Sämtliche Werke: Band 16 Schauspiele III [Reprint 2017 ed.] 9783110893472, 9783110172256

The volume contains the comedy Die Böse Catharine ('Wicked Catharine') (1705) and the Singspiel Die betrübte u

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German Pages 378 [388] Year 2002

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Sämtliche Werke: Band 16 Schauspiele III [Reprint 2017 ed.]
 9783110893472, 9783110172256

Table of contents :
Comoedie von der bösen Catharine
Die betrübte und getröstete Galathee. Sang-Spiel
Nachwort der Herausgeber
Inhalt des Sechzehnten Bandes

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WEISE, S Ä M T L I C H E W E R K E XVI

w DE

G

AUSGABEN DEUTSCHER LITERATUR D E S XV. BIS X V I I I . J A H R H U N D E R T S

herausgegeben von Hans-Gert Roloff

CHRISTIAN WEISE SÄMTLICHE WERKE

WALTER DE G R U Y T E R • BERLIN • NEW YORK 2002

C H R I S T I A N WEISE S Ä M T L I C H E WERKE herausgeben von

HANS-GERT ROLOFF SECHZEHNTER

BAND

S C H A U S P I E L E III

bearbeitet von

H A N S - G E R T R O L O F F und S U S A N N E KURA

WALTER D E G R U Y T E R • B E R L I N • NEW YORK 2002

© Gedruckt auf säurefreiem Papier, das die US-ANSI-Norm über Haltbarkeit erfüllt.

Die Deutsche Bibliothek — CIP-Einheitsaufrahme

Weise, Christian: Sämtliche Werke / Christian Weise. Unter Mitarb. von Susanne Kura hrsg. von Hans-Gert Roloff. - Berlin ; New York : de Gruyter Bd. 16. Schauspiele. - 3. - 2002 (Ausgaben deutscher Literatur des XV. bis XVIII. Jahrhunderts ; 159) ISBN 3-11-017225-9

ISSN 0179-0900 © Copyright 2002 by Walter de Gruyter G m b H & Co. KG, 10785 Berlin Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung in elektronischen Systemen. Printed in Germany Satz: Dörlemann Satz G m b H & Co. KG, Lemförde Druck: Werner Hildebrand, Berlin Buchbinderische Verarbeitung: Lüderitz & Bauer-GmbH, Berlin

CHRISTIAN WEISENS COMCEDIE VON D E R BÖSEN C A T H A R I N E

(PERSONEN)

BAPTISTA.

CATHARINA. Deßen Tochter. BIANCA. Deren Schwester. HÄRMEN. MAKO. SEGHERD. HANSO. ARNDT.

KÖPKEN. Verwalter. LAX.

HaußKnecht des

BAPTIST/F,.

SEFFE. K ö c h i n . C I L G E . Trödelfrau.

MIA B E

}

LauffMädel.

EMME. J u n g e m a g d . BROSE. L a u f j u n g e . EVERT. DREWES. SANDER.

BENNO. W e i n S c h e n c k e . PAGEL. GERCKE.

\ J

LUBB

und

MIA

Brüder.

HEYNO. HINZE.

WILLEM. HochzeitBitter oder Platzmeister. WULF.

Ì

WERNIKE. I THIES.

J

Bauern.

4

Christian

TITO. HARMENS

Weise

Diener.

GODERT.

Schulmeister. Richter. A S C H E N . Kirch Vater. 1 S T O F F E R . GemeinEltester. f Schoppen. L I P P E L T . WegeVogt. J LORENZ. LUDER.

5

GEHRLICH. GUST.

Junge. |

ERSTER HANDLUNG I. A U F F T R I T T . LAX

mit allerhand Büchern.

SEFFE

mit einem Korbe.

LAX. Nun da käme ich mit meinen Büchern. SEFFE. Und ich brächte mein Fleisch. LAX. Ja es giebt in unserm Hause viel zu lauffen und viel zu thun. SEFFE. Ja wenn wir auch so viel zu freßen hätten. LAX. Je nu wir müßen die losen Worte darzurechnen, die mäßen wir alle Tage gnung einfreßen. SEFFE. Ich dencke manchmahl wenn die schändlichen EhrenTitel Wildpret wären, und wenn die Haußflüche C O N F E C T wären, so lebten wir alle Tage recht fürstlich. LAX. Unser HaußTeufel wird doch nicht anders, und wäre es nur nicht um was, ich hätte meinen Herrn lange Abschied gegeben. Ja mein Schatz, wäre es nur nicht um dich, und könte ich es außstehen, wenn ich weit solte von dir kommen, ich wäre der Jungfrau mit den Büchern weg gelauffen. | SEFFE. Ja hätt ich nicht ein solch treu Hertz an dir erkandt, ich hätte mich die Jungfer nicht so lange V E X i R e n laßen.

6

Christian Weise

LAX. Ja das ist wahr, ein treues Hertz hab ich, und wenn mich das böse Rabenaß noch so sehr gepantzerfeget hat, so komm ich nur einmahl und gucke in die Küche, und wenn ich nun sehe, wie du die Arme so hübsch aufgestrichen hast so kan ich meines Hertzeleides auf einmahl vergeßen. SEFFE. Mir ist eben so. Doch was machstu mit den Büchern? LAX. Je da muß ich bei allen Buchbindern herumlauffen, die Jungfer will sich ein Gebetbuch außlesen. SEFFE. Sie möchte einmahl ein beßers kauffen; die HaußGebete die sie uns allemahl an die Jacke wirft, die kommen allemahl nicht gar zu Christlich raus. LAX. Sie kaufft das Buch nicht daß sie drinne beten kan, sie will nur was haben, das sie mit in die Kirche nimmt, sie kam neulich aus der Kirche und warf mich mit ihrem Gebetbuch an Kopff und es stund etwan ein Faß mit Waßer gleich da, da fiehl es nein: Und nun wär es eine Schande, wenn sie in ihrer Andacht nicht so sehr funckelte als andere. SEFFE. Wenn es doch niemand glaubte, daß sie in der Kirch andächtig wäre. Der böse Wurm sitzt vielmahl in | der Kirche und hat das Buch umgekehrt, sie fippert auch mit dem Maule, als wenn sie noch so schöne lesen könte. LAX. Vergangen wolte mich eine Frau bereden, sie hätte in das Buch geguckt, und da hätte sie gleich ein Gebete vor sich gehabt von einem Kriegs-GENERAL. SEFFE. Je nun ihr Lesen hilfft gewiß wieder die Boßheit nicht. Ich soll da Fleisch bringen, nun ich kan es nicht beßer schaffen als mirs die Fleischer geben: und ich dencke, die

Böse Catharine I. 2

7

Rabenäßer, SchandNickel und Klunckermutze werden sich treflich gemein machen. LAX. Ich wunder mich vielmahl, daß der Herr Vater so still dazu schweigt. SEFFE. Der ehrliche M a n n ist gar gut, sie kan ihn bereden was sie will. Wenn sie bey ihm ist, so giebt sie ihm die schönsten Worte, sie thut so from und gehorsam, und wenn sie denckt daß der Herr Vater wird zu ihr kommen, so fällt sie flugs auf die Knie nieder und thut als wenn sie noch so andächtig betete. Die gute Jungfer BIANCA hat es böse, der Herr Vater spricht Ach wenn ich dich doch auch so beten sähe wie deine Schwester, ich dencke offt der liebe Herr solte manchmahl dabey seyn, er würde mit ihrem Gebete kein solch Gepraale machen. LAX. Nun die Jungfer kömmt, ich dencke unsre BetStunde wird angehen. |

I.

HANDLUNG

II.

AUFFTRITT.

D i e V o r i g e n , CATHARINA, SANDER.

SANDER, (flihrt sie heraus) MADEMOISEL ich bitte noch mahls gar schön, sie möchte die Sache dem Herrn Vater RECOMMENDIRen. CATHARINA. Nein nein! alles m u ß geschehen, wenn man Zeit hat. SANDER. Es wird wenig Zeit dazu erfodert werden.

8

Christian

Weise

CATHARINA. Ach der Herr weiß nicht, was in unsern Hause zu thun ist, man wird mit den Gottlosen Gesinde geplagt, daß man sein Christenthum drüber vergeßen möchte. SANDER. Sie werden sich deßwegen nicht alteriren, Geringe Personen haben die Gewalt nicht, daß sie was über dero Vermögen befehlen können. CATHARINA. Wenn der Herr einmahl in die Haußhaltung kömmt, so sag er mirs wieder, ob solch Lumpen-Volck nicht über einen zu gebieten hat. Wenn ich 100. Jahr hätte leben sollen, so muß ich mir alle Tage mehr als ein halb Jahr von meinem Leben abfreßen. Ich dencke es wird ein Bißgen Arbeit setzen. Höre! bistu bey den Buchbinder gewesen? LAX. Ja ich bin gewesen, da hab ich auch Bücher, will sie was auslesen? CATHARINA. W O

hastu sie geholet?

LAX. Ich bin allenthalben herumgelauffen, die kriegt ich bei Meister Nickeln. | CATHARINA. Je du Schelm, je du Holluncke, weistu nicht, daß ich Meister Nickeln gram bin, geh mir aus den Gesichte sonst schmeiß ich dich zu Gottes Boden, und wenn alle Bücher solten einen Fleck kriegen. LAX. Der Herr Vetter begegnete mir und meynte der Buchbinder hätte die besten Waaren. CATHARINA. Was hat dir ein Vetter zu befehlen, und was hat er den Meister seine Wahren zu loben, den ich gram bin, geh! packe dich wieder hin.

9

Böse Catharine I. 2

LAX. Die Jungfer könte sie wohl ansehn, ob ich irgend solche Bücher von andern Meistern bringen solte. Da ist so ein hübsch Buch dabey, das heißt Prüglers WegWeiser. CATHARINA. Wünsche dir das Buch in unsern Hauße nicht, ich wolte dir sonst den Weg weisen, geh fort und laß dirs nicht noch einmahl befehlen. LAX. (ad Spectatores) Ich muß gehn, Meister Nickel hat ihr ein Hünel ertreten, nun muß ich davor leyden. CATHARINA. Aber höre was hastu vor Fleisch im Korbe? SEFFE. Ich bringe es so gut als ichs kriegen kan. CATHARINA. Bey welchem Fleischer hastus gehohlet? SEFFE.

Ich geh immer gerne zu Meister

LUXEN.

CATHARINA. Ja Ja Meister L u x ist ein ehrlicher Mann, ich will drauf leben und sterben, daß er alle Leuthe mit gutem Fleisch verwehrt, | es ist auch mein Gevatter dazu. Denckstu denn, daß ichs glaube wenn du mit solchen SchindFleische aufgezogen kömmst, daß dirs mein Gevatter gegeben hat, eine Hure, eine Bestie ein RabenAß bistu; Neulich gab ich dir Leinwand zur halben Schürtze, vor 4. Wochen gab ich dir ein Streiffichten Rock, das ist nun mein Danck, daß ich meinen Gevatter soll schimpfen laßen, ie nu sieh das Fleisch an ich wolt es auf dem SchinderMarckt beßer gekriegt haben. SEFFE. Ich seh auch wohl an den Fleische keinen Tadel. CATHARINA. Halts Maul, oder ich schmeiße dir die SchöpßKeule an Kopff daß du dich in 3. Tagen nicht besinnen solst.

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Christian Weise

(weinet) Je nu was thue ich, ich werde geschickt, was ich kriege das bringe ich.

SEFFE.

CATHARINA. Das seyn gleich die Rechten, wenn sie nicht weiter können, so fangen sie an was zu flennen, geh ich sage dirs und schaffe mir ander Fleisch, oder ich schicke dir Meister L U X E N selber übern Halß. Ja ja, halbe Schürtzen, streiffigte Röcke kanstu wohl nehmen, und wenn ich dir gar neulich die alten Pantoffeln gegeben hätte, so würde es dem KlunckerMutze gar hübsch anstehn. SEFFE. Liebe Jungfer. Sie hat mirs gegeben, will sie mirs immer vorwerffen, so kan sie es behalten. CATHARINA. Je du verfluchtes Rabenas, wilstu meine Wohlthat verachten, höre ist dir meine halbe Schürtze nicht | gut genung gewesen? Je soltu nicht alle 5. Finger darnach lecken, wenn du meine alte Pantoffeln kriegen kanst, ie was ist denn das vor eine Welt? Da ist kein Danck, da ist kein Nachdencken, wenn die Bestien alle Tage was SPENDiRt kriegten und nichts thun dürfften, das wäre ein Freßen. N u n geh fort, wo ich dich lang sehe, so erzürn ich mich und du weißt wohl was meine Gewohnheit ist, wenn ich böse werde. (adSpectatores) Und wenn wir der Jungfer die Schnautze vergüldeten und besteckten sie mit BuchßBaum so wüst ich wohl, vor was wir sie verkauffen könten.

SEFFE.

SANDER. MADEMOISELL

ich weiß nicht ob ich sie noch ein

mahl verstöhren darff? CATHARINA. Ich wolte der Herr käme ein andermahl wieder, er sieht, was wir vor eine Angst mit dem Gesinde haben, und wenn mir aus Ungedult ein Wort entführe, so möchte doch der Herr gedencken ich hätte ihn gemeinet.

Böse Catharine I. 3

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SANDER. Kan ich nicht vernehmen, w e n n ich sonst zu einer gelegenen Zeit k o m m e n möchte? CATHARINA. Der Herr k o m m e , wenn er will, es wird doch alle mahl ungelegen seyn. will ich mich vor dißmahl RECOMMENDiRen. (ad Spectatores) N u n das ist eine Abschrifft von einem G A L A N TEN Frauenzimmer. Ich halte wenn mir die Wahl gegeben würde, ob ich ein solch Mensch heyrathen, oder | o b ich bey Löwen u n d Drachen w o h n e n wolte, so würde ich mir das letzte Stücke wohl gefallen laßen.

S A N D E R . SO

I. III.

HANDLUNG AUFFTRITT.

Catharina, Baptista, hernach Köpken. BAPTISTA. W i e stehts meine Tochter, es ist als wenn dir iemand was zu Leide gethan hätte. CATHARINA. Ach Herr Vater, ich weiß nicht, w a r u m ich so unglücklich bin, ich thue keinen Menschen was zu Leide, doch wer mich nur ansiehet, der last mich nicht zu frieden. BAPTISTA. Meine Tochter, w a r u m wilstu das Hertzeleid in dich freßen? D u hast ja einen Vater, d e m du deine N o t h klagen kanst. CATHARINA. Ach mein lieber Herr Vater, er hat ja sonsten Verdrießligkeiten genung, ehe ich ihm wolte mit einer Klage beschwerlich seyn, ehe wolte ich mich halb todt VEXiRen laßen.

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Christian Weise

BAPTISTA. Werd ich nicht betrübet, wenn ich solch Ding hernach erfahren muß, wer in Zeiten klagt, dem kan in Zeiten geholffen werden. CATHARINA. Ich habe gelitten genung, es ist mir leid wenn | ich einmahl drüber klagen und noch einmahl daran gedencken soll. Die Leute seyn verdrießlich, daß ich in der HaußHaltung alles so gerne Recht habe. BAPTISTA. Deßwegen bistu auch meine liebste Tochter. CATHARINA. N u n es seyn viel Leute die halten es gerne in der Haußhaltung fein unordentlich, drum muß ich sie wohl vorn Kopff stoßen. thust etwas, darinne deinem Vater geschiehet.

BAPTISTA. D U TION

SATISFAC-

CATHARINA. Was will ich aber thun, das Gesinde folgt mir nicht, die Freunde wollen mir nicht rathen, und was das vor hertzfreßende Dinge seyn, das hab ich nu erfahren. Ach Herr Vater, hätt ich nicht die Zuflucht zum lieben Gebet, so wäre ich lange in meinem Elende verschmachtet. BAPTISTA. Ach meine Tochter, du machst, daß ich weinen muß: und was das Gesinde betrifft, so wollen wir bald an einen guten Rath gedencken. K Ö P K E N wo seyd ihr? KÖPKEN. Mein Herr haben sie was zu befehlen? BAPTISTA. Ihr wißet es was ich auf euch halte, was in meiner CECONOMIE ZU verrichten ist, darüber laß ich euch gerne DispONiRen; das ist mir am liebsten, wenn ich bey meinen andern AFFAiRen nicht viel davon hören soll. |

Böse Catharine I. 3

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viel als mir möglich ist, werde ich allzeit in Acht genommen haben.

K Ö P K E N . SO

Doch habt ihr kein C O M M A N D O über das Gesinde, sie wollen meiner Tochter zu Kopfe wachßsen, das werd ich nicht geschehen laßen.

BAPTISTA.

KÖPKEN. Sie führt das COMMANDO für sich, wenn ich was dazu sprechen wolte, so möchte es wohl davor angenommen werden, als wenn ich ihr in der HaußJuRiSDiCTiON ein Eingriff thun wollte. (weint) Herr Vater! da hört Ers selber, daß mich die Leute so gerne alleine laßen.

CATHARINA.

(ad Spectatores) D a sagt sie wohl recht, wer so ein bösen Teuffei kan alleine laßen, der vermengt sich nicht gerne.

KÖPKEN.

BAPTISTA. N u n nun es ist mein ernster Wille, daß ihr euch meiner Tochter annehmet, das Gesinde darf ihr nicht zu Kopfe wachsen, das sind unverantwortliche Sachen, darüber sich ein Vater selbst das Hertze abfreßen muß. KÖPKEN. Ich will alles gerne thun, was möglich ist, und ich bitte Jungfer C A T H R I N G E N wolle allemahl so gütig seyn und mich errinnern. CATHARINA. O was ihr selber seht, daran darf ich euch nicht errinnern. | KÖPKEN. Ja ich sehe freylich mehr als mir lieb ist. BAPTISTA. N u n gieb dich zu frieden meine Tochter es wird bald beßer werden.

14

Christian

Weise

Ja ich dencke es wird beßer werden, wenn ich auf den Rücken zum Thore herauß spatzieren werde.

CATHARINA.

Ey verschone mich mit solchen Reden, hastu sonst was zu bitten, thue nur einen Vorschlag.

BAPTISTA.

Wenn ich was bitten will, so macht meine Schwester ein flämisch Gesichte.

CATHARINA.

BAPTISTA.

Die Schwester lebt unter deinen

COMMANDO.

Ach ich will die Schwester gern zu frieden laßen, er gönne mir nur die Freyheit, daß ich 2. Mägdgen annehmen darf, weil mir sonst niemand gut ist, die ich nach meiner Hand erziehen kan.

CATHARINA.

Meinetwegen darfstu 4 . annehmen, so viel als sie verzehren werden, wird schon vorhanden seyn. Schlage nur alles aus den Sinn, vielleicht kömmt Gott bald mit einer anständigen Heyrath.

BAPTISTA.

Ach was soll ich an die Heyrath gedencken, ich werde wohl eine Himmels-Braut werden, meine Schwester wird mich wohl mit ihrem schönen Fleckgen abstechen.

CATHARINA.

Gib dich zu frieden, Es ist in meinem Hause nicht | Sitte, daß man die Jüngste vor der Aeltesten weg giebt.

BAPTISTA.

Ich thue es nicht darum, daß meine Schwester soll böse auf mich werden.

CATHARINA.

Aber ich thu es darum, daß ein Vater seinen in seinem Hauße behalten soll. Es bleibt bey dem was ich mit unsern Verwalter verordnet habe.

BAPTISTA.

RESPECT

Böse Catharine I. 4

I.

15

HANDLUNG

IV. A U F F T R I T T KÖPKEN, BIANCA, E M M E

auf der Seiten.

BIANCA. Ach er darf mirs nicht klagen, ich weiß nicht, ob ich mit meinem Unglücke zu rechte kommen kan. KÖPKEN. Ich bin dem Herrn Vater vielfältig OBLiGiRt, ich will mich auch gerne zu allen Diensten gebrauchen laßen; doch wenn ich unmögliche Sachen über mich nehmen soll, ja wenn mich eine Jungfer zum Narren haben will, so muß ich Abschied nehmen, oder ich darf mir nicht das Leben wünschen. BIANCA. Ach was hat mir die böse Schwester vor Thränen ausgepreßt, ich mag anfangen was ich will, so muß ich Unrecht haben, und der Herr Vater selbst will die Ohren gegen meine Klagen verschlißen. Ich soll C O M M A N D O halten, doch der liebe Herr weiß | nicht, was die tumme Jungfer in unsern COMM A N D O verderbt, sie will die Leute wegschicken, und allemahl haben sie nichts ausgericht, wenn es lange wehret, so behalten wir kein Gesinde im Hause.

KÖPKEN.

BIANCA. Das ist wahr, meine Schwester ist uns zur Straffe gesetzt, und wer bey dem P I L E C E P T O R die Gedult nicht lernt, bey dem ist wohl alle Hoffnung verlohren. KÖPKEN. Doch was soll ich machen? ich soll dem bösen Teufel zu Dienste leben, und bey der lieben Jungfer will ich es nicht gerne verderben.

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Christian Weise

Ach thut was meine Schwester befiehlet, will sie es haben, so schlagt mich gar todt.

BIANCA.

SO steck ich zwischen Thür und Angel und weiß nicht, was ich thun soll, (geht ab.)

KÖPKEN.

BIANCA.

Ach mein Kind, siehstu was ich leiden muß?

Meine liebe Jungfer wenn ich mich nicht erbarmte, daß sie noch einen treuen Menschen bey sich hätte, so wäre ich lange davon gelauffen. Man darf der bösen Jungfer nichts thun, sie bricht eine Ursache vom Zaume, und ich halte, wenn sie mit niemand zancken soll so wird sie kranck. Doch wie stehts? soll der gute Freund bey uns einsprechen?

EMME.

Ach der liebe Mensch hat es wohl verdient, daß ] ich ihm einmahl die Freude gönne; doch wer weiß was wir vor ein Unglück davon zu gewarten haben.

BIANCA.

EMME.

Ich will schon sehen daß es fein heimlich zugehe.

Ach der Lindwurm in unserm Hause macht uns einen Strich durch alle Heimligkeit.

BIANCA.

Sie wird doch nicht über alle zu gebiethen haben, ich dencke er wird schon da seyn: (sie führt M A K O herein und geht ab.)

EMME.

Böse Catharine I. 5

I.

17

HANDLUNG

V. A U F F T R I T T . MAKO,

BIANCA.

Sie wird mit einem getreuen Diener vor lieb nehmen, der auch vielmahl Gelegenheit sucht, seine Aufwartung abzulegen.

MAKO. MADEMOISEL

BIANCA. Ich bin so stoltz nicht, daß ich einen Diener verlangen darf; doch so MISERABLE, daß ich einen Tröster von nöthen habe. MAKO. Hat die Verfolgung noch kein Ende? BIANCA. Ach was wollen wir an das Ende gedencken, sie wird erst recht anfangen. M A D E M O I S E L sie nehme das vor ein gut Zeichen an, wer sein Creutze in der Jugend mit einander aussteht, der hat in nachfolgenden Jahren was fröhliches zu gewarten. |

MAKO.

BIANCA. Wer aber in seiner Jugend vor Betrübnüß sterben muß, dem geht die Rechnung mit der nachfolgenden Freude gantz und gar zurücke. Sie weiß was ich wünsche, wenn sie mir auch den süßen Befehl giebt, so will ich auch bey dem Herrn Vater das äußerste versuchen, geschieht solches, so wollen wir den Frieden mit einander genüßen.

MAKO. MADEMOISEL

Ach M O N S I E U R was mir an seiner Person gefallen hat, das ist sein M O D E S T E S sein ehrliches sein angenehmes

BIANCA.

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Christian

Weise

Wesen. Doch ich kan nicht mehr sprechen, als ich wünsche seine beständige Freundin zu heißen; Will er beym Herrn Vater das Seine thun, so werde ich zwar von meiner Schwester manche Verfolgung zu gewarten haben. MAKO. Doch die Person wird nicht außen bleiben, dabey sie was vom Tröste wird zu genießen haben. Ach meine B I A N C A will sie mich versichern, daß ich ihr nicht zu wieder lebe wenn ich meine Aufwartung bey dem Herrn Vater mache? Seine Person ist mir so sehr R E C O M M E N D I I U , daß ihm nichts kan zu wieder seyn, wohin er sein Belieben gewendet hat.

BIANCA.

I. H A N D L U N G VI. A U F F T R I T T . Die Vorigen,

CATHARINA.

CATHARINA. Ich dachte wo meine Jungfer Schwester wäre, | so weiß sie vor langer Weile nicht was sie anfangen soll, hätte sich solch müßiggängisches Rabenaß über ein KlöppelKüßen oder über ein Paar StrickeNadeln gesetzt, daß sie die närrsche Gedancken aus dem Kopffe kriegte. BIANCA. Meine Schwester mit wem hat sie geredt? CATHARINA. Sieh da, hastu mich noch nicht verstanden, ich habe dir gewiß den rechten EhrenTitel noch nicht gegeben: M O N S I E U R er sage mir doch, was will er denn in unsern Hauße bey dem beschißnen Mädel, hat er nichts zu thun?

Böse Catharine I. 617

ich komm daher, ich will meinen bey dem Herrn Vater machen.

MAKO. MADEMOISELL VERENS

19 RE-

Seht doch, mein Herr Vater hat einen R E V E R E N Z kriegen sollen, nun hat ihn meine Schwester weggefixelt. Nun laß dirs gesagt seyn, bleib bey deinen Klöppel=Küßen, sonst kan ich nicht davor, wenn du prave Schläge kriegst.

CATHARINA.

MAKO. MADEMOISELL. D a s hab ich noch nicht in der Welt erwandert, daß ein Bekandter in ein Hauße so schimpflich TRACTiRet wird.

Das weiß ich nicht, wie weit er gewandert ist, will er der T R A C T A M E N T E N nicht gewohnen, so bleibe er aus unsern Hauße. |

CATHARINA.

MAKO.

Das kan wohl geschehen, doch ohne P R J E J Ü D I T Z des welchen ich gegen den Herrn Vater trage.

RESPECTS,

Die Sünde will ich ihm selber vergeben, aber das laß er sich von einer reinen und ehrlichen Jungfer gesagt seyn. Wer einen rechtschaffnen Menschen bedienen will, dem steht es nicht an, wenn er mit einem unschuldigen Mägdgen zu Winckel kriechet. (Sie schlept B I A N C A hinnein.)

CATHARINA.

I. H A N D L U N G VII. A U F F T R I T T . MAKO,

hernach

HANSO, ARNDT.

Ist das nicht eine gifftige Schlange, ja ist das nicht ein Unglücke, daß man auf keine R E V E N G E auf sie gedencken darff, wer sie VEXiRen will, der bringt mein liebes, mein

MAKO.

20

Christian Weise

unschuldiges, mein frommes Kind in das höchste Betrübnüß. Sie liebet mich, und ich habe ihr auch meine Liebe versprochen. Drum wollen wir einander in den Schmertzen ähnlich seyn, daß wir auch einmahl die verliebte Freyheit mit einander genüßen mögen. HANSO. Wir haben den Herrn gesucht. ARNDT. Und es ist unser Glück, daß wir ihn gefunden haben. MAKO.

Ich

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mir, daß ich etwas zu ihrem Glücke

c o N T R i B U i R e n kan. |

Er hat sich von einer C O M P A G N I E A B S E N T i R e t , da wir seine Person sehr vermißt haben, und wir hätten bald die Verantwortung über uns nehmen müßen, als wenn wir etwas versäumet hätten.

HANSO.

MAKO. Ich lebe itzt in einem Zustande, da mir eben mit einem weitläufftigen D I V E R T I S S E M E N T nicht gedienet ist. HANSO. Doch die Freunde werden nicht verlaßen werden, die sich zu allen D I V E R T I S S E M E N T als getreue Diener wollen gebrauchen laßen. ARNDT. Wir wollen auch das Glück rühmen, wenn uns ein Weg gewiesen wird, darinne wir zu seiner Vergnügung etwas helffen können. ist wahr, ich habe ein Anliegen, darinne mich gute Freunde nicht verlaßen dürffen, und daß ich alles kurtz mache, mein Zustand ist nunmehr in einer solchen Verfaßung, daß ich mich um eine Liebste kümmern soll, nun hab ich wohl des Herrn B A P T I S T A jüngste Tochter M A D E M O I S E L B I A N C A in mein Hertz gefaßt, ich will aber nicht

M A K O . ES

Böse Catharine I. 7

21

so kühne seyn, bey dem Herrn Vater selbst was davon zu gedencken; solte ich wohl die Liebe von ihnen genießen, daß sie meinetwegen etwas versuchen? HANSO. Mein Herr thut wohl daß er sich zu versorgen gedenckt, er kan wohl leben und darf niemand dienstbar seyn, ja ich mag auch dieses sprechen, kein Frauenzimmer | hat RAISON, daß sie nur an etwas abschlägliches gedencken soll. Die Person ist auch von solchen QvALiT^Ten, daß ich meinen Herrn eben darum hoch ^ESTiMiERen muß, weil er sich in seiner Wahl nicht betrogen hat.

ARNDT.

MAKO. Was in meiner Gewalt steht, darinne will ich nicht betrogen seyn. Doch nun hab ich meinen liebwehrtesten Freunden etwas coMMiTTiRet, darinne die gantze Wohlfahrt meines Lebens bestehen möchte. HANSO. Wir wollen alles getreulich in Acht nehmen. ARNDT. Ja wir setzen auch dieses dazu, wir wollen alles so klug einfädeln als es wird möglich seyn. MAKO. Was sie thun werden, das wird ein danckbarer Diener zu rühmen haben. (Sie gehn auf 2. Seiten ab.)

22

Christian Weise

I. H A N D L U N G IIX. AUFFTRITT. KÖPKEN, CILGE.

ist mir Angst und bange, da soll ich mit dem Gesinde GerichtsTag halten, wenn es darnach um und um kömmt, so werd ich der bösen Jungfer nichts recht gemacht haben.

K Ö P K E N . ES

CILGE.

Guten Tag Herr Verwalter!

Willkommen Frau C I L G E , was bringt ihr guts, wir haben euch lange nicht gesehen.

KÖPKEN.

O da bin ich ein bißgen auf dem Lande gewesen und habe Federn eingekaufft, und nun wolt ich sehen, ob | in der Stadt irgend was neues vorgienge.

CILGE.

KÖPKEN.

Je vor wem habt ihr die Federn gekaufft?

O, es ist auch so einer Jungfer zu gefallen geschehen, davon wir itzo nicht viel reden dürffen. Aber er höre doch Herr Verwalter, da schickt Jungfer C A T H A R I N G E N zu mir und läßt mich um was bitten.

CILGE.

Frau C I L G E sie muß in guten C O N C E P T E bey der Jungfer stehn, sonst kan sie beßer befehlen als bitten.

KÖPKEN.

Die Jungfer ist schon so gut daß sie es bey keiner Trödelfrau verdirbt; doch daß ich auf die Sache selber komme, sie spricht ob ich nicht 2. Mädel von 9. oder 10. Jahren hätte, sie wolte sie gern nach ihrer Hand abrichten.

CILGE.

Böse Catharine I. 8

23

Aber wo werden sich nun die Mägdgen finden, die um keinen Tag jünger oder älter seyn?

KÖPKEN.

O da wolt ich schon Rath schaffen, doch ich wolte hören zu was die Kinder etwan solten gebraucht werden.

CILGE.

Meine liebe Frau das will {ich) im Vertrauen gedencken, wenn ich ein paar Mägdgen hätte, so wolt ich ihnen lieber den Halß umdrehn, und wenn ich sie solte mit einen M I M E L begraben laßen, ehe ich sie der Jungfer ins C O M M A N D O gebe.

KÖPKEN.

Nu die Leute sprechen wohl, die Jungfer soll treflich böse seyn.

CILGE.

Ach sie ist nicht böse, sie ist gar der Teufel, doch das will ich sagen habt ihr irgend einen Menschen, der euch | was großes hat zu Leid gethan, und dem ihr einen stattlichen Poßen thun wolt, so gebt ihn den Rath, daß er die Kinder zu der Jungfer thu.

KÖPKEN.

ich wüste wohl eine Frau, die hat mir manchen Bißen Brod vorm Maule weggenommen, wenn ich wüste daß ich sie bezahlen könte, so wolt ich schon sehen, daß ich die Kinder anbrächte.

CILGE. NU

Ja ja, das laßt euch im Vertrauen gesagt seyn, mit guter Freunde Kinder laßt euch unverwirrt.

KÖPKEN.

CILGE.

Eine Trödelfrau weiß schon, was sie machen soll.

Christian Weise

24

I. IX.

HANDLUNG AUFFTRITT.

KÖPKEN, SEFFE, LAX, EMME, BROSE.

KÖPKEN. Nun ihr Leute habt ihr euch draußen versammlet, es ist gut, daß ihr euch einstellt. BROSE. Herr da bin ich, ich soll fragen ob die andern auch herein kommen sollen. KÖPKEN. D u gutes Kind du magst immer drinne bleiben, die Jungfer kan dich schon bezwingen. BROSE. Ich will wieder hinaußgehen. KÖPKEN. Bleib immer da und laß die andern auch herein kommen.

(Sie kommen nacheinander

herein.)

ich habe im Nahmen unsers Herrn in COMMISSION es soll in unsrer Haußhaltung so unordentlich zugehen, so wolt ich doch vernehmen woran es liegt, denn der Herr kan dergleichen Unordnung durch aus nicht vertragen. | LAX. Die Jungfer Köchin wird wohl zuerst antworten. SEFFE. O laß mich zufrieden, der Herr fragt uns, der weiß beßer was wir antworten sollen. LAX. Je nu, wenn ich in der COMPAGNIE der Vornehmsten seyn soll, so will ich so viel gedencken, wir haben einen lieben Herrn, der thut uns nichts zu leide, wir werden uns auch

Böse Catharine I. 9

25

mit Wißen und Willen an ihm nicht versündigt haben, drum wollen wir gerne wißen, was wir nicht recht machen, darinne wollen wir uns von Hertzen gerne beßern. SEFFE. Der liebe Mensch n i m m t mir das Wort aus dem Maule, denn ich kan mirs nicht einbilden, daß in der gantzen Stadt beßer Gesinde beysammen ist als bey uns. EMME. U n d ich dencke bey meiner Jungfer werd ich nichts verderbt haben. BROSE. Ich thu was mich die Leute heißen, wollen sie mir was unrechtes befehlen, so kan ich nicht davor. KÖPKEN. ES muß gleichwol was dran seyn, die Jungfer m a g euch befehlen was sie will es wird kein mahl nach ihren Gedancken ausgericht. LAX. Mein lieber Verwalter! KÖPKEN. Ey ich weiß wol, daß ich so heiße, das sey euch gesagt, wer es so machen wird, daß Jungfer CATHRINGEN über ihn klagen muß, der soll mit der höchsten Straffe ja auch wol mit G e f ä n g n ü ß angesehen werden, (geht ab.) LAX. NU was sollen wir aus dem Befehle nehmen? | SEFFE. Was wollen wir uns draus nehmen, die Jungfer will so viel Narren haben als Leute im Hauße seyn. EMME. U n d meine Jungfer soll der größte Narr seyn. SEFFE. Ach der Herr Vater m u ß das meiste leiden, sie wird sich auch an ihn versündigen, ich kan mirs auch nicht einbilden, daß es ihn wohl geht.

26

Christian

Weise

Und wo sie nicht anders wird so kan ich mirs nicht einbilden, daß sie einmahl in Himmel kömmt.

EMME.

Was habe denn ich dabey zu thun, die Jungfer schlägt mich, wo sie mir begegnet, und weiß keinmahl ob ich es verdient habe.

BROSE.

Komm mit in die Küche da hilff mir Lerchen pflocken, wer dich nicht zufrieden läßt, den schmeiß die Federn in die Augen, (geht mit ihm ab.)

SEFFE.

Und ich werde sehn was meine Jungfer macht, können wir uns anders nicht helffen, so wollen wir ein Gesetze flennen, daß wir fein bald fertig werden.

EMME.

LAX. Ich weiß nicht was ich drauß machen soll, wüste ich ein Dienst vor meine Köchin, da wir hübsch beysammen im Hauße bleiben könten, so wolt ich der bösen C A T H R I N E bald aus der Schule gelauffen seyn.

I. H A N D L U N G X. AUFFTRITT. LAX, H A N S O , A R N D T . HANSO.

Guten Tag lieber Freund!

Habt ihr nicht gehöret was wir euch vor gutes wünschen? |

ARNDT.

LAX. Ey nicht doch; wer ein Narr wäre und redte mit frembden Leuten, darnach wolte mich die Jungfer deßwegen zur Rede setzen.

Böse Catharine I. 10/11

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HANSO. In einem wohlbestallten Hause muß ein frembder Gast wißen, wo er den Wirth antreffen soll. ARNDT. Und ein Diener muß wißen, wie er den frembden den Weg weisen soll. LAX. Wenn ich nun solch Ding nicht weiß, so müßen mich die Leute doch zufrieden laßen. HANSO. Seht uns doch an, das kan euch doch nimmermehr kein Mensch befohlen haben, und wo der Herr was davon erfahren soll, so können wir euch vor seiner Ungnade nicht gut seyn. LAX. Ey ihr Herren last mich zufrieden, ich habe meine Obrigkeit die Jungfer CATHRINE, die wird mir schon so viel zu thun geben, daß ich den Befehl von andern Leuten nicht erwarten darf.

I. H A N D L U N G XI. A U F F T R I T T . H A N S O , A R N D T , BAPTISTA SEGHERD

aus der Mittelsten

und

SCENE.

BAPTISTA. W e r h a t w a s zu zancken?

Mein PATRON, wir suchen Gelegenheit unsern R E V E zu machen, doch von diesen Diener wären wir bald mit höchster Ungnade fort gewiesen worden.

HANSO.

RENZ

Wir müßen gestehen der Mensch hat uns die treflich sauer gemacht. |

ARNDT.

VISITE

28

Christian Weise

BAPTISTA. DU Gottloser Kerl man mag dir so viel Obrigkeit vorstellen als man will, so läufft es von Tag zu Tag schlimmer ab. Ich will der Herren GENEROSITÄT nicht beschämen sonst wolt ich den Kerln bald zu einer SATISFACTION nöthigen. HANSO. W i r haben die volle SATISFACTION darinn, wenn uns die gütige MINE bey so einem PATRON nicht versagt wird. ARNDT. U n d wir wollen nicht hoffen, daß eben so ein geringer Diener etwas von einer unglücklichen EXPEDITION hätte PROPHEzeyen können. BAPTISTA. SO kommen die Herren in einer gewißen Angelegenheit zu mir? HANSO. J a wir würden uns glückseelig schätzen, wenn uns ein ViertelStündgen gegönnet würde. ARNDT. W i r wollen hoffen unser Vorbringen wird nicht unangenehm seyn. BAPTISTA. Betrifft es ein Geheimnüß, da ich meinen guten Freund dabey laßen kan? SEGHERD. Ich will mich gern ABSENTiRen, denn meine C u RIOSITÄT erstreckt sich nicht so weit, daß ich von frembden Händeln gern was wißen wolte. HANSO. Ach mein Herr wir wollen ihn selbst ausbitten, daß er als ein hochgeschätzter Freund von dem vornehmen Hauße sich zu unserm Beystand wolle brauchen laßen. | ARNDT. U n d eben deßwegen werden wir uns zu aller OBLIGATION verstehen müßen.

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Böse Catharine I. 12

BAPTISTA. Die Herren seyn so gütig und spatziren zu mir in das CABINET.

(Sie ehren sich, doch SEGHERD bleibt etwas herauß.) SEGHERD. Ich weiß nicht was ich aus der VISITE nehmen soll, zwar ein Vater dem Gott mit erwachsenen Kindern gesegnet hat, der kan sich nicht wundern, wenn er von GALANTen Leuten einen Zuspruch nach den andern bekömmt, ich will doch sehen, ob was vorgeht darein ich was werde rathen können, (geht ab.)

I. XII.

HANDLUNG AUFFTRITT.

C A T H A R I N A , C I L G E , L Ü B B E , M I A , hernach

BROSE.

CATHARINA. Nun bin ich darhinter kommen, was meine Schwester in Schilde führt, der Kerl will gar ein Freyer abgeben, ja das BachFischgen hätte lange an solch Ding dencken sollen: ich habe vor der HaußHaltung nicht Zeit, daß ich mich nach einen Kerl hätte umsehen können. Müßiggang ist aller Laster Anfang, und da will ich meiner Schwester einen Riegel Vorschüben, daß ihr die Gedancken wohl vergehen sollen. CILGE. Guten Tag CATRINGEN, ich dencke wir werden zu rechter Zeit kommen. CATHARINA. Wer bey mir was zu thun hat, der kömmt immer zu rechter Zeit denn ich habe immer einen großen Fleck mit einander zu thun. |

30

Christian

Weise

CILGE. Ich wills auch gar kurtz machen, es ist zu mir geschickt worden, ob ich nicht ein paar hübsche Mädel wüste, die sich bey vornehmen Leuten ließen abrichten, will sie eine außlesen, oder will sie beyde behalten, so bleibt es ihr frey gestellt. CATHARINA. Ihr thut mir gar einen guten Dienst, aber könnt ihr mir auch gut dafür seyn, daß ich den Kindern trauen darf? viel als ich weiß, seyn sie bei ihren Eltern zu allen guten erzogen worden, ich weiß nicht ob sie der ihre Mutter kennt, sie war MäuseMichels Tochter und freyte darnach Schote Girgen.

C I L G E . SO

CATHARINA. W e r ist d e n n d i e a n d r e ?

CILGE. Ihre Mutter wartt die Leute in Wochen, ich weiß nicht ob ihr sie kennt, sie heißt die lange Liene. CATHARINA. Je nu wenn sie von ehrlichen Christlichen Eltern gebohren sind, so müßen wir doch was versuchen. Höre du Mädel wie heistu? LÜBBE.

Jungfer ich heiße

LÜBBE.

CATHARINA. Der Name klingt gar närrisch, was hastu gelernt? LÜBBE.

Ich bin in die Schule gangen, da kam ich biß in

JESUS

SYRACH.

CATHARINA. Bistu nicht weiter kommen? LÜBBE. Je es kam ein Leinweber in unser Hauß, der verkaufte eine Leinwand, und wir gaben ihn Frantzösische Thaler

Böse Catharine I. 12

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und er wolte sie gern einwickeln, da riß er ein paar Blätter aus | meinen Jesus Syrach und darnach kont ich nicht mehr lernen. CATHARINA. Was kanstu sonst? LÜBBE. Ich kan Licht schlagen, ich kan Holtz in die Küche tragen, ich kan die Thüre aufziehn, wenn iemand anklingelt. CATHARINA. Kanstu nicht nehen oder stricken? LÜBBE. Die liebe Mutter sagte, wenn die Tage zu nehmen würden, so solt ich in die NehSchule gehn. CATHARINA. Doch wie heißtu? MIA. Ich heiße MIA. CATHARINA. Was kanstu?

MIA. Ich kan lesen und wenn die Tage lang werden soll ich schreiben lernen. CATHARINA. Kanstu sonst nichts arbeiten? MIA. Meine Mutter hat mich zum Spinnen gehalten und das Vierteljahr her hab ich wohl 3. Zaspeln fertig gemacht. CATHARINA. Kanstu sonst nichts mehr? MIA. O ja, ich kan den Hünern zu freßen geben, ich kan auch Mäusefallen aufstellen, und wenn wir ein ApfelPappe machen, so kan ich hübsch die Apfel schälen.

32

Christian

Weise

CATHARINA. Nun hört ich will euch in mein Dienst nehmen, doch mit dem Bedinge, daß ihr fromm und getreu seyd, ich will euch zu nichts bösen halten, aber nichts böses werd ich auch nicht von euch leiden. CILGE. Die Jungfer thut auch wohl dran, man kan sich keine | beßre Stuffe in Himmel bauen, als wenn man solche Kinder zum guten erzogen hat. Nun so bleibt da und laßt euch die Zeit im Anfange nicht lang werden. Die Mutter wird nicht zu euch kommen, ihr müßt vor gewohnen, ich will aber schon da seyn, und will hören ob iemand über euch zu klagen hat. Nun sie lebe wohl Jungfer C A T H R I N G E N . CATHARINA. Geht doch nicht weg, ich bin euch noch ein Trinckgeld schuldig. CILGE. Ach nein das Trinckgeld ist schon bezahlt und ich werde auch wohl sonst wiederkommen. Sie lebe feine wohl.

(geht ab.)

CATHARINA.

Nun, nun, so geht in Gottes Nahmen.

B R O S E WO

bistu? BROSE. Jungfer hat sie mir gerufft? C A T H A R I N A . ES

ist Wunder, daß du einmahl so gelauffen

kömmst. BROSE. Wenn bin ich denn nicht flugs da? wirst mich auch wohl hoffmeistern, ich weiß am besten wie geschwinde alles im Hauße zugehet.

CATHARINA. DU

BROSE. Je will ich doch alles gerne thun.

33

Böse Catharine I. 13

CATHARINA. Siehe da hab ich 2. Mädel angenommen, und das will ich dir einmahl vor allemahl sagen, wirstu mit ihnen dräschen, so wirds sehr unheimlich im Hause werden. BROSE. O

ich dräsche keinmahl.

CATHARINA. Je du Schelme wilstu wieder Recht haben, nun es wird sich außweisen. K ö m m t ihr Mädel, ich will euch in eine Zucht und Tugend-Schule bringen, daß ihr es mir die Zeit euers Lebens dancken solt. (geht ab.) \

I. XIII.

HANDLUNG AUFFTRITT.

BAPTISTA, S E G H E R D , H A N S O , A R N D T

aus der mittelsten

(.Scene). Die Herren werden mit meiner guten zu frieden seyn.

BAPTISTA.

RESOLUTION

HANSO. Sie haben in ihrem Hause und in ihrer vornehmen FAM I L I E zu befehlen. ARNDT. U n d sie werden uns PARDONNiRen, daß wir von einer solchen RESOLUTION nichts gewust haben.

BAPTISTA. Sie dürffen es vor keine Abschlägliche Antwort halten, so bald meine älteste Tochter solte versorget werden so stelle ichs den geliebtesten Herrn frey, ob er sich nochmahls anmelden wil. HANSO. Wir laßen auch dieses an statt einer angenehmen Antwort PASSiRen.

34

Christian Weise

ARNDT. Und es ist uns lieb, daß wir doch etwas von einer weitläufftigen Hoffnung mit zurück nehmen dürffen. HANSO. Wenn es nach unsern Wunsch geht, so haben sie noch in diesem Jahre 2. HochzeitFeste. A R N D T . U n d w i r w e r d e n g e d o p p e l t d a r z u GRATULiRen m ü ß e n . HANSO. N u n wir b l e i b e n d e r o AFFECTION b e s t ä n d i g RECOM-

MENDIRt. | ARNDT. U n d wir bitten uns die Wohlthat aus, daß wir uns fernerweit als getreue Diener nochmahls anmelden dürffen. BAPTISTA. Solche Personen sollen mir allemahl angenehm seyn. SEGHERD. Das ist eine wunderliche Abfertigung, sie gehen vergnügt und unvergnügt nach Hauße. BAPTISTA. Was kan ich davor, wer mich um Sachen anspricht, darinn ich keine Mögligkeit vor mir sehe, dem kan die Antwort nicht gefallen. SEGHERD. Aber solte es nicht möglich seyn, die PARTIE war gleichwohl über die maßen PROFITABLE und er kan das liebe Kind nicht beßer versorgen. BAPTISTA. Ich m u ß aber mein ander Kind nicht betrüben. Sie ist Gottsfürchtig, sie ist fromm, sie versteht sich auf die Haußhaltung, warum soll sie das Nachsehen haben? SEGHERD. Die Kinder müßen doch einander folgen, wie sie G o t t in seinen Weinberg beruffen will.

Böse Catharine I. 14

35

Das ist kein Göttlicher BerufF, es ist nur eine Versuchung. Ich will nichts fürnehmen darüber sich mein frommes C A T H R I N G E N ZU tode weint.

BAPTISTA.

Ich dachte sie wäre so fromm, könte man der Jungfer nicht zureden, daß sie mit Gottes Willen beßer zu frieden wäre?

SEGHERD.

Ich als ein armer Vater muß die Sache beßer verstehn, wer mich lieb hat, der rede mir nichts darzwischen. |

BAPTISTA.

Ich habe kein I N T R E S S E davon, drum will ich mir die A F F E C T I O N hiermit nicht verderben, (geht ab.)

SEGHERD.

I. H A N D L U N G XIV. A U F F T R I T T . LAX,

SEFFE.

Ists denn wahr daß unser Jungfer BIANCA ein Freyer hat?

SEFFE.

LAX. Sie hat ein Freyer, ich wolte nicht gerne, daß mirs so gienge. SEFFE.

Er soll ja gar vornehm seyn.

LAX. Das hilfft nichts, er hat den Korb kriegt. Wenn ich an des Herrn Stelle wäre, das hätt ich nicht gethan.

SEFFE.

LAX.

Er will der bösen

CATHRINE

vor loß werden.

36

Christian Weise

SEFFE. Und damit soll sich die liebe Jungfer an ihrem Glücke hindern laßen? LAX. Ich dencke es werden mehr Leute drüber seufzen; Wenn die Hochzeit vorgienge, so könten wir schöne mit durchlauffen. SEFFE. Ja wir dörffen nicht aus den Diensten gehen. LAX. Je deßwegen bleib ich Knecht und du bleibst Köchin, wir ersparen den Herrn ein Bette, wenn wir beysammen schlafen. SEFFE. Ja es möchte sonst was herauß kommen. LAX. Wenn du nicht fort köntest, so wolte ich mich schon um die Küche bekümmern, so gut als manche SauKöchin kan ich doch den HirschePappe auch anprintzeln laßen. S E F F E . ES

ist am besten, daß wir die Sorge nicht brauchen.

LAX. Doch hätt ich bald das beste vergeßen, was lauffen denn vor kleine Mädel im Hause rum, Jungfer C A T H R I N G E N | schleppt sich mit als wenn sie junge gehabt hätte. seyn Mägdgen, die sollen Zucht und Tugend lernen, ich dencke sie werden alles zu tragen sollen, daß wir auf die letzt gar nicht mit einander reden dürffen.

S E F F E . ES

LAX. Wir wollens wol ausstehn, wenn wir nicht mit einander reden dürffen, wenn ich mir an die Nase greiffe und am lincken Ohrläppel ziehe, so weistu schon was es zu bedeuten hat. SEFFE. Nu ich muß gehn daß uns der WürgeEngel nicht antrifft. (geht ab.)

Böse Catharine I. 15

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LAX. Nun ich stehe da als wenn ich nichts zu thun hätte und ich habe wohl zehnerley Verrichtungen davor mich die Jungfer 20mahl z(w)iebeln wird.

I. H A N D L U N G XV. A U F F T R I T T . LAX, EVERT, DREWES.

Wir müßen einen guten Freund suchen, der uns aus dem Traume hilfft.

EVERT.

ist uns nicht viel dran gelegen, doch wenn wir was neues erfahren, so mag es auch gut seyn.

D R E W E S . ES

EVERT.

Hört guter Freund, gehört ihr nicht in das Hauß?

DREWES.

Wir wollen wißen ob ihr in das Hauß gehört?

LAX. Ihr, Sagt mir zuvor was wolt ihr in dem Hause? EVERT.

Da liegt nichts dran, sagt nur ob ihr in das Hauß gehö-

ret? Denn das könt ihr wohl gedencken, daß wir nichts böses fragen werden. |

DREWES.

LAX. Je wolt ihr was gutes ins Hauß bringen, so gehöre ich hinnein, ist aber was vorgangen, daß ihr Schläge außtheilen wolt, so werd ich wohl in einen andern Hauße wohnen. Wir wollen niemand Schaden thun, doch wo wir was bringen sollen, so muß iemand sein der es verdient.

EVERT.

38

Christian Weise

Und also wollen wir in guten Vertrauen mit euch reden als wenn ihr ins Hauß gehört; Ist es wahr, daß sie bald eine Hochzeit haben sollen?

DREWES.

LAX. Ich soll Hochzeit haben, da weiß ich nichts davon. Ey unsre Frage ist gar vornehm, wir fragen ob eine von den Jungfern einen Freyer hat.

EVERT.

Und ob das Glück der Jüngsten oder der Aeltsten begegnet?

DREWES.

LAX. Steht das einen redlichen Bedienten meines Gleichen an? daß ich aus der Schule wasche? HeyrathsSachen seyn ehrliche Sachen, davon mag alle Welt reden.

EVERT.

Man hat E X E M P E L daß ein ehrlicher Diener Maulschelln kriegt hat, wenn er gar zu fix mit seiner Rede gewesen ist.

LAX.

Was bey uns bleibt, da wollen wir im Hause keine Maulschein besorgen.

DREWES.

LAX. Ich weiß nicht wie mir ist, wenn ich mit ehrlichen Leuten zu reden habe, so ist mir immer, als wenn ich nichts verschweigen könte. Es ist wahr, wir haben 2. Jungfern im Hause, bey der Jüngsten wären wir mit dem Freyer wohl richtig, aber ich weiß nicht warum es mit der Eltsten ein bißgen lange wären will. | EVERT.

Hat etwan die ältste Jungfer einen Mangel?

LAX. Ich kan nicht davon reden, die Jüngste ist fein leutseelig und das Hertz lacht mir selber wenn ich sie ansehen soll,

Böse Catharine

I. 16

39

die Aeltste die ist eine gute Wirthin und wenn sie alles gerne recht haben will so muß sie manchmahl ein bißgen sträflich seyn. Hört doch guter Freund, könnt ihr uns nicht Gelegenheit schaffen, daß wir im Hause mit den Jungfern bekandt würden?

EVERT.

LAX. Ich wolt es gerne thun, aber ich möchte gleich nicht daheime seyn, und ich weiß nicht wenn ich eine Stunde so weit abbrechen dürfifte, daß ich solchen Herren recht aufwarten könte. (ad Spectatores:) Nein nein bey uns muß sich ein Kerl zu sehr in acht nehmen, ich habe zu thun genug daß ich die Freyer zum Hause herauß presche, daß käme hübsch, wenn ich mich selber zum Mackler gebrauchen ließe, (geht ab.) EVERT.

Der Kerl ist zu

SIMPEL

er will uns nicht angehen.

Den Herrn Bruder wolt ichs doch wünschen, solte es wahr seyn daß die Jungfer eine A F F E C T I O N auf ihn geworffen hätte, so kan er wohl dencken, die Krippe läufft nicht nach den Pferde, das Pferd muß nach der Krippe laufFen.

DREWES.

I. HANDLUNG XVI. AUFFTRITT. Die Vorigen,

HÄRMEN.

Ich erfreue mich die Herren hier anzutreffen, sie werden mich entschuldiget halten, daß ich gestern aus ihrer C O M P A G N I E gehen muste, es PASSiRte gleich ein Hochfürstlicher Minister vorbey, der ließ mir befehlen, daß ich ihm eine V I S I T E geben muste. |

HÄRMEN.

40

Christian

EVERT.

Weise

M O N S I E U R hat über seine Verrichtungen zu

DISPO-

NiRen. Und wenn wir heute in dieser P E N S I O N seine Gegenwart genießen sollen, so wird uns die Gesellschafft über die Maßen angenehm seyn.

DREWES.

ist wahr, ich habe mich treflich lang herum gestäubt, ich möchte wünschen, daß ich an diesem Orte mein D I V E R T I S S E M E N T nunmehr antreffen könte.

H Ä R M E N . ES

EVERT. Mein Herr wird sich schon lang an frembden Orten aufgehalten haben! DREWES. Und diese Gegend wird ihm etwas unbekandt worden seyn. HÄRMEN. Ich habe meine ReiseBeschreibung nicht eben nach der Jahrzahl eingetheilet, aber als ich von dieser Stadt wegreisete, so war mein Außflug in Holland, da traf ich einen Schwedischen Grafen an, bey dem machte ich einen geringen Anfang in Q V A L I T E eines Cammerdieners. EVERT. Wer von untersten anfängt, der kan sich in das Oberste beßer finden. Es ist einem G E N E R A L keine Schande, wenn er gleich einmahl die P I Q V E getragen hat.

DREWES.

Die Herren haben recht. Der Herr P E N S I O N A R I U S in Holland gab mir eben die R E S O L U T I O N als ich mich einmahl auf Befehl meines Herrn erkundigte, wie wohl er geschlaffen hätte, das war auch mein Vorthel. Mein Herr hatte treflich Glück im spielen und wenn ich zusammen

HÄRMEN.

Böse Catharine I. 16

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rechne, was mir das KartenGeld eingetragen hat, so möcht es sich etwan auf 10000. Cronen belauffen. | EVERT. In Spannien ist sonst der Karten-Zinß gebräuchlich. DREWES.

ßer

Die Holländischen CammerDiener wißen noch bedavon zu machen.

PROFIT

Ich hatte anderthalb Jahr so zugebracht und wolte mein Glück weiter versuchen und begab mich nach Brüßel nur deßwegen, weil sie mir das artige Frauenzimmer so R E C O M M E N D i R t e n , doch das war mein Unglück, ich bekam an 3 . Orten A D D R E S S E , bey einer iedweden kostet es mich 3000. Cronen und in meinem WirthsHause auch sonsten auf meine E Q V I P P A G E waren 2 0 0 0 . Cronen gegangen, damit war mein SpielGeld wieder in alle Welt geflogen.

HÄRMEN.

EVERT. Das SpielGeld hat freylich die MANIER daß etwas

MERCURiALisches und flüchtiges dabey zu spüren ist. heist: Was mit Drommeln kömmt, das geht mit PfeifFen wieder fort.

D R E W E S . ES

Ich mochte in allen etwan 3. Vierteljahr seyn zu Brüßel gewesen. Doch als ich von meinen Mitteln entblößet war, so kam ein reicher CAVALIER, der verlohr seinen HoffMeister, und weil er sich nicht helffen konte so muste ich an seine Stelle treten und mit nach Paris gehen.

HÄRMEN.

EVERT.

So kan es einem

POLITICO

an Gelde nicht mangeln.

muß sich eine Gelegenheit finden und wenn ein frembder Hoffmeister sterben solte.

D R E W E S . ES

42

Christian Weise

HÄRMEN. D a lebte ich gar vergnügt, doch einmahl kam ich dazu, wie ein frembder Printz von einem MASQViRten | Kerl überfallen ward, und sein Leben war schon so gut als verlohren, doch ich kam dazwischen und weil ich mein Lebtage nichts von Blutvergißen halte, so bracht ich meine LECTIONES an, daß sie alle die Degen von sich werffen musten und der gute Printz ward SALViRt. Was wolte er thun, er w a r z u m h ö c h s t e n O B L i G i R t i n S U M M A e r b r a c h t e es s o

weit, daß ich meinen Untergebenen mit einem andern Hoffmeister versorgte. Ich reißte mit ihm nach Hause und der Herr Vater gab mir einen RECOMPENS von 3 0 0 0 . Cronen und auch eine Anwart auf eine CONDITION, die mir wenn ich das FAS und NEFAS zusammen rechne mir über 1 5 0 0 . Cronen würde eingetragen haben. Ich hatte etwan in Paris ein Jahr gelebt, nun mochte ich am fürstlichen Hoffe etwan l'/ 2 Jahr gelebt haben, da ward mir eine Parthey von 4 0 0 0 0 . Thalern vorgeschlagen, doch ein anderer Kerl wolte es nicht leiden, und ich weiß nicht ob es mein Glück oder Unglück war, er ward von mir so gezüchtigt, daß sie an seinem Leben verzweifelten: W o l t e ich nun mein QVARTIER nicht im Gefängniß nehmen, so mußt ich wohl sehen wo die Maurer am Thore das Loch gelaßen hatten. EVERT. Glückseelige Leute seyn artigen Zufällen unterworffen. DREWES. D o c h das Unglück dient auch dazu, daß sie | nachgehends was stattliches davon reden können. HÄRMEN. Mein bestes Glück war, ich hatte gleich einen Kauffmann von Nürnberg mit 6 0 0 0 . Cronen ausgeholffen, die bekam ich da wieder und gieng gleich nach VENEDIG aufs CARNEVAL, da war ich im Spiele so glücklich, daß ich mir auf einem Abend 5 0 0 0 0 . Cronen nach Hauße tragen ließ.

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EVERT. Das Glück kennet ihre Freunde, wenn sie gleich eine M A S Q U E vorhaben. Vielleicht hat manns der M A S Q U E ZU dancken, daß sich das Glück so einer langen A F F E C T I O N nicht schämen darff.

DREWES.

HÄRMEN. D a muß ich gestehen, daß ich auch einmahl habe erfahren müßen, was reiche Leute vor Angst erdulten, ich konte nicht schlaffen nicht eßen, die Sorge lag mir allemahl im Kopffe, daß mir die SpitzBuben nicht über mein CAP I T A L gerathen möchten. Nun machte ich mich mit einem Kauffmanne bekandt, der wolte mir eine A D D R E S S E nach Wien und ferner nach Präge geben, also gab ich ihm 20000. Cronen, die ich zu Präge wieder empfangen solte. In Wien hielt ich mich etwan ein halb Jahr auf denn ich hatte sonderliche Vorschläge mein Glücke am Kayserlichen Hofe zu machen, und ich gieng nach Präge, da wolte ich nach meinen Wechsel fragen, so war der Kauffman P A N Q U E R O T worden, und ich hatte | 20000. Cronen mit trockenen Maule versoffen. EVERT. Das ist nicht recht wenn Leute einander um das ihrige bringen. DREWES. Sonderlich wenn er das Seinige mit so guten Gewißen erworben hat. HÄRMEN. Mir war nicht bange dabey, ich dencke allemahl daran, was der C A R D I N A L M A Z A R I N I gesagt hat, kein Kerl ist schöner, der nicht Geld hat, kein Kerl ist heßlich, der Geld hat, drum hatt ich noch so viel Speck in der Tasche daß ich mich weiter fort bringen konte. Allein ich merckte wol, daß mit dem baaren Gelde nichts zu machen wäre, drum wolt ichs an ein Grundstück legen und kam in das

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Christian Weise

Mecklenburgische und kauffte ein ziemliches RitterGut vor etliche 30000. Reichsthaler an, und wären sonst die Leute recht mit mir umgegangen, ich wäre mein Lebtage daselbst geblieben. Ja ja wo man ein gut Leben hat da findet man sein Vaterland.

EVERT.

DREWES.

Und im LandLeben findet man die rechte Freyhet.

Ich weiß nicht die Lufft wolte mir nicht wohl bekommen, ich hatte das Gütgen etwan ein Jahr, und das war mein Glücke daß ich mich mit keiner Heyrath verplempert hatte, da wachten allerhand Leute auf, die machten mir auf mein Eigenthum P R ^ T E N S I O N , es waren c o N S E N T i R t e LehnSchulden, und ich hatte nicht darnach gefragt, nun wolte ich mich nicht gerne drücken | laßen, und hatte auch ein lose Maul, damit ward ich aus dem Gute gejagt und hätt ich den Weg nicht nach Lübeck und Hamburg gewust so steckt ich noch darinnen.

HÄRMEN.

EVERT.

Da werden seine Mittel treflich zerstoben seyn?

Und er wird die Schmincke zu seiner vornehmsten Gestallt verlohren haben.

DREWES.

O! Ich hatte schon meinen Spiß hinter der Thüre, um das Hauß war ein Graben gezogen, den hatten sie treflich verwildern laßen, ich kriegte gewiße Leute, die Sölten mir den Graben wieder zu Stande bringen, zum Element, wie wir in den Morast hinein kommen, so finde ich Geld, das haben die Leute in KriegsZeiten aus Angst hinein geworffen, und ich hatte mich auch sonst von meinen C A P I T A L I E N nicht gantz entblößt, und da hab ich meinen Weg nun hieher genommen, und ich habe draußen ein

HÄRMEN.

45

Böse Catharine I. 17

LandGütgen gekaufft, wenn es wird angebauet seyn, so will ich schöne so gut auskommen als ich gebrauche. EVERT.

Was ist das Gut wohl wehrt?

DREWES.

Und er wird es doch mit baaren Gelde bezahlt haben?

Itzo kan ichs selber nicht schätzen, es liegen 3. oder 4. hübsche Vorwerge dabey, es ist auch ein Höltzgen, wenn ich es mit der Zeit könte dazu kauffen, so wäre das Gut 5000. Reichsthaler wehrt, doch ich vergeße mich. In der PENSION | möchte ich Gelegenheit haben ihnen weiter aufzuwarten.

HÄRMEN.

EVERT.

Nun der Mensch hat sich in der Welt stattlich versucht.

Das muß ich an ihn loben, er führt in seinem Reisebuch keinen C A L E N D E R , denn über 6. Jahr ist er nicht außen, und was er uns erzehlt hat, darzu haben 15. Jahr nicht gereicht. Doch ich werde mich bald vergeßen, was wir zu verrichten haben, ich bleibe sein Diener.

DREWES.

I. H A N D L U N G XVII. A U F F T R I T T . EVERT,

hernach

LÜBBE,

endlich

SANDER.

Ich gehe mit Leuten um, wenn ich aber Rechenschafft geben soll, was wir geredt haben, so will ich entschuldigt seyn, denn es geht mir was im Kopffe herum, darein ich mich nicht finden kan.

EVERT.

LÜBBE,

(kommt) Ach ich habe ja gar lange auf den Herrn ge-

wartet.

46

Christian

EVERT.

Weise

Warum hat sie auf mich warten wollen?

waren andre Herren bey ihm, und ich wolte gerne alleine mit dem Herrn reden.

L Ü B B E . ES

Geringe Herren meines Gleichen haben die Ehre vielmahl daß man alleine mit ihm reden kan.

EVERT.

Mein Anbringen weißt auf keinen geringen Herrn, den Jungfer C A T H R I N G E N läst sich demselben schön befehlen und sie hat sich gestern das Glücke eingebildt er würde vor | der Thüre vorbey gehen, so will sie gerne wißen ob sie heute noch die Ehre genüßen könte.

LÜBBE.

Ich bin ihren Herrn Vater hoch O B L i G i R t und wenn sie etwas in deßen Nahmen zu befehlen hat, so will ich schon als ein getreuer Diener die Zeit in acht nehmen.

EVERT.

Ich kan nichts dazu sprechen, will der Herr so gut seyn, daß ich mit einer lieben Antwort zurücke kommen kan, so wird sich Jungfer C A T H R i N g e n auf den Abend selber bedancken.

LÜBBE.

Ich bleibe ihr Schuldner wegen der Bemühung, sie thue so wohl und befehle mich der lieben Jungfer zum allerschönsten.

EVERT.

(sie geht ab.) Ich weiß nicht was mir vor ein glückseelig Zeichen vorstehen muß, daß ich zu meinem Glücke selber gesucht werde. (kömmt) M O N S I E U R es ist mir lieb, daß ich einmahl mit ihm reden soll.

SANDER,

Böse Catharine I. 17

47

EVERT. Wenn ich einem hierinnen was liebes erweisen kan, so kan ich leicht dazu behülfflich seyn. SANDER. Ich wolte fragen ob wir uns auf dem Abend bey der bewusten C O M P A G N I E seiner Gegenwart getrösten können? EVERT. Mein HertzensFreund ihm bin ich mehr OBLiGiRt als dieses; doch ich weiß nicht ob ich auf diesem Abend meine Schuldigkeit werde ablegen können. | SANDER. Wenn er sonst was angelegenes zu verrichten hat, so darf er sich unsertwegen nicht verhindern laßen. EVERT. Ich habe nichts zu verrichten. Doch meinem Herrn Bruder kan ich das Geheimnüs wol entdecken. SANDER. Ich werde auch dieses vor ein Zeichen getreuer Freundschafft annehmen. EVERT. Ich weiß nicht was Jungfer CATHRiNGen an mir ersehen hat, sie hat mir schon etliche mahl einen Winck gegeben, daß ich vor ihrem Hause vorbey spatzieren soll. wird vielleicht der Trempel-GALAN diesen Abend was zu verrichten haben.

S A N D E R . SO

EVERT. Wenn ich was an mir wüste, darinne sich solch vornehmes Frauenzimmer verlieben könte, so würde ich doch stoltz und bildete mir was drauf ein. SANDER. Es giebt eine Gattung von Jungfern, die sich zu guten Worten beqvemen müßen. EVERT. Wie soll ich das verstehn?

48

Christian Weise

SANDER. Ist er mit Jungfer CATHRiNgen nicht bekandt? EVERT. SO viel weiß ich sie ist aus einem vornehmen Hause. SANDER. "Wenn er mir was zu Leide gethan hätte, daß ich mich a u f eine REVENGE besinnen müste, wolte ich nur so viel rathen, er solte sich nur mit der Jungfer bekandt machen. Sie hat eine Schwester, die von allen vor lieb und wehrt gehalten wird und sie wird nun mehr | JALOUS, daß sie PER FORCE was von einem Liebsten haben will. EVERT. Solt ich aber unrecht thun wenn ich das Werck der Barmhertzigkeit so einem verlaßnen Mägdgen zukommen ließe? SANDER. Es mag ein Werck der Barmhertzigkeit heißen, doch wer sich darzu versteht, der m u ß an sich selber unbarmhertzig seyn. EVERT. Ich gebe einem Mägdgen die VISITE, da weiß ich nicht, was ich vor Unbarmhertzigkeit verdienen solte. SANDER. Ach das ist nicht ein Mägdgen von der Menschlichen Gattung, es ist ein EXTRACT von aller Boßheit, von Eigensinn und von allen Untugenden, die sonst in 100. Personen zusammen kommen. EVERT. Der Vornehme Herr Vater wird nimmermehr ein solch Unglück haben. SANDER. Der liebe M a n n m u ß sich in die Gedult schicken, weil er sein HaußCreutz nicht ändern kan, ach das ist ein Wurm, ach das ist eine Wurtzel, das ist ein Unhold, und wenn ich es selber nicht gesehen hätte, so würde ich selber drauf wetten, daß ichs nicht glauben könte.

