Satz und Text: Untersuchungen zu vier romanischen Sprachen [Reprint 2017 ed.] 9783111328560, 348452037X

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Satz und Text: Untersuchungen zu vier romanischen Sprachen [Reprint 2017 ed.]
 9783111328560, 348452037X

Table of contents :
INHALTSVERZEICHNIS
TECHNISCHE HINWEISE
VORBEMERKUNG VORBEMERKUNG
1. TEXT, ABSTRAKTION UND METASPRACHE
2. DIE RELATIONELLE FUNKTION DER ARTIKEL IN SATZ UND TEXT
3. PRONOMEN, EIGENNAME, SUBSTITUTION UND TEXTREDUKTION
4. TEXTVERWEIS - »DEIXIS IM TEXT« UND DEIXIS AM TEXT
5. DAS NEBENEINANDER VERSCHIEDENER EBENEN IM TEXT
6. ANHANG
LITERATURVERZEICHNIS
NAMENREGISTER

Citation preview

BEIHEFTE ZEITSCHRIFT

ZUR

FÜR R O M A N I S C H E

BEGRÜNDET VON GUSTAV

GRÖBER

FORTGEFÜHRT VON WALTHER VON HERAUSGEGEBEN VON KURT

Band 132

PHILOLOGIE

WARTBURG

BALDINGER

WOLFGANG RAIBLE

Satz und Text Untersuchungen zu vier romanischen Sprachen

MAX N I E M E Y E R VERLAG T Ü B I N G E N 1972

ISBN 3 - 4 8 4 - 5 2 0 3 7 - X

Als Habilitationsschrift auf Empfehlung der Philosophischen Fakultät der Universität zu Köln gedruckt mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft

M a x Niemeyer Verlag Tübingen 1 9 7 2 Alle Redite vorbehalten. Printed in Germany Einband von Heinr. Koch Tübingen

I N H A L T S V E R Z E I C H N I S

TECHNISCHE HINWEISE O VORBEMERKUNG ι

TEXT, ABSTRAKTION UND METASPRACHE 1 . 1 Satzaxiom, Erfragbarkeit und Metaebenen 1 . 1 . 1 Erfragbarkeit 1 . 1 . 2 Metaebenen 1 . 2 Abstraktion, Satz und Nebensatz 1 . 3 Auswertung der bisherigen Ergebnisse

2 DIE RELATIONELLE FUNKTION DER ARTIKEL IN SATZ UND TEXT · · • 2 . 1 Konstituierung der Klasse der Artikel 2 . 1 . 1 Erster Einwand gegen die Abgrenzung der Klasse der Artikel . . 2.1.2 Zweiter Einwand gegen die Abgrenzung der Klasse der Artikel . . 2.2 U m f a n g der Klasse der Artikel am Beispiel der französischen Sprache . 2.2.1 Die Artikel und die Opposition 'zählbar : nicht zählbar' . . . . 2 . 2 . 1 . 1 Begriffsverwirrungen bei 'bestimmt' und 'unbestimmt' im Zusammenhang mit dem Numerus 2.2.2 Untergliederung der Klasse der Artikel aufgrund des Kriteriums der mutuellen Kombinierbarkeit ihrer Mitglieder 2.2.3 Die französischen Artikel, gegliedert nadi dem Numerus und A 0 - A 3 2.3 Die Funktion der Artikel innerhalb und oberhalb der Einheit 'Satz' . . 2.3.1 Artikel als relationelle Elemente oberhalb der Satzeinheit . . . . 2.3.2 Die relationeile Funktion der Artikel A 0 - A g 2.3.3 Artikel und Textkonstitution 2.3.3.1 Artikel, Textkonstitution und Numerus 2.3.3.2 Artikel, Textkonstitution und Tempus 2.3.3.3 Tempus, Numerus und Allsatz 2.3.3.4 Artikel, Textkonstitution und »Indikatoren« 2.4 Aktualisierung 2.5 Die Artikel redits des Verbs 2.5.1 Die Artikel rechts und links des Seinsverbs 2.5.2 Abgrenzung der in 2.5.1 behandelten Satztypen von anderen Sätzen mit dem Seinsverb 2.6 D e r unbestimmte Artikel bei mass nouns 2.6.1 Artikel und restriktive Relativsätze 2.7 Die Artikel in den übrigen berücksichtigten romanischen Sprachen . . . 2.7.1 Nullartikel 2.7.2 Besonderheiten des rumänischen Artikelsystems 2.7.2.1 Der Artikel f ü r die oppositive Relation 2.7.2.2 Genitivartikel und Possessivartikel 2.7.3 Artikel und Genitivattribut

VII Ι 5 5 6 io 13 22 33 33 38 41 42 44 52 55 59 60 60 65 71 80 82 86 88 90 94 99 109 113 121 127 128 132 134 141 147

VI 3

PRONOMEN, EIGENNAME, SUBSTITUTION UND T E X T R E D U K T I O N

. . . .

3 . 1 Anaphorische und kataphorische Pronominalisierung 3.2 Substitution und Eigenname 3.2.1 Nomen proprium und nomina communia 3.2.2 Nomen proprium und Pronomen 3.2.3 Substitution von countable-noun-Pluralen 3.2.4 Nomen proprium und »leere« Pronomina/pronominale Formen . 3.3 Reduktion im Text und Textreduktion 3.3.x Substitution von Verben/Sätzen 3.3.2 Reduktion von Texten - Reduzierter Text, Titel und Sprichwort . 4 T E X T V E R W E I S - » D E I X I S IM T E X T « UND D E I X I S AM T E X T

5

212

4.1 Tempus und Textverweis 4.2 Lokale Deixis im Text 4.3 Grenzfälle zwischen »Deixis im Text« und Deixis am Text

212 217 219

D A S N E B E N E I N A N D E R V E R S C H I E D E N E R E B E N E N IM T E X T

221

5.1 5.2 5.3 5.4 5.5

6

150

150 160 166 182 186 190 194 194 204

Verschiedene Funktion auf verschiedenen Ebenen 222 Nebeneinander zweier Ebenen innerhalb der Satzeinheit 224 Nebeneinander zweier Sätze auf verschiedener Ebene 229 Abwesenheit der Metaebene oder »übersetzte« direkte Rede 230 Das Nebeneinander verschiedener Ebenen und die Termini 'wahr' und 'falsch' 237

ANHANG

242

6.1 Exkurse 242 6.2 Referenztexte 247 6.2.1 Referenztext 1 247 6.2.1.1 Deutsche Offenlegungsschrift 1 . 5 1 3 . 6 1 0 vom 1 1 . 9 . 1 9 6 9 . . 248 6.2.1.2 Italienisches Patent 819.600 264 6.2.1.3 Spanisches Patent 348.485 270 6.2.1.4 Rumänisches Patent 50.938 275 6.2.1.5 Französisches Patent 1 . 5 4 8 . 1 1 2 vom 2 1 . 1 0 . 1 9 6 8 . . . . 282 6.2.2 Referenztext 2 (Balzac, Le Cousin Pons, Anfang) 288 LITERATURVERZEICHNIS

292

NAMENREGISTER

306

TECHNISCHE

HINWEISE

Sekundärliteratur wird bei den Anmerkungen nach dem Namen des Autors und der Jahreszahl der Publikation + Seitenangabe abgekürzt zitiert. Beispiel: Dubois 65.31. Jahreszahlen vor 1900 werden dabei ausgeschrieben (Duelos 1830), Jahreszahlen nach 1900 nur mit den beiden letzten Stellen angegeben (Marty 08). Wenn mehrere zitierte Publikationen eines bestimmten Autors im selben Jahr erschienen sind, wird durch eine Minuskel ein weiteres Unterscheidungsmerkmal eingeführt (Isenberg 68 a). Bei Publikationen zweier verschiedener Autoren mit demselben Namen, die in dasselbe Jahr fallen, wird der zweite durch den Zusatz 'II' hinter dem Namen besonders gekennzeichnet (Hoffmann I I 67). Der Bindestrich zwischen zwei Jahreszahlen bezeichnet mehrbändige Werke, die unter demselben Titel während mehrerer Jahre entstanden sind, soweit sie eine durchgehende Paginierung haben (Hartmann 59-62.301). Ein Schrägstrich zwischen den Jahresangaben bezeichnet Aufsätze, die später in Sammelwerken wieder erschienen sind (Kurylowicz 49/60). Ein Gleichheitszeichen zwischen zwei Jahreszahlen bezeichnet identische Neuauflagen (Postal 64 = 67.23). Die volle Referenz findet sich jeweils im Literaturverzeichnis. Bei einem solchen Verfahren entfällt das lästige Suchen nach der Referenz von loc. cit.- und a. a. O.-Zitaten. Zudem kann generell auf Abkürzungen von Buch- oder Zeitschriftentiteln verzichtet werden. Textauszüge, die mehr als einen okkasionellen Beispielcharakter haben, sind mit »T«, einer Indexzahl und einer Minuskel bezeichnet (T 22 i), wobei d, i, s, r, f - dies ist die Reihenfolge, in der mehrsprachige Textbeispiele zitiert werden - für 'deutsch', 'italienisch', 'spanisch', 'rumänisch' und 'französisch' stehen. Hinweise auf »die romanischen Sprachen«, »die übrigen romanischen Sprachen« etc. beziehen sich jeweils nur auf den Rahmen der vier berücksichtigten romanischen Sprachen. Die Referenztexte 1 und 2 sind im Anhang wiedergegeben. Bei Referenztext 1 wurde die deutsche Version wegen der Möglichkeit zur Überprüfung des jeweiligen weiteren Kontexts der zitierten Stellen ganz abgedruckt, von den Versionen in den vier romanischen Sprachen nur die Teile, auf die bezug genommen wird. An den Anfang des Anhangs wurden weiterhin einige Exkurse gestellt. Mit Ausnahme der Namen solcher Autoren, die als Autoren von Textbeispielen zitiert sind, erscheinen die Eigennamen im Namenregister am Schluß der Arbeit. Werden Stellen aus der Sekundärliteratur als Textbeispiele zitiert, so fehlt ein entsprechender Stellenverweis im Namenregister.

Δει δή περί της αρχής παντός πράγματος τόν πολύν λόγον είναι και την πολλήν σκέψιν, είτε ορθώς είτε μή ύπόκειται.

Platon, Kratylos 436 D Δός μοι που στώ . . . angeblich Ardnmedes 1 .

VORBEMERKUNG Alle Wissenschaften haben ihre - selten explizit formulierten - Axiome. Dies gilt nicht nur für solche Disziplinen wie die Geometrie, für die es derartige Axiome schon seit über 2000 Jahren gibt, oder für die verschiedenen Bereiche der Mathematik, sondern genauso für die Linguistik und, wie ζ. B. Alfred Tarski gezeigt hat, natürlich auch für die formalisierten Sprachen2. Wo sich eine Wissenschaft ihrer Axiome nicht bewußt ist, ist sie (nach den strengen Kriterien des formalen Beweises von Gottlob Frege) in ihren Überlegungen notwendigerweise zirkulär - für die Linguistik hat das u. a. Henri Frei in einem bemerkenswerten Aufsatz mit dem Titel »Critères de délimitation« demonstriert 3 . In dieser Untersuchung geht es nun nicht um die Erarbeitung einer systematischen Axiomatik der Sprachwissenschaft im allgemeinen - Leonard Bloomfields, Karl Bühlers oder Walter Bröckers Axiome gehen in diese Richtung, insbesondere Peter Hartmann hat derartige Axiome oder Postulate formuliert 4 . Es geht lediglich darum, Ausgangspunkte dieser Untersuchung, die unbeweisbar sind, als solche zu kennzeichnen. Axiome sind ja - auf der Ebene der Theorie, auf der sie stehen - per definitionem unbeweisbar, wie am Beispiel der Arithmetik Kurt Gödel in seinem berühmten und höchst folgenreichen Aufsatz »Über formal unentscheidbare Sätze in den Principia Mathematica und verwandter Systeme I.« gezeigt hat 5 . Und Axiome sind gleichzeitig ein Zeichen für die Einsicht in die Relativität eigener Positionen: Tauscht man einzelne Axiome eines Systems gegen andere aus, so kommt man unter Umständen zu anderen Systemen. In der Wissenschaftsgeschichte gibt es hierfür kein deutlicheres Beispiel als dasjenige des fünften Axioms der Elemente Euklids. Ersetzt man dieses sogenannte Parallelenaxiom durch die Versionen, die Karl Friedrich Gauss, Bernhard Riemann oder Nikolai Ivanowitsch Lobatschewski davon gegeben haben, so entsteht eine Gauss'sche, Lobatschewskische oder Riemann-

1 2 3 4

5

Pappos (ed. Hultsch) 1, V I I I , 1060. V g l . Tarski 33 und 35; Tarski 69. Frei 54. V g l . Bloomfield 26; Bühler 33; Bühler 34.12-78; 59-62.289ff. Gödel 3 t .

Bröcker

43;

Hartmann

2 sehe Geometrie anstelle derjenigen Euklids - die Ansätze zu einer solchen nicht-euklidischen Geometrie im Riemannschen Sinn liegen sogar schon vor Euklid bei Aristoteles6. Man kann nun schwer eine Arbeit über »Satz und Text« schreiben, ohne zumindest einen festen Ausgangspunkt in Form eines Satzaxioms zu haben. Peter Hartmann hat dies sehr deutlich formuliert 7 . Dieses Satzaxiom wird der archimedische Punkt für die Delimitation kleinerer Einheiten, der Satzteile, bzw. der Ausgangspunkt für die Delimitation von Sätzen in Texten sein. Die Analyse verläuft also im wesentlichen deszendent, sie deckt sich aber bemerkenswerterweise weitestgehend mit dem völlig aszendenten Verfahren, das Klaus Heger in seinem grundlegenden Aufsatz »Die Semantik und die Dichotomie von Langue und Parole« und dem daraus entstandenen Buch Monem, Wort und Satz vorgeführt hat8. Das Satzaxiom in der hier vorausgesetzten Form erhebt nicht einmal den Anspruch, auf alle Sprachen anwendbar zu sein - Finngeir Hiorths bekannte Untersuchung sollte davor warnen 9 . Seine Anwendbarkeit bzw. Gültigkeit wird hier lediglich für die vier romanischen Sprachen vorausgesetzt, an denen, zusammen mit dem Deutschen, im wesentlichen die folgenden Beobachtungen gemacht wurden. Die vorliegende Untersuchung verdankt, wie auch Karl Bühlers Sprachtheorie (1934), viele und zum Teil entscheidende Anregungen der Schrift des alexandrinischen Grammatikers Apollonios Dyskolos (2. Jahrhundert nach Chr.) mit dem Titel Über die Syntax. Welcher Art diese Anregungen sind, ergibt sich sehr einfach aus dem Bedeutungsunterschied, der zwischen 'Syntax' bei Apollonios und 'Syntax' im gängigen Verstand besteht: Syntax ist seit langem sehr deutlich festgelegt auf den Satz, Syntax ist 'Satzlehre' 10 : So sehr, daß ein Sprachwissenschaftler, der in dieser Hinsicht stellvertretend für einen Teil der Prager Schule genannt sei, unlängst bei der Wiederentdeckung des bei Apollonios Selbstverständlichen, nämlich der grammatischen Relevanz auch solcher sprachlicher Einheiten, die höheren Ranges sind als diejenige des Satzes, von einem »Beitrag zur Hyper-Syn-

8

7

8 9 10

Vgl. Bonola 12; Riemann 1 8 6 7 ; zur nicht-euklidischen Geometrie bei Aristoteles vgl. Tóth 67. Vgl. Hartmann 59-62.304: »So folgt aus diesem Axiom (dem von Hartmann so genannten 'Satzbildungsapriori') alles das, was man Syntax nennt, m. a. W., das Gesetz V I I ergibt sich als das Ausgangsaxiom für alle Syntax ( . . . ) » . Das Gesetz V I I lautet: »Wenn eine Sprache explizite Mehrfachbestimmung leisten soll, so muß sie es erlauben, 'Sätze' zu bilden«. Heger 69 und Heger 7 1 . Hiorth 62 - vgl. unten Exkurs 1 im Anhang (S. 242f.). Auch die Generative Grammatik beschränkte sich lange Zeit auf den Satz. »In der bisher vorliegenden (klassischen) Literatur zur generativen Grammatik ist die Grammatiktheorie willkürlich auf die Domäne des 'Satzes' beschränkt worden« (Isenberg 68 a.i). Was Horst Isenberg 1968 formuliert hat, gilt zum Teil heute noch.

3 t a x « 1 1 sprach. S y n t a x ist bei Apollonios nicht nur Satz-, sondern eben audi T e x t s y n t a x . Diese Selbstverständlichkeit scheint in jüngerer Zeit mehr und mehr evident zu werden. Es ist das Ziel dieser Arbeit, hierzu mit Beobachtungen an einigen romanischen Sprachen beizutragen. Dabei werden sich gelegentlich Berührungspunkte zwischen dem Bereich der L o g i k und demjenigen der Sprachwissenschaft ergeben, nicht zuletzt bei der Beschäftigung mit den verschiedenen Ebenen v o n Sprache, deren R e l e v a n z f ü r die L o g i k , f ü r die logische Semantik und f ü r die Wissenschaftstheorie überhaupt implizit zu Beginn dieser Vorbemerkung angeklungen ist. I n der vorliegenden Untersuchung w i r d in der Regel mit Texten oder mit Abschnitten aus Texten gearbeitet. H a u p t t e x t ist der R e f e r e n z t e x t 1 .

Es

handelt sich dabei um eine Patentschrift in deutscher, italienischer, spanischer, rumänischer und französischer Version. D e r R e f e r e n z t e x t ist in der deutschen Version ganz, in den übrigen Versionen soweit dies erforderlich w a r , im A n h a n g wiedergegeben. M i t Bedacht w u r d e hier kein literarischer T e x t gewählt: Einerseits deshalb, weil die Qualität literarischer Ubersetzungen nicht selten den H o n o r a r e n entspricht, die f ü r literarische Übersetzungen bezahlt werden; andererseits v o r allem jedoch deswegen, weil sich die Literaten des 20. Jahrhunderts, zumindest die bekannteren unter ihnen, des Mediums Sprache in zunehmendem M a ß e bewußt geworden sind und o f t nach der Devise v e r f a h r e n , daß die Kenntnis einer Regel deren N i c h t A n w e n d u n g rechtfertigt: D o r t , w o aus bestimmten Gründen auf literarische T e x t e z u r ü c k g e g r i f f e n w i r d , zeigt sich auf Schritt und Tritt, daß sich aus der hier verfolgten Arbeitsmethode mannigfache Ansätze zu einer linguistisch fundierten Stilistik ergeben können. D i e Verfasser und Übersetzer solcher Texte, zu denen der R e f e r e n z t e x t 1 gehört, können sich dagegen nicht den Luxus auf Kosten des Lesers leisten, den sich die Literaten des 20. Jahrhunderts o f t gestatten. Z u d e m sind ihre T e x t e jederzeit überprüfbar: Wenn der T e x t nicht stimmt, funktioniert u. U . das M o d e l l nicht, das man nach ihm baut. D e r Verfasser dankt besonders der Deutschen Forschungsgemeinschaft, die ihm zwischen Oktober 1 9 6 7 und September 1 9 6 8 durch ein Stipendium die Gelegenheit gegeben hat, wichtige Vorarbeiten f ü r diese Untersuchung zu leisten. I m R a h m e n des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gewünschten U m f a n g s einer Habilitationsschrift 1 2 w a r eine »erschöpfende« 11

12

Vgl. Palek 68. Palek steht im Rahmen der Prager Schule freilich nicht allein, zumal bereits Vilém Mathesius' Unterscheidung zwischen Thema und Rhema in den Bereich der »Hyper-Syntax« weist (vgl. auch unten Kapitel 2, Anm. 89), der unter Umständen auch 'Super-Syntax' heißen kann (vgl. Vachek 66.18). Analog sprechen Peter Hartmann und Roland Harweg von Mikro- und MakroSyntax; vgl. auch die »Makrosyntax« im Titel von Gülich 70. Algirdas Julien Greimas und seine Nachfolger sprechen nicht von Hypersyntax, sondern analog dazu von 'Transphrastik' und 'transphrastisch'. Vgl. den entsprechenden Brief des Präsidenten der D F G vom 26. April 1967, der einen Umfang von bis zu 240 Druckseiten festlegt.

4 Behandlung

des T h e m a s n i c h t m ö g l i c h 1 3 . D e r

dem Leiter

der Patentabteilung

der

Robert

Verfasser dankt Bosch

GmbH

in

weiterhin Stuttgart,

H e r r n D i p l . - I n g . F. S c h w e i k h a r d t , f ü r das E n t g e g e n k o m m e n u n d das V e r t r a u e n , d a s d u r c h die Ü b e r l a s s u n g v o n f ü n f P a t e n t s c h r i f t e n e r w i e s e n w u r de, die z u m Z e i t p u n k t der Überlassung teilweise noch nicht v e r ö f f e n t l i c h t waren14. Er d a n k t schließlich Elisabeth Gülich, H a n s Dieter Bork,

Klaus

H e g e r u n d H a r a l d W e i n r i c h f ü r eine erste k r i t i s c h e L e k t ü r e u n d f ü r eine Reihe wertvoller Anregungen und Vorschläge.

13

Beispielsweise hätten, ausgehend v o n 2.3.3.2 und 2.3.3.3, das Tempus und, ausgehend von 3.3.1, die Koordination oberhalb der Satzeinheit eine systematische Behandlung innerhalb eines transphrastischen Ansatzes verdient, die hier nicht gegeben werden konnte. Für die Koordination sei auf eine Reihe von im Rahmen der vorliegenden Untersuchung akzeptablen Ansätzen bei Simon C . D i k (Dik 68) verwiesen. Ein weiteres Desiderat ist eine Behandlung des Komplexes 'Präposition', der namentlich im Zusammenhang mit den Artikeln von großer Wichtigkeit ist.

14

Dies betrifft die am 1 1 . September 1969 als D O S 1.513.610 publizierte deutsche Version. Die Dankesschuld gegenüber der Robert Bosch G m b H ist auch deshalb besonders groß, weil bereits relativ selten Patente in Spanien oder Rumänien angemeldet werden, ganz besonders selten jedoch in Spanien und Rumänien. D i e Suche nach geeigneten, nicht zu kurzen Schriften w a r dementsprechend äußerst schwierig.

1,1.1

5 Wir können (in der Syntax) überhaupt nicht mehr mit Einheiten rechnen, die man wie Morpheme und Phoneme isolieren kann, und die im Prinzip diesen Einheiten vergleichbar wären. An die Stelle von 'Satz gliedern' als Einheiten muß die Vorstellung von Relationen, von Verhältnissen treten. (...) Die Relationen sind etwas anderes als die Elemente und von diesen zu trennen. Sie sind nicht präjudiziert durch das einzelne morphologische Element1.

TEXT, A B S T R A K T I O N UND METASPRACHE l.i

Satzaxiom, Erfragbarkeit und Metaebenen

Die Reihe der möglichen Gegenstände der Sprachwissenschaft reicht, wenn man sich von einer Reihe von Termini leiten läßt, deren Nutzen gemeinhin anerkannt wird und die man in Anlehnung an Michael Alexander K i r k wood Halliday oder Walter A . Cook, der seinerseits auf Robert E. Longacre und Kenneth L. Pikes grundlegendem Werk Language

basiert, in folgen-

der Weise hierarchisch ordnen könnte 2 , vom Phonem als der kleinsten bedeutungsdifferenzierenden sprachlichen Einheit über das Morphem (Monem, Grammem 3 ), Lexem

(Semantem, eventuell Monem, Syntagma

bei

Saussure), Syntagma und Satz bis zum Text. Jede dieser Einheiten umfaßt alle vor ihr genannten, wobei im Falle von Morphem und Phonem sowie im Falle von Text und Satz Überschneidungen in der Form vorkommen können, daß ein Morphem im Grenzfall aus einem einzigen Phonem und ein Text im Grenzfall aus einem einzigen Satz bestehen kann 5 . Als Satz könnte, da es im folgenden ja ausschließlich um geschriebene oder schrift1

2

3

4

5

Seiler 60.46; vgl. Seiler 67.1788; mit 'Satzgliedern' ist hier der Glinzsche Gebrauch des Terminus gemeint. Vgl. dazu neben Bühler 34.258 und Pike 67 ( = 2., revidierte Auflage) Halliday 61 und Halliday 62, Hartmann 64.i44ff., besonders i 7 5 f f . , sowie Cook 69.8 et passim. Halliday gibt für die englische Sprache fünf Einheiten (Halliday 61.252), die, da es sich um eine grammatische Theorie handelt, nicht beim Phonem, sondern beim Morphem beginnend, über Wort, Gruppe/phrase, clause bis zum Satz gehen. Die Unterscheidung zwischen 'clause' und 'sentence', 'Nebensatz' und 'Hauptsatz', wird sich als notwendig erweisen (vgl. unten 1.2). Vgl. dazu Martinet 60.1.8 und 1.9; zum Terminus 'Monem' in diesem Sinn vgl. Saussure, zum Terminus 'Grammem' Bernard Pottier (zitiert) bei Heger 69.187). Vgl. zu 'Syntagma' Saussure 1 5 = 66.170^, zu 'Monem' und 'Semantem' Martinet 60.1.8 und 1.9; zur Opposition 'morphème : sémantème', die auf Vendryes zurückgeht, vgl. Ebeling 60.108-10; zu 'discourse' vs. 'utterance' vgl. Pickett 60. Ein Beispiel: die Präpositionen à (franz.), a (span., ital.) oder der »Pronominalartikel« a (rum.). Zu Grenzfällen zwischen Satz und Text vgl. unten S. 7 1 f f .

1.1, 1.1.1

6

lieh konzipierte Texte geht, rein pragmatisch das angesehen werden, was in den berücksichtigten romanischen Sprachen zwischen zwei Punkten bzw. zwischen einem Punkt und einem Äquivalent (»;«, »!«, »?«), bzw. vice versa, steht. Zur Vermeidung einer sonst unumgänglichen Zirkularität wird hier jedoch ein Satzaxiom eingeführt, das für die berücksichtigten romanischen Sprachen sowie das Deutsche gelten soll. Es lautet: Sätze sind dadurch charakterisiert, daß ihre funktionellen Teile mit Hilfe des finiten Verbs und entsprechender Leerstellen (Fragewörter) zu erfragen sind. Daraus folgt sogleich, daß der konstituierende Faktor eines Satzes das finite Verb ist6. l.i.i.

Erfragbarkeit

Bereits der alexandrinische Grammatiker Apollonios Dyskolos hat in seiner Schrift Über die Syntax ein Kriterium bereitgestellt, mit dessen Hilfe man die genannten möglichen Gegenstände sprachwissenschaftlicher Betrachtung in zwei Gruppen gliedern kann. Apollonios hat nämlich eine Unterscheidung getroffen zwischen solchen »Redeteilen« (τα μέρη του λόγου), die für sich selbst, und solchen, die nicht für sich selbst eine sprachliche Äußerung bilden können. Letztere nennt er λέξεις (λέξις entspricht in etwa dem Terminus 'Wort') ov δυνάμεναι κατ' ιδίαν ρηταί είναι 7 . Es handelt sich dabei um genau die Unterscheidung, die Leonard Bloomfield, dem sie nach herrschender Meinung zuzuschreiben ist, offenbar ohne die entsprechende Apollonios-Stelle im Gedächtnis zu haben, unter Einführung der Termini 'free form' und 'bound form' aufgrund desselben Kriteriums getroffen und folglich fast wörtlich wiederholt hat: »A linguistic form which is never spoken alone (mit Apollonios' Worten: λέξεις ου δυνάμεναι κατ' ιδίαν ρηταί είναι) is a bound form; all others ( . . . ) are free forms« 8 . Fragt man sich nun, welche der Einheiten Text, Satz, Syntagma, Lexem, Morphem und Phonem, die vorläufig als gegebene Größen angenommen sein sollen, die Bedingungen erfüllen, die Apollonios und Bloomfield an eine freie Form stellen, so wird man eine scharfe Grenze zwischen Lexem und Morphem anzusetzen haben: Was unter die Einheiten rechts der Grenze fällt, wären gebundene sprachliche Formen, die Einheiten links der Grenze, also Text, Satz, Syntagma, Lexem, wären dagegen freie sprachliche Formen®.

Vgl. hierzu Exkurs ι im Anhang (S. 242). 8 Bloomfield 33.160. π. συντ. I.3, p. 9 B k k . • Apollonios nennt für die griechische Sprache - die in traditioneller moderner Terminologie morphematischen - Redeteile 'Präposition' (ή πρόθεσις), 'Artikel' (τό άρθρον) und 'Konjunktion' (σύνδεσμος), als (nach Bloomfield) »freie« Formen dagegen die - in traditioneller moderner Terminologie lexematischen - Redeteile 'Verb' (τό φήμα), 'Nomen' (τό ονομα), 'Pronomen' (ή άντωνυμία) und ' A d v e r b ' (τό έπίρρημα). 6 7

1.1.1

7

Läßt sich das relativ grobe Kriterium Apollonios' bzw. Bloomfields, das die genannten möglichen Gegenstände sprachwissenschaftlicher Betrachtung in zwei Gruppen zergliedert, verfeinern? Um hierauf eine Antwort geben zu können, muß man sich das Kriterium, nach dem hier geschieden wird, erst einmal genau vergegenwärtigen. Wann sind, so ist zu fragen, Lexeme wie der Eigenname John, die Nomina (les) défenses, (lo) specchio, die Adverbien là-bas, κάλλιστα, ύγιώς (die griechischen Beispiele stammen aus Apollonios), die Pronomina él (span.) oder el (rum.), lui, αυτός, die Syntagmata während des ganzen Tages, para ganar dinero - wann sind derartige Lexeme und Syntagmata eigentlich als selbständige sprachliche Aussagen oder free forms möglich? Sie stellen ja ohne finîtes Verb nach dem obigen ersten Axiom keine Sätze dar. Mehr als bei Bloomfield, der sich in der Folge zudem als inkonsequent erweist, ist bei Apollonios deutlich zu erkennen, daß diese Äußerungen als Antwort auf entsprechende Fragen möglich sind. Implizit oder explizit liegt somit der Differenzierung nach free form und bound form das Kriterium der Erfragbarkeit (free form) bzw. Nicht-Erfragbarkeit zugrunde. Dieses Kriterium soll nun ganz bewußt noch einmal auf die mehrmals genannte Reihe der möglichen Gegenstände der Sprachwissenschaft angewandt werden. Dazu bedarf es zunächst einer kurzen Klärung des Begriffs 'Frage' und der verschiedenen Motivationen, die zu einer Frage führen können. Fragen zu einem Text oder zu Textabschnitten bzw. zu den jeweiligen Entsprechungen in einer Sprechsituation können aus zwei Motivationen heraus gestellt werden: Erstens dann, wenn man in der sprachlichen Äußerung eines anderen etwas nicht verstanden hat, was der Sprecher zwar gesagt hat, was aber rein akustisch, gestört durch »noise«, beim Hörer nicht angekommen ist. Eine analoge Motivation liegt dann vor, wenn dem Hörer oder Leser, oder einfach jemandem, der nachdenkt, Zusammenhänge im Text nicht deutlich genug erscheinen. Die zweite Motivation für Fragen ist dort gegeben, wo ein totaler Informationsmangel vorliegt bzw., wie in Prüfungen von seiten des Prüfers, simuliert wird 1 0 . Derartige Fragen kommen relativ häufig in Texten selbst vor. Wenn nun hier von Erfragbarkeit die Rede ist, so geht es ausschließlich um den unter die erste Motivation zu subsumierenden Fall, in dem auf der Basis von etwas bereits Gesagtem oder Geschriebenem nach etwas bereits Gesagtem oder Geschriebenem gefragt wird. Jede Frage stellt, wenn sie ein finîtes Verb enthält, einen Satz im Sinne des Satzaxioms (S. 6) dar, in dem ein, gegebenenfalls auch mehr als ein Satzteil durch ein sogenanntes Fragewort eingenommen wird. Das heißt, daß jeder Fragesatz in einen Nicht-Fragesatz, nämlich den Antwortsatz, umgewandelt werden kann (solange es keine Frage-Fragewörter gibt, jedoch nicht in einen Frage-Fragesatz). Das Fragewort hat syntaktisch den Rang

10

V g l . dazu Jolies 30.i26ff.

8

1.1.1

inne, der demjenigen der Kurzform der Antwort entspricht 11 . Fragewörter sind also syntaktische Leerstellen, die durch die Antwort semantisch ausgefüllt werden können 12 . Dies soll nun an folgendem Text dargestellt werden: T j f (i) Le diasseur eskimo de la baie d'Hudson qui abat un morse, reçoit les (2) défenses et un membre antérieur; celui qui l'a aidé le premier a droit à (3) l'autre membre antérieur; le cou et la tête vont au suivant, le ventre au troisième, et chacun des deux derniers reçoit un des membres postérieurs. (4) Mais, en période de disette, tous les droits de réparation sont suspendus, et la prise est considérée comme le bien commun de la communauté tout entière 13 .

Zu diesem Text kann man beispielsweise die Frage stellen: »Que (qu'est-ce que) reçoit le chasseur eskimo de la baie d'Hudson qui abat un morse?« Die Antwort lautet in Kurzform ζ. Β.: »les défenses« oder, als vollständiger Satz: »Le chasseur eskimo de la baie d'Hudson qui abat un morse reçoit les défenses«14. Les défenses wäre in der hierarchischen Reihe der möglichen Gegenstände der Sprachwissenschaft wohl als ein (nominales) Lexem einzustufen, que wäre entsprechend ein Nominalfragewort oder, in traditioneller Bezeichnung, ein »Fragepronomen«. Antwortet man auf dieselbe Frage mit »les défenses et un membre antérieur«, oder antwortet man auf die Frage: »Quand sont suspendus tous les droits de répartition?« mit »en période de disette« (bzw. mit: »en période de disette tous les droits de répartition sont suspendus«), so liegt entsprechend ein (im ersten Fall nominales, im zweiten adverbiales) Syntagma vor und quand hätte den Status eines Adverbialfrageworts oder Frageadverbs. Stellt man zum ersten Satz die Frage: »Quel chasseur reçoit les défenses et un membre antérieur?«, so lautet die Antwort: »le chasseur eskimo de la baie d'Hudson qui abat un morse«, wobei sich zeigt, daß die Gruppe eskimo ... morse nur im Verbund mit le chasseur, also dem nominalen Element, das sie ergänzt, als freie Form auftreten kann. Quel wäre dann ein Nominalergänzungsfragewort. Es gibt noch mehr Fragen als diejenigen nach Nomina, Adverbien oder Nominalergänzungen. Z. B. die Frage: »Est-ce qu'en période de disette tous les droits de répartition sont suspendus?« Lautet hierauf die Antwort: »En période de disette tous les droits de répartition sont suspendus«, so liegt als Antwort ein ganzer Satz vor, zu dem zwei Alternativen existieren: 11 12

13

14

Zu den Ausnahmen auf der Ebene der Metasprache vgl. unten Kapitel 5.1. Vgl. dazu auch Tesnière 59.194. Der Terminus 'syntaktische Leerstelle', der hier verwendet wird, soll besagen, daß Fragewörter einen Platz in der syntaktischen Hierarchie des Satzes innehaben, jedoch als Leerstellen für eine semantische Ausfüllung (durch die Antwort) fungieren. Claude Lévi-Strauss, Les structures élémentaires de la parenté, Paris/La Haye, 2. Auflage 1967, S. 39. Aus dieser Alternative geht bereits hervor, daß les défenses et un membre antérieur als nominale Antwort lediglich die Kurzform des eigentlichen Antwort s a t z e s darstellt, der nur deshalb nicht unbedingt vollständig sein muß, weil er größtenteils mit dem Fragesatz identisch und als »freie« Form nur aufgrund der vorhergehenden Frage möglich ist.

1.1.1

9

Erstens eine verkürzte Form des Antwortsatzes (»ils - seil, les droits de répartition — sont suspendus«), die immer noch einen vollständigen Satz darstellt und für die dasselbe gilt, was gleich über den Antwortsatz in seiner ersten Form zu sagen sein wird; und zweitens eine Antwort in Form eines Satzvertreters, der im Französischen oui oder non heißt. Satzvertreter deshalb, weil oui/non eindeutig einen ganzen Satz repräsentieren. Z w a r liegt auch hier, wie gesagt, eine alternative Antwortmöglichkeit vor; im Unterschied zu der Frage »Que reçoit le chasseur ( . . . ) qui abat un morse?«, welche die alternativen Antwortmöglichkeiten »les défenses« bzw. »le chasseur ( . . . ) reçoit les défenses« zuläßt, wobei les défenses einen unverzichtbaren Teil des vollständigen Antwortsatzes darstellt, stellt die Antwort durch den Satzvertreter eine echte Alternative zur Antwort durch den Satz »En période de disette tous les droits de répartition sont suspendus« dar, denn beide sind für sich allein vollständige Antworten, während auf die Frage »Que reçoit le chasseur eskimo qui abat un morse« die Antwort »Le chasseur eskimo reçoit« allein zwar notfalls als Satz interpretiert werden kann, nicht jedoch als Antwort auf die gestellte Frage 15 . Est-ce que wäre also ein Satzfragewort, das als Antwortmöglichkeiten die echte Alternative zwischen einem ganzen Satz oder einem Satzvertreter zuläßt - echte Alternative deswegen, weil beide Antworten, auch ohne miteinander kombiniert zu sein, vollständige Antworten sind 16 . Für Sprachen, auf die das Satzaxiom anwendbar sein soll - es ist sicher auf mehr Sprachen als die fünf anzuwenden, auf die wir uns aus den ge15

Selbstverständlich ist auch eine kombinierte Form der A n t w o r t in der A r t »Oui, en période de disette tous les droits de répartition sont suspendus« möglich. Dies ist jedoch deshalb kein Gegenargument gegen die eben getroffene Feststellung, oui/non seien Satzvertreter mit Satzrang, weil der Teil der A n t w o r t rechts des Kommas immer noch eine vollständige A n t w o r t darstellt. Vgl. zu einer ausführlichen Behandlung der Verhältnisse im Deutschen auch Isacenko 6 5 . 1 6 5 a . Mit Harald Weinrich (Weinrich 67a.11.of.) könnte man ja/nein b z w . ihre Entsprechungen im Französischen und in den anderen romanischen Sprachen als die »freien Formen« eines im Aussagesatz ans Verb »gebundenen« Assertions- b z w . Negationsmorphems ansehen. D e r »freien Form« ja, si etc. entspräche ein N u l l - M o r p h e m beim Verb, der freien Form non im Französischen entspräche das ans Verb gebundene diskontinuierliche Morphem ne .. . pas, analog ital. no vs. non, während die negative Form des Satzvertreters in den beiden restlichen berücksichtigten romanischen Sprachen formal mit dem Negationsmorphem beim Verb identisch ist. Im Deutschen besteht eine Opposition 'nicht:nein'. Allerdings würde dabei 'freie' und 'gebundene Form' in anderer Weise verstanden als unten in 1.3, Punkt 4, w o diese beiden Termini aus der hier vertretenen Sicht heraus anders konzipiert werden. (Ne ... pas ist erfragbar und damit frei, allerdings nur in der Form non). Im Sinne von K a pitel 3, Anm. 122, müßte man sagen 'selbständige' und 'unselbständige Form'.

16

In den beiden in Anm. 15 zuletzt genannten romanischen Sprachen führt diese Kombinierbarkeit wegen der formalen Identität zwischen der negativen Form des Satzvertreters und dem Negationsmorphem zu einem formal gesehen doppelten Vorkommen desselben Zeichens: »Le has visto a el?« - »No, no le he visto a el«.

1.1.1, 1.1.2

10

nannten Gründen beschränkt haben 17 - muß strukturell stets die Möglichkeit bestehen, den Antwort s a t ζ auf das für den Satz konstitutive Merkmal des finiten Verbs zu reduzieren - zumal dort, w o unter Umständen keine invarianten Satzvertreter wie ja/nein zur Hand sind. Dies traf etwa ursprünglich für das Lateinische zu. Wenn der Parasit in Plautus' Asinaria fragt: Possis, si forte accubantem tuum virum conspexeris C u m corona amplexum amicam, si videas, cognoscere?

so antwortet Artemona: »Possum ecastor« - »Beim Castor, ich kann's« 18 . Während im Lateinischen die assertive Antwort ursprünglich allein durch Wiederholung des Verbs ausgedrückt wird, die Negation durch das invariable Negationszeichen non - im vorliegenden Fall hätte Artemona antworten können: »Non possum« - benutzt die finnische Sprache (das Satzaxiom wäre auch auf sie anzuwenden), die ursprünglich ebenfalls keine invariablen Satzvertreter für Assertion und Negation besaß und bei assertiver Antwort wie das Lateinische verfahren kann, bei der Negation ein zu dem bei der Assertion angewandten analoges Verfahren: Mittel der Negation ist ein finîtes Verb mit Flexion, das sogenannte Negationsverb. Für Sprachen, auf die das Satzaxiom anwendbar ist, ist dies eine in der Struktur der Satzfrage angelegte Möglichkeit. 1.1.2

Metaebenen

Bisher kamen in den Fragen, deren Kurzform-Antworten unter die traditionellen Kategorien Lexem, Syntagma oder Satz zu subsumieren wären, abgesehen von den syntaktischen Leerstellen für das zu Erfragende, d. h. den Fragewörtern, nur sprachliche Zeichen aus dem Text selbst vor: In der Frage »Que reçoit le chasseur eskimo de la baie d'Hudson qui abat un morse?« ist der nicht kursiv wiedergegebene Teil, abgesehen von der Umstellung, identisch mit einem Abschnitt des Originaltexts. Satz, Syntagma und Lexem sind offenbar von der Ebene aus erfragbar, die hier im folgenden die Textebene heißen soll. Sie sind damit freie Formen. Wie steht es nun mit der Erfragbarkeit von Phonem, Morphem und Text? Auch sie sind erfragbar, doch muß man dazu die Ebene des Texts verlassen und von einer Metaebene aus fragen, nämlich von derjenigen aus, in der man über die Sprache selbst spricht: d. h. von der Ebene der Metasprache aus. 1 7 Vgl. das Ende von Exkurs ι (S. 243). 18 Plautus, Asinaria 878-80. Z u Assertion und Negation im Lateinischen vgl. Thesleff 60. In der A n t w o r t Artemonas, welche die A n t w o r t auf eine Frage an eine zweite Person darstellt, differiert allerdings das Zeichen für die grammatische Person. Der Einfachheit halber soll hier nur nach finiten Verben der dritten Person gefragt werden, da sich bei Verben der ersten und zweiten Person notwendigerweise eine D i f f e r e n z bezüglich der Person zwischen dem Verb der Frage und demjenigen der A n t w o r t ergibt.

11

1.1.2

Der Terminus 'Metasprache' ist aus der Logik geläufig, analog dazu kann man für die Sprache, oder genauer, für die sprachlichen Äußerungen, über die man spricht, den Terminus Objektsprache' oder 'objektsprachliche Äußerung' benutzen. Durch die Fragen, in denen mit Hilfe entsprechender syntaktischer Leerstellen auf Textebene nach etwas gefragt wird, was als Antwort unter die Kategorien 'Satz', 'Syntagma', 'Lexem' fällt, ließen sich die unter diese Kategorien fallenden sprachlichen Äußerungen auf der Basis des Satzaxioms eindeutig (und zwar sprachimmanent) konstituieren. Dies gilt, wie, um Mißverständnissen vorzubeugen, betont werden muß, nicht in analoger Form für die Erfragbarkeit von Einheiten wie 'Phonem' und 'Morphem' von der Metasprache aus. Denn es kann keine Rede davon sein, daß etwa Morpheme und Phoneme allein durch entsprechende metasprachliche Fragen konstituiert würden, weil derartige Fragen, im Gegensatz zu denjenigen, die auf der Ebene des Textes gestellt werden, stets linguistisches Vorwissen und linguistische Vorentscheidungen voraussetzen. Man kann zum obigen Text beispielsweise folgende metasprachliche Frage stellen: »Was prädeterminiert in Satz ι chasseur?«, um das Morphem le als Antwort zu erhalten. Oder man kann fragen: »Wodurch unterscheidet sich das Prädeterminans von chasseur in Satz ι von demjenigen von baie im selben Satz?«, um als Antwort die Phoneme /a/ und /θ/ bzw. ihre graphischen Äquivalente a und e zu erhalten. Wichtig ist hier die Erkenntnis, daß es im vorliegenden Text ebenso wie in allen anderen Texten sprachliche Zeichen gibt, nach denen man nicht mit den im Text selbst enthaltenen sprachlichen Zeichen bzw. mit Leerstellen fragen kann, die für diese stehen. Man muß, um sie als Antwort zu erhalten, mit sprachlichen Zeichen fragen, die mit der Ebene des Texts absolut nichts mehr zu tun haben - z. B. mit Zeichen wie prädeterminieren, Prädeterminans, Satz ι, unterscheiden. Morphem und Phonem allein sind also nur durch das zu erfragen, was die Scholastiker - und vor ihnen bereits Augustin 19 - suppositio materialis im Gegensatz zur suppositio formalis nannten 20 . Wichtig ist ferner, daß man, während die Frage nach den als 19 20

V g l . d a z u Coseriu 67 a.2. Z u r Suppositionslehre der Scholastik v g l . insbesondere Saarnio 3 5 . I I . H i e r ein Schema aus Menne 66.20, welches das systematische Verhältnis der einzelnen A r t e n v o n Supposition zueinander zeigt: Supposition

Γ

Γ

material

formal .1

Γ

logisch real (begrifflich) -j absolut

f

persönlich

1—;

'

disjunktiv

kopulativ

1

r

kollektiv distributiv V g l . zu diesm Schema auch u. K a p . 2, A n m . 230.

12

1.1.2

Lexem, Syntagma oder Satz zu klassifizierenden sprachlichen Zeichen oder Zeichengruppen mit den Zeichen des Texts und damit in der Objektsprache vorgenommen werden m ü s s e n , wenn man die Antwort in der jeweiligen Objektsprache bekommen will, nach Morphemen und Phonemen des obigen Texts in jeder beliebigen Sprache fragen kann; etwa in deutsch, wie dies eben der Fall war. Bis jetzt scheint das Kriterium der Erfragbarkeit, das der Unterscheidung von Apollonios bzw. Bloomfield zugrunde liegt, nicht viel Neues erbracht zu haben, wenn man davon absieht, daß sich gezeigt hat, daß danach ζ. B. alle Bestimmungen, die ein Nomen ergänzen, also Adjektive, Relativsätze 21 , insofern gebundene Formen sind, als sie nur in Verbindung mit dem Nomen zu erfragen sind, das sie ergänzen: Die Frage »Quel chasseur reçoit les défenses et un membre antérieur?« läßt als Antwort weder »eskimo de la baie d'Hudson qui abat un morse« noch »qui abat un morse«, noch »eskimo«, sondern nur »le chasseur eskimo de la baie d'Hudson qui abat un morse« zu. Zumindest im Deutschen und in den romanischen Sprachen zählt das Adjektiv also zu den gebundenen Formen, denn wenn es je als freie Form auftritt, ist es kein Adjektiv mehr, sondern hat nominalen oder adverbialen Rang 22 . Wie steht es nun aber mit der Erfragbarkeit eines Texts? Wie muß man fragen, um einen ganzen Text, wie etwa den obigen, als Antwort zu erhalten? Interessanterweise zeigt sich hier, daß, wie im Falle von Phonem und Morphem, wiederum nicht von der Ebene des Texts selbst, sondern von derjenigen der Metasprache aus gefragt werden muß, in diesem Fall von einer Spezies der Metasprache, die man 'Metatext' nennen könnte. Wie bei allen metasprachlichen Fragen ist es auch hier nicht von Belang, in welcher Sprache die Frage gestellt wird. Beispielsweise kann man fragen: »Wie lautet der achte Paragraph des III. Kapitels von Claude Lévi-Strauss' Buch mit dem Titel Les structures élémentaires de la parenté?« - eine Textfrage, wie sie gelegentlich in Prüfungssituationen gestellt werden soll. In etwas humanerer Weise würde sie allerdings, als nun nicht mehr reine Textfrage, etwa so gestellt: »Was hat Franz Boas« - den Lévi-Strauss hier zitiert - »über die Gebräuche bei der Walroßjagd der Eskimos in der Hudson Bay gesagt?« In der »reinen« Textfrage wird mit sprachlichen Zeichen der Metatextebene wie Paragraph oder Absatz, Zeile, Buch, Verfasser und Titel gefragt, denn auf der Metatextebene wird auf den Text als etwas Geschriebenes reflektiert, das eine bestimmte Form, Gliederung, eventuell einen Verfasser und einen Titel hat. In der hier genannten »gemilderten« Form, in der man den Text freilich weder auf französisch noch 21 22

Vgl. dazu auch unten Kapitel 2, Anm. 190. Ein Beispiel: »In tief arbeitsamen Zeiten sieht man keine Bücher bei mir« (Nietzsche, Ecce Homo, »Warum ich so klug bin«, Kap. 3). Auf die Frage: »In was für Zeiten findet man . . . ? « lautet die Kurzform der Antwort »In tief arbeitsamen (Zeiten)«, nicht etwa »"'tief arbeitsamen«.

1.1.2, 1.2

13

im Wortlaut als Antwort bekommen würde, wird immerhin auf sprachliche Zeichen aus dem Text selbst rekurriert: Walroß, Jagd, Eskimo, HudsonBay; aber auch auf einen Terminus wie Gebräuche, der weder zur Textebene noch zur Metatextebene oder Metasprache gehört, sondern zu einer Ebene, die im folgenden diejenige der Abstraktion genannt werden soll.

1.2

Abstraktion, Satz und Nebensatz

Die eben genannte Ebene der Abstraktion stellt eine - stets relative Zwischenstufe zwischen den beiden Polen Text und Metatext bzw. Metasprache dar. Auch auf sie stößt man, wenn man sich mit der Erfragbarkeit sprachlicher Einheiten oder Äußerungen befaßt. Aus dem oben eingeführten A x i o m (S. 6) hatte sich sogleich ergeben, daß das finite Verb der konstituierende Faktor des Satzes sein muß. N u n w a r oben bereits die E r f r a g barkeit des Satzes durch Satzfragewörter bzw. durch Satzfragen dargelegt worden 2 3 . Auf die Frage »Est-ce qu'en période de disette tous les droits de répartition sont suspendus?« konnte man ja in der Tat die Antwort erhalten: »En période de disette tous les droits de répartition sont suspendus«. Aber es bestand hierzu nicht nur die echte Alternative des Satzvertreters oui, es bestand theoretisch noch eine andere Alternative: diejenige von »En période de disette tous les droits de répartition ne sont pas suspendus« bzw. non: eine derartige Alternative w a r bislang noch bei keiner Frage aufgetaucht. Sie zeigt auf jeden Fall, daß die Erfragbarkeit des Satzes »En période de disette tous les droits de répartition sont suspendus« in dieser Form eher das Ergebnis des Zufalls ist, der darin besteht, daß dasjenige Zeichen in einem Satz, das im Gegensatz zur Negation die Assertion bezeichnet, ein Nullzeichen ist, was natürlich bewirkt, daß ein positiver Aussagesatz identisch ist mit einem assertiven Antwortsatz 2 4 . Die Antwort könnte jedoch - wenn sie, bezogen auf den Text von Lévi-Strauss, »falsch« wäre - ebensogut negativ sein, und damit wäre der Satz in der gewünschten Form nicht erfragbar. Dieses - von der hier zugrundegelegten Konzeption von Frage aus zwar hypothetische 25 - Problem zeigt immerhin, daß ein Satz wie derjenige, um den es hier geht, in puncto E r f r a g barkeit einen Grenzfall darstellt, zumal er, wie sich noch zeigen wird, in der Form, wie er bei Lévi-Strauss steht, von der Textebene aus gar nicht erfragbar ist, und zumal er im Gegensatz zu den anderen Fragen auch keine syntaktischen Leerstellen aufwies: denn der Satz w a r ja in der Frage 23

Um einen Aussagesatz zum Fragesatz zu machen, genügt es in allen romanischen Sprachen, suprasegmentale Änderungen vorzunehmen, d. h. der Intonationskurve einen anderen Verlauf zu geben; eine andere Möglichkeit, die jedoch diejenige der Intonation nicht ausschließt, ist die Möglichkeit der U m stellung.

24

Vgl. o. Anm. 1 5 . Vgl. oben S. y f .

25

1.2

14

vollständig enthalten, das Fragewort est-ce que stand z u s ä t z l i c h davor. Es bleibt also zunächst festzustellen, daß hier, wie die mögliche Alternative einer positiven und einer negativen Antwort, sei es in Form eines Satzes oder eines Satzvertreters, zeigt, eine Antwort in Form des erfragten Satzes eher zufällig ist. Denn es wurde nicht nach dem Satz als solchem gefragt, sondern danach, ob er zutrifft oder nicht. Wie müßte nun eine Frage aussehen, in der nach dem gefragt wird, was aufgrund des ersten Axioms den Satz konstituiert: nach dem finiten Verb? Als Beispiel soll folgender Satz dienen: Todos murmuraban que habían sido vendidos 2 6

Wie muß man hier fragen, um den Minimalsatz »murmuraban« als Antwort zu erhalten? Die Frage »¿murmuraban?« mit der Antwort »murmuraban« soll dabei aus den eben genannten Gründen als Sonderfall oder »Zufall« ausscheiden. Überdies zeigt die Satzfrage, daß man dann, wenn man das zu erfragende Verb bzw. den ganzen Satz zur Frage selbst benützt, nur eine Antwort in Form der Satzvertreter ja/nein, bzw. in Form von deren Äquivalenten in den anderen Sprachen, erhalten kann, jedoch nicht in Form des Verbs. Man muß also, wenn man das Verb bzw. den Minimalsatz »Murmuraban« als a l l e i n i g e Antwort erhalten will ebenso, wie man auf die Frage »¡quién murmuraba?« die Antwort utodos« (seil, los soldados, denn um die handelt es sich hier) oder »todos murmuraban« enthält - offenbar mit einem anderen Verb fragen. Welches Verb kann man »murmuraban« supponieren? Man fragt unter Benutzung des Verbums hacer: »Los soldados, ¿qué hacían?« oder »¿qué hacían?« und erhält die Antwort: »Murmuraban«. Dies ist in zweifacher Hinsicht von sehr weitreichender Bedeutung. Erstens zeigt sich, daß hacer ein Verbum ist, das auf zwei Ebenen ganz verschieden funktioniert. Benutzt man hacer auf Textebene, so erhält man wie bei jeder anderen Frage der Form 'qué+Verb' eine Antwort des Typs ' V e r b + O b jekt', wobei das Verb dasselbe bleibt. Beispiel: »qué hacía?« - »hacía una de las suyas«, »er machte einen seiner Scherze«. Benutzt man dagegen hacer als supponierendes Verb, also auf Abstraktionsebene, so erhält man auf dieselbe Frage als Antwort ein anderes finîtes Verb. Folgendes Schema soll dies verdeutlichen: hacía una de las suyas qué hacíaf murmuraba

anders ausgedrückt: Verbj + Objekt qué + Verb.

26

Ramón del Valle-Inclán, Sonata de invierno,

Madrid 1963, S. 159.

1.2

15

Dasselbe gilt mutatis mutandis für die Äquivalente von hacer in den anderen romanischen Sprachen bzw. im Deutschen. Zweitens zeigt sich beim Überprüfen an den verschiedensten Texten der romanischen Sprachen, daß das Verbum hacer (bzw. seine Äquivalente) nicht nur dem Verbum murmurar zu supponieren ist, sondern etwa der H ä l f t e aller finiten Verben eines Texts 27 . Den Beweis dafür erhält man umgekehrt, wenn - im Sinne jener Fragen, die hier ausgeschieden wurden 28 - jemand aus einem totalen Informationsmangel heraus fragt: »Was machst du morgen?«, »¿qué harás mañana?« o. ä.: das Verb machen, hacer etc. wird dann in der Antwort des Gefragten mit allen möglichen Verben semantisch variiert bzw. expliziert. Aus zwei Richtungen zeigt sich hier, daß Verben wie hacer oder seine Äquivalente in anderen romanischen Sprachen für einen sehr großen Teil aller Verben stehen können. Insbesondere im dritten Kapitel dieser Untersuchung wird auf dieses sehr bedeutsame Phänomen semantischer Reduktion oder Abstraktion weiter eingegangen werden. Ganz offensichtlich hängt die Supponierbarkeit von Verben durch faire und seine Äquivalente mit der Valenz — im Sinne Lucien Tesnières 29 - sowie mit der Diathese des Verbs zusammen. Umgekehrt steht die Plausibilität von Klaus Hegers Versuch, aus sein und haben + machen eine ganze Reihe von Verben herzuleiten, in Beziehung zur Supponierbarkeit der entsprechenden ein- oder mehrwertigen Verben durch faire. Auch die Rolle der Diathese ist ersichtlich, zumal man solchen Verben wie recevoir - man betrachte oben T t f S. 8) - schlecht faire supponieren kann 30 .

27

Pottier 62.77 geht sogar so weit, zu behaupten, jede »Verbalgruppe« könne im Französischen durch faire ersetzt werden (»tout groupe verbal ( S v + S b objet) peut être remplacé par faire«); ähnlich Tesnière 59.73. D e m entspricht bei Peter Hartmann die Klassifizierung der Verben als »tut-Wortart« (Hartmann 58.13, Anm. 16). Restriktiver ist Grevisse § 1044, remarque 5. Die Verfasser der Grammaire Larousse sprechen (§ 143) hier ganz konsequent von einem Pro-Verb faire. V g l . auch Brinkmann 65, Dubois 65.96^ und Raether 68.6 4 ff.

Die Supponierbarkeit sehr vieler Verben durch 'tun', 'machen' und seine Äquivalente in den romanischen Sprachen ist die transphrastische Basis der K o n zeption des Satzes als Handlungsschema, wie sie unter anderem K a m i a h 67, Kamlah/Lorenzen 67.94ff. oder Schmidt 69 vertreten. D a nicht alle Verben durch hacer b z w . seine Äquivalente in den anderen Sprachen supponiert werden können, ergibt sich auf der Grundlage des ersten Axioms, daß der Satz als Handlungsschema nur eine von mehreren Satzarten sein kann. Z u r langen Liste von Äußerungen speziell über den wesentlich umfangreicheren K o m p l e x des englischen to do als Substitut für »Prädikate« und »Prädikatide«, aber auch als Träger v o n Tempus- und Negationsmerkmalen, vgl. Crymes 68.44/45 Anm. 4 sowie, den Bereich der Generativen Grammatik betreffend, Ruwet 67.201.ff. Z u faire als Suppositionsverb vgl. schließlich unten S. i 9 7 f f . 28 V g l . o. S. 7 f . 29 Vgl. Tesnière 59.238ff. 80

Vgl. zum ganzen K o m p l e x von V a l e n z und Diathese des Verbs K u r y l o w i c z 49/60, Heger 66 und Fillmore 68.

ι6

1.2

Das Ergebnis der bisherigen Betrachtung zeigt, daß von der Textebene aus nur »Lexeme« und »Syntagmata« erfragt werden können. Sollte nicht eine Differenzierung der Einheit 'Satz' gelingen, so wäre der ganze Satz, wo er nicht nur aus einem finiten Verb besteht, lediglich im Sonderfall der Satzfrage erfragbar. Bereits der Satz stellt also eine Grenze dar zwischen Erfragbarkeit von der Textebene und von der Ebene der Abstraktion oder der Metasprache aus: das finite Verbum des Satzes als solches, d. h. nicht in seiner assertiven Funktion, kann nur von der Ebene der Abstraktion aus, also durch ein allgemeineres Verb, das man dem finiten Verb supponiert, erfragt werden. Die Grenze der Erfragbarkeit in dem Sinne, der eigentlich dem Kriterium der freien Form gemäß Apollonios und Bloomfield zugrundeliegt, verläuft also zwischen Lexem und Morphem einerseits, andererseits zwischen Syntagma und Satz bzw. genauer, wie sich noch erweisen wird, durch die Einheit des 'Satzes' im Sinne des ersten Axioms. Was jenseits der unteren und der oberen Grenze liegt, ist nur von der Ebene der Metasprache, allenfalls von derjenigen der Abstraktion aus zu erfragen 31 . Die Grenze, die zwischen den Einheiten 'Syntagma' und 'Satz' bzw. durch die Einheit 'Satz' verläuft, ist keineswegs erstaunlich, zumal sie unmittelbar aus dem ersten Axiom (S. 6) folgt. Fragen sind nämlich Sätze im Sinne des Axioms, in denen bestimmte Positionen durch syntaktische Leerstellen besetzt sind, welche eine Antwort mit demselben syntaktischen Status semantisch ausfüllt. Da nun die Frage einen Satz darstellt und das Vehikel der Frage auf Textebene just der Satz (allemal also dessen finîtes Verb) ist, von dem ein Teil erfragt werden soll, ergibt sich mit Notwendigkeit, daß durch Fragen auf Textebene stets die Satzteile, im Sonderfall der Satzfrage auch der ganze Satz, nie jedoch das satzkonstituierende finite Verb in anderer als assertiver/negativer Funktion, oder gar mehr als der Satz selbst erfragt werden kann. Es gibt in der Tat eine große Anzahl von Sätzen, die in der Form, in der sie im dazugehörigen Text stehen, - auch durch Satzfragen - auf Textebene niemals zu erfragen sind. Als Beispiel soll der letzte Satz von T t f (S. 8) dienen: »Mais, en période de disette, tous les droits de répartition sont suspendus . . .«. Daß dieser Satz so, wie er hier, aus dem Text isoliert, steht, nie auf Textebene erfragt werden kann, liegt an dem mais, das ihn einleitet. Die Konjunktion mais, die gemeinhin zu den morphematischen sprachlichen Einheiten gezählt wird, unterscheidet sich, legt man das Kriterium der Erfragbarkeit an, sehr deutlich von solchen Morphemen des obigen Satzes wie en, de, les: zwar ist mais für sich allein auf Textebene ebensowenig erfragbar wie die genannten Morpheme. Aber im Unterschied zu diesen ist es auch nicht in Verbindung mit Lexemen oder im Verband eines Syntagmas zu erfragen, wie dies für en oder de in en période de disette der Fall ist. Mais kann also auf Textebene weder für sich allein noch in Verbin3i Vgl. u. S. 20f., 2 5 f.

1.2

*7

dung mit anderen sprachlichen Zeichen erfragt werden. Stellt man das in Rechnung, was eben über die Möglichkeiten der Frage auf Textebene im allgemeinen gesagt wurde — sie kann nie mehr leisten als Erfragen bestenfalls des ganzen Satzes - , so dürfte deutlich geworden sein, daß mais ein sprachliches Element darstellt, das syntaktisch zwar ein Teil des Satzes ist, den es einleitet, das gleichzeitig jedoch über diesen Satz hinausweist und mithin durch eine Frage auf Textebene nicht als Antwort erhalten werden kann. Es gibt eine beträchtliche Anzahl sprachlicher Elemente, deren Funktion im Sinne ihrer griechischen Bezeichnung σύνδεσμος oder der entsprechenden lateinischen Übersetzung coniunctio mit dem Terminus 'satzverknüpfend' umschrieben werden kann: satzverknüpfend zumal dann, wenn gemäß dem Axiom, von dem oben ausgegangen wurde, als Satz das angesehen wird, was den konstituierenden Faktor des finiten Verbs aufweist. Es gibt allerdings - und das ist wohl ein Mittel, die umfassende Definition von 'Satz' im Sinne jenes Axioms weiter zu differenzieren und damit auch die Gruppe der Konjunktionen zu spalten - , eine ganze Reihe von Konjunktionen, die zwar, wie gewöhnliche Morpheme, durch Fragen auf Textebene nicht isoliert, dafür aber, im Gegensatz zu jenem mais im obigen Satz, doch im Verbund mit Lexemen oder im Verbund eines Syntagmas erfragt werden können. Als Beispiel soll folgender Text dienen: T2f

(x) Une analyse un peu attentive des faits Ashanti montre à quel point il faut se défier de la thèse bilatérale, même quand elle paraît fermement établie. (2) Comme l'a fait justement remarquer B. Seligman, la dialectique du ntoro et du abusua n'entraînerait le mariage des cousins croisés bilatéraux que si chaque catégorie comprenait deux groupes exogames, et seulement deux. (3) Or, ce n'est certainement pas le cas chez les Ashanti, qui possèdent un (4) nombre indéterminé de clans et de ntoro; la structure de leur système n'implique donc pas que les petits-fils reproduisent automatiquement les (5) affiliations, patrilinéaire et matrilinéaire, de leur grand-père. C e point est essentiel, parce que R a t t r a y a cru pouvoir expliquer le mariage des cousins croisés et sa relation particulière avec l'organisation sociale des (6) Ashanti, par les croyances métaphysiques. Le mariage des cousins croisés est nécessaire parce que, dans un système bilinéaire, le petit-fils reproduit (7) le grand-père et le réincarne quant au statut social; il permet donc à chaque âme de réintégrer son clan et son ntoro après une éclipse d'une génération 3 2 .

Es soll zunächst Satz 6 betrachtet werden: »Le mariage des cousins croisés est nécessaire parce que, dans un système bilinéaire, le petit-fils reproduit le grand-père et le réincarne quant au statut social.« Der Satz, der vom Autor, wie die Interpunktion zeigt, als ein Satz konzipiert ist, enthält aufgrund der satzkonstituierenden Funktion des finiten Verbs, die sich aus dem ersten Axiom ergab, drei 'Sätze', die durch die finiten Verben est nécessaire, reproduit und réincarne charakterisiert sind. Wie steht es mit 32

Claude Lévi-Strauss, Les structures 2. A u f l a g e 1967, S. 129L

élémentaires

de la parenté, Paris/La H a y e ,

ι8

1.2

der Erfragbarkeit dieser Sätze? Der erste, »Le mariage des cousins croisés est nécessaire«, ist als ganzer, abgesehen vom Sonderfall der Satzfrage, nicht auf Textebene zu erfragen, sondern nur auf Abstraktionsebene oder (selbstverständlich) auf metasprachlicher Ebene. Anders hingegen die beiden restlichen Sätze, deren zweiter in ausführlicher Weise unter Wiederholung der Konjunktion, die den ersten einleitet, lauten würde: »et parce que le petit-fils le (pronominalisierte Form von le grand-père3S) réincarne quant au statut social«. Beide Sätze erhält man als Antwort auf die Frage » pourquoi le mariage des cousins croisés est-il nécessaire?« Die Antwort lautet in vollständiger Form: »Le mariage des cousins croisés est nécessaire parce que, dans un système bilinéaire, le petit-fils reproduit le grand-père et le réincarne quant au statut social«. Hier soll nun ein im Moment nicht sehr wichtiges, für den weiteren Verlauf der Untersuchung jedoch nicht unbedeutendes zweites Axiom eingeführt werden: Was innerhalb eines erfragbaren Satzteils durch und, oder, entweder! oder, weder/noch, sowohl/als auch, bzw. durch deren Entsprechungen in den anderen Sprachen, koordiniert ist, hat dieselbe Funktion bzw. ist funktional äquivalent. Daraus folgt, daß der durch pourquoi erfragte Satzteil in zwei durch »und« koordinierte funktional äquivalente Sätze zerfällt, die als Satzteil eine Einheit bilden 34 . Mit H i l f e des Kriteriums der Erfragbarkeit auf Textebene ist es, wie sich an Satz 6 von T 2 f (S. 17) gezeigt hat, möglich, zwei verschiedene Klassen von 'Sätzen' (Sätze insofern, als das finite Verb im Sinne des ersten Axioms satzkonstituierende Funktion hat) zu unterscheiden: erfragbare und nicht erfragbare Sätze. Die auf Textebene nicht erfragbaren Sätze sind Hauptsätze, die erfragbaren Nebensätze - eine Klassifizierung von Sätzen, die, in ihrem Wert gelegentlich bestritten 35 , von hierher eine Rechtfertigung erhält. Das Kriterium der Erfragbarkeit legt es nahe, noch eine weitere Kategorie von Sätzen zu unterscheiden: Satz 1 aus T j f (S. 8) hatte gelautet: »Le chasseur eskimo de la baie d'Hudson qui abat un morse, reçoit les défenses et un membre antérieur«. Aufgrund der satzkonstituierenden Funktion des finiten Verbs, die sich aus dem ersten Axiom ergab, enthält dieser Satz zwei Sätze, die durch die finiten Verben abat und reçoit charakterisiert sind. Der »Satz« '(Le chasseur) qui abat un morse' ist nun für sich allein 33 34

35

Z u r Pronominalisierung vgl. u. Kapitel 3. Mit H i l f e dieses A x i o m s kann z. B. oben der Satzteil les défenses et un membre antérieur ( T j f ) in zwei äquivalente Teile zerlegt werden. Z u diesem K o o r d i nations-Axiom ist neben Tesnière 59.325ff. v o r allem D i k 68.25 zu vergleichen. Diks Definition macht jedoch keinen Unterschied zwischen der Koordination innerhalb der Satzeinheit (um die es an dieser Stelle allein geht) und der Koordination v o n Sätzen, also Koordination oberhalb der Satzeinheit, die, obw o h l die dafür zur V e r f ü g u n g stehenden Zeichen z. T . dieselben sind, eines eigenen A x i o m s bedürfte. V g l . etwa Weinrich 64.211-13.

1.2

19

auf Textebene nicht zu erfragen. Aber im Unterschied zu einem nicht erfragbaren Hauptsatz ist er im Verbund mit bestimmten Lexemen zu erfragen, und zwar (wie das Adjektiv, dessen funktionale Verwandtschaft mit dem Relativsatz dadurch unterstrichen wird) entweder durch ein nominales oder durch ein Nominalergänzungs-Fragewort. Entweder fragt man nämlich »qui reçoit les défenses et un membre antérieur?«, oder man fragt, falls die Antwort nur lauten sollte: »le chasseur eskimo de la baie d'Hudson«, präziser: »quel chasseur reçoit les défenses et un membre antérieur?«, um die Antwort zu erhalten: »Le chasseur eskimo ( . . . ) qui abat un morse« bzw. »celui (Repräsentant für le chasseur) qui abat un morse«. Derartige Sätze, die, eventuell durch nominale oder ganz bestimmt durch Nominalergänzungs-Fragewörter, im Verbund mit einem nominalen Lexem oder Syntagma als Antwort zu erhalten sind, sollen vorläufig 'echte Relativsätze' oder 'Nominalergänzungs-Nebensätze' heißen36. Echte Relativsätze deshalb, weil es auch andere Sätze gibt, die der Form nach Relativsätze zu sein scheinen, dies aber aufgrund des Erfragbarkeitskriteriums nicht sind. Als Beispiel mag Satz 3 aus T 2 f (S. 1 7 ) dienen: »Or, ce n'est certainement pas le cas chez les Ashanti, qui possèdent un nombre indéterminé de clans et de ntoro«. Hier wird man mit Hilfe eines nominalen oder eines Nominalergänzungs-Frageworts nie den »Relativsatz« als Antwort erhalten: »Chez qui n'est-ce pas le cas?« ergibt allemal nur die Antwort »chez les Ashanti«, und auf die Frage »Chez quels A s h a n t i . . . ? « wird man hier aufgrund des vorliegenden Texts allein überhaupt keine Antwort bekommen. Man muß hier fragen: »Pourquoi n'est-ce pas le cas chez les Ashanti?« und erhält die Antwort: »parce qu'ils possèdent un nombre indéterminé de clans et de ntoro«. Dadurch, daß bei dieser Frage das Relativum qui in der Antwort durch die Konjunktion parce que ersetzt werden m u ß , erweist sich, daß qui hier für parce que steht, und in der Tat könnte der Satz bei Lévi-Strauss ohne jegliche Bedeutungsänderung auch so lauten: »Or, ce n'est certainement pas le cas chez les Ashanti parce qu'ils possèdent un nombre indéterminé de clans et de ntoro«. Der vorliegende »Relativsatz« ist also ein unechter Relativsatz bzw. ein echter Nebensatz 37 . Daß hier ein unechter Relativsatz vorliegt, bei dem das Relativum ein parce qu'ils vertritt, läßt sich auf Textebene auch noch anders bestätigen. Dazu zunächst ein kleiner Umweg. Der Nebensatz »parce que, dans un

36

87

D i e »echten« Relativsätze werden in Kapitel 2 . 6 . 1 als restriktive Relativsätze behandelt. Unechte Relativsätze sind im Französischen (und in den anderen romanischen Sprachen) formal allenfalls an der Interpunktion zu erkennen - sie haben ein K o m m a v o r dem Relativum. Im Lateinischen haben sie ein obligatorisches M e r k m a l : ihr V e r b steht im K o n j u n k t i v - vielleicht sollte man v o n hierher die bei Rothe è j . z ë x i i . dargelegten Fakten neu zu interpretieren versuchen. Z u m Problem der »echten« und »unechten« b z w . restriktiven und nicht restriktiven Relativsätze vgl. u. S. i 2 i f f .

20

1.2

système bilinéaire, le petit-fils reproduit le grand-père et le réincarne quant au statut social« war mit Hilfe des Hauptsatzes »le mariage des cousins croisés est nécessaire« nebst vorangehendem Nebensatzfragewort pourquoi und der dazugehörigen Inversion unter pronominalisierter Wiederaufnahme von le mariage (est-il) zu erfragen gewesen. Man kann ihn auch auf der Basis eines anderen Hauptsatzes erfragen, nämlich auf derjenigen des nachfolgenden. Er lautet: »Ii (le mariage) permet donc à chaque âme de réintégrer son clan et son ntoro après une éclipse d'une génération«. Donc ist eines jener Zeichen, die in einem nachfolgenden Satz den vorhergehenden bzw. einen Teil des vorhergehenden Satzes ausdrücklich voraussetzen. Fragt man nun auf der Basis dieses Satzes: »Pourquoi (le mariage des cousins croisés) permet-i7 à chaque âme de réintégrer son clan et son ntoro après une éclipse d'une génération?«, so erhält man als Antwort wiederum: »Parce que, dans un système bilinéaire, le petit-fils reproduit le grand-père et le réincarne quant au statut social«. Derartige Fragen auf Textebene, die auf der Basis des nachfolgenden Hauptsatzes gestellt werden, sollen 'Rückwärtsfragen' heißen. Eine solche Rückwärtsfrage ist nun im Fall des obigen unechten Relativsatzes ebenfalls möglich, denn der Satz, der auf ihn folgt, lautet: »La structure de leur (seil, des Ashanti) système n'implique donc pas que les petits-fils reproduisent automatiquement les affiliations, patrilinéaire et matrilinéaire, de leur grand-père«. Fragt man auf der Basis dieses Satzes und des donc zurück: »Pourquoi la structure de leur système n'implique-í-e//e pas que les petits-fils reproduisent automatiquement les affiliations ( . . . ) de leur grand-père?«, so erhält man wiederum die Antwort: »parce qu'ils possèdent un nombre indéterminé de clans et de ntoro«. Aufgrund des Kriteriums der Erfragbarkeit auf Textebene ist es also gelungen, die Konzeption des Satzes, wie sie sich aus dem ersten Axiom ergibt, zu differenzieren. Folgendes Schema zeigt dies: SATZ

nicht erfragbar HAUPTSATZ

erfragbar I NEBENSATZ

RELATIVSATZ 3 ®

Ein Hauptsatz, selbst nicht auf Textebene, sondern, abgesehen vom Sonderfall der Satzfrage, bei der nicht nach dem Satz, sondern nach Assertion oder Negation gefragt wird, allenfalls von einer Abstraktionsebene her erfragbar, stellt das Vehikel der Fragen dar, als deren Antworten seine Teile auftauchen, seien diese Teile nun - nach traditioneller Terminologie 38

Als Relativsatz muß hier das verstanden werden, was traditionellerweise 'Relativsatz' heißt (qui abat un morse) + das Nomen, von dem dieser Relativsatz abhängt {le chasseur).

1.2

21

Subjekt, Objekt, Nebensätze, die als Vertreter des Objekts fungieren 39 , oder Nebensätze wie die beiden in Satz 6 von T 2 f (S. 17) mit parce que beginnenden, die man schwerlich auf Subjekt oder Objekt reduzieren kann. Basis einer Frage in dem Sinn, in dem hier von Frage gesprochen wird 40 , ist also ein Hauptsatz, und das, was auf dieser Basis mit Hilfe entsprechender Fragewörter zu erfragen ist, sind nicht nur die Teile des Satzes, der deshalb dem Rang nach über ihnen steht, sondern nach dem streng angewandten Kriterium von Apollonios und Bloomfield freie Formen. Wenn nun ein N e bensatz nur als Teil des Hauptsatzes, und damit notwendigerweise auf der Basis des Hauptsatzes, zu erfragen ist und nur dadurch freie Form sein kann, so bedeutet dies sogleich, daß der Nebensatz im Sinne der Erfragbarkeit keine weiteren Teile oder freien Formen mehr haben kann, weil er qua Nebensatz Satzteil ist und als solcher selbst nie Vehikel einer Frage sein kann. Man kann auf der Basis des Nebensatzes »parce que, dans un système bilinéaire, le petit-fils reproduit le grand-père« beispielsweise nie fragen ir'qui parce que, dans un système bilinéaire, reproduit le grand-père?«. Dies geschieht nur dann, wenn man den Nebensatz dort, w o das bei Nebensätzen mit finitem Verb möglich ist, zum Hauptsatz macht 41 und fragt: »Qui, dans un système bilinéaire, reproduit le grand-père?« Ein Nebensatz kann also nur durch eine sekundäre Operation, nämlich dadurch, daß man ihn zum Hauptsatz macht, in weitere Teile oder freie Formen zerlegt werden. Umgekehrt kann man Hauptsätze, abgesehen vom Sonderfall der Satzfrage, auf Textebene allenfalls dadurch erfragen, daß man sie, natürlich auf der Basis eines anderen Hauptsatzes, beispielsweise dort, w o sich durch die Rückwärtsfrage dazu die Möglichkeit bietet, zum Nebensatz macht 42 . Von hierher bieten sich sogleich Ansätze für eine linguistische Stilistik an 43 .

Als O b j e k t kann auch ein Nebensatz fungieren, etwa im Falle des ersten Satzes von T 2 f , w o man nach dem Nebensatz fragt: Que montre une analyse un peu attentive des faits Ashanti?«, um die A n t w o r t zu erhalten: »(Elle montre) à quel point il faut se défier de la thèse bilatérale . . .• »Kein Restaurant gibt es hier?!« - , allerdings nur unter ganz besonderen Kontextbedingungen mit zusätzlichen suprasegmentalen Merkmalen, hier etwa als Ausruf oder als Frage auf die vorhergegangene Feststellung, es gebe hier kein Restaurant. Zudem bleibt das es erhalten, das im Deutschen alle Aussagesätze - diese von Satzfragesätzen unterscheidend einleitet, welche das Verb an der Spitze haben (»Es kommen hier nur zwei Antworten in Frage« etc.). Dieses es, das gewissermaßen ein nominales Minimum links des Verbs darstellt, fehlt dagegen in der Umstellung dann, wenn statt es gibt beispielsweise es existiert gewählt w i r d : »Es existiert hier kein Hotel« - »Kein H o t e l existiert hier(?!)«: Es fehlt bei der Umstellung und bei der Transformierung in eine Frage dann, wenn es sich um kein neutrales es handelt: als ein solches definieren wir ein es ( + finîtes Verb im Singular), das weder durch eine Plural-Form (mit entsprechender Veränderung des Verbs) noch durch sie oder er zu ersetzen ist (vgl. dazu Raíble 7 1 b . 2 1 8 ) . Man vergleiche: »Es ist hier kalt« vs. »Ist es hier kalt?« / »Kalt ist es hier« mit y>Es ist hier ein K i n d , das wartet (Es sind hier Kinder, die warten)« vs. »Ist hier ein K i n d , das wartet (Sind hier Kinder, die warten?)« / »Ein Kind ist hier, das wartet?! (Kinder sind hier, die warten?!)«. - Heibig/ Schenkel 69 setzen konsequenterweise im Deutschen zwei verschiedene Verben 'geben' an: einwertiges und dreiwertiges 'geben'. V g l . dazu auch o. S. 48. Zur Rolle des »expletiven« es im Deutschen vgl. auch Bach 62 und Bierwisch 63. i i o f .

179 Vgl_ dazu audi Raíble 71 a.91. leo Die Argumentation, du, de la könne per analogiam deswegen nicht vor dem Verb vorkommen, weil pas obligatorischerweise hinter einem vor dem Verb vorhergehenden ne stehen müsse, ist nicht stichhaltig 1. wegen pas des des kann im Bereich links des Verbs stehen; 2. wegen pas un, das in der Funktion von aucun als Artikel im Bereich links des Verbs vorkommt, wobei das ne beim Verb folgt.

98

2.5

Zusammenhang, praktisch ausnahmslos der unbestimmte Artikel sowie alle Artikel, welche dieselbe einführende Funktion des unbestimmten Artikels haben können, d. h. die Artikel der Klasse A 3 sowie einige Artikel der Klasse A0, darunter du/de la. Zwar sind einerseits von diesen Artikeln nur der Teilungsartikel und die eben genannten negierten Artikel von der Restriktion betroffen; das heißt, vor Verben, die einen größeren als nur einen Minimalbereich links des Verbs zulassen, können auch die Artikel der Klasse Ag oder der unbestimmte Artikel vorkommen; andererseits widerspricht es der Sprachnorm nicht, wenn im Bereich rechts von derartigen Verben auch der bestimmte Artikel vorkommt. Nur: in der Praxis — und das zeigen für das Französische die vielen Beispiele, die Ulrich Mauch gesammelt hat - ist das Vorkommen des bestimmten Artikels rechts derartiger Verben auf solche Fälle beschränkt, in denen er nicht über die Satzeinheit hinaus, sondern innerhalb der Satzeinheit relationeil, d. h. in diesem Fall kataphorisch ist181. Vielleicht tritt hier eine außereinzelsprachlich gültige Tendenz zutage: Wenn man die bekannten Termini von Charles Hockett, 'topic' und 'comment'182 so uminterpretiert, daß ihnen nicht mehr die Subjekt-Prädikat-Struktur zugrundeliegt, sondern 'topic' den Bereich links, 'comment' denjenigen rechts des Verbs meint, so ist festzustellen, daß wiederaufgenommene bzw. bekannte Nomina, also solche, die in Sprachen, die Artikel haben, mit anaphorischem Artikel erscheinen und dem 'Thema' der Prager Schule entsprechen, zur topic-Stellung neigen, neueingeführte sie würden dem 'Rhema' entsprechen - dagegen eher zur comment-Stellung. Intransitive Verben, die ja eigentlich gar keine comment-Stellung haben, würden demnach dazu tendieren, unter bestimmten Umständen (ζ. B. Neueinführung, bestimmte Klassen intransitiver Verben) für den prime actant (Subjekt) die comment-Stellung zu beanspruchen und die topic-Stellung, die in den behandelten Sprachen zumeist dem Subjekt vorbehalten ist, falls erforderlich, mit einem 'Ersatz' zu besetzen183. Dies gilt im Deutschen und Französischen auch für Sätze mit intransitiven Verben, bei denen der Bereich rechts des Verbs durch einen daß-Satz besetzt ist, der als prime actant in comment-Stellung aufgefaßt werden kann. lei Vgl. dazu bereits Blinkenberg 28.82ff. und Mauch 69.35-47. Mauch stützt sich bei der Beobachtung der Artikel rechts des Verbs (die er natürlich nicht als zu einer Klasse gehörig betrachtet) z. T. auf die Arbeit von J . Stefanini, La voix pronominale en ancien et moyen français, Aix-en-Provence 1962. 18 2 Vgl. Hockett 58.201. 183 Vgl. zu diesem Komplex, in dem nicht nur 'Topic' und 'Comment', sondern auch 'Thema' und 'Rhema' uminterpretiert und im Rahmen einer Dependenzgrammatik angewandt werden, ausführlicher Raible 7 1 b. - Die Stellung der Aktanten in Abhängigkeit von ihrer Bekanntheit/Unbekanntheit ist auch eine der Möglichkeiten, mit denen Sprachen, welche die Opposition oberhalb der Satzeinheit 'unbestimmter Artikel : bestimmter Artikel' nicht kennen, die Neueinführung von Nomina kenntlich machen: »Hevonen on pihalla« heißt fin-

99

2.5.1

2-5-1

Die Artikel rechts und links des Seinsverbs 184

Bei Kamlah/Lorenzen gleichwertig

gebraucht

finden sich in einem metasprachlichen die kontextinvarianten

Kontext

(ihrerseits bereits

meta-

sprachlichen) Allsätze: »Ein Prädikator ist ein Wort« und »Alle Prädikatoren sind Wörter« 1 8 5 . Man kann sie auf die nunmehr bekannte Art um eine Reihe anderer objektsprachlich-deutscher Varianten vermehren, z . B . : »Jeder Prädikator ist ein Wort«, »Prädikatoren sind Wörter« etc. Die

nisch »das Pferd ist im Hof«, während »Pihalla on hevonen« interpretiert wird als: »ein Pferd ist im H o f « (pihalla 'im H o f ' ist qua Ortsangabe aktualisiert und damit bekannt). Eine der anderen Möglichkeiten, die in derselben Sprache (und generell in den uralischen Sprachen) bei transitiven Verben angewandt wird, ist, wie im Russischen, der Akkusativ bei Bekanntem, der Partitiv bei Unbekanntem bzw. bei neueingeführtem Objekt (vgl. o. Anm. 49): »Toin veden« (»ich brachte das Wasser«) und »Toin vettä« (»ich brachte Wasser«), Dasselbe gilt auch bei Valenzreduktion im Passiv, wobei dann eine Opposition zwischen Nominativ und Partitiv besteht: »Kahvi tarjotaan parvekkeella« ( = on sert le café sur le balcon) vs. »Parvekkeella tarjotaan kahvia« ( = sur le balcon on sert du café) - wobei auch hier die topic-commentTendenz zum Tragen käme. - Eine ingeniöse Erklärung Filimores, nach der in der Tiefenstruktur solcher Sätze, die in der Oberflächenstruktur »subjektlos« sind, das, was nachher nur noch links oder rechts des Verbs erscheint, auf beiden Seiten vorhanden ist und dann auf der einen, weil in der Oberflächenstruktur in einem Satz nicht zwei Kasus (im Fillmoreschen Sinn) gleichzeitig vorkommen können, pronominalisiert wird (Fillmore 68.4iff.), dürfte, falls sie außereinzelsprachliche Gültigkeit beanspruchen sollte, z. T. an den Realitäten scheitern. Im Französischen gestattet die Realität in einigen Fällen das Vorkommen eines bestimmten Nominalbereichs links des Verbs überhaupt nicht und in solchen Fällen wie demjenigen des span, existen oder hay etc. ist umgekehrt keine Pro-Form (als Zeichen einer ehemaligen in der Tiefenstruktur stattgehabten Verdoppelung und anschließenden Tilgung durch Pronominalisierung) vor dem Verb zu erkennen. Umgekehrt kann es vorkommen, daß der Bereich links des Verbs von einer Pro-Form besetzt ist, obwohl sich das, was im Bereich rechts des Verbs stehend, links die »copy« und deren anschließende Pronominalisierung hätte bedingen können, gar nicht rechts, sondern ebenfalls links des Verbs befindet: »Je compris alors combien peu de vraie tendresse il entrait dans la composition du baiser qu'elle m'avait donné (Julien Green, Le Visionnaire, Paris 1962, S. 39). - Zur Problematik »subjektloser« Sätze vornehmlich im Englischen, mit allgemeinsprachlichen Ausblicken, vgl. auch Lyons 68 a und, z. T. mit denselben Beispielsätzen wie bei Lyons, Allan 69. 184

185

Es kommt hier nicht auf die Bezeichnung 'Seinsverb' an. Es kann z. B. ohne weiteres auch 'Kopula' gesagt werden. Kamlah/Lorenzen 67.72. - Es wurde bereits oben Anm. 1 1 3 darauf hingewiesen, daß ein metasprachlicher Kontext als eine der drei im ersten Kapitel festgestellten sprachlichen Ebenen (vgl. o. S. 24) einen in ihm vorkommenden Satz aus einer anderen Ebene - und da die Abstraktionsebene logisch sekundär ist gegenüber der Textebene, kann dies im Falle eines Einzelsatzes nur ein Satz der Textebene sein - nicht determiniert bzw., falls er ohne diesen Kontext kontextinvariant ist, zu einem nicht-kontextinvarianten Satz macht.

2.5.1

loo

Artikel links des Verbs können dann jeweils als objektsprachlich-deutsche Varianten des Allquantors gelten. Dort, wo oben die Kontextinvarianz der Testsätze als Prüfstein für die nicht-textkonstituierende oder textkonstituierende Funktion von Artikeln und anderen Faktoren verwendet wurde, wurde lediglich das Verhalten der Artikel im Bereich links des Verbs betrachtet. Die Artikel auf der rechten Seite des Verbs kamen nur dadurch ins Spiel, daß dort, wo dies erforderlich war, entsprechend einer Veränderung des Numerus auf der linken Seite des Verbs, die bei der für Subjektkonjugation charakteristischen Numeruskongruenz zwischen prime actant und Verb natürlich zu einer Anpassung der (im Fall des Französischen oft nur graphischen) Numerusanzeige beim Verb führen mußte, auch der Numerus auf der rechten Seite verändert wurde 186 . Der syntaktische Mechanismus der Numeruskongruenz funktioniert ja weiter, auch wenn die semantische Opposition Singular/Plural aufgehoben ist - gerade aufgrund dieses Mechanismus ist die Neutralisierung der Opposition erst erkennbar. Nunmehr soll die Aufmerksamkeit auf das Verhalten der Artikel speziell im Bereich rechts des Verbs und auf ihre eventuelle Abhängigkeit von denjenigen links des Verbs gerichtet werden. Unter Heranziehung der Allsätze zu Beginn dieses Abschnitts soll dabei mit dem Seinsverb ein Verb verwendet werden, bei dem die Bereiche links und rechts nicht durch Wechsel der Diathese prinzipiell austauschbar sind 187 . Die Fälle, in denen man bei den objektsprachlichen Varianten dieses Satzes von Kontextinvarianz bzw. von einem Allsatz sprechen kann, seien in folgendem Schema dargestellt: Artikel links des Verbs

Verb

Artikel redits des Verbs

ein der jeder alle 0 ( + P1.) 188

Sg. Sg. SgPI. PI.

ein + Sg. ein + Sg. ein + Sg. 0+P1. 0 + P1.

Es ist ersichtlich, daß beim Seinsverb, zumindest im Fall des bewußten Allsatzes, eine Numeruskongruenz zwischen dem Bereich links des Verbs, dem Verb und dem Bereich rechts des Verbs besteht und daß, bei Erhaltung der Kontextinvarianz und der Allsatzbedeutung, die Veränderung der Artikel auf der linken Seite des Verbs dementsprechend nur dann eine Veränder e Oben z. B.: »Ein Prädikator ist ein Wort«: »Alle Prädikatoren sind Wörter«. 187 Daß hier deutsche Beispielsätze verwendet werden, ist nicht von Belang, weil einerseits das entsprechende Verbum auch in den betreffenden romanischen Sprachen existiert und weil andererseits auch in diesen Sprachen die entsprechenden Bereiche links und rechts des Seinsverbs in gleichem Maße kommutierbar sind. 188 2u den Vorkommen 'Nullartikel + Singular' und 'Nullartikel + Plural' vgl. unten 2.7.

101 rung der Artikel rechts des Verbs zur Folge hat, wenn sich links der formal realisierte Numerus ändert. Dabei zeigt sich einerseits, daß im Deutschen der Plural des unbestimmten Artikels eint eine! einer ein Nullartikel ist; und andererseits zeigt sich, daß etwa eine Nicht-Kongruenz des Numerus im Bereich rechts des Verbs mit dem Numerus von Verb und prime actant zu einem Verlust des Prädikats 'Allsatz' und damit zur Unterscheidung eines Verbs sein mit Nicht-Numeruskongruenz zwischen den Bereichen links und rechts des Verbs von einem solchen mit Numeruskongruenz führen muß 189 . Da nun lediglich der bestimmte Artikel als potentiell anaphorischer (oder eventuell deiktischer) Artikel durch Relation einen Kontext voraussetzen könnte (daß andere, stets anaphorische oder deiktische Artikel diesen Kontext voraussetzen, ist klar), soll im Bereich rechts des Verbs eines jeden der vorher genannten Allsätze jeweils statt des unbestimmten Artikels bzw. des Nullartikels, der als dessen Pluralform anzusetzen ist (vgl. unten 2.7), die passende Form des bestimmten Artikels eingesetzt werden: Matrix 9 Alle

Prädikatoren sind die Wörter.

Ein

Prädikator

ist

das W o r t .

Der Prädikator Jeder Prädikator

ist ist

das W o r t . das W o r t .

Prädikatoren sind die Wörter.

Nicht nur die Sätze ohne Numeruskongruenz, auch diejenigen »Sätze«, die sich hier ergeben haben, sind auf jeden Fall nicht mehr als Allsätze zu interpretieren, wie dies bei den Sätzen der Fall war, die rechts des Verbs statt des bestimmten die entsprechende Form des unbestimmten Artikels hatten. Es bleiben allerdings zwei Interpretationsmöglichkeiten. Entweder verweist der bestimmte Artikel im Bereich rechts des Verbs auf einen vorhergehenden Kontext, er ist also text- oder kontextkonstituierend (Schema: »X ist der Täter« — nämlich der Täter, von dem vorher die Rede war bzw. der gesucht wird; der Satz hat also einen 'aktualisierten' Inhalt). Oder aber der Satz ist unvollständig und der bestimmte Artikel rechts des Verbums ist/sind ist relationeil innerhalb der Satzeinheit, nämlich in der Weise, daß er wie jeder andere Artikel die Anfügung eines Relativsatzes (oder eines Relativsatzäquivalents) an das Nomen gestattet, vor dem er steht (Schema: »Der (Ein, Jeder) Kreis ist der geometrische Ort aller (der) Punkte, die...«). Demnach kann man bei einer Struktur des Typs ΑΠ.+

S u b s t . j + ist/sind + A r t . + Subst. 2 ( + evtl. Rel.-Satz)

in Abhängigkeit vom unbestimmten oder bestimmten Artikel im Bereich rechts des Verbs und seiner eventuell durch einen nachfolgenden (echten) 189

Beispiel: » A l l e Prädikatoren ist (oder: sind) ein W o r t « bedeutet, falls es in irgendeinem K o n t e x t möglich sein oder vorkommen sollte, etwas anderes als der obige Allsatz. E i n anderes Beispiel: » D a s Gebirge dort sind die A l p e n « .

102

2.5.1

Relativsatz aktualisierten relationellen Funktion innerhalb der Satzeinheit, formal vier verschiedene Satztypen unterscheiden: 1. 2. 3. 4.

... ... ... ...

Verb Verb Verb Verb

+ unbest. A r t . + + best. A r t . + + unbest. A r t . + + best. A r t . +

Subst.2 Subst.2 Subst. 2 + Rel.-Satz (oder Äquivalent 190 ) Subst. 2 + Rel.-Satz (oder Äquivalent)

T y p 1 soll bei nicht-aktualisiertem Inhalt, also bei Erhaltung des AllsatzKriteriums, 'Attribution' heißen, bei aktualisiertem

Inhalt

'Charakteri-

sierung'. Beispiele: »Die (eine, jede) Phalarope ist ein Vogel«, »Ein (das, jedes) Dromedar ist ein Säugetier«

(Attribution);

»Ich bin ein Idiot«,

»Der Täter ist ein Schwein« (Charakterisierung). T y p 2 soll 'Identifikation' heißen. Beispiele: »Eine Katze ist der Täter«, »Der Hausmeister ist der Vater«, » A janitor is the philosopher« 191 . In Ermangelung der Möglichkeit von Relation innerhalb der Satzeinheit nachfolgenden

Relativsatzes

Krieg ist der Vater aller 190

oder

Dinge«)

eines

etwa in Form eines

Relativsatz-Äquivalents

(»Der

- ist der bestimmte Artikel rechts des

Aufgrund des zweiten Axioms (o. S. 18) besteht eine Äquivalenz in der Funktion innerhalb der Satzeinheit bei solchen Satzteilen, die, auch wenn sie zu anderen »Wortklassen« gehören, innerhalb der Satzeinheit durch und, oder etc. koordiniert sind. Funktionsgleich mit Relativsätzen sind demnach Adjektive, Partizipien (und sonstige Teile von komplexen Formen bzw. von Komposita oder Syntagmen, die wegfallen, wenn das Simplex erfragt wird), wenn sie sich in die Form eines Relativsatzes »transformieren« lassen. (Dies ist freilich ein Kriterium, das sich aus paradigmatischer, nicht unmittelbar aus syntagmatisdier Substitution herleiten läßt). Ein Beispiel für die Funktionsgleichheit 'Adjektiv/Relativsatz': »Les mythes sur l'origine des cochons sauvages se rapportent à une viande que la pensée indigène range dans le gibier de catégorie supérieure et qui, par conséquent, fournit la matière première par excellence de la cuisine(Hier wäre aus dem Rahmen der Transformationsgrammatik zu erwähnen, daß etwa Wolfgang Mötsch attributive Adjektive aus Relativsätzen mit sogen, adjektivischem Prädikatsnomen transformiert. Vgl. Mötsch 64 und Mötsch 65). Beispiele für die Äquivalenz 'Partizip Perfekt/ Relativsatz': »Le miel et la compote sont des substances classées comme végétales (.. .) et qui relèvent l'une et l'autre de la catégorie du mouillé.« »La version recueillie par Murphy en 1952/1953, et que nous avons utilisée dans le volume précédent, offre (...)«. Ein Beispiel für die Äquivalenz 'Adjektiv/ Partizip' und wegen der Äquivalenz 'Partizip/Relativsatz' auch 'Adjektiv/Relativsatz': » ( . . . ) dans une région du Brésil - la vallée du rio Sao Franciscole nid broyé d'une mélipone agressive et produisant un miel rare au goût désagréable (Trigona ruficrus) sert de poison de pêdie (...)«. (Alle Beispiele aus Claude Lévi-Strauss, Du miel aux cendres, Paris 1966, S. 18, 22, 45, 47). Ein Beispiel für die Funktionsgleichheit Infinitivsatz/Relativsatz ist Satz 9 a aus Referenztext 2 (im Anhang). - Zu den Relativsatz-Äquivalenten vgl. auch Benveniste 58/66.208-222, der jedoch das Partizip in diesem Rahmen nicht behandelt. Weiterhin vgl. Seiler 60.19-3»Klasse und Selektor«) und Bach 68. - Die hier konstatierte Äquivalenz mit Relativsätzen trifft sich umgekehrt mit der etwa bei Rothe 67.39 vertretenen Ansicht, qui chante sei ein Partizip. ι» 1 Das letzte Beispiel ist von Cariota S. Smith (Smith 64.47), die es ohne restriktiven Relativsatz (dazu vgl. S. 1 2 1 und folgende) als »unacceptable« bezeichnet.

2.ζ.1

103

Seinsverbs in diesen Fällen anaphorisch, d. h. er bezieht sich auf einen Vater, Täter oder Portier,

von denen in einem vorausgesetzten vorhergehen-

den T e x t die Rede war. Aus der dadurch bedingten Unmöglichkeit des Prädikats 'kontextinvarianter A l l s a t z ' ergibt sich, daß auch ein eventuell vorhandener bestimmter Artikel links des Verbs (im Falle von »Der Hausmeister«) anaphorisch wird. Mit anderen Worten: ein bestimmter Artikel rechts des Verbs ist entweder innerhalb der Satzeinheit relationell, oder aber er ist anaphorisch und damit text- oder kontextkonstituierend.

