Reallexikon der deutschen Literaturgeschichte: Band 1 A - K [2. Aufl. Reprint 2020] 9783112312308, 9783112301227

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Reallexikon der deutschen Literaturgeschichte: Band 1 A - K [2. Aufl. Reprint 2020]
 9783112312308, 9783112301227

Table of contents :
Vorwort der ersten Auflage
Zur zweiten Auflage
Textabkürzungen
Abkürzungen
A
B
C
D
E
F
G
H
I
J
K

Citation preview

R E A L L E X I K O N DER D E U T S C H E N LITERATURGESCHICHTE ERSTER BAND

REALLEXIKON DER DEUTSCHEN LITERATURGESCHICHTE BEGRÜNDET VON PAUL MERKER UND WOLFGANG STAMMLER ZWEITE AUFLAGE NEU

B E A R B E I T E T U N D UNTER REDAKTIONELLER MITARBEIT VON KLAUS KANZOG SOWIE MITWIRKUNG ZAHLREICHER HERAUSGEGEBEN

FACHGELEHRTER

VON

W E R N E R K O H L S C H M I D T UND WOLFGANG M O H R

ERSTER B A N D A—K

BERLIN

WALTER

DE G R U Y T E R

1958

& CO. / B E R L I N

W 35

V O R M A L S G . J . G Ö S C H E N ' S C H E VE R L A G S H A N D L U N G - J. G U T T E N T A G , V E R L A G S BUCHHANDLUNG • G E O R G R E I M E R

• K A R L J. T R Ü B N E R - V E I T & C O M P .

Die Einzellieferungen, aus denen sich dieser Band zusammensetzt, erschienen in den Jahren 1955 bis 1958.

Archiv-Nummer 45 1158 Printed in Germany Copyright 1958 by Walter de Gruyter & Co., Berlin. Alle Rechte des Nachdrucks, der photomechanischen Wiedergabe, der Herstellung von Photokopien u n d Mikrofilmen, auch auszugsweise, vorbehalten. Gesamtherstellung: T h o r m a n n & Go et ach, Berlin

Vorwort der ersten Auflage Es liegt im Wesen der deutschen wie jeder anderen Literaturgeschichte, daß sie zunächst individualistisch gerichtet ist. Das Dichtwerk als Leistung und Ausdruck einer schöpferischen Persönlichkeit und die einzelne Künstlergestalt bieten sich der forschenden und darstellenden Wissenschaft als nächstliegende Gegenstände an. In diesem Sinne kommen auch die älteren Literaturgeschichten im wesentlichen nicht viel über aneinandergereihte Einzelcharakteristiken von Kunstwerken und Dichtem hinaus. Nur in den literaturgeschichtlichen Hilfsdisziplinen der Metrik, Stilistik und Poetik standen begreiflicherweise die sachlichen Gesichtspunkte von vornherein im Vordergrunde. Die allgemeine Wissenschaftsumstellung der beiden letzten Jahrzehnte, die bei aller bleibenden und selbstverständlichen Wertschätzung des persönlichen Moments überall einen starken Zug zum Überpersönlichen, Typischen, Allgemeinen, Grundsätzlichen erkennen ließ und neben der literarischen Kunstgeschichte die geistesgeschichtliche Literaturwissenschaft zur vollen Entfaltung führte, hat jenes sachliche Element zu ungleich stärkerer Bedeutung gebracht. Das literarische Leben erscheint nicht mehr bloß als Wirkungsfeld schaffender und gestaltender Persönlichkeiten, sondern gleichzeitig als Offenbarung tieferliegender Strömungen, Richtungen, Stilmoden, Geschmacksveränderungen. Die früher nur mehr gelegentlich und vereinzelt verfolgte Entwicklung der literarischen Formen, Gattungen, Arten, Modeerscheinungen ist damit stark in den Vordergrund des Interesses getreten. Einzelne Sachgebiete, besonders die Theatergeschichte, haben sich zu selbständiger wissenschaftlicher Bedeutung durchgerungen. Überall wird die Macht der allgemeinen Strömungen und Stimmungen deutlich, drängt die literaturwissenschaftliche Betrachtung zur Verfolgung von Längsschnitten und durchgehenden Entwicklungslinien, gliedert sich das Persönliche und Einzelne in höhere geistes- und bildungsgeschichtliche Wellenbewegungen ein. Damit aber sind die Realien der Literaturgeschichte, d. i. die Gesamtheit der über- und unterpersönlichen Faktoren, ungleich mehr als früher Gegenstand der Forschung und des Interesses geworden. In diesem Sinne sucht das vorliegende, auf drei Bände berechnete Reallexikon der deutschen Literaturgeschichte erstmalig den sadi- und formgeschichtlichen Gesichtspunkt zum herrschenden Prinzip zu erheben. Die Einzelpersönlichkeiten und ihre künstlerische Eigenart werden nur insofern Beachtung finden, als sie bei der Darstellung der sachlichen Entwicklungslinien von Bedeutung sind. Nur in der übergeordneten Form gewisser geistesgeschichtlicher und literarhistorischer Gruppenbildungen wird das personale Element stärker mitzusprechen haben. Im übrigen werden die etwa 800 Artikel dieses Lexikons die literaturwissenschaftliche Materie grundsätzlich von sachlicher und formgeschichtlicher Einstellung aus behandeln. Im einzelnen lagen für diese erst neuerdings in ihrer Eigenwertigkeit stärker beachtete „realistische" Literaturgeschichte die Grundlagen sehr verschieden. Bei zahlreichen Artikeln konnten die Bearbeiter sich auf gute Vorarbeiten stützen; aber bei vielen anderen, oft recht bedeutsamen, galt es, durch das

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üppig wuchernde Feld der Einzelerscheinungen erstmalig eine Entwicklungsbahn zu schlagen und künftiger Forschung die Wege zu weisen. Schon dies bedingte, abgesehen von der Verschiedenheit der nahezu 100 Mitarbeiter, hier und da eine nicht zu vermeidende Ungleichheit in der Behandlungsweise, Anlagehöhe und Ausdehnung der Stichwortartikel. Die Vorgeschichte dieses Reällexikons der deutschen Literaturgeschichte geht weit zurück und führt bis an die Schwelle der modernen geisteswissenschaftlichen Literaturwissenschaft. Bereits in demselben Jahre 1911, das in Ungers Hamannwerk und Gundolfs Shakespearebuch die ersten deutlichen Zeugen der methodischen Schwenkung brachte, entwickelte der eine der beiden Herausgeber (Prof. Merker) dem Vertreter des damaligen Trübnerschen Verlags an Hand der aufgestellten Stichworte eingehend den Plan des Unternehmens, das im ganzen betrachtet jetzt in derselben Form zur Verwirklichung gekommen ist. Obwohl der Gedanke mit einem entsprechenden Plane des Verlags zusammentraf, der seine Grundrißreihe durch eine lexikalisch eingerichtete Serie ergänzen wollte, blieb das in Aussicht genommene alphabetische Nachschlagewerk damals, durch persönliche und zeitliche Verhältnisse bedingt, im Keimstadium geplanter Entwicklung stecken. Die Kriegs- und ersten Nachkriegsjahre brachten dann aus inneren und äußeren Gründen weitere Hemmung, bis erst im Jahre 1920 eine neue, diesmal vom Verlage ausgehende Anregung das Vorhaben wiederum in Fluß brachte. Mit der wenig später erfolgten Gewinnung von Prof. Stammler als Mitherausgeber, der auch die erste Stichwortliste mannigfach ergänzte, erhielt das Unternehmen eine breitere Basis. Etwa gleichzeitig konnte an die Auswahl und Werbung der Mitarbeiter gegangen werden, die im einzelnen nicht immer leicht zu gewinnen waren (einzelne, besonders undankbare Stichworte konnten erst nach 6—8maligem Ausbieten ihren willigen Bearbeiter finden). Die unklare Lage der folgenden Inflationszeit, die nicht nur dem Verlag jede Übersichtsmöglichkeit nahm, sondern auch in den Reihen der Mitarbeiter vielfach Zweifel und Aufschubwünsche wach werden ließ, und die Notwendigkeit mannigfacher Neuwerbungen verzögerten weiterhin den Druckbeginn. Erst Anfang dieses Jahres waren die Manuskripte so weit eingelaufen, daß an die Drucklegung gegangen und im Juni die erste Lieferung ausgegeben werden konnte . . . . Schon jetzt sei darauf hingewiesen, daß Herausgeber und Verlag den Plan verfolgen, diesem vorwiegend formgeschichtlich gerichteten Reallexikon später ein Personallexikon sowie ein Stoff- und Motivlexikon zur Seite treten zu lassen. Die drei Wurzeln und Elemente der literarischen Erscheinungen (Persönlichkeit, Stoff, Form) würden dann in drei sich ergänzenden lexikalischen Nachschlagewerken nebeneinander Berücksichtigung finden. Möge zunächst dieses „Real"-Lexikon, das wir besonders gern auch in den Händen der Studierenden und in den Schulbibliotheken sehen würden, seinen Weg gehen. Greifswald, 30. Dezember 1925 Paul Merker

Wolfgang Stammler

Zur zweiten Auflage Das wissenschaftliche Gemeinschaftswerk, das mit dieser Lieferung in erneuerter Gestalt zu erscheinen beginnt, wurde vor dem ersten Weltkrieg von Paul Merker geplant und nach dem Kriege von ihm und Wolfgang Stammler unter Mithilfe eines großen Teils ihrer Fachgenossen verwirklicht. Unter den Erschütterungen von Nachkrieg und Inflation entstand es, und während der kurzen Zeit, die einen heilsamen Wiederaufbau des gefährdeten geistigen Lebens erhoffen ließ, begann es, sich als nützliches Hilfsmittel der literarhistorischen Forschung und Lehre zu bewähren. Vor dem zweiten Weltkrieg war es vergriffen, und von vielen Seiten des In- und Auslandes wurde schon damals dringend eine Neuauflage gewünscht. Paul Merker, der selbst die Erneuerung des Werkes plante, fiel am 25. Februar 1945 in Dresden dem Krieg zum Opfer und hinterließ die Aufgabe einer Generation, welche noch weniger als die des ersten Weltkriegs in der gesicherten Überlieferung ihrer Wissenschaft lebt, der es aber um so mehr darum gehen muß, sich der zerrissenen Zusammenhänge zu vergewissern und die sachlichen und methodischen Grundlagen ihrer Arbeit wiederzufinden. Die „allgemeine Wissenschaftsumstellung auf das Uberpersönliche, Typische, Allgemeine", von der das Vorwort zur ersten Auflage sprach, hat in der Tat auf die Dauer die Richtung der literaturwissenschaftlichen Forschung bestimmt. Wo sich zur Zeit der ersten Auflage eben die Grundrisse abzuzeichnen begannen, ist das Gelände heute vielfach bebaut; mancherorts möchte man es jetzt auch anders aufgliedern als damals. Neue Methoden der Wertung und der geschichtlichen Einordnung sind inzwischen in den Gesichtskreis der Forschung getreten. So war es nur in den seltensten Fällen möglich, damit auszukommen, daß man den bisherigen Text durch Angabe der inzwischen erschienenen Literatur ergänzte. Viele Artikel mußten überarbeitet, viele auch völlig neu geschrieben werden, zahlreiche neue Stichwörter wurden nötig, während andere teils unter neuen Gesichtspunkten erarbeitet werden mußten, teils auch ausfallen konnten. So ist z. B. die Darstellung theaterwissenschaftlicher Themen, die in der 1. Auflage einen breiten Raum einnahm, eingeschränkt worden, da für dieses Gebiet jetzt eigene Nachschlagewerke vorliegen. In den klein gewordenen Kreis der früheren Mitarbeiter hatten zahlreiche neue zu treten. Heute kommen in diesem Gemeinschaftswerk mehrere Generationen nebeneinander zu Wort, und es spiegelt sich in ihm die Entwicklung unseres Faches seit den Tagen des Positivismus. Die Vorbereitung der erneuerten Auflage war vielfach so mühsam und schwierig, als ob man ganz von vorn hätte beginnen müssen. Eines freilich erleichterte die Arbeit: Die Disposition des Ganzen stand von der ersten Auflage her fest, sie hatte sich bewährt und bedurfte nur da und dort der Ergänzungen. Eine grundsätzliche Erweiterung des thematischen Umkreises wäre weder zweckmäßig gewesen noch ließe sie sich gegenwärtig leisten. Was das Vorwort der ersten Auflage als Ergänzung forderte und in Aussicht stellte, ist für den Bereich eines Personallexikons der deutschen Literatur durch

Vili W. Stammlers Verfasserlexikon der deutschen Literatur des Mittelalters und durch die neue Auflage von W. Koschs Deutschem Literatur-Lexikon weithin erfüllt; den Bereich der Stoff-, Motiv- und Symbolgeschichte lexikalisch zu erschließen, dazu ist die Zeit noch nicht reif, so dringend die Wissenschaft eines solchen Nachschlagewerks auch bedürfte. Auch innerhalb des Themenkreises des Reallexikons mußten manche Wünsche der Herausgeber und wahrscheinlich auch der Leser unerfüllt bleiben. So sehr es z. B. der Entwicklung der Forschung entsprochen hätte, die übernationale, allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft noch stärker zu Wort kommen zu lassen, so setzt doch der Umfang des Unternehmens dem Grenzen. Das B.eallexikon sollte handlich und zugleich auch erschwinglich bleiben. Die Anhäufung vieler kleiner Stichwörter ist in der neuen Auflage tunlichst vermieden, gewisse Gruppen kurzer Artikel wurden zusammengelegt. Register, die ausführlicher als in der ersten Auflage sein werden, sollen dem Leser helfen, die Querverbindungen zu finden. Auch in bezug auf die Herausgeber ist die neue Auflage ein Gemeinschaftswerk geworden. Das war deshalb ohne Schaden für die Sache möglich, weil das Gesicht des Werkes, das P. Merker und W. Stammler bestimmt hatten, sich auch künftig nicht stark verändern wird. Den Plan der Neuausgabe faßten Erna M e r k e r, Hugo K u h n und Wieland S c h m i d t . An Paul Merkers siebzigsten Geburtstage, dem 24. April 1951, traten sie im Auftrage des Verlages mit einem Rundschreiben an ihre germanistischen Kollegen heran und forderten zur Mitarbeit auf. Im ersten Jahr der Vorbereitungen mußte W. Schmidt aus der Redaktion ausscheiden, da die organisatorischen Aufgaben der Bibliotheksleitung seine Arbeitskraft völlig in Anspruch nahmen. Nachdem die Vorbereitungen für einen erfolgreichen Beginn des Druckes nahezu beendet waren, sahen sich auch E. Merker und H. Kuhn, von vielerlei wissenschaftlichen Pflichten überlastet, zu dem schweren Entschluß genötigt, von der Herausgabe zurückzutreten. Die unterzeichneten Herausgeber haben sich dazu entschlossen, die Arbeit zu Ende zu führen, damit das Werk der Wissenschaft erhalten bleibe und ihr in erneuerter Form zugute komme. In der akademischen Verwaltung hat sich bekanntlich längst eine Ablösung der Pflichten und Verantwortungen eingebürgert. Ein entsprechendes Verfahren scheint auch in der Verwaltung wissenschaftlicher Aufgaben möglich und sinnvoll zu sein, besonders wenn sie von der tätigen Mitarbeit eines großen Kreises von Fachgenossen getragen sind. Der Dank der Unterzeichneten gilt denen, die das Werk bis zum Herbst 1953 tatkräftig und erfolgreich gefördert haben, und sie hoffen, daß der notwendige „Wechsel des Dekanats" dem Gelingen nicht schaden werde. Er möge vielmehr anzeigen, daß wir gern darangehen, eine gemeinsame Sache gemeinschaftlich zu bewältigen. Die mühsame und verantwortungsvolle Aufgabe, Mitarbeiter auszuwählen und mit ihnen zu verhandeln, war zum guten Teil bewältigt, bevor die Unterzeichneten die Redaktion übernahmen. Sie hoffen, daß es ihnen gelingt, die Lücken, welche noch geblieben sind oder durch das Ausscheiden von Mitarbeitern neu entstehen, rechtzeitig zu füllen. Sie beklagen mit unserer ganzen Wissenschaft den plötzlichen und frühen Tod von Richard Newald, von dem sie für dies Werk Hilfe erhofft hatten auf Gebieten, die keiner so kannte wie er. Den Herausgebern fällt es zu, die Artikel nach Umfang und Inhalt aufeinander abzustimmen. Dabei lassen sich gelegentliche Eingriffe, besonders Kürzungen, nicht immer

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vermeiden. Im ganzen aber sind die Mitarbeiter für Form und Inhalt ihrer Artikel verantwortlich; die persönliche Sicht und Meinung und die individuelle Form der Aussage wird auch in diesem Werk, in dem es zuvörderst auf objektive Berichterstattung ankommt, nicht ausgeschaltet werden dürfen. Die Prüfung und Ergänzung der bibliographischen Angaben betreut Dr. Klaus Kanzog. Ob die Generation, die den zweiten Weltkrieg überlebt hat, schon jetzt dazu fähig ist, in diesem Werk ein eindrucksvolles und geschlossenes Bild ihrer Wissenschaft herauszustellen, darf vielleicht bezweifelt werden. Wohl keiner der Mitarbeiter hat die ungestörte Muße gehabt, sein Arbeitsgebiet nach allen Richtungen breit und tief zu durchackern, keiner ist von den Katastrophen unsres Jahrhunderts unberührt geblieben, unser aller Leben hat Risse und Sprünge. Gelegenheit zur Selbstbesinnung gab es freilich gerade in den gefährdetsten Augenblicken, und der Neubeginn nach dem Kriege in der Zusammenarbeit mit den heimkehrenden Studenten hat vielen von uns Antriebe gegeben, die für unsere weitere Lebensarbeit bestimmend sein werden. Aber es ist fraglich, ob diese Selbstbesinnung und solche Antriebe gerade in einem Unternehmen wie diesem unmittelbar zutage treten können. Dies Werk ist an eine Tradition gebunden, es will sie fortsetzen und verarbeiten, aber nicht überwinden. Die Verpflichtung der älteren und jüngeren Uberlebenden gegenüber dieser Tradition wird man hoffentlich der Neuauflage anmerken. Sie möchten das alte Reallexikon so gediegen, wie sie es vermögen, weiterreichen, damit es sich fürderhin als nützlich erweise und der Dank an diejenigen, die es zuerst geplant und verwirklicht haben, nicht verstumme. Binn im Wallis, im August 1954 Werner Kohlschmidt

