmnisse von Anpassungsmaßnahmen noch unzureichend ist, empfiehlt der IPCC in erster Linie solche Maßnahmen, die unabhängig von ihrer Wirkung auf die Folgen und das Ausmaß des Klimawandels die Umwelt- und Lebensqualität erhöhen. Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass die Anpassung an den Klimawandel langfristig am erfolgreichsten sein wird, wenn die Veränderung von Ökosystemen und sozioökonomische Entwicklungen wie Urbanisierung und Demografie Berücksichtigung finden, denn soziale Benachteiligung – z. B. aufgrund von Geschlecht oder ethnischer Zugehörigkeit – und vor allem zunehmende Armut erhöhen die Verwundbarkeit durch den Klimawandel (vgl. IPCC 2014b: 11). 3.1.4 Minderung des Klimawandels (Mitigation) Neben den Maßnahmen zur Anpassung an die veränderten klimatischen Bedingungen und den daraus resultierenden Folgen liegt ein zweiter klimawandelbezogener Forschungsschwerpunkt im Bereich der Strategien zur Abschwächung der den Klimawandel beschleunigenden Prozesse. Eine solche Minderung kann zum einen durch die Verringerung von Treibhausgasemissionen und zum anderen durch den Erhalt und den Schutz vorhandener Kohlenstoffsenken (z. B. Wälder und Ozeane) gelingen (vgl. Kappas 2009: 277). Leitend ist hierbei der Artikel 2 der UNFCCC, in dem das Ziel anvisiert wird, „die Stabilisierung der Treibhausgaskonzentrationen in der Atmosphäre auf einem Niveau zu erreichen, auf dem eine gefährliche anthropogene Störung des Klimasystems verhindert wird“ (vgl. UNFCCC 1992: 4). Während Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vor der Herausforderung stehen, z. B. Maßnahmen oder klimaschonende Technologien zu entwickeln, ist es Aufgabe der Politik den gesellschaftlichen Rahmen zu schaffen, in welchem eine Umsetzung von Maßnahmen oder aber die Übernahme von entwickelten Technologien kosteneffizient und sozial verträglich möglich ist. Damit sind Wissenschaft und Politik zu einer engen Kooperation verpflichtet. Weitere Ausführungen zu den Meilensteinen gesellschaftlicher Klimadiskurse in Forschung, Medien und Politik folgen (vgl. Kapitel 3.2). Der dargestellte Stand der Grundlagenforschung ist kein Endstand. Die Forschung läuft weiter. Neue Messverfahren werden entwickelt, neue Algorithmen zur Modellierung künftiger Entwicklungen programmiert. Derweil verändert sich das Klima aber weiter und entfaltet ein Gefährdungspotential für jegliches Leben auf der Erde. Damit bleibt der Klimawandel ein wissenschaftliches Problem, das es in seiner Komplexität zu begreifen gilt. Es geht jetzt und künftig darum, auf den Ebenen von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft Handlungsstrate-

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gien zu entwickeln, um einerseits den Prozess der globalen Erwärmung einzudämmen, sowie um andererseits auf mögliche Veränderungen bestmöglich reagieren zu können. Damit es aber überhaupt zu einem Vollzug dieser Handlungsstrategien kommen kann, ist eine Übersetzung und Vermittlung wissenschaftlicher Forschungsergebnisse für Entscheidungsträger und Öffentlichkeit erforderlich. Dies ist in den vergangenen Jahren durch umfangreiche Medienberichterstattung – national wie international – geschehen. Eine Reihe medienwissenschaftlicher Studien hat diesen Prozess begleitet (vgl. z. B. Peters und Heinrichs 2005, Weingart et al. 2008, Doyle 2011, Schmidt et al. 2013). Welche Rolle im Rahmen dieses Wissenstransfers die Medien und hier insbesondere deren visuelle Anteile spielen, wird im Folgenden umrissen.

3.2 MEILENSTEINE WISSENSCHAFTLICHER UND POLITISCHER DISKURSE UND IHRE MEDIALE ADAPTION Nach Melanie Weber sind Bewusstseinsbildung und Verhaltensintention als Konsequenzen der Problemwahrnehmung bezogen auf den Klimawandel einerseits abhängig von den beobachtbaren Naturveränderungen sowie andererseits vom gesellschaftlichen Klimadiskurs, denn der Klimawandel stellt unter den sich derzeit vollziehenden Umweltveränderungen einen Sonderfall dar (vgl. Weber 2008: 23 f.). Blickt man auf die Entwicklung der massenmedialen Kommunikation von wissenschaftlichem Wissen über den Klimawandel sowie politische und wirtschaftliche Strategien im Umgang mit dem Klimawandel, so zeigt sich, dass die Öffentlichkeit nicht immer in gleicher Weise adressiert und informiert wurde. Der folgende Überblick über die Meilensteine gesellschaftlicher Klimadiskurse in Forschung und Politik soll zunächst klären, in welchem Kontext Berichterstattung über den Klimawandel steht und welche Rolle insbesondere die verwendeten Bilder dabei spielen. 3.2.1 Frühe Vermutungen und erste Untersuchungen Erste wissenschaftliche Überlegungen zu einer anthropogenen Einflussnahme auf das Klima reichen bis ins 18. Jahrhundert zurück, als Wissenschaftler nach Zusammenhängen zwischen Entwaldung und Niederschlagsveränderungen (vgl. Boykoff und Rajan 2007: 207) sowie nach den Verbindungen von Sonnenhelligkeit oder Aktivität der Sonnenflecken und der Oberflächentemperatur auf der Erde suchten (vgl. Weart 2008: 15). Hinzu kam ein wissenschaftliches Interesse

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daran, wie spezifische Gase in der Atmosphäre die Temperatur beeinflussen. Im Jahr 1824 veröffentlichte der französische Mathematiker und Physiker JeanBaptiste-Joseph Fourier erstmals Vermutungen zur Bedeutung von Kohlenstoffdioxid in der Atmosphäre für eine Erwärmung des Klimas der Erde (vgl. Weingart et al. 2008: 41). Er erkannte, dass die Atmosphäre offenbar einen Teil der Infrarotstrahlung zurückhält, welche die Erde abstrahlt (vgl. Weart 2008: 2 f.). Der irische Physiker John TyndalI untersuchte in den 1860er-Jahren die Bedeutung verschiedener Gase für den natürlichen Treibhauseffekt und konnte erstmals nachweisen, dass Kohlenstoffdioxid nicht durchlässig für Infrarotstrahlung ist. Damit legte er einen fachlichen Grundstein für das Verständnis des Treibhauseffektes. Ende des 19. Jahrhunderts richtete sich das Forschungsinteresse der Wissenschaftler im Zuge der voranschreitenden Industrialisierung stärker auf den möglichen Einfluss des Menschen auf Klimaveränderungen (vgl. Boykoff und Rajan 2007: 207). So diskutierte 1896 der schwedische Physiker und Chemiker Svante August Arrhenius in dem Artikel On the influence of carbonic acid in the air upon the temperature of the ground die Frage, inwiefern sich eine Anreicherung von Kohlenstoffdioxid in der Atmosphäre auf eine Erhöhung der Temperatur auswirken könne und ob der Mensch in der Lage sei, entsprechend das Klima zu beeinflussen (vgl. Arrhenius 1896). Er kam zu dem Schluss, dass eine Verdopplung des Kohlenstoffdioxidgehalts in der Atmosphäre zu einer Erhöhung der Temperatur an der Erdoberfläche zwischen 4 und 6 °C führen können würde (vgl. Rahmstorf und Schellnhuber 2006: 29). Seine Überlegungen trafen jedoch über Jahrzehnte innerhalb der wissenschaftlichen Gemeinschaft nicht auf Gehör, was möglicherweise auf einen Mangel an angemessenen Forschungsmethoden zur Überprüfung seiner Hypothese zurückzuführen ist (vgl. Weingart et al. 2008: 41). Etwa zeitgleich mit Arrhenius zog der US-amerikanische Geologe Thomas Chrowder Chamberlin die Möglichkeit einer Auswirkungen veränderter Treibhausgaskonzentrationen innerhalb der Atmosphäre auf das Klima in Betracht (vgl. Neu 2007: 976). Nach einigen außergewöhnlich warmen Jahren in den USA und Mitteleuropa während der 1930er-Jahre wurde schließlich in der Fachliteratur erstmals ein Zusammenhang von beobachteter Klimaerwärmung und dem Anstieg der Kohlenstoffdioxidkonzentration in der Atmosphäre – verursacht durch die Industrialisierung – angesprochen (vgl. ebd.). Der deutsche Klimatologe und Meteorologe Hermann Flohn veröffentlichte 1941 einen Beitrag, in welchem er die Bedeutung des Menschen als Klimafaktor und damit als Verursacher möglicher erdumspannender Klimaänderungen thematisiert (vgl. Flohn 1941). Auch seinen Hypothesen wurde bedingt durch die politischen Umstände keine weitere Beachtung geschenkt (vgl. Weingart et al. 2008: 41 f.).

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3.2.2 Wissenschaftliche Anerkennung und aufkeimende mediale Aufmerksamkeit Erst Ende der 1950er-Jahre wurde die Gefahr einer anthropogen verursachten Erwärmung der Erdatmosphäre erstmals innerhalb der wissenschaftlichen Gemeinschaft ernst genommen (vgl. Rahmstorf und Schellnhuber 2006: 29, Neu 2007: 976) und die Öffentlichkeit damit konfrontiert. So erscheint 1950 in der US-amerikanischen Saturday Evening Post ein Artikel mit dem Titel Is the world getting warmer? Die Autoren beleuchten darin mögliche Zusammenhänge zwischen Klimaveränderungen, landwirtschaftlichem Wandel und steigendem Meeresspiegel (vgl. Abarbanel und McCluskey 1950). Mit diesem Artikel kommt es somit zu ersten Niederschlägen wissenschaftlicher Forschung zum anthropogenen Klimawandel in der medialen Berichterstattung. 1957/58 gelang dem US-amerikanischen Klimaforscher David Charles Keeling auf Basis einer permanenten Kohlenstoffdioxid-Messung am Mauna-Loa der Nachweis eines Anstiegs der Kohlenstoffdioxidkonzentration in der Atmosphäre, verursacht durch die Verbrennung fossiler Energieträger (vgl. Weart 2008: 33 ff.). Die Ergebnisse Keelings journalistisch reflektierend, erschien – ebenfalls im Jahr 1957 – im Christian Science Monitor 9 der Artikel Are Men Changing the Earth’s Weather? von Robert C. Cowen (vgl. Boykoff und Rajan 2007: 208). In den 1960er-Jahre zeigt sich die Medienberichterstattung zurückhaltend, wenngleich in diese Zeit die ersten Simulationsrechnungen mit einem Atmosphärenmodell fallen (vgl. Rahmstorf und Schellnhuber 2006: 29 f.). Eine Überführung der bis zu diesem Zeitpunkt vor allem in der wissenschaftlichen Gemeinschaft geführten Debatte in eine öffentliche Diskussion gelang 1972 mit Erscheinen des Buches The Limits to Growth (Meadows et al. 1972). Im Kontext der Frage nach einer künftigen Tragfähigkeit der Erde wurde auch die Erwärmung des globalen Klimas als mögliche Folge eines kontinuierlichen Weltbevölkerungswachstums thematisiert. Das Buch sorgte aufgrund der großen Öffentlichkeit, die es ansprach, vor allem in den westlichen Regionen der Erde für eine breite gesellschaftliche Verunsicherung und beförderte das Einsetzen eines Umdenkens. Ebenfalls im Jahr 1972 gelang es der Besatzung der Apollo 17 aus einer Entfernung von 45.000 km jenes Foto von der Erde zu machen, dass seitdem als Blue

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Der Christian Science Monitor ist eine 1908 in den USA von Mary Baker Eddy gegründete englischsprachige Tageszeitung, welche der Christian-Science-Kirche nahesteht. Ihrer Selbstdarstellung zufolge steht die unabhängige internationale Nachrichtenorganisation für eine nachdenkliche und globale Berichterstattung (vgl. http:// www.csmonitor.com/About).

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Marble bekannt und zu einer visuellen Metapher für die Verletzlichkeit der Erde und somit gleichsam zur Ikone der Umweltschutzbewegung geworden ist. 3.2.3 Etablierung der Klimawandelforschung und politische Reaktionen 1975 warnte die National Academy of Sciences der USA erstmals vor einer globalen Erwärmung – während es gleichzeitig Forscher gab, die eine neue Eiszeit für möglich hielten – und überführte damit die wissenschaftliche Diskussion in einen breiteren medialen Diskurs (vgl. Rahmstorf und Schellnhuber 2006: 30). In Anerkennung der Bedeutsamkeit der wissenschaftlichen Diskurse und der darin betonten Notwendigkeit politischen Handelns fand 1979 die erste Weltklimakonferenz Conference of Parties (COP) in Genf statt, bei der es inhaltlich um im Verlauf der 1970er-Jahre dokumentierte Klima-Anomalien und deren mögliche Verursachung durch die menschliche Gesellschaft ging (vgl. WMO 1979). Ein Ergebnis stellte die Gründung des Weltklimaprogramms World Climate Programme (WCP) dar, ein Rahmenprogramm mit Empfehlungen zur weltweiten Koordinierung der Klimaforschung sowie zur Kontrolle der anthropogenen Klimabeeinflussung. Im Jahre 1988 gründeten die World Meteorological Organization (WMO) und das Umweltprogramm der Vereinten Nationen United Nations Environment Programme (UNEP) das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC). Aufgabe dieses Gremiums sollte es sein, den jeweils aktuellen Wissensstand zum Klimawandel zusammenzustellen und die Erkenntnisse in gebündelter Form den politischen Entscheidungsträgern zur Verfügung zu stellen. Den ersten Sachstandsbericht legte der IPCC im Jahre 1990 vor. Darin kamen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu dem Schluss, dass die Erde sich tatsächlich erwärmt habe, prognostizierten aber, dass es ein weiteres Jahrzehnt dauern würde, bevor sie mit einem großen Maß an Vertrauen sagen könnten, ob die Erwärmung durch natürliche Prozesse oder durch die Treibhausgasemissionen der Menschheit verursacht worden sei (vgl. IPCC 1990d). Der Bericht über die naturwissenschaftlichen Grundlagen enthielt für den damaligen Forschungsstand keine neuen Ergebnisse und wurde entsprechend auch von der Berichterstattung kaum zu Kenntnis genommen (vgl. Weart 2008: 156 f.). Relevant war jedoch, dass bereits 1990 in Berichten weiterer Arbeitsgruppen Folgen des Klimawandels (vgl. IPCC 1990b) und Handlungsmöglichkeiten (vgl. IPCC 1990c) diskutiert wurden. In Folge des ersten Sachstandsberichts wurde 1992 im Rahmen des Weltgipfels in Rio de Janeiro die Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen United Nations Framework Convention on Climate Change (UNFCCC) unterzeichnet, die besagt, dass die Belastung der Atmosphäre mit

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Treibhausgasen von den Unterzeichnenden auf einem Niveau zu stabilisieren sei, welches eine gefährliche Störung des Weltklimas verhindere (vgl. Neu 2007: 976). Die Ausgestaltung dieser Absichtserklärung folgte 1997 im Rahmen der dritten COP in Form des sogenannten Kyoto-Protokolls. Darin festgeschrieben ist die völkerrechtlich verbindliche Vereinbarung unter den unterzeichnenden Staaten, die Emission der bedeutendsten Treibhausgase insgesamt um 5,2 %, in den einzelnen Staaten aber unterschiedlich stark, zu reduzieren (vgl. Schönwiese 2008: 379). An diesem Erfolg mussten sich alle folgenden COPs messen lassen. Für die fünfzehnte UN-Klimakonferenz 2009 in Kopenhagen war die Verabschiedung eines Folge-Abkommens des Kyoto-Protokolls der Kopenhagener Vereinbarung geplant. Es wurde jedoch lediglich offiziell zur Kenntnis genommen und mangels Einigkeit nicht verabschiedet. Der Minimalkonsens, auf den man sich einigen konnte, war das Ziel, die Erderwärmung auf max. 2 °C zu begrenzen. In Kopenhagen kam es erstmals am Rande einer Klimakonferenz zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Umweltaktivisten und der Polizei. Die Proteste und die Reaktionen von institutioneller Seite wurden neben den verhandelten Inhalten zum zentralen Aspekt der Berichterstattung. Der anthropogene Klimawandel war damit sichtbar den diskursiven Kontexten von Wissenschaft und Politik entwachsen und unter großem persönlichem Einsatz von Aktivistinnen und Aktivisten zu einem gesellschaftlich verhandelten Thema geworden. Einen wirklichen politischen Erfolg konnte letztlich erst wieder die UN-Klimakonferenz 2015 in Paris verzeichnen. Beschlossen wurde das Übereinkommen von Paris, welches als verbindliches Ziel von allen UN-Mitgliedsstaaten forderte, ihren Beitrag zu leisten, um die Erwärmung der Atmosphäre auf weniger als 2 °C zu begrenzen und hierzu die Netto-Treibhausgasemissionen in der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts auf null zu reduzieren. 3.2.4 Klimaforschung und -politik unter medialer Beobachtung Parallel zu diesem politischen Prozess sind bis heute im Namen des IPCC fünf Sachstandsberichte veröffentlicht worden: 1990, 1995, 2001, 2007 und 2013/2014. Über die Jahre konnten die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ihre Ergebnisse so weit verdichten, dass schließlich seit 2007 mit mehr als 90 %iger Wahrscheinlichkeit davon ausgegangen werden kann, dass der größte Teil der beobachteten Erwärmung der mittleren globalen Temperatur seit Mitte des 20. Jahrhunderts durch den Anstieg der anthropogenen Treibhausgaskonzentrationen verursacht wurde (vgl. IPCC 2007a). 10 Dieser vier10 Der fünfte und bislang letzte Sachstandsbericht des IPCC von 2013/2014 unterstreicht die Ergebnisse des Sachstandsberichtes von 2007, so wird darin der menschliche Ein-

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te Sachstandsbericht erfuhr eine große mediale Öffentlichkeit. Dies lag einerseits an der hohen Wahrscheinlichkeit, mit der endlich von einer anthropogenen Verursachung der globalen Erwärmung ausgegangen werden konnte, und den Zukunftsszenarien, welche für den Fall einer fortschreitenden Klimaerwärmung modelliert wurden. Andererseits geriet er aber auch stark in die Kritik. Leugner des Klimawandels zweifelten an der Aussagekraft der angewandten Klimamodelle, kritische Journalisten spürten Unstimmigkeiten innerhalb des Berichts auf. Spätestens als 2007 der Friedensnobelpreis an den IPCC – zusammen mit Al Gore für seinen Film Eine unbequeme Wahrheit von 2006 – für die Bemühungen um ein besseres Verständnis für die von Menschen verursachten Klimaveränderungen verliehen wurde, hatte das Gremium und zugleich die Problematik selbst bei einer breiteren Öffentlichkeit an Anerkennung gewonnen (vgl. Weart 2008: 194). Dies schlägt sich nicht zuletzt in der deutlichen Zunahme medialer Berichterstattung zum Klimawandel zwischen 2006 und 2007 nieder, wie sie Maxwell T. Boykoff und Michael K. Goodman für die US-amerikanische Printmedien rekonstruiert haben (vgl. Boykoff und Goodman 2015: 200).

3.3 FORSCHUNGSANSÄTZE ZU (NATUR-) DARSTELLUNGEN IN DER KLIMAWANDEL-BERICHTERSTATTUNG Bei dem in Kapitel 3.1 skizzierten Stand der naturwissenschaftlichen Forschung zum anthropogenen Klimawandel handelt es sich um einen Einblick in die unter Fachleuten aus Wissenschaft und Politik geführten Debatten. Um dieses Wissen über den anthropogenen Klimawandel zu einem gesellschaftlich geteilten Wissen zu machen, bedurfte und bedarf es einer (zielgruppenspezifischen) Vermittlung, deren Aufkommen ansatzweise in Kapitel 3.2 skizziert wurde. Im Kontext des Sammelbandes Naturrisiken und Sozialkatastrophen von Carsten Felgentreff und Thomas Glade (vgl. Felgentreff und Glade 2008) konstatiert der Kommunikations- und Politikwissenschaftler Andreas Görke, dass die Öffentlichkeit das, was sie über Naturrisiken und Sozialkatastrophen weiß, in der Regel nicht durch direkte Erfahrung, sondern über Presse, Rundfunk oder Internet erfährt (vgl. Görke 2008: 128). Es ist davon auszugehen, dass dies in besonderer Weise auch auf den Klimawandel zutrifft. Zwar scheinen immer häufiger auftretende extreme Wetterereignisse wie langandauernde zivilisationsbedrohende Starkregen o-

fluss auf die Erwärmung der Erdatmosphäre sogar mit mehr als 95 %iger Wahrscheinlichkeit als Hauptursache benannt (vgl. IPCC 2013).

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der gesundheitsgefährdende Hitzewellen Anhaltspunkte für eine Veränderung vorherrschender klimatischer Gegebenheiten zu liefern, dennoch handelt es sich jeweils um Einzelerlebnisse, die erst im Erfassen ihrer überdurchschnittlich häufigen Wiederholung als Indizien für einen global wirksamen Klimawandel gelten können. So wird eine zeitliche Veränderung des Klimas zwar lokal erlebbar, die Konsequenzen regionenübergreifender Veränderungen bleiben dem individuellen und situativen Erleben jedoch zwangsläufig verborgen. Es ist zur Aufgabe der Medien – hier insbesondere der Massenmedien – geworden, einerseits diese alltagsweltliche Erfahrungslücke durch Berichterstattung von konkreten Ereignissen zu schließen und andererseits Hintergrundinformationen aus Wissenschaft, Forschung und Politik zu liefern. Dies geschieht wiederum in verschiedenen Medienformaten wie Printmedien, Fernsehen oder Internet sowohl auf verbalsprachlicher als auch auf visueller Ebene, zumeist aber in Kombination. Mit seinem Statement argumentiert Görke in der Tradition Luhmanns und problematisiert die Folgen, die mit der journalistischen Kommunikation über Naturereignisse von katastrophalem Ausmaß verbunden sind. Er benennt Aspekte wie die „Beobachterabhängigkeit“ oder die „Systemrelativität von Krisenkonstruktionen“ (Görke 2008: 128). Einen Lösungsansatz sieht er in der Analyse der Eigenlogik und der Eigenwerte journalistischer Kommunikation. Hier treffen sich Kommunikationsforschung und handlungszentrierte Ansätze der Sozialgeographie. Denn unter den Analysefeldern zur Betrachtung alltäglicher Regionalisierungen – produktiv-konsumtive, normativ-politische und informativ-signifikative Regionalisierungen – bezieht sich Werlen mit dem Forschungsbereich Geographie der Information, welchen er dem Typ des informativsignifikativen Geographie-Machens zuordnet, explizit auf (subjektiv) verfügbare Wissensvorräte, welche die Voraussetzungen zur Generierung und Steuerung potentieller Informationsaneignung darstellen (vgl. Werlen 2007: 252). Diese zu untersuchen sieht er als lohnende Herausforderung, um informative Regionalisierungen der Lebenswelt aufzuzeigen (vgl. ebd.). In Ansätzen stellen sich bereits Studien zur visuellen Konstruktion des Klimawandels durch die Berichterstattung dieser Herausforderung. So wird im Folgenden zunächst ein Einblick in die Ordnung des bestehenden Forschungsfeldes gegeben, welches durch eine große Diversität hinsichtlich dem betrachteten Medium, dessen Verwendungszusammenhangs und geographischen Ursprungs sowie der verwendeten Methodik gekennzeichnet ist (vgl. Kapitel 3.3.1). Da sich das Interesse dieser Arbeit insbesondere auf methodische Bildzugänge und ihre Erkenntispotentiale richtet, fokussieren sich die weiteren Ausführungen sodann auf die methodischen Annäherungen an die Dimensionen von Bildbedeutung, wie sie anhand des Verständnisses von Bildern als wahrnehmungsnahen Zeichen rekonstruiert worden sind. Am

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Ende steht eine Zusammenfassung der phänomenologischen (vgl. Kapitel 3.3.2), syntaktischen (vgl. Kapitel 3.3.3), semantischen (vgl. Kapitel 3.3.4) und pragmatischen Annäherungen (vgl. Kapitel 3.3.5). Das besondere Interesse gilt dabei jeweils methodenspezifischen Erkenntnissen zu in den Bildern auffindbaren visuellen Hinweisen auf Mensch-Natur-Beziehungen. 3.3.1 Ordnung des Forschungsfeldes Bis vor wenigen Jahren richtete die Forschung zu medialen Konstruktionen des anthropogenen Klimawandels ihre Aufmerksamkeit vor allem auf den verbalen Diskurs (vgl. z. B. Pansegrau 2000, Weichselgartner 2002, Boykoff und Roberts 2007, Weingart et al. 2008, Weber 2008, Lüthje und Neverla 2012). Im Zuge des pictorial turns wurde jedoch anerkannt, dass die Konstruktion und Kommunikation von Wissen über globale Veränderungsprozesse zunehmend auch durch visuelle Repräsentationen erfolgt. Die Frage, wie und in welchem Maße die im Zusammenhang mit der Berichterstattung verbreiteten Bilder Einfluss auf kollektive Meinungsbildung nehmen, rückt seit Ende der 2000er-Jahre verstärkt in den Fokus. Diesem Interesse folgt auch diese Arbeit, wenn sie Medienbilder darauf untersucht, welche Bedingungen für verantwortliches Umwelthandeln ihnen eingeschrieben sind. Das Feld der bildbezogenen Forschungsansätze zur medialen Konstruktion des Klimawandels in der Berichterstattung und deren kommunikativer Wirksamkeit lässt sich in die beiden Bereiche Inhaltsforschung und Wirkungsforschung trennen. Im Folgenden gilt der Fokus vornehmlich der Inhaltsforschung, da diese auch im empirischen Teil dieser Arbeit im Zentrum steht. Wenngleich die konkrete Handlungswirksamkeit im Kontext der übergeordneten Fragestellung von zentraler Bedeutung ist, wird sie im Rahmen dieser Arbeit nicht empirisch geprüft, sondern theoretisch entwickelt. Daher wird diesbezüglich der Stand der Forschung an dieser Stelle auch nicht weiter ausgeführt. Von den Ergebnissen der Empirie ausgehend werden allerdings in den abschließenden Reflexionen Ausblicke auf mögliche Anschlüsse rezeptionsorientierter Forschung gegeben und auch Bezüge zu aktuellen Forschungsansätzen hergestellt. Das Feld der in den verschiedenen Studien bearbeiteten Fragestellungen ist breit – nicht zuletzt bedingt durch die jeweilige disziplinäre Perspektive der Forschenden. So finden sich Studien aus den Medien- und Kommunikationswissenschaften, der (Umwelt-)Psychologie sowie der Geographie. Meist werden jedoch gerade aus der Erkenntnis heraus, dass ein disziplinär beschränkter Zugang zum Gegenstand den Blick nicht ausreichend öffnet, inter- oder auch transdisziplinä-

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re 11 Zugänge gewählt. Versucht man dennoch, die vorliegenden Studien entsprechend der jeweils betrachteten Analysedimensionen zu ordnen, so lassen sich einige Dominanten feststellen. Bevor jedoch die verfolgten Fragestellungen und die daraus resultierenden Ergebnisse genauer dargestellt werden, wird zunächst ein Überblick über die vertretenen konzeptionellen Rahmungen gegeben. Konzeptionell setzen die Studien unterschiedliche Schwerpunkte im Hinblick auf die betrachtete Medialität – verstanden als Eigenschaften der technischen Zeichenvermittlung –, den Verwendungszusammenhang, die Methodik sowie den geographischen Raum. Da es wenig zielführend wäre, den Forschungsstand aus Sicht der vier benannten Schwerpunkte jeweils gleichermaßen ausführlich zu behandeln, werden stattdessen im Folgenden Hinweise zur vertiefenden Lektüre zu den jeweiligen Schwerpunkten Medialität, Verwendungszusammenhang und Methodik gegeben. Anschließend werden ausgewählte Forschungsfragen und ihre Ergebnisse – fokussiert auf den Aspekt der visuellen Konstruktion und emotionalen Wirksamkeit von Natur in Bildern der Berichterstattung – vorgestellt. Unter dem Aspekt der Medialität dominieren Studien, die sich mit Fotografien (vgl. z. B. Doyle 2007, Hansen und Machin 2008, Smith und Joffe 2009, Manzo 2010a, 2010b, O’Neill 2013, DiFrancesco und Young 2011), filmischen Aufnahmen (vgl. z. B. Lester und Cottle 2009, Höijer 2010) oder auch beidem (Linder 2006) befassen. Darüber finden sich jedoch auch kritische Auseinandersetzungen mit Grafiken (vgl. z. B. Schneider 2009, 2010), Computersimulationen (vgl. z. B. Gramelsberger 2008), Cartoons (vgl. z. B. Manzo 2012) und Montagen (vgl. Svoboda 2011). Ähnlich, wie im Hinblick auf die Medialität Fotografien besondere Berücksichtigung finden, zeigt sich auch hinsichtlich des betrachteten Verwendungszusammenhangs eine Dominanz. Ein Großteil der Studien richtet seinen Fokus auf Bilder, die in Informationsformaten wie Tageszeitungen (vgl. z. B. Smith und Joffe 2009, DiFrancesco und Young 2011, O’Neill 2013), Fernsehnachrichten (vgl. z. B. Lester und Cottle 2009, Höijer 2010) oder Dokumentationen veröffentlicht wurden. Darüber hinaus finden sich aber auch Studien, die gezielt andere Veröffentlichungskontexte in den Blick nehmen wie Produktwerbung, Image- oder soziale/politische Marketing-Kampagnen (vgl. z. B. Linder 2006, Doyle 2007, Hansen und Machin 2008, Manzo 2010a, 2010b, Svoboda 2011) oder auch Unterhaltungsformate wie Spielfilme oder Videoclips (vgl. z. B. Tollmann 2014). Methodisch bewegen sich die Studien in einem sehr breiten Spektrum ohne klare Dominanz. Die Bandbreite reicht von der quantitativen Bildinhaltsanalyse (vgl. Svoboda 2011) über die Inhalts- und Frameanalyse (vgl. O’Neill 2013), die Schlüsselbildanalyse (vgl. Smith und Joffe 2009) und 11 Zum Begriff der Transdisziplinarität empfiehlt sich die Lektüre von Jürgen Mittelstraß (z. B. Mittelstraß 2003).

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semiotische Analysen (Linder 2006) bis hin zu qualitativen Inhaltsanalysen (Höijer 2010, Manzo 2012) und visuellen Diskursanalysen (vgl. z. B. Doyle 2007, Lester und Cottle 2009, Manzo 2010b). Eine Sonderstellung nehmen integrierende Analysen von Text und Bild ein, die verschiedene methodische Zugänge wie z. B. inhalts- und diskursanalytische Ansätze kombinieren (vgl. z. B. Hansen und Machin 2008, DiFrancesco und Young 2011). Die meisten Fallstudien stammen aus dem englischsprachigen Raum. Sie befassen sich mit Medienangeboten in Großbritannien (vgl. Doyle 2007, Smith und Joffe 2009, Manzo 2010a, 2010b), Kanada (vgl. DiFrancesco und Young 2011) oder den Vereinigten Staaten von Amerika (USA) (Linder 2006). Zudem gibt es auch Untersuchungen, die sich z. B. der Berichterstattung in Schweden (Höijer 2010) widmen. Darüber hinaus suchen mehrere Studien gezielt den nationalstaatlichen Vergleich (vgl. z. B. Hansen und Machin 2008, Lester und Cottle 2009, Svoboda 2011, Manzo 2012, O’Neill 2013). Im Folgenden werden jene Studien vertiefend dargestellt, die methodisch und/oder inhaltlich einen Beitrag zum Forschungsinteresse dieser Arbeit liefern und sich vornehmlich auf Bildbeispiele der Berichterstattung beziehen. Studien, die sich auf die Berichterstattung in Printmedien und Nachrichtensendungen beziehen, finden hier gleichermaßen Berücksichtigung. Als Exkurse gekennzeichnet, werden zudem auch Ergebnisse von Studien einbezogen, die sich auf Bilder aus dem Bereich des Marketings beziehen. Diese sind insofern relevant, da in der Bildsprache zumeist Bezüge zur Berichterstattung zu erkennen sind, diese Bilder jedoch aufgrund ihrer expliziten Intentionalität deutlich offensiver konzipiert sind. So können sie auch als Schlüssel zu in der Berichterstattung eingesetzten Strategien dienen. 3.3.2 Phänomenologische Annäherungen Wie bereits angedeutet, finden sich bislang keine Studien, die Bilder der Berichterstattung zum Klimawandel explizit aus phänomenologischer Perspektive betrachten. Dies mag darauf zurückzuführen sein, dass es zunächst wenig naheliegend erscheint, Pressefotografien – so man sie eben nicht als mimetisches Abbild der Wirklichkeit betrachtet – hinsichtlich ihrer phänomenalen Erlebnisqualitäten zu betrachten. Dennoch bestärken phänomenologische Bildbeschreibungen (vgl. z. B. Schürmann 2008: 214 ff.) die Annahme, dass ein einfühlendes Betrachten mimetischer Bilder – auch wenn sie einem nichtkünstlerischen Verwendungszusammenhang entstammen – sehr wohl (ästhetische) Erlebnisqualitäten bergen können. In solchen Fällen handelt es sich aber – und dessen gilt es sich bewusst zu sein – um ein Bilderleben und nicht um ein Erleben des Abgebilde-

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ten. Dass ein solches Verständnis von der Wirksamkeit journalistischer Bilder auch konstitutiv für die bildproduktive Praxis ist, zeigen z. B. Handreichungen für Bildjournalisten und Grafik-Designer. Entsprechende Handbücher liefern konkrete Anleitungen, wie Fotografien für einen massenmedialen Verwendungszusammenhang zu gestalten sind, so dass sie zu einem Seh-Erlebnis werden und Emotionen wecken (vgl. z. B. Rossig 2006: 15 f.). Hinweise für eine „gute“ – gemeint ist eine überzeugngskräftige – Praxis zur Visualisierung des Klimawandels im Kontext lokaler Planungsvorhaben finden sich bei Stephen R. J. Sheppard (2012). Eine Auseinandersetzung mit der affektiven Wirksamkeit von Nachrichtenbildern findet sich zwar sowohl bei Smith und Joffe (2009), bei Höijer (2010) als auch bei DiFrancesco und Young (2011). Die erkenntnistheoretischen Zugänge zielen jedoch auf die semantische Ebene (vgl. Kapitel 3.2.4). Jenseits der Auseinandersetzung mit Bildern der Berichterstattung lassen sich auch bei Kate Manzo Reflexionen zur emotionalen Wirksamkeit finden, die visuelle Strategien der Klimawandel-Kommunikation durch Kampagnen untersucht (vgl. Manzo 2010a). Doch auch Manzo bezieht sich für ihre Analyse vor allem auf die semantische Dimension (vgl. Kapitel 3.2.4). 3.3.3 Syntaktische Annäherungen Etwas differenzierter zeigt sich der Forschungsstand hinsichtlich der syntaktischen Annäherung an die Bilder der Klimawandel-Berichterstattung. So befasst sich Stephen H. Linder in einer Studie mit der semiotischen Analyse von Bildbeispielen sozialer und kommerzieller Marketing-Kampagnen in internationalen Print- und Rundfunkmedien aus der Zeit von 1998-2004. Methodisch geht Linder so vor, dass er die Bilder seines Korpus in mehreren analytischen Materialdurchgängen bearbeitet. Dabei orientiert sich sein erster Zugang wahlweise an formalen Aspekten, wie sie aus bildarchitektonischer Perspektive relevant erscheinen, oder an der Art und Weise der Inszenierung. Die Wahl des jeweiligen Schwerpunktes macht er abhängig vom Motiv (vgl. Linder 2006: 109): Sofern ein Bild keine menschlichen Akteure zeigt, betrachtet Linder vornehmlich Aspekte, die er unter dem Begriff der Komposition subsumiert, wie Rahmung, Anordnung der Bildgegenstände, Auffälligkeiten, Informationsgehalt, Farbe und Hintergrund. 12 Sofern im Bild hingegen Akteure erkennbar sind, fokussiert er stärker auf die Art und Weise von deren Repräsentation und analysiert Bewegungsrichtungen, Gesten und Attribute sowie interpersonale Aspekte, welche 12 Aus bildtheoretischer Perspektive (vgl. z. B. Imdahl 1996a) beziehen sich die von Linder benannten Aspekte nur bedingt auf die Komposition. Mir der Berücksichtigung des Informationsgehalts bewegt er sich explizit auf semantischer Ebene.

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sich in Perspektive, sozialer Vertrautheit und Statusunterschieden ausdrücken. Damit zeigt Linder Ansätze für eine analytische Annäherung, die begrifflich – um auf die Terminologie Imdahls zurückzugreifen – im ersten Fall als planimetrische Komposition und im zweiten Fall als szenische Choreografie gefasst werden könnten (vgl. Imdahl 1996b). Konkret zeigt Linder z. B. an einem TV-Spot von Greenpeace von 2002, wie Bilder von Naturereignissen durch den Einsatz von gedämpfter Farbigkeit, distanzierter Perspektive und entpersonalisierter Szenerie im Zusammenspiel mit einem eingesprochenen Text eine beängstigende Vorstellung von den Folgen des Klimawandels erzeugen. Insgesamt scheinen allerdings syntaktische Aspekte für die Ergebnisse seiner Studie von geringerer Bedeutung zu sein. Die folgenden Schritte zur Analyse der symbolischen Funktion sowie des Kontextes der Produktion fallen in die Bereiche von semantischer und pragmatischer Annäherung und werden nachfolgend erläutert. Saffron O’Neill vergleicht in einer Studie Bilder des Klimawandels in USamerikanischen, britischen und australischen Tageszeitungen, die im Verlauf des Jahres 2010 erschienen sind (vgl. O’Neill 2013). Ihr Erkenntnisinteresse gilt – wie bereits weiter oben erwähnt – den inhaltlichen Konnotationen sowie dem Visual Framing des Klimawandels. Für die Analyse dieser visuellen Frames führt sie auch die Komposition als maßgeblichen Aspekt ein (vgl. ebd.: 13). In der Ausführung der Ergebnisse ihrer Studien nimmt sie jedoch keinen Bezug auf formale Aspekte, sie konkretisiert die von ihr ausgewiesenen Frames vor allem anhand inhaltlicher Aspekte (vgl. ebd.: 15 ff.). Die Bedeutung kompositorischer Aspekte für das visuelle Framing von Natur findet keine Vertiefung. Wenngleich Julie Doyle bei ihrer Analyse von Greenpeace-Kampagnen von den frühen 1990er bis zur Mitte der 2000er-Jahre den Fokus in erster Linie auf Veränderungen in der Ikonografie richtet, berücksichtigt auch sie die formale Wirkung der Perspektive (vgl. Doyle 2007: 130). Aber auch Doyle geht hier weder systematisch vor, noch bezieht sie den Aspekt der Perspektive als Moment der Erzeugung von Bedeutung in die Darstellung ihrer Ergebnisse ein. Zusammenfassend lässt sich hier ein großer methodenbezogener Entwicklungsbedarf feststellen, insbesondere im Hinblick auf die Erforschung theoretisch denkbarer Zusammenhänge zwischen bestimmten Motiven und ihrer formalen Inszenierung. 3.3.4 Semantische Annäherungen Deutlich differenzierter sowohl im Hinblick auf die bearbeiteten Forschungsfragen als auch auf die eingesetzte Methodik erweist sich das Feld der Forschungsansätze, welche ihren Fokus auf die semantische Dimension richten. Um dieser

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starken Ausdifferenzierung Rechnung zu tragen, werden die relevanten Studien jeweils in ihrer Konzeption knapp umrissen. Nicholas W. Smith und Helene Joffe befassen sich in ihrer Untersuchung mit der Erfassung von Schlüsselbildern 13, welche von britischen Tageszeitungen verwendet werden, um Risiken des Klimawandels darzustellen (vgl. Smith und Joffe 2009). Da aus ihrer Sicht Bilder von Folgen des Klimawandels eine unmittelbare Auseinandersetzung mit einem Problem, das allzu gerne als ein zukünftiges betrachtet wird, herausfordern und zugleich Emotionen wecken, sehen Smith und Joffe die Möglichkeit, durch mediale Bildgebung Einfluss auf die Risikowahrnehmung zu nehmen. Zur Ausweisung der Schlüsselbilder haben Smith und Joffe 188 Bilder aus den jeweils sonntags erscheinenden Abonnementzeitungen Sunday Times, Sunday Telegraph und Observer sowie den Boulevardzeitungen News of the World, Mail on Sunday und Sunday Mirror im Zeitraum 2000-2006 zunächst kategorisiert und anschließend inhaltsanalytisch ausgewertet (vgl. ebd.: 651 f.). Die Vorgehensweise bei der Inhaltsanalyse folgt einem Zweischritt. Zunächst erfolgt eine quantitative Erfassung der im Bildkorpus auffindbaren Bildthemen, in einem zweiten Schritt werden die einzelnen Themenfelder qualitativ analysiert. Auf dieser Ebene wird es Smith und Joffe möglich, symbolische Bedeutungen der Motive vor dem Hintergrund ihrer Einbettung in die Berichterstattung zu interpretieren. Auf Ebene der quantitativen Erfassung konnten Smith und Joffe feststellen, dass der Klimawandel visuell stärker durch menschliche denn durch naturbezogene Bildelemente gerahmt wird. Zwar weisen über 50 % der Fotografien ein Motiv aus dem Bereich der Folgen des Klimawandels auf, das vornehmlich auf landschaftliche Elemente wie schmelzende Eiskappen, sich zurückziehende Gletscher, Eisbären oder Überschwemmungsereignisse fokussiert. Trotzdem zeigt ein beträchtlicher Anteil der erfassten Bilder auch Menschen. Dies gilt in besonderer Weise für in Boulevardzeitungen veröffentlichte Bilder. Zudem sind in vielen der erfassten Bilder Vertreterinnen oder Vertreter einer betroffenen Öffentlichkeit sowie wichtige politische Persönlich13 Smith und Joffe liefern kein theoretisches Konzept für die von ihnen anvisierten Schlüsselbilder. Zur vertiefenden Lektüre empfiehlt sich hier ein Aufsatz des Soziologen und Politikwissenschaftlers Peter Ludes (vgl. Ludes 2001). Dieser entwickelt aus der Untersuchung visueller Repräsentationen, die visuelle Informationen auf einen Kern verdichten, das Konzept des Schlüsselbildes als Sonderfall eines visuellen Symbols (vgl. ebd.: 68). Schlüsselbilder werden, so Ludes, von nahezu allen Personengruppen rezipiert, die technisch-ökonomisch und aufgrund ihrer Medienkompetenz zu selbigen Zugang haben. Ästhetisch schreibt er ihnen keinen besonderen Wert zu, vielmehr charakterisiert er sie als durch ihre formale Konventionalität allgemein verständlich (vgl. ebd.).

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keiten oder andere Personen des öffentlichen Lebens prominent inszeniert und tragen dazu bei, Botschaften zu personalisieren (vgl. ebd.: 653). Auf der Ebene der qualitativen Analyse zeigen sie zunächst typische Darstellungsmuster z. B. für schmelzende Eiskappen, rückgehende Gletscher oder den Eisbären. Diese Bilder betrachten sie schließlich auch als Symbole für die Bedrohung durch den Klimawandel, welche durch konkrete Beispiele veranschaulichen, welche unmittelbaren Auswirkungen er haben kann (vgl. ebd.: 658). Grundsätzlich sehen Smith und Joffe in der starken Fokussierung der Bildgebung auf Menschen und der damit verbundenen Anbindung des abstrakten Ereignisses Klimawandel an die Lebenswelt eine potentiell wirksame Maßnahme, das Publikum stärker auf affektiver Ebene anzusprechen und so eine Identifikation mit dem thematisierten Problem zu erreichen (vgl. ebd.: 659). Saffron O’Neill vergleicht in einer Studie Bilder des Klimawandels in USamerikanischen, britischen und australischen Tageszeitungen, die im Verlauf des Jahres 2010 erschienen sind (vgl. O’Neill 2013). Methodisch greift O’Neill – ähnlich wie Smith und Joffe – zunächst auf eine quantifizierende Inhaltsanalyse zurück, um ihren Bildkorpus zu systematisieren und sich einen Überblick über das Spektrum der vorliegenden Bilder zu verschaffen (vgl. ebd.: 12). Um sich aber genauer der Konstruktion von Bedeutungen durch den Bildraum anzunähern, richtet O’Neill den zentralen Analysefokus auf die rahmenden Bedingungen. In der von O’Neill angewandten Form ähnelt die Methode des Framings 14 mit ihrer Annahme eines konstruktiven Charakters von Bedeutungen der kritischen Diskursanalyse. Dabei widmet sich der Framing-Ansatz aber weniger der Breite des vorhandenen Materials als vielmehr einzelnen als besonders charakteristisch oder aussagekräftig identifizierten Bildern (vgl. ebd.: 13). Als Ergebnis ihrer Frame-Analyse kommt die Autorin zur Unterscheidung eines „contested visual frame“ (vgl. ebd.: 15) und eines „distancing visual frame“ (ebd.: 16). Als contested bezeichnet O’Neill jene Bilder, welche politische Ereignisse oder Protest zeigen, somit Klimawandel an Personen des öffentlichen Lebens binden und personalisieren. Bezugnehmend auf Stuart Hall leitet O’Neill hieraus eine besonders große Ausdrucksstärke ab (vgl. Hall 1973 zitiert nach O’Neill 2013: 15). Im Gegensatz hierzu fasst sie als distancing jene Bilder, die den Klimawandel sowohl geographisch als auch psychologisch weit weg von vom alltagsweltlichen Erleben des Publikums zeigen und damit nur eine geringe Wirkung beim Publikum erzielen (vgl. ebd.: 16). In diese Gruppe von Bildern fallen nach 14 Der Begriff des Frames wird in den Medienwissenschaften verwendet, um eine durch Sprache oder Bilder vermittelte emotional und/oder normativ besetze Vorstellung von Sachverhalten, Situationen, Personen u. Ä. zu bezeichnen, die systematischen Einsatz in medialer Kommunikation finden.

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O’Neill jene, welche z. B. Schornsteine, Eismassen oder von Menschen nicht berührte Natur zeigen. Dennoch vermeidet es die Autorin, aufgrund ihrer Ergebnisse die Visualisierung von Folgen des Klimawandels als rückständig zu bezeichnen. Vielmehr sieht sie die Ursache für die distanzierende Wirkung dieser Bilder in der Art und Weise der Bildgebung. Konkreter wird O’Neill nicht. Man könnte Ihre Aussage jedoch so verstehen, dass die starke Ästhetisierung das Situative des Gezeigten der Empfindung entrückt und sich ein mögliches Affiziert-Sein lediglich auf das Bild bezieht. Hier könnte eine dezidierte Bildanalyse unter Berücksichtigung phänomenologischer und syntaktischer Aspekte weiterführende Erkenntnisse liefern. Libby Lester und Simon Cottle untersuchen die Fernsehberichterstattung von Nachrichtensendern in Großbritannien, den Vereinigten Staaten von Amerika, Australien, Südafrika, Indien und Singapur über einen Zeitraum von zwei Wochen im September 2004 mit dem Ziel, vorherrschende Prinzipien der visuellen Rhetorik aufzuzeigen (vgl. Lester und Cottle 2009). Sie unterscheiden zwei analytisch zu trennende Dimensionen visueller Rhetorik: Inszenierungen besonderer Schauplätze und spektakuläre Ansichten von Natur(en), Orten und Menschen in Gefahr sowie Bildgebungen bezogen auf sozial und strategisch gegenläufige Standpunkte zum Klimawandel und die sich darin abzeichnenden Herrschaftsverhältnisse. Auf Basis einer quantitativen, kombinierten Text-Bild-Inhaltsanalyse können Lester und Cottle drei Kategorien von Nachrichtenbildern ausweisen: „iconic visuals“ (z. B. Bilder einer von Wasser überspülten pazifischen Insel in einem Bericht über den steigenden Meeresspiegel), „symbolic visuals“ (z. B. Bilder von rauchenden Schornsteinen in einem Bericht über industrielle Luftverschmutzung) und „spectacular visuals“ (z. B. Bilder von unberührter Wildnis oder naturnahen Landschaften in Berichten über die zerstörerische Kraft extremer Wetterereignisse) (vgl. ebd.: 925). Besonders stark vertreten sind in dem untersuchten Sample mit 33,3 % die symbolic visuals sowie mit 18,5 % die spectacular visuals. Dabei rücken gerade diese beiden Kategorien in besonderer Weise Natur in den Fokus und bedienen sich gezielt formal-ästhetischer Inszenierungsstrategien. Hierzu zählen Lester und Cottle beispielsweise Schnitte zwischen konträren Szenen wie städtischen Alltagssituationen von Menschen auf dem Weg zur Arbeit und von Eiskappen befreiten Berggipfeln (vgl. ebd.: 927). Auf diese Weise werden direkte Bezüge zwischen der Lebensweise von Menschen einerseits und naturräumlichen Veränderungen andererseits hergestellt. Darüber hinaus beobachten Lester und Cottle aber auch eine andere Form der Zusammenschau von Mensch und Natur. So werden gerade Aktivistinnen und Aktivisten sowie Sprecherinnen und Sprecher von Non-Governmental Organizations (NGO) oft bei Interviewsituationen im Außenraum gezeigt. Während

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dies sinnvoll erscheint, sofern die betreffenden Personen am Ort ihres Wirkens gezeigt werden, gerät die Natur zur Kulisse, wenn es sich z. B. um Repräsentantinnen oder Repräsentanten von NGOs auf übergeordneter Ebene handelt (vgl. ebd.: 931). Zwar ist die Vorgehensweise von Lester und Cottle in ihren Grundzügen quantitativ angelegt, trotzdem argumentieren sie inhaltlich auf einer Ebene, die theoretisch zur Diskursanalyse in Beziehung steht. Ähnlich wie Smith und Joffe sowie Lester und Cottle integrieren auch Darryn Anne DiFrancesco und Nathan Young in ihrer Studie quantitativ-inhaltsanalytische mit qualitativ-diskursanalytischen Verfahrensweisen. Ihr Untersuchungsgegenstand sind Bilder der beiden kanadischen Tageszeitungen The Globe and Mail und The National Post, die über einen Zeitraum von 6 Monaten in Artikeln zum Klimawandel veröffentlicht wurden (vgl. DiFrancesco und Young 2011). Auf Basis ihres inhaltsanalytischen Zugriffs stellen DiFrancesco und Young fest, dass die kanadische Presse über den Klimawandel vor allem unter Verwendung menschlicher Bilder berichtet. So fokussieren zwei Drittel aller veröffentlichten Bilder auf Menschen, weniger als die Hälfte der Bilder zeigt Natur in Form von Tieren, Pflanzen oder Landschaft. Bildelemente, die auf Industrie oder Technik verweisen, treten lediglich in etwa einem Drittel der Bilder auf (vgl. ebd.: 522 f.). Damit bestätigen sie Ergebnisse früherer Studien auch für den kanadischen Raum. Zudem stellen sie dar, dass Bilder, die vornehmlich naturnahe Elemente oder Situationen zeigen, in den meisten Fällen über (neue) Erkenntnisse der wissenschaftlichen Forschung berichten (vgl. ebd.: 526). Einen Grund hierfür sehen sie in der vermeintlich größeren Allgemeingültigkeit von Bildern von Natur oder Industrie (vgl. ebd.). In ihrem diskursanalytischen Zugriff fokussieren DiFrancesco und Young auf ausgewählte Aspekte der Bild-Text-Interaktion. Unter Berücksichtigung der „latenten Inhalte“ (ebd.) von Bildern, wie sie durch Gesichtsausdrücke, Beleuchtung, Farbe, Aufnahmewinkel, Perspektive oder Choreografie der Personen entstehen können, beschreiben sie deren Dekodierung als Herausforderung, welche implizites Wissen voraussetzt und damit zugleich durch persönliche wie kulturelle Rahmenbedingungen bestimmt ist (vgl. ebd.: 526 f.). Als Anknüpfungspunkte für derartige Dekodierungsprozesse sehen sie zumeist die Bildkontexte wie Artikelüber- oder Bildunterschriften. So suchen auch DiFrancesco und Young nach visuellen Entsprechungen der in den Texten enthaltenen Informationen und ermitteln in Abgrenzung zu anderen Studien Spezifika der kanadischen Bildgebung. Während Smith und Joffe feststellen konnten, dass Bilder von Menschen eingesetzt werden, um den anthropogenen Klimawandel räumlich wie emotional näher an die Menschen heranzutragen (vgl. Smith und Joffe 2009), bestätigen DiFrancesco und Young dies nur für den Aspekt der Räumlichkeit. Eine emotionalisierende Wirkung der

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Bildgebung können sie lediglich vereinzelt feststellen, die erwarteten visuellen Metaphern wie Eisbären oder schmelzende Eiskappen sind in ihrem Sample entsprechend eher selten zu finden. In den wenigen Fällen, in denen sie auftauchen, erscheinen sie in der erwarteten typisierenden Art und Weise (vgl. DiFrancesco und Young 2011: 532). Überhaupt können die beiden zeigen, dass sich die kanadische Berichterstattung hinsichtlich des Zeigens von (potentiellen) Folgeerscheinungen des Klimawandels im Vergleich zu der anderer Nationen wie Großbritannien (vgl. Smith und Joffe 2009) oder den USA (vgl. Lester und Cottle 2009) anders verhält, indem sie auch hier auf typische Bildgebungen verzichtet (vgl. DiFrancesco und Young 2011: 532). Wenngleich DiFrancesco und Young ihre Vorgehensweise selbst als eine diskursanalytische bezeichnen und damit inhaltlich die Ebene der Semantik ansprechen, betreffen ihre Ergebnisse, durch die Berücksichtigung der kontextuellen Einbettung, auch die Ebene des Bildhandelns. So liefern sie Anhaltspunkte für eine pragmatische Interpretation, die jedoch nicht auf der Ebene des Visuellen verbleibt, sondern das Sprachliche mit einbezieht. Birgitta Höijer untersucht in ihrer Studie, wie schwedische Medien das wissenschaftliche Ereignis Klimawandel in soziale Repräsentationen überführen (vgl. Höijer 2010). Gegenstand der qualitativen Analyse Höijers ist eine Serie von Artikeln zum Klimawandel in der überregionalen Boulevardzeitung Aftonbladet, welche im Jahr 2006 im Verlauf des Monats November veröffentlicht wurden, sowie Sendungen zum gleichen Thema, welche von der Nachrichtensendung Rapport in der Zeit vom 7.-19. Oktober 2005 ausgestrahlt wurden. Alle Beiträge wurden sowohl hinsichtlich der enthaltenen Text- als auch der enthaltenen Bildbestandteile ausgewertet (vgl. ebd.: 720). Bezugnehmend auf den Sozialpsychologen Serge Moscovici untersucht Höijer ihr Material insbesondere im Hinblick auf die in der Theorie sozialer Repräsentation als zentral entwickelten kommunikativen Strategien „anchoring“ und „objectification“ (vgl. ebd.: 718 f.). Im Prozess des anchorings wird Unbekanntes bereits bekannten Kategorien in Form bestehender sozialer Repräsentationen gegenüberstellt bzw. mit diesen verglichen, so dass anschließend eine Zuordnung des zunächst Unbekanntem möglich wird. Ziel ist es, eine Kohärenz zwischen dem Unbekannten und dem Bekannten herzustellen. Konkret könnte dies z. B. bedeuten, dass das Ereignis einer Sturmflut an der deutschen Küste zu dem eines tropischen Wirbelsturms in Beziehung gesetzt wird. Durch die Strategie der objectification wird hingegen Vertrautheit mit Unbekanntem geschaffen, indem abstrakte Ideen als konkret erlebbare Phänomene repräsentiert werden und somit sinnlich erlebbare Qualität erhalten (vgl. ebd.). Im Fall der Klimawandel-Berichterstattung könnte dies z. B. der geschrumpfte Gletscher sein, der als materielles Zeugnis einer erwärmten

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Atmosphäre betrachtet wird. Methodisch greift Höijer auf Verfahrensweisen der qualitativen Inhaltsanalyse zurück und untersucht die einzelnen Elemente ihres Korpus hinsichtlich der auffindbaren Hinweise auf Mechanismen des anchorings oder der objectification (vgl. ebd.: 720 f.). Inhaltlich richtet sich der Fokus ihrer Analyse sowohl auf die verbale als auch auf die visuelle Erzeugung von Emotionen wie Angst, Hoffnung, Schuld, Mitleid und Nostalgie. Die Inszenierung von Natur im Bild spielt dabei eine zentrale Rolle, insbesondere bei der Erregung von Gefühlen wie Angst (vgl. ebd.: 721 f.) oder Mitleid (vgl. ebd.: 724 f.). So zeigt Höijer, wie der Klimawandel z. B. in einem Bericht in Aftonbladet durch grauenvolle Bilder von totem Vieh auf ausgetrocknetem Weidegrund in etwas sehr Physisches und Konkretes verwandelt und damit zugleich emotional objektiviert wird (vgl. ebd.: 722). Am Beispiel des Eisbären rekonstruiert sie wiederum, wie durch individualisierende Tier-Porträts diese als unschuldige Opfer des Klimawandels gezeigt werden und wie unter Rückgriff auf Strategien der Objektivierung Mitleid hervorgerufen wird (vgl. ebd.: 724). Während DiFrancesco und Young eine Dominanz emotionalisierender Strategien für die kanadische Bildgebung in der klimawandelbezogenen Berichterstattung nicht feststellen konnten, zeichnet sich für die schwedische Berichterstattung ein anderes Bild. Wenngleich der dezidierte Fokus Höijers auf emotionalisierende Aspekte deren NichtVorkommen gar nicht möglich erscheinen lässt, zeigt jedoch die Vielzahl der konkreten Beispiele, dass hier regionale Unterschiede vorliegen müssen. Diesen nachzugehen wäre sicherlich ein interessantes Forschungsprojekt. Im Kontext dieser Arbeit ist vor allem die Vorgehensweise interessant, mittels derer Höijer nachweist, welche Emotionen die von ihr identifizierten Strategien sozialer Repräsentation in der Berichterstattung bei den Betrachtern hervorrufen. Exkurs I: Bilder des Klimawandels in Kampagnen Während gegenüber Bildern der Berichterstattung die Erwartung vorherrscht, dass diese in erster Linie (möglichst objektiv) informieren, wird Bildern von Produktwerbung oder Marketingkampagnen grundsätzlich eine handlungsbezogene Wirksamkeit zugestanden. So ist hier die Forschung bereits stärker darauf fokussiert, Bildgebungen in der Werbung entsprechend kritisch zu hinterfragen. So werden nachfolgend ausgewählte Studien vorgestellt, die gezielt darauf ausgerichtet sind, eben solche (potentiellen) Verhaltenswirksamkeiten von Bildern in Marketing-Kontexten herauszuarbeiten. Ziel ist es, mit dieser Perspektive auch den Blick auf Bilder der Berichterstattung zu schärfen. Die Medien- und Kommunikationswissenschaftlerin Julie Doyle sieht die Visualisierung von Umwelt als epistemologischen Zugang zu gesellschaftlichen Umweltdiskursen. Vor diesem Hintergrund analysiert sie in einem historischen

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Rückblick die Sichtbarmachung des Klimawandels in Greenpeace-Kampagnen von den frühen 1990er- bis zur Mitte der 2000er-Jahre (vgl. Doyle 2007). Doyle gibt zwar in ihrem Aufsatz keinen Einblick in ihre methodische Vorgehensweise, dennoch zeigt die Darstellung ihrer Ergebnisse, dass sie die von ihr analysierten Bilder systematisch vor dem Hintergrund ihres zeit- und ideengeschichtlichen Kontextes betrachtet. So gelingt es ihr entlang der Zeitreihe, die Bildsprache als Kommentar zur politischen wie gesellschaftlichen Debatte zum Klimawandel zu rekonstruieren. Konkret kann Doyle fünf zeitlich aufeinander folgende Phasen unterscheiden und an diesen zeigen, wie Greenpeace die Mittel der Fotografie zur visuellen Unterstützung seiner dominanten Kommunikationsstrategien nutzt. In der ersten von Doyle ausgewiesenen Phase, kurz nach Erscheinen des ersten Sachstandsberichts des IPCC 1990, greift Greenpeace 1994 vor allem auf stark metaphorisch aufgeladene, kataklysmische Bilder zurück, die einerseits durch einfache visuelle Anker wie starke Farbkontraste oder eine scheinbar zerfließende Schrift eine stark alarmierende Wirkung erzielen, und die andererseits die Folgen des Klimawandels als unvermeidlich darstellen und den Betrachtenden so keine Option zur Handlung anbieten (vgl. ebd.: 136 ff.). Die zweite Phase, die Greenpeace-Kampagne von 1997, stellt Doyle in Zusammenhang mit neuen ÖlExplorationen der britischen Regierung, dem Erscheinen des zweiten Sachstandsberichts des IPCC von 1995 sowie der bevorstehenden UN-Klimakonferenz von Kyoto. Diese Phase ist durch Bilder gekennzeichnet, welche einen Zusammenhang zwischen Folgeerscheinungen und Ursachen herstellen. Ergänzend werden auch mögliche problemlösende Maßnahmen angedeutet. In ihrem Farbschema ähnelt die Kampagne noch jener von 1994. Als neue Entwicklung stellt Doyle im Zusammenhang mit der visuellen Verortung der Folgen des Klimawandels für die visuelle Inszenierung eine Ästhetisierung der Natur und eine Vermenschlichung von Tieren fest. Es zeigt sich deutlich, dass Greenpeace die Rolle des Opfers hier nicht den Menschen, sondern der Natur zuweist (vgl. ebd.: 138 ff.). Zur fotografischen Abbildung von konkreten zeitlich und räumlich bestimmbaren Ereignissen, die als Folgeerscheinungen des Klimawandels interpretiert werden, kommt es erstmals in der von Doyle ausgewiesenen dritten Phase zwischen 1997 und 1999 mit einer Fotografie des kalbenden Eisschelfs Larsen B 15. Diese Fotografie interpretiert Doyle als gezielt eingesetzte „photographic ‚evidence‘“ (ebd.: 140), die das Eintreten der Folgen des Klima15 Die hochformatige Fotografie zeigt in einer Schrägluftaufnahme die mehrere Meter hohe Bruchkante eines Risses im Larsen B Eisschelf. An der Kante steht, sich schwarz vor der weißen Umgebung absetzend, ein Mensch und blickt in den sich vor ihm öffnenden Abgrund. Aufgrund der Größe des Bildausschnitts wirkt der Mensch winzig klein, nahezu verloren, in der Weite der eisigen Landschaft.