Im

Gegensatz zu T y p 1 , der nur dann text- oder kontextkonstituierend ist, wenn im Bereich links des Verbs ein per se text- oder kontextkonstituierender A r t i k e l auftaucht, ist der bestimmte Artikel rechts des Verbs in T y p 2, weil er innerhalb der Satzeinheit nicht relationell sein kann, text- oder kontextkonstituierend 1 9 2 . Es gibt nur z w e i Ausnahmefälle; nämlich dann, wenn der bestimmte Artikel rechts des Verbs zu einem Eigennamen gehört - in diesem Fall muß, damit eine Identifikation vorliegt, der Artikel links des Verbs text- oder kontextkonstituierend sein; oder dann, wenn es sich um metasprachliche Sätze handelt. Beispiele: »Das Gebirge dort sind die Alpen« (wo, wie stets bei Identifikationen, die rechts des Verbs einen der Form nach pluralischen Eigennamen oder ein mass-noun-Pluraletantum haben, die Numerus-Anzeige beim Verb im Zweifelsfall mit derjenigen im Bereich rechts des Verbs kongruiert 1 ® 3 ). Beispiel f ü r eine metasprachliche Identifikation soll ein leicht modifizierter Satz von Peter H a n d k e sein: »Die Verhältnismäßigkeit der Mittel ist der Grundsatz«: Weder ein innerhalb der Satzeinheit relationelles noch ein oberhalb der Satzeinheit anaphorisches der v o r Grundsatz

könnte hier anders interpretiert werden als so,

daß ist in diesem Fall die Bedeutung haben würde: 'heißt',

'bedeutet',

ebenso wie etwa: »Der K r i e g ist das Böse«, »Dieu est l'amour« 1 9 4 . U n d Sätze, die über N a m e n , 'bedeuten', 'heißen', also essentielle Funktionen der Sprache reden, sind metasprachliche Sätze, die syntaktisch und semantisch sehr o f t von nicht-metasprachlichen Sätzen abweichen 1 9 5 . Der Unterschied zwischen der ersten und der zweiten Ausnahme, die sich beide darin gleichen, daß im Bereich rechts des Verbs jeweils Substantive mit dem Status eines Eigennamens oder mass nouns auftreten, besteht darin, daß im ersten Fall der Bereich links des Verbs text- oder kontextkonstituierend ist. 192

Vgl. auch u. S. 119. 193 D e r bereits oben in Anm. 189 zitierte Beispielsatz stammt aus den »Materialien zum Deutschen« aus dem Seminar »Der Status von 'sein' in verschiedenen Sprachen«, das Hansjakob Seiler 1969/70 in Köln gehalten hat. Ähnliche Beispiele wären: »Der Berg dort sind die Drei Zinnen«; »Der Baum dort sind die Sieben Linden«; »Diese Landschaft sind die Landes« etc., aber: »Der Bergzug dort ist die Alb« etc. Zu den der Form nach pluralischen Eigennamen vgl. u. S. i 6 6 f f . 194 Eigennamen ohne Artikel haben, wie sich in Kapitel 3 erweisen wird, den Status eines bestimmten Artikels + Substantiv; vgl. u. S. i 6 6 f f . 195 Vgl. 0 - s . 12 und I 4 f f . , sowie u. Kapitel 5.1.

104

2.5.1

So, wie in den Ausnahmen der ersten Art die Numeruskongruenz zwischen dem Verb, dem Bereich links und dem Bereich rechts des Verbs im Zweifelsfall zugunsten einer Numeruskongruenz zwischen dem Verb und dem Bereich rechts des Verbs aufgehoben sein kann, kann sie bei metasprachlichen Identifikationen, vorausgesetzt sie stehen nicht in einem metasprachlichen Kontext und sind damit auf metasprachlicher Ebene nicht-kontextinvariant bzw. unter Umständen sogar aktualisiert, im Zweifelsfall zugunsten einer alleinigen Kongruenz zwischen dem Bereich links des Verbs und dem Verb aufgehoben sein (»Les dieux sont l'amour«) 196 . Um auf den Handke-Satz zurückzukommen: wenn er nicht metasprachlich zu verstehen ist, bleibt nur die Möglichkeit eines anaphorischen der vor Grundsatz. In Handkes Original-Text ist der Bezug deiktisch und damit völlig eindeutig: »Die Verhältnismäßigkeit der Mittel ist dein Grundsatz« 197 . In dieser per se kontextkonstituierenden Form bedarf die Interpretation des Satzes als Identifikation überhaupt keines Kommentars. T y p 3 soll 'Definition' heißen. Dasselbe gilt für T y p 4. Beispiele: »Ein (der, jeder) Kreis ist der geometrische Ort aller Punkte, die von einem gegebenen Punkt gleiche Entfernung haben«, »Le (un . . . ) dromadaire est un mammifère ruminant qui n'a qu'une seule bosse sur le dos«, »Der ( e i n . . . ) Mensch ist ein ungefiederter Zweifüßler«. Als weiteres Beispiel eine interessanterweise aktualisierte, also nicht kontextinvariante, metasprachliche Definition: »Ein Terminus ist ein Prädikator, der als Element einer wissenschaftlichen Sprache explizit vereinbart wurde« 198 . Zwischen den Typen 1 - 4 bestehen, wie schon die jeweilige Terminologie zeigt, gewisse Verwandtschaften. So liegt zwischen den Typen 1 , 3 und 4 in zwei Punkten Analogie vor: Erstens sind sie nicht per se text- oder kontextkonstituierend (sie wären es, von den Artikeln her gesehen, nur dann, wenn ein an sich anaphorischer oder deiktischer Artikel in ihnen vorkäme, was von der formalen Definition der Typen her nicht möglich ist). Zweitens sind Attribution und Charakterisierung Vorstufen der Definition. Dies insofern, als das epistemologische, von Porphyrios formulierte Verfahren der Definition durch 'genus proximum' und 'differentia specifica' in den behandelten Sprachen abbildbar ist auf die Struktur ' A r t . + Subst·! + S e i n s v e r b + A r t . + Subst.2+Relativsatz (oder Äquivalent)'; dabei entsprechen das Substantiv 1 dem Definiendum, das Substantiv 2 dem

i«e Eigennamen sind insofern mit den mass nouns verwandt, als sie formal Singularia- bzw. Pluraliatantum sind; von der Bedeutung her sind sie jedoch im Gegensatz zu den mass nouns singularisch bzw. Einheiten, sie stehen nicht jenseits von Singular und Plural. Der Eigenname die Alpen ist der Bedeutung nach eine Einheit und kann nicht etwa in verschiedene ''Alps aufgeteilt werden (»i;'Das Gebirge [der Berg] dort ist ein/der Alp«). Vgl. dazu unten A b schnitt 3.2.1. 197 Peter Handke, Kaspar, Frankfurt 1967, S. 39. 188 Kamlah/Lorenzen 67.77.

105

2.5.1

genus p r o x i m u m und der b z w . die R e l a t i v s ä t z e b z w . deren Ä q u i v a l e n t e der spezifischen D i f f e r e n z . D i e Attribution/Charakterisierung ist nun insof e r n eine V o r s t u f e der Definition, als der unbestimmte A r t i k e l und das Substantiv rechts des Seinsverbs die Attribution eines (bzw. Charakterisierung durch ein) genus p r o x i m u m

darstellen. A u s

der Attribution

»un

(le . . .) nègre est un homme« kann durch die Zusätze »qui appartient à la race noire« oder »qui a une peau noire«, die m a n in Wörterbuch-Artikeln findet, eine Definition werden. D i e Definition hat ihrerseits eine Gemeinsamkeit mit der Identifikation ( T y p 2), die, ausgenommen die metasprachliche Identifikation, im Gegensatz zu den T y p e n 3 und 4 stets einen T e x t oder K o n t e x t voraussetzt. Diese Gemeinsamkeit ist die Austauschbarkeit der Bereiche links und rechts des Seinsverbs. Sie ist im F a l l e der Identifikation abhängig d a v o n , daß zumindest der Bereich rechts des Verbs nicht-kontextinvariant oder sogar aktualisiert, im A u s n a h m e f a l l eines Eigennamens oder mass nouns rechts des Verbs der Bereich links des Verbs nicht-kontextinvariant oder aktualisiert ist. I m Falle der Definition ist die Austauschbarkeit der Bereiche dagegen letztlich eine F r a g e ihres »Wahrheits wertes« und damit w o h l der L o g i k 1 9 9 . Sie sei dennoch kurz gestreift und dabei in pragmatischer Weise relativiert. D e r Wahrheitswert v o n Definitionen kann nämlich insofern als relativ angesehen werden, als ihr Gültigkeitsbereich nicht gleich groß zu sein braucht: D e r Gültigkeitsbereich ist so groß w i e derjenige des Klassifizierungssystems, das ihr zugrundeliegt und über das eine bestimmte A n z a h l von Sprechern einer Sprache ein stillschweigendes oder, w i e im F a l l e der Definition des Terminus 'Terminus' bei K a m l a h / L o r e n z e n , ein explizites A b k o m m e n g e t r o f f e n hat 2 0 0 . Es gibt nun solche Definitionen, deren allgemeine Gültigkeit und erschöpfender C h a r a k t e r an der allgemeinen Gültigkeit des entsprechenden Kehrsatzes abzulesen ist (»Ein Mensch ist ein ungefiederter Z w e i f ü ß l e r « und »Ein ungefiederter Z w e i f ü ß l e r ist ein Mensch« 2 0 1 ).

Es

gibt aber auch solche, die aus dem Verlauf einer ganz bestimmten Situation heraus verständlich sind oder solche, die Einzelne nach einem ganz p r i v a ten, o f t originellen Klassifizierungssystem und nicht selten zur Erheiterung,

199

Die Logik ihrerseits verwendet »wahr« und »falsch« als letztlich Undefinierte Grundbegriffe und weist das Problem des Wahrheitswertes und seiner Definition der Erkenntnistheorie zu (vgl. Menne 66.3if.). Im Rahmen der Erkenntnistheorie sieht auch Alfred Tarski seinen grundlegenden diesbezüglichen Beitrag (vgl. Tarski 33 und 35.392). Zu den Problemen des Wahrheitswertes vgl. auch Quine 64 und Frey 69. 200 Diese Definition lautet, wie bereits zitiert: »Ein Terminus ist ein Prädikator, der als Element einer wissenschaftlichen Sprache explizit vereinbart wurde*. 201 Es sei eigens darauf hingewiesen, daß der Kehrsatz der Definition nach den oben festgelegten Kriterien keine Attribution darstellt, weil er links des Verbs einen Relativsatz enthält. Er ist klassifikationsmäßig eine konvertierte Definition.

i o6

2.5.1

in der Poesie gelegentlich auch zur Erbauung 202 der Mitmenschen, verfaßt haben. Sie werden dann in der Regel durch den Zusatz des Verfassernamens als individuell gültig gekennzeichnet203 und/oder in Form eines Rätsels dargeboten, etwa so, daß die linke Seite der Definition mit der syntaktischen Leerstelle was? besetzt und der sich ergebende Satz als Frage gestellt wird (»Was i s t . . . ? « ) , wobei mit der Antwort die Klassifizierungskriterien des Autors der Definition aufgedeckt werden sollen. Das Verfahren kann selbstverständlich auch umgekehrt werden. Derartige Definitionen sind in ihrem intersubjektiven Gültigkeitsbereich natürlich ebenfalls konvertierbar 204 . Ebenso, wie nun statt »Eine Katze ist der Täter« oder (mit aktualisierendem »Sonderfall« des bestimmten Artikels) »Die Verhältnismäßigkeit der Mittel ist dein Grundsatz« (Typ 2) gesagt werden kann: »Der Täter ist eine Katze« oder »Dein Grundsatz ist die Verhältnismäßigkeit der Mittel«, wobei jeweils die text- bzw. kontextkonstituierende Funktion des bestimmten Artikels (beim Possessivartikel der zweiten Person ist sie ohnehin selbstverständlich) erhalten bleibt, kann man bei Erhaltung der Kontextinvarianz und des »Wahrheitswertes« statt »Un ( L e . . . ) nègre est un homme qui appartient à la race noire« sagen: »Un homme qui appartient à la race noire est un nègre« 205 . Kriterium einer »logisch einwandfreien« und erschöpfenden Definition könnte außerhalb des Bereichs der Fachwissenschaften also die Anerkennung der Gültigkeit des Kehrsatzes sein, der sich zu der Definition bilden läßt. Für den T y p 2 ist das Kriterium der Austauschbarkeit der Bereiche links und rechts des Verbs gleichzeitig ein Test dafür, ob es sich um eine Identifikation oder um eine metasprachliche 'Ausnahme' handelt - im letzteren Fall sind die beiden Seiten nicht austauschbar206. Im Gegensatz zur Identi202 Vgl. etwa die »Definition«, die André Breton vom Mund einer nicht näher bestimmten Dame gibt:

203 204

205

20e

Ta bouche est volontiers la nielle D'où repart sans cesse la roue bleue diffuse et brisée qui monte (aus L'air de l'eau, in: André Breton, Clair de terre, Paris 1966, S. 168). »Robert Lembkes gesammelte Definitionen«, »Our Unabashed Dictionary« des Magazins Playboy etc. Zur »Definition« im allgemeinen vgl. das grundlegende Werk von Richard Robinson (Robinson 54). Robinsons Dichotomie der »nominal definition« in »word-word definition« und » word-thing definition« könnte ohne weiteres als eine Dichotomie zwischen metasprachlicher und nicht-metasprachlicher Definition aufgefaßt werden. Die Austauschbarkeit oder Konversion in der hier durchgeführten Weise darf nicht mit dem Begriff der Konversion im Klassenkalkül bzw. in der klassischen Urteilslehre verwechselt werden. Dort werden, in die Objektsprache übersetzt, nur die Substantive, nicht die Artikel im Bereich links und rechts des Verbs, konvertiert. Beispiel: »Kein Paarhufer ist ein Raubtier« -»· »Kein Raubtier ist ein Paarhufer« etc. Aus »Der Krieg ist das Böse« folgt logisch nicht »das Böse ist der Krieg«. - Man könnte übrigens mit einer gewissen Berechtigung auch die »erschöp-

2.5.1

107

fikation (Typ 2) und zur Definition (Typen 3 und 4) sind bei Attribution und Charakterisierung die Bereiche links und rechts des Verbs nicht konvertibel: »Ein ( D a s . . . ) Dromedar ist ein Säugetier« ist nicht gleichbedeutend mit »Ein Säugetier ist ein Dromedar« 207 . Der T y p 1 qua Attribution ist eben, wie oben bereits gesagt, lediglich eine Vorstufe der Definition, die Charakterisierung offenbar nur eine Vorstufe der Identifikation 208 . Formal dem T y p 1 zugehörige Sätze, die dennoch »konvertibel« sind, sind entweder konvertierte Identifikationen (»Der Täter ist eine Katze« aus »Eine Katze ist der Täter«) oder keine Sätze auf Textebene, sondern metasprachliche Sätze (Beispiel: »Eine Reißzwecke ist ein Reißnagel«). Wenn also der Satz »Der Täter ist ein Schwein« zu konvertieren ist, so handelt es sich um anaphorisches der und um einen Täter, der mit einem Schwein identisch ist, bzw. um ein Schwein, das Täter ist (»Ein Schwein ist der Täter«); ist er nicht konvertierbar, so liegt eine Attribution oder Charakterisierung vor (Der Täter wird mit einem Schwein verglichen). Folgendes Schema macht die Verwandtschaften und Unterschiede nochmals deutlich: Typen 1 2 3 4

Name

aktualisiert

konvertibel

X X

Attribution Charakterisierung Identifikation Definition

nein ja ja nein

nein nein ja ja

metasprachl. »Identifikation«

209

nein

X XX X

fende« Definition metasprachlich interpretieren. Insofern nämlich, als derartige Definitionen sich in der Regel in Wörterbüchern finden. Ein beliebiges Beispiel: Unter dem Stichwort 'lieutenant' findet sich bei Robert die Eintragung: 40 (moderne) - d.h.: im Gegensatz zu für frühere Epochen gültigen, vorher aufgeführten Definitionen - (le lieutenant est un) officier dont le grade est immédiatement au-dessous de celui de capitaine, et qui commande ordinairement une section. Diese Definition verfährt wie üblich mit Hilfe von genus proximum ('officier') und differentia specifica (der ganze Rest). 207 Dies trifft zumindest dann zu, wenn keine suprasegmentalen Veränderungen vorgenommen werden - im Falle der Konvertierung bei Identifikationen und Definitionen sind sie nicht nötig. 208 D a f ü r Jig Attribution kennzeichnend ist a) die Kontextinvarianz des Satzes und b) der unbestimmte Artikel im Bereich rechts des Verbs, der Artikel links des Verbs jedoch alle unter die Rubrik des Allquantors subsumierbaren jeweiligen objektsprachlichen Formen annehmen kann, muß bei der (logisch falschen) »Konversion« derartiger Sätze durch Vertauschung der Bereiche links und rechts des Seinsverbs dann, wenn beim Resultat die äußere Form einer Attribution beibehalten werden soll, unter Umständen der Artikel rechts des Verbs des bei der Konversion entstandenen Satzes durch die entsprechende Form des unbestimmten Artikels ersetzt werden. Aus »Das Dromedar ist ein Säugetier« wird also der »falsche« Kehrsatz »Ein Säugetier ist ein Dromedar«, eventuell auch »Das Säugetier ist ein Dromedar«.

ιο8

2.5.1

Man könnte ein derartiges Schema auch für Sätze mit Eigennamen aufstellen. Hierbei sind nur zwei Dinge zu beachten: 1 . Steht links des Seinsverbs ein als solcher gebrauchter Eigenname, so ist der Satz bei einer Struktur des Typs 2 metasprachlich, falls rechts nicht ebenfalls ein Eigenname oder ein deiktischer Artikel bzw. ein Artikel mit aktualisierter anaphorischer Funktion auftaucht 210 . Beispiele: »Conzinc Riotinto ist die Gesellschaft«, »Hans und Eberhard sind meine Brüder« (aktualisierte anaphorische bzw. im zweiten Fall deiktische Funktion); »Dieu est l'amour« (metasprachlich 211 ). 2. Steht links des Seinsverbs ein als solcher gebrauchter Eigenname, so hat eine Definition, bei der als Definition die Bereiche links und rechts des Verbs ausgetauscht werden können, stets eine Struktur des Typs 4; außerdem muß im Falle der Definition auf der rechten Seite des Verbs ebenfalls ein Eigenname oder ein deiktisches Element auftreten. Beispiel: »Conzinc Riotinto ist die australische Tochter der Rio Tinto Zinc«. Dieser Abschnitt hat folgendes Nebenergebnis: Harald Weinrich hat am Beispiel der deutschen Übersetzung des Titels von Calderóns Stück La vida es sueño, Das Leben ein Traum sowie Franz Grillparzers Umkehrung des Titels, Der Traum ein Leben, aus dem Nicht-Vorkommen von »ein Traum das Leben« sowie der Un Verständlichkeit eines analog zu »ein Mann ein Wort« gebildeten »der Mann das Wort« geschlossen, die Kombinationen 'bestimmter Artikel - bestimmter Artikel' und 'unbestimmter Artikel bestimmter Artikel' kämen nicht vor 2 1 2 . Wenn diese Argumentierweise im Rahmen dieser Arbeit und dieses Abschnitts akzeptiert werden soll, so muß vorausgesetzt werden, daß es sich jeweils um elliptische Sätze handelt, und zwar um solche, in denen die entsprechende Form des Seinsverbs fehlt. Die These würde dann lauten, Sätze des Typs 2 (»Ein Leben der Traum«/»Ein Traum das Leben« und »Der Mann das Wort«) seien nicht möglich bzw. nicht belegt. Der Abschnitt über den Artikel rechts des Seinsverbs hat gezeigt, daß sie möglich sind, allerdings im Gegensatz zu den Typen 1 , 3 und 4 (»Das Leben ein Traum«, »Der Traum ein Leben«, »Ein Mann ein Wort« sind Sätze des Typs 1 ) nicht als kontextinvariante Sätze bzw. Ti209 i m Bereich der metasprachlichen »Identifikation« w u r d e nicht nach »aktualisiert« b z w . »nicht-aktualisiert« unterschieden, weil hier wieder zwei A r t e n zu unterscheiden und damit zu benennen wären. Denn die metasprachliche »Identifikation« kann selbstverständlich auf einen bestimmten T e x t hin, über den man spricht, »aktualisiert« sein. 210

D e r S a t z » D i e A l p e n sind das Gebirge dort« w ä r e dann als die konvertierte F o r m des nicht metasprachlich interpretierten Satzes » D a s Gebirge dort sind die A l p e n « zu verstehen.

211

V g l . o. S. 1 0 3 .

212

V g l . Weinrich 69 b . 6 i f . ; Weinrich interpretiert die Version 'Ein T r a u m das Leben' (aus didaktischen b z w . polemischen Gründen) nach A r t der traditionellen L o g i k b z w . Linguistik als 'Subjekt + Prädikat', allerdings mit vorangestelltem P r ä d i k a t ; Grillparzer habe wegen der Vertauschung des Prädikats mit dem Subjekt dann im Titel seines D r a m a s die Stellung der Substantive v e r tauscht.

2.5-1, 2·5·2

109

tel 213 : Beide sind kontextkonstituierend insofern, als sie einen vorhergehenden Text oder Kontext voraussetzen, was sie als Titel eines Werks nicht sehr geeignet erscheinen läßt. Im Falle von »ein Leben der Traum« kommt noch hinzu, daß, was zumindest im Kontrast zu »Das Leben ein Traum« auffällt, das Leben im deutschen Titel des Calderónschen Stücks ein mass noun ist, das in »ein Leben der Traum« aus dem Bereich jenseits von Singular und Plural herausgerückt zu singularischem ein Leben wurde und dadurch natürlich eine Bedeutungsänderung erfahren hat. Oben war festgestellt worden, neben dem französischen Teilungsartikel, der fast ausnahmslos rechts des Verbs vorkommt, und neben Sätzen, in denen zwischen den Substantiven links und rechts eines beliebigen Verbs eine Relation besteht, die sich im Possessivartikel der dritten Person auf der rechten Seite des Verbs ausdrückt, seien Sätze mit Verben, die keine passive Diathese, aber doch Bereiche links und rechts des Verbs aufwiesen, also insbesondere Sätze mit dem Seinsverb, die einzige Rechtfertigung für eine Unterscheidung der beiden genannten Bereiche überhaupt. Dieser Abschnitt hat nun weiterhin gezeigt, daß diese Feststellung zusätzlich eingeschränkt werden muß: nämlich um die Identifikation und die Definition. Lediglich in den Fällen der Attribution und der Charakterisierung, also in Fällen, in denen zwischen den Bereichen links und rechts des Seinsverbs keine »Äquipollenz« besteht, können diese Bereiche - ohne suprasegmentale Veränderungen, wie nochmals betont sei - nicht konvertiert werden: Es sei denn, unter Bedeutungsänderung.

2.5.2

Abgrenzung der in 2.5.1 behandelten Satztypen von anderen Sätzen mit dem Seinsverb

Die im Abschnitt 2.5.1 behandelten Sätze oder Satztypen mit dem Seinsverb müssen von anderen Sätzen oder Satztypen abgegrenzt werden, in denen dasselbe Verb vorkommt. Zunächst: In Sätzen mit Bereichen links und rechts des Seinsverbs sind selbstverständlich noch andere Artikel möglich; hier kam es lediglich auf den Bereich rechts des Verbs und dort auf den eventuellen Unterschied zwischen dem per definitionem nicht anaphorischen unbestimmten und dem möglicherweise anaphorischen oder, ebenso wie der unbestimmte Artikel, im Rahmen der Satzeinheit relationellen (dann kataphorischen) bestimmten Artikel an. Von derartigen Sätzen, die im Bereich links und rechts des Seinsverbs Artikel und Nomina, gegebenenfalls Eigennamen aufweisen, sind folgende weitere Satztypen mit dem Seinsverb abzugrenzen: l a ) Sätze mit dem, was traditionellerweise 'Prädikat' genannt und als 'ist + Adjektiv', zweckmäßiger übrigens im Deutschen als 'ist + Adverb', 213

Kontextinvariant können diese Sätze, wie gesagt, nur auf der Ebene der Metasprache sein. V g l . o. S. 103Í.

110

2. $.2

analysiert wird214. Eine derartige Kombination

des S e i n s v e r b s m i t

einem

A d j e k t i v b z w . A d v e r b ist als V e r b a n z u s e h e n . A n d i e S t e l l e des » A d j e k tivs« oder

»Adverbs«

können

auch

Zeichen

treten,

R o l l e v o n S u b s t a n t i v e n i n n e h a b e n : L a v i d a es sueño, E r ist Lehrer

etc. Z u

die g e w ö h n l i c h

Es hijo

de un

» E r ist L e h r e r « ist d a n n ein a n a l o g e s Lehrer

a n z u s e t z e n . I n » H e r r X ist L e h r e r « ist also ist Lehrer

die

general, sein

als e i n w e r t i g e s f i n î -

tes V e r b z u a n a l y s i e r e n , in » H e r r X ist ein L e h r e r « w ü r d e es sich d a g e g e n u m eine C h a r a k t e r i s i e r u n g h a n d e l n , bei d e r l i n k s u n d r e c h t s des S e i n s v e r b s (ist) j e ein m i t N o m i n a b e s e t z t e r B e r e i c h z u u n t e r s c h e i d e n w ä r e . D a s ist aus d e r L o g i k des bisher D a r g e l e g t e n i n s o f e r n s i n n v o l l , als es n u r n a c h X

ist ein L e h r e r « m ö g l i c h ist, e i n e n R e l a t i v s a t z , e t w a

schätzt«, anzuschließen.

Ein Relativsatz

bedarf

»Herr

»der seinen B e r u f

ja, nach V a u g e l a s '

deckung zumindest im Französischen, nach Émile Benvenistes

Ent-

Feststellun-

g e n w o h l in S p r a c h e n m i t A r t i k e l n 2 1 5 , einer v o r h e r g e h e n d e n G r u p p e tikel-)-Nomen', w o b e i der A r t i k e l dann innerhalb der Satzeinheit

'Ar-

relatio-

nelle Funktion hat.

214

Im Hinblick darauf, daß traditionellerweise (vgl. Exkurs ι im Anhang) die Satzanalyse nach Subjekt + Prädikat (oder N P + V P ) vorgenommen wird, läge hier ein Sonderfall des »Prädikats« v o r (vgl. oben A n m . 98). Zumindest im Deutschen ist die Bezeichnung ' A d j e k t i v ' für hungrig in er ist hungrig formal gesehen nicht haltbar. Denn das in A d j e k t i v f u n k t i o n gebrauchte hungrig tritt nie in dieser in allen Lexika verzeichneten Form auf, sondern stets als »der (die, das) hungrige Sohn (Tochter, Kind)« b z w . als »ein hungriger Sohn, eine hungrige Tochter, ein hungriges Kind«. Hungrig ist dagegen die Form, die das A d j e k t i v annimmt, wenn es in seine A d v e r b - F o r m überführt wird, zu der wiederum eine ebenfalls unveränderliche Komparativ-Form hungriger gehört. Die Adjektiv-Formen hierzu lauten: »der (die, das) hungrigere Sohn (Tochter, Kind)«. Dies gilt für alle deutschen A d j e k t i v e . Das »Prädikat« 'ist + A d j e k t i v (Adverb)' wäre im Deutschen jedoch auch ohne diese Feststellung nicht als 'ist + A d j e k t i v ' zu analysieren, sondern als ein Verbum finitum, dessen Infinitiv-Form 'hungrig sein' oder 'hungrigsein' lauten würde. V g l . zu dieser Analyse ausführlicher Weinrich 67 c. 126-27. Derartige Verben verhalten sich bei der Flexion analog zu den sogenannten trennbaren Verben des Deutschen: »zurückkehren: ich kehre zurück«• = »hungrigsein: ich hin hungrig«. Ebenso, wie es wenig sinnvoll wäre, in einem deutschen Lexikon etwa alle möglichen oder auch nur alle vorkommenden Nominalkomposita aufzuführen, wäre es nicht angebracht, sämtliche möglichen oder vorkommenden Zusammensetzungen des T y p s 'sein + A d j e k t i v (Adverb)' b z w . ' A d j e k t i v (Adverb) + sein' aufzuführen. Es genügt, wenn der Benutzer derartiger Werke erfährt, daß solche Zusammensetzungen möglich sind und wie er sie gegebenenfalls zu analysieren hat. Lexika müssen gewisse Grenzen ziehen und dazu die tatsächlichen oder möglichen Sätze einer Sprache in möglichst kleine bedeutungstragende Bausteine zerlegen - Bausteine, die ihre Berechtigung b z w . Fundierung in dem von Peter Hartmann so genannten 'Elementigkeitsapriori' haben (Hartmann 59-62.305^).

215

V g l . Benveniste 58/66.208-222. Vgl. zur eigentlichen Prämisse b z w . zum zugrundeliegenden A x i o m , das dann zur Konstatierung v o n Nullartikeln führt, U. S .

12JÍÍ.

111

2.ζ.2

Während sich bei formaler Analyse des deutschen »Prädikats« (er) ist hungrig die Klassifizierung von hungrig als Adjektiv als nicht gerechtfertigt erweisen würde, trifft eine solche Analyse für die romanischen Sprachen zu. Hier besteht - im Französischen allerdings in den meisten Fällen nur noch graphisch - eine Numerus- und Genuskongruenz zwischen »Subjekt« und »Prädikat«. i b ) Wie jedes Verb kann ein im Deutschen aus 'Seinsverb + Adverb', in den betreffenden romanischen Sprachen aus 'Seinsverb + A d j e k t i v ' gebildetes Verb einen Infinitiv- oder daß-Satz als prime actant haben: »(Sich zu) irren ist menschlich«. Derartige Sätze können auch so gestaltet sein, daß der Infinitiv, der die Stelle des prime actant innehat, auf das Verb folgt. Im Deutschen muß dann das bekannte es als ein »nominales Minimum« im Bereich links des Verbs verbleiben: »Es ist menschlich, sich zu irren« 216 . Ähnlich wie im Deutschen muß bei diesem Transfer auch im Französischen ein nominales Minimum im Bereich links des Verbs erhalten bleiben (»Partir est impossible« - »// est impossible de partir«). In den drei übrigen romanischen Sprachen kann dieser Bereich links des Verbs unbesetzt bleiben: »È pericoloso sporgersi« etc. 217 . Man kann die Möglichkeit eines derartigen Tansfers nun auch dazu benützen, eine ganze Reihe von Sätzen, die nach den oben dargelegten Kriterien als Attributionen zu interpretieren wären, aus dem Bereich der Attribution herauszunehmen: Solche Sätze nämlich, bei denen man eine Struktur . . ist/sind+unbest. Art. + Subst. 2 ' transformieren kann in: ' £ s + i s t + u n best. Art. + Subst. 2 . . .' 218 . Beispiel: »Der Medien verbünd ist eine Notwendigkeit« -*• »Es ist eine Notwendigkeit, die Medien zu verbinden« o. ä., eine Möglichkeit, die bei Sätzen wie »der Mensch ist ein Säugetier« nicht besteht. Über diese Möglichkeiten geben die Habilitationsschriften von Herbert Ernst Brekle (1970) und Christian Rohrer (1971) Aufschluß. 2. Die zweite große Gruppe von Sätzen, die von solchen Sätzen mit dem Seinsverb abzugrenzen ist, wie sie oben in 2.5.1 dargelegt wurden, sind Sätze, die zwar ebenfalls, eventuelle Eigennamen ausgenommen, zumindest links, meist beiderseits des Seinsverbs einen Bereich mit A r t i k e l + N o m i n a aufweisen, im Bereich rechts des Verbs jedoch die Besonderheit einer Präposition haben, die meist von einem Artikel gefolgt bzw. mit ihm amalgamiert ist. Beispiele: »Karl ist aus gutem Hause«, »Die Trompete ist aus Silber«, »Die K a t z e ist unter dem Tisch«, »Karl ist am Brunnen«,

216 V g l . o. A n m . 178. D a ß es hier sich zu irren vertritt, w i r d klar bei der Frage: »Was ist menschlich?« — man fragt nicht etwa '''»Was es ist menschlich?«. A n t w o r t : » ( E s ist menschlich) sich zu irren«. I n diesem Falle würde übrigens Filimores These z u t r e f f e n (vgl. o. A n m . 183). des il/es

217

V g l . zur N o t w e n d i g k e i t K a p . 3, A n m . 17.

im

Französischen

und

Deutschen

unten

2,8

I m Französischen entsprechend: » i l e s t . . . « , in den übrigen romanischen Sprachen entsprechend » è , es, este + unbestimmter A r t i k e l + Substantiv 2 . . . « .

112

2.5.2

»Karl ist am Nachdenken« etc. In allen Fällen, in denen Präpositionen auftreten, sind als zusätzliches Merkmal die lokalen oder temporalen und/oder mit Präpositionen kombinierten Fragewörter vorhanden, mit denen man den betreffenden Bereich erfragen kann 219 . In einigen Fällen sind diese Fragewörter das einzige Merkmal - auf jeden Fall dort, wo eine Reduktionsstufe eines Orts- oder Zeitadverbs vorliegt 220 oder wo Ortsoder (zumeist) Zeitbestimmungen ohne Präposition auftreten. Beispiele: »Die Ausstellung war letztes Jahr«, »Dann war Gelegenheit, etwas zu tun« (Kombination der Gruppe i b mit Gruppe 2) 221 . Eine weitere Gruppe kann als Untergruppe den oben ausführlich behandelten Sätzen des Typs 'Art.+Subst. 1 + V e r b + A r t . + S u b s t . 2 ( + R e l . Satz oder Äquivalent)' angegliedert werden: Solche Sätze, die eine pronominalisierte oder durch einen anaphorischen/deiktischen Artikel vertretene linke Seite haben. Für sie gilt, wenn sie rechts des Verbs die entsprechende Struktur aufweisen und wenn sie nicht in Sätze der Gruppe 1 b transformiert werden können, das oben über Charakterisierung, Identifikation und Definition Gesagte. Mit der Ausnahme, daß auch die Definitionen dieser Art stets kontextkonstituierend sind und daß die Konvertibilität nicht gegeben ist 222 . 3. Es bleibt noch eine dritte und letzte zu unterscheidende Gruppe. Hier ist das Seinsverb (als Seinsverb im eigentlichen Sinne), ohne »Prädikat« zu sein, ohne Bereich rechts des Verbs, also einwertig. Es handelt sich dabei um eine Erfindung des Vorsokratikers Parmenides, die Schule gemacht hat und in der abendländischen Philosophiegeschichte wohlbekannt ist als das 'existentielle Sein' (»Karl ist« im Gegensatz zu »Karl ist nicht«) 223 . Daß Parmenides und seine Nachfolger Melissos und Zeno, in wohl absichtlicher Ironie Gorgias, verschiedene Arten von sein miteinander vermengt haben, hat Aristoteles erkannt in einem der grundlegenden Sätze seiner Philosophie: Πολλαχώς λέγεται το δν, »Das Sein hat viele Bedeutungen«224. Es hat sich in 2.5 gezeigt, daß das Seins verb, gemessen an seiner Kombinierbarkeit mit verschieden besetzten Bereichen links und rechts seiner selbst, sowohl im Deutschen wie auch in den betreffenden romanischen Sprachen, eine äußerst komplexe Struktur aufweist. Dies scheint generell 219

Beispiele: »Woher ist Karl?« - »Woraus ist die Trompete?« - »Worunter (oder wo) ist die Katze?« - »Wo ist Karl?« - »Wobei ist Karl?« 220 Zu 'Reduktion' und 'Reduktionsstufe' vgl. unten Kapitel 3. 221 Alle Beispiele stammen aus Hansjakob Seilers »Materialien...« (vgl. o. Anm. 193). 222 Man kann zwar den Satz »Dies ist der Erfolg meiner Bemühungen« in den Satz »Der Erfolg meiner Bemühungen ist dies« transformieren; dabei wird jedoch dies zu »dies:« und die Erläuterung müßte folgen; es läge dann ein deiktischer Textverweis vor (vgl. unten Kapitel 4). 223 Vgl. zum ist bei Parmenides und zu seinen Voraussetzungen grundlegend

Calogero 32.1-56.

224

Vgl. das »Lexikon« der Metaphysik (V. 7. 1 0 1 7 a 7-b^); Aristoteles vier Arten von εστίν bzw. ov.

hier unterscheidet

2.5.2, 2.6

113

f ü r die i n d o e u r o p ä i s c h e n

S p r a c h e n z u gelten. Es g e l a n g i m m e r h i n ,

K o m p l e x in v i e r g r o ß e G r u p p e n z u gliedern. F ü r alle G r u p p e n konstituierend

war

dabei

die U n t e r s c h e i d u n g

den

gruppen-

n a c h Bereichen links

und

rechts des V e r b s . Z w e i der G r u p p e n haben, E i g e n n a m e n e v e n t u e l l ausgeschlossen, i m Bereich links u n d rechts des V e r b s A r t i k e l

+

N o m i n a ; sie

unterscheiden sich d a d u r c h v o n e i n a n d e r , d a ß i m F a l l e d e r ersten

großen

G r u p p e , d e r j e n i g e n u m die es hier h a u p t s ä c h l i c h g i n g , der B e r e i c h rechts des V e r b s w e d e r d u r c h O r t s - oder Z e i t f r a g e w ö r t e r n o c h d u r c h mit P r ä p o s i tionen k o m b i n i e r t e F r a g e w ö r t e r

zu erfragen w a r . Diese G r u p p e

wurde

d a n n a u f g r u n d der F u n k t i o n des A r t i k e l s im Bereich rechts des V e r b s u n tergliedert. D i e andere G r u p p e , diejenige, die unter 2. v o n der in 2 . 5 . 1 behandelten

Gruppe

abgegrenzt

wurde,

weist

einen B e r e i c h

rechts

des

V e r b s a u f , der d u r c h O r t s - u n d Z e i t f r a g e w ö r t e r b z w . d u r c h F r a g e w ö r t e r z u e r f r a g e n ist, die mit P r ä p o s i t i o n e n k o m b i n i e r t sind. I n der unter î a u n d i b a b g e g r e n z t e n G r u p p e bildet das Seinsverb m i t einem N o m e n oder A d j e k t i v ( A d v e r b ) (ohne A r t i k e l ) ein neues V e r b . I m F a l l e v o n i b ist die Seite links des V e r b s d u r c h eine I n f i n i t i v k o n s t r u k t i o n o d e r einen d a ß - S a t z besetzt. S o w o h l d e r I n f i n i t i v w i e a u c h der d a ß - S a t z k ö n n e n j e d o c h a u c h rechts des V e r b s a u f t a u c h e n . G e r a d e d a d u r c h , d a ß eine I n f i n i t i v k o n s t r u k t i o n oder ein N e b e n s a t z v o n der G r u p p e ' S e i n s v e r b + A d j e k t i v ' b z w . ' S e i n s v e r b + ( A r t . ) + N o m e n ' a b h ä n g e n k a n n , z e i g t sich, d a ß das, w a s d a n n links dieses N e bensatzes b z w . I n f i n i t i v s steht, eine v e r b a l e Einheit bildet. D i e l e t z t e v o n d e r H a u p t g r u p p e (2.5.1) a b g e g r e n z t e G r u p p e ist der S o n d e r f a l l des e x i stentiellen

2.6

sein225.

D e r unbestimmte A r t i k e l bei mass nouns

H o n i g u n d A s c h e ( b z w . T a b a k ) , die den G e g e n s t a n d v o n C l a u d e Strauss' B u c h Du

Miel

aux

Cendres

Lévi-

(1966) darstellen, sind in der R e g e l

w e d e r ein aktualisierter H o n i g n o c h ein aktualisierter T a b a k . D . h. in d e r R e g e l sind der H o n i g u n d der T a b a k dieses Buches nicht im Sinne einer räumlichen

und zeitlichen Einmaligkeit

definiert

(wie etwa

unter

allen

T e x t u m s t ä n d e n d a n n , w e n n sie in f r a n z ö s i s c h e n S ä t z e n m i t d e m T e m p u s 225

Die vier hier unterschiedenen Gruppen sind nur teilweise kongruent mit den sechs Gruppen, die der Analyse des klassisch-chinesischen sein durch A . C . Graham und der Analyse des neugriechischen sein durch Kostas Kazazis zugrundeliegen. (Vgl. Graham 65, Graham 67, Kazazis 68). Graham und Kazazis legen ihren Analysen folgende Kategorien zugrunde: 1. Existence (there is a man), 2. Copula + noun (this is a man), 3. Identity (He is Charles), 4. Roles (He is a solidier), 5. Copula + adjective (He is tall), 6. Copula + Locative (He is in Paris). Die Gruppen 2, 3 und 4 würden unter die obige Hauptgruppe gehören, 5. dürfte teilweise identisch sein mit der »Prädikat«-Gruppe, 6. teilweise identisch mit der Präpositions-Gruppe. Das existentielle 'sein' in unserem Sinne fehlt. Andererseits ist sehr die Frage, ob sich wegen des Typs 'There i s . . . ' eine eigene Gruppe lohnt.

2.6

114

'passé simple' vorkämen). Wie auch bei den anderen beiden Bänden derselben Serie Mythologiques handelt es sich um ein Werk, dessen eigentlichen Gegenstand Mythen bilden, die in einer für den Autor spezifischen Weise interpretiert werden. Dieses Werk ist also weitgehend ein metasprachliches Werk (oder besser: Metatext-Werk). Die einzelnen Mythen werden als solche zitiert. S i e haben jedoch auf jeden Fall einen aktualisierten Inhalt, während der übrige Text mit Regelmäßigkeit nur in bezug auf sich selbst aktualisiert ist. Es ist nun nicht verwunderlich, daß das mass noun miel, 'Honig', in der Überzahl der Fälle mit dem bestimmten Artikel im Singular (bzw. mit den obliquen Formen des bestimmten Artikels) auftritt, und zwar von A n f a n g des Buches an. Der erste Satz lautet: Les métaphores inspirées par le miel comptent parmi les plus anciennes de notre langue et d'autres qui l'ont précédée dans le temps. Der dritte Absatz auf der ersten Seite beginnt mit: Le miel et le tabac sont des substances comestibles, mais ni l'un ni l'autre ne relèvent à proprement parler de la cuisine 226 .

Der erste Teil des zweiten Satzes, »Le miel et le tabac sont des substances comestibles«, wäre für sich allein als kontextinvarianter Satz möglich A l lerdings wäre dann, im Gegensatz etwa zu dem Satz »L'homme est un animal raisonnable« der bestimmte Artikel vor miel und tabac nicht ohne Bedeutungsveränderung durch den unbestimmten Artikel zu ersetzen. Warum nicht? Und warum sind überhaupt mass nouns mit dem unbestimmten Artikel möglich, der ja per definitionem singularisierend sein sollte? U m die Frage beantworten zu können, sollen die Stellen im Text von LéviStrauss betrachtet werden, an denen, außerhalb des Zitats von Mythen, der Terminus 'Honig' mit dem unbestimmten Artikel vorkommt. Es sind dies relativ seltene Fälle. Auf den Seiten 14-20 findet man eine Zusammenfassung der Ergebnisse des vorhergehenden Bandes der Serie Mythologiques (Le Cru et le Cuit, 1964). Seite 21 beginnt mit der Feststellung des A b schlusses dieses Resümees und mit dem Hinweis, daß jetzt ein anderer Aspekt der behandelten Mythen betrachtet werden werde. Der Autor fährt dann fort: Tgf

228

(1) Il a été établi plus haut que, dans la série des moyens magiques illustrés par les mythes cariri, mundurucu, tenetehara et kubenkranken pour expliquer la transformation des humains en cochons, le tabac constituait le (2) terme pertinent. Q u e toute référence au tabac soit absente du mythe bororo sur l'origine des biens culturels ne doit pas surprendre, puisque, semblable aux mythes tupi par l'armature, il transmet un message inversé qui (3) suppose une autre lexique. Aussi voyons-nous apparaître un nouveau terme, qui manque ailleurs: le miel, dont le refus, ou, plus exactement l'offre sous forme d'un miel de basse qualité, joue le rôle de facteur déterminant dans la transformation des héros en oiseaux, concurremment avec l'indiscrétion »incestueuse« de la soeur, dont le mythe mundurucu Claude Lévi-Strauss, Du miel aux cendres, S. 1 1 .

2.6

" 5 o f f r e une image symétrique, sous la forme d'un coït immodéré des maris avec leurs femmes (qui sont les soeurs du héros). (4) O n se souvient également que, dans le mythe bororo sur l'origine des codions sauvages, symétrique avec l'autre puisque cette fois, et quand on le compare au groupe tupi-gé sur le même thème, le message apparaît identique et l'armature inversée, une mauvaise compote (pleine d'épines) tient la place du mauvais miel (grumuleux au lieu de lisse).

In der Konstellation einer bestimmten Serie von Mythen erscheint als pertinenter Terminus der Tabak. In einer anderen erscheint als neuer Terminus der Honig - in der Form eines Honigs von geringer Qualität (Satz 3): »Le miel, dont ( . . . ) l'offre sous forme d'un miel de basse qualité, joue le rôle de facteur déterminant...«. Es handelt sich also nicht mehr um den Honig, sondern um eine bestimmte Art von Honig. Von dem Honig war bisher stets die Rede; der bestimmte Artikel könnte dabei jeweils als anaphorisch interpretiert werden, was jedoch nicht notwendig bzw. u. U. nicht einmal zutreffend ist. Es ist nicht nötig insofern, als mass nouns qua mass nouns ja stets mit dem bestimmten Artikel auftreten; es ist nicht zutreffend insofern, als die einzelnen Sätze mit miel, wo sie nicht pronominal oder durch Tempora verknüpft sind, auch für sich stehend als kontextinvariant interpretiert werden können 227 . Es ist das besondere Charakteristikum der mass nouns, in bestimmten Texten - wie demjenigen von Claude LéviStrauss - auch ohne einführenden unbestimmten Artikel nicht als nicht-eingeführt interpretiert zu werden. Das heißt, in bestimmten Texten - nämlich in solchen, die allenfalls in bezug auf sich selbst aktualisiert sind - , führt das erste Auftreten eines Nomens mit dem bestimmten Artikel nicht zu einer Rückwärtsfrage wie an jener Stelle aus Giraudoux' Electre, wo Ägisth angesichts der Rede, die über »den Bettler« geht, zurückfragte: »Quel mendiant?« 228 . Wenn hier dagegen miel mit dem unbestimmten Artikel vorkommt, so handelt es sich um eine Unterart von Honig, und der unbestimmte Artikel, der ja auf keinen Fall anaphorische Funktion haben kann, hat just die Aufgabe, jede anaphorische Funktion für diesen Fall auszuschließen, d. h. er deutet an, daß die Gruppe miel de basse qualité i η d i e s e m T e x t und gegenüber le miel etwas Neues, nämlich einen besonderen Fall, darstellt. Während also der bestimmte Artikel vor mass nouns weder die Information 'neu' noch die Information 'nicht neu' signalisiert, signalisiert der unbestimmte Artikel in solchen Fällen für das Nomen, das er prädeterminiert, die Information 'neu'. Dieses Neue kann gegenüber le miel nur in einer weiteren Determination liegen. So trifft für speziell derartige Fälle, wo in einem Text über den Honig un miel vorkommt, die Definition des unbestimmten Artikels als »Nachinformation« 227 V g l , Smith 64.51: »Generic determiners (sie meint damit den bestimmten Artikel in Allsätzen) are simply those that are not anaphoric«; vgl. auch H i z 69.159: »A simple and most natural referential is a repetition of a word. When a mass noun is repeated there is no change whatsoever.« 228 Vgl. o. S . 6 3 .

2.6

ankündigend zu, die Harald Weinrich vertreten hat 229 . Beim nächsten Vorkommen, am Ende von Satz 4, wird un miel de basse qualité aufgenommen durch mauvais miel mit dem bestimmten Artikel. Im folgenden werden dann jeweils Rauch, Kompott und Honig nach zwei entgegengesetzten Arten differenziert: Tgf

(1) L a fumée de tabac et la fumée de plumes ont en commun d'être piquan(2) tes, mais l'une puante et l'autre parfumée; les compotes de fruits sont savoureuses (puisqu'on les mange dans tous les cas), mais plus ou moins (3) bien préparées: lisses au gosier quand les fruits ont été débarrassés de leurs (4) épines, ou bien piquantes; le miel aussi peut être lisse ou grumuleux.

Lévi-Strauss resümiert dies in folgendem, metasprachlich zu interpretierendem Satz 230 : (5) Il y a donc deux fumées, deux compotes, deux miels.

Mit »deux fumées, deux compotes, deux miels« ist gemeint: la fumée

de

plumes und la fumée de tabac bzw. la fumée puante und la fumée parfumée; le miel lisse und grumuleux bzw. le bon miel und le mauvais miel etc.

Dies zeigt, daß der unbestimmte Artikel, der vorher die Gruppe miel de basse qualité, wiederaufgenommen durch le mauvais miel, determiniert hatte, auch singularisierend wirkt bzw. wirken kann: mit der Konsequenz, daß von dem betreffenden Nomen dann ein Plural zu bilden ist. Wie in ihrer gemeinsamen Ursprungssprache ist die Pluralisierung von mass nouns in den romanischen Sprachen fast in allen Fällen möglich und ein gängiges Mittel zur Erweiterung des Wortschatzes, das für die französischen »Abstrakta« - also für eine Teilgruppe der mass nouns231 - bereits eingehend untersucht wurde 232 . Die Bedeutungsänderung, die dabei auftritt - die mass nouns werden ja dadurch zu countable nouns - erkennt man am besten an der deutschen Übersetzung von Satz 5 aus T 9 f: hier wäre nur bei 'Kompott' ein Plural möglich. Die Übersetzung würde lauten: »Es gibt also zwei Arten von Rauch, Kompott und Honig«. Während nun le miel stets allein auftreten konnte, setzt les miels, zumal es 229 Vgl. ζ. B. Weinrich 69 b. 230 D e r Satz muß aus der Logik des bisher Dargelegten heraus deshalb metasprachlich interpretiert werden, weil rechts des Verbs jeweils Zahlartikel vorkommen, welche das Designatum des Satzes und damit auch der Substantive nicht aktualisieren. Mit anderen Worten heißt dies, daß in dem oben in K a p i tel 1 , Anm. 20 dargestellten Suppositionsschema die »begriffliche Supposition« nicht mehr als Subspecies der »formalen« im Unterschied zur »materialen Supposition« aufgefaßt wird, sondern als Subspecies just dieser materialen Supposition. Damit wird der ohnehin nicht in spezifischer Weise objektsprachlich zu belegende Oberbegriff der »formalen Supposition« hinfällig und an seine Stelle tritt die »reale Supposition« (man kann natürlich ebensogut die »reale Supposition« streichen und die »formale Supposition« belassen); desgleichen könnte man auf die »absolute« und »persönliche Supposition« ohne weiteres verzichten. 231 Vgl. o. S. 4 5 f f . 232 Vgl. Zindel 58. (Zindel sieht allerdings nicht die Aspekte des Problems, die sich im Rahmen der vorliegenden Untersuchung als relevant erweisen.)

2.6

" 7

kein mass-noun-Pluraletantum darstellt, das keinen entsprechenden Singular hat, einen solchen Singular (un, le miel) voraus. Wie dieser Singular impliziert der Plural gleichzeitig eine zusätzliche Information, die ihn von le miel qua mass noun unterscheidet. Ein Beispiel: der Plural les miels kommt bei Lévi-Strauss in Du Miel aux Cendres noch recht häufig vor im folgenden Abschnitt, in dem beschrieben wird, wieviele Bienenarten es in Südamerika gibt. Entsprechend gibt es auch viele Arten von Honig, sowohl in bezug auf die verschiedenen Bienenarten, wie auch in bezug auf eine einzige dieser Arten (S. 41) : T10f

II n'est donc pas surprenant que leurs miels ( = les miels de mélipones) diffèrent considérablement de ceux d'Apis mellifica par la couleur, la consistance, la saveur et la composition chimique. Der Plural les miels hat also gegenüber dem mass noun le miel stets eine zusätzliche Information, sei es in Form einer nominalen Ergänzung (les miels de mélipones bzw. les miels de mélipone, les miels de guêpes), sei es in Form von Artikeln, welche die oberhalb der Satzeinheit relevante Funktion des unbestimmten Artikels, nämlich die Anzeige dessen haben können, daß keine Anaphora vorliegt (certains miels, d'autres miels233), sei es schließlich durch syntagmatische Substitution (ces miels). Wo dagegen auf diese zusätzlichen Informationen kein Wert mehr gelegt wird, taucht im Text von Lévi-Strauss wieder le miel qua mass noun auf. Wenn man das Verfahren, mit H i l f e eines »Oberbegriffs« einen gemeinsamen Nenner f ü r verschiedene andere Begriffe zu finden, als »Abstraktion« bezeichnet, so ist das mass noun le miel so etwas wie eine derartige Abstraktion. Da jedoch 'Abstraktion' nach den hier vertretenen Grundsätzen nur in einer transphrastisch relevanten Bedeutung gebraucht werden soll 234 , nämlich als Abstraktion in bezug auf eine Textebene, und da die Textebéne hier von Anfang an diejenige des mass nouns le miel war, ist es konsequenter, von un, le miel/des, les miels gegenüber le miel qua mass noun als von einer 'Spezifizierung' zu reden. Die Erklärung für das nicht-mehr-mass-noun un miel in Texten, in denen von Anfang an le miel als mass noun vorkam, ist also die eines Signals dafür, daß hier zum erstenmal eine 'Spezies' zur 'Gattung', also ein Element mit zusätzlicher Information, in den Text eingeführt werden soll 235 . Diese besondere Signalfunktion des unbestimmten Artikels vor Nomina, die gewöhnlich in die Klasse der mass nouns eingereiht werden, kann, vornehmlich in Texten, in denen die Meinungen anderer referiert werden, zur Anzeige der Distanz oder Distanzierung verwendet werden. Im Französi233

Du miel aux cendres, S. 42. 234 Vgl. o. s. i3Íf. und oben Anm. 40. 285 Vgl, z u m Übergang von mass nouns bzw. mass-words zu countables in diesem Zusammenhang insbesondere Jespersen 24.200. Vgl. auch oben Anm. 163. Im Weinrichschen Verstände von 'Nachinformation' würde hier nicht nur der unbestimmte Artikel Nachinformation ankündigen, sondern gleichfalls die Pluralform des bestimmten.

1x8

2.6

sehen geschieht dies oft in Verbindung mit dem Tempus, das in dieser Sprache eine solche Distanzierung beim Verb ausdrückt, dem 'conditionnel' 236 . Eigenartigerweise wird ein solcher Gebrauch als »usage abusif de l'article indéfini« bzw. als »emploi ( . . . ) de l'article indéfini - notamment au singulier - hors de son domaine propre« getadelt, obwohl er nach dem eben Dargelegten ganz 'normal' ist 237 . Hier einige der getadelten Beispiele (man beachte auch die stets folgende weitere Determination der Nomina mit dem unbestimmten Artikel) : L'auteur lance son S.O.S. contre une décadence de notre civilisation (BerryRép., 23. 2 . 1 9 6 6 , S. 8 Sp. 1). C e n'est pas l'approbation d'une opinion publique qui doit donner aux actes conciliaires valeur de lois d'Eglise . . . (Brief eines Klerikers an ParisMatch, 2. 2 . 1 9 6 3 , S. 2, Sp. 2). Le général Lemnitzer a a f f i r m é ( . . . ) qu'un retrait des forces américaines d'Europe diminuerait le degré de sécurité des Etats-Unis (Berry-Rép., 3 . 7 . 1963, S. 12, Sp. 1). Il y a, semble-t-il, un désir d'en finir (Georges Pompidou laut Berry-Rép., 29.3.1963,8.10, Sp.3).

Die Funktion des unbestimmten Artikels vor Nomina, die gewöhnlich als mass nouns vorkommen oder in einem bestimmten Text in der Regel als mass nouns vorkamen - Beispiel le miel in dem Buch von Lévi-Strauss - , besteht also darin, in bestimmten Fällen ausdrücklich jegliche Möglichkeit einer anaphorischen Relation auszuschließen. Dadurch wird, wenn mass nouns, wie oben angedeutet, als »Abstraktionen« von spezielleren Fällen bzw. die Verwendung von mass nouns als nicht-mehr-mass-nouns (mit dem unbestimmten Artikel) als »Spezifizierungen« angesehen werden können, das Designatum des betreffenden Nomens durch Hinzufügen einer weiteren Determinierung »konkretisiert« bzw. »spezifiziert«. Wenn die Textumstände entsprechend sind, wird es unter Umständen sogar aktualisiert. Ein abschließendes Beispiel aus Du miel aux Cendres (S. 43): Tuf

(On trouve le »miel de bois« aussi) à l'intérieur d'arbres creux où certaines espèces, surtout l'abeille mandassaia (Melipona quadrifasciatd], façonnent, en pétrissant ensemble la cire qu'elles sécrètent et l'argile qu'elles amassent pour cet usage, des sortes de »pots« arrondis dont la contenance varie de 3 à 15 cm 3 , en nombre suffisant pour fournir une récolte atteignant parfois plusieurs litres d'un miel délicieusement parfumé.

In » . . . plusieurs litres du miel délicieusement parfumé« würde das du vor miel mit seiner Ergänzung délicieusement parfumé auf einen bereits zuvor erwähnten deliziös parfümierten Honig verweisen. D a ß in der Nominalgruppe, die mit plusieurs litres beginnt, überhaupt ein Artikel steht, d. h., 23 «

V g l . o. Anm. 143. 237 Der Tadel stammt v o n F. Bar (Bar 69). Bar sieht allerdings nicht die Z u sammenhänge so, wie sie hier dargestellt werden. D i e folgenden Beispiele stammen aus den 52 von Bar angeführten Belegen - zumeist Zeitungsartikel, Prüfungsarbeiten oder mündliche, von Bar protokollierte Aussagen.

2.6

119

daß es nicht einfach heißt: plusieurs

litres de miel ...,

an, daß die Ergänzung délicieusement

parfumé

liegt wiederum d a r -

das Ä q u i v a l e n t eines R e l a -

tivsatzes darstellt, w a s nach der Regel v o n Vaugelas einen A r t i k e l v o r miel nötig macht, der jedoch nicht der bestimmte A r t i k e l sein kann. W ä r e cieusement

parfumé

wiederum miel

hier n i c h t

délicieusement

déli-

Ä q u i v a l e n t eines Relativsatzes, so müßte

parfumé

eine durch vorherige E i n f ü h r u n g

sanktionierte Einheit bilden. In der Funktion, eine beim bestimmten A r t i k e l mögliche anaphorische R e lation über die Satzeinheit hinaus auszuschließen, w i r d der unbestimmte A r t i k e l nicht nur speziell bei mass nouns verwendet. Viele Schriftsteller lieben es z. B. heutzutage, die V o r i n f o r m a t i o n , deren ein Leser unter U m ständen b e d a r f , wegzulassen und so zu tun, als sei der Leser bereits in das Universum eines bestimmten R o m a n s eingeweiht. Sprachliches Zeichen daf ü r sind unter anderem die bestimmten A r t i k e l : Wenn in einem T e x t mit aktualisiertem Inhalt a) keine relationelle Funktion innerhalb der Satzeinheit möglich ist und wenn b) die betreffenden A r t i k e l nicht v o r mass nouns stehen, die als solche gebraucht werden, sind sie auf jeden F a l l anaphorisch 2 3 8 . Sie müssen jedoch im Sinne v o n G e r h a r d N i c k e l

»kontexthung-

rig« bleiben, weil der T e x t mit der entsprechenden V o r i n f o r m a t i o n fehlt 2 ® 9 . A l s Beispiel sei hier der A n f a n g b z w . der erste A b s a t z v o n R o b e r t Merles R o m a n L'Ile

(1962) zitiert:

T 1 2 f (1) Purcell traversa le gaillard d ' a v a n t en évitant de regarder les hommes. (2) C o m m e chaque fois qu'il passait au milieu d'eux, il avait honte d'être si ( 3 , 4 ) bien nourri. Il se dirigea vers la proue et se pencha. U n e belle moustache (5) d'écume se dessinait de chaque côté de l'étrave. L e Blossom route.

taillait de la

I n diesem als bekannt vorausgesetzten K o n t e x t eines Schiffes namens

Blos-

som kann der »Schnurrbart aus Gischt« rechts und links des Vorderstevens (Satz 4) offensichtlich nur mit dem unbestimmten A r t i k e l zusammen erscheinen, denn »une belle moustache d'écume« ist prime actant eines H a u p t v e r b u m s dessiner

- dessiner

ist also nicht V e r b eines Relativsatzes,

zu dem sich ein allfälliger bestimmter Artikel w i e alle anderen A r t i k e l relationeil verhalten w ü r d e ; weiterhin handelt es sich nicht nur um eine instabile Erscheinung, die so, wie sie die Gestalt namens Purcell in einem gegebenen Augenblick sieht (nämlich in dem, der mit se pencha

bezeichnet

ist), vorher nicht dagewesen sein kann, sondern zusätzlich noch um eine Metapher, deren Kenntnis durch den bestimmten A r t i k e l ebenfalls vorausgesetzt werden würde. H ä t t e der A u t o r dagegen die Sätze 4 und 5 so verbunden, daß dessiner

V e r b eines auf moustache

d'écume

bezogenen R e l a t i v -

satzes geworden und die logische Verbindung zwischen den beiden Sätzen durch ein V e r b w i e montrer

explizit geworden w ä r e (»une belle moustache

d'écume qui se dessinait de chaque côté de l'étrave montrait 2

38 V g l . o. S. 1 0 3 f .

2M

Z u »kontexthungrig« vgl. N i c k e l 68.24.

que le Blossom

120

2.6

taillait de la route«), so wäre auch ein bestimmter Artikel auf jeden Fall möglich gewesen: ebendeshalb, weil dann der bestimmte Artikel innerhalb der Satzeinheit relationell und damit nicht notwendigerweise anaphorisch, d. h. unter den gegebenen Textumständen »kontexthungrig« gewesen wäre. Harald Weinrichs These, der bestimmte Artikel verweise auf Vorinformation, gilt also nicht generell, sondern nur in besonderen Fällen; in solchen nämlich, in denen die potentiell anaphorische Funktion dieses Artikels aktualisiert ist. Sie gilt ζ. B. nicht in (kontextinvarianten und nicht-kontextinvarianten) Allsätzen, weil sonst auch alle anderen objektsprachlichen Quantoren oder Artikel, die unter die Rubrik des Allquantors zu subsumieren sind, anaphorisch sein müßten. Und sie gilt auch für countable nouns in Texten mit aktualisiertem Inhalt nicht notwendig: dann nämlich nicht, wenn die Möglichkeit einer Relation innerhalb der Satzeinheit gegeben ist, ζ. B. durch einen Relativsatz (oder das Äquivalent eines solchen). Die potentiell anaphorische Funktion des bestimmten Artikels braucht also auch in Sätzen, deren Inhalt zwar aktualisiert ist, die jedoch keine Möglichkeit eines Bezugspunkts der anaphorischen Relation im vorhergegangenen Text bieten, nicht anaphorisch in bezug auf eine nicht gegebene Vorinformation zu sein, wenn die Möglichkeit zu einer - dann kataphorischen - relationeilen Funktion innerhalb der Satzeinheit gegeben ist. Die Möglichkeit der Relation innerhalb der Satzeinheit ist freilich, wie sich oben gezeigt hat (Regel von Vaugelas), ein Merkmal a l l e r französischen Artikel, gewissermaßen ihre Grundfunktion 240 . Selbstverständlich kann der bestimmte 240

Beispiele für von Hause aus anaphorische Pronomina, die - nach unserer Terminologie - innerhalb der Satzeinheit in analoger Weise relationell sind, gibt Stempel 64.202-05 (»Signalisierung« bzw. »Prolepse«). - Kataphorische Verwendung stets anaphorischer Artikel findet sich bei bestimmten Autoren relativ häufig. Referenztext 2 (der Anfang von Balzacs Cousin Pons) weist in etwa 60 Sätzen acht Beispiele dafür auf; in allen folgt ein Relativsatz oder ein Relativsatzäquivalent. Vgl. etwa Satz 3 in Referenztext 2: »Les personnes qui sont là tous les jours ( . . . ) laissaient toutes poindre dans leurs physionomies ce sourire particulier aux gens de Paris et qui dit tant de choses ironiques, moqueuses ou compatissantes, mais qui, pour animer le visage du Parisien ( . . . ) , exige (...)«. Vgl. auch die Sätze 8, 9, 1 3 , 22, 25, 30, 3 1 . Interessant an diesem Gebrauch ist, daß er, weil er auffällig ist, in Stiluntersuchungen über Balzac - den Autor von Referenztext 2 - als ein besonderes Stilphänomen dieses Autors hervorgehoben wird. Bei solchen Stilphänomenen kann man übrigens auch von einer gleichzeitigen Anaphora sprechen - freilich nicht in Richtung auf einen vorausgegangenen Text, sondern in Richtung auf ein vorausgesetztes Vorwissen, das der Balzacleser natürlich nicht haben kann. Deutlicher wird dies am folgenden Borges-Zitat, wo die Voraussetzung, ein Text von Ariost, dagegen genannt ist: »Harto de su tierra de España, un viejo soldado del rey buscó solaz en las vastas geografías de Ariosto, en aquel valle de la luna donde está el tiempo que malgastan los sueños y en el ídolo de oro de Mahoma que robó Montalban«. (Jorge Luis Borges, El hacedor, Buenos Aires i960, S. 38 [Parábola de Cervantes y de Quijote]).

2.6, 2.6.1

121

Artikel - ebenso wie die stets anaphorischen Artikel - sowohl über die Satzeinheit hinaus relationell, also anaphorisch, wie auch gleichzeitig innerhalb der Satzeinheit relationell, also kataphorisch sein. Der bestimmte Artikel kann also sowohl etwas zuvor Gesagtes wiederaufnehmen als auch in Ausübung seiner Grundfunktion als Artikel den Bezugspunkt für einen folgenden Relativsatz bilden. Dabei muß nochmals betont werden, daß »anaphorische Relation« die voll-inhaltliche Wiederaufnahme eines bereits vorher eingeführten Nominalkomplexes, also eine identische Relation bedeutet, wenn anders nicht einige in einem Text, in dem vorher von vielen Sekretärinnen die Rede war, in einem folgenden einige Sekretärinnen anaphorisch sein soll 241 . Einige Sekretärinnen in einem Kontext, in dem viele Sekretärinnen vorausgegangen war, ist i m p l i z i t oppositiv relationell, d. h., es kann darauf, wie in 2.7.2.1 ausführlicher gezeigt werden wird, jederzeit ein weiterer, explizit oppositiv relationeller Term folgen (etwa: d i e anderen Sekretärinnen). 2.6.1

Artikel und restriktive Relativsätze

Vergegenwärtigt man sich nun, daß 'anaphorisch' voll-inhaltliche Wiederaufnahme bedeutet, und vergegenwärtigt man sich dazuhin die Möglichkeit des bestimmten Artikels, gleichzeitig innerhalb der Satzeinheit und über die Satzeinheit hinaus relationell zu sein, so kann man ohne nennenswerte Schwierigkeit das Problem der sogenannten 'restriktiven' und 'nicht-restriktiven' Relativsätze erklären. Nicht-restriktiv sind Relativsätze dann, wenn der Artikel des vorausgehenden Bezugsnomens gleichzeitig anaphorisch ist. Restriktiv, oder »echte« Relativsätze 242 , sind Relativsätze dagegen dann, wenn der Artikel des vorausgehenden Bezugsnomens nicht anaphorisch, sondern als Bezugsnomen eines Relativsatzes nur relationell innerhalb der Satzeinheit ist243. Drei Beispiele: Tjf

241

248

(1) Le chasseur eskimo de la baie d'Hudson qui abat un morse, reçoit les défenses et un membre antérieur. Einige nähme dann nur einen Teil der vorher genannten Menge auf. Es liegt allenfalls eine indirekte Anapher auf dem Wege über semantische Implikation vor, nicht jedoch eine explizite Anapher. Andere Möglichkeiten zeigen dies sehr deutlich: Man kann auch sagen »Einige davon ...« oder »Einige der Sekretärinnen«, »Einige von den Sekretärinnen«. Im Falle des »anaphorischen« einige würde sich übrigens zeigen, daß das Merkmal 'auf Vorinformation verweisend', das Harald Weinrich dem bestimmten Artikel zuweist (vgl. etwa Weinrich 69 b), nicht nur für den bestimmten Artikel gelten würde, sondern unter Umständen auch für solche Artikel wie einige. Dasselbe würde 242 für die pronominale Form einige gelten. Vgl. o. S. 18-20. Im Englischen gibt es nach Jespersen 2 4 . 1 1 2 aufgrund des Gebrauchs von that als Relativum ausschließlich mit restriktiven Relativsätzen ein weiteres Merkmal. Im Französischen wird dagegen nach Kr. Sandfeld lequel nur bei nicht-restriktiven Relativsätzen gebraucht (Sandfeld 3 6 a . i 8 i ; vgl. Rohrer 71.205).

122

2.6.1

Die beiden anderen Beispiele: -

Les enfants qui avaient fini de déjeuner quittèrent la salle. Les enfants, qui avaient fini de déjeuner, quittèrent la salle.

In den beiden ersten Fällen handelt es sich um restriktive Relativsätze. Für den zweiten Fall heißt dies beispielsweise, daß es noch andere Kinder gibt, auf welche die Restriktion des Relativsatzes nicht zutrifft, also solche, die noch nicht mit dem Essen fertig sind. Entsprechend ist in den beiden ersten Fällen der prime actant im Rahmen einer oppositiven Relation auf Substitutionsstufe I V b durch celui qui bzw. durch ceux qui zu ersetzen (vgl. unten Kapitel 3.2.3). Dies ist dagegen nicht der Fall für das dritte Beispiel, w o der Relativsatz - im Französischen (und in den anderen romanischen Sprachen) in aller Regel durch Kommata kenntlich gemacht - nicht-restriktiv ist. Hier handelt es sich bei les enfants um alle vorher genannten Kinder, und der bestimmte Artikel ist dementsprechend anaphorisch bzw. oberhalb der Satzeinheit relationell. N o c h deutlicher wird der nicht-restriktive Charakter des Relativsatzes hier, wenn man einen stets anaphorischen Artikel verwendet, etwa ces enfants oder lesdits enfants. Allerdings nur dann, wenn der Nominalkomplex, der von jenem anaphorischen Artikel determiniert wird, keinen vorhergehenden Nominalkomplex wiederaufnimmt, der bereits einen restriktiven Relativsatz enthielt 244 . Nicht-restriktive Relativsätze sind »hybride« Relativsätze, welche die Funktion eines Nebensatzes oder sogar eines Hauptsatzes haben können 245 .

244

Wenn ζ . B. im vorhergehenden Kontext die Rede w a r v o n »les enfants qui avaient fini de déjeuner« vs. »les enfants qui n'avaient pas fini de déjeuner« b z w . »les autres (enfants)« - was zeigt, daß autre als N o m e n b z w . als pronominale Form und als A d j e k t i v Äquivalent eines Relativsatzes, also (oppositiv) relationell ist (vgl. o. S. 56 und unten 2.7.2.1), - und wenn dann dieser vorausgegangene Satz durch »Ces« oder »lesdits enfants qui avaient fini de déjeuner« wiederaufgenommen wird, ist der Relativsatz als wiederaufgenommener restriktiver Relativsatz natürlich restriktiv, d. h. er bildet mit dem Nomen, das er determiniert, auf jeden Fall eine ebenso komplexe Freie Form und untrennbare Einheit wie im ersten Fall. Untrennbar deshalb, weil die A n t w o r t auf die Frage »Qui quitta la salle?« b z w . »Queis enfants quittèrent la salle?« lautet: »Les enfants qui avaient fini de déjeuner quittèrent la salle.« Dies ist auch der Grund dafür, daß folgende, aus dem Rahmen einer satzbezogenen Transformationsgrammatik heraus von Danièle Clément und W o l f Thümmel, sowie in ihrem Gefolge v o n Ursula Stephany gegebene Erklärung als nichtadäquat angesehen werden kann. N a c h dieser Erklärung würde der Demonstrativartikel individualisieren, sich also auf ein Mitglied einer Klasse (im Singular) b z w . auf mehrere (im Plural) beziehen, auf jeden Fall auf das e i n z i g e b z w . auf a l l e Glieder einer nicht unterteilbaren Menge. Ein restriktiver Relativsatz dagegen würde spezifizieren und dadurch eine hier nicht mögliche Unterteilung bewirken (Vgl. Clément/Thümmel 68, Stephany 70.3if.).

245

V g l . o. S. I9f.; im hier vorliegenden Fall »Les enfants ( = alle vorher genannten Kinder), qui avaient fini de déjeuner, quittèrent la salle« ist der Relativsatz weder durch eine qui- noch durch eine quel-Frage zu erfragen, sondern z . B . durch eine pourquoi- oder quand-Frage: »Parce qu'ils avaient

2.6.1

123

Derartige auch als Hauptsätze mögliche Relativsätze kommen vor allem im Bereich rechts des Verbs vor - was sehr leicht zu erklären ist. Weil die Rede bzw. weil Texte von vorne nach hinten, von links nach rechts fortlaufen und weil ein Satz mit zweistelligem Prädikat (im Sinne der Prädikatenlogik) bzw. mit zweiwertigem Verb auch mit einem alleinigen Nomen (bzw. Lexem-second-actant) rechts des Verbs ein Satz mit einem zweiwertigen Verb ist, kann der Relativsatz, der auf das Nomen rechts des Verbs folgt, nach diesem Satz einen neuen Satz bilden. Das umgekehrte Phänomen, die Satzverknüpfung vermittelst eines Relativums, ist etwa aus der lateinischen Grammatik bestens als »relativer Anschluß« bekannt, bei welchem der folgende Hauptsatz mit dem Relativum beginnt, mit dem auch der folgende Relativsatz begonnen hätte: iubent acciri omnes, senatumque in diem posterum edicunt; qui aliquanto spe ipsorum frequentior convenit 2 4 6 .

Hauptsätze links des Verbums eines Hauptsatzes werden im Gegensatz dazu stets als Parenthesen interpretiert, während Relativsätze links des Verbs, bei denen der bestimmte und generell der Artikel, der vor dem Bezugsnomen steht, nicht anaphorisch ist, stets restriktiv und als restriktive Relativsätze auf keinen Fall in eine Parenthese zu verwandeln sind, weil Parenthese und restriktiver Relativsatz in kontravalentem Verhältnis zueinander stehen 247 : Es sei denn, der betreffende Relativsatz wird ganz deutlich durch zusätzliche sprachliche Merkmale (übrigens, nebenbei gesagt, ein eingeschobenes ja im Deutschen (»Herr X , der ja . . . « etc.), durch Satzzeifini de déjeuner« oder »après qu'ils eussent fini de déjeuner« b z w . »après avoir fini de déjeuner«, wobei in der A n t w o r t der Satz entsprechend modifiziert wird b z w . seinen ursprünglichen Wortlaut behält. Mit anderen Worten heißt dies, daß der bewußte nicht-restriktive Relativsatz hier mindestens zwei Interpretationsmöglichkeiten bietet: Er kann sowohl einen temporalen Nebensatz b z w . ein Temporal-Adverbiale, als auch einen kausalen Nebensatz vertreten. 2 « Livius I I I 3 8 , 1 3 . 2 4 7 Im Deutschen gibt es dafür sogar einen Artikel, der ausdrücklich nicht anaphorisch und doch nicht mit dem unbestimmten Artikel identisch ist (weil er im Gegensatz zu diesem obligatorischerweise kataphorisch innerhalb der Satzeinheit ist): das kataphorische derjenige/diejenige/dasjenige//diejenigen. Im Italienischen tritt in speziell dieser Funktion mit großer Frequenz der (auch als anaphorischer Artikel mögliche) Artikel quello/quella! ¡quei/quegli/quelle auf. Ein Beispiel: »Ma se l'essere di Parmenide non è, ora, altro che la cristallizzazione ontologica ( . . . ) di quelles sere che egli scopre universale nella sua esperienza logico-verbale del pensare, come potrà allora conciliarsi etc.« (Guido Calogero, Studi sull'Eleatismo, R o m 1932, S. 9). In allen romanischen Sprachen, die v o r der Klasse A 2 einen Artikel der Klasse A t haben können, verhindert dieser dann, wenn A 2 nicht stets anaphorisch, sondern nur potentiell anaphorisch ist, anaphorische Relation zugunsten kataphorischer, d . h . alle Relativsätze, die auf ein durch eine solche Gruppe ' A j + A j ' determiniertes Bezugsnomen folgen, sind restriktiv (»Tous les hommes q u i . . . « ) . Dieselbe Funktion wie das deutsche derjenige und das italienische quello kann das rumänische cel haben. Vgl. unten 2.7.2.1.

2.6.1

124

chen (Klammern, Parenthese, Kommata in den behandelten romanischen Sprachen - allerdings nicht immer ein sicheres Zeichen) ausdrücklich als Parenthese zu erkennen gegeben. Die Wiederaufnahme eines nicht bereits restriktiven Nominalkomplexes 248 durch einen anaphorischen Artikel bedeutet also stets, daß ein auf das von dem anaphorischen Artikel determinierte Nomen folgender Relativsatz nicht-restriktiv ist, während ein restriktiver Relativsatz anaphorische Relation zwischen dem Bezugspunkt des Relativsatzes und dem vorhergehenden Text stets ausschließt. Anaphorische Relation und restriktive Relativsätze stehen mithin distributionell in einem komplementären Verhältnis zueinander. Folgendes Beispiel (Referenztext 1 , § 19) soll dies nochmals verdeutlichen: T13s Tlsr

Ambos emisores de impulsos 35, 36 están conectados a la salida de un amplificador de compases 3 7 que sirve como elemento de mando. Ambele emiçatoare de impulsuri 35 çi 3 6 sínt conectate la iejirea unui amplificator ritmic 3 7 care servente drept parte de comanda.

Und nun § 24 desselben Texts: T14s T14r

El interruptor 67 está conectado al amplificador de compases 3 7 que sirve como elemento de mando. Comutatorul 67 este conectat la amplificator»/ ritmic 3 7 care servente ca element de comanda.

Im ersten Fall wird der »Taktverstärker 37« zum erstenmal im Text erwähnt bzw. in ihn eingeführt, folglich steht der unbestimmte Artikel. Da der unbestimmte Artikel Anaphora ausschließt, ist der folgende Relativsatz, wenn er nicht Hauptsatzäquivalent und damit parenthetisch ist, restriktiv. Im zweiten Fall werden der »Taktverstärker 37« und sein restriktiver Zusatz a l s G a n z e s wiederaufgenommen (bestimmter Artikel mit anaphonscher Funktion), der Relativsatz bleibt also trotz anaphorischer Relation des Artikels, der das Bezugsnomen determiniert, restriktiv. Nicht-restriktiv ist dagegen der Relativsatz, der zwischen den beiden zitierten Stellen in § 20 desselben Texts auf den »Taktverstärker 37« folgt. Der Artikel, der ihn determiniert, ist dementsprechend (weil der bewußte Takt Verstärker 37 bereits eingeführt ist) anaphorisch, der Relativsatz, der nicht ebenfalls wiederaufgenommen ist, ist dementsprechend nicht-restriktiv: T15s

T15r

De esta manera se logra, en forma ventajosa, que el amplificador de compases 37, que muestra una amplificación muy alta y por lo tanto es especialmente sensible a perturbaciones, se pueda conectar a masa. Prin aceasta se obline în mod avantajos cä amplificator«/ ritimic 3 7 , care prezintä o amplificare foarte si de aceea este deosebit de sensibil la perturbaci, sä poatä fi legat la masä.

Wenn sich nun anaphorische Relation und restriktive Relativsätze in der dargelegten Weise ausschließen, weil ein restriktiver Relativsatz die aus248 Vgl. oben Anm. 244.

12 5

2.6.1

schließlich kataphorische (oder allenfalls oppositiv relationelle) F u n k t i o n des Artikels erfordert, der das Bezugsnomen determiniert, u n d w e n n der unbestimmte Artikel ebenso wie alle anderen Artikel, die seine e i n f ü h r e n d e F u n k t i o n haben können, per definitionem nicht anaphorisch ist, so ist, v o n hierher gesehen, Christian Rohrers Versuch, a n h a n d des Satzes »Einige Sekretärinnen, die d u m m sind, sind häßlich« den Unterschied zwischen restriktiven und nicht-restriktiven Relativsätzen zu klären, v o n vornherein ein Versuch am untauglichen Objekt 2 4 9 . I n vieler Hinsicht sehr aufschlußreich ist dagegen die Behandlung des Problems durch H a n s j a k o b Seiler, der, wie auch O t t o Jespersen 2 5 0 , mit der Berücksichtigung suprasegmentaler Gesichtspunkte ganz eindeutig kontextabhängige F a k t o r e n in seine Bet r a c h t u n g mit einbezieht, wenn er die folgenden Sätze analysiert: - Hunde, die böse sind, gehören in den Zwinger. - Die Hunde, die böse sind, gehören in den Zwinger. - Die Hunde, sie sind böse, gehören in den Zwinger.

Diese Untersuchung ist deshalb kontextabhängig, weil, wie Seiler darlegt, etwa der T y p : Hunde / die böse sind / gehören in den Zwinger im Gegensatz zu dem T y p

Hùnde die böse sind / gehören in den Zwinger keine nicht-bösen H u n d e v o r a u s s e t z t 251 . Freilich w ä r e es v o m hier eingenommenen S t a n d p u n k t aus vorzuziehen, bereits die T y p e n » H u n d e / die bose sind / gehören in den Zwinger« u n d » H u n d e / die böse sind / gehören in den Zwinger« als 'Parenthesen' einzustufen, b z w . als in Seilers Sinn »charakterisierende« Parenthesen (sie entsprechen den T y p e n ns u n d s n , wobei η 'Nukleus', s 'Satellit' bedeutet) 2 5 2 . Seiler stellt ja fest, u n d das deckt sich mit den hier gewonnenen Ergebnissen, d a ß die T r a n s f o r mation 'Satellit (hier: Relativsatz) -»- Parenthese' (s P r ä d i k a t ) nur bei der Charakterisierung ('Charakterisierung' im Seilerschen Sinne sind die T y p e n s n u n d ns) möglich ist, nicht jedoch bei der »Spezifikation« (Typ n s : » H u n d e die böse sind / gehören in den Zwinger«). Das heißt, restriktiver Relativsatz und Parenthese schließen sich gegenseitig aus 253 . 249 Vgl, Rohrer 68 b. Das einige repräsentiert den »Existenzquantor« (3 x). 251 Vgl. Seiler 60.25-27. 252 Vgl. Seiler 6o.22f. 250 Jespersen i ^ . n z f . 258 Carlota S. Smith (Smith 64) hatte bereits sehr deutlich gesehen, daß auf eine unbestimmte »nounphrase« nur ein restriktiver Relativsatz folgen kann (es sei denn, daß, wie hinzuzufügen wäre, gewisse segmentale oder suprasegmentale Signale den Relativsatz zur Parenthese machen). Infolge der Beschränkung auf den Einzelsatz, die sich die Generative Grammatik freiwillig oder unfreiwillig zu jener Zeit fast ausnahmslos auferlegt hatte, sieht sie jedoch, obwohl eine sehr wertvolle Betrachtung über das generische und das anaphorische the ihren Aufsatz abschließt, nicht, was die eigentliche Ursache ihrer Beobachtung ist. Emmon Bach, der Carlota S. Smith's These kennt, verkennt ihren Wert in einem Beitrag, der zwar in vieler Hinsicht sehr interessant ist, der jedoch durch die Anwendung der Seilerschen Nukleus-Satellit-Theorie sehr gewinnen könnte (Bach 68).

126

2.6.1

Das Beispiel des restriktiven Relativsatzes (bzw. seiner Äquivalente), der ein Nomen mit bestimmtem Artikel als Bezugspunkt hat, zeigt also sehr deutlich, daß Harald Weinrichs These, der bestimmte Artikel verweise auf »Vorinformation«, aus dieser Sicht nicht generell gelten kann. Ein anderes Beispiel neben den Artikeln, welche den Allquantor objektsprachlich vertreten können, ist die oben (S. 104) definierte 'Definition', wo der bestimmte Artikel rechts des Seinsverbs innerhalb der Satzeinheit relationeil, also kataphorisch ist. Aber auch die korollare These Weinrichs, der unbestimmte Artikel verweise auf »Nachinformation« - eine These, die ζ. B. in einem oben dargelegten Spezialfall gültig war (S. i i 5 f . ) - , ist nicht universell gültig. Das beste Beispiel dagegen ist die von ihm selbst zitierte Schnitzler-Novelle Die Toten schweigen, die mit folgendem Satz endet: Tled

U n d während sie mit ihrem Jungen langsam durch die Tür schreitet, immer die Augen ihres Gatten auf sidi gerichtet fühlend, kommt eine große Ruhe über sie, als würde vieles wieder g u t . . . (Ende der Novelle).

Hier muß Weinrich die Nachinformation in bezug auf » eine große Ruhe« in einen Bereich verlegen, der jenseits des Textes liegt, mit anderen Worten: Er muß eine Nachinformation ansetzen, die der Autor Arthur Schnitzler hätte geben können (worauf die drei Punkte hindeuten würden, welche die Novelle beenden) 254 . N u n können zwar Texte ebenso, wie sie so abrupt einsetzen können wie etwa der obige Text von Robert Merle (T 1 2 f, S. 119), auch abrupt aufhören; und auch dann, wenn dies nicht der Fall sein sollte, wird man stets eine noch mögliche weitere Nachinformation ansetzen können. Diese Argumentation ist hier jedoch belanglos angesichts der Tatsache, daß aus der Sicht der hier vertretenen Theorie in jenem letzten Satz der Schnitzler-Novelle der unbestimmte Artikel (oder der hier ebenfalls mögliche, äquivalente Nullartikel 2 5 5 ) stehen muß. Der bestimmte Artikel wäre nämlich anaphorisch, weil das Tempus des Satzes kein außerzeitliches Präsens ist. Es genügt also, die Funktion des unbestimmten Artikels gerade auch vor »mass nouns« als Unterbindung einer sonst unumgänglichen Anapher und damit als Signalisierung von etwas Neuem anzusehen: 'Neu' impliziert jedoch nicht 'Nachinformation'. Bei mass nouns liegt unter entsprechenden Kontextverhältnissen dann allerdings die Interpretation im Sinne eines besonderen Falles (welcher einer Nachinformation qua Zusatzinformation entsprechen würde: le miel - un (le) miel de basse qualité) besonders nahe. Diese »speziellen Fälle« können in den romanischen Sprachen fast ausnahmslos pluralisiert werden {les miels). Im Deutschen ist dies dagegen im allgemeinen nicht auf dieselbe Weise möglich wie in den romanischen Sprachen (le silence : un silence / les silences), sondern in der Weise, daß die Bedeutungsänderung, die bei mass nouns mit der Singularisierung und Pluralisierung verbunden ist, auch forV g l . Weinrich 69 b.68f. 255 Ygl_ 2.7.1 und Exkurs 4 im Anhang. 254

2.6.1, 2 - 7

127

mal zum Ausdruck kommt: das Schweigen : ein Schweigen / das wiederholte Schweigen, die Fälle von Schweigen, etc.: es handelt sich dann, in der Umschreibung deutlich erkennbar, um »wiederholte Fälle von«, die als solche zählbar sind. 2.7

Die Artikel in den übrigen berücksichtigten romanischen Sprachen

Der Umfang und die Eigenschaften der Klasse der Artikel wurden seit 2.2, abgesehen von kleineren Ausnahmen und insbesondere von 2.5.1 (»Die Artikel links und rechts des Seinsverbs«), praktisch ausschließlich am Beispiel des Französischen dargelegt. Die hierbei gewonnenen Ergebnisse sind nun, nicht zuletzt wegen der gemeinsamen Basis, die aus den Axiomen 1 - 4 (S. 6, 18, 44, 82) besteht, auch auf die anderen berücksichtigten romanischen Sprachen (und auf das Deutsche) zu übertragen, wobei dann bei der Durchführung keine prinzipiellen, sondern nur je und je für die Einzelsprache spezifische Differenzen auftauchen. Abgesehen von denjenigen, die das Rumänische betreffen, sind sie im Rahmen dieser Untersuchung jedoch nur dann von Belang und damit erwähnenswert, wenn sie mit der relationellen Funktion der Artikel innerhalb und/oder oberhalb der Satzeinheit zusammenhängen. Wie man die jeweiligen Klassen der jeweiligen Artikel jeweils in ihrem Umfang bestimmen und festlegen kann, wurde in den Grundzügen in 2.1 gezeigt. Die grundlegende Ubereinstimmung zwischen den am Französischen gewonnenen Ergebnissen und den Artikelsystemen der übrigen romanischen Sprachen besteht in der relationeilen Funktion der Artikel (vgl. oben 2.3.2). Diese kann als weiteres, im Rumänischen zweites, in den übrigen Sprachen (eingeschlossen das Deutsche) drittes Kriterium für die Abgrenzung der Nominaldeterminante 'Artikel' von der Nominaldeterminante 'Adjektiv' verwendet werden (die beiden ersten Kriterien waren: Prädeterminans eines als solches funktionierenden Nomens und Nicht-Uberführbarkeit in eine Komparativ-Form). N u n soll - und das ist der eigentliche Grund für die bisher verfolgte Strategie, die Eigenschaften der Artikel am Beispiel der französischen Sprache darzulegen - die im Französischen lückenlos gültige Regel von Vaugelas in Form eines fünften Axioms als für alle berücksichtigten Sprachen verbindlich vorausgesetzt werden 256 . Es besagt, daß Relativsätze oder deren funktionelle Äquivalente nur ein Nomen determinieren, das seinerseits von einem Artikel determiniert ist. 266 Z u r Regel von Vaugelas vgl. oben 2.3.2. Wo sie im Französischen, abgesehen von Aufzählungen, nicht lückenlos ist, ist dies, wie oben bereits gesagt, darauf zurückzuführen, daß eine Sprache de facto nie ein vollkommenes System im synchronischen Sinne darstellt, sondern stets gewisse historisch bedingte »Relikte« enthält - funktionelle und materielle Strukturen stehen in solchen Fällen im Widerstreit (vgl. oben Anm. 32).

128 2-7-1

2.7.1

Nullartikel

A u s d e r A n w e n d u n g dieses A x i o m s a u f die ü b r i g e n b e h a n d e l t e n

Sprachen

f o l g t s o g l e i c h , d a ß a l l e , d i e d e u t s c h e S p r a c h e eingeschlossen, e i n e n

'Null-

a r t i k e F b e s i t z e n . D i e s e F e s t s t e l l u n g w u r d e ü b r i g e n s s c h o n in d e r M a t r i x j (o. S. 36) i m p l i z i t v o r w e g g e n o m m e n . A u f d e r Basis dieses A x i o m s k o n s t i t u i e r t sich d e r N u l l a r t i k e l also a u f g r u n d eines a u f ein B e z u g s n o m e n o h n e A r t i k e l f o l g e n d e n R e l a t i v s a t z e s b z w . d a d u r c h , d a ß ein N o m e n m i t N u l l a r t i k e l , m i t und ohne folgenden Relativsatz

oder

dessen Ä q u i v a l e n t ,

erfragbar

d a m i t a u f d e r Basis des ersten A x i o m s (o. S. 6) ein S a t z t e i l ist. D e r a r t i k e l ist also funktionell

und Null-

d e f i n i e r t - v e r f ä h r t m a n n i c h t so, so k ö n n t e m a n

v o r e i n e m s p r a c h l i c h e n Z e i c h e n , das m a n , aus w e l c h e n G r ü n d e n a u c h i m m e r , als N o m e n ansieht, e b e n s o g u t N u l l - A d j e k t i v e o d e r N u l l - P r ä p o s i t i o n e n a n s e t z e n . D e r N u l l a r t i k e l k o m m t n u n s o g a r j e w e i l s a n d e r s e l b e n S t e l l e des S y s t e m s v o r : als e i g e n t l i c h e r P l u r a l des u n b e s t i m m t e n A r t i k e l s , d. h. in d e r F u n k t i o n d e r A n z e i g e a) eines der Z a h l n a c h n i c h t f e s t g e l e g t e n

Plurals,

b) einer N i c h t - A n a p h o r a . F o l g e n d e s B e i s p i e l - d i e v e r s c h i e d e n e n V e r s i o n e n des § 8 aus R e f e r e n z t e x t 1 - soll dies v e r d e u t l i c h e n : T17d

N a c h einem weiteren Merkmal der Erfindung wird die Antriebsvorrichtung so ausgebildet, daß ein zweites Integrierglied vorgesehen ist, dem die Ausgangsspannung des Steuerteils zugeführt wird, daß mit dem Steuergerät Schaltmittel verbunden sind, die bei einer bestimmten Stellung des Steuergeräts, insbesondere dessen Vollaststellung, die Spannung an diesem Integrierglied dem spannungsunabhängigen Halbleiterschalter zuführen, und daß dieses zweite Integrierglied so ausgebildet ist, daß es nur bei bestimmten Ausgangsimpulsfolgen des Steuerteils eine Ausgangsspannung abgibt, die geeignet ist, den spannungsabhängigen Halbleiterschalter einzuschalten. Z u diesem Z w e c k wird das zweite Integrierglied mit Vorteil über einen H o c h paß, insbesondere einen Kondensator, an den Steuerteil angeschlossen.

T17i

Secondo una ulteriore caratteristica dell'invenzione, il dispositivo di azionamento viene realizzato in modo tale da prevedere un secondo organo integratore ( . . . ) , e da connettere con l'apparecchio di comando mezzi di manovra, i quali per una determinata posizione dell'apparecchio di comando ( . . . ) adducono la tensione esistente su detto organo integratore all'interruttore a semiconduttori dipendente dalla tensione, ed inoltre in modo tale da etc.

T17s

Según otra característica de la invención se desarrolla el dispositivo de accionamiento previéndose un segundo miembro integrador ( . . . ) , habiéndose conectado, con el aparato de mando, medios de conexión que, en una posición determinada del aparato de mando ( . . . ) alimentan la tensión de este miembro integrador al interruptor semi-conductor dependiente de la tensión y desarrollándose este segundo miembro integrador de manera que etc.

T1?r

C o n f o r m cu o alta característica a prezentei inventa dispozitivul de accionare este realizat de a j a maniera, încît se prevede un al doilea element integrator ( . . . ) aça încît la aparatul de comanda sînt conectate mijloace de comutare care la o anumitä poziçie a aparatului de comanda ( . . . ) aduc la

2.7.1

129 comutatorul cu semiconductoare dependent de tensiune tensiunea de la acest al doilea element integrator mençionat, $i astfel încît etc.

T17f

Suivant une autre caractéristique de l'invention, le dispositif d'entraînement est agencé de manière qu'il soit prévu un second organe d'intégration (. ..), l'appareil de commande étant relié à d e s moyens de commutation qui, pour une position déterminée de l'appareil de commande ( . . . ) appliquent la tension de cet organe d'intégration au commutateur semi-conducteur sensible à la tension, ce second organe d'intégration étant agencé de manière etc.

Das Beispiel bestätigt die anhand der historischen Entwicklung des Französischen angestellte Vermutung, daß im Französischen deshalb praktisch ausnahmslos Artikel vor den als solchen gebrauchten Nomina stehen, weil in den meisten Fällen weder das Verb noch das Substantiv selbst die offenbar nicht unwichtige Information über Numerus oder Genus hörbar anzeigen 257 . Im Deutschen, Italienischen, Spanischen und Rumänischen sind dagegen Numerus und/oder Genus entweder durch Merkmale am Substantiv (mezzi, medios, mijloace) und/oder durch Merkmale am Relativum (die, i quali) und/oder durch Merkmale am Verb des Relativsatzes (die ... zuführen, i quali . . . adducono, que ... alimentan, care ... aduc) hörbar angezeigt. Im obigen Beispiel sind also in jeder der drei übrigen romanischen Sprachen und im Deutschen noch zwei, im Italienischen bei Verwendung des auch im Plural nach Numerus und Genus differenzierten Relativpronomens il quale sogar drei, hörbare Merkmale zur Anzeige von Genus und/oder Numerus vorhanden, die bei einem als solchem gebrauchten N o men angezeigt sein müssen (Genusneutralisation, das ist ein linguistisches Universale, kommt nur im Numerus Plural vor). Im Französischen ist dagegen lediglich ein einziges Numerussignal in Form von des vor moyens de commutation vorhanden. Das Französische kann nun an dieser Stelle des Systems rein theoretisch deswegen keinen Nullartikel haben, weil ein solcher nur dann als Nullartikel realisiert werden könnte, wenn mindestens e i η weiteres Signal anzeigt, welche Schicht in der zweischichtigen dritten oder Numerus-Dimension des Paradigmas oder Systeqis (dessen beide ersten Dimensionen 'Kasus' und 'Genus' sind) vorliegt, d. h. bei Anzeige dessen, daß es sich entweder um die Singular- oder Pluralebene handelt. Französische »Nomina«, die in solchen Verbindungen wie faire cas de, prendre connaissance auf ein »Verb« folgen, erfüllen also, weil sie über keine Numerusoder Genusanzeige verfügen, nicht die Anforderungen, die für das Nomen als Nomen gelten. Faire cas de, prendre connaissance, sind mithin vom 257 Vgl. o. S. 48f. Ein zusätzliches Beispiel: Aucun, aucune ist als Artikel im Vorkommen auf den Singular beschränkt, weil es keine hörbar verschiedene Pluralform aufweist. Es kommt jedoch im Plural v o r - bei Pluraliatantum, d. h. bei Nomina, die keinen Singular oder (wie die Singular-mass-nouns entsprechend im Falle der Pluralisierung) nur einen Singular in anderer Bedeutung haben. Vgl. Grammaire Larousse §§ 410, 254.

130

2.7.1

System her als 'Verb' + ' N o m e n ' nicht möglich, sondern als ein einziges V e r b z u analysieren 258 . In Sätzen wie »Volontiers on fait cas d'une terre étrangère« 259 ist also on fait cas de ein Verb, es sei denn, auf cas kann ein Relativsatz folgen. Dies ist jedoch nur dort möglich, w o v o r das »Nomen« ein beliebiges Mitglied der Klasse der A r t i k e l A 0 - A 3 tritt. So besteht ein gewisser, bei A n w e n d u n g der Methode der Erfragbarkeit sehr evidenter Unterschied etwa zwischen faire escale à und faire une escale λ 260 . Im Spanischen besteht dagegen, wie die folgenden Beispiele zeigen, ein hörbarer Unterschied zwischen (es) hijo de un general und (son) hijos de un general: Ein Relativsatz, der auf es hijo de un general folgte, bezöge sich auf das durch einen A r t i k e l determinierte un general,

weil hijo identisch ist mit

dem hijo in el hijo, un hijo etc., also der Singular-Form des Nomens, die v o m System her keinen Nullartikel zuläßt. Im Falle v o n son hijos de un general ist dagegen ein Relativsatz zu un general ebenso möglich wie ein Relativsatz zu hijos de un general: hijos ist als Plural-Form gekennzeichnet, und auf der Pluralebene des dreidimensionalen Systems aus Kasus, Genus und Numerus, innerhalb dessen N o m i n a qua N o m i n a stehen, ist an dieser Stelle der Nullartikel möglich 2 6 1 . D i e Existenz des Nullartikels an einer bestimmten Systemstelle ist sogar so »evident«, daß man bei der Deklination deutscher A d j e k t i v e (in Adjektiv-Funktion) eine Regel aufstellen kann, die auf dem Vergleich der Kasusmerkmale des bestimmten Artikels (und anderer A r t i k e l mit denselben Merkmalen) mit denen des Plurals des unbestimmten Artikels, also des Nullartikels, basiert 262 . Im Französischen sind also faire escale, avoir peur etc. als Verben zu interpretieren, weil die französische Sprache N o m i n a als A k t a n t e n nur mit prädeterminierendem A r t i k e l - bei Pluralen mit vorangestelltem A d j e k t i v mindestens de, z. T . auch des v o r dem A d j e k t i v - kennt. Im Zusammenhang v o r allem mit ' ¿ e + N o m e n ' gibt es freilich interessante »Ausnahmen«, in denen 'de+Nomen'

aufzufassen ist als '*de+des+Nomen'

(wie z . B .