Wolfgang Mohr

X

Textabkürzungen a. — anno aaO. = am angeführten Orte Abhdlg(n) = Abhandlung(en) ad. = altdeutsch adän. = : altdänisch ae. = altenglisch afries. = altfriesisch afranz. = altfranzösisch agerm. = altgermanisch ags. = angelsächsisch ahd. = althochdeutsch aind. = altindisch air. = altirisch aisl. = altisländisch alemann. = alemannisdi Alm. — Almanach amerikan. = amerikanisdi andd. = altniederdeutsch Anm. = : Anmerkung anord. = altnordisch anorw. = altnorwegisch arab. = arabisch Arch. = Archiv as. = altsächsisch aschwed. = altsdiwedisch Aufl. = Auflage Ausg. = Ausgabe bair. (bayr.) = bayrisdi Bd. = Band Bearb. = Bearbeitung Beil. = Beilage Beitr. = Beitrag Ber. = Beridit Bibl. = Bibliothek Bull. = Bulletin ca. = circa Chr. = Chronik christl. — christlich dän. = dänisch dass. = dasselbe ders. = derselbe dial. = : dialektisch Diss. = Dissertation dt. = deutsch ebd. = engl. = estn. = evangl.

ebenda englisdi estnisch = evangelisch

f. = folgende Seite fem. = Femininum ff. = folgende Seiten franz. = französisch fries. = friesisch

frnhd. = frühneuhochdeutsch Fschg(n) = Forschung(en) gäl. = : gälisch germ. = germanisch Ges. = Gesellsdiaft got. = gotisch griech. = griechisch H. = Heft hd. = hochdeutsch hebr. = hebräisch hg. v. = herausgegeben von hist. = historisch holl. = holländisch Hs(s) = Handschrift(en) idg. = indogermanisch ir. = irisch isl. = isländisch ital. = italienisch J B . = Jahresberidit(e) Jb(b) = Jahrbudi(büdier) Jg. = Jahrgang Jh. = Jahrhundert Journ. = Journal kelt. — keltisch kath. = katholisch Korrbl. = Korrespondenzblatt krit. = kritisch kymr. - - kymrisdi langob. = langobardisch lat. = lateinisch lit. = litauisch Lit. = Literatur MA. = : Mittelalter mal. = mittelalterlich Masch. = Maschinensdirift masc. = Masculinum Mbl(l) = MonatsbIatt(blätter) md. = mitteldeutsch me. = mittelenglisch m. E . = meines Erachtens Mh(h) = Monatsheft(e) mhd. = mittelhochdeutsch Mittlg(n) = Mitteilung(en) mlat. = mittellateinisch mndd. = mittelniederdeutsch mndl. = mittelniederländisch Ms(s). = Manuskript(e) Msdir. = : Monatsschrift ndd. = niederdeutsch ndl. — niederländisch nds. = niedersächsisch

ne. = neuenglisch neutr. = Neutrum N F . = Neue Folge nhd. = neuhochdeutsch nlat. = neulateinisch nndd. = neuniederdeutsdi nndl. = neuniederländisch nord. = nordisdi norw. = norwegisch NS. = Neue Serie nschwed. = neuschwedisch obd. = oberdeutsch pl. = Plural Progr. = Programm, Schulschrift prov. = proven?alisch Publ. = Publication(s) Ren. = Rev. = Rez. — rom. = röm. = russ. =

Renaissance Revue Rezension romanisdi römisch russisch

SA. = Sonderabdrude sächs. = sächsisch Samml. = Sammlung SB. = Sitzungsbericht(e) schott. = schottisdi Sehr. = Schrift(en) sdiwed. = schwedisch Schweiz. = schweizerisdi s. d. = siehe dies singl. = Singular slav. = slawisch s. o. = siehe oben sogn. = sogenannt span. = spanisch spätlat. = spätlateinisch Stud. = Studien UB. = Urkundenbuch Übers. = Übersetzung urgerm. = urgermanisch Unts. = Untersuchung(en) V. = Vers Ver. = Verein Veröff. = Veröffentlichung Vjs. = Vierteljahresschrift vulglat. = vulgärlateinisch Wb. = Wörterbuch Weltlit. = Welditeratur westf. = westfälisch Wiss. — Wissenschaft Zs. = Zeitschrift

XI

Abkürzungen Genannt werden häufiger zitierte Werke, Zeitschriften und Reihen. Die übrigen Abkürzungen sind aus sich selbst verständlich. AbhAkBln. = Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Berlin aus den Jahren 1804-1900. Fortges. u. d. T.: Abhandlungen der Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften (1901-1917). Fortges. u.d.T.: Abhandlungen der Preußischen (1949 ff. der Deutschen) Akademie der Wissenschaften (1918 ff.). AbhAlcHeidbg. = Abhandlungen der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. Philos.-hist. Klasse (1913 ff.). AbhAkMainz = Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz. Abhandlungen (1950 ff.). AbhSächsGes. = Abhandlungen der Königlich Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften. Philol.-hist. Klasse 1(1850) - 34 (1921). Fortges. u. d. T.: Abhandlungen der Philologisch-Historisch. Klasse der Sächsischen Akademie der Wissenschaften (1919ff.). ADB. = Allgem. Deutsche Biographie (Leipzig 1875-1912). Adelung = Grammatisch-kritisches Wörterbuch der hochdeutschen Mundarten. Von Johann Christoph Adelung. 2., verm. u. verb. Ausg. T. 1-5,1 (Leipzig 1793-1818). 1. Ausg. u. d. T.: Versuch eines vollständigen grammatisch - kritischen Wörterbuch (1774-1786). AdtTextbibl. = Altdeutsche Textbibliothek. Begr. v. Hermann Paul (1882 ff.). AdtÜbgtexte. = Altdeutsche Übungstexte. Hg. von der Akademischen Gesellschaft Schweizerischer Germanisten (1944 ff.). AnzfdA. = Anzeiger für deutsches Altertum und Literatur (1876 ff.).

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A Abenteuerroman § 1. Der Name A. (Wortursprung und Bedeutung von Abenteuer s. Aventiure) steht als literar. Oberbegriff über einer Reihe realistisch-volkstümlicher Romanerscheinungen des 17. und 18. Jh.s (Schelmenroman, Avanturierroman, Simpliziaden, Robinsonaden und Reiseroman). Doch gehen seine Anfänge weit zurück, und über mannigfache spätere Umbildungen ist der A. bis heute unmittelbar lebendig geblieben. Schon im Ruodlieb und in der sogn. S p i e l m a n n s d i c h t u n g (s. d.) finden sich viele abenteuerliche Motive, die A r t u s r o m a n e (s. d.) sind ritterliche A.e in ihrer Verherrlichung kriegerischer aventiure und feudalistischer Standeskultur. Erst die soziale Umschichtung des 14., 15. und 16. Jh.s schafft die inneren und äußeren Voraussetzungen für jene bezeichnende Gestalt des A.s, die der höfischen Zeit notwendig fehlen mußte: den A b e n t e u r e r . Aus dem Bürgerstande oder den unteren Volksschichten stammend und meist in dienender Stellung, zieht er nicht bewußt auf Abenteuer aus, sondern wird vom stets wechselnden Geschick gepackt, schlägt sich allen Mühen zum Trotz durch und erringt schließlich das Glück. § 2. Die abenteuerlichen Motive mehren sich im bürgerl.-realistischen Prosaroman (Wickrams Goldfaden 1557), in den Volksbüchern (Fortunatus, Pontus und Sidcmia), in der Schwank- und Facetiendichtung des 16. Jh.s und bei Fischart, der Rabelais' „affen-theuerlichen" Gargantua und Pantagruel (1575) überträgt. Gleichzeitig aber feiert im A m a d i s (s. d.) vergröberte Ritterherrlichkeit nochmals Triumphe; auf die Quantität, nicht die Qualität der Taten kommt es den ritterlichen Krafthelden an, deren innere Hohlheit Cervantes aufs Korn nimmt. Aus Spanien kommt dann jene erste eigentlich literar. Verkörperung des Abenteurers, der picaro, der Held des spanischen S c h e l m e n r o m a n s (s. d.). Er ist nur zu begreifen aus den zerrütteten Zuständen des allmählich morsch gewordenen span. Reallexikon I.

Weltreiches: ein Gauner aus der sozialen Unterschicht, der sich durchs Leben schlägt. Sein abenteuerlicher Werdegang ist eng mit einer realistisch getreuen und spottend scharfen Satire auf alle Stände, mit denen der picaro in Berührung kommt, verbunden. Das Deutschland des 30jähr. Krieges sah ähnliche abenteuerliche Gestalten. So erklärt sich die schnelle Einbürgerung und Angleichung der novella picaresca namentlich im katholischen Süddeutschland. Aegidius Albertinus, Martin Freudenhold und Nikolaus Ulenhart sind die literar. Vermittler solcher Landstörtzerromane. § 3. Aus diesem Schelmenroman erwächst d e r dt. A. des 17. Jh.s, der SimGrimmelshausen plicissimus von (1668 f.), ein Werk, das sich ebenbürtig neben die anderen großen A.e der Weltlit., Don Quichote und Gil Blas, stellen darf. Innerhalb des volkstümlichen dt. Romans, dessen Höhepunkt der Simplicissimus ist, gibt der Verfasser zum erstenmal eine wirklich innere, psychologisch-wahrhafte Entwicklung seines Helden. Er verleiht dem A. einen tiefen ethischen Gehalt, indem die rein äußerlichen stofflichen Abenteuer, die Simplizius bestehen muß, ihn zur inneren Einkehr, zur Läuterung führen. Simplizius ist hineingestellt in eine bewegte, abenteuerreiche Zeit, die mit satten, bisweilen durch ihre Treue erschreckenden Farben geschildert wird. Der kulturhist. Gehalt des Werkes ist unschätzbar. Gesteigerte, derbrealistische Naturnähe eignet den simpliziaCounischen Schriften, der Landstörtzerin rasche (1670) und dem Seltsamen Springinsfeld (1670), die beide mit grimmigem Spott auch die schmutzigen Tiefen des Lebens anrühren, ohne aber den künstlerischen Rang des Simplicissimus zu erreichen. Die Nachahmungen häufen sich, die sogn. Simpliziaden sind vollgepfropft mit wunderbaren Abenteuern, aber ohne jeden ethischen Gehalt. Bedeutsam sind der Simplicianisdie Weltkukker oder abenteuerlicher Jan Rebhu (1677) von Johann Huber, der Frantzösische Kriegssimplicissimus (1682), 1

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Abenteuerroman

der Dazianische Simplizissimus (1683) und der Simplizissimus redivivus (1744). § 4. Die Zahl der A.e ist — ein typisches Zeichen der Zeit — seit Ende des 17. Jh.s ständig im Steigen begriffen; bis über 1750 hinaus erfreut sich die Gattung großer Beliebtheit. Der A. nimmt Anregungen des hist., heroischen Idealromans auf, der unter deutlicher Wirkung des späten griech. Romans seinen Helden die mannigfachsten Land- und Seeabenteuer bestehen läßt; er folgt dem galanten Gesellschaftsroman, in dem kühne Liebesabenteuer in endloser Reihe eine große Rolle spielen; er verbindet sich mit dem L ü g e n - und R e i s e r o m a n (s. d.) und folgt der Art E. W. H a p p e l s , der in seine europäischen Geschichtsromane lange geographische Abhandlungen einschaltet und so, dem Zug der Zeit folgend, nachdrücklich den Blick in ferne Länder richtet, den Horizont weitet. Christian W e i s e s politische Romane (1671 ff.) gehören hierher und besonders dessen meist anonyme Nachfolger, die den politischen Roman in einen Landstreicherroman mit rein picarischem Gepräge verwandeln. Christian R e u t e r s Schelmuffskys wahrhaftige, kurieuse und sehr gefährliche Reisebeschreibung zu Wasser und zu Lande (1696) verbindet Lügen-, Reise- und Abenteuerroman mit der „studentischen Frische und Derbheit persönlicher Satire". Überhaupt teilt sich jetzt der A. in die verschiedensten literar. Unterabteilungen. Zum dt. Simplizissimus und dem span. Picaro gesellt sich seit 1714 der franz.-holl. Avanturier (s. Schelmenroman) und seit 1720 der engl. Robinson. Nur sehr wenige legen in die Robinsonade eine so tief-ethische Tendenz hinein wie etwa J. G. Schnabel in seine Insel Felsenburg (1731 f.). Nach 1750 freilich muß das abenteuerliche Gepräge dieser Gattung der praktisch-nüchternen Moral des Rationalismus weichen (z. B. in Gellerts Leben der Schwedischen Gräfin 1746), der auch die Robinsonade zum didaktischen Erziehungsbuch umformt. § 5. Mit dem Aufkommen des neuen psychologischen Familienromans nach engl. Vorbild verschwindet allmählich auch der volkstümliche und damit der eigentliche A. Schließlich kommt er aber in der literar. Unterschicht der R i t t e r - u n d

R ä u b e r r o m a n e (s. d.) und im Schauerroman (Grosse, Vulpius) wieder zur Geltung. Dafür beeinflussen nunmehr neben dem Don Quixote des Cervantes die engl. Romane Fieldings und Smollets mit ihren abenteuerlichen Motiven den dt., besonders den Reiseroman eines Musäus, Müller, Wezel, Thümmel u. a. Mit ihnen arbeitet auch noch der Roman der literar. Oberschicht im letzten Drittel des 18. Jh.s (vgl. R. Riemann, Goethes Romantechnik 1902). Aber hier sind Held und Umgebung auf eine höhere soziale Stufe gehoben, das bewegte, schidcsalsreiche Leben wird dem Abenteurer — wie bei Grimmelshausen — zur charakterbildenden, läuternden Schulung. Heinses Ardinghello (1787) ist technisch und stofflich-motivisch dem Roman des 17. Jh.s verwandt; Goethes Wilhelm Meister (1795/96) nimmt gleichfalls Motive der alten literar. Gattung wieder auf. Doch wird der alte A. mit völlig neuem Geist erfüllt und zum Erziehungs-, zum Bildungsroman gewandelt, wie das z. T. noch bei Jean Paul der Fall ist. Der romantische Roman steht mit solcher Absicht dem Wilhelm Meister nahe, räumt aber dem Abenteuerliche toffliehen um seiner selbst willen wieder größeren Raum ein. Tieck, Brentano und Arnim bearbeiten und erneuern die volkstümlichen Romane der Moscherosch, Grimmelshausen und Reuter. In Eichendorffs Romanen und Novellen (vor allem Taugenichts 1826 und Glücksritter 1841) lebt der Geist des alten A.s spürbar weiter, doch in romantischer Verklärung und frei von aller früheren derben Wirklichkeit. H. R a u s s e , A. d. 17. u. 18. Jh.s. Die Kultur 15 (1914) S. 218—226. Ders., Gesch. d. Simpliziaden. ZfBüdifr. NF. 4 (1912) S. 195 —215, 350. F. K a r g , Die Wandlungen d. höf. Epos in Deutschland v. 13. zum 14. Jh. GRM. 11 (1923) S. 321—336. E. J e n i s c h , Vom Abenteurerzum Bildungsroman. GRM. 14 (1926) S. 339—351. Frank R i e d e r e r ,Tiecks Beziehungen z. dt. Lit. d. 17. Jh.s. Diss. Greifswald 1915. Lit. zu Grimmelshausen, s. Barocklit. Weitere Lit. s., Schelmenroman, Reiseroman, Robinsonade, Utopie. § 6. Die Spätromantik zeitigt noch einige Erscheinungen von bemerkenswertem Rang. In der Nachfolge Tiedcs, Eichendorffs und Jean Pauls steht M ö r i k e s Jugendwerk MaZer Nolten (1832), das die Züge des Abenteuerund Künstlerromans im Sinne dieses Erbes

Abenteuerroman zusammenfaßt. Henrik S t e f f e n s Altersromane 'Valseth und Leith (1827) und Die vier Norweger (1828) versuchen, abenteuernd erfahrene Geschichte aus der Höhenlage der romantischen Weltanschauung reflektierend zu verarbeiten. Doch bleiben diese Erscheinungen ohne eigentliche Nachfolge. Die Nachwirkung der Romantik kreuzt sich in der Folgezeit mit neuen Einflüssen, vor allem denen Scotts, Irvings und Coopers (die alle in billigen Ubersetzungen starke Wirkung ausüben), und mit der Offenheit für moderne Wirklichkeitsbereiche, die das Heraufkommen des Realismus bezeichnet. Diese Kreuzung wird schon im Biedermeier spürbar, dessen erzieherischer Realienhunger und Interesse am Fernen, Exotischen der Gattung neue Impulse gibt (s. auch Robinsonade). Die Stoffbereich©, die nun in Erscheinung treten, werden, z. T. unter jungdeutschem Einflüsse, bereits mit den drängenden geschichtlichen Problemen der Gegenwart und Zukunft durchdrungen. So verbinden sich bei G u t z k o w die Gattung des Zeit- und des Abenteuer-Romans auf eine neuartige Weise in Der Zauberer von Rom (1858-61). Doch bleibt die weltanschaulich reformerische Problematik, in so phantastische Handlung sie auch eingebettet wird, hier noch auf europäischem Boden. Theodor M ü g g e s Revolutionsromane Chevalier (1835) und Toussaint (1840) hatten sie aber schon nach Westindien verlegt. Wie bei Steffens das Abenteurermotiv sich an romantischer Philosophie zu bewähren hat, so bei Mügge und Gutzkow am Fortschrittsund Reformprogramm der Jungdeutschen. Die Verbindung von Weltanschaulichem und A. hält auch Ferdinand K ü r e n b e r g e r s Der Amerikamüde (1855) aufrecht, nur mit restaurativem Vorzeichen. Der in Nordamerika abenteuernde Held entscheidet sich wieder für das geistige Erbe und die geschichtliche Aufgabe Europas. § 7. Bei Karl P o s 11 dagegen, der, um einer europäischen Vergangenheit als Mönch zu entgehen, unter dem Decknamen Charles Sealsfield vor allem mit seinem Kajütenbuch (1841) sich durchsetzte, geht der Amerikaroman neue realistische Wege. Die Gestaltung des Einzelnen, der Gesellschaft und der Weite eines noch zu erschließenden Kontinents, wie sie auch etwa Der Virey und die Aristokraten (1834)

