Schriften zur politischen Ökonomie und Statistik [Reprint 2021 ed.] 9783112573044, 9783112573037

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Schriften zur politischen Ökonomie und Statistik [Reprint 2021 ed.]
 9783112573044, 9783112573037

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WILLIAM PETTY Schriften zur politischen Ökonomie und Statistik

ÖKONOMIEHISTORISCHE TEXTE

HERAUSGEGEBEN VON

WILLY GÖRLICH IM AUFTRAG DES ZENTRALINSTITUTS FÜR WIRTSCHAFTSWISSENSCHAFTEN DER AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN DER DDR

WILLIAM

PETTY Schriften zur politischen Ökonomie und Statistik

Ubersetzt und mit einem Nachwort herausgegeben von WILLY GÖRLICH

AKADEMIE - VERLAG BERLIN 1986

Die Übersetzung beruht auf der englischen Ausgabe: The Economic Writings of Sir William Petty, ed. by C. H. Hull, Cambridge 1899 Umschlagbild: J . Smith, Bildnis William Petty Staatliche Kunstsammlungen Dresden

ISBN 3-05-000 029-5 ISSN 0233-0946 Erschienen im Akademie-Verlag, DDR-1086 Berlin, Leipziger Str. 3—4 © Akademie-Verlag Berlin 1986 Lizenznummer: 202 • 100/197/85 Printed in the German Democratic Republic Gesamtherstellung: VEB Druckerei „Gottfried Wilhelm Leibniz", 4450 Gräfenhainichen • 6341 Lektor: M. Stappenbeck Schutzumschlag- und Einbandgestaltung: Eckhard Steiner LSV 0306 Bestellnummer: 754 318 4 (2093/10) 002800

Inhaltsverzeichnis

Zur Edition

7

E i n e Abhandlung über Steuern und Abgaben (1662) . . . .

9

V e r b u m sapienti (1691)

109

Die politische Anatomie Irlands (1691)

125

Politische Arithmetik (1690)

215

Q u a n t u l u m c u n q u e concerning Money (1682)

287

E i n weiterer Essay in Politischer Arithmetik (1683) . . . E i n E s s a y in Politischer A r i t h m e t i k über den W e r t und die Z u n a h m e der Bevölkerung und Kolonien Über d a s Wachsen der S t a d t London u n d seine Maße, Perioden, Ursachen und Folgen

299

303

Beobachtungen a n h a n d der Dubliner Sterbelisten und der Zustand jener S t a d t (1681)

323

Weitere Beobachtungen a n h a n d der Dubliner Listen (1686)

337

Zwei Essays in Politischer A r i t h m e t i k über Bevölkerung, Wohnverhältnisse, Hospitäler usw. von London und Paris (1687)

343

E i n Essay in Politischer Arithmetik, der dem Beweise dient, d a ß London eine größere Bevölkerung u n d m e h r H ä u s e r h a t als die S t ä d t e Paris und R o u e n z u s a m m e n u n d auch in verschiedenen anderen Aspekten bedeutender ist

346

E i n Essay in Politischer Arithmetik, der dem Beweise dient, d a ß im L'hostel Dieu in Paris im J a h r über 3000 wegen schlechter Versorgung sterben

350

301

5

Beobachtungen an den Städten London und Rom (1686) .

353

Fünf Essays in Politischer Arithmetik (1687)

357

Der erste Essay

360

Der zweite Essay

363

Der dritte Essay

365

Der vierte Essay

369

Der fünfte Essay

372

Nachwort

377

Personenverzeichnis

427

Sachwortverzeichnis

430

Zur Edition Der Übersetzung liegt eine zweibändige Ausgabe der wichtigsten ökonomischen Schriften Pettys „The Economic Writings of Sir William Petty, together with the Observations upon the Bills of Mortality, more probably by Captain John Graunt", hrsg. von Charles Henry Hull, Cambridge 1899, zugrunde. Es ist die umfassendste und bisher auch unübertroffene Edition. Sie wurde 1955 in J a p a n und 1963 in den USA nachgedruckt und 1905 ins Französische sowie 1940 ins Russische übersetzt. Neben den in unsere deutsche Ausgabe übernommenen Schriften sind in der Hullschen Edition enthalten: „A Treatise of Irland" (Abhandlung über Irland) aus dem Jahre 1687, ein Extrakt aus „The Discourse Concerning the Use of Duplicate Proportions" (Abhandlung über den Gebrauch zweifacher Proportionen) aus dem Jahre 1674 sowie ein Dialog über Diamanten. Wie schon aus dem Titel hervorgeht, enthält die Ausgabe auch eine größere Arbeit von John Graunt „Beobachtungen anhand der Sterbelisten" aus dem Jahre 1662, die als Beginn der eigentlichen Bevölkerungsstatistik gilt. Wir haben uns im Interesse einer werknahen Übersetzung bemüht, die Eigenheiten von Pettys Sprache und Stil — er hat oftmals Sätze nicht beendet, manche Probleme nur in Stichpunkten behandelt - beizubehalten und eine allzu große Glättung und Angleichung an den heutigen Sprachgebrauch zu vermeiden. Historische Hintergründe und Tatsachen haben wir durch Anmerkungen zu erläutern gesucht, die zum Teil aus der Hullschen Edition übernommen wurden. Die von Petty häufig eingestreuten lateinischen Redewendungen wurden ebenfalls in Anmerkungen übersetzt. Der Verlag 7

EINE ABHANDLUNG ÜBER

STEUERN UND

ABGABEN

Inhalt Vorwort

12

Index

17

KAPITEL I :

Über die verschiedenen Arten öffentlicher Aus-

gaben

26

Über die Ursachen, die die verschiedenen öffentlichen Ausgaben erhöhen und erschweren

29

Wie die Ursachen der ungleichen Steuerbelastungen abgebaut werden können

40

K A P I T E L I V : Über die verschiedenen Methoden der Besteuerung, und als erstes über die Aussonderung eines Teils des Gesamtterritoriums für öffentliche Zwecke in der Art von Kronländereien und zweitens durch Steuerschätzung oder Bodensteuer K A P I T E L V : Vom Zins

46 56

KAPITEL I I :

KAPITEL I I I :

KAPITEL

V I : Über Zölle und Freihäfen

63

KAPITEL V I I :

Über Kopfsteuer

72

KAPITEL V I I I :

Über Lotterien

75

Über freiwillige Besteuerung

KAPITEL I X : KAPITEL X :

Über Strafen

KAPITEL X I :

Über Monopole und Ämter

Über Zehnten K A P I T E L X I I I : Über einige unbedeutendere Methoden der Geldsteuer K A P I T E L X I V : Über Erhöhung, Entwertung oder Senkung des Nennwertes des Geldes KAPITEL X I I :

KAPITEL X V :

Über Akzise

76 77

85 89

94 96 103

11

Vorwort Törichte junge Leute heiraten wohl nicht nur oder nicht vor allem, um Kinder zu zeugen. Und Kinder in die Welt zu setzen, die sich für einen bestimmten Beruf oder für ein besonderes Geschäft eignen sollen, kommt ihnen gewiß zuletzt in den Sinn. Ist aber ihr Nachwuchs da, so leiten sie ihn nach Kräften in Berufe oder betrauen ihn mit Aufgaben, die mit seinen Anlagen und Neigungen in Einklang stehen. Mit der vorliegenden Arbeit ist es mir ähnlich ergangen. Ich habe diese Blätter eigentlich nur beschrieben, um meinen Kopf von vielen drückenden Gedanken zu befreien, und die entwickelten Ideen mit den Interessen eines besonderen Volkes oder eines bestimmten Unternehmens zu verbinden, hatte ich zunächst nicht vor. Aber jetzt, da diese Ideen geboren sind und ihre Geburt gerade in die Zeit des Amtsantritts des Herzogs von Ormond1 als Vizekönig von Irland fällt, bin ich zu der Ansicht gekommen, daß sie für die Untersuchung der Verhältnisse dieses Landes ebenso geeignet sein könnten wie für die Analyse der Verhältnisse jedes beliebigen anderen Landes, wenngleich der damit verbundene Effekt vielleicht in jedem Falle recht bescheiden ausfällt. In Irland ist eine bedeutende Armee zu unterhalten. Sie muß imstande sein, die Iren in Zukunft von Rebellionen abzuhalten, denn sie schaden dadurch nur sich selbst bzw. den Engländern. Und diese große Armee muß bei einem armen Volke und in einem verwüsteten Lande zu hohen, schweren Abgaben führen. Es ist daher an der Zeit, Irland über die Natur der Steuern und Abgaben aufzuklären. 2. Die irischen Gemeinden müssen durch Vereinigung oder Teilung dringend reguliert werden,2 um aus ihnen geeignete 1

2

Parteigänger der Monarchie, nach der Restauration der Stuarts (1661) zum obersten Regenten Irlands ernannt. I m Jahre 1662 erließ das irische Parlament das Gesetz über

12

Gehege zum Pflanzen des Evangeliums zu machen. Deshalb kann auch das von mir über die überflüssigen Geistlichen Gesagte für Irland zutreffend sein, sobald das von uns erwartete neue kartographische Werk 3 die Voraussetzungen für die erwähnte Umgestaltung geliefert haben wird. 3. Der bedeutende Reichtum, über den Irland verfügt, wird dieses Land aber nur zugrunde richten, sofern nicht ein Weg für vorteilhafte Exporte gefunden wird. Das hängt von dem hier abgehandelten gehörigen Maß des Zolls und der Akzise ab. 4. Da Irland im ganzen gesehen unterbevölkert ist und die dortige Regierung ohne aufwendige Armeen niemals sicher sein kann, solange nicht der größte Teil der Einwohner aus Engländern besteht, was zu erreichen wäre, wenn man Engländer hinüberschaffte bzw. Iren abzöge, meine ich, daß es keine bessere Ermutigung für Engländer geben kann, nach Irland zu ziehen, als ihnen kundzutun, daß die Revenue des Königs in England mehr als ein Zehntel des Gesamtreichtums der Renten und der Erträge der Nation ausmacht, daß aber die Staatskosten in Irland in der Folgezeit nicht stärker spürbar sein werden als in England der Zehnte und daß mit der Zunahme der Revenue des Königs die Anlässe für seine Ausgaben entsprechend abnehmen werden, was ein doppelter Gewinn ist. 6. 4 Die Beschäftigung der Bettler mit der Ausbesserung der Landstraßen und dem Schiffbarmachen von Flüssen in England wird Wolle und Vieh Irlands um so besser verkaufbar machen. 7. Das volle Verständnis der Natur des Geldes, der Effekte der verschiedenen Münzspezies und ihrer ungewissen Werte, ebenso ihrer Werterhöhung oder Entwertung ist für Irland

3

4

die Zusammenlegung und Neueinteilung der Kirchengemeinden. E s ist nicht bekannt, ob P e t t y unmittelbar an der Ausarbeitung dieses Gesetzes beteiligt war, aber die Präambel dazu spiegelt die Ansichten Pettys zu dieser Frage genau wider (vgl. Hull, Bd. 1, S. 5). Wahrscheinlich eine Anspielung auf Karten von Irland, die unter der Leitung Pettys ausgearbeitet und m Kupfer graviert wurden und die Grenzen der Kirchengemeinden enthielten. U m sie fertigzustellen, wandte sich Petty an den König mit der Bitte um finanzielle Unterstützung, die er aber m nur unzureichendem Maße erhielt (vgl Hull, Bd. 1, S. 6). Ein Paragraph 5 fehlt bei Petty.

13

höchst wichtig. Die Tatsache, daß es an diesem Wissen mangelt, ist erst kürzlich sehr mißbraucht worden. 5 8. Da in Irland Ländereien lediglich sechs oder sieben Jahresrenten wert sind, dagegen über den Kanal hinweg i n England zwanzig, wäre es für das irische Volk nützlich, wenn es die Gründe f ü r diesen Unterschied zu einer Zeit erführe, wo es noch Mittel zur Abhilfe gibt. Wenn schließlich jemand diese oder jene Idee hat, die für Irland von Nutzen sein könnte, so möge er sie zum höchsten Gewinn jetzt der öffentlichen Prüfung unterbreiten, wo der Herzog von Ormond Vizekönig ist: 1. Seine Gnaden kennt das Land ausnehmend gut — aus Zeiten und in Angelegenheiten des Friedens und auch des Krieges — und er hat Verständnis sowohl für die Interessen einzelner Personen als auch für alle Parteien und Fraktionen, die in jenem Königreich miteinander in Streit liegen. Darüber hinaus begreift er die Lage Englands und auch verschiedener ausländischer Nationen in bezug auf Irland. 2. Seine Gnaden hat erst kürzlich die Sorge um englische Interessen in Irland und seine Weisheit beim Ausgleich der verschiedenen zuwiderlaufenden Interessen demonstriert, soweit das möglich ist. 3. Der Grundbesitz Seiner Gnaden ist der größte, den es in Irland jemals gab, und deshalb ist er aus der Gefahr heraus, die von jenen Proreges6 des Königs droht, über die Cambden7 zufolge Hibernia est Semper querula8: Denn es gibt für den, der schon das meiste Land hat, keinen Grund, sich noch mehr zu verschaffen. 5

Unter Cromwell, in der Epoche des Protektorates (1649—1660), wurde in großem Maßstab die Prägung von Münzen durch Privatpersonen praktiziert, was zum ständigen Mißbrauch führte. So wurden dort kurz vor der Ankunft Pettys in Irland einige Londoner für die Einfuhr gefälschter und gekippter Münzen aus England und abgegriffener aus Peru bestraft. I m Jahre 1660 wurde ein Erlaß herausgegeben, der den Wert (die Qualität) der Gold- und Silbermünzen genau festlegte. Und 1661 erschien ein Erlaß gegen tokens (Geldzeichen, Münzersatz - v g l . Hull, Bd. 1, S. 7). 6 Vizekönige. 7 William Cambden, englischer Altertums- und Geschichtsforscher (1551-1623). 8 Irland beklagt sich immer. 14

4. Einige Vizekönige, die in der Hauptsache nach Irland gegangen waren, um ihre Vermögen zu ordnen und zu vergrößern, haben sich wieder zurückgezogen, sobald ihr Werk vollbracht war, ohne hinterher das Geschrei und die Klagen der Leute abzuwarten. Aber Seine Gnaden hat Irland Unterpfand für sein gutes Regiment geliefert und schon von vornherein alle gegenteiligen Befürchtungen ausgeräumt. 5. Seine Gnaden wagt zu tun, was immer er für möglich hält, um auch einem einzelnen Untertanen gegenüber einer zusammenhaltenden Menge Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, weil er über den bösen Darstellungen der Neider und Unzufriedenen steht und durch seine bekannte Liberalität und Größe von dem Geschrei dieser Leute unberührt bleibt und weil seine gründlich erprobte Treue jede unterwürfige Ohrenbläserei bei Seiner Majestät sinnlos machen wird. 6. Dank der guten Aufnahme, die alle klugen Bestrebungen bei ihm finden, werden die Weisen dieses Morgenlandes England sich von seinem Stern nach Irland leiten lassen und ihm dort ihre erlesensten Ratschläge anbieten, weil er imstande ist, sie verständnisvoll auszuwählen und anzuwenden. Schließlich nimmt diese bedeutende Persönlichkeit die wichtige Regelung der Besitzverhältnisse zu einer Zeit in die Hand, wo Irland noch einem unbeschriebenen Blatt gleicht und sich hier ein Parlament versammelt hat, das diesem Vizekönig höchst zugetan und empfänglich ist für seinen Rat, unter einem König, der ebenso wißbegierig wie um Reformen besorgt ist, um bei günstiger Gelegenheit in positives Recht umzusetzen, was gesunde Vernunft und das Gesetz der Natur auch immer gebieten. Deshalb glaube ich, mit der Anwendung dieser Gedanken auf Irland die richtige Saite anzuschlagen und das Eisen zu schmieden, solange es warm ist, wenn ich sie jetzt veröffentliche, wo sie — wenn überhaupt — nützlich sind. Ich möchte nun noch die Welt davon in Kenntnis setzen, daß ich nicht meine, sie verbessern zu können, und daß ich es für das beste halte, wenn man sie zu jedermanns besonderer Beruhigung vadere sicut vult9 läßt, weil ich sehr gut weiß, daß res nolunt male administraría, und daß (ich sage, was ich will und kann) die Dinge ihren Lauf nehmen werden und die 9 10

Wandeln, wie sie wollen. Die Dinge wollen nicht schlecht verwaltet werden.

15

Natur sich nicht überlisten lassen wird. Deshalb wurde das von mir hier Aufgezeichnete nur zu meiner Erleichterung und Befreiung geschrieben, da mein Kopf angefüllt ist mit alltäglichem Gerede, das ich über die Förderung und Regelung von Handel und Gewerbe höre, und mit Murren über Steuern usw. Ob nun aber das, was ich gesagt habe, verdammt wird oder bekrittelt, kümmert mich nicht, weil ich darüber derselben Ansicht bin wie einige glückliche Menschen wegen der Verschwendung ihrer Kinder. Denn so, wie diese sogar Vergnügen daran finden, etwas zu erarbeiten, was danach, wie sie glauben, an die Wand gepißt werden wird, so finde ich genauso Vergnügen daran, etwas zu schreiben, was, wie ich glaube, keine Bedeutung hat. Da aber das Rennen nicht unbedingt die Leichtfüßigen machen, sondern Zeit und Zufall jedermann zu Hilfe kommen, überlasse ich die Beurteilung des Ganzen den Weisen, gegen deren Korrekturen ich niemals unduldsam sein werde.

Index Eine Aufzählung u n d Beschreibung der verschiedenen k o s t e n a r t e n ; S. 26.

Staats-

D i e U n t e r h a l t s m i t t e l des R e g e n t e n sollten p r u n k v o l l e r sein, als es in p r i v a t e n B e r u f e n möglich i s t ; S. 26. Die Ehre, d a ß m a n Vertrauen genießt, u n d das Vergnügen, g e f ü r c h t e t zu w e r d e n , ist f ü r einige A m t e r als a u s r e i c h e n d e E n t l o h n u n g a n z u s e h e n ; S. 26. D i e Seelsorge m ü ß t e s o g a r u n t e r w e l t l i c h e n eine S t a a t s a u s g a b e s e i n ; S. 27.

Gesichtspunkten

D e r Z w e c k v o n S c h u l e n u n d U n i v e r s i t ä t e n , soweit sie auf S t a a t s k o s t e n u n t e r h a l t e n w e r d e n ; S. 27. D i e g e w ö h n l i c h e n u n d a l l g e m e i n e n G r ü n d e , welche die L a s t d e r S t e u e r z a h l u n g v e r g r ö ß e r n u n d e r h ö h e n ; S. 29. Die G r ü n d e , die zu ä u ß e r e n A n g r i f f s k r i e g e n a n s t a c h e l n ; S. 29. D i e U r s a c h e n d e r V e r t e i d i g u n g s - u n d B ü r g e r k r i e g e ; S. 30. E i n G r u n d f ü r u n n ö t i g e kirchliche A u s g a b e n ist, d a ß die F e s t l e g u n g d e r G r ö ß e d e r K i r c h s p i e l e o h n e R ü c k s i c h t auf die Verä n d e r u n g e n e r f o l g t e , die in Religion, H a n d e l u n d G e w e r b e eing e t r e t e n s i n d ; S. 31. D a ß f ü r E n g l a n d u n d W a l e s 5 0 0 0 G e m e i n d e n a u s r e i c h e n d sind, so d a ß d a n n auf j e d e G e m e i n d e n u r 1000 G e m e i n d e m i t g l i e d e r e n t f a l l e n u n d n i e m a n d w e i t e r als zwei Meilen z u r K i r c h e zu g e h e n h a t ; S. 32. A n t i q u i e r t e Ä m t e r u n d zu h o h e G e b ü h r e n sind eine U r s a c h e u n n ö t i g e r K o s t e n f ü r R e g i e r u n g u n d J u s t i z v e r w a l t u n g ; S. 33. Register für Eigentumsübertragungen an Boden und Depositorien f ü r m o b i l e P f ä n d e r e b e n s o wie G e l d b a n k e n w e r d e n die K o s t e n f ü r P r o z e s s e u n d S c h r i f t v e r k e h r v e r m i n d e r n ; S. 35. W i e die A n z a h l derer, die z u r m e d i z i n i s c h e n F a k u l t ä t in B e z i e h u n g s t e h e n , r e g u l i e r t w e r d e n k a n n ; S. 35. 2

Petty, Schriften

17

Wie die Zahl der Studenten an den Universitäten, die beabsichtigen, die Wissenschaft zum Mittel der Gewinnung ihres Lebensunterhaltes zu machen, richtig bestimmt werden kann; S. 36. E i n Vorschlag zur Verwendung ausgewählter Gemeindekinder und Findlinge, um ein nützliches Werk voranzubringen, das bisher nur nachlässig verfolgt worden ist; S. 36. Die Zahl überflüssiger Groß- und Kleinhändler sollte eingeschränkt werden; S. 36. Die sorgfältige Betreuung und Erziehung ausgesetzter Kinder sowie das Verheimlichen ihrer Namen und Familien ist eine Sache von großer Bedeutung; S. 37. E i n Vorschlag verschiedener Beschäftigungen für Bettler und für die, die jetzt ohne Arbeit sind; S. 38. Vorhaben, die große Arbeitsmengen absorbieren, sind für die Gesellschaft von Vorteil, selbst wenn sie an sich überflüssig sind; S. 38. D a s Ausbessern von Landstraßen, der B a u von Brücken und Dämmen sowie das Schiffbarmachen von Flüssen in England würde die englischen Pferde zu einer exportierbaren Ware machen und helfen, die irischen Waren zu verkaufen; S. 39. Die Gründe der Unzufriedenheit mit der Steuerbelastung, nämlich: Erstens, daß der Herrscher zu viel eintreibt; S. 40. Zweitens, daß die Steuern ungleich aufgeteilt werden; S. 41. Drittens, daß die Steuergelder unnütz ausgegeben werden; S. 41. Viertens, oder an Günstlinge verteilt werden; S. 41. Fünftens, Unkenntnis der Zahl der Bevölkerung, ihres Handels und Gewerbes sowie ihres Reichtums; S. 42. Sechstens, Unklarheiten über das Recht, Steuern zu erheben; S. 42. Siebentens, die zu geringe Bevölkerungszahl; S. 43. Achtens, die Geldknappheit und die Konfusion bei Münzen ; S. 43. Neuntens, daß kaum ein Hundertstel des Reichtums dieser Nation aus gemünztem Edelmetall besteht; S. 43. Zehntens, die Nichtannahme irgendwelcher Ware in specie zur Bezahlung von Steuern; S. 43. Die Folgen einer zu schweren Steuer, falls zuviel Geld in der Nation vorhanden sein sollte (was vorkommen kann) oder falls zu wenig da ist, und das entweder in einem Staat, der schlecht oder in einem, der gut verwaltet wird; S. 44. Der erste Weg, Mittel für die Staatsausgaben bereitzustellen, ist 18

das Abtrennen oder Aussondern eines gewissen Teils des Territoriums als Kronland; S. 47. Der zweite Weg besteht in der Abschöpfung einer prozentual gleichen Summe von den R e n t e n aller B ö d e n ; S. 47. Die Nation ist glücklich, in der einer dieser beiden Wege ab antiquo, und zwar aufgrund einer von Anfang an bestehenden "Übereinkunft praktiziert wird, und nicht als eine plötzliche zufällige zusätzliche Belastung der Bevölkerung gefordert wird; S. 47. Die Eigner festgelegter R e n t e n tragen die Last einer Bodensteuer, während andere vermutlich dadurch gewinnen; S. 48. E i n e Bodensteuer auf freien Grundbesitz 1 1 löst sich in eine Verbrauchsabgabe auf; S. 48. Die Besteuerung von Häusern ist unbestimmter als die von Böden, da Häuser von doppelter Natur sind; sie sind nämlich entweder ein Erwerbsmittel oder eine Ausgabe; S. 49. Die hohe Besteuerung von Häusern ist kein Hindernis für Neubauten, die Behinderung von Neubauten ist auch kein Mittel zur Verhinderung der dichten Besiedlung einer S t a d t ; S. 49. D a s Verbot, auf neuem Baugrund zu bauen, führt nur dazu, den Grundriß einer Stadt fest zu halten; S. 49. Der Grund, aus dem die S t a d t London ihren Grundriß nach Westen verlegt; S. 50. D a ß es wahrscheinlich ist, daß sich der Palast des Königs von England mit der Zeit in der Nähe von Chelsey befinden wird; S. 50. D a ß die Stelle, an der London heute gelegen ist, immer die größte Wohnsiedlung bleiben wird, solange man diese Insel bewohnt; S. 51. Die Natur und die natürlichen Maße der Bodenrente, und zwar in Waren berechnet, die Produkte dieses Bodens sind; S. 51. D a s Gleichheitsverhältnis zwischen Nahrungsmitteln sowie anderen Bodenerträgen und Münzmetallen oder Münzen; S. 52. D a s Gleichheitsverhältnis zwischen Gold und Silber; S. 52. Gold und Silber sind nicht die natürlichen Maßstäbe des Wertes der XPT)]aa Depositorien gibt, wie für Metalle, 32 33

In Naturalien hier und jetzt. Gebrauchswerte.

44

Tuch, Leinen, Leder und andere Gebrauchswerte sowie Geldbanken, dort ist weniger Geld erforderlich, um Handel und Gewerbe zu betreiben. Denn wenn die größten Zahlungen alle mit Bodenstücken geleistet und die anderen — vielleicht herunter bis zu zehn Pfund oder zwanzig Pfund — mittels Kredit bei Leihhäusern oder Geldbanken realisiert werden, so folgt, daß man nur Geld braucht, um Summen zu bezahlen, die kleiner als jene ebenerwähnten sind — genauso wie weniger Farthings zum Wechseln erforderlich sind, wenn es eine Menge silberner Zwei-Pence Stücke gibt, als wenn das kleinste Silberstück Sechs-Pence ist. 19. Um dies alles anzuwenden, behaupte ich: Gäbe es in einer Nation zu viel Geld, wäre es sowohl für die Gesamtheit als auch für den König vorteilhaft und sogar für jeden einzelnen ohne Schaden, wenn der König dieses ganze überschüssige Geld in seiner Schatzkammer hätte, ebensowenig dann, wenn es allen gestattet wäre, ihre Steuern in irgendeiner Sache zu zahlen, die sie am meisten entbehren können. 20. Wenn andererseits die Höhe einer öffentlichen Einziehung weniger Geld als nötig übrig lassen sollte, um Handel und Gewerbe der Nation zu betreiben, so wäre die schädliche Folge hiervon, daß weniger Arbeit verrichtet wird. Das ist dasselbe, wie die Anzahl der Bevölkerung oder ihre Handwerkskunst und ihren Fleiß zu verringern. Denn 100 £, die hundert Hände als Löhne durchlaufen, bewirken die Produktion eines Warenwertes von 10000 £. Diese Hände wären untätig und nutzlos gewesen, hätte es nicht dieses beständige Motiv für ihre Beschäftigung gegeben. 21. Wenn die Steuern sogleich für unsere eigenen einheimischen Waren ausgegeben werden, scheinen sie mir dem gesamten Volkskörper wenig Schaden zuzufügen, sie bewirken nur einen Wechsel im Reichtum und Vermögen einzelner Menschen, und besonders, wenn sie von den Begüterten und Faulen auf die Geschickten und Fleißigen übertragen werden. Wenn z. B. ein Gentlemen seinen Boden auf einige Jahre oder Lebensalter zur Bearbeitung für 100 £ pro J a h r verpachtet hat und er mit 20 £ pro J a h r besteuert wird, um eine Flotte zu unterhalten, dann wird der Effekt hiervon sein, daß die 20 £ dieses Edelmannes jedes J a h r unter Seeleute, Schiffszimmerleute und andere Gewerbe verteilt werden, die mit Flottenangelegenheiten zu tun haben. Wenn aber dieser Edelmann sein Land in seinen eigenen Händen hätte, dann würde 45

er, mit einem Fünftel besteuert, seine Renten von den Unterpächtern in etwa im gleichen Verhältnis erhöhen oder aber sein Vieh, Korn und seine Wolle um ein Fünftel teurer verkaufen. Das gleiche würden auch alle anderen von ihm Unterabhängigen tun und dadurch in gewissem Maße zurückgewinnen, was er bezahlt hat. Wenn aber schließlich das gesamte durch Steuern eingezogene Geld ins Meer geworfen würde, dann würde der letztliche Effekt nur sein, daß jedermann ein Fünftel härter arbeiten oder seine Konsumtion um ein Fünftel kürzen müßte, nämlich das erstere, wenn der Außenhandel entwicklungsfähig ist, und das letztere, wenn nicht. 22. Dies wäre meines Erachtens das Ärgste an der Besteuerung in einem gut verwalteten Staat. Aber in anderen Staaten, wo es keine bestimmten Vorkehrungen gegen Bettelei und Dieberei gibt, d. h. keinen gesicherten Lebensunterhalt für Menschen ohne Arbeit, dort, gebe ich zu, bewirkt eine übermäßige Steuer übermäßigen und unüberwindlichen Mangel — sogar am Allernotwendigsten —, und das ganz plötzlich, so daß ungebildete einzelne Menschen nicht herausfinden können, wie sie sich ernähren sollen. Und das muß nach dem Gesetz der Natur Selbsthilfe hervorrufen, d. h. Raub, Betrug. Und das wiederum muß nach den jetzigen Gesetzen Hinrichtung, Verstümmelungen und Gefangenschaft zur Folge haben, die Unglück und Strafen sind sowohl für den Staat als auch für den, der sie zu erleiden hat.

KAPITEL

IV

Über die verschiedenen Methoden der Besteuerung, und als erstes über die Aussonderung eines Teils des Gesamtterritoriums für öffentliche Zwecke in der Art von Kronländereien und zweitens durch Steuerschätzung oder Bodensteuer Aber angenommen, die verschiedenen öffentlichen Ausgaben sind so gering wie möglich und die Leute recht zufrieden und bereit, ihre angemessenen Anteile an dem zu zahlen, was für ihre Regierung und Verteidigung ebenso wie für die Ehre ihres Fürsten und Landes notwendig ist. Nun sind im folgenden die 46

er, mit einem Fünftel besteuert, seine Renten von den Unterpächtern in etwa im gleichen Verhältnis erhöhen oder aber sein Vieh, Korn und seine Wolle um ein Fünftel teurer verkaufen. Das gleiche würden auch alle anderen von ihm Unterabhängigen tun und dadurch in gewissem Maße zurückgewinnen, was er bezahlt hat. Wenn aber schließlich das gesamte durch Steuern eingezogene Geld ins Meer geworfen würde, dann würde der letztliche Effekt nur sein, daß jedermann ein Fünftel härter arbeiten oder seine Konsumtion um ein Fünftel kürzen müßte, nämlich das erstere, wenn der Außenhandel entwicklungsfähig ist, und das letztere, wenn nicht. 22. Dies wäre meines Erachtens das Ärgste an der Besteuerung in einem gut verwalteten Staat. Aber in anderen Staaten, wo es keine bestimmten Vorkehrungen gegen Bettelei und Dieberei gibt, d. h. keinen gesicherten Lebensunterhalt für Menschen ohne Arbeit, dort, gebe ich zu, bewirkt eine übermäßige Steuer übermäßigen und unüberwindlichen Mangel — sogar am Allernotwendigsten —, und das ganz plötzlich, so daß ungebildete einzelne Menschen nicht herausfinden können, wie sie sich ernähren sollen. Und das muß nach dem Gesetz der Natur Selbsthilfe hervorrufen, d. h. Raub, Betrug. Und das wiederum muß nach den jetzigen Gesetzen Hinrichtung, Verstümmelungen und Gefangenschaft zur Folge haben, die Unglück und Strafen sind sowohl für den Staat als auch für den, der sie zu erleiden hat.

KAPITEL

IV

Über die verschiedenen Methoden der Besteuerung, und als erstes über die Aussonderung eines Teils des Gesamtterritoriums für öffentliche Zwecke in der Art von Kronländereien und zweitens durch Steuerschätzung oder Bodensteuer Aber angenommen, die verschiedenen öffentlichen Ausgaben sind so gering wie möglich und die Leute recht zufrieden und bereit, ihre angemessenen Anteile an dem zu zahlen, was für ihre Regierung und Verteidigung ebenso wie für die Ehre ihres Fürsten und Landes notwendig ist. Nun sind im folgenden die 46

verschiedenen Methoden vorzuschlagen, wie diese Anteile am leichtesten, schnellsten und unauffälligsten eingezogen werden könnten. Das werde ich tun, indem ich die Vor- und Nachteile der hauptsächlichsten Methoden darlege, Steuern zu erheben, die seit einigen Jahren in einigen europäischen Staaten üblich sind. Auf andere, die weniger oder seltener in Gebrauch sind, kann verwiesen werden. 2. Stellen wir uns ferner eine Anzahl in ein Gebiet hineinversetzte Leute vor, die durch Berechnungen zu dem Schluß gekommen wären, daß zwei Millionen Pfund pro Jahr für die öffentlichen Ausgaben notwendig seien, oder vielmehr, die berechnet hätten, weil sie klüger zu Werke gingen, daß ein Fünfundzwanzigstel des Ertrages ihrer gesamten Ländereien und ihrer Arbeit das Exzisum3i zu sein hätte, das für öffentliche Zwecke herauszuschneiden und zur Seite zu legen wäre. Dieses Maß ist vielleicht den englischen Verhältnissen hinlänglich angemessen, aber darüber später. 3. Die Frage ist nun, wie das eine oder andere erhoben werden soll. Der erste Weg, den wir vorschlagen, besteht darin, das nämliche Land selbst in natura als Steuer zu erheben, d. h. aus der Gesamtheit von 25 Millionen Acres, die es, wie man sagt, in England und Wales gibt, soviel Land in specie herauszuschneiden, daß die Rackrente35 zwei Millionen ergeben würde, nämlich etwa vier Millionen Acres, ungefähr ein Sechstel vom gesamten Land. Und diese vier Millionen Acres würde man zu Kronländereien machen, und zwar so wie die vier Grafschaften36, die in Irland nach den Konfiskationen reserviert werden sollten. Man könnte auch ein Sechstel der gesamten Grundrente abzweigen, was ungefähr dem Anteil entspricht, den die Spekulanten und Soldaten dem König in Irland als Quittrenten 37 zurückerstatten. Von beiden Wegen ist der letztere offensichtlich der bessere, da der König mehr Sicherheit und mehr Verpflichtete hat — vorausgesetzt, die Mühen und Kosten dieser allgemeinen Einziehung übersteigen nicht die sonstigen Vorteile beträchtlich. 4. Die Methode würde in einem neu entstandenen Staat 34

Ausschnitt, Abschnitt. Wucherischer Pachtzins zum vollen Jahreswert des Grundstücks. 36 Dublin, Kildare, Carlow und Cork (vgl. Hull, Bd. 1, S. 38). 37 Pachtzins, der den Pächter von anderen Leistungen befreit. 35

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vorteilhaft sein, in dem man sich darüber verständigt hat, wie es in Irland der Fall war, ehe die Menschen überhaupt irgendwelchen Bodenbesitz hatten. Wer auch immer in Irland Boden kauft, ist durch die Quittrenten nur so belastet, als hätte er entsprechend weniger Acres, oder so, wie es Menschen sind, die Land kaufen, von dem sie wissen, daß Zehnten zu zahlen sind. Und wahrlich ist jenes Land glücklich, in dem durch originalen Akkord38 eine solche Rente beiseite gelegt wird, weil dadurch die öffentliche Last ohne zufällige, plötzliche zusätzliche Auflagen getragen werden kann, worin die eigentliche ratio39 der Bürde aller Abgaben und Besteuerungen liegt. Denn in solchen Fällen ist es, wie gesagt, nicht nur die des zahlenden Grundbesitzers, sondern jedermanns, der auch nur ein Ei oder eine Zwiebel ißt, die auf seinem Boden entstanden, oder der die Hilfe irgendeines Handwerkers in Anspruch nimmt, welcher sich davon ernährt. 5. Wenn aber dasselbe für England vorgeschlagen würde, d. h., wenn ein aliquoter Teil der Rente jedes Gutsbesitzers herausgeschnitten oder gekürzt würde, dann müßten hauptsächlich jene die Last einer solchen Steuer tragen, deren Renten festgesetzt und für eine lange Zeit im voraus bestimmt wurden, und andere haben einen Vorteil davon. Nehmen wir an, A und B hätten jeder eine Bodenparzelle gleicher Güte und von gleichem Wert. Ebenso setzen wir voraus, daß A seine Parzelle auf einundzwanzig Jahre zu 20 £ pro Jahr verpachtet hätte, B dagegen frei sei. Nun wird aber eine Steuer in Höhe eines Fünftels der Rente eingeführt. Dann wird B nicht unter 25 £ verpachten, so daß sein Restbetrag 20 sein würde, wogegen A sich mit 16 Netto zufrieden geben müßte. Nichtsdestoweniger werden die Pächter von A den Ertrag ihrer Pachtung zum selben Preis verkaufen wie die Pächter von B. Das Ergebnis von alldem ist erstens, daß des Königs fünfter Teil des Pachtertrages von B größer als vorher sein wird, zweitens, daß der Pächter von B mehr als vor der Steuer gewinnen wird, drittens, daß der Pächter von A ebensoviel wie der König und der Pächter von B zusammengenommen gewinnen wird. Viertens wird die Steuer letzten Endes auf dem Gutsbesitzer A und den Verbrauchern liegen. Daraus folgt, daß sich eine Bodensteuer in eine irreguläre Akzise auf die 38 39

Ursprüngliche Übereinkunft. Ursache.

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Konsumtion auflöst, daß jene sie am meisten tragen, die sich am wenigsten beklagen. Und schließlich, daß einige Grundherren gewinnen und nur solche verlieren wurden, deren Renten vorher festgesetzt worden sind, und das zweifach, nämlich einmal, weil ihre Revenuen nicht wachsen, und zum anderen, weil sich die Preise der von ihnen verbrauchten Lebensmittel erhöhen. 6. Eine andere Methode ist, ein Exzisum von einer Hausrente zu erheben, was noch viel unbestimmter ist als von der Bodenrente. Ein Haus ist doppelter Natur, einmal nämlich ist es eine Methode und ein Mittel des Verbrauchs, zum anderen ist es ein Instrument und Werkzeug zum Gewinnen. Denn ein Laden in London mit kleiner Kapazität und geringeren Baukosten als ein schöner Wohnraum im selben Haus wird nichtsdestoweniger von größerem Wert sein, ebenso wird es ein Gewölbe, ein Keller mehr als eine hübsche Stube sein, weil diese eine Ausgabe ist, das andere Profit bringt. Nun zählt aber die Methode der Bodensteuer Wohnungen zur letzteren Art, die Akzise sie aber zur ersten. 7. Wir könnten hier hinzufügen, daß Wohnungen zur Verhinderung von Neubauten 40 manchmal unproportional besteuert werden, besonders auf neuen Gründen, um dadurch das Wachsen einer Stadt zu verhindern, wie z. B. in London, da solche übermäßig großen und zu sehr gewachsenen Städte eine Gefahr für die Monarchie darstellen, obwohl diese Städte zuverlässiger sind, wenn die Oberhoheit wie in Venedig bei den Bürgern solcher Städte selbst liegt. 8. Aber wir behaupten, daß solche Behinderung von Neubauten für diesen Zweck keinerlei Bedeutung hat, weil die Bauten nicht zunehmen, wenn nicht bereits die Bevölkerung gewachsen ist. Vielmehr ist Abhilfe für die erwähnten Gefahren in den Ursachen für das Anwachsen der Bevölkerung zu suchen. Wenn das Wachsen beschnitten werden kann, wird sich das andere Ergebnis von selbst einstellen. Aber was bewirkt dann das Verbot, auf bisher unbebauten Grundstücken zu bauen? Ich antworte: Die Stadt bleibt in ihrem alten Territorium. Wird ein Anreiz für Neubauten gegeben, wie es für fast alle großen Städte zutrifft, verlagert sich 40

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I m J a h r e 1665 wurde ein Gesetz erlassen, das das rasche Wachsen des Häuserbaus m London und seinen Vororten nicht zuließ (vgl. Hull, Bd. 1, S. 40). Petty, Schriften

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die Stadt, obwohl zunächst kaum bzw. erst im Verlauf vieler Jahre wahrnehmbar. 9. Der Grund liegt darin, daß die Menschen nicht gewillt sind, neue Häuser mit der Auflage zu bauen, dafür ihre alten abzureißen, wo doch beide, sowohl das alte Haus selbst als auch der Grund, worauf es steht, für ein neues Haus einen viel teureren Bauplatz abgeben, der dennoch weit weniger frei und bequem ist. Deshalb bauen die Menschen auf neuen freien Bauplätzen und flicken alte Häuser zurecht, bis sie im Grunde genommen unreparierbar werden. In dieser Zeit werden sie entweder zu Behausungen des Pöbels oder mit der Zeit wüst und wieder zu Gärten. Dafür gibt es viele Beispiele sogar in der Umgebung von London. Wenn nun die großen Städte von Natur aus dazu neigen, ihren Platz zu verlegen, frage ich: in welche Richtung? Ich meine im Falle Londons, daß es in Richtung Westen geschehen wird, weil die Winde beinahe drei Viertel des Jahres aus dem Westen wehen und die Wohnungen an der westlichen Seite freier von Rauch, Dampf und Gestank des ganzen östlichen Häusermeers sind. Das hat große Bedeutung, wenn Steinkohle 41 verbrannt wird. Wenn nun hieraus folgt, daß die Paläste der vornehmsten Leute sich westwärts bewegen werden, so wird ebenso natürlich folgen, daß die Wohnungen der von ihnen Abhängigen nachkriechen werden. Das sehen wir in London, wo die alten Häuser der Edelleute nunmehr zu Hallen für Gesellschaften geworden sind oder sich in Mietswohnungen verwandelt haben, und wo alle Paläste westwärts gewandert sind. Insofern zweifle ich nicht daran, daß in fünfhundert Jahren der Königspalast sich in der Nähe von Chelsey befinden wird und das alte Gebäude von Whitehall Zwecken angepaßt sein wird, die seiner Beschaffenheit besser entsprechen. Denn 41

John Evelyn schlug vor, daß alle Betriebe, die Steinkohle verbrauchen, durch einen Parlamentsbeschluß bis zu einem Punkt fünf oder sechs Meilen unterhalb Londons verlegt werden sollen, „weil sie auf einer beliebig kürzeren Entfernung nicht nur den königlichen Sitz auf üble Weise vergiften würden, sondern auch während unserer neun Monate währenden Etesiane (denn so können wir gerechterweise unsere lästigen Westwinde bezeichnen) einen der herrlichsten und großartigsten Prospekte, die unsere Welt aufzuweisen hat, aufs äußerste verdunkeln und zuschanden machen" (Y. Evelyn, Fumifugium, Oxford 1661, S. 36, Reprint Oxford 1936).

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einen neuen königlichen Palast auf demselben Grund und Boden zu erbauen, wird eine zu große Beeinträchtigung für die Gärten und anderen Prachtentfaltungen bedeuten und darüber hinaus während der Bauzeit unbequem sein. Vielmehr erscheint es mir eher so zu sein, daß der nächste Palast in einer solchen Entfernung vom gesamten heutigen Häuserverband gebaut werden wird, wie der alte Palast von Westminster von der Stadt London entfernt lag, als die Bogenschützen begannen, ihre Bogen knapp außerhalb Lugate zu spannen, und als der ganze Raum zwischen der Themse, der Fleet-Street und Holborn so war, wie Finsbury-Fields heute. 10. Ich gebe zu, daß diese Abschweifung nicht zur Steuerfrage gehört und auch für sich genommen beinahe nutzlos ist. Denn warum sollten wir uns um das Sorge machen, was in fünfhundert Jahren sein wird, wo wir nicht wissen, was der nächste Tag mit sich bringt und es keineswegs unwahrscheinlich ist, daß wir schon vor dieser Zeit allesamt von hier nach Amerika versetzt sein können, weil diese Länder hier von den Türken überrannt und wüst gemacht wurden, wie es die Stätten der berühmten östlichen Reiche heutzutage sind. 11. Allein, ich halte es für gewiß, solange es in England überhaupt Bevölkerung gibt, daß ihre größte Wohnsiedlung ungefähr an der Stelle sein wird, wo London heute liegt, da die Themse der geeignetste Fluß dieser Insel ist und der Platz, an dem London liegt, der geeignetste Abschnitt der Themse. So sehr vergrößern die Möglichkeiten zur Erleichterung des Transports eine Stadt. Das möge uns daran erinnern, unsere unbeschäftigten Hände mit der Ausbesserung von Landstraßen, dem Errichten von Brücken, Dämmen und dem Schiffbarmachen von Flüssen zu beschäftigen. Diese Überlegungen führen mich wieder zurück auf meinen Weg der Steuern, von dem ich abwich. 12. Aber ehe wir zuviel über Renten zum Zwecke ihrer Besteuerung sprechen, müssen wir ihre geheimnisvolle Natur zu erklären trachten, sowohl in bezug auf das Geld, dessen Rente wir Zins nennen, als auch in bezug auf Boden und Häuser, wie oben erwähnt. 13. Nehmen wir an, ein Mann bebaute mit eigener Hand eine bestimmte Fläche Landes mit Korn, das heißt, er gräbt oder pflügt es um, eggt, rodet, erntet, fährt das Korn ein, drischt es, 4*

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worfelt es, wie es der Ackerbau dieses Landes erfordert, und er hat überdies Saatgut, ,um es zu besäen. Ich behaupte: Wenn dieser Mann von seiner Ernte sein Saatgut abgezogen hat sowie alles das, was er selbst verzehrt und im Austausch für Kleidung und für sonstige natürliche Bedürfnisse an andere gegeben hat, daß dann das, was an Korn übrigbleibt, die natürliche und wahre Grundrente für dieses J a h r ist, und der Durchschnitt von sieben Jahren oder vielmehr die Zahl von Jahren, in denen Mißernten und gute Ernten wechseln, ergibt die gewöhnliche Grundrente in Korn. 14. Aber eine weitere, wenn auch Nebenfrage ist die: Wieviel englisches Geld ist dies Korn oder diese Rente wert ? Ich erwidere: soviel wie das Geld, das ein anderer einzelner Mann in der gleichen Zeit über seine Ausgaben hinaus ersparen kann, wenn er sieh ganz darauf wirft, Korn zu produzieren. Nehmen wir also an, ein anderer Mann reise in ein Land, wo es Silber gibt, er grabe dort nach Silber, reinige es, bringe es an denselben Ort, wo der erste Mann sein Korn anbaut, präge dort Münzen usw. Wenn dieser Mann während der ganzen Zeit, in der er das Silber produzierte, sich gleichzeitig auch die zu seinem Unterhalt notwendige Nahrung und Kleidung erwarb, muß — sage ich — das Silber des einen an Wert dem Korn des anderen gleich geschätzt werden. Das eine beläuft sich etwa auf zwanzig Unzen und das andere auf zwanzig Bushel. Daraus folgt, daß der Preis eines Busheis von diesem Korn eine Unze Silber ist. 15. Und insofern möglicherweise mit der Produktion des Silbers mehr Kunst und Risiko verbunden wäre als mit der des Korns, so gliche sich das doch schließlich aus. Man lasse hundert Mann zehn Jahre lang arbeiten, um Korn zu ernten, und dieselbe Zahl Leute die gleiche Zeit, um Silber zu gewinnen, und ich sage, daß der Reinertrag an Silber der Preis des gesamten Reinertrages an Korn sein wird und gleiche Teile des einen den Preis gleicher Teile des anderen bilden werden, wenn auch nicht alle, die Silber produzieren, die Kunst des Feinbrennens und des Münzens lernten oder die Gefahren und Krankheiten bei der Arbeit in den Bergwerken überständen. Und das ist auch die Methode, das wahre Verhältnis zwischen den Werten von Gold und Silber zu bestimmen. Es wird sehr häufig durch einen im Volke verbreiteten Irrtum manchmal höher, manchmal niedriger, ganz vetschieden in der Welt, festgesetzt. Dieser Irrtum ist nebenbei gesagt der Grund dafür, 52

daß wir ehemals zu sehr mit Gold vollgestopft waren und es uns nun daran mangelt. 42 16. Dies, behaupte ich, muß die Grundlage der Ausgleichung und der Abwägung der Werte sein. Jedoch gestehe ich, im Überbau und der praktischen Anwendung dessen gibt es Mannigfaltiges und Verwickeltes. Darüber später. 17. Die Welt mißt Dinge mit Hilfe von Gold und Silber, aber hauptsächlich mit Hilfe von Silber, denn es kann nicht zwei Maße geben und folglich muß das bessere von vielen das einzige von allen sein, d. h. Feinsilber bestimmten Gewichts. Wenn es nun schwierig ist, Gewicht und Feinheit des Silbers zu messen, wie ich aus den verschiedensten Berichten der fähigsten Prüfer erfahren habe, daß es so ist, und wenn Silber, das garantiert die gleiche Feinheit und das gleiche Gewicht hat, dennoch in seinem Preis steigt und fällt und an einem Ort mehr wert ist als an einem anderen, nicht nur deshalb, weil er weiter von den Bergwerken entfernt ist, sondern auch anderer Zufälle wegen, und heute mehr wert sein kann als vor einem Monat oder vor einem anderen kurzen Zeitraum, und wenn es in verschiedenen Zeiten wegen einer Vermehrung oder Verminderung in seinem Verhältnis zu den einzelnen Dingen verschieden ist, die man mit seiner Hilfe bewertet, werden wir danach trachten, einige andere natürliche Standards und Maße zu prüfen, ohne den ausgezeichneten Nutzen von Gold und Silber zu schmälern. 18. Unsere Silber- und Goldmünzen bezeichnen wir mit verschiedenen Namen, so in England als Pfunde, Schillinge und Pence, die alle durch eines von den dreien ausgedrückt werden können. Was ich aber hierüber sagen will, ist folgendes: Alle Dinge sollten durch zwei natürliche Nenner bewertet werden — Boden und Arbeit, d. h., wir sollten sagen, ein Schiff oder ein Rock ist das und das Maß an Boden mit dem und dem andern Maß an Arbeit wert, da ja beide, Schiffe 42

Da 1661 die Ausfuhr von Gold — ungeachtet der dagegen gerichteten Proklamation vom 10. 6. 1661 — anhielt, holten der König und sein Rat die Empfehlung von Experten ein und erhöhten den Wert der Goldmünzen. Am 20. 11. 1661 wurde eine weitere Maßnahme versucht, die das Vergolden von Kutschen verbot (vgl. R. Rodgers, Annais of the Coinage of Britain and Dependencies, London 1840, S. 3; Hull, Bd. 1, S. 44).

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und Röcke Geschöpfe des Bodens und menschlicher Arbeit darauf sind. Wenn das richtig ist, so können wir froh sein, ein natürliches Gleichheitsverhältnis zwischen Boden und Arbeit gefunden zu haben, so daß wir den Wert in jedem der beiden allein ebensogut oder noch besser ausdrücken können als.durch beide zusammen, und um das eine ebenso leicht und zuverlässig in das andere zu verwandeln, wie wir Pence in Pfunde verwandeln. Daher möchten wir gern den Wert des frei verkäuflichen Bodens 43 bestimmen, wenn auch nicht besser, als wir den des schon erwähnten usus fructus44 ermittelten. Wir versuchen das wie folgt. 19. Nachdem wir die Rente oder den Wert des usus fructus per annum gefunden haben, ist die Frage die, wieviele-Jahresrenten (wie wir gewöhnlich sagen) bilden den natürlichen Wert des frei verkäuflichen Bodens? Sagen wir: eine unendliche Anzahl, dann würde ein Acre Land an Wert eintausend Acres desselben Bodens gleich sein, was absurd wäre: Eine Unendlichkeit von Einheiten wäre einer Unendlichkeit von Tausenden gleich. Daher müssen wir uns f ü r irgendeine beschränkte Zahl entscheiden. Ich meine, das ist die Zahl von Jahren, die ein Mensch im Alter von fünfzig Jahren, einer von achtundzwanzig und ein weiterer von sieben Jahren, die gleichzeitig am Leben sind, Aussicht haben, zusammen zu erleben, d. h. Großvater, Vater und Kind. Wenige Menschen haben Grund, für fernere Nachkommenschaft zu sorgen, denn wenn ein Mann Urgroßvater ist, ist er seinem Ende um so näher. Somit sind es in einer kontinuierlichen Nachkommenschaftslinie nur drei, die gewöhnlich zur gleichen Zeit zusammen leben, und wenn einige mit vierzig Jahren Großvater sind, so sind es ebensoviele noch nicht, wenn sie über sechzig sind, und sie de caeteris45. 20. Ich nehme daher an, die Anzahl von Jahresrenten, die den natürlichen Wert eines Grundstücks bilden, sei der gewöhnlichen Lebenszeit von drei solchen Personen gleich. Nun schätzen wir in England drei Leben auf einundzwanzig Jahre und folglich den Wert des Landes auf etwa die gleiche Anzahl an Jahresrenten. Es ist dabei nicht ausgeschlossen, daß man glaubt, sich bei der einen oder anderen Zahl geirrt zu 43 44 45

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Land ohne feudale Belastungen. N u t z n i e ß u n g fremden E i g e n t u m s (Rente). E b e n s o die übrigen.

haben (wie der Beobachter anhand der Sterbelisten vermutet), und deshalb diese oder jene Zahl abändern möchte; es sei denn, es wird davon Abstand genommen, weil man die Kraft der Spontaneität und der Abhängigkeit bereits verknüpfter Dinge berücksichtigt. 21. Dies halte ich für die Zahl der Jahresrenten, wenn die Besitztitel sicher sind und es eine moralische Sicherheit dafür gibt, sich der Rentenerträge erfreuen zu können. Aber in manchen Ländern sind Böden wegen der besseren Besitztitel und der größeren Bevölkerung und vielleicht, weil es eine richtigere Ansicht über den Wert und die Dauer dreier Leben gibt, beinahe 30 Jahresrenten wert. 22. Und an einigen Orten sind Böden wegen einiger mit ihnen verbundener besonderer Würden, Vergnügungen, Privilegien oder Jurisdiktionen noch mehr Jahresrenten wert. 23. Andererseits können Böden weniger Jahresrenten wert sein (wie in Irland), und zwar aus den folgenden Gründen, die ich hier niedergelegt habe, da unter den gleichen Gründen die Ursache für derartige Billigkeit andernorts gesucht werden kann. Als erstes: Wegen der häufigen Rebellionen (wenn man erobert wird, ist alles verloren oder wenn man selbst erobert, ist es Schwärmen von Dieben und Räubern ausgesetzt) und wegen der Mißgunst, die die vorausgegangenen Engländer den nachfolgenden gegenüber hegen, währt in Irland die Ewigkeit selbst nur vierzig Jahre, da sich innerhalb dieses Zeitabschnittes nahezu immer irgendeine ernsthafte Störung zugetragen hat, seitdem die Engländer das ersteMal hier herübergekommen sind. 46 24.2 Die Ansprüche über Ansprüche, die jeder an das Vermögen anderer stellt, und die Leichtigkeit, mit der ein beliebiger Anspruch durch die Gunst irgendeines der vielen Gouverneure und Minister durchzusetzen ist, die innerhalb von vierzig Jahren dort an der Macht sein werden, ebenso durch die Häufigkeit von falschen Zeugnissen und den Mißbrauch heiliger Eide. 25.3. Die geringe Bevölkerung, der Umstand, daß es dort nicht mehr als ein Fünftel so viele Einwohner gibt, wie das Territorium unterhalten könnte, und wovon nur ein kleiner 46

Die Kolonialisierung Irlands durch die Engländer begann im J a h r e 1170 unter Henry I I .

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Teil überhaupt und ein noch kleinerer Teil soviel wie in anderen Ländern arbeitet. 26.4. Daß in Irland ein großer Teil der Vermögen — sowohl der Real- als auch der Personalvermögen — Absentees47 gehören, und zwar solchen, die ihre in Irland gemachten Profite abziehen und nichts zurückfließen lassen, so daß Irland mehr exportiert als importiert und dennoch ärmer wird, so paradox das klingt. 27.5. Die Rechtsprechung ist schwierig, weil so viele Mächtige sich selbst und andere durch Ämter schützen. Da außerdem die Zahl der kriminellen und verschuldeten Personen groß ist, begünstigen sie ihresgleichen in Geschworenengerichten, Ämtern und wo immer sie können. Ferner ist das Land selten genügend reich, um gelehrten Richtern und Rechtsanwälten gebührenden Anreiz zu bieten. Das macht die Rechtsprechung sehr unsicher, da unwissende Menschen kühner sind, sich von Emotionen und Willkür leiten zu lassen, als solche, die sich derartiger Gefahren bewußt sind. Aber alldem könnte ein wenig Mühe zur rechten Zeit abhelfen und Irland in ein paar Jahren auf das gleiche Wertniveau anderer Länder bringen. Doch auch darüber anderswo ausführlicher, denn zunächst werden wir zum Zins kommen. KAPITEL

V

Vom Zins Ich sehe nicht ein, welchen Grund es geben kann, für irgendein Ding, das wir stets mit Sicherheit wiederhaben können, ganz gleich, wann wir es anfordern, Zinsen zu nehmen oder zu geben. Genauso sehe ich nicht ein, warum das Ausleihen gegen Zinsen in Frage gestellt werden soll, wenn Geld oder andere in Geld bewertete Bedarfsartikel verliehen werden, um sie zu einem solchen Zeitpunkt und an einem solchen Ort auszuzahlen, den der Schuldner wünscht, so daß der Verleiher sein Geld nicht zurückhaben kann, wo und wann es ihm beliebt. Wenn ein Mensch sein Geld unter der Bedingung hergibt, daß er es nicht vor einem bestimmten zukünftigen Zeitpunkt zurückfordern kann, wie sein Bedarf in der Zwischenzeit auch immer sein möge, so kann er deshalb gewiß einen Ausgleich 47

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Im Ausland lebende Personen.

Teil überhaupt und ein noch kleinerer Teil soviel wie in anderen Ländern arbeitet. 26.4. Daß in Irland ein großer Teil der Vermögen — sowohl der Real- als auch der Personalvermögen — Absentees47 gehören, und zwar solchen, die ihre in Irland gemachten Profite abziehen und nichts zurückfließen lassen, so daß Irland mehr exportiert als importiert und dennoch ärmer wird, so paradox das klingt. 27.5. Die Rechtsprechung ist schwierig, weil so viele Mächtige sich selbst und andere durch Ämter schützen. Da außerdem die Zahl der kriminellen und verschuldeten Personen groß ist, begünstigen sie ihresgleichen in Geschworenengerichten, Ämtern und wo immer sie können. Ferner ist das Land selten genügend reich, um gelehrten Richtern und Rechtsanwälten gebührenden Anreiz zu bieten. Das macht die Rechtsprechung sehr unsicher, da unwissende Menschen kühner sind, sich von Emotionen und Willkür leiten zu lassen, als solche, die sich derartiger Gefahren bewußt sind. Aber alldem könnte ein wenig Mühe zur rechten Zeit abhelfen und Irland in ein paar Jahren auf das gleiche Wertniveau anderer Länder bringen. Doch auch darüber anderswo ausführlicher, denn zunächst werden wir zum Zins kommen. KAPITEL

V

Vom Zins Ich sehe nicht ein, welchen Grund es geben kann, für irgendein Ding, das wir stets mit Sicherheit wiederhaben können, ganz gleich, wann wir es anfordern, Zinsen zu nehmen oder zu geben. Genauso sehe ich nicht ein, warum das Ausleihen gegen Zinsen in Frage gestellt werden soll, wenn Geld oder andere in Geld bewertete Bedarfsartikel verliehen werden, um sie zu einem solchen Zeitpunkt und an einem solchen Ort auszuzahlen, den der Schuldner wünscht, so daß der Verleiher sein Geld nicht zurückhaben kann, wo und wann es ihm beliebt. Wenn ein Mensch sein Geld unter der Bedingung hergibt, daß er es nicht vor einem bestimmten zukünftigen Zeitpunkt zurückfordern kann, wie sein Bedarf in der Zwischenzeit auch immer sein möge, so kann er deshalb gewiß einen Ausgleich 47

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Im Ausland lebende Personen.

für diesen Nachteil verlangen, den er gegen sich zuläßt. Und diese Entschädigung ist das, was wir gewöhnlich Zins nennen. 2. Wenn jemand einen anderen an irgendeinem entfernten Platz mit Geld ausstattet und sich unter Androhung hoher Strafen verpflichtet, ihn dort zu bezahlen und außerdem an einem bestimmten Tag, so ist die Gegenleistung dafür das, was wir Agio oder lokalen Zins nennen. Wenn z. B. ein Mensch Geld in Carlisle in der Hitze des jüngsten Bürgerkrieges brauchte, als der Weg dorthin voller Soldaten und Räuber war und die Seepassage sehr lang, beschwerlich und gefährlich und selten überstanden wurde, warum sollte nicht ein anderer viel mehr als 100 £ in London für die Zusicherung verlangen, die Summe in Carlisle an einem bestimmten Tag zu zahlen? 3. Die sich hieraus ergebenden Fragen sind nun, welches sind die natürlichen Standards von Zins und Agio? Was den Zins anbelangt, so muß er mindestens soviel betragen, wie die Rente von soviel Land, das das geliehene Geld kaufen könnte, wenn die Sicherheit außer Zweifel steht. Wenn die Sicherheit aber nicht gewährleistet ist, dann muß eine Art Versicherung mit dem einfachen natürlichen Zins vermischt werden, was den Zins sehr zu Recht auf jede Höhe unterhalb der Hauptsumme selbst erheben kann. Wenn nun die Dinge in England so liegen, daß es dort tatsächlich keine solche erwähnte Sicherheit gibt, alles mehr oder weniger gewagt, beschwerlich oder kostenaufwendig zu machen ist, so sehe ich keinen Grund, danach zu trachten, den Zins auf Zeit, ebensowenig den für den Ort zu limitieren, was die Praxis der Welt auch nicht tut, es sei denn jene, die solche Gesetze machen, wären eher Borger als Verleiher. Über die Eitelkeit und Fruchtlosigkeit, bürgerliche positive Gesetze zu machen, die den Naturgesetzen widersprechen, habe ich anderweitig gesprochen und im einzelnen mit verschiedenen Beispielen belegt. 4. Was die natürlichen Maße des Agios betrifft, so meine ich, daß in Friedenszeiten das größte Agio nur in der Arbeit dafür bestehen kann, das Geld in specieis zu transportieren. Aber wo es Risiko und dringenden Bedarf an Geld an einem Ort mehr als an einem anderen usw. gibt, oder darüber wahre oder falsche Meinungen bestehen, so wird das Agio durch diese reguliert werden. 48

In bar. 57

5. Parallel dazu gibt es etwas, was wir bezüglich des Bodenpreises übergangen haben: denn so wie starke Nachfrage nach Geld den Geldkurs erhöht, muß ebenso starke Nachfrage nach Korn dessen Preis erhöhen und daher auch die Rente des Bodens, der Korn trägt, und schließlich den Preis des Bodens selbst. Zum Beispiel, wenn das Korn, das London oder eine Armee ernährt, vierzig Meilen weit hingebracht werden muß, wird das Korn, das im Umkreis einer Meile von London oder von den Quartieren einer Armee wächst, seinen natürlichen Preis um soviel erhöht haben, wie die Transportkosten über 39 Meilen ausmachen. Und den verderblichen Waren, wie Frischfisch, Früchten usw., wird auch noch die Versicherung gegen das Risiko des Verderbens usw. hinzugefügt werden und schließlich dem, der diese Sachen dort ißt (nimm an, in Tavernen), sind die Kosten für das entsprechende Zubehör anzurechnen, wie die Kosten der Hausrente, der Einrichtung, der Bedienung sowie die Kosten für die Fertigkeit des Kochs ebenso wie für dessen auf das Anrichten der Speisen verwendete einfache Arbeit. 6. Daher kommt es, daß eigentlich gleichwertige Ländereien in der Nähe volkreicher Plätze, die von einem Gebiet mit großem Umfang ernährt werden, aus diesen Gründen nicht bloß mehr Rente abwerfen, sondern auch mehr Jahresrenten kosten werden als Ländereien in abgelegenen Gegenden usw. — des Vergnügens und der außerordentlichen Ehre wegen, dort Land zu besitzen, denn omne tulit punctum, qui miscuit tulci49. 7. Nachdem wir unseren Exkurs über die Maße der Renten und Werte des Bodens und des Geldes beendet haben, kehren wir jetzt zu unserer zweiten Methode zur Deckung der Staatsausgaben zurück, die in der Vereinnahmung eines Teils der Rente (gewöhnlich als Assessment bezeichnet) bestand. Es ist nun als nächstes über die Methode der Berechnung dieser Renten zu sprechen. Sie ist anders als die Methode, die man Verträgen zugrunde legt, die ein paar Menschen aus Unwissenheit, Eile, aufgrund falscher Ratschläge oder weiter in ihrer Erregung oder Trunkenheit miteinander abschließen; 49

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Q. Horati Flacci, D e Arte Poetica liber, T o n n o 1930, S. 99, Zeile 343. Vgl. auch: „Nur wer das Nützliche würzt m i t Erfreulichem ... freut sich des Beifalls v o n allen "(Horaz, Werke, in einem Band, Berlin - Weimar 1972, S. 287, Zeilen 343/344).

obwohl ich anerkenne, daß das Mittel oder das gemeinsame Resultat aller dieser Verträge, die innerhalb dreier Jahre abgeschlossen wurden (oder im Verlauf einer anderen ähnlichen Zeitperiode, in der sich alle möglichen, den Boden betreffenden Zufälligkeiten aufheben), für diesen Zweck durchaus ausreichend ist. Es wird hier lediglich mit Hilfe zufälliger Ansichten die Summe synthetisch berechnet, die ich versuchen möchte, auf dem Wege einer klaren Spezifizierung der Fälle analytisch zu bestimmen. 8.1. Deshalb schlage ich eine Vermessung der Gestalt, der Fläche sowie der Lage aller Ländereien vor, und zwar eine Vermessung sowohl mit Rücksicht auf die zivilen Grenzen der Gemeinden, Güter usw. als auch auf ihre natürlichen Trennungslinien durch die See, die Flüsse, Gebirgsrücken bzw. Berge usw. 9.2. Ich schlage vor, daß die Qualität jedes so bestimmten Bodenstücks durch die Erzeugnisse beschrieben wird, die dieses Land gewöhnlich getragen hatte. Auf dem einen Grundstück z. B. ist das irgendeine Art Bauholz, Getreide, Hülsenfrüchte oder Rüben, die hier besser als anderswo gedeihen. Außerdem sollte die Qualität bestimmt werden durch den Zuwachs an gesäten oder gepflanzten Kulturen, die dieser Boden communibus annis30 hervorgebracht hat, und auch noch durch die relative Qualität der angeführten Erzeugnisse, und zwar nicht relativ zum allgemeinen Standard Geld, sondern der Waren zueinander. Um ein Beispiel zu geben: Wenn es 10 Acres Boden sind, würde ich sie zunächst danach beurteilen lassen, ob sie sich besser für Heu oder Korn eignen, wenn f ü r Heu, ob diese 10 Acres gewöhnlich mehr oder weniger Heu als 10 andere Acres tragen und ob 100 Weigth von diesem Heu üblicherweise mehr oder weniger nähren bzw. mästen als dieselben Weigths anderes Heu. Bis hierher setze ich es noch nicht mit Geld gleich, worin der Wert dieses Heus größer oder kleiner ist, denn das hängt ab vom Geldüberfluß, der sich seit der Entdeckung der westindischen Inseln ungewöhnlich verändert hat, und es kommt auf die Menschenmassen an, die in der Nähe dieses Bodens wohnen, nebst ihrer luxuriösen oder sparsamen Lebensweise, und vor allem ist es abhängig von den zivilen, die Natur und Religion betreffenden Überzeugungen dieser Menschen, so z. B. Eier zu Beginn der Fastenzeit, die in 50

In gewöhnlichen Jahren.

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einigen papistischen Ländern wenig wert sind (weil ihre Qualit ä t und Köstlichkeit verschwindet, ehe die Fastenzeit vorüber ist), auch Schweinefleisch unter den Juden, ebenso Igel, Frösche, Schnecken, Pilze usw. für jene, die sich fürchten, sie als giftig oder unbekömmlich zu essen, auch Beerenweine und spanische Weine, falls sie gemäß Staatsedikt als die großen Schufte dieser Nationen alle vernichtet werden sollen. 10. Das Vorhergehende nenne ich eine Vermessung oder Untersuchung der inneren eigentlichen Werte des Bodens, die Untersuchung seiner äußeren oder zufällig hinzukommenden Werte folgt. Wir sagten, daß die Veränderung im Geldvorrat die Preise der Waren, entsprechend unserer Rechnung in Namen und Worten (Pfunde, Schillinge und Pence, die nichts anderes sind), ändern würde, so zum Beispiel: Wenn jemand eine Unze Silber aus dem Inneren der Erde Perus in derselben Zeit nach London bringen kann, die er zur Produktion eines Busheis Korn braucht, dann ist das eine der natürliche Preis des anderen. Wenn er nun durch Abbau neuer und ergiebigerer Bergwerke statt der einen zwei Unzen Silber mit dem gleichen Aufwand gewinnen kann, wird das Korn bei einem Preis von 10 Schilling pro Bushel ebenso billig sein wie bei einem Preis von 5 Schilling, caeteris paribus5i. 11. Es ist deshalb für uns erforderlich, eine Methode zum Zählen des Geldes unseres Landes zu haben (die ich zu besitzen glaube, und z war in einer kurzen Zeit, ohne Kosten und darü ber hinaus, ohne dabei in die Taschen der einzelnen Personen zu sehen; worüber nachher). Wenn wir nun wissen, wieviel Gold und Silber wir in England vor 200 Jahren hatten, und es heute wieder zählen könnten und selbst wenn wir auch den Unterschied zu unseren Wertbezeichnungen von damals wüßten, als siebenunddreißig Schillinge aus derselben Menge Silber gemacht wurden, aus der heute zweiundsechzig 52 gemacht werden, eben51 62

Unter sonst gleichen U m s t ä n d e n . Aufgrund eines Gesetzes aus d e m Jahre 1449 wurde ein P f u n d Silber des alten Standards zu 37 Schilling und 6 Pence der Zahl nach g e m ü n z t anstelle der 30 Schillinge, die zuvor daraus geprägt wurden. Später (1661) wurde die gleiche Gewichtsmenge Edelmetall zu 3 Pfund, 2 Schillingen geprägt (vgl. W. Lowndes, Report, London 1695, S. 39/40, 54/55; Hull, Bd. 1, S. 51).