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wandels bezeugt. Das Motiv schmelzender Eiskappen wird mit dieser Aufnahme zu einem privilegierten Zeichen des visuellen Diskurses (vgl. ebd.: 142). Ergänzend kommt es aber auch vermehrt zum Einsatz von Bildern, welche auf regenerative Energieträger wie Wind, Wasser und Sonne Bezug nehmen. Natur erscheint hier nicht als fragiles Ökosystem sondern als Kraft, die dazu beitragen kann, die verletzliche Erde zu schützen (vgl. ebd.). Neue Öl-Exploration in der Antarktis Ende der 1990er-Jahre wurden zum Auslöser einer erneut veränderten Kampagnenstrategie von Greenpeace (vierte Phase). In Fortführung der Kampagne von 1997 kam es 1999 zu einer stärkeren Bezugnahme auf die geographische Lage der arktischen Region und der an diese gebundenen Assoziationen von Unberührtheit einerseits und Verletzlichkeit durch z. B. die Verbrennung fossiler Energieträger verursachten Folgen des Klimawandels andererseits (vgl. ebd.: 143). Dieser Perspektivwechsel kulminierte in einer Kampagne von 2001, die sich direkt gegen ölfördernde Unternehmen richtete und keine Bilder von Folgen den Klimawandels mehr einsetze. Das Motiv der schmelzenden Gletscher ist ebenfalls für die fünfte Phase ab 2002 leitend. Als besondere Form der Präsentation etabliert sich hier der Einsatz von Bildpaaren, die ein Motiv zu zwei Zeitpunkten zeigen, zwischen denen es zu einer maßgeblichen Veränderung der Eismasse gekommen ist. Durch die gleichzeitige Darstellung des Schönen wie des Spektakulären lassen derartige Darstellungen – so Doyle – das Geschehene unvermeidlich und unwiderruflich erscheinen. Seit dem vermehrten Auftreten von Hitzewellen und Überschwemmungen seit Beginn der 2000er-Jahre sind die Folgen des Klimawandels europaweit spürbar geworden. Dies hat dazu geführt, dass auch die Diskussion um Handlungsmöglichkeiten mit größerer Dringlichkeit geführt wurde, was sich auch in der Bildgebung der GreenpeaceKampagnen niederschlug. Während auf der politischen Ebene in Großbritannien eine verstärkte Förderung von Atomkraft diskutiert wurde, sah sich Greenpeace plötzlich vor der Herausforderung, in einer Kampagne sowohl zur Klima- als auch zur Atompolitik Stellung zu beziehen (vgl. ebd.: 144 f.). Die Ergebnisse ihrer Analyse interpretierend kommt Doyle zu der Ansicht, dass sich in der insgesamt stark ästhetisierenden Qualität der Natur-Fotografien der GreenpeaceKampagnen die Fortführung einer seit der Aufklärung bestehenden Darstellungstradition von Natur als Landschaft fortschreibt, die einen Gegenpol zum Wirkungsfeld der Menschen darstellt (vgl. ebd.: 132). Da sich Doyle mit ihrer BildAnalyse nicht auf die Berichterstattung, sondern auf Kampagnen bezieht, können ihre Ergebnisse nicht unmittelbar auf das vorliegende empirische Beispiel übertragen werden, dennoch spiegelt sich in ihrer Vorgehensweise beispielhaft das Potential einer genealogischen Betrachtung eines ikonografischen Wandels.

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Die Geographin Kate Manzo setzt sich in gleich zwei Artikeln mit den spezifischen Ikonografien medialer Klimawandel-Kommunikation auseinander. Auch sie fokussiert insbesondere den Einsatz von Bildern im Kontext von Klimaschutz-Kampagnen, betrachtet aber vergleichend auch andere Verwendungszusammenhänge, in denen es darum geht, öffentliche Aufmerksamkeit und Sensibilität für das Ereignis zu schaffen (vgl. Manzo 2010a, 2010b). In der Annahme, dass Bilder auf unterschiedliche Art und Weise ihre Wirksamkeit entfalten – ein Bild wie z. B. der Eisbär auf der Eisscholle mag zwar auf einer affektiven Ebene höchst wirksam sein, ist im Hinblick auf die Entwicklung von Kognitionen aber eher ineffektiv – spürt Manzo Bildgebungen nach, welche ein klimabezogenes Handeln in konstruktiver Weise fördern (Manzo 2010a). Manzo zeigt, wie Kampagnen der NGOs World Wildlife Fund (WWF) und Christian Aid oder von The Guardian durch den Einsatz bestimmter Motive ihre jeweilige Zielgruppe ansprechen. Am Beispiel des Eisbären analysiert sie, wie dieser in Bildern als verletzliches Tier inszeniert wird, um auf affektiver Ebene potentielle Betrachterinnen und Betrachter anzusprechen und Gefühle von Mitleid und Sorge zu wecken (vgl. ebd.: 197 f.). Auch das Motiv des hungernden Kindes taucht im Kontext von Klimawandel-Kampagnen immer wieder auf. Dieses beschreibt Manzo in seiner Wirksamkeit jedoch als paradox. Während das Motiv einerseits auf die Bedrohung des Klimawandels aufmerksam macht, versetzt es Akteurinnen und Akteure andererseits in ein Gefühl der Hilflosigkeit (vgl. ebd.: 199). Bezogen auf Manzos Vorannahmen zeigt sich so sowohl beim Motiv des Eisbären als auch bei dem des hungernden Kindes beispielhaft, wie ein Bild zwar auf emotionaler Ebene wirksam wird, inhaltlich aber nicht zur Vermittlung sachbezogener Informationen beiträgt. Anders wirkt hingegen das Bild einer Kampagne von Christian Aid von 2007, das einen Mann zeigt, der auf ausgetrocknetem Boden vor den Leichen von zwei Ziegen hockt. Überlagert ist die Fotografie von einem Schriftzug, der das vermeintliche Bedauern der abgebildeten Person darüber zum Ausdruck bringt, die Betrachtenden mit dem Wunsch zu behelligen, das Thermostat um ein Grad herunterdrehen zu müssen. Obwohl die Anzeige kein positives Bild zeichnet, ermöglicht es den Betrachtenden, eine Haltung zur Situation zu entwickeln und über eine mögliche Handlung zu reflektieren (vgl. ebd.). So zeigt Manzo, dass vermehrt das Genre des Bildnisses – sei es im Konkreten das eines Eisbären, eines hungernden Kindes, eines Mannes mit toter Ziege oder einer Aktivistin – herangezogen wird, um einerseits durch den Klimawandel hervorgerufenes Leid sowie andererseits Aktivismus und Verantwortung zu personifizieren. Manzu zufolge können Bildnisse auf den Ebenen von Kognition, Affekt und Verhalten wirksam werden, selten jedoch auf allen drei Ebenen zugleich (vgl. ebd.: 202). Die Betrachtungen Manzos erfolgen nicht erkennbar ei-

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nem bestimmten methodischen Vorgehen. Ihre stark komparative Herangehensweise weist jedoch eine theoretische Nähe zur Diskursanalyse auf. In einem zweiten Aufsatz untersucht Manzo sowohl die soziale Marketingkampagne Live Earth 16 als auch die Kampagnen von britischen NGOs, welche sich die Begrenzung der Folgen des Klimawandels für benachteiligte Gruppen der Weltbevölkerung zum Ziel gesetzt haben (vgl. Manzo 2010b: 96). Im Kern ihrer Studie geht es Manzo darum, aufzuzeigen, wie diese Kampagnen aufgestellt sind, um ihre Zielgruppe zugleich als Bürgerinnen und Bürger sowie als Verbraucherinnen und Verbraucher anzusprechen. So fokussiert Manzo auf durch die Bildgebung produzierte geopolitische Vorstellungsbilder von Welt. In einer zweistufigen semiotischen Bedeutungsanalyse in Anlehnung an Roland Barthes nähert sie sich Fragen nach dem Gegenstand der von den Kampagnen verwendeten Bilder und deren Bezug zum Stand der Wissenschaft sowie einer dominierenden Ikonografie und ihrer Bedeutung. Ausgehend von einem Verständnis der Kampagnen-Bilder als visuellen Zeichen eines kollektiven Verständnisses von globaler Erwärmung, kategorisiert Manzo diese entweder als fingerprints – konkrete Anzeichen eines räumlich zu verortenden längerfristigen globalen Temperaturanstiegs – oder als harbingers – Ereignisse, welche als Vorboten zu erwartender Folgen einer globalen Erwärmung zu interpretieren sind – (vgl. ebd.: 99). Mit dem Ziel der Problematisierung etablierter KlimawandelIkonografien als Spiegel herrschender Diskurse zur Verwundbarkeit von Menschen (vgl. ebd.: 97 ff.) macht Manzo sich in ihrer Analyse auf die Suche nach Spuren zweier geopolitischer Narrative, jenem von der „einen Welt“ und jenem der „Entwicklung“. Diese untersucht sie beispielhaft am Diskurs der Verwundbarkeit in einer Kampagne von Oxfam aus dem Jahr 2008 sowie am Einsatz des Instruments der politischen Satire in der Kampagne von Christian Aid aus dem Jahr 2007. Um zu zeigen, inwiefern die ikonografische Praxis der medialen Vermittlung des Klimawandels in den von ihr betrachteten Klimakampagnen sowohl als wissenschaftliches Frühwarnzeichen als auch als kulturelles Zeitzeugnis verstanden werden kann, setzt Manzo die von ihr betrachteten Bilder zu bildexmanenten Kontexten in Beziehung, die als Entsprechung zu den Korrektivprinzipien der Typen- und Ideengeschichte zu sehen sind und die Panofsky auf der Ebene von Ikonografischer Analyse und ikonologischer Interpretation heranzuziehen empfiehlt (vgl. Panofsky 1996 [1955]). So lässt sich diese Studie, 16 Bei Live Earth handelt es sich um eine weltumspannende Benefiz- und Musikveranstaltung, die am 7. Juli 2007 auf allen Kontinenten stattfand. Sie war von Al Gore ins Leben gerufen worden, um auf den anthropogen verursachten Klimawandel aufmerksam zu machen und die Menschen weltweit dazu zu motivieren, den CO2-Ausstoß zu senken.

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bezogen auf ihren Analysefokus, der Dimension der Semantik zuordnen, wenngleich das methodische Vorgehen keine unmittelbaren Bezüge zur Ikonografie/Ikonologie erkennen lässt. Auf inhaltlicher Ebene liefert sie im Hinblick auf das Interesse an der Visualisierung von Natur wenig Anknüpfungspunkte, da – wie oben bereits angemerkt – der Fokus bewusst auf die Darstellung des Menschen gerichtet ist. 3.3.5 Pragmatische Annäherungen Soweit der Autorin bekannt, liegen bislang keine Studien vor, welche sich explizit aus pragmatischer Perspektive mit Natur-Darstellungen in der KlimawandelBerichterstattung auseinandersetzen. Etwas anders sieht dies jedoch für den Bereich des Marketings aus, dem sich auch die im Folgenden kurz skizzierten Studien widmen. In ihrer Studie zur Steuerung visueller Diskurse durch Stock-Bilder untersuchen Anders Hansen und David Machin eine Sammlung von Bildern, welche die global agierende Agentur Getty Images ihren Kunden – vornehmlich für den Einsatz in Werbekampagnen und -anzeigen sowie Leitartikeln – zu den Themen Umwelt und Klimawandel anbietet (vgl. Hansen und Machin 2008). Charakteristisch für die untersuchten Bilder ist, dass es sich bei ihnen nicht um klassische journalistische Fotografien handelt, die Ereignisse dokumentieren, sondern um kreativ bis kunstvoll gestaltete Bilder, die den Blick auf alltägliche Orte, Situationen oder Gegenstände richten. Hansen und Machin untersuchen diese Bilder hinsichtlich ihrer generischen Qualitäten, der ihnen durch die Verschlagwortung der Agentur Getty Images zugewiesenen Bedeutungspotentiale, der abgebildeten räumlichen Settings, der gezeigten Verhaltensweisen bzw. Handlungen sowie der sich im Motiv abbildenden Themen. Methodisch greifen sie hierfür auf eine Kombination inhalts- und diskursanalytischer Ansätze zurück. Die Ergebnisse zeigen, dass die Art und Weise des Umgangs mit Natur im Bild für den untersuchten Typus des gestalteten Stock-Bildes spezifische Charakteristika aufweist. So spielt Natur als Bildelement im Hinblick auf die generische Qualität eine zentrale Rolle. Natürliche Elemente werden in einer Weise im Bild inszeniert, die das Wilde, Schöne oder auch Fragile von Natur hervorheben. Dies kann auf dem Wege der Dekontextualisierung von natürlichen Elementen geschehen – z. B. über einen Schreibtisch in einem sterilen Großraumbüro wuchernde Vegetation – (vgl. ebd.: 784 f.) oder auch durch deren Einsatz als Attribute menschlicher Figuren – z. B. Frau mit keimendem Samen in der Hand – (vgl. ebd.: 786). Auch im Hinblick auf die Schauplätze oder Settings der Bilder spielt Natur eine zentrale Rolle. Hansen und Machin können drei Typen von typischen Schauplät-

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zen ausweisen: Innenräume, Außenräume und geographisch verortbare Lokalitäten. Wenngleich man annehmen könnte, dass insbesondere für letztere Natur bzw. eine naturräumliche Formation als landschaftsprägendes Element – neben zivilisatorischen Artefakten – ein Merkmal von großem Wiedererkennungswert darstellt, so zeigen Hansen und Machin im Fall der Stock-Bilder das Gegenteil. Sie stellen fest, dass zwei Drittel der Bilder durch die Agentur zwar mit geographischen Namen codiert, die benannten Orte oder Räume auf den Bildern jedoch selten erkennbar sind (vgl. ebd.: 789). Die Autoren legen den Schluss nahe, dass Nutzer der Datenbank nicht daran interessiert sind, nach bestimmten Orten zu suchen, sondern – unabhängig vom Ort – die Umweltauswirkungen des Klimawandels durch ein Bild zeigen möchten und auf entsprechende Suchbegriffe zurückgreifen (vgl. ebd.). Hansen und Machin nehmen im Zuge ihrer Analyse keine Typisierung von (Natur-)Darstellungsstrategien vor, sondern beschreiben vielmehr grundsätzliche Verfahrensweisen im Umgang mit Bildlichkeit. Wenngleich der Fokus der vorliegenden Arbeit nicht auf Stock-Bildern liegt, so eignen sich die Ergebnisse der Studie von Hansen und Machin, den Bildtypus im vorliegenden Korpus zu erfassen und in seiner Funktionsweise besser zu verstehen. Exkurs II: Bilder des Klimawandels in der Werbung Wie stark sowohl das Thema Klimawandel selbst als auch die sich darum entfaltende Bilderwelt bereits in verschiedenste Lebensbereiche hineinwirkt und ökonomisiert wird, zeigt sich in deren vielfältiger Adaption durch die Werbung. Sehr bekannt wurde beispielsweise die umstrittene Kampagne der italienischen Modemarke DIESEL, welche visuelle Überzeichnungen drohender Folgen des Klimawandels nutzte, um ihre Frühjahr-/Sommer-Kollektion des Jahres 2007 wirksam ins Bild zu setzen. In diesem Fall standen beworbenes Produkt und gewählter Kontext in keinem unmittelbaren inhaltlichen Zusammenhang, außer dass eine Kollektion für wärmere Temperaturen beworben wurde. Die Kampagne fand nicht nur im Kreise ihrer Zielgruppe große Aufmerksamkeit, sondern wurde auch in der Presse (vgl. z. B. Batthyany 2007), wie in Internet-Foren und in wissenschaftlichen Publikationen (vgl. z. B. Kaznina 2015) kritisch diskutiert. Neben dieser Kampagne, welche die öffentliche Aufmerksamkeit für die Problematik des Klimawandels instrumentalisierte, um diese auf ihr eigenes Produkt umzulenken, gibt es auch ein breites Feld von Werbekampagnen, die für Produkte werben, die vorgeben, selbst klimafreundlich zu sein oder einen Beitrag zu einer klimaschützenden Entwicklung zu leisten. Ein Beispiel für ein Unternehmen, das einen Beitrag für den Klimaschutz verspricht und dies visuell in einer Kampagne unterstreicht, sind die Kölner Verkehrsbetriebe mit ihrer Klimawandel-

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kampagne, die seit 2008 läuft und regelmäßig durch neue Bilder ergänzt wird. 17 Ähnlich wie DIESEL greifen auch die Kölner Verkehrsbetriebe für ihre Kampagne auf fiktive Bilder einer unter dem Klimawandel veränderten Welt zurück. Diese Bilder muten humoristisch an, täuschen jedoch nicht in DIESEL-Manier über die Ernsthaftigkeit des Problems hinweg, sondern rufen zum klimaverantwortlichen Handeln auf. Die beiden Kampagnen seien nur exemplarisch genannt für eine zunehmende Zahl von Werbekampagnen, die sich die öffentliche Debatte zu eigen macht, um ihr eigenes Produkt auf dem Markt zu positionieren. Michael Svoboda beobachtet einen Zusammenhang zwischen der Veröffentlichung „grüner Nachrichten“ in der Berichterstattung, einem erhöhten öffentlichen Interesse an „grünen Themen“ und der Anzahl der in den Magazinen veröffentlichter Anzeigen. Er untersucht diesen anhand von ganzseitigen Werbeanzeigen, erschienen in den vier US-amerikanischen Magazinen The Atlantic, National Geographic, National Review und Time in der Zeit zwischen 2005 und 2010 (vgl. Svoboda 2011). Svoboda erfasst die Anzeigen zunächst quantitativ, bevor er einzelne inhaltlich genauer betrachtet. Der Ansatz Svobodas ist insofern pragmatisch, da er vor dem Hintergrund des vorausgesetzten kommerziellen Interesses der Unternehmen die Anzeigen hinsichtlich ihrer verhaltenswirksamen Potentiale analysiert. Dabei fokussiert er in erster Linie auf den Anzeigentext und in ausgewählten Fällen auch auf das Bild. Bezüglich der Quantität beobachtet Svoboda einen ersten Anstieg der Anzahl der in den Magazinen veröffentlichter Anzeigen bis 2008 und nach einem leichten Abfall einen zweiten Höhepunkt zum Ende des Jahres 2009 (vgl. ebd.: o. S.). Svoboda sieht in der Zunahme der Anzeigen ein Anzeichen dafür, dass sich Unternehmen vor dem Hintergrund der zunehmenden gesellschaftlichen Debatten um umweltbezogene Themen wie Klimawandel um ein „grünes Image“ bemühen (vgl. ebd.: o. S.). Hier bezieht er sich zum einen auf die beobachtete Zunahme „grüner Anzeigen“ um 2008, die er als Folge der öffentlichen Beunruhigung nach Erscheinen des Films An Inconvenient Truth 2006 und der sich daran entzündenden Debatte sieht. Eine Zunahme Ende des Jahres 2009 interpretiert er als Antizipation eines öffentlichen Interesses an Fragen des Klimaschutzes und der Nachhaltigkeit im Zusammenhang mit der fünfzehnten UN-Klimakonferenz in Kopenhagen im Dezember 2009 (vgl. ebd.). Nachdem diese jedoch nicht den erhoffen Erfolg brachte, schienen – in den betrachteten Magazinen – die Unternehmen von einer umwelt- und klima-

17 Die Selbstdarstellung der Kölner Verkehrsbetriebe zu dieser Kampagne ist online zu finden (vgl. http://www.kvb-koeln.de/german/kampagnen/klimaschutz.html).

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schutzbezogenen Ausrichtung ihrer Anzeigen Abstand zu nehmen, so dass deren Zahl wieder zurückging. 18 Stephen H. Linder setzt sich mit dem visuellen Transfer von Bildern aus der Wissenschaft in soziale Kampagnen, vor allem aber in kommerzielle Webekampagnen, auseinander. Er untersucht, wie durch soziale Marketing-Kampagnen öffentlich kommunizierte Problemlagen wie z. B. der Klimawandel von kommerziellen Werbekampagnen aufgegriffen werden (vgl. Linder 2006). Dabei gilt sein Interesse der Frage, wie durch das Moment der Nachahmung die ursprüngliche Nachricht einerseits in ihrem Sinn unterwandert wird, andererseits aber auch Wertvorstellungen gestärkt werden, an welche auch die ursprüngliche Nachricht appelliert hatte (vgl. ebd.: 105). Das Sample Linders besteht aus Fotografien und filmischen Aufnahmen US-amerikanischer Sozial- und Marketingkampagnen von 1998-2004, der Zeit nach der Verabschiedung des Kyoto-Protokolls 1997 (vgl. ebd.: 109 f.). Methodisch steht er in der Tradition der semiotischen Analyse nach Roland Barthes und Algirdas Julien Greimas, die davon ausgehen, dass Bilder wie Texte analysiert werden können. Er entwickelt diesen strukturalistischen Ansatz jedoch in Anlehnung an Gunther Kress und Theo van Leeuwen weiter und analysiert nicht einzelne Bildelemente als Bedeutungsträger, sondern betrachtet innerbildliche Zusammenhänge. Im Fokus seiner Analyse stehen Aspekte der Komposition, der Repräsentation, der Symbolik und der Bildproduktion (vgl. ebd.: 109). Wenngleich Linder selbst eher allgemein von einer semiotischen Analyse spricht, setzt er sich im Konkreten besonders intensiv mit der pragmatischen Dimension der von ihm betrachteten Bilder auseinander. Für die vorliegende Arbeit relevanter als die Ergebnisse der Studie sind Linders Reflexionen zur Bedeutung von Natur-Darstellungen in Publikationen, die über den Wissensstand zum Klimawandel informieren. So beschreibt Linder, um den gesellschaftlichen Erscheinungskontext der Bilder zu klären, dass in wissenschaftlichen Berichten über den Klimawandel immer wieder ästhetisch ansprechende Landschaftsaufnahmen als Widerpart zu analytischen Bildern wie Karten oder Diagrammen eingesetzt werden. Diese Bilder leisten – gerade durch den Kontrast zu den wissenschaftlichen Darstellungen – einen maßgeblichen Beitrag, die analytisch-kognitive Problematisierung des Klimawandels zu erden und zu zeigen, was in diesem Zusammenhang wirklich auf dem Spiel steht (vgl. ebd.: 113). Auch O’Neill und Smith betonen, wie in der kommerziellen Werbung typischerweise Aufnahmen unberührter, idyllischer Landschaftsräume verwendet werden, um z. B. die Klimaverträglichkeit neu entwickelter Technologien zu un18 Dass Svoboda zeigt, inwiefern das Magazin National Review in dieser Entwicklung eine Ausnahme darstellt, ist für die Argumentation nicht von Belang, kann jedoch an entsprechender Stelle nachgelesen werden (vgl. Svoboda 2011).

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terstreichen (vgl. O’Neill und Smith 2014: 79). Svoboda zeigt dies exemplarisch an der Werbekampagne Chevy Runs Deep des Automobilherstellers Chevrolet, der eines seiner Modelle auf einer Straße zeigt, die durch urwüchsig erscheinenden Wald führt und zugleich verspricht, bei Kauf eines Wagens auf Unternehmensseite in erneuerbare Energien, Energieeffizienzprogramme und die Anpflanzung von Bäumen in ganz Amerika zu investieren (vgl. Svoboda 2011). Als besonders typisch für die US-amerikanische Ikonografie sieht Linder in der Inszenierung von Natur einen Verweis auf den das nationalstaatliche Selbstbewusstsein bestimmenden Mythos einer unberührten Natur als nationalem Erbe (vgl. Linder 2006: 113). Die Beobachtungen Linders machen deutlich, dass es sinnvoll ist, Natur-Darstellungen hinsichtlich ihrer kulturellen Einschreibungen zu betrachten. Übertragen auf die vorliegende Arbeit bedeutet dies, dass bei Betrachtung der Berichterstattung in deutschen Nachrichtenformaten sowohl mitteleuropäische Darstellungstraditionen im Hinblick auf Natur als vor allem auch ein spezifisches Verhältnis zur Natur berücksichtigt werden muss.

3.4 ANKNÜPFUNGSPUNKTE FÜR WEITERE FORSCHUNGEN Der anthropogene Klimawandel ist einer unter mehreren globalen Wandlungsprozessen, die das Leben auf der Erde in den kommenden Jahrzehnten maßgeblich verändern werden. Aus geographischer Perspektive zeigt sich an diesem Beispiel die enge Wechselbeziehung und Verzahnung zwischen natürlichen und menschlichen Systemen. Dass sich spätestens seit Beginn der Industrialisierung menschliches Handeln auf die klimatischen Bedingungen auf der Erde auswirkt, ist – sieht man von den Positionen einiger beharrlicher Klimaskeptiker ab 19 –

19 Wie kaum ein anderer Wissenschaftszweig stand die Klimaforschung in den vergangenen Jahren auch unter Beobachtung von Klimawandelskeptikern. Von diesen wird der menschliche Einfluss auf den Klimawandel bestritten und am Klimawandel selbst gezweifelt. So wurde z. B. der Bericht des IPCC von 2007 aufgrund von fehlerhaften Angaben grundlegend in Zweifel gezogen. Die beiden Fehler, die aufgezeigt werden konnten, hatten jedoch keinerlei Einfluss auf grundlegende Erkenntnisse und Schlussfolgerungen. Dennoch wurde dem IPCC anschließend vorgeworfen, politische Ziele zu verfolgen (vgl. UBA 2013: 108). Während in Forschungskreisen klimawandelskeptische Positionen aufgrund ihrer Minderheit nur geringe Beachtung finden, gelingt es ihren Vertreterinnen und Vertretern über die Medien immer wieder Aufmerksamkeit zu erzielen (vgl. Schuler 2011: 78 f.). So wichtig die kritische Debatte wissenschaftli-

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wissenschaftlicher Konsens. Aktuelle Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen der naturwissenschaftlichen Grundlagen, beobachteter und prognostizierter Folgen, Anpassungs- und Minderungsstrategien. Insbesondere die Erkenntnisse über zukünftige Klimaänderungen und ihre Folgen bestimmen die Diskussion in Wissenschaft, Politik und Gesellschaft über die globale Erwärmung. Durch den Blick auf die wissenschaftlichen, politischen und medialen Diskurse über den anthropogenen Klimawandel konnte gezeigt werden, dass und in welcher Weise sich diese im Verhältnis zueinander entwickelt haben. Erste theoretische Überlegungen einzelner Wissenschaftler zu anthropogenen Einflüssen auf das Klima im 18. Jahrhundert stießen zunächst auf geringe öffentliche Resonanz. Erst mit fortschreitender Industrialisierung und dem Auftreten alltagsweltlich erfahrbarer klimatischer Extremereignisse im Verlauf des 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde die wissenschaftliche Gemeinschaft aufmerksam. Mitte des 20. Jahrhunderts führte schließlich die mediale Berichterstattung über die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse zu einem breiteren öffentlichen Interesse. In die politische Agenda der Vereinten Nationen hielt die Auseinandersetzung mit dem anthropogenen Klimawandel erst Ende der 1970er-Jahre Einzug, als – ausgelöst durch das Buch The Limits to Growth (Meadows et al. 1972) und die erste fotografische Aufnahme der Erde aus dem All – eine breite gesellschaftliche Verunsicherung hinsichtlich der Verletzlichkeit des Planeten Erde und der Bedrohung der eigenen Existenz einsetzte. Seit diesem Zeitpunkt lassen sich für die Wissenschaft, die Politik und die mediale Berichterstattung jeweils ununterbrochene Diskursstränge rekonstruieren, deren gegenseitige Bezugnahme bereits mehrfach untersucht wurde (vgl. z. B. Weingart et al. 2008, Reusswig 2010). Die sozial- und gesellschaftswissenschaftlichen Forschungen, welche die beschriebenen Entwicklungen beobachten, haben sich lange vor allem auf die Analyse sprachlicher Diskursbeiträge fokussiert. Erst seit Beginn der 2000er-Jahre richtet sich die Aufmerksamkeit der Forschenden zunehmend auch auf visuelle Aspekte. Der Blick auf derzeit vorliegende Forschungsansätze und -ergebnisse zeigt, für welche Fragenkomplexe bereits a) methodische Zugänge entwickelt wurden und b) erste, z. T. sehr fallspezifische, Ergebnisse vorliegen: a) In ihrer (erkenntnis-)theoretischen Ausrichtung fokussieren die vorliegenden Studien zumeist entweder auf semantische oder pragmatische Sinngehalte cher Forschung ist, so sachlich sollte sie auch geführt werden. Im Falle der Klimaforschung ist dies nicht durchweg gegeben. Diskussionen werden insbesondere von Seiten der Skeptikerinnen und Skeptiker z. T. sehr emotional geführt (vgl. UBA 2013: 97).

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und wenden hierbei vornehmlich Methoden der Inhalts- und Diskursanalyse an. Phänomenologische und syntaktische Dimensionen finden hingegen deutlich weniger Berücksichtigung und werden – ausgenommen der Studie von Linder (2006) – zumeist eher unsystematisch erfasst. Darüber hinaus lässt sich feststellen, dass die Annäherung an die betrachteten Bilder zumeist durch sehr spezifische Fragen und Erkenntnisinteressen bereits vorgeprägt ist, welche jeweils einen bestimmten methodischen Zugang evident erscheinen lassen. Auf diese Weise besteht jedoch die Gefahr, dass bestimmte Sinngehalte nicht erschlossen werden und Bilder möglicherweise nicht in ihrer Bedeutungskomplexität erfasst werden. b) Nur wenige der vorliegenden Studien nehmen inhaltlich konkret die visuelle Konstruktion von Natur in den Blick. Dennoch finden sich – zumeist eingebettet in übergeordnete Fragestellungen – interessante, im Detail z. T. jedoch widersprüchliche Beobachtungen zum visuellen Umgang mit Natur. Dies sei an einem Beispiel verdeutlicht: Während O’Neill Natur-Darstellungen – gebunden an distancing visual frames – als wenig verhaltenswirksam erachtet (vgl. O’Neill 2013), schreiben Lester und Cottle gerade der Kombination aus NaturDarstellungen von hoher formal-ästhetischer Qualität – von ihnen als spectacular visuals bezeichnet – mit kontrastierenden Bildern von Menschen eine besondere Wirksamkeit zu (vgl. Lester und Cottle 2009). Auch Höijer zeigt am Beispiel der Strategien des anchorings und der objectification, wie Unbekanntes oder Abstraktes an Bekanntes bzw. Konkretes gekoppelt und so in den Bereich des Vertrauten geholt wird und eine emotionale Wirksamkeit entfaltet (vgl. Höijer 2010). Ursachen für die beispielhaft aufgezeigten Widersprüche liegen vermutlich einerseits in den unterschiedlichen theoretischen Perspektiven, andererseits in dem z. T. stark differierenden untersuchten Datenmaterial. So ist davon auszugehen, dass sich die Beobachtungen zu typischen nationalen Ikonografien nicht ohne Weiteres auf die internationale Berichterstattung übertragen lassen – scheinen sich doch in den jeweiligen nationalen Medienlandschaften unterschiedliche Kulturen der klimawandelbezogenen Bildgebung etabliert zu haben (vgl. DiFrancesco und Young 2011, Höijer 2010). 20 Zudem zeigt Doyle am Beispiel der Greenpeace-Kampagnen, dass Ikonografien einem zeitlichen Wandel unterliegen, der in unmittelbarem Zusammenhang zu wissenschaftlichen Erkenntnissen und politischen Ereignissen und Entwicklungen steht (vgl. Doyle 2007).

20 Berücksichtigt man an dieser Stelle auch die Untersuchung von Michael Svoboda zu Werbeanzeigen in Magazinen, so ist anzunehmen, dass Divergenzen im Detail bereits auf Ebene einzelner Publikationsorgane vorliegen (vgl. Svoboda 2011).

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Etwas anders formuliert macht der Forschungsüberblick deutlich, in welchen Bereichen noch Bedarf an der Weiterentwicklung von Methoden und an inhaltlich vertiefender Forschung besteht: Bislang wurde die KlimawandelBerichterstattung noch nicht systematisch hinsichtlich ihrer polysemantischen Bildgebung untersucht, methodische Zugänge beschränken sich zumeist auf eine Bedeutungsebene, nur selten werden zwei oder mehr Bedeutungsebenen zueinander in Beziehung gesetzt. Zudem gibt es bislang keine Studien, welche gezielt auf den Bildern der Berichterstattung inhärente Mensch-Umwelt-Beziehungen fokussieren, um auf diese Weise Modi der Berichterstattung hinsichtlich ihrer potentiellen umweltbezogenen Handlungswirksamkeit zu hinterfragen. In Zusammenführung der beiden Aspekte wird im Folgenden eine empirische Studie vorgestellt, welche am Beispiel der Klimawandel-Berichterstattung aufzeigt, wie durch eine phänomenologisch-semiotische Analyse eine methodisch kontrollierte Annäherung an Bildgehalte erfolgen kann, welche die Kontingenz von Bildbedeutungen aufzeigt und damit Prozesse von Reflexivität anregt.

4

Konzeption einer phänomenologisch-semiotischen Analyse

In Reaktion auf die Erkenntnis, dass Kinder und Jugendliche sich den Herausforderungen, welche die Berichterstattung in Bezug auf die Vermittlung klimawandelbezogenen Wissens an sie stellt, nicht gewachsen sehen, wird im Folgenden ein phänomenologisch-semiotischer Zugang zu Bildern der Berichterstattung entwickelt, der – als Seh-Routine eingeübt – darin unterstützen kann, mediale Wirklichkeiten als konstruiert zu begreifen. Damit wird ein didaktischer Reflexionsraum aufgespannt, der mehrperspektivische Blickweisen auf Bilder sowie das Lehren und Lernen an und mit diesen eröffnet. Bis hierher wurden durch die Bestimmung des dieser Arbeit zugrunde liegenden Verständnisses einer medienreflexiven geographischen Bildung im Zeichen globaler Wandlungsprozesse (vgl. Kapitel 1) sowie durch die Akzentuierung der raumproduktiven Bedeutung von Bildern in kommunikativen Kontexten (vgl. Kapitel 2) jene didaktischen und fachtheoretischen Positionen entwickelt, auf denen diese Arbeit gründet. Im vorausgegangenen Kapitel wurde in das Fallbeispiel der Klimawandel-Berichterstattung eingeführt, indem zunächst wissenschaftliche Grundlagen geklärt, sodann die mediale Adaption von wissenschaftlichen und politischen Diskursen rekonstruiert und schließlich ein Überblick über sozialwissenschaftliche Begleitforschungen gegeben wurde (vgl. Kapitel 3). Anhand des Forschungsstandes konnte die lohnende Herausforderung eines kritisch-reflexiven geographischen Blicks auf Bilder der KlimawandelBerichterstattung herausgearbeitet werden. Im folgenden Kapitel wird nun konkret ein empirischer Zugang zu Bildmaterial der Klimawandel-Berichterstattung entwickelt, der einen so noch nicht formulierten mehrperspektivischen Bildzugang darstellt und zugleich Ansatzpunkte für vermittlungspraktische Adaptionen anbietet. Das folgende Kapitel gliedert sich in vier Teilkapitel. Zunächst wird unter Anwendung der Reflexionen zur Bedeutung von Nachrichtenbildern für die Prä-

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gung handlungsrelevanter Einstellungen auf das Beispiel der KlimawandelBerichterstattung die zentrale Fragestellung der empirischen Studie herausgearbeitet (vgl. Kapitel 4.1). Daran anschließend wird erst der spezifische Analysefokus zur Erfassung von in den Bildern des Korpus angelegten NaturVorstellungen (vgl. Kapitel 4.2) und sodann zur Klärung der methodischen Vorgehensweise das phänomenologisch-semiotische Analyseinstrument zur Erschließung von Bildern als kommunikativen Medien (vgl. Kapitel 4.3) vorgestellt. Ein Überblick über den der Studie zugrunde liegenden Bildkorpus (vgl. Kapitel 4.4) schließt die konzeptionellen Überlegungen ab.

4.1 FRAGESTELLUNG Die vorangegangenen Überlegungen zu den Herausforderungen geographischer Bildung im Kontext gesellschaftlicher Wandlungsprozesse haben bezogen auf die Auseinandersetzung mit globalen Problemfeldern wie dem Klimawandel zu den Annahmen geführt, dass a) Natur-Vorstellungen Dispositionen umweltbezogenen Handelns darstellen und dass b) Bilder der Klimawandel-Berichterstattung bestimmte Natur-Vorstellungen vermitteln. Diese Annahmen lassen sich zu der These zusammenführen, dass Bilder der Klimawandel-Berichterstattung auf umweltbezogenes Handeln hinwirken, indem sie Natur-Vorstellungen vermitteln. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit ist diese These Anlass für eine empirische Studie, welche Bilder der Klimawandel-Berichterstattung polyperspektivisch in den Blick nimmt, um durch die Analyse der visuellen Konstruktion von Natur bzw. Natur-Vorstellungen möglichen Handlungswirksamkeiten nachzugehen. Somit wird im analytischen Tun nach Antworten auf die Frage gesucht, welche Natur-Vorstellungen in Bildern der Klimawandel-Berichterstattung sichtbar werden und so potentiell handlungsbezogene Wirksamkeit entfalten können. Diese Fragestellung erfordert ein mehrschrittiges analytisches Vorgehen, das sich entlang folgender Teilfragen auffächert: • Wie wird in Bildern der Klimawandel-Berichterstattung Natur visuell konstru-

iert? • Welche Natur-Vorstellungen werden durch die visuelle Konstruktion angeru-

fen? • Inwiefern können die aufgezeigten Natur-Vorstellungen als Möglichkeitsbe-

dingungen umweltbezogenen Handelns betrachtet werden?

Konzeption einer phänomenologisch-semiotischen Analyse | 139

Inhaltliches Ziel dieses Vorgehens ist die Analyse der Konstruktion von Natur im Kontext der Klimawandel-Berichterstattung und deren Wirksamkeit, um so jene Medienwirklichkeit – zumindest in Ansätzen – fassen zu können, welche spätestens nach Verlassen der Schule den zentralen Kontext für den Erwerb geographischen Wissen darstellen wird. Indem aufgezeigt wird, welche vielfältigen und oft widersprüchlichen Bedeutungsdimensionen Bilder bergen (können), erhält das – zugegebenermaßen normative – Plädoyer dieser Arbeit für eine Förderung kritisch-reflexiver Bildpraxis in geographischen Vermittlungskontexten sein zentrales Argument. Aus den Erkenntnissen und Erfahrungen aus der Anwendung des Analyseinstruments werden operative Anschlussstellen für die Vermittlungspraxis entwickelt.

4.2 ANALYSEFOKUS Eisel macht in seinem Aufsatz Naturbilder sind keine Bilder aus der Natur von 2004 den Vorschlag, Natur-Bilder als Visionen der Selbstbestimmung von Subjekten zu betrachten, in denen sich „die Idee vom guten und richtigen Leben“ (Eisel 2004: 94) niederschlägt. Damit bezieht sich Eisel auf erkenntnis- sowie gesellschaftstheoretische Ansätze, welche die ambivalente Rolle des Subjekts in seinem Verhältnis zu Gesellschaft, Staat und Gott und damit in indirekter Weise auch zu Natur thematisieren. 1 Indem Eisel herausstellt, dass aus Weltverständnissen „natürlich“ Handlungsabsichten folgen (vgl. ebd.), liefert er das für diese Arbeit zentrale Argument, (kommunikativ konstruierte) Natur-Vorstellungen als Bedingungen umweltbezogenes Handeln zu deuten. Eisel fordert eine vertiefende theoretische Reflexion der sozialen Kraft von Natur-Bildern durch eine systematische Rekonstruktion ihres Begründungszusammenhanges (vgl. ebd.: 97). Denn, so Eisel, „[w]as Natur objektiv ist, folgt nicht nur aus dem Objekt, sondern auch aus Projektionen gesellschaftlicher Anliegen in ein Feld von Interpretationsmöglichkeiten außerhalb der Gesellschaft. Somit variieren Naturbegriff und Naturerfahrung mit den in den theoretischen Konzepten enthaltenen Anliegen, wonach ‚beobachtet‘ wird.“ (ebd.: 92) Bezugnehmend auf diesen von Eisel hergeleiteten Zusammenhang zwischen Weltverständnis, Natur-Bild/NaturVorstellung und Handlung wird nachfolgend ein empirischer Zugang zu den Pressefotos und die ihnen eingeschriebenen (potentiell handlungsleitenden) Na-

1

Eisel diskutiert diese Ansätze in mehreren Publikation ausführlich (vgl. z. B. Eisel 1987, 1992), zur Straffung der Argumentation wird an dieser Stelle jedoch auf eine vertiefende Darstellung verzichtet.

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tur-Vorstellungen entwickelt. Nach einem kurzen Überblick über die Bedeutung von Natur-Vorstellungen in der geographischen Forschung zur Einordnung der vorliegenden Arbeit (vgl. Kapitel 4.2.1) folgt die Rekonstruktion der kategorialen Unterscheidung der drei Natur-Vorstellungen Landschaft, Wildnis und Ökosystem durch Thomas Kirchhoff und Ludwig Trepl (vgl. Kapitel 4.2.2). Daran anschließend wird dargestellt, wie im Vollzug der phänomenologisch-semiotischen Analyse eine Bestimmung spezifischer visueller Kennzeichen der drei genannten Natur-Vorstellungen erfolgen kann (vgl. Kapitel 4.2.3). 4.2.1 Natur-Vorstellungen in der geographischen Forschung Seit Beginn der Begründung einer wissenschaftlichen Geographie gegen Ende des 18. Jahrhunderts bildete die Auseinandersetzung mit der Landschaft im Hinblick auf die Bestimmung des Verhältnisses von Mensch und Natur, welches in sozialwissenschaftlicher Terminologie auch als Verhältnis Gesellschaft-Umwelt beschrieben wird (vgl. Lippuner 2014: 38), bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts in sich wandelnder Ausprägung den zentralen Gegenstand geographischer Forschung: Dass sich Alexander von Humboldt um 1800 Landschaft als seinem zentralen Forschungsgegenstand insbesondere auch ästhetisch-erlebend zuwandte, zeigen sowohl seine einfühlenden und anschaulichen Landschaftsbeschreibungen als auch die bildlichen Umsetzungen seiner Beobachtungen im Gelände. Im Vorwort zu Ansichten der Natur formuliert er seine Einschätzung einer Wirkung der Natur auf den Menschen: „Überall habe ich auf den ewigen Einfluß [!] hingewiesen, welchen die physische Natur auf die moralische Stimmung der Menschheit und auf ihre Schicksale ausübt.“ (Humboldt 2004 [1807]: o. S.) Das Zitat zeigt, dass Humboldt die Beziehung von Natur und Mensch als durch eine emotionale Wirksamkeit der Natur auf den Menschen bestimmt sieht. Dies führt er unter anderem in den einleitenden Betrachtungen des ersten Bandes des Kosmos am Begriff des Naturgenusses als einer Form ästhetischen Naturerlebens weiter aus (Humboldt 2004 [1845-1862]: 1 f.). Eine etwas andere Bewertung des Verhältnisses des Menschen zu der ihn umgebenden Natur zeichnet sich bei Alfred Hettner ca. 100 Jahre später ab. Hettner widmete sich um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert der Herausforderung einer regionalisierenden Beschreibung von Landschaften als chorografischen Entitäten, die durch das Zusammenwirken der in ihnen vorkommenden natürlichen und menschlichen Einflussfaktoren zu ihrer äußeren Erscheinung gelangen. Dabei denkt Hettner in der Dichotomie Natur-Mensch und in der Konsequenz auch in der Dichotomie Natur-Kultur: „Die Behandlung des Menschen [in dem Buch ‚Grundzüge der Länderkunde‘] begnügt sich absichtlich nicht mit den Einflüssen der Natur auf

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den Menschen oder mit den im äußeren Bilde der Landschaft hervortretenden Zügen, wie man neuerdings befürwortet hat, sondern sucht, älteren Vorbildern folgend, ein umfassendes und in sich geschlossenes Bild von der Bevölkerung und Kultur der verschiedenen Länder und Landschaften zu entwerfen.“ (Hettner 1907: IV, Einschub E. N.) Hettner beschreibt die Beziehung von Natur und Mensch als ein monodirektionales Wirkungsgefüge, in welchem vor allem die Natur Einfluss auf den Menschen nimmt. Das länderkundliche Schema Hettners prägte als Modell zur Ordnung regionalgeographischer Gegebenheiten die Forschung über lange Zeit, geriet aber nicht zuletzt aufgrund seiner geodeterministischen Tendenzen in die Kritik. Mit der einsetzenden Differenzierung der Geographie in Physio- und Humangeographie Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich systematisch eine zunehmend isolierende Betrachtung von natürlichen Prozessen und menschlichem Handeln und ihrer jeweiligen Raumwirksamkeit. Spätestens seit der am Geographentag in Kiel 1969 durch Studierende eingeleitete „Kieler Wende“ ist bestenfalls noch von einer „Überlappung der Erkenntnisobjekte“ zu sprechen (vgl. Weichhart 2005: 110). In dem Bestreben, eine moderne geographische Gesellschaft-Umwelt-Forschung zu etablieren, wird von einzelnen Geographinnen und Geographen immer wieder die Reintegration beider Fächer gefordert (Reintegrationsmodell) (vgl. ebd.: 111 f.). Weichhart geht jedoch davon aus, dass durch die Frage nach Gesellschaft-Umwelt-Interaktionen vielmehr ein eigenständiges „drittes“ Erkenntnisobjekt konstituiert wird, das durch spezifische Problemstellungen gekennzeichnet ist, die weder in der Physiogeographie noch in der Humangeographie bearbeitet werden können, sondern eines ergänzenden Zugangs bedürfen (Drei-Säulen-Modell) (vgl. ebd.: 112). So lautet die These Weichharts: Wenn „die beiden Geographien einen signifikanten Beitrag für dieses gewiss überaus bedeutsame Forschungsfeld leisten wollen, dann muss zu diesem Erkenntnisobjekt ein dritter eigenständiger geographischer Arbeitsbereich entwickelt werden“ (ebd.: 113). Bislang hat sich jedoch das Modell der dritten Säule nicht durchgesetzt. Stattdessen hat sich „eine beinahe schon überwältigende Vielzahl an theoretischen Zugängen und Modellen [entwickelt], mit denen versucht wird, Mensch-Umwelt-Systeme besser zu verstehen“ (Steiner 2015: 23, Einschub E. N.). Die in der Geographie, durch die Unterscheidung physiogeographischer und humangeographischer Forschung, disziplinär verankerte Trennung von naturbezogenen und menschenbezogenen Gegenstandbereichen stellt eine zentrale Denkfigur der Moderne dar. In der Dichotomie Natur-Kultur umfasst der Begriff Natur die Gesamtheit des materiell Vorgefundenen, während Kultur das von Menschen Geschaffene bezeichnet. Damit stehen Phänomene, die sich auch ohne die Existenz der Menschen auf der Erde befinden würden, jenen gegenüber, die

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auf menschliche Urheberschaft zurückzuführen sind (vgl. Hansen 2003: 19). Seit Beginn der industriellen Revolution zu Beginn des 19. Jahrhundert, zeigt sich aufgrund einer zunehmend technisch-industriell bzw. naturwissenschaftlichrational bestimmten Auseinandersetzung mit Natur und Umwelt eine Tendenz zur Naturbeherrschung, -unterwerfung und -verwüstung (vgl. Großklaus 1993: 7). Als Gegenbewegungen erstarken zugleich in unterschiedlichen Phasen der Geistes- und Kunstgeschichte Versuche einer emotionalen und ästhetischen Wiederaneignung der Natur (vgl. ebd.). So bildet sich einerseits ein analytischkritischer Naturdiskurs heraus, der das Heraustreten des in der modernen Gesellschaft lebenden Menschen aus der ihn ursprünglich umgebenden Natur reflektiert, andererseits wird Natur zu einem Fluchtraum, „zum illusionären Raum der Wiedergewinnung des alten Zustandes verlorener Lebenseinheit“ (ebd.: 8). Schließlich geben die weltweiten Veränderungen, die mit globalen Wandlungsprozessen verbunden sind, seit den 1970er-Jahre Anlass, das moderne Verständnis von Natur hinsichtlich der den Prozessen eingeschriebenen Machtverhältnisse zu hinterfragen (vgl. Zierhofer 2007: 936). Als zentrale Kritikpunkte kristallisierten sich die nicht wertneutrale Unterscheidung von Natur und Kultur sowie die Nichtbeachtung einer solchen Unterscheidung zugrunde liegenden (ideologischen) Voraussetzungen und deren Wandel heraus (vgl. ebd.). Als Konsequenz aus dieser Kritik bleibt nur, Natur (und Kultur) als Konstruktion zu begreifen, die von verschiedenen, durch Kommunikation bestimmten Gesellschaftsbereichen wie Wissenschaft, Medien, Politik oder Wirtschaft vollzogen wird. Eine Aufgabe geographischer Forschung ist in diesem Bewusstsein die kritisch-reflexive Begleitung öffentlicher Kommunikation im Hinblick auf die diskursive Konstruktion von Natur geworden. Darin zeigt sich, dass Natur gegenwärtig nicht mehr nur als thematischer Aspekt Gegenstand geographischer Reflexion ist, sondern auch zunehmend „eine kategoriale Dimension menschlichen Tuns auf der Erde“ (Hasse 1994b: 454). Diese Verlagerung ist auch für eine didaktische Theorieentwicklung relevant, welche die Notwenigkeit anerkennt, die Reflexion der eigenen Disziplin zu einem Thema für Lernende zu machen. 4.2.2 Theoretische Herleitung Die Feststellung, dass in der umwelt- und naturschutzbezogenen Kommunikation die verwendeten Natur-Begriffe je nach diskursivem Kontext, nach kommunizierendem Subjekt sowie auch situativ bis hin zur Vieldeutigkeit stark variieren, ist für Kirchhoff und Trepl Anlass, sich dezidiert mit eben diesen Begriffen und ihren jeweiligen Bedeutungen zu befassen. Die Ursache für diese Vieldeutigkeit der Natur (Kirchhoff und Trepl 2009) sehen sie in unterschiedlichen Ar-

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ten, Natur zu betrachten und diese zugleich zu bewerten. Unter Anwendung der Methode der idealtypischen Begriffsbildung in Anlehnung an Max Weber arbeiten Kirchhoff und Trepl ideale Grenzbegriffe heraus, um in herrschenden Diskursen sprachliche Umschreibungen von Natur systematisch unterscheiden zu können (vgl. ebd.: 16). Die Methode der idealtypischen Begriffsbildung nach Max Weber folgt einem Dreischritt: Im ersten Schritt wird eine einseitige Steigerung eines oder mehrerer zentraler Gesichtspunkte bzw. Selektionskriterien des Begriffs vorgenommen (vgl. Hirsch Hadorn 1997: 287). Die Auswahl dieser Kriterien stützt sich auf Wertideen, welche für kulturelle Erscheinungen einer Gesellschaft von Bedeutung sind. Im zweiten und dritten Verfahrensschritt geht es darum, eine „Fülle von diffus und diskret, hier mehr, dort weniger, stellenweise gar nicht, vorhandener Einzelerscheinungen […] zu einem in sich einheitlichen Gedankenbilde [zu fügen]“ (vgl. Weber 1904: 191, zit. nach ebd.: 288). Dies bedeutet konkret, dass im zweiten Schritt diejenigen Erscheinungen ausgewählt werden, die relativ zu der im ersten Verfahrensschritt als Selektionskriterium bestimmter Wertideen kulturbedeutsam sind. Im dritten Schritt wird der Zusammenhang konstruiert, auf den der Idealtypus mit seinem theoretischen Anspruch zielt (vgl. ebd.). Bei den Ergebnissen dieses heuristischen Verfahrens handelt es sich weniger um belastbare Definitionen als vielmehr um Umschreibungen, die vergleichsweise abstrakt erscheinen und vom üblichen Sprachgebrauch abweichen können (vgl. Kirchhoff und Trepl 2009: 17). Im Fokus der Untersuchung von Kirchhoff und Trepl stehen die drei Begriffe Landschaft, Wildnis und Ökosystem. Während Landschaft und Wildnis etymologisch dem Mittelhochdeutschen entstammen und damit kulturgeschichtlich in einer langen Tradition stehen, handelt es sich bei Ökosystem um eine begriffliche Neubildung vermutlich aus dem 19. Jahrhundert (vgl. ebd.: 56). Kirchhoff und Trepl fokussieren auf die genannten Begriffe, da sie in Landschaft, Wildnis und Ökosystem drei idealtypische Konzeptualisierungen von Natur sehen (vgl. ebd.: 16). Hierbei beziehen sie sich auf die in der modernen Philosophie geläufige Unterscheidung von ästhetischem, moralisch-praktischem und theoretischem Urteil (vgl. Tabelle 4.1). So liegt gemäß den Autoren der Betrachtung von Natur als Landschaft ein ästhetisches Urteil zugrunde, wie es der Einbildungskraft, der Kunst oder dem Schönen zuzuordnen ist. Der Betrachtung von Natur als Wildnis liegt hingegen ein moralisch-praktisches Urteil zugrunde, das die Autoren der Vernunft, der Politik und dem Guten zuweisen. Dass Natur als Ökosystem angesehen wird, führen sie wiederum auf ein theoretisches Urteil zurück, dem sie die Kategorien Verstand, Wissenschaft und Wahrheit beiordnen (vgl. ebd.: 18).

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Tabelle 4.1: Idealtypische Natur-Begriffe und die zugrunde liegenden philosophischen Urteilsformen Natur-Begriff Landschaft Wildnis Ökosystem

Philosophische Urteilsform ästhetisch ethisch-moralisch theoretisch

Quelle: eigene Darstellung nach Kirchhoff und Trepl (2009)

Für Kirchhoff und Trepl sind die Begriffe aber auch deshalb interessant – und hier kommt der landschaftsökologische Hintergrund der Autoren zum Tragen –, weil es sich um zentrale Begriffe zur Bezeichnung von Natur in Diskursen des Umwelt- und Naturschutzes handelt (vgl. ebd.: 15). Aufgrund der großen inhaltlichen (und normativen) Nähe dieser Diskurse zu jenen der Umweltbildung, scheinen die Begriffe – in der von Kirchhoff und Trepl vorgenommenen kategorialen Unterscheidung – für die folgende Analyse von Nachrichtenbildern des Klimawandels eingeschriebenen Natur-Vorstellungen geeignet. Konkret werden in Anlehnung an Kirchhoff und Trepl die Begriffe a) Landschaft, b) Wildnis und c) Ökosystem wie folgt konzeptionell gefasst: a) In der idealtypischen Ausprägung ist unter Landschaft eine Gegend zu verstehen, wenn sie ein Betrachter ästhetisch als harmonische, individuelle, konkrete Ganzheit empfindet und ihre Formen als schön beurteilt (vgl. Kirchhoff und Trepl 2009: 25). In diesem Rahmen differenzieren sich die Begriffsbildungen nach subjektivistischen und objektivistischen Deutungen von Landschaft analog zu den jeweils vorherrschenden Theorien des Schönen (vgl. ebd.). Folgt man subjektivistischen Ansätzen, liegt der Maßstab des Urteils im Subjekt. Dabei kann die empfundene Schönheit des Raumausschnitts entweder auf seine formale Zweckmäßigkeit, also auf die Harmonie seiner Formen (subjektivistisch-formal) oder aber auf die Schönheit der Form als Zeichen der Nützlichkeit oder Annehmlichkeit für den Menschen (subjektivistisch-funktional) zurückgeführt werden (vgl. ebd.: 26). Die Einschätzung liegt dabei ausschließlich im empfindenden Subjekt und nur relativ zu ihm besteht die harmonische Einheit (vgl. ebd.). Liegt eine objektivistische Deutung zugrunde, ist die empfundene Harmonie „Zeichen einer inneren vom Betrachter unabhängigen Eigenschaft der Gegend: nämlich des funktionalen Kausalzusammenhangs ihrer Teile“ (objektivistisch-funktionalistisch) (vgl. ebd.). Damit kann die Landschaft auch als Ideal „für die richtige Form der Vergesellschaftung und damit der Entwicklung von Kultur“ (ebd.: 27) interpretiert werden. In diesem Verständnis von Natur als Landschaft bestehen enge Bezüge zum holistischen Ökosystembegriff (s.u.).

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b) Um Natur überhaupt „als Wildnis denken zu können, muss Natur als ein Gegenüber, als Anderes gesehen werden“ (Kirchhoff und Trepl 2009: 43). Vor diesem Hintergrund arbeiten die Autoren ausgehend von einem moralischpraktischen Urteil ein idealtypisches Begriffsverständnis für Wildnis heraus, nach dem diese eine Gegend bezeichnet, die „entweder insgesamt als wild […] oder durch in ihr vorkommendes Wildes geprägt zu sein scheint“ (ebd.: 22). Wild meint in diesem Zusammenhang einen Gegenpol zu herrschenden Regeln, Idealen, Zielen. Damit stellt Wildnis eine Gegenwelt zur moralisch als gut oder böse beurteilten kulturellen Ordnung dar (vgl. ebd.: 43). Diese konträre Deutbarkeit liegt darin begründet, dass Wildnis „im Laufe der Kulturgeschichte als Gegenwelt zu unterschiedlichen kulturellen Ordnungen fungiert[e]“ (ebd.). Es lassen sich ästhetische und vorästhetische Wildnis-Auffassungen unterscheiden (vgl. ebd.: 23). Im vorästhetischen Verständnis von Wildnis stellt Natur eine Gegenwelt zur herrschenden Ordnung dar, weil von einer Gegend eine reale physische Bedrohung ausgeht oder weil sie symbolisch oder allegorisch mit einer moralischen Bedeutung belegt wurde (vgl. ebd.). Aus einem ästhetischen Verständnis heraus wird die Natur selbst zum Gegenstand der Beurteilung, was eine Distanz zur realen Bedrohung durch die Natur voraussetzt (vgl. ebd.). Dass in die Begriffsbildung von Wildnis auch ästhetische Aspekte hineinwirken, ändert nichts an dem Umstand, dass es in erster Linie um eine moralische Beurteilung der Natur geht; die Ästhetik wird lediglich zum Argument. c) Dem theoretischen Urteil folgend erscheint Natur als ein Ökosystem, „wenn sie mit dem Ziel intersubjektiver, begrifflicher Erkenntnis wertungsfrei, kurz: naturwissenschaftlich, betrachtet wird und in dieser methodischen Einstellung Gesellschaften von Organismen mit Blick auf ihre Umweltbeziehungen thematisiert werden“ (Kirchhoff und Trepl 2009: 24). Der Begriff des Ökosystems wurde 1928 vom deutschen Biologen Richard Woltereck erstmals als „ökologisches System“ in einem wissenschaftlichen Kontext verwendet. Unabhängig davon prägte A. G. Tansley 1935 den Begriff „ecosystem“ (Ökosystem) (vgl. Mosimann 2007: 489). Damit ist seine Verwendungsgeschichte vergleichsweise jung. Wenngleich Ökosystem ursprünglich ein naturwissenschaftlicher Begriff ist und damit eigentlich im Kern objektiv sein müsste, lassen sich auch hier kulturspezifische Unterschiede in der Interpretation feststellen. Denn – so Kirchhoff und Trepl – auch die Naturwissenschaften werden von kulturellen Konzepten und ihren spezifischen Denkstilen mitbestimmt (vgl. Kirchhoff und Trepl 2009: 52 f.). Konkret zeigt sich dies beispielsweise in der Kontroverse um das Organisationsprinzip von Ökosystemen. Aus holistisch-organizistischer Perspektive gibt es in verschiedenen Gebieten der Erde in sich stabile und voneinander verschiedene synökologische Einheiten, die sich nicht aus der Addition ihrer Ele-

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mente heraus verstehen lassen, sondern nur in der Betrachtung als Ganzes (vgl. Trepl 1987: 140 ff.). Folgt man individualistischen Theorien, sind die einzelnen Elemente eines Ökosystems in ihrer Existenz voneinander relativ unabhängig und bilden eher ein fluktuierendes Kontinuum als diskrete Einheiten (vgl. ebd.: 154 ff.). Eine umfassende Ausführung epistemologischer Grundlagen der Ökologie kann und soll an dieser Stelle nicht Gegenstand sein; eine vertiefende Darstellung findet sich in Geschichte der Ökologie von Ludwig Trepl (vgl. ebd.). Da den drei ausgeführten Konzepten drei verschiedene Urteilsformen zugrunde liegen, können die resultierenden Natur-Vorstellungen zunächst als kategorial verschiedene Gegenstände betrachtet werden. Demnach kann eine Landschaft weder Ökosystem noch Wildnis sein, eine Wildnis weder Landschaft noch Ökosystem und ein Ökosystem schließlich weder Landschaft noch Wildnis. Allerdings kann ein und derselbe Naturausschnitt – so auch Kirchhoff und Trepl – unter Anwendung der einen oder anderen Urteilskategorien jeweils eine andere Bedeutung erhalten und somit einmal eine Landschaft, einmal eine Wildnis und einmal ein Ökosystem sein (vgl. Kirchhoff und Trepl 2009: 18). Kirchhoff und Trepl führen unter Bezugnahme auf wissenschaftshistorische Wurzeln – aus Perspektive einer holistisch-organizistischen Ökologie – aus, inwiefern Ökosysteme als Verwissenschaftlichungen von Landschaftsauffassung interpretiert werden können (vgl. ebd.: 54 f.). Das Klimaxstadium eines Ökosystems entspricht dabei dem Zustand kultureller Vollkommenheit, wie er dem Landschaftsbegriff eingeschrieben ist. Die enge Verbundenheit verschiedener Natur-Vorstellungen zeigt sich beispielhaft beim Blick auf Transformationsprozesse, wie sie für den anthropogenen Klimawandel charakteristisch sind. So kann ein – unter dem Einfluss erwärmten Klimas – kalbendes Eisschelf ästhetisch betrachtet als eine berührend schöne Landschaft, ethisch-moralisch betrachtet als eine durch unkontrollierbare Urkräfte bestimmte Wildnis und theoretisch betrachtet als ein fragiles Ökosystem beurteilt werden. Nicht obwohl, sondern gerade weil die begriffliche Unterscheidung von Kirchhoff und Trepl keine Natur-Hybride vorsieht, wohl aber die Kontingenz von Natur-Vorstellungen bei wechselnder Perspektive mitdenkt, birgt sie besondere Potentiale, um reflexive Denkprozesse anzuregen. 4.2.3 Anwendung Die Unterscheidung der Natur-Begriffe Landschaft, Wildnis und Ökosystem beruht auf verbalsprachlichen Konkretisierungen. Mit dieser Arbeit wird vorliegendes Bildmaterial analysiert, indem die visuellen Entsprechungen für die jeweiligen sprachlichen Konstruktionen von Natur aufgespürt und systematisiert werden. Konkret wird dabei untersucht, ob und inwiefern sich visuelle Konstruk-

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tionen von Natur hinsichtlich des jeweiligen Zusammenspiels von Bildelementen, Formen der Inszenierung, visuellen Genealogien und Praktiken des Zeigens unterscheiden lassen. Dabei wird von der Annahme ausgegangen, dass jene Merkmale, welche die drei Natur-Begriffe auf theoretischer Ebene unterscheidbar machen, sich auch in der Art und Weise ihrer visuellen Erscheinung wiederfinden. Die Operationalisierung der Natur-Vorstellungen erfolgt in einem induktiven Verfahren unter Einsatz des phänomenologisch-semiotischen Analyseinstruments. Entsprechend den betrachteten Bedeutungsdimensionen werden am Fallbeispiel charakteristische visuelle Merkmale zu den Natur-Begriffen herausgearbeitet. Als Ergebnis dieser exemplarischen Analyse kann schließlich eine gegenstandsbezogene Analysematrix vorgelegt werden, welche sich als allgemeine Grundlage zur Analyse visueller Konstruktionen von Natur-Vorstellungen eignet.