Böse Catharine I. 18 E V E R T . SO

49

hats der Herr Bruder gesehen?

SANDER. Ich hab es gesehen, und das bitte ich, wenn er sich vor Angst und Hertzeleyd verwahren will, so laß er doch | den bösen LindWurm nicht so viel befehlen, daß er in ihre Klauen kommt. EVERT.

Die andre Jungfer

BIANCA

wird ja sonst allenthalben

RECO MM EN DI Ret.

SANDER. Ach das liebe Kind hat so viel Unglücke, daß sie nicht alles beseufzen und beklagen kan. werde ich mich auch an der angenehmen C O M P A nicht verhindern laßen. Ich will gleich hin schicken und an statt der C O M P L I M E N T E was von einer Lügen erdencken.

E V E R T . SO GNIE

SANDER. Ich will ihm nicht im Wege stehen, wenn er was zu seinem Glücke suchen will. Doch in diesem Stücke soll er an meiner Freundschafft nichts außzusetzen haben. (Sie gehen ab.)

I.

HANDLUNG

XVIII.

AUFFTRITT.

SEGHERD,

MAKO.

SEGHERD. Ich habe meines Hertzens Grund offenbahrt, er wird auch dabey vernommen haben, was ich gerne wünschen möchte.

50

Christian Weise

MAKO.

Ich will hoffen mein Anbringen wird ehrlich gnug seyn.

Ich habe nichts zu tadeln, doch wer kan den Herrn Vater zu was anders bereden, er hat einen theuern Schwur gethan, daß ich selbst erschrocken bin, wenn die älteste | Tochter nicht versorget wäre, so dürfte sich bey der andern kein Liebhaber anmelden.

SEGHERD.

Ach! so muß sich ein unschuldig Kind ohn allen Verdienst verhindern laßen. Ist denn kein Rath mehr übrig?

MAKO.

Ich weiß keinen Rath außer diesen, sie sehen, ob es möglich ist daß die älteste kan versorget werden, alsdenn wollen wir uns vor keiner D I F F I C U L T J E T entsetzen.

SEGHERD.

MAKO.

Ach wer wird sich dazu gebrauchen laßen?

Sie müßen was übriges thun, ob sich ein guter Kerl gewinnen last.

SEGHERD.

Ich wolte gerne den guten Menschen die Unkosten auf die Hochzeit bezahlen, wenn ich ein Ende von meinem Betrübnüße finden solte.

MAKO.

Ich habe den Vorschlag gethan, nun mag er zusehen, ob sich eine Person finden last, die er als seinen Erlöser RE-

SEGHERD.

SPECTiRen mag.

Ich will das Meinige thun, doch auf Seiten meines werde ich mich auf eine gute S E C U N D E verlaßen dürffen. (geht ab.)

MAKO.

PATRONS

Böse Catharine

I. XIX.

51

I. 19

HANDLUNG AUFFTRITT.

S E G H E R D , BAPTISTA,

hernach

BIANCA.

SEGHERD. Ach das ist ein jämmerlich Ding, wenn man den Leuten gerne geholffen wüste, gleichwol aber kein Mittel vorhanden ist. | BAPTISTA. Will mein Herr nicht näher kommen? SEGHERD. Ich wüste nicht ob ich zur gelegenen Zeit kommen möchte. BAPTISTA. Mir ist es allemahl gelegen, wenn ein guter Freund mit einem Tröste bey mir einsprechen will. SEGHERD. Ich wolte gleich kommen und GRATULiRen, es solte mir leid seyn, wenn etwas von einem Tröste vonnöthen wäre. BAPTISTA. Ach wir sehnen uns nach Kindern, und wenn wir sie groß gezogen haben, so möchten wir wünschen daß sie mit uns oder wir mit ihnen wären zu Grabe gangen. SEGHERD. Ey, ey, das wollen wir in diesem Hause nicht erleben. BAPTISTA. Er sehe mein Hertzeleid zu was vor einer Verdrüßligkeit ich genöthiget werde. B I A N C A wo bistu? BIANCA. Mein Herr Vater was befehlen sie? BAPTISTA. Eine Tochter, die meinen Befehl so viel mahl übertreten hat soll mich mit den falschen CoMPLiMENTen verschonen.

52

Christian Weise

Ach Herr Vater! wenn hab ich das gethan, und wie soll ich mir das Leben wünschen, wenn ich in einer solchen Ungnade stehen soll?

BIANCA.

Die Worte sind gut, doch es wäre zu wünschen, daß ich mich über der That selbst erfreuen könte. Was hat dir deine Schwester zu Leide gethan, daß sie von dir so betrübt wird?

BAPTISTA.

Was hab ich meiner Schwester zu leide gethan, daß | sie mich verfolget?

BIANCA.

Was sie thut, das geschieht auf meinen Befehl, solstu mit Leuten Gemeinschafft halten, die mir nicht anstehen, solstu mir einen Müßiggänger über den andern ins Hauß schicken ehe mirs gelegen ist, das will ich dir sagen, wirstu mir im geringsten an eine Heyrath dencken ehe deine Schwester versorget ist, so will ich dich gar in ein Kloster schicken, und wirstu noch einmahl mit dem bewusten Menschen reden, oder werde ich sonst ein Zeichen anmercken so will ich dich ins ZuchtHauß schicken.

BAPTISTA.

BIANCA.

(Weinet.)

Mit deinen Thränen ist mir nicht gedienet, wärestu beßer gehorsam, geh packe dich fort, deine Schwester wird wohl wißen, was sie dir befehlen soll.

BAPTISTA.

SEGHERD.

Das

gute

Kind war sehr

coNSTERNiRet.

Ich kan mir anders nicht helffen, wenn ich in der HaußZucht nichts versäumen will, aber da mag er nun sehen, ob sich iemand wünschen soll an meiner Stelle zu seyn.

BAPTISTA.

Böse Catharine I. 20

53

SEGHERD. Ich habe eine Gelübde gethan, daß ich nichts dazu reden will. BAPTISTA. Wenn ihm Gott auch eine Tochter bescheren wird, so will ich ihm auch mit meinen Zureden nicht verdrießlich seyn. (gehn ab.) \

I. XX.

HANDLUNG AUFFTRITT.

CATHARINA, SEFFE, K Ö P K E N .

CATHARINA. Nun hab ich meine Schwester bezwungen, und daß sie gleichwol siehet, daß an ihren schönen Fleckgen nicht viel gelegen ist, so will ich ihr zum Trotze eher Hochzeit machen. Ich weiß wohl was ich vor einen Menschen erwehlet habe, es ist mein Unglücke, daß ich nicht offte mit ihm reden kan, doch wie er auf der Gaße geht, beschähmet er alle in der Stadt. SEFFE. (kömmt) Jungfer der Herr Vater will den Gast bey sich behalten, was sollen wir zurichten? CATHARINA. Ist das nicht eine Schande, daß eine ehrliche Jungfer nicht einmahl bey ihren Gedancken bleiben kan? Du RabenAaß wilstu eine Köchin seyn und weißst nicht was du den Leuten zu freßen giebst? SEFFE. Eine Köchin kan nichts zurichten wenn ihr nichts gegeben wird.

54

Christian

Weise

Nun spricht die verfluchte Bestie wir geben ihr nichts, wenn der faule Balg dran wolte, es wäre gnung vorhanden, das wir könten zurichten, ach daß ich nicht so einen Schand-Balg dem Schinder zum neuen Jahre schicken soll.

CATHARINA.

Je nu Jungfer ich darfs mirs ja nicht selber nehmen, biß mirs gegeben wird.

SEFFE.

Je seht doch komm ich nu dahinter was den Gold-|Engel fehlt, wenn wirs doch den Mägden weiß machten, daß sie alles nehmen dürfften, hastu nicht die Schneppen im BrodSchrancke stehen?

CATHARINA.

SEFFE.

Da weiß ich nichts davon.

Je so müßens die Katzen gefreßen haben, ja wenn ich doch eine Katze schaffen könte, die mir die Mägde freße, so wolt ich doch 1000. Reichsthaler drum geben.

CATHARINA.

Jungfer was befehlen sie, die Herren werden noch was gutes von Weine trincken wollen.

KÖPKEN.

Je seht mir doch den WeinSäuffer an, davon sollen wir reden, wenn wir uns zu Tische setzen, ihr wolt euch gewiß eine Ehre selber anthun?

CATHARINA.

Jungfer sie verschone mich mit dem TRACTEMENTE, was mir nicht zukömmt, davon werde ich mir nichts belieben laßen.

KÖPKEN.

Je nu wenns drauf ankömmt, was unsern Verwalter beliebt, so kan ich mir nicht helffen.

CATHARINA.

Böse Catharine

55

I. 21

Wenn mir aber nichts befohlen wird, so bin ich außer Schuld, wenn sich der Herr über was beklagt.

KÖPKEN.

Wer hat über mich geklagt? wenn ich es wüste, ich wolte ihm eine Kanne Wein an Kopff schmeißen.

CATHARINA.

Ich will nicht klagen wenn ich mein Lebtage die Kurtzweile nicht erfahren solte wie sich ein Gläschen Wein zum Kopffe schickt, (geht ab.) |

KÖPKEN.

I. HANDLUNG XXL AUFFTRITT. CATHARINA,

hernach

M I A ET L Ü B B E ET B R O S E ,

endlich

LAX.

War es doch kein Wunder, daß ich meine verliebten Gedancken verlohren hätte, so werde ich von den Gottlosen LumpenVolcke VEXiRet, ich habe das Mägdgen weggeschickt, ich seh nicht daß sie wieder kömmt, und wenn es um und um kömmt, so werde ich an den Rabenäßern nicht viel guts erziehen.

CATHARINA.

MIA. (kömmtgelauffen)

Jungfer was will sie?

so eine Puppe soll mich fragen, was ich will, das hab ich schon gestern gewust.

CATHARINA. NU

MIA. Ich weiß nicht anders sie hat mich gerufft. CATHARINA. W O ist LÜBBE?

MIA. Die Jungfer schickte sie weg, sie ist noch nicht wieder kommen.

56

Christian Weise

CATHARINA. Was? soll sie nicht wiederkommen, du wirst ihr gewiß überhelffen. MIA. Ich kan ja nicht davor. CATHARINA. Ich halte du wilst mir noch wiederbeißen, du Rabenaß, ich habe dich ins Hauß genommen, ich will dich auch erziehen, daß du einem ehrlichen Manne was nütze bist. MIA. Je nehm ichs doch mit großen Dancke an. CATHARINA. Je du Nickel du soltest mirs auch nicht dancken, du must mirs dancken. (giebt ihr eine Maulschelle.) und wenn du mirs nicht danckest so schlage Ich dich noch einmahl wo ich mich erzürne. | MIA. (weint schrecklich und läuffi davon.) LÜBBE. J u n g f e r CATHRiNGen ich bin da gewest.

mache ein hübsch Geschrey, daß andre Leute auch davon wißen.

CATHARINA. N U

LÜBBE. Ich will gerne mählig reden, der Herr läst sich gar schöne befehlen. CATHARINA. Was sagte er denn mehr? LÜBBE. Er wolte sehn wie sichs schicken würde. CATHARINA. Auß der Antwort kan ichs mercken, du hast mirs nicht recht bestellt, ie du Bestie soll ich dir zu freßen geben und willst nicht einmahl was rechts bestellen?

Böse Catharine I. 21

57

LÜBBE. Ich dencke ich hab es gar gut bestellt. Dir den Hencker auf dein bestellen, (giebt ihr Maulschelln.) sieh das hab ich bey dir verdient, daß ich dir das Brod zufreßen gebe.

CATHARINA.

LÜBBE,

(heult schrecklich

und l ä u f f t davon.)

BROSE. Jungfer CATHRiNGen hat sie Zeit ich wolte was mit ihr reden? CATHARINA. Nun da kömmt mirs nicht einmahl so gut, daß ich mich erzürnen kan, Nun so sage doch was wilstu? Ha ha da begegnete mir M O N S I E U R EVERT ha ha und sagte ich solte sie schöne grüßen he he Sie hätte irgend befohlen er solte vorbey gehen he he und er hätte es gleich Willens gehabt he he und nun wären gute Freunde zu ihm kommen he he so würde er sich wohl das mahl entschuldigen laßen he he.|

BROSE.

CATHARINA. Je du Schelm wilstu mich auslachen, lache mir doch noch einmahl. (giebt ihn Maulschelln.) BROSE.

(schreyt schrecklich

und l ä u f f t davon.)

CATHARINA. Nun wer es nicht glauben will waß eine rechtschaffne Wirthin vor Angst und Noth außstehen muß, der komm und seh mich an! wolte ich doch das Leben keinem Hunde gönnen. LAX. Jungfer CATHRiNgen der Herr Vater wollte gerne den Gast in die HinterStube führen, ich soll fragen ob sie den Schlüßel hat.

58

Christian Weise

CATHARINA. Was wird den drauß wenn ich den Schliißel habe? LAX. Sie soll so gütig seyn und ihn mir geben. CATHARINA. Was wilstu mir befehlen wem ich den Schliißel geben soll? LAX. Der Herr Vater hats befohlen, will sie nicht so kan ich mir nicht helffen. höre doch, ich habe gleich itzund ein paar Maulschellen überley, du kanst mir bald was abbetteln.

CATHARINA. D U

LAX. Ach nein sie wird die Maulschein wol vor andre Leute sparen. CATHARINA. Was murmelt das SchlaraffenGesichte? LAX. Je ich kan es sonst allen Leuthen recht machen, wenn es auch in den Hauße nicht beßer wird so werd ich mich auch von so einer bösen Jungfer nicht besitzen laßen. | CATHARINA. Je du Schelm siehstu mich vor einen bösen Geist an, der die Leute besitzt? LAX. Ich sags bleibt mir vom Leibe, deßentwegen hab ich mich nicht in Dienst begeben, daß ich mich so will TRACTiRen laßen, ich will gleich gehen und dem Herrn den Dienst aufkündigen, der frembde Gast soll mein Zeuge seyn. CATHARINA. Wem wilstu sagen? LAX. D e m Herrn Vater will ichs sagen, wenn auch die Teuffeieyen alle Tage wären sollen so müßen wir auch einmahl ums Kraut reden.

Böse Catharine I. 21

59

CATHARINA. Was wilstu mich bey dem Herrn Vater verkleinern? LAX. Ey verkleinern hin verkleinern her ich will die Wahrheit reden. CATHARINA. Und der Herr Vater möchte es doch wohl gläu- 5 ben. LAX. Eben darum ist es angefangen, daß ers glauben soll. Die Leute wißen in der gantzen Stadt davon zu reden, es wird nicht viel zubedeuten haben, ich will dem ehrlichen Manne auch aus dem Traume helffen. 10 CATHARINA. Je du Narr verstehstu denn nicht VEXiRerey, da hastu den Schlißel zur Stube, du weißt doch nicht alles was mir fehlt, (geht ab.) LAX. Heysa nun hab ich auch einmahl eine böse Jungfer bezwungen, da muß ich ein Triumph-|Lied dazu singen, (er 15 singt.) {Das Lied fehlt, der Rest der Seite ist unbeschrieben. Die folgende Seite beginnt mit dem 1. Auftritt der 2. Handlung.)

II. HANDLUNG I.

AUFFTRITT.

BAPTISTA, SEGHERD, B A P T I S T A . SO

hernach

HANSO,

ARNDT.

hat er noch nichts vernommen?

hat sich nicht geschickt, daß ich mich hätte befragen können.

S E G H E R D . ES

BAPTISTA. Das sind meine vornehmste Gedancken, ich möchte meine älteste Tochter gerne versorget wißen, und wenn sich der bewuste Mensch gebührender Maßen angebe, so würde ich an meinen Orte keine D I F F I C U L T ^ T machen. SEGHERD. Wer hat aber dieses auf die Bahne gebracht? BAPTISTA. Meine Tochter hat mir selbst von weiten was gesteckt, doch solche Dinge müßen ehrlich und öffentlich vorgenommen werden. Ein Vater darff keinen Q v A L i F i z i R t e n Menschen verachten, aber sie müßen auch mit einer vornehmen FAM I L I E H O N E T umgehen.

SEGHERD.

BAPTISTA. Ich sehe wohl der Wiederwille bey den Geschwister wird sich nicht eher legen, als biß ich 2. Hochzeiten werde ausgerichtet haben.

Böse Catharine

II 1

61

dürffte nur mit einer richtig seyn, wegen der andern wolten wir bald dazu kommen, doch was werden die guten Freunde vor ein Anbringen haben? |

S E G H E R D . ES

Ich will nicht hoffen, daß sie mir das JaWort noch einmahl abtrotzen werden.

BAPTISTA.

Sie meynen wo der Baum auf den ersten Streich nicht fallen will, da muß man das alte FechterWort gebrauchen REPETE, REPETE.

SEGHERD.

Meine Tochter würde mir einen schlechten Segen abverdienen, wenn sie was davon wüste.

BAPTISTA.

Wir GRATULiRen uns Gelegenheit zu haben, so einem vornehmen PATRON aufzuwarten.

HANSO.

Und wir werden uns nur ein halb ViertelStündgen ausbitten, daß wir eine C O M M I S S I O N ablegen dürfen.

ARNDT.

Solchen vornehmen Freunden soll auch eine gantze Stunde zu Diensten stehen.

BAPTISTA.

Der Wohlbekandte Herr läßt sich durch einen demüthigen Gruß befehlen.

HANSO.

BAPTISTA.

{adSpectatores)

Es ist nicht anders, er last wieder an-

halten. Er rühmt einmahl die Ehre zu haben, in seinem Hause bekandt zu seyn.

HANSO.

(ad Spectatores) Er macht einen treflichen Umschweif, ich werde gewiß grade zu gehen.

BAPTISTA.

62

Christian

Weise

Weil er sich nun R E S O L V i R e t hat sein Glück an andern Orten zu suchen, so wäre es seine Schuldigkeit gewesen, beym Abschiede sich selbst zu R E C O M M E N D i R e n .

HANSO.

(ad Spectatores) Nein der Vortrag sieht keiner Werbung ähnlich. |

BAPTISTA.

hat e r uns vermacht, daß wir in seinen Nahmen einen R E V E R E N T Z machen, und ihm auch Abwesende zu einem beharrlichen Andencken R E C O M M E N D i R e n möchten.

H A N S O . SO

Er hat uns auch nochmahls errinnert, wir möchten inständig bitten, wenn der Herr an seiner C O N D U I T E was solte Mißfallen haben, daß solches allerseits möchte vergeßen und beygeleget seyn.

ARNDT.

Ich bedancke mich vor die Ehre, welche mir im Nahmen so eines liebwehrten Freundes erwiesen wird und gleichwie ich gewünscht habe, ihm aller Liebe und Aufrichtigkeit mündlich zu versichern, so werden sie doch so gut seyn und ihm die P A R O L E mitbringen, daß seine Person jederzeit in guten « S T I M bey mir stehen soll, wünsche auch daß er bey der neuen F O R T U N was vergnügtes und gesegnetes antreffen möge; doch wie hat er sich so geschwinde R E S O L V i R e n können?

BAPTISTA.

E S haben gute Freunde was dabey gethan, und es möchte kommen, daß er an einen Fürstlichen Hofe sein A C C O M O D E M E N T antreffen möchte.

HANSO.

Wir haben das Unsrige verrichtet, wir wollen nicht ferner Anlaß geben, daß sie an ihren andern Angelegenheiten verhindert werden.

ARNDT.

63

Böse Catharine II. I

BAPTISTA. Ich hätte gewünscht ihre Gegenwart noch ferner zugenießen, doch weil sie befehlen, werden sie fernerweit | so gütig seyn, und bey uns einsprechen. HANSO. Wir werden auch unser Glücke hierinnen nicht versäumen. (gehn ab.) BAPTISTA. Mein Herr! wie gefiehl ihm der Vortrag. SEGHERD. Wenn ich meines Hertzens Gedancken eröfnen soll, gar schlecht, wir haben den redlichen Menschen D I S G O U STiRet, dergleichen Parthey kommt uns nicht beßer, und weil er sich mit einem Körbgen hat behelffen sollen, so wird ihm unsre Stadt selbst verdrißlich seyn. BAPTISTA. Er hat ja keinen Korb bekommen. Eine unangenehme ders als ein Korb.

SEGHERD.

CONDITION

ist nicht viel an-

BAPTISTA. Die Freyheit wird ihm allemahl wiedergelaßen wenn er sich anmelden will. Ach es ist um einen Freyer eine D E L I C A T E Sache, man darf ihm nur was im Weg legen, so muß alles zurück bleiben.

SEGHERD.

BAPTISTA. Was hätte ich thun sollen? SEGHERD. Nun ist es nicht Zeit daß wir auf die Frage kommen. Eine gute Parthey haben wir verschlagen, und ob wir bey der andern was hoffen, das mag auch noch im weiten Felde stehn.

64

Christian

Weise

BAPTISTA. Ach so werde ich ohne Trost gelaßen. SEGHERD. Wir wollen an Gottes Gnade nicht verzweifeln, doch wir werden sonsten auf unsre Verrichtungen zugedencken haben. | BAPTISTA. Ach ein Vater, der in seinem Hause wenig Freude zu hoffen hat, der muß seinen Trost in auswärtigen AFFAiRen suchen, damit er seines Elendes vergeßen kan.

II.

HANDLUNG

II. A U F F T R I T T . HANSO, ARNDT,

hernach

BENNO.

HANSO. Nun wir haben unsre Pfeile verschoßen. Der vornehme Mann hatte sich der nicht versehen.

ARNDT.

COMPLIMENTC

HANSO. Das wird ihm kein Mensch gut sprechen, daß er so eine Parthey verschlagen hat. Und er wird sich schämen, daß er sich in C O N C E P T E befindet, als wenn er die Parthey verschlagen hätte.

ARNDT.

HANSO. Der liebe Freund muste sich des lieben Kindes erbarmen, wenn er den Leuten aus den Augen kömmt, so werden sie vielleicht auch der Verfolgung vergeßen. ARNDT. Er ist vergnügt daß sein geliebtes Kind hierein CONSENTiRet hat, es wird sie doch wenig helffen, wenn er uns gleich vor den Augen herum gehen solte.

65

Böse Catharine II. 2

HANSO. D o c h nun möchten wir auch an die andre COMMISSI ON gedencken. A R N D T . D a w i r d es m e h r D I F F I C U L T ^ E T s e t z e n .

HANSO. Das ist gewiß, wo die böse Jungfer nicht einen Freyer an den Halß bekömmt, so kan sich der gute Freund in Ewigkeit | nicht vergnügen. ARNDT. U n d wo wollen wir einen Narren schaffen, der sich so schrecklich an seinen Glücke betrügen last? HANSO. Ich möchte sprechen, wie können wir unser Gewißen in acht nehmen, daß wir einen unschuldigen Menschen in ein solch Fegefeuer schicken. ARNDT. Ich habe den Trost, entweder wir bekommen einen S i M P L i c i S T e n , der s i c h z u aller G e d u l t

ACCOMMODiRet,

oder ist ein liederlicher Pursche, der einen TheilungsTRACTAT mit der Liebsten anfanget, sie bleibt zu Hause, er geht aufs Feld. HANSO. G o t t kan auch ein heroisch G e m ü t h erwecken, der ein solches Weib frömmer machen kan. ARNDT. Wenn der Teuffei wird zum Engel werden, so will ich mir die Jungfer in einer frommen Gestallt einbilden. HANSO. Wir thun das Unsrige, den guten Freund können wir nicht verlaßen, und andre Freunde sind an unsern Vorschlag nicht gebunden. B E N N O , (kömmt.)

SERVITEUR, SERVITEUR die Herren werden

mir nimmermehr die Schande thun, daß Sie vor meinen WeinKeller vorbeyspatzieren.

66

Christian Weise

HANSO. Wir wollen ihm gerne die Ehre thun, doch er hat uns was versprochen, hat ers vergeßen, so miißen wir uns über eine Schande beklagen. | BENNO. Vergeßen hab ichs nicht, aber ich halte immer, die andern Leute seyn mir übel gerathen, daß sie nicht gerne dran gedencken wollen. ARNDT. Er ist mit so vielen Leuten bekand: ist es nicht möglich daß der guten Jungfer CATHRiNGen ein Freyer zugewiesen wird? BENNO. Ich bin bekand als ein Mann der von Hertzen gern guten Rath giebt, aber das ist mir leid, die Jungfer ist auch zu sehr bekandt, sie wird uns ja so beschrieben, wir könten ihr Bild mit guten Gewißen an die Sechste Bitte setzen. HANSO. Man muß sich das Ding nicht so einbilden, ein freundlicher Ehemann kan wohl böse Dinge wieder gut machen. ARNDT. Das ist ja ein großes, wir wollen gut davor seyn, wenn ein Freyer kömmt, so wollen wir alles so einrichten, daß ihm die gantze Hochzeit keinen Heller kosten soll. BENNO. Zur lustigen Hochzeit wird ihm Geld versprochen, aber die klaglichen Hochzeiten wird er umsonst ertragen müßen, ich hätte gedacht M O N S I E U R E V E R T würde sich gewinnen laßen. HANSO. Wir dencken noch, unsre Hoffnung wird nicht vergebens seyn. | BENNO. Auf Jungfer CATHRiNGens Seiten mag alles schon richtig seyn, sie mag den Herrn Vater auch schon das Maul aufgesperret haben; doch auf seiner Seiten sehe ich noch keine Lust.

Böse Catharine

67

II. 3

Ich dachte gestern Abend würde eine geleget worden.

ARNDT.

VISITE

seyn ab-

BENNO. Er hatte was versprochen, doch als die Zeit kam, so schrieb er den T E R M I N wieder ab. HANSO. Warum ist er denn so wanckelmüthig? BENNO. Er hat so viel Historien von der Jungfer gehört, damit sagt er ausdrücklich er könte seinen Sterbe-Kittel nicht im Braut-Bette suchen. ARNDT. Also wollen wir den Todt auch nicht auf unser Gewißen nehmen, wer will ihm etwas rathen, davon er sterben müste. BENNO. W i r wollen uns endlich die Sache nicht so schrecklich einbilden, M O N S I E U R EVERT wird sich zwar in die S C L A V E R e y nicht begeben, doch so viel hat er sich schon erkläret, er will sich bemühen, daß er iemanden an seine Stelle schaffen kan. HANSO. Nun so wollen wir ihn das befehlen, und wenn wir zu ihm kommen, soll er auch an unsern Dancke nichts auszusetzen haben. |

II. H A N D L U N G III. A U F F T R I T T . PAGEL, G E R C K E ,

hernach

LAX.

PAGEL. Wir wollen doch sehen, ob uns die Leute recht berichtet haben.

68

Christian

Weise

GERCKE. Ich wolte fast sprechen, wir wollen sehen, ob uns die Leute nicht VEXiRet haben? PAGEL. Ich bin meiner Schwester von Hertzen gut, solte ihr was zu Leide geschehen, so würde ichs vor einen Schimpf annehmen. GERCKE. Meine Schwester hat sich auch aller brüderlichen Liebe bey mir zu versichern, doch ich weiß meine Sorge wird vergebens seyn. Sie werden Hunde.

PAGEL.

mit

Maulschelln

TRACTiRet

wie die

GERCKE. Ich habe viel Hunde gehabt, doch ich wüste nicht, daß sie mit Maulschellen wären TRACTiRt worden. PAGEL. Die Menschen kriegen die Maulschelln mit den Händen, ein Hund muß mit den Füßen vor lieb nehmen, und endlich ist eines so empfindlich als das andre. GERCKE. Ach man kans nicht glauben, was eine gnädige Maulschelle bey solchen Muthwilligen Mägdgen vor eine Würckung hat. Der Herr Bruder muß ein C U R I O S E S C O L L E G I U M gehalten haben, die D I S T I N C T I O N von gnädigen und ungnädigen Maulschellen ist mir noch nicht bekand. |

PAGEL.

GERCKE. Wir wißen wol den Spruch: der Gerechte schlage mich freundlich. Ach soll sich Jungfer C A T H R i N G e n unter die Gerechten zehlen und soll meine Schwester solch unfreundliche T R A C T E M E N T annehmen?

PAGEL.

Böse Catharine II. 3

69

GERCKE. Wir wollen hören worauf die Sache besteht, darnach wollen wir von der Gerechtigkeit und Freundligkeit reden.

(er pocht an.)

LAX. Wer will uns die Haußthüre zerbrechen? PAGEL. Meine Dienste dem Herrn. LAX. Ey in dem Hauße seyn wir mit allen Diensten schon richtig, wir brauchen keinen MüntzenDiener. GERCKE. Wir haben in dem Hause was zu verrichten, und wer uns anweisen will, der hat wol ein solch COMPLIMENT verdienet. LAX. ES sind 2. Fragen, ob die Herren in dem Hause was zu verrichten haben, und ob sich ein occuPATer Aufwärter meines Gleichen mit einem COMPLIMENT soll abweisen laßen. PAGEL. Unsre Schwestern werden hier aufgezogen, und wenn ein Bruder darnach fragen will ob sie sich wohl verhalten, so wird uns niemand tadeln diirffen. GERCKE. Wenn wir auch allemahl mit einer DISSCRETION erscheinen sollen, so können wir auch aus den Hauße bleiben. |

(ad Spectatores) Der Kerl ist mir gewiß über mein C O M PLiMENTirBuch kommen, gestern kunt ich die Jungfer so kirre machen, itzt will er die Kunst am HaußKnechte auch anfangen.

LAX.

PAGEL. Je nun so wollen wir doch wißen, wo wir die kleinen Jungfern antreffen.

70

Christian

Weise

LAX. Habt ihr sie in unser Hauß als Jungfern gethan, o! die brauchen wir nicht, wir dencken sie sollen in Q V A L I T E als Lauf-Mädel bey uns aufwarten. GERCKE.

Je nu so wollen wir wißen wo unsre Mädel seyn.

LAX. Nun der hat mir schon das Hertze gestohlen, dürft ich sie ihnen doch bald weisen; doch was habt ihr denn bey unsern Mädeln so nothwendig zu verrichten? Wenn wir hinkommen werden, so wird es uns wohl einfallen, was wir verrichten sollen.

PAGEL.

Und wenn es gut abläufft, so wißen wir doch, wem wir als einen PATRON erkennen sollen.

GERCKE.

Ey ich bin kein P A T R O N , ich bins mein Lebtage nicht gewesen, ich denck es auch mein Lebtage nicht zu werden, was darf mir der Kerl einen Nahmen geben, der mir nicht ansteht?

LAX.

Last ihr uns nur in das Hauß, wolt ihr kein PATRON seyn, so wollen wir uns in dem Punckt gar leicht vergleichen.

PAGEL.

Und ich wolte nicht gerne, daß mir ein Kerl so | viel an einen andern Orte sagte.

GERCKE.

LAX. Ey merckt ihr was, ich weiß wol was ich rede, und daß ihr eben wißt, daß ich euer PATRON nicht seyn will, so will ich auch die Thür nicht aufmachen, (geht ab.)

Böse Catharine

II.

II. 4

71

HANDLUNG

IV. A U F F T R I T T . PAGEL, G E R C K E , C I L G E .

PAGEL. In dem Hause m u ß alles wol bestellet seyn. Ich wolte mir nur das C O M M A N D O ein paar Stunden wünschen, den Kerl ließ ich so lange prügeln, biß er mich vor einen PATRON erkennte.

GERCKE.

CILGE. Hätt ich doch nicht gedacht, daß ich die Herren an dem Orte antreffen solte. PAGEL. Unsern Gedancken nach stünden wir nicht auf der Gaße. GERCKE. Und daß wir uns von der Trödelfrau antreffen laßen, das mag sie dem HaußKnechte dancken. CILGE. Was vor einem HaußKnechte? PAGEL. W i r wollen einmahl sehen was unsre Schwestern machen, so kömmt uns ein LumpenHund in Weg, der im Hause mehr gebieten will als der Herr selber. GERCKE. Und wenn alles mit rechten Dingen zu geht, so m u ß er auch mehr zubefehlen haben als der Herr selber. | CILGE. Je was hatten sie denn vor ein Anbringen? PAGEL. Wir hören solch Wunderlich Ding, unsre Schwestern sollen wie die Hunde TRACTiRet werden, und wolten wir gerne nachsehen, was wir davon gläuben sollen.

72

Christian

Weise

GERCKE. Wir helffen unsern Schwestern nicht über, und wenn sie auch was versehen, so könte auch ein Brüderlicher Zuspruch was dabey schaffen. CILGE. Ach ihr Herren ich bin auch in dem Hause bekand, die Mädel werden von den Dinge nicht sterben, was in der Jugend prave geschurigelt wird, das kan sich darnach hübsch in die Leute schicken. P A G E L . ES

ist uns nur leid, wir werden was versäumen.

GERCKE. Und die Leute werden sprechen, die Brüder haben es nicht beßer verstanden. CILGE. Ach ihr Herren last euch doch eine Trödelfrau was gutes rathen, wie lange wirds wehren, so ist die Jungfer eine Braut, solchen Mädeln ists gleichwol eine Hülffe, wenn sie auf der Hochzeit mit herumlauffen dürffen, sie müßen doch irgend ein Kutteigen, und eine halbe Schürtze davon kriegen. PAGEL. Ich dächte wenn mich iemand braun und blau schlüge, so hätt ich keine Freude dran, wenn mir iemand ein Kutteigen schenckte, daß ich meine Schande damit bedecken solte. GERCKE. Und mit einer halben Schürtze werden wir das Un-|glück nicht gantz zudecken. CILGE. Nun ihr Herren, ich bin eine Trödelfrau, was ich angefangen habe da soll niemand die Schande davon erleben. PAGEL. Nun wir wollen uns heute noch weisen laßen. GERCKE. Doch wir werden uns unsre Nothdurfft allzeit vorbehalten.

(gehn ab.)

Böse Catharine II 5

II.

73

HANDLUNG

V. A U F F T R I T T . CLLGE, SEFFE.

CILGE. Nun nun geht ihr lieben Herren, ich weiß wol was ihr mir alle miteinander habt zu leide gethan, das weiß ich wol die Mädel sitzen in kein RosenGarten, und ich dencke immer, solche Herren mögen sich einbilden, was sie wollen, sie werden die Sache ehe schlimmer als beßer machen. SEFFE. Je Frau CILGE, seht ihr hats verdient daß ich euch ein garstigen Nahmen gebe, wie lange habt ihr mir den silbernen Fingerhut versprochen, und wenn ich nähen will, so hab ich was garstiges am Finger, daß ich keinen Menschen darf zu sehen laßen. CILGE. Last mich doch machen biß mirs gelegen ist, wenn ich euch ein Qvarck von außgesottnen Kupfer hätte bringen wollen, so hätt ichs lange gethan, doch hört | Jungfer Köchin, was machen denn die Mädel, die ich ins Hauß gebracht habe? SEFFE. Sie seyn als Mädel ins Hauß kommen, und nun werden sie nicht drüber klagen, wenn wir mit ihnen als mit Mädeln umgehn. CILGE. Die Leute rippeln mir die Ohren schrecklich, und auf die letzt werden mir die Leute schuld geben, als wenn ich die armen Kinder in ihr Unglück geführt hätte. SEFFE. Ach meine liebe Trödelfrau, wer sich nach großen Glücke sehnt, der darf nicht in unser Hauß kommen.

74

Christian Weise

CILGE.

Ich dachte so es wären alles hübsche Leute.

Die Leute seyn alle gut genung, aber ich will euch ein Gleichnüß geben, neulich solt ich ein Karpe sieden und ich hatte nicht Zeit, so solt es die JungeMagd thun, die hatte die Galle drinne gelaßen, und das kleine Bißgen hatte mir das gantze Freßen verderbt.

SEFFE.

CILGE.

Wir reden itzo nicht von Karpen.

Je nun seht unser Jungfer ist lauter Gifft und Galle, davon m u ß auch in unsern Hause alles verderben. Das ist wahr, wo die Mädel nur 1. Jahr bey ihr bleiben sollen, so werden sie zu Narren und seyn keinen Menschen was nütze.

SEFFE.

Je nu arme Mädel müßen viel gewohnen, | aber ist es nicht wahr die Leute sprechen eure Jungfer ist eine Braut?

CILGE.

In ihren Gedancken mag es schon vorm Jahre seyn richtig gewesen.

SEFFE.

Je helfft doch alle schirgen, daß sie ein mahl aus dem Hause kömmt.

CILGE.

Ja das ist wahr sie thut itzund gantz M a n n t u m m , aber sie redt offt davon wo es ihr sitzt, sie spricht sie m u ß sich so vor dem Herrn Vater in acht nehmen, drum hätte sie gern ein Mann, den wolte sie Thürengeln. U n d da wolte sie sehen laßen, was eine Frau im Hause befehlen könte.

SEFFE.

Die Leute seyn wol Narren, daß sie alles reden was sie dencken.

CILGE.

Je nu wir werden alle Narren nicht bekehren, lebt fein wol und vergeßt meinen Fingerhut nicht.

SEFFE.

Böse Catharine

II. 6

75

II. H A N D L U N G VI. A U F F T R I T T . CILGE, BENNO,

Wie stehts Frau vergebens?

BENNO.

CILGE

HEYNO.

das Gespräch war wol nicht

Ich dencke was wir mit einander geredt haben, wird auch vergebens seyn.

CILGE.

Nein itzo hab ich einen in der Bestallung, | den will ich wol fangen, stehts der Jungfer an, auf dem Abend um 8. will ich einen vorbey schicken, wolt ihr euch dazu gebrauchen laßen, daß er ins Haus kömmt, so dencken wir, es soll wol rutschen.

BENNO.

CILGE.

Je wer ist es denn?

Dort kömt er her, wolt ihr mir zusehn, wie schöne ich mit ihm thun kan, so mögt ihr auf der Seite stehn bleiben.

BENNO.

CILGE.

Ich will sehn ob ich Zeit habe, (geht ab.)

(kömmt) Mein lieber Herr er hat gewiß gemeynet ich bin gar durchgegangen.

HEYNO.

Ach nein von ehrlichen Leuten werd ich solch böse Ding nicht gedencken.

BENNO.

Ich war unhöflich und ging davon, und hatte nicht gefragt, was wir verzehret hatten.

HEYNO.

76

Christian

Weise

BENNO. Ich habe die Leute gar lieb, die mich nicht bezahlen, so kommen sie auf den morgenden Tag wieder, und so werden wir denn beßer bekand. HEYNO. Man siehts daß der Herr unter Leuten gewest ist, doch gab er nicht Achtung drauf, was der gute Freund mit mir redte. BENNO. Wenn es dem Herrn beliebt so will ich Achtung drauf gegeben haben, stehts ihm aber nicht an, so ( w e i ß ) ich nichts davon. | HEYNO. Sie schlugen mir eine Heyrath vor, und ich gesteh es, ich geb mich vor ein Holtz aus, da man einen Liebhaber drauß schnitzen kan. BENNO. So viel als ich weiß, so wäre der Vorschlag nicht uneben. HEYNO. ES steht mir alles an, nur ein Punckt ist dabey, der was zu bedeuten hat, es kommen etliche Leute, die wollen mich in der Hochzeit DEFRAYRen, ich will nicht hoffen, daß ich solte ein Schanddeckel seyn. BENNO. Ach deßentwegen hat sich der Herr nichts zu besorgen, es besteht in einer Wette, darüber er selbst lachen wird, wenn die Hochzeit solte vollbracht seyn. HEYNO. Doch warum greift der Herr nicht selber zu, der mir die Jungfer überlaßen will. BENNO. Er hat sich sonst schon verplempert, und an solchen vornehmen Orte möchte es gar übel aufgenommen werden, wenn ihm ein Einspruch geschehen solte.

Böse Catharine II. 7

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HEYNO. Ich höre es ist noch eine andre Schwester da, wenn sie mir bey derselben die HochzeitUnkosten geben wolten, so wolte ich mit beßern Freuden in das Hauß gehen. BENNO. Ach die älteste Schwester hat doch den Vorzug, er sey nur so gut und gehe auf dem Abend um 8. vorüber, die Trödelfrau wird schon Achtung geben und die wird ihm schon zu rechte weisen. | HEYNO. Die Leute werden sich wundern, was ich bey der Trödelfrau wil. BENNO. Er spreche nur er wil ein paar Pfund Buder kauffen, und wenn wir solch klug Ding mit einander reden wollen, so müßen wir auch ein Gläßgen Wein trincken. (geht ab.)

II. VII. LAX,

HANDLUNG AUFFTRITT. hernach

KÖPKEN.

LAX. N u n bleibts dabey, ich und Jungfer CATHRiNGen haben uns mit einander berochen, nun seyn wir die besten Freunde, wenn ich eine Kunst könte, daß ich flugs ein praven Freyer hätte, der sie haben wolte, sie trinckte gar Brüderschafft mit mir. KÖPKEN. N u n wie stehts ist der Holtzschläger da? LAX. Nein da ist kein Holtzschläger. KÖPKEN. Aber ein solcher Limmel soll so lange rumlaufen, biß er den Holtzschläger gefunden hat.

78

Christian Weise

LAX. Ich will zehn Holtzschläger finden, aber was mach ich denn, wenn mir die Schorcken nicht gehorsam seyn? KÖPKEN. Sprich sie sollen ihr Geld haben, die Jungfer will ihm selber bezahlen. LAX. Je nu, wenns die Jungfer befohlen hat, so wil ich doch ein paar Gaßen hin und her spatzieren gehn, ich weiß wohl wir haben einen Holtzschläger nur einmahl, | darnach fangt die Jungfer Händel mit ihm an, daß er nicht in unser Hauß verlangt, und wenn ich sonst nichts zu verrichten hätte, so wäre das schone genung, wenn ich alle Tage einen neuen Holtzschläger schaffen solte. KÖPKEN. Nun wir müßen nicht lange trödeln, es ist bald Mittag, und darnach will ein solcher Pfuscher das Lohn doch vor voll haben. LAX. Je nu, ich will thun was mir möglich ist. KÖPKEN. Ach wenn ich doch meinen Wunsch einmahl erfüllen könte, wie gerne wolte ich doch ein paar böse Tage mit nehmen, Wenn wir die Jungfer ausm Hause schaffen könten, da soll nu flugs ein Holtzschläger da seyn, der ihr eine neue M O D E von FischHoltz macht. Ich dencke wir werden die neue M O D E kriegen.

79

Böse Catharine II 8

II. IIX.

HANDLUNG AUFFTRITT.

HANSO, ARNDT, MAKO

im Holtzschläger

Habit.

MAKO. Soll ich das gleichwol wagen? HANSO. Warum das nicht, er hat doch sonst keine Gelegenheit, daß er mit dem lieben Kinde sprechen kan. ARNDT. U n d vielleicht kan er sich bey der bösen Jungfer selbst iNSiNUiRen. MAKO. Davor will ich mich bedancken. D o c h weil mir das gantze H a u ß will zu wieder seyn so will | ich alles versuchen, daß ich mich einer wenigen R E V E N G E getrösten kan. HANSO. N u er thue das seinige, wir wollen unterdeßen nichts versäumen. ARNDT. Ich habe schon so viel Nachricht, daß wir das liebe CATHRiNGen versorgen wollen. MAKO. Darinne besteht meine Wohlfahrt, und wenn ich vom Glücke selbst soll verlaßen seyn so werd ich D E S P E R A T und führe das liebe Kind davon. HANSO. Das ist ein Glücke, das sich niemand wünschen soll. ARNDT. U n d ein Glück dabey man alles verderben kan. MAKO. Ach hab ich nicht alles auf dem rechten Wege so gesucht als es möglich ist?

80

Christian Weise

HANSO. Die schweren Wege sind den WandersLeuten offt am liebsten. ARNDT. Denn wenn sie auf den SteinWeg kommen, da es stattlich rumpelt, so sind sie auch der Stadt am nächsten. HANSO. Doch wir werden ihn verlaßen, er mag sein Glück in acht nehmen.

II.

HANDLUNG

IX.

AUFFTRITT.

M A K O , L A X , hernach

KÖPKEN.

muß ich doch sehn ob ein Holtzschläger in diesen Hause beßer ankömmt als ein Liebhaber. |

M A K O . SO

LAX. Hört doch, was seyd ihr vor ein Müßiggänger? MAKO. Bin ich ein Müßiggänger so bin ichs mit Ehren. LAX. Das ist wieder was, das ich nicht verstehe. MAKO. Wenn mich niemand dingen will, so muß ich dencken, die Leute geben mir den Befehl, daß ich ihnen zu Dienste soll müßiggehen, und ist das nicht eine Ehre, wenn ich der gantzen Welt gehorsam bin? LAX. Der Holtzschläger ist vor mich zu klug, ich will ihm keinen Brandtwein ins HoltzHauß bringen. Hört! gebt ihr euch denn sonst vor einen redlichen Holtzschläger aus?

Böse Catharine II.

9/10

81

Ein Holtzschläger bin ich, mein Meister bey dem ichs gelernt habe, der hatte seine Kunst gar hübsch gelernt, wenn mich ehrliche Leute dingen, so fehlt mir nichts an meinem Handwercke.

MAKO.

LAX. Seht wie mich der Kerl auf das Gewißen treibt, da soll ich ihn flugs meinen GeburtsBrieff weisen, ob ich ein Holtzschläger dingen kan. Ist euch mit meiner Arbeit was gedienet, so macht fort, ein Geld ist so gut als das andere.

MAKO.

LAX. NU ihr StrotzKopff so kömmt doch mit. (komt) Nun wie stehts? Wenn wir keinen Holtzschläger kriegen, so müßen wir doch zum Drechßler schicken, daß die Jungfer mit ihren FischHoltz zu rechte kömmt. |

KÖPKEN.

LAX. Herr Verwalter den Holtzschläger hätt ich gefunden, soll ich ihn anweisen, so will ichs auch thun. KÖPKEN. NU

geh fort und weiß ihm den Weg zum HoltzHause. (LAX

geht mit

MAKO

ab.)

II. H A N D L U N G X. A U F F T R I T T . KÖPKEN, CATHARINA,

BIANCA.

Ich soll weggehen und ich weiß wohl was ich vor einen nothwendigen Gang vor mir habe. Nun fehlt es uns

CATHARINA.

82

Christian Weise

am Holtzschläger, deßentwegen soll ich noch ein paar Stunden vertrödeln. KÖPKEN. Jungfer der Holtzschläger ist da. CATHARINA. Wer weiß was der Narr vor ein Pfuscher gebracht hat. viel ich an ihn sehen konte, so mag er ein künstlich Scheit beßer zerschlagen als ein grobes.

K Ö P K E N . SO

CATHARINA. Wer wird es ihm aber recht weisen? KÖPKEN. Mir ists unmüglich sonst möchte ich HerrnDienste versäumen. CATHARINA. Und mir ist es auch unmöglich sonst müste ich eine C O M P A G N I E versäumen, die was zu bedeuten hat, und meine Leute habe ich alle voran geschickt, wenn sich meine Schwester drein finden könte? B I A N C A wo bistu? BIANCA,

(kommt) Wer rufft mich?

CATHARINA. Das kanstu wol dencken, es thuts iemand der dir zu befehlen hat. BIANCA. Was soll ich denn thun? | Seht mir doch das C L A R E T G E N an, sie macht flugs ein krum Mäulgen, wenn ihr iemand was zu thun giebt.

CATHARINA.

BIANCA. Ich kan mein Maul nicht anders machen als mirs der liebe Gott gegeben hat.

Böse Catharine

83

II. II

CATHARINA. Nun seht nun solls der liebe Gott gethan haben, ja stünde mirs an, daß ich mich erzürnen möchte und wollte ich nicht mit einer nichtern Seele an ein vornehmen Ort gehen, ich wolte dich schmeißen, und wenn du ein Maul von 5. Zippeln machen soltest. BIANCA. Meine liebe Schwester, kan ich denn nicht hören was ich thun soll? CATHARINA. Ja nu bin ich einmahl die liebe Schwester, du weißt, daß ich nicht Zeit habe, du hast Maulschellen verdienet, und niemand will sie dir geben, höre da haben wir einen Holtzschläger im Hause, nun weise ihm was er mir vor FischHoltz machen soll, wenn ich heim komme, so nehme ich dir das Maaß mit dem FischHoltze auf dem Buckel.

(gehn ab.) II. H A N D L U N G XI. A U F F T R I T T . BIANCA,

hernach

MAKO,

endlich

EMME.

BIANCA. Ach du gute Schwester, du darfst mir die COMM I S S I O N nicht geben, daß ich den Holtzschläger besuchen soll, ich hätte auch den Weg ohne deinen Befehl gefunden.

(Die mittelste Scene eröffnet sich da schlägt

MAKO

Holtz.)

Ach du liebes Hertz solstu dich meinetwegen in einer so | jämmerlichen Gestallt aufführen und solstu deine Hand zu einer HoltzAxt gewöhnen, die sich sonst zu einen beßern

Christian Weise

84

MeisterStück beqvämen solte; Glück zu Meister HoltzSchläger. MAKO.

(wirfft die HoltzAxt weg und springt heraus) Ach meine sind wir alleine?

BIANCA

BIANCA. Wir sind nicht alleine, wir haben alle beyde was Liebes bey uns. MAKO. Auf meiner Seite muß ich dieses wohl gestehen, doch wie soll ich meine Person LEGITIMIRen? BIANCA. Er wird sein treues Hertz mit den Kleidern nicht abgelegt haben. MAKO. Ich habe ein getreues Hertz mitgebracht, aber auch ein betrübtes Hertze. BIANCA. Ach mein Hertze bin ich vielleicht Ursache an diesem Betrübnüße? MAKO. Ich bin betrübt und weiß nicht über wem ich klagen soll, Ach warum bin ich aus diesem Hause verbannet worden? BIANCA,

(weinet) Mein Hertze ich kan nicht davor.

MAKO. Und eben deßwegen will ich alles mit großer Gedult außstehen, ach! habe ich die Versicherung daß ich mich noch einer guten Zeit getrösten mag? BIANCA. Ja so viel Versicherung als mein armes Hertz in seiner Gewalt hat. Ich habe mich RESOLViRt unbekand zuverbleiben, biß sich die Zeiten ändern.

MAKO.

Böse Catharine II. 11

85

BIANCA. Ich will es meiner Schwester gerne gönnen, | daß sie wol ein Jahr eher Hochzeit macht als ich. MAKO. Ach wäre die Hochzeit nur vorhanden, wegen des Jahres wolten wir uns schon vergleichen. Ach mein Kind ich habe mich vielmahl nach der Zusammenkunfft gesehnet und nun weiß ich selber nicht was ich reden soll. BIANCA. Ach mein Hertz ich bin ohndem betrübt genung, er darf nichts darzu reden, ich seh es an seinen Backen an, daß ihm kein Eßen schmeckt und daß er unruhig schiäfft. MAKO. U n d ich kan mir leicht einbilden, daß sie was außstehen m u ß darinn ich ihr nicht helffen kan. D o c h was ist das? EMME,

(singet)

1. Mein Seelgen was betrübstu dich Die Noth m u ß doch vergehen. Was wilstu mehr, du kennest mich Ich kan dich auch verstehen, D r u m gieb mir nicht die Schuld U n d habe nur Gedult, Gedult. 2.

Gedult ist zwar ein schweres Wort Doch leichte, wenn wir lieben. Mein Hertze weiß den süßen O r t D a soll mich nichts betrüben, Nur bleib in meiner Huld U n d habe noch Gedult, Gedult. | MAKO. Ach mein Hertze! ich bin gantz entzückt.

86

Christian Weise

BIANCA. Wer das Lied gemacht hat, der ist Ursach daran. MAKO. Ist es möglich daß wir es noch einmahl hören. BIANCA. D a s kan w o l geschehn. EMME,

(singet)

Mein Seelgen was betrübstu dich? pp. BIANCA. Mein Kind hörstu wir sollen nicht betrübet seyn. MAKO. Wenn der Befehl aus ihrem Munde kömmt, so wird solches nicht geschehen. EMME,

(singet)

Die Noth m u ß doch vergehen. MAKO. Ach mein Kind ist es möglich daß wir ein Ende von unsrer Noth erleben sollen? BIANCA. Was im Liede steht wird auch möglich seyn. EMME,

(singt)

Was wilstu mehr, ich kenne dich ich kan dich auch verstehen. MAKO. Das ist ein hartes Wort, was wilstu mehr, sollen wir nichts mehr hoffen, als daß wir in einer solchen Gestallt ein ander sehen können? BIANCA. Ich wünsche nichts mehr, als daß ich in meinem Hertzen bekand bin, wenn die beßre Zeit kommen wird, so

Böse Catharine II. 11

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können wir doch nichts mehr haben, als daß wir in unser Liebe beständig seyn. EMME,

(singt) Drum gieb mir nicht die Schuld Und habe nur Gedult, Gedult.

MAKO. Die Person kan von der Gedult singen, aber wenn ich von der Gedult rede so blutet mir mein Hertze. BIANCA. Die Gedult hat eine bittre Wurtzel aber eine weiße Blume. EMME,

(singt) Gedult ist zwar ein schweres Wort doch leichte wenn wir lieben.

MAKO. Ach mein Kind ein schweres Wort. | BIANCA. Meine Hertze, aber auch ein leichtes Wort. EMME.

Mein Hertze weiß den süßen Ort der soll mich nicht betrüben. MAKO. Nun so mag ich auch dem süßen Orte befohlen seyn. BIANCA. Und wenn dieses geschieht, soll uns auch nichts betrüben. EMME,

(singt) Nur bleib in meiner Huld

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Christian Weise

MAKO.

Mein Hertz das thu ich schon.

EMME.

Und habe noch Gedult Gedult. Gedult.

MAKO. 5

Gedult. Ach Gedult Gedult! Ich kan das Wort nicht begreiffen. (er will in Ohnmacht sincken.)

BIANCA. MAKO.

BIANCA. MAKO. 10

Mein Kind! Gedult Gedult.

Wohlan ich will gedultig seyn.

BIANCA.

Was hab ich in meiner Einsamkeit zu Pfände?

Mein Hertz und die HoltzAxt, die ist von keiner Hand berühret worden, sie gönne ihr doch eine Stelle, da sie keiner andern Hand zu Dienste steht. Nun es ist Zeit wir möchten uns verrathen laßen.

MAKO.

15

BIANCA,

(weint.) Gedult Gedult. (er geht ab. sie nimmt die HoltzAxt.)

Nun da mit will ich mein Betrübnüß entzwey schlagen und wenn ich drauf sehen werde, so will ich nichts anders gedencken als daß mir zugeruffen wird. Gedult Gedult.

Böse Catharine II. 12

II. XII.

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HANDLUNG AUFFTRITT.

HINZE,

WILLEM.

HINZE. Ach warum ist er nicht bey uns gewesen? | WILLEM. Er weiß meine Verhinderung, und es ist mein Glücke daß ich ihm hier begegnen kan. HINZE. Und mir ist es lieb daß ich ihm artige Sachen erzehlen kan. In der C O M P A G N I E mag es nicht gar zu artig außgesehen haben.

WILLEM.

HINZE.

Wer will uns die

COMPAGNIE

verachten?

WILLEM. Die böse Jungfer ist dabey gewesen und die ist auch C A P A B L E die beste C O M P A G N I E ZU verderben. HINZE. Ich habe was an ihr gemerckt, daß ich davor halte, man könte sie noch zur frommen Frau machen. WILLEM. Die ScharfFsichtigkeit ist mir nicht gegeben. HINZE. Sie gieng etliche mahl zu ihren Leuten herauß, da war sie nicht anders als ein LindWurm oder Drache. WILLEM. Ja ja sie läßt sich manchmahl in ihrer angenehmen Gestallt sehen. HINZE. Wenn sie aber wieder zu uns kam so kunte sie so schöne thun als ein Engel.

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Christian Weise

WILLEM. Ich wünsche mir ein Engel der schöne thut und auch inwendig lauter schönes hat. HINZE. Ach kein Mensch ist so gar fromm und hat ein idweder was böses bey sich, der heißet fromm der die Boßheit klug verbergen kan. WILLEM. Aber so weit wird die böse Jungfer nicht kommen, sie wird die Boßheit unmöglich verbergen. Was sie itzo dem vermeinten G A L A N zu Liebe thun kan, | das wird ihr auch immer möglich seyn, denn sie hat doch eine Q V A L I T J E T daß sie den Koller verbergen kan.

HINZE.

WILLEM. Ja ja das Waßer läst sich schützen, darnach reißt es auch mit einander durch. Doch ist es noch mit dem Freyer richtig? HINZE. Die Jungfer kan treflich verliebt thun. WILLEM. Sie wird sich auch bemühen sollen, daß sie den Liebtsten auch bey solchen Gedancken erhallt. HINZE. Ich merck es wohl die Leute im Hause wären des Ungethüms gerne loß. WILLEM. Doch der wird sich in seinem Hauße gar schlecht ACCOMMODIRen.

HINZE. Doch sieh da! bringt doch der Liebhaber seinen schönen Engel geführt, wir müßen ihm aus dem Wege gehen. WILLEM. Doch ich werde mir die Freyheit nehmen, daß ich von weiten zusehe.

91

Böse Catharine II. 13 II. XIII.

HANDLUNG AUFFTRITT.

HEYNO, CATHARINA.

Ich werde mir die Ehre geben und gleiten.

HEYNO.

MADEMOISELL

be-

CATHARINA. Ich habe die Ehre nicht verdienet, daß sich so eine vornehme Person bemühen soll. HEYNO. Das ist keine Bemühung wenn man so einer angenehmen C O N V E R S A T I O N genießen darff. | Meine C O N V E R S A T I O N wird über die maßen schlecht seyn, denn in unsern Hause werden wir nicht dazu gehalten.

CATHARINA.

HEYNO. Das ist ihre Tugend daß sie sich selbst erniedriget, ihr Herr Vater ist ein GALANTer Mann, es wird Ihm an täglichem Zuspruch nicht fehlen. CATHARINA. Was der Herr Vater zu thun hat, da kommen wir nicht dazu, früh Morgens beten wir, haben wir Zeit, so gehn wir in die Kirche, darnach giebt es allemahl was in der Haußhaltung zu thun, wenn ich auch den gantzen Tag zusammen rechne, so bleibt mir nicht ein ViertelStündgen übrig, das ich zu einer C O N V E R S A T I O N sPENDiRen könte. wenn sie auch von solchen Sachen reden kan so ist die C O N V E R S A T I O N am liebsten, mir ist mit nichts mehr gedienet als mit Tugend, Demuth und Frömmigkeit.

HEYNO. MADEMOISELL

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Christian Weise

CATHARINA. Ja den BrautSchatz soll mein Liebster gewiß einmahl mit in sein Hauß bekommen. HEYNO. Wenn ich den Liebsten kennete, so wolt ich ihm deßwegen GRATULIRen. CATHARINA. W e n n er mit mir recht bekennt wäre, so müste er s i c h selber GRATULI Ren.

Solte ich gleichwol so ein gutes C O N C E P T verdienet haben?

HEYNO.

CATHARINA. Ich weiß was ich von dem Herrn juDiciRen soll, mir aber wird es leid seyn daß er in meinen QvALiT^Ten | nichts dargegen antrifft. Doch wir sind hier am Hause, will er so gut seyn und einsprechen? da stehen Leute, die gerne wollen abgefertiget seyn, ich will mir die Freyheit aus bitten, daß ich in einer halben Stunde wieder aufwarten mag.

HEYNO. MADEMOISELL

CATHARINA. Das Hauß soll ihm allemahl offen stehen, (siegeht hinnein.)

II. XIV.

HANDLUNG AUFFTRITT.

EVERT, DREWES,

HEYNO.

HEYNO. Die Jungfer ist mir so böse beschrieben worden, wenn ich sie nach ihren Worten urtheilen soll so muß ich mich selber glücklich schätzen, wenn ich mit einer solchen Person solte verbunden seyn.

Böse Catharine II 14

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EVERT. Ich dachte mein Herr hätte sich bey dem Frauenzimm e r ENGAGIRt.

DREWES. Und wir werden ihm Glücke wünschen, daß die A L L I A N Z bald ihren guten Fortgang haben möge. HEYNO. Die Herren haben mir zu erst den Weg gewiesen, und so viel ich bißher gesehen habe, so werd ich mich zu einer treflichen O B L I G A T I O N bekennen müßen, ein guter Freund wird den andern nicht betrüben. DREWES. Wenn ich einen andern aus guter Freundschafft rathen soll, so werd ich ihm nichts gönnen, was ich mir nicht selber wünsche. Wenn meine Sachen so C 0 N D i T i 0 N i R e t wären, | daß ich mich mit HeyrathsSachen schleppen dürffte, so würde ich mich keinen verdringen laßen.

EVERT.

HEYNO. Ich habe ein Gottsfürchtiges, kluges und geschicktes Kind an ihr gefunden und ich weiß nicht warum sie das um andere Leute so verdienet hat, die solche F A B E L N aus bringen, als wenn sie böse wäre. EVERT. Ach die Leute sind nicht flugs böse, wenn sie gleich ihr MundWerck gebrauchen können. DREWES. Ja wol ein Hund der nicht billt eine Frau die nicht schilt, die taugen alle beide nicht einen Pfifferling. EVERT. Ein iedweder Mensch kan freundlich und verdrüßlich thun nachdem die Person ist. DREWES. Wir machen es selbst nicht anders, wenn wir mit lieben Freunden umgehen, so kehren wir die schöne Seite an

94

Christian Weise

unsern Gesichtern heraus: Wenn iemand anders kömmt, der uns nicht anstehet, so mag er mit der garstigen und rauhen Seite vorlieb nehmen. Doch warum hat er sich ABSENTIRet?

HEYNO. Sie hatte gleich mit andern Personen im Hause zu thun, so gab ich P A R O L in einer halben Stunde wieder zu kommen, und wo ich was vergnügtes genieße, so mögen sich meine Herren auf ein danckbares Andencken versichern. EVERT.

Nun Herr Bruder was hält er von den

COURTISAN? |

DREWES. Das ist eine große Kunst, wenn man sich was bereden kan; doch die Kunst mag treflich schwer seyn, wenn man alles gut und wieder die Vernunfft auslegen soll. EVERT. Ich will es gerne sehn, daß ich mit einem blauen Auge davon komme. DREWES. Herr Bruder ich wollt es ihm nicht gönnen, daß er sich die vornehme F A M I L I E zu Feinden machen solte. Nun wir müßen sehen ob die V I S I T E wol ablauffen wird.

II.

HANDLUNG

XV. A U F F T R I T T . WULF, WERNIKE,

THIES.

WULF. Die Jungfer spricht wir sollen warten, und da stehn wir wie die Narren, ich dächte wenn sie mit uns reden wolte, so dürffte sie wohl nicht gar zu lange drauf S T U D i R e n .

Böse Catharine II. 15

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heißt wir haben ein Verwalter, aber wenns um und um kömmt, so wird der Verwalter mit den Bauern über ein Leisten geschoren.

W E R N I K E . ES

Ja wir armen Leute haben rechte böse Zeit, wir hätten den lieben LandFrieden, doch in unsern Dorfe wird uns alles umgedrehet.

THIES.

Ich wolt es gerne leiden, wenn die Jungfer gleich ein bißel scharf wäre; denn wir Bauern thun sonst kein guts wenn wir von der Obrigkeit nicht fein scharf gehalten werden; aber das ist der Henger, die Jungfer fängt solch thum Ding an, darüber andre lachen, und wir sollen gehorsam seyn. |

WULF.

Meine Frau hat nun wol bey 20. Jahren die Gewohnheit gehalten, daß wir am Freytage buttern, der Narr will es bald am Donnerstage bald am Sonabend haben, es wundert mich, daß die Weiber nicht einmahl auf den Sontag müßen zu Hofe kommen und müßen buttern.

WERNIKE.

Das wären endlich keine Närrsche Poßen, denn die Bauern ließen sich nach der VesperPredigt hübsch auf eine ButterMilch bitten.

THIES.

Wir haben endlich gar ein hübsch FlachßLand, aber wenn andre Leute säen, so han wir Feyertage, und wenns verdirbt, so sollen wir Schelmen und Holluncken heißen.

WULF.

Ja denckt doch was sie neulich vor thum Ding anfieng, sie schickte herauß, wir solten die jungen TruttHüner kappen, ich schickte den Boten wieder fort und ließ fragen, ob wir die Tauben und Hätschen auch kappen solten.

WERNIKE.

96

Christian

Weise

THIES. Wenn ich wäre wie die Jungfer so ließ ich die Sperlinge auch kappen, die könte sie hernach vor fette Lerchen verkauffen. WULF. Nun ihr wißt es alle miteinander, wir haben hübsche Eicheln, und die seyn am besten vor die Schweine, nun sollen wir sie zum Meele brauchen und sollen sie mit unters Korn backen. WERNIKE. Ich weiß wol was den GifftHunde im Kopfe steckt, daß das Brodt feine strenge wird, so können wir mit | einem Gebäcke fein lange reichen. THIES. Aber womit wollen sie denn die Schweine mästen, sie sollen gewiß so herum lauffen, und sollen sehn wo sie was finden. wir ein SchobenDach haben, da last sie Schindeln drauf machen, und wo Schindeln seyn, da will sie mit Gewalt ein StrohDach haben.

WULF. WO

WERNIKE. Neulich hatten wir ein Fuder Mist aufgeladen, und wir musten es gleich wieder abwerffen und musten ihr oben auf den Brettern gebackene Aepfel in die Stadt führen. THIES. Das Räudel ist nur deßwegen da, daß die Leuthe sollen geschuriegelt werden, ich wolte sie kriegte ein Mann mit einer Graffschafft, wenn sie nur in unserm Dorffe nichts zubefehlen hätte. WULF. Je was solte der böse Nickel ein Mann kriegen, ich bin ein armer Mann, und wenn ich eine solche Frau nehmen solte, so wolt ich mich lieber lebendig schinden laßen, denn wer sich mit einer solchen Frau besachen soll, der wird die Zeit seines Lebens nicht viel beßer als ein SchindVieh gehalten.

Böse Catharine II. 16

97

WERNIKE. O wenn mirs zukäme, daß ich mir eine solche Freyd einbilden dürffte, o fürwahr eh ich mich schinden ließe, wolt ich es drauf ankommen laßen, hätte sie ein schlimmen Kopf, so hätte ich ein groben, und wenn wir mit den Köpffen feine lange zusammen liefen, so würde sichs weißen | wem der Kopff am ersten würde weich werden. THIES. Wenn ich eine solche Frau hätte, so schlüge ich ihr den Kasten auf und nehme das HochzeitGeschencke, sie möchte daheime schelten, ich wolte mir in der Schencke was zu guts thun, doch das ist wohl unser Glücke, daß wir uns solch gefährlich Ding nicht einbilden dürffen.

II. XVI.

HANDLUNG AUFFTRITT.

Die Vorigen,

CATHARINA.

CATHARINA. Nun es ist groß Wunder, daß die Herren Bauern einmahl da geblieben seyn. WULF. Je liebe Jungfer, wenn bleiben wir nicht da wenns recht befohlen wird? CATHARINA. Nun will ich alle Welt zum Zeugen anruffen, ob ich nicht soll böse seyn, da heißt mich der grobe Bauer eine liebe Jungfer, wenn es mein Freyer wüste, er dächte doch es wäre zwischen uns was vorgegangen: ie du LumpenHund ich bin nicht deine liebe, ich bin deine gebietende Jungfer. WULF. Je redt ich doch davon, ich wolte mir was gebieten laßen, wenn es halbig ein Geschicke hat so werd ich nicht zuwieder seyn.

98

Christian Weise

CATHARINA. Wenn hab ich dir was befohlen, das kein Geschikke gehabt und wenns geschehen wäre, so werde ich von solchen DorffTeuffeln das Geschicke nicht lernen. | WULF. Ey wir seyn auch deßwegen nicht da daß wir alle Unlust einfreßen sollen. O ihr StadtTeuffel hättet ihr keine DorffTeuffel ihr würdet manchen ButterStritzel müßen ungefreßen laßen. CATHARINA. O . du Bestie wilstu dich an deiner lieben Obrigkeit versündigen, den laß ich gleich ins Hundeloch stecken und ihr andern, wo ihr auch der Meynung seyd so kömmt ihr gar in die Spey-Fiedel. WERNIKE. Je Jungfer bey solchen Leben vergeßen wir, was wir vor eine Meynung haben, wir haben gar keine Meynung. CATHARINA. Was hastu zu lachen, wenn du mich Jungfer heißt, siehstu mich vor keine reine Jungfer an? WERNIKE. Was scheer ich mich drum ob ihr reine oder beschißen seyd? CATHARINA. Es ist mir leyd, daß der Herr Vater so ein Gerücht wird halten müßen. WERNIKE. Je nu, wir dürffen nichts reden, die Worte werden uns im Maule rumgedreht, eh ich mir nun den Kopff zerbreche, was ich vor schöne Worte geben soll, so will ich reden was mir einkömmt, ein Dreck ist doch wie der ander. CATHARINA. Je nu ich dencke es wird ja noch ein Mensch ein redlich Herzte haben, höre wilstu auch ein Rebelle seyn?

