Reframing der Bedürfnisse: Psychische Neuroimplantate [1. Aufl.] 978-3-662-58264-0;978-3-662-58265-7

Dieses Buch richtet sich mit einem neuartigen Ansatz zur Persönlichkeitsentwicklung auf der Basis der Hirnforschung an d

515 114 6MB

German Pages XI, 272 [280] Year 2019

Report DMCA / Copyright

DOWNLOAD FILE

Polecaj historie

Reframing der Bedürfnisse: Psychische Neuroimplantate [1. Aufl.]
 978-3-662-58264-0;978-3-662-58265-7

Table of contents :
Front Matter ....Pages I-XI
Homöostase: Wohlbefinden, Zufriedenheit, psychische Gesundheit (Hans J. Markowitsch, Margit M. Schreier)....Pages 1-50
Der „kraftvolle Mensch“ (Hans J. Markowitsch, Margit M. Schreier)....Pages 51-127
Was wirkt, um Wohlbefinden zu erreichen? (Hans J. Markowitsch, Margit M. Schreier)....Pages 129-148
Neuropsychologie der Bedürfnisse (Hans J. Markowitsch, Margit M. Schreier)....Pages 149-192
Elektronische Medien, Internet, World Wide Web in den Neurowissenschaften und im Alltag (Hans J. Markowitsch, Margit M. Schreier)....Pages 193-203
Psychische Neuroimplantate – Wie kann Lebensverbesserung im Gehirn tatsächlich wirksam werden? (Hans J. Markowitsch, Margit M. Schreier)....Pages 205-254
Der Mensch zwischen Erinnerung und Bedürfnis (Hans J. Markowitsch, Margit M. Schreier)....Pages 255-265
Back Matter ....Pages 267-272

Citation preview

Hans J. Markowitsch Margit M. Schreier

Reframing der Bedürfnisse Psychische Neuroimplantate

Reframing der Bedürfnisse

Hans J. Markowitsch  •  Margit M. Schreier

Reframing der Bedürfnisse Psychische Neuroimplantate Mit 48 Abbildungen

Hans J. Markowitsch Baden-Baden, Deutschland

Margit M. Schreier Stuttgart, Deutschland

ISBN 978-3-662-58264-0    ISBN 978-3-662-58265-7  (eBook) https://doi.org/10.1007/978-3-662-58265-7 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Springer

© Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2019 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von allgemein beschreibenden Bezeichnungen, Marken, Unternehmensnamen etc. in diesem Werk bedeutet nicht, dass diese frei durch jedermann benutzt werden dürfen. Die Berechtigung zur Benutzung unterliegt, auch ohne gesonderten Hinweis hierzu, den Regeln des Markenrechts. Die Rechte des jeweiligen Zeicheninhabers sind zu beachten. Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informationen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag, noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Der Verlag bleibt im Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutionsadressen neutral. Umschlaggestaltung: deblik Berlin Fotonachweis Umschlag: © Photostudio/istockphoto.com Zeichnungen: Christine Goerigk, Ludwigshafen Springer ist ein Imprint der eingetragenen Gesellschaft Springer-Verlag GmbH, DE und ist ein Teil von Springer Nature. Die Anschrift der Gesellschaft ist: Heidelberger Platz 3, 14197 Berlin, Germany

Geleitwort

Dieses Buch stellt in mehrfacher Hinsicht eine Überraschung dar, die schon mit dem Buchtitel beginnt. Neuroimplantate werden gewöhnlich zuerst einmal als technische Hilfsmittel verstanden, die (defizitäre) Funktionen verbessern sollen und mit einem operativen Eingriff verbunden sind. Diese Form von Implantaten ist hier allerdings nicht gemeint, sondern es geht um mentale Interventionen. Bedürfnisse sollen durch Imagination, durch Vorstellungsverwirklichung befriedigt oder gestillt werden. Bevor man aber zu dieser Thematik vordringt, wird von den Autoren vorgestellt, was im Zentrum menschlichen Daseins steht oder stehen sollte – eine Balance seiner Wünsche und Möglichkeiten zu erreichen, als Homöostase bezeichnet. Die Autoren definieren diesen Term aus neurowissenschaftlicher Sicht – wie überhaupt der Buchinhalt sich stark an neurowissenschaftlichen Grundlagen und Erkenntnissen orientiert. Hierin liegt sicher eine Stärke der Argumentation, die kenntnisreich und vielfältig ausgespielt wird. Das Buch ist aber keineswegs rein „hirnorientiert“; es bezieht vielfältige Aspekte und Gesichtspunkte insbesondere auch aus der Entwicklungs- und Sozialpsychologie mit ein und argumentiert immer integrativ. Der Mensch wird auch von seiner geschlechtlichen Seite her betrachtet sowie hinsichtlich des Wechselspiels von Emotion und Kognition. Überhaupt zieht sich eine bio-psycho-soziale Sichtweise durch das ganze Buch. Dadurch werden Sichtweisen aus Natur-, Geistes- und Sozialwissenschaften wechselseitig angesprochen und verbunden.

V

VI Geleitwort

Gemäss der Natur der zentralen Thematik wird der Bereich von Fehlerinnerungen und Erinnerungsvorstellungen detailliert dargestellt, aber auch auf Entwicklungen der Digitalisierung wie digitales Lernen abgehoben. Weitere Spielarten von Gedächtnismanipulationen und Erinnerungsveränderungen werden ebenfalls angesprochen und in ihren Konsequenzen für menschliches Verhalten im sozialen Kontext beleuchtet. Auch die Hirnebene kommt in diesem Zusammenhang nicht zu kurz, insbesondere, wenn bei der Erörterung von Gedächtnisphänomenen wie Intrusionen und Konfabulationen auf die Epoche der Psychochirurgie, ihrer historischen Bewertung und ihrer Bedeutung im gegenwärtigen Kontext der Gedächtnisforschung rekurriert wird. Auf die vielfältigen Grundbedürfnisse, deren Umsetzung eine homöostatische Selbstverwirklichung möglich macht, wird ausführlich und untermauert durch Erkenntnisse der Hirnforschung Bezug genommen. Die Wichtigkeit elektronischer Medien in der heutigen Zeit wird kritisch und intensiv diskutiert, bevor dann in den letzten Buchkapiteln konkret auf Anwendungsaspekte von Neuroimplantaten zur Erfüllung von Grundbedürfnissen eingegangen wird. Mir als Neurowissenschaftler mit interkulturellem und interdisziplinärem Hintergrund hat die Lektüre dieses Buches sehr viel Spass gemacht, aber auch eine Reihe bedeutender Erkenntnisgewinne gebracht. Ich wünsche dem Werk eine weite Verbreitung – die Lektüre ist mit Sicherheit lohnend und ausser­ ordentlich gewinnbringend. Professor Dr. Pasquale Calabrese Behavioral Neurology & Neuropsychology, Universität Basel

Vorwort

Ein Buch mit dem Titel Psychische Neuroimplantate – ein Weg zur Bedürfnisstillung klingt sicher erst einmal ungewöhnlich (und macht hoffentlich auch neugierig). Wir beschreiten mit diesem Thema einen neuartigen Zugang, Menschen mit Hilfe wissenschaftlich begründeter Methoden Hilfestellung für eine Lebensoptimierung zu liefern. Urheberin von Ausdruck und Methode der Psychischen Neuroimplantate ist die weibliche der beiden Autoren. Neuroimplantate werden dabei nicht im konventionellen Sinne als körperlich eingepflanzte Chips verstanden (die einem z. B. die chinesische Sprache als Konversationshilfe liefern; s. auch Le Friec et al., 20171 und die Diskussion des Ethikrates zu Neuroimplantaten2 – dort auch verstanden als „technische Geräte, die in das Gehirn des Menschen oder in andere Körperbereiche eingesetzt werden“), sondern als psychisch selbstinduzierte Hilfestellungen, sein Leben optimal in den Griff zu bekommen oder zu gestalten. Insofern vertreten wir – die Autoren – natürlich eine positive Einstellung zu dieser Methodik. Trotzdem verweisen wir in Kap.  6 auf Gefahren und ethische Gesichtspunkte von Implantaten. Die angebotenen Wege zur Lebensperfektion sollen selbst gewählt und selbstverantwortlich beschritten werden, d. h. es geht nicht um eine zwanghafte Gehirnwäsche, nicht um Gedankenmanipulation oder Gedankenlöschung und nicht um Persönlichkeitsveränderung, sondern rein um selbstbestimmte Bewusstseinserweiterung, da, wo es dem Individuum aufgrund eigener Wahl und Einsicht nötig oder hilfreich erscheint. 1  Le Friec, A., Salabert, A. S., Davoust, C., Demain, B., Vieu, C., Vaysse, L., Payoux, P., & Loubinoux, I. (2017). Enhancing plasticity of the central nervous system: Drugs, stem cell therapy, and neuro-implants. Neural Plasticity, Art. ID 2545736. https://doi.org/10.1155/2017/2545736 2  http://www.ethikrat.org/dateien/pdf/infobrief-01-06.pdf

VII

VIII Vorwort

Es wird dabei davon ausgegangen, dass Menschen ein Bedürfnis verspüren, sich in Lebensbereichen zu verbessern und weiter zu entwickeln, in denen sie bislang mit Problemen zu kämpfen hatten oder an Minderwertigkeitskomplexen litten. Der Buchinhalt stellt aber keine Handlungsanleitung dar, sondern zeigt auf, was die Hirnforschung bislang erreicht hat, um Menschen ein Gefühl der persönlichen Balance (Homöostase) zu ermöglichen und sie kraftvoll durchs Leben schreiten lässt. Es wird dabei auf ganz unterschiedliche Lebensbereiche eingegangen  – von Liebe bis Wohlstand. Auch werden Erinnerungen und Fehlerinnerungen ausführlich besprochen, da der Mensch durch seine Erinnerungen lebt, von ihnen zehrt – im Guten wie im Schlechten – und Erinnerungen nutzt, sein zukünftiges Leben zu gestalten. Dass Erinnerungen dabei immer subjektiv und fehleranfällig sind, liegt in der Natur des Menschen und hat evolutionär betrachtet Überlebensvorteile. Auch diese werden herausgestrichen. Dabei wird dem Vergleich menschlicher und digitaler, (Internet-)mediengestützter, Informationsverarbeitung ein eigenes Kapitel gewidmet. Dies deswegen, weil das Internet und digitale Medien heutzutage unser Leben zwangsläufig zunehmend bestimmen und wir uns diesen Herausforderungen stellen müssen. Dies in einer Weise, die Menschen eine selbstbestimmte Lebensführung und Lebensgestaltung ermöglicht, d. h. dass digitale Medien sich dem menschlichen Willen und den menschlichen Bedürfnissen unterordnen müssen. Sie sollen gebraucht und genutzt werden, aber nicht den Menschen bestimmen. Sie sollen Hilfestellung sein und Anregung zugleich, das Leben mittels Szenarien zu konkretisieren und zu manifestieren und es in ein reales, glückliches Leben hineinzuführen. Ein Beispiel hierzu ist die App „NIKU“ (Neuro-Implanted Knowledge Usability), die in ihrer Anwendung Ideen zur Bedürfnisstillung diverser Bereiche anregt, persönliche Lebenserfüllung manifestiert und sich danach entbehrlich macht. Angeregte und aktivierte synaptische Verbindungen kreieren ein zufriedenstellendes reales Leben. Die digitale Anwendung bietet eine Hilfestellung, indem sie das Erreichen einer persönlichen Lebenserfüllung und Bedürfnisstillung fördert und durch eine Vielzahl von Angeboten in das reale Leben hineinführt. Damit bietet das Buch eine ausgewogene Darstellung über Wechselwirkungen zwischen Eigenschaften, die menschliches Verhalten ausmachen und determinieren, nämlich Motiven, Emotionen und Erinnerungen, und dem, was aus neurowissenschaftlicher und digitalkommunikationswissenschaftlicher Sicht gegenwärtig an Möglichkeiten existiert, genutzt und verantwortungsvoll zur Lebensvervollkommnung umgesetzt werden kann. im Herbst 2018

Hans Joachim Markowitsch Margit M. Schreier

Inhaltsverzeichnis

1 Homöostase: Wohlbefinden, Zufriedenheit, psychische Gesundheit  1 1.1 Gehirnplastizität   3 1.2 Bedeutung von Gehirnplastizität  19 1.3 Neurale Korrelate der aufgeführten Grundbedürfnisse  25 1.4 Variablen, die helfen, das eigene Leben positiv zu organisieren 28 1.5 Resümee  37 Literatur 38 2 Der „kraftvolle Mensch“ 51 2.1 Homöostase und psychische Balance  51 2.2 Sexueller Dimorphismus  54 2.3 Sexuelle Orientierung und Gehirn  57 2.4 Der „kraftvolle Mensch“ – Integration von Emotion und Kognition 59 2.5 Fehlerinnerungen, falsche Erinnerungen, Erinnerungsvorstellungen, Implantate  66 2.6 Lügen  72 2.7 Andere Phänomene, die mit erfolgreicher Gedächtnisverarbeitung interferieren  76 2.8 Die Dynamik von Gedächtnis und Erinnerung  83

IX

X Inhaltsverzeichnis

2.9 Der kraftvolle Mensch integriert Emotion und Kognition  84 2.10 Stirnhirn-Psychochirurgie  88 2.11 Das soziale Gehirn  93 Literatur 96 3 Was wirkt, um Wohlbefinden zu erreichen?129 3.1 Entwicklung in Kindheit und Jugend 129 3.2 Innere Erwartungen und Notwendigkeiten entsprechend den äußeren sozialen/biologischen Bedingungen 136 3.3 Wohlbefinden ist individuell 138 3.4 Angleichung einer positiven Entwicklung in der Kindheit durch Psychische Neuroimplantate 139 Literatur141 4 Neuropsychologie der Bedürfnisse149 4.1 Zuwendung, Liebe 149 4.2 Verstehen, Lernen 152 4.3 Teilnahme am Leben 157 4.4 Sorglosigkeit, Gelassenheit 159 4.5 Kreativität 162 4.6 Identität 166 4.7 Mut 170 4.8 Leben, Gesundheit 171 4.9 Materieller Wohlstand 172 4.10 Die Grundbedürfnisse in der Rückschau 174 Literatur175 5 Elektronische Medien, Internet, World Wide Web in den Neurowissenschaften und im Alltag193 5.1 Web-basierte Therapien 195 5.2 Internet im Alltag 197 Literatur198 6 Psychische Neuroimplantate – Wie kann Lebensverbesserung im Gehirn tatsächlich wirksam werden?205 6.1 Gehirn und Erinnerungsveränderungen 207 6.2 Psychische Neuroimplantate in der möglichen Anwendung 213

 Inhaltsverzeichnis 

XI

6.3 Psychische Neuroimplantate zur Stimmungsverbesserung und zur Aufarbeitung psychischer Probleme 216 6.4 Bedürfnisse und Bedürfnisbefriedigung nach einem traumatischen Erleben 216 6.5 Historie und aktuell 219 6.6 Erläuterungen zum Einsatz externer internetbezogener Hilfen220 6.7 Die Besonderheit der Regression bei der Traumaverarbeitung221 6.8 Gefahren und ethische Gesichtspunkte hinsichtlich der Benutzung von Implantaten 223 6.9 Grundbedürfnisse, Szenarien und Psychische Neuroimplantate228 6.10 Psychische Neuroimplantate – Möglichkeiten und Grenzen von Persönlichkeitsausbildung und -erweiterung 239 Literatur240 7 Der Mensch zwischen Erinnerung und Bedürfnis255 Literatur260 Stichwortverzeichnis267

1 Homöostase: Wohlbefinden, Zufriedenheit, psychische Gesundheit

Begriffsbestimmung – Homöostase Homöostase meint einerseits den Zustand eines inneren Gleichgewichts – einer Zufriedenheit mit sich selbst, sowohl was Geist oder Seele als auch was den Körper betrifft. Andererseits meint Homöostase aber auch den Prozess, der zur Regulation des psychischen und körperlichen Wohlbefindens führt.

Tier und Mensch wollen keine Schmerzen und Krankheiten empfinden, wollen gute Luft atmen, soziale Partner haben und nicht der Unbill der Natur ausgeliefert sein. Dieses Gleichgewicht hatten Mensch und Tier am ehesten im Mutterleib, wo ein weitgehend konstantes Milieu vorherrschte. Mit der Geburt dagegen ist das Individuum mehr oder weniger hilflos der Außenwelt ausgeliefert und muss sich seine „Nische“ im biologischen und sozialen Gefüge suchen. Dies gelingt mal besser, mal schlechter, meistens aber gibt es einen Wechsel, der im Übrigen als Prozess auch durchaus angenehm empfunden wird – man sucht „den Reiz“. Kleine Kinder sind von Natur aus neugierig und wollen Lust verspüren – ob durch Gekitzelt-Werden, im Spielen mit Bauklötzen oder anderen Kindern oder Erwachsenen. Ein Kinderpsychologe sprach schon vor bald 100 Jahren von „Funktionslust“, der Freude am Spiel und am Gelingen selbst induzierter Tätigkeit.

© Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2019 H. J. Markowitsch, M. M. Schreier, Reframing der Bedürfnisse, https://doi.org/10.1007/978-3-662-58265-7_1

1

2 

H. J. Markowitsch und M. M. Schreier

Menschen sind gleichwohl sehr verschieden  – die eine mag Fallschirm­ springen und Bungee-Jumping, der andere lieber Klavier oder Schach spielen. Auf emotionaler Ebene ist ein Mensch anhänglicher als ein anderer, manche brauchen Distanz und sind gerne hauptsächlich allein, andere wiederum bevorzugen viel Gesellschaft. Jeder Mensch scheint auch zu etwas prädestiniert zu sein. In vielen Kulturen kann das Individuum mittlerweile seine Stärken aufbauen und sich gezielt weiterentwickeln. Eine ideale Entwicklung gibt es nicht. Wahrscheinlich wächst kein Mensch unter idealen Bedingungen auf. Für das Gelingen der Individuation ist vor allem die umgebende Atmosphäre verantwortlich.

Umgebung ist dabei alles, was an Umwelt existiert und mit den „fünf Sinnen“ erfasst werden kann  – das Bett, der Stuhl, die Luft, das Haus, die Eltern, andere Mitmenschen, die Geräusche und Gerüche der Umgebung, also die gesamte biologische und soziale Umwelt. Hierbei wirken zu Anfang der menschlichen Entwicklung natürlich mehr biologische, später mehr soziale Faktoren auf das Individuum ein (Abb. 1.1). Bei den meisten Menschen fühlt sich die eigene Entwicklung positiv an, verantwortlich ist dafür die Gewohnheit. Durch diese können sich Eigenschaften als zugehörig zu einem selbst anfühlen; manchmal kann das aber auch zu Lethargie führen und somit die Entwicklung zu sich selbst boykottieren. Regulationsmechanismen greifen in einem bestimmten Lebens­ abschnitt jedoch ein und lassen den Menschen spüren, dass er etwas ändern muss, wobei viele Zusammenhänge bewusster werden. Geschieht dies, kann

Soziale Entwicklungsdeterminanten Zeitachse

Biologische Entwicklungsdeterminanten

Geburt

Abb. 1.1  Die Bedeutung biologischer und sozialer Entwicklungsdeterminanten über die Lebenszeit

  Homöostase: Wohlbefinden, Zufriedenheit, psychische Gesundheit 

3

der Mensch ohne weiteres auf natürliche Art und Weise eine Veränderung vornehmen. Diese Regulationen sind von vielen Faktoren abhängig, nicht zuletzt von der Kultur, vom Zeitgeist, Religionseinflüssen oder vom Stand der Wissenschaft. Das einfachste Beispiel mag in der Reflexion über Scheidungen liegen, nicht zuletzt als Errungenschaft der weiblichen oder männlichen Emanzipation. Eine Erkenntnis der Wissenschaft vom Gehirn (Neurowissenschaft) ist, dass unser Gehirn nicht nur bis zur Geburt wächst und Nervenzellen ausbildet, sondern, dass Veränderungen im Gehirn sich ein Leben lang fortsetzen und abhängig sind von unserer Umwelt, aber auch von der Beschäftigung mit dem eigenen Innenleben (Selbstreflexion). Nicht nur unser Herz arbeitet ohne Pause, auch unser Gehirn ist ständig aktiv – selbst unter Narkose und im Komazustand.

1.1 Gehirnplastizität Unser Gehirn hat innerhalb der Primaten die höchste Entwicklung genommen (Abb. 1.2 und 1.3). Es ist evolutionsgenetisch über das erwartbare Maß hinaus gewachsen und darüber hinaus in seinen Funktionen größtenteils zweigeteilt, weil die beiden Hemisphären weitgehend unterschiedlich arbeiten (Grüsser 1988; Rogers und Vallortigara 2017).

iens sapiens Homo sap Homo erectus

opithecus gr Austral acil is Rhesusa e

Abb. 1.2  Entwicklung des Hirnvolumens vom Urmenschen zum Jetztmenschen im Vergleich zu dem des Rhesusaffen

H. J. Markowitsch und M. M. Schreier

Geschätztes Hirnvolumen (ml)

4 

2000 Homo sapiens

1500 Homo erectus

1000 Homo habilis 500

0

Australopithecus

3

Schimpanse

2

1

0

Millionen Jahre zurück Abb. 1.3  Entwicklung des Hirnvolumens vom Urmenschen zum Jetztmenschen im Vergleich zu dem des Schimpansen. (Nach Grüsser 1988)

Wir repräsentieren, was in unser Gehirn gelangt. Bei der Geburt hat das Gehirn eine angeborene Grundausstattung, um den Körper am Leben zu halten. Diese Grundausstattung variiert zwischen verschiedenen Tierarten und dem Menschen. Je älter das Tier entwicklungsgeschichtlich ist, umso mehr an Verhaltensweisen und Reaktionsmöglichkeiten ist angeboren: Spinnen reagieren „automatisch“ auf Vibrationen ihres Netzes, Frösche strecken „automatisch“ die Zunge heraus, wenn etwas Kleines, Schnelles an ihrem Gesicht vorbeifliegt. Auch Menschen haben als Babys noch einige Automatismen – man kann sie an eine Wäscheleine hängen, und sie klammern sich so lange daran, bis ihre Kräfte schwinden. Bald aber verlieren sich derartige Reflexe, und Angelerntes gewinnt die Oberhand und übernimmt zunehmend die Geschicke des Weiterlebens. Bei Geburt ist unser Gehirn sozusagen Tabula rasa: Es gibt die nackten Stümpfe der Nervenzellen, aber kaum Verästelungen (Dendriten, Axone). Erst durch die Interaktion mit der Umwelt bilden sich weitere Verästelungen aus, die Zellen können vielfältig kommunizieren. Der Höhepunkt dieses Verästelungsgeflechts tritt zwischen dem zweiten und dritten Lebensjahr ein, danach kommt es zu einem gewissen Rückgang bis in die Pubertät (Abb. 1.4). Dies deswegen, weil „Maximum nicht Optimum“ ist: Ein Zuviel an Verästelungen führt zu Interferenz, es kommt zu einem Informationsgewirr, wie es beispielsweise in den zu stark vernetzten Gehirnen von Patienten mit Schizophrenie zu finden ist.

  Homöostase: Wohlbefinden, Zufriedenheit, psychische Gesundheit 

Bei Geburt

Mit 3 Monaten

Mit 2 Jahren

5

Mit 14 Jahren

Abb. 1.4  Veränderungen kortikaler Nervenzellen über die Ontogenese (Entwicklung des Kindes). Während zu Anfang hauptsächlich nur die Nervenzellkörper existieren, bilden sich im Wechselspiel mit der Umwelt Axone und Dendriten  – zusammen das Neuropil – aus. Axone sind die meist langen Fortsätze der Nervenzellen, die Verbindung zu anderen Neuronen aufnehmen; Dendriten sind die kleinen, aber vielen Verästelungen, die zur Aufnahme von Information, die von den Axonen anderer Zellen kommen, dienen

Interessant ist auch, dass bei Vernachlässigung, unzureichender Fürsorge oder Misshandlung von Kindern – sowohl von Affen- wie von Menschenkindern – der Rückgang der Verästelungen auszubleiben scheint (Blair 2009; De Brito et al. 2009; Spinelli et al. 2009). Die neurowissenschaftliche Forschung zu den Hirnabläufen beim langfristigen Informationserwerb zeigt, dass es hier eine Reihe von Mechanismen gibt, die vor allem zu einem Erstarken, einer Festigung von Verbindungen führen, wenn Reize miteinander assoziiert werden (also man z. B. lernt, dass Regen auf Englisch „rain“ heißt) (Hübener und Bonhoeffer 2010). Hieran sind vor allem die Synapsen (als Endpunkte der Axone) und die Dornen (als Endknöpfchen der Dendriten, auf die die Synapsen aufschalten) beteiligt (Abb. 1.5 und 1.6) (Mayford et al. 2012). Deren Volumen und damit die Zahl der darin befindlichen Moleküle vergrößert sich (Burton und Silva 2015). Daneben kommt es zu einer Veränderung der Struktur der Nervenzelle, zu biochemischen Änderungen und zu Veränderungen in der Genetik (Genexpression).

6 

H. J. Markowitsch und M. M. Schreier

Dendrit

Tertiärer Sekundärer Primärer

Richtung der Erregungsleitung Reizaufnehmender Teil

Zellkörper (= Soma, Perikaryon)

Axonhügel (=Initialsegment)

Zellkern (=Nucleus) Axon Synaptischer (=Neurit) Spalt Soma Kollaterale Präsynapischer Bereich

Postsynaptischer Bereich

Axosomatische Synapse Nachgeschaltete Zelle

Myelinisierung (= Oligodenrozyt) Ranvier‘scher Schnürring (=Internodium)

Axo-dentritische Synapse

Reizweiterleitender Teil

Axon

Axosomatische Synapse

Axo-axonale Synapse

Abb. 1.5  Aussehen einer Nervenzelle (Neuron) mit ihren Verbindungen

1.1.1 Epigenetik Von besonderem Interesse ist unter dem Stichwort Genetik das damit assoziierte der Epigenetik. Dies deswegen, weil sich positive wie negative Entwicklungen im Leben nicht nur innerhalb des Individuums genetisch verankern können, sondern sogar auf die Nachkommen übertragen werden können (sich also transgenerational vererben). Man hat in der Schule gelehrt bekommen, dass nach Charles Darwin und Gregor Mendel Vererbung bestimmten Gesetzen folgt („Evolutionstheorie“, „Survival of the fittest“).

  Homöostase: Wohlbefinden, Zufriedenheit, psychische Gesundheit 

a

Endkopf

Normal

b

Dornen

Hypertrophie

c

Verzweigte Dornen

Aufzweigung

7

d

Unbenutzt (Rückbildung)

Abb. 1.6  a-d Darstellung der Dornen an Dendriten (signalaufnehmenden Teilen der Nervenzelle) und der synaptischen Endknöpfe (signalabgebende Teile der Nervenzelle). Gezeigt werden der Normalzustand (a), zwei Zustandsmöglichkeiten bei vermehrter (starker) Nutzung (b, c) und ein Zustand bei Nichtbenutzung (d)

Die konkurrierende Lehre des Lamarckismus, die von der Vererbung von während des Lebens erworbenen Eigenschaften ausging (der lange Hals der Giraffe kommt durch das ständige Strecken nach hoch hängenden Blättern zustande), wurde dagegen bis vor wenigen Jahren als Hirngespinst abgetan. Heutzutage findet sie eine Art Revival in der Epigenetik. Begriffsbestimmung – Epigenetik Die Epigenetik befasst sich mit Faktoren, die die Genaktivität bestimmen. Es geht um Änderungen der Genfunktion, die nicht auf Rekombination und Mutation beruhen, aber dennoch weitergegeben werden können. Es geht um Verände­ rungen in der Genexpression, die nicht in der DNA-Sequenz selbst kodiert sind. (Genexpression bedeutet, wie der Genotyp als Phänotyp ausgeprägt wird.)

Was für uns wichtig ist, ist, dass durch epigenetische Mechanismen sich die Genstruktur umweltabhängig verändert.

Ganz stark vereinfacht bedeutet das, dass bei Personen mit negativer Umwelt eher „negative“ Gene aktiviert (exprimiert, angeschaltet) werden können, bei positiver Umwelt dagegen die positiven. Darüber hinaus gibt es mehrere Belege, dass derartige Genveränderungen über Generationen erhalten bleiben (Radtke et al. 2011; Lutz und Turecki 2014; Serpeloni et al. 2017) und dass sie zu messbaren Veränderungen auf Hirnebene führen (De Brito et al. 2009; Decety et  al. 2009; Dolinoy et  al. 2007; Markowitsch und Merkel 2011;

8 

H. J. Markowitsch und M. M. Schreier

a

b Gene (genetische Variabilität)

RNA und Proteine

Soziale Information

Neurale Weiterleitung

Hirnzellen und Nervensystem

Genomantwort und Genomveränderung

Soziales Verhalten

Verändertes Gehirn und Verhalten

Abb. 1.7  a, b Darstellung möglicher epigenetisch induzierter Veränderungen. a sym­ bolisiert, wie selbst von außen sichtbare körperliche Veränderungen durch epigeneti­ sche Mechanismen induziert werden können. b zeigt die traditionelle genetische Wirkrichtung im oberen und die epigenetische Wirkweise im unteren Pfeil

Markowitsch und Staniloiu 2011a; Staniloiu und Markowitsch 2011). Abb. 1.7 verdeutlicht, was Epigenetik bedeutet, nämlich dass dadurch, dass sich die soziale und biologische Umwelt auf das Genom auswirkt, sich Tier wie Mensch sogar in Gestalt und Aussehen ändern können (großer Hund gegenüber kleinem Hund in Abb. 1.7a). Beispiel für obige Studienergebnisse ist die Untersuchung von Fries et  al. (2005). Die Autoren untersuchten das Vorhandensein von Bindungshormonen (Oxytozin, Vasopressin) bei Waisenkindern. Die Kinder hatten in sehr schlecht geführten russischen und rumänischen Waisenhäusern ihre ersten 3–4 Lebensjahre verbracht, waren dann aber von US-amerikanischen Eltern adoptiert und in deren Familien integriert worden. Wie sich in der Studie zeigte, fanden sich auch dann, wenn die Kinder inzwischen 3 oder 4 Jahre im neuen Elternhaus gelebt hatten und mit den neuen Geschwistern und den Eltern vielfach sozial interagiert hatten, kaum freigesetzte Bindungshormone, weder im sogenannten Ruhezustand noch dann, wenn die Kinder bei der Mutter auf dem Schoß saßen und die Mutter sich spielerisch-sozial mit ihnen abgab. Der Seniorautor hat dieses Ergebnis in einem Interview im US-Fernsehen sehr negativ kommentiert. Er zog den Vergleich mit einer Gewehrkugel: sobald diese den Lauf der Waffe verlassen habe, sei sie in ihrer Richtung nicht mehr änderbar.

  Homöostase: Wohlbefinden, Zufriedenheit, psychische Gesundheit 

9

Aus klinisch-neuropsychologischer Sicht würde man diese Aussage wohl nicht so treffen; sie zeigt aber die Macht der Umwelt auf die Entwicklung von Psyche und Soma in den ersten Lebensjahren. Rachel Yehuda und Mitarbeiter (1996, 1997) hatten schon früh Belege dafür geliefert, dass die Kinder- und Enkelgeneration von Holocaust-Überlebenden eher und leichter an posttraumatischen Belastungsstörungen erkrankten als Kontrollprobanden. Dies bedeutet, dass eine negative Kindheit – sowohl von der somatischen Seite (wie bei alkoholassoziierten Entwicklungsstörungen) als auch bei einer emotional und sozial negativen Kindheit – das weitere Leben negativ „programmieren“ kann (Callaghan und Tottenham 2016; Haycock 2009; Markowitsch 2013a; s. auch Fridman et al. 2011). Diese Beispiele verdeutlichen, dass wir auf unsere Umwelt (und die unserer Kinder und Enkelkinder) achten sollten.

Eine positive Einstellung zum Leben verändert die (Epi-)Genetik und Biochemie des Gehirns. Wir entwickeln mehr gesunde Verbindungen und Netzwerke, setzen mehr Hormone im Gehirn frei, die uns fröhlich wirken lassen (Endorphine = endogene [im Gehirn wirkende] Opiate; „Glückshormone“) und sind stressfreier. Dieser Zustand oder auch Prozess (vgl. Homöostase-Begriff in der Einführung) bringt uns ins Reine mit uns selbst und führt dazu, dass auch unsere soziale Umwelt sich unserer Anwesenheit erfreut. Wir sind in der Lage, offen  – ohne Scheuklappen  – durch die Welt zu gehen und uns an Anderen zu erfreuen, aber auch mit uns selbst im Reinen zu sein.

1.1.2 Stress An dieser Stelle muss etwas über Stress geschrieben werden. Die Natur hat Stress erfunden, damit Tier wie Mensch blitzschnell auf eine Gefahr reagieren können. Während aber der Steinzeitmensch, wenn er auf einen Löwen traf, schnell seinen Speer auf ihn werfen oder auf einen Baum klettern konnte und sich damit motorisch abreagierte, kann der hochzivilisierte Mensch seinem Vorgesetzten keinen Kinnhaken verpassen, wenn dieser ihm gegenüber eine kritische Bemerkung macht. Das heißt, Stress war früher sogenannter Eustress – also gesunder Stress – ist aber heutzutage häufig eher Distress, also die negative, krank machende Form von Stress.

10 

H. J. Markowitsch und M. M. Schreier

Selye (1956), der Erfinder des Stressbegriffs definierte Stress als Einwir­ kungen auf den Körper, die eine Aktivierungsreaktion hervorrufen oder die eine unspezifische vegetative Reaktion des Organismus auf jegliche Anforderungen darstellen (S. 54). Ein amerikanischer Psychologe schrieb über die Konsequenzen von Stress ein Buch, das im Englischen den Titel trägt „Why zebras don’t get ulcers“ (Sapolsky 1998), also „Warum Zebras keine Magengeschwüre bekommen“. Eine Vielzahl weiterer Forschungsergebnisse unterstreicht die These, dass insbesondere lange anhaltender und massiver Stress im heutigen Leben fast durchweg mit negativen Konsequenzen verbunden ist (Bremner 1999; McEwen 1992; McEwen und Magarinos 1997; Sapolsky 1996, 2000). Das Klosterleben im Mittelalter mit „ora et labora“ – bete und arbeite – führte dazu, dass durch ein geruhsames, vorhersehbares Leben die Menschen in psychischer Gesundheit alterten, während heutzutage ein chronisch erhöhtes Stressniveau als eine der Ursachen von Demenz angesehen wird (Porter und Landfield 1998; Staniloiu und Markowitsch 2010). Die AlzheimerForschung in den USA untersucht seit längerer Zeit Leben und Gehirne von Mönchen und Nonnen, um herauszufinden, warum die Mitglieder dieser Klostergemeinschaften körperlich und geistig gesund altern  – zumindest gesünder als die Durchschnittsbevölkerung (Mortimer 2012; Iacono et  al. 2009). Wesentlicher Umstand war, dass Mönche und Nonnen ein geregeltes Leben führen und sich aufgehoben in Gott fühlen, also keine Panik vor Tod und Sterben haben und auch nicht vor dem Finanzamt. Ähnliches mag für buddhistische Mönche und Nonnen gelten. Die Hirnforschung hat herausgefunden, dass Stress einer umgekehrten U-Funktion folgt (Abb. 1.8). Bis zu einem gewissen Niveau ist Stress positiv und stärkt die Verbindungen zwischen Nervenzellen, danach führt Stress zu einem Abbau der Neuromorphologie – wirkt also neurotoxisch. Das Problematische ist nun, dass das Stressniveau, bei dem es zum Umkippeffekt kommt, von Mensch zu Mensch unterschiedlich ist – die subjektive Intensität eines Stressors ist für jeden Menschen anders (Ursin et al. 1978; Zimbardo 1982). Der eine läuft bei einer lebensbedrohlichen Situation zur Hochform auf, die andere verkriecht sich in einer Ecke und erstarrt zum Eiszapfen. Diese interindividuellen Unterschiede sind bedingt durch die Lebenserfahrung des Individuums. Ein Erwachsener, der als Kind in die Arme der Mutter aufgenommen wurde, sobald er von ihr wegrannte und dann losschrie (wenn er merkte, sich von ihr zu weit entfernt zu haben), ist robuster gegenüber akutem Stress als ein Mensch, der als Kind verprügelt und in eine Ecke gestellt wurde. Das heißt, es gibt Menschen, die sogenannte Coping-Strategien gegenüber Stress entwickelt haben und die eine „dicke Haut“ besitzen, und andere Menschen, die eine „dünne Haut“ haben und keine Verhaltens­

11

  Homöostase: Wohlbefinden, Zufriedenheit, psychische Gesundheit 

b Permanent

a Neurotoxizität

Vorübergehend

Wirkungsdauer

Morphologische Veränderungen (z.B. Dendritenäste, Zellkörpergröße) Synaptische Plastizität

Festigung Stabilisierung

Umformung

(z.B. LTP, LTD) Antrieb, Erregbarkeit, Emotionen Leicht

Mäßig Stark Stress

Chronisch

Niedrig Mittel Stress

Hoch

Abb. 1.8  a, b Auswirkungen von Stress auf Gehirn und Verhalten. Die Abszisse spie­ gelt das Stressniveau wider. Die linke Abbildungshälfte (a) zeigt die Wirkung von Stressdauer und Intensität auf Verhalten und Nervenzellen. Die Abkürzungen LTP und LTD stehen für „long term potentiation“ und „long term depression“, also die beiden Effekte, die als anhaltende Änderungen der Nervenzellaktivität Lernen und Gedächtnis beeinflussen. Die rechte Hälfte (b) symbolisiert die umgekehrte U-Funktion, die angibt, dass Stress bis zu einem bestimmten Niveau positive Effekte auf das Nervensystem aus­ übt, danach aber negative

alternativen gegenüber einer für sie subjektiv als bedrohlich empfundenen Situation entwickelt haben. Stress entsteht aber auch, wenn ein Mensch – umgangssprachlich betrachtet  – „an sich vorbei lebt“. Biographische Sequenzen, die nicht homöostatisch zu inneren Bedürfnissen stehen, können sehr viel Stress verursachen und das Individuum schwächen. Psychologisch-psychiatrische Schulen vertreten unterschiedliche Meinungen, ob oder inwieweit das Erinnern („Wiedererleben“) an Erlebnisse, die (vermutlich oder wahrscheinlich) in der Vergangenheit passiert sind, notwendig ist, um Stresszustände beheben zu können (s. z. B. Reddemann und Dehner-Rau 2012). Gott sei Dank existieren heute kaum mehr Kinder mit dem Schicksal Kaspar Hausers (Leonhardt 1970), sodass davon auszugehen ist, dass nahezu alle Menschen positive und negative Erfahrungen im Leben gemacht haben. Da unser Gehirn ständig – bewusst wie unbewusst – Verbindungen zwischen der uns umgebenden Atmosphäre und unseren Erlebnissen und (Rück-) Erinnerungen aufzeichnet, werden positive wie negative Erinnerungen geweckt, sobald Assoziationen aktiviert werden („zustandsabhängiges Erinnern“; Markowitsch 2006, 2008, 2009).

12 

H. J. Markowitsch und M. M. Schreier

Das Gehirn zieht Verbindungen zwischen Ort und Erinnerung, auch wenn wir das nicht erkennen! Wenn wir in Reims in eine fabelhafte gotische Kathedrale eintreten, erinnert uns unser Gehirn an das spirituelle Gefühl, das wir empfanden, als wir in den Kathedralen von Chartres oder Köln waren! (Spaces letter 2014. E-Mail-Kommunikation von M.  Byskiniewicz mit M. Schreier am 24.01.2014)

Ein ähnlicher Vorgang spielt sich bei Menschen auch dann ab, wenn sie negative Erlebnisse erinnern. Hier wird blitzartig eine Überbelastung durch Wieder­ auftreten und Wiederdurchleben der damaligen Stresssituation spürbar (Globig 2000). In diesen Fällen ist zu überprüfen, ob es sich um wiederkehrende Belastungen handelt, die das Leben dieser Menschen beeinträchtigen („Two-hit Hypothese“; Staniloiu und Markowitsch 2014; Staniloiu et al. 2018). Je nach Grad oder Ausmaß der Entgleisung des individuellen Gleichgewichtes durch den Stressor reagiert der Organismus mit einer ­bestimmten adaptiven Reaktion. Dauert die Stressbelastung an, geht die Aktivierungs- oder Alarmreaktion in einen Gegenschock mit körperlichen Veränderungen über. Auf die Schockphase folgt eine Widerstandsphase, in der bei objektiv gleicher Belastung weniger Stresshormone (Kortikoide) ausschüttet werden und das Stresssyndrom folglich verschwindet. Nimmt die Belastung durch den Stressor lange Zeit nicht ab oder tritt sogar ein weiterer Stressor hinzu, kann der Widerstand zusammenbrechen und das Stresssyndrom erneut auftreten. Diese Vorgänge erhöhen die Handlungsbe­ reitschaft und mobilisieren Reserven für Flucht oder Kampfverhalten, hemmen jedoch Aufbau- und Entspannungsprozesse. Es kommt praktisch zu einer Prioritätensetzung, bei der zugunsten der kurzfristigen Bewältigung der Bedrohung längerfristige Aufbauprozesse zurückgestellt werden. In der Strukturierung von Handlungen findet sich diese Prioritätensetzung mit der Betonung kurzfristiger Ziele und dem Verzicht auf Optimierungs- und Kontrollhandlungen wieder (Fast und Markowitsch 2003, 2010). Derartige Reaktionen wirken häufig auch nach Ende der Stresssituation weiter und stellen einen sensiblen Indikator für Stress dar (Frankenhaeuser 1991). Dies sowohl hinsichtlich der Physiologie (z. B. erhöhte Hormonausschüttungen nach der Stresssituation) als auch hinsichtlich des Verhaltens (z.  B. langfristige Reizbarkeit). Die damit oft verbundene Übertragung von Stress auf andere Situationen kann im Sinne einer Stressgeneralisierung eine Chronifizierung der Symptomatik und eine Schwellenreduktion für weitere Stressreize bewirken. Auf diese Weise kann anhaltender Stress natürlich auch die Genaktivität über epi­ genetische Prozesse derart verändern, dass sich ganze Hirnareale umstrukturieren.

  Homöostase: Wohlbefinden, Zufriedenheit, psychische Gesundheit 

13

Viele wissenschaftliche Studien beschäftigen sich mit klinischen Phänomenen. So lassen sich die Konsequenzen posttraumatischer Belastungs­störungen auch auf Hirnebene messen. Wir haben schon vor Jahren Patientinnen mit funktioneller Hirnbildgebung („funktioneller Kernspintomographie“) untersucht, die an posttraumatischen Belastungsstörungen litten (Driessen et al. 2004). Wir fanden, dass dies vor allem zu einer Aktivierung des Mandelkerns  – der Amygdala  – führt (Abb.  1.9), einer Region, die für die Verarbeitung von Emotionen zentral ist (Markowitsch und Staniloiu 2011b). Man kann die Aktivierung dahingehend interpretieren, dass die negativen Emotionen beim Erinnern an die belastenden Erlebnisse im Vordergrund stehen, deren rational-überlegte Verarbeitung und Einordnung in das eigene Leben dagegen nicht gelingt.

Abb. 1.9  a-c Hirnregionen, die verstärkte Aktivität beim Abruf belastender autobio­ graphischer Erlebnisse zeigen (verglichen mit dem Abruf negativer, aber nicht trauma­ tischer Erlebnisse). a Sagittalschnitt durch das Gehirn, b Frontalschnitt, c Horizontalschnitt. (Nach Ergebnissen von Driessen et  al. 2004, mit freundlicher Genehmigung des Elsevier-Verlags)

14 

H. J. Markowitsch und M. M. Schreier

Dies kann in einzelnen Fällen soweit führen, dass es zu sogenannten dissoziativen Amnesien (Staniloiu und Markowitsch 2014; Markowitsch und Staniloiu 2015) kommt, zu einer Unfähigkeit sich an bestimmte Lebensepochen, oder an sein gesamtes vergangenes Leben zu erinnern. Für den Laien ist dabei wenig einsichtig, dass die betroffenen Patienten sich im Alltag normal verhalten, lesen, schreiben, rechnen können, wissen, wer Bundespräsident ist oder wer Harald Juhnke war, aber nicht wissen, wer die Ehefrau ist oder dass sie Jan und Mechthild als eigene Kinder haben. Da die Hoffnung besteht, dass spontan oder durch Therapie die Erinnerungen zurückkommen, spricht man auch vom mnestischen Blockadesyndrom (Markowitsch 2002). Bei vielen unserer Patienten blieb die Amnesie gegenüber der eigenen Lebensgeschichte aber noch nach Jahren und Jahrzehnten bestehen (Staniloiu et al. 2018). Auch dies kann wieder zu epigenetischen Änderungen führen (Markowitsch 2015).

1.1.3 Konsequenzen Alle diese Beispiele führen wieder darauf zurück, dass Psyche und Körper das ganze Leben hindurch in vielfältiger Weise durch die biologische und soziale Umwelt beeinflusst werden. Insbesondere schlägt sich in Gehirn und Genausstattung nieder, was an Schicksalsschlägen auf uns einwirkt. Auf der anderen Seite ist aber auch zu betonen, dass selbst bei massiven negativen Erfahrungen noch Hoffnung da ist – dies insbesondere wegen der ein Leben lang bestehenbleibenden Hirnplastizität. Unsere Innenausstattung des Gehirns – Nervenzellen, Gliazellen, Faserstränge – sind ständig in Aktion und damit in Auf- und Abbau verstrickt (Hübener und Bonhoeffer 2010). Nachdem man sich einen (wissenschaftlichen) Vortrag in einem Auditorium angehört hat, verlässt man dieses mit einem anderen Gehirn als mit dem, mit dem man den Vortragssaal betrat. Ein 70-jähriger Mann, der sich in eine attraktive Chinesin verliebt, lernt womöglich sehr schnell Mandarin. Motivation und Emotion sind dabei wesentliche Antriebskräfte für Hirnplastizität.

Dies demonstrieren beispielsweise auch Untersuchungen von Eleanor Maguire und Kollegen (z. B. Maguire et al. 2000) an Londoner Taxifahrern. Sie waren beeindruckt von der außerordentlichen Gedächtnisleistung und räumlichen Orientierung von in London arbeitenden Taxifahrern und stellten sich die Frage, ob die Expertise hinsichtlich des räumlichen Gedächtnisses mit besonderen Ausgestaltungen auf Hirnebene einhergeht. Deswegen untersuchten sie eine Gruppe von Taxifahrern mittels funktioneller Magnetresonanztomographie

  Homöostase: Wohlbefinden, Zufriedenheit, psychische Gesundheit 

15

(fMRT). Maguire und Kollegen fanden heraus, dass der hintere Teil der Hippokampusformation (s. Tab. 1.1 für Lage und Funktion von Hirnstrukturen) signifikant größer war als der von Nicht-­ Taxifahrern. Die Größe der Hippokampi hing auch zusammen mit der Dauer der Tätigkeit. Je länger die Taxifahrer bereits als solche arbeiteten, umso größer waren ihre Hippokampi. Tab. 1.1  Im Text häufiger genannte Hirnstrukturen Hirnstruktur

Lage und Hauptfunktion(en)

Hippokampus/ hippokampale Region Medialer Schläfenlappen/ medialer Temporallappen Präfrontaler Kortex

Im Schläfenlappen (Abb. 1.10) gelegene alte Hirnrindenstruktur, die vor allem für die Gedächtniseinspeicherung und -konsolidierung wichtig ist Enthält u. a. Hippokampus und Amygdala (s. (Abb. 1.10 (Gedächtnis- und Emotionsverarbeitung)

Auch vorderes (= nicht-motorisches) Stirnhirn genannt; Teil des Frontallappens (Abb. 1.10), zuständig für Handlungsplanung, vorausschauendes Denken, Kurzzeitgedächtnis, Problemlösen In der Hirnmitte ganz vorne gelegen

Medialer präfrontaler Kortex Lateraler Vorne seitlich gelegener Anteil des Stirnhirns präfrontaler Kortex Orbitofrontaler Unten vorne – über den Augen gelegener – Anteil des Kortex Stirnhirns; ist für Emotional- und Sozialverhalten und Persönlichkeitsdimensionen wichtig Cingulärer Kortex Der innere Lappen oberhalb der Balkenfasern (die Balkenfasern [= Corpus callosum] verbinden die beiden Kortexhälften) gelegene Kortexlappen (Abb. 1.10); wichtig für Aufmerksamkeit Retrosplenialer Posteriorer Teil des limbischen Lappens (Abb. 1.10); in Kortex Gedächtnis und Vorstellung involviert Praecuneus Zwischen medialem Hinterhauptslappen und medialem Scheitellappen gelegener Hirnrindenteil, der für bildhaftes Vorstellen wichtig ist Prägenualer Kortex Vor dem Balkenknie (genus = Knie) gelegener Kortexanteil des medialen Stirnhirns Inselrinde Eine verborgen innerhalb der sylvischen (oder lateralen) Furche gelegene Kortexregion, die vor allem mit negativen Emotionen und Schmerzverarbeitung zu tun hat Striatum Eine der Basalganglien (auch Stammganglien genannt), die Aufschaltungen vom Stirnhirn bekommt und mit Motorik/ komplexen Bewegungen und prozeduralem Gedächtnis zu tun hat Hypothalamus Kleine Ansammlung von Kernstrukturen in der Mitte des unteren Hirnbereichs (oberhalb der Hypophyse), die vor allem mit Motivationsregulierung (z. B. Hunger, Durst, Sexualverhalten, autonome Funktionen), aber auch mit Gedächtnis (Mammillarkörper – eine der hypothalamischen Kernstrukturen) zu tun haben

16 

H. J. Markowitsch und M. M. Schreier

Die Ergebnisse dieser Arbeit belegen die Annahme, dass unser Hirn durch Umwelteinflüsse formbar ist. Es ist also in der Lage, auf Veränderungen in der Umwelt bzw. auf geänderte Anforderungen an ein Individuum plastisch zu reagieren. Dies trifft nicht nur für die Hippokampusformation zu. Auch für andere Bereiche des Hirns  – vor allem für Areale der Großhirnrinde  – konnten Volumenänderungen durch Training demonstriert werden. Solche Effekte sind auch bereits nach wenigen Trainingseinheiten nachweisbar, wie etwa die Studie Draganski et al. (2004) in Bereichen des Schläfen- und Scheitellappens (Abb. 1.10, s. auch Tab. 1.1) durch das Erlernen des Jonglierens nachgewiesen hat. Die Autoren konnten auch zeigen, dass dann, wenn man nicht mehr trainierte, die in das Jonglieren involvierten Kortexregionen wieder „schrumpften“, sich also im Volumen verkleinerten. Training verbessert nicht nur die Funktion, sondern verändert auch das Gehirn.