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so den Unterschied im Feingehalt, in der Arbeit für das Prägen, in den Remedien53 für Gewicht und Feinheit und in den Abgaben an den König, ja wenn wir auch die Arbeitslöhne damals wie heute wüßten, würde dies alles dennoch nicht die Differenz im Reichtum unserer Nation selbst nur in Geld zeigen. 12. Deshalb müssen wir außer dem Obenerwähnten die Angaben über die Differenz in den Bevölkerungszahlen berücksichtigen und schlußfolgern: Wenn das gesamte in der Nation vorhandene Geld damals wie heute unter die Bevölkerung gleichmäßig verteilt wäre, dann war jene Zeit reicher, in der jeder an der Verteilung Beteiligte mit dem, was auf ihn entfiel, die meisten Arbeiter dingen konnte. Somit muß uns die Bevölkerung und das Münzmetall bekannt sein, die es in diesem Lande heute gibt und seinerzeit gab. Das kann man meiner Meinung nach alles herausfinden, sogar für die Vergangenheit, aber mit größerer Sicherheit für die Gegenwart und Zukunft. 13. Aber um weiterzukommen, nimm an, wir hätten diese Angaben. Dann werden wir die hinzukommenden, zufälligen Werte auf unseren Böden in der Umgebung von London wie folgt bestimmen: Wir berechnen nämlich zunächst ungefähr die Rohstoffe für Nahrung und Kleidung, die die Grafschaften Essex, Kent, Surrey, Middlesex und Hertford, die London unmittelbar umgeben, communibus annis produzieren und bestimmen dann außerdem die in diesen fünf Grafschaften und in London lebenden Verbraucher. Wenn ich feststellte, daß das mehr Verbraucher sind als auf anderen Ländereien gleichen Umfangs oder vielmehr auf einem solchen Quantum anderen Bodens leben, das die gleiche Menge Lebensmittel trug, dann behaupte ich, daß in diesen fünf Grafschaften die Lebensmittel teurer sein müssen als in den anderen und innerhalb dieser Grafschaften billiger oder teurer sein müssen, je nachdem, ob der Weg nach London mehr oder weniger weit oder vielmehr mehr oder weniger kostenaufwendig war. 14. Denn wenn diese fünf Grafschaften bereits so viel Waren produzierten, wie bei aller Anstrengung möglich waren, dann muß das, was fehlt, von weiter her herangeschafft werden, und das, was sich in der Nähe befindet, steigt entsprechend im Preis. Oder wenn die genannten Grafschaften durch mehr 53

Zulässige Abweichung und Feingehalt.

vom

gesetzlich

geforderten Gewicht

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Arbeit, als jetzt aufgewendet wird (etwa indem man umgräbt, anstatt zu pflügen, die Saatkörner einsetzt, statt sie auszustreuen, sie ausliest, statt sie wahllos zu nehmen, sie einweicht, statt sie ohne Vorbereitung zu benutzen, indem man den Boden mit Salzen anstatt mit verrottetem Stroh düngt usw.), fruchtbarer gemacht werden können, dann wird die Rente um so höher steigen, je mehr der vermehrte Ertrag die vermehrte Arbeit übersteigt. 15. Nun muß aber der Preis der Arbeit festgesetzt werden (wie wir es mit Hilfe der Statuten gemacht sehen, die die Tagelöhne verschiedener Arbeitsleute limitieren). Die Nichtbeachtung dieser Gesetze und ihre Nichtanpassung an die Veränderungen im Laufe der Zeit ist nebenbei gesagt sehr gefährlich .und verwirrend für alle Anstrengungen, Handel und Gewerbe der Nation zu verbessern. 16. Ferner ist die Untersuchung, ob die Arbeit für das Herbeischaffen dieser Dinge — sogar von den Plätzen, wo sie wild oder mit geringer Kultur wachsen — nicht geringer ist als die Arbeit für die erwähnten Verbesserungen, der Prüfstein für die Entscheidung, ob es besser ist, jene Verbesserungen zu nutzen oder nicht. 17. Man wird gegen das Ganze einwenden, daß diese Berechnungen sehr schwer ausführbar, wenn nicht gar unmöglich sind. Darauf antworte ich nur dies: Sie sind es insbesondere dann, wenn niemand seine Hände oder seinen Kopf anstrengen will, um sie auszuführen oder sie in Auftrag zu geben. Im übrigen aber meine ich, solange das nicht geschafft ist, werden Handel und Gewerbe für jedermann eine zu sehr auf Vermutungen beruhende Aufgabe sein, um sich darüber Gedanken zu machen. Denn es wird ein und dieselbe Weisheit sein, viel Zeit mit Überlegungen zu verbringen, wie man gute Würfel zu halten hat, wie stark sie zu schütteln und wie scharf sie zu werfen sind sowie in welchem Winkel sie die Tischplatte zu treffen haben, um mit ihnen zu gewinnen, wie darüber nachzudenken, wie man Handel und Gewerbe dieser Nation voranbringen kann, wo doch heutzutage einzelne Menschen eher durch Glück als durch Verstand, eher aufgrund falscher Ansichten anderer als durch eigene Einsicht etwas von ihren Nachbarn erwerben (und nicht aus der Erde oder der See gewinnen), wo doch der Kredit überall, aber hauptsächlich in London zu einer bloßen Ansicht darüber geworden ist, ob jemand zahlungsfähig ist oder nicht, ohne jede zuverlässige

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Kenntnis seines Reichtums oder seines wirklichen Vermögens. Ich dagegen behaupte, daß die Natur des Kredits allein auf einer Meinung über die Fähigkeiten eines Mannes beruhen sollte, mit Hilfe seiner Handwerkskunst und seines Fleißes etwas zu erwerben. Dabei ist dieMethode zuverlässig zu machen, durch die man Kenntnis von seinem Vermögen erhalten kann, und von der konsequenten Anwendung unserer Gesetze sind die Mittel zu erwarten, womit man ihn zur Zahlung des Geschuldeten bis zum äußersten seiner Fähigkeiten veranlaßt. 18. Ich sollte mich hier über ein Paradoxon auslassen, daß, wenn jedermanns Vermögen jeweils an seiner Stirn abzulesen wäre, unser Handel sehr befördert würde, obwohl je ärmer ehrgeizige Menschen, um so fleißiger sind sie gewöhnlich. Aber darüber an anderer Stelle. 19. Der nächste Einwand gegen diese so genaue Berechnung der Renten und der Bodenwerte usw. besteht darin, daß der Herrscher jedermanns Vermögen zu genau kennen würde. Darauf antworte ich: Wenn man die Ausgaben der Nation so niedrig wie möglich machte (was sehr von den Leuten im Parlament abhängt) und die Menschen bereitwillig zahlten und wenn dafür gesorgt wird, daß, falls sie kein Bargeld haben, der Kredit ihres Bodens und ihrer Güter gut dafür ist und schließlich, daß es eine große Unbequemlichkeit für den Fürsten wäre, mehr zu nehmen, als er braucht, wie oben bewiesen wurde, worin liegt dann das Übel dieser so genauen Kenntnis? Und was den Anteil jedes Steuerzahlers betrifft, warum sollte jemand hoffen oder erwarten, daß sich seine Lage in einer verworrenen Situation durch seine Geschicklichkeit und seinen Einfluß verbessert? Oder warum sollte er nicht befürchten, daß er beim nächsten Mal zu zahlen hat, wenn er auch diesmal bevorteilt sein mag?

KAPITEL

VI

Über Zölle und Freihäfen Zoll ist eine Abgabe oder ein Exzisum von Gütern, die aus dem fürstlichen Herrschaftsbereich hinausgeschickt oder in ihn importiert wurden, und zwar in diesen Ländern in Höhe eines Zwanzigstels, nicht gemäß den unter Kaufleuten geltenden 63

Kenntnis seines Reichtums oder seines wirklichen Vermögens. Ich dagegen behaupte, daß die Natur des Kredits allein auf einer Meinung über die Fähigkeiten eines Mannes beruhen sollte, mit Hilfe seiner Handwerkskunst und seines Fleißes etwas zu erwerben. Dabei ist dieMethode zuverlässig zu machen, durch die man Kenntnis von seinem Vermögen erhalten kann, und von der konsequenten Anwendung unserer Gesetze sind die Mittel zu erwarten, womit man ihn zur Zahlung des Geschuldeten bis zum äußersten seiner Fähigkeiten veranlaßt. 18. Ich sollte mich hier über ein Paradoxon auslassen, daß, wenn jedermanns Vermögen jeweils an seiner Stirn abzulesen wäre, unser Handel sehr befördert würde, obwohl je ärmer ehrgeizige Menschen, um so fleißiger sind sie gewöhnlich. Aber darüber an anderer Stelle. 19. Der nächste Einwand gegen diese so genaue Berechnung der Renten und der Bodenwerte usw. besteht darin, daß der Herrscher jedermanns Vermögen zu genau kennen würde. Darauf antworte ich: Wenn man die Ausgaben der Nation so niedrig wie möglich machte (was sehr von den Leuten im Parlament abhängt) und die Menschen bereitwillig zahlten und wenn dafür gesorgt wird, daß, falls sie kein Bargeld haben, der Kredit ihres Bodens und ihrer Güter gut dafür ist und schließlich, daß es eine große Unbequemlichkeit für den Fürsten wäre, mehr zu nehmen, als er braucht, wie oben bewiesen wurde, worin liegt dann das Übel dieser so genauen Kenntnis? Und was den Anteil jedes Steuerzahlers betrifft, warum sollte jemand hoffen oder erwarten, daß sich seine Lage in einer verworrenen Situation durch seine Geschicklichkeit und seinen Einfluß verbessert? Oder warum sollte er nicht befürchten, daß er beim nächsten Mal zu zahlen hat, wenn er auch diesmal bevorteilt sein mag?

KAPITEL

VI

Über Zölle und Freihäfen Zoll ist eine Abgabe oder ein Exzisum von Gütern, die aus dem fürstlichen Herrschaftsbereich hinausgeschickt oder in ihn importiert wurden, und zwar in diesen Ländern in Höhe eines Zwanzigstels, nicht gemäß den unter Kaufleuten geltenden 63

Tagespreisen jeder entsprechenden Ware, sondern gemäß anderen, vom Staat festgesetzten, wenn auch von kompetenten Personen anempfohlenen festen Preisen. 2. Ich kann mir die natürlichen Gründe, warum diese Abgabe einem Fürsten sowohl bei der Einfuhr als auch bei der Ausfuhr gezahlt werden sollte, nur schwer vorstellen. Es scheint in der Tat einige Gründe zu geben, warum er für die Bewilligung des Exports einiger Dinge, die von anderen Ländern tatsächlich benötigt werden, bezahlt werden sollte. 3. Deshalb meine ich, daß Zölle zunächst eine dem Fürsten für den Schutz des Gütertransports vor Piraten sowohl bei der Einfuhr als auch bei der Ausfuhr zugestandene Prämie waren. Ich würde das wahrhaftig glauben, wenn der Fürst zum Ausgleich derartiger Verluste verpflichtet wäre, und meinen, der Anteil von fünf Prozent wurde aufgrund der Berechnung festgesetzt, daß die Kaufleute vor der erwähnten Verpflichtung und Übereinkunft durch die Piraterie gewöhnlich größere Verluste hatten, und schließlich, daß früher die Zölle eine Versicherung gegen Verluste durch Feinde waren, so wie heute die Versicherung gegen Seeunfälle, Wind-, Sturm- und Schiffsschäden oder alles zusammen üblich ist, oder so ähnlich wie die in einigen Ländern bestehenden Feuerversicherungen der Häuser gegen einen bestimmten kleinen Teil ihrer jährlichen Rente. Aber sei es, wie es will, Zölle wurden seit langem durch Gesetz eingeführt und sollten gezahlt werden, bis das Gesetz abgeschafft wird. Allein, ich nehme mir als ein müßiger Philosoph die Freiheit, meine Ansichten über ihre Natur und Maße darzulegen. 4. Die Maße für Außenzölle könnten so beschaffen sein, daß nach vernünftigem Profit für den Exporteur unsere von den Ausländern benötigten Waren für diese etwas billiger bleiben, als sie sie anderswoher beziehen können. Zinn ist z. B. eine den Außenmarkt beherrschende einheimische Ware, d. h., es gibt keine andere so gut und so leicht zu beschaffende und zu exportierende Ware. Nimm nun an, Zinn könnte in Cornwall zu vier Pence das Pfund gewonnen werden und würde im benachbarten Teil Frankreichs 12 Pence einbringen. Ich meine, dieser Extraprofit sollte als eine königliche Schatzgrube oder als trésor trouvé54 angesehen werden, und der Herrscher sollte seinen 54

Französisch : gehobener Sehatz.

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Anteil daran haben. Den wird er erhalten, wenn er einen so hohen Zoll auf exportiertes Zinn legt, der einerseits einen Lebensunterhalt für die Arbeitsleute (und nicht mehr) sowie einen angemessenen Profit für die Grundstückseigentümer läßt und andererseits aber der Preis im Ausland niedriger bleibt als der, zu dem Zinn anderswoher bezogen werden kann. 5. Derselbe Zoll könnte auch dem im Lande verbrauchten Zinn auferlegt werden, es sei denn, es wäre unmöglich, so wie es z. B. für den König in Frankreich unmöglich ist, die Salzsteuer direkt an den Orten zu erheben, wo das Salz gewonnen wird. 6. Aber man kann beobachten, daß derartig hohe Zölle die Menschen veranlassen, solche Güter entweder überhaupt nicht zu deklarieren oder nicht für sie zu zahlen, vorausgesetzt, die Kosten für das Schmuggeln, für die Bestechung, und für das Risiko ergriffen zu werden, überschreiten communibus viribus55 nicht den Zoll. 7. Deshalb ist nach Lage der Dinge folgendes zu empfehlen: Es soll für die Menschen leichter, sicherer und profitabler sein, das Gesetz einzuhalten, als es zu breohen — ausgenommen solche Fälle, wo der Magistrat das Gesetz ganz sicher durchsetzen kann. Zum Beispiel würde es schwierig sein, die Zölle auf Pferde zu unterschlagen, wenn sie in einem kleinen Hafen verschifft werden, ohne Schlupfhäfen in der Nachbarschaft, und wenn das nur innerhalb ganz bestimmter zweier Stunden geschehen kann, und zwar jeweils während der Zeit des Eintritts von Ebbe und Flut. Denn Pferde können nicht verborgen, in Säcke oder Fässer gesteckt oder ohne Lärm und ohne die Hilfe vieler Hände verschifft werden. 8. Die Maßstäbe für Zölle auf importierte Waren sind: 1. Daß alle fertigen und für die Konsumtion reifen Sachen etwas teurer gemacht werden sollten als im Lande gewachsene oder hergestellte Dinge, soweit das ausführbar ist, caeteris paribus56. 2. Daß alle entbehrlichen, Luxus und Sünde begünstigenden Sachen mit so hohem Zoll belegt werden müßten, daß er anstelle eines Luxusgesetzes der Einschränkung ihres Verbrauchs dient. Gleichzeitig ist dafür zu sorgen, daß es nicht günstiger ist zu schmuggeln als zu zahlen. 9. Im Gegensatz dazu sollten alle noch nicht endgültig 55 56

In den allgemeinen Fällen. Unter sonst gleichen Umständen.

5 Petty, Schriften

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fertiggestellten Dinge, wie Rohhäute, W o l l e , Biberpelze, R o h seide, Baumwolle, ebenso wie alle Werkzeuge und Materialien f ü r die Manufakturen oder wie Färbemittel usw., zurückhaltend behandelt werden. 10. W e n n das Einziehen der Zölle ganz genau ausführbar wäre, könnten die Fürsten jeden Zoll zurückhaltend handhaben. Da die Fürsten das nicht können, zahlen die L e u t e deshalb nur das, was sie bei der ganzen Angelegenheit beim besten Willen nicht vermeiden können. Sie beachten auch nur die Gesetze, die sie nicht umgehen können. 11. Die Unzulänglichkeiten der Methode der Zollerhebung sind f o l g e n d e : 1. D a ß Dinge mit Zoll belegt werden, die noch nicht konsumtionsreif, d. h. W a r e n in fieri57 und erst auf dem W e g e zu ihrer vollen Veredlung sind, was dieselbe Mißwirtschaft zu sein scheint, wie Heizmaterial aus jungen, statt aus alten gekappten Bäumen zu gewinnen. 2. Die große Zahl der zur Einziehung der erwähnten Zölle erforderlichen Beamten, besonders in einem Lande, wo die H ä f e n so zahlreich und die Gezeiten f ü r die jederzeitige Verschiffung der Güter günstig sind. 3. D i e große Leichtigkeit des Schmuggeins durch Bestechungen, heimliches Einverständnis, Verstecken und Verbergen v o n W a r e n usw. — und das alles ungeachtet der E i d e und Strafen — und darüber hinaus mit H i l f e der verschiedenen W e g e , die Strafen sogleich nach der Entdekkung zu mildern und aufzuheben. 4. D i e Zölle auf die wenigen mit Ausländern ausgetauschten W a r e n englischer Herkunft machen einen zu kleinen T e i l der Gesamtausgaben dieses Königreichs aus (die vielleicht nicht weniger als 50 Millionen £ pro Jahr betragen), um daraus die Staatsausgaben zu bestreiten. Somit muß daneben irgendein anderer W e g der Erhebung v o n Abgaben beschritten werden. Dagegen könnte mit irgendeiner einzigen Methode, wenn sie die beste ist, das ganze W e r k vollbracht werden. Deshalb ist es ein in der Methode der Zollerhebung liegender Nachteil, daß noch weitere Methoden nötig sind. 12. Als einen schwachen Versuch zu einer Abhilfe oder einem Ausweg biete ich nun an, daß anstatt der Zölle auf verschiffte Güter, jedes ein- oder auslaufende Schiff eine Tonnage zahlen sollte, da diese als eine f ü r alle W e l t sichtbare A n gelegenheit mit sehr wenigen H ä n d e n einzuziehen ist; und daß 57

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Rohwaren.

diese Abgabe aber eine so hohe Quote der Fracht ausmachen sollte, daß dieser aus der Gesamtkonsumtion herausgeschnittene Teil alle öffentlichen Ausgaben bestreiten könnte. Dieser Anteil beläuft sich vielleicht auf vier Prozent oder so ungefähr, nämlich auf zwei Millionen von fünfzig Millionen pro Jahr. 13. Eine weitere Möglichkeit wäre, die Zölle auf eine Art Versicherungsprämie zu reduzieren und sie so zu vergrößern und anzupassen, daß der König damit imstande wäre, die Güter sowohl gegen die See als auch gegen die Feinde zu versichern. Auf diese Weise würde die gesamte Nation an allen derartigen Verlusten beteiligt werden und der Kaufmann in seinem eigenen Interesse williger deklarieren und dafür zahlen, ganz gleich was er versichert haben möchte. 14. Aber man wird hier einwenden, daß, obwohl die Zollabgabe abgeschafft wird, dennoch stets die gleiche Zahl Beamte wie heute unterhalten werden müßte, um das Hereinund Herausschaffen verbotener Waren zu verhindern. Deshalb werden wir an dieser Stelle das Wesen solcher Verbote durch zwei oder drei deutlichere Beispiele erklären. 15. Den Export von Geld zu verbieten ist insofern wirkungsund nutzlos, als es eine kaum durchführbare Sache ist. Und das Risiko dabei reduziert sich entweder auf eine Art Versicherung, die dem Risiko entspricht beschlagnahmt zu werden, oder auf eine Zuschlagsgebühr für ein Abkommen zur Bestechung der Fahnder. Wenn z. B. von fünfzig Exporten nur einer beschlagnahmt wird, oder wenn bei fünfzig Pfund gewöhnlich zwanzig Schillinge für das Augenzudrücken genommen werden, dann müssen die mit diesem Geld gekauften Waren an die Verbraucher wenigstens zu zwei Prozent teurer verkauft werden. Wenn nun der Handel diese Mehrbelastung nicht zu tragen imstande ist, dann wird Geld nicht insgeheim exportiert werden. Nun besteht aber der Nutzen dieses Verbots darin, angenommen es sei durchführbar, als ein Luxusgesetz zu fungieren und die Nation zu zwingen, im allgemeinen nicht mehr auszugeben, als sie gewinnt. Denn wenn wir keine Ware eigener Herkunft oder Manufaktur exportieren könnten, dann wäre auch durch das Verbot des Hinausfließens von Geld ipso facto58 geboten, daß nichts Ausländisches hereingebracht werden könnte. Setzen wir wiederum voraus, daß wir gewöhn58

Durch die T a t selbst.

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lieh genug exportieren, um uns mit allen ausländischen Waren zu versorgen, wir aber aufgrund einiger außerordentlicher Verluste an Boden oder Händen nur imstande sind, halb soviel zu exportieren, wie uns die gewöhnliche Menge ausländischer Güter wieder verschaffen würde, dann spielt in der Tat das Ausfuhrverbot von Geld die Rolle eines Luxusgesetzes, weil es uns daran hindert, mehr als halb so viele ausländische Güter hereinzubringen, wie wir vorher verbrauchten. Allein, es ist dem Ermessen des Kaufmannes überlassen zu entscheiden, welche Waren er hintenanstellen will oder bei welchen Waren er vom Import absehen will und bei welchen nicht. Bei Luxusgesetzen dagegen kümmert sich der Staat selbst darum. Wenn uns z. B. Exporte in Höhe von 40000 £ fehlen, um unsere Importe zu bilanzieren, und des Beispiels wegen angenommen sei, daß der Import von Kaffeebohnen im Werte von 40000 £ oder auch von spanischem Wein gekürzt werden muß, so wird in diesem Falle das erwähnte Ausfuhrverbot von Geld das eine oder etwas von dem einen und etwas von dem anderen verringern, wie es dem Kaufmann beliebt. Aber das Luxusgesetz bestimmt, ob wir eher die Nation begünstigen und mit ihr auf gutem Fuße bleiben sollen, die uns Wein liefert, als die, die uns Kaffee schickt, und ob der Verbrauch von Wein oder Kaffee unserem Volk am meisten schadet usw. 16. Die für den freien Export von Geld vorgebrachten Vorteile sind lediglich diese: Wenn ein Schiff aus England Tuch im Werte von 40000 £ herausschafft, könnte es ebenso 40000 £ in Geld mit sich führen. Dann könnte der Kaufmann um so hartnäckiger auf seinen Bedingungen bestehen und würde letzten Endes billiger einkaufen und teurer verkaufen. Aber nebenbei gesagt erkauft der Kaufmann dieses Vermögen mit den Zinsen und dem Agio für das mitgeführte Geld. Wenn diese sich auf fünf Prozent belaufen, dann hätte er besser getan, seine Güter mit einem Aufschlag von nur vier Prozent billiger zu verkaufen, als sich durch das Geld, wie oben gesagt, stärker machen zu lassen. Aber darüber kann mehr gesagt werden. Wir eilen zu dem großen Punkt der Wolle. 17. Der Umstand, daß die Holländer uns unsere Tuchmanufaktur entzogen haben, weil sie fähig wurden, mit größerer Kunstfertigkeit zu Werke zu gehen, zu arbeiten, und zwar weit härter, weniger Fracht, Abgaben und Versicherung zu verlangen, hat uns hier in England so rasend gemacht, daß wir geneigt sind, an solche außerordentlich wilden Methoden 68

wie das Exportverbot für Wolle und Erde zu denken, das uns vielleicht doppelt soviel Schaden zufügen würde wie der Verlust unseres erwähnten Gewerbes. 59 Um wieder zu unserem gesunden Menschenverstand und Gewerbe zurückzukehren, müssen wir deshalb folgendes in Betracht ziehen, ehe wir herausfinden können, was in diesem Falle zu tun ist: 1. Daß wir oft gezwungen sind, Korn im Ausland zu kaufen und uns ebensooft beklagen, daß wir mit einem Überfluß an unbeschäftigten Händen im Lande geplagt sind, und darüber hinaus, daß wir sogar die Wollerzeugnisse nicht verkaufen können, die unsere wenigen Arbeitshände produzieren. Wäre es nicht in diesem Falle besser, unsere Schafhaltung zu verringern und unsere Hände auf noch mehr Ackerbau umzustellen? Denn 1., wenn Fleisch teurer wird, gäbe es einen Anreiz für Fisch, was vorher ganz und gar nicht der Fall war, 2. würde unser Geld nicht so schnell für Korn davonfließen, 3. hätten wir nicht einen solchen Überfluß an Wolle in unseren Händen, 4. würden unsere unbeschäftigten Hände im Ackerbau und im Fischfang beschäftigt. Denn bei Weidewirtschaft kann ein Mann mit seinem Hund tausende Acres Land bestellen. 2. Nimm an, wir brauchten kein Korn, wir hätten auch keine überflüssigen Hände und dennoch sehr viel mehr Wolle, als wir aufarbeiten können. In diesem Falle könnte die Wolle gewiß exportiert werden, weil vorausgesetzt ist, daß die beschäftigten Hände bereits in einem besseren Gewerbe eingesetzt wurden. 3. Nimm an, die Holländer liefen uns durch größere Kunstfertigkeit den Rang ab. Wäre es nicht besser, eine Anzahl ihrer geschickten Arbeitsleute herüberzuziehen oder unsere begabtesten Männer zum Lernen dorthin zu schicken? Wenn sie Erfolg haben, so ist ganz klar, daß dies der natürlichere Weg war, 59

Am 15. 08. 1660 hatte das Unterhaus den König ersucht, eine Proklamation herauszugeben, die den E x p o r t von Wolle, Wollfett, Garn und Walkererde verbietet und bestimmt, daß zum gleichen Zweck ein Gesetz eingebracht werden soll. Dieses Gesetz wurde auch verabschiedet. Auf der folgenden Sitzung des Parlaments wurde ein ähnliches, aber schärferes Gesetz eingebracht, das aber nicht vor dem folgenden Mai verabschiedet wurde und deshalb noch in der Schwebe war, als Petty schrieb (vgl. Journals of House of Commons, Statute VIII, 120, 236, 378, 414, 4 3 2 ; Hull, Bd. 1, S. 59).

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als jenes unendliche Getöse fortzusetzen mit dem Ziel, der Natur zu widerstehen, die Winde und die See aufzuhalten usw. 4. Wenn wir Lebensmittel hier viel billiger erzeugen können als in Holland, drückende, unbegründete und veraltete Steuern und Ämter beseitigen, meine ich, daß sogar dies besser wäre, als Wasser zu überreden, von selbst über seine natürliche Quelle hinaus aufzusteigen. 5. Wir müssen überhaupt bedenken: So wie weise Ärzte mit ihren Patienten nicht übermäßig quacksalbern, sie beobachten und sich den Bewegungen der Natur anpassen, ihr nicht mit eigenen starken Verordnungen zuwiderhandeln, so muß in der Politik und Ökonomie verfahren werden, denn naturam expellas furca licet usque recurritw. 18. Wenn dessenungeachtet die Vorteile der Holländer in der Tuchherstellung im Vergleich zu unserer nur klein und unbedeutend sind, d. h., wenn sie nur einen kleinen Vorteil uns gegenüber haben, dann kann ich mir vorstellen, daß ein Verbot des Wollexports eine entscheidende Wende herbeiführen kann. Aber zu entscheiden ob dies so ist oder nicht, überlasse ich anderen, da ich selbst weder Kaufmann noch Staatsmann bin. 19. Was das Verbot von Importen betrifft, so meine ich, daß es nicht nötig ist, es sei denn, sie überstiegen unsere Exporte beträchtlich. Denn wenn wir meinten, es sei schmerzlich, gutes unentbehrliches Tuch gegen Sitten verderbende Weine herzugeben, wenn wir aber unser Tuch doch nicht an andere veräußern können, wäre es besser, es f ü r Wein oder für Schlecht teres herzugeben, als seine Produktion einzustellen. J a , es wäre besser, die Arbeit von tausend Menschen eine Zeitlang zu verbrennen, als jene tausend Menschen infolge Nichtbeschäftigung ihre Fähigkeit zur Arbeit verlieren zu lassen. Kurz gesagt, was man hierzu noch sagen kann, löst sich in die Doktrin oder das ingenium61 auf, Luxusgesetze zu machen und sie pro hic et nunc62 klug zu nutzen. 20. Zu dieser Abhandlung über Zölle gehört eine Abhandlung über Freihäfen (die in einer Nation, die nur f ü r sich selbst Handel treibt, indem sie ihren eigenen Überfluß verkauft und nur Bedarfsartikel für sich selbst importiert, 60

61 62

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Man kann die Natur m i t aller Gewalt austreiben, sie kehrt dennoch fortwährend zu ihrem Ausgangspunkt zurück. Natürliche Fähigkeit. Für hier und jetzt.

ohne Nutzen sind, sondern eher schaden). Denn nimm an, Wein wurde in einen Freihafen gebracht, dort eingelagert und unter der Hand verkauft, die Fässer aber wieder mit gefärbtem Wasser gefüllt und an Bord gebracht, um zerschlagen zu werden, sobald das Schiff draußen auf See ist. In diesem Falle werden die Zölle auf diesen Wein unterschlagen, wie es auch auf viele andere Arten geschehen kann. 21. Manchmal wird aber gesagt: Wenn wir auch nur für uns selbst Handel trieben, würde man unsere Häfen (da sie geeigneter als die anderer Nationen sind) als Freihäfen um so häufiger aufsuchen und diese sich folglich wegen der Ausgaben der Seeleute und Passagiere, des Heuerns von Arbeitern und Mietens von Lagerhäusern usw. um so mehr bereichern, sogar ohne jeden Warenzoll überhaupt. Nichtsdestoweniger ist es vernünftig, wenn für die Benutzung unserer Häfen eine kleine Schiffsabgabe zu zahlen wäre, wie bereits erwähnt, und zwar eo nomine63, ungeachtet aller unserer Gewinne aus dem erwähnten Mieten von Kellern, Trägern und Fuhrleuten, die aus diesen besonderen Anlässen außerdem noch gemacht werden könnten. 22. Wenn wir aber dahin kämen, die Handelsleute zwischen anderen Nationen zu sein, dann gäbe es keinen Grund, Abgaben (so wie bereits gesagt) auf Dinge in fieriw zu verlangen, die erst auf dem Wege zu ihrer Veredlung sind. Und was den möglichen Betrug angeht, wie in dem erwähnten Falle des Weins, so versichere ich, daß diesen Betrug unsere Verbrauchssteuer überwinden und beseitigen wird. 63 64

Aus diesem Grunde. I m Rohzustand.

71

KAPITEL

VII

Über Kopfsteuer Die Kopfsteuer ist eine Besteuerung der Person. Sie wird entweder für alle einfach und undifferenziert oder aber irgendeinem anerkannten Titel oder Rang gemäß festgesetzt. Diese Titel sind wiederum entweder bloße Ehrentitel oder Titel irgendeines begehrten bzw. auferlegten Amtes oder einer Berufung und Berufs. Und bei dieser Steuerfestsetzung wird keine Rücksicht auf Reichtum oder Armut, Einkommen oder Ausgaben, Gewinn oder Verlust genommen, die aus dem Titel, dem Amt oder der Berufung erwachsen. 2. Die erst kürzlich erhobenen Steuern waren erstaunlich konfus. Zum Beispiel besteuerte man einige alleinstehende reiche Personen zum niedrigsten Satz und einige Ritter mit zwanzig Pfund, obwohl es ihnen am Nötigsten mangelte. Einige eitle Tröpfe wurden ermuntert, wie Esquires 65 zu zahlen, nur um sich auf den Quittungen als Esquires schreiben zu lassen. Einige veranlaßte man, zehn Pfund zu entrichten, wie Doktoren der Medizin oder der Rechte, die aufgrund ihres Titels nichts erhalten und auch nicht praktizieren. Arme Handelsleute, die gezwungen wurden, Mitglied ihrer Livreegesellschaft zu werden, veranlaßte man, über ihre Kräfte zu zahlen, und schließlich bestimmte man einige, gemäß ihrem Vermögen zu zahlen. Das Vermögen war aber von Personen zu schätzen, die die Betreffenden gar nicht kannten. Dadurch wurde auch einigen Bankrotteuren Gelegenheit gegeben, es so weit zu bringen, daß alle Welt sie für Männer solcher Vermögen hält, wie die Schätzer sie nach Verabredung taxiert hatten. 66 65 66

Englischer Höflichkeitstitel. Eine solche Kopfsteuer nach einer komplizierten Staffelung, über die sich P e t t y beklagt, war durch ein Gesetz vom September 1660 auferlegt worden. Sie war innerhalb von 12 Tagen zu zahlen, und es wurden erwartet, 4 0 0 0 0 0 £ für die raschere Auflösung der Armee aufzubringen. Bis zum 24. 11. waren lediglch 252167 Pfund, 1 Schilling und 4 Pence aufgebracht. Zwei Ergänzungsgesetze zur Behebung der Fehlbeträge der Steuer wurden im selben J a h r eingebracht, aber sie sind anscheinend nicht durchgekommen wegen der Auflösung des Parlaments am 29. Dezember. Das parlamentarische Verfahren für diese Gesetze war kompliziert (vgl. Journals of

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3. So daß bei dieser Konfusion, bei dieser Willkür, diesen Unregelmäßigkeiten und diesem Mischmasch von Bestimmungen nicht beurteilt werden konnte, o b d a s Pflaster f ü r die Wunde taugte, auch nicht kontrolliert und geprüft werden, o b die entsprechenden R e z e p t e dafür gehörig begründet waren usw. 4. D a ich die dargelegte verwickelte Besteuerungsmethode gänzlich zurückweise, werde ich über die K o p f s t e u e r genauer sprechen, und zwar als erstes über die einfache Kopfsteuer, die f ü r j eden K o p f gleich ist, wobei die Gemeinden für die Almosenempfänger zahlen, Eltern f ü r ihre minderjährigen Kinder, Meister f ü r ihre Lehrlinge und f ü r sonstige, die keine Löhne beziehen. 5. D a s Übel dieser Methode ist, daß die Besteuerung äußerst ungleich ist. Menschen mit verschiedener Zahlungsfähigkeit zahlen gleich und die mit den meisten Kindern beladen sind, zahlen a m meisten, d. h., j e ärmer sie sind, um so stärker werden sie besteuert. 6. Die Vorteile sind erstens, daß die K o p f s t e u e r rasch und mit geringen K o s t e n eingezogen werden kann. Zweitens, daß ihre Höhe im voraus hinreichend genau berechnet werden kann, d a die Zahl der Bevölkerung immer bekannt ist. Drittens scheint sie f ü r alle Menschen ein Ansporn zu sein, die K i n d e r zu irgendeiner nützlichen Beschäftigung anzuhalten, sobald sie nur dazu in der L a g e sind, damit a u s dem E r t r a g dieser Arbeit jedes K i n d seine eigene K o p f s t e u e r zahlen kann. 7. Die folgende K o p f s t e u e r ist auf jeden Menschen bezogen. E s wird aber nach ehrenhalber verliehenen Titeln unterschieden, die ohne irgendein Amt oder irgendeinen Beruf sind, wie Herzöge, Marquises, Grafen, Vizegrafen, Barone, B a r o n e t t s , Ritter, Esquires, d. h. die ältesten Söhne von R i t t e r n in perpetuum 67, und Gentlemen, wenn sie sich selbst so nennen. Diese Art ist sehr viel gerechter a l s die andere, insofern als die Titelträger meistens entsprechend reich sind, oder falls sie es nicht sind, werden aber so mit Würden a u s g e s t a t t e t e Menschen über Einfluß und R a n g verfügen, selbst wenn sie den vom gemeinen Volk nicht mit ihrem Aufwand erkaufen oder k a u f e n können. Meine diesbezügliche Meinung ist, ein Titel kann einem Manne möglicherweise ebensoviel ersparen, wie seine

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House of Commons, Statute VIII, 38 bis 243; Hull, Bd. 1, S. 62). Für immer. 73

Kopfsteuer des Titels wegen die Höhe der Kopfsteuer des gewöhnlichen Volkes übersteigen kann. 8. Wenn eine gute und vielgestaltige Bevölkerungsstatistik geführt wird, kann darüber hinaus diese Steuer auch leicht, rasch und ohne größeren Aufwand eingezogen werden. Und es ist auch möglich, sie vorauszuberechnen, entsprechend den Bedürfnissen des Fürsten einzurichten und einzuziehen. 9. Was die Ämter betrifft, so sind sie in der Tat zum überwiegenden Teil Würden, die nur mit der Mühe ihrer Verwaltung bezahlt werden. Um ein Beispiel zu geben: Ein Ratsmann zu sein, z. B. von London, ist in der Tat eine Ehre, indessen zahlen viele fünfhundert Pfund, um von dieser Würde verschont zu bleiben. Nichtsdestoweniger kann es nicht unangebracht sein, Ämter zu besteuern, die begehrt sind oder die angenommen werden, obwohl sie abgewiesen werden könnten. Und auf der anderen Seite sollte kein Tituladom zur Zahlung von Kopfsteuer gemäß diesem Titel gezwungen werden, falls er bereit wäre, ihn abzulegen und niemals mehr anzunehmen. 10. Die Titel von Fakultäten und Berufungen sollten bei einer Kopfsteuer kein Einstufungsmerkmal sein, weil sie weder notwendig noch wahrscheinlich die Fähigkeit zur Zahlung einschließen, aber riesige Ungleichheiten mit sich bringen. Doch für den Fall, ein Mann nimmt mit Hilfe seiner Lizenz zum Praktizieren viel ein, kann man annehmen, daß er auch dementsprechend viel ausgibt. In diesem Netz wird ihn die Methode der Akzisebesteuerung mit Sicherheit fangen, ebenso wie sie die erwähnten Beamten fangen wird. 11. Die Herdsteuer scheint eine Kopfsteuer zu sein, doch sie ist es nicht, da sie eher eine Methode der kumulativen Akzise ist. Darüber später. C8

Im irischen Zensus von 1659 enthielten die Berichte außer den bloßen Zahlen noch die Namen der Haupt- bzw. der vornehmen Pächter von Townlands (das ist das zu einem Weiler gehörende Umland) und Straßen unter der zusammenfassenden anglo-spanischen Bezeichnung Titulado (vgl. W . H. Hardinge, Earliest known Manuskripts, Census Returns of the People of Ireland (1865), in: Transactions of Royal Insh Academy, Bd. X X I V , Antiquities, Dublin 1873, S. 3 1 9 / 3 2 0 ; J . Th. Gilbert, Calendar of the ancient Records of Dublin, Bd. IV, Dublin 1 8 8 9 - 9 6 , S. X I I I , ; Hall, Bd. 1, S. 63).

74

KAPITEL

VILI

Über Lotterien Männer, die Titel annehmen, können vorhersehen, daß sie dadurch, wie oben gezeigt, besteuert werden können (obwohl es unwahrscheinlich ist — ein Haus des Parlaments besteht aus Titelträgern und der größte Teil des anderen ebenfalls —, daß irgendeine derartige Besteuerungsmethode durchkommen würde), und sie stimmen deshalb sozusagen a priori einer Besteuerung ihrer eigenen Individualität zu. 2. Über die Lotterie besteuern die Menschen sich nun im allgemeinen auch selbst, wohl aus der Hoffnung heraus, im besonderen einen Vorteil daraus zu ziehen. Eine Lotterie ist deshalb eigentlich eine Steuer auf unglückliche, sich selbst täuschende Narren, Menschen, die von ihrem eigenen Glück sehr überzeugt sind, die einigen Wahrsagern oder Astrologen geglaubt haben, die ihnen großen Erfolg so ungefähr um die Zeit und den Ort der Lotterie herum versprochen hatten, der vielleicht im Südwesten von der Stelle liegt, wo wahrgesagt wurde. 3. Da nun die Welt mit dieser Art Narren angefüllt ist, ist es nicht zweckmäßig, daß jedermann, der will, jeden betrügen kann, der betrogen sein möchte. Sondern es wäre eher angebracht, daß der Herrscher die Vormundschaft über diese Narren hätte oder daß einige Günstlinge das Recht des Herrschers erbäten, aus den Narrheiten solcher Menschen Vorteil zu ziehen, so wie es bei Verrückten und Idioten der Fall ist. 4. Deshalb wird eine Lotterie nicht ohne Genehmigung der Regierung geduldet, die die Höhe festsetzt, in der die Leute für ihre Irrtümer bezahlen sollen, und die darauf achtet, daß sie nicht so sehr und nicht so häufig geprellt werden, wie sie sich selber prellen würden. 5. Die Methode der Lotterie ist nur für kleine Steuererhebungen angebracht und eher aus privat-öffentlichen Gründen (als zur Unterhaltung von Armeen oder zur Ausrüstung von Flotten), z. B. aus solchen wie Aquädukt-, Brücken- und vielleicht Landstraßenbau usw. Deshalb werden wir bei dieser Gelegenheit nicht mehr darüber sagen.

75

KAPITEL

IX

Über freiwillige Besteuerung Geld durch freiwillige Besteuerung aufzubringen, scheint niemandem gegenüber ein Zwang zu sein. Sie scheint auch von niemandem mehr zu nehmen, als was er selbst weiß, geben zu können. Dennoch ist mehr dabei. Denn allein von einem Fürsten oder Granden mit einem Stirnrunzeln bedacht zu werden, erweist sich oft als ebenso schwerwiegend, wie wegen einer Steuerveranlagung oder Subsidie gepfändet zu werden. Und die Gefahr, durch halbseidene Ohrenbläser und Informanden fälschlicherweise als mit den Gründen unzufrieden hingestellt zu werden, aus denen die Erhebung gemacht wird, ist größer, als die Zahlung irgendeiner Summe möglicherweise nachteilig sein kann, die in einem angemessenen Verhältnis zu allen anderen Menschen steht. (Wie ich bereits sagte, bedeutet das keine Verarmung.) Die Vorteile dieses Vorgehens sind folgende, nämlich: Da es manchmal vorkommt (wie erst kürzlich in den Jahren 1638 und 1639 bei den Differenzen mit den Schotten, als die kirchlichen Würdenträger am meisten interessiert waren), daß der Grund für die Ausgaben einige Menschen mehr als andere betrifft, dann sollte eine Steuer im Interesse eines Teils nicht allen auferlegt werden. Manchmal kommt es vor, daß eine Menschengruppe größere und neuere Vergünstigungen als andere erhalten hat, wie sie bei der jüngsten Restauration Seiner Majestät im Jahre 1660 die erhielten, die einen Entschädigungsakt brauchten. Und manchmal ist es offensichtlich, daß einige Leute bessere Zeiten des Gewinnens und der Vorteile als andere gehabt hatten, so wie seit der erwähnten Restauration Seiner Majestät in höchstem Maße die Geistlichkeit. In allen diesen Fällen könnte eine freiwillige Besteuerung vorgeschlagen werden — obwohl das jeweils mit Nachteilen verbunden wäre, die prinzipiell folgende sind: 1. Das oben erwähnte Augenbrauenheben und die Mißfallenskundgebung, falls jemand nicht soviel beigesteuert hat, wie er nach Meinung neidischer Beobachter sollte. 2. In vielen Fällen kann eine freiwillige Besteuerung eine ganze Nation in Parteien aufspalten oder zumindest die Stärke von Parteien solchen zu gut bekannt machen, die sie nicht zu kennen brauchen. Und darüber hinaus kann sie (im Gegensatz

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dazu und mit Absicht) diese Stärke verbergen sowie Maßnahmen des Regenten vereiteln, die er mit einem solchen Erkundungskunstgriff glaubte ergriffen zu haben. 3. Einige Menschen können besondere Gründe haben, reichlich beizusteuern, nämlich aus Willfährigkeit gegenüber einem Edelmann und wegen der Hoffnung, durch die Gunst dessen entschädigt zu werden, der die Angelegenheit fördert und diese vielleicht gerade zum Nachteil anderer durchführt. 4. Menschen mit abnehmendem Vermögen (die dennoch gern auf großem Fuße leben und glänzend auftreten und solche, die sich Freunde machen — durch ihre Gastfreundschaft, die am Ende von anderen zu bezahlen ist —, um beschützt zu werden, sogar vor der Justiz) setzen bei dieser Gelegenheit einer freiwilligen Besteuerung oftmals f ü r andere Leute extravagante Beispiele, Leute, die f ü r das schwer gearbeitet haben, was sie besitzen. Dabei kümmert jene nicht, was sie zahlen, da das ihre Möglichkeit vergrößert, desto mehr borgen zu können. Auf die Dauer fällt somit die ganze Last derfrei willigen Besteuerung solcher betrügerischer Bankrotteure auf die genügsamen Patrioten, die das Gemeinwohl erhalten.

KAPITEL

X

Über Strafen Die gewöhnlichen Strafen sind Hinrichtung, Verstümmelung, Gefängnis, öffentliche Schande, körperliche, vorübergehende Peinigungen und große Folter, außerdem Geldstrafen. Auf den letzteren werden wir am meisten bestehen, wobei wir von den anderen nur reden, um zu prüfen, ob sie nicht durch diese abgelöst werden können. 2. Es gibt einige bestimmte Verbrechen, für die das Gesetz Gottes die Hinrichtung vorschreibt. Und diese Verbrechen müssen so bestraft werden, es sei denn, wir sagten, die Gesetze Gottes wären lediglich die zivilen Gesetze des jüdischen Gemeinwesens, obwohl sie von Gott selbst gegeben wurden. Dieser Meinung sind gewiß die meisten modernen Staaten, da sie den Ehebruch usw. nicht wie die Juden durch Hinrichtung, aber kleine Diebe durch Hinrichtung anstatt durch Zwang zu vielfacher Wiedergutmachung bestrafen. 3. Unter dieser Voraussetzung werden wir uns vorzubringen 77

dazu und mit Absicht) diese Stärke verbergen sowie Maßnahmen des Regenten vereiteln, die er mit einem solchen Erkundungskunstgriff glaubte ergriffen zu haben. 3. Einige Menschen können besondere Gründe haben, reichlich beizusteuern, nämlich aus Willfährigkeit gegenüber einem Edelmann und wegen der Hoffnung, durch die Gunst dessen entschädigt zu werden, der die Angelegenheit fördert und diese vielleicht gerade zum Nachteil anderer durchführt. 4. Menschen mit abnehmendem Vermögen (die dennoch gern auf großem Fuße leben und glänzend auftreten und solche, die sich Freunde machen — durch ihre Gastfreundschaft, die am Ende von anderen zu bezahlen ist —, um beschützt zu werden, sogar vor der Justiz) setzen bei dieser Gelegenheit einer freiwilligen Besteuerung oftmals f ü r andere Leute extravagante Beispiele, Leute, die f ü r das schwer gearbeitet haben, was sie besitzen. Dabei kümmert jene nicht, was sie zahlen, da das ihre Möglichkeit vergrößert, desto mehr borgen zu können. Auf die Dauer fällt somit die ganze Last derfrei willigen Besteuerung solcher betrügerischer Bankrotteure auf die genügsamen Patrioten, die das Gemeinwohl erhalten.

KAPITEL

X

Über Strafen Die gewöhnlichen Strafen sind Hinrichtung, Verstümmelung, Gefängnis, öffentliche Schande, körperliche, vorübergehende Peinigungen und große Folter, außerdem Geldstrafen. Auf den letzteren werden wir am meisten bestehen, wobei wir von den anderen nur reden, um zu prüfen, ob sie nicht durch diese abgelöst werden können. 2. Es gibt einige bestimmte Verbrechen, für die das Gesetz Gottes die Hinrichtung vorschreibt. Und diese Verbrechen müssen so bestraft werden, es sei denn, wir sagten, die Gesetze Gottes wären lediglich die zivilen Gesetze des jüdischen Gemeinwesens, obwohl sie von Gott selbst gegeben wurden. Dieser Meinung sind gewiß die meisten modernen Staaten, da sie den Ehebruch usw. nicht wie die Juden durch Hinrichtung, aber kleine Diebe durch Hinrichtung anstatt durch Zwang zu vielfacher Wiedergutmachung bestrafen. 3. Unter dieser Voraussetzung werden wir uns vorzubringen 77

erlauben, ob nicht der Sinn der einfachen Hinrichtung in der Bestrafung unverbesserlicher großer Verbrecher liegt ? 4. Der Sinn einer öffentlichen Hinrichtung mit Folter liegt darin, daß Menschen vor einem Verrat abgeschreckt werden, der den Tod und das Elend vieler Tausend unschuldiger und nützlicher Leute verursachen würde. 5. Durch insgeheime Exekution sollen geheime und unbekannte Verbrechen bestraft werden, die eine öffentliche Exekution der Welt offenbaren würde. Oder es sollen auch rechtzeitig irgendwelche gefährlichen Neuerungen in der Religion erstickt werden, die das geduldige öffentliche Leiden der schlimmsten Menschen sehr verbreiten und fördern würden. 6. Verstümmelungen, nimm an, von Ohren, Nase usw. gelten als ewige Schande, so wie das Amprangerstehen als zeitweilige und vorübergehende. Diese und ähnliche andere Strafen haben nebenbei gesagt einige verbesserliche Missetäter verzweifelt und unheilbar werden lassen. 7. Verstümmelungen von Körperteilen, wie Fingern, sind geeignet, solche Personen unfähig zu machen, die ihre Fingerfertigkeit durch Taschendiebstahl, Nachahmung von Siegeln, Schriften usw. mißbraucht haben. Verstümmelungen anderer Körperteile können dazu dienen, Ehebruch, Notzucht, Blutschande etc. zu bestrafen bzw. zu verhindern. Und die kleineren körperlichen Strafen dienen zur Bestrafung jener, die keine Geldbußen zahlen können. 8. Das Gefängnis scheint mir eher die Strafe für verdächtige als für schuldige Personen zu sein und für solche, die durch ihr Betragen dem Magistrat Anlaß zu der Meinung geben, daß sie entweder irgendein kleineres besonderes Verbrechen wie Diebstahl usw. verübt habenoder daß sie ein größeres wie Verrat und Aufruhr begehen würden. Wo aber Gefängnis keine Verwahrung der Menschen bis zu ihrem Gerichtsverfahren ist, sondern ein Urteil nach dem Verfahren, so scheint es mir nur dazu geeignet, solche Menschen vom Umgang mit anderen auszuschließen, deren Reden bestrickend und deren Praktiken ansteckend sind und bei denen nichtsdestoweniger etwas Hoffnung auf ihre zukünftige Besserung oder Nützlichkeit für irgendeinen Dienst bleibt, was aber noch nicht sichtbar ist. 9. Was die lebenslange Gefangenschaft aufgrund eines Urteils betrifft, so scheint sie mir fast dasselbe wie die Hinrichtung selbst zu sein, d. h., durch die Natur selbst hingerichtet 78

zu werden, beschleunigt durch solche Krankheiten, wie sie streng abgeschlossenes Leben, Traurigkeit, Einsamkeit und Nachdenken über die Vergangenheit und ein besseres Leben gewöhnlich hervorrufen. Die hierzu Verurteilten leben dann auch nicht länger, obwohl sie länger sterben. 10. Hier haben wir uns als Konsequenz an unsere Auffassung zu erinnern (daß Arbeit der Vater und das aktive Prinzip des Reichtums ist wie Erde die Mutter), daß der Staat, indem er seine Mitglieder tötet, verstümmelt oder gefangensetzt, sich obendrein selbst bestraft. Deshalb müßte man solche Strafen eigentlich (soweit wie möglich) vermeiden und durch Geldstrafen ablösen, welche die Arbeit und den öffentlichen Wohlstand vermehren. 11. Warum sollte infolgedessen ein des Totschlags für schuldig befundener vermögender Mann nicht lieber einen gewissen Teil seines Gesamtvermögens zahlen, als in die Hand gebrannt werden? 12. Warum sollte man zahlungsunfähige Diebe nicht besser mit Zwangsarbeit als mit der Hinrichtung bestrafen, so daß sie als Zwangsarbeiter zu so viel Arbeit und zu so geringer Kost gezwungen werden können, wie es die Natur nur zuläßt, und dadurch gleichsam zu zwei Menschen werden, die man dem Staat hinzufügt, anstatt ihm einen zu nehmen. Denn wenn England unterbevölkert wäre (angenommen zur Hälfte), so behaupte ich, daß dem Hineinbringen einer zusätzlichen Bevölkerung von der gleichen Größe der bereits im Lande ansässigen, die Nötigung dieser Bevölkerung zur Verdoppelung ihrer zur Zeit geleisteten Arbeit nahezu gleichzusetzen ist, das bedeutet die Verwandlung einiger in Zwangsarbeiter. Aber davon an anderer Stelle. 13. Und warum sollten die zahlungsfähigen Diebe und Betrüger nicht besser mit vielfacher Wiedergutmachung bestraft werden als mit Hinrichtung, Pranger, Auspeitschung usw? Aber man wird fragen, mit welchem vielfachen Ersatz sollte ein Taschendieb zum Beispiel bestraft werden? Ich meine, es wäre im Interesse der Lösung dieser Frage gut, sich bei einigen ehrlichen Künstlern dieses Gewerbes zu erkundigen, wie oft sie beim Ausüben dieses Berufes im Durchschnitt ergriffen werden. Wenn nur einmal in zehn Fällen, dann würde ein gerade nur siebenfacher Ersatz einen guten Profit ergeben: und nur das Zehnfache zu ersetzen, wäre lediglich ein Ausgleich, weshalb zwanzigfacher Ersatz, d. h. das Doppelte des Gewinns, 79

so ziemlich die wahre ratio und das Maß für die Bestrafung durch doppelte Wiedergutmachung ist. 14. Und gewiß muß die in Moses Gesetz erwähnte Ersetzung des 2-, 3-, 4- und 7fachen so verstanden werden, sonst könnte jemand die Dieberei zu einem äußerst günstigen und rechtschaffenen Gewerbe machen. 15. Die nächste Frage ist bei solchen vielfachen Ersatzleistungen, wieviele Teile dem Opfer zu geben sind. Darauf antworte ich, nie mehr als einer, eher weniger, um den Betroffenen zu mehr Sorgfalt und eigenen Vorkehrungen zu verpflichten, dazu drei Teile für den Entdecker und den Rest für öffentliche Zwecke. 16. Drittens: Im Falle der Unzucht bestehen die meisten Strafen, die nicht Geldbußen sind und abgelöst wurden, nur in der Schande — und zwar auch nur für wenige Personen —, wodurch Schuldige danach ein für allemal verstockt werden. Was immer die Schande bei jenen bewirkt, deren Ruf noch makellos ist, das ziehen Menschen alles wenig in Betracht, die am Rande eines solchen schwindelerregenden Abgrunds stehen und in der Gefahr schweben, derartige Fehler zu begehen, die eher Tollheit, Zerrüttung und Gestörtheit von Geist und Vernunft wie auch Ausbrüche von Leidenschaften sind als wohlüberlegte Verstandeshandlungen. 17. Wenn ferner — jenem Axiom gemäß: in quo quis peccat eodem puniatur69 — die ratio formalis10 der Sünde des concubitus vagi71 die Verhinderung der Zeugung ist, dann laß jene, die durch ihr Fehlverhalten sich dessen schuldig gemacht haben, dem Staat das Fehlen eines weiteren Händepaares durch die doppelte Arbeit ihrer eigenen Hände ersetzen oder — was dasselbe ist — durch eine Geldstrafe. Und dies ist denn auch die Praxis einiger weiser Staaten bei der Bestrafung von Dingen, die zu verhindern sie nie imstande sein werden. Auch das Evangelium sieht dafür keine Strafe in dieser Welt vor. Es erklärt nur, daß diese Menschen nicht in die Freuden der kommenden Welt einbezogen werden sollen. 18. Ich könnte das im einzelnen mit Beispielen belegen. Aber wenn das von mir bereits Gesagte vernünftig ist, ist dieses wenige genug, wenn nicht, dann würde alles weitere auch 69 Worin jemand gefehlt hat, dann soll er bestraft werden. 70 Der tatsächliche Sinn. 71 Regellose bzw. wahllose Begattungen.

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zu wenig sein, weshalb ich nur noch ein Beispiel hinzufügen werde, das für unsere heutige Zeit und unsere Bedingungen typisch ist. Das ist die Art und Weise der Bestrafung heterodoxer 72 Religionsbekenner. 19. Daß der Magistrat Irrgläubige bestrafen kann, wenn er meint, es wird Gott erzürnen, wenn er es unterläßt, ist aus denselben Gründen richtig, die man für Gewissensfreiheit und allgemeine Toleranz vorbringt. Und daß er auf der anderen Seite irrige Gottesverehrung dulden kann, scheint nicht bezweifelt zu werden, zumindest aufgrund der Praxis aller Staaten, die den Gesandten Freiheit zugestehen (sei ihre Gottesverehrung noch so abscheulich), sogar auch dann, wenn diese nur kommen, um über weltliche, unbedeutende Angelegenheiten zu verhandeln. 20. Da der Magistrat solchen Gottesdienst dulden oder ein Auge zudrücken kann, wenn er es für angebracht hält, aber auch bestrafen kann, und weil der Staat durch Hinrichtung, Verstümmelungen und Gefangensetzen der Untertanen nicht nur sich selbst bestraft, sondern auch die Irrlehren verbreitet, so folgt daher, daß Geldbußen die geeignetsten Methoden sind, um die Lüsternheit der Menschen in dieser Angelegenheit zu zügeln. Sie sind es auch insofern, als jene Kur überhaupt nicht bitter schmeckt, sondern vielmehr einen Wunsch zur Nachsicht bekundet — vorausgesetzt, eine solche Nachsicht ist mit der Indemnität 73 des Staates vereinbar. Denn kein heterodoxer Gläubiger wird verlangen, länger geduldet zu werden, als er den öffentlichen Frieden hält. Wenn er das zu tun im Sinn hat, so kann er es dem Magistrat weder übelnehmen, wenn der ihn fest an diese seine Pflicht bindet, noch sich sträuben, soviel zu den Kosten für diesen Zweck beizutragen, wie er selbst verursacht. 21. Da es ferner anscheinend einen Grund gibt, einigen bewußten Ungläubigen nachzusehen, so gibt es ebensosehr einen, gegen Heuchler streng zu sein, besonders gegen diejenigen, die die heilige Religion mißbrauchen, um weltliche Absichten zu verbergen und zu verdecken. Was gibt es nun für eine leichtere und dennoch wirkungsvollere Methode als gut abgestufte Geldstrafen, um zwischen diesen beiden zu unterscheiden? Denn derjenige, der seinem Gott ohne Furcht zu 72 Irrgläubige. 73 Schadloshalten. 6

Petty, Schriften

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dienen wünscht und zehn Stunden am Tag in seinem Beruf arbeitet, würde der nicht eine Stunde mehr f ü r eine solche Freiheit arbeiten, ebenso wie religiöse Menschen eine Stunde am Tag mehr als die freieren bei ihren Andachten verbringen? Oder wer Tuch f ü r einundzwanzig Schillinge das Yard trägt, würde der nicht f ü r den Vorteil seiner Religionsfreiheit mit einem Tuch von zwanzig Schilling das Yard zufrieden sein, während jene, die sich dagegen wehren, weder willens sind f ü r ihren Gott, dessentwillen sie so sehr heucheln, etwas zu t u n noch zu erleiden. 22. Man k a n n hier einwenden: Obwohl einige fehlerhafte Religionen geduldet werden können, sind dennoch nicht alle zu tolerieren, nämlich jene nicht, die mit dem zivilen Frieden unvereinbar sind. Hierauf erwidere ich: Erstens gibt es keine noch so kleine Spaltung und Trennung, die mit solcher Eintracht und solchem Frieden in wünschenswertem Einklang steht, auch keine so vollkommen reinen Gewissens, als daß sie nicht auch in ziviler Hinsicht höchst gefährlich sein k a n n : Denn daß jener Venner74 und seine Komplizen aufgrund innerer Motive handelten kann die Tatsache beweisen, daß sie sich höchst unbefangen dem Tode aussetzten. Und trotzdem, daß sie den König f ü r einen Usurpator des Thrones und des Rechts Jesus Christus' hielten, war ein ziviles Unheil, das weder zu verzeihen ist, noch seines Gleichen hat. 23. Und gleichwohl gibt es andererseits keinen noch so großen Irrglauben, der nicht daran gehindert werden könnte, im Staate großen Schaden anzurichten, und zwar ohne Hinrichtungen oder Gefängnis oder Verstümmelungen. Um es kurz zu machen: Es k a n n keine Meinung gefährlicher sein, als das Ableugnen der Unsterblichkeit der Seele, da es den Menschen als ein Tier darstellt, und zwar ohne Gewissen oder Furcht vor dem Begehen irgendeiner Sünde, sofern er nur der Strafe menschlicher Gesetze entrinnen kann, die dagegen aus74

Thomas Venner, Londoner Weinküfer, Anführer des Aufstandes der Männer der 5. Monarchie (Fifth Monarchy Men) am 6. Januar 1661 (nach der Restauration der Stuarts), einer militanten puritanischen Sekte, die anfangs Cromwell unterstützte, aber danach von ihm enttäuscht wurde. Ihre Führer wurden verhaftet und am 19. Ol. 1661 hingerichtet (vgl. S. Pepys, The Diary, Bd. I, London 1962, S. 192, 296, 309; S. Pepys, Das geheime Tagebuch, Leipzig 1980).

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gesetzt ist; und weil diese Meinung die Menschen allen verderblichen Gedanken und Absichten überläßt, wovon niemand etwas bemerken kann. Ich behaupte nun, daß sogar dieser Irrgläubige adäquat bestraft werden kann, wenn er wie ein Tier gehalten wird, Eigentümer von nichts ist, weil er sich kein Gewissen darüber macht, wie er sich Eigentum verschaffen kann; niemals zu einer Zeugenaussage oder einem Eid zugelassen wird, da er unter keinen Umständen die Wahrheit spricht; von allen Ehren und Ämtern ausgeschlossen wird, da er sich nur um sich selbst sorgt, der Schutz anderer ihn nicht kümmert; und er darüber hinaus zu extremer körperlicher Arbeit angehalten wird. Der Profit des Staates daraus ist die Geldstrafe, von der die Rede ist, wenn auch die höchste. 24. Was weniger schreckliche Ansichten als diese angeht, so kann die Strafe auf jeden entsprechend zugeschnitten werden, abhängig von der Größe der von der Obrigkeit befürchteten Gefahr, die von der Duldung solcher Ansichten ausgeht, und von den für die Abwendung dieser Gefahr notwendigen Kosten. 25. Und da wir nun einmal über die Wege sprechen, wie man Irrglauben in Religionsfragen verhüten und korrigieren kann, was wir bislang in Form des Entwurfs von Strafen für die verirrten Schafe getan haben, meine ich, daß es nicht unangebracht ist hinzuzufügen, daß in allen diesen Fällen die Schäfer selbst nicht gänzlich ungeschoren davon kommen sollten. Denn wenn es in dieser Nation so viele Freischulen gibt und Freiplätze, die an unseren Universitäten und anderswo vorgesehen sind, um in allen solchen Wissensgebieten mehr als genug Leute auszubilden, die sich für die Verteidigung der etablierten Religion eignen, dazu ein Übermaß an Bibliotheken für diesen Zweck; wenn darüber hinaus die kirchlichen Privilegien so zahlreich und reichlich sind, sowohl in bezug auf Reichtum als auch auf Ehre und Macht, wie kaum anderswo, so scheint es befremdlich zu sein, wenn infolge von Faulheit, Formalismus, Ignoranz und lockerem Lebenswandel unserer Pastoren sich die Schafe verlaufen haben, räudig geworden sind oder von Wölfen und Füchsen gerissen wurden, daß dann das Heilmittel dafür allein darin gesucht werden sollte, jene zu erschrecken, die sich für immer verirrt haben, und den Räudigen sowohl die Häute als auch die Wolle abzuziehen, da doch vielmehr der allmächtige Gott von den 6*

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Hirten das Blut selbst jener abfordern wird, die von den Wölfen zerrissen wurden. 26. Wenn deshalb die Geistlichen einen Teil der Zehnten jener verlieren, deren Abtrünnigkeit von der Kirche sie zuließen (weil der Abtrünnige diesen Teil nicht einspart, sondern der Staat ihn zur Gänze erhält), und wenn der Abtrünnige für sein Schisma 75 irgendeine Geldbuße zahlt, dazu die Kosten seiner neuen besonderen Kirche und seiner Pfarre selbst bestreitet, scheint mir, daß auf diese Weise die Lasten gleichmäßiger getragen würden. 27. Nebenbei gesagt glaubt die verständige Welt nicht, daß unsere Geistlichen auf die riesigen Privilegien, die sie besitzen^ nur deshalb Anspruch erheben können, weil sie predigen, die Religion betreffende Ansichten besser als andere darstellen oder ihre Ideen und Vorstellungen mit den Worten der Kirchenväter oder der Heiligen Schrift usw. ausdrücken können, wo wir ihnen doch die große Ehre sicherlich dafür erweisen, daß sie Vorbilder an Heiligkeit sind, daß sie uns durch eigene Selbstverleugnung, Kasteiungen und harte Lebensart zeigen, daß es für uns möglich ist, es ihnen in der Erfüllung der Gebote Gottes gleichzutun. Denn wenn es nur um die bloßen Kanzelpredigten ginge, so könnten einige Menschen meinen, es sei schon zehntausendmal soviel gedruckt worden als notwendig sein könne, und zwar so gut wie irgend etwas, das hiernach noch zu erwarten sei. Und es besteht ein starker Verdacht, daß die Disziplin der Klöster die römisch-katholische Religion erhalten hat, die der Luxus der Kardinäle und Prälaten zerstört haben könnte. 28. Der Kern des von mir in dieser Abhandlung über die Kirche Gesagten ist deshalb, daß es sehr zu ihrem Frieden beitragen würde, wenn nicht zu viele Geistliche ausgebildet würden; daß Härte in den Lebensweisen der Priester diese mit dem Volke aussöhnen würde, und daß es nicht unvernünftig wäre, wenn die gesamte Kirche unter dem Abfall ihrer Mitglieder litte; daß den Pastoren dieser abgefallenen Mitglieder der Verlust spürbar gemacht werden sollte, indem sie einen kleinen Teil davon tragen. Die Art und Weise der Durchführung und das Ausmaß zu bestimmen, überlasse ich den dafür Zuständigen. 29. Hinsichtlich der Strafen und der Strafgesetze werde ich 75

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Abtrünnig werden (in bezug auf die Kirchenleitung).

nur dies noch hinzufügen, daß ihr Mißbrauch dann vorliegt, wenn sie nicht dafür gemacht wurden, um Menschen von der Sünde fernzuhalten, sondern um sie in die Strafe hineinzuziehen, und wenn die Strafvollzieher diese Strafandrohungen geheimhalten, bis eine Verfehlung begangen wurde, und sie erst dann dem armen arglosen Missetäter furchterregend vorweisen — genau wie die Schildwachen, die die Warnung vor dem Pissen in der Nähe ihrer Posten nie bekanntgeben, bevor sie nicht die Leute wegen der geforderten Buße bei den Rockschößen ergriffen haben. KAPITEL

XI

Über Monopole u n d Ämter Ein Monopol ist — wie das Wort andeutet — eine alleinige Verkaufsmacht. Wer immer sie hat, kann die Ware, über die er diese Macht hat, im Rahmön der Grenzen seiner Vollmacht verkaufen — entweder in einer Qualität, die er selbst bestimmt, oder zu einem Preis, den er selbst festlegt, oder zu beidem. 2. Das große Beispiel eines Monopols ist die Salzsteuer des Königs von Frankreich. Dadurch verkauft er für sechzig, was ihn nur eins kostet. Da nun Salz eine Sache von allgemeinem Nutzen für alle Schichten der Bevölkerung ist und kaum von größerem Nutzen f ü r die Armen als für die Reichen, so scheint diese Steuer von derselben Wirkung wie die erwähnte einfachste Kopfsteuer zu sein, falls alle Menschen davon gleichmäßig verbrauchen oder — wie es an einigen Orten vorkommt — zum Kauf gezwungen werden, ob sie es verbrauchen oder nicht. Wenn aber die Menschen es wie gewöhnlich ungleichmäßig verbrauchen oder essen und auch nicht gezwungen werden, mehr zu kaufen oder für mehr zu zahlen, als sie verbrauchen, dann ist die Salzsteuer nichts anderes als eine kumulative Akzise, insbesondere wenn alles Salz von gleicher Qualität ist. Im übrigen ist sie eine gesonderte Abgabenart, nämlich ein Monopol. 3. Der Nutzen oder der Zweck der Einrichtung eines Monopols ist erstens, Recht an einer Erfindung zu sichern, insofern als die Gesetze Erfindungen belohnen, indem sie den Erfindern ein Monopol auf eine bestimmte Zeit daran gewähren (wie hier in England auf vierzehn Jahre). Denn dadurch wird der Er85

nur dies noch hinzufügen, daß ihr Mißbrauch dann vorliegt, wenn sie nicht dafür gemacht wurden, um Menschen von der Sünde fernzuhalten, sondern um sie in die Strafe hineinzuziehen, und wenn die Strafvollzieher diese Strafandrohungen geheimhalten, bis eine Verfehlung begangen wurde, und sie erst dann dem armen arglosen Missetäter furchterregend vorweisen — genau wie die Schildwachen, die die Warnung vor dem Pissen in der Nähe ihrer Posten nie bekanntgeben, bevor sie nicht die Leute wegen der geforderten Buße bei den Rockschößen ergriffen haben. KAPITEL

XI

Über Monopole u n d Ämter Ein Monopol ist — wie das Wort andeutet — eine alleinige Verkaufsmacht. Wer immer sie hat, kann die Ware, über die er diese Macht hat, im Rahmön der Grenzen seiner Vollmacht verkaufen — entweder in einer Qualität, die er selbst bestimmt, oder zu einem Preis, den er selbst festlegt, oder zu beidem. 2. Das große Beispiel eines Monopols ist die Salzsteuer des Königs von Frankreich. Dadurch verkauft er für sechzig, was ihn nur eins kostet. Da nun Salz eine Sache von allgemeinem Nutzen für alle Schichten der Bevölkerung ist und kaum von größerem Nutzen f ü r die Armen als für die Reichen, so scheint diese Steuer von derselben Wirkung wie die erwähnte einfachste Kopfsteuer zu sein, falls alle Menschen davon gleichmäßig verbrauchen oder — wie es an einigen Orten vorkommt — zum Kauf gezwungen werden, ob sie es verbrauchen oder nicht. Wenn aber die Menschen es wie gewöhnlich ungleichmäßig verbrauchen oder essen und auch nicht gezwungen werden, mehr zu kaufen oder für mehr zu zahlen, als sie verbrauchen, dann ist die Salzsteuer nichts anderes als eine kumulative Akzise, insbesondere wenn alles Salz von gleicher Qualität ist. Im übrigen ist sie eine gesonderte Abgabenart, nämlich ein Monopol. 3. Der Nutzen oder der Zweck der Einrichtung eines Monopols ist erstens, Recht an einer Erfindung zu sichern, insofern als die Gesetze Erfindungen belohnen, indem sie den Erfindern ein Monopol auf eine bestimmte Zeit daran gewähren (wie hier in England auf vierzehn Jahre). Denn dadurch wird der Er85

finder mehr oder weniger gemäß der Aufnahme belohnt, die seine Erfindung unter den Menschen findet. Dabei ist im übrigen zu bemerken, daß wenige neue Erfindungen jemals durch ein Monopol belohnt wurden. Denn obwohl der Erfinder, oftmals trunken von der hohen Meinung über seine eigenen Verdienste, meint, daß alle Welt über ihn herfallen und ihm die Erfindung aus den Händen reißen wird, habe ich indessen beobachtet, daß die übergroße Mehrzahl der Menschen noch nicht einmal gegen Bezahlung damit beschäftigt sein will, von neuen Praktiken Gebrauch zu machen, die sie selbst noch nicht gründlich erprobt haben, die im Verlaufe der Zeit noch nicht und auch nicht für längere Zeit bewiesen haben, daß sie frei von latenten Mängeln sind, so daß, wenn eine neue Erfindung das erste Mal angekündigt wird, anfänglich jedermann Einwände erhebt und der arme Erfinder Spießruten läuft, die aus unverschämten Witzen bestehen. 76 Jedermann findet die verschiedensten Fehler, niemand stimmt der Erfindung zu, es sei denn, sie wird nach seinen eigenen Ratschlägen verändert. Nun überlebt aber nicht eine aus hundert Erfindungen diese Tortur. Und jene, die überleben, sind zu guter Letzt durch die verschiedenen Entwürfe anderer so verändert, daß niemand auf die Erfindung als Ganzes Anspruch erheben kann. Ebensowenig kann man sich über den Anteil an den einzelnen Teilen der Erfindung hinreichend verständigen. Und darüber hinaus ist dies gewöhnlich eine so lange Prozedur, daß der arme Erfinder entweder tot ist oder infolge eingegangener Schuldverpflichtungen unfähig wurde, sein Vorhaben weiter zu verfolgen und obendrein als ein Projektemacher von jenen geschmäht wird, die ihr Geld mit seinem Kopf in Partnerschaft zusammentaten, so daß der erwähnte Erfinder und seine Ansprüche gänzlich verloren und verschwunden sind. Zweitens kann ein Monopol für eine gewisse Zeit von realem Nutzen sein, nämlich bei der Ersteinführung einer neuen Manufaktur, wenn zur richtigen Ausführung sehr viel Finger76

Petty hatte eine Maschine erfunden, die gleichzeitig noch eine Kopie anfertigt, worauf er v o m Oberhaus ein Patent unter dem Datum 7. März 1647/48 und mit einer Laufzeit von siebzehn Jahren erhielt. Er gab einen Prospekt heraus und versuchte, seine Erfindung „zu syndikatisieren", aber offenbar ohne Erfolg (vgl. E. Fitzmaurice, The Life of Sir William Petty, London 1895, S. 1 0 - 1 3 ; Hull, Bd. 1, S. 74).