Böse Catharine

99

II. 17

Ich kan nicht bellen wie ein Hund, so darf mich auch niemand einen Rebellen heißen.

THIES.

Gläubstu nicht, daß ich dir den EhrenTitul ge-|ben kan?

CATHARINA.

Das gläub ich wol, daß sie so sprechen kan, aber das gläub ich nicht, daß mir ein solch Wort wird am Halse kleben bleiben.

THIES.

Je nu der beste Bauer ist doch ein Schelme, wenn sie es nicht fühlen, so thun sie kein guts. (Sie kriegt einen Prügel und schmeißt die Bauern herum, die schreyen erschrecklich.)

CATHARINA.

II. HANDLUNG XVII. AUFFTRITT. Die Vorigen, KÖPKEN.

HilfF Himmel

KÖPKEN.

was entsteht

vor ein

Lermen,

Jungfer

CATHRiNGen sie b e d e n c k e sich d o c h !

ich habe mich lange bedacht, daß die BeerenHeuter Schläge verdient haben.

CATHARINA. E y

KÖPKEN.

Wir können der Sache wohl sonst helffen.

Je wenns auch so weit kömmt, daß unser Verwalter auf der Bauern Seite treten will, so will ich meine Schlüßel niederlegen, der Herr Vater mag sehen, wie er die Haußhaltung selber bestellt.

CATHARINA.

KÖPKEN.

Die Bauern wißen schon, was sie thun sollen.

100

Christian Weise

CATHARINA.

sollen.

Aber sie wißen nicht wie sie mich

RESPECTIRCII

Nun damit wollen wir schon zu rechte kommen, ihr Bauer ihr wißt was ihr thun solt. Morgen will ich nauß kommen und euern Frevel untersuchen.

KÖPKEN.

WULF.

Bey uns werdet ihr keinen Frevel finden.

(Die Bauern gehn ab.) \ Nun ich werde mich schöne bedancken, daß ihr mir so stattlich überhelffen könt.

CATHARINA.

Meine Jungfer! sie bedencke sich doch, es will ein Freyer kommen, wenn er das Wesen gesehn hätte, denckt sie denn, daß er sich nicht anders besinnen wird?

KÖPKEN.

CATHARINA.

thun soll. KÖPKEN.

Ey wenn der Freyer kömmt, so weiß ich was ich

Der Freyer kan aber von weiten zusehen.

Mag er doch zusehn, denn das ist gewiß aus Liebe nehm ich keinen Mann, ich soll in meinem Hause gebunden seyn, deßentwegen such ich ein Freyer, den ich recht wil zum Narren haben, und darnach soll mirs noch iemand verbieten daß ich die Bauer nicht schlagen mag. (geht ab.)

CATHARINA.

Ist das nicht Unvernunfft, und solte mirs iemand gläuben, wenn ichs in der C O M P A G N I E vor andern Leuten erzehlen wolte, wenn ich den Bräutgam rathen solte, so ließ ich mir bey der Trauung an statt der Braut-Glocke das Stingel-Glöckel läuten.

KÖPKEN.

Böse Catharine II. 18

II. XIIX.

101

HANDLUNG AUFFTRITT.

DREWES, SANDER,

BENNO.

DREWES. Nun wird der Liebhaber in sein Paradieß gegangen seyn. Wenn er mit guter E X P E D I T I O N zurücke kömmt, so werden wir ihm Glücke wünschen. |

BENNO.

DREWES. Ich habe meine Ursachen, daß ich den lieben Herrn was gutes gönnen möchte. BENNO. Sein guter Freund hat dem Herrn Vater gleichwol die Augen aufgesperret, wo sich niemand fangen läßt, so wird er die Stelle vertreten müßen. SANDER. Ich möcht auch vor mich selbst einen guten Fortgang sehen, die Tochter hat den Herrn Vater was eingebildet, als wenn sich M O N S I E U R was hätte verlauten laßen, er ist ein vornehmer Mann es möchte ohne Verdrießligkeit nicht abgehen. DREWES. Ich weiß nicht, daß er sich mit dem geringsten Worte vergangen hätte. Bey solchen Dingen ist auch die V E X I R E R E Y gefährlich, wir wollen manchmahl den Frauenzimmer einen Affen schleyern, und der Schleyer wird uns übern Kopff geworffen.

SANDER.

DREWES. Ich weiß wol was mir des vornehmen Mannes Ungnade vor eine Verdrießligkeit machen könte, doch wir stehen noch in guter Hoffnung.

102

Christian Weise

SANDER. Den Herren im Vertrauen gedacht, der Herr Vater hat es schon empfunden, daß niemand zu ihm kömmt, der was davon gedencken will, wir haben hohe Zeit, daß wir uns um einen rechtschaffnen Menschen bekümmern, denn es ist einmahl beschloßen, die böse Jungfer will einen Mann haben, und wenn sich niemand rathen last, so wird sie bey den nächsten zugreiffen, und wenn das Looß auch | MONS I E U R E V E R T treffen solte. DREWES. Ich bekomme keine, denn ich spiele nicht mit. Ein Frauenzimmer hat Macht, daß sie ein C A V A L I E R zum spielen fodern kan.

SANDER.

BENNO. Ihr Herren es ist leicht ein paar Wort geredt und etliche Gläßer Wein versäumet, was wir vor den Hause reden, das kan in der Stube so gutt verrichtet werden.

II. XIX.

HANDLUNG AUFFTRITT.

Die Vorigen, H E Y N O . Was ist das vor M O D E , daß sie auf der Gaße stehn, wollen wir nicht ein Gläßgen Wein trincken?

HEYNO.

BENNO. Mich hats gewundert, warum er noch keinen Wein zu seiner Liebsten verlanget hat? HEYNO. Was sagt er von einer Liebsten? Hat er unsre G R A T U L A T I O N in der kurtzen Zeit vergeßen?

DREWES.

Böse Catharine II 19

103

HEYNO. Ach nein, ich habe sie nicht vergeßen, doch nun weiß ich was ich auf solche G R A T U L A T I O N antworten soll. DREWES. D a wird ein liederlich Klatschmaul seyn dazwischen gekommen. SANDER. Und er wird iemanden geglaubt haben, der es mit dem vornehmen Hauße nicht gut meynt. DREWES. Wie steht er so in Gedancken? Wer bey der ersten V I S I T E nicht verliebter thun kan, der ist selber nicht werth, daß er von so einem | lieben Mägdgen so gute Worte bekömmt.

SANDER.

DREWES. Er hat uns ihre Frömmigkeit und ihre andre Tugenden so gelobet, er wird seine Worte nicht selbst wiederruffen. SANDER. Und wer einem Frauenzimmer so nahe kömmt, daß er sie nach Hause begleiten will, der hat etwas angefangen, darüber sich die gantze F A M I L I E F O R M A L i s i R e n kan. lange er schweigt, so lange wißen wir nicht was ihm auf den Hertzen liegt.

D R E W E S . SO

SANDER. Und er kömmt in den Verdacht, als wenn er die wichtige Sache niemahls recht gemeinet hätte. HEYNO. Ach was wollen sie mir viel sagen, ich habe von weiten zugesehen, was die Bestie bey den Bauern vor ein R E G I M E N T anfieng, sie fluchte ihnen alles auf den Kopff und endlich kam sie gar mit dem Prügel dazu, ey wie hab ichs da gesehen, daß sich der Engel in den bösen V O L A N T verkehret hat, und das wolt ich noch laßen gut seyn, das was die

104

Christian

Weise

Bauer leiden, das werde ich nicht dürffen fühlen, sie dürffite darnach sprechen, eben deßwegen verlangte sie einen Mann, weil sie einen Narren brauchte, der sich in ihre Weise so würde schicken müßen. Und ich sage Gott Lob und Danck, daß er mir so viel offenbahret hat, ich sag es in ihrer Gegenwart, die Leute mögen mirs als eine Sünde zu rechnen, daß ich meine V I S I T E nicht abge-|leget habe, denn ehe will ich ein armer Sünder seyn, ehe ich in einen solchen Stand treten will, (geht ab.) SANDER.

Da sieht mein Herr, an wen wir uns halten müßen.

Der liebe Mensch gebraucht sein Recht, ich werde mich auch darzu schicken müßen.

DREWES.

Ich wolte nur, daß in dem vornehmen Hause nichts davon wäre gesagt worden. Sie wißen mit wem ich bekand bin, und ich werde mir das Hauß selber verbieten, ehe was verdrißliches an mich kömt. (geht ab.)

SANDER.

Der Herr muß doch bey mir bleiben, vielleicht finden wir in einem Glaß Wein was von einer guten Weißheit.

BENNO.

II. HANDLUNG XX. AUFFTRITT. LAX, TITO,

hernach

HÄRMEN.

LAX. Ihr werdts nun wohl gemerckt haben, daß ich euer guter Freund bin. Ja biß aufs Freßen und Sauffen seyn wir mit der Freundschafft kommen.

TITO.

Böse Catharine

II. 20

105

LAX. Wenn ichs schaffen könte so wolt ich mein Tage bey der Freundschafft bleiben. TITO.

Das kan aber niemand schaffen, der kein Geld hat. |

LAX. Je was war meine Rede, mir fehlte Gold, so schaffte ich mir ein Herrn, der Gold hätte, macht ihrs auch so, wer weiß obs nicht beßer mit euch abläufft als mit mir. TITO.

Den Herrn muß ich zuvor sehen.

LAX. O das ist gar ein ehrlicher Mann, er darf sich nicht verstecken. TITO.

Und wenn er kömmt so will ich in kein Mäuseloch krichen.

HÄRMEN,

(kömmt) Nun ihr ehrlicher

LAX,

habt ihr an mich ge-

dacht? LAX. Ich habe dran gedacht, ich bin auch etwan fertig biß aufs ausputzen. Ey schafft ihr mir ein Diener, wenns zum ausputzen und zur Lieberey kömmt, so muß ich davor sorgen.

HÄRMEN.

LAX. (adSpectatores) HÄRMEN.

Hört ihrs was das vor ein schöner Herr ist?

Bekomme ich keine Antwort?

LAX. Da hab ich einen gefunden, wenn ich ein Herr wäre, so stünde er mir gar hübsch an. Aber große Herren haben große Gedancken, ich weiß nicht ob ich damit bestehen werde. Nun der Mensch sieht mir gut aus, EXAMiNiRt mir ihn ein bißgen, ich will zuhören.

HÄRMEN.

106

Christian Weise

LAX. O Herr ich habe das LEXAMiNiRen nicht gelernt, ich habe auch nicht gar wohl Zeit, und wenn ichs thäte, so müste ich ein TrinckGeld fodern. Herr da hat ihr euern Diener, wolt ihr ihn brauchen, so wünsche ich Glück dazu, | steht er euch nicht an, so muß ich dencken, wie ich den lieben Menschen sonst versorge, wenn ich was beßers wüste, so nehme ich bey meinen Herrn Abschied und machte ihn zum HaußKnechte. (geht ab.) HÄRMEN. Nun der Mensch bringt sich selber um sein Trinckgeld, doch habt ihr Lust an vornehmen Orten zu dienen? Wer sich nicht ernehren kan, der muß einen chen, bey dem er seinen Unterhalt bekömmt.

TITO.

PATRON

su-

HÄRMEN. Eure Person stünde mir sonst wol an. TITO. Der Herr steht mir auch wol an, wenn wir nur eins wären, was ich thun soll und was er mir geben wil. HÄRMEN. Bey mir darf ein solcher Pursche nicht Noth leiden, doch wolt ihr als ein Knecht oder als ein KammerDiener bey mir aufwarten? TITO. Ich wäre wol lieber ein KammerDiener als ein Knecht. HÄRMEN. Das ist aber dabey zu bedencken, ein Knecht kriegt des Jahrs 30. Reichsthaler und vor 2. Kleider 20. Reichsthaler, doch ein KammerDiener kriegt nur 20. Reichsthaler und vor 1. Kleid 15. Reichsthaler. TITO. Ich dächte aber ein Kammerdiener müste wol ein beßer T R A C T A M E N T haben als ein Knecht.

Böse Catharine II. 20

107

Hat er ein beßern T I T E L , das ist P A R S S A L A R I I gebe doch mancher 25. Reichsthaler drum, wenn ihn die Leute vor einen Kammerdiener ansehen wolten. |

HÄRMEN.

Doch was bekömmt ein Kammerdiener und ein Knecht vor Kost?

TITO.

Ich habe mich noch nicht eingericht, ich gebe beiden des Tages 4 . gute Groschen KostGeld, die A C C I D E N T I A sind unterschiedlich, was ich auf dem Teller vom Tische gebe, bekömmt der HaußKnecht, das Frühstücke das ich auf meiner Kammer bekomme, davon bekömmt der KammerDiener seinen Theil, wenn was übrig bleibt.

HÄRMEN.

Auf die Weise wolte ichs ein 4tel Jahr mit dem HaußKnechte versuchen. Aber könte es nicht seyn, daß mich der Herr nicht du hieße?

TITO.

Wenn ich das thue, daß ich den HaußKnecht ihr heiße, so ist es auch PARS S A L A R I I , so kriegt er auch nicht mehr als 20. Reichsthaler.

HÄRMEN.

Ich wills ein 4tel Jahr mit der lieben Demuth versuchen, da hat er meine Hand, er heiße mich HaußKnecht, er heiße mich du, wenn es bey den 30. Reichsthalern bleibt und bey dem KleiderGeld so wil ich treu und gehorsam seyn.

TITO.

ist gar gut, du siehst es selber an mir, ich werde nicht lange vor den Leuten herum gehen, ich muß mir PER FORCE eine Frau nehmen, und dencke, was einem HaußKnechte vor ein hübsch bißgen Speck in das Auge fallen könte.

H Ä R M E N . ES

TITO.

Den Speck werd ich mir ins Auge nicht wünschen. |

108

Christian Weise

II. XXI.

HANDLUNG AUFFTRITT.

Die Vorigen,

BENNO,

GODERT.

Wie hab ich das verdienet, daß so ein lieber vor meinen Hauße vorbey gehet?

BENNO.

PATRON

Ich habe meine E Q U I P A G E wegen des Dieners richtig gemacht, nun dürffte ich mir doch ein Gläßgen Wein schencken laßen.

HÄRMEN.

BENNO. Und das würde noch beßer schmecken, wenn es auf Gesundheit eines GAiANTen Mägdgens solte getruncken werden. HÄRMEN. Ich muß warten biß mir das Glücke was von einer solchen Gesundheit zuweisen will. Will mich der Herr vor einen A M B A S S A D E U R von Glücke annehmen, so will ich ihm bald was zu weisen.

BENNO.

HÄRMEN. In LiebesSachen gehn wir gerne behutsam, denn es liegt uns nicht an einen bloßen zuweißen. BENNO. Das Glücke richtet sich nach der Gelegenheit. GODERT. Wer es nicht forne bey der Schipprine kriegt, der kömmt zu längsam und macht sich die Hände garstig. BENNO. Ich will nur den Herrn reden laßen. GODERT. Ich kan es nicht verschweigen, ein vornehmes Frauenzimmer in der Stadt ist geschimpft, und wer sich der selben annimmt, dem wird es nicht gereuen.

Böse Catharine II. 21

109

HÄRMEN. D a s ist die beste RAISON: wenn man sich eines Frauen-1 zimmers annimmt. GODERT. Ich weiß nicht ob ihm Jungfer CATHRiNgen, des Herrn BAPTIST« Tochter bekandt ist? Ich habe davon gehört, daß sich ein treflich Frauenzimmer in dem Hause befinden soll.

HÄRMEN.

GALANT

G O D E R T . D a k ö m m t ein M e n s c h u n d hat trefliche R E C O M E N -

DATiONsSchreiben, er führt sich wol auf, der Herr Vater hat auch Anstallt gemacht ihm einen freyen Zutritt zu gestatten, doch nun kömts heraus, er ist allen Leuten schuldig, er geht davon, das Mägdgen ist einmahl VEXiRt und wenn itzo einer käme, so hätte er das reichste Mädel in der Stadt zu seiner Liebsten. Ich bin ein Mann, der alles fein C O M P E N D I E U S anfängt, wenn ich Weitläufigkeit ersparen könte, so würde ich gute Freunde bitten, die mich RECOMENDiRten. Doch sie wird auch bey guten Mitteln seyn?

HÄRMEN.

GODERT. Mein Herr hat sich ein LandGut angekaufft, das Gut darneben ist ihre, sie kan es auch wol gar mitbringen. HÄRMEN. J a ja nun besinn ich mich, das LandGuth ist hübsch genung, aber die Jungfer soll schrecklich böse seyn. GODERT. Ach das sagen ihr Leute nach denen sie keine Boßheit gestatten will. HÄRMEN. N u n wie dem allen, krieg ich eine Frau, die nicht from ist, so kriegt sie dagegen einen Mann der auch | ein tummen K o p f f hat, möchte ich doch wol deßentwegen die Frau wünschen, daß ich mir vor der Stadt ein Nahmen

110

Christian Weise machte, die Kunst können gewiß nicht alle Männer, daß sie böse Weiber können fromm machen. Bleibt es bey der R E S O L U T I O N so will ich seinetwegen gleich die Stelle eines A M B A S S A D E U R vertreten.

GODERT.

HÄRMEN. Ich nehme den Herrn Weinschencken zum Zeugen an, daß mir solcher Dienst über die maßen angenehm seyn wird, doch wo bekomm ich die Antwort? GODERT. Ich will es gut ausrichten, daß wir keiner weitläufftigen Antwort nöthig haben, bey der Jungfer soll alles richtig seyn, er thue so wol und komme mit einer Abend-Music vors Hauß, so wollen wir schon sehen, wie der Sache zu helffen ist. H Ä R M E N . WO bringen wir die M u s i C A N T e n z u s a m m e n ?

GODERT. Der Herr Weinschenck wird schon davor sorgen, er laße sich unterdeßen ein Glaß in seiner Gesundheit schmecken. (BENNO

geht mit

HÄRMEN

und seinem Diener

ab.)

GODERT. Ist das nicht Angst wenn man ein Mägdgen gerne versorgen will, und gleichwol werden so viel Poßen davon gemacht. Der gute Kerl machte viel Pralens, wie er die Jungfer bekehren wolte, ich bleibe dabey was mein seeliger GroßVater sagte: Aus den thörichten Jung-|gesellen, die noch so ein groß Geprahle machen, werden doch die frömmsten Männer. Nun kan ich den lieben Herrn auch helffen, daß er ins fromme Regiester kömmt, so will ich deßentwegen keine Sünde thun. (geht ab.)

Böse Catharine II. 22

111

II. H A N D L U N G XXII. A U F T R I T T . CATHARINA, LÜBBE, M I A ,

hernach

GODERT.

CATHARINA. Habt ihr denn nichts gesehen? LÜBBE. Dort kam wol eine Laterne, darnach war sie wieder weg. CATHARINA. Das geht nicht mit rechten Dingen zu, hastu nichts gesehn? MIA. O ich steh an der HaußThüre, wenn iemand wäre vorbeygegangen, so hätt ich ihn wol wollen sehn. CATHARINA. Wer am ersten was sieht der soll ein Stück MARc i P A N e kriegen. LÜBBE.

Jungfer

CATHRINGEN

Nein Nein Jungfer sehn!

MIA.

dort seh ich was.

CATHRINGEN

Je nu so theilt euch in den ihn kriegt, bedanckstu dich nicht?

CATHARINA.

ich hab es erst ge-

MARCIPANC

wenn ihr

LÜBBE. Ich kan mich nicht bedancken, ich habe noch nichts kriegt. CATHARINA. Und du bedanckst dich auch nicht? M IA. J a w o i s t d i e M A R C I P A N ?

112

Christian

Weise

Ach ihr Rabenäßer, ihr solt euch vor einen gnädigen | Willen bedancken, daß ich so hübsch von M A R C I P A N reden kan.

CATHARINA.

GODERT.

(kömmt) Einen schönen

guten

Abend Jungfer

CA-

THRiNgen. CATHARINA.

keine

(ad Spectatores)

Auf den guten Abend geb ich

MARCIPAN.

ist mir lieb, daß ich sie hier antreffe, wenn es ihr nicht ungelegen wäre so hätt ich wol was nothwendiges mit ihr zu reden.

G O D E R T . ES

CATHARINA. WO

es etwas nothwendiges ist, sonst hab ich nicht

Zeit. Meine liebe Jungfer es hat nicht viel gefehlt, so hätt ich itzo gleich ein Todtschlag begangen.

GODERT.

wolt ihr euch gewiß in unsern Hause verstekken, mit solchen armen Sündern haben wir nichts zu thun.

C A T H A R I N A . SO

Meine Jungfer sie weiß die Ursach nicht es ist ihrentwegen geschehen.

GODERT.

CATHARINA.

Wie kan iemand meinetwegen einen Todtschlag

begehen? geht ein gottloser Kerl in der Stadt herum, der hat sich verschworen, wenn sich ein Freyer in dem Hause angeben würde, so will er allemahl was dazwischen machen.

G O D E R T . ES

CATHARINA.

kriegen.

Den Kerl zum Poßen will ich doch ein Freyer

Böse Catharine II. 22

113

GODERT. Sie ist vor etlichen Stunden mit einem praven Menschen in C O M P A G N I E gewesen, der ist gleich auf dem Wege, daß er eine V I S I T E bey ihr ablegen will, so körnt der verfluchte Hund und verschwiert Leib und Seele, sie hätte ein | böse Bein, damit kömmt ihn ein Grauen an, daß er sich gleich aufs Pferd setzt und noch vor ThorSchluß in alle Welt geht. CATHARINA. Muß denn ein solcher wunderlicher Mensch alles glauben, was so ein Kerl sagt, hätte ich ein böse Bein, ich würd es solchen Halluncken nicht weisen. GODERT. Verliebte Leute seyn eckel, wenn es nun geschehen ist, wer kan sich helffen: und deßwegen war ich so grimmig und kriegte mein BrodtMeßer und stieß auf ihn loß, hab ich sein Hertze nicht getroffen, so muß er doch 6. Löcher in Mantel kriegt haben. CATHARINA. Ich wolte ihr hätt den Kerl 2. Stunden zuvor todt gestochen, ehe er mir den Liebsten abgehalten hat. GODERT. Je nun was hilffts ist ein Kerl so gramhafftig, so wollen wir einen andern finden. Ich begegnete gleich einen hübschen Menschen, der hat einen hübschen Diener bey sich, der schwur hoch und theuer, ob er gleich das Frauenzimmer nicht kannte, so wolte er Gut und Blut dran setzen, d a ß er sie REVENGiRen k ö n t e .

CATHARINA. Je wär er doch mit her kommen. GODERT. Darf ich in Vertrauen was reden? CATHARINA.

Wie braucht er solche

CEREMONIEN?

114

Christian

Weise

Er will itzund auf den Abend kommen und mit einer NachtMusic aufwarten, drum soll ich vernehmen, ob er sich so weit erkühnen dürffte? |

GODERT.

ist schon gut, der Herr Vater ist nicht zu Hause, er komme nur mit ihm, ein Mensch, der sich meiner annimmt, der hat es auch wol verdient, wenn ich ihm in unsern Hause was zu guthe thue, der HaußKnecht soll derweile herauskommen, daß er Achtung auf ihn giebt.

CATHARINA. ES

II. HANDLUNG XXIII. AUFFTRITT. TITO,

hernach

LAX.

Nun mein Herr fängt es gar listig an, meine erste Verrichtung ist, daß ich die Herren M u s i C A N T e n zusammen getrieben habe, nun soll ich mich bey der Gelegenheit bey der Thüre umsehen, daß wir uns im Texte nicht verirren.

TITO.

LAX. (körnt.) Wer läufft uns zur Unzeit an der Thür herum? TITO.

Guten Abend Guten Abend guter Freund.

LAX. Ey bleibt mir vom Leibe, wir brauchen in unsern Hause keinen solchen guten Abend. TITO.

Je Bruder

LAX,

kennen wir einander nicht?

LAX. In Finstern seyn alle Küh schwartz und alle Hundsfutter sehn einander vor Brüder an.

Böse Catharine II. 23/24

115

TITO. Je nu du must mich auch wol kennen. LAX. J e potz tausend, je du Rabenaß bistu es, hat dich dein Herr schone weggejagt, daß du so wie eine Blindschleiche | auf der Gaße herum schleichst? TITO. Ach nein, mein Herr wird kommen, und euch ein Ständgen bringen. LAX. Ey ey! ist das dein Herr, das ist mir noch einmahl so lieb. Heute wollen wir ein guten Abend machen, doch potz tausend, die M u s i c geht an, möchte ich doch neue Freude kriegen und auch was machen.

(Die M U S I C A N T C « kommen angezogen mit Paucken und Trompeten wird von weiten geantwortet.)

II. XXIV.

HANDLUNG AUFFTRITT.

KÖPKEN,

HÄRMEN.

KÖPKEN. Mein Herr die gesammte vornehme COMPAGNIE in dem Hauße laßen sich wegen der schönen M u s i c zum freundlichsten bedancken und werden sich glückseelig schätzen, wenn MONSIEUR mit hineinspatzieren wolte. HÄRMEN. Ich habe was von einer Schuldigkeit abgeleget, die darf eben nicht so köstlich belohnet werden. KÖPKEN. Er thue so wol und laße mich bittseelig seyn.

116

Christian Weise

Nun ihr Herren M u s i C A N T e n bey dem Herrn Weinschenck ist schon Anstallt gemacht, sie haben Danck vor die Mühe und laßen sich das T R A C T A M E N T wol bekommen, bin ich nicht dabey so werden sie meine Gesundheit trincken.

HÄRMEN.

5

(Sie machen noch ein kurtzes Stückgen damitfällt die S c EN E ZU.) \

III. H A N D L U N G I. A U F F T R I T T . H E Y N O , hernach

HINZE,

WILLEM.

HEYNO. Das war mein Glücke, daß ich den frommen Christlichen Mägdgen einmahl über den Halß kam, da sie gleich die Larve von ihrer Gottseeligkeit abgeleget hatte, hätt ich mich einmahl fangen laßen, so wäre mir kein Mittel als der bittere Todt seyn zu wünschen gewesen, doch ich möchte gleichwol vernehmen, was der neue Liebhaber, als mein hochwehrter S U B S T I T U T E vor E X P E D I T I O N wird gehabt haben. HINZE. Mein Herr wir stellen uns vielleicht längsamer ein, als unsre Schuldigkeit erfodert hätte. WILLEM. Wir trugen Bedencken seine Ruhe zu Stohren. HEYNO. Meinen Schlaff pfleg ich sehr zu MENAGiRen ie mehr man schiäfft desto weniger lebt mann, mancher schiäfft 14. Stunden, ich nehme mit 6. Stunden vorlieb: drum hab ich alle Tage 6. biß 7. Stunden an meinem Leben zum besten. Doch sie werden gestern der bewusten A S S E M B L E E beygewohnet haben. HINZE. Wir haben die Ehre, daß wir 2. verliebte Personen in einer schönen P O S I T U R sehen kunten.

118

Christian Weise

WILLEM. Wir kunten auch unsre Lust gebrauchen, weil sich der Herr Vater gleich außer der Stadt befand, so mochten die Mäußgen etwas freyer auf den Bäncken tantzen. | HEYNO.

Aber

HINZE.

Nein, sie hatte sich in ihr

BIANCA

ist nicht dabey gewesen. CABINET

verschloßen.

WILLEM. Die Schwester mocht es auch nicht sehr verlangen, sie wolte dißmahl in der Gesellschaft die Schönste seyn, drum muste die jüngste Schwester davon bleiben. HEYNO. Doch wüsten die 2. Liebgen wol mit einander auszukommen? HINZE. Das erste mal giengs noch hin, er war sehr höflich und machte P R O F E S S I O N von einen getreuen Diener. Davon darf er keine sich wol selber schicken.

HEYNO.

PROFESSION

machen, es wird

WILLEM. Die Jungfer wüste viel von der Gottesfurcht, von der Frömmigkeit, von der Haußhaltung zu reden, und der GALAN hatte nichts zu thun, als daß er sich drüber verwunderte. ist eine Gattung von Jungfern, die hören sich selber gerne reden, und die machen einem Aufwärter schlechte Bemühung, man läst sie reden, darf man doch nicht Achtung drauf geben.

H E Y N O . ES

HINZE. Das ist gewiß die 2. Leute kunten einander stattlich VEXiRen, entweder der Liebhaber ist einfälltig, so wird er alles thun, was er versprochen hat; oder er hats hintern Ohren, so wird er sich sonst ein Vörthel machen.

119

Böse Catharine III. 2

WILLEM. Über eins must ich lachen, er sagte einmahl zu ihr M A D A M E bey so einer vertrauten Versammlung wäre | ein getreuer Diener nicht zu verdencken, wenn er einen Kuß verlangte, doch ich will mich nichts unterstehen, wenn ich nicht von so einer Gottsfürchtigen Person zuvor den Befehl habe. HEYNO. Was gab denn die Jungfer zur Antwort. viel sah ich ihr an, sie hätte sich zum Kuß gerne behandeln laßen, doch sie war gefangen und muste sprechen, es wäre ihr von Hertzen lieb, daß er sie als eine Gewißenhaffte Dienerin TRACTiRte.

W I L L E M . SO

HINZE. So viel ward endlich beredt, heute solte alles mit dem Herrn Vater TRACTiRet werden, und wo nichts dazwischen kömmt, so werden sich die guten Freunde auf ein HochzeitGeschencke PARAT halten. WILLEM. Doch wir sehen, daß iemand anders was nöthigers wird zu verrichten haben, wir bleiben R E C O M M E N D I R L

(gehn ab.) III.

HANDLUNG

II. A U F F T R I T T . HEYNO,

EVERT.

EVERT. Ich komme her meinem Herrn zu GRATULIRen. Und ich dachte er wolte eine abholen.

HEYNO.

GRATULATION

von mir

120

Christian

Weise

EVERT. Wir haben alle beyde von treflichen Glücke zu sagen. Ich hatte mich sehr übel bedacht, und das war mein Vorthel, daß mir was O B L I G A N T C S kan vorgehalten werden. | HEYNO. Und mir ists lieb, daß ich gleich zu einem artigen S P E C T A K U L kam, da ich mich ohn allen Zweifel in meiner O B L I G A T I O N schändlich würde vergangen haben. EVERT. Das ist eine Braut, bey der ich lieber der HochzeitGast als der Liebste selber bin. HEYNO. U n d wenn die Jungfer ihr EheBette mit SeidenPflokken oder gar mit SchwanFedern ausgestopft hätte, so wünschte ich mir nicht eine Viertelstunde drinne zu liegen. der Bräutigam einen nachdencklichen C A R M E N verlangt, so möchten wir ihn wol die Tugenden eines frommen Ehmanns nach einander in Kupfer stechen laßen.

EVERT. WO

HEYNO. Ach ein solcher Man braucht wenig Tugenden. giebt alle Tage viel zu befehlen, viel zu REFORMiRen und darzu gehören auch viel Tugenden.

EVERT. ES

HEYNO. Aber der Mann braucht eine Tugend die heißt Gedult, wird ihm was befohlen, so macht ihn die Gedult klug, daß er stille schweigt, soll er was verrichten, so R E G I E R T ihn die Gedult, daß er sich zu aller Arbeit schickt; wenn er was versieht, so schmiert er sich mit Gedult, daß er die losen Reden, auch die Maulschelln ertragen kan. EVERT. Wenn aber die Sachen so wunderlich in einander lauffen, so weiß man selber nicht, wo man die Gedult brauchen wird. |

Böse Catharine III. 2

121

Ein solcher Mann läst es gehn wie es geht, es kan nichts ärgers kommen, er findet schon in seiner Gedult Schule den L O C U M C O M M U N E M darüber.

HEYNO.

Aber diese Gedult muß einem an der Gesundheit und am Leben schaden.

EVERT.

Ach nein, der Schaden kömt aus Ungedult; hingegen die Gedult hat so eine schöne Würckung, daß man alles gerne leidet, daß man alles zum besten kehret, ja sie betrübt sich wol, wenn sie nicht gnung außzustehen hat; denn so bleiben auch die schönsten Proben zurücke.

HEYNO.

Herr Bruder, ich bilde mirs nicht ein, daß ein Mensch auf der Welt den Glauben hat.

EVERT.

Ist er in dem Stück nicht eines Glaubens mit mir, so wird er mir doch in dem nicht zu wieder seyn, daß den 2. abgesetzten Liebhabern ein Gläßgen Wein beßer schmeckt, als einen andern, der in Q V A L I T J E T eines A F F C I T I O N - G A L A N S den WeinKeller wird ABANDONiRen müßen.

HEYNO.

Ich bin des Glaubens und wenn mir der Herr Weinschencke ein I N S T R U M E N T darüber aufrichten solte.

EVERT.

(gehen ab.)

122

Christian Weise III.

HANDLUNG

III.

AUFFTRITT.

BAPTISTA,

SANDER.

BAPTISTA. Ich habe die Sache bey mir gnung überleget, | der lieben Tochter ist nicht beßer geholffen, als wenn sie vor sich selbst in einer Haußhaltung leben soll. SANDER. Und eben deßwegen will ich auch meinen getreuen Wunsch nicht schuldig bleiben, damit das angefangene Werck vornehmlich nach des Herrn Vaters I N T E N T I O N glücklich ablauffen möge. BAPTISTA. Die Beystände sind itzo beysammen, und wollen sich wegen der gantzen Ehestifftung vergleichen, ich will nicht dabey seyn, denn ich weiß daß ich mich auf die guten Freunde, sonderlich auf Herrn S E G H E R D E N verlaßen kan. SANDER. ESSE

Man thut auch wol, daß niemand ein dabey vermuthen kan.

PRIVAT I N T E R -

BAPTISTA. Wenn sie nach meines Hertzens Gedancken was thun wollen, so werde ich mit der Hochzeit kein Geprahle machen, ich werde sie ie ehe ie beßer vollziehen laßen. SANDER. Wenn man bey solchen Außrichtungen groß Geprale macht, so haben übelgesinnte Personen viel davon zu reden, und wenn man gar zu lange verzieht, so haben Friedhäßige Leute viel davon zu PROFiTiRen. BAPTISTA. Ich weiß am besten was vor Friedhäßige Mäuler in der Stadt angetroffen werden. Meine Tochter ist in vielen Häußern schändlich abgemahlt als der Teuffei selber und

123

Böse Catharine III. 314

das kan ich wol sagen, wenn es nicht recht zu geht, so ist sie ein bißgen unleidlich. | kan man sich gut vorsehn, wer kein unleidlich Gesicht ertragen will, der muß alles fein recht machen.

S A N D E R . SO

BAPTISTA. Ich hab ihr noch heute die Lehre gegeben, nimm deinen Liebsten wol in Acht, und mach es den Leuten zu Trotz so gut als du kanst, so werden die LügenMäuler auf einmahl zu schänden. E S bleibt doch bey den alten Sprich Worten: hütte dich vor der That der Lügen wird wol Rath.

SANDER.

III. H A N D L U N G IV. A U F F T R I T T . Die Vorigen,

SEGHERD, DREWES, HANSO,

HÄRMEN.

SEGHERD. Mein Herr wir sind richtig biß auf des Herrn Vaters APPROBATION.

BAPTISTA. Was solchen lieben Freunden gefallen hat, da will ich meine A P P R O B A T I O N darzu geben, eh ichs wißen soll. SEGHERD. Der Herr verspricht seine künfftige Liebste freundlich und ehrlich zu TRACTiRen, auf allen Fall will er sie auf sein LandGut versichern. Doch zweyerley wolte er sich aus bitten, erstlich daß man mit der Hochzeit bald födern möchte, darnach daß er biß auf die Hochzeit die wenigen Tage bey seinen HaußWesen auf dem LandGute bleiben könte, weil er so ein liebes Kind gerne in eine richtige Haußhaltung führen wolte. |

124

Christian Weise

BAPTISTA. Die Punckte sind also beschaffen, daß niemand wiedersprechen kan, ich wolte auch noch eins errinnern, dem zukünfftigen Herrn Sohne wird ohne dem mit keiner weitläufftigen Außrichtung gedienet seyn, denn vor einen iedweden Gast, den er außladen wil, bezahl ich ihm ein Dutzend Thaler, drum wird es auch am beqvemsten seyn, wenn wir auch die S O L E N N I T / E T entweder auf seinen oder auf unsern Gute vor sich gehen ließen. SEGHERD. Darüber müßen wir den Herrn selbst vernehmen. HÄRMEN. Hochwehrtester Herr oder wenn ich mich vor einen Sohn außgeben darf, Hochgeschätzter Herr Vater ich sage zuföderst demüthigsten Danck, daß sie meine Wenigkeit in dero wohlRENOMMiRte F A M I L I E zu nehmen belieben, ich werde an meinem Orte nichts versäumen, was ich an Liebe, an R E S P E C T E an V E N E R A T I O N eines iedweden I N T R E S S E N T E N werde schuldig seyn, und weil ich von Hertzen vergnügt bin, daß meine Vorschläge so gütig seyn angenommen worden, so stelle ich auch wegen der Hochzeit und wegen der Anstallt auf dem Lande alles in dero gütige DISPOSITION, darüber ich würde selbst angehalten haben, wenn ich mir einen gütigen Zutritt hätte versprechen mögen. BAPTISTA. Nun mein Herr Sohn ich gebe ihn den Nahmen zum ersten mahle, Gott gebe daß wir offt mit frölichen | Hertzen so sprechen mögen, wir wollen ihn nicht abhalten, er wird sich mit seiner Liebsten selbst unterreden wollen. Meine Herren haben wegen der übernommenen Mühwaltung schönen Danck und versichern sich daß sie einen getreuen Diener an mir behalten werden. DREWES. Wir nehmen Abschied, doch unsern Wunsch laßen wir zurück, daß auf diesen Anfang ein frölicher S U C C E S S nach den andern erfolgen möge.

Böse Catharine

125

III. 4

HANSO. Und ich wünsche so viel daß in diesem vornehmen Hauße ich manche V I S I T E ablegen und was von einer neuen G R A T U L A T I O N erfahren möge. (^BAPTISTA

und

SEGHERD

gehn ab.)

DREWES. Ich habe mancher Ehestifftung beygewohnet, doch solche wunderliche Punckte sind mir nicht vorkommen. HANSO. Ich mercke des Herrn Vaters Klugheit darauß. DREWES. Warum wollen sie mit der Hochzeit über halß über Kopff eylen. HANSO. Man muß den Herren nicht viel Zeit laßen, daß sie was dazwischen reden, der gute Herr Bräutigam möchte an rechten Ort kommen, sie würden ihn so viel vorschwätzen, daß er zum Thore hinnauß lieffe. DREWES.

Doch warum will sich der Herr Bräutigam

ABSEN-

TiRen?

HANSO. Wenn solche Leute fein selten zusammen kommen, so werden sie einander nicht überdrüßig. | DREWES. Ich halte der liebe Herr will vor der Hochzeit kein garstig Gesichte machen, drum will er ihn aus dem Wege gehn. HANSO. Geschiehet es aus einem klugen Absehen, so will ichs nicht tadeln. DREWES. Doch warum hat der Herr Vater so eine Lust zu einer kleinen und kurtzen Hochzeit?

126

Christian

Weise

Des Geldes wegen thut ers nicht, doch er merckt bey seiner Tochter gleichwol etwas, viel Gäste viel Zuseher, viel Auffwärter, viel Splitterrichter.

HANSO.

DREWES.

Warum will er die Angelegenheit auf dem Lande ma-

chen? Darinn brauchen sie die gröste Klugheit, man gedencke nur, die Jungfer ist in der gantzen Stadt wegen ihrer unvergleichlichen Boßheit bekandt, wenn wir nun in der Stadt was vornehmen, so wird ein iedweder die Braut sehen wollen, und dergleichen FASTIDIEN kan man auf einmahl ersparen, wenn man der spitzfindigen Welt aus den Augen gehen kan.

HANSO.

Nun ich laße mich weisen, doch wir werden sie wol auf das Land begleiten müßen.

DREWES.

Die Zeit wirds geben, und wenns geschieht, so werden wir einander mit einem Gläßgen Wein aufwarten, welches wir itzo versparen müßen. |

HANSO.

III. HANDLUNG V. AUFFTRITT. Tito, Seffe hernach Lax. Jungfer Köchin sie verzeihe mir, daß ich zu ihr vor die Küche komme, mein Herr ist bey der Jungfer in der Stube, drum denck ich so, ich werde doch müßen sehn, was vor Jungfern hier draußen seyn.

TITO.

Ich bin vielleicht zu geringe, daß iemand zu mir kommen soll.

SEFFE.

127

Böse Catharine III. 5

Eine solche vornehme Köchin ist nichts geringes.

TITO.

Und wer bey so ein vornehmen Manne und auch gar bey ein Bräutigam in Dienste steht, der hat sich wohl einer schönern Jungfer zu getrösten.

SEFFE.

Ey wer hat ihr denn so übel nachgeredt, daß sie nicht schöne wäre, wer mir das sagt dem schlag ich in die Freße und wenn mirs iemand nicht glauben will, so setze ich ein theuern Schwur drauf, daß ichs thue.

TITO.

SEFFE.

Ich hab es gesagt, ich bin nicht schön.

Ey nicht doch Jungfer Köchin, redt doch nicht so, denn ich kan mir solch Ding nicht laßen ins Gesichte sagen.

TITO.

Ich kans doch nicht laßen, ich sags allen Leuten ins Gesichte, ich bin nicht schön.

SEFFE.

Je gedenckt ich habe geschworen, ich will den Leuten Maulschelln geben, die solch Ding reden, nun steck ich in tausend Ängsten, was ich machen soll.

TITO.

SEFFE.

Warum fangt ihr solch unmöglich Ding an? |

Je nu ich habe geschworen, ich will Maulschellen geben, darf man doch solche Schellen nicht allemahl mit der Hand geben, ich will sehn obs mit dem Maule angeht?

TITO.

Nein, nein! das thue er nicht, wenn ich werde schöne seyn so mag er mich hertzen.

SEFFE.

TITO.

Jungfer! fürwahr ihr seyd schöne, (er will sie

hertzen.)

128

Christian Weise

LAX. (sieht von weiten zu) Ja nu kömt auch der liebe Undanck unter die HaußKnechte, denckt! ich habe den Kerln darzu geholffen, daß er zu den Dienste kommen ist, nun will er mir zum G R A T I A L meine Braut hertzen. Ja wäre es mir nicht um unser Jungfer C A T H R i N G e n , die muß itzo fromm und erbar thun, ich wolte den Kerln eins versetzen, daß er mir keinen solchen Eingriff in meine Gerechtigkeit thun solte. (reißet sich von ihm loß) Ach ist denn niemand, der mir hilfft?

SEFFE.

LAX. Ja nu, nu. wer hat Hülffe von nöthen? ('TITO

kriegt L A X E N und will ihn hertzen, läufft unterdeßen davon)

SEFFE

LAX. (schreyt) Je laß mich doch zu frieden, ich bin ja des Dings nicht gewohnt. (er stößt ihn weg, sie sehen einander starck an.) LAX. Je nu, wilstu dich nicht verantworten? TITO.

Ihr seyd auch wohl nicht die Jungfer Köchin.

LAX. Das wäre mir auch nicht recht, die Mäuler schmecken mir nicht gut, aber ich gönne sie mir lieber selber als meiner eignen Braut. | TITO.

Je wie geht denn das zu?

LAX. Höre ich will dirs weisen was du gethan hast, dein Herr ist ein Bräutigam.

Böse Catharine III. 5

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TITO. Das weiß ich wol, drum bin ich eines Bräutigams Diener. LAX. Nein du bist kein BräutgamsDiener, du bist eines Bräutigams HaußKnecht. TITO. Deßwegen mag ich doch thun was mein Herr thut. LAX. Höre doch, wenn iemand anders käme und hertzte die Braut in deines Herrn Gesichte? TITO. Da hielt ich den Herrn vor ein barmhertzigen Purschen, wenn er so ein Kerl nicht prav abprügeln ließe. LAX. Das war recht, du hast dir dein Urthel gesprochen, ich bin ein Bräutigam, die Jungfer ist mein mit Leib und Seel wo sie geht und steht und - ich - soll - so - ein - Hundsfutt seyn - und - es - leiden - daß - ein - ander - Berenhäuter seine - Gusche - dran - abwischen - wil TITO. Ich habe sie nicht gehertzt als eine Braut, ich habe sie gehertzt als eine schöne Jungfer. LAX. Das war recht, ich gebe den Narren gerne Schläge, und ich könt es auch wol thun. Doch warum soll ichs nicht gläuben, daß meine Braut eine schöne Jungfer ist? Höre aber! wilstu die schöne Jungfer mehr hertzen? TITO. Höre! wilstu die Braut auch mehr hertzen? LAX. Das hab ich gute Macht und niemand soll mich drum fragen. | TITO. Je nu! iedweder Junggeselle hat auch das Recht daß er bey einer ieden schönen Jungfer nicht thut wie ein Holtzbock, ich laß es doch nicht.

130

Christian Weise

LAX. Je bedencke doch deine eigne Wohlfahrt, wenn ich dazu komme, so schmeiß ich dich, und meine Braut muß mir Schande halben helffen. TITO.

Ich kan sie wol hertzen, daß dus nicht siehst.

LAX. Hastu das Willens, so muß ich ein Todtschlag begehn, ehe du sie mir hertzen kanst. Höre! so gnädig will ich noch an dir handeln, sage mir wohin ich dich schlagen soll, daß du bald stirbest. Da hab ich ein alt Pulver-Horn (er schmeißt es weg) das magstu so lange schlagen, biß ich sterbe.

TITO.

III.

HANDLUNG

6. A U F F T R I T T . Die Vorigen,

HÄRMEN,

hernach

CATHARINA.

Was fangen die Kerln an, es ist ein böse Zeichen, wenn sich die Leute beym ersten VerlöbnüßTage zu keinen Frieden schicken wollen. Wer ist Ursach dran?

HÄRMEN.

LAX. Ach Herr wir seyn alle beyde Ursache dran. TITO.

Nein, nein, ich bin nicht Ursach dran.

LAX. Ja ja wir seyn alle beyde Ursach dran. Er will meine Braut hertzen und ich kan ihm nicht verdencken, ich wills nicht leiden und da wird mich auch niemand verdencken.

Böse Catharine III. 6

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Ach ihr C A N A I L L E N Packt euch fort, sticht euch der | Kitzel so, den wollen wir euch wol vertreiben, gleich packt euch aus unsern Gesichte weg.

HÄRMEN.

(kömmt) Ich dachte mein Liebster wäre gar davon gelauffen.

CATHARINA.

und es dauert mich nicht, daß ich davon gelauffen bin. ich muste gleich einen Gerichts-Tag mit unsern Dienern zu Schanden machen.

HÄRMEN. MADEMOISELL

CATHARINA.

Was hatten die Diener gethan?

sie hatten einer BAGATELLE wegen gezanckt, davon rechtschaffne Leute nicht einmahl reden dürffen. mein Kind wird daraus erkennen, daß ein ehrlicher Mann nichts böses im Sinne hat wenn er zu solchen A F F A i R e n ein freyes Stündgen sich aus bittet. Ich G R A T U L i R e mir nochmahls, daß ich die Ehre genießen soll in ihren vornehmen Hauße bekand zu werden.

HÄRMEN. O

Und ich GRATULIRC mir, daß ich ein guten Freund gefunden habe, der mich recht verstehen will.

CATHARINA.

Das ist auch die gröste Glückseeligkeit wenn auch 2. Hertzen einander verstehen, sie befehle mir was ihr beliebt, ich wil dagegen bitten, daß sie in meinem Gehorsam nicht zweifeln mag.

HÄRMEN.

Ich kan nicht befehlen, wenn 2. Leute mit guten Gewißen zusammen kommen, so thun sie alles was dem andern Theile angenehm ist.

CATHARINA.

Mein Kind sie hat gehört was der Herr Vater wegen der Hochzeit errinnert hat. |

HÄRMEN.

132

Christian Weise

CATHARINA. Ach wegen der Hochzeit wollen wir uns keinen Kummer machen, das besteht bey dem Herrn Vater, der mag es stoltz oder demüthig, lustig oder traurig, weltlich oder geistlich anfangen, in etlichen Tagen ist doch alles vorbey, und mancher hat an der Hochzeit am ärgsten gedräscht, der nicht einmahl darnach fragt ob wir uns wol oder übel mit einander begehen. HÄRMEN. Drum werden wir vor uns etwas von einer Ehestifftung aufsetzen, so dürffen wir uns niemand anders helffen laßen, will mein Kind was errinnern, sie hat einen Diener, der nichts vergeßen wird. CATHARINA. Ach behüte mich Gott vor einer Ehestifftung, was ich verlange das soll in bloßen bitten bestehn, ist es ihm nicht gelegen, so will ich auch mit zufrieden seyn. HÄRMEN. Nun was will sie bitten? CATHARINA. Er wird mir doch die Hände nicht binden, wenn ich in der Haußhaltung was anfange, wenn ich auch ehrliche Weiber und Mägde zu Beyläufferin brauche? HÄRMEN. Deßwegen nehm ich eine Liebste, daß ich mit der HaußhaltungsSorge wil verschonet seyn. CATHARINA. Darnach wird mir ja das Geld in meiner Hand gelaßen werden. HÄRMEN. Wenn sie die Vermehrung über sich nehmen wil, so hab ich wieder eine Last vom Halse geschafft. | CATHARINA. Das werd ich auch bitten, er bleibe nicht offt aus dem Hause.

Böse Catharine III. 6

133

HÄRMEN. Was soll ich außer dem Hause suchen, wenn ich mein angenehmstes darinne gefunden habe? CATHARINA. Darnach wil ich auch das bitten, er bringe mir nicht viel Gäste ins Hauß, wir haben Schaden davon, niemand dancket uns, und wenn wir alleine seyn, so machen wir die beste C O M P A G N I E . HÄRMEN. Die Zeit meines Lebens hab ich gute Freunde gesucht, doch keiner hat mich VEXiRen dürffen. CATHARINA. Mein Schatz das weiß ich wol, er wird manchmahls zu Ehren gebeten werden, und es wird mir selbst eine Freude seyn, wenn ich mitgehen werde, aber ich bitte dich, trincke dich nicht irgend voll. HÄRMEN. Wenn ich mich voll trincke so hab ich mein gröstes leiden davon, denn ich bin nichts nütze, zum andern muß ich meine Liebste betrüben, die könte nichts kluges mit mir reden. CATHARINA. Darnach wolt ich wieder was bitten, wenn ich etwan hübschen Weibern zuspreche, wenn ich sie auch mit nach Hause bringe, so laß er es sich nicht zu wieder seyn. HÄRMEN. Woran sich meine Liebste vergnügt, daran will ich nichts verhindern. CATHARINA. Nun hab ich noch was weitläufftiges zu bitten, mein Herr Vater wird allen möglichen Fleiß anwenden, daß er zu was rechts genommen wird, wenn das geschieht, so werd ich auch allemahl erfahren, was vorgeht? | HÄRMEN. Was mein Hertze weiß, das kan dem andern Hertze nicht verborgen seyn.

134

Christian Weise

CATHARINA. Ach potztausend, hätt ich doch bald das vergeßen, wenn wir nun beysammen lebten, und der G o t t gebe die G n a d e dazu, daß wir tauffen ließen, so ich wol die Freyheit behalten, daß ich Pathen auslesen

beste liebe werd mag?

HÄRMEN. Ach mein Kind sie lese die Pathen aus und behalte das PathenGeld dazu. CATHARINA. Ach mein Kind, darf ich nicht noch eines bitten? HÄRMEN. Wer so fragt der m u ß an meiner Liebe zweifeln. CATHARINA. Wil er nicht biß auf die Hochzeit bey uns bleiben? HÄRMEN. Das geschieht aus Liebe, sie muß alles in einer guten Verfaßung antreffen, und warum sollen wir uns im Anfange dazu gewöhnen, daß wir alles durch frembde Leute thun? Sie soll alle Tage die Aufwartung in einem Briefe von mir haben, und was ich auf meinem Gute vornehmen werde, das wird alles dahin ziehlen, daß ich meiner Liebsten was von einer geruhigen Haußhaltung übergeben kan. CATHARINA. Mir wird die Zeit treflich lang werden. HÄRMEN. Wenn die Zeit vorbey ist so wollen wir uns die lange Weile desto beßer vertreiben, ich verbleibe meiner liebsten Gebietherin RECOMMENDiRt. (küßet sie.) CATHARINA. U n d er wird meine Bitte nicht vergeßen, also will ich auch beweisen, daß ich als eine getreue Liebste leben und sterben werde, (küßt ihn und geht ab.) HÄRMEN. N u gehe mein Schatz d u hast eine Kunst, d u ge-| wehnst dich zum bitten, und ich habe eine beßre Kunst, ich

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Böse Catharine III. 7

wil allemahl über die Bitten eine Außlegung machen, eben deßentwegen ABSENTIRE ich mich vor der Hochzeit, daß ich die BräutgamsCoMPLiMENTe nicht verderben will, doch nach der Hochzeit wird sich alles beßer schicken. Ich kenne das Mägdgen schon, sie hat im Hause den Willen gehabt, dabey ist sie verwehnet worden; und ich gedencke innerhalb 3/4 Jahren noch so eine fromme Frau aus ihr zu machen, dergleichen wir in 6. Herrn Lande nicht finden werden, Nun gute Nacht Jungfer CATHRiNGen, vor der Hochzeit k o m m ich nicht wieder.

III. 7.

HANDLUNG AUFFTRITT.

B I A N C A , G O D E R T hernach

BAPTISTA.

GODERT. ES ist mir lieb, daß ich auch bey derselben meine GRATULATION ablegen kan, sie haben in ihren vornehmen Hauße was von einer Heyrath, dabey sie nun das EXEMPEL nehmen wird, daß wir auch an ihren geliebten Orte was wünschen mögen. BIANCA. Ach mein Herr! ich weiß nicht ob ich in das Hauß gehöre, die Leute sprechen gestern ist was fröliches vorgegangen, sie sprechen meine Schwester soll gar eine Braut seyn, doch weil mir niemand was davon ver-|trauet, so darf ich auch viel COMPLIMENTE deßwegen nicht annehmen. GODERT. Z u m wenigsten kan sie nun mercken, daß die Reyhe gewiß an sie kommen ist. BIANCA. Ich laße den Herrn Vater befehlen.

136

Christian

Weise

GODERT. Ach das ist ein süßer Befehl vor einen Vater, wenn er seine Tochter mit einem anständigen Liebsten versorgen kan. BIANCA. Die Sache besteht nicht auf den Eltern, es müßen auch Leute kommen, die sich angeben. GODERT. Dergleichen angenehme Kinder werden allemahl gesucht. BAPTISTA. Nun! hat sich der gute Freund nicht eher eingestellt? GODERT. Ich habe sie bey der gestrigen Angelegenheit nicht verhindern wollen, doch nunmehr soll ich meine Schuldigkeit nicht versäumen, ich G R A T U L I R E zu der getrofnen A L L I A N T Z und wünsche daß wir bald die G R A T U L A T I O N in diesen geliebten Orte verdoppeln mögen. BAPTISTA. Ich sage schönen Danck vor die gute Meynung, doch wenn uns der liebe Gott ein Glücke zuwirfft, so müßen wir nicht so geitzig seyn, daß wir alles auf einmahl verlangen. GODERT. Doch werden sie auch zu frieden seyn, wenn Gott etwas zeitlich giebt, welches doch einmahl geschehen muß? BAPTISTA. Doch ist er mit meinem Herrn Sohne bekandt? | Ich bin bißher vielmahl in C O M P A G N I E gewesen, und seine C O N D U I T E hat mir wol gefallen, doch warum fragt mein P A T R O N ?

GODERT.

BAPTISTA. Die Leute haben mir etliche Flöhe ins Ohr gesetzt, der Mensch soll treflich aufschneiden, er soll sich auch der C O M P A G N I E sehr verdrüßlich aufführen, wenn ich wüste,

Böse Catharine III. 8

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daß mein Kind nicht beßer solte versorget seyn, so wolt ich mich an das Sprichwort halten, der erste Zorn ist beßer als der letzte. GODERT. N u n GRATULIER ich mir selber, d a ß die Hochzeit

fein bald erfolgen soll. Sie thun doch so wol und nehmen die RESOLUTION, daß sie keinen Menschen Gehör geben, es steckt allemahl was dahinter, oder daß ich deutlicher rede, die Leute wollen uns das Glücke nicht gönnen. BAPTISTA. Ich sage Danck vor diesen guten Trost, ich werde mich seines Rathes noch weiter bedienen. GODERT. Indeßen bleib ich OBLiGiRt in QVALIT£ eines de-

müthigsten Aufifwärters.

III.

HANDLUNG

8. A U F F T R I T T . Baptista, Bianca. BAPTISTA. Nun meine Tochter hastu gehöret, was der gute Freund vor einen guten Wunsch abgeleget hat? | BIANCA. Ach Herr Vater ich bin noch nicht soweit kommen, daß ich mich um solche Reden bekümmern kan. BAPTISTA. Stelle dich nicht so einfälltig, ich habe deinen Verstand wol PROBIERT, drum wil ich dich fragen siehstu es nicht gerne, daß ich deine Schwester versorgen kan? BIANCA. Was meinem Herrn Vater beliebt, das seh ich gerne.

138

Christian Weise

BAPTISTA. Deßwegen solstu auch einen guten Vater behalten, doch itzo beliebt mir was, wirstu auch solches gerne sehen? BIANCA. Bin ich denn so unglücklich, daß der Herr Vater an meinem Gehorsam zweifeln will? BAPTISTA. ES ist eine Sache, darinne ich keinen blinden Gehorsam verlange, drum will ich dich fragen, wäre es nicht sehr beqväm, wenn ich 2. Töchter an einer Hochzeit mit einander außsetzen könte? BIANCA. Herr Vater wir wollen bey der itzigen Hochzeit unser gantzes Gebet der Schwester gönnen, will es Gott schicken, so werd ich auch als ein frommes Kind ein gantzes Gebet verdienet haben. BAPTISTA. Wir können auf einmahl für viel Leute beten und alle können den Seegen auch gantz genießen. Höre ich habe dir einmahl die RESOLUTION gegeben, wo die ältste Schwester nicht versorget ist, so kan ich deinetwegen in keine Heyrath willigen, nun ist sie versorgt, also will ich auch, daß du heyrathen solst. BIANCA. Bey solchen Sachen braucht man BedenckZeit. | BAPTISTA. Mit deiner Schwester sind wir bald fertig worden, gieb mir das JaWort, so wollen wir die Stunde auch fertig seyn. BIANCA. Ach Herr Vater wie soll ich in einer unbekandten Sache ja sprechen. BAPTISTA. Die Bekandschafft soll gleich erfolgen, ich habe mich in MONSIEUR SANDER verliebt, der steht mir an, also wirstu ihm auch nicht zuwieder seyn; ich hab ihm PAROL

Böse Catharine III. 9

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gegeben, daß ich bey dir was gutes erhalten wil, läßestu deinen eignen Vater stecken, so werde ich sprechen, daß ich eine böse Jungfer in meinem eignen Hause erzogen habe. Herr Vater ein armes Kind meines gleichen, muß erstlich einen Freyer haben, darnach mögen die Leute davon reden, ob er ein Bräutigam ist, was soll ich mich mit einer Person verbinden, da wir auf beyden Seiten mit einander nicht möchten zu frieden seyn.

BIANCA.

Der Zufriedenheit wegen wollen wir uns nicht bekümmern, er wird itzund bey uns einsprechen, und ich befehle dir, begegne ihm so, wie es dein geliebter Vater ver-

BAPTISTA.

langet. (geht ab.) III. H A N D L U N G 9. A U F F T R I T T . Bianca, hernach

Sander.

Ach warum wünschen wir doch was? Ich dachte, mein Gelücke würde mir nicht fehlen, weil meine | Schwester einen Liebsten hat. Nun möchte ich wünschen, es wäre kein Mensch deßwegen sorgfältig gewesen. Ach du getreues Hertze, soll ich dich verlaßen, soll ich meinen Bund an dir brechen und soll ich nun einen andern ein freundliches Gesichte geben, der mich doch nimmermehr zur Liebe nöthigen wird. Ach wüste mein Herr Vater, daß er mich durch seinen Befehl zum Tode nöthigte, so würde er sein frommes Kind in das Hertzeleid nicht gebracht haben.

BIANCA.

(kömmt) M A D E M O I S E L L der Herr Vater hat mir befohlen, daß ich meine Auffwartung hier ablegen soll.

SANDER,

140

Christian Weise

BIANCA. Was der Herr Vater befohlen hat, das wird ein gehorsames Kind gerne annehmen. Ich komme auch mit einer solchen daß ich gerne will angenommen werden.

SANDER.

BIANCA. M O N S I E U R

INTENTION

her,

gedenckt mir an was, daß ich nicht ver-

stehe. SANDER. MADEMOISELL

wird das verstehen, was dem Herrn

Vater gefallen hat. BIANCA. Ich bin dem Herrn Vater niemahls zu wieder. SANDER. So werd ich auf Befehl des Herrn Vaters sagen, daß ich sie lieben will. BIANCA. Das ist keine Liebe die von eines andern Befehle DEPENDIRet.

SANDER. Ja wenn sich der Befehl mit unserm Wunsch nicht CONFORMIRet.

BIANCA. Wie kan er was wünschen, er weiß nicht ob ich so eine vornehme Liebe verdienet habe. | SANDER. Die Rede giebt mir so viel zu verstehen, ich werde einer so vornehmen Liebe nicht würdig seyn; Ach sie gönne dem Herrn Vater die Freude, daß ich was von einer guten R E S O L U T I O N mitbringen kan. BIANCA.

Worinne soll die

RESOLUTION

bestehen?

SANDER. Sie soll mir den Befehl geben, daß ich sie lieben darf.

Böse Catharine III. 9

141

Das bedarf keinen Befehl, ich liebe ihn als einen Menschen, ich liebe ihn als einen Christen, ich liebe ihn als eine Person, die in des Herrn Vaters Hause wol gelitten ist.

BIANCA.

SANDER.

Meine Liebe verlangt etwas sonderliches.

BIANCA. SO werd ich mir auch Bedenckzeit aus bitten, denn wir haben itzo mit einer Hochzeit zu thun, wem ich was liebes versprechen soll, der m u ß mich bey der unruhigen Zeit nicht MELANCHOÜsch machen. SANDER. Ist meine Gegenwart so unglücklich daß sie davon MELANCHOÜsch wird?

Die Zeit ist Schuld daran, ich verspreche nichts, ich versage nichts, allein wer mich übereylen will, der hat meine Liebe nicht verdienet.

BIANCA.

Mein Kind sie soll nicht übereylet werden, sie gebe mir nur einen Blick zu guter Hoffnung.

SANDER.

Wer was gutes hoffen will der muß es mit dem Himmel anfangen und eines gewünschten Außganges erwarten.

BIANCA.

Das ist ein schöner Befehl, ich werde solchen dem Herrn Vater zurück bringen, (geht ab.)

SANDER.

Und nunmehr muß mein geliebtester M A K O die Zeitung | bekommen, was mich biß auf den Todt betrübet hat. (geht ab.)

BIANCA.

142

Christian Weise

III.

HANDLUNG

10.

AUFFTRITT.

HINZE, WILLEM,

TITO.

HINZE. Nun wie stehts? so ein zukünftiger HochzeitBedienter muß auch nicht so ein sauer Gesichte machen. WILLEM. Ich wolte mir so ein HochzeitBitter nicht wünschen, denn ich müste doch dencken, als wenn mich die Leute nicht gerne hätten. TITO. Ach es wird niemand darnach fragen, ob ich lustig oder ob ich traurig bin. HINZE. Wir fragen darnach. Aber aus so eines Dieners Angesichte können wir leichte schlißen, daß an der Hochzeit selber was fehlen muß. WILLEM. Denn wo was gutes zu freßen und zu sauffen ist, da nehmen die Bedienten allemahl den ersten PARTICUL davon. TITO. Ach ihr Herren gebt mir 18. Pfennig ich will euch mein e n PARTICUL s c h e n c k e n .

HINZE. SO ein groß Glück werden wir nicht um 18. Pfennig verkauffen. WILLEM. Und wenn ich Bräutgam wäre, so spendiert ich 27. Pfennig dran, daß ich so ein Schimpf vor 18. Pfennig nicht erleiden dürffte.

Böse Catharine III. 10

143

TITO. Nein der Bräutigam weiß beßer, wo seine 27. Pfennig hin gehören, sie wollen irgend gantzer 14. Leute auf die Hochzeit bitten, und das soll auch auf dem Lande geschehen, daß 9. Personen gewiß außenbleiben, ja nun so | gedenckt mir doch, was wird sich so ein unwürdiger BrautDiener vor e i n ACCIDENS m a c h e n ?

HINZE. Ey das können wir uns nicht einbilden, wir machen uns Hoffnung zu einer prächtigen Hochzeit, dergleichen wir bey der Stadt in 10. Jahren nicht gesehen haben. WILLEM. Denn das trau ich dem lieben Herrn zu, daß ihm bey dieser Freude kein Thaler wird ans Hertze gewachsen seyn. TITO. Ich bin dabey, drum muß ich alles beßer wißen, SchmalHanß wird Küchemeister seyn und BettelDute wird mit dem MarschallsStabe voranziehen. HINZE. Was sagt denn der Herr Bräutigam dazu? WILLEM. Der ist wol nicht so tumm daß er sich so ein Eingriff ins HochzeitGeschencke thun läßt. TITO. Was soll er sagen, er ist draußen auf den Gute, wenn ich seinen Worten glauben darf, so kömmt er vor der Hochzeit nicht wieder. HINZE. Was macht er denn auf dem Gute, will er sich KuhSchelln vergülden laßen, daß er die Braut einholen kan? WILLEM. Oder will er ein Stübgen zur COURTISIE mahlen laßen, denn es muß doch an einem Stück GALANT zugehn. TITO. Sie fragen mich nicht solch tumm Ding, wenn mirs nicht ansteht kan ich wol vor der Hochzeit davon lauffen.

144

Christian Weise

HINZE. D a wird uns ein Strich durch unsre Freude gemacht. WILLEM. Ich weiß nicht warum ich deßwegen solte | traurig seyn. HINZE. Ach hätten sie in der Stadt eine große Hochzeit angerichtet, was hätten wir vor Händel erdencken sollen. WILLEM. Wer weiß ob wir bey den gramhafftigen Leuten großen Danck verdienet hätten. HINZE. Die Braut weiß, daß sie sich nicht allemahl in acht nehmen kan, sie denckt aufn Dorff wirds ihr niemand vor übel halten. WILLEM. Doch in der Stadt wollen wir Zeitung gnung davon bringen. HINZE. Ja ja Zeitung gnung, sind sie nicht alle wahr so werden sie doch schöne klingen.

(gehn ab.) III.

H A N D L U N G

11.

AUFFTRITT

PAGEL, G E R K E ,

hernach

GODERT.

PAGEL. Ich weiß nicht was unsre Schwestern machen. GERKE. Sie werden wol beßre Zeit haben, denn die Hochzeit ist vor den Thüre.

Böse Catharine III. 11

145

PAGEL. Ich dencke die schlimmen Zeiten werden sich nun anfangen. GERKE. Sonderlich wo die armen Kinder bey der bösen Frau im Hause bleiben. PAGEL. Wir thun nicht beßer als daß wir nachfragen, die Leute lauffen in dem Hause hübsch unter einander, ob wir komen oder nicht so wird es niemand gewahr werden. | GERKE. In dem Hauße haben sie alles gar zu wohl bestellt, wenn iemand kömmt, der ihnen nicht ansteht, so geben sie ihm das Geleite biß an die Haußthüre. PAGEL. Das wird nicht allemahl geschehen, wir wollen es versuchen. GODERT.

(kömmt) Was verlangen die Herrn?

GERKE. Es ist uns leyd, daß wir den Herrn selber brauchen sollen. GODERT.

Mir ist es leid, daß ich noch einmahl fragen soll.

PAGEL. Wir sind 2. gute Freunde, wir haben 2. Schwestern bey Jungfer C A T H R i N G e n , damit wollen wir nun fragen, ob sich die losen Kinder auch feine gehorsam aufführen. GERKE. Außer dem wollen wirs an unser Brüderlichen Liebe nicht ermangeln laßen. Ach ihr Herren wo sie hindencken, da seyn wir lang gewesen, haben die guten Kinder sonst keinen Mangel als an der A U T O RITTET SO wird sich niemand beschwehren dürffen.

GODERT.