Um den Zusammenhang noch weiter zu verdeutlichen, kann man auch sagen, dass eine Funktions- oder Verhaltensänderung erst dann deutlich zu Tage tritt, wenn sich das Hirn entsprechend angepasst hat. Dies bedeutet, dass jeder psychische Vorgang, bei Gesunden wie bei Patienten mit psychischen Störungen, die Morphologie und die Funktionsweise des Gehirns verändert. Die beschriebenen Plastizitätsmechanismen des Hirns bedeuten auch, dass man durch gezielte Interventionen gestörte Verarbeitungsprozesse wie den a

b 2

1

3

2

5

1 4

4

3

5

Abb. 1.10  a, b Einteilung des zerebralen Kortex in Lappen. In a ist eine Seitenansicht von rechts betrachtet zu sehen, in b eine Ansicht der linken Hirnmitte (ebenfalls in Seitenansicht). Gezeigt sind die fünf Lappen: 1:  Stirnhirn- oder Frontallappen, 2:  Scheitel- oder Parietallappen, 3:  Hinterhaupts- oder Okzipitallappen. 4:  Schläfenoder Temporallappen, 5: limbischer Lappen

  Homöostase: Wohlbefinden, Zufriedenheit, psychische Gesundheit 

17

Abruf autobiografischer Erinnerungen therapieren kann, was sich dann auch wieder in neurologischen Veränderungen zeigt. Eindrucksvolles Beispiel für zunächst gestörte Gedächtnisleistungen war unser Patient AMN (Markowitsch et al. 1998, 2000). Der 23-jährige Patient hatte nach Ausbruch eines Feuers im Keller seines Hauses die letzten 6 Jahre seiner Autobiografie vergessen. Zudem entwickelte er eine anterograde Amnesie, d. h. er konnte sich nur noch schwer neue Inhalte einprägen und längerfristig abspeichern. Sein Gehirn zeigte keinerlei strukturelle Auffälligkeiten (untersucht mit strukturellem MRT). Auf der anderen Seite erbrachte eine Untersuchung mit funktioneller Hirnbildgebung (FDG-­ Positronenemissionstomographie; FDG-PET) einen verminderten Zuckerstoffwechsel (Glukosemetabolismus) im Großhirn im Vergleich zu gesunden Personen. Die Reduktion war besonders auffällig im Bereich von medialem Schläfenlappen und in bestimmten Stirnhirnregionen  – beides Hirngebiete, die für Gedächtnisleistungen zentral sind. Die Reduktionen im Zuckerstoffwechsel in diesen Regionen waren sogar vergleichbar mit Änderungen, wie sie auch bei Patienten mit organisch bedingter Gedächtnisstörung, beispielsweise infolge von massiver Sauerstoffunterversorgung zu finden sind (Markowitsch et al. 1997). Der Patient AMN hatte im Alter von 4 Jahren hilflos mit ansehen musste, wie ein Mann in einem brennenden Auto starb. Er stand mit seiner Mutter am Straßenrand, während der Mann im Auto schrie und gegen die Scheiben hämmerte. Das Erleben des Feuers in seinem Haus im Alter von 23 Jahren war – obwohl die Situation objektiv nicht bedrohlich war, da sich das Feuer im Keller des Hauses befand und er sofort „Feuer, Feuer“ rufend auf die Straße rannte – vermutlich für AMN eine Re-Traumatisierung, die zu einer mnestischen Blockade führte (s. oben: dissoziative Amnesie, mnestisches Blockadesyndrom). Nach einem Jahr intensiver therapeutischer Intervention waren seine Erinnerung und seine Einspeicherfähigkeit weitgehend zurückgekehrt. Eine erneute FDG-PET-Untersuchung nach Therapieende ergab normalisierte Stoffwechselraten in seinem Gehirn. Sein Gehirn hatte sich also regeneriert (Markowitsch et al. 2000). Diese Studien demonstrieren, wie dynamisch das Gehirn auf Umweltreize reagiert und machen seine enorme Plastizität deutlich. Andere Studien zeigten die Wirksamkeit von kognitiv-behavioraler Therapie auf Hirnebene an Patienten mit Spinnenphobie: Paquette et  al. (2003) untersuchten derartige Patienten vor und nach einer kognitiv-­ behavioralen Therapie. Zuerst wurde die Hirnaktivität (indirektes Maß der Nervenzellaktivität) der Patienten während der Konfrontation mit dem phobischen Reiz, d. h. mit Spinnenbildern ermittelt. Nach der (von allen Patienten als erfolgreich eingeschätzten Therapie) wurde eine erneute Hirnuntersuchung

18 

H. J. Markowitsch und M. M. Schreier

a 7 39 17 18 19 37

4

5

1/2/3 40 41/4 2 22 21 20

6A

8B 8Ad

b 9

9/46d 8Av 9/46v 46 44 45B 10s 6B 45A

38

47/12 11

10i

9 32s

10s 10i

32i 24i 11

14

8B 24s

6A

4 31

25 34 35 28 36 38 20

1/2/3 5

23

30 37

7 19 18 18 19

17

Abb. 1.11  a, b Ansichten der rechten Gehirnhälfte von der Seite (a) und von der Mitte (b). Eingezeichnet ist die Aufteilung der Hirnrinde in einzelne Areale nach Brodmann (1914). Die Stirnhirnregionen sind – was deren oberen (dorsolateralen und dorsome­ dialen) Anteil anbetrifft, in dunkelgrau, und was die orbitofrontalen Anteile betrifft – schraffiert dargestellt

mittels fMRT vorgenommen. Vor der Therapie zeigten sich vor allem Aktivierungen im Bereich des rechten seitlichen Stirnhirns (Abb. 1.11) und in der rechten parahippokampalen Region. Nach der Therapie waren visuelle Areale im Hinterhauptslappen (beidseits), in einem Teil des oberen Scheitellappens und im rechten inferioren frontalen Gyrus – einem Teil des limbischen Systems – stärker aktiv. Damit waren die Hirnaktivitäten nach der Therapie ähnlich denen gesunder Probanden. Die Ergebnisse, insbesondere die der stärkeren Stirnhirnaktivität rechts (Abb.  1.11) vor der Therapie, stehen im Einklang mit Arbeiten, die diese Region mit Selbstregulation und der Regulation vor allem negativer Emotionen in Zusammenhang gebracht haben. Diese Form der Emotionsregulation scheint nach einer erfolgreichen Therapie beim Betrachten der zuvor phobischen Reize nicht mehr notwendig zu sein. Zu grundsätzlich ähnlichen Befunden kommt auch eine Arbeit von Straube, Glauer, Dilger, Mentzel und Miltner aus dem Jahe Straube et  al. 2006. Sie fanden bei Patienten mit Spinnenphobie im Vergleich zu einer gesunden Kontrollgruppe beim Betrachten von Spinnenbildern Aktivierungen im vorderen Gyrus cinguli und der Inselregion, beides Gebiete, die mit Emotionsverarbeitung zu tun haben, insbesondere mit der Verarbeitung negativer Emotionen wie Ekel. Ein Teil der Patienten erhielt nach der ersten fMRT-Untersuchung eine kognitiv-behaviorale Therapie, ein Teil bekam keine Therapie (Wartegruppe). Bei der zweiten fMRT-Untersuchung waren bei den Patienten der Wartegruppe wiederum Aktivitäten im vorderen Gyrus cinguli und der Inselregion zu sehen. Bei den therapierten Patienten waren diese Aktivierungen nicht mehr vorhanden.

  Homöostase: Wohlbefinden, Zufriedenheit, psychische Gesundheit 

19

1.1.4 Resümee Zusammenfassend belegen diese Beispiele, dass erstens das Gehirn in spezifischer Art und Weise auf Umweltreize reagiert und dass zweitens diese Reaktionen beeinflussbar bzw. veränderbar sind. Ist diese Beeinflussung gezielt und gelungen, so ist davon auszugehen, dass durch die Veränderung im Gehirn das Leben in dieser Hinsicht stressfreier gestaltbar ist.

1.2 Bedeutung von Gehirnplastizität Der Nobelpreisträger für Medizin, Eric Kandel, formulierte (unsere Übersetzung): Alle geistigen Prozesse, sogar die komplexesten psychischen Prozesse, leiten sich her aus der Funktionsweise des Gehirns. Das heißt, ob wir uns freuen, traurig sind, Ekel empfinden oder Lust, wird durch unser Gehirn gesteuert. Wie man sich vorstellen kann, ist dabei das Gehirn eines menschlichen Babys allenfalls mit rudimentären, weitgehend angeborenen Fähigkeiten ausgestattet. Alles, was wir später im Leben können, erwerben wir während unserer Ontogenese. Zu Lebensanfang sind dies vor allem motorische Fertigkeiten, dann kommt der Spracherwerb, für den das Gehirn schon vorausgebildet ist, und ab dem 4. Lebensjahr kommt die Entwicklung des Selbst – der eigenen Identitätsfindung – und des autobiografischen Gedächtnisses hinzu (Abb. 1.12). Repräsentation des Selbst, Theory of Mind Anfänge der Sprache Implizites/ explizites Gedächtnis

Allgemeinwissen

Komplexe Sprache repräsentational

Episodisches Gedächtnis

Gespräche über Vergangenheit und Zukunft

AutobioGedächtnis

Zeitkonzepte Narrative Struktur und Inhalt

1

2

3

4

5

Typisches „Anfangsalter“ (Jahre)

Abb. 1.12  Stadien der kognitiven Entwicklung in den ersten 5 Lebensjahren. (Nach Nelson und Fivush 2000, 2004; Nelson 2006)

20 

H. J. Markowitsch und M. M. Schreier

Gyrus angularis und Broca-Region

Präfrontaler Kortex

Weiße Substanz im Stirnhirn- und Schläfenlappen

Visueller und auditiver Kortex

Synaptogenese

-9 -8 -7 -6 -5 -4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 101112 2 3 4 5 6 7 8 9 10111213141516171819203040506070

Monate

Neurulation

Alter

Jahre

Neurogenese eu Mig Migration Apoptose Eliminierung von Dendriten und Axonen Erfahrungsabhängige Synapsenformation Neurogenese im Hippokampus

Geburt

Zeugung

Myelinisierung

Geschlechtsdimorphismus

Abb. 1.13  Neurologische Veränderungen über das Lebensalter. Während Hirnregionen, die mit der Wahrnehmung (Sehen, Hören) zu tun haben, relativ früh im Leben reifen und aktiv sind, gibt es andere, insbesondere mit kognitiven Funktionen befasste Hirngebiete (primär in der Hirnrinde, dem Kortex), die erst später ausreifen (mit freund­ licher Genehmigung von Silke Matura)

Vorher sind wir weitgehend von unseren Eltern abhängig und identifizieren uns vor allem mit der eigenen Mutter oder – falls die Mutter fehlt – mit einer anderen intimen Bezugsperson. Diese Selbstfindung wird begleitet von einer Reihe von Veränderungen auf Hirnebene, die in Abb. 1.13 veranschaulicht sind. Die Abbildung zeigt, dass insbesondere in den ersten Lebensjahren eine Reihe von zellulären Mechanismen aktiv ist, die zur Ausbildung von Nervenbahnen und insbesondere zu deren gegenseitiger Isolierung (Myelinisierung) wichtig sind. Auch können in bestimmten Hirnregionen, wie dem für die Informationsverarbeitung wichtigen Hippokampus, möglicherweise neue Nervenzellen entstehen („Neurogenese“). Wie schon weiter oben erwähnt, gibt es während der individuellen Entwicklungsgeschichte ein Auf und Ab an Verbindungselementen zwischen Neuronen (Dendriten, Axonen), das zum Teil umweltabhängig gesteuert ist. In diesen Regionen finden sich dann auch Funktionen, die mit Mitgefühl/ Empathie, Entscheidungsfähigkeit und der Fähigkeit, sich kognitiv in andere Menschen hineinversetzen zu können, zu tun haben.

  Homöostase: Wohlbefinden, Zufriedenheit, psychische Gesundheit 

21

Die oben gemachten Bemerkungen zur kindlichen (Hirn-)Entwicklung sind des­ wegen von außerordentlicher Bedeutung für ein gesundes psychisches und emo­ tionales Leben. Es ist wichtig, dass man die Entwicklung des Gehirns fördert und unterstützt und schädigende Einflüsse von ihm fernhält. Dies geschieht in den ersten Lebensjahren vor allem durch die elterliche Fürsorge, danach aber durch Achtsamkeit gegenüber sich selbst.

Spezifische Grundbedürfnisse – die über die biologische Homöostase durch eine ausreichende Nahrungsaufnahme und genügend Schlaf hinausgehen – müssen gewährleistet sein. Ein Konzept zu diesen spezifischen Grund­ bedürfnissen hat Seymour Epstein entwickelt (Epstein 2003; Pacini und Epstein 1999).

1.2.1 B  emerkungen zur Differenzierung zwischen Empathie und Mitgefühl Vorab sei angemerkt, dass manche Forscher (wie Ekman 2016) der Ansicht sind, dass weder Empathie noch Mitgefühl oder Mitleid Emotionen sind, sondern es seien Reaktionen auf die Emotion eines anderen Menschen. Während im Alltagssprachgebrauch und auch im wissenschaftlichen Argumentieren meist kein Unterschied zwischen Empathie und Mitgefühl gemacht wird, wurde in der Arbeitsgruppe von Tania Singer in zwei Studien (Lamm et al. 2011; Klimecki et al. 2014) darauf hingewiesen, dass es sinnvoll sein kann, folgendermaßen zu differenzieren: • Empathie als Resonanz mit dem Fühlen von Anderen zu verstehen, oder allgemeiner, die Gefühle Anderer zu verstehen, und • Mitgefühl als daraus resultierendes Verlangen, Leiden oder Negatives zu beenden. Auf Hirnebene wird bei Empathie mit dem Schmerz Anderer die vordere Inselrinde und der anteriore bis mittlere Gyrus cinguli aktiv, bei Mitgefühl dagegen das ventrale Striatum, der prägenuale anteriore cinguläre und der mediale orbitofrontale Kortex  – d.  h. weitgehend nicht überlappende Hirnstrukturen (vgl. auch die Übersichtsarbeit von Bernhardt und Singer 2012) (Abb. 1.14). In einer neueren Übersichtsarbeit beschreiben Singer und Klimecki (2014) Empathie als allgemeine Fähigkeit, mit positiven oder negativen Gefühle Anderer zu resonieren, und Mitleid als Gefühl der Besorgtheit gegenüber dem Leid anderer Personen, das mit der Motivation, helfen zu wollen, verbunden

22 

H. J. Markowitsch und M. M. Schreier Gyrus cinguli

Balken

Septum

Orbitofrontaler Kortex Amygdala

Hippokampus

Abb. 1.14  Sagittalschnitt durch das menschliche Gehirn. Bezeichnet sind Hirnstrukturen, die wichtig für die Emotionsverarbeitung sind. Außerdem der Balken, dessen Fasern die linke und rechte Kortexhälfte miteinander verbinden

ist (Zuwendung, prosoziale Motivation). Auch Strauss et  al. (2016) heben hinsichtlich des Mitgefühls hervor, dass es bei dieser Reaktion auf Emotionen Anderer primär darum geht, zu verstehen, dass Andere leiden. Dass Empathie und Mitgefühl auch kognitive Anteile haben, betonen Preckel et al. (2018).

1.2.2 Epsteins Cognitive-Experiential Self-Theory (CEST) Epsteins Modell basiert auf der Annahme, dass Menschen zwei unterschiedliche Informationsverarbeitungssysteme benutzen: • ein analytisch-rationales System und • ein intuitiv-erfahrungsgesteuertes System. Während das intuitiv-erfahrungsgesteuerte System schnell, automatisch und durch Emotionen gesteuert fungiert, ist das andere logisch, langsam und abwägend. Beide Systeme agieren nach Epstein parallel. Durch ihr Zusammenspiel kommt es zu bewussten Gedanken. Die Systeme erinnern damit etwas an bewusst und unbewusst, oder prozedural-automatisch und episodisch-autobiografisch-­ langsam agierende Gedächtnissysteme. Das intuitiv-­erfahrungsgesteuerte System kann die Masse der nicht-bewusst ablaufenden täglichen Vorgänge bewältigen, ähnlich wie die unbewusst agierenden Gedächtnissysteme (prozedurales Gedächtnis, Priming-Gedächtnis; s. Markowitsch 2013b; Markowitsch und Staniloiu 2011c, 2012a) die Masse (d. h. über 90 %) der Alltagsinformation kodieren (Bargh und Chartrandt 1999).

  Homöostase: Wohlbefinden, Zufriedenheit, psychische Gesundheit 

23

Gedächtnissysteme Prozedurales Gedächtnis

Priming (Bahnung)

Perzeptuelles Gedächtnis

Wissenssystem

Mein erstes

?

!

Episodisches Gedächtnis

H O = Wasser

a

b

Die Hochzeit meiner Schwester

c

Amazonas = längster Fluss der Welt

Prozedurales Gedächtnis steht für mechanische, auf das motorische System bezogene Fertigkeiten

Perzeptuelles Priming Das Wissenssystem Das episodische Gedächtnis bedeutet eine ist ein auf die Gedächtnissystem bezieht sich auf das höhere WiedererGegenwart stellt die kennwahrscheinlich- Wiedererkennen von bezogenes System, Schnittmenge von Reizen auf Grund von keit für zuvor in das sich auf subjektiver Zeit, Familaritäts- oder gleicher oder kontextfreie Fakten autonoetischem Bekanntheitsähnlicher Weise bezieht Bewusstsein und dem sich erfahrenden urteilen wahrgenommene Reize Selbst dar

Abb. 1.15  Die fünf Langzeitgedächtnissysteme, die gegenwärtig im Zentrum wissen­ schaftlicher Gedächtnisforschung stehen (s. auch Übersicht; Markowitsch und Staniloiu 2012a)

Das analytisch-rationale System entwickelt sich evolutionsgeschichtlich spät – genauso wie das episodisch-autobiografische Gedächtnissystem (Abb.  1.15 und Übersicht). Es ist auf Denken und sprachbezogene Verarbeitung ausgerichtet (wiederum ähnlich wie das Wissenssystem/semantische Gedächtnis; vgl. Abb. 1.15). Die fünf Langzeitgedächtnissysteme Das prozedurale Gedächtnis und das Priming-System arbeiten grundsätzlich unbewusst, das perzeptuelle Gedächtnis und das Wissenssystem (oder semanti­ sches Gedächtnis) bewusst und das episodisch-autobiografische Gedächtnis selbst-bewusst. Inhalte aus den beiden ersten Gedächtnissystemen, dem „proze­ duralen Gedächtnis“ und dem „Priming-Gedächtnis“, werden auf dem automa­ tischen, impliziten und unbewussten Niveau abgerufen (Abb. 1.15). • Das prozedurale Gedächtnis bezieht sich auf Routinen und komplexe kogni­ tive Bewegungsabläufe (z. B. Fahrrad fahren, Dame spielen). • Priming beschreibt die höhere Wahrscheinlichkeit, mit der ein Reiz ausgewählt wird, der zu einem früheren Zeitpunkt auf dieselbe oder ähnliche Weise wahr­ genommen wurde. Ein Beispiel sind die heutzutage häufig ausgestrahlten Werbeblöcke in Radio oder Fernsehen. In den Spielfilmunterbrechungen wird

24 

H. J. Markowitsch und M. M. Schreier

Werbung für verschiedene Produkte gezeigt. Nach kurzer Zeit wird dann ein zuvor gezeigtes Produkt wieder präsentiert (mit identischem oder ähnlichem Kontext). Es wird dabei davon ausgegangen, dass die erste Werbeeinheit nur auf unbewusstem Niveau im Gehirn registriert wurde (dort aber prägend wirkte, also einen „Prime“ erzeugte), während die Wiederholung derselben oder einer sehr ähnlichen (z. B. abgekürzten) Werbung dieses Wissen auf die bewusste Ebene hob und damit die Wahrscheinlichkeit erhöhte, dass das Produkt später gekauft wurde. • Das perzeptuelle Gedächtnis ist ein bereits bewusst agierendes System, das allerdings auf der präsemantischen Ebene verbleibt und die Bekanntheit oder Familiarität von Reizen (Objekten, Bildern, Gegenständen, Individuen) nutzt. Ein Beispiel ist die Identifikation eines Apfels, unabhängig von Farbe oder Verzehrzustand, und die Möglichkeit, ihn eindeutig von Pfirsich oder Birne zu unterscheiden. • Das nachfolgende Wissenssystem (englisch „semantic memory“) bezieht sich auf Welt- und Allgemeinwissen („Fakten“). Das phylogenetisch wie ontogenetisch höchststehende Gedächtnis, das am stärks­ ten vernetzt ist und, wie oben schon andiskutiert, eine synchrone Verzahnung zwischen emotiven und kognitiven Anteilen persönlicher Erlebnisse erfordert, ist das episodisch-autobiografische Gedächtnissystem, das Tulving im Jahre Tulving 2005 als Schnittmenge von subjektiver Zeit, autonoetischem Bewusstsein und dem sich erfahrenden Selbst definierte.

Auch kann das analytische System die Verarbeitung des intuitiven Systems kontrollieren und korrigieren. Lernen im intuitiven System erfolgt nach Epstein (2003) langsam, Gelerntes wird dafür aber auch stabil erhalten – auch wieder genau wie im prozeduralen Gedächtnissystem. Intuition, Emotionalität und Vorstellungskraft charakterisieren das intuitive System (Norris und Epstein 2011). Die Idee der Existenz dieser beiden Systeme – des intuitiv-­ unbewussten und des rational-bewussten – kommt einerseits ähnlichen Ideen (beispielsweise von Freud) nahe und ermöglicht andererseits Erklärungen sowohl für die Entstehung als auch für die Löschung von maladaptiven Verhaltensweisen. In der kognitiven Verhaltenstherapie werden Patienten beispielsweise ermutigt, ihr rationales System (rationales Denken) zu benutzen, um auf diese Weise negative Gedanken loszuwerden. (So beispielsweise in den oben genannten Studien zu Spinnenphobien.) Epstein benutzt seine Cognitive-experiential Self-Theory auch zur Unterstützung seiner integrativen Persönlichkeitstheorie. Er geht davon aus, dass die intuitiven und rationalen Systeme assoziative Verknüpfungen bilden. Diese werden wiederum assoziativ angebunden, sodass letztendlich ein differenziert-­integriertes Konstruktsystem aufgebaut wird. Dieses beinhaltet auch die Interaktionen zwischen Selbst und Umwelt.

  Homöostase: Wohlbefinden, Zufriedenheit, psychische Gesundheit 

25

Epstein unterschied schon 1990  in seiner Persönlichkeitstheorie vier Grundbedürfnisse, die von Grawe (2004) aufgegriffen und später beispielsweise von Borg-Laufs (2012) für die Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie erweitert und hierarchisiert wurden. Während für Grawe die in der Übersicht genannten Grundbedürfnisse gleichwertig waren, meint Borg-Laufs, dass zumindest im Kindesalter der Bindung die höchste Wertigkeit zukommt (s. auch Strauß 2014). Psychologische Grundbedürfnisse Bindung • • • •

Selbstwertschutz/Selbstwerterhöhung Orientierung und Kontrolle Lustgewinn/Unlustvermeidung Kohärenz/Homöostase

[nach Epstein 1990, 2003 (s. auch Borg-Laufs 2012), erweitert um Kohärenz/ Homöostase]

1.3 N  eurale Korrelate der aufgeführten Grundbedürfnisse Diesen psychologischen Grundbedürfnissen (s.o.: Übersicht) kann man neuronale Korrelate zuordnen.

1.3.1 Bindung Bindung ist ein Verhalten, das bei allen Säugetieren von Geburt an zwischen Mutter und Kind existiert (Strauß 2014). Es geht um ein meist langandauerndes Bedürfnis nach Nähe zu einem oder mehreren bestimmten anderen Menschen. Freud betonte immer wieder Bedeutung und Auswirkungen der frühkindlichen Umwelt auf die weitere Entwicklung des Menschen (z.  B.  Freud 1910). Rund 40 Jahre später beschrieb Bettelheim (1950), dass eine psychische Vernachlässigung oder Fehlerziehung insbesondere von Waisenkindern zu anhaltenden psychischen Schäden im Jugend- und Erwachsenenalter führt. Versuche mit Affenkindern, die ohne die eigene Mutter aufwuchsen und die sich mit Surrogatmüttern aus Stoff (fellähnlich) oder Draht (Milch gebend) abgaben, unterstrichen die Wichtigkeit mütterlicher Zuwendung für ein psychisch gesundes weiteres Leben (Harlow und Zimmerman 1959).

26 

H. J. Markowitsch und M. M. Schreier

Die Hirnforschung zeigte dann, dass fehlende oder negative Mutter-Kind-­ Beziehungen und eine Jugend mit elterlicher Vernachlässigung das Gehirn verändern (Breeden et al. 2015; Contreras-Rodríguez et al. 2014; Fairchild et al. 2013; Marsh et al. 2008; Wallace et al. 2014). In Extremfällen finden sich bei Jungen mit Verhaltensauffälligkeiten und kaltherzig-unemotionalem Verhalten Veränderungen im Stirnhirn (Blair 2013). Bindungsverhalten ist mit der Aktivierung von Regionen verbunden, die auch mit Belohnung und positiven Gefühlen zu tun haben (cingulärer Kortex, Teile der Inselregion und des Striatums, Nucleus accumbens) und mit Deaktivierung von Regionen, die mit negativen Emotionen zu tun haben (Bartels und Zeki 2004; Fisher et al. 2002; Buchheim et al. 2006) (Abb. 1.16). Auch Regionen, die mit sozialem Gedächtnis und Lernen assoziiert sind, werden aktiviert (orbitofrontaler Kortex). Darüber hinaus Teile des visuellen Kortex (Imagination, Vorstellung; Buchheim et al. 2006) und natürlich der Amygdala – als Region für Emotionsverarbeitung par excellence (Rigon et al. 2016; s. auch Siebert et  al. 2003; Cahill et  al. 1995; Markowitsch und Staniloiu 2012b, c). Interessant ist die Aktivierung des periaquäduktalen Grau im Hirnstamm, die zeigt, dass Bindungsprozesse „tief“ im Gehirn verankert sind. Das peri­ aquäduktale Grau bekommt zahlreiche Faseraufschaltungen aus Regionen des limbischen Systems und damit von Arealen, die hauptsächlich mit Emotionen

Mediodorsaler Thalamus

Gyrus cinguli

Zingulum Balken

Anteriorer Thalamus

Fornix Stirn

Hinterkopf

Basales Vorderhirn Mammillothalamischer Trakt Amygdala

Kleinhirn HippokampusFormation

Rückenmark

Mammillarkörper

Abb. 1.16  Seitenansicht des Gehirns. Gezeigt werden wichtige Regionen und Schaltkreise, die mit der Verarbeitung von Emotionen und Gedächtnis zu tun haben

  Homöostase: Wohlbefinden, Zufriedenheit, psychische Gesundheit 

27

Großhirnrinde ches Syst em Limbis

Reptilienhirn

Abb. 1.17  Sehr schematisierte Darstellung des limbischen Systems als eingebettet zwischen der (neokortikalen) Großhirnrinde und dem Hirnstamm – hier Reptiliengehirn genannt – der für die Regulation von Grundfunktionen wie Atmung und Herzschlag wichtig ist. Das limbische System ist vor allem für die Emotions- und Triebverarbeitung relevant

zu tun haben (Markowitsch 1999a,  b; Abb.  1.17). Hinzu kommt eine Aktivierung der ventralen tegmenalen Area, also einer Region im unteren Stirnhirn („basales Vorderhirn“ in Abb.  1.16), die bei allen Formen von Lustempfinden aktiv ist (Irle und Markowitsch 1986; Kroemer et al. 2014). Außerdem führt Bindungsverhalten zu einer vermehrten Ausschüttung von Bindungshormonen wie Oxytozin und Vasopression (Waller et  al. 2015; Wittfoth-Schardt et al. 2012; Buchheim et al. 2009; s. auch die oben genannte Studie von Fries et al. 2005; zu Waisenkindern mit verminderter Ausschüttung von Bindungshormonen: s.  auch R.  Johnson et  al. 2006). Dopamin und Serotonin spielen des Weiteren bedeutende Rollen als Neurotransmitter, die soziale Bindungen auf Hirnebene modulieren (Stein und Vythilingum 2009). Wie Borg-Laufs (2012) betont, kommt Bindungsprozessen in der Kindheit eine weit essenziellere Rolle zu als im späteren Lebensalter, in dem die Persönlichkeit stärker gefestigt ist als während der Entwicklungsphase. Anmerken kann man hier, dass Bindungsverhalten wohl auch epigenetisch gesteuert wird (Champagne und Curley 2009).

28 

H. J. Markowitsch und M. M. Schreier

1.4 V  ariablen, die helfen, das eigene Leben positiv zu organisieren 1.4.1 Selbstwertschutz/Selbstwerterhöhung Jeder Mensch sieht sich als wertvolles Glied der Gesellschaft an und trachtet danach, sein Ansehen gegenüber anderen zu erhalten oder zu erhöhen. Man will sich als kompetent, gut, geliebt, geachtet sehen. Hierzu braucht man eine Umgebung, die einen anerkennt. Borg-Laufs (2014) nennt das Bestreben, sich selbst als „gut“ zu empfinden und möglicherweise auch als besser, als man ist. Wie Pauly et al. (2013) zeigten, ist das Selbstwertgefühl eng an Gedächtnis und Erinnerung geknüpft. Ein positives Selbstwertgefühl ist vor allem mit Aktivierungen im dorsolateralen und medialen präfrontalen Kortex verknüpft (Gebiete vor und über dem basalen Vorderhirn; s. Abb. 1.16) und damit mit einem Bereich, der grundsätzlich mit „Überwachungsfunktionen“ befasst ist und mit der Kontrolle des Ich. Darüber hinaus führen die erinnerten eigenen Charakterzüge und Charaktereigenschaften zu Aktivierungen im parahippokampalen Bereich und allgemeiner im medialen Schläfenlappen und damit in Bereichen, die allgemein mit der Verarbeitung und dem Abruf von Erinnerungen zu tun haben. Ähnliche, aber noch weitere aktivierte Hirnregionen fanden sich in der neuen Studie Debbané et al. (2017). In dieser Studie zeigten auch Amygdala, Hippokampus und Schläfenlappenspitze Aktivierungen und damit vor allem auch limbische, Emotionen verarbeitende Gebiete. Eine weitere Differenzierung fand sich in der Studie Yang et  al. (2016): Positive Charakterzüge waren mit orbitofrontalen Aktivierungen verbunden (=  unten im Stirnhirn), soziale Rückmeldungen aktivierten dagegen den medialen präfrontalen Kortex, den hinteren Bereich des cingulären Kortex (der hintere helle Bereich in Abb. 1.16) und die visuelle Hirnrinde.

1.4.2 Orientierung und Kontrolle Orientierung, Kontrolle und Selbstbestimmung (Grawe 2004) sind Fähigkeiten, mit denen man sich selbst im Leben behauptet. Man geht davon aus, Handlungsalternativen zu haben, seinen Weg bestimmen zu können, sich ausreichend informieren zu können und Kontrolle darüber zu haben, was mit einem gegenwärtig und in naher Zukunft geschieht. Borg-Laufs (2014) schreibt von der Fähigkeit, Ereignisse und Zustände zu erklären, vorherzusagen und zu beeinflussen.

  Homöostase: Wohlbefinden, Zufriedenheit, psychische Gesundheit 

29

Was Hirnkorrelate für diese Funktionen betrifft, so liegt die grundsätzliche Orientierungsfähigkeit vor allem natürlich in den sensorischen Regionen des Gehirns (visuelles, auditives, vestibuläres, somatosensorisches, gustatorisches und olfaktorisches System). Dies ist aber hier nicht gemeint; gemeint ist die übergeordnete Fähigkeit, sich so orientieren zu können, dass man sein Handeln unter Kontrolle hat und dadurch selbstbestimmt leben, denken und agieren kann. Dies wiederum sind Fähigkeiten, die in erster Linie mit dem Stirnhirnbereich (dem präfrontalen Kortex) zu tun haben, der sozusagen das Zentrum für exekutive Operationen darstellt (Markowitsch und Kessler 2000, 2002; Stuss und Benson 1986; Stuss und Levine 2002; Brand und Markowitsch 2006). Während bei klassischen Kontrollmechanismen wie Handlungsplanung eher der dorsolaterale präfrontale Kortex aktiviert ist, wird bei Prozessen der sozialen Kontrolle vorwiegend der dorsomediale und ventromediale präfrontale Kortex aktiviert (Markowitsch und Staniloiu 2016; Koenigs et al. 2010; Koenigs und Tranel 2007; Kuss et al. 2015). Inhibition (Hemmprozesse) und sogenanntes Set-Shifting (Handlungsalternativen wählen) können allerdings auch Regionen im Scheitellappen mit aktivieren (Yang et  al. 2016). Sind Emotionen beteiligt, dann ist auch der Mandelkern (Amygdala) aktiv (Bechara et al. 1999; Ghods-Sharifi et al. 2009; Markowitsch und Staniloiu 2011b). Ein großer Bereich innerhalb von Kontrolle und Orientierung ist der der Entscheidungsfindung. Man kennt die Situation, in der man nicht weiß, wie oder wofür man sich entscheiden soll, und wie man jeweilige Vorteile und Nachteile gegeneinander abwägen soll. Abb. 1.18 verdeutlicht dies für einen einfachen Bereich der Wahrnehmung. Um adäquat Entscheidungen fällen zu können, braucht man sozusagen einen gesunden Menschenverstand. „Gesund“ heißt dabei, unbeeinflusst von Krankheiten. Wir haben gefunden, dass praktisch jede Form von Krankheit – ob psychisch oder somatisch  – das Entscheidungsverhalten negativ beeinflusst. Als Aufgabe wählten wir die von Matthias Brand entwickelte „Würfelspielaufgabe“ (Abb. 1.19).

Abb. 1.18  Je nachdem, ob man die Symbole von links nach rechts oder von oben nach unten liest, liest man das mittlere Symbol als „13“ oder als „B“. Dies ist ein Beispiel für die Kontextabhängigkeit der Informationsverarbeitung

30 

H. J. Markowitsch und M. M. Schreier

a Würfel

Guthaben Gewinn/Verlust

+

-

+1000 € Mögliche Zahlenkombinationen

Gewinn/Verlust 1000 € 500 € 200 € 100 €

Name Müller Alter Geschlecht 34 m w Runden Runde 1/18

b Würfel

Guthaben

+

-200 €

-

+800 € Mögliche Zahlenkombinationen

Gewinn/Verlust 1000 € 500 € 200 € 100 €

Name Müller Alter Geschlecht 34 m w Runden Runde 1/18

Abb. 1.19  a, b Darstellung des einer Pokerspielsituation ähnelnden Würfelspiels, das von Prof. Matthias Brand entwickelt wurde. a Ausgangssituation zu Spielbeginn. Man hat ein theoretisches Startkapitel von 1000 € und soll sich in jeder Runde für eine der vier möglichen Zahlen oder Zahlenkombinationen (z. B.: es kommt eine 1 oder eine 2) entscheiden und bekommt dann den links gezeigten Betrag (für das gewählte Beispiel 500  € Gewinn oder Verlust) zuaddiert oder abgezogen. b Hier hatte man auf die Würfelkombination „1 oder 2 oder 3“ gesetzt, es kam aber eine „5“, weswegen 200 € vom Startkapital abgezogen werden

  Homöostase: Wohlbefinden, Zufriedenheit, psychische Gesundheit 

31

Risikoabwägung und Risikoneigung sind einerseits Prozesse, die von der Persönlichkeit abhängen  – Extravertierte sind meist entscheidungsfreudiger und fällen riskantere Entscheidungen als Introvertierte. Auch gibt es Menschen, die eher strategisch denken und entscheiden als andere (Brand et al. 2008a). Wieder andere treffen unter Stress mehr falsche oder voreilige Entscheidungen (Starcke et  al. 2008). Auch lassen Menschen in höherem Lebensalter in ihrer Entscheidungsfähigkeit nach (Brand und Markowitsch 2010a, b; Labudda et al. 2008; Toepper et al. 2014). Brand, Markowitsch und Mitarbeiter fanden Defizite beim Entscheiden bei Patienten mit Essstörungen (Brand et al. 2007a) oder Opiatabhängigkeit (Brand et al. 2004b); ebenso bei Patienten, die pathologische Spieler waren (Brand et al. 2005b; Labudda et al. 2007). Auch Patienten mit unterschiedlichen neurologischen Erkrankungen hatten Defizite beim Entscheiden; die Defizite fanden sich bei Patienten mit Korsakow-Syndrom (Brand et  al. 2005a), Urbach-Wiethe Krankheit (Brand et al. 2007b), Hirnzysten (Brand et al. 2004a) und Parkinson-Erkrankung (Brand et al. 2004b). Diese Beispiele zeigen, dass Regionen, die mit dem Stirnhirn eine enge Kommunikation pflegen, in die Entscheidungsfindung mit einbezogen werden (Badre 2008; Burgess et al. 2007; Koechlin und Hyafil 2007; Vincent et al. 2008).

1.4.3 Lustgewinn/Unlustvermeidung Es gibt ein natürliches Bestreben, aversive Reize oder Situationen zu vermeiden und angenehm-positive anzustreben. Dies hatte Sigmund Freud mit Bezug auf seine Libidotheorie als „Lustprinzip“ bezeichnet (Freud 1920). Es findet sich auch in vielen anderen Zusammenhängen, so bei Karl Bühler als „Funktionslust“ bei Kindern, die Freude am Spiel und am Umgang mit Objekten der Umwelt haben. Auch in der Ethologie wird immer wieder auf dieses Prinzip verwiesen als das Verhalten von Tieren leitend (Triebtheorien). Meistens geht es um die möglichst umgehende Triebbefriedigung, sei es der Nahrungstrieb, der Sexualtrieb, der Herdentrieb, Schlafbedürfnis, oder was sonst Körper und Geist befriedigt. Häufig findet sich auch eine Kombination von Trieben  – man rottet sich zu einer Herde zusammen, um so genussvoller seinem Nahrungstrieb frönen zu können oder – zumindest bei Affen – sich die attraktivsten Weibchen aussuchen zu können. Umgekehrt geht es um Unlustvermeidung. Man will sich nicht zu großer Kälte, zu unangenehmen Nachbarn, zu schwierigen gesellschaftlichen Zwängen, usw. aussetzen.

32 

H. J. Markowitsch und M. M. Schreier

Auf Hirnebene spielen bei Lust und Unlust vor allem Hormone eine Rolle, daneben Neurotransmitter wie Dopamin (Burgdorf und Panksepp 2006; Rolls 2014). So wie Freud von Eros und Thanatos als „Lebens- und Todestrieb“ schrieb, spielen Endorphine und Bindungshormone auf der einen, und Stresshormone auf der anderen Seite bedeutende Rollen bei der Regulation von Lust und Unlust. Endorphine  – körpereigene Opiate („Glückshormone“)  – werden dann auf Hirnebene ausgeschüttet, wenn man sich wohlfühlt, aber auch bei bestimmten körperlichen Anstrengungen – vom Marathonlauf bis zu sexuellen Aktivitäten. Beim intensiveren Jogging spricht man ja auch vom „runner’s high“, also einem Wohlgefühl, das bei körperlicher Anstrengung auftritt. Die Freisetzung von Bindungshormonen ist ein weiteres Merkmal von Lust, das sich ja schon beim Baby im Kontakt (Brustmilchfütterung) mit der Mutter findet. Bindungshormone werden auch beim Geschlechtsverkehr ausgeschüttet, um die Partnerbindung zu festigen. In einer Studie wurde die Dopaminfreisetzung im Neostriatum (einer Kernregion, die vor allem dopaminerge Aufschaltungen erhält und die häufig mit Belohnung in Zusammenhang gebracht wird; Delgado et al. 2000; Sharot et al. 2009) von männlichen Affen unter zwei Bedingungen untersucht: Einmal, wenn sie in Einzelkäfigen gehalten wurden, zum anderen, wenn sie in einem großen Areal als Gruppe sozial interagieren konnten. Es zeigte sich, dass das dominante Alphamännchen wie auch das subdominante Omegamännchen bei Einzelkäfighaltung kaum Dopamin freisetzten. Bei Gruppenhaltung dagegen zeigte das Gehirn des Omegatiers weiterhin kaum Dopaminfreisetzung, das Alphamännchen dagegen  – das sich jetzt alle Weibchen schnappen und alle anderen Männchen verprügeln konnte, setzte große Mengen Dopamin frei, sein Striatum leuchtete sozusagen im Kernspintomographen. Diese Studie demonstriert, wie die soziale Umwelt und die Freude am Leben entsprechende Transmitteraktivität mit sich bringt. Stresshormonfreisetzungen auf der anderen Seite sind zwar grundsätzlich nicht negativ, können es aber leicht werden (Eustress gegenüber Distress: s. die Erläuterungen zu Beginn des Kapitels; Abschn. 1.1.2). In der heutigen Gesellschaft erleben wir Stress in der Regel als etwas Negatives, was dann, wie Abb. 1.8 zeigt, sich zerstörerisch auf das Nervensystem auswirkt. Deswegen ist es eine natürliche Reaktion, zu viel an Stresserleben von sich fernhalten zu wollen. Schaut man sich die Ergebnisse von Bildgebungsstudien an, dann sind Lust und Unlust wiederum vor allem mit dem erweiterten limbischen System (Nauta 1979; Nieuwenhuys 1996) verbunden, d. h. mit den Hauptstrukturen

  Homöostase: Wohlbefinden, Zufriedenheit, psychische Gesundheit 

33

des limbischen Systems (z. B. Amygdala, cingulärer Kortex), aber auch mit tief im Hirnstamm und im basalen Vorderhirn liegenden kleineren Kernstrukturen (wie die ventral tegmentale Area; Ulrich et al. 2018). Bestimmte Strukturen wie die Amygdala und die Inselregion sind dabei sowohl auf positive wie auf negative Emotionen hin aktiv (Kennedy und Adolphs 2012; Bishop et  al. 2015; Bonnet et al. 2015; Markowitsch und Staniloiu 2011b, 2012c), andere aber nur auf positive (ventrale tegmentale Area). Kringelbach und Berridge (2009) beschrieben einen „hedonistischen Hirnkreislauf“ bei Tier und Mensch. In diesem steht der orbitofrontale Kortex im Zentrum und hat als Satelliten folgende Strukturen: • • • • • • •

den cingulären und insulären Kortex, die ventrale tegmentale Region, den Hypothalamus, das periaquäduktale Grau, den Nucleus accumbens, das ventrale Pallidum und die Amygdala.

All dies sind Regionen, die immer wieder im Zusammenhang mit Lust und Unlust genannt werden (s. auch Berridge und Kringelbach 2015). Auch Studien an distinkt hirngeschädigten Patienten zeigen, dass diese limbischen Regionen zum Teil spezifische emotionale Funktionen haben, • die Inselregion und Teile des cingulären Kortex in erster Linie für Empathie und die Erfassung des sozialen Kontexts, • die Amygdala für Furchterkennung, • der (vor allem rechtshirnige) ventromediale präfrontale Kortex für soziale Emotionen und soziale Entscheidungen • und auch wieder vor allem der rechtshirnige somatosensorische Kortex für das Erkennen spezifischer Emotionen (Kennedy und Adolphs 2012; Bernhardt und Singer 2012). Speziell die vordere Inselregion war dann aktiviert, wenn man den Betroffenen unfaire Angebote machte (im sogenannten Ultimatumspiel) (Wu et  al. 2015); ansonsten spielt die Insel bei der Selbstreflexion von Emotionen eine wichtige Rolle (Modinos et al. 2009). Der inferiore frontale Gyrus und die temporo-parietale Verbindungsregion sind weitere, an der Verarbeitung sozialer Emotionen beteiligte Regionen (Grecucci et al. 2013; Harenski et al. 2014).

34 

H. J. Markowitsch und M. M. Schreier

Resümee Generell kann man feststellen, dass die rechte Großhirnhälfte mehr als die linke in die Verarbeitung von Emotionen involviert ist (Alpers 2008; Schore 2002, 2005). Außerdem spielen Aufmerksamkeitsprozesse eine bedeutende Rolle bei der Bewertung von Lust- und Unlustgefühlen (Morelli und Lieberman 2013). Dies mag sich auch darin äußern, dass entsprechende, auf positive Entscheidungen ausgerichtete Intentionen und Aufmerksamkeitsprozesse Teile des Stirnhirns (orbitofrontaler und dorsolateraler Kortex, frontaler Pol und das zugehörige Striatum) aktivieren (Ohira et al. 2010).

1.4.4 Homöostase Homöostase wird als Selbstregulationsprozess verstanden, in dem es darum geht, ein inneres Gleichgewicht wiederherzustellen (oder zu erreichen). In seiner Schrift „Jenseits des Lustprinzips“ schrieb Freud (1920) von dem Drang, einen früheren Zustand wiederherzustellen. Insofern stellt das Erreichen eines Zustands von Homöostase sozusagen einen übergeordneten Wert dar, einen Wert, der vergleichbar ist mit dem, was in Religionen wie dem Buddhismus als Erreichen des Nirwanas, also eines Zustands, der „einen wunschlos glücklich macht“, interpretiert werden kann. Da aber ein solcher Zustand sozusagen das Endprodukt darstellt, dem der Tod folgt oder folgen kann, haben manche Sozialwissenschaftler vorgeschlagen, den Begriff Homöostase durch den der Homöodynamik zu ersetzen. Während – wie im „Resümee“ in (Abschn. 1.4.3 „Lustgewinn/Unlustvermeidung“) geschrieben  – das Streben nach Lustgewinn und Unlustvermeidung mit erhöhten Aktivitäten in Stirnhirn und Striatum einhergeht, geht das Erreichen eines derartigen Zustands (also von Homöostase) einher mit Deaktivierungen in diesen Bereichen (Lee und Kim 2014). Auch andere Studien fanden bei entsprechendem Streben nach einem homöostatischen Gleichgewicht Deaktivierungen, und zwar in der Amygdala und der Inselregion (Goldin et al. 2008) (vgl. hierzu auch Ramnani und Owen 2004). Als hirnanatomisches Korrelat für Homöostase kann man auch das „default mode network“ ansehen, das aus Regionen besteht, die im sogenannten Ruhezustand des Gehirns aktiv sind (Buckner und Carroll 2007; Hagmann et  al. 2008; Raichle et  al. 2001; Raichle und Snyder 2007; Staniloiu und Markowitsch 2012). Das „default mode network“ setzt sich aus mehreren Großhirnregionen zusammen: • medialem präfrontalem Kortex, • anteriorem und posteriorem cingulärem Kortex,

  Homöostase: Wohlbefinden, Zufriedenheit, psychische Gesundheit 

35

• Praecuneus und • retrosplenialem Kortex. Diese Gehirnregionen weisen während des Ruhezustands des Gehirns eine hohe Grundaktivität auf im Vergleich zu ihrer Aktivität bei einer Reihe sehr unterschiedlicher Denk- und Handlungsprozesse (s.  Tab.  1.1 für Lage und Funktion wichtiger Hirnstrukturen). Das „default mode network“ wurde beschrieben als „mind-wandering“ („den Geist wandern lassen“), Introspektion, prospektives Verhalten, wie auch als aktiv beim Verarbeiten des episodisch-autobiografischen Gedächtnisses (Buckner 2012; Buckner et  al. 2008). Anormale Default-mode-network-­ Aktivität wurde beispielsweise von den Hirnen von Patienten berichtet, die unter amnestischer leichter kognitiver Beeinträchtigung litten oder sich im Frühstadium von Morbus Alzheimer befanden oder unter bestimmten Amnesieformen litten. Lee et al. (2014) schlugen eine weitere Differenzierung vor, in der ein inneres „default mode network“ (mit Mittellinien- und limbischen Hirnstrukturen) für eine „innere Homöostase“ relevant wäre. Der Seniorautor Northoff sieht diese Strukturen darüber hinaus in die Repräsentation des Selbst involviert (Northoff 2014; Lane et al. 2016; Qin und Northoff 2011 – s. Markowitsch 2013b, und Markowitsch und Staniloiu 2012d, zu Forschungen zum Selbst).