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Spitzengefühl gebraucht wird und sich die meisten Menschen darauf nicht verstehen. Nimm als Beispiel an, es gäbe irgendein sehr bewährtes Medikament, das eine gewisse Person äußerst genau zubereiten könnte, obwohl es auch verschiedene andere, wenn auch weniger vollkommen, herstellen könnten. In diesem Falle kann diesem vorzüglichen Künstler zeitweilig ein Monopol gewährt werden, nämlich so lange, bis andere unter seiner Leitung genügend Erfahrung haben, wie man das Medikament ebensogut wie er herstellt. Erstens, weil die Menschen das Medikament nicht auf verschiedene Weise hergestellt haben möchten, obwohl sie den Unterschied weder mit ihren Sinnen feststellen, noch über die Wirkungen des Medikaments a 'posteriori77 mit ihrem Verstand urteilen können. Zweitens, weil andere durch den, der das am besten kann, vollständig unterwiesen werden möchten und drittens, weil er eine Vergütung für diese Übermittlung seiner Erfahrungen erhalten möchte. Da aber durch Monopole von dieser Art bedeutende Steuererhebungen selten gemacht werden, sind sie unserem Vorhaben kaum dienlich. Vom Staat eingerichtete Ämter mit von ihnen selbst festgelegten Gebühren sind den Monopolen gleichzusetzen, wobei sich das eine auf Rechtshandlungen und Dienste bezieht und das andere auf Sachen, und sie haben auch dieselben Vor- und Nachteile wie Monopole. So wie ein Königreich wächst und erblüht, so nimmt auch die Vielfalt der Dinge, der Handlungen und sogar der Worte zu. Denn wir sehen, daß die Sprache der blühenden Reiche immer äußerst wortreich und elegant war und die gebirgiger Kantone das Gegenteil davon. In dem Maße nun, wie die Handlungen dieses Königreichs zunahmen, so nahmen auch die Ämter zu (d. h. die Macht und das Vermögen, diese Handlungen allein auszuüben und durchzuführen). Und umgekehrt, so wie die Arbeit der Ämter zunahm, proportional dazu verringerten sich Schwierigkeiten und Gefahren falscher Ausübung. Dadurch ist es dahin gekommen, daß die Ämter, die bei ihrer Gründung nur von den fähigsten, einfallsreichsten und gewandtesten Handlangern ausgeübt wurden (von solchen, die mit allen auftretenden Schwierigkeiten fertig wurden, Regeln und Axiome aus eigenen Beobachtungsserien ableiten konnten in bezug auf die verschiedenen Fälle ihrer Ämter —, um dadurch 77

Nachträglich.

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ihren Nachfolgern den Weg zu weisen), nunmehr durch die gewöhnlichsten, mechanisch arbeitenden Packpferdstellvertreter und Unterstellvertreter ausgeübt werden. Und während zunächst so hohe Gebühren zugebilligt wurden (in Anbetracht auch der geringen Gebührenanzahl, die man damals hätte empfangen können), um die Kunstfertigkeit, das Vertrauen und den Fleiß der Administratoren gebührend zu belohnen, sind indessen diese Gebühren noch beibehalten worden, obwohl die Fertigkeit und das Niveau des Vertrauens kleiner geworden sind, und die Zahl der Gebühren hat sich so extrem vervielfacht, daß heute die Profite solcher Ämter (die klar und durchsichtig geworden sind und die Arbeit so leicht, daß jedermann dazu fähig ist, sogar jene, die nie etwas davon gesehen haben) auf Jahre oder für das ganze Leben wie irgendeine andere Annuität 7 8 gekauft und verkauft werden. Und obendrein wird die aus den leichten Gewinnen jener Ämter an den Gerichtshöfen entspringende Pracht das Erblühen des Rechts genannt, das gewiß am besten fortkommt, wenn die Professoren und vornehmsten Diener dieses Rechts am wenigsten zu tun haben. Und außerdem, wenn die Bürde und Nutzlosigkeit eines solchen Amtes bemerkt wird, hält man es trotzdem als Untertanenfreigut zugunsten des Käufers aufrecht. Es gibt in dieser Nation viele derartige Ämter und auch solche, die eine Einnahmequelle für den König bilden könnten — entweder aufgrund ihrer jährlichen Profite oder durch ihren Verkauf auf viele Jahre. Und die mit Vorteil zu verkaufenden Ämter sind die, wo die Gebühren hoch sind, weil sie festgelegt wurden, als ihre Zahl gering war, und außerdem jetzt zahlreicher sind, weil sie sich mit der Zunahme der Geschäftstätigkeit multiplizieren, und wo die Tätigkeit nur aus der Arbeit der gewöhnlichsten Menschen besteht, weil der Lauf der Zeit alle Arbeit so leicht gemacht hat und Sicherheiten vor Betrug, Vertrauensbruch und Mißwirtschaft gefunden wurden, denen die Kindheit jener Ämter ausgesetzt war. Deshalb bilden diese Ämter eine Besteuerung solcher Personen, die den Umgang mit ihnen nicht vermeiden können oder wollen, und die das ertragen, wie man Duelle 79 erträgt und sich ihren unheilvollen Konsequenzen selbst aussetzt, 78 79

Jährlich wiederkehrende Zahlung, z. B. Grundrente, die in Bodeupreis verwandelt, verkauft werden kann. Petty war erst kürzlich einem Duell entronnen (vgl. E. Fitz-

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welche sehr groß sind, ganz gleich welche Seite den Sieg davon trägt. Denn gewiß gehen Menschen nicht immer zu Gericht, um Recht zu bekommen oder Unrecht abzuwenden. Das könnten verständige Nachbarn ebensogut zustande bringen wie eine Jury aus nicht fähigeren Menschen. Und die Leute könnten dem Richter die Umstände ihrer Fälle ebensogut selbst darlegen, so wie sie heute ihren Rechtsbeistand instruieren. Deshalb sind die Amtsgebühren dafür eine freiwillige Steuer für streitsüchtige Menschen, so wie die Akzise auf Getränke eine Steuer für gute Getränke liebende Gesellen ist.

KAPITEL

XII

Über Zehnten Das Wort Zehnter, was dasselbe ist wie Zehntel, bezeichnet an sich nicht mehr als die Größe des Exzisums oder des abgeschnittenen Teils. Es ist dasselbe, wie wenn man Zölle auf importierte oder exportierte Waren mit dem Namen „Zwantigstel" bezeichnete, so wie sie manchmal Tonnage und Poundage genannt werden. Deshalb bleibt nur zu sagen, daß Zehnter hier mit der erwähnten Größe zugleich seinen Zweck bezeichnet, nämlich den Unterhalt der Geistlichkeit, ebenso den Stoff oder die Substanz, aus der dieser Unterhalt herausgeschnitten wurde, nämlich die unmittelbaren Früchte des Bodens und der Gewässer oder den Ertrag der darauf verwendeten menschlichen einfachen Arbeit, der Kunstfertigkeit sowie des Kapitals. Der Zehnte bezeichnet auch die Art und Weise seiner Bezahlung, nämlich in specie80 und nicht (außer in speziellen und vereinbarten Fällen) in Geld. 2. Wir sagten, daß der Stoff des Zehnten die unmittelbare Frucht der Erde ist, d. h. Getreide, sobald es sich in einem Zustand befindet, wo es vom Grund und Boden weggeschafft werden kann, der es getragen hat, und nicht Brot, das gedroschenes, gefegtes, mit Flüssigkeit vermischtes und gebackenes Korn ist.

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maunce, T h e L i f e of Sir William P e t t y , a. a. O., S. 151/152; Hull, Bd. 1, S. 77). I n Naturalien.

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welche sehr groß sind, ganz gleich welche Seite den Sieg davon trägt. Denn gewiß gehen Menschen nicht immer zu Gericht, um Recht zu bekommen oder Unrecht abzuwenden. Das könnten verständige Nachbarn ebensogut zustande bringen wie eine Jury aus nicht fähigeren Menschen. Und die Leute könnten dem Richter die Umstände ihrer Fälle ebensogut selbst darlegen, so wie sie heute ihren Rechtsbeistand instruieren. Deshalb sind die Amtsgebühren dafür eine freiwillige Steuer für streitsüchtige Menschen, so wie die Akzise auf Getränke eine Steuer für gute Getränke liebende Gesellen ist.

KAPITEL

XII

Über Zehnten Das Wort Zehnter, was dasselbe ist wie Zehntel, bezeichnet an sich nicht mehr als die Größe des Exzisums oder des abgeschnittenen Teils. Es ist dasselbe, wie wenn man Zölle auf importierte oder exportierte Waren mit dem Namen „Zwantigstel" bezeichnete, so wie sie manchmal Tonnage und Poundage genannt werden. Deshalb bleibt nur zu sagen, daß Zehnter hier mit der erwähnten Größe zugleich seinen Zweck bezeichnet, nämlich den Unterhalt der Geistlichkeit, ebenso den Stoff oder die Substanz, aus der dieser Unterhalt herausgeschnitten wurde, nämlich die unmittelbaren Früchte des Bodens und der Gewässer oder den Ertrag der darauf verwendeten menschlichen einfachen Arbeit, der Kunstfertigkeit sowie des Kapitals. Der Zehnte bezeichnet auch die Art und Weise seiner Bezahlung, nämlich in specie80 und nicht (außer in speziellen und vereinbarten Fällen) in Geld. 2. Wir sagten, daß der Stoff des Zehnten die unmittelbare Frucht der Erde ist, d. h. Getreide, sobald es sich in einem Zustand befindet, wo es vom Grund und Boden weggeschafft werden kann, der es getragen hat, und nicht Brot, das gedroschenes, gefegtes, mit Flüssigkeit vermischtes und gebackenes Korn ist.

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maunce, T h e L i f e of Sir William P e t t y , a. a. O., S. 151/152; Hull, Bd. 1, S. 77). I n Naturalien.

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3. Der Zehnte ist auch die zweite Wahl von den Jungen des Viehs, das Mehrlinge gebiert, die in specie genommen werden, sobald sich diese Jungen ohne ihre Mütter ernähren können, oder sonst ein Ausgleich in Geld bei Vieh, das nur ein Junges zur Welt bringt. 4. Der Stoff des Zehnten ist Wolle, sobald sie geschoren ist. Er ist Geflügel und Fisch, wo Geflügeljagd und Fischfang eher ein Gewerbe als ein Vergnügen sind usw., sie de caeterissi. 5. In großen Städten sind ferner Zehnte eine Art Ablösung in Geld für die Arbeit und den Profit der Handwerker, die mit den Materialien arbeiten, für die bereits Zehnte gezahlt wurden. 6. Zehnte nehmen deshalb innerhalb eines Gebietes zu, sobald die Arbeit jenes Landes zunimmt. Und Arbeit nimmt zu oder sollte zunehmen, so wie die Bevölkerung wächst. Nun vervierfacht sich in vierhundert Jahren die Bevölkerung Englands etwa, da sie sich alle zweihundert Jahre verdoppelt, und der Anteil der Rente von allen Böden ist in England ungefähr ein Viertel der Ausgaben seiner Bevölkerung, so daß die anderen drei Teile aus dem Anteil für Arbeit und Kapital bestehen. 7. Deshalb sollten die Zehnten heute zwölfmal so reichlich sein wie vor vierhundert Jahren. Das zeigen sehr gut die Quoten der Pfründe in den Büchern des Königs, wenn man die Zeitabschnitte vergleicht. Etwas sollte davon abgestrichen werden, weil das Verhältnis zwischen den Erträgen des Bodens und der Arbeit variiert, so wie die Anzahl der Arbeiter variiert. Deshalb werden wir besser sagen, daß die Zehnten heute nur sechsmal so reichlich sind wie vor vierhundert Jahren, d. h., daß heute die Zehnten von sechsmal soviel Arbeitern gezahlt werden oder sechsmal soviel Münder ernähren würden, wie es die Zehnten vor vierhundert Jahren getan haben. 8. Wenn es nun damals nicht allein genauso viele Gemeinden wie heute gab, mehr Priester in jeder Gemeinde und auch mehr religiöse Menschen, die auch Priester waren, und die Religion jener Zeiten mühevoller und mit mehr Arbeit verbunden war als heute, wegen der größeren Zahl der Beichten, Feiertage, Gottesdienste usw. in jenen Tagen als heute (die große Arbeit dieser Tage besteht in einem konzentrierten Unterweisen von über Tausend auf einmal, ohne die Notwendigkeit, viele ein81

Ebenso die übrigen.

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zelne Beichten abnehmen, im Katechismus unterweisen oder sich um die Toten sorgen zu müssen), so scheint klar, daß die Geistlichkeit heute bei weitem reiche'- ist als vorher und daß, ein Geistlicher zu sein, damals eine Art Kasteiung bedeutete, während es heute (gepriesen sei Gott) eine Sache des Glanzes und der Pracht ist, es sei denn irgend jemand will behaupten, daß es goldene Priester gab, als die Kelche aus Holz und nur hölzerne Priester, als die Kelche aus Gold waren, oder die Religion am besten gedeiht, wenn sich Pfaffen am meisten kasteien, so wie oben vom Recht behauptet wurde, daß es am besten gedeiht, wenn die Advokaten am wenigsten zu tun haben. 9. Aber was auch immer den Zuwachs der kirchlichen Güter ausmacht, ich neide ihn den Kirchen nicht. Ich wünsche nur, sie ergriffen Maßnahmen, sich dieses Zuwachses in Sicherheit und Frieden zu erfreuen. Eine Maßnahme dazu ist, nicht mehr Pfaffen zu hecken, als die vorhandenen Pfründe absorbieren können, d. h., wenn es nur 12000 Pfründe in England und Wales gibt, ist es unweise 24000 Geistliche unter dem Gesichtspunkt oder in der Meinung zu hecken, daß die Mittel der Kirche für alle reichen könnten, wenn man sie nur auf andere Weise verteile. Denn die 12000 Unversorgten werden stets einen Lebensunterhalt zu gewinnen suchen, und wie könnten sie das leichter tun, als indem sie unter das Volk gingen und es überzeugten, die 12000 Inkubenten 82 vergifteten ihre Seelen oder hungerten sie aus und zeigten ihnen den Holzweg zum Himmel. Das werden bedürftige Menschen aufgrund einer starken Verlockung wirksam tun. Wir haben beobachtet, wie auf eine solche Art überflüssige Hilfsprediger mehrmals in einer Woche gepredigt haben, mehr Stunden am Tag und jedesmal mit größerem Eifer als dazu die Inkubenten imstande waren, denn graeculus esuriens in coelum, jusseris, ibit83. Diese Vehemence nun, dieser Fleiß, dieser Eifer und dieses Leben von besonderen Spenden veranlaßt die Leute zu meinen, daß jene, die sie beeinflussen, obendrein orthodoxer sind, ja besser von Gott unterstützt werden als die anderen. Nun soll jeder selbst urteilen, ob Menschen, die in dem Ruf stehen, inspiriert zu sein, nicht Hilfe erhalten, um sich in die Kirchenpfründe usw. hinein82 83

Inhaber einer Pfründe. Heiße den hungrigen kleinen Griechen in den Himmel gehen, und er wird gehen.

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zuheben. Aber nach den jüngsten Erfahrungen sind diese Dinge ganz klar. 10. Man wird nun fragen, wie das zuwege gebracht werden soll oder wie wir herausfinden können, auf welche Weise unsere Pflanzschule unserem Obstgarten anzupassen ist. Darauf antworte ich, wenn es in England 12000 kirchliche Pfründe gibt, Prälaten einbegriffen, dann können jährlich ungefähr 400 an den Weinberg abgegebene dazu beitragen, daß er stets ausreichend und ohne Überfluß mit Geistlichen versorgt ist. Denn nach den Beobachtungen anhand der Sterbelisten sterben in jedem J a h r ungefähr 400 aus einer Gruppe von 12000 erwachsenen Personen vom Alter der Geistlichen und mit dem vorauszusetzenden spekulativen Wissen und der praktischen Erfahrung — eigener wie fremder. 11. Aber ich bin von meinem Hauptzweck abgekommen, der in der Erklärung der Natur der Steuer des Zehnten besteht. Da aber nichtsdestoweniger der Zweck einer solchen Erklärung nur ist, die Menschen zu überreden, Steuern in der notwendigen Höhe mit Ruhe zu tragen und nicht gegen den Stachel zu locken und der Zweck dessen wiederum sowie der Zweck alles, was wir sonst zu tun haben, nur darin besteht, den öffentlichen Frieden zu erhalten, meine ich, daß das Hinzufügen dieser kleinen Ermahnung nicht unangebracht war, die so viel zu dem Frieden unseres Jerusalems beiträgt. 12. Um aber zu den Zehnten als einer Steuer oder Erhebung zurückzukehren, sage ich, daß sie in England keine Steuer sind, was sie auch immer in der ersten Zeit ihrer Einführung gewesen sein mögen oder zu sein schienen. Auch die Quittrenten des Königs in Irland werden in Zukunft anscheinend keine Steuern sein, so wie sie heute im eigentlichen Sinne keine sind, wenn jeder seine Ausgaben zu dem Rest ins Verhältnis setzt, der ihm nach Bezahlung der Rente des Königs verbleibt. Denn es ist die Überraschung und die Plötzlichkeit der Belastung, die durch eine zu den anderen Ausgaben eines Mannes hinzukommende Steuer hervorgerufen werden, die sie zu einer Bürde machen, und zwar unerträglich für alle die, die das nicht verstehen wollen. Wobei sogar Menschen veranlaßt werden, die Waffen im Widerstand zu erheben, d. h. aus der Pfanne auf Erden in das Feuer sogar der Hölle zu springen, welches der Krieg und seine Folgen ist. 13. Da nun der Zehnte keine Steuer ist, bezeichne ich ihn nur als Modus oder Form einer Steuer. Dabei beteure ich, daß 92

er beinahe die gleichmäßigste und neutralste ist, die zur Bestreitung sowohl der öffentlichen Ausgaben der gesamten Nation als auch der Kirche beschlossen werden kann. Denn dadurch wird ein Teil vom gesamten Korn, Vieh, von den Fischen, vom Geflügel, von den Früchten, von der Wolle, dem Honig, dem Wachs, dem Öl, dem Hanf und dem Flachs der Nation als ein Resultat des Bodens, der Handwerkskunst, der Arbeit und des Kapitals, die sie produziert haben, eingezogen. Jedoch kann diese Methode kaum gleichmäßig sein für Häuser, Tuch, Getränke, Leder, Federn und die verschiedenen Manufakturwaren daraus, denn ich weiß nicht, was noch einen größeren Aufruhr auslösen würde, als wenn die Differenz heute de novou festgesetzt würde, die das Land bezüglich der Zehnten im Verhältnis zur Stadt zahlt. 14. Die Entrichtung eines aliquoten Teils von den gleichen Dingen, die heute als Zehnte gezahlt werden, in specie an den König hätte einen Nachteil, weil die königlichen Renten den Dividenden in den Colleges ähnlich sein würden, nämlich höher oder niedriger je nach den Preisen der Waren, es sei denn, die erwähnte Ungleichheit träte in den Colleges wegen des geringen Umfangs des Warensortiments ein, nach dessen Marktpreissumme die Renten in Geld gezahlt werden. Dagegen könnte sich die Einbeziehung der Gesamtheit der Waren hinlänglich ausgleichen, da ein dürres oder fruchtbares Jahr nur eine Bezeichnung secundum quids5 ist, nämlich nur in bezug auf Korn, das Hauptnahrungsmittel der Masse. Dagegen ist es wahrscheinlich, daß dieselben Ursachen, die das Korn knapp machen, andere Dinge zu einem Überschuß führen können, die für den König von nicht geringerem Nutzen sind und ihm so in einer Sache ersetzt werden kann, was ihm an einer anderen mangelt. 15. Ein anderer Nachteil würde der in Irland beobachtete sein, als man die Geistlichen besoldete und die Zehnten an den Staat in natura zahlte. Der verpachtete sie an den Meistbietenden, weil er siein derTat nicht in specie abnehmen konnte. Bei der Durchführung dessen gab es viel Betrug, Komplott und heimliche Verabredung. Dem hätte man vielleicht abhelfen können, wäre diese Maßnahme nicht nur als ein übereiltes, zeitweiliges Mittel benutzt worden, ohne ihre Fortsetzung zu beabsichtigen. 84 85

Neu. Zweiter Ordnung.

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16. Der dritte Nachteil ist der bereits erwähnte, nämlich die Notwendigkeit einer weiteren Steuerart, um die Verarbeitung jener Waren einzubeziehen, für die bereits die Steuer des Zehntengezahlt wurde. Dagegen gibt es vielleicht eine Steuerart, die ihrem Wesen nach gerecht ist, die nicht durch irgendeine weitere ausgeflickt werden muß und die auch die damit betrauten Beamten voll beschäftigt, so daß man keine weiteren braucht, deren ausgedehnte Untätigkeitsintervalle ihnen den Anschein von Drohnen geben, so wie sie bereits die Raupen jedes Staates sind. KAPITEL

XIII

Über einige unbedeutendere Methoden der Geldsteuer Wenn die Bevölkerung einer beliebigen Steuerart müde ist, schlägt irgendein Projektor auf der Stelle eine andere vor und verschafft sich mit der Versicherung Gehör, daß er eine Methode vorschlagen könne, wie alle öffentlichen Ausgaben ohne die gegenwärtige Steuer getragen werden könnten. Wenn eine Bodensteuer z. B. ein heute nicht gern gesehenes Verfahren ist und die Bevölkerung ihrer überdrüssig, dann offeriert er, dieses Geschäft ohne eine solche Bodensteuer bestreiten zu können, und schlägt entweder eine Kopfsteuer, eine Akzise oder die Einrichtung irgendeines neuen Amtes oder Monopols vor und überredet hierdurch den einen oder anderen zum Zuhören. Das werden bereitwillig genug diese und jene tun, die sich nicht in der Lage befinden, aus der gebräuchlichen Art und Weise der Steuererhebung Vorteile zu schlagen, die aber in den neuen Institutionen Funktionen zu erwerben hoffen. 2. Ich werde ein paar der weniger bedeutenden Methoden aufzählen, die ich an verschiedenen Orten Europas beobachtet habe. Erstens ist in einigen Gegenden der Staat allgemeiner Kassierer für alles oder das meiste Geld, wie z. B. dort, wo es Banken gibt, die dadurch die Zinsen für alles in ihren Händen deponierte Geld gewinnen. Zweitens ist manchmal der Staat der allgemeine Geldverleiher, wie dort, wo Leihbanken und montes pietatis86 üblich 86

Von der Kirche gebildete Fonds bzw. Geldinstitute, die zur Bekämpfung des Wuchers Darlehen zu verhältnismäßig günstigen Bedingungen gewährten.

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16. Der dritte Nachteil ist der bereits erwähnte, nämlich die Notwendigkeit einer weiteren Steuerart, um die Verarbeitung jener Waren einzubeziehen, für die bereits die Steuer des Zehntengezahlt wurde. Dagegen gibt es vielleicht eine Steuerart, die ihrem Wesen nach gerecht ist, die nicht durch irgendeine weitere ausgeflickt werden muß und die auch die damit betrauten Beamten voll beschäftigt, so daß man keine weiteren braucht, deren ausgedehnte Untätigkeitsintervalle ihnen den Anschein von Drohnen geben, so wie sie bereits die Raupen jedes Staates sind. KAPITEL

XIII

Über einige unbedeutendere Methoden der Geldsteuer Wenn die Bevölkerung einer beliebigen Steuerart müde ist, schlägt irgendein Projektor auf der Stelle eine andere vor und verschafft sich mit der Versicherung Gehör, daß er eine Methode vorschlagen könne, wie alle öffentlichen Ausgaben ohne die gegenwärtige Steuer getragen werden könnten. Wenn eine Bodensteuer z. B. ein heute nicht gern gesehenes Verfahren ist und die Bevölkerung ihrer überdrüssig, dann offeriert er, dieses Geschäft ohne eine solche Bodensteuer bestreiten zu können, und schlägt entweder eine Kopfsteuer, eine Akzise oder die Einrichtung irgendeines neuen Amtes oder Monopols vor und überredet hierdurch den einen oder anderen zum Zuhören. Das werden bereitwillig genug diese und jene tun, die sich nicht in der Lage befinden, aus der gebräuchlichen Art und Weise der Steuererhebung Vorteile zu schlagen, die aber in den neuen Institutionen Funktionen zu erwerben hoffen. 2. Ich werde ein paar der weniger bedeutenden Methoden aufzählen, die ich an verschiedenen Orten Europas beobachtet habe. Erstens ist in einigen Gegenden der Staat allgemeiner Kassierer für alles oder das meiste Geld, wie z. B. dort, wo es Banken gibt, die dadurch die Zinsen für alles in ihren Händen deponierte Geld gewinnen. Zweitens ist manchmal der Staat der allgemeine Geldverleiher, wie dort, wo Leihbanken und montes pietatis86 üblich 86

Von der Kirche gebildete Fonds bzw. Geldinstitute, die zur Bekämpfung des Wuchers Darlehen zu verhältnismäßig günstigen Bedingungen gewährten.

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sind und noch zahlreicher und wirksamer sein könnten, wenn Register über Grund und Boden geführt würden. Drittens ist manchmal der Staat oder kann der Staat der allgemeine Versicherer sein, entweder, entsprechend dem angenommenen ursprünglichen Zweck der Zölle in England, gegen die von den Feinden auf See ausgehende Gefahr oder aber gegen Verluste durch Feinde, Unwetter, die See und Schiffe insgesamt. Viertens beherrscht manchmal der Staat den gesamten Handel mit bestimmten Waren und erhält den Gewinn daraus, wie z. B. bei Bernstein in den Ländern des Herzogs von Brandenburg, Tabak früher in Irland, Salz in Frankreich usw. Fünftens ist manchmal der Staat der allgemeine Bettler, wie es beinahe in Holland der Fall ist, wo besondere Wohltätigkeit nur zur Hilfe für Personen da zu sein scheint, die ihre Bedürfnisse verbergen, und dafür, die Bedürftigen vor der Scham der Offenbarung ihrer Armut zu bewahren, und nicht so sehr, um jeder offenbarten und bereits öffentlich bekannten Armut zu helfen. Sechstens ist in einigen Gegenden der Staat der einzige Verwahrer von Minderjährigen, Irren und Idioten. Siebentens richtet der Staat in einigen anderen Ländern Spielhäuser und öffentliche Vergnügungsstätten ein und unterhält sie, entlohnt die Schauspieler, zieht aber den Hauptteil des Profits f ü r sich selbst ein. Achtens werden in einigen Gegenden die Häuser durch den Staat, gegen eine kleine Rente pro J a h r und Haus, gegen Feuer versichert. Neuntens werden in einigen Gegenden f ü r die Passage von Brücken, Dämmen und Fähren, die mit öffentlichen Mitteln erbaut und unterhalten werden, Zölle erhoben. Zehntens sind in einigen Gegenden Menschen verpflichtet, im Todesfall einen bestimmten kleinen Anteil dem Staat zu hinterlassen. Dasselbe wird in anderen Gegenden bei Heiraten praktiziert und in anderen vielleicht bei Geburten. Elftens werden in einigen Gegenden Fremde, speziell Juden, besonders besteuert, was f ü r übervölkerte Länder gut sein mag, aber schlecht, wenn das Gegenteil der Fall ist. 3. Was die Juden betrifft, so können sie gut und gerne irgend etwas Außerordentliches tragen, weil sie selten mit Christen essen und trinken, es nicht für verächtlich halten, genügsam zu leben und sogar gewinnsüchtig unter ihresgleichen sind, 95

wodurch sie allein in die Lage versetzt werden, jeden anderen Händler zu unterbieten und die Akzise zu umgehen, die vom Verbrauch der Menschen abhängt, wie auch andere Abgaben, weil sie soviel mit Wechseln, Juwelen und Geld handeln, häufiger ungestraft als andere verschiedene Betrügereien begehen; denn da sie überall und nirgends zu Hause sind, sind sie kaum für etwas haftbar zu machen. 4. Zwölftens hat es in unserer Zeit Methoden der Erhebung eines aliquoten Teils der Vermögen der Menschen als Steuer gegeben, wie ein Fünftel und ein Zwanzigstel z. B. von ihrem Real- und Personalvermögen oder sogar von ihren Ämtern, Fakultäten und auch von imaginären Vermögen. Bei dieser Methode und im Zusammenhang mit dieser Methode kann es soviel Betrug, heimliche Verabredung, Härte und Verärgerung geben, weil sich einige vorsätzlich selbst besteuern, um mehr Kredit zu erhalten, andere bestechen, um niedrig besteuert zu werden, und esnicht möglich ist, diese Kollekten anhand hinterlassener Spuren (solcher etwa, wie es die Herde von Kaminen sind) zu kontrollieren, zu untersuchen oder ihnen nachzuspüren so daß ich nicht die Geduld habe, mehr dagegen zu sagen. Ich wage vielmehr ohne weiteres Aufheben, mit den Worten unseres Lustspieldichters zu schließen, schlecht zu sein, ja sogar außerordentlich schlecht, sehr abscheulich und nicht gut. KAPITEL

XIV

Über Erhöhung, E n t w e r t u n g oder Senkung des Nennwertes des Geldes Es ist manchmal vorgekommen, daß Staaten (ich weiß nicht auf welchen seltsamen Rat hin) ihr Geld (nominell) erhöht oder entwertet haben, wobei sie hofften, es dadurch sozusagen zu vervielfachen und f ü r mehr als vorher geltend zu machen, d. h., um damit mehr Ware oder Arbeit zu kaufen. Das alles läuft in der Tat und in Wahrheit auf nicht mehr hinaus als auf eine Steuer auf solche Leute, denen gegenüber der Staat verschuldet ist, oder auf einen Abzug von dem, was geschuldet wird. Es ist gleichzeitig Bürde für alle, die von Pensionen, festgesetzten Renten, Annuitäten, Gebühren, Zuwendungen usw. leben. 2. Um dies völlig zu erklären, müßte man sich in den tiefen 96

wodurch sie allein in die Lage versetzt werden, jeden anderen Händler zu unterbieten und die Akzise zu umgehen, die vom Verbrauch der Menschen abhängt, wie auch andere Abgaben, weil sie soviel mit Wechseln, Juwelen und Geld handeln, häufiger ungestraft als andere verschiedene Betrügereien begehen; denn da sie überall und nirgends zu Hause sind, sind sie kaum für etwas haftbar zu machen. 4. Zwölftens hat es in unserer Zeit Methoden der Erhebung eines aliquoten Teils der Vermögen der Menschen als Steuer gegeben, wie ein Fünftel und ein Zwanzigstel z. B. von ihrem Real- und Personalvermögen oder sogar von ihren Ämtern, Fakultäten und auch von imaginären Vermögen. Bei dieser Methode und im Zusammenhang mit dieser Methode kann es soviel Betrug, heimliche Verabredung, Härte und Verärgerung geben, weil sich einige vorsätzlich selbst besteuern, um mehr Kredit zu erhalten, andere bestechen, um niedrig besteuert zu werden, und esnicht möglich ist, diese Kollekten anhand hinterlassener Spuren (solcher etwa, wie es die Herde von Kaminen sind) zu kontrollieren, zu untersuchen oder ihnen nachzuspüren so daß ich nicht die Geduld habe, mehr dagegen zu sagen. Ich wage vielmehr ohne weiteres Aufheben, mit den Worten unseres Lustspieldichters zu schließen, schlecht zu sein, ja sogar außerordentlich schlecht, sehr abscheulich und nicht gut. KAPITEL

XIV

Über Erhöhung, E n t w e r t u n g oder Senkung des Nennwertes des Geldes Es ist manchmal vorgekommen, daß Staaten (ich weiß nicht auf welchen seltsamen Rat hin) ihr Geld (nominell) erhöht oder entwertet haben, wobei sie hofften, es dadurch sozusagen zu vervielfachen und f ü r mehr als vorher geltend zu machen, d. h., um damit mehr Ware oder Arbeit zu kaufen. Das alles läuft in der Tat und in Wahrheit auf nicht mehr hinaus als auf eine Steuer auf solche Leute, denen gegenüber der Staat verschuldet ist, oder auf einen Abzug von dem, was geschuldet wird. Es ist gleichzeitig Bürde für alle, die von Pensionen, festgesetzten Renten, Annuitäten, Gebühren, Zuwendungen usw. leben. 2. Um dies völlig zu erklären, müßte man sich in den tiefen 96

Ozean aller das Geld betreffenden Mysterien begeben, was anderen Orts f ü r andere Zwecke geschehen ist. Nichtsdestoweniger werde ich, so gut ich kann, die Gründe pro et contra f ü r E n t w e r t u n g und nominelle Geldwerterhöhung darlegen, und zwar zuerst f ü r Entwertung. 3. Kupfer- oder Zinngeld, das seinem Material ad Valoron81 hergestellt, bedeutet keine Entwertung. Es ist lediglich hinderlich und schlechter als Silbergeld, weil es weniger bequem zu transportieren ist. Auch Kupfergeld ad valorem, hinsichtlich der darauf verwandten Kunstfertigkeit und des darin enthaltenen Metalls (solches Geld, auf dem die Bilder und Wappen so sorgfältig graviert und geprägt sind, daß es eher eine Medaille zu sein scheint), stellt keine Entwertung dar, es sei denn, die Anzahl solcher Stücke ist übermäßig groß (die Maße dazu werde ich erst darlegen, wenn ich im folgenden die passendsten Bruchteile des a b s t r a k t e n Pfundes vorschlage, dementsprechend ich das Geld münzen lassen möchte, und bestimme, wieviele Stücke von jedem Teil auf hundert P f u n d gehen sollten), denn im Falle einer so übermäßigen Stückzahl ist das Kunstwerk zu nichts anderem zu gebrauchen, als es anzusehen; es wird dem Werte nach verschlechtert, weil es zu verbreitet ist. 4. Auch solche Geldzeichen sind nicht minderwertig, die f ü r den Austausch im Kleinhandel von Privatpersonen gemünzt werden (wenn diese Personen zahlungsfähig und imstande sind, sie zurückzunehmen und dafür Silber zu geben). 5. Aber ich halte jenes Gold f ü r entwertet, das mehr K u p fer oder Silber als Beimischung enthält als nötig ist, um seine zu große natürliche Weichheit und Biegsamkeit zu korrigieren, durch die es sich als Geld zu rasch abnutzt. Auch jenes Silber halte ich f ü r entwertet, das mehr als hinreichend mit K u p f e r vermischt wird, um es zäh zu machen und davor zu bewahren, d a ß es unter dem Hammer, der Presse oder dem Prägewerk, die es zu münzen haben, zerbricht oder dergleichen. 6. Minderwertiges Geld sind deshalb z. B. holländische Schillinge, Stüber, französische Sous, irische Bongalls usw., die auch zumeist aus großen Stücken bestehen, wenn auch von geringem Wert. Um auf den ersten Grund oder Vorwand f ü r ihre Herstellung einzugehen, so ist er darin zu suchen, daß die erwähnten Stücke vielleicht größer, handhabbarer sind und das 87

Z u m Werte.

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Petty, Schriften

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in ihnen steckende Silber dem Verlust und Verschleiß weniger ausgesetzt ist. 7. Der weitere Grund ist (von der Beimischung abgesehen, die wir in den genannten Grenzen zulassen müssen), das Geld vor dem Einschmelzen durch Goldschmiede und Edelmetallhändler oder vor dem Export durch Fremde zu bewahren. Nichts von dem kann geschehen, ohne daß sie dabei verlieren. Denn nimm an, ein Stüber von zwei Pence enthielte einen Penny reinen Silbers. Wenn der Händler ihn um des Silbers willen umschmilzt, so wird er bei der Trennung das Kupfer und die Kosten für das Raffinieren des Silbers verlieren; die Fremden werden es auch nicht dorthin exportieren, wo der lokale Wert der Stücke verschwindet und der eigentliche, innere Wert ihnen Verlust einbringt. 7.* Nun sind die gegen diese Art von Geld sprechenden Gründe erstens die größere Gefahr der Fälschung, weil Farbe, Klang, und Gewicht, woraus die Menschen (ohne den Test) auf die Güte des Geldmaterials schließen, für das (daran interessierte) gemeine Volk zu verworren, um sie in den Geschäften als Marken und Leitlinien zu gebrauchen. 8. Zweitens, falls kleine Stücke dieses Geldes, nämlich Stücke zu zwei Pence, zufällig um zwölf, fünfzehn oder sechzehn Prozent erhöht oder gesenkt würden, dann gäbe es einen gewissen Verlust wegen der Brüche, die das gewöhnliche Volk nicht berechnen kann. Wenn z. B. solches Geld nur um zehn, elf oder zwölf Prozent im Wert herabgesetzt würde, dann würden die Zweipencestücke nur drei halbe Pence wert sein, das sind fünfundzwanzig Prozent, und so auch bei den anderen Proportionen. 9. Drittens, falls die Unzulänglichkeiten dieses Geldes so groß sein sollten, daß eine neue Prägung notwendig wird, dann treten gerade alle dieseVerluste ein, die wir oben imZusammenhang mit dem Einschmelzen durch Gold- und Silberhändler erwähnten. 10. Viertens, wenn die Zweipencestücke nur ein Achtel des Silbers enthielten, das gewöhnlich in einem Schilling steckt, dann ließen sich die Händler für dieselbe Ware fünfzehn Pence in diesem Gelde bezahlen, für die sie einen Schilling im Standardsilber nehmen würden. 11. Nominelle Geldwerterhöhung bedeutet entweder, das Troy-Pfund Standardsilber in mehr Stücke als vorher zu * Zählung so in allen Petty-Ausgaben; vgl. Hull, Bd. 1., S. 86.

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teilen, wie z. B. in mehr als sechzig, während es bisher in nur zwanzig geteilt wurde, und dennoch beide Sorten Schillinge zu nennen, oder aber das bereits hergestellte Geld mit höherem Namen zu bezeichnen. Folgende Gründe oder Vorwände werden für eine solche Erhöhung angegeben, nämlich, daß die Erhöhung des Nominalwertes des Geldes dieses sowie das zur Herstellung verwendete Material reichlicher hereinbringen wird. Um die Richtigkeit dieser Behauptung nachzuprüfen, nimm an, ein Schilling würde zu einem Wert von zwei Schillingen proklamiert. Was könnte dies für einen anderen Effekt haben, als daß alle Waren auf einen doppelten Preis stiegen? Wenn nun proklamiert würde, die Löhne der Arbeiter sollten aufgrund dieser nominellen Werterhöhung des Geldes keineswegs steigen, dann würde diese Maßnahme nur eine Steuer für diese Arbeiter sein, die sie zum Verlust der Hälfte ihrer Löhne triebe. Das würde nicht nur ungerecht, sondern auch unmöglich sein, es sei denn, die Arbeiter könnten von der erwähnten Hälfte leben (was nicht vorausgesetzt ist), denn dann wäre das Gesetz schlecht gemacht, das solche Löhne festlegt und dem Arbeiter gerade das noch zum Leben Notwendige zuzugestehen hätte, denn wenn man ihm das Doppelte zugesteht, dann arbeitet er nur halb soviel, wie er hätte tun können und andernfalls getan hätte. Das bedeutet für die Gesellschaft einen Verlust des Ergebnisses von soviel Arbeit. 12. Nehmen wir aber an, der gewöhnlich zum Werte von achtzehn Pence geschätzte französische Quart d'Escu würde auf drei Schillinge erhöht, dann würde freilich das gesamte englische Geld tatsächlich Quart d'Escu-Stücke sein. Aber genauso wahr ist, daß alles englische Geld weggeschafft würde und unser Quart d'Escu nur halb soviel Geldmetall enthielte wie unser eigenes Geld. Somit kann die Aufwertung von Geld die Spezies tatsächlich verändern. Dabei ist aber der Verlust genausohoch, wie die ausländischen Stücke über ihren eigentlichen, inneren Wert hinaus erhöht wurden. 13. Um dem aber abzuhelfen, nehmen wir an, wir verdoppelten den Quart d' Escu und verböten Export und Wechseln unseres Geldes gegen Quart d'Escu. Ich antworte: Ein solches Verbot ist wirkungslos und unmöglich durchzusetzen. Und wäre dem nicht so, würde die Erhöhung der erwähnten Spezies nur bewirken, daß wir die mit dem erhöhten Quart d'Escu gekauften Waren tatsächlich nur zum halben gewöhnlichen Preis verkaufen, wo sie ebensogut den vollen Preis bei denen erzielen würden, die 7*

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solche Waren benötigen, so daß die Herabsetzung unserer Preise ebenso Ausländer verlocken wird, unsere Waren in so außergewöhnlichen Mengen zu kaufen wie die" Aufwertung ihres Geldes. Aber weder das noch die Preisherabsetzung wird Ausländer veranlassen, von unseren Waren mehr als nötig zu verbrauchen. Denn wenn sie auch im ersten Jahr eine unnötige, überflüssige Menge fortschaffen sollten, würden sie indessen später um so weniger kaufen. 14. Wenn dies richtig wäre, wie es im wesentlichen auch ist> warum haben dann so viele kluge Staaten sowohl in verschiedenen Epochen des Altertums als auch in der Neuzeit diesen Kunstgriff als ein Mittel praktiziert, Geld in ihre jeweiligen Herrschaftsbereiche zu ziehen? Ich antworte: Etwas ist der Dummheit und Unwissenheit der Leute zuzuschreiben, die diese Sache nicht sofort verstehen können. Denn ich beobachte viele recht kluge Menschen, die zwar ziemlich gut wissen, daß nominelle Geldwerterhöhung wenig bedeutet, diesen Vorgang aber dennoch nicht augenblicklich durchschauen können. Hätte z. B. eine Person ohne Land in England Geld in der Tasche und sollte davon hören, daß in Irland ein Schilling zu vierzehn Pence gemacht wird, sie würde bereitwilliger als vorher dorthin fahren, um Land zu kaufen. Denn sie erfaßt nicht sofort, daß sie für dasselbe Land, das vorher für sechs Jahresrenten zu kaufen war, nun sieben zu zahlen hat. Auch die Verkäufer in Irland werden nicht sofort die Sache erfassen, um den Preis ihres Bodens proportional zu erhöhen. Vielmehr werden sie zumindest mit einem Kompromißgeschäft zufrieden sein, indem sie nämlich zu sechseinhalb verkaufen. Und wenn die Differenz ein vertrackterer Bruch ist, werden ihn die Menschen erst nach längerer Zeit wahrnehmen und überhaupt nicht imstande sein, ihre Handlungsweise exakt darauf einzustellen. 15. Zweitens, obwohl ich auch nicht den geringsten realen Unterschied zwischen der Aufwertung ausländischen Geldes auf das Doppelte und dem Senken des Preises unserer eigenen Waren auf die Hälfte erkenne, wird dennoch ihr Verkauf unter einer stillschweigenden Bedingung der Bezahlung in ausländischem Bargeld unser Geld vermehren. Denn zwischen dem nominellen Erhöhen des Geldwertes und dem Herabsetzen des Preises gibt es denselben Unterschied wie zwischen dem Verkauf gegen Geld und dem Tauschhandel, wobei der letztere der kostspieligere ist, oder zwischen dem Verkauf 100

gegen Bargeld und auf Zeit, wobei sich der Tauschhandel gleichsam in eine unbestimmte Zeit auflöst. 16. Vorausgesetzt, englisches Tuch würde zu sechs Schilling das Yard und französische Leinwand zu achtzehn Pence die Elle verkauft, meine ich, daß die Frage darin bestünde, ob es gleichgültig wäre, das französische Geld auf das Doppelte zu erhöhen oder die Preisefür unser Tuch auf die Hälfte zu senken, um in England das Geld zu vermehren. Ich halte das erstere für besser. Denn dieser erstere Weg oder dieser Satz birgt die Bedingung in sich, ausländisches Gold in specie und nicht Leinwand zum Tauschhandel bei sich zu haben. Zwischen beiden Wegen, darin ist sich alle Welt einig, gibt es einen Unterschied. Wenn wir es uns erlauben können, die Preise auf die Hälfte herabzusetzen, das aber nur zugunsten des Geldes unserer Nachbarn tun wollen, dann werden wir deshalb durch eine solche nominelle Erhöhung des Geldes unserer Nachbarn so viel gewinnen, wie die erwähnte Differenz zwischen Geld und Tauschhandel ausmacht. 17. Aber die fundamentale Lösung dieser Frage hängt von einem realen und nicht von einem imaginären Weg der Berechnung der Warenpreise ab. Um diesen realen Weg aufzuzeigen, schicke ich folgende Annahme voraus: Nimm erstens an, es gäbe in einem Gebiet eintausend Menschen. Nimm an, diese Leute reichten aus, das gesamte Gebiet für den Anbau von Korn zu bestellen. Wir wollen annehmen, daß es alles für das Leben Notwendige enthält, so wie wir im Gebet unseres Herrn das Wort Brot auffassen. Und nehmen wir an, die Produktion eines Busheis Korn erfordere ebensoviel Arbeit wie die einer Unze Silber. Nimm wiederum an, ein Zehntel dieses Bodens sowie ein Zehntel der Bevölkerung, nämlich einhundert, könnten Korn für alle produzieren. Nimm an, die Grundrente (die wie erwähnt ermittelt wird) machte ein Viertel des Gesamtprodukts aus (ungefähr diesen Anteil hat sie tatsächlich, das können wir daran sehen, daß in einigen Gegenden anstatt der Rente eine vierte Garbe gezahlt wird). Nimm weiter an, während nur einhundert für diese Landwirtschaft nötig wären, betrieben indessen zweihundert dieses Gewerbe, und die Menschen verbrauchten der Köstlichkeit wegen zwei Bushel Korn, wenn ein Bushel reichen würde, da sie nur das Beste nutzen. Die Schlußfolgerungen hieraus sind nun folgende: Erstens, die Güte oder Dürftigkeit oder der Wert des Landes hängt davon ab, in welchem Verhältnis der größere oder klei101

nere Teil des Produkts, den man dafür gibt, zu der einfachen Arbeit steht, die angewandt würde, um dasselbe Produkt zu erzeugen. Zweitens, die Proportionen zwischen Korn und Silber deuten nur einen künstlichen, keinen natürlichen Wert an. Denn es ist ein Vergleich, der zwischen einem Ding angestellt wird, das natürlicherweise nützlich ist, und einem Ding, das an sich betrachtet nicht notwendig ist. Das ist (nebenbei gesagt) ein Teil der Begründung, warum es in den Preisen des Silbers nicht so große Wechsel und Sprünge wie bei anderen Waren gibt. Drittens, natürliche Teuerheit und Wohlfeilheit hängen davon ab, ob weniger oder mehr Hände erforderlich sind, die natürlichen Bedürfnisse zu befriedigen: So ist Korn dort billiger, wo ein Mann Korn für zehn produziert, als dort, wo er das nur für sechs tun kann. Außerdem hängen Teuerheit und Wohlfeilheit davon ab, in welchem Maße das Klima die Menschen zu höheren oder niedrigeren Ausgaben zwingt. Politische Billigkeit hängt dagegen davon ab, wie klein die Zahl überflüssiger Eindringlinge ist, die es in einem beliebigen Gewerbe über die notwendig Beschäftigten hinaus gibt. Korn wird nämlich zweimal so teuer sein, wo in der gleichen Zeit zweihundert Landwirte dieselbe Arbeit verrichten, die einhundert erledigen könnten. Wenn nun das mit den erwähnten überflüssigen Ausgaben verbunden wird (wenn nämlich zu dem oben erwähnten Grund für die Teuerheit der doppelte notwendige Aufwand hinzukommt), dann wird der natürliche Preis sich als vervierfacht herausstellen. Und dieser vervierfachte Preis ist der wahre politische Preis, auf natürlicher Grundlage berechnet. Und dies wiederum ins Verhältnis gesetzt zu dem allgemeinen künstlichen Silberstandard, ergibt das Gesuchte, d. h. den wirklichen Preiskurant 88 . 18. Da aber fast alle Waren ihre Substitute oder Stellvertreter haben, fast alle Bedürfnisse auf verschiedene Weise befriedigt werden können und deshalb Neuheit, Überraschung, Beispiel Überlegener und Meinungen über nicht nachprüfbare Wirkungen zum Preise der Dinge etwas hinzufügen oder von ihm wegnehmen, so müssen wir diese zufälligen Ursachen zu den obenerwähnten ständigen Ursachen hinzufügen. In ihrer klugen Voraussicht und Berechnung liegt die Vortrefflichkeit eines Kaufmanns. Um diese Abschweifung nun anzuwenden, 88

Marktpreis.

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meine ich, daß e3 im Interesse der Vermehrung des Geldes notwendig ist zu wissen, wie man den Preis der Waren und des Geldes sowohl herabsetzt als auch erhöht. Das war die Absicht der erwähnten Abschweifung. Zum Abschluß dieses ganzen Kapitels meine ich, daß dienominelle Erhöhung oder Entwertung des Geldes eine äußerst elende und ungleiche Methode der Besteuerung der Bevölkerung und ein Zeichen dafür ist, daß der Staat untergeht, der an solchem Gestrüpp Halt sucht, das mit der schändlichen Aufprägung eines Fürstenbildes einhergeht, um gefälschte Waren und den Bruch des öffentlichen Vertrauens gutzuheißen, wie es die in Wahrheit unzutreffende Bezeichnung eines Dinges ist.

KAPITEL

X V

Über Akzise Es findet allgemeine Zustimmung, daß Menschen zu den öffentlichen Ausgaben nur in dem Maße beisteuern sollten, in dem sie Anteil und Interesse am öffentlichen Frieden haben, d. h. im Maße ihres Vermögens oder Reichtums. Es gibt nun zwei Arten des Reichtums, einen aktuellen und einen potentiellen. Ein Mann ist aktuell und wirklich reich im Verhältnis zu dem, was er ißt, trinkt, trägt oder was er auf irgendeine Weise tatsächlich und aktuell genießt. Andere sind nur potentiell reich. Sie haben zwar ein Übermaß an Macht, machen aber wenig Gebrauch davon, da sie eher Verwalter und Vermittler für die andere Art des Reichtums sind als Eigner für sich selbst. 2. Da wir deshalb den Schluß ziehen, daß jedermann demgemäß beisteuern sollte, was er selbst zu sich nimmt und tatsächlich genießt, müssen wir zunächst berechnen, was vom Gesamtverbrauch dieser Nation die einzelnen Menschen für sich selbst verbrauchen, und dann, welcher Teil davon für den Staat notwendig ist. Es ist beides nicht so schwer zu ermitteln, wie die meisten Menschen glauben, auch das erstere nicht. 3. Als nächstes müssen wir begreifen, daß ein wirklich perfekter Plan für die Besteuerung der Konsumtion der ist, jeden einzelnen Bedarfsartikel erst im Moment seiner Konsumtionsreife zü besteuern, d. h., Korn nicht eher zu besteuern, ehe es nicht zu Brot, Wolle nicht, ehe sie nicht Tuch oder 103

meine ich, daß e3 im Interesse der Vermehrung des Geldes notwendig ist zu wissen, wie man den Preis der Waren und des Geldes sowohl herabsetzt als auch erhöht. Das war die Absicht der erwähnten Abschweifung. Zum Abschluß dieses ganzen Kapitels meine ich, daß dienominelle Erhöhung oder Entwertung des Geldes eine äußerst elende und ungleiche Methode der Besteuerung der Bevölkerung und ein Zeichen dafür ist, daß der Staat untergeht, der an solchem Gestrüpp Halt sucht, das mit der schändlichen Aufprägung eines Fürstenbildes einhergeht, um gefälschte Waren und den Bruch des öffentlichen Vertrauens gutzuheißen, wie es die in Wahrheit unzutreffende Bezeichnung eines Dinges ist.

KAPITEL

X V

Über Akzise Es findet allgemeine Zustimmung, daß Menschen zu den öffentlichen Ausgaben nur in dem Maße beisteuern sollten, in dem sie Anteil und Interesse am öffentlichen Frieden haben, d. h. im Maße ihres Vermögens oder Reichtums. Es gibt nun zwei Arten des Reichtums, einen aktuellen und einen potentiellen. Ein Mann ist aktuell und wirklich reich im Verhältnis zu dem, was er ißt, trinkt, trägt oder was er auf irgendeine Weise tatsächlich und aktuell genießt. Andere sind nur potentiell reich. Sie haben zwar ein Übermaß an Macht, machen aber wenig Gebrauch davon, da sie eher Verwalter und Vermittler für die andere Art des Reichtums sind als Eigner für sich selbst. 2. Da wir deshalb den Schluß ziehen, daß jedermann demgemäß beisteuern sollte, was er selbst zu sich nimmt und tatsächlich genießt, müssen wir zunächst berechnen, was vom Gesamtverbrauch dieser Nation die einzelnen Menschen für sich selbst verbrauchen, und dann, welcher Teil davon für den Staat notwendig ist. Es ist beides nicht so schwer zu ermitteln, wie die meisten Menschen glauben, auch das erstere nicht. 3. Als nächstes müssen wir begreifen, daß ein wirklich perfekter Plan für die Besteuerung der Konsumtion der ist, jeden einzelnen Bedarfsartikel erst im Moment seiner Konsumtionsreife zü besteuern, d. h., Korn nicht eher zu besteuern, ehe es nicht zu Brot, Wolle nicht, ehe sie nicht Tuch oder 103

besser noch ein Kleidungsstück geworden ist, so daß der Wert der Wolle, der Tuchherstellung und der Schneiderei sogar bis zu Faden und Nadel hin erfaßt werden könnte. Aber da dies vielleicht ein zu mühsames Unterfangen ist, sollten wir einen Katalog von Waren aufführen, sowohl von ursprünglichen als auch veredelten, die am leichtesten zu erfassen und imstande sind, die amtlichen Stempel entweder selbst oder auf ihrer Verpackung zu tragen. Außerdem sollten es Waren sein, die sich so nahe wie möglich am Konsumtionsstadium befinden. Und dann haben wir für jede Ware den Aufwand an weiterer Arbeit oder zusätzlichen Kosten bis zur Konsumtion zu berechnen, so daß ein entsprechenderZuschlag berücksichtigt werden kann. Nimm beispielsweise an, es gäbe gestreiften Stoff für Gardinen im Werte von einhundert Pfund und Tuch oder Stoff für Kleidung bester Qualität. Ich meine, das Tuch sollte eine größere Akzise als der erwähnte gestreifte Stoff trafen, da das eine nichts weiter braucht, als angehängt zu werden, um am Ende seines Weges zu sein, aber das andere der Schneiderei, des Fadens, der Seide, der Nadeln, der Fingerhüte, Knöpfe und verschiedener anderer Details bedarf. Die Akzise von alledem muß in der Akzise des Tuchs enthalten sein, es sei denn, sie wäre so hoch (wie es vielleicht bei Knöpfen, Rüschen oder Bändern der Fall sein kann), daß sie extra besteuert und mit in den erwähnten Katalog aufgenommen werden kann. 4. Nun sollen aber die im Tuch zu akkumulierenden Dinge soweit wie irgend möglich solche Details sein, die nur in Verbindung mit Tuch oder zusammen mit anderen speziellen Artikeln sehr selten verwendet werden, wie z. B. die verschiedenen Arten besonderer Besatzartikel. Ebenso sollten im Korn die Kosten für das Mahlen, Beuteln, für die Hefe usw. für das Backen zu Brot akkumuliert werden, es sei denn, es kann irgendeines dieser Details, wie bereits gesagt, besser gesondert besteuert werden. 5. Eine Frage ergibt sich hieraus, nämlich, ob man für irgendwelche einheimischen exportierten Waren Akzise zahlen sollten oder ob man für die an ihrer Stelle importierten Waren keine Akzise zahlen sollte? Ich antworte: Man sollte nicht, weil sie hier im Lande nicht in specie verbraucht werden. Aber ich meine daß man für die Güter zahlen sollte, die für sie aus dem Ausland zurückfließen und hier verbraucht werden, falls für die exportierte Ware nicht bereits gezahlt wurde. Denn auf diese Weise werden wir für das von uns Verbrauchte 104

einmal und nicht öfter Akzise zahlen. Falls nun Geldmetall zurückfließt, dann sollten wir dafür nicht bezahlen, wenn es zu Geld gemünzt wird, weil Geld andere Waren hervorbringen wird, f ü r die dann zu zahlen ist. Sollte aber dieses Geldmetall zu Tafelsilber und Silbergeschirr verarbeitet oder zu Draht oder Litze gezogen werden, dann sollte man auch dafür Akzise bezahlen, weil es verbraucht und definitiv ausgegeben wird, wie es bei Tressen und beim Vergolden nur zu offenkundig ist. Und das ist der Grund, warum ich meine, daß die Erhebung, die wir gewöhnlich Zoll nennen, unangebracht und unnatürlich ist, da sie eine Zahlung vor der Konsumtion ist. 6. Wir haben verschiedentlich über kumulative Akzise gesprochen, worunter wir die in einem Ding zusammengefaßte Besteuerung vieler Dinge verstehen. Nimm als Beispiel an, die zahlreichen in Heilmitteln oder Mithridaten 89 verwendeten Drogen würden nur in derartigen Mischungen verwendet. In einem solchen Fall werden mit der Besteuerung irgendeiner dieser Drogen alle übrigen so gewiß wie die eine besteuert, weil sich alle in einem ganz bestimmten Verhältnis zueinander befinden. Im Tuch können sowohl die Verarbeitungskunst, die Werkzeuge als auch die Wolle hinlänglich besteuert werden usw. 7. Aber einige haben diese Akkumulation dermaßen übertrieben, daß sie am liebsten alle Dinge zusammen in einem einzigen Artikel besteuert haben möchten, und zwar in einem solchen, der nach ihrer Meinung dem allgemeinen Verbrauchsstandard am nächsten kommt, wobei die prinzipiellen Ziele ihres Vorhabens die folgenden sind, nämlich: Erstens, den Namen Akzise zu verschleiern, der jenen verhaßt ist, die weder wissen, daß Steuerzahlen ebenso unumgänglich ist wie Essen, und die auch nicht die natürliche Gerechtigkeit dieser Art der Akziseerhebung oder des Bemessens bedacht haben. Zweitens, die Mühe und Kosten des Einziehens zu vermeiden. Drittens, die Angelegenheit ad firmumP0 und zu einer Bestimmtheit zu bringen, worüber im folgenden noch die Rede sein wird, wenn wir die verschiedenen Gründe untersuchen, die für oder gegen die Methode der Akzise sprechen. Wir wenden 89 90

Gegenmittel bzw. Gegengift bei Vergiftungen. Zu bekräftigen.

105

uns nun den verschiedenen vorgeschlagenen Formen der kumulativen Akzise in der Welt zu. 8. Einige schlagen Bier als die einzige mit einer Akzise zu belegende Ware vor, weil sie annehmen, daß die Menschen in demselben Verhältnis trinken, wie sie alle anderen Ausgaben bestreiten. Das hält sicherlich keiner Überprüfung stand, besonders wenn auf Starkbier das Fünffache oder mehr an Akzise gezahlt wird als auf das normale Bier. Denn arme Zimmerleute, Schmiede, Filzmacher usw., die zweimal soviel Starkbier wie die Edelleute normales Bier trinken, müssen folglich zehnmal soviel Akzise zahlen. J a mehr noch, im Bier der Handwerker ist nur ein wenig Brot und Käse akkumuliert, ledernde Kleidung, Nackenstück vom Rind und Innereien zweimal die Woche, Trockenfisch, alte Erbsen ohne Butter usw. Auf der anderen Seite sind dagegen außer Trinken ebensoviele Dinge mehr akkumuliert, wie Natur und Kunst hervorbringen können. Außerdem ist diese Methode der Akziseerhebung, sei sie auch noch so gut verwaltet, weder so gleichmäßig, noch so leicht, noch so nachprüfbar, wie das einfache Kopfgeld, worüber wir gesprochen haben, das ebenfalls nichts anderes als kumulative Akzise ist. 9. Was für Bier vorgeschlagen worden ist, kann ebenso f ü r Salz, Heizmaterial, Brot usw. vorgeschlagen werden, und die Vorschläge würden alle unter den gleichen Nachteilen leiden. Denn einige verbrauchen von diesen Waren mehr, einige weniger. Und manchmal sind Familien (es wird vorgeschlagen, daß Familien zur Steuer veranlagt werden, ohne die Anzahl der Köpfe zu berücksichtigen) zu einer Zeit zahlreicher als zu einer anderen, je nachdem wie ihre Vermögen oder andere Vorteile zu- oder abnehmen. 10. Von allen kumulativen Akzisen scheint das Herdgeld bzw. das Kamingeld die beste zu sein, und zwar nur, weil es am leichtesten, klarsten und geeignetsten ist, darauf eine bestimmte Einnahme zu begründen. Denn es ist leicht, die Zahl der Herde zu zählen, die nicht wie Köpfe oder Personen umziehen. Darüber hinaus ist es leichter, eine kleine Steuer zu zahlen, als Herde zu verändern oder zu beseitigen, sogar, wenn sie nutzlos und überflüssig sind. Auch ist es nicht möglich, sie zu verleugnen, weil die meisten Nachbarn um sie wissen. Auch wird in Neubauten niemand, der vierzig Schilling für den Bau eines Kamins ausgibt, wegen zweier Schillinge ohne ihn sein wollen. 106

11. Es ist hier zu bemerken, daß ein Herdgeld nur gering sein darf, oder es wird sonst unerträglich werden. Denn es ist für einen Edelmann mit tausend Pfund pro J a h r leichter für einhundert Kamine zu zahlen (wenige Herrenhäuser haben mehr), als für einen Arbeiter für zwei zu zahlen. Wenn weiter der Grundbesitzer nur diese Steuer zahlt, dann ist es keine kumulative Akzise für alle waren, sondern eine spezielle Akzise für nur eine einzige, nämlich die Wohnung. 12. Nun sind die Gründe für eine Akzise folgende, nämlich: Erstens, die natürliche Gerechtigkeit, daß jedermann gemäß dem zahlen sollte, was er tatsächlich genießt. Infolgedessen wird diese Steuer kaum jemandem aufgezwungen, und sie ist sehr leicht für jene, die sich mit den naturnotwendigen Dingen zufriedengeben. Zweitens, wenn diese Steuer nicht verpachtet, sondern regulär eingezogen wird, reizt sie zur Sparsamkeit an, dem einzigen Weg, eine Nation zu bereichern, wie man bei den Holländern und Juden und bei allen anderen Menschen sieht, die durch Handel und Gewerbe zu riesigen Vermögen gekommen sind. Drittens zahlt niemand für dieselbe Sache doppelt oder zweimal, weil alles nur einmal verbraucht werden kann, während man es sonst häufig erlebt, daß die Leute sowohl nach der Grundrente als auch nach ihren Kaminen, nach ihren Titeln und über die Zölle zahlen (was alle Menschen tun, obwohl die Kaufleute hauptsächlich darüber sprechen). Sie zahlen ebenfalls in der Form einer freiwilligen Beisteuer und in der Form von Zehnten. Dagegen zahlt in dieser Form der Akzise jeder nur auf eine Weise und auch nur einmal, umesgenauzu sagen. Fünftens kann auf diese Weise jederzeit eine vorzügliche Berechnung des Reichtums, des Wachstums, des Handels und Gewerbes und der Macht einer Nation vorgenommen werden. Alle diese Gründe sprechen nicht für besondere Vereinbarungen für Familien, noch dafür, das Ganze zu verpachten, wohl aber für ihre Einziehung durch besondere Beamte. Sofern diese voll ausgelastet werden, beanspruchen sie kein Viertel der Kosten unserer jetzigen vielfältigen Formen der Steuererhebung. Denn den Landbeamten zusätzliche Mühen und Gefahren aufzubürden, ist für diese eine ärgere Belastung, als sie zur Zahlung einer kleinen Belohnung an geübte Personen zu veranlassen, damit diese als ihre Stellvertreter fungieren. Dies alles sind die gewöhnlichen Einwände gegen Akzise. 107

13. Ich müßte noch die Art und Weise der Steuereinziehung hinzufügen. Aber ich verweise hier auf die Praxis Hollands. Ich könnte auch noch darlegen, wie man Menschen ausbilden kann, um sie dazu und für andere öffentliche Pflichten zu befähigen, wie Kassierer, Lagerverwalter, Steuereinnehmer usw. Aber ich überlasse diese ausführliche Untersuchung einer geeigneteren Gelegenheit.