146

Christian Weise

PAGEL. D o c h weil wir so nahe seyn, so möchten wir sie sehen. GERKE. Und wo mein Herr was dabey zu DiSPONiRen hat, so wird er die zwei lieben Brüder nicht verlaßen. GODERT. Die guten Mägdgen sitzen so tief in der Stube drinnen, da werden sie nicht ins Zimmer verlangen, und ehe es so weit k ö m m t daß sie heraus derffen, so mag den Herren die Weile auch zu lang werden; haben sie was zu | bestellen, so befehlen sie mirs, es soll so gut seyn als wenn sie selber viel Zeit dabey verderbt hätten. PAGEL. Wenn ich abgewiesen werde so muß ich gehen, (geht ab.) GERKE. Und es ist doch nicht recht daß wir die lieben Kinder nicht sehen derffen. (geht ab.) GODERT. Ich wüste nicht was die Leute in unsern Hause weiten, die Mädel flennen uns ohne dem eine Handqväle zu schänden, wenn die Brüder noch dazu kämen, so wär es noch ärger. Nun wo müßen die Bauer bleiben, sie sind PUNCTUELL bestellt worden und aus allen Umständen sehe ich das Volck hat eine trefliche REFORME von nöthen, doch seht die bleyerne Voegelgen stellen sich ein.

III.

HANDLUNG

12.

AUFFTRITT.

W U L F , WERNIKE, THIES,

GODERT.

WULF. Guten Tag Ehrenvester Herr! W i r seyn um die Zeit herein bestellt worden, wir wißen nicht obs der Herr selber ist der mit uns reden wil.

Böse Catharine III. ¡2

147

WERNIKE. Ja ja wir seyn gar willige Leute, wer mit uns reden will, der kan gar geschwinde vorkommen. THIES. Und so werden wir auch zur glücklichen Stunde vorkommen seyn. Ihr Bauern macht doch nicht so viel C E R E M O N I E N , der gantze Vortrag ist das, in unserm Hauße haben wir eine Braut. |

GODERT.

WULF. Je was vor eine Braut, will irgend der HaußKnecht mit der Köchin ein Paar werden? die jüngste Schwester kan sich auch ein hübschen Kerl auslesen.

WERNIKE. O

THIES. Denn das denck ich wol nicht, daß iemand der alten bösen Jungfer zu gefallen an die Hochzeit gedencken wird. GODERT. Ihr habt doch nichts drein zu sprechen, unser Jungfer C A T H R I N G E N ist eine Braut. WULF. Der Bräutgam muß sich wohl an seiner GroßMutter versündiget haben, daß er das Mensch zur Straffe nehmen soll. WERNIKE. Ich dächte wenn er gleich 10. Kirchen erbrochen hätte, so wär er gnung mit ihr gestrafft. THIES. Ich dächte wenn mir (einer) auf meines Vaters Grab was garstiges gethan hätte, so würd ich nichts weiter begehren, als daß er das Mensch heyrathen solte. GODERT. Hört ich hab euch das Püncktgen noch nicht recht vorgebracht, die Hochzeit soll bey euch auf den Lande seyn.

148

Christian Weise

Ich dächte sie thäten beßer wenn sie in der Stadt lustig wären.

WULF.

Aufn Lande fehlt immer was, und wenn ich vor ein Gröschel gestoßen Pfeffer brauchte, so wüst ich nicht wo ichs in der Eil solte her kriegen.

WERNIKE.

Ja wenns Vorwerck beßer gebauet wäre so möchte es sich beßer schicken, so werden sie gewiß dencken, | wir sollen uns im Dorffe ums HochzeitHauß bekümmern.

THIES.

Freylich wirds auf euch ankommen, ihr seyd da bekandt und werdet wißen, wo sich die Tische mit den Gästen am geschicktesten anbringen laßen.

GODERT.

Ich weiß nicht unter der großen Linde könten wir ein bißel aufräumen, da hätten viel Tische Raum und die Gäste seßen fein lufftig.

WULF.

WERNIKE. WULF.

Seßen sie doch im Treugen.

WERNIKE. THIES.

Je Gevatter wie wär es denn, wenns regnete?

Aber wo wolten sie des Bieres wegen hingehen?

Sie könten um den Baum herum stehen.

Die Kühe werden unter freyen Himmel im Felde wenn die Menschen wollen lustig seyn, so brauchen sie ein TaffelGemach, das von Menschen Händen erbauet ist.

GODERT.

TRACTiRet,

Unser Gevatter Gänsejäckel hat eine hübsche große Scheune, die ist gleich ledig, wir dürffen sie ein bißel außputzen, so wolten wir Leute genung beherbergen.

WERNIKE.

Böse Catharine III. 12

149

Das gienge auch an, die SpielLeute könten sich hübsch auf die HahnBänder setzen, so würden sie nicht in die Fiedel gestoßen. |

WULF.

T H I E S . ES

würde nur ein bißel schwer zu gehen auszuputzen.

Je nu! wir müßen dran gedencken, einmahl war unser Pfar auf dem KindTauffen, und da saß ein Edelman bey ihm, da redten sie von frembden Sachen, da wären Leute, wenn sie schöne Stuben haben wollen, so beschmieren sie die Boden und Wände mit lauter KuhFladen, das soll so schön außsehn, als wenn sie die Wände mit grünen Sammte bezweckt hätten, und sie sprechen solche Stuben sollen trefflich gesund seyn.

W E R N I KE.

Je nu, wenns gesund wäre, so schickte es sich feine dazu, daß sie die Gesundheiten prav trincken könten.

WULF.

Wir könten auch sonst wol was finden, daß man grünem Sammte ein (gülden) Gebräme machte.

THIES.

Ihr Dreckteuffel, wenn ihr ein solch Gemach bauen wolt, so mögt ihr GoldKäfer drinne rumfliegen.

GODERT.

Im Kretschen ist wol eine feine Gelegenheit, aber die Decke ist gar niedrig, die StadtLeute dürffen nicht so hüppen, sie möchten sich was vom Kopffe stoßen, es stehn auch 2. Säulen in der Mitte, sie möchten irgend einmahl dran lauffen und möchten sich das schöne Fleckgen im Gesichte verderben. |

THIES.

Je giengs nicht an? wenn wir in die Kirche zur Trauung zügen, so blieben wir flugs drinne.

WULF.

150

Christian Weise

GODERT. Man kan doch mit Narren nichts anfengen, haben wir denn auf dem Vorwerck nicht einen schönen Saal, köntet ihr nicht allerhand hübsche Bäume zusammen schaffen? WERNIKE. Ich hätte lange davon gedacht, die Treppe ist nur ein bißel böse, die Gäste möchten sich die Füße vertreten. GODERT. Das heißt ihr Bauern macht Anstallt, daß die Treppe gleich angerichtet wird, und wegen der Trauung wird sichs wol nicht beßer schicken, als daß wir auf Kutschen in die Kirche fahren. WULF. Wenn das geschehen soll so müßen wir mit der Gemeine zu Vielshofen erst reden. GODERT. Seyd ihr nicht eingepfarrt, bestellt die Trauung, so brauchen wir weiter keine Rede. WULF. Nu nu, wir wollens schon machen, und was zu reden seyn wird, da wollen wir schon das unsre thun, aber dem Pfarr und Schulmeister und Todtengräber, der das HochzeitGlöckel läutet, werden sie wol das Geschencke mit aus der Stadt bringen. GODERT. Davor habt ihr nicht zu sorgen, nur geht und macht alles zu rechte, den wir möchten euch ehsten Tages übern Halß kommen. | WULF. Sie mögen kommen wenn sie wollen, so viel uns möglich ist, wollen wir alles gar hübsch machen. (gehn ab.) GODERT. Ich weiß nicht warum sie mit der Hochzeit nicht in der Stadt bleiben? auf dem Lande wird schlechte Beqväm-

151

Böse Catharine III. 13

ligkeit seyn, und wenn ich nicht das eintzige Püncktgen bedächte, daß sich der Herr Vater selbst wegen der bösen Braut schämete, so wolt ichs ihm vor übel halten, daß er die Gäste nicht beßer ACCOMMODiRen wolte. (geht ab.)

III. H A N D L U N G 13. A U F F T R I T T . HANSO, ARNDT, HANSO.

hernach

SANDER.

Wir haben uns schlecht vorgesehn.

Und der gute Freund wird uns als schlechten Rathgebern nicht viel zu dancken haben.

ARNDT.

Der liebe Mensch wolte es gut machen und A B S E N TiRte sich, und nunmehr soll er wegen seiner Abwesenheit so gestrafft werden.

HANSO.

ARNDT.

dern

Ich glaube nicht daß sich das liebe Kind zu einer anA F F E C T I O N bewegen läst.

Doch wenn ein Vater im Ernste was befiehlt, so muß ein Kind gehorsam seyn.

HANSO.

ES wundert mich daß der neue Liebhaber nichts merckt, wenn ihm die vermeinte Liebste so kaltsinnig begegnet. |

ARNDT.

Was fragt er darnach, er setzt sich bei der FAMILLE dennoch feste, wenn auch ein artiges Frauenzimmer lange genung sauer gesehn hat, so muß sie doch die Person am liebsten haben, die ihr am nechsten ist.

HANSO.

152

Christian

S A N D E R . ES

Weise

ist mir lieb, daß ich so guten Freunden begegnen

soll. HANSO. Und es ist mir leid, daß er uns so selten begegnet. Doch wenn er sich an andern AFFAIREN eine Verhinderung geben solte, so dürfen wir das Glück nicht wünschen.

ARNDT.

SANDER. Was meine AFFAiRen betrifft, so werde ich deßwegen meine schuldige Auffwartung niemahls versäumen dürffen. HANSO. Doch was haben wir guts neues? ARNDT. Er lebt an einem Orte, da sie die Zeitungen alle mit einer geschwinden Post bekommen. SANDER. Ich habe die Zeitungen in etlichen Wochen nicht gelesen. HANSO. Wer im Hause was von guten Zeitungen erfährt, der darf sich nicht bekümmern, was in der Welt vorgeht. ARNDT. Und das sind die besten Zeitungen, die man vor sich behalten darf. SANDER. Ich mercke wol, was ihr höflicher Schertz zu bedeuten hat, ich weiß selber noch nicht, was ich vor Zeitungen gelesen habe. HANSO. In den Zeitungen wird etwas von einer angenehmen Heyrath stehen. ARNDT.

Und im J O U R N A L wird alle Tage was von einer guten vernehmen seyn. |

A V A N C E M E N T ZU

Böse Catharine III. 13

153

SANDER. Ach warum soll ich meinen Freunden was verhalten? Herr BAPTISTA beut mir seine Tochter an, sie giebt mir aber so viel zu verstehn, daß ich ihr lieber außer dem Hause als wenn ich im CABINET mit ihr sprechen will. HANSO. Ein Frauenzimmer läßt sich noch wol gewinnen. ARNDT. U n d vielleicht will sie seine Liebe dadurch PROBiRen, ob er auch wird beständig seyn.

SANDER. Doch meine Herren, ich habe mir allezeit bey meiner zukünfftigen Heyrath zweyerley gewünscht: Gott gebe mir ein Mägdgen, die nicht heßlich ist und ein liebes Kind, die es gerne thut. Solte den Herren was bewust seyn daß ich die wunderschöne BIANCA von einer andern AFFECTION verhindern solte, so geb ich ihnen die PAROLE daß ich ihm das Recht von Hertzen gerne abtreten will. HANSO. Gehen die Worte aus rechten Hertzen? SANDER. Sie mögen mir allerdings trauen. HANSO. Weiß er denn nicht daß MONSIEUR MAKO schon or-

dentlich um die Jungfer geworben hat? ARNDT. Der Herr Vater hat ihm auch keine abschlägliche Antwort gegeben, sondern er bestund nur auf der CONDITION wenn die älteste Schwester zuvor würde versorgt seyn. SANDER. W i r stehen aber in den Gedancken, der v o r n e h m e Freund ist v o n uns weggezogen, u n d hat sich ändert werts ENGAGIERet. HANSO. Er sey versichert daß die CORRESPONDENZ noch itzt |

unterhalten wird, wir haben uns als treue Diener dabey

154

Christian

Weise

brauchen laßen, und daß wird unser Unglück seyn, wenn wir zwischen 2. guten Freunden nicht wüsten, wem wir helffen oder schaden solten. Ach ist es um die Zeit, so will ich ihm die Parthie gern abtreten, ich will das liebe Kind nicht betrüben; allein haben wir keine Nachricht, ob er bald kommen will?

SANDER.

W i r haben ihm gleich geschrieben, und es wundert mich, daß er nicht schon da ist.

HANSO.

Nun so will ich ein Probstück von einem guten Freunde sehen laßen, so bald er kömmt, so geben sie mir Nachricht davon, ich will selbst zu der lieben Person mit ihm hingehen, und aller P R i E T E N S i O N R E N U N C i R e n , was wollen sie mehr von meiner Freundschafft?

SANDER.

Das verlangen wir noch, daß er anderweit doppelt mag vergnüget werden.

ARNDT.

SANDER.

Sie haben sich darauf zu verlaßen, (geht ab.)

HANSO. Nun ist uns der große Stein vom Hertzen geweltzet, ich werde die MiNUTen zehlen, biß der gute Freund ankommen ist.

(gehn ab.)

155

Böse Catharine III. 14

III. H A N D L U N G 14. A U F F T R I T T . SEGHERD, BIANCA,

hernach

SANDER.

Nun wie stehts? will sie bald zu frieden seyn daß wir uns zu einer doppelten G R A T U L A T I O N schicken können?

SEGHERD.

BIANCA.

Ich darf nicht gefragt werden, ob ich zu frieden wäre? |

Doch der Herr Vater will ihr die Freyheit laßen, sie soll sich erfreuen, daß er so gut vor sie sorgen will.

SEGHERD.

Die Sorge wird sich nach der Hochzeit am besten schicken.

BIANCA.

Doch wenn es der Herr Vater so verlangt so wird es wenig zubedeuten haben, ob sie gleich itzund oder in etlichen Wochen Ja sprechen will.

SEGHERD.

Ich will an der Hochzeit wirthlich seyn, da mag mein zukünftiger Liebster sehen, ob ich was verdienet habe.

BIANCA.

Meine Jungfer! ich bin ihr von Hertzen gut, und sie wird von mir niemahls gesehen haben, daß ich ihr wolte zu wieder seyn, das weiß ich wol sie hat einen Liebsten gehabt, und wenn der Herr Vater meinem Rath gefolget hätte, so würden wir die Hochzeit schon vollbracht haben, doch der liebe Mensch ist nun fort, wir haben auch so viel Nachricht, daß er sich anders wo mit einer Liebsten verbunden hat, warum will sie den eitlen Gedancken nachhängen, was weg ist, das mag weg seyn, und allem Ansehen nach kan sie bey dem itzigen Liebsten so viel bekommen als sie bey den ersten verlohren hat.

SEGHERD.

156

Christian Weise

BIANCA. Ach ich habe den ersten Liebsten lang vergeßen. SEGHERD. Ich halte der Liebste wird ihr zwar aus dem Gedächtnuß, doch nicht aus dem Hertzen kommen seyn. BIANCA. Ich weiß daß ich unschuldig bin und wenn es mir niemand glauben will so kan ichs mit diesen Thränen beweisen. SEGHERD. Sie gedencke doch, ihre Schwester hat in der gantzen | Stadt die Nachrede, daß sie vor eine böse Jungfer PASsiRen kan, will sie denn so verdrießlich thun, daß sie der Herr Vater selbst vor eine böse Jungfer, ach ich sage zu wenig, vor ein ungehorsames Kind erklären soll? BIANCA. Wenn ich werde gestorben seyn, da will ich ein gutes Gewißen in Himmel bringen, wollen mich die Leute verdammen, so weiß ich doch daß mir solches nicht schaden wird. (kömmt) Mein Herr ich habe den Befehl, daß ich meine Aufwartung ablegen soll.

SANDER,

SEGHERD. Eine verliebte Person läst sich gar gerne befehlen, doch mein Diener wird solches in unhöflichen T E R M I N I S nicht ausgerichtet haben. SANDER. Und wenn es der Diener gethan hätte, so würd ich mir die Freyheit ausbitten, daß ich alles in solchen T E R M I NIS verstehen möchte, doch ich erwarte worinne meine Schuldigkeit bestehen soll. SEGHERD. Ich wolte ihm Gelegenheit geben, dieses Frauenzimmer zu E N T R E T E N i R e n und deßwegen will ich ihnen nicht verhinderlich seyn, Verliebte Personen sind allemahl unvergnügt, wenn sie ein Zeugen sollen vor sich haben.

Böse Catharine

III. 15

157

III. H A N D L U N G 15. A U F F T R I T T . BIANCA, SANDER, SANDER. MADEMOISELL

hernach

MAKO.

sie hört was der vornehme Freund be-

fohlen hat. | BIANCA. Vielleicht wird ihm das selber nicht anstehen, was er auf Befehl verrichten muß. SANDER. Was man gerne thut, darinne läst man sich gerne befehlen. BIANCA. Ich kan dem Herrn nicht wiedersprechen. SANDER. Ich will das Wort annehmen, soll ich die Gnade haben, daß ich aus diesem Zimmer vergnügt zurücke gehen kan. BIANCA. Worinne soll diese Vergnügung bestehen? SANDER. Sie soll sich deßwegen erfreuen, daß ich hieher kommen bin. BIANCA. Ich bin zur Freude nicht gebohren. SANDER. Sie muß zu dieser Freude gebohren seyn, die gleich in diesem Zimmer soll gestifftet werden. BIANCA. Das Ratzel versteh ich nicht. SANDER. Aber sie wird mir das Glück nicht mißgönnen, daß ich so ein süßes Rätzel auflösen kan.

158

Christian Weise

BIANCA. Mein schlechter Verstand schickt sich zu keinen Ratzel. SANDER. Der Himmel hat es so beschloßen, sie soll diesen Tag mit einen Liebsten vergnüget werden, will sie mit ihrem Glücke nicht zufrieden seyn? BIANCA. Ich bin auch mit dem Himmel bekandt, also wird er mich mit keinem Glücke betrüben. hier steht eine Person, die gleichsam über ihr Glücke gebieten kan.

SANDER. MADEMOISELL

BIANCA. Das versteh ich wieder nicht. SANDER. Wir wollen um was wetten, sie soll noch diesem Augenblick meine Liebe rühmen und sie soll etwas von mir genießen, | daß sie von ihren besten Freunde nicht erwarten darf, habe ich nicht die Gnade daß ich deßentwegen eines freundlichen Blickes gewürdiget werde? BIANCA. Heute wird mich niemand frölich machen. Sie laße die Sache nicht so weit kommen, daß ich sie beschämen muß.

SANDER. MADEMOISELL

Er laße den ich seufzen muß.

BIANCA.

DISCOURS

nicht so weit kommen, daß

SANDER. So will ich auch den Himmel zum Zeugen anruffen, daß ich ein Mittel wieder die Seuffzer gefunden habe! Mein Herr beliebt er nicht hereinzuspatzieren? (er fiihrt M A K O herein.) BIANCA. A c h w a s seh ich!

Böse Catharine MAKO.

III. 15

159

Ich weiß nicht wohin er mich führet?

Doch der Außgang wird es darthun, daß sich ein guter Freund zum Wegweiser hat brauchen laßen.

SANDER.

Das Glücke braucht mich als einen Ball, so ich auch an einen Ort geschlagen werde, da ich nicht weiß was ich erwarten soll, so muß ich bey meiner gewöhnlichen Tugend bleiben, das ist ich muß mich mit der lieben Gedult behelffen.

MAKO.

Wir kommen deßwegen nicht zusammen, daß wir vergebene Worte machen wollen. M A D E M O I S E L L der Herr Vater hat mir ein Recht in diesem C A B I N E T gegeben, das will ich an diesen guten Freund abtreten, soll ich deßwegen noch kein freyes Gesichte verdienen, so wird sie mich doch in ihren Gewißen nicht verdammen dürffen, sie leben mit einander wol und | wenn sie tausendfaches Glücke mit einander genießen, so können sie versichert seyn, daß ich mich tausend mahl darüber freuen werde, (geht ab.)

SANDER.

Ach mein Kind! was soll ich vor ein Ausspruch von meiner Hoffnung erwarten, sie wird an meinen Augen sehen, daß ich mich nicht umsonst betrübet habe.

MAKO.

Ich weiß nicht was ich sprechen soll, ich sehe eine Person, die mich verlaßen hat.

BIANCA.

Und eine Person, die sich zu rechter Zeit eingefunden hat, was ich in Gestallt eines Holtzschlägers genoßen habe, wird mir auch itzo nicht versaget seyn.

MAKO.

Daßelbe mahl hat mir der Herr Vater nicht so ein hart Gesetze vorgeschrieben.

BIANCA.

160

Christian

Weise

Der Herr Vater wird nichts befehlen können, wenn sich die HauptPerson selber zu unsern Vortheil erkläret, Ach meine B I A N C A soll mich nun der Herr Vater zurücke setzen, wenn ich mich auf das alte Versprechen beruffen werde?

MAKO.

Ich weiß was ich wünsche, ich weiß was mich betrübet hat, doch wer mich einmahl zu einer beständigen A F F E C T I O N verleitet hat, der wird auch Mittel finden, daß ich in meiner Hoffnung nicht verschmachte.

BIANCA.

Meine B I A N C A das soll nicht geschehen, doch der Ausspruch muß aus ihrem süßen Munde zu erst erfolgen, darnach will ich an meinem Orte nichts versäumen; Ach hat sie sich betrübt, hat sie geweinet, sie laße die Noth vergeßen seyn, vielleicht hab ich noch mehr gelitten, und wenn wir die Probe | von der Gedult mit einander werden außgestanden haben, so wollen wir auch die Proben von der süßen Vergnügung mit einander genießen.

MAKO.

Ich kan nichts sagen, aus seiner Bemühung will ich erkennen, ob ich mit Recht geseufzet habe. Doch wir sind an diesem Orte nicht sicher.

BIANCA.

Auch in diesem Stück will ich keine Sünde begehen, ich gehe vergnügter von ihr weg als ich herkommen bin. (geht

MAKO.

ab.)

Und ich werde in meiner Einsamkeit FreudenThränen gleichwol in ungewißer Hoffnung vergießen sollen.

BIANCA.

161

Böse Catharine III. 16

III.

HANDLUNG

16.

AUFFTRITT.

W U L F , W E R N I K E , T H I E S , hernach

LORENZ.

WULF. NU ich dächte wir hetten unsre Sachen gar hübsch ins Geschicke gebracht, wir wollen mit unser Hochzeit aufn Lande wol bestehen. WERNIKE. Ich bin offt im Vorwercke gewesen, aber ich hätte mirs nicht eingebildt daß oben so ein hübscher Saal wäre. THIES. O wir bleiben gemeiniglich im Hofe, die Ehre haben wir nicht, daß wir viel Treppen steigen dörffen. WULF. NU schierts sichs um ein Püncktgen, wir haben unsern Kirchweg auf dem Reine bey des Richters Acker, der wird immer ein garstig Maul machen, wenn wir uns das unterstehen wollen. WERNIKE. Wir werden ihm so viel nicht schaden thun, wenn ich ein | solchen Acker hätte, ich ließe mir alle Wochen drüber fahren, solche vornehme Leute könnens einem wol wieder einbringen. THIES. Ja wir Bauern nehmen nicht alles so genau, die Leute sitzen in ein Städtel, sie gehn auch, daß ichs zur guten Stunde rede! gar in Mänteln, und bey solchen Leuten muß man sich gleichwol in acht nehmen. WULF. Ich möchte aber wißen, warum unser Kerl nicht wiederkömmt? wenn wir mit den Leuten im Städtel reden sollen, so müßen wir auch wol wißen, wo sie seyn.

162

Christian

Weise

finden wir sie denn, der Richter steckt in der BierKanne, wenn er abzeucht so wird wol der Kirch Vater und der GemeinAltste seine Nase Nein stecken.

WERNIKE. WO

THIES. Und wenn sie uns schencken wolten, so könten wir wol darnach sehen obs wahr wäre. LORENZ. Wer hat denn nun so ein Geschicke, daß wir nicht einmahl ein Glaß Bier mit Frieden sauffen können. WULF. Nun nu tugendsamer Herr Schulmeister, bey uns wirds so gehalten, wenn wir iemand brauchen, so müßen wir nach ihn schicken. LORENZ. Doch das müst ihr auch wißen, daß wir keine Bauern seyn, wer bey uns was anzubringen hat, der muß den GerichtsTag in acht nehmen. WERNIKE. Je wenn habt ihr denn euern GerichtsTag? LORENZ. Ich habe meinen Calender nicht im Kopffe, wenn mir recht ist so wird er wol auff Montag über Acht Tage gefällig seyn. | THIES. Und wir hätten gerne was, da wir nicht einmahl einen Tag warten können. LORENZ. Müßt ihr doch warten biß ihr ins Loch gesteckt werdet, da werden wir wol kein GerichtsTag anfangen, und wenn ihr darnach die Zeche bezahlen solt so werdet ihr auch schlimme Mäuler machen. WULF. Ey hört doch tugendsamer Schulmeister! wüst ihr auch, wer sich der schlimmen Mäuler annehmen will? es ist was, das betrifft unser Obrigkeit, und wenn wir auch alle Nach-

Böse Catharine III. 16

163

barliche Freundschafft auf einmahl aufheben sollen, so will ich auch reden was ich gedencke. Und ich dächte Tugendsamer Herr Schulmeister wenns auch was einbringt da solt ihr uns nicht aufhalten.

WERNIKE.

Ich wills gleich sagen, wir werden eine Hochzeit im Vorwerck haben, und da wolten wir gern in eure Kirch ziehn, wolt ihr das Geld nicht mitnehmen, so wohnt schon ein Schulmeister dort drüben, der soll uns alles zu Liebe thun.

5

Bin ich nicht da? wolt ihr bey mir was bestellen, so will ich mich schon nach der D I S C R E T I O N richten.

10

THIES.

LORENZ.

Ey der Herr Richter muß auch dabey seyn und wenn wir den nicht finden, so gehn wir aufs Dorf danüber.

WULF.

Je nu eh ich auch den andern Schulmeister was gönne, so will ich euch berichten, unsre Herren haben eine Kuh 15 gepfändet, die wollen sie halb versauffen, wenn es nothwendig ist so werden sie wol vernehmen was sie verlangen.

LORENZ.

(Die mittelste S C E N E eröffnet sich und P R Ä S E N T I R ? eine Schencke, da sitzen \ die Leute und schreyen erschrecklich.)

164

Christian Weise

III.

HANDLUNG

17.

AUFFTRITT.

D i e V o r i g e n , LUDER, A S C H E N , STOFFER, LIPPELT, GEHRLICH,

GUST.

LORENZ. Nun sind die Herren feine lustig. LUDER. Und euer Schade wirds seyn, daß ihr 6. Kannen Bier versäumet habt. LORENZ. Ich kan nicht davor wer AmtsVerhinderungen hat, der muß mit einem dürren Maule vorlieb nehmen. LUDER. Wer ist denn aber da, gedenckt doch wie offt haben wir euch ein Wischer gegeben, daß ihr uns keine Freude verderben solt. LORENZ. Doch wie offt hab ich ein Wischer kriegt, wenn ich wegen der lieben Obrigkeit was versäumet habe.

(stehtauf) Ja betriffts die liebe Obrigkeit, da wollen wir flugs da seyn, und dazu das Bier ist ohne dem gepulvert, der Qvark setzt sich kaum, doch wer will denn zu mir.

LUDER,

LORENZ. Da stehn die Leute, was wir uns feine alleine machten, daß die andern Flegel nicht zuhören dürfften, so kam es wol feine geschicklich herauß. LUDER. Nu, nu wir wollens schon machen. Willkommen ihr ehrlichen Leute, was bringt ihr bey uns? WULF. Bringens wegen seyn wir wol eben nicht herkommen, doch ein schönen Gruß haben wir von unser lieben Obrigkeit.

Böse Catharine III. 17

165

L U D E R . D a s ist g a r g u t d a ß w i r u n s e r n N a c h b a r l i c h e n R E S P E C T

behalten, | gleich wollen wir Anstallt machen, also, ihr C O L L E G E N , w o bleibt ihr!

ASCHEN. H a ha sie werden iemand schencken wollen, da ist die Kanne. LUDER. Ey last uns mit dem Biere zufrieden, was wir da zu thun haben dazu brauchen wir eine nüchterne Seele. ASCHEN. Ihr lieben COLLEGEN kömmt doch heraus, das Bier mag derweile stehen bleiben. LUDER. Schulmeister gebt Stuhl und Bäncke her, das Ding muß fein ordentlich zugehn. LORENZ. Ja, wo wird mein Junge seyn? GUST. Ich verlauffe mich nicht, ich soll heute noch das erste mahl trincken, ich denck es wird an mich auch kommen. LORENZ. DU solst schöne trincken, bringe die Stühle herauß. GUST. Welche Stühle soll ich bringen, die sammtnen werd ich wol drinne laßen. LORENZ. Je du Schelme, wo hastu sammtne Stühle gesehn? GUST. ES seyn solche Stühle, unser Schäfer hat von solchen Sammte sich laßen ein paar Hosen machen. LORENZ. O du Narr, das seyn lederne Stühle, bringe sie flugs raus.

(Er bringt die Stühle sie setzen sich.)

166

Christian

LUDER.

Weise

Nun Schulmeister last die lieben Leute auch sitzen.

WULF. O

wir haben vom stehen so viel als vom Sitzen.

Was wir thun, das geschieht nicht euertwegen, wir thun es nur der lieben Obrigkeit zu ehren.

LUDER.

WULF. NU

nu wir wollen uns gerne niedersetzen. | (sie setzen sich also:) LORENZ LUDER ASCHEN WULF WERNIKE THIES

STOFFER LIPPELT GEHRLICH.

Nun ihr ehrlichen Leute, wolt ihr was vorbringen, da sitzen wir.

LUDER.

Ich habe mich wol irgend nicht auf eine Rede geschickt gemacht, Gevatter wenn ihrs reden wölt.

WULF.

Ich weiß nichts davon, wer das Wesen angefangen hat, der mag reden.

WERNIKE.

Und wer sein Maul sonst immer forne für hat, der wird schon wißen, was er sprechen soll.

THIES.

Je nu tugendsame Richter, KirchVäter, GemeineÄl testen, WegeVoigt und absonderlich fürsichtiger Herr Schulmeister; unser Herr aus der Stadt wil in etlichen Tagen auf dem Vorwercke eine Hochzeit anstellen, und da wolten sie gerne in die Kirche ziehn, so möchten wir vor allen Dingen wißen, ob wir unsern ordentlichen Kirchweg bey seinen {Acker) behalten dürfften?

WULF.

Böse Catharine III. 17

167

LUDER. Werden viel Leute gehen? WERNIKE. O nein des gehens wegen dürfft ihr euch nicht fürchten, es wird euch kein Mensch was zertreten, sie werden alle fahren. | THIES. Und die SpielLeute werden alle zu Pferde seyn. LUDER. Nun das wird auch was neues seyn wo einer mit seiner Baß-Fiedel zu Pferde kömmt, nun ich will nichts dazu sprechen, ich will hören, was meine Herren C O L L E G E N dazu sagen werden. betrifft eine EhrenSache, wir können ihnen den Weg wohl nicht verbieten.

A S C H E N . ES

STOFFER. Die Leute werden sich auf ihre Gerechtigkeit beruffen, wenn wir nicht ja sprechen so thun sies mit Gewalt. LIPPELT. Und können wir das doch dabey gedencken, die Gäste sollen fein erbar thun. GEHRLICH. Ich dächte wenn der Acker meine wär, so thät ichs deßwegen, daß ich eine BaßFiedel einmahl zu Pferde sehen könte. LUDER. Nun Schulmeister seyd ihr auch der Gedancken? LORENZ. Wer zu mir in die Kirche kommen will, den will ich annehmen, aber um den Weg mag er sich selber bekümmern. LUDER. Nun wenn ich der frembden Leute nicht schonte, so könt ichs nicht laßen, ich müst euch Ochsen heißen, denckt die Leute können wol auf ein FußSteige neben mei-

168

Christian Weise nen Acker hingehen, aber warum soll ich mir alles zu Schanden fahren laßen, ich kan es nicht zugeben.

ASCHEN. O

solche hübsche Leute werden wol kein Schaden

thun. STOFFER. Wir wollen es feine mit Bescheidenheit suchen, sie | werden sich schon in acht nehmen. LIPPELT. Und sie dürffen uns halbicht ein Trinckgeld geben, so wolten wir auf dem Acker stehen bleiben, daß sie uns nicht zu nahe kämen. GEHRLICH. Ja ja bleibt aufn Acker stehn, ihr werdt übel Arger machen, haben wir nicht die gemeine LandStraße, können ehrliche Fuhrleute drauf fortkommen, so werden solche vornehme Herren auf dem Wege nicht versincken. LORENZ. Ja ja es wäre gar ein hübscher Vorschlag mit der Landstraße, doch bedenckt es selber, sie müßen vor den Galgen vorbey, und da ließen wir vor 3. Wochen ein Dieb hängen, solten wir wol solchen vornehmen Leuten einen solchen garstigen Anblick wünschen? LUDER. Ja seht mit der Landstraße gehts nicht an, die StadtLeute seyn ohnedem gar unleidlich, sie möchten wol gar dencken wir hättens ihnen zum Poßen gethan, wie stehts KirchVater könten sie nicht den Weg über eure Wiese nehmen? ASCHEN. Nein dazu versteh ich mich nicht, wo der Weg hingeht, da wollen wir die fremden Leute hinweißen. STOFFER. Ich bin selber der Meynung, ein ehrlicher Mann läst sich auf seinem Grundstücke nicht gerne solche Neuerung aufbringen.

Böse Catharine III. 17

169

LIPPELT. Wenn wir alle so sprechen, so wißen wir keinen Weg, und die Schande werden wir bey unsern KindsKindern behalten. GEHRLICH. Wir wollen sprechen sie sollen dort drüben in jene | Kirche ziehen, so bleiben wir mit unserm Wege zufrieden. LORENZ. Das läßt der Schulmeister wol bleiben, und ich will sehn, wer mich um mein A C C I D E N S bringen soll. LUDER. Nu seht ihr lieben Leute, man will manchmahl einander gerne helffen, es hat nur nicht allemahl so ein Geschicke dazu. WULF. Wir wollen gerne die Landstraße fahren denn auf dem Reine können wir Braut und Bräutgam umwerffen. WERNIKE. Und wenn der Dieb so schändlich außsieht, könt ihr das SchindAß nicht herunterwerffen? Ich dächte wer so ein S P E C T A C U L hätte sehen wollen, der müst es schon gethan haben, was soll das garstige Bild noch ferner in der freyen Lufft hängen?

THIES.

LUDER. Ihr Bauer! ihr versteht gar mit einander nichts, das Urtheil ist kommen, der Dieb soll da hengen, und wenn wir solch Ding nicht in Acht nehmen, so könten wir und unsre Kinder gar um den Galgen kommen. ASCHEN. Mein Gevatter SäuWentzel hat seine Scheune neu gedeckt, er gebe uns wol die alten Schoben daß wir den Galgen verbaueten. STOFFER. Und darnach käme der Wind und würffe den Qvark übern Hauffen, das würde hübsch heraußkommen.

170

Christian

Weise

LIPPELT. Und mein Gevatter wolte die Schoben kauffen, darnach würde er sich mit solchen unehrlichen Dingen nicht verwirren. | GEHRLICH. Den Galgen gegenüber ist so ein hübsch Plänel, wir wollen unsre Jungen rauß schicken, die sollen kegeln, die Gäste werden alle herüber sehen und sich nicht um den Galgen viel bekümmern. LORENZ. Ich will ein Vorschlag thun, wenn wir dem Diebe ein weiß Hembd anzögen, und setzten ihm einen grünen Crantz auf, wolten wir den Galgen hübsch mit Meyen bestecken, so dürften uns die reisenden Leute nicht tadeln. LUDER. Der Vorschlag last sich hören, aber wer wird das Hembd dazu geben, welche Jungfer wird ein Krantz machen, und wo wird uns ein Knecht Meyen zu schleppen? ASCHEN. Wir wollen auf gemeine Unkosten ein Hembde machen laßen, wie wir einmahl den Galgen ließen bauen, so muste der Richter den ersten Strich thun, und da wird des Richters Frau mit Nadel und Zwirn den ersten Stich thun müßen. STOFFER. Und wenn wir den Krantz machen, so muß des Richters Jungfer Tochter die erste Nelcke anbinden. LIPPELT. Und des Richters GroßKnecht muß den ersten Meyen in die Erde stecken. GEHRLICH. Was hat denn der Schulmeister dabey zu thun, er hat darheime so hübsche rothe Dinte, da bemahlt er immer die GevatterBriefe, wenn er dem armen Sünder | hübsche rothe Backen mahlte.

Böse Catharine III. 17

171

LORENZ. Ich bin eine geistliche Person, ich darf mich in die Weltlichen Gerichte nicht mengen. LUDER. Je nu wenns dabey bliebe, so gienge alles fein ordentlich zu, was nehmen wir aber vor Leinwand? wir dürffen SchaterLeinwand nehmen, von weiten steht sie gar hübsch und ich dencke daß ihn die Herren nicht gar zu sehr betrachten werden.

ASCHEN. O

STOFFER. Und die Gevatter Richtern hat gar eine spitzige Nehnadel, sie wird ihren Stich gar hübsch anbringen, daß unsre Weiber folgen können. LIPPELT. Aber wo nehmen wir Nelcken zum Crantze her, ein ehrlicher Mann trägt gleichwol Bedencken, daß er sie aus seinen Garten nehmen last. GEHRLICH. Unser Nachbar im Vorwerck Springe Merten, der ist nicht darheime, und es ist ohndem nicht viel guts an ihm, unsre (Jungfern) mögen gehn und sie ihm stehlen, kan doch des Richters Jungfer Tochter die erste Blüth abbrechen. LORENZ. Wie kommen wir aber zum rothen Backen? LUDER. Wir wollen ihm die Haare ins Gesichte kämmen, so weiß niemand ob er grün oder geele außsieht. ASCHEN. Ich wolte wol sprechen, wir könten den Dieb herumkehren, aber wer wirds thun, deßwegen geben wir den Henger nicht 10. Thaler. | LIPPELT. Wir müßen ein roth Band am Crantz binden, das biß auf die Gusche herunter hängt.

172

Christian

Weise

GEHRLICH. Unsre Nachbar müßen auch was dabey thun, sie haben in ihrer ZiegelScheune so hübsche rothe Farbe, sie mögen kommen und ihn anstreichen. WULF. Ey wer mir das zumuthet den heiß ich ein Schelm. WERNIKE. Denckt ihr daß unsre Ziegelfarbe zum Galgen gemacht ist? THIES. Ich wolte wir wären nicht herkommen. LUDER. Ihr Leute! macht euch in unsern Gerichte nicht zu breit, sonst werd ich was befehlen, das euch nicht gefallen wird. ASCHEN. Wir haben uns gleichwol so hübsch bewilliget, deßwegen werden wir die Narren nicht alleine seyn. STOFFER. Wir wollen gleich ein Brief schreiben laßen, und da sollen die Leute sehn, was vor Nachbarschafft gehalten wird. LIPPELT. Ihr Narren wolt ihr sein Gesichte nicht mahlen, so nehmt ein Pinsel und bespritzt ihn mit, doch es müste geschehn, eh wir ihn das weiße Hembde ließen anziehn. GEHRLICH. Das hat alles nichts zubedeuten, aber höre Nachbar, du hast vor von ein Schelm geredt, wem hastu gemeint? WULF. Ey was würde denn drauß wenn ich dich gemeint hätte? GEHRLICH. Das soll drauß werden, daß ich dich vorn Halß schlage. LUDER. Ihr Leute halt Friede.

(Sie fallen über einander und schlagen sich, damit fallt die SCENE ZU.) \

IV. HANDLUNG 1. A U F F T R I T T . SEGHERD, MAKO,

hernach

BAPTISTA.

pflegt das Glück zu spielen, und wenn es im Anfange wiederwärtig ausgesehen hat, so folgt gemeiniglich ein erwünschter und angenehmer Fortgang.

S E G H E R D . SO

MAKO. Ich habe die Probe großmüthig gnung abgeleget, und wenn wir etwas damit verdienen sollen, daß wir uns ins Creutze gedultig geschickt haben, so werd ich mir was gutes einbilden dürffen. SEGHERD. Er wird am besten thun, wenn er alles mit dem Mantel der Vergeßenheit zudeckt, wir haben alles, was zu seiner Noth coNTRiBUiRet, doch wenn wirs beym Lichte besehn, so hat es niemand gerne gethan. MAKO. Ich habe den Trost darinnen, die schwartzen Kirschen wornach mann hoch steigen muß, die schmecken am besten. Doch hat sich der Herr Vater auch gewinnen laßen? Er hat sich über M O N S I E U R S A N D E R S Großmüthigkeit verwundert, und weil er Gottes Schickung darunter annehmen muß, so läst er ihm dasjenige gleichweg versichern, was er iemahls mit einer unumgänglichen Bedingung gethan hat.

SEGHERD.

174

Christian Weise

MAKO. Ich bin über der Bedingung niemahls ungedultig gewesen, doch es war mir leyd, daß eine liebe Person bey ihrer höchsten Unschuld meinetwegen was außstehen solte. SEGHERD. Das lose Kind hat sich in diesem Stücke sehr klug aufgeführet. | (kömmt aus der mittelsten S C E N E , ) SO haben wir das Glück, den lieben Freund wieder zu sehen.

BAPTISTA.

MAKO. Das Glück werd ich zu rühmen haben, daß ich so ein vornehmen PATRON die Hand küßen kan. BAPTISTA. Und meine Schuldigkeit erfodert, daß ich was entschuldige, darinne wir einander nicht verstanden haben. MAKO. Was schon geschehen ist, das bedarf keiner Entschuldigung, ich habe vielleicht gesündiget, daß ich noch unwißend zu dero Mißvergnügen was c o N T R i B U i R e t habe. BAPTISTA. Gnung von diesem. Wir wollen nun etwas neues von der Vergnügung anfangen; Bekommen wir keine Zeitung von der Hochzeit, es ist mir nicht so gut kommen, daß ich meiner lieben Tochter zu Gefallen hätt erscheinen können. SEGHERD. Das ist ein gutes Zeichen, daß niemand zurücke kömmt, es muß ihnen treflich wohl gehen. BAPTISTA. Ich habe nichts mehr zu wünschen, und wenn mich Gott noch eine solche Zeit erleben last, so wil ich desto frölicher seyn. Es war mein Unglücke daß die gute Tochter den Nahmen der bösen C A T H R I N E bey der Stadt verdienet hatte, davor hat sich nun mein geliebter Sohn nicht zu fürchten, daß er einer bösen B I A N C A wegen was hören solte.

Böse Catharine IV. 2

175

Mein Herr Vater lebe der Hoffnung, wir werden in einiger Zeit mit einer frommen C A T H R I N E cONVERSiRen können.

MAKO.

Der Mann ist artig gnung, wenn er alles an rechten Orte wol anfängt, so wollen wir an dem Außgange nicht zweifeln. |

SEGHERD.

IV. H A N D L U N G 2. A U F F T R I T T . Die Vorigen,

BENNO.

Ich habe ein schönen Befehl von der gantzen Hochzeit-CoMPAGNiE, sie hätten wünschen mögen, daß der Herr Vater auch hätte gegenwärtig seyn können.

BENNO.

BAPTISTA. Es ist m i r gar lieb, w e n n alles frölich abgelauffen ist, ist auch an TRACTAMENTen was versehen worden?

Ach nein, der Koch war gut, der im Eßen alles PROPRE machte, der Weinschencke war auch gut, der die Gäste mit dem köstlichsten Trunck Wein versorgte.

BENNO.

Ich höre schon der Weinschencke muß sich selber loben, die Gäste werden gewiß nicht viel geredt haben.

BAPTISTA.

Wenn der Wein gut ist darnach die Leute prave schreyen, so will ich dasmahl mit der Probe wohl bestehn.

BENNO.

BAPTISTA.

Doch was machten die

2.

verliebten Personen?

176

Christian Weise

BENNO. Sie thaten gar hübsch mit einander, endlich wie sie tantzen solten, so that der Braut der Kopff weh. BAPTISTA. Wenn ihr der Fuß nicht weh gethan hat, so hätte sie wohl tantzen mögen. BENNO. Ich halte der Kopf that ihr nicht weh, sie wolte gerne zu Bette gehen. BAPTISTA. Sie dürffen im Anfange nicht so eyfrig thun, sie werden viel Abende nach einander erleben, da sie allemahl können zu Bette gehn. BENNO. Doch ich kanns nicht anders sagen, der Bräutgam fußte sich sehr wohl auf, er ACCOMMODiRte die Gäste, er sorgte | auch gar vor die Bedienten, ich muß gestehn, ich wüste nicht wenn mir eine Außrichtung so gefallen hätte. BAPTISTA. Nun werden wir in große Schuld gerathen seyn. BENNO. Ich schäme mich, daß ich mit so einen schlechten Zettel werde aufgezogen kommen, wir habenn gewiß treflich MENAGiRet, es waren gleichwol über 30. Gäste und werden über 6. biß 7. Eymer nicht verthan haben, und das war Ursache, den Leuten schmackte das Bier so gut, 5. biß 6. Viertel hatten sie in ein Tage ausgestochen. BAPTISTA. Nun was drauf gangen ist, soll auch redlich bezahlt werden, (geht mit S E G H E R D « « ¿ / M A K O ab.) BENNO. Ich mocht es nicht sagen, die Braut wil schon am ersten Hochzeittage feine gramhafftig thun und kranck seyn, ich denck immer, wo der liebe Herr sich an ihr fluchen nicht kehrt, so wird sie Tzschaschen und pinseln, damit können die Weiber ihren Männern die Köpffe z.u rechte setzen.

Böse Catharine IV 3

IV.

177

HANDLUNG

3. A U F F T R I T T . HINZE, WILLEM, H I N Z E . SO

LIPPELT.

hat sich der Bräutgam schon so hurtig gehalten?

WILLEM. Und hat so ein schönen Anfang zur ehelichen Liebe gemacht. LIPPELT. Ich habe vor der Thür gestanden und zugesehn, ich kan es am besten erzehlen. Der Junge hatte so ein Ding aufs Tischel gelegt, sie heißen es irgend ein Kammfutter, und da waren | Spiegel, Kämme und solch närrisch Ding gnung dabey, damit brachte der Bräutigam seine Jungefrau zur Kammer herauß, und es war immer, als wenn sie einander anlachten. HINZE. Das ist doch gar recht, daß sie schöne mit einander thun. WILLEM. Und wenn ich einmahl ein Bräutgam werde, so will ich bey der M E T H O D E bleiben. LIPPELT. Darnach griff er an das närrische Kammfutter, so fiehl ein Spiegel herunter und gieng in Stücken, und da wischte er über den Jungen her, ich dachte immer, er würde ihn gar todt schlagen. HINZE. Der Junge hats versehn, und wo Schaden geschiehet, da kans ohne Straffe nicht abgehen. WILLEM. Aber konte die Frau dazu stille schweigen?

178

Christian Weise

LIPPELT. Sie wolte was dazwischen reden, aber er machte ein sauer Gesichte, und gab ihr etliche Worte; ich weiß nur nicht, ob ichs so geschicklich werde erzehlen können: bleib mir vom Leibe, wenn ich mich erzürne, so darf mich niemand verhindern, sonst fange ich neue Händel an. HINZE. Je was sagte die Braut dazu? WILLEM. Kunte sie nicht wieder ein erschrecklich Gesichte machen? LIPPELT. Ach nein, sie erschrack ein bißel. Und darnach hatte sie zu meiner Frau gesagt, ich will den Herrn gerne nicht einreden, wenn er böse ist. HINZE. Das ist ein schlauer Gast, er hat den Spiegel mit Fleiß | auf die Kippe gesetzt, daß er mit den Jungen was hat anfangen können. WILLEM. Und er hat schon viel gewonnen, wenn er die Frau dazu gewöhnt, daß sie ihm aus dem Wege geht. N u n wird er fein offte thun, als wenn er böse wäre. LIPPELT. Ja so viel hab ich gesehen; doch die Herren verzeihen mir, wir haben uns auf ein Gerichte Boh-Schnitten und auf eine kalte Schale Brandtewein zu Gaste gebeten, drum muß ich gehen, daß ichs nicht versäume.

Böse Catharine IV. 4

179

IV. HANDLUNG 4. AUFFTRITT. LAX, TITO,

hernach

GODERT.

LAX. Ey wie ists unsern Jungen so übel gegangen. Er hat solche Schläge kriegt, ich gläube nicht daß er in 6. Wochen ein Menschen wird was nütze seyn.

TITO.

LAX. Das ist gut, daß wir nicht seyn dabey gewesen. TITO. DU

denckst gewiß, wir hätten uns in die Schläge theilen

sollen. LAX. Ach nein, du hättest den Herrn geholffen, und ich hätte meiner Frau beygestanden, wir hätten uns die Schläge wol selber geben können. TITO. W a s nicht geschehn ist, kan noch geschehn, ich halt es m i t dem Herrn, wilstu ein WeiberFAVORiTe seyn, so m u ß ich dich VEXiRen.

LAX. O es ist gar hübsch um die Weiber, wenn sie ehrlichen Purschen gut seyn. | TITO.

Die Männer

haben

Geld

u n d k ö n n e n prav SPENDiRen.

LAX. Und die Weiber haben den Schlüßel zum SpeiseGewölbe, da giebts prav zu freßen. (kömmt) Sieh da! soll ich unsre Herren Müßiggänger da antreffen.

GODERT.

180

Christian

Weise

LAX. Ach nein, seit gestern bin ich nicht müßiggegangen, ich bin allemahl bey meinem Beruffe geblieben und habe stattlich gefreßen und gesoffen. GODERT. Der euch den Beruff gegeben hat, der soll euch auch belohnen. TITO. Ich dächte, wer zur Hochzeit gienge, der hätte schon seinen Beruff: daß er nichts anders thun solte. GODERT. Was geschehn ist kan ich nicht ändern, itzt komm ich mit einem neuen Beruff, der Herr wills haben, ihr solt auf seiner Seiten seyn, und solt der Frauen nichts zu gefallen thun, wenn ers nicht befiehlt. LAX. Der Befehl wird mich nicht angehen, ich bin deßwegen mit herausgeschickt worden, ich soll der Frauen KammerDiener und SchwammDrücker seyn. GODERT. Ich ließe guten Rath gelten, der Herr hat eine feine C O M C E D I E mit den Jungen gespielt, wenn er so ein ungehorsamen Purschen in die Hände kriegt, so möcht es noch schlimmer ablauffen. LAX. Je nu, der Herr und die Frau werden auch wol nicht wieder einander seyn, ich dächte auch dem Herrn müste das Hertz im Leibe lachen, wenn er ein Diener hätte, der mit seiner | Frau so schöne thun könte. GODERT. Wegen des schöne Thuns wollen wir nicht viel reden, ein Diener thut am schönsten, wenn er sich nach seinen Herrn AccoMMODiRet.

LAX. Der Herr hat die Frau lieb, und ich bin ihr treu, schickt sich denn das nicht zusammen?

Böse Catharine IV. 5

181

GODERT. Man darff der Frau nicht weiter getreu seyn, als man es gegen den Herrn verantworten kan. LAX. Ich seh gar wol, ich hab mich zwischen Thür und gesteckt, wenn ich der Frau werde was zu Gefallen wird mich der Herr zupffen, und wenn ich den zu gehorsam bin, so macht mir die Frau gar ein Kopff.

IV. 5.

Angel thun, Herrn bösen

HANDLUNG AUFFTRITT.

Die Vorigen, HÄRMEN.

HÄRMEN. Hat er mit den Purschen geredt was sie thun sollen, wir müßen in unsrer HaußHaltung eine gute Verfaßung machen, daß wir auch damit bestehen. GODERT. Ich hab es den Leuten deutlich gnung eingebunden, wo sie sonst wollen gehorsam seyn. HÄRMEN. An dir zweifle ich nicht, denn ich habe dich angenommen, du wirst an meiner Frau nicht zum REBELLEN werden. TITO. So lange ich sein Brod eße, so lange werd ich auch sein Lied singen. HÄRMEN. Kanstu singen? TITO. Ich dencke das sind die besten Lieder vom Knechte, wenn er alles so grob und kleine singt als der Herr haben will. |

182

Christian Weise

HÄRMEN. Ich will dich in meinem Hauße gar zum Capellmeister machen; doch wie stehts um dich, du wirst mit einem Schelm gefüttert seyn? LAX. Nein bey ein solchen Kirschner hab ich mir mein Wamst nicht bestellt. HÄRMEN. Mancher bringt ein solch Schelmisch Wamst mit auf die Welt. Höre wem wilstu dienen, dem Herrn oder der Frau? LAX. Ich dächte allen beyden. HÄRMEN. Wenn ich nun zur ForderThüre herauß gehe und die Frau will zur HinterThüre herauß, wie kanstu allen beyden dienen? LAX. O das wird nicht geschehen, ein Mann wird kein Narr seyn und wird die Frau laßen zur HinterThüre raußlauffen, er wird ja darnach sehen, wo sie hinläufft. HÄRMEN. O du Narr, ich muß dirs deutlich machen, wenn ich spreche wir wollen um 11. eßen und die Frau will um 12. eßen, mit wem wirstu es halten? LAX. Ich halt es mit, wenn das Eßen fertig ist. HÄRMEN. Ich muß dir beßer aufs Gewißen gehen, wenn ich dich aus dem Hauße schicke, und die Frau spricht du solst zu Hause bleiben, wem wilstu gehorsam seyn? LAX. Ich müste mich darnach richten, welcher Befehl der beste wäre. HÄRMEN. Wie, soll mein Befehl nicht allemahl der beste seyn? das sag ich dir, richte dich nach meinen Befehl, sonst will

Böse Catharine IV. 5

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ich | dir gebiethen, daß du gleich aus dem Hause M A R C H I Ren solst, und wenn die Frau zehnmahl sagte, du soltest drinne bleiben. LAX. Je nu nu! will ich mich doch gerne nach dem Herrn richten, und wenn ich auch die Frau verrathen und verkauffen solte. HÄRMEN. Wirstu nun bald klug? LAX. Ja die Klugheit lernt sich wol, wenn ich einer Frau ungehorsam bin, so giebt sie mir garstige Nahmen, die thun mir an meiner Gesundheit doch schlechten Schaden, aber mit ein Manne VEXiRt sichs nicht, er schmeißt flugs zu, und macht einen gar zu ein ungesunden Menschen. Nun so will ich euch meine I N S T R U C T I O N ZU erkennen geben, itzo solt ihr meine Frau auf mein Gut begleiten, da führt sie fein langweilig auf dem Felde herum, wenn sie dort hin kömmt, so gebt ihr nichts zu freßen, denn ich kenn ihren Geist schon, er muß mit Hunger und Wachen ausgetrieben werden.

HÄRMEN.

TITO. Wie können wir sie aber verhindern, wenn sie von andern Leuten was erbettelt? HÄRMEN. Davor wollen wir auch Anstalt machen, ist der Mann nicht hier, den wir bestellt haben?

184

Christian Weise

IV. 6.

HANDLUNG AUFFTRITT.

D i e Vorigen, WERNIKE.

WERNIKE. Ja ja ich bin schon vor einer halben Stunde | da gewest. HÄRMEN. Hört, ich hab schon gestern was gedacht, geht nieber auf mein Gut, und steckts allen Leuten, sie sollen bey Leib und Lebens-Straffe meiner Frau nichts zu freßen geben. WERNIKE. Ich dächte, das wäre auch gar unbarmhertzig, geben wir doch ein Hund ein Stücke Brod, wenn er zu uns kömmt, warum solten die Leute so einer frembden Frau nichts mittheilen? HÄRMEN. Ich will euch alles in guten Vertrauen sagen, die Frau will mein Eßen auf dem Tische verachten, und darnach will sie gehn, und wills den armen Leuten vor den Maule wegfreßen; nun habt ihr ohnedem nichts übrig. Drum nehmt es vor eine Obrigkeitliche Gnade an, daß ich die Anstalt so hübsch machen will. WERNIKE. Seht, Seht! wie kan sich ein Bauer in eine Sachen finden, wenn sie nur hübsch außgelegt wird. HÄRMEN. Bedenckt eure Wohlfahrt selber, ich suche euer bestes wenn ich euch auch mit Gewalt dazu zwingen solte. WERNIKE. O wenn wir sonst kein Hofftag kriegen, als daß wir keiner Frau sollen zu freßen geben, so wollen wir schon sehn, daß wir die Arbeit bestreiten.

185

Böse Catharine IV. 6

HÄRMEN, (ZU GODERT,) Will er die M ü h über sich nehmen und mit meiner Liebsten reden, sie solte doch gleich aufsitzen, und auf unser G u t fahren, ich wolte zu Pferde nachkommen. | GODERT. D o c h sie hat schon von einem Frühstück geredt. HÄRMEN. Last sie davon reden, wenn sie nur nichts kriegt, sprecht auf den Gute wird sie schon die Wein-Suppe und den kalten Hasen in Sauer-Kraute finden. GODERT. N u n , nun! ihr Pursche kömmt! ihr müst mich begleiten. ( G O D E R T mit den Leuten

ab)

HÄRMEN. Was hab ich an meiner Hochzeit vor spitzige Lieder und Verse ertragen müßen, und nun zweifelt die gantze Welt, daß ich eine f r o m m e Frau kriegen soll? Ich hab ihr ein Schrecken eingejagt, daß sie mir nicht traut, wenn ich böse bin, N u n soll sie mir den gantzen Tag Hunger leiden, und auf d e m Abend will ich noch mit ihr auf einen R u m pelKasten die gantze Nacht durch auf den Steinweg herum fahren, mich dünckt auf dem Morgen wird sie mir ums Freßen und ums Bette gute Worte geben müßen; soll auch das Mittel zu wenig seyn, so will ich was versuchen, und dabey will ich nicht betrogen seyn. (geht ab.)

186

Christian

Weise

IV. H A N D L U N G 7. A U F F T R I T T . CATHARINA, BROSE,

hernach

LAX.

Endlich

GODERT.

CATHARINA. Je nun! wie stehts denn um das Frühstücke, gestern wolt ich den Leuten zu Trotze nicht freßen, nun will mich gewiß das Gesinde trotzen, daß ich so lange warten muß. BROSE. Ich kan niemand in der Küche finden. CATHARINA. Je du Narr, so suche im Hofe. | BROSE. Im Hofe war LAX, der gab mir auch keine Antwort. CATHARINA. Hat denn niemand den Schlüßel zum SpeißenGewölbe, last mir doch ein Stücke altbacken Kuchen geben, ich bin hungrich, ich möchte Menschen anfallen. BROSE. Ich bin haußen gar frembde, ich weiß nicht bey wem ich den Schlüßel fodern soll. CATHARINA. Ach hätt ich dich in der Stadt gelaßen.

(LAX kömmt) Nun du bleyerner Vogel, du machst ein hübschen Anfang, ich werde mich gegen den Herrn Vater schöne bedancken, daß er mich mit ein solchen HoltzBocke verwahrloset hat. LAX. Je Junge Frau, wer will mich denn vor ein HoltzBock ansehn, es lacht und lebt alles an mir, ich dächte, ich wolte mich ehe vor eine Himmels-Ziege verkauffen.

Böse Catharine IV. 7

187

CATHARINA. Ich will sehn, wie alles an dir lebt, ich habe mein Frühstücke bestellt, und nun wird mirs nicht gebracht. LAX. Je seyn das nicht leichtfertige Leute, ja wenn sie das Freßen aus ihren Beutel bezahlen müsten, so könten sie nicht gramhafftiger thun, ich will flugs gehn und EXEQUiRen, doch was will sie haben? CATHARINA. Ich hätte gerne eine Wein-Suppe. LAX. Die kriegen wir nicht, die Köchin schlug sich gleich mit der Katze, damit stieß sie den Topf mit der Suppe um, nu hätte sie die Tuncke lieber zwischen den Ziegeln von Heerde aufgerafft. CATHARINA. Je so bringe doch kalt Gebratens. | LAX. Ach die Hunde und Katzen haben sich alle darin getheilt. CATHARINA. ES

wird ja was von Kuchen da seyn?

LAX. Der ist verschloßen, will sie mir die Gewalt geben, daß ich die Thüre aufschmeißen mag, so will ich EyerTitten, PfannKuchen, Kröppel, ArmRitter und alles mit einander raufbringen. CATHARINA. Ja vor diesem hätt ich eine Thüre aufschmeißen laßen, itzo darf man nicht trauen. GODERT. N u n ich GRATULiRe zur Vergnügung, die sie bey ihrem Liebsten wird genoßen haben, ich habe vernehmen sollen, ob sie PARAT seyn mit auf das andere G u t zu fahren.

188

Christian Weise

CATHARINA. Mein lieber Herr! ich wolte, daß wir schon da wären, doch ist es nicht möglich, daß wir zuvor ein klein Frühstück bekämen? GODERT. Ich weiß nicht, ob was möchte vorhanden seyn, die Leute sind mit den Speißen schon fortgewandert. CATHARINA. Ihr werdet ja ein bißgen Brodt haben? GODERT. Ey wer wolte den Magen mit dem schwartzen BauerBrodte verderben, es ist eine kluge I N V E N T I O N von ihrem Liebsten, daß er sie bey dem Appetit erhalten will, wenn ihr das Eßen zum erstmahl auf dem Guthe D E L I C A T schmekken wird, so wird sie auch an ihrer A F F E C T I O N desto mehr befestiget. CATHARINA. Wird es denn so köstlich zugehn? | GODERT. Ich wil mich gleich zu Pferde hinmachen, daß ich etwas vorkomme, haben sie was zu befehlen, so will ich alles bestellen, was verlangen sie vor eine Suppe, wollen sie Wein-Suppen, Hahnbutten-Suppe, Krebß-Suppe, AusternSuppe, CHoecoLADen-Suppe? CATHARINA. O mit solchen Gemansche dürfft ihr mir nicht kommen, macht mir eine Waßer-Suppe. GODERT. Das ist zu schlecht vors erste Gerichte. CATHARINA. Last mich ausreden, macht mir eine Waßer-Suppe und brockt mir einen fetten Kabhahn drein, habt ihr Reiß oder kleine Graupgen, so bin ich auch zufrieden. GODERT. Was verlangen sie vor Gebradtens, wir hätten sonst ein feines KuhEyter, und eine G A L A N T E KalbsLeber.

Böse Catharine IV. 7

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wolt ihr mich beym ersten Anzüge mit Geschlincke TRACTiRen, warum gebt ihr mir nicht gereichert Fleisch mit Erbßen? Habt ihr keinen Fahsan oder Rebhuhn?

C A T H A R I N A . SO

GODERT. Ich weiß nicht, doch Kramß-Vögel und Schneppen werden wohl vorhanden seyn, und da werden sie den Schneppen-Dreck auf einer BohnSchnitte verlangen. CATHARINA. Das Gerichte mögt ihr selber eßen, doch habt ihr gebratene Borgsdorffer-Aepffel? GODERT. Die wollen wir schone bekommen. CATHARINA. Ich meine Borgsdorffer Aepffel in einer Ganß gebraten. GODERT. Was verlangen sie von Fischen? | CATHARINA. Die Fische achte ich nicht groß, wenn ich ein paar Forellen hätte, so wolt ich schon zum Frühstück vorlieb nehmen, doch hört ich will euch alles beschreiben, was ich gerne eße, ich eße gerne gefüllete Pastetel, doch an statt des KalbFleisches muß KaphanFleisch seyn, darnach eße ich gerne KäseKäulgen mit Rosenwaßer, und am allerliebsten habe ich gerne Propheten Kuchen, daß man nach der Mahlzeit feine kneubeln kan. GODERT. Verlangen sie was mehr? CATHARINA. Mich hungert ohne dem, ich möchte toll werden, gebt mir nur so viel, es seyn künfftig mehr Tage, daß wir gut eßen können, ich will mich fertig machen, reitet ihr nur fein geschwind voran.

190

Christian

IV.

Weise

HANDLUNG

8. A U F F T R I T T . GODERT,

hernach H I N Z E .

Nun die Frau kan ihren Küchen-Zettel sehr DELICAT aufsetzen, ich dencke aber, sie wird sich ihre KäseKäulgen mit RosenWaßer wol vergehn laßen, sie hat treflich mit SauerhanffWasser gehandelt, das T R A Q T E M E N T mit RosenWaßer möchte ihr ungesund seyn.

GODERT.

HINZE.

Nun was soll ich verrichten?

GODERT.

Sehr wenig und sehr viel.

H I N Z E . SO

werd ich müßen sehr faul und sehr hurtig seyn.

ist nicht anders. Er soll die Frau auf dem Wagen begleiten, nun wolten wir gerne, daß sie den gantzen Tag nichts zufreßen kriegte, so fahren sie stattlich irre, sie mögen auch wol gar ein Rad zerbrechen. |

G O D E R T . ES

HINZE.

Die böse Frau wird treflich schmehlen.

wenn man nichts im Magen hat, so wird man gar Maulfaul, doch das will ich dabey errinnern, er rede nur fein hübsch von einem feinen Küchen-Zettel, was sie vor T R A C T E M E N T C bey ihrem Liebsten finden wird.

GODERT. O !

HINZE.

Er SPEdFiciRe mir nur etliche Gerichte.

Er spreche was er will, es ist doch außgemacht, sie sol nichts bekommen, biß sie gute Worte giebt.

GODERT.

191

Böse Catharine IV. 8/9

Und vielleicht soll ich deßwegen ihr Begleiter seyn, daß sie den Rest von ihren losen Worten auf mich außwerffen kan. Doch das ist nur gut, ich habe schon gefrühstückt, ich will die Jungefrau schon aushalten.

HINZE.

GODERT.

Nun viel Glücks zur Reise und CoMPLiMENTirung.

(gehn ab.)

IV.

HANDLUNG

9. A U F F T R I T T . HANSO, ARNDT, MAKO,

hernach

LORENZ.

HANSO.

W i e kan das möglich seyn?

ARNDT.

Ich wolte mir ehe das Wiederspiel einbilden.

MAKO.

Meine Rede kan nicht vergebens seyn.

Das kan ich leicht gedencken, daß nur lauter freundliche Tage nicht folgen werden.

HANSO.

Doch daß die Frau so viel ausstehen solte, das kan sich nicht zusammen reimen.

ARNDT.

Er ist mein guter Freund, und ihm hab ichs zu dancken, daß ich mir bey meiner Liebste was getrösten kan, doch er soll es etwas unbarmhertzig anfangen, er giebt | ihr nichts zu eßen, und allen Leuten ist bey Straffe verboten, daß sie ihr nicht einmahl mit einem Bißen Brod zu Hülffe kommen.

MAKO.

192

Christian Weise

sind drey Wege, wenn man sich in böse Weiber schicken will, entweder man bleibt ein S C L A V E , oder man wird liederlich, oder man suchts mir der Schärffe.

H A N S O . ES

Wenn es ein Mann gar zu unbarmhertzig macht, so hat eine böse Frau wiederum 3. Wege, entweder sie giebt nichts drauf, und hält den Mann mit der Boßheit aus, oder sie wird kranck und will sterben, oder sie stellt sich närrisch, als wenn sie keinen Verstand hätte.

ARNDT.

Ich will mir solch Unglück nicht wünschen, so will ich mich auch um die Mittel nicht bekümmern, wie man sich dabey helffen soll.

HANSO.

Ich will mich nicht einmal bekümmern wie künstlich dem neuen Ehman die Probe gerathen wird.

ARNDT.

(kömmt) Ach EhrenVeste und Tugendsame Herren, will mir niemand einen Rath geben, ob ich unsern Herrn BAPTISTA ein demüthigen Fußfall thun darff?

LORENZ,

Wer das thut, der muß sich vor einen armen Sünder ausgeben.

HANSO.

Sonst wird der Herr so eine langen.

ARNDT.

CEREMONIE

nicht ver-

Ich bin kein armer Sünder, und ich hätt es nicht gedacht, daß ich bey meinen alten Tagen an ein Fußfall gedencken solte, doch ich bin auch so ein Mann, der bey der Geistligkeit was zu thun hat, und wenn es in der Welt so unchristlich hergeht, so wolte ich wol einen vornehmen Herrn 10. mahl zu Füße | fallen, wenn ich es ein mahl könte beßer machen.

LORENZ.