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oder die Lebensbilder aus der westlichen Hemisphäre (1834—37) enthalten, beruht auf der Anerkennung einer erfahrenen neuen Wirklichkeit, die wohl fremdartig, mehr aber noch originell ist. Sealsfield bedeutet auch sprachlich den ganz realistischen Aufgriff des Amerikathemas im reinen Schilderungssinne. Friedrich Gerstäcker verdankt seine Wirkung weniger seiner Anlehnung an diesen Sealsfield als vielmehr der geschickten Verlegung der Problematik des bürgerlichen Familienromans in exotische Regionen: nicht nur nach Amerika wie z. B. in dem heute noch aufgelegten Die Flußpiraten des Mississippi (1848), sondern auch nach Indonesien und den Südseearchipelen wie in Unter dem Äquator (1860) und Tahiti (1854). Gerstäcker hat wie Postl weite Gebiete der von ihm geschilderten Welt während seiner Emigrantenjahre, in mancherlei Berufen abenteuernd, selber erfahren und daraus die realistischen Züge seiner Darstellung gewonnen. Karl May hingegen erreichte seine ungewöhnlichen Auflageziffern als Jugendschriftsteller mit einem neuen Typus des A., in dem Einflüsse Coopers sich mit der sentimentalen Christlichkeit und dem nachromantischen Freundschaftskult des biedermeierlichen Helden kreuzen. Die Gestalten Winnetous und Old Shatterhands, die im Mittelpunkt ganzer Geschichtenserien stehen, belegen diese ins kleinbürgerliche Pathos abgesunkenen Einflüsse deutlich. Der A. erreicht hier die Grenze, wo er motivisch wie sprachlich dermaßen formelhaft wird, daß sich sein Gewicht von der literarhistorischen nadi der volkskundlichen Seite hin verlagert. § 8. Der A. erweist sich weiterhin in seiner oberen Schicht als treuer Spiegel der Zeitströmung:in R a a b e s AbuTelfan(1867) so gut als Problematik des im abenteuerlichen Schidcsal unbürgerlich gewordenen Menschen wie in Gerhart H a u p t m a n n s Atlantis (1912) oder Die Insel der großen Mutter (1924) als teils ernste, teils ironische Verarbeitung seit dem Naturalismus aktueller ethischer und sozialer Probleme. Von der naturalistischen Fragestellung her kommt auch der Typus des neueren A., wie ihn Jakob S c h a f f n e r s Konrad Pilater (1910) darstellt, in welchem der Held in inneren wie äußeren Abenteuern seiner Fahrten Individualität wird. Hier wirkt auch die soziale

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Abenteuerroman — Akademien

Fragestellung des Naturalismus in das Abenteurermotiv mit hinein, die dann nach dem Weltkrieg sich in Bruno T r a v e n s (Pseudonym) Romanen, vor allem Das Totenschiff (1929), mit deutlich antikapitalistischer Tendenz fortsetzt. Auch der A. des Expressionismus enthält, nur in unbedingterer Form, die Kritik am bürgerlichen Menschen, die der Naturalismus in die Gattung eingebracht hat. Auch die klassische Abenteuergeschichte des Expressionismus, Kasimir E d s c h m i d s Yousouf (1913/14) spiegelt in der Verherrlichung einer maßlosen Vitalität im Hintergrund das Gegenbild einer schwächlich gewordenen bürgerlichen Menschheit. Die gleichfalls naturalistische Problematik der Abenteurerseite der modernen Technik verbindet sich mit dem Erbe der tedmischen Utopie (s. Utopie), wie sie für das 19. Jahrhundert das Werk von Jules Verne repräsentiert. In dieser Linie liegt Bernhard K e l l e r m a n n s Der Tunnel (1913), auf unterer Ebene variiert das Thema unermüdlich Hans Dominik mit seinen Weltraumschiffs- und Tiefseefahrtmotiven. Der simple Fortschrittsoptimismus dieser Literatur, den schon im vorigen Jahrhundert Max E y t h mit seinen einst vielgelesenen Ingenieurromanen vertreten hatte, geht in den Erfahrungen der Weltkriege verloren und wird in Werken höheren Ranges wie Franz W e r f e i s Stern der Ungeborenen (1945) oder Ernst J ü n g e r s Heliopolis (1949), in denen sich Elemente des A. vom Typus der technischen Utopie mit der Problematik der neuzeitlichen Humanitäts- und Kulturkrise mischen, ad absurdum geführt. Paul Gg. N e u m a i r , Der Typus d. Abenteurers in d. neuen dt. Dchtg. Diss. Frankfurt 1933. H. S t e i n e r , Karl May oder d. Verhängnis d. Phantasie. Urania 12 (1949) S. 433 — 438. Hans P l i s c h k e , Von Cooper bis Karl May. Eine Gesch. d. völkerkundl. Reiseu. Abenteuerromans. (1951). Walter Rehm — Werner Kohlschmidt

Aesthetik s. Literatur und Aesthetik. Akademien § 1. Begriff und Entwicklung des A.gedankens. 1. Die A. als Stätte nationaler Repräsentation und als Zusammenschluß aller wissenschaftlichen Kräfte zur gemeinsamen Forschungsarbeit ist erst eine Schöpfung des 17. Jh.s. Ihre Tradition reicht bis auf Piaton zurück, auch bleiben Fortsetzungsver-

suche wie Alcuins A. am Hofe Karls d. Gr., die ital. A.n des 15. Jh.s, darunter die Academia Platonica in Florenz, und die nach ital. Vorbild von Konrad Celtis gegründeten Literarischen Sodalitäten stets gegenwärtig, doch haben weder Antike noch MA. und Humanismus entscheidenden Anteil an der Begründung der modernen A.n. Die Motive zur Gründung wiss. Vereinigungen, später A.n, waren wesentlich praktischer Natur. Den stärksten Anteil hatte daran der Aufstieg der Naturwissenschaften. So entstanden 1560 die Academia secretorum naturae in Neapel, 1603 die Accademia dei Lincei in Rom, 1636 eine private Gesellschaft von Naturforschern in Frankreich (seit 1666 Académie des Sciences) und 1645 eine private Gesellschaft von Naturforschern in London (seit 1662 Royal Society). 1652 wurde auch die älteste dt. A., das Collegium naturae curiosiorum (heute: Leopoldinisch-Karolinische A. der Naturforscher zu Halle) von Johann Laurentius Bausch in Schweinfurth gegründet. Hinzu kam die notwendig gewordene Revision der lebenden Sprache. Zu diesem Zweck wurde 1582 die Accademia della Crusca (Vocabolario degli accademici della Crusca) und 1629 die zunächst private, 1635 durch Richelieu staatlich anerkannte Académie Française (Dictionnaire de l'Académie 1694 ff.) ins Leben gerufen, während in Deutschland zunächst Sprachgesellschaften (s. d.) diese Aufgaben zu übernehmen versuchten. Paul Ludw. L a n d s b e l g , Wesen u. Bed. d. Platon. A. (1923; Sehr. z. Philos, u. Soziol. 1). — Wilh. C a p e l l e , Organisation wiss. Fschg. in d. Antike, in: Forschungsinstitute, ihre Gesch., Organis. u. Ziele. 1(1930) S. 34-49. —• Ad. M e y e r , Organisationsformen d. Fschg. seit d. Renaissance, in: Forschungsinstitute. 1 (1930) S. 50-65. — Martha O r n stein, The Rôle of scientific societies in the 17th. Century (Chicago 1928). — L. K e 11 e r , Die A.n d. Renaissance u. ihre Nachfolger. Mhh. d. Comenius-Ges. 1911, S. 97-115. — Ders., Die Societäten d. Humanismus u. d. Sprachges. (1909). — Programmât. Sehr, zum A.gedanken: Francis B a c o n , De dignitate et augmentis scientarum (1623). — C o m e n i u s , Didactica magna (lat. Ausg. 1636). — Karl Theod. v. H e i g e 1, Über den Bedeutungswandel d. Worte Akademie u. Akademisch (1911).

2. Mit L e i b n i z gewann der A.gedanke in Deutschland endgültig Gestalt. Nach

Akademien einem Entwurf (1667) und zwei erfolglosen Eingaben an Kaiser Leopold I. (1668 und 1669) wurden zwei Schriften für den geplanten Zusammenschluß der naturwiss. Vereinigungen und Sprachgesellschaften zu einer Sozietät grundlegend: der Grundriß eines Bedenckens von Aufrichtung einer Societät in Teutschland (1669/70) und die Consultatio de naturae cognitione ad vitae usus promovenda instituendaque in eam rem Societate Germana (1676). Erst 1700 wurden diese Pläne durch die Stiftung der Brandenburgischen Sozietät der Wiss. (später Preuß. A.) durch Kurfürst Friedrich III. verwirklicht. Darüber hinaus hat aber die Idee der wiss. Sozietät in Deutschland reiche Frucht getragen, und bei allem A.griindungen läßt sich der Einfluß der Leibnizschen Idee verfolgen. War nun die franz. A. für Leibniz (Parisaufenthalt 1672-76) zum Vorbild geworden, so beherrschte auch in der Folgezeit der franz. Geist die dt. A.n. Klopstocks Dt. Gelehrtenrepublik und Herders Plan zum ersten patriotischen Institut für den Allgemeingeist Deutschlands zeugen von der Unzufriedenheit gegenüber den schnell im Traditionalismus erstarrten A.n. Dokumente zur Errichtung d. Brandenburg. Sozietät, in: Ad. H a r n a c k , Gesch. d. Kgl. Preuß. A. d. Wiss. Bd. 2 (1900) S. 3-4; 8-26; 26-34. — V o l t a i r e , Académie, in: Oevres. Tom. 6, Dictionnaire philosophique (1838) S. 20-21. — Académie, in: L'Encyclopédie ou Dictionnaire raisonné des sciences. Tom. 1 (1751) S. 49-57. — K1 o p s t o c k , Dt. Gelehrtenrepublik, in: Werke. Bd. 12(1823).— Max K i i s c h s t e i n , Klopstocks Dt. Gelehrtenrepublik (1928; GermDt. 3). — Joh. Gottfr. Herder, Plan zum ersten patriotischen Inst, f. d. Allgemeingeist Deutschlands, in: Werke (Hg. v. B. Suphan) Bd. 16 (1887) S. 600-616. 3. Das 19. Jh. veränderte die Struktur der dt. A.n. Drei Gedanken traten in den Vordergrund, das n a t i o n a l e Interesse, die Konzentration der A.n auf die F o r s c h u n g , damit zugleich eine Abgrenzung gegenüber den Aufgaben der Universität und die Neugeburt der philologischen, historischen und philosophischen Disziplinen. An den A.n wurde ein neuer Wissenschaftsbegriff aus dem Geiste Schleiermachers, Fichtes, Goethes und der Brüder Humboldt lebendig. Ad. H a r n a c k , Aus Wissenschaft u. Leben. Bd. 1 (1911) S. 23-37: Leibniz u. Wilh. v. Humboldt als Begründer d. Kgl. Preuß. A. d. Wiss. — Konrad B u r d a c h , Die dt. wiss.

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A.n u. d. Schöpfer, nationale Geist, in: Eranos. Festschr. f. Hugo v. Hofmannsthal (1924) S. 29 —60. Wiederholt in: B u r d a c h , Die Wiss. v. d. dt. Sprache (1934) S. 546-580. — Rieh. W e t t s t e i n , Die dt. A.n d. Wiss., in: Das Akadem. Dtsdild. Bd. 3 (1930) S. 597 —602. — Dt. A.reden. Hg. v. Fritz S t r i c h (1924). Jakob G r i m m , Über Schule, Universität, A., in: G r i m m , Kleine Schriften. Bd. 1 (2. Aufl. 1879) S. 212-255. Schweizer. A. reden. Hg. v. Fr. S t r i c h (Bern 1945). 4. Zur gleichen Zeit setzten an den einzelnen A.n die ersten wiss. G r o ß u n t e r n e h m u n g e n ein, die am 20. Jan. 1893 zur Gründung des K a r t e l l s der A.n Göttingen, Leipzig, München und Wien (1906 formeller Beitritt Berlins, 1911 Heidelbergs) führten. In Frankreich bestand bereits seit 1806 im Institut de France eine ähnliche Organisation. Ihr gehörten an: die A. Française, die A. des inscriptions et belles-lettres, die A. des sciences, die A. des beaux arts und die A. des sciences morales et politiques. Das Kartell der dt. A.n ist diesem Vorbild gefolgt und besteht noch heute. Zu den gemeinsamen Unternehmungen des dt. Kartells gehören u. a. die Monumento Germaniae Histórica (gegi. 1816, seit 1875 Beteiligung der A.n Wien, München und Berlin) der Thesaurus Linguae Latinae (Bd. I f f . , 1900ff.), die Encyklopädie der math. Wiss. (Bd. I f f . , 1898 ff.), die Mal. Bibliothekskataloge (Bd. I f f . , 1915 ff.), das Dt. Biographische Jahrbuch (Bd. Iff., 1925 ff.), die Weiterführung von J. C. Poggendorffs Biograph.-literar. Handwb. für Mathematik, Astronomie usw. (Bd. 5 ff., 1925 ff.), das Mittellat. Wb., das Corpus d. griedi. Urkunden, das Corpus vasorum antiquorum, das Septuaginta-Unternehmen, die Dt. Literaturzeitung (NF. Jg. 1, H. 1 ff., 1924 ff.) und die Zs. Forschungen und Fortschritte. 5. Auf Initiative der Royal Society schlössen sich am 9. Okt. 1899 verschiedene A.n zu einer I n t e r n a t i o n a l e n A s s o z i a t i o n zusammen, darunter die A.n in London, Paris, Rom, Petersburg, Washington und die A.n des dt. Kartells. 1913 gehörten ihr 24 A.n aus 16 Ländern an. Generalversammlungen fanden 1901 in Paris, 1904 in London, 1907 in Wien, 1910 in Rom und 1913 in Petersburg statt. Der 1. Weltkrieg hat diese Gemeinschaft zerstört. Statt dessen wurden 1919 die Union Académique Internationale (für Geisteswiss.) und das Conseil International des recherches, seit 1931 Unions scientifiques (für Naturwiss.)

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gegründet. Beiden Organisationen gehört Deutschland nicht an. Doch stehen die A.n untereinander im Schriftenaustausch. Von den geplanten gemeinsamen Unternehmungen ist vor allem die Leibniz-Ausgabe zu nennen. Geplant zwischen der Preuß. A. d. Wiss. und der A. des sciences sowie der A. des sciences morales et politiques auf der ersten Tagung des Ass. 1907: Beschluß, die Ausgabe zu beginnen. 1914: der 1. Bd. satzfertig. Nach dem 1. Weltkrieg wurde die Ausgabe von der Preuß. A. d. Wiss. allein weitergeführt. 6. Die Idee der A. als „die höchste und letzte Freistätte der Wiss. und die vom Staate am meisten unabhängige Korporation" (W. v. Humboldt) ist im 20. Jh. wesentlich zurückgetreten vor den ö k o n o m i s c h e n Problemen, die der moderne „Großbetrieb der Wiss." (A. v. Harnack) zu lösen hat. So erfolgte 1920 auf Initiative der Preuß. A. d. Wiss. die Gründung der Notgemeinschaft der dt. Wiss. (jetzt: Dt. Forschungsgemeinschaft), die auch noch heute zahlreiche wiss. Unternehmungen unterstützt, wo die wirtschaftlichen Kräfte der A.n nicht ausreichen. Ad. H a r n a c k , Aus Wiss. u. Leben. Bd. 1 (1911) S. 10-20; Vom Großbetrieb d. Wiss. — Werner R i c h t e r , Die Organisation d. Wiss. in Dtschld., in: Forschungsinstitute. 1 (1930) S. 1-12. — Friedr. S c h m i d t - O t t , Erlebtes u. Erstrebtes 1860-1950 (1952) S. 174-180: Die Gründung d. Notgem. d. dt. Wiss. 7. Nachschlagewerke über A.n. Georg S c h n e i d e r , Handb. d. Bibliographie (4. Aufl. 1930) S. 408-417. — Hanns B o h a t t a u . Franz H o d e s , Bibliographie d. Bibliographien (1950) S. 15-18. — Minerva. Jahrbuch d. gelehrten Welt, seit 1891. — The World of Learning (5. ed. London 1954) passim. — Academies [nebst] Index. In: Catalogue of the printed books in the library of the British Museum (1881-1900) Bd. 1, getr. Pag. S. 1-1018; Index, S. 1-99 (im Nachdr. 1946; in d. 1. Ausg. als Sonderbd.); enthält die wichtigsten A.-Veröffentlichungen. — Axel v. H a r n a c k , Die A.n d. Wiss., in: Handb. d. Bibliothekswiss. (Hg. v. Fritz Milkau) Bd. 1, 1931, S. 850-876. - W. O b e r h u m m e r , Die A.n d. Wiss., in: Universitas Litterarum (1953ff.) S. 700-708. — Eberh. P r e u ß n e r , A. (bes. Musik-A.n), in: MGG. 1 (1949/51) Sp. 188-199. § 2. Kurze Übersicht über einzelne dt. A.n. unid ihre Germanisten. 1. Die Preuß. (jetzt: Dt.) A. der Wiss. in B e r l i n . Gründung: 19. März (bzw. 11. Juli) 1700 auf Anregung von Leibniz. Zur Gesch.: Adolf H a r n a c k , Gesch. d. Kgl. Preuß. A.