Da-

258

Vgl. o. S. 6jf. La Fontaine, Fables, X , 2. 2βο Vgl. »M. Walter Scheel fera escale à Moscou sur la route de N e w - D e l h i , Bankok et Singapour« und »M. Scheel, pour sa part, qui a fait une escale technique à Moscou, dans la nuit de jeudi à vendredi, avant de repartir pour N e w - D e l h i , avait un entretien avec M. Semionov, vice-ministre des affaires étrangères, qui avait organisé en son honneur un souper à l'aérodrome de Cheremetievo« (Le Monde, 1 1 . 2 . 1 9 7 0 , S. 5 und 1 4 . 2 . 1 9 7 0 , S. 1). Im ersten Satz ist das Vehikel aller Fragen nach den Satzteilen das Verb fera escale, im zweiten - wenn man ihn zum Hauptsatz umformt - lautet dagegen das Verb a fait und nicht a fait une escale technique.

259

261

262

Zu Es hijo de un general b z w . Es el hijo de un jefe als Übersetzungen von franz. »C'est le fils d'un général« (Sartre, Les Chemins de la Liberté, II, Paris 1949, S. 293) und »C'est le fils d'un chef« (Simone de Beauvoir, Tous les hommes sont mortels, Paris 1946, S. 206) vgl. H o f f m a n n 67.139F. Vgl. Exkurs 4 im Anhang, S. 246f.

2.7.1

131

mourette/Pichon sahen) in Opposition zu spiele:

+

Nomen'. Zwei Bei-

Les voitures des types A 8 tu (. ..) sont équipées de batteries teurs de 24 V

d'accumula-

und On sait Floride, dut être palement

que le Turbo, dont les premiers essais avaient été effectués en avait été mis en exploration le 12 décembre 1968, mais le service princiinterrompu dès le 6 janvier 1969, en raison de difficultés dues à la rigueur de l'hiver canadien.

Im Singular würde hier jeweils nach de der unbestimmte Artikel stehen. Dasselbe gilt dann auch für ' p a r + N o m e n ' , wo die Opposition zwischen den Typen par un convertisseur und par convertisseurs besteht 263 . Entgegen dem allgemeinen Befund bei franz. faire escale etc. sind bei denselben Typen im Deutschen und in den anderen romanischen Sprachen formal anscheinend entsprechende Typen entweder als ein einziges Verb es hijo... oder als ein Verb+Nullartikel + N o m e n son hijos . . . zu interpretieren, wobei der Nullartikel wie alle anderen Artikel innerhalb der Satzeinheit relationell sein kann und als Pluralform des unbestimmten Artikels per definitionem anaphorische Relation ausschließt. Es liegt nun in der Logik des bisher Gesagten, daß an solchen Stellen des Systems, wo sich das dreidimensionale Paradigma für Artikel+Nomen bzw. für die als Nomina funktionierenden Nomina um die dritte Dimension, nämlich diejenige des Numerus, verkürzt, die Stelle für den Nullartikel, die bei Paradigmen mit Singular- und Pluralform nur einer dieser beiden Ebenen vorbehalten sein konnte, auch auf der nunmehr alleinigen Singularebene vorkommen kann. Diese Vorbedingungen sind bei mass nouns qua mass nouns gegeben. Wo also scheinbare Ausnahmen von der Regel vorkommen, daß der Nullartikel nur auf der Pluralebene existiert, handelt es sich um mass nouns 264 . An dieser Systemstelle ist der Nullartikel dann das Äquivalent des französischen Teilungsartikels, der in den anderen Sprachen ein Nullartikel sein kann 265 : »Eso es leche que a mí no me gusta« etc. 263 2 u de und des vor Adjektiven vgl. Gamillscheg 57.84; die beiden Beispiele stammen aus der Wochenschrift La Vie du Rail 1269 (6.12.1970), S. 9 und 1260 (4.10.1970), S. 42. Das Beispiel »par convertisseurs« findet sich ebenfalls an der zuerst zitierten Stelle. - Interessant ist weiterhin, daß auch bei einer durch das Verb geleisteten Anzeige des Plurals und einer durch die Stellung zum Verb geleisteten Kasusanzeige u. U. die Pluralform des unbestimmten Artikels fehlen kann: Ein bei Jean Paulhan, Oeuvres complètes, Band II, S. 102 zitiertes Beispiel (es stammt von dem Kritiker André Germain) : »Ce sont choses qu'on n'a vues nulle part«. 264

265

Natürlich kann der Nullartikel nur dann auf der Singular- oder Pluralebene an mehr als einer Stelle des Paradigmas vorkommen, wenn die Anzeige zumindest des Kasus auf andere Weise gesichert ist - vgl. zum Deutschen unten Exkurs 4. Vgl. die Beispiele oben in Anm. 47.

2.J.1,

132

2.7-2

Es zeigt sich so, daß die Abwesenheit eines Artikels vor einem sprachlichen Zeichen, das man aufgrund gewisser, meist nicht bewußter und lediglich durch die - im übrigen sehr sinnvolle, allerdings die Syntax nicht präjudizierende - Praxis der Wörterbücher verständlicher Kriterien als Nomen oder Substantiv klassifiziert, erst dann als Nullartikel interpretiert werden darf, wenn das Nomen die Rolle eines Aktanten im Satz innehat oder durch einen Relativsatz bzw. eines seiner Äquivalente determiniert wird. Sekundär gilt dasselbe natürlich auch für Nebensätze, die auf der Ebene der Analyse des Hauptsatzes Satzteile darstellen, die jedoch in einem weiteren Schritt nach bestimmten Vorentscheidungen ebenfalls analysiert werden können. 2.7.2

Besonderheiten des rumänischen Artikelsystems

Um es vorweg zu sagen: die Besonderheiten des rumänischen Artikelsystems widersprechen den bisher dargestellten Ergebnissen nicht; sie sind im Gegenteil dazu geeignet, das bisher Gesagte in einigen Zügen noch deutlicher zu machen. Dies betrifft zunächst die (vielleicht sogar zu den linguistischen Universalien zu zählende) Regel, daß die teils anaphorischen, teils potentiell anaphorischen oder per definitionem nicht-anaphorischen Artikel, die analog zum Französischen mit 'Artikel der Klasse A 2 ' bezeichnet werden, an die Spitze der Prädeterminanten eines Substantivs treten266. Da der potentiell anaphorische bestimmte Artikel im Rumänischen ein Suffix des Nomens ist, scheint dies auf den ersten Blick unmöglich zu sein: Die Opposition im Rahmen der Matrixj (S. 36) bestand ja für das Rumänische nicht wie etwa beim Französischen in der Form 'un courant : le courant', sondern in Form einer Opposition 'un curent : curent«/'. Entsprechend für Feminina: o diodä : dioda. Die Regel gilt dennoch in vollem Umfang auch für den bestimmten Artikel des Rumänischen; denn a) kommen in der Tat die Artikel der Klasse A 2 nie zusammen vor; es tritt also kein anderer dieser Artikel vor den bestimmten Artikel bzw. vor das Nomen, dessen Suffix der bestimmte Artikel ist267; und b) tritt dann, wenn v o r das Substantiv ein Artikel der Klasse A s tritt, z. B. ein Zahlartikel, oder dann, 2M Vgl. o. S. 59. Daß es sich dabei um ein linguistisches Universale handeln könnte, legt Joseph H . Greenbergs folgende Beobachtung nahe: »When all of the items - demonstrative, numeral, and descriptive adjective - precede the noun, they are always found in that order. If they follow, the order is either the same or its exact opposite« (Greenberg 63.89, Universale 20). Dies trifft, abgesehen von der Adjektivstellung, für die romanischen Sprachen zu. 267 Vgl. o. S. 57Í. - *acest omul ist also nicht möglich, es muß entweder heißen: acest om ('dieser Mann') oder omul ('der Mann'), desgleichen aceastä frecvenpä maltä und nicht etwa *aceastä frecvenfa inulta - auf frecvenfa kann nur noch eine Determination folgen (das Beispiel stammt aus § 9 des Referenztexts 1). Vor das betreffende Nomen mit dem Suffix des bestimmten Artikels könnte nur ein Artikel der Klasse A 1 treten - vgl. weiter unten.

2.7.2

133

wenn vor das Substantiv ein Adjektiv tritt (Adjektive können im Rumänischen wie in allen romanischen Sprachen vor und nach dem Substantiv vorkommen), im ersten Fall bei Anapher ein besonderer anaphorischer Artikel anstelle des suffigierenden bestimmten Artikels v o r den Artikel der Klasse A s , so daß die Reihenfolge A 2 A 3 lautet. Im zweiten Fall bekommt bei Anapher das Adjektiv den suffigierenden bestimmten Artikel. Ein Beispiel für den zweiten Fall (Referenztext 1 , § 7): T 1 8 r (1) Atunci curentul de motor, deci valoarea realä, creçte iar pentru limitarea curentului din tiristor ar fi declançat çi anclanjat periodic, astfel încît (2) contactul de juntare deja închis ar fi din nou deschis. însa acest fapt este nedorit deoarece în acest caz nu ar mai fi disponibilä întreaga putere de accionare a motorului.

Im ersten Satz folgt ein Adjektiv auf ein Substantiv (valoarea realä), hier hat das Substantiv den bestimmten Artikel, der damit als anaphorischer Artikel so weit vorne wie möglich steht. Im zweiten Satz geht ein Adjektiv einem ebenfalls schon bekannten Substantiv voraus, und hier erhält dann das Adjektiv den Artikel, der damit wiederum so weit vorne steht wie möglich (întreaga putere de accionare). Ebenso, wie es im Deutschen nicht heißen kann »""volle die Antriebsleistung«, ist im Rumänischen întreaga puterea de accionare (in diesem Fall zumindest in derselben Bedeutung) nicht möglich. Die Einschränkung »zumindest in derselben Bedeutung« wird deshalb gemacht, weil es im Rumänischen ebenso wie im Französischen und in den übrigen behandelten romanischen Sprachen eine Artikelklasse A j gibt, die mit totltoatälltofiltoate besetzt ist. Die Artikel der Klasse A j stehen per definitionem vor denjenigen der Klasse A 2 (tot omul, toft oamenii). Gerade întreg, in dieser Funktion natürlich kein Adjektiv mehr, kann nun tot als Artikel A j vertreten 268 , so daß solche Kombinationen wie întreaga puterea de accionare in diesem Fall, allerdings in anderer Bedeutung, möglich wären. Ist ein Nominalkomplex, dem ein Zahlartikel, d. h. ein Artikel der Klasse A j , vorangeht (Beispiel cinci degete, 'fünf Finger') über die Satzeinheit hinaus relationell bzw. anaphorisch, so ist weder *cinci degete l e möglich noch - und das zeigt ebenfalls, auch für das Rumänische, die Gültigkeit der Regel, daß Artikel der Klasse A 2 nur v o r solchen der Klasse A 3 stehen können - cinci mit dem Artikelsuffix (*cinci i degete). In diesem Fall tritt eine besondere Form des bestimmten Artikels, der sogenannte 'AdjektivartikeP (cell cea!I ceil cele) v o r den Zahlartikel. Es heißt mithin: cele cinci de268 £ ¡ n Beispiel: »I^i deranjeazä întreg apartamentul« (Ion Minulescu, 3 ¡i cu Rezeda 4, Bukarest (o. J.) S. 25). Beispiele für tot vor dem bestimmten Artikel: »Tonte anele cer déla om o stradarne mai mult sau mai puçin îndelunga* (Caragiale, Opere III, S. 179) oder: »Pinea noasträ cea de tóate ziltie dä-ne-o nouä astäzi« (»Unser Brot das aller Tage« ( = unser täglich Brot) »gib uns heute«). - Ein beträchtlicher Teil der literarischen Beispiele des folgenden Abschnitts stammt aus der Rumänischen Syntax von Sandfeld/Olsen (Sandfeld/Olsen 36 und Sandfeld/Olsen 60).

2·7·2, 2·7·2.Ι

134

gete, wodurch der anaphorische Artikel b z w . der Artikel der Klasse A 2 wiederum so weit wie möglich vor die anderen Determinanten des Substantivs tritt. Ein Beispiel aus § 59 des Referenztexts 1: T 1 9 r (1) í n detaliu comutatorul cu semiconductoare 67 este construit precum (2) urmeazä: tranzistorul 123 are emiterul pus la conductorul p o z i t i v 52; (3) între colectorul acestui tranzistor 51 masä este intercalat un releu 129 care comanda cele douä contacte 65 51 66.

Cele douä contacte

65

66 (Satz 3) in § 59 der Patentschrift verweist auf

die in § 24 b z w . § 25 eingeführten, in § 35 mit dem bestimmten A r t i k e l wiederaufgenommenen und mithin bekannten K o n t a k t e 65 und 66. Beispiele, die wie »Ausnahmen« aus der Regel aussehen, daß z w e i Artikel derselben Klasse nicht gleichzeitig dasselbe Substantiv determinieren können, sind in Wirklichkeit keine Ausnahmen. Sämtliche Artikel des Rumänischen, die v o r einem Substantiv erscheinen können, können nämlich, so scheint es zumindest auf den ersten Blick, h i n t e r dem Substantiv erscheinen - freilich nicht als Artikel, sondern als 'pronominale Formen' 2 6 9 , die sich sehr o f t v o n den entsprechenden Artikelformen unterscheiden. om, 'dieser Mann', kann auch verwandelt werden in om ul

Acest

ac e s t a (wo-

bei acest mit acesta die Form annimmt, die es als pronominale Form hat). Alt/alta,

im Rumänischen wie celatali A r t i k e l der Klasse A 2 und damit bei

Stellung v o r dem Substantiv nie kombinierbar etwa mit dem suffigierenden bestimmten Artikel beim Substantiv (es sei denn dialektal 2 7 0 ), erscheint nachgestellt stets mit dem S u f f i x des bestimmten Artikels und damit in seiner pronominalen, selbständigen (und auch erfragbaren) Form 2 7 1 . D i e einzige echte Ausnahme stellen solche Gruppen des T y p s ' A d j e k t i v + N o m e n ' dar, in denen sowohl das A d j e k t i v wie auch das N o m e n das S u f f i x des bestimmten Artikels haben. Interessanterweise ist bei den belegten Beispielen das A d j e k t i v stets biet,

sarac,

'arm' (oder ein bedeutungsmäßig

ähnliches A d j e k t i v ) und die Beispiele sind parimele!,

Ausrufe

des T y p s

säracul

'armer V a t e r ! ' etc.; es handelt sich mithin auch um suprasegmen-

tal besonders gekennzeichnete Fälle.

2.7.2.1

Der Artikel f ü r die oppositive Relation

N a t ü r l i c h kann auch der A d j e k t i v a r t i k e l ceticea

nachgestellt werden

-

allerdings nicht allein, sondern beispielsweise zusammen mit A d j e k t i v e n (daher sein N a m e ) . Mit diesem A d j e k t i v a r t i k e l v e r f ü g t das Rumänische über eine Besonderheit, die ζ . B. auch das Altgriechische hat. Während in ^ Vgl. zu den pronominalen Formen u. S. i 8 7 f f . 270 Zu anderen Verhältnissen im Rumänischen Transsilvaniens vgl. Sandfeld/ Olsen 36.190. 271 Ein Beispiel: »In limba francezä, ca ìn multe limbi a i t e l e (statt multe alte b z w . alte multe limbile) (Philippide, Originen românilor, Band II, Ia$i 1927, S. 290).

2.7.2.1

135

den anderen romanischen Sprachen und im Deutschen die Opposition eines Adjektivs zu einem anderen im selben Satz oder in der Umgebung des Satzes allenfalls dort, w o dies (in den romanischen Sprachen) durch Vor- oder Nachstellung möglich ist, durch die Stellung zum Nomen, auf jeden Fall jedoch suprasegmental, gekennzeichnet werden kann (»die bösen Hunde« stehen in Opposition zu den nicht-bösen Hunden 272 ), verfügt das Rumänische mit dem Adjektivartikel in seiner Funktion als Adjektivartikel über ein zusätzliches 'segmentales' Merkmal, das Opposition innerhalb oder oberhalb der Satzeinheit anzeigt: Es ist dies die Nachstellung des Adjektivs mit vorangehendem Adjektivartikel, casa cea înaltâ (wörtlich: 'das Haus das hohe') ist 'das hohe Haus' in Opposition zu einem nicht-hohen Haus im selben Kontext. Anders als die Identitätsrelation der Anapher stellt das mit dem Adjektivartikel auf das Nomen folgende Adjektiv eine Oppositionsrelation innerhalb der Satzeinheit oder über die Satzeinheit hinaus dar 273 . Im Altgriechischen entspricht dem die Wiederholung des bestimmten Artikels vor dem »Adjektiv«: ó οίκος ό υψηλός. Die anderen romanischen Sprachen - das Italienische bildet auf einem Teilbereich eine Ausnahme — und ebenso das Deutsche, zeigen die oppositive Relation durch in der Schriftsprache selten wiedergegebene suprasegmentale Merkmale und/oder, wo dies durch Stellung des Adjektivs vor oder nach dem Substantiv möglich ist, durch Stellungskriterien an 274 . Das Problem, um das es dabei geht, dasjenige des distinktiven oder nichtdistinktiven Adjektivs, ist im Grunde dasselbe wie dasjenige der restriktiven 272 Vgl. i m einzelnen Seiler 60.19-34, insbesondere auch die Ausführungen zum französischen A d j e k t i v (S. 3 1 - 3 3 ) . Vgl. auch Seiler 62. 273 N i c h t nur der Terminus 'Relation' ist (via Priscian) Apollonios entlehnt: dasselbe gilt f ü r die Termini O p p o s i t i o n s r e l a t i o n ' oder 'oppositiv relationell'. Sie entsprechen der δεϊξις (bzw. αναφορά) άντιδιασταλτική, die Apollonios π. συντ. I I . i i , p. 114 Bkk. am Beispiel der pro- und enklitischen Form des Possessivums der ersten Person erläutert (daher an dieser Stelle δεϊξις). Selbstverständlich stehen beispielsweise sämtliche Substantive bzw. Satzteile eines Texts in irgendeiner oppositiven Relation semantischer A r t insofern, als, i n f o r mationstheoretisch definiert, jede I n f o r m a t i o n Einschränkung von Möglichkeiten darstellt oder, parmenideisch bzw. mit Spinoza ausgedrückt, jede Determination zugleich Negation ist. U m eine derartige Opposition in diesem allgemeinsten Sinn geht es hierbei nicht. Es geht nur um eine solche Opposition, die relationell, d. h. explizit innerhalb eines Textes ausgedrückt ist. Vgl. zu den positiven und negativen Implikationen von Sätzen beispielsweise Bellert 68.3ff. - es geht dort um die Schlüsse, die aus dem Satz »Ann's eldest son has left Warsaw for a scholarship study in Sorbonne« gezogen werden können. 274

Zum Französischen vgl. neben Seiler 60.31-33 vor allem grundlegend Blinkenberg 33.39-127, Weinrich 66 b (nur mittelbar textlinguistisch relevant) oder Raible 66.628. Selbstverständlich verfügt auch das Rumänische noch über das zusätzliche Kriterium der Stellung, wenn die Opposition nicht durch den Adjektivartikel ausgedrückt ist - vgl. hierzu Sandfeld/Olsen 60.98 (»L'adjectif se place normalement après le substantif, à savoir dans tous les cas où il marque de façon objective une propriété ou une qualité distinctives« [Hervorhebung nicht von Sandfeld/Olsen]). Vgl. ebd. S. 1 1 2 .

136

2.7-2.1

oder nicht-restriktiven Relativsätze: Beim ersten Auftreten einer Gruppe ' N o m e n + A d j e k t i v ' mit restriktivem A d j e k t i v kann der Artikel, der die Gruppe prädeterminiert, auf keinen Fall anaphorisch, d. h. relationell-identisch sein - auch dann nicht, wenn ζ. B. der bestimmte Artikel steht. "Wenn er steht - er braucht nicht unbedingt zu stehen - , dann ist er oppositiv relationell entweder in bezug auf etwas vorher Gesagtes oder in bezug auf etwas noch Nachfolgendes. Erst dann, wenn die Gruppe 'Nomen + A d j e k t i v ' als Ganzes wiederaufgenommen wird, ist ein vorangehender bestimmter Artikel auch anaphorisch. Das Rumänische verfügt somit in casa cea înalta durch die Nachstellung des Adjektivs nach durch cel/cea wiederholtem Artikel, und dadurch, daß dieser Artikel speziell für die Bedürfnisse der oppositiven Relation zugeschnitten ist, über eine Möglichkeit, die in den anderen romanischen Sprachen und im Deutschen durch Polyfunktionalität des bestimmten Artikels und/oder durch die Adjektivstellung ersetzt ist. Auf der Ebene der langue gibt es freilich auch hier die Möglichkeit der Konstruktion des Typs ó οίκος ό υψηλός. In der parole realisiert sie sich vor allem bei Eigennamen: T20f

Mallarmé le sterile; Mallarmé le précieux; Mallarmé le très obscur; mais Mallarmé le plus conscient, Mallarmé le plus parfait, Mallarmé le plus dur à soi-même de tous ceux qui ont tenu la plume, me procurait, dès les premiers regards que j'adressais aux lettres, une idée en quelque sorte suprême, une idée-limite ou une idée-somme de leur valeur et de leurs pouvoirs 2 7 5 .

Sieht man jedoch von derartigen Sonderfällen ab, die dann großenteils und natürlich auch im Rumänischen - lexikalisiert werden (Iwan der Schreckliche, Ivan cel Groaznic), wobei der Oppositionscharakter abgeschwächt wird oder verschwindet, so bleibt bemerkenswert, daß die Möglichkeit dieser Konstruktion in der parole der übrigen romanischen Sprachen und des Deutschen zumeist in depreziativem Sinne realisiert wird (»der Hund, der damische«). Der anaphorische Artikel cellceallceilcele, der im Rumänischen als Vertreter des bestimmten Artikels vor Artikeln der Klasse A a erscheint, ist streng vom oppositiv relationellen Artikel cell ceall ceil cele zu unterscheiden, der vor nachgestellten Adjektiven erscheint 276 . Beide Funktionen fallen allerdings zusammen vor Ordinalzahlen und Superlativen. 275 276

Paul V a l é r y , »Lettre sur Mallarmé« Œuvres complètes (Pléiade), I.642. Z w a r kann cele cinci degete auch durch degetel e cele cinci ersetzt werden, ebenso wie întreag a putere durch putere a intreagä und a c e s t om durch om u I acest a . Während jedoch aus nachgestelltem 'cel + A d j e k t i v ' ein alleiniges A d j e k t i v werden kann (cas a înaltà oder o casa înalta), kann aus nachgestelltem 'cel + Zahlartikel' (mit dem Status einer pronominalen Form, nicht eines Pronomens und natürlich auch nicht mehr eines Artikels) nicht ein alleiniger nachgestellter Zahlartikel werden - denn cinci ist Artikel, kein A d j e k tiv. In Anbetracht der völlig verschiedenen Funktion v o n cel/cea v o r Zahlartikeln und v o r nachgestellten A d j e k t i v e n (anaphorisch-identische vs. oppositive Relation) ist es also nicht angebracht, von cel/cea vor Zahlartikeln

2..J.2.-1

137

Der oppositiv relationelle Adjektivartikel ist nun naturgemäß vor solchen Adjektiven zu finden, die innerhalb eines bestimmten, entweder durch ein Nomen auf dem Wege semantischer Implikation oder durch oppositiven Charakter von Untergruppen einer gegebenen Menge festgelegten Rahmens in relativer Opposition 277 zueinander stehen. Etwa die linke im Gegensatz zur rechten Seite: T21r

Unul dintre oamenii de la foc, pe cît se vedea cunoscätor în lucruri bune, se apropiase de Jder çi-i cerceta calul çi din laturea dreaptä çi din cea stìnga 278 .

Die rechte Seite des Pferdes steht, wenn sie als solche benannt wird, natürlich automatisch in Opposition zu einer allfälligen linken Seite, und diese steht, wenn sie benannt wird, in Opposition zu der bereits genannten rechten Seite. Dementsprechend kann unter Verwendung des Adjektivartikels statt »din laturea stìnga« dann stehen: »din cea stìnga«, wobei das cea in »cea stìnga« sowohl Artikel ist279 als auch pronominale Form. Es ist Artikel für stìnga, und pronominale Form, weil statt seiner auch laturea stehen könnte - allerdings ist auch möglich: »din laturea cea stìnga«. Diejenige Klasse von Adjektiven, die das Musterbeispiel adjektivischer Opposition innerhalb und oberhalb der Satzeinheit darstellt, ist neben derjenigen der Superlative die der Ordinalzahlen. Überall dort, wo ein erster oder zweiter Gegenstand in Opposition zu einem nicht-ersten oder nicht-zweiten oder das eine χ in Opposition zum anderen χ steht, taucht der Artikel cellceallcelicele

a u f : cel

dintîi

bärbat,

cel

de

al doilea

bärbat,

cel

de

al

treilea bärbat bezeichnen den ersten, den zweiten und den dritten Mann aus einer bestimmten Gruppe, deren Umfang bereits bekannt sein muß, im Gegensatz zum nicht-ersten, nicht-zweiten und nicht-dritten Mann 280 . Es ist nun oft so, daß etwa bei Aufzählungen (bzw. bei etwas, was sich im als von einem Adjektivartikel zu sprechen. Wenn Roland Harweg anhand des Beispiels omul cel bun darauf hinweist, hier liege »relativ generelle« Verwendung vor (gegenüber »generellerem« 'der Mensch' (omul) wäre 'der junge Mensch' nur »relativ generell«), so ist darauf hinzuweisen, daß dies allenfalls ein Sonderfall ist, der natürlich vom weiteren Kontext abhängt: Nur in kontextinvarianten Sätzen kommen derartig »generell« gebrauchte Nomina vor (vgl. Harweg 68.268). 277 Was unter einer »relativen Opposition« bzw. »Implikation« dieser Art zu verstehen ist, ist bei Aristoteles, Cat. 6 b 28-7 b 1 4 nachzulesen, d. h. innerhalb der Erläuterung des πρός τι, des Relativen. Aristoteles gebraucht im Bereich des Relativen anstelle von έναντιότης den Terminus άντιστρεφόμενον bzw. das entsprechende Verb αντιστρέφει/ν, das hier am ehesten mit 'implizieren', 'voraussetzen' wiederzugeben ist. 278 Mihail Sadoveanu, Fratti Jderi, Bukarest 1963, S. 59 (Biblioteca pentru toy, 157· 279 Vgl. die Definition des Artikels o. S. 36f. 280 al doilea, al treilea, al patrulea etc. sind 'der zweite', 'der dritte', 'der vierte', wobei al mit der männlichen Form des sogenannten Genitivartikels identisch ist. Bei Verbindung mit dem hier oppositiv relationellen Artikel cel muß dabei die Präposition de folgen.

i38

2.7.2.1

nachhinein als Aufzählung erweist) dann, wenn der erste Term angegeben wird, nicht klar ist, daß ein zweiter, in denselben Rahmen fallender Term folgen soll. In solchen Fällen hat dann erst der Artikel des zweiten Terms die oppositiv relationelle Komponente cel/cea. Zwei Beispiele (§§ 20, 2 1 und 1 3 , 1 6 des Referenztexts 1) : T 2 2 r (1) L a masä este de asemenea pusä o bornä a potençiometrului 43. Prin (2) aceasta se obçine în mod avantajos ca amplificatomi ritmic 3 7 ( . . . ) sä poatä fi légat la masä. (3) Cealaltä borna a potençiometrului 43 este legata peste o rezistença ajustabilä 45 etc. T 2 S r (1) Un capät al înfâjurarii 1 7 a acestui transformator este conectat la unul dintre capetele înfaçurarii de excitare 1 1 , în timp ce celälalt capät al (2) înfâjurârii de excitare este conectat la indusul 10. Cealaltä bornä a indusului 1 0 este conectatä peste o rezistença de mäsurare 1 8 la polul negativ al bateriei 1 2 . (Im Text folgen nun die §§ 14, 1 5 . § 16 beginnt dann so:) (3) L a celälalt capät al infä$urärii 29 a transformatorului 1 6 este conectat anodul unei diode 30, al cärei catod este légat la anodul tiristorului 25.

T 2 3 r ist ein besonders interessantes Beispiel, weil es drei verschiedene Fälle oppositiver Relation zeigt. Im ersten Fall besteht sie zwischen celälalt capät al înfaçurarii 29 a transformatorului 16 (Satz 3) und dem drei Paragraphen früher nicht als oppositiv relationell gekennzeichneten un capät al tnfäjurärii ιγ a acestui transformator (Satz 1), wobei sich der anaphorische Artikel bei transformator auf den im vorhergehenden Satz eingeführten Transformator 1 6 bezieht. Die zweite oppositive Relation besteht innerhalb desselben Satzes 1 zwischen nunul dintre capetele înfâçurârii de excitare 1 1 « und »celälalt capät al înfâçurârii de excitape«, wobei hier die Relation sowohl vom ersten zum zweiten, wie auch vom zweiten zum ersten Term geht. Bei dem deklinierbaren Zahlwort bzw. der pronominalen Form unul ('einer', 'der eine') ist allerdings kein weiterer Artikel möglich, also auch nicht cel/cea2el. Besonders interessant ist der Fall der dritten oppositiven Relation: Wie im ersten Fall besteht sie nur vom zweiten zum ersten Term - wobei der erste als Term gar nicht explizit vorhanden ist, sondern erst aufgrund der oppositiven Relation erschlossen werden muß. Denn Satz 1 oben in T 2 3 r endet nicht mit »in timp ce celälalt capät al înfâçurârii de excitare este conectat la o borna a indusul*«' 10« oder ». . . la una dintre bornele indusulwz 10«, sondern mit ». . . la indusul 10«. Es ist also nicht explizit gemacht, daß auch der Anker 1 0 z w e i Anschlüsse hat - dies bleibt unausgeprochen, wird aber nachträglich durch die oppositive Relation deutlich und auch so verstanden. 281 Pronomina und pronominale Formen, welche die Anzeige von Numerus, K a sus und Genus leisten, können nur dann, wenn sie metasprachlich verwendet werden, einen Artikel haben. Vgl. das folgende 3 . Kapitel. Als pronominale Form bildet cel oder cela/ceea den Bezugspunkt für das Relativum ce, das dann einen restriktiven Relativsatz einleitet (cel (cela) ce, ceea ce, cet ce und cele ce = 'derjenige, der', 'diejenige, die', 'diejenigen, die'). Vgl. oben S. I 2 i f f .

2.γ.2.1

139

Innerhalb des Rahmens eines der Z a h l nach festgelegten Plurals oder eines Substantivs, das einen solchen P l u r a l impliziert (wie etwa eine Fußballmannschaft elf Spieler impliziert, darunter wiederum je nach Spielsystem der Z a h l nach festgelegte Unterkategorien v o n Spielern), sind mithin einseitige oder mutuelle oppositive Relationen möglich - sogar solche, bei denen der Term, zu dem sich ein anderer oppositiv relationell verhält, nicht explizit als solcher zu erkennen ist. Diese Relationen können innerhalb oder oberhalb der Satzeinheit existieren und damit textkonstituierend sein. W i e das Beispiel T 2 3 r (S. 1 3 8 ) zeigt, w i r d durch den expliziten Verweis, der in »celälalt capät al înfâçurarii« liegt, sogar die N e u e i n f ü h r u n g ebenjenes Wicklungsendes unnötig, das hier zum erstenmal genannt w i r d und die Indexzahl 29 erhält: D e r , wenn auch oppositive, Verweis auf etwas B e k a n n tes ersetzt die E i n f ü h r u n g . W o ein der Z a h l nach festgelegter Plural als R a h m e n oder möglicher R a h men eines Textabschnitts nicht v o n A n f a n g an ersichtlich ist, können nicht nur innerhalb der eben gezeigten binären Oppositionen Terme als nicht-oppositiv-relationell gekennzeichnet sein, sondern auch solche, die durch O r dinalzahlen determiniert werden. Ein Beispiel aus § 1 5 des Referenztexts 1 : T24r ìn paralel cu tiristorul 1 3 se aflä inseriate între dînsele rezistença 23 çi condensatorul 24. Pe lîngâ aceasta pentru stingerea (declançarea) tiristorului 1 3 este preväzut un al doilea tiristor 25 2 8 2 . In diesem T e x t besteht k e i n e oppositive Relation. D e r einführende unbestimmte Artikel, der per definitionem jegliche Relation nach »hinten«, sei sie anaphorisch, sei sie oppositiv relationeil, ausschließt, verhindert dies. H i e r w i r d lediglich eine Zählung vorgenommen, die unter Umständen hätte unterbleiben können, die jedoch, nicht durch explizite Relation, sondern durch Implikation (ein zweiter impliziert einen ersten) darauf a u f m e r k s a m macht, daß bereits vorher von einem Thyristor - nämlich dem T h y r i s t o r 1 3 - die R e d e w a r , und daß die Schaltung in diesem Bereich nicht nur einen, sondern zwei Thyristoren aufzuweisen hat 2 8 3 . 282

Der Gebrauch von dînsele statt ele in diesem Text ist merkwürdig. 283 D a ein Thyristor einen anderen nicht in derselben Weise impliziert wie ein Ende einer Wicklung das andere Ende dieser Wicklung, wäre hier - aus der Logik der Verhältnisse heraus, die von einem sekundären nominalistischen Standpunkt aus allerdings irrelevant zu sein scheint (vgl. oben Anm. 24) z. B. kein oppositiv relationaler Verweis in der Form celälalt tiristor 25 möglich. Ein weiteres Beispiel (§ 58 aus Referenztext 1 ) : T25r Tensiunea de intrare pentru acest comutator este furnizatä de douä elemente integratoare $i anume: un prim element integrator 126 }i un al doilea element integrator 127. Ambele elemente sînt conectate la anodul diodei 24 51 prin aceasta la tensiunea de ieçire a amplificatorului ritmic 37. Bemerkenswert ist hier auch die Bestätigung der Gültigkeit der Regel, daß zwei Artikel der gleichen Klasse (hier der Klasse A 2 ) nicht nebeneinander dasselbe Substantiv determinieren können und daß der Artikel A 2 so weit wie möglich vor das Nomen tritt - es heißt also weder *un primul element oder gar elementul, nodi v'un cel de al doilea element etc. Beide Integrierglieder werden hier mit dem unbestimmten Artikel zum erstenmal eingeführt.

140

2.J.2.Ï

Die rumänische Sprache verfügt, wie sich gezeigt hat, mit dem Artikel cell ceall ceil cele und seinen Zusammensetzungen dort, wo sich das Deutsche und die drei übrigen romanischen Sprachen entweder mit Stellungskriterien, suprasegmentalen Merkmalen oder, wie bei den Ordinalzahlen, mit dem in diesem Falle nicht-anaphorischen, d. h. nicht relationell-identischen, sondern oppositiv relationellen bestimmten Artikel »behelfen«, über einen besonderen oppositiv relationellen Artikel, der sowohl im Rahmen der Satzeinheit, als auch über die Satzeinheit hinaus funktioniert. Nur vor (Kardinal-)Zahlartikeln vertritt er den bestimmten Artikel in seiner relationell-identischen anaphorischen Funktion und sichert damit auch für das Rumänische die lückenlose Gültigkeit der Regel, daß v o r die Artikel der Klasse A 2 nur der oder die Artikel der Klasse A t treten können284. Über einen in einem Teilbereich analogen Artikel verfügt die italienische Sprache mit quello/quella!quei!quelle, das gemäß der Definition der Artikel überall dort als Artikel zu interpretieren ist, wo es nicht für sich allein erfragbar ist285. Es handelt sich um solche Fälle wie: »dei due esemplarli abbiamo preso quello nuovo« - 'das neue (Exemplar)'. Ein Beispiel hierfür: T2gi

Nell'interpretazione della (terza delle aporie di Zenone), s'è visto, non c'è modo di sfuggire all'incertezza, già propria degli antichi, della scelta tra il motivo spaziale e quello temporale, perchè l'uno rimanda all'altro etc. 28 ®.

Im Gegensatz zum Deutschen, Französischen und Spanischen ist in einem solchen Fall kein Substantiv zu e r g ä n z e n . »Quello motivo temporale« wäre zwar möglich, würde aber etwas anderes bedeuten: quello würde dann anzeigen, daß auf jenes »zeitliche Motiv«, von dem vorher schon die Rede war, hier relationell-identisch, d. h. anaphorisch bezug genommen würde. Quello ist an dieser Stelle jedoch oppositiv relationell, d. h. es verweist auf il motivo, nicht jedoch auf il motivo spaziale. Jede oppositive Relation ist ja eine Teil-»Anapher« und quello kann hier dementsprechend durch il motivo ersetzt werden, ebenso wie in »lumea mare 51 cea micä« ('die großen Leute und die kleinen') cea durch lumea ersetzt werden könnte, während jedoch im Unterschied zum Italienischen im Rumänischen auch »lumea cea micä« möglich ist. Auch im Italienischen ist damit 284

285

Diese Regel wird auch durch die »Ausnahme« bestätigt, die unter Umständen dem Substantiv vorausgehende Superlative darstellen, die - was nicht weiter verwundern dürfte - mit cel/cea gebildet werden: cel mai mie ist ζ. Β. 'der kleinste'. Derartige Superlative kommen statt in oppositiv relationeller Nachstellung auch vor dem Nomen vor, wobei natürlich cel an der Spitze steht. Statt prieten u l meu cel mai bun ('mein bester Freund') heißt es dann etwa: cel mai bun prieten al meu ('mein bester Freund'), wobei cel dann auf jeden Fall anaphorisch ist bzw. das Suffix des bestimmten Artikels ebenso vertritt wie im Falle von cele cinci degete.

Im Nominativ Plural der maskulinen Form besteht sogar eine Differenz zwischen quello qua Artikel/Pronomen und quello qua Pronomen: die eine Form lautet quei (ζ. Β. quei libri), die pronominale Form lautet quelli. 28 6 Guido Calogero, Studi sull'Eleatismo, Rom 1932, S. 1 3 7 .

2.7-2.1, 2.7-2.2

141

auf der Ebene der parole die Struktur des Typs ó οίκος ó υψηλός bzw. casa cea înalta, der eigentliche Bereich des oppositiv relationellen cel/cea// cei/cele in derselben Weise ausgenützt287. 2.7.2.2

Genitivartikel und Possessivartikel

Dasselbe Strukturmerkmal tritt noch bei einer weiteren relationellen Besonderheit des Rumänischen zutage, die wie cel/cea innerhalb der Satzeinheit und über die Satzeinheit hinaus funktionieren, also textkonstituierend sein kann. Sie ist jedoch etwas komplexer als der Artikel cel/cea, zumal sie einen weiteren Aspekt aufweist, der nur innerhalb der Satzeinheit relevant ist. Auch dieser Aspekt muß jedoch kurz geklärt werden, weil er eine Parallele zum Possessivartikel aufweist, der seinerseits wieder textkonstituierend sein kann - eine Parallele, die übrigens Kr. Sandfeld und Hedvig Olsen in ihrer oft ganz vorzüglichen Syntax des Rumänischen, ohne sie weiter begründen zu können, deutlich gesehen haben. Der Komplex, um den es hier geht, ist derjenige des Genitivartikels. Er läßt sich am besten mit einer in gewisser Weise verwandten Teilstruktur des Altgriechischen umschreiben: ό οίκος ό τοΰ πατρός vs. ό της μητρός. Die Analogie zu cel/cea betrifft die Oppositionsstruktur. Im Rumänischen existiert ein »Genitivartikel« allallailale der wie eel!ceallceilcele oder das altgriechische ό/ή/τό//οί/αί/τά ein Substantiv formal (d. h. in Numerus und Genus) und inhaltlich repräsentieren kann, das durch ein Adjektiv oder ein Äquivalent determiniert wird, wobei eine oppositive Relation innerhalb der Satzeinheit oder über die Satzeinheit hinaus entsteht. Allallailale sind in dieser Hinsicht vor Genitivattributen die Vertreter von cellcea!ceilcele. Ein Beispiel: Limba e proprietatea tuturor, nu a unuia singur288. »Die Sprache ist das Eigentum aller, nicht das(jenige) ( = das Eigentum) eines einzelnen«. Dieser Aspekt macht also im Rumänischen den Genitivartikel zum Sonderfall des oppositiv relationellen Artikels cel/cea vor Genitivattributen. Den »Genitivartikel« in dieser oppositiv relationellen Funktion haben auch alle anderen romanischen Sprachen - in Form des polyfunktionalen bestimmten Artikels oder eines anderen »Artikels« (frz. celui/celle, ital. quello, dt. derjenige). 287

288

Im Französischen wird teilweise celut/celle in ähnlicher Weise verwendet. Celui wird in der Regel durch restriktive Relativsätze determiniert; an die Stelle restriktiver Relativsätze können jedoch auch Relativsatzäquivalente treten: de+Nomen, Partizip, Adjektiv. In allen Fällen ist die präpositionale Gruppe dann oppositiv relationell. Vgl. zu celui + Ergänzung Pinchón 65.194; weitere Beispiele finden sich bei Grevisse und in der Grammaire Larousse (§376). Zum ganzen vorhergehenden Abschnitt 2.7.2.x ist unten 3.2.3 zu vergleichen. Zu altfranz. eil]eist vgl. unten S. 1 7 3 f f . Haneç, Desvoltarea limbei literare, Bukarest 1927, S. 136.

2.-J.2..2

142

D e r andere, nur innerhalb der Satzeinheit relevante Aspekt, b e t r i f f t allein den linken Teil der Opposition ό οίκος ό τοΰ πατρός vs. ô της μητρός und ist im Rahmen der behandelten Sprachen spezifisch rumänisch. D e r Genitivartikel erscheint nämlich innerhalb der Satzeinheit in derselben Funktion, die der griechische Artikel ó v o r τοΰ πατρός hat: er repräsentiert οίκος. N u n ist das griechische »Pendant« ein sehr schlechtes und zugleich sehr gutes »Beispiel«. Sehr schlecht, weil just bei der rumänischen Übersetzung des Beispiels der Genitivartikel

nicht

steht, sehr gut, weil dadurch die

Aufmerksamkeit auf diesen Unterschied gelenkt wird, ό οίκος ό τοΰ πατρός heißt auf rumänisch casa tatälui und nicht '''casa a tatâlui. Denn der Genitivartikel steht n i c h t , telbar

wenn der Träger des Genitivzeichens

auf das S u f f i x des b e s t i m m t e n

unmit-

Artikels folgt. D . h. sobald

entweder das S u f f i x des bestimmten Artikels verschwindet, sei es, daß a) ein A d j e k t i v v o r dem N o m e n steht (und dann das S u f f i x des bestimmten Artikels bekommt) oder der bestimmte A r t i k e l in Form v o n cel v o r einen A r t i kel der Klasse A 3 tritt, sei es, daß b) das N o m e n durch einen A r t i k e l der Klasse A 0 , oder durch einen anderen A r t i k e l der Klasse A 2 prädeterminiert wird, der nicht der bestimmte Artikel ist b z w . sein kann (zwei A r t i k e l der Klasse A 2 sind ja per definitionem als Determinanten desselben Nomens ebenso unmöglich wie das nicht-alleinige A u f t r e t e n eines Artikels der K l a s se A 0 ) ; sei es, daß c) irgendein Satzabschnitt zwischen das erste N o m e n (im Beispiel: casa) und den Träger des Genitivzeichens (tatälui)

tritt, z . B . ein

A d j e k t i v , das auf das erste N o m e n folgt; sei es, daß schließlich d) z w e i oder mehr der in a bis c genannten Bedingungen zusammenkommen: in allen diesen Fällen m u ß

der Genitivartikel v o r dem Träger des Genitivzeichens

erscheinen. D e r Genitivartikel fehlt also in solchen Fällen wie »capete/e înfâfurarii e x c i t a r e 1 1 « , »anodul tiristorului

de

25«, »anodul unei diode 30« etc. Er muß

jedoch in den beschriebenen Fällen a - d auftreten, w i e die folgenden Beispiele zeigen: (a) Prima grijä a patrioplor era îndeplinirea punctului al treilea289. (b) o bornä a potençiometrului 43; cealaltä bornä a potençiometrului 43; celai ait capät al înfaçurârii 29290. 289

290

Gherghel, Prin cîmpii ¡i plaiuri sträbune, Bukarest 1930, S. 144. - Hier hat das vorangehende prima das Merkmal des bestimmten Artikels, so daß hinter grijä der Genitivartikel eintreten muß. Vgl. oben T 22 r, T 23 r (S. 138). - Die Regel gilt selbstverständlich auch für den Fall, daß der Artikel, der das Substantiv determiniert, von dem der Träger des Genitivzeichens abhängig ist, ein Nullartikel ist, sei es ein Nullartikel im Plural (prieteni ai lui Gheorghe - 'des amis de Georges'), sei es ein Nullartikel im Singular, also in aller Regel vor mass nouns: vin al lui Mo}Costache - 'du vin du vieux Costache'. Hierbei und beim unbestimmten Artikel vor dem Bezugsnomen steht sehr oft auch ohne Veränderung der Bedeutung de vor dem Genitivartikel: Prieteni de-ai lui Gheorghe, vin de-al lui Mo Costache.

2 ·7·2.2

143

(c) celälalt capät al înfâçurarii 29 a transformatorului 16; . . . un raport de anclan§are m, care este dependent de modul de construcfie al motorului 10, 11; montajul m» serie al rezistençei 27291. (d) . . . deoarece în acest caz nu ar mai fi disponibilä întreaga putere de accionare a motorului (Fall a + Fall c); alte (Artikel A 2 ) caracteristici μ perfeccionan avantajoase ale prezentei i n v e n t i (Fall b + Fall c) 2 9 2 . Dadurch, d a ß der Genitivartikel in Singular und Plural auch nach dem Genus unterschieden ist - wodurch er das N o m e n , das er repräsentiert, wenn es nicht durch das S u f f i x des bestimmten Artikels determiniert ist und unmittelbar v o r dem Träger des Genitivzeichens steht, formal auch in Numerus und Genus repräsentiert - , trägt er, namentlich bei komplexen Nominalsyntagmen, auch wesentlich zur Verdeutlichung der Relationen innerhalb der Satzeinheit bei. D a ß nun der Genitivartikel nur dann nicht steht, wenn der Träger des Genitivzeichens unmittelbar auf das S u f f i x eines bestimmten Artikels folgt, verbindet ihn mit dem Possessivartikel. Es w a r bereits oben darauf hingewiesen worden, daß der Possessivartikel (des Deutschen, Französischen etc.) eine Beziehung z u m Genitiv hat 293 . Hier läßt sich präzisieren: eine Beziehung z u der mutuellen syntagmatischen Relation, die jeder Genitiv darstellt und die, wenn man höhere Einheiten als diejenige des Satzes betrachtet, wie Jerzy K u r y l o w i c z gesehen hat, N o m i n a t i v und A k k u s a t i v , d. h. prime actant und second actant, voraussetzt, insofern die beiden Komponenten ' N o m e n + N o m e n mit Genitivzeichen' allemal einen Satz voraussetzen, in dem beide N o m i n a links b z w . rechts des Verbs eingeführt wurden 2 9 4 . Dieselbe Voraussetzung macht auch Émile Benveniste in einer 1962 erschienenen Auseinandersetzung mit A . W . de Groots Behandlung des lateini2»l Vgl. oben T 2 3 r (erstes Beispiel) und §§ 31 & 15 der rumänischen Version von Referenztext 1. Die kursiv geschriebenen Abschnitte sind die Abschnitte der jeweiligen Sätze, die zwischen das erste, mit dem Suffix des bestimmten Artikels versehene Nomen und den Träger des Genitivzeichens treten. Die »Ausnahme« von der Regel (c), die cite un, 'je ein' zu bilden scheint, wenn es als Träger des Genitivzeichens auf ein Nomen mit dem Suffix des bestimmten Artikels folgt, zeigt, daß cite un entgegen seiner graphischen Anordnung als eine Einheit, nämlich als der Artikel A 0 'cîte un' zu analysieren ist. 292 Vgl. §§ 7 und 10 der rumänischen Version des Referenztexts 1. 29 => Vgl. o. S. 39f. 294 Vgl. Kurylowicz 49/60.131-150, hier besonders S. 145, w o diese Relation durch das folgende Schema verdeutlicht ist: accusatif • nominatif

y . génitif Das Schema, in dem der Pfeil so viel bedeutet wie »zusammen mit« (die Reihenfolge 'Akkusativ/Nominativ' setzt allerdings eine petitio principii voraus, die hier nicht anerkannt wird), ist insofern nur in relativem Sinne gültig, als es lediglich f ü r solche Bezugsnomina und Genitivträger gilt, die jeweils die entsprechende Form des bestimmten Artikels haben (bzw. beim prädeterminierten Genitiv unter Umständen auch darstellen).

2.J.2.2

144

sehen Genitivs 2 6 5 . D a s entsprechende Fragewort, mit dessen H i l f e man den Possessivartikel

im

Verbund

eines Nominalsyntagmas

oder

»Komposi-

tums« (im Harwegschen Sinne) erfragen kann, ist ja auch ein Genitiv oder G e n i t i v s y n t a g m a : Wessen

le χ de qui...?

χ .. .; il χ di chi . . .; cuyo

χ ...;

al carni χ

...;

Durch eine entsprechende Rückwärtsfrage w a r oben festge-

stellt worden, daß der Possessivartikel b z w . der »Possessivpronominalartikel« in »seine K a t h o d e . . . « (T 4 ) speziell die kursiv geschriebenen Teile des Syntagmas »die K a t h o d e des Thyristors«

repräsentiert 296 . D a ß der Pos-

sessivartikel der dritten Person als solcher stets einen bestimmten A r t i kel und einen v o n dem N o m e n , das der bestimmte Artikel determinierte, abhängigen Genitiv repräsentiert, wird nun besonders deutlich im Rumänischen (und ζ . T . im Italienischen), w o der bestimmte A r t i k e l und ein besonderes anaphorisches und/oder deiktisches Zeichen (etymologisch gesehen das lat. Possessivum b z w . der Genitiv von islealid Possessivartikel bilden: cal ul

s ä u , il

suo

und illelillalillud) cavallo,

diesen

'sein Pferd'. Dieses

weitere Zeichen (im Rumänischen f ü r die dritte Person: säulsalluil eil Isaii salelluileillor),

das den Genitiv repräsentiert, den man bei der R ü c k w ä r t s -

frage als Teil der A n t w o r t bekommt, verhält sich im Rumänischen nun nicht anders als ein authentischer Genitiv: Überall dort, w o aus einem der eben (S. i42f.) angeführten Gründe a, b, c oder d das zweite, innerhalb der Satzeinheit oder über die Satzeinheit hinaus relationelle Zeichen v o m ersten getrennt wird, oder dort, w o das erste, das aus dem S u f f i x des bestimmten Artikels besteht, dadurch verschwindet, daß das N o m e n von einem anderen Artikel der Klasse A 2 b z w . v o n einem Artikel der Klassen A 3 oder A 0 determiniert wird, tritt als Ersatz der Repräsentant des Nomens in Form des 'Genitivartikels' v o r das zweite Zeichen, nämlich den Träger des Genitivmerkmals. In der Praxis kommen freilich fast nur die Fälle b und c vor, wobei der Fall c relativ selten ist. In den Fällen a und c, w o der Genitiv (bzw. hier das zweite, den Genitiv repräsentierende Zeichen des Possessivartikels) v o m vorhandenen S u f f i x des bestimmten Artikels getrennt ist (bzw. wäre), folgt das zweite Zeichen des Possessivartikels dem ersten und bleibt damit bei ihm. Ersetzt man also im obigen Beispielsatz f ü r Fall a den Genitiv a patriofilor

durch den zweiten Teil des Possessivartikels, so lautet

der Satz: (a) Prima lor grijä era îndeplinirea punctului al 3-lea. Er lautet nicht etwa *Prima grijä a lor. Entsprechende Beispiele f ü r den eintretenden und den nicht eintretenden Fall c: (c) (eintretend) In vremea cînd avea nuntä fratele cel mare al lui - geläufiger wäre allemal : fratele lui cel mare297. 295 Vgl. Benveniste 62Ι66Λ46Η. 2»« Vgl. oben 2.1.1. 2 9 7 Rädulescu-Codin, Ingerul Romänului. 1915, S. 218.

Povefti

¡i legende

din popor,

Bukarest

145

2.J.2.2

(nicht eintretend) L a aceasta m o t o r u l 1 0 , i x

c a p a t a c u r e n t « / sau plin de

scurtcircuit $i d e m a r e a z ä 2 9 8 .

U n v e r m e i d b a r ist jedoch das A u f t r e t e n des Genitivartikels v o r dem z w e i t e n Teil des Possessivartikels dort, w o kein S u f f i x des bestimmten Artikels v o r handen ist. D e r Genitivartikel bildet hier dann den ersten Teil des stets zweiteiligen Possessivartikels: (b) T o t u l alcätuia o ruina trista, prin materialul ei, un P o m p e i de lut, imposibil de a fi gîndit cu oameni într-însul, confundîndu-se cu pamîntul, p a r î n d o rana a lui, o mu$uroire de furnice gigantice. P e uça a p a r a r a solemni-rîzatori Sohaçchi çi trei ofiçeri, în c a r e recunoscu pe cei doi frafi ai lui Sohafchi (unul c a p i t a n çi altul locotenent) }i pe domnul eu mustâçi räsucite, acum c o l o n e l 2 9 9 .

N u r in einem P u n k t unterscheiden sich die Möglichkeiten des Possessivartikels wesentlich v o n denen des Genitivs. Genauso, wie alle A r t i k e l der K l a s se A 2 des Rumänischen in pronominaler Form und Funktion hinter das dann mit dem S u f f i x des bestimmten Artikels versehene, also weiterhin artikulierte N o m e n treten können (»acest om degete

omul

acesta«, »cele cinci

degeteie cele cinci«, etc.), kann der wegen seiner zweiteiligen

Struktur notwendigerweise hinter dem N o m e n erscheinende Genitivartikel [ul, -a + meu etc.) theoretisch v o r das N o m e n treten, wobei, da al meu, das sonst nur als pronominale Form v o r k o m m t , dann ebenso w i e -ul meu ein A r t i k e l der Klasse A 2 ist, das S u f f i x des bestimmten Artikels nicht mehr das N o m e n postdeterminieren kann, weil z w e i A r t i k e l der Klasse A 2 als D e t e r minanten desselben N o m e n s nicht möglich sind. So wie cele cinci oder acesia, w e n n sie nachgestellt und damit pronominale Formen sind, oppositiven W e r t haben, ist dann al meu, w e n n es in der ungewöhnlichen Position

vor

dem N o m e n steht, ebenfalls oppositiv. D i e Stellung ist freilich relativ selten, K r . S a n d f e l d und H e d v i g Olsen scheinen alle diesbezüglichen Beispiele aus den W e r k e n v o n l o a n Slavici (1848-1926) bezogen zu haben. Ein Beispiel: C a $i a lui casä nu mai era nici una în s a t 3 0 0 .

D e r rumänische Possessivartikel hat somit z w e i Formen: die eine besteht aus dem S u f f i x des bestimmten Artikels und dem zweiten, direkt nachfol-

298

§ 80 des R e f e r e n z t e x t s 1. - In Fällen wie in demjenigen des vorliegenden Satzes existiert der Genitiv, den sau repräsentiert, nur in der R ü c k w ä r t s f r a g e . D e n n im F a l l e v o n Sätzen, die eine derartige R e l a t i o n zwischen einem Possessivum und seinem Bezugsterm lediglich innerhalb der Satzeinheit, hier v o m Bereich rechts des Verbs zum Bereich links des Verbs gehend, enthalten, gibt es, in der Terminologie der Generativen G r a m m a t i k gesprochen, eine obligatorische Regel, welche auf der rechten Seite des Verbs das in einer früheren Stufe v o r h a n d e n e Ä q u i v a l e n t von den vollen Kurzschlußstrom des Motors 10, 11 in der endgültigen F o r m des Satzes zu seinen vollen Kurzschlußstrom reduziert. Anders ausgedrückt: E s gibt innerhalb der Satzeinheit obligatorische Pronominalisierungen (vgl. u. S. 153 ff.).

G. Cälinescu, Opere I I I , Bukarest 1966, S. 97, 165. 300 Slavici, Nuvele I, Bukarest 1921, S. 19. 299

146

2.7.2.2

genden Element, das den Genitiv repräsentiert. Es ist dies der Typ 'calul meu'. Die andere Form, al meu, ist die »nachgestellte«, also die pronominale Form des Possessivartikels, -ul meu ist ein Artikel der Klasse A 2 , vor dem, wie vor den anderen Mitgliedern der Klasse der Artikel A 2 , der bzw. im Rumänischen die Artikel der Klasse A1 erscheinen können: Toatä fa\a lor pärea scaldata într-o lumina de glorie301, al meu ist die nachgestellte, pronominale Form, die der Possessivartikel auch annehmen muß, wenn ein anderes Mitglied der Artikel der Klasse A 2 v o r das betreffende Nomen tritt und die Information, die er leistet, weiterhin aufrechterhalten werden soll: »Opt luni de zbucium au fost de ajuns pentru ca cei nouäsprezece ani ai ei sä capete înçelepciunea a patruzeci« 302 : hier liegt die Abfolge 'A 2 + A 3 +Nomen+pronominale Form des Possessivartikels' vor. Das ital. il mio cavallo scheint parallel ZÌI cal ul meu zu sein, und dieser Eindruck verstärkt sich noch, wenn man in Rechnung stellt, daß im Italienischen und Rumänischen dieselbe Ausnahme von der vorgeschriebenen zweiteiligen Struktur besteht, nach welcher der Possessivartikel stets aus dem bestimmten Artikel und einem zweiten, den Genitiv bzw. ein Nomen im Genitiv vertretenden Element, zusammengesetzt ist: diese Ausnahme ist der Singular der Verwandtschaftsbezeichnungen. Tatä meu - übrigens nicht ei, lor, lui - entspricht mio padre, etc. In beiden Sprachen ist jedoch der Plural »normal«: fra%ii mei und i miei fratelli 303 . In beiden Sprachen besteht in diesem Fall übrigens eine starke Tendenz zur Beseitigung der »Ausnahme« bei den Singularformen von Verwandtschaftsnamen. Insgesamt gesehen liegt es nahe, das italienische Possessivum als einen Artikel der Klasse A 2 + Adjektiv mio, mia etc. zu analysieren - der einzige Artikel mio, mia wäre mio in mio padre, mia madre etc. Mio kombiniert sich nämlich wie ein Adjektiv mit sämtlichen Artikeln (un suo cavallo, questo suo cavallo etc., wobei der Adjektiv-Charakter auch dadurch unterstrichen wird, daß mio hinter das Nomen treten kann: un cavallo suo etc.) 304 . Im Deutschen, Spanischen und Französischen ist das Possessivum dagegen ein Artikel A 2 , der dann, wenn ein anderer Artikel A2 vor das zu determinierende Nomen tritt und die Information des Possessivums aufrechterhalten werden soll, durch einen nicht-Artikel ersetzt werden m u ß : im Spanischen ist dieser »Ersatz« ein Adjektiv (un caballo suyo), ebenso im Alt-

301

Liviu Rebreanu, Pädurea spînzurafilor, Bukarest (o. J.) S. 67. C . Chiri^escu, Räsaduri. Nuvele, Bukarest 1 9 1 4 , S. 53. 303 Vergleichbare Verhältnisse liegen im Portugiesischen vor. 304 Das Komparativ-Kriterium für Adjektive versagt hier allerdings - es sei denn, man wollte den Gebrauch, den Eugenio Coseriu von dem Terminus 'relationell' macht und etwa beim Komparativ anwendet, für die relationeile Funktion von mein beanspruchen (vgl. einen Vortrag von Coseriu mit dem Titel »Eine neue Typologie der romanischen Sprachen«, gehalten am 18. Januar 1966 in Köln; vgl. auch Coseriu 67.11). 302

2.7-2.2, 2.7.3

147

u n d M i t t e l f r a n z ö s i s c h e n 3 0 5 ; i m N e u f r a n z ö s i s c h e n u n d D e u t s c h e n ist es e i n e z u s ä t z l i c h e p r o n o m i n a l e o d e r n o m i n a l e D e t e r m i n a t i o n , die n a t ü r l i c h in den anderen

Sprachen

p r i e t e n al meu ein N o m e n , Freunde,

-

möglich

ist

(ein F r e u n d

das v o n der p r o n o m i n a l e n

una

von

mir,

un

ami

eine andere M ö g l i c h k e i t : Possessivartikel

delle

mie

amiche

F o r m einer

etc. -

dadurch

de

moi,

(im P l u r a l )

a b h ä n g t : einer

wird

der

un +

meiner

Possessivartikel

w i e d e r a l l e i n i g e r A r t i k e l d e r K l a s s e A 2 , e r ist a l l e r d i n g s a b h ä n g i g v o n e i n e r pronominalen

Form;

im

Italienischen

bleibt

mie

auch hier A d j e k t i v ,

der

A r t i k e l ist d i e G e n i t i v f o r m des b e s t i m m t e n A r t i k e l s ) . D a s r u m ä n i s c h e A r t i k e l s y s t e m w e i s t s o m i t e i n i g e B e s o n d e r h e i t e n a u f 3 0 6 , es bestätigt jedoch alle bisherigen Ergebnisse der A n a l y s e der

Artikelfunktion.

Gleichzeitig zeigt z. B. der A b s c h n i t t 2.7.2.2 exemplarisch, w i e die U r s a c h e der nen

wie erwähnt Parallelen

bereits v o n K r . S a n d f e l d u n d H e d v i g O l s e n

zwischen

Possessiv-

und

Genitivartikel

ohne

gesehe-

weiteres

B l i c k f e l d treten, w e n n m a n die S a t z g r e n z e n a c h oben hin überschreitet funktionelle Gesichtspunkte (Erfragbarkeit)

2.7.3

ins und

berücksichtigt.

Artikel und Genitivattribut

D i e B e t r a c h t u n g des Possessivartikels u n d die n o t w e n d i g e r w e i s e d a m i t

ver-

b u n d e n e B e t r a c h t u n g des G e n i t i v s h a t ein w e i t e r e s E r g e b n i s g e b r a c h t ,

das

I m A l t - und M i t t e l f r a n z ö s i s c h e n ist ein Possessivartikel (die sogenannte »neb e n t o n i g e F o r m « ) v o n einem P o s s e s s i v a d j e k t i v ( » h a u p t t o n i g e F o r m « ) z u u n t e r scheiden, das v o r S u b s t a n t i v e n (aber n a t ü r l i c h h i n t e r d e m A r t i k e l ) steht u n d das, w e n n es m i t d e m A r t i k e l z u s a m m e n v o r k o m m t , die p r o n o m i n a l e F o r m b i l d e t . V g l . d a z u a u c h G a m i l l s c h e g jy.ióyff. u n d z u m rein M o r p h o l o g i s c h e n Schwan/Behrens 25.184-87. 30β X) a s Rumänische h a t mindestens z w e i A r t i k e l der K l a s s e A 1 : tot/toatä, întregl întreaga, im P l u r a l k o m m t d a z u , w i e im Italienischen entrambi, n o c h amîndoi; alt/altä/lalpi/alte ist i m R u m ä n i s c h e n ebenso w i e celälalt ein A r t i k e l der K l a s s e A g ( w o es im P l u r a l eine labile P o s i t i o n in b e z u g a u f mulfi/multe h a t , das A r t i k e l A s ist, j e d o c h auch v o r al(i¡alte v o r k o m m e n k a n n ) . D i e s u n d ebenso die K o m b i n a t i o n s m ö g l i c h k e i t 'unbestimmter A r t i k e l + alt', die allerdings n o c h als G a l l i z i s m u s b e z e i c h n e t w i r d (ein f r e i l i c h nicht seltener G a l l i z i s m u s : v g l . § § 8 u n d 76 des R e f e r e n z t e x t s i r ) , z e i g t , d a ß alt im R u m ä n i s c h e n die T e n d e n z h a t , sich z u m A d j e k t i v z u e n t w i c k e l n . Alt w ä r e z . B . A d j e k t i v in der K o m b i n a t i o n fiecare alt. I m G e g e n s a t z z u m rumänischen alt ist das spanische otro aus der R e i h e der spanischen A r t i k e l A 2 l e d i g l i c h nicht m i t dem u n b e s t i m m t e n A r t i k e l z u k o m b i n i e r e n und als A d j e k t i v z u a n a l y s i e r e n , das in einem bestimmten F a l l v o n einem N u l l a r t i k e l p r ä d e t e r m i n i e r t w i r d . D a z w a r alle A r t i k e l der r u m ä n i schen K l a s s e A 2 u n t e r e i n a n d e r n i c h t z u k o m b i n i e r e n sind, einige j e d o c h n i c h t m i t d e m einen o d e r anderen A r t i k e l der K l a s s e A t ( e t w a tot und der unbestimmte A r t i k e l ) , w ä r e es s i n n v o l l , die K l a s s e A 2 in z w e i H ä l f t e n z u teilen, die sich d u r c h B e s c h r ä n k u n g in der K o m b i n i e r b a r k e i t m i t den A r t i k e l n A j und/oder A 3 konstituieren. Es ist z . B . sinnlos, das S u f f i x des bestimmten A r t i kels mit Z a h l a r t i k e l n k o m b i n i e r e n z u w o l l e n , w e i l die V a r i a n t e des S u f f i x e s des bestimmten A r t i k e l s v o r Z a h l e n , die als A r t i k e l g e b r a u c h t w e r d e n , cel/cea etc. lautet.

305

148

2-7-3

nicht nur für das Rumänische gilt. Der Genitiv als von seiner Funktion her relationeller Kasus 307 erfordert bei den Nomina, auf die er sich bezieht, einen Artikel. Dieses Ergebnis wäre auch direkt aus dem fünften Axiom (o. S. 127) abzuleiten. Für eine Determination durch den Genitiv gilt mithin dasselbe wie für eine Determination des Nomens durch Relativsätze. Von hierher kann und muß das Ergebnis noch präzisiert werden: Es gilt für solche Genitive, die Relativsatz-Äquivalente sind, und es gilt natürlich auch für Adjektive, welche eine derartige Funktion haben. Für den Bereich des Rumänischen hat das seit 1929 Alexandru Graur bemerkt. Anhand solcher Wendungen wie »sä chemi pe caporali çi pe sergenti ζ de zi«, wo caporali ohne, sergenti de zi dagegen mit Artikel steht, zieht er folgenden Schluß: » . . . le premier substantif n'a pas d'article, parce qu'il n'est pas suivi d'un déterminant, tandis que le second comporte l'article, qui provient certainement du déterminant suivant« 308 . Diese Formulierung mag so, wie sie hier steht, nicht weiter verdächtig, sondern akzeptabel erscheinen. Sie wird erst bedenklich, wenn man weiß, daß Graur das provenir dann im Sinne einer These versteht, die besagt, der postponierte bestimmte Artikel des Rumänischen sei diachronisch gesehen aus einer Prädeterminante einer folgenden Determination des Substantivs zu einer Postdeterminante des vorhergehenden Substantivs geworden. Aus vaca a neagrä wäre vaca neagrä entstanden309. Es soll hier jedoch nicht über die Richtigkeit der diachronischen These Graurs gestritten werden - es mutet freilich etwas sonderbar an, daß der suffigierende Artikel ausgerechnet aus dem Typ porcus ille silváticas entstanden sein soll: als ob es im Lateinischen neben illa Lesbia nicht schon immer auch Lesbia illa, also Nomen + »Artikel« o h n e weitere Determinante, gegeben hätte. (Gerade die Lektüre Catulls wäre hier vielleicht aufschlußreich.) Aus der hier vertretenen Sicht zutreffend ist auf alle Fälle die Beobachtung Graurs, wenn man sie so interpretiert, daß die Determinierung eines Nomens, sei es durch Adjektive, sei es durch Genitive, sei es durch Relativsätze, irgendeinen Artikel beim Nomen erforderlich macht, das determiniert wird: irgendeinen, also eben nicht nur den bestimmten Artikel, auf den es Graur bei seiner These allein ankommt. Ausnahmen treten nur dort auf, wo ein Nullartikel möglich ist oder wo Nomen + Determinans eine lexikalisierte Einheit bilden. Sie treten somit auf bei countable nouns im Plural und bei mass-noun-Singulariatantum auch im Singular (stets mit Ausnahme des Französischen). Man kann mithin sagen »beau vin alb«, man kann auch sagen »gaseçte porçi închise«, nicht jedoch, wie Graur weiß, »*gäse$te poartä inchisä«,

307 Vgl. zum Relationskasus 'Genitiv' auch Lohmann 48. 308 Graur 67.4. 809 pü r Graur zeigen dann auch solche Fälle wie codul civil }i cel penal, daß der Artikel von codul dem folgenden Adjektiv »entrissen« (arracher) worden sei; ebd.

2.7-3

149

sondern natürlich »gaseçte o poartä (poarta, aceastä poartä etc.) închisa« 310 . Selbstverständlich braucht der Nullartikel als Pluralform des unbestimmten Artikels nicht zu stehen, man kann ihn durch die Pluralformen anderer Artikel oder durch Artikel ersetzen, die nur im Plural vorkommen. Mit einem Beispiel Sextil Puçcarius: Man kann, mit Nullartikel, sagen: »bäte la por^i deschise «, aber auch, mit bestimmtem Artikel: »bäte la porçile deschise«, etc. Diese Beobachtungen, die Alexandra Graur gemacht und in seinem Sinn ausgewertet hat, sind gemäß der hier vorgetragenen funktionell orientierten Interpretation auf alle berücksichtigten romanischen Sprachen und das Deutsche auszudehnen. Sie besagen, daß ein Nomen, das im Verband eines Syntagmas determiniert wird, als Nomen und als Bezugspunkt syntagmatischer Relation einen Artikel haben muß (der, wo er möglich ist, ein Nullartikel sein kann). Welcher Artikel steht, ist nur eine Frage des Kontexts und der Intention des Sprechers.

31» Graur 67.3.

PRONOMEN, EIGENNAME, SUBSTITUTION

UND

TEXTREDUKTION

In Kapitel 2 w a r die Klärung der textkonstituierenden Funktion der Artikel A 2 einerseits mit einer Klärung der Funktion der Artikel überhaupt und andererseits, vor allem wegen der nur potentiell über die Satzeinheit hinaus relationeilen (anaphorischen) Funktion des bestimmten Artikels, mit einer Betrachtung der übrigen Faktoren verbunden, die textkonstituierend sind und durch ihr Vorkommen in einem Satz, der im Bereich links oder rechts des Verbs einen bestimmten Artikel aufweist, diesem Artikel eine anaphorische Relation innerhalb des durch sie konstituierten Kontexts überhaupt erst erlauben. N u r im Sonderfall der Sätze mit einem finiten Seinsverb ist der bestimmte Artikel im Bereich rechts des Verbs unabhängig von allen anderen kontextkonstituierenden Faktoren stets anaphorisch, wenn keine Möglichkeit zur Relation innerhalb der Satzeinheit gegeben ist 1 . Z u diesen kontextkonstituierenden oder, um den Terminus von Gerhard Nickel wieder aufzugreifen, kontexthungrigen Zeichen, gehörten als Satzteile Pronomina und Eigennamen — daneben stehen die nicht-Satzteile (im Sinne der Erfragbarkeit), welche die Textkonjunktionen und die Kategorien 'Numerus' und 'Tempus' darstellen. Unter dem Gesichtspunkt der Substitution sollen hier nun - unter anderem - auch Eigennamen und Pronomina näher besprochen werden.

3.1

Anaphorische und kataphorische Pronominalisierung

Substitution durch »Pronominalisierung« soll hier deutlich von drei anderen Möglichkeiten der Substitution abgehoben werden: a) von dem, was Roland H a r w e g »eindimensionale Substitution« nennt (d. h. Wiederaufnahme des T y p s 'der Honig . . . der Honig'); b) von der Wiederaufnahme eines mit dem unbestimmten Artikel eingeführten Nomens durch dasselbe Nomen mit dem bestimmten Artikel (oder einem der Artikel, die ihn in seiner Funktion als bestimmter Artikel vertreten können); c) von der Wiederaufnahme auf Abstraktionsebene (d. h. Wiederaufnahme des T y p s 'der Honig . . . das Nahrungsmittel') ; und d) von der Wiederaufnahme auf 1

Vgl. o. S. I02ff. Andere Ausnahmen sind prinzipiell nur bei mass nouns möglich, die per se mit dem bestimmten Artikel kombiniert vorkommen.



151

m e t a s p r a c h l i c h e r E b e n e b z w . v o n der ' m a t e r i a l e n S u p p o s i t i o n ' ( T y p :

'la

f e m e l l e d u p h a l a r o p e se c o m p o r t e c o m m e les mâles d'autres espèces d ' o i seaux . . . cette p h r a s e ' oder 'dieser S a t z ' ) . W a s ü b r i g b l e i b t , ist die W i e d e r a u f n a h m e d u r c h das, w a s m a n g e m e i n h i n ' P r o n o m e n ' nennt, abgesehen v o n den pronominalen

Formen und

den A r t i k e l n ,

die z u g l e i c h

pronominale

F u n k t i o n haben, s o w i e d e n P r o n o m i n a , die f ü r die K o m m u n i k a t i o n s t e i l n e h mer ' S p r e c h e r ' u n d ' H ö r e r ' stehen (die stets deiktischen P r o n o m i n a ersten u n d z w e i t e n P e r s o n ) , diejenigen f ü r die dritte o d e r

der

Nicht-Person

É m i l e Benvenistes 2 . W e s e n t l i c h u n d w i c h t i g ist dabei, d a ß das Substituens weder

»homosyntaktisch«

sein, also dieselbe R o l l e in d e r

syntaktischen

H i e r a r c h i e innehaben m u ß w i e das Substitut, n o c h ü b e r h a u p t z u r selben in klassischer g r a m m a t i s c h e r T e r m i n o l o g i e - W o r t a r t o d e r W o r t k l a s s e z u g e h ö r e n b r a u c h t w i e das, w a s es substituiert 3 . Es g i b t f r e i l i c h v o n den S u b stituentia her gesehen bei d e r Substitution b e s t i m m t e in

Abhängigkeit

von

der

syntaktischen

Rolle

des

Ausschließlichkeiten Substituendums.

» P e r s o n a l p r o n o m i n a « der d r i t t e n Person (im D e u t s c h e n er/sie/es//sie) stituieren

auf

T e x t e b e n e ausschließlich

Textabschnitte,

d i e in der

Die subRolle

eines a c t a n t e r f r a g b a r sind, m i t h i n beispielsweise nicht O r t s - u n d Z e i t b e s t i m m u n g e n . S o ist a u c h contact

in d e m S a t z »Burgess a v a i t pris c o n t a c t

a v e c M c L e a n « nicht als S a t z t e i l z u substituieren, sondern, w e i l es mit d e m V e r b eine Einheit bildet, nur m i t d e m V e r b z u s a m m e n 4 . Contact

wäre dage-

gen als p r i m e a c t a n t in »Le c o n t a c t a v a i t été pris à L o n d r e s « d u r c h ein P e r s o n a l p r o n o m e n der dritten Person z u ersetzen. A u f g r u n d des ersten A x i o m s (o. S. 6) u n d d e r E r f r a g b a r k e i t s m e t h o d e w a r es eingangs m ö g l i c h gewesen, S ä t z e als solche z u delimitieren. D i e s e D e l i m i t i e r u n g der e i n z e l n e n S ä t z e gestattete es w i e d e r u m , unter den A r t i k e l n 2

3

4

Vgl. Benveniste 46/66.228. Einen »Ausnahmefall« für die Pronomina der ersten und zweiten Person hat bereits Apollonios gesehen: Briefe, in denen Adressat und Absender fehlen. Hier bleiben die deiktischen Pronomina »kontexthungrig« bzw. άντωνυμίαι άόρισται (vgl. π. συντ. II.9, p. 113, 2 - 1 4 Bkk.). Vgl. auch oben Kapitel 2, Anm. 142. - Zur ein- und zweidimensionalen Substitution vgl. Harweg 68.24-30. Bei Harweg fällt das, was hier »Pronominalisierung« und »Wiederaufnahme auf Abstraktionsebene« bzw. »Wiederaufnahme auf der Ebene der Metasprache« genannt wird, unter dem Oberbegriff »zweidimensionale Substitution« bzw. »pronominale Verkettung« zusammen. Zur NichtPerson vgl. auch Forchheimer 53.25. Der Terminus 'homosyntaktisch' im Gegensatz zu 'heterosyntaktisch' wird von Roland Harweg gebraucht. Vgl. Grevisse § 4 6 3 : »En principe, pour qu'un nom puisse être représenté par un pronom, il faut que ce nom soit détermine, c'est-à-dire précédé d'un article ou d'un adjectif déterminatif«. »Ausnahmen«, wie sie ζ. Β. bei Pinchón 65.189 zitiert werden, stammen interessanterweise aus älterem literarischem Sprachgebrauch (zwei Vers-Beispiele aus Corneille und Moliere) oder stellen ganz einfach keine völligen Ausnahmen dar: »Quel qu'eût été le motif de son changement de religion, elle fut sincère dans celle qu'elle avait embrassée« (Rousseau, Confessions II, zit. bei Pinchón). - Die Bezüge zur Regel von Vaugelas sind evident und werden beispielsweise von Grevisse gesehen.

152 insgesamt eine Gruppe solcher Artikel zu unterscheiden, deren relationelle Funktion, dann Anapher genannt, über die Satzeinheit hinausgeht oder hinausgehen kann. Auch bei der Pronominalisierung, die hier, wie eben dargelegt wurde, nicht in dem weiten Sinn verstanden wird, den Roland H a r w e g dem Terminus aus der Konsequenz seiner Darstellung heraus gibt, ist es nun von größtem Gewinn, zwischen einer Pronominalisierung innerhalb der Satzeinheit und einer Pronominalisierung über die Satzeinheit hinaus streng zu unterscheiden 5 . Mit der Pronominalisierung innerhalb der Satzeinheit hat sich naturgemäß die Generative Grammatik beschäftigt. Es gehört hier zu ihren großen Verdiensten, auf den obligatorischen Charakter bestimmter Pronominalisierungen innerhalb der Satzeinheit (etwa bei Reflexivität, bei possessiver Relation etc.6) aufmerksam gemacht zu haben. Von größter Wichtigkeit ist nun, daß mit der Überschreitung der Satzgrenze alle Pronominalisierungen fakultativ werden - was den Ansatzpunkt zu einer linguistischen »Stilistik« darstellen könnte 7 . Es bliebe also einem Autor wie Marcel Mauss, wenn er über Wilhelm Wundt schreibt, völlig unbenommen, in den folgenden Sätzen statt des Pronomens der dritten Person il — das man als prädeterminierendes Konjugationsmerkmal ansehen kann - jedesmal M. Wundt zu setzen: ein Verfahren, das ζ. B. als ein »Stilmittel« der politischen Rede wohlbekannt ist. T 2 7 f (l) (2) (3) (4)

Si ces remarques ont leur justesse, elles ont le tort de laisser le mythe indistinct de l'art et, particulièrement de la poésie. M . Wundt l'a bien senti; aussi s'est-il efforcé de marquer la limite qui sépare ces deux domaines. I l mous montre le mythe, à mi-chemin entre le langage et la poésie, plus objectif que celle-ci, plus subjectif que celui-là.

5

Mit relativen Begriffen wie »short term referents« und »long term referents« allein, wie sie etwa Karttunen 69.1.3 gebraucht (bei H a r w e g entsprechend Mikro- und Makro-, vgl. oben Kapitel 2, A n m . 109), ist nichts gewonnen, zumal es keine speziellen »short« oder »long term referents« gibt (selbst die Relativpronomina können unter Umständen beim »relativen Anschluß« oberhalb der Satzeinheit relationell sein). Nützlich in dieser Hinsicht ist ein A u f s a t z von H e n r y H i z , der freilich ohne Satzaxiom b z w . Satzdefinition, zumindest eine Unterscheidung t r i f f t zwischen »reference within a sentence and across sentence boundaries« (Hiz 69.i39ff.).

6

Vgl. u. a. R u w e t 67.261-63 ; Rohrer 68 a - beide mit Verweisen auf weitere Literatur. Renate Steinitz, die sich mit Pronominalisierung auch unter Berücksichtigung des Kontexts, also bei gleichzeitiger Überschreitung der Grenzen der Satzeinheit, befaßt, übt dabei Kritik an Chomsky 65 (Subkategorisierungsregel). V g l . zur Relevanz der reflexiven Relation innerhalb der Satzeinheit auch H i z 69.139^ und zur obligatorischen Pronominalisierung innerhalb der Satzeinheit oben Kapitel 2, Anm. 298. U m von vornherein scheinbare Ausnahmen v o n bestimmten obligatorischen Pronominalisierungen auszuscheiden, muß daran erinnert werden, daß zwei mit und, oder etc. koordinierte Hauptsätze, die nicht denselben prime actant haben - der prime actant spielt diese Rolle wegen der Subjektkonjugation - , nach dem ersten A x i o m (o. S. 6) selbstverständlich als zwei Sätze zu betrachten sind. Dies gilt auch für (Haupt)Sätze in (Haupt)Sätzen (also für Parenthesen), nicht jedoch für hypotaktische Satzgefüge.

7

153 Bei H a r w e g finden sich unter dem Stichwort »bidirektionale Uneindeutigkeit« eine ganze Reihe v o n zum Teil konstruierten Beispielen, die v o m hier vertretenen Standpunkt aus als Fälle obstinater Nicht-Pronominalisierung oberhalb der Satzeinheit angesehen werden müssen 8 . I m Gegensatz zur P r o nominalisierung oberhalb der Satzeinheit, die stets f a k u l t a t i v ist, w ä r e es nicht möglich, innerhalb des folgenden Satzes auf die Pronominalisierung zu verzichten: (5) D'autre part M. Wundt remarque lui-même, et avec raison, que la théorie du tabou qu'il dérive du mythe doit jouer un rôle primordial dans la théorie de la morale qui formera la troisième partie de la Völkerpsychologie9. M i t der Pronominalisierung innerhalb von Sätzen, genauer: »mit den G e setzmäßigkeiten, welche der V e r w e n d u n g des Personalpronomens der dritten Person innerhalb eines zusammengesetzten Satzes zugrundeliegen«, hat sich am Beispiel des Französischen bereits Christian R o h r e r b e f a ß t 1 0 . E r hat dabei die Termini »Vorwärtspronominalisierung«

und

»Rückwärtsprono-

minalisierung« verwendet, an deren Stelle hier 'anaphorische' b z w . ' k a t a phorische Pronominalisierung' gesagt werden soll. Folgender

Beispielsatz

Rohrers zeigt, w a s damit gemeint ist; gleichzeitig w i r d das angewandte V e r f a h r e n deutlich. D e r (bei Identität v o n Jean

und Jean

nicht in dieser

F o r m vorkommende) Satz »"'Lorsque J e a n eut allumé sa cigarette, J e a n posa les coudes sur la table« w ü r d e in (möglicher) anaphorischer Pronominalisierung lauten: »Lorsque J e a n eut allumé sa cigarette, il posa les coudes sur la table«. In o f f e n b a r ebenfalls möglicher kataphorischer Pronominalisierung: »Lorsqu'z/ eut allumé sa cigarette, J e a n posa les coudes sur la table«. Setzt man nun den (in dieser F o r m dann wiederum unmöglichen) Ausgangssatz mit vorangehendem H a u p t s a t z an ( » * J e a n posa les coudes sur la table, lorsque J e a n eut allumé sa cigarette«), so ergibt sich, daß eine k a t a phorische Pronominalisierung diesmal unmöglich i s t 1 1 . D a s heißt, der anaphorisch pronominalisierte Satz »Jean posa les coudes sur la table, lorsqu'î'Z eut allumé sa cigarette« hat auf jeden Fall eine andere Bedeutung als die kataphorisch pronominalisierte F o r m »// posa les coudes sur la table, lorsque J e a n eut allumé sa cigarette«. Die F r a g e der anaphorischen oder k a t a phorischen Pronominalisierung ist im Falle v o n H a u p t - und Nebensatz schon deswegen v o n großer Bedeutung, weil z. B. im Französischen p r a k tisch alle Nebensätze auch v o r den H a u p t s a t z gestellt werden können. R e lativsätze sind hier keine Ausnahme, weil sie oben (S. I 9 f f . ) v o n den N e b e n sätzen unterschieden wurden. N e b e n den »unechten Relativsätzen« stellen

8 Harweg 68.265H. Marcel Mauss, »L'art et le mythe d'après M. Wundt«, in: Revue que de la France et de l'étranger 46 (1907) 40-78, hier S. 59/60. « Rohrer 68 a. 11 Rohrer 68 a. 1 1 3 ; ähnlich und mit ähnlichen Beispielen Hiz 69.149Í. 9

philosophi-

154 die einzige Ausnahme, wie Georges Gougenheim sah, die Konsekutivsätze dar 12 . Die Beobachtungen Rohrers, die zeigen, daß unter den gegebenen Umständen (oder besser: Kontext Verhältnissen) kataphorische Pronominalisierung bei vorangehendem Nebensatz möglich ist, sind sehr wertvoll. Dennoch haben sie nur relativen Wert, weil sie ausdrücklich unter Verzicht auf einen größeren Kontext gewonnen wurden. Berücksichtigt man Sätze im Kontext, so gilt zuallererst als Regel, was Apollonios in seiner Schrift »Über die Pronomina« (περί αντωνυμίας) bereits klar formuliert hat: Pronomina sind entweder deiktisch (erste und zweite Person) oder, je nachdem, anaphorisch oder deiktisch (dritte Person). D . h . der »Normalfall« ist stets derjenige der anaphorischen oder »Vorwärtspronominalisierung« 13 , sowohl innerhalb der Satzeinheit wie auch außerhalb. Für den Bereich der Pronominalisierung oberhalb der Satzeinheit kennt diese Regel keine Ausnahme. Das heißt, die (fakultative) Pronominalisierung oberhalb der Satzeinheit ist — ohne metasprachliche Eingriffe — stets anaphorisch. I n n e r h a l b der Satzeinheit kann dagegen, wie Rohrers Beispiele demonstrieren, kataphorische Pronominalisierung eintreten, und zwar unter allen Textumständen bei einer nur innerhalb der Satzeinheit existierenden (obligatorischen) Pronominalisierung, die bei Reflexivität vorgenommen wird. Bei allen anderen Pronominalisierungen kann eine kataphorische Pronominalisierung innerhalb der Satzeinheit allerdings, und das können Rohrers Beispiele nicht zeigen, erst dann eintreten, wenn Anaphora ausgeschlossen ist. Mit anderen Worten: wo immer eine Anapher oberhalb der Satzeinheit möglich ist, hat sie Vorrang vor der Katapher innerhalb der Satzeinheit 14 . Die Möglichkeit der Katapher besteht allemal an Text- oder Absatzanfängen. Sie besteht dort, wo das Pronomen im vorhergehenden Satz, bei Tex12

13 14

V g l . Gougenheim 3 9 . i i 6 f . ; daß z . B . bei Kausalsätzen im Französischen je nach V o r - oder Nachstellung in der Regel verschiedene Konjunktionen auftauchen, ist dabei nicht von Belang (comme steht praktisch ausschließlich bei Voranstellung, parce que ist zu etwa 95 Prozent kausale Konjunktion in nachgestellten Nebensätzen; bei puisque ist das Verhältnis von Voranstellung gegenüber Nachstellung etwa 3 zu 7; vgl. im einzelnen Lorian 66). Vgl. Apollonios π. άντ. 9, 17-10, j Sehn. Es ist ζ. B. leicht, zu Rohrers ad-hoc-Beispielsatz für die kataphorische Pronominalisierung (»Lorsqu'il eut allumé sa cigarette, Jean posa les coudes sur la table«) einen vorangehenden weiteren ad-hoc-Beispielsatz zu konstruieren, so daß das Satzpaar etwa lauten würde: »Pierre sortit une cigarette de sa poche. Lorsqu'il eut allumé sa cigarette, Jean posa les coudes sur la table«. Hier müßte man dann schon im zweiten Satz »sa cigarette« durch »sa cigarette à lui« ersetzen, um unter Umständen noch eine Katapher zu ermöglichen. Dasselbe geschieht, wenn man vor Rohrers ad-hoc-Satz (Satz 14) auf S. 1 1 4 folgenden ad-hoc-Satz stellt: »Donald demanda une somme d'argent à son oncle«, so daß sich das folgende Satzpaar ergibt: »Donald demanda une somme d'argent à son oncle Dagobert. A y a n t compris qu'z'/ ne pouvait pas obtenir la somme de son concie, Jean écrit une longue lettre à son amie«. Zumindest il in Satz 2 bezieht sich dann auf Donald.

155 ten mit fortlaufendem Thema (im Sinne der Prager Schule) auch in den vorhergehenden Sätzen 1 5 , kein in Numerus bzw. in Numerus und Genus korrespondierendes antecedens hat. Sie besteht schließlich dort, w o »lexikalische Solidaritäten« 1 6 auch eine formal mögliche Anapher ausschließen - der zweite und der dritte Fall sind sehr oft miteinander verbunden. Daß die »normale« Pronominalisierungsrichtung auf Satzebene überhaupt umgekehrt werden kann, hängt damit zusammen, daß in der Einheit 'Satz' zumindest vier hierarchische Stufen existieren: Aus dem ersten A x i o m (S. 6) folgte sogleich, daß das Hauptverb als satzkonstituierendes Element an der Spitze der Hierarchie steht. Diese oberste Hierarchiestufe spielt jedoch bei der Pronominalisierung innerhalb der Satzeinheit keine Rolle und bleibt im folgenden außer Betracht. Auf den nachfolgenden Hierarchieebenen der Aktanten oder »Mitspieler« - so die nunmehr etablierte deutsche Terminologie - kommt dem prime actant wegen der Subjektkonjugation in den berücksichtigten Sprachen eine besondere Bedeutung zu: seine Rolle ist stets besetzt, bei den »nullwertigen« Verben mit einem nominalen Minimum, welches dasjenige des alleinigen Flexionsmerkmals sein kann 1 7 . Gerhard Heibig und Wolfgang Schenkel berücksichtigen dies in ihrem ausgezeichneten Wörterbuch zur Valenz und Distribution deutscher Verben (1969) nicht, wenn sie anhand solcher Beispiele wie »mich friert«:

15

16

17

Bei fortlaufendem 'Thema' sind durchaus auch von H a r w e g so genannte »distanztopologische Substitutionen« möglich, d. h. die Anapher geht unter U m ständen über mehr als einen Satz hinweg zurück (vgl. H a r w e g 68.210—16). Die von der Gedächtnispsychologie her zu erwartende Grenze dürfte bei sieben Satzeinheiten Zwischenraum liegen. V g l . zu den »lexikalischen Solidaritäten« (die, mit Peter H a r t m a n n gesprochen, ein »Referenzapriori« voraussetzen) Coseriu 67 b. D e r Unterschied zwischen solchen prädeterminierenden Konjugationsmerkmalen wie es (es geht im Gegensatz zu ihr geht) oder il ist neben der Berücksichtigung des Genus im Singular b z w . in Singular und Plural v o r allem der, daß das prädeterminierende Konjugationsmerkmal wegfallen kann, wenn das zweite Verb und die folgenden Verben aus einer Serie von finiten Verben den gleichen prime actant haben, d. h. wenn ein »Satz« mehrere H a u p t v e r b e n hat - und damit im Sinne des ersten A x i o m s aus mehreren Sätzen bestünde. V g l . dazu auch unten 3 . 3 . 1 . Z w e i Beispiele: Il a de sept à treize ans, vit p a r bandes, bat le p a v é (. . .), court, guette, quête, perd le temps, culotte des pipes, jure comme un damné, hante le cabaret, connaît des voleurs, tutoie des filles, parle argot, chante des chansons obscènes et n'a rien de mauvais dans le cœur. (Victor H u g o , Les Misérables I I I , L i v r e premier, K a p i t e l 1 [»Parvulus«] Ausgabe Paris 1 9 6 3 , S. 229). L ' e n f a n t passa le bout de ses doigts sur les lèvres, e f f l e u r a sa joue humide, glissa sur des yeux verts trop grands pour son visage, écarta une mèche de longs cheveux dorés qui retomba aussitôt sur son front. (Robert Sabatier, Les allumettes suédoises, Paris 1 9 6 9 , S. 9). Die postdeterminierenden Konjugationsmerkmale können dagegen nicht wegfallen - sonst w ä r e eine Subjektkonjugation keine Subjektkonjugation.

i56

»ich friere« die »strukturelle Gleichstellung aller Mitspieler« zeigen wollen: friert hat in mich friert das Konjugationsmerkmal der dritten Person Singular (hier identisch mit dem der zweiten Person Plural), in mich friert ist also ein A k t a n t mehr ausgedrückt als in ich friere18. Dieser Vorrang des prime actant gilt, trotz unverkennbarer Ansätze zur »Objektkonjugation« insbesondere im Französischen 19 : die »Objektkonjugation« ist nämlich dann allemal eine Subjekt-Objekt-Konjugation. Eine Stufe unter dem prime actant, auf gleicher Ebene mit dem second actant, befinden sich der tiers actant und die restlichen Satzteile, also solche, ohne welche der Satz (bei entsprechenden Verben) immer noch ein Satz im Sinne des Axioms wäre, wozu beispielsweise auch Orts- und Zeitbestimmungen zählen. Eine weitere Stufe tiefer in der Hierarchie steht ein solcher Genitiv, der nicht in Aktantenfunktion auftritt und der, wie Kurylowicz gesehen hat, bei Berücksichtigung höherer Einheiten als derjenigen des Satzes als Genitiv mit dem bestimmten Artikel prime actant und second actant voraussetzt. Auch bei Kurylowicz existiert ja eine, wenn auch anders geartete, Hierarchie der Fälle 20 . Wenn nun Relationen über die Satzeinheit hinaus aus einem der genannten Gründe nicht möglich sind, so ist eine kataphorische, also der normalen Pronominalisierungsrichtung entgegengesetzte Relation innerhalb der Satzeinheit nur dann möglich, wenn sie entweder auf der gleichen Hierarchiestufe bleibt oder in Richtung von der hierarchisch niedrigeren zur hierarchisch höheren Stufe geht. Im Falle von »Lorsqu'il eut allumé sa cigarette, Jean posa les coudes sur la table« geht sie vom temporalen Nebensatz (erfragbar durch quand?) zum prime actant. Dort, wo sie von der höheren zur tieferen Stufe gehen müßte, scheint die kataphorische Relation innerhalb der Satzeinheit dagegen nicht möglich zu sein: »II posa les coudes sur la table lorsque Jean eut allumé sa cigarette«. Dasselbe gilt f ü r eine an-

18 19 20

Vgl. Helbig/Schenkel 69.22. Vgl. Heger 66 a und Rothe 66, desgleichen oben Kapitel 2 Anm. 30. Vgl. Kurylowicz 49/60.131-50. Insofern die Possessivrelation innerhalb der Satzeinheit eine obligatorische Pronominalisierung erfordert, ist die Analyse von Kurylowicz audi für den Possessivartikel adäquat, der ja das Äquivalent eines Nominativ und Akkusativ voraussetzenden Genitivs ist: Z w a r kann man den Genitiv, welchen der Possessivartikel dann »ersetzt«, allenfalls bei Annahme einer solchen in der Tiefenstruktur ansetzen; der Possessivartikel kann jedoch bei Relation innerhalb der Satzeinheit nur vor dem second actant vorkommen. Steht der Possessivartikel dagegen bei S-V-O-Reihenfolge der Satzteile vor dem Nominativ des Subjekts, so wird er, abgesehen von den am Ende des folgenden Absatzes (S. ΐ ζ γ ί . ) dargestellten Fällen, im allgemeinen als anaphorisch interpretiert. Dabei braucht dann freilich nicht immer ein entsprechender Akkusativ vorauszugehen; allerdings implizieren solche Ausdrücke wie oben in T 4 (S. 39) »die Anode des Thyristors - seine Kathode« ungesagte Sätze wie »Der Thyristor hat eine Anode bzw. eine Kathode«. Vgl. dazu Bellen 68.

3·ΐ

157

dere, bereits besprochene A r t der P r o n o m i n a l i s i e r u n g : d i e j e n i g e d u r c h den Possessivartikel der dritten Person. F o l g e n d e s Beispiel m a c h t dies d e u t l i c h : T 2 8 d (i) Ihre Zulassung zur Prüfung, die Termine der einzelnen Prüfungen und Prüfungsteile entnehmen die Kandidaten den Anschlägen am Schwarzen (2) Brett des Romanischen Seminars. Der Anschlag gilt als Ladung zur Prüfung 2 !. Hier

ist eine k a t a p h o r i s c h e

Relation

innerhalb

der

Satzeinheit

deshalb

m ö g l i c h , w e i l der in diesem F a l l v o r a n g e s t e l l t e second a c t a n t hierarchisch unter d e m p r i m e a c t a n t (die Kandidaten) artikel

(Ihre

Zulassung)

relationell

kann, sofern nicht A n a p h o r a

steht, z u dem sich d e r Possessivverhält

bzw.

relationeil

verhalten

über die S a t z e i n h e i t hinaus m ö g l i c h

ist 22 .