Böse Catharine IV. 9

193

HANSO. D a seyd ihr gar ein Tugendsamer Mann, daß ihr alles in der Welt so gerne Recht haben wolt. ARNDT. Und ein EhrenVester Mann, denn wer es so redlich und ehrlich meint, der hat Ehre und RESPECT auch wol gar was von einer schönen DISCRETION verdient. LORENZ. A c h w a s ich a n f a n g e , das geschieht der D I S C R E T I O N

wegen nicht, es geht bey uns was vor, da ich gerne was dazu reden wolte, wenn mirs zukäme. HANSO. Das ist ein groß Unglück, wenn iemand den Verstand hat, wie er die Welt bekehren könte, daß andre Leute solch Narren seyn und wollen es nicht gläuben. ARNDT. Doch worinne besteht die HertzensAngst? LORENZ. Je da hat ein Mann so eine hübsche Frau kriegt, wir haben ihr zu Ehren den Galgen mit Meyen besteckt, und bey der Trauung hat er sich dazu versprochen, daß sie einander recht wollen lieb haben, daß sie auch keinmahl ein andern Sinn haben wollen, es scheide sie denn der zeitliche Todt, und nun geht was schreckliches vor, das können wir auf unsern Gewißen nicht behalten. HANSO. Ihr guter Mann habt ihr euch denn in der Ehestifftung unterschrieben, daß ihr vor alles wollt gut seyn? ARNDT. Und hat denn euer Gewißen flugs ein Loch kriegt, wenn ein solcher Mann seine Schuldigkeit vergeßen will? LORENZ. Ach ich bin nun 34. Jahr Schulmeister, und ich habe mir alles aufgeschrieben, was vorgeht, es sind kaum 3. Männer, die mit ihren Weibern recht leben, als ichs nach meinen Verstände wünschen möchte. |

194

Christian

Weise

HANSO. Habt ihr denn mit euer Frau so hübsch und Christlich gelebt? LORENZ. Ich bin eine Amts-Person, wenn ich in meinen Verrichtungen bin, so hats meine Frau manchmal ein bißel böse, aber ich sag es ihr darnach gar hübsch, wenn wir uns darnach mit einander vertragen: du Närrigen! ich war auf dich nicht böse, ich habe meine Amts-Sorgen. HANSO. Das ist recht, die Leute werden sich auch miteinander vertragen. ARNDT. U n d wer weiß was der gute Mann auch vor Amts-Verrichtungen hat? LORENZ. Ach es ist gar was anders, der Mann will seiner Frau nichts zu freßen geben. HANSO. Wer eine lebendige Frau wünschet, der wird ihr die BrodCammer nicht verschlißen. ARNDT. Und wenn er selber was gutes eßen will, so muß er doch zuvor der Frau CREDENTzen laßen. LORENZ. Ach nein, er hat irgend Leute, die bringen ihm heimlich was zu freßen, und allenthalben ist Befehl ergangen, wenn die Frau käme und wolte was haben, so sollen wir ihr bey großer Straffe nichts geben, ie nu wir geben manchmal ein Bettler was, sollen wir denn so eine Frau verlaßen, und sollen wir auch deßwegen Straffe leiden? HANSO. Habt ihr denn so viel übrig daß ihr weggeben könt? ARNDT. Und habt ihr keine Kinder, die euch das Brod auffreßen?

Böse Catharine IV. 10

195

Je nu es wird uns freylich schwer, wenn wir so eines vornehmen Mannes Frau ernehren sollen, und es käme geschicklicher raus, wenn er uns ein Brod manchmal mit bakken ließe, | wie kan sich aber so ein ehrlicher Man helffen, die Barmhertzigkeit wird uns ja von unserm Pfarr auf der Cantzel offt gelobt.

LORENZ.

Ihr guter Mann, was wolt ihr viel Wesens machen, hat denn euer Schultze kein Maul, und kan euer KirchVater nichts dazu sprechen?

HANSO.

Ach die guten Leute seyn wol draußen, sie dachten, weil ich sonst in der Gemeine so ein breit Wort machen muß, so würde ichs beßer ins Gelencke bringen.

LORENZ.

laßt sie doch herein kommen, will der Herr im Hause was dazusprechen, er wird schon mit dem Herrn Vater reden.

H A N S O . SO

IV. H A N D L U N G 10. A U F F T R I T T . Die Vorigen, MAKO.

LUDER, A S C H E N .

Ihr guten Leute, was bringt ihr?

Edler Herr! dasmal bringen wir nischt aber wir möchten gern was gutes haben.

LUDER.

Ja ja wir seyn nichts schuldig daß wir abführen müsten, aber es ist doch was, daß unsre Gerechtigkeit betrifft.

ASCHEN.

Ach betriffts nicht mehr als die Gerechtigkeit, da muß euch bald geholffen werden.

MAKO.

196

Christian

Weise

LUDER. Wir haben nun bey unsrer Gemeine die Freyheit von unsrer GroßVäter Zeiten her gehabt, daß wir allemahl einem Bettelmanne, der für unsre Thüre kömmt ein Stücke Brod ein KümmelQvarck, auch wol sonst was geben dürffen, nun sollen wir gleichwol drum gebracht werden. | ASCHEN. Und ich bin so unwürdig 12. Jahr KirchVater, so hatte ich sonst ein Büchßel an der Thüre, da mocht ich allemal so ein WeißPfennig raußnehmen, wenn mir ein armer Mensch übern Halß kam. MAKO. Die Gerechtigkeit soll euch wol gelaßen werden. LUDER. Edler Herr! er verzeih uns zwar, ich wolte lieber auf mein Gut 2. HoffTage nehmen, als wenn ich mir die Gerechtigkeit solte nehmen laßen. ASCHEN. Ich habe sonst nichts von meinem KirchVaterDienste, wenn ich seh, daß mich ein Bettler vor meinen WeißPfennig hübsch anlacht, so denck ich es ist ein Stück von meiner Besoldung. MAKO. Gebt den Leuten aus euern Beutel, das Anlachen dürfft ihr in keine Rechnung bringen. ist uns aber bey Leib und Lebens-Straffe verboten worden, daß wir der Frau nichts geben sollen.

LUDER. ES

MAKO. Der Frau wegen dürfft ihr doch andre nicht zurücke laßen. ASCHEN. Ein KirchVater wird die Künste nicht wißen, wenn die Frau iemand anders zu uns schickt, so müßen wir uns immer fürchten, als wenn wir Leibs und Lebens-Straffe verdient hätten.

Böse Catharine IV. 11

197

MAKO. Hört ihr guten Leute, in einem Tage wird die Frau nicht erhungern, und in einem Tage werdet ihr so viel Leute nicht betheilen, heut ist Donnerstag, kömmt auf den Montag wieder, da solt ihr ein P R I V I L E G I U M über eure Gerechtigkeit kriegen. | werden wir unterdeßen wol bey der lieben Ungerechtigkeit bleiben müßen.

L U D E R . SO

ASCHEN. Und ich werd ein Schloß an meine Biichße legen. MAKO. Es sind etliche Tage, da seyd gehorsam, darnach soll alles beßer werden, wolt ihr euch bey dem Herrn selber noch einen Wischer holen, so kan ich euch das A C C I D E N S wol gönnen.

(gehn ab.)

IV.

HANDLUNG

11. A U F F T R I T T . MAKO, HANSO, ARNDT,

BAPTISTA.

BAPTISTA. Ich höre daß die Leute so viel zu klagen haben, doch wenn es um und um kömmt, so werden wir drüber lachen müßen. HANSO. Mein PATRON! es sind Dinge, davon die Bauern ein groß Wesen machen. ARNDT. Und elende Dinge, darauß nichts werden kan. BAPTISTA. Was sagen sie denn?

198

Christian

Weise

HANSO. Sie sprechen die Jungefrau wird so schlecht gehalten. ARNDT. Und es ist verboten worden, sie solten ihr kein Stück Brod geben. BAPTISTA. Wenn sie zu mir kommen, so will ichs auch verbieten, ihr Liebster hat Brod genung. HANSO. Sie sprechen, sie muß Hunger leiden. ARNDT. Und sie wollen sich an ihrer Barmhertzigkeit nicht verhindern laßen. BAPTISTA. Was haben solche Sauräckel mit der Sache zu thun, wenn sich Eheleute mit einander V E X i R e n , so ist der allemahl | ein Narr, der sich drein mengen will, denn ehe man ein Mittel erfunden hat, so haben sie sich selber vertragen. HANSO. Die Sache kömmt mir wunderlich vor, wenn eine Jungefrau so viel ausstehen solte, so könt es ein redlicher Ehmann auch nicht verantworten. ARNDT. Und wenn die Bauern schon davon reden, so werden sich die Leute wundern, warum wir so gedultig seyn. BAPTISTA. Ihr Herren, meine Tochter hat einen Mann genommen, sie mag sich nun in seine Weise schicken, und ich wil gleich meine Väterlichen Gedancken eröffnen, sie mögen so lange mit einander tendeln, biß auf die neue Hochzeit, wird darnach was zu klagen seyn, so wollen wir auf den 3. ten Tag versparen, da wollen wir den GerichtsTag mit einander halten. HANSO. Doch den Leuten möchte das Maul gestopffet werden.

Böse Catharine IV. 12

199

ARNDT. Und es steht der gantzen Freundschafft nicht an, daß die Fabel in der Stadt, auch wol gar im Lande herumgetragen wird. BAPTISTA. Die Noth wollen wir außstehen biß auf die Hochzeit, ich muß freylich bekennen, daß die gute CATHRINE nicht gar zu gelinde darf gewöhnet werden, und es ist mir lieb, daß ich meinem Herrn Sohn dergleichen Nachrede nicht P R O P H E Z E Y E N darf, (geht mit M A K O ab.) HANSO. Der liebe Herr Vater wird es nun allmählig glauben, daß eine böse CATHRINE bey ihm gewohnet hat. ARNDT. Und er wird mit Verlangen drauf warten, ob er eine fromme CATHRINE wird wieder bekommen. (gehn ab.) |

IV.

HANDLUNG

12.

AUFFTRITT.

EVERT, H E Y N O ,

DREWES.

DREWES. Ich kan den Herren nichts anders erzehlen, als was in der gantzen Stadt geredet wird. EVERT. Ich dancke es allen, die mich an dieser Parthie verhindert haben. HEYNO. Ich weiß nicht, ob mir die guten Freunde was gutes gerathen haben.

200

Christian Weise

DREWES. SO haben sich alle beyde vor einer bösen Jungfer gefürchtet. EVERT. Und drum bin ich dem MurmelThiere aus dem Wege gegangen. HEYNO. Und mir ists leyd, daß ich das MurmelThier nicht habe sollen zahm machen, was ein anderer hätte thun können, das wäre mir auch möglich gewesen, das Geld und die FAMILLE hätte mir auch angestanden. DREWES. Mein Herr weiß noch nicht, obs gerathen ist. EVERT. Ich singe allemahl, vor ein bekandten Diebe und vor gezwungener Liebe behütt uns lieber Herre Gott! HEYNO. Wenn ich auf dem Pferde sitze, meinetwegen mag es frey oder gezwungen gehen, wenn ich meine Straße MARCHiRen kan, so bin ich doch zu frieden. DREWES. Mit HeyrathsSachen hat es allemahl die Beschaffenheit, man mag es thun oder mag es laßen, es wird einem allemahl was davon gereuen. EVERT. Mich dauerts nicht, daß es nachgeblieben ist. HEYNO. Und ich wolte meiner GroßeMutter silberne Meßerscheide drum geben, wenn ichs gethan hätte. | EVERT. Was will ich mir so viel Ungelegenheit wünschen? HEYNO. Die Ungelegenheit ist bald überstanden, wenn ich dem ehrlichen Herrn BAPTISTA SO eine Abschrifft von einer frommen CATHRINE brächte, ich dächte, er solte mir die Wege zu einer guten Gelegenheit weisen.

Böse Catharine IV. 12

201

EVERT. Vielleicht geht der neue Ehmann bald in alle Welt, so wird noch ein Stück Arbeit vor dem Herrn übrig seyn. HEYNO. Ach nein, ich merck es schon, der Mann muß gewinnen, ach! bin ich nicht ein Narr gewesen, daß ich mir die herrliche VICTORIE so aus der Hand habe spielen laßen, du gutes CATHRiNGen, was dein Man kan, das hätt ich auch gekunt. DREWES. Mein Herr wo er uns drein mengen will, daß wir ihm an einer bösen Jungfer verhindert haben, so wollen wir uns in der Welt umsehen, wo wir eine böse LINE finden. EVERT. Ich will selber meinen Fleiß anwenden. HEYNO. Ja schafft mir eine solche Jungfer von solchen Mitteln, von solcher Freundschafft, ich will es aller Welt zu Trotze thun, und zu ihr auf die Freyt gehn, daß ich sie könte fromm machen, hätt ich aber nichts davon, so wolt ich mich endlich bedencken. DREWES. Er gebe sich zu frieden, wir wollen sehn, daß wir alles mit einander kriegen. EVERT. Und ich wolte, daß meine Schwester noch lebte, die hatte auch von der Krien-Wurtzel gefreßen, mit der wolt ich ihm gewiß bewahren. HEYNO. Ach was soll ich von solchen Freunden halten, die mich in meinem unvergnügten Verdruße nicht trösten können? (geht ab.) \ EVERT. Ich will mir inskünfftige die Gewohnheit annehmen, und wenn mich iemand um Rath fragt, so werd ich sprechen, der Herr mache was ihm beliebt.

202

Christian

Weise

DREWES. Will der Herr machen, was mir beliebt, so trincken wir ein Gläsgen Wein mit einander.

(gehn ab.) IV. H A N D L U N G 13. A U F F T R I T T . CATHARINA,

hernach

BROSE, H I N Z E , LAX, TITO.

CATHARINA. Ach das ist ein Unglücke, wenn man verschmachten soll, ich mag fluchen, ich mag gute Worte geben, so kan ich mir kein bißgen Brod erwerben, und ich weiß die Stunde noch nicht, ob mein Liebster solch Ding angefangen hat. BROSE. Jungefrau, der WegeVogt solte mir ein bißel Brod geben, so schlug er mich hinters Ohr. CATHARINA. Ach hastu das nicht mit Bescheidenheit gesucht? BROSE. Ach das braucht keine Bescheidenheit, eh ich viel reden konte, so hatte ich meine Maulschelle weg. CATHARINA. Ach du leichtfertiger Vogel, ich habe dir einmahl Maulschellen gegeben, nun wilstu mirs gewiß vorwerffen. BROSE. Ich dencke die andern werden was bringen, ich habe nichts. CATHARINA. Ach wie bin ich so matt, wenn das Ding lange währet, so wünsche ich mir ein seeliges Ende.

Böse Catharine IV. 13

203

LAX. (kömmt) Jungfer ist des Richters Tochter da gewesen? Ach wer solte da gewesen seyn, die wird mich nicht beyn Leben erhalten. |

CATHARINA.

LAX. Sie hatte ja ein Stücke kalt Gebraten, eine ButterBüchße, ein CreutzerBrodt, wo sie nun einen andern Weg gelauffen ist, so kan ich nicht davor. C A T H A R I N A . SO

lauf doch! daß ich ein Labsal kriege.

LAX. (ad Spectatores) Du gute Jungefrau, das CreutzerBrodt und kalt Gebratens hab ich lange gefreßen, nun will ich mit einen um die Wette Hunger leiden, (geht ab.) CATHARINA.

Das seyn elende Tröster.

(kömmt) Jungefrau, da ist ein Mädel draußen, sie hat solch schöne Plätze, soll ich was kauffen?

TITO,

Laß sie doch herein kommen, und wenn ich vor ein Platz ein Thaler geben soll, so will ich ihr was abkauffen.

CATHARINA.

Je das ist gut, so will ich was herein bringen, ach sie waren so hübsch mit geler Butter beschmiert, man muste das Maul lecken, wenn man sie nur von weiten ansahe.

TITO.

Halt mich nur nicht auf, von solchen Worten werd ich nicht satt.

CATHARINA.

(Tno

geht ab.)

Ach nun weiß ich auch was ein Mensch außstehen muß, wenn er Hunger stirbt, ach wo bleiben denn die ButterPlätze?

CATHARINA.

204

Christian Weise

(kömmt) Jungefrau, wenn mirs nicht an der C O U R A G E fehlte, diß mahl hätt ich ein Todtschlag begangen.

TITO,

wilst gewiß ein Menschen todtschlagen, und wilst mir solch Fleisch zu freßen geben.

CATHARINA. D U

Ach ich kans vor Boßheit kaum erzehlen, das Mädel hatte solche schöne ButterPlätze, nun kam des Richters GroßKnecht | und rieß sie ihr aus der Hand, sie lief ihn wol nach, aber der Kerle hatte eine Gusche, es hatten 10. Plätze auf einmahl drinne Raum.

TITO.

Ach so hab ich wieder nichts, soll ich Hungers sterben so macht mir das Maul nicht wäßerig, begehr ich doch kein kalt Gebraten, begehr ich doch keine Butter-Plätze.

CATHARINA.

(kömmt) Meine Frau! sie thu uns doch nicht so viel zu Leide, wir suchen sie und können sie nicht finden.

HINZE,

CATHARINA.

Ich halt ihr wolt mich nicht finden.

Warum solt ich denn meiner Treu und Redligkeit gantz und gar vergeßen, ihr Liebster ist ankommen, und weiß nicht wo er sie antreffen soll.

HINZE.

CATHARINA.

ßen hat? HINZE.

Habt ihr auch meinen Liebsten gefragt, ob er ge-

Wer wird ein ander solche Dinge fragen?

CATHARINA.

mich.

Ich wolte er hätte nichts geßen, so käm es auch an

Der Herr wird schon so viel befehlen können, denn es hat in den Hauße niemahls an Eßen gemangelt.

HINZE.

Böse Catharine

IV. 13

205

CATHARINA. J a bey mir hat es gemangelt. U n d wenn auch kein gut Wort mehr helffen will, so m u ß ich auch sehn, wie ich zu recht k o m m e , ihr H u n d e ! schafft mir zu freßen, wolt ihr mirs nicht u m s o n s t geben, so reißt mir die Perlen v o m Halße. (ergreifft Tiro) H ö r s t u H u n d , schaffe mir was, oder ich will dir die A u g e n auskratzen, u n d will sie freßen, d a ß d u es sehn solst. | TITO. Nein ich schmiere meine Augen alle M o r g e n mit TOBIASGalle, sie m ö c h t e n nicht g u t schmecken. CATHARINA. (ZU HINZE,) Wolt ihr ein redlicher Kerl seyn, so last mich nicht in meiner N o t h stecken, das seyn Diebe, Schelm Bärenheuter, die mir das meinige n e h m e n , ich will zu freßen haben, geht ihr u n d sagts allen Leuten, sie sollen mir was bringen. TITO. W e n n ich m i t allen Leuten werde geredt haben, so will ich w i e d e r k o m m e n , (geht ab.) H I N Z E . U n d wenn sich die liebe Frau mit C o M P L i M E N T e n nicht ersättigen will, so werd ich an d e m O r t e nichts nütze seyn. (geht ab.) CATHARINA. N u n ich soll eine v o r n e h m e Frau bedeuten, allen Leuten z u m Poßen, die solch D i n g geglaubt haben, so will ich betteln gehn. (geht ab.)

206

Christian Weise IV. XIV.

HANDLUNG AUFFTRITT:

LUDER, LORENZ.

LORENZ. Ich wolte der Frau gerne helffen, ich hab in der Stadt ein paar PfefferBrodtel gestohlen, ich darf mich nicht viel mit mercken laßen, die Frau würde mich wol nicht verrathen. LUDER. Und ich hab ein Stück von ein hübschen Ziegen-Käse bey mir, doch sie muß es ohne Brodt freßen. LORENZ. Das Diener-Volck ist gar zu gramhafftig, sie kommen und wollen was von uns haben. | LUDER. Wenn sie doch auch da wären, und litten vor uns die Straffe, nein, nein, die vornehmen Leute seyn für uns zu kützlich, was sie nicht haben wollen, das laßen wir gerne bleiben. LORENZ. Ich hätte wol ein hübschen Vorschlag, wenn er mir angienge. LUDER. Je nu, der Schulmeister hat den Stecken allemahl in Händen, an Vorschlägen kans ihn wol nicht fehlen. LORENZ. Die Jungefrau ist schrecklich hungrig, nun weiß ich wol ein Mann, der hatte viel Kinder, und manchmal wolte das Brodt nicht rumreichen, die nichts kriegten, denen gab er eine Karte, da solten sie eine Weile mitte spielen; ich habe wol eine alte FrüchtelKarte, wenn ich wüste, daß sie den Hunger mit vertreiben könte, so wolt ich sie doch drauf SPENDiRen.

Böse Catharine IV. 14/15

207

LUDER. Ja wo ein KartenBlat dabey ist, wo die Würste am Spiße stecken, so möchte das R E C E P T doch wol helffen. LORENZ. Je nu, wenn sie mit den Würsten wolte zu frieden seyn, so war es auch gut. LUDER. Mir haben die Mäuse ein mal eine TrapplirKarte gefreßen, es muß doch in dem Dinge was stecken, das zur LeibesNahrung und Nothdurfft gehöret. LORENZ. Wenn ich ihr gleich ein hübsch Lied singen solte, so möchten wir auch nichts ausrichten, denn wo der Bauch zu rumpeln anfängt, da klingt kein Lied schöner als wenn die Teller klappern. LUDER. Wir können wol ein paar höltzerne Teller bringen und damit klappern. LORENZ. Und wenn mir die Jungefrau die Teller an Kopff würffe, so hätt ichs fürwahr verdient. |

IV.

HANDLUNG

XV. A U F F T R I T T . Die Vorigen,

HÄRMEN,

CATHARINA.

HÄRMEN. Mein Kind, in was vor einen Zustand soll ich sie antreffen? CATHARINA. Ich hab ein Mann kriegt, er kan mich schön ernehren.

208

Christian Weise

HÄRMEN. Ich habe gedacht, es ist alles bestellt, ich hatte was nothwendiges zu verrichten, wer solte sichs träumen laßen, daß unterdeßen solch tumm Ding vorgehen könte? CATHARINA. Ach ich hätte gerne zu eßen. HÄRMEN. Haben denn die Leute nicht derweile geben können? CATHARINA. Ach ich hab ihm nichts gethan. HÄRMEN. Ihr verdammten Bestien, soll meine Frau nicht so viel R E S P E C T verdienet haben, daß sie einen Bißen Brodt von euch kriegt, und soll ich euer BrodtSchrancken, eure MeelKästen, eure gebackne BirnThesen und eure MilchTöpffe nicht dazu über einen Hauffen schmeißen? LUDER. Was uns befohlen ist, das haben wir gethan. HÄRMEN. Wer kan euch solch unchristlich Ding befohlen haben, seht ihr seyd ein Richter und versteht die liebe Gerechtigkeit nicht beßer, und ihr seyd gar ein halb ehrwürdiger Mann und versteht das Christenthum nicht beßer? Mein Kind ich erzürne mich und wenn mir die Leute nicht aus dem Wege gehn, so mach ich ihre Weiber zu Witwenn und ihre Kinder zu Waysen. (sie lauffen davon.) CATHARINA. Ach mein Hertz er gebe mir nur zu eßen, die Schläge wollen wir den Kerlen schencken. | HÄRMEN. Ey ich laße mir nicht einreden, wenn ich böse werde und wenn kein R E S P E C T auf der Welt nicht ist, so will ich selber nicht leben, ich habe meine Liebste nach meinen Hertzen genommen, und ich wolte mir eher einen Finger

209

Böse Catharine IV. 16

laßen abschneiden, ehe ich ihr was zu Leide thun wolte, und die CANAILLEN sollen sie nicht beßer RESPECTiRen, ich werde unleidlich, und wenn ich niemanden das Hertz aus dem Leibe reißen kan, so reiß ich mirs selber raus. CATHARINA. Mein Herr ist böse, nun krieg ich wieder nichts zu eßen. HÄRMEN. Ist denn niemand da, der auf mich Achtung giebt, seyn denn die Diener alle verschwunden?

Die Vorigen,

IV.

HANDLUNG

16.

AUFFTRITT.

STOFFER, GEHRLICH,

hernach

HINZE.

STOFFER. Es rufft iemand, sie werden wol nicht uns meinen? GEHRLICH. Und ich dächte, wenn wir da wären, so könten sie uns wol berichten, obs was zu thun gebe. HÄRMEN. Wolt ihr zu mir? STOFFER. Herr, wir wollen sonst nichts, wir dachten es hätte iemand gerufft. GEHRLICH. Und wenn wir nichts nütze seyn, so wollen wir wol wieder weggehn. HÄRMEN. Wolt ihr weg gehn, und ich habs euch nicht befohlen? STOFFER. Je mag ich doch nicht weg gehn.

210

Christian Weise

GEHRLICH. Und ich sag auch ich will nicht weggehn. | HÄRMEN. Wolt ihr auch zu Trotze nicht gehn, höre wilstu nicht weg gehn? STOFFER. Ja ja ich will weg gehn. GEHRLICH. Und ich will ihm das Geleite geben. HÄRMEN. Ihr Hunde wolt ihr kalt und warm aus euern Maule blasen, warum wolt ihr dableiben, itzo wolt ihr weg gehen, das ist 2. mahl gefrevelt, und nun werd ich noch um das dritte reden, warum hat meine Frau nichts zu freßen kriegt? STOFFER. Der ehrliche Mann ist da Zeuge es hat mir niemand nichts befohlen. HÄRMEN. Wilstu wieder mich zeugen? GEHRLICH. Ich weiß gar nichts. HÄRMEN. Mein Schatz, sprich ein Urthel, soll ich den Kerln den Halß abschneiden, oder soll ich ihnen die Beine entzwey schlagen. STOFFER. Ich werde sehn wo das Hauß ein Loch hat. GEHRLICH. Und wo ich lange da bleibe, so werd ich selber zum Narren. HÄRMEN. Mein Schatz wilstu nicht reden? CATHARINA. Ach wer nicht geßen hat, dem wirds reden gar sauer.

Böse Catharine IV. 16

211

HÄRMEN. Potz tausend ich besinne mich, mein Kind sie verzeihe mir, ich habe mich erzürnet, ich will nun wieder gut werden, wenn ich mich erzürne, so hab ich kein beßer RECEPT, als daß ich spatzieren fahre, sie gebe mir nur eine 4tel Stunde das Geleite. CATHARINA. Ach so krieg ich wieder nichts zu eßen. HÄRMEN. In einer 4tel Stunde kan das Eßen fertig werden, ALLO ALLO ist niemand da? HINZE. Verlangt iemand was? | HÄRMEN. Ach Herr! es ist mir leyd, daß niemand anders kömmt. HINZE. Ich bin sein Diener, ich will schon verrichten was er befehlen wird. Meine Liebste ist heute so schlecht T R A C T i R e t worden, er mache doch Anstallt, sie sollen einen guten Hecht sieden, sie sollen was von kalten Wildpret einschneiden, vom KalbFleisch sollen sie Klößer machen, wenn wir in einer 4tel Stunde wiederkommen, so muß alles fertig seyn.

HÄRMEN.

HINZE. Solche Sachen wollen Zeit haben, doch in einer halben Stunde wollen wir schon eine Taffei besetzen. HÄRMEN. Nun mein Kind auf das ietzige SpatzierenFahren soll das Eßen wol schmecken, (er führt sie ab.) HINZE. So kan eine Frau Gedult lernen, und ich seh es dem Herrn an, er hat die Kunst treflich gelernet, bald thut er böse, bald verliebt, bald ist er gut, bald geht er in Gedancken, und keines geht ihm vom Hertzen.

212

Christian Weise

IV. H A N D L U N G 17. A U F F T R I T T . W I L L E M , PAGEL, G E R K E .

Nun wie stehts, werden wir einander auf der Hochzeit Gesellschafft leisten?

WILLEM.

Wenn sie uns zur Aufiwartung begehren, so werden wir so unhöfflich nicht seyn und zu Hauße bleiben.

PAGEL.

Wir haben von der vorigen Hoffnung nicht viel genoßen, wir werden es gedoppelt einbringen.

GERKE.

Bey der Hochzeit brauchen sie rechte Leute, nun weiß ein ieder wol, wie schön ich alles anstellen kan, die Leute | bringen es itzund auf, daß sie nicht gerne lange sitzen, und wollen 4. Gänge speisen, in anderthalb Stunden wollen wir fertig seyn.

WILLEM.

Wir beyde laßen uns aber den Wein bestellen, und da sehen wir nicht gerne wenn mit den Eßen so gefödert wird.

PAGEL.

Wenn kein Eßen kömmt so müßen sich die Leute nur an das liebe WeinGläßgen halten.

GERKE.

Ich bin etliche Jahr an einem Orte Platzmeister gewesen, aber was verdroß mich.

WILLEM.

PAGEL.

Sie haben ihm gewiß am Trinckgeld was abgebrochen.

Oder die M O D E wird abkommen seyn, daß er keinen Braten mehr darf nach Hause schicken.

GERKE.

213

Böse Catharine IV. 17

WILLEM. Ach nein in meinem Vaterlande da gehts doch hübsch erbar zu, wenn der Wein aufgetragen wird, so kömmt der Platzmeister und hält eine Rede, da kan sich einer sehn laßen, daß er STUDiRt hat, und darnach hält der Vornehmste wieder eine Rede, so kan ich mich doch rühmen, daß so ein praver Herr mit mir DiscouRiRet hat. PAGEL. Aber wenn der Platzmeister nichts guts gemacht hat, was folgen da vor D I S C O U R S E drauf? GERKE. Und wenn der Platzmeister gar stecken bleibt, so wird ihm der vornehme Mann nicht außhelffen. WILLEM. Ach ich weiß schon was ich mir zutraue, mein Vater war auch Platzmeister, und einmal hat er ein bißgen gesoffen, da muste ich gehn und die Rede vor ihm halten. Er wird gewiß dem Vater seyn über das men. |

PAGEL.

Denn einfallen.

GERKE.

EX T E M P O R E

CONCEPT

kom-

werden ihm solche Dinge nicht

WILLEM. Ach ich habe einmahl eine Kunst gelernt, was ich ansehe, da kan ich flugs eine Rede drauß machen. PAGEL. Wenn er mich ansehe, so wolt ich bitten, er solte mich zu frieden laßen. GERKE. Und mir war es auch leyd, wenn er eine Rede von mir machen wolte. WILLEM. Nun wir wollen bey der Rede bleiben, es stund gleich eine Schüßel Hasenschwartz aufn Tische, da macht ich gleich eine I N S C R I P T I O N drüber: F R A T E R M E U S A M B U L A T

214

Christian Weise IN TENEBRIS, und ich kan nicht sagen, wie MANiERÜch alles auf den Herrn Bräutigam APPLiciRt wie er sich gegen den Abend wird einstellen.

PAGEL. Wenn ich Bräutgam wäre, so wolt ich sprechen, friß den Hasenschwartz selber. GERKE. Und einen solchen CoMPLiMENTirSECRETARiUM ließ ich in ein finster Loch stecken und da möcht er vier Woc h e n s i n g e n FRATER MEUS AMBULAT IN T E N E B R I S .

WILLEM. Die Leute waren dazumahl gar andrer Gedancken, es stund drauf, ich solt es gar drucken laßen, doch wir kunten kein Pappier bekommen, und da bliebs nach. Ich dächte eine solche schöne O R A T I O N hätten sie wol auf LeschPappier drucken können.

PAGEL.

GERKE. Das weiche Pappier hat eine Tugend an sich, was drauf gedruckt wird, das wird nicht so leicht altbacken. |

IV.

HANDLUNG

18.

AUFFTRITT.

Die Vorigen, S E G H E R D , S A N D E R . SEGHERD. Ich sehe wol sie haben sich schon eingestellt. SANDER. Sie merckens vielleicht, daß sie bey der Hochzeit was verdienen werden. Ach die vornehme A F F E C T I O N von solchen Patronen ist mir allzeit lieber, als ein großer Verdienst.

WILLEM.

Böse Catharine IV. 18

215

SEGHERD. Ich halte wenn alles beydes beysammen steht so könnet ihr am besten zu frieden seyn. SANDER. Sie meinen auch vielleicht die AFFECTION, die sich im spendiren erweißt. WILLEM. Ich will dem Herrn nicht wiedersprechen. SEGHERD. Er wird die Mühe auch als Platzmeister über sich nehmen. SANDER. Und die andern guten Freunde werden die Aufsicht über den Wein annehmen. SEGHERD. Denn es geht was vor, da wir treue Leute von nöthen haben. SANDER. Der Schaden thut uns vielleicht nicht so weh als der Schimpf daß wir uns sollen VEXiRen laßen. WILLEM. Wir wollen vor allen Schaden gut seyn, was uns betrifft; kommen Gottlose Leute dazu, die uns nicht PARI Ren, so müßen wir es auch so hingestellt seyn laßen. Doch bey wem werden wir wol das C A R M E N bestellen, denn wir wollen gerne was rechtes haben.

SEGHERD.

SANDER. Und es kommen vornehme Leute dazu, die gerne was rechtes lesen. | WILLEM. Je wäre mirs doch vor 2. Tagen gesagt worden, ich hätt' es selber machen wollen. SEGHERD.

ster?

Könnt ihr

VERSE

machen und seyd ein Platzmei-

216

Christian

Weise

Ich brauche in meinen V E R S E N gerne R E A L I A , und wenn ich Platzmeister bin, so seh ich in einer Hochzeit so viel R E A L I A daß ich 6 . Hochzeiten mit V E R S E N betheilen wolte.

WILLEM.

SEGHERD. Wenn wir euch aber die Mühwaltung auftrügen, was verlangt ihr wol zur Discretion? SANDER.

Und was wird ihm vor eine

INVENTION

belieben?

Meine V E R S E kan ich nicht T A X i R e n , ich nehme mehrentheils so viel als mir ein reicher Herr davor giebt, und in der I N V E N T I O N da wolt ich was aus den A V I S E N nehmen.

WILLEM.

SEGHERD. Das wird artig vor das Frauenzimmer seyn. SANDER. Wenn das Frauenzimmer nicht viel davon versteht, so haben ihre Männer desto mehr zu erklären, das heißt wir haben es dem HochzeitPofiTen zu dancken, daß er uns Gelegenheit giebt mit dem Frauenzimmer einen D I S C O U R S zu halten. WILLEM. Unmaßgeblich möcht ich was von der SilberFlotte haben, denn ein Tugendsames Weib ist wie ein Schiffe, das die Waaren von ferne bringet. SEGHERD. Ich möchte mir so ein Schiff nicht wünschen. SANDER. Mich dünckt eine Jungfer im Vaterlande ist viel beßer als die ein Hauffen närrisch Ding aus der Frembde bringt. WILLEM. Haben sie sonst was zu befehlen?

Böse Catharine IV. 19

217

SEGHERD. Der Koch ist draußen, und da werdet ihr vielleicht mit der I N V E N T I O N beßer zu rechte kommen. | WILLEM. Ich hab es nicht gewust, wir wollen gehn. (gehn ab.)

IV.

HANDLUNG

19. A U F F T R I T T . SEGHERD,

SANDER.

SEGHERD. Wir treiben Schertz, als wenn wir noch so viel Gelegenheit dazu hätten. Was wollen wir thun, mit M E L A N C H O L I S C H E N Gedancken werden wir nichts verbeßern.

SANDER.

SEGHERD. Ich merck es an den ehrlichen Herrn BAPTISTA, der will sich von außen zwingen, daß wir ihm sein Hertzeleid nicht ansehn sollen. Doch die M E L A N C H O L I S C H E N Gedancken laßen sich nicht verbergen.

SANDER.

SEGHERD. Der liebe Mann hat ein Creutz an seiner Tochter. SANDER. Und wenn ihm ein Mensch rathen soll, so weiß er selber nicht ob er was helffen kan. SEGHERD. Er hat von seiner bösen Tochter nichts glauben wollen.

218

Christian Weise

SANDER. Er hatte sich von ihrer Frömmigkeit so ein CONCEPT gemacht, das ihm niemand verrücken solte. SEGHERD. SO muß ein Vater vor die unzeitige Liebe schmertzlich genung büßen. SANDER. Und die Person, welche der Liebe gemißbrauchet hat, die kriegt auch keinen Zucker dabey zu lecken. SEGHERD. Ich habe mich offt verwundert, wie sich ein vernünftiger Mensch so BESTIALISCII aufführen kan. SANDER. Wer sich mit allen zanckt, der macht sich viel Feinde, den Nutzen aber kan ich nicht sehen. S E G H E R D . ES m u ß w o l a u f e i n e n u n r u h i g e n

TEMPERAMENT

beruhen. | SANDER. Die Aufdämpffungen müßen starck sein, daß sie dem Gehirn zusetzen. SEGHERD. Ich wünsche nur, daß die gegenwärtige MARIAGE glücklich ablauffen möge. SANDER. Wir wollen es wünschen. SEGHERD. Er hat Ursach daß er es wünscht, der Herr Vater hat ihm sein Recht CEDIRI, und er hats einem andern überlaßen. SANDER. Ich habe keinen Freund aus der POSSESSION drüngen wollen, mein bescheiden Theil wird mir der liebe Gott schon an einem guten Orte bestimmet haben.

Böse Catharine IV. 20

219

Gott gebe die Gnade, daß wir solches bald erfahren, im übrigen kan ich ihm doch nichts mehr wünschen, als ich ihm gönne.

SEGHERD.

Die Leute können mir nichts mehr gönnen als ich verdiene, nun ist mein Vermögen in Aufwartungen gar schlecht.

SANDER.

Er verachte sich selber nicht, sonst muí? unser Platzmeister ein C A R M E N drüber machen.

SEGHERD.

Auf schlechte MERITEN gehört ein schlechtes C A R MEN, doch wenn es mein Herr befiehlt, so werd ich ihn an den bewusten Ort begleiten.

SANDER.

(gehn ab.) IV. H A N D L U N G 20. A U F F T R I T T . W U L F , W E R N I K E , T H I E S , LIPPELT. WULF.

Soll denn unser Herr noch eine Hochzeit machen?

Das hab ich lang gedacht, die jüngste Schwester hat ein | gar zu schön Fleckel, ich halte wenn sie gedorfft hätte, so wäre sie wol vorm Jahre schon eine Braut gewesen.

WERNIKE.

Ich dencke wol sie werden die Hochzeit nicht wieder auf dem Lande machen.

THIES.

O es wird da wol ein bißel stattlicher hergehen, es war immer als wenn sie sich der vorigen Braut schämeten.

WULF.

220

Christian

Weise

WERNIKE. Ja ja die wird den Leuten schon ein bißel beßer in die Augen funckein, sie mag auch wol 47/lötheil frömmer seyn. THIES. Ich wolte nicht gerne, daß noch eine Hochzeit auf dem Lande wäre, wir würden unsern Nachbarn gewiß viel Dinge nicht glauben. WULF. Ja es ist gut daß ihr mir dran gedenckt, ist der WegeVogt nicht ein Flegel, er hat irgend ein paar Steine aus der Straße geworffen, und hat ein bißel Sand in die Pfützen gestreut, nun sollen wirs bezahlen. WERNIKE. Der Weg ist ihre, wollen sie keine Schande davon haben so mögen sie es behalten. THIES. W i r haben die Gerechtigkeit daß wir in die Kirche gehn, denn fliegen können wir nicht wie die Störche, so müßen wir auch wol ein Weg vor uns haben, drauf wir fortkommen. WULF. Ich hab es ihm lange abgemerckt, es seyn eigennützige Kerln, ich halte sie nehmen es an, wenn wir ihnen vor ein ieden KirchGang ein Weißpfennig geben. WERNIKE. Und wenn es solche Narren in der Welt giebt, so | darf sich die liebe Obrigkeit nicht wundern, wenn es in der Schencke an Freude und Einigkeit fehlen will. THIES. Da kömmt der WegeVogt, wo er uns von Fried und Einigkeit was vorsprechen will, so wird der Bescheid gar garstig rauß kommen. LIPPELT. Je guten Tag ihr lieben Nachbarn.

Böse Catharine IV. 20

221

WULF. Gott geb euch auch einen guten Tag. wird euch selber lieb seyn daß ihr mir so begegnet, denn ihr seyd solche hübsche Leute, und haltet es allemahl so gerne richtig, ihr hats gewiß vergeßen, was ich vergangen am Wege mit euch geredt habe, und ihr werdet es gar gerne sehen, daß ich euch bey der Gelegenheit dran gedencke.

LIPPELT. ES

WERNIKE. Ja ja der Weg ist gar gut, wir haben nichts dran zu tadeln. LIPPELT. Und weil wir so ein schönen Weg haben, so kömmts so hübsch herauß, daß schöne Nachbarn was dabey über sich nehmen sollen. THIES. Ja es ist euch nicht um die hübschen Nachbarn. LIPPELT. Ey stehens wegen bin ich auch nicht herkommen, ich dächte wenn ich iemanden was schuldig wäre, so schätzte ich mirs vor eine Ehre, daß ich gemahnet würde. WULF. Ich schätze mirs wol vor eine Ehre daß ich gemahnt werde, doch das wäre meine größte Schande wenn ich was geben solte. WERNIKE. Ich bin auch der Meynung, wer mir die Ohren mit | geben zu sehr rüppelt, der laße mich auf dem Wege zu frieden und sage mirs in der Schencke. THIES. Ja ja in der Schencke wollen wir einander bezahlen. LIPPELT. Ey wer will mich in der Schencke bezahlen, so ein Kerln hab ich wol ehe eine Kann am Kopff geschmißen, daß ihm die Reiffen am Halße seyn hängen blieben.

222

Christian Weise

WERNIKE. Ihr Pursche wenn ihr uns sonst nichts gethan habt, der Lügen halben muß er gezüchtiget werden.

(Sie fallen über einander her.)

V. HANDLUNG I. A U F F T R I T T . WILLEM,

GODERT.

WILLEM. Nun soll ich mein Amt als Platzmeister über mich nehmen und die Herren aufs Verlöbnüß i N V i T i R e n , es ist mir nur angst und bange, was ich bey der bösen C A T H R I N E vor ein Gesichte kriegen werde, sie hat wol ihren alten Kopff nicht verwechselt und wo meine C O M P L I M E N T C zur Unzeit angebracht werden, so wird sie sich wol Zeit nehmen, daß sie mich mit allerhand EhrenTitteln wieder fort schickt. GODERT. Siehe da! hätten wir uns doch des lieben Freundes an diesem Orte nicht versehen, es giebt in seiner P R O F E S S I O N gewiß nicht viel zu verrichten, daß er auf dem Lande spatziren kan. | WILLEM. Ey daß mich der Herr auf dem Lande siehet, das ist eine AmtsVerrichtung, Herr B A P T I S T A will seiner Jungfer Tochter Verlöbnüß machen, drum bin ich hieher geschickt und soll die lieben Leute zusammen I N V i T i R e n und einladen. G O D E R T . ES

ist mir lieb daß er zu rechter Zeit kömmt.

WILLEM. Wie so, sind die Zeiten auf dem Lande nicht allemahl gut?

224

Christian Weise

GODERT.

Ist doch das Wetter in der Stadt nicht alle mahl gut.

Bey der bösen Frau mag es wol bißweilen manch Ungewitter setzen.

WILLEM.

Ich dencke nun wird sich das Wetter wol ein wenig ausklären.

GODERT.

Kan ich nichts davon erfahren, ein Platzmeister meines gleichen kan sich hübsch darnach richten, wenn er es allemahl weiß was den Leuten fehlt.

WILLEM.

Der liebe Herr hat die böse C A T H R I N E gefreyt, nun wolte sie gleich im Anfange verdrießlich thun, so hat er ihr etliche Tage nichts zu freßen gegeben, er hat sie vom Schlaffe verhindert, endlich hat er sie so mürbe gemacht, daß sie selber um schön Wetter bittet.

GODERT.

W I L L E M . ES

ist Wunder, daß es die böse Frau geglaubt hat.

Was will sie thun, das Maul will eßen, der Kopff will schlaffen, und dabey lernt man viel Dinge das mann sonst nicht geglaubt hätte.

GODERT.

Ich halte sie giebt gute Worte biß sie zu freßen kriegt, darnach wird das lose Maul wieder geschmieret seyn.

WILLEM.

Der Herr kan gar zu schöne Worte geben, als er ihr zu | eßen gab, so sagte er, mein Kind was hastu davon, daß wir einander plagen müßen, mache es doch mit mir, daß ichs leiden kan, es soll dir nichts fehlen, aber daß ich meinen Kopff brechen soll, so kanstu wol gedencken, daß ich alles versuchen werde was mir möglich ist.

GODERT.

225

Böse Catharine V 2

Bey dem Herrn seyn sonst die guten Worte nicht allemahl gar zu gemein.

WILLEM.

Wer nicht lose Worte geben kan, der wird mit guten Worten nichts ausrichten können.

GODERT.

WILLEM.

Aber was sagte sie dazu?

Sie stellte sich als wenn ihr alles leyd wäre und bat er solte sie nur das mal zu Gnaden aufnehmen, sie wolte ihn gerne alles thun was ihm lieb wäre, und alles unterlaßen, was ihm etwa möchte verdrießlich seyn.

GODERT.

So werd ich wol Gelegenheit suchen, daß ich ihm aufwarten kan.

WILLEM.

GODERT.

Ich will ihm schon einen Winck geben, wenn es Zeit

ist. V. HANDLUNG 2. AUFFTRITT. Die Vorigen,

HÄRMEN,

hernach

GUST.

Ich darf den Mann nicht fragen was er will ich kans ihm bald ansehen daß er mit einer lustigen COMMISSION aufgezogen kömmt. |

HÄRMEN.

WILLEM. M e i n Herr! ich laße mich zu keinen GrabeBitter gebrauchen, d r u m sehn mich die Leute gleich als einen lustigen COMMISSARIUM ins H a u ß k o m m e n , und w e n n es dem Herrn gelegen ist so will ich denselben mit meinen ordentlichen CoMPLiMENTen zum V e r l ö b n ü ß iNViTiRen.

226

Christian

Weise

Er spare die Worte, die Jungfer hat ein Freyer, das HinFühlungs Fest soll gehalten werden, und wir sollen auch dabey seyn, steht das in euern C o M P L i M E N T e ?

HÄRMEN.

Das steht alles drinne, doch ich soll auch bitten, sie sollen auch mit den lieben Gottes Gaben vor lieb nehmen, und wenn ich meinen Zettel wolte herauß ziehen so würd noch manches drinne stehen, daß ich vorbringen soll, die vornehmen Leute möchten dencken, ich hätt es nicht recht ausgericht.

WILLEM.

HÄRMEN.

Ich will euch Brief und Siegel geben, daß wir an der kein Tadel finden.

EXPEDITION WILLEM. SITE

So werd ich wol bey der Frau Gemahlin meine auch abstatten.

VI-

Ich will es schon vor euch verrichten, geht nur und seht wie ihr mit euern Sachen anders wo fertig werdet.

HÄRMEN.

(kömmt gelauffen) Zustand.

GUST.

HÄRMEN.

Herr! unsre Frau kriegt wieder ihren

Wieder was neues, hat sie nicht geßen?

Sie hat gefreßen, ich dachte sie würde mich mit verschlingen.

GUST.

HÄRMEN. GUST.

Hat sie auch getruncken? |

Ich dachte einmahl, sie bliebe gar in der Kanne stecken.

muß ihr was im Kopff gestiegen seyn, sprich nur, sie soll sich ein bißgen niederlegen, der Zustand wird wol vergehen.

H Ä R M E N . ES

Böse Catharine

V. 3

227

GUST. Ich darf nicht zu ihr kommen, sie schlägt mich. HÄRMEN. Das wird nicht geschehen, wenn du in meinem Nahmen komst, doch ich werde wol müßen selber gehn.

(gehn ab.) V.

HANDLUNG

3. A U F F T R I T T . HINZE,

GODERT.

HINZE. Nun werd ich selbst verzweifeln. GODERT. W a s haben wir vor ein U n g l ü c k .

HINZE. Die Frau hat sich in ein Engel des Lichts verwandelt, nun will sie wieder zum Rupprecht werden. GODERT. D a s kan ich mir nicht einbilden?

HINZE. Ich bilde mirs gar leicht ein, und wo der Teufifel nicht hin kan, da schickt er eine alte Frau. GODERT. Und das waren meine Gedancken. HINZE. Ich weiß nicht ob ihr die alte Schulmeisterin kennt. GODERT. Ist das nicht die Frau, sie handelt in der Stadt mit TannzapfenWaßer und hat HerrnPiltze und Himpeeren in Honig eingelegt, die sollen so gut wieder die C O L I C A seyn. |

228

Christian

Weise

HINZE. Ja das Schind-Vieh ist alt genung, es lebt allen Leuten zur Straffe, da ist sie zur Frau kommen und hat ihr allerley tumm Ding vorgeschwatzt, sie solte nicht ein Narr seyn und sich so schuriegeln laßen, sie solte nur fein kranck thun, oder solte sich stellen als wenn sie nichts verstünde. GODERT. So hat sie der alten Wettermachern gefolgt? HINZE. Ja es ist geschehen, und ich dencke, wo der Herr seine Kunst noch einmal versuchen soll, so wird es einen elenden Außgang nehmen. GODERT.

und

Was fragen wir darnach, ich habe mich wieder in die Stadt.

RESOLViRet

MARCHiRe

HINZE. Und ich werde ihm das Geleite geben, denn bey einer solchen C O N F U S I O N möchte man selber zwirbelsichtig um Kopff werden.

V. H A N D L U N G 4. A U F F T R I T T . LAX, T I T O , G U S T ,

hernach

HÄRMEN.

LAX. NU ich weiß nicht, wozu wir noch werden gebraucht werden. TITO. Ich solte mir eine Bürste schaffen, wo wolt ich sie auf dem Dorffe kriegen. LAX. DU bist noch ein einfeltiger Narr, ich bin bald zu einer Bürste kommen.

Böse Catharine

V 4

229

TITO. Wie hastu es denn gemacht? LAX. Wie werd ichs gemacht haben, ich habe mir eine gestohlen. TITO. Ich war wol auch so klug, aber haben denn die Leute | auf den Dorffe auch Bürsten? LAX. Je du Narr, denckstu denn daß die Leute auf den Dorffe nicht so gerne gebürst seyn als die in der Stadt? TITO. Je so muß ich doch flugs gehn und mir auch eine stehlen. LAX. NU war es zu längsam, sieh ich hab eine in Vorrath gestohlen, ich will sie dir wol leihen. TITO. Was sollen wir denn mit machen? LAX. Das weiß ich nicht, der Herr hat befohlen wir sollen uns mit Bürsten PARAT halten, und wenn er kömmt, so werden w i r das G e w e h r m i t P R A E S E N T i R e n .

TITO. Darnach mag er uns auch ORDRE geben, wie wir das Gewehr brauchen sollen. HÄRMEN. Nun so will ich auch alle EXTREMITÄT versuchen, wenn ich auch die Frau solte zu Tode bürsten laßen, so muß ihr der Kopff gebrochen werden. Habt ihr euer Gewehr fertig? LAX. Ja Herr! das mahl hätten wir unsre Bürsten beysammen. HÄRMEN. WO habt ihr sie kriegt?

230

Christian Weise

LAX. Sie hatten im DorfFe keine Bürsten feil, so borgten wir sie derweile bey den Bauern, wir werden wol nicht viel abbürsten, daß wir sie noch können wiedergeben. HÄRMEN. Ihr macht mir schon neuen Kummer, wer weiß ob die Kunst mit den gestohlnen Bürsten angeht, und wenn euch iemand verklagt so macht ihr mir den andern Kummer. LAX. O! ehe die Narren werden ihre Klage ins Geschicke bringen, so wollen wir ihnen die Bürsten wieder zun Fenstern nein schmeißen. | HÄRMEN. Da wollen wir itzt nicht dran gedencken, ich werde mit meiner Frau was vorhaben, wenn ichs befehle, so werfft sie gleich in die Wiege, bind sie feste ein, macht die Füße bloß und bürstet sie so lang auf die FußSohlen, biß ich was anders befehle. Höre du solst auch was dabey thun, kanstu wiegen? GUST. O ja, wir musten einmahl ein JungferKind in unsern Hause erziehn, da kriegt ich alle Wochen ein Gröschel daß ich wiegte. HÄRMEN. DU must auch dazu singen können. GUST. Die neuen Stücke kan ich nicht aber was bey meiner alten GroßeMutter Zeit ist MODE gewesen, da laß ich mich nicht verachten.

231

Böse Catharine V. 5

V. H A N D L U N G 5. A U F F T R I T T . HÄRMEN, CATHARINA,

Mein Kind, wie so ein Verlöbnüß reisen.

HÄRMEN.

CATHARINA. HÄRMEN.

die Vorigen.

MELANCHOÜSCII,

wir sollen auf

Laß mich zu frieden, (sie flennt ihn an.)

Mein Kind das haben wir einander nicht verspro-

chen. Ich weiß nichts davon ich habe nichts versprochen (sie springt auf.) ich bin kein Narr, ich bin keine Magd, steht euch mein Wesen nicht an, da ist ein Meßer, stecht mirs durchs Hertze, denn ihr habt doch keine Freude auf der Welt als wenn ihr mit mir zu Grabe geht.

CATHARINA.

HÄRMEN.

Mein Kind mache mich nicht böse. |

Was frag ich darnach, er soll böse werden, und soll mir den Halß brechen, ich mag ohne dem nicht leben.

CATHARINA.

Warum wilstu nicht bey mir leben, mach es nur, daß ich dich lieb haben kan.

HÄRMEN.

Ich mag ein solchen BettelHund, ein solchen Hungerleider nicht haben, schlagt mich todt, schlagt mich todt, so kom ich der Marter loß, und so kan ich nach meinen Tode wieder kommen und kan euch prave krengeln.

CATHARINA.

H Ä R M E N . RESOLVIRC

dich, soll ich hübsch oder böse thun?

232

Christian Weise

Will ichs doch haben, die gantze Welt soll böse thun, und wer es unterläßt, den weiß ich keinen Danck.

CATHARINA.

HÄRMEN. ALLO

ihr Pursche bringt mir die C H A I S E

ROULANTE

herauß. (sie bringen die Wiege.) HÄRMEN.

Nun frag ich zum letzten mahle.

thut doch nun, was ihr nicht laßen könnt, da steh ich, es wehrt doch nicht länger als ich gestorben bin.

C A T H A R I N A . SO

HÄRMEN.

Greifft an.

('LAX und Tito faßen sie an und legen sie in die Wiege und binden sie zu, sie schreyt lästerlich.) Nun laß dich wiegen. (Der Junge kömmt und wiegt sie, sie schreyt in der Wiege-. Schelmen, Diebe und Strasenräuber seyd i h r j Mein Kind die GnadenThür ist noch offen, beßere dich, aus der Wiegen ist sonst keine Erlösung. | Laß mich heraußkommen, ich will dir das Hertz abstechen.

CATHARINA.

HÄRMEN.

Herauß mit den Bürsten.

(Sie fangen an zu bürsten, sie lacht abscheulich und schreyt dazu.) HÄRMEN.

Wilstu fromm werden?

233

Böse Catharine V 6 CATHARINA. O

schlagt mich todt.

Mit einer todten Frau ist mir nicht gedienet, ich verlange eine fromme Frau.

HÄRMEN.

(Die beyde bürsten, der Junge wiegt, sie schreyen schrecklich dazu.) LAX. Ach Herr die Frau spricht sie will fromm seyn. HÄRMEN.

Wilstu fromm seyn?

CATHARINA. A c h ja.

Die Worte gehen nicht recht von Hertzen, gehe in das Zimmer und besinne dich, und ihr tragt die Wiege darzu nein, darnach wollen wir mit einander reden, eh ich mich zu Tode qväle, so will ich dich zu Tode bürsten.

HÄRMEN.

(sie wird herein getragen, die mittelste S C E N E fallt geht auf der Seiten ab.)

ZU

HÄRMEN

V. H A N D L U N G 6. A U F F T R I T T . LUDER, LORENZ, LUDER.

hernach

STOFFER.

Das wäre gleichwol eine garstige Sache.

Drum verdreußt michs auch, weil die Sache nicht schöner ist.

LORENZ.

Hat euer Mutter das gethan so wäre sie was wehrt, ich mag nicht davon reden. |

LUDER.

234

Christian Weise

LORENZ. Die arme Mutter wird immerzu ein bißel Kindisch, die Leute seyn Narren daß sie es ihr glauben. LUDER. Bey mir könnt ihr euch leicht entschuldigen, aber wenns vor die liebe Obrigkeit kömmt, so müßen wir gar fein stille schweigen. LORENZ. Je nu ich kan vor meine Mutter nicht, soll ich als ein frommes Kind noch ein Hertzeleid an ihr erleben, so wird mir doch der liebe Gott die Sünde verzeihen, daß ich über die Leuthe seufze, wenn ich im Lande was zubefehlen hätte, so müste mir ein solch Urthel gar anders gemacht werden.

(kömmt) Ihr werdet gewiß von unser Noth schon mit einander reden.

STOFFER.

LUDER. Ja ja wir haben eine Noth, doch wer hats euch schon auf die Zähne gebunden? STOFFER. Was alle Leute reden, dazu werd ich auch wol nicht stille schweigen. LORENZ. Wer soll denn das Ding unter alle Leute gebracht haben, meine Mutter sitzt derheime hinter der Hölle und flennt, das hab ich alleine gesehn, und nu will ich meine Noth bey dem Tugendsamen Herrn Richter außschütten und das hat er auch allein gehört. STOFFER. Je denckt ihr denn, daß wir von nichts zu reden haben, als von euer Mutter, es betrifft was anders, da seyn bey uns etliche Bürsten gestohlen worden, und wenn wir den Dieb nicht herauß kriegen, so möchten die | Nachbarn wol dencken, es wäre ein BürstenDieb in der Gemeine, drum möchten wir uns wol bekümmern, was wir thun sollen.

235

Böse Catharine V 7

LORENZ. Ey, ey wieder eine neue Sorge, dabey wir des alten Hertzeleydes vergeßen müßen, ja ja in P U N C T O der Bürsten werden wir ein Hauffen zu thun kriegen. LUDER. Je wem ist denn die Bürste gestohlen worden? STOFFER. Je die Leute seyn da zur Stelle, die wollen klagen, und ich dächte, wenn wirs so unter einander verglichen, so wäre es am besten. LORENZ. Eh wir den Dieb in unsrer Gemeine wiederschaffen, so können wir wol ein paar Bürsten wiederschaffen, und wenn wir sie in der Stadt selber stehlen solten. LUDER. Nein, nein, das geht nicht an, wenn wir die Bürsten schaffen, so behalten wir den Diebstahl auf den Halße, wir werden es unsern Herrn fürtragen, will er uns aus Barmhertzigkeit eine Bürste SPENDiRen, so kämen wir aus aller Verdrießligkeit. LORENZ. Das war auch eine Richterliche Weißheit, soll unser Herr den Diebstahl über sich nehmen und die Bürsten wiedergeben?

V.

HANDLUNG

7. A U F F T R I T T . Die Vorigen,

HÄRMEN, ASCHEN, LIPPELT,

GEHRLICH.

HÄRMEN. Ihr Leute, ich habe sonst Grillen im Kopffe, macht mit der Bürste nicht viel Wesens, sonst möchts euch | treflich Theuer zu stehen kommen.

236

Christian

Weise

ASCHEN. Herr ich will ihm nichts zu Leide geredt haben, ich klage meine Nothdurft; Gestern Abend lesen wir den Abendseegen und meine Frau bürstet sich, und wie sie sie auf den Fenster liegen läst, so ist sie auf den Morgen weg. LIPPELT. Meine Tochter hat auch irgend ihre Bürste bey den Fenster vergeßen, auf den Morgen rufft sie der GroßeMagd, die soll sie bürsten, so ist sie auch weg. GEHRLICH. Und weil das Ding so 2mahl hinter einander kömmt, so wißen wir nicht ob es gar was zu bedeuten hat. HÄRMEN. Habt ihr Muthmaßungen, wem ihr das zeihen könnt? ASCHEN. Ja gar zu eigen wißen wirs nicht, und wenns dazu käme, daß wirs einem zeihen solten, so möchten wir nicht gerne iemanden in unsrer Gemeine beschämen. LIPPELT. Wenn wir so irgend ein frembden Kerln könten ertappen, den wirs zeihen könten, möcht er doch davon lauffen, wie er wolte, so hätten wir doch um unsrer Bürsten geredt. GEHRLICH. Und wenn wir einmahl ein Wesen davon machen, so können wir so mit Ehren nicht gar stille schweigen, wenn wir unsre Bürsten nicht wieder haben. HÄRMEN. Hört ihr guten Leute ich will euch bald aus der Sache helffen, es ist Unrecht daß iemand die Bürste darben soll, | es wird auch euch so viel kosten, wenn wir deßwegen so viel T E R M I N E verderben sollen, hört! ich bin der Gemeine ohne dem eine Gnade schuldig, ich will euch die Bürsten bezahlen, setzt euch zusammen und SPEdFiciRt mir die Unkosten; was die Bürsten werth seyn, wenn ihrs beschwören könnt, so will ich sie euch von Heller und Pfennig bezahlen, und noch ein Faß Bier dazu sPENDiRen.

Böse Catharine

237

V 7

LUDER. Hört Schulmeister, das ist eine schwere Sache, wir werden uns wol niedersetzen? LORENZ. Ich gebe mein VOTUM zum niedersetzen, aber wer die Stühle zutragen soll, das weiß ich noch nicht. STOFFER. Wenn ich reuten will, so hol ich mir das Pferd selber, und wenn ich sitzen will, so hol ich meine Residentz auch selber. ASCHEN. Wir werdens auch thun. (ASCHEN, LIPPELT, GEHRLICH

holen Stühle.)

LORENZ. Nun mit meinem Stuhle wirds auch nicht viel zu bedeuten haben. (Er setzt sich.) LUDER. Das Ding hab ich auch wol nicht erwandert ihr sitzt und ich soll stehen. STOFF ER. Je nu seht, ich habe mir meinen Stuhl selber geholet. ASCHEN. Und ich dächte, wenn der Herr Richter stünde, so hätt er ein beßer Ansehn, wir sitzen da auf unsern Stülchen wie ein Häuffei Ungelücke. LIPPELT. Wir hatten einmahl ein Richter der hatte gar böse Beine, er hätte 3 1/2 Reichsthaler drum gegeben, daß er so hätte stehen können. GEHRLICH. Ich dächte wenn der Herr Richter spräche, es wäre ihm un-|gelegen, daß er säße. LORENZ. Ich dächte, wenn wir ein Thäter machten, wer den Herrn Richter solte ein Stuhl bringen.

238

Christian Weise

STOFFER. Ich bin ein GemeinAeltster, ich schleppe mich nicht gerne mit Stühlen, doch der BarchVater muß ein Register über die Kirch-Stühle halten, der könt es wol am besten thun. ASCHEN. Ey denckt ihr, daß meine Kirch-Stühle zu solchen Weltlichen Sachen sollen gebraucht werden, warum hat der Schulmeister ein Jungen, der hat uns allemal Stühle gesetzt. LIPPELT. Ja seht nun kömmts auf den Schulmeister, wir wollen ihm auflegen, er soll uns innerhalb 24. Stunden ein Jungen schaffen, der ein Stuhl heraaß bringt. GEHRLICH. Unser Herr Richter soll 24. Stunden da stehen bleiben, ich seh mir auch ein fein Geschicke. LORENZ. Mein Junge ist bey der lieben Obrigkeit in Diensten, und wer mich deßwegen innerhalb 24. Stunden VEXiRen will, der soll sehen, daß ich aufstehe und davon gehe, (geht weg.) GEHRLICH, (nimmt LORENZ Stuhl weg) Herr Richter da ist ein lediger Stuhl, setzt euch geschwinde nieder. LORENZ, (kömmt wieder) schaffen soll?

Nu bleibts dabey, daß ich ein Jungen

LUDER. Je so denckt doch, weßwegen ihr seyd zusammen kommen, wir sollen die Bürsten TAXiRen, setzt euch nieder. LORENZ. Wer hat mir denn mein Stuhl weggenommen? LUDER. Seht ihr nicht den Stuhl, setzt euch nieder. | LORENZ. Ich muß doch ein dienstbarer Geist seyn und muß mir noch ein Stuhl holen, (setzt sich.)

Böse Catharine

V. 7

239

ihr wißt, weßwegen wir unser Sitzen angefangen haben, wir sollen die Bürsten TAXI Ren, ich dächte, wer sie verlohren hat, der möchte sehen, wie er sie vergeßen könte.

LUDER. NU

Je wo will ich das Ding wißen, meine Frau hat die Bürste wol 25. Jahr, zur selben Zeit ist alles wohlfeil gewesen. ich dächte wir schickten in die Stadt und ließen fragen wie theuer sie eine Bürste geben wollen.

ASCHEN.

NarrenPoßen, eine Bürste wird so viel kosten als die andre, macht eine TAXE sonst müßen wir vonRen.

LUDER.

Meine Tochter hat ihre Bürste verlohren das ist wahr, vorm Jahre gieng sie einmahl mit LämmerMichels Sohne zu Marckte, der hat ihr die Bürste zum Jahrmarckte gekaufft, er hat ihr ein hübsch gleißend Bändel dran gebunden, nun ist der Knecht gewandert, ich weiß nicht was er davor gegeben hat.

LIPPELT.

seht ein groß Gedräsche fangt ihr an, und nun wißt ihr selber nicht was euch fehlt, wir müßen ein wenig warten, Gevatter GemeinAeltster, was meint ihr daß wir vor die 2. Bürsten fodern?

LUDER. NU

Ich will dem Herrn Richter nicht vorgreiffen, er sage nur seine Meinung, so weiß ich hübsch was ich sprechen soll.

STOFFER.

Ey sagt ihr eure Meynung, so weiß ein Richter hübsch was er verbeßern soll. |

LUDER.

Ey was? soll ich ein Ding reden, daß mir ein andrer verbeßern will, meinetwegen mögen sie die Bürsten bezahlen oder nicht, mir geht nichts dran ab.

STOFFER.

240

Christian Weise

Ne Ne, wers mit der Gemeine redlich halten wil, der m u ß nicht so sprechen, wenn die Bürste nicht bezahlt wird, so geht meiner Frau gar viel ab, ich dächte, wenn wir vor die 2. Bürsten 2. Reichsthaler foderten, wenn ein mahl ein Bürstenbinder durchs Dorff zöge, so ließen wir sie ihm TAxiRen, und geben hernach das übrige Geld wieder heraus.

ASCHEN.

Nein meine Tochter wäre mit 1 . Reichsthaler nicht zu frieden, sie hat geschworen, sie wolte lieber 10. Reichsthaler verliehren, als die Bürste, so sie von so ein steiffen Knechte kriegt hat.

LIPPELT.

Je das wäre gut, des WegeVoigts Tochter schwert auf 10. Reichsthaler der Kirch Vater kan seine Frau schon unterrichten, wie sie schweren soll, so hat alles ein Ende, und die Bürsten seyn bezahlet.

GEHRLICH.

Das Ding geht gar mit einander nicht an, sie hatten mir einmahl ein Lieder-Buch gestohlen, ich klagte darauf und wolte schweren, ich hätte lieber 25. Reichsthaler verlohren, aber der Teuffei hat bey den Gerichten ein Ding erdacht, das heißt MODERIRI, meine Seele! sie durfften mir 18. Pfennige drauf bieten, wir thun am besten, wir wollen es unsern Herrn anheim stellen, will er uns ein Faß Bier schencken, so wird ers auch nicht so genau nehmen.

LORENZ.

Der Anschlag ist nicht zu verbeßern, und wenn iemand Frembdes mit Sauffen will so m u ß er Zubuße geben, | davon wollen wir die Bürsten schon bezahlen. Nun Schulmeister geht ihr flugs und sagt unsre Meynung, so dürffen wir unsre Gewißen nicht beschweren.

LUDER.

(Sie gehn ab und schleppen ihre Stühle mit.)

Böse Catharine

V.

241

V 8

HANDLUNG

8. A U F F T R I T T . TITO, LAX,

hernach

SEFFE,

endlich

EVERT.

TITO. Das hätt ich nicht gedacht, daß sich die Weiber so ließen fromm machen. LAX. O was hilfft michs, itzt kömmt meine Braut raus, die rieht mich aus als wenn ich vom Galgen gefallen wäre. TITO. Je was hat sie denn vor Ursache? LAX. Sie spricht ich hab ihr ein silbern Gürtel zugesagt, nun hätt ich das Geld dazu versoffen. TITO. Ist denn das geschehen? LAX. Je nu, wenn ich in die Schencke komme so kan ich wol ein paar 17. Kreutzer weich machen, aber was hat sich das Rabenaß drum zubekümmern? TITO. Ist sie denn noch böse? LAX. Ich bin ihr entlauffen, wo sie mich wieder kriegt, so hab ich ein Fieber in ein Tage zwey mahl. TITO. Je bistu nicht ein Narr, hastu nicht deine Bürste, wo du mir gute Worte giebst, so wollen wir sie wol fromm machen. LAX. Je nu, das hat mich mein Tage verdroßen, daß ich mich so längsamm auf alles besinne.