4.3 ANALYSEINSTRUMENT Um sich den Bedeutungen von Pressefotos als Bedingungen möglicher Prägung von Einstellungen zu globalen Problemfeldern und darauf bezogenes Handelns zu nähern, wird bezugnehmend auf das bereits in Kapitel 2.2 ausgeführte Verständnis von Bildern als wahrnehmungsnahen Zeichen ein empirischer Zugang gewählt, der die Pressefotografien sowohl in ihrer Erscheinungshaftigkeit als auch als Zeichen in den Blick nimmt. Für die empirische Praxis bedeutet dies, dass hier – wie auf theoretischer Ebene auch – entlang der Analysedimensionen Phänomen, Syntaktik, Semantik und Pragmatik ein Brückenschlag zwischen phänomenologischer und semiotischer Annäherung vollzogen wird. Die Analyse ist damit als eine interpretativ-verstehende Annäherung an Strategien einer journalistischen Konstruktion von anthropogenem Klimawandel durch Bildgebung zu verstehen, die sich jedoch nicht nur auf Bildinhalte fokussiert, sondern latente Sinnstrukturen ebenfalls aufzuzeigen versucht. Ein zentrales Problem der empirischen Arbeit mit Bildern ist es, im analytischen Prozess Sichtbarkeiten und mit deren Wahrnehmung verbundene Erlebnisse und Erkenntnisse in Verbalsprache zu überführen. Diese Vorgehensweise birgt das Problem, dass etwas in Sprache übersetzt und damit kognitiviert werden muss, was möglicherweise jenseits von Begriffen emotional oder sinnlich erlebt wird. Während es sich bei der Sprache um ein artifizielles Kommunikationssystem handelt und zu sprechen bedeutet, im Regelwerk dieses Systems agieren zu können, ist das Sehen ein Tun, das zunächst intuitiv vollzogen wird. Eine forschende Auseinandersetzung mit Sichtbarkeiten im Kontext der westlichen Wis-

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senschaftskultur erfordert jedoch die verbalsprachliche Kommunikation. Cornelia Renggli sieht hier eine scheinbare Unvereinbarkeit und unternimmt dennoch „im Bewusstsein des Scheiterns den Versuch, das unsichtbare Sehen durch Sprache sichtbar zu machen“ (Renggli 2006: 94). Ihr Argument für diese Unternehmung bildet die These, dass Sehen und Sprechen in vergleichbarer Weise Unterscheidungen treffen, um gewisse Dinge zu „be-zeichnen“ (ebd.). Anhand von Selbstbeobachtungen bei der Betrachtung eines Plakats der Behindertenhilfe im Saarland – vollzogen als Versuch, das eigene Sehen durch einen Text sichtbar zu machen – zeigt Renggli, wie sich das Sehen zwischen einer passiven Wahrnehmung, „die in rhizomorpher Art und Weise Sinneseindrücke aufnimmt und integriert“ (ebd.: 101), und einem erkennenden, kategorisierenden Blicken bewegt. Sowohl „die Aufnahme der Lichtstrahlen, die im Sinn einer Anrufung von Objekten ausgehen [… als auch …] die Eroberung der visuellen Welt durch den kategorisierenden Blick“ (ebd.) fasst Renggli für das Sehen als konstituierend auf. Durch den erkundenden Blick ereignet sich die Strukturierung des Bildes, in dem dieser „manche Dinge trennt und andere wieder zusammenfügt. Er schafft eine Ordnung des Visuellen – vergleichbar mit der Grammatik als Ordnung der Sprache“ (ebd.). Renggli zufolge ist damit der Blick jenes Moment, das ein Übersetzen des Sichtbaren ins Sagbare möglich macht. Durch die Sprache wird der Komplexität des Bildes Ruhe und Struktur verliehen (ebd.). Sigrid Schade und Silke Wenk betrachten ebenfalls die strukturierenden Qualitäten sprachlicher Kommunikation als Vehikel, um Geschehnisse visueller Kommunikation zu ordnen: „So wie man das Alphabet und die Grammatik einer Sprache lernen muss, um lesen zu können und die Bedeutungen von Texten zu verstehen, muss man offenkundig auch sehen, d. h. die Zusammensetzung der Elemente, die Struktur und die Prozessualität visueller Gebilde verstehen lernen“ (Schade und Wenk 2011: 10). Ähnlich argumentiert auch Sachs-Hombach, wenn er zur Erläuterung des pragmatischen Zugriffs auf das Bild als wahrnehmungsnahem Zeichen Sprechakt und Malakt bzw. Bildzeigeakt zu einander in Beziehung setzt (vgl. Sachs-Hombach 2003: 164). Diese Überlegungen finden in der konzeptionellen Anlage des phänomenologisch-semiotischen Analyseinstruments und seiner deduktiven Anwendung Berücksichtigung, indem für einzelne Analyseschritte gezielt auf Techniken des kreativen Schreibens der écriture automatique (vgl. Breton 1986) oder dem clustering (Rico 1998 [1984]) einerseits und der zeichnerischen Skizze andererseits zurückgegriffen wird. Durch den Einsatz dieser Techniken soll es gelingen, die Rationalitäten des Blickens sowohl in nachvollziehbarerer als auch in möglichst authentischer Weise in sprachliche Artikulationen zu überführen. In der Ausführlichkeit der folgenden Darstellung kommt das Anliegen größtmöglicher

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Transparenz bei gleichzeitiger Nachvollziehbarkeit der Vorgehensweise zum Ausdruck. Interessierte Leserinnen und Leser sollen möglichst konkrete methodische Anregungen für ihre eigene empirische Arbeit bekommen. In Kapitel 2 wurden bereits die theoretischen Prämissen einer Analyse von Bildern als wahrnehmungsnahen Zeichen ausgeführt und die daraus abgeleiteten methodologischen Rahmungen eines phänomenologisch wie semiotisch fundierten Analyseinstruments beleuchtet. Für die praktische Umsetzung werden die vorab den Analysedimensionen Phänomen, Syntaktik, Semantik und Pragmatik zugeordneten Methoden in konkrete Analysehandlungen überführt, die unter Beibehaltung der theoretischen Prämissen eine Anwendung im Kontext sozialwissenschaftlicher Forschung erlauben. Es resultieren vier zunächst voneinander unabhängig durchzuführende Analyseschritte, die von einer vorbereitenden Selbstbeobachtung und einer synthetisierenden Deutung gerahmt werden (vgl. Tabelle 4.2). Tabelle 4.2: Analysehandlungen des phänomenologisch-semiotischen Analyseinstruments Analysedimension

Methode

Phänomen

Phänomenologische Methode

Syntaktik

Ikonik

Semantik

Ikonografie/ Ikonologie

Pragmatik

Kontext-/ Umbildanalyse

Teilschritte Schritt 0: Selbstbeobachtung i. Reflexion der Positionalität ii. Reflexion der Intentionalität Schritt I: Fixierung des Wesens des Gegenstandes i. Reflexion des Gegenstandserlebens ii. Eidetische Variation iii. Eidetische Reduktion Schritt II: Erschließung des ikonischen Gehalts i. Wiedererkennendes Sehen ii. Sehendes Sehen iii. Erkennendes Sehen Schritt III: Erschließung des genealogischen Sinns i. Vor-ikonografische Beschreibung ii. Ikonografische Analyse iii. Ikonologische Interpretation Schritt IV: Erschließung der kommunikativen Bedeutung i. Beschreibung des Medienbildes ii. Analyse der Bildumgebung iii. Interpretation des Bildhandelns 6FKULWWƍ6\QWKHWLVLHUHQGH'HXWXQJ

Quelle: eigene Darstellung

Im Folgenden werden die einzelnen Analyseschritte in ihrer theoretischen Funktion im Rahmen des Analyseinstruments erläutert und anschließend hinsichtlich einer möglichen Umsetzung durch Analysehandlungen konkretisiert. Da das phänomenologisch-semiotische Analyseinstrument in seiner Konzeption sowohl für Einzelbilder als auch für Bildgruppen geeignet ist, werden die einzelnen

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Schritte zunächst für die Anwendung auf ein Einzelbild entwickelt. Anpassungen in der Vorgehensweise für den Sonderfall der Anwendung auf eine Gruppe von Bildern werden daran anschließend – wo erforderlich – gesondert erläutert. 4.3.1 Schritt 0: Selbstbeobachtung Der eröffnende Schritt des phänomenologisch-semiotischen Analyseinstruments – die Selbstbeobachtung – umfasst die Teilschritte i. Reflexion der Positionalität und ii: Reflexion der Intentionalität. Durch diese beiden Teilschritte erfolgt die Bewusstmachung der Bezogenheit des interpretierenden Subjekts auf seine Umwelt mit besonderem Fokus auf den Analysegegenstand sowie eine Vergegenwärtigung der Perspektivität des erkenntnisinteressegeleiteten Blicks. Vergleichbares fordert Husserl für den Vollzug der phänomenologischen Methode, indem er dieser die Auseinandersetzung mit Generalthesis und Intentionalität voranstellt (Godina 2012). Der Vollzug der Reflexion von Positionalität und Intentionalität führt dazu, sich zu Beginn der Interpretation der eigenen Bezogenheit einerseits zum Material sowie andererseits zu dessen Gegenstand bewusst zu werden und zugleich diese Bezogenheit als Matrix der zu erwartenden Analyseergebnisse transparent zu machen. Im Rahmen des Analyseinstruments stellt der Schritt 0 damit die Grundlegung für alle folgenden analytischen Zugriffe auf das Datenmaterial dar. Die forschungspragmatische Überführung der Husserl’schen Forderung in konkrete Analysehandlungen wird im Folgenden ausgeführt. Schritt 0.i Reflexion der Positionalität Mit der das Analysehandeln eröffnenden Reflexion der Positionalität erfolgt zunächst eine persönliche, gegenstandsbezogene Verortung. Im Kern wird hier der Forderung Husserls nach einer Reflexion der inneren Verfasstheit entsprochen, der Husserl’sche Terminus Generalthesis jedoch durch den theoretisch etwas weiter gefassten Begriff der Positionalität ersetzt. Dieser Begriff geht zurück auf den Philosophen und Soziologen Helmuth Plessner, der damit die Bezogenheit eines jeden Lebewesens auf die es umgebende Umwelt bezeichnet. Diese zu reflektieren, erlaubt es, in ein Verhältnis zu sich selbst zu treten und so die Bedingungen eigenen (Analyse-)Handelns zu erkennen (vgl. Plessner 1928). Durch die Einführung des Begriffs erfolgt hier eine Lösung der unmittelbaren terminologischen Kopplung des Analyseschritts an die phänomenologische Methode und damit der Versuch, gleichermaßen Anschlussmöglichkeiten für phänomenologische wie für semiotische Bildzugänge zu bieten. Aus forschungspragmatischen Gründen bietet es sich an, bei der Umsetzung dieses Analyseschritts die von

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Plessner so bezeichnete umgebende Umwelt auf den thematischen Zusammenhang des jeweils betrachteten Motivs zu begrenzen und die persönliche Bezogenheit der Analysierenden zu eben diesem Motiv in ihren unterschiedlichen Facetten auszuführen. Diese Selbstreflexion folgt den Fragen: Welche Bedeutung hatte/hat das Motiv in meinem bisherigen/gegenwärtigen Leben? Dieser stark subjektivierende Erstzugang erlaubt in der praktischen Umsetzung das Verfassen von z. T. tagebuchähnlichen Textpassagen, die auf persönliche Erinnerungen zurückgehen und entsprechend aus der Ich-Perspektive geschrieben werden. In wissenschaftlichen Kontexten vergleichsweise unüblich, trägt diese Form der Textproduktion dazu bei, die persönliche Bezogenheit zum jeweiligen Motiv für das folgende analytische und interpretative Tun ins Bewusstsein zu rufen und hilft einer daraus sich ergebenden Perspektivität der Ergebnisse wachsam zu begegnen. Schritt 0.ii Reflexion der Intentionalität Der Schritt der Reflexion der Intentionalität wird im Sinne Husserls als eine Analyse der Gerichtetheit der Bewusstseins-Gegebenheit des interpretierenden Individuums auf das Material im Moment dessen betrachtenden Erlebens verstanden (vgl. Danner 2006: 141). Eine Bestimmung der Gerichtetheit des interpretierenden Blickens ist Voraussetzung jeder Forschung, sonst gäbe es keine Forschungsfrage. Die Explikation zu Beginn einer Analyse mit Blick auf den Gegenstand der Analyse trägt dazu bei, sich den Fokus des folgenden Tuns zu vergegenwärtigen und erleichtert eine Einordnung der erzielten Ergebnisse. Entsprechend lautet die die Reflexion leitende Frage: Welchem Erkenntnisinteresse folgt die analytische Betrachtung? Wenngleich die Reflexion der Intentionalität einen Teilschritt der Selbstbeobachtung darstellt, handelt es sich letztlich um die Formulierung des Erkenntnisinteresses. Damit erscheint die Darlegung im formalen Stil wissenschaftlicher Argumentation geboten. 4.3.2 Schritt I: Fixierung des Wesens des Gegenstandes Die Fixierung des Wesens des Gegenstandes und somit die phänomenologische Annäherung an das Datenmaterial wird im Rahmen dieses Analyseinstruments in enger Anlehnung an Husserl in den drei aufeinander aufbauenden Teilschritten i. Reflexion des Gegenstandserlebens, ii. eidetische Variation und iii. eidetische Reduktion vollzogen. Ziel dieses Analyseschrittes ist die Bestimmung einer Gegenstandsbedeutung, die vornehmlich aus der sinnlich erlebbaren Erscheinungshaftigkeit des Gegenstandes abzuleiten ist. Das hier zugrunde gelegte Verständnis vom Wesen des Gegenstandes als das einem Phänomen innewohnende Un-

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veränderliche lehnt sich unmittelbar an Husserl an (vgl. ebd.: 148). Martin Heidegger entwickelt den Begriff des Wesens – wie ihn sein Lehrer Husserl prägte – weiter und fasst darunter die Art und Weise, die wesentlich für die Charakterisierung von etwas Seiendem ist (vgl. Heidegger 2001 [1927]: 42). Dieses differenzierende Begriffsverständnis Heideggers unterstützt in besonderer Weise das mit diesem Analyseschritt verbundene Erkenntnisinteresse. Das Seiende als Gegenstandsgebiet phänomenologischer Betrachtung kann ebenso gut eine Situation, ein Objekt, ein Text oder ein Bild bezeichnen. Gleich bleibt in allen Anwendungsfällen das Anliegen phänomenologischer Analyse, das innere, unveränderliche Moment des jeweiligen Gegenstandes durch die reflexive Betrachtung der intentionalen Gerichtetheit im Vollzug des Betrachtens zu erfassen. Besonders für die Betrachtung eines Bildes ist in diesem Zusammenhang die Möglichkeit, dieses sowohl in seiner Gegenständlichkeit als auch in seiner Abbildhaftigkeit zu betrachten. Im Hinblick auf die Konzeption des Analyseinstruments und die antagonistische Bedeutung, die dem Schritt I in Bezug auf die semiotisch begründeten Schritte II-IV zukommt, wird hier das Bild vor allem als Abbild bzw. als „artifizielle Präsenz“ (Wiesing 2005) im Fokus stehen. Schritt I.i Reflexion des Gegenstandserlebens Die Reflexion des Gegenstandserlebens bedeutet für das analytische Vorgehen, dass zunächst die „Situation“ (Schmitz 2009: 47) im Moment des analytischen Tuns offengelegt wird. Der Philosoph und Begründer der Neuen Phänomenologie Hermann Schmitz wählt den Begriff der Situation, um eine Konstellation von leiblicher Dynamik und leiblicher Kommunikation zu fassen, die, weil „nach außen abgehoben und in sich zusammengehalten“, als ganzheitlich zu betrachten ist (ebd.). Der Zusammenhalt ergibt sich aus der Bedeutsamkeit der „Sachverhalte“, „Programme“ oder „Probleme“, welche die Situation kennzeichnen (vgl. ebd.). Eine Reflexion eben dieser rahmenden Bedingungen ist geboten, sofern davon auszugehen ist, dass sie die Analyse und somit auch das Ergebnis beeinflussen können. In diesem Schritt gilt es, auf das Erleben des konkreten Gegenstandes in Form des vorliegenden Materials zu fokussieren. Der Philosoph HansGeorg Gadamer kennzeichnet für das Wort Erlebnis zwei Bedeutungsrichtungen: Die eine verweist auf ein unmittelbares Geschehen, das aller Deutung, Verarbeitung oder Vermittlung vorausgeht, die andere auf den aus dem Ereignis des Geschehens ermittelten Ertrag, das bleibende Ergebnis (vgl. Gadamer 1986: 67). Auf diese Weise fasst er ein Erlebnis zugleich als äußeren und inneren Vorgang. Dieses zunächst dichotome Konzept erfährt durch den Erziehungswissenschaftler Ulrich Gebhard eine Erweiterung, wenn dieser ein Erlebnis als eine äußere Erfahrung beschreibt, die zu einer besonderen, subjektiv bedeutsamen inneren

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Erfahrung wird. Zugleich stellt er heraus, dass sich ein Erlebnis in seiner transformatorischen Qualität nicht beliebig wiederholen oder gar intentional herstellen lässt (vgl. Gebhard 2005: 23).2 Die Art und Weise, wie ein Gegenstand erlebt wird, kann z. B. in Abhängigkeit von der erlebenden Person, dem erlebten Gegenstand oder auch der Situation des Erlebens variieren. Diesen Bedingungsfaktoren und ihrer Wirksamkeit nachzugehen ist dann analytisch bedeutsam, wenn es darum geht, durch ein „‚Denk‘-Erlebnis“ im logischen Sinne das Verallgemeinerbare eines persönlichen Gegenstandserlebens aufzuspüren (Danner 2006: 140). In diesem Zusammenhang kann bedeutsam sein, welchen Eindruck das Material als Gesamtes oder in ausgewählten Teilen erweckt und welche Wirkung dadurch hervorgerufen wird. Zudem kann die situative Einbettung des Erlebens bedeutsam für dessen Qualität sein. Leitend sind somit für eine Reflexion des Gegenstandserlebens die Fragen: Wie erlebe ich den Gegenstand? Warum erlebe ich den Gegenstand so? Vor diesem Hintergrund wird die Reflexion des Gegenstandserlebens als eine Analysehandlung verstanden, die dazu beiträgt, zugleich die im Gegenstandserleben begründeten Möglichkeitsbedingungen und Limitierungen einer Wesensbestimmung des Gegenstandes zu rekonstruieren. Das Protokollieren des Gegenstandserlebens bildet in der analytischen Praxis den Kern dieses Analyseschritts. Hierzu wird auf das von den Surrealisten entwickelte und von André Breton beschriebene Verfahren der écriture automatique (Breton 1986) zurückgegriffen. Der dem Französischen entlehnte Ausdruck bezeichnet ein Schreibverfahren, das auf die möglichst unzensierte Niederschrift von Gefühlen und Empfindungen abzielt, um eine weitestgehend authentische Dokumentation innerer Abläufe zu erhalten. Als Produkt des automatischen Schreibens entsteht ein Text, der aus Sätzen, Satzfragmenten oder einzelnen Wörtern besteht. Um die Reflexion des Gegenstandserlebens zu ermöglichen, wird also zunächst ein solcher Text erzeugt, anschließend aus Gründen der Lesbarkeit sprachlich geglättet und durch eine rekonstruierende Beschreibung der durchlebten Bildbetrachtung gerahmt. Auch hier bietet es sich an, – ähnlich wie bei der Reflexion der Positionalität – zur formalen Klärung der vorliegenden subjektbasierten Darstellung auf den Modus der Ich-Perspektive zurückzugreifen. In der sich anschließenden Reflexion geht es dann darum, die zunächst subjektiv erscheinenden Schilderungen hinsichtlich ihrer sozialen und kulturellen Prägung zu untersuchen. Denn, so Schürmann, „[a]uch wenn die Selektivität und Individualität der persönlichen Wahrnehmung beträchtlich sind, und wenn die 2

Dass ein Bemühen um eine intentionale Herstellung von Erlebnissen gesellschaftlich weit verbreitet ist, thematisiert der Soziologe Gerhard Schulze, der sich unter dem Schlagwort Erlebnisgesellschaft mit der „moderne[n] Art zu leben“ (Schulze 1993: 14, grammatikalische Anpassungen E. N.) auseinandersetzt.

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Beteiligung von Einbildungskraft, Affekten und Assoziationen am Sehen wahrscheinlich gar nicht überschätzt werden kann, so leben wir doch nicht in Privatwelten, die sozial unteilbar wären“ (Schürmann 2008: 52). Das dargestellte Vorgehen eignet sich in gleicher Weise für die Anwendung auf ein Einzelbild wie auf eine Gruppe von Bildern. Schritt I.ii Eidetische Variation Im Rahmen der eidetischen Variation, also der im Hinblick auf den gegebenen Gegenstand geringfügigen Abwandlung, erfolgt ein gedankliches Ausloten aller denkbaren Erscheinungsformen. Dabei ist die eidetische Variation nicht in beliebige Richtungen zu entwickeln, sondern sie ist immer rückgebunden an eine vorab erklärte Intentionalität. Dabei gilt es darauf zu achten, sich nicht in den Variationen zu verlieren, sondern den Fokus auf das ihnen innewohnende Gemeinsame zu erhalten. Ziel ist es, durch das modifizierende Denken einen Möglichkeitsraum der Erscheinung des Gegenstandes aufzuspannen. In Anlehnung an Mayring wird hier die eidetische Variation in drei Materialdurchgängen vollzogen. Im ersten Materialdurchgang geht es darum, den „generellen Sinn“ des betrachteten Bildes zu erschließen (vgl. Mayring 2002: 108), um anschließend im zweiten Materialdurchgang im Hinblick auf das in seiner bildlichen Erscheinung zu untersuchende Phänomen Bedeutungseinheiten bilden zu können (vgl. Mayring 2016: 109). Mayring führt hierfür den Terminus der Diskrimination ein. Die Ausdifferenzierung einzelner Bedeutungseinheiten schafft die Voraussetzung, diese im dritten Materialdurchgang getrennt voneinander und in jeder denkbaren Art auf das Phänomen hin zu variieren und in der jeweiligen Variation zu interpretieren (vgl. ebd.). Im Fall des Bildes als Gegenstand der Betrachtung bilden die jeweils das Motiv dominierenden Bildelemente die Bezugsobjekte der Analyse. Sie sind zunächst einzeln, aber auch in ihrer Bezogenheit aufeinander zu betrachten. Wurde im ersten Materialdurchgang ein genereller Sinn bestimmt, ist für den zweiten Materialdurchgang die Frage nach den konkreten Hinweisen oder auch visuellen Argumenten im Bild im Hinblick auf das Erkenntnisinteresse leitend. Im dritten Schritt wird schließlich die Frage nach der Veränderung der Bedeutung bei gedachter Variation eines Bildelements reflektiert. Die folgenden Fragen veranschaulichen die jeweilige Fokusverschiebung in der Abfolge der Materialdurchgänge: Welchen generellen Sinn bzw. welchen allgemeinen Eindruck vermittelt mir das Bild? Welche Bildelemente sind im Hinblick auf das Gegenstandserleben sinnstiftende Bedeutungseinheiten? Welche verschiedenen Ausprägungen dieser Bildelemente sind (unter Berücksichtigung des Erkenntnisinteresses) mit welchen jeweiligen Folgen für den Bildsinn denkbar? Während sich für die Dokumentation des ersten Materialdurchgangs eben-

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falls ein stichwortartiges Gedankenprotokoll eignet, können zeichnerische Interventionen in Duplikate des Bildmaterials helfen, sinnstiftende Bedeutungseinheiten auf Ebene ihrer Visualität herauszuarbeiten. Die Ergebnisse beider Materialdurchgänge gilt es sodann in einen Fließtext zu überführen, der zugleich die im dritten Materialdurchgang zu denkenden Variationen umreißt. Für die Anwendung auf Gruppen von Bildern, wie sie im Rahmen dieser Arbeit erfolgt, ist der generelle Sinn über die Bildgruppe hinweg zu erschließen, der in engem Zusammenhang mit dem die Bilder der Gruppe verbindenden jeweiligen Motiv steht. Da die Bilder das gleiche Motiv zeigen, können sie bereits als eidetische Variationen desselben betrachtet werden und müssen so nur noch bedingt gedankenexperimentell variiert werden. Schritt I.iii Eidetische Reduktion Mit der eidetischen Reduktion erfolgt die Rückführung der zuvor gedachten Variationen auf die ihnen innewohnenden Gemeinsamkeiten. Was im Vergleich der Variationen invariant erscheint, gibt Hinweise auf das Wesen des durch das Phänomen erlebten Gegenstandes. In der forschungspraktischen Umsetzung folgt mit diesem Schritt ein weiterer Materialdurchgang, bei dem die zuvor ausgewiesenen und interpretierten Bedeutungseinheiten miteinander „verglichen, verknüpft und zu einer generellen Phänomeninterpretation synthetisiert“ werden (Mayring 2016: 109). Dies sollte insofern systematisch erfolgen, als jene diskriminierten Bedeutungseinheiten zueinander in Beziehung gesetzt werden, die im Hinblick auf die zuvor erklärte Intentionalität bedeutsam erscheinen. Zwei Fragen können helfen, das Vorgehen zu strukturieren: Was ist das den gedachten Variationen der jeweiligen Bildelemente – einschließlich ihrer Folgen für den Bildsinn – Gemeinsame? Welche Hinweise lassen sich unter Berücksichtigung der Beziehungen zwischen jenen, den Bildelementen innewohnenden, Gemeinsamkeiten auf das Wesen des Gegenstandes aufspüren? In diesem Teilschritt handelt es sich vornehmlich um eine Interpretation der Ergebnisse der vorausgegangenen Analyseschritte, daher ist der Einsatz eines besonderen methodischen Vorgehens nicht erforderlich. Die Darstellung erfolgt auch hier im Stil wissenschaftlicher Argumentation. Da in diesem Analyseschritt vornehmlich mit den zuvor in Schritt I.ii gedachten Variationen gearbeitet wird, ergibt sich kein Handlungsbedarf hinsichtlich einer Anwendung auf eine Gruppe von Bildern.

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4.3.3 Schritt II: Erschließung des ikonischen Gehalts Der Analyseschritt zur Erschließung des ikonischen Gehalts steht methodisch in der Tradition der Ikonik nach Imdahl (1996a). Nacheinander werden die drei Schritte des i. wiedererkennenden Sehens, des ii. sehenden Sehens und des iii. erkennenden Sehens vollzogen. Mit diesem Analyseschritt soll es gelingen, sich über eine Annäherung an die Eigenlogik des Bildlichen die sich aus der Bildstruktur ergebenden Bildbedeutungen und ihre visuellen Wirksamkeiten zu erschließen. Der Begriff Ikonik wurde von Imdahl geprägt, etymologisch stellt er die substantivierte Form des Adjektivs ikonisch dar und verweist somit auf den Kern von Imdahls Ansatz: die mit dem Adjektiv verbundene Kunstfertigkeit der auf das Bildhafte gerichteten Anschauung. Diese Perspektive schlägt sich in den mit diesem Analyseschritt verbundenen Analysehandlungen insofern nieder, als vornehmlich das im Bild Sichtbare betrachtet wird und die Erzählung des Motivs vor diesem Hintergrund rekonstruiert wird. Schritt II.i Wiedererkennendes Sehen Im Zuge des wiedererkennenden Sehens, also der Identifikation und Benennung der im Bild zu sehen gegebenen Gegenstände, geht es zunächst darum, im Sinne eines „natürlichen Bildverstehens“ (Weidenmann 1994: 46) die das Motiv bestimmenden Objekte zu erfassen. Ziel ist es, den Bildinhalt auf der Ebene der reinen Abbildhaftigkeit zu erfassen. Zur Überführung des Gesehenen in eine sprachliche und zugleich ordnende Form bietet es sich an, mit der Methode des Clusterings zu arbeiten. Die Methode wurde Mitte der 1980er-Jahre von der USamerikanischen Sprachwissenschaftlerin und Kunstpädagogin Gabriele Lusser Rico entwickelt. Ihre zentrale Idee ist es, „unser logisches, auf Ordnung bedachtes, begriffliches Denken zu umgehen und mit der Welt der Tagträume, des ziellosen Denkens, der im Gedächtnis aufbewahrten Ereignisse, Bilder und Gefühle in Berührung zu kommen“ (Rico 1998 [1984]: 27). Umgekehrt könnte man auch sagen, mit Hilfe der Methode wird es möglich, im nichtlinear Gedachten logische Strukturen aufzuspüren und diesen durch sprachliche Ordnung eine äußere Form zu geben. Für die praktische Umsetzung bedeutet dies, dass zunächst parallel zum tastenden Betrachten des Bildes ausgehend von einem Kernwort – im gegebenen Fall dem Bildmotiv – erkannte Bildelemente und daran geknüpfte Beobachtungen notiert werden. Durch eine anschließende Vertextlichung des Clusters wird das Wiedererkannte geordnet und restrukturiert. Leitend für diese Überführung des Gesehenen in Sprache ist die Frage: Welche im Hinblick auf den Bildinhalt (und unter Berücksichtigung der Intentionalität) bedeutsamen Bildgegenstände sind in welcher qualitativen Ausprägung erkennbar? Dieser

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methodische Zugang lässt sich auch für die Anwendung auf eine Gruppe von Bildern adaptieren. In diesem Fall entspricht jeder Zweig des Clusters einem betrachteten Bild. Durch Nebenzweige können besondere Qualitäten einzelner erkannter Bildelemente festgehalten werden. Auf diese Weise können einerseits über die Zweige hinweg Bezüge zwischen einzelnen Bildern einer Motivgruppe aufgezeigt werden. Zugleich wird über die Reihung entlang eines Clusterzweigs dokumentiert, welche Bildelemente in welcher Abfolge die Wahrnehmung der Betrachtenden gebunden haben. Auch hier ist die Ausformulierung des Clusters der zentrale Schritt zur Überführung des Gesehenen in geordnete kognitive Strukturen. Schritt II.ii Sehendes Sehen Im analytischen Vollzug des sehenden Sehens, der Fokussierung formalästhetischer Aspekte des Bildes, wird das Material im Hinblick auf seine ikonischen Ausdruckskräfte – die perspektivische Projektion, die szenische Choreografie und die planimetrische Komposition – betrachtet. Der ikonische Gehalt ist im Hinblick auf die perspektivische Projektion und die planimetrische Komposition vor allem durch Gestaltungsmittel bedingt, welche die spezifischen Möglichkeiten der – in diesem Fall fotografischen – Bildgebung betreffen. Für die perspektivische Projektion sind die Raumerfassung und die Kameraeinstellung von Bedeutung, für die planimetrische Komposition die Gesamtkomposition sowie das Zusammenspiel von Linien, Formen und Strukturen. Die szenische Choreografie hingegen ist bestimmt durch den Bestand an Bildelementen, deren jeweiligen Zustand sowie deren (soziale) Bezogenheit. Das zu analysierende Bild wird jeweils entlang dieser drei Dimensionen in der von Imdahl vorgeschlagenen Abfolge a) perspektivische Projektion, b) szenische Choreografie und c) planimetrische Komposition analysiert (vgl. Imdahl 1996b). Eine kurze Erläuterung der in diesen drei Dimensionen zusammengefassten ikonischen Merkmale soll zur Klärung des jeweils zu Analysierenden beitragen. a) Die zentralen gestalterischen Elemente zur Steuerung der perspektivischen Projektion eines Bildes sind die Raumerfassung und im Falle der Fotografie auch die Kameraeinstellung. Raumerfassung und Kameraeinstellung stehen als formale Gestaltungsmittel in enger Abhängigkeit. Die Analyse der Raumerfassung richtet sich auf die Art und Weise, wie die Bildebenen (gemeint sind Vorder-, Mittel- und Hintergrund) aufeinander folgen und sich der Tiefenraum entwickelt. Die Raumerfassung hängt unmittelbar von der Kameraeinstellung, also der im Akt des Fotografierens gewählten Einstellungsgröße, Brennweite und Perspektive, ab. Die Einstellungsgröße bezeichnet das Verhältnis des abgebildeten Motivs zur Bildfläche und ergibt sich i. d. R. aus der Distanz der Fotografin

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bzw. des Fotografen zum aufgenommenen Sujet, kann aber auch durch die Wahl der Brennweite oder eine nachträgliche Bearbeitung verändert werden. Grundsätzlich werden – in Abhängigkeit von der durch das Bild suggerierten Nähe zum Motiv – totale und nahe Einstellungen unterschieden. Die Perspektive ergibt sich schließlich aus der Höhe der Kameralinse zum fotografierten Geschehen und lässt sich über die Horizontlinie ermitteln. So ist es möglich, die physische Beziehung der oder des Fotografierenden zum abgebildeten Motiv im Moment der Aufnahme zu rekonstruieren. Die eingenommene Perspektive ist dabei Ausdruck einer räumlichen Hierarchie und prägt die Bildwirkung. Die Rekonstruktion der perspektivischen Projektion offenbart Momente sozialer Interaktion, die sich jenseits dessen abspielen, was durch die Grenzen des Bildträgers als Bild bestimmt wird. Das Bild gerät in Dialog mit dem es umgebenden sozialen Raum. Erkenntnisse dieser Teilanalyse geben Antwort auf die Frage: Welche Wirkung entfaltet die Bildstruktur im Hinblick auf die Bezogenheit von Figuren und Betrachtenden? Hinweise zur Analyse der perspektivischen Projektion Die Steuerung der perspektivischen Projektion eines fotografischen Bildes erfolgt über Raumerfassung und Kameraeinstellung. Bei der Beurteilung der Erfassung der tiefenräumlichen Entwicklung eines Bildes gilt es, auf die Ausgestaltung und Fokussierung von Vorder-, Mittel- und Hintergrund zu achten. Bestimmt den Bildraum das Geschehen im Vordergrund, handelt es sich zumeist um eine Situation von narrativer Qualität. Die Aussicht auf einen sich vom Vorder- über den Mittel- zum Hintergrund in die Tiefe entwickelnden Raum vermittelt eher einen Überblick über eine Gesamtsituation, ohne auf ein konkretes szenisches Moment zu fokussieren. Die Möglichkeiten zur Ausgestaltung der Raumerfassung ergeben sich zu großen Teilen aus den gewählten Kameraeinstellungen Perspektive und Einstellungsgröße. Die Perspektive ergibt sich schließlich aus der Höhe der Kameralinse zum fotografierten Geschehen und lässt sich im Bild über die Horizontlinie ermitteln. Auf diese Weise ist es möglich, die physische Beziehung der oder des Fotografierenden zum abgebildeten Motiv im Moment der Aufnahme zu rekonstruieren. Die eingenommene Perspektive prägt die Bildwirkung. Unterschieden werden Vogelperspektive, Normalperspektive und Froschperspektive. Der Blick aus der Vogelperspektive erzeugt durch den erhöhten Kamerastandpunkt den Eindruck von Übersicht, eventuell auch von Überlegenheit beim Betrachter, der auf das Geschehen herabblickt. Abgebildete Objekte oder Personen können klein, bedeutungslos und schwach wirken. Im direkten Gegenüber, wie es die Normalperspektive suggeriert, befinden sich Fotografin

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oder Fotograf und Geschehen auf gleicher Augenhöhe. Eine solche Perspektive wirkt zumeist eher sachlich-neutral. Sie wird gewählt, wenn das „Normale“ einer Situation hervorgehoben werden oder wenn eine Nähe zwischen Betrachtenden und Sujet erzeugt werden soll. Durch das Aufblicken aus der Froschperspektive kommt es hingegen zu einer Untersicht und das abgebildete Objekt wirkt größer. Diese Wirkung kann zu einem Gefühl der Unterlegenheit seitens der Betrachtenden führen bzw. das abgebildete Objekt heroisch oder auch bedrohlich erscheinen lassen. Da die Perspektive auf das Verhältnis zwischen Betrachtetem und Betrachtendem verweist, bergen Fotografien immer auch soziale Dimensionen. Der Raum vor der Kamera steht immer im Dialog mit dem sozialen Raum, welcher sich hinter der Kamera befindet. Der Begriff der Einstellungsgröße entstammt ursprünglich der Filmwissenschaft und bezeichnet die Fokussierung der Kamera bei vergleichender Betrachtung mehrerer zueinander in Beziehung stehender Bildausschnitte (vgl. Böhringer et al. 2011: 376). Die Analyse der Einstellungsgröße eignet sich jedoch auch zur Anwendung auf die Fotografie, um das räumliche Verhältnis von Fotografierenden bzw. Betrachtenden näher zu bestimmen. Es werden grundsätzlich Totale, Halbtotale, Halbnah, Nah und Detail unterschieden. Darüber hinaus werden in der filmwissenschaftlichen Fachliteratur auch Bezeichnungen weiterer Zwischeneinstellungen (z. B. Amerikanische) sowie extremer Einstellungen (z. B. Supertotale) verwendet. Die folgenden Ausführungen beschränken sich auf die „klassischen“ Einstellungsgrößen. Zur vertiefende Lektüre empfiehlt sich z. B. Beil et al. (2012). Die Totale fokussiert auf den Ort eines Geschehens, die Betrachtenden erhalten einen Überblick über eine Gesamtsituation, ohne Details erkennen zu können. Mit der Halbtotalen wird eine Situation aus einer gewissen Distanz gezeigt. Es ist bereits möglich, Details zu erkennen, so dass ein näherer Bezug zum Geschehen entsteht. Als Halbnah bezeichnet man eine Einstellung, wenn zwar die Gesamtsituation noch von Bedeutung ist, das zentrale Geschehen z. B. die Handlung von Personen jedoch näher heranrückt. Dabei werden Details wichtiger. Durch die entstehende Nähe verliert die Darstellung an Neutralität, die Betrachtendee werden eher auf emotionaler Ebene angesprochen. Bei naher Einstellung sind Details gut erkennbar und treten in den Vordergrund. Auf diese Weise können z. B. Gefühle von abgebildeten Personen fokussiert werden. Beim Detail wird nur ein kleiner Ausschnitt formatfüllend gezeigt. Großaufnahmen dieser Art zeichnen sich dadurch aus, dass ein Objekt oder der Ausschnott eines Geischts das Bild ausfüllen. Betrachtend ist man gefordert, sich dem Gezeigten auszusetzen und kann sich emotional aufgeladenen Bildelementen kaum entziehen. Die Darstellung erhält dadurch eine beson-

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ders intensive Bildwirkung und Aussagekraft. Sie ermöglicht ein intensiveres In-Beziehung-Treten zum Gezeigten (vgl. Böhringer et al. 2011: 376 f.). Je größer die Distanz der Betrachtenden zum Motiv, umso stärker wird der Eindruck, ein Bild würde einen objektiven Überblick über eine Gesamtsituation vermitteln. Je näher jedoch das Bildgeschehen oder ein Bildobjekt rückt, umso größer ist auch die Wahrscheinlichkeit emotional in das Bildgeschehen involviert zu werden. b) Die szenische Choreografie ergibt sich aus der Konstellation der sich im Bild zueinander verhaltenden Figuren sowie deren Bezug zum betrachtenden Gegenüber. Während sich durch eine genaue Beobachtung und Analyse der Figuren Hinweise auf eine wechselseitige soziale Interaktion ableiten lassen, ist die Beziehung zur Betrachterin bzw. zum Betrachter nur anhand der abgebildeten Figuren zu rekonstruieren. Handelt es sich bei dem betrachteten Bild um eine Fotografie, ist von der Anwesenheit einer Fotografin oder eines Fotografens auszugehen, die oder der im Moment der Aufnahme mit den abgebildeten Figuren interagiert hat. Durch die Analyse der szenischen Choreografie gelingt es, im Motiv begründete soziale Sinnstrukturen aufzuzeigen und damit Antworten auf die Frage zu finden: Welche Wirkung entfaltet die Bildstruktur im Hinblick auf die gegenseitige Bezogenheit von Mensch und Natur? c) Die planimetrische Komposition wird im Wesentlichen durch die das Bild prägende Komposition sowie das Verhältnis von Punkten, Linien und Flächen im Bild geprägt. Der Begriff der Komposition bezeichnet etwas Zusammengesetztes (Kluge und Seebold 2011: 519) und meint den Aufbau eines Bildes, welcher sich aus der Ordnung der Bildelemente ergibt. Durch die Rekonstruktion kompositorischer Schwerpunkte und Beziehungen im Bildgefüge lassen sich von diesen Ordnungsmustern ausgehende Bildwirkungen aufspüren. Dabei sind kompositorische Ordnungen oft an Bildachsen wie Mittelsenkrechte, Mittelwaagerechte oder goldener Schnitt ausgerichtet. Durch die gezielte Gestaltung der Komposition können ruhende (z. B. Dreiecks- oder Kreiskomposition) ebenso wie dynamisierende (z. B. Spiralkomposition) Bildwirkungen gezielt herbeigeführt oder aber auch vermieden werden. Auftreten und Verteilung von Punkten, Linien und Flächen innerhalb der Bildfläche sind im Rahmen der Reflexion des Gegenstandserlebens ebenfalls von Bedeutung. Punkte, Linien und Flächen sind als Gestaltungselemente nicht zu verwechseln mit den bereits angesprochenen Bildachsen und Kompositionsformen, stehen jedoch oft in engem Bezug zu diesen. Linien führen den Blick des Betrachters, ihre Anordnung beeinflusst somit maßgeblich den Prozess der sehenden Aneignung eines Bildes. Oft bestehen Bezüge zu den Bildachsen. Eine gedankliche Rückführung der Bildelemente auf

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geometrische Formen zeigt, wie durch Ähnlichkeiten oder Unterschiede die Aufmerksamkeit bei der Betrachtung des Bildes gesteuert wird. Die Analyse der planimetrischen Komposition folgt der Frage: Welche Wirkung entfaltet die Bildstruktur im Hinblick auf den formalen Aufbau? Hinweise zur Analyse der planimetrische Komposition Zentrale Elemente, die im Rahmen der Analyse der planimetrischen Komposition betrachtet werden, sind die Bildachsen, die sich aus diesen ergebende Flächenaufteilung sowie die Komposition. Die klassischen Bildachsen sind Mittelsenkrechte und Mittelwaagerechte und die Diagonalen. Entlang der Mittelsenkrechten und der Mittelwaagerechten lassen sich Symmetrien beziehungsweise Schwerpunktbildungen innerhalb des Bildes aufzeigen. Darüber hinaus führt die Aufnahme dieser Achsen durch weitere vertikale oder horizontale Linien zu einer stabilisierenden Bildwirkung. Die – in Leserichtung – steigende Diagonale begünstigt eine dynamische Bildwirkung, die fallende Diagonale hingegen bewirkt eher das Gegenteil. Vergleichbares gilt für Schrägen im Bild, die diese Bewegungsrichtungen aufnehmen. Der goldene Schnitt stellt ein als harmonisch empfundenes TeiIungsverhältnis von Flächen beziehungsweise Strecken dar. Ein Bild, das nach den Prinzipien des Goldenen Schnitts komponiert ist, wirkt tendenziell spannungsvoller, als eines dessen Komposition sich an Mittelwaagerechte und – senkrechte orientiert. Aus dem Zusammenspiel von Linien und Flächen im Bild ergibt sich die kompositorische Grundform. Hier unterscheidet man charakteristische Formen mit unterschiedlicher Wirkung: Dreieckskompositionen mit einer breiten Basis unten führen zu einer spannungsvoll-dynamischen zugleich aber stabilen Bildwirkung, Viereckskompositionen wirken zumeist technisch-steif und unbewegt, Kreiskompositionen erscheinen eher ausgeglichen, zugleich aber auch kompakt-geschlossen, Spiralkompositionen erzeugen im Bild Dynamik. Die dargestellten Dimensionen werden je nach den bildimmanenten Voraussetzungen entweder nacheinander oder hermeneutisch kreisend analysiert. Sie geben Aufschluss über eine der formalen Struktur des Bildes eingeschriebene formale Wirksamkeit. Als Weg zur Erfassung der der jeweiligen Dimension zugehörigen Merkmale bietet sich eine zeichnerische Notation in Form von Skizzen an. Im Falle der perspektivischen Projektion gilt es, über Trennung der Raumebenen und die Bestimmung der Horizontlinie und ggf. des Fluchtpunktes das räumliche Verhältnis der oder des Betrachtenden zum Bildgeschehen zu klären.

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Zur zeichnerischen Rekonstruktion der szenischen Choreografie ist es erforderlich, Blick- und Bewegungsrichtungen der Personen im Bild aufzuspüren. Durch den Abgleich des Bildes mit einem Raster der klassischen Bildachsen und die zeichnerische Sicherung von bestimmenden Punkten, Linien und Flächen im Bild lässt sich die planimetrische Komposition erschließen. In dieser Vorgehensweise finden sich Antworten auf die Frage: Welche Merkmale prägen die Bildstruktur im Hinblick auf die planimetrische Komposition, die szenische Choreografie und die perspektivische Projektion? In der Anwendung dieses Teilschritts auf eine Gruppe von Bildern stellt sich das Problem, dass davon auszugehen ist, dass jedes Bild einen u. U. sehr individuellen Einzelfall darstellt. Daher bietet es sich an, zunächst die Skizzen für alle Bilder der Gruppe anzufertigen, um dann in der verschriftlichten Analyse Schwerpunkte zu setzen und charakteristische Beispiele im Sinne der formulierten Intention im Detail darzustellen. Schritt II.iii Erkennendes Sehen Beim sich anschließenden erkennenden Sehen geht es darum, durch die gedankliche Zusammenführung dessen, was, und der Art und Weise, wie es im Bild zu sehen gegeben wird, den ikonischen Gehalt des Bildes zu ergründen. Sinnzuschreibungen, die sich auf Bezugspunkte jenseits des Sichtbaren richten, sind dabei aus der Interpretation auszuschließen. D. h., es gilt der Frage nachzugehen: Was wird unter Einsatz formaler Gestaltungsmittel wie im Bild zu sehen gegeben? Ähnlich wie für den vorangegangenen Teilschritt bietet es sich auch für die Zusammenführung der Erkenntnisse von wiedererkennendem und sehendem Sehen bei der Bearbeitung einer Bildgruppe an, diese Zusammenführung an Beispielen vorzunehmen und hier idealerweise auch bei den in Schritt II.ii gewählten zu verbleiben. 4.3.4 Schritt III: Erschließung des genealogischen Sinns Die Erschließung des genealogischen Sinns verfolgt in Anlehnung an Panofsky eine analytische Annäherung an den Bildsinn unter gezielter Berücksichtigung außerbildlicher Bezüge entlang der Teilschritte i. Vor-ikonografische Beschreibung, ii. Ikonografische Analyse und iii. Ikonologische Interpretation. Die Genealogie stellt traditionell im Kontext der Geschichtswissenschaften einen analytischen Zugang zum Material dar, der sich auf die „Suche nach dem ‚Ursprung‘“ (Foucault 2002: 167) von z. B. Dokumenten begibt, um deren Entstehung als „lineare Genese“ zu rekonstruieren (ebd.). Michel Foucault steht dieser Herangehensweise kritisch gegenüber, da er bestimmende Einflüsse geschichtlicher

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Entwicklung in einer Fokussierung auf das „Gesagte[ ] und Gewollte[ ]“ (ebd.) nicht berücksichtigt sieht. Stattdessen fordert er, die Genealogie müsse „Ereignisse in ihrer Einzigartigkeit und jenseits aller gleich bleibenden Finalität erfassen, sie dort aufsuchen, wo man sie am wenigsten erwartet, und in solchen Bereichen, die keinerlei Geschichte zu besitzen scheinen: Gefühle, Liebe, Gewissen, Triebe“ (ebd.: 166). Er beschreibt bildlich, wie die Genealogie aus seiner Sicht vorzugehen habe: „sie muss sich vielmehr mit den Einzelheiten und Zufällen der Anfänge auseinandersetzen; sie muss ihrer lächerlichen Bosheit größte Aufmerksamkeit schenken, sie muss sich darauf gefasst machen, dass sie, wenn die Masken endlich gefallen sind, mit dem Gesicht eines anderen hervortritt; sie darf sich nicht scheuen, sie dort zu suchen, wo sie sind, und in den ‚Niederungen zu wühlen‘; und sie muss ihnen Zeit lassen, aus dem Labyrinth hervorzukommen, wo keine Wahrheit jemals über sie gewacht hat“ (ebd.: 170 f.). Was sich forschungspraktisch hinter diesem Programm verbergen kann, wird in einer Studie Cornelia Rengglis (2007) anschaulich. Die Historikerin und Sonderpädagogin zeigt in der analytischen Annäherung an einen Bildkorpus von Bildern zum Thema Behinderung, wie die Genealogie im Sinne Foucaults einen Zugang zur diskursiven Einbettung von Sichtbarkeiten ermöglichen kann. Mit Foucault versteht sie den Blick auf Ereignisse oder eine Serie von Ereignissen als eine „Analyse von Problematisierungen“ (ebd.), die nach der Einzigartigkeit des Erscheinens eines Ereignisses fragt „und damit danach, was das Ereignis und kein anderes an seiner Stelle möglich gemacht hat, aber auch nach den Bedingungen seines singulären Auftretens, nach seinen Verbindungen mit anderen, früheren oder gleichzeitigen sowie nach den Bild-, Bild-/Text- und Textverhältnissen“ (Renggli 2007). In der analytischen Praxis nähert sich Renggli ihren Untersuchungsgegenständen in einer der teilnehmenden Beobachtung vergleichbaren Weise. So lässt sie ihr Ich zum Subjekt werden, „das zuerst an einem bestimmten Ort und zu einer bestimmten Zeit ein Bild betrachtet und dann diese Betrachtung des Bildes beobachtet“ (ebd.). Durch die Beobachtung zweiter Ordnung entfremdet sie sich sowohl vom Bild als auch von ihrem eigenen Denken. Dadurch sieht sie sich in die Lage versetzt, blinde Flecke der Beobachtung erster Ordnung zu sehen und somit Selbstverständlichkeiten zu hinterfragen (ebd.). Was Foucault für die genealogische Betrachtung von geschichtlichen Ereignissen fordert, findet er früher schon bei der Lektüre von Panofsky auf Bilder angewandt (Foucault 2001). Panofsky (1996 [1955]) entwickelte seine Methode zur Analyse und Interpretation von Kunstwerken der klassischen Kunstgattungen mit dem Ziel, diese in ihrer jeweiligen Entstehungszeit und vor dem Hintergrund ihrer disziplinspezifischen Stil-, Typen- und Ideengeschichte verstehen zu können. Foucault sieht darin eine Aufhebung des „Privileg[s] des Diskurses“ (Foucault 2001: 795)

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zu Gunsten der sichtbaren Formen, ohne dabei die engen Beziehungen von Diskurs und Figur ignorieren zu wollen (vgl. ebd.: 796). Mit Anwendung der Methode Panofskys eröffnen sich im Übertreten der Grenzen des Sprachlichen durch die Betrachtung der Form Einblicke in das „wechselseitige Funktionieren der Systeme in der Realität einer Kultur“ (ebd.: 797). Diese Herangehensweise ist grundlegend für die Konzeption des Schrittes zur Erschließung des genealogischen Sinns und hat methodische Konsequenzen. Vergleichbar dem Bildarchiv Atlas Mnemosyne des Kunsthistorikers Aby Warburg, der als „grundlegender Versuch, philosophische und bildgeschichtliche Betrachtungsweise zu verbinden“ (Saxl um 1930 zit. nach Warnke 2000: XVIII) betrachtet werden kann, empfiehlt sich die Anlage eines Archivs mit stil- und typengeschichtlichen Vergleichswerken sowohl der klassischen Gattungen der Bildenden Künste als auch der Fotografie. Sprachliche Quellen unterschiedlicher Form und Herkunft können dieses Archiv sinnvoll ergänzen. Wenngleich die Anlage eines solchen Archivs in physischer Form dem sinnlichen Erleben und assoziativen Denken größeren Raum eröffnet, erscheint aus forschungspraktischen Erwägungen vor dem Hintergrund gegenwärtiger Möglichkeiten digitaler Datenorganisation die Umsetzung in technikbasierter Form als deutlich praktikabler. Voraussetzung für das Gelingen genealogischer Arbeit sind „präzises Wissen, eine Fülle angesammelten Materials und Geduld“ (Foucault 2002: 166). Wissen und Geduld sind in diesem Fall personale Voraussetzungen, die notwendig sind, um zu einer umfangreichen Materialsammlung zu kommen. Die Wege zum Material sind vermutlich je nach individueller Prädisposition der oder des Forschenden sehr unterschiedlich. Im Hinblick auf den Umfang des Archivs ist von vorneherein davon auszugehen, dass hier nicht ein Anspruch der Vollständigkeit leitend sein kann. So gilt auch der „fragmentarische – und das meint zugleich auch der offene – Charakter des Bilderatlas“ (Bauerle 1988: 4) bei Warburg nicht als „zufällig, sondern im Gefüge des Warburg’schen Denkens selbst angelegt“ (ebd.). Ein solcher Atlas kann immer nur „Annäherung an ein unendliches Thema“ (ebd.) bleiben. Bei der Anwendung der ikonografisch-ikonologischen Methode auf Fotografien, wie es im Rahmen dieser Arbeit geschieht, ist zwar kulturell bedingt von einem starken Einfluss der klassischen Kunstgattungen auf die Bildfindungen auszugehen, dennoch entwickelte sich mit der Erfindung der fotografischen Verfahren seit Beginn des 19. Jahrhunderts und insbesondere durch ihre Digitalisierung seit Ende des 20. Jahrhunderts auch eine eigene, vergleichsweise aber noch junge fotografische Traditionsgeschichte. So gilt es grundsätzlich, bei einer Übertragung der Methode auf Fotografien für das jeweils Fotografie-Spezifische wachsam zu bleiben.

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Schritt III.i Vor-ikonografische Beschreibung Nach Panofsky (1996 [1955]) werden im Rahmen der vor-ikonografischen Beschreibung die im Bild erkennbaren Objekte benannt und in ihrer Erscheinung und ihrem Ausdruck beschrieben. Diese Beschreibung sollte möglichst nicht beeinflusst von externen Wissensbeständen erfolgen, sondern sich lediglich an der „[p]raktischen Erfahrung“ (ebd.: 50) und einer gewissen Vertrautheit mit den abgebildeten Gegenständen und Ereignissen orientieren. Dies kann insbesondere dann wichtig sein, wenn es darum geht, das Dargestellte in seiner Dinghaftigkeit zu deuten, das heißt z. B. einen Gegenstand in seiner Funktion zu bezeichnen oder die Gestik oder Mimik einer Person zu interpretieren. Als Kontrollprinzip greift schließlich die Stilgeschichte als kunsthistorisch belegte Einsicht, wie unter wechselnden historischen Bedingungen Gegenstände und Ereignisse durch Formen ausgedrückt wurden (vgl. ebd.). 3 Die theoretische Referenz bildet hierzu der Ansatz des Kunsthistorikers Heinrich Wölfflin. Dieser beruht auf der Formulierung grundsätzlicher dichotomer Kategorien der Formwahrnehmung, die sich dazu eignen sollten, ein Kunstwerk als typisches Beispiel seines zeitlichen, räumlichen und ästhetischen Entstehungskontextes zu bestimmen und wurde von Wölfflin in dem Werk Kunstgeschichtliche Grundbegriffe niedergeschrieben (Wölfflin 1915). Wölfflin unterscheidet für die Analyse von Kunstwerken fünf gegensätzliche stilistische Ausprägungen des Stils: linear-malerisch, flach-tief, geschlossen-offen, einheitlich-vielfältig und klar-unklar. Diese wendet er auf die Malerei und die Architektur und zu Teilen auch auf die Zeichnung und Plastik an (vgl. ebd.). 4 Das Ar-

3

Der kunstwissenschaftliche Begriff des Stils wird nach Jahn und Haubenreißer (1995: 813 f.) als beschreibende Kategorie entweder auf eine einzelne Künstlerpersönlichkeit oder auf eine Gruppe von Künstlern angewendet. Im ersten Fall zielt der Begriff auf die Eigenart einer bestimmten Künstlerpersönlichkeit mit einer spezifischen künstlerischen Grundhaltung und einer daraus resultierenden anhaltenden Gleichartigkeit der künstlerischen Mittel. Im zweiten Fall wird mit dem Begriff das Werk einer Gruppe von Kunstschaffenden bezeichnet, die einer Schule, einer räumlichen Einheit oder auch einer bestimmten Zeit zuzurechnen sind und aufgrund geteilter künstlerischer Ausdrucksform als zusammengehörig betrachtet werden. Heinrich Wöfflin hat in seinem Hauptwerk Kunstgeschichtliche Grundbegriffe eine auf begrifflichen Gegensatzpaaren aufbauende Systematik zur Beschreibung und Unterscheidung stilistischer Ausprägungen von Kunstwerken entwickelt (vgl. Wölfflin 1915).

4

Die Fotografie, die zum Veröffentlichungszeitpunkt von Kunstgeschichtliche Grundbegriffe noch in den Kinderschuhen steckte, betrachtet er nur am Rande. Dennoch finden sich in seinen Texten Bemerkungen, die darauf hinweisen, dass auch Wöfflin

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chiv liefert das notwendige Vergleichsmaterial. Zusammenfassend lässt sich diese Annäherung mit der Frage: Was wird wie – unter Berücksichtigung der historischen Bedingungen (Stilgeschichte) – im Bild zu sehen gegeben? Wendet man diesen Teilschritt auf eine Gruppe von Bildern an, für die – wie im gegebenen Fall – bereits ein gemeinsames Motiv bestimmt wurde, geht es vor allem darum, dieses gemeinsame Motiv in seinen unterschiedlichen Ausprägungen innerhalb der Motivgruppe zu betrachten und durch den Vergleich mit historischen Vorbildern zeitspezifischen Darstellungsformen nachzuspüren. Schritt III.ii Ikonografische Analyse Um sich im Rahmen der ikonografischen Analyse der Bedeutung der Darstellung bewusst zu werden, ist die Klärung des Bildthemas durch die Bestimmung des „sekundäre[n] oder konventionale[n] Sujets“ (Panofsky 1996 [1955]: 50) erforderlich, welches durch die dem Bildlichen zugrunde liegenden Vor-Bildern, Erzählungen oder auch Allegorien gebildet wird. Dies kann durch das vergleichende Hinzuziehen literarischer Quellen gelingen. Das heißt aber auch, dass eine „Vertrautheit mit bestimmten Themen und Vorstellungen“ (ebd.) seitens der oder dem Interpretierenden erforderlich ist. Gefordert wird in diesem Zusammenhang einerseits die Kenntnis literarischer Quellen sowie andererseits die Kenntnis der Typengeschichte bzw. Wissen darüber, wie unter wechselnden historischen Bedingungen bestimmte Themen durch Gegenstände oder Ereignisse verbildlicht wurden (ebd.: 45 ff.). 5 In der Praxis bedeutet das, dass bestimmte Motivkonstellationen auf Darstellungstraditionen hin überprüft und hinsichtlich der ihnen schon früher zugewiesenen Bedeutungen in ihrer Passung in den aktuellen Darstellungskontext analysiert werden. Relevant ist im Zusammenhang mit diesem Analyseschritt die Frage: Wie werden die das Motiv bestimmenden Objekte – im Vergleich zu Referenzwerken des gleichen Sujets (Typengeschichte) – im es in Betracht zieht, die von ihm eingeführten Begrifflichkeiten auf Fotografien anzuwenden (vgl. z. B. Wölfflin 1915: 58). 5

Ausgehend von der Kunst der Spätantike entwickelten sich in der „alten Welt“ durch wiederholtes Auftreten von bestimmten Motiven Darstellungstypen, welche zunächst vor allem theologische Inhalte zum Gegenstand hatten. Erst mit der Emanzipierung der Künste von religiösen Auftraggebern und dem Erstarken des Künstlers als Individuum mit der Renaissance erweiterte sich das Motivspektrum und damit auch jenes der Darstellungstypen. Anhand dieser Typen lassen sich über den Verlauf der Kunstgeschichte Darstellungskonventionen bzw. -variationen aufzeigen. Sie tragen dazu bei, den Einfluss sich verändernder historischer Kontexte auf die bildliche Darstellung bestimmter Themen oder Vorstellungen durch bestimmte Gegenstände und Ereignisse nachzuvollziehen.

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Bild gezeigt? Panofsky selbst weist allerdings darauf hin, dass bei Kunstwerken, „in denen der ganze Bereich des sekundären oder konventionalen Sujets ausgeschaltet und ein unmittelbarer Übergang von Motiven zum Gehalt bewirkt ist“ (ebd.: 42 f.) eine ikonografische Analyse nur bedingt ertragreich ist und letztlich auf der Ebene einer Synthese von vor-ikonografischer Beschreibung und ikonologischer Interpretation verbleibt. Dies gilt auch für die im Rahmen dieser Arbeit betrachteten Fotografien und bedeutet für die analytische Praxis, dass Bezüge zu literarischen Quellen bestehen können, aber nicht müssen. Dieser Analyseschritt ist in der dargestellten Form ohne größere Anpassungen auf eine Gruppe von Bildern zu übertragen, da die Recherche von Vergleichswerken sich auf das Motiv bezieht, welches ohnehin die einzelnen Bilder der Motivgruppe miteinander verbindet. Die Entsprechung zwischen den Bildern der Motivgruppe und den Vergleichswerken sind dann allerdings fallspezifisch zu betrachten. Hier bietet es sich an, entweder zusammenfassend oder exemplarisch zu interpretieren. Schritt III.iii Ikonologische Interpretation Im Zuge der ikonologischen Interpretation gilt das Interesse am Bild der „eigentliche[n] Bedeutung oder de[m] Gehalt, der die Welt ‚symbolischer‘ Werte bildet“ (ebd.: 50). Das Bild wird nicht in erster Linie als Bild betrachtet, sondern gleichsam als ein zeitgeschichtliches Statement. Als solches wird es im Hinblick auf soziale, politische und kulturelle Zusammenhänge seiner Entstehungszeit hin interpretiert. Um die einem Bild eingeschriebenen weltanschaulichen Tendenzen aufspüren zu können, bedarf es nach Panofsky zur Korrektur der synthetischen Intuition auch der Kenntnis darüber, wie „unter wechselnden historischen Bedingungen die allgemeinen und wesentlichen Tendenzen des menschlichen Geistes durch bestimmte Themen und Vorstellungen ausgedrückt wurden“ (ebd.: 48). 6 Die Interpretierenden sollten – geprägt durch persönliche Erfahrungen und Weltanschauungen – in der Lage sein, sich in die wesentlichen Denktraditionen der Geistesgeschichte denkend bewegen zu können. Durch diesen interpretativen Schritt kann am konkreten Gegenstand rekonstruiert werden, wie weltanschauliche Tendenzen durch eine bestimmte Art und Weise der Bildgebung ausgedrückt werden (ebd.: 47 ff.). Als Anhaltspunkte für diesen interpretatorischen Schritt können alle verfügbaren visuellen, textlichen und gesprochenen Quellen dienen, die Zeugnis von zeitgeschichtlichen Geisteshaltungen geben. Die Kenntnis der „Geschichte kultureller Symptome oder ‚Symbole‘“ (ebd.: 50) kann dabei ein 6

Gelebte Zeitgeschichte ist seit jeher – spätestens jedoch seit der Emanzipierung der Kunstschaffenden als Individuen in der Renaissance – wesentlicher Antrieb künstlerischen Tuns. So können und müssen Kunstwerke – möchte man ihnen gerecht werden – immer auch als politische Äußerungen betrachtet werden.

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hilfreiches Korrektivprinzip sein. Folgende Frage fasst das Erkenntnisinteresse dieses Schritts zusammen: Welchen Sinn entfaltet das Motiv – unter Berücksichtigung weltanschaulicher Rahmungen des Entstehungszeitpunkts (Geistesgeschichte) – in seinem bildlichen Zusammenhang? Aufgrund der spezifischen Möglichkeiten der Produktion und Distribution digitaler Fotografien ist in diesem Schritt – anders als bei der ikonografischen Analyse – nicht unbedingt von einem allen Bildern gemeinsamen ideengeschichtlichen Hintergrund auszugehen. Bilder mit ähnlichem Motiv, gleicher Entstehungszeit und wie im gegebenen Fall gleichem Veröffentlichungskontext können gleichwohl von Fotografierenden unterschiedlicher kultureller Prägung stammen. Für die Analysepraxis bedeutet dies, dass die einzelnen Fotografien sehr genau im Hinblick auf die ihnen eigene Bedeutung betrachtet werden müssen. Dies macht gerade im Umgang mit größeren Gruppen von Bildern das exemplarische Arbeiten erforderlich. 4.3.5 Schritt IV: Erschließung der kommunikativen Bedeutung Mit der Erschließung der kommunikativen Bedeutung stellt sich der vierte Analyseschritt der Herausforderung, die Botschaft bzw. den Zweck aufzuspüren, die mit einem Bild vermittelt bzw. erreicht werden soll (vgl. Sachs-Hombach 2003: 183). Es geht somit darum, das an und mit einem Bild vollzogene (intentionale) Bildhandeln unter besonderer Berücksichtigung von dessen medialer Einbettung aufzuzeigen. Zwar liefert der in den Schritten I-III bereits aus unterschiedlicher Perspektive thematisierte Bildinhalt die notwendigen Voraussetzungen, um den kommunikativen Gehalt eines Bildes zu erschließen, dieser ist aber hierzu in der Regel nicht hinreichend (vgl. ebd.). So geht es im nachfolgend vorgestellten Analyseschritt in erster Linie um „Fragen nach den speziellen Verwendungskontexten und Verwendungsbedingungen von Bildern“ (Sachs-Hombach 2001b: 19). Bezugnehmend auf Sachs-Hombach (2003) und Schlottmann und Miggelbrink (2009) ist damit die im Folgenden entwickelte methodische Zugriffsweise als ein pragmatischer Zugang zu verstehen, der das Bild als Medienbild an sich und in der Beziehung zu seiner Umgebung betrachtet und vor diesem Hintergrund aus dem Material heraus ein Bildhandeln ableitet, das Hinweise auf die funktionale Einbindung liefert. Die Analyse, die sich ausschließlich den Sichtbarkeiten widmet – und somit z. B. einen inhaltsanalytischen Zugriff auf begleitende Textelemente ausschließt –, folgt den Teilschritten i. Beschreibung des Medienbildes, ii. Analyse der Bildumgebung und iii. Interpretation des Bildhandelns.