1.4.5 Schlussfolgerungen Unsere Gegenwart ist geprägt durch unsere Vergangenheit, die im Gehirn vielfältige Spuren hinterlassen hat und uns für die Zukunft ausrichtet. Zentral ist für uns das Konzept der Homöostase, einer Art Lebensbalance. Diese wird zum Teil auf natürlichem Wege erreicht  – dadurch, dass während unserer Entwicklung vom Kind zum Erwachsenen unsere Hirnausbildung und die Hirnverbindungen auf ein bestimmtes Niveau gebracht werden und wir unsere Grundbedürfnisse in austarierten Maßen zu erhalten oder wiederherzustellen trachten. Anspannung und Entspannung, Liebe und Angst, Lust und Unlust, Kontrolle und Geschehen-Lassen sind dabei nur einige der Dipole, zwischen denen wir uns durchlavieren, wie Odysseus zwischen Skylla und Charybdis. Die Hirnforschung zeigt, dass wir uns in dem Bestreben nach Homöostase nicht grundsätzlich vom Tierreich abheben; im Gegenteil, das meiste, das wir tun und lassen, geschieht „aus dem Bauch heraus“, d. h. emotional. Deswegen kommt unserem Gefühlsleben auch eine größere Bedeutung zu als unserem rationalen Dasein (Damasio 1995; LeDoux 1996; Peper und Markowitsch

36 

H. J. Markowitsch und M. M. Schreier

2001; Röttger-Rössler und Markowitsch 2008; Markowitsch 2008; Panksepp und Biven 2012). Unser emotionales Gehirn  – das limbische System  – ist das, was man in Freuds Theorie von Über-Ich – Ich – und Es dem Es gleichsetzen kann. Das Es beherrscht uns – der Mensch (das Ich) ist, so Freud, „nicht Herr im eigenen Hause.“ Das limbische System agiert – so Isaacson (1982, S. 254) als Fluss oder Gottheit des Vergessens. Angst und Liebe siegen über Rationalität, wie die tägliche Erfahrung zeigt. Deswegen ist es essenziell, da anzusetzen, wo das emotionale Leben unausgeglichen ist, und es wieder in ein Gleichgewicht zu bringen. Paracelsus wies darauf hin, dass alles Gift sei und nur die Dosis bewirke, ob etwas als Gift wirkt oder nicht. Diese 500 Jahre alte Weisheit findet sich in nahezu allen Bereichen, in denen es um Emotionen und Motivationen geht (Russo und Nestler 2013). Ob Alkohol, Schokolade oder sexuelle Lust, im Übermaß genossen kehren sich positive Effekte um. Small et al. (2001) gaben Versuchspersonen Schokolade selbst nachdem sie davon genug gegessen hatten und maßen ihre Hirnaktivität mittels Positronenemissionstomographie, einem Verfahren der funktionellen Bildgebung. Die Motivation zu essen und der Belohnungswert der Schokolade veränderten sich zunehmend. Ebenso die aktivierten Hirnregionen. Zuerst waren solche Areale aktiviert, die Belohnung, Wohlgefühl und Verlangen signalisierten, im mehr als gesättigten Zustand dann solche, die mit Vermeidungsverhalten korreliert waren. Ähnliche Beispiele wie das „Schokoladenphänomen“ findet sich natürlich für jede Form von Lust und Aversion: Den ganzen Tag Musik hören oder Sport treiben würde niemandem mehr Spaß machen. Für Gourmets zeigen Filme wie „Das große Fressen/La Grande Bouffe“ die von Freude, Lust und Sex zu Ekel und Tod degenerierende Orgie von vier Freunden. Für Alkoholund Drogenkonsum kennt man die langfristig negativen Wirkungen. Therapeuten nutzen die Kombination von positiven mit negativen Reizen, um die Entwöhnung von Lastern zu erreichen (z. B. Hong et al. 2017; Li et al. 2017; Zelman et al. 1992). Die Existenz von Entwöhnungskliniken demonstriert die Bedeutung der Veränderungen von Genuss und Lebenslust zu den negativen Auswüchsen (Enthemmung, Aggressivität, Affektlabilität, Einschränkungen in Aufmerksamkeit und Urteilsvermögen, die natürlich auch mit vielen körperlichen Symptomen (Stand- und Gangunsicherheit, Bindehautrötung etc.) und selbst zum Tode führenden Krankheiten wie Leberzirrhose und alkoholbedingte Demenz einhergehen können. Interessant ist, dass Therapien von Süchten nicht nur durch Paarung mit Entwöhnungsmitteln (z.  B.  Disulfiram), die negative körperliche Symptome hervorrufen, durchgeführt werden, sondern dass auch Möglichkeiten positiver Ersatzfunktionen oder der Aneignung alternativer Verhaltensweisen oder

  Homöostase: Wohlbefinden, Zufriedenheit, psychische Gesundheit 

37

Wünsche antrainierbar sind. Dies findet sich selbst bei Kindern in einfachen Spielsituationen (s. Infobox) und zeigt somit, dass dann, wenn man wenn auch schwierig zu bewältigende Verhaltensalternativen wählen kann, auf diese zugreift. Man versucht also, Notlügen zu vermeiden und hat selbst dann ein größeres Wohlfühlpotenzial, wenn man sich wie in dem in der Infobox wiedergegebenen Experiment stärker anstrengen muss, als wenn man schummeln würde (für ein Kind ist nicht erschließbar, dass der Erwachsene seine Schummelei erkennen könnte) (s. Abschn. 1.4.3 „Lustgewinn/Unlustvermeidung“). Experiment zur Wahl von Verhaltensalternativen Ein Experiment, an dem ich als studentischer Versuchsleiter beteiligt war, hatte zum Ziel herauszufinden, ob ca. 6- oder 7-jährige Kinder dann vermeiden zu lügen, wenn ihnen eine Verhaltensalternative angeboten wird. Es bestand aus folgendem Paradigma: Ein großer oben offener rechteckiger Karton diente als Aquarium, in dem Plastikfische, Pappfische und andere meeresbodentypische Utensilien lagen. Mit einer Magnetangel sollten in 5 Minuten Plastikfische oder Pappfische am Kopf gefangen werden. Ein Teil der Fische hatte den magnetsensitiven Eisenring aber nur am Schwanz und ließ sich daher nur durch Schummeln fangen; dies galt ins­ besondere für die sonst eher hervorstechenden Plastikfische. Allerdings konnte nur der Versuchsleiter erkennen, ob Fische am Schwanz oder am Kopf gefangen worden waren. Es war kaum möglich, in der vorgesehenen Zeit die 3 Plastikfische zu fangen, und es war auch schwierig – aber eher möglich – die 10 Pappfische zu angeln. Für alle Kinder gab es Trostpreise und per Zufall ausgelost auch für ein­ zelne Kinder extra Hauptpreise wie z. B. einen Fußball. Es wurden zwei Versuchsgruppen eingeteilt: eine, die nur Plastikfische fangen durfte, und eine, die auch Pappfische fangen durfte. Die geforderte Zahl von am Kopf zu angelnden Plastikfischen ließ sich allerdings nicht in der vorgesehenen Zeit fangen. Ziel war, herauszufinden, ob Kinder dann eher lügen (Fische am Schwanz he­ rausziehen), wenn sie keine Verhaltensalternative haben, dagegen – selbst wenn dies schwer erscheint  – zur Verhaltensalternative, viele Pappfische zu angeln, greifen, wenn ihnen diese geboten wird. Ergebnis war, dass tatsächlich Kinder eher mogelten, wenn sie anders nicht ihr erhofftes Ziel erreichen konnten, dagegen selbst wenn dies für sie schwer schien, zur Verhaltensalternative Pappfische griffen, wenn sie dadurch das Lügen ver­ meiden konnten.

1.5 Resümee Das 1. Kapitel hat die Bedeutung von Homöostase aufgezeigt, hat demons­ triert, wie Gehirnplastizität dazu verhilft, dass der Mensch sich entsprechend seinen Potenzialen und entsprechend seiner Interaktionsmöglichkeiten mit der Umwelt verwirklichen kann. Aber auch, dass durch die Plastizität des

38 

H. J. Markowitsch und M. M. Schreier

Gehirns „Fehlverdrahtungen“ korrigiert werden können und der Aufbau neuer Verbindungen langfristig möglich ist. Es wurde darauf abgehoben, dass ein Zuviel an Stress vermieden werden sollte, während umgekehrt die Freisetzung von Bindungshormonen, Endorphinen usw. gefördert werden sollte. Dies insbesondere deshalb, weil alles, was wir tun und lassen, sich sowohl im Nervensystem als auch auf (epi-)genetischer Ebene niederschlägt. Die Epigenetik als neuer Zweig der Genetik spielt  – so wurde erläutert  – insbesondere in der Kindheit eine bedeutende Rolle, da in dieser Periode entscheidende Weichen für das spätere Leben gestellt werden. Bindung, Selbstwertschutz und Selbstwerterhöhung, Orientierung und Kontrolle, Lustgewinn und Unlustvermeidung und Kohärenz und Homöostase wurden als bedeutende Bausteine der Persönlichkeit hinsichtlich ihrer psychologischen Valenz und ihrer Repräsentanz im Nervensystem erläutert. Aus den Darlegungen kann geschlussfolgert werden, dass das menschliche Gehirn trotz all seiner Komplexität grundsätzlich in seinen Aktivitäten vorher­ sagbar und steuerbar ist. Dies ist wichtig, wenn es um die Möglichkeit von Interventionen und Korrekturen seiner Arbeitsweise geht.

Literatur Alpers, G. P. (2008). Eye-catching: Right hemisphere attentional bias for emotional pictures. Laterality, 13, 158–178. Badre, D. (2008). Cognitive control, hierarchy, and the rostro-caudal organization of the frontal lobes. Trends in Cognitive Sciences, 12, 193–200. Bargh, J.  A., & Chartrandt, T.  L. (1999). The unbearable automaticity of being. American Psychologist, 54, 462–479. Bartels, A., & Zeki, S. (2004). The neural correlates of maternal and romantic love. NeuroImage, 21, 1155–1166. Bechara, A., Damasio, H., Damasio, A. R., & Lee, G. P. (1999). Different contributions of the human amygdala and ventromedial prefrontal cortex to decision-­ making. Journal of Neuroscience, 19, 5473–5481. Bernhardt, B. C., & Singer, T. (2012). The neural basis of empathy. Annual Review of Neuroscience, 35, 1–23. Berridge, K. C., & Kringelbach, M. L. (2015). Pleasure systems in the brain. Neuron, 86, 646–664. Bettelheim, B. (1950). Love Is not enough: The treatment of emotionally disturbed children. Glencoe: Free Press. Bishop, S. J., Aguirre, G. K., Nunez-Elizalde, A. O., & Toker, D. (2015). Seeing the world through non rose-colored glasses: Anxiety and the amygdala response to blended expressions. Frontiers in Human Neuroscience, 9, Art. 152.

  Homöostase: Wohlbefinden, Zufriedenheit, psychische Gesundheit 

39

Blair, R. J. (2009). Too much of a good thing: Increased grey matter in boys with conduct problems and callous-unemotional traits. Brain, 132, 831–832. Blair, R. J. (2013). The neurobiology of psychopathic traits in youths. Nature Reviews Neuroscience, 14, 786–799. Bonnet, L., Comte, A., Tatu, L., Millot, J.-L., Moulin, T., & Medeiros de Bustos, E. (2015). The role of the amygdala in the perception of positive emotions: An „intensity detector“. Frontiers in Behavioral Neuroscience, 9, Art. 178. Borg-Laufs, M. (2012). Die Befriedigung psychischer Grundbedürfnisse als Weg und Ziel der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie. Forum für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, 1, 6–21. Borg-Laufs, M. (2014). Psychische Grundbedürfnisse in der Kinder- und Jugendlichen-Verhaltenstherapie. https://www.dgvt.de/fileadmin/user_upload/ Do kum ente/ Kon g re ss/Kon g re ss_ 2 0 1 4 /B o r g - Lau f s _ Hau pt vo r t r ag _ Fr.28.03.2014.pdf. Zugegriffen am 31.12.2017. Brand, M., & Markowitsch, H. J. (2006). Memory processes and the orbitofrontal cortex. In D.  Zald & S.  Rauch (Hrsg.), The orbitofrontal cortex (S. 285–306). Oxford: Oxford University Press. Brand, M., & Markowitsch, H. J. (2010a). Aging and decision making: A neurocognitive perspective. Gerontology, 56, 319–324. Brand, M., & Markowitsch, H.  J. (2010b). Mechanims contributing to decision-­ making difficulties in late adulthood: Theoretical approaches, speculations and empirical evidence. Gerontology, 56, 435–440. Brand, M., Kalbe, E., Kracht, L. W., Riebel, U., Münch, J., Kessler, J., & Markowitsch, H. J. (2004a). Organic and psychogenic factors leading to executive dysfunctions in a patient suffering from surgery of a colloid cyst of the Foramen of Monro. Neurocase, 10, 420–425. Brand, M., Labudda, K., Kalbe, E., Hilker, R., Emmans, D., Fuchs, G., Kessler, J., & Markowitsch, H. J. (2004b). Decision-making impairments in patients with Parkinson’s disease. Behavioural Neurology, 15, 77–85. Brand, M., Fujiwara, E., Borsutzky, S., Kalbe, E., Kessler, J., & Markowitsch, H. J. (2005a). Decision-making deficits of Korsakoff patients in a new gambling task with explicit rules – associations with executive functions. Neuropsychology, 19, 267–277. Brand, M., Kalbe, E., Labudda, K., Fujiwara, E., Kessler, J., & Markowitsch, H. J. (2005b). Decision-making impairments in patients with pathological gambling. Psychiatry Research, 133, 91–99. Brand, M., Franke-Sievert, C., Jacoby, G. E., Markowitsch, H. J., & Tuschen-Caffier, B. (2007a). Neuropsychological correlates of decision-making in patients with bulimia nervosa. Neuropsychology, 21, 742–750. Brand, M., Grabenhorst, F., Starcke, K., Vandekerckhove, M. M. P., & Markowitsch, H. J. (2007b). Role of the amygdala in decisions under ambiguity and decisions under risk: Evidence from patients with Urbach-Wiethe disease. Neuropsychologia, 45, 1305–1317.

40 

H. J. Markowitsch und M. M. Schreier

Brand, M., Labudda, K., Kalbe, E., Hilker, R., Emmans, D., Fuchs, G., Kessler, J., & Markowitsch, H. J. (2004b). Decision-making impairments in patients with Parkinson’s disease. Behavioural Neurology, 15, 77–85. Brand, M., Heinze, K., Labudda, K., & Markowitsch, H. J. (2008). The role of strategies in deciding advantageously in ambiguous and risky situations. Cognitive Processing, 9, 159–173. Breeden, A. L., Cardinale, E. M., Lozier, L. M., VanMeter, J. W., & Marsh, A. A. (2015). Callous-unemotional traits drive reduced white-matter integrity in youths with conduct problems. Psychological Medicine, 19, 1–14. Bremner, J. D. (1999). Does stress damage the brain? Biological Psychiatry, 45, 797–805. Brodmann, K. (1914). Physiologie des Gehirns. In P. von Bruns (Hrsg.), Neue deutsche Chirurgie (Bd. 11, Tl. 1, S. 85–426). Stuttgart: Enke. Buchheim, A., Erk, S., George, C., Kächele, H., Ruchsow, M., Spitzer, M., Kircher, T., & Walter, H. (2006). Measuring attachment representation in an FMRI environment: A pilot study. Psychopathology, 39, 44–52. Buchheim, A., Heinrichs, M., George, C., Pokorny, D., Koops, E., Henningsen, P., O’Connor, M. F., & Gündel, H. (2009). Oxytocin enhances the experience of attachment security. Psychoneuroendocrinology, 34, 1417–1422. Buckner, R. L. (2012). The serendipitous discovery of the brain’s default network. NeuroImage, 62, 1137–1145. Buckner, R. L., & Carroll, D. C. (2007). Self-projection and the brain. Trends in Cognitive Science, 11, 49–57. Buckner, R. L., Andrews-Hanna, J. R., & Schacter, D. L. (2008). The brain’s default network: Anatomy, function, and relevance to disease. Annals of the New  York Academy of Sciences, 1124, 1–38. Burgdorf, J., & Panksepp, J. (2006). The neurobiology of positive emotions. Neuroscience and Biobehavioral Reviews, 30, 173–187. Burgess, P.  W., Dumontheil, I., & Gilbert, S.  J. (2007). The gateway hypothesis of rostral prefrontal cortex (area 10) function. Trends in Cognitive Sciences, 11, 290–298. Burton, H., & Silva, A. (2015). Learning and memory. Ideas Roadshow: Open Agenda Publishing. www.IdeasRoadshow.com. Zugegriffen am 06.04.2018. Cahill, L., Babinsky, R., Markowitsch, H. J., & McGaugh, J. L. (1995). Involvement of the amygdaloid complex in emotional memory. Nature, 377, 295–296. Callaghan, B.  L., & Tottenham, N. (2016). The Stress Acceleration Hypothesis: Effects of early-life adversity on emotion circuits and behavior. Current Opinion in Behavioral Sciences, 7, 76–81. Champagne, F.  A., & Curley, J.  P. (2009). Epigenetic mechanisms mediating the long-term effects of maternal care on development. Neuroscience and Biobehavioral Reviews, 33, 593–600. Contreras-Rodríguez, O., Pujol, J., Batalla, I., Harrison, B.  J., Soriano-Mas, C., Deus, J., López-Solà, M., Macià, D., Pera, V., Hernández-Ribas, R., Pifarré, J., Menchón, J. M., & Cardoner, N. (2014). Functional connectivity bias in the prefrontal cortex of psychopaths. Biological Psychiatry, 78, 647–655.

  Homöostase: Wohlbefinden, Zufriedenheit, psychische Gesundheit 

41

Damasio, A. R. (1995). Descartes’ Irrtum. München: List. De Brito, S. A., Mechelli, A., Wilke, M., Laurens, K. R., Jones, A. P., Barker, G. J., Hodgins, S., & Viding, E. (2009). Size matters: Increased grey matter in boys with conduct problems and callous-unemotional traits. Brain, 132, 843–852. Debbané, M., Badoud, D., Sander, D., Eliez, S., Luyten, P., & Vrtička, P. (2017). Brain activity underlying negative self- and other-perception in adolescents: The role of attachment-derived self-representations. Cognitive, Affective, & Behavioral Neuroscience, 17, 554–576. Decety, J., Michalska, K. J., Akitsuki, Y., & Lahey, B. B. (2009). Atypical empathic responses in adolescents with aggressive conduct disorder: A functional MRI investigation. Biological Psychology, 80, 203–211. Delgado, M.  R., Nystrom, L.  E., Fissell, C., Noll, D.  C., & Fiez, J.  A. (2000). Tracking the hemodynamic response to reward and punishment in the striatum. Journal of Neurophysiology, 84, 3072–3077. Dolinoy, D. C., Weidman, J. R., & Jirtle, R. L. (2007). Epigenetic gene regulation: Linking early developmental environment to adult disease. Reproductive Toxicology, 23, 297–307. Draganski, B., Gaser, C., Busch, V., Schuierer, G., Bogdahn, U., & May, A. (2004). Neuroplasticity: Changes in grey matter induced by training. Nature, 427, 311–312. Driessen, M., Beblo, T., Mertens, M., Piefke, M., Rullkötter, N., Silva Saveedra, A., Reddemann, L., Rau, H., Markowitsch, H. J., Wulff, H., Lange, W., & Woermann, F. G. (2004). Different fMRI activation patterns of traumatic memory in borderline personality disorder with and without additional posttraumatic stress disorder. Biological Psychiatry, 55, 603–611. Ekman, P. (2016). Gefühle lessen: Wie Sie Emotionen erkennen und richtig interpretieren (2. Aufl.). Berlin: Springer. Epstein, S. (1990). Cognitive-experiental self-theory of personality. In L. A. Pervin (Hrsg.), Handbook of personality: Theory and research (S. 165–197). New  York: Guilford. Epstein, S. (2003). Cognitive-experiental self-theory of personality. In T. Millon & M.  J. Lerner (Hrsg.), Handbook of psychology: Personality and social psychology (Personality and social psychology, Bd. 5, S. 159–184). Hoboken: Wiley. Fairchild, G., Hagan, C. C., Walsh, N. D., Passamonti, L., Calder, A. J., & Goodyer, I. M. (2013). Brain structure abnormalities in adolescent girls with conduct disorder. Journal of Child Psychology and Psychiatry, 54, 86–95. Fast, K., & Markowitsch, H.  J. (2003). Neuropsychologie des PTSD.  In S.  Lautenbacher & S.  Gauggel (Hrsg.), Neuropsychologie psychischer Störungen (S. 223–248). Berlin: Springer. Fast, K., & Markowitsch, H.  J. (2010). Neuropsychologie des PTSD.  In S.  Lautenbacher & S.  Gauggel (Hrsg.), Neuropsychologie psychischer Störungen (2. Aufl., S. 223–248). Berlin: Springer. Fisher, H. E., Aron, A., Mashek, D., Li, H., & Brown, L. L. (2002). Defining the brain systems of lust, romantic attraction, and attachment. Archives of Sexual Behavior, 31, 413–419.

42 

H. J. Markowitsch und M. M. Schreier

Frankenhaeuser, M. (1991). The psychophysiology of workload, stress, and health: Comparison between the sexes. Annals of Behavioral Medicine, 13, 197–204. Freud, S. (1910). Über Psychoanalyse. Fünf Vorlesungen gehalten zur 20jährigen Gründungsfeier der Clark University in Worcester Mass. September 1909. Leipzig: F Deuticke. Freud, S. (1920). Jenseits des Lustprinzips. Leipzig: Internationaler psychoanalytischer. Fridman, A., Bakermans-Kranenburg, M. J., Sagi-Schwartz, A., & Van Ijzendoorn, M. H. (2011). Coping in old age with extreme childhood trauma: Aging Holocaust survivors and their offspring facing new challenges. Aging and Mental Health, 15, 232–242. Fries, A. B., Ziegler, T. E., Kurian, J. R., Jacoris, S., & Pollak, S. D. (2005). Early experience in humans is associated with changes in neuropeptides critical for regulating social behavior. Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America, 102, 17237–17240. Ghods-Sharifi, S., St. Onge, J. R., & Floresco, S. B. (2009). Fundamental contribution by the basolateral amygdala to different forms of decision making. Journal of Neuroscience, 29, 5251–5259. Globig, M. (2000). Der Horrorfilm im Gehirn. Max-Planck-Forschung, 3, 54–58. Goldin, P. R., McRae, K., Ramel, W., & Gross, J. J. (2008). The neural bases of emotion regulation: Reappraisal and suppression of negative emotion. Biological Psychiatry, 63, 577–586. Grawe, K. (2004). Neuropsychotherapie. Göttingen: Hogrefe. Grecucci, A., Giorgetta, C., Bonini, N., & Sanfey, A.  G. (2013). Reapprasing social emotions: The role of inferior frontal gyrus, temporo-parietal junction and insula in interpersonal emotion regulation. Frontiers in Human Neuroscience, 7, Art. 513. Grüsser, O.-J. (1988). Die phylogenetische Hirnentwicklung und die funktionelle Lateralisation der menschlichen Großhirnrinde. In G. Oepen (Hrsg.), Psychiatrie des rechten und linken Gehirns: Neuropsychologische Ansätze zum Verständnis von „Persönlichkeit“, „Depression“ und „Schizophrenie“ (S. 34–50). Köln: Deutscher Ärzte-Verlag. Hagmann, P., Cammoun, L., Gigandet, X., Meuli, R., Honey, C. J., Wedeen, V. J., & Sporns, O. (2008). Mapping the structural core of human cerebral cortex. PLoS Biology, 6, e159. https://doi.org/10.1371/journal.pbio.0060159. Zugegriffen am 21.04.2018. Harenski, C. L., Edwards, B. G., Harenski, K. A., & Kiehl, K. A. (2014). Neural correlates of moral and non-moral emotion in female psychopathy. Frontiers in Human Neuroscience, 8, Art. 741. Harlow, H.  F., & Zimmerman, R.  R. (1959). Affectional responses in the infant monkey. Science, 130, 421–432. Haycock, P. C. (2009). Fetal alcohol spectrum disorders: The epigenetic perspective. Boreas. https://doi.org/10.1095/biolreprod.108.074690. Zugegriffen am 08.04.2018.

  Homöostase: Wohlbefinden, Zufriedenheit, psychische Gesundheit 

43

Hong, J. S., Kim, S. M., Jung, H. Y., Kang, K. D., Min, K. J., & Han, D. H. (2017). Cognitive avoidance and aversive cues related to tobacco in male smokers. Addictive Behavior, 73, 158–164. Hübener, M., & Bonhoeffer, T. (2010). Searching for engrams. Neuron, 67, 363–371. Iacono, D., Markesbery, W. R., Gross, M., Pletnikova, O., Rudow, G., Zandi, P., & Troncoso, J. C. (2009). The Nun study: Clinically silent AD, neuronal hypertrophy, and linguistic skills in early life. Neurology, 73, 665–673. Irle, E., & Markowitsch, H. J. (1986). Afferent connections of the substantia innominata/basal nucleus of Meynert in carnivores and primates. Journal für Hirnforschung, 27, 343–367. Isaacson, R. L. (1982). The limbic system (2. Aufl.). New York: Plenum Press. Johnson, R., Browne, K., & Hamilton-Giachritsis, C. (2006). Young children in institutional care at risk of harm. Trauma – Violence – Abuse, 7, 34–60. Kennedy, D. P., & Adolphs, R. (2012). The social brain in psychiatric and neurological disorders. Trends in Cognitive Sciences, 16, 559–572. Klimecki, O. M., Leiberg, S., Ricard, M., & Singer, T. (2014). Differential pattern of functional brain plasticity after compassion and empathy training. Social Cognitive and Affective Neuroscience, 9, 873–879. Koechlin, E., & Hyafil, A. (2007). Anterior prefrontal function and the limits of human decision-making. Science, 318, 594–598. Koenigs, M., & Tranel, D. (2007). Irrational economic decision-making after ventromedial prefrontal damage: Evidence from the Ultimatum Game. Journal of Neuroscience, 27, 951–956. Koenigs, M., Kruepke, M., & Newman, J. P. (2010). Economic decision-making in psychopathy: A comparison with ventromedial prefrontal lesion patients. Neuropsychologia, 48, 2198–2204. Kringelbach, M. L., & Berridge, K. C. (2009). Towards a functional neuroanatomy of pleasure and happiness. Trends in Cognitive Sciences, 13, 479–487. Kroemer, N. B., Guevara, A., Ciocanea Teodorescu, I., Wuttig, F., Kobiella, A., & Smolka, M. N. (2014). Balancing reward and work: Anticipatory brain activation in NAcc and VTA predict effort differentially. NeuroImage, 102, 510–519. Kuss, K., Falk, A., Trautner, P., Montag, C., Weber, B., & Fliessbach, K. (2015). Neural correlates of social decision making are influenced by social value orientation – An fMRI study. Frontiers in Behavioral Neuroscience, 9, Art. 40. Labudda, K., Wolf, O.  T., Markowitsch, H.  J., & Brand, M. (2007). Decision-­ making and neuroendocrine responses in pathological gamblers. Psychiatry Research, 153, 233–243. Labudda, K., Woermann, F.  G., Mertens, M., Pohlmann-Eden, B., Markowitsch, H.  J., & Brand, M. (2008). Neural correlates of decision making with explicit information about probabilities and incentives in elderly healthy subjects. Experimental Brain Research, 187, 641–650.

44 

H. J. Markowitsch und M. M. Schreier

Lamm, C., Decety, J., & Singer, T. (2011). Meta-analytic evidence for common and distinct neural networks associated with directly experienced pain and empathy for pain. NeuroImage, 54, 2492–2502. Lane, T., Duncan, N. W., Cheng, T., & Northoff, G. (2016). The trajectory of self. Trends in Cognitive Sciences, 20, 481–482. LeDoux, J. (1996). The emotional brain. New York: Simon and Schuster. Lee, W., & Kim, S. I. (2014). Effects of achievement goals on challenge seeking and feedback processing: Behavioral and FMRI evidence. PLoS One, 9, e107254. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0107254. eCollection 2014. Zugegriffen am 13.05.2018. Lee, T.-W., Northoff, G., & Wu, Y.-T. (2014). Resting network is composed of more than one neural pattern: an fMRI study. Neuroscience, 274, 198–208. Leonhard, K. (1970). Kaspar Hauser und die moderne Kenntnis des Hospitalismus. Confinia Psychiatrica, 13, 213–229. Li, X., Ma, R., Pang, L., Lv, W., Xie, Y., Chen, Y., Zhang, P., Chen, J., Wu, Q., Cui, G., Zhang, P., Zhou, Y., & Zhang, X. (2017). Delta coherence in resting-state EEG predicts the reduction in cigarette craving after hypnotic aversion suggestions. Scientific Reports, 7, 2430. Lutz, P. E., & Turecki, G. (2014). DNA methylation and childhood maltreatment: from animal models to human studies. Neuroscience, 264, 142–156. Maguire, E.  A., Gadian, D.  G., Johnsrude, I.  S., Good, C.  D., Ashburner, J., Frackowiak, R. S., & Frith, C. D. (2000). Navigation-related structural change in the hippocampi of taxi drivers. Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America, 97, 4398–4403. Markowitsch, H. J. (1999a). Limbic system. In R. Wilson & F. Keil (Hrsg.), The MIT encyclopedia of the cognitive sciences (S. 472–475). Cambridge, MA: MIT Press. Markowitsch, H. J. (1999b). Gestalt view of the limbic system and the Papez circuit – another approach on unity and diversity of brain structures and functions. Behavioral and Brain Sciences, 22, 459–460. Markowitsch, H.  J. (2002). Functional retrograde amnesia  – mnestic block syndrome. Cortex, 38, 651–654. Markowitsch, H. J. (2006). Das autobiographische Gedächtnis. Neurowis­ senschaftliche Grundlagen. In G. Bittner (Hrsg.), Ich bin mein Erinnern (S. 23–40). Würzburg: Könighausen & Neumann. Markowitsch, H. J. (2008). Emotions: The shared heritage of animals and humans. In B. Röttger-Rössler & H. J. Markowitsch (Hrsg.), Emotions as bio-cultural processes (S. 95–109). New York: Springer. Markowitsch, H. J. (2009). Das Gedächtnis: Entwicklung – Funktionen – Störungen. München: C. H. Beck. Markowitsch, H.  J. (2013a). Fetales Alkoholsyndrom und Kriminalität. In R.  Feldmann, G.  Michalowski, K.  Lepke & FASD Deutschland e.V. (Hrsg.), Perspektiven für Menschen mit Fetalen Alkoholspektrumstörungen (FASD) (S. 59–62). Idstein: Schulz-Kirchner.

  Homöostase: Wohlbefinden, Zufriedenheit, psychische Gesundheit 

45

Markowitsch, H. J. (2013b). Memory and self – neuroscientific landscapes. ISRN Neuroscience, Art. ID 176027, 26 S. https://doi.org/10.1155/2013/176027. Markowitsch, H. J. (2015). Dissoziative Amnesien – ein Krankheitsbild mit wahrscheinlicher epigenetischer Komponente. PTT – Persönlichkeitsstörungen – Theorie und Therapie, 19, 1–16. Markowitsch, H. J., & Kessler, J. (2000). Massive impairment in executive functions with partial preservation of other cognitive functions: The case of a young patient with severe degeneration of the prefrontal cortex. Experimental Brain Research, 133, 94–102. (und in F. X. Schneider, A. M. Owen & J. Duncan (Hrsg.), Executive control and the frontal lobes (S. 94–102). Heidelberg: Springer). Markowitsch, H. J., & Kessler, J. (2002). Massive impairment in executive functions: The case of a patient with severe degeneration of the prefrontal cortex. Dementia Review Journal, 1, 89–103. Markowitsch, H. J., & Merkel, R. (2011). Das Gehirn auf der Anklagebank. Die Bedeutung der Hirnforschung für Ethik und Recht. In T. Bonhoeffer & P. Gruss (Hrsg.), Zukunft Gehirn (S. 210–240). München: Beck. Markowitsch, H. J., & Staniloiu, A. (2011a). Neurobiological aspects of individual violent behaviour. In I.  Needham, P.  Callaghan, T.  Palmstierna, H.  Nijman & N. Oud (Hrsg.), Violence in clinical psychiatry: Challenges for care and treatment (S. 65–68). Dwingelon: Kavanah. Markowitsch, H. J., & Staniloiu, A. (2011b). Amygdala in action: Relaying biological and social significance to autobiographic memory. Neuropsychologia, 49, 718–733. Markowitsch, H.  J., & Staniloiu, A. (2011c). Memory, autonoetic consciousness, and the self. Consciousness and Cognition, 20, 16–39. Markowitsch, H.  J., & Staniloiu, S. (2012a). Amnesic disorders. Lancet, 380, 1229–1240. Markowitsch, H. J., & Staniloiu, A. (2012b). A rapprochement between emotion and cognition: Amygdala, emotion and self relevance in episodic-autobiographical memory. Behavioral and Brain Sciences, 35, 164–166. Markowitsch, H. J., & Staniloiu, A. (2012c). The contribution of the amygdala for etablishing and maintaining an autonomous self and autobiographical memory. In D. Yilmazer-Hanke (Hrsg.), Insights into the amygdala: Structure, function and implications for disorders (S. 277–318). Hauppauge: Nova Science Publishers. Markowitsch, H. J., & Staniloiu, A. (2012d). Autonoetic consciousness and the self. In A. E. Cavanna & A. Nani (Hrsg.), Consciousness: States, mechanisms and disorders (S. 85–110). New York: Nova Science Publs. Markowitsch, H.  J., & Staniloiu, A. (2015). Dissoziative Amnesie. Psychologische Medizin, 26, 3–14. Markowitsch, H.  J., & Staniloiu, A. (2016). Handlung zwischen Automatismus, Bauchgefühl und Erinnerung. In J.  M. Erber-Schropp (Hrsg.), Planen und Handeln (S. 65–88). Berlin: Springer.

46 

H. J. Markowitsch und M. M. Schreier

Markowitsch, H. J., Weber-Luxenburger, G., Ewald, K., Kessler, J., & Heiss, W.-D. (1997). Patients with heart attacks are not valid models for medial temporal lobe amnesia. A neuropsychological and FDG-PET study with consequences for memory research. European Journal of Neurology, 4, 178–184. Markowitsch, H. J., Kessler, J., Van der Ven, C., Weber-Luxenburger, G., & Heiss, W.-D. (1998). Psychic trauma causing grossly reduced brain metabolism and cognitive deterioration. Neuropsychologia, 36, 77–82. Markowitsch, H. J., Kessler, J., Weber-Luxenburger, G., Van der Ven, C., Albers, M., & Heiss, W. D. (2000). Neuroimaging and behavioral correlates of recovery from mnestic block syndrome and other cognitive deteriorations. Neuropsychiatry, Neuropsychology, and Behavioral Neurology, 13, 60–66. Marsh, A. A., Finger, E. C., Mitchell, D. G. V., Reid, M. E., Sims, C., Kosson, D. S., Towbin, K.  E., Leibenluft, E., Pine, D.  S., & Blair, R.  J. R. (2008). Reduced amgdala response to fearful expressions in children and adolescents with callous-­ unemotional traits and siruptive behavior disorders. American Journal of Psychiatry, 165, 712–720. Mayford, M., Siegelbaum, S.  A., & Kandel, E.  R. (2012). Synapses and memory storage. Cold Spring Harbour Perspectives in Biology, 4, a005751. McEwen, B. S. (1992). Re-examination of the glucocorticoid hypothesis of stress and aging. Progress in Brain Research, 93, 365–381. discussion 382–383. McEwen, B. S., & Magarinos, A. M. (1997). Stress effects on morphology and function of the hippocampus. Annals of the New York Academy of Sciences, 821, 271–284. Modinos, G., Ormel, J., & Aleman, A. (2009). Activation of anterior insula during self-reflection. PLoS One, 4, e4618. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0004618. Zugegriffen am 05.06.2018. Morelli, S. A., & Lieberman, M. D. (2013). The role of automaticity and attention in neural processes underlying empathy for happiness, sadness, and anxiety. Frontiers in Human Neuroscience, 7, Art. 160. Mortimer, J.  A. (2012). The Nun Study: Risk factors for pathology and clinical-­ pathologic correlations. Current Alzheimer Research, 9, 621–627. Nauta, W.  J. H. (1979). Expanding borders of the limbic system concept. In T. Rasmussen & R. Marino (Hrsg.), Functional neurosurgery (S. 7–23). New York: Raven Press. Nelson, K. (2006). Über Erinnerungen reden: Ein soziokultureller Zugang zur Entwicklung des autobiographischen Gedächtnisses. In H.  Welzer & H.  J. Markowitsch (Hrsg.), Warum Menschen sich erinnern können (S. 78–94). Stuttgart: Klett-Verlag. Nelson, K., & Fivush, R. (2000). Socialization of memory. In E.  Tulving & F.  I. M.  Craik (Hrsg.), The Oxford handbook of memory (S. 283–296). New  York: Oxford University Press. Nelson, K., & Fivush, R. (2004). The emergence of autobiographical memory: A social cultural developmental theory. Psychological Review, 111, 486–511.

  Homöostase: Wohlbefinden, Zufriedenheit, psychische Gesundheit 

47

Nieuwenhuys, R. (1996). The greater limbic system, the emotional motor system and the brain. In G. Holstege, R. Bandler & C. B. Saper (Hrsg.), The emotional motor system (Progress in brain research, Bd. 107, S. 551–580). Amsterdam: Elsevier. Norris, P., & Epstein, S. (2011). An experiential thinking style: Its facets and relations with objective and subjective criterion measures. Journal of Personality, 79, 1044–1080. Northoff, G. (2014). Do cortical midline variability and low frequency fluctuations mediate William James’ „Stream of Consciousness“? „Neurophenomenal Balance Hypothesis“ of „Inner Time Consciousness“. Consciousness and Cognition, 30, 184–200. Ohira, H., Ichikawa, N., Nomura, M., Isowa, T., Kimura, K., Kanayama, N., Fukuyama, S., Shinoda, J., & Yamaha, J. (2010). Brain and autonomous association accompanying stochastic decision-making. NeuroImage, 49, 1024–1037. Pacini, R., & Epstein, S. (1999). The relation of rational and experiential information processing styles to personality, basic beliefs, and the ratio-bias phenomenon. Journal of Personality and Social Psychology, 76, 972–987. Panksepp, J., & Biven, L. (2012). The archaeology of mind. New York: W.W. Norton & Company. Paquette, V., Levesque, J., Mensour, B., Leroux, J. M., Beaudoin, G., Bourgouin, P., & Beauregard, M. (2003). „Change the mind and you change the brain“: Effects of cognitive-behavioral therapy on the neural correlates of spider phobia. NeuroImage, 18, 401–409. Pauly, K., Finkelmeyer, A., Schneider, F., & Habel, U. (2013). The neural correlates of positive self-evaluation and self-related memory. Social and Affective Neuroscience, 8, 878–886. Peper, M., & Markowitsch, H. J. (2001). Pioneers of affective neuroscience and early conceptions of the emotional brain. Journal of the History of the Neurosciences, 10, 58–66. Porter, N., & Landfield, P.  W. (1998). Stress hormones and brain ageing: Adding injury to insult. Nature Neuroscience, 1, 3–4. Preckel, K., Kanske, P., & Singer, T. (2018). On the interaction of social affect and cognition: Empathy, compassion and theory of mind. Current Opinion in Behavioral Sciences, 19, 1–6. Qin, P., & Northoff, G. (2011). How is our self related to midline regions and the default mode network? NeuroImage, 57, 1221–1233. Radtke, K. M., Ruf, M., Gunter, H. M., Dohrmann, K., Schauer, M., Meyer, A., & Elbert, T. (2011). Transgenerational impact of intimate partner violence on methylation in the promoter of the glucocorticoid receptor. Translational Psychiatry, 1, e21. https://doi.org/10.1038/tp.2011.21. Zugegriffen am 28.05.2018. Raichle, M. E., MacLeod, A. M., Snyder, A. Z., Powers, W. J., Gusnard, D. A., & Shulman, G.  L. (2001). A default mode of brain function. Proceedings of the National Academy of Sciences of the U. S. A., 98, 676–682.

48 

H. J. Markowitsch und M. M. Schreier

Raichle, M. E., & Snyder, A. Z. (2007). A default mode of brain function: A brief history of an evolving idea. Neuroimage, 37, 1083–1090. Ramnani, N., & Owen, A. M. (2004). Anterior prefrontal cortex: Insights into function from anatomy and neuroimaging. Nature Reviews Neuroscience, 5, 184–194. Reddemann, L., & Dehner-Rau, C. (2012). Trauma heilen: Ein Übungsbuch für Körper und Seele. Stuttgart: Trias Verlag. Rigon, A., Duff, M.  C., & Voss, M.  W. (2016). Structural and functional neural correlates of self-reported attachment in healthy adults: Evidence for an amygdalar involvement. Brain Imaging and Behavior, 10, 941–952. Rogers, L., & Vallortigara, G. (2017). Lateralized brain functions – methods in human and non-human species. New York: Springer. Rolls, E. T. (2014). Emotion and decision-making explained: A précis. Cortex, 59, 185–195. Röttger-Rössler, B., & Markowitsch, H. J. (Hrsg.). (2008). Emotions as biocultural processes. New York: Springer-Press. Russo, S. J., & Nestler, E. J. (2013). The brain reward circuitry in mood disorders. Nature Reviews Neuroscience, 14, 609–625. Sapolsky, R. M. (1996). Stress, glucocorticoids, and damage to the nervous system: The current state of confusion. Stress, 1, 1–19. Sapolsky, R. M. (1998). Why zebras don’t get ulcers: An updated guide to stress, stress related diseases, and coping (2. Aufl.). San Francisco: W. H. Freeman. Sapolsky, R. M. (2000). Glucocorticoids and hippocampal atrophy in neuropsychiatric disorders. Archives of General Psychiatry, 57, 925–935. Schore, A. N. (2002). Dysregulation of the right brain: A fundamental mechanism of traumatic attachment and the psychopathogenesis of posttraumatic stress disorder. Australian and New Zealand Journal of Psychiatry, 36, 9–30. Schore, A. N. (2005). Back to basics: Attachment, affect regulation, and the developing right brain: Linking developmental neuroscience to pediatrics. Pediatric Reviews, 26, 204–217. Selye, H. (1956). The stress of life. New York: McGraw-Hill. Serpeloni, F., Radtke, K., de Assis, S. G., Henning, F., Nätt, D., & Elbert, T. (2017). Grandmaternal stress during pregnancy and DNA methylation of the third generation: an epigenome-wide association study. Translational Psychiatry, 7, e1202. https://doi.org/10.1038/tp.2017.153. Zugegriffen am 23.04.2018. Sharot, T., Shiner, T., Brown, A.  C., Fan, J., & Dolan, R.  J. (2009). Dopamine enhances expectation of pleasure in humans. Current Biology, 19, 2077–2080. Siebert, M., Markowitsch, H. J., & Bartel, P. (2003). Amygdala, affect, and cognition: Evidence from ten patients with Urbach-Wiethe disease. Brain, 126, 2627–2637. Singer, T., & Klimecki, O. M. (2014). Empathy and compassion. Current Biology, 24, R875–R878.

  Homöostase: Wohlbefinden, Zufriedenheit, psychische Gesundheit 

49

Small, D. M., Zatorre, R. J., Dagher, A., Evans, A. C., & Jones-Gotman, M. (2001). Changes in brain activity related to eating chocolate. From pleasure to aversion. Brain, 124, 1720–1733. Spinelli, S., Chefer, S., Suomi, S. J., Highleyx, J. D., Barr, C. S., & Stein, E. (2009). Early-life stress induces long-term morphological changes in primate brain. Archives of General Psychiatry, 66, 658–665. Staniloiu, A., & Markowitsch, H.  J. (2010). Understanding psychogenic amnesia and psychiatric disorders as causes of dementia. Journal of General Medicine, 22, 41–49. Staniloiu, A., & Markowitsch, H.  J. (2011). Genetische und neuroanatomische Korrelate von antisozialem und kriminellem Verhalten. PTT  – Persönlichkeitsstörungen – Theorie und Therapie, 15, 3–16. Staniloiu, A., & Markowitsch, H. J. (2012). The splitting of the brain: A reorientation towards fiber tracts damage in amnesia. In A. J. Schäfer & J. Müller (Hrsg.), Brain damage: Causes, management, and prognosis (S. 41–70). Hauppauge: Nova Science Publishers. Staniloiu, A., & Markowitsch, H. J. (2014). Dissociative amnesia. Lancet Psychiatry, 1, 226–241. Staniloiu, A., Markowitsch, H.  J., & Kordon, A. (2018). Psychological causes of amnesia: A study of 28 cases. Neuropsychologia, 110, 134–147. Starcke, K., Wolf, O.  T., Markowitsch, H.  J., & Brand, M. (2008). Anticipatory stress influences decision-making under explicit risk conditions. Behavioral Neuroscience, 122, 1352–1360. Stein, D. J., & Vythilingum, B. (2009). Love and attachment: The psychobiology of social bonding. CNS Spectrums, 14, 239–242. Straube, T., Glauer, M., Dilger, S., Mentzel, H. J., & Miltner, W. H. (2006). Effects of cognitive-behavioral therapy on brain activation in specific phobia. NeuroImage, 29, 125–135. Strauß, B. (2014). Bindungstheorie. In A. Stirn, R. Stark, K. Tabbert, S. Wehrum-­ Osinsky & S. Oddo (Hrsg.), Sexualität, Körper und Neurobiologie. Grundlagen und Störungsbilder im interdisziplinären Fokus (S. 46–56). Stuttgart: Kohlhammer. Strauss, C., Taylor, B. L., Gu, J., Kuyken, W., Baer, R., Jones, F., & Cavanagh, K. (2016). What is compassion and how can we measure it? A review of definitions and measures. Clinical Psychology Review, 47, 15–27. Stuss, D. T., & Benson, D. S. (1986). The frontal lobes. New York: Raven Press. Stuss, D. T., & Levine, B. (2002). Adult clinical neuropsychology lessons from studies of the frontal lobes. Annual Reviews of Psychology, 53, 401–433. Toepper, M., Markowitsch, H. J., Gebhardt, H., Beblo, T., Bauer, E., Woermann, F. G., Driessen, M., & Sammer, G. (2014). The impact of age on prefrontal cortex integrity during spatial working memory retrieval. Neuropsychologia, 59, 157–168.

50 

H. J. Markowitsch und M. M. Schreier

Tulving, E. (2005). Episodic memory and autonoesis: Uniquely human? In H.  S. Terrace & J. Metcalfe (Hrsg.), The missing link in cognition: Self-knowing consciousness in man and animals (S. 3–56). New York: Oxford University Press. Ulrich, M., Stauβ, P., & Grön, G. (2018). Glucose modulates human ventral tegmental activity in response to sexual stimuli. Journal of Sexual Medicne, 15, 20–28. Ursin, H., Baade, E., & Levine, S. (1978). Psychobiology of stress. A study of coping men. New York: Academic Press. Vincent, J. L., Kahn, I., Snyder, A. Z., Raichle, M. E., & Buckner, R. L. (2008). Evidence for a frontoparietal control system revealed by intrinsic functional connectivity. Journal of Neurophysiology, 100, 3328–3342. Wallace, G. L., White, S. F., Robustelli, B., Sinclair, S., Hwang, S., Martin, A., & Blair, R. J. (2014). Cortical and subcortical abnormalities in youths with conduct disorder and elevated callous-unemotional traits. Journal of the American Academy of Child and Adolescent Psychiatry, 53, 456–465. Waller, C., Wittfoth, M., Fritzsche, K., Timm, L., Wittfoth-Schardt, D., Rottler, E., Heinrichs, M., Buchheim, A., Kiefer, M., & Gündel, H. (2015). Attachment representation modulates oxytocin effects on the processing of own-child faces in fathers. Psychoneuroendocrinology, 62, 27–35. Wittfoth-Schardt, D., Gründing, J., Wittfoth, M., Lanfermann, H., Heinrichs, M., Domes, G., Buchheim, A., Gündel, H., & Waller, C. (2012). Oxytocin modulates neural reactivity to children’s faces as a function of social salience. Neuropsychopharmacology, 37, 1799–1807. Wu, Y., Zang, Y., Yuan, B., & Tian, X. (2015). Neural correlates of decision making after unfair treatment. Frontiers in Human Neuroscience, 9, Art. 123. Yang, J., Xu, X., Chen, Y., Shi, Z., & Han, S. (2016). Trait self-esteem and neural activities related to self-evaluation and social feedback. Science Report, 6, Art. 20274. https://doi.org/10.1038/srep20274. Zugegriffen am 13.06.2018. Yehuda, R., Elkin, A., Binder-Brynes, K., Kahana, B., Southwick, S. M., Schmeidler, J., & Giller, E. L., Jr. (1996). Dissociation in aging holocaust survivors. American Journal of Psychiatry, 153, 935–940. Yehuda, R., Schmeidler, R., Siever, L.  J., Binder-Brynes, K., & Elkin, A. (1997). Individual differences in posttraumatic stress disorder symptom profiles in holocaust survivors in concentration camps or in hiding. Journal of Traumata and Stress, 10, 453–463. Zelman, D. C., Brandon, T. H., Jorenby, D. E., & Baker, T. B. (1992). Measures of affect and nicotine dependence predict differential response to smoking cessation treatments. Journal of Consulting and Clinical Psychology, 60, 943–952. Zimbardo, P.  G. (1982). Shyness and the stresses of the human connection. In L. Goldberger & S. Breznitz (Hrsg.), Handbook of stress: Theoretical and clinical aspects (S. 466–481). New York: Free Press.

2 Der „kraftvolle Mensch“

2.1 Homöostase und psychische Balance Der Mensch ist in sich ein kraftvolles Wesen. Unsere Lebensumgebung ist durch Menschen gemacht oder verändert. Dies gilt selbst für große Teile der Natur, die durch den Menschen ständig verändert werden – und dies nicht immer nur zum Besten. Dies wirft Fragen nach Verantwortung, Gewissen und Zukunftsperspektive auf. Heutzutage leben viele Menschen als Aussteiger: Der ehemalige Banker, der sich jetzt um rumänische Straßenhunde kümmert und einen Bauernhof kauft und herrichtet; die ehemalige Chefärztin, die im Kongo Ebola bekämpfen hilft. Andere gehen in buddhistische Klöster in Kathmandu oder bauen eigenen Wein an. Diese Menschen unterscheiden sich allerdings dadurch von der Masse der Menschen, dass sie es alle schon „zu etwas gebracht hatten“. Deswegen bleibt die Frage: Was zeichnet einen kraftvoll und mit sich selbst zufriedenen Menschen aus? (Wobei mit kraftvoll hier natürlich nicht muskelstark gemeint ist.) Mit den Muskeln hätten wir es zumindest einfacher, weil diese sichtbar und physiologisch beschreibbar sind. Alles andere sind unsichtbare Faktoren, die dennoch unser Gehirn formen. Nicht physisch manifeste Interventionen kommen z. B. von Disziplinen wie Psychologie, Psychotherapie oder Religion. Ob und inwieweit man derartigen Disziplinen Vertrauen schenken will, hängt ­sicher von dem ab, was man als wahr und gegeben ansehen will und was nicht. Eine lateinische Lebensweisheit sagt: „Wahrheit ist eine Tochter der Zeit.“ [Veritas temporis filia], womit sowohl ausgesagt ist, dass Wahrheit ­relativ und

© Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2019 H. J. Markowitsch, M. M. Schreier, Reframing der Bedürfnisse, https://doi.org/10.1007/978-3-662-58265-7_2

51

52 

H. J. Markowitsch und M. M. Schreier

veränderbar ist, sowie auch, dass Wahrheit immer nur den gegenwärtigen Wissensstand widerspiegeln kann. Unsere zentrale Frage ist, wie Neurowissenschaften den Menschen sehen und was sie dazu beitragen können, den Menschen als einen kraft­ vollen Menschen zu bezeichnen, und wie sie den Weg dahin sehen. Die Neurowissenschaften bedienen sich der Erkenntnisse aus vielen Disziplinen und ergänzen diese vor allem durch eine interdisziplinäre, integrierende Sichtweise. Wir wollen die Frage nach einem kraftvollen Menschen angehen, indem wir einen Umweg ins Tierreich machen und fragen, was hier ein erfolgreiches Tier ausmacht. Wir tun dies, weil auch der Mensch Teil des Tierreichs ist und weil sowohl Verhaltenseigenschaften als auch die Gehirnstruktur (und auch die genetische Basis) bei Säugetieren eine teilweise hohe Ähnlichkeiten aufweisen. Markowitsch und Welzer (2005) wiesen beispielsweise darauf hin, dass Schimpansen und Menschen 99  % des genetischen Codes identisch haben, und auch Hirnstruktur und -morphologie sind sehr ähnlich (Abb. 2.1). Der Urmensch hatte übrigens mit 640  g Gehirngewicht ähnlich viel oder wenig Gehirnmasse wie der heutige Gorilla. a

b

Abb. 2.1  a, b Menschenaffen- (a) und Menschengehirn (b) im Vergleich

  Der „kraftvolle Mensch“ 

53

Was ein erfolgreiches Tier ausmacht, ist sicher nicht einfach zu beantworten, selbst dann, wenn man sich auf wenige Säugetierarten beschränkt. Man könnte antworten, wie das Biologen tun, alle Tiere, die heute leben, sind erfolgreich, denn sonst hätten sie in der Entwicklungsgeschichte nicht überlebt. Die Fragestellung kann differenzierter formuliert werden, wenn man den Gesichtspunkt herausgreift, wann und unter welchen Determinanten Tiere sich erfolgreich reproduzieren und wie sie beim Gegengeschlecht die höchsten Chancen haben. Da der Mensch ein Herdentier ist, ist es sinnvoll, nur Herdentierarten zum Vergleich heranzuziehen. Bei diesen kann man sich Pflanzen- und Fleischfresser (aber auch die wenigen Arten der Allesfresser, die dem Menschen noch näher kommen) aussuchen: Bei den allermeisten Pflanzenfressern sind allgemein betrachtet die Männchen die dominanten, das Gleiche gilt für die meisten Fleischfresser. Es gibt aber immer bedeutende Ausnahmen: Unter den Pflanzenfressern sind das z. B. die Elefanten, deren Herden immer von einer Leitkuh angeführt werden. Unter den Carnivoren bestimmen die Löwinnen die Jagdstrategie. Unter den Allesfressern sind es die Männchen, die das Sagen haben (Schweine, Schimpansen). Bei den meisten Tieren, die in Herden, Horden oder Rudeln leben, gibt es klare Hierarchien, die durch Kämpfe festgelegt werden („Alphamännchen“). Hierarchische Ordnungen haben vor allem dann Vorteile, wenn es ums Überleben geht, also darum, sich gegen andere verteidigen zu müssen oder an ausreichend Nahrung zu kommen. Dies galt auch noch lange Zeit in menschlichen Gesellschaften, wo es vom Clanboss oder Stammeshäuptling bis zum Kaiser die Notwendigkeit gab, dass einer das Sagen hatte und die anderen folgten (die „Gefolgsleute“). Unsere westlichen Gesellschaften haben sich in dieser Beziehung teilweise reformiert. Zwar gibt es immer noch in sehr vielen Bereichen den Boss und die Untergebenen – in manchen, wie den Armeen, sogar sehr streng gegliedert in z. B. Ein-, Zwei-, Drei- oder Viersterngeneräle, wobei mit jedem Stern die Exklusivität negativ exponentiell größer wird. Aber Präsidenten und Kanzler agieren nicht mehr auf Lebenszeit, sondern nur noch für kürzere Epochen. Zunehmend wird auf Teamgeist gesetzt (wie er ja auch schon von Löwinnen, Wölfen oder Wildhunden beim Jagen eingesetzt wird). Diese Beispiele zeigen, dass Durchsetzungsfähigkeit im Tierreich eine zentrale Rolle spielt und sie vorwiegend mit dem männlichen Geschlecht assoziiert ist. Vom Stärksten wird implizit angenommen, dass er die besten Gene hat und am ehesten Weibchen oder Horde verteidigen kann. Ähnlich war die Situation bis vor wenigen Jahrzehnten bei Menschen, wenngleich – ähnlich wie es eine Minderheit an Linkshändern (oder an homosexuellen Menschen)

54 

H. J. Markowitsch und M. M. Schreier

gibt – Ausnahmen bestehen, bei denen die Frauen die dominante Geschlechterrolle spielen. Dies findet sich bei einzelnen südamerikanischen Indiostämmen wie auch bei Himalayabewohnerinnen (die sich 2 Männer „halten“ – einen für den Broterwerb in der Ferne und einen für zu Hause) – und den Tuareg in Nordafrika. Ansonsten wird immer wieder gefunden, dass Männer stärker gewaltaffin sind als Frauen (Staniloiu und Markowitsch 2012; Markowitsch und Staniloiu 2009, 2011a, 2012).