108

VERBUM SAPIENTI*

Inhalt

Einleitung

110 Es enthält einige Berechnungen des Reichtums des Königreiches 111 K A P I T E L I I : Über den Wert der Bevölkerung 113 K A P I T E L III: Über die einzelnen Ausgaben des Königreiches und seine Revenuen 116 KAPITEL I :

Über die Methode der Steueraufteilung . . . 116 K A P I T E L V : Über Geld und wieviel nötig ist, um Handel und Gewerbe der Nation zu betreiben 117 K A P I T E L V I : Die Ursachen irregulärer Besteuerung . . . 118 K A P I T E L VII: Die zusätzlichen Vorteile dieser Steuern . . 119 K A P I T E L V I I I : Über die Ausgaben der Flotte, Armee und Garnisonen 120 KAPITEL I V :

K A P I T E L I X : Motive für das ruhige Ertragen außerordentlicher Steuern K A P I T E L X : Wie die Bevölkerung zu beschäftigen ist und mit welchem Ziel

121 122

* Ein Wort dem Einsichtigen.

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Einleitung

1. Da viele gezwungen sind, für die Erhebung von nur 70000 £ pro Monat ein Zehntel ihres gesamten Vermögens zu zahlen (in London zahlen sie nämlich je Pfund Rente zwei Pence pro Monat, das sind zwei Schillinge pro Jahr oder ein Zehntel vom Ganzen) 1 — ganz abgesehen von dem, was sie unsichtbar indirekt als Zölle, Akzise, Herdgeld usw. entrichten —, ergibt sich zwangsläufig, daß diese gleichen Personen von Weihnachten 1665 ab ein Drittel ihres ganzen Vermögens zahlen müssen, wenn der Krieg mit Holland zwei Jahre anhält und wenn man den W e r t der Ausgaben des letzten Jahres zugrunde legt — unter der Voraussetzung, daß Seine Majestät aus den Schulden herausgehalten wird. 2. Wenn aber die öffentlichen Lasten proportional umgelegt würden, brauchte niemand mehr als ein Zehntel seiner gesamten Habe zu zahlen. Sogar auch dann nicht, wenn die Steuer auf 250000 £ pro Monat ansteigen sollte, was Gott verhüte. 3. Das bedeutet, daß nach dem jetzigen Verfahren einige viermal mehr zahlen, als sie eigentlich sollten bzw. brauchten. Dieses Mißverhältnis ist die wirkliche und eigentliche Ursache der Klage über die Steuern. Das wird deutlich, wenn die Steuern gerade einmal außerordentlich hoch sind. Dagegen kann dieser Klagegrund, wie gesagt, allein durch Methode und proportionale Aufteilung beseitigt werden. Und gleichzeitig könnten genaue Statistiken über die Bevölkerung, nebst ihren jeweiligen Zu- und Abnahmen, ihrem Reichtum und ihrem Außenhandel, geführt werden. 1

Offenbar eine Anspielung auf die Festsetzung einer Steuer in Höhe von 68819 £ und 9 Schillingen pro Monat für die Dauer von 36 Monaten, beginnend mit dem 25. 12. 1664. Beginnend mit Weihnachten 1665, kamen noch 52083 £, 6 Schillinge und 8 Pence pro Monat für die Dauer von 24 Monaten hinzu (vgl. Hüll, Bd. 1, S. 103).

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KAPITEL

I

Es enthält einige Berechnungen des Reichtums des Königreiches 1. In England und Wales gibt es ungefähr 6 Millionen Männer, Frauen und Kinder. Ihre Ausgaben betragen — bei 6 £, 13 Schillingen und 4 Pences pro J a h r oder fast 4V2 Pence pro Tag — 40 Millionen im J a h r für Nahrung, Wohnung, Kleidung und andere Bedarfsartikel. 2. In England und Wales gibt es 24 Millionen Acres Land (das 6 £, 1 Schilling und 8 Pence je Acre sowie 18 Jahresrenten wert ist). Das heißt, es wirft pro J a h r 8 Millionen Rente ab und hat einen Verkaufswert von 144 Millionen. 3. Innerhalb der Freigrenzen der Stadt London gibt es 28000 Häuser. Diese sind 15 £ im J a h r und 12 Jahresrenten wert (d. h., sie werfen 420000 £ pro J a h r ab und haben einen Wert von 5040000 £). Außerhalb der Freigrenzen — aber im Erfassungsbereich der Sterbelisten — gibt es der Zahl nach zwar ein Viertel mehr Häuser, sie sind aber vermutlich nicht mehr wert, d. h. auch nur 5040000 £. 4. Es gibt in England und Wales insgesamt fast zehnmal soviel Kamine wie innerhalb der Londoner Freigrenzen. Das geht aus den amtlichen Berichten hervor. Ein Fünftel davon befindet sich im Erfassungsbereich der Sterbelisten. 5. Wahrscheinlich ist die Zahl der Häuser aller Städte und Marktflecken doppelt so groß wie die ganz Londons, obwohl sie nicht mehr wert sind. 6. Ebenso wahrscheinlich ist, daß die Häuser außerhalb der Städte und Marktflecken größer an Zahl, aber nicht größer an Wert als die in den Städten (ohne London) sind. 7. Somit kann der Wert des Hausbestandes Englands auf 30 Millionen geschätzt werden. Und wenn man die Werte der Häuser nach Kaminen bestimmt, dann sind die Häuser Londons 12 Pence pro Kamin wert, die der Vororte 10 Pence, die anderer Städte und Marktflecken 6 Pence. Und außerhalb solcher Städte sind sie ungefähr 4 Pence pro Kamin wert. 8. Der Schiffsbestand Englands usw. beläuft sich auf ungefähr 500000 Tonnen. Er ist bei 6 Pence pro Tonne einschließlich seiner gewöhnlichen Ausrüstung 3 Millionen wert. 9. Der Viehbestand auf den erwähnten 24 Millionen Acres 111

Ländereien und dem dazugehörigen Brachland ist ein Viertel dieses Bodens wert, nämlich 36 Millionen. Darin sind Pferde, Ochsen, Schafe, Schweine, Rotwild, Fischereigebiete, Wildparks und Kaninchengehege einbegriffen. 10. Das gemünzte Gold und Silber des Königreichs ist knapp 6 Millionen wert. 11. Die Erzeugnisse, Handelsgüter, das Tafelsilber und die Wohnungseinrichtungen können auf 31 Millionen geschätzt werden. Das ergibt mit Schiffen und Geld 40 und insgesamt 250 Millionen. 12. Der unsicherste Teil dieser Schätzung scheint die Bewertung des beweglichen Vermögens mit über 30 Millionen zu sein. Ich mache sie auf die folgende Weise wahrscheinlich: (1) Erstens ist es nicht wahrscheinlich, daß das, was sich in allen Geschäften, Speichern, Kellern, Scheunen und Kornkammern befindet, zusammen mit Hausrat, Kleidung, Schmuck usw. weniger wert ist als die Häuser, worin es aufbewahrt wird. (2) Wenn man den Wert des gesamten Viehs, nämlich 36 Millionen, zu den 31 Millionen des beweglichen Vermögens zuschlägt, was zusammen 67 Millionen ergibt, werden beide nicht den Vorrat der ganzen Nation für ein l 3 / 4 Jahr bilden, deren Ausgaben wir zu 40 Millionen pro Jahr schätzten. Und ärmer, hoffen wir, ist sie nicht. (3) Ich finde, daß diese generelle Berechnung bestehen kann, und zwar wegen der gesonderten Schätzung der Werte des gesamten Edelmetalls, Bleis, Eisens, Kupfers und Zinns sowie des ganzen Bauholzes, der Planken und des Brennholzes, aller Seide, allen Leinens und Kattuns, sämtlicher Tuche, Stoffe und allen Leders, des gesamten Getreides und Salzes sowie aller Weine, allen Öls und aller anderen Flüssigkeiten, sämtlicher Kolonial- und Materialwaren sowie der Spezereien und Drogen, der Juwelen und Behänge, der Betten und Ornamente. Alles im einzelnen hier aufzuführen, ist zu aufwendig. (4) Da die Stadt London gewöhnlich zu einem Fünfzehntel vom Ganzen, das wir mit 250 Millionen annehmen, geschätzt und veranschlagt wird, das sind I6V3 Millionen, meine ich, daß sich diese Summe mit Leichtigkeit ergibt, wenn man für die Häuser, wie oben erwähnt, 5V6 Millionen rechnet und IV2 Millionen für den Schiffsbestand (da die Hälfte des Schiffsraums zu London gehört), und ungefähr das Doppelte 112

vom Wert der Häuser für das in ihnen Aufbewahrte. Nach Begutachtung vieler Häuser halte ich das für begründet. Nehmen wir schließlich an, daß die Häuser innerhalb der Londoner Freigrenzen (die 5 Millionen wert sind) Güter im Werte von 10 Millionen in sich bergen. Wenn wir nun für die Güter, die sich in den übrigen Häusern des Königreichs befinden, ungefähr einen doppelt so hohen Wert wie für die Londoner Häuser ansetzen, nämlich 21 Millionen, obwohl es zehn mal soviel Häuser sind, so meine ich, daß wir das bewegliche Vermögen in diesen Grundstücken nicht zu hoch bewertet haben. 13. Wenn nun der Boden, der einen Wert von 144 Millionen hat, pro J a h r 8 Millionen Rente abwirft, dann muß das übrige Vermögen — in die gleiche Spezies Boden verwandelt — weitere 5 8 / 9 einbringen. Da aber Geld und andere bewegliche Vermögenswerte mehr pro J a h r einbringen als Land, d. h., sie verdoppeln sich mit 6 Prozent nach weniger als 17 Jahresrenten, nehmen wir folglich an, daß diese Vermögenswerte statt 5 8 / 9 Millionen 7 Millionen einbringen, was für den gesamten Jahresertrag 15 ergibt. KAPITKL

II

Über den Wert der Bevölkerung Wenn nun der jährliche Ertrag des Kapitals oder des Reichtums der Nation nur 15 Millionen einbringt und die Ausgaben 40 Millionen betragen, dann muß die Arbeit der Bevölkerung die restlichen 25 Millionen liefern. Das kann schon gelingen, wenn lediglich die Hälfte der Bevölkerung, nämlich 3 Millionen, nicht mehr als 8 £, 6 Schillinge und 8 Pence pro J a h r verdienen. Dem wird bei 7 Pence pro Tag entsprochen. Dabei sind die 52 Sonntage und noch halb so viele weitere Tage für Unterbrechungen (wie Feiertage, Krankheit, Erholung usw.) abzuziehen. 2. Wenn ein Sechstel dieser 3 Millionen nur 2 Pence pro Tag verdienten, ein weiteres Sechstel 4 Pence, ein weiteres Sechstel 6 Pence, ein weiteres Sechstel 8 Pence, ein weiteres 10 Pence und ein weiteres 12 Pence, so sind diese 7 Pence pro Tag davon der Durchschnitt. 3. Da das Kapital des Königreichs, das nur 15 Millionen £ abwirft, 250 Millionen wert ist, muß die Bevölkerung, die 8

Petty, Schriften

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vom Wert der Häuser für das in ihnen Aufbewahrte. Nach Begutachtung vieler Häuser halte ich das für begründet. Nehmen wir schließlich an, daß die Häuser innerhalb der Londoner Freigrenzen (die 5 Millionen wert sind) Güter im Werte von 10 Millionen in sich bergen. Wenn wir nun für die Güter, die sich in den übrigen Häusern des Königreichs befinden, ungefähr einen doppelt so hohen Wert wie für die Londoner Häuser ansetzen, nämlich 21 Millionen, obwohl es zehn mal soviel Häuser sind, so meine ich, daß wir das bewegliche Vermögen in diesen Grundstücken nicht zu hoch bewertet haben. 13. Wenn nun der Boden, der einen Wert von 144 Millionen hat, pro J a h r 8 Millionen Rente abwirft, dann muß das übrige Vermögen — in die gleiche Spezies Boden verwandelt — weitere 5 8 / 9 einbringen. Da aber Geld und andere bewegliche Vermögenswerte mehr pro J a h r einbringen als Land, d. h., sie verdoppeln sich mit 6 Prozent nach weniger als 17 Jahresrenten, nehmen wir folglich an, daß diese Vermögenswerte statt 5 8 / 9 Millionen 7 Millionen einbringen, was für den gesamten Jahresertrag 15 ergibt. KAPITKL

II

Über den Wert der Bevölkerung Wenn nun der jährliche Ertrag des Kapitals oder des Reichtums der Nation nur 15 Millionen einbringt und die Ausgaben 40 Millionen betragen, dann muß die Arbeit der Bevölkerung die restlichen 25 Millionen liefern. Das kann schon gelingen, wenn lediglich die Hälfte der Bevölkerung, nämlich 3 Millionen, nicht mehr als 8 £, 6 Schillinge und 8 Pence pro J a h r verdienen. Dem wird bei 7 Pence pro Tag entsprochen. Dabei sind die 52 Sonntage und noch halb so viele weitere Tage für Unterbrechungen (wie Feiertage, Krankheit, Erholung usw.) abzuziehen. 2. Wenn ein Sechstel dieser 3 Millionen nur 2 Pence pro Tag verdienten, ein weiteres Sechstel 4 Pence, ein weiteres Sechstel 6 Pence, ein weiteres Sechstel 8 Pence, ein weiteres 10 Pence und ein weiteres 12 Pence, so sind diese 7 Pence pro Tag davon der Durchschnitt. 3. Da das Kapital des Königreichs, das nur 15 Millionen £ abwirft, 250 Millionen wert ist, muß die Bevölkerung, die 8

Petty, Schriften

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25 Millionen aufbringt, 4162/3 Millionen wert sein. Denn obwohl ein Individuum der Menschheit mit ungefähr 8 Jahresrenten beziffert wird, ist die Spezies Mensch ebensoviel wert wie Land, da sie, so weit wir wissen, ihrer Natur nach ebenso ewig ist. 4. Wenn 6 Millionen Menschen 417 Millionen £ wert sind, dann ist jeder Kopf 69 £ wert oder jeder der 3 Millionen Arbeiter ist 138 £ wert. Das sind 7 Jahresrenten zu ungefähr 12 Pence pro Tag. In diesem Falle ist kein Überschuß über seinen Lebensunterhalt zu berechnen. 5. Hieraus folgt, daß 100 000 Personen, die über die gewöhnliche Zahl hinaus an der Pest sterben, für das Königreich ein Verlust von fast 7 Millionen bedeuten. Und wie gut wären infolgedessen 70000 £ zur Abwendung dieses hundertfachen Verlustes angelegt. 6. Wir sagten, daß das vor kurzem durch die Pest ausgelöste Sterben ein großer Verlust für das Königreich sei. Demgegenüber sehen es einige nur als eine Befreiung von seinen pestilenten Säften an, die zur rechten Zeit geschieht. Um diese Schwierigkeit zu klären, führe ich folgendes an. 7. Falls die Pest die Guten von denen, die Frieden und Gehorsam übelgesinnt sind, genau unterschied, die Bienen von den Drohnen, würden die Tatsachen diese Frage entscheiden. Wenn sie aber unterschiedslos tötet, ist der Verlust proportional dem Nutzen, den wir von den Überlebenden haben. Denn sie sind es, die England, wie gesagt, über 600 Millionen wert machen. Denn es ist gewiß: wenn nur eine Person entkommen wäre, dann wäre das gesamte Territorium mit allem, was darin ist, nur einen Lebensunterhalt für diesen einen wert gewesen, und der ist ausgesetzt als eine Beute für die beiden folgenden, die ihn überfallen werden. 8. Was wir Reichtum, Kapital oder Vorrat der Nation nennen und was das Ergebnis der früheren oder vergangenen Arbeit ist, sollte nicht als etwas verstanden werden, das von den lebendigen wirksamen Kräften zu unterscheiden ist, sondern alles sollte gleich veranlagt werden und in gleichem Maße zu den gemeinsamen Bedürfnissen beisteuern. Und so müssen denn von jeder als Steuer zu erhebenden Summe Land und Kapital drei Teile zahlen und die Bevölkerung fünf weitere Teile, ohne Rücksicht auf Vermögen. Das Ganze ist durch 8 zu dividieren. 9. Bei Ausgaben von 40 Millionen scheint das Abzweigen 114

von 4 Millionen für öffentliche Zwecke, nämlich eines Zehntel vom Ganzen, nur dieselbe Härte zu bedeuten, der bereits viele ausgesetzt sind. Aber 4 Millionen stellten für die ordentlichen Ausgaben eine Million und für die außerordentlichen Kriegsausgaben 3 Millionen bereit. Das sind 250000 £ im Monat, d. h. 3V2 nial soviel wie 70, deren Aufbringung heutzutage viele wegen Mängeln der Methode und Proportion mehr als ein Zehntel ihres Vermögens kostet. 10. Die Arbeiter arbeiten 10 Stunden täglich und nehmen wöchentlich 20 Mahlzeiten ein, nämlich an Arbeitstagen täglich drei und an Sonntagen zwei. Daraus sieht man klar: wenn sie an Freitagabenden fasten und in anderthalb Stunden zu Mittag speisen wollten, während sie jetzt zu dieser Mahlzeit zwei Stunden brauchen (von 11 bis 1 Uhr vormittags), wenn sie also ein Zwanzigstel mehr arbeiteten und ein Zwanzigstel weniger verzehrten, wäre das Zehntel der obenerwähnten Steuer aufbringbar — zumindest leichter, als zum Widerstand die Waffen zu erheben.

KAPITEL

III

Ü b e r die einzelnen Ausgaben des Königreiches und seine Revenuen 1. Die ordentlichen Ausgaben des Königreiches für die Flotte, das schwere Geschütz, die Garnisonen, Landstreitkräfte, für Tanger, Jamaika, Bombay, Gesandtschaften, Pensionen, für das Nachrichtenwesen, die Ausgaben des Königs und der königlichen Familien, die aus dem Haushalt des Königs, der Königin, des Herzogs usw. bestehen, die königliche Privatschatulle, die Kleiderkammer, die Staatsroben, das Engelsgold 2 , die Stallmeister, die Marställe, das Zeughaus, die Zelte, Parks, die Sammlungen, Goldschmiede, Juwelen usw. sind ungefähr zu einer Million Pfund berechnet worden. Dabei werden 200000 £ für die Flotte, 60000 für das schwere Geschütz und das Pulver, 290000 für die Landstreitkräfte, Garnisonen usw. und 450 000 für andere Dinge angesetzt. 2

Goldmünzen, mit denen Menschen bezahlten, um durch die Berührung des Königs von der „Königskrankheit" geheilt zu werden (Skrofulose).

8*

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von 4 Millionen für öffentliche Zwecke, nämlich eines Zehntel vom Ganzen, nur dieselbe Härte zu bedeuten, der bereits viele ausgesetzt sind. Aber 4 Millionen stellten für die ordentlichen Ausgaben eine Million und für die außerordentlichen Kriegsausgaben 3 Millionen bereit. Das sind 250000 £ im Monat, d. h. 3V2 nial soviel wie 70, deren Aufbringung heutzutage viele wegen Mängeln der Methode und Proportion mehr als ein Zehntel ihres Vermögens kostet. 10. Die Arbeiter arbeiten 10 Stunden täglich und nehmen wöchentlich 20 Mahlzeiten ein, nämlich an Arbeitstagen täglich drei und an Sonntagen zwei. Daraus sieht man klar: wenn sie an Freitagabenden fasten und in anderthalb Stunden zu Mittag speisen wollten, während sie jetzt zu dieser Mahlzeit zwei Stunden brauchen (von 11 bis 1 Uhr vormittags), wenn sie also ein Zwanzigstel mehr arbeiteten und ein Zwanzigstel weniger verzehrten, wäre das Zehntel der obenerwähnten Steuer aufbringbar — zumindest leichter, als zum Widerstand die Waffen zu erheben.

KAPITEL

III

Ü b e r die einzelnen Ausgaben des Königreiches und seine Revenuen 1. Die ordentlichen Ausgaben des Königreiches für die Flotte, das schwere Geschütz, die Garnisonen, Landstreitkräfte, für Tanger, Jamaika, Bombay, Gesandtschaften, Pensionen, für das Nachrichtenwesen, die Ausgaben des Königs und der königlichen Familien, die aus dem Haushalt des Königs, der Königin, des Herzogs usw. bestehen, die königliche Privatschatulle, die Kleiderkammer, die Staatsroben, das Engelsgold 2 , die Stallmeister, die Marställe, das Zeughaus, die Zelte, Parks, die Sammlungen, Goldschmiede, Juwelen usw. sind ungefähr zu einer Million Pfund berechnet worden. Dabei werden 200000 £ für die Flotte, 60000 für das schwere Geschütz und das Pulver, 290000 für die Landstreitkräfte, Garnisonen usw. und 450 000 für andere Dinge angesetzt. 2

Goldmünzen, mit denen Menschen bezahlten, um durch die Berührung des Königs von der „Königskrankheit" geheilt zu werden (Skrofulose).

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2. Dem stehen als Einnahmen gegenüber: aus Kronländern 70000, dem Postwesen 20 000, der Münze und den Verkaufsrechten für Zinn 12000, den Wildforsten 4000, den Gerichtshöfen 6000, den Annaten 3 18000, alles in allem 130000. Zölle zu 2 Prozent 170000, insgesamt 300000, ohne die Abgaben auf Waren, die Weinlizenz, die Aulnage 4 , ohne Tuchmanufaktursteuer oder Weinsteuer, Akzise, Kamingeld, Bodensteuer, Kopfsteuer und direkten Steuern, die reguliert und wie folgt anteilmäßig festgelegt werden. KAPITEL

IV

Über die Methode der Steueraufteilung 1. Wenn über die zuletzt erwähnten 300000 £ hinaus eine Million erhoben werden muß, dann sind 375000 £ vom Kapital und 625000 £ von der Bevölkerung zu erheben. Von den 375000, die auf Kapital entfallen, kommen 216000 auf die Böden, 54000 auf das Vieh usw., 60000 auf die beweglichen Vermögen, 45000 auf die Häuser, insgesamt 375000. 2. Zur Erhebung von Steuern in Höhe von 216000 £ von einer Rente in Höhe von 8 Millionen ist ein Siebenunddreißigstel der Rente und ein Siebenundzwanzigstel von einem Siebenunddreißigstel nötig. Aber zur Deckung der Kosten der Steuereinziehung können wir diesen Anteil mit einem Sechsunddreißigstel ausdrücken. 3. Um 54000 £ pro J a h r von 36 Millionen zu erheben, ist die jährliche Zahlung von 7666 des Gesamtwertes erforderlich, aber angesichts der Kosten soll dieser Teil in VÖOO verwandelt werden. 4. Das Gleiche gilt für die 60000 £ Steuern von beweglichen Vermögen. 5. Um 45000 £ pro J a h r von allen Häusern zu erheben, die 30 Millionen wert sind, oder 7500 für die Wohnungen innerhalb der Londoner Freigrenzen, die ungefähr 5 Millionen wert 3 4

Abgabe neuer Amtsinhaber. Weinsteuer.

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2. Dem stehen als Einnahmen gegenüber: aus Kronländern 70000, dem Postwesen 20 000, der Münze und den Verkaufsrechten für Zinn 12000, den Wildforsten 4000, den Gerichtshöfen 6000, den Annaten 3 18000, alles in allem 130000. Zölle zu 2 Prozent 170000, insgesamt 300000, ohne die Abgaben auf Waren, die Weinlizenz, die Aulnage 4 , ohne Tuchmanufaktursteuer oder Weinsteuer, Akzise, Kamingeld, Bodensteuer, Kopfsteuer und direkten Steuern, die reguliert und wie folgt anteilmäßig festgelegt werden. KAPITEL

IV

Über die Methode der Steueraufteilung 1. Wenn über die zuletzt erwähnten 300000 £ hinaus eine Million erhoben werden muß, dann sind 375000 £ vom Kapital und 625000 £ von der Bevölkerung zu erheben. Von den 375000, die auf Kapital entfallen, kommen 216000 auf die Böden, 54000 auf das Vieh usw., 60000 auf die beweglichen Vermögen, 45000 auf die Häuser, insgesamt 375000. 2. Zur Erhebung von Steuern in Höhe von 216000 £ von einer Rente in Höhe von 8 Millionen ist ein Siebenunddreißigstel der Rente und ein Siebenundzwanzigstel von einem Siebenunddreißigstel nötig. Aber zur Deckung der Kosten der Steuereinziehung können wir diesen Anteil mit einem Sechsunddreißigstel ausdrücken. 3. Um 54000 £ pro J a h r von 36 Millionen zu erheben, ist die jährliche Zahlung von 7666 des Gesamtwertes erforderlich, aber angesichts der Kosten soll dieser Teil in VÖOO verwandelt werden. 4. Das Gleiche gilt für die 60000 £ Steuern von beweglichen Vermögen. 5. Um 45000 £ pro J a h r von allen Häusern zu erheben, die 30 Millionen wert sind, oder 7500 für die Wohnungen innerhalb der Londoner Freigrenzen, die ungefähr 5 Millionen wert 3 4

Abgabe neuer Amtsinhaber. Weinsteuer.

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sind und deren Renten 420000 £ pro J a h r betragen, ist nur V56 der jährlichen Rente nötig. Das können nicht mehr als 12 Pence pro Kamin und J a h r sein, wenn man für jedes Haus 5 Kamine rechnet. Außerhalb der Freigrenzen werden ungefähr 10 Pence pro Kamine dasselbe bewirken, 6 Pence in den Städten und Marktflecken und 5 Pence in den übrigen Landesteilen. 6. Was die von der Bevölkerung zu erhebenden 625000 £ betrifft, so erfordern sie nur zwei Schillinge und einen Penny je Kopf und J a h r , was wir besser in 6 Pence pro Kopf und eine Akzise von 19 Pence aufteilen wollen. Das ist nicht ganz V84 der durchschnittlichen Ausgaben von 6 £ , 1 3 Schillingen und 4 Pence, so daß das Vs4 des Wertes der Konsumtion, zusammen mit den erwähnten 6 Pence Kopfsteuer 625000 £ pro J a h r ergeben. KAPITEL

V

Über Geld u n d wieviel nötig ist, u m Handel u n d Gewerbe der Nation zu betreiben Man kann fragen, wenn es Veranlassung gäbe, pro J a h r 4 Millionen für Steuern aufzubringen, ob dann die 6 Millionen (die wir hoffen zu haben) für die von Handel und Gewerbe geforderten Kreisläufe ausreichten. Ich antworte: ja, denn da die Ausgaben 40 Millionen betragen, würden 40 / 52 von einer Million Geldes jenen Zwecken entsprechen — falls die Umläufe in kurzen Kreisläufen verliefen, nämlich wöchentlich, wie es sich unter armen Handwerkern und Arbeitern zuträgt, die jeden Samstag Geld erhalten und damit bezahlen. Wenn aber die Kreisläufe — entsprechend unserer Gewohnheit, Rente zu zahlen und Steuern einzuziehen — vierteljährliche sind, dann wären 10 Millionen erforderlich. Wir nehmen daher an, daß im allgemeinen die Zahlungen einen Mischkreislauf zwischen einer Woche und 13 Wochen bilden, addieren folglich 10 Millionen zu den 40 / 52 und halbieren diese Summe. Das ergibt ö1/^Wenn wir also über 5V2 Millionen verfügen, haben wir ausreichend Geld. 2. Ich habe somit gezeigt: Wenn die eine Hälfte der englischen Untertanen (die im J a h r an 78 Tagen feiert) an den übrigen Tagen im Durchschnitt 7 Pence pro Tag verdienten 117

sind und deren Renten 420000 £ pro J a h r betragen, ist nur V56 der jährlichen Rente nötig. Das können nicht mehr als 12 Pence pro Kamin und J a h r sein, wenn man für jedes Haus 5 Kamine rechnet. Außerhalb der Freigrenzen werden ungefähr 10 Pence pro Kamine dasselbe bewirken, 6 Pence in den Städten und Marktflecken und 5 Pence in den übrigen Landesteilen. 6. Was die von der Bevölkerung zu erhebenden 625000 £ betrifft, so erfordern sie nur zwei Schillinge und einen Penny je Kopf und J a h r , was wir besser in 6 Pence pro Kopf und eine Akzise von 19 Pence aufteilen wollen. Das ist nicht ganz V84 der durchschnittlichen Ausgaben von 6 £ , 1 3 Schillingen und 4 Pence, so daß das Vs4 des Wertes der Konsumtion, zusammen mit den erwähnten 6 Pence Kopfsteuer 625000 £ pro J a h r ergeben. KAPITEL

V

Über Geld u n d wieviel nötig ist, u m Handel u n d Gewerbe der Nation zu betreiben Man kann fragen, wenn es Veranlassung gäbe, pro J a h r 4 Millionen für Steuern aufzubringen, ob dann die 6 Millionen (die wir hoffen zu haben) für die von Handel und Gewerbe geforderten Kreisläufe ausreichten. Ich antworte: ja, denn da die Ausgaben 40 Millionen betragen, würden 40 / 52 von einer Million Geldes jenen Zwecken entsprechen — falls die Umläufe in kurzen Kreisläufen verliefen, nämlich wöchentlich, wie es sich unter armen Handwerkern und Arbeitern zuträgt, die jeden Samstag Geld erhalten und damit bezahlen. Wenn aber die Kreisläufe — entsprechend unserer Gewohnheit, Rente zu zahlen und Steuern einzuziehen — vierteljährliche sind, dann wären 10 Millionen erforderlich. Wir nehmen daher an, daß im allgemeinen die Zahlungen einen Mischkreislauf zwischen einer Woche und 13 Wochen bilden, addieren folglich 10 Millionen zu den 40 / 52 und halbieren diese Summe. Das ergibt ö1/^Wenn wir also über 5V2 Millionen verfügen, haben wir ausreichend Geld. 2. Ich habe somit gezeigt: Wenn die eine Hälfte der englischen Untertanen (die im J a h r an 78 Tagen feiert) an den übrigen Tagen im Durchschnitt 7 Pence pro Tag verdienten 117

und wenn sie V20 länger arbeiteten und V20 weniger ausgeben würden, dann könnten sie ihren König in die Lage versetzen, eine doppelt so große Streitmacht wie jetzt zu unterhalten, ohne daß sie als Untertanen im allgemeinen mehr darunter zü leiden hätten, als es viele wohlgesinnte Personen infolge Nachlässigkeit oder Fehler bereits heutzutage in ihrem jeweiligen besonderen Fall tun. Es mangelt auch nicht an Geld, um allen Bedürfnissen eines wohlgeordneten Staates zu entsprechen — ungeachtet der gewaltigen Geldabnahmen, die sich in diesen zwanzig J a h r e n zugetragen haben. Auch wäre es nicht schwer, Geld durch etwas zu ersetzen, was ihm äquivalent sein würde (wenn es an Bargeld mangelte). Denn Geld ist nur das Fett des Staatskörpers. Zu viel davon hindert oft seine Beweglichkeit, wie zu wenig ihn krank macht. Es ist sicher richtig, so wie Fett die Bewegung der Muskeln geschmeidig macht, bei Mangel an Nahrungsmitteln ernährt, Unebenheiten ausfüllt und den Körper verschönt, so erleichtert das Geld im Staat dessen Aktionen, ernährt ihn in Zeiten der Dürre im Lande von außerhalb, gleicht wegen seiner Teilbarkeit Rechnungen aus und verschönt das Ganze, obwohl ganz besonders die einzelnen Personen, die viel davon haben.

KAPITEL V I

Die Ursachen irregulärer Besteuerung 1. Als Ursachen der Fehler bei dieser bedeutsamen Angelegenheit der öffentlichen Abgaben sind folgende anzuführen. Erstens : Die Geldseite der Angelegenheit wird zu sehr betont, die sich zur Gesamtleistung des Königreichs nur wie 6 zu 667 verhält, d. h. nicht einmal wie 1 zu 100. Zweitens: Die gesamte Bürde wird auf die früheren Wirkungen der Kräfte gelegt, und die gegenwärtig wirksamen Kräfte werden vernachlässigt, die die früheren im Verhältnis von 417 zu 250 übertreffen. Drittens : Das gesamte bewegliche Vermögen der Stadt London (Schiffsbestand einbegriffen) wird zu knapp der Hälfte dea Wertes der Häuser selbst berechnet, während die beweglichen Vermögenswerte tatsächlich doppelt soviel wert sind. Das kommt daher, weil die Londoner Häuser der Kirche, den Gesellschaften oder Gentlemen gehören und von den Pächtern 118

und wenn sie V20 länger arbeiteten und V20 weniger ausgeben würden, dann könnten sie ihren König in die Lage versetzen, eine doppelt so große Streitmacht wie jetzt zu unterhalten, ohne daß sie als Untertanen im allgemeinen mehr darunter zü leiden hätten, als es viele wohlgesinnte Personen infolge Nachlässigkeit oder Fehler bereits heutzutage in ihrem jeweiligen besonderen Fall tun. Es mangelt auch nicht an Geld, um allen Bedürfnissen eines wohlgeordneten Staates zu entsprechen — ungeachtet der gewaltigen Geldabnahmen, die sich in diesen zwanzig J a h r e n zugetragen haben. Auch wäre es nicht schwer, Geld durch etwas zu ersetzen, was ihm äquivalent sein würde (wenn es an Bargeld mangelte). Denn Geld ist nur das Fett des Staatskörpers. Zu viel davon hindert oft seine Beweglichkeit, wie zu wenig ihn krank macht. Es ist sicher richtig, so wie Fett die Bewegung der Muskeln geschmeidig macht, bei Mangel an Nahrungsmitteln ernährt, Unebenheiten ausfüllt und den Körper verschönt, so erleichtert das Geld im Staat dessen Aktionen, ernährt ihn in Zeiten der Dürre im Lande von außerhalb, gleicht wegen seiner Teilbarkeit Rechnungen aus und verschönt das Ganze, obwohl ganz besonders die einzelnen Personen, die viel davon haben.

KAPITEL V I

Die Ursachen irregulärer Besteuerung 1. Als Ursachen der Fehler bei dieser bedeutsamen Angelegenheit der öffentlichen Abgaben sind folgende anzuführen. Erstens : Die Geldseite der Angelegenheit wird zu sehr betont, die sich zur Gesamtleistung des Königreichs nur wie 6 zu 667 verhält, d. h. nicht einmal wie 1 zu 100. Zweitens: Die gesamte Bürde wird auf die früheren Wirkungen der Kräfte gelegt, und die gegenwärtig wirksamen Kräfte werden vernachlässigt, die die früheren im Verhältnis von 417 zu 250 übertreffen. Drittens : Das gesamte bewegliche Vermögen der Stadt London (Schiffsbestand einbegriffen) wird zu knapp der Hälfte dea Wertes der Häuser selbst berechnet, während die beweglichen Vermögenswerte tatsächlich doppelt soviel wert sind. Das kommt daher, weil die Londoner Häuser der Kirche, den Gesellschaften oder Gentlemen gehören und von den Pächtern 118

der Bürger geschätzt werden. Viertens: Es gibt eine fälschliche Weitherzigkeit gegenüber den Armen (die jetzt kaum einen Schilling pro Kopf und Jahr für alle Arten von Steuern zahlen) verbunden mit der Grausamkeit, sie nicht mit Arbeit zu versorgen und bei ihnen Faulheit zu dulden, weil wir selbst nicht willens sind, sie zu beschäftigen, so daß einige mit üblen Gewohnheiten überladen sind und andere schmutzigen Bedürfnissen und rohem Fehlverhalten überlassen bleiben. Fünftens: Es herrscht die Ansicht, daß die Bestimmtheit der Maßstäbe der Besteuerung unmöglich und nur eine leere Vorstellung sei. Und weil man dann solche Maßstäbe gemacht hat, die keine sind, und sie so zurechtmacht, daß sie nach Wohlwollen und Laune anzuwenden sind, so daß ein Viertel aller Steuerzahler, die unnötigerweise viermal zuviel zahlen, dadurch so erbittert werden, daß sie mehr Unheil anrichten, als die anderen Nichtbetroffenen und Undankbaren drei Viertel mildern können.

KAPITEL

VII

Die zusätzlichen Vorteile dieser Steuern 1. Von der Gleichmäßigkeit der Besteuerung abgesehen, machen wir von der Glättung durch Zölle, Kopfsteuern, Akzisen, Herdgeld, Bodensteuern und Steuerveranlagungen auf die beweglichen Vermögen weiteren Gebrauch, nämlich: (1) Von den Zöllen, die wir von V20 a u f V50 reduzieren, um eine Statistik des Außenhandels und seiner Bilanz führen zu können; denn durch die Erhebung einer Abgabe und Verstärkung der Strafe werden diese Statistiken weniger unklar sein. (2) Die einfache und universelle Kopfsteuer führt Buch über den großen Reichtum und die Stärke des Königreichs, die Bevölkerung. (3) Die Bewertung der Häuser nach Kaminen liefert eine gute Übersicht über Verbesserungen und Verfall. (4) Die Akzise liefert eine Statistik der privaten Ausgaben und legt übermäßige Ausgaben offen dar. (5) Bodensteuern halten die Zahlungen in Proportion zum Gesamtwert, nicht zur jährlichen Rente, so daß auf ein Vermögen in Form eines Hauses weder mehr gezahlt werden muß, als wenn es in Form des Bodens existierte, noch wesentlich 119

der Bürger geschätzt werden. Viertens: Es gibt eine fälschliche Weitherzigkeit gegenüber den Armen (die jetzt kaum einen Schilling pro Kopf und Jahr für alle Arten von Steuern zahlen) verbunden mit der Grausamkeit, sie nicht mit Arbeit zu versorgen und bei ihnen Faulheit zu dulden, weil wir selbst nicht willens sind, sie zu beschäftigen, so daß einige mit üblen Gewohnheiten überladen sind und andere schmutzigen Bedürfnissen und rohem Fehlverhalten überlassen bleiben. Fünftens: Es herrscht die Ansicht, daß die Bestimmtheit der Maßstäbe der Besteuerung unmöglich und nur eine leere Vorstellung sei. Und weil man dann solche Maßstäbe gemacht hat, die keine sind, und sie so zurechtmacht, daß sie nach Wohlwollen und Laune anzuwenden sind, so daß ein Viertel aller Steuerzahler, die unnötigerweise viermal zuviel zahlen, dadurch so erbittert werden, daß sie mehr Unheil anrichten, als die anderen Nichtbetroffenen und Undankbaren drei Viertel mildern können.

KAPITEL

VII

Die zusätzlichen Vorteile dieser Steuern 1. Von der Gleichmäßigkeit der Besteuerung abgesehen, machen wir von der Glättung durch Zölle, Kopfsteuern, Akzisen, Herdgeld, Bodensteuern und Steuerveranlagungen auf die beweglichen Vermögen weiteren Gebrauch, nämlich: (1) Von den Zöllen, die wir von V20 a u f V50 reduzieren, um eine Statistik des Außenhandels und seiner Bilanz führen zu können; denn durch die Erhebung einer Abgabe und Verstärkung der Strafe werden diese Statistiken weniger unklar sein. (2) Die einfache und universelle Kopfsteuer führt Buch über den großen Reichtum und die Stärke des Königreichs, die Bevölkerung. (3) Die Bewertung der Häuser nach Kaminen liefert eine gute Übersicht über Verbesserungen und Verfall. (4) Die Akzise liefert eine Statistik der privaten Ausgaben und legt übermäßige Ausgaben offen dar. (5) Bodensteuern halten die Zahlungen in Proportion zum Gesamtwert, nicht zur jährlichen Rente, so daß auf ein Vermögen in Form eines Hauses weder mehr gezahlt werden muß, als wenn es in Form des Bodens existierte, noch wesentlich 119

weniger, als wenn in Form von Gütern. Und sie können Hypotheken auf ihren gerechten Beitrag bringen, da viele Verleiher wegen ihres Geldes gar nicht so schrecklich sind, wie manche sie sich vorstellen. (6) Abgaben vom beweglichen Vermögen (falls sie, wie anderswo, unter Eid erklärt werden) würden jenem Zweig zu einer hinreichenden Klarheit verhelfen, der an sich höchst dunkel ist. 2. Es gibt auch eine Kopfsteuer auf Titel und Würden, die der Erörterung wert ist, obwohl wir sie jetzt übergehen. Ebenso wie diese den Eifer der Menschen auf unverdiente Vorrechte zu zügeln vermag, so kann man sie zur Förderung wirklicher Verdienste nutzen. 3. Wir haben bis hierher die alte unveränderliche Revenue nur zu 130000 £ pro J a h r berechnet und auch nicht angenommen, daß mehr als 170000 £ (nämlich weniger als die Hälfte der gegenwärtigen) über Zölle erhoben werden sollen (wobei wir Wachgelder, Weinsteuer, Tuchmanufaktursteuer u . a . veraltete Abgaben völlig vernachlässigen). Wir haben auch die einzelnen Proportionen bezüglich der Aufbringung einer zusätzlichen Million pro J a h r umrissen, die durch Kopfsteuer, Akzise, Bodensteuer, Abgaben und Kamingeld zu erheben ist. KAPITEL V I I I

Über die Ausgaben der Flotte, Armee u n d Garnisonen Wir werden als nächstes darlegen, was für Sicherheit, Stärke und Ehre sowohl des Königs als auch des Untertans getan werden könnte, wenn 3 Millionen pro J a h r oder 250 000 £ pro Monat (um die 3 300 000 £ pro J a h r vollständig aufzubringen) erhoben würden. Dazu sage ich — in Anbetracht des gegenwärtigen Zustandes der Marine - , daß 2 Millionen Pfund 50000 Mann auf Kriegsschiffen 8 Monate des Jahres und 30 000 während der übrigen 4 Monate unterhalten werden. Das halte ich für fast doppelt soviel wie für die beste Flotte, die wir jemals in Europa gesehen haben, wenn ich die Bewaffnung und die Hafenkosten der Flotte berechne. Auch wird wohl der Unterhalt von 12000 Mann Fußvolk und 3000 Mann Reiterei insgesamt nicht 600000 £ überschreiten, wobei 100000 £ für inländische Garnisonen und 60 000 £ für Tanger usw. gerechnet werden, 120

weniger, als wenn in Form von Gütern. Und sie können Hypotheken auf ihren gerechten Beitrag bringen, da viele Verleiher wegen ihres Geldes gar nicht so schrecklich sind, wie manche sie sich vorstellen. (6) Abgaben vom beweglichen Vermögen (falls sie, wie anderswo, unter Eid erklärt werden) würden jenem Zweig zu einer hinreichenden Klarheit verhelfen, der an sich höchst dunkel ist. 2. Es gibt auch eine Kopfsteuer auf Titel und Würden, die der Erörterung wert ist, obwohl wir sie jetzt übergehen. Ebenso wie diese den Eifer der Menschen auf unverdiente Vorrechte zu zügeln vermag, so kann man sie zur Förderung wirklicher Verdienste nutzen. 3. Wir haben bis hierher die alte unveränderliche Revenue nur zu 130000 £ pro J a h r berechnet und auch nicht angenommen, daß mehr als 170000 £ (nämlich weniger als die Hälfte der gegenwärtigen) über Zölle erhoben werden sollen (wobei wir Wachgelder, Weinsteuer, Tuchmanufaktursteuer u . a . veraltete Abgaben völlig vernachlässigen). Wir haben auch die einzelnen Proportionen bezüglich der Aufbringung einer zusätzlichen Million pro J a h r umrissen, die durch Kopfsteuer, Akzise, Bodensteuer, Abgaben und Kamingeld zu erheben ist. KAPITEL V I I I

Über die Ausgaben der Flotte, Armee u n d Garnisonen Wir werden als nächstes darlegen, was für Sicherheit, Stärke und Ehre sowohl des Königs als auch des Untertans getan werden könnte, wenn 3 Millionen pro J a h r oder 250 000 £ pro Monat (um die 3 300 000 £ pro J a h r vollständig aufzubringen) erhoben würden. Dazu sage ich — in Anbetracht des gegenwärtigen Zustandes der Marine - , daß 2 Millionen Pfund 50000 Mann auf Kriegsschiffen 8 Monate des Jahres und 30 000 während der übrigen 4 Monate unterhalten werden. Das halte ich für fast doppelt soviel wie für die beste Flotte, die wir jemals in Europa gesehen haben, wenn ich die Bewaffnung und die Hafenkosten der Flotte berechne. Auch wird wohl der Unterhalt von 12000 Mann Fußvolk und 3000 Mann Reiterei insgesamt nicht 600000 £ überschreiten, wobei 100000 £ für inländische Garnisonen und 60 000 £ für Tanger usw. gerechnet werden, 120

so daß 700 000 £ für andere Ausgaben verbleiben. Davon gibt die königliche Familie Seiner Majestät nach allen Berichten, die ich eingesehen habe, keine 500 000 £ im J a h r aus. Auch die Kosten dieser ganzen Steuererhebungen müssen nicht mehr als 1 von 33 betragen (nämlich V33 f ü r die 500 Beamten, die diese Arbeit verrichten können, ohne jemals weiter als 5 Meilen vom Zentrum ihres Wohnsitzes zu gehen). Ebenso würden nicht mehr als 200 £ im J a h r für jeden von ihnen und für die entsprechenden Löhne ihrer Hilfskräfte notwendig sein, denn es gibt in England und Wales 450 Gebiete mit einer Fläche von 10 Quadratmeilen. KAPITEL

I X

Motive f ü r das ruhige Ertragen außerordentlicher Steuern Nachdem ich gezeigt habe, welche großen und glorreichen Dinge ohne größere Mühe verrichtet werden könnten, als ein Viertel der königlichen Untertanen bereits auf sich genommen hat, bringe ich zur Beruhigung der Gemüter der Menschen diese weiteren Gründe vor, falls diese äußersten 250000 £ pro Monat wegen des Hollandkrieges jemals gefordert werden sollten. 1. Daß von den Gesamtausgaben der Marine kein Zwanzigstel für ausländische Waren ausgegeben werden muß', auch kein Vierzigstel, wenn die Leute ihren Teil dazu beitragen würden und die Gouverneure sie auf dem kürzesten Wege zuleiteten. 2. Daß Handelsstockung beachtlich ist, aber nur wie 1 zu 8, denn pro J a h r tauschen wir für unsere 40 Millionen keine 5 Millionen aus. 3. Daß die jährlichen Ausgaben des Königs usw., woran alle Vergnügen und Ehre haben, von ungefähr 400000 £ nur ein Hundertstel der Ausgaben der Nation sind. 4. Daß in der Nation nur ungefähr 5V2 Millionen an Geld vorhanden sind und ihr Einkommen 25 Millionen beträgt. Es ist also für die Nation nicht schwer, ihr Geld um eine Million pro J a h r durch eine mäßige Erhöhung ihres auf solche Manufakturwaren verwandten Fleißes zu erhöhen, die Geld vom Ausland hereinholen werden. 121

so daß 700 000 £ für andere Ausgaben verbleiben. Davon gibt die königliche Familie Seiner Majestät nach allen Berichten, die ich eingesehen habe, keine 500 000 £ im J a h r aus. Auch die Kosten dieser ganzen Steuererhebungen müssen nicht mehr als 1 von 33 betragen (nämlich V33 f ü r die 500 Beamten, die diese Arbeit verrichten können, ohne jemals weiter als 5 Meilen vom Zentrum ihres Wohnsitzes zu gehen). Ebenso würden nicht mehr als 200 £ im J a h r für jeden von ihnen und für die entsprechenden Löhne ihrer Hilfskräfte notwendig sein, denn es gibt in England und Wales 450 Gebiete mit einer Fläche von 10 Quadratmeilen. KAPITEL

I X

Motive f ü r das ruhige Ertragen außerordentlicher Steuern Nachdem ich gezeigt habe, welche großen und glorreichen Dinge ohne größere Mühe verrichtet werden könnten, als ein Viertel der königlichen Untertanen bereits auf sich genommen hat, bringe ich zur Beruhigung der Gemüter der Menschen diese weiteren Gründe vor, falls diese äußersten 250000 £ pro Monat wegen des Hollandkrieges jemals gefordert werden sollten. 1. Daß von den Gesamtausgaben der Marine kein Zwanzigstel für ausländische Waren ausgegeben werden muß', auch kein Vierzigstel, wenn die Leute ihren Teil dazu beitragen würden und die Gouverneure sie auf dem kürzesten Wege zuleiteten. 2. Daß Handelsstockung beachtlich ist, aber nur wie 1 zu 8, denn pro J a h r tauschen wir für unsere 40 Millionen keine 5 Millionen aus. 3. Daß die jährlichen Ausgaben des Königs usw., woran alle Vergnügen und Ehre haben, von ungefähr 400000 £ nur ein Hundertstel der Ausgaben der Nation sind. 4. Daß in der Nation nur ungefähr 5V2 Millionen an Geld vorhanden sind und ihr Einkommen 25 Millionen beträgt. Es ist also für die Nation nicht schwer, ihr Geld um eine Million pro J a h r durch eine mäßige Erhöhung ihres auf solche Manufakturwaren verwandten Fleißes zu erhöhen, die Geld vom Ausland hereinholen werden. 121

5. Der Reichtum Englands ist im Boden und in der Bevölkerung begründet, und zwar in solchem Maße, daß sie fünf Sechstel des ganzen Reichtums ausmachen. Der Reichtum Hollands beruht aber mehr auf Geld, Wohnungen, Schiffahrt und Waren. Angenommen nun, England wäre an Boden und Bevölkerung dreimal so reich wie Holland (wie es der Fall ist) und Holland zweimal so reich wie wir in den anderen Punkten (was es kaum ist), dann wären wir nach der Gesamtbilanz immer noch beinahe zweimal so reieh wie sie. Ich wünsche mir jene, die Holland kennen, würden das bedenken und berechnen. 6. Es gibt in England für jede Seele mehr als vier Acres Ackerland, Wiesen und Weiden. Und sie sind so fruchtbar, daß die Arbeit eines Mannes für ihre Bestellung ausreicht, um den nötigen Lebensunterhalt für 10 Menschen zu gewinnen. Somit ist es dem Mangel an Disziplin zuzuschreiben, wenn in England Armut vorkommt und aus diesem Grunde jemand gehängt wird oder Hungers sterben muß. KAPITEL

X

Wie die Bevölkerung zu beschäftigen ist u n d mit welchem Ziel Wir sagten, daß die Hälfte der Bevölkerung bei sehr mäßiger Arbeit das Königreich beträchtlich bereichern und seine Ehre befördern könnte, wenn sie zur allgemeinen Verwendung reichlich beiseite legte. Aber die Schwierigkeit ist, worauf soll sie diese Arbeit richten? Darauf antworte ich ganz allgemein: Auf die Herstellung von Lebensmitteln und Bedarfsartikeln für die gesamte Bevölkerung des Landes durch wenige Hände, entweder durch härteres Arbeiten oder durch die Einführung von Mitteln zur Arbeitsersparnis undArbeitserleichterung, was gleichbedeutend ist mit dem, was die Menschen von der Polygamie vergeblich erhofften. Denn wenn einer die Arbeit von fünf Männern leistet, bewirkt er dasselbe Ergebnis, als wenn er vier erwachsene Arbeiter in die Welt setzte. Auch ist eine solche Erhöhung nicht weniger Jahresrenten wert als die von Böden oder was wir sonst als nahezu ewigwährend ansehen. Nun wird aber die Verbilligung der Bedarfsartikel durch den Einsatz der erwähn122

5. Der Reichtum Englands ist im Boden und in der Bevölkerung begründet, und zwar in solchem Maße, daß sie fünf Sechstel des ganzen Reichtums ausmachen. Der Reichtum Hollands beruht aber mehr auf Geld, Wohnungen, Schiffahrt und Waren. Angenommen nun, England wäre an Boden und Bevölkerung dreimal so reich wie Holland (wie es der Fall ist) und Holland zweimal so reich wie wir in den anderen Punkten (was es kaum ist), dann wären wir nach der Gesamtbilanz immer noch beinahe zweimal so reieh wie sie. Ich wünsche mir jene, die Holland kennen, würden das bedenken und berechnen. 6. Es gibt in England für jede Seele mehr als vier Acres Ackerland, Wiesen und Weiden. Und sie sind so fruchtbar, daß die Arbeit eines Mannes für ihre Bestellung ausreicht, um den nötigen Lebensunterhalt für 10 Menschen zu gewinnen. Somit ist es dem Mangel an Disziplin zuzuschreiben, wenn in England Armut vorkommt und aus diesem Grunde jemand gehängt wird oder Hungers sterben muß. KAPITEL

X

Wie die Bevölkerung zu beschäftigen ist u n d mit welchem Ziel Wir sagten, daß die Hälfte der Bevölkerung bei sehr mäßiger Arbeit das Königreich beträchtlich bereichern und seine Ehre befördern könnte, wenn sie zur allgemeinen Verwendung reichlich beiseite legte. Aber die Schwierigkeit ist, worauf soll sie diese Arbeit richten? Darauf antworte ich ganz allgemein: Auf die Herstellung von Lebensmitteln und Bedarfsartikeln für die gesamte Bevölkerung des Landes durch wenige Hände, entweder durch härteres Arbeiten oder durch die Einführung von Mitteln zur Arbeitsersparnis undArbeitserleichterung, was gleichbedeutend ist mit dem, was die Menschen von der Polygamie vergeblich erhofften. Denn wenn einer die Arbeit von fünf Männern leistet, bewirkt er dasselbe Ergebnis, als wenn er vier erwachsene Arbeiter in die Welt setzte. Auch ist eine solche Erhöhung nicht weniger Jahresrenten wert als die von Böden oder was wir sonst als nahezu ewigwährend ansehen. Nun wird aber die Verbilligung der Bedarfsartikel durch den Einsatz der erwähn122

ten Mittel — und nicht dadurch, daß man mehr Produkte herstellt, als innerhalb ihrer Genieß- bzw. Brauchbarkeitsfristen verbraucht werden können — andere zwingen, diese Existenzmittel mit viel Arbeit anderer Art zu kaufen. Denn wenn jemand genügend Korn für alle erzeugen könnte, besser als irgendwer sonst, dann würde dieser Mann das natürliche Kornmomopol haben und könnte dafür mehr Arbeit verlangen, als wenn zehn andere zehnmal soviel Korn erzeugten, als notwendig ist. Das würde andere Arbeit um so vieles teurer machen, wie Menschen weniger unter dem Zwang stünden, sich damit zu befassen. 2. Auf diesem Wege könnten wir unser verlorengegangenes Tuchgewerbe wiedererlangen, das sich die Holländer auf dem gleichen Wege von uns verschafften. Auf diese Weise statten uns die ostindischen Inseln vom anderen Ende der Welt mit billigerem Leinen aus, als wir selbst aus dem herstellen können, was vor unserer Türe wächst. Auf diesem Wege könnten wir Flachs aus Frankreich holen und sogar dieses Land mit Leinen versorgen, (d. h.) wenn wir nicht mehr herstellten, als wir verkaufen können, dafür aber mit den wenigsten Händen und den billigsten Nahrungsmitteln. Das wird der Fall sein, wenn auch die Nahrungsmittel mit wenigeren Händen als anderswo gewonnen werden. 3. Ich meine ganz allgemein, wir sollten uns mit der Erzeugung solcher Waren beschäftigen, die im Ausland das meiste Geld einbringen und es zu uns hereinholen würden. Denn das versetzte uns in die Lage, von dort wie auch von jedem beliebigen anderen Ort zu importieren und unsere Bedürfnisse jeder Art und auch zu beliebiger Zeit zu befriedigen. Einheimische Warenvorräte könnten das nicht bewirken, da deren Wert nur als temporär zu bezeichnen ist, (d. h.) sie sind Werte, aber pro liic et nunc5. 4. Wann aber sollten wir uns von dieser großen Betriebsamkeit erholen ? Ich antworte: wenn wir mit Sicherheit mehr Geld als jeder unserer Nachbarstaaten haben (sei es auch noch so wenig mehr), und zwar sowohl in arithmetischer als auch in geometrischer Proportion, d. h., wenn wir mehr Jahresvorräte für die Zukunft und mehr Güter für die Gegenwart besitzen. 5. Womit sollten wir uns aber dann beschäftigen? Ich antworte: mit dem Nachdenken über die Werke und den Wil5

Für hier und jetzt. 123

len Gottes, das zu fördern ist sowohl durch die Muße als auch durch die Genüsse des Leibes, sowohl durch die Ruhe als auch durch die Heiterkeit des Gemüts. Und diese Übung ist der natürliche Zweck des Menschen in dieser Welt, und sie ist zugleich diejenige, die ihn auf seine geistige Glückseligkeit in jener anderen künftigen Welt am besten einstimmt. Da die R e gungen des Geistes, von allen anderen Bewegungen am lebhaftesten sind, bringen sie die größte Mannigfaltigkeit hervor, worin denn auch die eigentliche Form und das wahre Sein des Genusses besteht. Und je mehr wir davon zu genießen haben, um so mehr sind wir dazu fähig, sogar ad infinitum6. « Ohne Ende.

124

DIE POLITISCHE ANATOMIE IRLANDS

Inhalt Vorwort

129

I : Über die Ländereien Irlands, mit ihrer heutigen Verteilung u n d ihren Werten

131

I I : Über die Bevölkerung, Häuser u n d K a m i n e , ihre Zahl, ihre Unterschiede und Werte

136

KAPITEL

KAPITEL

KAPITEL

I I I : Über die Kirche u n d die P f r ü n d e

KAPITEL

IV:

143

Über die kürzliche Rebellion u n d ihre Aus-

wirkungen

144

K A P I T E L V : Über die künftige Ordnung Irlands, Vorbeugung vor Rebellion u n d seine Vereinigung mit England . . . .

149

KAPITEL

V I : Über die sichtbare u n d interne Regierung

Irlands

157 V I I : Über die Miliz und die Verteidigung Irlands

160

V I I I : Über Coelum, Solurn u n d Fuges oder ü b e r L u f t , Boden und P r o d u k t Irlands

164

K A P I T E L I X : Über das Verhältnis, in dem die irischen Böden d e m Werte nach jeweils zueinander stehen, mit der Geschichte ihrer verschiedenen Bewertungen

171

X : Über das Geld Irlands und die Ursachen seiner A b n a h m e , zusammen mit den Gegenmitteln d a f ü r . . . .

177

X I : Über Handel u n d Gewerbe Irlands und deren Hindernisse, über die W a r e n u n d ihre Eignung f ü r d e n Handelsverkehr und beiläufig über die Bekleidung u n d Ern ä h r u n g der Bevölkerung, über Luxusgesetze, Absentees usw

182

KAPITEL KAPITEL

KAPITEL

KAPITEL

KAPITEL

X I I : Über die Religion, Sprache, Sitten, Interes127

Ben der heutigen Einwohner Irlands und die jetzigen und a l t e n Einteilungen u n d N a m e n der Ländereien

192

Einige gemischte Bemerkungen und Einlas sungen, die Irland und die verschiedenen erwähnten A ngelegenheiten betreffen

197

E i n Bericht des R a t e s f ü r Handel und Gewerbe Irlands an den Vizekönig u n d den R a t usw

203

K A PITEL X I I I :

KAPITEL X I V :

Erwägungen zur Entwicklung Irlands . .

.

204

KAPITEL X V :

Schlußfolgerungen aus d e m Dargelegten . .

207

128

Vorwort Sir Francis Bacon hat in seinem Werk „Fortschritt der Wissenschaft'11 eine in vielerlei Hinsicht scharfsinnig zu nennende Parallele zwischen dem natürlichen Körper und dem Staatskörper sowie zu der Kunst gezogen, beide bei Gesundheit und Stärke zu erhalten. Und da nun die Anatomie die solideste Grundlage für die Ausübung dieser Kunst am natürlichen Körper ist, ist es verständlich, daß die Anatomie auch diese Grundlage für ihre Anwendung an einem Staatskörper abgibt. Denn eines ist klar, das Praktizieren am Staatskörper — ohne dessen Symmetrie, Struktur und Proportion zu kennen — ist ebenso unsicher wie die Praxis alter Weiber und Pfuscher. Weil nun die Anatomie nicht nur die Ärzte brauchen, sondern weil sie jeder philosophisch gebildeten Persönlichkeit gut zu Gesicht steht, habe ich — als Dilettant in politischen Fragen — aus Wißbegierde und aufs Geratewohl den ersten Essay in Politischer Anatomie gewagt. Und so wie darüber hinaus die Studenten der Medizin ihre Untersuchungen an billigen und gemeinen Tieren und dabei noch an solchen Tieren vornehmen, deren Funktionen sie bestens kennen und wo es noch die geringste Konfusion und Verwicklung von Körperteilen gibt, so habe ich als Gesellschaftstier Irland unter ähnlichen Gesichtspunkten auserwählt: Es ist kaum zwanzig Jahre alt 2 , die Verwicklungen im Staat sind noch nicht sehr kompliziert, seit seinem Embryo. 1 2

9

F. Bacon, Advancement of Learning, in: The Philosophical Works, Bd. IV., London 1858, S. 275. Es ist von den 20 Jahren seit dem Act for the Settling or Irland (Besiedlungsgesetz für Irland) vom 12. 8. 1652 die Rede (vgl. Hull, Bd. 1, S. 129 und H. Cobell, Collections of Acts and Ordinances from 3. Nov. 1640 to 17. Sept. 1652, 2 Teile, London 1658 und 1657, Teil 2, S. 197). Petty, Schriften

129

nalzustand bin ich mit ihm vertraut, und falls ich mich an ihm geirrt haben sollte, ist der Fehler von anderen leicht zu beheben. Es ist sicher richtig, daß genaue Sektionen ohne eine Mannigfaltigkeit geeigneter Instrumente nicht ausführbar sind. Ich hatte aber nur ein gewöhnliches Messer und auch nur einen Körper, obwohl ein derartiges Unternehmen an sich weit zahlreichere Hilfsmittel erforderte. Da jedoch meine rohen Versuche genügen, um Leber, Milz und Lungen annähernd zu lokalisieren, wenn auch nicht, um die Lymphgefäße, den Plexus3, die Chorides4, die Volvuli5 der Gefäße im Testis6 zu unterscheiden, habe ich dennoch ein neues Werk zu beginnen gewagt. Ich habe es in Angriff genommen, auch ohne zu wissen, ob man gerade das von mir bereits Zuwegegebrachte überhaupt für erwägenswert hält und tatsächlich als nützlich erachtet. Dennoch bin ich überzeugt, daß dieses Werk — von fähigeren Händen und mit zweckmäßigeren Hilfsmitteln berichtigt und erweitert — dem Frieden und Wohlstand meines Landes dienen wird; und das ist denn auch mein einziges Ziel. 3 4 5 6

Blutgefäß-, Nervengeflecht. Aderhaut des Auges. Verschlüsse. Hoden.

130

KAPITEL

I7

Über die Ländereien Irlands

In Irland gibt es nach irischem Maß (dabei ergeben 121 Acres 196 Acres nach englischem Maß) nahezu rund Acres Land

Tausend

|

Davon sind Flüsse, Landstraßen, Binnenseen, unpassierbare Sümpfe, Felsen und Buschwerk rund

j

Sehr schlechter Boden, der gewöhnlich als unprofitabel bezeichnet wird

|

Folglich gute Wiesen, Acker- und Weideland

Acres

10500 1500 1500 7500

Davon gehörten Anno 1641 den Papisten und sequestrierten Protestanten 8

j

5200

Der Kirche, nämlich Bischöfen, Dechanten, Kapiteln 9 , einschließlich Pfarräcker

}

300

Den von der Königin Elizabeth und König James angesiedelten Protestanten gehörten'

j

2000

Über die 5200 Acres, die den Papisten und sequestrierten Protestanten Anno 1641 gehörten Es wurden an 26 zurückerstattet, die ihre konstante gute Gesinnung unter Beweis stellten 7

8 9

9*

j > |

40

Die Kapitelüberschriften weichen im Inhaltsverzeichnis von denen im Textteil leicht ab. Das Inhaltsverzeichnis wurde Von P e t t y so abweichend aufgesetzt. Protestanten, deren Land beschlagnahmt worden ist. Körperschaften der Geistlichen.

131

An Seine Gnaden, den Herzog Ormond10 An den Lord Inchiquine, common und andere

Lord

Ros-

An unschuldige Papisten ungefähr

11

York

An irische Letterees und 13

An Papisten per proviso , lich Colonell Vernon

Nominees12 einschließ-

Verblieben in dem gemeinsamen Fonds an schlechtem Land

10

Soldaten seit

40

1200 120

140

60 \ 360

80

420

470

390

An Spekulanten An

210 )

20

An die Kirche ungefähr An den Herzog von

130

von

1649

1440

Hier ist vom Boden die Rede, der dem Herzog von Ormond gemäß dem Act of Settlement and, Court of Claim zugeteilt wurde. Dieses Gesetz wurde 1652 verabschiedet u n d 1665 ergänzt. Durch dieses Gesetz wurde .die Konfiskation des Bodens der ursprünglichen Bevölkerung Irlands gesetzlich fixiert, die im Zusammenhang mit der Niederwerfung des irischen Aufstandes im J a h r e 1649 vorgenommen wurde (vgl. Hull, Bd. 1, S. 136). 11 Durch den Act of Settlement wurde dem Herzog von York Land zugeteilt, das sich bis dahin in den H ä n d e n der sogenann, ten Königsmörder befand, das sind Personen, die im Zusammenhang mit der im J a h r e 1649 vollzogenen Hinrichtung Königs Charles I. standen. Der Herzog von York war ein Sohn Charles I., sein Bruder als Charles I I . von 1660—1685 englischer König (vgl. Hull, Bd. 1, S. 136). 12 Letterees sind Personen, denen K r a f t der Briefe (letters) König Karls I I . Land zurückgegeben wurde. Nominees sind Personen, die ihr Land aufgrund der Tatsache zurückerhalten haben, daß sie im Act of Settlement namentlich aufgeführt worden sind (vgl. Hull, Bd. 1, S. 131). 13 Papisten per proviso sind Personen, für die im Act of Settlement Vorbehaltsklauseln (provises) enthalten waren (vgl. Hull, Bd. 1, S. 131). 132

An 49er Offiziere« An

Protestanten

per

280 proviso

270

Auf Grund der ÜbersiedlungsDekrete

550

700

Zurückgegeben an protestantische 1 Pfandgläubiger ungefähr j

100 5 200 1 5

So daß von allen durch die Usurpatoren konfiszierten Ländereien die Papisten ungefähr wiedererlangt haben Der Zuwachs für die jetzigen Protestanten und die Kirchen Von mehr indifferenterer Natur, ut

supra16

Tausend

Acres

2340 2400 460 5200

Memorandum: Die Protestanten in Connaught erwarben von den Umsiedlern per estimate17

60

Weshalb von den ganzen 7500000 guten Landes die Engländer und Protestanten sowie die Kirche Weihnachten 1672 dies haben

514018

14

15

16 17 18

Offizierspatentinhaber, die in Irland vor 1649 dienten (vgl. Hull, Bd. 1, S. 131). Die richtige Summe lautet 5 2 3 0 . E s ist aber anhand des Manuskripts nicht möglich, die Fehlerquelle zu entdecken (vgl. Hull, Bd. 1, S. 136). Wie oben. Geschätzt; etwa. Diese Summe erhält man folgendermaßen: 2 3 0 0 0 0 0 Acres — Besitz der Kirche und der im J a h r e 1641 umgesiedelten Protestanten, 2 4 0 0 0 0 0 Acres — den Protestanten und der Kirche zusätzlich übergeben, 60 000 Acres — von den Protestanten in Connaught erworben,

133

Und die Iren nahezu V2 mal so viel, nämlich

2280« 7500

Verbleibt ungefähr

für den

gemeinsamen

Fonds

80 Tausend £

Die oben erwähnten 7500000 Acres guten und die 1500000 schlechten Landes, die zusammen 9000000 ergeben, sind pro Jahr wert Daraus die Quittrenten 20 Altrenten und Ablösungen

des

Königs,

900000

90000

Verbleiben

810000

Die Zehnten betragen davon ein Fünftel, nämlich

162000

Verbleiben

648000

Der Gewinn der Pächter und der Wert der Verbesserungen auf den betreffenden Böden seitens der Pächter beträgt V3, nämlich

216000

Für die Eigentümer

432000

Wenn die gesamten 7500000 Acres netto nur 432000 £ pro Jahr wert sind, dann sind die infolge der Rebellion hinzugewonnenen 2520000 Acres nur ungefähr l / 3 davon wert (da die 80000 für den gemeinsamen Fonds sehr wenig wert sind), nämlich

144000

380000

Acres — von indifferenter Natur, die nach Abzug der 80 000 Acres für den gemeinsamen Fonds von der Gesamtsumme von 460000 Acres erhalten werden (vgl. Hull, Bd. 1, S. 138). 19 Die 2280000 ergeben sich nach Abzug der Verkäufe der Umsiedler in Höhe von 60000 Acres von den 2340000 Acres, die die Papisten wiedererlangt haben. 2® Rente, die den Pächter von anderen Leistungen befreit.