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Schritt IV.i Beschreibung des Medienbildes Der erste Teilschritt des kontext-/umbildanalytischen Zugriffs zielt auf die Bestimmung jener Merkmale des Medienbildes, die sich auf dessen Darbietung im Medienkontext beziehen. Der Blick richtet sich dabei auf das Bild und darauf, wie es zu sehen gegeben wird; die Bildumgebung bleibt zunächst unbeachtet. Dem Kommunikations- und Medienwissenschaftler Thomas Knieper zufolge sind Medienbilder als Forschungsgegenstand der Kommunikationswissenschaften „an ein Trägermedium gebundene Bilder“ (Knieper 2005: 40), die in der ihnen eigenen medialen Form reproduziert und distribuiert werden (vgl. ebd.). Dabei sind Medienbilder sowohl in ein intra- als auch in ein intermediales Umfeld eingebettet und somit kontextualisiert (ebd.). Oft wird der Begriff des Kontextes gleichermaßen auf sprachliche wie bildliche Inhalte angewendet. Marion G. Müller geht jedoch vor dem Hintergrund eines von ihr diagnostizierten Wandels eines „schriftlastigen soziokulturellen Kontext[es]“ (Müller 2001: 14) mit dem Begriff des Kontextes differenziert um. Sie stellt ihm den des „Umbildes“ (ebd.) an die Seite, um mit Sprachlichkeit und Bildlichkeit zwei dominierende Dimensionen gesellschaftlicher wie kultureller Einbettung visueller Kommunikation zu bezeichnen. Sofern im Folgenden beide Dimensionen gemeint sind, wird daher der weiter gefasste Begriff der Umgebung verwendet, andernfalls wird jeweils zwischen Kontext und Umbild unterschieden. Theoretisch knüpft die Beschreibung des Medienbildes an Müller an, die ergänzend zum kommunikationswissenschaftlichen Bildbegriff Kniepers die Eigenschaft der materiellen Präsenz als Kennzeichen des Medienbildes – im Gegensatz zum Denkbild (vgl. ebd.: 20) – unterstreicht. Diese Präsenz lässt sich anhand verschiedener Merkmale wie Trägermedium, Größe, Format oder Positionierung eines Bildes beschreiben: Die Relevanz des Trägermediums wird deutlich, wenn man sich vor Augen führt, wie beispielsweise die Darbietung eines Bildes auf grundierter Leinwand, auf glattem Papier oder in Form eines Leuchtkastens ganz wesentlich die Wirkung des Zu-sehen-Gegebenen beeinflussen: durch die haptische Oberfläche einer Leinwand und einer, sich auf dieser gestisch entfaltenden, Farbspur wird ein Blick anders gefordert als durch die Detailgenauigkeit einer Fotografie auf Hochglanzpapier oder ein aus sich heraus leuchtendes Bild z. B. eines Sonnenuntergangs. Elke Grittmann und Katharina Lobinger führen darüber hinaus im Zusammenhang mit einem inhaltsanalytischen Zugriff auf Medienbilder „bildexterne formale Kategorien“ (Grittmann und Lobinger 2011: 152) ein, die sich „auf die Bildgröße und die Positionierung des Bildes im Medienkontext“ (ebd.) fokussieren und diese als Parameter zur Erfassung des Stellenwerts eines Bildes im Medienkontext stark machen. Die Größe von Pressefotos – ebenso wie deren Bildaufbau – unterscheidet sich, je nachdem, ob sie als Titelbild, als Auf-

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macher einer Reportage oder als visueller Anker zu einem Text fungieren (vgl. Sachsse 2003: 96 f.). Je größer ein Bild ist, desto mehr Aufmerksamkeit zieht es auf sich. Dabei gilt es zu berücksichtigen, dass sich nicht jedes Bild für die Reproduktion in jeder Größe eignet, was bedeutet, dass ein Bild in der Tendenz umso flächiger angelegt sein muss, je größer es gedruckt werden soll (vgl. ebd.: 97). Die Bildgröße lässt sich anhand der durch die Bildränder eingeschlossenen Fläche (Angabe in cm2) oder durch das Verhältnis der Fläche zur Seite (Angabe in Bruchteilen z. B. 1/16 oder 1/8 der Fläche der Seite) bestimmen (vgl. Grittmann und Lobinger 2011: 152 f.). In engem Zusammenhang mit der Größe ist das Format zu betrachten. Die Außenform eines Bildes stellt eine zentrale Entscheidung bei der grafischen Gestaltung eines Printmediums dar. Grundsätzlich lassen sich Hoch- und Querformate sowie quadratische und runde Formate unterscheiden. Jedem dieser Formate wird eine spezifische Wirkung zugesprochen. Nach Andreas und Regina Maxbauer stellt das Querformat beispielsweise das „natürlichste Format“ dar, da es in seiner horizontalen Ausdehnung dem Seheindruck von zwei nebeneinander liegenden Augen entspricht (vgl. Maxbauer und Maxbauer 2002: 94, zit. nach Wolf 2006: 209). Claudia M. Wolf schreibt dem Querformat eine eher ruhige Wirkung zu, da diese eine formale Entsprechung zur Körpererfahrung des Liegens bildet. Umgekehrt verhalte es sich mit dem Hochformat, dass eine Entsprechung in der aktiven Aufrichtung findet (vgl. ebd.). Das Merkmal der Positionierung bezieht sich einerseits auf die Platzierung eines Bildes z. B. auf der Titelseite oder im inneren Teil eines Mediums, andererseits auf die Platzierung eines Bildes auf einer (Doppel-)Seite (vgl. Grittmann und Lobinger 2011: 153). Fotografien auf dem Titel z. B. eines Nachrichtenmagazins müssen sowohl verkaufsfördernd wirken als auch formalen Prinzipien gehorchen: „Nachdem immer mehr Blätter die Übung der Boulevardblätter übernehmen, Textzeilen ins Bild zu integrieren, müssen Titelfotos größere Freiflächen besitzen. Generell haben diese Bilder meist einen undefinierten Bildraum, also keine sichtbare Tiefe, sondern fallen mit der Fläche des gesamten Titelblatts auf einer Ebene zusammen – der Kunde soll nach dem Bild greifen wie nach der ganzen Zeitung oder Zeitschrift.“ (Sachsse 2003: 96) Fotografien auf den Innenseiten eines Printmediums haben ebenfalls oft eine „AufmacherFunktion“ (ebd.); sie müssen plakativ wirken und sind entsprechend auf der Doppelseite platziert. Die Wirkung der Platzierung auf einer (Doppel-)Seite ist kulturell geprägt, da sie in engem Zusammenhang mit der jeweiligen Schriftsprache einer Kultur zusammenhängt (vgl. Kress und Leeuwen 1996: 37 zit. nach Wolf 2006: 199). Aus der Anordnung z. B. von links nach rechts ergibt sich die Bilderzählung, die sich entweder dynamisierend oder retardierend entwickelt. Für die Umsetzung dieses Teilschrittes ist es erforderlich, das Bild in sei-

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ner originalen Erscheinungsform vorliegen zu haben. Die Merkmale zur Beschreibung der Darbietung des Medienbildes – Trägermedium, Größe, Format und Positionierung – werden zunächst einzeln erfasst und in ihrer Wirkung analysiert und dann zueinander in Beziehung gesetzt. Auf diese Weise kann das betrachtete Bild in seiner spezifischen Erscheinung als Medienbild beschrieben werden und es erfolgt eine Annäherung an die Frage: Welche bildexternen formalen Merkmale kennzeichnen das Bild als Medium? Im Falle der Anwendung des Analyseschritts auf mehrere Bilder ist es erforderlich, zunächst für jedes einzelne Bild die charakteristischen Merkmalsausprägungen z. B. tabellarisch zu erfassen. Ein anschließender Vergleich der ermittelten Merkmalsausprägungen macht es möglich, erste Vermutungen über Zusammenhänge zwischen den einzelnen Merkmalen anzustellen und ggf. Typen zu unterscheiden. Schritt IV.ii Analyse der Bildumgebung Die Bildumgebung kann in Abhängigkeit vom Bildmedium sehr unterschiedliche Formen annehmen. Während eine Fotografie z. B. in einem journalistischen Zusammenhang durch andere Texte und Bilder begleitet wird, die gleichzeitig, vor- oder nachgelagert rezipiert werden können, sind filmische Bilder i. d. R. in einen sequenziellen audio-visuellen Ablauf eingebunden und können nur nacheinander, in einer vorab festgelegten zeitlichen Abfolge rezipiert werden. Während geschriebene Texte in einer gedruckten Bildumgebung lesend erschlossen werden müssen, bieten sich gesprochene Texte z. B. als Tonspur eines Filmes bereits in aufbereiteter Form dar. Das Verhältnis in welchem das Bild, sein Gegenstand und die Umgebung zueinander stehen, ist somit ausgehend von einer genaueren Betrachtung des Bildes und der umgebenden Medien zu rekonstruieren. Dabei bleibt zu beachten, dass unterschiedliche mediale Bildumgebungen unterschiedliches analytisches Vorgehen erfordern. Die visuell wirksame Bildumgebung eines in ein Printmedium eingebundenen Bildes setzt sich aus Textund Bildelementen zusammen, die durch das Layout zueinander in Beziehung gesetzt werden. Anhand der Analyse der Grundelemente des Layouts Gestaltungsraster und Typografie wird nachfolgend gezeigt, in welcher Weise die durch das Layout geprägte Bildumgebung Einfluss auf die Bildwirkung nehmen kann. Das Gestaltungsraster gibt das System zur Anordnung der Elemente einer Seite entlang horizontaler und vertikaler Achsen vor. Die Grundstruktur eines Gestaltungsrasters bildet i. d. R. der Satzspiegel, das schematische Ordnungssystem für die von Text und Bild belegte Fläche einer Seite. Durch die Anordnung von Textblöcken gemäß dem Satzspiegel und eine sich daraus ergebende Spaltenbreite nehmen diese Einfluss auf die Wirkung einer Seite: zweispaltige Seitenlayouts vermitteln eher den Eindruck ruhiger Symmetrie (vgl. ebd.: 212 ff.),

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während ein vier- oder gar fünfspaltiges Layout nach Joachim Böhringer, Peter Bühler und Patrick Schlaich deutlich mehr gestalterische Möglichkeiten bietet und zu optischen Varianten einlädt (vgl. Böhringer et al. 2011: 296). Die vielen auf Basis eines mehrspaltigen Rasters denkbaren Text-Bild-Kombinationen sowie die Möglichkeit, Textblöcke zu breiten Spalten zusammenzufassen, erlauben spannungsreiche Kontraste insbesondere in Verbindung mit großen Bildformaten (vgl. ebd.). So sind in eine Seite eingebundene Bilder zwar auch an den Spalten des Textes ausgerichtet, sie können jedoch auch über zwei oder mehr Spalten reichen. Darüber hinaus sind typische Gestaltungsmittel beim Einsatz von Abbildungen und Grafiken variierende Größen von Bildern, Bildanordnungen und -kombinationen sowie die Einbindung von Detailaufnahmen aus einem oder mehreren Bildern (in Anlehnung an ebd.: 253). Durch die Größe und Anordnung werden optische Schwerpunkte gesetzt. Entsprechend dominante Bilder bestimmen die Berichterstattung, untergeordnete Bilder fungieren hingegen eher als erklärende Kommentare oder Ergänzungen. Wolf zeigt in ihrem Interpretationsangebot zur visuellen Bedeutsamkeit von Typografie, wie „Wortsprache in ihrer schriftlich niedergelegten Form zu einer bildhaften Darstellung wird“ (Wolf 2006: 210) und als solche z. B. durch Schrifttype oder Schriftausrichtung aus ihrer geometrischen Form heraus eine Symbolkraft entwickeln kann. Auch Böhringer et al. betonen, dass jede Schrift durch ihre Formensprache und dem sich daraus ergebenden Erscheinungsbild neben den Informationen zum Thema bereits etwas ausdrückt, wie z. B. Modernität oder Rückständigkeit (vgl. Böhringer et al. 2011: 222). So erscheint z. B. eine Schrifttype, die durch eine Betonung der senkrechten Linien auffällt, tendenziell als statisch – eine Betonung der waagerechten Linien hingegen lässt eine Schrift eher dynamisch wirken. Serifenschriften, welche sich durch eine besonders gute Lesbarkeit auszeichnen, wirken eher klassisch-vornehm, während serifenlose Schriften deutlich rationaler wirken (vgl. ebd.: 224). Durch die formal-analytische Annäherung an den Einsatz von Gestaltungsraster und Typografie bei der Darbietung der Medienbilder wird es möglich, auf der Ebene des Sichtbaren Hinweisen auf ein am Bild vollzogenes Bildhandeln nachzuspüren. Die Merkmale lassen sich in der dargestellten Form für jedes Bild erfassen, je nach Fall kann es jedoch erforderlich sein, Einzelbeobachtungen wie die Überlagerung eines Bildes durch Schrift gesondert auszuführen. Um mit diesem Teilschritt die Bildumgebung in ihrer Bedeutsamkeit für die Bildwirkung erschließen zu können, hilft die Rückbindung des Analysehandelns an die Frage: Welche gestalterischen Elemente der Bildumgebung nehmen Einfluss auf die Bildwirkung? Wie im vorangegangenen Teilschritt bietet es sich auch hier an, bei der Anwendung auf eine Gruppe von Bildern die jeweiligen

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Merkmalsausprägungen tabellarisch zu erfassen und anschließend die Ergebnisse in einem typisierenden Vergleich auszuführen. Schritt IV.iii Interpretation des Bildhandelns Mit Sachs-Hombach wird hier davon ausgegangen, dass sich die kommunikative Bedeutung eines Bildes über eine Betrachtung von dessen Verwendungszusammenhangs erschließen lässt (vgl. Sachs-Hombach 2003: 157). Um die sich aus dem Verwendungszusammenhang ergebende funktionale Einbindung einschätzen zu können, ist es erforderlich, zunächst das Medienbild in seiner konkreten Erscheinung zu betrachten, um dann seine Einbettung in eine Bildumgebung in den Blick zu nehmen. Anhaltspunkte, um aus dem Verwendungszusammenhang eine Einschätzung zur Qualität der funktionalen Einbindung in den visuellen Kommunikationsprozess ableiten zu können, liefern die – vor allem auf Grund von Sichtbarkeiten gewonnenen – Beobachtungen von spezifischen Merkmalen des Medienbildes und dessen Umgebung. Mit der Zusammenführung dieser Einsichten wird die Bestimmung einer „illokutionären Bildfunktion“ (ebd.: 183) möglich. Die Versuche zur systematischen Fassung der potentiellen Funktionen, die Bilder im Kontext visueller Kommunikation übernehmen können, variieren je nach der Art des Bildes. 7 Die hier betrachteten Pressefotografien erfüllen sowohl formale Funktionen, wie optische Aufwertung oder Strukturierung schriftlicher Inhalte, als auch inhaltliche Funktionen. Unter den letzteren weist die Publizistin Sabine Holicki die dramaturgische, die illustrative und die im engeren Sinne journalistische Funktion als zentral aus (vgl. Holicki 1993: 35 f.). Konkret bedeutet dies, dass Pressefotografien sowohl einen Beitrag zur Strukturierung von Layout und Inhalt leisten, journalistische Texte in ihrer Glaubwürdigkeit unterstützen als auch eine eigenständige Botschaft vermitteln können. Holicki räumt ein, dass Pressefotos i. d. R. mehrere dieser Funktionen zugleich erfüllen (sollen). Auch Doelker geht davon aus, dass die im Bemühen um eine möglichst genaue theoretische Unterscheidung in scheinbarer Trennschärfe der genannten Bildfunktionen in der Praxis nicht in dieser Ausschließlichkeit auftreten, sondern sich oft überschneiden (Doelker 1997). Zur Bestimmung der Bildfunktion ist es hilfreich, die formale Gestaltung des Bildmediums selbst sowie seiner Einbettung in die Bildumgebung im Hinblick auf die jeweils ermittelte Wirkungsweise

7

Weitgehende Einstimmigkeit herrscht in der visuellen Kommunikationsforschung hinsichtlich folgender möglicher Bildfunktionen: Information, Illustration, Unterhaltung, Vermittlung von Stimmungen, Bindung der Aufmerksamkeit und zugleich Schaffung eines Leseanreizes, Auflockerung einer Seite (Grittmann 2007, Hoppe 2007, Rossig 2006, Meckel 2001).

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zueinander in Beziehung zu setzen. 8 Zur Systematisierung der letztlich an Bildern vollzogenen Bildhandlungen eignet sich der Ansatz des Kunstpädagogen Hubert Sowa und der Kunstpädagogin Bettina Uhlig. Diese ringen aus hermeneutischer Perspektive darum, sinnstiftende an Bildern und durch Bilder vollzogene Bildhandlungen zu rekonstruieren (vgl. Sowa und Uhlig 2006). Zur Charakterisierung dieser Bildhandlungen unterscheiden sie zwischen einem intentionalen Modus der Bildhandlung (z. B. Behauptung oder Versprechen) und einem Ethos der Bildhandlung (z. B. Sorgfalt oder Beiläufigkeit) (vgl. ebd.: 94). Während sich also über die Bestimmung des Modus feststellen lässt, wie über ein Bild durch seinen Verwendungszusammenhang Rezipierende gelenkt werden, offenbart der Blick auf das Ethos Anhaltspunkte, aus welcher Haltung heraus das Bild als Repräsentation produziert wurde. Letztlich folgt dieser Teilschritt der Frage: Welche Schlüsse lassen die Beschreibung des Bildmediums und die Analyse der Bildumgebung im Hinblick auf eine dem Bild übertragene kommunikative Bedeutung zu? Für die Umsetzung dieses interpretatorischen Schritts bei mehreren Bildern bietet es sich an – ähnlich wie in den beiden vorangegangenen Teilschritten – Gruppen von Bildern mit gemeinsamen dominanten Merkmalen zusammenzufassen und als Typen einer bestimmten Form der kommunikativen Einbindung von Bildern in einem Zusammenhang darzustellen. 4.3.6 6FKULWWƍ: Synthetisierende Deutung In den vorangegangenen Darstellungen der Analyseschritte I-IV wurde ausgehend von der Analysedimension der Phänomenologie über jene der Syntaktik und der Semantik bis hin zur Analysedimension der Pragmatik ein sich sukzessive weitender Rahmen zur Deutung von Bildern als wahrnehmungsnahen Zeichen entworfen, in dem zunehmend komplexere bedeutungsgenerierende Aspekte von Bildlichkeit in den Blick genommen wurden. Dieser letzte Schritt stellt schließ8

Während die dargestellte methodische Annäherungsweise zur Funktionsbestimmung vor allem auf das vorliegende Bildmaterial und damit auf das Produkt und seine Verwendung rekurriert, kann sich die Funktion im Prozess der Rezeption aber auch grundsätzlich anders darstellen. So ist es „möglich, daß [!] ein Bild aus einer bestimmten Absicht und in einer bestimmten Funktion produziert wurde, sich aber später aus dieser semantischen Fessel befreit und einen anderen Status einnimmt. Bilder, die zum Beispiel aus kommunikativer Absicht, zur Vermittlung eines bestimmten Inhalts, gemacht wurden, interessieren später allenfalls nur noch durch ihre ästhetische Qualität“ (Doelker 1997: 70). Wenn also Bildmaterial im Hinblick auf eine mögliche Intentionalität der oder des Bildproduzierenden interpretiert wird, sollten potentielle Wirksamkeiten im Moment des Betrachtens nicht völlig aus dem Blick verloren werden.

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lich eine Zusammenführung der mit Hilfe von wahrnehmungsbezogenen bzw. zeichentheoretischen Bildzugängen erschlossenen Bildbedeutungen dar und reflektiert diese vor dem Hintergrund der in Schritt 0 vorgenommenen Selbstbeobachtung. Leitend ist die Frage: Wie lassen sich die Bilder unter Zusammenschau der über die wahrnehmungsnahen und zeichentheoretischen Bildzugänge erschlossenen Bildbedeutungen – vor dem Hintergrund der eingangs formulierten Selbstbeobachtung – interpretieren? Mit der synthetisierenden Deutung werden die Ergebnisse aller Teilschritte vor dem Hintergrund der eingangs in Schritt 0 formulierten und im Vollzug der jeweiligen Analyseschritte auch bereits berücksichtigten Intentionalität integrierend betrachtet. Um zu einer Deutung zu gelangen, die dem Bildbegriff eines wahrnehmungsnahen Zeichens in seiner Komplexität gerecht wird, ist es eigentlich erforderlich, alle Analyseschritte zu durchlaufen. Aber auch eine verkürzende Anwendung des Analyseinstruments durch eine Auswahl von lediglich zwei oder drei Analyseschritten kann zu Erkenntnissen führen. In einem solchen Fall ist es jedoch wichtig, vorab das erklärte Erkenntnisinteresse entsprechend zu fokussieren und die passenden Analyseschritte zu wählen. Um sowohl dem Aspekt der Wahrnehmungsnähe als auch dem der Zeichenhaftigkeit gerecht zu werden, sollte idealerweise immer der Schritt I und wahlweise einer oder zwei der Analyseschritte II-IV durchlaufen werden. Im Folgenden werden sieben mögliche Wege zu einer synthetisierenden Deutung vorgestellt. Ausgehend von einem Komplettdurchlauf, der alle Analyseschritte zueinander in Beziehung zu setzen versucht (vgl. Abbildung 4.1) werden anschließend alle den genannten Prämissen entsprechenden Varianten eines Durchlaufens des Analyseinstruments (vgl. Abbildung 4.2) vorgestellt und in ihrem Erkenntnispotential beleuchtet.

Schritt 0

Schritt I

Schritt II

Schritt III

Schritt IV

Abbildung 4.1: Synthetisierende Deutung – Komplettdurchlauf des Analyseinstruments (Quelle: eigene Darstellung)

Schritt 0'

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0

I

II

III

IV

0'

a) Verknüpfung von Schritt I und II

0

I

II

III

IV

I

II

III

IV

e) Verknüpfung von Schritt I, II und IV

I

II

III

IV

0'

b) Verknüpfung von Schritt I und III

0'

c) Verknüpfung von Schritt I und IV

0

0

0

I

II

III

IV

0'

d) Verknüpfung von Schritt I, II und III

0'

0

I

II

III

IV

0'

f) Verknüpfung von Schritt I, III und IV

Abbildung 4.2: Synthetisierende Deutung – Varianten zum Durchlauf des Analyseinstruments (Quelle: eigene Darstellung) Erkenntnispotential eines Komplettdurchlaufs des Analyseinstruments Das Durchlaufen aller Analyseschritte und das Zueinander-in-Beziehung-Setzen der aus den einzelnen Analyseschritten gewonnenen Erkenntnisse stellt eine komplexe Herausforderung dar, da jeweils unterschiedliche Bezüge gedacht und unterschiedlich gewichtet werden können. Eine Komplexitätsreduktion ist dann leistbar, wenn die eingangs zu formulierende Intentionalität entsprechend fokussiert ist und bereits offenlegt, in welcher Hinsicht Ergebnisse der einzelnen Analyseschritte sinnstiftend einfließen können. Allgemein formuliert würde eine unter Einbeziehung aller Analyseschritte zu beantwortende Frage lauten: Welche Bedeutungen vermitteln Medienbilder unter Berücksichtigung von erlebter Wesenhaftigkeit, bildlicher Eigenlogik, motivbezogener Genealogie und funktionaler Einbindung? Erkenntnispotential einer Verknüpfung von Schritt I und II (Variante a) Zur Entfaltung des Potentials, welches die Verknüpfung der Schritte I und II birgt, sei hier Bezug auf Überlegungen zu einer phänomenologischen Bildpraxis von Mirka Dickel genommen. So entwickelt Dickel ausgehend vom Begriff des sehenden Sehens die Idee eines Bildzugangs, welcher den ikonischen Ansatz Imdahls im Licht der Phänomenologie erscheinen lässt (vgl. Dickel 2015:

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253 ff.). Während die Ikonik hier in ihrer Tendenz als eine semiotische Perspektive vorgestellt wurde, welche durch eine systematische Analyse von perspektivischer Projektion, szenischer Choreografie und planimetrischer Komposition das formale Bildgerüst rekonstruiert, interpretiert Dickel bezugnehmend auf den Phänomenologen Bernhard Waldenfels das sehende Sehen als eine phänomenologische Perspektive auf Bilder und Bildlichkeit. Sie fokussiert auf „das Verhältnis, das sich zwischen dem Bild und der betrachtenden Person bildet und umbildet“ (ebd.: 255) und durch zwei Wirkungsweisen bestimmt wird: einerseits durch das Bild, welches als affizierendes „Reizmittel“ (ebd.: 256) auf das pathische Erleben des sehenden Subjekts (Pathos) wirkt, und andererseits durch einen Prozess der Erwiderung (Response), welcher sich im Vollzug des sehenden Sehens im sehenden Subjekt ereignet. Für Dickel eröffnen sich aus diesem Wechselspiel von Pathos und Response neue Erfahrungsdimensionen, welche letztlich Bildungsprozesse im Sinne einer ästhetischen Selbstbildung initiieren können. Auch wenn hier der ikonische Zugang als in seinem Kern semiotische Perspektive verstanden wird, ermöglicht die Verknüpfung von Schritt I und Schritt II schließlich – auch im Sinne Eva Schürmanns, das Sehen als bedeutungsgenerierende, performative Praxis anzuerkennen (vgl. Schürmann 2008). Für die forschende Praxis lassen sich aus der deutenden Zusammenführung dieser Analyseschritte Antworten auf Fragen finden wie: Welche unmittelbaren Wirksamkeiten entwickeln Bilder unter Berücksichtigung von erlebter Wesenhaftigkeit und bildlicher Eigenlogik? Erkenntnispotential einer Verknüpfung von Schritt I und III (Variante b) Auf den ersten Blick scheinen die Schritte I und III mit ihrer phänomenologischen Ausrichtung einerseits und ihrer ikonografisch-ikonologischen Prägung andererseits theoretisch kaum vereinbar. Während mit Schritt I das Wesen des Gegenstandes aus dessen erlebter Erscheinung heraus entwickelt wird, bemüht sich Schritt III vornehmlich um „Einsicht in die Art und Weise, wie unter wechselnden historischen Bedingungen wesentliche Tendenzen des menschlichen Geistes durch bestimmte Themen und Vorstellungen ausgedrückt werden“ (Panofsky 1996 [1955]: 48), und greift hierfür – vergleichbar einer diskursanalytischen Verfahrensweise – auf bildexterne Wissensbestände zurück. Trotz dieser sehr unterschiedlichen theoretischen Fundierung ist das jeweilige Erkenntnisinteresse ein ähnliches. Phänomenologie und Ikonologie verlangen beide eine Denkhaltung, welche die lebensweltlich fundierte Perspektivität des Zeichenerlebens beziehungsweise des Zeichendeutens methodisch kontrolliert mitreflektiert. Für die Verknüpfung der aus beiden Zugängen resultierenden Hypothesen bedeutet

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dies, dass es das fixierte Wesen des Gegenstandes im Spiegel seiner eigenen Genealogie neu zu sehen gilt und vice versa. Durch die Zusammenführung der Einzelerkenntnisse der Schritte I und III wird es möglich, inhaltlich fokussierte Modifikationen der folgenden Frage zu beantworten: Welche diskursiven Bezüge transportieren Bilder unter Berücksichtigung von erlebter Wesenhaftigkeit und motivbezogener Genealogie? Erkenntnispotential einer Verknüpfung von Schritt I und IV (Variante c) Schritt IV nimmt insofern eine Sonderstellung ein, als hier sowohl der Fokus auf den Gegenstand variiert, als auch das, was überhaupt als Gegenstand betrachtet wird: Die Kontext-/Umbildanalyse fokussiert mit dem Ziel, ein am Bild vollzogenes (intentionales) Bildhandeln als solches zu erkennen, in der hier eingeführten Form den Bereich der durch Sehen erfahrbaren Bildumgebung. Die dargelegten Schritte der Analyse folgen einer Vorgehensweise, die – vergleichbar dem aus der Perspektive der Syntaktik angelegten Schritt II – an eher eng umrissenen Analysekategorien ausgerichtet ist. Durch eine Erweiterung der in Schritt I zugrunde gelegten phänomenologischen Annäherung wird es denkbar, diese Analysekategorien weniger eng als Analyseraster, sondern vielmehr als Angebot zur Erweiterung des möglichen Erlebensraumes bei Betrachtung des Bildes zu interpretieren. Pathos und Response können sich an einem theoretisch aber auch physisch erweiterten Gegenstand entwickeln. Entsprechend lässt sich die für Variante a) formulierte Frage anpassen: Welches intentional vollzogene Bildhandeln offenbaren Medienbilder unter Berücksichtigung von erlebter Wesenhaftigkeit und funktionaler Einbindung? Erkenntnispotential einer Verknüpfung von Schritt I, II und III (Variante d) Der Soziologe Ronald Kurt unternimmt aus einer phänomenologisch-hermeneutischen Perspektive heraus die Verknüpfung von ikonischer und ikonografisch-ikonologischer Annäherung an Bilder. Er betrachtet diese Vorgehensweise als Antwort auf das Problem, „dass die meisten Bilder mehrere, in der Regel aufeinander bezogene, Bedeutungsebenen aufweisen: eine bildhafte, rein die Farben und Formen betreffende Sinndimension; eine gegenständliche, Dinge und Themen umfassende Sinndimension und schließlich eine symbolische, auf die Werte einer Kultur, Gemeinschaft oder Person verweisende Sinndimension“ (Kurt 2008: 377). Durch eine getrennte Analyse kommt es zwar zu einer Vielzahl von Hypothesen, doch erst in ihrer Verknüpfung wird es möglich, diese Hypothesen in ein Verhältnis zu setzen. Nach Kurt kommt in der Verknüpfung

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jener Hypothesen, die sich bewähren, die Interpretation zu einem (vorläufigen) Ende (vgl. ebd.). Vor diesem Hintergrund offenbart sich das Potential der analytischen Verknüpfung der Schritte I, II und III beispielhaft in einer Frage wie: Welche individuell wirksamen Diskursbezüge eröffnen Bilder unter Berücksichtigung von erlebter Wesenhaftigkeit, bildlicher Eigenlogik und motivbezogener Genealogie? Erkenntnispotential einer Verknüpfung von Schritt I, II und IV (Variante e) Die Fotografie bietet im Prozess ihrer Erstellung spezifische Möglichkeiten der Einflussnahme. Roland Barthes spricht von den Möglichkeiten zur „Modifikation des Wirklichen“ (Barthes 1990a: 16) z. B. durch die Wahl des Ausschnitts, des kompositorischen Arrangements oder der Beleuchtung. Zudem wird das fotografische Bild auch durch Entscheidungen bestimmt, welche die technische Ausführung betreffen, wie die Einstellung von Schärfe, Blende und Belichtungszeit (vgl. Grittmann und Lobinger 2011: 153). Diese Aspekte werden im Rahmen der ikonischen Annäherung an das Bild analysiert, spielen aber auch im Hinblick auf seine Medialität und damit seine Einbettung in ein kommunikatives Umfeld eine große Rolle. Durch die jeweilige Art der Einbettung entstehen zwischen den einzelnen Bildern formale Beziehungen, die letztlich nur erschlossen werden können, wenn sowohl syntaktische als auch pragmatische Bedeutungsebenen mit berücksichtigt werden. Durch die Zusammenführung der Interpretationsansätze der Schritte I, II und IV eröffnen sich damit Antworten auf Fragen wie: Welches individuell wirksame Bildhandeln zeigen Medienbilder unter Berücksichtigung von erlebter Wesenhaftigkeit, bildlicher Eigenlogik und funktionaler Einbindung? Erkenntnispotential einer Verknüpfung von Schritt I, III und IV (Variante f) Während die visuellen Kommunikationswissenschaften – wie weiter oben in den Ausführungen zu Schritt IV dargelegt – in ihrer Auslegung möglicher Bildfunktionen eher grundsätzlich den konkreten Verwendungszusammenhang in den Blick nehmen, macht Sachs-Hombach einen metareflexiven Vorschlag zur Differenzierung von Bildfunktionen im Hinblick auf ihre Bedeutung im kommunikativen Prozess. Er unterscheidet kognitive, epistemische und normative Bildfunktionen (vgl. Sachs-Hombach 2003: 263). Unter der kognitiven Funktion fasst er jene Verwendungsweisen zusammen, bei denen ein Bild eingesetzt wird, um Änderungen von Überzeugungen oder emotionalen Einstellungen herbeizuführen. Diejenigen Bildverwendungen, in denen das Bild einen konstitutiven Er-

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kenntnisbeitrag leistet, benennt er als epistemisch. Als normativ bezeichnet er Verwendungsweisen, bei denen Bilder für das Handeln grundlegende Maximen prägen. Diese Unterscheidung ist in der analytischen Praxis sicherlich nicht trennscharf, vielmehr erfüllen Bilder in ihrem Verwendungszusammenhang sich überlagernde Funktionen. Es ist jedoch denkbar, möglichen dominierenden Funktionen nachzuspüren. Dies kann allerdings nur gelingen, wenn Ergebnisse der Erschließung des genealogischen Sinns (Schritt III) zu kommunikationsbezogenen Bildbedeutungen (Schritt IV) in Beziehung gesetzt werden. Die Zusammenführung der Interpretationsansätze der Schritte I, III und IV bietet Potential zur Beantwortung von Fragen wie: Welches diskursbezogene Bildhandeln vermitteln Medienbilder unter Berücksichtigung von erlebter Wesenhaftigkeit, motivbezogener Genealogie und funktionaler Einbindung?

4.4 DATENGRUNDLAGE Die für diese Arbeit gewählte Datengrundlage spannt durch ihre spezifischen Merkmale den Möglichkeitsrahmen der Ergebnisse auf. Im Folgenden soll dieser in seinen Dimensionen ausgeleuchtet werden, indem zunächst die für die Auswahl der Datengrundlagen maßgeblichen Überlegungen ausgeführt werden. Diese aufgreifend liefert die Darstellung zur Vorgehensweise bei der Gewinnung und Aufbereitung der Stichprobe Einblicke in Spezifika des zu analysierenden Datenmaterials. In der zusammenfassenden Charakteristik werden die aus Auswahl, Gewinnung und Aufbereitung resultierenden Konsequenzen und die sich daraus ergebenden Potentiale und Grenzen für die Ergebnisse zusammengefasst. 4.4.1 Auswahl Eingangs wurde die gesellschaftliche Gegenwart bereits als eine beschrieben, die einerseits von global wirksamen Veränderungen im Beziehungsgefüge MenschUmwelt und andererseits einer zunehmenden Medialisierung der Kommunikation geprägt ist. Diese beiden Prozesse überlagern sich, wenn es zu einer medienbasierten Kommunikation über Auswirkungen des Globalen Wandels kommt. Dies geschieht sowohl in wissenschaftlichen Kontexten als auch in den Massenmedien, welche die prominentesten Beschreibungen von Umweltrisiken liefern und damit gesellschaftliche Ängste und Sorgen bezüglich der Umwelt auf ein bestimmtes Thema oder Ereignis fokussieren (vgl. Besio und Pronzini 2010: 283). Dabei stellt die Fotografie eine zentrale, wenn nicht die wichtigste Bildgattung neben Karikatur, Zeichnung oder Infografik in der Presse dar (vgl. Wilking

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1990 zit. nach Grittmann 2007: 25). In Anlehnung an Grittmann (2007) wird hier das Pressefoto als publizierte Fotografie im redaktionellen Teil journalistischer Angebote verstanden 9. Eine Fotografie muss entsprechend durch Publikation in einem Print- oder online-Medium der (interessierten) Öffentlichkeit zugänglich gemacht sein und einen professionellen Beitrag zur „Erfüllung des Informationsanspruchs der Bürgerinnen und Bürger“ (DJV 2015: 4) bezogen auf unterschiedlichste Gesellschaftsbereiche leisten, um als Pressefoto zu gelten. Im Sinne der zentralen Fragestellung dieser Arbeit stellt das Pressefoto einen geeigneten Untersuchungsgegenstand dar: Es ist einerseits Bestandteil massenmedialer Wissensvermittlung, die auch geographische Themen einschließt, und andererseits ein spezifisches Genre der Fotografie, das durch die individuelle künstlerische Leistung der Fotografin bzw. des Fotografen geprägt wird (vgl. Grittmann 2007: 55) und sich im Vollzug des Sehens den Betrachterinnen und Betrachtern vermittelt. Es besteht ein weites Feld an potentiellen Veröffentlichungskontexten für Pressefotos, das von Illustrierten über Tageszeitungen, Nachrichtenmagazine und Anzeigenblätter bis hin zu Weblogs reicht. Unter diesen Medienformaten stellt das Nachrichtenmagazin eine Sonderform dar, da es – bei einem üblicherweise wöchentlichen Erscheinen – in den Bereichen Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur einerseits aktuelle Nachrichten zugänglich macht und andererseits durch gründlich recherchierte Reportagen längerfristige Entwicklungen und Prozesse betrachtet. Beide Ausrichtungen sind für eine Berichterstattung über den anthropogenen Klimawandel von Bedeutung, die sich darum bemüht, in verschiedenen Gesellschaftsbereichen Zusammenhänge zwischen konkreten Ereignissen und einem sich über Jahrzehnte und Räume kontinentalen Ausmaßes ereignenden komplexen Prozess herzustellen. Vor dem Hintergrund dieser inhaltlichen Ausrichtung waren Nachrichtenmagazine ursprünglich auf den Text fokussierte Medien mit Fotografien als nachgeordneter Illustration. Seit jedoch Der Spiegel und Stern, vor allem aber ab Mitte der 1990er-Jahre auch Focus als (illustrierte) Nachrichtenmagazine konkurrieren, zeigt sich ein veränderter Umgang mit dem Bild: es wird eine Vielzahl von Bildern eingesetzt, die vor allem als visuelle Anker zu den jeweiligen Nachrichten fungieren (vgl. Sachsse 2003: 25). Nach Selbstaussage der Spiegel-Gruppe (2017a) versteht sich Der Spiegel als politisch unabhängiges Nachrichtenmagazin, dass sich ausschließlich sich selbst und seinen Lesern verpflichtet fühlt. Der Spiegel steht für einen gründlich recherchierten investigativen Journalismus, dessen Hauptaugenmerk auf politischen und gesellschaftlichen Ereignissen liegt (vgl. ebd.). Als Nachrichtenmaga9

Die Kommunikationswissenschaftlerin Elke Grittmann differenziert dieses Verständnis von Pressefotografie weiter aus (Grittmann 2007: 29 ff.).

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zin gilt Der Spiegel im deutschen Journalismus als „Leitmedium“ 10. Er ist durch aufwendig recherchierte Beiträge geprägt, die sich auf umfangreiche Hintergrundinformationen stützen (vgl. Wolf 2006: 256). Im Jahr 2015 wurden im Inund Ausland wöchentlich im Durchschnitt rund 833 004 Exemplare verkauft (Spiegel-Gruppe 2017a). Laut der Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern e. V. war Der Spiegel auch in den vergangenen 15 Jahren über weite Strecken das auflagenstärkste gedruckte Nachrichtenmagazin vor dem Stern und dem Focus (vgl. IVW o. J.). 11 Diese Angaben lassen auf die große Bedeutung von Der Spiegel als Nachrichtenformat in der deutschen Medienlandschaft schließen. Die hohen Verkaufszahlen 12 lassen zudem auf eine gewisse Bedeutung der durch das Nachrichtenmagazin vermittelten Inhalte für eine gesellschaftliche Meinungsbildung schließen. Zudem – und das ist im Sinne des Forschungsvorhabens von besonderer Bedeutung – zeichnet sich Der Spiegel durch eine große Zahl von die Berichterstattung begleitenden Fotografien aus. Vor diesem Hintergrund wurden die in Der Spiegel veröffentlichten Beiträge zur Klimawandel-Berichterstattung als Datengrundlage für diese Untersuchung gewählt. Die Untersuchung berücksichtigt den Zeitraum von 2001-2010. In diese Dekade fallen zentrale, politisch wie wissenschaftlich relevante Ereignisse, die öffentliche Aufmerksamkeit erregten und den anthropogenen Klimawandel zum Gegenstand eines wichtigen (massen-)medialen Diskurses werden ließen 13: 2001 und 2007 wurden der dritte und vierte Sachstandsbericht des IPCC herausgegeben, welche den jeweils aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstand zum Klimawandel zusammenfassten. 2006 erschien – vorgestellt von der britischen Regierung – der Stern-Report, der wiederum die wirtschaftlichen Folgen des Kli10 Eine kritische Auseinandersetzung mit dem Begriff des Leitmediums findet sich bei Daniel Müller und Annemone Ligensa (vgl. Müller und Ligensa 2009). 11 Ausnahmen dieses Trends bilden die Quartale 1/2001, 3/2001, 1/2003, 1/2004, 4/2004 und 4/2007. In diesen Quartalen waren die Auflage von Stern höher als die von Der Spiegel (vgl. IVW o. J.). 12 Laut IVW lag die Auflage von Der Spiegel 4/2016 bei 787 330, die von Stern bei 648 296 und die von Focus bei 484 585 Exemplaren (vgl. IVW o. J.). 13 Weingart et al. betrachten vergleichend die Entwicklung der Aufmerksamkeitsverläufe von Wissenschaftsmagazinen und Massenmedien für den Zeitraum 1997-2007. Dieser überschneidet sich mit dem vorliegenden Untersuchungszeitraum zu großen Teilen. Die Autorinnen und Autoren weisen auf einen möglichen Zusammenhang zwischen einer erhöhten medialen Aufmerksamkeit gegenüber dem Thema Klimawandel und Großereignissen in der internationalen Politik und Wissenschaft hin (vgl. Weingart et al. 2008: 14 ff.).

Konzeption einer phänomenologisch-semiotischen Analyse | 183

mawandels zum Gegenstand hatte. Außerdem fanden über den gesamten Zeitraum hinweg jährlich UN-Klimakonferenzen statt, von denen insbesondere die Klimakonferenz von 2007 in Bali und die Klimakonferenz von 2009 in Kopenhagen auf größeres öffentliches Interesse stießen (vgl. Kapitel 3.2). 4.4.2 Gewinnung Die Stichprobe erfolgte über eine Suchabfrage im Spiegel-online-Archiv (siehe: http://www.spiegel.de/suche/). Die Suchmaschine des Archivs greift nach Wahl auf alle bei Spiegel-online, im Printprodukt Der Spiegel oder bei managermagazin.de veröffentlichte Artikel zurück. Die vorliegende Untersuchung bezieht sich ausschließlich auf die digitalisierte Printversion von Der Spiegel. Die Fokussierung auf das Printmedium – bei gleichzeitiger Entscheidung gegen eine Berücksichtigung der online-Angebote – erfolgte, da hier unabhängig von Größe und Qualität eines digitalen Endgeräts Konstanten in der materiellen Erscheinung wie Größe und Anordnung der Bilder gegeben sind, welche u. U. Einfluss auf Bedeutungszuschreibungen nehmen. Die Abfrage erfolgte über den Suchbegriff „klima*“. Durch das Hinzufügen des Sternchens als Platzhalter für alle möglichen Komposita mit dem Wort „klima“ als erstem Wortteil erweitert sich die Ergebnisliste. So sind einerseits Begriffe wie „Klimawandel“ oder „Klimaveränderung“ bereits eingeschlossen, ohne dass eine gesonderte Suche durchgeführt werden muss. Dies betrifft aber andererseits auch Begriffe wie „Klimaanlage“ oder „Klimakammer“. Im Rahmen der Datenaufbereitung wurde dies berücksichtigt. Als zu durchsuchende Bezugstexte wurden „Überschrift und Vorspann“ gewählt. Auf diese Weise wurde gewährleistet, dass der jeweilige Artikel sich an zentraler Stelle mit einem oder mehreren Aspekten des gewählten Fallbeispiels auseinandersetzt. Gesucht wurde über den Zeitraum vom 01.01.2001 bis zum 31.12.2010. Hierbei handelt es sich, wie bereits oben dargelegt, um eine Dekade, die im politischen wie im wissenschaftlichen Diskurs durch Ereignisse von besonderer Bedeutung geprägt war und die entsprechend einen Widerhall in der Berichterstattung fanden. Dies zeigt auch eine Grafik, die in der Printausgabe der Zeit vom 5. Januar 2011 unter dem Titel Medienmoden veröffentlicht wurde, dass das Thema „Klima“ von 2000-2005 zunächst kontinuierlich und dann zwischen 2005 und 2007 sprunghaft an Medienaufmerksamkeit gewonnen hat. Nach 2007 bricht die Kurve wieder ein, bleibt aber deutlich über dem Niveau von 2000. 14 Diese Ten14 Zur Erstellung der Grafik wurden mit Hilfe einer Pressedatenbank die überregionalen Medien Der Spiegel, Stern, Die Zeit, Die Welt, Die Welt am Sonntag, Bild, Bild am

184 | Spiegelbilder des Klimawandels

denz bestätigt auch Norck für die Berichterstattung in Der Spiegel (vgl. Norck 2012: 27). Vor diesem Hintergrund war davon auszugehen, dass für diesen Zeitraum ausreichend Pressefotos für einen aussagekräftigen Bildkorpus zu gewinnen sein würden. Die Abfrage – durchgeführt im Februar 2011 – lieferte schließlich 326 Artikel, zu denen die verfügbaren PDFs heruntergeladen und gespeichert wurden. Diese wurden in einem ersten Materialdurchgang einzeln hinsichtlich ihrer Relevanz, bezogen auf das Fallbeispiel des anthropogenen Klimawandels, geprüft. Hierzu wurde in jedem Dokument die inhaltliche Einbettung des Wortes „Klima“ betrachtet. Eine Aufnahme in das zu analysierende Datenmaterial erfolgte, sofern explizit Bezug auf den Prozess einer anthropogenen Klimaveränderung genommen wurde. Umgekehrt kam es zu einem Ausschluss, wenn es in einem Artikel auf eine nicht weiter spezifizierte Weise um klimatische Bedingungen an einem Ort oder die Veränderung eines politischen Klimas ging. Sofern Überschrift und Vorspann keine eindeutige Entscheidung zuließen, wurde der Haupttext in die Prüfung einbezogen. Es verblieb schließlich ein Datensatz von 263 Artikeln unterschiedlicher Länge, die sowohl in Papierform als auch digital vorliegen. In 246 dieser Artikel waren insgesamt 657 Fotografien enthalten, die z. T. einzeln gesetzt, z. T. in Infografiken miteinander kombiniert waren. 15 Jede dieser Fotografien wurde aus ihrem Veröffentlichungskontext durch Scan oder Screenshot isoliert und einzeln in den Bildkorpus aufgenommen. Diese Fotografien bilden die Analyseeinheiten. 4.4.3 Aufbereitung Zur Vorbereitung der Analyse wurde in Anlehnung an Smith und Joffe (vgl. Smith und Joffe 2009: 50 ff.) bzw. O’Neill (vgl. O’Neill 2013: 12 f.) der Bildkorpus in einem zweischrittigen Verfahren aufbereitet: Im ersten Schritt erfolgte in einer induktiven Annäherung eine Kategorisierung der Bilder nach Ähnlichkeiten des identifizierbaren Motivs. Hinter dieser Motivbestimmung verbirgt sich streng genommen bereits ein erster inhaltsanalytischer Zugriff, der jedoch zum Zeitpunkt der Datenaufbereitung nicht theoriegeSonntag, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, Frankfurter Rundschau, Süddeutsche Zeitung, Die Tageszeitung und Focus nach Verwendung von themenspezifischen Schlagwörtern durchsucht. Im Ergebnis entsprechend die Höhen der Kurven der relativen Zahl der Artikel – genaue Zahlenwerte sind der Grafik nicht zu entnehmen. 15 Visualisierungen wie z. B. kartografische Darstellungen, Grafiken, Diagramme o. ä. wurde nicht weiter berücksichtigt.

Konzeption einer phänomenologisch-semiotischen Analyse | 185

leitet erfolgte, sondern sich aus dem praktischen Vollzug des Bildvergleichs auf der Ebene des „natürlichen Bildverstehens“ (Weidenmann 1994: 46) ergab. Diese Differenzierung bereits vor der Hauptanalyse vorzunehmen war insofern erforderlich, als das eigentliche Analyseinstrument dann jeweils auf Motivgruppen von möglichst großer Trennschärfe angewendet werden konnte (vgl. Lamnek 2005: 496). Als Korrektiv motivbezogener Kategorisierung fungierte schließlich der Abgleich des Gesehenen mit den verbalsprachlichen Zuschreibungen durch die Bildunterschriften. Auf diese Weise konnte im Einzelfall beispielsweise zwischen dem Porträt einer Politikerin und dem Porträt einer Wissenschaftlerin unterschieden werden. Schließlich konnten 64 Motivgruppen ausgewiesen werden (vgl. Tabelle 4.3). Im zweiten Schritt wurde ein Raster zur inhaltlichen Ordnung der Motivgruppen entwickelt. Der Entwicklungsprozess war durch einen iterativen Wechsel zwischen deduktivem und induktivem Vorgehen gekennzeichnet. Einerseits ergaben sich aus der wissenschaftlichen Strukturierung des gewählten Fallbeispiels theoriebasierte Kategorien, die sich als solche auch in der Fokussierung der medialen Berichterstattung nachvollziehen lassen (deduktives Vorgehen). Andererseits bildeten die vorliegenden Motivgruppen ein inhaltlich dichtes, visuelles Material, das aus sich heraus Ansätze zur Strukturierung entlang von Sichtbarkeiten bot (induktives Vorgehen). Das Ergebnis ist ein dreistufiges Ordnungssystem mit den Ebenen Leitaspekt, Thema und Motiv. Unterschieden wird auf Ebene des Leitaspekts zwischen „Ereignis“ und „Handlungsfeld“. Dem Leitaspekt „Ereignis“ sind die Themen „Einflussfaktoren“, „Beobachtete Folgen“ und „Prognostizierte Folgen“ zugeordnet, dem Leitaspekt „Handlungsfeld“ die Themen „Adaptation“, „Mitigation“, „Klimapolitik“ und „Klimaforschung“. Den Themen sind die im ersten Schritt der Aufbereitung ausgewiesenen Motive untergeordnet (vgl. ebenfalls Tabelle 4.3). Fotografien, bei denen sich keine direkten thematischen Bezüge zum Fallbeispiel herstellen ließen, entfielen in die Kategorie „Rest“. Die Ausweisung der Motivgruppen erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit im Sinne einer genauen Abbildung des in Kapitel 3 zusammengefassten Stands der Klimaforschung. Sie ergeben sich allein aus der motivbezogenen Kategorisierung. Auf eine Erweiterung des Bildkorpus bis zu einer Sättigung hinsichtlich aller theoretisch denkbaren Motivgruppen wurde verzichtet, da es nicht das Ziel war, Vollständigkeit zu erreichen, sondern auf Basis einer umfangreichen Stichprobe Bildmaterial zu erheben, das sich zur Erprobung des Analyseinstruments eignet.

186 | Spiegelbilder des Klimawandels

Tabelle 4.3: Struktur des Bildkorpus Leitaspekt A. Ereignis

Thema I. Einflussfaktoren

II. Beobachtete Folgen

III. Prognostizierte Folgen

B.

Handlungsfeld IV. Adaptation

Motiv (Anzahl zugeordneter Bilder) (1) Sonnenaktivität (6) (2) Vulkanismus (3) (3) Wüstensandverwehung (1) (4) Bewölkung (2) (5) Entwaldung (6) (6) Intensivierung der Landwirtschaft (1) (7) Flächenversiegelung (2) (8) Energieerzeugung durch Kohle (28) (9) Energieerzeugung durch Öl (6) (10) Gips-Zement-Koks-Herstellung (3) (11) Industrielle Produktion (11) (12) Smog (4) (13) Energieverbrauch (allg.) (13) (14) Konsumsteigerung (1) (15) Verkehr (26) (16) Massentierhaltung (3) (17) Reisanbau (2) (18) FCKW-Verbrauch (1) (19) Zunahme Überschwemmungen (17) (20) Zunahme Waldbrände (5) (21) Zunahme Dürren (14) (22) Zunahme Wetterextreme (12) (23) Rückgang Gletscher (8) (24) Rückgang Permafrost (2) (25) Rückgang Polareis (11) (26) Ausdehnung Polareis (1) (27) Veränderte Vegetationsverbreitung (2) (28) Veränderte Vegetationszeit (1) (29) Veränderte Ruhezeiten (1) (30) Veränderte Ernteerträge (1) (31) Kampf um Bodenschätze (1) (32) Zunahme Versicherungsschäden (1) (33) Neuerschließung Tourismusregionen (2) (34) Unterversorgung (4) (35) Flucht (5) (36) Anstieg Meeresspiegel (4) (37) Veränderte Wasserverfügbarkeit (1) (38) Abnahme Artenreichtum (18) (39) Zunahme-/ Erhalt Artenreichtum (4) (40) Deichbau (2) (41) Katastrophenvorsorge (1) (42) Anpassung Bauweise (2) (43) Anpassung Lebensweise (7) (44) Anpassung Lebensunterhalt (2) (45) Anpassung Lebensstil (4) (46) Anpassung Tourismus (5)

Konzeption einer phänomenologisch-semiotischen Analyse | 187 V. Mitigation

VI. Klimapolitik

VII. Klimaforschung

(47) (48) (49) (50) (51) (52) (53) (54) (55) (56) (57) (58) (59) (60) (61) (62) (63) (64)

Ausbau Kernenergie (12) Ausbau Sonnenenergie (12) Ausbau Windenergie (13) Ausbau Wasserkraft (1) Ausbau Bioenergie (15) Technologische Entwicklung (14) Reduzierung CO2-Emission (5) Verklappung CO2 (3) Aufforstung (4) Ausbau ökologischen Landbaus (2) Porträts von Politiker_innen (62) Situationen von Politik (101) Orte von Politik (2) Porträts von Forscher_innen (63) Situationen von Forschung (24) Orte von Forschung (2) Gegenstände von Forschung (22) Technik von Forschung (15) Rest (28)

Quelle: eigene Darstellung

Die Struktur des Ordnungsrasters wird im Folgenden entlang der auf den jeweiligen Ebenen gewählten Begriffe erläutert: Zunächst wird der erste große Teilbereich des Ordnungsrasters betrachtet, der sich unter dem Leitaspekt „Ereignis“ entfaltet. Das Wort Ereignis geht etymologisch auf das althochdeutsche Wort irougen „vor Augen stellen“ zurück (vgl. Kluge und Seebold 2011: 254). In dieser begrifflichen Herkunft deutet sich an, dass die sehende Wahrnehmung konstitutiv für das Erleben eines Ereignisses ist. Ein Umstand, der im Hinblick einer Anwendung auf den Klimawandel durchaus seine Schwierigkeiten birgt, da es sich bei der Erwärmung – also dem Anstieg der durchschnittlichen Temperatur der erdnahen Atmosphäre – um einen Prozess handelt, der eben nur bedingt in verbindlichen Sichtbarkeiten gefasst werden kann. In der Philosophie wird mit dem Begriff des Ereignisses gearbeitet, wenn es darum geht, den prozessualen Charakter eines Sachverhalts hervorzuheben (vgl. Gessmann und Schmidt 2009: 203). Aus diesem Verständnis heraus können die zur Untergliederung des Leitaspekts gewählten Themen „Einflussfaktoren“, „Beobachtete Folgen“ und „Prognostizierte Folgen“ gleichsam als Momentaufnahmen eines sich vollziehenden Klimawandels interpretiert werden. Unter dem Thema „Einflussfaktoren“ werden all jene Motivgruppen zusammengefasst, die als sichtbare Hinweise auf natürliche oder menschliche Ursachen globaler Erwärmung betrachtet werden können (vgl. Motivgruppen 1-18). Das Thema „Beobachtete Folgen“ bündelt die Motivgruppen, die ihren Fokus auf Ereignisse richten, die als wahrnehmbare Veränderungen, verursacht durch die globale Erwärmung, gelten (vgl.

188 | Spiegelbilder des Klimawandels

Motivgruppen 19-35). Die Motivgruppen, die dem Thema „Prognostizierte Folgen“ zugeordnet sind, nehmen eine Sonderposition ein, da sie auf etwas verweisen, das sich noch gar nicht ereignet hat. Diese Motivgruppen zeigen vielmehr, was durch den Klimawandel bedroht ist (vgl. Motivgruppen 36-39). Der zweite große Teilbereich des Ordnungsrasters ist dem Leitaspekt des „Handlungsfeldes“ unterstellt. Philosophisch steht der Begriff der Handlung für eine in sich abgeschlossene, beschreibbare Einheit menschlichen Verhaltens, das als absichtsvoll und zielgerichtet betrachtet werden kann (vgl. ebd.: 292). Durch das Eintreten in eine bestimmte Situation kann sich eine u. U. mehrdimensionale Problemstellung ergeben, die – als Aufgabe interpretiert – ein Handeln erfordert. Aus den möglichen Handlungsoptionen ergibt sich das Handlungsfeld. Im Fall des anthropogenen Klimawandels entfaltet sich diese herausfordernde, mehrdimensionale Problemstellung in den Bereichen „Adaptation“ (Klimaanpassung) und „Mitigation“ (Klimaschutz), die wiederum von „Klimapolitik“ und „Klimaforschung“ bearbeitet werden müssen. Unter dem Thema „Adaptation“ finden sich jene Motivgruppen, die Handlungen zeigen, die als Anpassungsstrategien auf bereits beobachtete oder auch prognostizierte Folgen zu betrachten sind (vgl. Motivgruppen 40-46). Im Gegenteil dazu geht es unter dem Thema „Mitigation“ um Handlungen, die perspektivisch eine weitere Erwärmung verhindern oder mindern sollen (vgl. Motivgruppen 47-56). „Klimapolitik“ (vgl. Motivgruppen 57-59) und „Klimaforschung“ (vgl. Motivgruppen 60-64) stellen Handlungsfelder auf einer Metaebene dar. Bei diesen Themen geht es jeweils um die Sichtbarmachung von gesellschaftlichen Kontexten, in denen Maßnahmen der Klimaanpassung und des Klimaschutzes verhandelt werden. Bei beiden Themen kann es bei den zugeordneten Motivgruppen bei Bildelementen zu motivischen Überschneidungen mit anderen Motivgruppen kommen. Die Zuordnung bleibt jedoch eindeutig, da das zentrale Motiv immer durch die Politikerinnen und Politiker bzw. durch die Forschenden bestimmt ist. Auch wenn eine quantifizierende Betrachtung des Bildkorpus nicht Gegenstand dieser Arbeit ist, so bestätigt die Aufbereitung der Daten die Ergebnisse: Mehr als ein Drittel der Bilder zeigt Personen des öffentlichen Lebens, oft Politikerinnen und Politiker, aber auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler (vgl. Smith und Joffe 2009, DiFrancesco und Young 2011, O’Neill 2013). Mit 115 Bildern liegt erkennbar ein zweiter Fokus der Bildgebung auf den Folgen des Klimawandels (vgl. Smith und Joffe 2009, O’Neill 2013). Dabei zeigen diese Bilder insbesondere Folgen für naturnahe Regionen. Kultiviertere bzw. zivilisiertere Regionen werden seltener als Motiv gewählt (vgl. Hesphana 2011, O’Neill 2013). Bilder, die Formen von Schutz oder Anpassung zeigen, tauchen in der bisherigen Forschung vergleichsweise selten auf (vgl. DiFrancesco

Konzeption einer phänomenologisch-semiotischen Analyse | 189

und Young 2011, O’Neill 2013), im vorliegenden Korpus verweisen etwa ein Sechstel der Bilder auf dieses Hauptmotiv. Es bleibt anzumerken, dass in den hier aufgeführten Vergleichsstudien die inhaltsanalytische Betrachtung des Datenmaterials i. d. R. den zentralen methodischen Zugang darstellt. Im Rahmen dieser Arbeit stellt sie – unter Berücksichtigung der so bereits gewonnen Ergebnisse – lediglich das Verfahren der Datenaufbereitung dar. Die eigentliche Analyse setzt erst an den ermittelten Motivgruppen an. 4.4.4 Charakteristik des Bildkorpus Die Darstellungen zur Datengrundlage legen nahe, dass die begründeten Entscheidungen, die im Zusammenhang mit Auswahl, Gewinnung und Aufbereitung der Daten getroffen wurden, Konsequenzen für die erwartbaren Ergebnisse haben. Diese werden im Folgenden zusammengefasst: Mit der Fokussierung auf das Pressefoto wird das medien- und themenübergreifende, zentrale visuelle Element der Berichterstattung in den Blick genommen. Auf diese Weise werden jene Praktiken visueller Inszenierung ausgeleuchtet, bei denen von einer großen Breitenwirksamkeit ausgegangen werden kann. Dies bedeutet allerdings zugleich einen Ausschluss der Betrachtung von Karten und Diagrammen. Bei beiden handelt es sich um Formen der Visualisierung, denen gerade im Kontext der Klimawandel-Berichterstattung eine große Bedeutung zukommt, die aber an anderer Stelle eingehend Beachtung finden (vgl. Schneider 2010, Schneider und Nocke 2014). Die Entscheidung für einen Bildkorpus, der sich aus Pressefotografien zusammensetzt, die im Nachrichtenmagazin Der Spiegel veröffentlicht wurden, war zunächst einem forschungspragmatischen Anliegen geschuldet. Im Verlauf der Entwicklung des Forschungsprojekts wurden alternative Möglichkeiten zur Generierung des Bildkorpus angedacht, diese scheiterten jedoch an den Kosten oder der Verfügbarkeit der entsprechenden Bilder. Für die Analyse stellt dies qualitativ jedoch keinen limitierenden Faktor dar, sondern erfordert lediglich, bei einer Ergebnisformulierung diesen Kontext mitzudenken. Konkret lässt sich für Der Spiegel festhalten, dass er sich an einen Leserinnen- und Leserkreis richtet, der am politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Geschehen in Deutschland, aber auch weltweit interessiert ist und sich damit bewusst einer Berichterstattung von gewisser Komplexität stellt. Entsprechend darf auch für die Bildgebung im Rahmen der Berichterstattung von einer überlegten Bildauswahl und platzierung ausgegangen werden. Dass für breitere Bevölkerungsschichten die Lektüre eines Printmediums nicht mehr der erste Weg der Informationsbeschaffung ist, mag dabei für die Frage nach der Platzierung der Bilder relevant sein;

190 | Spiegelbilder des Klimawandels

inhaltlich herrscht hingegen eine große Überschneidung zwischen Der Spiegel und Spiegel-online. Der Zeitraum, über den der Bildkorpus erstellt wurde, umfasst eine Dekade, in welcher der Klimawandel sprunghaft auf Resonanz in der Medienöffentlichkeit gestoßen ist (vgl. z. B. Boykoff und Goodman 2015). Dies liegt nicht zuletzt daran, dass in dieses Zeitfenster für das Fallbeispiel und dessen öffentliche Rezeption zentrale (populär-)wissenschaftliche, politische, aber auch kulturindustrielle Ereignisse gefallen sind. So ließen sich über den Zeitraum hinweg durchaus auch Aussagen über eine zeitliche Entwicklung des visuellen Diskurses treffen. Für deren Analyse wäre eine Erweiterung des Zeitraumes von 1980 (oder noch früher) bis in die Gegenwart sinnvoll gewesen. Entsprechende Untersuchungen zur Entwicklung visueller klimawandelbezogener Diskurse finden sich aber bereits bei Julie Doyle (vgl. Doyle 2007) oder Elke Grittmann (vgl. Grittmann 2012). Über die sehr fokussierte Suchabfrage wurden nur jene Artikel erfasst, die sich explizit mit dem anthropogenen Klimawandel als Raum und Zeit übergreifendem Prozess befassen. Damit entfallen alle Artikel, die über tagesaktuelle Ereignisse berichten, welche retrospektiv dem Klimawandel zugeordnet wurden. Konkret kann das bedeuten, dass beispielsweise über die Folgen eines Sturmes unmittelbar danach berichtet wird, ohne dass ein Bezug zum Klimawandel hergestellt wird, dass aber zu einem späteren Zeitpunkt im Kontext übergeordneter Berichterstattung eben auf dieses Ereignis sprachlich wie bildlich rekurriert wird. Um hier Einblicke in die journalistische Praxis bei der Bildgebung zu erhalten, müsste allerdings ein ganz anderes Forschungsinteresse zugrunde gelegt werden. Die bereits angesprochene Aufbereitung des Datenmaterials in Motivgruppen resultiert wiederum aus der forschungspragmatischen Notwendigkeit, die Datenmenge für eine qualitative Analyse handhabbar zu machen. Für die analytische Arbeit an den jeweiligen Motivgruppen erweist sich die im Wechsel von induktivem und deduktivem Zugriff entwickelte „Homogenität“ als förderlich. Bei einer kleineren Datenmenge wäre es aber theoretisch konsequenter, die Motivgruppen streng induktiv auf Basis der reinen Sichtbarkeit zu entwickeln. 4.4.5 Fallbeispiel Bei einer Anwendung des vorausgehend entwickelten Analysefokus gilt es zu beachten, dass Natur i. d. R. nicht zentrales Motiv der Fotografien ist. Zumeist sind die Einstellungen so gewählt, dass eine gegenseitige Bezogenheit und Beeinflussung von Natur und Mensch erkennbar ist. Daher gilt es durch fokussierte

Konzeption einer phänomenologisch-semiotischen Analyse | 191

Beobachtung, Hinweisen auf ein den Bildern möglicherweise implizites NaturKonzept nachzuspüren. Dennoch gibt es Themenfelder bzw. Motivgruppen, bei denen visuellen Verweisen auf Natur ein größerer Stellenwert zukommt. Dies gilt insbesondere im Zusammenhang mit dem Leitaspekt „Ereignis“ für die Themen „Beobachtete Folgen“ und „Prognostizierte Folgen“ und darin für nahezu alle Motivgruppen. Die Bilder der Motivgruppen, welche den Themen „Adaption“ und „Mitigation“ zugeordnet sind, verweisen ebenfalls zu großen Teilen auf Natur. Allerdings bildet hier Natur in den meisten Fällen entweder den Gegenstand, an dem oder der Raum, in dem sich menschliches Handeln vollzieht. Ähnliches gilt für die Themenbereiche „Klimapolitik“ und „Klimaforschung“. Im Zentrum stehen hier jeweils durch menschliche Kommunikation und Interaktion bestimmte Szenen. Natur fungiert, so sie vorkommt, auch hier zumeist als Objekt, z. B. der Forschung wie ein Eisbohrkern, oder trägt dazu bei, einen politischen Auftritt zu verorten, wie diesen Fotografien der AntarktisReise von Angela Merkel und Sigmar Gabriel im Jahr 2007 zeigen.