M ü ß t e d a g e g e n die k a t a p h o r i s c h e R e l a t i o n i n n e r h a l b der S a t z e i n h e i t v o m prime actant rechts

links

des V e r b s z u m hierarchisch tieferen second

actant

des V e r b s gehen, so w ü r d e der Possessivartikel im Bereich links

des V e r b s unter a l l e n T e x t u m s t ä n d e n als a n a p h o r i s c h b z w . als t e x t - oder k o n t e x t k o n s t i t u i e r e n d interpretiert w e r d e n 2 3 . A u s n a h m e n v o n dieser R e g e l scheinen nur d o r t m ö g l i c h z u sein, w o die A k t a n t e n A k t a n t e n bei einem passivisch g e b r a u c h t e n V e r b sind, d. h. d o r t , w o der A g e n s , der bei einer (falls ü b e r h a u p t m ö g l i c h e n ) a k t i v e n F o r m des b e t r e f f e n d e n V e r b s als p r i m e a c t a n t a u f t r ä t e , e n t w e d e r g a n z f e h l t oder a u f einer niedrigeren H i e r a r c h i e stufe a u s g e d r ü c k t ist. D i e passivische D i a t h e s e ist ja ein M i t t e l z u r V a l e n z r e d u k t i o n , v o n w e l c h e r der p r i m e a c t a n t der entsprechenden F o r m bei a k t i v e r D i a t h e s e b e t r o f f e n ist. D i e s sei an einer m o d i f i z i e r t e n F o r m v o n T 2 8 d dargestellt: I n d e m S a t z Ihre Zulassung zur Prüfung teilt das Dekanat den Kandidaten mit

21

22

23

Romanisches Seminar der Universität (zu) Köln, »Entwurf einer Ordnung der Zwischenprüfung«, Mai 1968, Punkt 3. Wegen der starken Tendenz zur S-V-O-Stellung in den romanischen Sprachen erfordert eine Voranstellung des second actant dessen pronominalisierte Wiederholung nach dem Verb bzw. beim Verb. Vgl. »Leur admission . . ., les candidats la sauront etc.«: hierbei ist dann leur admission innerhalb der Satzeinheit »normal« anaphorisch pronominalisiert [la) und das Pronomen vertritt den second actant an der richtigen Stelle, die bei pronominalisierten Aktanten nicht mehr rechts des Verbs ist, sondern auf jeden Fall hinter dem prime actant. Vorausstellung des second actant führt also zur Stellung Oj-S-C^-V, wobei 0 2 die pronominalisierte Form von O t ist. Die feste Stellung der Aktanten S und O in den Sätzen romanischer Sprachen hängt bekanntlich damit zusammen, daß ein Nomen in prime-actant-Funktion formal identisch ist mit einem Nomen in second-actant-Funktion - bis auf die Stellung. Vgl. oben T 4 (S. 39). Falls mithin solche Sätze wie »Sein Chauffeur hat den Minister bestohlen« je vorkommen, dann nur als Sätze in einem Text, der eine anaphorische Relation über die Satzeinheit hinaus auf eine weitere dritte Person hin gestattet. Mündliche Rede ist hier aus nicht weiter zu erläuternden Gründen anders zu beurteilen. - Rohrers Ergebnis, beim Possessivpronomen sei Rückwärtspronominalisierung (kataphorische Pronominalisierung) immer möglich (Rohrer 68 a. 128), ist dementsprechend zu modifizieren.

158 ist eine kataphorische Relation zwischen den auf gleicher Hierarchiestufe befindlichen Aktanten »Ihre Zulassung zur Prüfung« und »den Kandidaten« möglich. Die anaphorische Relation ist ohnehin problemlos (»Das Dekanat teilt den Kandidaten ihre Zulassung zur P r ü f u n g mit« und »Den Kandidaten teilt das Dekanat ihre Zulassung zur P r ü f u n g mit«). Wird nun dieser Satz unter Valenzreduktion ins Passiv transformiert, so ist eine kataphorische Relation zwischen den bei aktiver Diathese gleichrangigen Aktanten, von denen einer jetzt prime actant geworden ist, möglich: Ihre Zulassung zur Prüfung wird den Kandidaten mitgeteilt.

Ein weiterer Beispielsatz Rohrers zeigt, daß innerhalb der Satzeinheit sowohl eine anaphorische als auch eine kataphorische Relation unmöglich sind, wenn dazu innerhalb der Satzeinheit ein Sprung nach unten oder nach oben über mehr als eine Hierarchiestufe (also zwischen prime actant und Genitiv oder umgekehrt) nötig wäre. Das Beispiel lautet: Mit Karls Auto hat er schon drei Unfälle gehabt 24 .

Hier wird unter keinen Umständen eine anaphorische Relation zwischen Karl und er hergestellt. Ebenso unmöglich wie die anaphorische Pronominalisierung ist jedoch, wie man in Ergänzung zu Rohrers Beispielsatz sagen muß, die kataphorische Pronominalisierung: die Relation wird auch dann nicht hergestellt, wenn man dem Beispielsatz folgende Form gibt: »Er hat schon drei Unfälle mit Karls Auto gehabt«. Beide Sätze sind allemal textkonstituierend, weil die Relation, die innerhalb der Satzeinheit nicht möglich ist, dann nur zu einer hierarchisch höheren Einheit hin gehen kann, mithin nur Anaphora über die Satzeinheit hinaus eintreten kann. D a ß die anaphorische oder die kataphorische Relation innerhalb der Satzeinheit dagegen über eine hierarchische Stufe nach oben möglich ist, zeigt der Beispielsatz in folgender Form: Mit seinem Auto hat Karl schon drei Unfälle gehabt.

Dasselbe gilt f ü r den Satz in der Form: Karl hat mit seinem Auto schon drei Unfälle gehabt.

In beiden Fällen geht die Relation, ob anaphorisch oder kataphorisch, zum hierarchisch höheren prime actant. Generell läßt sich daraus ableiten, daß beispielsweise im Falle der beiden zuletzt angeführten Sätze eine anaphorische Relation über die Satzeinheit hinaus als eine Relation in Richtung auf eine hierarchisch noch höhere Stufe stets den Vorrang hat, wenn sie möglich ist. Diese Überlegungen zur Pronominalisierung müßten, da sie aus dem ersten Axiom (S. 6) abzuleiten sind, in dem Bereich Geltung haben, f ü r den dieses Axiom als gültig angesetzt wurde, mithin im Bereich der vier romani24

Rohrer 68 a. 128.

159 sehen S p r a c h e n u n d des D e u t s c h e n . S o f e r n sie sich w i e im F a l l e der m ö g l i chen k a t a p h o r i s c h e n

R e l a t i o n bei v o r a n g e s t e l l t e m

second a c t a n t auf

die

S t e l l u n g der A k t a n t e n links oder rechts des V e r b s beziehen, sind sie f r e i l i c h in ihrer G ü l t i g k e i t entsprechend der V a r i a b i l i t ä t der

Stellungsmöglichkei-

ten in den einzelnen b e r ü c k s i c h t i g t e n romanischen S p r a c h e n z u m o d i f i z i e ren, w o

die T e n d e n z

zur

»SVO-Stellung«

(Subjekt-Verb-Objekt)

mehr

o d e r w e n i g e r stark ist 25 . D a s Ergebnis dieser Ü b e r l e g u n g e n k a n n in v i e r Punkten zusammengefaßt werden: 1 . E i n e sprachliche F o r m , die als » N o m e n « interpretiert w i r d weise escale in faire

escale)

(beispiels-

ist nur d a n n als S a t z t e i l z u substituieren, w e n n

sie als S u b s t i t u e n d u m n o m i n a l e F u n k t i o n hat, m i t a n d e r e n W o r t e n : w e n n sie einen A r t i k e l hat. T r i f f t dies nicht z u , so ist sie nur m i t dem V e r b , mit d e m sie z u s a m m e n ein neues V e r b bildet, z u substituieren. 2. E i n e P r o n o m i n a l i s i e r u n g (also Substitution d u r c h P r o n o m i n a , p r o n o m i n a l e F o r m e n u n d A r t i k e l mit p r o n o m i n a l e r F u n k t i o n ) über die S a t z e i n h e i t hinaus, die stets eine f a k u l t a t i v e P r o n o m i n a l i s i e r u n g

ist, ist (ohne m e t a -

sprachliche E i n g r i f f e ) stets a n a p h o r i s c h e P r o n o m i n a l i s i e r u n g . M i t anderen W o r t e n : o b e r h a l b der S a t z e i n h e i t sind P r o n o m i n a nie k a t a p h o r i s c h . 3. K a t a p h o r a ist nur i n n e r h a l b der S a t z e i n h e i t m ö g l i c h , u n d z w a r

dann,

w e n n eine a n a p h o r i s c h e R e l a t i o n über die S a t z e i n h e i t hinaus - eine R e l a tion, die, da sie z u einer hierarchisch höheren S t u f e hin geht, stets die P r i o rität h a t -

ausgeschlossen ist (per se also b e i m R e f l e x i v u m ) . D i e s

deckt

sich mit den B e o b a c h t u n g e n bei den A r t i k e l n , w o r e s t r i k t i v e R e l a t i v s ä t z e eine R e l a t i o n des A r t i k e l s , der das B e z u g s n o m e n des R e l a t i v s a t z e s determiniert, über die S a t z e i n h e i t hinaus (also A n a p h o r a ) ausschlossen. I m Sinne dieses dritten P u n k t e s interpretiert h e i ß t dies, d a ß R e l a t i v s ä t z e nur d a n n r e s t r i k t i v sein k ö n n e n , w e n n eine A n a p h o r a des A r t i k e l s , der das B e z u g s n o m e n determiniert, nicht m ö g l i c h ist, w e n n also der b e t r e f f e n d e A r t i k e l rein k a t a p h o r i s c h relationeil ist. 4. K a t a p h o r a i n n e r h a l b der S a t z e i n h e i t ist nur d a n n m ö g l i c h , w e n n sie um nicht m e h r als eine S t u f e in R i c h t u n g auf einen hierarchisch höherstehenden S a t z t e i l oder in R i c h t u n g auf einen hierarchisch g l e i c h r a n g i g e n S a t z t e i l hin s t a t t f i n d e t . U m g e k e h r t ist eine a n a p h o r i s c h e P r o n o m i n a l i s i e r u n g innerh a l b der S a t z e i n h e i t nur d a n n m ö g l i c h , w e n n sie auf einen T e i l des Satzes hin geht, der nicht m e h r als eine S t u f e tiefer in der H i e r a r c h i e steht 2 6 . W o 25 26

Vgl. dazu oben S. I56f. und Anm. 22. Selbst dann werden derartige Sätze unter Umständen als nicht sonderlich korrekt interpretiert. Ein Beispiel (Satz 49 in Referenztext 2) : »D'après le galbe de cet homme osseux, et malgré son hardi spencer, vous /'eussiez difficilement classé parmi les artistes Parisiens etc.« Hier liegt nur ein Sprung über eine hierarchische Stufe nach unten vor. Im Falle von »D'après le galbe de cet homme osseux, il. . .« müßte ein Sprung über zwei Stufen nach unten vollzogen werden, der nicht möglich ist: il würde also oberhalb der Satzeinheit anaphorisch bzw. als nicht identisch mit dem Genitiv de cet homme osseux interpretiert werden.

ι6ο

3 · ΐ , 3-2

diese Bedingung nicht erfüllt w i r d , ist das entsprechende Pronomen unter allen Textumständen über die Satzeinheit hinaus relationeil b z w . text- oder kontextkonstituierend 2 7 . 3.2

Substitution und Eigenname

I n 3 . 1 hat sich gezeigt, daß Pronominalisierung oberhalb der Satzeinheit (und ζ. T . auch innerhalb der Satzeinheit) zumeist f a k u l t a t i v ist, woraus sich ein Ansatzpunkt f ü r eine linguistische Stilistik ergeben könnte. Wenn nun im folgenden die Wiederaufnahme des Protagonisten in einem bestimmten T e x t beobachtet werden soll, so geschieht dies nicht zum Z w e c k stilistischer Interpretation - obwohl sich die A f f i n i t ä t zu einer solchen auf Schritt und Tritt erweisen w i r d - , sondern a) zur Beobachtung des V e r hältnisses zwischen T e x t und Eigenname, und b) zur Beobachtung des V e r hältnisses zwischen Substantiv (Nomen), Eigenname und Pronomen. D a f ü r w u r d e mit dem R e f e r e n z t e x t 2 ein literarischer R e f e r e n z t e x t ausgewählt. D a ß es sich dabei um einen französischen T e x t handelt, ist völlig nebensächlich. G e n a u dieselben Ergebnisse könnten an T e x t e n einer der anderen romanischen Sprachen gewonnen werden, ζ . B . an den ersten sechs Seiten des R o m a n s Enigma

Otiliei

(1938) v o n Gheorghe Cälinescu 2 8 . Weniger ne-

bensächlich scheint dagegen zu sein, daß es sich um einen literarischen T e x t

27

Wenn man das Problem der Pronominalisierung oberhalb der Satzeinheit mit der Prämisse angeht, wegen des Ökonomieprinzips der Sprache sei Pronominalisierung der Normalfall bzw. »Renominalisierung« trete nur dann und mit Notwendigkeit ein, wenn Verständnisschwierigkeiten (Unklarheit des Ziels der Relation, die vom Pronomen ausgeht, wegen mehrerer Bezugsmöglichkeiten etc.) vermieden werden müßten, so begibt man sich wegen des prinzipiell stets fakultativen Charakters dieser Pronominalisierung, wie oben angedeutet (vgl. o. S. 152Í.), notwendig in den Bereich der Stilistik. Ein aus formalen Gründen (Genus- und Numeruskorrespondenz) unklares Ziel der Relation verhindert ζ. B. die Pronominalisierung oberhalb der Satzeinheit ebensowenig wie ein formal klares Ziel der Relation, die von einem allfälligen Pronomen ausgehen würde, die Setzung eines Pronomens erzwingt. Die Verhinderung von Ambiguität ist unter Umständen sogar nicht einmal möglich a) wegen des obligatorischen Charakters einiger Pronominalisierungen innerhalb der Satzeinheit und b) wegen der Priorität der anaphorischen Relation über die Satzeinheit hinaus, wo immer sie möglich ist. Was sich feststellen läßt, ist lediglich, daß in Texten mit fortlaufendem 'Thema' (im Sinne der Prager Schule) eine Tendenz zur Pronominalisierung oberhalb der Satzeinheit besteht. Solche Tendenzen sind wie alles 'mehr' oder 'weniger' stilistisch interpretierbar. - Es sei abschließend darauf hingewiesen, daß zwar, wie schon oben (Anm. 7) betont wurde, in koordinierten Hauptsätzen bestimmte innerhalb der Satzeinheit obligatorische Pronominalisierungen nicht obligatorisch sind, daß jedoch andererseits Renominalisierungen in solchen koordinierten Hauptsätzen sehr oft unmöglich sind.

28

Cälinescu, Opere I I I , Bukarest 1966, S. 7 - 1 2 .

3· 2

handelt: Wesentliches Auswahlkriterium für den Text ist die Einführung einer Person in ein Textuniversum mit anschließender Verleihung eines Eigennamens29. Der Protagonist des Romans, dessen Anfang der Referenztext 2 darstellt es handelt sich um Balzacs Roman Le Cousin Pons -, wird in Satz 1 als prime actant eingeführt mit dem in solchen Fällen »normalen« unbestimmten Artikel, der hier innerhalb der Satzeinheit relationell ist in bezug auf ein Relativsatzäquivalent und einen nachfolgenden, koordinierten Relativsatz (».. . un homme âgé d'une soixantaine d'années, mais à qui tout le monde eut donné plus que cet âge«). Er wird wiederaufgenommen als second actant eines Nebensatzes (oder »Prädikatids« im Sinne von Ruth Crymes 30 ) in der Form von ce vieillard: »En apercevant de loin ce vieillard«. Es liegt also Wiederaufnahme a) mit Hilfe eines stets anaphorischen Artikels vor, der in dem oberhalb der Satzeinheit relevanten Paradigma 'unbestimmter Artikel : bestimmter Artikel' den Platz des bestimmten Artikels einnehmen kann; diese Wiederaufnahme ist b) eine Wiederaufnahme auf einer Abstraktionsebene 31 . In Satz 4 wird der Protagonist als Genitiv (»un mot fera comprendre la valeur archéologique de ce bonhomme«) wiederaufgenommen. In Satz 7 taucht er auf einer anderen Abstraktionsebene als der prime actant ce passant auf 3 2 ; in Form der Reprise kehrt er in Satz 9 a als der prime actant le passant wieder, in Satz 1 0 auf der Abstraktionsebene von Satz 2 als der prime actant ce vieillard etc. Wenn der Protagonist in den ersten 50 Sätzen des Texts in Erscheinung tritt, so vorzugsweise auf verschiedenen Abstraktionsebenen. Nur gelegentlich, in den Sätzen 19, 20, 35, 36, 47, 49, erscheint er hier am Anfang des Romans in pronominalisierter Form. Insgesamt gesehen liegt hier der von Roland Harweg so genannte Typ der »distanztopologischen Substitution« vor 33 . Nach der Einführung des Protagonisten als »un homme âgé d'une soixantaine d'années etc.« existieren offensichtlich mindestens drei Typen von

29

30 31

32

33

Aus den bereits oben S. 1 1 9 erwähnten Gründen ist es nicht sehr leicht, derartige Textanfänge oder Textabschnitte in den Romanen namhafterer Autoren der jüngeren Vergangenheit zu finden. Crymes 68.43ff. Vgl. zum Prädikatid unten Anm. 142. Daß hier auf einer Abstraktionsebene wiederaufgenommen wird, zeigt sich dann, wenn man die (Rückwärts)Frage stellt: »En apercevant de loin quel vieillard, les personnes qui sont là etc.?« Man erhält dann die Antwort mit einem Segment aus dem ersten Satz, das durch das Niveau der Rückwärtsfrage bedingt statt des unbestimmten Artikels einen bestimmten Artikel oder sogar den stets anaphorischen Artikel ce als Prädeterminante hat: »En apercevant de loin l'homme âgé d'une soixantaine d'années etc.« Ce passant ist Abstraktionsebene in bezug auf Satz 1 (»un homme âgé d'une soixantaine d'années, mais à qui tout le monde eût donné plus que cet âge, allait le long du boulevard des Italiens«·, diese Abstraktionsebene ist vorbereitet durch les passants in Satz 3. Harweg 68.210-16.

3·2 Substitution: ι . Substitution durch den anaphorischen, eventuell auch den bestimmten Artikel und ein Nomen auf Abstraktionsebene (ce vieillard, ce bonhomme, ce passant). 2. Substitution durch Reprise des mit dem unbestimmten Artikel eingeführten Nomens oder eines ihm substituierten N o mens mit H i l f e des dann anaphorischen bestimmten Artikels ('ce passant . . . le passant'). 3. Substitution des mit dem unbestimmten Artikel eingeführten Nomens oder eines seiner Substitute durch ein Pronomen bzw. Personalmorphem (»cet homme si disgracié par la nature était mis comme le sont etc.« . . . »il portait etc.« - Satz 34/35). Es gibt nun noch eine weitere, vierte Art der Substitution, die, wenn sie im Text auf eine oder beide der beiden erstgenannten Möglichkeiten der Substitution bzw. auf ein erstes Vorkommen des Protagonisten in der Form 'unbestimmter Artikel +Nomen-[-Ergänzungen' folgt, jedoch niemals eine direkte Substitution ist 84 . Diese vierte Möglichkeit ist diejenige eines Eigennamens. Die Verleihung des Eigennamens sieht bei Balzac so aus: »Ce passant était pourtant (a) un grand prix, (b) l'auteur de la première cantate couronnée à l'Institut, lors du rétablissement de l'Académie de Rome, (c) enfin M. Sylvain Pons«. Hier liegt ganz offensichtlich keine Substitution vor, sondern (der Reihe nach) eine Charakterisierung (a), eine Definition (b) und schließlich eine Identifikation (c) 35 . Ein allgemein bekanntes Zeichen der französischen Sprache, das sogenannte 'nomen commune' passant (ce passant), in dem die Fülle der bisherigen Information über den Protagonisten enthalten ist, wird mit dem nicht allgemein bekannten Zeichen ('nomen proprium' 36 ) Sylvain Pons identifiziert. Der Sprung vom nomen commune zum nomen proprium, der, wie gesagt, nicht derjenige einer direkten Substitution ist, findet in aller Regel i n n e r h a l b einer Satzeinheit statt. A n die Stelle der Identifikation tritt dabei sehr oft die explizite Benennung des Vorgangs, der stattfindet: bei der Verleihung eines Namens treten dann solche Zeichen wie 'Name', 'nennen', 'heißen', kurz: metasprachliche Zeichen, auf. Ζ. B. wird der jugendliche Held in Cälinescus oben erwähntem Roman, der mit »un tînar de vreo optsprezece ani, imbracai ìn uniforma de licean« eingeführt und dann meist mit tinärul, auch mit liceanul wiederaufgenommen wurde, ausdrücklich benannt: »Se numea Felix Sima . . .« 37 . Ob die explizite Benennung unmittelbar vom Autor des betreffenden Textes vorgenommen wird oder mittelbar von einer der dort vorkommenden Personen, spielt da-

34

35 38

37

Ausgenommen von dieser Feststellung sind eine Anzahl von Produktionen der Schönen Literatur, die in der Regel nach 1900 entstanden sind: Mit dem zunehmenden Sprachbewußtsein bei den Autoren wird schlechterdings alles möglich. Vgl. dazu o. S. i 0 2 f f . Die Unterscheidung geht auf Dionysios Thrax zurück. Vgl. τέχνη γραμματική 6 3 4 , i 3 f f . Bkk. (δνομα κοι/νόν: ίδιον). Cälinescu, Enigma Ottliei, (Opere III), Bukarest 1966, S. 1 2 .

ï63

3.2

bei keine Rolle 3 8 . Ist eine Dialogsituation vorhanden, so bietet sich wechselseitiges B e f r a g e n nach dem N a m e n b z w . eine wechselseitige Vorstellung an 3 8 . Selbst dort, w o eine direkte Substitution vorzuliegen scheint, machen zumindest die älteren Autoren Zusätze, welche den A k t der Benennung eindeutig als solchen kennzeichnen 4 0 . Cervantes achtet beispielsweise ebenso w i e die Autoren der griechischen Liebesromane überall dort, w o sich im D i a l o g Partner selbst mit dem N a m e n benennen oder anreden, d a r a u f , daß derartige Eigennamen, die nicht v o m A u t o r oder v o n einer seiner Personen explizit einer bestimmten Person zugewiesen w o r d e n w a r e n , mit metasprachlichen Erläuterungen versehen werden, welche das Versäumte nachholen 4 1 .

38

39

40

41

Ein Beispiel für eine mittelbare Benennung: Una, pues, desta nación ( = de los gitanos), gitana vieja, que podía ser jubilada en la ciencia de Caco, crió una muchacha en nombre de nieta suya, a quien puso nombre Preciosa, y a quien enseñó todas sus gitanerías, y modos de embelecos, y trazas de hurtar. (Cervantes, Novelas ejemplares, »La gitanilla«, Madrid 1962, S. 3f.). Der jugendliche Gauner Rinconete zum jugendlichen Gauner Cortadillo, dem Leser bislang nur bekannt als el (muchacho) grande und el (muchacho) pequeño oder el menor: Yo, señor hidalgo, soy natural de Fuenfrida, lugar conocido y famoso por los ilustres pasajeros que por él de continuo pasan; mi nombre es Pedro del Rincón; mi padre es persona de calidad etc. (Ebd., »Rinconete y Cortadillo«, S. 138). Cervantes läßt Rinconetes Kollegen Cortadillo sich in der Novelle nicht auf dieselbe Weise vorstellen, sondern trägt die Vorstellung, nachdem er den N a men selbst auf der Ebene, die bezogen auf die direkte Rede die Metaebene ist, genannt hatte, in einer Parenthese nach: »Sea así«, respondió Diego Cortado (que así dijo el menor que se llamaba) ... (Ebd. S. 143). Ein anderes Beispiel aus derselben Novelle: Y así como entraron (las dos mozas) se fueron con los brazos abiertos, la una a Chiquiznaque y la otra a Maniferro, que estos eran los nombres de los dos bravos. (Ebd. S. i78f.). Die beiden Leibwachen Monipodios sind dem Leser seit S. 164 bekannt, eingeführt mit dem Zahlartikel, der alleinstehend ja die Funktion des unbestimmten Artikels hat, als »dos bravos y bizarros mozos, de bigotes largos etc.« Beispiele dafür: - »Y así se hará, o no quedará de mí pedazo«, replicó Monipodio. Y llamando a la guía, le dijo: - »Ven acá, Ganchuelo: ¿están puestas las postas?« - »Si«, dijo la guía, que Ganchuelo era su nombre. oder: - »Yo sí tengo, señora Pipota« (que este era el nombre de la buena vieja), etc. (Ebd. S. 170 und S. 183). Ganchuelo ist dem Leser seit S. 1 5 5 als »otro mozo de la esportilla« bekannt, la Pipota seit S. 163, wo sie als »una vieja halduda« eingeführt wird.

164

3-2

Der Sprung vom Zeichensystem der nomina communia zu den nomina propria findet mithin in aller Regel nicht unmittelbar statt, d. h. dadurch, daß einem nomen commune ein nomen proprium substituiert wird, sondern nur mittelbar. Einige Möglichkeiten hierfür wurden gezeigt, der Katalog ist jedoch nicht erschöpfend. Eigennamen, das ist offensichtlich, sind nur verständlich, wenn sie mit nomina communia identifiziert oder definiert wurden bzw. werden. Bertrand Russell hat dies in aller Deutlichkeit gesehen42. Jeder Schüler verbringt einen bedeutenden Teil seiner Schulzeit mit dem Erlernen der Definitionen von Eigennamen in Geschichte, Geographie oder anderen Disziplinen. Wer den Wirtschaftsteil einer Zeitung oder eine Wirtschaftszeitung aufschlägt und etwa vom »Bass Strait drilling programme of Broken Hill Proprietary« (oder sogar »BHP«), liest, kann immerhin, wenn er sich an die Definition der 'Bass Strait' als einer Meerenge zwischen Australien und Tasmanien erinnert, die Schlußfolgerung ziehen, Broken Hill Proprietary sei der Name einer (wegen des geographischen Namens Broken Hill in New South Wales) vermutlich australischen Gesellschaft, die in der bewußten Meerenge Ölbohrungen durchführt 43 . Die Kenntnis derartiger nicht weiter definierter Eigennamen wird bei den Lesern solcher Spezialseiten oder Spezialzeitungen vorausgesetzt. Sätze, die Eigennamen enthalten, sind insofern stets kontextkonstituierend. Eine Ausnahme bilden (wie stets) metasprachliche Sätze, etwa solche wie »Bröken Hill ist ein Name«. Eigennamen sind so etwas wie eine »zweite Art der Benennung«, »un segundo nombrar« in jeder Sprache - bereits Leibniz scheint dies gesehen zu haben 44 . Gleichzeitig haben jedoch, abgesehen davon, daß sie alle in derselben syntaktischen Funktion erscheinen können, die Eigennamen sehr vieles gemeinsam mit den nomina communia und mit den Pronomina. Dies wird sich anhand des folgenden Substitutionsschemas ergeben, das in Anlehnung an Referenztext 2 etwa so aussehen könnte: Stufe 1 2 3 4 5

. . . un homme âgé d'une soixantaine d'années, mais . . . ce vieillard, passant, bonhomme etc. le passant, le bonhomme S y l v a i n Pons il

Die beiden Endpunkte dieses Substitutionsschemas sind festgelegt. Der unbestimmte Artikel vor einem Nomen schließt per definitionem Anaphora

42

43 44

Bertrand Russell, »The Philosophy of Logical Atomism«, The Monist 19x8 (zitiert bei Gardiner 54.59). F ü r Russell ist damit jeder Eigenname eine »atomic proposition«, mit anderen Worten, er ist kontextkonstituierend. V g l . Financial Times v o m 2 4 . 1 2 . 1 9 6 9 . V g l . Coseriu 62.280, der in diesem Zusammenhang (Anm. 54) auf Leibniz und andere verweist.

3.2

165

aus, d.h. die Gruppe 'unbestimmter Artikel + Nomen' stellt nie ein Substituens, sondern stets nur ein Substituendum dar. Von der Pronominalstufe (Stufe 5) kann man zwar nicht umgekehrt sagen, sie sei nur Substituens und kein Substituendum. Aber: sie ist nur dann Substituendum, wenn sie bereits Substituens ist, und sie kann dann nur durch sich selbst substituiert werden. Mit anderen Worten: Pronomina, die nichts substituieren, die nicht für etwas stehen, können selbst auch nicht substituiert werden. »Leere« Pronomina, d. h. solche nominalen Minima wie es in dem nullwertigen Verb es regnete sind nicht zu substituieren45. Das eben Gesagte hat sogar ontologische Implikationen: auch das, was für nichts im ontologischen Sinn steht, ist, vorausgesetzt, man erkennt bestimmte Prämissen an, natürlich nicht substituierbar. Aus niemand qua niemand wird also ebensowenig er wie kein Buch zu es wird - eines der bekannten Beispiele für die Unmöglichkeit der »Referenz« in solchen Fällen ist im Bereich der Generativen Grammatik das Satzpaar: »X hat kein Buch geschrieben. Es ist beim Verlag Y erschienen«46. Darin, daß die Pronominalstufe nur substituierbar ist, wenn sie selbst Substituens ist, unterscheidet sie sich allerdings, Stufe 1 natürlich ausgenommen, höchstens von der Stufe 3 - Eigennamen und stets anaphorische Artikel sind ja allemal kontextkonstituierend, während der bestimmte Artikel in Stufe 3 nur dann anaphorisch ist, wenn andere Faktoren bereits einen Kontext konstituieren. Es sind mithin Texte möglich, in denen die Gruppe 'bestimmter Artikel+Nomen' zwar Substituendum, aber nicht Substituens ist (beispielsweise 'der Honig' in Claude Lévi-Strauss' Buch Du Miel aux Cendres). Dennoch stellt die Stufe 5 einen Endpunkt des Schemas dar; insofern nämlich, als sie Substituens für die Stufen 1 - 4 , also eben Pronomen sein kann, als Pronomen jedoch nur durch sich selbst, d. h. nicht etwa durch Pro-Pronomina ersetzt werden kann 47 . Somit ist die fünfte Stufe auf jeden Fall die letzte Substitutionsstufe. Die Reihenfolge der drei Stufen 2, 3 und 4 darf nun keineswegs im Sinne eines obligatorischen Nacheinander verstanden werden (wenngleich die Abfolge der Stufen 1 - 5 , als Maßstab vorausgesetzt, zu einer brauchbaren Typologie von Textanfängen führen kann). Denn wie bereits gesagt wurde: von den Stufen 1 , 2, 3 oder 4 kann jederzeit zu Stufe 5 gesprungen werden. Ebenso kann die Stufe 2 übersprungen werden, zumal dann, wenn auf Stufe 3 dasselbe Nomen, das auf Stufe 1 vorkam, mit dem bestimmten Artikel wiederaufgenommen wird (Referenztext 2 zeigt sehr deutlich, daß auf

48 4e 47

V g l . ausführlich unten 3 . 2 . 4 . V g l . zu derartigen Problemen etwa Karttunen 69. Z u m eventuellen W e g f a l l prädeterminierender Konjugationsmerkmale bei einer Reihung von H a u p t v e r b e n , die denselben prime actant haben, v g l . oben Anm. 1 7 .

ι66

3.2,3.2.1

Stufe 2 vorzugsweise Nomina auf einer Abstraktionsebene vorkommen 48 ). Das sprachliche Zeichen, das auf Stufe 4 auftritt, bedarf, wie oben bereits gezeigt, eines besonderen Einführungsmodus innerhalb der Einheit eines Satzes, bevor es als Substituens bzw. Substituendum verwendet bzw. interpretiert wird. Wichtig ist, daß Texte, die nach unserer Interpretation aktualisierte Texte bzw. Texte mit aktualisiertem (d. h. auf Raum und Zeit bezogenem) Inhalt sind, ihr Thema (im Sinne von Vilém Mathesius) stets auf der Stufe 1 als Rhema einführen müssen. Die vielen Texte, in denen dies dennoch nicht geschieht, sind Texte, deren Verfasser die »Vorinformation« des Lesers unterschlagen, d. h. Texte, in denen Anaphora auf nicht Gesagtes stattfindet. Nicht-aktualisierte Texte bzw. Texte mit nicht-aktualisiertem Inhalt können dagegen auf der Sufe 3 beginnen - es sind dies Texte, deren Substituenda bzw. Substitueiltia nach der Terminologie von Roland Harweg im Verhältnis »bidirektionaler« bzw. »unidirektionaler Uneindeutigkeit« stehen49, das heißt: deren Substituenda in, für sich genommen, kontextinvarianten Sätzen stehen50. 3.2.1

Nomen proprium und nomina communia

Die auf Stufe 4 des Substitutionsschemas vorkommenden Eigennamen haben nun eine vielfache Affinität zu den Stufen 3 und 5 des Schemas, d. h. 48

Folgendes Schema verdeutlicht die Sprünge zwischen den Stufen am A n f a n g von Referenztext 2, bezogen auf die »thematisierte« (im Sinne der Prager Schule) Hauptperson Sylvain Pons. V o n oben nach unten die Stufen, v o n links nach rechts der Textverlauf. Eingeklammerte aufeinanderfolgende Zahlen bedeuten einen Sprung innerhalb derselben Satzeinheit - z. B. ist sichtbar, daß die Einführung des Eigennamens innerhalb eines Satzes vorgenommen wird. U m ganz vollständig zu sein, müßte das Schema in der Dimension 'Textverlauf' sämtliche Sätze mit entsprechender Anzeige dessen enthalten, ob Pons in ihnen vorkommt oder nicht. Aus Rücksicht auf die Übersichtlichkeit des Schemas wurde hier darauf verzichtet.

222 2222

222

2

3

(2

(2 2

3 4) 55

49 50

(55)

(55)

5)

(4 (4 (4 55 55) (55) (55) 5) 5) ·

Vergleicht man den A n f a n g v o n Referenztext 2 mit den A n f ä n g e n vergleichbarer Texte, so ergibt sich als besonderes »Stilmerkmal« bei Balzac das lange Verharren auf der Stufe 2. V g l . dazu audi Raíble 71 c. 302-305. H a r w e g 68.263-79. Diese Interpretation, nach der die »Uneindeutigkeit« im Sinne H a r w e g s dort vorliegt, w o hier v o n kontextinvarianten Sätzen b z w . v o n Texten gesprochen wird, die aus solchen Sätzen bestehen, bedeutet zugleich, daß die Harwegsche Interpretation der Substitution des T y p s 'Goethe . . . Goethe' als »uneindeutig« nicht anerkannt wird, wohl aber z. B. die Substitution 'le miel . . . le miel' in T 8 b z w . dort, w o le miel in Sätzen mit nicht-aktualisiertem Inhalt vorkommt.

3.2.1

i67

zu den Stufen, zwischen denen sie selbst stehen. Die Affinität zu den nomina communia wird in 3.2.1, die Affinität zu den Pronomina wird in 3.2.2 behandelt werden. Zur Affinität der Eigennamen mit den nomina communia ist eine Reihe von Gesichtspunkten zu nennen, die im folgenden ausgeführt werden. 1 . Die Stufe 3 hat Eigennamenfunktion in allen Texten, in denen das Nomen, das als Gruppe 'bestimmter Artikel-!-Nomen' vorkommt, als Gruppe 'unbestimmter Artikel+Nomen' eingeführt wurde - also überall dort, wo der bestimmte Artikel vor dem Nomen per definitionem der b e s t i m m t e Artikel im Gegensatz zum u n b e s t i m m t e n Artikel ist. Dies muß deswegen besonders betont werden, weil beispielsweise Paul Lorenzen und Wilhelm Kamiah in ihrer Logischen Propädeutik den Unterschied zwischen »alltäglicher« und »wissenschaftlicher Rede« als einen Unterschied zwischen Sätzen begreifen, in denen entweder nur »Gebrauchsprädikatoren« (alltägliche Rede) oder aber »Wörter normierter Verwendungsweise« vorkommen 51 . Obwohl nun Kamiah und Lorenzen deutlich sagen, daß die Bedeutung derartiger »Gebrauchsprädikatoren« durch den Kontext determiniert wird, daß ihre Bedeutung mithin kontextabhängig ist, liegt doch der Vorstellung von den Gebrauchsprädikatoren letztlich etwas zugrunde, was im Laufe der Wissenschaftsgeschichte, angefangen von Gorgias (zumindest dem von Sextus Empiricus überlieferten Gorgias) in regelmäßigen Zeitabständen zu »semantischen Krisen« bzw. zum Zweifel daran geführt hat, ob man sich mit Sprache überhaupt verständigen könnte. Es ist dies eine Vorstellung, die durch reine Wortsemantik ermöglicht wird: es gibt nur ein Zeichen 'Mädchen', aber eine sehr große Anzahl von Designata oder möglichen Designata, die Mädchen sind. Ergo, so lautet der Schluß, sei sprachliche Kommunikation nicht möglich. Es ist zweifellos richtig, den Kontext zu erweitern und darauf zu verweisen, daß die Bedeutung von Gebrauchsprädikatoren kontextabhängig ist. Aber man übersieht dabei wahrscheinlich, daß in einem Text mit aktualisiertem Inhalt sämtliche Nomina, die als 'unbestimmter Artikel+Nomen' eingeführt und durch 'bestimmter Artikel + Nomen' wiederaufgenommen wurden 52 , nichts anderes sind als für diesen Text - um bei der Terminologie von Kamlah/Lorenzen zu bleiben - n o r m i e r t e Nomina. Tibor Déry hat einen Roman geschrieben, in dem er als Autor im Falle eines Mädchens, das eine der 51 52

Kamlah/Lorenzen 67.64. Falls die T e m p o r a v o n sich aus einen Kontext konstituieren, kann die E i n f ü h rung mit dem unbestimmten Artikel unter Umständen sogar fehlen - es sind dies die Fälle, in denen die Vorinformation nicht gegeben w i r d : ein Luxus, den sich im allgemeinen nur Autoren im Bereich der Schönen Literatur, nicht jedoch Autoren derjenigen Texte leisten, zu denen der Referenztext 1 gehört. Ein solches Weglassen der Vorinformation ist, zumal es bewußt geschieht, stets als Stilistikum zu werten. Im Fall von Referenztext 1 könnte man übrigens auch den Schaltplan als Einführungsstufe auffassen und u. U . im T e x t nur bestimmte Artikel verwenden.

ι68

3.2.1

Hauptfiguren ist, ausdrücklich die Stufe 4 vermeidet. Obwohl das Mädchen, wie man anderweitig erfährt, einen Eigennamen hat und 'Elisabeth' heißt, nennt der Autor sie, nachdem sie einmal eingeführt ist, obstinat nur das Mädchen (bzw. er pronominalisiert), und diese Gruppe 'bestimmter A r t i k e l + N o m e n ' ist für den ganzen Text Dérys in seiner Bedeutung normiert 53 . Man kann dasselbe Phänomen der Benennung von Personen auf der Stufe 3 und nicht der Stufe 4 in allen »kleinen« literarischen Gattungen beobachten, d. h. in solchen Gattungen, die von den »namenlosen« kleinen Leuten handeln: dort vertritt zumeist die Gruppe 'bestimmter Artikel + Nomen' - wobei das Nomen zumeist eine Berufsbezeichnung ist - als eine solche »normierte« Gruppe den Eigennamen 54 . Unter Umständen wird sogar eine Gruppe 'bestimmter Artikel + Nomen' expressis verbis als Eigenname behandelt. Folgendes Beispiel ist hier sehr aufschlußreich. Das erste Kapitel des ersten Buchs des dritten Teils von Victor Hugos Roman Les Misérables beginnt so: T29f

Paris a un enfant et la forêt a un oiseau; l'oiseau s'appelle le moineau; l'enfant s'appelle le gamin.

Das erste und die folgenden elf Kapitel handeln von diesem nicht-aktualisierten gamirt (Tempus ist das Praesens), d . h . vom Pariser Straßenjungen, dessen Name le gamin lautet. Erst dort, wo in Kapitel 13 der Inhalt des Texts aktualisiert, d. h. auf Raum und Zeit bezogen wird, bekommt dann der aktualisierte gamin (Tempus ist entsprechend nicht mehr das Praesens) einen Eigennamen, im vorliegenden Fall den Namen 'Gavroche'. Auch in diesem Fall findet die Verleihung des Eigennamens, also der Sprung zur Stufe 4 des Substitutionsschemas, dann i n n e r h a l b der Satzeinheit statt: »Nous avons oublié de dire que sur le boulevard du Temple on nommait cet enfant le petit Gavroche«. Das Beispiel der ersten zwölf K a pitel des genannten Buchs von Victor Hugo ist deshalb so aufschlußreich, weil es zeigt, daß die Stufe 3 in Texten mit nicht-aktualisiertem Inhalt offensichtlich den Ersatz für den Eigennamen darstellt, der sie, wenn und w o er vorkommt, zu aktualisierten oder zumindest teilweise aktualisierten Texten machen würde. Die »normierten« Wörter der wissenschaftlichen Rede, von denen Kamiah und Lorenzen sprechen, sind, zumal wissenschaftliche Rede sehr häufig aus Texten oder Textabschnitten besteht, bzw. Texte bildet, deren Inhalt nicht-aktualisiert ist bzw. deren Sätze zu einem guten Teil kontextinvariant sind (bzw. deren Substituenda zu einem großen Teil in einem - im Harwegschen Sinne - Verhältnis bidirektionaler oder wenigstens unidirektionaler Uneindeutigkeit stehen) — diese »normierten 53

54

Tibor D é r y , G. A. úr X.-ben, Budapest 1964 (deutsche Ubersetzung: Herr G. Α. in Χ., Frankfurt 1966). Andere Beispiele sind tabuierte Eigennamen wie derjenige des Teufels, der dann mit schöner Regelmäßigkeit durch Zeichen auf der Substitutionsstufe 3 ersetzt wird. Beispiele f ü r das Spanische in Südamerika finden sich bei K a n y 6 o . i f f . , für das Rumänische bei Pascu 21.

3-2.1

169

Wörter« sind im Grunde nichts anderes als die »Eigennamen« der wissenschaftlichen Rede. 2. Die Affinität zwischen den Stufen 3 und 4 des Substitutionsschemas ist weiterhin daran zu erkennen, daß Eigennamen stets mit dem bestimmten Artikel kombinierbar sind55. In manchen Sprachen sind bestimmte Kategorien von Eigennamen sogar obligatorisch mit dem bestimmten Artikel kombiniert - in der schwäbischen Muttersprache des Verfassers und generell in den süddeutschen Mundarten etwa die Personennamen, die, abgesehen von metasprachlichen Sätzen 56 , stets als dr bzw. d (Neutrum: s) + Eigenname vorkommen. Dort, wo die Kombination 'bestimmter Artikel + Name' fakultativ ist, wird sie oft zur Bedeutungsdifferenzierung ausgenützt (im Französischen ζ. B. jeudi : le jeudi, Paris : le Paris (das Schiff mit dem Namen 'Paris', auf deutsch entsprechend 'die Paris') etc.)57. Die Kombinierbarkeit von Eigennamen mit dem bestimmten Artikel bzw. die Affinität der Gruppe 'bestimmter Artikel + Nomen' zum Eigennamen zeigt sich in manchen Sprachen, etwa im Französischen, auch an den vielen Eigennamen, die aus einer Gruppe 'bestimmter Artikel + Nomen' entstanden sind (Lemaître, Lefèvre, Labiche etc.). Dasselbe gilt für die rumänischen Eigennamen auf -u. Die Affinität zeigt sich für Eigennamen, die keinen Artikel haben, auch bei der Kombination mit Adjektiven: Wenn in einer Nominalgruppe des Typs 'Substantiv 1 + Präposition (etwa de, di) + Substantiv 2 ' im Italienischen, Spanischen, Rumänischen und Französischen an die Stelle des Substantivs 2 ein solcher Eigenname tritt, so verhält sich ein Adjektiv, das die Gruppe determiniert, so, als ob der Eigenname ein Substantiv mit dem bestimmten Artikel wäre 58 . 55

56

57

58

Chomskys Definition der Eigennamen als »nouns with no determiner« stimmt nicht einmal für das Englische und ist somit korrekturbedürftig (vgl. Chomsky 65.100 und Sloat 69). Vgl. dazu unten 5.1. - Selbstverständlich kommt der T y p 'bestimmter Artikel + Eigenname' auch in der Schriftsprache von Autoren aus dem süddeutschen oder schweizerischen Raum vor. Gerold Hilty spricht etwa in einem Artikel über die Novelas ejemplares wiederholt von »der Gitanilla« - entsprechend dem spanischen Titel einer der Novellen (»la gitanilla«): »Freilich verkörpert die Gitanilla gerade gewisse Werte der Zigeunerwelt in reinster und vollkommenster Form«; »die Herkunft der Gitanilla etc.« (Gerold Hilty, »Zur Struktur der Novelle«, Volkshochschule (Zürich) 1 (1967) 3 1 - 4 2 , hier S. 34). Vgl. dazu im einzelnen Dubois 65.77^, 1 5 5 H · und Damourette/Pichon I. 5 2 3 f f . Analoges gilt mutatis mutandis für die anderen romanischen Sprachen. Für das Spanische vgl. etwa Gili y G a y a 48.217 (§ 184), für das Spanische in Südamerika Kany 5 1 . 1 9 - 2 3 . Zum Italienischen vgl. Sauer/Elwert 60.25-27, zum Rumänischen Sandfeld/Olsen 36.43-50. Zum bestimmten Artikel bei Eigennamen vgl. bereits Hans Hübner, Syntaktische Studien über den bestimmten Artikel bei Eigennamen, Kiel 1892 (aus Gamillscheg 57.92). Vgl. Carlsson 66.30, 83-104 und Raible 66.626.

3.2.1

3· Es muß besonders hervorgehoben werden, daß die Affinität der Eigennamen-Stufe mit der Stufe 3 des Substitutionsschemas eine Affinität nicht zu einem beliebigen Syntagma 'Artikel-)-Nomen etc.' ist, sondern die Affinität zur Gruppe ' b e s t i m m t e r Artikel + Nomen'. Nun kann dieses N o men zwar jedes beliebige countable noun oder mass noun sein: etwa passant, bonhomme in Referenztext 2, tînar im Text von Cälinescu, gamin und später enfant im Text von Victor Hugo. In den genannten Fällen handelt es sich sogar um lauter countable nouns. Dennoch hat die Eigennamen-Stufe eine ganz besondere Affinität zur Stufe 3, wenn die dortigen Nomina mass nouns sind 59 . Denn für Eigennamen gelten, was die Kombinierbarkeit mit Artikeln betrifft, genau dieselben Restriktionen wie für mass nouns qua mass nouns. Eigennamen sind nämlich entweder Singulariatantum oder Pluraliatantum, was den formal realisierten Numerus betrifft 6 0 . Ebenso, wie es zu die Masern keinen Singular '''die Maser oder zum Tomatenmark keinen Plural *Tomatenmärker gibt, gibt es zu den Vereinigten Staaten keine singularische Form '''Vereinigter Staat und zu Deutschland keine -'Deutschländer: Daß man diejenigen Eigennamen, die als Eigennamen Singulariatantum sind, ebenso wie diejenigen mass nouns, die als mass nouns formal Singulariatantum sind, sehr oft auch pluralisiert oder zumindest pluralisieren kann, ändert nichts hieran. Denn ebenso, wie ein Plural, wenn er von einem mass noun gebildet wird, das mass noun zu einem countable noun macht - was sich ja auch in der entsprechenden Bedeutungsänderung zeigt - , ist ein pluralisierter Eigenname (wo es sich nicht um Eigennamen-Pluraliatantum handelt) kein Eigenname mehr 61 . Dasselbe gilt für Eigennamen-Pluraliatantum in umgekehrter Weise: sie sind als Eigennamen nicht zu singularisieren. Eigennamen stehen zwar nicht jenseits von Singular und Plural wie die mass nouns. Sie sind jedoch wie diese formal entweder Singularia oder Pluralia. Daraus ergibt sich, daß sie als Eigennamen auch mit denselben Artikeln nicht kombinierbar sind, mit denen mass nouns als solche nicht zu kombinieren sind: nicht mit dem singularisierenden unbestimmten Artikel und nicht mit allen denjenigen Artikeln, die einen der Zahl nach festgelegten oder nicht festgelegten Plural

59 60

61

Vgl. dazu auch Setensen 58.137. Hierin unterscheiden sich die Überlegungen in der vorliegenden Untersuchung völlig von denen, die Clarence Sloat (Sloat 69) anhand der englischen Eigennamen anstellt. Sloat etabliert die Eigennamen als eine Subklasse der countable nouns des Englischen und muß insofern pluralisierte Eigennamen als Eigennamen anerkennen. Die übrigen Überlegungen Sloats sind in ihrer Prägnanz sehr wertvoll. Zu den Eigennamen-Pluraliatantum vgl. auch Serensen 58.135. Vgl. Coseriu 62.275^: »Las palabras »Claudius« y »Sánchez* ('nombre de Pedro Sánchez') pueden, ciertamente, tener un plural formalmente idéntico al nombre individual de la familia, pero no como nombres propios, sino como nombres comunes, de clase o de tipo (. ..)«.

3.2.1

ausdrücken62. Macadam oder Napoléon mögen Eigennamen sein bzw. historische Persönlichkeiten bezeichnen. Un macadam ist nichtsdestoweniger ein Straßenbelag, un Napoléon eine Münze, ein Glas eines alkoholischen Getränks oder eine »Metapher«, und unter entsprechenden Kontextumständen kommen auch plusieurs Napoléons vor: es handelt sich dann je und je um countable nouns bzw. bei un macadam um den besonderen Fall des mass nouns le macadam:63. Die Ursache dafür, daß Eigennamen und mass nouns mit denselben Artikeln kombinierbar sind, ist freilich nicht dieselbe. Eigennamen bezeichnen per definitionem Einheiten, aber nur Einheiten als solche; sie können gerade deshalb etwa mit dem Passé simple und seinen Entsprechungen in den anderen romanischen Sprachen vorkommen. Mass nouns bezeichnen dagegen per definitionem keine Einheiten, sie sind nicht wie Eigennamen e n t w e d e r Singularia o d e r Pluralia, sondern, obzwar der Form nach Singulariatantum oder Pluraliatantum, jenseits von Singular und Plural. Ein weiterer Test für die Affinität zwischen mass nouns und Eigennamen: Der französische Teilungsartikel, der vor mass nouns erscheint, kann ebenso vor Eigennamen erscheinen. So, wie man sagen kann: »C'est du fromage, c'est du Camembert tout pur«, sagt Proust mittelbar: »C'est bien d'Oriane, c'est de l'Oriane tout pur« 64 - freilich ist Oriane in der Gruppe de l'Oriane kein Eigenname mehr, sondern eben ein mass noun65. Umgekehrt können mass nouns natürlich zu Eigennamen werden. Interessante Beispiele sind neben den Allegorien 66 Personifizierungen, wie man sie beispielsweise in Waschmittelreklamen findet, wo 'das Weiß' zum Weißen Riesen wird oder aus 'dem Gelb' der Gilb entsteht. 4. Alle romanischen Sprachen haben die Möglichkeit, Syntagmen des Typs ó οίκος ô υψηλός zu bilden: im Rumänischen, wie oben dargelegt, mit sämtlichen Nomina, in den anderen berücksichtigten romanischen Sprachen in der Regel nur mit Eigennamen 67 - der Eigenname entspricht ja allemal der Kombination 'bestimmter Artikel+Nomen'. Am Beispiel altfranzösischer Literatur kann man nun sehr gut zeigen, daß dasselbe auch mit mass nouns möglich ist (altfranzösische mass nouns zeichnen sich bekanntlich ebenso wie in der Regel die Eigennamen durch Vorkommen ohne Artikel bzw. durch Vorkommen nur mit dem bestimmten Artikel aus). Auf einen 62

63 64

65 66

V g l . H a r t m a n n 5 8 . 1 5 A n m . 22 oder Coseriu 62.276: » ( . . . ) en ningún caso los nombres propios como tales pueden indeterminarse ( = mit einem unbestimmten Artikel kombiniert werden): al recibir un indeterminador, se vuelven automáticamente nombres genéricos y , lo que es más importante, se vuelven otras palabras.« Vgl. oben K a p i t e l 2.6. Marcel Proust, A la Recherche du Temps perdu, B a n d 4 der 15-bändigen N R F Ausgabe, S. 1 5 1 . Zum gleichen T y p gehört: »boire du C o c a C o l a « etc. V g l . den folgenden Punkt. V g l . o. S. i 3 6 f f .

3.2.1

172

altfranzösischen Text -wird hier deshalb zurückgegriffen, weil die Thematik, die bei mass nouns zum Typus ό οίκος ô υψηλός führt, dort relativ häufig vertreten ist: in Form der sogenannten allegorischen Literatur. Ebenso nämlich, wie in der Passion Christi Judas Ii fei oder Jhesus Ii bons, im Rolandslied Jurfaleu le blund, in Bérouls 'Le Roman de Tristan' Yseut la bele oder im Rosenroman Keu le senechal vorkommt, kommen im Rosenroman mass nouns mit derartigen Appositionen vor: Oiseuse spricht zum Dichter: Privee sui mout et acointe de Deduict le mignot, le cointe.

Derselbe Deduict ist anderweitig »Deduiz Ii biaus, Ii genz«. Desgleichen ist die Rede von »Cortoisie, la vaillant et la debonaire«; von »Largeice la vaillant, la sage«; von »Jalousie la sauvage« etc. 68 . Es handelt sich hier, wie schon die Großschreibung anzeigt, um Allegorien, d. h. um nomina communia, welche den Rang von Eigennamen haben. Allegorien sind linguistisch gesehen also mass nouns, die als Eigennamen behandelt werden und unter Umständen sogar bildlich als Personen auftreten. Bezüglich des Altfranzösischen ist jedoch erwähnenswert, daß der Typus ó οίκος ό υψηλός, oder mit Ernst Gamillscheg bzw. Petron der Typus 'porcus ille silvaticus', auch bei countable nouns realisiert ist, allerdings offenbar nur mit dem Possessivartikel (sun gant le destre, ses mains les belesββ). Selbstverständlich ist die Personalisierung von mass nouns nicht auf die Epoche des Altfranzösischen beschränkt. Neben dem obigen Beispiel aus der einschlägigen Reklame für Waschmittel sei nur noch ein einziges weiteres Beispiel erwähnt: die kleinen Schülerinnen der Lehrerin Isabelle in Giraudoux' Stück Intermezzo personalisieren den Zufall nicht nur, sie gehen einen Schritt weiter und nennen ihn Arthur70. 5. Bei der Erörterung der Regel von Vaugelas für das Französische war oben die Rede davon, daß Eigennamen und (Indefinit-)Pronomina keine Ausnahme von der Regel darstellten 71 . In der Tat entspricht ja der Eigenname, auch wenn er keinen Artikel hat, einer Gruppe 'bestimmter Artikel + Nomen'. So kann also auf einen Eigennamen jederzeit ein Relativsatz folgen, auch ohne daß der Eigenname einen Artikel hat. N u n sind Eigennamen stets kontextkonstituierend, da sie, wie sich aus der Sonderstellung im Rahmen des obigen Substitutionsschemas ergibt, auch ohne vorhergehenden Text stets eine Definition aus Zeichen voraussetzen, die zumindest teilweise Passion Christi 36L; Rolandslied 1904; 'Le Roman de Tristan' 3892 (diese Beispiele stammen aus Damourette/Pichon II. 197, § 578, angeführt als Material für das »adjectif nominal épanaschète d'un nom propre«); Rosenroman 2078, 587^, 621, 778f., 1x73 und 3979 (jeweils nach der Ausgabe v o n Lecoy). 6 9 Rolandslied 331, 2250; vgl. Gamillscheg 57.60. 7 0 Jean Giraudoux, Intermezzo, A k t I. - Z u r Verwandtschaft zwischen den Eigennamen und den mass nouns vgl. auch Damourette/Pichon I. 521, § 398. ™ V g l . o. S. 66, 68. 88

3-2.1

173

keine Eigennamen sind. Somit sind Relativsätze, die auf solche Eigennamen folgen, natürlich stets nicht-restriktiv. Soll nun auf einen Eigennamen ein restriktiver Relativsatz folgen, so ist dies nur möglich dadurch, daß die anaphorische Relation des Eigennamens unmöglich gemacht wird: durch einen entsprechenden Artikel - sei es der unbestimmte Artikel, der Anaphora per definitionem ausschließt, sei es ein anderer, dann ebenfalls nur innerhalb der Satzeinheit relationeller bzw. kataphorischer Artikel. Ein nicht uninteressantes Beispiel dafür findet sich im Rolandslied. Zwei Boten Baligants betreten den Palast des Königs Marsilie in Saragossa und sprechen: Cil Mahumet, ki nus ad en baillie E Tervagan (et) Apollin nostre sire Salvent le rei e guardent la reine! 72 .

Dieses Beispiel ist aus zwei Gründen von besonderer Bedeutung. Es zeigt a) einen Artikel, der in anderen Kontexten oberhalb der Satzeinheit anaphorisch ist, in rein kataphorischer Funktion innerhalb der Satzeinheit; und es hat b) bei Forschern wie Pierre Guiraud aus einem Grund Verwirrung gestiftet 73 , zu dessen Verständnis einige Erläuterungen nötig sind. Man hat im Altfranzösischen schon seit geraumer Zeit mit beträchtlichem Erfolg insofern eine Art von Linguistik betrieben, welche den Rahmen des Satzes sprengte und den Text mit in ihre Betrachtungen einbezog, als auch bei der Erörterung syntaktischer und generell grammatischer Erscheinungen nach deren Vorkommen in 'récit' oder 'discours' unterschieden wurde. Es sind hier insbesondere A. Pauphilet (1921) und Jean Frappier (1936) zu nennen; Wolf-Dieter Stempel wendet die Unterscheidung dann mit größtem Gewinn in seiner Studie über die Satzverknüpfung im Altfranzösischen (1964) wieder an. Eindeutig textbezogen ist auch Alfred Schossigs Untersuchung über Verbum, Aktionsart und Aspekt im Mittelfranzösischen. Außerhalb des alt- oder mittelfranzösischen Rahmens ist dann auf einen grundlegenden Aufsatz von Émile Benveniste aus dem Jahr 1959 (er unterscheidet zwischen 'histoire' und 'discours') und auf Harald Weinrichs 'Besprochene' und 'Erzählte Welt' hinzuweisen74. In die Reihe derjenigen, die mit der Opposition der »Texttypen« 'récit' und 'discours' bzw. 'dialogue' gearbeitet haben, gehört nun auch Henri Yvon mit einer 1 9 5 1 in der Zeitschrift Romania veröffentlichten sehr wertvollen Abhandlung über »Cil et eist, articles démonstratifs«. Yvon stellt in diesem Aufsatz, der zugleich diachronisch die gesamte Epoche des Altfranzösischen durchmustert, fest, eil gehöre seit Anbeginn der erhaltenen altfranzösischen Literatur in Texte der Kategorie 'récit', cist entsprechend in Texte der Kate-

72 73 74

Rolandslied 2 7 1 1 - 1 3 . Vgl. Guiraud 67.62. Vgl. Pauphilet 21.189, Frappier 36.388, 39of., Frappier 46.65, Stempel 64 (die Angaben zu Pauphilet und Frappier stammen aus Stempel 6 4 4 i f . ) , Schossig 36, Benveniste 59/66 und Weinrich 64.

3-2.1

174

gorie 'discours' (und beide würden später durch ce ersetzt) 75 . Diese Verteilung von eil und cist auf die beiden Kategorien 'récit' und 'discours' ('dialogue') gilt natürlich auch über das X . Jahrhundert hinaus. Eine Auszählung von eil und eist für den ganzen Rosenroman ergibt ζ. B. eine ziemlich genaue Ubereinstimmung zwischen eil und eist einerseits mit Erzählung und Sprechsituation andererseits 76 . Pierre Guiraud hat nun 1967 in derselben Zeitschrift Romania dieselbe Entdeckung - unabhängig von Y v o n , wie er in einem Nachtrag betont - nochmals am Rolandslied gemacht. Und dabei stößt er sich nicht unerwarteterweise an solchen Beispielen wie »Cil Mahumet ki nus ad en baillie«, wo statt des eist, das »die lokutive Situation« erfordern würde, ein eil erscheint 77 . Die Erklärung ist sehr einfach. Das Altfranzösische hat einen anaphorischen Artikel eil und einen deiktischen Artikel osi 7 8 . Mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit kommt eil in Erzähl- und eist in Dialogtexten oder Texten mit direkter Rede vor: freilich k a n n der deiktische Artikel eist selbstverständlich auch in Erzähltexten erscheinen 79 , der anaphorische Artikel eil entsprechend in direkter Rede; letzteres in solchen Fällen, in denen wie hier eine anaphorische Relation oberhalb der Satzeinheit, die der Eigenname ohne Artikel implizieren würde (und die einen restriktiven Relativsatz unmöglich machen würde), ausgeschlossen werden soll zugunsten der kataphorischen Relation innerhalb der Satzeinheit, welche der gewöhnlich anaphorische Artikel eil hier konstituiert und welche den restriktiven Relativsatz, der hier intendiert ist, überhaupt erst möglich macht. Cist Mahumet ki . . . würde wegen des deiktischen cist nicht nur ein entsprechendes Bild voraussetzen, auf das gezeigt werden könnte, es würde auch keinen restriktiven Relativsatz zulassen. Es erweist sich somit, daß die Kategorien 'Anapher' und 'Deixis' keineswegs mit Notwendigkeit, sondern nur mit einer gewissen Wahrscheinlich75

Y v o n 5 1 . 1 4 7 : »L'étude de ces trois textes (Straßburger Eide, Eulalia und Jonasfragment) montre qu'au début du X e siècle le français comporte deux articles démonstratifs cil et cist, employés le premier dans les récits, le second dans les dialogues«.

78

Die Auszählung w u r d e 1 9 6 7 von meinem Schüler Peter-Jürgen Klein durchgeführt.

77

Guiraud 6 7 . 6 2 . Guirauds Erklärung ist folgende: In eil. . .ki sei die semantische Opposition, die zwischen eil und cist bestehe, neutralisiert, also könne eil qua eil. . . ki auch in direkter Rede vorkommen. D a ß hier nicht cist. . . ki steht, hat nun seine Ursache nicht darin, daß cist... ki unmöglich ist (bei cist qua pronominaler F o r m t r i f f t das zu, bei cist qua Artikel nicht, w a s Guiraud nicht beachtet: bei Y v o n sind genügend Beispiele für cist... ki), sondern darin, daß cist Mahumet ki keinen restriktiven Relativsatz zuläßt. A u c h Y v o n s Vermutung ist f ü r den vorliegenden Fall unzutreffend: » c i l a-t-il là (in v . 2 7 1 1 ) une valeur emphatique propre à exprimer le respect?« ( Y v o n 5 1 . 1 5 4 ) .

78

Z u einer analogen Feststellung f ü r die Pronomina A p o l l o n i o s π. συντ. I. 4 3 , p. 87,24 - p. 88,4 B k k .

79

Es handelt sich dann um Textverweis. V g l . dazu unten Kapitel 4.2.

des Altgriechischen

vgl.

3.2.1

1-75

keit mit den Textkategorien

'Erzählung'

und

' R e d e ' kongruieren.

Die

Boten Baligants sagen also nicht, w i e H a n s Wilhelm K l e i n an dieser Stelle übersetzt: »Mohammed, in dessen M a c h t w i r stehen, und T e r v a g a n t und A p o l l i n , unser H e r r , mögen den K ö n i g beschützen und die K ö n i g i n beschirmen«,

sondern

»Der(jenige)

Mohammed,

in

dessen M a c h t

wir

stehen

etc.« 80 . D e r A r t i k e l , der in denjenigen Fällen v o r Eigennamen tritt, w o auf diese ein restriktiver R e l a t i v s a t z oder das Ä q u i v a l e n t eines solchen folgen soll, braucht natürlich nicht unbedingt ein normalerweise (d. h. dann, wenn er nicht v o r Eigennamen steht) oberhalb der Satzeinheit stets anaphorischer A r t i k e l zu sein, der dann innerhalb der Satzeinheit relationeil b z w . k a t a phorisch würde. Es kann selbstverständlich, wie bereits erwähnt, der A n a phora ausschließende unbestimmte A r t i k e l sein: J e montais tristement la garde à bord d'un cuirassé qui s'appelait le Bouvet, sur une Méditerranée d'où le Goeben et le Breslau venaient de s'enfuir81. Ein anderes Beispiel: T 3 0 i (χ) D'altronde, fraintesa del tutto la ragione del riferimento finale di Gorgia (2) all'idea dell'equipollenza relativistica di pensiero e senso (nè Sesto avrebbe in realtà potuto intendere tale ragione senza sostituire alla sua rappresentazione di un Gorgia realmente scettico quella più vera di un Gorgia realmente relativista, e scettico solo sul piano polemico dell'eleatismo), (1) questo riferimento gli si doveva presentare come terza ed ultima argomentazione, e in quel modo singularmente infelice e inconcludente che s'è visto 82 . 80

81

82

Vgl. La Chanson de Roland, übersetzt von Hans Wilhelm Klein, München 1963. In »Cil Mahumet ki nus ad en baillie« ist cil ein Artikel, der sich oppositiv relationeil zu einem nicht expliziten anderen Syntagma des Typs 'eil Mahumet ki . . .' verhält. Eine derartige (restriktiv) relative bzw. implizit oppositiv relationelle Prädikation ist im Gebetsstil und Verwandtem durchaus üblich bzw. sogar notwendig, zumal man sich angesichts des Faktums, daß Götter selten εναργείς, sondern vielmehr άγνωστοι θεοί sind, stets bemühen muß, den richtigen Adressaten bzw. den richtigen Aspekt des Adressaten (die Götter haben ja entsprechende Beinamen) anzusprechen. Vgl. dazu und zur relativen Prädikation Norden 23.168-76, 2 0 i f f . und 38off. Ein analoger Fall findet sich im Rolandslied übrigens, von Yvon nicht erwähnt, in v. 648-50, wo Marsilie zu Ganelon spricht: Si li ad dit: »Mult par ies ber e sage. Par cele lei que vos tenez plus salve, Guardez de nos ne turnez le curage!« Claude Farrère, Le salut à César, S. I X (aus Damourette/Pichon I.523 (§ 400)); interessant ist im selben Beispiel wiederum die Einführung des Eigennamens le Bouvet innerhalb der Satzeinheit, nicht durch Substitution oberhalb der Satzeinheit. Guido Calogero, Studi sull'Eleatismo, Rom 1932, S. 207. Ein weiteres Beispiel: In Plautus' Amphitruo ( Ι Ι Ι , ι , 861-64) charakterisiert Jupiter als einer der beiden Amphitruos sich: Ego sum Ule Amphitruo, cui est servus Sosia, Idem Mercurius qui fit quando commodumst, In superiore qui habito cenáculo, Qui interdum fio Jupiter, quando lubet.

ι76

3.2.1

Häufiger als die Verwendung des unbestimmten Artikels, der per definitionem nicht anaphorisch und somit nur innerhalb der Satzeinheit relationeil sein kann, ist bei Eigennamen die Verwendung eines sonst oberhalb der Satzeinheit relationeilen, also anaphorischen Artikels mit dann relationeller Funktion innerhalb der Satzeinheit. Dies ist insofern nichts Außerordentliches, als Eigennamen per se anaphorisch sind und des Artikels als eines anaphorischen Artikels nicht bedürfen (ein Eigenname mit anaphorischem oder deiktischem Artikel als solchem beinhaltet ja sehr häufig eine besondere negative, depreziative oder auch positive Konnotation, falls er dann überhaupt noch ein Eigenname ist). Vor Eigennamen ist also für anaphorische Artikel bei nachfolgendem Relativsatz oder Relativsatz-Äquivalent die Umkehrung der Relationsrichtung die Regel - es sei denn, der betreffende Artikel ist dort, wo eine als solche bereits eingeführte restriktive Einheit 'Eigenname + Relativsatz' wiederaufgenommen wird, zugleich anaphorisch und kataphorisch 83 . Guido Calogero könnte also in der Fortsetzung von T 3 0 i von »il Gorgia scettico« oder »il Gorgia relativista« sprechen. Zwei Beispiele für die Umkehrung der Relationsrichtung: Et c'est à cette Allemagne qui a violé la neutralité de la Belgique et n'a pas respecté le Traité de Versailles que nous voulons demander de garantir notre frontière du Rhin! 8 4 . Somit ist der Humboldt, von dem heute in der transformationalistischen Literatur so oft die Rede ist, nicht der historische Wilhelm von Humboldt, sondern höchstens ein hybrider Noam von Humboldt 8 5 .

In diesen Zusammenhang gehört auch die Antonomasie in Form der sogenannten klassizistischen oder pseudoklassizistischen Periphrase, die sich in vergangenen Jahrhunderten einer gewissen Beliebtheit erfreute. Hierbei wird der restriktive Zusatz zu (ehemaligen) Eigennamen nicht von einem Relativsatz gebildet, sondern von einem Äquivalent eines solchen in Form eines Genitivattributs oder eines Adjektivs; beide machen als Relativsatzäquivalente mit restriktiver Bedeutung ebenfalls einen Artikel vor dem N a men erforderlich, den sie determinieren86. Balzac, für dessen »Stil« die pseudoklassizistische Periphrase nicht untypisch ist, nimmt z. B. in Satz 1 7 von Referenztext 2 seinen Protagonisten mit ce vieil Alcibiade wieder auf. Für La Fontaine ist der Kater Rodilard un Alexandre des chats bzw. l'Attila 83 84 85

86

Vgl. zum letztgenannten Fall o. S. izzii. L'Echo de Paris, 1 3 . 3 . 1 9 2 5 , S. 3, Sp. 3 (aus Damourette/Picbon I.522, § 399). Zitat aus Coseriu 70.2x5. Im Gegensatz zum vorhergehenden Beispiel liegt hier, wie in »eil Mahumet ki nus ad en baillie« oppositive Relation vor, wobei sogar beide Terme explizit sind: »der historische Wilhelm von Humboldt« und »der Humboldt, von dem heute ( . . . ) die Rede ist«. Daß im letzten Fall (»ein hybrider Noam von Humboldt«) der unbestimmte Artikel steht, hängt damit zusammen, daß im ersten Abschnitt des Satzes eine negative Identifikation vorliegt, die als Identifikation konvertierbar ist, im zweiten eine Attribution (vgl. dazu o. S. 1 0 2 - 1 0 7 ) . Vgl. o. Kapitel 2.7.3.

3.2.1 des

177 rats,

Nordens

höflichen Zeitgenossen galt K a t h a r i n a II

als die

Semiramis

des

etc. 8 7 .

Speziell v o r Eigennamen mit restriktiven Relativsätzen oder den Ä q u i v a l e n t e n s o l c h e r R e l a t i v s ä t z e f i n d e n sich sehr h ä u f i g o p p o s i t i v A r t i k e l , i m D e u t s c h e n also derjenige, m ä n i s c h e n cel

(das r u m ä n i s c h e cel

relationelle und im R u -

i m I t a l i e n i s c h e n quello

ist n a t ü r l i c h a u f d e m W e g e ü b e r

die

g e m e i n s a m e E t y m o l o g i e m i t d e m a l t f r a n z ö s i s c h e n eil v e r w a n d t ) 8 8 . I n t e r e s sante

Beispiele

kann

man

-

von

einem

Zentralthema

im

Werk

dieses

A u t o r s , d e r P e r s ö n l i c h k e i t s s p a l t u n g , her b e d i n g t - in g r o ß e r Z a h l bei L u i g i Pirandello finden und generell dort, w o , z u welchen Z w e c k e n auch mer, dem

Persönlichkeiten alten

Goethe;

dem Napoleon,

»gespalten«

der Napoleon,

der bei Waterloo

werden:

der

junge

der bei Austerlitz besiegt

wurde

Goethe

gesiegt

hat

im-

gegenüber gegenüber

etc. 8 9 .

87

Anhand solcher Syntagmen wie ein neuer Cäsar hatten einst Leo Spitzer und Ernst Robert Curtius eine Kontroverse. Leo Spitzer hob anläßlich einer GraciánStelle auf den »kultischen Stil« ab, für den solche Erscheinungen charakteristisch seien; Curtius betonte - gestützt übrigens auf Migliorini 27 - völlig zu Recht, daß die Möglichkeit, Eigennamen als Appellative zu verwenden, durchaus nichts Ungewöhnliches darstelle, sondern schon im Lateinischen und Griechischen nachzuweisen sei - wobei freilich an die Stelle des Suchens nach entsprechenden Vorkommen in Sprachen, die für die behandelte Literaturepoche aus der Sicht der beiden Autoren als nachahmenswerte Vorbilder in Frage kommen konnten, der nüchterne Hinweis treten könnte, daß jede Sprache mit Eigennamen über derartige Möglichkeiten verfügt. Vgl. Curtius 6o.}6if.

88

Z u diesen oppositiv relationellen Artikeln vgl. oben Kapitel 2.7.2.1. Das V o r kommen von Artikeln mit oppositiv-relationeller Funktion widerspricht nicht der Feststellung, daß restriktive Relativsätze nur auf ein Bezugsnomen folgen können, dessen Artikel nicht anaphorisch ist: oppositive Relation ist per definitionem keine Anapher. Vgl. auch oben S. 122, i 3 7 f f . Pirandello ist auch deswegen interessant, weil sich z. B. dort, w o der H e l d von Uno, nessuno, centomila (1926), Vitangelo Moscarda, von der Suche nach seinem eigentlichen Ich vor dem Spiegel berichtet, herausstellt, daß auch der zweite Teil des diskontinuierlichen deiktischen Artikels ein Relativsatzäquivalent sein kann (vgl. entsprechend Pinchón 65.195 zum französischen celui. .. ci/celui. . . là: »les particules ci et là sont des déterminants externes au même titre que la proposition relative ou les groupes construits«). Hier der Pirandello-Text: (1) Mi guardai allo specchio dell armadio con irresistible confidenza, fino a strizzare un occhio per significare a quel Moscarda là che noi due in(2) tanto c'intendevamo a maraviglia. E anche lui, per dire la verità, subito mi strizzò l'occhio, a confermare l'intesa. (3) V o i mi direte, lo so, che questo dipendeva perché quel Moscarda là (4) nello specchio era io; e ancora una volta dimostrerete di non aver capito niente etc. (Luigi Pirandello, Opere I I I (Tutti i romanzi), Milano 1957, S. 1385). Statt quel Moscarda nello specchio (im Gegensatz zu jener Moscarda vor dem Spiegel) spricht Moscarda von quel Moscarda là b z w . in Satz 3 von quel Moscarda là nello specchio. H i e r liegt übrigens die von K a r l Bühler so genannte »Deixis am Phantasma« v o r ; vgl. unten 5.4.

89

i78

3-2.1

Es ist klar, daß alle Eigennamen, auf die ein restriktiver Relativsatz (oder eines der Äquivalente eines solchen) folgt (was einen obligatorischen Artikel vor dem Eigennamen erfordert), keine Eigennamen mehr sind - ebensowenig wie mass nouns, auf die ein restriktiver Relativsatz oder das Äquivalent eines solchen folgt (im Deutschen muß das Äquivalent, wenn es sich um ein Adjektiv handelt, wegen der obligatorischen Voranstellung der A d jektive stets vorangestellt sein), noch mass nouns sind, sondern zu countable nouns werden 90 . Die jeweiligen Sonderfälle oder Spezifikationen der Eigennamen bzw. der mass nouns sind im Bereich der Zählbarkeit. Vitangelo Moscarda, der Held von Pirandellos Roman Uno, nessuno, centomila (1926) weiß, wenn er wahninnig wird, schließlich nicht mehr, ob es einen, keinen oder 100 000 aktualisierte, räumlich und zeitlich differenzierte Moscardas gibt. Es besteht so eine besondere Affinität zwischen der Eigennamenstufe und der dritten Stufe des Substitutionsschemas. Insbesondere besteht sie z w i schen mass nouns und Eigennamen, wobei mass nouns einerseits z w a r rein äußerlich die formale Bedingung für die Stufe 3, nämlich die Form 'bestimmter A r t i k e l + N o m e n ' , erfüllen, andererseits jedoch als mass nouns nicht über die Stufe 1 eingeführt sein können, weil sie sonst countable nouns wären. Aus der Affinität zwischen den Stufen 3 und 4 folgt, daß die »erste Art der Benennung« in der Sprache, d. h. die Nomina, die auf den Stufen 1 - 3 vorkommen, sprachliche Zeichen, die zur »zweiten A r t der Benennung« in der Sprache gehören, zu Zeichen ihrer Gruppe machen können, und umgekehrt: Eigennamen können zu countable oder mass nouns »degenerieren«; und countable nouns oder mass nouns können zu Eigennamen werden. Die »Degenerierung« vom nomen proprium zum Appellativum oder nomen commune ist besonders bei Warenzeichen (die Eigennamenstatus haben) bekannt und gefürchtet. D a Eigennamen als zweite Art der Benennung eine Definition aus Zeichen voraussetzen, die auf Stufe 1—3 vorkommen können, tritt sie mit Notwendigkeit dort auf, wo, etwa für neuerfundene Gegenstände, Vorrichtungen, Gebrauchsmittel, zwar ein Eigenname in Form des Warenzeichens, aber keine derartige Definition vorhanden ist 91 . Eigennamen werden weiterhin stets dann zu nomina communia, wenn man sie mit den Artikeln kombiniert, die mass nouns zu countable nouns machen: d. h. mit den singularisierenden und den pluralisieren-

91

V g l . o. S. 116. V g l . dazu Raíble 68; Fey 68 (dieser Artikel bestätigt aus der Praxis - die Autorin ist executive director der »The United States Trademark Association« die theoretischen Überlegungen zu diesem Problem); am Rande auch Praninskas 68; die rechtlichen Implikationen dieser Degenerierung vom Warenzeichen zum nomen commune zeigt anhand sehr interessanter Beispiele Ladas 64. Zur generellen Entwicklung vom Eigennamen zum nomen commune vgl. Migliorini 27 und zur Entwicklung speziell von Stoffbezeichnungen aus Ortsnamen H ö f ler 67.

3-2.1

179

den Artikeln. Gavroche ist ein Eigenname aus Victor Hugos Les Misérables92, un gavroche ist 'ein Straßenjunge'; und in ein Napoleon ist Napoleon ebensowenig noch Eigenname wie in die Napoleons oder in sechs Napoleons93. Umgekehrt können nomina communia auch zu Eigennamen werden: die Stufe 3 des Substitutionsschemas wurde oben bereits als »Eigennamenersatz« bezeichnet. Es braucht dies nicht nur ein einziges Zeichen zu sein, es können ganze Syntagmen (Beispiel: Istambul, Xanten) oder auch Sätze sein - so haben z. B. sämtliche Zitate aus der Objektsprache in der Metasprache bzw. sämtliche Zitate aus der Sprache A in der Sprache Β (bei materialer Supposition) Eigennamenstatus. Jeder kennt das Beispiel der Anekdote Johann Peter Hebels mit dem Titel Kannitverstaan. Die Hauptperson eines Teils von Guillaume Apollinaires L'Hérésiarque & Cie heißt Que vlo-ve? (dieser Eigenname ist das wallonische Äquivalent von f r z . »Que voulez-vous?«): selbst das Fragezeichen gehört hier zum Eigennamen. Eigennamenstatus haben auch Zitate aus einem Text A (oder einem möglichen Text A ) im Text B : Henri Michaux, der sich in verschiedene Ichs aufspalten kann, spricht von diesen Ichs als von Qui je fus, und Qui je fus hat dabei den Status eines Eigennamens 94 . Sehr viele Eigennamen sind zweifellos auf diese oder ähnliche Weise entstanden - wenn man in der Fachliteratur bei der Entwicklung vom Eigennamen zum nomen commune von Degenerierung spricht, müßte man hier konsequenterweise von einer »Regenerierung« sprechen. D a Eigennamen im Gegensatz zu den Zeichen, die auf den Substitutionsstufen 1 - 3 vorkommen, nicht in einem komplexen Zeichensystem stehen, welches den Phonemen, aus denen nomina communia und generell die Zeichen der »ersten A r t der Benennung« bestehen, ihre phonologische Relevanz verleiht, verändern sie sich zumeist lautlich. K u r y l o w i c z , der einer der vielen Forscher ist, die darauf hingewiesen haben, nennt solche Beispiele wie griech. ξανθός : Ξάνθος. Die Beispiele sind, wie jeder Onomastiker weiß, Legion 9 5 . Dadurch, daß Eigennamen nicht in einem komplexen Zeichensystem stehen, verlieren sie qua Eigennamen ihre 'Bedeutung', d. h. Eigennamen sind als solche, wie u. a. J o h n Stuart Mill dargelegt hat 96 , bedeutungslose Erkennungszeichen, obwohl sie sehr o f t homophon mit nomina communia sind und somit, allerdings nicht als Eigennamen, eine Bedeutung

92 V g l . o. S. 1 6 8 . V g l . im selben Sinn Coseriu 6 2 . 2 6 1 - 8 1 . 94 » J e suis habité. J e parle à Qui je fus (kursiv bei Michaux) et Qui je fus me parle.« (Henri Michaux, »Qui je fus«, in: Le Disque vert I I , 3 (1923) 9 - 1 4 ) . 95 V g l . K u r y l o w i c z 56/60.185. Z u r Differenzierung des Eigennamens v o m nomen commune bei ursprünglicher Homophonie, insbesondere auch durch A k z e n t verlagerung (Schema: Militärringstraße : Militärringstraße) vgl. f ü r den deutschen Bereich Fleischer 64 und Leys 66. 96 »Meaningless marks set upon things to distinguish them f r o m one another« System of Logic I, K a p i t e l 2, § 5. 93

ι8ο

3-2.1

haben können (Morgenstern, Rothorn, Silberfuß, Qui je fus, Kannitverstaan, Que vlo-ve? etc.). Wenn der Ägyptologe Sir Alan Gardiner in seinem kleinen Buch über die Theorie der Eigennamen, ausgehend vom System of Logic von Stuart Mill, als das fundamentale Charakteristikum der Eigennamen den »distinctive sound« (in etwa: »anders als alle anderen Wörter einer Sprache«, d. h. anders als alle nicht-Eigennamen der Sprache) anführt 97 , so ist dies, wie sich aus dem bisher Gesagten ergibt, kein befriedigendes Kriterium: Eigennamen wie Vercingetorix oder Popocatepetl - um zwei der Musterbeispiele Gardiners zu nennen - haben selbstverständlich »distinctive sound«; und man kann entsprechend auch, wie Samuel Beckett, F±, F2, Ht... als Eigennamen verwenden. Es gibt jedoch sehr viele Eigennamen, die den von Gardiner geforderten »distinctive sound« nicht besitzen und trotzdem Eigennamen sind, weil sie, und das ist das wesentliche Kriterium, nicht mit singularisierenden oder pluralisierenden Artikeln zu kombinieren sind, ohne aufzuhören, Eigennamen zu sein. »Distinctive sound« ist bei Eigennamen lediglich eine m ö g l i c h e Konsequenz der Bedeutungslosigkeit, welche die Eigennamen als solche aus den strengen Zwängen des Korrelats der Bedeutung, nämlich dem phonologischen System, entläßt. Wo Eigennamen oder Syntagmen, die als Eigennamen gebraucht werden, teilweise oder ganz mit Zeichen identisch sind, welche in den Substitutionsstufen 1 - 3 vorkommen können, sind infolgedessen Wortspiele oder Mißverständnisse möglich. Ein Beispiel dafür ist der folgende Dialog zwischen dem Kellner und dem Präsidenten in Giraudoux' Stück La Folie de Chaillot: Le Le Le Le Le Le Le Le

Président: Garçon: Président: Garçon: Président: Garçon: Président: Garçon:

Garçon, faites circuler cette femme! Je m'en garderai, Monsieur. Elle est ici chez elle. C'est la gérante du café? C'est la Folle de Chaillot, Monsieur. Une folle? Pourquoi une folle? Pourquoi serait-elle folle? C'est vous qui le dites, idiot! Moi? Je dis comme on l'appelle. Pourquoi folle? Je ne vous permets pas de l'insulter. C'est la Folle de Chaillot 98 .

Für den Kellner ist la Folle de Chaillot ein bedeutungsloser Eigenname, zumal alle die Dame - die übrigens auch einen 'richtigen' Vornamen (Aurélie) hat - so nennen. Für den Präsidenten ist la Folle de Chaillot dagegen ein Syntagma der Stufe 3 des Substitutionsschemas, das neben einem Toponym im Genitiv ein Zeichen mit Bedeutung enthält. Derartige Eigennamen, mit deren Bedeutung und Nicht-Bedeutung gespielt wird, müssen bei Ubersetzungen mitübersetzt werden, während Eigennamen we97 98

Gardiner 54. Jean Giraudoux, La Folie de Chaillot,

Akt I, Szene 1 (Paris 1946, S. 41Ì.).

3-2.1

ι8ι

gen ihrer Bedeutungslosigkeit bzw. wegen ihrer Funktion als Erkennungszeichen sonst nicht übersetzt werden". Auf derselben Ebene wie der Dialog zwischen dem Kellner und dem Präsidenten in Giraudoux' Stück liegt die Auseinandersetzung Kölner Bürger darüber, ob es heißen müsse »am Alter Markt« oder »am Alten Markt« 100 . Es ist, wie die Diskussion eindeutig erkennen läßt, ein Streit zwischen alteingesessenen Kölner Bürgern, für die Alter Markt ein Eigenname ohne Bedeutung ist, und solchen auch-Kölnern, für die Am Alter Markt bzw. Alter Markt bedeutet 'am alten Markt' bzw. 'der alte Markt', und die, gestützt auf den Duden (Regel 3 1 8 der Ausgabe von 1967) die »Beugung von Straßen, Gebäuden, Firmen« heischen 101 . Nach alldem, was über die Affinität zwischen Eigennamen und mass nouns gesagt wurde, muß nochmals der Unterschied zwischen beiden hervorgehoben werden: mass nouns sind die »Eigennamen« unter den nomina communia. Nicht-aktualisiert, d. h. als eigentliche mass nouns, kommen sie z. B. in Sätzen der »wissenschaftlichen Rede« vor, in Sätzen also, die, wenn sie keine anderen text- oder kontextkonstituierenden Faktoren enthalten, kontextinvariant sind. Aktualisiert, d. h. räumlich und zeitlich fixiert, sind es keine mass nouns mehr, sondern countable nouns, oder aber: Eigennamen, z. B. Allegorien. Im Unterschied zu den mass nouns, deren Designata keine Einheiten sind und die jenseits von Singular und Plural stehen, während die Eigennamen per definitionem Einheiten bezeichnen und entweder Singularia oder Pluralia sind, setzen die Eigennamen als »zweite Art der Benennung« stets eine Definition aus den Zeichen der »ersten Art der Benennung« voraus, sie sind also text- oder kontextkonstituierend und als Einheiten stets räumlich oder zeitlich zu fixieren, ohne (wie die mass nouns in diesem Fall) aufzuhören, Eigennamen zu sein 102 . Eigennamen sind somit stets aktualisierbar und auf Textebene meist sogar aktualisiert. In »wissenschaftlicher Rede« (im Sinne von Wilhelm Kamiah und Paul Lorenzen), insonderheit in metasprachlichen Sätzen (»Napoleon ist ein Eigenname«, »Thermos ist ein Warenzeichen« etc.) haben sie wie alle Zitate aus der Objektsprache natürlich wiederum Eigennamenstatus. Wie alle Eigennamen in der Metasprache haben sie dann allerdings keine text- oder kontextkonstituierende Funktion mehr.

99

101

102

Vgl. dazu auch Rheinfelder 63. Vgl. Kölner Stadt-Anzeiger, 8. 8.1966. Wo Homophonie zwischen einem Eigennamen und einem nomen commune besteht, ist Ambiguität auch dort möglich, wo bei nomina communia der A r tikel fehlt: bei der Anrede. Hierzu ein weiteres Giraudoux-Beispiel (aus Ondine, Akt II, Szene 1 1 ) : Yseult: Veux-tu mes conseils, chère petite Ondine? Ondine: Oui, je suis une ondine. Eine mass-noun-Allegorie wie die Gerechtigkeit setzt z. B. eine Definition voraus, in der 'Frau' oder 'weibliches Wesen' vorkommt.

I82

3.2.1,3.2.2

Mit der Analyse der mass nouns als »Eigennamen« unter denjenigen Zeichen, die auf den ersten drei Stufen des Substitutionsschemas vorkommen (die aber als mass nouns nur auf der dritten Stufe vorkommen, d. h. keine Definition voraussetzen wie die Eigennamen der Stufe 4 1 0 3 ), deckt sich für einen Teilbereich der mass nouns, für die sogenannten »Abstrakta«, eine Analyse, die Walter Porzig zum erstenmal 1930 durchgeführt hat 104 . Die Art seiner Betrachtungsweise ergibt sich aus dem Titel seines 1942 erschienenen Buchs: Die Namen für die Satzinhalte im Griechischen und im Indogermanischen1l05. Die Porzigschen Abstrakta sind nämlich ein Spezialfall dessen, was hier 'Abstraktion' oder 'Abstraktionsebene' genannt wird: es handelt sich um eine Substitution des Typs 'Satz . . . Nomen'. Porzig nennt diese Nomina 'Namen für die Inhalte von Sätzen', und das heißt, zumal auch er das Satzaxiom implizit voraussetzt, auch: Namen für Inhalte von Verben. Für Porzig besteht mithin, anders formuliert, ein Paradigma oberhalb der Satzeinheit zwischen jeweils einem Verb und einem Nomen des folgenden Typs: 'erkennen : Erkennung (Erkenntnis, Erkennen)'; 'schlafen : S c h l a f ; 'prüfen : Prüfung' etc., aber auch zwischen ganzen Sätzen und einem Nomen: ' X betrog seine Frau : der Ehebruch'; 'von drei Seiten kamen Hunde auf ihn zu : die Gefahr' und dergleichen. Die Abstrakta im Porzigschen Sinne stimmen jedoch, wie die Beispiele zeigen, nur teilweise mit der Gruppe der mass nouns überein. Sie wären auf jeden Fall 'Abstraktionen' im oben definierten Sinn bzw., in der Terminologie der Prädikatenlogik, ein-, zwei- und mehrstellige Prädikate 108 .

3.2.2

Nomen proprium und Pronomen

Die Beziehungen zwischen den sprachlichen Zeichen, die auf den Stufen 4 und 5 des Substitutionsschemas vorkommen können, sind, insbesondere nach dem bisher Gesagten, bereits auf den ersten Blick evident. Zeichen, die auf Stufe 5 vorkommen, also die Pronomina der dritten oder Nicht-Person, können für Zeichen der Stufen 1 - 4 stehen107. Dabei repräsentieren sie in Sprachen, die Genus- und Numerusunterschiede kennen, formal allenfalls Genus und Numerus des Substituts, im Plural unter Umständen sogar nur den Numerus, weil die Genusopposition hier oft neutralisiert ist. Der alleinige Numerus wird auf jeden Fall dort repräsentiert, wo das Pronomen identisch ist mit dem »Personalmorphem« oder dem Flexionsmerkmal für

108 Der deiktische Artikel hat dort, wo er mass nouns nicht zu countable nouns macht, textverweisende Funktion. Vgl. dazu unten Kapitel 4. 104 Vgl. Porzig 30. 105 Porzig 42. io« Vgl. dazu auch unten 3.3.2. 107

Sie stehen in bestimmten Kontexten nicht nur für Nomina und Nominalsyntagmen, sondern auch für ganze Sätze.

3-2.2

i83

die dritte Person 1 0 8 . In anderen Sprachen können zusätzliche I n f o r m a t i o nen

wie

'belebt/unbelebt'

Pronomina

qua

Pronomina

oder

'Mensch/Nicht-Mensch'

sind

als reine Substituentia 1 0 9

dazukommen. deshalb

stets

»kontexthungrig« b z w . kontextkonstituierend, sei es durch Deixis im F a l l e der Pronomina

der

ersten

und

zweiten

Person,

sei es durch

Anapher

und/oder Deixis wie im Falle derjenigen der dritten Person 1 1 0 . H i e r geht es allein um die anaphorischen P r o n o m i n a 1 1 1 . A u c h die Pronomina gehören somit zweifelsohne in gewissem Sinne zur »zweiten A r t der Benennung« in der Sprache: Ohne Definition, oder besser, ohne Substituens einer der Stufen 1 - 4

oder eines Situationsäquivalents zu sein, haben sie keine B e -

deutung. Bertrand Russell hat auch dies in aller Deutlichkeit gesehen. Es ist in keiner Weise eine erstaunliche Erscheinung, daß man sich im B e reich der L o g i k Gedanken über Eigennamen gemacht hat. Eigennamen haben nämlich nicht nur, w i e Aristoteles in den Analytica

priora

sah, die

unangenehme Eigenschaft, nicht dazu geeignet zu sein, »Prädikate«

von

normalen syllogistischen Sätzen zu w e r d e n 1 1 2 ; Eigennamen setzen die L o gik, der es um » w a h r « und »falsch« geht, zudem auch noch in die V e r l e genheit, sich mit den Eigennamen fiktiver Entitäten (Musterbeispiel ist gasus113)

Pe-

befassen zu müssen. J e d e r Logiker trachtet so danach, mit dem

Problem der Eigennamen auf elegante Weise, möglichst durch deren E l i m i nierung oder Subsumierung unter andere Kategorien, fertigzuwerden. W i l lard v a n O r m a n Quine tut dies etwa dadurch, daß er die Eigennamen qua »singular terms«

zu

»general

terms« macht, um

»truth-value

gaps«

schließen 1 1 4 . Bertrand Russell reagierte nun auf die Herausforderung

zu der

Eigennamen dadurch, daß er nur this und that (also Termini, die selten in 108 Dieser Fall k a n n bei d e n b e r ü c k s i c h t i g t e n r o m a n i s c h e n S p r a c h e n im I t a l i e nischen, Spanischen u n d R u m ä n i s c h e n a u f t r e t e n ; im F r a n z ö s i s c h e n n u r bei R e i h u n g v o n V e r b e n , die denselben p r i m e a c t a n t h a b e n (vgl. oben A n m . 17). Z u einer a u s f ü h r l i c h e n B e h a n d l u n g d e r A n z e i g e der P e r s o n auf d e r Basis einer V i e l z a h l v o n S p r a c h e n vgl. F o r c h h e i m e r 5 3 ; vgl. a u c h G r e e n b e r g 63.90. 10 » Vgl. o. S. 165. 110

111

112

113

114

Vgl. d a z u Apollonios, π. συντ. Ι . ζ γ , p. B k k . ; II.3, p. 98,1 j f f . ; 99,20-22 B k k . ; II.9, p . 1 1 2 B k k . u n d i n s b e s o n d e r e π. ά ν τ . 9 , 1 7 - 1 0 , 7 S d i n . I m G e g e n s a t z z u m b e s t i m m t e n A r t i k e l , d e r n u r d a n n a n a p h o r i s c h ist, w e n n ihn b e s t i m m t e a n d e r e F a k t o r e n a n a p h o r i s c h m a c h e n , sind die P r o n o m i n a d e r d r i t t e n P e r s o n q u a P r o n o m i n a , soweit sie nicht deiktisch sind, stets a n a p h o risch, d. h. auf s p r a c h l i c h e n K o n t e x t v e r w e i s e n d . D e i k t i s c h e P r o n o m i n a im sprachlichen K o n t e x t h a b e n , w o sie v o r k o m m e n , eine a n d e r e F u n k t i o n als die a n a p h o r i s c h e n (vgl. u n t e n K a p i t e l 4). Z u d e n »leeren« P r o n o m i n a vgl. u n t e n 3.2.4. Anal. pr. I.27; vgl. K a p p 6 5 . 3 2 ^ ; d e r G r u n d d e r Feststellung ist e v i d e n t : Sätze m i t d e m Seinsverb u n d einem E i g e n n a m e n rechts des Seinsverbs sind als I d e n t i f i k a t i o n e n stets k o n t e x t k o n s t i t u i e r e n d (vgl. oben K a p i t e l 2.5.1), also nicht k o n t e x t i n v a r i a n t , w i e dies die S ä t z e in Syllogismen zu sein p f l e g e n . Vgl. H e r b e r t H o c h b e r g , » O n pegasizing«, i n : Philosophy and Phenomenological Research 1 7 ( 1 9 5 7 ) 5 5 1 - 5 4 (zitiert bei Q u i n e 64.182). Q u i n e 6 4 . 1 8 1 - 8 6 ( » E l i m i n a t i o n of singular terms«).

I84

3.2.2

Syllogismen erscheinen dürften) als wirkliche Eigennamen anerkannte 1 1 5 . Daran ist von der hier vertretenen Betrachtungsweise her gesehen sicher richtig, daß Pronomina (bzw. hier: pronominale Formen), und nicht nur die deiktischen Pronomina, sondern auch die anaphorischen, Eigennamencharakter haben. Die generelle Abschaffung der Eigennamen, die ein Desiderat der Logik zu sein scheint, kann dagegen kaum realistisch genannt werden 1 1 6 . Es wäre in diesem Fall einfacher, so, wie Aristoteles sich in seiner Schrift de Interpretatione ausdrücklich auf positive und negative Aussagesätze beschränkt und alle anderen Sätze ausschließt, die Eigennamen explizit aus bestimmten Bereichen der traditionellen Logik auszuschließen. Ein schönes Beispiel dafür, daß Pronomina ohne Substituenda bzw. Substitute, abgesehen von den Numerus- und Genusinformationen, von sich aus nichts bedeuten, liefert Nathalie Sarrautes Roman Portrait d'un Inconnu (1949). Die Autorin nennt die nicht-pronominalen Substituenda ihrer Pronomina nie, die Pronomina bleiben damit kontexthungrig. Es sind, mit Apollonios zu sprechen, der sich auch über solche Fälle Gedanken gemacht hat, άντωνυμίαι άοριστόταται, δτι της ιδίας ΰλης άπεώσθησαν 1 1 7 . Der Leser eines Werkes dieser A r t muß allerlei Scharfsinn aufbringen, um sich dennoch ein Bild von den hinter den Pronomina stehenden Personen machen zu können (falls es überhaupt Personen sind), und diese Beteiligung des Lesers am zu Lesenden entspricht mehr oder weniger der seit A n f a n g des Jahrhunderts gängigen Kunsttheorie, wonach ein Kunstwerk der Mitwirkung des Lesers (Hörers, Zuschauers) bedarf. Es besteht bei aller Ähnlichkeit aber doch ein bedeutender Unterschied zwischen Eigennamen und Pronomina der dritten Person als Vertretern einer »zweiten A r t der Benennung«. Während die Pronomina, sei es innerhalb, sei es oberhalb der Satzeinheit, stets direkte Substituentia einer der vier Stufen des Schemas sind, sind Eigennamen keine direkten Substituentia: die Beziehung zwischen dem Substituendum und dem Eigennamen als Substituens wird in aller R e g e l 1 1 8 innerhalb der Satzeinheit mit H i l f e des Verbs ζ. B. eines metasprachlichen Verbs - hergestellt, der Eigenname wird definiert, bevor er Substituens sein kann. 115

» T h e only words one does use as names in the logical sense are words like >this< and >thatthis< as a name to stand for a particular with which one is acquainted at the moment« (Russell - 1 9 1 8 - v g l . o. A n m . 4 2 ; zitiert nach Gardiner 5 4 . 5 9 ) .

116

Es gibt auch Linguisten, welche die Eigennamen abschaffen wollen b z w . w o l l ten. Beispielsweise A l b e r t D a u z a t oder Ferdinand Brunot (vgl. Coseriu 6 2 . 2 6 4 ) . N u r scheinbar identisch mit dieser Position ist diejenige von Peter H a r t m a n n . H a r t m a n n interpretiert, wie der Titel des 1 9 5 8 erschienenen Werkes besagt, um das es hier geht, z w a r das Wort als Namen; der Eigenname bleibt jedoch als E x t r e m f o r m des Nennens dabei erhalten (Hartmann 5 8 ; v g l . zum Eigennamen besonders S. 1 5 und 44.).

i l ' Apollonios, π. συντ. II.9, p. 1 1 2 B k k . n e Ausnahmen sind wiederum stilistisch interpretierbar.