d. Wiss. 3 Bde (1900). — Eric A m b u r g e r , Die Mitglieder d. Dt. A. d. Wiss. zu Berlin 1700-1950 (1950). — H. Grapow, Zur 250-Jahrfeier d. Dt. A. FschgnFortschr. 26 (1950) S. 137-143. Ordentl. Mitglieder: Karl Lachmann (1830), Eberh. Gottl. Graff (1833), Jacob u. Wilh. Grimm (1841), von der Hagen (1841), Moriz Haupt (1853), Karl Müllenhoff (1864), Wilh. Scherer (1884), Karl Weinhold (1889), Erich Sdimidt (1895), Konrad Burdach (1902), Gustav Roethe (1903), Andreas Heusler (1907), Julius Petersen (1922), Arthur Hübner (1932), Franz Koch (1939), Julius Schwietering (1939), Hans Kuhn (1943), Theodor Frings (1946), Wilhelm Wissmann (1949). 2. Die Gesellschaft der Wiss. zu G ö t t i n g e n . Gründung: 10. Nov. 1751 auf Anregung von Gerlach Adolf von Münchhausen. Erster Präsident: Albrecht von Haller. Zur Gesch.: Joh. J o a c h i m : Die Anfänge d. Kgl. Sozietät d. Wiss. zu Gött. (1936; AbhGesGött. F. 3, 19). — Mitgliederverz. d. Ges. d. Wiss. zu Gött. 1751-1927 (1928). — Festschr. z. Feier d. 150jähr. Bestehens d. Kgl. Ges. d. Wiss. (1901). Ordentl. Mitglieder: Georg Friedr. Benecke (1830), Jacob u. Wilh. Grimm (1830-37), Gustav Roethe (1893-1902), Edward Schröder (1903), Rudolf Unger (1929), Wolfgang Krause (l938), Jost Trier (1939), Friedr. Neumann (1943). 3. Die A. nützlicher (gemeinnütziger) Wiss. zu E r f u r t . Gründung: 19. Juli 1754 durch Joh. Wilh. Baumer. Zur Gesch.: Joh. B i e r e y e , Gesch. d. A.... 1754-1929 (1930; Sonderschr. d. A. 1). — Rieh. T h i e l e , Die Schicksale d. Erfurter A nach der ersten Besitznahme Erfurts durch. Preußen (Progr. d. Kgl. Gymn. Erfurt, Nr. 258). Mitglieder: Alex. v. Humboldt (1791), Wilh. v. Humboldt (1794), Wieland, Herder, Schiller (1791), Goethe (1811), Boxberger (1859). 4. Die Bayr. A. der Wiss. zu M ü n c h e n . Gründung: 28. März 1759 durch Joh. Georg Lori und Joh. Georg Linprun. Erster Präsident: Sigmund Graf von Haimhausen. Zur Gesch.: Lorenz v. W e s t e n r i e d e r , Gesch. d. Bayr. A. d. Wiss. 2 Bde (1784-1807). — Karl Theod. v. H e i g e 1, Die Münchner A. von 1759-1909 (1909). — Aus d. Chronik d. A., in: Jb. d. Bayr. A. d. Wiss. 1950, S. 9-20. — Mitgliederverzeichnis seit 1759, ebd., S. 21-94. Ordentl. Mitglieder: Jos. Bemh. Docen (1821), Joh. Andr. Schmeller (1824), Jacob Grimm (1832), Georg Friedr. Benecke (1835), Karl Lachmann (1841), von der Hagen (1851), Wilh. Grimm (1852), Franz Jos. Mone (1852), Franz Pfeiffer (1856), Georg Gottfr. Gervinus (1863), Rochus v. Liliencron (1869), Karl Weinhold (1878), Friedr. Zarncke (1879), W. Scherer (1884), Joh. Kelle (1888), Rieh. Heinzel (1899). Franz Muncker (1906), Hermann Paul (1893), Carl v. Kraus (1918), Walther Brecht (1929), Erich Gierach (1937), Herbert Cysarz (1940).

Akademien

5. Die Sachs. Gesellschaft (später: A.) der Wiss. zu L e i p z i g : Gründung: 1846. Innerhalb d. A. besteht die Fürstl. Jablonowskische Ges. d. Wiss. (gegr. 1768). Zur Gesch.: Friedr. S c h u l z e , Adam Friedr. Oeser u. d. Gründung d. Lpz. A. (1940). — Alex. K r a u s h a r , W spraivie fundacyi naukowej Towarzystwa imienia Jözefa Alexandra Jablonotvskiego wojewody nowogrodzkiego, w Lipsku 1774-1911 (Warszawa 1912). — Zur SOjähr. Jubelfeier d. Kgl. Sachs. Ges. d. Wiss. Reden u. Reg. (1896). — Verzeichnis d. Mitglieder... (1930; BerSächsGes. 81, 3). Ordentl. Mitglieder: Friedr. Zamcke (1891), Eduard Sievers (1892), Eugen Mogk (1900), Albert Köster (1924), Herrn. Aug. Korff (1929), Victor Michels (1929), Theod. Frings (1930). 6. Die A. der Wiss. zu W i e n . Gründung: 14. Mai 1847. Zur Gesch.: Rieh. M e i s t e r , Gesch. d. A. d. Wiss. in Wien 1847-1947 (Wien 1947; österr. A. d. Wiss. Denkschr. d. Gesamtakad. 1). Ordentl. Mitglieder: Theod. v. Karajan (1848), Josef Diemer (1848), Franz Pfeiffer (1860), Karl Weinhold (1860), Karl Tomaschek (1874), Rieh. Heinzel (1879), Josef Haupt (1880), Joh. v. Kelle (1893), Anton Schönbach (1903), Jakob Minor (1905), Josef Seemüller (1906), Rudolf Much (1912), Walther Brecht (1919), Beruh. Seuffert (1921), Konrad Zwierzina (1925), Josef Nadler (1934), Dietrich v. Kralik (1935), Josef Schatz (1939). 7. Die A. der Wiss. zu H e i d e l b e r g . Stiftung Heinrich Lanz. Stiftungstag: 24. April 1909. Zur Gesch.: Statuten, in: Jahresheft 1910, S. LXV-LXVIII. Ordentl. Mitglieder: Wilh. Braune (1909), Friedr. Panzer (1924), Friedrich Gundolf (1929). 8. Die A. zur wiss. Erforschung und zur Pflege des Deutschtums (Dt. A.) zu M ü n c h e n . Gründung: 5. Mai 1925. Die ersten Präsidenten: Herrn. Oncken u. Karl Haushofer. Zur Gesch.: Zehn Jahre Dt. A. 1925-35, in: Mittlgn. d. Dt. A. 1935, S. 173-182. Mitglieder d. Sektion für dt. Sprache, Lit. u. Volkskunde: Otto Behaghel, Konrad Burdach, Erich Gierach, Arthur Hübner, Carl v. Kraus, Friedr. Neumann, Friedr. Panzer, Gustav Roethe, Herrn. Schneider, Edw. Schröder, Walther Brecht, Franz Muncker, Jul. Petersen, Aug. Sauer, Herrn. Aug. Korff, Friedr. v. d. Leyen, Ernst Bertram, Theod. Frings u. a. 9. Die A. der Wiss. und der Lit. in Mainz. Gründung: 1949. Ordentl. Mitglieder: Herrn. Schneider (1949), Kurt Wagner (1949). § 3. Die A u f g a b e n d e r G e r m a n i s t i k in den A.n. I. Die wiss. Erforschung und Pflege der dt. Sprache war seit Leibniz und der Verpflichtung durch Kurfürst Friedrich III., wie die Académie Française der vaterländischen Sprache zu dienen, nicht nur eine Aufgabe

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der Preuß. A. der Wiss. Doch hatten einzelne Gelehrte in den Abhandlungen und Sitzungsberichten ihrer A.n nur gelegentlich Arbeiten veröffentlicht. Das eigentliche Ziel war allein durch ein G e m e i n s c h a f t s w e r k zu erreichen, denn „genau betrachtet sind alle wiss. Aufgaben in jedem Falle Teile einer größeren Aufgabe und sind, solange sie isoliert behandelt werden, überhaupt unlösbar" (A. v. Harnack, Aus Wiss. u. Leben, S. 11). Die Bemühungen um eine solche Lösung setzten früh ein. 1711 wurde an der Preuß. A. der Wiss. eine Klasse für dt. Sprache gegründet, 1730 Gottsched in die A. berufen. Doch scheiterten alle Pläne. Joh. Leonh. Frisch und Joh. Georg Wächter hatten nur geringen Einfluß. Friedrich II. und dieFranzösisierung der A. ließen die Tradition fast erlöschen. Erst die Dt. Deputation leitete 1792 eine neue Entwicklung ein. Abermals standen ein Dt. Wörterbuch und eine Dt. Grammatik auf dem Plan. Hervorzuheben sind auch Preise an Joh. Heinr. Campe und Herder sowie Bemühungen von Karl Philipp Moritz um die dt. Sprache. Noch aber war die Zeit für eine wiss. begründete dt. Philologie nicht gekommen, wenn auch die Reorganisation der A. von 1812 entscheidende Grundlagen hierfür schuf. Mit Karl L a c h m a n n (1830) zog die Germanistik in die A. ein. Die Bayr. A. in München war vorwiegend historisch, die Ges. der Wiss. zu Göttingen naturwiss. orientiert — die Brüder Grimm waren nach ihrer Vertreibung aus Göttingen (1837) nach Berlin berufen worden (1841) —, so fiel der Preuß. A. jetzt die Hauptaufgabe zu. Doch beginnen die wiss. Unternehmungen der Germanistik erst spät. Die A. hatte zwar Graffs Ahd. Sprachschatz (1834-1842), Förstemanns Ad. Namenbuch (1856-1872), Steinmeyers Ahd. Glossen (1879 ff.) und Hennings Dt. Runendenkmäler (1889) unterstützt, doch Unternehmungen anderer Disziplinen wie das Corpus Inscriptionum Latinarum (seit 1846), die Monumento Germaniae Histórica (seit 1875), der Thesaurus Linguae Latinae (seit 1893), die Kant-Ausgabe (seit 1895) und das Wörterbuch der älteren dt. Rechtssprache (seit 1896) liefen bereits, bzw. waren in Vorbereitung, als Karl W e i n h o 1 d und Erich S c h m i d t im Juni 1900 mit dem ersten Programm

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auftraten. Geplant waren: eine Geschichte der nhd. Schriftsprache, der Sprachschatz der dt. Mundarten mit dem Ziel eines Thesaurus Linguae Germanicae und die Herausgabe einzelner Textausgaben (Wieland, Justus Moser, Hamann und Winckelmann). Mit dem Eintritt Gustav R o e t h e s und Konrad B u r d a c h s in die A. gewann der Plan endgültige Gestalt. Im Sommer 1903 wurde die Dt. Komm, gebildet. Ihr gehörten an: Erich S c h m i d t , Gustav R o e t h e , Konrad B u r d a c h , Wilhelm D i 11 h e y , Hermann D i e 1 s und Reinhold K o s e r. Seitdem hat die Dt. Komm, ihren Aufgabenkreis ständig erweitert. Führende Germanisten und Vertreter verwandter Fachgebiete wurden in die Komm, berufen: Andreas H eu s 1er (1907), Edward S c h r ö d e r (1908), Ernst H e y m a n n (1918), Julius P e t e r s e n (1922), Wilh. S c h u l z e (1930), Arthur H ü b n e r (1933), Eduard S c h w y z e r (1937), Julius S c h w i e t e r i n g (1939), Franz K o c h (1939), Theodor F r i n g s (1946), Wolfgang S c h a d e w a l d t (1949), Wilh. W i s s m a n n (1949) und Wolfgang S t e i n i t z (1951). Am 16. April 1952 wurde die Dt. Komm, in ein Institut für Dt. Sprache und Lit. umgewandelt (Direktor: Theod. F r i n g s , Stellvertr.: Wilh. W i s s m a n n , Geschäftsführer Otto Neuendorff). Gottfr. Wilh. L e i b n i z , Ermahnung an die Teutsche, ihren Verstand u. Sprache heßer zu üben samt beigefügten Vorschlag einer Teutsdigesinnten Ges., in: Werke (Hg. v. O. Klopp) Bd. 1, 6 (1872) S. 187-219. — Ders., Unvorgreifliche Gedancken betreffend die Ausübung u. Verb. d. t. Sprache, in: Hauptschriften. Bd. 2 (1924; Philos. Bibl. 108) S. 519-555. — F r i e d r i c h II., De la littérature Allemande, in: Oeuvres de Frédéric le Grand. Bd. 7 (1847) S. 91-122. — Dass., hg. v. Ludw. G e i g e r , übers, v. Chr. W. Dohm (1902; DLD. 16). — Justus M o s e r , Über d. dt. Sprache u. Lit. Hg. v. Carl S c h ü d d e k o p f (1902; DLD. 122). Rudolf v. R a u m e r , Gesch. d. germ. Philologie vorzugsw. in Dtschld. (1870; Gesch. d. Wiss. in Dtschld. 9). — Ad. H a r n a c k , Gesch. d. Kg/. Preuß. A. d. Wiss. zu Berlin. Bd. 1, 1. 2 u. 2 (1900) passim. — Konrad B u r d a c h , Die Sprachreinigungsbestrebungen d. Berliner A. u. ihr Bund mit Gottsched, in: B u r d a c h : Die Wiss. v. d. dt. Sprache (1934) S. 21-25. — Generalbericht über Gründung, bisherige Tätigkeit u. weitere Pläne d. Dt. Komm., in: SBAkBln. 1905, 1, S. 694-707. — G. R o e t h e , Die Dt. Komm, d. Kgl. Preuß. A. d. Wiss. Ihre Vorgesch.,

ihre Arbeiten u. Ziele. NJbbAGLP. Jg. 16, I. Bd. 31 (1913) S. 37-74. — Wilh. Schulze, Bericht über d. mundartl. Wbb. SBAkBln. 1929, S. XLIV-LII. Wiederholt in: S c h u l z e , Kleine Schriften, S. 604-613. — Th. F r i n g s , Aufgaben u. Ziele d. Inst. f. Dt. Sprache u. Lit. Das Inst. f. Dt. Sprache u. Lit. Vorträge geh. auf d. Eröffnungstagung (1954; Veröff. d. Inst. f. Dt. Spr. u. Lit. 1) S. 7-17. — Laufende Berichte über die Arbeiten der Komm, sind ersdiienen in den SBAkBln. 1904 ff. und in den JbAkBln. 1939 ff. Die von der Notgemeinsdiaft d. dt. Wiss. (dt. Forschungsgemeinschaft) unterstützten Unternehmungen verzeichnet der jährl. Beridit 1922 ff. II. Die U n t e r n e h m u n g e n der A. in chronolog. Reihenfolge ihrer Übernahme durch die Dt. Kommission. 1. D a s H s s . - A r c h i v . Aufgabe: Sammlung und Katalogisierung der dt. Hss. des MA.s als Grundlage zur Veröffentlichung einer Quellenkunde. Seit 1903. Material verbrannt, nur die Hss.-Beschreibungen erhalten. 2. Dt. Texte des MA.s. Aufgabe: Veröffentlichung ungedruckter mhd. und mnd. Texte; in der Regel keine krit. Ausgaben, sondern gute Hss. in getreuem Abdruck, teilweise im Vergleich mit anderen Hss. Bd. 1 ff. (1904 ff.). G. R o e t h e , DTMA., SBAkBln. 1924, S. XXIV-XXIX. — A. H ü b n e r , Grundsätze, in: DTMA. 38 (1934) S. V-IX. 3. Wieland-Aus gäbe. Aufgabe: Hist.-krit. Gesamtausgabe in drei Reihen: Dichter. Werke, Ubers.en, Briefe. Bd. l f f . (1909 ff.). Bemh. S e u f f e r t , Prolegomena zu e. Wieland-Ausg. AbhAkBln. 1904, 3; 1905, 2; 1908, 3; 1909, 1; 1921, 3; 1936, 11; 1940, 15; — Hans Werner S e i f f e r t , Erg. u. Ber. AbhAkBln. 1953, 2. — H. W. S e i f f e r t , Wielandbild u. Wielandfschg. in: Wieland, vier Biberadier Vorträge 1953 (1954) S. 93-99. 4. Niederrheinisches Wörterbuch. 1904: Auftrag an Johannes F r a n c k. Erweitert zum Rhein. Wörterbuch. Seit 1906 unterstützt vom Rhein. Provinzialverband und der Gesellschaft für Rhein. Geschichtskunde. Nach Francks Tode (1914) hg. v. Josef M ü l l e r . Liefg. 1 ff. (1923 ff.). Liefg. 96 ff. (1949 ff.) hg. v. Karl M e i s e n . Seit 1945 kein Unternehmen der Dt. Komm. mehr. J. M ü l l e r , Das Rhein. Wb., seine Gesch. u. Aufgabe. ZfDtk. 39 (1925) S. 470-484. — Ders., Vorwort, in: Rhein. Wb. Bd. 1 (1928) 5. III-XV.