Farbtafeln 1

Farbtafel 1: „Hochwasser im Sibirischen Lensk“ (Quelle: Der Spiegel, 2001, H. 29, S. 22-23; Foto: Stringer / dpa)

1

Bei den Farbtafeln 1-17 handelt es sich um Scans vom Original. Da die Größen der Vorlagen z. T. stark variieren, kommt es zu erkennbaren Schärfeunterschieden. Die Reihenfolge der Einzelaufnahmen (Farbtafeln 1-17) und deren Verwendungszusammenhänge auf den jeweiligen Doppelseiten (Farbtafeln 18-33) ergibt sich aus der Chronologie ihres Erscheinens.

194 | Spiegelbilder des Klimawandels

Farbtafel 2: „Straße nach Dammbruch an der Mulde bei Bitterfeld“ (Quelle: Der Spiegel, 2002, H. 34, S. 20; Foto: S. Willnow / ddp)

Farbtafel 3: „Monsuntag in Bombay“ (Quelle: Der Spiegel, 2003, H. 15, S. 176; Foto: M. Goldwater / Network / Agentur Focus)

Farbtafeln | 195

Farbtafel 4: „Dresdner Altstadt während des Elbhochwassers 2002“ (Quelle: Der Spiegel, 2004, H. 7, S. 136: Foto: R. Hirschberger / dpa)

Farbtafel 5: „Eschenlohe“ (Quelle: Der Spiegel, 2005, H. 35, S. 20; Foto: R. Zimpel) Farbtafel 6: „Zerstörung durch Hurrikan ‚Rita‘“(Quelle: Der Spiegel, 2005, H. 40, S. 181; Foto: E. Miller / Getty Images)

196 | Spiegelbilder des Klimawandels

Farbtafel 7: „Asiatischer Monsun“ (Quelle: Der Spiegel, 2006, H. 45, S. 80; Foto: A. Dave / Reuters)

Farbtafel 8: „Überschwemmter Markusplatz in Venedig (Dezember 2005)“ (Quelle: Der Spiegel, 2006, H. 45, S. 93; Foto: M. Silvestri / action press)

Farbtafeln | 197

Farbtafel 9: „Überschwemmung in Hitzacker (April 2006)“ (Quelle: Der Spiegel, 2007, H. 5, S. 122; Foto: H. Hollemann / dpa)

198 | Spiegelbilder des Klimawandels

Farbtafel 10: „Überschwemmung in Jakarta (2007)“ (Quelle: Der Spiegel, 2007, H. 7, S. 89; Foto: J. Samad / AFP)

Farbtafel 11: „Überflutete Straße in Dhaka“ (Quelle: Der Spiegel, 2007, H. 31, S. 49; Foto: S. Islam / WPN / Agentur Focus)

Farbtafeln | 199

Farbtafel 12: „Deutschland: Der Rhein bei Kehl an der deutsch-französischen Grenze“ (Quelle: Der Spiegel, 2007, H. 33, S. 18; Foto: A. Wiegmann / Reuters)

Farbtafel 13: „Schweiz: Überschwemmung an der Aare“ (Quelle Der Spiegel, 2007, H. 33, S. 18; Foto: C. Hartmann / Reuters)

200 | Spiegelbilder des Klimawandels

Farbtafel 14: „Flut in Bangladesch 2008“ (Quelle: Der Spiegel, 2009, H. 28, S. 42; Foto: P. Rahman / AP)

Farbtafel 15: „Überflutungen nach Sturm auf den Philippinen 2009“ (Quelle: Der Spiegel, 2010, H. 4, S. 125; Foto: Das Fotoarchiv)

Farbtafeln | 201

Farbtafel 16: „Opfer der Flutkatastrophe in Pakistan“ (Quelle: Der Spiegel, 2010, H. 33, S. 112-113; Foto: N. Khawer / dpa)

Farbtafel 17: „Überschwemmung in Bangladesch“ (Quelle: Der Spiegel, 2010, H. 48, S. 147; Foto: S. Islam / WPN / Agentur Focus)

202 | Spiegelbilder des Klimawandels

Farbtafel 18: Verwendungszusammenhang von „Hochwasser im Sibirischen Lensk“ (vgl. Farbtafel 1) (Quelle: Der Spiegel, 2001, H. 29, S. 22/23)

Farbtafel 19: Verwendungszusammenhang von „Straße nach Dammbruch an der Mulde bei Bitterfeld“ (vgl. Farbtafel 2) (Quelle: Der Spiegel, 2002, H. 34, S. 20/21)

Farbtafeln | 203

Farbtafel 20: Verwendungszusammenhang von „Monsuntag in Bombay“ (vgl. Farbtafel 3) (Quelle: Der Spiegel, 2003, H. 15, S. 176)

Farbtafel 21: Verwendungszusammenhang von „Dresdner Altstadt während des Elbhochwassers 2002“ (vgl. Farbtafel 4) (Quelle: Der Spiegel, 2004, H. 7, S. 136/137)

204 | Spiegelbilder des Klimawandels

Farbtafel 22: Verwendungszusammenhang von „Eschenlohe“ (vgl. Farbtafel 5) (Quelle: Der Spiegel, 2005, H. 35, S. 20)

Farbtafel 23: Verwendungszusammenhang von „Zerstörung durch Hurrikan ‚Rita‘“(vgl. Farbtafel 6) (Quelle: Der Spiegel, 2005, H. 40, S. 180/181)

Farbtafeln | 205

Farbtafel 24: Verwendungszusammenhang von „Asiatischer Monsun“ (vgl. Farbtafel 7) (Quelle: Der Spiegel, 2006, H. 45, S. 80/81)

Farbtafel 25: Verwendungszusammenhang von „Überschwemmter Markusplatz in Venedig (Dezember 2005)“ (vgl. Farbtafel 8) (Quelle: Der Spiegel, 2006, H. 45, S. 92/93)

206 | Spiegelbilder des Klimawandels

Farbtafel 26: Verwendungszusammenhang von „Überschwemmung in Hitzacker (April 2006)“ (vgl. Farbtafel 9) (Quelle: Der Spiegel, 2007, H. 5, S. 122/123)

Farbtafel 27: Verwendungszusammenhang von „Überschwemmung in Jakarta (2007)“ (vgl. Farbtafel 10) (Quelle: Der Spiegel, 2007, H. 7, S. 88/89)

Farbtafeln | 207

Farbtafel 28: Verwendungszusammenhang von „Überflutete Straße in Dhaka“ (vgl. Farbtafel 11) (Quelle: Der Spiegel, 2007, H. 31, S. 48/49)

Farbtafel 29: Verwendungszusammenhang von „Deutschland: Der Rhein bei Kehl an der deutsch-französischen Grenze“ und „Schweiz: Überschwemmung an der Aare“ (vgl. Farbtafel 12 und 13) (Quelle: Der Spiegel, 2007, H. 33, S. 18)

208 | Spiegelbilder des Klimawandels

Farbtafel 30: Verwendungszusammenhang von „Flut in Bangladesch 2008“ (vgl. Farbtafel 14) (Quelle: Der Spiegel, 2009, H. 28, S. 42)

Farbtafel 31: Verwendungszusammenhang von „Überflutungen nach Sturm auf den Philippinen 2009“ (vgl. Farbtafel 15) (Quelle: Der Spiegel, 2010, H. 4, S. 124/125)

Farbtafeln | 209

Farbtafel 32: Verwendungszusammenhang von „Opfer der Flutkatastrophe in Pakistan“ (vgl. Farbtafel 16) (Quelle: Der Spiegel, 2010, H. 33, S. 112/113)

Farbtafel 33: Verwendungszusammenhang von „Überschwemmung in Bangladesch“ (vgl. Farbtafel 17) (Quelle: Der Spiegel, 2010, H. 48, S. 148/147)

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Exemplarische Analyse Motivgruppe „Zunahme Überschwemmung“

Für die Erprobung des Analyseinstruments und die induktive Ableitung der Analysematrix wurde die Motivgruppe „Zunahme Überschwemmungen“ herangezogen. Die Wahl fiel auf diese Motivgruppe, da sie mit den 17 enthaltenen Fotografien, noch vor „Zunahme Dürren“ mit 14 Fotografien, die umfangreichste Motivgruppe im Themenfeld „Beobachtete Folgen“ ist. Dies kann als Hinweis auf eine gewisse (visuelle) Bedeutsamkeit des Sujets für die KlimawandelBerichterstattung gedeutet werden. Zudem geht mit der Häufigkeit des bildredaktionellen Rückgriffs auf dieses Motiv dessen großer Variantenreichtum einher, was eine Herausforderung für die Analyse darstellt und damit die Potentiale und Grenzen des Analyseinstruments in besonderer Weise offenlegt. Die Motivgruppe ist dem Leitaspekt „Ereignis“ und dem diesem untergeordneten Thema „Beobachtete Folgen“ zugewiesen. Gemäß dem Wörterbuch Geographie können für eine Überschwemmung verschiedene Ursachen verantwortlich sein. Entscheidend ist, dass der Anstieg des Wasserstandes über einen bestimmten Schwellenwert hinausgeht und von ökologischer und wirtschaftlicher Bedeutung ist (Leser 2011: 994). So sind in dieser Motivgruppe alle Bilder des Korpus zusammengefasst, deren Motiv auf den Anstieg von Grundwasser, dem Hochstand der Wasserführung eines Flusses oder den erhöhten Meeresspiegel an einer Küste verweisen (vgl. Farbtafeln 1-17). Die Analyse ist am erklärten Analysefokus (vgl. Kapitel 4.2) ausgerichtet und folgt der bereits dargestellten Schrittigkeit (vgl. Kapitel 4.3). Im Vollzug der Analyse wurden die einzelnen Analysehandlungen – einschließlich der Techniken zur schriftlichen Fixierung visueller Eindrücke – nacheinander vorgenommen. Die Darstellung der Ergebnisse beschränkt sich jedoch aus Gründen der Lesbarkeit und der Fokussierung lediglich auf die zentralen gewonnen Aussagen.

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SCHRITT 0: SELBSTBEOBACHTUNG Schritt 0.i Reflexion der Positionalität Die Motivgruppe „Zunahme Überschwemmung“ ruft persönliche Erinnerungen wach: In den 1970er- und 1980er-Jahren aufgewachsen in einer Stadt am Niederrhein, gehörten für mich Flusshochwässer zu den besonderen, witterungsbedingten Ereignissen im Jahresverlauf. Ein stetig steigender Pegel ist in dieser Region in aller Regel Gegenstand der lokalen Berichterstattung. Meist verfolgten wir als Familie den Pegelanstieg aber auch in der direkten Anschauung. Wir machten regelmäßig Spaziergänge, um die Wasserführung des Rheins zu begutachten. Besonders wir Kinder verfolgten das An- und Absteigen der Wasserkante gespannt. Nicht nur aus Schaulust, weil der zu einem reißenden Strom angeschwollene Fluss immer wieder an die Oberkante der Uferbefestigung heranreichte und die angrenzenden Straßen, Gärten, Häuser zu fluten drohte, sondern auch, weil nach Absinken des Wasserspiegels an den Hängen der Uferbefestigung immer wunderbare Dinge zu finden waren: zu tierähnlichen Formen abgeschliffene Hölzer, zerfranste Stücke farbiger Taue, ausgeblichene und verformte Kunststoffbehältnisse oder von anderen Kindern beim Spielen am Rhein verlorene Spielzeuge. Darüber hinaus gehörten Erzählungen von während Hochwasserereignissen gefluteten Kellern und darin schwimmendem Mobiliar zu den „Sagen“ meiner Kindheit. Die beschriebenen Kindheitserlebnisse wirkten schließlich auch hinein in meine eigene künstlerische Arbeit während und nach der Zeit des Kunststudiums. Fließendes Wasser in seiner Erscheinungshaftigkeit wie in seiner formverändernden Wirkung war über längere Zeit Gegenstand meiner ästhetischen Reflexionen. Es entstand eine Vielzahl von Fotografien, Skizzen und Malereien, in denen ich erlebte Atmosphären wie formale Beobachtungen festzuhalten versuchte. Heute, nach einem ebenfalls abgeschlossenen Studium der Geographie und mehrjähriger Berufstätigkeit als Wissenschaftlerin und Lehrende, stehe ich dem Phänomen der Überschwemmung weniger romantisierend gegenüber. Überschwemmungsereignisse kann ich als Folgen von längerfristig andauernden Starkregenereignissen, veränderten Niederschlagsregimen, Meeresspiegelanstieg oder Sturmfluten erklären. Sie sind mir als Bedrohung menschlicher Lebensräume und natürlicher Ökosysteme ebenso bewusst wie der Umstand, dass derartige Ereignisse in den letzten Jahrzehnten weltweit in vermehrter Form, größerer Intensität und mit verheerenden Folgen für die betroffene Bevölkerung sowie die lokale und regionale Wirtschaft aufgetreten sind. So werden Hochwasserereig-

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nisse, die in den 1970er-Jahren in Häufigkeit und Ausprägung noch als im Jahresverlauf üblicherweise wiederkehrende Pegelschwankungen betrachtet wurden, mittlerweile – und das nicht nur am Rhein – immer häufiger von Extremereignissen übertroffen. Für die Zukunft ist im Bereich Mitteleuropas von einer weiteren Zunahme auszugehen. Dieser Prozess wurde und wird durch wissenschaftliche, politische und gesellschaftliche Auseinandersetzungen mit der bereits 2007 durch den IPCC mit 90 %iger Wahrscheinlichkeit festgestellten, anthropogen verursachten Erwärmung der Erdatmosphäre begleitet (vgl. IPCC 2007a). Nicht zuletzt durch die mediale Berichterstattung ist der Zusammenhang von derartigen klimabedingten Extremereignissen und ihren anthropogenen Ursachen für große Teile der Gesellschaft zum kollektiven Wissensbestand geworden. Schritt 0.ii Reflexion der Intentionalität Das zentrale Erkenntnisinteresse der Analyse der in der Motivgruppe „Zunahme Überschwemmung“ zusammengefassten Bilder gilt – gemäß der bereits formulierten Fragestellung (vgl. Kapitel 4.1) – dem Erfassen von Natur-Vorstellungen in Bildern der Klimawandel-Berichterstattung. Dabei geht es zunächst darum, die für unterschiedliche Natur-Vorstellungen jeweils dominierenden Visualisierungspraktiken herauszuarbeiten und sie in Hinblick auf die idealtypischen Natur-Begriffe von Kirchhoff und Trepl (2009) zu spezifizieren, um so dann den möglichen Einfluss der Visualisierungen auf umweltbezogenes Handeln auszuloten (vgl. Kapitel 4.2). Zusammenfassung Zusammenfassen lassen sich die Reflexionen der Selbstbeobachtung damit, dass der Blick der Autorin auf das gegebene Fallbeispiel einerseits durch biografische Bezüge zum Gegenstand selbst sowie zu seiner ästhetischen Repräsentation auf affektiver Ebene vorgeprägt ist, andererseits aber durch eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Gegenstand auch ein theoretischer Zugang entwickelt wurde, welcher als Regulativ fungiert. In der formulierten Intention kommt das Bemühen um die Einnahme eines zwischen mindestens diesen beiden Perspektiven vermittelnden Blickpunktes zum Ausdruck.

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SCHRITT I: FIXIERUNG DES WESENS DES GEGENSTANDES Schritt I.i Reflexion des Gegenstandserlebens Es folgt zunächst das protokollierte Gegenstandserleben. Durch dessen Reflexion werden anschließend, von dem individuell Durchlebten ausgehend, allgemeine im betrachtenden Subjekt angelegte Dispositionen des Gegenstandserlebens aufgezeigt: Ich sitze am Schreibtisch. Vor mir liegen die Bilder der Motivgruppe, ich kann sie auf einmal überblicken. Und doch sehe ich keines richtig. Es sind viele Bilder. Sie sind kleinteilig. Die Bildqualität ist nicht immer gut. Ich brauche Zeit, um wirklich etwas zu sehen und lasse die Augen immer wieder über die Fotografien wandern. Erst nach und nach merke ich, wie mein Blick immer wieder zu einigen wenigen Bildern zurückkehrt. Es sind vor allem zwei Bilder, die meine Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Bei der ersten Fotografie (vgl. Farbtafel 1) handelt es sich um die Schrägluftaufnahme einer Stadt an einem Fluss. Der Fluss ist über die Ufer getreten, so dass die angrenzenden Stadtbereiche überschwemmt wurden. Der Verlauf des Flussbettes ist nur zu erahnen. Uferbebauung und -bepflanzung sowie eine Brücke helfen bei der Rekonstruktion. Straßen und Freiflächen der Stadt stehen unter Wasser. Nur größere Bauwerke und Bäume ragen über den Wasserspiegel hinaus. Aus der großen Entfernung sind nur wenige Details erkennbar, stattdessen entfaltet das Abgebildete ornamentale Qualitäten. Der Wasserkörper, der aufgrund der mitgeführten Schwebfracht bräunlich erscheint, markiert im Bild eine Art Leerstelle. Was das Wasser überdeckt, liegt im Verborgenen. Die Objekte, die aus dem Wasser emporragen, treten in besonderer Weise in Erscheinung. Ein Gebäude, das an den unteren Bildrand grenzt, fällt durch seinen markanten Grundriss besonders auf. Ich erkenne darin den Dresdener Zwinger. Drei weitere Gebäude, im Bild oberhalb des ersteren gelegen, zeichnen sich durch ihre sich in der Höhe entwickelnde architektonische Form aus. Es muss sich um Semper-Oper, Schloss und Hofkirche handeln. Dort wo das Wasser den Untergrund bedeckt, kommt der Blick zur Ruhe. Die Szene erscheint in einem etwas fahlen Licht, die Sonne steht niedrig. In der oberen Bildhälfte werden die Strahlen der Sonne von der Wasseroberfläche reflektiert, dies erzeugt eine Lichtsituation, wie sie zumeist bei Sonnenauf- oder -untergang herrscht. Die Situation wirkt auf mich friedlich und zugleich atmosphärisch dicht. Auch die zweite Fotografie (vgl. Farbtafel 15) zeigt eine Überflutungssituation in einem städtischen Kontext. Allerdings befindet sich hier das Auge der Betrachtenden annähernd auf gleicher Höhe mit dem gezeigten Geschehen. Die

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Fotografie eröffnet den Blick in eine Straße oder auf einen kleineren Platz, der einen guten Meter unter Wasser steht. Die Fensterfront eines die Straße flankierenden Gebäudes sowie Auslagegestelle und auch Werbetransparente deuten darauf hin, dass es sich um eine Straße handelt, in der unter normalen Umständen Einzelhandel betrieben wird. Die Situation zum Zeitpunkt der Aufnahme lässt die hier vertretenen Branchen nicht erkennen. Das Wasser erscheint aufgrund der mitgeführten Schwebfracht undurchsichtig gelblich-braun. Durch das Wasser bewegt sich eine Gruppe von Personen, die dem betrachtenden Gegenüber entgegenzukommen scheinen. Die Vorstellung, mich selbst durch dieses Wasser bewegen zu müssen, ohne zu wissen, was sich gerade unter oder neben einem befindet, löst ein unbehagliches Gefühl aus, von der durch die unberechenbare Kraft des Wasser drohenden Gefahr ganz abgesehen. Der Mann, der die Gruppe anführt und bis zum Hals im Wasser steht, streckt seine linke Hand greifend in Richtung der fotografierenden Kamera aus. Die Bitte um Hilfe, die dieser Geste innewohnt, ist unmissverständlich. Dem Mann folgen sechs weitere Männer, einer von ihnen auf einem improvisierten Floß. Die Männer versuchen, zu großen, schwimmenden Paketen verschnürte Gegenstände in Sicherheit zu bringen. Vier weitere Personen beobachten das Geschehen von der Seite, auch sie stehen im Wasser. Lediglich eine Frau steht trockenen Fußes im höher gelegenen Eingang eines Hauses am rechten Bildrand. Hätte man ob der bedrohlich erscheinenden Situation eher angstvolle, verzweifelte Gesichter erwartet, irritiert, dass einige der Personen sogar zu lächeln scheinen. Ein Grund mag darin liegen, dass es sich in der gezeigten Situation nicht um einen Moment akuter Bedrohung durch eine plötzlich auftretende Flutwelle handelt. Vermutlich ist das Wasser allmählich gestiegen, so dass die Betroffenen in der Lage waren, mehr oder weniger überlegt zu reagieren. Denkbar wäre aber auch, dass die gezeigten Personen auf das Fotografiert-werden reagieren, welches die Situation vermutlich zumindest für den Moment bestimmt. Es ist davon auszugehen, dass der oder die Fotografierende mit der Gruppe in Kommunikation getreten ist, um deren Zustimmung für das Foto zu erhalten. Da der oder die Fotografierende sich vermutlich nicht alleine in dem Überschwemmungsgebiet bewegt, wäre auch denkbar, dass er einen Einsatztrupp begleitet, von dem die Menschen sich Hilfe erhoffen. Das Protokoll des Gegenstandserlebens zeigt, dass das Sehen – im Sinne Schürmanns als Praxis verstanden – eine große Bandbreite an Handlungsformen einschließt, die „von intentional gesteuertem Beobachten“ wie bei der Rekonstruktion des ursprünglichen Flussverlaufs über „das zerstreute Gleitenlassen der Augen“ wie bei der Beschreibung der atmosphärischen Eindrucks der flach über Dresden stehenden Sonne bis hin zum „Kommunizieren“ wie bei der Fokussierung auf die Interaktion zwischen Fotografierten und Fotografierenden reicht

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(vgl. ebd.: 62). Von Gegenstand zu Gegenstand, von Subjekt zu Subjekt und von Situation zu Situation werden diese Handlungsformen unterschiedlich ausfallen. Dabei ist die Tätigkeit des Sehens immer auch in soziale Kontexte eingebunden, die zusätzlich Bedeutung generieren (vgl. ebd.). Für die Reflexion des Gegenstandserlebens bedeutet dies, dass sowohl „kollektiven Stereotypen“ als auch „individuellen Abweichungen“ (vgl. ebd.: 63) nachzuspüren ist. Im konkreten Fall können als kollektive Stereotypen eben jene Sehweisen angenommen werden, die nicht unmittelbar auf eine individuelle Subjektkonstitution zurückzuführen sind sondern als intersubjektiv betrachtet werden können. Im vorliegenden Protokoll sind das z. B. das Erkennen des über die Ufer getretenen Flusses auf dem Bild „Dresdner Altstadt während des Elbhochwassers 2002“ (vgl. Farbtafel 4) oder das Gewahrwerden der Notlage der Menschen auf dem Bild „Überflutungen nach Sturm auf den Philippinen 2009“ (vgl. Farbtafel 15). Das Bildgeschehen löst unmittelbar Betroffenheit aus und weckt Assoziationen zu bereits gesehenen Bildern von vergleichbaren Katastrophen. Als individuelle Abweichungen oder auch als „Sehstil“ (ebd.) sind wiederum jene Sehweisen zu fassen, die Bezüge zu den Reflexionen von Positionalität und Intentionalität in Schritt 0 herstellen lassen. So ist z. B. die besondere Aufmerksamkeit für das Bild „Dresdner Altstadt während des Elbhochwassers 2002“ (vgl. Farbtafel 4) als ein persönliches Bedürfnis nach Überblick und Klarheit, zugleich aber auch ein Interesse an gestalteter architektonischer Form und ästhetischen Bildqualitäten zu interpretieren. Zudem war die räumliche Einordnung des Bildes vor allem aufgrund persönlicher Ortskenntnis sowie einer früheren Beschäftigung mit dem Zwinger in Dresden als bedeutendem Werk der Baukunst des Barock möglich. Mit dem Blick von oben sowie dem festgehaltenen Zustand der Überschwemmung erscheint das eigentlich Bekannte plötzlich irritierend fremd und bindet die Aufmerksamkeit. Für das Bild „Überflutungen nach Sturm auf den Philippinen 2009“ (vgl. Farbtafel 15) kann die Fokussierung des kommunikativen Moments als ein ausbildungsbedingtes, spezifisches Vermögen betrachtet werden, das im weiteren Verlauf der Analyse von Nutzen sein kann, während die emotionale Beziehung zu einem Ort oder aber die besondere Vorliebe für bestimmte formal-ästhetische Qualitäten weniger bedeutsam sein werden. Schritt I.ii Eidetische Variation Mit dem ersten Materialdurchgang werden alle in der Motivgruppe zusammengefassten Bilder hinsichtlich des ihnen eingeschriebenen „generellen Sinns“ betrachtet:

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Die Bilder geben das Ereignis der Überschwemmung in sehr unterschiedlicher Art und Weise zu sehen. Diese Unterschiede liegen sowohl in der jeweils fokussierten Situation als auch in der formalen Gestaltung. Gemeinsam ist allen Bildern ein erkennbarer, in seiner Ursache aber nicht immer eindeutig bestimmbarer Wasserhochstand in ländlichem oder urbanem Kontext. Naturnahe Elemente und flächig sich ausbreitende Siedlungen verweisen eher auf ersteres (vgl. z. B. Farbtafel 1), eine hohe und dichte, besonders gestaltete Bebauung (vgl. Farbtafel 17) eher auf zweitere. Auf etwas mehr als der Hälfte der Bilder tauchen vereinzelt oder in Gruppen Menschen auf, die unmittelbar dem Wasser ausgesetzt sind (vgl. z. B. Farbtafel 11). Die andere Hälfte der Bilder zeigt entweder einen größeren Raumausschnitt, der einen Überblick über die Überschwemmungssituation liefert (vgl. z. B. auch hier Farbtafel 1) oder konkrete Objekte, die erkennbar unter der Einwirkung des Wassers stehen (vgl. z. B. Farbtafel 7). Als zentrale Bedeutungseinheiten können somit die unkontrollierten Wassermassen, von diesen mehr oder weniger beeinträchtigte naturnahe Elemente, Menschen, und nichtbelebte Artefakte ausgewiesen werden. Im Sinne der erklärten Intentionalität, die für die Darstellung von Natur – in ihrem Verhältnis zum Menschen – angewendeten Visualisierungspraktiken offenzulegen, werden Wasser und naturnahe Elemente als dem Bereich der Natur und Menschen sowie Artefakte als dem Bereich der Gesellschaft zugehörig betrachtet und im zweiten Materialdurchgang in ihren die konkreten visuellen Ausprägungen innerhalb des Korpus genauer betrachtet und ergänzend gedankenexperimentell variiert: Gemeinsam ist allen Fotografien, dass das Wasser eine horizontale Fläche bildet, die sich über den in den Fotografien jeweils erkennbaren Raum erstreckt. Dabei erscheint das Wasser mal als Spiegel, der die Farbigkeit der Umgebung aufnimmt und somit der Fotografie eine farbliche Gestimmtheit verleiht (vgl. z. B. Farbtafel 1), mal als durch die mitgeführte (Schweb-)Fracht getrübte braungrüne Masse, deren bedrohliche physische Präsenz so unterstrichen wird (vgl. z. B. Farbtafel 10), mal ist vor allem die Bewegtheit des Wassers erkennbar, die dieses gleichsam agierend erscheinen lässt, was ebenfalls einen beunruhigende Wirkung hervorruft (vgl. z. B. Farbtafel 11). Auf einem Bild hat sich das Wasser von seinem Höchststand schon wieder zurückgezogen. Im Vordergrund steht damit nicht das Wasser selbst, sondern der unter seinem Einwirken entstandene Schaden (vgl. z. B. Farbtafel 2. Das Gezeigte büßt damit jedoch nichts an erschütterndem Effekt ein. Im Gegenteil, gerade im Nebeneinander mit den anderen Bildern weckt es Fragen nach dem, was das Wasser in den übrigen Situationen zurücklassen mag.

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Als natürliche bzw. naturnahe Elemente tauchen in beinahe allen Fotografien Teile von Vegetation auf, vor allem Bäume und hochwachsende Sträucher, die den Wasserspiegel überragen. Auf etwa einem Drittel der Bilder kann die erkennbare Vegetation als Hinweis auf einen insgesamt eher ländlich geprägten Raum interpretiert werden (vgl. z. B. Farbtafel 9). Selten innerhalb des Korpus sind hingegen Bilder, auf denen Teile des (ehemals) überschwemmten Untergrundes sichtbar werden, die so die Kraft des strömenden Wassers in ihrer Wirksamkeit sichtbar werden lassen (vgl. z. B. Farbtafel 2). Hier wären Variationen der Bedeutungseinheit denkbar, welche die Folgen der Überschwemmung auf die natürliche Umwelt stärker in den Blick rücken. Entsprechende Beispiele liegen aber im Bildkorpus nicht vor. Eine Aussage darüber, ob es solche Bilder in der Berichterstattung nicht gibt, oder ob der Korpus aufgrund der zeitlichen Eingrenzung nicht gesättigt ist, lässt sich nicht treffen. Der Umgang mit der Darstellung von Menschen variiert: Auf mehr als der Hälfte der Bilder erscheinen diese durch die Wassermassen bedingt in eine (lebensbedrohliche) Ausnahmesituation versetzt. Unter diesen Bildern fallen zwei Fotografien besonders auf: „Überschwemmter Markusplatz in Venedig (Dezember 2005)“ (vgl. Farbtafel 8) zeigt Menschen, die von der erkennbar bestehenden Überschwemmungssituation unbeeindruckt scheinen und ihren Alltagswegen über eine Behelfsbrücke hinweg nachgehen. Das Geschehen wirkt ruhig, beinahe alltäglich. Diese Bildwirkung steht dem Erwarteten entgegen und lässt eine gewisse Routine im Umgang mit der Situation vermuten. Die zweite Fotografie „Flut in Bangladesch 2008“ (vgl. Farbtafel 14) zeigt hingegen eine Gruppe von Frauen und Kindern, die im Wasser nebeneinander aufgereiht stehen und der Kamera entgegenblicken. Sie scheinen auf etwas zu warten; vielleicht auf einen Einsatztrupp, der sie an einen trockenen Ort bringt. Die Inszenierung macht den Eindruck, als würden die Frauen und Kinder wie für ein Gruppenfoto zusammenstehen. Angesichts der Tatsache, dass auch hier eine Überschwemmungssituation herrscht, wirkt die Szene irritierend. Ganz anders gehen Menschen mit den Wassermassen auf zwei anderen Bildern der Motivgruppe um: Die Fotografien „Überflutete Straße in Dhaka“ (vgl. Farbtafel 11) und „Monsuntag in Bombay“ (vgl. Farbtafel 3) zeigen jeweils kleine Gruppen von Menschen, die mit der Situation der Überflutung spielerisch umzugehen und im Wasser zu plantschen scheinen. Ist man auf den ersten Blick versucht, die Menschen im Wasser als gegen dieses kämpfend zu sehen, zeigt der zweite Blick scheinbar das genaue Gegenteil. Auf jenen Fotografien, die keine Menschen erkennen lassen, fungieren Artefakte als Verweis auf die unter anderen Umständen übliche Präsenz von Menschen.

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Auf allen Fotografien der Motivgruppe sind Objekte erkennbar, welche der vom Menschen geschaffenen Dingwelt entstammen und somit als Artefakte bezeichnet werden können. Diese sind – von Booten oder Fluggeräten abgesehen – zumeist durch das Wasser in ihrer Funktionalität mehr oder weniger stark eingeschränkt. Dieser Umstand betrifft vor allem Gebäude in ländlichen wie urbanen Kontexten (vgl. z. B. Farbtafeln 1 und 17) sowie Einrichtungen der technischen Infrastruktur (vgl. z. B. Farbtafel 2), aber auch im Außenraum verwendete Alltagsgegenstände wie Fahrzeuge oder Sonnenschirme (vgl. Farbtafel 12). Je eher die gezeigten Artefakte normalerweise in Alltagspraktiken eingebunden sind wie beispielsweise ein PKW, desto unmittelbarer wird die einschränkende und zerstörende Kraft des Wassers herausgestellt. Schritt I.iii Eidetische Reduktion Im dritten Teilschritt werden anhand der zuvor bestimmten Bedeutungseinheiten deren spezifische Wesenszüge im Hinblick auf das Phänomen der Überschwemmung fixiert und hinsichtlich der ihrer Erscheinung im Bild potentiell eingeschriebenen Natur-Vorstellungen untersucht. Das Wasser stellt im Fall des Überschwemmungsereignisses eine Kraft dar, die sich in eher zerstörender Art und Weise auf den Raum als menschlichen Lebensraum auswirkt, indem es diesen ungesteuert bzw. unsteuerbar erobert und unter sich verschwinden lässt. Für die Darstellung des Wassers innerhalb der Motivgruppe lässt sich festhalten, dass es Bilder gibt, in denen bestimmte Eigenschaften des Wassers als formal-ästhetische Qualitäten wie z. B. Lichtspiegelungen im Bild inszeniert werden. In diesen Fällen entwickelt der Bildausschnitt einen stimmungsvollen, bisweilen „malerischen“ Ausdruck und macht Natur im Moment des Betrachtens als Landschaft erlebbar (vgl. Farbtafel 1). Hingegen erhält in jenen Fotografien Natur eher einen bedrohlichen Charakter, in denen die potentiell zerstörerische Kraft des Wassers z. B. durch starke Strömungs- oder Wellenbildung (vgl. Farbtafel 3) eine visuelle Entsprechung findet. Hier lassen sich der Natur Qualitäten von Wildnis zuschreiben. Die Vorstellung von Natur als einem Ökosystem kann sowohl vor dem Hintergrund einer ästhetisierenden Darstellung als auch durch die Inszenierung der vom Wasser ausgehenden physischen Bedrohung geweckt werden. In beiden Fällen kann das Sichtbare dazu anregen, über Beziehungen zwischen abgebildeten Gesellschaften von Organismen und ihrer Umwelt nachzudenken. Natürlichen oder naturnahen Elementen scheint insgesamt eine eher untergeordnete Rolle zuzukommen. So sie aber auftauchen, stellen sie eher Requisiten oder Staffage-Elemente dar, welche gleichsam als Verweise den Ort des Geschehens konkretisieren. Darüber hinaus wird

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an ihnen sichtbar, dass das Wasser zum Zeitpunkt der Aufnahme Bereiche überspült, die normalerweise die Erdoberfläche bilden (vgl. z. B. Farbtafel 9). In den vorliegenden Fällen entfalten die naturnahen Elemente im Bild kaum eine eigene visuelle Wirksamkeit. Vielmehr tragen sie dazu bei, die Dominanz des bereits an der Darstellung des Wassers herausgearbeiteten Natur-Konzeptes zu unterstreichen. Bei keinem der Bilder liegt es nahe, aufgrund der Darstellung des naturnahen Elements dieses einem anderen als dem durch die Darstellung des Wassers naheliegenden Natur-Konzepts zuzuordnen. Den Menschen kommt in den Bildern der Motivgruppe die Rolle der durch die Überschwemmung Betroffenen zu. Diese Rolle füllen sie entweder als hilfeerwartende Opfer (vgl. Farbtafel 16) oder aber als Handelnde (vgl. Farbtafel 13) aus. Es gibt keine Bilder, auf denen die abgebildeten Menschen nicht auf die ungewöhnliche Situation der Überschwemmung reagieren. Ausnahmen bilden lediglich jene Bilder, in denen eine scheinbar starke Bezogenheit zwischen Fotografierten und Fotografin bzw. Fotograf besteht (vgl. Farbtafel 15). Der Vorstellung von Natur als Landschaft ist die Gegenwart des Menschen und dessen gestaltend-kultivierende Einflussnahme eingeschrieben (Kirchhoff und Trepl 2009: 21). Ähnliches gilt für das Ökosystem: Hier kann der Mensch in wechselseitiger Bezogenheit zu seiner natürlichen Umwelt als Bestandteil des Ökosystems gedacht werden (ebd.: 24). Im Fall der Vorstellung von Natur als Wildnis wird Natur zum aktiven Gegenspieler des Menschen. Die von der Natur ausgehende aktive „physische Bedrohung“ (ebd.: 22) verstärkt sich dabei, wenn Menschen unmittelbar von der Überschwemmung als nicht handlungsfähig, ertragend oder hilflos erscheinen. Die gezeigten Artefakte fungieren ähnlich wie die natürlichen/naturnahen Elemente als Indikatoren und Belege für die Wirksamkeit des Wassers und sind zugleich Zeugnis für die Gegenwart von Menschen. In den Artefakten, die durch das Wasser beschädigt oder in ihrer Funktionalität eingeschränkt sind, kommen die Schäden zum Ausdruck, die für die Menschen auf materieller Ebene durch die Überschwemmung entstanden sind (vgl. Farbtafel 5). In den Fotografien der Motivgruppe nehmen die Darstellungen von Menschen und Artefakten je nach Beispiel in sehr unterschiedlicher Weise Einfluss auf die in den Fotografien durchschimmernden Natur-Vorstellungen. Über die Bedeutung von Natur kann in dem einen oder anderen Fall keine generalisierende Aussage getroffen werden. Jedes Bild muss für sich betrachtet werden. Nimmt man in diesem Ansinnen die unter Schritt I.i. Reflexion des Gegenstandserlebens ausführlicher beschriebenen Fotografien erneut in den Blick, offenbaren sich beide Abbildungen tendenziell als Darstellungen eines Überschwemmungsereignisses, das einen größeren Raumausschnitt betrifft und diesen durch einen hohen Wasserstand in einen Bereich der Unergründlichkeit ver-

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wandelt. Während jedoch Farbtafel 4 in seiner Stimmungshaftigkeit und ornamentalen Wirkung tendenziell landschaftlichen Charakter aufweist, erscheint das Ereignis auf Farbtafel 15 eher durch den vereinnahmend-bedrohlichen Charakter des Wassers geprägt und lässt damit eher das Wilde der Natur in Erscheinung treten. Zusammenfassung Zusammenfassend lässt sich für die drei Natur-Vorstellungen je ein das Wesen annäherungsweise fassender Begriff finden. Jene Bilder, welche sich auf Ebene des generelle Sinns als von Wasser überspülte durch den Menschen geprägte Raumausschnitte größerer Ausdehnung bezeichnen lassen, können mit dem Begriff der Überspülung gefasst werden – gemeint sind Überspülungen von Raumausschnitten, die größere Teile der Oberfläche verbergen und dennoch von natürlichen/naturnahen Elementen oder Artefakten überragt werden (Grimm und Grimm 1971 [1854-1961]). Für jene Bilder hingegen, die einen ruralen oder urbanen Raum zeigen, der in seiner Existenz und Unversehrtheit durch Wassermassen bedroht erscheint, scheint der Begriff der Untiefe passender – Untiefe verstanden im doppelten Wortsinn als flache, seichte Stelle in einem Gewässer bzw. als große unergründliche Tiefe, wie sie sowohl für Wasser als auch für ein Tal z. B. eine Schlucht gelten könnte (ebd.). Schließlich scheint sich für den unter Einfluss von Wasserhochstand befindlichen Raumausschnitt der sachliche Begriff des Hochwassers zu eignen, um das Ereignis in größtmöglicher Wertneutralität zu fassen (Leser 2011: 367).

SCHRITT II: ERSCHLIESSUNG DES IKONISCHEN GEHALTS Schritt II.i Wiedererkennendes Sehen Anders als die in Schritt I.i. Reflexion des Gegenstandserlebens vollzogene Diskrimination der als wesentlich für das Motiv festgestellten Bedeutungseinheiten, verfolgt dieser Teilschritt zunächst eine Erfassung dessen, was die vorliegenden Bilder auf der Ebene ihrer reinen Bildlichkeit zu sehen geben. Vor diesem Hintergrund erfolgt eine feinere Ordnung der Bilder nach motivischen Ähnlichkeiten. Daran anschließend werden die jeweils (potentiell) bedeutsamen Bildelemente erfasst. Wie bereits in den Ausführungen zur Datengrundlage (vgl. Kapitel 4.4) dargestellt, zeigen alle Bilder der Motivgruppe eine Situation, in welcher der An-

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stieg von Grundwasser, die erhöhte Wasserführung eines Flusses oder ein gestiegener Meeresspiegel Indikiatoren für eine Überschwemmungssituation sind. Vergleicht man die Bilder innerhalb der Motivgruppe jedoch hinsichtlich der das Motiv bestimmenden Bildelemente, lassen sich Unterschiede und Gemeinsamkeiten herausarbeiten: Der größte Teil der Bilder richtet seinen Fokus auf Menschen und ihren Umgang mit den Wassermassen. Dieser zeigt eine gewisse Variationsbreite. Mal scheinen die Menschen unbeeindruckt von dem Wasser und überwinden es mit Hilfe von improvisierten Brücken (vgl. Farbtafel 8), mal scheinen sie ab- und evtl. auf Hilfe zuwarten (vgl. Farbtafel 14). Darüber hinaus werden einerseits Situationen gezeigt, in denen Menschen versuchen, sich vor den Wassermassen zu retten. Dabei scheint es in den meisten Fällen darum zu gehen, den von der Überschwemmung betroffenen Bereich zu verlassen (vgl. Farbtafel 13) und dabei eigenes Hab und Gut wie z. B. ein Auto in Sicherheit zu bringen (vgl. Farbtafel 7, 15 und 17). Andererseits werden Situationen gezeigt, in denen Menschen auf den Hochstand des Wassers entspannt reagieren und sogar Spaß daran zu haben scheinen, im und mit dem Wasser zu spielen (vgl. Farbtafeln 3 und 11). Zwei Fotografien zeigen Menschen im Wasser aus größrer Distanz, ohne dass Details wie Gestik oder Mimik erkennbar wären (vgl. Farbtafeln 10 und 16). Etwa ein Drittel der Bilder (vgl. Farbtafeln 1, 4, 5, 6 und 9) zeigt den Blick auf einen größeren Raumausschnitt, der überschwemmt ist. Dies zeigt sich an Siedlungen, deren einzelne Gebäude zwar zu Teilen erkennbar, deren Straßen aber geflutet sind. Es ist zu erkennen, dass es sich bei der Überschwemmung nicht um ein lokales, sondern ein großräumiges Ereignis handelt. Die lokale Wirksamkeit wird wiederum an jenen beiden Bildern deutlich, die eine beschädigte Straße (vgl. Farbtafel 2) bzw. eine überspülte Terrasse mit Sonnenschirmen (vgl. Farbtafel 12) zeigen. Auf diese Weise wird die Wirksamkeit des Wassers zwar konkreter, zugleich aber auch anekdotisch. Gerade letztgenannte Darstellung lässt auch ein wenig schmunzeln. Schritt II.ii Sehendes Sehen Mit der Analyse von a) perspektivischer Projektion, b) szenischer Choreografie und c) planimetrischer Komposition wird im Folgenden den in der formalen Gestaltung angelegten Qualitäten der Fotografien nachgespürt. a) Betrachtet man die Bilder der Motivgruppe vergleichend im Hinblick auf Perspektive und Einstellungsgröße, so fällt auf, dass einerseits Perspektiven oberhalb der Augenhöhe und andererseits totale Einstellungen dominieren: sechs Bilder sind aus der Vogelperspektive aufgenommen (vgl. Farbtafeln 1, 4, 5, 6, 9 und 16), neun aus einer Überkopfsicht (vgl. Farbtafeln 2, 3, 7, 10, 11, 12, 13, 15

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und 17) und nur zwei aus Augenhöhe (vgl. Farbtafeln 8 und 14). Erkennbar ist dies jeweils an der Lage der Horizontlinie. Jene Bilder, welche aus der Vogelperspektive aufgenommen wurden, zeigen das Geschehen zugleich als (extreme) Totale und verschaffen Betrachtenden so einen Gesamtüberblick über die Situation und über die Ausmaße des Ereignisses (vgl. Abbildung 5.1). Es bleibt eine gewisse Distanz zwischen Beobachtenden und Geschehen bestehen. Dabei entsteht der Eindruck eines eher abstrakten Schreckens. Das gilt in ähnlicher Weise auch für zwei Bilder, die zwar aus einer Überkopf-Perspektive (gemäßigte Vogelperspektive) aufgenommen wurden, aber dennoch aufgrund des Einsatzes der Totalen eine Distanz zu den abgebildeten Menschen erzeugen (vgl. Farbtafel 10 und 17). Fluchtlinien im Bild können eine tiefenräumliche Wirkung und damit die Vorstellungen von einer großen Ausdehnung des betroffenen Gebietes verstärken (vgl. ebenfalls Abbildung 5.1).

Abbildung 5.1: Skizze der perspektivischen Projektion zu Farbtafel 1(Quelle: eigene Darstellung) Abbildung 5.2: Skizze der perspektivischen Projektion zu Farbtafel 15(Quelle: eigene Darstellung) Erst mit der optischen Verringerung der Distanz durch die Halbtotale wird es möglich, vermehrt Details und insbesondere Mimik und Gestik der betroffenen Personen zu erkennen und einen Bezug zum Geschehen zu entwickeln. Auf dieses Gestaltungsmittel wird bei mehr als der Hälfte der Fotografien zurückgegriffen (vgl. z. B. Abbildung 5.2). Nur zwei Bilder der Motivgruppe wurden aus einer Normalperspektive aufgenommen. In beiden Fällen sind Mimik und Gestik erkennbar, so dass die emotionale Verfassung dieser Menschen zumindest ansatzweise nachvollziehbar wird. Bei den übrigen wurde ein Standpunkt leicht oberhalb der Augenhöhe für die Aufnahme gewählt. Aufnahmen, die noch stärker an das Geschehen heranzoomen oder eine Perspektive unterhalb der Augenhöhe einnehmen, liegen für dieses Motiv im Bildkorpus nicht vor. Die dargestellten Beobachtungen zum Zusammenspiel von Perspektive und Einstellungsgröße werfen Fragen darüber auf, inwiefern im Falle von (lebensbe-

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drohlichen) Ausnahmesituationen nicht nur die Intentionalität des Fotografen, sondern auch dessen Möglichkeiten zu einer räumlichen Positionierung zum Geschehen Einfluss darauf haben, welches (Vorstellungs-)Bild eine Fotografie von einem Geschehen vermittelt. Im Falle der Überschwemmung handelt es sich um ein Geschehen, das sich großräumig ereignet und damit eigentlich nicht punktuell zu verorten ist. Das bedeutet, die Wahl eines konkreten Ortes für die Aufnahme ist eine Entscheidung gegen alle möglichen anderen Orte, an denen das Geschehen auch sichtbar wird. Hinzu kommt, dass es sich bei einer Überschwemmung um eine Situation handelt, die eine massive – in den meisten Fällen zerstörerische – Veränderung des Raumes bewirkt und damit für die sich in diesem Raum aufhaltenden und/oder dort normalerweise ansässigen Personen ein krisenhaftes Moment beinhaltet. So fordert das Ereignis von den Menschen eine handelnde Reaktion ein, für welche sie normalerweise nicht auf vertraute Handlungsroutinen zurückgreifen können, sondern spontan und situationsbezogen reagieren müssen. Auch für den Fotojournalisten stellt die Situation der Überschwemmung in der Regel keinen vertrauten Handlungszusammenhang dar. Allerdings ist davon auszugehen, dass es in der Berufspraxis des Fotojournalisten zu den sich wiederholenden Herausforderungen gehört, sich in krisenhafte Situationen hineinzubegeben, um von diesen in Bildern berichten zu können (vgl. Lauber 2008). Doch damit stecken Fotojournalistinnen und -journalisten grundsätzlich in einem Dilemma. Einerseits verlangt es ihre Profession, ein Ereignis wie z. B. eine Überschwemmung durch eine besondere Ansicht möglichst in ihrer sozialen, wirtschaftlichen und/oder ökologischen Tragweite zu zeigen und dabei eine möglichst große Aufmerksamkeit bei den Betrachtenden hervorzurufen. Andererseits begeben sie sich i. d. R. selbstbestimmt und freiwillig in eine für die unmittelbar Betroffenen krisenhafte Situation, die sie selbst nur mittelbar betrifft und die aus ethischer Perspektive eigentlich von ihnen verlangen würde, zu helfen. D. h. es gilt einen Weg zu finden, zugleich mit dem fotojournalistischen Auftrag/Anliegen und den außerordentlichen Bedingungen angemessen umzugehen. Diese situative Einbettung lässt Auswirkungen auf das Ergebnis der Bildgebung vermuten. So ist die Position der oder des Fotografierenden zum Geschehen entscheidend für die Perspektive im Bild und daraus resultierend die Beziehung zwischen den betrachtenden und den fotografierten Personen. Im Bildkorpus finden sich entsprechende Hinweise. Jene Bilder, die erkennbar aus großer Distanz und insbesondere aus der Luft aufgenommen wurden (Vogelperspektive), lassen vermuten, dass der Fotograf sich in einer vergleichbar sicheren Situation befunden hat (vgl. z. B. Farbtafeln 4 und 5). Etwas schwieriger ist eine Einschätzung bei jenen Aufnahmen, die das Geschehen als Totale bzw. als Halbtotale und zudem aus Bodennähe zeigen. Die Bilder suggerieren

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eine größere Nähe des Fotografen zum Geschehen, was ein Bedroht-Sein auch seiner Person denkbar erscheinen lässt. Andererseits könnte hier aber auch unter Einsatz eines Teleobjektivs an das Motiv herangezoomt worden sein (vgl. z. B. Farbtafel 7 oder 13). Eine direkte Zuwendung der fotografierten Menschen hin zu der oder dem Fotografierenden liefert jedoch Hinweise, dass beide Seiten einander so nah waren, dass eine wie auch immer geartete (Nicht-)Kommunikation stattgefunden haben muss (vgl. z. B. Farbtafel 15). Diese Anhaltspunkte zur Rolle der Fotografin bzw. des Fotografen im Moment der Entstehung der Fotografien tragen wesentlich zur Bilderzählung und damit zur Vermittlung eine Sichtweise des Geschehenen bei. b) Da die Analyse der szenischen Choreografie im Sinne Imdahls den fotografisch gebannten Moment im Hinblick auf die soziale Interaktion betrachtet, wendet sich die folgende Analyse vornehmlich jenen Bildern zu, die erkennbar mit der Natur (nicht) interagierende Personen zeigen und bei denen so überhaupt Aussagen zu individuellen Verhaltensweisen und/oder Handlungen getroffen werden können. Durch diese Fokussierung verbleiben nur zehn Bilder zur vertiefenden Betrachtung (vgl. Farbtafeln 3, 7, 8, 10, 11, 13,14,15,16 und 17). Diese unterscheiden sich hinsichtlich der gebannten Konstellation der Figuren deutlich. Leitend für die Analyse der Figurenkonstellation sind die Aspekte der Interaktion und der Blickrichtungen. So finden sich Blicke auf städtische Situationen, in denen Menschen sich auf vermutlich alltäglichen Wegen durch den urbanen Raum bewegen und dabei überschwemmte Bereiche über- bzw. durchqueren. Das Wasser scheint die Personen dabei nur geringfügig einzuschränken. Da das Zurücklegen des eigenen Weges ihr vordergründiges Interesse zu sein scheint, findet wenig bis keine erkennbare soziale Interaktion statt. Auch die oder der Fotografierende ist in diese Situationen nicht eingebunden. Besonders augenscheinlich wird die formale Entsprechung dieses geringfügigen sozialen Interesses an der Skizze der szenischen Choreografie zu Farbtafel 8. Die Menschen, die auf einem schmalen Steg den überschwemmten Markusplatz in Venedig überqueren und dabei durchaus achtsam sein müssten, scheinen wenig Notiz weder voneinander noch von dem sie umgebenden Wasser zu nehmen. Lediglich zwei Frauen – vermutlich Touristinnen –, die auf dem Steg von links in Bild gelaufen kommen, zeigen sich von der Abenteuerlichkeit ihres Venedig-Besuchs sichtlich erheitert und weichen mit Blick auf den überschwemmten Markusplatz passierenden Personen aus (vgl. Abbildung 5.3).

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Abbildung 5.3: Skizze der szenischen Choreografie zu Farbtafel 8 (Quelle: eigene Darstellung) Zudem finden sich in der Motivgruppe auch Blicke auf Personengruppen, die miteinander das Naturerlebnis der Überschwemmung teilen, indem sie zusammenstehen oder gemeinsam im und mit dem Wasser spielen. Der Eindruck eines gemeinschaftlichen Durchstehens des Ereignisses wird dabei auf Ebene der szenischen Choreografie auf sehr unterschiedliche Weise zum Ausdruck gebracht. Die Skizze zu Farbtafel 14 zeigt (vgl. Abbildung 5.4), wie dies am Beispiel einer Gruppe beieinander stehender Frauen und Kinder gelingt. Obwohl die Personen – abgesehen von den ihre Kinder haltenden Mütter – nicht interagieren und sich auch gegenseitig nicht anschauen, wirken sie aufgrund der großen räumlichen Nähe, in der sie sich zueinander befinden, und ihres gemeinsames, nahezu unbewegt erscheinenden Ausharrens als eine starke, sich stützende – geringfügig untergliederte – Gemeinschaft gegenüber dem ihre Existenz bedrohenden Wasser. Ganz anders erscheint die Szene, welche die Skizze zu Farbtafel 3 rekonstruiert (vgl. Abbildung 5.5). Die Personen, welche das Geschehen im Vordergrund bestimmen, nehmen durch Blickwechsel und körperliche Interaktion unmittelbar Bezug aufeinander, insbesondere die fünf Kinder, welche in der linken Bildhälfte miteinander im Wasser spielen. Die Blicke von drei stehenden Kindern – zwei Mädchen und ein Junge – ruhen auf jenem, das gerade mit dem Kopf ins Wasser eingetaucht ist. Ein kleinerer Junge, der gerade hilfesuchend nach dem Arm des neben ihm stehenden, größeren Jungen greift, blickt in Richtung der Kamera und öffnet damit die Gruppe zum umgebenden sozialen Umfeld hin. Die durch das

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Wasser vertretene Natur scheint den Lebensraum in außergewöhnlicher Weise verändert zu haben. Von Angst oder Verunsicherung seitens der Kinder ist jedoch nichts zu merken. In der rechten Bildhälfte findet sich eine Zweiergruppe, bestehend aus einem jungen Mann und einem kleineren Jungen. Der junge Mann hat seinen Kopf zu dem kleineren Jungen hinunter gebeugt und scheint dessen linke Hand zu untersuchen. Der kleine Junge schaut mit leicht schmerverzerrtem Gesicht ebenfalls in Richtung der Kamera. Die Art und Wiese der choreografischen Inszenierung lässt die dargestellten Personen trotz der schwierigen Situation, in der sie sich befinden, als handelnde Individuen und soziale Wesen erkennen. Ihr Verhältnis zum umgebenden Wasser ist unbestimmt. Es lässt sich nur spekulieren, ob die durch die Überschwemmung hervorgerufene Ausnahmesituation für die Verletzung des Kindes ausschlaggebend gewesen ist.

Abbildung 5.4: Skizze der szenischen Choreografie zu Farbtafel 14 (Quelle: eigene Darstellung) Abbildung 5.5: Skizze der szenischen Choreografie zu Farbtafel 3 (Quelle: eigene Darstellung) Schließlich offenbaren sich in den Bildern der Motivgruppe auch Blicke auf Personengruppen, die miteinander darum bemüht sind, sich selbst oder Gegenstände aus den Wassermassen zu retten. Abbildung 5.6 zeigt die schematische Skizze zur szenischen Choreografie von Farbtafel 7, welche eine Gruppe von Menschen – soweit erkennbar handelt es sich ausschließlich um Männer – zeigt, die damit befasst ist, ein Auto durch das Wasser zu schieben. Hier sind die agierenden Personen klar als Gruppe formiert und um das Fahrzeug angeordnet. Die Personen agieren miteinander, was durch die Blickrichtungen deutlich wird. Eine darüber hinausgehende besondere Bezogenheit einzelner Personen ist jedoch nicht zu erkennen. Das Wasser erscheint als Kraft, gegen die sie sich zu behaupten versuchen. Die Blicke der Männer sind entweder auf das Auto oder nach vorne in Richtung der fotografierenden Kamera gerichtet. Aufgrund der relativ großen Unschärfe ist davon auszugehen, dass die Fotografie aus größerer Entfernung aufgenommen wurde. Der szenische Aufbau macht deutlich, dass die eingetrete-

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ne Überschwemmung eine naturbedingte Herausforderung darstellt, die nur gemeinschaftlich bewältigt werden kann.

Abbildung 5.6: Skizze der szenischen Choreografie zu Farbtafel 7 (Quelle: eigene Darstellung) Abbildung 5.7: Skizze der szenischen Choreografie zu Farbtafel 15 (Quelle: eigene Darstellung) Eine Variante einer so zu charakterisierenden Gruppenchoreografie zeigt die Skizze zu Farbtafel 15 (vgl. Abbildung 5.7). Auf der Fotografie sind sieben Personen zu sehen, die sich aus der Tiefe des Bildraumes heraus entlang einer überschwemmten Straße auf die Kamera zubewegen. Sie werden durch fünf weitere Personen flankiert, die das Geschehen aufmerksam zu verfolgen scheinen, jedoch selbst nicht einbezogen sind. Bis auf eine Ausnahme befinden sich alle Personen im Wasser und sind dessen physischer Übermacht ausgesetzt. Neun der insgesamt zwölf Personen nehmen durch Blicke und/oder Gesten unmittelbar Bezug auf die Fotografin bzw. den Fotografen. Während die Personen im Mittelgrund vor allem durch neugierige, abschätzende Blicke eine gewisse emotionale Distanz wahren, versucht die vorderste Figur physisch Kontakt aufzunehmen und streckt ihren linken Arm greifend in Richtung der Betrachtenden aus. Die Geste lässt sich als ein Bitten um Hilfe im Umgang mit dem bedrohlichen Naturereignis interpretieren. Durch die Kombination aus situativem Ereignis und Moment des Auslösens ist hier eine Szene mit großer emotionaler Wirkung im Bild gebannt. c) Die Bilder der Motivgruppe erscheinen alle im für Fotografien typischen rechteckigen Format. Darunter finden sich vierundzwanzig im Quer- und acht im Hochformat. Das Querformat öffnet durch die Dominanz der horizontalen Erstreckung den Blick in die Weite des Raumes. Das Hochformat hingegen verschließt sich eher gegenüber einer Weite des Raumes und rückt einzelne Objekte in den Fokus. Innerhalb der Motivgruppe kommt das Querformat dann zum Einsatz, wenn eine bestimmte Situation gezeigt werden soll, z. B. eine Landschaft im Überblick (vgl. z. B. Farbtafeln 1 oder 4) oder bei Straßenszenen im städti-

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schen Raum (vgl. z. B. Farbtafel 3 oder 15). Die hochformatigen Bilder fokussieren hingegen zumeist eher konkrete Einzelbeobachtungen wie ein Rettungsflugzeug im Einsatz (vgl. Farbtafel 6) oder aus dem Wasser aufragende Gegenstände wie die Sonnenschirme eines gefluteten Biergartens (vgl. Farbtafel 12). Die Dominanz des Querformats kann als wesenhaft für die Darstellung von Überschwemmungssituationen erachtet werden, da es zumeist darum geht, bezogen auf einen Raum die flächenhafte Ausdehnung der Wassermassen zu zeigen.