134

Und die Ländereien der Adventurers und | Soldaten, die seit 1649 dienten, sind } ungefähr 3 / 4 davon wert, nämlich J Und die der erwähnten Soldaten allein 3 / 5 \ vom Ganzen, nämlich j

108000 86400 pro J a h r

Memorandum: Durch den Erfolg der seit 1649 dienenden Armee, die 86 400 £ pro J a h r für ihre Arbeit bezieht, hat Seine Majestät im einzelnen folgende Vorteile erzielt, nämlich: 1. Er vergrößerte die Ländereien der j 770 Kirche, des Herzogs von York und vergab > Tausend Acres an Provisionen I 2. Er hat an die Spekulanten und die 49er ] 670 Offiziere bezahlt, von den Häusern in be- > Tausend Acres festigten Städten abgesehen J 3. Er erzielte eine Revenue, die pro Jahr \ O A A A A A über 800000 £ und 15 Jahresrenten wert ist 1 2 0 0 0 0 ( ) £ 4. Er erzielte einen Jahreswert usw. in Höhe 300000 £ von

!

5. Er hat sich von den 1648er Verträgen mit den Iren befreit. 6. Er verhalf vielen seiner Freunde wieder zu ihren Gütern. Der Wert der erwähnten Ländereien der Armee zu zehn Jahresrenten beträgt 854000 £.21 Einen Jahreswert und Kosten davon abge- j zogen, verbleiben nunmehr nur für ihren ge- > 700000 £ samten Sold und ihr Risiko ) Memorandum: Andauernd bis Anno . . . 2 2 schickte England fortwährend Geld und andere Versorgungsgüter nach Irland, nunmehr beträgt die Revenue 200000 £, und die zivilen und militärischen Kosten betragen nur 170000 £. Das ist der Gewinn oder die Entlastung Englands. 21

22

Soll offensichtlich 8 6 4 0 0 0 lauten, wurde in den Marginalien zum Manuskript geändert, aber nicht im T e x t (vgl. Hull, Bd. 1, S. 140). Leerstelle im Original.

135

Die Debentures23 der patentierten Offiziere, die ungefähr bis Dezember 1649 acht Jahre dienten, belaufen sich auf Weshalb sich der Sold der einfachen Sol-

1 > 1800000 £ J 5400000 £

daten beläuft auf J 7200000 £ Ein Achtel d a v o n sind 900000 £. D a v o n wiederum die H ä l f t e — für die Infanterie — ergeben 450000 £ pro Jahr. Diese unterhalten, bei 15 £ f ü r jeden, 30 000Infanteristen. D e r Rest unterhält 15000 Reiter, die Stabsoffiziere und das Gefolge der Artillerie mit einbezogen. Somit existierte in diesen acht Jahren eine britische A r m e e v o n mindestens 45000 Mann. Die Armee, die die Rebellion niederwarf, bestand aus nahezu 35000 Mann — so nach den Debentures. Zwischen 1651 und 1654 wurden 34000 I r e n ins Ausland geschafft. Die irische A r m e e konnte höchstens doppelt so groß wie die englische sein. Die Anzahl derjenigen, die auf L a n d Anspruch erhoben bzw. die Anzahl der Eigentümer v o r dem K r i e g e betrug . . & V o n jeweils 8, die ihre Unschuld behaupteten, wurden 7 anerkannt. D i e wegen Unschuld und per proviso wieder eingesetzten Personen haben wenigstens um ein F ü n f t e l mehr, als ihnen A n n o 1641 zu eigen war. Durch gefälschte Belehnungen haben sie wenigstens ein D r i t t e l mehr erhalten, als sie einst besaßen. V o n jenen anerkannten Unschuldigen war in der T a t kein Zwanzigstel unschuldig. D i e R e v e n u e des K ö n i g s in Irland Anno 1641. D i e jährlichen K o s t e n der A r m e e während der l e t z t e n 20 Jahre. KAPITEL

II

Ü b e r B e v ö l k e r u n g , Häuser u n d K a m i n e , ihre A n z a h l , U n t e r s c h i e d e u n d W e r t e Bevölkerung, Männer, Frauen sowie K i n d e r gibt es 23 24

1100000

Anteilscheine auf in Irland beschlagnahmtes Land. Leerstelle im Original.

136

Die Debentures23 der patentierten Offiziere, die ungefähr bis Dezember 1649 acht Jahre dienten, belaufen sich auf Weshalb sich der Sold der einfachen Sol-

1 > 1800000 £ J 5400000 £

daten beläuft auf J 7200000 £ Ein Achtel d a v o n sind 900000 £. D a v o n wiederum die H ä l f t e — für die Infanterie — ergeben 450000 £ pro Jahr. Diese unterhalten, bei 15 £ f ü r jeden, 30 000Infanteristen. D e r Rest unterhält 15000 Reiter, die Stabsoffiziere und das Gefolge der Artillerie mit einbezogen. Somit existierte in diesen acht Jahren eine britische A r m e e v o n mindestens 45000 Mann. Die Armee, die die Rebellion niederwarf, bestand aus nahezu 35000 Mann — so nach den Debentures. Zwischen 1651 und 1654 wurden 34000 I r e n ins Ausland geschafft. Die irische A r m e e konnte höchstens doppelt so groß wie die englische sein. Die Anzahl derjenigen, die auf L a n d Anspruch erhoben bzw. die Anzahl der Eigentümer v o r dem K r i e g e betrug . . & V o n jeweils 8, die ihre Unschuld behaupteten, wurden 7 anerkannt. D i e wegen Unschuld und per proviso wieder eingesetzten Personen haben wenigstens um ein F ü n f t e l mehr, als ihnen A n n o 1641 zu eigen war. Durch gefälschte Belehnungen haben sie wenigstens ein D r i t t e l mehr erhalten, als sie einst besaßen. V o n jenen anerkannten Unschuldigen war in der T a t kein Zwanzigstel unschuldig. D i e R e v e n u e des K ö n i g s in Irland Anno 1641. D i e jährlichen K o s t e n der A r m e e während der l e t z t e n 20 Jahre. KAPITEL

II

Ü b e r B e v ö l k e r u n g , Häuser u n d K a m i n e , ihre A n z a h l , U n t e r s c h i e d e u n d W e r t e Bevölkerung, Männer, Frauen sowie K i n d e r gibt es 23 24

1100000

Anteilscheine auf in Irland beschlagnahmtes Land. Leerstelle im Original.

136

Familien

200000

Kamine

250000

nämlich Englische Bevölkerung

200000

Papisten

800000

Nicht-Papisten

300000

Schotten

100000

Iren

800000

2 200000 25 Die S c h o t t e n sind Presbyterianer und die I r e n Papisten. Aber die Engländer sind zu über 1 0 0 0 0 0 legale P r o t e s t a n t e n oder Konformisten und der R e s t Presbyterianer, Unabhängige, Anabaptisten 2 6 und Quäker.

Über Familien Familien, die kein festes Herdgeld zahlen

160000

die nur einen K a m i n haben

24000

die mehr als einen haben

16000

25

26

Diese Tabelle muß augenscheinlich folgendermaßen angeordnet werden: Von der Bevölkerung sind: j Engländer 2 0 0 0 0 0 j Papisten 8 0 0 0 0 0 I Schotten 100000 I 1100000 Nicht-Papisten 3 0 0 0 0 0 ) Iren 800000 ) Die Gesamtsumme von 2 2 0 0 0 0 0 ist zweifellos ein Fehler, der beim Vergleich mit den folgenden Berechnungen P e t t y s zutage tritt, wonach er die Bevölkerung Irlands zu dieser Zeit zu 1 1 0 0 0 0 0 , 1 2 0 0 0 0 0 oder fast 1 3 0 0 0 0 0 bestimmte. Diese letzten Zahlen sind auch bedeutend größer als die Ergebnisse einer E r hebung, die 5 0 0 0 9 1 Menschen ergab, von denen ein Fünftel Engländer und Schotten waren. P e t t y hat diese Angaben nicht verwendet. Später bestimmte Captain South die Bevölkerung Irlands zu 1 0 3 4 1 0 2 (1696). (Vgl. Hull, B d . 1, S. 142 und South, An Account of the Number of People in Ireland, i n : Philosophical Transactions, 1700, Nr. 261, B d . X X I I , o. O., S. 250.) Wiedertäufer. 137

Über Kamine Häuser mit einem Kamin gibt es ut supra27 Häuser, die mehr als einen Kamin, aber im Durchschnitt mehr als vier pro Haus haben, gibt es insgesamt

184000 | > 66000

250000 Die Anzahl aus allen Ständen, die Anno 1661 Kopfsteuer zahlten, betrug ungefähr

| 360000

Dublin hat Häuser mit mehr als einem Kamin

j

3400

Desgleichen für weitere Städte, flecken und Korporationen

|

6000

Markt-

Desgleichen für den Rest Irlands

6600 165

Und Schmiedeessen eher Vr, mehr.

Tausendl

gibt es ungefähr dieselbe Anzahl oder wohl

Eine detaillierte Ausführung der Häuser in Irland, die mehr als einen Kamin haben Das Dubliner

Schloß hat Kamine

Das Haus des Grafen

125

Meath in Dublin

27

Die Häuser von Dublin, die mehr als zehn haben

164

Die A nzahl der Kutschen, nebst Mietskutschen, selbe oder eher kleiner.

ist ungefähr die-

Es gibt {ut supra) 160000 Hütten ohne Kamine, deren Wert nicht berechnet wird. Was die anderen betrifft, so schätzen wir sie wie folgt, nämlich Häuser mit 1 Kamin: mit 2 und 3: 27

Wie oben.

138

24000 zu je

5 Pfund

120000 f

6800 zu je

40 Pfund

272000 £

4, 5 , 6 :

5600 zu je

100 Pfund

7, 8, 9:

2500 zu je

300 Pfund

750000 £

10, 11, 12:

700 zu je

600 Pfund

420000 £

13, 14, 15, 16: 17, 18, 19, 20:

400 zu je 1000 Pfund

400000 £

560000 £

2522000 £ 28

Für 20 vorzügliche Häuser per estimate

Summe Memorandum: Knapp ein Achtel des Wertes j aller dieser Häuser gehören anderen als den > englischen Protestanten j Den Engländern Nichtpapisten gibt es in Dublin In den anderen Städten, Marktflecken, Korporationen usw. Auf dem Lande

78000 £ 2600000 £ 325000 2275000 28000 72000 100000 2000000»

Es gibt in der Natur nur höchstens einen von 500, der blind, lahm oder unheilbar invalide ist. Somit gibt es in Irland nicht mehr als 2000. Sie würden mit 12000 £, ohne Anstoß zu erregen, zu versorgen sein. Die Zahl junger Kinder unter sieben Jahren, die noch nicht zur Arbeit geeignet sind, beträgt V4 aller, nämlich Die erwähnte Zahl Arbeitsunfähiger Die Zahl der Soldaten

275000 2000 3000 280000

28 29

Schätzungsweise, etwa. Anscheinend ein Fehler, muß eigentlich 200000 lauten. Aber auch diese Zahl widerspricht der oben angeführten Zahl von 300000 Nicht-Papisten und der Berechnung auf S. 143 (vgl. Hull, Bd. 1, S. 144).

139

Die Hausherren und Hausfrauen von 360 Familien, die mehr als sechs Kamine haben

7200

Ihre persönlichen Diener

14400

Die persönlichen Diener für die Personen, die in Familien mit 4, 5, 6 Kaminen leben

11200

Diener in Familien mit 2 und 3 Kaminen

6800

Geistliche, Studenten usw.

400 320000

Bevölkerung, insgesamt über 6 Jahre alt 16 26 36 46 56 66

Tausend 1100 704 462 297 198 132 88 77

Somit gibt es in Irland für Handel und Gewerbe Geeignete

1 78000030

Diese sind wie folgt beschäftigt, nämlich : Mit der Bestellung von 500000 Acres Land mit Korn (Männer und ihre Frauen)

100000

Als Kuh- und Schafhirten für Vieh, das sieben Millionen Acres beweidet, nämlich sechs Millionen Schwarzvieh bzw. ihr Äquivalent in Pferden und Schafen (Männer und ihre Frauen)

120 000

220000 Beschäftigt mit dem Einbringen von 5000 Oxhoftfässern Sardinen, Booten, Netzen, Heringsspäher usw. (Männer und Frauen) Beschäftigt mit der Herstellung von 1000 Tonnen Eisen (Männer und Frauen) 30

1000 2000

Diese Zahl erhält man durch Subtraktion des obigen Ergebnisses (320000) von der Gesamtbevölkerung (1100000). (Vgl. Hull, Bd. 1, S. 145.)

140

Schmiede Frauen)

nach Berichten

(Männer

und

Ihre Helfer im Gewerbe

15000 7500

Schneider und ihre Frauen

45000

Zimmerleute, Maurer und ihre Frauen

10000

Schuhmacher und ihre Frauen

1600

Müller und ihre Frauen Wollarbeiter und ihre

2500

Frauen

Gerber und Zurichter sowie ihre Frauen

30000

10000 331600 3 1

Gewerbetreibende für Zierrat und Schmuck und ihre Frauen

48400 38000032

Wenn daher gegenwärtig die gewerbliche Tätigkeit von 380000 3 3 Personen ausgeübt wird, so folgt daraus, daß für andere Zwecke zur Verfügung stehen

400000 3 4

Memorandum: In Dublin, wo nur 4000 Familien leben, gibt es zur gleichen Zeit 1180 Bierschenken und 91 öffentliche Brauhäuser, nämlich beinahe V3 von der Anzahl der Familien. Es scheint, daß in Irland, wo 200000 Familien leben, somit ungefähr 60000 davon diesem gleichen Gewerbe nachgehen und daß folglich 180000, nämlich 60000 Männer, 60000 Frauen und 60000 Helfer, dem Getränkegewerbe nachgehen

180000

31

32

33 34

Sollte 3 6 4 0 0 0 lauten. Diese Zahl steht auch in der Ausgabe von 1719 (vgl. Hull, Bd. 1, S. 146). Sollte 4 1 3 0 0 0 lauten. Diese Zahl wird in der Ausgabe von 1719 angegeben (vgl. Hull, Bd. 1, S. 146). Vgl. Anm. 32. Sollte 3 6 7 0 0 0 heißen, weil 7 8 0 0 0 0 - 4 1 3 0 0 0 = 3 6 7 0 0 0 ist. In

141

So daß noch Entlassene und Nichtstuer zur Verfügung stehen

22000035 400000

Dabei ist klar, daß zwei Drittel der Bierschenken eingespart werden könnten, sogar wenn dieselbe Menge an Getränken verkauft werden soll. Dann werden noch zusätzlich zur Verfügung stehen Nachdem ich gezeigt habe, daß es in Irland Reservehände gibt, muß nun für sie Beschäftigung gefunden werden. Das bedeutet, daß bei 7 £ pro Kopf im Jahr zu verdienen sind

120000 und 220000 34000036

23800003V

Die Beschäftigung kann entweder im Interesse des lokalen Reichtums oder allgemeinen Reichtums bestehen. £

Unter lokalem Reichtum verstehe ich den Bau von 168000 kleinen, steingemauerten Häusern mit Kaminen, Türen, Fenstern, Gemüsegärten und Obstgärten, drainiert und bepflanzt. Diese Steinhäuser mögen jedes 3 £ kosten, insgesamt

54400038

Die Anpflanzung von 5 Millionen Obstbäumen zu 4 Pence jeder

83000

Die Anpflanzung von 3 Millionen Bäumen für Nutzholz an den Grenzen und auf Rainen jedes Bodenstücks zu je 3 Pence

36000039

35 36 37 38 39

älteren Petty-Ausgaben wurde nur die erste Zahl berichtigt: 413000 anstelle von 380000, und 400000 blieb stehen (vgl. Hull, Bd. 1, S. 146). Wenn man anstelle von 400000 die 367000 setzt, so muß man 220000 in 187000 berichtigen. Wäre 220000 in 187000 geändert worden, erhielte man 207000. Wäre 340000 zu 307000 berichtigt worden, ergäben sich hier 2149000 £. Ein Fehler, muß richtig 504000 lauten. Ein Fehler, muß richtig 37500 lauten.

142

£

Einhegungen und Bepflanzungen von einer 1 Million Perches zu 12 Pence je Perch j

50000

Befestigung der Stadt Dublin

30000

Bau eines neuen Palastes für den Generalgouverneur

20000

Bau einer Mole für die Schiffahrt in Dublin

15000

Schiffbarmachen verschiedener Flüsse und Ausbesserung von Landstraßen

35000

Bau von 100 Kirchen, jede zu 200 £

20000

Arbeitshäuser verschiedener Art, Gerbereien, Fischzuchtanlagen, Rapsmühlen, Anlagen zur Gewinnung von Alaun und Vitriol, ebenso für Krapp, Blei, Salz usw.

50000

Um zu Geld und allgemeinem Reichtum zu gelangen Zehntausend Tonnen Schiffsraum

100000

Einen Vorrat an Wolle, Hanf, Flachs und 1 ¿nnnnn Häuten für die Arbeit eines Jahres j Die Arbeit der Menschen, diese Vorräte zu verarbeiten KAPITEL

1

1000000

III

Über die Kirche und die Pfründe Wenn die Hälfte der Nichtpapisten Nonkonformisten sind, dann gibt es in Dublin und in allen anderen Städten nur 50000 legale Protestanten, die nur 50 predigende Geistliche brauchen. Und wenn es nur 50000 legale Protestanten im übrigen Irland gibt, brauchen sie bei 500 Mitgliedern je Gemeinde, wovon ein Drittel, nämlich 166, Kinder sind, nur 100 Geistliche. Wenn es in England und Wales ungefähr 9000 Gemeinden gibt und nicht mehr als 30 Bischöfe, dann muß jeder Bischof 143

£

Einhegungen und Bepflanzungen von einer 1 Million Perches zu 12 Pence je Perch j

50000

Befestigung der Stadt Dublin

30000

Bau eines neuen Palastes für den Generalgouverneur

20000

Bau einer Mole für die Schiffahrt in Dublin

15000

Schiffbarmachen verschiedener Flüsse und Ausbesserung von Landstraßen

35000

Bau von 100 Kirchen, jede zu 200 £

20000

Arbeitshäuser verschiedener Art, Gerbereien, Fischzuchtanlagen, Rapsmühlen, Anlagen zur Gewinnung von Alaun und Vitriol, ebenso für Krapp, Blei, Salz usw.

50000

Um zu Geld und allgemeinem Reichtum zu gelangen Zehntausend Tonnen Schiffsraum

100000

Einen Vorrat an Wolle, Hanf, Flachs und 1 ¿nnnnn Häuten für die Arbeit eines Jahres j Die Arbeit der Menschen, diese Vorräte zu verarbeiten KAPITEL

1

1000000

III

Über die Kirche und die Pfründe Wenn die Hälfte der Nichtpapisten Nonkonformisten sind, dann gibt es in Dublin und in allen anderen Städten nur 50000 legale Protestanten, die nur 50 predigende Geistliche brauchen. Und wenn es nur 50000 legale Protestanten im übrigen Irland gibt, brauchen sie bei 500 Mitgliedern je Gemeinde, wovon ein Drittel, nämlich 166, Kinder sind, nur 100 Geistliche. Wenn es in England und Wales ungefähr 9000 Gemeinden gibt und nicht mehr als 30 Bischöfe, dann muß jeder Bischof 143

über 300 Pfarrer in seinem Dienst haben, so daß ein Bischof in Irland (relativ) mehr bedeutet, als 30 Bischöfe in England. Deshalb würden 25000 £ jedem der 150 Geistlichen 150 £ pro J a h r sowie dem Bischof 2500 £ gewährleisten. Der Wert der Kirchenländereien und bewilligten Zehnten liegt b e i . . . 4 0 pro J a h r über der dem König daraus geschuldeten Rente. Wenn 100 Geistliche Gottesdienste für ganz Irland verrichten können, dann müssen sie Bezirke von 13 oder 14 Quadratmeilen haben und folglich von Ort zu Ort wandern und als Prediger an Wochentagen auftreten; und weitere ehrenhafte Ordinierte müßten Priester sein. Wenn 150, ja sogar wenn in ganz Irland 250 Geistliche Gottesdienste abhalten würden, dann würden 10 pro J a h r ihr Hinsterben ausgleichen: Und folglich wird bei einer Ausbildungszeit von 10 Jahren eine Ausbildung von 100 Geistlichen jährlich 10 hervorbringen. Vielleicht braucht die Pflanzstätte auch nur halb so groß zu sein.

KAPITEL I V

Über die kürzliche Rebellion Die Bevölkerungszahl beträgt heute Anno 1672 ungefähr 1100000 und Anno 1652 betrug sie etwa 850000, denn ich meine, sie hat in 20 Jahren durch natürliche Vermehrung um 80000, durch Rückkehr verbannter und vertriebener Engländer um 70000 zugenommen. Sie ist ebenfalls durch neuen Zulauf von 80000 Neu-Schotten und durch 20000 irische Rückkehrer gewachsen, insgesamt also um 250000. Wenn man nun herausfände, wie groß die Bevölkerungszahl Anno 1641 in Irland war, dann offenbarte die Differenz zwischen dieser Zahl und 850000 plus dem Zuwachs durch Vermehrung im Verlauf von 11 Jahren das Ausmaß der von den Kriegen bewirkten Zerrüttung der Bevölkerung, nämlich durch das Schwert, die Pest und die dadurch verursachte Hungersnot. Beim Vergleich der Zahlen der überschüssigen Ochsen, Schafe, Butter und Rinder für die Jahre 1664 und 1641 entdecke ich, daß Anno 1664 ein Drittel mehr als 1641 exportiert «• Leerstelle im Original (vgl. Hull, B d . 1, S. 148).

144

über 300 Pfarrer in seinem Dienst haben, so daß ein Bischof in Irland (relativ) mehr bedeutet, als 30 Bischöfe in England. Deshalb würden 25000 £ jedem der 150 Geistlichen 150 £ pro J a h r sowie dem Bischof 2500 £ gewährleisten. Der Wert der Kirchenländereien und bewilligten Zehnten liegt b e i . . . 4 0 pro J a h r über der dem König daraus geschuldeten Rente. Wenn 100 Geistliche Gottesdienste für ganz Irland verrichten können, dann müssen sie Bezirke von 13 oder 14 Quadratmeilen haben und folglich von Ort zu Ort wandern und als Prediger an Wochentagen auftreten; und weitere ehrenhafte Ordinierte müßten Priester sein. Wenn 150, ja sogar wenn in ganz Irland 250 Geistliche Gottesdienste abhalten würden, dann würden 10 pro J a h r ihr Hinsterben ausgleichen: Und folglich wird bei einer Ausbildungszeit von 10 Jahren eine Ausbildung von 100 Geistlichen jährlich 10 hervorbringen. Vielleicht braucht die Pflanzstätte auch nur halb so groß zu sein.

KAPITEL I V

Über die kürzliche Rebellion Die Bevölkerungszahl beträgt heute Anno 1672 ungefähr 1100000 und Anno 1652 betrug sie etwa 850000, denn ich meine, sie hat in 20 Jahren durch natürliche Vermehrung um 80000, durch Rückkehr verbannter und vertriebener Engländer um 70000 zugenommen. Sie ist ebenfalls durch neuen Zulauf von 80000 Neu-Schotten und durch 20000 irische Rückkehrer gewachsen, insgesamt also um 250000. Wenn man nun herausfände, wie groß die Bevölkerungszahl Anno 1641 in Irland war, dann offenbarte die Differenz zwischen dieser Zahl und 850000 plus dem Zuwachs durch Vermehrung im Verlauf von 11 Jahren das Ausmaß der von den Kriegen bewirkten Zerrüttung der Bevölkerung, nämlich durch das Schwert, die Pest und die dadurch verursachte Hungersnot. Beim Vergleich der Zahlen der überschüssigen Ochsen, Schafe, Butter und Rinder für die Jahre 1664 und 1641 entdecke ich, daß Anno 1664 ein Drittel mehr als 1641 exportiert «• Leerstelle im Original (vgl. Hull, B d . 1, S. 148).

144

wurde. Das bedeutet, daß es 1641 eine um ein Drittel größere Bevölkerung gab, nämlich 1466000. Wenn man von dieser Summe die Anno 1652 Übriggebliebenen abzieht, so ergibt das 616000 durch die Rebellion Vernichtete. Da sich heute der Anteil der Briten an der Gesamtbevölkerung wie 3 zu 11 verhält, vor den Kriegen aber geringer war, nämlich 2 zu 11, so folgt also, daß die Zahl der in 11 Jahren umgebrachten Briten 112000 Seelen betrug. Vermutlich gingen davon zwei Drittel durch Krieg, Pest und Hungersnot zugrunde. Somit sind im ersten J a h r der Tumulte 37000 hingemetzelt worden. Folglich sollten diejenigen die Gründe ihrer Ansicht überprüfen, die meinen, daß auf diese Weise 154000 umkamen. Es folgt auch, daß zwischen dem 23. Oktober 1641 und demselben Tage 1652 ungefähr 504000 Iren umkamen und durch Schwert, Pest, Hungersnot, Ungemach und Verbannung zugrunde gerichtet wurden. Weshalb jene, die sagen, daß am Ende der Kriege von den Iren kein Achtel mehr übrigblieb, ihre Meinung ebenfalls überprüfen müssen, da es nach dieser Rechnung fast zwei Drittel sind. Diese Meinung gebe ich auch zu bedenken. Von den Iren wurden 34000 Soldaten und mindestens noch 6000 Jungen, Frauen, Priester usw. nach Spanien, Flandern, Frankreich geschafft, woher nicht die Hälfte zurückgekommen ist. Wenn in Irland während der 11 Jahre der Frieden erhalten geblieben wäre, dann hätten in dieser Zeit die 1466000 durch natürliche Vermehrung um 73000 zugenommen, was zusammen 1539000 ergibt. Durch die erwähnten Kriege Anno 1652 wurde die Zahl auf 850000 gebracht. Das heißt, f ü r das Blut von 689000 sollte sich irgendwer vor Gott und dem König verantworten.

40000

689000

Anno 1650 gab es vor der großen Pest mehr als eine Million Bevölkerung, nämlich 2V2 mal mehr als in London Anno 1665. Aber in diesem J a h r starben nach den Berichten in London 97 000 Menschen, tatsächlich waren es aber 110000. 10 Petty, Schriften

145

Wenn daher die Pest in Irland nicht heißer als in England war, dann müßten in Irland 275000 gestorben sein. Da aber in Dublin in einer Woche 1300 starben, war die Londoner Pest nur zwei Drittel so heiß. Deshalb starben in Irland

450 000 41

Wenn man daher 412500 an der Pest Gestorbene und 37000 hingemetzelte Engländer abzieht, folgt, daß 167000 in 11 Jahren durch das Schwert, den Hunger und anderes Ungemach starben. Das halte ich für wahrscheinlich, denn angenommen die Hälfte der Zahl, nämlich 87000, starben in 11 Jahren an Hunger und Kälte, Deportation nach Spanien, den Barbados usw., dann ist leicht einzusehen, daß die anderen 87000 durch das Schwert umkamen, da die Briten Armeen von fast 40000 Mann und die Iren beinahe doppelt so viele unter Waffen hatten. Anno 1653 wurden die Debentures frei und offen für 4 oder 5 Schillinge pro Pfund verkauft. Mit 20 Schillingen in Debentures erwarb man im Landesdurchschnitt zwei Acres Boden. Zu diesem Preis hätte alles irische Land, wenn es 8 Millionen brauchbare Acres gäbe, die Anno 1641 8 Millionen wert waren, für eine Million Geldes gekauft werden können. Das Hornvieh sowie anderes Vieh hatte Anno 1641 einen Wert von über 4 Millionen, ein Rind zum Werte von 20 Schilling bzw. das Äquivalent in anderem Vieh zu zwei Acres gerechnet. Aber Anno 1652 holte die Bevölkerung von Dublin ihr Fleisch aus Wales, da es hier nichts gab, und das gesamte Vieh Irlands war kaum wert 41

1000000 £

500000 £

Ein Fehler, muß richtig 412500 lauten. Diese Zahl wird auch zu Anfang der folgenden Zeile angegeben (vgl. Hull, Bd. 1, S. 151).

146

Korn gab es damals für 50 Schillinge pro Barrel, das heute und 1641 weniger als 12 kostet. Die Häuser Irlands waren 1641 2l/2 Mil- j lionen, aber Anno 1652 kein Fünftel dessen > 500000 f wert J Den Wert der Bevölkerung Englands — Männer, Frauen und Kinder — haben einige zu 70 £ pro Kopf im Durchschnitt berechnet. Wenn man aber den Wert der Bevölkerung, die in Irland umgebracht worden ist, so bewertet wie Sklaven und Neger gewöhnlieh geschätzt werden, nämlich im Durchschnitt zu 15 £, wobei Männer zu je 25 £ und Kinder zu 5 £ verkauft werden, so beläuft sich der Wert des Bevölkerungsverlustes auf ungefähr

10335000 £

Die während der besagten 11 Jahre unter Waffen gehaltenen Streitkräfte aller Parteien beliefen sich auf mindestens 80000 Reiter und Infanterie (denn sogar Anno 1652 waren es 35 000 Engländer und 34 000 fortgeschaffte Iren). Die Kosten dafür, den Train der Artillerie und die Stabsoffiziere eingeschlossen, können nicht weniger als 15 £ pro Kopf und Jahr ausmachen. Das läuft für 11 Jahre auf 13 Millionen und 200000 £ hinaus

13200000 £

Die oben dargestellte Erzeugung akkumulierbaren Reichtums von allen diesen erwachsenen Menschen (worunter weder Frauen noch Kinder waren) kann wenigstens zu 5 £ pro Kopf angesetzt werden oder zu einem Drittel der eben erwähnten Summe, nämlich zu

4400000 £

Deshalb waren die in Geld ausgedrückten Wirkungen der Rebellion folgende, nämlich: Durch Verluste von Menschen 10 •

10335000 £ 147

Durch die entgangenen Überschüsse, die die Soldaten erzeugt hätten

4400000 £

Durch die entgangenen Überschüsse, die die zugrunde gegangene Bevölkerung erzeugt hätte, zu 10 £ pro Kopf für die 11 Jahre, abzüglich 80000 Soldaten

6000000 £

Durch die Wertminderung der Ländereien

11000000 £

Des Viehs

3500000 £

Der Häuser

2000000 £ 37255000 £

Und die Renten aus 20 Jahren von allen wegen der erwähnten Rebellion beschlagnahmten Ländereien, nämlich von 1652 bis 1673, haben die Kosten der englischen Armee in Irland während dieser Zeit nicht völlig gedeckt. Auch bis auf den heutigen Tag decken diese Renten die Kosten nicht, obwohl sie y 2 mal höher bzw. um 100000 £ pro J a h r höher sind. Und die Spekulanten 4 2 verkauften ihre Adventures43 Anno 1652 auf dem öffentlichen und freien Markt für weniger als 10 Schillinge pro Pfund, nachdem sie 10 Jahre ohne ihr Geldkapital waren, das sich durch seine Zinsen eigentlich heute verdoppelt hätte. Die Anzahl der mit Land versorgten irischen Papisten oder Freisassen betrug vor den Kriegen ungefähr 3000. Davon waren nicht mehr als ein Siebentel bzw. 400 der Rebellion schuldig, wie es nach den 800 Urteilen des Appellationsgerichtshofs aussieht, der Anno 1663 über die Unschuld und das Vermögen der Iren entschied. Denen rechne ich je 20 Anhänger zu. Sie würden eine Armee von 8000 gebildet haben. Aber nach dem Verzeichnis der 49er Offiziere muß die britische Armee vor 1649 ungefähr aus 40000 Mann bestanden haben, über die die erwähnten 8000 schuldigen Iren so sehr die Oberhand gewannen, daß der Frieden mit den Artikeln von 1648 endete. Dadurch wurden die Iren zumindest zu 42

43

Englisch: Adventurers, d. h. Personen, die das Geld für die Unterdrückung der irischen Rebellion gegen Landversprechen vorgeschossen hatten. Anteilscheine auf irisches konfisziertes Land.

148

gleichen Partnern Seiner Majestät in der Regierung Irlands gemacht. Das zeigt, daß die Iren Menschen von bewunderswertem Erfolg und Mut waren. Es sei denn, wir glaubten eher, das oben erwähnte Appellationsgericht sei mit Hilfe von Meineiden und Fälschungen getäuscht worden. Man möchte meinen, dessen sollte sich eine Nation, die die Vernichtung so vieler tausend Leben verursacht hat, um Gottes und der Religion Willen nicht so schuldig gemacht haben. Die Vermögen der Iren waren vor den Kriegen doppelt so groß wie die der Engländer, aber die Zahl und die natürliche K r a f t der Iren betrug das Fünffache der der Engländer. Der Grund des Krieges war ein Wunsch der Katholiken, die kirchlichen Revenuen wiederzuerlangen, die ungefähr 110000£ pro J a h r wert sind, und der gewöhnlichen Iren, die Vermögen aller Engländer zu bekommen, und der 10 oder 12 Granden Irlands, das gesamte Imperium zu gewinnen. Aber in diesem Spiel mit so großen Unterschieden in den Einsätzen gewannen die Engländer und haben neben anderen Ansprüchen das Recht eines Spielers zumindest auf ihre Vermögen. Aber was das Blutvergießen in diesem Kampf angeht, Gott allein weiß, wer das veranlaßte. KAPITEL V

Ü b e r die künftige Ordnung Irlands, die Vorbeugung vor Rebellionen u n d seine Vereinigung mit England Die Engländer fielen in Irland vor ungefähr 500 Jahren ein. Falls die Iren Anno 1641 ungefähr 1200000 an der Zahl waren, gab es vor 200 Jahren nur 600000 und nicht mehr als 300000 damals zur Zeit ihrer Invasion. Denn 300000 Menschen werden durch den gewöhnlichen Verlauf der natürlichen Vermehrung in 500 Jahren zu 1200000, da Abstriche f ü r die außerordentlichen Auswirkungen von epidemischen Krankheiten, Hungersnöten, Kriegen usw. zu machen sind. Es gibt bis auf den heutigen Tag kein Monument oder wirkliches Argument dafür, daß die Iren, als sie zum ersten Mal besetzt wurden, überhaupt irgendwelche Steinhäuser hatten, irgendwelches Geld, irgendeinen Außenhandel, noch irgendwelche Wissenschaft, außer den Legenden der Heiligen, den Psalmen, den Missalen, Ritualen usw., nämlich 149

gleichen Partnern Seiner Majestät in der Regierung Irlands gemacht. Das zeigt, daß die Iren Menschen von bewunderswertem Erfolg und Mut waren. Es sei denn, wir glaubten eher, das oben erwähnte Appellationsgericht sei mit Hilfe von Meineiden und Fälschungen getäuscht worden. Man möchte meinen, dessen sollte sich eine Nation, die die Vernichtung so vieler tausend Leben verursacht hat, um Gottes und der Religion Willen nicht so schuldig gemacht haben. Die Vermögen der Iren waren vor den Kriegen doppelt so groß wie die der Engländer, aber die Zahl und die natürliche K r a f t der Iren betrug das Fünffache der der Engländer. Der Grund des Krieges war ein Wunsch der Katholiken, die kirchlichen Revenuen wiederzuerlangen, die ungefähr 110000£ pro J a h r wert sind, und der gewöhnlichen Iren, die Vermögen aller Engländer zu bekommen, und der 10 oder 12 Granden Irlands, das gesamte Imperium zu gewinnen. Aber in diesem Spiel mit so großen Unterschieden in den Einsätzen gewannen die Engländer und haben neben anderen Ansprüchen das Recht eines Spielers zumindest auf ihre Vermögen. Aber was das Blutvergießen in diesem Kampf angeht, Gott allein weiß, wer das veranlaßte. KAPITEL V

Ü b e r die künftige Ordnung Irlands, die Vorbeugung vor Rebellionen u n d seine Vereinigung mit England Die Engländer fielen in Irland vor ungefähr 500 Jahren ein. Falls die Iren Anno 1641 ungefähr 1200000 an der Zahl waren, gab es vor 200 Jahren nur 600000 und nicht mehr als 300000 damals zur Zeit ihrer Invasion. Denn 300000 Menschen werden durch den gewöhnlichen Verlauf der natürlichen Vermehrung in 500 Jahren zu 1200000, da Abstriche f ü r die außerordentlichen Auswirkungen von epidemischen Krankheiten, Hungersnöten, Kriegen usw. zu machen sind. Es gibt bis auf den heutigen Tag kein Monument oder wirkliches Argument dafür, daß die Iren, als sie zum ersten Mal besetzt wurden, überhaupt irgendwelche Steinhäuser hatten, irgendwelches Geld, irgendeinen Außenhandel, noch irgendwelche Wissenschaft, außer den Legenden der Heiligen, den Psalmen, den Missalen, Ritualen usw., nämlich 149

weder Geometrie, Astronomie, Anatomie, Architektur, Technik, Malerei, Schnitzkunst noch irgendeine Art von Manufaktur, auch nicht den geringsten Gebrauch von Navigation oder der Kriegskunst machten. Sir John Davies44 hat viel Geist und Gelehrsamkeit zum Ausdruck gebracht, als er die Ursachen dafür darlegte, warum Irland bis zur Regierungszeit Königin Elizabeths und danach in keiner Weise der englischen Regierung unterworfen war, und er empfiehlt darüber hinaus verschiedene Mittel, womit das noch bewirkt werden kann, was noch zu tun übrig bleibt. Die von den Engländern gemachte Eroberung, wie sie die Präambel des 1662 verabschiedeten Parlamentsbeschlusses für die Ordnung Irlands beschreibt, schuf Voraussetzungen für alle vernünftigen derartigen Maßnahmen. Aber ihre Forfeiturersih, die außer Landes waren und unter den gleichen Usurpatoren zu leiden hatten wie Seine Majestät, verübten eine gewisse Diversion. Deshalb (rebus sie stantibus)4G bleibt die Frage, was nun zu tun ist, d. h., was im Hinblick auf die natürlichen Möglichkeiten getan werden könnte, wenn es die Regierung für angebracht hielte. Einige ungestüme Geister haben sich gewünscht, daß die Iren aufs neue rebellierten, damit sie ans Messer geliefert werden könnten. Ich aber erkläre, daß ein derartiger Vorschlag nicht nur ruchlos und inhuman ist, sondern auch noch leichtfertig und schädlich — sogar für diejenigen, die sich solche Gelegenheiten vorschnell gewünscht haben. Daß die Iren so leicht nicht wieder rebellieren werden, das glaube ich beim Gedanken daran, welchen Ausgang die früheren Rebellionen, ganz besonders die letzte, genommen 44

45

46

P e t t y hat dessen häufig aufgelegte Arbeit im Auge " A Discovene of the True Causes why Ireland was Never Entirely Subdued nor brought under Obedience of the Crowne of England untill the Beginning of his Majesties happy Raigne", London 1612 (Eine Darlegung der wahren Ursachen, warum Irland niemals weder gänzlich bezwungen, noch der Autorität der englischen Krone vor dem Beginn der glücklichen Regierung Seiner Majestät unterworfen wurde; vgl. Hull, Bd. 1, S. 155). Iren, die wegen der Teilnahme a m irischen Aufstand von 1641 mit der Konfiskation ihres Besitzes bestraft wurden. So wie die Dinge stehen.

150

hätten, wären nicht so viele Fügungen eingetreten und überdies aus der Erwägung dieser folgenden Punkte, nämlich: 1. Die britischen Protestanten und die Kirche haben 3 / 4 aller Ländereien, 5 / 6 aller Häuser, 9 / l 0 aller Häuser in ummauerten Städten und an befestigten Plätzen, 2 / 3 des Außenhandels. 2. 6 von 8 Iren leben unter tierisch schmutzigen Bedingungen in Hütten, die weder Kamine, Türen, Treppen, noch Fenster haben. Sie ernähren sich hauptsächlich von Milch und Kartoffeln, wodurch ihr Sinn nicht nach Krieg steht. Und3., obwohl in Irland auf 8 Papisten drei Nichtpapisten kommen, gibt es indessen viel mehr Soldaten oder soldatenähnliche Männer von den letzteren als von den ersteren. 4. Seine Majestät, die früher für und in Irland nichts ohne die Hilfe Englands tun konnte, hat nunmehr eine Einnahme an Ort und Stelle, um 7000 Mann unter Waffen zu halten, wenn sie es wünscht, abgesehen von zusätzlichen 25000 einer protestantischen Miliz, die überwiegend kriegserfahren sind. 5. Die Protestanten haben in einem Küstenstreifen von 5 Meilen genügend Häuser an befestigten Plätzen, um jeden Mann, jede Frau und jedes Kind, die zu ihnen gehören, aufzunehmen, zu beschützen und zu beherbergen, und sie verfügen außerdem in allen Teilen Irlands über eigene so günstig gelegene befestigte Plätze, daß man zu ihnen ohne Schwierigkeit im Laufe des kürzesten Tages im J a h r gelangen kann. 6. Sie sind auf diese Weise in der Lage, sich bei allen überraschenden Notfällen selbst in Sicherheit zu bringen, können von England aus leicht und ausreichend mit Nahrung versorgt werden, um sich so lange zu ernähren, bis sie die oben beschriebenen 160000 Hütten der Iren, die keine 50000 £ wert sind, niedergebrannt, ihre Kornschober und Schobereinfriedungen zerstört und ihre Feldbestellung behindert haben, was die vereinten Briten schnell und leicht zustande bringen könnten. 7. Ein paar Kriegsschiffe, die die Iren nicht besitzen, auch nicht die Fähigkeit und Praxis der Navigation, können die Befreiung der Iren durch ausländische Hilfe verhindern. 8. E s können ihnen nicht viele Ausländer helfen, selbst wenn sie wollten. Jedoch niemand, auch der König von Frankreich nicht, kann dadurch einen Vorteil erzielen, sogar wenn er erfolgreich wäre. Denn England hat während dieser 500 Jahre durch seine Einmischung in Irland ständig verloren. Und 151

heutzutage, wo Irland so reich und prächtig wie nie zuvor ist, wäre es für die Engländer von Vorteil, wenn sie ihre gesamten Interessen an jenem Lande aufgäben, und fatal wäre es für jede andere Nation, diese Interessen zu übernehmen, wie (meiner Ansicht nach) an anderer Stelle bewiesen worden ist. Es wäre für die englischen Landlords vorteilhafter, wenn sie aus ihrem Besitz in England den Engländern in Irland ein Äquivalent dafür gäben, was letztere in Irland aufgeben müßten. Schließlich sollten die Iren wissen, daß es Menschen mehr als genug gibt, immer gab und immer geben wird, die mit ihren gegenwärtigen Bedingungen in England unzufrieden und für jede Tat und Veränderung bereit sind, um jeden Aufstand zu ersticken, den die Iren entfachen und unterstützen könnten. Weshalb unser Vorschlag — da wir allen militärischen Mitteln der Ordnung und Bewahrung Irlands in Frieden und Wohlstand abgeneigt sind — auf die Umwandlung [Transmutation] eines Volkes in das andere und auf die vollkommene Vereinigung der Interessen auf der Grundlage natürlicher und bleibender Prinzipien hinauslaufen wird, von denen ich einige aufzählen werde, wenn sie auch noch so sonderbar und ungereimt zu sein scheinen. 1. Wenn Henry II. den Vorteil des Besitzes irischen Bodens abgelehnt und das ganze irische Volk nach England hinübergebracht hätte, hätte er England gestärkt, verschönt und bereichert und den Iren einen wirklichen Gefallen getan. Aber dieses Werk ist heute beinahe viermal so schwer wie damals auszuführen. Doch es könnte sogar heute noch zum Vorteil aller Seiten verwirklicht werden. 2. Da es gegenwärtig 300000 Briten und 800000 Papisten gibt, von denen 600000 unter den obenerwähnten erbärmlichen Bedingungen leben, wäre — wenn ein Austausch von ungefähr 200000 Iren vollzogen und die gleiche Zahl Briten an ihrer Stelle hinübergebracht würden — die natürliche Kraft der Briten gleich der der Iren, aber ihre politische und künstliche 47 Stärke dreimal so groß und so offensichtlich, daß sich 47

Englisch: artifical. Damit ist die körperliche und geistige Fähigkeit in Handwerk und Gewerbe sowie m Kunst und Wissenschaft gemeint, die einfache Naturprodukte (Korn, Flachs) in verschiedene Waren (Brot, Wolle) umwandelt oder zu deutlich höherem Effekt der Arbeit führt, der einem Vielfachen des Effekts einfacher Arbeitsfähigkeit entspricht.

152

die Iren niemals aus einem nationalen oder religiösen Grunde erheben würden. 3. Es gibt unter den obenerwähnten 600000 armen Iren nicht mehr als 20000 unverheiratete heiratsfähige Frauen. Es würden auch nicht mehr als 2000 im J a h r zu solchen heranwachsen. Wenn deshalb die Hälfte der erwähnten Frauen in einem und die andere Hälfte im nächsten J a h r nach England gebracht und je eine davon in jede Gemeinde geleitet und ebensoviele englische Frauen zurückgebracht und mit den Iren verheiratet würden, die bereit wären, ihre Wohnverhältnisse nur um ein Haus mit Garten im Werte von 3 £ zu verbessern, könnte das ganze Werk der natürlichen Umwandlung in drei bis vier Jahren abgeschlossen werden. Die Kosten dieses Austauschs machten keine 20000 £ pro J a h r aus. Das ist ungefähr so viel wie der Sold der heutigen oder ehemals in Irland stationierten Armee für sechs Wochen. Wenn die Iren unbedingt Priester haben müssen, so möge ihre Zahl, die jetzt zwischen 2000 und 3000 weltlichen und Ordensgeistlichen liegt, auf die angemessene Zahl von 1000 reduziert werden, das bedeutet 800 Seelen je Gemeinde und je Priester. Die Priester sollten möglichst angesehene Personen und Engländer sein. Wenn die Priester, die das Gewissen beherrschen, und die Frauen, die andere mächtige Begierden erregen, Engländer sind — denn beide liegen in den Herzen der Männer —, dann kann ein Niedermetzeln von Engländern, wie es bisher geschah, nicht wieder vorkommen. Wenn auch noch die Sprache der Kinder Englisch sein wird und die gesamte Haushaltsführung englisch, nämlich Kost, Kleidung usw. nach englischer Art geführt werden, dann wird die Umwandlung sehr leicht und schnell vonstatten gehen. Ich füge hinzu, wenn beide heute noch getrennten Königreiche zu einem gemacht würden, und zwar unter einer legislativen Macht und einem Parlament, dessen Mitglieder sich im selben Verhältnis zusammensetzen sollten, wie sich Macht und Reichtum jeder Nation zueinander verhalten, bestünde keine Gefahr, daß ein solches Parlament etwas zum Nachteil der englischen Interessen in Irland tun würde, auch könnten sich die Iren nie über Parteilichkeit beklagen, wenn sie in allen Legislaturen frei und proportional repräsentiert wären. 48 48

Dieser Plan wurde in Pettys „Abhandlung

über

Irland"

153

Die Nachteile der Nichtunion und die Absurditäten scheinen folgende zu sein: 1. Es ist absurd, wenn geborene Engländer, die im Auftrag ihres Königs nach Irland geschickt wurden, dort ihr Leben für die Interessen des Königs aufs Spiel setzten und in seinem Dienst erfolgreich waren, deshalb erklärte Fremde, Ausländer und auch Feinde sein sollen, und zwar solcher Art, wie es die Iren vor der Zeit Henrys VII. waren. Wenn solche von einem Engländer damals getötet wurden, wurde er dafür nicht bestraft. Es ist nur Nachsicht und stillschweigende Duldung, daß diese Verfahrensweise heute nicht mehr in Kraft ist. Denn so war früher die Lage der Irländer und so ist die der Engländer heute, es sei denn, Gewohnheit hätte sie gemildert. Es ist absurd, daß den Einwohnern Irlands, die natürlicherweise und notwendig ihrem Herrscher zu gehorchen verpflichtet sind, nicht erlaubt sein soll, ihn zu kennen, oder was das gleiche ist, zu wissen, ob das Parlament von England oder von Irland zuständig ist und in welchem Falle das eine und in welchem das andere. Diese Ungewißheit ist ein Vorwand für meinen Ungehorsam 49 oder kann dazu gemacht werden. Es ist absurd, daß Engländer in Irland dort entweder Fremde sein sollen oder aber Gesetzen verpflichtet, an deren Herbeiführung sie nicht mitgewirkt haben. Wenn die legislative Macht bei Irland liegt, ist es absurd, daß sich dann die letzte Instanz für Zivilprozesse in England befinden soll, d. h., daß die Befehle zur Revision eines Urteils die Prozesse aus Irland heraus an das Oberhofgericht in England ziehen sollen und daß die letzte Entscheidung der Seerechtsfälle und einiger kirchenrechtlicher Fälle ebenfalls in England fallen soll. Es ist auch absurd, daß die Menschen nicht erfahren sollen, ob die Lordkanzlei Englands die Jurisdiktion in Irland hat und ob die Kanzleidekrete einer Kanzlei in der anderen durchgesetzt werden können. 50

49

50

(A Treatise of Irland, 1687) näher ausgeführt. Diese Schrift ist m unserer Ausgabe nicht enthalten. Es ist nicht ganz klar, auf welchen Ungehorsam sich Petty bezieht, wahrscheinlich auf seine Verhaftung auf Befehl des Lordkanzlers von Irland am 10. Februar 1677 (vgl. Hull, Bd. 1, S. 159). Die Gerichtsverfassung Englands war recht kompliziert und verwickelt.

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Was die Erschwernisse betrifft, so besteht eines darin, daß wir uns zum Handel zwischen den beiden Königreichen so verhalten, wie die Spanier in den westindischen Inseln zu allen anderen Nationen, weshalb dort alle Nationen im Krieg mit ihnen stehen. Und daß ein Schiff, das Fracht von Irland zu den amerikanischen Inseln befördert, gezwungen sein soll, die für Irland bestimmten Waren in England umzuladen, um sie dann an ihren Bestimmungsort zu bringen. Dadurch werden die Eigentümer solcher Güter genötigt, vermeidbares Risiko und überflüssige Ausgaben auf sich zu nehmen. Es ist störend, daß die Untertanen des Königs Zölle wie Fremde zahlen sollen, wenn sie im Territorium ihres Königs von einem Teil in den anderen reisen. Der Haupteinwand gegen die Beseitigung dieser Übel ist, daß Seine Majestät durch die Union viel von ihren Doppelzöllen verlieren würde. Da das richtig ist, wollen wir sehen, auf welche Summe sich dieselben belaufen, und ob es gerechtfertigt ist, die Beseitigung dieser Übel zu behindern, oder ob es auf irgendeinem anderen Weg auszugleichen ist. Anno 1664 — im besten J a h r für Handel und Gewerbe in Irland seit vielen Jahren, als weder Pest noch Kriege Irland behinderten, die Menschen im allgemeinen dem Prunk und der Freigebigkeit zuneigten und das Gesetz zur Behinderung der Einfuhr von Vieh irischer Herkunft 5 1 noch nicht verabschiedet war, auch nicht das für die Umladung der aus Amerika kommenden und für Irland bestimmten Schiffe in England — betrugen die Zölle auf exportierte und importierte Waren zwischen Irland und England, behaupte ich, nur . . . 52 , 51

52

I m Jahre 1663 wurde ein Gesetz verabschiedet, das den Import v o n irischem Vieh nach England besteuert, u n d zwar so hoch, daß die Einfuhr praktisch unmöglich g e m a c h t wurde. I m Jahre 1665 wurde in das Parlament ein Gesetzentwurf eingebracht, wonach die Einfuhr irischen Viehs nach England völlig verb o t e n werden sollte. P e t t y und andere, die gegen diesen Gesetzentwurf auftraten, wurde nicht die Möglichkeit gegeben, sich vor der D e b a t t e i m Parlament m i t i h m bekanntzumachen. P e t t y äußerte seinen Protest vor d e m Lordkonntee u n d erreichte einen Aufschub. Allerdings wurde nach einer Petition der interessierten Kreise das Gesetz 1668 erneut i m Parlament behandelt u n d nach heftigen D e b a t t e n a n g e n o m m e n (vgl. Hull, B d . 1, S. 160/161). Leerstelle i m Original.

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lediglich knapp ein Sechstel der Gesamtsumme der Zölle. Wie leicht können sie daher zu den übrigen Lasten Englands und Irlands zugeschlagen werden, die zusammen vielleicht 1500000 pro J a h r betragen. 2. Wenn es im Interesse Englands ist, Irland als ein besonderes Königreich zu belassen, warum macht die vorherrschende Partei im Parlament nicht England jenseits des Trents zu einem weiteren Königreich, warum hindert sie nicht den Handel und erhebt keine Gebühren und Zölle an der neuen Grenze? Oder warum gibt es schon immer eine Union zwischen England und Wales, deren gute Wirkungen und Früchte niemals in Frage gestellt wurden? Und warum kann nicht das ganze englische Königreich weiter kantonisiert werden, und zwar ins Unendliche, zum Vorteil der Parteien? Was die Ausführung angeht, so mögen die im Parlament versammelten Pairs von Irland so viele von ihnen abordnen, daß sie den achten Teil der Pairs von England ausmachen, um durch Parlamentswahlbefehl in das Oberhaus von England berufen zu werden. Und die in der gleichen Weise im Parlament versammelten Commons von Irland können die gleiche Proportion weiterer Mitglieder abordnen, um zusammen mit den Commons von England zu tagen, Wenn der König und dieses Haus es ihnen gestatten. Wenn aber das Parlament von England die legislative Macht Irlands bereits darstellt, warum kann es nicht, wie schon gesagt, eine kompetente Anzahl dieser Personen aus Irland berufen oder ähnlich in irgendeiner anderen geeigneteren Weise ? Alle diese Behelfe und Hilfsmittel sind nur für die erste Zeit nötig, bis die Angelegenheit durch beide Nationen in einem Parlament geregelt wird. Es wird angenommen, daß der Reichtum Irlands ungefähr ein Achtel oder ein Zehntel des Reichtums Englands ausmacht und die Revenue des Königs in beiden Königreichen sich ungefähr in der gleichen Proportion zu bewegen scheint.

156

KAPITEL

VI

Über die Regierung Irlands Die Regierung Irlands besteht aus dem König, 21 Bischöfen (wovon vier Erzbischöfe sind) und den weltlichen Pairs, wovon ein Teil . . , 53 wegen der kürzlichen Rebellion dem Parlament nicht angehört, aus ungefähr 3000 Freisassen und den Mitgliedern von ungefähr 100 Korporationen — die Universität Dublin zählt als eine —, die im Unterhaus von ungefähr 270 Rittern, Stadtbürgern und Wahlbürgern vertreten werden. Das so konstituierte Parlament hat ein Vetorecht gegen jedes Ggsetz, das der Vizekönig und der Rat dem König vorlegen und das der König und sein Rat in England an das obenerwähnte Parlament unter dem großen Siegel verweisen. Es gibt in Irland 40 Sheriffs von Grafschaften und Städten, die letzten Endes vom Vizekanzler ernannt werden. Jeder von ihnen hat ungefähr zehn Vogte. Der Generalgouverneur, manchmal Vizekönig, manchmal Königlicher Statthalter genannt, mit einem Rat, der heutzutage aus ungefähr 50 Mitgliedern besteht, regiert in allen Angelegenheiten, die sich auf den Frieden, die Vorrechte usw. beziehen. Es gibt fünf Gerichtshöfe, nämlich ein Kanzleigericht, das aus einem Lordkanzler, einem Oberkanzleidirektor und zwei, drei oder vier besoldeten Referenten des Kanzleigerichts besteht; das Kammergericht mit einem Lordoberrichter und zwei anderen Richtern; den Zivilgerichtshof desgleichen; das Schatzkammergericht mit einem Präsidenten und zwei weiteren Richtern, mit dem Schatzmeister und dem Kanzler des Schatzkammergerichts und ein geistliches Gericht in Testamentssachen, an dem der Primat von Armagh der Richter ist. Es ist noch ein Palatingerichtshof 54 in Tipperary vorhanden, wovon der Herzog von Ormond der Oberherr der dazugehörigen Freibezirke und kirchlichen Privilegien ist. Es existiert auch ein Admiralitätsgerichtshof. Jeder Bischof hat ebenfalls zwei 53 54

Leerstelle i m Original. Gerichtshof der Pfalzgrafschaften Durham.

Chester,

Lancaster

und

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KAPITEL

VI

Über die Regierung Irlands Die Regierung Irlands besteht aus dem König, 21 Bischöfen (wovon vier Erzbischöfe sind) und den weltlichen Pairs, wovon ein Teil . . , 53 wegen der kürzlichen Rebellion dem Parlament nicht angehört, aus ungefähr 3000 Freisassen und den Mitgliedern von ungefähr 100 Korporationen — die Universität Dublin zählt als eine —, die im Unterhaus von ungefähr 270 Rittern, Stadtbürgern und Wahlbürgern vertreten werden. Das so konstituierte Parlament hat ein Vetorecht gegen jedes Ggsetz, das der Vizekönig und der Rat dem König vorlegen und das der König und sein Rat in England an das obenerwähnte Parlament unter dem großen Siegel verweisen. Es gibt in Irland 40 Sheriffs von Grafschaften und Städten, die letzten Endes vom Vizekanzler ernannt werden. Jeder von ihnen hat ungefähr zehn Vogte. Der Generalgouverneur, manchmal Vizekönig, manchmal Königlicher Statthalter genannt, mit einem Rat, der heutzutage aus ungefähr 50 Mitgliedern besteht, regiert in allen Angelegenheiten, die sich auf den Frieden, die Vorrechte usw. beziehen. Es gibt fünf Gerichtshöfe, nämlich ein Kanzleigericht, das aus einem Lordkanzler, einem Oberkanzleidirektor und zwei, drei oder vier besoldeten Referenten des Kanzleigerichts besteht; das Kammergericht mit einem Lordoberrichter und zwei anderen Richtern; den Zivilgerichtshof desgleichen; das Schatzkammergericht mit einem Präsidenten und zwei weiteren Richtern, mit dem Schatzmeister und dem Kanzler des Schatzkammergerichts und ein geistliches Gericht in Testamentssachen, an dem der Primat von Armagh der Richter ist. Es ist noch ein Palatingerichtshof 54 in Tipperary vorhanden, wovon der Herzog von Ormond der Oberherr der dazugehörigen Freibezirke und kirchlichen Privilegien ist. Es existiert auch ein Admiralitätsgerichtshof. Jeder Bischof hat ebenfalls zwei 53 54

Leerstelle i m Original. Gerichtshof der Pfalzgrafschaften Durham.

Chester,

Lancaster

und

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Gerichtshöfe. Und es haben früher und noch bis vor kurzem (aber heute, Anno 1672, suspendiert) ein Präsidialgericht in Munster und ein weiteres in Connaught bestanden, die sich weder mit Prozessen über Leben und Glieder noch mit Prozessen über Rechtsansprüche an Grund und Boden befassen. Es gibt auch einen Gerichtsmarschall für die Militärsachen, der in Friedenszeiten die angeklagten Personen oftmals der Zivilmacht übergibt. Zu allen diesen Gerichten gehören . . . Beamte . . . Rechtsanwälte, wovon ich als zur ersten Klasse gehörig . . . ansetze, die schätzungsweise ungefähr 600 £ im Jahr verdienen . . ., zur zweiten Klasse, die die etwa 300 £ im Jahr verdienen, und . . . zur dritten Klasse, die die nicht mehr als 100 £ im J a h r verdienen. Es sind auch noch . . , 5 5 geschworene ^nwälte vorhanden, die im Durchschnitt ungefähr 120 £ im Jahr verdienen. Es gibt in Irland ungefähr 950 vom Lordkanzler ernannte Friedensrichter, einen Hauptkonstabler für jede Baronie oder jeden Kanton, insgesamt 252, und einen Unterkonstabler für jede Gemeinde, wovon wir ungefähr 2278 haben. Die Kirchenleitung besteht aus den Erzbischöfen, den Bischöfen, den Erzdiakonen, den Dekanen der Kathedralkirchen, wobei es heute tatsächlich nur in einer einen kompletten Körper der Geistlichkeit gibt, und zwar den in Dublin, der sowohl in der Christchurch als auch in St. Patrick den Gottesdienst zelebriert. Pfarrer, Vikare und Prediger für die protestantische Religion gibt es in ganz Irland heutzutage fast 500, und ungefähr die Hälfte der Pfründe wurden Laien übertragen. Das ist die Lage der externen und sichtbaren Regierung Irlands, was die Zahl und die Spezies der sie ausübenden Personen angeht. Aber die interne und verborgene Regierung Irlands ist folgende, nämlich: 1. Es gibt immer ungefähr 12 oder 20 Edelleute irischer Nationalität und päpstlicher Religion, die ihrer Familien, ihrer bedeutenden Fähigkeiten, höfischen Erziehung und ihres höfischen Benehmens wegen von den Iren unterstützt werden, damit sie ihre Interessen am englischen Hof. und beim Vizekönig in Irland vertreten. Diese Männer ziehen ihre Abgaben über die Priester ein (die das Volk tatsächlich und unmittelbar regie55

Leeretellen i m Original.

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ren). Die Priester werden von mindestens 24 römischen Bischöfen regiert, die alle über eine lange Zeit mit Frankreich, Spanien, Italien, Deutschland, England vertraut gewesen sind, wo sie sich als Kaplane und Almosenpfleger usw. mit den Regierungsleuten in jenen Ländern gut Freund gemacht und von ihnen einige Privilegien sowie höhere Ämter erhalten haben. Somit wird die Gesamtheit der irischen Papisten (das sind ungefähr 800000, wovon nahezu 700000 in elenden Hütten ohne Kamine und Fenster leben) von ungefähr 1000 Laienpriestern und 2500 Mönchen und Geistlichen verschiedener Orden regiert. Davon sind die meisten Franziskaner, dann Dominikaner und Augustiner, aber wenige Kapuziner und Jesuiten und Karthäuser. Diese, meine ich, werden von ihren entsprechenden Bischöfen und Oberen regiert, welche von den Ministern ausländischer Staaten gleichfalls regiert und geleitet werden. Insgesamt gesehen, werden somit die Iren, die die Hauptmasse der Nation bilden, indirekt von ausländischen Mächten regiert. Und so auch die erwähnten 12 oder 20 weltlichen Patrioten, die von der Geistlichkeit in der gezeigten Zusammensetzung unterstützt werden. Und diese übt ihre geistliche Jurisdiktion in Irland Offenaus und macht gleichzeitig eine weltliche Macht geltend, indem sie die papistischen Friedensrichter bewegt, jene, die dem Klerus gegenüber ungehorsam sind, aufgrund erfundener oder unbegründeter, auf Veranlassung der Geistlichkeit gegen sie vorgebrachter Anklagen ins Gefängnis zu stecken. Die erwähnten Richter, ausgenommen der Kanzler machen ihre Rundreisen (zur Abhaltung ihrer Gerichtssitzungen). Davon finden in fünf Grafschaften jedes J a h r zwei statt, nur die Grafschaft Kerry ist ausgenommen. Es gibt in Dublin eine Universität, die sich aber zum größten Teil innerhalb eines Colleges' befindet. Dort gibt es einen Rektor und sieben Senior- und leitende Fellows56, neun Junior Fellows, sechzig Studenten und gegenwärtig . . . 57 Studenten zweiter Klasse sowie andere Studenten. Um das J a h r 1669 wurde ein College für Mediziner 58 errichtet, das aus einem Präsidenten und 13 Fellows besteht. 56 57 68

Graduierte, meist Professoren. Leerstelle i m Original. Ursprünglich die „Dubliner Bruderschaft der Arzte" (gegründet

159

Zu dem (geistlichen) Gericht für Testamentssachen, den Gerichtshöfen der Erzbischöfe, dem Kriegsgericht und Gerichtshof der Admiralität gehören nicht mehr als 10 Rechtsanwälte und 30 Prokuratoren. In der Stadt Dublin gibt es einen Bürgermeister, 2 Sheriffs, 24 Ratsherren, 48 Sheriff-Pairs und 96 Pairs des Stadtrates. Außerdem gibt es Gesellschaften oder Korporationen der Gewerbetreibenden. Erst kürzlieh wurde ein Hospital f ü r arme Kinder errichtet. Es ist jedoch noch nicht fertig bzw. noch nicht ausgestattet. Es gibt auch ein Hospital für Kranke, Lahme und alte Soldaten, aber ohne Dotation, und es ist auf Zahlungen nach Ermessen und Belieben angewiesen. Es gibt in Dublin und in seiner Nähe drei öffentliche Gefängnisse sowie eine Besserungsanstalt. Schließlich muß ich darauf verweisen, daß die Fertigkeit im Gehen, wofür die Iren vor 40 Jahren sehr berühmt waren, heutzutage fast völlig verloren gegangen ist, da nunmehr jedermann sich ein kleines Wagenpferd zum Fahren hält, ausgenommen an solchen felsigen und unebenen Plätzen, wo es leichter ist, zu Fuß zu gehen als zu fahren. KAPITEL

VII

Über die Miliz und Verteidigung Irlands Es gibt in Irland wie anderswo zwei Milizen: einmal die Friedensrichter mit ihrer Miliz der Ober- und Unterkonstabler, zum anderen die Sheriffs mit der Miliz ihrer Amtsgehilfen und Beamten sowie der posse comitatus59 für außerordentliche Anlässe. Von diesen Bürgern gibt es in Irland insgesamt fast 3000. Sie sind alle an ihre einzelnen Distrikte gebunden, um dort und nirgendwo sonst zu agieren. Es gibt bzw. es hat bis vor kurzem in Irland eine Armee von ungefähr dreißig Reiterscharen und sechzig Kompanien zu 59

von Dr. John Stearne im Jahre 1654), deren Mitglied Petty seit der Gründung war (vgl. Hull, Bd. 1, S. 165). Bürger einer Grafschaft, die vom Sherrif zu Hilfe gerufen wurden, um, wenn es zur Erfüllung einer dienstlichen Pflicht notwendig war, eventuellen Widerstand zu brechen.

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Zu dem (geistlichen) Gericht für Testamentssachen, den Gerichtshöfen der Erzbischöfe, dem Kriegsgericht und Gerichtshof der Admiralität gehören nicht mehr als 10 Rechtsanwälte und 30 Prokuratoren. In der Stadt Dublin gibt es einen Bürgermeister, 2 Sheriffs, 24 Ratsherren, 48 Sheriff-Pairs und 96 Pairs des Stadtrates. Außerdem gibt es Gesellschaften oder Korporationen der Gewerbetreibenden. Erst kürzlieh wurde ein Hospital f ü r arme Kinder errichtet. Es ist jedoch noch nicht fertig bzw. noch nicht ausgestattet. Es gibt auch ein Hospital für Kranke, Lahme und alte Soldaten, aber ohne Dotation, und es ist auf Zahlungen nach Ermessen und Belieben angewiesen. Es gibt in Dublin und in seiner Nähe drei öffentliche Gefängnisse sowie eine Besserungsanstalt. Schließlich muß ich darauf verweisen, daß die Fertigkeit im Gehen, wofür die Iren vor 40 Jahren sehr berühmt waren, heutzutage fast völlig verloren gegangen ist, da nunmehr jedermann sich ein kleines Wagenpferd zum Fahren hält, ausgenommen an solchen felsigen und unebenen Plätzen, wo es leichter ist, zu Fuß zu gehen als zu fahren. KAPITEL

VII

Über die Miliz und Verteidigung Irlands Es gibt in Irland wie anderswo zwei Milizen: einmal die Friedensrichter mit ihrer Miliz der Ober- und Unterkonstabler, zum anderen die Sheriffs mit der Miliz ihrer Amtsgehilfen und Beamten sowie der posse comitatus59 für außerordentliche Anlässe. Von diesen Bürgern gibt es in Irland insgesamt fast 3000. Sie sind alle an ihre einzelnen Distrikte gebunden, um dort und nirgendwo sonst zu agieren. Es gibt bzw. es hat bis vor kurzem in Irland eine Armee von ungefähr dreißig Reiterscharen und sechzig Kompanien zu 59

von Dr. John Stearne im Jahre 1654), deren Mitglied Petty seit der Gründung war (vgl. Hull, Bd. 1, S. 165). Bürger einer Grafschaft, die vom Sherrif zu Hilfe gerufen wurden, um, wenn es zur Erfüllung einer dienstlichen Pflicht notwendig war, eventuellen Widerstand zu brechen.