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5. Deutsches Wörterbuch. Begründet von Jacob und Wilh. G r i m m . 1838: Vertrag mit Hirzel und Reimer. Werk auf 7 Bde. und 7 Jahre Arbeitsdauer berechnet. 1859: Tod Wilh. Grimms (Ende Buchstabe D). 1863: Tod Jacob Grimms (Artikel Frucht). Oberleitung des Verlages mit Unterstützung der einzelnen Bundesregierungen, seit 1875 mit Mitteln des Kaiserl. Dispositionsfonds. Artikelvergebung an einzelne Gelehrte, z. B. Rudolf H i l d e b r a n d (Artikel Geist). 1901: Anforderung eines Gutachtens durch das Reichsamt des Inneren über die möglichst baldige und sachgemäße Fertigstellung des Wb.s. Auf Grund des Gutachtens von Erich S c h m i d t Vorschlag des Reichsamtes zur Übernahme des Wb.s durch die A. Ablehnende Haltung d. A. 1903/1905: Initiative der Dt. Philologenversammlung in Halle und Hamburg. Antrag an die Reichsregierung, erneute Bitte an die A. März 1906: Tod des Hauptmitarbeiters Moriz H e y n e . Gutachten Gustav R o e t h e s. 1. Juli 1908: Das Wb. in den Arbeitsplan der A. eingegliedert. Zentralsammelstelle in Göttingen unter Aufsicht Edward S c h r ö d e r s . 1930: Reorganisation durch Arthur H ü b n e r. Schaffung hauptamtlicher Mitarbeiterstellen. Mittelpunkt der Arbeit in Berlin, Leitung: Peter D i e p e r s. Nach 1945: Vorsitzender: Theodor F r i n g s , Leiter der Arbeiten: Bernhard B e c k m a n n . Arbeitsstelle Göttingen, Leiter: Hans N e u m a n n. J. G r i m m , Einleitung, in: Dt. Wb. Bd. 1 (1854) Sp. I-LXVII. — E. M a 11 h i a s , Zur Gesch. d. Dt. Wb.s d. Brüder Grimm. Grenzboten 62 (1903) T. 4, S. 621-629; Vortrag vor d. 47. Versammig. dt. Philologen in Halle. Zur Diskussion, in: Verhandlgn. d. 47. Versammig. dt. Philologen (1903) S. 102 -105. —• Bericht und Diskussion vor der 48. Versammig. dt. Philologen in Hamburg, in: ZfdPh. 38 (1906) S. 110-112. — Bericht über d. Übernahme d. Wb.s durch d. A., in: SBAkBln. 1909, 1, S. 145-149. — R. M e i s s n e r , Zur Gesch. d. Grimmschen Wb.s. PreußJbb. Bd. 142 (1910) S. 62-80 u. 526. — J. L o c h n e r , Die Tätigkeit d. Zentralsammelstelle d. Dt. Wb.s seit ihrer Gründung. NJbbAGLP. Jg. 16, 1 (1913) Bd. 31, S. 74 -81. — Arth. H ü b n e r , Die Lage d. Dt. Wb.s. AnzfdA. 49 (1930) S. 73-90. — P. D i e p e r s , Die Neuordnung d. Dt. Wb.s d. Brüder Grimm. Minerva-Zs. 6 (1930) S. 109 -113. — Arth. H ü b n e r , Bericht über d. Dt. Wb. SBAkBln. 1933, S. XXVII-XXXI. — Bernh. B e c k m a n n , Das Dt. Wb. in Gegen-

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wart u. Zukunft. Das Inst. f. Dt. Sprache u. Lit. Vorträge (1954) S. 125-136. 6. Hessen-Nassauisches Volkswörterbuch. 1911: Auftrag an Ferdinand W r e d e (s. SBAkBln. 1912, 1, S. 84). Unterstützt von den Bezirksverbänden Kassel und Wiesbaden. Später hg. v. Luise B e r t h o 1. d. Liefg. 1 ff. (1927 ff.). Seit 1945 eine mit der Univ. Marburg verbundene Anstalt, unterstützt vom Land Hessen und der A. d. Wiss. u. Lit. in Mainz. F. W r e d e u. L. B e r t h o l d , Einleitung, in: Hess.-Nass. Wb. Bd. 2 (1943) S. III-VIII. 7. Preußisches Wörterbuch. 1911: Auftrag an Walther Z i e s e m e r (s. SBAkBln. 1912, 1, S. 85). Aufgabe: Wb. d. Mundarten Ostund Westpreußens. Unterstützt durch die Provinz Ostpreußen, später auch durch die Dt. Forschungsgemeinschaft und die Dt. A. in München. Liefg. l f f . (1935 ff.). Übernahme durch die A. d. Wiss. u. Lit. in Mainz erwogen (vgl. JbAkMainz 1953, S.81). Jetzt weitergeführt durch Erhard R i e m a n n in Kiel. W. Z i e s e m e r ,

Einleitung,

in:

Preuß.

Wb. Bd. 1 (1939). 8. Briefwechsel der Brüder Jacob und Wilh. Grimm mit Karl Lachmann. Hg. v. Albert L e i t z m a n n . Einltg.: Konrad B u r d a c h. Auf Beschluß d. A. von 1917. Erschien 1925-1927. 9. Von der A. veranlaßte S p r a c h a u f n a h m e n in Gefangenlagern. Begonnen 1917 (s. SBAkBln. 1918, 1, S. 64). Nicht ausgebaut. 10. Jean-Paul-Ausgabe. Aufgabe: Hist.krit. Gesamtausgabe unter Heranziehung des ungedruckten Nachlasses und der Briefe. 1914: Verhandlungen mit Julius Petersen und Eduard Berend. 1926: In Verbindung mit der Dt. A. in München und der Jean PaulGesellschaft der A. angegliedert. Leitung: Eduard B e r e n d (bis 1938 und seit 1948). Bd. l f f . (1927ff.). Ed. B e r e n d Prolegomena z. hist.-krit. Ges. ausg. von Jean Pauls Werken. AbhAkBln.

1927, 1. 11. Westfälisches Provinzial-Wörterbuch. 1927: Auftrag an Karl S c h u l t e - K e m m i n g h a u s e n (s.SBAkBln. 1928.S.LIII). Seit 1945 Unternehmen der Volkskundl. Komm, in Münster unter Leitung von William F o e r s t e mit Unterst, des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe.

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12. Hamann-Aus gäbe. 1910: Verhandlungen mit Arthur Warda und Rudolf Unger. 1928: Gemeinsames Unternehmen d. Dt. Komm, und der Königsberger Gelehrten Gesellschaft. Hauptbearbeiter: Josef N a d 1 e r. Arbeiten während des Krieges steckengeblieben. Nach 1945 von Nadler selbständig hg. Bd. l f f . (Wien 1949 ff.). J. N a d l e r , Die Hamannausg. Vermächtnis, Bemühungen, Vollzug (1930; SchrKbgGes. Geistwiss. Kl. 7, 6).

13. Goedekes Grundriß zur Geschichte der deutschen Dichtung. 1929: Übernahme der Neuen Folge (1830-1880). Leitung: Georg M i n d e - P o u e t . 1934: Grundsätze der Bearbeitung. 1940: 1. Liefg. 1953: Übernahme des Gesamtwerkes.

Carl D i e s c h , Der Goedeke. Werdegang eines wissenschaftlichen Unternehmens (1941).

14. L i t e r a t u r - A r c h i v . Aufgabe: Sammlung von Dichter- und GelehrtenNachlässen und ihre Erschließung durch Veröffentlichungen. Unternehmen der Literaturarchiv-Gesellschaft (gegr. 1891). Seit 1932 in die Verwaltung der Dt. Komm, übernommen (s. SBAkBln. 1933, S. LIX). Seit 1945 eigenes Unternehmen d. Dt. Komm. 15. Wörterbuch der dt. Pflanzennamen. Hg. v. Heinrich M a r z e 11 und Wilh. W i s s m a n n . Seit 1936 (s. SBAkBln. 1937, S. LXXVII-VIII). Liefg. l f f . (1937ff.). H. M a r z e 11, Die dt. Pflanzennamen u. ihre Sammlung. Mittlgn. d. Dt. Akademie 1934, S. 53-62. — Ders., Einleitung, in: Wb. d. dt. Pflanzennamen Bd. 1 (1937) S. VII-X.

16. Vom Mittelalter zur Reformation. Forschungen zur Geschichte der dt. Bildung (bzw. zur nhd. Sprach- und Bildungsgeschichte). Begründet von Konrad B u r d a c h , mit Unterstützung von Paul P i u r u. a. Seit 1903 Unternehmen der A. Nach dem Tode Burdachs (1936) in die Unternehmungen der Dt. Komm, aufgenommen. Nicht abgeschlossen. K. B u r d a c h , Einführung in das Gesamtwerk, in: Vom Mittelalter zur Reformation. Bd. 3, 2 (1926) S. I-LXVIII.

17. Mittelhochdeutsches Wörterbuch. Seit 1923: Vertrag der drei Roethe-Schüler Erich H e n s c h e l , Richard K i e n a s t und Ulrich P r e t z e 1 mit Hirzel für ein einbd. Mhd. Wb. Plan erwies sich als undurchführbar. 1936: Denkschrift Arthur H ü b n e r s . Seit 1937 Unternehmen der Dt. Komm. (s.

SBAkBln. 1938, S. LXXIII). Seit 1945 Leiter der Berliner Arbeitsstelle Werner S i m o n . Rieh. K i e n a s t u. Ulrich P r e t z e 1, Das mhd. Wb. Das Inst. f. Dt. Sprache u. Lit. Vorträge (1954) S. 97-104 u. 105-123.

18. Frankfurter Wörterbuch. Aufgabe: Sammlung Frankfurter Mundarten aus Vergangenheit und Gegenwart. Seit 1939 (s. JbAkBln. 1941, S. 44). Leiter: Hans Ludwig Rauh. 19. Jahresbericht über die wissenschaftlichen Erscheinungen auf dem Gebiete der neueren dt. Lit. NF. Ursprünglich hg. v. der Literaturarchiv-Gesellschaft, Jg. 1932 ff. (1935 ff.) im Auftrage der A. Seit 1945 Unternehmen der Dt. Komm. Leiter: Otto Neuendorff. 20. Jahresbericht über die Erscheinungen auf dem Gebiete der germ. Philologie. NF. Ursprünglich hg. v. der (1877 gegr.) Gesellschaft für dt. Philologie. Seit 1945 Unternehmen der Dt. Komm. Leiter: Otto Neuendorff. 21. Tiernamenwörterbuch. Aufgabe: Vollständiges wissenschaftliches Wörterbuch der dt. Tiernamen, der Tierkrankheiten und der tier. Organbezeichnungen auf sprachwiss. Grundlage. Seit 1947 (s. JbAkBln. 1946/49, S. 98). Leiter Wilh. W i s s m a n n . 22. Mecklenburgisches Wörterbuch. Begründet 1910 von Richard W o s s i d 1 o. Aufgabe: Erfassung des gesamten Wortschatzes der mecklenburgischen Mundart. Hg. v. Rieh. W o s s i d 1 o und Hermann T e u c h e r t . Liefg. l f f . (1937ff.). In Gemeinschaft mit der Mecklenburg. Landesregierung seit 1947 Unternehmen der Dt. Komm, (s. JbAkBln. 1946/1949, S. 98). Leiter: Hermann T e u c h e r t . R. W o s s i d l o u. H. T e u c h e r t , Vorwort z. 1. Liefg. u. Einl. z. Bd. 1 (1942). — A. B r e t s c h n e i d e r , in: WissAnnAkBln. 3 (1954) S. 94.

23. Pommersches Wörterbuch. Begründet 1926 von Wolfgang S t a m m l e r . Kriegsverlust der Sammlung. Aufgabe: Erfassung des gesamten Wortschatzes der pommerschen Mundart. In Gemeinschaft mit der Mecklenburg. Landesregierung seit 1947 Unternehmen der Dt. Komm. (s. JbAkBln. 1946/49, S. 99). Leiter: Hans - Friedrich Rosenfeld. A. B r e t s c h n e i d e r , Bln. 3 (1954) S. 95.

in: WissAnnAk-

Akademien

24. Brandenburgisch-Berlinisches Wörterbuch. Begründet 1939 von Anneliese B r e t s c h n e i d e r . Sammlung durch den Krieg schwer beschädigt. In Gemeinschaft mit der Brandenburg. Landesregierung seit 1949 Unternehmen der Dt. Komm. Leiter: Ernst Hadermann. A. B r e t s c h n e i d e r , Überblick über Gesch. d. BBW.s. Korrespondenzbl. d. Vereins f. ndd. Sprachfschg. 1950, H. 57/1, S. 20-23. — E. H a d e r m a n n , Vom Plan u. Sinn des BBW.s. Mitteilungsbl. d. Ministeriums f. Volksbildung 4, Nr. 14, 1. März 1950. 25. Goethe-Wörterbuch. Aufgabe: Umfassende lexikal. Erschließung des gesamten Goethe-Wortschatzes auf Grund aller bisher veröffentlichten Schriften Goethes. Ein alter Plan d. A. auf Grund der Vorarbeiten Konrad B u r d a c h s . 1905-1912 Ausbau der Sammlung durch Heinrich A n z. Ebenso hinterließ Otto P n i o w e r , der seit 1898 unter stilistischen Gesichtspunkten gesammelt hatte, 1932 einen Materialtorso, den die A. ankaufte, aber nicht ausbaute. Komm, unter Julius P e t e r s e n . Sommer 1946: neue Pläne Wolfgang S c h a d e w a l d t s . 1947: Gründung der Goethe-Kommission. Leiter der Arbeiten: Hans Georg H e u n. Außenstellen in Leipzig und Hamburg. Wolfgang S c h a d e w a l d t , Das GoetheWb. Goethe. 11 (1949) S. 293-305. — Wilh. W i s s m a n n , Über d. Goethe-Wb. Das Dt. Inst. f. Sprache u. Lit. Vorträge (1954) S. 53-63. 26. Goethe-Ausgabe. Aufgabe: Hist.-krit. Neuausgabe mit gleichzeitiger Sammlung der dazugehörigen Zeugnisse und Materialien. Seit 1949 Unternehmen der Dt. Komm. (s. JbAkBln. 1946/1949, S. 99-100). Leiter: Ernst G r u m a c h . Außenstelle in Weimar. Ernst G r u m a c h , Prolegomena zu e. Goelhe-Ausg. Goethe. 12 (1950) S. 60-88. — Ders., Probleme d. Goethe-Ausg. Das Dt. Inst. f. Sprache u. Lit. Vorträge (1954) S. 39-51. 27. Abteilung: D t . S p r a c h e d e r G e g e n w a r t . Leiter: Theodor F r i n g s , Wolfgang S t e i n i t z , Werner S i m o n . In Arbeit: Grammatik der dt. Sprache der Gegenwart, Wörterbuch der dt. Sprache der Gegenwart und ein Marx-Engels-Wörterbuch. Seit 1952 Unternehmen der Dt. Komm. W. S t e i n i t z , Über d. Aufgaben d. Abt. Dt. Sprache d. Gegenw. Das Inst. f. Dt. Sprache u. Lit. Vorträge (1954) S. 65-96.

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28. Als weitere Unternehmungen der Komm, sind geplant, bzw. im Anfangsstadium: die Fortsetzung der krit. Ausgabe der Werke Otto L u d w i g s , eine krit. Ausgabe der Werke Theodor F o n t a n e s , eine krit. Gesamtausgabe der Werke Friedrich Maximilian K l i n g e r s und Georg F o r s t e r s , eine krit. Neuausgabe der Oden K l o p s t o c k s , die bibliographische Verarbeitung der wichtigsten Zeitschriften des 19. Jh.s sowie Studienausgaben für den Universitätsunterricht, Textsammlungen größerer Entwicklungen und eine Quellensammlung zu einzelnen literar. Denkmälern. III. Die germanist. Kommissionen anderer A.n und ihre Aufgaben. 1. Komm, für die Herausgabe eines ö s t e r r . B a y r . W ö r t e r b u c h e s an der A. d. Wiss. in Wien. Eingesetzt 1911. Umbenannt 1931 in Komm, zur Schaffung des Österr.-Bayr. Wb. und zur Erforschung unserer Mundart. Obmänner: Josef S e e m ü l l e r (1911), Paul Kretschmer (1920). Aufgaben: Fertigstellung des Österr.Bayr. Wb.s (Sammlung noch nicht abgeschlossen). Arbeiten zur bayr.-österr. Dialektgeographie, im Auftrag der Wb.komm. der A.n in München und Wien hg. im Vereine mit F. Lüers und W. Steinhauser von A. Pfalz (bisher 2 Hefte). Herausgabe des Bayr.-Österr. Sprachatlas (im Druck). Der Komm, verwaltungsmäßig angegliedert ist die W ö r t e r b u c h k a n z l e i , ein eigenes Institut der A. Gegründet 1911, seit 1924 verbunden mit dem Seminar für dt. Philologie der Universität. Vorstand: der jeweilige Obmann der Komm. Leiter: z. Zt. Viktor D o 11 m a y r. Rieh. M e i s t e r , Gesch. d. A. d. Wiss. in Wien (1947) S. 141, 154, 199, 201, 322, 324, 328, 338. 2. Die Kommissionen der Bayr. A. d. Wiss. a) Komm, für die Herausgabe von Wörterbüchern der bayr. Mundart (später: Komm, für M u n d a r t e n f o r s c h u n g ) . Gegründet 1911. Aufgaben: Herausgabe: Das Bayr. Wb. in Verbindung mit d. A. Wiss. in Wien, das Ostfränk. Wb., das Rheinpfälz. Wb. und die Anlage einer Bibliographie der Mundarten Bayerns. Leiter: Ernst K u h n (1911), Carl v o n K r a u s (1919), Erich G i e r a c h (1937), Eberhard K r a n z m e y e r (1943). Seit 1947: Otto

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Akademien

B a s l e r (Bayr. Wb.), Fritz S t r o h (Ostfränk. Wb.), Ernst C h r i s t m a n n (Rheinpfälz. Wb.). Zur Gesch. des Wb.s vgl. die JbAkMünch. 1913 ff. b) Sammlungen aus Anlaß des Krieges: Sammlungen zum S o l d a t e n l i e d und zur S o l d a t e n s p r a c h e . O. M a u ß n e r , in: Jber. d. Verbandes dt. Ver. f. Volkskde. 1917/18, S. 36-45. — Vgl. auch: JbAkMünch. 1918, S. 127. c) Komm, für S p r a c h p f l e g e in Verbindung mit den gleichgerichteten Komm, der A.n zu Göttingen und Heidelberg. Aufgabe: Pflege der Gegenwartssprache. Gegründet 1949. Leiter: Carl v o n K r a u s (bis 1952). 3. Die Unternehmungen der A. zur wiss. Erforschung und zur Pflege des Deutschtums (München). a) Das S u d e t e n d t . W ö r t e r b u c h . Seit 1930. Leiter: Erich G i e r a c h und Ernst S c h w a r z . Nicht fertig geworden. E. S c h w a r z , Die Aufgabe d. Sudetendt. Mundarten-Wb.s. Mittlgn. d. Dt. A. 1930, S. 265-269. — Zur Gesch. d. Wb.s vgl. die Mittlgn. d. Dt. A. 1931, S. 178-184; 1932, S. 368-372; 1933, S. 235-239; 1934, S. 213 -218; 1936, S. 157-162. b) Das S c h l e s i s c h e W ö r t e r b u c h . Hg. v. Theod. S i e b s und Wolfg. J u n g a n d r e a s . Liefg. l f f . (1935 ff.). Neubegründung durch die A. d. Wiss. u. Lit. in Mainz erwogen (vgl. JbAkMainz 1953, S. 81). c) Das A l t h o c h d e u t s c h e Wört e r b u c h . Auf Grund d. von Elias v. Steinmeyer hinterlass. Sammlungen. Bearb. und hg. v. Elisabeth K a r g - G a s t e r s t ä d t und Theodor F r i n g s . Seit 1935. Nach dem Kriege von der Sächs. A. d. Wiss. zu Leipzig übernommen. Liefg. l f f . (1950ff.). E. K a r g - G a s t e r s t ä d t u. Theod. F r i n g s , Einl. zum Wb. Zur Gesch. d. Wb.s vgl. die Mittlgn. d. Dt. A. 1936, S. 150 -156; 1937, S. 128-130; 1938, S. 374-386; 1939, S. 146-150; 1940, S. 148-152. d) Die A. unterstützte außerdem viele andere Unternehmungen der Germanistik, so das Preuß. Wb. und die Jean PaulrAusgabe. Geplant war auch ein Goethe-Wb. unter Otto Pniower. Verzeichnis der von d. A. veröffentlichten oder unterstützten Werke, in: Mittlgn. d. Dt. A. 1932, S. 560; 1934, S. 411-413; 1935, S. 544-546; 1936, S. 611-613; 1941, S. 358