Männer sie stellen auch die weit überwiegende Zahl an Personen, die in Justizvollzugsanstalten einsitzen. Übersichten zu traditionellen wie auch zu modernen Mann-Frau-Rollen finden sich bei Pritzel und Markowitsch (1997) und Staniloiu und Markowitsch (2014b). Der Evolutionspsychologie David Buss hat praktisch sein ganzes wissenschaftliches Leben dem Studium des menschlichen Paarungsverhaltens gewidmet (Buss und Schmitt 1993; Buss 1989, 1994a, b, 1999, 2002, 2006). Mehrere seiner Studien erschienen unter dem Titel „[Die] Strategien der menschlichen Paarung“ („[The] strategies of human mating“) (Buss 1994b, 2002, 2006). In diesen ließ er sich über kurz- und langfristige Paarungsstrategien unter Menschen aus und beleuchtete die Differenzen zwischen den Geschlechtern. Perrett et al. (1998) untersuchten in Europa und Asien, wann Gesichter attraktiv wirken. Sie fanden, dass sich gegenwärtig die Gesichtszüge der Geschlechter angleichen bzw. dass eher Unisex-Gesichtszüge bevorzugt werden. Dieses gilt allerdings nicht an den fruchtbaren Tagen der Frau; während dieser bevorzugen Frauen John-Wayne-Typen. In der Zielrichtung ähnlich demonstri­ erten Gangestad et al. (2002) und Gangestad und Cousins (2001), dass Frauen während ihrer fruchtbaren Tage eher Interesse an anderen Männern als an ihren primären Partnern zeigten und verstärktes Interesse an Sex hatten. In einer späteren Studie fanden Gangestad et al. (2005), dass dieses Verhalten insbesondere für Frauen galt, die in ihrer Entwicklung eher unreif oder instabil waren.

2.2 Sexueller Dimorphismus Die sogenannte Genderforschung (Geschlechterforschung) thematisiert seit Jahrzehnten Unterschiede und Vergleichbarkeiten zwischen Mann und Frau und deren Zwischenstufen (Cahill 2005, 2006). Es werden teilweise recht diametrale Ansichten vertreten – manche, die belegen wollen, dass es kaum

  Der „kraftvolle Mensch“ 

55

bedeutende Unterschiede gibt (z. B. Ebeling und Schmitz 2006), und andere, die meinen, dass Unterschiede ganz wesentlich sind („Männer sind vom Mars, Frauen von der Venus: Tausend und ein kleiner Unterschied zwischen den Geschlechtern“; Evatt 2005; Brizendine 2007). Tatsächlich scheint es eine Reihe von Unterschieden – insbesondere auf biologischer Ebene – zu geben (Staniloiu und Markowitsch 2014b; Stirn et al. 2014; Matsumoto 2000; Brizendine 2007). Betrachtet man die Gehirne von Mann und Frau, so scheint der Gesamtaufbau im Großen und Ganzen identisch. Unterschiedlich sind z. B. der Glukosemetabolismus (bei Frauen um 19 % höher als bei Männern; Baxter et  al. 1987) und das Durchschnittsgewicht: Frauen haben rund 10–12  % weniger Hirngewicht (De Vries et  al. 1984), dafür aber wohl etwas kleinere Nervenzellen als Männer. Auch weisen Frauenhirne mehr Faserverbindungen auf als männliche Gehirne. Gründe sind unter anderem wohl auf hormoneller Ebene zu finden (Pilgrim und Hutchinson 1994; Yonker et al. 2003; Garcia-Falgueras und Swaab 2010). Dabei spielt das männliche Sexualhormon (Androgen) Testosteron die Hauptrolle. Während der fetalen Entwicklung weisen zwar beide Geschlechter im Gehirn Androgenrezeptoren auf, aber nur die männlichen Feten werden einer genetisch festgelegten Androgenisierung ausgesetzt, die sie maskulinisieren. Wie bedeutend dieser „Imprinting-Effekt“ des Testosterons ist, lässt sich im Tierexperiment an der Gehirnentwicklung von weiblichen Feten zeigen, die durch die Gabe von Androgenen vermännlicht werden können. Vermänn­ lichung beinhaltet, dass bestimmte, meist im Zwischenhirn liegende Kernstrukturen eine größere Ausdehnung  – gemessen an der Gesamtzahl der Neuronen  – zeigen (s. hierzu z.  B. die Studie von Strauss et  al. 1992, an Kindern). Viele auf Verhaltensebene messbare Unterschiede  – etwa die bessere Sprachentwicklung von Mädchen und das höhere räumliche Vorstellungsvermögen von Jungen (Bischof-Köhler 2011) – lassen sich durch einen höheren Vernetzungsgrad von weiblichen gegenüber männlichen Gehirnen erklären. Dieser höhere Vernetzungsgrad mag durch unser kulturelles Erbe bedingt sein (Grüsser 1988), das von Frauen aufgrund ihrer im Vergleich zu Männern stärker bewahrenden und integrativen Rolle als Mütter ein längerfristig vorausschauendes Denken erforderte, das dann über Mechanismen der Epigenetik tradiert wurde (Murgatroyd und Spengler 2011; Champagne und Curley 2009; Spork 2009, 2015) (s. Abschn. 1.1). Mittels funktioneller Hirnbildgebung gewonnene Ergebnisse ermöglichen es darüber hinaus, zeitlich-räumliche Aspekte der Geschlechtsunterschiede

56 

H. J. Markowitsch und M. M. Schreier

auf Hirnebene zu erfassen (Piefke et al. 2005; Schulte-Rüther et al. 2008; Schneider et al. 2011). Durch den organisierende Einfluss der hormonellen Prägung können Unterschiede in der Ausprägung von Hirnstrukturen erst ab einem bestimm­ ten Entwicklungsalter deutlich werden (Mizukami et al. 1983), oder sie sind nur in einer Gehirnhälfte zu beobachten (Holman und Hutchinson 1993) oder sind von anderen Variablen wie der Händigkeit eines Individuums abhängig (Kertesz et al. 1990). Das Zentralnervensystem entwickelt sich in bestimmten kritischen Phasen in Abhängigkeit von einer vorausgegangenen, durch Steroide induzierten sexuellen Differenzierung in der Peripherie. Seit Jahrzehnten ist bekannt, dass bestimmte Gehirnstrukturen in unterschiedlicher Ausprägung bei Mann und Frau existieren. Dies gilt insbesondere für die untere Zwischenhirnregion, den Hypothalamus, einschließlich der Area praeoptica (Breedlove 1992, 1994; Yang et  al. 2013; Savic et  al. 2010). In den letzten Jahren gelang es durch den Einsatz bildgebender Verfahren, sexuell dimorphe Strukturen, die zuvor vor allem bei Ratten oder post mortem beim Menschen identifiziert worden waren (LeVay 1993), auch beim lebenden Menschen zu verifizieren (Filipek et al. 1994; Goldstein et al. 2001; Schneider et al. 2011). Außer hypothalamischen Kernstrukturen (s. Tab. 1.1) sind wahrscheinlich auch die Amygdala und der orbitofrontale Kortex sexuell dimorph (Allen et al. 1989; Simerly 1990; Swaab und Hofman 1990; Swaab et al. 1992; Swaab 2003). Die zwischen Mann und Frau auftretenden Volumenunterschiede in hypothalamischen Kernen (meist sind die Kerngebiete bei Männern größer als bei Frauen) bleiben über die Lebensspanne nicht konstant, sondern variieren altersabhängig. Meist finden sich in der Kindheit keine Geschlechtsunterschiede, und auch zum Alter hin nehmen die Unterschiede ab (Swaab und Hofman 1988). Besonders interessant ist die große Faserverbindung zwischen den beiden Großhirnhälften, Balken oder Corpus callosum genannt. Diese ist bei Mann und Frau in vielerlei Hinsicht unterschiedlich, was darauf hinweist, dass die Integration von kognitiven Funktionen zwischen den Geschlechtern unterschiedlich abläuft (Oka et al. 1999; Delacoste-Utamsing und Holloway 1982; Davatzikos und Resnick 1998; Clarke et al. 1989; Allen et al. 1991; Johnson et al. 1994). Auch die zweitgrößte Querverbindung, die anteriore Kommissur, ist zwischen den Geschlechtern unterschiedlich (Allen und Gorski 1992; Gorski 1988). Trotzdem muss darauf hingewiesen werden, dass auch andere Variablen wie Entwicklungs-Umwelt-Interaktionen und Myelinisierungsgrad (Grad der Ummantelung der Fasern mit einer isolierenden „Schutzschicht“) die Unterschiede mitbedingen können.

  Der „kraftvolle Mensch“ 

57

2.3 Sexuelle Orientierung und Gehirn Kurz eingegangen werden soll noch auf Erkenntnisse, die zeigen, dass die sexuelle Orientierung sich im Gehirn niederschlägt. Simon LeVay (1993) entfachte vor einem Vierteljahrhundert mit mehreren Veröffentlichungen zu morphologischen Unterschieden einzelner Hirnstrukturen in Abhängigkeit von der sexuellen Orientierung ihrer Besitzer eine Diskussionslawine darüber, ob die sexuelle Orientierung von Mann und Frau angeboren ist, z. B. Blum 1992: „Is anatomy destiny?“; Maddox 1991: „Is homosexuality hard-wired?“; Bailey und Pillard 1991: „Are some people born gay?“. Zu Beginn der 1990er-Jahre fanden LeVay (1991) und andere (Swaab und Hofman 1990), dass Kerne im Hypothalamus und dem davor liegenden basalen Vorderhirn bei homosexuellen Männern signifikant kleiner sind als bei heterosexuellen; sie haben in etwa die Größe, wie man sie in den Gehirnen von heterosexuellen Frauen antrifft (LeVay 1991). Auch weitere Unterschiede zwischen hetero- und homosexuellen Menschen wurden vielfach beschrieben  – so solche zu Wahrnehmungsasymmetrien, Händigkeit und dem Tastleistenbild der Fingerkuppen (McCormick und Witelson 1991, 1994; Hall und Kimura 1994). Auch bei Transsexuellen wurden Unterschiede zu Heterosexuellen gefunden, die auf Änderungen in der Hormonzusammensetzung zurückgeführt wurden (Zhou et al. 1995). Die meisten zwischen Heterosexuellen und Homosexuellen sich unter­ scheidenden Hirnregionen haben mit Sexualität zu tun und sind direkt mit Regionen verbunden, die emotionale Verhaltensweisen steuern (Palkovits und Zaborszky 1979). Damit ergeben sich natürlich auch Implikationen hinsichtlich der Anfälligkeit für psychische Störungen (s. z. B. Ross et al. 2017). Somit sollte sowohl eine Unterscheidung von vorgeburtlicher Anlage und späterer Ausdifferenzierung als auch die rund ein Dutzend Jahre dauernde unterschiedliche Entwicklung der beiden Geschlechter in Rechnung gestellt werden. Während dieser Zeit werden bestimmte Verhaltensweisen, z.  B. kognitive Strategien, erworben, die in ihrem zellulären Substrat mit unterschiedlichen morphologischen Vorgaben interagieren, d. h. die Plasti­ zität des Gehirns unterschiedlich nutzen. Als Beispiel mögen hier geschlechts­ spezifische Unterschiede in den Gedächtnisinhalten aus der frühen Kindheit dienen, wo Mädchen eher emotionale und Jungen eher handlungsbetonte Erinnerungen haben (Friedman und Pines 1991). Auch eine Reihe weiterer Gedächtnisunterschiede lässt sich (mit) durch die Geschlechterrolle erklären (Compère et al. 2017; Graves et al. 2017; Marrocco und McEwen 2016);

58 

H. J. Markowitsch und M. M. Schreier

ebenso natürlich Unterschiede in der Sprachfertigkeit zwischen Jungen und Mädchen, Männern und Frauen (Jacobs et  al. 1993; Jacobs und Scheibel 1993; Molfese und Molfese 1979; Szelag et al. 1992; Knisely und Wind 2015). Grundemotionen (Freude, Trauer, Furcht, Ekel, Zorn, neutrales Gesicht) werden unterschiedlich gut erkannt, wobei es nicht nur Geschlechtsunterschiede gibt, sondern auch altersabhängige Veränderungen und Änderungen, je nachdem, ob der emotionale Gesichtsausdruck bewusst oder unbewusst erfasst wird. Unbewusst wurde Furcht am schnellsten von den 6 gewählten Grundemotionen erkannt, bewusst dagegen eher spät (Williams et al. 2009). Krankheitsbilder  – gleich welcher Art  – beeinträchtigen das emotionale Diskriminationsvermögen von Gesichtsausdrücken. Dies wurde unter anderem für neuropsychiatrische Patienten (Aigner et  al. 2004), für an Zwangs­ krankheiten (Aigner et al. 2007), an leichter Alzheimer-Demenz (Kohler et al. 2005) oder an Schizophrenie leidende Patienten (Schneider et  al. 2006) nachgewiesen. Wie die Untersuchungen zum sexuellen Dimorphismus zeigen, unterscheiden sich die Gehirne von Mann und Frau in vielfältiger Weise (Choleris et al. 2018).

Die Genetik und die hormonelle und endokrinologische Ebene spielen dabei zusammen mit unserem kulturellen Erbe (Epigenetik) und bestimmen die Persönlichkeit. Hierdurch wird das Verhalten von Mann und Frau in ganz wichtigen Teilen determiniert: Sprachfunktionen und visuell-räumliche Funktionen sind bekannte Beispiele. Unterschiede und Veränderungen bei größeren Ansammlungen von Gegenständen erkennen, feinmotorische Koordination und das Lösen einfacher Rechenaufgaben gelingt Frauen besser als Männern. Männer sind umgekehrt im Vorteil, wenn es um mentale Rotation, geometrische Vorstellungskraft, mathematisches Schlussfolgern, Auffinden von Formen und Strukturen in sich vielfach überlagernden Anordnungen (Hintergrund-Vordergrund-Differenzierungen) und das Auffangen und Werfen von Gegenständen geht (Kimura 1992, 1996). Hier wird häufig angenommen, dass sich diese jeweiligen Fähigkeiten schon in der menschlichen Urzeit entwickelten und epigenetisch tradiert sind. Bedeutend ist auch, dass immer wieder gefunden wird, dass sich die emotional-soziale Bewertung anderer (insbesondere von Männern) bei Frauen über die Zyklusphasen ändert (Derntl et al. 2008).

  Der „kraftvolle Mensch“ 

59

2.4 D  er „kraftvolle Mensch“ – Integration von Emotion und Kognition Menschliches Verhalten steht im Rahmen bio-psycho-sozialer Gegebenheiten (Welzer und Markowitsch 2005). Abgesehen von Sagengestalten wie Romulus und Remus können Menschen ohne Mitmenschen nicht erfolgreich aufwachsen. Wir brauchen soziale Gegenüber und spiegeln uns in ihnen wider. Wir erlangen Selbstbewusstsein nur durch die Interaktion mit anderen Menschen, vor allem den Eltern (Markowitsch und Welzer 2005/2006). „Widerspiegeln“ ist dabei im eher wörtlichen wie im übertragenen Sinne von zentraler Wichtigkeit: Kinder imitieren die Eltern – weit mehr als Menschenaffen gelingt es menschlichen Kindern, die Welt der Erwachsenen nachzuahmen und durch Imitations- oder Beobachtungslernen (auch „Lernen am Modell“ genannt) Fertigkeiten und Fähigkeiten zu erwerben (Calabrese und Markowitsch 2013; Tennie et  al. 2012). Zuständig dafür scheint das im menschlichen Gehirn besonders ausgeprägte Spiegelneuronensystem zu sein (Cattaneo und Rizzolatti 2009; Baird et al. 2011), das vor über 20 Jahren zum ersten Mal beschrieben wurde (Gallese et al. 1996). Damals wurde gefunden, dass bestimmte Neurone im Stirnhirn nicht nur dann aktiv sind („feuern“), wenn der Affe eine Bewegung ausführt, sondern auch in nahezu ununterscheidbarer Weise auch dann, wenn er sich nicht bewegte, sondern nur die analoge Bewegung eines anderen Affen beobachtete. Somit „spiegelte“ die Neuronenaktivität die Bewegung des anderen Tieres. Trotzdem gelingt es Menschen im Alltag, sicher zwischen sich und anderen zu unterscheiden, was Selbstbewusstsein und Ich-Identität erfordert (s. Infobox).

Experiment zur Existenz des Spiegelneuronensystems Ein Experiment von Jalal und Ramachandran (2017) demonstriert die wahr­ scheinliche Existenz des Spiegelneuronensystems und die Beeinflussbarkeit von Menschen durch Imagination oder geistige Vorstellungskraft. Hirnregionen, die Ekel zentral verarbeiten (z. B. die Inselregion), werden akti­ viert, wenn man Ekelgefühle und Ekelreaktionen anderer Menschen beobachtet. Diese Aktivierungen werden dem Spiegelneuronensystem zugeordnet, das von manchen auch als Theory-of-Mind-Modul bezeichnet wird. Jalal und Ramachandran untersuchten Gefühle von Ekel und Erleichterung bei Personen mit Zwangsstörungen. Die Personen bewerteten auf einer Skala ihr Ekelgefühl, wenn sie sich selbst beschmutzten oder mit ansahen, wie ein

60 

H. J. Markowitsch und M. M. Schreier

Versuchsleiter sich beschmutzte und wie er sich die Hände wusch, nachdem sich die Versuchspersonen beschmutzt hatten. Die Autoren fanden, dass die Versuchspersonen sich auch dann massiv ekelten, wenn sie nur mit ansehen mussten, wie der Versuchsleiter sich beschmutzte. Überraschender aber war, dass die Versuchspersonen  – nachdem sie sich beschmutzt hatten  – Erleichte­rung selbst dann verspürten, wenn sie nur mitansahen, wie der Versuchsleiter sich die Hände wusch. Und dies, obwohl sie die Sinnlosigkeit ihrer Reaktion reflektierten. Jalal und Ramachandran schlussfolgern aus ihren Ergebnissen, dass diese sich zukünftig auch für therapeutische Zwecke bei Zwangskranken nutzen lassen könnten.

Widerspiegeln – im wörtlichen Sinne – gilt auch für eine Versuchsanordnung, die dazu dient, Indizien für Selbstbewusstsein zu finden. Tieren werden beispielsweise unter Betäubung Farbklekse auf die Stirn gemalt. Sie werden dann in die Nähe eines Spiegels gebracht. Wenn sie nach dem Aufwachen und Blicken in den Spiegel versuchen, sich die Farbe wegzuwischen, dann kann man sicher sein, dass sie sich selbst erkannt haben. Dies gelingt vor allem evolutionär hochstehenden sozialen Tieren wie Schimpansen und Gorillas (Abb. 2.2), Delphinen oder Elefanten, nicht dagegen beispielsweise Hunden und Katzen, die ihr Spiegelbild ankläffen oder anfauchen würden (Anderson und Gallup Jr. 2011; Morrison und Reiss 2018; Suddendorf und Butler 2013; Reiss und Marino 2001).

Abb. 2.2  Spiegelversuch mit Schimpansen. Man betäubt sie, malt ihnen Farbe auf die Stirn und stellt ihnen einen Spiegel hin. Wenn sie wieder aufwachen und sich im Spiegel betrachten, versuchen sie, sich die Farbe von der Stirn zu wischen

  Der „kraftvolle Mensch“ 

61

2.4.1 Der Mensch zwischen Emotion und Kognition Der westliche Mensch ist grundsätzlich stärker kognitiv als emotiv ausgerichtet. Man lernt als Kind, seine Emotionen im Zaum zu halten – „cool“ dazustehen gilt als schick, Tränen zu zeigen als weibisch. Dies spiegelt sich in einer verstärkten Aktivität der linken gegenüber der rechten Hirnhälfte (Tab. 2.1). Es wird generell angenommen, dass bei westlich orientierten Menschen die Aktivität der linken Hemisphäre ein Übergewicht gegenüber der der rechten hat, während im fernöstlichen Kulturkreis eine Balance in der Aktivität zwischen den Hemisphären vorherrschend ist.

Wie Tab. 2.1 zeigt, ist die linke Hemisphäre primär für die Funktionen zuständig, die allgemein in der Schule gelehrt werden, während die rechte Hemisphäre eher schulunabhängige Funktionen und Bereiche umfasst. Für ein gesundes mentales Leben sind aber vor allem die rechtshirnig gesteuerten Eigenschaften relevant. Diese bestimmen unser Leben von der frühen Kindheit bis zum Lebensende, wobei unterschiedliche emotionale Bereiche in unterschiedlichen Lebensepochen besonders zum Tragen kommen. Bindung ist in der frühen Kindheit essenziell und gibt Kraft für das Leben als Erwachsener. Sekundärtriebe, wie Freud sie bezeichnete, setzen dann in Kindheit und Jugend ein – insbesondere Bedürfnisse nach Anerkennung und Sicherheit. Der Sexualtrieb manifestiert sich ab der Pubertät und wird als Libido zu einer der bestimmenden Lebenskräfte über die nächsten Lebensdekaden. Partnerschaft als lebensbestimmendes Element löst dann die Libido in der weiteren Erwachsenenzeit immer mehr ab und wird über die Zeit das vorherrschende Element. Trotz der Bedeutung dieser emotional-motivationalen Konstellation für ein kraftvoll-stabiles und in gewisser Weise auch lustbetontes Leben erzwingen die Tab. 2.1  Funktionen der beiden Gehirnhälften Linke Gehirnhälfte

Rechte Gehirnhälfte

Detailliertes, sequenzielles Verhalte Logisch, rational, analytisch Quantitativ Strukturiert, kontrolliert Organisiert, geplant Fakten, Wörter, Normen Planen, messen, beurteilen Weltwissen, Fakten Allgemeines Gedächtnis

Holistisch, simultan Einfallsreich Konzeptionell Einfallsreich Mitfühlend, mitteilsam Intuition, Denken in Bildern, Kreativität Meinungen, visuelle Vorstellung Episodisch-autobiografisches Gedächtnis Persönlich-emotionales Gedächtnis

62 

H. J. Markowitsch und M. M. Schreier

gegenwärtigen Lebenskonstellationen, dass auch die linkshemisphärisch gesteuerten Verhaltensweisen für ein psychisch gesundes Leben notwendig sind: Man braucht eine rationale Untermauerung, um seinen Lebensunterhalt bestreiten zu können und seine Karriere verfolgen zu können. Ein emotional ausreichend gesättigter Mensch entwickelt sich nach seinen Anlagen, entwickelt Lust auf Leben und das Lebendige und kann sich dann auch mit den eher als „tot“ zu bezeichnenden Anteilen des Daseins (Arbeit und Analyse) abgeben. Deswegen ist ein Wechselspiel zwischen den durch beide Großhirnhemisphären gesteuerten Verhaltensweisen notwendig, um uns eine innere Balance zu geben und um uns kraftvoll unsere bio-psycho-soziale Zukunft bewältigen zu lassen. Eine rechtshemisphärische Aktivierung bahnt die Lust, gefordert zu werden, wie auch die Lust an partnerschaftlichen und Eltern-Kind-Beziehungen und Bindungen (Georgiadis 2014). Zentral ist also ein Streben nach „Mens sana in corpore sano“. Dieser römische Spruch hieß allerdings bei Juvenal im Original „Orandum est ut sit mens sana in corpore sano“, was dann statt „gesunder Geist in gesundem Körper“ hieße: „Es wäre zu wünschen, dass in einem gesunden Körper ein gesunder Geist steckte“ (Anonymus 1982). Viele gegenwärtige Strömungen – seien es Öko- oder Slow-food-Bewegungen, neue Sportarten oder natürliche Essgewohnheiten  – propagieren ein Zurück-zur-Natur und wenden sich gegen die zunehmende Mechanisierung und Digitalisierung des Menschen (z.  B. in der Zeitung Neue Westfälische unter der Überschrift „Die digitale Verblödung“; Gunkel 2015). Es gibt eine Vielzahl von Pro- und-Contra-Publikationen zum Thema, ob die Digitalisierung der Welt von Vor- oder Nachteil für das Individuum ist. Kurz gesagt, selbst wenn sie von Nachteil wäre, gäbe es kein Zurück – nach dem Motto aus Goethes Zauberlehrling „Die ich rief, die Geister, werd ich nun nicht los.“ Der bekannteste und wohl auch umstrittenste Protagonist der Contra-Bewegung ist Manfred Spitzer mit seinem Buch zur digitalen Demenz (Spitzer 2012). Dieses Buch, in dem sich Spitzer dagegen wendet, Computer regelmäßig im Kindesalter anzuwenden, führte zu Repliken wie der von Appel und Schreiner (2014). Appel und Schreiner (2014) sind der Ansicht, Spitzer benutze in nicht gerechtfertigter Weise neurowissenschaftliche Argumente, um seine Thesen zu Negativwirkungen von kindlichem und jugendlichem Internetkonsum zu untermauern. Andererseits existieren Studien, die belegen, dass massiver, anhaltender Internetkonsum zu Hirnschrumpfungen der grauen [Nervenzellen] und weißen Masse [Nervenbahnen, Nervenfasern] führt (Yuan et  al. 2011). Kühn und Gallinat (2015) fanden darüber hinaus in ihrer Hirnbildgebungsstudie eine reduzierte Konnektivität zwischen Stirnhirn und Striatum (Basalgan­ glien) bei Personen, die hohe Werte in einem Internetabhängigkeitstest

  Der „kraftvolle Mensch“ 

63

(Internet Addiction Test; IAT) aufwiesen. Insbesondere der rechte frontale Pol – eine Region, die an der (emotionalen) Kontrolle und Steuerung von intentionalem Verhalten beteiligt ist, war in seinem Volumen reduziert. Darüber hinaus zeigten sich die Verbindungen zwischen rechtem Stirnhirnpol und linkem ventralem Striatum verändert. Das ventrale Striatum enthält hauptsächlich Neurone, die Dopamin produzieren, also einen Überträgerstoff, der mit Lustempfinden und körperlicher Aktivität zu tun hat (Berridge und Robinson 1998; Meeks und Jeste 2009). Auch weitere Maße wiesen auf Veränderungen im ventralen Striatum beider Hemisphären hin. Hierin sehen die Autoren ein Indiz dafür, dass zu sehr internetabhängige Personen Hirnveränderungen aufweisen, die die Fähigkeit, langfristige Ziele im Auge zu behalten, beeinträchtigen. Die auch im Ruhezustand gefundene vermehrte Aktivierung des ventralen Striatums interpretieren sie als Indiz für eine verminderte Kontrolle durch das Stirnhirn, ähnlich wie man sie bei Patienten mit anderen Abhängigkeiten, wie Drogenabhängigkeit, Spielsucht oder Alkoholismus finden kann (Meng et al. 2015; Labudda et al. 2007; Brand et al. 2008). Welche weiteren Hirnregionen bei Internetabhängigkeit verändert sind, zeigten Zhu et al. (2015). Auch in ihrer Übersicht stehen Veränderungen im Stirnhirn und eine Dysfunktion des dopaminergen Systems im Zentrum. Als Neukreation erscheint seit ein paar Jahren die Symptomatik des FOMO: „fear of missing out“, Furcht, etwas zu verpassen (Oberst et al. 2017; Lai et al. 2016; Buglass et al. 2017), was vor allem Personen zu treffen scheint, deren Selbstbewusstsein zu niedrig ist oder die sich nur dann wohlfühlen, wenn sie sich zu einer bestimmten Gruppe zugehörig fühlen (Wolniewicz et al. 2018). Auch psychopathologische Züge wie depressives Verhalten gehen mit Veränderungen in der Smartphonenutzung einher (Elhai et al. 2017, 2018), ebenso wie eine fehlende Motivation zu lernen (Alt 2015). Umgekehrt schützen folgende Persönlichkeitseigenschaften vor Internetmissbrauch: • • • •

Gewissenhaftigkeit, Extraversion, emotionale Stabilität und ein verträgliches, angenehmes Wesen (Stead und Bibby 2017).

Wir können auch hier wieder die Weisheit von Paracelsus anwenden, dass die Dosis das Gift macht. Dies aber bedeutet, dass von Kindheit an eine entsprechende Erziehung und Heranführung an das Phänomen digitaler Informationsverarbeitung erfolgen sollte.

64 

H. J. Markowitsch und M. M. Schreier

Die Nutzung von Computern mit Standardsoftware scheint beispielsweise älteren Leuten (64–75 Jahre) keinen kognitiven Vorteil zu bringen (Slegers et al. 2009). Andererseits können Menschen mit verminderten intellektuellen Fähigkeiten oder spezifischen Problemen (wie Stottern oder Autismus) von Computerhilfen profitieren (Stock et al. 2006; Lancioni et al. 2005; Parsons und Mitchell 2002).

2.4.2 Digitalisierung verändert Lernen Sparrow und ihre Mitarbeiter (2011) verweisen auf die althergebrachten Methoden, an Information, die man nicht selbst parat hat, zu kommen. Eine der Möglichkeiten ist, jemanden zu kennen, der dieses Wissen hat, oder – um das weiter zu treiben – der die Information zwar nicht selbst kennt, aber wiederum jemand kennt, der die Information weiß. Statt hier um drei Ecken Informationen zu sammeln, bieten heutige Internetsuchmaschinen die Information in Sekundenschnelle an. Als geübter Suchmaschinennutzer weiß man weit eher, welche Fragen oder Formulierungen man an die Suchmaschine stellen muss, als was die Information im Detail ist. Dies führt dazu, dass im Internet geübte Menschen zunehmend mehr Wo- als Was-Fragen stellen, also wo im Netz komme ich an die Information, und nicht mehr, was macht die Information eigentlich im Detail aus. Die Autoren führten hierzu Experimente an geübten Internetnutzern aus, die bestätigten, dass diese Menschen weit eher die Orte von Statements erinnerten als die Statements selbst. Sie schlussfolgern, dass die gegenwärtige Internetkultur voraussichtlich menschliches Denken und Erinnern zukünftig wesentlich ändern wird  – der Mensch wird von einem Was- zu einem Wo-Menschen. Er geht eine Symbiose mit seinem Computer ein – verliert er die Verbindung, ist es, als ob er einen Freund verliert. Man muss „plugged in“ bleiben, um nicht den Anschluss an die Welt zu verlieren (Clark 2003).

Diese Vorstellung lässt sich mit Bezug auf die Biotechnologie („man-­computer interface“) noch vertiefen. Wo es heute schon möglich ist, Blinde wieder sehen (Stingl et al. 2015; Edwards et al. 2017) und Taube wieder hören zu lassen (Macherey und Carlyon 2014), wird es in naher Zukunft möglich werden, sich Sprachchips in Körper und Hirn zu implantieren („Sprach-Chips im Kopf“;

  Der „kraftvolle Mensch“ 

65

Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 30.09.2007) und zerrissene Nervenbahnen zu reparieren, sodass Querschnittgelähmte wieder gehen können (Liu et al. 2018).

2.4.3 Implantate Begriffsbestimmung – Psychische Neuroimplantate Neuroimplantate stellen eine Möglichkeit dar, Ideen oder Szenen oder Idole zu internalisieren und auszubauen, um dann mit ihnen zu arbeiten, sie für sich zu nutzen.

Warum da nicht auch psychische Formen der Hirnverbesserung einführen? Psychische Implantate, d. h. die Internalisierung von Vorbildern oder die Imagination positiver Bilder und Szenen, stellen eine Möglichkeit dar, seine emotionale Befindlichkeit zu modellieren. Das Implantate-Prinzip beruht grundsätzlich auf den Prinzipien des Modell-, Imitations- oder auch Beobachtungslernens, auf das schon weiter oben verwiesen wurde. Wir lernen als Menschen gerade in den ersten Kindheitsjahren sehr viel an Verhalten durch Beobachten Anderer  – der Eltern, der Geschwister usw. Obwohl man von „Nachäffen“ spricht, haben wir, wie man vermutet, über unser Spiegelneuronensystem mehr Möglichkeiten als beispielsweise Schimpansen (Tennie et al. 2012; s. oben), durch Beobachten und nachfolgendes Internalisieren des Beobachteten unser Verhaltensrepertoire zu erweitern. Dieses Beobachten und Imitieren lässt sich auch als Imaginieren weiterführen. Gaesser (2013) vertritt die These, dass die Fähigkeit von Menschen, sich spezifische Ereignisse lebhaft vorzustellen  – unterstützt durch konstruktive Erinnerungen  – zu prosozialen Intentionen und Verhalten führt. Imagination, so Gaesser, beeinflusst die wahrgenommene und tatsächliche Wahr­ scheinlichkeit, dass ein Ereignis geschieht. Implantate sind z. B. Vorstellungen über kraftvolle Menschen, die einem in schwierigen oder komplizierten, aber auch in anderen speziellen Situationen helfen und beistehen, den Alltag zu bewältigen. Hierbei kommt es weniger auf faktentreue Eigenschaften des Vorgestellten als auf subjektiv attribuierte an. Ob Cassius Clay alias Muhammad Ali oder die Klitschko-Brüder tatsächlich so kraftvoll und gutherzig sind, wie man sie sich vorstellt, ist nicht wichtig. Wichtig ist, dass man diese Vorstellung von ihnen hat. Insofern können selbst Fehlerinnerungen oder imaginäre Erinnerungen ihr Gutes haben

66 

H. J. Markowitsch und M. M. Schreier

(s. Chrobak und Zaragoza 2013). Dieser sehr große, wenngleich bislang wenig beachtete Bereich menschlichen Denkens und menschlichen Bewusstseins soll im Folgenden näher beleuchtet werden.

2.5 F ehlerinnerungen, falsche Erinnerungen, Erinnerungsvorstellungen, Implantate 2.5.1 F ehlerinnerungen – Definition, Beschreibung und Bedeutung Freud war, wie oben beschrieben, nicht nur der Meinung, dass der Mensch wegen der Dominanz des Es über das Ich „nicht Herr im eigenen Hause“ sei, sondern er schrieb auch (Freud 1901a): Es gibt im Allgemeinen keine Garantie für die Richtigkeit unseres Gedächtnisses; und doch überlassen wir uns weit häufiger dem Anspruch, dass wir seinen Informationen Glauben schenken können, als es objektiv gerechtfertigt wäre.

In seiner „Psychopathologie des Alltagslebens“ merkte er an (Freud 1901b), dass Phänomene wie Vergessen, Versprechen, Vergreifen („Vertun“) zu unserem täglichen Leben gehören und offensichtlich eine Funktion für unsere Lebensbewältigung haben. Um die Bedeutung dieser Phänomene für unseren Lebens­ alltag bewerten und abschätzen zu können, ist es notwendig, sie zu kennen und sich ihrer bewusst zu werden (Tab. 2.2). Es gibt viele Lebensbereiche, in denen wir gar nicht merken, dass uns ein Lapsus passiert ist, d. h. dass wir einer Fehlerinnerung aufgesessen sind: Wir meinen etwas zu erinnern, was aber in der Außenwelt so nie stattgefunden hat (Kühnel und Markowitsch 2008, 2009; Nash und Ost 2017). Wir haben kein zweites, uns überwachendes Ich, das uns Erinnerungsfehler anzeigen würde, weswegen, wir uns teilweise zu Unrecht auf unser Gedächtnis verlassen. Wir besitzen Mechanismen, die Fehlleistungen unserer Erinnerung vergrößern oder verkleinern können. Dazu zählt die Zustandsabhängigkeit unserer Erinnerung, die dann den effektivsten Rückgriff gestattet, wenn Einspeicher- und Abrufzustand kongruent sind. Beispielsweise können Gerüche, die man von Kindheit an kennt, dann, wenn man wieder mit ihnen konfrontiert wird, Erinnerungen hervorrufen (Willander und Larsson 2006; Herz 2016). Einem der Autoren wurden die Polypen als Vorschulkind unter ambulanter Äthernarkose entfernt. Äthergeruch ruft in ihm bis heute sehr plas­ tische Erinnerungen an die damalige Situation beim Hals-, Nasen-, Ohrenarzt

  Der „kraftvolle Mensch“ 

67

Tab. 2.2  Formen von Gedächtnisstörungen Art der Gedächtnisstörung Globale Amnesie Anterograde Amnesie Retrograde Amnesie Episodisch-­ autobiografische Amnesie Semantische Amnesie Materialspezifische Amnesie

Charakteristika Früher benutzter Ausdruck für einen totalen Gedächtnisverlust Unfähigkeit, neue Information langfristig abzuspeichern1 Unfähigkeit, bereits abgespeicherte Information bewusst wieder hervorzuholen2 Unfähigkeit, Ereignisse oder Erlebnisse zu erinnern oder einzuspeichern3

Unfähigkeit, Fakten zu erinnern oder einzuspeichern4 Benenn- und Erinnerungsstörung hinsichtlich bestimmter Kategorien von Objekten oder Materialien (z. B. Tieren). (Allen und Gorski 1992) Partielle Amnesie Gedächtnisverlust für bestimmte Arten von Information oder für bestimmte Epochen im Leben (lakunäre Amnesien) (Allen et al. 1989) Infantile Amnesie Unfähigkeit, Ereignisse aus den ersten Lebensjahre abzurufen – die Grenze wird meist zwischen dem 4. und dem 5. Lebensjahr angenommen (mögliche Gründe: fehlendes Bewusstsein über die eigene Person, sehr unterschiedlicher Zustand gegenüber dem Erwachsenenzustand, mangelnde Sprachkompetenz, mangelnde Hirnreifung) (Allen et al. 1991) Reduplikative Paramnesie Gestörter Sinn für Vertrautheit oder Bekanntheit; der Patient ist davon überzeugt, dass eine Person, ein Ort oder ein Objekt doppelt existiert (neurologisches Krankheitsbild) (Alt 2015) Capgras-Syndrom Gestörter Sinn für Vertrautheit oder Bekanntheit; der Patient ist davon überzeugt, dass eine Person einen Doppelgänger hat (in der Regel psychiatrisches Krankheitsbild, wahnhafte Verkennung) (Anderson 1949) „Developmental Episodisch-autobiografische Amnesie mit erhaltenem amnesia“ Wissenssystem und erhaltener Intelligenz nach hypoxisch-ischämischer Hirnschädigung (perinatal oder in den ersten Lebensjahren) (Anderson und Gallup Jr. 2011) Transiente globale Massive anterograde und teilweise retrograde Amnesie Amnesie für den episodisch-autobiografischen Bereich, meist bei älteren Patienten (>60 Jahre Lebensalter) und per Definition von kurzer Dauer (12 Monate) Erfolge von internetbasierten Therapien gemessen haben (s. hierzu z. B. McCabe et al. 2017). Wo das Internet sehr gute Dienste leistet, ist, wenn es darum geht, bestimmte Fertigkeiten und Handlungsanweisungen zu lernen und zu internalisieren. Beispiele sind Web-basierte Interventionen, um Sorgeberechtigten effektive Fertigkeiten zu vermitteln, um für ein hirngeschädigtes Familienmitglied sprechen und seine Belange vertreten zu können (McLaughlin et al. 2013), oder um für ihr Schulkind adäquat Sorge tragen zu können (Glang et  al. 2007). Auch Anweisungen und Fähigkeiten für einen effektiven Gebrauch von Nahrungsmitteln lassen sich über internetbasierte Programme vermitteln (Trepka et  al. 2008). Dabei ist es natürlich immer von Vorteil, wenn man schon über gewisse Erfahrungen im Umgang mit dem Internet verfügt (Carey et al. 2008; Frisbee 2016). Webbasierte Therapie zur Verbesserung kognitiver Leistungen führte bei einer Stichprobe von 86  Personen mit schwerer geistiger Behinderung (40 Jahre mittleres Lebensalter) zu einer verbesserten Beschäftigungssituation im Vergleich zur Bedingung reiner Web-basierter Informationsdarbietung (Harris et al. 2017). Körperlich inaktive Erwachsene profitierten von einem Web-basierten Video-Coaching zusammen mit Computer-abgestimmten Ratschlägen im Vergleich zu einer Kontrollgruppe (Alley et al. 2016). Basterfield und ihre Mitarbeiterinnen (2018) untersuchten anhand von Personen, die über das Internet wegen Essstörungen um Hilfe nachsuchten, was deren Sorgen und Befürchtungen hinsichtlich der Internetnutzung waren. Zentrale Fragen waren die Sicherheit und Zuverlässigkeit der Internetnutzung. Die Beteiligten betonten, dass sie grundsätzlich gerne das Internet nutzen wollten. Ähnliches fand sich auch in einer Metaanalyse (Stratton et al. 2017). Auch bei teilweise gelähmten Kindern führen internetbasierte Programme zu nachhaltigen Verbesserungen ihrer somatischen und psychischen Konstitution (James et al. 2015; Kerr 2015; Shields 2015).

  Elektronische Medien, Internet, World Wide Web in den … 

197

5.2 Internet im Alltag Diese Beispiele zeigen, dass Web-basierte Hilfestellungen für ganz unterschiedliche Lebenslagen – von Krankheitsbeurteilung bis zu Alltagseinkäufen und Online-Dating (Stillerova et  al. 2016; Woods et  al. 2017; Jung et  al. 2017; Fox und Anderegg 2014) – heutzutage nicht mehr aus dem Alltag wegzudenken sind und dass insbesondere dann, wenn es Auswahl- und Interaktionsmöglichkeiten mit den Internetangeboten gibt, diese individuellere und stärker auf persönliche Bedürfnisse zugeschnittene Angebote liefern, die nutzerfreundlich umgesetzt werden können. Wichtig ist, die positiven Aspekte des Internets herauszustreichen – etwas auch erweiterte Kommunikationsmöglichkeiten etwa bei älteren Menschen (Nyman und Isaksson 2015) – und Barrieren abzubauen, die der Furcht vor Nutzung entgegenstehen könnten (Nyman und Isaksson 2015). So betrachtet, kann das Internet durchaus als Medium für soziale und gesundheitliche Unterstützung genutzt werden (LaCoursiere 2001; White und Dorman 2001). Allerdings ist natürlich gerade bei Kindern und Jugendlichen, die im Internet Hilfe – etwa zur Verarbeitung stressreicher Erlebnisse – suchen, elterliche Beobachtung und Führung angesagt (Leung 2007). Und manchmal leiden auch in Cafés oder Restaurants die von Angesicht-zu-Angesicht-­Kontakte von Paaren unter der Smartphone-Nutzung (Amichai-Hamburger und Etgar 2016).

Angst vor sozialer Isolierung erhöht die Nutzung von internetbasierten Medien wie Facebook (Lee und Cho 2018).

Es ist sicher nicht übertrieben zu behaupten, dass in Zukunft der Internetgebrauch exponentiell zunehmen wird, und die Bereiche, in denen das Internet sinnvoll gerade für die Verbesserung von Lebensqualität eingesetzt wird, massiv zunehmen werden. Auf der anderen Seite dürfen natürlich durch häufige Internetnutzung veränderte Lebensgewohnheiten und veränderte oder veränderliche kognitive Fähigkeiten nicht unberücksichtigt bleiben (z. B. Näsi und Koivusilta 2013). Näsi und Koivusilta (2013) untersuchten z. B. rund 2000 Finnen im Alter von 15–64 Jahren mit folgenden Fragestellungen: (1) Wie wirkt sich Internetnutzung auf Gedächtnis und Konzentrationsfähigkeit aus? (2) Welche soziodemografischen Unterschiede finden sich hinsichtlich ­Gedächtnis und Konzentrationsleistungen?

198 

H. J. Markowitsch und M. M. Schreier

Die Ergebnisse zeigten, wie komplex Abhängigkeiten sein können: Arbeitende Menschen profitierten eher hinsichtlich Gedächtnisverbesserung als nicht-arbeitende und junge Menschen eher als alte. Die Konzentrationsfähigkeit schien allgemein abzunehmen. Zusammengefasst zeigen aber derartige Daten, dass eine Nutzung Web-basierter Anleitungen und Hilfestellungen grundsätzlich zweckvoll und nutzbringend angewandt werden kann.

Literatur Alley, S., Jennings, C., Plotnikoff, R. C., & Vandelanotte, C. (2016). Web-vased video-coaching to assist an automated computer-tailored physical activity intervention for inactive adults: A randomized controlled trial. Journal of Medical Internet Research, 18, e223. https://doi.org/10.2196/jmir.5664. Zugegriffen am 12.01.2018. Amichai-Hamburger, Y., & Etgar, S. (2016). Intimacy and smartphone multitasking – a new oxymoron? Psychological Reports, 119, 826–838. Antonini, T. N., Raj, S. P., Oberjohn, K. S., & Wade, S. L. (2012). An online positive parenting skills programme for paediatric traumatic brain injury: Feasibility and parental satisfaction. Journal of Telemedicine and Telecare, 18, 333–338. Appel, M., & Schreiner, C. (2014). Digitale Demenz? Mythen und wissenschaftliche Befundlage zur Auswirkung von Internetnutzung. Psychologische Rundschau, 65, 1–10. Babcock, L., Kurowski, B. G., Zhang, N., Dexheimer, J. W., Dyas, J., & Wade, S. L. (2017). Adolescents with mild traumatic brain injury get SMART: An analysis of a novel web-based intervention. Telemedicine Journal and E-Health, 23, 600–607. Basterfield, A., Dimitropoulos, G., Bills, D., Cullen, O., & Freeman, V. E. (2018). „I would love to have online support but I don’t trust it“: Positive and negative views of technology from the perspective of those with eating disorders in Canada. Health and Social Care in the Community, 26, 604–612. Bernecker, S. L., Banschback, K., Santorelli, G. D., & Constantino, M. J. (2017). A web-disseminated self-help and peer support program could fill gaps in mental health care: Lessons from a consumer survey. Journal of Medical Internet Research Mental Health, 4, e5. https://doi.org/10.2196/mental.4751. Zugegriffen am 16.03.2018. Boyd, R. N., Mitchell, L. E., James, S. T., Ziviani, J., Sakzewski, L., Smith, A., Rose, S., Cunnington, R., Whittingham, K., Ware, R. S., Comans, T. A., & Scuffham, P. A. (2013). Move it to improve it (Mitii): Study protocol of a randomised controlled trial of a novel web-based multimodal training program for children and adolescents with cerebral palsy. British Medical Journal Open, 3, pii: e002853. https://doi.org/10.1136/bmjopen-2013–002853. Zugegriffen am 14.03.2018.