242

Christian Weise

SEFFE. (kömmt) Was, wilstu irgend daß ich da wäre, du BettelHund, du SchabeHalß du LäusePaucker wo ist mein silberner Gürtel? | LAX. Höre mein Schatz, ich habe dich von Hertzen lieb, du wirst auch keine Untreu von mir gesehn haben, aber brauche Bescheidenheit (zieht die Bürste herauß) aber weißstu was das ist? SEFFE. DU willst mir die Bürste gewiß vor ein silbern Gürtel geben, und davor wolt ich dir ein halb Schock StachelNüße in Podex wünschen. LAX. Höre flugs bitte mirs ab, daß du mir meine Bürste geschimpfft hast. SEFFE. Abbitten meinestu? laß mir doch Zeit, ich will 3. Männer aus anderthalb Dörffern zu dir schicken. LAX. Du darffst keine Männer schicken, die Männer seyn schon da; seht so muß Recht und Gerechtigkeit ergehn. (sie wollen sie niederwerffen.) EVERT. Ich weiß nicht was ich mir bey den Händeln einbilden soll, ich sehe 2. oder 3. Leute, die fangen Lermen an, als wenn die Welt übern Hauffen fallen solte, was habt ihr vor? LAX. O mein Herr, wir hatten so eine kleine VEXATION, ich wolte nur was an meiner zukünfftigen Liebsten PROBiRen. EVERT. Das war kein Zeichen von einer Liebe, ihr junges Mensch sagt auch was dazu.

243

Böse Catharine V 9

Je was soll ich dazu sagen, die Narren haben sich voll gesoffen und kommen über mich und wollen mich bürsten.

SEFFE.

Ach daß wir doch solch LumpenVolck vor unsern Augen erleiden sollen, packt euch fort, sonst soll euch die Bürste gesegnet werden.

EVERT.

(sie gehn herein.) | V. H A N D L U N G 9. A U F F T R I T T . BIANCA, M A K O ,

hernach

BENNO.

Mein Kind! nun wird unser Betrübnüß bald zum Ende gelauffen seyn.

MAKO.

Ich möcht es wünschen, daß ich einmahl zur Ruhe kommen möchte.

BIANCA.

Wir haben den Tag erlebet, das Verlöbnüß soll heute vor sich gehen, drum dürffen wir es nicht wünschen.

MAKO.

Wir haben noch viel zu wünschen, und es ist mir allzeit, als wenn wir noch etliche Proben von der Gedult ablegen solten.

BIANCA.

ist Zeit, daß wir die Proben von der Glückseeligkeit ablegen, und das wird sie mit mir verlangen.

M A K O . ES

BIANCA. MAKO.

An meinem Verlangen hat es niemahls gefehlet.

Und der heutige Tag soll uns den süßen Außschlag geben.

244

Christian Weise

(kömmt) Mein Herr so laßen sich auch redliche Leute nicht TRACTiRen.

BENNO,

MAKO. Wer hat ihm was zu Leide gethan, er soll uns an dem EhrenTage die besten Dienste thun, wir werden das Unsrige auch dazu reden. BENNO. Ey was sollen wir vor Dienste thun, der Platzmeister, der Koch und ich darzu kriegen gleich Befehl wir sollen wieder nach Hauße gehn, das Verlöbnüß solte noch aufgeschoben werden. BIANCA. Ach das hab ich wol gemerckt, wir werden auf unsre Freude noch lange warten müßen. MAKO. Wer will denn solche Sache hintertreiben? BENNO. Das hat der Herr Vater gethan, es kommen so schreckliche Klagen, daß seine Tochter sehr übel gehalten wird, drum soll eine EhScheidung vorgehen, und weils mit der ältesten Tochter keine Richtigkeit hat, so soll die jüngste auch auf den ExPECTANzbänckgen sitzen bleiben. | MAKO. Ist es dem Herrn Vater nicht genung, daß eine Tochter unglücklich ist, will er der andern Tochter ihr Glücke auch verderben? BENNO. Ich werde mich ein ander mahl vor solche Dienste bedancken, das Maul ist mir aufgesperrt, die Beine hab ich mir müde gelauffen, nun solls an dem gnung seyn, daß wir wieder heim spatzieren. MAKO. ES ist mir immer, als wenn ich mirs nicht recht einbilden könte.

Böse Catharine V. 9

245

BENNO. Ich bin ein ehrlicher M a n n , ich rede die Warheit, und was ich erzehle, das m a g sich ein iedweder mit guten Gewißen einbilden. Ich hätt gedacht, wir wolten heut einander Glück wünschen, wenns nicht seyn kan, so werden sie schon sehn, daß sie einander selber trösten, (geht ab.) MAKO. Ach mein Kind! BIANCA. Ach mein Hertz, er betrübe sich nicht. MAKO. Ich bin Ursache an ihrem Betrübnüße. BIANCA. Ich bin ihm zur unglücklichen Stunde bekandt worden, wenn er von mir nichts wüste, so dürffte er des Wesens in unserm Hauße nicht entgelten. MAKO. Was ich mit Sorge und K u m m e r kauffen muß, das ist mir am liebsten. BIANCA. Ach das so ein höfliches Hertz nicht beßer soll vergnügt seyn. MAKO. Der H i m m e l weiß, daß wir beyde keine Schuld haben. BIANCA. D i e Unschuld wird uns nicht helffen, es wird im Hauße nicht beßer, als wenn ich gestorben bin. | MAKO. Ach will sie mir dergleichen Hertzeleid wünschen? BIANCA. Wenn ich von der Welt bin, so hat seine Verfolgung ein Ende. MAKO. Ach meine BIANCA! sie wird ihre Tugend mit dieser Unvollkommenheit nicht beschämen, daß sie sterben will.

246

Christian Weise

BIANCA. MAKO.

Soll ich mich schämen, daß ich sterblich bin?

Sie soll mirs zu Tröste wünschen, daß sie leben kan.

Warum soll ich leben, wenn ich keinen guten Tag hoffen darff?

BIANCA.

5

MAKO.

Die bösen Tage will ich auf meinen Rücken nehmen.

BIANCA.

Was ihn betrübt, da fühl ich doppelten Schmertzen da-

von. MAKO.

W i r wollen das Betrübnüs wegwerffen.

B I A N C A . SO 10

m u ß ich mein Hertz wegwerffen.

Sie laße ihr Hertze lieben, so darf kein Trauern über sie gebieten.

MAKO.

V.

HANDLUNG

10. A U F F T R I T T . Die Vorigen, 15

SANDER.

Das ist eine F I G U R von verliebten Personen, die sich auf kein Verlöbnüß schicket.

SANDER.

Doch eine F I G U R von MisERABLen Personen, die sich mitten im Verlöbnüß sollen verstöhren laßen.

MAKO.

S A N D E R . ES

hat sie niemand verstöhret.

2 47

Böse Catharine V. 10

MAKO. Doch wir werden uns alle Tage verhindern laßen, biß wir alles auf ein mahl verliehren. SANDER. Sie geben sich zu frieden, der Herr Vater hat aus Ungedult was gesprochen, es mag ihm selber leyd seyn, daß es geschehen ist; es liegt nicht an dem ob das Verlöbnüß | beschleuniget wird, das ist die beste Vergnügung, wenn zwey Hertzen Verlöbnüß mit einander machen, und ich kan mir nicht einbilden, daß die süße (KORRESPONDENZ etwas von einer Bangigkeit verstatten kan. MAKO. Den Trost wolt ich annehmen, wenn iemand an gehörigen Orte vor mich reden wolte. SANDER. Das soll geschehen, sie RETIRIRen sich nur auf eine wenige Zeit. MAKO. Ach mein Kind! ich nehme Abschied, und niemahls werd ich näher gewesen seyn. BIANCA. Er nehme mit meinen Thränen vorlieb und vergeße mich nicht.

(sie gehn an unterschiedenen

Orten ab.)

ist mir leid, daß so ein G A L A N T e r Mann sich die wunderliche Tochter so verführen last, es will verlauten, als ob die Jungefrau viel ausstehen müste, doch wer den lieben Mann nur bereden könte, daß er eine böse C A T H R I N C sich und andern Leuten zur Straffe gezogen hätte, doch ich werde sehen was ich bey dem Herrn Vater außrichten kan.

S A N D E R . ES

248

Christian Weise

V. H A N D L U N G 11. A U F F T R I T T . SEGHERD, EVERT, DREWES, LORENZ,

hernach

LUDER,

WERNIKE.

Die B R U T A L I T Ä T hätt ich so einen praven Menschen nicht zugetraut, er hat ein stattlich Frauenzimmer an seine Seite bekommen, und wenn er sie TRACTiRen will, so ists als wenn er sie aus der Türckischen ScLAVErey RANZiONiRt hätte, so haben wir alle Schande davon, wo

SEGHERD.

wir u n s nicht OPPONiRen. |

EVERT. Das steht uns nur im Wege, viel Leute leben in der Stadt, die loben den neuen Ehmann, daß er gleich im Anfange so viel ExTREMiTffiTen versuchet. DREWES. Und wenn wir über den lieben Menschen ein Urtheil sprechen sollen, so müßen wir auch hören was er einzuwenden hat. SEGHERD. Wir wollen den Unhold, den Tyrannen auch Recht geben. Wir haben kein I N T E R E S S E davon, als daß wir der vornehmen F A M I L L E beßre Zeit wünschen.

EVERT.

DREWES. Ich sage nochmahls, wir wollen uns nicht erzürnen, ehe wir uns auf eine glaubwürdige Nachricht beruffen können. SEGHERD. Wollen sie Nachricht haben, so werden die Leute vorhanden seyn, die uns mit ihrem Zeugnüße werden dienen können, wollen sie so gut seyn und von denenselben

Böse Catharine V. 11

249

was vernehmen, so werd ich mich höchst OBLiGiRen, denn ich bin etwas verdrüßlich, solche Dinge viel mahl anzuhören. EVERT. Das wollen wir einem vornehmen Freunde leicht zu gefallen thun. DREWES. Ein Mensch fragt offt nichts darnach, ob er was gutes hört, wenn es nur neue Zeitungen seyn. SEGHERD. SO will ich sie nicht verhindern, es soll einer nach den andern herein kommen, (geht ab.) WERNIKE. (kömmt) Ich dencke ich werde recht ankommen, es soll irgend iemand seyn, der mit mir reden will. EVERT. Ihr thut gar recht, daß ihr euch nicht lange bitten last. DREWES. Wir sehn euch vor ein ehrlichen M a n n und vor ein redlichen Nachbar | an, wir wollen hoffen, ihr werdet uns aus dem Traume helffen können. WERNIKE. (ad Spectatores) Je nein seht! seyn die StadtLeuthe nicht klug, was sonst kein Mensch gestehen will, da sollen die Bauern Narren seyn und sich das Maul dran verbrennen: J a ja das gesteh ich daß ich ein ehrlicher M a n n bin, und wenn ich was zu einer Sache reden kan, so darf sich iemand auf mich verlaßen. EVERT. H ö r t doch, der neue EheWirth bey euch sol etwan mit seiner Liebsten nicht gar zu wol leben, die Leute sollen ihm draußen auch zu Dienste stehen, daß die gute Frau noch beßer geplagt wird.

250

Christian

Weise

DREWES. Sagt nur kiihnlich was ihr wißt, kein Mensch soll es erfahren, ihr mögt uns offenbahren was ihr wolt. WERNIKE. Ich wüste nicht, daß ich was davon gehört hätte, und in die Stube kömmt unser einer nicht, daß er selber was sehen dürffte. EVERT. Ist euch nichts befohlen worden? WERNIKE. Wir Bauer schreiben die Befehle nicht auf, wenn was kömmt, so dencken wir, es muß gethan werden, und wenns geschehen ist so haben wir alles mit einander vergeßen. DREWES. Es kan aber nicht so heimlich zugehn wenn ein Mann seiner Frau so übel mitfähret. WERNIKE. Ey was sollen sie einander übel mitfahren, wie ich itzund in die Stadt gieng, so gugckt ich ein bißel in Garten hinein, so führten sie einander bey der Hand herum und hertzten einander, daß es ein Geschicke hatte. | EVERT. H a b t ihr d a s gesehn?

WERNIKE. Die Herrn verzeihen mir zwar wo eine Straffe drauf steht wenn man ausplaudert was mann bey Eheleuten gesehen hat so will ich wol stille schweigen und will sprechen ich hab nichts gesehn. EVERT. Wir merckens schon, daß ihr auf des Manns Seite stehn wolt. DREWES. Ihr könnt immer euern Abtritt nehmen, habt großen Danck daß ihr so vertraulich mit uns geredt habt.

Böse Catharine V. 11

251

(ad Spectatores) Die Herrn hätt ich gut bezahlt, sie werden mich wol weiter bestellen, wenn sie irgend so ein Zeugnüß brauchen werden, (gehtab. L U D E R « « ¿ / L O R E N Z kommen)

WERNIKE.

LUDER.

Gott ehre die Herren!

LORENZ.

Und ich wünsche den Herren alles gutes!

ist uns lieb, daß ihr euch einmahl sehen laßet, wir wollen gar im Vertrauen mit einander reden, er ist an seinen Orte Richter und ich habe das Vertrauen zu ihm, er wird der lieben Gerechtigkeit nichts zu Leide thun.

E V E R T . ES

Und er ist ein Handlanger bey der Geistlichkeit, er wird sein Gewißen nicht beschweren.

DREWES.

Je nu, so viel Gerechtigkeit als wir auf ein klein Städtel brauchen, so viel möcht ich wol zusammen haben, und wem damit gedienet ist, der mag sich drauf verlaßen.

LUDER.

Ich bin ein Gewißenhaffter Mann, aber wir leben in ein offen Städtel, und daß wir unser Gewißen allemahl so verwahren können, als anderwo, wo die Thore geschloßen seyn, kan ich nicht wißen. |

LORENZ.

Habt ihr nicht etwas gehört ob sich die neuen EheLeute gut oder böse mit einander vertragen?

EVERT.

Wenn ihr was wißet, so habt ihr gute Freunde vor euch die wollen gerne rathen, wenn sie nur die rechte Wahrheit erfahren solten.

DREWES.

Ich dencke sie leben, wie die Leute zu meiner GroßeMutter Zeit schon gelebt haben, er hat uns auch ein Faß Bier

LUDER.

252

Christian Weise zu vertrincken gegeben, und daraus mercken wir wol, daß alles fein lustig zugehn muß, denn wer selber vor sich nicht lustig ist, der wird an andrer Leute Lust nicht gedencken.

LORENZ. U n d die Frau hat sich gegen unsre Kirche gar freygiebig erwiesen, sie hat uns ein Tüchel von scheckigter Seide verehret, das sollen wir am hohen FestTage aufs Altar breiten. Darnach steht nicht weit von der Cantzel S T . N I C O LAUS, das mag vordeßen gar ein schön Bild gewesen seyn, aber es ist nicht weit vom Chore, da bringen die Jungen immer zu freßen mit und zeckern immer die Fliegen mit herzu und die habens beschießen, es sieht sich selber nicht ähnlich, so hat sie uns ein OrthsThaler geschickt, daß man das Bild wieder feine reine abwischen soll. EVERT. Ach es ist euch schon was in Halß gesteckt worden, ihr dürfft nicht reden was ihr wißet. DREWES. Und wir sehn schon, wie weit sich die Klein Städtische Gerechtigkeit erstreckt.

(Gehn ab.) LUDER. Die Herrn wißens doch wol, sie wolten was von uns rauß bringen. | LORENZ. Ich wolte die Leute ließen uns zu frieden, der KirchVater hat ein lose Maul gehabt, nun werden wir alle mit einander eine Schlappe davon kriegen. LUDER. Ey das weiß ich nicht, hat der KirchVater nicht beßern Verstand? LORENZ. Ey er hat allerley tumm Ding in einander geredt, da hat er laßen Bürsten stehlen, da hat er die Frau bürsten la-

BoseCatharineV.il

253

ßen, da hat sie Hunger gelitten, S U M M I R U M S U M M A R U M was geschehn ist, das hat der BlauStrumpf alles in die Stadt getragen. kan ich mirs leicht einbilden, die Leute werden deßwegen sehr gämlich seyn. 5

L U D E R . SO

LORENZ. Der Vater will eine EheScheidung vornehmen, wo es wahr ist, was die Leute reden, so kanns wol heute noch geschehn, und da gedenckt, was werden wir der Katzen vor eine Schelle anhängen müßen? LUDER. Das ist ein hübsch Stückel vor ein KirchVater.

10

LORENZ. Was wollen wir machen, es kan sich schicken, daß er gar zum Richter gesetzt wird. LUDER. Was solte denn ich werden? LORENZ. Wo es einmahl seyn solte, daß wir ein ehrlichen KirchVater kriegten, so wolt ich euch meine V O T A selber geben. LUDER. Nein nein, so hab ichs beßer, wir müßen sehn daß solch tumm Ding nicht geschiehet. (gehn ab.) \

15

254

Christian

Weise

V. H A N D L U N G 12. A U F F T R I T T . BAPTISTA, SANDER.

Ich habe mich R E S O L V i R t , und will nun meine Gedancken nicht ändern laßen, die Freunde, die mir dazu gerathen haben, die mögen mir auch beystehen.

BAPTISTA.

SANDER.

Wir wollen noch allezeit das beste hoffen.

Was sollen wir hoffen, der Tyranne, der BluthHund läst seine Frau vor Hunger halb verschmachten, drauf wird sie gemartert als kein armer Sünder, und wir sollen dazu stille schweigen?

BAPTISTA.

SANDER.

Die Zeitungen werden offt größer gemacht als die

That. Und ist das nicht ein Hertzeleid, das fromme, das gehorsam(e) Kind hat nicht einmahl den Trost, daß sie den lieben Vater die Noth in einem Briefe klagen darf, ach warum hab ich das arme Kind nicht im Braut-Bade ersäufft, so dürfften wir itzt keine solche Verdrüßligkeit vom Ehstande selber hören.

BAPTISTA.

Doch will mein Herr gleich mit der eußersten V E H E darzwischen kommen, können wir nicht Anfangs die gütlichen Wege versuchen?

SANDER.

MENZ

Er hat schon der Gütigkeit den Halß gebrochen, und wer solche Mittel suchen will, der hat die Schande davon, daß er einen solchen StrotzKopff in seiner Boßheit gestärcket hat, die Ehescheidung muß vor sich gehen, wo

BAPTISTA.

Böse Catharine V. 12

255

nicht allerdings, doch von Tisch und Bette, wir werden in unsern Hauße | noch wol so viel übrig haben, daß wir ein armes Kind ernehren können. Doch soll deßwegen Jungfer löbnüße zurücke gesetzt werden?

SANDER.

BIANCA

mit ihrem Ver-

BAPTISTA. Ey was soll ich an ein neu Verlöbnüß gedencken, wenn es mit der ersten zu keiner Richtigkeit kommen will, meine Tochter B I A N C A mag sich an dem Exempel spigeln, daß sie nicht auch in solch Unglück wie mein armes Kind, verfallen darff. SANDER. Wir wollen hoffen, daß wir bey dieser Person etwas beßers erleben können. BAPTISTA. Ey ich hab es auch da gehofft, und ich sehe doch wie ich bin zu Schanden worden. SANDER. Doch mein Herr bedencke nur dieß, wenn sie vom Tisch und Bette sollen geschieden werden, so wird die unschuldige Schwester nichts entgelten dürffen. BAPTISTA. Muß meine ältste Tochter als eine Nonne leben, so werd ichs der jüngsten auch nicht anders machen. SANDER. So will er sich selbst auch den süßen GroßVaterNahmen verhindern? BAPTISTA. Der GroßVaterTitul ist gar ein süßes Wort, aber wenn man bedenckt, was vor Unlust daran klebt, so darf sich niemand darnach reißen. Ich bin zu wenig dem Herrn Vater zu C O N T R A D I ciRen, doch ich bedauere meinen guten Freund, der sich

SANDER.

256

Christian

Weise

ohne | alle Schuld in einer solchen soll.

CONFUSION

befinden

Will der gute Freund die C O N F U S I O N nicht ausstehen, so hat er einen offnen Weg in alle Welt, da mag er sehen ob er alles so gut und ordentlich antreffen wird.

BAPTISTA.

(ad Spectatores) Ich GRATULIRC mir daß mich der wunderliche Vater damahls nicht gefangen hat, doch ich beklage den guten Freund der an meiner Stelle büßen muß.

SANDER,

(geht ab.)

V. H A N D L U N G 13. A U F F T R I T T . BAPTISTA, H A N S O , A R N D T .

Das sind schöne Rathgeber, die mich aus einer Weitläufftigkeit in die andre führen wollen, ich kan es leicht gedencken, meine jüngste Tochter hat den Narren an den jungen Stutzer gefreßen, aber ich muß alles beßer verstehn, man darf mit den Töchtern allemahl nicht so schrecklich eylen, sie kommen zeitlich gnung zum HaußCreutz, o wenn sie was im Hauße davor thun, daß ihnen die Narrenstücke aus dem Kopffe kommen, und wenn sie etliche 30. biß 40. Jahr alt werden, da kriegen sie einen Verstand, daß sich ein Mann in der Wirthschafft drauf verlaßen kan; die itzige Welt denckt an lauter Tendeley. Darnach wenn sie zu Jahren kommen, so müßen sie selber drüber lachen, daß sie den Qvarck nicht beßer verstanden haben, es bleibt dabey krieg ich meine ältste Tochter wieder | ins Hauß, so muß die Jüngste dabey bleiben, und ist der junge Stutzer nicht zu frieden, so mag er ein mahl ein Einspruch thun, meine

BAPTISTA.

Böse Catharine V. 13

257

Tochter ist itzo 17. Jahr alt, 27. 37. Es ist noch gute Zeit wenn sie in 23. Jahren aufgeboten wird, in der Zeit solls ihm wol vergangen seyn. Mein PATRON, wir haben gedacht, wir wollen bey einem Verlöbnüß aufwarten.

HANSO.

Und es ist uns leyd, daß wir was anders vernehmen sollen.

ARNDT.

Ach meine Herren ein betrübter Vater kan sich mit solchen LiebesSachen nicht verwirren.

BAPTISTA.

Wir sind von Hertzen erschrocken, daß die neuliche Hochzeit so übel gerathen ist.

HANSO.

Und wir können leicht gedencken, daß der Herr Vater seinen R E S P E C T und seine Väterliche Gewalt nicht so sehr wird kräncken laßen.

ARNDT.

Haben sie es auch erfahren, wie mir der undanckbare Kerl begegnet ist?

BAPTISTA.

Er ist nicht wehrt, daß er ein BauerMägdgen aus der Tartarey bey sich haben soll.

HANSO.

Ach die Tartern werden gegen ihre Weiber nicht so grausam seyn, kan doch ein TygerThier mit dem andern liebkosen.

ARNDT.

Drum muß ich auch was versuchen, das ich nicht gerne thue, die Ehscheidung muß vor sich gehen. |

BAPTISTA.

HANSO.

Doch in was vor Q V A L I T £ sollen sie geschieden werden?

258

Christian Weise

Werden sie von Tisch und Bette gesondert, so leben sie allerseits in großer Gefahr, ein Mensch ist doch ein Mensch, und niemand will die Einsamkeit gerne vertragen.

ARNDT.

Wie kan ich mir helffen, eine möchte mir allzu beschwerlich seyn.

BAPTISTA.

TOTAL

SEPARATION

Das wollen alle Leuthe versichern, daß sie noch nicht als E h e L e u t e m i t einander gelebt haben, d r u m solte sich das Werck wol PRACTiciRen laßen.

HANSO.

So könten wir einen neuen Bräutigam finden, der dem Bluthunde zur P R A V A D E mit seiner Liebsten etwas beßer umgienge.

ARNDT.

Ach das arme Kind ist einmahl ins Geschrey gebracht, wo finden wir einen Bräutigam?

BAPTISTA.

Sie laßen uns davor sorgen, wenn wir uns auf sein Wort verlaßen können, so wird uns schon was möglich seyn.

HANSO.

Die gantze Stadt wird es vor gut sprechen, wenn wir ein solch Mittel treffen, dabey wir kein Argernüs zu verantworten hätten.

ARNDT.

Je nun können mir die Herren helffen, meiner Tochter kan nicht beßer gerathen werden, es soll mir deste lieber seyn. Sie haben volle Gewalt, was sie thun, das soll mir alles anstehen, (geht ab.)

BAPTISTA.

259

Böse Catharine V. 14

V.

HANDLUNG

14. A U F F T R I T T . HANSO, ARNDT,

HEYNO.

HANSO. Der gute Herr wüste nicht was wir im Sinne hatten. | Wir bekümmern uns um die böse C A T H R I N E nicht, die möchte versorgt oder verstoßen seyn, doch wir thun alles deßentwegen daß unser Hertzens Freund mit seiner liebsten B I A N C A nicht aufgehalten wird.

ARNDT.

HANSO. Wie wollen wir aber das Werck anfangen? Der liebe Mensch hat uns einmahl P A R O L gegeben, er wird seinen Sinn so geschwinde nicht verändert haben.

ARNDT.

Ich habe die Herren gesucht und G R A T U L I R C mir daß mich das Glücke gleich auf diesen Weg geführt hat.

HEYNO.

HANSO. Wir gedachten gleich daran, daß wir so einen lieben Freund gerne sprechen wolten. ARNDT.

Und wir möchten den vorigen

DISCOURS

gerne

CON-

TINUIREN.

HEYNO. Was ich einmahl geredt habe, dabey soll es bleiben, ich bin einmahl so würdig gewesen, daß mich M A D E M O I S E L L CATHRiNGen gerne zu ihrem Liebsten angenommen hätte, doch die Leute mochten mir es nicht gegönnet haben, und ich muß meine Einfallt selber beklagen, daß ich mich nicht beßer habe begreiffen können, meinetwegen möchte sie tausendmahl die böse C A T H R I N C heißen, so wolt ich doch den

260

Christian Weise Ruhm behalten, daß ich mit einer frommen CATHRINC leben könte.

HANSO. N u n er bedencke sich wol, wir wollen ihn zu keiner Sache nöthigen. ARNDT. Wir wollen ihm auch ein gäntzlich Paradieß nicht versprechen. HEYNO. Ey das weiß ich ohnedem wohl wer sich in der Welt, sonderlich im Ehstand von einem Paradieß träumen last, der mag einen Schlafftrunck nach den andern einnehmen, daß | er bey dem Traume bleiben kan: ich suche als ein GALANTer Mensch zu leben, und die Ehre soll meine seyn, wenn ich ein GALANTes Frauenzimer bedienen kan. H A N S O . W e n n er b e y d i e s e r R E S O L U T I O N b l e i b t , s o h a t er v o n

mir Versicherung, daß wir in wenig Tagen was gutes erwarten können. ARNDT. Das Frauenzimmer wird gleich herein gehohlet werden, und damit soll der Wolff sein Schäffgen nicht mehr in die Klauen kriegen. HEYNO. ES wird meinen Herren anheimgestellt, wie sie alles wollen iNCAMiNiRen, sie haben einen erkenntlichen und danckbaren Diener. HANSO. Er laße uns in unser PAROLE nicht stecken. ARNDT. Und wir wollen ihn bey seiner Hoffnung nicht verlaßen.

(gehn ab.)

Böse Catharine V 15

V.

HANDLUNG

15.

AUFFTRITT.

HEYNO, KÖPKEN,

261

BENNO.

HEYNO. Nun werd ich bald einen Verdruß überwunden haben, ich weiß wol daß es möglich ist ein Frauenzimmer zu besänftigen, wir haben in unserm Hauße eine Katze, die ist feindseelig, daß sie kein Mensch anrühren darf, sie lauert auch allemahl im Fenster, und wenn ein FleischerHund vorbey kömmt, so springt sie ihn auf den Rücken, und giebt ihm ein paar Liebes Schläge, damit er sich biß um die VESPER behelffen kan, aber wenn ihr der Kater eine VISITE giebt, da kan sie mit dem Kopffe um ihn streicheln, als wenn sie die Freundligkeit | selber wäre, wenn ich nun dieses ansehe, so wunderts mich, was in der Natur verborgen ist, daß auch ein Mensch von solchen unvernünfftigen BESTIEN was vernünftiges lernen soll, ich sag es noch einmahl, wenn sich ein Mann darnach hält, so ist es unmöglich, daß eine Frau kan böse seyn. KÖPKEN. Mein Herr es ward vor gedacht er wolte gerne mit dem Weinschencken reden. BENNO. Und also hab ich vernehmen wollen, was meinem Herrn zubefehlen beliebt. HEYNO. Ihr habt recht dran gethan, daß ihr an mich denckt, ich mercke aus vielen Umständen, daß ich bald wegen meiner Hochzeit möchte bekümmert seyn, so wolt ich fragen, ob mir also denn nicht mit einem guten Trunck Weine könte gerathen werden?

262

Christian Weise

Ach des Weines wegen dürfen wir nicht bekümmert seyn, wenn er den Tag vor der Hochzeit was befehlen will, so stehn ihm alle Weine zu Dienste.

KÖPKEN.

Ich habe meinen Keller so wol versorget, daß er alles haben soll, was man in diesem Lande verlangen kan.

BENNO.

Ich wolte gerne was haben, davon wir sonsten in unserm Lande nichts wüsten, haben wir nichts von Grichischen Weinen?

HEYNO.

(adSpectatores) Neulich hatte meine Frau eine WeinTuncke gemacht, und der Junge ließ sein Grichisch Evangelium nein fallen, da hätt ich ihm mit Grichischen Weine können rathen. |

KÖPKEN.

HEYNO.

Oder haben sie was von Mußcaten-Wein?

(adSpectatores) Die MußcatenNüße seyn ja nicht so theuer, zu solchen Weine wollen wir bald kommen.

KÖPKEN.

HEYNO.

Haben sie nicht einen Wein

LACRYMJ® C H R I S T I ?

(adSpectatores) Nimm du nur die böse Frau, da wirstu ein Wein zu trincken kriegen, der heißt L A C H R Y M . «

KÖPKEN.

MARITI.

HEYNO. N u n ein Weinschencke m u ß selber Vorschläge thun. Er sage was a m DELiCATesten u n d a m theuersten ist, ich wolt a u f meine Hochzeit gern alle Leute BRAViRen.

Wenn es der Herr haben will, so will ich nach Amsterdamm schreiben, da will ich ihm gar was von Scherbeth zu kommen laßen.

BENNO.

Böse Catharine V. 15

263

HEYNO. Was ist das vor eine Gattung, die Leute müßen auch feine truncken davon werden, denn wo die Gäste auf der Hochzeit prav schreyen, und wol gar einander bey den Köpffen kriegen, das weiset auf einen guten Ehstand, eben als wie im Frühling die Bauer ein gnädiges Gewitter wünschen, davon die Erde fruchtbar wird, und ich will weiter herfragen, er kan sich unterdeßen besinnen was wir des Weines wegen thun. (geht ab.) KÖPKEN. Was meint der Herr, wäre das nicht ein guter Kundmann? BENNO. Wenn er mir die Kanne vor 4. Reichsthaler bezahlt so will ich ihm einen RARen Wein verschaffen, und wenn ich ihn selber prutzeln solte. KÖPKEN. Doch bey der Hochzeit möchten wir mit einem redlichen Landweine vor lieb nehmen. | BENNO. Mich deucht immer aus der Hochzeit wird nicht viel werden. KÖPKEN. Der Herr ist wol sehr eyfrig, wo es nach seinen Reden geht, so wird alles vergebens seyn was wir an der neulichen Hochzeit versoffen haben. BENNO. Ich will mich was großes verwetten, es wird heute noch alles gar anders werden. KÖPKEN. Ich weiß nicht, mein Herr hat einmahl den Kopf auf gesetzt, er wird immer dabey bleiben. BENNO. Ich weiß so viel, die Leute haben schon ein FriedensFest mit einander gemacht, und es kan kommen, daß sie noch die besten Freunde werden.

264

Christian Weise

KÖPKEN. Auf die Weise dürfften wir wohl keinen Grichischen Wein verschreiben. BENNO. Das wird auch sonst nicht geschehen seyn, wer weiß ob er sein Lebtage ein Menschen gesehen hat, der Grichischen Wein getruncken hat. KÖPKEN. Ich wolte ihn ein rechten POZKALZKER vorsetzen, er söffe ihn wol gar vor ein Hebräischen Wein. BENNO. Mir ist es doch lieb, daß ich einen Bräutgam sehe, der es auf seiner Seite richtig macht, obs gleich auf der andern noch gar weitläufftig außsiehet, doch er spreche mir zu, wir wollen ein guten SECC mit einander trincken, wer weiß lernen wir nicht auch Grichisch mit einander reden? (gehn ab.)

V.

HANDLUNG

16.

AUFFTRITT.

M A K O , BIANCA, hernach

BROSE.

MAKO. Der Herr Vater nöthiget uns, der Himmel wird uns entschuldigen. | BIANCA. Ach Gott weiß mein Hertze, daß ich mich vor Angst und vor Furcht nicht laßen kan. MAKO. Ist das nicht ein unbarmhertziger Vater, die böse Tochter soll wieder ins Hauß kommen, und so ein unschuldiges Kind soll in den Fegefeuer verderben.

Böse Catharine

V. 16

265

Wenn ich noch so eine große Sünde gethan hätte, so wäre doch die Straffe zu entsetzlich.

BIANCA.

Drum müßen wir auch das Mittel ergreiffen, das die kluge Welt nicht verdammen kan, wir wolen mit einander durchgehen, es wird in der weiten Welt noch ein Plätzgen vorhanden seyn, da wir uns vor einen grausamen Vater und einer boßhafften Schwester verbergen können.

MAKO.

Ich weiß wol was ich will, doch wie wollen wir es anstellen?

BIANCA.

Sie laße mich sorgen, wir sind die ersten nicht, die sich mit Gewalt in ihre Vergnügung setzen.

MAKO.

Aber wenn uns die Leuthe nachfolgten, wenn sie uns anhalten und wenn wir darnach auf ewig solten geschieden seyn?

BIANCA.

Unsre Liebe wird Flügel haben, wenn uns die Leute nachsetzen werden, so wollen wir uns an einen Orte befinden, da sie uns nichts befehlen können. Ach mein Kind will sie den Weg zu unsrer Vergnügung sehen, der uns itzo noch offen stehet, entweder heute muß unsre Liebe vergnügt werden, oder es muß in Ewigkeit anstehen.

MAKO.

Mein Kind, was will ich thun, er ist mein Trost und | wenn ich ihn verlieren soll, so muß ich mir den Todt wünschen, er mache Anstallt wie er will und gebe mir Gelegenheit an die Hand, so gut es möglich ist, meine besten Sachen will ich schon PARAT halten.

BIANCA.

ist mir nicht um die besten Sachen zu thun, wenn mir das beste Theil nicht entzogen wird, welches ich zu guter Vergnügung umfangen kan. (Küßet sie.)

M A K O . ES

266

Christian Weise

BIANCA. Die Kleider müßen zurücke bleiben. MAKO. Weg mit den Kleidern, ich suche den Leib, der in den Kleidern wohnt, und die Seele, welche sich in solchem Leibe verborgen hat. BIANCA. Ach will ich doch lieber als ein Bettel-Kind in der irre gehen, als daß ich in den schönsten Kleidern lauter Unglück erleben soll. MAKO. Ach mein Kind! es wird zum betteln nicht kommen, Gott hat mir so viel beschehret, daß wir auch des Vaters Erbtheil verachten können, so bleibt es dabey, wenn sie gegen 2. Uhr in die Beth-Stunde geht, so will ich im Gäßgen auf sie warten, die Kutsche soll vorhanden seyn und da will ich sie ohn allen Verdacht glücklich zum Thore hinauß bringen. BIANCA. Ich nehme den Vorschlag an nicht aus Fürwitz, sondern aus äußersten Betrübnüß. (kömmt) Ich will gleich zugehen, die mirs befohlen haben, die Werdens entschuldigen.

BROSE.

BIANCA. D U

bist gewiß deiner Frau entlauffen?

BROSE. Ach nein, ich hab ein ehrlichen Nahmen mit ins Hauß bracht, | und wo Gott will, gedenck ich ihn auch mit hinnauß zu nehmen. BIANCA. Was hastu denn bey uns zu suchen? BROSE. Die Frau Schwester und ihr Liebster laßen sich gar schön befehlen und wollen gerne wißen, obs ihnen auch gelegen ist, daß sie eine V I S I T E geben können.

Böse Catharine V. 16

267

MAKO. Wer will kommen? BROSE. Unsre Frau mit dem Liebsten. MAKO. Sind Sie beysammen? BROSE. Warum? sollen sie nicht beisammen seyn? MAKO. Die Leute reden hier gar anders.

5

BROSE. Ich weiß nicht sie seyn nur so gütig und geben mir eine Antwort, ob es ihnen gelegen ist. MAKO. Ja ja sie sollen uns gar lieb seyn, wir wollen auf sie warten. ^BROSE

geht ab.)

MAKO. Was werden sie bey uns wollen?

10

BIANCA. Sie wollen heute da bleiben, daß sie unsern Anschlag zu nichte machen. MAKO. Sie mögen anbringen was sie wollen, zu was ich mich einmahl RESOLViRt habe, darinne will ich mich nicht verstöhren laßen. 15

268

Christian Weise V.

HANDLUNG

17.

AUFFTRITT.

Die Vorigen, C A T H A R I N A , H Ä R M E N . HÄRMEN. Sollen wir das liebe Paar gleich beysammen antreffen, wir sind zum Verlöbnüß begehret worden, so wollen wir auch unsre Schuldigkeit ablegen. (küßt B I A N C A , ) U n d ich erfreue mich, daß mir meine | Jungfer Schwester bald nachfolgen soll. Gott helffe daß sie alle Zufriedenheit mit einander genießen.

CATHARINA.

Ich sage schönen Danck vor die Schwesterliche A F F E C TION, doch es will sich zum Verlöbnüß noch nicht anlaßen.

BIANCA.

CATHARINA. Wie kan das möglich seyn, der Herr Platzmeister wird uns nicht betrügen. HÄRMEN. Und ich habe mir eingebildt meinen hochwehrten Herrn in der Gestallt eines vergnügten Bräutigams und eines zukünfftigen Herrn Bruders zu sehen, der Herr Vater will es vielleicht recht kostbar machen und er hat so geschwinde nicht alles beysammen gehabt. BIANCA. Der Herr Vater hat gemeynt, sie werden außenbleiben, drum hat ers anstehen laßen. CATHARINA. Wie kan das möglich seyn? die Reden so unter einander gehen, da müßen auch unschuldige Personen was dabey leiden.

BIANCA. WO

Böse Catharine

V. 17

269

Ich versteh es wol, die C A N A I L L E aus unserm Städtgen hat allerhand Zeitungen in die Stadt gebracht, als wenn wir uns im Ehstande nicht vertragen könten, doch dieser Kuß soll alle PlauderNarren zu schänden machen. (Küßt

HÄRMEN.

CATHRINEJ

Die Leute müßen viel Zeit übrig haben, daß sie unsertwegen so bekümmert seyn, und wenn auch Ehleute einmahl mit einander getändelt hätten, was dürffen sich solch LumpenHunde drum bekümmern, damit will ich alle ZeitungsTräger zu Schanden machen, (küßt H Ä R M E N . ) |

CATHARINA.

Nun seh ich was, daß der Herr Vater nicht glauben wird.

MAKO.

Und der Herr Vater soll was sehen, daß er sich seiner Leichtgläubigkeit schämen wird, mein Kind ist das nicht eine Freude, wir verstehn einander, und die närrischen Leute möchten gerne das Wiederspiel sehen.

HÄRMEN.

Ich weiß wol, sie haben mich die böse C A T H R I N C genannt, doch ich mag die Leuthe zum Narren haben, so lang ich will, und mein Liebster soll mir das Zeugnüß geben, daß er eine fromme C A T H R I N E gefunden hat.

CATHARINA.

Ich GRATULIRE von Hertzen dazu, und erfreue mich einen solchen Schwager und Bruder anzutreiben, mit dem wir alle Mißgünstige frölich überwinden wollen.

MAKO.

Ich weiß wol, sie haben schon von einer Ehscheidung geredt und ich kenne den Burschen wol der mich bey meinen Cathringen hat ausbeißen wollen, es ist auch schon von Grichischen Wein auf die Hochzeit bestellt worden, nun wollen wir sehen wer uns nöthigen wird.

HÄRMEN.

270

Christian

Weise

Was wollen die Leute, die über mich und meinen Liebsten nichts zubefehlen haben, und wenn ich mein Tage die böse Cathrine gewesen wäre, so will ichs den Narren zum Poßen thun und will allezeit meinen Liebsten in Gestallt einer frommen Cathrine caressiren. (Küßt ihn.)

CATHARINA.

V. HANDLUNG 18. AUFFTRITT. Die Vorigen,

BAPTISTA

aus der mittelsten

Scene.

( l ä u f f t ihn entgegen und umfaßt ihn die Knie) Ach lieb|ster Herr Vater ich habe niemahls an seiner guten Affection gezweiffeit, doch deßentwegen bin ich dem Höchsten verbunden, daß ich auf seinen Befehl einen getreuen Liebsten bekommen habe.

CATHARINA.

Wie soll ich das verstehn, die gantze Welt will mich das Wiederspiel bereden.

BAPTISTA.

Ich will gegen meinen liebsten Herrn Vater nichts verschweigen, ich habe mich vielmahl so aufgeführet, daß ich einen gar zu schönen Nahmen nicht verdienet habe; doch ich bin nicht Schuld daran, es sind Gottlose Leute, die haben mich aufgehetzt und ich seh es nun selber, daß sie mein Unglück dabey gesucht haben, mein Liebster ist zu was genöthiget worden, daran ich ihn nun selber Recht geben muß, und ich danck es ihm daß er mich zum Erkäntnüß gebracht hat.

CATHARINA.

Ach meine Tochter was hastu mir vor einen Stein vom Hertzen geweltzt Gott muß mein Gebet gewiß erhöret haben, oder er wird sich auch über mein armes Kind erbar-

BAPTISTA.

Böse Catharine V. 18

271

met haben. Ach ich kan mirs leicht einbilden, was dich biß auf den Todt gekräncket hat. BIANCA. Mein Herr Vater eine gehorsame Tochter m u ß mit allen vorlieb nehmen, und ich weiß doch wol daß solches aus keiner Ungnade geschehen ist.

5

BAPTISTA. DU solst auch an der Gnade nicht zweifeln, was ich dir ehmahls auf diesen Tag versprochen habe, das soll dir nun geliefert werden (schlägt ihre Hände zusammen) lebt frölich und vergnügt beysammen, gedenckt daß ihr ein Vater habt | der keinen andern Trost als bey seinen geliebten 10 Kindern verlangt. MAKO. Mein Herr Vater, ich werde nunmehr den Titel in aller Veneration gebrauchen mögen, mein Hertz! wir haben unsre Hertzen verbunden, so mögen wir auch auf einmahl Danck sagen, daß nunmehr an unser Glück so Väterlich ist 15 gedacht worden. HÄRMEN. U n d ich werde solches vor ein glückseeliges Zeichen annehmen, daß unsre Versöhnung gleich zu einer solchen verliebten Zeit hat erfolgen sollen.

272

Christian Weise V.

H A N D L U N G

19.

AUFFTRITT.

Die Vorigen, S E G H E R D nebst den anderen) in folgen (der Ordnung) BAPTISTA BIANCA MAKO SEGHERD HEYNO HANSO ARNDT TITO

CATHARINA HÄRMEN SANDER EVERT DREWES GODERT LAX

DIE BETRÜBTE UND GETRÖSTETE GALATHEE. SANG-SPIEL

PERSONEN

1. Acis ein Junger Schäfer G A L A T H E E N L I E B H A B E R . A L T U S . 2. 3. 4. 5. 6.

7. 8. 9. 10.

11. 12.

eine Schäferin. C A N T . I . ihre Gespielin. C A N T . 2 . A M Y N T A S ein Schaffer T E N O R , I . I P H I S ein Schaffer. T E N O R . 2 . P O L Y P H E M U S ein Riese. B A S S . M O P S U S sein narrischer Diener. B A S S . T E L E M U S ein Warsager. B A S S . N E R E U S ein Waßer-Gott. B A S S . \ der G A L A T H E E N D O R I S eine Wasser-Gottin. C A N T . J Eltern. Chor der Hirten. Chor der Nymfen. GALATHEE

ROSETTE

INNHALT. Acis

ein junger Schafer von sechzehn Jahren verliebt sich in die schone Wasser-Nymfe Galathee / wird auch mit erwünschter Gegen-Liebe erfreuet. Inzwischen gedenckt PoLYPHEmus ein ungestallter und ungeheurer Riese die Liebe zu erwerben / sucht auch unterschiedliche Mittel hervor sein innbrünstiges Verlangen ins Werck zu richten. Als er aber nichts erhalten kan / und darneben erfahren muß welcher Gestalt die zwey Verliebten durch ehliche Vermahlung sich ewig verbunden / schwerer er allen den Tod. Dannenhero wie das vergnügte Paar an dem schattigten Ufer des Väterlichen Flußes sich ergetzen wil / kommet der Unhold daher geschwermet / die Galathee zwar wird von den Eltern in das Waßer gezogen / A c i s aber als er die Flucht nehmen wil / wird durch den Riesen von einem abgebrochenen Felsen-Stücke geworffen und überdecket. Galathee beklagt hernach den unglückseligen Tod / doch kommt TELEMUS der Warsager und verkündiget / es solle aus dem abgebrochenen Stein ein Brunn entspringen / welcher ihres gewesenen Liebsten Nahmen führen / und sie auf vielfaltige Maßen trösten und erquicken werde. ( 1 8 1 )

ERSTE HANDLUNG. Acis, A M Y N T A S ,

IPHIS

ACIS.

Kommt heran ihr süßen Brüder Denckt auf Lust und Liebes-Lieder Und erregt das beste Spiel/ Weil die Schönste von den Schonen Sich zu neuer Gunst gewehnen Und mein Herz vergnügen wil. AMYNTAS.

Wie die Sonne mit den Strahlen Ihren Mittag pflegt zu mahlen Also gläntzet deine Zier/ IPHIS.

Wie der Mond um seine Sterne Also geht dein Liebgen gerne Mehr als tausend Nymfen für. AMYNTAS.

Wie man öfters in dem dunckeln Sieht die Diamanten funckein Also scheint ihr Augenliecht. IPHIS.

Wie Rubinen und Corallen Auf den Alabaster fallen Also lacht ihr Angesicht.

278

Christian Weise AMYNTAS.

Ihre Blicke sind wie Pfeile Die sich nach dem mittlem Theile Deiner jungen Brust bemühn. IPHIS.

Ihre Worte sind wie Stricke/ Welche dein und ihr Gelücke Günstig in einander ziehn. {182) AMYNTAS.

Was du wünschest was du denckest W e n n du ihr die Seuffzer schenckest das begehrt sie tausendfach/ IPHIS.

Also schleicht ihr süßer Wille Mitten in der keuschen Stille deiner zarten Hoffnung nach/ AMYNTAS

und

IPHIS

zusammen.

D r u m b lebet und schwebet in solchem Vergnügen Bekleibet und bleibet in dieser Begier/ Lockt hertzen und schertzen im Kriegen und Siegen M i t allen Gefallen einander herfür.

Acis. Ach schweigt ihr Freunde schweigt/ und halt ein wenig ein/ Ich mochte sonst zu schwach vor dieses Glücke seyn/ Ich höre gar zu viel/ Wofern ich solche Gaben Genau betrachten wil/ So m u ß ich mehr als dieses Stündgen haben.

Galathee I

279

AMYNTAS.

Drum wollen wir dir auch das Stündgen nicht verderben/ Bleib in der Einsamkeit/ Und hang in solcher Zeit (183) Fein langsam und gemach Den Liebes Grillen nach: Wir müssen doch davon/ Indem die Sonne schon Den Himmels-Rand berührt daß sich die Wolcken färben. Acis. Gönnt ihr mir etwas guts so bleibet noch bey mir Denn weil ich sie nicht sehen kan/ So schau ich hier Das Sinnbild meiner Lust in guten Freuden an. IPHIS.

Vielleicht ist sie nicht weit Und deine Gedancken Die spielen und wancken Am liebsten in der Einsamkeit. Acis. Bey Freunden viel lieber AMYNTAS.

Ich lache darüber/ Acis. Verspotte mich nicht AMYNTAS.

Und heuchle mir nicht/

Christian

Weise

Acis. Am besten wenn keines von beyden geschieht. A M Y N T A S und I P H I S zusammen. Und also lebe wol/ Geneuß der süßen Stunden Und bleib in Ihr verbunden So deine LiebesBlum zu Früchten bringen soll. Sie gehen ab. {184)

Acis. Wie wol ist der daran Der sich der Gegen-Liebe Gewiß versichern kan/ Die Seele liebt und wird geliebt Und nimmt gedoppelt was sie giebt Von ihrem Nordpol an. Man darf das Hertze nicht Mit Sorgen überschütten/ Denn alles was geschieht Entspringt aus zarter Freundligkeit Und gründet seine Sicherheit Auf die verbundne Pflicht. Ich meines theils gesteh/ Wenn ich mit den Gedancken In meine Wolfahrt geh/ So spür ich manchen süßen Wahn Doch allzeit find ich oben an Die schönste Galathee. Sie bleibt mir nur bewust Sie ist des Lebens Leben Das Bildnüß meiner Brust/ Der Auszug meiner Süßigkeit Der Antrieb der Zufriedenheit

281

Galathee I Der Innhalt meiner Lust. Ach solt ich in diesen erfreulichen Püschen Mein Liebgen erwischen/ So wolt ich mein Hertze gedoppelt erfrischen/ {185) Vielleicht bin ich ihr nah/ G A L A T H E E springt unversehns Ja wol ich bin schon da. (versteckt sich wieder)

hervor.

Acis. Ihr Gotter so wil mich die Stimme bethoren Und mitten im hören Die Freude der sachten Gedancken verstoren/ Wo find ich meine Zier. G A L A T H E E springt auf einer andern Mein Kind ich bin schon hier. (versteckt sich)

Seite

hervor

Acis. Es hat mich ein heimliches E C H O betrogen Doch werd ich bewogen Und ferner in dieses Gefilde gezogen/ Komm E C H O stell dich ein. G A L A T H E E kommt hervor. Ich werd es selber seyn. (versteckt sich)

Acis. Es stecket ein sichtbares E C H O darhinden Doch werd ich es finden So sol mir daßelbe nicht weiter verschwinden/ {186) Ich suche frisch und froh/

Christian Weise

282 GALATHEE

auff einer andern Seite.

Und ich bin anderswo.

110

Acis. Ist dieses mein Betrug / willkommen meine Weide/ GALATHEE.

Ist diß mein Unverstand/ willkommen meine Freude. Acis. Ich habe sie gesucht mit grosser Bangigkeit/ GALATHEE.

Was man nicht finden wil das sucht man lange Zeit. Acis. Wer etwas finden soll dem darf mans nicht verstecken/ I 15

GALATHEE.

Die Keuschheit nimt die Flucht Acis.und wil die Gunst erwecken: Die Gunst wird zwar erweckt/und gleichwol auch betrübt GALATHEE.

Das thut ein Heuchler nur der nicht von Hertzen liebt. Acis. So werd ich auch von ihr zu dieser Zahl geschlagen/ GALATHEE.

Hierüber muß ich ihn umb seine Meinung fragen/ 120

Acis. Ich lieb und ehre sie ohn allen Unbestand/

Galathee I

283

GALATHEE.

Die Worte sind mir schon vordeßen auch bekand. (187) Acis. Wenn sie die Worte weiß / so glaubt sie auch der Sache/ GALATHEE.

Wie aber wenn ich mir vergebne Freude mache. Ich schwere bey der Welt Acis. und bey der Himmels-Stadt/ GALATHEE.

Er ist der erste nicht der so geschworen hat. Acis. Die Sonne sol unten an Bergen spatzieren/ Die Flüße sollen aufwerts gehn/ Das Feuer sol Flammen und Hitze verlieren Der Himmel selbst sol stille stehn/ Wofern ich die Rechte der heiligen Liebe/ Mit einiger Falschheit im minsten betrübe. GALATHEE.

So hab ich ihm wiederum bange gemacht Und ihn um einen Schwur gebracht/ Er geb sich zu frieden und dencke daran Daß ich von ihm nicht zweifeln kan/ Ich treibe sein Hertze Nur gleichsam im Schertze Zu neuer Versicherung an/ Sonst bin ich sein Leben und heiße sein Licht Biß mir der Lebens Faden bricht.

Christian Weise

Acis.

GALATHEE du Preiß der Erden Meiner Seelen Meisterinn/ {188) Soll ich nun vergnüget werden Weil ich dir vereinigt bin/ Ach gieb mir/schoste Zier H a n d u m b H a n d / B a n d u m b Band Blick u m b Blick/Glück u m b Glück/ Gruß u m b Gruß/Kuß u m b Kuß. GALATHEE.

Liebster ACIS meiner Sinnen Angenehmster Auffenthalt/ Kan ich deine Gunst gewinnen Weil mein Hertz vor Liebe wallt/ Ach so gieb/Lieb u m b Lieb/ Hertz u m b Hertz/Schertz u m b Schertz Gruß u m b Gruß/Kuß u m b Kuß/ Dich vor mich/mich vor dich. A c i s und GALATHEE zusammen. Erblasset ihr Neider verstummet ihr Feinde Wir haben in unsern Begierden gesiegt/ U n d haben den Segen des Himmels zum Freunde Derhalben wird alles nach Wunsche gefugt/ Wir springen und singen U n d über das Lieben Wir wachen und lachen Wir spielen und zielen A u f f eine Glut in keuscher Eh GALATHEE.

Mein A c i s . ACIS.

Meine Galathee.

(189)

ANDRE HANDLUNG. POLYPHEMUS, M O P S U S

auffder andern Seite.

POLYPHEMUS.

Allerschonste Galathee, Weißer als der neue Schnee Heller als das zarte Glaß/ Jünger als das erste Graß. MOPSUS.

du thummer Kopf/ Weißer als ein alter Topf/ Heller als ein schwartzes Tuch/ Junger als mein erster Schuch/ POLYPHEM

POLYPHEMUS.

Schoner als ein Blumen-Straus/ Netter als ein neues Haus/ Gleicher als die Cedern sind/ Hoher als ein Fürstenkind/ MOPSUS.

Schoner als ein rostig Schwerd/ Netter als ein kranckes Pferd/ Gleicher als ein Schlehen-Stock/ Hoher als mein Unter-Rock/

286

Christian Weise POLYPHEMUS.

Süßer als der Zucker-Safft/ Starcker als der Trauben krafft Glatter als der Marmelstein/ Weicher als die Schwane seyn: MOPSUS.

Süßer als das saure Bier/ Starcker als ein lahmer Stier Glätter als ein Stachel-Fisch/ Weicher als ein Flederwisch.

(190)

POLYPHEMUS.

Wer d a r f mir in die R e d e fallen/ Sol ich mit B l i t z / u n d D o n n e r knallen Sol ich den ¿ETNA halb zerreißen/ U n d dir a u f deinen Scheddel schmeißen Sol ich den H u n d e s - S t e r n bey seinen Stachel halten/ U n d dich d a m i t zerspalten. Sol ich die ganze See in meinen R a c h e n schlingen/ U n d dich biß an den H a l s m i t unter Wasser bringen: Sol ich dein Fleisch u n d Blut wie Teig u n d T h o n zerkneten/ U n d dich als einen Frosch biß a u f T o d zertreten. MOPSUS.

A c h Herr verzieht noch einen S p r u n g E s war schon an der H e l f f t e g n u n g . POLYPHEMUS.

M e i n Knecht ich kenne dich/ D u bist nicht wieder mich/ Ich dacht es wolte sich ein Erdkloß unterstehen/ U n d wegen meiner GALATHEEN, Bey der ich wünsche bald zu ruhn/ M i r einen schwachen E i n s p r u c h thun.

287

Galathee II MOPSUS.

210

Ach nein/ vollführt nur eure Sachen Ich wil euch nicht zum Guggug machen.

{191)

POLYPHEMUS

Doch wie gefall ich dir/ ist die Gestalt nicht wehrt Daß mich ein Weibesbild zu ihrer Lust begehrt. MOPSUS.

Mich deucht wenn J U P I T E R aus seinem Himmel kahme Daß er euch nicht den Ruhm in Liebes-Sachen nähme. POLYPHEMUS.

2i5

Mein Haar ist steiff und lang/ MOPSUS.

Das sind die Liebes-Stricke/ POLYPHEMUS.

Die Augen blitzen mir MOPSUS.

Das sind die besten Blicke; POLYPHEMUS.

Der Mund ist groß und weit MOPSUS.

220

Die Red' hat freyen Lauf: POLYPHEMUS.

Der Bart ist dick und starck/ MOPSUS.

Da schmeckt ein Kuß darauf.

Christian Weise POLYPHEMUS.

Die Backen sind sehr fett MOPSUS.

So bleibt die Liebe kleben/ POLYPHEMUS.

Die Nase dreut und schnaubt/ MOPSUS.

Das ist der Jungfer Leben. POLYPHEMUS.

Die H ä n d e sind wie Stahl/ MOPSUS.

So greift ihrs tapfer an/ POLYPHEMUS.

Die Armen wancken nicht/ MOPSUS. Ihr seyd ein COURTISAN. POLYPHEMUS.

Mein Reichthum ist sehr groß MOPSUS.

Das wird sie leicht verblenden. POLYPHEMUS.

Mein Vieh das zehl ich nicht MOPSUS.

Sie steht in euren Händen.

(192)

Galathee

II

POLYPHEMUS.

Bald schwimm ich in die See MOPSUS.

Gut/ wenn sie baden wil POLYPHEMUS.

Bald steig ich auf den Berg MOPSUS.

Ein schönes Jungfer Spiel/ POLYPHEMUS.

Der ganze Wald ist mein MOPSUS.

So jagt ihr um die Wette POLYPHEMUS.

Ich ziehe Beeren auf MOPSUS.

Die nimmt sie mit zu Bette. POLYPHEMUS.

Dort geht ein Wolff im Thal MOPSUS.

Das wird ihr Jungferhund POLYPHEMUS.

Und alles schenck ich ihr MOPSUS.

Ich bin fast selbst verwund.

290

Christian Weise POLYPHEMUS.

Es kan nicht anders seyn ich muß die Gunst erwerben/ MOPSUS.

Ich weiß das gute Kind wird fast vor Liebe sterben POLYPHEMUS.

Vielleicht erkennt sie schon was mich vor Hitze treibt/ MOPSUS.

Herr sie verwundert sich wo ihr so lange bleibt. POLYPHEMUS.

So wil ich itzo gehn und ihr die Freude gönnen/ MOPSUS.

Sie wird kein eintzig Wort vor Freude sprechen können/ POLYPHEMUS.

Doch nein es schickt sich nicht daß ich ihr folgen sol/ MOPSUS.

Winckt ihr so kommt sie wol/ POLYPHEMUS.

Es sey darum {193) Geh hin vermeld ihr meine Liebe Wie daß mich ihre Freundligkeit Halb quälet halb erfreut. Streich meine Thaten aus Biß sie vor Liebe brennt Und wenn sie das bekennt So zeig ihr dieses Haus. Doch laß dich klug in diesen Handel ein/ Ein neues Kleid sol die Belohnung seyn.

(geht ab)

Galathee II

291

MOPSUS.

265

270

' 275

D u schöner und niedlicher Ehren-Galan Was hat dir das Madgen zu leide gethan/ D a ß du vor heißer Liebe brüllst U n d sie mit dir beschweren willst. Es muß sie gelüsten nach deiner Person Mich düncket ich hoe den lieblichen T h o n / Geh MOPSUS mach die Thüre zu/ Dein Herr ist gleich ein Narr wie du. Indeßen so lauff ich mit gutem Bedacht/ Als war ich zu kuppeln und freyen gemacht/ Was ich zusammen fügen kan Das leimt nicht erst der Schreiner an.

(geht ab)

GALATHEE, R O S E T T E . ROSETTE.

280

Ist diß der steiffe Sinn/sind diß die ernsten Schwüre/ {194) Es solte keine Kraft Die zarte Jungferschaft Die Freyheit und die Ruh Dir aus den Händen ziehn/nun geht es anders zu/ Weil du den Liebsten findst: Ich aber dich verliehre. GALATHEE.

285

Bist du nicht wunderlich es ist die neue Mode/ Die Madgen schämen sich U n d wollen eußerlich Vor fromm gehalten seyn/ Doch wenn die Stunde kommt so gehn sie alles ein/ D r u m schweig und grame dich deßwegen nicht zu tode.

Christian Weise ROSETTE.

Bedencke nur den Schatz der edlen Jungferschaft. GALATHEE.

Der ist von schlechter Kraft. ROSETTE.

So wirstu ja noch was nach deiner Freyheit fragen. GALATHEE.

Ich kan sie nicht ertragen. ROSETTE.

Wenn ich mich aber selbst in Kercker stoßen solte. GALATHEE.

Die Bande sind zu schon/ Wer wolte Nicht in ein solch Gefangnuß gehn. (MOPSUS kommt unvermerckt

(195)

auf der andern

ROSETTE.

Edle Freyheit meine Freude/ Meiner Jugend Eigenthum/ Hilff daß ich den eitlen Ruhm Aller Liebes-Lust vermeide Wenn der Manner Gunst und Pflicht Mir den höchsten Trost verspricht. MOPSUS.

Das glaub ich und keiner nicht.

Seite)

Galathee II GALATHEE.

Edles Bundnuß meiner Liebe. Zuckersüße Dienstbarkeit/ Hilff daß ich mich allezeit In der schonen Demuth übe/ Und erhalt ohn Unterlaß Dieses volle Freuden-Maß. MOPSUS.

Ist das nicht ein Raben-Aaß. ROSETTE.

Meine Blume laß ich prangen/ Und vergönne keiner Hand/ Daß sie das geringste Pfand Dieser Schönheit sol erlangen/ Biß der Todt mein zartes Licht Mit der Zeit vom Stocke bricht. MOPSUS.

Nein das glaub ich wieder nicht. GALATHEE.

Meine Rose laß ich pflücken/ Denn der hochgeprießne Schein Wird ja nicht gewachsen seyn Diesen Stock umsonst zu drücken/ {196) Bistu nun so gut als ich/ Schwester/so verliebe dich. MOPSUS.

Ach das ist ein Trost vor mich: (er wiederhohlt diese Worte etlichmahlf und leuft durch die Schäferinnen mit großem Ungestüm durch)

294

Christian Weise ROSETTE.

325

330

335

Wo kömmt das Scheusal her du Schaum von rechten Leuten/ Du Stanck/du Mißgeburt/du Schande dieser Zeit/ Du allgemeines Hertzeleid/ Du eingesaltzner Eselskopf/ Du abgemahlter Wiedehopf/ Du eingemachter Ochsen-Fuß/ Du angebranntes Apfel-Muß/ Du ausgestopfte Beerenhaut/ Du Syrup von Funfffingerkraut: Weßwegen laßt du dich den Hencker reiten/ Daß du dich unterstehst Und uns vor das Gesichte gehst. MOPSUS.

Ihr Madgen schämt euch doch/daß ihr mich so verspott/ Kennt ihr mich nicht/ Ich bin ein neuer Liebes-Gott. ROSETTE.

340

Es trift mir eben ein Du magst mir wol Ein Felsgeist oder gar ein Kobolt seyn.

{197)

MOPSUS.

345

Daß ich nicht lachen sol Ich bin meins Herren Diener/ Der lieset vor sein Haus Nicht schlechte Kerlen aus. ROSETTE.

Es giebet in der Welt viel solche Galgenhühner.

Galathee II MOPSUS.

Ihr Klatsche macht mirs nicht zu grob Ich preiß euch sonsten euer Lob/ Ihr Pfefferkorn/ihr welcke Rübe/ Ihr Pflaster wieder Lust und Liebe/ Ihr Entzian ihr Hürterauch/ Ihr halbverdorrter Neßel-Strauch/ Was habt ihr euch des Handels angenommen/ Ich bin hieher nicht eurentwegen kommen. ROSETTE.

So mochten dich die Raben Zuvor gefreßen haben/ Eh daß du unverschämter Gast Uns in der Ruh verstoret hast. MOPSUS.

Ich rede nich mit euch/ hier steht die rechte Sonne Zwar künftig meine Frau/ itz meines Herren Wonne/ Ach schönste Galathee seyd tausendmahl gegrüst V o m großen Polyphem der euer Liebster ist. (198) GALATHEE.

D u Unflat hastu nicht gnung Üppigkeit vergoßen/ Wird denn das Urthel nun auch über mich beschloßen. MOPSUS.

Der H i m m e l straffe mich wofern ich hönisch bin. GALATHEE.

So geh nur immerhin. MOPSUS.

Mein Herr befahl mir ja die Botschaft auszurichten.

296

Christian

Weise

GALATHEE.

Du kanst vortreflich dichten. MOPSUS.

So war ich ehrlich bin mein Herr ist scharf verliebt. GALATHEE.

Und ich bin hochbetrübt. MOPSUS.

Sein Hertze raucht und brennt vor lauter Liebes-Hitze. GALATHEE.

Gleich wie der kalte Grütze. MOPSUS.

Womit kühlt er sich ab wenn er das Fieber hat. Er geh ins kalte Bad.

GALATHEE.

MOPSUS.

Wobey erwärmt er sich wofern er wil erfrieren. GALATHEE.

Bey seinen wilden Thieren. MOPSUS.

Was wischt die Augen ab wenn sie voll Thranen seyn. GALATHEE.

Ein glatter Kieselstein. MOPSUS.

Wenn ihr nicht helffen wollt so stirbt er noch darüber.

Galathee II

297

GALATHEE.

Das war mir desto lieber. {199) MOPSUS.

Warum vexiert ihr euch / ihr seyd ja nicht ein Kind. GALATHEE.

Geh fort du grobes Rind. MOPSUS.

Kein Mensch ist so berühmt und reich im gantzen Lande/ GALATHEE.

Mir ist es eitel Schande. MOPSUS.

Er reumt euch alles Gut zu voller Herrschaft ein. GALATHEE.

Vor dißmahl kans nicht seyn. MOPSUS.

Wenn er zu wenig ist / so thuts doch meinetwegen. Es ist mir ungelegen.

GALATHEE.

MOPSUS.

(streichelt sie auf die Backen) Mein Tausend-Kind mein Lammer-Schwantzgen/ Mein Mandelkern mein Rosenkrantzgen/ Mein Engelbrot mein Zuckerhut Ach seyd doch meinem Herren gut.

Christian Weise GALATHEE.

Sind denn die Drescher alle müde/ Daß mir der Flegel da mit solchem Überdruß Im Wege liegen muß/ Ihr Schafer kommt und schaft mir Friede.

AMYNTAS

und

IPHIS

springen

heraus.

AMYNTAS.

Wer wil die Sicherheit verstoren. GALATHEE.

D a steht der grobe

CORIDON.

AMYNTAS.

Wir wollen ihn was anders lehren. GALATHEE.

Ach jagt ihn nur fein bald darvon. (200) IPHIS.

Er geht als wie die lahmen Enten/ Sieh da du ungezognes Vieh.

(er schlägt ihn) MOPSUS.

Sie sparen doch die C O M P L I M E N T E N Sie machen sich zu große Müh. AMYNTAS.

N i m dieses Warmbier ins Genicke Auf unsrer Madgen Wolergehn.

(er schlagt ihn mit dem Stocke)

Galathee II MOPSUS.

Ihr Herren das ist euer Glücke Daß ich den Scherz noch kan verstehn. IPHIS.

Sieh da ein dutzent Nasenstieber Heist das nicht lustig rumgeführt. MOPSUS.

Mein Blut es war mir zehnmahl lieber Ich würde nicht so RESPECTIRT. AMYNTAS .

Laß sehn du must dich beßer schicken Weil etwas auf dem Buckel haft.

(er schlägt ihn) MOPSUS.

Weswegen macht denn nun mein Rücken Mit eurem Stocke Brüderschaft. IPHIS.

Du hast noch manches nachzuhohlen Laß sehn wie steht dein lincker Fuß.

(er schlägt ihn um die Beine) MOPSUS.

Ihr m a c h t d a ß ich die CAPRIOLEN

Abscheulich einverts schneiden muß. AMYNTAS.

Wir müßen dir die Zopfe butzen Wie theuer dieses Schelmen-Haar.

(er fuhrt ihn by den Haaren herum) (201)

Christian Weise MOPSUS.

So war ich leb ich mag nicht stutzen Verschont nur meiner gantz und gar. IPHIS.

Komm her ich geb dir einen Dreyer Und zause deinen Katzenbart. MOPSUS.

Fürwar ich geb euch einen Zweyer Wenn ihr die große M ü h erspart. AMYNTAS.

Du lernst hier lauter gute Sachen So geht das Firmament herum.

(er dreht ihn in einem Zirckel um) MOPSUS.

Ich mag ja nicht Calender machen Kehrt mich nur nicht so künstlich um. IPHIS.

So leuft das Kamm-Rad in der Mühle Und laßt den Müller wenig ruhn.

(er dreht ihn auf der andern Seite herum) MOPSUS.

Wie lange wahren diese Spiele Hab ich noch viel dabey zu thun. AMYNTAS.

So kehrt ein Scherschlip in der Meße Den Schleifstein her und wieder hin.

Galathee II MOPSUS.

Ach laß mich lauffen ich vergeße Sonst was ich meines Zeichens bin. (leufi davon) IPHIS.

Spatzier ein bißgen leise Viel Glücks auf deine Reise. A M Y N T A S und I P H I S zusammen. So werden denselben die Kurtzweil benommen Die sich vermeßlich unterstehn/ (202) In unser beliebtes Gehäge zu kommen Da nichts als zahme Thiere gehn/ Und welchen wir ein Kostgen schencken Die sollen an unser Gerichte gedencken. (sie gehn ab) GALATHEE.