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Fuß gegeben, dazu ein Garderegiment in Dublin als Leibgarde für den Vizekönig, im ganzen ungefähr 5000 Mann. Es gibt auch eine protestantische Miliz von ungefähr 24000 Mann, nämlich von ungefähr 10000 Reitern, der Rest sind Fußtruppen. Die gesamte irische Bevölkerung besteht aus Fraktionen und Parteien, die Engländer und Iren, Protestanten und Papisten genannt werden, obwohl in der Tat die reale Unterscheidung ist, ob sie mit Grund und Boden ausgestattet wurden oder des Grunds und Bodens verlustig gegangen sind, der Anno 1641 den Papisten gehörte. Von denen scheinen die Iren, die durch die Restauration Land erhielten, lieber mit jenen zusammenzugehen, deren Grund und Boden konfisziert wurde. Und der Hauptpique, den der päpstliche Klerus auf die Protestanten hat, besteht darin, daß diese die kirchlichen Pfründe und Jurisdiktionen haben. Denn ihre Funktionen können sie ungehindert ausüben und konnten sie ausüben, seit sie ihr Projekt im Jahre 1641 ausführten. Die Differenzen zwischen den alten Iren und den alten englischen Papisten ruhen nunmehr, weil sie einen gemeinsamen Feind haben. Die alten Protestanten der Königin Elizabeth und der Ansiedlungen König James' liebten (bis vor kurzem) die neuen Engländer nicht sehr, die seit 1641 herüberkamen oder besser seit 1646 und 1648, weil sie die um die großen Anteile beneideten, die diese von den vormaligen Usurpatoren am konfiszierten Grund und Boden erhielten. Aber nun stehen sie alle wieder auf ziemlich gutem Fuß miteinander, seitdem die oben erwähnten alten Protestanten in den Acts of Settlement and Satisfaction60 gute Vergünstigungen für ihren Dienst vor Juni 1649 erhalten hatten und seitdem die kirchlichen Einkünfte sich durch die Konfiskationen vergrößert haben, aber hauptsächlich deshalb, weil die erwähnten alten Protestanten alle Macht und die zivilen, militärischen und kirchlichen Ämter innehaben. Einige der neuen Engländer sind Konformisten, andere sind es nicht, und einige befinden sich in Übereinstimmung mit anderen Parteien, andere nicht. Unter den alten Protestanten gibt es auch Parteien, ich kann nicht sagen Fraktionen, die hauptsächlich mit den 60

11

Gesetze zur Besiedlung und Entschädigung. Petty, Schriften

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Namen ihrer Familien bezeichnet werden, so wie die Butlers und Fitzgeralds das vor Zeiten waren. Aber um zum Gegenstand zurückzukommen: Die Hauptf raktionen sind die mit konfisziertem Land Ausgestatteten und die, deren Ländereien konfisziert wurden. Alle Iren und Papisten fürchten im allgemeinen die letzteren und die meisten Engländer und Protestanten die ersteren, wie es bei allen Geschworenen und Zeugenaussagen vor Gericht zutage tritt, wo es um Ländereien oder das Leben des einen oder anderen geht. Nun sind aber in einigen Grafschaften wie in Kerry viele Konfiskationen und wenige Restaurationen vorgekommen, und dort siedelten auch stets nur wenige Engländer, die auch das Leben dort nicht so leicht ertragen können. Somit besteht die erste Garnitur der Miliz in dieser und in anderen ähnlichen Grafschaften aus irischen Papisten, aus enteigneten und unzufriedenen Personen. Dadurch haben dort die wenigen Engländer keinen Rechtsvollzug aus Mangel an Händen, mit denen man das tun kann. Auch ist es für sie nicht leicht, unparteiische Geschworene zu bekommen, obwohl die Sheriffs größerenteils Engländer und die meisten Protestanten sind. In dieser Frage sind einige der Meinung gewesen, die andere Miliz, die Armee nämlich, soll diesen Mangel an Recht und Billigkeit dann beheben, wenn sie keinen Anlaß hat, das Land vor Invasion und Rebellion zu schützen. Denn warum könnten nicht 30 Sheriffs aus 120 Offizieren der Armee ausgewählt werden, nämlich 60 Hauptleute und Leutnants der Kavallerie und 60 Hauptleute der Infanterie? Und warum können diese nicht ebenso verantwortlich sein, gerechte Urteile zu vollstrecken wie jeder andere? Und welcher höhere Sinn liegt in der Gewalt, die ein Vogt gebraucht, als in der, die einer verkörpert, den man Soldat nennt ? Und warum sollte der Militäroffizier oder Sheriff mehr Gewalt oder Terror anwenden als nötig ist, um den Schuldner oder Übeltäter dazu zu bringen, dem Gesetz zu gehorchen und sich dem Urteil eines zivilen Gerichts zu unterwerfen? Und ist es nicht zweckmäßiger und leichter, bei großen aufrührerischen Vergehen einen Trupp oder eine Kompanie heranzuführen, deren Gewerbe es ist, Waffen zu gebrauchen und Gewalt umsichtig anzuwenden, als die posse comitatus einzusetzen, d. h., eine Menge Leute von ihrer Arbeit und ihrem Gewerbe abzuhalten, um gefahrvolle Dinge zu tun, auf die sie sich nicht verstehen ? Wenn ferner der General die Armee einquartieren kann, wo es ihnl beliebt, und der Sheriff oder 162

Konstabier in seinem entsprechenden Distrikt zu Hilfe rufen kann, wen er will, so kann der General veranlassen, daß eine ausreichende Streitmacht in einer solchen dünn besiedelten Grafschaft stationiert wird. Und die Sheriffs und Richter können diese zu ihrer Unterstützung herbeirufen, es sei denn, die Soldaten haben in den ordentlichen Garnisonen tatsächlich Dienst oder in anderen Fällen, die zwischen den gerufenen zivilen und militärischen Mächten zu vereinbaren sind, obwohl es kein Land ohne Streitmacht, auch keine Armee ohne Verfassung und Disziplin geben kann. Aber darüber sollen die Juristen weiter diskutieren. Was nun die militärische Streitmacht Irlands angeht, womit gemeinhin und richtig 1. die stehende Armee bezeichnet wird, die eine Armee ist, die von den gegenwärtigen Einkünften gehörig unterhalten werden kann, führe ich folgendes an: Diese besteht vielleicht bzw. bestand bis vor kurzem aus ungefähr 6000 Mann und wird jedes J a h r oder jedes zweite J a h r verändert, je nachdem, wie es Seme Majestät für richtig hält. 2. gibt es die protestantische Miliz, die bereits jetzt etabliert und formiert ist, welche aus ungefähr 24000 oder 25000 Mann besteht, von denen die meisten bereits Erfahrungen aus den irischen Kriegen besitzen. Die dritte große Streitmacht gegen ausländische Invasion, stelle ich mir vor, kann aus 70000 der ergebensten und am wenigsten papistisch beeinflußten Iren bestehen. Denn ich denke mir, so viele könnten die 30000 der ständigen Armee und der gegenwärtigen Miliz ordentlich mit Offizieren versehen und befehligen. Es ist nun aber meiner Meinung nach offensichtlich, daß 100000 erübrigt werden können, um als Soldaten abgeordnet zu werden. Denn es gibt in Irland 550000 Männer. Davon können 150000 alle notwendigen Arbeiten von Landwirten und Gewerbetreibenden ausführen. 200000 sind davon vielleicht unter 16 und über 60. Auch der Stand der verbleibenden 100000, die als Reserve zur Verfügung stehen, schließt diese nicht vom Kriegsdienst aus. Und diese Streitmacht sehe ich als ausreichend an, einem zahlenmäßig beliebig großen Truppenkontingent zu widerstehen, für das irgendein Fürst dieser Welt Schiffsraum genug hat, um es einschließlich der für ein solches Unternehmen angemessenen Menge Pferde, Munition und Lebensmittel nach Irland zu schaffen. Ganz abgesehen davon, daß der Reichtum Irlands hauptii«

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sächlich aus Vieh besteht, das leicht weggeschafft werden kann, um den Landstrich öde zu machen, wo der Feind landen wird. Und wie bedeutend die stehende Armee von 6 000 Mann sowie die Veteranenmiliz von über 24000Mann ist, die nicht nur die Befehlsgewalt, sondern auch Besitz und Eigentum an allen befestigten und uneinnehmbaren Plätzen in Irland hat, sowie drei Viertel aller für den Krieg tauglichen Pferde, mindestens drei Viertel des gesamten Schiffsbestandes sowie England als Hilfe und Unterstützung, ist bereits hinreichend erwähnt worden. Ebenso haben wir bereits erwähnt, daß die Masse der Iren, die die erwähnten 160 000 elenden Hütten bewohnen, Menschen sind, die von ihren eigenen Herren und Patrioten knechtisch erzogen und behandelt wurden. Sie und auch die in ihre Besitzrechte wieder eingesetzten Iren, die beinahe durch ein Wunder wieder eingesetzt wurden, werden es sich sehr wohl überlegen, ob sie sich noch einmal auf ein so läppisches, ruchloses Unternehmen einlassen. KAPITEL

VIII

Über das Caelum u n d Solum Irlands Unter Caelum oder Himmel verstehe ich die Wärme, Kälte, Trockenheit, Feuchtigkeit, den Druck und die Suszeptionen 6 1 der Luft sowie die Impressionen, denen sie ausgesetzt ist, nämlich die Windverhältnisse, z. B., ob in Irland der Wind genauso wie anderswo oder anders weht, aus welcher Himmelsrichtung er am häufigsten weht und welchen Teil des Jahres aus jeder Richtung. 2. Was die Wärme und Kälte betrifft, so meine ich, daß sie mit dem Wetterglas oder Thermometer gemessen werden sollte. 3. Die Nässe und Feuchtigkeit sollte gemessen werden durch den Grad des Zusammenziehens von Lautensaiten, durch die Menge Regen, die auf eine quantitativ festgelegte ebene Fläche fällt und durch die Menge Wasser, die in gleichen Zeiträumen aus einem Gefäß gleicher Gestalt und Dimension verdunstet. Was andere Veränderungen der Luft angeht, von denen man annimmt, daß sie von ihrer Schwere oder Leichtigkeit a b . 61 Reiz aufnähme.

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sächlich aus Vieh besteht, das leicht weggeschafft werden kann, um den Landstrich öde zu machen, wo der Feind landen wird. Und wie bedeutend die stehende Armee von 6 000 Mann sowie die Veteranenmiliz von über 24000Mann ist, die nicht nur die Befehlsgewalt, sondern auch Besitz und Eigentum an allen befestigten und uneinnehmbaren Plätzen in Irland hat, sowie drei Viertel aller für den Krieg tauglichen Pferde, mindestens drei Viertel des gesamten Schiffsbestandes sowie England als Hilfe und Unterstützung, ist bereits hinreichend erwähnt worden. Ebenso haben wir bereits erwähnt, daß die Masse der Iren, die die erwähnten 160 000 elenden Hütten bewohnen, Menschen sind, die von ihren eigenen Herren und Patrioten knechtisch erzogen und behandelt wurden. Sie und auch die in ihre Besitzrechte wieder eingesetzten Iren, die beinahe durch ein Wunder wieder eingesetzt wurden, werden es sich sehr wohl überlegen, ob sie sich noch einmal auf ein so läppisches, ruchloses Unternehmen einlassen. KAPITEL

VIII

Über das Caelum u n d Solum Irlands Unter Caelum oder Himmel verstehe ich die Wärme, Kälte, Trockenheit, Feuchtigkeit, den Druck und die Suszeptionen 6 1 der Luft sowie die Impressionen, denen sie ausgesetzt ist, nämlich die Windverhältnisse, z. B., ob in Irland der Wind genauso wie anderswo oder anders weht, aus welcher Himmelsrichtung er am häufigsten weht und welchen Teil des Jahres aus jeder Richtung. 2. Was die Wärme und Kälte betrifft, so meine ich, daß sie mit dem Wetterglas oder Thermometer gemessen werden sollte. 3. Die Nässe und Feuchtigkeit sollte gemessen werden durch den Grad des Zusammenziehens von Lautensaiten, durch die Menge Regen, die auf eine quantitativ festgelegte ebene Fläche fällt und durch die Menge Wasser, die in gleichen Zeiträumen aus einem Gefäß gleicher Gestalt und Dimension verdunstet. Was andere Veränderungen der Luft angeht, von denen man annimmt, daß sie von ihrer Schwere oder Leichtigkeit a b . 61 Reiz aufnähme.

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hängen, so meine ich, daß man darüber mit Hilfe des Instruments Kenntnis erlangt, das Barometer genannt wird. Was schließlich den häufigen oder weniger häufigen Sonnenschein anbelangt, um den Irland so sehr betrogen wird, so kann der mit einem für diesen Zweck erfundenen Instrument gemessen werden. Da es wenig befriedigt, wenn man sagt, die Luft Irlands sei mild und ausgeglichen, neige zur Feuchtigkeit usw., und weil die richtige und klare Kenntnis dessen von einzelnen langen, beschwerlichen und wiederholten Beobachtungen abhängt, die einfach und vergleichbar in den einzelnen Gegenden Irlands zu den verschiedenen Jahreszeiten vorgenommen und mit den gleichen unter Verwendung derselben oder ähnlicher Instrumente in den verschiedenen Teilen der Erde angestellten Beobachtungen verglichen wurden, so dürfen wir f ü r den Augenblick nur sagen, daß es die folgenden verschiedenen Instrumente gibt, nämlich: 1. zur Messung der Windbewegung und folglich der Windstärke; 2. zur Messung der täglichen Stunden, an denen während des ganzen Jahres der Wind aus jeder Himmelsrichtung weht; 3. zur Messung der Regenmenge, die im J a h r auf jedes Bodenquantum bzw. auf jede Bodenfläche fällt; 4. zur Bestimmung der Luft, die am meisten Feuchtigkeit aufnimmt; 5. zur Messung der stündlichen Veränderungen in der Schwere und Leichtigkeit der Luft; 6. das Thermometer oder Wetterglas von der besseren Sorte; 7. das Instrument, um Frost und Schnee zu messen und vorherzusagen. Von diesen Instrumenten müßten viele Menschen in den verschiedenen Gegenden Irlands und in der übrigen Welt Gebrauch machen, miteinander korrespondieren, sich verständigen und ihre Beobachtungen durch vernünftige Überlegungen korrigieren. Solange soll es genügen anzuführen, daß in Dublin der Wind zu zwei Fünfteln der Zeit aus Südwest bis West, ein weiteres Fünftel aus Südwest bis Süd, ein weiteres Fünftel aus West bis Nordost und in der übrigen Zeit aus Nordost bis Süd weht, 165

d. h. drei Zehntel zwischen West bis Südwest, zwei Zehntel zwischen Südwest bis Südsüdost, zwei Zehntel zwischen Südsüdost bis Nordost bis Nord, zwei Zehntel zwischen Nordost bis Nord bis Nordwest oder in unmittelbarer Nähe. 2. Daß vom 10. September bis zum 10. März fast jeden Tag irgendwann einmal eine Art Sturm weht. 3. Daß in Irland der Schnee in den Niederungen nicht lange liegen bleibt, auch daß es nicht häufiger Frost gibt als in Frankreich, Holland oder England. 4. Der Regen, der in Dublin und der in London im Monat Oktober gefallen ist, verhielt sich wie 20 zu 19. Daß es im selben Monat in Dublin 20mal stürmisch war und in London nur 17mal. 5. Was die gesundheitsfördernde Wirkung des Klimas der Stadt oder einer anderen Gegend angeht, so muß man als erstes herausbekommen, wieviele Menschen an einem bestimmten Tag darin wohnen, und dann die quota pars62, die pro J a h r über viele Jahre hinweg insgesamt sterben, und hinsichtlich der Fruchtbarkeit, wieviele geboren werden. 6. In bezug auf die Langlebigkeit muß man in einigen guten alten Registern über (angenommen) 20 Personen Nachforschungen anstellen, die alle in derselben Gemeinde geboren und begraben wurden. Und indem man die Lebenszeit aller zusammen als die eines Mannes auffaßt und die Gesamtsumme durch 20 dividiert, erhält man die durchschnittliche Lebenszeit dieser Personen. Diese Zahlen, mit den gleichen Beobachtungen an verschiedenen anderen Orten verglichen, zeigen dann die Unterschiede in der Langlebigkeit, wobei angemessene Toleranzen für außerordentliche Ereignisse und epidemische Krankheiten zu berücksichtigen sind, die in jeder entsprechenden Beobachtungsperiode auftraten. Da das vorliegende Material für diese Untersuchungen noch nicht vorbereitet ist, kann ich darüber keine klaren Aussagen machen, nur daß nach den besten Schätzungen und Verfahren, die ich durchführen bzw. anwenden konnte, es so zu sein scheint, als wäre London (um 3 von 32) gesünder als Dublin. Nachdem ich soviel über das Caelum oder die Luft oder vielmehr über das Ingenium und die Art und Weise gesagt habe, die Luft besser als gewöhnlich zu charakterisieren, gehen 62

Anteile.

166

wir nunmehr dazu über, mit ähnlichen Hilfsmitteln die Natur des Bodens zu untersuchen. Zu diesem Zweck nimm zunächst zur Kenntnis, daß der irische Perch 21 Fuß entspricht, der englische nur 16V2Deshalb verhält sich der Acre bei 160 Perch wie 121 zu 196. Das heißt, 121 irische Acres ergeben 196 englische Statutenacres. In Irland liefert nun eine Milchkuh aus englischer Zucht auf zwei Acres Weideland und mit der Menge Heu, die auf einem halben Acre Wiese wächst, praeter propter63 im Durchschnitt 3 Gallonen Milch innerhalb von 90 Tagen und im Mittel eine Gallone im Verlauf weiterer 90 Tage und während weiterer 90 Tage im Tagesdurchschnitt eine viertel Gallone, und in den nächsten 90 Tagen steht sie trocken. Deshalb folgt, daß eine solche Kuh bei derartiger Fütterung mehr als anderthalb Tonnen Milch, ja sogar 384 Gallonen im J a h r liefert. Und wenn die Rente von diesen zwei Acres Weideland 5 Schillinge pro J a h r beträgt und die des halben Acres Wiese 3, insgesamt also 8, dann kostet die Gallone Milch nur einen Farthing. Dabei ist noch abzuwarten, was der Wert der Kuh, das mit ihr verbundene Risiko sowie die mit dem Melken und ihrer Versorgung verbundene Arbeit diesem Preis hinzufügen wird. Ich schätze das auf nicht mehr als noch einmal soviel. Die genannte Milchmenge ergibt gewöhnlich 2V2 Zentner Vollmilchkäse und 1 Zentner Molkenbutter, außerdem Molke für Schweine, oder aber 2 Zentner Butter und 1 Zentner Rahmmilchkäse, außerdem wie oben Molke zum Trinken für die Leute und als Futter für Schweine. Memorandum: Ein Bulle genügt für ungefähr 20 Kühe. Eine Kuh von einem Alter von 3 oder 4 Jahren an bis zu 12, manchmal bis zu 20 Jahren liefert ständig Milch und kalbt, obwohl sie selten so lange am Leben gelassen wird, und drei Melkerinnen betreuen und pflegen 20 Kühe und verrichten dabei noch eine Menge anderer Arbeiten, und ein Mann kümmert sich gewöhnlich um die Kühe und ihr Futter. Ein Ochse von 7 oder 8 Jahren benötigt gewöhnlich nicht soviel Futter wie eine Milchkuh, sondern wird allein durch zwei Acres guter Weide ernährt oder .in harten Wintern durch einen halben Acres Weide und einen halben Acre Heu. 63 Etwa. 167

Ein P f e r d , Acres oder l 2 / 3 Acres chen in der

wie z. B. ein starkes W a g e n p f e r d , braucht 2y2 ein kleines P f e r d bzw. ein irisches W a g e n p f e r d oder so ungefähr. Acht bis zehn Schafe entspreFütterung einem Ochsen.

E s ist weiter zu bemerken: ein K a l b einem Monat w i e g t

von ) J V 2 Zentner

E i n Ochse ist m i t 6 Jahren ausgewachsen I und w i e g t dann j 7 Zentner D i e vier Ochsenviertel wiegen

5 Zentner

Die Haut

3/,t

Zentner

Der T a l g

80 P f u n d

U n d folglich n i m m t dieser Ochse im Jahres- I durchschnitt an eßbarem Fleisch zu um / . . .64 An Haut A n Talg

. . .65

D e r W e r t des Abfalls beträgt außerdem die H ä l f t e v o m Ganzen. Der Unterschied zwischen magerem und f e t t e m R i n d fleisch verhält sich im W e r t wie 5 zu 9. Bei Schafen verhält sich der Zuwachs an Fleisch, F e l l und Talg in der gleichen Proportion. U n d dennoch wird Schaffleisch teurer verkauft, der größeren Mühe und des höheren Risikos wegen, die mit den Schafen verbunden sind. Ein Fließ W o l l e entspricht in Irland etwa 2 P f u n d an Gewicht. Ein Schwein frißt, was Schafe und Ochsen nicht fressen, nämlich R ü b e n und Eicheln. U n d deshalb ernährt das gleiche L a n d neben Ochsen und Schafen noch eine bestimmte Menge Schweine. Ein Kuhhirt betreut 100 Ochsen, ein Schäfer 1000 Schafe. Aus dem bisher Gesagten fassen wir zusammen, daß die 64

65

Leerstelle im Original. I n der Ausgabe von 1719 : 130 Pfund (vgl. Hull, Bd. 1, S, 174). Leerstellen im Original.

168

natürliche und echte Grundrente in Irland — nicht die Geldrente oder die in Gold und Silber — beträgt: An Milch, abzüglich Kosten, . . . Gallonen An Rind- und Hammelfleisch . . . An Häuten und Fellen . . . An Gekröse, Kaidaunen usw. . . , An Wolle . . . t»o os o OS

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693055

Von Rom nach seinem eigenen 1 Bericht darüber in einem frühe1125000 ren Brief I Somit gibt es in London eine größere Bevölkerung als in Paris, Rouen und Rom, und zwar um

2663

Memorandum: Die Gemeinden von Islington, Newington und Hackney, für die es nur den Anschein der Nichtzugehörigkeit zu London gibt, machen kein Zweiundfünfzigstel dessen aus, was von den Sterbelisten erfaßt wird. Und folglich hat London ohne diese drei Gemeinden eine größere Bevölkerung als Paris und Rouen zusammen, und zwar um

114284

Diese 114284 sind wahrscheinlich eine größere Bevölkerung als irgendeine andere Stadt Frankreichs besitzt.

Der zweite E s s a y Was weitere Vergleiche zwischen London und Paris betrifft, so wiederholen und erweitern wir ferner, was bei dieser Gelegenheit früher gesagt worden ist, wie folgt, nämlich: 1. 40 Prozent der Insassen der Pariser Hospitäler sterben, davon viele unnötigerweise. Und diese Proportion ist für die Hospitäler Londons knapp ein Zwanzigstel. 2. In Paris gibt es 81280 Küchen in weniger als 24000 Häusern, was dort zu einer weniger sauberen und weniger angenehmen Lebensweise als in London führt. 3. Wo die Zahl der Taufen fast die der Sterbefälle erreicht oder sie übertrifft, sind die Leute ärmer, haben sie weniger Bedienstete und weniger Equipagen. 4. Der Themse-Fluß ist angenehmer und schiffbarer als die 363

Somit ist die Bevölkerung von 1 4 3 g q55 Paris nach der obigen Berechnung / Von Rouen entsprechend äußersten Forderungen von Herrn Auzout

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693055

Von Rom nach seinem eigenen 1 Bericht darüber in einem frühe1125000 ren Brief I Somit gibt es in London eine größere Bevölkerung als in Paris, Rouen und Rom, und zwar um

2663

Memorandum: Die Gemeinden von Islington, Newington und Hackney, für die es nur den Anschein der Nichtzugehörigkeit zu London gibt, machen kein Zweiundfünfzigstel dessen aus, was von den Sterbelisten erfaßt wird. Und folglich hat London ohne diese drei Gemeinden eine größere Bevölkerung als Paris und Rouen zusammen, und zwar um

114284

Diese 114284 sind wahrscheinlich eine größere Bevölkerung als irgendeine andere Stadt Frankreichs besitzt.

Der zweite E s s a y Was weitere Vergleiche zwischen London und Paris betrifft, so wiederholen und erweitern wir ferner, was bei dieser Gelegenheit früher gesagt worden ist, wie folgt, nämlich: 1. 40 Prozent der Insassen der Pariser Hospitäler sterben, davon viele unnötigerweise. Und diese Proportion ist für die Hospitäler Londons knapp ein Zwanzigstel. 2. In Paris gibt es 81280 Küchen in weniger als 24000 Häusern, was dort zu einer weniger sauberen und weniger angenehmen Lebensweise als in London führt. 3. Wo die Zahl der Taufen fast die der Sterbefälle erreicht oder sie übertrifft, sind die Leute ärmer, haben sie weniger Bedienstete und weniger Equipagen. 4. Der Themse-Fluß ist angenehmer und schiffbarer als die 363

Seine, sein Wasser besser und zuträglicher, und die Brücke von London ist die bedeutendste von ganz Europa. 5. Der Schiffsbestand und der Außenhandel Londons sind unvergleichlich bedeutender als die von Paris und Rouen. 6. Die Kammern der Juristen Londons haben 2772 Kamine undsind 140000 £ wert bzw. 3 Millionen französische Livres, abgesehen von den Wohnungen ihrer Familien an anderen Orten. 7. Das Klima ist zuträglicher, weil in London knapp zwei von 16 in dem schlechtesten Hospital sterben, in Paris aber mehr als zwei von 15 im besten. Ferner weichen die Sterbefälle von Paris um ein Fünftel nach oben und unten vom Mittelwert ab, in London jedoch nicht mehr als um ein Zwölftel, so daß die Klimaschwankungen in Paris weit größer sein müssen als in London. 8. Das Heizmaterial ist billiger und nimmt weniger Raum ein, da die Kohlen ein vorteilhaftes schwefelhaltiges Bitumen sind. 9. Alle am dringendsten benötigten Arten von Lebensmitteln und Fisch sind billiger, und Getränke aller Art gibt es in größerer Vielfalt und Fülle. 10. Die Kirchen Londons überlassen wir jedermanns Urteil, wobei wir meinen, daß in Paris nichts so bedeutend ist, wie St. Pauls Kathedrale 6 war und wahrscheinlich sein wird und nichts so schön wie die Kapelle Henrys VII.1. 11. Andererseits ist es wahrscheinlich, daß es in Paris mehr Geld gibt als in London, wenn die öffentlichen Einnahmen dort deponiert werden (die grob gesagt das Vierfache der englischen sind). 12. Paris ist in diesen letzten 50 Jahren nicht so oft von der Pest heimgesucht worden wie London. Aber heutzutage kennt man die Pest in London (die von 1591 bis 1666 5mal, nämlich im Mittel alle 15 Jahre, zurückgekommen ist und jedesmal ein Fünftel der Bevölkerung hinweggerafft hat) seit den letzten 21 Jahren nicht, und es gibt einen mit Gottes gewöhnlichem Segen erkennbaren Weg, sie bei ihrem nächsten Erscheinen um zwei Drittel zu verringern. 8 6

7 8

Die St. Pauls Kathedrale wurde 1666 durch das große Feuer in London zerstört und durch Wren wieder aufgebaut (von 1675 bis 1710). Eine Kapelle in der Westminster A b b e y . Wahrscheinlich eine Anspielung auf P e t t y s Plan zur Verminderung der Pestepidemien in London (vgl. Verbum Sapienti, S. 114 in d. Ausg.).

364

13. Was den Grund und Boden betrifft, worauf Paris im Vergleich zu London steht, so meinen wir: Wenn es dort fünf Stockwerke in den Häusern gibt statt vier wie in London oder sich die Etagen in diesem Verhältnis zueinander verhalten, dann leben die 82000 Familien von Paris auf dem äquivalenten Grund und Boden von 65000 Londoner Haushalten. Und wenn es in London 115000 Familien gibt und nur 82000 in Paris, dann ist das Verhältnis des Londoner Grund und Bodens zu dem von Paris wie 115 zu 65 oder wie 23 zu 13. 14. Man sagt ferner, daß Paris ein Oval von drei englischen Meilen in der Länge und zweieinhalb in der Breite sei, dessen Fläche nur fünfeinhalb Quadratmeilen betrüge. London aber ist 7 Meilen lang und eineinviertel Meilen breit, was eine Fläche von nahezu 9 Quadratmeilen ergibt. Die Proportion von fünfeinhalb zu 9 unterscheidet sich nur wenig von der Proportion 13 zu 23. 15. Memorandum: Zu Neros Zeit, wie Herr Chevreau berichtete, starben im alten Rom 300000 Menschen an der Pest. Wenn nun drei von 10 dort starben, weil es ein heißeres Land ist, während in London zwei von 10 an der Pest starben, betrug die Bevölkerungszahl zu jener Zeit nur eine Million, während es heutzutage in London 700000 sind. Weiterhin war der Grund und Boden innerhalb der Mauern des alten Roms ein Kreis von nur drei Meilen im Durchmesser, dessen Fläche ungefähr 7 Quadratmeilen betrug, und die Vororte knapp noch einmal soviel, insgesamt ungefähr 13 Quadratmeilen. Wohingegen der bebaute Grund und Boden Londons, wie oben gesagt, ungefähr 9 Quadratmeilen beträgt. Diese beiden Proportionen stimmen miteinander überein, und folglich scheint das alte Rom nur eineinhalbmal so groß gewesen zu sein wie das heutige London, was wir den Altertumsforschern unterbreiten. Der dritte Essay Beweise, daß die Bevölkerungszahl in den 134 Gemeinden der Londoner Sterbelisten, ohne auf andere Städte Bezug zu nehmen, ungefähr 6 9 6 0 0 0 beträgt. Ich kenne nur drei Wege, um dies herauszufinden: 1 Über die Häuser und Familien sowie über die Köpfe, die in jedem Haus leben.

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13. Was den Grund und Boden betrifft, worauf Paris im Vergleich zu London steht, so meinen wir: Wenn es dort fünf Stockwerke in den Häusern gibt statt vier wie in London oder sich die Etagen in diesem Verhältnis zueinander verhalten, dann leben die 82000 Familien von Paris auf dem äquivalenten Grund und Boden von 65000 Londoner Haushalten. Und wenn es in London 115000 Familien gibt und nur 82000 in Paris, dann ist das Verhältnis des Londoner Grund und Bodens zu dem von Paris wie 115 zu 65 oder wie 23 zu 13. 14. Man sagt ferner, daß Paris ein Oval von drei englischen Meilen in der Länge und zweieinhalb in der Breite sei, dessen Fläche nur fünfeinhalb Quadratmeilen betrüge. London aber ist 7 Meilen lang und eineinviertel Meilen breit, was eine Fläche von nahezu 9 Quadratmeilen ergibt. Die Proportion von fünfeinhalb zu 9 unterscheidet sich nur wenig von der Proportion 13 zu 23. 15. Memorandum: Zu Neros Zeit, wie Herr Chevreau berichtete, starben im alten Rom 300000 Menschen an der Pest. Wenn nun drei von 10 dort starben, weil es ein heißeres Land ist, während in London zwei von 10 an der Pest starben, betrug die Bevölkerungszahl zu jener Zeit nur eine Million, während es heutzutage in London 700000 sind. Weiterhin war der Grund und Boden innerhalb der Mauern des alten Roms ein Kreis von nur drei Meilen im Durchmesser, dessen Fläche ungefähr 7 Quadratmeilen betrug, und die Vororte knapp noch einmal soviel, insgesamt ungefähr 13 Quadratmeilen. Wohingegen der bebaute Grund und Boden Londons, wie oben gesagt, ungefähr 9 Quadratmeilen beträgt. Diese beiden Proportionen stimmen miteinander überein, und folglich scheint das alte Rom nur eineinhalbmal so groß gewesen zu sein wie das heutige London, was wir den Altertumsforschern unterbreiten. Der dritte Essay Beweise, daß die Bevölkerungszahl in den 134 Gemeinden der Londoner Sterbelisten, ohne auf andere Städte Bezug zu nehmen, ungefähr 6 9 6 0 0 0 beträgt. Ich kenne nur drei Wege, um dies herauszufinden: 1 Über die Häuser und Familien sowie über die Köpfe, die in jedem Haus leben.

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2. Über die Zahl der Sterbelisten in Zeiten, die der Gesundheit zuträglich sind, und über das Verhältnis der Lebenden zu den Gestorbenen. 3. Über die Anzahl jener, die an der Pest in pestilenten Jahren sterben, im Verhältnis zu denen, die der Pest entkommen.

Der erste Weg Um die Zahl der Häuser zu bestimmen, benutze ich drei Methoden, nämlich: 1. Die Zahl der Häuser, die im Jahre 1666 niederbrannten, belief sich nach authentischen Berichten auf 13200. Gehe ich dann davon aus, in welcher Proportion die Leute, die in jenen Häusern starben, sich zur Gesamtheit verhielten, finde ich, daß dieser Anteil im Jahre 1686 nur ein Siebentel, im Jahre 1666 aber fast ein Fünftel war, woraus ich schließe, daß der gesamte Hausbestand Londons im Jahre 1666 66000 gewesen ist. Nachdem ich dann feststellte, daß sich die Sterbefälle von 1666 zu jenen im Jahre 1686 wie drei zu vier verhielten, schließe ich, daß die Anzahl der Häuser im Jahre 1686 88000 ist. 2. Mir haben die mit der Herstellung einer im Jahre 1682 herausgegebenen Karte 9 Londons Beschäftigten mitgeteilt, daß sie gefunden hatten, daß es in jenem Jahr in London über 84000 Häuser gab, weshalb im Jahre 1686 oder vier Jahre später ein Zehntel oder 8400 Häuser mehr vorhanden gewesen sein könnten (da sich London in 40 Jahren verdoppelt), so daß Anno 1686 die Gesamtzahl 82400 gewesen sein könnte. 3. Ich habe gefunden, daß es im Jahre 1685 in Dublin 29325 Herde und 6400 Häuser und in London 388000 Herde gab, weshalb es in London nach diesem Verhältnis 87000 Häuser gegeben haben muß. Ich habe weiter gefunden, daß es im selben Jahr in Bristol 16752 Herde gab und 5307 Häuser und in London, wie gesagt, 388000 Herde. Nach diesem Verhältnis muß es in London 123000 Häuser gegeben haben, und nach 9

Petty meint hier eine Karte von London, die 1682 herausgegeben wurde. Wahrscheinlich war diese identisch mit der von Ogilby und Morgan „A large and accurate map of the city of London, etc.", London 1677 (vgl. Hull, Bd. 2, S. 459 und S. 533/534).

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einem Mittel aus den Verhältnissen von Dublin und Bristol 105000 Häuser. Schließlich stelle ich anhand der Zertifikate aus dem Herdamt fest, daß es in dem von den Sterbelisten erfaßten Gebiet 105315 Häuser gibt. Nachdem wir auf diese Weise die Anzahl der Häuser herausbekommen haben, gehen wir zur Anzahl der darin befindlichen Familien über. Und zunächst würde ich meinen, wenn es in jedem Pariser Haus drei oder vier Familien bzw. Küchen gibt, daß es bei einem Zehntel der Londoner Häuser zwei Familien sein könnten. Bei dieser Annahme stimmt die einhellige Meinung verschiedener Freunde mit meiner überein. Was die Zahl der Köpfe in jeder Familie angeht, so stehe ich zu Graunts Beobachtungen auf Seite 82 seiner fünften Ausgabe10, daß es in den Familien der Londoner Gewerbetreibenden im Durchschnitt acht Köpfe gibt, in Familien der höheren Schichten über zehn und bei den ärmsten etwa fünf. Diesen Proportionen entsprechend, hatte ich bei anderer Gelegenheit den Mittelwert der Kopfzahl in allen englischen Familien mit 6V3 festgesetzt. Wenn ich jedoch den Bruch weglasse, befinde ich mich mit 6 in Übereinstimmung mit Herrn Auzout. Um zum Ende zu kommen: Es gibt 105315 Londoner Häuser, und die Addition der Zweifamilien-Häuser 10531 dazu erbringt insgesamt 115846. Ich multiplizierte diese Zahl mit 6. Das ergibt für die Anzahl der Bevölkerung 695076. Der zweite Weg Ich habe herausgefunden, daß die benachbarten Jahre 1684 und 1685 in der Zahl ihrer Sterbefälle erstaunlich gut übereinstimmen. Es gab nämlich 1684 23 202 und im Jahre 1685 23222. Das Mittel davon ist 23212. Ich fand ferner heraus, daß es 1684 14702 Taufen und Anno 1685 14730 gab. Deshalb multiplizierte ich das Mittel aus der Zahl der Sterbefälle 23212 mit 30, wobei unterstellt wird, daß in London von 30 einer im Jahr stirbt. Das ergibt als Bevölkerungszahl 696360 Seelen. 11 10

11

Vgl. J . Graunt, Observations upon the Bills of Mortahty, in: The Economic Wntings of Sir William Petty, hrsg. von Ch. H. Hull, a. a. 0 . , S. 385. An einer anderen Stelle (m d. Ausg. S. 346) fand P e t t y einen

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Um nun zu beweisen, daß in London einer von 30 oder so ungefähr stirbt, führe ich folgendes a n : 1. Oraunt versichert auf der Seite 82 seiner fünften Ausgabe aufgrund von Beobachtung, daß von 88 pro J a h r drei sterben, was beinahe dieselbe Proportion ist. 2. Ich fand heraus, daß an gesunden Plätzen und von erwachsenen Personen viel weniger als nur einer von 50 sterben, wie z. B. unter unseren Parlamentariern, und daß wahrscheinlich jeder der englischen Könige, die im Durchschnitt 24 Jahre regierten, länger als 30 J a h r e lebte. 3. Graunt hat auf Seite . . . gezeigt, daß pro J a h r nur etwa ein Kind von 20 jungen Kindern unter 10 Jahren gestorben ist 1 2 und Herr Auzout meint, daß zu Rom nur eine von 40 erwachsenen Personen stirbt, die den größeren Teil der Bevölkerung ausmachen. Wir bleiben deshalb als Mittel bei derZahl 30. 4. In den 9 Landgemeinden, die sich in verschiedenen Teilen Englands befinden, entdeckte ich, daß nur einer von 37 pro J a h r stirbt bzw. 311 von 11507. Solange ich keine andere runde Zahl entdecke, die, auf viele Beobachtungen gegründet, genauer als 30 ist, hoffe ich deshalb, es richtig gemacht zu haben, wenn ich die Sterbefälle mit 30 multipliziere, um die Bevölkerungsanzahl herauszubekommen. Das Produkt ist 696360. Und was wir über die Familien herausbekommen ist 695076, wie oben angeführt. Der dritte Weg Graunt hat bewiesen, daß ein Fünftel der Bevölkerung an der Pest starb. 1 3 Aber im Jahre 1665 starben an der Pest fast 98000 Personen. 14 Das Fünffache davon ist 490000. Das wäre die Bevölkerungszahl im Jahre 1665. Wenn wir dazu mehr als

12

13 14

kleineren Durchschnitt u n d eine kleinere Bevölkerungszahl, weil er mehr Jahre in die Bildung des Durchschnitts einbezog (vgl. Hull, B d . 2, S. 535). Graunt behauptet das n i c h t ; Leerstelle i m Original (vgl. Hull, B d . 2, S. 535). D a s behauptet Graunt auch nicht (vgl. Hull, B d . 2, S. 536). I m Jahre 1665 starben 97 306 Personen, d a v o n 6 8 5 9 6 an der Pest. So würden nach P e t t y s Methode i m Jahr 1686 4 6 0 0 0 0 Personen leben, das s t i m m t aber nicht m i t den beiden oben angegebenen Berechnungen überein.

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ein Drittel als Zuwachs für die Zeit von 1665 bis 1686 hinzufügen, so ist die Gesamtsumme 653000, die hinreichend gut mit den beiden oben angeführten Berechnungen übereinstimmt. Deshalb soll die Proportion eins zu 30 weiter gelten, bis eine bessere an ihre Stelle getreten ist. Memorandum: Zwei- oder dreihundert neue Häuser würden zwei oder drei weitere große Gemeinden ergeben, die an die 134 bereits in den Sterbelisten aufgeführten Gemeinden angrenzen, und eine ovale Mauer von ungefähr 20 Meilen im Umfang würde sie alle und die Hafenanlagen zu Detford und Blackwell umfassen sowie dazu 20000 Acres Land einfrieden und die Grundlage legen für die verschiedenen riesigen Vorteile sowohl für die Eigner und Inhaber dieses Grund und Bodens als auch für die ganze Nation und Regierung. Der vierte Essay Über die Proportionen der Bevölkerung in den unten bezeichneten 8 wichtigen Städten des Christentums

1. Wir haben über die Zahl der Sterbefälle in gesunden Jahren und über das Verhältnis der Lebenden zu den jährlich Gestorbenen, ebenso wie auch über die Anzahl der Häuser und Familien in den 134 Gemeinden, die London genannt werden, und über die Kopfzahl in jeder Familie die Bevölkerungszahl in dieser Stadt im Mittel mit 695718 bestimmt. 2. Unter der Annahme, daß in Paris über 80000 Familien (nämlich 81280) in 23223 Häusern, 32 Palästen und 38 Kollegien leben, oder daß es dort 81280 Küchen in weniger als 24000 Häusern gibt, oder indem wir 30 Köpfe für jeden dort notwendigerweise Gestorbenen veranschlagten, haben wir die Bevölkerungszahl in jener Stadt im Mittel zu 488055 bestimmt. Wir haben sie nicht auf 300000 beschränkt, indem wir mit Herrn Auzout 6 Köpfe für jedes der 50000 Häuser oder Familien von Moreri angesetzt haben. 3. Für Amsterdam setzten wir 187350 Seelen an, nämlich 30mal die Anzahl ihrer Sterbefälle, deren es im Jahre 1685 6245 gab. 4. Für Venedig bringen wir 134000 Seelen in Anschlag, wie 24

Petty, Schriften

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ein Drittel als Zuwachs für die Zeit von 1665 bis 1686 hinzufügen, so ist die Gesamtsumme 653000, die hinreichend gut mit den beiden oben angeführten Berechnungen übereinstimmt. Deshalb soll die Proportion eins zu 30 weiter gelten, bis eine bessere an ihre Stelle getreten ist. Memorandum: Zwei- oder dreihundert neue Häuser würden zwei oder drei weitere große Gemeinden ergeben, die an die 134 bereits in den Sterbelisten aufgeführten Gemeinden angrenzen, und eine ovale Mauer von ungefähr 20 Meilen im Umfang würde sie alle und die Hafenanlagen zu Detford und Blackwell umfassen sowie dazu 20000 Acres Land einfrieden und die Grundlage legen für die verschiedenen riesigen Vorteile sowohl für die Eigner und Inhaber dieses Grund und Bodens als auch für die ganze Nation und Regierung. Der vierte Essay Über die Proportionen der Bevölkerung in den unten bezeichneten 8 wichtigen Städten des Christentums

1. Wir haben über die Zahl der Sterbefälle in gesunden Jahren und über das Verhältnis der Lebenden zu den jährlich Gestorbenen, ebenso wie auch über die Anzahl der Häuser und Familien in den 134 Gemeinden, die London genannt werden, und über die Kopfzahl in jeder Familie die Bevölkerungszahl in dieser Stadt im Mittel mit 695718 bestimmt. 2. Unter der Annahme, daß in Paris über 80000 Familien (nämlich 81280) in 23223 Häusern, 32 Palästen und 38 Kollegien leben, oder daß es dort 81280 Küchen in weniger als 24000 Häusern gibt, oder indem wir 30 Köpfe für jeden dort notwendigerweise Gestorbenen veranschlagten, haben wir die Bevölkerungszahl in jener Stadt im Mittel zu 488055 bestimmt. Wir haben sie nicht auf 300000 beschränkt, indem wir mit Herrn Auzout 6 Köpfe für jedes der 50000 Häuser oder Familien von Moreri angesetzt haben. 3. Für Amsterdam setzten wir 187350 Seelen an, nämlich 30mal die Anzahl ihrer Sterbefälle, deren es im Jahre 1685 6245 gab. 4. Für Venedig bringen wir 134000 Seelen in Anschlag, wie 24

Petty, Schriften

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einem von der Regierung vor 10 Jahren verfaßten speziellen Bericht zu entnehmen ist, als die Stadt mit Rückkehrern aus Kreta überschwemmt wurde, das sich damals den Türken ergab. 5. Für Rom setzen wir 119000 Christen und 6000 Juden an, insgesamt 125000 Seelen — gemäß einem Bericht, der mir von Herrn Auzout zugesandt worden ist. 6. Für Dublin setzen wir (wie für Amsterdam) das 30fache seiner Sterbefälle an, deren Mittelwert für die letzten zwei Jahre 2303 ist, nämlich 69090 Seelen. 7. Was Bristol betrifft, so meinen wir, wenn die 6400 Häuser Dublins 69090 Menschen ergeben, daß die 5 307 Häuser Bristols über 56000 als Bevölkerungszahl ergeben müssen. Wenn weiterhin die 29325 Herde Dublins 69090 Leute ergeben, müssen die 16752 Herde Bristols ungefähr 40000 ergeben. Aber der Mittelwert von 56000 und 40000 ist 48000. 8. Was Rouen angeht, so haben wir keinen anderen Hinweis als die Meinung von Herrn Auzout, daß es in jener Stadt 80000 Seelen gibt, und die Annahme von Kundigen, daß Rouen der Größe nach zwischen einem Siebentel und einem Achtel von Paris liegt und demnach um ein Drittel größer ist als Bristol. Nach all dem schätzen wir (bis weitere Erkenntnisse vorliegen), daß Rouen im Höchstfalle 66000 Menschen hat. Man mag sich nun wundern, warum wir Rouen überhaupt erwähnen, da wir doch so wenig von ihm wissen. Worauf wir antworten, daß wir es wegen der Schiffahrt und des Außenhandels nicht als gerecht ansehen, London mit Paris zu vergleichen, ohne Rouen mit einzubeziehen, da Rouen für Paris das ist, was der Teil Londons unterhalb der Brücke für den Teil oberhalb der Brücke ist. Dies alles stellen wir der Korrektur seitens der redlichen Kenner herzlich anheim, während wir inzwischen Beobachtungen gemäß den unten angeführten rohen Zahlen anstellen. Tausend London 696 488 Paris Amsterdam 187 Venedig 134 125 Rom Dublin 69 Bristol 48 Rouen 66 370

Beobachtungen an diesen 8 Städten 1. Daß die Bevölkerung, da die von Tausend Paris 488 Rom 125 Rouen 66 beträgt, insgesamt nur 679 Tausend ergibt oder 17000 weniger als die 696000 von London allein. 2. Daß die Bevölkerung der beiden englischen Städte und großen Handelsplätze, nämlich von London mit 696000 und Bristol mit 48000, insgesamt 744000 ergibt oder größer ist als die Bevölkerung von Tausend Paris 488 Amsterdam 187 Rouen 66 insgesamt

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3. Daß dieselben 2 englischen Städte äquivalent zu sein scheinen Tausend Paris, das 488 Seelen hat, Rouen 66 Lyon 100 Toulouse 90 insgesamt

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Wenn es in diesen, die Städte Frankreichs betreffenden Annahmen, irgendeinen Fehler geben sollte, hoffen wir, daß er von denen behoben wird, die, wie wir hören, jetzt über diesen Gegenstand arbeiten. 4. Die 3 Städte des englischen Königs, nämlich Tausend Tausend London 696 Paris 488 Dublin 69 Amsterdam 187 Bristol 48 übertreffen Venedig 134 insgesamt 813 die nur 809 haben. 5. Von den vier großen Handelsplätzen London, Amsterdam, Venedig und Rouen, ist London allein fast doppelt so groß wie die übrigen drei, nämlich im Verhältnis von über 7 zu 4. 24»

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Tausend Amsterdam' Venedig Rouen 774, London: 696 6. London ist (soweit es den Anschein hat) die größte und bedeutendste Stadt der Welt, aber sicher der größte Handelsplatz. Wenn diese Behauptungen das Examen der Kritik bestanden haben, werden wir einen weiteren Essay schreiben, in dem wir zeigen, wie diese Tatsachen zur Ehre und zum Nutzen des Königs und des Königreiches von England anzuwenden sind. 15 Der f ü n f t e Essay Über Holland und die übrigen Vereinigten Provinzen

Seit dem Abschluß dieser Schrift ist bezüglich Hollands eingewendet worden, daß das über die Anzahl der Häuser und der Bevölkerung in London Gesagte kaum stimmen könne; denn wenn dem so wäre, würde London dann zwei Dritteln der ganzen Provinz Holland gleich sein. Darauf wird erwidert, daß London zwei Dritteln und noch mehr von ganz Holland gleich ist, da jene Provinz keine Million und 44000 Einwohner hat (wovon 696000 die zwei Drittel sind) und auch nicht über 800000, wie wir oft glaubhaft gehört haben. Denn nimm an, Amsterdam hätte, wie wir andernorts aufgezeigt haben, 187000, die sieben folgenden großen Städte, bei 30000 im Durchschnitt - 210000, die folgenden 10 zu je 15000= 150000, die 10 kleinsten zu je 6000 = 60000, dann hätten die mit einer Mauer umgebenen 28 Städte Hollands insgesamt 607000. In den Dörfern gibt es 193000 Einwohner. Das sind ungefähr ein Kopf auf 4 Acres Boden. Dagegen kommen in England auf jeden Kopf 8 Acres, die Städte und Marktflecken ausgenommen. Nimm nun an, London, das 116000 Familien hat, hätte in 15

Krankheit und das Interesse an seiner „Abhandlung über Irland" hinderten Petty daran, diesen Essay zu schreiben (vgl. Hull, Bd. 2, S. 540).

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Tausend Amsterdam' Venedig Rouen 774, London: 696 6. London ist (soweit es den Anschein hat) die größte und bedeutendste Stadt der Welt, aber sicher der größte Handelsplatz. Wenn diese Behauptungen das Examen der Kritik bestanden haben, werden wir einen weiteren Essay schreiben, in dem wir zeigen, wie diese Tatsachen zur Ehre und zum Nutzen des Königs und des Königreiches von England anzuwenden sind. 15 Der f ü n f t e Essay Über Holland und die übrigen Vereinigten Provinzen

Seit dem Abschluß dieser Schrift ist bezüglich Hollands eingewendet worden, daß das über die Anzahl der Häuser und der Bevölkerung in London Gesagte kaum stimmen könne; denn wenn dem so wäre, würde London dann zwei Dritteln der ganzen Provinz Holland gleich sein. Darauf wird erwidert, daß London zwei Dritteln und noch mehr von ganz Holland gleich ist, da jene Provinz keine Million und 44000 Einwohner hat (wovon 696000 die zwei Drittel sind) und auch nicht über 800000, wie wir oft glaubhaft gehört haben. Denn nimm an, Amsterdam hätte, wie wir andernorts aufgezeigt haben, 187000, die sieben folgenden großen Städte, bei 30000 im Durchschnitt - 210000, die folgenden 10 zu je 15000= 150000, die 10 kleinsten zu je 6000 = 60000, dann hätten die mit einer Mauer umgebenen 28 Städte Hollands insgesamt 607000. In den Dörfern gibt es 193000 Einwohner. Das sind ungefähr ein Kopf auf 4 Acres Boden. Dagegen kommen in England auf jeden Kopf 8 Acres, die Städte und Marktflecken ausgenommen. Nimm nun an, London, das 116000 Familien hat, hätte in 15

Krankheit und das Interesse an seiner „Abhandlung über Irland" hinderten Petty daran, diesen Essay zu schreiben (vgl. Hull, Bd. 2, S. 540).

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jeder 7 Köpfe — das Mittel aus den Berechnungen Herrn Auzouts und Graunts — dann würde die Gesamtbevölkerungszahl 812000 sein, oder wenn wir damit rechnen, daß einer von 34 stirbt (das Mittel aus den obigen 30 und 37), würde die Gesamtbevölkerungszahl 34mal 23212, nämlich 798208 sein. Das Mittel aus dieser Zahl und der obigen 812000 ist 800604, was die 800000, die für Holland angenommene Zahl, nur um einiges übertrifft. 16 Ich erkläre ferner, daß ich bei früheren Untersuchungen zur Weltbevölkerung nie gefunden habe, daß es in irgendeinem Lande (selbst in China nicht) mehr als einen Menschen auf jedem englischen Acre Boden gab (wobei viele Territorien als gut bevölkert gelten, wo es nur einen Menschen auf zehn solcher Acres gibt). Beim Vermessen von Holland und Westfriesland alias Nordholland auf den besten Karten habe ich gefunden, daß es so viele Acres enthält wie London Bevölkerung hat, nämlich ungefähr 696000 Acres. Ich erlaube mir deshalb zu behaupten (solange ich nicht besser unterrichtet bin), daß die Bevölkerung Londons ebensogroß ist wie die Hollands oder zumindest größer als zwei Drittel der holländischen Bevölkerung. Das genügt, um den oben angeführten Einwand zu entkräften. Es ist auch nicht notwendig, London von 696000 auf 800000 zu strecken, obwohl dafür hinreichende Gründe geliefert wurden und obwohl der Autor der ausgezeichneten, im Jahre 1682 erschienenen Karte Londons die Bevölkerung Londons (wie es nach der erwähnten Karte den Anschein hat) zu 1200000 berechnet, obzwar er meinte, daß es in London nur 85000 Häuser gäbe. Die ehrenwerte Person, die diesen Einwand macht, sagt in demselben Brief noch, daß 1. die Provinz Holland eine so große Bevölkerung hat, wie die anderen sechs Provinzen zusammen und wie das ganze Königreich England und doppelt soviel wie die Stadt Paris mit ihren Vororten, das heißt 2 Millionen Seelen. 17 Er sagt, daß in London und Paris und 16

Diese Zahl entnahm P e t t y der Schrift von Pieter de la Court „Aanwysing der heilsame politike Gronden en Maximen van de Republike van Holland en West-Vriesland", Leyden 1669. Sie berichtet von einer sehr strengen und harten Kopfsteuer im Jahre 1662 (vgl. Hull, Bd. 2, S. 541). " Der holländische Gesandt ein London (van Beuningen, 1622 bis 1693) pflegte zu behaupten, daß ganz England nicht mehr als zwei Millionen Einwohner hätte und daß die Niederlande

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in anderen Handelsstädten zu jeder Familie 10 Köpfe gehören und daß es in Amsterdam keine 22000 Familien gibt. 3. Er hat Vorbehalte sowohl gegenüber den Registern, die von Herrn Auzout angeführt werden und die 23233 Häuser sowie über 80000 Familien für Paris angeben, als auch gegenüber den Registern, die von Petty angeführt werden, die für London 105315 Häuser ausweisen. Dabei gibt es bei einem Zehntel der Häuser mehr Familien als Häuser. Und wahrscheinlich wird er Einwände gegen das Register über 1163000 Häuser für ganz England haben, da diese Zahlen, bei 6V3 Köpfen je Familie, eine Bevölkerung von etwa 7 Millionen ergeben. Zu allen diesen Einwänden bemerken wir folgendes: 1. Wenn Paris nur 488000 Seelen hat, dann schließt ganz Holland nur die doppelte Anzahl oder 976000 ein. Deshalb besitzt London, das 696000 Seelen umfaßt, über 46000 mehr als zwei Drittel der Bevölkerung von ganz Holland. 2. Wenn Paris eine halb so große Bevölkerung einschließt, wie sie ganz England besitzt, so muß es drei Millionen 500000 Seelen umfassen oder mehr als siebenmal 488000. Und weil in Paris keine 20000 pro J a h r sterben, muß einer von 175 sterben. Auzout dagegen meint, daß in Paris einer von 25 stirbt, und in jedem im Register aufgeführten Haus 149 Köpfe leben müssen. Aber in jedem englischen Haus darf es kaum 2 Köpfe geben. Das alles halten wir für angebracht, von neuem erwogen zu werden. Als Engländer habe ich auf einen weiteren Punkt achtzugeben, der darin besteht, daß sich diese Behauptungen auf das englische Gebiet beziehen, weil vorgebracht wurde, daß England nur zwei Millionen Einwohner hat, und es hätte ebensogut hingezufügt werden können, daß Schottland und Irland, einschließlich der Inseln Man, Jearsey und Gearnsey, nur zwei Fünftel dieser Zahl an Einwohnern haben oder 800000 dazu oder daß die Untertanen des englischen Königs in Europa nur zwei Millionen und 800000 Seelen insgesamt sind. Demgegenüber sagt er, daß es vier Millionen Untertanen der sieben Vereinigten Provinzen gibt. Worauf wir antworten, daß nach der eigenen Beweisführung des Gegenredners die Untertanen der sieben Provinzen nur das genauso bevölkert wären (vgl. G. de Leti, Teatro Britanic, overe I s t o n a della grande Britania, London 1683, S. 75 (Amsterdam 1684); Hull, Bd. 2, S. 543).

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Vierfache derer von Paris bzw. 1932000 Seelen ausmachen, da Paris, wie oben bewiesen, nur 488000 Seelen umfaßt. Und wir versichern hiermit, daß England eine Bevölkerung von sieben Millionen hat und Schottland, Irland mit den Inseln Man, Jearsey und Gearnsey zwei Fünftel dieser Zahl an Einwohnern haben oder zusätzliche 2800000, insgesamt 9800000. Wenn die sieben Provinzen 1932000 Menschen haben, sollten nach der Aussage des Gegenredners die Territorien des Königs von England nur sieben Zehntel dieser Zahl an Bevölkerung haben, nämlich 1351000, während wir, wie gesagt, 9800000 angeben. Diese Differenz springt so sehr ins Auge, daß sie verdient, auf diese Weise erörtert zu werden. Um zum Schluß zu kommen: Wir erwarten von den interessierten Kritikern der Welt, daß sie beweisen würden, 1. daß Holland und Westfriesland und deren 28 Städte eine größere Bevölkerung als London allein haben; 2. daß jede der drei größten Städte Frankreichs, beliebige zwei Städte der gesamten Christenheit oder irgendeine in der Welt denselben oder einen besseren Hausbestand oder einen größeren Außenhandel als London haben, gerade in dem Jahr als König James II. clie Herrschaft über London erlangte.

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NACHWORT

„Kein künftiges Jahrhundert wird einen solchen Mann hervorbringen", 1 mit diesen Worten schließt ein Herausgeber im 18. Jahrhundert seine Vorbemerkungen zu William Pettys „Politischer Anatomie Irlands". Diese Worte machen den starken und nachhaltigen Einfluß der wissenschaftlichen Leistung und Persönlichkeit William Pettys (1623-1687) auf die nachfolgende Ökonomengeneration deutlich. Pettys Werk hat tatsächlich die Jahrhunderte überdauert. Dabei ist es nicht nur aus historischen Gründen auch heute noch interessant, sondern es vermittelt zugleich den Eindruck einer faszinierenden, lebensvollen Persönlichkeit, der sich keiner entziehen kann, wenn er sich mit Pettys Werk beschäftigt. William Petty leitet die Periode der klassischen bürgerlichen politischen Ökonomie ein. „Um es ein für allemal zu bemerken", schrieb Karl Marx im „Kapital", „verstehe ich unter klassischer politischer Ökonomie alle Ökonomie seit W. Petty, die den inneren Zusammenhang der bürgerlichen Produktionsverhältnisse erforscht." 2 Und Marx charakterisiert William Petty nicht nur als Begründer der politischen Ökonomie, sondern auch als den „genialsten und originellsten ökonomischen Forscher" 3 . 1

2

3

Auf S. 150 der unserer Übersetzung zugrunde liegenden Ausgabe der ökonomischen Schriften Pettys (The Economic Writings of Sir William Petty, together with the Observations upon the Bills of Mortality, more probably by Captain John Graunt, hrsg. von Charles Henry Hull, Bd. I und II, Cambridge 1899). K . Marx, Das Kapital, Erster Band, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke (im folgenden MEW), Bd. 23, Berlin 1969, S. 95. K . Marx, Aus der „kritischen Geschichte", in: F . Engels, Herrn Eugen Dührings Umwälzung der Wissenschaft („AntiDühnng"), in: M E W , Bd. 20, Berlin 1983, S. 218.

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Mit seinen bedeutenden Beiträgen zur klassischen bürgerlichen Ökonomie wurde er zugleich Vorläufer und Wegbereiter der marxistischen politischen Ökonomie. Auf diesen Zusammenhang verwies Marx, indem er schrieb: „Die Analyse der Ware auf Arbeit in Doppelform, des Gebrauchswerts auf reale Arbeit oder zweckmäßige produktive Tätigkeit, des Tauschwerts auf Arbeitszeit oder gleiche gesellschaftliche Arbeit, ist das kritische Endergebnis der mehr als anderthalbhundertjährigen Forschungen der klassischen politischen Ökonomie, die in England mit 'William Petty, in Frankreich mit Boisguillebert beginnt, in England mit Ricardo, in Frankreich mit Sismondi abschließt." 4 Das von Marx erzielte kritische Endergebnis der von P e t t y eingeleiteten Entwicklung der Arbeitswerttheorie bildet das Fundament der Marxschen Mehrwerttheorie, die ihrerseits den Schlüssel f ü r das Verständnis der gesamten kapitalistischen Produktionsweise lieferte für den, der ihn zu gebrauchen wußte, wie Engels ironisch bemerkte. 5 Petty selbst konnte sich eine solche weitgreifende Aufgabe schon wegen der Unreife der kapitalistischen Verhältnisse zu seiner Zeit nicht stellen, von seiner Klassengebundenheit ganz abgesehen. Er leistete aber bereits einen erstaunlich reichen, originellen und wesentlichen Beitrag zur Theorie der politischen Ökonomie überhaupt, der auch von großer Bedeutung für die Praxis kapitalistischer Entwicklung selbst war — gemessen an den Erfordernissen einer objektiven wissenschaftlichen Analyse der kapitalistischen Produktionsweise. Die moderne bürgerliche Ökonomie zählt deshalb Petty auch in der Regel zu den „großen Namen in der Geschichte der ökonomischen Wissenschaften" 6 . Sie hat aber im übrigen ein sehr differenziertes Verhältnis zu ihm. J e nach eigener Position und Richtung des ökonomischen Denkens ignorieren ihn einige Ökonomen gänzlich, andere betonen und würdigen die eigentlich unwissenschaftlichen Seiten seiner Theorie, erkennen ihn nur als Statistiker an oder ordnen ihn als Merkantilsten ein. Seine bedeutende wissenschaftliche 4

5

6

K . Marx, Zur Kritik der Politischen Ökonomie, in: M B W , B d . 13, Berlin 1971, S. 37. Vgl. F. Engels, Vorwort zu K. Marx, D a s Kapital, Zweiter Band, in: M E W , Bd. 24, Berlin 1971, S. 23. J. A. Schumpeter, History of E c o n o m i c Analysis, N e w York 1955, S. 21.

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Leistung als Begründer der Arbeitswerttheorie wird oft nicht einmal erwähnt. Nach marxistischer Auffassung wurde P e t t y zum Begründer der klassischen bürgerlichen politischen Ökonomie, weil er als erster die merkantilistischen Schranken f ü r die wissenschaftlichen Betrachtungen der ökonomischen Erscheinungen und Prozesse überwand, ohne sich allerdings schon immer von merkantilistischen Auffassungen völlig zu befreien. „Die erste theoretische Behandlung der modernen Produktionsweise — daa Merkantilsystem — ging notwendig aus von den oberflächlichen Phänomenen des Zirkulationsprozesses, wie sie in der Bewegung des Handelskapitals verselbständigt sind, und griff daher nur den Schein a u f . " 7 I n welcher Weise sich die merkantilistischen Theoretiker am Zirkulationsprozeß orientierten und bei ihren Untersuchungen und Erklärungen Wesen und Erscheinung identifizierten, daf ü r lieferte f ü r die Mitte des 16. J a h r h u n d e r t s J o h n Haies ein Beispiel: „Gold und Silber sind Güter, die f ü r den mensche liehen Bedarf notwendig sind, die wirklich getauscht werden und deren Preis sich nach ihrer Knappheit oder ihrem Überfluß richtet." 8 Diese Erklärung der Phänomene des Zirkulationsprozesses aus den Erscheinungen des Zirkulationsprozesses selbst ist typisch f ü r die merkantilistischen Zeitgenossen Pettys. P e t t y stellte sich dagegen die Aufgabe, in das Wesen der Erscheinungen einzudringen, dazu nicht die oberflächlichen, sondern vielmehr die inneren Zusammenhänge der Erscheinungen aufzudecken, die in den Produktionsverhältnissen zu suchen waren. Daß dies tatsächlich sein Anliegen war, belegt seine Einleitung zur Analyse der R e n t e n : „Aber ehe wir zuviel über R e n t e n . . . sprechen, müssen wir ihre geheimnisvolle N a t u r zu erklären trachten, sowohl in bezug auf das Geld, dessen Rente wir Zins nennen, als auch in bezug auf Land und Häuser." 9 Das f ü h r t e ihn zur wirklich Wissenschaft7 8 9

K. Marx, Das Kapital, Dritter Band, in: MEW, Bd. 25, Berlin 1970, S. 349. J. Haies, A Discourse of the Common Wealth of this Realm of England, hrsg. von E. Lamond, Cambridge 1893, S. 71. W. Petty, Eine Abhandlung über Steuern und Abgaben, S. 51 der vorl. Ausg.

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liehen Behandlung der entstehenden kapitalistischen Produktionsweise, wobei er bis zu allgemeinen Gesetzmäßigkeiten vordrang und ihnen eine erste und oft schon bleibende Formulierung gab. William Petty wurde am 23. Mai 1623 in Romsey, einer kleinen Hafenstadt in der Grafschaft Hamshire, geboren. Sein Vater, ein' Tuchmacher, hatte offenbar unter den Auswirkungen der tiefen Depression zu leiden, in der sich das englische Tuchgewerbe zu dieser Zeit befand. Nach einer Kindheit, in der er Gelegenheit hatte, ausreichend Latein und Griechisch zu lernen und sich mit den verschiedensten Handwerksarten intensiv vertraut zu machen, ging er mit 15 Jahren zur See, wurde aber bald von seinem Kapitän wegen eines gebrochenen Beins an der französischen Küste an Land gesetzt. Er fand Aufnahme in einem Jesuiten-College, erhielt dort eine gute Allgemeinbildung und lernte perfekt Französisch. Seinen Lebensunterhalt mußte er selbst verdienen. Das soll seinen weiteren Lebensweg entscheidend beeinflußt haben, weil sich dabei sein ausgeprägter „Geschäftssinn" ausgebildet habe.10 Sein zweiter kontinentaler Aufenthalt war als Studienreise angelegt. Er studierte in Utrecht, Amsterdam und Leyden Medizin, beschäftigte sich aber auch mit Mathematik. Später ging er nach Paris,-wo er Thomas Hobbes' Sekretär wurde. Im Umgang mit Hobbes entwickelten sich offenbar Pettys philosophische und politische Auffassungen. Durch ihn kam er auch in Kontakt mit den englischen Emigranten, insbesondere mit der Umgebung des späteren englischen Königs Charles II., dessen Mathematiklehrer Hobbes war-. 1646 traf Petty wieder in England ein, führte zunächst das Geschäft seines inzwischen verstorbenen Vaters weiter, befaßte sich mit praktischer Mechanik und machte als Erfinder von sich reden. Aufmerksamkeit erregte er auch durch einen „Traktat über Erziehung". Darin entwickelte er Gedanken, die später durch die Gründung der „Royal Society" realisiert wurden. Petty siedelte zur Fortsetzung seiner medizinischen Studien nach Oxford über, promovierte dort 1649, wurde Assistent 10

Vgl. John Aubrey's Account of Sir William Petty, in: G. Keynes, A Bibliography of Sir William Petty, Oxford l'971, S. 86.

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und schließlich 1651 Professor für Anatomie, nachdem ersieh auch auf medizinischem Gebiet einen Namen gemacht hatte. Pettys aktive Lebens- und Schaffensperiode fällt fast genau mit der Periode der bürgerlichen Revolution in England in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts zusammen. P e t t y war 19 Jahre alt, als im Jahre 1642 die aufkommende Bourgeoisie, d. h. vor allem die mit dem auswärtigen Handel verbundene wohlhabende, vorwiegend Wolle produzierende Gentry (der englische mittlere und niedere Adel), die Freibauern, die Tuchmacher und die Handelsbourgeoisie, einen Bürgerkrieg zu führen begannen, der sich gegen den König, den ihn stützenden alten feudalen Adel und dessen Anhang richtete. Der entscheidende Sieg wurde 1646 unter Oliver Cromwell errungen. Der Kampf gegen das alte feudal-absolutistische Staatswesen und um die Sicherung und Erweiterung des Einflusses der aufkommenden Bourgeoisie im Staat hatte damit aber erst begonnen. Es sollte noch ein langer, komplizierter Prozeß werden, in dem die weiterhin erstarkende Bourgeoisie sich endlich das Königtum unterwerfen und die Krone zu ihrer Dienerin machen konnte. Die politischen Verhältnisse hatten sich in England inzwischen so weit entwickelt, daß die Revolution 1649 mit der Hinrichtung des englischen Königs Charles I. ihren Kulminationspunkt erreicht hatte und eine Periode der Stabilisierung eingeleitet wurde. England war zunächst Republik unter Cromwell, dem überragenden Führer der Revolution. Sie wurde klassenmäßig von Parteien getragen, die mit der Revolution höchst unterschiedliche Zielsetzungen verfolgt hatten. Zwischen ihnen entwickelte sich nunmehr ein offener Kampf um die weitere Richtung der Revolution. Er führte endlich zur Restauration der Monarchie unter Charles II., dem Sohn des hingerichteten Königs Charles I. Diese Restauration war aber keine Rückkehr zu den alten feudalen Verhältnissen, sondern ein erster Kompromiß zwischen den Nutznießern der Revolution, der Gentry, den neuen Großgrundeigentümern, den reichen Kaufleuten einerseits und den alten königstreuen Grundeigentümern anderseits. Gemeinsames Ziel war ihnen die Sicherung ihrer Eigentumsinteressen und die Errichtung einer stabilen staatlichen Ordnung. Der Kompromiß richtete sich vor allem gegen die Masse der kleinen selbständigen Farmer, die die entscheidende revolutionäre Streitmacht gestellt hatten und die durch den weiteren 381

Gang der ökonomischen Entwicklung und den Verlauf der politischen Ereignisse um die Früchte der Revolution betrogen wurden. Nach dem Tode Cromwells versuchten sie vergeblich, ihre Interessen durchzusetzen und drohten, die etablierte Ordnung zu stürzen. In diese politisch-ökonomischen Konflikte wurde P e t t y unmittelbar hineingezogen. Zum Verständnis des Lebenswegs Pettys und seines Werkes ist auch das Verhältnis der englischen Revolution zu Irland bedeutsam. Irland war faktisch die erste englische Kolonie. Es wurde seit dem 12. Jahrhundert schrittweise erobert. Erst Crom well unterwarf Irland in den J a h r e n 1649—52 vollständig, nachdem sich die Iren unter Ausnutzung der englischen Revolution 1641 gegen die Engländer erhoben hatten. Die Eroberung ging mit Blutvergießen, Verwüstung, Entvölkerung ganzer Grafschaften, Versetzung ihrer Bewohner in andere Gegenden und Verkauf vieler Iren als Sklaven nach den westindischen Inseln einher. „Durch die irische Eroberung wirft Crom well die englische Republik über Haufen" 1 1 , bemerkte hierzu Marx. Der Grundbesitz der Aufständischen und ihrer Anhänger wurde beschlagnahmt, und die Beute teilten sich die Regierung, die „Adventurers" (Wucherer, Kaufleute), welche in den 11 Kriegsjahren 360000 £ geliehen hatten, die Offiziere und Soldaten zur Ablösung ihrer Soldforderungen (in Höhe von 1550000 £). In dieser Phase der englischen Revolution stieß P e t t y zur Partei Cromwells. Im Herbst 1652 war er als Generalarzt der englischen Armee in Irland. Er reorganisierte und ökonomisierte den medizinischen Dienst, widmete sich aber bald einer gänzlich anderen Aufgabe, die seiner Entwicklung eine entscheidende Wende geben sollte: Er vermaß, bewertete und kartierte den konfiszierten Boden und schuf die Voraussetzungen für seine Verteilung. 12 11 12

K. Marx, Entwurf eines Vortrages zur irischen Frage, in: MEW, Bd. 16, Berlin 1971, S. 447. Petty verband diese Aufgaben bezeichnenderweise mit dem Entwurf einer Karte für ganz Irland und von Karten für die einzelnen Grafschaften und Baronien, die aber erst 1673 fertiggestellt wurden. Von Zeitgenossen wurden sie als die genauesten Karten bezeichnet, die bis dahin erschienen waren. Weil die Vermessungsergebnisse erstmalig in Karten niedergelegt wurden, lief die Vermessungsarbeit Pettys unter der Bezeichnung „Down Survey" (vgl. J. Evelyn, The Diary, hrsg. von S. de Beer, Oxford o. J., Bd. II, S. 96).