  Elektronische Medien, Internet, World Wide Web in den … 

199

Boyd, R. N., Baque, E., Piovesana, A., Ross, S., Ziviani, J., Sakzewski, L., Barber, L., Lloyd, O., McKinlay, L., Whittingham, K., Smith, A. C., Rose, S., Fiori, S., Cunnington, R., Ware, R., Lewis, M., Comans, T. A., & Scuffham, P. A. (2015). Mitii™ ABI: Study protocol of a randomised controlled trial of a web-based multi-­modal training program for children and adolescents with an Acquired Brain Injury (ABI). BMC Neurology, 15, 140. https://doi.org/10.1186/s12883–015–0381–6. Zugegriffen am 16.05.2018. Burnett, S., Sebastian, C., Cohen Kadosh, K., & Blakemore, S. J. (2011). The social brain in adolescence: Evidence from functional magnetic resonance imaging and behavioural studies. Neuroscience and Biobehavioral Reviews, 35, 1654–1664. Carey, J. C., Wade, S. L., & Wolfe, C. R. (2008). Lessons learned: The effect of prior technology use on Web-based interventions. CyberPsychology and Behavior, 11, 188–195. Crone, E.  A., & Konijn, E.  A. (2018). Media use and brain development during adolescence. Nature Communications, 9, 588. https://doi.org/10.1038/ s41467–018–03126-x. Zugegriffen am 13.06.2018. Damholdt, M. F., Mehlsen, M., O’Toole, M. S., Andreasen, R. K., Pedersen, A. D., & Zachariae, R. (2016). Web-based cognitive training for breast cancer survivors with cognitive complaints-a randomized controlled trial. Psychooncology, 25, 1293–1300. Dong, G., & Potenza, M. N. (2015). Behavioural and brain responses related to Internet search and memory. European Journal of Neuroscience, 42, 2546–2554. Fox, J., & Anderegg, C. (2014). Romantic relationship stages and social networking sites: Uncertainty reduction strategies and perceived relational norms on facebook. Cyberpsychology, Behavior and Social Networking, 17, 685–691. Frisbee, K. L. (2016). Variations in the use of mHealth tools: The VA mobile health study. Journal of Medical Internet Research Mhealth Uhealth, 4, e89. https://doi. org/10.2196/mhealth.3726. Zugegriffen am 10.04.2017. Glang, A., McLaughlin, K., & Schroeder, S. (2007). Using interactive multimedia to teach parent advocacy skills: An exploratory study. The Journal of Head Trauma Rehabilitation, 22, 198–205. Harris, A. W., Kosic, T., Xu, J., Walker, C., Gye, W., & Redoblado Hodge, A. (2017). Web-based cognitive remediation improves supported employment outcomes in severe mental illness: Randomized controlled trial. Journal of Medical Internet Research Mental Health, 4, e30. https://doi.org/10.2196/mental.6982. Zugegriffen am 19.06.2018. Hatcher, S., Whittaker, R., Patton, M., Miles, W. S., Ralph, N., Kercher, K., & Sharon, C. (2018). Web-based therapy plus support by a coach in depressed patients referred to secondary mental health care: Randomized controlled trial. Journal of Medical Internet Research and Mental Health, 5, e5. https://doi.org/10.2196/mental.8510. Zugegriffen am 07.07.2018. James, S., Ziviani, J., Ware, R. S., & Boyd, R. N. (2015). Randomized controlled trial of web-based multimodal therapy for unilateral cerebral palsy to improve occupational performance. Developmental Medicine and Child Neurology, 57, 530–538.

200 

H. J. Markowitsch und M. M. Schreier

Jung, S., Roh, S., Yang, H., & Biocca, F. (2017). Location and modality effects in online dating: Rich modality profile and location-based information cues increase social presence, while moderating the impact of uncertainty reduction strategy. Cyberpsychology, Behavior and Social Networking, 20, 553–560. Kerr, C. (2015). A web-based therapy program enhances occupational performance and visual perception in children with unilateral cerebral palsy. Journal of Physiotherapy, 61, 160. Kurowski, B. G., Wade, S. L., Dexheimer, J. W., Dyas, J., Zhang, N., & Babcock, L. (2016). Feasibility and potential benefits of a web-based intervention delivered acutely after mild traumatic brain injury in adolescents: A pilot study. The Journal of Head Trauma Rehabilitation, 31, 369–378. LaCoursiere, S.  P. (2001). A theory of online social support. Advances in Nursing Science, 24, 60–77. LaMonica, H. M., English, A., Hickie, I. B., Ip, J., Ireland, C., West, S., Shaw, T., Mowszowski, L., Glozier, N., Duffy, S., Gibson, A. A., & Naismith, S. L. (2017). Examining internet and ehealth practices and preferences: Survey study of Australian older adults with subjective memory complaints, mild cognitive impairment, or dementia. Journal of Medicine and Internet Research, 19, e358. https://doi. org/10.2196/jmir.7981. Zugegriffen am 11.01.2018. Lee, E. J., & Cho, E. (2018). When using facebook to avoid isolation reduces perceived social support. Cyberpsychology, Behavior and Social Networking, 21, 32–39. Leung, L. (2007). Stressful life events, motives for Internet use, and social support among digital kids. Cyberpsychology & Behavior, 10, 204–214. Li, W., Li, Y., Yang, W., Zhang, Q., Wei, D., Li, W., Hitchman, G., & Qiu, J.  (2015). Brain structures and functional connectivity associated with individual differences in Internet tendency in healthy young adults. Neuropsychologia, 70, 134–144. Linden, M., Hawley, C., Blackwood, B., Evans, J., Anderson, V., & O’Rourke, C. (2016). Technological aids for the rehabilitation of memory and executive functioning in children and adolescents with acquired brain injury. Cochrane Database of Systematic Reviews, 7, CD011020. https://doi.org/10.1002/14651858. CD011020.pub2. Zugegriffen am 16.09.2017. Lukmanji, S., Pham, T., Blaikie, L., Clark, C., Jetté, N., Wiebe, S., Bulloch, A., Holroyd-Leduc, J., Macrodimitris, S., Mackie, A., & Patten, S.  B. (2017). Online tools for individuals with depression and neurologic conditions: A scoping review. Neurology in Clinical Practice, 7, 344–353. Marcano Belisario, J. S., Huckvale, K., Greenfield, G., Car, J., & Gunn, L. H. (2013). Smartphone and tablet self management apps for asthma. Cochrane Database of Systematic Reviews, 11, CD010013. https://doi.org/10.1002/14651858. CD010013.pub2. Zugegriffen am 19.06.2018. Masten, C. L., Telzer, E. H., Fuligni, A. J., Lieberman, M. D., & Eisenberger, N. I. (2012). Time spent with friends in adolescence relates to less neural sensitivity to later peer rejection. Social Cognitive and Affective Neuroscience, 7, 106–114.

  Elektronische Medien, Internet, World Wide Web in den … 

201

Masten, C. L., Eisenberger, N. I., Pfeifer, J. H., & Dapretto, M. (2013). Neural responses to witnessing peer rejection after being socially excluded: fMRI as a window into adolescents’ emotional processing. Developmental Science, 16, 743–759. Mayo-Wilson, E., & Montgomery, P. (2013). Media-delivered cognitive behavioural therapy and behavioural therapy (self-help) for anxiety disorders in adults. Cochrane Database of Systematic Reviews, 9, CD005330. https://doi.org/10.1002/14651858. CD005330.pub4. Zugegriffen am 18.05.2018. McCabe, C., McCann, M., & Brady, A. M. (2017). Computer and mobile technology interventions for self-management in chronic obstructive pulmonary disease. Cochrane Database of Systematic Reviews, 5, CD011425. https://doi.org/10.1002/14651858. CD011425.pub2. Zugegriffen am 16.02.2018. McLaughlin, K. A., Glang, A., Beaver, S. V., Gau, J. M., & Keen, S. (2013). Web-­ based training in family advocacy. The Journal of Head Trauma Rehabilitation, 28, 341–348. Näsi, M., & Koivusilta, L. (2013). Internet and everyday life: The perceived implications of internet use on memory and ability to concentrate. Cyberpsychology, Behavior and Social Networking, 16, 88–93. Nyman, A., & Isaksson, G. (2015). Togetherness in another way: Internet as a tool for togetherness in everyday occupations among older adults. Scandinavian Journal of Occupational Therapy, 22, 387–393. Olthuis, J. V., Watt, M. C., Bailey, K., Hayden, J. A., & Stewart, S. H. (2015). Therapist-supported Internet cognitive behavioural therapy for anxiety disorders in adults. Cochrane Database of Systematic Reviews, 3, CD011565. https://doi. org/10.1002/14651858.CD011565. Zugegriffen am 09.03.2018. Park, B., Han, D. H., & Roh, S. (2017). Neurobiological findings related to Internet use disorders. Psychiatry and Clinical Neurosciences, 71, 467–478. Pfeifer, J. H., & Blakemore, S. J. (2012). Adolescent social cognitive and affective neuroscience: Past, present, and future. Social Cognitive and Affective Neuroscience, 7, 1–10. Piovesana, A., Ross, S., Lloyd, O., Whittingham, K., Ziviani, J., Ware, R. S., McKinlay, L., & Boyd, R. N. (2017). A randomised controlled trial of a ­web-­based multi-modal therapy program to improve executive functioning in children and adolescents with acquired brain injury. Clinical Rehabilitation, 31, 1351–1363. Pogoda, T. K., Carlson, K. F., Gormley, K. E., & Resnick, S. G. (2018). Supported employment for veterans with traumatic brain injury: Provider perspectives. ­Archives of Physical Medicine and Rehabilitation, 99, S14–S22. Raj, S. P., Zhang, N., Kirkwood, M. W., Taylor, H. G., Stancin, T., Brown, T. M., & Wade, S. L. (2018a). Online family problem solving for pediatric traumatic brain injury: Influences of parental marital status and participation on adolescent outcomes. Journal of Head Trauma and Rehabilitation, 33, 158–166. Raj, S. P., Narad, M. E., Salloum, R., Platt, A., Thompson, A., Baum, K. T., & Wade, S. L. ( 2018b). Development of a web-based psychosocial intervention for adolescent and young adult survivors of pediatric brain tumor. Journal of Adolescent and Young Adult Oncology, 7, 187–195.

202 

H. J. Markowitsch und M. M. Schreier

Shields, N. (2015). A web-based therapy program enhances occupational performance and visual perception in children with unilateral cerebral palsy. Journal of Physiotherapy, 61, 160. Sparrow, B., Liu, J., & Wegner, D. M. (2011). Google effects on memory: Cognitive consequences of having information at our fingertips. Science, 333, 776–778. Spitzer, M. (2012). Digitale Demenz: Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen. München: Droemer Knaur. Spitzer, M. (2015). Cyberkrank!: Wie das digitalisierte Leben unsere Gesundheit ruiniert. München: Droemer Knaur. Stillerova, T., Liddle, J., Gustafsson, L., Lamont, R., & Silburn, P. (2016). Could everyday technology improve access to assessments? A pilot study on the feasibility of screening cognition in people with Parkinson’s disease using the Montreal Cognitive Assessment via internet videoconferencing. Australian Occupational Therapy Journal, 63, 373–380. Stratton, E., Lampit, A., Choi, I., Calvo, R. A., Harvey, S. B., & Glozier, N. (2017). Effectiveness of eHealth interventions for reducing mental health conditions in employees: A systematic review and meta-analysis. PLoS One, 12, e0189904. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0189904. Zugegriffen am 06.01.2018. Tahaney, K. D., & Palfai, T. P. (2017). Text messaging as an adjunct to a web-based intervention for college student alcohol use: A preliminary study. Addiction and Behavior, 73, 63–66. Toivonen, K. I., Zernicke, K., & Carlson, L. E. (2017). Web-based mindfulness interventions for people with physical health conditions: Systematic review. Journal of Medical Internet Research, 19, e303. https://doi.org/10.2196/jmir.7487. Zugegriffen am 28.07.2018. Trepka, M. J., Newman, F. L., Davila, E. P., Matthew, K. J., Dixon, Z., & Huffman, F.  G. (2008). Randomized controlled trial to determine the effectiveness of an interactive multimedia food safety education program for clients of the special supplemental nutrition program for women, infants, and children. Journal of the American Dietetic Association, 108, 978–984. Tsaousides, T., Spielman, L., Kajankova, M., Guetta, G., Gordon, W., & Dams-­ OʼConnor, K. (2017). Improving emotion regulation following web-based group intervention for individuals with traumatic brain injury. The Journal of Head Trauma Rehabilitation, 32, 354–365. Unlü, B., Riper, H., van Straten, A., & Cuijpers, P. (2018). Guided self-help on the Internet for Turkish migrants with depression: The design of a randomized controlled trial. Trials, 11, 101. https://doi.org/10.1186/1745–6215–11–101. Zugegriffen am 12.06.2018. Wade, S. L., Walz, N. C., Carey, J. C., & Williams, K. M. (2008). Preliminary efficacy of a Web-based family problem-solving treatment program for adolescents with traumatic brain injury. The Journal of Head Trauma Rehabilitation, 23, 369–377.

  Elektronische Medien, Internet, World Wide Web in den … 

203

Wade, S. L., Oberjohn, K., Burkhardt, A., & Greenberg, I. (2009). Feasibility and preliminary efficacy of a web-based parenting skills program for young children with traumatic brain injury. The Journal of Head Trauma Rehabilitation, 24, 239–247. White, M., & Dorman, S. M. (2001). Receiving social support online: Implications for health education. Health Education Research, 16, 693–707. Woods, S. P., Iudicello, J. E., Morgan, E. E., Verduzco, M., Smith, T. V., Cushman, C., & HIV Neurobehavioral Research Program (HNRP) Group (2017). Household everyday functioning in the internet age: Online shopping and banking skills are affected in HIV-associated neurocognitive disorders. Journal of the International Neuropsychological Society, 23, 605–615.

6 Psychische Neuroimplantate  – Wie kann Lebensverbesserung im Gehirn tatsächlich wirksam werden?

Wir sind schon in Kap. 2 auf Implantate eingegangen und haben beschrieben, dass diese in vielen experimentellen Studien zur Steuerung von Gedächtnisinhalten verwendet werden (Übersichten z. B. in Brewin und Andrews 2017 und in Scoboria et al. 2017). In diesem Kapitel wollen wir uns noch etwas vertiefter mit dieser Thematik beschäftigen und vor allem die Methode der psychischen Neuroimplantation näher beleuchten. Nourkova und Vasilenko (2017) konstruierten positive autobiografische Erinnerungen, um Ängstlichkeitszustände zu verringern. 120 Erwachsene sollten 3 negative, sie selbst beschreibende Erinnerungen hervorholen. Die Hälfte der Teilnehmenden stellten sich diese Episoden so vor, wie sie sie sich gerne im Ablauf gewünscht hätten. Dies geschah entweder während einer Diskussion oder in Hypnose. 30 weitere Probanden wurden einfach so in Hypnose versetzt, ohne dass es einen Bezug zu den Erinnerungen gab, und die restlichen 30 Personen bildeten die Kontrollgruppe. Die Probanden der Hypnosegruppe (Erinnerungsimplantation unter Hypnose) erwiesen sich als unfähig, die ursprünglich produzierten Erinnerungen von den sich vorgestellten zu unterscheiden, außerdem wiesen sie nach 4 Monaten reduzierte Angstwerte auf und berichteten über angestiegenes Selbstbewusstsein. Die Gruppe „Hypnose ohne Bezug zur Vergangenheit“ wies kurz nach der Hypnose ebenfalls reduzierte Werte auf; ihre Angstwerte stiegen dann aber wieder schnell auf die Originalwerte. Damit demonstrierten Nourkova und Vasilenko die Macht veränderter („positiv behandelter“) autobiografieähnlicher Erinnerungen für die Verbesserung des Selbst.

© Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2019 H. J. Markowitsch, M. M. Schreier, Reframing der Bedürfnisse, https://doi.org/10.1007/978-3-662-58265-7_6

205

206 

H. J. Markowitsch und M. M. Schreier

Es ist für den Laien erstaunlich zu erfahren, wie gut oder wie einfach es gelingt, insbesondere die Kindheit betreffende Erinnerungen zu implantierten. In der Studie von Otgaar und Mitarbeitern (2013) wurde bei jungen Erwachsenen die Erinnerungsfähigkeit auf eine tatsächlich in der Kindheit stattgefundene und eine fiktive Geschichte gemessen. 79 % der Personen (70 Probanden) gaben an, sich an die Geschichte zu erinnern (die per Briefanschreiben von ihren Eltern erfragt worden war), und weitere 13 % glaubten, dass die Geschichte so stattgefunden hätte. An die fiktive Geschichte glaubten in zwei zeitlich versetzten Interviews jeweils mehr als 30 % (32 %, 36 %). In einer zweiten, in der gleichen Publikation veröffentlichten Studie lagen die Werte für die wahre Geschichte bei rund 90 % und für die falsche initial bei über 50 % und später bei 36 %. Damit zeigt sich, dass sich „Erinnerungen“ in beträchtlichem Ausmaß implantieren lassen.

Dies mag allerdings – wie Wade und Garry (2005) schrieben – damit zu tun haben, dass Menschen dann, wenn sie sich über früher möglicherweise Erlebtes unsicher sind, eine wesentliche Strategie anwenden, nämlich andere Leute in ihrem Umfeld dazu zu befragen. Dies war jedoch in diesen experimentellen Situationen nicht möglich. Interessanterweise scheinen Narrative eher und beständiger Fehlerinnerungen hervorzurufen als Fotografien oder Bilder (Garry und Wade 2005; aber s. auch die weiter unten unter „Psychische Neuroimplantate in der möglichen Anwendung“ [Abschn.  6.2] beschriebene Studie von Weinstein und Shanks 2010). Garry und Wade (2005) verglichen dies auf der Basis ihrer früheren Studie, in der Fotografien vorgegeben worden waren, die zu Fehlerinnerungen geführt hatten (Wade et al. 2002; vgl. den Abschn. „2.4.3“ in Kap. 2). Die Autoren interpretieren ihr Ergebnis dahingehend, dass Narrative eher als Bilder Familiarität erzeugen (vgl. Gedächtnis für Familiarität in Abb. 1.15) und eher flüssig reproduziert werden als Bilder. Sie sehen ihre Interpretation zur Konstruktion von Fehlerinnerungen in Übereinstimmung mit dem Dreistufenmodell von Mazzoni et al. (2001). Im Modell dieser Autoren entwickeln sich Fehlerinnerungen, indem die Betroffenen zuerst das Ereignis als plausibel ansehen, dann akzeptieren, dass das Ereignis ihnen passierte, und schließlich im dritten Schritt ihre intern generierte Vorstellung oder Information als real ansehen. Wichtig bei der Bildung von Fehlerinnerungen scheint auch zu sein, inwieweit die Quelle der Information glaubhaft ist. Dies untersuchten Scoboria und Mitarbeiter (2012), indem sie die Anzahl erfundener Geschichten

  Psychische Neuroimplantate – Wie kann Lebensverbesserung … 

207

variierten und auch die Anzahl der Geschichten, die sie als von den Eltern der Probanden kommend klassifizierten. In ihrer ersten Teilstudie erhielten die Probanden 6 falsche Ereignisse und bekamen die Information, dass entweder alle oder nur ein Teil der Ereignisse von den Eltern kämen. Wenn es hieß, alle Geschichten über die 6 Ereignisse kämen von den Eltern, führte dies zur Bildung von mehr und stärker ausgeprägten Fehlerinnerungen. In einer zweiten Teilstudie bekamen die Probanden auch zwei wahre Ereignisse präsentiert, und einer dritten Probandengruppe wurde gesagt, dass die Hälfte der Ereignisse von den Eltern stammte. Diese Gruppe hatte mehr Fehlerinnerungen als die anderen Gruppen, zwischen denen es keine signifikanten Unterschiede gab. Insgesamt demonstrierten die Teilnehmer, denen gesagt worden war, dass ein Teil der Ereignisse von den Eltern käme, verstärkt „Erinnerungsdetails“. Somit scheinen Fehlerinnerungen umso detaillierter und eher wiedergegeben zu werden, je glaubwürdiger die Quelle ist. Wie man sich leicht ausmalen kann, lassen sich derartige Bedingungen konstruieren und für die Implantation neuer Gedächtnisinhalte – und auch zur Löschung oder Überschreibung alter Erinnerungen – nutzen. Dies kann im Rahmen der in Kap. 4 erläuterten Bedürfnisbefriedigung geschehen, man kann sich aber auch eine Ausweitung auf APP basierte Anwendung vorstellen.

Unser Gehirn ist auf „Unschärfe“ ausgerichtet, wie schon in Kap. 2 (z. B. in Abschn.  2.5.1; „Reduktion der kognitiven Dissonanz“) beschrieben wurde. Wir können besser damit leben, Dinge nicht allzu exakt zu behalten, als wenn alle Information computermäßig präzise in unserem Gehirn verbliebe. Zustandsabhängiges Einspeichern und Abrufen hat sich als für uns lebenswichtiger erwiesen als für unsere nächsten Verwandten (Affen), die uns in Memory-Spielen überlegen sind (z. B. gleichartige Bildpaare innerhalb einer größeren Bilderserie schnell und differenziert erkennen und herauspicken zu können) (s. auch Kawai und Matsuzawa 2000).

6.1 Gehirn und Erinnerungsveränderungen Gedächtnis ist nach der Zeit in unterschiedliche Stadien organisiert (Markowitsch 2005, 2013) (Abb. 6.1). Um Information aufzunehmen, muss sie zuerst wahrgenommen werden. Anschließend wird sie eingespeichert oder enkodiert, was ein relativ kurzfristiger Prozess ist. Danach kommt dann der Konsolidierungsvorgang, der sich längerfristig hinzieht und für welchen

208 

H. J. Markowitsch und M. M. Schreier

Wahrnehmung

Einspeicherung

Konsolidierung (Festigung)

Speicherung

Abruf Abb. 6.1  Stadien der Informationsverarbeitung

Schlaf eine notwendige und begünstigende Begleiterscheinung ist (Diekelmann und Born 2010; Stickgold und Walker 2013). Begriffsbestimmung Mit Abspeicherung bezeichnet man die Ablagerung der frisch gelernten Information in weiten Netzwerken von zerebralem Kortex und subkortikalen Regionen. Mit Abruf bezeichnet man dann das Wiederhervorholen des abgelegten Materials, wobei dies nicht exakt entsprechend dem, was zuvor eingespeichert worden war, geschieht, sondern modifiziert entsprechend dem jetzigen emotionalen Zustand (zustandsabhängiger Abruf) (vgl. Kap. 1).

Was nun die Entstehung von Fehlerinnerungen oder veränderten Erinnerungen angeht, so können diese in allen Stadien von der Wahrnehmung bis zum Abruf auftreten oder initiiert werden. Dass unsere Wahrnehmung immer subjektiv und veränderlich ist, zeigen unzählige Beispiele von Wahrnehmungstäuschungen (s. das in Abb. 1.18 gezeigte Beispiel). Schon bei Shakespeare im 5. Akt seines Midsummer Night’s Dream heißt es: … in the night, imagining some fear How easy is a bush suppos’d a Bear?

was man sich angesichts der damals spärlichen Beleuchtung innerhalb und außerhalb der Ortschaften gut vorstellen kann.

  Psychische Neuroimplantate – Wie kann Lebensverbesserung … 

209

6.1.1 Enkodierung Benjamin Straube (2012) nennt dann Prozesse wie Imagination, auf sich selbst bezogenes Verarbeiten oder sich ausbreitende Aktivierung, die schon bei der Einspeicherung/Enkodierung in Fehlerinnerungen resultieren können. Aus der Erinnerung an ein sich vorgestelltes Ereignis kann später die falsche Erinnerung an ein tatsächlich wahrgenommenes Ereignis werden (z. B. B. Gonsalves et al. 2004; Baym und Gonsalves 2010). Dies spiegelt sich auch in Hirnaktivitätsänderungen wider. Diese waren während des Einspeicherns in Regionen wie dem Praecuneus und im inferioren parietalen Kortex größer, wenn die Probanden später versicherten, das entsprechende Objekt gesehen zu haben, gegenüber der Situation, wenn sie richtigerweise sagten, es nicht gesehen zu haben (also keine Fehlerinnerung produziert hatten) (Straube 2012). Dies entspricht unseren Ergebnissen, die ebenfalls bei richtig erinnerten Ereignissen keine signifikante Praecuneusaktivierung fanden, bei Fehlerinnerungen aber eine starke (Kühnel et al. 2008). Mit der sich ausbreitenden Aktivierung als verantwortlich für Fehlenkodierungen ist insbesondere der Vorgang gemeint, der sich auf das Deese-Roediger-McDermott-Paradigma bezieht (z. B. Roediger und McDermott 1995). Bei diesem Paradigma wird Probanden eine Liste semantisch aufeinander bezogener Wörter präsentiert, die auf ein einzelnes, nicht präsentiertes Wort abzielen (Abb. 6.2). Im Anschluss an die initiale Präsentation der Wortliste (die, wenn man die in Abb. 6.2 gezeigte Liste zugrunde legt, ohne das Wort „Brot“ präsentiert worden war) zeigt man eine größere Wortliste, die neben den initial präsentierten Brot

Butter Nahrung Essen Sandwich Roggen Milch Mehl Marmelade Teig Kruste Scheibe Wein Laib Toast Abb. 6.2 Beispiel einer Liste entsprechend dem Deese-Roediger-McDermott-­ Paradigma. Das nicht in der Liste enthaltene Zielwort ist „Brot“, dass aber hochgradig automatisch als in der Liste befindlich interpretiert wird

210 

H. J. Markowitsch und M. M. Schreier

Wörtern auch das Wort „Bort“ enthält und darüber hinaus noch weitere Wörter, die nicht in der Ausgangsliste vorkamen. Gemessen wird dann, wie viele Wörter richtig wiedererkannt wurden, wie viele Intrusionen fälschlich als erkannt bezeichnet wurden und wie viele kritische Items (in der Beispielsliste das Wort „Brot“) als erkannt benannt werden. (Normalerweise präsentiert man 5 Wortlisten, deswegen können also bis zu 5 kritische Items fälschlich wiedererkannt werden.) Derartige Fehleinspeicherungen durch den Mechanismus der sich ausbreitenden Aktivierung kann man sich als sehr plausibel vorstellen; sie können ein Beiprodukt von zu intensiv verarbeiteten semantischen oder wahrnehmungsbezogenen Prozessen sein. Straube (2012) nennt die Studie von Kim und Cabeza (2007) als Beispiel dafür, was auf Hirnebene passiert, wenn Probanden Fehlerinnerungen Deese-­ Roediger-­ McDermott-Paradigma ausbilden. Kim und Cabeza benutzten die funktionelle Kernspintomografie und ein modifiziertes DeeseRoediger-­McDermott-Paradigma, um die Ausbildung von wahren und falschen Erinnerungen zu demonstrieren. 72 kategorielle, aus jeweils 6 Worten bestehende Listen wurden benutzt (Beispiel: Eiche, Birke, Fichte, Tanne, Buche, Kiefer), die einer Kategorie (hier: heimische Bäume) zugeordnet werden konnten. In der Testphase wurden richtige, falsche und neue Wörter vorgegeben. Die Testpersonen mussten sich – im Scanner liegend – entscheiden, ob ein Wort definitiv richtig oder definitiv falsch war (also zuvor präsentiert worden war oder nicht), oder ob sie sich unsicher waren, ob es richtig oder falsch war. Es zeigten sich Aktivierungen im linken ventrolateralen präfrontalen Kortex und in verschiedenen visuellen Kortexregionen (vom primären visuellen Kortex bis zu visuell-kortikalen Assoziationsregionen) bei der Enkodierung sowohl richtiger wie falscher Items. Weitgehend nur auf richtige Items kam es zu Aktivierungen im linken hinteren Schläfenlappen und im Okzipitalpol. Die Autoren sehen ihre Ergebnisse als im Einklang stehend mit Prozessen diffuser Ausbreitung während des Enkodierungsvorgangs, die sich – wie oben erwähnt – auf wahrnehmungsbezogene und semantische Phänomene beziehen. Rein sensorische Aktivierungen (Okzipitalpol) waren mit richtigen Wortzuordnungen verbunden, während richtige und falsche Wortzuordnungen zusätzlich mit später aktivierten visuellen Assoziationsregionen (okzipitotemporal, okzipitoparietal) und damit mit wahrnehmungsmäßigen und semantischen Verarbeitungsprozessen verbunden waren. Aufmerksamkeitsbezogene und exekutive Prozesse, wie sie mit dem ventrolateralen präfrontalen Kortex verbunden sind, waren dagegen bei richtigen wie falschen Antworten aktiv; Gedächtnisprozesse (posteriorer medialer Temporallappen) dagegen wohl weitgehend nur bei richtigen Antworten.

  Psychische Neuroimplantate – Wie kann Lebensverbesserung … 

211

6.1.2 Konsolidierung Dass neu auftretende Informationen durch retroaktive Interferenzprozesse zu Gedächtnisdistorsionen wie Fehlerinnerungen führen können, ist seit Freud (1901a, b) bekannt. (Retroaktive Interferenz bedeutet, dass neu erhaltene Information sich auf alte, bereits abgespeicherte auswirken und diese überlagern oder verdrängen kann.) Konsolidierung als die Festigung und Integration von neu aufgenommener Information war seit jeher zentraler Bestandteil jeder Gedächtnistheorie und ist vor allem mit Hirnregionen wie der Hippokampusformation und dem Stirnhirn verbunden (Gall und Lynch 2005; Axmacher et al. 2008; Girardeau und Zugaro 2011; Markowitsch 2009a, 2013; Bonnici et al. 2012; Berkers und van Kesteren 2013; McGaugh 2015). Schlaf wurde schon mehrfach als wichtig für den Konsolidierungsprozess neuer Information genannt. Tulving (2002, 2005) betonte, dass jeder Abruf von altem Material zu einer Neueinspeicherung – und nachfolgend Konsolidierung  – des bereits abgespeicherten Materials führt und damit zu dessen möglicher oder wahrscheinlicher Veränderung (zustandsabhängiges Einspeichern und Erinnern; s. auch Markowitsch 2009a, 2013). Insbesondere die sich im Tiefschlaf vollziehende Integration neuer und alter Gedächtnisspuren des Wissenssystems und des episodisch-autobiografischen Gedächtnisses (Ji und Wilson 2007; Diekelmann und Born 2010; Stickgold und Walker 2013) kann leicht zu einer Vermischung von wahrer und falscher Information führen. Dies zeigten beispielsweise Diekelmann und Mitarbeiter (2010) in einer Studie, die auch wieder auf dem Deese-Roediger-McDermott-Paradigma basierte. Der freie Abruf der gelernten Wortliste wurde 9 Stunden nach Schlaf oder ohne Schlaf (Schlafdeprivation) oder während des Tages gemessen. Es zeigte sich, dass sowohl Schlafen als auch Schlafdeprivation bei Personen mit allgemein eher geringerer Gedächtnisleistung die Bildung von Fehlerinnerungen erhöhte. In der auch wieder auf dem Deese-Roediger-McDermott-Paradigma basierenden Schlafstudie von Darsaud et  al. (2011) fanden diese Autoren, dass Schlaf im Gegensatz zu Schlafdeprivation sowohl richtige wie Fehlerinnerungen erhöhte. Auf Hirnebene fanden sich aber keine Unterschiede beim Fehlerinnern zwischen Personen, die geschlafen hatten, und solchen, die schlafdepriviert gewesen waren. Nur nach Schlaf gab es aber Zusammenhänge zur Hirnaktivität in Hippokampus und retrosplenialem Kortex, die als Korrelat für Gedächtniskonsolidierung interpretiert wurde. Dass retroaktive Interferenz zu Fehlerinnerungen führen kann, demons­ trierten schon die inzwischen 2 Dekaden zurückliegenden Ergebnisse von Wright und Loftus (1998). Noch mehr als 2 weitere Dekaden zuvor publizierte

212 

H. J. Markowitsch und M. M. Schreier

die wohl bekannteste Forscherin zum Thema Fehlerinnerungen – Elizabeth Loftus – zusammen mit Palmers (Loftus und Palmer 1974) ein immer wieder zitiertes Experiment, in dem über Film Autounfälle gezeigt wurden und die Versuchspersonen unterschiedliche Fragen zu den Zusammenstößen der Autos bekamen – einmal eher neutraler (etwa: „Wie war es, als die Autos inei­ nander fuhren“, einmal „Wie war es, als die Autos ineinander krachten“). Je nach Fragestellung wurde der Unfall schwerer oder weniger schwer interpretiert und von zerbrochenem Glas berichtet oder nicht berichtet. Auch eine Manipulation, bei der das Vorfahrtachtenschild durch ein Halteschild ersetzt wurde, wirkte sich auf die Darstellung der Unfallschwere aus. Die Arbeit von Okado und Stark (2005) zeigte, dass die Aktivität zwischen medialen Schläfenlappen und Stirnhirn (und dabei insbesondere die Aktivität im linken Hippokampusschwanz und im perirhinalen Kortex) als prädiktiv für Fehlerinnerungen interpretiert werden kann. Die Enkodierung der Quelle der Information (Quellengedächtnis; Schacter 1996; Lindner et al. 2014) war dagegen mit Aktivität im superioren präfrontalen Gyrus assoziiert.

6.1.3 Gedächtnisabruf Fehler beim Abruf von Information erscheinen alltäglich: Man verwechselt jemanden mit jemand anderem, meint, etwas so schon erlebt zu haben, was sich gerade ereignet usw. Abruffehler basieren in der Regel auf Wahrnehmungsprozessen, die sich auf Abrufreize oder abrufrelevante Aufgabensituationen beziehen (Straube 2012). Wenn man die 3 möglichen Abrufsituationen Freier Abruf, Abruf mit Hinweisreizen, Wiedererkennen (Markowitsch 2002/2005/2009; Markowitsch 2009a), miteinander vergleicht, dann geschehen Abruffehler am ehesten beim Freien Abruf. Freier Abruf meint, man muss die Erinnerung sozusagen von innen heraus generieren, ohne von außen (durch Außenreize) („mit der Nase“) darauf gestoßen zu werden. Dies ist vor allem eine Funktion des (unteren) Stirnhirns, weswegen Patienten mit Orbito­ frontalhirnschäden am häufigsten eine Fehlerinnerungssymptomatik auf­ weisen (Borsutzky et al. 2010; s. auch Papagno 2018, die weitere Studien – u. a. auch mit der Methode der transkraniellen Magnetstimulation – diskutiert). Straube (2012) weist darauf hin, dass auch beim Abruf ähnliche Mechanismen  – insbesondere die sich ausbreitende Aktivierung  – Gültigkeit haben, wie sie für die Einspeicher- und Konsolidierungsprozesse gefunden wurden (Dell 1986; Roediger und McDermott 1995). Hier wird davon ausgegangen, dass ähnliche oder aufeinander bezogene Konzepte auch im Gedächtnis und damit auf Hirnebene enger miteinander verbunden sind als ungleiche oder

  Psychische Neuroimplantate – Wie kann Lebensverbesserung … 

213

sehr verschiedene Konzepte oder Ereignisse, sodass es eine Ausbreitung hin zu den ähnlichen Konzepten oder Ereignissen gibt (McKoon und Ratcliff 1992), wobei hier wieder präfrontale/orbitofrontale Funktionen gefragt sind, die normalerweise die Quelle der Information kontrollieren und mit Aufmerksamkeit überwachen sollten, dass ähnliche Konzepte oder Ereignisse vonei­ nander getrennt bleiben. Fehlerinnerungen stellen insgesamt betrachtet, ein bedeutendes Feld in Psychologie und den Neurowissenschaften dar (z. B. Schacter et al. 1998; Kühnel und Markowitsch 2009). Sie bieten damit eine Basis für ein erfolgreiches Arbeiten mit Psychischen Neuroimplantaten.

6.2 P  sychische Neuroimplantate in der möglichen Anwendung Wie obige Ausführungen nahelegen, können Gedächtnisimplantate in allen zeitlichen Ebenen des Gedächtnisses induziert werden und führen zu der Überzeugung der Betroffenen, eine reale Erinnerung zu haben (z. B. Scoboria et al. 2017). Derartige Fehlerinnerungen finden sich vermehrt bei Personen, die unter Stress stehen oder nicht internalisiert haben, dass bestimmte, in der Kindheit gelernte Konzepte keine Gültigkeit mehr haben (s. die Studie von Merz et al. 2016). Auch kann es, wie Merz et al. (2016) zeigten, gerade unter Stress zu weniger akkuraten Antworten (Gedächtnisabrufprobleme) kommen. In Übereinstimmung mit der Theorie sich verbreitender Aktivierungen bei Fehlerinnerungen fanden Bland et al. (2016), dass es dann vermehrt zu Fehlerinnerungen kommt, wenn die Stimmung oder emotionale Befindlichkeit kongruent bei Einspeichern und Abrufen war (zustandsabhängige Gedächtnisverarbeitung; s. die Anmerkungen in Abschn. 1.1.2 „Stress“). Stimmungsinduzierende Techniken können genutzt werden, um die Rate der Fehlerinnerungen zu manipulieren (Storbeck und Clore 2011; Emery et al. 2012). Auch zeigte sich, dass Meditationstechniken, die einen ja entspannter sein lassen, die Anfälligkeit für Fehlerinnerungen erhöhen können (Wilson et al. 2015). Auch lässt sich über implizites Enkodieren und über weitere Manipulationen zwischen Variablen, die mit dem Enkodierungsprozess und die mit den Reizen und der geforderten Schnelligkeit der Verarbeitung zu tun haben, erreichen, dass es vermehrt zu Fehlerinnerungen kommt (Cirelli et al. 2015). Interessanterweise fanden Weinstein und Shanks (2010) eine Technik, die sehr schnell zu Fehlerinnerungen für Bilder führte (vgl. die sonst vorherrschende Meinung, dass Narrative besser als Bilder zur Induktion von

214 

H. J. Markowitsch und M. M. Schreier

Fehlerinnerungen geeignet sind, was in der Einführung zu diesem Kapitel erwähnt wurde). Ihr Vorgehen hatte zum Ziel, schnell Fehlerinnerungen für distinkte Farbfotografien zu erzielen. Dazu befassten sich die Versuchspersonen zuerst mit Bildern, die Objekte zeigten, und anschließend mit einer Liste von Wörtern, die diese Objekte benannten. Allerdings waren in dieser Wortliste auch Namen nicht gesehener Objekte enthalten. Wenn man den Probanden danach Farbbilder der nicht gesehenen Objekte zeigte, behaupteten sie konsistent, diese gesehen zu haben, obwohl sie in der Lage waren, mit großer Genauigkeit zwischen den anfangs studierten Bildern und (ganz) neuen Bildern zu unterscheiden, deren Namen nicht in der „fehlleitenden“ Wortliste enthalten gewesen waren. Auf Hirnebene ist – wie erwartbar – die rechte („emotionale“) Hemisphäre eher anfällig für Fehlerinnerungen. Dies fanden Marchewka und Mitarbeiter (2008) in einer Studie, in der sie mittels eines das visuelle Gesichtsfeld teilenden (halbierenden) Paradigmas negativ besetzte und neutrale Bilder vorgaben. (Die Bilder waren dem International Affective Picture System entnommen; P. J. Lang et al. 1993; Bradley und Lang 2007). Die Versuchspersonen mussten angeben, ob sie die Bilder in der vorangegangenen Studierphase schon gesehen hatten. Fehlerinnerungen waren beträchtlich höher, wenn die Bilder der rechten Hirnhälfte dargeboten wurden. Hirnaktivierungen, basierend auf funktioneller Kernspintomografie, fanden sich ebenfalls vor allem im rechten präfrontalen Kortex, gleichgültig, in welche Hemisphäre die Bilder projiziert worden waren. Hatten die Bilder einen (negativen) emotionalen Charakter, verstärkte dieser noch die Bildung von Fehlerinnerungen und die rechtshirnige präfrontale Aktivierung. Ito (2001), der ein Verhaltensparadigma mit verbalem Material zur Induktion von Fehlerinnerungen benutzte, meint, dass die linke Hemisphäre eher für genaues und die linke eher für grobes semantisches Verarbeiten zuständig ist, was dann die rechte Hirnhälfte eher für Fehlerinnerungen anfällig macht als die linke. Erwähnt sei in diesem Zusammenhang noch ein anderes Phänomen, nämlich das des induzierten Vergessens, was ja ebenfalls für Wohlfühlen und Homöostase von Relevanz ist. Nach den alten Arbeiten von Sigmund Freud zu Suppression und Repression (Langnickel und Markowitsch 2006, 2010; Markowitsch 2000a) befasste sich in den letzten Jahren vor allem Michael Anderson in Cambridge (Großbritannien) mit induzierten Vergessensvorgängen (Anderson und Green 2001; Anderson und Hanslmayr 2014; Hulbert et  al. 2016; Murray et al. 2015; Benoit und Anderson 2012; Paz-Alonso et al. 2009, 2013; Detre et al. 2013; van Schie et al. 2013; Kikuchi et al. 2010; Hu et al. 2017;

  Psychische Neuroimplantate – Wie kann Lebensverbesserung … 

215

Schmitz et al. 2017). Repression wird dabei als ein primär unbewusster Vorgang der Abwehr angesehen, während Suppression sich auf eine aktive, willentliche Unterdrückung von Material bezieht. Hingewiesen sei auch auf das Phänomen des abrufinduzierten Vergessens (Kou et al. 2014), das besagt, dass der Abruf einer bestimmten (Sub-)Menge an Items das Vergessen anderer Items nach sich ziehen kann. Die am weitesten verbreitete Erklärungsannahme ist, dass Hemmmechanismen bewirken, dass der Zugang zu interferierenden Items reduziert wird. Weitere Anmerkungen zu den Begrifflichkeiten von „unbewusst“ und „unterdrückt“ finden sich bei O’Brien (2011) und bei Levy und Nemeroff (1993).

6.2.1 A  nwendung von Gedächtnisunterdrückung bei psychiatrischen Krankheiten Ein interessanter Anwendungsaspekt von Gedächtnisunterdrückung findet sich in der Arbeit von Sacchet et al. (2017), die sich mit Patienten mit dem Krankheitsbild der Major Depressive Disorder befassten. Die Patienten hatten Probleme, negatives Material kontrolliert zu verarbeiten. Die Autoren benutzten ein Denke/denke-nicht-Paradigma zusammen mit funktioneller Kernspintomografie, um die kognitiven Konsequenzen von Gedächtnisunterdrückung bei depressiven Patienten und einer gesunden Kontrollgruppe zu vergleichen. Es zeigten sich typische Vergessenseffekte, aber entgegen der Hypothese der Autoren keine Unterschiede zwischen depressiven und nicht depressiven Teilnehmern oder zwischen neutralen und negativen Erinnerungen. Im Vergleich zu den Kontrollen zeigten die Hirne depressiver Patienten verstärkte Aktivität im rechten mittleren frontalen Gyrus bei Gedächtnisunterdrückung (unabhängig von der Valenz der unterdrückten Reize) und eine selektive Aktivierung von Hippokampus und Amygdala bei der Unterdrückung negativ bewerteter Reize. Somit fanden die Autoren, dass sich die Hirnaktivität von depressiven Patienten bei der Unterdrückung unerwünschter Erinnerungen von der Gesunder unterscheidet. Alle diese Daten demonstrieren, dass Fehlerinnerungen auf vielfältige Weise gesteuert werden können. Entsprechend kann man sich ausmalen, dass es vielfältige Anwendungen geben kann. Hier soll deswegen auf den Anwendungsbereich von Psychischen Neuroimplantaten näher eingegangen werden, wobei auch psychotherapeutische Gedanken einfließen sollen.

216 

H. J. Markowitsch und M. M. Schreier

6.3 P  sychische Neuroimplantate zur Stimmungsverbesserung und zur Aufarbeitung psychischer Probleme Psychotherapieschulen gehen von Störungen aus, wenn Bedürfnisse aus der Kindheit nicht erfüllt wurden. Psychische Neuroimplantate sind die erste Möglichkeit in unserer Evolution, Menschen dazu zu befähigen, sich auch primäre Bedürfnisse zu erfüllen, sodass neue Erinnerungen entstehen. Eigentlich ist dies keine neue Idee, sondern ein Aufgreifen der natürlichen Ressourcen der Menschheit, denn jedes kindliche Gehirn arbeitet mit Spiegelneuronen und benutzt Implantate, nur geschieht dies auf eine natürliche, spontane Art und Weise, ohne dass das Kind sich dessen bewusst wird. Was Erwachsene auf der Basis der Erkenntnisse zu Fehlerinnerungen tun können, stellt den grundsätzlich gleichen Vorgang dar, der der eigenen Entwicklung und Vervollkommnung zugute kommen soll. Wie bereits in vorangegangenen Kapiteln erwähnt, kann der Mensch dank der Neuroplastizität axonale, dendritische und synaptische Verbindungen in seinem gesamten Nervensystem verändern. Allein kulturelle Bindungen können Menschen hindern, auf bestimmten Ebenen miteinander zu ­kommunizieren und miteinander auszukommen. Viele haben als Erwachsene verlernt oder unterdrückt, adäquate Fragen hinsichtlich ihres Wohlbefindens zu stellen und eigenes Leid zu kommunizieren. Es ist nicht Zielsetzung des Buches, dieses Verhalten zu untersuchen, doch es liegt nahe, dass gesunde Menschen mehr brauchen als nur sterile, oberflächige Umgangsweisen miteinander. Zumindest könnte jeder mit der Möglichkeit der Psychischen Neuroimplantate die eigenen biografischen zu kurz gekommen Erlebnisse bereichern (nachversorgen) bzw. ergänzen und zu neuen Erinnerungen umwandeln. Es gibt Geschichten, die sich auf irgendeine Art und Weise zugetragen haben; ist es nicht wichtiger, wie sie uns in Erinnerung bleiben?

6.4 B  edürfnisse und Bedürfnisbefriedigung nach einem traumatischen Erleben Traumatische Erlebnisse haben eine hohe Vorkommenswahrscheinlichkeit bei beiden Geschlechtern. Nach einem Trauma, das schwer wiegt, verändert sich die Bedürfnislage des betroffenen Menschen wesentlich. Es macht wenig Sinn, sich den Kopf zu zerbrechen, warum ein traumatisches Erlebnis einen ereilt hat. Was zählt ist, damit umzugehen zu lernen – also zu handeln.

  Psychische Neuroimplantate – Wie kann Lebensverbesserung … 

217

Nach einer Traumatisierung ist das gesamte Dasein, das wir führen, erschüttert. Dies so zu erleben ist keine Störung, sondern eine naturgegebene normale Reaktion des Gehirns und des Körpers – die Seelenlage einer Person ändert sich tief greifend. So paradox es klingt: Eine intensive Reaktion auf ein traumatisches Erleben ist eine natürliche Reaktion, auch wenn sie mit einem Schockzustand oder einer psychischen Erschütterung einhergeht. Eine Störung läge dann vor, wenn ein Mensch es als normal empfinden würde, auf z. B. Gewalteinwirkung positiv zu reagieren. Jeder Mensch muss für sich entscheiden, ob er traumatisiert ist oder nicht, das merkt man an inneren wie äußeren Reaktionen, die der Betroffene selbst am sichersten interpretieren kann. Körper und Seele zeigen deutlich, wie es um einen bestellt ist. Die zentrale Frage ist: Wie können Sie einen neuen Bereich aufbauen, den Sie ins Herz schließen. Wie können Sie seelische Nahrung wieder an sich heranlassen, Menschen wieder ins Herz schließen, wie können Sie Ihre Bedürfnisse und Gefühle steuern und kontrollieren? Konservative Psychotherapie geht von Störungen aus, womit der bereits geschwächte Mensch zusätzlich belastet wird: Ihm wird grundsätzlich eine Störung unterstellt. Diese Aussage wird in diesem Buch in Frage gestellt, denn konzentriert man sich auf eine Störung, dann entgehen Therapeuten und Betroffenen die Naturregungen gänzlich. So wird z. B. zu Beginn die Phase der Stabilisierung nahegelegt, die Regression ausschließt. Doch Zurückfallen in eine Regression kann eine natürliche Reaktion auf ein brutales Ereignis sein – dem muss Beachtung geschenkt werden. Wird den Betroffenen nahegelegt, sich zu stabilisieren – kann das gegen die eigenen Bedürfnisse gerichtet sein, denn diese wollen ausgelebt und verstanden werden. Das kann sich bei traumatisierten Personen gegen natürliche Gesetzmäßigkeiten richten und zu einer Doppelbelastung führen. Kein Wunder ist es dann, dass eine Therapie nicht „anschlägt“. Voraussetzung für die Rückkehr zu „Normalität“ ist das Ausleben der sich aufdrängenden Bedürfnisse und deren Neuordnung nach der Verarbeitung und Rückkehr ins Leben. Die umgebende Realität muss neu geordnet werden. Hat man die Ruder in der Hand, dann ist man nicht mehr handlungsunfähig. Annahme Jeder posttraumatischen Reaktion liegt eine Art der Regression bzw. Rückzug zugrunde. Wir schlagen den vereinfachten Begriff der Regression aus der Psychologie vor, der lediglich spontanes bzw. kurzfristiges Zurückziehen in das frühere Lebensalter bedeutet. Genauer betrachtet wird in der Psychologie der Begriff der „infantilen Regression“ vorgeschlagen: „die unbewusste Rückkehr

218 

H. J. Markowitsch und M. M. Schreier

eines Erwachsenen in kindliches Erleben oder Verhalten“ (https://de.thefreedictionary.com/Regression), wobei in dem Wort „infantil“ bereits eine Wertung vorliegen kann; wir wollen möglichst ohne Wertung die Natürlichkeit aufzeigen, damit der Leser seine persönliche Lösung finden kann, ohne Wertung und ohne „gestört“ genannt zu werden. Nach einem traumatischen Erlebnis können weitere innere Zustände zum Vorschein kommen, die vom Betroffenen differenziert betrachtet werden müssen, um sie einordnen und sich selbst helfen zu können. Jeder Betroffene verkürzt seine Leidensdauer, wenn er weiß, wie er seine starke psychische Disposition nach einem möglichen traumatischen Ereignis wiedergewinnt. Das muss er steuern lernen: für das nächste und die darauffolgenden Ereignisse. Ein Gedanke in diesem Zusammenhang ist, präventiv Schulungen anzubieten. Dazu bieten sich die in der Infobox aufgeführten Schritte an. Mögliche Schritte zur Traumabewältigung Besondere Beachtung findet die immer wiederkehrende Regression nach einem traumatischen Erlebnis bzw. (dann erneut) nach Flashback oder Retraumatisierung. Denn das sind Bedürfnisse, die erfüllt werden wollen. • Erste Reaktion nach Trauma, bei Retraumatisierung und Flashback: lernen, eine Regression und damit einhergehende Bedürfnisse wahrzunehmen. • Menschen finden, mit denen man darüber sprechen kann (Therapeut, Familie, Freunde, Polizei) und begreifen, dass das eigentlich nicht vollständig oder ausreichend hilft. • Trotzdem diese reale Hilfe annehmen und akzeptieren, dass diese nur einen Sektor anspricht, während man mit dem größeren Rest erst einmal alleine dasteht. • Bedürfnisse wahrnehmen und für sich formulieren; hierzu haben inzwischen auch Apps wie NIKU [Neuro-Implanted Knowledge Usability] eine besondere Rolle und können mit dadurch, dass man hier eigene Bedürfnisse und Szenarien formulieren kann, besondere und nachhaltige Hilfe bieten. Beispiel hierfür ist, sich zurückzublenden in das Alter, in dem Bedürfnisse auftauchen (Regression). • Das Alter, in dem Bedürfnisse auftauchen, in besondere Obhut nehmen (ggf. mit Hilfe von Therapeuten).