Ich habe gnung gelacht/ komm Acis wartt auf mich. ROSETTE.

Das magstu kühnlich thun/ doch ich verlaße dich.

DRITTE HANDLUNG: MOPSUS. M e i n Hertz m e i n K o p f m e i n Ellebogen A c h heist das a u f die Freyth gezogen/ H e i ß t diß die Bottschaft ausgericht/ W o lauf ich hin/ Ich weiß vor Schmertzen nicht O b ich ein M a d g e n oder B ü f g e n bin. O weh mein rechter Fuß / O weh m e i n Achselbein/ O weh mein R ü c k e n / Ist bald in stücken/ U n d meine Stirne Ist fast so weich als eine faule Birne: M e i n armes Hinter-Theil H a t lauter Blasen feil/ Ach weh ich armer D i e b / gleichwie ein H a u f f e n M i s t Voll güldner Kefer ist/ (203) S o steckt m e i n j u n g e s Hertz auch voller A n g s t u n d Pein: W i e wird m e i n Herr so bose seyn/ Wiewol ich darfs nicht sagen Er m o c h t e s o n s t vor Z o r n mich unversehns erschlagen.

(er fällt darnieder) POLYPHEMUS.

K o m m mein verliebter Geist/entreiß dich aus der H o l e D e r eitlen Nichtigkeit / u n d schwinge dich hinan/ D a m i t der schone G r u ß v o n jener süßen Seele Bey dir nach W ü r d i g k e i t den E i n z u g halten kan. Laßt alle G r a u s a m k e i t u n d alle M a c h t d a h i n d e n D i e sonst als eine Last der G l u t im Wege lag/

Galathee III

303

Daß ihre Liebligkeit ein sanftes Lager finden/ Und das erhaltne Wort mich recht bewegen mag. Doch wo muß mein M O P S U S bleiben/ Solt er etwan gar auf Schreiben Meinetwegen warten mußen Denn ich m6cht es gerne wißen. (204) MOPSUS.

Itzo fühl ich erst die Noth Ach wie bitter ist der Tod. POLYPHEMUS.

Wer achtzt so jammerlich / wer schwatzet hier von Sterben/ Mein Knecht/ holla Was machstu da Indem ich bey dir bin so darfstu nicht verderben. MOPSUS.

Ich bin schon tod/ zu guter Nacht Ich hab ein Testament gemacht/ D a hab ich euch zu guter letzt Und meiner Mutter Kuh zum Erben eingesetzt. POLYPHEMUS.

Das Zeichen ist mir gut Er hat sich so besoffen Weil er so närrisch thut/ Drum kan ich leichtlich hoffen Daß solches mir allein Zu Ehren muß geschehen seyn. MOPSUS.

Es ist um mich geschehn/ Wer wil ein armes Wurmgen sehn.

Christian Weise POLYPHEMUS.

Steh auf und komm ins Haus Da schlaff den Tummel aus/ Doch gieb mir vor Bericht Darf ich was hoffen oder nicht. MOPSUS.

Ach lieber Herr ich bin nicht voll Ich weiß wol was ich wißen sol/ {205) Ich bin so unerhört gefallen Denn als ich auff dem Berge gieng: Da hört ich etwas knallen Damit war Knall und Fall ein Ding. POLYPHEMUS.

Du armer Mops es ist mir leid Doch sey getrost dein neues Kleid Ist mehr als halb schon zugeschnitten/ Doch ließ sich Galathee fein leicht von dir erbitten. MOPSUS.

Herr legt mir nichts vor ungut aus Es wird fürwar ein Quarck daraus. POLYPHEMUS.

Sie wird sich nimmermehr in dieser Sache wehren/ MOPSUS.

Gewißlich sie begehrt kein Wort davon zu hören. POLYPHEMUS.

Und hastu ordentlich die Werbung angebracht/ MOPSUS.

Und sie hat ordentlich mich wieder außgelacht/

Galathee III POLYPHEMUS.

Wer weis was du verderbet hast. MOPSUS.

Ich hatt es gut genung gefast. POLYPHEMUS.

Geh du Schlauraffens Kopf du Esels-Ebenbild/ D u Ertznarr in der Haut/ Was hab ich dir vertraut Und hastu diß erfüllt. MOPSUS.

Ist diß nicht eine schwere Bürde/ Herr hab ich was gethan {206) Das mich beschämen kan/ So wolt ich daß ich flugs zum Esel würde. POLYPHEMUS.

Du bist ein thummer Schlauch/ Doch mercke dieses wol/ ich hencke dich in Rauch/ Und laße dir so lang nicht die geringste Rast Biß du mein süßes Kind mir überliefert hast. MOPSUS.

Ach ach die Botschaft wird mir theuer/ Nun hab ich doch mein taglich Fegefeuer. POLYPHEMUS.

D u Crocodil Was heulstu viel/ Verrichte meine Sachen/ Sonst wil ich dir zu weinen machen.

306

Christian Weise MOPSUS.

Herr kan es denn nicht anders seyn/ Mir fallt zwar itzt ein Vorthel ein/ Könnt ihr so lange leiden/ So wil ich alsobald 545 Mich vor ein altes Weib verkleiden/ Und unter der Gestalt Wil ich mich höchst bemühn Daß ich zur Galathee kan in das Vorwerck ziehn/ D a wil ich mich zu ihr gesellen/ 550 U n d wo sie euch veracht/ So kan ich auf die Nacht Euch vor das Fenster leicht bestellen/ (207) Ihr habet dergestalt Die beste Macht zu Freundschaft und Gewalt. POLYPHEMUS.

555

Der Rath ist gut drumb eile fort U n d bringe meinen Wunsch an den verlangten Port.

(gehrt ab)

GALATHEE, ROSETTE,

nebenst ihren andern

Schäferinnen.

ROSETTE.

Viel Glücks mein Schwestergen / viel Glücks zum neuen Stande/ Viel Glücks zum neuen Bande/ Viel Glücks zur neuen Freudenzeit/ 560 Viel Glücks zur neuen Süßigkeit/ Daß A c t s dem du günstig bist N u n recht mit dir verbunden ist/ Lebt in vergnügter Ruh Der Himmel spreche ja darzu.

Galathee III

307

GALATHEE.

Ich nehme diesen Wunsch mit danckbarn Herzen an/ Der Himmel laß uns beyde/ In gleichgetheilter Freude/ Und gleichgemeßnem Wolergehn Nach aller Lust beysammen stehn/ Daß auch dieselben die mirs g6nnen/ In kurtzem gleichfals folgen können/ Wofern ich ditz erhalten kan So hat mein Wunsch genung gethan. (208) ROSETTE.

Doch Schwester weil die Hirten Einander noch bewirthen Und auff das allerbeste Dem schonen Hochzeit-Feste Beliebte Folge leisten So wollen wir am meisten An unser Schuld gedencken Daß uns hernach geziemt ein Krantzgen zu verschenken. GALATHEE.

Wolan so sucht den Schatten Der angenehmen Matten Wo sich die stillen Rosen Ohn unterlaß bemuhn Den Augen liebzukosen Und um die wette bluhn/ ROSETTE.

Wir wollen an den Bachen Die feuchten Blumen brechen Die noch im frischen Thaue Gleich als in Perlen stehn Und in der gantzen Aue Am letzten untergehn.

Christian

Weise

GALATHEE.

Geht und beraubt die Weide Doch wenn ihr in der Freude Und mitten in dem Singen Die Hand mit Rosen füllt So denckt vor allen Dingen An euer Ebenbild. (209)

(Sie gehn und pflücken Blumen/ winden hernachmahls Kräntze/ unterdeßen wird sachte M U S I C I R T biß Movsus als eine alte Frau gekleidet heraus kommt. MOPSUS.

Als ich vor sechzig Jahren ein kleines Mädgen war/ Da giengen wir zu Paaren und schertzten immerdar: Da konten wir fein niedlich wie junge Leute thun Und durften unterschiedlich im Klee beysammen ruhn; Itz auf die alten Tage da bin ich gantz allein Und muß wie eine Plage bey andern Leuten seyn. Ich muß mich laßen schelten/ ich arme Fledermauß Als seh ich zum Sant Velten gar wie der Hencker aus. Ich bin wie eine Fliege da war kein bißgen Schmaltz/ Wiewol ich arme Ziege ich leckte gerne Saltz. (210) Doch wenn ich etwas suchen und mich versorgen wil

Galatbee III

So gehn die Leut und fluchen/ du alter Besen-Stiel. Ich geh als wie ein Blinder gantz furchtsam und gemach/ Drum kommen alle Kinder und schreyn mir hinten nach/ Es ist mir gar nicht eben Denn eine junge Sau Die hat ein beßer Leben als so ein alte Frau. ROSETTE.

Was kommt vor ein Gemurre Dort an den Streuchern her. GALATHEE.

Ey Schwester schweig doch stille Es ist wol ungefehr Ein Abriß von der heiligen Sibylle. ROSETTE.

Es mag wol ein Gespenste seyn/ Doch mir gefallt es nicht/ Daß itzo dieser Unglücks-Schein Uns in die Augen sticht. MOPSUS.

Gluck zu ihr lieben Mühmgen/ Sucht ihr ein wenig Blumgen/ Ihr habt vielleicht ein Liebgen Und sonst ein feines Diebgen/ Dem schenckt ihr hübsch ein Krantzgen Und thut darnach ein Tantzgen. (211)

Christian

Weise

ROSETTE.

Ihr alte Gaake geht und laßt uns unverstort/ Ihr könnt es leichtlich sehn daß ihr nicht hergehört. MOPSUS.

Vergeh es euch der liebe Gott Bin ich denn gar der Kinder Spott. GALATHEE.

Wir wollen euch gar nicht Verspotten und verfluchen/ Doch gebt uns nur Bericht/ Was habt ihr hie zu suchen. MOPSUS.

Dürft ihr eine Kasemutter/ Oder fehlt euch eine Frau/ Welche sich wol auf das Futter Um das liebe Vieh versteht Und mit auf die Weide geht/ Ich weiß alles sehr genau/ Und ihr dürft mir halbicht etwas geben So wil ich in euren Diensten leben. ROSETTE.

Die Milch wird uns ohn diß wol sauer/ Wiewol dort drüben wohnt ein Bauer Der hatte gern den Drachen Da könnt ihr euch geschäftig machen. MOPSUS.

Was hab ich nun gethan/ Seht ihr mich denn mit HexenAugen an.

Galathee III ROSETTE.

Geht packet euch geschwinde/ Wir sind schon mit Gesinde Mehr als zu viel versorgt. (212) MOPSUS.

Ist niemand der mich nur auf eine Woche borgt/ Geht auf mein Wort R O S E T T E . Sonst hetzen euch die Hunde fort. MOPSUS.

Ich muß mich drein ergeben/ Wenn euch mit meinem Leben So viel gedienet ist/ so nehmt mirs immerhin/ Ihr seht wol daß ich nur ein schwacher Erdwurm bin. (.setzet

sich)

GALATHEE.

So bleibt denn hier Ihr sollet mir Die Schußein und die Teller scheuern/ Doch dieses wil ich euch betheuern/ Laßt ihr mir einen Punct verrosten So wird es euer Leben kosten. MOPSUS.

Ach Gott verlohn es euch/ Ich dacht es gleich Ihr wurdet noch barmhertzig seyn/ Ihr solt auch einen frommen Und schonen Mann bekommen/ Ich wil auch überall Das Zinn so fleißig schwencken

Christian Weise Daß alle sollen dencken Du liebes Müttergen ach butz es noch einmahl. ( 2 1 3 )

Acis,

AMYNTAS, IPHIS,

mit ihren andern Hirten.

AMYNTAS.

Das Frauenzimmer wird nicht wißen Wo wir so lange bleiben. IPHIS.

Die guten Kinder mußen Die Zeit vor sich allein vertreiben.

Acis. Ach kommt und fodert eure Krantze Was wollen wir so müßig stehn: Gebraucht den Tag daß unsre Tantze Bey guter Zeit von statten gehn. Chor der Hirten. Edelste Seelen Begierde der Jugend/ Welche der Himmel mit herrlicher Tugend Allen Verliebten zu Tröste bekrohnt/ Habt ihr die Bitte der Hirten verhöhnt: Oder beliebet denselben ingleichen Unsere Krantze mit Willen zu reichen/ Eilet ihr Nymfen/was dencket ihr viel Eilet die Hochzeit erfodert das Spiel. Chor der Schaferinnen. Tapfere Seelen Verlangen der Jugend/ Welche das Glücke mit himmlischer Tugend Allen Verliebten zur Freude gekrohnt/ Habt ihr die Krantze der Nymfen verhöhnt:

Galathee III

715

720

Oder gefallet den ehrlichen Hertzen Unter der heftigen Bitte zu schertzen/ (214) Nehmet die Krautze doch liefert dabey Stetes belieben und ewige Treu (hier theilen sie die Krautze aus) Beyde Chor zusammen. Kommet ihr Leute betrachtet die Krantze Schauet das Bildnüß der Ewigkeit an/ Welches als eine vollkommene Grentze Unsre verknüpfte befriedigen kan. GALATHEE.

725

Mein Liebgen meine Zier/ Was hab ich wol verdient/denn schau ich habe mir Kurtz eh ihr seyd hieher gekommen Diß Scheuermadgen angenommen. Acis.

730

735

Mein Kind als konte was geschehn Das ich nicht solte gerne sehn/ Doch itzo müßen wir die Sorgen gantz versencken Und auf ein lustig Spiel gedencken/ Ihr Brüder brecht die Bahn Und fangt was schönes an. (Sie faßen einander an und schließen einen Kreyß/ A M Y N T A S bleibt haußen) Alle zusammen. So wollen wir freundlich die Hände verbinden Und hin und her spatzieren gehn/ Wir suchen die Liebsten und wollen sie finden Wer nichts bekommt mag Schertz verstehn. (215)

313

Christian Weise AMYNTAS.

Nun ich suche mit Verlangen Meine Seele die mich liebt/ Kan ich hier kein Hertzgen fangen Das mir nur ein Zeichen giebt. CHOR.

Nein/ach nein ach warlich nein/ Nein / er wird betrogen seyn. AMYNTAS.

Laßt mich doch herum spatzieren/ Denn ich glaube starck und fest Daß sich eine noch verfuhren Und zu was bereden laßt. CHOR.

Nein / ach nein ach warlich nein/ Nein/ er wird betrogen seyn. AMYNTAS.

Wenn ihr mir das hohe Glücke Treuer Liebe nicht vergönnt/ Nun so gebt mir nur ein Stücke Welches ihr entrathen könnt. CHOR.

Nein / ach nein ach warlich nein/ Nein / er wird betrogen seyn. AMYNTAS.

So betriegt mich auf den Schein Doch was sol die Losung seyn.

Galathee III CHOR.

Ach nein. AMYNTAS.

So bin ich zu Kummer gebohren. CHOR.

Ach nein. AMYNTAS.

Ist meine Begierde verlohren/ CHOR.

Ach nein. AMYNTAS.

Und sol ich vor Traurigkeit sterben/ CHOR.

Ach nein. {216) AMYNTAS.

Und unter der Hofnung verderben. CHOR.

Ach nein. (AMYNTAS

fast mit an)

CHOR.

So werden wir sämptlich am besten geschieden Und geben uns alle von Herzen zu frieden Wir schütteln die Kopfe wir sagen ach nein/ Und dencken wol künftig Verlobte zu seyn. ( R O S E T T E geht aus der Reyh)

Christian Weise CHOR.

So wollen wir freundlich die Hände verbinden Und hin und her spatzieren gehn/ Wir suchen die Liebsten und wollen sie finden Wer nichts bekommt mag Schertz verstehn. ROSETTE.

Sagt mir doch mit einem Worte Wo der Dienst mir kan geschehn/ Habt ihr nicht an diesem Orte Meinen liebsten Schatz gesehn. CHOR.

Nein/ ach nein ach warlich nein/ Nein sie wird betrogen seyn. ROSETTE.

Ist mein Schatz nicht da gewesen/ N u n so wil aus dieser Zahl Ich ein Liebgen auserlesen/ Billigt nur die suße Wahl. {217) CHOR.

Nein/ ach nein ach warlich nein/ Nein/ sie wird betrogen seyn. ROSETTE.

Zwar zum minsten wil ich hoffen Wenn die Liebe gantz vergeht/ Daß mir noch ein Anblick offen Oder nicht verschloßen steht. CHOR.

Nein/ ach nein ach warlich nein/ Nein / sie wird betrogen seyn.

Galathee III ROSETTE.

So betriegt mich auf den Schein Doch was sol die Losung seyn. CHOR.

Ach nein. ROSETTE.

So hab ich mein Füßgen vertreten/ CHOR.

795

Ach nein. ROSETTE.

Und hab ich vergebens gebeten/ CHOR.

Ach nein. ROSETTE.

Der Himmel gedenckt mich zu straffen/ CHOR.

Ach nein. ROSETTE.

8oo

Und zwingt mich alleine zu schlaffen. CHOR.

Ach nein. CHOR.

So werden wir samptlich am besten geschieden Und geben uns alle von Hertzen zu frieden/

317

Christian Weise

Wir schütteln die Kopfe wir sagen ach nein Und dencken wol künftig Verlobte zu seyn. (Acis geht aus der Reyhe) CHOR.

So wollen wir freundlich die Hände verbinden Und hin und her spatzieren gehn/ {218) Wir suchen die Liebsten und wollen sie finden/ Wer nichts bekommt mag Schertz verstehn. Acis Liebsten Freunde seyd gegrüßet Ich beschwer euch nach der Reih Sagt mir doch so viel ihr wißet Gieng mein Liebgen hier vorbey. CHOR.

Ja doch/ ja doch warlich ja/ Ja sie war noch neulich da. Acis Wolte sie von mir entweichen Oder blieb sie auf der Bahn/ Daß ich ihren Lauf erreichen/ Und ihr Haupt umfaßen kan, CHOR.

Ja doch/ ja doch warlich ja/ Ja sie blieb dir zimlich nah. Acis Nun so darf ich mich erkühnen Und dieweil ihr alles wist/ Euer Nachsicht mich bedienen Biß mein Kind gefunden ist.

Galathee III CHOR.

J a doch / ja doch warlich ja/ J a sie geht dir ziemlich nah.

Acis. D o c h was ist die L o s u n g da Gebt sie mir damit holla. CHOR.

Ach ja.

Acis. So werd ich mein Liebgen umfangen Ach ja.

CHOR.

Acis. M i t ihrem geneigten Verlangen/ CHOR.

Ach ja.

(219)

Acis. M i t tausend erfreulichen Küßen/ Ach ja.

CHOR.

Acis. U n d werde mein Leben versüßen. Ach ja.

CHOR.

Christian Weise CHOR.

So werden die freundlichen Hertzen verbunden Indem sie einander belieblich gefunden/ Wir freuen uns samptlich und wünschen allda Ein ewiges Wollen ein stetes Ach ja. GALATHEE.

Des springens wird zu viel/beliebts der Compagnie So soll die alte Frau ein neues Liedgen singen/ Wer weis ob sie Nicht was poßierliches wird auf die Bahne bringen. Acis.

Wolan so laßt euch hören/ Der jungen Braut zu ehren/ Ihr sollt von unsern Knaben Ein gutes Trinckgeld haben. MOPSUS.

So sperrt die Ohren auf und macht die Meuler zu/ Dieweil ich singen sol damit ichs gerne thu. (er steht auf und geht erstlich gantz sachte) Ist das nicht eine schone Braut Ihr Liebster der ist schlau/ (220) Weil er sich hat mit ihr vertraut So macht er sie zur Frau. Vorm Jahre war sie treflich jung Und trug noch Kinderschuh/ Doch heuer ist sie klug genung Und greift wol selber zu. Vorm Jahre war sie noch geschlanck Und hielt vom Krantze viel/ Doch heuer spricht sie großen Danck Wenn man sie hauben wil: Vorm Jahre war kein Menschenkind In ihrer C O M P A G N I E ,

Gakthee

III

(Hier vergist er allsachte daß er eine alte Frau bedeuten soll und macht heftige Sprunge) Doch heuer heists wo die nicht sind Verlohnt sichs nicht der Müh. Langsam. Vorm Jahre wenn ein Büfgen kam So ward sie feuerroth. Geschwind. Doch heuer hats mit ihrer Scham Warhaftig keine Noth. Langsam. Vorm Jahre wars ihr Überdruß Wer ihr ein Meulgen gab. Geschwind. Doch heuer stilt sie manchen Kuß Dem Liebsten selber ab. Langsam. Vorm Jahre kont sie erbar thun Und schwieg den ganzen Tag/ {221) Geschwind. Doch heuer lacht sie weil sie nun Auch garstig reden mag. AMYNTAS.

Was macht das Weib vor krumme Sprünge Wenn sie auf alten Füßen gienge/ Sie würde sich viel anders hüten: IPHIS.

Es würde sich wol selbst verbieten/ Mein Freund was meinestu Geht diß auch unrecht zu. AMYNTAS.

Komm fort Das alte Wetter aufgedeckt/ Wer weiß was in dem Kittel steckt. (sie fallen über ihn und ziehen das Weiberkleid aus)

322

Christian

Weise

MOPSUS.

Nun setzt es wieder neue Stoße/ D a steht mein Narr in Lebensgroße. AMYNTAS.

Hast du den Himmels-Lauff noch nicht begriffen/ Und haben wir den Rump nicht gnung geschliffen/ D u meinst fürwar/ Wir haben nichts zu thun / als daß wir einem Knollen Und Bengel / der du bist/die Schwarte striegeln sollen. MOPSUS.

Ihr mögt mich sieden oder braten/ Das Ding war gut gemeint und ist mir nicht gerathen. (222) IPHIS.

D u Klotz da stehst du nun als eine Last der Erde/ Nim dich in acht daß ich nicht bose werde/ Die Hunde sollen sonst vor meinen Augen/ Das Blut aus deinen schelmschen Adern saugen. MOPSUS.

Ich wil mich immerhin darzu bequemen/ Ihr könnt mirs Leben doch nicht zweymahl nehmen.

Acis.

Der Tag ist mir zu lieb/ Als daß ein solcher Zweckendieb Die schone Lust verderben sol. Drum liebste Galathee nehmt den Gefangnen an/ Und weil er euch das groste Leid gethan/ So mögt ihr auch das Urthel sprechen/ Worinnen ihr den Schimpf begehrt zu rechen/ Daßelbige Gefallet mir und allen wol.

Galathee III

323

GALATHEE.

Mir ist am besten bey der Sache Wenn ich ein kurtzes Urthel mache/ Geht fort und bindet ihn an einen wilden Baum Daß er sich kaum Bewegen und erholen kan: Und habt ihr diß gethan So mag er gleich Den ersten andern dritten Tag verderben Und mit den Wolffen leben oder sterben. (223) Acis. Wollt ihr den Schluß vollziehn/so kommet bald hernach Ich führe meinen Trost biß in mein Schlafgemach. (Acis und die Schäferinnen gehn ab) AMYNTAS.

Beliebt dem Herren zu spatzieren Sonst laßen wir ihn führen. MOPSUS.

Nein großen Danck sie bleiben nur zurücke/ Ich weiß die Wege schon/ Was haben sie davon Ich muß darnach nur hoflich leben Und ihnen das Geleite wieder geben/ Ich bitte treflich schon/ Sie wollen doch zurücke gehn. IPHIS.

Geh fort du ungeschliffnes Stücke.

VIERDTE HANDLUNG. MOPSUS

an einen Baum gebunden.

Was sol ich thun da hab ich nun Die ganzte Nacht umsonst gewacht/ Und weis noch nicht wie mir geschieht/ Ob mir der Tod in meiner Noth Fein sanft und still Ein gnadigs Ende machen wil. Bald kommt ein Beer und schleicht sich her/ Bald kommt ein Luchs und bald ein Fuchs/ {224) Bald kommt ein Has' und sucht sein Gras Um meine Schuh / bald kommt darzu Ein wildes Schwein Und zwickt mich an das lincke Bein. Ach weh/ ach weh/ ich steh und steh Und kan nicht fort/ ob mir der Ort In diesem Zelt gleich nicht gefallt: Ach Tod komm bald und thu Gewalt/ Sonst kriech ich noch Vor Aengsten in ein Meuseloch. POLYPHEMUS.

Was vor ein schönes Morgenlied Hör ich in diesen Püschen/ Hui daß ein Sklave kommen ist Der sich mit stiller Hinterlist Um meine Galathee bemuht/ Vielleicht werd ich ihm bald den Schnabel wischen.

Galathee IV MOPSUS.

Ach Herr ich bin es selber/ Darum erbarmt euch mein/ Was sol ich wie die jungen Kälber Den ganzten Tag gebunden seyn. POLYPHEMUS.

Hilf Himmel/Erd und Holle Sag an was machstu hier/ Denn hastu meinen Frommen Nicht wol in acht genommen/ So nehm ich dir Das schnöde Leben auf der Stelle. (225) MOPSUS.

Ich hatte mich verstellt und war ein alte Frau/ D a kam ein Schaferknecht der that wie eine Sau/ Und wolte / ich schmollte/ Er grief / ich lief/ Er schmatzte/ich kratzte/ Er riß / ich biß/ Er druckte/ ich zuckte/ Er ehrte mich/ ich wehrte mich/ Er zerrte mich / ich sperrte mich/ D a trug er mich / da schlug er mich/ D a war kein Ziel Biß mir der Beltz vom Leibe fiel: Ich stund zwar immer auf dem Sprunge Und dachte wie des Goldschmieds Junge/ Doch alle Knechte kanten mich Und schrien jammerlich Faß an/ faß an/ Sein Herr der Berenheuter Der Dieb der Mausekopf/ der schiert uns immer weiter/ Drum laßt doch sehn ob der auch solche Künste kan.

326

990

Christian Weise

Nun letzlich haben sie das schone Recht erfunden Und mich an diesen Baum gebunden POLYPHEMUS.

995

IOOO

Bindt ihn loß: So muß ich wieder meinen Willen (226) Die Flamme meines Zorns an solchem Staube stillen/ Der Schluß ist da sie müssen sterben/ Ich wil das gantze Land mit ihrem Blute färben/ Ich wil den Wald zersplittern Daß dieser Fels erzittern Und bloß durch meinen Groll In tausend Stücke springen soll/ Ich wil sechstausend Löwen stechen Und ihnen das Genicke brechen/ Und wil hernach aus einem jeden Ein dutzent Donnerkeile schmieden/ Ich suche Blut ich fordre Rache/ Weh dir du schwaches Volck mit deiner schnöden Sache. (geht ab) MOPSUS.

1005

IOIO

Ich mochte mein Leben nur immer verkauffen/ Dem Herren ist mein Creutz mein Blut Ein Hopperling über die Leber gelauffen Daß er so gar erschrecklich thut. Ich dencke die Vogel die werden es kriegen Doch hatten sie mir nichts gethan/ So dorft ich dieselben nicht wieder beliegen/ Indeßen bleib ich wo ich kan. (geht ab) (227)

Galathee IV

Der Schauplatzpresentirt einen Fluß/ auf demselben erscheinen zwey Wasser-Gotter. NEREUS, DORIS.

1015

1020

Was fehlet unsrer Macht, was mangelt unsrer Freude/ Nachdem die wehrte Galathee Die Frucht von unser Eh/ Der Hauptzweck unsrer Lust/ In ihrer keuschen Brust/ Durch des Gelückes Rath Mit Acis sich vermahlet hat/ Der Himmel geb es zu daß itz und alle beyde Sich neben unser Ufer legen Und ihrer süßen Liebe pflegen. (sie verschwinden) A c i s , GALATHEA. ACIS.

1025

Mein Kind was wollen wir uns in der Lust verseumen/ Befordre deinen Lauf Wir halten nur die Eltern auf Als welche sehnlich stehn und hinter ihren Beumen Den Trost im Geiste sehn/ Mit was vor Minen und Geberden Wir unsre Freude büßen werden. (228) GALATHEE.

1030

1035

Ach freylich soll mir diß die groste Freude seyn/ Wir werden unsre Flammen fühlen/ Und ein verliebter Wiederschein Wird aus des Vätern Ufer spielen: Ach komm und zahle mir und jenen ihre Schuld Ich brenne fast vor Ungedult.

327

328

Christian

Weise

Acis. Wir haben auch bißher die Liebe schlecht genoßen/ Denn um das Hochzeit-Fest Ist uns der stille Rest Der Zeit und der Gewalt fast in der Hand zerfloßen. GALATHEE.

1040

1045

Nun die Gaste sind geschieden Wir spatzieren gantz allein/ Und wir können hier mit Frieden Lieben und geliebet seyn/ Also spiele mit dem Kußen Weil der Tag noch heiter ist/ Daß die wehrten Eltern wißen Was ich bin und was du bist. Acis. Mein Kind/ GALATHEE.

Mein Honigseim. Acis. 1050

Mein Engel/ GALATHEE.

Meine Sonne. Acis Mein Schatz/ GALATHEE.

Mein Augen-Trost.

Galathee IV

Acis. M e i n Seelgen/ GALATHEE.

1055

Meine Wonne.

Acis. M e i n Hertz/ GALATHEE.

Mein Eigenthum.

Acis. M e i n Trost/ GALATHEE.

M e i n Auffenthalt. (229)

Acis. io6o

M e i n Leben/ GALATHEE.

M e i n e Lust.

Acis. Ach k o m m / GALATHEE.

Ich k o m m e bald.

(sie setzen sich) Acis. Ich bins/

329

Christian

Weise

GALATHEE.

Ich bin es auch. Acis. dein Wunsch GALATHEE.

und dein Verlangen.

Ich wil/

Acis.

GALATHEE.

Ich wil/

dich

Acis.

GALATHEE.

dich Acis. bald ansehn/ GALATHEE.

bald umfangen. Acis. Itz küß ich dir die Hand GALATHEE.

dadurch ich mich versprach/

Galathee IV

Acis. Itz druck ich deinen Mund/ GALATHEE.

Ich thu dir alles nach. GALATHEE.

Verliebtes/ Acis. freundliches/ GALATHEE.

erwünschtes/ Acis. Wollenweiches// GALATHEE.

Entzücktes/ Acis. ehrliches/ GALATHEE.

Vertrautes / Acis. Freudenreiches// GALATHEE.

Vergnügtes

332

Christian Weise

Acis. wehrtes Kind: GALATHEE.

So bistu ewig mein/ Acis. Und ich bin ewig dein:

1090

( G A L A T H E E und Acis Diß sol die Probe seyn.

zusammen)

(Hier wird sachte musicirtl inzwischen sitzen beyde beysammen und E X E R C I R E N sich in verliebten Minen. GALATHEE.

1095

Zartes E C H O laß dich hören Weil du Berg und Klippen liebst/ Und den Hirten oft zu Ehren Wiederred und Antwort giebst/ {230) Dringet dieser Liebes-Schein Zu der Ewigkeit hinein. Aber wenn ich hier verbliebe Was verhindert meine Liebe. Liebe thut mir nicht Gewalt Aber doch geschieht es bald. Und verliehr ich solches Falles Freude/ Friede/ Trost und alles. A C I S bleibet meines Lichts Lust und Licht so fehlt mir nichts. Wie sol Acis auch verderben Sol er leben oder sterben. Nein er giebet nichts darauf Und vermehrt den Lebens-Lauf.

ECHO.

nein.

E. Liebe. E. bald. E. alles. E. nichts. E. sterben. E.

Lauf.

333

Galathee IV

1110

1115

Doch was treffen mich vor Pfeile Wenn ich mich allhier verweile. Weg mit deinem Ungemach Du betreugst mich tausendfach.

E. eile. E. ach.

P O L Y P H E M U S kömmt. Sol ich noch immerfort Blitz/ Donner/ Hagel fluchen/ Und das geringe Volck zu meiner Rache suchen/ Ich schwere bey der Kluft/ bey Eisen/ Stein und Stahl/ Wer mir begegnen wird sieht mich das letzte mahl. (231) GALATHEE.

Ach Vater / ach Mutter ich werde gefangen. und D O R I S kommen unter dem Waßer herfür Ach Tochter komm eiligst und nim dich in acht/ Wer wolte dich unter dem Waßer erlangen.

NEREUS

GALATHEE.

1120

(wird in den Fluß gezogen) Mein Acis inzwischen entweiche der Macht.

Acis. Wo bin ich/ wo bleib ich/ wo laß ich mein Leben/ Wem sol ich/ wem kan ich mich sicher ergeben/ Ich lauffe/ was lauff ich/ ich fliehe/wohin/ Dieweil ich doch nirgend in Sicherheit bin POLYPHEMUS.

I 125

Du nichtige Bestie sol ich dich finden Du must mir entweder vor Augen verschwinden: Oder ich muste die Kräfte verliehren Sonsten sol niemand dich weiter entfuhren. (Er leufi ihm nach/ er eilt auf einer Seiten hinein! auf der andern wieder heraus) (232)

Christian Weise POLYPHEMUS.

So wil ich dem schwachen Gesindigen Ein gleiches Gerichte verkündigen/ Denn ihre verächtliche Nichtigkeit Ist schwerlich von einiger Wichtigkeit. Ach lernet ihr armen Verderblichen/ Ihr schwache gebrechliche Sterblichen Euch beßer ins künftige bendigen Sonst müst ihr das Leben auch andigen.

(geht ab)

FÜNFTE HANDLUNG GALATHEE.

Ihr Sterblichen wie glücklich seyd ihr doch! Ihr könnet sterben/ So muß auch eure Noth verderben: Uns Nymfen drückt das ewig-harte Joch/ Sofern wir einmahl fallen. Ach A c i s laß dein Blut An diesem Steine wallen/ Weil dir kein Feind mehr schaden thut. O wol dir/ daß du sterben kanst! Die arme Galathee Empfindet ewig Weh/ Denn sterben kan sie nicht/ und gleichwol ist der Rest Des Lebens also schwer/ Daß man sie nicht zum Tröste kommen laßt. (233) Kommt ihr Schafer kommt heran/ Schaut mein todtes Leben an/ Schaut was sich mit mir begiebt/ Ich bin in den Tod verliebt/ Denn mein A c i s ist nun todt/ Meine Lust und meine Noth. ( T E L E M U S kommt.) TELEMUS.

Was machstu doch du Crone dieser Flüße? Hat dieser Strom nicht seine Waßergüße/ Daß deine Thranen-Flut/ Mehr Waßer nur zum Waßer thut/ Halt ein/ der Himmel ist bereit/ Und lindert deine Traurigkeit.

336

Christian Weise GALATHEE

Mein gantzes Thun ist Weinen: Wer diß verbeut/ der heist mich müßig gehn. TELEMUS.

ii65

Dein Glücke wil erscheinen: Drum kanstu nicht denselben wiederstehn. GALATHEE

Ich weiß von keinem Glücke Das mir den Trost und Hofnung geben kan. TELEMUS.

1170

Dein Schmertzen weicht zurücke/ Schau nur getrost des Himmels Segen an. GALATHEE

Sol Acis wieder leben? Sonst stirbt das Leid in meinem Hertzen nicht. ( 2 3 4 ) TELEMUS.

Ich weiß dir Rath zu geben/ Sieh nur auff mich/ und höre den Bericht GALATHEE

1175

Ach Acis meine Seele! Du bist dahin/du bleibst wol ewig todt. TELEMUS.

i i8o

Ich schwere bey der Hole Des A C H E R O N S , es hat nun keine Noth. Dein Acis lieget hier durch diesen Stein bedeckt: Doch hat dein Hertzeleid des Glückes Macht erweckt/ Daß du noch manche Lust der Liebe solst genießen. Schau her/ es sol ein Brunn aus seinem Leibe fließen

Galathee V

337

Der Acis selber seyn / und Acis heißen sol/ Dieß ist des Himmels Wort / und also lebe wol. ( T E L E M U S geht ab/Aus dem Stein damit Acis bedeckt worden / entspringt ein Brunn / die Hirten und Nymfen kommen / und tantzen umb den Brunn.)

Addita hic fuit Oda inter saltandum canenda: Sed certas ob causas omittitur. Scilicet in ultima hac cantilena respiciendum est ad occasionem, cur ejusmodi Ludus exhibeatur? Et inde, si Nuptias sint, Vota ferenda novis Sponsis: Si alia festivitas, ejus quoque honorifica facienda mentio.

Nachwort

der

Herausgeber

I. D i e böse Catharine

(1705)

Die ComCEedie v o n der b ö s e n Catharine ist in zwei

Handschrif-

ten überliefert.

In beiden

Abschriften

fremder

was dadurch

Hand,

wohnheit Lebzeiten Edition

fand

Schreibern

eine Drucklegung

des Dramas

handelt

zu erklären

war, seine Dramen

gabe jedoch heutigen recht

Fällen

es sich um

ist, daß es Weises zu diktierenZu

des Textes nicht statt. Die

Ge-

Weises erste

wurde von Ludwig

Fulda erstellt2, dessen Aus-

wissenschaftlichen

Ansprüchen

nicht mehr ge-

wird.

Es läßt sich nicht erkennen, Vorrang gebührt.

So wurde

welcher der beiden Abschriften

die vollständigere

der beiden

der Hand-

' Zehn Dramen Weises sind als Manuskripte erhalten, fiinf davon in einer Abschrift, fünf weitere in jeweils zwei Abschriften, die sich alle in der Christian-WeiseBibliothek in Zittau befinden (siehe: H.-G. Robffu.a.: Beiträge zur Christian-Weise-Bibliographie I. Die Weise-Handschriften der Christian-Weise-Bibliothek Zittau. In: Daphnis 24 (1995), S. 645-708, zu Dramenmanuskripten: S. 648-653). Weise begründet seine Angewohnheit, Dramen zu diktieren, im Vorwort zur Ungleich und gleich gepaarten Liebes-Alliance damit, daß er sein angestrebtes Ziel von Natürlichkeit der Diktion nur so erreichen könne: Gestalt ich eben aus diesen Ursachen gar gerne bekenne / daß ich keine Comödie vor mich selbst auff das Papier hinschreiben kan / wenn ich den Worten nichts frembdes und EXTRAVAGANTES mit einmischen will. Da hingegen im DICTIRen die lebendige PRONUNCIATION sich niemals verbergen darf. (Christian Weise: Sämtliche Werke. XV. Band, Schaupiele II, Berlin/New York 1986, S. 319.) 2 Christian Weisens Komödie von der bösen Catharine. In: Die Gegner der zweiten schlesischen Schule. Zweiter Teil. Hrsg. von Ludwig Fulda. Berlin/Stuttgart o.J. [1883], S. 103-272. (= Kürschners Deutsche National-Literatur, 39)

340

Christian Weise

schrifien, HsA, welche im Gegensatz zu Hs B neben dem Textauch ein Titelblatt und ein Personenregister liefert, ah Grundlage fiir die hier vorgelegte Textfassung gewählt, während sich die Edition von Ludwig Fulda, laut Herausgeber auf Grund der besseren Lesbarkeit der Handschrift,3 auf Hs B stützt.

Standort: Signatur: Titel:

Christian-Weise-Bibliothek, Zittau/Sachsen. 4° Mscr. bibl. Zittav. B. 50" Christian Weisens | Comoedie | von | Der bösen | Catharine Datierung: ohne Datum . Umfang: ohne Foliierung, 128 Blätter. Format: 22 cm x 17,5 cm Zustand: gut, leichter Textverlust durch engen Einband, letztes Blatt etwas ausgebessert. Schreibart: Abschrift von Augustin Meyer , Tinte. Wasserzeichen: Doppelkreis mit der Inschrift ZITTAV im Rund und einer vierblättrigen Blüte zwischen den Buchstaben V und Z. B Standort: Signatur: Titel:

*

Christian-Weise-Bibliothek, 4° Mscr. (B) 47 ohne Titelblatt

Fulda, a.a.O., S. LXXX.

Zittau/Sachsen

Nachwort

341

Datierung:

ohne Datum Umfang: 92 Blätter, f . A 'r-M4v Format: 20,5 cm x 16,5 cm Zustand: gut, f . L4.v-L6.r verblaßt, geringer Textverlust durch engen Einband. Schreibart: Abschrift mit Korrekturen des Schreibers und möglicherweise eines Dritten, Tinte. Wasserzeichen: Zweiköpfiger Adler mit Zittauer „Z" auf dem Brustschild. Beide Handschriften weisen keine großen Unterschiede auf. Die Varianten sind zwar zahlreich, aber geringfügig. Oft bestehen sie nur in einem fehlenden unbetonten -e (z. B. war/wäre^) oder in einer Variante der Kasus (z.B. dem/den). Teilweise findet sich in der einen Handschrift eine zusammengezogene Form, in der anderen nicht (z. B. mirs/mir es). Manchmal ist auch die Satzstellung unterschiedlich. HsA bildet Diminutive auf-gen, HsB auf- chen. In A findet man das Kürzel für Reichsthaler, in B an entsprechenden Stellen das Kürzel für Thaler. Selten fehlt in einer der Handschriften ein Wort. Varianten, die den Sinn des Textes verändern (z.B. Jungen/Jungfern,), sind kaum vorzufinden. Bei der Erstellung des Variantenapparates wurden die rein graphischen Varianten nicht berücksichtigt. Hs B weicht an folgenden Stellen von A ab: 5

2 I.] Erster B.

9 nu] nun B.

6

11 raus] heraus B. 14 ihrem] ihren B. 15 an] auf den B. nein] hin ein B. war] wäre B. 17 funckelte] finckelte B. Kirch] Kirche B. 21 dem] den B. 25 einem] ein B. mirs] mir es B.

7

2 gemein] gemeine B. 3 wunder] wundere B. still] stille B. 6 bey ihm] bey ihn B. 10 betete] bethe B. 12 offt] offte B. 13 ihrem] ihren B. 17 I.] Erster B. 18 II.] Anderer

16 19 28

342

Christian Weise B. 19 Catharina] Catharine B. 2 1 dem] den B. 2 5 dazu] darzu B. hen] geschehn B.

2 3 gesche-

8

8 sag] sage B. 16 geholet] geholt B. 17 kriegt] B. 2 1 schmeiß] schmeiße B. 2 2 einen] ein B.

9

9 im] in deinem B. es geholt B. 14 B. 2 2 wolt] wolte B. 2 4 seh] sehe B.

10

1 weinet] Weint B. 6 übern] über den B. 9 dem] den B. lang] lange B. erzürn] erzürne B. 2 9 gemeinet] gemeint B.

11

3 nach wird folgt in B: mir. 10 nach laßen, folgt in B: (geht ab). I.] Erster B. 12 III.] Dritter B. 13 Catharina] Cathrine B. 19 2 0 nach Vater, folgt in B: bey 2 3 wolte mit wilstu] wiltu B. einer Klage] mit einer Klage wolte B. 24 ehe] so B.

12

11 vorn] vor den B. 13 geschiehet] gesieht 1 Werd] Werde B. B. 17 hätt] hätte B. 18 meinem] meinen B. 23wißet]wist B. 2 4 laß] laße B.

kriegte

11 welchem] welchen B. hastus gehohlet] hastu gutem] guten B. 15 verwehrt] verwahrt B. dem SchinderMarckt] den SchinderMarckte den] dem B. 26 an] an den B. 19

13

1 nach ist, folgt in B: daß.

14

7 deinen] dein B. 18 Fleckgen] Fleckchen B. 19 meinem] meinen B. 20 der Aeltesten] die älteste B. 2 3 thu] thue B. 24 seinem] seinen B.

16 annehmet] annehmt B.

15

I I . ] Erster B. 2 IV.] Vierdter B. 3 Köpken] Kopeken B. Seiten] 4 mirs] mir es 6 dem] den B. 14 selbst will die Seite B. Ohren] will die Ohren selbst B. 15 meine Klagen] mein Klage B. 22 dem] den B. 2 4 dem] den B.

16

1 befiehlet] befiehlt B. 9 vom] von B. 10 nach wenn sie folgt m 14 vor ein Unglück wir] wir vor B: sich, niemand] niemanden B. ein Unglücke B. 16 sehen] sehn B. fein] feine B. zugehe] zugeht B.

17

I I . ] Erster B. 2 V.] F ü n f t e r B. 4 einem] einen B. 8 miserable] miserabel B. 14 aussteht] ausstehet B. 2 3 genüßen] ge2 5 ehrliches sein] ehrlicher und seyn B. nießen B.

18

2 beym] bei den B. 8 dem] den B. 13 I.] Erster B. 14 VI.] Sechster B. 2 0 dem] den B. kriegte] kriegete B. 2 5 dem] den B.

19

1 Mademoisell] M a d a m B. komm] komme B. 2 dem] den B. 4 ihn] ihm B. 5 dirs] dir es B. 7 Mademoisell] M a d a m B. hab]

343

Nachwort

habe B. 12 geschehen] geschehn B. 16 laß] laße B. 17 rechtschaffnen] rechtschaffenen B. 19 Mägdgen] Mägdchen B. 20 I.] Erster B. 21 VII.] Siebender B. 20

3 in] fehlt B. 7 Glück] Glücke B. ihn] ihm B. 10 absentiret] absentirt B. 19 Glück] Glücke B. 26 hab] habe B. des] der B. 27 Hertz] Hertze B.

21

1 dem] den B. 2 ihnen] Ihm B. B. 20 gehn] gehen B.

22

11.] Erster B. 2IIX.] Achter B. 4 dem] den B. gesehn B. 11 dem] den B. 12 wolt] wolte B. eingekauft Ä 21 es] fehlt B. 24 gern] gerne B.

23

1 Mägdgen] Mägdchen B. 3 schon] schone B. 6 Mägdgen] Mägdchen B. wolt] wolte B. 7 umdrehn] umdrehen B. 14 Leid] Leide B. einen] ein B. 17 Nu] Nun B. 18 vorm] vor den B. 19 wolt] wolte B. 21 im] in B. 23 schon] schone B,

24

1 I.] Erster B. 2 IX.] Neundter B. 9 schon] schone B. 10 hinaußgehen] hineingehen B. 14 im] in den B. unsers] unseres B. 15 unsrer] unserer B. wolt] wolte B. 17 vertragen] ertragen B.

25

1 versündigt] versündiget B. 15 mirs] mir es B. 7 werd] werde B. nichts] noch nichts B. 12 es wird] so wird es B. 14 nach lieber folgt in B: Herr. 19 dem] den B. 20 draus] daraus B. 24 ihn] ihm B.

26

1 mirs] mir es B. 5 verdient] verdienet B 12 drauß] daraus B. 13 im] in B. 14 wolt] wolte B. 16 I.] Erster B. 17 X.] Zehender B. 20 gehöret] gehört B. 22 redte] redete B.

27

15 I-] Erster B.

28

4 wolt] wolte B. Kerln] Kerlen B. 7 einem] einen B. versagt] versaget B. 14 ViertelStündgen] ViertelStündchen B. 17 Geheimnüß] Geheimnuß B. meinen] mein B. 19 gern] gerne B. 20 nicht so weit] eben so weit nicht B. 21 gern] gerne B. 22 ihn] ihm B. 23 dem] den B. 24 Beystand] Beystande B.

29

10 I.] Erster B. 11 XII.] Zwölfter B. 12 Catharina] Cathrine B. 17 Kerl] Kerlen B. 19 Vorschüben] vorschieben B.

30

7 dafür] davor B. seyn] so seyn B. ihn] ihm B.

16 XI.] Eilffter B.

5 niemand] niemanden 10 gesehen] 14 gekaufft]

17 Hanso] Hansa B.

21 gangen] gegangen B.

25

344

Christian Weise

31

1 gern] gerne B. da riß er] und er rieß B. solt] solte B. 11 heißtu] heist du B.

32

3 bösen] böses B. zugeht B.

33

2 ihnen] ihm B. 3 wirds] wird es B. 8 euers] meines B. 9 I.] Erster B. 10 XIII.] Dreyzehender B. 17 pardonniren] perdoniren B. 2 1 geliebtesten] geliebten B.

34

2 zurück] zurücke B. 3 Wunsch] Wunsche B. 18 profitable] profitabel B. 2 0 mein] meine B. 2 1 GottsRirchtig] Gottesfurchtig Ä

35

2 furnehmen] vornehmen B. 7 verstehn] verstehen B. 9Intresse] 11 I.] Erster B. 12 XIV.] Vierzehender B. 14 Interesse B. Ists denn wahr daß unser Jungfer Bianca ein Freyer hat] Ist den daß war unsere Jungfer Bianca hat ein Freyer B. 18 vornehm] vornehme B. 19 nach Korb folgt in B: davon. 2 0 an] in B. hätt] hätte B.

36

2 hindern] verhindern B. 3 drüber] darüber B. 6 dörffen] dürffen B. den Diensten] dem Dienste B. 7 bleib] bleibe B. 14 nach ich folgt in B: doch. 15 im] in B. 17 Mägdgen] Mägdchen B. 2 0 wollens] wolen es B. ausstehn] ausstehen B. 2 1 mir an die] mich an der B. 24 Nu] N u n B. gehn] gehen B.

37

4 I.] Erster B. 5 XV.] F ü n f f e h e n d e r B. 8 dem] den B. 9 18 gutes] guts B. 2 0 werd] werde B. einen andran] daran B. dern Hauße] eine andren Gaße B. 2 1 niemand] niemandem B.

38

2 ins] in das B. 7 Glück] Glücke B. 13 Maulschelln] Maulschellen B. 16 Maulscheln] Maulschellen B. 2 0 dem] den B. 2 1 Eltsten] ältesten B. 2 3 ältste] älteste B. einen] ein B. 24 leutseelig] leidselig B.

39

1 Aeltste] älteste B. 2 bißgen] bißel B. 7 wolt] wolte B. daheime] 10 Kerl] Kerle B. 11 genug] genung B. 15 derheime B. wolt] wolte B. 16 ihn] ihm B. 18 den] dem B. 19 I.] Erster B. 2 6 XVI.] Sechzehender B. 23 gestern] gersten B.

40

3 nach wir folgt in B: gleich. 6 lang] lange B. 7 diesem] diesen B. 9 lang] lange B. 11 Glück im] Glücke in B.

41

1 möcht] möchte B. 7 Glück] Glücke B. B. 16 Mercurialisches] Merculialisches B. blöst B. 21 HoffMeister] HoffeMeister B. an] am B.

5 dran] daran B.

2 kont] konte B. 10 13 kanstu] kanstu du B. 6 in] im B.

24 zugehet]

10 kostet] kostete 2 0 entblößet] ent2 4 einem] einen B.

345

Nachwort 42

5 bracht] brachte 3 Kerl] Kerln B. 4 dazwischen] dazwischen B. B. 10 Hoffmeister versorgte] Hoffemeister versorgete B. 12 eine Anwart] neben einer Antwort B. 14 1500] 15000 B. 18 Glück] Glücke B. 19 Unglück] Unglücke B. gezüchtigt] gezüchtiget B. 20 seinem] seinen B. 21 Gefängniß] Gefängnüße B. 24 dazu] darzu B. 26 Glück] Glücke B. 27 Nürnberg] Nürrenberg B. 29 im] in B. glücklig] glückselig B. 30 einem] einen B.

43

1 Glück] Glücke B. 4 Glück] Glücke B. 6 gestehen] gestehn B. 7 erdulten] erdulden müßen B. 8 allemahl] allezeit B. 10 einem] einen B. 12 Präge] Praga B. 15 Hofe] Hoff B. 18 trockenen] trocknen B. 20 Leute] andre Leute gleichwol B. ihrige] seinige B. 27 hatt] hatte B. 28 konte] kunte B. Allein] Alleine B. 29 dem] den B. 30 wolt] wolte B. Grundstück] Grundstücke B.

44

16 hätt] hätte B. Hamburg] Cambray durchgestrichen B. 17 steckt] steckte B. 19 Schmincke] Schmüncke B. 26 nach in folgt in B: den 28 hab] habe B.

45

1 LandGütgen] LandGütchen B. 5 ichs] ich es B. 6 Vorwerge] Vorwercke B. 7 dazu] darzu B. 8 Reichsthaler] Thaler B. 9 ihnen] ihm B. 16 I.] Erster B. 17 XVII.] Siebenzehender B. 23 kommt] kömmt B. gar] garzu B.

46

3 dem] den B.

47

1 einem hierinnen] einen hierinne B. 2 dazu] darzu B. 3 dem] den B. 7 diesem] diesen B. 9 angelegenes] angelegens B. 20 darinne] darein B. 22 drauf] darauf B.

48

6 vor] fehlt B. 9 Solt] Solte B. 10 einem verlaßnen Mägdgen] einen verlaßenen Mägdchen B. 15 einem Mägdgen] einen Mägdchen B. 17 Mägdgen] Mägdchen B. 24 HaußCreutz] HaußCreutze B.

49

2 hab] habe B. 3 laß] laße B. 6 andre] andere B. I.] Erster B. 18 XVIII.] Achtzehender B. 21 offenbahrt] offenbahret B. 22 wird] wir B.

50

3 theuern] theuren B. 7 unschuldig] unschuldiges B. darzu B. 13 Kerl] Kerle B. 16 Betrübnüße] B. 22 Patrons] Patrones B.

51

I I . ] Erster B. 2 XIX.] Neunzehender B. B. 18 Verdrüßlichkeit] Verdrießlichkeit B.

14 dazu] darzu B.

12 dazu] Betrübnüß

11 einem] einen

346

Christian Weise

52

1 hab] habe B. 2 Ungnade] Ungenade B. 6 betrübt [betrübet B. 8 hab] habe B. 14 im] in B. 19 Weinet] Weint B. 2 0 gedienet] gedient B. 2 2 wohl] schon B. 2 3 consterniret] consternirt B.

53

81.] Erster B. 9 XX.] Neunzehendter B. B. Köpken] Kopeke B. 10 hab] habe B. schämt B. 2 2 giebst] giebts B.

54

4 dem] den B. 6 nu] nun B. darfs] darf B. 8 komm] k o m m e B. nu] nun B. 9 GoldEngel] GoldEngeln B. wirs] mirs B. 11 im BrodSchrancke] in BrodteSchrancke B, 14 Mägde] Mäde B. 15 wolt] wolte B. Reichsthaler] Thaler B. 17 gutes] guts B. 18 den] dein B. 2 1 dem] den B. Tractemente] tractamente B. 2 4 nu] nun B.

55

4 an] am B. 6 ein] eine B. 8 I.] Erster B. 9 XXI.] Zwantzigster B. 10 Catharina] Cathrine B. 11 Wär] Wäre B. verliebten] verliebte B. 13 vexiret] vexirt B. 16 erziehen] erziehn B. 18 N u ] N u n B.

56

1 nach wiederkommen, folgt in B: und. 6 einem] einen B. 8 nehm] nehme B. 9 sollest] solst B. 10 must mirs] must mir es B. 11 danckest] danckst B. 15 Nu] N u n B. 2 2 bestellt] bestellet B.

57

1 hab] habe B. 3 Maulschelln] Maulschellen B. hab] habe B. 10 H a ha ha] H e he B. ha ha] he he B. 17 ihn Maulschelln] ihm Maulschellen B. 19 waß] daß B. rechtschaffne] rechtschaffene B. 2 1 komm] komme B keinem] keinen B.

58

2 ihn] ihm B. 8 Maulscheln] Maulschellen B. 13 den] dem B. werd] werde B. 15 vor] von B. 16 besitzt] besitzet B. 18 19 dem] den B. 2 1 nach wilstu folgt in B: inj ins B. will] soll B. es. 2 2 D e m ] Den B. ichs] ich es B. Teuffeieyen] Teuffeley B. 23 sollen] soll B.

59

1 dem] den B. 11 verstehstu] verstehestu B. 12 Schlißel] Schlüßel B. 13 vor geht steht in B: Sie. 14 hab] habe B.

60

1 II.] Anderer B. 2 I.] Erster B. 8 sich] sie B. Bahn B. 18 Wiederwille] Wiederwillen B.

61

11 einem] einen B.

24 grade] gerade B.

9 Catharina] Cathrine 15 beschähmet] be-

11 Bahne]

347

Nachwort 62

1 resolviret] resolvirt B. 3 beym] bey den B. fehlt B. 15 liebwehrten] hochwehrten B. Auffrigkeit B. 24 an] in B.

63

4 hierinnen nicht] nicht hierinnen B. 6 (gehn ab.)] fehlt B. 8 eröfnen] eröffen B. 9 disgoustiret] disgustirt B. 11 einem Körbgen] einen Körbchen B. 19 im] in B. zurück] zurücke B.

64

5 seinem] seinen B. 8 II.] Anderer B. 9 II.] Anderer B. den] dem B. 21 consentirt] consentiret B.

65

1 andre] ander B. accommodirt B.

66

10 gern] gerne B.

15 wohl] viel B.

67

6 gehört] fehlt B. Dritter B.

7 im] in B.

68

2 vexiret] vexirt B. 4 geschehen] geschehn B. 9 Maulschelln tractiret wie] Maulschellen tractirt als B. 12 Maulschelln] Maulschellen B. 16 glauben] glauben B. 17 Würckung] Wirckung B. 19 curioses] curiöses B. 22 schlage] straffe B. 26 Tractement] tractament B.

69

5 Herrn] Herren B. 6 seyn] sind B. 11 sind] sein B. 13 einem Compliment] einen Complimente B. 19 den] dem B. 21 22 kunt] mein ComplimentirBuch] ein ComplimentBuch B. kunte B. 25 wollen] wolten B. nach wo folgt in B: Sölten.

70

4 nu] nun B. 5 Hertze] Hertz B. dürft] dürfte B. sie ihnen doch bald] ihnen doch bald die B. 6 bey unsern] beym B. 13 denck] dencke B. 14 der] ein B. 15 ansteht] anstehet B. 17 dem] den B. 23 Thür] Thüre B.

71

1 II.] Anderer B. 2 IV.] Vierdter B. 4 bestellet] besteh B. 6 Kerl] Kerln B. 8 Hätt] Hätte B. 12 nach der folgt in B: lieben. 14 einem] einen B. 16 machen] machten B. 22 tractiret] tractirt B.

11

5 den] dem B. 11 gutes] guts B. 13 ists] ist es B. 15 Kutteigen] Küttlichen B. 16 schlüge] schliege B. 17 hätt] hätte B. dran] daran B. wenn] wan B. Kutteigen] Küttlichen B. 20 Unglück] Unglücke B. 24 unsre] unsere B, allzeit] allezeit B.

8 betrügen] betriegen B. 17 heroisch] Heroisches B.

4 (ad Spectatores)] 16 Aufrichtigkeit]

19

13 acommodiret]

27 Seiten] Seite B. 20 II.] Anderer B.

21 III.]

348

Christian Weise

73

1 II.] B. B. B.

Anderer B. 2 V.] Fünffter B. 5 miteinander] mitander 6 kein] keinnen B. 8 ehe] ehr B. 13 hab] habe 16 außgesottnen] ausgesottenen B. 17 hätt ichs] hätte ich es 18 die] meine B. 22 umgehn] umgehen B.

74

1 dachte] dächte B. 3 solt] solte B. 4 hatte] hatt B. solt] solte B. 8 nun] nu B. unser] unsre B. 11 zu] zum B. was] nichts B. 14 schon] schone B. 18 itzund] itzo B. Manntumm] Mannthöricht B. 19 so vor dem Herrn Vater] vor den Herren Vater so B. 20 gern] gerne B. 23 alles] aller B. 25 fein] feine B.

75

1 II.] Anderer B. 2 VI.] Sechster B. 4 Gespräch] Gespräche B. 6 wir] wird B. 8 itzo hab] ietzo habe B. 9 dem] den B. 10 dazu] darzu B. 11 soll] solte B. 15 ihm] ihn B. 17 sehn] sehen B. 18 gemeynet] gemeint B. 20 werd] werde B. 22 und ging] ich ging B. 23 verzehret] verzehrt B.

76

4 gewest] gewesen B. es] gestehs B.

77

5 8.] 8te B. 6 schon] schone B. schon] schone B. 18 auch] fehlt B. geht] gehn B. 13 II.] Anderer B. 14 VII.] Siebender B. 15 Köpken] Kopeke Ä 16 bleibts] bleibt es B. 23 rumlaufen] herum lauffen B.

78

1 mach] mache B. 5 wenns] wenn es B. B. 20 FischHoltz] FischHoltze B.

79

1 II.] Anderer B. 2 IIX.] Achter B. 6 dem] den B. 9 mich] mir B. 13 Nu] Nun B. 17 vom] von dem B. 18 selbst soll] soll selbst B. 21 Glück] Gelücke B. 22 hab] habe B.

80

1 den] dem B. 4 nächsten] nähesten B. 5 ihn] ihm B. Anderer B. 8 IX.] Neundter B. 9 Köpken] Kopeke B. diesen] diesem B. 13 ichs] ich es B.

81

5 Kerl] Kerle B. 6 ihn] ihm B. 8 gedienet] gedient B. 9 andere] andre B. 10 Nu] Nun B. 11 komt] kömmt B. 15 hätt] hätte B. 16 ihn] ihm B. ichs] ich es B. 17 Nu geh] Nun so geh B. weiß] weise B. 19 II.] Anderer B. 20 X.] Zehnder B. 21 Köpken, Catharina] Kopeke, Cathrina B.

82

6 ihn] ihm B. 9 ists unmüglich] ist es unmöglich B. HerrnDienste] HerrenDienste B. 15 kommt] kömt B. 21 mirs] mir es B.

7 dem Herrn] den Herren B.

10 gesteh

17 ausm] aus dem

7 II.] 10

349

Nachwort 83

1 solls] soll es B. 2 mirs] mir es B. 3 ein] einen B. 5 Zippeln] Zippel B. soltest] solst B. 9 verdienet] verdient B. 13 dem] den B. 14 gehn] Kopeke und Cathrine gehen B. 15 II.] Anderer B. 16 XI.] Eilfiter B. 25 gewöhnen] gewehnen B.

84

1 MeisterStück] MeisterStücke B. 9 Hertz] Hertze B. abgelegt] abgeleget B. 11 Hertz] Hertze B. diesem] diesen B.

85

8 seh] sehe B. 11 darinn] darein B. ihr] mich B. Selchen B. 24 Hertze] Hertz B.

86

1 Ursach] Ursache B. 2 nach es folgt in B: nicht. 5 Seelgen] Selchen B. 6 hörstu] hörestu B. betrübet] betrübt B. 9 (singet)] fehlt B. 12 unsrer] unserer B. 14 (singt) fehlt B.

87

1 unser] unserer B. 3 (singt) fehlt B. 8 bittre] bittere B. aber] und B. 10 (singt) fehlt B. 18 dem] den B. 19 betrüben] betrügen B. 21 (singt) fehlt B.

88

1 thu] thue B.

89

1 II.] Anderer B. 2 XII.] Zwölfter B. B. 13 capable] capabel B.

90

l e i n ] einen B. 8 itzo dem] ietzo den B. den B. 17 Ungethüms] Ungethümes B.

91

1 II.] Anderer B. 2 XIII.] Dreyzehender B. 3 Catharina] Cathrine B. 11 dazu] darzu B. 15 Zuspruch] Zuspruche B. 20 ViertelStündgen] Viertelstündchen B. 25 gedienet] gedient B.

92

3 wolt] wolte B. 9 dem Herrn] den Herren B. 10 es] er B. 16 allemahl] allezeit B. sie] fehlt B. 18 II.] Anderer B. 19 XIV.] Vierzehender B.

93

1 dem] den B. 2 engagirt] englasirt B. 14 möge] möchte B. 6 werd] werde B. 10 werd] werde B. 12 conditioniret] conditionirt B. 17 andere] andre B. verdienet] verdient B. 21 billt] bället B. 22 schilt] schell B. 23 verdrüßlich] verdrießlich B.

94

3 absentiret] absentirt B. B. 19 II.] Anderer B.

95

1 ein] einen B. 3 ein] einen B. Leisten geschoren] fehlt B. 7 wolt] wolte B. gleich] doch B. 9 fein] feine B, 13 bey] vor

9 gedultig] geduldig B.

15 Seelgen]

18 drauf] darauf B. 12 dabey] darbey 12 durch] fehlt B. dem]

14 sehn] sehen B. 16 wollt] wolte 20 XV.] Fünfifeehender B.

350

Christian Weise B. 15 Sonabend] Sonnabende B. 17 müßen] müsten B. 2-mal. 18 Närrsche Poßen] narrenPoßen B. 19 Bauern] Bauern B. 22 han] haben B. wenns] wen es B.

96

6 unters] unter das 1 wie] als B. 2 hernach] darnach B. B. 9 daß] fehlt B. einem Gebäckel] eine Backe B. 21 kriegte] kriegt B. 26 wolt] wolte B.

97

1 mirs] mir es B. 2 eh] ehe B. 3 wolt] wolte B. drauf] darauf B. 5 sichs] es sich B. 9 daheime] derheime B. 10 guts] gute B. 13 II.] Anderer B. 14 XVI.] Sechzehender B. 15 Catharina] Cathrine B. 25 halbig] halbicht B. werd] werde B.

98

1 hab] habe B. 2 gehabt] hat B. 4 deßwegen nicht] nicht deßwegen B. 5 hättet] hätt B. 6 müßen ungefreßen laßen] nicht zu freßen kriegen B. 8 O] Je B. 9 laß] laße B. 16 scheer] schere B. 18 Gerücht] Gerichte B. 21 rumgedreht] herum gedrehet B. eh] ehe B. 24 ander] andre B. 25 nu] nun B.

99

3 Gläubstu] Gläubestu B. EhrenTitul] ehren Titel B. 5 glaub] 10 Bauern] Bauren B. 21 glaube B. 2-mal. 8 nu] nun B. die] sie B. 11 II.] Anderer B. 12 XVII.] Siebzehender B. 13 Köpken] Kopeke B. 16 BeerenHeuter] Bären reuther B. 19 Je wenns] Ja wen es B. 20 Bauern] Bauren B. 22 selber] beßer B. 23 Bauern] Bauren B.

100

3 schon] schone B. 4 nauß] heraus B. 5 euern] euren B. 7 Bauern gehn] Bauren gehen B. 8 schöne] schone B. 11 gesehn] gesehen B. 17 nehm] nehme B. 18 such] suche B. den] dem B. 20 Bauer] Bauren B. 21 mirs] mir es B. 23 Bräutgam] Bräutigam B. 24 das] ein B.

101

1 II.] Anderer B. 2 XIIX.] Achtzehender B. 8 Herrn] Herren B. 10 dem] den B. 13 möcht] möchte B. 14 dem] den B. 22 schleyern] schleuern B. Schleyer] Schleuer B. übern] über den B.

102

1 im] in B. 4 rechtschaffnen] rechtschaffenen B. 8 Evert] Everten B. 12 leicht] leichte B. Wort] Worte B. 13 Gläßer] Gläßgen B. den] dem B. 15 II.] Anderer B. 16 XIX.] Neunzehender B.

103

3 dazwischen gekommen] darzwischen kommen B. 5 geglaubt] gegläubet B. 6 dem] den B. 9 einem] einen B. 10 Mägdgen] Mädgen B. Worte] Wort B. 14 einem] einen B. 20 gemeinet] gemeint B. 23 ihnen] ihm B. 24 dem] den B. dazu] darzu B. hab] habe B. 26 wolt] wolte B.

Nachwort

351

104

1 Bauer] Bauern B. 5 sag] sage B. 6 mirs] mir es B. rechnen] rechen B. 8 einen] ein B. 10 wen] wem B. 13 dem] den B. 18 Glaß] Gläßgen B. 19 II.] Anderer B. 20 XX.] Zwantzigster B. 22 werdts] werdet es B. gemerckt] gemercket B.

105

1 wolt] wolteB. hab] habe B.

4 Gold] Gelds. 23 ihn] ihm B. 7 ihn] ihm B.

15 wenns] wenn es B.

19

106

3 euern] euren B.

107

2 ihn] ihm B. 4 bekommt] bekömt B. 7 die Accidentia] doch accendentia B. 8 Tische] Tisch B. 11 seinen [ sein B. 12 dem] den B. 21 KleiderGeld] KleiderGelde B. 23 per force] par force B. 24 einem] einen B. 27 werd] werde B.

21 Jahrs] Jahres B.

108

1 II.] Anderer B. 2 XXI.] Einundzwantzigster B. B. verdienet] verdient B. 5 gehet] geht B. B. 19 längsam] langsam B.

109

9 einen] ein B. gestatten] erstatten B. 14 nach Ich folgt in B: etliche. 15 ersparen] versparen B. 20 besinn] besinne B. 22 denen] dem B. 25 dagegen] dargegen B.

110

4 Ambassadeur] ambassadeurs B. 7 bekomm] bekomme B. 9 nöthig] von nöthen B. 11 schon] schone B. 14 Weinschenck] Weinschencke B. schon] schone B. 21 dabey] darbey B.

111

1 II.] Anderer B. 2 XXII.] Zweiundzwantzigster B. 3 Catharina] Cathrine B. 9 steh] stehe B. 10 hätt] hätte B. ihn] ihm B. 11 Stück] Stücke B. 13 seh] sehe B. 14 hab] habe B. gesehn] gesehen B. 16 nu] nun B. den] die B. 17 ihn] ihm B. bedanckstu] bedanckestu B.