3-2.2

ι85

M a n k a n n diesen S a c h v e r h a l t auch anders i n t e r p r e t i e r e n : D i e a n a p h o r i schen P r o n o m i n a bilden ein geschlossenes P a r a d i g m a , das im R a h m e n eines bestimmten Systems v o n R e l a t i o n e n innerhalb u n d oberhalb der Satzeinheit f u n k t i o n i e r t . Es sind E i g e n n a m e n , die im T e x t nicht jedesmal definiert zu w e r d e n brauchen, weil sie durch den K o n t e x t definiert sind, u n d die somit f ü r alle Zeichen einer bestimmten G r u p p e ( m a s c u l i n a / f e m i n i n a / n e u t r a / / S i n g u l a r / / P l u r a l etc.) stehen u n d folglich n u r g a n z begrenzt gelten k ö n n e n . D i e E i g e n n a m e n bilden dagegen keine geschlossene Klasse, sie müssen jedesm a l d e f i n i e r t w e r d e n b z w . ihre D e f i n i t i o n m u ß dem H ö r e r u n d dem Leser bereits auf a n d e r e m Wege b e k a n n t g e w o r d e n sein. D a m i t w ü r d e n d a n n die E i g e n n a m e n auf diese D e f i n i t i o n verweisen. F ü r E i g e n n a m e n gilt also der Verweis auf die » V o r i n f o r m a t i o n « (oder » N a c h i n f o r m a t i o n « ) im Sinne H a r a l d Weinrichs generaliter. I m Gegensatz zu derjenigen des P r o n o m e n s wechselt diese D e f i n i t i o n jedoch nicht ständig, sie k a n n dementsprechend, beispielsweise f ü r den Leser eines R o m a n s , v o m A n f a n g des R o m a n s bis z u m E n d e des R o m a n s gelten, o h n e je erneuert w e r d e n zu müssen 1 1 9 . Es ist jedoch selbstverständlich, d a ß auch P r o n o m i n a d u r c h entsprechende Ü b e r e i n k u n f t als E i g e n n a m e n v e r w e n d e t w e r d e n k ö n n e n . P y t h a g o r a s w a r f ü r die P y t h a g o r e e r αυτός, T r i m a l c h i o ist f ü r diejenigen, die das Vergnügen seiner ständigen G e g e n w a r t haben, ipse; jeder k e n n t derartige Beispiele aus eigener E r f a h r u n g . Es besteht noch in a n d e r e r H i n s i c h t eine V e r w a n d t s c h a f t zwischen den E i g e n n a m e n u n d den P r o n o m i n a . D i e P r o n o m i n a sind auch in ihren syntaktischen Möglichkeiten mit den E i g e n n a m e n zu vergleichen. E i g e n n a m e n stehen als E i g e n n a m e n e n t w e d e r mit dem bestimmten A r t i k e l o d e r aber o h n e Artikel, P r o n o m i n a (nicht die p r o n o m i n a l e n F o r m e n d e r S t u f e IVb 1 2 0 ) sind stets ohne Artikel 1 2 1 . Sie teilen jedoch mit allen n o m i n a l e n Lexemen oder S y n t a g m e n , die auf den verschiedenen S t u f e n des Substitutionsschemas v o r k o m m e n k ö n n e n , die Möglichkeit, B e z u g s p u n k t eines Relativsatzes zu sein. D a n u n P r o n o m i n a p e r d e f i n i t i o n e m a n a p h o r i s c h (oder deiktisch)

119

Bei Charles B a l l y findet sich eine Opposition zwischen Eigennamen der langue und Eigennamen der parole (Bally 50.80-82): D e r Ausgangspunkt, ein Eigenname dürfe nur ein einziges Objekt bezeichnen, brachte zahllose Sprachwissenschaftler in große Verlegenheit angesichts von Eigennamen wie Roland, Lilyan etc., die sicherlich mehr als nur ein Objekt bezeichnen. B a l l y unterschied nun

zwischen Eigennamen der langue wie Hannibal,

Don Quijote

etc., die auch

f ü r G a r d i n e r die 'eigentlichen' Eigennamen sind, und Eigennamen der parole wie Jean, Elisabeth. Bei einer derartigen Interpretation der langue müßte man auch J e a n Paulhan die Interpretation von Sprichwörtern als Sätze der langue zugestehen (vgl. dazu unten A n m . 1 5 8 ) . Bei einem Verständnis von langue : parole als 'virtuell' : 'aktualisiert' ist dieser Gebrauch jedoch nicht zu vertreten. 12

° V g l . u. S. i 8 7 f f . Dies ist z. B . der G r u n d d a f ü r , daß Louis Hjelmslev eine V e r w a n d t s c h a f t z w i schen Pronomen und Eigennamen ansetzte. V g l . Hjelmslev 28.335 (zitiert bei Coseriu 62.279).

121

3.2.2,3.2.3

ι86

sind, folgt daraus sogleich, daß auf Pronomina nie ein restriktiver Relativsatz folgen kann 1 2 2 . Es folgt daraus weiter, daß Pronomina auch nicht durch Adjektive determiniert werden können 123 . 3.2.3

Substitution von countable-noun-Pluralen

Das Substitutionsschema, das anhand des Referenztexts 2 gewonnen wurde, ist ein Schema, in dem nur Singularformen vorkommen können - auch solche, die nur der Form nach Singularia sind wie die auf Stufe 3 vorkommenden mass-noun-Singulariatantum. Es stellt sich nun die Frage, wie die Plurale von countable nouns zu substituieren sind. Das Substitutionsschema wird demjenigen für Singularia ähnlich sein; beide Schemata sind jedoch nicht identisch. Die Stufen des Substitutionsschemas für countable-nounPlurale werden deshalb mit römischen Ziffern benannt werden. So wie im Substitutionsschema für Singularia die mass-noun-Singulariatantum, werden im Substitutionsschema für countable-noun-Plurale auch die mass-nounPluraliatantum vorkommen, allerdings wiederum nur auf Stufe III, wenn anders sie nicht ihren mass-noun-Status (jenseits der Zählbarkeit) verlieren sollen. A u f Stufe I können Nomina abgesehen von der Pluralform des unbestimmten Artikels (d. h. des im Französischen, Nullartikel in den übrigen romanischen Sprachen und im Deutschen) mit allen Artikeln stehen, die den unbestimmten Artikel im Plural in seiner einführenden (normierenden) Funktion vertreten können. Es sind dies die Artikel der Klasse A 3 und einige Artikel der Klasse A 0 . Wenn auf Stufe II ein anaphorischer Artikel vor das Nomen tritt, können natürlich die Artikel A 3 der Stufe I bleiben (rum. doi corbi . .. ace¡ti doi corbi), während die Artikel der Klasse A 0 per definitionem dann nicht mehr möglich sind (frz. plusieurs soldats... ces soldats). Im Französischen haben die männlichen Versionen des Personalpronomens der dritten Person im Singular und im Plural Formen, die sowohl dann, wenn sie erfragt werden, als auch dann, wenn sie Bezugspunkt eines Relativsatzes sind, verschieden sind v o n denjenigen, die als reine Substituentia erscheinen. Es wäre jedoch v o m hier eingenommenen Standpunkt aus nicht korrekt zu sagen, das französische Personalmorphem b z w . Personalpronomen habe eine »freie« und eine »gebundene« Form: Denn es ist auf jeden Fall erfragbar und damit freie Form. Die erfragte Form ist lediglich nicht homophon mit derjenigen, nach der gefragt wurde. Eher müßte man sagen, es gebe hier eine selbständige und eine nicht selbständige Form, wobei die selbständige b z w . potentiell selbständige Form auch mit der unselbständigen verbunden v o r k o m men kann: das ist der Fall ebenso im Italienischen, Spanischen und Rumänischen - Beispiel »cambia« (nicht cambio, cambiai, cambiamos etc.) gegenüber »él cambia« etc. 12s Eigennamen haben, wenn sie durch nicht-distinktive A d j e k t i v e determiniert werden, stets den bestimmten Artikel - Abwesenheit des Artikels in solchen Fällen würde sie, abgesehen vom V o k a t i v , zu nomina communia machen, weil der nicht vorhandene Artikel dann die Funktion eines Nullartikels hat, mithin eine Funktion, die Eigennamen zu Nicht-Eigennamen macht.

122

3.2.3

i87

Eine Ausnahme bildet die metasprachliche Verwendung von Artikeln (vgl. o. S. 58). Dasselbe gilt f ü r die Stufe I I I , auf der die entsprechenden Nomina durch einen anderen Artikel der Klasse A 2 , den bestimmten Artikel, prädeterminiert werden. Der wesentliche Unterschied zwischen dem Substitutionsschema f ü r Singularia und demjenigen f ü r Pluralia liegt in der Stufe I V , die in eine Stufe I V a und eine Stufe I V b zweigeteilt wird. Der Gruppe von der Zahl nach festgelegten oder nicht festgelegten 'Individuen' kann auf Stufe I V a qua Gruppe ein Eigenname verliehen werden. Dieser N a m e ist dann als Gruppenname ein Eigennamen-Pluraletantum. Sobald jedoch die Gruppe etwa der Meder oder Perser in Untergruppen oder, im Extremfall, in Einzelindividuen aufgelöst, also »singularisiert« wird, ist der Eigenname zum countable noun geworden und damit kein Eigenname mehr 1 2 4 . Jedes dieser Einzelindividuen kann jetzt jedoch Stufe 1 des Singular-Substitutionsschemas werden und unter Umständen in der Folge auf diese Weise zu einem Eigennamen kommen, etwa zu Xerxes oder Atossa. Die andere Möglichkeit besteht auf Stufe I V b - der bereits eine Stufe I l l b entsprechen kann - darin, daß die Gesamtmenge in Untergruppen aufgeteilt wird 1 2 5 . Dies geschieht mit H i l f e von pronominalen Formen (manche, andere, wieder andere, die einen . . . die anderen, diese . . . jene etc.), die ihrerseits auf Stufe V je und je wieder durch Pronomina substituiert werden können. Die Stufe I V b ist insofern der Eigennamenstufe zu vergleichen, als auch auf dieser Stufe, auf jeden Fall dort, w o die Untergruppen sich gegenseitig und in Beziehung auf die gemeinsame Obergruppe oppositiv relationeil verhalten - die Stufe I V b ist die Domäne der oppositiven Relation - , eine Benennung analog zur nie direkten Substitution im Falle des Übergangs zur Stufe I V a oder 4 vorgenommen werden muß 1 2 6 . Insbesondere bei Untergruppen, welche der Zahl nach nicht festgelegt sind, kann sie eventuell unterbleiben; aber auch hier wird sehr o f t innerhalb der Satzeinheit zumindest eine weitere Determinierung vorgenommen: »Viele davon«, »viele von ihnen« etc. Es wird also eine Determinierung der pronominalen Form vermittelst der Präposition von + Pronomen (Stufe V) vorgenommen, wobei das Pronomen der Stufe V f ü r die Gesamtgruppe steht; statt des Pronomens der Stufe V kann natürlich auch die Genitivform des 124 Vgi_ d a z u auch Coseriu όζ.ιγβί. Man könnte sich ernsthaft überlegen, ob man solche Völkernamen wie die Meder etc. generell als countable nouns, d. h. nicht als Eigennamen, analysiert. 125

126

Man kann unter Umständen das ganze Substitutionsschema für Pluralia (mit Ausnahme der ersten Stufe) zweiteilen - die b-Variante wäre dann für die Untergruppen der eingeführten Gruppen. Wenn hier die Zweiteilung in einem Schema durchgeführt wird, so deswegen, weil auf Stufe I V b Teile der ganzen Menge untereinander und mit dem Ganzen konfrontiert werden. Auch im Singular-Substitutionsschema muß man unter Umständen eine Stufe 4a und 4b vorsehen: Falls je die Russellschen this und that nicht oppositiv relationell vorkommen, würden sie und ihre Äquivalente auf die Stufe 4b gehören.

ι88

3.2.3

Substituts, d. h. die Genitivform der Gesamtgruppe, so, wie sie auf den Stufen II oder III auftritt, vorkommen (»viele der X«,

»viele dieser



b z w . »viele von diesen F « ) . H i e r ein Beispiel von »Benennung« bei oppositiver Relation der Untergruppen - es handelt sich um einen Extremfall insofern, als jede der beiden Untergruppen nur ein einziges Mitglied hat: T 3 1 r (1, 2) Erau doi corbi: unul mai batrîn 51 unul mai tînar. Cel mai tînar nu (3) läsa pe cel batrîn sä mänince çi el 127 . D i e beiden Raben sind auf Stufe I eingeführt (doi corbi) und werden auf Stufe I V b wiederaufgenommen b z w . charakterisiert: »unul mai batrîn $i unul mai tînar«. Ausführlich würde diese Charakterisierung, bei der links des Verbs eine pronominale Substitution des T y p s I V b vorgenommen w u r de, so lauten: »unul (dintre corbiz — Stufe III - era) mai batrîn $i unul (dintre corbii era) mai tînar«. D e r ausdrückliche Bezug auf Stufe III (corbii) fehlt jedoch (weil im Rahmen der Gesamtmenge 2 ohnehin klar ist, wer mit 1 + 1 gemeint ist). Ebenso fehlt das Verb. Möglich wäre auf Stufe I V b auch gewesen das aufeinander bezogene unul/altul.

D e r Erzähler nimmt in

Satz 3 die nunmehr durch ihren Altersunterschied gekennzeichneten Raben auf derselben Stufe wieder mit oppositiv relationellem Artikel cel auf: Cel mai tînar und cel batrîn. Beide sind aufeinander und auf corbii b z w . doi corbi bezogen, das sie zusammen substituieren. Für sich allein genommen entspräche jedes der beiden Syntagmen einem Syntagma der Stufe 3, die ja ebenfalls Eigennamencharakter hat - in der T a t sind cel (mai) tînar und cel (mai) batrîn

fortan die 'Eigennamen' der beiden Raben, die gemein-

sam auf Stufe V durch die dritte Person Plural des finiten Verbs, im Singular je und je durch die dritte Person Singular des finiten Verbs, substituiert werden können. Gemeinsam auf Stufe I V b können sie durch die pronominalen Formen jeder, beide (fiecare,

amîndoi)

substituiert werden. Es findet

also keine direkte Substitution zwischen Stufe I (doi corbi) und Stufe I V b (cel mai tînar + cel batrîn) statt, dafür jedoch, möglich gemacht durch den Rahmen (doi corbi), zwischen doi corbi und unul + 127 128

unul128.

Alexandru Vasiliu, Povefti μ legende, Bukarest 1927, S 115. Genau derselbe Fall von oppositiver Relation liegt in einem Beispiel vor, das Ernst Gamillscheg Schwierigkeiten gemacht hat. Sein Beispielsatz lautet (Gamillscheg 66.251): De los cincuenta y nueve franceses que custodiaban (el convoy), los cincuenta quedan tendidos en el camino y los nueve restantes corren a contar a Dupont lo que ha pasado. Stein des Anstoßes ist los cincuenta. Gamillscheg: »Logisch müßte es nach heutigem Normalgebrauch heißen cincuenta de ellos 'fünfzig von ihnen', lat. quinquanginta ex illis oder illorum.« Daß dies nicht zutrifft, beweist das Einsetzen von »cincuenta de ellos« in den obigen Satz; man erwartet nicht das ohnehin hier nicht mögliche cincuenta de ellos, sondern cincuenta, zumal die Determination vorausgeht (»Cincuenta (de los cincuenta y nueve franceses que custodiaban el convoy) quedan tendidos«): daß hier los vor cincuenta steht, hat seine Ursache in einer oppositiven Relation, bei der beide Terme gekennzeichnet sind: Innerhalb des Rahmens '59 Soldaten' verhalten sich die

189

3-2-3

A n den spanischen V o l k s m ä r c h e n aus der S a m m l u n g v o n A u r e l i o M . E s p i nosa k a n n m a n sehr gut beobachten, daß eine Polarisierung v o n z w e i oder mehr gemeinsam auf S t u f e I eingeführten Personen durch Substitutionen des T y p s I V b dann v o r g e n o m m e n w i r d , w e n n die H a n d l u n g sie e r f o r d e r lich macht. H i e r ein Beispiel aus einem M ä r c h e n , das in der Einleitung genau T 3 1 r entspricht: T 3 2 s (1, 2) Éstas eran dos hermanas, la una rica y la otra pobre. Y la pobre iba a (3) trabajar a la casa de la rica pa mantener sus hijos 129 . D o r t , w o die Schwestern v o n e i n a n d e r unterschieden w e r d e n müssen, haben sie f o r t a n den »Eigennamen« la pobre

und la rica

I I I , hier identisch mit S t u f e 3 : la hermana straktionsebene la mujer auf S t u f e 3 la mujer

pobre).

(gelegentlich auf S t u f e

pobre/rica

b z w . auf einer A b -

W o die a r m e Schwester allein ist, ist sie

b z w . sie w i r d auf S t u f e 5 durch die Personalendung

der dritten Person des entsprechenden Verbs repräsentiert. W o keine Polarisierung in diesem Sinne nötig ist, w e r d e n die als G r u p p e eingeführten I n d i v i d u e n stets sogleich d i f f e r e n z i e r t und entweder auf S t u f e 3 mit einem Eigennamenersatz oder auf S t u f e 4 mit einem E i g e n n a m e n versehen. Sie passen d a n n v o n A n f a n g an in das

Singular-Substitutions-

schema. D r e i Beispiele: TJJS

129

(1) Vivían en un pueblo cinco personas de una familia, el padre y la madre, (2) un hijo y una hija y la agüela, y todos eran sordos. Y eran muy pobres

Untergruppen bzw. pronominalen Formen '50 (tote)' und 'neun (lebendige)' (Soldaten) oppositiv relationell. Damourette/Pichon haben für derartige Fälle den Terminus 'notoriété intralimitale' entwickelt (Damourette/Pichon 1.480, § 370). Vgl. die Bezeichnungen für Brüche im Griechischen: τ ω ν Ιππέων τ à δύο μέρη ( = 2/a) έζωγρήθη. Aurelio Μ. Espinosa, Cuentos populares de España, 3. Auflage Madrid 1965, S. 79. Ein anderes sehr schönes Beispiel wäre der Anfang der Novelle »Rinconete y Cortadillo«: En la venta del Molinillo, que está puesta en los fines de los famosos campos de Alcudia, como vamos de Castilla a la Andalucía, un día de los calurosos del verano se hallaron en ella acaso dos muchachos de hasta edad de catorce a quinze años; el uno ni el otro, no pasaban de diez y siete; ambos de buena gracia, pero muy descosidos, rotos y maltratados. Die beiden werden zunächst mit el uno und el otro voneinander unterschieden. Sie erhalten sodann jeweils einen vorläufigen Eigennamen, der sich aus dem Altersunterschied ergibt: Saliéronse los dos a sestear en un portal o cobertizo que delante de la ventana se hace, y sentándose frontero el uno del otro, el que parecía de más edad dijo al más pequeño: Es folgt nun ein Dialog auf der zweiten Ebene der Kommunikation, der sich auf der ersten Ebene der Kommunikation in folgenden Sätzen niederschlägt (zu den beiden Ebenen vgl. unten Kapitel 5): respondió el preguntado; dijo el mayor; respondió el mediano (in der Ausgabe von 1605: el menor)·, preguntó el grande; el menor respondió; dijo el grande; respondió el menor; respondió el grande; respondió el pequeño; A lo cual replicó el grande - so lang, bis die beiden schließlich ihre Eigennamen erhalten (vgl. oben Anm. 39).

190

3-2 -3,3-24

T34s

(3) y nunca trabajaban. Y ya hacía mucho que le debían al amo de la casa el alquiler y no se lo pagaban. (i) Ésta era una viejecilla que tenía tre perrito que se llamaban Bebevino, (2) Comepán y Comequeso. Y la viejecilla era muy devota de la iglesia y too lo día iba a la iglesia a reza y siempre llevaba su tre perrito.

T 3 5 s (1, 2) Éste era un padre que tenía dos hijos, Pedro y Juán. Y a Pedro le (3) decían Pedro el de Malas. Y estaban muy malamente, muy pobres, y en vista de la pobreza que tenían, el hijo mayor, Juán, le dijo a su padre que quería marcharse a buscar fortuna 1 3 0 .

Für die Übergangsmöglichkeiten, die zwischen den einzelnen Stufen bestehen, gilt dasselbe wie für diejenigen im Singular-Substitutionsschema, d. h. die Stufen I V a und I V b stellen keine direkten Substituentia dar, im Falle der Stufe I V b zumindest dort, w o oppositive Relation zwischen den Untergruppen vorhanden ist. V o m Plural-Substitutionsschema kann dort, w o die umfassende Obergruppe nicht mehr wesentlich ist, und dort, w o gleichzeitig eine oder mehrere der Untergruppen den Extremfall der Ein-Zahl darstellen, zum Singular-Substitutionsschema übergegangen werden. Der umgekehrte Fall kann ebenfalls eintreten; ausgenommen sind jeweils massnoun-Singulariatantum und -Pluraliatantum.

3.2.4

N o m e n proprium und »leere« Pronomina/pronominale Formen

Es war oben gesagt worden, Pronomina der Stufe 5 (gleiches gilt für diejenigen der Stufe V) seien nur dann (durch sich selbst) substituierbar, wenn sie für etwas stünden 131 . Dasselbe gilt für die pronominalen Formen, die in analoger Weise nur dann (durch Pronomina der Stufen 5/V) substituiert werden können, wenn sie selbst Substituentia sind. Es gibt nun sowohl »Pronomina« wie auch

»pronominale Formen«, die äußerlich, d. h. in

ihrem syntaktischen Verhalten, alle Merkmale von Pronomina b z w . pronominalen Formen haben, die jedoch für nichts stehen — bei den »Pronomina« auf jeden Fall eine contradictio in adjecto, bei den pronominalen Formen etwas ganz Normales, weil es darunter solche gibt, die für 'nichts' im ontologischen Sinn stehen. Zunächst zum ersten Fall. Es ist derjenige des »leeren« oder neutralen es b z w . seiner Äquivalente in den anderen Sprachen (il im Französischen, die Personalendung der dritten Person sg. in den übrigen drei romanischen Sprachen). Das deutsche es kommt links v o n solchen Verben vor, die nullwertig sind; es kommt gleichfalls in solchen Fällen vor, in denen der Bereich links des Verbs nicht besetzt ist - es stellt das »nominale Minimum« links des Verbs dar, das u. a. eine Unterscheidung v o n der Imperativ- und 130

131

Espinosa, loc. cit. Anm. 129, S. 62, 63, 32. Ähnliches könnte man in den Fabeln von La Fontaine beobachten, wo bei zwei gemeinsam eingeführten Individuen derselben Gattung sehr oft auf der Stufe I V b mit l'un/l'autre substituiert wird. Der Übergang ins Singular-Substitutionsschema ist gleichfalls möglich. Vgl. oben S. 165.

3-2-4 der Frageform des finiten Verbs gestattet 132 . Beispiele: es regnet, keine Milch, es kommen heute noch viele vorüber, hay muchos que todavía etc.

191 es gibt vendrán

Besonders die im Sinne von Tesnière avalenten oder »nullwertigen« Verben, also solche, welche die meteorologischen Vorgänge wie es regnet, es blitzt, es donnert etc. bezeichnen, haben seit alters der Phantasie derjenigen Anreiz gegeben, die sich mit der Sprache befaßt haben - zumal diese Verben ja insofern einen logischen Skandal darstellten, als sie nicht mit der Vorstellung vom ύποκείμενον-κατηγορούμενον-Schema des Satzes übereinstimmen. Daß bei derartigen Verben wirklich ein »leeres« oder neutrales ei vorliegt bzw. ein Subjekt im Sinne eines ύποκείμενον fehlt, ist, wie bereits oben angedeutet, sehr einfach daran zu erkennen, daß die bewußten »Pronomina«, etwa bei Reprise des Satzes mit einem Verb der Abstraktionsebene oder bei Satzverknüpfung mit und (wobei der zweite Satz natürlich kein avalentes Hauptverb enthalten darf) nicht durch sich selbst zu substituieren sind. Man kann also weder sagen: »Es regnete sehr stark. Es machte dies ausgezeichnet«, noch »Erst regnete es sehr stark, und dann legte es sich schlafen«, noch »Es regnete gestern sehr stark. Dabei hatte es vergessen, an den Schnee zu denken« etc. Nicht einmal der hier u. a. durch die Tempora konstituierte Kontext ermöglicht solche Sätze oder Satzfolgen. Die Interpretation derartiger Sätze als zusammengehörig scheint (ohne Erheiterung) nicht möglich zu sein. Dennoch haben eine Reihe von denjenigen, die sich damit beschäftigt haben, dieses es so behandelt, als stünde es f ü r etwas, d. h. als sei es ein Pronomen bzw. ein Zeichen auf der Reduktionsstufe 5, das f ü r etwas steht. Die griechischen Grammatiker behalfen sich mit Zeus in seiner Eigenschaft als Wettergott, Leo Spitzer setzte »das große Neutrum der Natur« an, Charles Bally den »état général du ciel« oder einen »agent inconnu et indéterminé«, den gleichermaßen K a r l Kraus in einem Aufsatz über ES annimmt. . · 1 3 3 . M a n hat mithin in es kein leeres Pronomen oder nominales Minimum gesehen, sondern man hat entweder es bzw. il selbst zu Eigennamen gemacht oder eine Entität gesucht, die sich hinter ES, IL oder dem alleinigen Flexionsmerkmal f ü r die dritte Person verbirgt und f ü r die es bzw. die Personalendung dann stehen würde. Von dem hier vertretenen Ansatz her ist dies natürlich nicht akzeptabel, wenngleich einmal mehr die A f f i n i t ä t zwischen dem Pronomen und dem Eigennamen ersichtlich wird. Im zweiten Fall geht es um diejenigen pronominalen Formen, die f ü r 'nichts' stehen: nichts, niemand etc. (daß auch pronominale Formen als Eigennamen akzeptiert werden, beweist neben Bertrand Russells this und that im Deutschen z. B. Jedermann). Darüber, daß die Philosophen auch 182 ygl. oben S. 97 und Anm. 178. 133 Vgl. im einzelnen Mauch 69.18f. und zu Karl Kraus Werner Kraft, Rebellen des Geistes, Stuttgart 1968, S. i02ff. (»Ludwig Wittgenstein und Karl Kraus«). Vgl. zum gesamten Komplex auch Raíble 71a.

3.2.4

192

das μηδέν als substituierbar angesehen und zum μή ov erhoben haben, »das auch irgendwie ist« (Plato), braucht nicht weiter geredet zu werden, zumal man hier auch die metasprachliche Ebene in Rechnung stellen muß, über die man zu derartigen Überlegungen kam: beim Reden über die Sprache haben, wie bereits festgestellt, sämtliche Zeichen oder Zeichengruppen aus der Objektsprache in der Metasprache den Status von Nomina bzw. Eigennamen, und als metasprachliche Nomina oder Eigennamen sind sie jederzeit substituierbar. Interessant und relevant in diesem Zusammenhang ist lediglich niemand. Niemand als Eigenname hat Berühmtheit erlangt durch die List, die Odysseus in der Höhle des Kyklopen anwandte, indem er auf die Frage, wie er hieße, antwortete, er heiße Niemand: Ο υ τ ι ς έμοί γ* δνομα, Ο υ τ ι ν δέ με κικλήσκουσι μήτηρ ήδέ πατήρ ήδ' άλλοι π ά ν τ ε ς ε τ α ί ρ ο ι 1 3 4 .

Wenn der Kyklop dann nach seiner Blendung durch Odysseus den Mit-Kyklopen auf deren Befragen mitteilen will, wer ihm Leid zufügt, dann gebraucht er Ουτις als Eigennamen, der für etwas steht, die Hörer verstehen jedoch wegen der von Odysseus dann als »trefflicher Einfall« - μ ή τ ι ς ά μ ύ μ ω ν - bezeichneten List nur ο ΰ τ ι ς , also die pronominale Form, die für 'keinen' bzw. für 'niemand' steht 135 . Die bei weitem intelligenteste Nachahmung dieses Spiels mit niemand qua nicht durch Pronomina der Stufe 5 substituierbares Zeichen für 'niemand' und Niemand qua Eigenname (mit den entsprechenden logisch-ontologischen Implikationen) findet sich bei Lewis Carroll in der Fortsetzung von Alice's Adventures in Wonderland, Through the Looking-Glass (1872) (Kapitel V I I ) : (1) » W h o did y o u pass on the road?« the K i n g went on, holding out his hand to the messenger for some more h a y . (2) » N o b o d y « , said the messenger. (3) »Quite right«, said the K i n g : »this young lady saw him too. S o of course (4) iVobody w a l k s slower than you«. 134 135

Odyssee I X . 3 6 6 f f . Die ganze Stelle ist in der Odyssee freilich extrem stilisiert: Die M i t - K y k l o p e n tun Odysseus den Gefallen, durch ihre Fragen dem bewußten K y k l o p e n die richtige A n t w o r t in den M u n d zu legen: 405 ή μ ή τ ί ς η μή τ ί ς »Raubt dir jemand tötet dich jemand antworten kann:

σευ μήλα β ρ ο τ ώ ν άέκοντος έλαύνει; σ' αυτόν κτείνει δόλφ ουδέ βίηφιν; von den Sterblichen gegen deinen Willen die S c h a f e oder mit Arglist oder G e w a l t ? « - W o r a u f der K y k l o p dann

409 ¿0 φίλοι, Ο δ τ ι ς με κτείνει δόλφ ούδέ βίηφιν. Die A n t w o r t des K y k l o p e n ist äußerst unwahrscheinlich dadurch, daß er z w a r Ουτις zweifellos als Eigennamen verwendet, δόλφ und βίηφιν jedoch so miteinander verbindet, als ob er ού τίς statt Ουτις gesagt hätte, nämlich durch ουδέ statt des bei einem (positiven) Eigennamen zu erwartenden ή oder καί. K o n r a t Ziegler ist übrigens der - o f f e n b a r nicht unbegründeten - Ansicht, statt der »List« des Odysseus eine der Formen des N a m e n s O d y s s e u s ' ansetzen zu können oder zu müssen (vgl. Ziegler 62).

3-2.4

193

( 5 , 6 ) »I do m y best«, the messenger said in a sulky tone. »I'm sure » o b o d y walks much faster than I do.« (7) » H e can't do that«, said the K i n g , »or else he'd have been here first«.

Hier ersetzt der Weiße König in der Tat zweimal nobody als Eigennamen durch ein Pronomen der Substitutionsstufe 5: In den Sätzen 3 und 7. Die beiden Dialogpartner reden entsprechend, der eine bewußt, der andere ohne zu wissen, wie ihm geschieht, aneinander vorbei. Daher die Komik der Szene. An einer anderen Stelle, in Euclid and his modern rival, läßt Carroll einen Herrn Nobody auftreten, der vorgibt, er sei Mitglied des 'Syllabus Committee of the Association for the Improvement of Geometrical Teaching'. Zur Ehre dieser Mitgliedschaft kam er durch eine negative Antwort auf die Frage nach neuen Mitgliedern der Gesellschaft (»«obody has been added«); und sein Name verschafft ihm die weitere Ehre, Euklid zu übertreffen: »Nobody's geometry manual is better than Euclid's« 136 . Im Falle von niemand bewährt sich auch die Unterscheidung, die zwischen Sätzen mit aktualisiertem und nicht-aktualisiertem Inhalt getroffen wurde. Niemand bzw. seine Äquivalente sind nämlich nur dann nicht substituierbar, wenn sie in Sätzen mit aktualisiertem Inhalt vorkommen, also in solchen, die räumlich und zeitlich (mit den entsprechenden ontologischen Implikationen) lokalisierbar sind. In Sätzen mit nicht-aktualisiertem Inhalt ist dafür niemand allemal im Rahmen der Satzeinheit, unter Umständen auch in Einheiten höheren Rangs, zu substituieren. Beispiele sind kontextinvariante Sätze und hypothetische Sätze: »Die Nürnberger hängen keinen, sie hätten ihn denn«, »Niemand ist so reich, daß er die Welt in Gold aufwiegen könnte (kann)« 137 . Dennoch kann niemand auch in Sätzen mit aktualisiertem Inhalt Substituendum sein. Dies erklärt sich aus einer weiteren Sondereigenschaft von niemand. Es war oben gesagt worden, Pronomina der Stufe 5 könnten nie den Relationspunkt restriktiver Relativsätze bilden, weil sie a) qua Pronomina der Stufe 5 stets anaphorisch seien und weil b) vor Pronomina nie Artikel treten könnten, die eine solche Anaphora unmöglich machten. Dasselbe müßte auch für die pronominalen Formen der Stufe IVb gelten, soweit sie nicht oppositiv relationell sind, sondern stets ohne Artikel vorkommen. Die Ausnahme bildet niemand, das für 'niemand' steht und somit weder anaphorisch ist noch Substituendum sein kann. Hier sind natürlich restriktive Relativsätze möglich: »Der Fabrikant entließ niemand(en), dem er nicht 136 V g l . dazu auch Sutherland 70.199F. 137

R o l a n d H a r w e g meint, Substitution des auf S t u f e 3 b z w . I I I äquivalenten ebenfalls nicht substituierbaren kein Mensch durch er (Stufe 5) scheine im Deutschen »lediglich in dem Satzverbindungstyp Kein Mensch (darf...), es sei denn, er (hätte . . .) vorzukommen« und erklärt den T y p dann relativ umständlich durch D e f u s i o n als aus » K e i n Mensch darf... Dies geht nicht... Dann darf er nämlich . . .« entstanden ( H a r w e g 68.276). Dies t r i f f t auf jeden Fall nicht f ü r den zweiten Beispielsatz zu. H a r w e g sieht auch die Möglichkeit des folgenden T y p s nicht.

3.2.4,3-3.3-3-1

194

ein weiteres Monatsgehalt gezahlt hätte« 138 . Zu dieser A r t von restriktiven Relativsätzen gibt es nun (auch in allen berücksichtigten romanischen Sprachen) ein Äquivalent mit ohne zu, in dem niemand pronominalisiert werden kann: »Der Fabrikant entließ niemand(en), ohne ihm ein weiteres Monatsgehalt auszuzahlen (ausgezahlt zu haben)«. Niemand + die negative Komponente im restriktiven Relativsatz bzw. in dessen Äquivalent (ohne+Pronomen+zu...) ergeben eine positive Bedeutung: der Satz meint ja schließlich, positiv ausgedrückt: 'jeder, der entlassen wurde, bekam ein weiteres Monatsgehalt'. 3.3

Reduktion im Text und Textreduktion

3.3.1

Substitution von Verben/Sätzen

Was bisher in diesem dritten Kapitel beschrieben wurde, war Reduktion innerhalb von Texten durch Substitution. Hierbei ergaben sich interessante Aspekte für die Pronominalisierung und ihre Richtung innerhalb der Einheit 'Satz' und der höherrangigen Einheit 'Text' sowie, aus den Substitutionsschemata, Anhaltspunkte für die Einordnung solcher Substitutionsstufen wie 'Eigenname' und 'Pronomen' und ihr Verhältnis zu anderen Substitutionsstufen. Die Stufen 2/II und 3/III der Substitutionsschemata sind diejenigen Stufen, auf denen Substitution auf Textebene, auf der Ebene der bzw. einer Abstraktion und auf der Ebene der Metasprache vorgenommen werden können. Es gibt nun nicht nur Substitutionsschemata bzw. Substitutionsmöglichkeiten dieser A r t für Nomina. Es gibt solche auch für die jeweils mit eigenen »Leerstellen« oder Fragewörtern zu erfragenden Adverbien des Orts 139 , der Zeit, der Art und Weise. In den beiden ersten Fällen gibt es auch eine der Eigennamenstufe der verwandten nominalen Substitutionsschemata äquivalente Stufe (Ortsnamen, Datum), die wiederum nur auf indirekte Weise Substituens sein kann. Ζ. T. wird auch hier zwischen anaphorischen und deiktischen Substituentia unterschieden (z. B. franz. à ce moment : en ce moment - bei dieser Opposition besteht jedoch im heutigen gesprochenen Französisch eine Tendenz zum Verschwinden). Substitutionsmöglichkeiten bestehen nun nicht nur für nominale Syntagmen, sondern auch für Verben und damit, wegen der satzkonstituierenden 138 N o c h deutlicher ist der restriktive Charakter des Relativsatzes dann, wenn man statt niemand das ebenfalls nicht (auch nicht durch niemand) zu substituierende Äquivalent keinen Arbeiter, also ein Nomen mit einem nicht-anaphorischen Artikel, verwendet. V g l . zu derartigen »ontologischen« Referenzproblemen insbesondere Karttunen 69. 139

Ein Beispiel findet sich bei Pottier 62.60, w o dann allerdings die letztmögliche (Pronomen-) Stufe, y beim Verb im Französischen (analog im Italienischen und Rumänischen), fehlt. Beispiele für Zeitangaben (implizit) bei K l u m 6i.28of.

3-3-1

195

Rolle des finiten Verbs, auch für Sätze. Hierbei sind vier Möglichkeiten zu unterscheiden: - d e r T y p A : »X schwieg sehr lange. Sein (dieses, das) Schweigen hat sich gelohnt«; - d e r T y p B : »Balzac arbeitete für zwei. Er tat dies (es) wegen seiner Schulden«; - der T y p C : »Balzac arbeitete für zwei. R a y m o n d Roussel tat dies auch«; - d e r T y p D : »Balzac arbeitete für zwei. Dadurch verminderte er seine Schulden«, oder: »Dies verminderte seine Schulden«.

Im Fall von T y p A liegt das vor, was Porzig einen »Namen für einen Satzinhalt« nennen würde. Das Substituens braucht hier jedoch nicht nur ein Abstraktum im Sinne eines mass nouns zu sein, es kann ebensogut ein Substituens auf einer Abstraktionsebene sein. Folgendes Beispiel (§ 9 von Referenztext 1) soll dies zeigen: T 3 e d (1) Durch den Regler wird der Strom im Motor begrenzt, so daß das Fahr(2) zeug eventuell gar nicht anfahren kann. D a hierbei der Strom durch den Motor in der N ä h e des zulässigen Maximalwerts liegt, wird der Thyristor in sehr schneller Folge aus- und wieder eingeschaltet, u. U . mehrere hun(3) dert Mal in der Sekunde. Diese hohe Frequenz wird dazu ausgenützt, in der genannten bestimmten Stellung des Steuergeräts den Überbrük(4) kungskontakt einzuschalten. Man kann dann mit der maximalen Leistung (5) anfahren. N a c h dem Anfahren sinkt der Strom im Motor mit zunehmender Fahrtgeschwindigkeit ab, der Oberbrückungskontakt w i r d geöffnet und der Thyristor steuert den Strom durch den Motor. T3ei

(1) Mediante il regolatore la corrente nel motore viene limitata, per modo che in determinate circostanze il veicolo non potrebbe nemmeno avviarsi. (2) D a t o che in queste condizioni la corrente passante per il motore a un valore prossimo al massimo valore ammissibile, il tiristore viene disinserito e di nuovo inserito con rapidissima successione, in determinate (3) circostanze parecchie centinaia di volte al secondo. Questa elevata frequenza viene utilizzata allo scopo di inserire il contatto di derivazione, (4) nella menzionata determinata posizione dell'apparecchio di comando. In tal modo risulta possibile effettuare l'avviamento con la massima potenza. (5) U n a volta attuato l'avviamento la corrente nel motore si abbassa con il crescere della velocità di marcia, in modo che il contatto di derivazione viene aperto ed il tiristore controlla la corrente circolante attraverso il motore.

T 3 e s (1) Mediante el regulador se limita la corriente en el motor de manera que (2) el vehículo eventualmente no podría arrancar. C o m o aquí la corriente a través del motor se encuentra en las proximidades del valor máximo permisible se desconecta y vuelve a conectar el tiristor en una secuencia muy rápida, bajo circunstancias, varios cientos de veces por segundo. (3) Esta elevada frecuencia se aprovecha para conectar, en la posición deter(4) minada mencionada del aparato de mando, el contacto puenteador. Se (5) puede entonces arrancar con la potencia máxima. Después del arranque baja la corriente en el motor según aumenta la velocidad de translación, el contacto puenteador se abre y el tiristor gobierna la corriente a través del motor. T8gr

(1) Prin regulator este limitât curentul din motor, astfel încît eventual vehi(2) colui nici nu poate demara. Deoarece ín acest caz curentul prin motor

196

3.3.1 se aflä în apropierea valorii maxime admisibile, tiristorul este declanjat çi reanclançat în succesiune foarte rapida, în anumite condiçii chiar de (3) mai multe sute de ori pe secunda. Aceastä frecven(ä înalta este folositä, cä în poziçia anumitä menzionata a aparatului de comanda sä anclançeze (4) contactul de juntare. In acest caz se poate demara cu puterea maxima. (5) Dupä demarare curentul din motor scade cu creçterea vitezei de mers, contactul de juntare se deschide çi tiristorul comanda curentul în motor.

T36f

(ι) Le régulateur limite le courant passant dans le moteur, de telle sorte (2) que le véhicule ne pourrait éventuellement pas démarrer. Étant donné que, dans ce cas, le courant passant dans le moteur a une intensité proche de la valeur maximale admissible, le thyristor est excité et désexcité suivant une séquence très rapide, par exemple une fréquence de plu(3) sieurs centaines de cycles par seconde. Cette haute fréquence est utilisée pour enclencher le contact de dérivation dans la position déterminée, pré(4) citée, de l'appareil de commande. On peut alors faire démarrer le véhi(5) cule à la puissance maximale. Après le démarrage, le courant passant dans le moteur diminue à mesure que la vitesse de marche augmente, le contact de dérivation est ouvert et le thyristor commande le courant passant dans le moteur.

Am Anfang von Satz 3 sind diese hohe Frequenz und seine Äquivalente (mit Ausnahme von T 3 e f, wo Substitution im Rahmen eines nominalen Substitutionsschemas stattfindet) Substituentia für den vorhergehenden Satz bzw. dessen Verb. Daß hier eine Substitution auf Abstraktionsebene vorliegt, ist dann zu erkennen, wenn man die entsprechende Rückwärtsfrage stellen will, indem man den anaphorischen Artikel (der ja wie der Possessivartikel auch pronominale Funktion hat) durch eine Leerstelle ersetzt. »Welche (hohe) Frequenz wird dazu ausgenützt, in der genannten bestimmten Stellung des Steuergeräts den Überbrückungskontakt einzuschalten?« Die Antwort: »Die (hohe) Frequenz, die darin besteht (oder: die sich dann ergibt, wenn; die sich daraus ergibt), daß der Thyristor in sehr schneller Folge aus- und wieder eingeschaltet wird, wird dazu ausgenützt etc.«. Der erfragte Satz erscheint als Nebensatz - das ist unumgänglich, weil der Hauptsatz durch das finite Verb der Frage festgelegt ist. Daß Frequenz ein Substituens auf einer Abstraktionsebene ist, zeigt sich daran, daß der Nebensatz, in dessen Form der erfragte Satz erscheint, von einem Relativsatz abhängig gemacht werden muß, der, mit Zeichen, die nicht auf Textebene vorkommen, den Abstraktionsvorgang eigens erläutert: Die Frequenz, die darin besteht, daß . .. (wobei darin, daraus etc., wie sich für Typ D zeigen wird, typische Nebensatzvertreter innerhalb der Einheit 'Satz' sind). Ein Beispiel von Substitution des Typs A auf Textebene sind in T 3 6 die Sätze 4/5 (»man kann dann (. ..) anfahren« - »nach dem Anfahren . . ,«) 140 .

140

In T 3 6 f wird die Substitution mit dem Substituens fréquence bereits in Satz 2 vorgenommen in dem Satzteil, der beginnt mit par exemple . . . In diesem Fall liegt abstraktive Substitution nur noch durch cette haute fréquence vor. In T 3 e i findet in Satz 4/5 keine Substitution des Typs A statt. Ein schönes

3.3.1

197

In T y p Β w i r d einem V e r b j ein V e r b 2 + pronominale F o r m (oder P r o n o men) substituiert. D a s zweite V e r b muß dabei ein V e r b auf Abstraktionsebene sein: ebenso, w i e oben die F r a g e auf Abstraktionsebene mit dem O b j e k t - F r a g e w o r t qué + supponierendes V e r b hacer als A n t w o r t das nige

V e r b murmuraban

Textebene, V e r b +

Objekt

allei-

ergab (also nicht etwa, w i e bei einer F r a g e auf (second

gen Verb, im obigen Beispiel arbeitete

actant)ul, für zwei,

so werden hier dem alleiniein V e r b auf Abstraktions-

ebene (tat) und ein Objektvertreter (dies, es) supponiert. A u c h hier erweist sich somit, daß ein T e x t keine einheitliche Ebene darstellt, sondern als solcher bereits die Abstraktionsebene und, w i e sich zeigen wird, auch die metasprachliche Ebene enthalten kann. Wegen der Substitution auf A b s t r a k tionsebene gestaltet sich auch hier die R ü c k w ä r t s f r a g e schwierig.

Fragt

man mit dem zweiten Satz des Beispiels »Balzac arbeitete f ü r zwei. E r tat dies (es) wegen seiner Schulden« zurück, so muß man das V e r b des zweiten Satzes (tatj als Vehikel der F r a g e benützen und den Objekt- (bzw. secondactant-) Vertreter beim V e r b durch ein O b j e k t f r a g e w o r t ersetzen:

»Was

tat er wegen seiner Schulden?«. E n t w e d e r lautet die A n t w o r t : »Er arbeitete f ü r zwei« - ebenso, wie die F r a g e auf Abstraktionsebene »¿Qué

ha-

cían?« die A n t w o r t »murmuraban« erbracht hatte. Oder aber es w i r d v e r sucht, die F r a g e als F r a g e auf Textebene zu beantworten. D i e deutsche Sprache bietet hier die Möglichkeit der A n t w o r t »Er tat für zwei ten«,

arbei-

ähnlich verhält es sich im Englischen. Hierbei zeigt sich sehr deut-

lich, daß bei der Supposition v o n tun + ter f ü r die nominale Infinitiv-Form

Objektvertreter der Objektvertre-

des zu supponierenden Verbs steht

-

ein finîtes V e r b kann nur in der Metasprache zum Objekt werden. D a s Tempusmerkmal v o n arbeitete

geht dagegen auf das supponierende V e r b

über. Supposition eines finiten Verbs auf Abstraktionsebene bedeutet mithin stets A u f l ö s u n g des zu supponierenden finiten V e r b s ¡ in ein finîtes V e r b 2 , welches in gewisser Hinsicht die M i n i m a l f o r m eines finiten Verbs darstellt, und in einen Objektvertreter, der f ü r die I n f i n i t i v f o r m des Verbsj steht 1 4 2 . Aus er arbeitete

für zwei w i r d somit über er tat für zwei arbeiten

dann er

Beispiel für eine Substitution des Typs A auf Abstraktionsebene ist folgende Dialogstelle aus Molieres Misanthrope (524Í.) : Alceste: Personne n'a, Madame, aimé comme je fais. Célimène: En effet la méthode en est toute nouvelle. 1 « Vgl. oben S. i 4 f . 142 Dasselbe gilt für die »Prädikatide« (vgl. o. S. 1 6 1 ) oder Partizipien, die zwar keine finiten Verben sind, aber immerhin Tempusstufen ausdrücken. Auch sie sind durch die partizipiale Form des supponierenden Verbs + Objektvertreter zu substituieren. Aus dem Anfang von Satz 3 des Referenztexts 2, »En apercevant de loin ce vieillard, les personnes . . .« würde somit »En faisant cela, les personnes . . .«. Prädikatide werden somit analog zu finiten Verben substituiert, nicht etwa wie Nomina, und dies gestattet es, sie an die Seite der finiten Verben zu stellen. Prädikatide sind Äquivalente der finiten Verben von Nebensätzen.

198

3-3.1

tat dies. Die Zwischenstufe ist allerdings nur in solchen Sprachen möglich, die wie das Deutsche und das Englische über zwei supponierende Verben des Typs hacer verfügen: Im Deutschen tun und machen, im Englischen to do und to make. Die analogen supponierenden Verben der vier romanischen Sprachen {fare, hacer, a face, faire) sind dagegen alle vom Typ machen - und der T y p 'faire+Infinitiv' ist in allen vier romanischen Sprachen dafür reserviert, die Valenz des Verbs, das im Infinitiv folgt, um 1 zu erhöhen, oder genauer: zusammen mit dem Infinitiv eines n-wertigen Verbs ein n+x-wertiges Verb zu bilden 143 . Die entsprechenden Verben sind deshalb zwar als supponierende Verben auf Abstraktionsebene möglich, nicht jedoch in der Form der Zwischenstufe, die mit engl, to do und dt. tun möglich ist. Es existieren jedoch in allen fünf Sprachen (und auch im Englischen) Modalverben (wollen, können, möchten, sollen, dürfen, mögen etc.), die als Modalverben oder, im Sinne von Martin Raether, der sie 1968 für das Französische behandelt hat, als »Morphemverben« stets vom Typ 'Verbj ( = Modalverb/Morphemverb) + Infinitiv eines Verbs 2 ' sind. Dem T y p nach ist auch die finite Form von facere + Infinitiv eines zweiten Verbs dazuzuzählen. Alle diese Verben können natürlich in allen genannten Sprachen als Verben auf Textebene durch dasselbe Modalverb + Objektvertreter supponiert werden (»X konnte viel essen. Er konnte dies wegen einer Magenerweiterung«). So ist man bei einer Rückwärtsfrage des Typs »Was tat er wegen seiner Schulden?« in allen vier romanischen Sprachen darauf angewiesen, daß die Frage als eine Frage auf Abstraktionsebene und nicht als eine Frage auf Textebene verstanden wird, damit auf die Frage des Typs Objektfragewort+Verb t ' mit einem alleinigen finiten Verb 2 geantwortet wird. Der T y p C (»Balzac arbeitete für zwei. Raymond Roussel tat dies auch«) entspricht dem Typ Β in der Supposition eines Verbs durch ein anderes Verb auf Abstraktionsebene + einen Objektvertreter. Im Unterschied zu Typ Β wechselt hier jedoch der prime actant. Dies bedeutet, daß es sich hier in erster Linie um zwei aufeinanderfolgende Sätze mit demselben Verb, aber verschiedenem prime actant handelt. D. h. das Verb x könnte in einem solchen Satz ohne weiteres wiederholt werden. In beiden Fällen, bei Wiederholung desselben finiten Verbs und bei Supponierung eines Verbs 2 + Objektvertreter, tritt als Anzeiger für die Wiederholung auch, desgleichen, ebenso, ebenfalls dazu. Auch und seine Varianten bzw. Äquivalente in den vier romanischen Sprachen gehören zu jenen sprachlichen Zeichen, die we148 V g l . Tesnière 59.259H. (»diathèse causative«) und H e g e r 66. - Historisch gesehen hat altfranz. faire + Inf. dieselbe Funktion w i e deutsch tun + l n f . V g l . Tobler 2 1 . 2 0 - 2 4 ; Gougenheim 2 9 . 3 3 0 - 3 8 ; zum Spätlatein vgl. die lateinische G r a m m a t i k v o n L e u m a n n / H o f m a n n / S z a n t y r , München 1 9 6 5 , § 1 8 1 (Hinweise von H a n s Dieter Bork). Z u m franz. faire + lnf. in seinen verschiedenen V o r kommen v g l . ausführlich Raether 6 8 . 6 4 - 7 4 .

3-3.1

199

der auf Text- noch auf Abstraktionsebene durch Leerstellen zu erfragen sind. Will man ζ. B. im Dialog wegen eines auch eine Rückwärtsfrage stellen, so muß man stets metasprachlich fragen: »Wieso auch?«, das heißt: »Wieso hast du eben auch gesagt?« Die Textkonjunktion auch ist so sehr Anzeiger für das Vorliegen der Wiederholung eines Verbs bei wechselndem prime oder second actant, daß das wiederholte Verb dann, wenn die Sätze durch eine andere Textkonjunktion - etwa und - verbunden sind, sogar fehlen kann: »Balzac arbeitete für zwei und Raymond Roussel auch«. Im Falle von desgleichen fehlt dann sogar die Textkonjunktion: »Balzac arbeitete für zwei, desgleichen Raymond Roussel«144. Von sehr großer Bedeutung ist der Typ D (»Balzac arbeitete für zwei. Dadurch verminderte er seine Schulden«). Dieser Typ hat zwei Varianten. In der einen erscheint der repräsentierte Satz als prime actant oder second actant (»Balzac arbeitete für zwei. Dies verminderte seine Schulden«), in der anderen als »quart actant« (dadurch etc.). Der erste Fall soll Typ D,, der zweite D 2 heißen. Im Gegensatz zu den Typen Β und C ist D 2 sehr häufig, zumindest im Deutschen. Bei einer Substitution durch dabei, hierbei, dadurch, damit etc., im weiteren Sinne auch durch deswegen, dann etc., wird der vorhergehende Satz, für den es qua Hauptsatz, wie sich in Kapitel ι auf der Grundlage des ersten Axioms (S. 6) gezeigt hat, weder eine Leerstelle noch ein Substituens auf Textebene geben kann, als Nebensatz repräsentiert. Dies läßt sich sehr einfach durch eine Rückwärtsfrage feststellen, deren Vehikel das finite Verb des folgenden Satzes ist. Die Leerstellen für dabei!hierbei, dadurch/hierdurch, damit/hiermit lauten entsprechend wobei', wodurch?, womit?: »Wodurch verminderte Balzac seine Schulden?« Die Antwort lautet dann: »Dadurch, daß er für zwei arbeitete, verminderte Balzac seine Schulden« 145 . Der Antwortsatz wurde aus gutem Grund eben als vollständige Antwort wiedergegeben. Denn dabei zeigt sich, daß die vollständige Antwort auf einen Fragesatz, in dem der Repräsentant eines vorhergehenden Satzes die zu erfragende Leerstelle ist, nichts anderes darstellt als ein »hypotaktisches« Satzgefüge. Aus einer Parataxe mit nicht expliziter Satzverknüpfung durch einen Repräsentanten, der den vorhergehenden Satz, wie auch immer sein Status in der Hierarchie gewesen sein mag, stets als einen Nebensatz 144

145

Im Englischen besteht auch eine Alternative ohne too: Statt » . . . and Raymond Roussel too« ist auch möglich bzw. sehr geläufig » . . . and so did Raymond Roussel«. Eine weitere Möglichkeit ist statt des Vergleichs in Form von desgleichen, gleichermaßen, ebenso, parimenti, de mcme etc. diejenige des expliziten Vergleichs zweier finiten Verben bzw. ihres Bedeutungskorrelates durch wie, ebenso . . . wie, wie . ., so: »Wie Balzac, so arbeitete (auch) Raymond Roussel für zwei« etc. Hier bestätigt sich bei der Frage erneut, daß oberhalb der Einheit 'Satz' Pronominalisierung notwendigerweise Vorwärtspronominalisierung ist. Denn auf die Frage: »Wodurch verminderte er seine Schulden?« könnte nicht die Antwort folgen: »Dadurch, daß Balzac für zwei arbeitete«.

200

3-3-1

enthält, wird in der Antwort auf die Frage, welche den Repräsentanten als Leerstelle benützt, eine Hypotaxe. Man wird also zwischen scheinbarer und wirklicher Parataxe unterscheiden müssen: Wirkliche Parataxe läge im Falle des oben zitierten Satzpaars »X küßte das Mädchen. Die Badewanne war ziemlich eng« vor 1 4 6 , scheinbare Parataxe dagegen überall dort, wo das finite Verb eines vorhergehenden Haupt- oder Nebensatzes und damit auch der Satz selbst in Form eines Nebensatzrepräsentanten im nachfolgenden Satz enthalten ist. Derartige Nebensatzrepräsentanten sind alle Konjunktionen, für die es eine Leerstelle gibt und die auf Textebene erfragbar bzw. durch das, was sie repräsentieren, ersetzbar sind. Im Falle von T y p D t (»Balzac arbeitete für zwei. Dies verminderte seine Schulden«) wird ein Satz im folgenden Satz pronominalisiert als prime oder second actant repräsentiert. Das folgende Beispiel (§ 1 7 aus Referenztext 1 ) zeigt, daß dies für die romanischen Sprachen ebenso zutrifft wie für das Deutsche: T3?d

(Eine Diode 3 3 ) dient als Leerlaufdiode ( . . . ) , d. h. beim Sperren des Thyristors 13 fließt der Strom i im Motor 1 0 durch diese Diode weiter. Dies ist z. B. in Fig. 2 dargestellt...

T3?i

Questo diodo funge da diodo a vuoto ( . . . ) e ciò significa che all'atto del bloccaggio del tiristore 1 3 la corrente i nel motore 10 continua a passare attraverso questo diodo. Ciò è rappresentato per esempio nella fig. 2 . . .

T37s

Este diodo sirve como diodo de marcha en vacío ( . . . ) , es decir, al cerrar el tiristor 1 3 sigue fluyendo la corriente i en el motor 10 a través de este diodo. Esto está, por ejemplo, presentado en la figura 2 . . .

TS7r

(O diodä 33) are rolul de diodä de mers în gol ( . . . ) ; cu alte cuvinte la blocarea tiristorului 1 3 curentul i din motor continua sä curgä prin aceastä diodä. Aceasta se reprezintä de exemplu ìn figura 2 . . .

Ta7f

Une diode 3 3 sert de diode de marche à vide ( . . . ) , c'est-à-dire que, lors du blocage du thyristor 1 3 , le courant »i« passant dans le moteur 1 0 continue à s'écouler dans cette diode. Cela est mis en évidence sur la figure 2 . . .

Dabei repräsentiert der betreffende actant, hier der prime actant, den vorhergehenden Satz wiederum in Form eines Nebensatzes. Allerdings besteht ein bedeutender Unterschied zwischen der Substitution des Typs D j und derjenigen des Typs D 2 : im Falle von D x ist das Substituens ein Pronomen, bzw. eine pronominale Form, das im nachfolgenden Satz den Rang eines prime oder second actant hat, welcher bei der Rückwärtsfrage durch einen daß-Satz ersetzt wird. Dieser daß-Satz kann nun (im Deutschen und in den berücksichtigten romanischen Sprachen) die Stelle des Nebensatz-Vertreters dies einnehmen, ohne daß dieser - außer im Französischen 147 - wieder« 6 Vgl. oben S. 93. Im Französischen muß die Stelle links des Verbs bis auf Ausnahmen bei den Verben rester und manquer sowie bestimmte formelhafte Verwendungsweisen, stets besetzt sein (durch ein Nomen, Pronomen, eine pronominale Form oder durdi einen Circonstant). Vgl. dazu auch oben 3.2.4 und Raible 7 1 b. Zu einer weiteren »Ausnahme« vgl. oben Anm. 1 7 .

147

3-3-1

201

holt zu werden brauchte. I m Falle der Substitution des vorhergehenden Satzes durch einen actant, der weder p r i m e actant noch second actant ist, ist im Deutschen u n d in den romanischen Sprachen bei der A n t w o r t auf die R ü c k w ä r t s f r a g e sowohl der Nebensatzvertreter als auch der d a ß - S a t z v o r h a n d e n . W o m i t dies zusammenhängt, ist einfach zu sehen. P r i m e actant und second actant sind wegen ihrer in der Regel festen S-V-O-Stellung im allgemeinen nicht weiter f o r m a l gekennzeichnet wie etwa im A l t f r a n z ö s i schen oder Lateinischen. Insbesondere sind sie Kasus ohne präpositionale Kennzeichnung - eine Ausnahme bilden f ü r bestimmte Fälle des second actant das Spanische u n d das Rumänische. Im Falle der Substitution des T y p s D 2 hat das Substituens dagegen den Status eines actant, der weder p r i m e actant noch second actant ist, und der vor allem durch eine Präposition als solcher gekennzeichnet sein m u ß . N a c h Axiom ι (S. 6) hat das Substituens sowohl bei der E r f r a g u n g als auch bei der R ü c k w ä r t s f r a g e denselben syntaktischen Status wie das Substituendum, und das bedeutet n a t ü r lich, d a ß der daß-Satz jeweils auch denselben Kasus repräsentieren b z w . dasselbe Kasusmerkmal haben m u ß wie sein R e p r ä s e n t a n t : er braucht in solchen Fällen mithin eine Präposition. D a nun eine Präposition per definitionem nur vor N o m i n a , also nicht vor Sätzen stehen k a n n , bleibt ein durch dadurch etc. repräsentierter Satz auch bei der A n t w o r t auf eine entsprechende R ü c k w ä r t s f r a g e mit dadurch zusammen, das den Kasus, d. h. die Rolle in der syntaktischen Hierarchie bzw. seine F u n k t i o n im Satz anzeigt {»dadurch, daß . . . + Verb + H a u p t s a t z « ) , w ä h r e n d ein d a ß - S a t z einen p r i m e actant oder second actant auch direkt vertreten k a n n , d. h. nicht mit dem Nebensatz Vertreter zusammen a u f z u t a u c h e n b r a u c h t : der Nebensatzvertreter ist in solchen Fällen nicht durch Präpositionen gekennzeichnet. D a es selbstverständlich auch hypotaktische Satzgefüge gibt, die nicht durch eine R ü c k w ä r t s f r a g e entstanden sind, gilt dasselbe generell f ü r solche H y p o t a x e n , bei denen ein Nebensatz weder den R a n g eines prime actant noch denjenigen eines second actant einnimmt 1 4 8 . D e r Text T 3 e ( S . x g j f . ) bietet nun nicht nur Beispiele f ü r Satzverkettung durch die Repräsentierung eines vorhergehenden Satzes in Form eines N e b e n s a t z vertreters mit dem Status eines A k t a n t e n im nachfolgenden H a u p t s a t z . Er zeigt gleichzeitig, d a ß der in der deutschen Version v o n T 3 e v o r k o m m e n d e u n d in der deutschen Version des Referenztexts t s e h r häufige Substitutionstyp D 2 in den romanischen Sprachen etwas seltener ist. Dieser T y p w i r d d o r t häufig durch den T y p A ersetzt. Dabei t r i t t an die Stelle eines Nebensatzvertreters ein N a m e f ü r den I n h a l t v o n Sätzen, u n d z w a r ein solcher, der eine Abstraktionsebene darstellt. So w i r d in T 3 6 i, Satz ι , der Nebensatz » . . . p e r m o d o che in determinate circostanze il veicolo non

148 Hypotaxen, die nicht durch Rückwärtsfragen entstanden sind, können theoretisch natürlich in zwei Hauptsätze verwandelt werden, bei denen der zweite den ersten in Form eines Nebensatz-Vertreters enthält.

202

3.3.1

potrebbe nemmeno avviarsi« in Satz 2 zu »in queste condizioni«. In T 3 e r, Satz 1 , wird » . . . astfel încît eventual vehicolul nici nu poate demara« in Satz 2 zu »in acest caz«, in T 36 f analog zu »dans ce cas«. Nur in der spanischen Version findet sich eine andere Art der Repräsentation: durch aquí, das hier als Pro-Satz gebraucht wird, ohne deiktisch in bezug auf eine außerhalb des Texts befindliche Origo zu sein149. All das, was bisher im Rahmen des Kapitels 3 behandelt wurde, könnte unter dem Oberbegriff 'Reduktion im Text' zusammengefaßt werden: Sowohl die verschiedenen Stufen der Substitution, bei der Nomina oder nominale Syntagmen durch Substituentia ersetzt werden, die wiederum nominalen Rang haben, als auch diejenigen Substitutionen, bei denen an die Stelle eines Satzes ein Vertreter eines Satzes trat, sei es in Form eines Namens für den Inhalt von Sätzen, eines Verbums auf Abstraktionsebene + Objekt mit oder ohne auch und seinen Äquivalenten, sei es in Form eines Nebensatzvertreters wie dadurch, hierbei im Deutschen. Obwohl nun auch sie in bestimmter Hinsicht nichts anderes darstellt als eine Reduktion im Text, ist die Substitution des Typs 'Satz . . . Nomen auf Abstraktionsebene' gerade für die Reduktion v o n Texten von sehr großer Wichtigkeit. Deshalb sollen im folgenden einige derartige Substitutionen auf Abstraktionsebene aus Referenztext 1 zusammengestellt werden. Zunächst (I) solche Fälle, wo im Deutschen Substitution des Typs D 2 vorliegt, in einer oder in mehreren der Versionen in den romanischen Sprachen dagegen Substitution des Typs A (oder teilweise andere Substitutionstypen). Sodann (II) solche Fälle, wo auch in der deutschen Version des Texts Substitution des Typs A vorliegt (die Reihenfolge ist jeweils, wie üblich, d - i - s - r - f ) : I. Dadurch — in questo modo — de esta manera — prin aceasta — il en résulte 150 (§ 2) ; hierbei - in queste condizioni - aquí - în acest caz - dans ce cas (§ 9) ; hierdurch - in questo modo - de esta manera - prin aceasta ainsi (§ 20); dabei — in questo modo - así - la aceasta - en conséquence; dabei - in queste condizioni - por lo tanto - la aceasta - par conséquent 151

149

Vgl. unten Kapitel 4.2. 150 i m Französischen kann alles, was auf eine Präposition 'de' folgt (die sich dann im allgemeinen rechts des Verbs, also in Abhängigkeit vom Verb befindet), durch en beim Verb des folgenden Satzes substituiert werden. Der vorhergehende Satz hatte gelautet: »Dans les dispositifs de ce type, le contact de dérivation doit être commandé de manière à se fermer lorsque le thyristor reste assez longtemps dans son état conducteur«. En ist ein Pronomen, das für de + Nominalsyntagma rechts des Verbs bzw. für de + eine mögliche Reduktionsstufe dieses Syntagmas - etwa cela - steht. Die Leerstelle für en muß natürlich entsprechend dem syntaktischen Status des Substituts durch die Präposition 'de' gekennzeichnet sein (de quoi?).

151

Im Fall sich um gehören es stets

von en conséquence, por lo tanto, par conséquent, donc handelt es Nebensatz-Vertreter, die man gewöhnlich Konjunktionen nennt. Sie als Nebensatzkonjunktionen, d. h. als solche Konjunktionen, für die eine Leerstelle gibt, ebenso zum Substitutionstyp D 2 . Die hier nicht

3-3-1

203

(§ 26) ; dadurch - in tal modo - de esta manera - datoritä acestei cäderi de tensiune 162 - en conséquence; hierdurch - conseguentemente - de esta manera - prin aceasta - ainsi (§ 27) ; hierbei - in queste condizioni - entonces - atunci - alors 153 (§ 34); hierbei - in queste condizioni - aquí - la aceasta - alors; dadurch - in tal modo - de esta manera - prin aceasta - en conséquence; dadurch - conseguentemente - de esta manera - prin aceasta - p a r conséquent (§ 53). Besonders häufig ist die Substitution des Typs A auf Abstraktionsebene im italienischen Text. Hierbei werden die Nomina condizioni, modo, caso verwendet. Im Spanischen ist es manera, im Rumänischen und im Französischen ist es caz bzw. cas. Typisch für alle Fälle ist der stets zusammen mit den auf Abstraktionsebene substituierenden Nomina vorkommende anaphorische/deiktische Artikel (questo!tal - este - acest - ce). II. Hier nun einige Substitutionen, die auch in der deutschen Version des Referenztexts 1 Substitutionen des Typs A sind. Dabei sind u. a. zu nennen: dieses Merkmal der Erfindung (§§ 7, 75); auch in diesem Fall (§ 7); durch diese Ausbildung (§ 9) ; weitere Einzelheiten und Ausbildungen der Erfindung (§ 10) ; in diesem Betriebszustand (§ 57) ; dieser Vorgang, der hier beschriebene Vorgang - questo processo, il processo descritto — este proceso, el proceso descrito - aceastä operare, operaría descrisä — ce processus, le processus décrit (§§ 78, 29). Inwiefern diese Substitutionen auf Abstraktionsebene für die Reduktion v o n Texten relevant sind, wird sich z. T. im Laufe des folgenden Abschnitts ergeben. Es dürfte auf jeden Fall sicher sein, daß solche Substitutionen wie Fall, Vorgang, Bedingungen, Art und Weise in jeder Texttheorie eine bedeutende Rolle spielen müssen. Im Zusammenhang mit Fall sei daran erinnert, daß dieser Terminus bereits eine Rolle bei der deutschen Übersetzung pluralisierter (oder singularisierter) mass nouns gespielt hat 154 .

152

153

behandelten nicht erfragbaren Hauptsatz- oder Textkonjunktionen, die größtenteils identisch sind mit den Konjunktionen des zweiten Axioms (S. 18), bedürfen als Konjunktionen, die Hauptverben verbinden, eines eigenen Axioms parallel zum zweiten Axiom. Hier wird im rumänischen Text »o cadere de tensiune pe rezistança de misurare 18« substituiert durch »datoritä acestei caderi de tensiune«. Wäre die Substitution durch prin aceasta vorgenommen worden, so wäre »datoritä acestei cäderi de tensiune« eine der möglichen Antworten auf eine Rückwärtsfrage. Eine ähnliche Reprise - diesmal statt einer Substitution des Typs A - liegt in § 3 5 der französischen Version vor: »La résistance 59 est branchée en série pour la raison suivante:« anstelle von diese Maßnahme, questo accorgimento, esta medida.

Im Spanischen, Rumänischen und Französischen liegt hier eine Verwandlung in eine temporale Konjunktion vor; d.h. der beschriebene Prozeß wird als Prozeß angesehen, der in bestimmte Phasen aufgeteilt werden kann. 154 Vgl. oben Kapitel 2.6, desgleichen 2.3.3.2 und 2.3.3.3 mit Exkurs 3 (u. S. 244).

204 3·3·2

3.3 • 2

Reduktion von Texten - Reduzierter Text, Titel und Sprichwort

Ausgangspunkt ist die sechste Novelle des Heptaméron von Marguerite de Navarre. Dieser (im Anhang nicht abgedruckte) Referenztext wurde deshalb gewählt, weil er in mehreren, nämlich in wenigstens sechs Formen verschiedenen Umfangs existiert. Die ausführlichste Form ist diejenige, welche die eigentliche Novelle bei Marguerite de Navarre darstellt, d. h. das, was Nomerfide, eine der Personen, welche den fiktiven Rahmen der Sammlung L'Heptaméron bilden, den anderen Personen des Rahmens zu einem bestimmten Zeitpunkt erzählt. Diese ihre Erzählung oder Novelle handelt von drei Personen, die mit dem unbestimmten Artikel eingeführt werden. Statt mit Eigennamen werden sie auf der Substitutionsstufe 3 »benannt« (la femme, le mary, l'amy - bzw., zur Anzeige der wechselseitigen Beziehungen, mit Possessivartikel statt des bestimmten Artikels) 1 5 5 . In dem Zusammenhang, um den es hier geht, ist natürlich der Originaltext der Novelle nicht so sehr von Interesse wie die verschiedenen reduzierten Formen. Die ausführlichste dieser reduzierten Formen geht bei den heutigen Textausgaben der Novelle selbst voraus. Sie stammt von Adrien de Thou, einem der ersten Herausgeber des Werks (1553) : T38'

Un vieil borgne, valet de chambre du duc d'Alençon, averty que sa femme s'estoit amourachée d'un jeune homme, désirant en sçavoir la vérité, findit s'en aller pour quelques jours aux champs, dont il retourna si soudain que sa femme, sur laquelle il faisoit le guet, s'en apperceut, qui, la cuydant tromper, le trompa luy mesme.

Eine weitere Version stammt von einem der späteren Herausgeber, Claude Gruget (1559): T38"

Sixiesme nouvelle. Subtilité d'une femme qui fit évader son amy, lors que son mary (qui estoit borgne) les pensoit surprendre.

Die Verbindung zwischen »Sixiesme nouvelle« und dem unvollständigen folgenden Satz könnte etwa so lauten: »Sixiesme nouvelle qui montre la subtilité etc.«. Eine weitere reduzierte Form der nämlichen Novelle findet sich im Inhaltsverzeichnis der Ausgabe von Adrien de Thou: T38"'

Sixième nouvelle. - Comment la femme à'un vieux valet du duc d'Alençon put cacher son amant à son mari qui était borgne (neufranz. Form der Garnier-Ausgabe).

A l l e drei reduzierten Formen der Novelle enthalten die drei Hauptpersonen des Dreiecksverhältnisses und damit den Kern der Handlung, den, ausgesprochen oder nicht das Verb tromper darstellt. Die erste der drei angeführten Versionen würde, in entsprechender neufranzösischer Form, in einer französischen Tageszeitung unter der Rubrik »Tribunaux et faits di155 Vgl_ 0_ s. ι6γ{. Bei der Substitution des T y p s 'un vieil b o r g n e . . . sa femme' (vgl. T 3 8 ') liegt in Harwegscher Terminologie eine »explizite doppelte Substitution mit trennbarem fusioniertem uniphrasalem Substitutions-Teil« ( T y p 1 . 3 3 1 1 1 1 ) vor (Harweg 68.224).

3-3-2

205

vers« stehen können 156 . Die dritte Vefsion entspricht dem Titelgebrauch der Zeit. Es handelt sich dabei um einen Satz, der abhängig ist von einem nicht eigens angeführten metasprachlichen Verb. Vorhanden ist nur ein Nomen der Metatext-Ebene: »Sixième nouvelle«. Der Titel bzw. die Version T 3 8 '" würde vollständig etwa so lauten: »Sixième nouvelle: où l'on raconte comment. . ,«157. Alle drei reduzierten Versionen (T 38 '-T 38 "') haben die weitere Gemeinsamkeit, daß die finiten Verben - im Fall von T 3 8 " diejenigen der Nebensätze die Merkmale nicht-präsentischer Tempora aufweisen. Im zweiten Fall fehlt das (präsentische) Hauptverb, das ein Verb auf einer Metaebene sein muß. Eine vierte reduzierte Form der Novelle ist in der Interpretation enthalten, welche die Erzählerin Nomerfide, die damit die Diskussion über das Erzählte einleitet, auf ihre Erzählung folgen läßt: T 3 8 " " Par cecy [cecy ist Substituens in einer materialen Supposition, es steht für die Novelle oder Erzählung als Ganzes], voyez-vous, mes dames, combien est prompte et subtille une femme à eschapper d'un dangier.

Hier bleibt von den drei Personen nur die Frau als Hauptperson übrig; die besondere Konstellation, in welcher die drei Personen im Verlauf der Novelle vorkamen, wird auf einer Abstraktionsebene durch dangier (»eschapper d'un dangier«) reduziert, das Verhalten der Frau, das in der zweiten Kurzfassung (T 38 ") bereits auf einer Abstraktionsebene durch den Namen für den Inhalt eines Satzes subtilité reduziert war, wird hier zu être prompte et subtille à eschapper d'un dangier. Zwischen den ersten drei und der vierten reduzierten Form der Novelle besteht ein weiterer wesentlicher Unterschied. Er liegt erstens im Praesens gegenüber den nicht-praesentischen Tempora der Sätze oder Satzteile der anderen reduzierten Versionen, und zweitens darin, daß die vierte Fassung die Novelle v o r a u s s e t z t (Par cecy, voyez-vous, comment...), während die ersten drei Versionen jedem, der sich über den Inhalt der Novelle informieren wollte, genügend Anhaltspunkte gaben, die eine ausführliche Lektüre ersparen konnten. Würde man den von »Par cecy, voyez-vous (...) combien...« abhängigen Satz unabhängig machen (»Une femme est prompte et subtille à eschapper d'un dangier«), so könnte er unter Umständen eine gewisse Allgemeingültigkeit in Anspruch nehmen bzw. den Status eines kontext156 Diese Interpretation stammt von den etwa îoo Studenten der Universität Clermont-Ferrand, mit denen der Verfasser dieser Untersuchungen am 22. 4. 196g die betreffende Novelle, auch unter dem Gesichtspunkt der Textreduktion, besprochen hat. 157

Als Beispiel hierfür sei auf Kapitelüberschriften des Don Quijote hingewiesen. Beispiele (II. Buch): »Capítulo V I I I [ = Metatextebene] [:] Donde se cuenta [metasprachliches Verb] lo que le sucedió a Don Quijote yendo a ver su señora Dulcinea del Toboso«; oder: »Capítulo I X [:] Donde se cuenta lo que en él se verá« (vgl. dazu den Titel von Il.lxvi); oder: »Capítulo X L I V [:] Cómo Sancho Panza fué llevado al gobierno, y de la extraña aventura que en el castillo sucedió a don Quijote« etc.

2o6

3.3.2

invarianten Allsatzes oder, hier eher passend, den eines Sprichwortes haben, das als kontextinvarianter Allsatz im oben (S. γ ι ί . ) beschriebenen Sinn nichts mehr voraussetzt. Kommen derartige Sätze, die eine gewisse Allgemeingültigkeit für sich in Anspruch nehmen können, dagegen in einem Kontext vor, so sind sie nur dann verständlich, wenn sie in diesen Kontext passen. Jean Paulhan, der sich zeitlebens für den sprachlichen Status von Sprichwörtern interessiert hat, hat sehr deutlich erkannt, daß Sprichwörter reduzierte Formen bestimmter Texte - ζ. B. von Fabeln - sind (bzw. sein können) und daß diese Reduktionen auf einer anderen Ebene stehen als die Texte selbst: Sie sind zwar keine Sätze der langue, wie Paulhan später interpretiert hat 158 , aber sie sind, in unserer Terminologie, Sätze auf einer Abstraktionsebene. Wer sie gebraucht, d. h. wer sie in einen Kontext stellt, gebraucht sie mit Erfolg nur dann, wenn die Textebene oder das Situationsäquivalent, das ihnen vorausgeht bzw. das auf sie folgt (genauso, wie das Sprichwort der Fabel vorangehen oder auf sie folgen kann), dazu paßt, mit anderen Worten: wenn der Kontext auf das Sprichwort abbildbar ist. Paulhan hat dies wiederholt ganz pragmatisch - am Erfolg oder Mißerfolg beim Gebrauch von Sprichwörtern in der Kommunikationssituation - in ausgezeichneter Weise dargestellt 159 . Prinzipiell liegt der Fall ebenso wie bei einem Nomen auf Abstraktionsebene, etwa bei 'Musikinstrument': Es kann Abstraktionsebene sowohl zu 'Geige', als auch zu 'Klavier', O b o e ' , 'Saxophon', 'Xylophon' etc. sein. Beim Sprichwort befindet sich freilich ein ganzer Satz auf der Abstraktionsebene, und diesem Satz entspricht auf der Textebene eine Reihe von Sätzen, wobei die Abbildbarkeit rein von der Wahrscheinlichkeit her gesehen nicht mehr so einfach ist wie im Falle der i : i - R e l a t i o n 'Klavier - Musikinstrument'. Die Novelle von Marguerite de Navarre sei schließlich noch in einer fünften von Referenztext 3 abweichenden Form aufgeführt. Im Gegensatz etwa zur ersten Version (T 38 '), die lediglich eine komprimierte Erzählung war, stellt auch sie wieder einen Satz auf einer Abstraktionsebene dar: T 3 8 ""' The husbands good eye covered. Unbestreitbar ist nur, daß Sprichwörter als Sätze tradiert werden, was ihre o f t »archaische« Form erklärt. Viele französische Sprichwörter haben ζ. B . entsprechend altfranzösischem Gebrauch N o m i n a ohne A r t i k e l : »Jeune fillette a toujours soin de plaire«. Man muß übrigens wegen der Tempora zwei große Klassen von Sprichwörtern unterscheiden: solche, welche präsentische Tempora haben, und solche, die nicht-präsentische Tempora aufweisen. D i e letzteren sind bzw. waren v o r allem in Asien, im vorderen Orient und ζ. T . in Griechenland verbreitet, die ersteren im Okzident. V g l . Perry 6 5 . X X ; hier ist teilweise der besondere Wert »nicht-präsentischer« Tempora wie z. B. des altgriechischen »gnomischen Aorist« zu berücksichtigen, andererseits jedoch auch eine Tendenz, das, was im präsentischen Sprichwort auf einer Metaebene und, wenn das Sprichwort allein steht, sogar kontextinvariant ausgedrückt ist, an einem bestimmten Fall - und damit innerzeitlich - zu erläutern. Ein typisches Beispiel ist in der altgriediisdien Literatur das sogenannte αίνος. 159 Vgl_ Paulhan 25 und Paulhan 30. 158

3-3 ·2

207

Der Satz, der in T 3 8 " " die vierte Art der Reduktion der Novelle beinhaltete, setzte als solcher die Novelle voraus, hatte als unabhängiger Satz (»Une femme est prompte et subtille à eschapper d'un dangier«) jedoch die Form eines kontextinvarianten Allsatzes oder Sprichworts (mit entsprechendem außerzeitlichen Praesens), das als alleiniger Satz möglich und verständlich ist. Zumindest Letzteres gilt nicht für »The husbands good eye covered«. Ohne weiteren Kontext ist dieser »Satz«, der als Satz »The husbands good eye is covered« lauten würde, nicht möglich. Zusammen mit weiterem Kontext würde der Satz wie folgt lauten: T 3 8 " ' " Κ 1 5 1 6 : The husbands good eye covered.

Der Satz wird auch so nicht verständlicher. Er kann es erst werden, wenn man genau beschreibt, wo er steht: Er findet sich unter einer Vielzahl ähnlicher Sätze mit ähnlicher Klassifizierung unter der Rubrik 'Adultery' in Stith Thompsons sechsbändigem Motif-Index of Folk-Literature (Kopenhagen 1955-1958) und er stellt nicht nur eine Reduktion des Texts der N o velle von Marguerite de Navarre dar, sondern gleichzeitig diejenige einer analogen Novelle aus den Cent Nouvelles Nouvelles (Nr. X V I ) . Während also die Sprichwort-Form der Reduktion des Texts für sich allein verständlich ist (bei jeder Äußerung jedoch einer Motivation bzw. eines auf das Sprichwort abbildbaren Kontexts bedarf), ist die letztgenannte Form der Reduktion des Texts nur verständlich, wenn man den Rahmen bzw. die Abstraktionsebene kennt, in dem bzw. auf welcher der betreffende Satz steht: nämlich in einem Werk, das 'Motive' der Volksliteratur klassifiziert (Adultery) und indiziert (Κ iji6), d. h. in einem meta-literarischen Werk. Adultery ist ein Nomen auf einer Abstraktionsebene, das auf der dazugehörigen Textebene mindestens drei Personen impliziert, also einen Satz oder mehrere Sätze, in denen von den entsprechenden Personen die Rede ist (Adultery ist mithin ein typischer Porzigscher N a m e für den Inhalt von Sätzen 160 ). Eine der drei obligatorischen Personen, der Ehemann, liefert dann das spezifische Merkmal dieses Ehebruchs bzw. seiner Nicht-Entdekkung: »The husbands good eye covered«. Diese letzte Form der Reduktion des Texts von Marguerite de Navarre dürfte wohl unüberbietbar sein: sie setzt ein genau ausgeklügeltes System von Abstraktionen oder Namen für Inhalte von Sätzen voraus, das mit Akribie auf Texte der Volksliteratur (und verwandte Texte wie diejenigen von Marguerite de Navarre) angewandt wird - und sie ist nur im Rahmen dieser Abstraktionsebene bzw. aus der Kenntnis der Abstraktionskriterien heraus verständlich. Sie hat allerdings noch eine Gemeinsamkeit mit allen anderen Arten der Reduktion von Texten: Im Gegensatz zu denjenigen Abstraktionen, die in Texten selbst vorkommen, ist sie nicht an die Sprache

160

Es besteht hier nicht nur eine x : i - R e l a t i o n wie bei 'Musikinstrument: Geige', sondern eine 1:3-Relation. 'Musikinstrument' wäre so auch kein N a m e für den Inhalt eines Satzes.

2o8

3.3.2

des zu reduzierenden bzw. des reduzierten Texts gebunden. Von besonderer Bedeutung im Hinblick auf den vorhergehenden Abschnitt (3.3.1) ist nun, daß, wie die Diskussion über die betreffende Novelle zeigt, der T 3 8 " " entnommen ist, auf der Abstraktionsebene, die für die Reduktion v o n Texten relevant ist, nicht nur solche Nomina wie dangier, subtilité, finesses, malice vorkommen, sondern auch cas: dies paßt sehr gut zur Novellentheorie von André Jolies, nach der jede Novelle einen Fall oder Kasus darstellt 161 . »Fälle« sind freilich, wie sich gezeigt hat, nicht auf solche Texte beschränkt, die 'Novellen' genannt werden. Im Zusammenhang mit der Reduktion des Novellentexts war bereits vom 'Titel' die Rede. Z. B. konnte und durfte die dritte Form der Reduktion (T 38 '") als Titel interpretiert werden. Dabei handelt es sich um einen Titel, der den Inhalt der Novelle mitteilt. Insbesondere bei kurzen Titeln dieser A r t finden sich in den betreffenden Titelsätzen oft Verben, die in Fragen von einer Abstraktionsebene aus vorkommen können: Bei den Titeln des Don Quijote ζ . Β. solche Verben wie pasar, pasarse, suceder162, also Äquivalente des deutschen 'geschehen'. Nicht nur derartige Sätze, die explizit den Inhalt eines Texts mitteilen, sind als Titel möglich. Als Titel besonders geeignet sind ζ. B. die Porzigschen Namen für die Inhalte von Sätzen, also Substituentia des Typs A 1 6 3 , die bereits in den Texten selbst vorkommen. Vorgang, proceso etc. sind übrigens derartige Nomina auf Abstraktionsebene, die in der Nähe solcher ebenfalls auf Abstraktionsebene vorkommenden Verben wie pasar, pasarse, suceder — und bei Vorgang müßte man noch vorgehen hinzufügen — stehen. Einen Titel, in dem ein solches Substituens des T y p s A vorkommt, hat beispielsweise auch der Referenztext χ : d Antriebsvorrichtung i Dispositivo di azionamento, specie per un veicolo alimentato con energia da un generatore di tensione elettrochimico s perfeccionamentos en dispositivos de accionamento eléctrico r dispozitiv de accionare

f dispositif d'entraînement, notamment pour véhicule électrique et véhicule équipé d'un tel dispositif D a ß man gerade in solchen Fällen derartige Titel findet, ist alles andere als erstaunlich: Die Kunst des Verfassens einer Patentschrift besteht in hohem Maße darin, auf der höchstmöglichen Abstraktionsebene zu formulieren bzw. den Patentanspruch möglichst weit auszudehnen. Sämtliche konkre161 Vgl. Jolies 3 0 . i 7 i f f . (Kapitel »Kasus«), insbesondere S. i 8 i f f . - Man muß dabei berücksichtigen, daß in den Diskussionen im 'Rahmen' der Novellen Marguerite de Navarres auch solche termini technici der meta-literarischen Ebene wie 'exemple', 'nouvelle', 'histoire' vorkommen. 1 6 2 Ζ. Β. kann folgender Satz durch suceder auf Abstraktionsebene erfragt werden: » H a r t o tenía que hacer el socarrón de Sancho en disimular la risa, oyendo las sandeces de su amo, tan delicadamente engañado«: »¿Qué le sucedió al socarrón de Sancho . . .?« ( D o n Quijote II.x). 163

Ygl_ 0_ s. 195

und

182.

3.3.2

209

ten Beispiele oder Zahlangaben sind dann selbstverständlich nur »Ausführungsbeispiele« oder Zahlen, die »zum Beispiel« angegeben werden. Anders ausgedrückt: Es sind besondere Fälle bezüglich der Abstraktionsebene, welche die eigentliche Patentschrift bzw. der Patentanspruch darstellt. Nicht das Ausführungsbeispiel als solches soll geschützt werden, sondern das, was auf Abstraktionsebene beschrieben und beansprucht wird 164 . Titel brauchen jedoch nicht mit Notwendigkeit aus Zeichen zu bestehen, die eine Substitution des Typs A auf einer Abstraktionsebene darstellen oder sonstige Zeichen enthalten, die Zeichen auf einer Abstraktionsebene sind. Dies hängt damit zusammen, daß Titel die »Eigennamen« von Texten sind. Wie die Eigennamen auf Textebene können solche Titel alle erdenklichen sprachlichen Formen haben: von den absoluten Formen über die freien Formen bis zu den gebundenen Formen oder Zusammensetzungen aus einzelnen dieser Formen - etwa so, wie man in einer Programmiersprache des Typs ' A L G O L ' ein label oder Erkennungszeichen aus der Kombination aller erdenklichen Zeichen zusammensetzen kann. Hierbei gilt allerdings die Einschränkung, daß ein solches label nicht aus einem der definierten Termini der Sprache selbst bestehen darf - also etwa nicht integer oder array. Auch diese Ausnahme kennen die natürlichen Sprachen im Falle von Titeln bzw. Eigennamen nicht. Titel haben nun den Status von Eigennamen; innerhalb der Eigennamen, welche Titel darstellen, gibt es jedoch zwei Extreme. Das eine Extrem bilden diejenigen Titel, welche den Inhalt des Texts berichten. Dazu gehört beispielsweise die dritte Form der Reduktion des Referenztexts 3 (T S 8 '"); es handelt sich dabei um einen Titel, der identisch ist mit einer sprachlichen Einheit, welche 'Satz' heißt. Das andere Extrem bilden diejenigen Titel, die identisch sind mit einem sprachlichen Zeichen, das auf Textebene bereits ein Eigenname und damit bedeutungslos ist. Zwischen den beiden Extremen stehen Zeichengruppen, die auf Textebene Syntagmen wären, oder Nomina, die auf einer Abstraktionsebene stehen. Gerade am Extrem des Titels, der mit einem Eigennamen auf Textebene identisch ist, läßt sich zweierlei demonstrieren. 1 . Titel sind allenfalls formal identisch mit den Eigennamen der Textebene; 2. der Titel-Eigenname, der ein Eigenname ist, wird, da er per se bedeutungslos ist, oft bereits in einem sogenannten Untertitel »erklärt«.

164

Charakteristisch für den dauernden Obergang zwischen verschiedenen Ebenen ist insbesondere - ohne insbesondere ist keine Patentschrift denkbar. Die unterschiedliche Ausführlichkeit des Titels in den einzelnen Versionen der Patentschrift dürfte mit der Patentgesetzgebung in den entsprechenden Ländern zusammenhängen. Im Zusammenhang mit den Abstraktionsebenen ist auch sprachwissenschaftlich von höchstem Interesse George V. Woodlings Artikel über das Abfassen von Patentansprüchen (»Claim Drafting«) in Robert Calverts The Encyclopedia of Patent Practice and Invention Management (Woodling 64).

210

3-3-2

ι . Es ist klar, daß die platonische Schrift Timaios einen Eigennamen trägt, der neben solchen anderen Eigennamen wie Sokrates, Kritias, Hermokrates auch im Text des Dialogs - oder hier besser: Monologs - selbst vorkommt. Aber es besteht ein bedeutender Unterschied zwischen der Schrift der dritten Tetralogie, die Timaios heißt und der Person, die Timaios heißt. Ein Beispiel für einen Titel, in dem dies selbst zum Ausdruck kommt: Gryphius' Ein Fürsten-Mörderisches Trawer-Spiel / genant Leo Armenius. Das Trauerspiel mit dem Namen 'Leo Armenius' (Trawer-Spiel / genant Leo Armenius) ist etwas anderes als die darin vorkommende Person Leo Armenius. 2. Da nun solche Eigennamen nicht-definiert als Titel ebensowenig etwas bedeuten wie als Eigennamen auf Textebene, da sie als Titel jedoch unter Umständen auch etwas über den Inhalt dessen, wozu sie Titel sind, aussagen sollen, ist wohl aus solchen Eigennamen-Titeln der Doppeltitel entstanden, den Arnold Rothe einer sehr substantiellen Studie unterzogen hat: Der Verleihung des Eigennamens, welcher, wie sich oben gezeigt hat, nie ein direktes Substituens ist, entspricht die Explikation des Eigennamens im Titel-Eigennamen durch einen Untertitel, der in der Regel auf die Konjunktion oder folgt: Sganarelle ou le Cocu imaginaire; Minna von Barnhelm oder das Soldatenglück (letzteres ein typischer Name für den Inhalt von Sätzen). Daß dieses oder, dem nicht selten ein Doppelpunkt folgt, hier nichts anderes darstellt als ein auch bei der Benennung innerhalb der Satzeinheit vorhandenes metasprachliches Verb, zeigen Varianten von oder wie z. B. c'est-à-dire, autrement, qui est, cioè, das ist1β5. Solche Doppeltitel sind nicht nur auf Titel beschränkt, die im Titel-Eigennamen einen Eigennamen aus der Textebene enthalten. Wie Rothe zeigt, haben sie sich, gewiß nicht ganz ohne durch literarische Mode begünstigt zu sein, als ein Titeltyp entwickelt, in dem der zweite Teil den ersten erklären soll, wobei links oder rechts des oder wiederum alles stehen kann, was auch in der Metasprache den Status eines Nomens oder Eigennamens haben kann: ζ. B. Die Rundköpfe und die Spitzköpfe oder Reich und Reich gesellt sich gern, wo rechts ein Satz bzw. ein modifiziertes Sprichwort steht (das als Satz auf einer Abstraktionsebene natürlich sehr gut als Titel geeignet ist). Nennt man nun die linke Hälfte 'Obertitel' und die rechte Hälfte 'Untertitel', wie dies Arnold Rothe getan hat, so muß man diesen 'Untertitel' gegen solche Titel abgrenzen, die als Untertitel ohne, nicht jedoch als Untertitel mit oder möglich sind. Es sind dies solche Untertitel, die nicht zur selben Ebene gehören, sondern ζ. B. zur Metatext-Ebene. Sie geben meist die (literarische) Gattung an, zu welcher der Text gehört. Camus' La Chute hat den Untertitel récit. ''La Chute ou récit wäre jedoch kein üblicher Doppeltitel, ebensowenig wie * Judith oder Trauerspiel in

165

Rothe 70, hier S. 3 1 8 ( = S. 24 der Einzelausgabe). Sämtliche Titel sind dem Aufsatz von Arnold Rothe entnommen.

3-3-2

211

fünf Akten169. Die hier vorliegende Untersuchung würde üblicherweise auch nicht heißen können ''Satz und Text oder Untersuchungen zu vier romanischen Sprachen. Sobald jedoch der Titelteil rechts des oder nicht mehr ausschließlich aus Bezeichnungen der Metatext-Ebene besteht, werden auch solche Doppeltitel möglich: Leo Armenius / oder Jämmerlichen Fürsten-Mords Trauer-Spiel, wie ein späterer Titel desselben Dramas von Andreas Gryphius lautet. Beim 'Untertitel' ist mithin eine wichtige Unterscheidung zu treffen zwischen einem reinen Metatext-Untertitel und einem Untertitel, der auf derselben Ebene steht wie der 'Obertitel'. Der Eigenname des Texts und der Gattungsname des Texts stehen nicht auf derselben Ebene. Beide Arten von Untertitel liefern jedoch eine zusätzliche Information über den Inhalt des Texts, der eine auf direktem Weg, der andere auf dem Umweg über die Gattung, zu welcher der Text gehört. Dieser Abschnitt hat gezeigt, daß es verschiedene Arten und Stufen der Reduktion von Texten gibt. Sie reichen von der »Komprimierung« (bei Erhaltung der Vergangenheitstempora und damit der Aktualisierung im Falle der Novelle) bis zu allgemeingültigen Sätzen auf Abstraktionsebene (mit außerzeitlichem Präsens) oder zu Satznamen auf Abstraktionsebene und schließlich zur »Benennung« von Texten (Titel). Den gemeinsamen Punkt zwischen der Reduktion im Text und der Reduktion von Texten stellt die Substitution des Typs A auf Abstraktionsebene dar, die als Substitution von Sätzen durch Namen für Inhalte von Sätzen auch in den Texten selbst vorkommt. Es handelt sich dabei um solche Nomina wie Fall, Vorgang, Art und Weise, condizioni, aber auch Arbeitsweise, Merkmal etc. in Referenztext 1. Ein zweiter gemeinsamer Punkt sind solche Verben, die sowohl auf Textebene wie auch auf Abstraktionsebene vorkommen können 167 . Analog zu den Porzigschen Namen für die Inhalte von Sätzen oder Satznamen (nicht zu verwechseln mit den 'Satznamen' Peter Hartmanns 1 6 8 ) könnte man sie »Satzverben« nennen, wenn dies nicht notwendigerweise zu Mißverständnissen führen würde.

166 D a s »üblicherweise« im vorliegenden Abschnitt bezieht sich darauf, daß in der Literatur seit Beginn des 20. Jahrhunderts alles möglich geworden ist. i m Vgl. oben Kapitel 1.3. 168 Vgl. Hartmann 59-62, Hartmann 64.

TEXTVERWEIS - »DEIXIS IM TEXT« U N D D E I X I S AM TEXT

In Anlehnung an die terminologische Differenzierung bei Apollonios wurde in dieser Untersuchung bisher streng zwischen 'Anaphora' und 'Deixis' unterschieden1. Entsprechend der Zielsetzung der Arbeit spielte dabei die Deixis als Zeigen in der Situation, im nicht-sprachlichen Kontext, nur eine untergeordnete Rolle. Wenn man in einer terminologisch unsauberen Weise - für die es freilich große Vorbilder gibt 2 - 'Deixis' um einer Opposition willen, die in solchen Fällen übrigens auch syntaktisch/semantische Ausnahmen im Bereich der Grammatik schafft 3 , zudem als Oberbegriff für die Opposition 'Anaphora : Deixis' verwenden darf, so könnte man sagen, die Arbeit habe sich bisher mit Deixis im Text befaßt 4 . Nun gibt es aber nicht nur »Deixis im Text«, es gibt auch Deixis am Text - in »Deixis am Text« hat 'Deixis' seine eigentliche Bedeutung: es handelt sich dabei um das, was man auch 'Textverweis' nennen könnte. Um diesen Textverweis geht es in diesem Kapitel. Zunächst sollen die Zusammenhänge zwischen Tempus und Textverweis skizziert werden; es folgen dann die lokale Deixis am Text und schließlich die Grenzfälle zwischen »Deixis im« und Deixis am Text. 4.1

Tempus und Textverweis

Texte wie diejenigen der Werke von Claude Lévi-Strauss oder von Edmund Husserl bestehen zu einem sehr großen Teil aus Sätzen mit nicht-aktualisiertem Bedeutungskorrelat. D. h. das Tempus der in diesen Texten vorkommenden finiten Verben ist zum überwiegenden Teil das Praesens. In 1 2

3

4

Vgl. oben Kapitel 2.3.x. Man kann sich bei einem derartigen »unsauberen« terminologischen Gebrauch insbesondere auf das Vorbild von Aristoteles berufen. Vgl. Verf., Aristoteles und der Raum, Diss. Kiel 1965, S. 24. Horst Isenberg hebt in diesem Zusammenhang auf solche Fälle ab wie »Vio λ una mujer, no a una casa«, wo um der Opposition willen etwas möglich gemacht wird, was bei alleinigem Vorkommen nicht möglich wäre: »Vio a una casa«. Vgl. Isenberg 68b.i29ff. und Isenberg 68a bzw. Isenberg 7 1 . 1 5 7 . In diese Richtung geht teilweise Bühlers etwas psychologischer Deixis-Begriff. Auch für Klaus Heger, der Bühlers Sprachtheorie sehr verpflichtet ist, ist Deixis der Oberbegriff, der differenziert wird nach 'Außendeixis' und 'Innendeixis' (im Sinne von Apollonios' 'Deixis' und 'Anaphora').