Über Hilfestellungen wie Apps implantierte Erlebnisse müssen nichts mit dem aktuellen Trauma zu tun haben – es wird nur das an die Oberfläche kommen, was aus der Vergangenheit an Erinnerungen oder vermeintlichen Erinnerungen relevant ist. Dem therapeutischen Konzept kommt eine andere Rolle zu. Der Therapeut oder die Therapeutin wird dabei höchstens als Prozessbegleiter und Unterstützer zur Befriedigung der inneren Bedürfnisse des Betroffenen gesehen,

  Psychische Neuroimplantate – Wie kann Lebensverbesserung … 

219

der nach (neuer) Homöostase sucht. Denn werden die inneren Bedürfnisse gestillt, dann findet der Betroffene zu Homöostase und gestärkter Konsistenz.

6.5 Historie und aktuell Die Auseinandersetzung mit Regression wird in der Literatur gänzlich übergangen, obwohl sie das wichtigste Bedürfnis darstellt, das sich nach einer Traumatisierung einstellt. Was Maßnahmen zur Traumabewältigung angeht, schreiben Luise Reddemann und Mitarbeiter (Reddemann et al. 2002; Reddemann und Dehner-Rau 2012) von Achtsamkeit  – wir stellen derartiges Vorgehen nicht in Frage, vertreten jedoch die Meinung, dass Derartiges nicht ausreicht. Traumatische Erlebnisse werden von uns als Naturereignis gesehen. Ein Ereignis, das so etwas wie ein Echo ausstrahlt. Dieses Echo, das man zurückbekommt, ist die veränderte psychische Situation, mit der man fertig werden muss. Mediziner und andere Heilberufe gehen dabei meist von einer Störung aus. Geht man von dem aus, was einem Menschen natürlich ist, dann ist das Echo so etwas wie: • • • •

Kauern (sich in sich selbst zusammenrollen, Schockzustand), Verstummen (Leere im Kopf ), Rückzug (die Außenwelt nicht mehr ertragen), Aggression.

Betroffene haben es nicht mehr im Griff zu kontrollieren, ob sie unter Schock stehen oder nicht, ob sie verstummen, sich zurückziehen oder aggressiv werden. Wird das nicht als Störung angesehen, dann gibt es eine Erleichterung in der Verarbeitung – es wird normal, was man erlebt und erlebt hat. Heilung beginnt mit der Befähigung des Selbst, dem Klang des Echos zu antworten, nicht kognitiv, sondern tief verborgen. Tief in sich verborgen müssen innere Bilder entstehen, die aus dem Kreislauf des stummen Echos aussteigen lassen. Derartiges muss natürlich entstehen, so natürlich, wie das Echo entstand: • Fühlt ein Mensch ein Bedürfnis nach Regression – dann bietet sich an, dass er innere Bilder entstehen lässt, Szenarien entwickelt und möglicherweise diese oder Shortstorys als Implantate neuer „Erinnerungen“ nutzt. • Betroffene können nach neuen Strukturen suchen – nach Impulsen und Bedürfnissen, die sich als bislang nicht erfüllt anfühlen.

220 

H. J. Markowitsch und M. M. Schreier

• Wenn gewünscht, kann man den Aufbau neuer Szenarien und Implantate anstreben. • Wiederholungen und eine Neuordnung können eine derartige Neuorientierung abschließen. Es wird die Meinung vertreten, dass sich Menschen nach einem traumatischen Erlebnis nicht entspannen können. Bilden die Betroffenen Szenarien aus, kann man dadurch möglicherweise erreichen, dass man gehalten oder geschützt wird, sodass eine Entspannung und eine Ausbildung von Homöostase wieder möglich sein kann. Diese Zustände müssen von Betroffenen verstanden werden, und die Fähigkeit muss entwickelt werden, zu lernen und diese nicht als Alltag zu akzeptieren. Die Fähigkeit zur Differenzierung muss erlernt und praktiziert werden. Das ist nicht einfach, denn dagegen stehen Gefühllosigkeit und Starrheit, die häufig in dieser Zeitperiode das Leben beherrschen.

6.6 E  rläuterungen zum Einsatz externer internetbezogener Hilfen In einem normalen Gespräch ist es kaum möglich, den Menschen in seinem traumatisierten Zustand zu erreichen. Deswegen gewinnen innere Repräsentanzen eine besondere Rolle. Es gilt, eine vollkommen andersartige, zusätzliche und Idealvorstellungen entsprechende Repräsentanz als neuen Begleiter zu finden, der Altes und Neues zusammenbringt: „Wählen Sie einen Menschen, der für Sie da ist. Den Sie spüren können, dass er Sie festhalten kann.“ Nach einem schweren Trauma muss hier Annäherung stattfinden. In der Fantasie kann der Betroffene alles ausleben; das Gehirn adaptiert und verarbeitet es. Das Loslassen, sich in die Arme des Anderen zu begeben  – das Lernen. Regression zulassen und mit Bildern arbeiten. Alternativ Bilder herunterladen, die einen Traumawiederholungszwang darstellen, gleichzeitig sich festgehalten fühlen. Wenn man beides erleben kann, dann beginnt Heilung. An dieser Stelle wird daran erinnert, dass in unseren Kulturen die früh angelegten Hirnnetzwerke vorhanden sind, denn Menschen wie ein Kaspar Hauser dürften kaum anzutreffen sein. Sind diese frühkindlichen Konnektivitäten angelegt, bedeutet das, dass Zuwendung auf einen fruchtbaren Biden fällt. Zurück zu der gegebenen Realität: Welches Bedürfnis muss abgedeckt werden, damit der Mensch nach einem Traumaerlebnis gesundet? Wichtig ist, in den inneren Bildern flexibel zu bleiben, Personen zu wechseln, Handlungen zu wechseln oder zu ändern, jemanden („imaginär“) zu nennen, der als angenehm empfunden wird und innerlich zu einem ständigen Begleiter werden kann.

  Psychische Neuroimplantate – Wie kann Lebensverbesserung … 

221

Gedanken leiten das Seelenerleben und führen zum Erleben mit Bildern, Stimmen und Gerüchen. Das reale Leben lässt sich über App-getriggerte Imaginationen positiv und gütig ergänzen (s. z. B. NIKU). Auf diese Weise erreicht man einen Zugang zu nicht erfüllten Erlebnissen aus der Vergangenheit und speichert zusätzliche ergänzende Erinnerungen, als seien diese reales Leben gewesen. Die Aufforderung: „Lassen Sie sich von nichts abhalten, diese Erinnerungen in sich zu verankern, sie anzunehmen.“ Sie haben das Recht, Ihr eigenes Gehirn zu entwickeln, zu formen, so, wie Ihr Seelenleben das verlangt oder fordert. Danach kann vom inneren Leben mit neuen, inneren Bezugspersonen, mit heilenden Bindungen, mit neuer bzw. ergänzter Kindheit, zum realen Leben zurückgekehrt werden.

6.7 D  ie Besonderheit der Regression bei der Traumaverarbeitung Das größte Problem bei der Verarbeitung eines Traumas ist das Nicht-aufrecht-­ erhalten-Können der eigenen Stabilität. Diese wurde während des Gewaltaktes gebrochen. Das heißt: gebrochen wird das Gefühl, zu sich selbst stark bleiben zu können. Der Zugang dazu ist nicht vorhanden, sodass nur die Schockstarre bleibt. Nicht alltägliche Bedürfnisse werden spürbar. Regression ist das Zurückfallen in frühere Lebensabschnitte – bewusst oder unbewusst. Eine ausschlaggebende Rolle spielt dabei, • ob die Stabilität der primären Bezugspersonen sicher und ohne Mängel ist, • oder ob diese angenommene Stabilität (oder eine, die immer schon brüchig war) jetzt zum Vorschein kommt. In diesem Falle würden Bedürfnisse der Vergangenheit zum Vorschein kommen und können mit Hilfe externer Quellen (z. B. NIKU) und Szenarien neu implementieret werden. Das bewahrt vor dem Zurückfallen in die negative Traumaregression, die im Gefühl des Elends enden und eine Verschlechterung (z. B. eine posttraumatisch Belastungsstörung) hervorrufen kann. Zwei Basiselemente müssen eingehalten werden, um Homöostase erneut erreichen zu können: • Bedürfnissen freien Lauf lassen (auch einer Regression) und diese ggf. durch psychische Implantate stillen. • Sich an das Erlebte, das Traumatisierende insoweit erinnern, dass man es an sich heranlassen kann, indem man innerlich einen Menschen spürt und diesen stärker als sich selbst erlebt. Nur dann, wenn man innerlich einen

222 

H. J. Markowitsch und M. M. Schreier

anderen Menschen als stärker als sich selbst erlebt, kann man sich selbst authentisch in seiner inneren Schwäche erleben, die von einer traumatischen Situation (z. B. Gewalttat) herrührt. Psychische Neuroimplantate scheinen hier die einzige Möglichkeit zu sein, derartige Konstellationen nach dem inneren Bedürfnis des Betroffenen zu erleben. Kein Außenstehender, nicht einmal ein Therapeut, kann beurteilen, wie ein Betroffener das Erleben, einen anderen Menschen als stärker als sich selbst zu fühlen, empfindet. Auf Hirnebene werden hierdurch limbische Netzwerke (insbesondere im Umfeld der Amygdala) aktiviert und sozusagen deblockiert. Konsequenz ist, dass die Person ihren Emotionen freien Lauf lässt, sich fallen lassen kann und so wieder ein normales Leben möglich wird. Drei Regeln sind fundamental: • Mit dem Problem nicht allein bleiben. • Um mit den beiden Basiselementen fertig zu werden, braucht der Betroffene einen anderen Menschen. Diese Menschen gibt es aber in der Realität nicht. Wir können nicht zu den Nachbarn gehen, auch Freunde wollen wir nicht immer belasten. Auch Familienmitglieder kommen an die Grenze des Noch-helfen-Könnens. Bei internetbasierten Apps kann ein Kreis unterstützender Menschen („menschliche Repräsentanzen“) aufgebaut werden: („imaginäre“) Personen, die einem traumatisierten Menschen zur Seite stehen und ihn besonders unterstützen, z. B.: –– die Person, die schützt, –– die Person, die fördert, –– die Person, die ermutigt, –– die Person, die mitfühlt, –– die Person, die … –– etc. • So kann sich jeder Mensch innerlich ein neues Umfeld schaffen, das eine Veränderung im Gehirn bewirkt und alle Elemente beinhaltet, die zur individuellen Genesung führen. Mit Hilfe von Psychischen Neuroimplantaten kann sich jedes Individuum nach einem traumatischen Erlebnis innerlich neu ausrichten – mit allen zugehörigen Elementen, Bedürfnissen und ausgewählten Personen. • Dabei ist es unabdingbar, dass der Mensch, den man gefunden hat, stärker ist, als man sich selbst erlebt. Der Aufbau von Implantaten im Bereich Zuwendung/Liebe ist dabei ein Muss, um hier eine Sättigung zu erfahren. Sättigung alleine ist nach einem Trauma zu wenig. Unabdingbar ist, den Anderen (das innere Implantat) so zu erleben, dass er (es) stärker ist, als man sich selbst erlebt.

  Psychische Neuroimplantate – Wie kann Lebensverbesserung … 

223

In Bezug auf eine Regression in die Kindheit gilt es, das Gefühl wieder zu erhalten, dass das Elternteil stärker ist als man selbst, um so mit dem gesunden Gefühl des Geborgenseins aufwachsen zu können. Der Moment des Erlebens des Anderen als eines stärkeren Gegenübers führt dann zur Erinnerung an das erlebte Trauma, sodass dieses – weil bewusst erinnert – wie oben beschrieben verarbeitet und anschließend fallengelassen werden kann. Damit kehrt die Realität zurück, der Betroffene kann seine Gefühle zulassen und sich in erlebten Szenarien geborgen fühlen. Anstelle der Regression tritt die Lust auf das Leben ein.

6.7.1 Resümee Geht der Mensch nach einem Trauma in Regression, dann kann er sich anhand internetbasierter Plattformen (wie die App NIKU) Erlebnisse oder Erinnerungen (neu) schaffen, die bis dato nicht möglich waren. Das stellt ein gesundes Überwinden der Regression dar  – der natürliche Gang der Dinge.

6.8 G  efahren und ethische Gesichtspunkte hinsichtlich der Benutzung von Implantaten In diesem Abschnitt soll – etwas weiter ausgeholt in Richtung Beeinflussung von Mensch und Gehirn in unterschiedlichen Lebenslagen – auf den manipulativen Charakter von Psychischen Neuroimplantaten eingegangen werden. Erinnert sei hier auch an die Aussagen im Infobrief des Deutschen Ethikrats (Deutscher Ethikrat 2018), auf den schon im Prolog ganz zu Anfang hingewiesen wurde, der sich allerdings nur auf mechanisch-technische Neuroimplantate bezieht (s. auch die Abhandlung von Tanja Krämer 2007, mit dem Titel „Kommt die gesteuerte Persönlichkeit?“). Neuroimplantate physisch-mechanischer Natur haben beispielsweise bei bestimmten Krankheitsbildern in Form von ins Gehirn eingepflanzter Elektroden („Tiefenhirnstimulation“) schon seit Jahrzehnten Eingang in die Medizin gefunden und helfen vor allem Patienten mit Morbus Parkinson. Ein hierzu sehr aufschlussreiches – wenn auch natürlich sehr subjektiv abgefasstes Buch ist das von dem inzwischen verstorbenen Soziologieprofessor Helmut Dubiel (2006) mit dem Titel „Tief im Hirn“. In diesem Buch setzt er sich mit seiner Parkinsonkrankheit auseinander und mit den positiven wie negativen Wirkungen der in sein Hirn implantierten Stimulationselektroden. Er beschreibt dort, was einer der Autoren dieses Buches selbst erlebte,

224 

H. J. Markowitsch und M. M. Schreier

als er ihn einlud und er einen wissenschaftlichen Vortrag hielt: Hatte er die Stimulationselektroden aktiviert, konnte er geschmeidig gehen und zeigte keine anderen motorischen Auffälligkeiten. Jedoch stellte er nach seinem Vortrag die Elektroden ab, weil er ohne sie, wie er sagte, besser und kreativer denken könne und deswegen präziser als mit aktivierten Elektroden auf Fragen antworten konnte. Weniger negativ als Dubiel erlebte offensichtlich eine französische Parkinson-Patientin ihre Hirnimplantate. In der Pressemitteilung spektrum.de vom 24. September 2007 (Anonymous 2007) wird über sie berichtet, dass sie über ihre Tiefenhirnstimulation gesagt hat, wenn sie ausgeschaltet sei, „… bin ich tot. Ist sie an, lebe ich“. Hinweisen möchten wir auch auf mögliche zukünftige Entwicklungen an der „Schnittstelle von Computer und Gehirn“: Gary Stix (2009) diskutierte, inwieweit es in der Zukunft möglich sein könnte, Information direkt aus dem Computer ins menschliche Gehirn zu übertragen oder Maschinen mittels eigener Gedanken zu lenken (vgl. Biofeedback; Giggins et al. 2013; Schoenberg und David 2014). Man kann sich vorstellen, dass eine Direktübertragung ins Gehirn – sollte sie denn eines Tages möglich werden – eine Reihe von Gefahren, gerade in totalitären Regimen, implizieren könnte. Das bedeutet, dass in solchen Kontexten Menschen gezwungen werden könnten, unpassende eigene Erinnerungen zu löschen und sich als positiv angesehene „einzuverleiben“, um auf diese Weise möglichst nutzbringend für eine entsprechend ausgerichtete Gesellschaft zu werden. Kehren wir zurück zur psychischen Ebene von Manipulationen: Man ist relativ schnell bei der Hand mit dem Argument, man müsse immer die Wahrheit sagen und an die Wahrheit glauben. Lügen sollten im normalen Leben nichts zu suchen haben. Die Realität sieht allerdings anders aus. Die einen meinen, man lüge täglich im Schnitt nur zweimal (Zittlau 2012), die anderen meinen 200-mal (Schilling-Strack 2012). Lügen müssen nicht immer negativ gemeint sein, was sich nicht nur in Notlügen widerspiegelt, sondern auch in falschen Komplimenten oder in Lügen, die schützenden Charakter haben (jemanden nicht verletzen wollen). Die „Pille des Vergessens“, die den Abruf bereits gespeicherter negativer Erinnerungen zu unterdrücken vermag, verhindert damit authentische biografische Erinnerungen. Andererseits kann so über lange Zeit die Befindlichkeit der betroffenen Person zum Positiven hin beeinflusst werden. Diese Wirkung wird z. B. Propranolol zugeschrieben. Die Substanz, ein Beta-Blocker, unterdrücke, so heißt es, die Wirkung von Noradrenalin und wirke dadurch emotionalen Gedächtnisinhalten entgegen (Pitman et  al. 2002; Miller 2004).

  Psychische Neuroimplantate – Wie kann Lebensverbesserung … 

225

6.8.1 Manipulationen menschlichen Verhaltens Jeder Mensch weiß, dass nicht nur Medikamente Stimmungen beeinflussen – Depressionen verhindern oder lindern, halluzinative Gedanken unterdrücken etc. – sondern, dass auch Alkohol oder die Aufnahme bestimmter Nahrung (Schokolade, Bananen) als Stimmungsaufheller dienen kann (Scholey und Owen 2013; Sokolov et al. 2013). Und es brauchen nicht nur manifeste Sub­ stanzen in unseren Körper zu gelangen, auch die soziale Umgebung und Geräusche wie Musik (oder natürlich auch Alarmsirenen) beeinflussen unsere Stimmung (Chanda und Levitin 2013; Salimpoor et al. 2015; Zatorre 2015). „Schuld“ auf Hirnebene hat vor allem der Nucleus accumbens, der kodiert, was als positiv und belohnend (z. T. aber auch, was als negativ) anzusehen ist (Salimpoor et al. 2013; Mavridis 2015; Castro et al. 2016; Dölen et al. 2013). Dies gilt auch auf rein sozialer Ebene (z. B. Meeks und Jeste 2009). Wie in Kap.  2 erwähnt, schrieb Wolf Singer, dass Kindererziehung mit mikrochi­ rurgischen Eingriffen ins Gehirn gleichzusetzen sei. Das heißt, wir als Menschen werden im Grunde von Geburt an manipuliert und gesteuert. Man kann sich keinen Menschen vorstellen, der ohne andere Menschen aufwächst und sich auch nur einigermaßen normal entwickeln könnte. Die Beispiele aus der Geschichte (Kaspar Hauser; Friedrich II: Waisenkinderversuche) belegen, dass Menschen nicht ohne soziales Gegenüber aufwachsen und leben können.

Insofern muss man sich mit dem Gedanken auseinandersetzen, dass unsere Persönlichkeit als Produkt von Genausstattung und biologischer und sozialer Umwelt anzusehen ist und sich damit letztendlich nicht selbstbestimmt, sondern „fremdbestimmt“ entwickelt.

Ein gegenwärtig lebender Mensch ist damit hervorgegangen aus dem, was Eltern, Geschwister, Mitschüler, Lehrer, Lebenspartner, Verwandte und selbst fremde, ihm nur kurzzeitig begegnete Menschen in ihm zur Resonanz gebracht haben und was die biologische Umwelt und Innenwelt (Gene) aus ihm haben werden lassen (Markowitsch 2004a, b, 2009b, 2016). Der Glaube an einen „freien Willen“ ist lediglich ein Trick der Natur, wie Wegner (2002, 2003) es ausdrückte. Viele Philosophen betonten seit Jahrhunderten einen strikten Determinismus und leugneten eine Diskrepanz zwischen Geist und Körper. Spinoza (1632–1677) (vgl. die Fußnote 1 in Markowitsch 2004a) verglich den Menschen, der meine, frei wählen und entscheiden zu können, mit einem Stein, der in die Luft geworfen, seinem Lauf folge und meine, seine Flugbahn und

226 

H. J. Markowitsch und M. M. Schreier

den Landeplatz bestimmen zu können. Romijn (1997, S. 241) formulierte (unsere Übersetzung): „… obwohl die reine Erfahrung der Freiheit vorhanden ist, ist sie nichtsdestotrotz eine Illusion“. Und Max Planck (1858–1947) schrieb: „Von außen, objektiv betrachtet, ist der Wille kausal gebunden; von innen, subjektiv betrachtet, ist der Wille frei“ (Planck 1990, S. 163). Für Arthur Schopenhauer (1788–1860) und Bertrand Russell (1872–1970) waren die Prozesse des Bewusstseins und die des Gehirns identisch (Fischer, ohne Jahr); ebenso für Dennett (1999), der auf S.  186 schrieb: „Bewusstsein ist unser Körper und Gehirn, nicht eine res cogitans außerhalb von ihnen“. Für religiöse Führer wie Luther und Calvin und auch für Sigmund Freud (1919, S. 310) war der freie Wille eine Illusion. Der Philosoph Seibold (ohne Jahr) bezeichnete den freien Willen als einen (logischen) Denkfehler. Der Physiologe Ewald Hering schrieb 1870 (S. 5): So betrachtet, erscheinen die Phänomene des Bewußtseins als Funktionen der materiellen Veränderungen der organisierten Substanz, und – um kein Mißverständnis aufkommen zu lassen, sei es ausdrücklich betont, obwohl es im Begriff der Funktion von selbst liegt – so betrachtet, erscheinen umgekehrt die materiellen Prozesse der Hirnsubstanz als Funktionen der Phänomene des Bewusstseins. Denn wenn zwei Veränderliche in ihren Veränderungen nach bestimmtem Gesetz voneinander abhängig sind, sodass mit der Veränderung der einen zugleich eine Veränderung der andern gesetzt ist, und umgekehrt; so nennt man die eine bekanntlich eine Funktion der anderen.

Auch gegenwärtige Autoren wie Romijn (1997, 2002) gehen von einer strikten Determiniertheit der menschlichen Natur aus. Cashmore (2010) und Mogi (2014) verglichen den Glauben an einen freien Willen mit dem Glauben an Vitalismus (Cashmore 2010, S.  4499: „… is nothing other than a continuing belief in vitalism – something biologists proudly believe they discarded well over 100 years ago“) oder dem Glauben an UFOs, PSI, Astrologie und anderes Paranormales (Mogi 2014). Viele gegenwärtige Wissenschaftler betonen den Determinismus als „natürlich“, d. h. als Konsequenz unserer biologischen Natur (Metzinger 2009; Singer 2003; Roth 2001, 2003; Wegner 2002, 2003; Cohen und Greene 2004). Romijn (1997, S. 240) schrieb (unsere Übersetzung): Jeder subjektiv wahrnehmbare psychische Prozess, wie … wahrnehmen, denken, Emotionen zeigen, … sich erinnern, auf der einen Seite, und die zugehörigen objektiv messbaren elektrischen Prozesse im cerebralen Kortex auf der anderen Seite sollten als zwei unterschiedliche, aber gleichartige und eng aufeinander bezogene Aspekte von ein und derselben sich selbst organisierenden Struktur angesehen werden.

  Psychische Neuroimplantate – Wie kann Lebensverbesserung … 

227

6.8.2 E  thische Gesichtspunkte und Konsequenzen hinsichtlich Gedächtnisimplantaten Dies vorausgeschickt, sehen wir es trotzdem als essenziell an, darauf hinzuweisen, dass durch Gedächtnisimplantate sozusagen eine Selbstmanipulation geschieht. Dessen muss sich der oder die Betroffene genauso gegenwärtig sein, wie ein vor weniger Zeit durch Gewalt oder Verbrechen traumatisierter Mensch sich der möglichen oder wahrscheinlichen Wirkung von Propanolol für ihre emotionale Erinnerungsfähigkeit bewusst sein muss (s. oben). Grundsätzlich kann aber die selbstinduzierte Veränderung von Erinnerungsinhalten nicht mit dem Aufsuchen eines Therapeuten verglichen werden. Denn dies tut man dann, wenn man sich eine Befreiung von seinen ängstlichen oder depressiven oder halluzinatorischen Gedanken erhofft. Man muss sich aber dessen gewiss sein, dass man nicht in eine andere Welt – eine Welt der Fantasie und Illusion – abdriften darf, sondern jederzeit Kontrolle über sein Verhalten behalten muss. Es ist also wichtig, sich über sein Tun Rechenschaft abzulegen und für sich selbst Grenzen zu ziehen, die man nicht überschreiten will.

Mehrere Studien verweisen in diesem Zusammenhang auf die Problematik des Gebrauchs von Smartphones (Alt 2015; Buglass et  al. 2017; Lai et  al. 2016; Wolniewicz et al. 2018). Es wäre auch unethisch, wenn man etwa versuchen würde, sich selbst über Psychische Neuroimplantate zu ändern, gleichzeitig aber professionelle Hilfe mit einer gleichartigen Zielsetzung annehmen würde, ohne den Therapeuten oder Psychologin über seine Selbstmanipulation zu informieren. Gedächtnisoder Psychische Neuroimplantate sollten auch nicht als „Flucht“ aus der Selbstverantwortung benutzt werden. Stattdessen sollte abgewogen werden, wann, wie lange und wofür sie geeignet sind. Auch ist eine Reflexion über deren Erfolg hinsichtlich des eigenen Befindens (Homöostase) notwendig. Jedem Nutzer oder jeder Nutzerin von Psychischen Neuroimplantaten sollte bewusst sein, dass er oder sie sich auf einen Weg begibt, den er oder sie auf diese Weise vermutlich bislang noch nie begangen hat und dass er deswegen mit den Risiken des Sich-Verlierens in eine Scheinwelt verbunden sein kann. Man sollte deswegen auch genaue Überlegungen anstellen, wie man strategisch für sich persönlich mit einer internetbasierten Plattform umgeht, welche Zeit und Energie man dafür reserviert, mit welcher Regelmäßigkeit man sie benutzen will und wie man eine eigene Erfolgskontrolle anstellen will.

228 

H. J. Markowitsch und M. M. Schreier

Hinweisen sollte man in diesem Zusammenhang auch auf die Möglichkeiten von Spielsucht und Internetabhängigkeit, die gegenwärtig zunehmend diagnostiziert werden (z. B. Brand et al. 2005; Bayraktar und Amca 2012; Wartberg et al. 2015) und seit Juni 2018 von der Weltgesundheitsorganisation offiziell als Krankheit anerkannt wurden. Dies gilt umso mehr für noch nicht Erwachsene oder psychisch und sozial nicht ausreichend gefestigte Menschen (Lam und Peng 2010; Durkee et al. 2012; Kaess et al. 2016). Wie bei vielem, was Menschen zusagt und gefällt, ist ein Übermaß an Genuss schädlich. Deswegen sollte man in kontrollierter Eigenverantwortung planen und genießen. Dies gilt auch für das Internet und für Psychische Neuroimplantate. Deswegen wollen wir im Folgenden nochmals auf die in Tab. 4.1 genannten Grundbedürfnisse (kurz zusammengefasst in der Übersicht) in Bezug auf Psychische Neuroimplantate eingehen. Grundbedürfnisse zusammengefasst • • • • • • • • •

Zuwendung, Liebe Verstehen, Lernen Teilnahme am Leben Sorglosigkeit, Gelassenheit Kreativität Identität Mut Leben, Gesundheit Materieller Wohlstand

6.9 G  rundbedürfnisse, Szenarien und Psychische Neuroimplantate Die in der oben genannten Übersicht aufgeführten Grundbedürfnisse sind als Anleitung zur Reflexion und Bewertung gedacht. Für anspruchsvolle Interessierte kann eine Skala (von z. B. 1 bis 6) zusätzliche Klarheit schaffen und die Differenzierung der Selbstbeurteilung erleichtern. Dabei ist liebevoller und anspruchsvoller Umgang mit sich selbst sehr wichtig, um der eigenen Fantasie freien Lauf zu lassen und Lösungen in Szenarien zu finden. Werden diese von Emotionen und positiven Einstellungen zu sich selbst begleitet, können nachhaltige Erinnerungen eingepflanzt werden. Jeder, der schon einmal Schulungen für Persönlichkeitsentwicklung ­gemacht hat, hat von der Maslow’schen Pyramide gehört (Abb. 6.3). Was hat deren Betrachtung gebracht? Der Leser kann kurz reflektieren, ob dieses Wissen in seinem Leben zu einer Verbesserung geführt hat. Bedürfnisse wollen erfüllt werden, es ist die Natur, wie Hunger nach Essen, nach Sexualität und Weiterentwicklung. Im Folgenden werden die einzelnen Grundbedürf-

  Psychische Neuroimplantate – Wie kann Lebensverbesserung … 

229

Selbstverwirklichung

Anerkennung

Gruppenzugehörigkeit

Schutz und Sicherheit

Physiologische Grundbedürfnisse

Abb. 6.3  Bedürfnispyramide in Anlehnung an die Maslow’sche Pyramide

nisse in Bezug auf die Möglichkeit der Psychischen Neuroimplantation vorgestellt. d. h. in Bezug zu innerem Wachstum und positiver Entwicklung. Empfinden und denken in Szenarien. Das Faszinierende an Menschen ist, dass wir über ein unbegrenztes Reservoir an Fantasie verfügen. Dieses Phänomen kann man steuern. Es beginnt mit Gedanken – eigenen und den bereits von anderen Menschen eingepflanzten –, Gedanken, die uns nie loslassen. Einen Gedanken kann man bewusst dafür benutzen, um ein Bedürfnis zu beschreiben und der Fantasie freien Lauf zu lassen, wie es erlebbar wäre, dieses Bedürfnis gestillt zu bekommen. Wir waren nur von anderen Manchen in den ersten Lebensjahren abhängig, und diese haben nie wirklich alles richtig gemacht. Spätestens heute kann sich in der Fantasie jeder vor Augen führen, was richtig zu tun gewesen wäre, wie so ein Szenario aussehen würde, wie sich das anfühlen würde, z. B. diese Zuwendung zu bekommen, so viel und so lange, bis es zu einer Sättigung kommt. Das Gehirn vergisst das nicht, da hat sich bereits eine Erinnerung gebildet. Diese Erinnerung ist mit Bildern und Texten unterstützt und entwickelt sich zu einer eigenen Lebensgeschichte, die ergänzend zu der biografischen Ihr Leben ausmacht. Es ist davon auszugehen, dass jeder Mensch seine „wunden Punkte“ kennt. Um die Reflexion bzw. Selbstdiagnose zu erleichtern, werden die in Tab. 4.1 zu den Grundbedürfnissen aufgeführten Attribute vorgeschlagen. Diese sind für jeden Laien verständlich und umfassen die meisten Bedürfnislagen, die dazu dienen, ein erfolgreiches Leben zu führen.

230 

H. J. Markowitsch und M. M. Schreier

6.9.1 P  sychische Neuroimplantate im Bereich Zuwendung, Liebe Um erfüllt und mit ausreichend Selbstwertgefühl durch das Leben zu gehen, ist Erinnerung an eine erfüllte Kindheit ausschlaggebend (Hovens et al. 2010; Månsdotter et  al. 2012; Carr et  al. 2013; Lacey et  al. 2013; Morton et  al. 2014; Shapero et al. 2014). Das wurde vielfältig dargestellt. Ist die Erinnerungswelt nicht ausreichend kraftvoll, kann diese anhand von Implantaten gestärkt werden. Im Bereich der primären Grundbedürfnisse ist von besonderer Bedeutung, die emotionalen Fundamente kraftvoll zu gestalten. Dabei kann jeder Mensch nach seinem ganz individuellen Bedürfnis innerlich Szenarien entwickeln, Akteure wählen, anhand derer die Vorstellung von individuellen Bedürfnisbefriedigung erfolgt. Wir wissen, dass ein zufriedenes Leben mit einer erhöhten Freisetzung positiv wirkender Transmitter und Hormone einhergeht und mit einer integrierten Aktivität in mehreren Stirnhirnbereichen und assoziierten Strukturen wie dem ventralen Striatum (Shi et al. 2016). Resilienz im Kinder- und Jugendalter – verstanden als die psychische Widerstandsfähigkeit nach Lebenskrisen und die Fähigkeit der Selbstregulation nach adversen Ereignissen – ist ein bedeutender Faktor für ein psychisch gesundes und zufriedenes Erwachsenenleben und geht einher mit Verarbeitungsprozessen in kortikalen limbischen Regionen wie der Insel (bilateral) und rechtshemisphärischen anterioren cingulären Kortexabschnitten (Kong et  al. 2015c) (vgl. die Ausführungen zur Bedeutung der rechten Hirnhälfte für die Emotionsregulation, insbesondere in Kap. 1 unter Lustgewinn/Unlustvermeidung). Kong et al. (2015b) betonen, dass ein glückliches Leben sich in kognitive und affektive Anteile aufgliedert. Kognitive Lebenserfüllung ging einher mit Aktivitätsänderungen im posterioren superioren temporalen Gyrus (beidhemisphärisch), im rechten posterioren midcingulären Kortex, im rechten Thalamus, linken postzentralen Gyrus, im rechtem Gyrus lingualis und im linkem Planum temporale. In affektives Wohlbefinden war nur die rechte Amygdala involviert. Emotionale Intelligenz war auf kognitiver Ebene mit dem rechten posterioren superioren temporalen Gyrus und Thalamus verbunden, auf affektiver Ebene mit der rechten Amygdala. Die Autoren definierten emotionale Intelligenz nach Mayer und Salovey (1997) wie in der Infobox dargestellt. Begriffsbestimmung – Emotionale Intelligenz Emotionale Intelligenz ist die Fähigkeit, Emotionen bei sich und anderen wahrzunehmen, auszunutzen, zu verstehen und mit ihnen umgehen zu können (Mayer und Salovey 1997).

  Psychische Neuroimplantate – Wie kann Lebensverbesserung … 

231

In einer weiteren Studie von Kong und Mitarbeitern aus dem gleichen Jahr (Kong et al. 2015a) wurde die Neurobiologie von Lebenszufriedenheit mittels voxelbasierter Morphometrie bei 299 jungen Erwachsenen untersucht. Auch hier fand sich vor allem eine positive Korrelation mit der rechten Hirnhälfte, genauer dem rechten Hirnvolumen im parahippokampalen Gyrus, und eine negative Korrelation zwischen grauer Masse und Lebenszufriedenheit im linken Praecuneus und im linken ventromedialen präfrontalen Kortex. (Siehe auch die ähnliche Studie zu neuralen Korrelaten von Lebenszufriedenheit von Takeuchi et al. 2014). Beide Studien betonen, dass Selbstbewusstsein ein bedeutendes Kriterium für Lebenszufriedenheit ist. Takeuchi und Mitarbeiter (2012) untersuchten mittels eines Fragebogens und voxelbasierter Kernspintomografie der grauen und weißen Hirnmasse neurale Korrelate für das Gefühl, einzigartig zu sein, bei 185 jungen Erwachsenen beiderlei Geschlechts. Das starke Gefühl, einzigartig zu sein, korrelierte mit verkleinerten grauen Massen in den linken mittleren und oberen Schläfenlappen, im linken superioren temporalen Sulcus, dem dorsalen anterioren cingulären Gyrus, dem anterioren mittleren cingulären Gyrus und dem rechten inferioren frontalen Gyrus sowie dem ventralen Anteil des Gyrus praecentralis. Umgekehrt ging ein erhöhtes Gefühl, einzigartig zu sein, mit einer vergrößerten weißen Masse in der Balkenmitte einher. Die Ergebnisse dieser Studien unterstreichen, dass vor allem limbische vordere Kortexanteile und Teile des Schläfenlappens mit Gefühlen der Lebenszufriedenheit verbunden sind. Außerdem betonen die Arbeiten, dass das Selbstwertgefühl eine zentrale Komponente der Lebenszufriedenheit ist. Deswegen bieten gerade Psychische Neuroimplantate, die ein Anlehnen oder Sich-­Identifizieren mit als positiv betrachteten Vorbildern erlauben, eine exzellente Möglichkeit, Selbstbewusstsein, Lebenszufriedenheit und Homöostase in ein zufriedenstellendes Gleichgewicht zu bringen. Emotionale Sättigung statt emotionale „Störung“ ist hier die Devise.

6.9.2 P  sychische Neuroimplantate im Bereich Verstehen, Lernen Selbstbewusst durch das Leben gehen zu können, basiert vor allem auf Fleiß und Bildung. Wer sich beim Lernen quält, bei dem sind Neugierde und Lust zum Lernen verloren gegangen. Erinnerungen an Bezugspersonen, die die Lust zu lernen gefördert haben, können mit Hilfe von Psychischen Neuroimplantaten in Szenarien neu aufgebaut und expandiert werden, wodurch es auf Hirnebene zu Reaktivierungen „stillgelegter“ oder „eingeschlafener“ Verbindungen kommen kann. Außerdem können neue assoziative Verbindungen nach Donald Hebb (1949) Motto „neurons that fire together, wire together“ entstehen und nachfolgend gefestigt werden (Hebb’sche Lernregel).

232 

H. J. Markowitsch und M. M. Schreier

Konkret können Anwender als Anleitung etwas wie das Folgende benutzen: „Stellen Sie sich vor, Ihr Vater wäre derjenige, der Ihnen Aufmerksamkeit schenkt, das Lernen fördert und dabei Ihre Bedürfnisse und Fähigkeiten berücksichtigt. Nehmen Sie einen Akteur – egal aus welchem von Ihnen favorisierten Bereich (Sport, Wirtschaft, Politik, Wissenschaft, Showbusiness etc.) und stellen Sie sich vor, dass das Ihr Vater ist. Stellen Sie sich das in jeder Altersstufe vor – so intensiv wie möglich. Das Gehirn wird das nicht vergessen, denn damit haben Sie bereits neue Erinnerungen geschaffen.“ Selbstbewusstsein und Selbstsicherheit werden gestärkt, Ihre Lust und Neugierde entwickelt sich neu, Sie werden sich zu einem selbstbewussten Gegenüber entwickeln. Ihre Rolle in der Gesellschaft wird sich ändern. Doch dem Lernen und der Lust zum Lernen sind andere Bedürfnisse untergeordnet. Eine Lernaffinität kann ein Mensch nur dann ausbilden, wenn seine primären Bedürfnisse nach Liebe, Sicherheit und Zuwendung erfüllt wurden. Somit greift bereits hier die „Hierarchie der Gefühle“ von Maslow (s.Abb. 6.3), die besagt, dass erst die primären Gefühle erfüllt werden müssen, um dann den weiteren, höher angeordneten Aufmerksamkeit schenken zu können. Empfindet der Mensch Bedürfnisse aus dem Bereich der primären Grundbedürfnisse, dann muss er zurückkehren, suchen, was in diesem Bereich zu kurz gekommen ist. Eine Frage kann auch sein: Was ist heute zu schleppend gelaufen, wo hätte ich gerne etwas mehr Kompetenz? Ob es um Forschen und Experimentieren geht, um Analysieren oder Kombinieren, mit Offenheit und Sachverstand wird jeder Mensch lebendiger. Das Wissen Anderen zu bringen, Andere auszubilden, das sind gesunde Prozesse, die auch das soziale Leben stärken.

Es soll hier auch weniger um Standardlernvorgänge gehen, die zu Hunderten analysiert wurden, sondern eher um kreatives Lernen, also z.  B. den Aha-­ Effekt beim Lernen, um kreative Lösungen (z. B. einsichtsvolles Lernen; s. die Übersicht zu Lernvorgängen auf S.  96  in Markowitsch 2002/2005/2009). Tik und Mitarbeiter (2018) benutzten eine spezielle Assoziationsaufgabe (zugehöriges oder passendes Wort zu Worttriplets finden), um mittels Ultrahochfeldkernspintomografie (7 Tesla) herauszubekommen, welche kortikalen und subkortialen Regionen in den Aha-Effekt involviert sind. Gefunden wurden Aktivitäten im linken anterioren mittleren temporalen Gyrus, beidseitig in Thalamus und Hippokampus und in den dopaminergen – also lustbetonten – subkortikalen Regionen von Nucleus caudatus, ventraler tegmentaler Area

  Psychische Neuroimplantate – Wie kann Lebensverbesserung … 

233

und Nucleus accumbens (vgl. Kap. 1 unter „Lustgewinn/Unlustvermeidung“ [Abschn. 1.4.3] und weiter oben in diesem Kapitel unter „Manipulationen menschlichen Verhaltens“ [Abschn. 6.8.1]). Damit wurde demonstriert, wie lustbetont Lernen sein kann. Interessant sind in diesem Zusammenhang auch Studien, die zeigen, dass das Vorgeben von Gerüchen, Wörtern oder Bildern Erinnerungen evoziert, wobei die frühesten Erinnerungen vor allem durch Gerüche hervorgerufen werden (Willander und Larsson 2006; Herz 2016) (s. unter „Fehlerinnerungen“ in Abschn. 2.5). In einer weiteren Studie zeigten Chuang et al. (2014) wie Lernen und Freude zusammenkommen können. Die Autoren nutzten digitales Lernen mit interaktiven Szenarien (geometrischen Konfigurationen und Puzzle-Spielen), um Kindern und Teenagern mathematische Logikaufgaben nahezubringen. Die Spielsituationen riefen Neugier hervor und erhöhten die Motivation, Lösungen für langweilige Probleme zu finden. Das Ganze erfolgte „somatosensorisch“, d. h. über Gesten und physische Ausdruckssituationen, und verbesserte Lernen nachweislich. Diese Studien bieten Beispiele, wie Psychische Neuroimplantate über Assoziationen wirken können.

6.9.3 P  sychische Neuroimplantate im Bereich Teilhaben am Leben Unabhängig davon, ob ein Mensch intro- oder extravertiert ist – jeder ist ein soziales Wesen, und in jeder Kultur will Frau und Mann und jedes Kind am sozialen Leben teilhaben. Trotzdem ist es bemerkenswert ist, dass auch oder gerade in hoch zivilisierten Gesellschaften viele Menschen nur eingeschränkt am sozialen Leben teilnehmen. Viele Menschen haben Angst und leben ihre Bedürfnisse nicht aus. Das führt zu einem Teufelskreis, der die Angst verschlimmert. Auch die massive Schulung und Medienaktivität hin zu Empathie hat die Welt gespalten, indem sich Organisationen zur Gruppenbildung hin zu Empathie verführen lassen, ohne zu berücksichtigen, dass manche Menschen dabei zwangsläufig Außenseiter werden. Gäbe es ein tieferes Nachsinnen – im Sinne von Mitgefühl zeigen – würden Außenseiter mitgenommen und integriert werden. Nichtsdestotrotz ist jeder für sich selbst verantwortlich, soziale Kompetenz zu erwerben, so er ein gewisses Rüstzeug hierfür mitbekommen hat. (Mögliche Ausnahmen sind Personen mit bestimmten Krankheitsbildern wie Menschen mit Autismus oder bestimmten anderen Gendefekten oder Hirnkrankheiten; s. z.  B.  Siebert et  al. 2003; Markowitsch und Staniloiu 2011; Schulte-Rüther et  al. 2007, 2011). Entwickelt ein Mensch Szenarien zu

234 

H. J. Markowitsch und M. M. Schreier

geliebten oder ihm oder ihr sympathischen Gruppen, wird er es leichter haben, in solchen Fuß zu fassen, um seinesgleichen zu finden und sich zu integrieren, wenn er zuvor derartige soziale Situationen durch Psychische Neuroimplantate aktiviert hat. Zugehörigkeitsgefühle zu sozialen und gesellschaftlichen Gruppen sind das ganze Leben hindurch von zentraler Wichtigkeit. Umgekehrt fördert soziale Isolierung vorzeitiges Altern und Demenzerkrankungen (Brand und Markowitsch 2005; Denzler et al. 1989; Markowitsch 1987; Staniloiu und Markowitsch 2010). Ob es um den Austausch von Meinungen geht, um das Erleben von Solidarität, um ein Sich-Mitteilen, Engagieren oder Verantwortung zu übernehmen – Zusammenleben macht Spaß. Es läuft zwar nicht immer harmonisch ab, doch ein Miteinander ist uns quasi angeboren – wir sind soziale Wesen. Außerdem zeigen viele Studien, dass soziales Interagieren Bindungshormone freisetzt, unser Wohlgefühl auch vom Hirnmetabolismus her fördert, Stresshormone abbaut, Endorphine aktiviert und das Immunsystem stärkt (Ulmer-Yaniv et al. 2016; Lang et al. 2017; Pearce et al. 2017; Dunbar 2018). Gerade Gesangvereine sind ein Beispiel für die positiven Wirkungen sozialen Lebens auf das Gehirn (Kang et al. 2017). Ein anderes Beispiel ist das Lachen, was fast nur in gesellschaftlichen Kontexten geschieht und wo schon der Volksmund sagt „Lachen ist gesund“ (Yim 2016; Manninen et al. 2017). Ein anderer Spruch ist Wo man singet, lass dich ruhig nieder Ohne Furcht, was man im Lande glaubt Wo man singet, wird kein Mensch beraubt Bösewichter haben keine Lieder (Gedicht und Volkslied von Johann Gottfried Seume „Die Gesänge“)

Auch für das Singen und Musik allgemein finden sich Evidenzen für dessen positive Wirkung auf das Gehirn (Tarr et al. 2014; Weinstein et al. 2016). Dunbar (2018) schrieb (unsere Übersetzung): „Freundschaft ist der wichtigste Faktor, der unsere Gesundheit, unser Wohlgefühl und unser Glücklich-­ Fühlen beeinflusst.“ Dunbar (2018) listet als für Freundschaft wichtige neuroendokrine Substanzen die folgenden auf: • • • • • •

Oxytozin, β-Endorphin, Dopamin, Vasopressin, Serotonin und Testosteron.

  Psychische Neuroimplantate – Wie kann Lebensverbesserung … 

235

Hier sei an die Studie von Fries et al. (2005) erinnert (s. Kap. 1), in der sich zeigte, dass bei Kindern soziale Isolierung auch in späterem Lebensalter noch die Freisetzung von Oxytozin und Vasopressin reduziert. Auf Hirnebene listet Dunbar (2018) ein Netzwerk aus Stirnhirn, temporoparietalem Zusammenfluss und Teilen des Schläfenlappens auf. Er führt dann die Soziale-Hirn-Hypothese an, die besagt, dass aufgrund unseres intensiven Sozialverhaltens und der Größe unserer sozialen Gruppen unser Gehirn stark expandierte. Psychische Neuroimplantate im Bereich Sorglosigkeit, Gelassenheit. Gelassen zu leben kann vor allem derjenige, der gute Erinnerungen hat. Diese beeinflussen die Gedanken und leiten durch das Leben. Vielfältig haben wir im Buch darauf hingewiesen, welche Bedeutung Erinnerungen haben. Neue Erinnerungen durch Implantate zu bilden ist eine Möglichkeit, eigene Ressourcen zu stärken und im Leben gelassener zu werden. Der Bedeutung der Fantasie wird großer Wert zugemessen, Menschen bauen Szenarien intuitiv auf („sich etwas ausmalen“), mit internetbasierten Implantaten kann man weitergehen, indem man sich ausmalt, was man erreichen will  – was dann dazu führt, dass das Gehirn entsprechende Bahnen und Verknüpfungen anlegt, die in der näheren und weiteren Zukunft abgerufen werden können. Psychische Neuroimplantate können so neuen Erinnerungen und zu einem gelassenen wertvollen Leben führen. Damit kann jede Form von Freizeit intensiver gestaltet werden, zu mehr Freude führen, mehr Gelassenheit bewirken und als Schutz gegen Disstress dienen. Auch können am Vortag oder zu früheren Zeitpunkten verarbeitete Implantate möglicherweise Denkvorgänge im Schlaf positiv beeinflussen, sodass man sorgloser und gelassener aufwachen und den Tag beginnen kann. Nicht jeder Mensch ist ein Partymensch, doch vielleicht will der einer oder andere die Kompetenz erwerben, Partys zu genießen um so von Alltagssorgen wegzukommen? Es sollte sich keiner verbiegen, die Möglichkeit jedoch, die Lust zu erhöhen, ist durch Durchspielen von Szenarien erhöht. Auch das Umgekehrte – Meditieren – hat sich als effektiv zur Steigerung von Sorglosigkeit und Gelassenheit erwiesen (Deshmukh 2006). Auf Hirnebene lassen sich wieder die „üblichen Verdächtigen“ finden (Oxytozin, Vasopression, Serotonin etc.), die die Wirkungen von Sorglosigkeit und Gelassenheit mediieren (Snyder 2002). Zu den neuralen Korrelaten kann nur spekuliert werden, da keine spezifischen Arbeiten zu Sorglosigkeit und Gelassenheit vorzuliegen scheinen. Spekulativ kann man auf das „default mode network“ (s. Kap. 1) verweisen, das auch für „mind-wandering“ relevant ist. Dieses Netzwerk setzt sich zusammen aus medialem präfrontalem Kortex, anteriorem und posteriorem cingulärem Kortex, Praecuneus und retrosplenialem Kortex (Buckner 2012; Buckner et al. 2008).

236 

H. J. Markowitsch und M. M. Schreier

6.9.4 Psychische Neuroimplantate im Bereich Kreativität Was wurde einem Menschen in die Wiege gelegt? Veranlagung kann hier eine Rolle spielen, dennoch zeigen Erfahrungen, dass Menschen, die analytische Berufe aufgreifen, in der linken Gehirnhälfte mehr Aktivität aufzeigen als in der rechten Hälfte, und umgekehrt Kreativität eher mit Aktivierung der rechten Hemisphäre verbunden ist (s. in Abschn. 4.5 „Kreativität“ die Studie von Beaty et al. 2014). Kann denn überhaupt Kreativität trainiert oder durch Psychische Neuroimplantate aktiviert bzw. verbessert werden? Durchaus. Menschen, die nicht die Chance hatten, Kreativität auszuleben, haben die Möglichkeit, durch Implantate ihre Kreativität zu entdecken. Die freie Zeit nutzen und etwas zu entwickeln, produktiv zu sein, das sind Themen für mögliche Szenarien (vgl. auch Pang 2017). Kreative Berufe werden in unserer Kultur häufig nicht sonderlich gut honoriert. Der Start für Menschen, die diese Begabung haben, ist nicht sofort monetär rentabel, und diese Menschen müssen sich intensiv engagieren, um sich eine adäquate Reputation zu erarbeiten. Wird sich z. B. ein Komikzeichner am Schreibtisch vorstellen, dass neben ihm René Goscinny („Vater“ von Asterix) sitzt und ihm beisteht, dann verändert sich seine Stimmung ausschlaggebend. Auf diese Weise lässt sich eventuell auch eine imaginative soziale Kooperation nutzen, ähnlich wie sie im realen Alltag Kreativität fördern kann (Xue et  al. 2018). Diese imaginative Kooperation kann dann durch EEG-­Oszillationen auf Hirnebene aktivieren, die für eine Erhöhung der kreativen Aktivität relevant sind (Agnoli et al. 2018). Dies kann dann zu einer Verstärkung der bei kreativem Verhalten auf Hirnebene agierenden Top-Down-Prozesse führen, die z. B. von Liu et al. (2018) beschrieben wurden. Als Netzwerke für Top-Down-Prozesse fanden sich dabei vor allem Aufmerksamkeits- und Gedächtnisnetzwerke; in einer anderen Studie zusätzlich auch Regionen, die in Denken und kognitive Kontrolle involviert sind (Sun et al. 2019). Frontoparietale und frontotemporale Regionen sind hier insbesondere zu nennen (Chen et al. 2018).