Abbildung 5.8: Skizze der planimetrischen Komposition zu Farbtafel 8 (Quelle: eigene Darstellung) Abbildung 5.9: Skizze der planimetrischen Komposition zu Farbtafel 15 (Quelle: eigene Darstellung) Hinsichtlich der Komposition sind typisierende Dominanzen innerhalb der Motivgruppe nur schwer feststellbar. So finden sich mehrere Abbildungen, deren Komposition vor allem durch vertikale und horizontale Linien unter Bezugnahme auf die Bildachsen bestimmt ist (vgl. z. B. Abbildung 5.8). Darüber hinaus fällt aber ein bildnerisches Ausschöpfen verschiedenster Variationen des Zusammenspiels horizontaler und vertikaler sowie diagonaler und schräger Bildachsen auf. Die Komposition stabilisierende, vertikale Bildachsen erfahren in den Fotografien ihre Betonung zumeist durch dem Wasser widerstehende Objekt wie Bäume, Häuser und Menschen. Horizontale Bildachsen hingegen, welche die Ausdehnung und überflutende Kraft des Wassers optisch unterstreichen, ergeben sich aus Bildelementen, die sich an der Wasseroberfläche und der Horizontlinie ausrichten, wie z. B. auf dem Wasser schwimmende Objekte. Für die Darstellung eines Überschwemmungsereignisses kann eine solche kompositorische Entscheidung im Zusammenhang mit dem abgebildeten Bildobjekt weiter reichende Konsequenzen im Hinblick auf die Bildwirkung und der damit für den Betrachter einhergehenden Bildbedeutung haben. So weist z. B. die bereits ausführlicher beschriebene Farbtafel 15, bedingt durch verschiedene, in die Raumtiefe gerichtete Bildelemente, eine Reihe von die Komposition bestimmenden Schrägen auf. Diese Schrägen sind nicht eingeregelt, sondern gegeneinander

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verkippt (vgl. Abbildung 5.9). Auf diese Weise entsteht eine unruhige, instabile Bildwirkung. Diese scheint der durch die Überschwemmung hervorgerufenen, unsicheren Lage der abgebildeten Personen zu entsprechen und verstärkt damit die Wirkung des Bildes. Schritt II.iii Erkennendes Sehen Ausgehend von der Analyse des ikonischen Gehalts können – im Sinne eines erkennenden Sehens – dominierende Merkmale von perspektivischer Projektion, szenischer Choreografie und planimetrischer Komposition im Hinblick auf die Natur-Darstellung festgestellt werden. Die über die perspektivische Projektion rekonstruierbare Positionierung der Kamera zum Geschehen ist für die Interpretation einer Fotografie hinsichtlich der ihr inhärenten Natur-Vorstellungen von besonderer Bedeutung. Wie die Analyse zeigt, spielen hier Nähe und Distanz sowie die räumliche Positionierung der Kamera eine zentrale Rolle. Der Blick von oben aus größerer Distanz bietet einen Überblick, lässt einen Raum als Ganzheit und somit auch als Landschaft oder Ökosystem erscheinen. Der Blick aus der Nähe eignet sich eher, um ein konkretes Ereignis zu zeigen. Das Auftreten eines Ereignisses bringt in der Regel Veränderung mit sich und kann damit ein bedrohliches Moment bergen. Dies spricht für eine Präsentation von Natur als Wildnis. Um unter Berücksichtigung der szenischen Choreografie Aussagen über eine typische Ausprägung in Hinblick auf die Natur-Darstellung treffen zu können, ist die Beobachtung vor allem auf Figurenkonstellationen, ihre Blickrichtungen und Interaktionen sowie die räumliche Anordnung zu richten. Zusammenfassung Zusammenfassend beudetet dies, dass bei Bildern, in denen individuelles menschliches Handeln für das Bildgeschehen von untergeordneter Bedeutung ist, eher von einer Darstellung auszugehen ist, die den Kriterien von Landschaft oder Ökosystem gerecht wird. Sind hingegen die gezeigten Menschen gezwungen, auf das sie bedrohende Wasser zu reagieren und sich ihm zu widersetzen und kommt dies auch in ihrem Gestus zum Ausdruck, handelt es sich tendenziell um ein Bild, das Natur eher als Wildnis konzeptionalisiert. Die Bilder der Motivgruppe „Zunahme Überschwemmung“ erscheinen typischerweise dann als Landschaft, wenn der Bildausschnitt als Querformat angelegt ist. Das sich flächenhaft in die Breite ausdehnende Wasser wirkt dabei als kompositorisches Gegengewicht zu einzelnen Elementen der natürlichen wie der dinghaften Umwelt, die erkennbar daraus emporragen (Kirchhoff und Trepl 2009: 21) und auf eine im weitesten Sinne angepasste Nutzung des Raumes verweisen. Ein Charakter von Wildnis

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entsteht eher dann, wenn die Komposition z. B. durch aus den Bildachsen kippende Gegenstände oder entsprechende Gebärden von Menschen und eine somit aufgebrochene kompositorische Ordnung dynamisiert wird.

SCHRITT III: ERSCHLIESSUNG DES GENEALOGISCHEN SINNS Schritt III.i Vor-ikonografische Beschreibung Im Rahmen der folgenden vor-ikonografischen Analyse geht es darum, die in den Bildern der Motivgruppe erkennbaren Objekte zu erfassen, in ihrer Erscheinung in der Fotografie zu beschreiben und den davon ausgehenden Ausdruck zu benennen. Um nicht in die Wiederholung des bereits in den Teilschritten I.ii. Eidetische Variation und II.i. Wiedererkennendes Sehen Benannten zu verfallen, werden die Motive nur in aller Kürze benannt und der Fokus auf ihre stilistische Umsetzung gesetzt. Eine Analyse von stilgeschichtlichen Bezügen einer Gruppe von Bildern erweist sich insofern als schwierig, als sich für die Motivgruppe „Zunahme Überschwemmung“ kein einheitliches Bild abzeichnet und somit nicht von einer charakteristischen, alle Fotografien miteinander verbindenden Erscheinungsform gesprochen werden kann. Dies ist nicht zuletzt dem Umstand geschuldet, dass es sich hier um Fotografien unterschiedlicher Autorenschaft handelt, die jeweiligen Fotografinnen und Fotografen jedoch nicht bekannt sind und daher konkrete Vergleiche mit anderen fotografischen Arbeiten nicht möglich sind. 1 Dennoch kann vielleicht gerade die variantenreiche Bandbreite von strenger Komposition über Lichtinszenierung bis hin zum unscharfen Schnappschuss als typisch für ein stilistisches Spektrum betrachtet werden, das die gegenwärtige, äußerst vielfältige Fotografie kennzeichnet. Der Fotograf Rolf Sachsse unterscheidet grundsätzlich zwei Entstehungswege in der journalistischen Fotografie, die als stilprägend betrachtet werden können: die „gestaltete Inszenierung“ und das „schnelle Ereignisfoto“ (Sachsse 2003: 69). Beide Praktiken werden anhand der beiden Fotografien, die bereits im Rahmen von Teilschritt I.i. Reflexion des Gegenstandserlebens eingehender betrachtet wurden, verdeutlicht:

1

Denkbar wäre hier z. B. der Vergleich mit Bildprogrammen anderer Zeitschriften, dies würde jedoch über das Erkenntnisinteresse dieser Arbeit hinausgehen.

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Seit 1993 arbeitet der französische Fotograf und Journalist Yann ArthusBertrand an dem von der UNESCO geförderten Bilderzyklus Die Erde von oben. Ziel dieses Foto-Projekts ist eine fotografische Bestandsaufnahme der Erde aus der Vogelperspektive. Charakteristisch für die Fotografien von Arthus-Bertrand ist, dass sie mehr oder weniger Alltägliches aus einer nichtalltäglichen Perspektive zeigen und dies bei größtmöglicher Ästhetisierung. Erklärtes Ziel des Fotografen ist es zudem, einen Beitrag zum Schutz der Umwelt zu leisten, indem er die Schönheit der Erde und gleichzeitig ihre Verletzlichkeit im Kontext globaler Wandlungsprozesse einzufangen versucht. Die Ergebnisse wurden Anfang der 2000er-Jahre zunächst als Wanderausstellung auf öffentlichen Plätzen in über 100 Großstädten der Welt gezeigt. 1999 veröffentlichte Arthus-Bertrand außerdem ein Buch, das die fotografischen Arbeiten zusammenfasst (vgl. ArthusBertrand 1999). Sowohl die Ausstellung als auch das Buch – sowie alle nachfolgenden Bildbände und Filme Arthus-Bertrands – stießen im Bereich der Populärkultur auf großen Zuspruch. Der Blick-von-oben ist seitdem zu einem – fast schon überreizten – Stilmittel geworden, um etwas besonders erscheinen zu lassen. Auch in (populär-)wissenschaftliche Publikationen hat diese Art und Weise der Darstellung Einzug gehalten, um Interesse für Themen wie z. B. den globalen Wandel zu wecken (vgl. z. B. Dech et al. 2008). Eine Spur dieses bildnerischen Interesses lässt sich insbesondere in der Luftansicht von Dresden (vgl. Farbtafel 4), aber auch in anderen Aufnahmen der Motivgruppe (vgl. z. B. Farbtafeln 1 oder 9) wiederfinden, die aus der Vogelperspektive aufgenommen wurden. Mit den Begriffen Wölfflins kann man bei Fotografien dieser Art von einem eher linearen, klaren Stil sprechen, Sachsse hingegen würde die Aufnahme vermutlich als eine gestaltete Fotografie bezeichnen. Die Fotografie, welche 2009 auf den Philippinen aufgenommen wurde (vgl. Farbtafel 15), entfaltet ihre Wirkung stilistisch – und unabhängig vom Motiv – hingegen eher durch die Inwertsetzung von räumlicher Tiefe als Bühne eines berührenden und gesellschaftlich relevanten Geschehens sowie einer kompositorischen Offenheit, welche das Geschehen als ein dynamisches zeigt. Auf diese Weise entsteht eine sehr unmittelbare Bildwirkung. Diese Kennzeichen können als charakteristisch für eine Art von journalistischer Krisenfotografie betrachtet werden, die darauf abzielt, durch die Art und Weise ihres Zu-Sehen-Gebens größtmögliche öffentliche Aufmerksamkeit zu erzeugen. Spielen doch vor allem Fotografien eine entscheidende Rolle in der öffentlichen Wahrnehmung von Kriegen und Krisen (vgl. Grittmann und Amman 2008: 297). Oder in den Worten Susan Sontags: „The Western memory museum is now mostly a visual one. Photographs have an insuperable power to determine what we recall of events […]“ (Sontag 2004: o. S.). Die gesellschaftliche Bedeutung fotojournalis-

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tischer Arbeit schlägt sich nicht zuletzt in dem breiten gesellschaftlichen Interesse an der alljährlichen Verleihung des World Press Photo Award durch die World Press Photo Foundation 2 nieder. Die zum Wettbewerb eingereichten Beiträge fungieren als Spiegel aller für die Berichterstattung wichtigen Ereignisse des jeweiligen Vorjahres – und somit gleichsam als Bilanz des zurückliegenden Weltgeschehens. Der Blick auf die Preisträger der vergangenen Jahre zeigt eine Vielzahl von Fotografien, die dem Bereich der Kriegs- und Krisenfotografie zugeordnet werden können. Zu den prämierten Fotografien gehören auch solche, die von Naturereignissen und ihren Folgen berichten. In einer fotografischen Tradition des Nah-am-Geschehen-dran-Seins bei gleichzeitigem Wagen gestalterischer Komplexität kann man auch „Überflutungen nach Sturm auf den Philippinen 2009“ (vgl. Farbtafel 15) sehen. Wölfflin würde den Stil der Fotografie vermutlich als tief, offen und eher unklar beschreiben. In der Unterscheidung Sachsses wäre hier von einer schnellen Ereignisfotografie zu sprechen. Er vergleicht den komplexen Entstehungsprozess einer Ereignisfotografie mit der Arbeit eines Bildhauers, „der eine dreidimensionale Form im Licht gestaltet und den übrigen Bildraum als Hintergrund behandelt“ (Sachsse 2003: 69). Wenngleich die Fotografien das Momenthafte einzufangen scheinen, steht dahinter doch eine intensive Auseinandersetzung mit dem Motiv (vgl. ebd.: 81). Die hier vorgenommene Unterscheidung ist nicht in allen Fällen trennscharf, aber sie eignet sich dennoch für eine erste Einordnung des stilistischen Umgangs mit dem Motiv. Schritt III.ii Ikonografische Analyse Nachdem in der vor-ikonografischen Beschreibung das Motiv und das Spektrum seiner stilistischen Umsetzung abgesteckt wurden, geht es in der ikonografischen Analyse darum, das eigentliche Bildthema im Hinblick auf seine Darstellungstradition – Panofsky spricht in diesem Zusammenhang von der Klärung des sekundären Sujets (vgl. Panofsky 1996 [1955]: 50) – differenzierter zu betrachten. Das Motiv der Überschwemmung ist in seinen unterschiedlichen Erscheinungsformen innerhalb der Motivgruppe bereits betrachtet worden (vgl. Schritt I.II. Eidetische Variation). Die Ausführungen blieben jedoch bildimmanent und fokussierten auf die reine Sichtbarkeit und deren Erleben. Mit der ikonografischen 2

Ziel der World Press Photo Foundation ist es, einen freiheitlichen, präzisen, unabhängigen Fotojournalismus zu fördern. So werden – in unterschiedlichen Kategorien – Einzelfotografien oder Fotoserien prämiert, die sowohl formal als auch im Hinblick auf das Motiv Außergewöhnliches leisten, indem sie bildnerisch und thematisch mutig eigene Wege gehen.

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Analyse werden externe Wissensbestände hinzugezogen, um das Motiv in seinem typologischen Entstehungszusammenhang verstehen zu können. Durch die Reflexion des Erlebten im Lichte ikonografischer Traditionen ist es möglich, weitere Facetten des Dargestellten aufzuspüren. Besonders hilfreich ist hier, die Umsetzung der paradigmatischen Darstellungsweisen Realismus (Darstellung der gegenständlichen Welt ohne Schönung) und Idealismus (Überhöhung der Wirklichkeit durch inszenierte Darstellung) bzw. Naturalismus (positivistische, wertneutrale Abbildung) und Abstraktion (auf wesentliche Merkmale reduzierte Abbildung) zu berücksichtigen (vgl. Nöthen und Jahnke 2017: 230 ff.). Bei der Motivgruppe „Zunahme Überschwemmung“ erscheinen aus typengeschichtlicher Perspektive vier Darstellungstraditionen besonders relevant, die bezogen auf die genannten Darstellungsweisen typische Charakteristika aufweisen: die Sintflut, die Überschaulandschaft, das Wasser als Naturgewalt sowie menschliche Emotion/menschliches Leid. Während sich das Motiv der Sintflut gleichsam als Topos durch die gesamte Kunstgeschichte zieht, handelt es sich bei der Überschaulandschaft um einen Bildtypus, welcher sich in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts ausbildete und als charakteristische Bildfindung für das vorherrschende Weltbild dieser Zeit betrachtet werden kann. Auch für das Interesse an der Darstellung von Wasser als Naturgewalt seit Beginn des 16. Jahrhunderts und von menschlicher Emotion/menschlichem Leid seit Ende des 18. bzw. Beginn des 19. Jahrhunderts lassen sich – vergleichbar für das Motiv der Sintflut – genealogische Bildreihen rekonstruieren, wobei die anzuführenden Bildbeispiele sich hinsichtlich der zentralen Bilderzählung z. T. stark unterscheiden. Der folgende Überblick über zentrale Kennzeichen der vier aufgeführten Darstellungstraditionen liefert Ansatzpunkte für die ikonografische Einordnung der Bilder der Motivgruppe. Das Motiv der Sintflut hat in der Kunstgeschichte eine lange Tradition. Es tritt mit Bezug auf die biblische Erzählung im Buch Genesis 3 des Alten Testaments bereits in der Spätantike in den Motivkanon der Bildenden Künste ein. Eine der frühesten überlieferten Darstellungen geht auf den Meister des Ashburnham-Pentateuch aus dem 7. Jahrhundert nach Christus zurück. Typisch für den 3

Im Buch Genesis des Alten Testaments heißt es: „Das Wasser schwoll an und stieg immer mehr auf der Erde, die Arche aber trieb auf dem Wasser dahin. Das Wasser war auf der Erde gewaltig angeschwollen und bedeckte alle hohen Berge, die es unter dem ganzen Himmel gibt. Das Wasser war fünfzehn Ellen über die Berge hinaus angeschwollen und hatte sie zugedeckt. Da verendeten alle Wesen aus Fleisch, die sich auf der Erde geregt hatten, Vögel, Vieh und sonstige Tiere, alles, wovon die Erde gewimmelt hatte, und auch alle Menschen. Alles, was auf der Erde durch die Nase Lebensgeist atmete, kam um.“ (Gen 7, 18-23)

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Darstellungstyp Sintflut ist die Kombination aus überschwemmtem Land bzw. einer Wasserfläche und eines auf Grund gelaufenen Schiffs, der Arche Noah. In der Kunstgeschichte hat dieses Motiv von seinen Anfängen bis in die Gegenwart eine Vielzahl von Variationen erfahren. So zeigt sich „Die Sintflut“ von Michelangelo, entstanden 1508-09 (vgl. Abbildung 5.10), noch stark in der Tradition christlicher Ikonografie verankert. Verschiedene, in der biblischen Erzählung zeitlich aufeinander folgende Einzelereignisse sind hier innerhalb eines Raumkontinuums zu erkennen und vermitteln den Eindruck einer sich im Bild ereignenden Geschichte in zeitlichem Verlauf. Diese bildnerische Freiheit erlaubt die Fotografie nicht, dennoch gibt es innerhalb der Motivgruppe „Zunahme Überschwemmung“ Bilder, welche voneinander unabhängige Personengruppen erscheinen lassen (vgl. z. B. Farbtafel 3). Die Darstellung erhält auf diesem Weg eine größere erzählerische Dichte. Mit der Renaissance kommt es zur Loslösung der Bildenden Künste von religiösen Inhalten als Legitimation einer zumeist idealisierenden Darstellung. In Folge dessen tauchen seit dem 15. Jahrhundert (Sint-)Flutereignisse auch in weltlichen Bilderzählungen, vor allem der Historien- und Marinemalerei auf. Darüber hinaus gab es immer wieder Künstlerinnen und Künstler, welche die Folgen witterungsbedingter Ausnahmeerscheinungen im Zusammenhang mit bestimmten Orten oder Bauwerken in quasidokumentarischer Manier grafisch oder malerisch bannten. In dieser Tradition ist z. B. die Schrägluftaufnahme der überschwemmten Dresdener Altstadt zu sehen (vgl. Farbtafel 4). „Der Morgen nach der Sintflut“ von Joseph Mallord William Turner von 1843 (vgl. Abbildung 5.11) steht hingegen – nicht zuletzt aufgrund seines impressionistischen Charakters – für eine moderne Adaption eines Überschwemmungsereignisses. Die vermutete atmosphärische Erscheinung der in der alttestamentarischen Erzählung beschriebenen Sintflut wird zum Anlass einer äußerst malerischen Bildgestaltung, deren optisches Zentrum ein Strudel aus tosendem Wasser und rot glühendem Morgenlicht bildet. Geprägt durch das künstlerische Streben nach einer Bildgebung, welche dem optischen Seheindruck möglichst nah kommt, weist die Darstellung keine idealisierenden Züge auf. Vielmehr bemüht sich Turner um eine möglichst realistische Darstellung dessen, was er sieht. Da er dies technisch aus einem sehr locker geführten Malduktus heraus entwickelt, ist das Motiv auf seine wesentlichen Merkmale reduziert. Das Bild Turners ist aufgrund des Zusammenspiels von Form und Motiv im Überschneidungsbereich der Bildtypen Sintflut und Wasser als Naturgewalt zu verorten. Innerhalb der Motivgruppe findet sich keine Darstellung von vergleichbarer atmosphärischer Dichte. Es sind lediglich Ansätze, z. B. hinsichtlich einer besonderen Lichtsituation in Farbtafel 1 oder bewegten Wassers in Farbtafel 11, zu finden.

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Abbildung 5.10: Michelangelo Buonarotti, „Die Sintflut“, 1508-09 (Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Michelangelo_-_Sistine_chapel_ ceiling_-_8th_bay.jpg) Abbildung 5.11: Joseph Mallord William Turner, „Der Morgen nach der Sintflut“, 1843 (Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Joseph_ Mallord_William_Turner_-_The_Morning_after_the_Deluge_-_WGA23180.jpg) Überschaulandschaft ist ein kunsthistorischer Begriff zur Beschreibung von bildlichen Darstellungen, die den Blick auf ein Geschehen aus mittlerer Höhe (gemäßigte Vogelperspektive) zeigen, so dass einerseits ein Überblick über einen Raum ermöglicht wird und zugleich Details erkennbar bleiben, die das Spezifische z. B. einer Gegend in Erscheinung treten lassen. Erste Darstellungen dieser Art finden sich in der niederländischen Landschaftsmalerei der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, so z. B. bei Hieronymus Bosch, Pieter Bruegel d. Ä. (vgl. Abbildung 5.12) oder Joachim Patinir. 4 Hinter diesem Bildtypus steht das Streben nach einer Darstellung der Welt als Ganzheit in Form einer Ideallandschaft. Für die Bilder der Motivgruppe ist bei jenen Fotografien, die als Querformate angelegt und aus der Vogelperspektive als Extreme Totale aufgenommen wurden, von einer ähnlichen Bildidee auszugehen: die Darstellung der Überschwemmung in ihrem ganzen Ausmaß. Fotografien, die diesem Typus zuzurechnen sind (vgl. z. B. Farbtafel 1 und mit Einschränkungen auch Farbtafel 4), geben den Überblick über einen größeren Raumausschnitt, wodurch die flächenhafte Ausdehnung der Wasserfläche erkennbar wird. Im Gegensatz zu den Möglichkeiten der malerischen Umsetzung eines Motivs, ist es der Fotografie aber nicht möglich, Details gemäß ihrer Bedeutung im Bild größer darzustellen. So gelingt es aus der Vogelperspektive nur bedingt, wie für die Überschaulandschaft jedoch typisch, trotz großer Distanz Einzelheiten erkennen zu lassen. Wird jedoch die Überschwemmung – gesehen aus der Vogelperspektive – als

4

Während Patinir biblische oder mythologische Szenen in den von ihm geschaffenen Bildlandschaftsraum einbettet, sind es bei Brueghel vor allem profane Szenen.

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Hochformat ins Bild gesetzt, werden zumindest scheinbar konkrete Schäden und Beeinträchtigungen durch die Wassermassen wie z. B. eine überflutete und daher nicht befahrbare Straße besser erkennbar (vgl. z. B. Farbtafel 5). Durch den Fokus auf das Konkrete büßt die Darstellung jedoch den Eindruck eines Überblicks ein.

Abbildung 5.12: Pieter Brueghel d. Ä., „Landschaft mit der Flucht nach Ägypten“, 1563 (Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Pieter_ Bruegel_der_%C3%84ltere_-_Landschaft_mit_der_Flucht_nach_%C3%84 gypten.jpg) Abbildung 5.13: Jacob van Ruisdael, „Stürmische See mit Segelschiffen“, 1668 (Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Jacob_Isaacksz._van_ Ruisdael_-_Stormy_Sea_with_Sailing_Boats_-_WGA20494.jpg) Die Hinwendung zur bildlichen Schilderung von Wasser als Naturgewalt geht zurück bis auf das in der Renaissance aufkommende Interesse an der Naturbeobachtung und deren möglichst genauer bildlicher Wiedergabe. Wegweisende Beispiele sind Leonardo da Vincis Studien über das Wasser, welche u. a. Detailbeobachtungen von Wasserstrudeln zeigen. Eine den Studien da Vincis vergleichbare Fokussierung auf die Erscheinung bewegten Wassers findet sich innerhalb der Motivgruppe nicht. Dennoch ist die Art und Weise auf Welt zu blicken, von Gesehenem zu berichten, vom Berufsethos des Fotojournalismus (Rossig 2006: 11) nicht weit entfernt. Dass Natur zum eigenständigen, darstellungswürdigen Bildsujet wurde, dauerte bis in die Zeit des Barocks hinein. Im 17. Jahrhundert wurden erstmals in den Niederlanden Landschaftsräume und die in ihnen auftretenden Naturereignisse zum eigenständigen Bildthema (vgl. Abbildung 5.13). So z. B. bei Jacob van Ruisdael, der zu diesem Sujet einen malerischen Zugang entwickelt und in seinen Bildern durch sich auftürmende Wolkengebirge oder tosende Meere visuelle Metaphern für den barocken Blick auf Natur als Spiegel menschlicher Vergänglichkeit geschaffen hat (vgl. Schneider 1999: 144). Auch dem Barock vergleichbare Interpretationen von Wasser als Na-

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turgewalt finden sich im Bildkorpus nicht wieder. Dies mag wiederum daran liegen, dass eine derartige Gerichtetheit des fotografischen Blicks dem Anliegen informierender Berichterstattung tendenziell entgegensteht. In der Malerei der Romantik – insbesondere in Deutschland – erreichten die Darstellungen von Natur einen hohen, auf ein intensives Naturstudium zurückzuführenden Grad an Naturalismus, blieben dabei jedoch zumeist gestaltete Reflexionen von Naturerlebnissen, so z. B. bei Caspar David Friedrich. Erst mit den Mitte des 19. Jahrhunderts in Frankreich nahezu gleichzeitig erstarkenden Bewegungen von Realismus und Impressionismus wurde das Erscheinungshafte der Natur – und in diesem Zusammenhang auch das des Wassers – zum würdigen Gegenstand der Darstellung. Während es Gustave Courbet darum ging, dem Wesen des Wassers in seiner Ursprünglichkeit Ausdruck zu verleihen, strebte Claude Monet danach, die momenthafte Erscheinung des Wassers unter bestimmten Lichtverhältnissen zu fassen (vgl. Abbildung 5.14). Beide künstlerischen Ansätze schreiben sich ansatzweise in den fotografischen Darstellungen der Motivgruppe fort. Während Farbtafel 4 sich tendenziell anschlussfähig an Bildauffassungen des Realismus erweist, zeugt Farbtafel 1 eher von impresionistischem Charakter. Die Suche nach der Darstellung von menschlicher Emotion in den Bildern der Motivgruppe fokussiert den Blick neu: Sieht man von den Illustrationen der alttestamentarischen Erzählungen einerseits und der Historienmalerei andererseits ab, welche die Darstellung von Schlachten und der in diesen Gefallenen einschließt, wurzelt die explizierende Darstellung menschlicher Emotion in der Schicksalsmalerei des 19. Jahrhunderts (vgl. Rauch 2000: 411). Diese löst ältere, religiöse Formen des Weltverständnisses ab und macht das Ausgeliefertsein des Menschen gegenüber stärkeren Mächten zum Thema (vgl. ebd.). Ein gutes Beispiel dafür, welche Rolle hierbei Wasser als bedingende Kraft spielen kann, findet sich in „Schiffbruch der Luisa Mello“ von Jean Louis Théodore Géricault von 1821-1824 (vgl. Abbildung 5.15): eine Frau liegt von der auslaufenden Brandung tosender Wellen umspült am Ufer einer Felsküste. Das wogende Meer wird zum Symbol für ein Leben, das den Menschen hin und her wirft. Als es zwischen Mitte und Ende des 19. Jahrhunderts mit der fortschreitenden Industrialisierung zu einer sozialen Ausdifferenzierung der Gesellschaft kam, rückten Randgruppen wie z. B. einfache Arbeiterinnen und Arbeiter stärker in den Fokus der Aufmerksamkeit bildender Künstlerinnen und Künstler. Angesichts einer sich für damalige Verhältnisse rasant verändernden Welt wurden sich die Menschen ihrer nur vermeintlichen Sicherheit und damit der eigenen Verletzlichkeit bewusst. Dieser veränderte Blick auf das Selbst und die Umwelt spiegelt sich auch in den Bildfindungen der Zeit wider. Das Gefühl und das Leid – bedingt auch durch das Wirken von Naturkräften – wurden zu Topoi einer um Realismus

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bemühten Darstellung. Auch innerhalb der Motivgruppe finden sich Beispiele für die Darstellung von Emotionen. Dabei handelt es sich hier vornehmlich um mimische Andeutungen, die Angst oder Anstrengung im Widerstand gegen das Wasser zeigen. Sowohl Farbtafel 7 als auch 15 lassen in den Haltungen der Personen deutlich die zur Überwindung des physischen Widerstandes des hüfthohen Wassers nötige Kraftanstrengung erkennen.

Abbildung 5.14: Claude Monet, „Seestück / Pourville“, 1881 (Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Marine,_Pourville.jpg) Abbildung 5.15: Jean Louis Théodore Géricault, „Schiffbruch der Luisa Mello“, 1821-24 (Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Th%C3%A9odore_ g%C3%A9ricault,_il_relitto_(scena_ispirata_al_naufragio_di_luisa_de_mello), _1820_ca.jpg) Schritt III.iii Ikonologische Interpretation In Fortführung von vor-ikonografischer Beschreibung und ikonografischer Analyse widmet sich die ikonologische Interpretation der Erschließung eines übergeordneten, symbolischen Sinns. Panofsky fordert hierfür eine Einordnung des Analysegegenstandes in soziale, politische und kulturelle Zusammenhänge seiner Entstehungszeit. Alle aus Sicht der oder des Interpretierenden als relevant erachteten Quellen können als ergänzendes Material zur Fundierung der Interpretation hinzugezogen werden. So wird hier aus gegebenem Erkenntnisinteresse neben dem wissenschaftlichen und politischen Zeitgeschehen insbesondere die Klimawandel-Berichterstattung in Der Spiegel als diskursiver Kontext berücksichtigt. Wie bereits in Kapitel 4 ausgeführt, entstammen die Bilder des Korpus der Dekade 2001-2010. Um eine ideengeschichtliche Einordnung vornehmen zu können, erscheint es jedoch sinnvoll, auch die dieser Dekade vorangegangenen jüngeren Entwicklungen der Klimawandeldiskurse zu berücksichtigen. So wird in den folgenden Betrachtungen bis zu dem Zeitpunkt in den 1980er-Jahren zu-

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rückgegangen, als der Klimawandel sowohl in der Wissenschaft als auch in der Politik zum Thema geworden war und die Medien darüber zu berichten begannen. Die für die wissenschaftlichen und politischen Diskurse rekonstruierten Phasen (vgl. Kapitel 3) spiegeln sich nur bedingt in der medialen Berichterstattung wider. Dies hängt damit zusammen, dass die Massenmedien eigenen Produktionsbedingungen unterliegen, die sich nicht zuletzt an wirtschaftlichen Interessen ausrichten (vgl. Weingart et al. 2008: 87). Daher erweist sich eine Ausdifferenzierung von Phasen als deutlich schwieriger. Stattdessen lassen sich aber genealogische (Bild-)Reihen rekonstruieren, die deutlich machen, wie sich die visuellen Repräsentationen bestimmter Diskurs-Gegenstände verändert haben. Um die Ebene der konkreten Berichterstattung zunächst zu verlassen und den Umgang in Der Spiegel mit dem Thema Klimawandel auf allgemeinerer Ebene beurteilen zu können, werden nachfolgend als Vergleichsbilder Titelseiten des Nachrichtenmagazins aus dem Zeitraums 1980-2009 betrachtet, die sich dezidiert mit dem Klimawandel befassen und dabei auf das Motiv der Überschwemmung zurückgreifen (vgl. Vorgehensweise von Doyle 2007). Dabei wird die Kombination bestimmter stilistischer Mittel von Fotografie und Fotomontage – gleichsam als zugespitzte Form von entweder gestalteter Inszenierung oder Ereignisfotografie – sowie bestimmter Bildtypen – Sintflut, Überschaulandschaft, Wasser als Naturgewalt und menschliche Emotion – als Instrument der Objektivierung des anthropogenen Klimawandels angesprochen. Bei der Titelseite von Der Spiegel vom August des Jahres 1986 (vgl. Abbildung 5.16) handelt es sich um eines der ersten Medienbilder, welches einen drohenden Meeresspiegelanstieg als Folge des Klimawandels thematisiert. Die Fotomontage zeigt ein Schrägluftbild des bis zur halben Höhe des Obergadens von Wasser umspülten Kölner Doms. Der Titel des Heftes „Die Klima-Katastrophe“ lässt das gezeigte Ereignis als eine unmittelbare Folge sich verändernden Klimas einordnen. Wenngleich zu dieser Zeit noch wissenschaftliche Unsicherheiten hinsichtlich der Wirkungszusammenhänge der globalen Erwärmung bestanden, trugen dieses Bild und die damit einhergehende Berichterstattung dazu bei, die öffentliche Aufmerksamkeit auf das Problem der Klimaerwärmung zu richten (vgl. Kapitel 3.2). Zugleich wurde aber auch die wissenschaftliche Hypothese in eine Katastrophe transformiert (vgl. Weingart et al. 2008: 91). Bis heute wird immer wieder auf diese Darstellung zurückgriffen, wenn es darum geht, den mehr oder weniger konkreten Beginn einer öffentlichen Debatte über den Klimawandel in den deutschen Medien zu markieren. Weingart et al. bezeichnen das Bild der Titelseite gar als Ikone für die „bildliche Horrorvision einer vom Menschen selbsterzeugten Klimakatastrophe“ (ebd.: 23). Stilitisch erscheint die Darstellung weniger verstörend als vielmehr ästhetisch inszeniert. Die gezeigte

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Perspektive ermöglicht einen Überblick über einen unbegrenzt erscheinenden Raumausschnitt. Die Unendlichkeit der alles – außer dem Kölner Dom – verbergenden Wasserfläche erinnert an die biblische Beschreibung der Erde, nachdem das Wasser unter Regenfällen hundertfünfzig Tage gestiegen war. Betrachtet man die Darstellung quasi als „visionäre Rekonstruktion“ dieser Ereignisse, kann der Darstellung ein in gewisser Weise idealisierender Charakter zugesprochen werden. Knapp zehn Jahre später, im März 1995, titelte Der Spiegel anlässlich der ersten UN-Klimakonferenz in Berlin erneut mit einer Fotomontage (vgl. Abbildung 5.17). Diese zeigt einen im Meer treibenden Erdball, der Gefahr läuft, unter einer sich bedrohlich auftürmenden Welle begraben zu werden. Das Wasser wird damit sehr expressiv als Naturgewalt inszeniert. Durch den Titel „Vor uns die Sintflut“ werden diesmal expressis verbis Bezüge zu der bereits diskutierten biblischen Erzählung hergestellt. Durch den Untertitel „Weltklima-Gipfel der Katastrophen“ erfolgt zudem eine konkrete Bezugnahme auf die zeitgenössischen politischen Ereignisse. Diese Verknüpfung religiöser und säkularer Inhaltsbereiche kann als Hinweis darauf gedeutet werden, dass zu diesem Zeitpunkt das wissenschaftliche Wissen um die menschliche Beeinflussung des globalen Klimas und die Notwenigkeit einer politischen Intervention noch längst nicht selbstverständlicher Bestandteil eines kollektiven Wissensbestandes ist. Wie sich im Folgenden zeigen wird, ist die Anrufung der frühzeitlichen Katastrophe prägendes Stilmittel der Berichterstattung von Der Spiegel über den anthropogenen Klimawandel (vgl. ebd.: 132). Im Unterschied der zuvor betrachteten Titelseite von 1986 bannt diese allerdings den Moment der anschwellenden Flut. Der Einsatz der Fotomontage macht es möglich, das Motiv der Sintflut als konstruierte visuelle Metapher im Stil einer Ereignisfotografie erscheinen zu lassen. Typologisch zeigt die Titelseite Anleihen an von Realismus gekennzeichneten Darstellungen von Wasser als Naturgewalt. Mitte der 1990er-Jahre kam es in Mitteleuropa zu mehreren schwerwiegenden Überschwemmungsereignissen. Eines von besonderem Ausmaß war das Oderhochwasser von 1997, welches durch anhaltende Starkniederschläge in den tschechischen und polnischen Gebirgsregionen – den Einzugsgebieten der Oder – ausgelöst worden war. Die verursachende Extremwetterlage wurde in Der Spiegel, bezugnehmend auf den Meteorologen Karl-Heinz Nottrodt, als möglicher Vorbote des Klimawandels diskutiert (vgl. Evers et al. 1997: 31). Die Visualisierung dieses Ereignisses auf der Titelseite von Der Spiegel zeigt eine Luftaufnahme aus mittlerer Höhe eines von Wasser umspülten Gehöfts und dessen angrenzender landwirtschaftlicher Nutzflächen (vgl. Abbildung 5.18). Die Fotografiert wirkt wie im Vorbeifliegen aus einem Einsatzflugzeug aufgenommen.

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Was bislang nur als hypothetisch anmutende Fotomontage auf der Titelseite von Der Spiegel erschienen war, wird nun durch ein Abbild des Konkreten ersetzt. Es scheint, als habe die Realität die Fotomontagen der Berichterstattung schon eingeholt. Der begleitende Text lautet – vergleichsweise sachlich – „Die große Flut. Naturkatastrophe oder Menschenwerk?“ und deutet an, dass die Frage nach den Ursachen klimatischer Veränderungen noch nicht geklärt zu sein scheint.

Abbildung 5.16: „Die Klima-Katastrophe“ (Titelblatt) (Quelle: Der Spiegel, 1986, H. 33, S. 1) Abbildung 5.17: „Vor uns die Sintflut“ (Titelblatt) (Quelle: Der Spiegel, 1995, H. 13, S. 1) Abbildung 5.18: „Die große Flut“ (Titelblatt) (Quelle: Der Spiegel, 1997, H. 31, S. 1) Mit wachsender Sicherheit wissenschaftlichen Wissens bezüglich der Grundlagen, Ursachen, Folgen, Handlungsmöglich- und -notwendigkeiten einerseits und der Zunahme nationaler wie internationaler klimapolitischer Diskussionen andererseits lässt sich ein Wandel in der visuellen Kommunikation durch Der Spiegel feststellen. Zunehmend werden konkrete, witterungsbedingte Ereignisse in direktem Zusammenhang mit dem sich erwärmenden Klima betrachtet. Um ein solches Ereignis handelte es sich auch bei dem Hochwasser, welches Mitteleuropa im Spätsommer des Jahres 2002 ereilte. Eine Schrägluftaufnahme der über die Ufer getretenen Mulde im Grenzbereich zwischen Brandenburg und Sachsen auf der Titelseite vom August 2002 zeigt – vergleichbar mit der Titelseite von 1997 – eine konkrete Überschwemmungssituation und setzt diese in direkten Zusammenhang mit dem Klimawandel (vgl. Abbildung 5.19). Auch hier wird das Konkrete gezeigt. Anders als 1997 wirkt die Darstellung weniger unmittelbar, sondern vielmehr – in Form einer atmosphärisch aufgeladenen Überschaulandschaft – inszeniert. Sprachlichen Anleihen am biblischen Text tauchen

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wieder auf. Die Metapher der im Wasser ertrinkenden Flüsse wird mit den Worten „Die Sommer-Sintflut“ überschrieben und schlägt damit einen verbalen Bogen zurück zu den früheren Titelbildern. 2006 erfolgt eine Rückkehr zur montierten Darstellung (vgl. Abbildung 5.20). Aus einem leicht nach links gekippten Warndreieck strömt Wasser eines uferlosen Gewässers, auf dessen Oberfläche ein leicht umwölkter Erdball schwimmt, auf die Betrachtenden zu. Über das strömende Wasser zieht sich der in sich verkippte Schriftzug „Achtung Weltuntergang!“. Das Bild könnte man als eine Weiterentwicklung des Titelbildes von 1995 betrachten. Dem Erdball, der damals unter einer sich nähernden Flutwelle zu ertrinken drohte, steht nun endgültig der Untergang – durch sprichwörtliches Aus-dem-Rahmen-Fallen – bevor. Warndreieck und Schriftzug in Kombination suggerieren jedoch, dass das Schlimmste verhindert werden kann. Irritierend ist allerdings die als Untertitel fungierende Frage „Wie gefährlich ist die globale Erwärmung wirklich?“. Die Formulierung lässt es möglich erscheinen, dass die Folgen des Klimawandels weniger schwerwiegend sein könnten, als bislang angenommen. Das Erscheinen des vierten Sachstandsberichts des IPCC stand zu diesem Zeitpunkt noch bevor. Dennoch ist die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit, nicht zuletzt durch Filme wie „The Day after tomorrow“ von 2004, wenn auch bei – aus wissenschaftlicher Perspektive – etwas fragwürdiger Faktenlage, geweckt (vgl. Lowe et al. 2006). In der Berichterstattung zeigt sich, dass die Vermeidung der Emission von Treibhausgasen und die Anpassung an die steigenden Temperaturen mittlerweile als gemeinsame Herausforderungen für Wissenschaft, Politik und Gesellschaft Anerkennung gefunden haben. In der Titelseite von 2006 äußert sich dies in der Erweiterung des Bildes der von den Folgen des Klimawandels bedrohten Erde um einen Warnruf. Dieser Warnruf kann auch als Handlungsaufforderung verstanden werden.

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Abbildung 5.19: „Wenn Flüsse im Wasser ertrinken“ (Titelblatt) (Quelle: Der Spiegel, 2002, H. 34, S. 1) Abbildung 5.20: „Achtung Weltuntergang“ (Titelblatt) (Quelle: Der Spiegel, 2006, H. 45, S. 1) Die Bildreihe zeigt, wie sich der mediale Diskurs in Der Spiegel – vor allem bezogen auf seine Bildsprache – seit Mitte der 1980er-Jahre bis in die Gegenwart entwickelt hat. Wenngleich vornehmlich Titelbilder betrachtet wurden und diese besonderen Gestaltungskriterien unterliegen, liefern die Beobachtungen dennoch belastbare Hinweise auf Tendenzen in der Berichterstattung. Der im Rahmen der vorliegenden Studie untersuchte Bildkorpus umfasst Bilder im Geiste jener Zeit, der sich in der Titelseite von 2002 spiegelt. Es handelt sich um eine Phase der wissenschaftlichen Gewissheit hinsichtlich eines menschlichen Einflusses auf den Klimawandel und der mit diesem einhergehenden Folgen wie z. B. Überschwemmungsereignisse. Der Stand wissenschaftlicher Forschung ist zu diesem Zeitpunkt zum mehr oder weniger unumstrittenen Gegenstand medialer Vermittlung geworden (vgl. Kapitel 3.2). Aufgrund der wissenschaftlichen Gewissheit und deren politischer Anerkennung hat sich eine Bildsprache entwickelt, die es sich erlaubt, konkrete Geschehnisse nicht länger nur in dokumentarischer Form abzubilden, sondern unter Einsatz stilistischer und bildtypologischer Darstellungsmittel visuelle Repräsentationen von symbolischer Ausdruckskraft einzusetzen und so den Bedeutungsgehalt auf semantischer Ebene zu erweitern. Die Bilder der Motivgruppe belegen das für den massenmedialen Diskurs beschrie-

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bene vorherrschende „Rauschen“ – gleichsam als Flimmern 5 – für den durch sie abgedeckten Zeitraum. Wie bereits angesprochen nimmt Mitte der 2000er-Jahre die Menge der im Kontext von Klimawandel-Berichterstattung veröffentlichten Bilder zu. Da Zusammenhänge zwischen beobachteten Klimaveränderungen und menschlichem Handeln anerkannt werden, kommt es zur Abbildung sowohl von Ursachen und Folgen als auch von Handlungsfeldern und entsprechenden Akteurinnen und Akteuren (vgl. Ausführungen zur Struktur des Bildkorpus in Kapitel 4.4). Inwiefern diese Repräsentationen durch Kontext und/oder Umbild gezielt eine semantische Erweiterung erfahren, zeigt sich durch den Vollzug von Schritt IV. Zusammenfassung Versucht man rückblickend, die in den Teilschritten erzielten Erkenntnisse zur erklärten Intentionalität der Analyse in Beziehung zu setzen, lässt sich festhalten, dass der stilistische Ansatz der gestalteten Inszenierung vor allem dann zum Tragen kommt, wenn Natur im Sinne einer ästhetischen oder theoretischen Beurteilung gezeigt werden soll. Die schnelle Ereignisfotografie hingegen bannt den Moment konkreten Geschehens und richtet im Falle der Berichterstattung über (katastrophale) Naturereignisse den Blick damit vor allem auf spannungsvolle Situationen, die eher eine Beurteilung aus ethisch-moralischer Perspektive provozieren. Das Verhältnis von Mensch und Natur ist in diesen Fällen tendenziell durch Wildheit geprägt. Auch im Hinblick auf die angesprochenen Bildtypen (Sintflut, Überschaulandschaft, Wasser als Naturgewalt, menschliche Emotion) sind einige vorsichtige Rückschlüsse auf diesen zugrunde liegenden Urteilskategorien und daraus resultierenden Natur-Konzepte möglich. Der Typus Überschaulandschaft eröffnet durch den distanzierten und zugleich allumfassenden Blick sowohl Einblicke in ästhetische, als auch in theoretische Aspekte. Indem die überfluteten Gegenden durch die Überschau als ein Ganzes erscheinen und durch die Distanziertheit zum Geschehen dramatische oder bedrohliche Aspekte in den Hintergrund treten, wird hier der tendenziell idealisierende Eindruck von Landschaft als einem mehr oder weniger harmonischen Ganzen hervorgerufen. Indem die Betrachterin oder der Betrachter einen Überblick über den Raum erhält, kann er – bei Hinzuziehen von vorhandenem Wissen – auch Aussagen über mögliche Wirkungszusammenhänge in der gezeigten Gegend treffen. Damit treten ökosystemische Aspekte in den Vordergrund. Betrachtet man die Bilder, die dem Typus Sintflut zugeordnet werden können, so wird deutlich, dass es hier an5

Der Begriff des Flimmerns wurde hier in Analogie zu dem von Foucault aufgebrachten Terminus des „Rauschen des Diskurses“ (Foucault 1991 [1972]: 33) für den Bereich des Visuellen gewählt.

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satzweise zwar auch um ästhetische vor allem aber um moralisch-ethische Aspekte geht: das flutende Wasser als Gefahr für die Existenz des Menschen. 6 Durch die Schilderung des Überschwemmungsereignisses als eine vernichtende Kraft wird dieses eindeutig als bedrohlich und Natur als Wildnis konzeptualisiert. Betrachtet man die Ansätze zur Inszenierung von Wasser als Naturgewalt, zeichnet sich eine ähnliche Fokussierung moralisch-ethischer Aspekte ab. Das Wasser erscheint bestimmt durch seine kraftvollen, zerstörerischen und ungebremsten Qualitäten. Da Wasser an sich stark bewegt ist und zudem symbolisch oft stellvertretend für Lebendigkeit steht, rufen die Fotografien dieses Typus auch die funktionale Bedeutung des Wassers im Ökosystem an. Die Bilder des Typus menschliche Emotion verlagern den Fokus weg von der Natur hin zum Menschen, der unter dem Einfluss der Natur steht. Allein diese Fokusverschiebung führt dazu, dass die Natur zu einer „Macht“ zu werden scheint, die Einfluss auf den Menschen nimmt und ihn damit im Falle von Überschwemmungsereignissen bedroht. Diese Betrachtungsweise verweist ebenfalls auf die Traditionslinie des Realismus. Vor dem Hintergrund der für die 2000er-Jahre skizzierten Diskurslage in Der Spiegel zeigt sich im vorliegenden Bildkorpus eine Dominanz von gestalteten Inszenierungen vom Typus der Überschaulandschaft bzw. von Ereignisfotografien, welche mehr oder weniger expressiv die Gewaltigkeit der Wassermassen und deren Wirkung auf Dinge und Menschen zeigen. Menschliche Emotion wird dabei in sehr unterschiedlicher Weise zum Motiv.

SCHRITT IV: ERSCHLIESSUNG DER KOMMUNIKATIVEN BEDEUTUNG Schritt IV.i Beschreibung des Medienbildes Durch den technischen Akt der Reproduktion wird maßgeblich in den wahrnehmungsnahen Eigenschaftsbereich von Bildern eingegriffen und ihnen eine materielle Präsenz zugewiesen. Die Qualitäten des Medienbildes – Träger, Größe,

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Der Topos Sintflut steht theologisch nicht nur für die Strafe Gottes gegenüber dem Menschen sondern auch für den Beginn des neuen Bundes. Bezugnehmend auf den Aspekt der Strafe erfährt die Überschwemmung eher moralisch-ethische Bewertung und die Natur gerät zur Wildnis. Würde jedoch doch in den Moment der Überschwemmung bereits der positiv konnotierte neue Bund bildlich hineinprojiziert, könnte auch ein ästhetisches Urteil zum Tragen kommen und die abgebildete Gegend als Landschaft erscheinen lassen.

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Format und Positionierung – bedingen, wie auf ein Bild geblickt wird bzw. geblickt werden kann. Denn durch die Art und Weise ihrer Darbietung erfahren Bilder eine Festlegung hinsichtlich ihrer Materialität, ihrer Größe, ihrer Farbqualität, ihrer Platzierung auf einer Seite und können nur genau in dieser Gestalt angeblickt werden. Das Medienbild in seinen spezifischen Qualitäten zu bestimmen, erschließt die materiellen Möglichkeitsbedingungen, unter denen durch ein Anblicken Bedeutung entstehen kann. Bei allen Bildern des Korpus handelt es sich um Fotografien, die in Der Spiegel in unterschiedlichen Ausgaben abgedruckt wurden. Die Innenseiten der Zeitschrift werden auf ein gestrichenes Papier mit einem Gewicht von 54 g/m2 gedruckt (vgl. Spiegel-Gruppe 2017b). Durch die Behandlung mit einem Bindemittel bekommt das Papier eine glattere und stabilere Oberfläche, was die Druckqualität positiv beeinflusst, da es eine hohe Detailschärfe ermöglicht. Nach Angaben der Spiegel-Gruppe stellt dieses Papier das Optimum an Helligkeit, Färbung und Opazität bei gleichzeitiger Berücksichtigung ökologischer Anforderungen dar (vgl. ebd.). Die Bilder unterscheiden sich stark in ihrer jeweiligen Größe. Vier Bilder haben die Größe von annähernd einer halben Seite (vgl. Farbtafeln 21, 25, 31 und 33). Durch die Größe ist es möglich, auf den Bildern – in Abhängigkeit von der jeweils gewählten Einstellungsgröße – Details zu erkennen. Diesen Bildern und damit dem gezeigten Motiv wird im Rahmen des jeweiligen Artikels eine gewisse Bedeutsamkeit zuerkannt. Fünf Bilder sind hingegen so klein, dass sie nicht einmal ein Zehntel einer Seite einnehmen (vgl. Farbtafeln 22, 24, 28 und 29). Hier ist es kaum möglich, Details zu erkennen. Die Bilder sind als Einzelbilder im Rahmen des jeweiligen Artikels von geringerer Bedeutsamkeit. Die Verteilung von hoch- und querformatigen Bildern zeigt einen eindeutigen Schwerpunkt. Vier der Bilder sind als Hochformate in das Layout eingebunden (vgl. Farbtafeln 22, 23, 26 und 29), alle übrigen Bilder sind Querformate. Durch die Wahl des Hochformats erfolgt in der Regel eine stärkere Fokussierung auf ein konkretes Objekt, wie einen fliegenden Rettungshubschrauber oder aus dem Wasser aufragende Sonnenschirme. Zudem wirken Hochformate oft ansprechend und aktivierend auf Betrachtende (vgl. Böhringer et al. 2011: 289). Die Bilder im Querformat, welches dem natürlichen menschlichen Sehfeld grundsätzlich näher kommt als das Hochformat, vermitteln hingegen stärker den Eindruck eines räumlichen Zusammenhangs. Querformate wirken i. d. R. ruhig und oftmals sehr harmonisch (vgl. ebd.). Es fällt auf, dass die großen Bilder ausschließlich Querformate darstellen. Die Bilder sitzen fast ausnahmslos an Positionen, die an Blattränder anschließen. Dabei befinden sich die meisten von ihnen in der oberen Seitenhälfte.

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Lediglich vier Fotografien sitzen am unteren Seitenrand (vgl. Farbtafeln 18, 19 und 28) bzw. in der unteren Seitenhälfte (vgl. Farbtafel 30). Geht man von der für die westliche Kultur üblichen Leserichtung – von links nach rechts und von oben nach unten – aus, werden die Bilder links vor denen rechts und die in der oberen Bildhälfte vor denen in der unteren Bildhälfte betrachtet. Es ist also davon auszugehen, dass bewusst Platzierungen auf prominenteren bzw. weniger prominenten Stellungen erfolgen.

Abbildung 5.21: Größe, Format und Position der Bilder der Motivgruppe in direkten Vergleich (Quelle: eigene Darstellung) Der Einsatz einer Vielzahl von Bildern mit gewisser Größe und prominenter Platzierung innerhalb des Layouts gehört zu den charakteristischen Gestaltungsprinzipien von Der Spiegel (vgl. Kapitel 4). Abbildung 5.21 zeigt in einer schematischen Überblendung aller Bilder der Motivgruppe und deren jeweiliger Platzierung auf einer Doppelseite in Abhängigkeit von Größe, Format und Position. Um jedoch Aussagen darüber treffen zu können, welche möglichen Intentionen leitend für den beobachteten Umgang mit den Bildern im Prozess der Materialisierung und Transformation zu Bestandteilen der Seitengestaltung gewesen sein könnten, erscheint es sinnvoll, sich die Bildverwendung genauer anzuschauen und um eine inhaltliche Dimension zu erweitern.

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Schritt IV.ii Analyse der Bildumgebung Die Analyse der Bildumgebung widmet sich jenen visuell wirksamen Aspekten, welche den Veröffentlichungszusammenhang von Medienbildern bedingen. Gestaltungsraster und Typografie werden zunächst allgemein in der für Der Spiegel typischen Weise dargestellt. Bevor anschließend Bildanordnungen und – kombinationen für die jeweiligen Verwendungszusammenhänge der Bilder der Motivgruppe genauer betrachtet werden. Layout und Satz von Der Spiegel haben seit Erscheinen der ersten Ausgabe 1947 verschiedenen Änderungen erfahren, dennoch unterstreicht die Gestaltung nach wie vor das angestrebte Image eines seriösen objektiven Nachrichtenmagazins (vgl. Ernst 2005: 186). Im Folgenden werden die Charakteristika des Layouts für den Untersuchungszeitraum ausgeführt. Das Layout von Der Spiegel ist weitestgehend einheitlich an einem geordneten dreispaltigen Gestaltungsraster für Text und Bild ausgerichtet. Dieses Gestaltungsraster ermöglicht viele unterschiedliche Text-Bild-Kombinationen mit spannungsreichen Kontrasten insbesondere in Verbindung mit großen Bildformaten (vgl. Böhringer et al. 2011: 296). Dennoch fallen in Der Spiegel weder Mengentext und Überschriften noch Bilder durch extreme Formatierungen auf. Mit dieser Gestaltungsweise wird eine störungs- und wertfreie Rezeption der Inhalte angestrebt (vgl. Ernst 2005: 186). Der Mengentext ist – wie es das Gestaltungsraster vorgibt – durchgängig dreispaltig angelegt und im Blocksatz gesetzt (vgl. z. B. Farbtafel 18). Ausnahmen finden sich u. a. in einseitigen Rubriken wie „Prisma Wissenschaft Technik“ (vgl. z. B. Farbtafel 20) oder „Panorama Deutschland“. Die vorherrschende Schrifttype ist eine Barock-Antiqua in gleichbleibender Schriftgröße. Die Überschriften sind je nach spezifischem Seitenlayout in unterschiedlichen Größen in einer schmalen Grotesk-Schrift gesetzt (vgl. ebd.). Die klare und weitestgehend einheitliche Gestaltung befördert eine fokussierte Rezeption der dargebotenen Inhalte. Das Datenmaterial zeigt, dass die Bilder der Motivgruppe durch die Art und Weise ihrer Anordnung und Kombination z. T. sehr unterschiedliche Funktionen übernehmen und damit auch eine jeweils stark abweichende Bedeutung in ihrem Verwendungszusammenhang zugewiesen bekommen: Am häufigsten erscheinen die Bilder der Motivgruppe als eines von mehreren größerformatigen Bildern auf einer Doppelseite. Durch die Größe und eine prominente Platzierung, aber vor allem auch durch die Reihung mit weiteren Bildern binden sie Aufmerksamkeit. Insbesondere durch den Bildverbund mit anderen Bildern von Folgeereignissen des Klimawandels werden sie zu einem visuellen Anker für das gesamte Themenfeld (vgl. Farbtafel 21, 26 oder auch 31). Das wiederholte Auftreten ähnli-

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cher Bildkombinationen innerhalb des Bildkorpus legt die Vermutung nahe, dass es sich hierbei um eine typische Strategie visueller Kommunikation handelt. Der Sprachwissenschaftler Uwe Pörksen hat zur Bezeichnung für einen „durch die Entwicklung der Informationstechnik begünstigten Typus sich rasch standardisierender Visualisierung“ (Pörksen 1997: 20) den Begriff des visuellen Stereotyps bzw. des Visiotyps geprägt. 7 Betrachtet man die Bilder der vorliegenden Motivgruppe in ihrem Verwendungszusammenhang, sind bei diesen in den meisten Fällen Kennzeichen visueller Stereotype festzustellen. Dies mag mit der in Kapitel 4 dargelegten Auswahl und Gewinnung des Bildkorpus zusammenhängen, denn durch die Fokussierung auf Veröffentlichungszusammenhänge, in denen der Begriff Klima (und nichtzwangsläufig Überschwemmung oder Hochwasser) eine Rolle spielt, entstammt ein Großteil der Bilder Textarten, die nicht ausschließlich informativen Charakter haben wie Meldungen oder Nachrichten, sondern auch meinungsbildenden wie Reportagen, Berichte, Kommentare und Interviews (vgl. Deutsches Journalisten Kolleg o. J.). An Meldungen oder Nachrichten sind innerhalb der Motivgruppe nur zwei der Bilder gebunden (vgl. Farbtafeln 20 und 22). Diese fungieren gleichsam als visueller Marker dafür, dass an entsprechender Stelle etwas zu lesen ist, das mit Überschwemmungsereignissen zu tun hat. Eine Variation der Verwendung von Bildern als visuellen Stereotypen ist deren Integration in Schaubilder oder Zeitleisten. Auch hier geht es nicht um das konkrete, abgebildete Ereignis, sondern vielmehr um die repräsentativen Quali7

Stereotype stellen in den Sozialwissenschaften i. d. R. Verallgemeinerungen dar und erlauben das Übertragen von aus den Stereotypen bekannten Mustern auf zunächst unbekannte Sachverhalte. Sie sind per se wertfrei, können aber je nach Verwendungszusammenhang eine positiv, neutral oder negativ wertende Ausprägung annehmen. Visuelle Stereotype entstehen, indem Bilder ähnlicher Art durch ihre jeweiligen Erscheinungskontexte mit immer gleichen Bedeutungen aufgeladen werden. Anders gesagt: Sie „entwickeln sich erst nach und nach über Verallgemeinerungen, die durch den Kontext erfolgen“ (Lobinger 2009: 118). Die den visuellen Stereotypen eigene Wirkung beruht somit auf einer emotionalen Aufladung der Bilder durch Wahl und Inszenierung des Motivs sowie einer kontextuellen Einbettung des Bildes. Diese Aspekte tragen dazu bei, dass verallgemeinerte Vorstellungen einerseits prägnanter kommuniziert werden und andererseits eine konkrete inhaltliche Verankerung erfahren. Lobinger konkretisiert bezugnehmend auf Richard Rogers und Anat Ben-David am Beispiel von Darstellungen der Grenzsituation zwischen dem israelischen Kerngebiet und dem Westjordanland, dass auch visuelle Stereotype keine rein visuellen Phänomene sind, „sondern erst durch die Interaktion mit kontextualisierenden Elementen ihren hohen Wirkungsgrad erreichen“ (ebd.: 114).

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täten des Bildes (vgl. z. B. Farbtafel 24). Während jedoch die Bilder in der zuvor angesprochenen Form der Kombination aufgrund ihrer Größe noch eine eigene bildliche Wirkung entfalten können, sind jene Fotografiem, die in Schaubilder integriert sind, zumeist so klein, dass lediglich das zentrale Motiv erkennbar ist. Eine Ausnahme gestalterischer Einbindung in das Seitenlayout bildet innerhalb des Korpus eine Fotografie im Kontext einer visuell besonders aufbereiteten Nachricht über die Folgen des Elbe-Hochwassers 2003. Die Fotografie ist im linken unteren Viertel einer Doppelseite über eine formatfüllende Karte gesetzt (vgl. z. B. Farbtafel 19). Die Karte dokumentiert die am schwersten von besagtem Hochwasser betroffenen Gebiete entlang der Elbe. Die Fotografie zeigt einen konkreten Schadensfall dieses Überschwemmungsereignisses. Damit erfüllt die Fotografie weniger eine informative, sondern eher eine illustrative Funktion. Sie gibt Zeugnis davon, dass es tatsächlich zu schwerwiegenden Schäden durch das Hochwasser gekommen ist. Die wesentlichen Informationen der Doppelseite sind der Karte, ihrer Legende sowie einem kurzen Begleittext zu entnehmen. Das Layout fällt völlig aus dem für Der Spiegel typischen Gestaltungsraster heraus. Aber gerade durch diesen großzügigen Umgang mit visuellem Material erreicht die Doppelseite eine besondere Aufmerksamkeit. Fokussiert man die vorangegangene Analyse auf die jeweiligen Bildanordnungen und -kombinationen der Fotografien und ihre kontextuelle Einbettung, so lassen sich vier charakteristische Verwendungszusammenhänge für die Bilder der Motivgruppe aufzeigen. So finden sich in der meinungsbildenden Berichterstattung (Reportagen, Berichte, Kommentare und Interviews) Bilder von Überschwemmungen erstens vor allem als großformatige Abbildungen im kontrastierenden Nebeneinander mit anderen Bildern von Ursachen oder Folgeerscheinungen des anthropogenen Klimawandels (vgl. z. B. Farbtafel 33) oder zweitens als kleine Abbildungen integriert in ein Schaubild (vgl. z. B. Farbtafel 28). In der informierenden Berichterstattung werden sie drittens als visueller Anker zu einer Meldung (vgl. z. B. Farbtafel 22) oder viertens im Verbund mit anderen visuellen Medien, welche andere Zugänge zum jeweiligen Thema eröffnen (vgl. z. B. Farbtafel 29), eingesetzt. Dominierend ist im vorliegenden Fall die Einbindung in meinungsbildende Berichterstattung zu Folgen des Klimawandels, aktuellen politischen Entwicklungen oder neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen. Mehr als drei Viertel der Bilder der Motivgruppe wurden auf diese Weise verwendet. Dabei gibt es Unterschiede in der Art der Kombination mit anderen Bildern sowie weiteren grafischen Elementen. Zwölf Fotografien finden sich auf einer Doppelseite in horizontaler Anordnung neben weiteren Bildern, die jeweils anderen Motivgruppen des Clusters „Folgen des Klimawandels“ zugeordnet wurden (vgl. z. B.