213

4-1

diesen Texten gibt es freilich eine Reihe von Abschnitten, deren Inhalt aktualisiert ist und deren Tempora somit neben dem innerzeitlichen Praesens diejenigen der Vergangenheit oder der Zukunft sind. Ein Teil dieser aktualisierten Abschnitte erklärt sich ohne weiteres aus einem Aspekt ihrer Wissenschaftlichkeit. Sie beziehen sich mitunter ausdrücklich auf die Ergebnisse der Forschungen anderer Wissenschaftler, die genau datierbar bzw. zitierbar sind. In solchen Abschnitten sind mit hoher Wahrscheinlichkeit neben dem innerzeitlichen Praesens die Vergangenheitstempora zu erwarten - solche Tempora mithin, die ebenso wie die dann zitierten Eigennamen aktualisierende Funktion haben oder haben können. Ein Beispiel: D i e knappe Fassung, in welche W u n d t das allgemeine Ergebnis der indogermanischen Sprachvergleichung brachte, begegnete keinem Widerspruch der zeitgenössischen Linguisten; auch Delbrück fand daran nichts E r w ä h nenswertes auszusetzen. Sie lautet ungefähr so: . . A

Derartige Stellen vermögen jedoch nur einen Teil der nicht-praesentischen Tempora zu erklären, die in solchen »wissenschaftlichen« Texten vorkommen. Eine große Anzahl der innerhalb des Ablaufs der realen oder fiktiven Zeit stehenden Tempora solcher Texte findet eine andere Erklärung: Es handelt sich um Stellen, an denen diese Texte, wie dies im Verlauf dieser Arbeit bereits mehrmals gesagt wurde, »in bezug auf sich selbst aktualisiert sind«. An solchen Stellen machen die Verfasser von Texten von einer Möglichkeit Gebrauch, die für alle Texte gleichermaßen besteht - wenn sie hier am Beispiel von Texten mit vorwiegend nicht-aktualisiertem Inhalt demonstriert wird, so nur deshalb, weil eine Demonstration an gerade diesem Fall einleuchtender und offensichtlicher ist. Es ist dies die Möglichkeit, einen Text als ein ' N a c h e i n a n d e r ' von Sätzen, Paragraphen, Abschnitten, Kapiteln, Seiten, Zeilen, Wörtern etc. zu sehen, um eine Reihe von Termini der Metatext-Ebene zu nennen, die sich aufgrund einer suppositio materialis ergeben6. Auch hierfür seien einige Beispiele angeführt. Sie stammen aus Roland Harwegs Buch Pronomina und Textkonstitution: S. 1 5 1 : »wie auf S. 148 angedeutet wurde, ist. . .« S. 1 5 5 : S. 2 1 0 :

»wie wir auf S. 1 5 1 andeuteten, ist...« » . . . obwohl sie auf dem Existenzprinzip mehr-als-zwei-gliedriger p r o nominaler Verkettung beruhen, welche auf S. ζ^γίί. gesondert behan-

delt

wird.1

Die Textstellen sind für den Zweck des Textverweises, dem sie dienen sollen, völlig eindeutig. Sie sind es deshalb, weil a) mit Substitution auf Metaebene gearbeitet wird: »auf S. 148« ist eine lokale Deixis 7 auf materiell supponierte Textteile; sie sind es, weil b) entsprechende, in der Regel metasprachliche oder metasprachlichen Verben verwandte Verben vorkommen: 5

Bühler 3 4 . 2 3 7 .

8

V g l . dazu oben S. u f f . V g l . dazu Bühler 3 4 . i 2 o f f . , 2 5 8 ; H a r w e g 6 8 . 1 6 7 - 6 9 .

7

4-1

214 andeuten,

behandeln,

sagen

etc.; sie sind es weiterhin, weil c) das T e m p u s

der V e r b e n »aktualisiert«, wobei der T e x t selbst als ein ' v o r h e r ' und ' n a c h her' gesehen w i r d : I m F a l l e des ' v o r h e r ' w e r d e n nicht-praesentische gangenheitstempora gebraucht, im F a l l e des ' n a c h h e r ' im Deutschen Praesens (wie oben) oder das Futur, in den berücksichtigten

Verdas

romanischen

S p r a c h e n zumeist das Futur 8 . H i e r ein Beispiel aus R e f e r e n z t e x t 1 , § 2 1 : T 3 9 d (1) Die K a t h o d e der Zenerdiode 46 ist über einen Widerstand 48, eine Sicherung 49 und einen Schalter 5 0 mit dem Hauptschalter 1 5 verbunden. (2) Außerdem ist an sie eine Leitung 5 2 angeschlossen, die im folgenden als Plusleitung bezeichnet wird. Tjgi

(1) Il catodo del diodo Zener 46 è connesso, attraverso una resistenza 48, (2) un fusibile 49 ed un interruttore 50, con l'interruttore principale 1 5 . I n oltre a detto catodo è connessa una linea 5 2 , che verrà indicata in seguito come linea positiva.

TjjS

(1) E l cátodo del diodo Zener 46 está conectado a través de una resistencia 48, un fusible 49 y un interruptor 5 0 con el interruptor principal 1 5 . (2) Además se ha conectado a él una línea 5 2 que a continuación se denomina como línea positiva.

T S 9 r (1) C a t o d u l diodei Zener 46 este legat peste o rezisten^ä 48, o signurança 49 (2) 51 un întreruptor 50 la întreruptorul principal 1 5 . P e lînga aceasta catodul menzionai este conectat la un conductor 5 2 care in cele ce urmeazä va fi denumit conductor pozitiv. T s g f (1) L a cathode de la diode Zener 46 est reliée, p a r l'intermédiaire d'une résistance 48, d'un fusible 49 et d'un interrupteur 50, avec l'interrupteur (2) principal 1 5 . E n outre, elle est reliée à un conducteur 52, qui sera appelé dans la suite conducteur positif. A u s demselben R e f e r e n z t e x t 1

(§ 2 8 ) ein Beispiel f ü r die Vergangenheits-

tempora im umgekehrten F a l l : T40d

Es kann jetzt kein Strom mehr von der Batterie 1 2 zum Motor xo, 1 1 fließen, jedoch fließt in diesem weiterhin ein Strom, der sich durch die wurde. D i o d e 3 3 schließt, wie das oben beschrieben

T40i

A questo punto non può più passare una corrente dalla batteria 1 2 verso il motore 1 0 , 1 1 , tuttavia in quest'ultimo continua a circolare una cor-

8

Praesentia bei R ü c k w ä r t s v e r w e i s sind solche Praesentia, die ζ. Β . im Altgriechischen zumeist die Form eines sogenannten Resultativperfekts (εστηκα, μέμνημαι, οίδα, εϊρηται etc.) haben. V o n der Weinrichschen Tempustheorie her müßten bei R ü c k w ä r t s v e r w e i s die »Besprechtempora« auftreten, was durchaus nicht mit Regelmäßigkeit der F a l l ist (Weinrich 64). - Nach der Arbeit von Friedrich K e i l über den Perfektgebraudi Herodots (Keil 63) scheint bei H e r o d o t das griechische P e r f e k t eine gewisse R o l l e beim T e x t v e r w e i s zu spielen, wobei allerdings zu berücksichtigen ist, daß es sich dabei zusätzlich um das P e r f e k t metasprachlicher V e r b e n (είρηται etc.) handelt. D i e Interpretation, die K e i l (S. 1 9 ) v o m Unterschied zwischen P e r f e k t und Aorist gibt, ist f ü r das P e r f e k t auch bei Aristoteles zu belegen, was die entsprechenden metasprachlichen Verben b e t r i f f t (Pf.: »wie oben bereits niedergelegt«, A o r . : »wie oben gelegentlich erwähnt«).

4·ΐ

215 rente, la quale si chiude attraverso il diodo 33, come è stato sopra descritto.

T40s

No puede ahora fluir ninguna corriente desde la batería 12 hacia el motor 10, χ ι , pero, sin embargo, sigue fluyendo en éste una corriente que se cierra a través del diodo 33, tal y como se describió más arriba.

T 40 r

Acum nu mai poate veni nici un curent de la batería 12 spre motorul 10, 1 1 , ínsa prin acesta din urmä continua sä treacä un curent care se închide prin dioda 33, astfei cum s-a expus mai sus.

T 40 f

II ne peut maintenant plus passer aucun courant entre la batterie 1 2 et le moteur 10 et 1 1 , mais il passe cependant dans ce dernier un courant qui traverse la diode 33, comme décrit plus haut.

Das zweite der oben aus Roland H a r w e g zitierten Beispiele ist schließlich deswegen eindeutig, weil hier d) ein weiterer aktualisierender Faktor in Form des Verweises auf die erste Person Plural auftritt (»wie wir auf S. 1 5 1 andeuteten,...«). Es ist nun klar, daß Textverweise allemal eindeutig sind, wenn die vier aktualisierenden Faktoren 'lokale Deixis auf Stellen im Text', 'entsprechende metasprachliche Verben', 'Vergangenheitstempus/Futur, eventuell innerzeitliches Praesens' und 'deiktische erste Person' zusammenkommen. Interessant ist nur, welche dieser Faktoren »Textverweis-konstituierend« sind. D a ß der Faktor 'deiktische erste Person' allein keinen Textverweis konstituiert, sondern lediglich aktualisierende Funktion hat, ist evident. Daß der Faktor 'lokale Deixis auf eine bestimmte Textstelle hin (die eine materiale suppositio darstellt)' den Verweis im Verein mit einem entsprechenden metasprachlichen Verb, mit und ohne Vergangenheitstempus/Futur, leistet, ist ebenso evident: Man vergleiche das Harwegsche Beispiel von (Harweg) S. 2x0: » . . . welche auf S. 247 gesondert behandelt wird«. D a in diesem Fall auch ein (innerzeitliches) Praesens genügt, bleibt zu fragen, welche Rolle ein allfälliges nicht-praesentisches Tempus bei einem solchen Textverweis hat. Ist es wie die deiktische erste Person ein in bezug auf die Leistung des Textverweises akzidenteller Faktor, oder kann es von sich aus einen Textverweis stiften? Daß statt seiner in einem solchen Fall wie dem eben zitierten auch das (innerzeitliche) Praesens stehen kann, ist noch kein Beweis dagegen. Denn hierbei wird die Information über das 'vorher' oder 'nachher' durch die Seitenzahl und/oder durch ein 'oben' bzw. 'unten' oder durch ein analoges Deiktikon gegeben. Es gibt nun in der Tat Beispiele, die zeigen, daß allein das nicht-praesentische Tempus einen Textverweis leisten kann. Klaus Heger referiert in einem Aufsatz, der im J a h r 1969 veröffentlicht wurde, den Standpunkt, den er zu demselben Problem fünf Jahre zuvor vertreten hatte. Dies geschieht zunächst ganz explizit mit Aktualisierung durch die deiktische erste Person, durch das Tempus und sogar durch ein Zeitadverb (»damals«), sowie durch explizite Referenz (in Fußnoten) auf den betreffenden Aufsatz und die betreffende Stelle (also auch durch suppositio materialis). In den

2i6

4.1

folgenden Sätzen wird der Textverweis jedoch allein durch das Tempus geleistet: T41d

G e f ä h r d e t war

diese W i d e r s p r u c h s f r e i h e i t durch die P h ä n o m e n e der

Syn-

o n y m i e u n d der P o l y s e m i e , die im R a h m e n des D r e i e c k - M o d e l l s in W i d e r spruch z u der g e f o r d e r t e n q u a n t i t a t i v e n Konsubstantialitätsrelation Im Trapez-Modell hiermit stand

hingegen k o m m e n

(...)

etc. I n engem

standen.

Zusammenhang

ein z w e i t e r G r u n d , der die A n w e n d u n g des auf der z w e i t e n

metasprachlichen

Ebene

lokalisierten

Modells

auf

sprachwissenschaftliche

Fragestellungen (cf. oben 2 . 2 . 2 ) b e t r i f f t . U m mit seiner H i l f e Semasiologie u n d O n o m a s i o l o g i e so definieren zu können, daß sie nicht als tautologische Spiegelbilder gänglich

voneinander

notwendig,

(...).

erscheinen, In

beiden

erwies Fällen

es

sich

handelte

ebenfalls als es

sich

unum-

somit

um

G r ü n d e , die sich aus dem Bemühen um eine sich auf der E b e n e der L a n g u e verstehende p a r a d i g m a t i s c h e S i g n e m - A n a l y s e

ergaben9.

Da der Text, auf den die Tempora hier verweisen, dem Leser nicht ohne weiteres zugänglich bzw. erinnerlich sein wird, fehlen hier jedoch nicht genaue Stellenangaben in den Fußnoten, welche deutlich den Ort dessen angeben, was hier resümiert wird. Ähnlich verfährt Claude Lévi-Strauss, wenn er zu Beginn von Du miel aux cendres den Inhalt des vorhergehenden Bandes Le cru et le cuit referiert 10 . Innerhalb eines Texts, der dem Leser als Ganzes vorliegt, sind jedoch Textverweise allein durch das Tempus des Verbs durchaus im Bereich des Möglichen. Der Leser dieser Untersuchung hat z. B. des öfteren ein »aus dem ersten Axiom folgte sogleich... « zur Kenntnis genommen und als einen Textverweis auf S. 6 interpretiert, wo es entsprechend heißt: »Daraus folgt sogleich, d a ß . . . « 1 1 . Ein nicht-praesentisches Tempus in einem Text, dessen Inhalt in der Regel nicht oder doch nur intermittierend aktualisiert ist, kann also durchaus die Funktion haben, den Text als Text, d. h. als ein 'vorher' und 'nachher' von Sätzen, zu aktualisieren. Solche Beispiele findet man relativ häufig bei der Lektüre aristotelischer Schriften. Ein Beispiel: Im vierten Buch der Physik steht folgender, durch sein Tempus auffallender Satz: "Ο

δέ Ζήνων

ή π ó ρ ε ι,

δ τ ι ε'ι ϊ σ τ ι τι ó τόπος, έν τ ί ν ι ε σ τ α ι , λ ύ ε ι ν οΰ

χαλεπόν. (Das, w a s das P r o b l e m Z e n o s w a r , daß nämlich der T o p o s , w e n n er e t w a s ist, auch in e t w a s sein w i r d , ist u n s c h w e r zu lösen).

Der Verweis ist hier nicht einmal eindeutig, weil man den Hauptsatz auch als eine Aktualisierung in bezug auf den historischen Zeno interpretieren könnte. Wer jedoch den Text, der dieser Stelle vorausgeht, genau gelesen » Heger 10

69.16SÍ.

V g l . d o r t S . i 4 f f . (auch hier sind die T e m p o r a I m p a r f a i t und Passé composé, selbstverständlich jedoch nicht das Passé simple).

11

V g l . z u dieser A r t v o n » Z i t a t « prinzipiell das unten in K a p i t e l 5 . 4 über die E r l e b t e R e d e G e s a g t e : I n beiden F ä l l e n liegt das v o r , w a s m a n eine setzung« v o n S ä t z e n nennen kann.

Ȇber-

4-1,4-2

217

hat, weiß sofort, daß ein Verweis auf folgende Stelle in einem der vorhergehenden K a p i t e l des vierten Buchs vorliegt: ή γαρ Ζήνωνος απορία ζητεί τινά λόγον· εί γαρ παν έν τόπφ, δήλον οτι και του τόπου τόπος εσται, καί τοϋτο εις άπειρον πρόεισιν. 12 (Zenos Aporie bedarf nämlich einer Klärung: wenn alles an einem Topos ist, dann gibt es selbstverständlich auch einen Topos des Topos und so weiter ins Unendliche.) Derartige Zitate haben allerdings den Nachteil, eine sehr genaue Lektüre vorauszusetzen 1 3 . 4.2

L o k a l e Deixis am T e x t

I m vorhergehenden Abschnitt hat sich erwiesen, daß z w a r die 'temporale Deixis' in bestimmten Texten allein ausreicht, um einen T e x t v e r w e i s zu konstituieren, daß sie jedoch o f t zusammen mit einer lokalen Deixis auf materiell Supponiertes hin auftritt: D a b e i w i r d der T e x t nicht nur als ein 'vorher' und ein 'nachher', sondern als ein 'oben' und 'unten', als § x , Seite y und K a p i t e l z aktualisiert. So w i e die temporale Deixis in Form eines Vergangenheitstempus allein dazu ausreichte, einen T e x t v e r w e i s zu konstituieren, reicht auch ein lokal-deiktischer T e x t v e r w e i s mit einem praesentischen Tempus (das dann allerdings ein innerzeitliches Praesens ist) zur Konstitution eines solchen Verweises aus. Dabei liegt keine »Deixis

im

T e x t « mehr vor, sondern Deixis am T e x t , also eine Deixis auf M e t a t e x t Ebene. Interessanterweise können dabei Relationen, die bei »Deixis

im

T e x t « oberhalb der Satzeinheit stets anaphorische Relationen sein müssen, umgekehrt werden: Beispielsweise in einem Satz wie »Er sagte dazu

die-

ses«, worauf der Inhalt der Aussage folgt. In solchen Fällen steht ein Satz w i e »Er sagte dazu dieses«

allerdings auf einer Metaebene in bezug auf

das, w a s f o l g t 1 4 . Oben w a r anhand des anaphorischen eil und des deiktischen eist im A l t französischen d a v o n die R e d e gewesen, daß diese beiden Artikel, w i e auch die P r a x i s bis zu einem gewissen G r a d e zeigt, nicht auf die Kategorien 'récit' und 'dialogue' oder ' R e d e ' beschränkt zu sein brauchen 1 5 . F ü r 12 18

14

15

eil

Aristoteles, Physik IV-3.2iob 22L und IV.i.209a 23ff. Dies gilt für Aristoteles auch dort, wo er sich selbst mit Hilfe eines metasprachlichen Verbs und einem Vergangenheitstempus zitiert, allerdings bestenfalls mit Nennung des Titels der Schrift, oft nur mit dem Hinweis έν άλλοις: Weshalb sich dann auch heute noch die Fachgelehrten über die Lokalisierung der »unbestimmten Selbstzitate« streiten. Vgl. dazu oben Kapitel 3.1 und unten Kapitel 5. - Ein ähnliches Beispiel aus André Gides Ρ aludes (S. 96 der Pléiade-Ausgabe), w o der Ich-Erzähler über sein Merkbuch bzw. über die Eintragungen daselbst für den folgenden Tag berichtet: »Suivait cette pensée ( . . . ) : >11 y a des choses que l'on recommence chaque jour, simplement parce qu'on n'a rien de mieux à faire etc.««. Vgl. oben Kapitel 3.2.1 (S. i73f.).

218

4-2

war dabei das Beispiel der restriktiven Relativsätze angeführt worden, die in der 'Rede' ζ. B. dort, wo sie auf einen Eigennamen folgen sollen, einen Artikel, beispielsweise also eil, vor dem Bezugsnomen erforderlich machen. Das deiktische eist gestattet keinen auf das Nomen folgenden restriktiven Relativsatz. D a nun auch eist nicht ausschließlich in der 'Rede' vorzukommen braucht, ergeben sich für Pierre Guiraud erwartungsgemäß zu den Schwierigkeiten mit eil in der 'Rede' noch solche mit eist im 'récit'. Ein solcher »aberranter« Gebrauch von eist liegt beispielsweise in den zehn Fällen a icest mot und in den vier Fällen (Guiraud zählt nur drei, Y v o n hat die korrekte Zahl) a icest colp im Rolandslied vor 1 6 . Es liegt hier dasselbe vor wie bei den von H . Y v o n erwähnten drei Fällen in der Pèlerinage de Charlemagne11, wo das Nomen gab heißt: ein lokaler Verweis am Text, wobei das Nomen, das auf eist folgt, in bezug auf den vorhergehenden Text zumindest ein Nomen auf einer Abstraktionsebene (colp), oder aber ein Nomen auf der metasprachlichen Ebene (mot, eventuell gab) sein muß. Solche Fälle treten bei a icest mot bzw. gab und Ähnlichem an Nahtstellen zwischen vorhergehender 'Rede' und nachfolgendem 'récit' ein: Vorhergegangenes wird durch ein Nomen auf einer Abstraktionsebene oder, bei Rede, auf der metasprachlichen Ebene, zusammengefaßt, der Bezug wird durch einen deiktischen Artikel hergestellt. Ebenso möglich wäre ein anaphorischer Artikel: es treten ja in der Tat auch in Analogie zu a icest mot und a icest colp die Syntagmen a icel mot und a icel colp auf 18 . Lokale Deixis am Text ist alles andere als selten. Hier und dort sind nicht nur Ortsadverbien, die ihren Bezugspunkt im Standpunkt dessen haben, der sich ihrer bedient. Es sind auch Ortsadverbien für die Deixis am Text, wo der Bezugspunkt in aller Regel der vorhergehende Satz ist; bei Opposition 'hier : dort' ist dort der weiter entfernte Satz. Das lokal-deiktische hier ist als Substitut für einen Satz gleichwertig mit dem bei den Substitutionen auf einer Abstraktionsebene für Texte sehr wichtigen Substantiv 'Fall' - hier kann also gleichwertig sein mit in diesem Fall19. Während die lokalen Deiktika hier, dort für Sätze stehen können, kann dieser : jener lokal-deiktisch für Nomina stehen, wobei dieser das näher stehende Substitutum, jener das weiter entfernt stehende Substitutum vertritt 20 . Als ein Beispiel sei Satz 4 aus T 2 7 f (S. 152Í.) zitiert: (M. Wundt) nous montre le mythe, à mi-chemin entre le langage et la poésie, plus objectif que celle-ci, plus subjectif que celui-là. 16 17 18

19 20

Guiraud 67.70. Vgl. Y v o n 5 1 . 1 5 1 . Wenn man annimmt, daß der T e x t des Rolandslieds oral vorgetragen wurde, so kann man die Folgerung Guirauds, eist »belebe« in solchen Fällen den Vortrag etwa in derselben Weise wie das sogenannte Praesens historicum, zweifellos als nicht unbegründet akzeptieren (vgl. Guiraud 67.73ff.). Vgl. dazu Referenztext i , § 31 d, i, s, r, f und oben Kapitel 3.3.2. Auch Apollonios interpretiert diesen Fall als Deixis am T e x t b z w . als einen besonderen Fall von Deixis: όπηνίκα μέντοι το »εκείνος« και τό »οΰτος« ού

4-2, 4-3

219

Eine andere Möglichkeit ist diejenige solcher pronominalen Formen, die aus einem Artikel und einem Zahladjektiv bestehen: La phrase nominale et la phrase à εστί n'assertent pas de la même manière et n'appartiennent pas au même registre. La première est du discours; la seconde, de la narration. L'une pose un absolu; l'autre décrit une situation 21 .

Hier liegt bereits ein Grenzfall zwischen Deixis und Anaphora vor. Bei der Lektüre der italienischen Variante des Referenztexts ι fällt auf, daß der anaphorische Artikel questo sehr o f t als deiktischer Artikel quest'ultimo realisiert ist - beispielsweise oben in T 4 0 i (S. ι τ ^ ί . ) 2 2 . 4·3

Grenzfälle zwischen »Deixis im Text« und Deixis am Text

Im Bereich des Altfranzösischen ist die Unterscheidung zwischen »Deixis im Text« und Deixis am Text im Falle des 'Demonstrativartikels' leicht, weil lange Zeit ein ziemlich konsequenter Gebrauch von eil als anaphorischem und eist als deiktischem Artikel stattfand. Entsprechend kann man neben dem deiktischen Gebrauch von eist bei der demonstratio ad oculos unter Umständen ein Zeigen im Text unterscheiden. D a keine der berücksichtigten romanischen Sprachen beim stets anaphorischen/deiktischen Artikel formal - ohne entsprechende weitere Zusätze - zwischen Anaphora und Deixis unterscheidet, ist gerade hier die Differenzierung zwischen der uneigentlichen »Deixis im Text« und der Deixis am Text sehr schwer vorausgesetzt, die Unterscheidung ist überhaupt sinnvoll. M a n wird am besten so verfahren, daß man die Gruppe 'stets anaphorischer/deiktischer A r t i k e l + N o m e n , das eine materiale Supposition beinhaltet' (etwa: dieser Satz, diese Seite) als deiktisch interpretiert. Es gibt noch einen weiteren Grenzfall zwischen Anaphora und Deixis. Es ist der Fall desjenigen Artikels A 2 , der eine metasprachliche Komponente enthält: besagter, detto, dicho etc. In der italienischen Version des Referenztexts χ wird beispielsweise der stets anaphorische Artikel neben quest'ultimo auch sehr oft ersetzt durch detto. Ein Beispiel (§40 des Referenztexts 1 ) : T 42 d Außerdem ist diese Basis an den Eingang 56 und über diesen, wie bereits bei

21 22

δείκνυσι τα υπ' οψιν, άναφέρουσι δέ, δεί νοείν οτι ή έκ τούτων δεΐξις έπί τον νουν φέρεται, ώστε τάς μέν της όψεως είναι δείξεις, τάς δέ του νου (π. συντ. ΙΙ·3, p. 99,ι6-ζο Bkk.). Wir würden in diesem Fall jedoch nicht von einer »geistigen« Deixis sprechen. Benveniste 66.165. Die häufige Verwendung des deiktischen quest'ultimo statt des anaphorischen questo mag auch mit dem Urkundencharakter von Patentschriften zusammenhängen, der eine eindeutige, nicht fehlinterpretierbare Sprache erfordert. T y pisch für amerikanische/englische Patentschriften ist z . B . der Artikel said (a knife . . . said knife). Typisch für den Wunsch nach Eindeutigkeit ist dann ζ. B. auch der metasprachliche Zusatz plurality (z.B.: a plurality of means), wenn die Pluralform eines Nomens (hier: means) von der Singularform nicht zu unterscheiden ist.

220

4-3 Fig. ι beschrieben, an das Widerstands-Netzwerk 53, 54, 57, 58, 59 angeschlossen.

T42i

Inoltre detta base è connessa all'entrata 56 e attraverso quest'ultima, come è già stato descritto con riferimento alla fig. 1 , al circuito resistivo 53, 54, 57» 58. 59-

T42s

Además está conectada esta base con la entrada 56 y a través de ésta, como y a se ha descrito en la figura 1 , con la red de resistencias 53, 54, 57, 58, 59.

T42r

In plus aceastä bazä este conectatä la intrarea 56 çi, prin aceasta, astfel cum s-a arätat deja cu referire la figura 1 , la sistemul de rezistençe 53, 54, 58 çi 59.

T42f

En outre, cette base est reliée à l'entrée 56 et, par l'intermédiaire de celle-ci et comme déjà décrit en référence à la figure 1 , au réseau de résistances 53, 54, 57, 58 et 59.

In diesem kurzen Kapitel hat sich erwiesen, daß der Textverweis, nicht nur als (im uneigentlichen Sinne von 'Deixis') »Deixis im Text«, sondern auch als (im eigentlichen Sinne von 'Deixis') Deixis am Text, eine nicht unwesentliche Rolle bei der Konstitution von Texten spielt. Das

Phänomen

scheint durch die Opposition 'aktualisiert : nicht-aktualisiert' und die von uns eingeführten verschiedenen Ebenen erfaßbar gemacht und adäquat beschrieben werden zu können. Dabei kommt, wie bereits oben in Kapitel 2 . 3 . 3 . 3 , die »Übersetzung« von Sätzen durch nicht-praesentische Tempora in den Blick, die im folgenden Kapitel (5.4) noch eine Rolle spielen wird.

DAS NEBENEINANDER VERSCHIEDENER EBENEN IM TEXT

Zu Beginn dieser Untersuchung war die Existenz von drei verschiedenen Ebenen festgestellt worden: diejenige der Textebene, der Abstraktionsebene und der Ebene der Metasprache. Diese Ebenen ergaben sich vom Kriterium der Erfragbarkeit sprachlicher Einheiten her. Es hat sich nun im Verlauf der Untersuchung wiederholt gezeigt, daß diese drei Ebenen nicht nur für die Erfragbarkeit sprachlicher Einheiten relevant sind, sondern daß sie auch in den Texten selbst vorkommen - woraus sich sogleich ergibt, daß der Terminus 'Textebene' keine einheitliche Ebene bezeichnen kann. Es gibt keine »Textebene« im Sinne des Wortes 'Ebene'. Jede »Textebene« weist verschiedene Ebenen auf 1 . Um Verwechslungen zu vermeiden, ist es nicht unangebracht, hier auf einen der Topologie entlehnten Terminus zurückzugreifen, der sich vor allem bei Algirdas Julien Greimas einer häufigen Verwendung erfreut, nämlich den der 'Isotopie' im Sinne einer bestimmten Ebene, auf der sich Punkte oder Punktmengen befinden, die einander zugeordnet oder »isotop« sind. Diese verschiedenen Ebenen, welche - in einem anderen Sinn von 'Ebene' - die »Textebene« bilden, müssen auf jeden Fall bei jeder sprachlichen Analyse von Einheiten berücksichtigt werden, die höheren Ranges sind als die Satzeinheit - großenteils auch bei solchen, die Satzeinheiten oder kleiner als Satzeinheiten sind. Es wäre beispielsweise wenig aufschlußreich, eine Tempusuntersuchung rein statistisch durchzuführen, um auf diese Weise ein Tempusportrait bestimmter Texte zu erhalten. Interessant und relevant wäre in diesem Fall allein das Verhältnis zwischen bestimmten Tempora und bestimmten Ebenen. Oberhaupt wird von einer Sprachwissenschaft her, die Syntax und Semantik als notwendigerweise dialektische Begriffe auffaßt und Ebenen im Text berücksichtigt, eine linguistische Statistik, die ohne Berücksichtigung dieser Faktoren einfach zählt, was zufällig zählbar ist oder als zählenswert erscheint, zu etwas im höchsten Maße Problematischem - ihr bleibt im Grunde nur die Hoffnung, daß die Quantität irgendwann einmal in die Qualität umschlagen wird. 1

Vgl. Greimas òóa.óyff. und 66b.29ff.; vgl. zur »Uneinheitlichkeit« der Textisotopie beispielsweise bereits oben S. 1 1 7 und insbesondere Kapitel 3.3. Man könnte also paradoxerweise sagen, die Isotopie habe drei verschiedene Ebenen.

222

5.5-1

In diesem abschließenden Kapitel soll zunächst unterschiedliches Verhalten derselben sprachlichen Elemente auf verschiedenen Ebenen dargestellt werden (5.1). Sodann (5.2) geht es um das Nebeneinander von verschiedenen Ebenen innerhalb der Satzeinheit und um dasselbe Nebeneinander oberhalb der Satzeinheit (5.3)· Mit 5.4 folgt ein Abschnitt, in dem die Abwesenheit der zu einer bestimmten Ebene gehörigen Metaebene behandelt wird; in 5.5 schließlich geht es um »wahr« und »falsch« und um die Abhängigkeit dieser Termini von der Ebene, auf der sie vorkommen. 5.1

Verschiedene Funktion auf verschiedenen Ebenen

Es war bereits im ersten Kapitel festgestellt worden, daß es sprachliche Zeichen gibt, die auf der untersten Stufe der Textisotopie und auf der A b straktionsebene verschieden funktionieren. Das Beispiel war gewesen: ¿qué hacía?, worauf man entweder wie bei jedem Verb, wenn man auf der untersten Stufe der Textisotopie fragt, entsprechend der Frage, die mit einer Leerstelle für einen second actant und einem Verb als Vehikel arbeitet, eine A n t w o r t des T y p s 'hacer-\-second

actant' ( z . B . »hacía una de las suyas«)

bekommen kann. Fragt man jedoch mit dem Verbum hacer als mit einem Verbum auf Abstraktionsebene, so bekommt man als A n t w o r t ein zweites Verb (z. B. »murmuraba«) 2 . Die weiteren Beobachtungen dieser A r t beziehen sich nicht auf die Abstraktionsebene, sondern auf die Ebene der Metasprache. D i e beiden folgenden Feststellungen hat auf seine A r t bereits Apollonios gemacht. Apollonios hat gesehen, daß auf der (in unserem Sinn) untersten Stufe der Textisotopie nur Nomina mit Artikeln verbunden werden können, während auf der Ebene der Metasprache sämtliche partes orationis und auch kleinere Einheiten wie Buchstaben mit dem Artikel ό/ή/τό, d. h. als Nomina, vorkommen können 3 - in der Metasprache hat ja alles, was aus der Objektsprache kommt, den Status eines Satzteils b z w . eines Eigennamens und kann entsprechend in den Sprachen, die über Artikel verfügen, auch einen Artikel bekommen. Ein Beispiel: T43i

E nei versi che subito seguono (πώς δ' αν 'έπειτα πέλοι τό έόν; πώς δ' αν κε γένοιτο; ε'ι γαρ εγεντ', ούκ εστ(ι), ούδ' εϊ ποτε μέλλει εσεσθαι) viene in luce anche più immediatamente la genesi logico-verbale della stessa esclusione specifica del passato e del futuro dal modo di essere di quel che è: /'εγεντo e il μέλλει εσεσθαι sono infatti da escludere in quanto equivarrebbero senz'altro a un ούκ εστι 4 .

Weiterhin hat bereits Apollonios als scharfer Beobachter festgestellt, daß Nomina nur mit der dritten Person des finiten Verbs eines bestimmten Sat-

2 3 4

Vgl. im einzelnen oben Kapitel 1.2 und 3.3.1. Vgl. π. συντ. p. 22,19; 28,5; 32,22 Bkk. Guido Calogero, Studi sull'Eleatismo, Rom 1932, S. 61, Anm. 5.

223

zes kombinierbar sind, daß sie mithin die dritte Person verkörpern. Es gebe jedoch zwei Ausnahmen: das Seinsverb und die Verben des Nennens (τα γάρ υπαρξιν η Ιδίας ποιότητος θέσιν σημαίνοντα των ρημάτων προσίενται το δοκούν άκατάλληλον). Er fügt Beispiele hinzu: ειμί 'Οδυσσεύς, »ich bin Odysseus«, Τρύφων ονομάζομαι, *icb heiße Tryphon« etc.5. Die Verben des Heißens, Nennens etc. sind metasprachliche Verben; daß auch das Seinsverb metasprachlich verwendet werden kann, hat sich oben in 2.5.x gezeigt. Beide, das Seinsverb und die Verben des Heißens, Nennens haben die Gemeinsamkeit, im Bereich links und rechts des Verbs denselben 'Kasus' (»Gleichsetzungskasus«, J . Erbens »Gleichgröße«) zuzulassen - sie haben also zwei, allerdings voneinander verschiedene, prime actants. Genauso, wie solche Verben u. U. zwei Nominative bei sich haben können, können sie z. T. zwei Akkusative bei sich haben. Man denke an metasprachliche Verben wie 'taufen', 'nennen'. Ein großer Teil der Verben, die im Lateinischen den sogenannten »doppelten Akkusativ« haben, gehört zu dieser Gruppe. Nimmt man die Möglichkeit sämtlicher Zeichen oder Zeichenteile aus der Objektsprache, in der Metasprache als Teile (im hierarchischen bzw. funktionellen Sinn) von Sätzen zu erscheinen, mit diesem zweiten Punkt (also den Sonderbedingungen, die für das Seinsverb und die Verben des Heißens gelten) zusammen, so kann man Erscheinungen wie den bekannten Satz von Rimbaud erklären, der lautet: »Je est un autre« (gegenüber »Je suis un autre« bzw. »II est un autre«), wo, in bezug auf die Objektsprache formal argumentiert, umgekehrt die erste Person mit einem Verb vorkommt, welches das Flexionsmerkmal der dritten Person hat. Im Zusammenhang mit den metasprachlichen Verben des Heißens sind noch zwei weitere Erscheinungen zu erwähnen. Auf der unteren Stufe der Textisotopie kann man mit den Leerstellen wie?, ¿cómo? etc. stets ein Adverb erfragen. Gegeben sei der Satz: »Mor de Fuentes trabajó también con ahinco«6. Hier läßt sich con ahinco durch die Leerstelle cómo erfragen, die für Adverbien bestimmt ist. »como +Verb« ergibt also auf der unteren Stufe der Textisotopie stets die Antwort 'Verb + Adverb'. Verwendet man dagegen dieselbe Leerstelle für Adverbien bei Fragen mit den metasprachlichen Verben des Heißens, Nennens, so erhält man den entsprechenden Bereich rechts des Verbs in Form eines Eigennamens: »¿cómo se llamaba?«: »se llamaba José Mor de Fuentes«, wobei der Eigenname wohl kaum als Adverb klassifiziert werden dürfte. Dies bedeutet gleichzeitig von der 5

6

π. συντ. I I . i i , p. i i j , 1 3 - 1 6 Bkk. - Die Verbindung eines Nomens in Form einer Apposition mit einer ersten oder zweiten Person (»Wir, Ludwig X I V etc.«) stellt einen hiermit nur bedingt vergleichbaren Fall dar, weil das N o men nur apponiert ist und weil die Kongruenz '1. Pers. des Personalpronomens beim Verb + 1 . Person des Verbs' (»Wir, Ludwig I X . . . . befehlen«), eben doch gegeben ist. Azorín, Lecturas españolas, Madrid 1 9 5 7 , S. 7 1 .

5.1,

224

5-2

Erfragbarkeit - und damit der Funktion - her gesehen eine Differenzierungsmöglichkeit zwischen den eben erwähnten formal bestimmbaren »doppelten Akkusativen« nach metasprachlichen lateinischen Verben. Es wurde bereits oben erwähnt, daß in den süddeutschen Sprachen die Personennamen stets mit den bestimmten Artikeln dr, d, eventuell s, kombiniert vorkommen 7 - allerdings nur auf der unteren Stufe der Textisotopie. Sobald man dieselbe Frage, mit der oben nach dem Namen 'Mor de Fuentes' gefragt wurde, in den entsprechenden süddeutschen Sprachen stellt, erhält man allein den Eigennamen als Antwort. Hier besteht dann sogar ein Unterschied zwischen dem Seinsverb und den metasprachlichen Verben des Heißens: Ins Hochdeutsche übersetzt ist es der Unterschied zwischen »Das ist der Maier« und »Er heißt Maier« bzw. »Ich bin der Maier« (mit obligatorischem Artikel) und »Ich heiße Maier« 8 . Bezüglich weiterer Unterschiede zwischen der unteren Stufe der Textisotopie und der Stufe der Metasprache sei auf den Abschnitt über den Bereich des Seinsverbs verwiesen (2.5.1). 5.2

Nebeneinander zweier Ebenen innerhalb der Satzeinheit

Im Deutschen existiert ein Typ der Substantiv-Komposition, der in den romanischen Sprachen relativ selten ist: der Typ Kammerfrau, wo ein Substantiva durch ein vorhergehendes Substantiv! determiniert wird (wo die beiden Substantive nicht das gleiche grammatische Geschlecht haben, ist diese Determination formal daran zu erkennen, daß das Kompositum das Geschlecht seines zweiten Elements hat). Hier verfügen die romanischen Sprachen über präpositionale Kompositionen, in denen normalerweise das Äquivalent des deutschen Substantivs 2 dem Äquivalent des deutschen Substantivsj vorausgeht: femme de chambre etc. Im Deutschen (so scheint es wenigstens) und in den romanischen Sprachen existiert dieser zweite Typ auch ohne verbindende Präposition zwischen den beiden Komponenten des

7 8

Vgl. oben Kapitel 3.2.1, Unterabschnitt 2 (S. 169). Ein derartiger Unterschied besteht natürlich nicht dort, wo der Eigenname auch auf die Frage nach dem Namen mit dem bestimmten Artikel kombiniert wird. Gamillscheg verweist in diesem Zusammenhang auf Philippe de Commynes, bei dem »nach den Ausdrücken des Heißens in der Regel der bestimmte Artikel gesetzt (wird): L'autre avait nom le Seigneur de Contay; s'est fait appeler le roi Richard« (Gamillscheg 57.104). Freilich liegt wohl nicht, wie Gamillscheg vermutet, eine Übertragung der Form, die man auf die Frage »Wer ist der Herr von Contay?« zur Antwort bekommt, auf die Antwort auf die Frage »Was ist er?« vor, sondern es handelt sich um bestimmte Anredeformen des Typs 'bestimmter Artikel+Nomen (=Anredeform) + Eigenname', die hier als Eigennamen-Einheit aufgefaßt werden - Eigennamen sind ja stets mit dem bestimmten Artikel kombinierbar. Zur ganzen Frage der Anredeformen, auch im Zusammenhang mit den Eigennamen, ist Josef Svennungs in jeder Beziehung fundamentales Werk heranzuziehen (Svennung 58).

5.2

225

Kompositums: Oberkommando Wehrmacht, capocroce, ajoqueso, izolatorclopot, fermeture-éclair etc.9. Im Französischen wäre es nun auf den ersten Blick nicht abwegig, in diesem Fall an das Weiterbestehen eines im Altfranzösischen sehr produktiven Kompositionstyps zu denken: Er reicht von »Al tens Noe ed al tens Abraum« über »si sont li compaignon Déduit«, »Je veil qu'il ait la compaignie Bel Acueil«, »Des or est tens que je vos die / la contenance JalouDamourette/Pichon weisen sogar sie« bis hin zur »folie Baudelaire«10. eigens darauf hin, daß die Eigennamen besonders zur »adjectivation ex casu« neigen: »le boulevard Beaumarchais«, »la bière Karcher«, »le système Taylor«, »la méthode Carpentiere etc. 11 . Diese auf den ersten Blick verlockende und gelegentlich explizit gezogene Parallele ist jedoch keine Parallele, wenn man die F u n k t i o n des Eigennamens in Ii compaignon Déduit und la bière Karcher berücksichtigt. Besonders die Arbeiten von Herbert Ernst Brekle und Christian Rohrer über die englische bzw. französische Nominalkomposition machen dies durch ihre Methode der Herleitung (Transformation) aus entsprechenden S ä t z e n oder »Satzbegriffsformen« deutlich, wenngleich z. B. Rohrer den Typ la bière Karcher nur mehr oder weniger streift 12 : la diode Zener (il diodo Zener, el diodo Zener, dioda Zener) - aus Referenztext ι , § 21 etc. - ist nämlich nicht mit la contenance Jalousie zu vergleichen, sondern mit solchen Typen wie un paien Climorins13. Jalousie hat die Funktion eines Genitivs; in la diode Zener stehen dagegen ein Substantiv {la diode) und der »Eigenname« bzw. das charakteristische Merkmal des durch das Substantiv Bezeichneten beieinander. Es besteht eine Äquivalenz zwischen »la diode Zener« und »la diode appelée d'après Zener«, »La diode dont le nom vient d'un certain Zener« etc. Selbst wenn nun die Kompositionsmöglichkeiten des Typs fermeture-éclair im Französischen und in den anderen romanischen Sprachen relativ begrenzt sein mögen: sie existieren in praktisch unbegrenzter Weise dort, wo zwei Substantive verschiedener Ebenen nebeneinandertreten 14 . Eine dieser Möglichkeiten ist das Zusammentreten von einem nomen

9

10

11 12 13 14

Vgl. zum Italienischen Tollemache 45 und Hall 4 8 . 1 6 9 - 7 1 (3.214), zum Rumänischen Maneca 59 und zum Französischen Rohrer 67. Vgl. Alexiuslied 6; Rosenroman 615, 33o6f., 3779f. Lecoy (vgl. dazu generell Schwan/Behrens z^.i^zf., § 286 und Voretzsch/Rohlfs 66 (9. Auflage), S. 305^); zum letzten Beispiel vgl. Marcel Proust, Contre Sainte-Beuve, Paris 1954, S. i 7 5 f . Damourette/Pichon II.203, § 583. Vgl. Brekle 70 und Rohrer 67, hier besonders S. 1 5 0 - 5 2 . Rolandslied 627. In solchen Fällen ist auch der T y p 'Substantiv + de+Substantiv' möglich. Ein berühmtes, weil von vielen Erklärungsversuchen umgebenes Beispiel ist der T y p 'la Ville de Paris' (vgl. dazu Carlsson 66.122-30). Bei diesem T y p sind natürlich ebenfalls zwei Ebenen zu unterscheiden. Unbefriedigend beantwortet bleibt damit jedoch die Frage, wieso derartige Kompositionen mit de auf wenige

5.2

226

c o m m u n e u n d d e m d a z u g e h ö r i g e n E i g e n n a m e n ( » m a soeur A n n e , l e f l e u v e L é t h é « 1 5 ) , b z w . u m g e k e h r t , d a s A u f t r e t e n in d e r F o r m ' d a z u g e h ö r i g e s n o men commune+Eigenname(n)'.

E i n a n d e r e s B e i s p i e l : G e g e b e n sei

Bâle.

D e r d a z u g e h ö r i g e O b e r b e g r i f f k a n n l a u t e n : distance,

train

etc., w o r a u s sich d a n n d u r c h N e b e n e i n a n d e r t r e t e n e r g i b t : la

Paris-Bâle,

le tronçon

Paris-Bâle,

l'étape

Paris-Bâle,

tronçon,

le train

Parisétape, distance

Paris-Bâle

e t c . 1 6 . E i n u m f a n g r e i c h e r e s B e i s p i e l desselben T y p s w ä r e Le curriculum lac-Bessines-Pellevoisin-Cérilly-Cusset17. tums braucht nicht unbedingt

Die

rechte

Seite

des

Bel-

Komposi-

ein E i g e n n a m e z u sein. V o r a u s s e t z u n g

ist

l e d i g l i c h , d a ß l i n k s ein S u b s t a n t i v steht, das in b e z u g a u f d a s S u b s t a n t i v o d e r d i e S u b s t a n t i v e r e c h t s eine h ö h e r e E b e n e d a r s t e l l t , m a g dies n u n eine Abstraktionsebene materialis

sein o d e r

eine E b e n e ,

die sich ζ . B .

e r g i b t : » Q u e l q u e s r e m a r q u e s sur le type

sur c e r t a i n e s f o n c t i o n s s y n t a x i q u e s d e la préposition

durch

ce fripon de«18

suppositio de valet

enthält

z w e i d e r a r t i g e B e i s p i e l e . D e r O b e r b e g r i f f z u 1 9 1 4 k a n n l a u t e n : l'année, chiffre,

l'été

et

gleich le

etc. 1 9 .

W ä h r e n d i m F a l l e des N e b e n e i n a n d e r s v o n S u b s t a n t i v e n o d e r N o m i n a eine R e i h e v o n K o m b i n a t i o n e n v e r s c h i e d e n a r t i g e r E b e n e n m ö g l i c h sind, ist i m

Fälle beschränkt bleiben ('le royaume de France' vs. 'le paquebot France', 'le mot de patrie' vs. 'le mot patrie' etc.). Vielleicht empfiehlt es sich, mit A n d r é Eskénazi (Eskénazi 67.192t.) in Fällen wie 'le royaume de France' und ähnlichen Gruppen eine Identitätsbeziehung anzusetzen, also ein Satzäquivalent (im Sinne v o n Brekle 70 oder Heger 71.224-227 eine »Satzbegriffsform« bzw. eine »spezifizierte Satzbegriffsform«) - in der Form »Le royaume qu'est la France«, »le grade de docteur« = »le grade qu'est celui de docteur« etc., w ä h rend bei den dazu in Opposition stehenden Formen ('le paquebot France') ein Satz- oder Satzbegriffsäquivalent mit einem metasprachlichen Verb des N e n nens, Heißens anzusetzen wäre. 15 1β

V g l . Tristan Corbière, »Litanie du Sommeil«. Interessant ist, daß derartige T y p e n v o n den Puristen getadelt werden. So ist in dem v o m Institut Pédagogique National herausgegebenen Bericht über die »Agrégation Lettres Classiques. Femmes. 1966« auf S. 6 aus der Feder von Mlle Jamati (»Rapport ( . . . ) sur la composition française«) z u lesen: »Des candidates à l'agrégation devraient reconnaître que des formules comme le rapport liberté-grâce, la querelle jésuites-jansénistes relèvent du style télégraphié et sont par conséquent à proscrire«.

Jean Giraudoux, Littérature, »Bellac et la tragédie«, Paris 1946, S. 2 4 i f . 18 Dies ist der Titel von Eskénazi 67. 1 9 Roland H a r w e g behandelt dasselbe Phänomen unter dem Titel »Das Zitat und das Problem der Ein- und Zusammenreihbarkeit von Texten in (zu) inklus i v e ^ ) Texte(n)« ( H a r w e g 68.304-11). D a s exzellente Ergebnis seiner A n a lyse, daß nämlich in solchen Fällen wie »das Wort 'Mensch'« ein metasprachlicher Gattungsname ('das Wort') und ein metasprachlicher Eigenname (Mensch in »das Wort 'Mensch'«) zusammenkommen, ist für uns völlig akzeptabel. Es deckt zum Beispiel auch die unter 5.3 behandelten Fälle, wenn man den 'metasprachlichen Gattungsnamen' weit interpretiert (vgl. H a r w e g 68.305). Allerdings bietet unsere Analyse nach drei Ebenen im hier vorliegenden Fall mehr Spielraum: die höhere Ebene braucht nicht diejenige der Metasprache zu sein. 17

5.2

227

Falle der Kombination 'finîtes Verb + finîtes Verb' nur eine einzige Ebene relevant: diejenige der metasprachlichen Verben bzw. der Verben, auf die sich im Lateinischen die Möglichkeit einer nachfolgenden ACI-Konstruktion beschränkt 20 - 'verbum dicendi/sentiendi + A C F ist nämlich die Form oder eine der Formen, welche das Nebeneinander der sprachlichen A u s s a g e und des metasprachlichen Verbs, das diese Aussage beinhaltet, im Lateinischen annimmt. Die höhere, metasprachliche Ebene bildet das Hauptverbum, die niedrigere Ebene der Aussage, welche das Hauptverbum »expliziert«, bildet, von der höheren Ebene abhängig gemacht, der Nebensatz 2 1 . In den betreffenden romanischen Sprachen sind die von Sätzen mit metasprachlichem Hauptverb abhängigen Nebensätze in aller Regel daß-Sätze, die ζ. T. durch den Modus Konjunktiv gekennzeichnet sind. Modus und Tempus sind dabei, wie in größerem Rahmen unter dem Titel 'Übersetzung' ausgeführt werden müßte, weitestgehend eine Folge davon, wie der nunmehr von einem metasprachlichen, die Aussage beinhaltenden Verb abhängige Nebensatz als unabhängiger Aussagesatz gelautet hat bzw. lauten würde, müßte oder sollte. Wesentlich im vorliegenden Zusammenhang ist jedoch nur, daß sich die Klasse der metasprachlichen Verben durch besondere syntaktische (und damit natürlich auch semantische) Möglichkeiten auszeichnet 20 . Abgesehen vom Nebeneinander verschiedener Ebenen in der Form 'nominale Einheit + nominale Einheit' und 'finîtes Verb + finîtes Verb' gibt es schließlich noch die Möglichkeit des Nebeneinanders der »Mischform« 'nominale Einheit + finîtes Verb' bzw. 'nominale Einheit + Infinitiv' (wobei dann jede dieser Gruppen als Ganzes Aktant in einem von einem anderen finiten Verbum konstituierten Satz ist). Das finite Verb in der Gruppe 'nominale Einheit τ finîtes Verb' ist dann das Verbum eines Nebensatzes, bei dem die tiefere Ebene im Gegensatz zur höheren Ebene des Nomens wie im Falle des Typs 'finîtes Verb + finîtes Verb' durch daß, ob (und ihre Äquivalente) angezeigt wird: solche Sätze sind typische Anzeiger einer niedrigeren Ebene. Derartige von Nomina abhängigen Sätze sind im Deutschen recht häufig: Die Möglichkeit, daß ...; die Aussage, daß.. .; die Behauptung, daß . . .; die Bedingung, daß . . .; die Notwendigkeit, daß .. .; die Frage, ob ...; das Problem, ob ... etc. Hier hilft - wie schon bei der Ausscheidung des Typs 'der Medienverbund ist eine Notwendigkeit' aus dem Bereich der Attribution in Kapitel 2.5.2 - teilweise ein transformationeller Ansatz weiter, zumal es analog zu den obigen Typen ' N o m e n + daß-Satz'

20

21

Vgl. dazu auch Seiler 67.184; zum Verhalten derartiger metasprachlicher Verben im Deutschen vgl. generell Seiler 67. V g l . zur Abgrenzung von lateinischen A C I - und ut-Sätzen, namentlich nach demselben Verb, sowie zum Vergleich mit entsprechenden französischen Sätzen, Rothe 67, insbesondere S. 272f. (dicere + A C I = 'sagen', dicere + ut = 'befehlen', etc.).

228 auch den T y p 'finîtes Verb + daß-Satz' gibt: Es ist möglich, sagt aus, daß...

etc. -

daß...;

allerdings nicht im Falle von die

er

Bedingung,

daß... Dieser T y p

'Nomen+daß/ob-Satz'

ist in den berücksichtigten

romani-

schen Sprachen vielleicht etwas seltener zu belegen. H i e r einige Beispiele: Peut-être l'immobilité des choses autour de nous leur est-elle imposée par notre certitude que ce sont elles et non pas d'autres, par l'immobilité de notre pensée en face d'elles. oder: Quand nous dormons et qu'une rage de dents n'est encore perçue par nous que comme une jeune fille que nous nous efforçons deux cents fois de tirer de l'eau ou que comme un vers de Molière que nous nous répétons sans arrêter, c'est un grand soulagement de nous réveiller et que notre intelligence puisse débarrasser l'idée de rage de dents de tout déguisement héroïque ou cadencé. ein Beispiel, in dem z w e i verschiedene Konstruktionsmöglichkeiten in-

-

nerhalb der Satzeinheit koordiniert (und damit nach A x i o m ζ (S. 18) f u n k tionsgleich) vorkommen. Ein letztes Beispiel: El hecho de que nadie crea en la realidad de los sustantivos hace, paradójicamente, que sea interminable su número 22 . Die romanischen Sprachen verhalten sich hier o f t wie auch das Deutsche bei der R ü c k w ä r t s f r a g e zu den verwandten Substitutionen des T y p s A in K a p i t e l 3.3.1: Zwischen das Substituens auf Abstraktionsebene diese Frequenz

hohe

mußte dabei in einem Relativsatz eine Erklärung des A b s t r a k -

tionsvorgangs eingeführt werden: »Die hohe Frequenz, die sich daraus ergibt, daß . . . « . Das Deutsche, in dem in einigen Fällen die Möglichkeit des Typs

'Nomen+daß/ob-Satz'

besteht, läßt

natürlich

generell

auch

die

Form zu, die in den romanischen Sprachen häufiger v o r k o m m t : Zwischen die Antwort

und daß — die Antwort,

daß

ist ein in der gesprochenen

Sprache sehr o f t vorkommender T y p - kann selbstverständlich der (wegen der Ebenendifferenz, welche in diesem Fall diejenige zu einem metasprachlichen N o m e n b z w . zu einem N a m e n f ü r einen metasprachlichen Satzinhalt ist) hier metasprachliche Relativsatz »die besagt« o. ä. eingeschoben werden: »Die A n t w o r t , die besagt, daß . . . « ; dasselbe gilt für die in allen berücksichtigten Sprachen möglichen und z. T . obligatorischen eingeschobenen Infinitivsätze. Während es z. B. im Spanischen möglich ist, zu sagen »La pregunta de si ha llegado . . . « lautet das französische Äquivalent mit eingeschobenem Infinitivsatz »La question de savoir

s'il est arrivé . . .«.

Wie gesagt hat jeweils die ganze G r u p p e (etwa: »la pregunta de si ha llegado«) Aktanten-Funktion in einem übergeordneten Satz.

22

Die Beispiele stammen - in der obigen Reihenfolge - aus Marcel Proust, Recherche (Livre-de-Poche-Ausgabe) Band I, S. 8 und 35; Jorge Luis Borges, Ficciones, Buenos Aires 1956, S. 2if. Vgl. auch 6.2.1.3, § 9 Satz 1.

5-3 5-3

229

Nebeneinander zweier Sätze auf verschiedener Ebene

D a s Nebeneinander zweier verschiedener Ebenen oberhalb der Satzeinheit kann nur ein Nebeneinander benachbarter

Sätze

sein, v o n denen jeder

als ganzer Satz auf einer in bezug auf den anderen höheren b z w . tieferen Ebene steht 2 3 . Es sind dies wiederum Fälle, w o der eine Satz durch ein metasprachliches V e r b konstituiert w i r d . D e r andere stellt die Aussage dar, welche das metasprachliche V e r b beinhaltet 2 4 . I m Unterschied zum eben in 5 . 2 behandelten F a l l ist der zweite Satz dann jedoch nicht v o m ersten abhängig - es treten also im Folgesatz keine obligatorischen Pronominalisierungen auf wie in bestimmten Fällen der Abhängigkeit. Beispiele v o n a u f einanderfolgenden Sätzen, die auf verschiedener Ebene stehen, findet man mit Leichtigkeit in Erzähltexten, die gleichzeitig Dialogpartien enthalten: in solchen Texten mithin, in denen, in der Terminologie v o n 5.4 ausgedrückt, auf der Ebene des Gegenstandes der ersten A r t v o n K o m m u n i k a tion eine zweite Kommunikationssituation besteht. Ein Beispiel: Y entonces le dije (a Concha), deteniéndome y reclinando su cabeza en mi hombro: - ¡Ves! . . . Isabel no puede dormir sola . . . ¡Imitémosla! 25 . D i e eine Ebene ist die Einleitung der direkten R e d e durch ein metasprachliches Verb, die andere die folgende direkte Rede. Aus einer R e i h e v o n M a trizen, die H a n s j a k o b Seiler in diesem Zusammenhang

zusammengestellt

hat, geht übrigens hervor, daß nicht alle metasprachlichen verba dicendi et sentiendi eine direkte R e d e einleiten können, sondern daß es hier bestimmte Restriktionen gibt 2 6 . Zusätzlich zu den bereits in 5 . 1 erwähnten verschiede23

24

25

26

Daß etwa bei der Substitution des Typs A auf Abstraktionsebene (vgl. oben Kapitel 3.3.1) dann, wenn sie im nachfolgenden Satz stattfindet, zwei Teile von aufeinanderfolgenden Sätzen auf verschiedener Ebene stehen, ist in diesem Zusammenhang, wo es um das Nebeneinander verschiedener Ebenen geht, nicht relevant. Hier ist die Harwegsche Interpretation vom Nebeneinander eines metasprachlichen Gattungsnamens (im weitesten Sinne), nämlich des ersten Satzes, und eines metasprachlichen Eigennamens, nämlich des Satzes, der die direkte Rede darstellt, völlig akzeptabel (Harweg 68.305ff.; vgl. oben Anm. 19). Daß in der Metasprache alle Zitate aus der Objektsprache den Status eines Satzteils oder eines Eigennamens haben, wurde schon wiederholt betont. Ramón del Valle-Inclan, Sonata de otoño, Madrid 1963, S. 68. Zum Tempus von decir vgl. auch unten Anm. 29. Vgl. Seiler 67.17&6H. Seilers Matrizen müssen übrigens in dem einen oder anderen Punkt etwas modifiziert werden: 1 . Man kann die Matrix 2.1 (metasprachliches Verb + davon abhängiger Aussagesatz) nur bedingt in Opposition zur Matrix 2.2 (metasprachlicher Satz + unabhängiger Aussagesatz) setzen: Denn ich ist in »Er sagt, ich komme« (2.1) und »Er sagt: ich komme« nicht dieselbe Person. 2. Es besteht dagegen eine Verwandtschaft zwischen den Matrizen 2.2 (»Er sagt: ich komme«), 3.2 (»Er sagt: was weiß er?«) und 5.x (»Er sagt nein«): In allen drei Fällen liegt dasselbe Nebeneinander von metasprachlichem Verb und

230

5-3,54

nen F u n k t i o n e n bestimmter E l e m e n t e in A b h ä n g i g k e i t v o n der E b e n e inn e r h a l b der T e x t i s o t o p i e ist i m R a h m e n des V o r k o m m e n s v o n S ä t z e n auf verschiedenen E b e n e n auf ein o b e n in 4.2 ( » l o k a l e D e i x i s a m T e x t « )

be-

reits gestreiftes P h ä n o m e n h i n z u w e i s e n : I n d e m S a t z auf der m e t a s p r a c h l i chen E b e n e k ö n n e n P r o n o m i n a - P r o n o m i n a sind o b e r h a l b der S a t z e i n h e i t sonst stets a n a p h o r i s c h - eine über die S a t z e i n h e i t h i n a u s g e h e n d e k a t a p h o rische F u n k t i o n h a b e n : » Z u Ihrer A n f r a g e m ö c h t e ich n o c h dies(es)

sagen:

I c h b i n bereit etc.«

5.4

A b w e s e n h e i t der M e t a e b e n e oder »übersetzte« direkte R e d e

Es besteht eine M ö g l i c h k e i t d e r D a r s t e l l u n g d i r e k t e r R e d e o h n e einen v o r h e r g e h e n d e n o d e r n a c h f o l g e n d e n S a t z mit einem m e t a s p r a c h l i c h e n V e r b , z u d e m d e r S a t z o d e r die S ä t z e der d i r e k t e n R e d e in einem in 5.2 o d e r 5.3 beschriebenen V e r h ä l t n i s stünden. D i e s e A r t der D a r s t e l l u n g realisiert sich in aller R e g e l nur in der literarischen F o r m sprachlicher K o m m u n i k a t i o n 2 7 . U m die E r s c h e i n u n g v o n v o r n h e r e i n im a d ä q u a t e n R a h m e n z u sehen, m u ß z u n ä c h s t einiges g e k l ä r t w e r d e n . L i t e r a r i s c h e K o m m u n i k a t i o n ist, w e n n u n d w o sie s t a t t f i n d e t , K o m m u n i k a t i o n z w i s c h e n einem A u t o r u n d einem Leser. D e r G e g e n s t a n d der K o m m u n i k a t i o n ist (oder, v o r s i c h t i g e r a u s g e d r ü c k t : w a r b i s l a n g in der R e g e l ) ein fiktiver

27

Geschehens- u n d

Handlungsablauf

-

hierauf

baut

letztlich

die

unabhängigem Aussagesatz vor - nein ist ja ein Satz Vertreter (vgl. oben Kapitel 1.1.1). Entsprechend sind die Asterisken in den Matrizen 2.2, 3.2 und 5.2 gleichmäßig zu verteilen. Gleichermaßen möglich sind: »Er spricht: ich komme« ( = ja), »Er spricht: was weiß er?« und »Er spricht: nein«; »Er bemerkt: ich komme«, »Er bemerkt: was weiß er?«, »Er bemerkt: nein«; »Er entgegnet: ich komme«, »Er entgegnet: was weiß er?«, »Er entgegnet: nein«. Gleichermaßen unmöglich sind dagegen »Er erzählt: ich bin gekommen« (eine Erzählung ist in unabhängiger Rede mehr als ein Satz), »Er erzählt: was weiß er?« und »Er erzählt: nein«. N u r im Falle von fragen besteht natürlich ein Unterschied, weil auf das Verbum 'fragen' nur eine Frage, nicht jedoch ein Aussagesatz folgen kann. - Ein anderes Ergebnis, das sich aus den betreffenden Matrizen ergibt, daß nämlich reden + direkte Rede unvereinbar ist, kann man mit Roland H a r weg so interpretieren, daß reden auf der Ebene der Metasprache nicht vorkommt. Möglich sind dagegen solche Verben wie sich freuen, grinsen, lachen (Harweg 68.306) - mit der (aus dieser Sicht natürlich selbstverständlichen) Konsequenz, daß ζ. B. im Lateinischen nach derartigen Verben auch A C I - K o n struktionen möglich sein müssen. Im Gegensatz zur abhängigen Rede, deren Gebrauch etwa im Sektor der Jurisprudenz bei der Protokollierung von Einlassungen abundant ist, fehlen in dem zu besprechenden Fall die eindeutigen Signale für das Vorliegen einer Ebenendifferenz sehr oft. D . h. es wird oft nicht bzw. erst nach einiger Übung erkannt, daß hier eine Ebene dargestellt wird, zu der unter Umständen die Metaebene oder, anders ausgedrückt, die Distanzsignale fehlen. Eine solche wenig eindeutige Form abhängiger Rede ist nicht geeignet für Bereiche, in denen es auf Eindeutigkeit ankommt. Die mögliche Ambiguität des hier zu besprechenden Phänomens reizt dagegen ganz offensichtlich die Literaten.

54

231

Strukturale

Semantik

v o n A l g i r d a s - J u l i e n Greimas auf 2 8 . A u f das einschlä-

gige Kommunikationsmodell übertragen sähe die literarische K o m m u n i k a tion so aus: SENDER i. Person Autor

EMPFÄNGER 2. Person Leser

BUCH

GEGENSTAND DER KOMMUNIKATION 3. Person Der A u t o r entspricht der ersten Person, der Leser der zweiten Person

-

beide brauchen im T e x t nicht thematisiert (im literarischen Sinne des W o r tes) zu sein. Was jedoch der T e x t ausführlich enthält, ist die Entsprechung der dritten Person, nämlich der bewußte Geschehensablauf, der den Gegenstand des (einseitigen) Kommunikationsflusses zwischen A u t o r und Leser bildet. D e r H a n d l u n g s - oder Geschehensablauf b z w . die f i k t i v e Welt, die den Gegenstand der K o m m u n i k a t i o n ausmacht, u m f a ß t nun sehr o f t seinerb z w . ihrerseits Kommunikationssituationen zwischen f i k t i v e n Sendern und E m p f ä n g e r n . Stellt m a n dies ebenfalls dar, so ergibt sich f ü r solche Fälle folgendes erweiterte Kommunikationsschema: SENDER l. Person Autor

BUCH

EMPFÄNGER 2. Person Leser 1. Ebene der Kommunikation

G E G E N S T A N D DER KOMMUNIKATION (3. Person) Empfänger 2. Person

Sender 1. Person

2. Ebene der Kommunikation Gegenstand der Kommunikation 3. Person A n der Stelle der dritten Person des Kommunikationsmodells

wiederholt

sich also in solchen Fällen das Kommunikationsmodell, es ergibt sich f o r 28

Vgl. Greimas 66a; zur analogen Konzeption vom Satz als von einem Handlungsschema vgl. oben Kapitel i, Anm. 27.

232

54

mal eine regressive Struktur, die unter Umständen entsprechend ausgenützt werden kann. Im Gegensatz zu der sehr oft nicht thematisierten, aber implizit, beim Stattfinden der Lektüre explizit situationell stets vorhandenen Kommunikationssituation zwischen Autor und Leser - die Thematisierung (im literarischen Sinne des Wortes) dieser Kommunikationssituation scheint somit fakultativ zu sein und gehört eher in den Bereich der Stilistik - ist die Kommunikation auf der Ebene des Gegenstandes der primären Kommunikation qua Kommunikationssituation notwendigerweise explizit: Es treten meist alternativ bestimmte Personen nacheinander in der Rolle der ersten oder zweiten Person auf, mit anderen Worten: es findet ein Dialog statt, dessen Teilnehmer als solche genannt und bekannt sind29. Der Bezug auf die Ebene des Gegenstands der primären Kommunikation zwischen Autor und Leser ist durch die metasprachlichen Verben bzw., im Sinne von 5.2 und 5.3, durch ein Nebeneinander verschiedener Ebenen innerhalb und oberhalb der Satzeinheit, garantiert. Im letztgenannten Fall genügt unter Umständen ein intermittierendes explizites Auftreten der metasprachlichen Ebene, da meist graphische Äquivalente eines metasprachlichen Verbs bzw. Zeichen für das Vorliegen eines Ebenenunterschiedes vorhanden sind: παράγραφος (»-«), Anführungszeichen. Im erstgenannten Fall, demjenigen der »indirekten« oder »abhängigen« Rede (abhängig, weil der Nebensatz, der die ehemals direkte Rede enthält, von einem metasprachlichen Verbum abhängt), findet überall dort, wo die erste oder die zweite Person der ehemals direkten Rede nicht der Autor oder der Leser, also die Kommunikationsteilnehmer auf der ersten Ebene der Kommunikation, sind, notwendigerweise eine Übersetzung oder Transposition statt: In einer Kommunikationssituation qua Kommunikationssituation, also nicht in einer metasprachlich in dem in 5.3 dargestellten Rahmen als Kommunikationssituation vorgestellten Kommunikationssituation, kann nur derjenige durch die deiktischen Pronomina der ersten und zweiten Person gekennzeichnet werden, der auch präsent ist30. So daß, bezogen auf die erste Ebene der Kommunikation, welche auch diejenige des metasprachlichen Verbums ist, von dem die ehemals direkte Rede abhängt, alle Personen dieser ehemals direkten Rede zu dritten oder Nicht-Personen werden. Was bei einem Nebenein29

Vgl. etwa oben Kapitel 3.2.3 und Anm. 129. Es ergibt sich übrigens aus der Logik des oben in 2.3.3.3 über das Passé simple Gesagten, daß in den Sprachen, in denen es ein Äquivalent zum Passé simple gibt, diejenigen Verben, in denen sich auf der ersten Ebene der Kommunikation die auf der Ebene des Gegenstandes der primären Kommunikation stattfindende zweite Kommunikation widerspiegelt (also solche metasprachlichen Verben wie sagen, antworten etc.), bei als innerzeitlich-vorzeitig aktualisiertem Inhalt des Texts mit den Tempusmerkmalen des Passé simple (oder dessen Äquivalenten) auftreten: Nicht etwa deshalb, weil die Dialogteile kurz oder plötzlich oder punktuell wären - sie können im Gegenteil außerordentlich lang sein - sondern deshalb, weil es wiederum besondere einmalige Fälle sind.

30

Zu Ausnahmen vgl. oben Kapitel 2.3.3.2 mit Anm. 1 4 2 und Kapitel 3, Anm. 80.

54

233

ander zweier Ebenen oberhalb der Satzeinheit etwa so aussehen könnte: »Ellénore dit: » J e suis indignée de ton désir de ne pas me voir«« wird bei Abhängigkeit

von einem metasprachlichen

Verb, das zur

ersten

Ebene der Kommunikation gehört, zu: » E l l e dit q u'elle était indignée de son désir de ne pas la voir« (im letzteren Fall ist übrigens die Pronominalisierung — eile - im Nebensatz unter den gegebenen Umständen obligatorisch). Sobald jedoch eine der Personen der ersten Ebene der literarischen Kommunikation, im Falle der ersten Person dieser Ebene also der Autor 3 1 , im Falle der zweiten Person dieser Ebene ein bestimmter Adressat, mit einer der Personen identisch ist, die auf der Ebene des Gegenstandes der primären Kommunikation, also auf der zweiten Ebene der Kommunikation, miteinander kommunizieren, kann auch in solchen abhängigen Redesätzen die erste oder zweite Person vorkommen: Ist ζ. B. die zweite Person in dem in der direkten Rede so aussehenden S a t z : » J e suis indignée de ton désir de ne pas me voir« auf der Ebene der primären literarischen

Kommunika-

tionssituation der Autor, so lautet die abhängige Form des Satzes:

»El-

lénore dit qu'elle était indignée de mon désir de ne pas la voir« 3 2 . 1st es die zweite Person der primären Kommunikationssituation, so lautet er entsprechend: »Ellénore dit qu'elle était indignée de ton désir de ne pas la voir«. Das heißt: je nach den Beziehungen oder Nicht-Beziehungen zwischen den Personen der ersten und der zweiten Ebene der literarischen Kommunikation (und bei Ausnutzung der regressiven Struktur unter Umständen der weiteren Ebenen) kommen in der abhängigen Rede a l l e

drei

gramma-

tischen Personen vor. Die direkte Rede enthält, da sie j a per definitionem in einer K o m m u n i k a tionssituation stattfindet, auch eine Reihe von Deiktika. Ein Beispiel: T44d

31

32

33

Im Wagen bemerkte sie beiläufig [ = metasprachliches Verb], daß sie nicht daran denke, hier in Wien dauernd bei ihren Eltern zu leben. Sie sei das nicht mehr gewohnt. Diese Gegend hier wäre ihr recht (sie fuhren eben durch die Hietzinger Hauptstraße) 33 .

Es mag zwar sein, daß man den Autor eines Romans, literarisch-biographisch gesehen, nicht mit einem Ich-Erzähler identifizieren darf. Dies ist jedoch kein linguistisches Problem, zumal linguistisch gesehen eine solche erste Person auf der ersten Ebene der literarischen Kommunikation so viel bedeutet wie den Autor. Selbst Marcel Proust, der bekanntlich sehr gegen eine Identifizierung von Autor und Werk eintrat, spricht, wenn er anderen bestimmte Stellen seines Romans (der einen Ich-Erzähler hat) beschreibt, vom Erzähler als von ich: In einem Brief an Paul Eluard, dessen Original in das Bibliothèque-NationaleExemplar der Zeitschrift Littérature 16 (Sept./Oct. 1920) eingeklebt ist, schreibt Proust, der um einen Passus aus seinem Werk für den Abdruck in dieser Zeitschrift gebeten worden war, man solle aus der Gallimard-Ausgabe einige Seiten von dem »passage sur le bruit« nehmen »En le faisant commencer (je suppose?) au moment où j'hésite à entrer dans la chambre de St. Loup.« So lautet der Originaltext bei Benjamin Constant, Adolphe, Pléiade S. 79, den Gerold Hilty zitiert (Hilty 65.270 Anm. 2). Heimito von Doderer, Die Wasserfälle von Slunj, S. 194, zitiert nach Kamiah/ Lorenzen 67.68.

234

54

Die indirekte Rede enthält im vorliegenden Fall zweimal das lokale Deiktikon hier, das einen der Parameter im ich/hier/jetzt-System der personal-/lokal-/und temporalen Deixis bildet. Im ersten Fall wird das deiktische Pronomen durch den Zusatz in Wien auch für den Leser verständlich, der außerhalb der Situation steht, in welcher die zweite Ebene der Kommunikation statthat. Im zweiten Fall muß der Autor das lokal-deiktische diese Gegend hier, wenn er darauf Wert legt, dem Leser, der primär auf der ersten Ebene der Kommunikation steht, selbst erläutern. Deswegen die Parenthese »sie fuhren eben durch die Hietzinger Hauptstraße«. Deiktika in der indirekten Rede bzw. in solcher Rede, die auf einer zweiten Ebene der Kommunikation stattfindet, müssen mithin dem Leser, der auf der ersten Ebene der Kommunikation steht und damit allenfalls Vermutungen über die für ihn nicht definierten (Apollonios würde sagen: άοριστότατα) Deiktika anstellen könnte, erklärt werden. Sie gehören jedoch in die indirekte Rede, soweit sie nicht mehr ist als nur eine Transposition der direkten Rede. Es gibt nun außer dem Nebeneinander zweier derartiger Ebenen innerhalb der Satzeinheit und oberhalb der Satzeinheit noch eine dritte Möglichkeit, direkte Rede, die auf einer zweiten Ebene der Kommunikation stattfindet, in der ersten Ebene der Kommunikation zu »zitieren« - der Terminus 'Zitat' ist hier völlig adäquat 34 . Diese Möglichkeit, die grundsätzlich ohne Metaebene auskommt, ist im Prinzip bereits aus zwei früheren Abschnitten dieser Untersuchung bekannt: aus den Abschnitten 2.3.3.3 (»Tempus, Numerus und Allsatz«) und 4.1 (»Tempus und Textverweis«). Sie heißt »Erlebte Rede«, »verschleierte Rede«, »uneigentliche direkte Rede«, »halbdirekte Rede«, »style indirect libre«, »substitutionary speech« etc. und hat, ablesbar bereits an der Fülle verschiedener Termini für die Erscheinung, eine ungeheuere Fülle von Literatur hervorgerufen 85 . Diese Erlebte Rede ist keinesfalls, wie man lange geglaubt hat, eine 'Erfindung' der Zeit von Flaubert (bei Flaubert kommt sie freilich relativ häufig vor), sondern in allen hier berücksichtigten Sprachen zu jeder Zeit möglich und zum Teil auch realisiert worden. Gerold Hilty hat sie beispielsweise zunächst am Anfang des 19. Jahrhunderts bei Benjamin Constant und dann im 13./ 14. Jahrhundert bei Ramón Llull nachgewiesen. Gerhard Göbel hat dasselbe für La Fontaine getan, andere zuvor für Rabelais und Des Periers 36 . Die Möglichkeit besteht deshalb, weil alle in Frage kommenden Sprachen Tempora und damit die Möglichkeit des Übersetzens von Sätzen haben: 34 35

36

Vgl. Harweg 68.304ff. und oben Anm. 19. Vgl. u. a. Hilty 65, Kalik-Teljatnicova 65 und 66, Pollak 60 (Kapitel 7). Dort sind jeweils weitere Literaturangaben zu finden. Vgl. Hilty 65.270 (wo auch gegen Weinrich 64 und die communis opinio die Möglichkeit aller grammatischen Personen in der Erlebten Rede festgestellt wird - das Beispiel für die Erlebte Rede in der zweiten Person ist allerdings nicht akzeptabel); Hilty 61/66; Göbel 66.

5-4

235

D i e T e m p o r a , die in der Erlebten R e d e v o r k o m m e n , sind identisch mit den T e m p o r a , welche k o n t e x t i n v a r i a n t e A l l s ä t z e so übersetzen können, daß sie noch A l l s ä t z e , aber nicht mehr k o n t e x t i n v a r i a n t sind. D a r a u s f o l g t sogleich, daß ζ. B. das Passé simple (und seine Ä q u i v a l e n t e in den anderen romanischen Sprachen) nicht in der Erlebten Rede v o r k o m m e n k a n n b z w . v o r kommen können. Bei einer derartigen Übersetzung werden nun a) in genauer A n a l o g i e z u r abhängigen Rede je nach Identität und N i c h t - I d e n t i t ä t der auf der z w e i t e n Ebene der K o m m u n i k a t i o n sprechenden/hörenden Person mit dem A u t o r / Leser (Adressaten) der ersten Ebene der K o m m u n i k a t i o n die Personenmerkmale, die in den direkt geredeten Sätzen der z w e i t e n Ebene der K o m m u n i k a t i o n v o r k o m m e n , nicht transponiert oder transponiert 3 7 . Es werden b) die T e m p o r a der V e r b e n verändert. Alles übrige (lokale und

temporale

D e i k t i k a - z u den personalen vgl. a) - , S a t z k o n j u n k t i o n e n , T e x t k o n j u n k tionen etc. 38 ) bleibt im W o r t l a u t erhalten. Ein Beispiel: In C a m u s ' La

Peste

findet der A r z t D r . Bernard R i e u x eine tote R a t t e im Haus. Ü b e r dieses Ereignis findet mit dem Hausmeister M . Michel ein längerer D i a l o g statt, in dem auch folgende Sätze stehen

könnten:

( . . . ) Il n'y a pas de rats dans la maison. Il faut donc qu'on ait apporté celui-ci du dehors. Bref, il s'agit d'une farce. Celui-ci

bezieht sich dabei auf die R a t t e , die in der Kommunikationssitua-

tion auf der Ebene des Gegenstandes der ersten Ebene der K o m m u n i k a t i o n präsent ist, das deiktische celui-ci

ist somit όριστός. In W i r k l i c h k e i t lautet

die Aussage M . Michels bei C a m u s jedoch anders: Il n ' y avait pas de rats d a n s la maison. Il fallait celui-ci d u dehors. B r e f , il s'agissait d'une f a r c e .

D a s deiktische celui-ci

d o n c q u ' o n eût

apporté

k a n n hier keinen T e x t v e r w e i s konstituieren; selbst

lokale »Deixis im T e x t « ist nicht möglich, weil keine z w e i t e R a t t e

(celui-

là) v o r h a n d e n ist. Es handelt sich, bezogen auf die erste Ebene der K o m munikation um das, was K a r l Bühler t r e f f e n d 'Deixis am P h a n t a s m a ' genannt hat 3 9 : Für die Personen, die an der K o m m u n i k a t i o n auf der ersten Ebene teilnehmen, k a n n es hier keine andere A r t der Deixis geben. Ein anderes Beispiel: M i t d e r gefühlsseligen A r t seiner F r a u w a r H e ß l i n g d u r c h a u s n i c h t

ein-

verstanden. Sie verdarb das Kind fürs Leben. Übrigens ertappte er sie geradeso auf Lügen wie den Diedel. Kein Wunder, da sie Romane las! Arn Sonnabend war nicht immer die Wochenarbeit getan, die ihr aufgegeben war. Sie klatschte, anstatt sich zu rühren, mit dem Dienstmädchen ... Und

37

Es k ö n n e n theoretisch alle g r a m m a t i s c h e n Personen in der E r l e b t e n R e d e v o r k o m m e n ; Beispiele sind bei K e n n t n i s d e r theoretischen V o r a u s s e t z u n g e n leicht zu finden.

H a r a l d W e i n r i c h h a t h i e r f ü r den S a m m e l b e g r i f f »stilistische S i g n a l e m i t d e m A u s d r u c k s w e r t ungekünstelter L e b e n d i g k e i t « ( W e i n r i c h 64.236). 3» V g l . B ü h l e r 3 4 . i 2 i f f . 38

236

54 Heßling wußte noch nicht einmal, daß seine Frau auch naschte, gerade wie ein Kind etc.40.

Eines der Zeichen für das Vorliegen Erlebter Rede ist hier das Vorkommen des Eigennamens in der Form der Diedel — der Autor Heinrich Mann, also einer der Kommunikationsteilnehmer auf der ersten Ebene der Kommunikation, spricht auf dieser ersten Ebene stets von Diederich Heßling 41 . Bei der Übersetzung der direkten Rede bleiben neben den lokalen Deiktika auch die temporalen Deiktika erhalten, soweit es Zeitadverbien und nicht solche Deiktika sind, die zum finiten Verb gehören. Auf diese Weise entstehen in der Erlebten Rede übersetzte Sätze wie »Morgen ging das Flugzeug, das ihn nach Kanada bringen sollte«, »Heute abend wollte der König Flöte spielen«42, welche die Generative Grammatik der ersten Phase schlechtweg als »ungrammatisch« klassifiziert und mit einem Asterisken versehen hätte. Seither bemüht sich u. a. die Generative Semantik im Prinzip um eine Berücksichtigung der Voraussetzungen, die zu solchen Sätzen führen können 43 . Die Konzeption von 'grammatical' und 'ungrammatical' modifiziert sich notwendigerweise durch die Überschreitung der Satzgrenze nach oben. Die Erlebte Rede ist somit in jeder Beziehung, von der ersten Ebene der literarischen Kommunikation aus gesehen, die Domäne der Deixis am Phantasma. Sie stellt nämlich nichts anderes dar als eine Übersetzung von Sätzen der direkten Rede. Diese Übersetzung wird bewerkstelligt durch Tempusmerkmale des Verbs und - falls die Nicht-Identität von Autor und/oder Leser (Adressat) mit einem oder beiden Dialogpartnern auf der zweiten Eben der Kommunikation es erfordern sollte - durch Transposition aller ersten und zweiten Personen in die dritte oder Nicht-Person 44 . Ansonsten bleibt der Wortlaut der direkten Rede erhalten - mithin insbesondere auch die lokalen und temporalen Deiktika 45 . Beim Vorkommen der 40 41

42

43

44

45

Heinrich Mann, Der Untertan, München 1964, S. 6. Dies zeigt übrigens auch, daß die verbreitete Ansicht, Eigennamen seien in der Erlebten Rede nicht möglich bzw. sie würden ein Signal für das Ende der Erlebten Rede bilden, in dieser undifferenzierten Form nicht zu halten ist. Die Sätze sind Weinrich 64.18 entnommen. Weinrich zitiert hier aus einem sehr folgenreichen Aufsatz von Käte Hamburger über das »epische Präteritum« (Hamburger 53, vgl. dort S. 333). Vgl. Lakoff *69 - zum Zeitpunkt des Abschlusses der vorliegenden Untersuchung noch nicht erschienen und nur als Paper teilweise zugänglich. Vgl. insbes. auch Bellert 68 und H i i 69. Wenn trotz der theoretisch bestehenden Möglichkeit des Auftretens aller grammatischen Personen in der Erlebten Rede in der Mehrzahl der Fälle eine Personentransposition vorliegt, so ist die Ursache dafür nicht darin zu suchen, daß in der Erlebten Rede nur die dritte Person möglich ist, sondern allein darin, daß die meisten Romane bislang auf der ersten Ebene der Kommunikation einen auktorialen Erzähler und/oder keinen thematisierten Adressaten hatten. Zur eventuell im Praesens vorkommenden Erlebten Rede vgl. Weinrich 64.235^ - Hier wird notwendigerweise die Ambiguität noch größer.

54,5-5

237

Erlebten Rede kann sogar explizit die Metaebene fehlen. Zumeist ist sie jedoch in einer etwas weniger ersichtlichen Form implizit noch vorhanden. Dem oben in mehreren Übersetzungsversionen zitierten Satz Ellénores aus Benjamin Constants Adolphe ging folgender Satz voraus: La réponse d'Ellénore fut impétueuse; er enthält mit réponse einen metasprachlichen Namen für einen Satzinhalt. Im Text von Heinrich Mann ist die Metaebene ausgedrückt durch »Mit der gefühlsseligen Art seiner Frau war Heßling durchaus nicht einverstanden«. In dem Text, welcher dem zitierten Beispiel von Camus vorangeht, ist die Metaebene in la conviction de M. Michel enthalten etc.: Die Metaebene ist also meist auch hier ausgedrückt, wenn auch ζ. T. in Form von Namen für Inhalte von Sätzen, die in dieser Form kein explizites syntaktisches Regens darstellen. Die Sätze der Erlebten Rede können somit definiert werden als »übersetzte« Sätze einer (dann nicht mehr vorhandenen) direkten Rede, die besonders gekennzeichnet sind dadurch, daß eine syntaktisch/semantisch übergeordnete Metaebene nicht gegeben ist. Dies ist der Grund dafür, daß Erlebte Rede von einem linguistisch nicht weiter geschulten Leser nicht als solche erkannt wird 46 . 5.5

Das Nebeneinander verschiedener Ebenen und die Termini 'wahr' und 'falsch'

In der Sprache gibt es beunruhigende Sätze. Dies sind einerseits solche Sätze, die den Sprachwissenschaftler beunruhigen oder zumindest zur Vergabe des Prädikats 'ungrammatisch' bzw. eines dafür vorhandenen Symbols, des Asterisken, veranlassen. Wenn solche Sätze syntaktisch korrekt gebaut sind, entstammen sie übrigens, wie etwa »colorless green ideas sleep furiously«, nicht selten einem der Werke von Lewis Carroll 47 . Lewis Carroll, der einer der großen Anreger der Logik ist, stellt auch die Brücke zu einer anderen Art von Sätzen her, die auf den ersten Blick in jeder Hinsicht korrekt sind, die aber, wenn man sie durchdenkt, äußerst beunruhigend werden können. Von solchen Sätzen fühlen sich andererseits vornehmlich die Logiker betroffen. Einer der berühmtesten, vielleicht der berühmteste der Sätze, welche die Logik beunruhig (t) en, lautet in der zunächst nicht weiter bemerkenswerten Form, in der ihn Clemens von Alexandria der Nachwelt überliefert hat, so: Κρήτες άεί ψεΰσται, κακά θηρία, γαστέρες άργαί 4 8 . (Die Kreter sind stets Lügner, böse Tiere, faule Bäuche)

Beunruhigend wird der Satz erst dann, wenn man daran denkt, daß

46

47 48

Dieser Eindruck stützt sich auf die Erfahrung mit 80 Studenten in einem im Sommersemester 1967 in Köln abgehaltenen sprachwissenschaftlichen Seminar. Vgl. auch oben Kapitel 3.2.4. und Sutherland 70. Vgl. Diels/Kranz, Fragmente der Vorsokratiker 3 Β t.

238

5-5

Epimenides, der Autor dieses Verses, ein aus Knossos gebürtiger Kreter war. Die beunruhigende Form des Satzes lautet entsprechend: Ein Kreter sagt: Alle Kreter sind Lügner.

Dieser Satz, der für den Sprachwissenschaftler, der ihn vom Referenzapriori Peter Hartmanns her sieht49, in jeder Beziehung völlig akzeptabel ist, war nun für die Logik, seit sie das dahintersteckende Problem erkannt hat, eine beständige, mitunter als lästig empfundene Herausforderung 50 . Die Herausforderung wird noch deutlicher, wenn man den Satz etwas anders formuliert, z. B. so: »Ein Kreter sagt: »Alles, was Kreter sagen, ist falsch«« 51 . Das Dilemma, das hieraus folgt, ist in der Tat unausweichlich. Denn wenn man mit dem einen Horn der Antinomie folgert, wenn alles, was Kreter sagten, falsch sei, so sei auch der von dem Kreter ausgesagte Satz falsch und folglich seien die Kreter keine Lügner bzw. alles, was Kreter sagten, sei wahr, so kann man nicht umhin, auch das andere Horn der Antinomie anzuerkennen, daß nämlich, wenn alles, was Kreter sagten, wahr ist, dies nicht wahr sein könne, weil der bewußte Kreter ja etwas Falsches gesagt hat. Und wenn man umgekehrt annimmt, was der Kreter sage, sei wahr, so ergibt sich dasselbe mit anderem Vorzeichen 52 . Es ist mithin nicht unverständlich, daß diese Antinomie eine ungeheuere Fülle von Literatur hervorgebracht hat: Francesca Rivetti Barbò, die die Arbeiten über diese sogenannte Antinomie des Lügners für den Zeitraum von 1868 bis 1958 verfolgt hat, stellt für 90 Jahre eine Bibliographie von 281 Titeln zusammen, die keinesfalls vollständig ist, sondern nur Werke enthält, die der Autorin zugänglich waren und im Rahmen der Entwicklung der diesbezüglichen Theorien als wesentlich erschienen53. Daß in der Antinomie des Lügners zwei verschiedene Ebenen zusammentreten, deren eine den Terminus 'falsch' enthält, und daß diese beiden Ebenen in bestimmter Weise miteinander zu tun haben, zeigt sich noch deutlicher 49 50

51

52

53

Vgl. Hartmann und oben Kapitel 2, Anm. 24. Ein Beispiel hierfür ist Bertrand Russell, der sich zu wiederholten Malen, ohne es, aus der Retrospektive betrachtet, lösen zu können, mit diesem Problem befaßte. Von Epimenides heißt es (vgl. Diels/Kranz 3 A 1 ) , er sei als Knabe eines Mittags in einer Höhle eingeschlafen und erst 57 Jahre später wieder aufgewacht. Hierzu nun Russell: »Epimenides was a man who slept for sixty years without stopping, and I believe it was at the end of that nap that he made the remark that all Cretans were liars« (Russell, »The Philosophy of Logical Atomism«, The Monist 29 (1919) 355Í-, zitiert aus Rivetti Barbò 61. 370/72)· Dabei wird der Satz auf der - sprachlich interpretiert - niedrigeren Ebene, der ursprünglich ein Allsatz war, zwar in einen etwas anderen Allsatz verwandelt. Diese Veränderung ist jedoch in dem Zusammenhang, der hier wesentlich ist, unwesentlich. Wie die einzelnen Schlüsse erschöpfend aussehen, zeigt Charles Sanders Peirce nach den Syllogismen 'Barbara', 'Darapti', 'Barbara' und 'Bocardo'. - Vgl. die Zitate bei Rivetti Barbò 61.340/42. Rivetti Barbò 6 1 . 7 0 2 - 3 1 .

5-5

239

als in der eben bereits modifizierten Form in einer weiteren Form der Antinomie, die nach Alfred Tarski auf Jan Lukasiewicz zurückgeht, die sich jedoch im Prinzip bereits bei Charles Sanders Peirce und zuvor bereits in den Fragen zur Metaphysik des Scholastikers Buridan findet: Es ist die Form einer materialen Supposition: Der kursiv falsch54.

geschriebene

Satz auf Seite 239 der vorliegenden

Arbeit

ist

In dieser strengsten Formulierung der Antinomie liegt mit anderen Worten ein Satz vor, der auf sich selbst bezug nimmt. Es wäre nun leicht, voreilig und sogar nicht ungefährlich, Sätze wie denjenigen, der diese Antinomie darstellt, als »Sophismen« abzutun 55 oder sie als »zirkulär« zu bezeichnen: Eine solche »Zirkularität« wäre nämlich überall dort in der Sprache angelegt, wo ein metasprachliches Verb auf einer höheren Ebene mit der Aussage (auf niedrigerer Ebene) zusammen vorkommt, die es, das metasprachliche Verb, auf der höheren Ebene beinhaltet. Wenn man das Problem, das diese Antinomie stellt, lange Zeit nicht in den Griff bekommen konnte, so lag dies, im nachhinein gesehen, zudem gerade daran, daß man nicht erkannte, daß hier zwei verschiedene Ebenen zusammenkommen bzw. was dies für Implikationen hat oder haben kann. Die jüngere Geschichte der Antinomie ist in dieser Hinsicht mehr als erhellend. 1923 veröffentlichte David Hilbert seine logischen Grundlagen der Mathematik, in denen zum erstenmal systematisch, am Beispiel der Mathematik, zwischen zwei verschiedenen Ebenen, nämlich derjenigen der »eigentlichen Mathematik« und derjenigen »einer gewissermaßen neuen Mathematik, einer Metamathematik« unterschieden wurde 56 . Auf der Basis dieser Unterscheidung hat dann 1 9 3 1 Kurt Gödel seinen oben in der Vorbemerkung zitierten berühmten Aufsatz verfaßt, in dem an einem bestimmten Beispiel gezeigt wird, daß es für alle Wissenschaften unentscheidbare Sätze gibt, und daß diese Sätze, die eine enge Verwandtschaft zum Paradox des Lügners hätten, entgegen allem Anschein nicht als zirkulär zu interpretieren sind57. Insbesondere Alfred Tarski hat, fast gleichzeitig mit Gödel, das Problem vom Wahrheitsbegriff her aufgerollt. Es ist dies die 1933 auf polnisch, 54

65 56 57

Vgl. Tarski 69.65. Peirce 1868.210 (nicht enthalten in der gekürzten Fassung in Peirce 67) formuliert so: »The third class of sophisms consists of the socalled Insolubilia. Here is an example of one of them within its resolution: T H I S P R O P O S I T I O N IS N O T T R U E is it true or not?" T H I S in T H I S P R O P O S I T I O N meint sich selbst, was in der Form von Lukasiewicz deutlicher zum Ausdruck kommt. Bei Buridan lautet die Exposition der Antinomie so: »si in ilio folio sit scripta solum illa propositio »propositio scripta in ilio folio est f a l s a « . . . « (zitiert bei Rivetti Barbò 61.187, Anm. 37; Rivetti Barbò zitiert ihrerseits aus Carl Prantl). Vgl. oben Anm. 54 (Peirce). Mathematische Annalen 88 (1923) 1 5 1 - 6 5 ; hier S. 1 5 3 . Vgl. Gödel 3 1 . 1 7 5 mit Anm. 1 5 .

240

5-5

1935 a u f deutsch erschienene Abhandlung über den Wahrheitsbegriff in den formalisierten Sprachen58. Aus Tarskis Untersuchung geht zweierlei hervor. Erstens: unentscheidbare Sätze lassen sich von einer Metatheorie her lösen oder genereller: die auf einer Ebene E n nicht entscheidbaren Sätze der Art, wie sie Gödel für die Zahlentheorie konstruiert hat (und analoge Antinomien wie diejenige des Lügners), lassen sich von einer Metaebene E n j her entscheiden (nach der Interpretation von Johannes Lohmann bedeutet dies statt des traditionellen Zirkels die Entstehung einer unendlichen Geraden durch Hintereinanderreihen von Metaebenen59). Zweitens: Die Ebene, von der aus die auf der Ebene E n nicht entscheidbaren Sätze entschieden werden können, muß nicht nur eine Ebene E n _j_isein, sondern sie muß auch »reicher« bzw. »höherer Ordnung« sein. Auf die Sprache bezogen heißt dies: Eine Metasprache ist dann »reicher« oder »höherer Ordnung« als die dazugehörige niedrigere Ebene, wenn sie neben allen Sätzen der niedrigeren Ebene und deren Namen zusätzlich noch weitere Elemente enthält. Dies dürfte für die metasprachliche Ebene, die je und je bereits auf der Textsebene« oder Textisotopie der Objektsprache vorkommt, nicht der Fall sein. Das Wesentliche im Falle der Antinomie des Lügners ist nun, daß das, um was die Ebene der (logischen) Metasprache reicher ist als diejenige der Objektsprache, die Termini 'wahr' und 'falsch' sind. Und hierdurch wird auch klar, wieso der bewußte Satz einen unentscheidbaren Satz oder eben eine Antinomie darstellt: In diesem Satz treten, wie sich bei unserer Interpretation zeigt, zwei Ebenen nebeneinander, die metasprachliche (»Ein Kreter sagt«) und die dazugehörige niedrigere Ebene (»Alles, was Kreter sagen, ist falsch«). In diesem Fall ist jedoch die Ebene, die sich von der rein sprachlichen Interpretation her als die Metaebene erweist, nicht reicher bzw. nicht höherer Ordnung als die davon abhängige niedrigere Ebene — und dies hat seine Konsequenzen: Die Definition der Wahrheit erlaubt es, die Widerspruchsfreiheit einer deduktiven Wissenschaft auf dem B o d e n einer Metawissenschaft zu beweisen, deren Ordnung höher ist als jene der Wissenschaft selbst; aus der G ö d e l schen Untersuchung f o l g t dagegen, daß es im allgemeinen unmöglich ist, die Widerspruchsfreiheit einer Wissenschaft zu beweisen, f a l l s man den Beweis auf dem Boden einer Metawissenschaft von gleicher oder niedrigerer O r d nung durchzuführen versucht 6 0 .

Diese epistemologischen Errungenschaften Gödels und Tarskis erlauben zum Schluß drei Folgerungen, zwei speziellere und eine generelle. Zunächst zeigt sich, daß die »Lösung« der Antinomie des Lügners, die Alfred Tarskis Lehrer Tadeusz Kotarbinski gegeben hatte - eine pragmatische oder »nihilistische« Lösung, mit der Tarski sich nicht zufrieden zeigt 61 - implizit genau 58

Tarski 3 3 und 3 5 . V g l . Lohmann 6 5 - 2 3 6 f f . (Kapitel V »Metasprache und Objektsprache«). 60 T a r s k i 3 3 und 35.400 (im N a c h w o r t von 1 9 3 5 ) . w V g l . T a r s k i 69.66. 59

241

5-5

die richtige Lösung ist: Kotarbmski ließ wahr und falsch nur in der Form zu: »Es ist wahr, daß . . . « oder »Es ist falsch, daß . . . « . Und das heißt nach unserer Interpretation, über Kotarbinskis Standpunkt hinausgehend: Wenn wahr und falsch im Rahmen einer Satzeinheit vorkommen, in der zwei Ebenen nebeneinandertreten, bzw. wenn die beiden Termini in zwei Sätzen verschiedener Ebenen vorkommen, so können sie nur in dem Teil des Satzes bzw. in dem Satz vorkommen, der (sprachlich interpretiert) die höhere Ebene darstellt, und der dadurch auch die Ebene höherer Ordnung wird. Ist dies nicht der Fall, so entstehen in bestimmten Fällen Antinomien oder unentscheidbare Sätze. Die zweite Folgerung ist die, daß die linguistische Relevanz der Unterscheidung verschiedener Ebenen in der (Objekt) Sprache auch von der Logik her unterstrichen wird. Die dritte, generelle Folgerung lautet schließlich: Jede Beschäftigung mit der Sprache ist, von einem epistemologischen Ansatz her gesehen, nichts anderes als der Versuch, wenigstens in Teilbereichen mit einer möglichst kohärenten linguistischen Metasprache (höherer Ordnung) zu arbeiten 62 . Wenn diese linguistische Metasprache nicht reicher bzw. höherer Ordnung ist als die Objektsprache(n) (was ζ. B. beim Versuch, eine asemantische Syntax zu betreiben, kaum der Fall sein dürfte), und wenn sie nicht, wie in der Vorbemerkung betont, auf der Basis von expliziten Axiomen über die Objektsprache hinauszugehen versucht, werden ihre Erfolge letzten Endes unbefriedigend sein. In dieser Hinsicht ist wohl noch manche Arbeit zu leisten.

62

Vgl. auch Lohmann 6ζ.ζ}6{{.