6.9.5 Psychische Neuroimplantate im Bereich Identität Identität hat sozial wie kulturell eine sehr große Bedeutung. Siddharta Buddha soll formuliert haben: Meine Gedanken sind in alle Richtungen der Welt gewandert; aber nirgends habe ich etwas gefunden, das dem Menschen teurer ist als sein eigenes Ich.

  Psychische Neuroimplantate – Wie kann Lebensverbesserung … 

237

Umgekehrt zeigen die vielen Fälle von Patienten mit dissoziativen Störungen, wie schnell und wie anhaltend es zu Identitätsverlust kommen kann oder eine stabile Identität sich gar nicht erst entwickelt (z.  B.  Fujiwara und Markowitsch 2005; Markowitsch 2000b, 2014). Auch auf somatischer Ebene kann es – bei ansonsten hirngesunden Menschen – zu massiven Identitätsstörungen kommen (Stirn et al. 2010). Dass Hirnschäden wie bei Zustand von Demenz zu Identitätsstörungen führen können, ist jedermann bekannt (z. B. Brand und Markowitsch 2005; Jellinger 2013; Massano 2012; Markowitsch 1987; Taipa et al. 2012). Nicht alle Familien konnten ihren Kindern vermitteln, eine geeignete, stabile Identität aufzubauen. Sich abgrenzen können, sich selbst sein und den eigenen Platz definieren – das sind Kompetenzen, die auch erlernt werden wollen. Doch hier braucht der Mensch Nachahmung und Tiefe, Lernen am Modell, hier reicht kognitives Erlernen nicht aus (Dégeilh et  al. 2015). Psychische Implantate eigenen sich hervorragend, um innerlich nachzuspüren, zu empfinden, die Möglichkeiten durchzuspielen, um sich selbst weiter zu entwickeln und zu verwirklichen.

Das Wohlwollen anderer Menschen ist dabei unabdingbar, möglicherweise ist ein Überprüfen der Grundbedürfnisse von Bedeutung. Gesättigt sein in diesem Bereich ist unabdingbar, um eigene Identität aufzubauen und zu erhalten (Eustache et al. 2016). Hierbei sollte man auch nicht die biologische Umwelt außer Acht lassen (z. B. Navarro et al. 2017). Auch Selbstreflexion und innere Konsistenz spielen eine Rolle (Molouki und Bartels 2017).

6.9.6 Psychische Neuroimplantate im Bereich Mut Attribute wie Willensfreiheit und Handlungsfreiheit sind die Voraussetzung, um mutig durch das Leben zu gehen und risikobereit zu sein. Hierbei ist Gleichberechtigung ein sehr wichtiges Thema  – nicht nur für Frauen (de Courten-Myers 1999; Schmitt 2005). Um aus patriarchaler Enge in Freiheit zu gelangen, braucht es unglaublich viel Mut. Um wiederum Gleichberechtigung dem geliebten Menschen zu gewähren, bedarf es auch beim anderen Geschlecht viel Mut. Gleichberechtigung ist mehr als nur ein Wort, es stellt das Leben auf den Kopf, verändert die Art der sozialen Beziehungen und Bindungen (Buss 1994).

238 

H. J. Markowitsch und M. M. Schreier

Implantate helfen, sich neue Freiräume zu erarbeiten und sie zu genießen. Auf Hirnebene zeigt sich Mutigsein vor allem durch die Aktivierung von Bereichen des subgenualen vorderen cingulären Kortexes und des temporalen Pols – einer wenig beachteten, aber für ganz unterschiedliche sozial-kognitive Funktionen bedeutenden Region (Markowitsch et al. 1985; Nili et al. 2010). Nili und Mitarbeiter (2010) forderten Freiwillige mit Furcht vor Schlangen auf, eine lebende Schlange nahe an ihren Kopf zu halten, während ihr Hirn gescannt wurde.

6.9.7 Psychische Neuroimplantate im Bereich Gesundheit Gesundheit und Fortpflanzung sind bedeutende Merkmale der Menschheit. Bedauerlicherweise ist ein Trend zu beobachten, dass eine intensivere und fortschreitende Industrialisierung mit einem Rückgang an Nachwuchs einhergeht (van Suntum 2007) Gesundheitsfürsorge und Krankheitsprävention sind immer noch viel zu wenig beachtete Bereiche des menschlichen Lebens (Merlot und Berres 2016), obwohl Faktoren wie gesunde Ernährung, Bewegung und Sport, gesunde Luft, Vermeiden von Nikotin, Einschränken von Alkoholgenuss, inzwischen allgemein bekannt sind und nachweisbar lebensverlängernd wirken (Markowitsch et  al. 2005; Schröder und Pohlmann 2012; Akazawa et al. 2018; Perracini et al. 2017). Gesundheit ist kein Geschenk. Gesunde Lebenshaltung will erarbeitet werden. Grundbedürfnisse nach Essen, Sport, Freundschaft, Sexualität müssen Selbstbeachtung finden. Mit Hilfe von Psychischen Neuroimplantaten und Szenarien kann jeder lernen, was ihm gut tut. Fällt es jemandem schwer und vernachlässigt derjenige seine Gesundheit, dann kann es helfen, eine korrigierende Instanz einzubauen, eine innere Repräsentanz, die einem „den Kopf wäscht“ und zu einem wohlwollenden inneren Begleiter wird. Ein Leben im Gleichgewicht (s. das Stichwort Homöostase in Kap.  1) braucht positive innere Repräsentanzen. Jeder kann Akteure ins Spiel bringen und erfahren, was ihm gut tut, und eine positive innere Repräsentanz wirkt stressausgleichend, der Mensch lernt, seine Gedanken zu kontrollieren. Derartiges kann jeder mit positiven Szenarien erreichen. So werden neue Erinnerungen gebildet und nicht zuletzt Lust auf Sexualität/Fortpflanzung erzeugt.

6.9.8 P  sychische Neuroimplantate im Bereich materieller Wohlstand Es dürfte jedem klar sein, dass es nicht ausreicht, von einer Villa zu träumen oder Szenarien aufzustellen, und dann fällt einem Reichtum in den Schoß. Unser Gehirn ist komplexer und der Weg zu materiellem Wohlstand auch.

  Psychische Neuroimplantate – Wie kann Lebensverbesserung … 

239

An dieser Stelle ist zu erwähnen, dass Autoren dieses Buches dieses verfassen, um jedem Menschen zu ermöglichen, verantwortungsvoll und lustvoll das eigene Leben aufzubauen, fern von Krankheiten und Einschränkungen, die oft durch eigene Selbstbeschränkung hervorgerufen werden. Materieller Wohlstand stellt sich ein, wenn die meisten Bedürfnisse nicht zu kurz kommen, sondern gelebt werden (Diener et al. 2010). Innere Szenarien und Implantate, die wiederum neue Erinnerungen wachrufen und den Menschen sein Leben lang begleiten, werden eine Anziehungskraft und Sehnsucht dorthin ausbreiten, wo man sich zu Hause fühlt. Ein schöner Slogan aus Bayern. „In der Welt zu Hause, in Bayern daheim“. Wir kommen nicht mehr darum herum, die „Nase in die Welt hinauszustrecken“; andererseits kann ein gemütlich eingerichtetes Zuhause Kraft geben.

6.10 P  sychische Neuroimplantate – Möglichkeiten und Grenzen von Persönlichkeitsausbildung und -erweiterung Psychische Neuroimplantate stellen ein außerordentlich breites, vielfältiges und auf ganz unterschiedliche Persönlichkeitsdimensionen beziehbares Feld der Persönlichkeitsausbildung und Persönlichkeitserweiterung dar. Praktisch jeder Lebensbereich kann durch sie modifiziert und verändert werden. Gleichzeitig bieten sie eine sehr persönliche und unaufwendige Möglichkeit der Selbstverwirklichung. Trotzdem muss man sich der Gefahren psychischer Implantate bewusst werden, da die Einfachheit und Vielfalt der Anwendungsmöglichkeiten natürlich auch interner Kontrolle unterworfen bleiben muss. Man darf nicht in einen Zustand der reinen Fantasiewelt abrutschen. Dies gilt insbesondere für Personen, die in ihrer Persönlichkeitsstruktur eher labil und ungefestigt sind und eine hohe Fantasieneigung besitzen (Mosterman 2013; Bachrach et al. 2015). Insbesondere der Glaube an sich selbst, Gefühle, bedroht zu sein, oder eine Borderline-Persönlichkeitsstörung (oder psychiatrische Krankheitsbilder wie der schizophrene Formenkreis; Sánchez-Bernardos und Avia 2006) sind Faktoren, die die Fantasieneigung zu stark werden lassen können (Dagnan et al. 2002; Skodol et al. 2002; Skrzypińska und Szmigielska 2015). Auch Mutter-Kind-Beziehungen (Brennan und Shaver 1998; Munson et al. 2001) und eine narzisstische Persönlichkeitsstruktur (Livesley et  al. 1991) spielen hier eine Rolle. Patienten mit Krankheitsbildern wie dissoziativen Störungen sind möglicherweise eher anfällig für eine überbordende, wenig kontrollierte Fantasieneigung (Merckelbach et al. 2017; aber siehe Kluemper und Dalenberg 2014 und Reinders et al. 2012). Schlafstörungen (Koffel und

240 

H. J. Markowitsch und M. M. Schreier

Watson 2009; van der Kloet et al. 2013; Markowitsch und Staniloiu 2013; van Heugten-van der Kloet et al. 2014), Tagträumen und „mind wandering“ (Schupak und Rosenthal 2009) können ebenfalls mit einer unklaren Trennung von Fantasie und Wirklichkeit einhergehen. Und schließlich fördern körperliche Gebrechen wie z. B. chronische Schmerzzustände die Anfälligkeit gegenüber Fehlerinnerungen und die Suggestibilität (z. B. Lorenz und Bromm 1997). Es gilt also immer, sich im Klaren zu bleiben, dass es sich bei Psychischen Neuroimplantaten um Varianten von Fehlerinnerungen handelt (Frost et al. 2013; s. Kühnel und Markowitsch 2009).

Literatur Agnoli, S., Zanon, M., Mastria, S., Avenanti, A., & Corazza, G. E. (2018). Enhancing creative cognition with a rapid right-parietal neurofeedback procedure. Neu­ ropsychologia, 118, 99–106. Akazawa, N., Tanahashi, K., Kosaki, K., Ra, S. G., Matsubara, T., Choi, Y., Zempo-­ Miyaki, A., & Maeda, S. (2018). Aerobic exercise training enhances cerebrovascular pulsatility response to acute aerobic exercise in older adults. Physiological Reports, 6, e13681. https://doi.org/10.14814/phy2.13681. Zugegriffen am 27.06.2018. Alt, D. (2015). College students’ academic motivation, media engagement and fear of missing out. Computers in Human Behavior, 49, 1116–1119. Anderson, M. C., & Green, C. (2001). Suppressing unwanted memories by executive control. Nature, 410, 366–369. Anderson, M. C., & Hanslmayr, S. (2014). Neural mechanisms of motivated forgetting. Trends in Cognitive Sciences, 18, 279–292. Anonymous. (2007). Auf Knopfdruck Glück? Spektrum der Wissenschaft 9. https:// www.spektrum.de/alias/neuroimplantate/auf-knopfdruck-glueck/905899. Zugegriffen am 08.08.2018 Axmacher, N., Elger, C. E., & Fell, J. (2008). Ripples in the medial temporal lobe are relevant for human memory consolidation. Brain, 131, 1806–1817. Bachrach, N., Croon, M. A., & Bekker, M. H. (2015). The role of sex, attachment and autonomy-connectedness in personality functioning. Personality and Mental Health, 9, 330–344. Baym, C. L., & Gonsalves, S. D. (2010). Comparison of neural activity that leads to true memories, false memories, and forgetting: An fMRI study of the misinformation effect. Cognitive, Affective, & Behavioral Neuroscience, 10, 339–348. Bayraktar, F., & Amca, H. (2012). Interrelations between virtual-world and real-­ world activities: Comparison of genders, age groups, and pathological and nonpathological internet users. Cyberpsychology, Behavior and Social Networking, 15, 263–269.

  Psychische Neuroimplantate – Wie kann Lebensverbesserung … 

241

Beaty, R. E., Benedek, M., Wilkins, R. W., Jauk, E., Fink, A., Silvia, P. J., Hodges, D. A., Koschutnig, K., & Neubauer, A. C. (2014). Creativity and the default network: A functional connectivity analysis of the creative brain at rest. Neuropsycho­ logia, 64, 92–98. Benoit, R. G., & Anderson, M. C. (2012). Opposing mechanisms support the voluntary forgetting of unwanted memories. Neuron, 76, 450–460. Berkers, R. M., & van Kesteren, M. T. (2013). Autobiographical memory transformation across consolidation. Journal of Neuroscience, 33, 5435–5436. Bland, C. E., Howe, M. L., & Knott, L. (2016). Discrete emotion-congruent false memories in the DRM paradigm. Emotion, 16, 611–619. Bonnici, H. M., Chadwick, M. J., Lutti, A., Hassabis, D., Weiskopf, N., & Maguire, E. A. (2012). Detecting representations of recent and remote autobiographical memories in vmPFC and hippocampus. Journal of Neuroscience, 32, 16982–16991. Borsutzky, S., Fujiwara, E., Brand, M., & Markowitsch, H. J. (2010). Susceptibility to false memories in patients with ACoA aneurysm. Neuropsychologia, 48, 2811–2823. Bradley, M.  M., & Lang, P.  J. (2007). The International Affective Picture System (IAPS) in the study of emotion and attention. In J.  A. Coan & J.  J. B.  Allen (Hrsg.), Handbook of emotion elicitation and assessment (S. 29–46). New York: Oxford University Press. Brand, M., & Markowitsch, H. J. (2005). Neuropsychologische Früherkennung und Diagnostik der Demenzen. In M. Martin & H. R. Schelling (Hrsg.), Demenzen in Schlüsselbegriffen (S. 11–73). Bern: Hans Huber. Brand, M., Kalbe, E., Labudda, K., Fujiwara, E., Kessler, J., & Markowitsch, H. J. (2005). Decision-making impairments in patients with pathological gambling. Psychiatry Research, 133, 91–99. Brennan, K. A., & Shaver, P. R. (1998). Attachment styles and personality disorders: Their connections to each other and to parental divorce, parental death, and perceptions of parental caregiving. Journal of Personality, 66, 835–878. Brewin, C. R., & Andrews, B. (2017). Creating memories for false autobiographical events in childhood: A systematic review. Applied Cognitive Psychology, 31, 2–23. Buckner, R. L. (2012). The serendipitous discovery of the brain’s default network. NeuroImage, 62, 1137–1145. Buckner, R. L., Andrews-Hanna, J. R., & Schacter, D.L. (2008). The brain’s default network: Anatomy, function, and relevance to disease. Annals of the New  York Academy of Sciences, 1124, 1–38 Buglass, S. L., Binder, J. F., Betts, L. R., & Underwood, J. D. M. (2017). Motivators of online vulnerability: The impact of social network site use and FOMO. Com­ puters in Human Behavior, 66, 248–255. Buss, D. M. (1994). The strategies of human mating. American Scientist, 82, 238–249. Carr, C.  P., Martins, C.  M., Stingel, A.  M., Lemgruber, V.  B., & Juruena, M.  F. (2013). The role of early life stress in adult psychiatric disorders: A systematic

242 

H. J. Markowitsch und M. M. Schreier

review according to childhood trauma subtypes. Journal of Nervous and Mental Disease, 201, 1007–1020. Cashmore, A. R. (2010). The Lucretian swerve: The biological basis of human behavior and the criminal justice system. Proceedings of the National Academy of Sciences of the USA, 107, 4499–4504. Castro, D. C., Terry, R. A., & Berridge, K. C. (2016). Orexin in rostral hotspot of nucleus accumbens enhances sucrose ‚liking‘ and intake but scopolamine in caudal shell shifts ‚liking‘ toward ‚disgust‘ and ‚fear‘. Neuropsychopharmacology, 41, 2101–2111. Chanda, M.  L., & Levitin, D.  J. (2013). The neurochemistry of music. Trends in Cognitive Science, 17, 179–193. Chen, Q., Beaty, R. E., Wei, D., Yang, J., Sun, J., Liu, W., Yang, W., Zhang, Q., & Qiu, J. (2018). Longitudinal alterations of frontoparietal and frontotemporal networks predict future creative cognitive ability. Cerebral Cortex, 28, 103–115. Chuang, C. H., Chen, Y. N., Tsai, L. W., Lee, C. C., & Tsai, H. C. (2014). Improving learning performance with happiness by interactive scenarios. Scientific World Jour­ nal, 14, 807347. https://doi.org/10.1155/2014/807347. Zugegriffen am 23.06.2018. Cirelli, L. K., Dickinson, J., & Poirier, M. (2015). Using implicit instructional cues to influence false memory induction. Journal of Psycholinguistic Research, 44, 485–494. Cohen, J., & Greene, J. (2004). For the law, neuroscience changes nothing and everything. Philosophical Transactions of the Royal Society of London B, 359, 1775–1785. de Courten-Myers, G. M. (1999). The human cerebral cortex: Gender differences in structure and function. Journal of Neuropathology and Experimental Neurology, 58, 217–226. Dagnan, D., Trower, P., & Gilbert, P. (2002). Measuring vulnerability to threats to self-construction: The self and other scale. Psychology and Psychotherapy, 75, 279–293. Darsaud, A., Dehon, H., Lahl, O., Sterpenich, V., Boly, M., Dang-Vu, T., Desseilles, M., Gais, S., Matarazzo, L., Peters, F., Schabus, M., Schmidt, C., Tinguely, G., Vandewalle, G., Luxen, A., Maquet, P., & Collette, F. (2011). Does sleep promote false memories. Journal of Cognitive Neuroscience, 23, 26–40. Dégeilh, F., Guillery-Girard, B., Dayan, J., Gaubert, M., Chételat, G., Egler, P. J., Baleyte, J. M., Eustache, F., & Viard, A. (2015). Neural correlates of self and its interaction with memory in healthy adolescents. Child Development, 86, 1966–1983. Dell, G. S. (1986). A spreading-activation theory of retrieval in sentence production. Psychological Review, 93, 283–321. Dennett, D. C. (1999). Spielarten des Geistes. Wie erkennen wir die Welt? München: Bertelsmann. Denzler, P., Markowitsch, H. J., Frölich, L., Kessler, J., & Ihl, R. (1989). Demenz im Alter. Weinheim: Beltz. Deshmukh, V. D. (2006). Neuroscience of meditation. Scientific World Journal, 6, 2239–2253.

  Psychische Neuroimplantate – Wie kann Lebensverbesserung … 

243

Detre, G. J., Natarajan, A., Gershman, S. J., & Norman, K. A. (2013). Moderate levels of activation lead to forgetting in the thing/no-think paradigm. Neuropsy­ chologia, 51, 2371–2388. Deutscher Ethikrat. (2018). Infobrief. http://www.ethikrat.org/dateien/pdf/infobrief-01-06.pdf. Zugegriffen am 27.07.2018. Diekelmann, S., & Born, J. (2010). The memory function of sleep. Nature Reviews Neuroscience, 11, 114–126. Diekelmann, S., Born, J., & Wagner, U. (2010). Sleep enhances false memories depending on general memory performance. Behavioural Brain Research, 208, 425–429. Diener, E., Ng, W., Harter, J., & Arora, R. (2010). Wealth and happiness across the world: Material prosperity predicts life evaluation, whereas psychosocial prosperity predicts positive feeling. Journal of Personality and Social Psychology, 99, 52–61. Dölen, G., Darvishzadeh, A., Huang, K. W., & Malenka, R. C. (2013). Social reward requires coordinated activity of nucleus accumbens oxytocin and serotonin. Nature, 501, 179–184. Dubiel, H. (2006). Tief im Hirn. München: Antje Kunstmann. Dunbar, R. I. M. (1998). The social brain hypothesis. Evolutionary Anthropology, 6, 178–190. Dunbar, R. I. M. (2018). The anatomy of friendship. Trends in Cognitive Sciences, 22, 32–51. Durkee, T., Kaess, M., Carli, V., Parzer, P., Wasserman, C., Floderus, B., Apter, A., Balazs, J., Barzilay, S., Bobes, J., Brunner, R., Corcoran, P., Cosman, D., Cotter, P., Despalins, R., Graber, N., Guillemin, F., Haring, C., Kahn, J. P., Mandelli, L., Marusic, D., Mészáros, G., Musa, G. J., Postuvan, V., Resch, F., Saiz, P. A., Sisask, M., Varnik, A., Sarchiapone, M., Hoven, C. W., & Wasserman, D. (2012). Prevalence of pathological internet use among adolescents in Europe: Demographic and social factors. Addiction, 107, 2210–2222. Emery, L., Hess, T. M., & Elliot, T. (2012). The illusion of the positive: The impact of natural and induced mood on older adults’ false recall. Neuropsychology, De­ velopment and Cognition. Section B: Aging, 19, 677–698. Eustache, F., Viard, A., & Desgranges, B. (2016). The MNESIS model: Memory systems and processes, identity and future thinking. Neuropsychologia, 87, 96–109. Fischer, B. (ohne Jahr). Freier Wille in der Geschichte der Philosophie. http://www. wissiomed.de/mediapool/99/991570/data/Freier_Wille_in_der_Geschichte_ der_Philosophie_und_Religion.pdf. Zugegriffen am 19.10.2015. Freud, S. (1901a). Zur Psychopathologie des Alltagslebens (Vergessen, Versprechen, Vergreifen) nebst Bemerkungen über eine Wurzel des Aberglaubens. Monatsschrift für Psychiatrie und Neurologie, 10, 1–32 und 95–143. Freud, S. (1901b). Zum psychischen Mechanismus der Vergesslichkeit. Monatsschrift für Psychiatrie und Neurologie, 4(5), 436–443. Freud, S. (1919). Das Unheimliche. Imago, 5, 297–324.

244 

H. J. Markowitsch und M. M. Schreier

Fries, A. B., Ziegler, T. E., Kurian, J. R., Jacoris, S., & Pollak, S. D. (2005). Early experience in humans is associated with changes in neuropeptides critical for regulating social behavior. Proceedings of the National Academy of the U.  S. A., 102, 17237–17240. Frost, P., Nussbaum, G., Loconto, T., Syke, R., Warren, C., & Muise, C. (2013). An individual differences approach to the suggestibility of memory over time. Me­ mory, 21, 408–416. Fujiwara, E., & Markowitsch, H. J. (2005). Autobiographical memory disorders. In T. E. Feinberg & J. P. Keenan (Hrsg.), The lost self: Pathologies of the brain and identity (S. 65–80). New York: Oxford University Press. Gall, C. M., & Lynch, G. (2005). Consolidation: A view from the synapse. In P. K. Stanton, C. Bramham & H. E. Scharfman (Hrsg.), Synaptic plasticity and trans­ synaptic signaling (S. 469–494). New York: Springer. Garry, M., & Wade, K. A. (2005). Actually, a picture is worth less than 45 words: Narratives produce more false memories than photographs do. Psychonomic Bulle­ tin and Reviews, 12, 359–366. Send to. Giggins, O. M., Persson, U. M., & Caulfield, B. (2013). Biofeedback in rehabilitation. Journal of Neuroengineering and Rehabilitation, 10, Art. 60. http://www.jneuroengrehab.com/content/10/1/60. Zugegriffen am 17.12.2014. Girardeau, G., & Zugaro, M. (2011). Hippocampal ripples and memory consolidation. Current Opinion in Neurobiology, 21, 452–459. Gonsalves, B., Reber, P. J., Gitelman, D. R., Parrish, T. B., Mesulam, M. M., & Paller, K. A. (2004). Neural evidence that vivid imagining can lead to false remembering. Psychological Science, 20, 429–442. Hebb, D. O. (1949). The organization of behavior. New York: Wiley. Herz, R. (2016). The role of odor-evoked memory in psychological and physiological health. Brain Sciences, 6, Art. 22. van Heugten-van der Kloet, D., Merckelbach, H., Giesbrecht, T., & Broers, N. (2014). Night-time experiences and daytime dissociation: A path analysis modeling study. Psychiatry Research, 216, 236–241. Hovens, J. G., Wiersma, J. E., Giltay, E. J., van Oppen, P., Spinhoven, P., Penninx, B. W., & Zitman, F. G. (2010). Childhood life events and childhood trauma in adult patients with depressive, anxiety and comorbid disorders vs. controls. Acta Psychiatrica Scandinavica, 122, 66–74. Hu, X., Bergström, Z. M., Gagnepain, P., & Anderson, M. C. (2017). Suppressing unwanted memories reduces their unintended influences. Current Directions in Psychological Science, 26, 197–206. Hulbert, J.  C., Henson, R.  N., & Anderson, M.  C. (2016). Inducing amnesia through systemic suppression. Nature Communications, 7, 11003. https://doi. org/10.1038/ncomms11003. Zugegriffen am 27.07.2017. Ito, Y. (2001). Hemispheric asymmetry in the induction of false memories. Laterality, 6, 337–346.

  Psychische Neuroimplantate – Wie kann Lebensverbesserung … 

245

Jellinger, K.  A. (2013). Pathology and pathogenesis of vascular cognitive impairment – A critical update. Frontiers in Aging Neuroscience, 5, Art. 17. https://doi. org/10.3389/fnagi.2013.00017. Zugegriffen am 08.09.2014. Ji, D., & Wilson, M. A. (2007). Coordinated memory replay in the visual cortex and hippocampus during sleep. Nature Neuroscience, 10, 100–107. Kaess, M., Parzer, P., Brunner, R., Koenig, J., Durkee, T., Carli, V., Wasserman, C., Hoven, C. W., Sarchiapone, M., Bobes, J., Cosman, D., Värnik, A., Resch, F., & Wasserman, D. (2016). Pathological internet use is on the rise among European adolescents. Journal of Adolescent Health, 59, 236–239. Kang, J., Scholp, A., & Jiang, J. J. (2017). A review of the physiological effects and mechanisms of singing. Journal of Voice, pii: S0892–1997(17)30223–0. https:// doi.org/10.1016/j.jvoice.2017.07.008. Zugegriffen am 02.06.2018. Kawai, N., & Matsuzawa, T. (2000). Numerical memory span in a chimpanzee. Na­ ture, 403, 39–40. Kikuchi, H., Fujii, T., Abe, N., Suzuki, M., Takagi, M., Mugikura, S., Takahashi, S., & Mori, E. (2010). Memory repression: Brain mechanisms underlying dissociative amnesia. Journal of Cognitive Neuroscience, 22, 602–613. Kim, H., & Cabeza, R. (2007). Differential contributions of prefrontal, medial temporal, and sensory-perceptual regions to true and false memory formation. Cere­ bral Cortex, 17, 2143–2150. van der Kloet, D., Giesbrecht, T., Franck, E., van Gastel, A., de Volder, I., van den Eede, F., Verschuere, B., & Merckelbach, H. (2013). Dissociative symptoms and sleep parameters – An all-night polysomnography study in patients with insomnia. Comprehensive Psychiatry, 54, 658–664. Kluemper, N. S., & Dalenberg, C. (2014). Is the dissociative adult suggestible? A test of the trauma and fantasy models of dissociation. Journal of Trauma & Dissocia­ tion, 15, 457–476. Koffel, E., & Watson, D. (2009). Unusual sleep experiences, dissociation and schizotypy: Evidence for a common domain. Clinical Psychology Reviews, 29, 548–559. Kong, F., Ding, K., Yang, Z., Dang, X., Hu, S., Song, Y., & Liu, J. (2015a). Examining gray matter structures associated with individual differences in global life ­satisfaction in a large sample of young adults. Social Cognitive and Affective Neuro­ science, 10, 952–960. Kong, F., Hu, S., Wang, X., Song, Y., & Liu, J. (2015b). Neural correlates of the happy life: The amplitude of spontaneous low frequency fluctuations predicts subjective well-being. NeuroImage, 107, 136–145. Kong, F., Wang, X., Hu, S., & Liu, J. (2015c). Neural correlates of psychological resilience and their relation to life satisfaction in a sample of healthy young adults. NeuroImage, 123, 165–172. Kou, M., Toshiya, M., Buchli, D., & Storm, B. C. (2014). Forgetting as a consequence of retrieval: A meta-analytic review of retrieval-induced forgetting. Psycho­ logical Bulletin, 140, 1383–1409.

246 

H. J. Markowitsch und M. M. Schreier

Krämer, T. (2007). Kommt die gesteuerte Persönlichkeit? Spektrum der Wissenschaft, Sept., 41–49 Kühnel, S., & Markowitsch, H. J. (2009). Falsche Erinnerungen. Heidelberg: Spektrum. Kühnel, S., Woermann, F. G., Mertens, M., & Markowitsch, H. J. (2008). Involvement of the orbitofrontal cortex during correct and false recognitions of visual stimuli. Implications for eyewitness decisions on an fMRI study using a film paradigm. Brain Imaging and Behavior, 2, 163–176. Lacey, R. E., Kumari, M., & McMunn, A. (2013). Parental separation in childhood and adult inflammation: The importance of material and psychosocial pathways. Psychoneuroendocrinology, 38, 2476–2484. Lai, C., Altavilla, D., Ronconi, A., & Aceto, P. (2016). Fear of missing out (FOMO) is associated with activation of the right middle temporal gyrus during inclusion social cue. Computers in Human Behavior, 61, 516–521. Lam, L. T., & Peng, Z. W. (2010). Effect of pathological use of the internet on adolescent mental health: A prospective study. Archives of Pediatrics & Adolescent Me­ dicine, 164, 901–906. Lang, P. J., Greenwald, M. K., Bradley, M. M., & Hamm, A. O. (1993). Looking at pictures: Affective, facial, visceral, and behavioral reactions. Psychophysiology, 30, 261–273. Lang, M., Bahna, V., Shaver, J. H., Reddish, P., & Xygalatas, D. (2017). Sync to link: Endorphin-mediated synchrony effects on cooperation. Biological Psychology, 127, 191–197. Langnickel, R., & Markowitsch, H. J. (2006). Repression and the unconsciousness. Behavioral and Brain Sciences, 29, 524–525. Langnickel, R., & Markowitsch, H. J. (2010). Das Unbewusste Freuds und die Neurowissenschaften. In A. Leitner & H. G. Petzold (Hrsg.), Sigmund Freud heute. Der Vater der Psychoanalyse im Blick der Wissenschaft und der psychotherapeutischen Schulen (S. 149–173). Wien: Krammer. Levy, S. T., & Nemeroff, C. B. (1993). From psychoanalysis to neurobiology. Natio­ nal Forum, 73, 18. Lindner, I., Drouin, H., Tanguay, A. F., Stamenova, V., & Davidson, P. S. (2014). Source and destination memory: Two sides of the same coin? Memory, 23, 563–576. Liu, Z., Zhang, J., Xie, X., Rolls, E. T., Sun, J., Zhang, K., Jiao, Z., Chen, Q., Zhang, J., Qiu, J., & Feng, J. (2018). Neural and genetic determinants of creativity. Neu­ roImage, 174, 164–176. Livesley, W. J., Jackson, D. N., & Schroeder, M. L. (1991). Dimensions of personality pathology. Canadian Journal of Psychiatry, 36, 557–562. Loftus, E., & Palmer, J. (1974). Reconstruction of automobile destruction: An example of the interaction between 16 Language and memory. Journal of Verbal Lear­ ning and Verbal Behavior, 4, 19–31.

  Psychische Neuroimplantate – Wie kann Lebensverbesserung … 

247

Lorenz, J., & Bromm, B. (1997). Event-related potential correlates of interference between cognitive performance and tonic experimental pain. Psychophysiology, 34, 436–445. Manninen, S., Tuominen, L., Dunbar, R. I., Karjalainen, T., Hirvonen, J., Arponen, E., Hari, R., Jääskeläinen, I.  P., Sams, M., & Nummenmaa, L. (2017). Social laughter triggers endogenous opioid release in humans. Journal of Neuroscience, 37, 6125–6131. Månsdotter, A., Nordenmark, M., & Hammarström, A. (2012). The importance of childhood and adulthood aspects of gendered life for adult mental ill-health symptoms  – A 27-year follow-up of the Northern Swedish Cohort. BMC Public Health, 12, 493. https://doi.org/10.1186/1471–2458–12–493. Zugegriffen am 16.05.2018. Marchewka, A., Brechmann, A., Nowicka, A., Jednoróg, K., Scheich, H., & Grabowska, A. (2008). False recognition of emotional stimuli is lateralised in the brain: An fMRI study. Neurobiology of Learning and Memory, 90, 280–284. Markowitsch, H. J. (1987). Demenz im Alter. Psychologische Rundschau, 38, 145–154. Markowitsch, H. J. (2000a). Repressed memories. In E. Tulving (Hrsg.), Memory, consciousness, and the brain: The Tallinn conference (S. 319–330). Philadelphia: Psychology Press. Markowitsch, H. J. (2000b). Die Anfälligkeit autobiographischer Erinnerung gegenüber Stress: eine neuropsychologische Perspektive. In M. Neumann (Hrsg.), Er­ zählte Identitäten (S. 215–229). München: Wilhelm Fink. Markowitsch, H. J. (2002/2005/2009). Dem Gedächtnis auf der Spur: Vom Erinnern und Vergessen (1./2./3. Aufl.). Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft und PRIMUS. Markowitsch, H. J. (2004a). Warum wir keinen freien Willen haben. Der sog. freie Wille aus Sicht der Hirnforschung. Psychologische Rundschau, 55, 163–168. Markowitsch, H. J. (2004b). Gehirn und Bewusstsein: Der Mensch als Maschine? In G. Kaiser (Hrsg.), Wissenschaftszentrum Nordrhein-Westfalen, Jahrbuch 2003/2004 (S. 44–50). Düsseldorf: Wissenschaftszentrum NRW. Markowitsch, H.  J. (2005). Time, memory, and consciousness. A view from the brain. In R. Buccheri, A. C. Elitzur & M. Saniga (Hrsg.), Endophysics, time, quan­ tum, and the subjective (S. 131–147). Singapur: World Scientific Publishing. Markowitsch, H. J. (2009a). Das Gedächtnis: Entwicklung – Funktionen – Störungen. München: C.H. Beck. Markowitsch, H. J. (2009b). Tatort Gehirn“: Zusammenhänge zwischen Gehirnänderungen und deviantem Verhalten. Zeitschrift für Neuropsychologie, 20, 169–177. Markowitsch, H.  J. (2013). Memory and self  – Neuroscientific landscapes. ISRN Neuroscience, Art ID 176027. https://doi.org/10.1155/2013/176027. Markowitsch, H.  J. (2014). Wer sich an bestimmte Lebensphasen nicht erinnert, dem fehlt ein Stück Identität. Psychologie Heute, 36, 36–41.

248 

H. J. Markowitsch und M. M. Schreier

Markowitsch, H. J. (2016). Psychological science can no longer neglect neuroscience. Comment on Klein (2016). Psychology of Consciousness: Theory, Research and Prac­ tice, 3, 382–386 Markowitsch, H. J., & Staniloiu, A. (2011). Amygdala in action: Relaying biological and social significance to autobiographic memory. Neuropsychologia, 49, 718–733. Markowitsch, H. J., & Staniloiu, A. (2013). The spaces left over between REM sleep, dreaming, hippocampal formation and episodic-autobiographical memory. Beha­ vioral and Brain Sciences, 36(6), 622–623. Markowitsch, H. J., Emmans, D., Irle, E., Streicher, M., & Preilowski, B. (1985). Cortical and subcortical afferent connections of the primate’s temporal pole: A study of rhesus monkeys, squirrel monkeys, and marmosets. Journal of Compa­ rative Neurology, 242, 425–458. Markowitsch, H. J., Reinkemeier, M., & Brand, M. (2005). Neuropsychologische Aspekte des Alterns. In S.-H. Filipp & U. M. Staudinger (Hrsg.), Enzyklopädie der Psychologie (Serie V: Entwicklungspsychologie, Bd.: Entwicklungspsychologie des mittleren und höheren Erwachsenenalters, S. 79–122). Göttingen: Hogrefe. Massano, J. (2012). Cognitive impairment and dementia – An update. Frontiers in Neurology, 3, Art. 153. https://doi.org/10.3389/fneur.2012.00153. Zugegriffen am 29.05.2018. Mavridis, I. N. (2015). Music and the nucleus accumbens. Surgical and Radiologic Anatomy, 37, 121–125. Mayer, J. D., & Salovey, P. (1997). What is emotional intelligence? In P. Salovey & D. J. Sluyter (Hrsg.), Emotional development and emotional intelligence: Educatio­ nal implications (S. 3–31). New York: Basic Books. Mazzoni, G. A. L., Loftus, E. F., & Kirsch, I. (2001). Changing beliefs about implausible autobiographical events: A little plausibility goes a long way. Journal of Expe­ rimental Psychology: Applied, 7, 51–59. McGaugh, J. L. (2015). Consolidating memories. Annual Reviews of Psychology, 66, 1–24. McKoon, G., & Ratcliff, R. (1992). Spreading activation versus compound cue accounts of priming: Mediated priming revisited. Journal of Experimental Psychology. Learning, Memory, and Cognition, 18, 1155–1172. Meeks, T. W., & Jeste, D. V. (2009). Neurobiology of wisdom: A literature overview. Archives of General Psychiatry, 66, 355–365. Merckelbach, H., Boskovic, I., Pesy, D., Dalsklev, M., & Lynn, S. J. (2017). Symptom overreporting and dissociative experiences: A qualitative review. Consciousness and Cognition, 49, 132–144. Merlot, J., & Berres, I. (2016). Die USA sind Entwicklungsland. Weltweite Gesundheitsstudie. http://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/weltweite-gesundheitsstudie-sorgenkind-usa-a-1115243.html. Zugegriffen am 08.08.2018. Merz, C. J., Dietsch, F., & Schneider, M. (2016). The impact of psychosocial stress on conceptual knowledge retrieval. Neurobiology of Learning and Memory, 134(Pt. B), 392–399.

  Psychische Neuroimplantate – Wie kann Lebensverbesserung … 

249

Metzinger, T. (2009). The ego-tunnel. The science of the mind and the myth of the self. New York: Basic Books. Miller, G. (2004). Forgetting and remembering. Learning to forget. Science, 304(5667), 34–36. Mogi, K. (2014). Free will and paranormal beliefs. Frontiers in Psychology, 5, Art. 281. https://doi.org/10.3389/fpsyg.2014.00281. Zugegriffen am 04.01.2015. Molouki, S., & Bartels, D. M. (2017). Personal change and the continuity of the self. Cognitive Psychology, 93, 1–17. Morton, P. M., Mustillo, S. A., & Ferraro, K. F. (2014). Does childhood misfortune raise the risk of acute myocardial infarction in adulthood? Social Science and Medicine, 104, 133–141. Mosterman, R. M. (2013). Normal people in clinical practice: A general factor of personality in biproportional scaling and its practical relevance. Journal of Perso­ nality Assessment, 95, 13–25. Munson, J. A., McMahon, R. J., & Spieker, S. J. (2001). Structure and variability in the developmental trajectory of children’s externalizing problems: Impact of infant attachment, maternal depressive symptomatology, and child sex. Developmental Psychopathology, 13, 277–296. Murray, B. D., Anderson, M. C., & Kensinger, E. A. (2015). Older adults can suppress unwanted memories when given an appropriate strategy. Psychology and Aging, 30, 9–25. Navarro, O., Olivos, P., & Fleury-Bahi, G. (2017). „Connectedness to nature scale“: Validity and reliability in the French context. Frontiers in Psychology, 12, Art. 2180. https://doi.org/10.3389/fpsyg.2017.02180. Zugegriffen am 27.06.2018. Nili, U., Goldberg, H., Weizman, A., & Dudai, Y. (2010). Fear thou not: Activity of frontal and temporal circuits in moments of real-life courage. Neuron, 66, 949–562. Nourkova, V. V., & Vasilenko, D. A. (2017). On the advantage of autobiographical memory pliability: Implantation of positive self-defining memories reduces trait anxiety. Memory, 28, 1–13. O’Brien, D. J. (2011). Unconscious by any other name. Nature Review Neurosciences, 12, 302. Okado, Y., & Stark, C.  E. (2005). Neural activity during encoding predicts false memories created by misinformation. Learning and Memory, 12, 3–11. Otgaar, H., Scoboria, A., & Smeets, T. (2013). Experimentally evoking nonbelieved memories for childhood events. Journal of Experimental Psychology. Learning, Me­ mory, and Cognition, 39, 717–730. Pang, L. (2017). The training and creativity of professional chefs: Stoking the imagination in global gastronomic discourse. Appetite, 119, 48–53. Papagno, C. (2018). Memory deficits. Handbook of Clinical Neurology, 151, 377–393. Paz-Alonso, P. M., Ghetti, S., Matlen, B. J., Anderson, M. C., & Bunge, S. A. (2009). Memory suppression is an active process that improves over childhood. Frontiers in Human Neuroscience, 3, Art. 24.

250 

H. J. Markowitsch und M. M. Schreier

Paz-Alonso, P. M., Bunge, S. A., Anderson, M. C., & Ghetti, S. (2013). Strength of coupling within a mnemonic control network differentiates those who can and cannot suppress memory retrieval. Journal of Neuroscience, 33, 5017–5026. Pearce, E., Wlodarski, R., Machin, A., & Dunbar, R. I. M. (2017). Variation in the β-endorphin, oxytocin, and dopamine receptor genes is associated with different dimensions of human sociality. Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America, 114, 5300–5305. Perracini, M. R., Franco, M. R. C., Ricci, N. A., & Blake, C. (2017). Physical activity in older people – Case studies of how to make change happen. Best Practice and Research: Clinical Rheumatology, 31, 260–274. Pitman, R. K., Sanders, K. M., Zusman, R. M., Healy, A. R., Cheema, F., Lasko, N. B., Cahill, L., & Orr, S. P. (2002). Pilot study of secondary prevention of posttraumatic stress disorder with propranolol. Biological Psychiatry, 51, 189–192. Planck, M. (1990). Vom Wesen der Willensfreiheit. Frankfurt a. M.: Fischer Taschenbuch Verlag. Reddemann, L., & Dehner-Rau, C. (2012). Trauma heilen (4. Aufl.). Stuttgart: Trias. Reddemann, L., Markowitsch, H. J., & Piefke, M. (2002). Neurophysiologische Verfahren bei Behandlungen von Patientinnen und Patienten mit komplexen posttraumatischen Belastungsstörungen und deren klinische Implikationen. In D. Mattke, S. Büsing, G. Hertel & K. Schreiber-Willnow (Hrsg.), Störungsspezi­ fische Konzepte und Behandlung in der Psychosomatik (S. 74–92). Frankfurt: VAS. Reinders, A. A., Willemsen, A. T., Vos, H. P., den Boer, J. A., & Nijenhuis, E. R. (2012). Fact or factitious? A psychobiological study of authentic and simulated dissociative identity states. PLoS One, 7, e39279. Roediger, H. L., III, & McDermott, K. B. (1995). Creating false memories: Remembering words not presented in lists. Journal of Experimental Psychology: Learning, Memory, and Cognition, 21, 803–814. Romijn, H. (1997). About the origin of consciousness. A new, multidisciplinary perspective on the relationship between brain and mind. Proceedings van de Konink­ lijke Nederlandse Akademie van de Wetenschappen, 100, 181–267. Romijn, H. (2002). Are virtual photons the elementary carriers of consciousness. Journal of Consciousness Studies, 9, 61–81. Roth, G. (2001). Fühlen, Denken, Handeln. Frankfurt. a. M.: Suhrkamp. Roth, G. (2003). Aus Sicht des Gehirns. Frankfurt. a. M.: Suhrkamp. Sacchet, M. D., Levy, B. J., Hamilton, J. P., Maksimovskiy, A., Hertel, P. T., Joormann, J., Anderson, M. C., Wagner, A. D., & Gotlib, I. H. (2017). Cognitive and neural consequences of memory suppression in major depressive disorder. Cogni­ tive, Affective, & Behavioral Neuroscience, 17, 77–93. Salimpoor, V. N., van den Bosch, I., Kovacevic, N., McIntosh, A. R., Dagher, A., & Zatorre, R. J. (2013). Interactions between the nucleus accumbens and auditory cortices predict music reward value. Science, 340, 216–219.

  Psychische Neuroimplantate – Wie kann Lebensverbesserung … 

251

Salimpoor, V. N., Zald, D. H., Zatorre, R. J., Dagher, A., & McIntosh, A. R. (2015). Predictions and the brain: How musical sounds become rewarding. Trends in Cog­ nitive Science, 19, 86–91. Sánchez-Bernardos, M. L., & Avia, M. D. (2006). The relationship between fantasy proneness and schizotypy in adolescents. Journal of Nervous and Mental Disease, 194, 411–414. Schacter, D.  L. (1996). Searching for memory  – The brain, the mind, and the past. New York: Basic Books. Schacter, D. L., Norman, K. A., & Koutstaal, W. (1998). The cognitive neuroscience of constructive memory. Annual Reviews of Psychology, 49, 289–318. van Schie, K., Geraerts, E., & Anderson, M.  C. (2013). Emotional and non-­ emotional memories are suppressible under direct suppression instructions. Cog­ nition and Emotion, 27, 1122–1131. Schilling-Strack, U. (2012). Jeden Tag lügen wir 200 Mal – das hat auch sein Gutes. Der Westen 02.11.2012. https://www.derwesten.de/wochenende/jeden-tag-luegenwir-200-mal-das-hat-auch-sein-gutes-id7254703.html. Zugegriffen am 17.06.2014. Schmitt, D.  P. (2005). Sociosexuality from Argentina to Zimbabwe: A 48-nation study of sex, culture, and strategies of human mating. Behavioral and Brain Scien­ ces, 28, 247–311. Schmitz, T. W., Correia, M. M., Ferreira, C. S., Prescot, A. P., & Anderson, M. C. (2017). Hippocampal GABA enables inhibitory control over unwanted thoughts. Nature Communications, 8, 1311. https://doi.org/10.1038/s41467–017–00956-z. Zugegriffen am 27.06.2018. Schoenberg, P. L., & David, A. S. (2014). Biofeedback for psychiatric disorders: A systematic review. Applied Psychophysiology and Biofeedback, 39, 109–135. Scholey, A., & Owen, L. (2013). Effects of chocolate on cognitive function and mood: A systematic review. Nutrition Reviews, 71, 665–681. Schröder, J., & Pohlmann, M. (Hrsg.). (2012). Gesund altern. Individuelle und ge­ sellschaftliche Herausforderungen. Heidelberg: Universitäts Winter. Schulte-Rüther, M., Markowitsch, H. J., Fink, G. R., & Piefke, M. (2007). Mirror neuron and theory of mind mechanisms involved in face-to-face interactions: An fMRI approach to empathy. Journal of Cognitive Neuroscience, 19, 1354–1372. Schulte-Rüther, M., Greimell, E., Markowitsch, H.  J., Kamp-Becker, I., Remschmidt, H., Fink, G.  R., & Piefke, M. (2011). Dysfunctional brain networks supporting empathy in adults with autism spectrum disorder: An fMRI study. Social Neuroscience, 6, 1–21. Schupak, C., & Rosenthal, J. (2009). Excessive daydreaming: A case history and discussion of mind wandering and high fantasy proneness. Consciousness and Cogni­ tion, 18, 290–292. Scoboria, A., Wysman, L., & Otgaar, H. (2012). Credible suggestions affect false autobiographical beliefs. Memory, 20, 429–442.

252 

H. J. Markowitsch und M. M. Schreier

Scoboria, A., Wade, K. A., Lindsay, D. S., Azad, T., Strange, D., Ost, J., & Hyman, I. E. (2017). A mega-analysis of memory reports from eight peer-reviewed false memory implantation studies. Memory, 25, 146–163. Seibold, F. (ohne Jahr). Logisch-metaphysische Abhandlungen. Einheitlicher Denkfehler in drei philosophischen Grundproblemen. Mannheimer Texte Online. http://www.philoreal.de/websystem/beitraege/seibold/seibold00.pdf. Zugegriffen am 20.10.2015. Shapero, B. G., Black, S. K., Liu, R. T., Klugman, J., Bender, R. E., Abramson, L. Y., & Alloy, L. B. (2014). Stressful life events and depression symptoms: The effect of childhood emotional abuse on stress reactivity. Journal of Clinical Psychology, 70, 209–223. Shi, Z., Ma, Y., Wu, B., Wu, X., Wang, Y., & Han, S. (2016). Neural correlates of reflection on actual versus ideal self-discrepancy. NeuroImage, 124, 573–580. Siebert, M., Markowitsch, H. J., & Bartel, P. (2003). Amygdala, affect, and cognition: Evidence from ten patients with Urbach-Wiethe disease. Brain, 126, 2627–2637. Singer, W. (2003). Ein neues Menschenbild? Frankfurt. a. M.: Suhrkamp. Skodol, A. E., Siever, L. J., Livesley, W. J., Gunderson, J. G., Pfohl, B., & Widiger, T. A. (2002). The borderline diagnosis II: Biology, genetics, and clinical course. Biological Psychiatry, 51, 951–963. Skrzypińska, D., & Szmigielska, B. (2015). Dream-reality confusion in borderline personality disorder: A theoretical analysis. Frontiers in Psychology, 6, Art. 1393. https://doi.org/10.3389/fpsyg.2015.01393. Zugegriffen am 27.06.2016. Snyder, S.  H. (2002). Neurobiology: Serotonin sustains serenity. Nature, 416, 377–380. Sokolov, A. N., Pavlova, M. A., Klosterhalfen, S., & Enck, P. (2013). Chocolate and the brain: Neurobiological impact of cocoa flavanols on cognition and behavior. Neuroscience and Biobehavioral Reviews, 37, 2445–2453. Staniloiu, A., & Markowitsch, H.  J. (2010). Understanding psychogenic amnesia and psychiatric disorders as causes of dementia. Journal of General Medicine, 22, 41–49. Stead, H., & Bibby, P. A. (2017). Personality, fear of missing out and problematic internet use and their relationship to subjective well-being. Computers in Human Behavior, 76, 534–540. Stickgold, T., & Walker, M.  P. (2013). Sleep-dependent memory triage: Evolving generalization through selective processing. Nature Neuroscience, 16, 139–145. Stirn, A., Thiel, A., & Oddo, S. (Hrsg.). (2010). Body integrity identity disorder: Psy­ chological, neurobiological, ethical and legal apects. Lengerich: Pabst. Stix, G. (2009). Log-in ins Gehirn. Spektrum der Wissenschaft 27.03.2009. https:// www.spektrum.de/magazin/log-in-ins-gehirn/983267. Zugegriffen am 27.06.2010. Storbeck, J., & Clore, G. L. (2011). Affect influences false memories at encoding: Evidence from recognition data. Emotion, 11, 981–989.