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Farbtafel 33). Durch das Nebeneinander von kontrastierenden Motiven wie Überschwemmungen und Trockenheit erfährt die Wirkung des jeweiligen Einzelbildes eine Steigerung. Des Weiteren tauchen in den umfassenden Berichterstattungen gelegentlich Bilder der Motivgruppe zur Illustration längerer Textpassagen auf, die jeweils nur bedingt einen Zusammenhang zum Bild herstellen lassen. Eingesetzt werden hier Bilder, die Interesse wecken, jedoch nicht zu sehr vom Text ablenken (vgl. z. B. Farbtafel 25). Eine Sonderform der Bildumgebung stellt die Zusammenführung mehrerer kleiner Bilder von Folgen des Klimawandels in einem größeren Schaubild dar. In zwei von drei Fällen erfolgt zugleich eine Verortung (vgl. z. B. Farbtafel 29). Neben der eher übergeordneten, differenzierenden Berichterstattung gibt es auch einige kürzere Nachrichten, die sich speziellen Themen wie einem konkreten Ereignis oder der Entwicklung einer neuen Technologie zur Mitigation oder Adaptation des Klimawandels widmen. In diesen Kontexten erfahren die Bilder der Motivgruppe zumeist eine Ergänzung durch Bilder, Grafiken und/oder Karten, die eine weitere inhaltliche Facette des Gegenstandsbereichs hinzufügen (vgl. z. B. Farbtafel 19). Durch den Medienverbund wird dem Spezifischen des Bildes Rechnung getragen. Eher selten tauchen die Bilder im Zusammenhang mit Kurzmeldungen auf. In diesen Fällen besteht zumeist nur bedingt ein inhaltlicher Bezug zwischen Text und Bild. Vermutlich bedurfte es jedoch aus mediengestalterischer Perspektive eines visuellen Ankers, um den Blick der Lesenden zu binden (vgl. z. B. Farbtafel 22). Schritt IV.iii Interpretation des Bildhandelns Die im Rahmen der Beschreibung des Medienbildes und der Analyse der Bildumgebung aufgezeigten Merkmale bilden den Ausgangspunkt für Überlegungen, inwiefern der Verwendungszusammenhang eine Einschätzung einer interessengeleiteten Bildhandlung zulässt. Es zeigt sich, dass Bilder, die in eine übergeordnete Berichterstattung zum Klimawandel eingebunden sind und durch andere Bilder von Folgen des Klimawandels flankiert werden, eine eigene Bedeutung aus ihren im Vergleich zum „Umbild“ (Müller 2001: 14) unterschiedlichen phänomenalen Qualitäten heraus entwickeln. Dies wird an je einem Beispiel eines Bildes in einer Reihe von weiteren Fotografien sowie eines Bildes im Verbund mit nicht-fotografischen Visualisierungen ausgeführt: Im Fall der Fotografie „Überschwemmung in Hitzacker (April 2006)“ (vgl. Farbtafel 9) treten im direkten Nebeneinander einer überschwemmten Stadt in Deutschland, einem schmelzendem Eisberg in Grönland und einem ausgetrocknete Flussbett im Südwesten Chinas die jeweils spezifischen Eigenheiten der ab-

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gebildeten Motive miteinander in eine Wechselwirkung (vgl. Farbtafel 26): Die Schrägluftaufnahme aus Deutschland zeigt eine Stadt, deren tiefer gelegenen Bereiche von den Wassermassen des Hochwassers 2006 überflutet wurde. In der Bildmitte ist der überschwemmte mittelalterliche Ortskern Hitzackers zu sehen. Am unteren Bildrand ist der Verlauf der Jeetzel, im Hintergrund jener der Elbe zu erahnen. Des weiteren sind geflutete landwirtschaftliche Nutzflächen zu erkennen. Die Fotografie verortet das Ereignis und zeigt aus der Distanz die räumliche Ausdehnung des Hochwassers. Der Klimawandel wird als ein regionales Problem erkennbar. Die Aufnahme aus Grönland zeigt den Blick vom Wasser in Richtung Küste auf einen schwimmenden Eisberg. Dieser zeichnet sich sowohl durch seine spitzen Formen als auch durch seine kalt-blaue Farbe deutlich gegen die dahinter liegende steil aufragende Felsküste ab. Man ahnt beim Blick auf den eisig blauen, aber bereits stark zerfurchten Eiskörper, dass dieser der Umgebungstemperatur nicht mehr lang wird widerstehen können. Wenngleich keine zivilisatorischen Spuren erkennbar sind oder gerade weil dies so ist, berührt die Darstellung. Es wird augenscheinlich, dass hier ein faszinierendes Naturobjekt von der Erwärmung des Klimas betroffen ist. Die dritte Fotografie zeigt schließlich zwei Kinder, die im trockengefallenen Bett des Flusses Jialing spielen. Im Hintergrund ist leicht verhangen die Skyline einer Stadt – vermutlich Chongqing – zu erkennen. Die beiden Kinder hocken auf dem von Trocknungsrissen zerfurchten Boden und betrachten etwas, das sie vermutlich vor Ort gefunden haben. Im Kontrast zu der sich schemenhaft im Bildhintergrund auftürmenden Stadt und dem harten, rissigen Boden wirken die Kinder klein und verwundbar. Der Klimawandel wird hier plötzlich zu einer Bedrohung von Individuen. Die Kombination der Bilder – Höijer (2010) würde hierin ein Beispiel für anchoring sehen – ist geschickt gewählt, da die Bilder sowohl bezogen auf das Motiv als auch hinsichtlich formaler Merkmale in großem Kontrast stehen und dennoch auf das Gleiche – die drohenden Folgen des Klimawandels – verweisen. Im Nebeneinander steht jedes Bild plötzlich für einen ganz spezifischen Blick auf den Klimawandel. Auf diese Weise kann es zu Bedeutungsverschiebungen gegenüber der ausschließlich bildimmanenten Betrachtung kommen. Die Fotografie „Zerstörung durch Hurrikan ‚Rita‘“ (vgl. Farbtafel 6) zeigt einen Einsatzhubschrauber, der über eine eher ländlich geprägte und zugleich von einer Überschwemmung betroffene Siedlung fliegt. Die Fotografie ist eine von vier Visualisierungen auf der eröffnenden Doppelseite einer Reportage, welche sich mit dem Zusammhang des vermehrten Auftretens von Hurrikanen in den USA und dem Klimawandel beschäfigt. Durch die Kombination mit dem Bild des damaligen US-amerikanischen Präsidenten George W. Bush, der mit von der Überschwemmung betroffenen Menschen spricht, wird der Hubschrau-

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ber als eine politische Maßnahme des Katastrophenschutzes deutbar (vgl. Farbtafel 23). Auf derselben Doppelseite sind aber sowohl ein Schaubild zu stärkenden und schwächenden Faktoren der Entstehung von tropischen Wirbelstürmen als auch ein Diagramm zu sich verändernden Oberflächentemperaturen der Weltmeere seit 1880 zu sehen. Das Schaubild bestimmt die Wirkung der Doppelseite vor allem durch seine Größe. Es erfordert zudem eine besondere Zuwendung, möchte man die Inhalte des Schaubildes verstehen. Durch die Kombination mit dem Schaubild, das auf einer allgemeinen Ebene die Entstehung eines tropischen Wirbelsturms erklärt, erfährt plötzlich auch die fotografische Darstellung des überschwemmten Raumausschnitts bzw. des konkreten Rettungseinsatzes nach dem Hurrikan Rita eine Verallgemeinerung und wird zu einer auf tropische Wirbelstürme grundsätzlich oder idealerweise folgende Maßnahme (vgl. Linder 2006). Auch hier kommt es somit durch die Bildkombination und -anordnung zu einer Bedeutungsverschiebung, die sich maßgeblich auf die Interpretation des Bildes auswirkt. Im ersten Beispiel erscheint das Überschwemmungsereignis in seinem Verwendungszusammenhang als eine von mehreren bereits beobachteten Folgen des Klimawandels. Durch die Kombination von insgesamt drei Fotografien, die jeweils eine andere Folge zeigen und für sich jeweils als Visiotype betrachtet werden können, verweist das visuelle Material in eher allgemeiner Weise auf den sich vollziehenden, globalen klimatischen Wandel. Die gezielte Auswahl des pittoresken mittelalterlichen Ortskerns, der bizarr geformten Eisspitzen und der friedlich spielenden Kinder als Motive einer vom Klimawandel betroffen Welt berührt dabei in besonderer Weise. So kann der „intentionale Modus der Bildhandlung“ (Sowa und Uhlig 2006: 94) auch als indirekter Appell zum Schutz der durch den Klimawandel betroffenen Natur und Umwelt interpretiert werden. Die Art und Weise des Zeigens der Folgen des Klimawandels lässt hingegen auf einen „Ethos der Bildhandlung“ (vgl. ebd.) schließen lässt, der von vorausschauender Umsicht geprägt ist. Im zweiten Beispiel fokussiert der Verwendungszusammenhang konkreter auf Überschwemmungsereignisse als Folgen tropischer Wirbelstürme, ihr Zustandekommen und vermehrtes Auftreten bei steigenden globalen Temperaturen. Zugleich wird auch offenbar, dass Überschwemmungen zu individuellen Gefahren werden (können) und zur Bewältigung der Unterstützung durch Dritte bedürfen. In dem skizzierten Zusammenhang dient das Bild des Einsatzhubschraubers über einem überschwemmten Gebiet einer umfassenderen Schilderung des Ereignisses Klimawandel, seines Zustandekommens und der erforderlichen Maßnahmen. Das visuelle Narrativ des Verwendungszusammenhangs vollzieht einen Brückenschlag zwischen dem Modus sachlicher Schilderung einerseits und fallbezogener Warnung vor einer konkreten Bedrohung

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andererseits. Die ethische Haltung, die in der Bildhandlung zum Ausdruck kommt, zeugt eher von einer gewissen Beiläufigkeit. Das Bild scheint innerhalb der Doppelseite weder eine zentrale inhaltliche noch formale Funktion zu übernehmen. Anstelle des Rettungshubschraubers hätte ein beliebiger anderer Hilfseinsatz gezeigt werden können, ohne dass es zu einer grundlegend anderen Aussage gekommen wäre. Während also dem Bild des ersten Beispiels aufgrund seines apellativen Charakters eine gewisse intendierte Handlungsrelevanz zuzuschreiben ist, erfülltt das Bild des zweiten Beispiels zwar eine illustrative Funktion, erscheint darüber hinaus aber eher belanglos. Zusammenfassung Anhand der angeführten Beispiele konnte gezeigt werden, dass und wie sich die Einbettung eines Bildes in einen Verwendungszusammenhang – interpretiert als Bildhandlung – auf die Bildbedeutung auswirken kann. Da sich die Analyse des Schrittes IV vor allem auf die äußere Form des Bildes und die rahmenden Bedingungen seines Verwendungszusammenhangs bezieht, ist es unter ausschließlichem Rückgriff auf die Ergebnisse dieses Analyseschrittes nicht möglich, spezifische Ausprägungen hinsichtlich verschiedener Natur-Vorstellungen festzustellen. Hierzu ist es erforderlich, die Ergebnisse dieser Interpretation zu Ergebnissen vorhergegangener Analyseschritte in Beziehung zu setzen. Dies geschieht im Rahmen der synthetisierenden Deutung.

6&+5,77ƍ: SYNTHETISIERENDE DEUTUNG Im Vollzug der Analyseschritte I-IV erfolgten zunächst vier einzelne voneinander unabhängige Analysen mit jeweils eigenen (Teil-)Ergebnissen unter Berücksichtigung der in Schritt 0 formulierten Selbstbeobachtung. Diese (Teil-)Ergebnisse zueinander in Beziehung zu setzen und so ein vertieftes Verständnis im Sinne des formulierten Erkenntnisinteresses zu entwickeln, ist Ziel und Herausforderung der synthetisierenden Deutung. Dieses Zueinander-in-BeziehungSetzen der aus den einzelnen Analyseschritten gewonnenen Erkenntnisse stellt – wie bereits angemerkt (vgl. Kapitel 4.3) – eine komplexe Herausforderung dar, da jeweils verschiedene Bezüge gedacht und unterschiedlich gewichtet und in dieser Hinsicht gegeneinander abgewogen werden können. Zunächst werden die Erkenntnisse der Schritte I, II und III auf einander bezogen und resultierende, das Einzelbild betreffende Bedeutungsdimensionen herausgearbeitet. Durch die anschließende Erweiterung des Betrachtungsgegenstandes um den Verwendungszusammenhang wird es möglich, die Bilder der Motivgruppe als visuelle

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Möglichkeitsbedingungen verantwortlichen Umwelthandelns zu betrachten. Es wird dabei nicht angestrebt, die (Teil-)Ergebnisse zu einem Gesamtergebnis zusammenzuführen. Ein solches Vorgehen würde dem Prinzip der Kontingenz, welche dem polyperspektivischen Ansatz zu Grunde liegt, widersprechen. Die Ergebnisse der Teilschritte können und sollen hingegen als Teilergebnisse nebeneinander bestehen bleiben. Es bietet sich jedoch an, nachzuzeichnen, in welchen Momenten der Analyse sich sinnstiftende Bezüge zwischen einzelnen Analyseschritten und ihren Teilschritten herstellen lassen. So werden ausgehend von der Reflexion von Positionalität und Intentionalität die zentralen Erkenntnisse der vier den Dimensionen eines wahrnehmungsnahen Zeichens zugeordneten Analyseschritte zusammengefasst. Abschließend werden die Erkenntnisse der einzelnen Analyseschritte aufeinander bezogen und Passungen, Widersprüche oder auch inhaltliche Bedeutungsveränderungen aufgezeigt. Zentrale Erkenntnisse aus Schritt 0 Mit Schritt 0 erfolgten die Reflexion der persönlichen Bedeutung des Motivs der Bildgruppe für die Autorin sowie eine Explikation des Erkenntnisinteresses der analytischen Betrachtung von Bildern der Klimawandel-Berichterstattung. Im Zuge dieser Ausführungen wurde festgehalten, dass biografische Aspekte dazu geführt haben, dass die Autorin dem Ereignis der Überschwemmung im Verlaufe ihres bisherigen Lebens zunächst mit kindlicher Faszination, dann mit ästhetischem Interesse entgegengetreten war. In Folge einer inhaltlichen Auseinandersetzung ist sie sich jedoch heute der kurz- wie langfristig schwerwiegenden Folgen sowie dem Eingebundensein von Überschwemmungsereignissen in übergreifende atmosphärische Prozesse des Klimawandels bewusst. Auf der beruflichen Verortung zwischen Kunst und Geographie, Schulpraxis und Wissenschaft beruht ihr intentionales Interesse an Bildern der Klimawandel-Berichterstattung innewohnenden Natur-Vorstellungen als potentiell handlungsleitenden Faktoren. Zentrale Erkenntnisse aus Schritt I Im Ringen um die Erfassung des Wesens des von den Bildern der Motivgruppe gezeigten Ereignisses näherte sich Schritt I subjektzentriert – dabei aber methodisch kontrolliert – bildimmanenten Erlebenspotentialen, die gedanklich variiert und sodann auf ihren zentralen Gehalt reduziert wurden. So konnten zunächst Wassermassen, naturnahe Elemente, Menschen und nichtbelebte Artefakte als das Wesen des erlebten Gegenstandes bestimmende Bildelemente ausgewiesen werden. Durch eine gedachte Variation deren visueller Erscheinung gelang es,

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ihre Bedeutung im Hinblick auf das Wesen des Dargestellten genauer zu bestimmen und insbesondere die Erscheinungsweise des Wassers genauer in den Blick zu nehmen. Hinsichtlich der Ergebnisse der Selbstbeobachtung wurde deutlich, dass das Gegenstandserleben durch die Positionalität der Autorin durchaus bedingt ist (vgl. Schritt 0.i). Darüber hinaus konnte aber auch im Hinblick auf die erklärte Intention der Analyse (vgl. Schritt 0.ii) festgehalten werden, dass das Naturereignis Überschwemmung je nach Erscheinung und Zusammenwirken der das Wesen der Darstellung bestimmenden Elemente als Landschaft erscheint, wenn es den Eindruck einer Überspülung, als Wildnis, wenn es den Eindruck von Untiefe und als Ökosystem, wenn es den Eindruck eines Hochwassers vermittelt. Die Bedingungen, unter denen jeweils das eine oder andere Wesen sich herausbildet, liegen im einzelnen Bild begründet und können schwerlich verallgemeinert werden. Zentrale Erkenntnisse aus Schritt II Im Rahmen von Schritt II erfolgte die Analyse des ikonischen Gehalts, im Zuge dessen Wiedererkanntes und im Sinne bildlicher Eigenlogik Gesehenes zueinander in Beziehung gesetzt wurden. Dabei wurden insbesondere der sinnerweiternde Einfluss von perspektivischer Projektion, szenischer Choreografie und planimetrischer Komposition auf die Bildsyntax und die sich daraus ergebende Bildbedeutung berücksichtigt. Ein größerer Einfluss der Positionalität (vgl. Schritt 0.i) auf die Ergebnisse dieses Schritts konnten nicht festgestellt werden. Der Grund hierfür liegt in den vorgegebenen Analysehandlungen, die relativ wenig Raum für individuelle Abweichungen bieten. Bezugnehmend auf das formulierte Erkenntnisinteresse (vgl. Schritt 0.ii) erwies sich für die Bilder der untersuchten Motivgruppe insbesondere die Analyse der perspektivischen Projektion als aufschlussreich: Es konnte gezeigt werden, dass durch den Blick von oben aus großer Distanz – oft in Verbindung mit einem Querformat – ein Überblick über das gezeigte Geschehen ermöglicht wird und damit die abgebildeten Natur-Ausschnitte als ästhetische Ganzheit und damit als Landschaft erscheinen. Durch einen ähnlichen Bildaufbau ist es jedoch auch möglich, den Eindruck von räumlichen Teileinheiten und deren funktionalem Zusammenwirken als Ökosystem zu erzeugen. Die Deutung in Richtung der einen oder anderen NaturVorstellung hängt von den das Motiv bestimmenden Objekten ab. Bei der Darstellung eines sich bedrohlich auswirkenden Ereignisses erscheint die Distanz hingegen zumeist vermindert, so dass neben dem Wasser auch betroffene Menschen und Objekte in den Fokus rücken. Für genauere Interpretationen erwies es sich als hilfreich, auch die szenische Choreografie und planimetrische Komposi-

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tion zu berücksichtigen. So zeigte sich, dass die Interaktion zwischen den gezeigten Personen in Reaktion auf ihre natürliche Umwelt und die kompositorische Dynamik/Statik maßgeblich Einfluss auf die Bildwirkung nehmen. Als überraschend erwies sich die Erkenntnis, dass Darstellungen, obwohl sie ein konkretes Überschwemmungsereignis und die von ihm betroffenen Menschen aus großer Nähe zeigten, aufgrund von szenischer Choreografie und planmetrischer Komposition eher als Nicht-Wildnis hätte identifiziert werden müssen. Dieser Umstand deutet darauf hin, dass sich der gewählte Analysefokus zwar theoretisch auf formale Erscheinungsformen anwenden lässt, zugleich aber der fotografischen Praxis eine theoriegeleitete Bildgebung nahelegt, die in dieser Form nicht zwangsläufig umgesetzt wird. Zentrale Erkenntnisse aus Schritt III Mit Schritt III wurde der genealogische Sinn der Bilder der Motivgruppe erschlossen, indem durch stil-, typen- und geistesgeschichtliche Bezüge die Bilder in ihrem semantischen Gehalt näher bestimmt wurden. Analyse und Interpretation haben sich als äußerst komplex erwiesen, nicht zuletzt, weil die Bilder der Motivgruppe genealogische Bezüge aufweisen, die einerseits im Hinblick auf das Motiv bis in die christliche Frühgeschichte zurückreichen und die sich andererseits hinsichtlich ihrer weltanschaulichen Einschreibungen sehr breit auffächern. Im Hinblick auf die erklärte Positionalität (vgl. Schritt 0.i) lässt sich feststellen, dass die Vorgehensweise und die inhaltliche Schwerpunktsetzung im Vollzug der Analyse eine deutliche Prägung durch die Autorin zeigen. Die im vorliegenden Fall starke kunstgeschichtliche Ausrichtung, insbesondere des zweiten Teilschritts, ist eng verbunden mit einem individuellen Interesse und entsprechenden Vorkenntnissen. Im Falle einer Durchführung dieses Analyseschritts durch andere Forschende wäre es auch möglich gewesen, sich anstatt auf Werke der Bildenden Kunst stärker auf Bildtraditionen der Kriegs- und Krisenberichterstattung zu beziehen. In den Medien- und Kommunikationswissenschaften finden sich hierzu zahlreiche Anknüpfungspunkte (vgl. z. B. Knieper und Müller 2005, Nolting und Thießen 2008, Didi-Huberman 2009). Im Zuge der auf das Erkenntnisinteresse (vgl. Schritt 0.ii) ausgerichteten ikonografischen Analyse und ikonologischen Interpretation wurde anhand von genealogischen (Bild-)Reihen gezeigt, wie das Motiv der Überschwemmung – in wechselndem Zusammenspiel von Stil und Typus – mit bestimmten Bedeutungen belegt und damit zum Medium der Vermittlung geistesgeschichtlicher Diskurse wird. Als typisch für den durch die Motivgruppe „Zunahme Überschwemmung“ abgebildeten Diskursaus- und -abschnitt erscheint die Darstellung von klimatisch be-

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dingten Überschwemmungsereignissen entweder als (Überschau-)Landschaft in Form einer (ansatzweise) gestalteten Inszenierung oder als Wildnis in Form einer Ereignisfotografie, die auf das Wasser als Naturgewalt und die durch diese ausgelösten menschlichen Emotionen fokussiert. Indem der landschaftliche Ansatz einen distanzierten Blick auf das Geschehen zeigt, vermittelt er im Kontext der Klimawandel-Berichterstattung eine eher abstrakte Vorstellung von dessen Folgen. Die Betonung des Wildnis-Aspektes lässt hingegen einen Eindruck von der konkreten Wirksamkeit des Klimawandels entstehen und berührt damit stärker emotional. Beide Arten des Umgangs mit dem Klimawandel prägen die Klimawandel-Berichterstattung insbesondere seit Mitte der 2000er-Jahre. Einer ausschließlich auf ökosystemische Folgen bezogenen Berichterstattung kommt hingegen eine eher geringe Bedeutung zu. Meldungen über Veränderungen in äußerst sensiblen Ökosystemen wie z. B. Korallenriffen bilden hingegen eher die Ausnahme. Zentrale Erkenntnisse aus Schritt IV Mit der Erschließung der kommunikativen Bedeutung wurde die Folge der vier an die Dimensionen des wahrnehmungsnahen Zeichens angelegten Analyseschritte als Schritt IV abgeschlossen. Mit dem Vollzug der drei analytischen Teilschritte erfolgte eine zunächst bildbezogen formale, dann aber bezogen auf den Verwendungszusammenhang auch eine inhaltlich ausgerichtete Annäherung. Diese ist in der abschließenden Interpretation darum bemüht, die rekonstruierte Bildhandlung hinsichtlich ihres Modus und Ethos zu fassen, um eine potentielle Handlungswirksamkeit abzuleiten. Zur Reflexion der Positionalität (vgl. Schritt 0.i) lassen sich keine gesonderten Bezüge herstellen. Auch die perspektivische Ausrichtung des Analyseschritts führt dazu, dass der Analysefokus nicht auf den durch die Bilder repräsentierten Natur-Vorstellungen ruht, sondern vielmehr auf ihrer intentionalen Verwendung im jeweiligen kommunikativen Kontext. Zusammenhänge zwischen in den Bildern erkennbaren Natur-Vorstellungen und deren intentionaler Verwendung durch die Einbindung in das Layout und die Kombination mit anderen Bildern treten erst hervor, wenn man die Analyseergebnisse der Schritte I-III zu denen des Schrittes IV in Beziehung setzt. Das in der Synthese der einzelnen Analyseschritte ruhende Erkenntnispotential wird im Folgenden sukzessive entfaltet.

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Erkenntnispotential der Synthese von Schritt I und II Führt man nun die Ergebnisse der Fixierung des Wesens des Gegenstandes (vgl. Schritt I) mit jenen der Erschließung des ikonischen Gehalts (vgl. Schritt II) im Hinblick auf die sich aus erlebter Wesenhaftigkeit und bildlicher Eigenlogik ergebenden unmittelbaren Wirksamkeiten zusammen, wird deutlich, dass es bei theoretisch gegenläufigen Perspektiven – sehendes Subjekt versus vom aussendenden Objekt empfangendes Subjekt (vgl. Dickel 2015) – zu einander ergänzenden Bildbedeutungen kommen kann. Wurden im Vollzug von Schritt I für einen durch einen außergewöhnlichen Wasserhochstand geprägten Raumausschnitt – je nach dessen spezifischer Erscheinung – die umschreibenden Begriffe Überspülung, Untiefe und Hochwasser gefunden, leistete Schritt II gleichsam im Gegenzug eine Anwendung der theoretisch hergeleiteten Natur-Vorstellungen auf die konkret nachweisbaren Kennzeichen bildlicher Eigenlogik. Erkenntnispotential der Synthese von Schritt I, II und III Während im Zuge von Schritt I versucht wurde, bildimmanent einen durch äußere Faktoren wie Zeit und/oder Kultur unbeeinflussten Gehalt des Gezeigten zu bestimmen und mit Schritt II die visuell-formalen Entsprechungen aufgezeigt wurden, erfolgte unter Rückgriff auf den ikonografisch-ikonologischen Ansatz (vgl. Schritt III) die vergleichende Betrachtung von Bildern in ihrem Verhältnis zu anderen Bildern gleichen Stils, Typs bzw. geistesgeschichtlichen Zusammenhangs. Auf diese Weise erfolgte eine Entzifferung der visuell-diskursiven Aufladung des Zu-Sehen-Gegebenen. Zu einer inhaltlichen Erweiterung des bereits Erkannten – durch zusätzliche Berücksichtigung symbolischer Bedeutungen – kann es also dann kommen, wenn die gedanklichen Variationen phänomenologisch bestimmter sinnstiftender Bildelemente und deren bildstruktureller (Un-)Ordnung zu bildlichen Genealogien in Beziehung gesetzt werden. Erkenntnispotential der Synthese von Schritt I, II, III und IV Mit der Erschließung der kommunikativen Bedeutung (vgl. Schritt IV) wird schließlich der pragmatische Umgang mit den auf den Ebenen von Phänomen (vgl. Schritt I), Syntaktik (vgl. Schritt I) und Semantik (vgl. Schritt I) bereits differenziert betrachteten, visuell repräsentierten Natur-Vorstellungen in ihrem Verwendungszusammenhang reflektiert. Die Berücksichtigung des vierten Analyseschrittes ist für die synthetisierende Deutung im Hinblick auf das formulierte Erkenntnisinteresse von besonderer Relevanz, da erst durch die Einbettung eines

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Bildes in einen wie auch immer gearteten kommunikativen Zusammenhang dessen Rezeption und damit ein bildbedingtes, interessegeleitetes Einwirken auf ein verantwortliches Umwelthandeln durch den Bildzeigeakt möglich wird. Das Ergebnis der synthetisierenden Deutung hinsichtlich der Sichtbarkeit von Natur-Vorstellungen in Bildern der Klimawandel-Berichterstattung als potentielle Faktoren umweltbezogenen Handelns wird im Folgenden entlang der drei Natur-Vorstellungen Landschaft, Wildnis und Ökosystem dargelegt. Die Analyse richtet ihre Aufmerksamkeit dabei insbesondere auf jene Bilder, bei denen aufgrund ihrer Größe im Verwendungszusammenhang davon auszugehen ist, dass ihnen durch die Mediengestalterinnen bzw. Mediengestalter eine besondere Bedeutung hinsichtlich der visuellen Kommunikation zugewiesen wird. 8 Visuelle Konstruktion von „Landschaft“ Die formale Entsprechung des im Zuge von Schritt I hergeleiteten Begriffs der Überspülung für einen Raumausschnitt größerer Ausdehnung, dessen Oberfläche zu großen Teilen durch den Wasserspiegel verborgen ist, zeigt sich in einer großen Einstellungsgröße und deutlich erhöhten Perspektive sowie in einer kompositorischen Ausgewogenheit (vgl. Schritt II). Die in Bezug auf das Phänomen und die Syntax abgeleiteten Kennzeichnen von Natur-Darstellungen mit landschaftlichem Charakter lassen Bezüge zu motivischen Traditionen einer idealisierenden – Mensch und Natur in harmonischer Bezogenheit repräsentierenden – Landschaftsmalerei herstellen (vgl. Schritt III) (vgl. Doyle 2007). Ausgehend von den Ergebnissen der Schritte I-III werden die Visualisierungen von Natur auf den Fotografien der Farbtafeln 1, 4, 5, 6 und 9 der Vorstellung von Natur als Landschaft zugeordnet. Auf Darstellungen von vergleichbarer Qualität bezieht sich O’Neill, wenn sie von einer eher distanzierenden Wirksamkeit von Darstellungen des Klimawandels ausgeht, die in großer Differenz zum alltagsweltlichen Erleben stehen (vgl. O’Neill 2013: 16). Zwar erzeugen stark ästhetisierende Darstellung auch kognitive Resonanzen, hier ist jedoch eher von einem stereotypisierenden Charakter auszugehen. Von einer unmittelbaren, handlungsbezogenen Relevanz ist eher bedingt auszugehen. Fokussiert man schließlich im Zuge einer Integration der Ergebnisse der Erschließung der kommunikativen Bedeutung (vgl. Schritt IV) die fünf Fotografien, in welchen der abgebildeten Natur aufgrund der Erscheinung des Motivs, der formalen Bildstruktur sowie der symbolischen Konnotationen ein landschaftlicher Charakter zuerkannt wurde (vgl. Farbtafeln 18, 21, 22, 23 und 26), zeigt 8

Berücksichtigt werden alle Bilder mit einer Größe von mindestens einer Viertelseite.

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sich, dass lediglich zwei von diesen eine Größe aufweisen, die sich einer Viertelseite annähert oder diese überschreitet (vgl. Farbtafeln 21 und 26). Beide Bilder können als visuelle Stereotype (vgl. Pörksen 1997) für den Klimawandel betrachtet werden. Unterschiede in ihrer kommunikativen Bedeutung zeigen sich jedoch, wenn man ihren Verwendungszusammenhang genauer betrachtet: Beide Fotografien führen eine Bildreihe auf der Auftaktdoppelseite einer Reportage an. Sie sind jeweils von zwei weiteren Bildern von Folgen des Klimawandels begleitet. Die bereits in Schritt I in ihrer besonderen Wirkung auf die Autorin ausführlich beschriebene Schrägluftaufnahme der Dresdener Altstadt während des Elbhochwassers 2002 wird von zwei deutlich kleineren Bildern eines Waldbrandes und eines nahezu trockengefallen Flussbetts begleitet (vgl. Farbtafel 21). Sie leitet, die Doppelseite optisch dominierend, einen Beitrag mit dem Titel „Hochwasser im Computer“ über neu entwickelte Verfahren zur lokal fokussierten Modellierung künftiger Klimaänderungen ein. Aufgrund ihrer bereits beschriebenen, besonderen ästhetischen Qualität, die letztlich zu einer gewissen Entfremdung gegenüber dem eigentlichen Geschehen führt, erinnert die Fotografie an die von Hansen und Machin (2008) beschriebenen Agentur-Bilder. In charakteristischer Weise scheint hier der Dresdener Zwinger als eindeutig verortbare Lokalität in Szene gesetzt. Aufgrund dieses ästhetisierenden Umgangs mit dem Ereignis überrascht es auch nicht, dass der begleitende Artikel nicht das konkrete Ereignis thematisiert, sondern sich vielmehr aus einer distanzierteren Perspektive mit dem Klimawandel und der technikbasierten Vorhersage seiner Auswirkungen befasst. Hinweise auf ein notwendiges, umweltbezogenes Handeln lassen sich weder aus der Darstellung selbst noch aus ihrem Verwendungszusammenhang ableiten. Das Umbild der Ansicht des im April 2006 überschwemmten Hitzackers (vgl. Farbtafel 26) wurde bereits in Schritt IV erörtert. Inhaltlich widmet sich die Reportage neuen Thesen, wie ein künftiger Klimawandel hinauszuzögern sein könnte. Durch das Nebeneinander der drei Fotografien, die in ihrem Zusammenspiel die klimabedingte Verletzlichkeit sowohl der Natur als auch der Menschen unterstreichen, erfolgt ein Verweis auf die konkrete Wirksamkeit des Klimawandels. Aufgrund der großen motivischen, in erster Linie aber auch formalen Kontraste entfaltet die Bildreihe ihre Wirksamkeit vor allem auf ästhetischer Ebene. Durch die Einbeziehung der in dem trockengefallenen Flussbett spielenden Kinder im dritten Bild der Reihe erfolgt jedoch auch eine emotionale Aufladung des Kontextes, die dazu führt, dass die ethisch-moralische Ebene tangiert wird. Mit dem Zusammenwirken sowohl affekt- als auch einstellungsbezogener Dimensionen ist eine mögliche umweltbezogene Handlungswirksamkeit auf verschiedenen Ebenen angelegt.

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Visuelle Konstruktion von „Wildnis“ Der Blick auf Überschwemmungsereignisse als durch Wasser verursachte große und kaum ergründbare Untiefe innerhalb eines größeren oder kleineren Raumausschnitts, welche die Existenz und Unversehrtheit von Natur und Menschen bedroht (vgl. Schritt I), spiegelt sich formal in Bildgebungen, die perspektivisch variieren, dabei aber sowohl choreografisch als auch kompositorisch eine innerbildliche Spannung entstehen lassen (vgl. Schritt II). Fotografien, die sich dadurch auszeichnen, dass sie ein Überschwemmungsereignis – unter Einsatz entsprechender formaler Ausdrucksmittel – vor allem in seiner (raumbezogenen) Wirksamkeit zeigen und damit eher auf die Unkontrollierbarkeit und Bedrohlichkeit von Natur verweisen, knüpfen an expressiv-realistische Darstellungstraditionen an, die ein Spannungsverhältnis zwischen Natur und Mensch thematisieren (vgl. Schritt III). Die Analyseergebnisse der Schritte I-III berücksichtigend, können die visuellen Konstruktionen von Natur auf den Fotografien der Farbtafeln 3, 7, 8, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16 und 17 als tendenziell der Vorstellung von Natur als Wildnis entsprechend eingeordnet werden. Lester und Cottle attestieren einer Berichterstattung, die Bilder von Natur, Orten und Menschen in Gefahr zeigt, eine größere potentielle Handlungswirksamkeit (vgl. Lester und Cottle 2009: 929). Sie argumentieren damit, dass stark symbolisch aufgeladene Bilder die Betrachtenden in besonders wirksamer Weise dazu einladen, Ursachen und Entwicklung des anthropogenen Klimawandels nachzuvollziehen (vgl. ebd.: 926). Manzo stellt in diesem Zusammenhang heraus, dass Bilder von Überschwemmungsereignissen daher oft bewusst besiedelte Gebiete zeigen (vgl. Manzo 2010a: 204). 9 Unter den elf als Darstellungen von (Nicht-)Wildnis herausgearbeiteten Fotografien sind nur fünf so groß, dass sie im Zuge der Erschließung ihrer kommunikativen Bedeutung (vgl. Schritt IV) sinnvoll als zentrales Gestaltungselement in ihrem jeweiligen Verwendungszusammenhang betrachtet werden können (vgl. Farbtafeln 25, 27, 31, 32 und 33). Diese Fotografien erscheinen in Paarungen mit jeweils einer anderen Fotografie einer beobachteten bzw. prognostizierten Folgeerscheinung. Auch hier wird mit starken, motivbezogenen wie formalen, Kontrasten gearbeitet. Als „Gegenbild“ zu einem zerstörerischen Zuviel an Wasser erscheint entweder der Blick auf einen von Dürre (vgl. Farbtafel 27) oder Waldbrand (vgl. Farbtafel 32) gezeichneten Raumausschnitt oder auf vom Verschwinden bedrohte eisige Landschaften in Polar- oder Hochgebirgsregionen (vgl. Farbtafeln 31 und 33). Im ersten Fall erfährt die vom Überschwemmungs9

Im Vergleich dazu werden Dürreereignisse typischerweise bezogen auf ländliche Regionen visualisiert (vgl. Manzo 2010a: 204).

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ereignis ausgehende Bedrohung eine Unterstreichung durch die Kombination mit ähnlichen Darstellungen von durch weitere Folgen des Klimawandels ebenfalls betroffenen Menschen (vgl. Farbtafeln 27 und 32). Das Bildpaar, bestehend aus Überschwemmungs- und Dürreereignis (vgl. Farbtafel 27), ist eingebunden in eine Reportage. Diese ist übertitelt mit den Worten „Zeit für eine Revolution“ und formuliert ein Plädoyer für eine radikale Energiewende. Das Bildpaar bildet auf der der Auftaktdoppelseite folgenden Doppelseite den optischen Schwerpunkt. Explizit wird auf das Gezeigte nicht Bezug genommen. Die Bilder fungieren vielmehr als Erinnerung an die zu erwartenden Folgen. Das Bildpaar, bestehend aus Überschwemmungs- und Waldbrandereignis (vgl. Farbtafel 32), ist eingebunden in ein mehrseitiges Interview mit dem Physiker Hans Joachim Schellnhuber. Es bildet auf der abschließenden Doppelseite den optischen Schwerpunkt. Auch hier wird inhaltlich nicht explizit auf die Bilder Bezug genommen, sie erfüllen vornehmlich eine illustrative Funktion. Somit ist für die Fotografie der Überschwemmung in Jakarta als auch für jene der Flutopfer in Pakistan davon auszugehen, dass sie trotz ihres symbolischen Potentials (vgl. Lester und Cottle 2009) aufgrund ihrer kommunikativen Einbettung kaum Aufmerksamkeit finden und damit letztlich eine eher geringe Handlungswirksamkeit entfalten. Im zweiten Fall stehen die Überschwemmungsereignisse im Kontrast zu im Bild scheinbar unberührten, faktisch aber bedrohten Regionen des ewigen Eises (vgl. Farbtafeln 31 und 33). Beide Bildpaare befinden sich auf den Auftaktdoppelseiten umfassender Reportagen. Die Bilder der Überschwemmungsereignisse befinden sich jeweils rechts. Markante Unterschiede der beiden Bildpaare beruhen auf der Wirkung, die sich aus der jeweiligen Bildkombination, insbesondere auf syntaktischer Ebene, ergibt. Der bereits in den Schritten I und III ausführlicher betrachteten Fotografie des Überschwemmungsereignisses auf den Philippinen 2009 steht die Schrägluftaufnahme eines Gletschers im Himalaya gegenüber (vgl. Farbtafel 31). Das gezeigte Panorama erweckt aufgrund von Einstellungsgröße und Perspektive den Eindruck einer dem menschlichen Einwirken entrückten Welt. Kompositorisch ist die Aufnahme durch den dynamisierend ins Bild gesetzten Verlauf des Gletschers geprägt, der in einer sich von links dem unteren Bildrand annähernden und zum rechten Bildrand wieder ansteigenden Kurve verläuft. Diese Bewegung findet ihre spiegelbildliche Erwiderung in der Komposition der Fotografie des Überschwemmungsereignisses, so dass der Blick von links nach rechts in einer Wellenbewegung weitergeführt wird. Die Überschrift „Schmelzendes Vertrauen“ stellt zusätzlich eine sprachliche Brücke zwischen beiden Bildern her. Schnee und Eis links sind vom Schmelzen bedroht, die Menschen im rechten Bild links scheinen sich vertrauensvoll um Hilfe bittend den Betrachtenden zuzuwenden. Durch das kontrastrei-

Exemplarische Analyse | 265

che Wechselspiel von unbelebter Natur und um ihre Existenzgrundlage kämpfender Menschen, Nähe und Distanz, totaler und halbnaher Einstellungsgröße, kalter und warmer Farbigkeit entsteht zwischen den Bildern ein Spannungsverhältnis, welches die Aufmerksamkeit bindet und sowohl ethisch-moralisch als auch ästhetisch-affektiv berührt. Das Bildpaar, bestehend aus der Fotografie einer Überschwemmung in Bangladesch und Eisbergen in Grönland, erscheint auf den ersten Blick in der Anlage ähnlich, es entfaltet dennoch – aufgrund weniger starker formaler Kontraste – eine geringere Wirksamkeit: beide Fotografien weisen eine halbtotale Einstellungsgröße auf, wurden annähernd aus Augenhöhe aufgenommen und sind durch kompositorisch ordnende senkrechte und horizontale Linien geprägt (vgl. Farbtafel 33). Allerdings schafft das Motiv der links spiegelglatten und rechts undurchsichtigen und bewegten Wasserfläche eine semantische Klammer, die durch die Überschrift des Artikels „Beulen im Weltmeer“ aufgegriffen wird. So ist – aufgrund der visuellen Fokussierung auf die ethisch-moralische Dimension der Folgen des Klimawandels (vgl. Lester und Cottle 2009) sowie hinsichtlich der kontextuellen Einbettung – sowohl für die Fotografie „Überflutung nach Sturm auf den Philippinen 2009“ als auch für „Überschwemmung in Bangladesch“ von einer Beförderung einer grundsätzlichen Handlungsbereitschaft auszugehen, die sich in einem Verantwortungsgefühl gegenüber den betroffenen Menschen und der bedrohten Umwelt begründen ließe. Eine Ausnahme unter den als (Nicht-)Wildnis herausgearbeiteten Fotografien bildet die in den Schritten I und II ebenfalls schon genauer betrachtete Ansicht des überschwemmten Markusplatzes in Venedig. Diese findet sich isoliert auf den hinteren Seiten einer Reportage als Blickfang platziert (vgl. Farbtafel 25). Ihr wird durch ihre kontextuelle Einbettung zwar ein optisches Gewicht verliehen, sie erfährt jedoch keine inhaltliche Erweiterung. Die Vergegenwärtigung der Bedrohung des kulturellen Erbes könnte auf ethisch-moralischer Ebene als Appell an das Verantwortungsgefühl fungieren. Da die gezeigte Überschwemmungssituation sich weder durch atmosphärische Dichte auszeichnet noch einen semantischen Aufforderungscharakter aufweist, ist eher von einer geringen Handlungsrelevanz auszugehen. Visuelle Konstruktion von „Ökosystem“ Wird schließlich ein sich in der Lage eines Wasserhochstandes befindlicher Raumausschnitt auf dem Weg von eidetischer Variation und Reduktion als Hochwasser bestimmt (vgl. Schritt I), könnte sich dies auf formaler Ebene unabhängig von der eingenommenen Perspektive sowohl choreografisch als auch

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kompositorisch durch einen geordneten Bildaufbau äußern, der den Eindruck eines stabilen und damit intakten Ökosystems hervorruft (vgl. Schritt II). Innerhalb des Bildkorpus lassen sich hierfür allerdings keine überzeugenden Beispiele finden. Darstellungen, die das Wesen von Überschwemmungsereignissen als Hochwasser und damit als Bestandteil sich wiederholender und selbst regulierender natürlicher oder zumindest naturnaher Kreisläufe fokussieren und dies zudem durch eine geordnete Bildsyntax zum Ausdruck bringen, entfalten symbolisch zumeist eine vergleichsweise geringe Bedeutungstiefe (vgl. Schritt III). In der Tradition naturalistisch-idealisierender Bildgebungen verweisen sie eher mit einem theoretischen Impetus auf (öko-)systemische Zusammenhänge – auch zwischen Mensch und Natur. Ausgehend von den Ergebnissen der Schritte I-III kann lediglich eine Fotografie als näherungsweise visuelle Übersetzung der Vorstellung von Natur als Ökosystem betrachtet werden (vgl. Farbtafel 2). Aufgrund ihres theoretischtypisierenden Charakters ist eher von einer geringen handlungsbezogenen Wirksamkeit auszugehen. Jene Fotografie einer Straße nach einem Dammbruch an der Mulde, die aufgrund der auf den Ebenen von Phänomen, Syntaktik und Semantik bestimmten Merkmale als Verbildlichung ökosystemischer Zusammenhänge betrachtet werden kann, stellt – wie bereits in Schritt IV diskutiert – in ihrem Verwendungszusammenhang einen Sonderfall dar. Die Ansicht einer von der Kraft des ElbeHochwassers 2002 zerstörten Straße, dokumentiert – eine kartografische Darstellung des betroffenen Gebietes illustrativ ergänzend – die materiellen Schäden des Klimawandels (vgl. Farbtafel 21). Die begleitende Meldung unter der Überschrift „Die Jahrhundert-Flut“ formuliert einen Zusammenhang zwischen dem dokumentierten Hochwasserereignis und dem Klimawandel als Möglichkeit, stellt vor allem aber menschliche Fehler bezüglich Planung und Ausbau im Bereich des Hochwasserschutzes fest. Die Doppelseite informiert sachbezogen, ethisch-moralische oder ästhetisch-affektive Aspekte werden nicht angesprochen. Bezogen auf das Ereignis und den damit potentiell im Zusammenhang damit stehenden Klimawandel wird weder visuell noch verbal eine Handlungsnotwendigkeit artikuliert. Bei theoretischer Reflexion des Dargebotenen ließe sich dieser aber herleiten.

Exemplarische Analyse | 267

Zusammenfassung und Ausblick In der Synthese der vier Analyseschritte findet sich bestätigt, was Kirchhoff und Trepl auf theoretischer Ebene für die idealtypischen Begriffe Landschaft, Wildnis und Ökosystem bereits festgestellt haben: ein und dieselbe Fotografie kann visuelle Verweise auf die eine oder andere Natur-Vorstellung aufweisen und je nach Gewichtung – welche letztlich in der Hand der Interpretierenden liegt – eher der einen oder anderen Urteilskategorie zugeordnet werden. Entscheidend ist die Überzeugungskraft der gewählten Argumentation. Unter Annahme einer räumlichen bzw. geopolitischen Unterscheidung in der visuellen Konstruktion des Klimawandels (Manzo 2012) erweitert sich nochmals die Aussagekraft der Analyseergebnisse. Fragt man z. B. mit dem Interesse an einer Offenlegung von Praktiken alltäglicher Regionalisierungen (Werlen 1997), wie Regionen der Erde hinsichtlich ihrer Resilienz bzw. Vulnerabilität gegenüber dem Klimawandel in der massenmedialen Berichterstattung dargestellt werden oder wer welche Regionen der Erde wie mit welchem Interesse darstellt, kann eine Verortung der Fotografien – auf Basis der Bildunterschriften – zeigen (vgl. Abbildung 5.22), dass für jene Bilder, welche dem Globalen Norden (im gegebenen Fall USA, Schweiz, Deutschland, Italien und Russland) entstammen, ein Blick auf Überschwemmungsereignisse typisch zu sein scheint, der Natur in ihren landschaftlichen Qualitäten zu sehen gibt. Es entsteht dadurch der Eindruck, dass der Klimawandel in dieser Region der Erde vor allem materielle Schäden zur Folge habe, in seinen Auswirkungen im wahrsten Sinne des Wortes „überschaubar“ sei und keine menschlichen Existenzen bedrohe. Jene Fotografien, die hingegen Ländern des Globalen Südens (im gegebenen Fall Pakistan, Indien, Bangladesch, Philippinen und Indonesien) entstammen, unterscheiden sich hiervon maßgeblich. Es handelt sich ausschließlich um Fotografien, welchen im Zuge der synthetisierenden Deutung zuerkannt wurde, dass sie das bedrohliche Moment von Natur im Kontext von Überschwemmungsereignissen stärker in Erscheinung treten lassen. Fast alle von ihnen zeigen Situationen, in denen betroffene Menschen um ihr Leben kämpfen, sich darum bemühen, ihr Hab und Gut in Sicherheit zu bringen oder zumindest in der Verrichtung von alltäglichen Handlungen maßgeblich eingeschränkt sind. Die Fotografien vermitteln tendenziell den Eindruck vom Klimawandel als einer akuten, machtvollen Bedrohung, welche die Menschen dieser Region zu (hilflosen) Opfern macht. Wenngleich die Motivgruppe nur einen sehr kleinen Ausschnitt der medialen Berichterstattung zum Klimawandel abbildet, deutet sich in den Ergebnissen an, wie durch die visuelle Inszenierung subjektbezogene Zuschreibungen im Hinblick auf Verwundbarkeit und Resilienz erfolgen. Wenngleich der IPCC in sei-

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ner Prognose differenziert (vgl. Kapitel 3) und sowohl für Nordamerika als auch für Nordeuropa bei einer Zunahme von Starkniederschlägen und einem Anstieg des Meeresspiegels mit erhöhten wirtschaftlichen und infrastrukturellen Schäden für in Flussgebieten und entlang von Küsten gelegene Besiedlungen ausgeht, für den asiatischen Raum mit großen Schäden rechnet, kann dies nicht als Argument gelten, Menschen in ihrer Verletzlichkeit und Verletztheit zu zeigen und so regionale Stereotype fortzuschreiben. Dies erscheint um so problematischer, wenn man mit Smith und Joffe (2009: 659) davon ausgeht, dass die Fokussierung auf betroffene Menschen eine „wirksame Maßnahme“ sei, um die Öffentlichkeit auf affektiver Ebene anzusprechen und so eine größere Identifikation mit dem Problem des Klimawandels zu erreichen. Manzo merkt bezüglich der visuellen Inszenierung von Verwundbarkeit an, dass sie zwar emotional berühre, aber nicht zur Vermittlung sachbezogener Informationen beitrage (Manzo 2010b). Dies betrifft im gegebenen Fall sowohl die konkreten Überschwemmungsereignisse als auch den Klimawandel im Allgemeinen. Um die Gültigkeit dieser Beobachtung zu prüfen, wurden auch die Bilder der Motivgruppe „Zunahme Dürre“ auf einer Weltkarte verortet (vgl. Abbildung 5.23). Ohne dass eine vergleichbar dichte Analyse der Motivgruppe vorliegen würde, scheint sich der für die Motvigruppe „Zunahme Überschwemmung“ vorangehend skizzierte Trend zu wiederholen. Jene Bilder, die auf Dürreereignisse in den Regionen des Globalen Nordens verweisen, zeigen das jeweilige Ereignis vergleichsweise distanziert. Zu sehen sind die trockengefallenen Uferbereiche größerer Flüsse vor den Silhouetten deutscher Großstädte (Düsseldorf und Dresden) bzw. trockengefallene Flussbetten in süd- und südosteuropäischen Regionen (Spanien und Türkei). Als durch die Trockenheit erkennbar eingeschränkt erscheinen lediglich Infrastrukturen, größere Schädigungen sind ebenso wenig auszumachen wie von den Ereignissen betroffene Menschen. Anders zeigt sich die Situation für die Fotografien, welche in Äthiopien, Indien, oder China verortbar sind. Auf diesen Darstellungen ist immer mindestens eine Person zu erkennen, oft handelt es sich um Frauen oder Kinder in traditioneller Kleidung, die auf dem Weg sind, um Wasser zu holen. Die Bildausschnitte sind so gewählt, dass die Figuren in ihrer jeweiligen Umgebung isoliert sind und ihre Situation ausweglos erscheint. Eine Ausnahme bildet eine Fotografie, die in Australien aufgenommen wurde. Auch diese Darstellung zeigt eine menschliche Figur. Es handelt sich hierbei jedoch um einen Mann, der sich zu einem der Dürre zum Opfer gefallen Vieh hinabbeugt – nach Höijer (2010) ein Beispiel für objectification –, dabei aber wohlhabend-sportlich gekleidet ist. Auch hier erfolgen durch die Bildgebung unter Rückgriff auf die Darstellung des Verhältnisses von Natur

Exemplarische Analyse | 269

und Mensch offensichtlich regionale Zuschreibungen hinsichtlich Verwundbarkeit und Resilienz. In Ergänzung dieser Beobachtungen erscheint es lohnenswert, Motivgruppen, die den Themen Adaptation, Mitigation, Klimapolitik oder Klimaforschung zugeordnet sind, genauer zu untersuchen. Lohnende Fragen könnten die visuellen Zuschreibungen an Natur und Technik im Kontext des Ausbaus regenerativer Energien als Strategien der Mitigation oder aber das Verhhältnis von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zu ihrem Untersuchungsgegenstand im Kontext klimawandelbezogenenr Forschung sein.

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17 ohne Ortsangabe, Pakistan

16 ohne Ortsangabe, Indien

15 Bombay, Indien

14 ohne Ortsangabe, Bangladesch

13 ohne Ortsangabe, Bangladesch

12 Jakarta, Indonesien

11 Bombay, Indien

10 ohne Ortsangabe, Philippinen

9 Lensk, Russland

8 Dresden, Deutschland

7 Bitterfeld, Deutschland

6 Hitzacker, Deutschland

5 Venedig, Italien

4 Eschenlohe, Deutschland

3 Kehl, Deutschland

2 Aaretal, Schweiz

1 ohne Ortsangabe, USA

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Abbildung 5.22: Verortung der Bilder der Motivgruppe „Zunahme Überschwemmung“ (Quelle: eigene Darstellung, Kartengrundlage: Elke Alban)

1 ohne Ortsangabe, Spanien (Quelle: Der Spiegel, 2007, H. 19, S.146) 2 Düsseldorf, Deutschland (Quelle: Der Spiegel, 2003, H. 34, S. 131) 3 Düsseldorf, Deutschland (Quelle: Der Spiegel, 2004, H. 7, S. 137) 4 Dresden, Deutschland (Quelle: Der Spiegel, 2006, H. 3, S. 124) 5 ohne Ortsangabe, Türkei (Quelle: Der Spiegel, 2007, H. 33, S. 18) 6 Chongqing, China (Quelle: Der Spiegel, 2007, H. 5, S. 123) 7 Provinz Anhui, China (Quelle: Der Spiegel, 2007, H. 31, S. 46-47) 8 ohne Ortsangabe, China (Quelle: Der Spiegel, 2009, H. 28, S. 42) 9 ohne Ortsangabe, Australien (Quelle: Der Spiegel, 2006 H. 45, S. 80) 10 ohne Ortsangabe, Indien (Quelle: Der Spiegel, 2009, H. 49, S. 55) 11 ohne Ortsangabe, Indien (Quelle: Der Spiegel, 2007, H. 7, S. 88) 12 ohne Ortsangabe, Indien (Quelle: Der Spiegel, 2009, H. 53, S. 28-29) 13 ohne Ortsangabe, Äthiopien (Quelle: Der Spiegel, 2007, H. 18, S. 80) 14 ohne Ortsangabe (Quelle: Der Spiegel, 2006, H. 45, S. 78-79)

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Exemplarische Analyse | 271

Abbildung 5.23: Verortung der Bilder der Motivgruppe „Zunahme Dürre“ (Quelle: eigene Darstellung, Kartengrundlage: Elke Alban)

Teil III: Reflexion

6

Methodische Reflexionen

Die exemplarische Analyse hat gezeigt, dass und wie sowohl Analysefokus als auch Analyseinstrument in der analytischen Praxis angewendet werden können. Dabei wurden sowohl Potentiale als auch Grenzen deutlich. Diese aufgreifend reflektiert das folgende Kapitel – als zentrale Erträge der vorliegenden Arbeit – zunächst die vorgenommene bildbezogene Operationalisierung potentiell handlungswirksamer Natur-Begriffe (vgl. Kapitel 6.1) und im Anschluss daran das Instrument zur polyperspektivischen Analyse von Bildern als kommunikativen Medien (vgl. Kapitel 6.2). Die Teilkapitel folgen dabei dem gleichen Aufbau: erst werden kurz bezugnehmend auf die theoretischen Hintergründe jeweils die Zielsetzungen und spezifische Herausforderungen skizziert, sodann mit Blick auf den Vollzug und die Ergebnisse der exemplarischen Analyse Potentiale und Grenzen diskutiert. Abschließend werden jeweils Anschlussstellen für die geographische Forschung aufgezeigt und die Bedeutung für eine medienreflexive Umweltbildung diskutiert.

6.1 BILDBEZOGENE OPERATIONALISIERUNG VON NATUR-BEGRIFFEN In Anschluss an eine sozialkonstruktivistische Perspektive, welche sich kritisch mit medialer Kommunikation und den durch diese vollzogenen diskursiven Konstruktionen auseinandersetzt, war es Ziel der exemplarischen Analyse, die in Bildern der Berichterstattung erkennbaren visuellen Konstruktionen von Natur herauszuarbeiten und als Möglichkeitsbedingungen verantwortlichen Umwelthandelns zu interpretieren. Als theoretische Referenz diente die Unterscheidung von drei idealtypischen Natur-Begriffen nach Kirchhoff und Trepl (2009). Erstmals wird damit der Versuch eines direkten In-Beziehung-Setzens von theoretischen Natur-Vorstellungen und materiellen Natur-Bildern unternommen.

276 | Spiegelbilder des Klimawandels

Das Ergebnis dieser Vorgehensweise ist eine Matrix, welche für alle Analyseschritte die vorgegebenen Natur-Begriffe Landschaft, Wildnis und Ökosystem operationalisiert, indem die jeweils als charakteristisch herausgearbeiteten visuellen Merkmale in Sprache übersetzt und systematisch zusammenstellt wurden (vgl. Tabellle 6.1). Die Matrix liefert Anhaltspunkte für eine erste Einordnung der betrachteten Bilder, ersetzt jedoch nicht deren dezidierte Analyse. Denn, so haben die Ausführungen gezeigt, Bilder – verstanden und betrachtet als kommunikative Medien – sind weder monosemantisch noch eineindeutig. Ihre Bedeutung entfaltet sich im Akt des Gesehen-Werdens. D. h. Bedeutung entsteht immer im Prozess – wann dieser beginnt und endet und wie er sich entwickelt, entscheidet sich von Fall zu Fall – und ist abhängig vom vorliegenden Analysematerial sowie von den individuellen Dispositionen der oder des Sehenden. Die besondere Herausforderung bestand a) forschungspraktisch in der Operationalisierung der Natur-Begriffe bei hierfür notwendiger Versprachlichung des Erlebten bzw. Gesehenen sowie b) theoretisch im interpretativen Schließen von erkannten visuellen Natur-Repräsentationen auf deren potentielle Handlungswirksamkeit unter besonderer Berücksichtigung von Praktiken der Regionalisierung. a) Mit der systematischen Übersetzung von naturbezogenen Sichtbarkeiten in Sagbarkeiten wurde innerhalb des Forschungsfeldes Neuland betreten. Nach Kenntnisstand der Autorin gibt es bislang keine Studien, die dies explizit versu chen. Die strukturierende Überführung von persönlichen Seherlebnissen und analysierten Sichtbarkeiten in Wortsprache bedarf eines achtsamen Umgangs mit derselben, ohne dass der Ordnung des Visuellen dabei jene der Sprache aufgedrückt wird. Im Zuge der analytischen Arbeit am Datenmaterial wurden konkrete Vorschläge erarbeitet, die dies erleichtern. Die Grenzen der Operationalisierung zeigen sich letztlich in ihrer Übertragbarkeit. Zwar wurden die im Vollzug des Analyseinstruments exemplarisch an der Motivgruppe „Zunahme Überschwemmung“ erzielten Versprachlichungen in größtmöglicher Allgemeingültigkeit formuliert. Sie bleiben dennoch erkennbar auf die betrachtete Motivgruppe fokussiert. Es bleibt zu prüfen, inwiefern die Matrix für die Anwendung auf eine andere Motivgruppe des gleichen Themenfeldes wie z. B. „Zunahme Dürren“ oder auch Motivgruppen anderer Themenfelder wie z. B. „Ausbau Windenergie“ zu modifizieren ist bzw. ob weitere Verallgemeinerungen ohne den Verlust notwendiger Präzision möglich sind. Darüber hinaus ist aber eine Übertragung der mit dem vorliegenden Analysefokus vorgelegten Systematik auf alternative Anwendungsbeispiele denkbar. So könnte z. B., wie es in der exemplarischen Analyse immer wieder auch durchschimmert, ergänzend zur visuellen Konstruktion von Natur die der dargestellten

Methodische Reflexionen | 277

Menschen operationalisiert werden. Dies wäre z. B. im Hinblick auf eine Untersuchung der visuellen Konstruktion von Globalem Norden und Globalen Süden durch Berichterstattung, durch Schulbücher oder durch Marketing-Kampagnen sicherlich aufschlussreich. Ferner wäre auch eine Analyse der visuellen Kommunikation von unterschiedlichen Formen der Mobilität in der Darstellung von urbanen Mobilitätskonzepten denkbar. b) Das im Zuge der Interpretation vorgenommene Schließen von in den Bildern erkannten visuellen Repräsentationen von Natur auf deren mögliche Handlungswirksamkeit unterliegt zwei theoretischen Setzungen, die als eingrenzend betrachtet werden können. Erstens wird die Unterscheidung von Landschaft, Wildnis und Ökosystem als theoretische Setzung der Analyse voangestellt und in deren Vollzug auch nicht nach weiteren Ausprägungen gesucht. Damit wurde einerseits der Raum der Erkenntnismöglichkeiten in gewisser Weise eingeschränkt. Andererseits stellt der gewählte theoretische Rahmen auch eine hilfreiche Begrenzung eines sonst sehr offenen Analyseprozesses dar. Zweitens wird in Anlehnung an Eisel angenommen, dass die durch die Bilder kommunizierten Natur-Vorstellungen unmittelbar prägend auf das Selbstverständnis der Rezipierenden wirken. Auf diese Weise können theoretische Überlegungen dazu angestellt werden, ob eines der betrachteten Bilder seine Wirksamkeit eher auf der Ebene der Vermittlung von Wissen oder Wertvorstellungen entfaltet oder auf der Ebene des Angebots bildbezogener Erlebnisse und damit mehr oder weniger unweltbezogenens Handeln anregt. Aussagen darüber, wie sich das Sehen der Bilder tatsächlich auf die Prägung von Natur-Vorstellung und die Bereitschaft zu umweltbezogenem Handeln ausprägt, sind auf diesem Wege nicht möglich. Um hier zu weiterführenden Aussagen kommen zu können, ist es einerseits erforderlich, den argumentativen Horizont zu erweitern und z. B. Ansätze der Umweltpsychologie zum Verhältnis von natur- und umweltbezogenen Einstellungen und Umwelthandeln (vgl. z. B. Seel und Sichler 1993, Kals et al. 1999, Krömker 2005) oder aber Ansätze der Umweltsoziologie zum Verhältnis von Natur-Vorstellungen und Lebensstilen (vgl. z. B. Lantermann et al. 2003, Reusswig 2002, 2003) zu berücksichtigen. Darüberhinaus bietet es sich auch an, die Ergebnisse der vorliegenden Analyse und Interpretation an Praktiken der Bildrezeption von Kindern und Jugendlich zu spiegeln. Denkbar wäre eine Kombination von Erhebungsverfahren wie z. B. Eye-Tracking, Einzelinterviews und Gruppendiskussionen. Auf diese Weise wäre es möglich, den physischen Seh-Akt, das individuelle Seh-Erleben und kollektive Seh-Gewohnheiten zueinander in Beziehung zu setzen.