6

ANHANG

6.1

Exkurse

Exkurs ι (zu S. 6) Z u den Implikationen dieses Axioms, das als A x i o m übrigens keiner Begründung bedürfte, b z w . zu dem Theorem, das sich aus ihm ergibt, wären heranzuziehen: Aristoteles De Interpretatione

17 a g f f . , Panini b z w . Misra 66.112, grundlegend

Bröcker/Lohmann 40, Bröcker 43.372, Bröcker 48 (die Autoren fassen z . T . mit großem Gewinn auch das sprachliche Zeichen als Satz auf), Lohmann 48 (insbesondere S. 67 -

»Ursatz«); vgl. weiterhin Martinet 50. Bahnbrechend für die

moderne Linguistik sind zwei Publikationen von Lucien Tesnière (Tesnière 53, Tesnière 59, passim); darauf basierend Heger 66, Weinrich 67a, Heger 69.205 b z w . Heger 71.227-28 (Definition der Einheit des Rangs 5 b z w . des Rangs 7). Tesnières A r t der Satzanalyse scheint sich besonders in der deutschen Grammatik durchgesetzt zu haben (Brinkmann 59, Brinkmann 62, Erben 64, A d m o n i 66 und vorbildlich Helbig/Schenkel 69, Heringer 70); Tesnière, der wegen seiner einpoligen Satzanalyse noch jüngst von solchen Anhängern der Generativen Grammatik

getadelt

b z w . als überholt angesehen wurde, die ihn wenigstens

kannten

(Ruwet 67.229, A r r i v é 67 und spätere Publikationen Arrivés), kommt nun, teilweise sogar zitiert, teilweise jedoch auf dem U m w e g über die (genetisch sicher v o n Tesnière unabhängige) Prädikatenlogik v o n H a n s Reichenbach (Reichenbach 47) und Rudolf Carnap, bei einem Teil der Anhänger der »Generativen Semantik« wieder sehr zu Ehren. A u f die N ä h e von Reichenbachs Prädikatenlogik und Tesnières Aktantenmodell verweist explizit Baumgärtner 70.64 mit Anm. 1 7 , der ganz entschieden für das 'Verbal' als »Funktor aller Funktoren«

(entsprechend

Tesnières »le nœud des noeuds«) plädiert. In denselben Zusammenhang

gehört

die höchst interessante Satzdefinition bei Fillmore 68.23 sowie die Habilitationsschrift v o n Herbert Ernst Brekle (Brekle 70); Brekles »Satzbegriff« ist allerdings, wohl auch bedingt dadurch, daß »Tempus- oder Modalkategorien u. ä. im Bereich der Komposition und Derivation (keine) konstituierende Rolle spielen« (S. 58), etwas zurückhaltender, im Prinzip jedoch eindeutig (S. 48). Z u nennen ist schließlich die Satzdefinition der Tagmem-Analyse, etwa bei C o o k 69.65^ Ausdrücklich soll im Satzaxiom nicht auf die traditionelle zweipolige Subjekt-Prädikat-Analyse des Satzes rekurriert werden, die sich nicht nur in der klassischen Logik, sondern auch in der Sprachwissenschaft allenthalben findet, sei es in der auf Leonard Bloomfield zurückgehenden Analyse nach »Immediate Constituents« (IC-Analyse), sei es im Rahmen einer ihrer Nachfolgerinnen, der

Generativen

Grammatik, in Form v o n noun phrase (Ν Ρ) und verb phrase (VP)

- die andere

Nachfolgerin

der I C - A n a l y s e ,

die Tagmem-Analyse

der

Schule

von

Kenneth

6.1

243

L. Pike hat die Dichotomie offenbar überwunden - , sei es, speziell im Bereich der französischen Sprache etwa, auf der Basis Gustave Guillaumes, bei Pottier 62.49ff., bei Dubois β γ . ι γ ί . oder Grevisse (§ 183). Es ließe sich zeigen, daß die Subjekt-Prädikat-Konzeption, soweit sie nicht nur einen »wissenschaftlich nicht überprüften Rekurs auf metasprachliche

Bewußtsein

des durchschnittlichen

das

vorwissenschaftliche

Sprechers«

darstellt

(Heger

69.214) - die Behauptung läßt sich erhärten, vgl. K a p . 1, Anm. 69 - , auf das Substanz-Akzidenz-Schema der antiken, insbesondere aristotelischen Philosophie zurückgeht - Substanz (ύποκείμενον) geht ja dann als 'Subjekt' in die Grammatik b z w . die grammatische Tradition ein; das κατηγορούμενον steht auf der Seite des κατά συμβεβηκός b z w . des κατ' αλλο : explizit so beispielsweise bei Dionys von Halikarnass (de compositione

verborum

5). Charakteristisch für die Erben dieser

Tradition, ob sie nun Apollonios Dyskolos (π. συντ. I. 3, p. 11 Bkk.), O t t o Jespersen (Jespersen z^.yóff., bes. S. 100), Gustave Guillaume, Bernard Pottier Pottier 62.49-52, besonders S. 52), Maurice Grevisse oder Robert Martin

(vgl. (Mar-

tin 71) heißen, ist eine »Hierarchie der Redeteile«, in der das Nomen v o r dem Verb an erster Stelle steht. Im Hinblick auf die hier nicht behandelte gesprochene Sprache, insbesondere solche, die nicht auf prämeditierten (vorbereiteten) oder schriftlich skizzierten Ä u ß e rungen beruht, ließe sich in Übertragung der Ergebnisse der Dissertation

von

Elisabeth Gülich (Gülich 70.45ff.) eine Definition des Satzes als einer Äußerung zwischen zwei »Satzeröffnern« anführen (die formal zirkulär und nur durch Berufung auf Prinzipien pragmatischer N a t u r zu rechtfertigen w ä r e ; auf jeden Fall ist das Kriterium des »Satzeröffners« jedoch relevanter als dasjenige der (Atem)pause, welche, wenn je, eines der Kriterien sein dürfte, welche der Satzdefinition von Hans Glinz zugrunde liegen: »Die Einheit des stimmlichen Hinsetzens, das in einem Zug unter einem A t e m hervorgebrachte sprachliche Gebilde, das nennen w i r einen Satz« (Glinz 52.74)). D a das Satzaxiom nur für die behandelten romanischen Sprachen (und das Deutsche) angenommen, nicht jedoch als universell gültig vorausgesetzt wird, steht es auch nicht völlig den Empfehlungen Finngeir Hiorths entgegen, Satzdefinitionen je und je für Einzelsprachen, nicht jedoch für alle Sprachen

anzusetzen

(Hiorth 62, 0.5-0.8). Exkurs 2 (zu S. 58) Die Anregung zur Gliederung nach dem Kriterium der Kombinierbarkeit stammt indirekt aus Chevalier 66. Jean-Claude Chevalier, der seinerseits auf Henri Mitterand (Mitterand 63) zurückgreift, verfährt bei der Aufstellung der Liste der Artikel im Prinzip ähnlich. E r eliminiert jedoch eine sehr große A n z a h l v o n Artikeln aufgrund von Kriterien, die hier nicht anerkannt werden können. Chevalier geht etwa davon aus, daß das divers

oder certains,

das vor dem N o m e n

erscheint,

dasselbe sein muß, welches auch hinter dem Nomen stehen kann. Weiterhin sieht er die Genusanzeige als wesentlich für die Artikel an: als ob sie im Plural nicht sehr o f t neutralisiert wäre. Chevalier gliedert schließlich nach drei Gruppen, die mit den hier sich ergebenden Gruppen in keinem Fall identisch sind, nämlich nach »prédéterminants essentiels«, »prédéterminants occasionnels« und »déterminants«. Z u einem auf den ersten Blick sehr ähnlichen Schema kommt auf etwas anderen Wegen Pottier 66:

6.1

244

9-3 Les P r é s e n t a t e u r s D a n s la suite linéaire d u discours, o n a i n t é r ê t à distinguer q u a t r e g r o u p e m e n t s de présentateurs. (a) Des introducteurs, c o m m e même ou seul, q u i p e u v e n t aussi f o n c t i o n n e r comm i s postpositions (cf. § 9.5). (b) Des extensifs, c o m m e tous, trois de, un peu de, peu de (lexies). (c) Des actualisateurs, c o m m e l'article {un, des, le), le d é m o n s t r a t i f (ce) ou le possessif (mon). (d) Des numéraux. L ' o r d r e de p r é s e n t a t i o n de ces termes p e u t être ainsi f i g u r é : tous b e a u c o u p de trois de u n de ( = x)

même seul

mes ces les

2

3 17

un des (art.) Exemples:

tous les deux jours seuls trois de mes amis même un a m i beaucoup de choses beaucoup de ces choses

q u ' o n a u r a t o u j o u r s intérêt à présenter en colonnes: a

seuls même

b

c

tous trois de

les mes un

b e a u c o u p de b e a u c o u p de

ces

d

deux

Subst. jours bons amis ami choses belles choses

Es bestehen jedoch sehr wesentliche Unterschiede, v o n d e n e n n u r die wichtigsten a n g e d e u t e t sein sollen. 1. berücksichtigt P o t t i e r keine N u m e r u s u n t e r s c h i e d e (und dabei n a t ü r l i c h auch nicht die K a t e g o r i e 'weder Singular noch P l u r a l ' ) , o b w o h l A r t i k e l m i t verschiedenem N u m e r u s in der Tabelle e n t h a l t e n sind ( z w a n g s l ä u f i g d u r c h un). Es m ü ß t e n also jeweils w i e d e r u m zwei Tabellen sein. 2. Es fehlen die »présentateurs« der Klasse A 0 - mit A u s n a h m e v o n des. 3. Beaucoup de in beaucoup de ces choses ist ebenso wie un de in un de mes amis kein A r t i k e l , sondern eine p r o n o m i n a l e F o r m . - Z u même u n d seul vgl. oben zu Beginn des Abschnitts 2.2.2 den P u n k t 2. Vgl. im selben K a p i t e l A n m . 72. Exkurs 3 (zu S. 88) D i e Leistung des Passé simple scheint ganz o f f e n s i c h t l i c h der Leistung zu e n t sprechen, die in a n d e r e n S p r a c h e n bestimmte V e r b a l a s p e k t e erbringen. ' A s p e k t '

2

6.ι

ist allemal eine Frage des über den Einzelsatz hinausgehenden Kontexts

45

oder,

anders ausgedrückt, Aspekt-Formen sind stets kontextkonstituierend. Dieses Ergebnis deckt sich offenbar mit dem Ergebnis einer erneuten Betrachtung, die Hansjakob Seiler dem Verbalaspekt im Neugriechischen gewidmet hat. Seiler greift dabei auf den von Henri Frei stammenden Begriff der 'catena' zurück, der in diesem Fall nichts anderes besagt als dies: Aspekt realisiert sich nicht am Verb (oder Adverb) allein, sondern nur im Zusammenhang mit linguistischen Einheiten höheren Rangs. Vgl. Seiler 69, insbes. S. 12, 16. In Hegerscher Terminologie ausgedrückt: Aspekt realisiert sich nur in Einheiten, die höheren Rangs sind als die Rangstufe 5 b z w . (1971) Rangstufe 7 (der Hegersche Rangbegriff entspricht der Frei-Seilerschen

catena). -

Wenn

man den Terminus

'Aspekt'

unter

den

Aspekten sieht, unter denen er sich hier ergeben hat, so kann man sowohl die Gegner als auch die Vertreter von Aspektlehren verstehen. Die Gegner würden argumentieren, nicht nur das Passé simple aktualisiere die

Numerusopposition

'Singular : Plural', sondern auch alle anderen Tempora. Die Vertreter der Aspektlehre würden dann argumentieren, daß alle anderen Tempora auch in Allsätzen oder in partikulären Sätzen stehen könnten (zusammen mit Zeitadverbien wie oft oder Adverbien wie im allgemeinen

etc.), während das Passé simple unter allen

Umständen jeden Satz auf einen besonderen Fall hin determiniere -

daher bei

den Vertretern der Aspekttheorie bezüglich des Passé simple das Bestehen auf dem »punktuellen« gegenüber dem »durativen« Aspekt etc. Dabei geht es in erster Linie überhaupt nicht um einen »durativen« oder »punktuellen Aspekt«, sondern um die Einmaligkeit des zeitlichen Rahmens. N i m m t man mit William E. Bull (vgl. o. S. 79, Anm. 132) die Existenz zyklischer und nicht-zyklischer Verben an, so müßte sich nachweisen lassen, daß zyklische Verben als finite Verben besonders häufig mit dem Passé simple oder der ebenfalls genannten (o. S. 87) Passiv-Form - in den anderen romanischen Sprachen mit deren Äquivalenten -

vorkommen.

Im Hinblick darauf, daß es, ebenso, wie es N o m i n a b z w . Verben gibt, die (bei entsprechender Bedeutungsänderung) sowohl als mass noun wie auch als countable noun b z w . sowohl als einwertiges als auch als zweiwertiges Verb

vorkommen

können,

sowohl

Verben

gibt, die

bei entsprechender

Bedeutungsänderung

als

zyklische wie auch als nicht-zyklische Verben funktionieren (man denke etwa an den Gebrauch von il fut im Sinne von 'er ging', der bei Roger Martin du G a r d sehr häufig ist), so empfiehlt es sich nicht sonderlich, mit den Termini 'durativ' und

'punktuell' zu arbeiten. Insbesondere

empfiehlt

es sich nicht, zumal

bei

der seit Aristoteles einschlägig als fundamental bekannten Kategorie der Relativität, bestimmte Spannen physikalischer b z w . physikalisch meßbarer Zeit als je und je unter die Rubriken 'durativ' oder 'punktuell' einzureihen. Sonst muß man solche Sätze wie »la guerre de cent ans dura seize ans« als unkorrekt bezeichnen: H i e r kommt es gerade nicht auf die Dauer des innerhalb des A b l a u f s der Zeit stehenden Ereignisse an, sondern auf die Einmaligkeit. Ein anderes Beispiel wäre: »II sonnait une heure quand il entra. (Das Beispiel stammt von Joë Larochette und wird bei Weinrich 64.153 zitiert). U m die Konzeption vom »durativen« länger dauernden und vom »punktuellen« kürzer dauernden Ereignis zu retten, hat Klaus Strunk den Einfall gehabt, hier eine Matrix von 12 Sätzen anzusetzen, w o die U h r in jedem Satz einmal mehr schlägt. A b einer bestimmten A n z a h l von Schlägen würde der A k t des Eintretens weniger lang dauern als derjenige des Schlagens der Uhr, und weil dies in der Mehrzahl der 12 möglichen Sätze der Fall wäre,

6.1

246

würde im oben zitierten Satz gewissermaßen per analogiam das Ereignis des Läutens ebenfalls im Imparfait ausgedrückt, obwohl es in diesem Fall weniger lang dauern würde (Strunk 69.295). Eine solche A r t der Erklärung ist aus unserer Sicht inadäquat. O b in einem Satz wie dem obigen sonner oder entrer als finîtes Verb im Passé simple vorkommt, hängt einzig und allein vom betreffenden K o n text ab. Es hängt ζ. B. nicht von der Stellung des betreffenden finiten Verbs in der syntaktischen Hierarchie ab: es gibt genügend Beispiele für Passé simple selbst in Relativsätzen. V g l . zum Passé simple auch oben K a p . 5.5. Exkurs 4 (zu S. 130) Die formale Anzeige v o n Genus, fast stets auch Kasus sowie großenteils des N u m e rus ist bei deutschen N o m i n a prädeterminierend. Es gibt hier zwei T y p e n Deklination. P r o t o t y p der einen ist der bestimmte Artikel der/die/das diese/dieses,

jener,

stimmte Artikel

welcher, ein/eine

mancher [mein,

von

(dieser/

etc.); P r o t o t y p der anderen ist der unbe-

dein,

sein . .

kein).

Vergleicht

man nun

im

Deutschen Paradigmen des T y p s 'bestimmter A r t i k e l - ) - A d j e k t i v + S u b s t a n t i v ' und 'unbestimmter A r t i k e l + A d j e k t i v + S u b s t a n t i v ' miteinander, so bemerkt man unschwer, daß überall dort, w o im betreffenden Kasus die Endung des bestimmten Artikels v o n derjenigen des unbestimmten Artikels differiert, das A d j e k t i v hinter

dem unbestimmten Artikel

Artikels hat (wobei die Endung -e

die Endung des entsprechenden

bestimmten

in die wohl der ursprünglichen Aussprache

entsprechend als /e/ gewertet wird - was gleichzeitig darauf hinweist, daß hier unter Umständen »materielle Strukturen« im Sinne Coserius vorhanden sind, die unter Umständen im Widerstreit mit formellen Strukturen stehen könnten). Das eben Gesagte gilt nun auch im Plural beim Vergleich der Pluralformen des Paradigmas mit bestimmtem Artikel mit denjenigen des Paradigmas mit dem (im Plural nicht existierenden) unbestimmten Artikel: Sie können dadurch, daß -

bzw.

dann, wenn - das vorhergehende A d j e k t i v die Kasusmerkmale übernimmt - b z w . übernehmen kann - , sogar im ganzen Plural-Teil des Paradigmas fehlen. Beispiel: die kleinen Prinzen/kleine Prinzen, der kleinen Prinzen/kleiner Prinzen, de» kleinen Prinzen/kleine» Prinzen (entsprechend für Feminina und Neutra). Wenn es noch einer Bestätigung für diese »Regel« bedürfte, liefern sie die Possessivartikel mein, dein,

sein etc. b z w . der Artikel kein

(also weitere Vertreter des zweiten

Prototyps). Im Gegensatz zu ein existiert von ihnen jedoch, da die Stelle des Nullartikels nicht nur im System lediglich einmal zu vergeben ist, ein Plural, der die Deklinationsmerkmale des ersten Prototyps (der) hat. Setzt man nun in das entsprechende Paradigma beispielsweise die Pluralformen von kein

ein, so

ergibt sich, daß hier die Endungen der A d j e k t i v e in den Paradigmen mit

der

und kein nicht untereinander differieren (es ist jedoch darauf hinzuweisen, daß im Nominativ/Akkusativ - b z w . bei der Kasusanzeige für prime/second actant im Plural die Regel für solche Artikel wie viele, stens teilweise nicht mehr gilt). -

-

einige nicht mehr oder wenig-

Ein weiteres Beispiel sind die mass nouns,

die im Deutschen als Singularia- b z w . Pluraliatantum ebenfalls ohne Artikel vorkommen können (vgl. oben S. 1 3 1 ) : W o ihnen ein alleiniges A d j e k t i v vorangeht, hat dieses, weil die Kasus/Genus-Endungen des Nullartikels v o n denjenigen des bestimmten Artikels verschieden sind, dann die entsprechenden

Endungen

des

bestimmten Artikels: der gute Wein/guter Wein, dem guten Wein/gutern Wein

-

im Gegensatz zu 'einem gute« Wein'; nur beim Genitiv des A d j e k t i v s vor mass

6.ι, 6.2,

6.2.1

247

nouns maskulinen oder neutralen Geschlechts scheint die Regel nicht zu stimmen: d e j guten Weins, dei guten Biers, aber: die Blume guten Weins, die Hersteller guten Biers. Hier wird

in der T a t

im heutigen Deutsch

'gutes Biers',

'gutes

Weins' durch 'guten Weins' und 'guten Biers' ersetzt: Formen wie »gutes Muts sein« existieren jedoch immer noch neben »guten Mutes sein«. Entsprechend heißt es beispielsweise in einem Kirchenlied

von Ch. F. Geliert: »trotz alles frechen

Mutes« gegenüber dem heutigen Gebrauch »trotz allen frechen Mutes«. D i e U r sache für die Ausnahme liegt darin, daß die Genitive v o n maskulinen und neutralen Nominal-Deklinationsparadigmen mit Ausnahmen solcher Paradigmen wie 'Bär', 'Knabe',

'Herr' die

einzigen

Singularformen

sind, deren

Kasusmerkmal

postdeterminierend angezeigt als Genitivmerkmal zu erkennen ist. Letzten Endes geht es bei der ganzen hier beobachteten Erscheinung nur um die Anzeige des Kasus (wegen der Dreidimensionalität des Paradigmas natürlich in Abhängigkeit von Genus und Numerus); bei N o m i n a qua N o m i n a ist eine derartige Anzeige obligatorisch. Sie wird

prädeterminierend

durch ein bestimmtes Zeichen

beim

Artikel signalisiert. Verbindlich ist hier (wieder in Abhängigkeit von der Anzeige des Genus und des Numerus)

das Merkmal bei der entsprechenden Form des

bestimmten Artikels (oder anderer Artikel, die zum selben Deklinationstyp gehören). Sobald zwischen der Kasusform eines Artikels und derjenigen des bestimmten Artikels eine D i f f e r e n z besteht - und eine solche besteht auch zwischen dem Nullartikel und dem bestimmten Artikel - , muß der Kasus bei einem eventuell vorhandenen nachfolgenden A d j e k t i v angezeigt werden. Es heißt also: der guten Milch/einer

guten

Milch,

aber:

guter

Milch

-

z.B.

»die

Produzenten

guter

Milch«. D a die Kasusanzeige obligatorischerweise vorausgehen muß, sind im Deutschen Syntagmen wie '*die Hersteller Milch' nicht statthaft, wohl aber: 'die H e r steller guter Milch'. N u r beim Genitiv Singular solcher Maskulina (und Neutra), die qua Genitiv ein postdeterminierendes Kasusmerkmal aufweisen, ist z w a r die prädeterminierende Kasusanzeige nicht obligatorisch, wohl aber ein weiteres vorangehendes Determinans. A l s eines der prädeterminierenden Kasusmerkmale für den Genitiv scheint sich im Deutschen übrigens die Präposition 'von' durchzusetzen. - Ein letztes Beispiel: In dem Paradigma 'das Gut/des Gutes (Guts)/dem Gut/das G u t ' hat die Genitivform des Nomens ein postdeterminierendes Genitivmerkmal. In dem Paradigma 'das Gute/des Guten/dem Guten/das Gute' ist dies dagegen nicht der Fall (weil dasselbe 'Postdeterminans' auch im D a t i v auftritt). Entsprechend heißt es: »Das Vergessen empfangenen Gutes« vs. »Das Vergessen empfangenes Guten«, wobei im ersten Fall natürlich, besonders in Süddeutschland, auch »Das Vergessen empfangenes Gutes« möglich wäre.

6.2

Referenztexte

6.2.1

Referenztext ι

V o n Referenztext ι ist die deutsche Version ganz wiedergegeben. V o n den vier übrigen Versionen sind nur diejenigen Teile bzw. Paragraphen abgedruckt, die im Verlauf der Untersuchung herangezogen werden. Druckfehler sind solche der Originale. Beispielsweise hat der rumänische Text einige orthographische Besonderheiten wie 'vehicolul' oder 'întreruptor' gegenüber 'vehiculul' und

'intrerupätor'.

6.2.1.1

248 6.2.1.1

Deutsche Offenlegungsschrift 1.513.610 Antriebsvorrichtung

[§ 1 ]

Die Erfindung bezieht sich auf eine Antriebsvorrichtung, insbesondere für

ein von einer elektrochemischen Spannungsquelle mit Energie versorgtes Fahrzeug, mit einem Motor, dem über einen Thyristor ein Strom zugeführt wird, wobei zum Steuern des Thyristors ein Steuerteil vorgesehen ist, das den Thyristor abhängig von einem an einem Steuergerät eingestellten Wert fortlaufend ein- und ausschaltet, und mit einem Überbrückungskontakt, der in einem Parallelkreis zum Thyristor angeordnet ist und v o n einem Oberbrückungsschütz gesteuert wird. [§ 2]

Bei Antriebsvorrichtungen dieser A r t muß der Überbrückungskontakt

so

gesteuert werden, daß er schließt, wenn der Thyristor längere Zeit in seinem leitenden Zustand bleibt. Dadurch wird der Thyristor geschont, der dann keinen Strom führen muß. [§ 3]

Bei der Steuerung des Überbrückungskontakts ergeben sich Schwierigkeiten

beim Einschalten und beim Ausschalten. Es ist deshalb eine A u f g a b e der Erfindung, eine Steuerung des Überbrückungskontakts zu schaffen, die sicher und zuverlässig arbeitet und insbesondere den verschiedenen Fahrzuständen eines Fahrzeugs Rechnung trägt. [§ 4]

Erfindungsgemäß wird dies bei einer eingangs genannten Antriebsvorrich-

tung dadurch erreicht, daß ein Integrierglied vorgesehen ist, dem die Ausgangsspannung des Steuerteils zugeführt wird und daß die Spannung an diesem Integrierglied einem spannungsabhängigen Halbleiterschalter zugeführt wird, der das Oberbrückungsschütz steuert. Je länger der Thyristor eingeschaltet ist, um so höher steigt die Spannung am Integrierglied, und bei einer bestimmten Spannung wird der Überbrückungskontakt geschlossen. [§ 5]

Eine besonders vorteilhafte Lösung, die sich besonders durch einen hohen

Wirkungsgrad auszeichnet, ergibt sich dadurch, daß der Steuerteil als T a k t v e r stärker ausgebildet ist, dessen Eingang die D i f f e r e n z zwischen einem am Steuergerät eingestellten Sollwert und einem vom Strom im Motor abhängigen Istwert zugeführt wird, und daß der spannungsabhängige Halbleiterschalter beim Einschalten des Überbrückungskontaktes diese D i f f e r e n z in der Weise verändert, daß sie mindestens nahezu gleich dem Wert dieser D i f f e r e n z vor dem Einschalten des Überbrückungskontaktes ist. Solange nämlich der Strom durch den Thyristor fließt, ergibt sich an diesem ein Spannungsabfall, der nach Einschalten des Überbrükkungskontaktes wegfällt, so daß sich der Strom im Motor, d. h. der Istwert, erhöht. D u r c h die erfindungsgemäße Ausbildung wird erreicht, daß trotz des höheren Istwerts der Überbrückungskontakt geschlossen bleibt. [§ 6]

Ferner hat es sich im Fahrbetrieb als sehr vorteilhaft erwiesen, daß der

spannungsabhängige Halbleiterschalter einen Eingangs- und einen Ausgangstransistor enthält, die vorzugsweise durch eine positive Rückkopplung

miteinander

verbunden sind, und daß mit dem Steuergerät Schaltmittel verbunden sind, die in einer bestimmten Stellung des Steuergeräts, vorzugsweise in dessen Vollaststellung, den Ausgangstransistor unabhängig von der Ausgangsspannung des Steuerteils in dem Zustand erhalten, in dem er das Oberbrückungsschütz eingeschaltet hält. Falls der Überbrückungskontakt bereits geschlossen ist, hat der Fahrer durch Einstellen dieser bestimmten Stellung die Möglichkeit, den Überbrückungskontakt geschlossen zu erhalten.

6.2.1,1 [§ γ]

249 Dieses Merkmal der Erfindung ist ζ . Β. dann wichtig, wenn nach dem A n -

fahren eine A u f w ä r t s f a h r t beginnt. Der Strom im Motor, also der Istwert, steigt dann an, und der Regler würde zum Begrenzen des Stromes den Thyristor periodisch aus- und einschalten, so daß der bereits geschlossene Überbrückungskontakt wieder geöffnet würde. Dies wäre jedoch unerwünscht, da dann nicht die volle Antriebsleistung des Motors zur Verfügung stünde. Durch die Erfindung gelingt es, auch in diesem Fall die volle Antriebsleistung aufrechtzuerhalten. [§ 8]

N a c h einem weiteren Merkmal der Erfindung wird die Antriebsvorrich-

tung so ausgebildet, daß ein zweites Integrierglied vorgesehen ist, dem die Ausgangsspannung des Steuerteils zugeführt wird, daß mit dem Steuergerät

Schalt-

mittel verbunden sind, die bei einer bestimmten Stellung des Steuergeräts, insbesondere dessen Vollaststellung, die Spannung an diesem Integrierglied dem spannungsabhängigen Halbleiterschalter zuführen, und daß dieses zweite Integrierglied so ausgebildet ist, daß es nur bei bestimmten Ausgangsimpulsfolgen des Steuerteils eine Ausgangsspannung abgibt, die geeignet ist, den

spannungsabhängigen

Halbleiterschalter einzuschalten. Zu diesem Z w e c k wird das zweite Integrierglied mit Vorteil über einen Hochpaß, insbesondere einen Kondensator, an den Steuerteil angeschlossen. [§ 9]

Durch diese Ausbildung wird dem Fall Rechnung getragen, daß der Motor

schon zum Anfahren einen sehr hohen Strom benötigt, ζ . B. weil das Fahrzeug in einer Vertiefung steht. Durch den Regler wird der Strom im Motor begrenzt, so daß das Fahrzeug eventuell gar nicht anfahren könnte. D a hierbei der Strom durch den Motor in der N ä h e des zulässigen Maximalwerts liegt, wird der Thyristor in sehr schneller Folge aus- und wieder eingeschaltet, u. U . mehrere hundert Mal in der Sekunde. Diese hohe Frequenz wird dazu ausgenützt, in der genannten bestimmten Stellung des Steuergeräts den Überbrückungskontakt einzuschalten. Man kann dann mit der maximalen Leistung anfahren. N a c h dem Anfahren sinkt der Strom im Motor mit zunehmender Fahrtgeschwindigkeit ab, der Überbrückungskontakt wird geöffnet und der Thyristor steuert den Strom durch den Motor. [§ 10]

Weitere Einzelheiten und vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung er-

geben sich aus dem im folgenden beschriebenen und in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispiel. [§ 1 1 ]

Es zeigen:

Fig. x: ein Ausführungsbeispiel einer Antriebs Vorrichtung, teilweise in schematischer Darstellung, Fig. 2 bis 5: Schaubilder zur Erläuterung der Arbeitsweise, Fig. 6: die Schaltung eines Impulsgebers zum Zünden eines Thyristors und Fig. 7: die ausführliche Schaltung der Antriebs Vorrichtung nach Fig. 1. [§ 12]

Fig. 1 zeigt einen Gleichstrom-Reihenschlußmotor mit einem Anker 10 und

einer Feldwicklung 1 1 , der aus einer Batterie 12 über einen Leistungsthyristor 13 mit Strom versorgt wird. In der Schaltung ist ein Thyristor mit thyratronartiger Charakteristik gezeigt. Es ist jedoch ohne weiteres auch möglich, einen ein- und ausschaltbaren Thyristor (Grid Controlled Switch) zu verwenden. [§ 13]

D i e Anode des Thyristors 13 ist über eine Sicherung 14 und einen H a u p t -

schalter 15 an den Pluspol der Batterie 12 angeschlossen. Seine Kathode ist mit der Mittelanzapfung eines Transformators 16 verbunden, dessen eines Wicklungsende 17 an das eine Ende der Feldwicklung 1 1 angeschlossen ist, deren anderes

6.2.1.1

250

Ende mit dem A n k e r 1 0 verbunden ist. D e r andere Anschluß des A n k e r s 10 ist über einen Meßwiderstand 18 an den Minuspol der Batterie 1 2 angeschlossen. [§ 14]

Ein Überbrückungsschütz 19 dient z u m Betätigen eines Überbrückungs-

kontaktes 22, dessen einer Anschluß mit dem Wicklungsende 1 7 und dessen anderer Anschluß mit dem Hauptschalter 15 verbunden ist, so d a ß der K o n t a k t 22 im geschlossenen Zustand den T h y r i s t o r 13 überbrückt. [§ 15]

Parallel z u m T h y r i s t o r 13 liegt die Serienschaltung eines Widerstandes 23

und eines Kondensators 24. A u ß e r d e m ist z u m Löschen (Ausschalten) des T h y ristors 13 ein zweiter Thyristor 25 vorgesehen, dessen K a t h o d e mit der K a t h o d e des Thyristors 13 verbunden ist und dessen A n o d e über einen Kondensator

26

großen K a p a z i t ä t s w e r t s (einige hundert M i k r o f a r a d ) mit der A n o d e des Thyristors 13 verbunden ist. Parallel z u m Thyristor 25 liegt die Serienschaltung eines W i d e r stands 27 und eines Kondensators 28. [§ 16]

A n das andere Wicklungsende 29 des Transformators 1 6 ist die A n o d e

einer D i o d e 30 angeschlossen, deren K a t h o d e mit der A n o d e des Thyristors 25 verbunden ist. [§ 1 7 ]

Eine D i o d e 33 ist mit ihrer K a t h o d e mit dem Wicklungsende 1 7 und mit

ihrer A n o d e mit dem Minuspol der Batterie 12 verbunden. Sie dient als Leerlaufdiode (auch N u l l a n o d e genannt), d . h . beim Sperren des Thyristors 13 fließt der Strom i im M o t o r 10 durch diese D i o d e weiter. Dies ist z. B. in Fig. 2 dargestellt, w o die schraffierten Rechtecke den Zeitraum bezeichnen, w ä h r e n d dessen der T h y ristor 13 leitend ist. W e n n z. B. im Z e i t p u n k t t t der T h y r i s t o r 13 einschaltet, steigt der Strom i im M o t o r 10, 1 1 exponentiell an. W i r d im Z e i t p u n k t t 2 der T h y r i s t o r 13 ausgeschaltet, so fließt der Strom i durch die D i o d e 33 weiter und f ä l l t dabei exponentiell ab. A u f diese Weise stellt sich bei einem bestimmten Einschaltverhältnis des Thyristors 13, d. h. einem bestimmten Verhältnis m zwischen seiner leitenden Z e i t T j und der Summe seiner leitenden Z e i t T t und seiner niditleitenden Z e i t T 2 ein mittlerer Strom Im durch den M o t o r 10, 1 1 ein. Fig. 2 zeigt z. B. ein Einschaltverhältnis v o n e t w a 35 °/o und einen entsprechend niedrigen Strom, w ä h r e n d Fig. 3 ein Einschaltverhältnis v o n ca. 80 °/o und einen höheren Strom zeigt. [§ 18]

Z u m Einschalten des Thyristors 13 dient ein Impulsgeber 35 und z u m Ein-

schalten des Thyristors 25 dient ein Impulsgeber 36. D e r A u f b a u der Impulsgeber ist in Fig. 6 dargestellt und w i r d im folgenden noch beschrieben. [§ 19]

Beide Impulsgeber 35, 36 sind an den A u s g a n g eines als Steuerteil die-

nenden Taktverstärkers 37 angeschlossen. Dieser hat eine positive R ü c k k o p p l u n g über die Serienschaltung eines Widerstandes 38 und eines Kondensators 39. M a n könnte ihn auch als M u l t i v i b r a t o r bezeichnen, dessen Einschaltverhältnis und Ausgangsfrequenz v o n der Spannung an seinem Eingang abhängig sind. D a s ausführliche Schaltbild eines solchen Taktverstärkers ist in Fig. 7 dargestellt. [§ 20]

A l s Sollwert f ü r den T a k t v e r s t ä r k e r 37 dient die an einem A b g r i f f 42

eines als Steuergerät dienenden Potentiometers 43 abgegriffene Spannung. A l s Istw e r t dient die am Meßwiderstand 18 entstehende Spannung. D e r Widerstand 18 dient also als Istwertgeber. Sein mit dem A n k e r 10 verbundener Anschluß ist mit Masse verbunden, mit der auch der eine Anschluß des Potentiometers 43 verbunden ist. Hierdurch erreicht man in vorteilhafter Weise, daß der T a k t v e r s t ä r k e r 37, der eine sehr hohe Verstärkung a u f w e i s t und deshalb besonders störempfindlich ist, an Masse angeschlossen werden kann. [§ 2 1 ]

D e r andere Anschluß des Potentiometers 43 ist über einen einstellbaren

6.2.1.1

2 51

Widerstand 45, der zum Einstellen des größten zulässigen Stromes i dient, mit der Kathode einer Zenerdiode 46 verbunden, deren Anode an Masse liegt und zu der ein Kondensator 47 parallelgeschaltet ist. Die Kathode der Zenerdiode 46 ist über einen Widerstand 48, eine Sicherung 49 und einen Schalter 50 mit dem Hauptschalter 15 verbunden. Außerdem ist an sie eine Leitung 52 angeschlossen, die im folgenden als Plusleitung bezeichnet wird. Wenn der Hauptschalter 15 und der Schalter 50 geschlossen sind, fließt über den Widerstand 48 und die Zenerdiode 46 ein Strom, wobei bekanntlich die Spannung an der Zenerdiode 46 praktisch konstant ist. [§ 22] Der Abgriff 42 ist über zwei Widerstände 53, 54, die über einen Knotenpunkt 55 miteinander in Serie liegen, mit dem Eingang 56 des Taktverstärkers 37 verbunden, der seinerseits über drei in Serie geschaltete Widerstände 57, 58, 59 mit demjenigen Anschluß des Meßwiderstandes 18 verbunden ist, der am Minuspol der Batterie 12 liegt. [§ 23] Parallel zum Widerstand 53 liegt eine Diode 62, deren Anode an den Knotenpunkt 55 angeschlossen ist. Zwischen diesem Knotenpunkt und Masse liegt ein Kondensator 63 von beispielsweise 50 μΐ. Zusammen mit dem Widerstand 53 von z . B . 3 kOhm dient er als Verzögerungsglied: Wenn der Abgriff 42 rasch so verstellt wird, daß die Spannung zwischen ihm und Masse zunimmt, so muß sich zunächst der Kondensator 63 über den Widerstand 53 aufladen. Der höhere Sollwert wirkt also erst nach einer gewissen Verzögerung am Eingang 56. - Wird der Abgriff 42 in umgekehrter Richtung verstellt, so entlädt sich der Kondensator 63 unverzögert über die Diode 62. Die Sollwertverzögerung wirkt also nur bei Beschleunigung, nicht aber beim Dezelerieren. [§ 24] Zwischen dem Verbindungspunkt der Widerstände 57 und 58 und Masse liegt ein Kondensator 64, der zusammen mit diesen beiden Widerständen als Siebglied wirkt und die ungleichförmige Spannung am Meßwiderstand 18 glättet. Zum Widerstand 59 ist ein Öffnerkontakt 65 parallelgeschaltet, der zugleich mit einem Schließerkontakt 66 von einem spannungsabhängigen Halbleiterschalter 67 betätigt wird. Der Schalter 67 ist an den als Steuerteil dienenden Taktverstärker 37 angeschlossen. Außerdem enthält er in Fig. 7 näher dargestellte Schaltmittel, die beim Verschieben des Abgriffs 42 am als Steuergerät dienenden Potentiometer 43 betätigt werden. Diese Wirkverbindung ist durch eine strichpunktierte Linie 68 angedeutet. [§ 25] Der Schließerkontakt 66 ist in Serie mit dem Oberbrückungsschütz 19 zwischen den Minuspol der Batterie 12 und den Hauptschalter 15 geschaltet. [§ 26] Die Antriebsvorrichtung nach Fig. 1 arbeitet wie folgt: Wenn am Steuergerät 42, 43 eine bestimmte Spannung eingestellt wird, fließt ein Strom über die Widerstände 53, 54, 57, 58, 59 zum Meßwiderstand 18. Dabei entsteht eine Spannung zwischen dem Eingang 56 und Masse, die einen Strom A i zur Folge hat, welcher den Taktverstärker einschaltet. Über die Rückführung (Widerstand 38, Kondensator 39) fließt dabei ein Strom ir, der den Takt Verstärker zunächst noch stärker einschaltet. [§ 27] Wenn der Taktverstärker 37 eingeschaltet ist, wird der Impulsgeber 35 eingeschaltet und gibt Impulse ab, die den Thyristor 13 leitend machen. Es fließt dann ein Strom im Motor 10, 11, und dieser erzeugt eine Spannung am Meßwiderstand 18. Dadurch erniedrigt sich, wie ersichtlich, die Spannung zwischen dem Eingang 56 und Masse. Außerdem nimmt der Strom i r ab, da sich der Konden-

252

6.2.1.1

sator 39 rasch entlädt. Der Taktverstärker 37 wird also wieder ausgeschaltet, und mit ihm der Impulsgeber 35, während der Impulsgeber 36 eingeschaltet wird und den Thyristor 25 leitend steuert. Hierdurch kann sich der Kondensator 26 über die Thyristoren 25 und 13 entladen; die Kathode des Thyristors 13 wird kurzzeitig positiver als seine Anode, so daß dieser Thyristor sperrt. [§ 28] Es kann jetzt kein Strom mehr von der Batterie 12 zum Motor xo, 11 fließen, jedoch fließt in diesem weiterhin ein Strom, der sich durch die Diode 33 schließt, wie das oben beschrieben wurde. Dieser Strom nimmt exponentiell ab, so daß auch die Spannung am Meßwiderstand 18 abnimmt und dadurch wieder eine höhere Spannung zwischen dem Eingang 56 und Masse entsteht, die den Taktverstärker 37 wieder einschaltet, und durch ihn auch den Thyristor 13. [§ 29] Der beschriebene Vorgang wiederholt sich laufend; die Frequenz des Einund Ausschaltens und das Einschaltverhältnis m sind dabei von der Differenz zwischen Ist- und Sollwert abhängig. [§ 3°] Wird der Abgriff 42 des Potentiometers 43 auf seinen Höchstwert eingestellt, so hängt das Einschaltverhältnis m wesentlich davon ab, wie der Motor 10, 11 belastet ist. [§ 31] Ist der Motor 10, 11 abgebremst, so daß er sich nicht drehen kann, so erhält man ein Einschaltverhältnis m, das von der Bauart des Motors to, 11, nämlich seinem Innenwiderstand, seiner Induktivität und seinem Kurzschlußstrom abhängig ist. Ein typisches Einschaltverhältnis ist hier m = 50 % . [§ 32] Ist der Motor 10, ix nicht festgebremst, so daß er rotiert, so steigt das Einschaltverhältnis m über 50 °/o hinaus an. Da sich am Anker 10 mit steigender Drehzahl eine steigende Gegenspannung (»elektromotorische Kraft«) ausbildet, sinkt mit wachsender Drehzahl der Strom im Motor 10, 11, sobald ein Einschaltverhältnis von m = χ00 % erreicht ist. [§ 33] Kurz bevor ein Einschaltverhältnis von 100 °/o erreicht ist (bei dem der Thyristor 13 dauernd leitet), bleibt der Thyristor 13 bei jedem Einschaltzyklus ziemlich lange leitend, ζ. B. Einschaltzeit des Thyristors X3 10 . . . 50 sec Darauffolgende Ausschaltzeit ca. 1,5 msec [§ 34] Um zu verhindern, daß sich der Kondensator 26, der als Energiespeicher dient, während der Einschaltzeit des Thyristors 13 teilweise entlädt, ist der spannungsabhängige Halbleiterschalter 67 vorgesehen, der bei solchen langen Einschaltzeiten automatisch den Überbrückungskontakt 22 in seine geschlossene Stellung steuert. Zweckmäßig wird er so eingestellt, daß er bereits bei einem Einschaltverhältnis von 90 . . . 95 °/o einschaltet. Der Schalter 67 schließt hierbei den Kontakt 66 und öffnet den Kontakt 65. Mit dem Kontakt 66 wird das Überbrückungsschütz 19 eingeschaltet und mit dem Kontakt 65 wird der Widerstand 59 in Serie zu den Widerständen 57, 58 geschaltet, wodurch sich, wie ersichtlich, die Spannung zwischen dem Eingang 56 und Masse erhöht. Auf den Taktverstärker 37 wirkt dies so, als wäre der Soll-Istwert-Differenz verändert worden. [§ 35] Diese Maßnahme hat folgenden Grund: Solange der Thyristor 13 den Strom durch den Motor 10, 11 leitet, entsteht an ihm durch seinen Innenwiderstand ein Spannungsabfall von beispielsweise 1,2-1,5 Volt. Wird nun der Überbrückungskontakt 22 eingeschaltet, so fällt dieser Spannungsabfall am Thyristor 13 weg und der Strom i durch den Motor erhöht sich, d. h. die Differenz zwischen Sollwert (am Potentiometer 42) und Istwert (am Meßwiderstand 18) ändert sich.

6.2.1.1

253

D i e s h a t z u r F o l g e , d a ß die S p a n n u n g z w i s c h e n d e m E i n g a n g 5 6 u n d M a s s e k l e i n e r wird, wodurch

a n sich d e r H a l b l e i t e r s c h a l t e r

Uberbrückungskontakt

22 w i e d e r

67 wieder

geöffnet würde.

Durch

ausgeschaltet das

und

der

Einschalten

des

W i d e r s t a n d e s 5 9 w i r d diese E r h ö h u n g des S t r o m s i i m M o t o r 10, 1 1 k o m p e n s i e r t , d . h. die S p a n n u n g zwischen d e m E i n g a n g 56 u n d Masse bleibt beim Einschalten des U b e r b r ü c k u n g s k o n t a k t s 22 i m w e s e n t l i c h e n u n v e r ä n d e r t . W i e e r s i c h t l i c h , m u ß die G r ö ß e des W i d e r s t a n d s 5 9 e n t s p r e c h e n d d e m I n n e n w i d e r s t a n d des T h y r i s t o r s 13 g e w ä h l t w e r d e n . [§ 36]

D e r s p a n n u n g s a b h ä n g i g e H a l b l e i t e r s c h a l t e r 67 e r f ü l l t noch eine Reihe wei-

terer wichtiger F u n k t i o n e n , die aus der ausführlichen Schaltung in Fig. 7 h e r v o r gehen. [§ 3 7 ]

F i g . 7 z e i g t d i e s e l b e S c h a l t u n g w i e Fig. 1 , j e d o c h d e t a i l l i e r t e r . F ü r gleiche

o d e r g l e i c h w i r k e n d e T e i l e w e r d e n d e s h a l b die g l e i c h e n B e z u g s z e i c h e n w i e in F i g . 1. F ü r d i e B e s c h r e i b u n g d i e s e r T e i l e w i r d a u f

verwendet

die Beschreibung

zu

Fig. χ h i n g e w i e s e n . D i e s gilt i n s b e s o n d e r e f ü r d i e B e s c h r e i b u n g des L e i s t u n g s t e i l s ( M o t o r 10, 11, B a t t e r i e 1 2 , T h y r i s t o r e n 1 3 , 2 5 ) , d e r S t e u e r g e r ä t e 4 2 , 4 3 u n d d e s W i d e r s t a n d s - K o n d e n s a t o r - N e t z w e r k e s 5 3 , 5 4 , 5 7 , 5 8 , 59, 6 3 , 64 z u m S o l l - I s t w e r t Vergleich. [§ 38]

D e r eigentliche T a k t v e r s t ä r k e r u m f a ß t im wesentlichen drei Transistoren,

n ä m l i c h e i n e n p n p - T r a n s i s t o r 7 8 u n d z w e i n p n - T r a n s i s t o r e n 7 9 , 80. E i n n p n - T r a n sistor 81 d i e n t als U m k e h r v e r s t ä r k e r , d . h . die P o l a r i t ä t s e i n e r

Ausgangsspannung

ist u m g e k e h r t w i e d i e s e i n e r E i n g a n g s s p a n n u n g . A n i h n s c h l i e ß e n sich z w e i n p n T r a n s i s t o r e n 7 4 u n d 7 3 a n , d i e die I m p u l s g e b e r 3 6 u n d 3 5 s t e u e r n . [§ 39]

D e r E m i t t e r des T r a n s i s t o r s 7 8 , eines h o c h e m p f i n d l i c h e n

Siliziumtransi-

stors, ist ü b e r e i n e n W i d e r s t a n d 82 v o n z . B. 1 0 0 k O h m a n die P l u s l e i t u n g 5 2 a n g e schlossen, d i e g e g e n ü b e r

Masse eine k o n s t a n t e

Spannung

(Zenerdiode

46)

hat.

A u ß e r d e m ist dieser E m i t t e r d i r e k t m i t d e r Basis d e s T r a n s i s t o r s 7 9 u n d ü b e r e i n e n K o n d e n s a t o r 83 v o n z. B. 1 5 n F m i t d e m K o l l e k t o r dieses T r a n s i s t o r s v e r b u n d e n . [§ 40]

D e r K o l l e k t o r des T r a n s i s t o r s 7 8 liegt d i r e k t a n M a s s e . Seine Basis ist

ü b e r d i e S e r i e n s c h a l t u n g des W i d e r s t a n d s 3 8 (z. B. 3 k O h m ) u n d des K o n d e n s a t o r s 3 9 (z. B. 7 0 n F ) m i t d e m K o l l e k t o r des T r a n s i s t o r s 80 v e r b u n d e n . A u ß e r d e m ist diese Basis a n d e n E i n g a n g 5 6 u n d ü b e r diesen, w i e b e r e i t s bei F i g . 1 b e s c h r i e b e n , a n d a s W i d e r s t a n d s - N e t z w e r k 5 3 , 54, 5 7 , 5 8 , 5 9 a n g e s c h l o s s e n . [§ 41]

D e r K o l l e k t o r des T r a n s i s t o r s 7 9 ist d i r e k t m i t d e r Basis des T r a n s i s t o r s 8 0

u n d ü b e r e i n e n W i d e r s t a n d 84 m i t d e r P l u s l e i t u n g 5 2 v e r b u n d e n . D e r E m i t t e r des T r a n s i s t o r s 7 9 ist ü b e r e i n e n W i d e r s t a n d 85 a n M a s s e a n g e s c h l o s s e n , a n d e r a u c h d e r E m i t t e r des T r a n s i s t o r s 80 liegt, dessen K o l l e k t o r ü b e r e i n e n W i d e r s t a n d 86 a n die P l u s l e i t u n g 52 a n g e s c h l o s s e n u n d ü b e r e i n e n W i d e r s t a n d 8 7 m i t d e r Basis des T r a n s i s t o r s 81 v e r b u n d e n ist, die ü b e r e i n e n W i d e r s t a n d 88 a n M a s s e l i e g t , m i t d e r a u c h d e r E m i t t e r dieses T r a n s i s t o r s v e r b u n d e n ist. [§ 42]

D e r K o l l e k t o r des T r a n s i s t o r s 81 ist ü b e r e i n e n W i d e r s t a n d 91 m i t

der

P l u s l e i t u n g 5 2 u n d ü b e r z w e i in R e i h e g e s c h a l t e t e W i d e r s t ä n d e 92, 93 m i t M a s s e verbunden. [§ 43]

A n d e n V e r b i n d u n g s p u n k t d e r W i d e r s t ä n d e 92 u n d 93 ist die Basis des

S t e u e r t r a n s i s t o r s 7 4 a n g e s c h l o s s e n , dessen E m i t t e r a n M a s s e liegt. Sein

Kollektor

ist m i t d e m E i n g a n g des I m p u l s g e b e r s 3 6 , m i t d e n K a t h o d e n z w e i e r D i o d e n

94,

9 5 u n d , ü b e r e i n e n W i d e r s t a n d 96, m i t d e r P l u s l e i t u n g 5 2 v e r b u n d e n . [§ 44]

D i e A n o d e n d e r D i o d e n 94 u n d 95 s i n d j e w e i l s ü b e r e i n e n W i d e r s t a n d 9 7 ,

254

6.2.1.1

98 mit der Plusleitung 52 verbunden. Die Anode der Diode 95 ist außerdem mit der Anode einer Diode 99 verbunden, deren Kathode mit der Basis des Transistors 73 und, über einen Widerstand 102, mit Masse verbunden ist, an der auch der Emitter dieses Transistors liegt. Der Kollektor des Transistors 73 ist mit dem Eingang des Impulsgebers 35 verbunden und über einen Widerstand 100 an die Leitung 52 angeschlossen. [§ 45] Fig- 6 zeigt den Aufbau des Impulsgebers 35, der mit dem Impulsgeber 36 identisch ist. Er ist als Sperrschwingoszillator aufgebaut, was sich bei niederen Betriebsspannungen als vorteilhafter erwiesen hat als Impulsgeber mit Zweibasistransistoren. [§ 46] Die Stromzufuhr zum Impulsgeber 35 wird gesteuert von einem npn-Transistor Q, dessen Emitter mit Masse und dessen Basis über einen Widerstand R mit der Plusleitung 52 verbunden ist. [§ 47] Der Impulsgeber 35 enthält einen npn-Transistor 103, dessen Kollektor an die Plusleitung 52 angeschlossen ist, während seine Basis mit der Kathode einer Diode 104 verbunden ist, deren Anode über einen Widerstand 105 mit der Plusleitung 52 und über die Serienschaltung eines Widerstands 106, eines Kondensators 107 und einer Wicklung 108 eines Übertragers 109 mit dem Kollektor des Transistors Q verbunden ist. [§ 48] Die Wicklung 108 ist mit einer Anzapfung 112 versehen, die an den Emitter des Transistors 103 angeschlossen ist. [§ 49] Der Übertrager 109 hat eine Ausgangswicklung 113, deren einer Anschluß mit der Kathode des zu steuernden Thyristors Thyr und deren anderer Anschluß über einen Widerstand 114 mit der Steuerelektrode von Thyr verbunden ist. Zwischen dieser Steuerelektrode und der Kathode von Thyr liegt ein Widerstand 115. [§ 50] Wie ersichtlich, arbeitet der Transistor Q als Schalter, der die Stromzufuhr zum Impulsgeber 35 ein- oder ausschaltet. Ist der Transistor Q leitend, so schwingt der Impulsgeber 35 und erzeugt dabei an der Ausgangswicklung 113 Impulse, die ζ. B. eine Spannung von 5 V und eine Folgefrequenz von 6 kHz haben. Diese Impulse zünden den Thyristor Thyr, so daß er leitend wird. [§ 51] Der bisher beschriebene Teil der Schaltung nach Fig. 7 arbeitet wie folgt: Nach Einschalten des Hauptschalters 15 und des Schalters 50 liegt an der Plusleitung 52 eine positive Spannung von ζ. B. 8 V gegenüber Masse. Durch die Zenerdiode 46 ist diese Spannung stabilisiert. [§ 52] Im Ruhezustand liegt der Abgriff 42 des als Steuergerät dienenden Potentiometers 43 an Masse. Der Kondensator 63 ist dann über die Diode 62 entladen. Da durch den Motor 10, 11 kein Strom fließt, liegen auch die Anschlüsse des Meßwiderstands 18 auf Massepotential. Folglich hat auch der Eingang 56 Massepotential, mit anderen Worten gesagt, zwischen ihm und Masse liegt keine Spannung. [§ 53] Hierbei fließt im Transistor 78 ein Kollektorstrom. Dadurch ist der Transistor 79 gesperrt und der Transistor 80 leitend, so daß sein Kollektor ein Potential hat, das nur wenig positiver ist als das Massepotential. Transistor 81 ist dadurch gesperrt und der aus den Widerständen 91, 92, 93 bestehende Spannungsteiler gibt der Basis des Transistors 74 ein positives Potential, so daß dieser leitet und den Impulsgeber 36 eingeschaltet hält. Dieser führt also dem zweiten Thyristor 25 Einschaltimpulse zu, während der Impulsgeber 35 ausgeschaltet ist, so daß der Thyristor 13 keine Zündimpulse erhält.

6.2.1.1

[§ 5 4 ]

2 55 W i r d der A b g r i f f 4 2 so verschoben, daß eine Spannung zwischen ihm und

Masse entsteht, so w i r d - mit einer gewissen Verzögerung durch die Aufladung des K o n d e n s a t o r s 63 - der Eingang 5 6 positiver, so daß der Transistor 7 8 weniger leitend wird, während der Transistor 7 9 beginnt, leitend zu werden, und der T r a n sistor 80 ebenfalls weniger leitend wird, wodurch sein K o l l e k t o r positiver wird. [§ 5 5 ]

Diese Erhöhung des K o l l e k t o r p o t e n t i a l s wird über die R ü c k f ü h r u n g ( W i -

derstand 3 8 und K o n d e n s a t o r 3 9 ) a u f den Eingang 5 6 übertragen, so daß der Transistor 7 8 nunmehr völlig gesperrt wird, w ä h r e n d der Transistor 7 9 vollständig leitend w i r d und der Transistor 80 vollständig sperrt. D a d u r c h w i r d der Transistor 8 1 voll leitend und überbrückt die Widerstände 9 2 , 9 3 , so daß die Basis des T r a n sistors 7 4 Massepotential erhält und diesen Transistor sperrt. D a s K o l l e k t o r p o t e n tial des Transistors 7 4 wird dadurch stark positiv, so daß die D i o d e 95 sperrt, w o durch die Basis des Transistors 7 3 ein positives P o t e n t i a l erhält, so daß der T r a n sistor 7 3 leitend wird und den Impulsgeber 3 5 einschaltet. Dieser zündet den T h y ristor 1 3 , so d a ß ein S t r o m von der B a t t e r i e 1 2 zum M o t o r 1 0 , 1 1 fließt und dieser sich zu drehen beginnt. [§ 5 6 ]

D e r S t r o m i im M o t o r 1 0 , 11 erzeugt einen Spannungsabfall a m M e ß -

widerstand 1 8 , wodurch, wie oben beschrieben, die Spannung zwischen dem E i n gang 5 6 und Masse abnimmt. Gleichzeitig hat sich der Rückführungskondensator 3 9 teilweise entladen. Beide Einflüsse wirken zusammen, so daß der Transistor 7 8 nach einem bestimmten Anstieg des Stromes i wieder leitend wird, und der T h y r i stor 1 3 durch das Einschalten des Thyristors 2 5 wieder ausgeschaltet wird. In den Fig. 2 bis 4 ist dieser V o r g a n g für verschiedene Betriebszustände graphisch

dar-

gestellt. [§ 57]

D e r S t r o m i im M o t o r 10, 11 wird hierbei a u f einen zeitlichen M i t t e l w e r t

eingeregelt, der von der Einstellung des A b g r i f f s 4 2 abhängt. Fig. 5 zeigt den A n f a h r v o r g a n g bei drei verschiedenen Einstellungen, nämlich eine A n f a h r t mit niedrigem S t r o m ( K u r v e 1 1 8 ) , eine A n f a h r t mit mittlerem S t r o m ( K u r v e 1 1 9 )

und

eine A n f a h r t mit hohem S t r o m ( K u r v e 1 2 0 ) . D e r verzögerte Anstieg ergibt sich durch den K o n d e n s a t o r 6 3 . -

N a c h Beendigung der A n f a h r t , bei der der volle

S t r o m benötigt wurde, sinkt dieser entsprechend der v o m M o t o r 1 0 , 1 1 geforderten Leistung wieder ab, wie das in Fig. 5 z. B . der T e i l 1 2 1 der K u r v e 1 2 0 zeigt. D e r M o t o r 1 0 , 1 1 begrenzt dann selbst seine S t r o m a u f n a h m e nach der sogenannten H a u p t s c h l u ß m o t o r k e n n l i n i e ; der T h y r i s t o r 1 3 ist voll eingeschaltet. In diesem B e triebszustand ist es zweckmäßig, ihn durch den K o n t a k t 22 zu überbrücken, weil sich sonst der K o n d e n s a t o r 26 nach einiger Zeit entladen würde und es dann nicht mehr möglich wäre, den T h y r i s t o r 1 3 abzuschalten. [§ 58]

Z u r Steuerung des Überbrückungsschützes 22 dient der spannungsabhän-

gige Halbleiterschalter 6 7 . Als Schalter dienen zwei Transistoren, nämlich ein npnTransistor 1 2 2 und ein p n p - T r a n s i s t o r 1 2 3 , die nach A r t einer K i p p s t u f e zusammengeschaltet sind. D i e Eingangsspannung für diesen S c h a l t e r wird von zwei I n t e griergliedern geliefert, nämlich einem ersten Integrierglied 1 2 6 und einem zweiten Integrierglied 1 2 7 . Beide sind an die Anode der D i o d e 94 und damit an die Ausgangsspannung des T a k t v e r s t ä r k e r s 3 7 angeschlossen. Außerdem ist noch ein npnTransistor 1 2 8 vorgesehen, dessen F u n k t i o n im folgenden erläutert w i r d . [§ 59]

I m einzelnen ist der Halbleiterschalter 6 7 wie folgt a u f g e b a u t : Zwischen

dem K o l l e k t o r des mit seinem E m i t t e r an der Plusleitung 5 2 liegenden Transistors

256

6.2.1.1

123 und Masse liegt ein Relais 129, das die beiden Kontakte 65 und 66 steuert. Parallel zum Relais 129 liegt eine Löschdiode 130. [§ 60] Die Basis des Transistors 123 ist über einen als Integrierglied dienenden Kondensator 133 mit seinem Kollektor, über einen Widerstand 134 mit der Plusleitung 52 und über je einen Widerstand 135, 136 mit den Kollektoren der Transistoren 122 und 128 verbunden. [§ 61] Der Kollektor des Transistors 123 ist über einen Widerstand 137, der eine positive Rückkopplung bildet, mit der Basis des Transistors 122 und über einen Widerstand 138 mit der Basis des Transistors 128 verbunden. Der Transistor 128 hat, wie beschrieben, den entgegengesetzten Leitfähigkeitstyp (npn) zum Ausgangstransistor 123 (pnp). Seine Kollektor-Basis-Strecke liegt in Serie mit den Widerständen 136 und 138 in einem Parallelkreis zur Kollektor-Basis-Strecke des Ausgangstransistors 123. [§ 62] Der Emitter des Transistors 122 ist über einen Widerstand 139 mit Masse verbunden. Zwischen seiner Basis und Masse liegt die Parallelschaltung eines Widerstandes 142 und eines Kondensators 143. Die Basis des Transistors 128 ist über einen Widerstand 144 mit Masse verbunden. [§ 63] Mit dem Abgriff 42 des als Steuergerät dienenden Potentiometers 43 sind Schaltmittel in Form eines Umschaltkontakts 145 verbunden. Solange sich der Abgriff 42 nicht in seiner Vollaststellung befindet - der zulässige Höchststrom wird am Widerstand 45 eingestellt - befindet sich der Umschalter 145 in seiner dargestellten Schaltstellung, in der er einen zum Integrierglied 127 gehörenden Kondensator 146 kurzschließt. [§ 64] Wird der Abgriff 42 in seine Vollaststellung gebracht, so schaltet der Umschalter 145 um, verbindet den Emitter des Transistors 128 mit Masse und führt so diesem Transistor eine Betriebsspannung zu. [§ 65] Ober einen Widerstand 147 ist die Basis des Transistors 122 mit den Anoden zweier Zenerdioden 148, 149 verbunden. Zwischen der Kathode der Zenerdiode 148 und Masse liegt die Parallelschaltung eines Kondensators 152 (ζ. B. 50 /¿F) und eines Widerstandes 153 (z.B. 5 kOhm). Ebenso liegt zwischen der Kathode der Zenerdiode 149 und Masse die Parallelschaltung des Kondensators 146 (z.B. 100 μ¥) und eines Widerstands 154 (z.B. 30 kOhm). Die Kathode der Zenerdiode 148 ist über einen verstellbaren Widerstand 155 (ζ. B. 50 kOhm), die Kathode der Zenerdiode 149 über einen verstellbaren Widerstand 156 (ζ. B. 5 kOhm) in Serie mit einer Diode 157 und einem Kondensator 158 (ζ. B. 0,1 μ F), an die Diode 94 angeschlossen. [§ 66] Die Anode der Diode 157 ist mit der einen Elektrode des Kondensators 158 und der Kathode einer Diode 159 verbunden, deren Anode an Masse liegt. [§ 67] Der spannungsabhängige Schalter 67 arbeitet wie folgt: Wenn das Einschaltverhältnis m sehr groß ist, d. h. wenn die Einschaltzeit T t (vgl. Fig. 2) des Thyristors 13 lang gegenüber seiner Ausschaltzeit T 2 ist, ist der Transistor 74 fast durchgehend gesperrt und sein Kollektor deshalb fast dauernd positiv. Dadurch sperrt auch die Diode 94 fast ständig, und es kann ein Strom von der Plusleitung 52 über die Widerstände 97 und 155 zum Kondensator 152 fließen und diesen mit einem Ladestrom aufladen, der bei diesem Einschaltverhältnis größer ist als der Entladestrom über den Widerstand 153. Dadurch entsteht am Kondensator 152 eine Spannung, die groß genug ist, um die Zenerdiode 148 leitend zu machen und dem Transistor 122 einen Basisstrom zuzuführen, der diesen Transistor leitend

2

6.2.1.1

57

macht. Hierdurch erhält der Transistor 123 über den Widerstand 134 eine negative Spannung an seiner Basis und wird ebenfalls leitend. Durch den Rückführungswiderstand 137 erreicht man eine schlagartige Umschaltung. (Statt der Zenerdioden 148 und 149 können auch umgekehrt gepolte Gleichrichterdioden verwendet werden.) [§ 68]

Wenn der Transistor 123 leitend ist, fließt ein Strom durch das Relais 129

und dieses schaltet durch seinen K o n t a k t 66 das Überbrückungsrelais 19 und durch seinen K o n t a k t 65 den Widerstand 59 ein. Der Thyristor 13 wird also durch den K o n t a k t 22 überbrückt und braucht keinen Strom mehr zu führen. [§ 69]

Wie oben beschrieben, gleicht der Widerstand 59 Änderungen des Ver-

hältnisses v o n Ist- und Sollwert aus, die durch das Schließen des Überbrückungskontaktes 22 entstehen. [§ 70]

Steigt der Strom durch den Motor 10, 1 1 über den am A b g r i f f 42 ein-

gestellten Sollwert hinaus an, so wird die Spannung am Widerstand 18 größer und durch die niedrigere Spannung am Eingang 56 wird das Einschaltverhältnis m verkleinert und es stellt sich ζ. B. ein Einschaltverhältnis wie in Fig. 3 ein, jedoch ohne daß zunächst ein Strom durch den Thyristor 13 fließt, da dieser durch den Oberbrückungskontakt 22 weiterhin kurzgeschlossen ist. D a jedoch nunmehr der Transistor 74 periodisch während bestimmten Zeiten leitend wird (ζ. B. in Fig. 3 in den nidit schraffierten Zeitabschnitten), fließt nur nodi während eines Teiles der Zeit ein Ladestrom zum Kondensator 152, so daß die Spannung an diesem sinkt, die Zenerdiode 148 sperrt, die Transistoren 122 und 123 wieder nichtleitend werden und der Oberbrückungskontakt 22 geöffnet wird. D e r Thyristor 13 leitet dann wieder den Strom, der zum Motor 10, 1 1 fließt, und der Strom im Motor 10, 11 wird auf den am A b g r i f f 42 eingestellten Wert begrenzt. [§ 7 1 ]

Dieses Ausschalten ist in manchen Fällen unerwünscht, weil es eine Ver-

ringerung der Antriebsleistung bedeutet. Übersteigt z . B . nach normal verlaufenem A n f a h r v o r g a n g bei einer anschließenden Bergfahrt (Aufwärtsfahrt) der

Motor-

strom den am A b g r i f f 42 eingestellten Maximalwert, so würde der Oberbrückungskontakt 22 geöffnet und das Fahrzeug könnte nur sehr langsam fahren oder würde sogar stehen bleiben. [§ 72]

Dies wird durch den Umschalter 145 verhindert, der in der Vollaststel-

lung des A b g r i f f s 42 den Emitter des Transistors 128 mit Masse verbindet und dadurch diesen Transistor an die Betriebsspannung legt. [§ 73]

I s t der Transistor 123 dabei nichtleitend, so liegt die Basis des Transistors

128 ebenso wie dessen Emitter etwa auf Massepotential, so daß Transistor 128 nichtleitend bleibt und den Transistor 123 nicht beeinflußt. [§ 74]

Ist der Transistor 123 dagegen leitend, so erhält der Transistor 128 durch

den Spannungsabfall am Relais 129 ein positives Potential an seiner Basis, so daß ein Basisstrom in ihm fließt und der Transistor 128 leitend wird. Hierdurch entsteht ein Spannungsabfall am Widerstand 134, und dieser Spannungsabfall hält den Transistor 123 auch dann im leitenden Zustand, wenn die Spannung am K o n densator X52 wieder absinkt. [§ 75]

Wenn man also den A b g r i f f 42 auf Vollast stellt, so bleibt der Ober-

brückungskontakt 22 geschlossen, auch wenn der Strom durch den Motor 10, 1 1 stark ansteigt. Dieses Merkmal der Erfindung hat sich im praktischen Betrieb als sehr wertvoll erwiesen, weil es in bestimmten Fällen gestattet, die volle Leistung des Motors 10, 11 auszunützen.

258

6.2.1.1

[§ j6] Eine weitere Schwierigkeit kann dann auftreten, wenn der Motor 10, 11 beim Anfahren besonders hohe Widerstände überwinden muß. Dieser Fall kann ζ. B. auftreten, wenn das Fahrzeug vor einer Schwelle steht, die es überfahren muß. Wird die Schaltung bei einer Lokomotive verwendet, so ergibt sich dieser Fall beim Anfahren eines Güterzugs, der längere Zeit im Stillstand war, so daß seine Gleitlager kein Schmiermittel mehr enthalten und deshalb einen hohen Reibungswiderstand ergeben. [§ 77] Um hier ein Anfahren zu ermöglichen, ist es erforderlich, den Strom im Motor 10, 11 über den Wert hinaus zu erhöhen, der an sich durch die Strombegrenzung beim höchsten einstellbaren Strom gegeben ist. [§ 78] Wird in einem solchen Fall der Abgriff 42 auf Vollast gestellt und der Motor 10, 11 kann sich nicht in Bewegung setzen, so daß er praktisch als Kurzschluß wirkt, so erhält man den in Fig. 4 gezeigten Verlauf des Stromes i. Überschreitet er den Maximalstrom Imax> s o wird der Thyristor 13 ausgeschaltet. Ist er wieder kleiner geworden als I m a x , so wird der Thyristor 13 wieder eingeschaltet. Dieser Vorgang wiederholt sich sehr rasch, ζ. B. mehrere hundert Mal in der Sekunde. Die erreichte Frequenz hängt u. a. von der Induktivität, dem Innenwiderstand und dem Kurzschlußstrom des Motors 10, 11 ab. Diese Frequenz dient als wesentliches Kriterium für die Einschaltung des Überbrückungskontaktes 22. [§ 79] Mit dieser Frequenz wird nämlich auch der Transistor 74 abwechselnd leitend und nichtleitend, so daß am Kondensator 158 eine Spannung liegt, die mit dieser Frequenz pulsiert. Die Spannung wird vom Kondensator 158 übertragen, durch den Gleichrichter 157 und 159 gleichgerichtet und lädt über den Widerstand 156 den Kondensator 146 auf, wenn sich der Abgriff 42 in seiner Vollaststellung befindet und der Umschaltkontakt 145 umgeschaltet ist. [§ 80] Das zweite Integrierglied 127 ist dabei so ausgelegt, daß die Spannung am Kondensator 146 nur dann die Durchbruchsspannung der Zenerdiode 149 erreicht, wenn der Motor 10, n steht. Wird die Zenerdiode 149 dabei leitend, so erhält der Transistor 122 einen Basisstrom und das Relais 129 wird, wie oben beschrieben, eingeschaltet, so daß der Überbrückungskontakt 22 geschlossen wird. Der Motor 10, 11 erhält dabei seinen vollen Kurzschlußstrom und läuft an. Hierdurch sinkt die erwähnte Frequenz, mit der der Thyristor 13 bei Kurzschluß einund ausgeschaltet wird, und damit sinkt auch die Spannung am Kondensator 146, so daß die Zenerdiode 149 wieder nichtleitend wird. [§ 81] Befindet sich der Abgriff 42 noch immer in seiner Vollaststellung, so wird jetzt, wie oben beschrieben, der Transistor 123 über den Transistor 128 weiterhin leitend gehalten und der Überbrückungskontakt 22 bleibt geschlossen. [§ 82] Wird dagegen der Abgriff 42 auf einen kleineren Wert eingestellt, so bleibt der Überbrückungskontakt 22 nur dann geschlossen, wenn das Einschaltverhältnis m nahe bei 100 °/o liegt. Andernfalls wird der Überbrückungskontakt 22 geöffnet und der Strom durch den Motor 10, 11 wird durch den Thyristor 13 gesteuert. [§ 83] Die beschriebene Schaltung erfüllt also eine ganze Reihe von Funktionen und gestattet einen sehr sicheren und zuverlässigen Betrieb auch unter schwierigen Verhältnissen. Besonders gut ist sie für Elektrofahrzeuge geeignet, jedoch kann sie auch bei anderen elektrischen Antrieben mit Vorteil Verwendung finden. [§ 84] Die Verwendung der beschriebenen Schaltung zur Regelung des Stromes ist nicht unbedingt Voraussetzung für die Anwendung der Erfindung. Sie kann

6.2.1.1

259

auch bei Einrichtungen verwendet werden, die nur eine Begrenzung des Maximalstroms aufweisen und bei denen unterhalb dieses Maximalstromes der Strom nicht geregelt, sondern eingestellt wird. Die Verwendung zusammen mit einer Regelung des Stromes bringt jedoch optimale Ergebnisse.

Ansprüche [§ 85] 1. Antriebsvorrichtung, insbesondere für ein von einer elektrochemischen Spannungsquelle mit Energie versorgtes Fahrzeug, mit einem Motor, dem über einen Thyristor ein Strom zugeführt wird, wobei zum Steuern des Thyristors ein Steuerteil vorgesehen ist, das den Thyristor abhängig von einem an einem Steuergerät eingestellten Wert fortlaufend ein- und ausschaltet, und mit einem Überbrückungskontakt, der in einem Parallelkreis zum Thyristor angeordnet ist und von einem Überbrückungsschütz gesteuert wird, dadurch gekennzeichnet, daß ein Integrierglied (126, 127) vorgesehen ist, dem die Ausgangsspannung des Steuerteils (37) zugeführt wird und daß die Spannung an diesem Integrierglied einem spannungsabhängigen Halbleiterschalter (67) zugeführt wird, der das Überbrükkungsschütz (19) steuert. [§ 86] 2. Antriebsvorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Steuerteil als Taktverstärker (37) ausgebildet ist, dessen Eingang die Differenz zwischen einem am Steuergerät (42, 43) eingestellten Sollwert und einem vom Strom (i) im Motor (10, 11) abhängigen Istwert zugeführt wird, und daß der spannungsabhängige Halbleiterschalter (67) beim Einschalten des Überbrückungskontaktes (22) diese Differenz in der Weise verändert, daß sie mindestens nahezu gleich dem Wert dieser Differenz vor dem Einschalten des Oberbrückungskontakts ist. [§ 87] 3. Antriebsvorrichtung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß im Stromkreis des Motors (10, 11) ein Meßwiderstand (18) angeordnet ist, an dem im Betrieb eine Spannung entsteht, die als Istwert dient, und daß in der Leitung von diesem Meßwiderstand (18) zum Eingang des Taktverstärkers (37) ein Widerstand (59) und ein zu diesem parallelgeschalteter Kontakt (65) angeordnet ist, wobei dieser Kontakt (65) vom spannungsabhängigen Halbleiterschalter (67) gleichzeitig mit dem Schließen des Überbrückungskontaktes (22) geöffnet wird. [§ 88] 4. Antriebsvorrichtung nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß der spannungsabhängige Halbleiterschalter (67) über eine Diode, insbesondere eine Zenerdiode (148, 149) an das Integrierglied (126, 127) angeschlossen ist. [§ 89] 5. Antriebsvorrichtung nach mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der spannungsabhängige Halbleiterschalter (67) einen Eingangs- und einen Ausgangstransistor (122 und 123) enthält. [§ 9°] Antriebsvorrichtung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß eine positive Rückkopplung (137) zwischen dem Ausgangs- und dem Eingangstransistor (123 und 122) vorgesehen ist. [§ 9 1 ] 7· Antriebsvorrichtung nach mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß mit dem Steuergerät (42, 43) Schaltmittel (145) verbunden sind, die in einer bestimmten Stellung des Steuergeräts, vorzugsweise in dessen Vollaststellung, den Ausgangstransistor (123) unabhängig von der

6.2.1.1

26ο

Ausgangsspannung des Steuerteils (37) in dem Zustand erhalten, in dem er das Uberbrückungsschütz (19, 22) eingeschaltet hält. [§ 9 2 ]

8. Antriebsvorrichtung

nach mindestens einem der Ansprüche 5 bis 7,

dadurch gekennzeichnet, daß in einem Parallelkreis zur Kollektor-Basis-Strecke des Ausgangstransistors

(123) die K o l l e k t o r - B a s i s - S t r e c k e eines Transistors (128) an-

geordnet ist, der einen zum Ausgangstransistor (pnp-Transistor) Leitfähigkeitstyp

(npn-Transistor)

hat, und daß mit

entgegengesetzten

dem Steuergerät

(42,

43)

Schaltmittel (145) verbunden sind, die diesem Transistor (128) in einer bestimmten Stellung des Steuergeräts (42, 43), vorzugsweise in dessen Vollaststellung, eine Betriebsspannung zuführen. [§ 9 3 ]

9. Antriebsvorrichtung

nach Anspruch 8, dadurch

gekennzeichnet,

daß

zwischen K o l l e k t o r und Basis des Ausgangstransistors (123) ein Kondensator (133) angeordnet ist. [§ 9 4 ]

10. Antriebsvorrichtung nach mindestens einem der vorhergehenden A n -

sprüche, dadurch gekennzeichnet, daß ein zweites Integrierglied (127) vorgesehen ist, dem eine Ausgangsspannung des Steuerteils (37) zugeführt wird, daß mit dem Steuergerät (42, 43) Schaltmittel (145) verbunden sind, die bei einer bestimmten Stellung des Steuergeräts, insbesondere dessen Vollaststellung, die Spannung

an

diesem Integrierglied (127) dem spannungsabhängigen Halbleiterschalter (67) zuführen, und daß dieses zweite Integrierglied (127) so ausgebildet ist, daß es nur bei bestimmten Ausgangsimpulsfolgen des Steuerteils (37) eine Ausgangsspannung abgibt, die geeignet ist, den spannungsabhängigen Halbleiterschalter

(67) einzu-

schalten. [§ 9 5 ]

1 1

• Antriebsvorrichtung nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß

das zweite Integrierglied (127) über einen H o c h p a ß , insbesondere einen K o n d e n s a tor (158), an den Steuerteil (37) angeschlossen ist. [§ 9 6 ]

12. Antriebsvorrichtung nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 10

und nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, daß das erste und das zweite Integrierglied (126 und 127) jeweils über eine Diode, insbesondere eine Zenerdiode (148 und 149), mit dem spannungsabhängigen Halbleiterschalter (67) verbunden sind.

6.2.1.1

i6i

Ρ 15 13 610.4 (Β 90 401 VIIIb/20 1) Robert Bosch GmbH, Stuttgart 21c

59-10

15 13 610

O.T: 11.9.1969

+*Ι'-ΗΊ·Γ

6.2.1.1

z6z

Ρ 15 15 610.4 (Β 90 401 VIIIb/20 1) Robert Bosch GmbH, Stuttgart

Ί

l

Fig. 3

2

l

max

Fig.4

Fig.5

—^35(36)

6.2.1.1

Ρ 15 13 610.4 (Β 90 401 VIIIb/20 1) Robert Bosch GmbH, Stuttgart

263

6.2.1.2

264 6.2.1.2

Italienisches Patent 819.600

Descrizione del trovato avente per titolo: «Dispositivo di azionamento, specie per un veicolo alimentato con energia da un generatore di tensione elettrochimico» della Robert Bosch G m b H a Stoccarda (Germania) depositata il 2 0 . 1 2 . 1 9 6 7 . [§ 1 ] L a presente invenzione si riferisce ad un dispositivo di azionamento, specialmente per un veicolo alimentato con energia da un generatore di tensione elettrochimico, dispositivo che è provvisto di un motore, al quale viene addotta una corrente attraverso un tiristore, laddove per controllare il tiristore è previsto un complesso di controllo, che inserisce e disinserisce continuamente il tiristore in dipendenza di un valore impostato in un apparecchio di comando, ed è inoltre provvisto di un contatto di derivazione, che è disposto in un circuito in parallelo al tiristore e viene comandato da un contattore di derivazione. [§ 2 ] N e i dispositivi di azionamento di questo genere il contatto di derivazione deve venire comandato in modo tale da chiudersi quando il tiristore rimane per un tempo relativamente lungo nel suo stato di conduzione. In questo modo si assicura un trattamento blando del tiristore, che in tal caso non è costretto a essere percorso da corrente. [§ 7 ] Questa caratteristica dell'invenzione presenta importanza per esempio nel caso in cui, una volta attuato l'avviamento, abbia inizio una marcia in salita. In tal caso la corrente del motore, vale a dire il valore effettivo, aumenta, e il regolatore verrebbe a disinserire ed inserire periodicamente il tiristore per limitare la corrente, per modo che il contatto di derivazione già chiuso verrebbe di nuovo aperto. M a ciò risulterebbe indesiderato, per il fatto che non si avrebbe a disposizione tutta la potenza di azionamento del motore. Grazie all'invenzione si riesce a mantenere in azione, anche in questo caso, tutta la potenza di azionamento. [§ 8] Secondo una ulteriore caratteristica dell'invenzione, il dispositivo di azionamento viene realizzato in modo tale da prevedere un secondo organo integratore, al quale viene addotta la tensione di uscita del complesso di controllo, e da connettere con l'apparecchio di comando mezzi di manovra, i quali per una determinata posizione dell'apparecchio di comando, specialmente per la sua posizione di pieno carico, adducono la tensione esistente su detto organo integratore all'interruttore a semiconduttori dipendente dalla tensione, ed inoltre in modo tale da realizzare questo secondo organo integratore in maniera che esso fornisca, solamente per determinate successioni di impulsi di uscita del complesso di controllo, una tensione di uscita idonea ad inserire l'interruttore a semiconduttori dipendente dalla tensione. A tale scopo il secondo organo integratore viene vantaggiosamente connesso attraverso un filtro passa-alto, specialmente attraverso un condensatore, al complesso di controllo. [§ 9] Adottando questa forma di realizzazione si tiene conto del caso in cui già all'atto dell'avviamento il motore richieda una corrente molto intensa, per esempio per il fatto che il veicolo si trova in un avvallamento. Mediante il regolatore la corrente nel motore viene limitata, per modo che in determinate circostanze il veicolo non potrebbe nemmeno avviarsi. Dato che in queste condizioni la cor-

26 5

6.2.1.2

rente passante per il motore ha un v a l o r e prossimo al massimo v a l o r e ammissibile, il tiristore viene disinserito e di n u o v o inserito con rapidissima successione, in determinate circostanze parecchie centinaia di v o l t e al secondo. Questa

elevata

f r e q u e n z a viene utilizzata allo scopo di inserire il contatto di derivazione, nella menzionata determinata posizione dell'apparecchio di comando. In tal m o d o risulta possibile e f f e t t u a r e l ' a v v i a m e n t o con la massima potenza. U n a v o l t a attuato l ' a v v i a m e n t o la corrente nel motore si abbassa con il crescere della v e l o c i t à di marcia, in m o d o che il contatto di derivazione viene aperto ed il tiristore controlla la corrente circolante a t t r a v e r s o il motore. [§ i o ]

U l t e r i o r i p a r t i c o l a r i ed ulteriori vantaggiosi sviluppi dell'invenzione emer-

gono dall'esempio di realizzazione che v e r r à descritto qui di seguito ed è illustrato negli allegati disegni. [§ 1 3 ]

L ' a n o d o del tiristore 1 3 è connesso, attraverso un fusibile 1 4 ed attraverso

un interruttore principale 1 5 , al p o l o positivo della batteria 1 2 . I l suo catodo è collegato con la presa centrale di un t r a s f o r m a t o r e 1 6 , del quale un terminale d ' a v v o l g i m e n t o 1 7 è connesso ad uno dei terminali d e l l ' a v v o l g i m e n t o di campo 1 1 , il cui altro terminale è collegato con l'indotto 1 0 . L ' a l t r o attacco dell'indotto

10

è connesso, attraverso una resistenza di misura 1 8 , al p o l o n e g a t i v o della batteria 1 2 . [§ 1 7 ]

U n diodo 3 3 è collegato con il suo catodo, con il terminale d e l l ' a v v o l g i -

mento 1 7 , e con il suo anodo, con il p o l o n e g a t i v o della batteria 1 2 .

Questo

d i o d o f u n g e da diodo a v u o t o (detto anche «anodo neutro»), e ciò significa che a l l ' a t t o del bloccaggio del tiristore 1 3 la corrente i nel motore 1 0 continua a passare attraverso questo diodo. C i ò è rappresentato per esempio nella f i g . 2 , nella quale i rettangoli tratteggiati indicano l ' i n t e r v a l l o di tempo durante il quale il tiristore 1 3 è conduttivo. Se per esempio nell'istante t t il tiristore 1 3 viene inserito, l a corrente i nel motore 1 0 , 1 1 nell'istante t 2 il tiristore 1 3

aumenta con andamento esponenziale.

Quando

viene disinserito, la corrente i continua a passare

a t t r a v e r s o il diodo 3 3 e diminuisce in queste condizioni con andamento esponenziale. In questo m o d o , con un determinato r a p p o r t o di inserzione del tiristore 1 3 , v a l e a dire con un determinato r a p p o r t o m f r a il suo i n t e r v a l l o di tempo

di

conduzione T j e la somma f r a il suo i n t e r v a l l o di tempo di conduzione T j ed il suo i n t e r v a l l o di tempo di non conduzione T 2 , si stabilisce una corrente media I m circolante attraverso il motore 1 0 , 1 1 . L a f i g . 2 rappresenta per esempio un r a p porto di inserzione circa del 3 5 °/o e una corrente corrispondentemente

bassa,

mentre la f i g . 3 rappresenta un r a p p o r t o di inserzione circa dell'8o °/o e una corrente relativamente alta. [§ 1 8 ]

P e r l'inserzione del tiristore 1 3 serve un generatore di impulsi 3 5 , mentre

per l'inserzione del tiristore 25 serve un generatore di impulsi 36. L a struttura dei generatori di impulsi è rappresentata nella f i g . 6 e v e r r à descritta in seguito. [§ 1 9 ]

I due generatori di impulsi 3 5 , 3 6 sono connessi all'uscita di un a m p l i -

f i c a t o r e di impulsi 3 7 , f u n g e n t e da complesso di controllo. Quest'ultimo presenta una reazione p o s i t i v a attraverso la connessione in serie di una resistenza 38 e di un condensatore 3 9 . Sarebbe anche possibile indicarlo con la

denominazione

«multivibratore», il cui r a p p o r t o di inserzione e la cui f r e q u e n z a di uscita dipend a n o dalla tensione a p p l i c a t a alla sua entrata. L o schema dei circuiti p a r t i c o l a r e g giato di un a m p l i f i c a t o r e di impulsi di questo genere è rappresentato nella f i g . 7. [§ 2 0 ]

C o m e v a l o r e prescritto per l ' a m p l i f i c a t o r e di impulsi 3 7 serve la tensione

266

6.2.1.2

prelevata su una presa 42 di un potenziometro 43, fungente da apparecchio di comando. Come valore effettivo serve la tensione che si ottiene sulla resistenza di misurazione 1 8 . La resistenza 1 8 funge pertanto da trasmettitore del valore effettivo. Il suo attacco collegato con l'indotto 1 0 è connesso con la massa, con la quale è collegato pure uno degli attacchi del potenziometro 43. In questo modo si ottiene vantaggiosamente il risultato di poter connettere alla massa l'amplificatore di impulsi 37, il quale presenta un'amplificazione molto notevole e pertanto risulta particolarmente sensibile alle perturbazioni. [§ 2 1 ] L'altro attacco del potenziometro 43 è collegato, attraverso una resistenza variabile 45, che serve per impostare la massima corrente ammissibile i, con il catodo di un diodo Zener 46, il cui anodo è connesso alla massa e in parallelo al quale è inserito un condensatore 47. Il catodo del diodo Zener 46 è connesso, attraverso una resistenza 48, un fusibile 49 ed un interruttore 50, con l'interruttore principale 1 5 . Inoltre a detto catodo è connessa una linea 52, che verrà indicata in seguito come linea positiva. Quando l'interruttore principale 1 5 e l'interruttore 50 sono chiusi, passa attraverso la resistenza 48 e il diodo Zener 46 una corrente, laddove, come è noto, la tensione sul diodo Zener 46 risulta praticamente costante. [§ 23] In parallelo alla resistenza 53 è disposto un diodo 62, il cui anodo è connesso al punto nodale 55. Fra tale punto nodale e la massa è disposto un condensatore 63 avente per esempio una capacità di 50 μ ι . Insieme con la resistenza 53, avente per esempio un valore di 3 k-ohm, esso funge da organo ritardatore: quando la presa 42 viene spostata tanto rapidamente che la tensione fra essa e la massa aumenta, il condensatore 63 deve anzitutto caricarsi attraverso la resistenza 53. Pertanto il valore prescritto relativamente alto viene ad agire sull'entrata 56 solamente con un certo ritardo. Quando la presa 42 viene spostata in senso opposto, il condensatore 63 si scarica senza ritardo attraverso il diodo 62. Pertanto il ritardo del valore prescritto si verifica solamente all'atto dell'accelerazione, e non invece all'atto della decelerazione. [§ 24] Fra il punto di congiunzione delle resistenze 57 e 58, e la massa, è disposto un condensatore 64, il quale insieme con queste due resistenze funge da organo filtratore e livella la tensione disuniforme sulla resistenza di misura 18. In parallelo alla resistenza 39 è connesso un contatto di apertura 65, il quale viene azionato simultaneamente ad un contatto di chiusura 66 da un commutatore a semiconduttori 67 dipendente dalla tensione. Il commutatore 67 è connesso all'amplificatore di impulsi 37, fungente da complesso di controllo. Inoltre esso contiene mezzi di manovra, rappresentati più particolareggiatamente nella fig. 7, i quali vengono azionati all'atto dello spostamento della presa 42 sul potenziometro 43, fungente da apparecchio di comando. Questo collegamento funzionale è accennato nel disegno dalla linea a tratto 68. [§ 27] Quando l'amplificatore di impulsi 37 è inserito, viene inserito il generatore di impulsi 35, il quale fornisce impulsi che rendono conduttivo il tiristore 1 3 . In tal modo nel motore 1 0 , 1 1 , circola una corrente, e tale corrente produce una tensione sulla resistenza di misura 18. In tal modo si abbassa, come appare evidente, la tensione f r a l'entrata 56 e la massa. Inoltre la corrente i r decresce, per il fatto che il condensatore 39 si scarica rapidamente. Pertanto l'amplificatore di impulsi 37 viene di nuovo disinserito, e con esso viene disinserito il generatore di impulsi 35, mentre il generatore di impulsi 36 viene inserito e rende conduttivo il tiristore 25. Conseguentemente il condensatore 26 può scaricarsi attraverso i

6.2.1.2

26 7

tiristor! 25 e 1 3 ; il catodo del tiristore 1 3 viene ad assumere per un breve intervallo di tempo un potenziale più positivo del suo anodo, per modo che questo tiristore si blocca. [§ 2 8 ]

A questo punto non può più passare una corrente dalla batteria 1 2 verso

il motore 10, 1 1 , tuttavia in quest'ultimo continua a circolare una corrente, la quale si chiude attraverso il diodo 3 3 , come è stato sopra descritto. T a l e corrente decresce con andamento esponenziale, per modo che anche la tensione sulla resistenza di misura 1 8 viene a decrescere, e in tal modo f r a l'entrata 5 6 e la massa si stabilisce di nuovo una tensione relativamente alta, la quale inserisce nuovamente l'amplificatore di impulsi 3 7 , e attraverso ad esso anche il tiristore 1 3 . [§ 29]

I l processo descritto si ripete continuamente; in queste condizioni la fre-

quenza di inserzione e disinserzione ed il rapporto di inserzione m dipendono dalla differenza f r a valore effettivo e valore prescritto. [§ 3 1 ]

Se il motore 10, 1 1 è f r e n a t o , in modo da non poter ruotare, si ottiene

un rapporto di inserzione m, che dipende dal tipo costruttivo del motore 10, 1 1 , e precisamente dalla sua resistenza interna, dalla sua induttanza e dalla sua corrente di cortocircuito. U n rapporto di inserzione caratteristico è in questo caso m = [§ 3 4 ]

50 °/o. Allo scopo di impedire che durante il tempo di inserzione del tiristore

1 3 , il condensatore 26, fungente da accumulatore di energia, venga a scaricarsi parzialmente, è previsto il commutatore a semiconduttori 67 dipendente dalla tensione, il quale porta automaticamente il c o n t a t t o di derivazione 22 nella sua posizione di chiusura quando intervengono siffatti tempi di inserzione

prolungati.

O p p o r t u n a m e n t e detto commutatore viene impostato in modo tale da produrre l'inserzione già con un rapporto di inserzione pari a 90 . . . 95 °/o. I n queste condizioni il commutatore 67 chiude il c o n t a t t o 66 ed apre il contatto 65. C o n il cont a t t o 66 viene inserito il contattore di derivazione 1 9 , e con il c o n t a t t o 65 la resistenza 5 9 viene connessa in serie alle resistenze 5 7 , 58, per cui, come appare evidente, aumenta la tensione f r a l'entrata 5 6 e la massa. C i ò si ripercuote sull'amplificatore di impulsi 3 7 , come se la differenza f r a valore prescritto e valore effettivo fosse stata variata. [§35]

Questo accorgimento si attua per il seguente m o t i v o : fino a quando il

tiristore 1 3 f a passare la corrente attraverso il motore 10, 1 1 , si f o r m a su esso, per effetto della sua resistenza interna, una caduta di tensione avente per esempio un valore di 1 , 2 - 1 , 5 V . Se a questo punto viene inserito il contatto di derivazione 22, tale caduta di tensione sul tiristore 1 3 scompare, e la corrente i che passa attraverso il motore aumenta, vale a dire viene a variare la differenza f r a valore prescritto (sul potenziometro 42) e valore effettivo (sulla resistenza di misura 18). C i ò ha come conseguenza che la tensione fra l'entrata 5 6 e la massa si abbassa, per cui il commutatore a semiconduttori 67 verrebbe per sè di nuovo disinserito, ed il c o n t a t t o di derivazione 22 verrebbe di nuovo aperto. P e r effetto dell'inserzione della resistenza 5 9 , tale aumento della corrente i nel motore 10, 1 1

viene

compensato, vale a dire la tensione f r a l'entrata 5 6 e la massa rimane sostanzialmente invariata all'atto dell'inserzione del contatto di derivazione 22. C o m e è evidente, la grandezza della resistenza 59 deve venire scelta in modo corrispondente alla resistenza interna del tiristore 1 3 . [§ 3 8 ]

L'amplificatore di impulsi propriamente detto comprende sostanzialmente

tre transistori, e precisamente un transistore 78 del tipo p - n - p e due transistori 79,

268

6.2.1.2

8o del tipo n-p-n. U n transistore 8 i del tipo n-p-n f u n g e da amplificatore invertitore, e ciò significa che la polarità della sua tensione di uscita è opposta a quella della sua tensione di entrata. Ad esso seguono due transistori 74 e 73 del tipo n-p-n, i quali controllano il generatore di impulsi 36 e 35. [§ 40] Il collettore del transistore 78 è direttamente connesso alla massa. La sua base è collegata, attraverso la connessione in serie della resistenza 38 (per esempio di 3 k-ohm) ed il condensatore 39 (per esempio di 70 nF), con il collettore del transistore 80. Inoltre detta base è connessa all'entrata 56 e attraverso quest'ultima, come è già stato descritto con riferimento alla fig. 1, al circuito resistivo 53, 54, 57, 58, 59. [§ 44] Gli anodi dei diodi 94 e 95 sono collegati ciascuno attraverso una resistenza 97, 98 con la linea positiva 52. L'anodo del diodo 95 è inoltre collegato con l'anodo di un diodo 99, il cui catodo è collegato con la base del transistore 73 e, attraverso una resistenza 102, con la massa, alla quale è connesso anche l'emettitore di questo transistore. Il collettore del transistore 73 è collegato con l'entrata del generatore di impulsi 35 e, attraverso una resistenza 100, è connesso alla linea 52. [§ 46] L'adduzione della corrente al generatore di impulsi 35 viene controllata da un transistore Q del tipo n-p-n, il cui emettitore è collegato con la massa e la cui base è collegata, attraverso una resistenza R, con la linea positiva 52. [§ 5 ° ] Come appare evidente, il transistore Q funge da interruttore, che inserisce o disinserisce l'adduzione di corrente al generatore di impulsi 45. Q u a n d o il transistore Q è conduttivo, il generatore di impulsi 35 oscilla e genera in tal modo nell'avvolgimento di uscita 113 impulsi, presentanti per esempio una tensione di 5 V ed una f r e q u e n z a di successione degli impulsi di 6 k H z . Tali impulsi producono l'innesco del tiristore T h y r , per m o d o che esso diventa conduttivo. [§ 53] In queste condizioni nel transistore 78 circola una corrente di collettore. I n tal m o d o il transistore 79 risulta bloccato mentre il transistore 80 risulta conduttivo, così che il suo collettore presenta un potenziale che è solamente poco più positivo del potenziale di massa. Conseguentemente il transistore 81 risulta bloccato, ed il partitore di tensione, costituito dalle resistenze 9t, 92, 93, trasmette alla base del transistore 74 un potenziale positivo, per modo che questo transistore risulta conduttivo e mantiene inserito il generatore di impulsi 36. P e r t a n t o quest'ultimo adduce impulsi di inserzione al secondo tiristore 25, mentre il generatore di impulsi 35 risulta disinserito, per m o d o che il tiristore 13 non riceve impulsi di innesco. [§ 55] Questo aumento del potenziale del collettore viene trasmesso all'entrata 56 attraverso il circuito di reazione (costituito dalla resistenza 38 e dal condensatore 39), per modo che a questo p u n t o il transistore 78 viene completamente bloccato, mentre il transistore 79 diventa completamente conduttivo ed il t r a n sistore 80 si blocca completamente. D i conseguenza il transistore 81 diventa pienamente conduttivo e cortocircuita le resistenze 92, 93, per modo che la base del transistore 74 si p o r t a al potenziale della massa e blocca questo transistore. In tal m o d o il potenziale del collettore del transistore 74 assume un valore fortemente positivo, per modo che il diodo 95 si blocca, per cui la base del transistore 73 viene ad ottenere un potenziale positivo, così che il transistore 73 diventa conduttivo e inserisce il generatore di impulsi 35. Quest'ultimo provoca l'innesco del

6.2.1.2

269

tiristore 13, per modo che dalla batteria 12 affluisce una corrente al motore 10, 1 1 e quest'ultimo comincia a ruotare. [§ 57]

queste condizioni la corrente i nel motore 10, x i viene regolata in

modo da assumere un valore medio nel tempo, die dipende dall'impostazione della presa 42. L a fig. 5 rappresenta il processo di avviamento con tre diverse impostazioni, e precisamente nel caso di un avviamento con corrente esigua (caratteristica 118), di un avviamento con corrente media

(caratteristica 119) e di un

avviamento con corrente intensa (caratteristica 120). L'incremento

di

corrente

ritardato è dovuto al condensatore 63. U n a volta terminato l'avviamento, per il quale si richiede la corrente totale, quest'ultima si abbassa di nuovo in modo corrispondente alla potenza richiesta dal motore 10, 1 1 , come è rappresentato per esempio dalla parte 121 della caratteristica 120 nella fig. 5. Successivamente il motore i o , 1 1 stesso limita il proprio assorbimento di corrente conformemente alla cosiddetta «caratteristica del motore in serie»; il tiristore 13 risulta completamente inserito. In queste condizioni di esercizio è opportuno cortocircuitare il tiristore stesso per mezzo del contatto 22, per il fatto che altrimenti il condensatore 26 verrebbe a scaricarsi dopo un certo tempo, e in tal modo non sarebbe più possibile disinserire il tiristore 13. [§ 75]

Pertanto disponendo la presa 42 nella posizione di pieno carico, il con-

tatto di derivazione 22 rimane chiuso anche nel caso in cui la corrente che passa attraverso il motore 10, 1 1 aumenti fortemente. Questa caratteristica dell'invenzione è risultata molto preziosa nell'esercizio pratico, per il fatto che in determinati casi essa consente di utilizzare la piena potenza del motore 10, 1 1 . [§ 78]

Se in un siffatto caso si imposta la presa 42 nella posizione di pieno

carico, ed il motore 10, 11 non è in grado di mettersi in moto, per modo che praticamente esso funge da cortocircuito, si ottiene l'andamento della corrente i rappresentato nella fig. 4. Quando la corrente supera il valore massimo Imax >

tin-

store 13 viene disinserito, e quando la corrente si abbassa di nuovo al disotto del valore I ma x> il tiristore 13 viene di nuovo inserito. Questo processo si ripete rapidissimamente, per esempio più centinaia di volte al secondo. L a frequenza raggiunta dipende tra l'altro dall'induttanza, dalla resistenza interna e dalla corrente di cortocircuito del motore 10, 1 1 . Tale frequenza serve come criterio sostanziale per l'inserzione del contatto di derivazione 22. Rivendicazioni [§ 85]

1. Dispositivo di azionamento, specialmente per un veicolo

alimentato

con energia da un generatore di tensione elettrochimico, provvisto di un motore, al quale viene addotta una corrente attraverso un tiristore, laddove per controllare il tiristore è previsto un complesso di controllo, che inserisce e disinserisce continuamente il tiristore in dipendenza di un valore impostato in un apparecchio di comando, e provvisto di un contatto di derivazione, che è disposto in un circuito in parallelo al tiristore e viene comandato da un contattore di derivazione, caratterizzato dal fatto che è previsto un organo integratore (126, 127), al quale viene addotta la tensione di uscita del complesso di controllo (37), nonché dal fatto che la tensione su detto organo integratore viene addotta ad un commutatore a semiconduttori (67) dipendente dalla tensione, il quale comanda il contattore di derivazione (19). [§ 86]

2. Dispositivo di azionamento secondo la riv. 1, caratterizzato dal fatto

6.2.1.2,

27 o

6.2.1.}

che il complesso di controllo è realizzato in forma di amplificatore di impulsi (37), alla cui entrata viene addotta la differenza fra un valore prescritto, impostato sull'apparecchio di comando (42, 43), ed un valore e f f e t t i v o dipendente dalla corrente (i) nel motore (10, i l ) , nonché dal f a t t o che, all'atto dell'inserzione del contatto di derivazione (22), il commutatore a semiconduttori dipendente dalla tensione (67) varia questa differenza in modo tale che essa risulta almeno approssimativamente uguale al valore della differenza stessa, prima dell'inserzione

del

contatto di derivazione.