112

6 geb] gebe B. 9 hätt] hätte B. 11 hab] habe B. 13 hätt] hätte B. 17 Ursach] Ursache B. 23 würde] wird B. dazwischen] darzwischen B. 24 Kerl] Kerlen B. ein] einen B.

113

1 einem] einen B. 5 Grauen] Grau B. 6 setzt] setzte B. vor ThorSchluß] vor dem ThorSchluße B. 7 geht] gehet B. 10 würd] würde B. 13 ihn] ihm B. hab] habe B. 24 wär] wäre B.

114

5 ihm] ihnen B. 6 verdient] verdienet B. ich] fehlt B. 7 thue] geschieht B. 8 ihn] Sie B. 9 II.] Anderer B. 10 XXIII.] Dreiundzwantzigster B. 17 Thür] Thüre B. 19 vom] von B. unsern] unserm B. 22 In] Im B. Küh] Kühe B. Hundsfutter] HundsFütter B.

4 hab] habe 16 einen] ein

352

Christian Weise

115

2 bistu] bist du B. 4 schleichst] kreuchst B. 8 ein] einen B. 9 geht] gehet B. 13 II.] Anderer B. 14 XXIV.] Vierundzwantzigster B. 15 Köpken] Kopeke B. 21 nicht so köstlich] so köstlich nicht B.

116

1 dem] den B.

117

1 III.] Dritter B. 21.] Erster B. 6 hätt] hätte B. 14 Stohren] verstöhren B. 15 Meinen] Mein B. pfleg] pflege B. mehr] weniger B. 17 hab] habe B. 20 haben] hatten B.

118

4 Die Zeile fehlt in B. 5 Hinze] Heyno B. 6 mocht] mochte B. 2 5 hintern] hinter den B. 26 Vorthel] Vortheil B.

119

1 must] muste B. 5 Gottsfiirchtigen] Gottesfiirchtigen B. 8 Kuß] Kuße B. 13 tractiret] tractirt B. dazwischen] darzwischen B. 19 III.] Dritter B. 20 II.] Ander B. 22 meinem] meinen B.

120

4 ists] ist es B. einem] einen B. 10 SchwanFedern ausgestopft] SchwansFedern ausgestopfet B. 14 ihn] ihm B. 15 Ehmanns] EheMannes B. 2 0 ihm] ihn B. 22 ihn] ihm B. 2 4 Maulschelln] Maulschellen B.

121

1 gehn] gehen B. 4 einem] einen B. 9 gnung] B. 13 Stück] Stücke B. 15 Gläßgen] Gläßel B.

122

I U I . ] Dritter B. 2 III.] Dritter B. 11 itzo] ietzo B. 12 nach sic\i folgt in B: ietzo. 17 nach sie folgt in B: auch. 2 3 profitiren] reden B.

123

3 Gesicht] Gesichte B. 4 fein] feine B. 5 hab] habe B. 7 Trotz] Trotze B. 9 SprichWorten] Sprichworte B. 11 III.] Dritter B. 12 IV.] Vierdter B. 17 eh] ehe B. 18 künfftige] zuk ü n f t i g e B. 2 3 LandGute] Gutte B.

124

1 also] alle so B. 3 ohne] ohn B. 5 außladen] auslaßen B. bezahl] bezahle B. 6 Thaler] Reichsthaler B. 12 zuföderst] zuförderst B. 16 vergnügt] vergnüget B. 18 auch] fehlt B. nach der folgt in B: kleinen, und] als auch B. 19 gütige] gütigen B. 30 zurück] zurücke B. 31 den] dem B.

125

1 nach daß folgt in B: ich. 2 ich] fehlt B. 4 gehn] gehen B. 5 beygewohnet] beygewohnt B. 11 dazwischen] darzwischen B. 12 vorschwätzen] vorschwatzen B. 17 überdrüßig] überdrießig B. 19 ihn] ihm B. 2 0 gehn] gehen B. 2 1 Geschiehet] Geschieht B. einem] einen B. ichs] ich es B.

genung

353

Nachwort 126

4 dem] den B. 10 ersparen] versparen B. 14 1 ers] er es B. wirds] wird es B. wenns] wenn es B. 15 Gläßgen] Gläßchen B. 17 III.] Dritter B. 18 V.] Fünffter B. 2 2 denck] dencke B. sehn] sehen B.

127

2 ein] einen B.. 3 ein] einen B. in] im B. steht] stehet B. sich] fehlt B. 6 schlag] schlage B. 7 mirs] mir es B. 8 theuern] theu9 hab] habe B. 12 kans] kan es B. sags] ren B. ichs] ich es B. sage es B. 15 Maulschelln] Maulschellen B. steck] stecke B. 20 sehn obs] sehen ob es B. dem] den B.

128

1 Ja] J e B. körnt] komt B. 2 Kerln] Kerlen B. B. 9 reißet] reist B. 14 Dings] Dinges B. B. 2 0 sie mir] mir Sie B.

129

1 BräutgamsDiener] BräutigamsDiener B. 8 prave B. 19 Urthel] Urtheil B. 16 und] könte B. auch] fehlt B. ichs] ich es B. 2 2 hab] B, nach jedweder folgt in B: redliche. 2 5 laß]

130

1 dazu] darzu B. 2 schmeiß] schmeiße B. 4 dus] du es B. 5 ein] einen B. begehn] begehen B. 8 stirbest] stirbst B. 9 hab] habe B. 11 III.] Dritter B. 12 6.] Sechster B. 13 Catharina] Cathrine B. 14 Kerln] Kerlen B. es] das B. 15 beym] bey den B. 16 Frieden] Friede B. 17 Ursach dran] Ursache daran B. 18 dran] daran B. 19 Ursach dran] Ursache daran B.

131

2 den] dem B. 6 dauert] dauret B. 9 nach hatten folgt in B: sich 11 rechtschaffne] rechtschaffene B. 14 Stündgen sich] Stündchen B. 19 ist auch] ist B. 2 1 dagegen] dargegen B. 24 dem] den B.

132

6 gedräscht] gedreschet B. B. 2 5 werd] werde B.

133

7 hab] habe B. 9 manchmahls] nochmals B. B. 17 wolt] wolte B. 19 laß] laße B. B. 24 rechts] rechtes B.

134

1 hätt] hätte B. 3 werd] werde B. 6 dazu] darzu B. 7 eines] eins B. 13 dazu gewöhnen] darzu gewehnen B. 2 0 beßer] beßerer B. 2 1 küßet] küst B. 2 4 ihn] ihm B.

135

5 Mägdgen] Mägdchen B. B. 10 komm] komme B. der B.

6 Kerln] Kerlen 16 ihn] ihm

Kerl] Kerlen B. prav] nun B. 17 könt] habe B. 23 Je] Ey laße B.

18 nehm] nehme B.

24 hab] habe 13 hab] habe 22 hab] habe

6 dabey] darbey B. verwehnet] verwehnt 11 III.] Dritter B. 12 7.] Sieben-

354

Christian Weise

136

9 gestrigen] heutigen B. drüßlich] verdrießlich B.

11 getrofnen] getroffenen B.

137

1 wolt] wolte B. 4 gratulier] gratulire B. 7 dahinter] darhinter B. 8 Glücke] Gelücke B. 10 Rathes] Raths B. 11 bleib] bleibe B. 13 III.] Dritter B. 14 8.] Achter B. 16 gehöret] gehört B. 20 nach Verstand folgt in B: gar. 23 meinem] meinen B. seh] sehe B.

138

1 guten] gütigen B. 5 darinne] darinnen B. blinden] blöden B. 11 werd] werde B. 13 für] vor B. 15 ältste] älteste B. 27 hab] habe B.

139

1 gutes] guts B. läßestu] lästu B. 11 verlanget] verlangt B. 13 III.] Dritter B. 14 9.] Neundter B. 17 Gelücke] Glücke B.

140

7 dem] den B. 10 werd] werde B. 13 Wunsch] Wunsche B. 17 verdienet] verdient B. 18 einer so] so einer B. 20 dem] den B. 23 den] dem B.

141

1 ihn] ihm B. 2 ihn] ihm B. 2-mal. 5 werd] werde B. 6 17 eritzo] ietzo B. 12 allein] alleine B. 16 dem] den B. warten] gewarten B. 19 zurück] zurücke B.

142

1 III.] Dritter B. 2 10.] Zehnder B. 9 nach tagen folgt in B: auch. 19 Glück] Glücke B. 21 Bräutgam] Bräutigam B. spendiert] spendirte B.

143

3 dem] den B. 4 ja] je B. 10 trau] traue B. 12 dabey] darbey B. 13 Küchemeister] KüchenMeister B. 15 dazu] darzu B. 21 dem] den B. KuhSchelln vergülden] KuhSchellen vergulden B. 23 Courtisie] Courtesie B. 24 an einem Stück] in einen Stücke B. zugehn] zugehen B. 25 mirs] mir es B.

144

8 nicht allemahl] allemahl nicht B. 9 aufn Dorff wirds] auf den Dorffe wird es B. 11 gnung] gnug B. 13 gnung] genung B. 16 III.] Dritter B. 17 11.] Eilffter B. 18 Pagel] Paget B. 20 beßre] beßere B. den] der B.

145

6 Hause] fehlt B. lang] lange B.

146

2 dabey] darbey B. 6 derffen] dürffen B. 10 gehen] gehn B. 12 derffen] dürffen B. 15 dazu] darzu B. wär] wäre B. 16 Bauer] Bauren B. 19 bleyerne Voegelgen] bleuerne Vögelchen B. 20 III.] Dritter B. 21 12.] Zwölffter B.

9 ihnen] ihm B.

20 wirs] wir es B.

26 ver-

22

Nachwort

355

147

5 Bauern] Bauren B. 11 Kerl] Kerlen B. 12 denck] dencke B. 16 Bräutgam] Bräutigam B. 19 war] wäre B. ihr] fehlt B. 21 würd] würde B. 23 hab] habe B. Püncktgen] Püncktchen B. 24 den] dem B.

148

3 Aufn] Auf dem B. 4 wüst] wüste B. 6 gebauet] gebaut B. möchte] möcht B. 10 nach und folgt in B: ihr. 11 geschicktesten] geschicksten B. 14 seßen] fehlt B. fein] feine B. 15 Je] Ja B. wär] wäre B. 18 um] auf B.

149

5 nu] nun B. 6 auf dem] bey den B. 7 wären] seyn B. 8 schöne Stuben haben wollen] wollen schöne Stuben haben B. beschmieren] beschmeren B. 10 schön aussehn] schöne aussehen B. 13 nu] nun B. schickte es sich] schieckts sichs B. dazu] darzu B. 14 prav] prave B. 15 sonst wol] wohl sonst B. 17 Gemach] TeuffelGemach B. 18 drinne rumfliegen] fehlt B. 21 vom] von B. stehn] stehen B. 23 dran] darunder B. Fleckgen] Fleckel B. 25 giengs] ginge es B.

150

2 auf dem Vorwerck nicht einen] nicht auf den Vorwercke einen B. 6 Bauern] Bauren B. 7 wird sichs] wird es sich B. 14 Nu nu] N u n nun B. wollens schon] wollen es schone B. 15 schon das unsre] schone das unsrige B. dem] den B. 17 läutet] leitet B. 20 23 wollen] so wollen ehsten] ehestes B. übern] über den B. B. 24 vor gehn steht in B: die Bauren.

151

1 Püncktgen] Püncktchen B. 3 schämete] schämte B. wolt ichs] wolte ich es B. 5 III.] Dritter B. 6 13.] Dreizehender B. 8 vorgesehn] vorgesehen B. 14 glaube] gläube B. 16 im] in B. 24 nechsten] nähesten B.

152

5 Glück] Glücke B.

153

3 verstehn] verstehen B. 4 im] in B. 6 seine Liebe dadurch] dadurch seine Liebe B. 13 geb ich ihnen] gebe ich ihm B. 20 er] es B. der] die B. 21 versorgt] versorget B. 23 ändert werts engagieret] anderweit englasirt B. 25 itzt] gut B. 26 dabey brauchen] darbey gebrauchen B.

154

1 Unglück] Unglücke B. 4 Parthie] Parthey B. 8 schon] schone B. 9 Probstück] Probstücke B. 12 aller] alle B. 17 vom] von B.

155

1 III.] Dritter B. 2 14.] Vierzehender B. 18 einen] ein B. 19 Rath] Rathe B. 25 dem itzigen] den ietzigen B.

10 einem] einen B.

356

Christian Weise

156

1 lang] lange B.

12 in] im B.

157

1 III.] Dritter B. 2 15-] Fünffzehender B. 10 dem] den B. 12 diesem] diesen B. 14 diese] die B. 19 diesem] diesen B. 20 versteh] verstehe B. 21 Glück] Glücke B.

158

6 dem] den B. seh] sehe B.

159

2 darthun] dorthin B. 3 brauchen] gebrauchen B. 5 werde] werden B. 11 diesem] diesen B. 12 Freund] Freunde B. 25 itzo] ietzo B. 26 hart] hartes B.

160

2 Vortheil] Vorthel B. 10 geschehen] geschehn B. 12 meinem] meinen B, 13 geweinet] geweint B. 14 hab] habe B. 17 genießen] genüßen B. 18 Recht] rechte B. 21 Stück] Stücke B. 25 nach sollen, folgt in B: (geht ab.).

161

1 III.] Dritter B. 2 16.] Sechzehender B. 5 aufn] auf den B. 6 bestehen] bestehn B. 8 mirs] mir es B. 9 nach gemeiniglich folgt in B: unten. 10 dörffen] dürften B. 11 schierts] schiert B. Püncktgen] Püncktel B. 17 könnens] können es B. wieder] fehlt B. 19 Bauern] Bauren B. 20 gehn] gehen B. 23 Kerl] Kerle B.

162

3 GemeinÄltste] gemeine älteste B. Nein] drein B. 7 Bier] Biere B. 8 Nun nu] Nun nun B. 10 ihn] ihm B. 11 Bauern] Bauren B. 14 habt] hat B. euern] euren B. 16 auff] auf den 24 nach tugendsamer folgt in B: B. 21 kein] keinen B. Herr. 26 das] es B. unser] unsre B.

163

6 gern] gerne B. Kirch] Kirche B. ehe B. 16 gepfändet] fehlt B.

164

1 III.] Dritter B. 2 17.] Siebenzehender B. 6 wirds] wird es B. Bier versäumet] Biere versäumt B. 10 offt] offte B. 11 ein] einen B. 13 offt] ofte B. 14 versäumet] versäumt B. 16 dazu] darzu B. Bier] Biere B. 18 was] wen B. 21 Nu nu wir wollens] Nun nun wir wollen es B.

165

2 also] allo 5. hen] stehn B. gehen B. 12 sammtnen werd] heraus B.

10 versteh] verstehe B.

22 die] den B.

12 dabey] darbey B.

25

14 eh]

4 iemand] jemanden B. 6 dem] den B. 9 ste10 Stühl] Stühle B. 11 fein] feine B. zugehn] zumein] meine B. 14 denck] dencke B. 16 sambten werde B. 20 sich] fehlt B. 22 raus]

Nachwort 166

2 vom] von B. 2-mal.

5 Nu nu] Nu nun B.

357

13 eine] fehlt

B. 14 wölt] wolt B. 17 sonst immer] immer sonst B. schon] schone B. 19 nu] nun & 20 nach Wege Voigt folgt Leute. 22 dem] den B.

18 in B:

167

7 dazu] darzu B. 8 Herren] fehlt B. dazu] darzu B. 10 ihnen] ihm B. 13 sies] sie es B. 14 das doch] doch das B. 15 fein] feine B. 16 dächte] dachte B. war] wäre B. thät ichs] thäte ich es B. 17 sehen] sehn B. 24 könt] könte B. müst] müste B.

168

6 schon] schone B. 8 dem] den B. 10 aufn] auf den B. werdt] werdet B. 2 1 hättens ihnen] hätten es ihm gar B. 2 3 dazu versteh] darzu verstehe B. 26 seinem] seinen B. Neuerung] Neurung

B.

169

3 KindsKindern] KindesKindern B. 7 soll] wil B. 8 Nu] Nun B. 10 dazu] darzu B. 11 dem] euren B. 12 Bräutgam] Bräutigam B. 15 sehen] fehlt B. 16 müst] müste B. schon] schone B. 17 freyen] freuen B. hängen] hangen B. 18 Bauer] Bauren B. 20 könten] könte B. 2 2 SäuWentzel] SauWentzel B. 24 verbaueten] verbauten B. 26 übern] über den B. würde] wir B.

170

5 rauß] heraus B. 8 dem] den R. 9 Hembd] Hemde B. einen] ein B. 13 Hembd dazu] Hemde darzu B. 25 darheime] derheime B. 2 6 dem] den B.

171

8 eine] ein 3 wenns dabey] wenn es darbey B. 6 ihn] ihm B. B. 14 im Vorwerck] in den Vorwercke B. 15 darheime] derheime B. ohndem] ohne dem B. 17 Blüth] Blüte B. 2 1 grün] grüne B. 24 wirds] wils B. deßwegen] deßentwegen B.

172

1 Nachbar] Nachbern B. 3 ihn] ihm B. 4 zumuthet] zumuth B. heiß] heiße B. 9 werd] werde B. 15 ihn] ihm B. 16 ihn] ihm B. eh] ehe B. 18 Schelm] Schelmen B. 2 3 nach einander

folgt in B: her. 173

1 IV.] Vierdter B. 2 1.] Erster B. 4 Glück] Glücke B. 9 werd] werde B. 13 doch] und B. wirs beym] wir es bey den B. 16 wornach] darnach Ä 20 ihm] ihn B.

174

1 ungedultig] gnung geduldig B. 2 eine liebe] seine B. 3 solte] sol B. 5 aufgeführet] aufgeführt B. 6 kömmt] fehlt B. 7 Glück] Glücke B. 8 Glück werd] Glücke werde B. ein vornehmen] einen B. 12 schon] nun mehr B. 15 diesem] diesen B. 18 hätt] hätte B. 20 ihnen] ihm B.

358 175

Christian

Weise

1 nach Vater f o l g t in B: ich. 4 gnung] genung B. 5 dem] den B. 7 IV.] Vierdter B. 8 2.] Andrer B. 15 propre] proper B. 1 7 dem köstlichsten] den köstlichen B. Wein] Weine B. 19

nach Viel folgt in B: davon.

20 Wenn] Wo B. ist] fehlt B.

21 be-

stehn] bestehen B.

176

6 gehen] gehn Ä 15 mit so einen] so mit ein B. 17 menagiret] menagirt B. 19 Ursache] es B. 20 ein] einem B. 21 nach ist folgt in B: das. 22 nach werden folgt in B: Baptista. 23 mocht] möchte B. schon] schone B. 25 denck] dencke B. 2 6 Tzschaschen und] schatschen B.

177

1 IV.] Vierdter B. 2 3.] Dritter 4 Bräutgam] Bräutigam B. 7 Thür] Thüre B. 11 Bräutigam] Bräutgam B. 16 Bräutgam] Bräutigam B. 19 gieng] fiel B. 20 er] fehlt B. ihn] ihm B. 22 versehn] versehen B. geschiehet] geschieht B. 23 kans] kan es B. Straffe] Schaden B. 24 dazu] darzu B.

178

1 dazwischen] darzwischen B. 3 ichs] ich es B. 4 vom] von B. 6 dazu] darzu B. 13 gesetzt] gelegt B. 1 6 dazu gewöhnt] darzu gewehnt B. dem] den B. 1 7 fein] feine B. 18 hab] habe B. 2 0 drum] so B. 2 1 gehen] sehen B.

179

1 IV.] Vierdter B. 2 4.] Vierdter B. 4 wie ists] was ist es B. 13 nach ist, folgt in B: das 15 nach dich folgt in B: schon. 18 prav] prave B. 20 giebts prav] giebt es prave B.

180

1 Ach] fehlt B. müßiggegangen] müßiggangen B.

8 nach ist folgt in

B: das. itzt komm] Jetzo komme B. 9 Beruff] Beruffe B. wills] wil es B 10 Seiten] Seite B. 1 7 möcht] möchte B. 19 wol] fehlt B. 2 0 dem Herrn] den Herren B. 2 1 ein] einen B. 25 Herrn] Herren B.

181

3 seh] sehe B. hab] habe B. 4 nach thun folgt in B: so. 8 IV.] Vierdter 9 5.] Fünffter B. 14 hab] habe B. gnung] genung B. 23 nach als folgt in B: es.

182

3 Schelm] Schelmen B. 4 hab] habe B. 7 dem] den B. geschehen] geschehn B. 23 raußlauffen] herauslauffen B. halt] halte B. 25 sag] sage B.

183

2 soltest] solst B. 4 nu nu] nun nun B. dem Herrn] den Herren B. 11 ein] einem B. sichs] sich es B. 14 itzo] ietzo B.

184

1 IV.] Vierdter B. 2 6.] Sechster B. 4 schon] schone B. gewest] gewesen B 14 hab] habe B. geht nieber] wendet ihr mir herüber

22 18

Nachwort B. 10 Hund] Hunde B. B. 19 Sachen] Sache B. auch euch B. dazu] darzu B. 185

1 Müh] Mühe B.

359

14 dem] den B. 21 suche] sehe B. 23 kein] keinen B.

3 nach woltc folgt in B: bald.

15 gehn] gehen 22 euch auch] 5 Frühstück]

Frühstücke B. 11 mit den Leuten ab] geht ab mit den Leuten B. 12 hab] habe B. 14 Ich hab ihr] Hatte ich ihr B. 17

dem] den B. nach RumpelKasten folgt in B: setzen, und wil. durch] fehlt B. Steinweg] Stein Wege B. bey] darbey B.

19 dem] den B.

18 2 1 da-

186

1 IV.] Vierdter B. 2 7.] Siebender B. 3 Catharina] Cathrine B. 5 wolt] wolte B. 8 niemand] niemanden B. 9 nach suche folgt in B: Sie. 11 SpeißenGewölbe] SpeiseGewölbe B. 16 hätt] hätte .0. 18 bleyemer] bleuem B. 20 HoltzBocke] HoltzBock B. 21 ansehn] ansehen B. 23 ehe] eher B.

187

1 sehn] sehen B. 5 gehn] gehen B. 13 darin getheilt] drein getheilet B. 18 rauf] herauf B. 19 diesem hätt] diesen hätte B. 20 itzo] ietzo B. 23 sollen] wollen B. andere Gut zu fahren] andre LandGuth zu reisen B.

188

3 Frühstück] Frühstücke B. 7 dem] den B. 10 erstmahl] ersten mahle B. dem] den B. 13 zugehn] zugehen B. 15 vorkomme] zu vor bekomme B. 17 Wein-Suppen] WeinSuppe B. 20 nach macht folgt in B: ihr. 21 vors] vor das B. 23 einen] ein B. drein] herein B. 24 Graupgen] Graupchen B. 25 Gebradtens] gebradtnes B.

189

3 keinen] kein B. 7 BohnSchnitte] BohSchnitte B. 15 wolt] wolte B. Frühstück] Frühstücke B. 17 gefüllete] gefülte B. 19 KäseKäulgen] KäseKäulchen B. 26 geschwind] geschwinde B.

190

1 IV.] Vierdter B. 2 8.] Achter B. 5 KäseKäulgen] KäseKäulchen B. 6 vergehn] vergehen B. 7 Tractement] Tractament B. 8 nach ihr folgt in B: treflich. 11 werd] werde B. 12 dem] den B. 16 treflich] schrecklich B. 18 darbey B. 19 fein] feine B.

191

6 gehn] geht B. 7 IV.] Vierdter B. ehe] eher B. 16 reimen] reumen B. nem] ein B. Brod] Brodte B.

192

9 Unglück] Unglücke B. Ehemanne B. wird] soll B.

8 9.] Neundter B. 11 17 hab] habe B. 21 ei-

11 dabey] darbey B. 13 Ehmann] 17 einen] ein B. 21 hätt] hätte B.

360

Christian Weise

193

7 dazu] darzu B. 9 Unglück] Unglücke B. B. 15 dazu] darzu B.

10 solch] solche

194

5 sag] sage B. 7 habe] hatte B. 12 nach ist folgt in B: ja. gutes eßen] guts freßen B. 20 wir ihr] ihr wir B.

195

lnu]nunÄ 3 raus] heraus B. 6 offc] offte B. 9 dazu] darzu B. 12 ichs] ich es B. 14 dazusprechen] darzusprechen B. dem Herrn] den Herren B. 15 IV.] Vierdter B. 16 10.] Zehender B. 19 nischt] nichts B. 20 gutes] guts B. 23 nicht] nichts B.

196

1 unsrer] unserer B. 3 für unsre] vor unsrer B. 5 drum] darum B. 7 mocht] mochte 8 ein] einen B. raußnehmen] herausnehmen B. 9 übern] über den B. verzeih] verzeihe B. 12 mein Gut] meinem Gutte B. 15 seh] sehe B. 16 denck] dencke B. 18 euern] euren B. 22 andre] andere B. zurücke] zurück B. 25 iemand] jemanden B. 26 Leibs] Leibes B.

197

1 einem] einen B. 2 einem] einen B. 3 betheilen] betrüben B. 6 unterdeßen] überdeßen B. 10 dem Herrn selber noch] den Herren noch selber B. 14 IV.] Vierdter B. 15 11.] Eilffter B.

198

2 Stück] Stücke B. 14 könt] könte B. Ehmann] Ehemann B. 16 Bauern] Bauren B. 17 nach wir folgt in B: es.

199

1 steht] stehet B. 6 gewöhnet] gewehnet B. 7 Herrn] Herren B. 14 IV.] Vierdter B. 15 12.] Zwölfter B. 19 Parthie] Parthey B.

200

3 ich dem] ich den B. 6 habe] hätte B. 6 anderer] ander B. 7 auch] fehlt B. nach gewesen, folgt in B: auch 8 auch] fehlt 16 einem] einen B. 19 GroßeMutter] B. 10 ein] einen B. GroßMutter B. 20 wenn] das B. 23 dem] den B.

201

1 Ehmann] Eheman B. 2 Stück] Stücke B. dem Herrn] den Herren B. 3 merck] mercke B. 5 habe] hab B. 7 gekunt] gekont B. 9 haben] hätten B. 15 hätt] hätte B. wolt] wolte B. 20 hatte] hat B. wolt] wolte B. 23 meinem] meinen B.

202

4 IV.] Vierdter B. 5 13.] Dreyzehender B. 6 Catharina] Cathrine B. 13 hinters] hinter das B. 16 konte] kunte B. 23 währet] werth B.

203

3 beyn] beym B. 4 Gebraten] gebratnes B. 8 Jungefrau] Jungfrau B. 9 Gebratens] gebratnes B. hab] habe B. 12 Jungefrau] Jungfrau B. 12 hat] hatte B. 13 Plätze] ButterPlätze B. 15

16

Nachwort ein Thaler] einen Reichsthaler B. 20 werd] werde B. sterben muß B. 24 ButterPlätze] Plätze B.

361 23 stirbt]

204

2 hätt] hätte B. 6 ButterPlätze] Plätze B. 7 ihn] ihm B. 8 hatten] hätten B. 10 hab] habe B. 11 wäßerig, begehr] wäßericht, begehre B. 12 Gebraten, begehr] gebratnes, begehre B. 13 thu] thue B. 15 halt] halte B. 17 gantz und] so B. 19 Habt] Hatt B. 21 solche Dinge] solch Ding B. 22 kam] käme B. 25 den] dem B. an] am B.

205

1 sehn] sehen B. 4 vom] von B. 5 Hörstu] Hörstu du B. 7 sehn] sehen B. 8 nach mit folgt in B: der. 13 nach ihr folgt in B: noch nicht, nach sollen folgt in B: kommen und. 18 werd] werde B.

206

1 IV.] Vierdter B. 2 XIV.] Vierzehender B. 4 hab] habe B. 5 viel mit] sehr mitte B. 8 hab] habe B. Stück] Stücke B. 12 vor] für B. 14 kürzlich] kitzlich B. 19 ihn] ihm B. 20 Jungefrau] Jungfrau B. 21 ein] einen B. 22 rumreichen] herumreichen B. denen] den B. 23 mitte] mit B. 25 wolt] wolte B.

207

1 wo] daß. 4 war] wäre B. 8 solte] wolte B. 14 nach a n f o l g t in B: den. 15 hätt ichs] hätte ich es B. 16IV.] Vierdter B. 17 XV] Fünffzehender B. 18 Catharina] Cathrine B. 19 Zustand] Zustande B. 21 hab ein] habe einen B. schön] schöne B.

208

1 bestellt] bestellet B. 5 nicht] nichts B. 6 hab] habe B. 7 soll] so B. 10 eure MeelKasten] euer Mehlkasten B. gebackne] gebackene B. 11 dazu] darzu B. 18 gehn] gehen B. mach] mache B. 21 Hertz] Hertze B. 24 ist] sey B.

209

3 Hertz] Hertze B. 4 reiß] reiße B. mirs] mir es B. 5 krieg] kriege B. 9 IV.] Vierdter B. 10 16.] Sechzehender B. 20 euch] noch B.

210

1 sag] sage es B. 2 gehn] gehen B. 3 gehn] gehen B. 5 nach ihm folgt in B: wol. 6 cucrn] euren B. 8 werd] werde B. 14 Urthel] Urtheil B. 17 sehn] sehen B. 18 werd] werde B. 21 wirds] wird das B.

211

3 hab] habe B. 6 krieg] kriege B. 14 tractiret] tractirt B. 17 vom KalbFleisch] von KalbFleische B. Klößer] Klößel B. 20 schon] schone B. 23 seh] sehe B. dem] den B. 24 gelernet] gelernt B. 26 vom] von B.

362

Christian Weise

212

1IV.] Vierdter B. 2 17.] Siebenzehender B. 11 ieder] jedweder B. 16 gefödert] gefördert B. 21 Trinckgeld] TrinckGelde B.

213

1 meinem] meinen B. 4 studirt] studiret B. 6 discouriret] discurirt B. 7 gemacht hat] macht B. 14 dem] den B. 20 wolt] wolte B. 2 2 war] wäre B. 25 aufn] auf dem B. macht] machte B.

214

2 Herrn] Herren B. Bräutgam] Bräutigam B. B. 7 möcht] möchte B. 9 andrer] anderer B. B. 11 bliebs] blieb es B. 16 IV.] Vierdter B. zehender B.

215

2 könnet] könt B.

216

2 seh] sehe B. 7 ihm] ihn B. 15 dem] den B. B. 18 möcht] möchte B. 2 2 im] in B.

217

3 hab] habe B. 5 IV.] Vierdter B. der B. 12 merck] mercke B. den] dem B. B.

218

2 das] dem B. 4 genung] gnung B. 5 gemißbrauchet] mißbraucht B. 6 dabey] darbey B. 11 einen] ein B. 13 dem] den B. 18 Ursach] Ursache B. wünscht] wünschet B. 19 einem] einen B. 2 3 Orte] Ort B.

219

2 im] in B. 10 werd] werde B. ihn] ihm B. 13 IV.] Vierdter B. 14 20.] Zwantzigster B. 17 hab] habe B. lang] lange B. 18 gedorfft] gedurft: B. 19 schon] schone B. 2 3 schämeten] schämten B.

220

2 funckein] finckeln B. 7 dran] daran B. 14 gehn] gehen B. 15 ein] einen B. drauf] darauf B. 17 hab] habe B. 18 Kerln] Kerlen B. ihnen] ihn B. ein] einen B. 19 ein] einen B. KirchGang] Kirch Gange B. 2 5 rauß] heraus B.

221

1 geb] gebe B. einen] ein B. 3 haltet] halt B. B. 16 gemahnet] gemahnt B. 18 wenn] das B. B. Kann] Kanne B.

222

3 her] die Scene fält zu B.

223

1 V.] Fünffter B. dem] den B.

5 dem Herrn] den Herren B.

2 1.] Erster B.

6

4 wolt] wolte 10 solt] solte 17 18.] Acht-

15dazu]darzu

16 dem] den

19.] Neunzehen14 ansehn] ansehen

6 sehen] sehn 25 ehe] ehr

13 diesem] dem B.

14

Nachwort

363

224

2 bißweilen] fehlt B. B. 13 bittet] bitt B. darbey B. Dinge] Ding B.

4 wol] fehlt B. 11 gegeben] geben 14 geglaubt] geglaubt B. 16 dabey] 19 geschmieret] geschmiert B.

225

2 gemein] gemeine B. 7 aufnehmen] annehmen B. 10 werd] werde B. 14 V.] Fünffter B. 15 2.] Andrer B. 21 sehn] sehen B. 22 Hauß] fehlt B. dem] den B. 23 denselben] demselben B.

226

3 euern] euren B. schon] schone B.

227

3 gehn] gehen B. 4 gehn] Gust und Willem gehen B. werde B. 9 Unglück] Unglücke B.

228

15 Kopff] Kopffe B. 16 V.] Fünffter B. 17 4.] Vierdter B. 19 Nu] Nun B. wozu] worzu B. 21 wolt] wolte B. 22 dem] den B.

229

2 werd] werde B. 4 wol auch] auch wol B. 8 gehn] gehen B. 9 Nu wär] Nun wäre B. längsam, sieh] langsam, siehe B. hab] habe B. 5 nach versuchen folgt in B: und.

230

5 gestohlnen] gestohlenen B. angeht, und] angehet, doch B. 9 ihnen] ihm B. Fenstern nein] Fenster herein B. 11 itzt] ietzo B. 14 lang] lange B. 15 anders] andres B. auch] fehlt B. 18 erziehn] erziehen B. kriegt] kriegte B. 20 dazu] darzu B. 22 GroßeMutter] GroßMutter B.

231

1 V.] Fünffter B. B. 6 ihn] ihm B.

232

5 die Wiege] Sie B. 6 frag] frage B 7 nach Catharina. folgt in B: 15 GnadenThür] GnadenThüre B. 16 Je. 8 steh] stehe B. Wiegen] Wiege B. keine Erlösung] kein erlösen B. 20 dazu] darzu B.

233

2 gedienet] gedient B. 4 Junge] fehlt B. 10 eh] ehe B. 13 der Seiten] die Seite B. 14 V.] Fünffter B. 15 6.] Sechster B. 16 michs] mich es B. 20 euer] eure B.

234

11 unser] unsrer B. 15 werd] werde B. 19 hab] habe B. nu] nun B. 21 allein] alleine B. 23 nach betrifft folgt in B: gar.

235

1 dabey] darbey B. 18 Eh] Ehe B. 13 fürtragen] vortragen B. uns aus Barmhertzigkeit] aus Barmhertzigkeit uns B. 19 V.] Fünffter B. 20 7.] Siebender B. 22 sonst] sonsten B.

8 hätt] hätte B.

2 5.] Fünffter B. 15 frag] frage B.

11 werd] werde B.

14 8 werd]

3 Catharina] Cathrine 17 mach] mache B.

Christian Weise

364 236

3 sie sie]Sie B. 4 den] dem B. 7 soll] wil B. 11 wirs] wir es B. dazu] darzu B. 12 einem] einen B. 14 Kerln] Kerlen B. 15 den] dem B. möcht] möchte B. 16 unsrer] unsre B. 2 7 beschwören] beschweren B. von] vom B. 28 Pfennig] Pfennige B.

237

8 Werdens] werden es B. 9 holen] haben ihre B. 10 meinem] 13 und] fehlt B. 14 geholet] geholt meinen B. wirds] wird es B. B. 16 unsern] unser B. 17 Ungelücke] Unglücke B. 19 hätte] hätt B. Reichsthaler] Thaler B. so im ganzen Auftritt.

238

1 GemeinAeltster] gemeine Ältester B. 2 nach Kirch Vater folgt in B: der. 3 könt] könte B. 4 Kirch-Stühle] KirchenStühle B. 5 Sachen] Dingen B. 10 stehen] stehn B. 11 seh] sehe B. 16 Lorenz] sein B. 18 dabey] darbey B. 25 ein Stuhl] einen B.

239

1 N u ] N u n B. 7 wohlfeil] wohlfeile B. 9 andre] andere B. 12 Marckte] marckt B. 17 ein wenig] einig B. 18 GemeinAeltster] GemeineÄltester B. 2 0 dem] den B. 2 5 andrer] ander B.

240

1 N e Ne] Nein nein B. 2 so] die B. 10 Knechte] Knecht B. 12 schon] schone B. 14 bezahlet] bezahlt B. 19 durfiften] dürffen B. 2 5 Bürsten] Bürste B. 2 8 gehn ab] stehn auf B. mit] weg und gehn ab B.

241

1 V.] Fünffter B. 2 8.] Achter B. 3 hernach] endlich B. endlich] hernach B. 4 hätt] hätte B. 6 itzt] ietzo B. raus] heraus B. 7 vom] gar von B. 9 hab] habe B. 10 hätt] hätte B. dazu] darzu B. 11 geschehen] geschehn B. 16 hab] habe B. 2 2 längsamm] langsam B.

242

2 silberner] silbern B. 9 wolt] wolte B. 13 meinestu] meinstu B. 16 ergehn] ergehen B. 2 0 übern] über ein B. 2 3 Liebstenn] Liebste B.

243

6 gehn] gehen B. möcht] möchte B.

7 V.] Fünffter B. 8 9.] Neundter B. 2 1 meinem] meinen B.

12

244

4 werden] würden B. 5 auch] fehlt B. 10 hab] habe B. dem] den B. 2 2 hab] habe B. 2 3 gnung] genung B.

18

245

3 hätt] hätte B. heut] heute B. 4 wenns] wenn es B. 8 ihrem Betrübnüße] ihren Betrübnüs B. 9 unglücklichen] Unglückseligen B. 11 unserm] unsern B. 14 vergnügt] vergnüget B. 17 es] er B.

Nachwort

365

246

3 soll mirs] solls mir B. B. 13 10.] Zehnder B.

6 ihn] ihnen B. 15 eine] ein B.

247

lOwolt] wolteß. gehn] gehen B.

248

1 V.] Fünffter B. 2 11.] Eilfter B. 4 hätt] hätte B. 12 Ehmann] Ehemann B. 25 ihrem] ihren B. 26 denenselben] denselben B.

249

1 werd] werde B. 2 verdrüßlich] zu verdrießlich B. 6 offt] offte B. gutes] guts B. 9 den] dem B. sehn] sehen B. 15 dem] den B. 18 Bauern] Bauren B. nach und folgt in B: sollen.

250

3 gehört] gehöret B. 4 kömmt] kömmts B. 7 Bauer] Bauren B. 9 wenns] wen daß B. 11 zugehn] zugehen B. 12 mitfähret] mitfährt B. 14 gugckt] guckte B. 15 einander] ein bißel B. 17 gesehn] gesehen B. 18 Herrn] Herren B. eine] ihr B. 19 steht] stehet B. 21 hab] habe Ä 23 Manns] Mannes B. 24 euern] euren B.

251

1 Herrn hätt] Herren hätte B. 3 brauchen] gebrauchen B. 6 den] dem B. 7 laßet] last B. 8 im] in B. 13 nu] nun B. ein klein Städtel brauchen] einen kleinen Städlein gebrauchen B. 14 möcht] möchte B. 15 gedienet] gedient B. 16 Gewißenhaffter] gewißenhaffiger B. 17 ein offen] einen offenen B. 18anderwo] anderswo B.

252

2 fein] feine B. zugehn] zugehen B. 3 andrer] anderer B. 5 Tüchel] Tichel B. 6 verehret] verehrt B. am] an B. 10 herzu] einzu B. 12 ein] einen B. 13 soll] sollen B. 14 in] in den B. 15 wißet] wist B. 16 sehn] sehen B. 19 Herrn] Herren B. wolten] wollen B. 20 rauß] heraus B.

253

2 geschehn] geschehen B. 4 leicht] leichte B. B: und. 10 ein] einen B. 15 wolt] wolte B. B. 18 geschiehet] geschieht B.

254

1 V.] Fünffter B. 2 12.] Zwölffter B. 5 dazu] darzu B. hab] habe B. 19 vom Ehstande] von Ehestande B.

255

4 ihrem Verlöbnüße] ihren Verlöbnüß B. 6 an] in B. 9 Ungück] Unglücke B. 13 hab] habe B. 15 vom] von B. 18 ältste] älteste B. 19 werd] werde B. nicht] nichts B. 25 dem] den B. 26 bedauere] bedaure B.

11 Orte] Orten B. 24 dem] den B.

12 V.] Fünffter 18 im] in den B.

15 werd] werde B.

18

6 vor wo steht in 17 ichs] ich es 17

366

Christian Weise

256

1 ohne] ohn B. 4 offnen] offenen B. 10 V.] F ü n f t e r B. 11 13.] Dreyzehender B. 16 verstehn] verstehen B. 18 gnung] ge19 ihnen] ihm B. 20 nung B. HaußCreutz] HaußCreutze B. dem] den B. 25 dabey krieg] darbey, kriege B. 26 ältste] älteste B.

257

5 Verlöbnüß] Verlöbnüße B. 17 BauerMägdgen] BauerMädel B. 18 Tartarey] Tarterey B. 20 dem] den B. 23 Ehscheidung] Ehescheidung B. 24 Qvaliti] Qvalitset B.

258

9 dem] den B.

259

1 V.] F ü n f t e r B. 2 14.] Vierzehender B. B. 22 mir es] mirs B. 25 wolt] wolte B.

260

3 ihn] B. B. B.

261

1 V.] F ü n f t e r B. 2 15.] Fünffzehender B. B. 4 werd] werde B. 6 unserm] unsern B. 9 ihn] ihm B. 12 dem] den B. Freundseligkeit B. 16 sag] sage B. 20 dem] habe B. meinem] meinen B. 23 dran] daran B. B. 26 einem] einen B.

262

3 stehn] stehen B. 4 versorget] versorgt B. 5 diesem] diesen B. 6 unserm] unsern B. 7 von] vom B. 8 Weinen] Weine B. 11 nein] hinein B. hätt] hätte B. ihm] ihn B. 13 MuscatenWein] MuscatenWeine B. 14 nach ja folgt in B: wol 22 wolt] wolte B.

263

2 nach Gäste folgt in B: fein. 3 prav] fehlt B. 4 weiset] weist B. Ehstand] Ehestand B. 5 Frühling] Frühlinge B. Bauer] Bauern B. 11 bezahlt] bezahlet B. 13 ihn] ihm B. 21 großes] großer B.

264

4 Lebtage] Lebetage B. 7 Hebräischen] Ebraeischen B. 8 Bräutgam] Bräutigam B. 11 Secc] Sect B. 12 nicht auch Grichisch] auch nicht Griechischen Wein B. 14 V.] F ü n f t e r B. 15 16.] Sechzehender B. 20 nach und folgt in B: vor.

265

15 Flügel] Fliegel B. 18 unsrer] unserer B. gnüget B. 24 besten] beste B.

10 Pravade] bravade B. 21 ihrem] ihren

ihm B. 5 gäntzlich] gäntzliches B. 7 ohnedem] ohndem 8 Ehstand] Ehestande B. einem] einen B. 9 den] dem 10 dem] den B. 16 gehohlet] geholt B. 18 die] fehlt 22 unser] unserer B. 23 ihn] ihm B. 3 Köpken] Kopeke B. 8 im] am 13 Freundligkeit] den B. 21 hab] 25 wolt] wolte

19 vergnügt] ver-

Nachwort

367

266

3 solchem] solchen B. 9 beschehret] beschert B. 10 Erbtheil] Urtheil B. dabey] darbey B. 11 geht] gehet B. im] in B. 18 Werdens] werden es B. 20 hab ein] habe einen B. 21 gedenck] gedencke B. ihn] ihm B. 25 ihnen auch] ihn B.

267

2 dem] den B.

268

1 V.] Fünffter B. 2 17.] Siebenzehender B. 3 Catharina] Cachrine B. 13 betrügen] betriegen B. 14 eingebildt meinen] eingebildet, mein B. 23 dabey] darbey B.

269

1 versteh] verstehe B. unserm Städtgen] unsern Stättchen B. 2 Zeitungen] Zeitung B. 3 Ehstande] Ehestande B. 9 solch] solche B. 11 seh] sehe B. glauben] glauben B. 15 verstehn] verstehen B. 19 lang] lange B. 24 Ehscheidung] Ehescheidung B. 26 nach schon folgt in B: was.

270

5 ihn] ihm B. 6 V.] Fünffter B. 7 18.] Achtzehender B. nach Zeile 8 folgt in B: BAPTISTA. Wem soll ich hier antreffen. 9 ihn] ihm B 2-mal. 11 dem] den B. 14 verstehn] verstehen B. 12 aufgefiihret] aufgeführt B. 18 verdienet] verdient B. 20 seh] sehe B. 21 Unglück dabey] Unglücke darbey B. 22 ihn] ihm B. 23 danck] dancke B, Erkäntnüß gebracht] Erkäntnüße bracht B. 25 einen] ein B. 26 geweltzt] geweltzet B. 27 armes] liebes B.

271

7 ehmahls] ehemahls B.

272

1 V.] Fünffter B. 2 19.] Neunzehender B. 3 nach ander folgt in B: welche sich. 4 folgen] dieser B. nach Ordnung folgt in B: stellen. 6 Catharina] Cathrine B.

4 seyn] fehlt B.

7 ihnen] ihm B.

15 Glück] Glücke B.

Bei der Erstellung der Textfassung sind die Graphie und soweit wie möglich auch die Interpunktion der Hs A beibehalten worden. Eingriffe waren an folgenden Stellen erforderlich: 1. Die Abbreviaturen wurden stillschweigend aufgelöst, ohne dies im Einzelfall zu verzeichnen, da in der Handschrifi nur einige sehr gebräuchliche und stets wiederkehrende Abkürzungen vorhanden sind wie

368

Christian Weise

H. Jgfr. Mstr. rh. Thl. u. -k. -1.

= Herr = Jungfer = Meister = Reichsthaler = Thaler = und = -keit = -lieh, -e, -em, -en.

Die Abkürzung Hn. wurde in Fällen, wo ein Singular vorliegt, zu Herrn aufgelöst, dort, wo ein Plural stehen muß, zu Herren. In einem Fall stand in der Handschrifi die Abkürzung Mademois. für Mademoiselle. Sonst wurde dieses Wort immer ausgeschrieben, jedoch in zwei graphischen Varianten. In sechs Fällen liest man Mademoisel, in dreizehn Fällen Mademoisell. Das Kürzel wurde zu letzterer, häufiger auftretender Form aufgelöst. 2. Der Seitenwechsel der unpaginierten Handschrift wird im edierten Text durch einen senkrechten Strich angezeigt. 3. Unterschiedliche Namensschreibung in den Regieanweisungen wurde entsprechend der Schreibung im Personenverzeichnis vereinheitlicht und als Eingriff verzeichnet. Nur im Fall von Segherd, welcher im Personenverzeichnis der Handschrift mit -t geschrieben wird, sonst aber immer mit -d, wurde die Schreibung im Personenverzeichnis korrigiert und als Eingriff benannt. Im Sprechtext wurde die Graphie der Handschrift stets beibehalten, da es sich dort eventuell um Kose- oder Rufformen handeln könnte fCathrine statt Catharine,). 4. Das häufig fehlende Trema über a, o und u als Zeichen für einen Umlaut wurde in Analogie zu Formen mit Umlaut ergänzt, was zudem der Schreibung der Hs B entspricht. Eine Auflistung jedes Einzelfalls wäre zu umfangreich gewesen. Deshalb soll sich hier auf eine alphabetisch geordnete Nennung der Wörter beschränkt

Nachwort

369

werden, welche in der Hs A sowohl mit als auch ohne Umlaut vorzufinden sind und bei denen jeweils das fehlende Trema nach der Hs B ergänzt wurde: abschläglich, anständig, aufführen, bekümmern, Betrübnüß, böse, Bräutigam, brüderlich, Büchße, Bürste, darüber, drüber, dürffte, fällt, fängt, frölich, fühlen, führt, fürstlich, fürwahr, Füße, gefährlich, Glück, gnädig, gönnen, gütig, Hände, hätte, höflich, Holtzschläger, hört, hübsch, Hülffe, KlöppelKüßen, Köchin, können, kühn, künfftig, küßt, läst, läufft, Mädel, möchte, Mühwaltung, müste, Püncktgen, Schläge, Schlüßel, Stück, Stühle, Sünde, süß, Trödelfrau, über, übrig, Umstände, Väterlich, Verlöbnüß, vernünffitig, versäumen, wäre, weitläuffig, wünsche, würde, wüste. Einige Wörter mit fehlendem Umlautzeichen finden sich nur einmal im Text. Der Umlaut wurde an folgenden Stellen meist aufgrund der Formen in der Hs B ergänzt: 2 8 , 1 7 Geheimnüß] Geheimnuß AB. 31,22 Äpfel] Apfel A; Äpfel B. 3 5 , 1 Göttlicher] Gottlicher y4; Göttlicher B. 35,2 fürnehmen] furnehmen A; vornehmen B. 4 1 , 3 gebräuchlich] gebrauchlich A; gebreuchlich B. 4 4 , 1 4 drücken] drucken A-, drücken B. 4 4 , 1 6 Lübeck] Lübeck A; LübeckB. 4 7 , 2 behülfflich] behulfflichyl; behülfflichB. 51,4 jämmerlich] jammerlich A; jämmerlich B. 53,1 Gelübde] Gelübde A; Gelübde B. 6 0 , 9 gebührender] gebührender A; gebührender B. 83,24 jämmerlichen] jammerlichen A; jämmerlichen B. 148,13 aufräumen] aufraumen A; aufreumen B. 162,16 gefällig] gefallig/l; gefällig B. 166,20 fürsichtiger] fursichtiger A; fürsichtiger B. 171,17 Blüth] Bluth A; Blüte B. 2 0 7 , 1 2 höltzerne] holczeme/1; höltzerne B. 2 3 2 , 1 6 Erlösung] Erlösung A; erlösen B. 248,8 Türckischen] Turckischen A; Türckischen B. 2 7 1 , 1 8 Versöhnung] Versöhnung A\ Versöhnung B.

Beibehalten wurde die unterschiedliche Schreibweise mit und ohne Trema im Fall von kommt/kömmt, wobei die Formen ohne Umlautszeichen 70-mal, die Formen mit Umlaut 45-mal in der Hs A auftauchen. Das Nebeneinander beider Varianten läßt sich auch

370

Christian Weise

in der Hs B sowie in anderen Weise-Texten in vom Autor autorisierten Drucken vorfinden, was darauf hindeutet, daß das gleichzeitige Auftreten beider Varianten bei Weise durchaus üblich war und somit in eine moderne wissenschaftliche Edition übernommen werden sollte. Ebenso verhält es sich mit den Formen dachte und dächte. In der Hs A tritt die Schreibung mit Umlaut 28-mal auf, die ohne Umlaut 14-mal. In der Hs B besteht das gleiche Verhältnis zwischen beiden Formen. In allen Fällen leiten diese Verbformen indirekte Rede im Konjunktiv ein, es läßt sich also kein Bedeutungsunterschied zwischen ihnen erkennen. Da auch in diesem Fall beide Formen in beiden Handschriften als Variante bestehen, wurden sie als solche in die vorliegende Textfassung übernommen. Im Falle von schone/schöne wurde die Schreibweise der Hs A beibehalten, zumal es sich hier um zwei Wörter mit unterschiedlichen Bedeutungen handelt (schone = schon; schöne = schön). Lediglich in drei Fällen wurde das Wort schone aufgrund seiner Bedeutung im Text als schön nach dem Beispiel der Hs B mit einem Trema versehen. 5. Die Interpunktion hat bei der Texterstellung einige Probleme aufgeworfen. Die Charakteristika der ursprünglichen Zeichensetzung der Handschrift sollten bewahrt werden. Dies erforderte jedoch Eingriffe, da der Schreiber der Handschrift häufig inkonsequent verfahren ist und Interpunktionszeichen oft ganz ausgelassen hat. Die Interpungierung der Handschrift weist deutliche Unterschiede zur modernen Interpunktion auf. Punkte werden hier nicht als Abschluß eines Satzgefüges gesetzt, sondern, wenn überhaupt, dann meist als Abschluß eines Sprechertextes. Innerhalb dieses Textes erfolgt die Strukturierung im allgemeinen über Kommata; Punkte stehen hier äußerst selten. Aber auch die Setzung von Kommata ist problematisch. Doch läßt sich erkennen, daß eine Satzstrukturierung auch über zwei weitere Arten graphisch vorgenommen wird: Steht nämlich ein Nasal am Ende eines Wortes und müßte nach dem Wort ein Komma stehen, so hat der Schreiber den

Nachwort

371

letzten Abstrich des Buchstabens weit unter die Linie heruntergezogen und somit ein Komma angezeigt. In diesen Fällen wurden Kommata bei der Texterstellung gesetzt. Aber auch am Zeilenende kann in der Handschrifi A ein syntaktisches Gefuge ohne Satzzeichen schließen. In vorliegender Edition wurde versucht, die aufgrund des Zeilenendes nicht ausgeschriebenen Satzzeichen dort zu ergänzen, wo an analogen Stellen des Textes vom Schreiber Kommata gesetzt wurden. Es versteht sich von selbst, daß hier die Schreiberintention nicht mehr mit Gewißheit ermittelt werden konnte, zumal die Zeichensetzung auch innerhalb der Zeilen nicht immer konsequent erfolgt; dennoch sollte versucht werden, die ursprüngliche Interpunktion annähernd zu rekonstruieren. Um den Lesefluß aber nicht zu stören, wurden die für ein Zeilenende ergänzten Kommata nicht mit besonderen Zeichen wiedergegeben, sondern stillschweigend vermerkt. Folgende weitere Eingriffe bei der Interpunktion waren nötig, um eine flüssige Lektüre des Textes zu gewährleisten: Fehlende Punkte am Ende eines Sprechertextes sowie fehlende Punkte nach Zahlenangaben wurden stillschweigend ergänzt. Die Verwendung von Fragezeichen ist in Hs A inkonsequent und lückenhafi (in Hs B fehlen Fragezeichen ganz): In 284 Fällen wurde ein Fragezeichen gesetzt. 118 weitere direkte Fragesätze wurden entweder gar nicht oder durch einen Punkt abgeschlossen. Ein Prinzip, nach dem Fragezeichen gesetzt oder nicht gesetzt wurden, konnte nicht ermittelt werden. Um einen glatten Lesefluß zu gewährleisten, wurden in der Textedition die fehlenden Fragezeichen ergänzt. Sofern bei Regieanweisungen die Klammern fehlten, wurden diese stillschweigend ergänzt. 6. Einzelne weitere Eingriffe wurden an folgenden Stellen vorgenommen:

372

Christian Weise

3,7 Segherd] SeghertA 27,17 Hanso] Hansa A. 29,12 Catharina] Cathrine A. 33,11 Hanso] Hansa A. 12 fehlt A; Scene B. 37,3 Ziebeln] ziebeln A; zwiebeln B. 42,14 würde] würden A; würde B. 22 Maurer] Mauer A, Maurer B hatten] hatte A hatten B. 49,20 Segherd] Seghard A. 53,9 Catharina] Cathrine A. Köpken] Kopeke A. 55,10 Catharina] Cathrine A 60,3 Segherd] Seghard A. 61,19 ] fehlt A; ad Spect. B. 77,15 Köpken] Kopeke A. 80,9 Köpken] Kopeke A. 81,21 Köpken] KopekeA 91,13 Catharina] Catharine A. 97,14 Catharina] Cathrine A. 24 Je] ie A; je B. 99,13 Köpken] Kopeke B. 101,2 XIIX.] XII. A Achtzehender B. 22 schleyern] Schleyern A; schleuern B. 110,7 doch] do A; doch B. 111,3 Catharina] Cathrine A 123,13 Segherd] Seghard A 128,14 Je] ieA; je B. 130,13 Catharina] Cathrine A. 141,4 etwas] es was A; etwas B. 144,14 schöne] schonet; schöne B. 147,20 ] fehlt A', einer B. 149,16 ] fehlt A; gülden B. 155,3 Segherd] Seghard A. 159,18 Ausspruch] Auspruch. A. 24 Gestallt] gestallt A; Gestalt B. 164,24 schönen] schonen A; schönen B. 166,25 ] andern AB (nach dem Vorschlag von Ludwig Fulda in dessen Edition). 168,10Ärger] ärger A; Arger B. 171,16 ] Jungen /1; Jungfern B. 173,3 Segherd] Seghard A. 186,3 Catharina] Cathrine A. 202,6 Catharina] Cathrine A. 207,18 Catharina] Cathrine A. 214,18 Segherd] Seghard A. 217,7 Segherd] Seghart A. 223,23 Ja] ja A. 231,3 Catharina] Cathrine A. 248,3 Segherd] Seghard A. 261,3 Köpken] Kopecke A. 268,3 Catharina] Cathrine A. 271,10 Kindern] Kinde Textverlust am Rand A; Kindern B. 19 solchen] so Textverlust am Rand A\ solchen B. 272,3 Segherd] Seghard A. ander in folgen] ander in folgen Textverlust am RandA-, andern welche sich in dieser Ordnung stellen B.

Nachwort

373

II. Galathee (1673) Nach den Recherchen zur Uberlieferung dieses Sang-Spiels haben sich die folgenden Ausgaben als editorisch relevant ergeben: A (1673) Die betrübte | und [ getröstete | Galathee. | Sang=Spiel | abgedruckt in: Eine andere Gattung | Von den | Vberflussigen | Gedancken/ | In | Etlichen | Gesprächen | vorgestellet | Von | D. C. | Leipzig | MDCLXXIII. | , 12°, S. 179-234. Standort: Signatur: Struktur:

Staatsbibliothek zu Berlin Yi 6591 R. S. 179 Titel und Personen 180 Innhalt 181-188 Erste Handlung 189-202 Andre Handlung 202-223 Dritte Handlung 223-232 Vierdte Handlung 232-234 Fünfte Handlung

Dieses Exemplar liegt dem Abdruck zugrunde. Eingriffe der Herausgeber: 444 denselben] demselben generelle Auflösung der Nasalstriche; Einfügung der Zeilenzählung.

374

Christian Weise

B (1679) Die betrübte | und | getröstete | Galathee. | Sang=Spiel / | abgedruckt in: Eine andere Gattung | Von den | überflussigen | Gedancken | In | Etlichen | Gesprächen | Vorgestellet | Von | D. C. | Leipzig/ | In Verlegung Johann Fritzschen. | Im Jahr 1679. | 12°, S. 179-234. Standort: Signatur:

Universitätsbibliothek München 0001 \ 8 P. gerrn. 601 C (1682)

Die betrübte | und | getröstete | Galathee. | Sang=Spiel / | abgedruckt in: Eine andere Gattung | Von den | überflüssigen | Gedancken/ | In | Etlichen | Gesprächen | Vorgestellet | Nebenst einen Anhang | Von | D. C. | Leipzig/ | In Verlegung Joh. Fritzschens Sei. Erben | und Joh. Friedrich Gleditschen. | Im Jahr 1682. | 12°, S. 179-234. Standort: Signatur:

Herzog-August-Bibliothek, P 312 12° Heimst.

Wolfenbüttel

D (1692) Die betrübte | und | getröstete | Galathee. | Sang=Spiel /1 abgedruckt in: Ueberflüssige Gedancken | Andere Gattung | Vorstellend | Etliche Gespräche/ | nebst einem Anhang | Verlegts Johann Friedrich Gleditsch. | (Druckort: Leipzig) 1692.| 12°, S. 179-234.

375

Nachwort

Standort: Signatur:

Staatsbibliothek zu Berlin Yi 6586R E (1701)

Die | betrübte und getröstete | Galathee. | Sang=Spiel. |

abgedruckt in: Christian Weisens/ | überflüssige Gedancken | Der grünenden Jugend/ | ... Leipzig/ | bey Thomas Fritzsch/ | 1701 |

8°, S. 419-459 Standort: Signatur:

Staatsbibliothek zu Berlin Yi 6596* R.

Folgende Varianten ließen sich gegenüber BCDE feststellen: 276

10 schattigten] schattigtem E Nahmen] Nähme CDE

277

1 heran] hernach BCDE

A in den Auflagen

11 kommet] kommet BCDE

18

13 dem] den E

278

19 wie] die BCDE

22 wie] die BCDE

279

45 Den] Denn D

52 Freuden] Freunden D, freunden E

28 schleicht] schlecht CD

28 0

86 Bildnuß] bildnis E

28 1

92 gedoppelt] getoppelt BC nach 98 a u f ] auff auff C Seite] Seithen B, Seiten C, Seiten E 105 darhinden] dahinden BCDE

282

119 ihn] ihm C

283

126 an Bergen] am Berge D, am berge E 132 ihm] ihn CDE 134 geb] gebe D 138 Versicherung] Versichrung D, versichrung E

284

157 verstummet] verstummt D

286

188 Stärcker] Stacker C 195 seinen] seinem E Helfft CD, helfft E gnung] genung BCDE

165 eine] ein B 202 Helffte]

376

Christian

Weise

28 8

228 tapfer] dapffer BCD

291

274 kuppeln] koppeln E kommt CE

293

321 zu drucken] zutrücken C nach 324 etlichmahl] etliche mahl E leuft] lauft D, lauflft E

281 den] dem D

287 kómmt]

294

3 3 7 verspott] verspottet CDE

29 5

361 itz] itzt D Herren] Herczen D, hertzen E pigkeit E vergoßen] gergoßen C, gegossen DE BCD, urtheil E

29 6

3 7 5 geh] geht DE

297

3 8 2 ja] so E

29 8

395 Überdruß] Überdruß E

300

nach 431 ihn in einem] ihn einem D nach 435 dreht] drehe C dabey] darbey CE

30 1

446 beliebtes] geliebtes CDE E nach 449 gehn] gehen E

302

4 5 3 heist das] das heist E E 476 Die] Du C

303

4 8 0 etwan] etwa E

30 5

532 in] im C

30 6

541 denn] dann E 549 fehlt in DE 553 habet] habt CDE 554 Macht] Wacht CD zu] zur E 559 fehlt in CDE 561 dem] denn C

364 Üppigkeit] Üp365 Urthel] Urtheil

3 7 7 seinen] seinem CD

3 8 8 thuts] thus C

437

448 Kóstgen] Kastgen D, kästgen 450 gnung] genung CDE 4 6 2 weich] weit D

4 7 5 laßt] laß

534 Biß] Bist C

307

5 7 1 kurtzem] kurtzen D

308

nach 599 Mopsus] Mopsuh C E

5 8 0 unser] unsre DE

310

658 Um] Und E

311

681 Schußein] Schüssel D

312

nach 693 andern] ander C 698 federt] fordert BCDE höhnt] verhòhn C 709 erfodert] erfordert BCDE

608 Itz] Itzt D i

614 Sant] sanct

662 Diensten] Dienster C

705 ver-

Nachwort

377

313

714 gefallet] gefallet DE 717 Stetes belieben] Stets belieben C, Stetiges lieben E 719 Bildnuß] bildniß E 735 bekömmt] bekönnt D

315

765 samptlich] samplich C

3 16

776 Meinen] Meiner D 782 Billigt] Billiget BC Augenblick CD, augenblick E

3 17

7 9 1 betriegt] betrugt E

3 18

806 freundlich] fr&lich CD

32 0

851 sperrt] sperret D

787 Anblick]

824 Nachsicht] Nachricht C, nachricht E 852 Dieweil] Diewell D

32 1

8 7 7 kont] konte CDE

32 2

890 es] er C 893 haben] hab C 894 meinst] meins C 895 einem] einen E 896 Schwarte] Scharte C 897 mich] mir C 902 deinen] deinem C 910 mögt] möcht BCDE Urthel] Urtheil BCD, urtheil E

8 8 9 dem] den CD

323

915 Urthel] urtheil E 922 den] dem D 925 dem Herren] dem Herrn CD, den Herrn E 927 bleiben] bleibe D

32 5

9 6 6 acht] ach BC

326

992 solchem] solchen CDE 1001 einem] einen E 1003 fordre] fodre CDE 1006 Herren] Herrn E 1011 dorft] dürft D, dürfift E

327

1013 fehlet] fehl C

1019 Mit] Wit B, Wie CD

330

1 0 6 5 b i n es] bins B

1 0 7 4 Itz] Itzt E

331

1076 Itz] Itzt £

332

1077 verbliebe] verbleibe CE mehrt den] vermehrten C

333

1111 Weg] Wen C 1120 entweiche] entweich C 1125 Bestie] Bestige CD 1126 vor] vorn DE nach 1128 ] POL. Halt steh! AC. Ach Weh ! POL. Ich sage steh! AC. Ich klage Weh ! (POLIPHEMN S bricht ein Stück von den Felsen ab/ und wirfft solches mit aller Macht auf den ACIS zu/ daß er gantz damit bedeckt wird.) BCDE

9 8 8 doch] auch DE

1107 giebet] giebt C

1108 ver-

378

Christian

Weise

334

1134 Denn] Deun C

335

1139 eure] euer CDE 1142 laß] aß C, daß D sterbee C 1160 nur] nun CDE

336

1165 Glücke] Glück C heißen] heffen E

1145 sterben]

1166 denselben] demselben DE

1183

Inhalt des Sechzehnten

Bandes

Comoedie von der bösen Catharine

1

Die betrübte und getröstete Galathee. Sang-Spiel

273

Nachwort der Bearbeiter

339

I. Die böse Catharine

339

II. Die betrübte und getröstete Galathee

373

w DE

G

Walter de Gruyter Berlin • New York Ausgaben Deutscher Literatur des XV. bis XVIII. Jahrhunderts Herausgegeben von Hans-Gert Roloff

A D L

Alle Bände sind in Leinen gebunden 142 Philipp von Zesen, Sämtliche Werke • Band 1, Zweiter Teil Lyrik I. Hrsg. v. Ferdinand van Ingen. IV, 416 S. 193. 143 Philipp von Zesen, Sämtliche Werke • Band 3, Erster Teil: Lyrik und Schäferdichtung. Hrsg. v. Ferdinand van Ingen. IV, 423 S. 1993. 144 Wolfgang Caspar Printz, Ausgewählte Werke • Band 3: Realien. Hrsg. v. Helmut K. Krausse. VI, 357 S. 1993. 145 Philipp von Zesen, Sämtliche Werke • Band 4, Zweiter Teil: Adriatische Rosemund. Hrsg. v. Ferdinand van Ingen, bearb. v. Volker Meid. IV, 351 S. 1993. 146 Daniel Czepko, Sämtliche Werke • Band 6: Briefwechsel und Lebenszeugnisse. Hrsg. v. Hans-Gert Roloff und Marian Szyrocki f . VI, 474 S. 1995. 147 Johannes Geiler von Kaysersberg, Sämtliche Werke • Erster Teil: Die deutschen Schriften, Erste Abteilung: Die zu Geilers Lebzeiten erschienenen Schriften, Band 3. Hrsg. v. Gerhard Bauer. XXX, 975 S. 1995. 148 Johann Christoph Gottsched, Ausgewählte Werke • Band 5, Vierter Teil: Erste Gründe der gesammten Weltweisheit (Kommentar). Hrsg. v. P. M. Mitchell, bearb. v. Istvän Gombocz. VI, 283 S. 1995.

149

Christian Weise, Sämtliche Werke • Band 13: Lustspiele IV. Hrsg. v. Hans-Gert Roloff unter Mitarb. v. Susanne Kura. IV, 325 S. 1996.

150 Daniel Czepko, Sämtliche Werke • Band 2: Vermischte Gedichte, Erster Teil: Lateinische Gedichte. Hrsg. v. Hans-Gert Roloff und Marian Szyrocki +• IV, 821 S. 1996. 151

Georg Wickram, Sämtliche Werke • Band 10: Kleine Spiele. Hrsg. v. Hans-Gert Roloff. IV, 391 S. 1997.

152 Daniel Czepko, Sämtliche Werke • Band 2: Vermischte Gedichte, Zweiter Teil: Deutsche Gedichte. Hrsg. v. Hans-Gert Roloff und Marian Szyrocki f . IV, 611 S. 1997. 153 Philipp von Zesen, Sämtliche Werke • Band 14: Ethische Schriften. Hrsg. u. bearb. v. Ferdinand van Ingen. IV, 693 S. 1997. 154

Philipp von Zesen, Sämtliche Werke • Band 17, Erster Teil: Heidnische Gottheiten. Hrsg. u. bearb. v. Ferdinand van Ingen. IV, 697 S. 1998.

155 Philipp von Zesen, Sämtliche Werke • Band 17, Zweiter Teil: Heidnische Gottheiten. Hrsg. u. bearb. v. Ferdinand van Ingen. IV, 333 S. 1999. 156 Spieltexte der Wanderbühne • Band 5, Erster Teil: Italienische Spieltexte. Hrsg. v. Alfred Noe. IV, 620 S. 1999. 157 Spieltexte der Wanderbühne • Band 5, Zweiter Teil: Italienische Spieltexte. Hrsg. v. Alfred Noe. IV, S. 621-1295. 1999. 158 Philipp von Zesen, Sämtliche Werke • Band 16: Beschreibung der Stadt Amsterdam. Hrsg. u. bearb. v. Ferdinand van Ingen. IV, 629 S. 2000. 159 Christian Weise, Sämtliche Werke • Band 16: Schauspiele III. Hrsg. v. Hans-Gert Roloff. Bearb. v. Hans-Gert Roloff und Susanne Kura. IV, 379 S. 2002.