278 | Spiegelbilder des Klimawandels

Wildnis

Ökosystem

i. Reflexion des Gegenstandserlebens

Erscheinung: Situation erscheint bedingt durch Natur berührend schön und harmonisch, charakteristisch hinsichtlich der raumprägenden Faktoren

Erscheinung: Situation erscheint bedingt durch Natur physisch bedrohlich, ungebändigt, unkontrolliert/unkontrollierbar

Erscheinung: Situation erscheint bedingt durch Natur klar und geordnet; charakteristisch hinsichtlich der raumprägenden Faktoren

ii. Eidetische Variation

Genereller Sinn: von Wasser überspülter, durch den Menschen geprägter ruraler Raumausschnitt größerer Ausdehnung

Genereller Sinn: in seiner Existenz und Unversehrtheit von Wassermassen bedrohter ruraler/urbaner Raumausschnitt

Genereller Sinn: unter Einfluss von Wasserhochstand befindlicher ruraler Raumausschnitt

iii. Eidetische Reduktion

Wesenheit: Überschwemmungsereignis erscheint als Überspülung von Raumausschnitt

Wesenheit: Überschwemmungsereignis verwandelt Raumausschnitt in Untiefe

Wesenheit: Überschwemmungsereignis erscheint als Hochwasser innerhalb des Raumausschnitts

Motiv: Raumausschnitt, in dem die enthaltenen Objekte in ihrem Zusammenspiel als charakteristisches Ganzes wiederzuerkennen sind

Motiv: Raumausschnitt, der insgesamt als unkontrolliert bzw. in dem die enthaltenen Objekte in ihrem Zusammenspiel als ungebändigt wiederzuerkennen sind

Motiv: Raumausschnitt, der insgesamt bzw. in dem die enthaltenen Objekte als Gesellschaften von Organismen wiederzuerkennen sind

Raumerfassung: Vorder-, Mittel- und Hintergrund können je nach Fokus auf Raum oder Objekt gleichermaßen Berücksichtigung finden; Tiefenräumlichkeit variiert ebenfalls je nach Fokus Einstellungsgröße: variiert je nach Fokus Perspektive: variiert je nach Fokus

Raumerfassung: Vorder-, Mittel- und Hintergrund können je nach Fokus auf Raum oder Objekt gleichermaßen Berücksichtigung finden; dominierend ausgedehnter Raumausschnitt mit großer Tiefenräumlichkeit, variiert ebenfalls je nach Fokus Einstellungsgröße: variiert je nach Fokus Perspektive: variiert je nach Fokus

Konstellation der Figuren: Mensch und Natur stehen in einem Spannungsverhältnis zueinander bei Dominanz der Natur

Konstellation der Figuren: Mensch und Natur stehen entweder in symbiotischer Beziehung in mehr oder weniger stabilem Gleichgewicht

i. Wiedererkennendes Sehen

Landschaft

ii. Sehendes Sehen

II. Erschließung des ikonischen Gehalts

I. Fixierung des Wesens des Gegenstandes

Tabelle 6.1: Visuelle Kennzeichen von Natur-Begriffen

Perspektivische Projektion Raumerfassung: meist Vorder-, Mittel- und Hintergrund vorhanden; dominierend ausgedehnter Raumausschnitt mit großer Tiefenräumlichkeit Einstellungsgröße: dominierend Totale und Halbtotale Perspektive: dominierend Vogelperspektive und Normalperspektive

Szenische Choreografie Konstellation der Figuren: Mensch und Natur existieren einander ergänzend, es bestehen keine gegenseitigen Beeinträchtigungen

Wildnis

Ökosystem

Bildachsen: dominierend Bezugnahme auf stabilisierende Bildachsen wie MS und MW Flächenteilung: harmonische Ausrichtung an GS und Drittelungen Grundform: stabilisierend z. B. durch Dreieck, Trapez, liegendes Rechteck

Bildachsen: dominierend Betonung der Diagonalen sowie dynamisierender Schrägen Flächenteilung: spannungsvolle Teilungsverhältnisse; Ausrichtung an GS und Drittelung möglich Grundform: dynamisch, bewegt, unruhig, chaotisch z. B. durch Spirale

Bildachsen: dominierend Bezugnahme auf stabilisierende Bildachsen wie MS und MW Flächenteilung: harmonische Ausrichtung an GS und Drittelungen Grundform: stabilisierend z. B. durch Dreieck, Trapez, liegendes Rechteck oder systembezogen z. B. durch Kreis

Wirkung: durch Einsatz der formalen Gestaltungsmittel ist Natur (im Zusammenspiel mit dem Menschen) als harmonische Ganzheit zu erkennen

Wirkung: durch Einsatz der formalen Gestaltungsmittel tritt Natur als physische Bedrohung (des Menschen) in Erscheinung

Wirkung: durch Einsatz der formalen Gestaltungsmittel tritt Natur (im Zusammenspiel mit dem Menschen) als interdependentes Wirkungsgefüge in Erscheinung

i. Vor-ikonografische Beschreibung

Stil: dominierend gestaltete Inszenierung, geprägt durch lineare, klare Bildauffassung

Stil: dominierend Ereignisfotografie, geprägt durch tiefe, offene und u. U. unklare Bildauffassung

Stil: dominierend gestaltete Inszenierung, geprägt durch lineare, klare und eher geschlossene Bildauffassung

ii. Ikonografische Analyse

Typus: naturnaher Raumausschnitt erscheint zumeist als Überschaulandschaft; naturalistisch-idealisierende Darstellung

Typus: Raumausschnitt erscheint als von Naturgewalt beeinflusst; Darstellung von Natur und Mensch expressiv-realistisch

Typus: naturnaher Raumausschnitt erscheint zumeist als Überschaulandschaft oder als von Naturgewalt beeinflusst; naturalistischidealisierende Darstellung

iii. Ikonologische Interpretation

Methodische Reflexionen | 279

Landschaft

Symbolik: visuelle Referenzen verweisen auf ästhetische Trennung zwischen Natur und Mensch bei gleichzeitiger Anerkennung deren tendenziell harmonischer Bezogenheit

Symbolik: visuelle Referenzen verweisen auf ethischmoralische Trennung zwischen Natur und Mensch bei gleichzeitiger Anerkennung deren tendenziell chaotischer Bezogenheit

Symbolik: visuelle Referenzen verweisen auf theoretische Unterscheidung zwischen Natur und Mensch bei gleichzeitiger Anerkennung deren tendenziell geordneter Bezogenheit

III. Erschließung des genealogischen Sinns

iii. Erkennendes Sehen

Planimetrische Komposition

Landschaft

Wildnis

Ökosystem

i. Beschreibung des Medienbildes

Trägermedium: – (im gegebenen Fall kein Unterscheidungsmerkmal) Größe: dominierend Großformate Format: dominierend Querformat Positionierung: dominierend im optischen Zentrum

Trägermedium: – (im gegebenen Fall kein Unterscheidungsmerkmal) Größe: dominierend Großformate Format: Hoch- oder Querformat Positionierung: dominierend im optischen Zentrum

Trägermedium: – (im gegebenen Fall kein Unterscheidungsmerkmal) Größe: Mittel- und Großformate Format: Hoch- oder Querformat Positionierung: im optischen Zentrum oder randlich

ii. Analyse der Bildumgebung

Gestaltungsraster: – (im gegebenen Fall kein Unterscheidungsmerkmal) Typografie: – (im gegebenen Fall kein Unterscheidungsmerkmal) Anordnung/Kombination: dominierend als Teil von Bildpaar oder -reihe; meist motivische Gegenbilder als Kontrast; dominierend Einbindung in Bericht, Hintergrundbericht

Gestaltungsraster: – (im gegebenen Fall kein Unterscheidungsmerkmal) Typografie: – (im gegebenen Fall kein Unterscheidungsmerkmal) Anordnung/Kombination: dominierend als Teil von Bildpaar/-reihe oder integriert in Schaubild; meist motivisch ähnliche Bilder als Betonung oder Gegenbilder als Kontrast; dominierend Einbindung in Nachricht, Bericht, Reportage

Gestaltungsraster: – (im gegebenen Fall kein Unterscheidungsmerkmal) Typografie: – (im gegebenen Fall kein Unterscheidungsmerkmal) Anordnung/Kombination: dominierend in Bezug zu erläuternden Bildern/ Grafiken; meist motivische Gegenbilder bzw. andere Bildarten als Kontrast bzw. als Differenzierung; dominierend Einbindung in Nachricht, Hintergrundbericht

iii. Interpretation des Bildhandelns

IV. Erschließung der kommunikativen Bedeutung

280 | Spiegelbilder des Klimawandels

Bildhandlung: Darlegung größerer Zusammenhänge und/oder Appell zum Schutz von Natur und Umwelt

Bildhandlung: Schilderung von oder Warnung vor einem Ereignis

Bildhandlung: Rekonstruktion eines Wirkungsgefüges und/oder Appell zum Schutz von Natur und Umwelt

Quelle: eigene Darstellung

Die Versprachlichung von Seh-Erfahrungen stellt nicht nur Forschende, sondern auch Lernende vor große Herausforderungen. Für die Förderung von reflexiven Fähigkeiten erweist sich diese Herausforderung jedoch besonders zuträglich. Denn erst durch die sprachliche Formulierung tritt oftmals unbewusstes Empfinden und Fühlen in das Bewusstseins über. Es wird ein Prozess des Selbst- und Fremdvergewisserns initiiert. Die Bedeutung von Gefühlen, Einstellungen und Wissen für eigenes Handeln kann so zum Thema unterrichtlicher Auseinandersetzung werden. Eine der vorgelegten Operationalisierung nachempfundene, vergleichbar systematische Analyse von Natur-Darstellungen kann somit einen Beitrag zum Offenlegen und zur kritischen Reflexion von Sinnbezügen im persönlichen Reden wie in massenmedialen Vermittlungskontexten anregen. Erst die Einnahme einer grundsätzlich hinterfragenden Haltung macht es möglich, Aufschluss über die „Einsickerung“ naturbezogener Norm-Vorstellungen in das Unterrichtsgeschehen z. B. durch Schulbücher zu bekommen (vgl. Hasse 1994b:

Methodische Reflexionen | 281

457). Dies gilt in zu übertragender Weise für alle Medien die von Interessenverbänden, Lobbygruppen, Bildungsträgern, NGOs, etc. mit besonderem Bezug zur Natur publiziert werden, aber auch für alle geographischen Themenbereiche wie kulturspezifische Blickweisen auf bestimmte Regionen der Erde oder geschlechtsbezogene soziale Konstruktionen (vgl. Harper 2008: 407 f.). Die unterrichtliche Erprobung und Routinisierung eines reflexiven Umgangs mit medienbasierten Vermittlungsangeboten jeglicher Art führt dazu, dass Heranwachsende auch in alltagsweltlichen wie gesellschaftlichen Kontexten mündig und selbstbestimmt handeln können.

6.2 INSTRUMENT ZUR POLYPERSPEKTIVISCHEN ANALYSE VON BILDERN ALS KOMMUNIKATIVE MEDIEN Auf methodologischer bzw. methodischer Ebene wurde das Ziel verfolgt, einen empirischen Zugang zu visuellem Material zu entwickeln, der dieses in seinen potentiellen Bedeutungen als wahrnehmungsnahes Zeichen (vgl. SachsHombach 2003) erschließt, indem er dessen vier Dimensionen – Phänomen, Syntaktik, Semantik und Pragmatik – analytisch in den Blick nimmt. Das theoretisch Neue liegt in der Zusammenführung der epistemologisch divergenten Ansätze von Phänomenologie und Semiotik aus dem bildwissenschaftlichen Interesse an einem interdisziplinären Blick auf Bildlichkeit. Das zentrale Ergebnis stellt die theoretische Konzeption des phänomenologisch-semiotischen Analyseinstruments sowie die Ausarbeitung konkreter Vorschläge für die Durchführung der einzelnen Analyseschritte einschließlich ihrer Teilschritte dar. Inbegriffen in diese Ausführungen sind sowohl Anregungen zur gelingenden Bewältigung der notwendigen Überführung von Gesehenem in Sprache als auch solche zur differenzierenden Anwendung des Analyseinstruments auf Einzelbilder sowie Bildgruppen. Die methodischen Hinweise sind dabei nicht als den Analyseprozess standardisierende Handlungsalgorithmen zu verstehen, sondern vielmehr als begründete Handlungsempfehlungen, die eine Adaption der Methode und damit den Zugang zum Bild erleichtern sollen. Die exemplarische Analyse hat gezeigt, wie dies im Konkreten aussehen kann. Die besondere Herausforderung bestand im Spannungsverhältnis zwischen theoretisch konsequenter Unterscheidung der in den jeweiligen Analyse(teil)schritten angesprochenen Bedeutungsdimensionen einerseits und der notwendigen Zusammenführung und synthetisierenden Deutung der Teilergebnisse aller Analyseschritte, die deutlich werden lässt, inwiefern diese einen

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Mehrwert gegenüber einer additiven Betrachtung von Teilergebnisse darstellt, andererseits. Die Gelingensbedingungen der konsequenten Unterscheidung der in den jeweiligen Analyseschritten angesprochenen Bedeutungsebenen lagen in der umfassenden theoretischen Vorbereitung. Als besonders hilfreich erwies sich die Formulierung von Leitfragen, welche die analytische Ausrichtung der Teilschritte strukturierten (vgl. Tabelle 6.2). Als forschungpraktische Antwort auf das Problem, der hohen Komplexität einer konzeptionell vorgesehenen synthetisierenden Deutung, wurde ein schrittweises Vorgehen gewählt, das sukzessive die Ergebnisse der einzelnen Analyseschritte zusammenfasste und aus Perspektive des jeweils nachfolgenden Analyseschrittes spiegelte. Auf diese Weise konnte eine dichte Beschreibung der betrachteten visuellen Natur-Konstruktionen erfolgen. Tabelle 6.2: Leitfragen zu Teilschritten des phänomenologisch-semiotischen Analyseinstruments Analyseschritt Schritt 0: Selbstbeobachtung

Schritt I: Fixierung des Wesens des Gegenstandes

Analysehandlung i. Reflexion der Positionalität ii. Reflexion der Intentionalität i. Reflexion des Gegenstandserlebens ii. Eidetische Variation

iii. Eidetische Reduktion

Schritt II: Erschließung des ikonischen Gehalts

i. Wiedererkennendes Sehen ii. Sehendes Sehen

Leitfragen Welche Bedeutung hatte/hat das Motiv in meinem bisherigen/gegenwärtigen Leben? Welchem Erkenntnisinteresse folgt die analytische Betrachtung? Wie erlebe ich den Gegenstand? Warum erlebe ich den Gegenstand so? Welchen generellen Sinn bzw. welchen allgemeinen Eindruck vermittelt mir das Bild? Welche Bildelemente sind im Hinblick auf das Gegenstandserleben sinnstiftende Bedeutungseinheiten? Welche verschiedenen Ausprägungen dieser Bildelemente sind (unter Berücksichtigung des Erkenntnisinteresses) mit welchen jeweiligen Folgen für den Bildsinn denkbar? Was ist das den gedachten Variationen der jeweiligen Bildelemente – einschließlich ihrer Folgen für den Bildsinn – Gemeinsame? Welche Hinweise auf das Wesen des Gegenstandes lassen sich unter Berücksichtigung der Beziehungen zwischen jenen, den Bildelementen innewohnenden Gemeinsamkeiten aufspüren? Welche im Hinblick auf den Bildinhalt (und unter Berücksichtigung der Intentionalität) bedeutsamen Bildgegenstände sind in welcher qualitativen Ausprägung erkennbar? Welche Merkmale prägen die ikonische Bildstruktur? a) Perspektivische Projektion: Welche Wirkung entfaltet die Bildstruktur im Hinblick auf die Bezogenheit von Figuren und Betrachtenden?

Methodische Reflexionen | 283

iii. Erkennendes Sehen Schritt III: Erschließung des genealogischen Sinns

i. Vor-ikonografische Beschreibung ii. Ikonografische Analyse iii. Ikonologische Interpretation

Schritt IV: Erschließung der kommunikativen Bedeutung

i. Beschreibung des Medienbildes ii. Analyse der Bildumgebung iii. Interpretation des Bildhandelns

Schritt ƍ: Synthetisierende Deutung

b) Szenische Choreografie: Welche Wirkung entfaltet die Bildstruktur im Hinblick auf die gegenseitige Bezogenheit von Mensch und Natur? c) Planimetrische Komposition: Welche Wirkung entfaltet die Bildstruktur im Hinblick auf den formalen Aufbau? Was wird unter Einsatz formaler Gestaltungsmittel wie im Bild zu sehen gegeben? Was wird wie – unter Berücksichtigung der historischen Bedingungen (Stilgeschichte) – im Bild zu sehen gegeben? Wie werden die das Motiv bestimmenden Objekte – im Vergleich zu Referenzwerken des gleichen Sujets (Typengeschichte) – im Bild gezeigt? Welchen Sinn entfaltet das Motiv – unter Berücksichtigung weltanschaulicher Rahmungen des Entstehungszeitpunkts (Geistesgeschichte) – in seinem bildlichen Zusammenhang? Welche bildexternen formalen Merkmale kennzeichnen das Bild als Medium? Welche gestalterischen Elemente der Bildumgebung nehmen Einfluss auf die Bildwirkung? Welche Schlüsse lassen die Beschreibung des Bildmediums und die Analyse der Bildumgebung im Hinblick auf eine dem Bild übertragene kommunikative Bedeutung zu? Wie lassen sich die Bilder unter Zusammenschau der über die wahrnehmungsnahen und zeichentheoretischen Bildzugänge erschlossenen Bildbedeutungen – vor dem Hintergrund der formulierten Selbstbeobachtung – interpretieren?

Quelle: eigene Darstellung

Die Grenzen des Analyseinstruments zeigen sich weniger in den Ergebnissen der Analyse als vielmehr in ihren Gelingensbedingungen. So verlangt die Methode einerseits von den Forschenden die sorgfältige Differenzierung zwischen den Erkenntnisinteressen der einzelnen Analyseschritte und ihrer Teilschritte, andererseits Erfahrungen in der Reflexion des eigenen Sehens sowie eine breite Kenntnis im Hinblick auf Darstellungstraditionen. Unter Rückgriff auf die vorgeschlagenen analysebezogenen Handlungsalgorithmen und Varianten des Durchlaufens des Analyseinstruments können Bilder künstlerischen wie alltagsweltlichen Ursprungs – und bei einer entsprechenden methodischen Erweiterung auch Bild-Text-Verbundmedien wie Titelseiten von Zeitschriften oder Werbeanzeigen – umfassend analysiert und in ihren verschiedenen Bedeutungsebenen erschlossen werden. Damit erweist sich die phänomenologisch-semiotische Methode für unterschiedlichste Forschungsschwerpunkte im Kontext der Visuellen Geographie als anschlussfähig. Sie eignet sich gleichermaßen z. B. für die Untersuchung künstlerisch-partizipativer Praktiken

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sozialer Bewegungen in Städten, den Vergleich marketingorientierter Selbstdarstellungen von Regionalverbänden oder NGOs oder die Analyse politstrategischer Kommunikation über globale Krisenherde. Für den unterrichtlichen Einsatz ist das hier vorgestellte komplexe Analyseinstrument nicht ohne Weiteres geeignet. Es kann jedoch durchaus als Anleitung für ein systematisch-theoriegeleitete Blicken auf Bilder auch für die unterrichtliche Praxis adaptiert werden, zeigt es doch in Teilen Entsprechungen zu bereits in der Unterrichtspraxis erprobten Bildzugängen. Vor allem in der Kunstpädagogik sowie in der Deutschdidaktik sind bereits unterrichtsmethodische Zugänge zu Bildern etabliert, die diese auch in ihrer Bildlichkeit thematisierten. Während die kunstpädagogischen Ansätze in erster Linie die systematische Analyse bildnerischer Mittel und die Erschließung von Bedeutungsgehalten fokussieren (vgl. z. B. Schoppe 2011), richten die Ansätze der Deutschdidaktik ihr Interesse vor allem die Verbalisierung von Sichtbarkeiten (vgl. z. B. Piel 2011). In Tabelle 6.3 wurden methodische Vorschläge aus den Bereichen der Kunstpädagogik und Deutschdidaktik zusammengestellt, die mindestens annäherungsweise die einzelnen Dimensionen des Analyseinstruments ansprechen. Perspektivisch ist es erstrebenswert, die in der Darstellung vom jeweiligen fachspezifischen Erkenntnisinteresse geprägten Beschreibungen für die Anwendung in der geographischen Vermittlung zu fokussieren und um bereits vorliegende Ansätze (vgl. z. B. Dickel und Hoffmann 2012, Nöthen 2012) zu ergänzen. Zur Erhöhung der Komplexität und bei bereits etablierter kritisch-reflexiver Bildpraxis innerhalb einer Lerngruppe ist es außerdem denkbar, die kunstpädagogische Großmethode „Bildermenü“ (vgl. Schoppe 2011: 161 ff.) für die geographische Vermittlung zu adaptieren. Eine Adaption des semiotisch-phänomenologischen Analyseinstruments für die Unterrichtspraxis kann darüber hinaus dazu beitragen, Lernende methodisch gelenkt dazu anzuleiten, sich mit der Kontingenz von Wissen auseinanderzusetzen und Bilder kritisch zu befragen. Durch den Vollzug der theoretisch voneinander verschiedenen Perspektiven auf Bilder – und damit auf die durch sie zu sehen gegebene Welt – werden sie dazu befähigt, die soziale bzw. mediale Konstruiertheit von Welt zu erkennen und zu analysieren. Lernende erfahren, dass es mehrere legitime Wege gibt, sich geographisch mit der Welt auseinanderzusetzen und lernen dabei, Vielperspektivität als inhaltlichen Zugewinn zu akzeptieren; auch wenn dies schließlich dazu führt, dass geographische Wirklichkeiten im Plural erzählt werden – nur dann ist es jedoch möglich, zu einem komplexen Verständnis von Welt zu kommen (vgl. Rhode-Jüchtern 2009: 141). Abschließend bleibt anzumerken, dass mit dem im Rahmen der vorliegenden Arbeit vorgestellten Ansatz nicht angestrebt wird, bislang in der geographischen

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Vermittlung bereits etablierter Methoden der Bildbeschreibung (vgl. z. B. Hieber und Lenz 2007) zu ersetzen. Die geographische Analyse von Bildern, wenn es z. B. darum geht, den geomorphologischen Formenschatz oder Spuren des wirtschaftenden Menschen in einem Raumausschnitt zu entdecken, behält nach wie vor ihre Bedeutung und Berechtigung. Vielmehr geht es um die Entwicklung eines ergänzenden geographischen Bildzuganges, der dazu befähigt, insbesondere mit Medienbildern verantwortungsvoll und emanzipiert umzugehen.

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Tabelle 6.3: Anregungen zur unterrichtsmethodischen Adaption Analyseschritt Schritt 0: Selbstbeobachtung

Schritt I: Fixierung des Wesens des Gegenstandes

Analysehandlung i. Reflexion der Positionalität ii. Reflexion der Intentionalität i. Reflexion des Gegenstandserlebens

ii. Eidetische Variation iii. Eidetische Reduktion Schritt II: Erschließung des ikonischen Gehalts

i. Wiedererkennendes Sehen ii. Sehendes Sehen

Schritt III: Erschließung des genealogischen Sinns

iii. Erkennendes Sehen i. Vor-ikonografische Beschreibung

ii. Ikonografische Analyse iii. Ikonologische Intepretation

Schritt IV: Erschließung der kommunikativen Bedeutung

Schritt: ƍ: Synthetisierende Deutung

Quelle: eigene Darstellung

i. Beschreibung des Medienbildes ii. Analyse der Bildumgebung iii. Interpretation des Bildhandelns

Unterrichtsmethodische Adaption „Assoziationskritzeln“ (Schoppe 2011: 52) „Erste Assoziationen“ (Schoppe 2011: 50 f.) „Fragebogen entwickeln“ (Schoppe 2011: 65) „Alles, was dir einfällt“ (Piel 2011: 86) „Ein Bild in Sprache umsetzen“ (Schoppe 2011: 64) „Fünf-Sinne-Check“ (Schoppe 2011: 61) „Kugel oder Kegel“ (Piel 2011: 38) „Nicht nur die ‚Moldau‘“ (Piel 2011: 37) „Percept“ (Schoppe 2011: 60) „Übereinstimmungen und Unterschiede“ (Piel 2011: 68) „Entbehrliche Bildgegenstände suchen“ (Schoppe 2011: 77) „Schwarze Balken“ (Piel 2011: 107) „Sehprotokoll“ (Schoppe 2011: 66) „Strukturierte Beschreibungskette“ (Schoppe 2011: 78) „Auf den Kopf gestellt“ (Schoppe 2011: 84) „Personen und Gegenstände aus dem Bild verbannen“ (Schoppe 2011: 87) „Vogel oder Frosch“ (Piel 2011: 41) „Adjektivlandkarte“ (Schoppe 2011: 80) „Augenreise“ (Schoppe 2011: 81) „Bildmerkmale sortieren“ (Schoppe 2011: 85) „Entdeckungsreise durch ein Bild“(Schoppe 2011: 79) „Wenn das Bild erzählen könnte“ (Schoppe 2011: 62) „Themenbezogene Bildersammlung“ (Schoppe 2011: 118) „Ungleiche Paare“ (Schoppe 2011: 104 f.) „Aktuelle Ereignisse kommentieren“ (Schoppe 2011: 91) „Einen gemeinsamen Bilderkanon erstellen“ (Schoppe 2011: 124 f.) „Viele Bilder deuten ein Bild“ (Schoppe 2011: 110) „Unterbrochene Bildbetrachtung“ (Schoppe 2011: 58) „Besonders empfehlenswert“ (Piel 2011: 49) „Ein Bild in Auftrag geben“ (Schoppe 2011: 92) „Titelsuche“ (Schoppe 2011: 49) „Bildbefragung“ (Schoppe 2011: 101) „Brief an den Urheber des Bildes“ (Schoppe 2011: 112) „Expertenrunde“ (Schoppe 2011: 160)

Schluss

In dem Anliegen, durch die Zusammenführung fachwissenschaftlicher Forschung und fachdidaktischer Reflexion einen Beitrag zur Stärkung der Geographie als Bildungsfach zu leisten, steht die vorliegende Arbeit für eine geographische Bildung, die sich in der Verantwortung sieht, einerseits ein fachliches und analytisches Verständnis für epochaltypische Schlüsselprobleme zu schaffen und anderseits Lernende darin zu unterstützen, mediale Wirklichkeiten als soziale Konstruktionen zu begreifen. Dieses Anliegen erwuchs aus der Problematisierung der Rolle der Massenmedien als Vermittlungsorgan geographischen Wissens: Die (Massen-)Medien erfüllen in demokratisch verfassten Gesellschaften die Aufgabe, die Öffentlichkeit über Vorkommnisse und Entwicklungen in den verschiedenen Gesellschaftsbereichen zu informieren und sie in der Meinungsbildung zu unterstützen. Das bedeutet, sie sind auch verantwortlich für den Transfer von Wissen aus der Forschung in die Gesellschaft. Der (massen-)mediale Vermittlungsprozess ist dabei bestimmt durch die spezifischen Arbeitsweisen und Kommunikationsformen der Medien, die meist unter den Prämissen des Vereinfachens und Veranschaulichens stehen. Zusätzlich nehmen auch wirtschaftliche Interessen von Medienunternehmen Einfluss auf die Berichterstattung. Dies bedeutet, dass medial kommuniziertes Wissen (= Information) in mehrfacher Hinsicht als konstruiert zu betrachten ist. Diese mediale Konstruktion erfährt eine Komplexitätssteigerung, wenn das Medium der Kommunikation von der Sprache auf das Bild erweitert wird. Blickt man vor dem Hintergrund dieser Überlegungen auf die Berichterstattung über den anthropogenen Klimawandel, so zeigt sich, dass es den anthropogenen Klimawandel nicht gibt, sondern, dass es sich hierbei um einen diskursiv hergestellten Gegenstand handelt. Während der naturwissenschaftliche Diskurs im Verlauf der vergangenen 100 Jahre zu der annähernd einvernehmlichen und zu 99,9% sicheren Aussage über das Sich-Vollziehen eines anthropogenen Kli-

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mawandels gekommen ist, zeigen die Diskurse in Politik und Medien weniger geradlinige Dynamiken. Unzweifelhaft ist jedoch, dass diese Diskurse – und insbesondere der mediale – in die Gesellschaft hineinwirken. Die Bedeutung visueller Einflüsse ist dabei als besonders hoch einzuschätzen. Der adäquate Umgang mit der medialen Konstruktion von Informationen – wie im gegebenen Fall über den Klimawandel – stellt für die Öffentlichkeit eine große Herausforderung dar, die für Kinder und Jugendliche gar zur Überforderung werden kann. Dieses Problem birgt jedoch zugleich Herausforderungen und Chancen einer Geographiedidaktik, der daran gelegen ist, Lernende darin zu unterstützen, sich zu mündigen Subjekten zu bilden. Eine Herausforderung, der sich diese Arbeit stellt, besteht in der Erschließung methodischer Wege, welche schrittweise an ein analytisch-reflexives Betrachten von Medien im Allgemeinen bzw. Bildern im Konkreten heranführen. Als Routinen von den Lernenden eingeübt, können diese als alltägliche Praktiken des Sehens etabliert werden, um mediale Wirklichkeiten in ihrer Konstruiertheit zu erkennen und zu hinterfragen. Aus diesem Anspruch ergibt sich die Chance der Positionierung der Geographie als ein Bildungsfach, das sowohl inhaltliche als auch methodische Antworten auf gegenwärtige gesellschaftliche Herausforderungen wie den Globalen Wandel gibt. Die vorliegende Arbeit macht aus Perspektive einer medienreflexiven (geographischen) Umweltbildung Vorschläge, wie dies konkret gelingen kann. Dazu gehören: das Einüben der Versprachlichung von Seh-Erfahrungen, das systematisch-theoriegeleitete Blicken auf Bilder und Freilegen von Bedeutungsschichten sowie das kritische Befragen von Bildern hinsichtlich der ihnen eingeschriebenen Raumkonstruktionen (vgl. Kapitel 6). Diese Vorschläge resultieren aus der Konzeption, Durchführung und Reflexion einer exemplarischen Analyse: Die Konzeption der empirischen Studie basiert auf einem Analysefokus, der sich aus der Frage nach den in Bildern der Klimawandel-Berichterstattung sichtbar werdenden Natur-Vorstellungen und ihrer potentiell handlungsbezogenen Wirksamkeit ableitet. Das Interesse an den Medienbildern eingeschriebenen Natur-Vorstellungen erwächst aus der Annahme, dass diese unmittelbar Einfluss nehmen auf die Einstellungen, die gegenüber einem Ereignis wie dem Klimawandel geprägt werden. Das zentrale Element der Konzeption bildet das an einem Verständnis von „Bildern als wahrnehmungsnahen Zeichen“ ausgerichtete, phänomenologisch-semiotische Analyseinstrument. Die Darstellung erfolgt, indem systematisch die vier Dimensionen eines wahrnehmungsnahen Zeichens – Phänomen, Syntaktik, Semantik und Pragmatik – ausgeleuchtet und jeweils methodische Zugänge einschließlich konkreter Analysehandlungen dargestellt wurden. Durch die Diskussion von Varianten eines gewinnbringenden Einsatzes kann zugleich die Flexibilität des Analyseinstruments

Schluss | 289

herausgestellt werden. Die sehr umfassende Darstellung erlaubt es auch, anderen Forscherinnen und Forschern das Analyseinstrument für ihre Forschungsvorhaben einzusetzen. Die exemplarische Durchführung der Analyse erfolgt anhand von insgesamt 17 Pressfotografien aus dem Nachrichtenmagazin Der Spiegel, veröffentlicht in der Dekade 2000-2009. Diese sind zuvor in einem Verfahren der inhaltsanalytischen Datenaufbereitung als ein Motiv im Zuge der Visualisierung von beobachteten Folgen des Klimawandels der Gruppe „Zunahme Überschwemmung“ zugeordnet worden. In Anwendung des Analyseinstruments auf die Bilder der Motivgruppe wird bezugnehmend auf die Konzepte Landschaft, Wildnis und Ökosystem das Spektrum visueller Repräsentationen von Natur in der KlimawandelBerichterstattung aufgezeigt und diskutiert. Zentrales Ergebnis bildet der Versuch einer sprachlichen Fassung dessen, wie Natur in Gestalt der drei zur Analyse herangezogenen Begriffe zu sehen gegeben wird und welche Bildbedeutungen und Aussagen über den Klimawandel und seine raumbezogenen Wirksamkeit auf diese Weise kommuniziert und möglicherweise handlungswirksam werden. Die ausführliche Dokumentation des Analyseprozesses verdeutlicht, wie sich der Blick auf ein Bild – und zugleich auch die Bedeutung, die im Moment des Blickens entsteht – verändert, je nachdem, mit welchen persönlichen Voraussetzungen, mit welchem Interesse und mit welcher „theoretischen Brille“ man an ein Bild herantritt. Diese zweite Erkenntnis ist wesentlich, um nicht nur die konstruktive Bedeutung der Bildgebung, sondern auch die des Bild-Sehens als ein „Sehen als Praxis“ offen zu legen. In der Reflexion werden schließlich die Potentiale und Grenzen von Operationalisierung und Analyseinstrument herausgearbeitet. Während die theoriebasierte Setzung der Natur-Begriffe als analytische Referenz für einen offen angelegten Seh-Prozess zu diskutieren ist, konnte sie sich in der Praxis bewähren. So erlaubte die kategoriale Unterscheidbarkeit der drei Natur-Begriffe auch in der Analyse eine eindeutige Zuordnung von visuellen Kennzeichen. Auch das Analyseinstrument hat sich in der Anwendung bewährt. Durch das polyperspektivische Blicken auf die gleichen Bilder konnten diese in ihrer Bedeutung umfänglich erschlossen werden. Für folgende Anwendungen wäre zu überlegen, wie Interpretierenden mit geringer bildanalytischer Erfahrung weitere Hilfsmittel an die Hand gegeben werden können, damit diese vor allem für den Vollzug des Analyseschritts III (Erschließung des genealogischen Sinns) gewappnet sind. Darüber hinaus sei angeraten, im Falle der Analyse einer Bildgruppe diese auf den nötigen Umfang zu beschränken, so dass den einzelnen Bildern ausreichend Aufmerksamkeit gewidmet werden kann. Es wird zudem gezeigt, dass Operationalisierung und Analyseinstrument anschlussfähig an aktuelle Forschungs-

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schwerpunkte sowohl der Gesellschaft-Umwelt-Forschung als auch der Visuellen Geographien sind. Aus der analytischen Eignung werden schließlich die Potentiale im Kontext geographischer Vermittlung aufgezeigt und mögliche methodische Adaptionen andiskutiert. In der dargestellten Weise geben sowohl die inhaltlichen Ergebnisse als auch die methodische Reflexion der exemplarischen Analyse Hinweise darauf, wie eine medienreflexive (geographische) Umweltbildung, die sich einerseits auf die Integration von kompetenz- und aufklärungsorientierten Bildungskonzepten sowie andererseits auf die Integration von Ansätzen der Medien- und Umweltbildung stützt, durch die Anbindung an eine sozialkonstruktivistische Perspektive auf Raum dazu beitragen kann, Denkprozesse anzustoßen, die Lernende befähigen, sich selbst und der Umwelt gegenüber eine reflexive Haltung einzunehmen und souverän und verantwortungsvoll zu handeln. Im Bemühen um eine weitere Klärung der im Zuge dieser Arbeit entwickelten Konturen einer medienreflexiven (geographischen) Umweltbildung liegen weiterführende – zum Teil bereits angesprochene – theoretische Reflexionen und Forschungen nahe: • Wie kann das phänomenologisch-semiotische Analyseinstrument als eine

Mündigkeit und Reflexivität fördernde methodische Routine in der geographischen Vermittlungspraxis etabliert werden? • Wie verhalten sich die im Zuge einer phänomenologisch-semiotischen Analyse zu entwickelnden fachlichen, analytischen und reflexiven Kompetenzen zu bereits vorliegenden Konzepten einer geographischen Bild(lese)kompetenz (Jahnke 2011) bzw. – mit Blick auf das gesamte Feld visueller Medien – einer reflexiven Kartenlesekompetenz (Gryl 2009) oder einer Geomedienkompetenz (Klein 2008, Gryl und Schulze 2013)? Schließlich bleibt in Anerkennung des exemplarischen Charakters der in dieser Arbeit vorgenommenen reflexiven Annäherung an Bilder der KlimawandelBerichterstattung zu überdenken, wie und mit welchen Konsequenzen ein Übertrag auf andere epochaltypische Schlüsselprobleme und ihre mediale Kommunikation möglich ist. Auf diese Weise wäre es möglich die in der vorliegenden Arbeit ausgebaute Perspektive einer medienreflexive (geographische) Umweltbildung hinzu einer medienreflexive geographischen Bildung zu weiten.

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Anhang

In der folgenden Tabelle sind alle Fotografien aufgeführt, die in den durch die Suchabfrage im Spiegel-online-Archiv für Der Spiegel erfassten Artikeln abgebildet wurden. Dieser Bildkorpus bildet die Datengrundlage der empirischen Studie. Die Fotografien, die im ausgeführten Fallbeispiel berücksichtigt wurden, sind Grau hinterlegt.

1

Nr.

Code 1

Überschrift des Artikels

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20

2001_06_017_a 2001_09_026_a 2001_09_026_b 2001_09_029_a 2001_13_032_a 2001_13_032_b 2001_14_028_a 2001_14_031_a 2001_15_191_a 2001_16_031_a 2001_16_031_b 2001_16_032_a 2001_16_032_b 2001_22_211_a 2001_23_196_a 2001_23_196-197_a 2001_23_197_a 2001_23_198_a 2001_23_198_b 2001_23_198_c

„Ziel verfehlt“ „Poker um den Klimaschutz“ „Poker um den Klimaschutz“ „Poker um den Klimaschutz“ „Eindruck machen“ „Eindruck machen“ „Fremdelndes Lächeln“ „Fremdelndes Lächeln“ „Tod im seichten Tümpel“ „Konjunktur für Zweifler“ „Konjunktur für Zweifler“ „Konjunktur für Zweifler“ „Konjunktur für Zweifler“ „Grüne Lunge überschätzt“ „Die Launen der Sonne“ „Die Launen der Sonne“ „Die Launen der Sonne“ „Blühende Landschaften“ „Blühende Landschaften“ „Blühende Landschaften“

Der Code setzt sich zusammen aus dem Jahr, der Heftnummer, den Seitenzahlen und der Platzierung der veröffentlichten Pressefotos. Sofern auf einer Seite mehrere Fotos abgedruckt waren, wurden sie in Leserichtung von links nach rechts und oben nach unten durchnummeriert.

324 | Spiegelbilder des Klimawandels

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„Klimagas ins Meer“ „Letzte Ausfahrt Genua“ „Letzte Ausfahrt Genua“ „Letzte Ausfahrt Genua“ „Mit sauberer Luft verdienen“ „Optimismus im Treibhaus“ „Eispanzer am Nordpol“ „Versagen beim Klimaschutz“ „Auto contra Bahn“ „Schmelzende Riesen“ „Schmelzende Riesen“ „Schmelzende Riesen“ „Ende des Permafrosts“ „Die Jahrhundert-Flut“ „Kann das noch Zufall sein?“ „Kann das noch Zufall sein?“ „Kann das noch Zufall sein?“ „Kann das noch Zufall sein?“ „Trittin plant Verbot von Treibhausgasen“ „Abkühlung im Norden“ „Abschied vom Wendehals“ „Sommerregen in der Wüste“ „Sommerregen in der Wüste“ „Wir werden das wuppen“ „Wir werden das wuppen“ „Wir werden das wuppen“ „Wir werden das wuppen“ „Wir werden das wuppen“ „Vertreibung der Pinguine“ „Totalschaden im Treibhaus“ „Hochwasser im Computer“ „Hochwasser im Computer“ „Hochwasser im Computer“ „Hochwasser im Computer“ „Hochwasser im Computer“ „Durstig in Seattle“ „Der Luft-Kampf“ „Der Luft-Kampf“ „Mit heißer Luft in die Krise“ „Mit heißer Luft in die Krise“ „Klimaveränderung bedroht Elche“ „Begrünung der Meereswüste“ „Wärmedämmung im Township“ „Schlag gegen Kohle“ „Schlag gegen Kohle“ „Strahlender Erdball“ „Geheimnis im Himmelsgebirge“ „Geheimnis im Himmelsgebirge“ „Geheimnis im Himmelsgebirge“ „Geheimnis im Himmelsgebirge“

Anhang | 325

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„Die Kurve ist Quatsch“ „CSU unterstützt Trittin“ „CSU unterstützt Trittin“ „Mehr Korallen durch den Klimawandel?“ „Metall am Himmel“ „Klima inszenierter Angst“ „Klima inszenierter Angst“ „Klima inszenierter Angst“ „Trauertag für das Klima“ „Trauertag für das Klima“ „Trauertag für das Klima“ „Trauertag für das Klima“ „Puzzle aus dem Eis“ „Puzzle aus dem Eis“ „Puzzle aus dem Eis“ „Warnruf an die Politik“ „Warnruf an die Politik“ „Wüstenstaub gegen die Erderwärmung“ „Wüstenstaub gegen die Erderwärmung“ „Geschäfte mit der Erwärmung“ „Geschäfte mit der Erwärmung“ „Geschäfte mit der Erwärmung“ „Geschäfte mit der Erwärmung“ „Klimazuschlag missachtet“ „Arche mit Gasanschluss“ „Arche mit Gasanschluss“ „Kann das noch Zufall sein?“ „Kann das noch Zufall sein?“ „Kann das noch Zufall sein?“ „Festung aus Matsch“ „Gruft für Treibhausgase“ „Gruft für Treibhausgase“ „Gruft für Treibhausgase“ „Trockene Elbe“ „Spurensuche in der Todeszone“ „Spurensuche in der Todeszone“ „Spurensuche in der Todeszone“ „Spurensuche in der Todeszone“ „Spurensuche in der Todeszone“ „Spurensuche in der Todeszone“ „Spurensuche in der Todeszone“ „Wettermacher in der Steinzeit“ „Wettermacher in der Steinzeit“ „Tauwetter am Nordpol“ „Tauwetter am Nordpol“ „Tauwetter am Nordpol“ „Tauwetter am Nordpol“ „Fieberkurve der Nation“ „Erwärmung bedroht Ostsee-Robben“ „Kyoto-Ziele gefährdet“

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„Giftkur fürs Weltklima“ „Giftkur fürs Weltklima“ „Humor entsteht durch Schmerz“ „Humor entsteht durch Schmerz“ „Humor entsteht durch Schmerz“ „Humor entsteht durch Schmerz“ „Ernte in der Gletscherbucht“ „Ernte in der Gletscherbucht“ „Ernte in der Gletscherbucht“ „Keimlinge aus der Eisgruft“ „Keimlinge aus der Eisgruft“ „Keimlinge aus der Eisgruft“ „Keimlinge aus der Eisgruft“ „Büßen mit Bäumen“ „Büßen mit Bäumen“ „Büßen mit Bäumen“ „Wege aus der Treibhausfalle“ „Wege aus der Treibhausfalle“ „Wege aus der Treibhausfalle“ „Wege aus der Treibhausfalle“ „Wege aus der Treibhausfalle“ „Wege aus der Treibhausfalle“ „Wege aus der Treibhausfalle“ „Wege aus der Treibhausfalle“ „Wege aus der Treibhausfalle“ „Wege aus der Treibhausfalle“ „Wege aus der Treibhausfalle“ „Wege aus der Treibhausfalle“ „Wege aus der Treibhausfalle“ „Wege aus der Treibhausfalle“ „Wege aus der Treibhausfalle“ „Wege aus der Treibhausfalle“ „Wege aus der Treibhausfalle“ „Wege aus der Treibhausfalle“ „Wege aus der Treibhausfalle“ „Wege aus der Treibhausfalle“ „Wege aus der Treibhausfalle“ „Wege aus der Treibhausfalle“ „Wir sind nicht auf Ballhöhe“ „Wege aus der Treibhausfalle“ „Wege aus der Treibhausfalle“ „Wege aus der Treibhausfalle“ „Bächlein unterm Eis“ „Bächlein unterm Eis“ „Massiver Eingriff“ „Massiver Eingriff“ „Teures Zögern“ „Feuer aus dem Ozean“ „Aalmutters Tod“ „Aalmutters Tod“

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„Rettung fürs Klima“ „Gaia hat Fieber“ „Gaia hat Fieber“ „Gaia hat Fieber“ „Gaia hat Fieber“ „Gaia hat Fieber“ „Meeresanstieg unklar“ „Schmutzige Schiffe“ „Zeit für eine Revolution“ „Zeit für eine Revolution“ „Zeit für eine Revolution“ „Zeit für eine Revolution“ „Zeit für eine Revolution“ „Die beste Energie: Sparen“ „Die beste Energie: Sparen“ „Die beste Energie: Sparen“ „Die beste Energie: Sparen“ „Die beste Energie: Sparen“ „Die beste Energie: Sparen“ „Die beste Energie: Sparen“ „Die beste Energie: Sparen“ „Die beste Energie: Sparen“ „Die beste Energie: Sparen“ „Die beste Energie: Sparen“ „Die beste Energie: Sparen“ „Berliner Lüftchen“ „Berliner Lüftchen“ „Berliner Lüftchen“ „Berliner Lüftchen“ „Berliner Lüftchen“ „Die Schönen der Nacht“ „Die Schönen der Nacht“ „Dubiose Klimatickets“ „ARD zeigt Doku-Soap zum Klimawandel“ „Klimakiller Atomkraft?“ „Die Könige von Brüssel“ „Die Könige von Brüssel“ „Die Könige von Brüssel“ „Das ist pure Heuchelei“ „Das ist pure Heuchelei“ „Rasende Klimaretter“ „Wir haben noch genug Zeit“ „Wir haben noch genug Zeit“ „In der Klimafalle“ „In der Klimafalle“ „Harte Einschnitte“ „Legende vom Exodus“ „Gigantischer Kraftakt“ „Gigantischer Kraftakt“ „Gigantischer Kraftakt“

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„Sirenen des Weltgewissens“ „Sirenen des Weltgewissens“ „Sirenen des Weltgewissens“ „Sirenen des Weltgewissens“ „Sirenen des Weltgewissens“ „Abschied vom Weltuntergang“ „Abschied vom Weltuntergang“ „Abschied vom Weltuntergang“ „Abschied vom Weltuntergang“ „Der wohltemperierte Planet“ „Der wohltemperierte Planet“ „Der wohltemperierte Planet“ „Der wohltemperierte Planet“ „Wir sind Kinder der Tropen“ „Wir sind Kinder der Tropen“ „Wir sind Kinder der Tropen“ „Was war da los, Herr Bell?“ „Giftiger Gipfel“ „Nationale Perspektive“ „Nationale Perspektive“ „Nationale Perspektive“ „Nationale Perspektive“ „Nationale Perspektive“ „Nationale Perspektive“ „Bis zur letzten Minute“ „Bis zur letzten Minute“ „Bis zur letzten Minute“ „Bis zur letzten Minute“ „Bis zur letzten Minute“ „Suche nach der Weltformel“ „Suche nach der Weltformel“ „Suche nach der Weltformel“ „Suche nach der Weltformel“ „Suche nach der Weltformel“ „Wir müssen keine Angst haben“ „Wir müssen keine Angst haben“ „Wir müssen keine Angst haben“ „Wir müssen keine Angst haben“ „Die Luftnummer“ „Die Luftnummer“ „Die Luftnummer“ „Missbrauchte Macht“ „Missbrauchte Macht“ „Missbrauchte Macht“ „Das ist Angstmache“ „Das ist Angstmache“ „Das ist Angstmache“ „Das ist Angstmache“ „Das ist Angstmache“ „Der Klima-Handel“

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„Der Klima-Handel“ „Der Klima-Handel“ „Der Klima-Handel“ „Der Klima-Handel“ „Der Klima-Handel“ „Der Atem der Taiga“ „Der Atem der Taiga“ „Der Atem der Taiga“ „Widerstand gegen Merkels Klimapläne“ „Ritt auf der grünen Welle“ „Ritt auf der grünen Welle“ „Ritt auf der grünen Welle“ „Ritt auf der grünen Welle“ „Ritt auf der grünen Welle“ „Ritt auf der grünen Welle“ „Ritt auf der grünen Welle“ „Glos lehnt Gabriel-Pläne ab“ „Glos lehnt Gabriel-Pläne ab“ „Es gibt eine Bunkermentalität“ „Es gibt eine Bunkermentalität“ „Es gibt eine Bunkermentalität“ „Es gibt eine Bunkermentalität“ „Die Eis-Heiligen“ „Die Eis-Heiligen“ „Die Eis-Heiligen“ „Die Eis-Heiligen“ „Die Eis-Heiligen“ „Die Eis-Heiligen“ „Eichmaß der Sonnenkraft“ „Eichmaß der Sonnenkraft“ „Eichmaß der Sonnenkraft“ „Jahr der Extreme“ „Jahr der Extreme“ „Jahr der Extreme“ „Jahr der Extreme“ „Jahr der Extreme“ „Jahr der Extreme“ „Jahr der Extreme“ „Jahr der Extreme“ „Jahr der Extreme“ „Jahr der Extreme“ „Eisbären gegen Arbeitsplätze“ „Eisbären gegen Arbeitsplätze“ „Eisbären gegen Arbeitsplätze“ „Eisbären gegen Arbeitsplätze“ „Wem gehört der Nordpol?“ „Wem gehört der Nordpol?“ „Wem gehört der Nordpol?“ „Wem gehört der Nordpol?“ „Berliner Protest“

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„Staat ohne Land“ „Staat ohne Land“ „Staat ohne Land“ „Merkel will Bush an Zusagen erinnern“ „Merkel will Bush an Zusagen erinnern“ „Lieber warm als kalt“ „Lieber warm als kalt“ „Gabriel fordert Strafen für Hausbesitzer“ „Gabriel fordert Strafen für Hausbesitzer“ „Großverdiener Gore“ „Wer zahlt die Rechnung?“ „Wer zahlt die Rechnung?“ „Wer zahlt die Rechnung?“ „Wer zahlt die Rechnung?“ „Volles Rohr“ „Volles Rohr“ „Volles Rohr“ „Volles Rohr“ „Volles Rohr“ „Volles Rohr“ „Volles Rohr“ „Volles Rohr“ „Schiffe kühlen den Planeten“ „Eisbären zum Südpol?“ „Eisbären zum Südpol?“ „Eisbären zum Südpol?“ „Eisbären zum Südpol?“ „Uno gegen Klima-Aufschlag“ „Gefühl von Glück und Freiheit“ „Gefühl von Glück und Freiheit“ „Gefühl von Glück und Freiheit“ „Gefühl von Glück und Freiheit“ „Gefühl von Glück und Freiheit“ „Wälder als Klimaretter“ „Ein balinesisches Märchen“ „Ein balinesisches Märchen“ „Ein balinesisches Märchen“ „Menetekel am Ozeangrund“ „Menetekel am Ozeangrund“ „Menetekel am Ozeangrund“ „Einfach unfair“ „Global Wurming“ „Global Wurming“ „Weihnachtsidylle in Lappland bedroht“ „Klima im Wandel“ „Klima im Wandel“ „Kampf um den Nordpol“ „Heikler Spagat“ „Heikler Spagat“ „Heikler Spagat“

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„Wir haben alle geschlafen“ „Wir haben alle geschlafen“ „Wir haben alle geschlafen“ „Wir haben alle geschlafen“ „Wir haben alle geschlafen“ „Lagerraum für Emissionen aus ganz Europa“ „Lagerraum für Emissionen aus ganz Europa“ „Klimaschutz paradox“ „Schwindsucht am Südpol“ „Schwindsucht am Südpol“ „Reisebranche gefordert“ „Heizen mit Daten“ „Heizen mit Daten“ „Ein guter Tag fürs Klima“ „Nomaden der Flut“ „Nomaden der Flut“ „Nomaden der Flut“ „Nomaden der Flut“ „Wir wollen Öl billiger machen“ „Wir wollen Öl billiger machen“ „Wir wollen Öl billiger machen“ „Weniger Fleisch essen“ „Vorreiter Europa“ „Stunde der Schornsteinfeger“ „Stunde der Schornsteinfeger“ „Stunde der Schornsteinfeger“ „Stunde der Schornsteinfeger“ „Stunde der Schornsteinfeger“ „CO2-Schleudern auf See“ „Wimpel belasten Klima“ „Ein Dorf verklagt die Welt“ „Ein Dorf verklagt die Welt“ „Ein Dorf verklagt die Welt“ „Ein Dorf verklagt die Welt“ „Ein Dorf verklagt die Welt“ „Ein Dorf verklagt die Welt“ „Wir hoffen, das Eis schmilzt noch“ „Wir hoffen, das Eis schmilzt noch“ „Kernkraft - ja bitte?“ „Kernkraft - ja bitte?“ „Kernkraft - ja bitte?“ „Kernkraft - ja bitte?“ „Kernkraft - ja bitte?“ „Kernkraft - ja bitte?“ „Kernkraft - ja bitte?“ „Kernkraft - ja bitte?“ „Kernkraft - ja bitte?“ „Kernkraft - ja bitte?“ „Grüner Strom aus dem Watt“ „Zurück zum Sonntagsbraten“

332 | Spiegelbilder des Klimawandels

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„Zurück zum Sonntagsbraten“ „Zurück zum Sonntagsbraten“ „Kitt für das Klima“ „Blitzschmelze in Grönland?“ „Der Kampf um den Nordpol“ „Der Kampf um den Nordpol“ „Der Kampf um den Nordpol“ „Der Kampf um den Nordpol“ „Der Kampf um den Nordpol“ „Der Kampf um den Nordpol“ „CO2-Entsorgung wankt“ „Doppelter Angriff“ „Doppelter Angriff“ „Regierungsexperten widersprechen Minister“ „Europa darf nicht zurückfallen“ „Die Formel der Freiheit“ „Die Formel der Freiheit“ „Die Formel der Freiheit“ „Die Formel der Freiheit“ „Die Formel der Freiheit“ „Bitte nicht die alten Rezepte“ „Holland übt Not“ „So viel Hilfe wie möglich“ „So viel Hilfe wie möglich“ „Konzernchefs für Klimaschutz“ „Grüner Aufschwung“ „Raubbau fürs Klima“ „Raubbau fürs Klima“ „Raubbau fürs Klima“ „Herr der Fäden“ „Herr der Fäden“ „Eisriesensterben im Himalaja“ „Rache für Lobbyarbeit“ „Luftangriff gegen Stürme“ „Wir Saurier: Ortstermin“ „Wir Saurier: Ortstermin“ „Freie Fahrt am Nordpol“ „Dünger aus der Eiswüste“ „Esst einen Tag in der Woche kein Fleisch!“ „Esst einen Tag in der Woche kein Fleisch!“ „Der grüne Tsunami“ „Der grüne Tsunami“ „Der grüne Tsunami“ „Der grüne Tsunami“ „Der grüne Tsunami“ „Der grüne Tsunami“ „Regional-Äpfel als Klimakiller“ „Undichte Endlager?“ „Heimliche Einheizer“ „Schreiende Ungerechtigkeit“

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„Schreiende Ungerechtigkeit“ „Endspiel um die Eiskappe“ „Endspiel um die Eiskappe“ „Schrumpfen statt wachsen“ „Schrumpfen statt wachsen“ „China stellt neue Bedingungen“ „Nicht warm geworden“ „Nicht warm geworden“ „Nicht warm geworden“ „Nicht warm geworden“ „Die schwarze Revolution“ „Das ist ein Desaster“ „Das ist ein Desaster“ „Lichtjahre entfernt“ „Lichtjahre entfernt“ „Lichtjahre entfernt“ „Was war da los, Herr Szydlowski?“ „Schneller Klimawandel“ „Schneller Klimawandel“ „Ziel verfehlt“ „Regierungsberater fordern Weltklimabank“ „Elektroautos reichen nicht“ „Elektroautos reichen nicht“ „Heikel für die Ozonschicht“ „Fatale Entwicklung“ „Fatale Entwicklung“ „Phantom Stromlücke“ „Größer als Schwarzenegger“ „Größer als Schwarzenegger“ „Größer als Schwarzenegger“ „26. Oktober 2009 Betr.: Klima“ „Uno tadelt EU“ „Der Unterwasser-Obama“ „Der Unterwasser-Obama“ „Der Unterwasser-Obama“ „Der Unterwasser-Obama“ „Prothese für die Piste“ „Prothese für die Piste“ „Prothese für die Piste“ „Prothese für die Piste“ „Ich bin sehr optimistisch“ „Ich bin sehr optimistisch“ „Ich bin sehr optimistisch“ „Ich bin sehr optimistisch“ „Klimawirkung des EEG verpufft“ „Das Schwächeln der Sonne“ „Das Schwächeln der Sonne“ „Das Zwei-Grad-Leben“ „Das Zwei-Grad-Leben“ „Das Zwei-Grad-Leben“

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„Das Zwei-Grad-Leben“ „Das Zwei-Grad-Leben“ „Das Zwei-Grad-Leben“ „Das Zwei-Grad-Leben“ „Das Zwei-Grad-Leben“ „Das Zwei-Grad-Leben“ „Das Zwei-Grad-Leben“ „Das Zwei-Grad-Leben“ „Das Zwei-Grad-Leben“ „Wetterfühlig“ „Das teure Wirtschaftswunder“ „Das teure Wirtschaftswunder“ „Das teure Wirtschaftswunder“ „Das teure Wirtschaftswunder“ „Das teure Wirtschaftswunder“ „Die Klima-Mafia“ „Die Klima-Mafia“ „Mister Moon“ „Mister Moon“ „Mister Moon“ „Zeit der Exzesse“ „Zeit der Exzesse“ „Zeit der Exzesse“ „Zeit der Exzesse“ „Zeit der Exzesse“ „Zeit der Exzesse“ „Zeit der Exzesse“ „Zeit der Exzesse“ „Zeit der Exzesse“ „Zeit der Exzesse“ „Zeit der Exzesse“ „Zeit der Exzesse“ „Zeit der Exzesse“ „Zeit der Exzesse“ „Zeit der Exzesse“ „Zeit der Exzesse“ „Zeit der Exzesse“ „Zeit der Exzesse“ „Zeit der Exzesse“ „Zeit der Exzesse“ „Zeit der Exzesse“ „Zeit der Exzesse“ „Zeit der Exzesse“ „Zeit der Exzesse“ „Zeit der Exzesse“ „Betreff: Streng vertraulich“ „Betreff: Streng vertraulich“. „Scheitern wäre ein Erfolg“ „Scheitern wäre ein Erfolg“ „Scheitern wäre ein Erfolg“

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„Das grüne Revolutiönchen“ „Das grüne Revolutiönchen“ „Das grüne Revolutiönchen“ „Das grüne Revolutiönchen“ „Das grüne Revolutiönchen“ „Das grüne Revolutiönchen“ „Das grüne Revolutiönchen“ „Das grüne Revolutiönchen“ „Makelloser Stern“ „Makelloser Stern“ „Der Gestank des Reichtums“ „Der Gestank des Reichtums“ „Der Gestank des Reichtums“ „Der Gestank des Reichtums“ „Der Gestank des Reichtums“ „Die USA können nicht führen“ „Die USA können nicht führen“ „Mr. Premier, sind Sie bereit?“ „Ökonom kritisiert Glühbirnenverbot“ „Mehr Ehrlichkeit“ „Gut gegen Gut“ „Gut gegen Gut“ „Gut gegen Gut“ „Gut gegen Gut“ „Karussell für Treibhausgase“ „Karussell für Treibhausgase“ „Schmelzendes Vertrauen“ „Schmelzendes Vertrauen“ „Schmelzendes Vertrauen“ „Die Wolkenschieber“ „Die Wolkenschieber“ „Die Wolkenschieber“ „Die Wolkenschieber“ „Die Wolkenschieber“ „Die Wolkenschieber“ „Die Wolkenschieber“ „Die Wolkenschieber“ „Schädliche Klima-Quote“ „Schlacht bergauf“ „Schlacht bergauf“ „Das Kopenhagen-Protokoll“ „Das Kopenhagen-Protokoll“ „Das Kopenhagen-Protokoll“ „Das Kopenhagen-Protokoll“ „Das Kopenhagen-Protokoll“ „Das Kopenhagen-Protokoll“ „Das Kopenhagen-Protokoll“ „Das Kopenhagen-Protokoll“ „Das Kopenhagen-Protokoll“ „Falsches Signal“

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„Die Zeit drängt“ „Die Zeit drängt“ „Die Zeit drängt“ „Die Zeit drängt“ „Nichts ist mehr, wie es mal war“ „Das wachsende Paradies“ „Das wachsende Paradies“ „Das wachsende Paradies“ „Das wachsende Paradies“ „Merkel bremst Röttgen“ „Primaten im Klimastress“ „Tritt in den Hintern“ „Tritt in den Hintern“ „Tritt in den Hintern“ „Tritt in den Hintern“ „Schonfrist für den Chef des Klimarats“ „Die Wissenschaft als Feind“ „Die Wissenschaft als Feind“ „Die Wissenschaft als Feind“ „Minister im Häuserkampf“ „Das Rülpsen der Rinder“ „Das Rülpsen der Rinder“ „Das Rülpsen der Rinder“ „Das Rülpsen der Rinder“ „Das Rülpsen der Rinder“ „Biosprit schadet Klima“ „Biosprit schadet Klima“ „Dicke Bretter statt Big Bang“ „Dicke Bretter statt Big Bang“ „Dicke Bretter statt Big Bang“ „Beulen im Weltmeer“ „Beulen im Weltmeer“ „Grüne Wäsche für die Welt“ „Grüne Wäsche für die Welt“ „Schlüsselthema der Außenpolitik“ „Schlüsselthema der Außenpolitik“ „An der Obergrenze“

Dank

Bis ein Buch wie dieses auf dem Tisch liegt, ist es ein langer Weg. Ein solcher Weg verläuft – wie auchin meinem Falle – selten ungebremst und geradlinig: versteckte Wegzeichen, unerwartete Hindernisse, Wegbeschaffenheiten, … erschweren die Orientierung und das Vorankommen in oft unbekanntem Terrain ebenso wie das staunende Verweilen vor begeisternden Ausblicken, das Unternehmen von Abstechern oder das Pflegen von Wunden. Dabei erfordert ein solcher Weg Kondition und Durchhaltewillen bei auftretenden Widerständen, den festen Glauben an ein mögliches Erreichen des Ziels vor allem aber eine grundsätzliche Freude am Gehen. Solch vielfältigen Herausforderungen kann man kaum alleine erfolgreich entgegentreten. So möchte ich den Menschen, die mich auf meinem Weg von der Idee über die Konzeption, die Durchführung und die Aufzeichnungen bis hin zur Fertigstellung dieses Buches begleitet und unterstützt haben, ich an dieser Stelle ganz herzlich danken: Für das Vertrauen in meine Ausdauer und mein Durchhaltevermögen, wertvolle Fingerzeige auf etwaige Gefahrenstellen, irreführende Abzweige und lohnende Aussichtspunkte im weiten Feld der Visuellen Geographien sowie die Diskussion zurückliegender und bevorstehender Wegstrecken gilt mein besonderer Dank der Betreuerin meiner Dissertation, die diesem Buch zugrunde liegt: Antje Schlottmann. Jürgen Hasse, der das Werden diese Dissertation ebenfalls enger begleitet hat, danke ich vor allem für jene Hinweise auf theoretische Landmarken, die mir auf dem Terrain der Phänomenologie die Orientierung erleichtert haben. Diese wurden bei verschiedenen Zwischenstopps wertvoll ergänzt von Mirka Dickel und ihrer Arbeitsgruppe – auch dafür vielen Dank. Um den Glauben an ein mögliches Erreichen des Ziels über die lange Zeit des Weges nicht zu verlieren, war es unverzichtbar Abschnitte des Weges zusammen mit Kolleginnen und Kollegen zu gehen und dabei theoretische, methodische, arbeitsorganisatorische aber auch persönliche Herausforderungen zu diskutieren und gemeinsam mögliche Bewältigungsstrategien zu entwickeln. Für

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diesen Austausch danke ich stellvertretend vor allem Verena Schreiber und Annika Busch-Geertsema. Dass mir auf dem letzten steilen Anstieg vor dem Ziel nicht die Puste ausgegangen ist, verdanke ich nicht zuletzt der Anfeuerung und korrigierenden Unterstützung von Sarah Schick, Frank Bode, Holger Jahnke und Frederik Bombosch. Schließlich galt es die Aufzeichnungen in die Form eines verlegbaren Buches zu überführen. Für die große Unterstützung beim Lektorat danke ich Elke Schweigart, für die konstruktive Unterstützung seitens des transcript-Verlages Anne Sauerland, Roswitha Gost und Kai Reinhard sowie dem Künstler Thomas Wrede für die freundliche Bereitstellung der Fotografie für den Buchumschlag. Da jeder Schritt des Weges letztlich aber doch von mir selbst gegangen werden musste, danke ich auch jenen Menschen, die mich unterwegs immer wieder daran erinnerten, Pausen zu machen um meine Reserven aufzutanken und die mir dabei halfen. Dies gilt für meine Freunde Andrea, Anja, Silvia und Alex, meine Eltern und meine Schwester, ganz besonders aber für meine Familie Matthias, Klara und den vierten im Bunde (auf den wir noch warten) – auch euch vielen Dank! Eva Nöthen Karlsruhe, Februar 2018

Geographie Iris Dzudzek

Kreativpolitik Über die Machteffekte einer neuen Regierungsform des Städtischen 2016, 388 S., kart. 34,99 € (DE), 978-3-8376-3405-1 E-Book PDF: 34,99 € (DE), ISBN 978-3-8394-3405-5

Veronika Selbach, Klaus Zehner (Hg.)

London — Geographien einer Global City 2016, 246 S., kart. 29,99 € (DE), 978-3-8376-2920-0 E-Book PDF: 26,99 € (DE), ISBN 978-3-8394-2920-4

Antje Schlottmann, Judith Miggelbrink (Hg.)

Visuelle Geographien Zur Produktion, Aneignung und Vermittlung von RaumBildern 2015, 300 S., kart., zahlr. z.T. farb. Abb. 29,99 € (DE), 978-3-8376-2720-6 E-Book PDF: 26,99 € (DE), ISBN 978-3-8394-2720-0

Leseproben, weitere Informationen und Bestellmöglichkeiten finden Sie unter www.transcript-verlag.de

Geographie Christine Scherzinger

Berlin — Visionen einer zukünftigen Urbanität Über Kunst, Kreativität und alternative Stadtgestaltung März 2017, 350 S., kart. 34,99 € (DE), 978-3-8376-3717-5 E-Book PDF: 34,99 € (DE), ISBN 978-3-8394-3717-9

Nicolai Scherle

Kulturelle Geographien der Vielfalt Von der Macht der Differenzen zu einer Logik der Diversität 2016, 296 S., kart. 34,99 € (DE), 978-3-8376-3146-3 E-Book PDF: 34,99 € (DE), ISBN 978-3-8394-3146-7

Raphael Schwegmann

Nacht-Orte Eine kulturelle Geographie der Ökonomie 2016, 180 S., kart. 24,99 € (DE), 978-3-8376-3256-9 E-Book PDF: 21,99 € (DE), ISBN 978-3-8394-3256-3

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