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Diese Vermessungsarbeit ist aus zwei Gründen interessant, einmal weil sieh Petty hier als überlegener Praktiker der Arbeitsteilung erwies und sie schon in diesem Zusammenhang 120 Jahre vor Adam Smith beschrieb, 13 und zum anderen, weil er im Ergebnis der Arbeit zu einem Großgrundbesitzer wurde. Die Vermessung hatte er in folgender Weise organisiert und dadurch eine schnelle und gründliche Arbeit ermöglicht: Zu den vorbereitenden Arbeiten gehörte die Herstellung bzw. Beschaffung der notwendigen Instrumente, die Ausbildung der Hilfskräfte, die Einführung von Verbesserungen, d. h. bestimmter Vereinfachungen, insbesondere die Zergliederung der Vermessungsarbeiten bis auf solche einfachen Verrichtungen, die von angelernten Kräften auszuführen waren. Auf dieser Grundlage führte er eine konseqente Arbeitsteilung durch. Ein wesentlicher Bestandteil seines Planes war der Einsatz nach Eignung und Qualifikation nusgesuchter Leute. 14 P e t t y selbst verstand sich als Unteraehmer unter Vertrag, der den richtigen Einsatz der Vermesser zu organisieren hat. 1 5 Unter arbeitsteiligen Aspekten betrachtete er auch die Versorgung dieses Großunternehmens mit den notwendigen Instrumenten in der erforderlichen Qualität und Menge. 16 13

Vgl. hierzu: „A brief Accompt of the most material Passages relating to the Survey managed by Doctor Petty in Ireland, anno 1655 and 1656" aus einem Manuskript im Archiv des Zahlmeisters des Civil Services in Ireland, in: E. Fitzmaurice, The Life of Sir William Petty, London 1895, S. 325 ff. 14 Er setzte zum Beispiel in der Feldarbeit, „da sie eine schwere Schinderei ist (durch Brüche und Wasser zu waten, Felsen zu erklimmen, sich karg zu ernähren und unter schwierigen Bedingungen zu übernachten), Infanteristen ein, die solche Härten gewohnt sind" (E. Ludlow, Memoirs, hrsg. von C. H. Firth, o. O. 1894, Bd. II, S. 18). »5 Vgl. ebenda, S. 294. 16 Präzisionsinstrumente wie Maßstäbe, Winkelmesser, Kompaßrosen ließ er von den fähigsten Handwerkern in London anfertigen, die weniger komplizierten fertigte er selbst an. Dazu richtete er eigens eine Werkstatt ein, in der die Arbeit selbstverständlich auch manufakturmäßig geteilt war. Er setzte Drahtmacher em für die Herstellung der Meßketten, Uhrmacher für die Anfertigung von Magnetnadeln, Drechsler für die Holzteile, Gießer für die Teile aus Messing usw. Ein ver-

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Das Vermessungsunternehmen brachte Petty nicht nur Ruhm und Ehre ein. E s war auch ein außerordentlicher geschäftlicher Erfolg. Hatte er 1652 Irland mit 480 £ in der Tasche betreten, so war er vier Jahre später, nach Beendigung des „Down Surveys" ein 13000 £ „schwerer" Mann. 17 Unter Ausnutzung günstiger Verhältnisse im Lande, seiner guten Beziehungen und dank seines spekulativen Geschicks verwandelte er sie in kurzer Zeit in über 18000 Acres irisches Land, erwarb dazu stattliche Grundstücke in London und besaß noch über 3000 £ an Barvejrmögen. 18 Damit war er, ökonomisch gesehen, ein gemachter und mächtiger Mann. E s verwundert sicher nicht, daß ein solcher Aufstieg nicht nur Erstaunen hervorrief. Es gab unter den Soldaten große Empörung, und er sah sich heftigen Attacken ausgesetzt, die sogar im irischen Parlament vorgetragen wurden. Auch seine Freunde aus der Londoner und Oxforder Zeit machten ihm Vorwürfe und distanzierten sich sogar von ihm. Die Soldaten — und sicher nicht nur sie — warfen ihm Habgier 1 9 und politischen Ehrgeiz vor, und Marx dachte sicher auch hieran, als er ihm einen grundfrivolen Charakter bescheinigte. 20 Wenn Petty sich auch glänzend und letzten Endes erfolgreich zu verteidigen verstand — er hatte dazu eigens eine Schrift 2 1 verfaßt —, so waren es dennoch für ihn schwere sierter Handwerker magnetisierte die Nadeln, justierte die Visiereinrichtungen und die Kompaßrosen und hatte überhaupt die Einzelteile zu kontrollieren und zu richten. " Vgl. The Petty-Southwell-Correspondence 1676-1687, London 1928, S. 214. 18 Vgl. ebenda, S. 211. 19 Petty bezog 1685 aus seinen irischen Besitzungen jährlich 4200 £ Rente. 33000 Soldaten hatten sich dagegen in 2 bis 3 Millionen Acres Land zu teilen, nicht mehr als 10 eigneten sich über 1000 £ jährlieh Rente an, und ein Zehntel von ihnen ging überhaupt leer aus. 2 0 Vgl. K . Marx, Zur Kritik der Politischen Ökonomie, in: MEW, B d . 13, a. a. O., S. 39. 2 1 In seiner Verteidigungsschrift erklärte er sich diesen Entrüstungssturm so: „Wenn einige Soldaten, die an ihre lange Armeezeit dachten, an den schweren Dienst, ihre Wunden und Verstümmelungen, sich überlegten, daß sie nicht annähernd den Gewinn gemacht hatten, den ein Fremder, ein auf seinem Sessel sitzender Gelehrter und sehr junger Mann fähig war,

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Zeiten. Und noch Jahre danach, als sein Cousin John P e t t y als Stellvei treter des Generalvermessers nach Irland ging, gab er ihm rückblickend als guten Rat mit auf den W e g : „Gib Dich nicht mit Debentures 22 ab und verstopfe Deine Ohren, wenn die Sirenen singen." 23 Kritisch wurde es aber für ihn, als nach dem Tode Oliver Cromwells im Jahre 1658, am Vorabend der Restauration, der linke Flügel der Cromwellschen Armee vorübergehend die Oberhand gewann. P e t t y verlor als enger Vertrauter Henry Cromwells, der im Auftrag seines Vaters Irland als englische Provinz regiert hatte, alle seine Ämter und zog sich nach London zurück. Hier entwickelte er eine intensive wissenschaftlich-literarische Tätigkeit, und diese andere, wesentliche Seite seiner Persönlichkeit trat glänzend zutage: sein Drang nach Wissen und Erkenntnis der Natur, der Technik und neuerdings auch der gesellschaftlichen, insbesondere der ökonomischen Verhältnisse. Die irische Erfahrung hatte ihm dieses neue Feld wissenschaftlicher Betätigung erschlossen, dem er sich nun bis an sein Lebensende mit großem Engagement und größtem Erfolg widmen sollte, dem Studium der sozialen Beziehungen der Menschen, ihrer „Sitten und Passionen", wie er es nach Hobbes nannte. 24 Sein Erfolg war allerdings nicht daran zu messen, welche

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nur so im Handumdrehen zu machen . . . Dann gingen alle diese Personen daran, mir Steine in den Weg zu legen und Glocken anzuhängen, um dadurch meine Verdienste und Erfolge nicht bedeutender als die ihrigen zu machen." (W. Petty, Reflections upon some Persons and Things in Ireland, by Letters to and from Dr. Petty: With Sir Hierome Sankey's Speech in Parliament, London 1660, S. 107). Debentures waren> Anteilscheine der Soldaten am konfiszierten und zu verteilenden Boden, die gehandelt wurden und mit denen Petty spekuliert hatte. W. Petty, Brief an John Petty vom 4. Oktober 1662, in: E. Fitzmaurice, The Life of Sir William Petty, a. a. O., S. 107. Vgl. W. Petty, Reflections upon some Persons and Things in Ireland, by Letters to and from Dr. Petty: With Sir Hierome Sankey's Speech in Parliament, a. a. O., S. 107. — Unter Sitten verstand Petty offenbar mit Hobbes „solche Qualitäten der Menschheit, die ihr Zusammenleben in Frieden und Eintracht betreffen" (Th. Hobbes, Leviathan, Harmondsworth 1651, Kapitel X I , S. 160). P e t t y , Schriften

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seiner Ideen er selbst realisieren konnte, denn der Eintritt in die Restaurationsperiode im Jahre 1660 brachte zwar auch gesellschaftliche Fortschritte, bedeutete, wie gesagt, keine Rückkehr zu den alten feudalen Verhältnissen, schuf aber letztlich für die stets weitgreifenden Pettyschen Ideen nicht die günstigsten politischen Verhältnisse. Der entscheidende Fortschritt in der Restaurationsperiode war die Konsolidierung der staatlichen Ordnung und vor allem die Institutionalisierung des bürgerlichen Grundeigentums, beides Errungenschaften, die P e t t y begrüßte. E r nahm zur Staatsordnung Stellung, entwickelte seine Staatsauffassung aber nicht explizit. Es ist aber offensichtlich, daß er noch sehr weit vom ökonomischen Liberalismus entfernt war, der die Einmischung des Staates in die Wirtschaft eingeschränkt wissen wollte und der zu einem Grundpfeiler der bürgerlichen politischen Ökonomie werden sollte. Er setzte sich für eine starke Staatsmacht ein, ging wie selbstverständlich vom Recht und von der Pflicht des Staates auf Eingriffe in das Wirtschaftsleben aus und empfahl vernünftige staatliche Maßnahmen zur Entwicklung der Wirtschaft. E r akzeptierte Charles II. als König, wie er Oliver Cromwell als mit autoritären Vollmachten ausgestatteten Protektor akzeptiert hatte — übrigens auch ganz im Sinne Thomas Hobbes'. 2 5 Pettys unaufhörliches politisches Engagement leitete sich natürlich zunächst aus dem Gewicht seiner sozialökonomischen Stellung ab, entsprang aber nicht weniger seinem Bedürfnis, tief in die gesellschaftlichen Probleme und Erscheinungen seiner Zeit einzudringen und sich mit ihnen theoretisch wie praktisch auseinanderzusetzen. Im August 1616 wurde P e t t y Mitglied einer Delegation des irischen Parlaments, die sich in England für die Ordnung der durch die neue politische Situation in Bewegung geratenen Grundeigentumsverhältnisse Irlands einsetzte und dabei vor allem die Interessen der neuen Siedler, zu denen 23

Hobbes lehrte, „daß in der Zeit, in der die Menschheit ohne eine öffentliche Macht lebt, um alle in Schach zu halten, sie sich in einer Lage befindet, die man Krieg nennt, und zwar einen Krieg jeder gegen jeden" (Th. Hobbes, Leviathan, a. a. O., Kapitel XII). Daraus leitete er die Notwendigkeit des Staates und insbesondere die absolute Monarchie als die beste Staatsform ab, weil er absolute Macht mit starker Macht identifizierte.

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P e t t y gehörte, wahrnehmen sollte. Petty gehörte auch der Delegation an, die die entsprechenden gesetzlichen Reglungen in Form des 1662 erlassenen Act of Settlement und des späteren Ergänzungsgesetzes (Act of Explanation) vorbereitete. P e t t y war der Führer einer Delegation des irischen Parlaments, die 1663 vor beiden Häusern des englischen Parlaments gegen eine Gesetzesvorlage opponierte, welche ein Importverbot f ü r irisches Vieh nach England vorsah. 26 Er fand noch oft Gelegenheit, gegen die Politik des englischen Parlaments zu opponieren, das zwar für die Sicherung der Eigentumsinteressen der Engländer in Irland eintrat, aber ebenso entschlossen war, eine wirtschaftliche Entwicklung dieses Landes zu verhindern, die in irgendeiner Weise mit den Interessen der Grundbesitzer und Gewerbetreibenden in England kollidieren könnte. Ein Hauptfeld seiner öffentlichen Wirksamkeit war für viele Jahre sein Kampf um eine Steuerreform. Trotz erster Schritte zur Veränderung des feudalen Steuersystems unter Cromwell, wobei die Bourgeoisie zum ersten Mal sich selbst zu besteuern lernte, h a t t e n die Finanzen in England ihren feudalen Charakter im wesentlichen beibehalten. Sie waren durch willkürliche Besteuerung ohne theoretisches Fundament gekennzeichnet. Die Steuern wurden schlecht und unregelmäßig erhoben, ungleich verteilt, oft durch Privilegien von einzelnen und Gemeinden unwirksam gemacht und erleichterten Betrügereien. Das führte zu nur schwer zu erhebenden staatlichen Einnahmen. Obwohl die Steuern bereits für Teile der Bevölkerung, einschließlich der Bourgeoisie, zu einer unerträglichen Belastung geworden waren, deckten sie die Bedürfnisse des Staates nur unzureichend. P e t t y unterzog das bestehende Steuersystem 1662 in 26

Die englischen Großgrundbesitzer, die im Parlament die Mehrheit bildeten, sahen im Import von Vieh aus Irland die Ursache für den drastischen Fall der Grundrenten um ein Fünftel, der im Jahre 1661 eingetreten war. P e t t y lieferte die Gegenargumente, allerdings vergeblich. Er wies u. a. darauf hin, daß der Wert des importierten Viehs viel zu klein wäre, um diesen Fall zu erklären, und zeigte, daß England durch diese Maßnahmen selbst Schaden erleiden würde. Zusammengefaßt finden sich seine Argumente z. B. im Kapitel X der „Politischen Anatomie Irlands".

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seiner „Abhandlung über Steuern und Abgaben" einer grundsätzlichen Kritik und entwickelte die Prinzipien der Besteuerung im Zusammenhang mit den Funktionen des bürgerlichen Staates. Das Beispiel Hollands vor Augen — die kapitalistische Musternation seiner Zeit — setzte er sich öffentlich 27 für Ordnung, Gleichmäßigkeit und f ü r indirekte Steuern ein. Zugleich prüfte er Posten für Posten die staatlichen Ausgaben, um ihr notwendiges Maß zu ermitteln. Drei Jahre später, als 1665 schwere Steuern wegen des Krieges mit Holland erwartet wurden, äußerte er sich in „Verbum sapienti" erneut zur Steuerfrage, in der es immer noch keine praktischen Fortschritte gegeben hatte. 2 8 I n den Restaurationsjähren erleben wir P e t t y wiederum als eine energisch zupackende, initiativreiche und vor allem vielseitige Persönlichkeit. Er wurde Gründungsmitglied der „Royal Society" und blieb darin sein Leben lang aktiv. 2 9 E r organisierte die Verwaltung seiner irischen Güter und bewirtschaftete sie zeitweise selbst. Dazu verbrachte er viele Jahre in Irland, und zwar vor allem die Jahre von 1666 bis 1685 (die Jahre 1672 bis 1675 und 1682 bis 1683 ausgenommen, wo er sich in London aufhielt). Sein Wohnsitz wurde Dublin. Von dort aus suchte er häufig seine umfangreichen Besitzungen in der Grafschaft Kerry 3 0 auf und reiste auch 27

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Wenn auch die „Abhandlung über Steuern und Abgaben" anonym erschien, ist doch allgemein bekannt, daß Petty ihr Verfasser war. So bezieht sich z. B. auch J. Child 1668 im "Supplement" zu seinen "Brief Considerations concerning Trade and the Interest of Money" auf Petty als den Autor der Abhandlung. Die „Abhandlung über Steuern und Abgaben" bezog sich auf Irland, „Verbum sapienti" gänzlich auf England. Petty war in den siebziger Jahren Vizepräsident der Royal Society. In Dublin gründete er eine Schwestergesellschaft und wurde ihr Präsident. In Kerry, einer landschaftlich reizvollen, aber sonst höchst abgelegenen und unerschlossenen Gegend im Südwesten der irischen Insel, siedelte er englische Protestanten an, organisierte einen Holzhandel, betrieb Seefischfang, richtete eine Eisenhütte, ein Bleibergwerk und Marmorbrüche ein und erzielte damit eine „nachweisbare Verbesserung der Ertragsfähigkeit (seines) Gutes" (vgl. Pettys Testament, in: E. Fitzmaurice, The Life of Sir William Petty, a. a. O., S. 320). Engels rühmte im Fragment zur „Geschichte Irlands" das dort

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oft nach London. E r baute Häuser in London und Dublin, er trug mit Fassung und Humor ernste Rückschläge in seinen Unternehmungen, überwand sie und hinterließ dabei noch den Eindruck, daß er aus allem, was er anfasse, sogar aus Fehlschlägen, etwas zu machen verstehe. 3 1 Petty fand Zeit, sich in der Medizin auf dem laufenden zu halten, einen neuen leichten Wagentyp zu konstruieren und zu bauen und sich vor allem mit seinem großen Hobby zu beschäftigen, dem er bis zum Lebensende nachging, mit der Entwicklung und dem Bau eines neuartigen, doppelkieligen Schiffstyps, mit dem er einiges Aufsehen erregte, aber letztlich nicht zum erhofften Erfolg kam. Und immer wieder fand er auch Zeit für Vorträge in der „Royal Society". Auch ein kurzer Blick auf die Verhältnisse in der Restaurationsperiode scheint zum Verständnis des Pettyschen Werkes nützlich. Karl Marx stellte zur entscheidenden Frage der Gestaltung der bürgerlichen Grundeigentumsverhältnisse in dieser Zeit fest: „Unter der Restauration der Stuarts setzten die Grundeigentümer eine Usurpation gesetzlich durch, die sich überall auf dem Kontinent auch ohne gesetzliche Weitläufigkeit vollzog. Sie hoben die Feudalverfassung des Bodens auf, d. h., sie schüttelten seine Leistungspflichten an den Staat ab, entschädigten' den Staat durch Steuern auf

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herrschende Klima und die Schönheit der Landschaft: „An den nach Südwesten offenen, nach Norden geschützten Buchten von Kerry und Cork herrscht den ganzen Winter durch Frühlingswetter; dort und an manchen andern Stellen gedeiht die Myrte im Freien . . . und Lorbeer, Arbutus und andere immergrüne Pflanzen wachsen zu hohen Bäumen empor" (F. Engels, Die Geschichte Irlands, in: M E W , Bd. 16, a. a. O., S. 475). Als 1666 bei einem Großfeuer vier Fünftel der Londoner Altstadt niederbrannten und auch P e t t y s Haus, ihm erheblicher Sachschaden entstanden war (er bezifferte ihn auf 4 0 0 0 £), reagierte er auf diese Art in einem Brief aus Dublin: „Was geben denn die einzelnen Parteien als Grund an, daß Gott diese Rache an London verübt hat, und zu welcher Aktion . . . veranlaßt sie denn diese Fügung? Ich beabsichtige, die Verwendung von Ziegeln in die Stadt einzuführen, weil ich finde, daß auf meinem Grundstück ein Sechstel mehr Wohnraum als mit Steinen gebaut werden kann und mit geringeren K o s t e n " (Brief P e t t y s an Graunt vom August 1667, in: E . Fitzmaurice, The Life of Sir William Petty, a. a. O., S. 158).

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die Bauernschaft und übrige Volksmassen, vindizierten modernes Privateigentum an Gütern, worauf sie nur Feudaltitel besaßen, und oktroyierten schließlich jene Niederlassungsgesetze (laws of settlement), die, mutatis mutandis, auf die englischen Ackerbauern wirkten, wie des Tataren Boris Godunow Edikt auf die russische Bauernschaft." 3 2 Diese Institutionalisierung des bürgerlichen Grundeigentums war aber keineswegs gleichbedeutend mit der Konsolidierung der Grundeigentumsverhältnisse, was vor allem in Irland erheblichen sozialen Zündstoff lieferte. 33 Die Restaurationsperiode war charakterisiert durch den Kampf des alten Landadels und seine Anhänger, die in König Charles I I . ihre Stütze hatten, mit dem verbürgerlichten neuen Adel und vor allem mit der aufstrebenden Bourgeoisie in den Städten. Die Politik des Hofes bestand darin, die Ergebnisse der bürgerlichen Revolution schrittweise rückgängig zu machen und die Monarchie nach französischem Vorbild in eine absolute Monarchie hinüberzuleiten. Diese Bestrebungen fanden massive finanzielle Unterstützung durch den französischen König. Hauptinteresse der bürgerlichen Seite war es, die durch die Revolution geschaffenen Eigentums- und Rechtsverhältnisse zu behaupten und weiter auszubauen und zugleich stärkeren politischen Einfluß zu gewinnen. Außenpolitisch war sie an der Expansion und Sicherung ihrer Handelsbeziehungen und Kolonien interessiert und bereit, zu diesem Zweck Kriege zu führen, um ihre Hauptkonkurrenten auszuschalten. 34 Die 32 K. Marx, Das Kapital, Erster Band, in: MEW, Bd. 23, a. a. O., S. 751. 33 A k t i v e Republikaner wurden enteignet, in der Zeit der Republik enteignete Royalisten teilweise wieder in ihre Güter eingesetzt. Dazu mußten die neuen Grundbesitzer, darunter auch P e t t y , erhebliche Teile ihres Grundbesitzes abtreten. I m übrigen blieb aber P e t t y s E i g e n t u m trotz seiner engen Beziehungen zur Familie Cromwells unangetastet und wurde durch gesetzliche Regelungen der irischen Grundeigentumsverhältnisse im Jahre 1662 (Act of Settlement und Act of Explanation) speziell geschützt, und seine Besitzungen blieben die größten und wertvollsten in Irland (vgl. E . Strauss, Sir William P e t t y . Portrait of a Genius, London 1954, S. 101). 34 Der wichtigste Konkurrent i m internationalen Handels- und Transportgewerbe war zur damaligen Zeit noch Holland, mit

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entgegengesetzten politischen Bestrebungen beider Parteien, der Konflikt zwischen ihnen, der auch mit d e n religiösen Strömungen des Protestantismus und K a t h o l i z i s m u s aufs engste verknüpft war, spitzte sich gerade unter J a m e s II. dramatisch zu und wurde schließlich im Sinne der Bourgeoisie gelöst. 3 5 E s wird so verständlich, daß die v o n P e t t y für eine konstruktivere bürgerliche Politik geäußerten I d e e n in der R e gierungspolitik der Restaurationsperiode keinen P l a t z hatten. Gegen E n d e der Restaurationsperiode und zugleich g e g e n E n d e seines L e b e n s m u ß t e er sich sogar in seiner bürgerlichen E x i s t e n z unmittelbar bedroht fühlen — zumindest, was seine irischen B e s i t z u n g e n betraf. 3 6 dem in dieser Periode zwei Kriege g e f ü h r t wurden, u n d zwar 1665/1667 u n d 1672/1674. 35 Die nächsten Ursachen des Sturzes der englischen Restaurationsmonarchie w a r e n : „. . . die F u r c h t der durch die Reform a t i o n geschaffenen neuen großen Grundbesitzer vor der Herstellung des Katholizismus, bei der sie natürlich ihre sämtlichen ehemaligen Kirchengüter h ä t t e n wieder herausgeben müssen, d. h., bei der sieben Zehntel der gesamten Bodenfläche von E n g l a n d den Besitzer gewechselt h ä t t e n ; die Scheu der handeltreibenden u n d industriellen Bourgeoisie vor dem Katholizismus, der keineswegs in ihren Commerce p a ß t e ; die Nonchalance, m i t der die S t u a r t s zu ihrem eignen u n d ihres Hofadels Vorteil die ganze englische I n d u s t r i e nebst d e m H a n d e l an die Regierung Frankreichs, d. h. des einzigen Landes v e r k a u f t e , das damals den E n g l ä n d e r n eine gefährliche u n d in vieler Beziehung siegreiche K o n k u r r e n z machte, u s w " (K. Marx/ F . Engels, Rezensionen aus der „Neuen Rheinischen Zeitung, Politisch-ökonomische R e v u e " , Zweites H e f t , F e b r u a r 1850, i n : M E W , B d . 7, Berlin 1971, S. 210). 36 Bereits im J a h r e 1684 begann Charles I I . die katholischen Interessen in Irland zu begünstigen, u n d die in die Arme der katholischen Geistlichkeit getriebene irische Bevölkerung schöpfte H o f f n u n g , ganz besonders aber die ihrer Güter ganz oder teilweise verlustig gegangenen irischen J u n k e r . Sie erwarteten, in ihren Besitz u n d ihre Vormachtstellung wieder eingesetzt zu werden. U n d u n t e r dem katholischen König J a m e s I I . wurden entsprechende Veränderungen in den politisch-administrativen Machtverhältnissen vorgenommen, alle entscheidenden Positionen mit Katholiken besetzt, u n d es war bereits ausgemacht, d a ß die Vertreibung der protestantischen Siedler bevorsteht. U n d 1687, im Todesjahr P e t t y s , begannen 391

Noch wesentlicher als die politischen Verhältnisse sind für das Verständnis seiner Arbeiten natürlich die ökonomischen Verhältnisse seiner Zeit, die das objektive Fundament seiner ökonomischen Theorien bilden, und deren Kenntnis seine theoriengeschichtliche Zu- und Einordnung erst möglich machen. „ P e t t y . . . überhaupt die der Feudalzeit näher stehenden Schriftsteller . . . gehn also von einem Zustand aus, wo erstens die agrikole Bevölkerung noch den weit überwiegenden Teil der Nation 3 7 ausmacht, und wo zweitens der Grundeigentümer noch als die Person erscheint, in die erster Hand die überschüssige Arbeit der unmittelbaren Produzenten vermittelst des Monopols des Grundeigentums sich aneignet, wo also das Grundeigentum auch noch als die Hauptbedingung der Produktion erscheint." 38 Das Grundeigentum paßte sich in England den Bedingungen und Bedürfnissen kapitalistischer Produktion stets weitgehend an, die dort erst im 16. Jahrhundert einsetzte. 39 Die großen Grundeigentümer versorgten einerseits die industrielle Bourgeoisie mit den notwendigen Arbeitskräften und entwickelten andererseits den Ackerbau entsprechend den Bedürfnissen der Manufakturen und des Handels. Die Klassenverhältnisse waren zur Zeit Pettys auf dem die Iren mit Aktionen gegen die Besitzungen der Engländer, auch gegen die Pettysche Kolonie, die zu ihrer Räumung im Frühjahr 1688 führten. 1689 wurden alle Pettyschen Besitzungen in Irland durch Parlamentsbeschluß unter Sequester gestellt. Nach der neuerlichen Unterwerfung Irlands durch die Engländer wurde die Familie Pettys 1690 wieder m die irischen Besitzungen eingesetzt. 37 Nach Thomas Macauley waren z. B. vier Fünftel des „gemeinen Volks" im Ackerbau beschäftigt (vgl. Th. Macauley, Die Geschichte Englands seit dem Regierungsantritt Jacob II., Bd. I I , Leipzig 1850, S. 165). 38 K . Marx, Das Kapital, Dritter Band, in: MEW, Bd. 25, a. a. O., S. 792. 39 „Nirgendwo in der Welt hat die capitahstische Produktion, seit Henry VII., so rücksichtslos geschaltet mit den traditionellen Verhältnissen des Ackerbaus und sich ihre Bedingungen so adaequat gemacht und unterworfen. England ist in dieser Hinsicht das revolutionärste Land der Welt" (K. Marx, Theorien über den Mehrwert. Heft X I , in: MEGA I I , 3.3., Berlin 1978, S. 881).

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Lande so beschaffen, daß neben der Klasse der großen Grundeigentümer noch eine unabhängige Bauernschaft existierte, die zahlreicher war als die Klasse der Pächter. Die von den Großgrundbesitzern beschäftigten Lohnarbeiter waren zum einen Bauern, die ihre freie Zeit verwerteten, zum anderen Lohnarbeiter im eigentlichen Sinne. Aber auch die Lohnarbeiter waren faktisch zugleich selbstwirtschaftende Bauern, weil ihnen außer Lohn noch etwas Ackerland und eine Kate zugewiesen wurden. Diese den Kapitalismus begünstigende Entwicklung der englischen Landwirtschaft wurde vor allem durch die Woll- und Tuchindustrie, die sich bereits sehr früh auf kapitalistischer Basis entwickelt hatte, weil sie vorrangig für den Exportmarkt und unter der Kontrolle des Kaufmannskapitals auf hohem Niveau produzierte, forciert. 40 Die Wollindustrie behauptete ihre führende Position vom 12. bis in das 19. Jahrhundert hinein. Das bedeutete einerseits, daß ihre Wirtschaftslage das Wirtschaftsleben der ganzen Nation wesentlich beeinflußte und die Unwägbarkeiten des Exportgeschäfts oft zur Ursache landesweiter Depression wurden. Andererseits repräsentierte die Wollindustrie stets die fortschrittliche kapitalistische Produktionsweise. Das Tuch wurde nicht nur in den großen Städten, sondern über das ganze Land verstreut im landwirtschaftlichen Nebengewerbe hergestellt, und zwar auf verschiedenste Weise; in Form handwerklicher Produktion für den Eigenbedarf und für den Markt, in Heimarbeit mit eigenem oder gemietetem Webstuhl für einen kapitalistischen Unternehmer oder bei diesem selbst unter dessen unmittelbarer Leitung und Kontrolle. In jedem Falle wurde die Arbeit in den kapitalistischen Formen manufakturmäßig geteilt. Die kapitalistische Produktion erfaßte bei weitem noch nicht die gesamte Produktion. Ihre höchste Form, die Manufaktur, konnte selbst in ihrer Blütezeit, die erst nach Petty einsetzte, „die gesellschaftliche Produktion weder in ihrem 40

Zur Zeit der bürgerlichen R e v o l u t i o n betrug der Wert der Wollmanufakturwaren 8 Millionen £ pro Jahr, e t w a ein Viertel d a v o n wurde exportiert. D a s Gesamtprodukt war m i t d e m des Ackerbaus vergleichbar (vgl. E. Lipson, The E c o n o m i c H i s t o r y of England, Bd. I I [The Age of Merkantilism], London 1931, S. 10).

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ganzen Umfang ergreifen noch in ihrer Tiefe umwälzen. Sie gipfelte als ökonomisches Kunstwerk auf der breiten Grundlage des städtischen Handwerks und der ländlichen häuslichen Industrie."41 Immerhin hatte sie aber zur Zeit Pettys einen Entwicklungsstand erreicht und eine Bedeutung erlangt, die seine Aufmerksamkeit erregten. Bereits in der Mitte des 16. Jahrhunderts bildeten sich Wollmanufakturen mit differenzierterer Arbeitsteilung, höherer Konzentration und mit Beschäftigung von unqualifizierten und dennoch wirksameren Arbeitskräften als bei zunftmäßig organisierter handwerklicher Produktionsweise. Sie erreichten jedoch noch keine so schlagende ökonomische Überlegenheit und Breite der Entwicklung, als daß sie nicht von den noch immer einflußreichen Zünften unter Kontrolle gehalten werden konnten. 42 In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts erlangten aber die Manufakturen durch höhere Konzentration und Einführung technologischer Neuerunpen deutlich höhere Produktivität und spürbare Marktvorteile.43 « K . M a r x , D a s K a p i t a l , E r s t e r B a n d , i n : M E W , B d . 23, a, a. O., S. 390. 42 D a v o n u n d von den offenbar schon potentiell vorhandenen g r o ß e n K o n z e n t r a t i o n s m ö g l i c h k e i t e n z e u g t e i n Gesetz a u s d e m J a h r e 1555, d a s die Z a h l d e r W e b s t ü h l e b e s c h r ä n k t e , die e i n T u c h f a b r i k a n t (clothier) in s e i n e m H a u s e h a l t e n d u r f t e (vgl. A . L . M o r t o n , A P e o p l e ' s H i s t o r y o f E n g l a n d , B e r l i n (West) 1977, S. 158). 43 V o n d e r in einzelnen F ä l l e n b e r e i t s e r r e i c h t e n K o n z e n t r a t i o n z e u g e n f o l g e n d e A n g a b e n : N a c h L i p s o n b e s c h ä f t i g t e zu dieser Zeit ein U n t e r n e h m e r in d e r S e i d e n i n d u s t r i e f ü n f bis siebenh u n d e r t A r b e i t e r , ein Salzsieder i m J a h r e 1655 t a u s e n d A r b e i t e r , G l a s h ü t t e n b e s c h ä f t i g t e n h u n d e r t M a n n (vgl. E . L i p s o n , T h e E c o n o m i c H i s t o r y of E n g l a n d , B d . I I [ T h e Age of Mercantilism], a. a. O., S. 6). — V o m ö k o n o m i s c h - t e c h n o l o g i s c h e n F o r t s c h r i t t b e r i c h t e t eine 1695 e r s c h i e n e n e S c h r i f t : „ D e r Z u c k e r s i e d e r v e r k a u f t e k ü r z l i c h d a s P f u n d f ü r sechs P e n c e , w a s i h m z w a n z i g J a h r e z u v o r zwölf P e n c e e i n b r a c h t e ; die Destiller v e r k a u f e n i h r e n S p r i t f ü r ein D r i t t e l dessen, w o f ü r sie i h n f r ü h e r v e r k a u f t e n ; G l a s f l a s c h e n , S e i d e n s t r ü m p f e u n d a n d e r e M a n u f a k t u r w a r e n . . . w e r d e n f ü r die H ä l f t e d e s P r e i s e s weniger J a h r e z u v o r v e r k a u f t , o h n e d a ß d e r P r e i s der A r m e n g e f a l l e n ist. U n d dies alles w u r d e e r r e i c h t d u r c h die F i n d i g k e i t d e s M a n u f a k t u r a r b e i t e r s u n d die V e r b e s s e r u n g e n , die er in seinen A r b e i t s m e t h o d e n e r r e i c h t e . So w u r d e n S t r ü m p f e g e w e b t

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Hier setzte in schnellem Tempo die Entwicklung der Manufakturen ein, die in der ersten Hälfte des folgenden Jahrhunderts ihren Höhepunkt erreichte und schließlich in die industrielle Revolution der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts mündete, wodurch alle feudalen Überreste in der Gesellschaft über den Haufen geworfen werden sollten. Zunächst blieben aber die gesellschaftlichen Verhältnisse noch recht kräftig mit feudalen durchwachsen, die dafür sorgten, daß das Bild der Gesellschaft recht bunt war. Das ist auch der auf das J a h r 1688 bezogenen Liste des GregoryKing zu entnehmen, die Marx zitiert, und in der King die über 5 Millionen Bewohner Englands in zwei Hauptklassen einteilt, die erste, bestehend aus den „Lords, Baronets, Knights, Esquires, Gentlemen, Personen in Office und Places, Kaufleute im Seehandel, Persons in the Law, clergymen, freeholders, farmers, persons in liberal arts and sciences, shopkeepers and tradesmen, artisans and handicrafts, Naval Officers, Military Officers" und die anderen Klassen, bestehend aus den "Matrosen (common seamen), labouring people and out servants (dies sind Ackerbauarbeiter und Manufakturtagelöhner), cottagers (noch 1/5 der ganzen englischen Bevölkerung zu D'Avenants Zeiten), common soldiers, paupers, gipsies, thieves, beggars and vagrents generally" 44 . Diese Bevölkerung war in der Hauptsache über das flache Land verteilt. Es gab nur eine verhältnismäßig geringe Konzentration in Städten. Es gab eine Ausnahme: London, das 500000 Einwohner zählte. Das war das siebenfache der Einwohnerzahl der größten Provinzstädte wie Bristol und Norwich. 45

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s t a t t gestrickt, Bretter wurden m i t einer Mühle s t a t t m i t menschlicher Arbeit g e s ä g t ; . . . Täglich werden neue Projekte verwirklicht, die Wollmanufakturen leichter machen" (J. Cary, A n E s s a y u p o n Trade, London 1695, S. 145—147). K . Marx, Theorien über den Mehrwert, Erster Teil, in: M E W , B d . 26.1, Berlin 1974, S. 148. N u r 4 P r o v i n z s t ä d t e h a t t e n d a m a l s mehr als 10000 Einwohner. Manchester war zur Zeit Charles I I . eine aufstrebende Stadt, zählte aber nur 6 000 Einwohner, Birmingham, bereits i m Ausland w e g e n seiner Eisenwaren bekannt, zählte aber nur unbedeutende 4 0 0 0 Einwohner (vgl. Th. Macauley, D i e Geschichte E n g l a n d s seit d e m Regierungsantritt J a c o b s I I . , B d . I I , a, a. O., S. 37).

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Der Zustand der Verkehrsverbindungen zwischen den Siedlungen war ein Haupthindernis für weiteren allgemeinen Fortschritt. Sie entsprachen wohl den Erfordernissen isolierter Produktion der kleinen Agrikultur mit ihren Nebengewerben, aber keineswegs den Produktions- und Handelsbedürfnissen der Manufakturen, insbesondere hatte der Straßenbau nicht mit der Entwicklung der Transportmittel Schritt gehalten. 46 Petty setzte sich bei jeder sich bietenden Gelegenheit für eine Modernisierung der Verkehrswege ein. Er wünschte, „jedes Jahr 50 Meilen Flußlauf schiffbar zu machen", und daß es „auf allen neun bedeutenden Landstraßen nach London nicht einen Schritt schlechten Weges geben möge"47. Bedeutend besser war es um die Seeschiffahrt bestellt. Und dementsprechend war der Außenhandel stärker entwickelt als der Binnenhandel. Die englische Seeschiffahrt erlebte in der Zeit der Restauration, d. h. also etwa in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, zusammen mit dem Außenhandel einen bedeutenden Aufschwung. 48 Einige Male durch 46

Macauley schilderte diese Verkehrsverhältnisse u n d stellte fest, d a ß bezogen auf die entsprechenden Verhältnisse seiner Zeit (Beginn des 19. J a h r h u n d e r t s ) die Einwohner Londons im 17. J a h r h u n d e r t fast weiter von Reading e n t f e r n t waren als im 19. J a h r h u n d e r t von Edinbourg u n d weiter von E d i n b o u r g als von Wien. Die Straßen befanden sich in d e n k b a r schlechtem Zustand, so d a ß die Märkte im Verlauf mehrerer Monate nicht erreichbar waren. Die Wagen wurden in diesen Distrikten generell von Ochsen gezogen. Auf den besten L a n d s t r a ß e n wurden die schweren L a s t e n zur Zeit Charles I I . auf Packwagen befördert, die auch Passagiere mit sich f ü h r t e n . Die Transportkosten waren enorm. Von London kostete die Tonne 7 £, von London nach E x e t e r 12 £. D a s war f ü r die Tonne lind Meile f ü n f z e h n Pence u n d mehr als f ü n f z e h n m a l so viel wie Eisenbahngesellschaften zur Zeit Macauleys verlangten. Die Transportkosten wirkten f ü r viele Gegenden als Luxussteuer, so war z. B. Kohle nirgendwoanders zu finden als dort, wo sie produziert wurde oder wohin sie übers Meer t r a n s p o r t i e r t werden k o n n t e (vgl. Th. Macauley, Babington. Selections, Berlin — Leipzig 1946, S. 3 0 - 3 3 ) . 47 W . P e t t y , An Opinion of W h a t is Possible to be Done, Nelligian MS 1685, British Museum, zitiert n a c h : E . Fitzmaurice, The Life of Sir William P e t t y , a. a. O., S. 188. 48 I n der Zeit zwischen 1640 u n d 1686 soll sich die Schiffstonnage

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J a h r e der Rückschläge und Depression unterbrochen, erreichte die Expansion des englischen Außenhandels in den Jahren 1686—1688 ihren Höhepunkt. Gleichzeitig hatte sich in den letzten fünfzig Jahren eine bedeutsame strukturelle Veränderung vollzogen. Noch Mitte des 17. Jahrhunderts wickelte sich der Außenhandel hauptsächlich in Form des Tuchhandels mit den europäischen Ländern ab. Gegen Ende des Jahrhunderts aber machte der Handel mit den amerikanischen und afrikanischen Kolonien bereits ein Drittel des gesamten Exports aus. In den Niederlanden hatte England zu Pettys Zeit vor allem im Überseehandel einen überlegenen Rivalen. (Die französische Rivalität kündigte sich erst an). Die Holländer hatten eine längere kapitalistische Tradition und bereits 1648 einen Höhepunkt im Kolonialhandel erreicht. Sie beherrschten vor allem den ostindischen Markt. Diese ökonomische Überlegenheit der Niederlande machte P e t t y in seiner „Politischen Arithmetik" zum Gegenstand einer sorgfältigen Analyse. Er wies darauf hin, daß die Holländer nicht nur mehr Schiffsraum besäßen, sondern vor allem bessere zweckmäßigere und billigere Schiffe bauten. Mit ihrer starken Handelsflotte beherrschten sie nicht nur den Seetransport, sondern auch den Fischfang und Fischhandel. Sie h a t t e n vorbildliche, leistungsfähige Manufakturen und setzten unter Ausnutzung der internationalen Arbeitsteilung geschickt ihre Kräfte ein. Besonders attraktiv war für P e t t y das technisch gut ausgebildete Handels-, Kredit-, Steuer- und Finanzsystem der Holländer. Mit diesen holländischen Konkurrenten führte England als aufstrebende Handels- und Kolonialmacht mehrere Handels- und Kolonialkriege. 49 Gegen Holland war auch die bereits zur Zeit Cromwells (1651) erlassene Navigationsakte gerichtet, die in den folgenden Jahren 5 0 mehrfach verschärft wurde. Sie führte dazu, daß der Warentransport im englischen Kolonialbereich f ü r englische Schiffe monopolisiert wurde. Dadurch wurden Schiffsbau und Schiffahrt Englands geverdoppelt, der Export aber vervierfacht haben (vgl. Ch. Hill, Reformation to Industnal Revolution. A Social and Economic History of B n t a i n 1 5 3 0 - 1 7 8 0 , London 1967, S. 127). 49 1652-1654, 1 6 6 5 - 1 6 6 7 und 1 6 7 2 - 1 6 7 4 . so 1660, 1662 und 1664.

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fördert und für England erfolgreiche Kolonialkriege ausgelöst. Die Navigationsakte war der wichtigste Bestandteil eines im Aufbau begriffenen Protektionssystems, das außerdem noch Ein- und Ausfuhrverbote, Schutzzölle, Luxussteuern usw. umfaßte. Mit diesem System setzte sich P e t t y auseinander. Zusammen mit dem Kolonialsystem und den großen Handelsgesellschaften jener Zeit, wie z. B. der Ostindischen Kompanie, förderte das Protektionssystem den Außenhandel und mit ihm verbundene Wirtschaftszweige im starkem Maße, insbesondere auch die Akkumulation, und trug entscheidend zur Entwicklung des Kapitalismus im Lande bei. Allerdmgs entfaltete es seine volle Wirkung erst nach Petty. Erst 1681, also fast zwanzig Jahre nach seinem ökonomischen Erstlingswerk, der „Abhandlung über Steuern und Abgaben" (1662), bot sich Petty eine gewisse Chance, seine Ideen und Vorstellungen auch zu verwirklichen. Er wurde nach London gerufen, um an einer Diskussion zur Reorganisation der irischen Staatseinnahmen im Geheimen Kronrat (Privy Council) teilzunehmen. Hier unterbreitete er den Plan, das System der Steuerverpachtung aufzugeben und umfassende Reformen einzuführen. Tatsächlich wurde die Steuerverpachtung eingestellt, seine übrigen, weiter reichenden Reformvorschläge aber zu seiner großen Enttäuschung zurückgewiesen. Es war nicht seine erste und blieb nicht seine letzte. Vor allem enttäuschte ihn, daß er nie Anerkennung fand und Gelegenheit bekam, seine sozialökonomischen Ideen durch ein bedeutendes öffentliches Amt in die Tat umzusetzen. Er erhielt lediglich 1677 das Amt eines Richters an der Admiralität in Dublin, das er bis 1683 innehatte, und wurde schließlich 1682 Marinekommissar. Das Ziel seiner Wünsche aber, Mitglied des irischen Geheimen Kronrates zu werden, hat er nie erreicht, obwohl sich um das J a h r 1679 die innenpolitische Lage für ihn wie überhaupt für seine Klasse besonders günstig entwickelt hatte. 5 1 Ein letztes Mal versuchte P e t t y 51

Der Geheime Kronrat (Privy Council) wurde m England vorübergehend zugunsten der Kaufleute, der aufsteigenden Fjnanzkapitalisten und der kapitalistisch orientierten Landanstokratie umgebildet. Auch in Irland sollten alle wichtigen Positionen von englischen Siedlern besetzt werden. Das hätte auch die Ernennung Pettys zum Geheimen Rat mit eingeschlossen. Petty begrüßte die Entwicklung der Dinge: „Die

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1686 unter James II., dem Bruder und Nachfolger des 1685 verstorbenen Charles II., zu Amt und Einfluß zu gelangen, diesmal um einen statistischen Dienst aufzubauen und seine Ideen zur „Politischen Arithmetik" zu verwirklichen. 52 Petty, der die Statistik auf soziale Prozesse anwandte, sie als mächtiges Instrument ihrer Analyse überzeugend zu handhaben verstand, verspürte wie kein anderer die Unzulänglichkeiten in seiner Methode, die sich aus dürftigem statistischem Material ergaben. Es fehlte am Einfachsten und Grundlegenden, z. B. an einer ordentlichen Bevölkerungsstatistik. Die Enttäuschung darüber, daß seine diesbezüglichen Initiativen nicht den gewünschten Erfolg hatten, war groß und auch verständlich, denn er hatte die Vorzüge seiner Methode in fast allen Schriften — nicht nur in der „Politischen Arithmetik" 53 aus dem Jahre 1676 und den beiden Essay-Serien zur „Politischen Arithmetik" der 80er Jahre — überzeugend demonstriert und entsprechende Anerkennung gefunden. Schon seine Zeitgenossen stellten sich die Frage, warum Neuigkeiten über die wunderbaren Veränderungen i m R a t haben u n s alle v o m Wein der neuen E r w a r t u n g e n t r u n k e n gem a c h t " (W. P e t t y , Brief an Southwell v o m 2 9 . 4 . 1 6 7 9 , i n : E . Fitzmaurice, T h e Life of Sir William P e t t y , a. a. O., S. 243/244). — Dieses P r o j e k t wurde aber schließlich v o m englischen König vereitelt u n d P e t t y abermals e n t t ä u s c h t . 52 U n t e r den Pettyschen Manuskripten f a n d sich eine Liste mit 40 verschiedenen Vorschlägen, die er dem neuen König in den ersten Monaten seiner R e g e n t s c h a f t u n t e r b r e i t e t h a t t e , daru n t e r ein Plan f ü r die E i n r i c h t u n g des A m t e s eines Generalrechnungsführers (Account General) „für alle Dominien des Königs", auf dem P e t t y handschriftlich v e r m e r k t h a t t e : „Stellung f ü r W . P . 1686" (vgl. The P e t t y Papers, hrsg. v o m Marquis of Lansdowne, Bd. I, London 1927 (Reprint New York 1967), S. 258). 53 Die „Politische A r i t h m e t i k " h a t P e t t y fast gleichzeitig m i t der „Politischen Anatomie I r l a n d s " geschrieben, u n d zwar zu einer Zeit, als das Selbstbewußtsein der englischen N a t i o n d u r c h eine Reihe nationaler K a t a s t r o p h e n s t a r k angeschlagen war (die Vernichtung der englischen F l o t t e in der T h e m s e m ü n d u n g bei C h a t h a m durch die Holländer im J a h r e 1667, eine Pestepidemie u n d anschließend ein verheerender G r o ß b r a n d in London im J a h r e 1666) u n d die A u f m e r k s a m k e i t der englischen Bourgeoisie sich besorgt der wachsenden Überlegenheit Frankreichs s t a t t Hollands zuwandte, während der englische König Charles I I . mit dem französischen König Ludwig X I V .

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einer Persönlichkeit solchen Formats wie P e t t y , der mit ungewöhnlichem Weitblick das Wesentliche und für die Interessen der aufstrebenden Bourgeoisie Notwendige sicher erfaßte und sich rastlos dafür einsetzte, Einfluß und Amt verwehrt blieb. 54 Von den Gründen abgesehen, die in seiner Persönlichkeit lagen — er war ein Mann mit Grundsätzen, der sich höfischen Intrigen nicht anpassen konnte —, ist der Hauptgrund darin zu sehen, daß er ein Amt anstrebte für eine Politik, die der des Hofes gewöhnlich genau entgegengesetzt war, Das heißt, letztlich waren die Ursachen seines Scheiterns in den dargestellten komplizierten politischen Verhältnissen der Restaurationsperiode zu suchen. William P e t t y starb 1687 in London. Fast allen Aktivitäten William Pettys entsprangen bedeutsame wissenschaftliche Leistungen. Von seinen zahlreichen Schriften wurden zu seinen Lebzeiten nur verhältnismäßig wenige veröffentlicht. Bedeutende Schriften erschienen anonym, zirkulierten nur als Manuskript unter Freunden und wurden erst nach seinem Tode publiziert, die letzten erst in unserem Jahrhundert. Ein großer Teil ist bis auf den heutigen Tag Manuskript geblieben. Zahlreiche Schriften waren

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einen gegen Holland gerichteten Geheimvertrag abgeschlossen hatte und der englische König dafür von Frankreich zur Sicherstellung seiner Unabhängigkeit vom englischen Parlament Subsidien erhielt. D a Petty es nun unternahm, in dieser Schrift die potentielle Überlegenheit Englands über Frankreich nachzuweisen, erklärt sich, daß Petty zu dieser Zeit eine Veröffentlichung nicht erwog. „Wenn ich ein Fürst wäre", schreibt Evelyn, ein Zeitgenosse Pettys, „würde ich ihn zumindest zu meinem zweiten Kanzler machen. Für ihn gibt es keine Schwierigkeit . . . Aber er konnte bei Hofe nie Anklang finden, da er allen Projektemachern überlegen war" (J. Evelyn, Memoirs, Bd. II, London 1819, S. 9 5 - 9 7 , Bd. I, S. 471, zitiert nach: E. Fitzmaurice, The Life of Sir William Petty, a. a. O., S. 252). - Und Charles II. meinte bei einer Gelegenheit, daß Sir William einer der besten Gomissioners der N a v y sei, die es je gab, und daß er ein großes Wissen von vielen Dingen hätte. „Aber der Mann wird sich nicht zufrieden geben, exzellent zu sein, sondern immer nach unmöglichen Dingen streben" (W. Petty, Brief an Southwell, in: The Petty Papers, hrsg. vom Marquis of Lansdowne, a. a. O., S. 284).

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zunächst nicht zur Veröffentlichung vorgesehen, sondern nur zur Selbstverständigung geschrieben worden, oder sie waren Nebenprodukte seiner verschiedenen Aktivitäten. Von der beeindruckenden Breite und Vielfalt seiner publizistischen Tätigkeit zeugen Arbeiten zur Geschichte der Produktivkräfte, die durch Bacons berühmtes Werk „Novum Organum scientiarum" 5 5 angeregt wurden. P e t t y lieferte Beiträge zur Geschichte des Tuchgewerbes und der Färberei. E r schrieb über angewandte Mechanik, über Navigation und Angelegenheiten der Marine und über damit zusammenhängende politische und ökonomische Fragen, verfaßte medizinische Abhandlungen, nahm aber auch zu Erziehungsfragen Stellung, äußerte sich zur Philosophie und Religion. Vor allem machte er mit ökonomisch-statistischen Schriften von sich reden. Hier nahm er in beeindruckender Weise zu wirtschafts- und finanzpolitischen Fragen Stellung. Und in diesem Zusammenhang entwickelte er seine epochemachenden Gedanken zu den grundlegenden Fragen der politischen Ökonomie und Statistik. Diese Gedanken wurden von ihm in keiner Schrift und an keiner Stelle zusammenhängend dargelegt, sondern erscheinen gelegentlich in die Ausführungen eingestreut. E s gibt aber keinen Zweifel, daß er stets eine wohlausgewogene, geschlossene theoretische Position und Konzeption hatte, die man ohne Schwierigkeiten herausarbeiten kann, wobei in zeitlich aufeinanderfolgenden Schriften auch die Entwicklung seiner Auffassung deutlich erkennbar wird. Für uns sind natürlich diese Grundaussagen zur politischen Ökonomie besonders interessant. Aber auch ihr Kontext ist durchaus lesenswert, nicht nur durch seinen Inhalt, sondern auch durch die Art und Weise der Darlegung, durch die Pettysche Methode und seinen Stil. Obwohl P e t t y ein exzellentes Englisch zuschreiben verstand, hat er sich jedoch nicht immer um vollendete Form bemüht. Das 55

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F . Bacon, Novum Organum scientiarum, in: F . Bacon, The Philosophical Works, Bd. IV, London 1858, S. 265ff., insbesondere S. 269. Dieses Werk enthält einen Anhang („Parsceve") mit einem Katalog von 130 Titeln zur Vorbereitung einer Geschichte der Natur- und Experimentalwissenschaft, u. a. zur Geschichte der verschiedenen Gewerbe (92. Wollmanufaktur und dazugehörige Künste, 93. Seidenmanufaktur, 97. Färberei). Petty, Schriften

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erklärt sich daraus, daß ein großer Teil seiner Schriften nicht über das Manuskriptstadium hinausgekommen ist. Aber er überzeugt stets durch seinen knappen, Denken und Erfahrung, Logik und Fakten in Maße und Zahl ohne Umschweife sicher verbindenden Stil. Immer überrascht er durch Originalität, Tiefe, Kühnheit und wissenschaftliche Rücksichtslosigkeit seines Denkens, mit einer Methode, die ihn nicht nur lesenswert, sondern auch nachahmenswert macht. Pettys Schriften sind alles andere als trockene Abhandlungen: „Ein origineller Humor durchströmt alle seine Schriften" 56 , lobt ihn Marx. Über seine Darstellung und Arbeitsweise geben auch die folgenden Episoden Aufschluß: Einmal von seinem Verleger darauf angesprochen, daß sich das vorgelegte Manuskript wegen seines knappen Umfangs für eine Veröffentlichung nicht sonderlich eigne und eine Erweiterung wünschenswert wäre, antwortete Petty, daß er sich wünsche, der Umfang aller Bücher wäre geringer.57 Und für seinen Arbeitsstil ist bemerkenswert, was er einmal einem Freund gegenüber äußerte: „Er hat mir erzählt", schreibt John Aubrey, „daß er nur wenig gelesen hat, d. h. nach dem 25. Lebensjahr, und Mr. Hobbes Meinung ist, daß, wenn er soviel gelesen hätte wie manche Leute, er nicht so viel wüßte, wie er weiß, und auch nicht so viele Entdeckungen gemacht und Fortschritte erzielt haben würde."58 Von seinen Beiträgen zu ökonomischen Fragen sind fünf von bleibendem Wert: Die erste Abhandlung dieser Art, zugleich sein grundlegendes Werk und man kann wohl sagen auch sein Meisterwerk, die „Abhandlung über Steuern und Abgaben", ist 1662 unmittelbar nach der Restauration der Stuarts anonym erschienen und wurde danach schon zu seinen Lebzeiten mehrfach aufgelegt, allerdings ohne seine ausdrückliche Zustimmung. Veranlaßt wurde diese Schrift durch die damals geführten Diskussionen über eine Veränderung der Steuererhebungsmethoden. Sie behandelt aber einen weit umfassenderen 56 57 68

K. Marx, Zur Kritik der Politischen Ökonomie, in: MEW, Bd. 13, a. a. O., S. 38/39. Vgl. W. Petty, Beobachtungen anhand der Dublmer Sterbelisten, S. 335 der vorl. Ausg. J . Aubrey's Account of Sir William Petty, in: G. Keynes, A Bibliography of Sir William Petty, a. a. O., S. 89.

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Themenkreis als ihr Titel vermuten läßt, insbesondere stellt Petty hier zum ersten Male seine Werttheorie vor. Die Arbeit enthält auch bereits erste Anwendungen und Ableitungen. „Verburn sapienti"59, eine kurze „Abhandlung über Steuern und den Wert der Bevölkerung", entstand um 1665. Petty nimmt hier eine Bewertung des Reichtums der (englischen) Nation vor und untersucht ihre Fähigkeit, Steuern zu zahlen. Die Abhandlung wurde zum ersten Mal 1691 als Anhang zur „Politischen Anatomie Irlands" veröffentlicht, die gleichfalls erstmals erschien. Die Entstehung der „Politischen Anatomie Irlands" selbst fällt in das Jahr 1671. Diese Arbeit enthält eine mit reichem statistischem Material gestützte umfassende Beschreibung und Charakteristik der ökonomischen Lage und Struktur sowie des politischen und ideologischen Überbaus Irlands nach der vollständigen Besetzung durch die Engländer unter Crom well, also nach 1649. Beide Schriften enthalten ebenfalls interessante Weiterentwicklungen der Ansichten Pettys zur politischen Ökonomie. Die „Politische Arithmetik" schrieb er in den Jahren 1671 bis 1676. Zum ersten Mal autorisiert gedruckt erschien sie 1690, zirkulierte aber bereits vorher in zahlreichen Manuskripten. Auch König Charles II. hatte Petty ein Manuskript überreicht. Unautorisiert und entstellt war die Schrift 1683 unter dem Titel „England's Guide to Industry" erschienen. In der „Politischen Arithmetik" analysiert er den potentiellen Reichtum Englands. Er stellt hier, wie aus dem Vorwort ersichtlich, ganz bewußt seine bereits erprobte neue Methode vor, die nach seinen Worten in der Anwendung der Algebra auf die Politik bestehe, wobei er „viele Terms von Untersuchungsgegenständen auf Terms in Zahl und Gewicht und Maß reduzierte, um sie mathematisch zu behandeln" 60 , d. h. statistische Methoden anwendete. Auch hier sind Ausführungen politökonomischen Charakters vielfach eingestreut. Als 1682 eine Münzprägung zur Debatte stand, schrieb Petty „Quantuluncumque concerning Money"6i. Es wurde 59 60 61

Ein Wort dem Einsichtigen. W. Petty, Brief an Southwell vom 3. 11. 1687, in: The P e t t y Papers, hrsg. vom Marquis of Lansdowne, Bd. II, a. a. O., S. 16. Über Geld, wie wenig auch immer.

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1695 zum ersten Mal gedruckt. „Eine ganz abgerundete, aus einem Stück gegossene Arbeit. . . Die letzten Spuren merkantilistischer Anschauungen, die man in anderen Schriften von ihm antrifft, sind hier völlig verschwunden. Es ist ein kleines Meisterwerk nach Inhalt und Form" 62 , urteilt Karl Marx. Neben diesen fünf größeren bzw. bedeutenderen Schriften schrieb P e t t y in seinen letzten Lebensjahren zwei Serien kleinerer Essays zur politischen Arithmetik. Sie wurden in den Jahren 1682 bis 1687 gedruckt, weit verbreitet und erlebten mehrere Auflagen. Eigentlich sind es Beiträge zur Bevölkerungsstatistik. Sie wurden aber auch zur Grundlage weitgehender Schlußfolgerungen im Sinne seiner politischen Arithmethik gemacht und behandeln auch politökonomisohe Fragen. So enthält ein Essay Pettys das berühmte Beispiel der manufakturmäßigen Herstellung einer Uhr. Von ihrem inhaltlichen Zusammenhang zur „Politischen Arithmetik" aus dem Jahre 1676 einmal abgesehen, sind sie eine direkte Fortsetzung der „Observations upon the Bills of Mortality" von John Graunt aus dem Jahre 1662, die als der Beginn der eigentlichen Bevölkerungsstatistik gelten. Diese Schrift von John Graunt, einem lebenslangen Freund Pettys, ist unverkennbar auch von der Handschrift Pettys geprägt, und es gibt deshalb einen Disput um die Autorenschaft. 63 Die „Essays" und auch die „Politische Arithmetik" — bis in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts hinein wiederholt aufgelegt — erschienen teilweise in französischer Sprache und auszugsweise auch in Deutsch. 64 Für das 19. Jahrhundert 62

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K . Marx, A u s der „kritischen Geschichte", in: F . Engels, Herrn E u g e n Dührings U m w ä l z u n g der Wissenschaft („Anti-Dühring"), in: M E W , B d . 20, a. a. O., S. 218. Vgl. The P e t t y Papers, hrsg. v o m Marquis of Lansdowne, B d . II, a. a. O , S. 273 H . D e n Leser dieser Ausgabe wird es interessieren, daß ein Auszug aus P e t t y s „Fünf Essays", u n d zwar die Abschnitte I, I I , I V u n d V, i m Jahre 1693 z u s a m m e n mit Arbeiten anderer Autoren in einer weiteren Auflage 1724 in deutscher Sprache unter d e m Titel erschien: Handgreifliche Demonstration, daß die Stadt London in England m i t ihren Vorstädten allein viel mächtiger u n d größer u n d volckreicher sey N i c h t nur als die Städte Parise u n d R o u a n , m i t ihren beiderseits Vorstädten z u s a m m e n Oder als die Städte Parise und R o m e , mit ihren beyderseits Vors t ä d t e n z u s a m m e n Sondern auch als alle diese drey vornehme u n d grosser Städte m i t allen ihren Vorstädten zusammen.

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aber mußte Marx m seinem 1859 erschienen Werk „Zur Kritik der Politischen Ökonomie" feststellen: „Pettys Schriften sind beinahe buchhändlerische Raritäten und nur in schlechten Ausgaben zerstreut vorhanden." 6 5 Marx hatte bereits 1854, in seiner Brüsseler Zeit, mit dem Studium von Pettys Schriften begonnen und sie konspektiert. Aber noch 1869 schrieb Engels an Marx: „Ich habe hier auf der Free Library und der Chatham Library (in Winchester) noch eine Masse sehr wertvoller Quellen . . . gefunden . . . Auch diverse Sachen von old P e t t y . . ." 66 Wie man anhand der Darstellung des Lebensweges William Pettys verfolgen kann, erlangte der Außenhandel zu seiner Zeit zunehmend gesamtwirtschaftliche Bedeutung. Vor allem seine kapitalistische Orientierung und Motivierung widerspiegelten sich theoretisch im Monetär- und Merkantilsystem, das sich seit dem 16. Jahrhundert ausprägte. „Wie eine allgemeine Geldgier Völker und Fürsten im 16. und 17. Jahrhundert, der Kindheitsperiode der modernen bürgerlichen Gesellschaft, in überseeische Kreuzzüge nach dem goldnen Gral jagte, so proklamierten die ersten Dolmetscher der modernen Welt, die Urheber des Monetarsystems, wovon das Merkantilsystem nur eine Variante ist, Gold und Silber, d. h. Geld, als den einzigen Reichtum. Richtig sprachen sie den Beruf der bürgerlichen Gesellschaft dahin aus, Geld zu machen." 6 7 Das Merkantilsystem fand seine wirtschaftspolitisch-praktische Ausprägung in den hundert Jahren von etwa 1620 bis 1720. Es war zu Pettys Zeiten unumschränkt herrschende Doktrin. Seine Grundlagen hatte um die Jahrhundertwende Thomas Mun entwickelt in seiner Schrift „A Discourse of Trade from England into the East Indies", 1609 und in So dass London die größte Stadt und das mächtigst Emporium der ganzen Welt sey. Aus des berühmten Bittern und der Königlichen Englischen Societät-Cunosorum Schrifften ausgezogen, Dantzig im Jahr 1693. 65 K. Marx, Zur Kritik der Politischen Ökonomie, in: MEW, Bd. 13, a. a. O., S. 39. 60 K. Marx/F. Engels, Briefwechsel, IV. Band, 1868-1883, Berlin 1950, S. 302. 67 K. Marx, Zur Kritik der Politischen Ökonomie, in: MEW, Bd. 13, a. a. O., S. 133. 27 Petty, Schritten

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anderer Form 1664 erschienen — gegen das Monetarsystem gerichtet. Diese Schrift übte nach Marx direkten Einfluß auf die Gesetzgebung aus und blieb für weitere hundert Jahre merkantilistisches Evangelium. 68 Mun ging davon aus, daß die Edelmetalle den einzigen wirklichen Reichtum eines Landes ausmachten, behauptete aber gleichzeitig, daß ihre Ausfuhr dennoch ruhig erlaubt werden dürfe, vorausgesetzt, daß die Zahlungsbilanz für die ausführende Nation günstig sei.69 In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts begann nun die wachsende Bedeutung der Produktion marktfähiger Ware in der Manufaktur und in der Landwirtschaft in den Mittelpunkt des ökonomischen Denkens und der Regierungspolitik zu rücken. Die Merkantilisten gaben das Suchen nach „Treasures" allmählich auf und konzentrierten sich auf die Entwicklung einheimischer Produktivkräfte. Gegen Ende des Jahrhunderts formulierte Charles Davenant: „Gold und Silber sind das Maß des Handels, aber Quelle und sein Ursprung ist in allen Nationen das natürliche oder künstliche Produkt des Landes, d. h., was ihr Land oder was ihre Arbeit und Industrie produzieren." 70 Petty sah bereits „in der Goldgier den tatkräftigen Trieb, . . . der ein Volk zur industriellen Entwicklung und zur Eroberung des Weltmarktes stachelt" 7 1 . Die Merkantilisten betrachteten wirtschaftliche Fragen — auch und nicht zuletzt die nach den Formen und Quellen des Reichtums — stets unter aktuellen, vordergründig wirtschaftspolitischen Gesichtspunkten. Sie waren Praktiker der Wirtschaft. Ihre Traktate sind Plädoyers für oder gegen bestimmte Forderungen, Regulierungen und Gesetze oder enthalten praktische Regeln, die den Handel voranbringen sollen. Dabei suchten sie die Erklärung der Probleme der 68

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Vgl. K. Marx, Aus der „kritischen Geschichte", in: F. Engels, Herrn Eugen Dühnngs Umwälzung der Wissenschaft („AntiDühnng"), in: MEW, Bd. 20, a. a. O., S. 215/216. Vgl. K. Marx, Die Ostindische Kompanie, ihre Geschichte und die Resultate ihres Wirkens, in: MEW, Bd. 9, Berlin 1970, S. 153. Ch. Davenant, Discourse on the Public Revenues, and on the Trade of England, London 1698, S. 15. K. Marx, Zur Kritik der Politischen Ökonomie, in: MEW, Bd. 13, a. a. O., S. 41.