-361. — H. S c h n e i d e r , Die Gesch. d. dt. Sprache, dei grüße wiss. Arbeitsplan d. A. Mittlgn. d. Dt. A. 1937 S. 601-603. 4. Komm, zur Herausgabe der Sämtl. Werke von Justus M o s e r . Hist.-krit. Ausg. in 14 Bdn. Mit Unterstützung der Stadt Osnabrück hg. v. d. A. d. Wiss. zu Göttingen. Gegründet: 1937. Mitglieder: Edw. Schröder, Rudolf Unger, S. A. Kaehler, Rudolf Smend, Friedr. Neumann, Herbert Schöffler u. Karl Brandi. Bearb. von Werner K o h l s c h m i d t u. Ludwig S c h i r m e y e r . Bd. l f f . (1944 ff.). Karl B r a n d i , Zum Geleit, in: Ausg. Bd. 1 (1944) S. V-VII. — Zur Gesch. der Ausg. vgl. Geschäftl. Mittlgn. d. A. zu Gött. 1937/38, S. 38; 1938/39, S. 102/03; 1939/40, 5. 71-72; 1940/41, S. 91-96; 1941/42, S. 116; 1942/43, S. 108. 5. Komm, für germ. Sprach- und Lit.geschichte der A. d. Wiss. u. Lit. zu M a i n z . Gegründet: 1950. Vorsitzender: Hermann S c h n e i d e r . Mitglied: Kurt W a g n e r . Mitarbeiter: Willi K r o g m a n n , Ulrich P r e t z e l , Helmut T h o m a s. Aufgaben: Materielle Unterstützung und Betreuung dt. Mundarten-Wb.er, Arbeiten zur Namenforschung und ein lit.geschichtl. Arbeitsprogramm. 1 a) Das H e l g o l ä n d i s c h e Wb. bearb. von W. Krogmann. 1 b) Das P f ä l z i s c h e Wb. bearb. von E. Christmann in Verbindung mit der Bayr. A. zu München. 2) Vorarbeiten auf dem Gebiete der O r t s n a m e n f o r s c h u n g unter K. Wagner. 3) Herausgabe der Werke des Dichters Heinr. F r a u e n l o b durch H. Thomas. Über den Stand der Arbeiten vgl. JbAkMainz. 1950, S. 61-63; 1951, S. 85-89; 1952, S. 77-79; 1953, S. 79-81. § 4. Die wiss. Aufgaben der A.n und der Zusammenschluß von D i c h t e r n zu A.n standen in Deutschland lange Zeit im Gegensatz. Schuld hieran trug vor allem das mißverstandene Vorbild der Académie Française, d. h. die Uberbewertung der Rolle des Dichters in dieser A. Doch hat das Versäumnis der A.n, der Forderung nach der Pflege der dt. Sprache gerecht zu werden, dem Gedanken einer eigenen Lit.-A. gewisse Berechtigung verschafft. Anderseits ist es schwierig, das Wesen einer solchen Lit.-A. zu begründen, die weder philologische Aufgaben übernehmen, noch lediglich das nationale Schrifttum repräsentieren will. Auch

Akademien haben Dichter selbst aus berechtigter Furcht vor staatlicher Bevormundung und einseitiger Gruppenbildung gegen die Lit.-A. Stellung genommen. So ist die Lit.-A. in Deutschland eist eine Schöpfung des 20. Jh.s. Bis dahin blieb die Gemeinschaft von Dichtern den literar. Gesellschaften und Dichterschulen (s. d.) überlassen. Zwar war Lessing 1760 in die Preuß. A. d. Wiss. berufen worden, doch gelangten Dichter nur gelegentlich in die A.n. Außerdem hatten sich die A.n der Gründung eigener Lit.-Klassen widersetzt, so daß allein der W e g über die Preuß. A. d. Bildenden Künste offen blieb. Hier wurden Dichter zunächst nur Ehrenmitglieder, so Goethe, Herder und Wieland (1789), Aug. Wilh. Schlegel und Ludwig Tieck (1831), abgesehen von Theodor Fontane, der 1876 kurze Zeit als Erster Sekretär der A. tätig war. Von Dichtern waren Mitglieder in wiss. A.n: Berlin: Benjamin Neukirch (1711), Aug. Friedr. Ferd. v. Kotzebue (1803 ao. M. 1812 Ehrenmitgl.), Christ. Friedr. Nicolai (1804), Ad. v. Chamisso (1835). München: Christ. Martin Wieland u. Goethe (1808), Friedr. Rückert (1832). Wien: Auersperg, Joh. Ladisl. Pyrker, Friedr. Halm, Grillparzer (1847), Uhland, Joh. Gabr. Seidl (1848), Erwin Guido Kolbenheyer (1941 Ehrenmitgl.). Hervorzuheben ist der Plan Leopold von R a n k e s zur Gründung einer Komm, für dt. Sprache und Lit., mit dem Sitz in München oder Weimar (Entwurf 1861, Statut 1867). Sprachen politische Bedenken der bayr. und preuß. Regierung gegen diesen Plan, so scheiterte der erneute Vorschlag einer eigenen Lit.-Klasse innerhalb der Preuß. A. d. Wiss. (Plan du B o i s - R e y m o n d s 1874) am Widerstand der A. (Bericht Theodor Mommsens). Damit war die Initiative endgültig an die Preuß. A. d. Bildenden Künste übergegangen. Seit dem Reformplan von 1904 waren aber noch viele Widerstände zu überwinden, ehe 1926 die S e k t i o n f ü r D i c h t k u n s t gegründet werden konnte. Seit 1945 sind in Deutschland vier A.n bzw. Sektionen tätig. L. v. R a n k e , Idee e. A. f. dt. Gesch. u. Sprache. Eingabe an Bismarck u. Entwurf, in: Sämtl. Werke Bd. 53/54 (1890) S. 696-711. — Abstimmungsergebnis einer von Karl Emil Franzos veranstalteten Rundfrage, in: Dt. Dchtg. Hg. v. K. E. Franzos. 34 (1903) S. 53-55. — Wilh. S c h ö l e r m a n n , Eine dt. A. in Weimaj (1910). — Aus dem Briefwechsel von Ernst Wiehert an Paul Heyse.

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DtRs. Bd. 207 (1926) S. 36-37; 40-41. — Emil du B o i s - R e y m o n d , Über e. A. d. dt. Sprache (1874). Wiederholt in: du B o i s - R e y m o n d , Reden. Bd. 1 (2. Ausg. 1912) S. 474-508. — Adolf H a r n a c k , Gesch. d. Kgl. Preuß. A. d. Wiss. Bd. 1, 2 (1900) S. 991-992; 998-1000 u. Bd. 2 (1900) S. 600-614. — Rieh. M e i s t e r , Gesch. d. A. d. Wiss. in Wien (1947) S. 103-106. — Alex. A m e r s d o r f f e r , Die A. d. Künste u. d. Dichter. Zur Vorgesch. d. Sektion f. Dichtkunst. Jb. d. Sekt. f. Dichtk. (Preuß. A. d. Künste) Bd. 1 (1929) S. 8-26. — Ch. S t e i n b r u c k e r , Goethe als Ehrenmitglied d. Berliner A. d. Künste. ZfBüchfr. NF. 11, 2 (1920) S. 164-165. 1. S e k t i o n f ü r D i c h t k u n s t an der Preuß. A. d. Bildenden Künste. 1904 durch den Präsidenten der A. Joh. Otzen geplant, von Ludwig Manzel und Max Liebermann wieder aufgegriffen. Herbst 1926 Gründung der Sektion. Die ersten Mitglieder: Ludwig Fulda, Gerh. Hauptmann, Arno Holiz, Thomas Mann, Hermann Stehr. Der erste Vorsitzende: Wilhelm von S c h o l z , später Walter von M o l o und Heinrich M a n n . Politische Umgestaltung der A. nach 1933 unter Hanns J o h s t . Neuer Titel: Dt. A. d. Dichtung. Mitgliederverzeichnis, in: Jb. d. Sekt. f. Dichtk. (Preuß. A. d. Künste) Bd. 1 (1929) S. 29-30 und : Der Bücherwurm 18 (1933) H. 8/9, S. 145-183. Wilh. S c h ä f e r . Der Gedanke d. Dichter-A. u. d. Sektion f. Diditkunst. Frankf. Ztg. 28. Okt. 1929. Ders., Die angebliche Dichter-A. u. ihr angeblicher Präsident. Literai. Welt v. 26. Okt. 1928, Nr. 43. Ders., Der mißglückte Versuch e. dt. Dichter-A. Literai. Welt v. 30. Jan. 1931, Nr. 5. Heinr. Mann, Sektion f. Dichtkunst. Voss. Ztg. Unthbl. Nr. 39 v. 15. Febr. 1931. Weitere Lit.hinweise: JBfnLg. Jg. 1931, S.3-4. 2. S e k t i o n f ü r D i c h t u n g bzw. Lit. an der Dt. A. d. Künste. Wiedereröffnung der ehem. Preuß. A. 1950. Präsident: Arnold Z w e i g . Vizepräsident: Joh. R. B e c h e r . Sitz: Berlin N W 7, Robert-KochPlatz 7. Ordentl. Mitglieder: Bert Brecht, Willi Bredel, Stefan Hermlin, Peter Hüchel, Kuba, Hans Marchwitza, Ludwig Renn, Anna Seghers. Ehrenmitglied: Martin AndersenNexö, Thomas Mann. Korrespondierendes Mitglied: Lion Feuchtwanger. Unternehmungen: Heinrich Mann, Ausgew. Werke hg. v. Alfred Kantorowicz (1951 ff.). Sinn u. Form. Beiträge zur. Lit. Begr. v. Joh. R. Becher u. Paul Wiegler. Jg. 2 (1950) H. 5, S. 5.: A. Z w e i g , Zur Übernahme d. Zs. durch die A. Schriftenreihe d. Dt. A. d. Künste. H. 1 ff. (1950 ff.). In Arbeit:

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Akademien — Akrostichon

Monographien u. Bibliographien über die einzelnen A.mitglieder. 3. K l a s s e d e r L i t e r a t u r an der A. d. Wiss. u. d. Lit. in Mainz. Gegründet: 1949 (s. § 2). Präsident: Alfred D ö b l i n (Vizepräsident d. A.). Seit 1953: Walter von M o l o . Sitz: Mainz, Gaustr. 104. Ordentl. Mitglieder: Wilh. Hausenstein, Manfred Hausmann, Hans Henny Jahnn, Hermann Kasack, Annette Kolb, Ernst Kreuder, Hans Erich Nossack, Reinhold Schneider, Martin Kessel, Ernst Penzoldt, Erich Kästner, Friedrich Schnack, Frank Thiess, Emil Beizner (vgl. Jahrbuch 1953, S. 13-18). Unternehmungen: Schriftenreihe Verschollene u. Vergessene in freier Folge. Unterstützung u. Förderung einzelner Veröffentlichungen. Geplant: eine Notgemeinschaft d. dt. Schrifttums. Laufende Veröffentlichungen in den AbhAkMainz. Laufende Berichte über die Arbeit der Klasse der Lit. in den JbAkMainz. 1950 ff. 4. A b t e i l u n g S c h r i f t t u m in der Bayr. A. d. Schönen Künste. Gegründet: 1948. Direktor: Wilhelm D i e s s . Sitz: München, Prinz-Karl-Palais. Mitglieder: Gottfried Benn, Wemer Bergengruen, Georg Britting, Hans Carossa, Peter Dörfler, Leonhard Frank, Wilhelm Hausenstein, Annette Kolb, Gertrud v. le Fort, Mechthilde Lichnowsky, Ernst Penzoldt, Friedrich Schnack, Reinhold Schneider, Rudolf Alexander Schröder, Ina Seidel, Otto v. Taube, Georg v. d. Vring, Thomas Mann (ehrenhalber) u. a. (vgl. Tätigkeitsbericht 1948-51, S. 11-12 u. 1951-53, S. 1-12). Aus der Arbeit d. Abt.: Vorträge, Gutachten, Preisverleihungen (vgl. Tätigkeitsbericht 1948 bis 1951, S. 17-19 u. 1951-53, S. 19-20). 5. D t . A. f ü r S p r a c h e u. D i c h t u n g . Gegründet: 14. März 1949 in Hamburg vom Verband Dt. Autoren unter Zustimmung der dt. Schriftsteller-Verbände. Verkündigung: 28. Aug. 1949 in der Paulskirche. Ehrenpräsident: Rudolf P e c h e l u. Rudolf Alexander S c h r ö d e r . Präsident: Bruno S n e l l , jetzt: Hermann K a sack. Vizepräsidenten: Kasimir E ds c h m i d , Fritz U sin ge r , Gerhard S t o r z , Oskar J a n c k e (ausgeschieden). Sitz: Darmstadt, Ernst-Ludwig-Haus. Mitglieder: Stefan Andres, Emil Beizner, Gottfried Benn, Werner Bergengruen, Hans Carossa, Peter Dörfler, Rudolf Hagelstange, Wilhelm Hausenstein, Manfred Hausmann, Erich Kästner, Reinhold Schneider, Rudolf Pannwitz, Leo Weismantel, Josef Winckler u. a. (Mitgliederverzeichnis, in: Dt. A. für Sprache u. Dichtung, Sonderdr. 1953).

Aufgaben: Pflege der Sprache in Kunst und Wissenschaft, im öffentlichen und privaten Gebrauch, Sorge für das sprachliche Element des Unterrichts an den Schulen aller Gattungen. Verteilung von Preisen (z. B. Georg-Büchner-Preis). Förderung von Werken, deren Veröffentlichung für das dt. Geistesleben von Bedeutung ist (z. B. Dichternachlässe). Unterstützung hervorragend begabter Autoren. Jährlich zwei Tagungen, außerdem einzelne Komm. (z. B. beratende Beteiligung an den Reformplänen für die neue Rechtschreibung). Publikationsorgan: Neue Literar. Welt (eingegangen). Finanzielle Grundlage: Förderkreis der A. Hermann K a s a c k , Sinn u. Möglichkeit einet Dt. A. Jahrbuch 1953/54 (1954) S. 5 -10. — Verkündigung u. Satzung, in: Dt. A. für Sprache u. Dichtung, Sonderdr. 1953. Klaus Kanzog Akrostichon (auch Akrostichis, Akrostichion; von axgov „Spitze" und cmxog „Vers"): Poetische, mehr für das Auge als für das Ohr berechnete Spielerei, bei der die Anfangsbuchstaben oder -silben aufeinanderfolgender Verse oder Strophen alphabetisch geordnet sind oder nacheinandergelesen einen Namen, ein Wort, eine Sentenz oder einen Vers ergeben. Als Erfinder wird von Diogenes Laertius (VIII, 78) auf Grund unechter Schriften Epicharm (um 490 v. Chr.) angegeben. Im hebr. Psalter zeigen 12 Psalmen A.; im 119. Psalm beginnen je 8 Verse mit dem gleichen Anfangsbuchstaben nach der Ordnung des Alphabets. Das A. fand wohl zuerst im Orakel und in der religiösen Geheimlit. Anwendung und hatte neben seiner mystischen Bedeutung den Zweck, eine Sammlung vor Einschüben und Auslassungen zu sichern. Bei den Griechen war es seit der Alexandrinerzeit, bei den Römern seit Ennius und Plautus sehr beliebt. In der lat. kirchlichen Poesie wurde es besonders in der alphabetischen Form viel verwendet, um den Namen des Verfassers oder des Angeredeten anzudeuten. Von hier kam es wohl in die dt. Dichtung, in der es sich bis in die Gegenwart erhalten hat. Akrosticha finden sich z. B. bei Otfrid, Gottfrid von Straßburg, Rudolf von Ems, im Marienlob des Bruders Hans vom Niederrhein, in den Liedern Heinr. Laufenbergs, bei Joh. Rothe, Ph. Nicolai, M. Opitz, P. Gerhardt, Joh. Chr. Günther, W. Müller. E. G r a f , Akrostidiis, in: P a u l y - W i s s o w a , Realencyklopädie. Bd. 1 (1894) Sp.