6.2.1.3

Spanisches Patent 348.485

Memoria Descriptiva sobre: «Perfeccionamentos en dispositivos de accionamiento eléctrico» Solicitante: Robert Bosch G m b H . , entidad alemana, residente en Breitscheidstraße 4, Stuttgart W , Alemania. [§ 1 ]

L a invención se refiere a un dispositivo de accionamiento, especialmente para

un vehículo abastecido con energía desde una fuente de tensión electroquímica, provisto de un motor, al que se le alimenta una corriente a través de un tiristor, habiéndose previsto para el mando del tiristor un elemento de mando que conecta y desconecta el tiristor continuamente en dependencia de un valor graduado en un aparato de mando, y con un contacto de puenteamiento que está dispuesto en un circuito paralelo al tiristor y que se gobierna desde un contactor puenteador. [§ 2]

En los dispositivos de accionamiento de esta clase se ha de gobernar el

contacto puenteador de manera que cierre cuando el tiristor se mantiene durante largo tiempo en su estado conductor. D e esta manera se protege el tiristor, y a que entonces no lleva corriente. [§7]

Esta característica de la invención es importante por ejemplo cuando des-

pués de arrancar comienza una traslación cuesta arriba. L a corriente en el motor, es decir el valor real, aumenta entonces y el regulador desconectaría y conectaría periódicamente el tiristor para limitar la corriente, de manera que el contacto puenteador y a cerrado se abriría de nuevo. Esto sería sin embargo indeseable y a que entonces no se dispondría de la potencia de accionamiento total del motor. Mediante la invención se logra también en este caso mantener la potencia de accionamiento completa. [§ 8]

Según otra característica de la invención se desarrolla el dispositivo de

accionamiento previéndose un segundo miembro integrador al que se le alimenta la tensión de salida del elemento de mando, habiéndose conectado, con el aparato de mando, medios de conexión que, en una posición determinada del aparato de mando, especialmente en su posición de plena carga, alimentan la tensión de este miembro integrador al interruptor semi-conductor dependiente de la tensión y desarrollándose este segundo miembro integrador de manera que, solo a determinadas secuencias de impulsos de salida del elemento de mando, cada una tensión de salida que sea adecuada para conectar el interruptor semi-conductor dependiente de la tensión. Para esta finalidad se conecta el segundo miembro integrador ventajosamente al elemento de mando a través de un paso alto, especialmente un condensador. [§ 9]

Mediante este desarrollo se tiene en consideración el caso de que el motor,

6.2.1.}

271

y a al arrancar, necesite una corriente muy elevada, por ejemplo, porque el vehículo se encuentra en una hondonada. Mediante el regulador se limita la corriente en el motor de manera que el vehículo eventualmente no podría arrancar. C o m o aquí la corriente a través del motor se encuentra en las proximidades del valor máximo permisible se desconecta y vuelve a conectar el tiristor en una secuencia muy rápida, bajo circunstancias, varios cientos de veces por segundo. Esta elevada frecuencia se aprovecha para conectar, en la posición determinada mencionada del aparato de mando, el contacto puenteador. Se puede entonces arrancar con la potencia máxima. Después del arranque baja la corriente en el motor

según

aumenta la velocidad de traslación, el contacto puenteador se abre y el tiristor gobierna la corriente a través del motor. [§ 10]

Ulteriores detalles y ventajosos desarrollos de la invención se obtienen

del ejemplo de ejecución descrito a continuación y representado en el dibujo. [§ 13]

El ánodo del tiristor 13 está conectado a través de un fusible 14 y un

interruptor principal 15 al polo positivo de la batería 12. Su cátodo está conectado con la toma central de un transformador 16, uno de cuyos extremos 17 de arrollamiento está conectado a un extremo del arrollamiento de campo t i , cuyo otro extremo está unido al inducido 10. L a otra conexión del inducido xo está conectado a través de una resistencia de medición 18 al polo negativo de la batería 12. [§ 17]

U n diodo 33 está conectado por su cátodo con el extremo 17 del arrolla-

miento y por su ánodo con el polo negativo de la batería 12. Este diodo sirve como diodo de marcha en vacío (llamado también ánodo cero), es decir, al cerrar el tiristor 13 sigue fluyendo la corriente i en el motor 10 a través de éste diodo. Esto está, por ejemplo, presentado en la figura 2, donde los rectángulos rayados señalan el período de tiempo durante el cual es conductor el tiristor 13. Cuando, por ejemplo, en el momento t j se conecta el tiristor 13 aumenta la corriente i en el motor 10, 1 1 en forma exponencial. Sí en el momento t 2 se desconecta el tiristor 13 entonces sigue fluyendo la corriente i a través del diodo 33 y cae en forma exponencial. De esta manera se ajusta a una proporción de conexión determinada del tiristor 13, es decir, a una proporción determinada m, entre su tiempo conductor T j y la suma de su tiempo conductor T j y su tiempo no conductor T 2 , una corriente media Im a través del motor 10, 1 1 . L a figura 2 muestra, por ejemplo, una proporción de conexión de un 35 °/o y una corriente

correspondientemente

baja, mientras que la figura 3 muestra una proporción de conexión de un 80 °/o y una corriente más elevada. [§ 18]

Para conectar el tiristor 13 se emplea un emisor de impulsoe 35 y para

conectar el tiristor 25 se emplea un emisor de impulsos 36. La construcción del emisor de impulsos está representada en la figura 6 y se describe mas adelante con detalle. [§ 19]

Ambos emisores de impulsos 35, 36 están conectados a la salida de un

amplificador de compases 37 que sirve como elemento de mando. Este tiene un acoplamiento reactivo a través de la conexión en serie de una resistencia 38 y de un condensador 39. Se le podría denominar también como multi-vibrador, cuya proporción de conexión y frecuencia de salida depende de la tensión a su entrada. El cuadro de conexiones de un amplificador de compases de éstos, está representado en la figura 7. [§ 20]

C o m o valor nominal para el amplificador de compases 37 sirve la tensión

tomada de una toma 42 de un potenciómetro 43 que sirve como tal aparato de

6.2.1.3

272

mando. C o m o valor real sirve la tensión que se forma en la resistencia de medición 18. L a resistencia 18 sirve por lo tanto como emisor del valor real. Su conexión conectada con el inducido 10 está conectada con masa, con la que también se ha conectado una conexión del potenciómetro 43. De esta manera se logra, en forma ventajosa, que el amplificador de compás 37, que muestra una amplificación muy alta y que por lo tanto es especialmente sensible a perturbaciones, se pueda conectar a masa. [§ 21]

L a otra conexión del potenciómetro 43 está conectada, a través de una

resistencia graduable 45, que sirve para graduar la corriente máxima permisible, con el cátodo de un diodo Zener 46, cuyo ánodo está conectado con masa, y al que se le ha conectado en paralelo un condensador 47. El cátodo del diodo Zener 46 está conectado a través de una resistencia 48, un fusible 49 y un interruptor 50 con el interruptor principal 15. Además se ha conectado a él una línea 52 que a continuación se denomina como línea positiva. Cuando el interruptor principal 15 y el interruptor 50 están cerrados fluye una corriente a través de la resistencia 48 y el diodo Zener 46, siendo, como es sabido, prácticamente constante la tensión en el diodo Zener 46. [§ 23]

Paralelo a la resistencia 53 se encuentra un diodo 62 cuyo ánodo está

conectado al punto de enlace 55. Entre este punto de enlace y masa se encuentra un condensador 63, de por ejemplo 50 uF. Junto con la resistencia 53, de por ejemplo 3k-ohmios, sirve éste como miembro de retardo: C u a n d o la toma 42 se gradúa rápidamente de manera que la tensión entre ella y masa aumente, se debe cargar adicionalmente el condensador 63 a través de la resistencia 53. El valor nominal más elevado actúa por lo tanto solo después de un retardo determinado, en la entrada 56. Si la toma 42 se desplaza en sentido inverso se descarga el condensador 63 sin retardo alguno a través del diodo 62. El retardo del valor nominal actúa, por lo tanto, sólo en la aceleración, pero no en la deceleración. [§ 24]

Entre el punto de enlace de las resistencias 57 y 58 y masa se encuentra un

condensador 64, que, junto con estas dos resistencias, actúa como miembro filtro y alisa la tensión desigual en la resistencia de medición 18. Paralelo a la resistencia 59 se ha conectado un contacto abridor 65 que simultáneamente se acciona con un contacto cerrador 66 desde un interruptor semi-conductor 67 dependiente de la tensión. El interruptor 67 está conectado al amplificador de compases 37 que sirve como elemento de mando. Además contiene éste los medios de conexión, representados con más detalle en la figura 7, que se accionan al desplazar la toma 42 en el potenciómetro 43 que sirve como aparato de mando. Esta conexión

de

actuación está señalada mediante una línea de trasos punteados 68. [§ 27]

C u a n d o el amplificador de compases 37 está conectado se conecta el

emisor de impulsos 35 y cede impulsos que hacen conductor al tiristor 13. Fluye entonces una corriente en el motor 10, 1 1 y éste produce una tensión en la resistencia de medición 18. D e esta manera se reduce, come se aprecia, la tensión, entre la entrada 56 y masa. Además disminuye la corriente i r : y a que el condensador 39 se descarga rápidamente. El amplificador de compases 37 se desconecta por lo tanto de nuevo, y con él el emisor de impulsos 35, mientras que se conecta el emisor de impulsos 36 que hace conductor al tiristor 25. D e esta manera se puede descargar el condensador 26 a través de los tiristores 25 y 13; el cátodo del tiristor se vuelve durante breve tiempo más positivo que su ánodo, de manera que este tiristor bloquea.

6.2.1.)

273

[§ 28] No puede ahora fluir ninguna corriente desde la batería 12 hacia el motor 10, 11 pero, sin embargo, sigue fluyendo en éste una corriente que se cierra a través del diodo 33, tal y como se describió más arriba. Esta corriente disminuye en forma exponencial de manera que también disminuye la tensión en la resistencia de medición 18 y de esta manera se forma una mayor tensión entre la entrada 56 y masa que conecta de nuevo al amplificador de compás 3 7 , y, a través de él, también al tiristor 13. [§ 29] El proceso descrito se repite continuamente: La frecuencia de la conexión y desconexión y la proporción de conexión m dependen aquí de la diferencia entre el valor real y nominal. [ § 3 1 ] Si el motor 10, t i está frenado, de manera que no pueda girar, entonces se obtiene una proporción de conexión m que depende de la clase de construcción del motor 10, 11, es decir, de su resistencia interior, de su inductividad y de su corriente de corto circuito. Una proporción de conexión típica es aquí m = 50 °/o. [§ 34] Para evitar que el condensador 26, que sirve como acumulador de energía, se descargue parcialmente durante el tiempo de conexión del tiristor 13, se ha previsto el interruptor semi-conductor 67 dependiente de la tensión que, en tales tiempos de conexión largos, gobierna automáticamente el contacto puenteador 22 a través de su posición cerrada. Convenientemente se gradua éste de manera que conecte ya con una proporción de conexión del 90 . . . 95 % . El contacto 67 cierra entonces el contacto 66 y abre el contacto 65. Con el contacto 66 se conecta el contacto puenteador 19 y con el contacto 65 se conecta la resistencia 59 en serie con las resistencias 57, 58 con lo cual, como se aprecia, aumenta la tensión entre la entrada 56 y masa. Sobre el amplificador de compás 3 7 actúa esto, por lo tanto, como si se variase la diferencia entre valor nominal y valor real. [§ 35] Esta medida tiene la siguiente razón: Mientras el tiristor 13 conduce la corriente a través del motor 10, 11 se forma en él, a través de su resistencia interior, una caída de tensión de, por ejemplo, 1,2-1,5 voltios. Si ahora se conecta el contacto puenteador 22 entonces se suprime esta caída de tensión en el tiristor 13, y la corriente i a través del motor aumenta, es decir, que varía la différencia entre el valor nominal (en el potenciómetro 42) y el valor real (en la resistencia de medición x8). Esto tiene como consecuencia que la tensión entre la entrada 56 y la masa se vuelve más pequeña, con lo cual se desconectaría de nuevo el interruptor semi-conductor 67 y se abriría de nuevo el contacto puenteador 22. Mediante la conexión de la resistencia 39 se compensa este aumento de la corriente i en el motor 10, í x , es decir, la tensión entre la entrada 56 y la masa se mantiene esencialmente invariada al conectar el contacto puenteador 22. Como se aprecia se deberá seleccionar la magnitud de la resistencia 59 de acuerdo con la resistencia interior del tiristor 13. [§ 38] El amplificador de compases propiamente dicho comprende principalmente tres transistores, es decir, un transistor pnp 78 y dos transistores npn 79, 80. Un transistor npn 81 sirve como amplificador inversor, es decir, la polaridad de su tensión de salida es inversa a la de su tensión de entrada. A él se conectan dos transistores npn 74 y 73 que gobiernan los emisores de impulsos 36 y 35. [§ 40] El colector del transistor 78 conecta directamente con masa. Su base está conectada a través de la conexión en serie de las resistencias 38 (por ejemplo 3 k-ohmios) y del condensador 39 (por ejemplo 70 nF) con el colector del transistor 80. Además está conectada esta base con la entrada 56 y a través de ésta,

6.2.1.3

274

como y a se ha descrito en la figura i , con la red de resistencias 53, 54, 57, 58 y 59. [§ 44]

Los ánodos de los diodos 94 y 95 están conectados respectivamente a

través de una resistencia 97, 98 con la línea positiva 52. El ánodo del diodo 95 está conectado además con el ánodo de un diodo 99, cuyo cátodo está conectado con la base del transistor 73, y a través de una resistencia 102, con masa, a la cual está conectado también el emisor de este transistor. El colector del transistor 73 está conectado con la entrada del emisor de impulsos 35 y a través de una resistencia 100 a la línea 52. [§ 46]

L a alimentación de corriente hacia el emisor de impulsos 35 se gobierna

por un transistor npn Q cuyo emisor conecta con masa y cuyo colector conecta a través de una resistencia R con la línea positiva 52. [§ 50]

C o m o se aprecia, trabaja el transistor Q como interruptor que conecta

o desconecta la alimentación de corriente hacia el emisor de impulsos 35. Si el transistor Q es conductor, entonces oscila el emisor de impulsos 35 y genera en el arrollamiento de salida 1 1 3 unos impulsos, que tienen por ejemplo una tensión de 5 voltios y una frecuencia de 6 k H z . Estos impulsos ceban el tiristor «Thyr» de manera que éste se vuelve conductor. [§ 53]

Fluye aquí en el transistor 78 una corriente de colector. D e esta manera

está bloqueado el transistor 79 y es conductor el transistor 80, de manera que su colector tiene un potencial que es solo poco más positivo que el potencial de masa. El transistor 81 está de esta manera cerrado y el divisor de tensión compuesto de las resistencias 91, 92, 93 cede a la base del transistor 74 un potencial positivo, de manera que éste se mantiene conductor y el emisor de impulsos 36 conectado. Este conduce por lo tanto al segundo tiristor 25 unos impulsos de conexión, mientras que el emisor de impulsos 35 está desconectado, de manera que el tiristor 13 no recibe impulsos de cebado. [§ 55]

El aumento del potencial de colector se transmite a través del retorno

(resistencia 38 y condensador 39) sobre la entrada 56, de manera que el transistor 78 se bloquea ahora totalmente mientras que el transistor 79 se vuelve totalmente conductor y el transistor 80 bloquea totalmente. De esta manera se vuelve totalmente conductor el transistor 81 y puentea las resistencias 92, 93 de manera que la base del transistor 74 recibe potencial de masa y bloquea este transistor. El potencial de colector de transistor 74 se vuelve de esta manera fuertemente positivo, de manera que bloquea el diodo 95 con lo cual recibe la base del transistor 73 un potencial positivo, de manera que el transistor 73 se vuelve conductor y conecta el emisor de impulsos 35. Este enciende el tiristor 13 de manera que f l u y e una corriente desde la batería 12 hacia el motor xo, xx y éste comienza a girar. [§ 57]

L a corriente i en el motor 10, 1 1 se regula entonces a un valor medio

temporal, que depende de la graduación de la toma 42. L a figura 5 muestra el proceso de arranque de tres graduaciones distintas, es decir, un arranque con corriente baja (curva xx8) un arranque con corriente media (curva 119) y un arranque con elevada corriente

(curva 120). El aumento retardado se obtiene

debido al condensador 63. Terminado el arranque, para el cual se necesitaba toda la corriente, baja ésta de acuerdo con la potencia exigida por el motor 10, 1 1 , tal y como se demuestra en la figura 5 por ejemplo la parte 121 de la curva 120. El motor 10, χ ι limita entonces, él mismo, su recepción de corriente según la así llamada línea de características de motor de conexión principal; el tiristor 13 está

6 . 2 . 1 . 3 ,

2 75

6 . 2 . 1 . 4

totalmente conectado. En este estado de servicio es conveniente puentearle a través del contacto 22 ya que, en caso contrario, el condensador 26 se descargaría después de algún tiempo y entonces ya no será posible desconectar el tiristor 13. [§ 75] Cuando, por lo tanto, la toma 42 se coloca en la posición de plena carga se mantiene cerrado el contacto puenteador 22, también cuando la corriente a través del motor 10, 11 suba en gran escala. Esta característica de la invención ha demostrado ser muy valiosa en el servicio práctico, ya que permite, en casos determinados, aprovechar la potencia total del motor 10, 11. [§ 7®] Sí en este caso se coloca la toma 42 a plena carga y el motor 10, 11 no se puede poner en movimento, de manera que prácticamente actúa como cortocircuito, se obtiene el desarrollo de la corriente i que se muestra en la figura 4. Al sobrepasar la corriente maxima χ I m a x se desconecta el tiristor 13. C u a n d o éste se haya vuelto de nuevo inferior al I m a x se vuelve a conectar de nuevo el tiristor 13. Este proceso se repite muy rapidamente, por ejemplo, varios cientos de veces por segundo. La frecuencia alcanzada depende, entre otros, de la inductividad, de la resistencia interior y de la corriente de cortocircuito del motor i o , a . Esta frecuencia sirve como criterio esencial para la conexión del contacto puenteador 22. [ § 85] 1. Perfeccionamientos en dispositivo de accionamiento eléctrico, especialmente p a r a un vehículo abastecido con energía desde una fuente de tensión electroquímica, con un motor, al que se le alimenta una corriente a través de un tiristor, habiéndose previsto para el m a n d o del tiristor un elemento de m a n d o que conecta y desconecta continuamente el tiristor en dependencia de un valor graduado en un a p a r a t o de mando, y con un contacto de puenteamiento que está dispuesto en un circuito paralelo al tiristor y que se gobierna desde un contactor puenteador, caracterizados porque en dicho dispositivo se prevee un miembro integrador al que se le alimenta la tensión de salida del elemento de m a n d o y porque la tensión de este miembro integrador se alimenta a un interruptor semi-conductor dependiente de la tensión que gobierna el contacto puenteador. [§ 86] 2. Perfeccionamientos según la revindicación 1, caracterizados porque el elemento de mando se desarrolla como amplificador de compases a cuya entrada se alimenta la diferencia entre un valor nominal graduado en el a p a r a t o de m a n d o y un valor real dependiente de la corriente en el motor, y porque el interruptor semiconductor dependiente de la tensión, al conectar el contacto puenteador, varía esta diferencia de manera que sea casi igual al valor de ésta diferencia antes de conectarse el contacto puenteador.

6.2.1.4

Rumänisches P a t e n t 50.938 Dispozitiv

de

accionare

[§ 1] Prezenta i n v e n t e se refera la un dispozitiv de accionare, in special pentru un vehicol electric alimentai de la o sursä de tensiuni electrochimicä, avînd un motor la care curentul este adus peste un tiristor; pentru comanda tiristoruli este preväzutä o parte de comanda care în funcçie de valoarea ajustatä (prereglatä) pe un a p a r a t de comanda anclançeaza si declançeaza în mod continuu tiristorul; dispozitivul de accionare mençionat este de asemenea p r e v ä z u t eu un contact de çuntare

276

6.2.1.4

amplasat într-un circuit conectat in paralel cu tiristorul mençionat 51 comandat de un contactor de juntare. [§ 2] La dispozitive de accionare de acest gen contactul de juntare trebuie sä fie astfel comandat încît sä se îndiidâ atunci cînd tiristorul râmîne timp mai îndelungat în starea lui conductoare. Prin aceasta este menajat tiristorul, prin care trebuie ca atunci sä nu treacä curent. [§ 7] Aceasta característica a prezentei i n v e n t i este de exemplu importantä atunci cînd dupä demarare începe o cursä ascensionalä. Atunci curentul de motor, deci valoarea realä, crejte iar pentru limitarea curentului din tiristor ar fi declanjat ji anclanjat periodic, astfel încît contactul de juntare deja închis ar fi din nou deschis. Insä acest f a p t este nedorit deoarece ìn acest caz nu ar mai fi disponibilä întreaga putere de accionare a motorului. Datoritä prezentei inverdii se reujejte ca ji ìn cazul de f a t a sä poatä fi pästratä întreaga putere. [§ 8] C o n f o r m cu o alta característica a prezentei invençii dispozitivul de accionare este realizat de a j a maniera, încît se prevede un al doilea element integrator la care este adusä tensiunea de iejire a partii de comanda, a j a încît la aparatul de comanda sînt conectate mijloace de comutare care la o anumitä poziçie a aparatului de comandä, în special la poziçia lui de plinä sarcinä, aduc la comutatorul eu semiconductoare dependent de tensiune tensiunea de la acest al doilea element integrator mençionat, ji astfel încît acest al doilea element integrator este astfel realizat încît numai la anumite succesiuni de impulsuri de iejire aie pârçii de comandä livreazä o tensiune de iejire capabilä sä anclanjeze comutatorul eu semiconductoare dependent de tensiune. In acest scop cel de al doilea element integrator este conectat, în mod avantajos printr-un filtru trece-sus, în special un condensator, la partea de comandä. [§ 9] Prin acest mod de realizare se tine seama de cazul cä diiar la demarare motorul necesitä un curent foarte mare, de exemplu pentru cä vehicolul stä într-o depresiune. Prin regulator este limitât curentul din motor, astfel încît eventual vehicolul nici nu poate demara. Deoarece în acest caz curentul prin motor se aflä în apropierea valorii maxime admisibile, tiristorul este declanjat ji reanclanjat în succesiune foarte rapidä, în anumite conditii diiar de mai multe sute de ori pe secundä. Aceastä freeventä înaltâ este folositä, ca în poziçia anumitä mentionatä a aparatului de comandä sä anclanjeze contactul de juntare. In acest caz se poate demara cu puterea maximä. D u p ä demarare curentul din motor scade cu crejterea vitezei de mers, contactul de juntare se desdiide ji tiristorul comandä curentul în motor. [§ 10] Alte caracteristici ji perfectionäri avantajoase ale prezentei inventii rezultä din exemplul de realizare descris mai jos ji reprezentat ìn desenul anexat. [§ 13] Anodul tiristorului 13 este conectat peste o sigurantä 14 ji un ìntreruptor 15 la polul pozitiv al bateriei 12. Catodul sau este legat la priza mediana a unui transformator 16; un capät al înfâjurârii 17 a acestui transformator este conectat la unul dintre capetele înfâjurârii de excitare 11, ìn timp ce celälalt capät al înfâjurârii de excitare este conectat la indusul 10. Cealaltä bornä a indusului 10 este conectatä peste o rezistentä de mäsurare 18 la polul negativ al bateriei 12. [§ 14] Un contactor de juntare 19 servejte la actionarea unui contact de juntare 22; o bornä a acestuia este legatä la borna înfâjurârii 17 iar cealaltä bornä a lui este legatä la întreruptorul principal 15, astfel încît în stare închisâ contactul 22 junteazä tiristorul 13.

277

6.2.1.4-

[§ 1 5 ]

In paralel cu tiristorul 1 3 se a f l ä inseriate între dînsele rezistença 23 f i

condensatorul 24. P e lîngâ aceasta pentru stingerea (declançarea) tiristorului 1 3 este preväzut un al doilea tiristor 25; catodul acestuia este légat la catodul tiristorului 1 3 iar anodul lui este légat peste un condensator 26 de mare capacitate (cîteva sute de microfarazi) la anodul tiristorului 1 3 . In paralel eu tiristorul 25 se a f l ä montajul în serie al rezistençei 27 fi condensatorului 28. [§ 1 6 ]

L a celälalt capät al înfâçurârii 29 a transformatorului 1 6 este conectat

anodul unei diode 30, al cärei catod este légat la anodul tiristorului 25. [§ 1 7 ]

O diodä 3 3 este legata cu catodul ei la capätul î n f â f u r â r i i 1 7 fi cu anodul

ei la polul negativ al bateriei 1 2 . E a are rolul de diodä de mers în gol (denumitä f i anod de zero); cu alte cuvinte la blocarea tiristorului 1 3 curentul i din motor continua sä curgä prin aceastä diodä. Aceasta se reprezintä de exemplu în f i g u r a 2, în care dreptunghiurile hafurate indica perioada de timp în care tiristorul 1 3 este conducätor. C î n d de exemplu la momentul t t tiristorul 1 3 anclançeazâ, curentul i în motor creçte exponential. C î n d la momentul t 2 tiristorul 1 3 este declançat, curentul i continuä sä treaeä prin dioda 3 3 fi concomitent scade exponential. In acest fei, la un anumit raport de anclanfare al tiristorului 1 3 , adicä la un anumit raport m între perioada lui conducätoare T t fi suma perioadei lui conducätoare plus perioada lui neconducätoare T 2 , se s t a b i l e r e în motorul 1 0 , 1 1

un curent

mediu I m . I n f i g u r a 2 este ilustrat de exemplu un raport de anclanfare de aproxim a t i v 3 5 °/o f i un curent corespunzätor de redus, în timp ce în f i g u r a 3 este arätat un raport de anclanfare de aproximativ 80 % çi un curent mai mare. [§ 1 8 ]

Pentru anclançarea tiristorului 1 3 servefte un emiçator de impulsuri 3 5

iar pentru anclanfarea tiristorului 25 servefte un emiçâtor de impulsuri 36. Const r u y a emiçâtoarelor de impulsuri este redatä în f i g u r a 6 fi v a f i descerisä ulterior. [§ 1 9 ]

Ambele emi^atoare de impulsuri 3 5 çi 36 sînt conectate la ieçirea unui

a m p l i f i c a t o r ritmic 3 7 care serveçte drept parte de comandä. Acesta are un cuplaj de reacçie pozitiv prin montajul în serie al unei rezistençe 38 çi unui condensator 39. A r putea f i indicat f i sub denumirea de multivibrator, ale cärui raport de anclançare fi freevença de ieçire sînt dependente de tensiunea aplicatä la intrarea lui. Schema electricä detaliatä a unui asemenea a m p l i f i c a t o r ritmic este redatä

în

f i g u r a 7. [§ 20]

D r e p t v a l o a r e prescrisä pentru amplificatorul ritmic 3 7 serveçte tensiunea

prelevatä de la o prizä 42 a unui potenpometru 43 ce servefte drept aparat de comanda. D r e p t valoare realä servefte tensiunea apärutä pe o rezisten^ä de mäsurare 1 8 . Prin urmare rezistença 1 8 servefte ca emiçâtor (traductor) de valori reale. B o r n a ei legatä la indusul 1 0 este pusä la masä; la masä este de asemenea pusä o bornä a potençiometrului 43. P r i n aceasta se obline în mod avantajos cä amplificatorul ritmic 3 7 , care prezintä o amplificare foarte ínalta f i de aceea este deosebit de sensibil la perturbagli, sä poatä f i legat la masä. [§ 2 1 ]

C e a l a l t ä bornä a potençiometrului 43 este legatä peste o rezisten^ä ajusta-

bilä 45 care serveçte la ajustarea curentului m a x i m admisibil i, catodul

unei

diode Zener 46, al cärei anod este pus la masä çi cu care este conectat în paralel un condensator 47. Catodul diodei Zener 46 este legat peste o rezistença 48, o sigurança 49 çi un întreruptor 50 la întreruptorul principal 1 5 . P e lîngâ aceasta catodul mençionat este conectat la un conductor 52 care în cele ce urmeazä v a fi denumit conductor pozitiv. C î n d întreruptorul principal 1 5 fi întreruptorul 50 sînt

278

6.2.14

închise, prin rezistenta 48 fi dioda Zener 46 trece curent, la aceasta precum se ftie tensiunea diodei Zener râmînînd constants. [§ 23]

In paralel eu rezistença 53 este montata o diodä 62 al cärei anod este

conectat la nodul 55. Intre acest nod fi masä se a f l ä un condensator 63 de exemplu de 50 μι.

Impreunä cu rezistença 53 de exemplu de 5 k O h m acest condensator are

rolul de element de temporizare: cînd priza 42 este deplasatä rapid în afa fei încît tensiunea dintre ea fi masä crefte, trebuie ca mai întîi condensatorul 63 sä se încarce peste rezistença 53. Prin urmare valoarea prescrisä märitä actioneazä abia dupä o anumitä întîrziere asupra inträrii 56. C î n d priza 42 este deplasatä în sensul invers, condensatorul 63 se descarcä färä temporizare prin dioda 62. Deci temporizarea valorii prescrise se manifeftä numai la accelerare, însa nu la decelerare. [§' 24]

Intre punctul de legäturä al rezistençelor 57 fi 58 fi masä se a f l ä un

condensator 64, care împreunâ eu aceste douä rezistenÇe actioneazä ca element de filtrare fi netezefte tensiunea neuinformä de pe rezistença de mäsurare 18. C u rezistença 59 este conectat în paralel un contact normal închis 65, care este acçionat simultan cu un contact normal deschis 66 de cätre un comutator eu semiconductoare 67 dependent de tensiune. Comutatorul 67 este conectat la amplificatorul ritmic 37 care servefte ca element de comanda. Pe lîngâ aceasta el mai contine mijloace de comutare repezentate mai amânunçit în figura 7, mijloace care sînt acciónate la deplasarea prizei 42 pe potençiometrul 43 ce servefte ca aparat de comandä. Acestä legäturä operazionale este indicatä printr-o linie mixtä 68. [§ 25]

Contactul normal deschis 66 este légat în serie cu contactorul de funtare 19,

între polul negativ al bateriei 12 fi întreruptorul principal 15. [§ 27]

C î n d amplificatorul ritmic 37 este anclanfat, se anclançeaza de asemenea

emiçâtorul de impulsuri 35 fi furnizeazä impulsuri care fac conducätor tiristorul 13. A c u m un curent v a trece prin motorul i o , i x fi concomitent produce o cädere de tensiune pe rezistenta de mäsurare 18. Datoritä acestei cäderi de tensiune scade, precum se vede, tensiunea între intrarea 56 fi masä. In afarä de aceasta, curentul i

r

scade, deoarece condensatorul 39 se descarcä repede. Amplificatorul ritmic 37 este deci din nou declanfat, fi odatä cu el fi emiçâtorul de impulsuri 35, în timp ce emiçatorul de impulsuri 36 este anclanfat iar tiristorul 25 este comandai sä devinä conducätor. Prin aceasta condensatorul 26 se poate descärca peste tiristoarele 25 fi 13 ; catodul tiristorului 13 devine pentru un interval de timp scurt mai pozitiv decìt anodul tiristorului, astfel încît acest tiristor se blocheazä. [§ 28]

A c u m nu mai poate veni nici un curent de la batería 12 spre motorul 10, 1 1 ,

însâ prin acesta din urmä continuä sä treaeä un curent care se închide prin dioda 33, astfel cum s-a expus mai sus. Acest curent scade exponential, astfel încît scade fi cäderea de tensiune pe rezistenta de mäsurare 18 fi prin aceasta apare iar o tensiune mai mare între intrarea 56 fi masä; aceastä tensiune reanclanfeazä amplificatorul ritmic 37 iar prin intermediul acestuia - fi tiristorul 13. [§ 29]

Operatia descrisä se repetä în mod curent; freeventä anclanfärii fi declan-

färii precum fi raportul de anclanfare sînt aci dependente de diferenta dintre valoarea realä fi valoarea prescrisä. [§31]

D a c ä motorul 10, 1 1 este frînat, astfel încît sä nu se poatä roti, se obtine

un raport de anclanfare m, care este dependet de modul de constructie al motorului 10, 1 1 , fi anume: rezistenta lui interna, inductanta lui fi curentul säu de scurtcircuit. Un raport de anclanfare tipie este aici m = 50 °/o. [§ 34]

Pentru a împiedica ca condensatorul 26, care servefte drept comutator de

6.2.1.4

2 79

energie, sä se descarce partial în timpul duratei de anclançare a tiristorului 13, a fost p r e v ä z u t comutatorul cu semiconductoare 67 dependente de tensiune, care la durate de conectare atît de lungi comanda automat trecerea contactului de juntare 22 pe poziçia lui închisâ. Este rational ca sistemul sä fie astfel ajustai încît sä anclançeze deja la un r a p o r t de anclançare de 90 pînâ la 95 °/o. Comutatorul 67 închide atunci contactul 66 çi deschide contactul 65. Prin contactul 66 este anclançat contactorul de çuntare 19 çi prin contactul 65 rezistenta 59 este conectatä în serie cu rezistenÇele 57 çi 58, ceea ce face, precum se vede, sä creascä tensiunea dintre intrarea 56 çi masä. Efectul asupra amplificatorului ritmic este la fei ca çi cum s-ar fi modificat diferença dintre valoarea prescrisä çi valoarea realä. [§ 35] Aceastä mäsurä are urmätorul m o t i v : atît timp cît tiristorul 13 conduce curentul prin motorul 10, 11, pe el se produce datoritä rezistentei sale interne o cädere de tensiune de exemplu de 1,2 pînâ la 1,5 V. D a c ä acum se închide contactul de çuntare 22, aceastä cädere de tensiune din tiristorul 13 dispare iar curentul i din motor creçte, adicä diferença dintre valoarea prescrisä (la potentiometrul 42) çi valoarea realä (la rezistenÇa de mäsurare 18) variazä. Aceasta are ca urmare o reducere a tensiunii dintre intrarea 56 çi masä; prin aceasta în sine comutatorul eu semiconductoare ar fi iarâçi declançat iar contactul de çuntare ar fi iarâçi deschis. Prin anclançarea rezistentei 59 este compensatä creçterea menzionata a curentului i din motorul 10, 1 1 ; cu alte cuvinte tensiunea dintre intrarea 56 çi masä râmîne în esençâ neschimbatä la anclançarea contactului de çuntare 22. D u p ä cum se vede, märimea rezistentei 59 trebuie aleasä corespunzätor eu rezistenta internä a tiristorului 13. [§ 38] Amplificatorul ritmic propriu-zis cuprinde în esentä trei tiristoare çi anume: un tranzistor npn 78 çi douä tranzistoare 79 çi 80. U n tranzistor npn 8x serveçte drept amplificator de inversare; aceasta însemneazâ cä polaritatea tensiunii sale de ieçire este inversatä façâ de tensiunea sa de intrare. La acest amplificator sînt conectate douä tranzistoare 74 çi 73, care comanda emiçatoarele de impulsuri 36 çi 35. [§ 40] Colectorul tranzistorului 78 este pus direct la masä. Baza lui este legatä peste montajul serie al rezistentei 38 (de exemplu 3 kOhm) çi condensatorului 39 (de exemplu 70 nF) eu colectorul tranzistorului 80. In plus aceastä bazä este conectatä la intrarea 56 çi, prin aceasta, astfel cum s-a a r ä t a t deja cu referire la figura 1, la sistemul de rezistençe 53, 54, 58 çi 59. [ § 44] Anodele diodelor 94 çi 95 sînt legate prin cîte o rezistençâ 97 çi respectiv 98 la conductorul pozitiv 52. Anodul diodei 95 este de asemenea legat la anodul unei diode 99, al cärei catod este legat la baza tranzistorului 73 çi peste o rezisten^ä 102 la masä, la care este de asemenea pus çi emiterul acestui tranzistor. Colectorul tranzistorului 73 este legat la intrarea emiçâtorului de impulsuri 35 çi peste o rezistençâ 100 la conductorul pozitiv 52. [ § 46] Aducçia curentului la emitätorul de impulsuri 35 este comandatä de cätre un tranzistor npn Q, al cärui emiter este legat la masä çi a cärui bazä este legatä peste o rezistentä R la conductorul pozitiv 52. [§ 5°] Precum se poate vedea, tranzistorul Q funetioneazä ca un íntreruptor care întrerupe sau stabileçte a d u c h a curentului la emiçâtorul de impulsuri 35. Cînd tranzistorul Q este conducätor, emiçâtorul de impulsuri 35 oscileazä çi astfel genereazä pe înfâçurarea de ieçire 113 impulsuri, care au de exemplu o tensiune

28ο

6.2.14

de 5 V çi o frecvençâ de succesiune de 6 kHz. Aceste impulsuri aprind tiristorul Thyr, astfel încît el devine conductor. [§ 53] La aceasta în tranzistorul 78 trece un curent de colector. Prin aceasta tranzistorul 79 este blocat 51 tranzistorul 80 conducätor astfel cä colectorul säu are un potential numai eu pupn mai pozitiv decît potençialul masei. Prin aceasta tranzistorul 81 este blocat iar divizorul de tensiune compus din rezistençcle 91, 92 çi 93 da bazei tranzistorului 74 un potential pozitiv, astfel încît acest tranzistor devine conductor çi anclançeazâ emiçâtorul de impulsuri 36. Deci acesta aduce la al doilea tiristor 25 impulsuri de anclançare, în timp ce emiçatorul de impulsuri 35 este declançat, astfel încît tiristorul 13 nu primeçte impulsuri de aprindere. [§ 55] Aceasta creçtere a potençialului colectorului este transmisa printr-o reacçie (rezistença 38 çi condensatorul 39) la intrarea 56, astfel încît acum tranzistorul 78 este complet blocat, pe cînd tranzistorul 79 devine complet conductor iar tranzistorul se blocheazä permanent. Prin aceasta tranzistorul 81 devine deplin conducätor 51 çunteazâ rezistençele 92, 93 astfel încît baza tranzistorului 74 capata potençialul masei 51 blocheazä acest tranzistor. Potenpalul colectorului tranzistorului 74 devine prin aceasta foarte pozitiv, astfel încît dioda 95 se blocheazä, iar prin aceasta baza tranzistorului 73 capätä un potential pozitiv aça cä tranzistorul 73 devine conducätor çi anclançeazâ emi^ätorul de impulsuri 35. Acesta aprinde tiristorul 13 51 astfel un curent trece de la batería 12 la motorul 10, îx iar acesta începe sä se roteasca. [§ 57] La aceasta curentul i din motorul 10, 1 1 este réglât la o valoare medie în timp, care depinde de ajustarea prizei 42. In figura 5 este arätatä operaçia pornirii la trei ajustäri diferite çi anume: o demarare eu curent redus (curba 118), o demarare eu curent mijlociu (curba 119) çi o demarare eu curent înalt (curba 120). Creçterea întîrziatâ se obline datoritä condensatorului 63. Dupä terminarea demarärii, la care a fost necesar curentul întreg, acesta scade din nou corespunzätor cu puterea cerutä motorului 10, 1 1 , astfel cum se arata în figura 5 de exemplu prin partea 1 2 1 a curbei 120. Acum motorul limiteazä el însuçi curentul lui cerut, dupä aça numita característica a motorului serie; tiristorul 13 este deplin anclançat. In aceastä stare de funcionare este indicat ca tiristorul mençionat sä fie çuntat prin contactul 22, deoarece astfel condensatorul 26 s-ar descärca dupä cîtva timp çi atunci nu ar mai fi posibilä o declançare a tiristorului 13. [§ 58] Pentru comanda contactorului de çuntare 22 serveçte comutatorul eu seiniconductoare dependent de tensiunea 67. Drept comutatorul servesc douä tranzistoare, çi anume un tranzistor npn 122 çi un tranzistor pnp 123, care sînt montate împreunâ similar cu un etaj basculant. Tensiunea de intrare pentru acest comutator este furnizatä de douä elemente integratoare çi anume: un prim element integrator 126 çi un al doilea element integrator 127. Ambele elemente sînt conectate la anodul diodei 94 51 prin aceasta la tensiunea de ieçire a amplificatorului ritmic 37. Pe lîngâ aceasta mai este preväzut un tranzistor npn 128, a cärui funcionare va fi explicatä mai jos. [§ 59] In detaliu comutatorul eu semiconductoare 67 este construit precum urmeazä: tranzistorul 123 are emiterul pus la conductorul pozitiv 52; între colectorul acestui tranzistor çi masä este intercalat un releu 129 care comandä cele douä contacte 65 çi 66. In paralel la releul 129 este montatä o diodä de stingere 130. [§ 75] Deci atunci cînd priza 42 este açezata pe plinä sarcinä, contactul de çuntare 22 râmîne îndiis çi atunci cînd curentul din motorul 10, 1 1 creçte foarte mult.

6.2.1.4

28i

Aceastä característica a prezentei ¡nvençii s-a dovedit foarte preçioasâ în exploatarea practica, deoarece permite ca în anumite cazuri sä fie utilizata întreaga putere a motorului 1 0 , 1 1 . [§ 76]

O alta dificúltate în exploatare poate surveni atunci cînd motorul 10, 1 1

trebuie sä învingâ la demarare rezisten^e mecanice deosebit de mari. Acest caz poate surveni de exemplu, cînd vehicolul este oprit în fata unui präg sau unei traverse, peste care trebuie sä trecä. D a c ä prezenta schema se utilizeazä la o locomotiva, cazul expus se prezintä la pornirea unui tren de marfä care a fost oprit un timp mai ìndelungat fi astfel cutiile sale de ungere nu mai conçin lubrifiant çi de aceea cauzeazä o înaltâ rezistentä de fricçiune. [§ 78]

D a c ä într-un asemenea caz priza 42 se açazâ pe plinä sarcinä çi totuçi

motorul 10, 1 1 nu se poate pune în miçcare, aça cä practic el acçioneazâ ca un scurtcircuit, se obline alura curbei curentului i arätatä în figura 4. D a c ä curentul i depâçeçte curentul maxim I m a x , tiristorul 13 este declançat. D a c ä el devine din nou mai mie decît I m a x , tiristorul este iarâçi anclançat. Aceastä o p e r a i e se repetä foarte rapid, de exemplu de mai multe sute de ori pe secunda. Frecvença atinsä depinde între aitele de inductança, rezistença interna çi curentul de scurtcircuit aie motorului 10, 1 1 . Aceastä freevençâ serveçte ca criteriu de bazä pentru anclançarea contactului de çuntare 22. [§ 80]

A l doilea element integrator 127 este aci conceput de aça manierä, încît

tensiunea de pe condensatorul 146 atinge tensiunea de sträpungere a diodei Zener 149 numai atunci cînd motorul 10, 1 1 stä pe loc. D a c ä la aceasta dioda Zener 149 devine conducätoare, tranzistorul 122 capätä un curent de bazä 51 releul 129 este anclançat, astfel cum s-a expus mai sus, aça încît contactul de çuntare 22 este închis. L a aceasta motorul 10, 1 1 capätä curentul säu plin de scurtcircuit çi demareazä. Prin aceasta scade freevença mençionatâ, cu care la scurtcircuit este anclançat çi declançat tiristorul 13, çi odatä cu aceasta scade çi tensiunea aplicatä condensatorului 146, astfel încît dioda Zener 149 devine din nou neconducätoare. Revendicäri [§ 85]

1. Dispozitiv

de acçionare, în special pentru un vehicol alimentai eu

energie de la o sursä electrodiimicä de tensiune, avînd un motor la care curentul este adus peste un tiristor la aceasta pentru comanda tiristorului fiind preväzutä o parte din comandä care în funcçie de valoarea ajustatä (prereglatä) pe un aparat de comandä anclançeazâ çi declançeazâ în mod curent tiristorul, çi avînd un contact de çuntare care este montât într-un circuit paralel la tiristor çi este comandai de un contactor de çuntare, caracterizat prin aceea, cä este preväzut un element integrator (126, 127) la care este adusa tensiunea de ieçire a pârçii de comandä (37) çi cä tensiunea de pe acest element integrator este adusä la un comutator eu semiconductoare dependent de tensiune (67) care comandä contactorul de çuntare (19). [§ 86]

2. Dispozitiv de acçionare conform cu revendicarea ι , caracterizat prin

aceea, cä partea de comandä este realizatä ca amplificator ritmic (37) la a cärui intrare este adusä diferen^a între o valoare prescrisä ajustatä la aparatul

de

comandä (42, 43) çi o valoare realä dependentä de curentul (i) din motorul (10, 1 1 ) , çi cä comutatorul eu semiconductoare dependent de tensiunea (67) la anclançarea contactului de çuntare (22) modificä de aça manierä aceastä diferençâ încît cä sä fie eel puçin aproximativ egalä cu valoarea acestei diferente înaintea anclançârii contactului de scurtcircuitare.

6.2.1.5

282 6.2.1.5

Französisches Patent 1 . 5 4 8 . 1 1 2

Brevet P. V. n° 133.373

d'invention

N ° 1.548.112

Classification internationale: H 02 ρ / / Β 6o 1

Dispositif d'entraînement, notamment pour véhicule électrique et véhicule équipé d'un tel dispositif. Société dite: Robert Bosch G m b H résidant en République Fédérale d'Allemagne. Demandé le 2 1 décembre 1 9 6 7 , à 15h 38™, à Paris. D é l i v r é p a r arrêté du 2 1 octobre 1968. (Bulletin o f f i c i e l de la Propriété industrielle, n ° 48 du 29 novembre 1968.) (Demande de brevet déposée en République Fédérale d'Allemagne le 2 1 décembre 1 9 6 6 , sous le n ° Β 90.401, au nom de la demanderesse.) [§ 1 ]

L a présente invention se rapporte à un dispositif d'entraînement, notamment

pour véhicule alimenté en énergie p a r une source électro-chimique de tension et comportant un moteur qui est alimenté en courant par l'intermédiaire d'un thyristor, la commande du thyristor étant assurée p a r une partie-commande qui excite et désexcite de f a ç o n continue le thyristor, en fonction d'une valeur réglée dans un appareil de commande, un contact de dérivation étant branché dans un circuit parallèle au thyristor et étant commandé par un contacteur-disjoncteur de dérivation. [§ 2 ]

Dans les dispositifs d'entraînement de ce type, le contact de dérivation doit

être commandé de manière à se fermer lorsque le thyristor reste assez longtemps dans son état conducteur. Il en résulte une prolongation de la durée de service du thyristor qui n'a plus à conduire aucun courant. [§ 7 ]

Cette caractéristique de l'invention est importante, p a r exemple dans le cas

où le véhicule aborde une côte après le démarrage. Le courant passant dans le moteur, à savoir la valeur réelle, augmente et le régulateur provoquerait périodiquement une excitation et une désexcitation du thyristor, en vue de limiter le courant, de sorte que le contact de dérivation déjà fermé serait à nouveau ouvert. Il en résulterait, cependant, une condition indésirable, car on ne disposerait plus alors de la totalité de la puissance d'entraînement du moteur. L'invention permet de conserver, même dans ce cas, la pleine puissance d'entraînement du moteur. [§ 8]

Suivant une autre caractéristique de l'invention, le dispositif d'entraînement

est agencé de manière qu'il soit prévu un second organe d'intégration auquel est appliquée la tension de sortie de la partie-commande, l'appareil de commande étant relié à des moyens de commutation qui, pour une position déterminée de l'appareil de commande, notamment dans sa position de pleine charge, appliquent la tension de cet organe d'intégration au commutateur semi-conducteur sensible à la tension, ce second organe d'intégration étant agencé de manière à ne forunir une tension de sortie appropriée que pour des séquences d'impulsions déterminées à la sortie de la partie-commande, cette tension appropriée assurant l'excitation du commutateur semi-conducteur sensible à la tension. D a n s ce but, le second organe d'intégration est avantageusement relié, par l'intermédiaire d'un filtre passe-haut, notamment un condensateur, à la partie-commande.

6.2.1.5

283

[§ 9] Avec cette disposition, on tient compte du cas où le moteur doit être alimenté par un courant très intense déjà au démarrage, par exemple lorsque le véhicule se trouve en bas d'une côte. Le régulateur limite le courant passant dans le moteur, de telle sorte que le véhicule ne pourrait éventuellement pas demarrer. Étant donné que, dans ce cas, le courant passant dans le moteur a une intensité proche de la valeur maximale admissible, le thyristor est excité et désexcité suivant une séquence très rapide, par exemple une fréquence de plusieurs centaines de cycles par seconde. Cette haute fréquence est utilisée pour enclencher le contact de derivation dans la position déterminée, précitée, de l'appareil de commande. On peut alors faire démarrer le véhicule à la puissance maximale. Après le démarrage, le courant passant dans le moteur diminue à mesure que la vitesse de marche augmente, le contact de dérivation est ouvert et le thyristor commande le courant passant dans le moteur. [§ i o ] L'invention s'étend également aux caractéristiques résultant de la description ci-après et des dessins annexés, ainsi qu'à leurs combinaisons possibles. La description ci-après se rapporte aux dessins ci-joints représentant un exemple de réalisation de l'invention. [§ îz] La figure ι représente un moteur-série à courant continu, comportant un induit ι o et un enroulement d'excitation i l qui est alimenté en courant par une batterie 1 2 et par l'intermédiaire d'un thyristor de puissance 1 3 . Dans le circuit, on a fait intervenir un thyristor présentant une caractéristique de thyratron. Il est cependant également possible d'utiliser un thyristor commutable (commutateur à grille commandé). [§ 1 3 ] L'anode du thyristor 1 3 est reliée par l'intermédiaire d'un fusible 14 et d'un interrupteur principal 1 5 au pôle positif de la batterie 1 2 . Sa cathode est reliée à la prise centrale d'un transformateur 1 6 dont une borne d'enroulement 1 7 est reliée à une borne de l'enroulement d'excitation 11, dont l'autre borne est reliée à l'induit 10. L'autre borne de l'induit 1 0 est reliée, par l'intermédiaire d'une résistance de mesure 1 8 , au pôle négatif de la batterie [§ 1 7 ] Une diode 33 est reliée par sa cathode avec l'extrémité d'enroulement 1 7 et par son anode avec le pôle négatif de la batterie 1 2 . Elle sert de diode de marche à vide (et elle est également appelée diode de zéro), c'est-à-dire que, lors du blocage du thyristor 1 3 , le courant «1» passant dans le moteur 1 0 continue à s'écouler dans cette diode. Cela est mis en évidence sur la figure 2 où les rectangles hachurés définissent l'intervalle de temps pedant lequel le thyristor 13 est conducteur. Lorsque le thyristor 1 3 est enclenché, par exemple à l'instant tv l'intensité du courant «¿» passant dans le moteur 1 0 et 1 1 augmente exponentiellement. Si, à l'instant i 2 , le thyristor 1 3 est bloqué, le courant d'intensité «i» continue à passer dans la diode 33 et sa valeur diminue exponentiellement. De cette manière, il s'établit, pour un pourcentage d'enclenchement déterminé du thyristor 1 3 , c'est-àdire pour un rapport déterminé «m» entre sa période de conduction T j et la somme de sa période de conduction T t et de sa période de blocage T 2 , un courant d'intensité moyenne Im dans le moteur 1 0 et 1 1 . La figure 2 met en évidence par exemple, que l'on obtient, pour un pourcentage d'enclenchement d'environ 35 °/o, un courant d'intensité faible correspondant, tandis que la figure 3 met en évidence un pourcentage d'enclenchement d'environ 80 °/o et une intensité supérieure du courant. [§ 1 8 ] Pour l'enclenchement du thyristor 1 3 , il est prévu un générateur d'impulsions 35, tandis qu'un générateur d'impulsions 36 assure l'enclenchement du thy-

6.2.1-5

284

ristor 25. L a structure du générateur d'impulsions est représentée sur la figure 6 et sera décrite de façon plus détaillée dans la suite. [§ 19]

Les deux générateurs d'impulsions 35 et 36 sont reliés à la sortie d'un

amplificateur d'impulsions de cadence 37, servant de partie commande. C e t amplificateur 37 présente une réaction positive établie par l'intermédiaire de la combinaison série d'une résistance 38 et d'un condensateur 39. O n pourrait également le définir comme un multivibrateur, dont le pourcentage d'enclenchement et la fréquence de sortie seraient fonction de la tension à son entrée. Le circuit de connexions d'un tel amplificateur d'impulsions de cadence est représenté sur la figure 7. [§ 20]

O n utilise, comme valeur imposée pour l'amplificateur d'impulsions de

cadence 37, la tension obtenue à une prise 42 d'un potentiomètre 43 servant d'appareil de commande. Comme valeur réelle, on utilise la tension prise à une résistance de mesure 18. L a résistance x8 sert, par conséquent, de capteur de valeur réelle. Sa borne reliée à l'induit 10 est mise à la masse, de même que l'une des bornes du potentiomètre 43. O n obtient ainsi avantageusement que l'amplificateur d'impulsions de cadence 37, qui assure une amplification très élevée et qui est, par conséquent, particulièrement sensible à des parasites, puisse être relié à la masse. [§ 21]

L'autre borne du potentiomètre 43 est reliée, par l'intermédiaire d'une

résistance réglable 45, qui sert au réglage de l'intensité maximale admissible «¿» du courant, à la cathode d'une diode Zener 46, dont l'anode est reliée à la masse et est branchée en parallèle a un condensateur 47. L a cathode de la diode Zener 46 est reliée, par l'intermédiaire d'une résistance 48, d'un fusible 49 et d'un interrupteur 50, avec l'interrupteur principal 15. En outre, elle est reliée à un conducteur 52, qui sera appelé dans la suite conducteur positif. Lorsque l'interrupteur principal 15 et l'interrupteur 50 sont fermés, il passe dans la résistance 48 et dans la diode Zener 46 un courant, de sorte que la tension à la diode Zener 46 est pratiquement constante. [§ 23]

Il est prévu, en parallèle à la résistance 53, une diode 62 dont l'anode est

reliée au point de jonction 55. Entre ce point de jonction et la masse est branché un condensateur 63 d'une capacité de 50 μ¥ par exemple. C e condensateur sert, en coopération avec la résistance 53, qui a par exemple une valeur ohmique de 3 kohms, d'organe à retard : lorsque la prise 42 est déplacée suffisamment rapidement pour que la tension entre cette prise et la masse augmente, le condensateur 63 doit d'abord se charger, par l'intermédiaire de la résistance 53. La valeur imposée plus grande n'a, par conséquent, une influence sur l'entrée 56 qu'au bout d'un intervalle de retard déterminé. Si la prise 42 est déplacée dans la direction inverse, le condensateur 63 se décharge sans retard, par l'intermédiaire de la diode 62. Le retard de la valeur imposée n'entre, par conséquent, en jeu que dans le cas d'une accélération, mais non pour une décélération. [§ 24]

Entre le point de jonction des résistances 57 et 58 et la masse, il est prévu

un condensateur 64 qui forme, en coopération avec ces deux résistances, un organe de filtrage qui assure le filtrage de la tension non-uniforme apparaissant à la résistance de mesure 18. En parallèle à la résistance 59, il est prévu un contact d'ouverture 65 qui est actionné en même temps qu'un contact de fermeture 66 par un commutateur semiconducteur 67 sensible à la tension. Le commutateur 67 est relié à l'amplificateur d'impulsions de cadence 37 servant de partie-commande. En outre, il comporte des moyens de commutation, représentés de façon plus détaillée, sur la figure 7, et qui sont excités lors d'un déplacement de la prise 42 d'un

6.2.1-5

28 5

potentiomètre 4 3 , s e r v a n t d ' a p p a r e i l de c o m m a n d e . C e t t e connexion est mise en évidence sur la f i g u r e p a r une ligne en traits mixtes 68. [§ 2 7 ]

L o r s de l'enclenchement de cet a m p l i f i c a t e u r 3 7 , le générateur d'impulsions

3 5 est excité et il f o u r n i t des impulsions qui rendent conducteur le t h y r i s t o r 1 3 . Il passe alors dans le moteur 1 0 et 1 1

un courant qui p r o v o q u e

l'établissement

d'une tension dans l a résistance de mesure 1 8 . E n conséquence, l a tension entre l'entrée 5 6 et la masse diminue. E n outre, l'intensité zr diminue, car le condensateur 3 9 se décharge r a p i d e m e n t . L ' a m p l i f i c a t e u r 3 7 est, p a r conséquent, à n o u v e a u désexcité de même que, p a r conséquent, le générateur d'impulsions 3 5 , tandis que le générateur d'impulsions 3 6 est enclenché et rend conducteur le thyristor 2 5 . A i n s i , le condensateur 26 peut se d é d i a r g e r dans les thyristors 25 et 1 3 ; l a cathode du t h y r i s t o r 1 3 est rendue, p e n d a n t une courte p é r i o d e , plus p o s i t i v e que son anode, de sorte que ce thyristor est bloqué. [§ 2 8 ]

I l ne peut m a i n t e n a n t plus passer aucun courant entre l a batterie 1 2 et le

moteur 1 0 et 1 1 , mais il passe c e p e n d a n t dans ce dernier un courant qui t r a v e r s e la diode 3 3 , comme décrit plus h a u t . C e courant diminue exponentiellement, de sorte que la tension à la résistance de mesure 1 8 diminue également et qu'il s'établit en conséquence une tension plus élevée entre l'entrée 5 6 et la masse, cette tension p r o v o q u a n t à n o u v e a u l ' e x c i t a t i o n de l ' a m p l i f i c a t e u r 3 7 et p a r conséquent

du

thyristor 1 3 . [§ 2 9 ]

L e processus décrit plus h a u t se répète de f a ç o n continue; la f r é q u e n c e

d'excitation

et de coupure et le p o u r c e n t a g e d'enclenchement «m» d u thyristor

sont alors f o n c t i o n de la d i f f é r e n c e entre la v a l e u r imposée et la v a l e u r réelle. [§ 3 1 ]

Si le moteur 1 0 et xx est f r e i n é de manière q u ' i l ne puisse plus tourner, o n

obtient un p o u r c e n t a g e d'enclenchement «m», qui est f o n c t i o n d u t y p e de construction d u m o t e u r 1 0 et x x , à s a v o i r de sa résistance interne, de son inductance et de son c o u r a n t de court-circuit. O n obtient t y p i q u e m e n t dans ce cas un p o u r c e n t a g e d'enclenchement «m» = 5 0 °/o. [§ 3 4 ]

P o u r empêcher que le condensateur 26, qui sert d ' a c c u m u l a t e u r d'energie, se

décharge partiellement p e n d a n t la période d'enclenchement du thyristor 1 3 , il est p r é v u un c o m m u t a t e u r semi-conducteur 67 sensible à la tension et qui, p e n d a n t de telles périodes d'enclenchement longues, actionne a u t o m a t i q u e m e n t le contact de dérivation

2 2 dans sa position

de f e r m e t u r e . A v a n t a g e u s e m e n t , il est réglé

de

manière à être excité d é j à p o u r un p o u r c e n t a g e d'enclenchement de 90 à 95 °/o. L e c o m m u t a t e u r 67 f e r m e alors le contacteur 66 et il o u v r e le contacteur 65.

La

f e r m e t u r e du contacteur 66 p r o v o q u e l ' e x c i t a t i o n d u relais 1 9 du contacteur-disjoncteur de d é r i v a t i o n , tandis que le contacteur 65 p r o v o q u e le branchement en série de la résistance 5 9 a v e c les résistances 5 7 et 5 8 , ce qui augmente la tension entre l'entrée 5 6 et la masse. L ' a m p l i f i c a t e u r d'impulsions de cadence 3 7 est alors i n f l u e n c é comme si la d i f f é r e n c e entre la v a l e u r imposée et la v a l e u r réelle a v a i t été m o d i f i é e . [§35]

L a résistance 5 9 est branchée en série p o u r la raison s u i v a n t e : tant que le

t h y r i s t o r 1 3 est t r a v e r s é p a r le courant destiné au moteur xo et x x , il se p r o d u i t dans ce t h y r i s t o r , p a r suite de sa résistance interne, une chute de tension comprise p a r e x e m p l e entre 1 , 2 et 1 , 5 V . M a i n t e n a n t , si le contacteur de d é r i v a t i o n 22 est enclenché, cette chute de tension dans le t h y r i s t o r 1 3 est supprimée et le courant «î» passant dans le moteur augmente d'intensité, c'est-à-dire que l a d i f f é r e n c e entre la v a l e u r imposée (obtenue au potentiomètre 42) et la v a l e u r réelle (obtenue à la

286

6.2.ι.5

resistance de mesure i8) est modifiée. Il en résulte que la tension entre l'entrée 56 et la masse diminue, ce qui provoque une désexcitation du commutateur semiconducteur 67 et une réouverture du contact de dérivation 22. Sous l'effet de l'enclenchement de la résistance 59, cette augmentation de l'intensité «¿» du courant passant dans le moteur 10 et 1 1 est compensée, c'est-à-dire que la tension entre l'entrée 56 et la masse reste pratiquement invariante lors de l'enclenchement du contact de dérivation 22. Il est par conséquent évident que la grandeur de la résistance 59 doit être choisie en fonction de la résistance interne du thyristor 13. [ § 3 8 ] L'amplificateur d'impulsions de cadence proprement dit comporte essentiellement trois transistors, à savoir un transistor 78 de type p n p et deux transistors 79 et 80 de type npn. U n transistor 81 de type npn sert d'amplificateur-inverseur, c'est-à-dire que la polarité de sa tension de sortie est inverse de celle de sa tension d'entrée. Ce transistor est relié à deux transistors 73 et 74 de t y p e npn qui commandent les générateurs d'impulsions 36 et 35. [§ 40] Le collecteur du transistor 78 est relié directement à la masse. Sa base est connectée, p a r l'intermédiaire de la combinaison-série de la résistance 38 (par exemple de 3 kohms) et du condensateur 39 (par exemple de 70 nF), avec le collecteur du transistor 80. E n outre, cette base est reliée à l'entrée 56 et, par l'intermédiaire de celle-ci et comme déjà décrit en référence à la figure 1, au réseau de résistances 53, 54, 57, 58 et 59. [§ 44] Les anodes des diodes 94 et 95 sont respectivement reliées p a r l'intermédiaire de résistances 97 et 98 avec le conducteur positif 52. L'anode de la diode 95 est, en outre, connectée à l'anode d'une diode 99 dont la cathode est reliée à la base du transistor 73 et est mise à la masse p a r l'intermédiaire d'une résistance 102, l'émetteur de ce transistor étant également mis à la masse. Le collecteur du transistor 73 est relié à l'entrée du générateur d'impulsions 35, tandis qu'il est connecté p a r l'intermédiaire d'une résistance 100 au conducteur 52. [§ 46] L'alimentation en courant du générateur d'impulsions 35 est commandée p a r un transistor Q de type npn, dont l'émetteur est mis à la masse, tandis que sa base est reliée par l'intermédiaire d'une résistance R avec le conducteur positif 52. [§ 5 ° ] O n voit que le transistor Q fonctionne comme un interrupteur qui établit ou coupe l'alimentation électrique du générateur d'impulsions 35. Si le transistor Q est conducteur, le générateur d'impulsions 35 entre en oscillation et produit dans l'enroulement de sortie 1 1 3 des impulsions qui ont, par exemple une tension de 5 V et une fréquence de 6 k H z . Ces impulsions provoquent l'amorçage du thyristor «Thyr» de façon à le rendre conducteur. [§ 53] I ' passe alors dans le transistor 78 un courant de collecteur. En conséquence, le transistor 79 est bloqué, tandis que le transistor 80 est conducteur, de sorte que son collecteur prend un potentiel qui n'est que légèrement plus positif que le potentiel de masse. Le transistor 81 est p a r conséquent bloqué et le diviseur de tension, se composant des résistances 91, 92 et 93, applique à la base du transistor 74 un potentiel positif, de sorte que ce dernier devient conducteur et maintient enclenché le générateur d'impulsions 36. Ce générateur transmet, p a r conséquent, au second thyristor 25 des impulsions d'enclenchement, tandis que le générateur d'impulsions 35 est désexcité de sorte que le thyristor 13 ne reçoit plus aucune impulsion d'amorçage. [§ 55] Cette augmentation du potentiel de collecteur est transmise p a r l'intermédiaire du couplage de réaction (résistance 38 et condensateur 39) à l'entrée 56,

287

6.2.1.5

de sorte que le transistor 78 est maintenant complètement bloqué, tandis que le transistor 79 est complètement conducteur et que le transistor 80 est complètement bloqué. En conséquence, le transitor 81 devient complètement conducteur et met en court-circuit les résistances 92 et 93, de sorte que la base du transistor 74 prend le potentiel de masse et bloque ce transistor. Le potentiel de collecteur du transistor 74 devient p a r conséquent fortement positif, de sorte que la diode 95 est bloquée, ce qui donne à la base du transistor 73 un potentiel positif, de telle sorte que le transistor 73 devienne conducteur et enclenche le générateur d'impulsions 35. C e l u i ci amorce le thyristor 13, de sorte qu'un courant peut p a r v e n i r au moteur 10 et 11 en p r o v e n a n c e de la batterie 12 et commencer à faire tourner le moteur. [§ 57]

L e courant «¿» passant dans le moteur 10 et 11 est alors réglé sur une

v a l e u r m o y e n n e dans le temps, qui est fonction du réglage de la prise 42. L a figure 5 met en évidence le processus de démarrage dans trois positions différentes, à savoir un démarrage avec un courant faible (courbe 118), un démarrage avec un courant m o y e n (courbe X19) et un démarrage avec un courant f o r t (courbe 120). Le retard à l'accroissement du courant est assuré p a r le condensateur 63. A la fin de la période de démarrage, pendant laquelle le courant total a été nécessaire, l'intensité de ce courant diminue en correspondance avec la puissance demandée au moteur 10 et 11, comme le montre la partie 121 de la courbe 120 sur la figure 5. Le moteur 10 et 11 limite ensuite lui-même sa consommation électrique en accord avec les caractéristiques des moteurs-série; le thyristor 13 est maintenant complètement conducteur. D a n s cette condition de marche, il est a v a n t a g e u x de le mettre en court-circuit p a r le contact 22, car le condensateur 26 se déchargerait après quelque temps, de sorte qu'il ne serait plus possible de bloquer le thyristor 13. [§ 78]

Si, dans un tel cas, la prise 42 est réglée sur la position de pleine charge

et si le moteur 10 et 11 ne peut cependant pas être mis en m o u v e m e n t , de sorte qu'il est pratiquement mis en court-circuit, on obtient la courbe de courant «;» représentée sur la figure 4. Si le courant dépasse l'intensité m a x i m a l e I m a x , le t h y ristor 13 est bloqué. Lorsque le courant redevient à n o u v e a u i n f e n e u r a Imax le thyristor 13 est à n o u v e a u enclenché. C e processus se répète très rapidement, p a r exemple plusieurs centaines de fois par seconde. L a fréquence obtenue est fonction, entre autres, de l'inductance, de la résistance interne et du courant de court-circuit du moteur 10 et 11. C e t t e fréquence sert de critère essentiel pour l'enclenchement du contact de dérivation 22.

Résumé L ' i n v e n t i o n s'étend notamment a u x caractéristiques ci-après et à leurs combinaisons possibles. [§ 85]

1 ° Dispositif d'entraînement, notamment pour véhicule alimenté en énergie

par une source électro-chimique de tension, ce dispositif comportant un moteur alimenté en courant, p a r l'intermédiaire d'un thyristor, la c o m m a n d e du thyristor étant assurée par une p a r t i e - c o m m a n d e qui excite et désexcite de f a ç o n continue le thyristor en f o n c t i o n d'une valeur réglée dans un appareil de commande, un contact de dérivation étant branché dans un circuit parallèle au thyristor et étant c o m m a n d é par un contacteur disjoncteur de dérivation, dispositif caractérisé par un organe d'intégration auquel est appliquée la tension de sortie de la partie-commande, la tension de cet organe d'intégration étant appliquée à un commutateur

288

6.2.1.5» 6.2.2

semi-conducteur sensible à la tension et qui commande le relais du contacteurdisjoncteur de dérivation, ce qui permet un fonctionnement sûr et correct. [§ 86]

2 ° L a partie-commande est réalisée sous forme d'un amplificateur d'im-

pulsions de cadence, dont l'entrée reçoit la différence entre une valeur imposée établie dans l'appareil de commande et une valeur réelle fonction du courant passant dans le moteur, et le commutateur semi-conducteur sensible à la tension modifie, lors de l'enclenchement du contact de dérivation, cette différence de manière qu'elle soit égale, au moins approximativement, à la valeur de cette d i f f é rence avant enclenchement du contact de dérivation.

6.2.2

Referenztext 2 (Balzac, Le cousin Pons, Anfang) (ι) Vers trois heures de l'après-midi, dans le mois d'octobre de l'année 1844, un homme âgé d'une soixantaine d'années, mais à qui tout le monde eût donné plus que cet âge, allait le long du boulevard des Italiens, le nez à la piste, les lèvres papelardes, comme un négociant qui vient de conclure une excellente affaire, ou comme un garçon content de lui-même au sortir (2) d'un boudoir. C'est à Paris la plus grande expression connue de la satis(3) faction personnelle chez l'homme. En aprecevant de loin ce vieillard, les personnes qui sont là tous les jours assises sur des chaises, livrées au plaisir d'analyser les passants, laissaient toutes poindre dans leurs physionomies ce sourire particulier aux gens de Paris, et qui dit tant de dioses ironiques, moqueuses ou compatissantes, mais qui, pour animer le visage du Parisien, blasé sur tous les spectacles possibles, exigent de hautes curiosités vivantes. (4) U n mot fera comprendre et la valeur archéologique de ce bonhomme et la (5) raison du sourire qui se répétait comme un édio dans tous les yeux. O n demandait à Hyacinthe, un acteur célèbre par ses saillies, où il faisait faire les chapeaux à la vue desquels la salle p o u f f e de rire: «Je ne les fais (6) point faire, je les garde!» répondit-il. Eh bien, il se rencontre dans le million d'acteurs qui composent la grande troupe de Paris, des Hyacinthes sans le savoir qui gardent sur eux tous les ridicules d'un temps, et qui vous apparaissent comme la personnification de toute une époque pour vous arracher une bouffée de gaieté quand vous vous promenez en dévorant quelque chagrin amer causé par la trahison d'un ex-ami. (7) En conservant dans quelques détails de sa mise une fidélité quand

même

aux modes de l'an 1806, ce passant rappelait l'Empire sans être par trop (8) caricature. Pour les observateurs, cette finesse rend ces sortes d'évocations (9) extrêmement précieuses. Mais cet ensemble de petites choses voulait l'attention analytique dont sont doués les connaisseurs en flâneries; et, pour exciter le rire à distance, le passant devait o f f r i r une de ces énormités à crever les yeux, comme on dit, et que les acteurs recherchent pour assurer (10) le succès de leurs entrées. Ce vieillard, sec et maigre, portait un spencer (11) couleur noisette sur un habit verdâtre à boutons de métal blanc! . . . U n homme en spencer, en 1844, c'est, voyez-vous, comme si N a p o l é o n eût daigné ressusciter pour deux heures. (12) Le spencer fut inventé, comme son nom l'indique, par un lord sans doute (13) vain de sa jolie taille. A v a n t la paix d'Amiens, cet Anglais avait résolu le problème de couvrir le buste sans assommer le corps par le poids de

6.2.2

289 cet a f f r e u x carrick qui f i n i t a u j o u r d ' h u i sur le dos des v i e u x cochers d e

(14) f i a c r e ; mais c o m m e les fines tailles sont en m i n o r i t é , l a m o d e d u spencer (15) p o u r h o m m e n'eut en F r a n c e q u ' u n succès passager, q u o i q u e ce f û t une i n v e n t i o n anglaise. A la v u e d u spencer, les gens de q u a r a n t e à c i n q u a n t e ans r e v ê t a i e n t p a r l a pensée ce monsieur de bottes à revers, d'une culotte de casimir

vert-pistache

à noeud

de rubans, et se r e v o y a i e n t

dans

le

(16) costume de leur jeunesse! Les vieilles f e m m e s se r e m é m o r a i e n t leurs c o n quêtes! Q u a n t a u x jeunes gens, ils se d e m a n d a i e n t p o u r q u o i ce vieil A l c i (18) b i a d e a v a i t c o u p é la queue à son p a l e t o t . T o u t c o n c o r d a i t si bien à ce spencer que v o u s n'eussiez p a s hésité à n o m m e r ce passant un h o m m e (19) E m p i r e , c o m m e on dit u n m e u b l e - E m p i r e ; mais il ne s y m b o l i s a i t l ' E m p i r e q u e p o u r c e u x à qui cette m a g n i f i q u e et grandiose é p o q u e est connue, au (20) m o i n s de visu;

c a r il e x i g e a i t une certaine f i d é l i t é de souvenirs q u a n t a u x

(21) m o d e s . L ' E m p i r e est d é j à si loin de nous, que tout le m o n d e ne peut p a s se le f i g u r e r dans sa réalité g a l l o - g r e c q u e . (22) L e chapeau mis en arrière d é c o u v r a i t presque t o u t le f r o n t a v e c

cette

espèce de crânerie p a r l a q u e l l e les a d m i n i s t r a t e u r s et les pékins essayèrent (23) alors

de r é p o n d r e

à celle

des militaires.

C'était

d'ailleurs

un

horrible

chapeau de soie à q u a t o r z e f r a n c s , a u x b o r d s intérieurs d u q u e l de hautes et larges oreilles i m p r i m a i e n t des marques blanchâtres, v a i n e m e n t

com-

(24) battues p a r la brosse. L e tissu de soie m a l a p p l i q u é , c o m m e toujours, sur le c a r t o n de la f o r m e , se plissait en quelques endroits, et semblait être a t t a q u é de la lèpre, en d é p i t de l a m a i n qui le p a n s a i t tous les matins. (25) Sous ce chapeau, qui paraissait près de t o m b e r ,

s'étendait

une de

ces

f i g u r e s f a l o t e s et d r o l a t i q u e s c o m m e les C h i n o i s seuls en s a v e n t i n v e n t e r (26) p o u r leurs m a g o t s . C e v a s t e v i s a g e percé c o m m e une écumoire, o ù les trous p r o d u i s a i e n t

des ombres, et r e f o u i l l é c o m m e

un m a s q u e

romain,

(27) d é m e n t a i t toutes les lois de l ' a n a t o m i e . L e r e g a r d n ' y sentait p o i n t (28) charpente. L à o ù le dessin v o u l a i t des os, l a chair o f f r a i t des

de

méplats

g é l a t i n e u x , et l à o ù les f i g u r e s présentent o r d i n a i r e m e n t des c r e u x , celle-là (29) se c o n t o u r n a i t en bosses flasques. C e t t e f a c e grotesque, écrasée en f o r m e de p o t i r o n , attristée p a r des y e u x gris surmontés de d e u x lignes rouges au lieu de sourcils, était c o m m a n d é e

p a r u n n e z à la D o n

Quichotte,

(30) c o m m e une p l a i n e est d o m i n é e p a r un b l o c e r r a t i q u e . C e n e z

exprime,

ainsi que C e r v a n t e s a v a i t dû le r e m a r q u e r , une disposition n a t i v e à ce (31) d é v o u e m e n t a u x grandes choses qui dégénère en duperie. C e t t e

laideur,

(31 a) poussée t o u t au c o m i q u e , n ' e x c i t a i t c e p e n d a n t p o i n t le rire. L a m é l a n c o lie

excessive

qui

débordait

par

les y e u x

pâles

de

ce p a u v r e

homme

(32) atteignait le m o q u e u r et lui g l a ç a i t la plaisanterie sur les lèvres. O n p e n sait aussitôt que la nature a v a i t interdit à ce b o n h o m m e d ' e x p r i m e r

la

(33) tendresse, sous peine de f a i r e rire une f e m m e o u de l ' a f f l i g e r . L e Français se t a i t d e v a n t ce m a l h e u r , qui lui p a r a î t le plus cruel de tous les m a l h e u r s : ne p o u v o i r p l a i r e ! (34) C e t h o m m e si disgracié p a r la n a t u r e était mis c o m m e le sont les p a u v r e s de l a b o n n e c o m p a g n i e , à qui les riches essaient assez s o u v e n t de

res-

(35) sembler. Il p o r t a i t des souliers cachés p a r des guêtres, faites sur le m o d è l e de celles de la g a r d e i m p é r i a l e , et qui lui p e r m e t t a i e n t sans doute

de

(36) g a r d e r les mêmes chaussettes p e n d a n t un c e r t a i n temps. S o n p a n t a l o n en

6.2.2

290

drap noir présentait des reflets rougeâtres, et sur les plis des lignes blanches ou luisantes qui, non moins que la façon, assignaient à trois ans (37) la date de l'acquisition. L'ampleur de ce vêtement déguisait assez mal une maigreur provenue plutôt de la constitution que d'un régime pytha(38) goricien; car le bonhomme, doué d'une bouche sensuelle à lèvres lippues, (39) montrait en souriant des dents blanches dignes d'un requin. Le gilet à châle, également en drap noir, mais doublé d'un gilet blanc sous lequel brillait en troisième ligne le bord d'un tricot rouge, vous remettait en (40) mémoire les cinq gilets de Garat. Une énorme cravate en mousseline blanche dont le nœud prétentieux avait été cherché par un Beau pour charmer les femmes charmantes de 1809, dépassait si bien le menton que la (41) figure semblait s'y plonger comme dans un abîme. U n cordon de soie tressée, jouant les cheveux, traversait la chemise et protégeait la montre (42) contre un vol impróbale. L'habit verdâtre, d'une propreté remarquable, (43) comptait quelque trois ans de plus que les pantalons; mais le collet en velours noir et les boutons en métal blanc récemment renouvelés trahissaient les soins domestiques poussés jusqu'à la minutie. (44) Cette manière de retenir le chapeau par l'occiput, le triple gilet, l'immense cravate où plongeait le menton, les guêtres, les boutons de métal sur l'habit verdâtre, tous ces vestiges des modes impériales s'harmonisaient aux parfums arriérés de la coquetterie des Incroyables, à je ne sais quoi de menu dans les plis, de correct et de sec dans l'ensemble, qui sentait l'école (45) de D a v i d , qui rappelait les meubles grêles de Jacob. O n

reconnaissait

d'ailleurs à la première vue un homme bien élevé en proie à quelque vice secret, ou l'un de ces petits rentiers dont toutes les dépenses sont si nettement déterminées par la médiocrité du revenu, qu'une vitre cassée, un habit déchiré, ou la peste philanthropique d'une quête, suppriment leurs (46) menus plaisirs pendant un mois. Si vous eussiez été là, vous vous seriez demandé pourquoi le sourire animait cette figure grotesque dont l'expression habituelle devait être triste et froide, comme celle de tous ceux qui luttent obscurément pour obtenir les triviales nécessités de l'existence. (47) Mais en remarquant la précaution maternelle avec laquelle ce vieillard singulier tenait de sa main droite un objet évidemment précieux, sous les deux basques gauches de son double habit, pour le garantir des chocs imprévus; en lui v o y a n t

surtout l'air

affairé que prennent les oisifs

chargés d'une commission vous l'auriez soupçonné d'avoir trouvé quelque chose d'équivalent au bichon d'une marquise et de l'apporter triomphalement, avec la galanterie empressée d'un homme-Empire, à la charmante femme de soixante ans qui n'a pas encore su renoncer à la visite journalière (48) de son attentif.

Paris est la seule ville au monde où vous rencontriez de

pareils spectacles, qui font de ses boulevards un drame continu joué gratis par les Français, au profit de l'Art. (49) D'après le galbe de cet homme osseux, et malgré son hardi spencer, vous l'eussiez difficilement classé parmi les artistes parisiens, nature de convention dont le privilège, assez semblable à celui du gamin de Paris, est de réveiller dans les imaginations bourgeoises les jovialités les plus miro(50) bolantes, puisqu'on a remis en honneur ce vieux mot drolatique. C e passant était pourtant un grand prix, l'auteur de la première cantate cou-

6.2.2

291 ronnée à l'Institut, lors du rétablissement de l'Académie de R o m e , enfin M . S y l v a i n Pons! . . . l'auteur de célèbres romances roucoulées p a r nos mères, de deux ou trois opéras joués en 1 8 1 5 et 1 8 1 6 , puis de quelques

(51) partitions inédites. C e digne homme finissait chef d'orchestre à un théâtre (52) des boulevards. Il était, grâce à sa figure, professeur dans quelques pensionnats de demoiselles, et n'avait pas d'autres revenus que ses appointe( 5 3 , 5 4 ) ments et ses cachets. Courir le cachet à cet âge! . . . Combien de mystères dans cette situation peu romanesque!

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NAMENREGISTER Wenn N a m e n solche von Autoren von Textbeispielen sind, ist das jeweilige V o r kommen nicht im Register verzeichnet, »f.« bedeutet: 'und die folgende Seite', »ff.« bedeutet: 'und die beiden folgenden Seiten'.

Admoni, Wladimir 242, 292 A l l a n , Keith 99, 292 A p e l , K a r l - O t t o 301 Apollonios Dyskolos 2, 6f., 1 2 , 1 6 , 2 i f . , 27, 30, 6 i f . , 64, 72, 96, 135, 1 5 1 , 154, 174, 183^, 212, 2l8f., 222Í., 234, 243, 293 Aristoteles 2, 49, 6of., 90, 1 1 2 , 137, 183^, 212, 214, 2 i 6 f . , 242f., 245 Arnauld, Antoine und Lancelot, Claude 40, 48, 66f., 69, 292 Arrivé, Michel 242, 292, 296 Bach, Emmon 40, 9 7 , 1 0 2 , 125, 292, 295 Bally, Charles 3 7 , 1 8 5 , 1 9 1 , 292, 295 Bar, Francis 118, 292 Baumann, Hans-Heinrich 23, 292 Baumgärtner, Klaus 2öf., 242, 292 Behaghel, O t t o 45, 292 Behrens, Dietrich: siehe Schwan/Behrens Bellert, Irena 72, 8 5 , 1 3 5 , 1 5 6 , 236, 292 Benveniste, Émile 70, 9 1 , 1 0 2 , 1 1 0 , i43f., 151.173.2.92 Bierwisch, Manfred 97, 293 Blanche-Benveniste, Ciaire 296 Blinkenberg, Andreas 46, 96, 98, 135, 293 Bloomfield, Leonard 1, 6f., 1 2 , 1 6 , 2 i f f . , 25-28, 3of., 45, 47, 64, 92, 242, 293 Bonola, Roberto 2, 293 Bork, Hans Dieter 4 , 1 9 8 Brekle, Herbert Ernst 64, 1 1 1 , 225f., 242,293 Brinkmann, Hennig 15, 29, 242, 293 Bröcker, Walter 1, 242, 293 Bröcker, Walter und Lohmann, Johannes 242, 293 Brunot, Ferdinand 184, 292

Bühler, K a r l 1, 2, 5, 30, 61, 64, 68, 72, I 7 7 , 2X2f., 235, 293 Bull, William E. 79, 245, 293, 299 Buridan, Jean 239 Buttmann, Alexander 61, 293 Calogero, Guido 9 1 , 1 1 2 , 293f. Calvert, Robert 209, 294 Carlsson, Lennart 3 7 , 1 6 9 , 225, 294 Carnap, Rudolf 242, 294 Carroll, Lewis I92f., 237 Chevalier, Jean-Claude 38, 68, 243, 294, 296 C h o m s k y , N o a m 1 5 2 , 1 6 9 , 294 Christophersen, Paul 45, 47, 294 Clemens von Alexandria 237 Clément, Danièle 122, 294 C o o k , Walter A . 5, 242, 294 Coseriu, Eugenio 1 1 , 45, 47, 73, 86, 127, 146, 155, 164, i 7 o f . , 179, i84f., 187, 246, 294 Crymes, Ruth 15, 21, 9 2 , 1 6 1 , 294 Curtius, Ernst-Robert 177, 294 Damourette, Jacques und Pichón, Edouard 64, 131, 169, 172, I75f., 189, 225, 294 Dausendschön, Ulrich 59 D a u z a t , Albert 184 Diels, Hermann und K r a n z , Walther 23 7f. D i k , Simon C . 4 , 1 8 , 294 Dionys von Halikarnass 243 Dionysios T h r a x 6x, 162 D o v e r , K . J . 87, 294 Dressler, W o l f g a n g 71, 86, 294 Dubois, Jean 15, 38, 4 6 , 1 6 9 , 243, 294 Duelos, Charles-Pinot 40, 67^, 295

3°7 Ducrot, Oswald 72, 74, 89, 295 Duden-Grammatik 1 8 1 Dumarsais, César Chesneau, Sieur 67 Ebeling, C. L. 5, 25, 36, 295 Ebert, Karen 93 Elwert, W. Theodor 169, 303 Epimenides 238 Erben, Johannes 96, 223, 242, 295 Eskénazi, André 226, 295 Euklid 1 , 2 , 1 9 3 Fey, Dorothy 178, 295 Fillmore, Charles J . 1 5 , 67, 9 9 , 1 1 1 , 242, 295 Firbas, J a n 64, 295 Fleischer, W. 179, 295 Forchheimer, Paul 1 5 1 , 1 8 3 , 2 9 5 Frappier, Jean 1 7 3 , 295 Frege, Gottlob ι , 295 Frei, Henri 1 , 245, 295 Frey, Gerhard 105, 295 Gamillscheg, Ernst 46Í., 49ff., 53, 69, 7 2 , 1 3 1 , 1 4 7 , 1 7 2 , 1 8 8 , 224, 295 Gardiner, Sir Alan 1 6 4 , 1 8 0 , i84f., 295 Gauss, Karl-Friedrich 1 Gentzen, Gerhard 76, 296 Gili y Gaya, Samuel 6 4 , 1 6 9 , 296 Girault-Duvivier, Charles-Pierre 67,299 Glatigny, Michel 37 Gleason, Jr., H . A. 25, 30, 42, 45, 296 Glinz, Hans 5, 243, 296 Göbel, Gerhard 234, 296 Godei, Kurt 1 , 239^, 296 Gorgias 1 1 2 , 1 6 7 Gougenheim, Georges 1 5 4 , 1 9 8 , 296 Graham, A. C. 1 1 3 , 2 9 6 Grammaire Larousse 1 5 , 38, 53, 67, 69, 1 2 9 , 1 4 1 , 296 Graur, Alexandra i48f., 296, 299 Greenberg, Joseph H . 37, 65, 1 3 2 , 183, 296 Greimas, Algirdas-Julien 3, 2 2 1 , 2 3 1 , 296 Grevisse, Maurice 1 5 , 38, 5 1 - 5 4 , 56, 67, 6 9 , 1 4 1 , 1 5 1 , 243, 296 Groot, A. W. de 143 Gülich, Elisabeth 3f., 243, 296 Guiraud, Pierre 173Í., 218, 296 Guillaume, Gustave 91, 243 Hall, Jr., Robert Α. 225, 296 Halliday, Michael Alexander Kirkwood 5. 296

Hamburger, Käte 236, 296 Harms, Robert T. 292, 295 Harris, Zellig S. 4 1 Hartmann, Peter i f f . , 5 , 1 5 , 25, 3of., 44, 49, 79, 1 1 0 , 1 5 5 , 1 7 1 , 184, 2 1 1 , 238, 296f. Harweg, Roland 3, 22Í., 29Í., 40, 70, 93, 1 3 7 , 144, i5of., 1 5 5 , 1 6 1 , 166, 168, 193, 204, 2 1 3 , 226, 229f., 234, 292, 297 Hausenblas, Karel 64, 297 Heger, Klaus 2, 4Í., 1 5 , 2 5 f f . , 29, 3 1 , 46, 52 91 ,7 61, 156, 198, 2 1 2 , 226, 242f., 245, Heidolph, Karl-Erich 85Í., 297 Heinimann, Siegfried 49, 63^, 297 Helbig, Gerhard und Schenkel, Wolfgang 97, i 5 5 f . , 242, 297 Heringer, Hans-Jürgen 242, 297 Heyting, Α. η6 Hilbert, David 76, 239 Hilty, Gerold 96, 233^, 297 Hiorth, Finngeir 2, 243, 297 Hiz, Henry 1 1 5 , i 5 2 f . , 236, 297 Hjelmslev, Louis 185, 297 Hochberg, Herbert 183 Hockett, Charles 98, 297 Höfler, Manfred 178, 297 Höhn, E. Otto 86 Hoffmann, Dietmar 47, 5 2 , 1 3 0 , 298 Hoffmann, Karl 83Í., 298 Hofmann, Johann Baptist 198 Hübner, Hans 169 Ihwe, Jens 298 Imbs, Paul 82f., 9 1 , 1 9 8 Isacenko, Alexander V. 9, 298 Isenberg, Horst 2, 24, 2 1 2 , 298 Jespersen, Otto 45, 47, 54, 67, 73, 1 1 7 , 1 2 1 , 1 2 5 , 243, 298 Jolies, André 7, 208, 298 Kalik-Teljatnicova, A. 234, 298 Kamlah, Wilhelm 1 5 , 298 Kamlah, Wilhelm und Lorenzen, Paul 1 5 , 72ff., 77,99, i04f., i 6 7 f . , 1 8 1 , 233, 298 Kany, Charles E. i68f., 298 Kapp, Ernst 183, 298 Karttunen, Lauri 1 5 2 , 1 6 5 , 1 9 4 , 298 Kazazis, Kostas 1 1 3 , 298 Keil, Friedrich 214, 298 Klein, Hans Wilhelm 1 7 5 Klein, Peter Jürgen 1 7 4

3O8 Klein, Hans Wilhelm und Strohmeyer, Fritz 53Í., 298 Klum, Arne 7 9 , 1 9 4 , 298, 299 Kotarbióski, Tadeusz 240 K r a f t , Werner 1 9 1 K r á m s k y , J i r i 22, 299 Kraus, K a r l 1 9 1 Kummer, Werner 93 Kurylowicz, Jerzy 1 5 , 5 1 , 55, 143, 156, 1 7 9 , 299

Ladas, Stephen P . 1 7 8 , 299 L a k o f f , George 64, 67, 236, 299 Lancelot, Claude: siehe Arnauld, Antoine Larochette, J o ë 245 Lecoy, Félix 1 7 2 , 225 Leibniz, Gottfried Wilhelm 1 6 4 Leumann, Manu 198 Levitt, Jesse 67, 299 Leys, Odo 1 7 9 , 299 Lindquist, A x e l 43, 299 Lobatschewski, Nikolai I. 1 Lohmann, Johannes 1 4 8 , 24off., 299; siehe auch Bröcker/Lohmann Longacre, Robert E. 5 Lorenzen, P a u l : siehe Kamlah/Lorenzen Lorian, Alexandre 1 5 4 , 299 Lukasiewicz, J a n 239 Lyons, John 45, 67, 99, 299 Maneca, Constant 225, 299 Martin, Robert 243, 300 Martinet, André 5, 242, 300 M a r t y , Anton 28, 300 Mathesius, Vilém 3, 3 1 , 6 4 , 1 6 6 Mauch, Ulrich 87, 95Í., 9 8 , 1 9 1 , 300 Melissos 1 1 2 Menne, Albert i i , 7 6 , 1 0 5 , 300 Migliorini, Bruno 1 7 7 f . , 300 Mill, John Stuart I 7 9 f . Misra, V i d y a N i w a s 2 4 2 , 3 0 0 Mitterand, Henri 243, 300 Mok, Q . I . M. 4 6 , 3 0 0 Mötsch, Wolfgang 1 0 2 , 300 Nickel, Gerhard 6 4 , 1 1 9 , 1 5 0 , 300 N i d a , Eugene A . 25, 2 8 , 3 0 0 Norden, Euduard 8 4 , 1 7 5 , 300 Olsen, H e d v i g : siehe Sandfeld/Olsen Palek, Bohumil 3 , 6 4 , 3 0 0 Panini 242 Pappos 1

Parmenides 1 1 2 , 1 3 5 Pascu, N . 168, 300 Paulhan, Jean 1 8 5 , 206, 300 Pauphilet, A . 1 7 3 , 300 Peirce, Charles Sanders 238f., 300f. Perry, Ben E d w i n 206, 3 0 1 Peytard, Jean 296 Pickett, Velma 5 , 3 0 1 Pike, Kenneth L . 5 , 22, 243, 30X Pilch, Herbert 2 9 , 3 0 1 Pinchón, Jacques 1 4 1 , 1 5 1 , 1 7 7 , 3 0 1 Pittman, R . S. 3 1 , 3 0 1 Piaton 1 , 1 9 2 Pollak, Wolfgang 2 3 4 , 3 0 1 Porphyrios 1 0 4 Porzig, Walter 1 8 2 , 1 9 5 , 207f., 2 1 1 , 3 0 1 Postal, Paul 3of., 3 0 1 Pottier, Bernard 5, 1 5 , 25, 29, 56, 6yf., 194. 243. 3 0 1 Praninskas, Jean 1 7 8 , 3 0 1 Prantl, Carl 239 Priscian 61, 6 4 , 1 3 5

Puçcariu, Sextil 1 4 9 Quine, Willard v a n Orman 76f., 1 0 5 , 183,301

Raether, Martin 1 5 , 198, 302 Raible, Wolfgang 52, 97^, 1 3 5 , 1 6 6 , 1 6 9 , 1 7 8 , 1 9 1 , 200, 205, 2 1 2 , 302

Reichenbach, Hans 77, 242, 302 R e v z i n , I. I. 25, 302 Rheinfelder, Hans 1 8 1 , 302 Riemann, Bernhard 1 , 302 Rivetti Barbò, Francesca 238f., 302 Robinson, Richard 1 0 6 , 302 R o h l f s , Gerhard: siehe Vortzsch/Rohlfs Rohrer, Christian 68, 1 1 1 , 1 2 1 , 1 2 5 , I52ff., 157Í., 225,302

Rootselaar, B. v a n 299 Rosenbaum, Peter S. 67 Rosenberg, Samuel N . 97, 302 Rothe, Arnold 2 1 0 , 302 Rothe, Wolfgang 1 9 , 46, 9 1 , 1 0 2 , 1 5 6 , 227, 302

Russell, Bertrand 76, 164, 1 8 3 , 1 8 4 , 1 8 7 , 238

R u w e t , Nicolas 1 5 , 3 1 , 1 5 2 , 242, 303 Saarnio, Uuno 1 1 , 303 Sanctius 96 Sandfeld, K r . und Olsen, H e d v i g 45, 1 2 1 , 1 3 3 ff., 1 4 1 , 1 4 5 , 1 4 7 , 1 6 9 , 303

309 Sauer, Carl Marquard und Elwert, W. Theodor 169,303 Schenkel, Wolfgang: siehe Helbig/Sdienkel Schmidt, Siegfried J . 15, 303 Schossig, Alfred 173, 303 Schwan, Eduard und Behrens, Dietrich 147, 225, 303 Seiler, Hansjakob 5, 27, 3 1 , 36, 41, 9of., 96, io2f., 1 1 2 , 125, 135, 227, 229, 245, 303 Sextus Empiricus 167 Skalicka, Vladimir 64, 72, 303 Sloat, Clarence 169^, 303 Smith, Carlota S. 79, 86, 102, 1 1 5 , 125, 303 Serensen, Holger Steen 28, 86, 170, 303 Spinoza, Baruch 135 Spitzer, Leo 1 7 7 , 1 9 1 Stefanini, Jean 98 Steger, Hugo 292, 303 Steinitz, Renate 152, 303 Steinitz, Wolfgang 298 Stempel, Wolf-Dieter 120,173, 304 Stépanoff, Georges 47, 49, 53,55, 304 Stephany, Ursula 37, 122, 304 Strunk, Klaus 245^, 304 Suchier, W. 69 Sutherland, Robert D. 193,237,304 Svennung, Josef 224, 304

Thesleff, Holger 10, 304 Thompson, Stith 207 Thümmel, Wolf 28,122, 294 304 Tobler, Adolf 198, 304 Tollemache, F. 225, 304 Tóth, Imre 2,304 Trubetzkoy, Ν. S. 41

Tarski, Alfred 1 , 1 0 5 , 239^, 304 Tesnière, Lucien 8, 26f., 5 1 , 9 4 , 1 9 1 , 1 9 8 , 242, 304

Zenon 1 1 2 Ziegler, Konrat 192, 305 Zindel, René 116, 305

Vachek, Josef 3, 64, 304 Vater, Heinz 40, 45, 54, 73, 292, 304 Vaugelas, Claude Favre de 66, 68, 70, 79, 9 0 , 1 x 0 , 1 1 9 , 1 2 7 , 1 5 t , 172 Vendryes, J . 5 Verhaar, John W. M. 296, 298 Voretzsch, Karl und Rohlfs, Gerhard 225,304 Weinrich, Harald 4, 9, 18, 44, 49f., 53, 58, 83,108, n o , i i 6 f . , i2of., 1 2 6 , 1 3 5 , 1 7 3 , 1 8 5 , 214, 235f., 242, 245,304f. Wells, Rulon S. 3 1 , 74, 305 Wittgenstein, Ludwig 74 Woodling, George V. 209, 305 Wunderli, Peter 91, 305

Yngve, Victor H. 28 Yvon, Henri i73ff., 218, 305