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Wirtschaft in den oberflächlichen Zusammenhängen der Erscheinungen. So wurden zum Beispiel die Depressionen in den J a h r e n 1620, 1649 und in den 60er J a h r e n vor allem auf den Mangel an Geld zurückgeführt. Und durch diese Überlegungen wurde wiederum die merkantilistische Überbe-, tonung der Bedeutung des Geldes für den Wirtschaftsprozeß bekräftigt. Die Lösung der wirtschaftlichen Probleme wurde folgerichtig vorrangig in Maßnahmen gesucht, die das Geld im Lande zu halten und mehr Geld ins Land zu bringen versprachen. 72 Die zu Pettys Zeiten bereits fortschrittlichen theoretischen Positionen waren nicht in den Schriften merkantilistischer Praktiker zu finden, sondern bei Philosophen wie Francis Bacon und vor allem Thomas Hobbes, die begonnen hatten, sich auch mit dem vorherrschenden mittelalterlichen Gedankengut zu ökonomischen Fragen auseinanderzusetzen. Die durch die mittelalterliche Scholastik aus dem Altertum überlieferten ökonomischen Auffassungen f u ß t e n auf der Voraussetzung, daß das Ziel und Maß wirtschaftlicherProzesse die Bedürfnisbefriedigung, die Nützlichkeit ist. Und in der Tat wurden seit Aristoteles die ökonomischen Kategorien wie Arbeitsteilung, Austausch, Handel, Wert, Geld, 72

Marx hat den tieferen Grund aufgezeigt, warum die Merkantilisten besonders die Arbeit in den Produktionszweigen hervorhoben, „deren Produkte, nach dem Ausland geschickt, mehr Geld zurückbringen, als eie gekostet haben (oder für sie ausgeführt werden mußte), die also ein Land befähigten, in besondrem Grad an den Produkten der neueröffneten Gold- und Silberminen zu partizipieren. Sie sahen, daß in diesen Ländern rasches Wachstum des Reichtums und der Mittelklasse stattfand. Worauf beruhte in der Tat dieser Einfluß des Goldes? Der Arbeitslohn stieg nicht im Verhältnis wie die Warenpreise; der Arbeitslohn sank also, und damit vermehrte sich die relative Surplusarbeit, stieg die Rate des Profits, nicht weil der Arbeiter produktiver geworden, sondern weil der absolute , Arbeitslohn (d. h. die Summe der Lebensmittel, die der Arbeiter erhält) herabgedrückt wurde, mit einem Wort, die Lage der Arbeiter sich verschlechterte . . . Dies fact hing mit dem influx der edlen Metalle zusammen; und es war dies ein, wenn auch nur dunkel geahntes Motiv, weshalb die Merkantilisten die in solchen Produktionszweigen angewandte Arbeit für allein produktiv erklärten" (K. Marx, Theorien über den Mehrwert, Erster Teil, in: MEW, Bd. 26.1., a. a. O., S. 124).

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Zins unter diesem Gesichtspunkt erklärt und in ihrer praktischen Handhabung moralisch bewertet. Die Arbeitsteilung betrachtete Aristoteles zum Beispiel vom Standpunkt der Qualität der Produkte und den Wert von dem der Nützlichkeit. Die Nützlichkeit, der Gebrauchswert, war für ihn und für seine scholastischen Nachfolger das reale Maß des Wertes, das Geld lediglich Maßstab, um die Nützlichkeit zum Zwecke des Tauschs zu messen und den Austausch von Gebrauchswerten zu vermitteln. Und aus dieser Sicht der Dinge war es absurd und moralisch verwerflich, zum Beispiel für das Ausleihen eines solchen Maßstabs mehr zurückzuverlangen, als verliehen wurde, also Zins zu verlangen. Mit der Entwicklung des Handels und dem Aufkommen des Kapitalismus veränderten sich die Ziele und Motive des Wirtschaftens wesentlich und gerieten mit den scholastischen Dogmen in Konflikt. Man versuchte zunächst, die Dogmen durch weite Auslegungen und Interpretationen 7 3 den neuen Bedingungen anzupassen. Theoretisch konseqent überwunden wurden sie schließlich durch Petty. Mit den neuen Bedingungen änderten sich auch die Auffassungen zu den Wertkategorien überhaupt. Als Empiriker hatten die Merkantilisten den Tauschwert der Waren, insbesondere des Geldes, aus den Vorgängen in der Zirkulation, aus dem Verhältnis von Angebot und Nachfrage und Knappheit und Überfluß, die Profite mit dem Austausch von Nichtäquivalenten im Außenhandel erklärt. Die zunehmende Ausrichtung des ökonomischen Denkens an der Produktion stellte aber nicht nur die Frage nach den Quellen des stofflichen Reichtums neu, sondern auch nach den Faktoren, die den Wert der Waren abstimmen. Sie verlangte die wissenschaftliche Analyse der Ware auf Gebrauchswert und Wert. Bacon hatte in einem Essay festgestellt, „daß nur drei Dinge von einer Nation an die andere verkauft werden: die Ware, wie sie die Natur hervorbringt, die Manufakturware und der Transport oder die Fracht", und daß es vorkomme, „daß materiam superabit opus, d. h., daß Arbeit und Fracht mehr wert sind als der Stoff, wodurch ein Staat um so mehr bereichert wird", daß man das deutlich an den Niederländern 73

Zum Beispiel bereits im 12. und Alexander von Haies (gest. 1245).

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13. Jahrhundert

durch

beobachten könne, „die die besten Goldminen oberhalb der Erde haben"™. Und Hobbes betonte: „Damit die Bürger wohlhabend werden, ist zweierlei notwendig: Arbeit und Sparsamkeit; auch können die natürlichen Erträge des Landes und des Meeres als eine dritte Quelle angesehen werden." 75 Doch diese Anschauung Hobbes von der Quelle des stofflichen Reichtums, bemerkte Marx, bliebe mehr oder weniger unfruchtbar, während sein Schüler P e t t y sie zur politischen Arithmetik, zur ersten Form leite, worin sich die politische Ökonomie als selbständige Wissenschaft scheide.76 Zu Pettys Erfolgen hat zweifellos die fortschrittliche weltanschaulich-methodische Position beigetragen, die er unter dem Einfluß der materialistischen Grundströmung des 17. Jahrhunderts, der Lehren Francis Bacons und seines Schülers Thomas Hobbes' gewonnen hatte. In ökonomischen Fragen war Bacon jedoch nicht über merkantilistische Positionen hinausgekommen. Er erklärte zum Beispiel, daß ein Land seinen Reichtum nur vermehren könne, wenn es andere Länder ausbeute: „Die Zunahme irgendwelchen Vermögens kann nur zu Lasten des Auslands gehen, denn was irgendwoher gewonnen wird, ist irgendwo verlorengegangen." 77 Als Philosoph lehrte Bacon — „der wahre Stammvater des englischen Materialismus und aller modernen experimentierenden Wissenschaft" 78 , wie Marx ihn nannte —, daß die Sinne untrüglich und Quelle aller Kenntnisse seien. Nach ihm sei die Wissenschaft Erfahrungswissenschaft und bestehe darin, eine rationelle Methode auf das sinnlich Gegebene anzuwenden. Dabei seien die Hauptbedingungen einer rationellen Methode: Induktion, Analyse, Vergleichung, Beobachtung, Experimentieren. • In Übereinstimmung damit erklärte P e t t y im Vorwort 74

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77 78

F. Bacon, Essay X V , in: Essays, ins Deutsche übers, von Gustav Beck, München, 1972. Th. Hobbes, Vom Menschen — vom Bürger, Berlin 1967, S. 213 (Philosophische Studientexte). Vgl. K . Marx, Zur Kritik der Politischen Ökonomie, in: MEW, Bd. 13, a. a. O., S. 39. F. Bacon, Essays, ins Deutsche übers, von Gustav Beck, a. a. O., S. 57. K . Marx/F. Engels, Die heilige Familie, in: MEW, Bd. 2, Berlin 1962, S. 135. 409

seiner „Politischen Arithmetik", daß er beabsichtige, sich einzig „aus sinnlicher Erfahrung abgeleiteter Argumente zu bedienen und nur solche Ursachen zu betrachten, die sichtbare Grundlagen in der Natur haben" 7 9 . Für ihn war die Wissenschaft Einheit von Qualität, Quantität und Maß, und er erklärte seine Absicht, „anstatt nur komparative und Superlative Worte oder intellektuelle Argumente zu gebrauchen, (sich) in Terms von Zahl, Gewicht und Maß auszudrücken" 8 0 . Und deshalb spielt in seinen Abhandlungen die unter der Bezeichnung „Politische Arithmetik" eingeführte Anwendung der Statistik auf die Untersuchung ökonomischer Verhältnisse und Prozesse eine überragende Rolle, wobei er stets zu wirtschaftspolitisch-praktischen Schlußfolgerungen gelangt. Ein zeitgenössisches Urteil haben wir von Charles Davenant (1656—1714), der feststellte: „Unter Politischer Arithmetik verstehen wir die Kunst, über Regierungsangelegenheiten mit Hilfe von Zahlen zu urteilen . . . Die Kunst selbst ist zweifellos sehr alt . . . (Aber Petty) gab ihr zuerst diesen Namen und brachte sie in Regeln und Methoden." 8 1 Und diese Leistung, die Verwandlung der Statistik in ein wissenschaftliches Instrument zur Lösung praktischer sozialer Probleme, brachte ihm zu Recht die Bezeichnung Begründer, Vater der Statistik ein. P e t t y hatte die Möglichkeiten der Statistik „in gewaltigen Zügen vorgezeichnet" 82 . William P e t t y nahm in seinen Schriften st ets zu aktuellen wissenschaftspolitischen Fragen Stellung und ließ sieh nicht von oberflächlichen scheinbaren Zusammenhängen täuschen, sondern ging den Dingen auf den Grund. Die Ursachen der Depressionen suchte er nicht in der Zirkulation, sondern in der Produktion, so zum Beispiel in dem Umstand, „daß die Holländer uns unsere Tuchmanufaktur entzogen haben, weil sie fähig wurden, mit größerer Kunstfertigkeit zu Werke zu gehen, zu arbeiten, und zwar 7

9 W . P e t t y , Politische Arithmetik, S. 221 f. der vorl. Ausg. 80 E b e n d a . 81 Ch. D a v e n a n t , Discourse on t h e Public Revenues, and o n t h e Trade of England, Teil 1: Of the U s e of Political Arithmetik, Werke, B d . I, L o n d o n 1771, S. 228. 82 F . Engels, Herrn E u g e n Dührings U m w ä l z u n g der Wissenschaft („Anti-Dühring"), in: M E W , B d . 20, a. a. O., S. 218.

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weit härter" 8 3 und machte Vorschläge für die Entwicklung der Produktivkräfte und für die Gestaltung der Wirtschaftsund Finanzpolitik zu einem objektiv wirksamen Gegenmittel. Nach solchen natürlichen Wegen zu suchen, sei besser, als „der Natur zu widerstehen, die Winde und die See aufzuhalten usw." 84 . Sein Vordringen zu solchen wesentlichen Zusammenhängen war bei ihm im Unterschied von seinen Vorgängern und Zeitgenossen bereits mit einem relativ tiefen Eindringen in die sich gerade erst entwickelnden kapitalistischen Produktionsverhältnisse und in das Wesen ihrer politökonomischen Kategorien verbunden. Es ist für ihn überhaupt charakteristisch, daß er mit der praktischen Analyse stets die Entwicklung der Theorie verknüpfte und sich die Aufgabe stellte, „die geheimnisvolle Natur", d. h. das Wesen solcher Kategorien wie Geld, Preis, Rente, Zins, Bodenpreis, Warenaustausch, Arbeitsteilung u. a., zu ergründen. In Form seiner „Politischen Arithmetik" setzte Petty seine.Theorie erfolgreich zur Untersuchung der gesellschaftlichen Praxis ein und bediente sich dazu im wesentlichen statistischer Methoden, die er eigens dafür entwickelte. Die Statistik selbst konzipierte er von vornherein und ganz bewußt als ein mächtiges Instrument politökonomischer Analyse (wie überhaupt zur Untersuchung sozialer Prozesse). E r hielt sie zugleich für ein unerläßliches Instrument des Staates, seine Politik, insbesondere seine Finanz-, Wirtschaftsund Sozialpolitik, zu fundieren. Petty betrieb erstmals eine wissenschaftliche Statistik. Ausgehend von ihrer Funktion, bestimmte er ihre besonderen Gegenstände, entwickelte Methoden zur statistischen Beschreibung eines Staatswesens und vor allem zur Analyse seiner Entwicklung. Gleichzeitig stellte er Organisationsprinzipien für einen staatlichen statistischen Dienst auf. 85 Seine Auffassungen von den Gegen83

85

W. Petty, Eine Abhandlung über Steuern und Abgaben. S 68 8 4 Ebenda, S. 70. der vorl. Ausg. E r war damit seiner Zeit weit voraus. Nur sehr zögernd verbreiteten sich seine Erkenntnisse, und manche seiner Ideen und Anregungen wurden erst Jahrhunderte später realisiert. Die Pettysche Grundauffassung der Statistik und ihre dementsprechenden Grundstrukturen haben sich aber letzten Endes durchgesetzt und sind in den modernen Formen der Statistik „aufgehoben".

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ständen, Denkniethoden, Hilfsmitteln und Organisationsprinzipien der Statistik hat Petty in seinen Arbeiten in Form praxisbezogener Musterbeispiele entwickelt und vorgstellt, nicht nur um „der Mühe des Schreibens dicker Bücker zu entgehen'' 86 , sondern auch, um für die Praxis wichtige Schlußfolgerungen formulieren zu können. Dabei erwiesen sich jedoch die erwähnten völlig unzureichenden statistischen Ausgangsdaten als hinderlich. Nicht zuletzt auch deshalb war ihm an der Organisation eines statistischen Dienstes durch den Staat gelegen. Die von ihm gelieferte Klassifikation der Daten reicht von der Bevölkerungsstatistik über eine breit angelegte Wirtschafts- und Finanzstatistik bis zur Medizinal-, Kriminalstatistik und zur Statistik klimatischer Bedingungen — alles sehr detailliert und wohldurchdacht. Gerade die Auswahl und die Begründung der Zweckmäßigkeit ausgewählter Datenarten, die Erörterung ihrer möglichst multivalenten Nutzung zur Beschreibung und Analyse gesellschaftlicher Zustände und Prozesse wurden mit aller Sorgfalt und mit großer Umsicht vorgenommen. Petty stellte auch Überlegungen zur Ökonomie der Statistik selbst an. Und schließlich lieferte er natürlich den Beweis für die praktische Bedeutung und Wirksamkeit seiner Methode, indem er sie erfolgreich anwandte. Nun geht allerdings das, was uns Petty in Form seiner „Politischen Arithmetik" darbietet, weit über eine angewandte Statistik hinaus. Petty blieb nicht bei der einfachen Feststellung statistischer Tatsachen stehen. Er gab sich auch nicht mit der vordergründigen Erklärung gesellschaftlicher Erscheinungen ab, sondern versuchte, sie in ihren wesentlichen Zusammenhängen zu erfassen. Er verknüpfte die verschiedensten gesellschaftlichen Erscheinungen und Prozesse miteinander — bekanntlich ein recht moderner Aspekt gesellschaftswissenschaftlicher Arbeit —, so verband er ökonomische Probleme mit Fragestellungen aus anderen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens, z. B. aus der Rechtsprechung und der Religion. Er zog es vor, ökonomische Entwicklungen in historischen Dimensionen zu betrachten. Doch 86

W. Petty, Politische Beobachtungen (Einleitung), in: The Petty Papers, hrsg. vom Marquis of Lansdowne, Bd. I I , a. a. O., S. 227.

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sehr wichtig ist, daß seine Überlegungen zur „Politischen Arithmetik" zu grundlegenden theoretischen Betrachtungen politökonomischer Natur überleiten, die Wissenschaftsgeschichte gemacht haben. Die politische Ökonomie ist bei ihm aber noch nicht als eine völlig selbständige Disziplin erkennbar. Sie blieb sehr eng mit der Statistik verbunden. P e t t y war auch noch teilweise — wie bereits erwähnt — merkantilistischen Auffassungen verhaftet, nicht nur wirtschaftspolitisch, sondern auch theoretisch. P e t t y kam zu seinen Ansichten, wie er selbst betont, nicht als ein Praktiker der Wirtschaft. Er hatte keine führende Position etwa in einer der großen Handelsgesellschaften inne wie z. B. Thomas Mun oder Josiah Child. Er war Arzt und gehörte als Mediziner zu einer Reihe bedeutender Kollegen, die sich nach ihm gleichfalls als Theoretiker der politischen Ökonomie einen Namen machen sollten. 87 Ebenso wie Bacon und Hobbes führte P e t t y den stofflichen Reichtum, insbesondere den Gebrauchswert der Waren, auf die Arbeit zurück, „ohne sich über die Naturbedingtheit ihrer schöpferischen K r a f t zu täuschen" 88 . Doch in dieser im Wesen der Sache liegenden Einheit von Arbeit und Natur als Quellen des stofflichen Reichtums hob er bereits stärker die entwicklungsbestimmende Rolle der Arbeit hervor, indem er betonte, daß „Arbeit der Vater und das aktive Prinzip des Reichtums ist wie die Erde die Mutter" 89 . Die konkrete gebrauchswertschaffende Arbeit selbst stellte er nicht als vereinzelten Prozeß dar und untersuchte sie so, sondern „die wirkliche Arbeit faßte er sofort in ihrer gesellschaftlichen Gesamtgestalt, als Teilung der Arbeit"90. Die Tei„Ursprünglich war che politische Ökonomie betrieben von Philosophen wie Hobbes, Locke, Hume, Geschäfts- und Staatsleuten wie Thomas Morus, Temple, Sully, de Witt, North, Law, Vanderhnt, Cantillon Franklin, und theoretisch namentlich, und mit größtem Erfolg, von Medizinern, wie Petty, Barbon, Mandeville, Quesnay" (K. Marx, Das Kapital, Erster Band, MEW, Bd. 23, a. a. O., S. 645). 88 K. Marx, Zur Kritik der Politischen Ökonomie, in: M E W , Bd. 13, a. a. 0., S. 38. 89 W. Petty, Eine Abhandlung über Steuern und Abgaben, S. 74 der vorl. Ausg. so K . Marx, Zur Kritik der Politischen Ökonomie, m: MEW, Bd. 13, a. a. O., S. 38. 87

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lung der Arbeit wiederum entwickelte er betont als Produktivkraft, wie zum Beispiel in seiner „Politischen Arithmetik" 91 und in seinem „Essay über die Zunahme der Bevölkerung" 92 . Und man wird bei Petty vergeblich nach abstrakten Diskussionen dieses Sachverhalts suchen. E r entwickelte die wesentlichen Vorzüge der gesellschaftlichen Arbeitsteilung umfassend, anschaulich-praktisch, überzeugend und nie ohne Empfehlung praktischer Möglichkeiten zur Vermehrung des Reichtums der Nation. So interessant, originell und wissenschaftlich bedeutsam schon diese Beiträge Pettys zur Analyse des Reichtums einer Nation und der Ware bzw. der warenproduzierenden Arbeit sind, so besteht seine eigentliche wissenschaftshistorische Leistung jedoch darin, daß er erste entscheidende Schritte machte, um Tauschwert und Wert der Ware von ihrem Gebrauchswert abzuheben, ohne allerdings bereits beide begrifflich sauber zu trennen, und daß er begann, das Wesen von Tauschwert und Wert der Waren zu enthüllen, indem er sie auf die Arbeit zurückführte. „Die Grundlage, der Ausgangspunkt der Phj'siologie des bürgerlichen Systems — des Begreifens seines inneren organischen Zusammenhangs und Lebensprocesses — ist die Bestimmung des Werths durch die Arbeitszeit . . . " 9 3 Und in seiner „Abhandlung über Steuern und Abgaben" entwickelte Petty „eine vollkommen klare und richtige Analyse der Wertgröße der Waren. Indem er sie zunächst veranschaulicht an dem Gleichwert von edlen Metallen und Korn, welche gleich viel Arbeit kosten, sagt er das erste und letzte theoretische' Wort über den Wert der edlen Metalle." 9 4 Und Marx bezieht sich hier vor allem auf den folgenden berühmt gewordenen Pettyschen Satz: „Wenn jemand eine Unze Silber aus dem Inneren der Erde Perus in derselben Zeit nach London bringen kann, die er zur Produktion eines Busheis Korn braucht, dann ist das W . Petty, Politische Arithmetik, S. 234 der vorl. Ausg. W . Petty, Ein weiterer Essay in Politischer Arithmetik, s» S. 318 der vorl. Ausg. K . Marx, Theorien über den Mehrwert. Heft X I , in: MEGA II, 9 4 3.3., Berlin 1978, S. 817. K . Marx, Aus der „kritischen Geschichte", in: F . Engels, Herrn Eugen Dührings Umwälzung der Wissenschaft („AntiDühring"), in: M E W , Bd. 20, a. a. O., S. 216. 91 92

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eine der natürliche Preis des anderen. Wenn er nun durch Abbau neuer und ergiebigerer Bergwerke statt der einen zwei Unzen Silber mit dem gleichen Aufwand gewinnen kann, wird das Korn bei einem Preis von 10 Schilling pro Bushel ebenso billig sein wie bei einem Preis von 5 Schilling, caeteris paribus."9'3 Und an anderer Stelle formuliert er: „Und nehmen wir an, die Produktion eines Busheis Korn erfordere ebensoviel Arbeit wie die einer Unze Silber" 9 0 und bezeichnet dies als den realen und nicht eingebildeten Weg, die Preise der Waren zu berechnen. 97 Mit dem „natürlichen Preis" erfaßt Petty in der Tat clie Wertgröße der Ware, die durch ein Arbeitsquantum bestimmt wird und sich proportional zu der Produktivität der auf die Gewinnung von Silber gerichteten Arbeit verhält. Aber er trennt noch nicht Wert und Wertform, sondern faßt die Wertgröße sofort in ihrem relativen Ausdruck, im Tauschwert. „Den Tauschwert jedoch nimmt er, wie er im Austauschprozeß der Waren erscheint, als Geld, und das Geld selbst als existierende Ware, als Gold und Silber. In den Vorstellungen des Monetarsystems befangen, erklärt er die besondere Art realer Arbeit, wodurch Gold und Siber erworben wird, für Tauschwert setzende Arbeit." 9 8 Für Petty war der Wert der Waren ein bestimmtes Quantum Geld, das man für sie im Durchschnitt erhält. Es treten hier die merkantilistischen Züge und Einflüsse zutage. Was ihn aber wesentlich vom Merkantilismus unterscheidet, ist dies: Er erklärt, warum man für eine gegebene Ware eine ganz bestimmte Menge Geldes im Durchschnitt erhält. Da er sich auch sonst von spezifischen Auffassungen und Illusionen des Merkantilismus bewußt distanzierte und befreite, gibt es im Grunde genommen für diesen merkantilistischen Anstrich seiner Werttheorie nur eine Erklärung, nämlich die, daß er noch nicht zum Wertbegriff vorgedrungen war. 99 93

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W . P e t t y , E i n e Abhandlung über Steuern u n d A b g a b e n S. 60 der vorl. Ausg. E b e n d a , S. 101. Vgl. ebenda. K . M a r x , Zur K r i t i k der Politischen Ökonomie, i n : M E W , B d . 13, a. a. O., S. 39. Vgl. K . M a r x , Theorien über den Mehrwert. E r s t e r Teil, i n : M E W , B d . 26.1, a. a. O., S. 3 3 7 .

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Ebensowenig wie P e t t y zum Wertbegriff vordrang, d. h. Wert und Tauschwert unterschied, unterschied er die wertbildende Arbeit von der Gebrauchswerte schaffenden konkreten Arbeit. Er hatte noch keine klare begriffliche Vorstellung von der besonderen gesellschaftlichen Form der Arbeit, in der sie Quelle von Wert und Tauschwert wird, folglich wußte er auch noch nicht um ihren historischen Charakter, faßte sie vielmehr als natürliche Form auf. P e t t y identifizierte noch Tauschwert bildende Arbeit mit der in der Silberproduktion aufgewandte konkrete Arbeit. Diese Arbeit schaffe nach seiner Vorstellung unmittelbar Tauschwert, alle anderen Arbeiten nur in dem Maße, wie ihre Produkte sich gegen Silber, das Geldmaterial, austauschen. Es finden sich aber bei ihm bereits Darlegungen, wo er sich zumindest im Ansatz von Unzulänglichkeiten seiner Werttheorie frei macht, so auch von der Verwechslung und Identifizierung der Arbeit als Quelle von Tauschwert und Gebrauchswert. Und überall dort, wo P e t t y die Kategorien faktisch auf Arbeit allein zurückführt wie beim Bodenpreis, den er als kapitalisierte Grundrente darstellt, und die Rente selbst auf Arbeit, „durchbricht er die Gleichsetzung von Arbeit und Boden" 100 . Was wiederum die Wertgröße angeht, so wußte P e t t y bereits, daß die Warenwerte durch gleiche Arbeit gemessen werden: „Und insofern möglicherweise mit der Produktion des Silbers mehr Kunst und Risiko verbunden wäre als mit der des Korns, so gliche sich das doch schließlich aus. Man lasse hundert Mann zehn Jahre lang arbeiten, um Korn zu ernten, und dieselbe Zahl Leute die gleiche Zeit, um Silber zu gewinnen, und ich sage, daß der Reinertrag an Silber der Preis des gesamten Reinertrages an Korn sein wird und gleiche Teile des einen den Preis gleicher Teile des anderen bilden werden." 1 0 1 Diese Schätzung durch gleiche Arbeit, sagt er weiter, „(muß) die Grundlage der Ausgleichung und Abwägung der Werte sein. Jedoch gestehe ich, im Überbau und der praktischen Anwendung dessen gibt es viel Mannigfaltiges und Verwickeltes." 102 Für die praktische Anwendung sah P e t t y in gewissen Fällen Ebenda und W. Petty, Eine Abhandlung über Steuern und Abgaben, S. 54 der vorl. Ausg. »o1 Ebenda, S. 52. !4 Vgl. Ebenda. W5 Ebenda, S. 54. 1 0 6 K . Marx, Aus der „kritischen Geschichte", in: F . E n g e l s , Herrn Eugen Dühnngs Umwälzung der Wissenschaft („AntiDühring"), in: M E W , Bd. 20, a. a. O., S. 217. 107 \ y Petty, Die politische Anatomie Irlands, S 176 der vorl. Ausg.

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mittelration den hundertsten Teil dessen verstehen, was 100 Leute der verschiedensten Art und Größe essen, um zu leben, zu arbeiten und sich fortzupflanzen". Und es sei auch nicht wesentlich, „daß die Nahrung für einen Tag von der einen Art mehr Arbeit erfordern kann, um sie hervorzubringen, als von einer anderen . . . da wir darunter die am leichtesten zu beschaffende Nahrung der entsprechenden Länder der Welt verstehen" 108 . Und Marx bemerkte hierzu: „Aber was Petty hier in der Statistik von Irland sucht, ist nicht das common Maß des Wertes, sondern das Maß des Wertes in dem Sinne, wie Geld Maß der Werte ist." 109 Diese Ausführungen sind also keineswegs als eine Abkehr von der Arbeitswerttheorie aufzufassen. Übrigens entwickelte Petty hier Gedanken, wie sie für die Physiokraten typisch werden sollten. 110 Ungeachtet solcher Überlegungen übersah Petty natürlich nicht, daß Gold und Silber, vor allem aber Silber, praktisch schon Wertmaß geworden waren, und zwar aus guten Gründen. Er erkannte sie als das eigentliche und unentbehrliche Wertmaß an und befaßte sich mit einer Reihe von Problemen, die sich aus der praktischen Handhabung des Geldes als Wertmaß durch die Regierung und durch die am Wirtschaftsprozeß Beteiligten ergeben hatten. Der Umstand, daß er den Wert des Geldmaterials auf Arbeit zurückführte und damit eindeutig bestimmte, gestattete ihm, wesentliche mit dem Geld zusammenhängende Schwierigkeiten sicher und überzeugend zu erklären. Was ihn häufig beschäftigte, waren die Probleme der Geldentwertung und insbesondere der nominellen Geldwerterhöhung. „Um dies völlig zu erklären", schreibt er, „müßte man sich in den tiefen Ozean aller das Geld betreffenden Mysterien begeben . . . " 1 1 1 «8 Ebenda, S. 175. K. Marx, Theorien über den Mehrwert. Erster Teil, in: MEW, Bd. 26.1, a. a. 0 . , S. 339. 110 „So weit die Physiokraten auf die Substanz des Werths kommen, löst er sich ihnen ganz so in bloßen Gebrauchswerth auf (materie, Stoff), wie den Mercantilisten m die bloße Werthform, Form, worin das Product als allgemein gesellschaftliche Arbeit erscheint, Geld" (K. Marx, Theorien über den Mehrwert. Heft VII, in: MEGA II, 3.2., Berlin 1977, S. 459). 111 W. Petty, Eine Abhandlung über Steuern und Abgaben, S. 96f. der vorl. Ausg.

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In „Quantulumcunque concerning Money" entwickelte er die das Geld als Preismaßstab betreffenden Zusammenhänge prägnant und ausführlich, insbesondere kritisierte er vernichtend alle falschen Hoffnungen, die man an Währungsmanipulationen der Staaten geknüpft hatte — „soweit sie nicht ungeschickte Finanzoperationen gegen Staats- und Privatgläubiger, sondern ökonomische Wunderkuren bezwecken". Und er machte das so gründlich, „daß schon seine unmittelbaren Nachfolger, Sir Dudley North und John Locke, von späteren gar nicht zu reden, ihn nur verflachen konnten" 1 1 2 . P e t t y hat in diesem Zusammenhang lakonisch bemerkt, „wenn der Reichtum einer Nation durch eine Verordnung verzehnfacht werden könnte, wäre es eigenartig, daß unsere Regierungen nicht schon längst derartige Verordnungen erlassen hätten" 1 1 3 . Petty machte mit seiner Analyse der Ware und des Wertes sowie seiner Formen erste bedeutsame Schritte auch zur Enthüllung des Wesens der kapitalistischen Produktionsweise. Aber darauf beschränkte sich sein Beitrag und diesbezügliches Verdienst nicht. Wir verdanken ihm auch die ersten wichtigen Schritte zur Untersuchung und Formulierung der grundlegenden spezifischen Kategorien der kapitalistischen Produktionsweise selbst, allen voran des Mehrwerts. Natürlich behandelte er sie, ohne sie als spezifische kapitalistische Kategorien zu bezeichnen, er hielt sie vielmehr für natürliche Formen. Als erstes bestimmte er die unerläßliche Voraussetzung f ü r die Kategorie des Mehrwerts, nämlich den Wert der Arbeitskraft: Das Gesetz sollte dem Arbeiter gerade das noch zum Leben Notwendige zugestehen, „denn wenn man ihm das Doppelte zugesteht, dann arbeitet er nur halb soviel, wie er hätte tun können und andernfalls getan hätte. Das bedeutet f ü r die Gesellschaft einen Verlust des Ergebnisses von soviel Arbeit." 1 1 4 Er wies auch darauf hin, daß dazu alles gehört, was der Arbeiter braucht, „um zu leben, zu arbeiten und sich fortzupflanzen." 1 1 5 112 K. Marx, Das Kapital, Erster Band, in: MEW, Bd. 23, a. a. O., S. 116. 113 W. Petty, Quantulumcunque concerning Money, S. 290 der vorl. Ausg. H4 W. Petty, Eine Abhandlung über Steuern und Abgaben, S. 99 der vorl. Ausg. 415 W. Petty, Die politische Anatomie Irlands, S.175 der vorl. Ausg.

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Petty erklärte auch, daß die Löhne eine untere gesetzmäßige Schranke haben: „Wenn nun proklamiert würde, die Löhne der Arbeiter sollten aufgrund dieser nominellen Werterhöhung des Geldes keineswegs steigen, dann würde diese Maßnahme nur eine Steuer für diese Arbeiter sein, die sie zum Verlust der Hälfte ihrer Löhne triebe. Das würde nicht nur ungerecht, sondern auch unmöglich sein, es sei denn, die Arbeiter könnten von der erwähnten Hälfte leben (was nicht vorausgesetzt ist), denn dann wäre das Gesetz schlecht gemacht, das solche Löhne festlegt und dem Arbeiter gerade das noch zum Leben Notwendige zugestanden hätte . . ,"H6 Da der Arbeiter die notwendigen Lebensmittel selbst produziere, hänge die Größe seiner für die Mehrwertproduktion zur Verfügung stehenden Zeit von den Faktoren ab, die das Maß der notwendigen Lebensmittel bestimmen, und von der Produktivität seiner Arbeit, d. h. davon, „ob weniger oder mehr Hände erforderlich sind, die natürlichen Bedürfnisse zu befriedigen: So ist Korn dort billiger, wo ein Mann Kornfür zehn produziert, als dort, wo er das nur für sechs tun kann. Außerdem . . . davon, in welchem Maß das Klima die Menschen zu höheren oder niedrigeren Ausgaben zwingt." 1 1 7 Schon aus diesen Darlegungen geht hervor, daß Petty dem Wesen nach einen Unterschied machte zwischen dem Wert, den der Arbeiter schafft, und dem, den er erhält, obwohl er noch nicht so tief in das Wesen der Zusammenhänge eindrang, um die Verwertung des Kapitals aus der Ausbeutung der Arbeitskraft zu erklären, vielmehr hielt er die Arbeitskraft selbst für „dies mystische Ding, zinstragendes Kapital" 1 1 8 , wie zum Beispiel in seinem „Verbum sapienti" 1 1 9 : „Wenn nun der jährliche Ertrag des Kapitals oder des Reichtums der Nation nur 15 Millionen erbringt und die Ausgaben 40 Millionen betragen, dann muß die Arbeit der Bevölkerung die anderen 25 Millionen liefern . . . Da das Kapital des Königreichs, das nur 15 Millionen £ erbringt, 250 Millionen wert ist, muß die Bevölkerung, die 25 Millionen erbringt, 416 V3 Millionen wert sein." 116 W. Petty, Eine Abhandlung über Steuern und Abgaben, S. 99 der vorl. Ausg. 117 Ebenda, S. 102. «8 K . M a r x , Das Kapital, Dritter Band, in: MEW, B d . 25, a. a. 0 . , S. 483. 119 W. Petty, Verbum sapienti, S. 193f. der vorl. Ausg.

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Dennoch könne, so Marx, „in einer Stelle von Petty . . . eine Ahnung von der Natur des Mehrwerts gesehen werden, obgleich er ihn nur in der Form der Grundrente behandelt. Namentlich wenn sie zusammengestellt wird mit folgender Stelle, worin er den relativen Wert von Silber und Korn bestimmt durch die relativen Quantitäten derselben, die in derselben Arbeitszeit produziert werden können." 1 2 0 Und er verweist dann zunächst auf die folgenden Stellen aus der „Abhandlung über Steuern und Abgaben",die in unserer Ausgabeauf den Seiten52,60 und 102 zu finden sind. „Wenn jemand eine Unze Silber aus dem Innern der Erde Perus in derselben Zeit nach London bringen kann, die er zur Produktion eines Busheis Korn braucht, dann ist das eine der natürliche Preis des anderen." Wo er also die Wertgröße durch den Arbeitsaufwand bestimmt, und zwar als Aufwand gleicher Arbeit: „Man lasse hundert Mann zehn Jahre ang arbeiten, um Korn zu ernten, und dieselbe Zahl Leute die gleiche Zeit, um Silber zu gewinnen . . . " Und es komme auf den tatsächlichen Aufwand an, der nicht nur durch technischökonomische, sondern auch durch außerökonomische (politische) Faktoren mitbestimmt würde: „Korn wird nämlich zweimal so teuer sein, wo in der gleichen Zeit zweihundert Landwirte dieselbe Arbeit verrichten, die einhundert erledigen könnten." Ausgehend von dieser Wertauffassung und der eben dargestellten Lohntheorie, sah er folgerichtig den Zusammenhang zwischen Arbeitseinkommen und Rente, die sich nach seiner Auffassung allein in diesen Wert zu teilen hatten. Und das entsprach auch im wesentlichen dem damaligen Entwicklungsstand der kapitalistischen Produktionsweise, die in erster Linie noch auf der Landwirtschaft beruhte, während die kapitalistische Industrie sich erst herauszubilden begann. Und so stellte er in Übereinstimmung damit fest, „wenn die Gewerbe und kunstvollen Handwerke zunehmen, muß die Landwirtschaft abnehmen, oder das Arbeitseinkommen der Landwirte müßte sonst steigen, und infolgedessen müßten die Grundrenten fallen" 121 . Und bei gegebener Teilung hänge die Grundrente ab von der Zahl der in der Landwirtschaft Tätigen. Petty war sich also des Zusammenhangs zwischen dem

1 21

K. Marx, Theorien über den Mehrwert. Erster Teil, in: M E W Bd. 26.1, a. a. O., S. 151 W . Petty, Politische Arithmetik, S. 241 f. vorl. Ausg.

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Petty, Schriften

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Arbeitseinkommen der Landwirte und der Grundrente völlig bewußt und kam dadurch auch der Natur, dem Wesen der Grundrente und damit dem Mehrwert nahe. Denn die Grundrente war für ihn faktisch die Grundform des Mehrwerts: „Petty, Cantillon, überhaupt die der Feudalzeit näher stehenden Schriftsteller nehmen die Grundrente als die normale Form des Mehrwerts überhaupt an, während der Profit ihnen noch unbestimmt mit dem Arbeitslohn zerfließt, oder höchstens als ein vom Kapitalisten dem Grundeigentümer abgepreßter Teil dieses Mehrwerts erscheint." 1 2 2 Die Grundrente selbst entwickelte Petty zuerst in der „Abhandlung über Steuern und Abgaben" folgenderweise: „Nehmen- wir an, ein Mann bebaute mit eigener Hand eine bestimmte Fläche Landes mit Korn, das heißt, er gräbt oder pflügt es um, eggt, rodet, erntet, fährt das Korn ein, drischt es, worfelt es, wie es der Ackerbau dieses Landes erfordert, und erhat überdies Saatgut, um es zu besäen. Ich behaupte: Wenn dieser Mann von seiner Ernte sein Saatgut abgezogen hat sowie alles das, was er selbst verzehrt und im Austausch für Kleidung und für sonstige natürliche Bedürfnisse an andere gegeben hat, daß dann das, was an Korn übrigbleibt, die natürliche und wahre Grundrente für dieses J a h r ist . . . " 1 2 3 Und anschließend beantwortet er auf der Grundlage seiner Arbeitswerttheorie die Frage: „Wieviel englisches Geld ist dies Korn oder die Rente wert?" Petty erwidert: „. . . soviel wie das Geld, das ein anderer einzelner Mann in der gleichen Zeit über seine Ausgaben hinaus ersparen kann, wenn er sich ganz darauf wirft, Korn zu produzieren. Nehmen wir also an, ein anderer Mann reise in ein Land, wo es Silber gibt, er grabe dort nach Silber, reinige es, bringe es an denselben Ort, wo der erste Mann sein Korn anbaut, präge dort Münzen usw. Wenn dieser Mann während der ganzen Zeit, in der er das Silber produzierte, sich gleichzeitig auch die zu seinem Unterhalt notwendige Nahrung und Kleidung erwarb, muß — sage ich — das Silber des einen an Wert dem Korn des anderen gleich geschätzt werden. Das eine beläuft sich etwa auf zwanzig Unzen und das andere auf zwanzig Bushel. Daraus folgt, daß der Preis eines Busheis von diesem Korn eine Unze Silber ist." 1 2 4 122

K. Marx,

Das Kapital,

a. a. O., S. 792.

Dritter

Band,

in: MEW,

123 W. Petty, Eine Abhandlung über Steuern und 1 2 4 Ebenda, S. 52 f. S. 51 f. der vorl. Ausg.

422

Bd. 25,

Abgaben,

Nachdem er die Rente in ihrem Geldausdruck gefunden hatte, bestimmte er den natürlichen Wert des Bodens als eine gewisse Summe von Jahresrenten. P e t t y faßte also die Rente als Ausdruck des gesamten in der Landwirtschaft geschaffenen Mehrwerts, erfaßte diesen als der Arbeit und nicht dem Boden entspringend und stellte die Rente als Überschuß der Arbeit über die zum Lebensunterhalt notwendige Arbeit dar. Den Bodenwert löste er in kapitalisierte Grundrente auf. Von der Grundrente leitete er folgerichtig den Zins ab, und damit bestand der Mehrwert endgültig für ihn aus diesen beiden Formen: Grundrente und Zins. Die Grundrente selbst analysierte er weiter. Er hatte bereits eine Vorstellung von der Differentialrente, die er aus der unterschiedlichen Entfernung gleich fruchtbarer Ländereien vom Markt ableitete. Er erwähnte auch den zweiten Grund der Differentialrente, nämlich die verschiedene Fruchtbarkeit gleich großer Bodenstücke und die deshalb unterschiedliche Produktivität der darauf angewandten Arbeit. 125 Dafür zollte Marx P e t t y hohe Anerkennung, indem er feststellte, P e t t y habe die Differentialrente besser als Smith entwickelt. 126 Seine neue Methode und die aufkommenden sich zunehmend stärker ausbildenden und ausbreitenden kapitalistischen Produktionsverhältnisse boten Petty reichlich Gelegenheit, alte Probleme neu, tiefer und richtig zu erfassen, zu lösen und neue Fragen aufzuwerfen. So war seine Idee neu, die in der Wirtschaft in Umlauf befindliche, in ihrer Höhe gesetzmäßig festgelegte Geldmenge (deren Maße er bestimmte) mit der Zirkulation des Geldkapitals in Zusammenhang zu bringen, indem er in seiner „Abhandlung über Steuern und Abgaben" ausführte: „Wenn . . . die Höhe einer öffentlichen Einziehung weniger Geld als nötig übrig lassen sollte, um Handel und Gewerbe der Nation zu betreiben, so wäre die schädliche Folge hiervon, daß weniger Arbeit verrichtet wird. Das ist dasselbe, wie die Anzahl der Bevölkerung oder ihre Handwerkskunst und ihren zu Fleiß verringern. Denn 100 £, die hundert Hände als Löhne durchlaufen, bewirken die Produktion eines Warenwertes von 10000 £. Diese Hände wären untätig und nutzlos gewesen, hätte Vgl. Ebenda, S. 58 und 101 f. 126 Vgl. K . Marx, Theorien über den Mehrwert. Erster Teil, in: MEW, Bd. 26.1, a. a. 0., S. 336. 28»

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es nicht dieses beständige Motiv für ihre Beschäftigung gegeben." 1 2 7 Finden wir hier bei ihm bereits einen Hinweis auf die Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals, so entwickelt er an anderer Stelle eine arbeitsteilige Gliederung der Gesamtproduktion, die in folgender Aufzählung deutlich wird: „ . . . wenn auf einem Gebiet 1000 Menschen sind und 100 davon die notwendige Nahrung und Kleidung für alle 1000 produzieren können; wenn weitere 200 so viele Waren produzieren, wie andere Nationen gegen ihre Waren oder Geld abnehmen wollen, und wenn 400 weitere beschäftigt sind, Schmuck, Vergnügungen- und Glanz für alle zu schaffen; wenn 200 als Regierungsleute, Theologen, Juristen, Ärzte, Kaufleute und Krämer beschäftigt sind, zusammen also 900 . . ." 1 2 8 Es ist hieraus schon zu entnehmen, daß P e t t y zwischen produktiver und nichtproduktiver Tätigkeit unterschied. Und in der „Politischen Arithmetik" zählt er seine produktiven Arbeiter auf: „Landwirte, Seeleute, Soldaten, Handwerker und Kaufleute sind die wahren Grundpfeiler jedes Gemeinwesens." 129 Ihre Produktivität ist bei ihm eine Funktion vor allem der Arbeitsteilung. 130 P e t t y betrachtete die produktive Arbeit bereits unter dem Gesichtspunkt der Notwendigkeit, die Nichtarbeitsfähigen und eine nichtproduktive Sphäre zu erhalten, und betonte als eine dieser Sphäre zufallende Aufgabe, Voraussetzungen für die wissenschaftliche Betätigung der Menschen zu schaffen und ihre geistig-kulturelle Entwicklung zu sichern.131 Er trat wiederholt mit der Forderung auf, die nichtproduk-tive Arbeit auf ihr notwendiges Maß zu reduzieren. P e t t y verstand unter nichtproduktiver Arbeit die Tätigkeit, „die kein materielles Ding oder Dinge von wirklichem Nutzen und Wert für das Gemeinwesen hervorbringt" 132 . Und er hatte dabei vor allem solche Mißstände im Auge, die er schon in seiner „ A b handlung über Steuern und Abgaben" kritisierte. 133 127 W. Petty, Eine Abhandlung über Steuern und Abgaben, S. 45 der vorl. Ausg. «8 Ebenda, S. 38. 129 W. Petty, Politische Arithmetik, S. 232 der vorl. Ausg. « o Vgl. ebenda, S. 234. « l Vgl. ebenda, S. 244f. «2 Ebenda, S. 244. 133 Vgl. W. Petty, Eine Abhandlung über Steuern und Abgaben, S. 334 der vorl. Ausg 424

Groß ist die Zahl ökonomischer Fragen, die Petty nur ansehneidet, ohne sie ausführlich zu erörtern, wie zum Beispiel das Problem der Akkumulation, die er Superlukration nennt. Bemerkenswert ist auch sein praktischer Sinn, der ihn bei theoretischen Erörterungen unmittelbare Anwendungen ableiten läßt, die allerdings in England manchmal noch Jahrhunderte auf die praktische Umsetzung warten mußten. Ein Beispiel aus seinem "Quantulumcunque concerning Money" belegt dies: „Was die Rechnungsführung betrifft, laß mich hinzufügen: Wenn deine alten, schadhaften Farthings aüf fünf f ü r einen Penny herabgesetzt würden, dann könntest du alle Bücher in der Form der Dezimal-Arithmetik führen, was zur Erleichterung und Zuverlässigkeit der Rechnungsführung schon längst erwünscht wäre." 134 Dies und vieles andere griff Petty aus der Fülle der neuen Probleme einer im Aufbruch begriffenen bürgerlichen Gesellschaft auf, die die überkommenen, jahrhundertelang stagnierenden feudalen Verhältnisse von Grund auf umwälzen sollte. Es war eine Zeit, in der der alte, die ökonomische Szene beherrschende Kaufmannstyp in zunehmendem Tempo einer neuen Figur weichen mußte, dem industriellen kapitalistischen Unternehmer. Und Petty hat wie kein anderer die Zeichen dieser Zeit verstanden, die er daher auch in seinem wissenschaftlichen Werk behandelte. Dabei sichtete und ordnete er nicht nur die ökonomischen Erscheinungen und Prozesse der neuentstehenden Gesellschaft, sondern analysierte sie nach neuen methodischen Prinzipien tiefgründig und originell und kam zu bedeutenden Ergebnissen. P e t t y stand zu seiner Zeit nicht in der ersten Reihe der allgemein bekannten und geschätzten ökonomischen Schriftsteller wie Mun, Child u. a., die die herrschenden Meinungen und unmittelbaren ökonomischen Interessen eines relativ breiten Publikums vordergründig-praktisch formulierten und vertraten. Er wurde nur von einem relativ kleinen Kreis von sachkundigen und weitblickenden Interessierten gelesen und geschätzt. Sein Werk entfaltete sich aber dann um so wirksamer und nachhaltiger in den Händen folgender Generationen. 135 Dabei wurde deutlich, daß er mit seinem Werk eine 134 W . P e t t y , Quantulumcunque concerning Money, S. 297 der vorl. Ausg. 135 Vg] auch: A. W . Anikin, Ökonomie aus drei Jahrhunderten, Berlin 1974; Geschichte der ökonomischen Lehrmeinungen

425

entscheidende Periode ökonomischen Denkens eingeleitet und geprägt hatte. Darauf macht uns Marx nachdrücklich aufmerksam. Und kann man ein Leben für die Wissenschaft, so wie es Petty geführt hat, abschließend besser würdigen al3 mit der folgenden Feststellung von Marx, die sich auf William Pettys wissenschaftliche Pioniertat und ihre auf die Zukunft gerichtete Wirksamkeit bezieht? „Locke und North lieferten uns den Beweis, wie die ersten kühnen Griffe, die Petty fast in allen Sphären der politischen Ökonomie tat, von seinen englischen Nachfolgern einzeln aufgenommen und weiterverarbeitet wurden. Die Spuren dieses Prozesses während der Periode 1691 bis 1752 drängen sich dem oberflächlichsten Beobachter schon dadurch auf, daß alle ihr angehörigen, bedeutenderen ökonomischen Schriften, positiv oder negativ, an Petty anknüpfen." 136

136

(Autorenkollektiv), Berlin 1965; Grundlinien des ökonomischen Denkens in Deutschland. Von den Anfängen bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts (Autorenkollektiv), Berlin 1977 (Schriften des Z I W der AdW der D D R ) ; F . Behrens, Grundriß der Geschichte der politischen Ökonomie, B d . 1, Berlin 1981; G. F a b i u n k e / P . Thal, Geschichte der politischen Ökonomie. Leitfaden, Berlin 1981; G. Fabiunke, Geschichte der bürgerlichen politischen Ökonomie. Anschauungsmaterial, Berlin 1975; J . Kuczynski, Studien zu einer Geschichte der Gesellschaftswissenschaften, B d . 1, Berlin 1975, und Die Geschichte der Lage der Arbeiter unter dem Kapitalismus, B d . 26, Berlin 1965; Sh. Matsukawa, William P e t t y . Eine Studie zur Genesis seiner Arbeitswerttheorie, i n : J a h r b u c h für Wirtschaftsgeschichte, Berlin 1 9 6 9 / I I I , S. 135 ff.; Geschichte der politischen Ökonomie, hrsg. von H. Meißner, Berlin 1978; H. Ley. Geschichte der Aufklärung und des Atheismus, B d . 3.2., Berlin 1980. K . Marx, Aus der „kritischen Geschichte", i n : F . Engels, Herrn Eugen Dührings Umwälzung der Wissenschaft („AntiDühring"), i n : M E W , B d . 20, a. a. O., S. 221.

426

Personenverzeichnis

Albigony, William 227 Anikin, Andrej Wladimirowitsch 425 Aristoteles 407/408 Aubrey, J o h n 380/402 Auzout, Adrien 360-363, 367 bis 370, 373/374 Bacon, Francis 129/130, 401, 4 0 7 - 4 0 9 , 413 Barbon, Nicholas 413 Beck, G u s t a v 409. Behrens, F r i t z 426 Beuningen, v a n (holländ. Ges a n d t e r in London, 1622 bis 1693) 373 Bodly, J o h n 171 Boisguilbert (Boisguillebert), Pierre le Pesant de 378 Cambden, William 14 Cantillon, Richard 413 Cary, J o h n 395 Cäsar, G a j u s Julius 198 Chamberlayne, E d w a r d 258, 280 Charles I., König von E n g l a n d (1625-1649) 43, 132, 381 Charles I I . , König von E n g l a n d (1660-1685) 132, 219, 307, 355, 380, 382, 386, 390/391, 395/396, 399/400, 403 Child, J o s i a h 219, 388, 413, 425 Chevreau, U r b a n 365

Cobell, H e n r y 130 Coke, Roger 219 Court, Pieter de la 373 Cousin, Victor 259 Cromwell, H e n r y 385, 390 Cromwell, Oliver 14, 82, 173, 274, 381/382, 385-387, 390, 397, 403 Davenant (D'Avenant), Charles 395, 406, 410 Davies, J o h n 150 Descartes, René 259 Elizabeth I., Königin von England (1558-1603) 131, 150, 161, 309, 315 Engels, Friedrich 377/378, 388/389, 391, 4 0 4 - 4 0 6 , 409, 410, 414, 417, 426 Evelyn, J o h n 50, 382, 400 Fabiunke, Günter 426 F i r t h , Charles H a r d i n g 383 Fitzmaurice, Lord Edmond 86, 88/89, 383, 388/389, 396, 399/400 F o r t r e y , Samuel 282 Fournier, Georges 253, 257 F r a n k l i n , B e n j a m i n 413 Gilbert, J o h n Thomas Gilbert, William 171 Godunow, Boris 390

74

427

Graunt, J o h n 304, 306, 355, 360/361, 367/368, 373, 377, 389, 404 Gray, William 276 Hale, Lord Matthew 309 Hales, Alexander von 408 Hales, J o h n 379 Hardinge, William H e n r y 74 H e n r y II., König von E n g l a n d (1154-1189) 55, 152 H e n r y VII., König von England (1485-1509) 154, 202, 364, 392 Hill, Charles 397 Hobbes, T h o m a s 380, 385, 386, 402, 407, 409, 413 Horaz, Quintus Horatiüs Flaccus 58 Hull, Charles H e n r y 14, 35, 38, 47, 49/50, 53, 60, 69, 72, 74, 86, 89, 110, 130, 132-135, 137, 139-142, 146, 150, 154, 155, 160, 168, 172-174, 184, 204, 206, 208, 219/220, 225, 226, 228, 240/241, 247, 274, 276, 280, 283, 287, 292, 301, 302, 304-307, 327/328, 340, 346, 348-350, 355, 360-362, 366-368, 372-374, 377 H u m e , D a v i d 413 Inchiquine, William E a r l of 132

O'Brien,

J a m e s (Jacob) II., König von E n g l a n d (1685-1688) 131, 161, 355, 375, 391/392, 395, 399

Keith P e t t y Pitzmauriee, Marquis of 399/400, 403, 404, 412 Law, J o h n 413 Leake, Stephen Martin 292 Leti, Gregorio de 374 Ley, H e r m a n n 426 Lipson, E p h r a i m 393/394 Locke, J o h n 413, 419, 426 Lowndes, William 60 Ludlow, E d m u n d 383 Ludwig X I V . , König von Frankreich (1643-1715) 399 Macaulay, Lord Thomas Babington 392, 395/396 Mahan, Alfred Thayer 220 Mandeville, Bernard de 413 Marx, K a r l 377-379, 382, 384, 389-392, 394/395, 402, 404-407, 409, 413, 415, 417 bis 423, 426 Matsukawa, Shichiro 426 Meath, E d w a r d B r a b a z o n , E a r l of 138 Morand, Jean-Francois-Clem e n t 350 More (Morus), Thomas 259, 319, 413 Moreri, Louis 347, 369 Morgan, William 366 Morton, A r t h u r Leslie 394 Mun, Thomas 405/406, 413, 425 Nero (Lucius Dominitus Ahenobarbus) 365 North, Dudley 413, 419, 426

Keynes, Geoffrey 380, 402 King, Gregory 395 Kuczynski, J ü r g e n 426

Ogilby, J o h n 366 Ormond, J a m e s Butler, Herzog von (Duke of) 12, 14, 132, 157, 174

Lamond, Elizabeth 379 Lansdowne, H e n r y Charles

Pepys, Samuel 82 P e t t y , J o h n 385

428

P e t t y , William 13/14, 69, 72, 86, 88/89, 131, 137, 142, 150, 153-155, 160, 171, 204, 219, 220, 238, 290, 301/302, 304 bis 307, 340, 345, 355, 359, 361/362, 364, 366-368, 372 bis 374, 377-394, 3 9 6 - 4 2 6

Smith, A d a m 383, 423 Southwell, R o b e r t 399/400, 403 Stearne, J o h n 160 Strauss, E d w a r d 390 Sully, Maximilian de B e t h u n e , Baron de Rosny, Duc de 413

Quesnay, François

Temple, William 413 Thal, P e t e r 426

413

Haven, T h o m a s 171 Ricardo, David .378 R i n o m , J e a n 226, 264 Rodgers, R. 53 R o s c o m m o n , W e n t w o r t h Dillon, E a r l of 132 Roscher, Wilhelm Georg Friedrich 35, 219, 228 Sankey, Hierome 385 Shelburne, Charles P e t t y , Bar o n of 215 Sismondi, Jean-Charles-Léon a r d Sismonde de 378

Vanderlint, J a c o b 413 Venner, T h o m a s 82 Verbiest, F e r d i n a n d 348 Weston, R i c h a r d 224 William I., der Eroberer, König von E n g l a n d (1066-1087) 309 W i t t , J o h a n de 413 Wood, R o b e r t 203 York, J a m e s , Herzog von (Duke of) 132, 135

Sachwortverzeichnis

Agio 296/297 A k k u m u l a t i o n 105/106, 228, 398, 425 Akzise 13, 22, 25, 48, 74, 89, 94, 96, 103-105, 107, 110, 116, 119/120, 173, 207, 227, 249, 264, 318 —, k u m u l a t i v e 25, 85, 105 bis 107 Arbeit 20, 37, 53/54, 61, 70, 79, 90, 93, 96, 99, 101/102, 104, 113, 122/123, 167, 175 bis 177, 183, 195, 201, 205, 206, 208, 212, 223, 230, 233, 235, 238, 240/241, 245, 248, 249, 271, 273, 279-282, 413, 416-419, 424 Arbeiter 61, 71, 90, 99, 107, 115, 117, 278, 419/420, 424 A r b e i t s k r a f t 234, 419/420 Arbeitslosigkeit ( -» Reservehände) 28 Arbeitsplatz 230 Arbeitstage 176, 184, 206 Arbeitsunfähige 183, 235, 245, 319 Arbeitswerttheorie 379, 422 Armee, Ausgaben der 109, 120/121, 147/148, 163, 249, 250 A r m u t 204 Arzt (Ärzte) 3 5 - 3 7 , 39, 70, 72, 129, 413 A u s f u h r -»Export

430

Bank(en) 94, 181, 235, 239, 240, 282, 284/285, 295 - , Boden ~ 211 - , Kredit ~ 35/36, 45, 209 - , Leih ~ 94 Bankier 240, 292, 296 B a n k r o t t 226 Bedarf 231, 263, 291 Bergwerk (Minenwerk) 212, 243 Besteuerung ( -»Steuer) 19, 24/25, 29, 37, 44, 46, 72/73, 7 5 - 7 7 , 88, 103, 105, 109, 118, 119, 184, 226, 244-247, 273, 317, 388 Bevölkerung 19/20, 22, 24, 29/30, 42, 44, 55, 61, 79, 85, 90, 94, 101, 109, 113, 116, 122, 127, 145, 161, 181, 183, 192, 199, 205/206, 225, 228, 241/242, 245, 248/249, 251, 259-263, 267, 269, 271/272, 275, 280/281, 301, 307, 318, 326/327, 341, 346, 349, 355, 356, 361-363, 367, 369, 371 bis 375, 395 Bevölkerungsstatistik 74, 110, 166, 334, 399, 404, 412 Bevölkerungsverdoppelung 303, 306-313, 320 Bevölkerungsverlust 147 Bevölkerungszahl 18, 20, 29, 43, 61, 73, 144, 169, 174, 177, 195, 204, 207, 260, 281, 301 bis 303, 310-312, 321, 329,

336, 340, 352, 362, 365, 368 bis 370 Bevölkerungszuwachs 308, 320, 327 Boden 19/20, 5 3 - 5 5 , 5 8 - 6 1 , 63, 68, 89/90, 93, 100, 122, 127, 161, 167, 169, 174/175, 177, 187, 224, 229, 238/239, 242, 247, 260, 273, 280, 417 - p r e i s 293 - r e n t e 19, 63, 241/242 - S t e u e r 48, 94, 116, 119/120 College ->• Schulen E i n f u h r -» I m p o r t Einwohner 315/316 -zahl 304, 307, 340, 395 Ernährungsweise (Eßgewohnheiten) 169, 195 Erziehung 18,319, 380 E x p o r t (Ausfuhr) 13, 21, 64, 6 7 - 7 0 , 98, 191/192, 226, 251, 266, 294 - , Geld ~ 297 - v e r b o t 21, 69, 99 Freihäfen 22, 63, 70/71 Fischfang 231, 243, 282 F i s c h h a n d e l 231 Fischereigewerbe 231 Gebäuderente 295 Gebrauchswert 19,44/45,408, 414, 416/417 Gebühren 23, 230/231 G e b u r t e n 326-328, 335, 341 Geistlichkeit, Geistliche ( Theologen) 23, 33, 8 1 - 8 4 , 89, 9 1 - 9 3 , 131, 143/144, 158/159, 192, 221, 263-265, 312 Geld 11,13,18,20,22,24,29, 38, 40/41, 43, 45, 5 6 - 6 1 , 67 bis 69, 76, 89/90, 93/94, 96 bis 101, 103, 105, 107, 117/

118, 121, 123, 127, 147, 177 bis 181, 186-188, 203/204, 207-211, 218, 220, 234, 239, 243/244, 247, 260, 265, 277, 282/283, 285, 287-295, 407, 408, 418/419 —abnahme 118, 127 —aufwertung (-werterhöhung) 24, 9 8 - 1 0 1 , 103, 210, 292, 293, 418 —bank 17 - e n t w e r t u n g 24, 97/98, 103, 292/293, 418 —export 297 - r e n t e 169 —Steuer 94 - s t r a f e n 77, 7 9 - 8 1 , 83/84 -Verleiher 211, 290 —Vermehrung 277 -Zirkulation 243, 283, 423 - z i n s 190, 280 Gemeinwesen 232, 243/244, 249 Gemeinwohl 244/245,248,251, 255 Gerichte (Gerichtshöfe) 157, 158, 160 Gesellschaften (Korporationen) 160, 184, 209, 212 Gewerbe 16-18, 22, 29, 38, 4 0 - 4 2 , 62, 69, 90, 102, 109, 117, 127, 182-184, 186-188, 193, 202/203, 206, 208, 210 bis 212, 220, 224, 230, 233, 240/241, 268, 272, 2 8 3 - 2 8 5 Gewicht(e) 221/222, 235, 287 bis 290, 293 Gewinn(e) 71/72, 79, 88, 95, 186, 190, 228, 232, 244, 250, 251, 259, 262, 266/267, 269, 282, 284, 318 Gold 19, 24, 35, 44, 52/53, 60, 97/98, 101, 169, 177-180, 211, 220, 233, 243/244, 247, 268, 285, 287, 293, 406, 417, 418

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Grundbesitz 14, 19, 161 Grundrente 23, 52, 101, 107, 169, 219, 224, 242, 260, 421 bis 423 Häfen ( ~ Freihäfen) 201, 231, 234, 252/253, 257, 266 Handel 1 6 - 1 8 , 29, 44, 62, 71, 95, 109, 117, 127, 155/156, 170, 1 8 2 - 1 8 4 , 1 8 6 - 1 8 8 , 196, 203, 2 0 6 - 2 1 1 , 217/218, 220, 223/224, 2 3 0 - 2 3 4 , 2 3 7 - 2 4 0 , 242, 244, 251, 256/257, 268, 270/271, 277, 2 8 3 - 2 8 5 - , Außen ~ 191, 207, 209, 234, 2 4 6 , 2 6 7 - 2 6 9 , 381, 396 bis 398, 405 Fisch ~ 231 —, Herings ~ 231 - , Kolonial ~ 397 - , See ~ 234, 254 - Welt ~ 231/232, 237, 269 Handelsgesetz 235 Handelskrieg 397 Handelsware 23 Hansestädte 237 Heilige Schrift (Bibel) 3 1 1 , 3 2 1 Herdsteuer 74, 106/107, 110, 116, 119/120, 184, 247, 307, 351 Hospitäler 160, 348, 3 5 0 - 3 2 5 Import (Einfuhr) 36, 64, 68, 155, 192, 210, 266 —güter 21 -statistik 182 - v e r b o t 21, 70, 179, 261, 271 Jahresprämien 297 Jahresrente 20, 54/55, 58, 100, 114, 173, 207, 260, 295, 304, 423 Juristen (Advokaten) 36/37, 39, 72, 91 Kapital 89/90, 93, 113/114, 116, 191, 196, 201, 209, 211,

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218, 221, 225, 273, 280/281, 2 8 3 - 2 8 5 , 295 Kassierer (Wechsler) 292 Kirche ( -• Geistlichkeit, Theologen) 127, 131, 143, 151, 161, 192, 194, 220, 224, 236, 237, 263 K l i m a 166, 195, 412 Kolonie(n) 211, 220/221, 269, 270, 272, 275, 301, 382, 390, 397 Konsumtion 36, 49, 65, 103, 104, 285 Kopfsteuer 22, 42, 7 2 - 7 4 , 85, 94, 106, 116, 119/120, 174, 246, 248, 307 Korporationen Gesellschaften Krankheiten 335/336 Kredit(e) 62/63, 96, 211, 240, 284, 296 - b a n k 35/36, 45, 209 Krieg(e) 17, 29/30, 92, 110, 121, 144/145, 148/149, 151, 155, 227, 241, 249, 266, 271, 273, 390/391 —, Angriffs ~ 17 - , Bürger ~ 17, 2 9 - 3 1 , 220, 309, 314 —führung 244 - , Handels ~ 397 - , Kolonial ~ 397/398 - , See ~ 227 —, Verteidigungs ~ 17, 30 Kriegsflotte 252/253 Kunstfertigkeit 176, 186, 223, 290 Landvermessung 203 Landwirtschaft 37, 101, 230, 242, 247, 261, 272, 319, 406 Legislative 209, 270, 272 Listen ( - Statistik) 329, 339, 346 - , Jahres ~ 329, 336 - , Quartals ~ 329, 336 —, Sterbe ~ (Sterbestatistik)

35, 92, 225, 275, 304, 325, 332/333, 335 - , Wochen ~ 329, 336 Lohn 17, 34, 37, 99, 175, 233, 242, 265, 267, 278, 420 Arbeits ~ 61, 422 —theorie 421 - , Tage~ 21,62 Lombard 235 Lotterien 27, 75 Manufakturen) 36/37, 66 bis 68, 86, 93, 105, 150, 193, 211, 212, 230, 233, 242/243, 281, 318/319, 3 9 3 - 3 9 6 , 406 -waren 191/192,210,232,251, 266, 268, 318 Markt 212, 247/248 Maß 176-179, 183, 221/222, 231, 235, 293, 309, 311, 326, 417 -Stab 177/178, 287, 293, 304, 320, 383, 408 Medizin 129, 380, 389 Mehrwert 419, 4 2 1 - 4 2 3 Merkantilisten (merkantilistisch, Merkantilismus) 378, 4 0 6 - 4 0 9 , 413, 415 Merkantilsystem 405 Messen (Messung) 165, 304 ' Metall(e) 178, 287/288, 294 Methode(n) 221,240/241,254, 273, 302, 366, 399, 4 0 1 - 4 0 3 , 409, 412, 423 —, statistische 403, 411 Miliz 127, 151, 160-163, 205, 249-251 Minenwerk Bergwerk Mittelwert (Mittel) 326/327, 346, 350-352, 361/362, 367 Monopol(e) 23, 8 5 - 8 7 , 94,123, 392 Münzreform 288 Nachfrage 176 Navigation 150/151, 198 Nominalwert 24

Ökonomie 175, 377-379, 401, 403, 409, 413 Pest ( Krankheiten) 114, 144-146, 220, 241, 275, 303, 320, 349, 355, 364, 368 Preis 20, 24, 52/53, 58, 6 0 - 6 2 , 64/65, 68, 85, 93, 9 9 - 1 0 3 , 167, 172, 176, 181, 230, 232, 261, 266, 271, 293, 415 Produkt ( - Ware) 19/20, 22, 37, 101/102, 123, 127, 272, 275 Produktion 70, 101, 392/393, 408 Produktionsverhältnisse 377, 379, 411, 423 Produktionsweise 378, 393, 394, 419, 421 Profit 56, 64/65, 79, 88, 90, 95, 187, 206, 231, 234/235, 240/241, 262, 280, 408 Proportion (proportional) 123, 171, 177, 183, 203, 209, 224, 248, 260, 273, 326-328, 335, 336, 365, 3 6 7 - 3 6 9 Rebellion 127, 144/145, 147 bis 150, 197, 200, 202, 209, 259, 272 Reichtum 13, 18, 20, 25, 29, 31, 34, 4 0 - 4 3 , 61, 72, 79, 103, 107, 109, 111, 113, 122, 156, 163, 186-188, 191, 203, 217, 223/224, 228, 231, 233, 243 bis 246, 251, 258, 267/268, 271, 275, 290, 406, 409, 419 Religion 17, 8 1 - 8 4 , 90/91, 127, 192, 194, 236-238, 317, 401 Rente 14, 18, 19, 51, 54, 57, 58, 6 2 - 6 4 , 90, 92/93, 95, 101, 116/117, 148, 167, 174, 179, 181, 187, 204, 206, 223, 229, 242, 244, 247, 262, 277, 280, 283, 379, 423

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Rente Boden ~ 19, 63, 241/242 Differential ~ 423 Gebäude ~ 295 Geld ~ 169 Grund ~ 23, 52, 101, 107, 169, 219, 224, 242, 260, 421 bis 423 - , J a h r e s ~ 20, 54/55, 58, 100, 114, 173, 207, 260, 295, 304, 423 Reservehände (-* Arbeitslosigkeit) 207/208 Restaurationsperiode 386, 389 bis 391, 400 Revenue 109, 115, 120, 156, 179, 181, 183, 206, 209, 226, 246, 277, 294 Revolution 199, 282, 381/382, 395 Roherzeugnisse (Rohmaterial) 232 .Rohstoffe 61 R o y a l Society 380, 388/389 R u i n 276 Schiff(e) 201, 206, 221, 231, 232, 235/236, 251-253, 256, 257, 269 - b a u 201 - f a h r t 201, 212, 217, 223, 250, 254, 256/257, 396 - f l o t t e 225 Schiffsbestand 201, 253, 265, 276, 284 Schiffsgewerbe 232 Schiffstyp 234 Scholastik 192, 407/408 Schule (College) 17, 27/28, 93, 159 Silber 19, 24, 35, 44, 52/53, 60, 97/98, 101/102, 169, 176 bis 180, 220, 233, 243/244, 246/247, 268, 285, 287-289, 293, 406, 417/418 Sklaven 269, 351 434

Söldner 240 S t a d t n e u b a u 49/50 Statistik 119, 131-143, 192, 246, 307, 309, 326, 378, 399, 401, 4 1 0 - 4 1 3 , 418 —, Bevölkerungs ~ 74, 110, 166, 334, 399, 404, 412 —, Finanz ~ 412 - , Import ~ 182 Klima ~ 412 —, Kriminal ~ 412 —, Medizinal ~ 412 —, Sterbe ~ (Sterbelisten) 35, 92, 225, 275, 304, 325, 332, 333, 335 - , Wirtschafts ~ 412 —, wissenschaftliche 411 - , Zoll~ 191 Sterbefall 325-328, 346 Sterberate 356 Steuer (-