  Psychische Neuroimplantate – Wie kann Lebensverbesserung … 

253

Straube, B. (2012). An overview of the neuro-cognitive processes involved in the encoding, consolidation, and retrieval of true and false memories. Behavioral and Brain Functions, 8, Art. 35. http://www.behavioralandbrainfunctions.com/content/8/1/35. Zugegriffen am 09.12.2013. Sun, J., Liu, Z., Rolls, E. T., Chen, Q., Yao, Y., Yang, W., Wei, D., Zhang, Q., Zhang, J., Feng, J., & Qiu, J. (2019). Verbal creativity correlates with the temporal variability of brain networks during the resting state. Cerebral Cortex, 29, 1047–1058. van Suntum, U. (2007). Warum gibt es nur so wenige Kinder? Erklär mir die Welt. Frankfurter Allg. http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftswissen/erklaermir-die-welt-67-warum-gibt-es-nur-so-wenige-kinder-1460492.html. Zugegriffen am 08.08.2018. Taipa, R., Pinho, J., & Malo-Pires, M. (2012). Clinico-pathological correlations of the most common degenerative dementias. Frontiers in Neurology, 3, Art. 68. https://doi.org/10.3389/fneur.2012.00068. Zugegriffen am 24.06.2014. Takeuchi, H., Taki, Y., Nouchi, R., Sekiguchi, A., Kotozaki, Y., Makoto Miyauchi, C., Yokoyama, R., Iizuka, K., Hashizume, H., Nakagawa, S., Kunitoki, K., Sassa, Y., & Kawashima, R. (2012). A voxel-based morphometry study of gray and white matter correlates of a need for uniqueness. NeuroImage, 63, 1119–1126. Takeuchi, H., Taki, Y., Nouchi, R., Hashizume, H., Sassa, Y., Sekiguchi, A., Kotozaki, Y., Nakagawa, S., Nagase, T., Miyauchi, C. M., & Kawashima, R. (2014). Anatomical correlates of quality of life: Evidence from voxel-based morphometry. Human Brain Mapping, 35, 1834–1846. Tarr, B., Launay, J., & Dunbar, R. I. (2014). Music and social bonding: „self-other“ merging and neurohormonal mechanisms. Frontiers in Psychology, 30, Art. 1096. https://doi.org/10.3389/fpsyg.2014.01096. Zugegriffen am 14.08.2015. Tik, M., Sladky, R., Luft, C. D. B., Willinger, D., Hoffmann, A., Banissy, M. J., Bhattacharya, J., & Windischberger, C. (2018). Ultra-high-field fMRI insights on insight: Neural correlates of the Aha!-moment. Human Brain Mapping, 39, 3241–3252. Tulving, E. (2002). Episodic memory: From mind to brain. Annual Reviews of Psycho­ logy, 53, 1–25. Tulving, E. (2005). Episodic memory and autonoesis: Uniquely human? In H.  S. Terrace & J. Metcalfe (Hrsg.), The missing link in cognition: Self-knowing conscious­ ness in man and animals (S. 3–56). New York: Oxford University Press. Ulmer-Yaniv, A., Avitsur, R., Kanat-Maymon, Y., Schneiderman, I., Zagoory-Sharon, O., & Feldman, R. (2016). Affiliation, reward, and immune biomarkers coalesce to support social synchrony during periods of bond formation in humans. Brain, Behavior and Immunology, 56, 130–139. Wade, K.  A., & Garry, M. (2005). Strategies for verifying false autobiographical memories. American Journal of Psychology, 118, 587–602.

254 

H. J. Markowitsch und M. M. Schreier

Wade, K. A., Garry, M., Read, J. D., & Lindsay, D. S. (2002). A picture is worth a thousand lies: Using false photographs to create false childhood memories. Psycho­ nomic Bulletin & Review, 9, 597–603. Wartberg, L., Kriston, L., Kammerl, R., Petersen, K. U., & Thomasius, R. (2015). Prevalence of pathological internet use in a representative German sample of adolescents: Results of a latent profile analysis. Psychopathology, 48, 25–30. Wegner, D.  M. (2002). The illusion of conscious will. Cambridge, MA: Bradford Books. Wegner, D.  M. (2003). The mind’s best trick: How we experience conscious will. Trends in Cognitive Science, 7, 65–69. Weinstein, Y., & Shanks, D. R. (2010). Rapid induction of false memory for pictures. Memory, 18, 533–542. Weinstein, D., Launay, J., Pearce, E., Dunbar, R. I., & Stewart, L. (2016). Group music performance causes elevated pain thresholds and social bonding in small and large groups of singers. Evolution and Human Behavior, 37, 152–158. Willander, J., & Larsson, M. (2006). Smell your way back to childhood: Autobiographical odor memory. Psychonomic Bulletin and Review, 13, 240–244. Wilson, B. M., Mickes, L., Stolarz-Fantino, S., Evrard, M., & Fantino, E. (2015). Increased false-memory susceptibility after mindfulness meditation. Psychological Science, 26, 1567–1573. Wolniewicz, C. A., Tiamiyu, M. F., Weeks, J. W., & Elhai, J. D. (2018). Problematic smartphone use and relations with negative affect, fear of missing out, and fear of negative and positive evaluation. Psychiatry Research, 262, 618–623. Wright, D. B., & Loftus, E. F. (1998). How misinformation alters memories. Journal of Experimental Child Psychology, 71, 155–164. Xue, H., Lu, K., & Hao, N. (2018). Cooperation makes two less-creative individuals turn into a highly-creative pair. NeuroImage, 172, 527–537. Yim, J. (2016). Therapeutic benefits of laughter in mental health: A theoretical review. Tohoku Journal of Experimental Medicine, 239, 243–249. Zatorre, R. J. (2015). Musical pleasure and reward: Mechanisms and dysfunction. Annals of the New York Academy of Sciences, 1337, 202–211. Zittlau, J. (2012). Die ganze Wahrheit über das Lügen. Welt 13.05.2012. https:// www.welt.de/gesundheit/psychologie/article106292192/Die-ganze-Wahrheit-ueber-das-Luegen.html. Zugegriffen am 13.02.2013.

7 Der Mensch zwischen Erinnerung und Bedürfnis

Menschen leben für sich und für Andere und vor allem von und durch andere Menschen. Wir spiegeln uns in Anderen und Andere vergleichen sich mit uns. Wie stark das Bedürfnis ist, sich Anderen mitzuteilen, wird seit Jahrtausenden an Mode und Kleidung deutlich, aber auch in hierarchischen Organisationen. Selbst da, wo Freizeit und Entspannung angesagt sein sollte, gibt es Hierarchien wie die Offiziere bei Motorradklubmitgliedern. Menschen suchen nach Vorbildern – dies machte die Massenhysterie beim Tod von Prinzessin Diana deutlich, aber zeigt sich auch im alltäglichen Leben durch die Bewunderung von Sportgrößen wie Fußballspielern, deren Trikots mit Namen nachgeahmt und zu allen Gelegenheiten getragen werden. Der Mensch braucht Vorbilder – für den einen ist es Helmut Schmidt, für die andere Alice Schwarzer. Meist werden dabei weniger deren rationales Verhalten und logisches Denkvermögen als deren Empathie, Sympathie und Ausstrahlung in den Vordergrund gestellt. Der Aufschwung des Bereiches der sozial-affektiven Neurowissenschaft zeigte sich in Gründungen entsprechender Gesellschaften weltweit und in Europa und in der Etablierung einer sehr erfolgreichen Zeitschrift vor rund einem Dutzend Jahren (Social, Cognitive and Affective Neuroscience). Die Entwicklung der Psychologie ging in den letzten Dekaden weg von rein behavioralen Ansichten und Beschreibungen zu einer kognitiv orientierten Psychologie und gegenwärtig hin zu einer kognitiv-affektiv orientierten Sichtweise. Dies gilt auch für moderne Therapieverfahren, die über kognitive Aspekte hinausgehen – das Achtsamkeitstraining ist ein Beispiel. Damit wird anerkannt, dass der Mensch sich realitätsgerecht nur integrativ im bio-­psycho-­sozialen

© Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2019 H. J. Markowitsch, M. M. Schreier, Reframing der Bedürfnisse, https://doi.org/10.1007/978-3-662-58265-7_7

255

256 

H. J. Markowitsch und M. M. Schreier

Kontext beschreiben und analysieren lässt (z.  B.  Welzer und Markowitsch 2005). Dies anerkennt auch die moderne Medizin (z. B. Grözinger und Conca 2015). Damit wird in der medizinisch-psychologischen Forschung – aber auch in der Allgemeingesellschaft – anerkannt, dass Individuen vielfältige Bedürfnisse haben, die sie befriedigen möchten, um sich selbst verwirklichen und körperlich wie geistig gesund leben zu können. Um dies zu können, sind Vergleiche nötig, und um diese wiederum für sich persönlich einordnen zu können, bedarf es unseres episodisch-autobiografischen Gedächtnisses, also unserer Erinnerungsfähigkeit an persönliche Ereignisse (Markowitsch 2012). Diese Erinnerungsfähigkeit ist – wie in Kap. 1 ausgeführt (vgl. z. B. Abb. 1.15) – zum einen regelhaft emotional besetzt, zum anderen zustandsabhängig und damit subjektiv und realitätsabgeändert. Aus Autobiografie wird Autofiktion (Wagner-Egelhaaf 2018). Es scheint einen evolutionären Vorteil zu geben, dass unser persönliches Gedächtnis nicht wie der Speicher eines Computers funktioniert. Hierfür spricht eine Reihe von Gesichtspunkten: Stereotyp Negatives immer wieder gleich zu erinnern, wäre vermutlich wie Flashbacks bei Patienten mit posttraumatischer Belastungsstörung  – es würde unsere psychische Gesundheit beeinträchtigen. Positives schleift sich ab; es mit der Zeit in verklärtem Licht zu erinnern hilft unserem psychischen Wohlbefinden. Außerdem wirken Mechanismen wie die in Kap. 2 dargelegte Reduktion der kognitiven Dissonanz, die uns Unstimmiges stimmig erscheinen lässt. Diese Mechanismen demonstrieren, dass es für unser Wohlbefinden (Homöostase, psychische Balance) wichtiger ist, ein subjektiv denn ein objektiv stimmiges Bild von uns zu haben.

Dies gilt umso mehr, je älter man wird. Altersabgeklärtheit ist nur eines der Stichworte, die darauf hindeuten, dass man im Alter ausgeglichener wird (Mather 2010). Zum Teil mag dies mit der zunehmenden körperlichen Eingeschränktheit und teilweise auch den geistigen Veränderungen zu tun haben, die im Alter zunehmend zu Tage treten (Mather 2010). Mather (2010) zeigt in ihrer Abb. 2 die Volumenabnahmen unterschiedlicher Kortexstrukturen in einem Fünfjahresintervall. Insbesondere der präfrontale Kortex und der Hippokampus nehmen dabei ab. Der präfrontale Kortex hat mit Übersicht, Handlungsplanung, Strategieentwicklung, Überwachung und exekutiven Funktionen zu tun, der Hippokampus in erster Linie mit Gedächtnis. Die Autorin weist hinsichtlich der Gedächtnisfunktion des Hippokampus auf die

  Der Mensch zwischen Erinnerung und Bedürfnis 

257

Arbeit von Van Petten (2004) hin, in der über die Lebensspanne hinweg Beziehungen zwischen Gedächtnis und Hippokampusvolumen untersucht wurde. Mather betonte auch, dass ein höheres kognitives Niveau über die Lebensspanne mit höherer Lebenszufriedenheit einhergeht. Immer wieder betont wird, dass Freizeit und emotionales Ausgleichsverhalten gerade in unseren Gesellschaften eine immer größere Bedeutung einnimmt. In der Studie von Lachmann und Mitarbeitern (2017) wurden hierzu Stichproben von teilweise mehr als 40.000 Menschen untersucht. Zufriedenheit mit Freizeitaktivitäten korrelierte in den europäischen Stichproben am stärksten mit Lebenszufriedenheit insgesamt. In die gleiche Richtung, nämlich, dass Zufriedenheit mit Freizeitvergnügungen mit subjektiver Lebenszufriedenheit einhergeht, deutete die Arbeit von Kuykendall et al. (2015) an. Personen mit höherer Lebenszufriedenheit rekrutierten in einer funktionellen Bildgebungsstudie eher Emotionen verarbeitende Hirnregionen als Personen mit niedriger Lebenszufriedenheit (Kim et al. 2016). Der rechte dorsomediale präfrontale Kortex scheint dabei wichtig, um unser emotionales Selbst zu steuern (Fossati et  al. 2003). Der dahinterliegende rechte rostrale anteriore cinguläre Kortex wiederum steuert Resilienzverhalten hinsichtlich Lebenszufriedenheit (Kong et al. 2015). Die heutige Gesellschaft hat das Stichwort der „Work-Life-Balance“ kreiert und meint damit Unterschiedliches, im Grunde aber wird damit der Wunsch nach einer Homöostase zwischen Arbeitswelt und Freizeit ausgedrückt. Freizeit wiederum ist der stärker emotional besetzte Teil des Lebens und damit derjenige, in dem wir unser Seelenleben weit mehr aufgehen lassen als in den Anteil der Arbeitswelt. Unsere Bedürfnisse nach einem ausgeglichenen, freudvollen Leben werden somit vor allem in unserer Freizeit – in der Familie, mit Freunden und Bekannten, auf Veranstaltungen und in der Natur verwirklicht. Hierzu ist notwendig, sich entsprechende Ziele zu setzen und diese auch zu verwirklichen. Psychische Neuroimplantate als eine neue wissenschaftliche Methode können hierfür Hilfestellung leisten. Und die Verfügbarkeit der elektronischen Medien erlaubt Jedermann einen einfachen Zugang zur Umsetzung. Die verantwortungsvolle Nutzung elektronischer Medien ist aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. eHealth, mHealth und Telemedizin werden beispielsweise in hoch entwickelten Gesellschaften ebenso wie in abgelegenen Stammesgemeinschaften erfolgreich eingesetzt (z. B. Khan et al. 2017; Zhao et al. 2018; Brunner et al. 2018; Nøhr et al. 2018). Rathbone und Mitarbeiter (2017) diskutierten in einer Metaanalyse die Rolle von Handy-Apps (mHealth) hinsichtlich kognitiver Verhaltenstherapie, wobei sich für die Mehrzahl der analysierten Studien eine positive Prä-/Post-Wirkung (= erfolgreicher Therapieeffekt) ergab. Einzelstudien unterstützen die positive Wirkung des

258 

H. J. Markowitsch und M. M. Schreier

Einsatzes von Smartphones für psychotherapeutische Verfahren (Mantani et al. 2017), zur Prävention von Schlaflosigkeit (Horsch et al. 2017), Alkoholmissbrauch (Dulin et al. 2014; Glass et al. 2017), Suizid (Andreasson et al. 2017), Depression (Kraft et  al. 2017), Schmerz (Sun et  al. 2017), Asthma (Britto et  al. 2017), Bluthochdruck (Bengtsson et  al. 2014; Omboni et  al. 2016; Hallberg et  al. 2016), Übergewicht (Oh et  al. 2015; Partridge et  al. 2015), Akne (Fabbrocini et al. 2014) oder Diabetes (Waki et al. 2014; Muralidharan et al. 2017). Für eine Übersicht zum psychiatrischen Bereich allgemein s. Chan et al. (2017). Weite Einsatzgebiete für Smartphones sind die Betreuung von Patienten mit Zustand nach Schädel-Hirn-Verletzungen (z. B. Groussard et al. 2018) oder Epilepsie (Lua und Neni 2013). Es ist deswegen mehr als konsequent, die Anwendung von Smartphones auch bei weniger schwerwiegenden, aber das Leben grundsätzlich verbessernden Maßnahmen vorzuschlagen. Dies nicht nur, um eine externe und prospektive („auf die Zukunft gerichtete“) Gedächtnishilfe zu haben (McDonald et al. 2011; Landsiedel und Gilbert 2015), sondern auch, um aktiv sein Leben neu zu gestalten und „umzuprogrammieren“. Menschen neu zu begegnen oder sie sich als Vorbilder zu imaginieren, oder seine Emotionen auszuleben, wofür unser Spiegelneuronensystem uns prädestiniert (Keysers et al. 2018), da es auch für die Bereiche von sozialer Kognition, Emotions- und Empathieverarbeitung zuständig ist (Jeon und Lee 2018) und hier eng verwoben interagierende Netzwerke auf Hirnebene engagiert (Arioli et al. 2018). Auch die Aufarbeitung der Kindheit und der Zeit als Kind (mentale Zeitreise; vgl. Kap. 2; „mind wandering“) lässt sich über Psychische Neuroimplantate nachholen und gegenwartsbezogen integrieren (zustandsabhängiges Erinnern; s.  Kap.  1) (Karapanagiotidis et  al. 2017; Mahr und Csibra 2018; Schurr et al. 2018). (Dies geschieht im therapeutischen Setting ähnlich auch bei psychia­trischen Patienten; s. z. B. Chen et al. 2017). Allgemeiner formuliert geht es um die Synchronisation von Emotion und Erinnerung (Markowitsch und Staniloiu 2011a). Gelingt diese von Kindheit an nicht, kann beispielsweise Alexithymie vorliegen (Matsumoto et al. 2006). Kommt es im späteren Leben zu einer Desynchronisation (Dissoziation), sind dissoziative Störungsbilder die Folge (z. B. Staniloiu und Markowitsch 2014; Staniloiu et al. 2018). Diese Beispiele zeigen, wie wichtig eine gesunde Integration emotionaler Erinnerungen für das psychische Wohlbefinden ist. Wir leben durch unsere Erinnerungen (Hering 1870; Markowitsch 2000; Markowitsch und Piefke 2002; Markowitsch und Staniloiu 2013; Piefke und Markowitsch 2008, 2010).

  Der Mensch zwischen Erinnerung und Bedürfnis 

259

Psychotherapie wird herangezogen, um blockierte Erinnerungen zurückzuholen. Es ist allerdings zu fragen, ob und inwieweit es sinnvoll und für den Betroffenen hilfreich ist, seine Erinnerungen wiederzuerlangen, oder ob es – zumindest für manche Personen  – nicht gesünder ist, statt zurückerlangter und meist negativ besetzter Erinnerungen sich selbst (oder möglicherweise auch mit Hilfe eines Therapeuten) neue, implantierte Erinnerungen zu generieren und diese für seine psychische Gesundheit einzusetzen. Wenn, wie bekannt ist (s. zustandsabhängiges Gedächtnis und Fehlerinnerungen), Erinnerungen ohnehin nur Konstrukte sind, deren Wahrheitsgehalt mal stärker, mal geringer ist, dann mag es gerade für psychisch belastete Menschen vorteilhaft sein, sich sozusagen eine eigene Erinnerungswelt zu schaffen und mit dieser ein integriertes, selbsterfülltes Leben zu führen. Herings (1870) Aussage (S. 12), dass das Gedächtnis Einzelphänomene zu einem Ganzen verbindet, was dem Menschen hilft, sich seiner bewusst zu sein, lässt sich auch dahingehend interpretieren, dass es primär wichtig ist, ein konsistentes Ich zu besitzen (Markowitsch 2003, 2013; Markowitsch und Staniloiu 2011b), und nicht ein Ich, das sich mit einer Vergangenheit abmüht, die es nicht wert ist, bewahrt zu werden. Die sozialpsychologische Beobachtung von der Reduktion der kognitiven Dissonanz (Fointiat und Pelt 2015) als dem Menschen in vielen Lebenslagen innewohnendes Prinzip, „Fünfe gerade sein zu lassen“, ist gerade in psychisch schwierigen Lebenslagen individual-evolutionär vorteilhaft (Ambiguitätstoleranz; Strout et al. 2018) und offensichtlich eher motivational denn kognitiv gesteuert (van den Bos und Hertwig 2017) und stärker im temporalen als im frontalen Kortex verankert (Blankenstein et al. 2017; Jarcho et al. 2001). Egan und Mitarbeiter (2007) zeigten in einer Studie an menschlichen Kindern und Affen, dass das Prinzip der Reduktion der kognitiven Dissonanz (vgl. die Ausführungen hierzu in Kap. 2) sich evolutionär offensichtlich schon früh herausgebildet hat. Menschliches Verhalten (oder allgemeiner Primatenverhalten) ist offensichtlich darauf hin ausgerichtet, sich selbst zu betrügen, um dadurch sein Leben (seine Homöostase) zu optimieren. Psychisch belastende Zustände und Verhaltensmuster können also auf ganz verschiedene Weise korrigiert werden, wobei die Selbstkorrektur durch Psychische Neuroimplantate eine allem Anschein nach günstige und erfolgversprechende Möglichkeit ist, die in Eigeninitiative und ohne Fremdhilfe (oder Fremdsuggestion) umsetzbar ist. Die App NIKU (Neuro-Implanted Knowledge Usability; www.niku.de) ist hierfür ein Beispiel. Bewusstsein zieht das Sein nach sich.

260 

H. J. Markowitsch und M. M. Schreier

Die Ziele von Psychischen Neuroimplantaten sind in der Infobox zusammengefasst. Die Ziele von Psychischen Neuroimplantaten • Eine psychische Unabhängigkeit des Menschen durch individuelles psychisches Wachstum zu erreichen, in Abgrenzung zu emotionaler Abhängigkeit, die oft Krankheiten mit sich bringt. Eine stabile Persönlichkeit hat mehr Wahlalternativen, ihr Leben gesund und erfolgreich zu gestalten. • Durch Psychische Neuroimplantate zu lernen, über sich reflektieren zu können; die Frage beantworten können, wer man ist und wer man sein will. • Für die Menschen, die ihre Bedürfnisse gestillt haben, gewinnt die soziale Umgebung und deren aktiver Aufbau an Bedeutung. Diese Menschen werden zu Vorbildern für andere. • Menschen sollen das für sie Menschenmögliche aus sich herausholen. • Carpe vitam!

Literatur Andreasson, K., Krogh, J., Bech, P., Frandsen, H., Buus, N., Stanley, B., Kerkhof, A., Nordentoft, M., & Erlangsen, A. (2017). MYPLAN-mobile phone application to anage crisis of persons at risk of suicide: Study protocol for a randomized controlled trial. Trials, 18, Art. 171. https://doi.org/10.1186/s13063–017–1876–9. ­Zugegriffen am 22.06.2018. Arioli, M., Perani, D., Cappa, S., Proverbio, A. M., Zani, A., Falini, A., & Canessa, N. (2018). Affective and cooperative social interactions modulate effective connectivity within and between the mirror and mentalizing systems. Human Brain Mapping, 39, 1412–1427. Bengtsson, U., Kasperowski, D., Ring, L., & Kjellgren, K. (2014). Developing an interactive mobile phone self-report system for self-management of hypertension. Part 1: Patient and professional perspectives. Blood Pressure, 23, 288–295. Blankenstein, N.  E., Peper, J.  S., Crone, E.  A., & van Duijvenvoorde, A.  C. K. (2017). Neural mechanisms underlying risk and ambiguity attitudes. Journal of Cognitive Neuroscience, 29, 1845–1859. van den Bos, W., & Hertwig R. (2017). Adolescents display distinctive tolerance to ambiguity and to uncertainty during risky decision making. Science Reports, 7 Art. 40962. https://doi.org/10.1038/srep40962. Zugegriffen am 16.02.2018. Britto, M. T., Rohan, J. M., Dodds, C. M., & Byczkowski, T. L. (2017). A randomized trial of user-controlled text messaging to improve asthma outcomes: A pilot study. Clinical Pediatrics (Phila), 56, 1336–1344. Brunner, M., McGregor, D., Keep, M., Janssen, A., Spallek, H., Quinn, D., Jones, A., Tseris, E., Yeung, W., Togher, L., Solman, A., & Shaw, T. (2018). An eHealth capabilities framework for graduates and health professionals: Mixed-methods study. Journal of Medical Internet Research, 20, e10229. https://doi.org/10.2196/10229. Zugegriffen am 22.06.2018.

  Der Mensch zwischen Erinnerung und Bedürfnis 

261

Chan, S., Godwin, H., Gonzalez, A., Yellowlees, P. M., & Hilty, D. M. (2017). Review of use and integration of mobile apps into psychiatric treatments. Current Psychiatry Reports, 19, Art. 96. https://doi.org/10.1007/s11920–017–0848–9. Zugegriffen am 22.06.2018. Chen, G. F., Liu, L. L., Cui, J. F., Chen, T., Qin, X. J., Gan, J. C., Bi, B., Neumann, D. L., Shum, D. H. K., Wang, Y., & Chan, R. C. K. (2017). Life review therapy enhances mental time travel in patients with schizophrenia. Psychiatry Research, 258, 145–152. Dulin, P. L., Gonzalez, V. M., & Campbell, K. (2014). Results of a pilot test of a self-administered smartphone-based treatment system for alcohol use disorders: Usability and early outcomes. Substance Abuse, 35, 168–175. Egan, L. C., Santos, L. R., & Bloom, P. (2007). The origins of cognitive dissonance: Evidence from children and monkeys. Psychological Science, 18, 978–983. Fabbrocini, G., Izzo, R., Donnarumma, M., Marasca, C., & Monfrecola, G. (2014). Acne smart club: An educational program for patients with acne. Dermatology, 229, 136–140. Fointiat, V., & Pelt, A. (2015). Do I know what I’m doing? Cognitive dissonance and action identification theory. Spanish Journal of Psychology, 18, E97. https://doi. org/10.1017/sjp.2015.93. Zugegriffen am 09.06.2017. Fossati, P., Hevenor, S. J., Graham, S. J., Grady, C., Keightley, M. L., Craik, F., & Mayberg, H. (2003). In search of the emotional self: An fMRI study using positive and negative emotional words. American Journal of Psychiatry, 160, 1938–1945. Glass, J. E., McKay, J. R., Gustafson, D. H., Kornfield, R., Rathouz, P. J., McTavish, F. M., Atwood, A. K., Isham, A., Quanbeck, A., & Shah, D. (2017). Treatment seeking as a mechanism of change in a randomized controlled trial of a mobile health intervention to support recovery from alcohol use disorders. Journal of Substance Abuse Treatment, 77, 57–66. Groussard, P. Y., Pigot, H., & Giroux, S. (2018). From conception to evaluation of mobile services for people with head injury: A participatory design perspective. Neuropsychological Rehabilitation, 28, 667–688. Grözinger, M., & Conca, A. (2015). Correspondence (letter to the editor): Bio-­ psycho-­social aspects of an overall treatment plan. Deutsches Ärzteblatt International, 112, 419. Hallberg, I., Ranerup, A., & Kjellgren, K. (2016). Supporting the self-management of hypertension: Patients’ experiences of using a mobile phone-based system. Journal of Human Hypertension, 30, 141–146. Hering, E. (1870). Ueber das Gedächtnis als eine allgemeine Funktion der organisierten Materie. Vortrag gehalten in der feierlichen Sitzung der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien am XXX.  Mai MDCCCLXX. Leipzig: Akademische Verlagsgesellschaft. Horsch, C.  H., Lancee, J., Griffioen-Both, F., Spruit, S., Fitrianie, S., Neerincx, M. A., Beun, R. J., & Brinkman, W. P. (2017). Mobile phone-delivered cognitive behavioral therapy for insomnia: A randomized waitlist controlled trial. Journal of Medical Internet Research, 19, e70. https://doi.org/10.2196/jmir.6524. Zugegriffen am 24.05.2018.

262 

H. J. Markowitsch und M. M. Schreier

Jarcho, J.  M., Berkman, E.  T., & Lieberman, M.  D. (2001). The neural basis of ­rationalization: Cognitive dissonance reduction during decision-making. Social Cognitive and Affective Neuroscience, 6, 460–467. Jeon, H., & Lee, S. H. (2018). From neurons to social beings: Short review of the mirror neuron system research and its socio-psychological and psychiatric implications. Clinical Psychopharmacology and Neuroscience, 16, 18–31. Karapanagiotidis, T., Bernhardt, B. C., Jefferies, E., & Smallwood, J. (2017). Tracking thoughts: Exploring the neural architecture of mental time travel during mind-­wandering. NeuroImage, 147, 272–281. Keysers, C., Paracampo, R., & Gazzola, V. (2018). What neuromodulation and ­lesion studies tell us about the function of the mirror neuron system and embodied cognition. Current Opinion in Psychology, 24, 35–40. Khan, I., Ndubuka, N., Stewart, K., McKinney, V., & Mendez, I. (2017). The use of technology to improve health care to Saskatchewan’s First Nations communities. Canada Communicable Disease Report, 43, 120–124. Kim, E. J., Kyeong, S., Cho, S. W., Chun, J. W., Park, H. J., Kim, J., Kim, J., Dolan, R. J., & Kim, J. J. (2016). Happier people show greater neural connectivity during negative self-referential processing. PLoS One, 11, e0149554. https://doi. org/10.1371/journal.pone.0149554. Zugegriffen am 12.11.2017. Kong, F., Wang, X., Hu, S., & Liu, J. (2015). Neural correlates of psychological resilience and their relation to life satisfaction in a sample of healthy young adults. NeuroImage, 123, 165–172. Kraft, S., Wolf, M., Klein, T., Becker, T., Bauer, S., & Puschner, B. (2017). Text message feedback to support mindfulness practice in people with depressive symptoms: A pilot randomized controlled trial. JMIR mhealth and uhealth, 5, e59. https://doi.org/10.2196/mhealth.709. Zugegriffen am 24.06.2018. Kuykendall, L., Tay, L., & Ng, V. (2015). Leisure engagement and subjective well-­ being: A meta-analysis. Psychological Bulletin, 141, 364–403. Lachmann, B., Sariyska, R., Kannen, C., Błaszkiewicz, K., Trendafilov, B., Andone, I., Eibes, M., Markowetz, A., Li, M., Kendrick, K. M., & Montag, C. (2017). Contributing to overall life satisfaction: Personality traits versus life satisfaction variables revisited  – Is replication impossible? Behavioral Sciences (Basel), 8, 1. https://doi.org/10.3390/bs8010001. Zugegriffen am 18.06.2018. Landsiedel, J., & Gilbert, S. J. (2015). Creating external reminders for delayed intentions: Dissociable influence on „task-positive“ and „task-negative“ brain networks. NeuroImage, 104, 231–240. Lua, P. L., & Neni, W. S. (2013). Health-related quality of life improvement via telemedicine for epilepsy: Printed versus SMS-based education intervention. Quality of Life Research, 22, 2123–2132. Mahr, J.  B., & Csibra, G. (2018). What is it to remember? Behavioral and Brain Sciences, 41. https://doi.org/10.1017/S0140525X17001959. Zugegriffen am 11.02.2018. Mantani, A., Kato, T., Furukawa, T. A., Horikoshi, M., Imai, H., Hiroe, T., Chino, B., Funayama, T., Yonemoto, N., Zhou, Q., & Kawanishi, N. (2017). Smart-

  Der Mensch zwischen Erinnerung und Bedürfnis 

263

phone cognitive behavioral therapy as an adjunct to pharmacotherapy for refractory depression: Randomized controlled trial. Journal of Medical Internet Research, 19, e373. https://doi.org/10.2196/jmir.8602. Zugegriffen am 28.04.2018. Markowitsch, H. J. (2000). Die Anfälligkeit autobiographischer Erinnerung gegenüber Stress: eine neuropsychologische Perspektive. In M.  Neumann (Hrsg.), ­Erzählte Identitäten (S. 215–229). München: Wilhelm Fink Verlag. Markowitsch, H. J. (2003). Autonoëtic consciousness. In A. S. David & T. Kircher (Hrsg.), The self in neuroscience and psychiatry (S. 180–196). Cambridge: Cambridge University Press. Markowitsch, H. J. (2012). Tras la huella de la memoria, la neurofisiologia de la memoria autobiografica. In F. Schmidt-Welle (Hrsg.), Culturas de la memoria. Teoria, historia y praxi simbólica (S. 13–31). Mexico, D. F.: Siglo XXI. Markowitsch, H.  J. (2013). Memory and self  – Neuroscientific landscapes. ISRN Neuroscience, Art. ID 176027, 26 S. https://doi.org/10.1155/2013/176027. Markowitsch, H. J., & Piefke, M. P. (2002). Umwelt-induzierte Gedächtnisstörungen: Neuronale Korrelate für die Auswirkung von Stressauf die Erinnerung. In H. M. Müller & G. Rickheit (Hrsg.), Neurokognition der Sprache (S. 299–318). Tübingen: Stauffenberg. Markowitsch, H. J., & Staniloiu, A. (2011a). Amygdala in action: Relaying biological and social significance to autobiographic memory. Neuropsychologia, 49, 718–733. Markowitsch, H.  J., & Staniloiu, A. (2011b). Memory, autonoetic consciousness, and the self. Consciousness and Cognition, 20, 16–39. Markowitsch, H. J., & Staniloiu, A. (2013). Die verschollene Erinnerung: Wechselspiel zwischen Vorstellung und Wirklichkeit im traumatischen Erleben. In A. Assmann (Hrsg.), Traumata in der Kunst. Konstanz: Universitätsverlag. Mather, M. (2010). Aging and cognition. Wiley Interdisciplinary Reviews: Cognitive Sciences, 1, 346–362. Matsumoto, A., Ichikawa, Y., Kanayama, N., Ohira, H., & Iidaka, T. (2006). Gamma band activity and its synchronization reflect the dysfunctional emotional processing in alexithymic persons. Psychophysiology, 43, 533–540. McDonald, A., Haslam, C., Yates, P., Gurr, B., Leeder, G., & Sayers, A. (2011). Google Calendar: A new memory aid to compensate for prospective memory deficits following acquired brain injury. Neuropsychological Rehabilitation, 21, 784–807. Muralidharan, S., Mohan, V., Anjana, R. M., Jena, S., Tandon, N., Allender, S., & Ranjani, H. (2017). Mobile health technology (mDiab) for the prevention of type 2 diabetes: Protocol for a randomized controlled trial. JIMR Research Protocols, 6, e242. https://doi.org/10.2196/resprot.86. Zugegriffen am 23.05.2018. Nøhr, C., Koch, S., Vimarlund, V., Gilstad, H., Faxvaag, A., Hardardottir, G. A., Andreassen, H. K., Kangas, M., Reponen, J., Bertelsen, P., Villumsen, S., & Hyppönen, H. (2018). Monitoring and benchmarking eHealth in the Nordic countries. Studies in Health Technology and Informatics, 247, 86–90. Oh, B., Cho, B., Han, M. K., Choi, H., Lee, M. N., Kang, H. C., Lee, C. H., Yun, H., & Kim, Y. (2015). The effectiveness of mobile phone-based care for weight control

264 

H. J. Markowitsch und M. M. Schreier

in metabolic syndrome patients: Randomized controlled trial. JIMR mHealth uHealth, 3, e83. https://doi.org/10.2196/mhealth.4222. Zugegriffen am 07.09.2017. Omboni, S., Caserini, M., & Coronetti, C. (2016). Telemedicine and m-Health in hypertension management: Technologies, applications and clinical evidence. High Blood Pressure and Cardiovascular Prevention, 23, 187–196. Partridge, S. R., McGeechan, K., Hebden, L., Balestracci, K., Wong, A. T., Denney-­ Wilson, E., Harris, M. F., Phongsavan, P., Bauman, A., & Allman-Farinelli, M. (2015). Effectiveness of a mHealth lifestyle program with telephone support (TXT2BFiT) to prevent unhealthy weight gain in young adults: Randomized controlled trial. Journal of Medical Internet Research mHealth uHealth, 3, e66. https://doi.org/10.2196/mhealth.4530. Zugegriffen am 23.04.2018. Piefke, M., & Markowitsch, H. J. (2008). Bewusstsein und Gedächtnis: Die Bedeutung der Kohärenz und Konsistenz von Erinnerungen. In D.  Ganten, V.  Ger­ hardt & J.  Nida-Rümelin (Hrsg.), Zur Stellung des Menschen in der Natur (S. 135–160). Berlin: De Gruyter. Piefke, M., & Markowitsch, H. J. (2010). Grundlagen des Erinnerns. In C. Gudehus, A. Eichenberg & H. Welzer (Hrsg.), Gedächtnis und Erinnerung (S. 11–77). Stuttgart: J.B. Metzler. Rathbone, A. L., Clarry, L., & Prescott, J. (2017). Assessing the efficacy of mobile health apps using the basic principles of cognitive behavioral therapy: Systematic review. Journal of Medical Internet Research, 19, e399. https://doi.org/10.2196/ jmir.8598. Zugegriffen am 29.06.2018. Schurr, R., Nitzan, M., Eliahou, R., Spinelli, L., Seeck, M., Blanke, O., & Arzy, S. (2018). Temporal dissociation of neocortical and hippocampal contributions to mental time travel using intracranial recordings in humans. Frontiers in Computational Neuroscience, 12, Art. 11. https://doi.org/10.3389/fncom.2018.00011. Zugegriffen am 04.07.2018. Staniloiu, A., & Markowitsch, H. J. (2014). Dissociative amnesia. Lancet Psychiatry, 1, 226–241. Staniloiu, A., Markowitsch, H. J., & Kordon, A. (2018). Psychological causes of amnesia: A study of 28 cases. Neuropsychologia, 110, 134–147. Strout, T. D., Hillen, M., Gutheil, C., Anderson, E., Hutchinson, R., Ward, H., Kay, H., Mills, G. J., & Han, P. K. J. (2018). Tolerance of uncertainty: A systematic review of health and healthcare-related outcomes. Patient Education and Counseling, 101, 1518–1537. Sun, Y., Jiang, F., Gu, J. J., Wang, Y. K., Hua, H., Li, J., Cheng, Z., Liao, Z., Huang, Q., Hu, W., & Ding, G. (2017). Development and testing of an intelligent pain management system (IPMS) on mobile phones through a randomized trial among Chinese cancer patients: A new approach in cancer pain management. Journal of Medical Internet Research mHealth uHealth, 5, e108. https://doi.org/10.2196/ mhealth.7178. Zugegriffen am 04.01.2018.

  Der Mensch zwischen Erinnerung und Bedürfnis 

265

Van Petten, C. (2004). Relationship between hippocampal volume and memory ­ability in healthy individuals across the lifespan: Review and meta-analysis. Neuropsychologia, 42, 1394–1413. Wagner-Egelhaaf, M. (2018). Handbook autobiography/autofiction (3 Bde.). Berlin: de Gruyter Waki, K., Fujita, H., Uchimura, Y., Omae, K., Aramaki, E., Kato, S., Lee, H., ­Kobayashi, H., Kadowaki, T., & Ohe, K. (2014). DialBetics: A novel smartphone-­ based self-management support system for type 2 diabetes patients. Journal of Diabetes Science and Technology, 8, 209–215. Welzer, H., & Markowitsch, H.  J. (2005). Towards a bio-psycho-social model of autobiographical memory. Memory, 13, 63–78. Zhao, X., Yang, B., & Wong, C. W. (2018). Analyzing trend for U.S. immigrants’ e-Health engagement from 2008 to 2013. Health Communication, 1–11. https:// doi.org/10.1080/10410236.2018.1475999. Zugegriffen am 03.08.2018.

Stichwortverzeichnis

A

B

Abruf von Information 208, 212 Abspeicherung von Information 208 Achtsamkeitstraining 174 internetbasiertes 195 Agnosie 167 Aktivität. körperliche 134 Altersabgeklärtheit 256 Alzheimer, Morbus 10 Abflachung, emotionale 137 Ambiguitätstoleranz 259 Amnesie 67 dissoziative 14, 168 Amygdala 26 Anatomie 15, 73 Belastungsstörung, posttraumatische 13 Emotion 93 Fehlerinnern 73 Urbach-Wiethe Krankheit 93 Androgen 55 Autonomiestreben 171 Axon 4

Belastungsstörung, posttraumatische 13 Bindungsverhalten 25, 130 Liebe 149 Mutter-Kind-Bindung 130 Teilhabe am Leben 233 Blockadesyndrom, mnestisches 14, 79 Definition 68 Body Integrity Identity Disorder (BILD) 136 Broca-Region 96 C

Cingulotomie, anteriore 95 Cognitive-Experiential Self-Theory (CEST) nach Epstein 22 Coping-Strategie 10 D

Deese-Roediger-McDermottParadigma 77 default mode network 34, 235

© Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2019 H. J. Markowitsch, M. M. Schreier, Reframing der Bedürfnisse, https://doi.org/10.1007/978-3-662-58265-7

267

268 Stichwortverzeichnis

Demenz Alzheimer, Morbus 10 digitale (sogenannte) 62 Dendrit 4 Determinismus 226 Digitalisierung 194 eHealth 257 Handy-App, therapeutisch genutzte 257 Internetabhängigkeit 62, 195, 228 Internet als Kommunikations­ möglichkeit 193 Selbsttherapie, internetbasierte 227 Suchmaschine 64 Therapie, internetbasierte 220 Wissenserwerb, internetbasierter 64, 193 Dimorphismus, sexueller 54 Disinhibition 86 Dissonanz, kognitive 259 Dissoziative Amnesie 168 Dissoziative Identitätsstörung 168 Dopamin 32, 150 E

eHealth 257 Emotion Abflachung im Alter 137 Bindungsverhalten 25, 130 Emotionserkennung 93 Empathie 21 Gehirnareale, betroffene 33, 93 Gehirnhemispähre 61 Grundemotionen 58 Mitgefühl 21 Training 134 Empathie 21 Endorphin 32 Enkodierung 209 Entscheidungsfindung 29 Entscheidungsverhalten 29 Entwicklung, menschliche 2 Aktivität, körperliche 134 emotionale 25, 130, 134

kognitive 19 Umweltreize 225 Vernachlässigung im Kindesalter 5, 8, 130 Epigenetik 6, 38 Epstein, Cognitive-Experiential Self-Theory (CEST) nach 22 Erinnern 11. Siehe auch Gedächtnis Amnesie, dissoziative 14 Blitzlichterinnerung (flashbulb memory) 71 Blockadesyndrom, mnestisches 14, 68, 79 blockierte 259 Dissonanz, kognitive 68 Dynamik 83 Erinnerungsimplantation 206 Erinnerungsveränderung 207 Fehleinspeicherung 210 Fehlerinnerung 66, 69, 207 Gehirnareale, betroffene 28 Grundbedürfnisse, menschliche 255 Hypermnesie, Hyperthymesie, Savant-Syndrom 80 Interferenz, retroaktive 211 Kryptomnesie 79 Neuroimplantat, psychisches 228 Pseudoreminiszenz 69 Rekognition, falsche 77 Repression 78 Schlaf 161 Suppression 78 Vergessen, induziertes 214 zustandsabhängiges 11 F

Fantasie 229 Fehlerinnerung 66, 207 Deese-Roediger-McDermott-­ Paradigma 210 Gehirnregion, betroffene 210 Stress 69 Fortpflanzung 238 Freizeitgestaltung 159

 Stichwortverzeichnis  G

Gedächtnis 67. Siehe auch Erinnern Abruf von Information 208, 212 Abspeicherung von Information 208 Amnesie 67 Amnesie, dissoziative 168 Arbeitsgedächtnis 78 Dynamik 83 Erinnerungsveränderung 207 Fehleinspeicherung 210 Gedächtnisimplantate 227 Gedächtnisunterdrückung bei psychiatrischen Krankheiten 215 Grundbedürfnisse, menschliche 255 Hypermnesie, Hyperthymesie, Savant-Syndrom 80 Interferenz, retroaktive 211 Intrusion 77 Konsolidierung von Information 211 Kurzzeitgedächtnis 153 Langzeitgedächtnis 153 Schlaf 160, 161, 211 Störung 67 Trainingsmethoden 155 Vergessen 153 Vergessen, induziertes 214 Gehirn Amygdala 93 (Siehe auch dort) Anatomie 4, 16 Areale mit spezifischer emotionaler Funktion 33 Bindungsverhalten 26 default mode network 34 Evolutionsgenetik 3 Fehlerinnerung 69, 210 Frau 56 Geschlechtsunterschiede 55 Glukosestoffwechsel 17 hedonistischer Hirnkreislauf 33 Hemisphäre 61

269

Hirnentropie 156 Inselregion 133 Intelligenz 133 Kreativität 236 Liebe, Zuwendung 231 Lobotomie des Stirnhirns 90 Mann 56 Moria (Witzelsucht) 86 Orientierung, sexuelle 57 Persönlichkeitsveränderung bei Tumorerkrankung 87 Plastizität 3 Resting-State-Netzwerk 151 soziales 93 sozioökumenischer Status 132 Sprachregion 96 Stirnhirn 87 (Siehe auch dort) Stress 32 Tiefenhirnstimulation 223 Vernachlässigung im Kindesalter 5, 8, 130 Volumen 3, 52 Volumenänderung durch Training 16 Gelassenheit 159 Genderforschung 54 Genexpression 7 Geschlechterrolle 54 Gesichtsverarbeitung 93 Gesundheit, körperliche 171, 238 Grooming 130 Großhirnrinde 16 Grundbedürfnisse, menschliche 150, 228 Bindung 25, 130 Erinnern 255 Gesundheit, körperliche 238 Identität 236 Lernen 152, 231 Liebe 149, 230 Maslow’sche Pyramide 228 posttraumatische 216 Zuwendung 149, 230 Grundbedürfnisse, psychologische 25

270 Stichwortverzeichnis H

K

Handy-App, therapeutisch genutzte 257 Hebb’sche Lernregel 231 Hierarchie, gesellschaftliche 53 Hippokampus Alter, höheres 256 Anatomie 15 Funktion 15, 256 Homöostase Balance, psychische 51 Bewältigung einer Traumatisierung 218 Definition 1 Gehirnareale, betroffene 34 Work-Life-Balance 257 Homosexualität 57 Hormon Bindungshormon 27 Glückshormon 32, 234 Sexualhormon 55 Stresshormon 12, 161 Hypermnesie 80 Hyperthymesie 80 Hypothalamus 15

Kognition Dissonanz, kognitive 68 Gehirnhemispähre 61 Kreativität 162 Konfabulation 68, 76 Konsolidierung von Information 211 Kontrollmechanismus 28 Korsakow-Syndrom 77 Kortex Alter, höheres 256 cingulärer 15 Funktion 256 orbitofrontaler 15 präfrontaler 15 prägenualer 15 retrosplenialer 15 Kreativität 162, 236 Kryptomnesie 79 Kurzzeitgedächtnis 153

I

Identität 236 menschliche 166 Identitätsstörung, dissoziative 168 Imagination 65 Individuation 2 Informationsverarbeitung System, analytisch-rationales 22 System, intuitiv-­ erfahrungsgesteuertes 22 Intelligenz 133, 157 emotionale 230 Interferenz, retroaktive 211 Internet 64. Siehe auch Digitalisierung Intrusion 68 Isolierung, soziale 157

L

Lamarckismus 7 Langzeitgedächtnis 153 Lebenszufriedenheit 139 Lernen 152 Gedächtnistraining 155 Hebb’sche Lernregel 231 Imitations-/Beobachtungslernen 65 Imitationslernen 59 Neuroimplantat, psychisches 230 Schlaf 160, 211 unbewusstes 154 Wissenserwerb, internetbasierter 64, 193, 194 Liebe 149 Grundbedürfnis, menschliches 230 mütterliche 150 romantische 149 Lügen 68, 72 Gehirnareal, betroffenes 73 Häufigkeit 224

 Stichwortverzeichnis 

Lügendetektion 73 Notlüge 224 Lustgewinn 31

O

M

P

Marker-Hypothese, somatische 84 Maslow’sche Bedürfnispyramide 228 Medien elektronische 193 soziale 193 Mitgefühl 21 Moria (Witzelsucht) 86, 152 Musik 234 Mut 170, 237 Mutter-Kind-Beziehung 26 Mutter-Kind-Bindung 130 N

Nervenzelle 1. Siehe auch Neuron Neugier 156 Neuroimplantat, physisch-­ mechanisches (Tiefenhirnstimulation) 223 Neuroimplantat, psychisches 65 Anwendung, praktische 213 bewusstes Einsetzen 139 Definition 65 Erinnerungsimplantation 205, 228, 259 ethische Aspekte 223 Gedächtnisimplantate 227 Risiken 223 Stimmungsverbesserung 216 Ziele 260 Neuro-Implanted Knowledge Usability 218 Neuron 5 Anatomie 5 Neurogenese 3, 20 Verbindungselemente 20 NIKU 218

271

Orientierung, sexuelle 57 Oxytozin 8, 27, 235

Paarungsverhalten 54 Parkinson, Morbus 223 Persönlichkeit, multiple 167 Praecuneus 15 Pseudoreminiszenz 69 Psychochirurgie 88 Psychologie, kognititv orientierte 255 Psychotherapie Erinnerung, blockierte 259 R

Reflex 4 Regression, infantile 217, 223 Rekognition, falsche 77 Repression 78 Resilienzphänomen 131 S

Savant-Syndrom 81 Schizophrenie 4 Stirnhirn 88 Schlaf 160, 211 Selbstwertgefühl 28, 231 Sexualhormon Testosteron 55 Sexualität 238 Soziale Isolierung 157 Soziale Medien 193 Spiegelneuronensystem 59 Spielen 159 Stirnhirn 18, 34 Anatomie 15 Aufgaben 69 Entfernung 90 Läsion 86 Lobotomie 90

272 Stichwortverzeichnis

Persönlichkeitsveränderung bei Tumorerkrankung 87 Psychochirurgie 88 Schädigung, traumatische 75, 85 Schizophrenie 88 Sozialverhalten 87 Suchtverhalten 63 Stress 9, 32 Fehlerinnerung 69 Gedächtnis 161 Gedächtnisabrufprobleme 213 Hirnareale, betroffene 32 Wohlstand, materieller 173 Stresshormon 12 Striatum 15 Suchmaschine 64 Suppression 78 Synästhetik 81 Synapse 5 T

Entwicklung, menschliche 225 Gedächtnis 83 Gehirnplastizität 134 Identität, menschliche 170 Medien, elektronische 193 Unlustvermeidung 31 Urbach-Wiethe Krankheit 93 V

Vasopressin 8, 27, 235 Vererbungslehre 6 Vergessen 153 induziertes 214 Repression 215 Schlaf 161 Suppression 215 Verhaltenstherapie, kognitive 24, 257 Vernachlässigung im Kindesalter 5, 8, 25, 26, 130 Von-Economo-Neuron 133

Teamgeist 53 Testosteron 55 Theory of Mind 95 Theory-of-Mind-Modul 59 Therapie, kognitiv-behaviorale 17 Tiefenhirnstimulation 223 Traumatisierung, psychische 217 Schritte zur Bewältigung 218 Triebsteuerung 31 Triebverarbeitung 27

Web-basierte Therapien 195 Wernicke-Areal 96 Wissbegierde 156 Wohlbefinden 129 Neuroimplantate bewusst einsetzen 139 Wohlstand, materieller 172, 239

U

Z

Umweltreiz 2, 9 Aktivität, körperliche 134 Bindungsverhalten 25, 130

Zuwendung, menschliche 149 Grundbedürfnis, menschliches 230

W