Akrostichon — Akt 1200—1207. Franz D o r n s e i f f , Das Alphabet in Mystik u. Magie (1922, Sxoixeia 7; 2. Aufl. 1925). O d e b r e c h t , Über d. Bildung von Akrostichen in dt. Sprache. GermaniaH. 7 (1846) S. 316-320. A. K o p p , S. 545. J. H. S c h o 11 e, Gottfrieds von Straßburgs Initialenspiel. PBB. 65 (1942) S. 280 -302. Willy K r o g m a n n , Das Akrostichon im 'Ackermann'. Festschrift für W. Stammler (1953) S. 130-145. Paui Habermann Akt Das Wort A. ist aus dem lat. Drama (actus = Handlung, im Drama selbständiges Stüde der Gesamthandlung) übernommen worden; während des 16. Jh.s wurde es nur in der lat. Form actus gebraucht, 1605 ist zum erstenmal die endungslose Form „Akt" belegt (s. Hans S c h u l z , Dt. Fremdwörterbuch. Bd. 1,1913, S. 21). Der Begriff A. bezeichnet die Hauptabschnitte des Dramas, für die die Dichter des 17. Jh.s und noch Klopstock „Handlung" oder „Abhandlung", Maler Müller „Teil" sagen. Seit der Mitte des 17. Jh.s kommt daneben das noch heute gebräuchliche Wort „Aufzug" auf, das Gottsched vom Aufziehen der Personen oder des Vorhangs abzuleiten sucht. Als geschlossene Hauptteile des D r a m a s (s. d.) setzen die A.e sich meist aus A u f t r i t t e n (s. d.) zusammen, halten in der Regel die Einheit des Ortes und der Zeit inne und sind oft in sich mit Einleitung, Höhepunkt und wirksamem Abschluß dramatisch durchgeformt. Dem Stilprinzip der „offenen Form" (Wölfflin und Fritz Strich) folgend, verzichteten manche Dichter geistesverwandter Epochen auf die in sich abschließende A.einteilung beim Aufbau ihrer Dramen und reihten progressiv Szene um Szene aneinander (z. B. Lenz, Arnim, Büchner, Grabbe, Wedekind, Expressionismus). Alle klassische Kunst sucht die Schönheit im Verhältnis der Teile zum Ganzen. Sie verlangt, daß die A.e durch ihre Beziehung zueinander den wirksamen Aufbau der dramat. Handlung ermöglichen. Dieser klassische Standpunkt liegt der Theorie Gustav F r e y t a g s (Die Technik des Dramas, 1863) zugrunde. Seine Dramentheorie stellt die sogn. dramat. Momente in eine feste Beziehung zu den einzelnen A.en. Der Einführung in die Voraussetzungen (Exposition) folgt das erregende Moment (1. Akt), das der Handlung den Anstoß in

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Richtung auf das Ziel, den Höhepunkt hin gibt. Mit Verwicklung, entscheidendem Geschehen, Kampf und Rückwirkung dieses Geschehens auf den Helden ist die Haupthandlung breit ausgeführt (2. Akt). Im Höhepunkt, dem unmittelbar das tragische Moment folgt, vollzieht sich der Umschwung, die Peripetie (3. Akt). Von hier aus fällt die Handlung, die sich oft nochmals in einem Moment der letzten Spannung konzentriert (4. Akt). Der 5. Akt bringt dann die Lösung oder in der Tragödie die Katastrophe, auf die viele neue Dramen jedoch verzichten. Die innere Gliederung des Dramas also ist es, die die seit der Renaissance verteidigte Fünfzahl der A.e bedingt, ebenso wie die von Donat begründete und im ital. Drama gebräuchliche Dreiteilung vorn Handlungsgefüge her (Einleitung mit Anlaß, Verwicklung, Lösung) zu verstehen ist. Auf das griech. Drama ist der Begriff des A.es im strengen Sinne nicht anzuwenden; Chorgesänge und Monologe gliedern es locker und ungleichmäßig. Dennoch ist es eine griech. Theorie von der Fünfaktigkeit des Dramas, auf die sich Horaz für die Tragödie und Varro für die Komödie berufen und die sowohl Seneca als auch Terenz verwirklichen. Diesem röm. Vorbild folgt das lat. Humanistendrama (beispielhaft Reuchlins Henno)ebenso wie die klassische franz. Tragödie. Der Einfluß des Humanistendramas wird in B. Waldis' Vam Verlorn Szon (1527) erkennbar, der das erste datierbare Beispiel für die A.einteilung im deutschsprachigen. Drama gibt. Im dt. Drama des 16. Jh.s (z. B. Hans Sachs, Ayrer) bleibt aber dieA.einteilung noch willkürlich in bezug auf die Zahl (Ausnahme: Rebhuns Susanna, 1535, fünf Akte), nur im Umfang gleichen sich die A.e. Sie sind episch angelegt und stehen in keiner Beziehung zum dramat. Aufbau der Gesamthandlung. Gryphius teilte um der besseren Ubersicht willen in meist fünf in sich ungegliederte A.e und verband diese durch Reyen. Chrn. Weise behielt die Gliederung in fünf A.e bei und brachte die A.schlüsse durch komische oder pomphafte (vor ihm schon Lohenstein und Hallmann) Auftritte zu besonderer Wirkung, wenn er sich auch, wie später J. E. Schlegel, Wieland und Tieck, ü b e r

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Akt — Akzent

das Festhalten an den Horazischen Forderungen lustig machte. Gottsched (ähnlich Ramler-B atteux) hielt die „ursprünglich willkürliche" Fünfzahl der A.e wegen der Zeiteinteilung für „sehr bequem" und zog sie den drei A.en der Italiener vor. E r forderte (Vorbild Boileau) Geschlossenheit der A.e in sich durch enge Verknüpfung der A u f t r i t t e (s. d.) und klaren Abschluß des A.es durch Auflösung der Situation, so daß die Bühne leer wurde. Erst der Zwischenaktvorhang, der zwar schon von Chrn. Weise, aber erst seit 1770 allgemein gebraucht wurde, gab die Möglichkeit, den A. mitten in einer Situation zu schließen. Um 1800 herrschte die Fünfzahl der A.e vor. Im 19. Jh. bemühten sich viele Dramatiker mit Erfolg darum, die handwerksmäßig übernommene Gliederung in fünf A.e mit einem lebendigen poetischen Formprinzip in Einklang zu bringen. Gegen Ende des Jh.s herrschte die Fünfzahl nicht mehr; die Handlung wurde oft in vier Akten (Ibsen, Hauptmann), in Dreiaktern oder Einaktern (Neuromantik) dargeboten. Im Drama der Gegenwart wird die A.einteilung sehr verschieden behandelt. Neben Dramen, die an der klassischen Fünf- oder Dreiaktigkeit festhalten (G. Hauptmann), stehen sehr viele, die, teilweise durch das Hörspiel beeinflußt, die offene, aktlose Form bevorzugen (Bert Brecht, Wolfgang Borchert). Seit der Entstehung des Dramas verbanden der C h o r (s. d.) oder seine Sproßformen die einzelnen Akte miteinander. So dienten auch die stoffremden oder den Stoff parodierenden Interludia (Zwischenspiele) und die Proludia (Vorspiele) des Jesuitentheaters, die Reyen des Gryphius, die Pickelheringsszenen des 17. Jh.s und das Abwechseln von A.en einer ernsten und einer lustigen Handlung (Gryphius, Chrn. Weise) der Zwischenaktfüllung. Während des 19. Jh.s war Zwischenaktmusik üblich. Heute richten viele Dramaturgen die Theaterpausen nicht nach der A.gliederung, sondern praktischen Erfordernissen entspechend ein. Die fortgeschrittene Technik des Dekorationswechsels hat die Gefahr gebannt, daß die Ruhepausen zwischen den einzelnen A.en oder Sinnabschnitten des Dramas sich zu lange dehnen und den Zu-

sammenhang der Handlung stören könnten. Als Augenblicke der Besinnung verknüpfen sie mehr die einzelnen Handlungsteile, als daß sie sie trennen. Gustav F r e y t a g , Die Technik des Dramas (1863; Neudi. in: Ges. W., 1. Serie, Bd. 2). Julius P e t e r s e n , Schiller u. d. Bühne (1904; Pal. 32) S 30; 139; 146. Wilh. H o c h g r e v e , Die Technik der A.schlüsse im dt. Drama (1914; ThgFschgn. 28). C. H e i n e , Der A.schluß. LE. 8, H. 6 (15. Dez. 1905) Sp. 389—398. Oskar W a 1 z e l , Gehalt u. Gestalt (1923—1925; HdbLitwiss.) S. 220. H e i n e m a n n , Vorhang u. Drama. Grenzboten 49 (1890) S. 4 5 9 ^ 6 8 ; 520—527. G. W i t k o w s k i , Vorhang u. A.schluß. Bühne u. Welt 8 (1906) S. 18—22; 73—76; 104—108. W e n t z e 1, Wieviel A.e soll e. Theaterstück haben? Ebd. 15 (1913) S. 65—67. E. H e r o 1 d , in: Der Neue Weg 33 (1903) S. 286; 39 (1909) Heft 22. K. S c h i n d l e r , Der A.schluß im dt. Drama d. 18. Jh.s. Diss. Heidelberg 1912. Hugo H o l z a p f e l , Kennt d. griedi. Tragödie e. A.einteilung? Diss. Gießen 1914. Paul T i m p e , Die Entw. d. Szenenbegriffs im lat. u. dt. Drama d. 16. Jh.s. (Masch.) Diss. Greifswald 1919. Fritz S t r i c h , Dt. Klassik u. Romantik (3. Aufl. 1923) passim. Fritz G o 1 d b e r g , Das Prinzip d. A.einteilung im Drama, dargest. an d. Dramen Fr. Schillers. (Masch.) Diss. Köln 1924. Leo P a a l h o r n , Die ästhet. Bedeutung d. A.gliederung i. d. Tragödie. Diss. Halle 1929. Erwin S c h e u e r , A. u. Szene i. d. offenen Form des Dramas, dargest. an d. Dramen G. Büchners (1929; Germ.St. 77). R. P e t s c h , Die dramat. Exposition. Nationaltheater 3 (1930 /1931) S. 210 ff. Ders., Von der Szene zum Akt. DVLG. 11 (1933) S. 165—199. W. D i 1 t h e y , Über die 13. Aufl. d. Dramentheorie Freytags. ShakespJb. 69 (1933) S. 27—60. Hellmuth V r i e s e n , Die Stationstechnik im neueren dt. Drama. Diss. Kiel 1934. Liselotte D o n a t h , A.gliederung u. A.schluß im Drama H. v. Kleists. Ein Beitr. z. Technik d. Dramas. Diss. Jena 1935. Joachim K1 a i b e r , Die A.form im Drama u. auf d. Theater (1936; Theater u. Drama 6). Vern Walde R o b i n s o n , The history of ihe German play in one act in ihe 18th Century. Diss. Urbana 1936. Alfons H a r t m a n n , Der moderne engl. Einakter (1936; Aus Schrifttum u. Spr. d. Angels. 6). R. P e t s c h , Drei entscheidende Punkte im Drama. GRM. 24 (1936) S. 401—411. Vgl. auch: Dramaturgie, Drama, Chor, Nachspiel. Hans Schauer — Ursula Gauwerkt/ Akzent § 1. Der Begriff A. (lat. accentus, Übers, von griech. nQoacpöta) hat eine wechselvolle Gesch. Seine die Schwere, Dauer und Gliederung der Sprachelemente umfassende Verwendung hat sich in der dt. wissen-

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schaftl. Grammatik und V.lehre erst in letzter Zeit durchgesetzt. Der Begriff A. stammt aus der Sprachwissenschaft der Antike; er betraf zunächst, wie sein Name itpoao)8ia sagt, die an der griech. Sprache beobachteten melodischen Verhältnisse. Die sehr spekulativ verfahrenden antiken Theoretiker unterschieden einen H o c h t o n / = ö i t i g t o v o ? (acutus), einen T i e f t o n \ = ßagvg xovog (gravis) und einen H o c h - T i e f t o n ~ = itEQiojta3jiEvr| jtQoacoöia (circumflexus), wobei die Frage auch heute noch offen bleibt, ob der sogn. Hochton nicht einen steigenden, der Tiefton nicht einen fallenden, der Circumflex mcht einen steigend-fallenden Ton bedeutete. (Uber die sehr komplizierten griech. A.verhältnisse vgl. Ed. Schwyzer, Griech. Grammatik, Bd. 1 [1939]: A. und Quantität, S. 371—95.) Aus der griech. Sprachwissenschaft wurden die Begriffe in die Grammatik und Metrik der Römer mit deren sprachlich gleichfalls sehr verwickelten A.verhältnissen übernommen. (Vgl. Fr. A l t h e i m , Gesch. d. lat. Sprache 1951.) Durch die Humanisten kommt der Begriff accentus, der auch in die mal. Musikwissenschaft übergegangen war (vgl. J. H a n d s c h i n , in: MGG. Bd. 1, 1949/51, Sp. 260 -266), aus der lat. in die dt. Grammatik und Metrik (acutus, gravis, circumflexus bei Laurentius Albertus 1573). Außer dem g r a m m a t i s c h e n A., der im wesentlichen als eine E r h ö h u n g d e r S t i m m e empfunden wird, beobachteten Albertus und Clajus den e m p h a t i s c h e n A., der einen Gegensatz andeutet oder einem Worte besonderen Nachdruck verleiht. Im allgemeinen bleibt aber A. gleich Silben- oder Wortton (Opitz, Deutsche Poeterey 1624: h o h e r und n i e d r i g e r T o n ) . Eine Verschiebung in der Richtung der Q u a n t i t ä t erfährt der Begriff durch Schottel (1663), der von Länge und Kürze statt von niedrigem und hohem Ton spricht. Ihm folgen Weckherlin und Harsdörffer. Eine weitere Verschiebung erfährt der Begriff durch Gottsched, der gelegentlich Länge mit „Stärke" gleichsetzt. Immer aber steht für Gottsched die Silbendauer im Vordergrund, die er (wie vor ihm Gesner) ganz den antiken Regeln entsprechend bemißt (Länge : Kürze = 2 : 1 ; antike Positionsregeln). In der Folge wird das Wesen des A.s als Reallexikon I.

S t ä r k e v e r m e h r u n g begriffen. Der Abbé Scoppa (Les beautés poétiques de toutes les langues, Paris 1816) sieht als Charakteristikum des A.s nicht Tonerhöhung und -Vertiefung, sondern einen Energiezuschuß der Stimme an. Der Verf. des Artikels A. in Sulzers Allgemeiner Theorie scheidet grammatischen, oratorischen, pathetischen A. Er sieht im A. das o r d n e n d e P r i n z i p und erklärt ihn als die Modifikation der Stimme, die in der Rede einige Töne vor andern auszeichnet, wodurch Abwechslung und Mannigfaltigkeit in die Stimme kommt. Den größten Fortschritt bringt Klopstock. Er beobachtet mit dem Ohre Unterschiede in Längen, Kürzen und Mittelzeiten und leitet die Grade der Länge und Kürze vom B e d e u t u n g s w e r t der Silben und Wörter ab. Klopstocks Anschauungen werden erweitert von K. Ph. Moritz (Versuch einer dt. Prosodie 1786) und J. H. Voß (Zeitmessung der dt. Sprache 1820). J. Grimm (Dt. Grammatik 1822) scheidet H o c h t o n , T i e f t o n und T o n l o s i g k e i t und bezeichnet mit A. die den Laut begleitende H e b u n g und S e n k u n g d e r S t i m m e . Was J. Grimm Tonlosigkeit nannte, bezeichnet Lachmann mit T i e f t o n. Hoch- und Tiefton J. Grimms ersetzt er durch H a u p t - und N e b e n t o n oder - a k z e n t. Mehr und mehr tritt das Dynamische in den Vordergrund, und man bezeichnet schließlich das Wesen des dt. A.s als d y n a m i s c h e x s p i r a t o r i s c h , ohne den m u s i k a lisch-chromatischen Bestandteil ganz zu leugnen. Auf die Bedeutung der Quantität macht dann Ed. S i e v e i s (Phonetik §§ 702 ff.) erst wieder nachdrücklich aufmerksam. Neben der Abstufung nach S t ä r k e , T o n h ö h e und D a u e r kommt nach Sievers auch die S t i m m q u a l i t ä t , hauptsächlich als Variationsmittel, in Frage. Auch der Begriff des Silbena.s wird von Sievers eingeführt und damit angedeutet, daß die Verhältnisse der Unterordnung wie im Wort so auch in der Silbe bestehen. Begrifflich scharf gliederte Fr. S a r a n in seiner Dt. Verslehre (1907) und in seinen weiteren Arbeiten die Merkmale und Faktoren des dt. A.s und beschrieb ihre Eigentümlichkeiten auf Grund genauer klanglicher Analysen durch das Ohr, wobei er auch die motorisch-sprachliche Seite vom 2

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Standpunkt des Sprechenden beachtete. Er befreite die dt. A.lehre von den aus der Antike übernommenen und selbst für antike Verhältnisse nicht zutreffenden Lehren und schuf ein auch für die weitere Forschung maßgebliches System der dt. A.lehre. Eine tiefgreifende Umwälzung der gesamten akustischen Sprachforschung und der früher (mit median. Apparaten) betriebenen Untersuchungs- und Meßtechnik setzte mit der Einführung der Elektronenröhre e ; n. Mittels verschiedener Methoden gelingt es auf elektr. Wege, nicht nur Sprache in ihre Bestandteile zu zerlegen und die A.verhältnisse sichtbar zu machen, sondern auch Sprache künstlich zu erzeugen. Mit dem T o n f i l m kann man einzelne Laute im Zeitlupentempo aufnehmen und sie bei der Wiedergabe bequem beobachten. Der Tonfilm und das Magnetophonband gestatten, einzelne Laute oder Lautgruppen aus der Schallmasse herauszunehmen und sie von den Nachbarlau'.en zu befreien. Man kann das Tonband auch rückwärts ablaufen lassen und die A.verhältnisse umkehren. Mit S i e b k e t t e n gelingt es, Obertöne nach Wunsch aus dem Gesamtklang herauszunehmen. Der O s z i l l o g r a p h analysiert die Frequenzen der menschlichen Rede durch Siebket'en und macht sie unmittelbar dem Auge sichtbar oder schreibt sie auf ein wiederholbares Band. Den amerikan. Forschern H. Dudley, R. R. Riez und S. A. A. Watkins ist es gelungen, einen Voice Demonstration Operator (kurz V o d e x) genannten Apparat zu konstruieren, der jedes beliebige Wort elektr. hervorbringt. Auch in Deutschland sind mit Hilfe dieser modernen und noch in ständiger Entwicklung begriffenen Apparaturen bedeutende Fortschritte in der Erforschung sprachlicher A.verhältnisse gemacht worden. Hatte die ältere Forschung ruhende Lautstellungen angenommen und untersucht, so zeigt sich jetzt, daß es im Fluß der Rede nur dauernde Bewegung gibt. § 2. Nach Fr. Saran ist A. die G l i e d e r u n g d e r R e d e . Die Bestandteile des A.s, d. h. die M e r k m a l e seines Begriffes, sind a) eine absolute und relative S c h w e r e v e r s c h i e d e n h e i t der Sprachelemente, b) eine absolute und relative D a u e r v e r s c h i e d e n h e i t der

Sprachelemente, c) ihre Z u s a m m e n fassung. a) Der Eindruck der S c h w e r e (ein von Fr. Saran sehr glücklich gewählter Begriff; über ihre Faktoren s. § 3) haftet an der Hauptsilbe einer a.uell zusammengehörenden Silbergruppe. Einige Grammatiker nehmen noch immer eine historisch-gegebene, festliegende Schwere der Wortklassen an, andere beurteilen die Schwere rein nach den syntaktisch-logischen Funktionen der Worte. Nach Saran ist jedoch die a.uelle Schwere einer Silbe immer nur für den einzelnen Fall der Ausdruck für die Wichtigkeit und Selbständigkeit ihrer Bedeutung im augenblicklichen Zusammenhang der Rede und der jeweiligen S p r e c h a r t . Die dt. Sprache zeichnet sich durch eine sehr fein abgestufte Art der Schwerebeziehungen aus. b) Die D a u e r der Silbe wirkt a.uell sehr stark. Es ist irrtümlich, immer noch zu glauben, die Silbenquantität spiele in der dt. Prosarede und im dt. V. keine Rolle. Einer solchen Annahme widerspricht schon das im Ahd. und Mhd. geltende Gesetz von der Hebungsauflösung (s. Hebung und Senkung). Der Begriff der Silbenquantität hat sich mehr und mehr geklärt, seitdem die Scheidung zwischen Quantität der Silbe und Dauer der Laute (oder gar Zahl der Buchstaben nach dem Schriftbild) immer mehr durchgeführt wird. Besonders verhängnisvoll haben in der dt. Quantitätslehre (übrigens selbst für die amiken Sprach- und V.verhältnisse nicht uneingeschränkt zutreffende) antike Anschauungen gewirkt, so wenn die Meinung in die dt. V.lehre eindringt und sich immer noch erhält, das Verhältnis lang : kurz sei wie 2 : 1 , oder wenn nach antikem Muster von positionslangen Silben gesprochen wird und solche nach antiken Regeln gebildet werden (Gottsched, vor ihm Gesner). Klopstocks Erkenntnis vom Einfluß des Sinngewichtes und des Ethos einer Silbe auf die Dauer von Länge und Kürze gerät im 19. Jh. wieder in Vergessenheit; in den Vordergrund tritt bei Grimm und Lachmann die historisch-lautliche Betrachtung, die die Quantität von der L ä n g e und k o n s o nantischen D e c k u n g des Silbensonanten abhängig macht. Sievers brachte in die Lehre von der dt. Silbenquamität

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den Begriff der D e h n b a r k e i t . Dehnbar, mithin lang, sind nach Sievers 1. alle Silben mit langem Sonanten, 2. alle geschlossenen Silben. Saran will Länge von Dehnbarkeit geschieden wissen und bezeichnet als lautgesetzlich lang Hauptsilben 1. mit langem Sonanten, 2. mit kurzem, vollkommen gedecktem Sonanten. Kurz sind Hauptsilben mit kurzem, unvollkommen gedecktem Sonanten. Die Dauer selbst unterliegt sehr starken Änderungen, abgesehen vom Mundartlichen, durch Schwere und Ethos. Es gibt sehr viele Stufen der Silbendauer. Im allgemeinen ist die Zahl der Kürzen im Dt. klein, sehr groß dagegen die Zahl der mittleren und halben Längen. Eine letztlich feste und scharfe Grenze für lang und kurz gibt es im Dt. nicht. Der unter Dauer (Quantität) begriffene Komplex muß nach den Forschungen Sarans zerlegt werden in: 1) Lautzeit, 2) Silbenzeit, 3) Kammzeit, 4) Abstandszeit. 1. Die L a u t z e i t ist die Dauer, welche die Laute im Zusammenhang der lebendigen Rede, jeder für sich betrachtet, haben (Lautlänge. Lautkürze). 2. Die Dauer, welche die gesprochene oder gehörte Silbe vom ersten bis zum letzten Laut hat, ist die S i l b e n z e i t ; sie spielt für den A. keine Rolle. 3. Die Dauer, welche der Silbenkamm beansprucht, ist die K a m m z e i t (Kammlänge, Kammkürze). Der Silbenkamm besteht aus Silbenkern (Sonant, meist ein Vokal) mit folgender Konsonanz. Erst mit dem Schwerpunkt des Silbenkerns beginnt der Silbenkamm. Vorhergehende Konsonanz gehört nicht dazu, von nachfolgender immer nur ein Konsonant, und auch der nicht immer ganz: alt, alt-backen, al-ter, Eis, Eis-stück, Ei-ses. Die Kammzeit ist das auffälligste Stück der Silbenzeit. Die Dauer des Silbenkammes ist abhängig von der grammatischen Lautfüllung (al-ter ist lang, alle kurz) und der Schwere, die die Silbe im Satz hat. Der Gefühlston der Sprechart, der Charakter der Mundart beeinflussen die Dauer des Silbenkamms. Auf historische Besonderheit (Zweigipfligkeit) ist zu achten. Eine feste Regel, eine Skala für die Dauer von Silbenkämmen gibt es im Dt. nicht, weil die Kreuzung von grammatischer und a.ueller Kammdauer die Werte jeweils verändert.

Der Unterschied zwischen längeren und kürzeren Silben, richtiger jetzt Silbenkämmen, ist aber vorhanden und wird deutlich empfunden, namentlich wenn die Satzsenkungen wenig Silben enthalten. Grammatisch lang sind jedenfalls Silbenkämme 1. mit langem (Häh-ne), 2. mit kurzem, vollkommen gedecktem Sonanten (Han-del); kurz solche mit kurzem, unvollkommen gedecktem Sonanten (alle, Him'mel, Eier, Trauer; die deckende Konsonanz ist hier kurz). Aber die außerordentlich mannigfaltige Abstufung der Silben nach der Schwere, die das Deutsche hat, verwickelt diese grammatischen Verhältnisse so sehr, daß es keinen Zweck hat, eine Kasuistik der Dauerwerte für die Kammzeiten aufzustellen. 4. Die Zeitstrecken, welche durch Silbenschwerpunkte begrenzt werden, bilden die A b s t a n d s z e i t e n . Sie zerfallen in die Hebungsabstände und die Zwischenzeiten. Jene reichen vom Schwerpunkt des Kammes einer Hebungssilbe — derselbe liegt dem Einsatz des Sonanten mehr oder weniger nahe —• bis zum Kammschwerpunkt der nächsten Hebungssilbe. Sie greifen also grundsätzlich über die Silben- und Wortgrenzen in der Rede: sprächst du mit mir? hinweg. Ihre Dauer hängt nicht bloß von der Dauer der Silbenkämme, sondern auch von den Zeitwerten der nicht auf dem Kamme stehenden Konsonanz ab. Die Zwischenzeiten gehen z. B. von dem Schwerpunkt der Hebungssilbe zu dem der nächst schweren Senkung: sprächst du mit, von dieser zur folgenden Hebung: mit mir; Dann: sprachst du mit usw. je nach dem Silbeninhalt des Hebungsabstands. Die Abstandszeiten bilden also ein System ineinander liegender Ordnungen. Dies ist ein wesentlicher Bestandteil des A.s. Die Abstandszeiten, nicht die Silben- und Kammzeiten, sind auch entscheidend für die metrischen Zeiten einer V.dichtung (s. V.bau). c) Die a. u e l l e G l i e d e r u n g schafft ein G r u p p e n s y s t e m (Glieder, Bünde, Reihen, Ketten), wobei diese Gliederung durch den A. aber nicht mit der logisch-etymologischen und -syntaktischen Zerlegbarkeit der Wörter und Sätze verwechselt werden darf. Die a.uellen Glieder können über die Wortgrenzen hinweggreifeh und die 2*

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syntaktischen Fügungen zerreißen. Die kleinsten Gruppen bilden die G l i e d e r , d. h. Silbenfügungen, die mindestens eine, aber auch nicht mehr als eine a.uelle Hebung haben. Im allgemeinen zeigt sich im Dt. das Streben, absteigende Glieder oder aufsteigend-fallende Glieder zu bilden. Als weiteres Mittel der Ordnung kommt die Zweiteiligkeit und Entsprec h u n g der Gruppen hinzu. Der A. spiegelt die psychische Struktur des individuellen Bewußtseinserlebnisses einer Bedeutungsmasse wider. Er faßt zusammen, was jedesmal im geistigen Erlebnis zusammengehört, und gibt der Klangform die dem psychischen Erleben oder der gewollten Wirkung gemäße Gestalt. Äußerungen in gleicher Wortwahl und gleicher grammatisch-logischer Fügung können daher ganz verschieden a.uiert werden. A.uelles Schallbild und logischer Inhalt eines Satzes können sich sogar widersprechen, z. B. „ich danke" mit beißender Ironie gesprochen. In solchen Fällen wird stets das der tieferen Bewußtseins -und Bedeutungsschicht zugehörige Schallbild als das Kriterium des Gemeinten angesehen (s. u. Trojan). Im V. wird die a.uelle Gliederung der Sprache infolge Einwirkung des Rhythmus und der seinen Arten eigentümlichen Gliederung (s. Rhythmus) durch besondere Auswahl, Veränderung und Gruppierung der sprachlich-a.uellen Schwere- und Dauerelemente in einer charakteristischen Weise stilisiert. Entsprechend der Eigenart des dt. A.s entstehen dabei a.uierende V.e (s.V.bau). Wird beim V.vortrag die orchestische Gliederung, insbesondere das Metrum (s. d.), übersteigert, so kommt es zum „Skandieren". Tritt die sprachlich-a.uelle Gliederung der gewöhnlichen Rede zu stark hervor, so nähert sich der V. der Prosa oder wird zur Prosa. § 3. Die F a k t o r e n des A.s: Der Eindruck der Schwere wird in der Hauptsache erzeugt durch eine sehr komplexe Verbindung von T o n h ö h e , T o n v e r l a u f , K l a n g f a r b e , S t ä r k e , D a u e r . Die Frequenz der Stimmbandschwingungen liegt je nach Anspannung der Muskulatur für gesprochene Laute bei Männern zwischen ca. 120 und 160 Hz, bei Frauen und Kindern zwischen ca. 220 und 330 Hz. Beim

Ablauf der Sprache ändert sich die Tonhöhe dauernd in einer für den Sprechenden und für die Ausdrucksform charakteristischen Weise. Für das Klangbild wichtig sind außer diesen Stimmbandschwingungen die dadurch im „Ansatzrohr" erregten Resonanzoder „Formanten"-bereiche, die zwischen 200 und 4800 Hz liegen. Nach klanganalytischen Forschungen sind für die Klangfarbe zwei Hauptformanten maßgebend, z. B. für den Vokal e zwei Formanten bei 500 und 2400 Hz. Mit der Tonhöhe verändert sich auch die Klangfarbe. Wichtig ist für den A. auch die Einschwingzeit der Laute, die sehr schnell erfolgt (ca. 6 millisec). Das menschliche Ohr ist für Tonhöhenunterschiede sehr empfindlich; eine Differenzierung von 3 bis 4 Hz wird bereits empfunden. Die durchschnittl. Dauer eines Vokals beträgt nur 0,2 sec; bei schnellem Sprechen kann sie sich bis 0,05 sec verkürzen. Die frühere strenge Scheidung von dynamisch-exspiratorischem und musikalisch-chromatischem A. läßt sich nicht mehr aufrecht erhalten; immerhin scheint für den Gehörseindruck des deutschen A.s das dynamische Element vorzuherrschen. Für die Mundarten und die einzelnen ethischen Sprecharten bestehen sehr große charakteristische und charakterisierende Unterschiede. Bedeutungsvoll für den A. sind ferner: tonale Beziehungen des Melos, Verschiedenheiten der Artikulation, stark und schwach geschnittener A., Spannung, Entspannung, Art des Einsatzes, Stimmqualität (Voll- und Flüsterstimme), Bindung (legato, staccato), Abstufung der Quantitäten, Änderung des Tempos (in einer sec normal 4 bis 7 Silben) u. a. Auf dem Wechsel aller dieser Möglichkeiten beruht die Unmenge der durch die Verschiedenheit des Ethos bedingten Abwandlungen des A.s. Ed. S i e v e r s , Grundzüge der Phonetik (1881 = 2. umgearb. u. verm. Aufl. d. Grundzüge d. Lcwtphysiologie; 5. verb. Aufl. 1901; Bibl. idg. Gramm. 1). Otto B e h a g h e l , Gesch. d. dt. Sprache (1905; 5. Aufl. 1928; PGrundr. 3). Franz S a r a n , Dt. V.lehre (1907; Hdb. d. dt. Unterr. III, 3). E. S o m m e r , Stimmung u. Laut. GRM. 8 (1920) S. 129—141; 193—204. Alfr. S c h m i t t , Untersudign. z. allgem. A.lehre (1924). F. S a r a n , Die Quantitätsregeln d. Griechen u. Römer. In: Stand u. Aufgaben d. Sprachwiss. Festschr. f. W. Streitberg (1924) S. 299—325. E. H o f f m a n n - K r a y e r , Grundsätzliches über Ursprung u. Wirkung d. A.uation. In: Beiträge z. germ. Sprachwiss. Festschr. f.

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Alamode-Literatur — Altenglische Literatur

nimmt mit der geschwächten inneren Widerstandskraft des Volkes fortwährend zu. Der Glanz des Sonnenkönigs kam ihr zu Hilfe, konnte aber ihre Überwindung schließlich nicht hemmen. Die Anpassung an den undeutschen Stil läßt sich aus den Schicksalen von Andreas Musculus' Hosenteufel (1555) ablesen: eine Neugewandung dieser Schrift erschien 1629 als Deß Al-modo Kleyder Teuffels Alt-Vatter, eine Fortsetzung unter dem Titel Der Allmodische KleyderTeuffel. Unter weiterem Gesichtspunkt gehört die Alamode-Lit. zur dt. Renaissancedichtung (Narrenspiegel) und ist dem Stil eines Opitz, eines Zesen, der Sprachgesellschaften verwandt. Die Gegenströmung kam denn auch aus dem Lager der autochthonen Volkspoesie. Erste Anzeichen sind B i l d e r b o g e n (s.d.) und K a l e n d e r (s.d.). Es folgten die Schriften von Lauremberg, Venator, Mosdierosch, Logau und Grimmelshausen mit zunehmendem Erfolg. Logau schleuderte gegen das Alamode-Wesen die scharfgeschliffenen Pfeile seiner Epigramme: Diener tragen in gemein ihrer Herren Lieverey; Solls dann seyn, daß Franckreich Herr, Deutschland aber Diener seyp Freyes Deutschland schäm dich doch dieser schnöden Knechterey! (Sämmtl. Sinnged. Ebd., S. 202.) Wie ein befreiender Ruf klang Grimmelshausens Simplicissimus Teutsch (1669); ausgesprochen polemisch folgte vier Jahre später sein Teutscher Michel. Aber erst dem nächsten Jh. blieb es vorbehalten, das Gefühl für den Wert eigener Dichtung vollends bewußt zu machen. Erich S c h m i d t , Charakteristiken 1 (2. Aufl. 1902): Der Kampf gegen die Mode in der dt. Lit. d. 17. Jh.s, S. 60—79. Hans S c h u l t z , Die Bestrebungen d. Sprachgesellschaften des 17. Jh.s (1888). Georg S t e i n h a u s e n , Gesdi. d. dt. Briefes, T. 2 (1891) S. 1—244. Max O s b o r n , Die Teufellit. d. 16. Jh.s (1893. Acta Germanica III, 3) S. 211 —216. C. G e b a u e r , Quellenstudien zur Gesch. d. franz. Einflusses auf d. dt. Lit. seit d. SOjähr. Kriege. ArchfKultg. 9 (1911) S. 404 —438. Fritz S c h r a m m , Schlagworte d. Alamodezeit (1914. ZfdWf. Beih. 15). J. H. Schölte, Grimmelshausens Beziehungen zur Straßburger Tannengesellschaft. DuV. 37 (1936) S. 324—339. E . V o l k m a n n , Balthasar Venator (1936) S. 25ff. G r i m m e i s - j

h a u s e n , Simplicissimus Teutsch (1938; 3. Aufl. 1954; NDL. 302/09) passim. Ders., Teutcher Michel, in: Simpliciana (1943; NDL. 315/21) S. 173 ff. J. H. S c h ö l t e , Der Simplicissimus und sein Dichter (1950): Grimmelshausen u. d. Barock, S. 205—218. Jan Hendrik Schölte

Alexandriner s. Romanische Versmaße und Strophenformen. Allegorie s. Symbol und Allegorie; s. a. Minneallegorie. Alliteration s. Stabreim. Almanach s. Kalender, Musenalmanach, Taschenbücher und Almanache. Altenglische Literatur § 1. Der Einfluß der ae. Lit. auf die ad. Lit. erfolgte durch die ae. Mission, die auch ihre kirchliche Terminologie nach Deutschland verpflanzte und die vom G o t i s c h e n (s. d.) abhängige obd. teilweise verdrängte sowie die „insulare" Schrift einführte, die weitgehend Geltung erlangte und einzelne Zeichen auch der karolingischen Minuskel lieferte. Während die as. Genesis ins Ae. übersetzt wurde, lassen sich jedoch ad. Dichtungen nicht auf ae. zurückführen. Was man teilweise als Übertragung aus dem Ae. in Anspruch genommen hat, ist anders zu beurteilen. Zu Unrecht hat B r a u n e , Ahd. Gramm. § 347 Anm. 7, dem J e l l i n e k , S c h a t z , B a e s e c k e und d e B o o r gefolgt sind, die Wessobrunner Schöpfung aus dem Ae. herleiten wollen. Die Mundart dieses Fragments ist vielmehr bair. Die angeblichen ae. Spuren sind trügerisch. Das zweimalige Dat (1. 2), dessen -t -zz- in firiuuizzo (1) gegenübersteht, ist satzphonetische Dublette neben daz. gafreginih (1) ist wie O t f r i d s scel-iz oder meg-ih zu beurteilen. Gegen eine Zurückführung auf ae. gefrsegen ic oder gefregen ic spricht im besonderen das i der Mittelsilbe. Es steht ebenso unter dem Einfluß von ih wie das e in gafregin-. Ganz bedeutungslos ist mit „bei" in der Wendung mit firahim (1). Beispielsweise wird auch in den ,Monseer Fragmenten in hominibus durch mit mannum übersetzt, ufhimil (3) war nach Ausweis von as. uphimil, ae. upheofon, an. upphiminn gemeingerm. Zu manno miltisto (8) tritt thiu druhtines mihi bei Otfrid. mareo „leuchtend" (5) hat scaz den mariu in der Wiener Genesis neben sich. Mit geista (9) schließlich ist du dine geista machost poten „qui facis angelos tuos spiritus" bei Notker zu vergleichen. Für die Bodenständigkeit aber spricht noch im besonderen firiuuizzo (1), dessen objektive Bedeutung „Merkwürdigkeit, Wunder" auch sonst im Ahd., nicht aber im Ae. zu belegen ist.

Altenglische Literatur

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Ebensowenig wie die Wessobrunner Schöp- | pui, odde — od pe, ot paet, und der Schreifung läßt sich das von S c h m e l l e r unter • bung ae, ae,